BEITRAGE
ZUR KUNDE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN
HERAUSGEGEBEN
VON
m ABALBERT BEZZENBERGER.
FÜNFTER BAND.
GÖTTINGEN.
VERLAG VON ROBERT PEPPMÜLLER.
1880.
p
%
t+Ö
c%<°
Inhalt.
Seite
Die quellen des nordthessalischen dialekts. Von A. Fick - - - 1
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. Von T/t. Zachariae - - 22
Altirische glossen. Von Otto Dziobek 63
Folgen. Von A. Bezzenberger 67
Volksetymologische studien. I. Von O. Weise 68
Das griechische superlativsuffix -xaxo- und die lettischen gradations-
formen auf -äks. Von A. Bezzenberger 94
Skr. car-, cirä-m, gr. -tsM-&(a, nälat. Von H. Collitz 101
Ki%äv(a „erreichen" und die zugehörigen formen bei Homer. Von
Leo Meyer 102
Skr. dürvä. Von A. Bezzenberger 104
Die inschriftlichen denkmäler des äolischen dialects. Von F. Bechtel 105
Zum schwä im Griechischen. Von A. Fick 166
Blandior. Von A. Bezzenberger 168
Germanische labiale aus gutturalen. Von A. Fick. Mit Zusätzen
von A. Bezzenberger 169
Cliens. Von Leo Meyer 176
uJovqos : dovoaros. Von A. Fick 183
Miscellen. Von 6r. Meyer 184
Die inschriftlichen quellen des böotischen dialekts. Erster teil:
Theben, Orchomenos, Tanagra. Von Richard Meister - - - - 185
Ein lückenbüsser. Von Michael Deffner 238
Miscellen. Von G. Meyer 240
Die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinnes
von dr. Anton Marty. Angezeigt von O. Weise 242
Niels Ludvig Westergaard. (Nekrolog). Von Vilhelm Thomsen.
Aus dem Dänischen übersetzt von A. Bezzenberger ----- 248
Der lateinische ablaut. I. Von F. Frbhde 265
Das Jainendravyäkaranam. Von Th. Zachariae 296
Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen. Von A. Fick - 311
A im ablaut zu e und 6. Von A. Bezzenberger 312
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). Von A. Fick 320
Zur beurteilung des pampbylischen dialekts. Von A. Bezzenberger 325
William Dwight Whitney, A Sanscrit grammar. Angezeigt
von Alfred Hillebrandt - - - 338
N. Dossios, Beiträge zur neugriechischen wortbildungslehre. An-
gezeigt von C. Foy 345
C. Foy, Lautsystem der griechischen vulgärsprache. Angezeigt von
P. N. Pappageorg 349
Miscellen. Von A. Bezzenberger und A. Fick ....... 351
Berichtigungen 352
Register. Von H. Collitz 353
Die quellen des nordthessalischen dialects.
Thessalien im engeren oder politischen sinne umfasste nur
das gebiet des thessalischen bundes. Dieser bestand wieder aus
vier städtebünden oder landschaften : Thessaliotis Hestiaeotis
Pelasgiotis und Phthiotis , den sogenannten Tetraden , welche
die sage auf Aleuas den rothen, den ahn der Aleuaden von
Larisa zurückführte. Im weiteren sinne wurde der name Thes-
salien aber auch auf eine reihe von landschaften ausgedehnt,
welche an die Tetraden grenzend diese fast rings umgaben
und theils autonom waren, theils in einem losen abhängigkeits-
verhältnisse zu dem Thessalerbunde und dessen gliedern stan-
den. Perrhaebien am westabhange des Olympos und dem Ti-
taresiosflusse war meist den Pelasgioten zinsbar, die Magneten
am Ossa und Pelion waren, soweit wir wissen, ganz unabhän-
gig, ebenso in späterer zeit die bewohner des Spercheiosthales,
die Malier Aenianen und Oetäer. An die Thessaliotis grenzte
das bergland der Doloper; die quellen des Peneios waren im
besitze epirotischer stamme, der Tymphäer und Keläthen (der
Aethiker Homers). Vgl. Bursian Geographie von Griechen-
land I, 40 ff.
Auf diesem weiten räume bestanden mehre dialecte unab-
hängig neben einander. Die Tymphäer und Keläthen waren
sicherlich auch ihrer mundart nach Epiroten; die Doloper Ae-
nianen Malier und Oetäer unterschieden sich nach den inschrif-
ten ihrer gebiete sprachlich wenig von ihren nachbarn , den
Phokern Lokrern und Aetolern. Die Magneten redeten ein
idiom, welches, den schwachen spuren nach, welche wir davon
besitzen, jedenfalls von den dialecten des eigentlichen Thessa-
liens sich unterschied. Die einzige bisher bekannte inschrift im
magnetischen dialect findet sich Leake Travels in Northern
Greece pl. XL nro. 204 (vgl. IV, 405) abgebildet. Gefunden
ist sie östlich vom Böbeissee beim dorfe Kanalia, wo ein brei-
tes thal zwischen den Maurobuni, dem verbindungsgliede zwi-
Beitrügo n. kumlo d. ig. sprachnn. V. i
A. Fick
sehen Ossa und Pelion, und dem nordabhange des Pelion sich
öffnet. Die inschrift ist tadellos erhalten und vollständig:
1 eXXavoxQarr] 2 aoeivora/iuev 3 oaoodtosxccT 4 Of.i7tedo)-
T£Ql.io 5 va
cEXXavoxQaTi]g a€itOTa/.uevaag oöto ey.azofX7tidto TtQ(.iova.
Die abfassungszeit ist in's 2. jh. zu setzen, als Deinetrias, wo
Hellanokrates wohl OLTorafiiag war, blühte; die schrift ist
durch ein umgekehrtes -5" (also 5") merkwürdig, welches sich
auch in sehr jungen inschriften findet, aber sehr wohl aus dem
fiinfstrichigen a des alten alphabets von Teos, Kolophon u. a.
(Kirchhoff tf. I, VI) durch weglassung des untersten Striches
entstanden sein kann. Dass der magnetische dialect sich von
den mundarten der Thessaler unterschied, beweist der genetiv
auf to in oöto kxato/iiTtidto , denn die Phthioten und Thessalio-
ten bildeten diesen casus auf ov, die Pelasgioten aber auf oi,
und so besitzen wir in dem to unsrer inschrift den untrüglichen
beweis, dass der magnetische dialect nicht mit einer der thes-
salischen mundarten identisch war. — Dagegen zeigen die auf
Perrhaebischem gebiete gefundenen inschriften ganz den typus
der Pelasgiotischen mundart, was sich ja auch aus den oben
angedeuteten politischen Verhältnissen genügend erklärt.
Auch in dem gebiete des thessalischen bundes herrschte
nicht ein und derselbe dialect. Die mundart der Phthioten
oder Südthessaler, deren wichtigstes document der vertrag zwi-
schen Meliteia und Pereia (Ussing nro. 2) ist, zeigt gar keine
Verwandtschaft mit denen der Thessalioten und Pelasgioten, son-
dern schliesst sich an die kette der nordgriechischen dialecte der
Aenianen Phoker Lokrer Aetoler u. s. w. an. Dagegen stim-
men Thessalioten Hestiaeoten Pelasgioten mundartlich in wich-
tigen puneten überein, so dass wir berechtigt sind, einen eignen
nordthessalischen dialect aufzustellen, dessen auffälligstes kenn-
zeichen die Vertretung des alten to durch ov ist. Innerhalb
dieses nordthessalischen dialects unterscheiden sich wieder Thes-
salioten und Pelasgioten in der bildung des genetivs sing, der
o-stämme: dieser lautet auf den inschriften von Pharsalos -ov
= -to, in den documenten des pelasgiotischen idioms -oi, ent-
sprechend dem homerischen -oio. Wie sich die Hestiaeoten in
diesem punete verhielten, lässt sich aus mangel an belegen
nicht angeben. Dem beispiele von Ahrens Gr. L. Dial. II
p. 528 sq. folgend habe ich im folgenden versucht, die quellen
'
Die quellen des nordthessalischen dialects. 3
des nordthessalischen dialects zu sammeln. Wenn diese Samm-
lung einigermassen vollständig ist, so verdanke ich dies wesent-
lich der kundigen Weisung meines verehrten lehrers, des hm.
geh. reg.-raths Sauppe.
Benutzt sind für die folgende Sammlung: Leake Travels
in Northern Greece IV vols London 1835. Revue Archeolo-
gique 1844. Ussing Inscriptt. Graecae inedd. Havniae 1847.
Heuzey le mont Olympe et l'Acarnanie Paris 1860. Annu-
aire de l'Association pour l'encouragement des Etudes Grecques
Annee 1869 Paris. Heuzey et Daumet, Mission Archeolo-
gique de Macedoine Paris 1876. Keil Inscriptt. Thessal. tres
Numburgi 1857 (gratulationsschreiben an Boeckh). Ähren s
Dial. Mionnet Description de medailles antiques Paris.
I. Thessaliotis.
Pharsalos 1. „Hadji-Amar, ä 9 kilometres 0. de Pharsale
dans la direction de l'ancienne Proerna. Sur un long bandeau
de pierre, servant de linteau de porte dans l'eglise ruinee".
Heuzey et Daumet p. 424.
1 oda[4.aT€QdioxÄeaieooTa(jExevo
2 . . oaaoTavoQoaoXeTOolaya&oa
3 ... leaTEooadelipeooEOOTayelo . . .
4 C(TOLKTi()aoavdQaaya&ov7taQiTO
Vierzeilige grabinschrift in vorionischer schrift. Die erste zeile
lasst sich mit Sicherheit wiederherstellen:
(Zäficc r)6dya ^ccTrjQ Jio*Uai eaaraa 'ExEvo(ia)
oder *ExevUcc, der letzte buchstab scheint unsicher. Ebenso
leicht ist die restitution der vierten zeile:
(Xoeve y)axoL7i%iQag avÖQ äya&ov naqixoi
Man vergleiche die Tettichosinschrift C. I. A. 463
Ei'r daxog xig ccveq eI'te xoivog alo&sv ü&ov
Thnxov olxTiqag ävdq dya&ov naqlxo xxl.
Der zweiten und dritten zeile habe ich keinen genügenden sinn
abzugewinnen vermocht und lasse vage vermuthungen lieber bei
seite.
Pharsalos 2. „Phersala, l'ancienne Pharsalos. Petite pla-
que quadrangulaire dans une maison de la haute ville, sur les
4 A. Fick
pentes au-dessous de l'acropole antique". Heuzey et Dau-
met nro. 201, p. 428.
1 öafovzuy^o) 2 dcxcaxcc7t£i&ö
ddfiov xdqjQodlxai xä JJud^io.
Die schrift ist vorionisch, das digamma in Jdfcov ganz deut-
lich, das J in Jdfwv nicht ganz sicher. Das alter der in-
schrift erhellt auch aus dem ai in L4qjQodlxcu , während sonst
wie in xä das l des dativs schon geschwunden ist. Die Aphro-
dita Peitho weist Heuzey auch in Lesbos nach, indem er die
inschrift ...irtlxw ßtofiio l4qjQ0Ötxag xäg Ilu^cog Conze Reise
nach Lesbos tf. IV, 3 vergleicht. Dem dialecte gemäss müsste
man lesen: Jdfovv rdcpQodlrai, xä Ilei&ov. ai im dat. fem.
findet sich sonst nur noch in Kd^iovv ed-vae xäc Kögfai.
Pharsalos 3. „Rhizi, village ä 4 kilom. de Pharsale, sur
le plateau qui domine la ville au sud. Dalle epaisse de mar-
bre noir, dans l'eglise". Heuzey et Daum et nro. 199 p. 425.
Schon früher von Heuzey veröffentlicht im Annuaire de 1' As-
sociation pour l'encouragement des Etudes Grecques 1869
p. 114 ff.
1 a(ya&azvxcc)a7ZoXiGqjaQGccXiovvxoioxaiovG£};ct()xaoov(.i~
JToXlX£VO[i£VOlOXCClOV[.l7lO
2 X(ei*eLoavT£)(j(n7tccv(ja7tQO&vfua£duvx£Tav7Voli,v£iav-
X,CtTTCX7t£QCpCCQGaXl0lOT0lO
3 £{^aQxaGrtoX)LT£VO(X£VOLO£dovY.a£(.i(xa£(.i(.iaY.ovvittiavaG-
£%0(.i£vaoxovXov£o%ov
4 yCi{oiAOQaV7tX£)vQ(X£§£WOVTa£Y.aGi;OV£lßatCt£%£lV7TCt-
TQ0V£CCVTOll7taVZaXQOV0V
5 T(ay£VOv)z(oVV)£VfH£lXldaVlY.(XGlOUOV Xw.OVÖ()OV7tC(K£l-
ovoroXvKOV{.ivaGi7T7t£iovXvxov
6 q>£Q£Y.(()aT)£LOVaVTLOXOvdvVCCT£lOV
Idya&ä xvya.. \A. rtoXig QaqoaXiovv xoig xal ovg st-ccQxäg av(.i-
7Z0XlT£V0j.ltV0Lg KCli GV/il7toX£f.l£lGdvV£GGl TcdvOCl 7CQ0d"Vf.da £ÖOVX.£
xdv 7toXiT£iav y.axxdrt£Q 0agaaXioig xölg st-agxäg 7toXiX£vo/.i£-
voig, k'dovx a£f.i(.ta, efi Blaxovvlcug rag ixo/uivag xov ytoviqx°v
yäg [.wqccv nX^qa si-£ixovxa kxdaxov eißdia s"x£iv rcaxQOviav
tbf.i itdvxa XQOvov.
Tay£vovxovv Ev(.i£iXida Nixaoialov, ytvxov jQOVTtay.£iov,
'OroXuxov Mvaoi7trt£iov, Avxov (D£Q£XQax£iov , 'Avxioxov Jv-
vaxdov.
Die quellen des nordthessalischen dialects. 5
Es folgen in 4 columnen die namen der mit bürgerrecht
und landbesitz begabten, 176 an der zahl. Die inschrift in
nacheuklidischer schrift sehr hübsch geschrieben, ist zwischen
400 und 350 zu setzen , jedenfalls vor die Unterwerfung Thes-
saliens durch Philipp. Dafür spricht die schrift, der knappe
stil, die abwesenheit der von Philipp eingeführten Strategen der
Tetraden, sowie die volle autonomie, ohne die eine solche Ver-
leihung des bürgerrechts in masse nicht zu denken ist.
Die lücken der inschrift lassen sich meist ziemlich sicher
ausfüllen: z. 1 a(ya9aTvxa), z. 3 a(%aQ%aoTcoX)y z. 5 r(ayevov)
r(otv), z. 6 q)EQEY.(Q(xz)Eiov hat schon Heuzey richtig ergänzt.
Z. 1. 2 lese ich nach äolischer weise av/nftoX(€^siaavTs)aat,
worauf das aai weist, welches sich mit Heuzeys lesung ov(.i7toX-
(ef.uioa)ooi weniger verträgt, auch fehlen durchschnittlich 8 — 9
buchstaben. Z. 4 lese ich ?x{0/iWQawtke)3-()a : 7tli)d-Qa ist
sicher, das # noch wohl zu erkennen, die worte U%elv tücctqov-
eav z. 4 erfordern hinter yag einen accus, sg. f., wie ich glaube :
jlwqccv „von dem lande, welches an den Louerchos stösst, einen
antheil, 60 plethren für jeden erwachsenen, zum vererbbaren
besitz". Durch anweisung einer yag /noga wurden die leute
nicht bloss noXfaai, sondern auch yaf.iogoi. Mit e%eiv Ttaxqov-
eav vgl. die inschrift von Meliteia Ussing 2 z. 13 ff. räv de
öa/itooiav %tüqav — (.irj ärtodoo&wv MeXizaslg, woie Ttaxqialav
£%eiv rbv TtQid^evov. Z. 3 edovy.aef.if.iaEf.i^iaY.ovviaLg : die letz-
ten worte sind von Heuzey richtig verstanden. s(.i Maxovviaig
bezeichnet eine lokalität als „die mohnf eider" vgl. Ssxtxav
„gurkenfeld", Kgo^i/nviov „lauchfeld", Maga&wv „fenchelfeld";
wenn jedoch Heuzey annimmt, EÖovy.aef.i{.iaei.i(.iaQ sei aus sdovxe
'/.ai efi Ma° gröblich verschrieben, so scheint das wenig glaub-
lich in einem sonst so sorgfältig geschriebenen documente von
solcher bedeutung; as/n/na muss „ebenso, ferner" bedeuten und
ist ein uns sonst nicht bekanntes wort, das zum selben stamme
wie av-g, av-&i, av-rog gehört, zum (.i vgl. xrj(.tog, fj/nog.
Die inschrift ist das wichtigste denkmal des thessaliotischen
dialects, der sich vom pelasgiotischen besonders durch den ge-
netiv auf ov = ot unterscheidet. Wenn Heuzey (a.a.O.) hierin
den einfluss der xoLvrt sieht, so fehlt zu dieser annähme aller
grund , der dialect ist durchaus rein und von der bildungs-
sprache in keinem puncte beeinflusst.
Die namen der 176 neubürger sind dem documente in vier
(5
A. Fick
columnen angereiht; die ersten drei columnen enthalten je 50,
die vierte columne 26 namen; ich gebe sie in transscription :
I. Columne: 'Ogoßig KoXvoozaiog. (DiXoxgdzEig (DiXovvuog.
XagixX£(lg) ®iXox<xQeioQ. KXsovv 'HgaKXddaiog. 5 OaXaglovv
2agdovv£iog. K(o)Xvaozag 'Ogoßleiog. lAoaz6fia%og 'Ogoßhiog.
naq(XEvl{o)y.og lAya&ovvuog. (Mv)XXtvag Biggovv£iog. 10 Big-
Qovv MvXXtvaiog. rdXwg noXvxXeiTEiog. 'Ovdoifiog Nixrjgd-
Teiog. TlaQueviOKog 2agöovv£iog. KaXXiazgazog Evdot-Eiog.
15 Evdogog KaXXiazgdz€iog. Q)iXa7tgog Oeidovveiog. OdXaxqog
OvcpeXl/itsiog. (DdXaxgog cl7t7ioxgdz£iog. Tlelaaag !Agyovvuog.
20 lAaaxXaTCidöag z/afiovveiog. Jgdazag Alaoxivaiog. Ev-
(pgoviog Mavziy.Xuog. lllzoivog lAvzwxuog. 'Ovvftagxog Xdß-
ßeiog. 25 Evxgazidag Xdßßeiog. <DiX6vi*og revvaieiog. 2tzv-
gayog Fswaieiog. J!Aox£zog 2aßvgovv£iog. Nmofiaxog ldval\dv-
dguog. 30 lAydoaag Mivdveiog. KaXXi*X£ag Mivöveiog. &i-
Xiviyfig II(XQf.i£viovv€iog. 3!Aooag dEvöLXuog. j£völXog3'Aaaaiog.
35 üavaovv navaaviaiog. üavaaviag Tlavaovvuog. Nixtag
®iXot-£V£iog. Ewocpavzog Nwiaiog. <DiX6i-Evog Nixtawg. 40
2tV€vöovv lAXa&oviy.ELog. 'iTtTtoxXsag 2rc£vöovv£iog. WiXovzag
2L7tevdovvsiog. IdX^ifiaxog iAX^tovvuog. 45 MiXziag JZififil-
aiog. 2if.if.dag MiXziaiog. l47t£c-dt£ig lYßgiXduog. — -o&£vEiog
- -yevEiog. 50 - (Jvv)dz£iog.
II. Columne: 3E7t(i)v.gaz"ivog 'Iofiyviaiog. udvoifia%og *dv-
aovvuog. lAvziyhug (DiXog~iv£iog. KgizoXaog lAvziy&vuog. 5
"ExirtTtog ££voy.X£aiog. JicpiXog üvgguog. IIv&oxgdz£ig 3Em-
ytvuog. Qiazovg NixdvdgEiog. ud(v)?.og l^gyovvuog. 10 Me-
vovv lAvT{i)6%uog. Tifiol-£vog Esvoztfieiog. Qlßgovv 'Yßgio-
ozaiog. Biggovv XoggiovvEiog. Atvzovoog MvXXuog. 15 z/«t-
viag JafiO(fLX£iog. 'HgaxXuöag Faoazgovvuog. 2ifilovv Fao-
azgovvuog. 2azvglovv NixovvEiog. Baz&£xag Baoaviuog. 20
ztdfiovv EixpgovUiog. KaXXi%Xiag Aiooyivaiog. uYßgioozag Ji-
xaluog. 'Ugovv 2zgazovv€Log. Kagiovv llmto%gdz£iog. 25 llu-
TtoxgdzEig Kagiovvuog. 2lfiovv lAgiazovvuog. BEvoKgdzug 3Agi-
azovvEiog. ®£gsvixog K£(paXovvuog. Md%iog KEcpaXovvuog.
30 2ov/.gdz£ig ^Lvaavlatog. F{£)vvalog Idodvdguog. JafiOTt£i-
&ug iAX^Uiog. lAozvXog 2zgoq?dx£iog. Evdoj-og lAaovveiog.
35 Aeovv KaXXi(ßdv£iog. Tigaiog KaXXicpdvEiog. IdgiozoqpiXog
Idgiozovvuog. JgovttvXog Jlizoiöaiog. Mivv£tg cIoziai£{t)og.
40 'Yßgiozag Evßoiuog. Mvaoidaftog 3Ex£ftfiaiog. Fwvalog
&£ogdoz£iog. OlXntnog 3Avzi(pdvuog. lAvzicpdvug (DiXimtEiog.
Die quellen des nordthessalischen dialects. 7
45 Qsidtag AvzoßovXsiog. Qeoyilog 'Eruxoazldaiog. Bqixag
lYßQiozaiog. üoXizag Evt-evidaiog. Evt-svtdag TloXizaiog. 50
JSazvoLovv cYßotozaiog.
III. Columne: J'Ovaoog QsodovQEiog. Geodovgog 'OvdoEiog.
l4vÖQOf.iaxog 0aXa(ix)Eiog. Jiozif.wg (DaXaixEiog. 5 üezqovv
na/iißovTcuog. ^AvziyhEig IdvziyEVEiog. "AQ^nntog Asovzoxgd-
teiog. Ayd&agxog NixovvEiog. Ki&aigovv EvcpoavoQEiog. 10
AvdQOxXslg'AvdoEaiog. Evrcolsf-iog Jeivo/nsvsiog. Bdxxiog Jei-
vo(.iivEiog. Avzovoog Idya&ovvEiog. 'Ayd&ovv Avzovosiog. 15
jQOfxiooxog lAyanvQQEiog. 2lfiog !Avziyivsiog. l4f.wlßag KaX-
XiozgdzEiog. dEivictg TavQOvvEiog. MixxvXog AvoutovEiog-
20 'HgaxXEidag MixxvXsiog. Avoinovog MixxvXswg. Sipos
AyaSoxXtaiog. J'Aoavdqog IIvooLaiog. IIaQi.iEviox.og AgiiodiEiog.
25 Mvaolfiaxog Aoozovosiog. KaXXixXiag IdoozovoEiog. ®o-
£ivog IdoozovoEiog. KXsoopdvEig zlE(.iazQiELog (sie!). idooioiAEi-
ÖEig KXEO&oLvsLog. 30 Bov&oivog Ilcudlvaiog. IIaQ[.iEviovv
ITaidlvaiog. 0Qvvloaxog Evayoosiog. Bovdovv KaXXioozod-
tELog. l4(.iEiooag üi&ovvEiog. 35 Maoovag l4f.wvzatog. IIo-
XvxgdzEig Maoovauog. Asiviag Maqovaiog. Evöa/Liogg (sie!)
KXEo&oivEiog. Idvziyovog MEXav&iEiog. 40 2zqazovtxog lAq-
yovvEiog. Xgsioovv 2zoazovlx,Eiog. MsXdviTtTtog rsgoaiEiog (IT?).
'Ays(.iaxog ÜEggalsiog. üavoovv IlEggalsiog. 45 üsggag Xa-
vvXccEiog. l4vTi[i£VEig l^ysXdEiog. Niovv MsXaviogsiog. Alo-
ox^Xog MvaoovvEtog. WiXo^Evog Mvaoovvsiog. 50 Elgoviöag
Mvaoovvsiog.
IV. Columne: (A)vxog XavvEiog. Nixdooag MixvXXsiog.
lAfxvvzag Avzovosiog. Avx'iag. 5 Evcpgoviog. Mixivag. Ke-
cpdXovv. Evqpgoviog. Elgovidag. 10 Fiyovv. Ayd9ovv. Ks-
(fdXovv. 2l(.wg. üei&ovv. 15 Ja\xdgazog. FXavxog. IIv&-
og/iiag. 3Aygoizag. KXsoyivsig Si/nsiog. 20 KXsizog. 2ov-
otag. Nöozi/iiog. Jij-avdgog. AvzoXvxog. 25 'Agxioovv.
'HgaxXsidag.
Versehen des Steinmetzen sind: naof.iEvix.og 1, 8 (für Ilag-
/LiEvioxog) 'AvzoxELog 2, 10 (für lAvzioxsiog) 'loziaisog 2, 39 (für
'IoziaiEiog) jEfiazoiEiog 3, 28 (für Ja[.iazgisiog). Bedenklich
sind die namen: 0iXarrgog 1, 16 (lies 0iXaygog?) üizoivog 1,
23 und TLizoidaiog 2, 38 wofür vielleicht Iliz&ivog üiz&idaiog
zu lesen vgl. üi&ovvsiog 3, 34 und den alten namen IIiz&Evg.
27tvoayog 1, 27 "Aoxszog 1, 28 AXa&ovixsiog (lies yAya$o-?)
linsga^sig 1, 47 = Anxga^.g Etudes Grecques ist noch nicht
8
A. Fick
richtig gelesen, der untere theil der buchstaben ist zerstört
(^taxQctTeig?) -yevewg 1, 49 habe ich statt -nsveiog geschrie-
ben, (Jvv)druog 1, 50 ist nach 14vti6%ov Jvvaxdov z. 6 der
inschrift ergänzt. Ila/niovTcaog hat Heuzey richtig in FLafx-
ßovvaiog (vgl. den attischen deinos der nafißcoxddai) verändert;
für rsQQaleiog 3, 42 möchte ich JleQQaieiog lesen mit rücksicht
auf die unmittelbar folgenden namen idyi/naxog üeggaleiog.
üavaovv ÜEQQaiuog. Ttegoag XavvXduog. Die bedeutung die-
ses namenverzeichnisses für die griechische Onomastik wie für
die lautlehre des thessaliotischen dialects zu würdigen ist hier
nicht der ort.
Pharsalos 4. 5. „Phersala. Deux plaques de marbre blanc".
Heuzey et Daumet p. 428.
4. 1 ((pctQoaXi)oiave&£L*aiv 2 (ev^afn)€VOLÖuaovT€iQL 3
(vay)evovTOvv 4 ... aoaßXixavuov 5 ■la.yfivöY.oXkziov 6
. . . iXeaoaaarovoBiov 7 . . . ovf.i£vvuov 8 . . . oxovq>iXovi
xeiov
5. 1 {tayevovtovv) 2 -ivuov 3 -oyeveiov 4 -£fj,7t£Öt,
ovvuov 5 -i%<XLOvayeiTOQ£t,ov 6 -vi7t7iovnavaiQ£iov
4. 0ctQodXioi dve$£r/.cciv £v<~d[.i£V0L Jd Sovteiql rayev-
ovzovv -aog BXixavuov> -(.id%ov SaoXXeLov, -iXeaog
lAaxovoüov, -ov Mevvelov, -oyfiv (ViXovixetov
5. zaysvovTovv iveiov, oysveiov, — 'E/tmediowetov,
-ixaiov IdyeiroQEiov, MeXavirvfCov ITavaigslov.
4 und 5 sind wohl stücke derselben inschrift, das erste
tagenverzeichniss bezeichnet das datum der zvx*l (evl-dpevoi),
das zweite das der dvd&soig.
Der schrift nach ist 4. 5 jünger als 3; dvs&eUaiv ist ganz
sicher; in -aog, -iXsaog 4, 4. 5 haben wir eine spur eines gene-
tivs der ag-stämme auf aog (?) (gegen Ev/.t£iXiöa gen. Phars.
3, z. 5), im übrigen ist alles klar.
Pharsalos 6 und 7. „Phersala. Steles en marbre blanc etc".
Heuzey et Daumet p. 429.
6. 1 x°Ql'XXoGii£V£Y.Qa 2 T£iooav£d-t]X£ 3 aoxXrjTtuoi
7. 1 X£wvidao"/.£(paXc 2 v£ioaav£d-rjy.£
6. XogiXXog M£V£Y.Qdt£tog dve&rjxE lAaxXrj7Zia)i,
7. yl€tovidag KEcpaXLvuog dve&tjXB
Die quellen des nordthessalischen dialectß. 9
Beide Inschriften sind nicht mehr im dialect gehalten, zei-
gen aber in MevsxQareiog und Kecpa'klvsiog noch die altthessa-
lische vaternamenbildung , wofür später der genetiv eintrat wie
z. b. in dem Siegerverzeichnisse von Larisa Heuzey et Dau-
met p. 423.
Pharsalos 8. „Bekidaes, village situee ä 11 kilometres au
N. E. de Pharsale" — „gravee sur une stele en marbre noir".
Heuzey et Daum et p. 430.
1 acp&oveza) 2 /uccvi%£tü
'AySov&xvo Mavi%iio, offenbar genetive. w für ov, e für ei
weisen auf ziemlich hohes alter, x ^ + geschrieben; im ge-
wöhnlichen pharsalischen dialect müsste die inschrift l4(p$ovd-
tov Mavixslov lauten. Der name Mdvixog gehört zu Mavoöio-
qoq als sklavenname Aristoph. Av. 657 (nicht zu Mi]vö-öiüQog).
(Sollte die inschrift aus Magnesien stammen?)
Kieriou.
Münzen der Stadt zeigen die inschrift 'aisqiuiov Mionnet
III p. 281, dialectisch für Kugiiiov vom nominativ KuQievg
vgl. Kugecog gen. sg. auf einer jüngeren inschrift gefunden zu
Larisa Ussing nro. 14. Das dialectische in Kcsquicüv ist be-
reits von Leake III, 371 erkannt worden.
IL Hestiaeotis.
Metropolis 1. „At Paleokastro (=r= Metropolis) in the wall
ofahouse; the inscription was twice as long but not broader".
Leake pl. XLI nro. 219 vgl. N. G. IV p. 509 „the letters are
of the best times, but small and much defaced". Ahrens dial.
II p. 530. Keil Inscriptt. Thessal. tres p. 12.
1 iovv£iooavTicp(a) 2 v€iortvQQivai(o) 3 aaorojiiaxoa(d)
4 ct(.taiv£Teioo(7z) 5 avaioo.cc7t.. 6 ,v€toa(7tava) 7 (a)
viaoev/.ls{i) 8 {d)aLoaavÖQOf.i(a) 9 (xo)a^soQÖm?.o(a)
10 (. .)aovaaev 11 o(fiXiveiood{i) 12 ovvoioaxfo&v
13 {i6)atoö7taQf.ia 14 (viot£l)evraioo 15 {t)ovva{Q)vi<x
daioa 16 r.qaxleidao 17 (fii£)Xav(ioQ)€ioa 18 (ov)g)eh
lioa 19 sQuiatoa 20 eQOTOxA.icc(o) 21 {rj)qa-KXeiö(xioa
22 ((xe)vvioasQa
10
A. Fick
tovveiog, Idvtupdvug Ilvgglvaiog, Idoxo^axog Jafucuvfreiog, Tld-
vaiog Ila.mtovvuog, Jlavaavlag EvxXeldcuog, lAvdgo/naxog Qeog-
doruog, Magavag EvocpsXlveiog, diovvaiog KXiwvidaiog, Tldg-
luvig TeXevzalog, "low l4gviddeuog> 'HgaxXeldag Mekaviogeiog,
Ovq>eXi/nog 'Egfitcuog, 2TgoTOx.Xtag 'HganXetdaiog, Mivviog 'Ega-.
Manches kann auch anders gelesen werden : z. 1 'Iovvtog
Keil yon^'Iovv = 3'ltov. z. 5 'ASdvaiog Ahrens. z. 10 Ogaovag
Keil; Magavag wird empfohlen durch Magavag, Magavaiog
Phars. 3 Col. 3, 35 ff. z. 11 JEgyoq>iXiveiog Ahrens. 12 KXio-
Haxidaiog Ahrens ist wie KXionxldaiog zu lang. 15 "low
Keil, Aiow? Nlovv? = Aitov Nsiov. 15 Alvtddatog Ahrens.
17 MeXaviögeiog = Ntovv MeXaviögeiog Phars. 3 Col. 3, 47,
MeXavtixeiog Keil, auch MeXaviTtrtsiog würde passen. 20 2rgo-
TOxXlag Ahrens, 'EgavoxXlag Keil. z. 9 Qeogdötuog ist sicher
gestellt durch revvalog Qeogdoteiog Phars. 3 Col. 2, 42.
Metropolis 2. „On the site of Metropolis of Upper Thessaly
I purchased a silverring for the finger, inscribed axxvXao =
AtxvXag in letters of gold beautifully formed". Leake N. G.
IV, 445. Derselbe name in IdxxvXa Evgv7to$ela Pherae 4.
Vgl. Kegxltov Axxlvov QexxaXog Rhangabe n. 1812.
Von Ithomc (im gebiete von Metropolis nach Strabo 437)
besitzen wir keine inschriften, dass aber auch hier das thessa-
lische ov = cd geherrscht, zeigt Steph. Byz. s. v. 'löco^r]— xa-
Xuxai di 6 xortog xrjg OexxaXixrjg Qov/tiaiov a7toßoXfj xov i
xai rgoTtfj xov to elg xrjv ov öiqp&oyyov.
Gomphoi. Die münzen der stadt haben die aufschrift yo/u-
(pirovv — ro^iqpiTOvv (aus ro/nqpixdow?) Mionnet III p. 284.
(Daneben Fof-icpitov II, 12.)
Trikka. ,/A Palama, village voisin de Triccala, dans une
eglise". Heuzey M. Olympe nro. 58.
1 v€av(d-)0O7tatrjg 2 7ti&aiov/iiaxr]giLivaiia 3 ave&rjxea
yeoiai7ZoXXs7T 4 odvgofievrj
Ntav&og 7taxrjg. Tlid-aiov f.idxtjg /uva^ia äv£&rf/.e Ayeaiai 7i6XX'
ETTodvgo^iivtj.
Der dialect ist nicht mehr rein: Y.oivij in dv£9r]xe, episch
gefärbt der pentameterausgang noXK hTodvgo/nevrj, thessalisch
Die quellen des nordthessalischen dialects. 11
TLi&aiov (vgl. MeXav&ov = MeXav9iA Larisa 4) ndtrjq,
/xvafxa (Heuzey bildet ab: vcr/m, transscribirt : /.iva^ia).
Pcliimaion. „At Paleo Gardhiki" (nach Leake = Pelin-
naion) pl. XXXV, nro. 172 vgl. N. G. IV, 288.
1 7i£TQaioviY.a 2 degöaia 3 ccvedrjxsv
IIsTQaiovUct JeQÖctia dvi&rjKev.
Die inschrift zeigt in dvi&rjKev Übergang zur xotvjy, die
namen sind noch dialectisch gefärbt. Der name IleTQaiovixa
bezieht sich auf den in Thessalien verehrten Poseidon IletQalog
und lässt auf ein fest nergcua schliessen; ebendahin die koseform
Jlstgalog z. b. in der thessal. inschrift Leake N. G. III, 371
Ol veavloxoi IIstqcuov 0iXo!-evidov MrjtQ07toXlzi]v yvf.ivaaiaq-
XTqaavta. Der name Jiqdag ist makedonisch, mehre fürsten
der Elimeia hiessen so.
III. Pelasffiotis.
Pherai 1. „In the church of Velestino (— Pherai) on a
Stele". Leake N. G. pl. XL nro. 211 vgl. N. G. IV, 443.
1 ayXaioi7t7toXvT£ia 2 (X)evxa&Eai
IdyXaig ^TtTtoXvTeia ylevKa&ecu.
Die ergänzung (X)evxad-€ai ist zweifellos. Die beiden Zei-
len der inschrift bekommen dadurch parallelen anfang und
^ievxad-m ist als dialectische nebenform zu udsvxo&ia auch
sonst nachzuweisen: ytevxd&ecc erwähnt C. I. 3066 als ein fest
zu Teos, offenbar zu ehren der ylevuad^ia (= Ino Leukothea)
gefeiert, und von einem gleichbenannten feste hat wiederum der
monat vtevxa&iwv in Lampsakos C. I. add. 3641b seinen namen,
wie die monate lAqxmiouöv BaÖQOf.iu6v ^ir^vanov in derselben
stadt auf die entsprechenden feste Id^xE^loicL Baögofiiia jLr\vaia
schliessen lassen.
Der dativ auf ai weist wohl nicht auf höheres alter, son-
dern auf einfluss der bildungssprache. Das e in ^tevxa&iai ist
gewahrt wie in den pharsalischen inschriften vgl. Neovv, KXi-
ovv, uieovvy KXeoytveig Phars. 3.
Pherai 2. |„Pheris in aede Sti Charalampi basis statuae
haec habet". Ussing nro. 20 p. 32.
12 A. Fick
1 Y,lio(.iaxoa 2 fioXooosioo 3 aa^Xarciov
Khcf-iaxog MoXoooeiog Idovlcmiov.
„Kliomachos Molossos' söhn dem Asklapios." IdoyXamov
ist thessalischer dativ auf ov — w (aus m).
Pherai 3. „Pheris in sepulcreto". Ussing nro. 50 p. 40.
1 av&QOvrtvXa 2 <xvxiY.Qa.Tua.
!Av&QOv?tvXa ^Avxmqaxua.
l4v&Q0V7tvXa von Ussing unrichtig in zwei namen *'Av$qov
und TlvXa. zerlegt, ist vielmehr wie Dittenberger Hermes
XIII, 396 richtig sah = l4v$Q(x)7tvXa deminutiv zu dem namen
'Idv&QWTtog (Olympionike Aristot. Eth. Nicom. VII, 6, 1147b 35).
Der vollname, wozu 'lAv&QutrtoQ ursprünglich gehört, ist wohl
als <ViX-av&Qto7tog zu denken.
Pherai 4. „At Petra on a stone". Leake pl. XL nro. 209.
vgl. N. G. IV, 445. Petra im alten Jtoviov rcediov am Boibeis-
see gehörte wohl noch zum Stadtgebiete von Pherai.
1 atxvXa 2 evQVTto&eia
*AxxvXa EvQvno&eLa.
Grabschrift im dialect; der name Attyla erscheint auch
Metropolis 2 und ist dadurch vor besserungsversuchen geschützt;
der name EvQV7to&og ist neu, doch deuten auf vollnamen mit
no&og schon kosenamen wie üo&alog üod-lvog IIo&Uqv.
Pherai 5. Auf münzen von Pherai soll sich nach Leake
III, 365 die aufschrift pegaiow Osgalovv finden. Mionnet II,
23 und III, 305 giebt nur cpsQaiov und q)£Qaiwv.
Larisa 1. „Larissae in sepulcreto occidentali, non, ut Le
Bas dixit, Triccae". Ussing nro. 23 p. 33. Schon vorher,
aber fehlerhaft, herausgegeben von Le Bas, Revue Archeol.
1844 p. 315.
Die beiden ersten zeilen und die letzte zeile enthalten eine
grabinschrift im dialect, dazwischen stehen zwei in der gewöhn-
lichen epischen spräche abgefasste distichen, welche ich der
Vollständigkeit wegen, jedoch gleich in transscription , mitgebe.
1 7tovzaXa.TtovxaXeiaY,OQa 2 xixvqeiayvva
3'QXeo drj axvyegioi d-aväxwi TtqoXiTtovaa xonfjag,
ücDxdXa, ey yaaxQÖg xvfioxoxoig oövvaig,
Die quellen des nordthessalischen dialects. 13
ovx 8 yvvrj nafmav xexXrj/uevrj ovx3 exi xovqt]
ittv&og Ttaxql Xirteg /utjxqI xe xrjt {.isXtat.
7 £qhccovx&oviov
Im zweiten hexameter hat der stein nach Ussing ovxsxi
und ist Le Bas' lesung ovy. exi falsch; Ussing liest ovxi xi,
aber der sinn erfordert ovx ext.
Die dialectische inschrift lautet :
IlovxdXa üovxaXaia y.6qa, Tixvoela yvvd —
cEotudov x^oviov (dativ)
llovxaXog, f. IlovxdXa (wofür im distichon mit Vertretung des
dialectischen ov durch cd: ITcoxdXa) scheint makedonischer na-
me: C. I. 2675b (Iassos) kommt ein Makedone nwxaXog vor.
Mit TlovxaXeia xoqcc vgl. xrjg oloxoodivrjxov xoorjg xrjg 'ivaxeiag
Aesch. Prom. 590, Qeoxidg d' eaxiv xogr] ; Eurip. Hei. 132, mit
Ttxvoeia yvvd die lesbische inschrift "Acpaioxig QeodiDoua yvv(a)
Conze Reise nach Lesbos tf. XII, 2.
Larisa 2. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing
p. 34. Der fundort ist nach Ussing a. a. o. nicht Trikkala
(— Trikka) wie Le Bas angiebt, sondern „Larissae in eodem
sepulcreto (occidentali) invenitur".
1 aXe^oiievooccoyccXsioo 2 eo/iiaovx&oviov
'4X€^6/nevog lAgydXeiog 'Eof-idov X&ovlov.
Die naheliegende conjectur AqrcdXsiog ist abzuweisen, denn
nach Ussings Versicherung „sie (nämlich 'AqydXeiog) scriptum
est, nee ulla est causa cur in AqndXuog mutetur". Der name
"AqyaXog mag wie TlioxaXog makedonisch sein, vgl. Agyaug,
Idoyeddai, doch kommt Aoyovveiog auch Pharsalos 3, Col. 2, 9
vor.
Larisa 3. Le Bas in Revue Archeol. 1844 p. 316, Ussing
p. 34, fundort nach Ussing wie 1. 2.
navoavi aoaoxoxQaxeioo
Tlavoaviag AaxoY.qdxuog.
Larisa 4. Ussing nro. 24, fundort wie 1. 2. 3.
/LieXav&ov daf.iovLy.eia
MsXav&ov z/a/novixela.
Irrthümlich sieht Ussing in [.isXavSov einen dativ, es ist
vielmehr, wie Dittenberger Hermes XIII, 395 erkannte, der
14 A. Fick
bekannte frauenname MeX<xv&i6 im nominativ mit dem thessali-
schen ov für a>: „Melantho tochter des Damonikos" vgl. l4yXalg
<l7trcoXvTEia Pherai 1, yivÜ-qovnvXa. l4vTixQarela Pherai 3, !At~
jvXa EvQVTZo&ela Pherai 4, ÜETQaiovUa JeQÖala Pelinnaion.
Larisa 5. Ussing nro. 25, fundort wie 1. 2. 3. 4.
1 (pilocpeiQOO 2 {av)avÖQELoa
OiXocpEiQog EvdvÖQeiog.
Die ergänzung (Ev)dvÖQEiog ist nicht sicher, man könnte
z. b. auch (l4a)dvÖQ€iog lesen; @iX6(p£iQog ist die thessalische
form des namens 0iX6&rjQog, der z. b. C. I. 2356 gelesen wird.
Es ergiebt sich hieraus thessalisches cpdq = &rjQ und mag
daran erinnert werden, dass auch Homers q>fJQeg dgeaxfpoi, die
Kentauren, in Thessalien zu hause sind.
Larisa 6. Ussing nro. 27, fundort wie 1. 2. 3. 4. 5.
a&avoysvEig Id&avoytvEig.
Der name IdSrjvoytvrjg kam auch in Athen vor ; gegen einen
Athenogenes hielt Hypereides zwei reden s. Baiter-Sauppe
Oratores Attici II p. 276.
Larisa 7. „Ibidem (Larissae) in sepulcreto orientali". Us-
sing nro. 28.
1 loayoQaa 2 vihoXcceioo
'loayÖQag NixoXaEiog.
Larisa 8. Ussing nro. 29, fundort wie Larisa 7.
7tetalXig IleraXXig, koseform mit verdoppelter Konsonanz
vgl. nfoaXog, IleTdXr] : Ev-nardXiq Dionysosamme (bei Nonnos).
Larisa 9. „Larissae in aedibus archiepiscopi". Ussing nro. 21.
1 2 CtVXOVOELQG 3 OVE&EIKE 4 %OV7tOTElÖG(v) 5 vm
EQT0L7ta{i) 6 6{o)oavxovoo{i)
Ussing liest: (6 öeivcc) ^ivrovoEiog oveH-eme tw üoteiöcüvi
l'TtEQ %ov jtavqog ^4vtov6ov, doch versieht er diese lesung mit
einem fragezeichen und kritisirt dieselbe sehr richtig mit den
worten „In hoc titulo restituendo forsitan justo audacius con-
jectura usus suin".
Vielmehr ist nur ein buchstabe zu ändern, nämlich z. 4 v
in v und zu lesen:
Die quellen des nordthessalischen dialects. 15
N. N. Avxovoeiog ovs&eixs tov JIotslöovvl 7Csq toi rtaiöög
AvTOVOOl.
Die letzten beiden buchstaben von z. 2 sind noch genügend zu
erkennen, vom o ist die linkshälfte, vom a der zweitunterste
strich erhalten, ebenso liest man z. 3 noch sehr wohl do und
hat nur ein v hinzuzufügen, z. 5 ist vinsoToiita ganz deutlich;
aus den letzten zeichen und den drei ersten der 6. zeile macht
Ussing: TtccToög, es steht aber in seiner eignen abschrift ganz
klar IIA z. 6 ji.tZ\ welches nur 7va(i)d(o)g Ttaidog gelesen
werden kann; das letzte wort ccvtovoo ist durch hinzufügung
eines i in den thessalischen genetiv zu verwandeln. Es heisst
also: „N. N. söhn des Autonoos weihte (dies) dem Poteidoun
für den söhn Autonoos (tvsq = rcsoi c. gen. zum schütze, um-
willen)". Der söhn des weihenden hiess wie der vater dessel-
ben Autonoos nach dem griechischen brauche, dass der enkel
den namen des grossvaters bekam. Dass diese sitte auch in
Thessalien herrschte, zeigt uns die pharsalische grosse namen-
liste. Es erklären sich nämlich so die zahlreichen namenpaare,
wo dieselben namen als sohnes- und vaternamen wechseln; so
Col. 1 'Ogoßig KolvoGTaiog: Kolvaatag 'ÖQoßiuog. MvXXivag
BiQQOvvewg: Biqqovv MvXXlvcciog. KaXXiaxQccxog Evdof-eiog :
Evdoj-og KaXXiavQ(XT€iog. J'Aooag JevdLXuog : JevdLXog'AaacLiog.
TIavaovv Flavoavlaiog : üavoaviag JTccvaovveiog. Nixtag WiXo^e-
veiog: (DiXoi-evogNixLcciog. MiXxiag^if.ifiiaiog: 2ifi(.uag MiXtlatog.
Col. 2. Kccqiovv cl7t7toxQ(XT£iog : 'IrtTtoxQccTeig KaQiovveiog.
OiXiTtTtog AvTicpdvswg : AvTicpdveig (biXirtTtuog. TLoXixag Ev-
l-evidaiog: Evt-evldag rioXitaiog.
Col. 3. 3'Ovaoog QeodovQsiog: Qsodovgog 'Ovdoewg. Av-
tovoo g Ayad-ovveiog : Ayd&ovv AvTovösiog. MiY.y.vXog Av-
aircovuog: Avalrtovog MixxvXsiog.
Die behandlung dieser inschrift habe ich so stehen lassen,
wie ich sie vor einsieht von Keils Inscript. Thessal. tres nie-
dergeschrieben. Keil hat bereits die richtige lesung toi ncti-
dög Avxovooi gegeben; den rest liest er: 2V. N. Avxovouog
ovs&etxs tov ÜOTSLÖav iTtig und sieht hier das als äolisch an-
gegebene Itcsq inschriftlich bezeugt. Was jedoch in txoteiö.
Keil als a liest, scheint mir deutlich o. Könnte man lesen:
N. JV. AvTovöuog ovi&eixa ccvxöv Iloxeidovvi txbq xtX.? Doch
ist zu gestehen, dass ttsq „für" bedenklich ist; der Sprachge-
brauch verlangt wie Keil a. a. o. zeigt vrtiq.
16 A. Fick
Larisa 10. Die ältesten münzen von Larisa tragen die le-
gende IctQioaeov Mionnet III, 288. Folgt hieraus die aus-
spräche des ai im thessalischen dialect als ä ? oder verhält sich
IccQioasov zu XaQioaiiov der jüngeren münzen wie TtsÄivvctiecov
zu Ttelivvaitüv auf münzen von Pelinna = Pelinnaion? Die
münzen Larisa's zeigen auch die aufschrift lagioaia Mionnet
a. a. o. Ich denke, von Jagiaa stammt ytagiaa-log, gen. pl.
^iagioalojv, von Aagioala : yiaQiGa(t)avg g. pl. Xagioasov, wel-
ches nach ausweis von KieQtelcov, Moipekov, KQavvovviovv thes-
salisch siaQioaelovv gelesen werden müsste.
Larisa 11. Weihinschrift auf einem basrelief, gefunden zu
Larisa Heuzey et Da um et Maced. nro. 188 p. 419 ff. Das
basrelief ist abgebildet a. a. o. Planche 25, 1. Die schrift deu-
tet auf das zweite Jahrhundert v. Chr.
&soioiieyaXoiodavaaT&oveiT€ici
Der letzte buchstab ist deutlich a, der neunzehnte, den die ab-
bildung Heuzeys als % giebt, ist ein verlesenes oder verschrie-
benes (f. Es ist zu lesen:
Qeolg Msydkoig Java Idy&oveireLa.
„Den grossen göttern Dana tochter des Aphthoneitos."
Java ist contrahirt aus Javda vgl. Herodian. Ttegl (xoviqq. Xi-
gewg I p. 8 s. v. l4&i]vä : .. Kai fj Java ovtwg eiQ^rai naq
'Exaralip „rfj Java jAiayerai Zevg" Mueller Frg. histor. Graec.
I p. 29 frg. 358. L4cp&oveiTaia ist thessalisches patronym (wie
'IriTtoXvTEia, EvgvTto&ua) zu !Jq>&6veiTog = !Acp&6vrjTog einem
in Thessalien häufigen namen, vgl. z. b. Pharsalos 8.
Kramion 1. 2. „At Hagilar in the wall of the church-
yard«. Leake pl. XXXII nro. 149 N. G. III, 365. Ahrens
dial. II, 528. Keil Inscriptt. Thessal. tres p. 6 ff. Zwei ehren-
decrete auf demselben steine, aus dem anfange der makedoni-
schen herrschaft. Nach den bearbeitungen von Ahrens und
Keil lassen sich dieselben etwa lesen:
A. 1 oaivayv^ivaaia 2 MvoxeXeloi
€Ö0(^€ TOV '/.OLVOV tag) 3 (jZollOg, E7t)£lÖ€lCl7t7tOÖQ6/iU(og
4 . . (AaQio)aiog dietelev ev€Qye(Tsg ro xoi) 5 (vov x)ag rtöXiog,
dedca&ai avv(ov *ai vöig) 6 (ia)yovoig rcokixdav v.axjä{7teQ xeu
tioH) 7 (taig) xdlg Kgavoiwloig, vrtaQxih1^ ^*) 8 (y.al it)
qo&viav avjov xal (xolg eoyovoig e) 9 {TCi(.ul)ei^eifxsv es r(6v
Die quellen des nordthessalischen dialects. 17
xafu'av ortovg xoö) 10 (e xö) xpdopiafia ovyQCcrpel ev xlov(a xcri
ovxe) 11 (&el e)v xö lAatlctiiizlov v.ai r(ö ev xavxa ye) 12
(vöf.t)e(v)ov ovdXov^ia döf.iev 13 ... xx . . -/.oivdovv
7tO-?6ÖOVV.
Z. 3 hat der stein [l7t7toÖQÖfu(og) und so ist zu schreiben;
tIrt7todQÖf.uog bedeutet : im (thessal.) monat ll7i7tod(>6f.uog geboren.
Z. G '/mtt(x(7Tsq xai noXixctig) xolg Koavovvviotg nach Phar-
salos 3 eöovxä xäv noXixeiav •/.o.ttmieq (DagoaXloig xolg itjctQ-
%äg Ttoforevo/iisvoig, Ähren s: y.axxä (ytal xolg TroXLxctig) xolg
Kq. vitägyei , Keil: y.axxä (yo^iiC6f.uva Ttäg) xolg Kq.
B. 1 (^xgoxa)yevxog xovv TLe(Xaoyiovxdovv) 2 (yiiovxog)
Ilavaavialoi MaxgoiToX(ixa) 3 (xecyevd)vxovv SiXdvoi Idoxo-
((.taxeioi) 4c ovvog 'Avxiy&vsioi, Fev(vdoi \Ao) 5 (oxov)oetoi,
Fevvdoi u4lo%vX(eioi ... G . . . K)aX?uo£sveioi , xajuie(v6vxovv
7 — l4)vxiyov£ioi Qeldovvog Ev(öo%eioi) 8 og 'Avxiyeveioi
Xe^avxoig. ^EttsiösI) 9 (uii)ovv Tlavoaviato(g) Margo7t(oXixag)
10 (di€xe)Xei evegyeceg xö yoivöv (rag) 11 (7r6Xi)og ev xe xolg
7tQOX€Qo(v xQovoig) 12 (xai e)v xä dgxä xä eavxol xal x(oivä
Ttdv) 13 {xeaoi z)ccl y.cc? iddiccv dXv xov yigeiav (ex0) 14 (vxi,
edo!-)e xov xoivov xäg TiöXiog {litt]) 15 (velo&ai) yiiovxa &r
xä 7tgoavyga(oEi xäv) 16 (exet "/-at ^)oxxäv txoXlv nai Tto(ß-)
Vxaoxov) 17 {xovv) TtoXixdovv xat dedo~(&cu y.al av) 18 (xov)
y.cc[T\ xolg eayovoig avx(öt ngo^evlav) 19 (xai) dovXlav xat
looxi/iilav y.ai {itdvxa) 20 (xä Xoi)7tä avxov vizctQxhlsv xif.ua
(ÖTvöoa) 21 (y.al) xolg Xontolg ngo^evoig x.ai (e7ti(.teXeL) 22
(d-elutv) xct{.i(l)av (Deidovva Evöo^ei(ov 07tovg) 23 (d/ib xäg)
xovv xayovv yvovuag (xoöe xö) 24 (ipd(fiau)a ovygaqpel ev y'iova
Xi?iv(ov) 25 . . eoa . a/.govv ev xolg lagovxolg, (xo) 26 (de 6)
vdXovua xö yevöuevov (ev xavxa) 27 (eyygaope){.iev ev xolg X6-
yoig xä(g nöXiog).
Kraiinoii St. „A stone in the wall of the church (of Hagi-
larj, upon which a Hermes on a pedestal is represented in re-
lief". Leake N. G. III, 3GG, pl. XXXI nro. 150.
eguao (Hermesbild) x&0vi0v — 'Eg/ndo %0-ovlov.
^Eg/iido steht für ^Eqf.idov (vgl. 'Eg^tdov x$ovi°v Lar. 1. 2) sei
es nach alter Schreibung mit o für ov, sei es aus nachlässig-
keit, doch ist die inschrift nach Leake a. a. o. „in very neat
characters well preserved". Jedenfalls ist eo/nao x^oviov dativ
und nicht genetiv, wie Kirch hoff Alphabet s. 138 annimmt.
Beiträgt; r.. künde d. ig. sprachen. V. 9
18 A. Fick
Kraniion 4. „At Hagilar in the churchyard on a hand-
some pedestal". Leake pl. XXXI nro. 151 N. G. III, 3(3(5.
1 vixaGinnog 2 vixovveiog
NwaauiTtog Nixovveiog.
Vgl. SaTVQiow Nixovveiog. l4ydfraQ%og Nixovveiog Phars.
3, Col. 2, 18. 3, 8.
Kraniion 5. Die autonomen münzen von Krannon zeigen
die legenden y.qci. , -KQavv., xqccvvov. erpvg. , xqccvviü. Mionnet
T. II p. 10 y.qav v, xQavvovvLovv Mionnet T. III 281, nur
vo
eine M. III nro. 129 p. 281 bat xqcc. Wir dürfen daher an-
nehmen, dass der officielle name der stadt Kqdvvovv war und
Krannon 1, 7 XQavovvvioig schlechte Schreibung ist.
Am Pencios 1 (Atrax?) ,/A Koutzokhiro, village de la
vallee du Penee, entre Triccala et Larissa, dans l'eglise". Heu-
zey M. 0. nro. 55.
1 y.vvayia 2 ove&swe
Kvvayia oveöeine
Die namen Kvvayog, Kvvayia, Kvvayig : Oiloxvvrjyog be-
ziehen sich wohl auf rj xvvtjyog die „jägerin" Artemis.
Am Peneios 2. „Au meme endroit" (wie die vorhergehende)
Heuzey M. 0. 56.
1 L7t7to-/.leada{a) 2 yevaeioa
ll7t7ioKXmdag 1 'evdeiog.
Mit Fevdsiog (für Vewaeing) vgl. Fevvdoi gen. Krannon
(DiX6vr/.og Fewaieiog Phars. 3 Col. 1, 26. 'I/t/toxleddag ist von
'hiitovliag abzuleiten. Die namen auf -xleag gehören zu der
klasse von vollnamen, an welche kosende suffixe angetreten
sind, wie z. b. in 'E7tixQaTivog. Namen auf -xleag hat bereits
Ahrens II 562 gesammelt. Ich füge hinzu: zfiox?Jag Phars. 1,
Kakhxksag Phars. 3, Col 1, 31. 2, 21, Idyad-oxXlaiog 3, 22,
Sevo/.XlaLog 2, 5, flmiov.\tag 1, 41, lltjXaxlta (Doris) gen.
Wescher-Foucart Inscr. d. D. 54, OlvoxXiag Aetoler W.-F. 2.
Mopsion. Die münzen von Mopsion haben die legende fto-
tyeicov. Wie bereits Leake erkannte, steht dies dialectisch für
Moipijtov und ist vom nominativ Moipevg abzuleiten. Steph.
de)
l
Die quellen des nordthessalischen dialects. 19
Byz. s. v. irrt also, wenn er als ethnikon von Mopsion Möxpiog
angiebt.
Gyrton. „At one of the villages called Tataro" (nach
Leake N. G. III 382 = Gyrton) Leake pl. XXXI nro. 147,
vgl. N. G. III, 361.
1 arclovviTs/.t7T€iia 2 aia%vXiaaaTVQOi 3 eXev&EQia
AitXovvi Tsf-UTdiva AioyvXig —cctvqoi eXev&tQicc.
Die inschrift ist tadellos erhalten und rein im dialect (ver-
schlechterungsvorscbläge sehe man Revue Archeol. 1844 p. 318).
Tef.i7isLT(x ist dativ ohne t, (vgl. IdnöXXwv Idy.Qeixag, Ilayaat-
rt]g), 2avvQm genetiv, elsv&tQia „dank für erlangte freiheit".
Der vatername wird sonst, auch bei frauen, constant durch -tog
gegeben, doch mag dieser gebrauch nur für bürger gegolten
haben, bei Sklaven der vatername auch im genetiv beigefügt
?ein. Der form der buchstaben nach, besonders des A, ist die
inschrift nicht alt.
IV. Perrhaebia.
Phalanna 1. „At Turnavo at the Metropolis" d. i. haus des
erzbischofs. Leake PI. XXX nro. 146 N. G. III, 356, auf einer
der Seiten eines viereckten marmorblocks.
AnXovvi K£qö(o)iov ^ovaiTTdtQng
IIoXe/naQXtöaws 6 üvrag
ovt&eixs i€Qo/.iva[iovei-
oag xai aQXidav%vacpoQEiaag.
Phalanna 2. ,/A Tournavo sur le cöte d'une stele sculptee,
representant un soldat arme d'un large bouclier rond". Heu-
zey, le Mont Olympe nro. 47.
1 . ad . eo a /// ///
2 faotdai.ioo7Tct.07ZE&oveooE7ZctJ:
3 oian £$aveaQio .n . ovtovoe? ado?
UQCt
Die inschrift gehört, was der finder gar nicht bemerkt hat,
zu den wenigen thessalischen denkmälern, die in einem vorioni-
seben aiphabet geschrieben sind. Der erste buchstabe von z. 2
wird von Heuzey als rc gelesen, es ist ein deutliches digam-
2*
20 A. Fick
ma L~; nach dem urtheile Sauppe's, dem ich die inschrift vor-
gelegt, stammt dieselbe aus dem letzten drittel des fünften Jahr-
hunderts. Ich glaube lesen zu können :
1 (v)ad{e)&a((p9-rj?) — 2 f-aaidafioajiaij^ojttd-ovEoasTtaJ1
(ioi) 3 oia7T€d-av£aQi.G(o)z~(v)ovTov y.rX.
Der name kommt in der gegend des fundorts auch später noch
vor: Ussing nro. 12 heisst es auf einer i'reilassungsurkunde,
gefunden „Cyretiis in ecclesia Sti Georgii prope vicum JofuvLY.6"
a7TeXev$eQio&tvrtg vn6 AEIJHMOY, wofür ganz ohne zweifei
A^lzlHMOY zu lesen ist. Derselbe name erscheint in Am-
phissa W.-F. 191, z. 21 ^Aoidafiog (, revvaiog) ^ucpiGoeig. Das
digamma in den mit l4ai- anlautenden namen verbürgt Fernlag,
Lebadeer Keil Inscr. boeot. 48.
7ta(c)g üedovEog ist, thessalisch gelesen, naig TlEi^ovvsiog,
vgl. TeXafKovie real Soph., ITovvaXela y.6qa Lar. 1, lloidvviog
v'iog Homer. Der name Ildd-ovv kommt Phars. 3, Col. 4, 14
vor. ETiaf ergänze ich versuchsweise zu btafxrii — sq) savinv
„für sich, besonders", vgl. lokrisch vafTzaxriov = NavjiaKTuov.
Z. 3 öl ist thessalisch — ov wo. drtefrave ist ganz deut-
lich. aQio(a)zt(v)cüv lässt sich leicht ergänzen. tov = tcov
scheint zu folgen „sich auszeichnend unter den", weiterhin er-
kenne ich nichts mehr.
Für die sitte, verdiente krieger an der stelle wo sie ge-
fallen zu bestatten, genügt es auf die geschichte vom Tellos zu
verweisen Hdt I, 30. reXsvvrj tov ßlov XafuiQOTÜzrj hteyh'ETO'
yevofi&vrjg yetq l^OrjvaiOLOi fidxqg ^Qog tovg doivyuTovag tv
EXevoIvi ßorj&t'joag y.a.1 TQorcrjV Tioirjoag tu>v rcoXefiuov diteftave
•/.dXXiGxa y.al fuv *Ai)x]valot dttfiooifl te l'd-atyav avTov vij tteq
tTtsas xal sTiftrjoav fiEydXtog.
Z. 2 und 3 würden also zu lesen sein :
Faaidaftog naig Ileid-ovvuog kre dfvol ot d/ts&avs aoiooTsvovv
tovv . . .
Thessalischen Ursprungs, jedoch keiner bestimmten Stadt
zuzuweisen, ist die randumschrift eines bronzenen kymbalon
unbekannten fundorts, zuerst herausgegeben von Oikonomi-
des (Etcoixicc Aoxqcov yQaf.if.iaTa p. 129), darauf von Frän-
kel mit abbildung Archäol. Zeitung 187G s. 31 taf. 5, 1
xafiovvedvae xai v.oofai
Kdfiovv ed-vae Tai Kogfai.
I
Die quellen des nordthessalischen dialects. 21
Das ov(-io) in Kd/uovv*) lässt an der thessalischen her-
kunft nicht zweifeln. Ueber die schritt vgl. Kirchhoff Al-
phabet s. 139.
Aus Le Bas Voy. Archeol. Inscript. t. II p. 299 trage ich
nach: Larisa 12. 13. 14. Le Bas 1245 — utnoig ro)Qyi7t-
Ttetog. Le Bas 1246 ^ttxofisiSeig Xaigoi (Gen.). Le Bas
1248 1 W.raXo(g) 2 OsQOoXöyeiog. — Für . . avögeina Ussing
25 giebt Le Bas 1249 a.arÖQ€ioa, es ist also Larisa 5 QiXo-
cpeiQog ^oävÖQEiog zu lesen.
Zu den epirotischen inschriften (o. III. 266 ff.) bemerke ich
noch, dass der phrase gevwat XvoeL anoXvziv z. b. PI. XXVII, 2
in den thessalischen Urkunden cuzeXev&eQovv ^evr/.rj genau ent-
spricht. So heisst es z b. Heuzey Mt. Olympe nro. 11, 5 Uagd-
fiovog xai SaXßatuov ol arteXsv&eQio&ivTEg vno QiiXag rrjg Ev-
ßiövuv £&>i%rj tdwY.av zrj iibXei /.xX. Weitere beispiele sehe
man bei Ussing 12, Leake N. G. nro. 176 — 179, dieselbe Wen-
dung ist häufig in den freilassungsurkunden von Hypata 3Ecprjfn.
lAqyaioXoy. 192—95. t-evixrj ist dativ für t-€vixfj und dies ist
Verkürzung des in den epirotischen Urkunden erscheinenden vol-
leren ausdrucks genital Xvoei.
Carapanos PI. XXIII, 7. 8 evjio und avno auf dem
gründe von gefässen. C. sieht hierin verstümmelte inschriften,
beide sind jedoch ganz vollständig und sv tzio, avpmta zu le-
sen. Es sind wünsche für den trinker „trink, trink mit glück,
wohl bekomm V. Der nasal wird auf vaseninschriften oft weg-
gelassen vgl. z. b. vvcpcu = vvf.i(pai auf der Klitiasvase Rh. Mus.
N. F. XXXIII, 366. 7tLo trinke, das wir hiermit als epirotisch
kennen lernen, ist auch altäolisch: yaiQs. x,ai nio sagt Alcaeus
54 (Bergk).
*) Kdftow und Kcc/u/utjs sind kürzungen von !Axct[*(tg, wie Too/urjg von
ltrooui]Tog, Zrqaßa^ von 'JffTQc'cßaxog. Wie diese namen auf Verkürzung
des zweiten elements beruhen , ist das erste element verkürzt in '^Aa/ng,
"Aöuojv Delpher W.-F. 99: 'LiO/aevog == 'ykr/jtröqm'Tog , jlaxlilg = 'Aaxka-
nag = llaxlaniöiSwqog, Ztgüg Lakone = 2.'iQ(t7iäg = ^fQctnödtoQog, Zxä-
fitov — 2xa/j.avS(>bh>v[JK>g vater der Sappho, Krjtftg, Kr^wv , Kaifü Del-
pherin W.-F. 399 = KcufiaöduiQog, -dwp«.
A. Fick.
22 Th. Zachariae
Citate in Kramadi^vara's Samkshiptasära :
Indische grammatiker, lexicographen und kunstdichter.
Inhalt: KramadiQvara's Samkshiptasära und die dazu gehörige gram-
matische literatur. Loealität der grammatik; ihre nachbarn.
Zeit des Kramadic,vara. Kramadicvara's grammatisches system;
teclmischc ausdrücke und technische syntax; die Gana's, Pari-
bhäshäs und Kärikäs. Handschriften. Citate in Kramadicva-
ra's Samkshiptasära.
efecpi^TriTT^ gfrrjrF : ffwshßr^ : 11 i u
Was über Kramadicvara und seine sanskritgrammatik bis-
her bekannt geworden ist, findet man bei Colebrooke, Mis-
eellaneous Essays3 II p. 43; in Aufrecht's Catalog der Oxfor-
der handschriften; und bei Räjendra Lala Mitra [R. L. M.],
A descriptive Catalogue of Sanskrit MSS. in the Library of the
Asiatic Society of Bengal. Part I. Grammar. Calcutta 1877.
Die folgende kurze Zusammenstellung über Kramadicvara's Sam-
kshiptasära und die dazu gehörige literatur gründet sich im
wesentlichen auf die mittheilungen der drei genannten gelehrten.
Kramadicvara — oder vollständig Qrivadindracakracüdä-
manimahäpanditac.rikramadic.varacärya — verfasste unter dem
titel Samkshiptasära eine sanskritgrammatik, welche in sieben
capitel zerfällt, in einen Sandhi-, Tinanta-, Kridanta-, Tad-
dhita-, Käraka-, Subanta-, und Samäsa-pada. In einem achten
capitel behandelte er das Präkrit l). Eine ausgäbe dieses Prä-
kritapäda ist wiederholt von Räjendra Lala Mitra in aussieht
gestellt worden und soll sich jetzt im druck befinden; im übri-
gen vergleiche man Lassen in seinen Institutiones linguae
Pracriticae; Delius Radices Pracriticae; und Pischel De
grammaticis Pracriticis.
Kramadicvara schrieb einen kurzen commentar (Vritti) zu
den Sütra seiner grammatik 2). Dieser commentar wurde von
*) Samskritabhdshdlakshinidni sapiabhih pddaih sanuipydshtamena pddena
präkrit alakshanäni viracitavdn || Goyicandra.
*) Dass Kramadicvara selbst der Verfasser des commentars ist, oder
dass er wenigstens dafür gegolten hat, geht u. a. hervor aus einer be-
merkung Bhaiatamallika's zum Bhattikävya 3, 5: Kramadicvarena saprd-
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. 23
einem Jümaranandin (Mahäräjädhiräjacrimajjümaranandin) re-
vidiert und wohl auch erweitert; nach ihm werden diejenigen,
welche dem Systeme des Samkshiptasära folgen, Jaumaräh ge-
nannt, und die grammatik selbst Jaümaram (auch Jaumuram?).
Der vorzüglichste commentar zur Vritti des Kramadicvara und
Jümaranandin ist der des Goyicandra (Autthäsanikamahäpandi-
tac,rigoyicandra). Commentare zur Tikä des Goyicandra sind
1) die Vyakäradipikä (Vyäkhyäsära) des Nyäyapaiicänana 1))
2) der Vyäkaranädar^a 2) des Vancivadanakavicandra,
3) die Tippani des Abhiräma Sarvavidyälamkärabhattäcärya.
Die sanskritgrammatik des Kramadicvara wurde vervollständigt
durch die von Goyicandra commentierten und erweiterten Nach-
träge (Paricishta) des Jümaranandin. Eines dieser Paricjsbta
behandelt in 195 Sütra die Unädisuffixe.
Zum Samkshiptasära gehören ferner : Das Paribhäshäsütram
des Goyicandra, eine Sammlung von 127 Paribhäshäs; der
Ganaprakäca des Nyäyapaiicänana; eine Dhätughoshä, eine
Qabdaghoshä; ein Kärakavicära.
Mit dem Samkshiptasära verwandt ist das Pärijätavyäkara-
nam , eine moderne sanskritgrammatik in versen für anfänger;
und der Särasamgraha des Pitämbarac.arman ist „a compendi-
ous collection of the aphorisms of Samkshiptasära grammar",
R. L. M. p. 149. Ein zur schule des Kramadicvara gehöriger
grammatiker war Qriniväsa.
Localität der grammatik; ihre nachbarn3). — Die
heimath des Kramadicvara ist Rädhä oder das westliche Ben-
galen , das land südlich vom Ganges und westlich vom Hugli.
Hier wenigstens wird, nach Rajendra Lala Mitra, die Samkship-
tasära-grammatik vorzugsweise studiert. Zu Kramadicvara's en-
geren landsleuten gehörten einmal der dichter Murärimicra,
welcher im commentare zum Samkshiptasära citiert wird; und
dann Brihaspati Räyamukutamani , der im jähre 1431 einen
commentar (Tadacandrikä) zum Amarakosha verfasste. Beide,
dikribhviistibhic ceti sutram Iritvd ayam era cloko nidarcitah || Die Vritt
dea Jümaranandin führt den namen Rasavati.
*) Ein blosser beiname, vgl. R. L. M. p. 8. 125. War des autors
wirklicher name vielleicht Jayanuna?
*) Handschriftlich in der India Office Library. Ich bemerke diess
wegen R. L. M. p. 125.
s) Hauptsächlich nach den mittheilungen Räjentlra Lala Mitra's.
24 Th. Zachariae
Muräri und Rayamukuta, werden uns unten in anderem zusam-
menhange wieder vorkommen.
Diejenige grammatik, welche in Bengalen am meisten im
gebrauche ist und alle anderen grammatiken wie es scheint
dort so ziemlich verdrängt hat, ist bekanntlich Vopadeva's
Mugdhabodha. Diese grammatik wird hauptsächlich studiert
in Gauda an beiden Seiten der Bhägirathi : westlich davon ist
unser Kramadicvara heimisch, nördlich davon, in Behar und
Benares, trifft man das Särasvatavyäkarana an, dann im osten
das Supadmavyäkarana des Padmanäbhadatta, und noch weiter
östlich — in Assam ; auch in Orissa — die Prayogaratnamälä
des Purushottama Qrividyävägicabhattäcärya *). Noch ist die
Kätantragrammatik zu erwähnen, die im ganzen östlichen Ben-
galen verbreitet ist.
Eine notiz über Kramadicvara findet sich in Montgomery
Martin's History of Eastern India (1838) vol. II p. 713, in dem
abschnitte der über Dinajpoor handelt. Es heisst daselbst:
„The course of study in a Hindu academy begins with the
Vyakorno or Sangskrita grammar and literature. For the first
10 years some study a grammar called Songkhyeptosar , said
to have been composed by a Brahman named Komodiswor,
concerning whose history the Pandits could give me
no information. The study of this grammar is sometimes
facilitated by the commentary of Goyichondro. Others again
study a grammar called Kolap, said to have been composed
by Sorbo Borma, who was contemporary with Salivahon. This
grammar seems to be nearly as obscure and unscientific as the
former, as its study usually occupies 10 years , although per-
severing students sometimes are masters of it in eight". (Mr.
Martin spricht hier auch von Vopadeva, und von Anubhüti's
Sarasvatam.) Ferner wird das lexicon des Amara studiert, mit
den commentaren des arztes Bharatamallika und des Rayamu-
kuta; dann wird Bhatti gelesen: andere ziehen Raghuvarica
und Kumärasambhava vor 2).
*) Er stammte aus Vihar in Kämarüpa. Die Ratnamälä wurde von
Charles Wilkins benutzt.
2i Vgl. pp. 438—40 über Grammatik in Gorukhpoor. Vol. III p. 136
wird für den Puraniya District „Saraswat Kalap" und die Ratnamälä des
Purushottama erwähnt.
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. 25
Zeit des Kramadic,vara. — Wenn ich den Kramadig-
vara zwischen Hemacandra (1088—1172) und Vopadeva
(13. jh.) setze, so folge ich darin nur den im anfange dieses
aufsatzes angerufenen autoritäten, ohne im stände zu sein einen
stricten beweis für meine behauptung zu führen. — Die von
Coleb rooke in seiner List of Sanskrit Grammars beobachtete
reihenfolge der grammatiken ist:
Pänim, Särasvati Prakriyä *), Haimavyakarana , Katantra
or Kaiapa, Samkshiptasära, Mugdhabodha, Supadma, Ratna-
mälä.
Aufrecht hat in seinem verzeichniss der Oxforder hand-
schriften die grammatiker und grammatiken in folgender Ord-
nung catalogisiert :
1. Schola Päniniya
2. Katantra
3. Hemacandra
4. Sarasvatiprakriyä
5. Kramadicvara
6. Vopadeva
7. Padmanäbhadatta.
Räjendra Läla Mitra rechnet den Samkshiptasära zu
den „zehn alten schulen" der grammatik 2) und scheint auch
a) Ich bemerke hier dass Burnell, Aindra School, p. 53 das Sä-
rasvatavyäkarana für jünger als Vopadeva's Mugdhabodha hält. Hierge-
gen vgl. R. L. M. p. 152. Für ein höheres alter des Särasvatam scheint
mir u. a. der umstand zu sprechen, dass darin auf die spräche des Veda
rücksieht genommen wird (R. L. M. I.e. sagt freilich ,,it gives no rules
regarding the Vaidic language"). Es sei mir gestattet einige stellen zu
citieren aus der ausgäbe des Jivänanda Vidyasägara , Calc. 1874, einem
mangelhaften abdrucke der lithographierten ausgäbe Lienares 1868. —
p. 27, Sütra 20. — p. 31 eine Kärikä yad uktam0 über die vedischen
contractionen semum , bliümyddade , soshum. p. 35, 6 devdsah. 36, 1 1
devebhih. p. 46, Sütra 41 über den vedischen dual sakhäyd {sakhdyau ge-
druckt), p. 90, Sütra 6 vgl. Pän. VI, 4, 4. 5. — p. 94, 14 parame ryo-
man. p. 143, Sütra 33 (fehlt in manchen ausgaben). Der kern der gram-
matik mag ziemlich alt sein; sie wurde, wie Katantra und Cändravyäka-
rana, in's Tibetanische übersetzt, Burnell 1. c. p. 59. Sie ist zu wieder-
holten malen in Indien lithographiert worden, zuerst Bombay 1829; aber
an einer kritischen ausgäbe, etwa nach dem muster von Eggeling's
Katantra, fehlt es uns noch.
*) Die namen dieser 10 alten schulen sind mir unbekannt.
26 Th. Zachariae
anzunehmen dass Kramadigvara älter als Vopadeva ist. Man
kann aus seinen zerstreuten angaben etwa folgende Ordnung
der grammatiker und grammatiken eruieren:
Pänini, Katantra, Särasvata, Kramadi^vara, Purushottania 1),
Vopadeva, Supadma.
Bei den indischen Scholiasten habe ich nichts gefunden,
das uns aufschluss geben könnte über das alter des Kramadi$-
vara oder über den platz den er unter den übrigen grammati-
kern einnimmt. Interessant jedoch ist der umstand, dass der
commentator Bharatamalli ka in seiner erklärung des ersten
verses des Bhattikävya, wo er mehrere grammatiker citiert, den
KramadiQvara vor den Vopadeva setzt: zuerst führt er die
Päniniyah an, dann den Varddhamanamicra zum Katantra;
Purushottania (den autor der Prayogaratnamälä??), Kramadic,-
vara, und zuletzt Vopadeva. Indessen allzuviel ist nicht hier-
auf zu geben; Bharatamallika legt in seinem commentar das
system des Vopadeva zu gründe und führt in der regel die für
ihn massgebende ansieht desselben zuletzt an.
Ist nun Kramadicvara älter oder jünger als Hemacandra
und Vopadeva? Welche werke und autoren sind dem Kramad-
igvara bekannt gewesen? Von welchen autoren wird er selbst
citiert?
Dass Kramadicvara später als Hemacandra gelebt habe,
lässt sich nicht beweisen; ebensowenig lassen sich gründe bei-
bringen für die an sich unwahrscheinliche annähme, dass Kra-
madicvara vor Hemacandra seine grammatik geschrieben. Die
grammatiken des Kramadicvara und des Hemacandra haben
fast nichts weiter gemeinsam als die anzahl der capitel; an-
ordnung des Stoffes, termini technici u. s. w. sind durchaus ver-
schieden 2). Kramadicvara citiert den Hemacandra niemals;
*) Bei einer nur flüchtigen durchsieht von P ur u shottam a's Pra-
yogaratnamälä habe ich die folgenden autoren und werke citiert ge-
funden : Ekäksharakosha. Kanthäbharanam. Kälidäsa. Kicakavadha.
Kramadipika. Cändräh Jayadeva. Dandin. Durga. Päniniyah. Bhatti.
Bhägavritti. Mägha (häufig). Muräri. Baghu, Raghukävyara Lokä-
nandanätakam. Vararucivritti. Vic.vaprakä^a (verfasst 1111 A. D.).
Subhüti. — Purushottania berücksichtigt gelegentlich den Veda.
a) Hemacandra's Qabdän u eäsan am beginnt: Ar kam (1).
siddhih syud vädät (2). lokdt (3). audantdh svardh (4). ehadvilrimäträ
hrasvadirghaplutdh (5). uiiavurnd tuhni ((i) lidanidh samändh (7;. e ai
Citate in Kramadi^ara's Samkshiptasära. 27
und wenn er ein Dhätupäräyanam citiert, so wäre es zwar
möglich, dass das gleichnamige werk des Hemacandra x) ge-
meint ist, aber es ist einmal bekannt, dass es mehrere werke
dieses namens gegeben hat, und dann sind wir aus hier nicht
näher auszuführenden gründen zu der vermuthung berechtigt,
dass Kramadicvara ein verhältnissmässig altes, werk , welches
dem Pürnacandra zugeschrieben wird, im äuge gehabt hat.
Nun haben beide, Hemacandra und Kramadigvara , den sieben
capiteln, in welchen sie die sanskritgrammatik darstellen, noch
ein achtes , den Prakritapada , folgen lassen ; aber es lässt sich
nicht nachweisen, dass der eine den anderen, speciell, dass
Kramadicvara den Hemacandra benutzt habe 2j. Auch die com-
mentatoren des Samkshiptasära (soweit ich dieselben kenne)
citieren den Hemacandra nicht; und ebensowenig, was meines
erachtens viel auffälliger ist, den Vopadeva, während umge-
kehrt wenigstens die commentatoren des Vopadeva den Kra-
madicvara und seine schule erwähnen, wie wir gleich sehen
werden.
Was das verhältniss von Krainadi$vara's sanskritgramma-
tik zu der des Vopadeva anbetrifft, so sind es hauptsächlich
zwei gründe, aus welchen man ein höheres alter des Kramad-
ic,vara herleiten könnte, nämlich
1) die Vollständigkeit des Samkshiptasära 3), und im
zusammenhange damit,
o au sandhyakuharam (8). am ah annsväravisaryau (9). kddir vyaiijanam
(10). apancamdnta(h)stho dliut (11). paneako varyah (12). ddyudviliya-
fashasd aghoshäh (13). anyo yhoshavdu (14). yuralavd anta{h)sthdh (15)
u. s. w.
1) Handschriftlich in der künigl. bibliotbek zu Berlin.
2) 11. L. M. p. 75. Pischel, de gramm. Pracr. p. 16: „apparet Kra-
madic/varam non solum Vararuces opere esse usum , sed etiam aliorum
grammaticas perquisivisse, in quarum numero etiam Hemacandrae gram-
matica fuisse videtur1'. Professor Pischel hat die gute gehabt, die ihm
bekannten stücke von Kraniadigvara's Prakritapada mit Hemacandra von
neuem für mich zu vergleichen, und ist zu dem resultate gekommen,
dass sich eine benutzung des Hemacandra durch Kramadicvara nicht
erweisen lässt. Im übrigen zweifelt er nicht daran , dass Kr. jünger ist
als H. „Diess ergibt sich schon daraus, dass Kr. viel mehr unterabthei-
lungen der einzelnen Präkritdialecte kennt als H."
8) R. L. M. p. 135: ,,it is thrice as large as the Mugdhabodha".
Ich schätze die zahl der bütra auf 3000.
28 Th. Zachariae
2) die allerdings nur seltene und mehr beiläufige rücksicht-
nahme auf den Veda1), auf vedische Wörter und formen.
Man kann nun die zeit eines indischen Schriftstellers an-
nähernd nach den citaten, die sich bei ihm finden, bestim-
men; oder, wenn er selbst nie citiert, nach den citaten aus
seinen werken bei anderen autoren, deren lebenszeit uns be-
kannt ist. Von den citaten in der grammatik des Kramadic-
vara werde ich unten ausführlich handeln, und man wird da
sehen, dass er später gelebt haben muss, als die Verfasser der
Käcika, des Nyäsa und des Anunyäsa, später als die dichter
Pushpadanta, Magna, Muräri u. a. ; es soll an dieser stelle nur
im allgemeinen darauf hingewiesen werden , dass wir durchaus
nicht von allen autoren und werken , die im (coinmentar zum)
Samkshiptasara vorkommen, genau wissen, wann sie gelebt ha-
ben , wann sie entstanden sind ; und viele citate stammen viel-
leicht nicht von Krainadicvara selbst, sondern von dem Über-
arbeiter Jümaranandin, oder von irgendwelchem interpolator.
Krainadicvara selbst und seine schule (Kraniadic.varädayah,
Jaumaräh, Jümaranandin, Goyicandra) werden erst von ziem-
lich späten autoren citiert, und zwar, soweit mir bekannt,
1) Von Qrirämatarkavägica in seinem com mentare zum
Mugdhabodha, nach R. L. M. p. 103, der die folgenden
einleitungsverse anführt :
tTTfül-flTf^ITrTTSIcfTT^^TCf^ • Slt^msrnT 5F.FTT I
q^sr qTfrn;rrcr?rr : sFferctfr^TqgTTfsr^T : i
2) Von Durgädäsa in seinem commentare Subodhä zum
Mugdhabodha (nach Aufrecht); er lebte in der ersten
hälfte des 17. Jahrhunderts.
*) R. L. M. p. 74. 75 geht zu weit, wenn er sagt „The Samkshipta-
sara is intended to serve as a guide, not only to the grammar of the
classical Sanskrit, but also of the archaic Vedic form". Das richtige
trifft Goyicandra, wenn er behauptet, dass Kramadicvara durch anwendung
des Wortes bhdshd im einleitungsverse zum Samkshiptasara die nichtbe-
rücksichtigung des Veda angedeutet habe [bhäshägrahanena chändasala-
kshanaparityägah sucitah). In der Vritti zum Samkshiptasara heisst es
einmal, dass formen wie yajdti, tdrishat u. aa. nicht beigebracht werden,
weil sie vedisch sind; und diess zeigt uns, dass der grammatiker mit
der spräche des Veda vertraut war, dieselbe aber absichtlich übergieng.
Citate in Kramadi^ava's Samkshiptasära. 29
3) Von Bharatamallika, insbesondere in seinem commen-
tare zum Bhattikävya ; er lebte nach Wilson in der mitte
des vorigen Jahrhunderts.
4) Von Vishnumicra im Supadmamakaranda.
5) Von dem mir unbekannten Verfasser der Paribhashä-
tikä zum Kavikalpadruma des Vopadeva, ed. Calc.
Samvat 1923 p. 13: emm eva Dhätupäräycma-Kramad-
tgvarau 1).
Wenn Kramadicvara von späten commentatoren 2), insbe-
sondere von solchen, welche den Hemacandra und Vopadeva
anführen, nicht citiert wird, so mag da entweder ein absicht-
liches ignorieren, oder eine wirkliche unkenntniss des isolierten,
wegen seiner breite wenig in gebrauch gekommenen systemes
des Samkshiptasära zu gründe liegen. Ganz besonders auffällig
muss es erscheinen, dass Räyamukuta, welcher, wie wir oben
gesehen haben, aus einer gegend stammte, in der Kramadicvara
studiert wird, denselben nirgends erwähnt 3). Dagegen ist zu
bemerken, dass Räyamukuta auch den Hemacandra 4) nicht zu
kennen scheint, und den Vopadeva ebensowenig; ferner dass
zwischen den citaten des Räyamukuta und denen des Kramad-
icvara so auffallende congruenzen sich finden, dass man sich
des gedankens nicht erwehren kann, der erstere habe den letz-
teren gekannt, wofern man nicht annehmen will, dass beide,
Räyamukata und Kramadigvara, eine gemeinschaftliche quelle,
oder besser, verschiedene gemeinsame quellen, benutzt haben.
Einiges hierher gehörige werde ich weiter unten gelegentlich
anführen.
1) Ob das in den einleitungsversen zum Tiikändaviveka (verfusst
1033?) vorkommende Jiimariyam —
auf unseren Jümaranandin sich bezieht, wage ich nicht zu entscheiden. —
Räjendra Lala Mitra's angäbe, dass „Durghata and Durghatakara on Sam-
kshiptasära grammar" in der Praudhamanoramä citiert werde, beruht auf
einer Verwechselung.
a) Mal linät ha kennt Hemacandra und Vopadeva, nicht den Kra-
madicvara. Ujjvaladatta citiert auffälliger Weise keinen dieser gram-
matiker.
3) Ist der von Räyamukuta erwähnte Jumara (Verfasser der Kätan-
trarasav&ti) mit Jümaranandin identisch?
4) Aufrecht Z. I). M. G. 28, p. 124: Seltsam ist, dass die drei letz-
ten eommentare Hemacandra nie erwähnen.
30 Th. Zachariae
Kramadicvara's grammatisches System. Techni
sehe ausdrücke. Technische syntax. Die Gana's,
Paribhäshäs, und Kärikäs. — Kramadicvara ist ein Pä-
niniya *). Seine grammatik ist streng genommen nichts weiter
als eine Umarbeitung der Sütra des Pänini (und der Värttika
des Kätyäyana) mit ausschluss derjenigen regeln, welche sich
auf accent2) und Veda beziehen. Für den erfinder eines neuen
grammatischen systemes kann Kramadic,vara kaum gelten: neu
ist in seiner grammatik nur die anordnung des Stoffes. Seine
abhängigkeit von Pänini geht so weit, dass er viele sütra des-
selben fast oder ganz unverändert in seine grammatik herüber
genommen hat 3); im übrigen fasst er wohl zwei oder mehrere
Päninisütra in ein einziges zusammen, oder umgekehrt, er zer-
legt ein Paninisütram, sodass z. b. Pän. II, 1, 6; 3, 69 im
Samkshiptasära eine ganze reihe von sütra bilden. Hierbei
tritt Kramadicvara vielfach — wenn man so sagen will — als
der Übersetzer des Pänini auf; diess gilt besonders mit bezug
auf die bei Pänini im locativ erscheinenden Wörter 4). So sagt
er prithakkarane für P. 2, 2, 10 nirdhärane; stutinindayoh für
2, 1 33 adhikdrthavacane ; nämni häufig für samjnäyäm ; nin-
däyäm für kshepe 2, 1, 64; kshepe für äkroge 6, 3, 21; ut-
kshepana für idsanjana 1, 3, 36; upagdntvana für upasambhä-
shä 1, 3, 47; ritvij für hoträ 5, 1, 135; samah pratijnäyäm
(ebenso Hemacandra und Vopadeva) für samah pratijnäne 1, 3,
52; svlkarane 5) für svakarane 1, 3, 56, u. s. w.
Neben Pänini hat Kramadicvara, wie schon aus seinen zahl-
reichen citaten hervorgeht, bei der ausarbeitung seiner gram-
*) Bharata zu Bhatti 8, 71 führt ein Kramadi^varasütram neben ei*
nera Paninisütram an.
a) Uebrigens bedient sich Kramadicvara der ausdrücke anuddtta,
antoddtta , u. s. f. So hat er ein Sütra anuddttddcr naf = P. 4, 2, 44
anuddttuder an; und in dem commentare zu dem sütra, welches Pän. 1,
3, 12 entspricht, sagt er: anudättädayo daqagmwdhdtupäihe prasiddhä,
vede tücedryante; uceair ueedranud udättah, nicais tv anuddftah , samuhri-
tah svaritah \\ Vgl. Särasvati Prakriyä p. 6, und im allgemeinen, was
Burnell, Aindra School, p. 100 über den Verfasser der Qäkatäyana Gram-
mar sagt.
8) Diess haben auch andere moderne grammatiker gethan; vgl. Bur-
nell, Aindra School, p. 100.
4) Vgl. Goldstücker, Pänini, p. 128.
fi) Vgl. die erklärer zu Bhatti 7, 101. 8, 33.
Citato in Kramadicvara's Samkshiptasara. 31
matik auch andere werke benutzt; so die commentare zum Pä-
nini, die Käcikä und den Nyäsa; die in Bengalen weit verbrei-
tete Kätantragrainmatik , u. a. m. Ansichten anderer gramma-
tiker werden entweder allgemein mit ity eke, ity anye angeführt,
oder die betreffenden autoritäten werden ausdrücklich genannt:
ity Anupadakdrah, iti Kdläpäh, Cdndrdh, Nyäsah, Bhdgavrittih.
Wir dürfen annehmen, dass ein grosser theil von Kramadicvara's
gelehrsamkeit secundiiren quellen entstammt, um so mehr da
vermuthlich viele der von ihm genannten autoren oder werke
zu seiner zeit gar nicht mehr vorhanden waren x). Oft ist er
auch ehrlich genug, den grammatiker oder kritiker namhaft zu
machen, welcher in irgendeiner, auch im Sainkshiptasara ci-
tierten dichterstelle etwas auszusetzen hatte. Dieses citieren
von dichterstellen führt uns auf etwas anderes. Es ist eine
characteristische eigenthümlichkeit des Kramadigvara , dass er
auf das in der spräche wirklich vorkommende mehr rücksicht
nimmt, als irgend ein anderer der mir bekannten neueren gram-
matiker. Daher sagt er oft, nachdem er eine regel gegeben
hat, kvacin na syät, kvacid anyaträpi oder ähnliches, und führt
dann eine stelle aus einem dichter an. Zu einem Sütra anyato
pi drigyate (vgl. P. 3, 2, 75) bemerkt er: apicabdah sarvopd-
dhivyabhicdrdrt/iah / drigyata iti prayogänusdrärtham j bhüri
dadätif bhüridäva', prdtar eti, prdtaritvd.
Einige worte sind zu sagen über die grammatische
spräche des Kramadigvara; über die kunstausdrücke und die
construction der sütra.
Die technischen Wörter hat Kramadicvara fast aus-
nahmslos aus Panini's grammatik herübergenommen; zwar ge-
braucht er — doch nicht immer — kevala statt anupasarga ;
prddl statt upasarga; klwa statt napunsaka u. s. w., aber ver-
gebens suchen wir bei ihm nach den ausdrücken, die dem Kä-
tantra eigenthümlich sind, oder nach den Verstümmelungen des
Vopadeva.
Stärkere abweichungen zeigen bei Kramadicvara die formen
der suffixe, zumal der Taddhita's. Es ist ja natürlich, dass
für einen späten grammatiker, der auf den accent der zu bil-
denden würter keine rücksicht nahm, eine grosse anzahl der
*) Aufrecht in der vorrede zum Ujjvaladatta, p. XIX.
32 Th. Zachariae
von Panini verwendeten stummen buchstaben überflüssig war.
Aber Kramadicvara hat nicbt nur die für ihn unnöthigen Anu-
bandha's weggelassen, sondern er hat auch neue an stelle der
von Panini gebrauchten gesetzt, oder überhaupt neue erfunden,
die ich nur zu einem geringen theile bei anderen grammatikern
wiederfinde: und hierin liegt vielleicht die einzige eigenthüm-
lichkeit des grammatischen systemes des Samkshiptasära. Ich
würde hier eine vollständige liste von Kramadicvara's Krit- und
Taddhitasuffixen , nebst bemerkungen über die bedeutung der
stummen buchstaben, folgen lassen, wenn ich bei dem zustande
der bengalischen handschriften im allgemeinen und dem der mir
vorliegenden handschrift im besonderen etwas sicheres zu geben
im stände wäre1). Leider ist der ganze Taddhitapäda, der
sich durch genauigkeit und ausführlichkeit vor den übrigen ca-
piteln des Samkshiptasära auszeichnet — weshalb Aufrecht be-
sonders auf ihn aufmerksam gemacht hat — in dem Londoner
manuscript I. 0. 822 von späterer band ergänzt worden. Für
die richtigkeit des wenigen, das ich hier gebe, kann ich also
nicht bürgen.
Kritsuffixe: an, Pän. ac
anvyah
ishnun
elimak; Andere elimac oder helima
ghan (Pan. ghan)
ghinam P. ghinun Kät. giiinin
na P. ap, khal
naka P. vun Vop. aka
nakat P. shvun Vop. shaka
nana, nanat, — ana
ta, tan P. tak, ta
naka Vop. ebenso, P. nval, Kät. und Agni-
purana vun 2)
nat P. an (Kr. karmano nat, Pan. und Kät.
karmany an)
nam
*) Ich beziehe mich auf das fehlen des Viräma, auf das verwechseln
von r und v, von n, n und l, und dgl.
2) Kr. nakatrivau kartari, Vop. trinnakau ghe, Pän. nvtiltricau, Kät.
4. 2, 47 •vuntricau r Agnip. 358, 6 vunfricau sarvadhdtubhyo bhuvako bha-
vitd tathä.
Citate in Kramadicvara's Samkshiptaeära. 33
tavyan
turtum P. tumun
trin Vop. trin, Andere tric x)
yan P. yat
yac P. lyap
gan P. ga
catri
gäna.
Taddhitasuffixe: aha P. vun; akan P. vun
dran P. drak
ika, vgl. tika, nika
tya P. cha; tyan P. chan
ukan P. wÄ;aw
kadya Vop. ebenso, P. katyac
kan P. &a&
/an (?/aw R. L. M. p. 141, 2) P. an
tika, tikan, vgl. Agnip. 355, 4 dhanikam
tikamritam
tin P. ?n
<«Ä;aw (so auch im Jainendravyäkarana) P.
ikak
daka P. dvun
dima
nat P. an
nika
ntna, P. khaft u. s. w.
In bezug auf die technische construction der sütra
hat sich Kramadicvara im ganzen und grossen an Pänini ange-
schlossen. Doch ist er sich nicht consequent geblieben ; wenn
z. b. Panini dasjenige, wofür irgend etwas anderes substituiert
werden soll, in der regel in den genitiv setzt, so gebraucht
Kramadicvara 2) in diesem falle häufig auch den nominativ.
Wenn also in einem sütra Kramadicvara's zwei nominative er-
scheinen, so steht der erste derselben für Panini's genitiv, der
zweite nominativ ist das Substitut. Ein paar beispiele mögen
diess erläutern.
x) Vorige note.
') Wie auch andere spätere grammatiker. — Die eigenthümliche
construction des norainativs mit dem accusativ, welche im Kätantra und
sonst sich findet, hat Kramadicvara nicht; Burneil, Aindra School, p. 117.
Beiträge z. künde d. ig. sprachen. V. o
34 Th. Zachariae
1) Krainadicvara gebraucht den genitiv wie Pänini:
hano vadlür lundgishoh // Coram. : . . . hanah sthäne va-
dhir bhavati; vgl. P. 2, 4, 42. 43.
id ätah sthah // . . . tishthater ätah sthäne id bhavati j ati-
shfhipat; vgl. Vop. 18, 9.
[iko'J yavaralo' ci // Pänini: iko yann aci; Kätantra:
ivarno yam (dpadyate) u. s. \v. ; Sär. Prakriyä : * yam
svare u. s. w.
2) Kramadicvara hat einen nominativ statt Pänini's genitiv:
ye 'yuyaci sthdder ad it II ayuyaci ye pare sthdder dd ul
bhavati / sthiyate teshthiyate / ayuyaciti kirn / asthäyi
dsthäya // Folgt der Gana sthddi
jas it punsi // pumlinge jas id bhavati / sarve , u. s. w.
Pän. 7, 1, 17 jasah ?i. Kät. 2, 1, 30 jas sarva iL
Hemacandra 1, 4, 9 jasa ih.
dver id at // svddau pare dvigabdasya id ad bhavati /
dvau u. s. w.
sahah so vä // Vopadeva ebenso; Pänini: sahasya sah
samdno drigddau // drigädau pare samänacabdah so bha-
vati; Vop. 6, 97 samänah sah; Kät. 4, 6, 65 samä-
nasya sah
kini kah . . .; ebenso Kät. 2, 3, 30; aber Pänini kimah
kah
aud U klivdc ca // striydm ätah klivdc cottara aud id
bhavati; Kät. 2, 1, 41 aur im (dpadyate) ; Hemacan-
dra: aur i; vgl. Vop. 3, 72. 84.
Die Gana 1). — Ueber die zahlreichen, in den sütren des
Sanikshiptasära mit dem anfangsworte citierten, in der Vritti
ausgeführten gana ist in der kürze folgendes zu bemerken:
1) Einige gana erscheinen in metrischer form; besonders
häufig in Goyicandra's commentar. Der duhddiganah
lautet :
ari%rTf%£föcrf^fai%f%öfT ^farsTrföfsT^frrs^Grt sr^ f?r : i
Vgl. die Käcjkä in Böhtlingk's Chrestomathie2 p. 225.
x) Vgl. Goldsiücker Pän. p. 179. 180. Burneil, Aindra S. p. 29. 30.
R. L. M. p. 13. 14. Vom Ganaratnamahodadhi ist mir nur der anfang
bekannt ; auch die Kägikä liegt mir jetzt wo ich diess schreibe nicht vor.
m-
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. 35
Der lange wurzelgana gakddi besteht aus sechs Strophen ;
Böhtlingk zu Pän. 7, 2, 10. — Die prddayah:
3&fö tsfSTTFT^TT : fäi?I?IT^rrrTT ! ^f%£^fon'SrcjqwfrTaT II
«s ot ^~ *» nS
Der gana gramanddi zerfällt bei Kramadicvara in einen
gana gramanddi und in einen gana mridvddi. Der gana
gramanddi lautet bei Goyicandra:
3SPTITIT ctfcfTET 5"T^t rTiq^t ST^cFf FTeiT I
Die übrigen acht Wörter des pänineischen gana grama-
nddi bilden den gana mridvddi. Ebenso wird der gana
urahprabhriti in a) urahprabhriti b) nävddi zerlegt.
Goyicandra :
sx -. srf<f ^t^ ^rt sjwiiwNfa- ^ i
3^:ffiTrf?ft *rsrc ^t^tt^ <tjtt:t iu : I
2) Kramadigvara hat häufig einen gana, wo von Pänini und
anderen die betreifenden Wörter im sütra aufgeführt
werden (nipdtyante). So z. b. gabdddi vgl. P. 3, 2, 23;
ein zweiter gana gabdddi besteht aus den Wörtern bei
Pän. 3, 1, 17 : dass diese wörterreihen von Kramadicvara
mehr oder weniger erweitert worden sind, braucht kaum
bemerkt zu werden. Ferner antddi P. 3, 2, 48, nakhä-
di *) 6, 3, 75, dantddi 6, 1, 63, acaturddi 5, 1, 121
u. s. w.
3) Kramadicvara fängt den gana mit einem anderen worte
als Pänini an. Der gana anugatikädi heisst anuhodädi ;
der vierte gana zu P. 4, 2, 80 heisst gartddi 2), nicht
kumudddi. Für Indrajananddi sagt Kramadicvara Sitdn-
veshanddi 3); und zwar lautet dieser gana (in der Lon-
doner handschrift)
^taracniT ^?raq fsrsTsfi-s: ?mw i^fr^ nuTJp*r i
Zu den Wörtern, welche das suffix tya (cha) annehmen,
gehört auch das dvandva Qyenakapota, also Qyenakapo-
*) Ganaratnamahodadhi : nabhrddddi. Sär. Prakriyä: näkädi.
a) Ganar°: valvajddi.
*) Ganar0: Qifukrandädi.
3*
36 Th. Zachariae
tiya; aber von Deväsura Rdkshogandharva wird gebildet
Daiväsura Rdkshogandharva 1).
Paribhäshäs 2). — Kramadicvara citiert in der vritti zu
den sütren seiner grammatik öfters kurze regeln, welche sich
durch ihren inhalt, ihre anwendung und durch äussere merk-
male als paribhäshäs kennzeichnen und zu einem theile fast
wörtlich in Nägojibhatta's Paribhäshendu^ekhara wiederkeh-
ren. Ich habe einige bei der lectüre des Samkshiptasara ge-
sammelt und lasse dieselben in alphabetischer Ordnung hier
folgen. Ob diese parishäbhäs in dem Samkshiptasäraparibhä-
shäsütram enthalten sind, kann ich, mit einer ausnähme, nicht
sagen, da mir das genannte werkchen unbekannt geblieben ist.
Apekshitavidher anapekshitavidhdnam durbalam.
ätidecikam käryam anityam; vgl. Par. 93, G ed. Kielhorn.
upapadavibhakteh kärakavibhaktir gariyasi; Par. 94.
ekadegavikritam ananyavad bhavati; Par. 37.
kridabhihito bhävo dravyavat prakdgate.
kvacid apavädavishaye 'py utsargo 'bhinivigate ; Par. 58;
oft von späteren angewendet; Ujjvaladatta zu Un. 2,
2 (pravartate statt abhinivigate) ; Bharata zu Bhatt. 8.
49. 124. 15, 102; kvacid apavädavishaye 'py utsargo
'pi pravartate derselbe zu 6, 130. 7, 17. 8, 128. 9, 58.
10, 20.
kvacid bhävyartho bhütavad angikriyate.
kvacin nimittäpäye naimittikasyäpy apdydh, „when a
cause disappears, that which was caused by it, disap-
pears likewise". Siradeva's Paribhäshävritti 99 bei
Kielhorn vol. II p. 535. In der Sar. Prakriyä und im
Cändravyäkarana findet sich die lesart abhäva statt
apäya.
pratitir vishayam apaharati; wird Nyäya genannt.
pradhdnena hi vyapadegd bhavanti.
bhavati hi käranäd atikramdh (?).
bhavati hi vydkhyänato viqeshaldbho na tu sandehdd ala-
x) Wie mir von befreundeter seite mitgetheilt wird, ist hier die
Kägikä P. 4, 3, 88 zu vergleichen.
s) E. L. M. p. 53—62. 143—44. Goldstücker, Pan. pag. 106 ff.
Kielhorn in der Preface zu seiner ausgäbe des Paribhäshendugekhara
[Par.].
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. 37
kshanam (so die Londoner hs.); diese paribhäshä ist
die erste im Samkshiptasäraparibhäshäsütram , Pari-
bhäshenducekhara , Paribhäshäbhäskara , und in der
Paribhäshävritti.
luptarn cdluptavat kvacit (?).
vigeshenäpt sdmdnyam bddhyate na kväcit (?).
gäbdi hy äkdnkshd gabdenaiva prapüryate; vgl. Peters-
burger Wörterbuch unter gdbda.
sthänyädegdh sthdnivat kväpi.
Kärikäs !). — Die zahl der im Samkshiptasära vorkom-
menden kärikäs ist nicht so gross, als man bei einem späten
grammatiker vielleicht erwarten könnte. Einige hat Kramad-
iQvara wohl selbst verfasst; die meisten sind aus den commen-
taren zu Panini, Katantra etc. entlehnt und daher bekannt.
adravam0, vgl. z. b. Kät. p. 313. Im zweiten hemistich
haben die handschriften tasya statt tena.
äkriti0 bekannt; Kät. p. 364.
Diese kärikä ist characteristisch für den Standpunkt und
das Zeitalter unseres grammatikers. Weil in der that manche
wurzel, die eigentlich die endungen des ätmanepadam anneh-
men sollte, im parasmaipadam gebraucht wird — zumal im
epos — , so hält er es für nöthig diess ausdrücklich zu bemer-
ken. Der zweite hemistich ist nur ein beispiel und stammt aus
dem Mahäbhärata 2); die wurzel svanj ist anudättet und sollte
ätmanepada haben. Ferner führt Kramadicvara an
sa eväyam nägah sahati kalabhebhyah paribhavam iti ■
und fährt dann fort
Dieser hemistich — der wohl mit dtmanepadasamprdptau0
zur bildung eines vollständigen ctoka zusammengestellt werden
muss — kehrt wieder bei Bharata zu Bhatti 6, 41 „iti
paravdkyät", nach dem aussprach des anderen, d. h. des Kra-
madicvara; und in der Paribhäshätikä zum Kavikalpadruma, in
1) Goldstücker, Panini, p. 93 ff.
3) 4, 513; vgl. Bharata zu Bhatti 17, 103 kvacid dtmanepadino 'pi
parasmaipaditvam j parishvajati etc. Vgl. denselben zu 8, 66.
38 Th. Zachariae
einer discussion l) über den werth oder die bedeutung der ver-
balanubandhas bei Vopadeva, heisst es: ... „Wenn nun aber
im Dhätupäräyana und im Mugdhabodha (XVII, 1) corayate
neben corayati angeführt worden ist, so ist das geschehen zur
rechtfertigung des von den Verfassern der Mabakävya zuweilen
gebrauchten ätmanepadam ; so z. b. tarkaye im Naishadham;
hiebei stützen sich einige auf den Nyäya : ätmanepadam icchanti
parasmaipadinäm kvacit".
Kramadicvara führt nun einige beispiele für den gebrauch
des atmanepada statt des parasmaipada an :
aus dem Kumärasambhava, 3, 38; die mir vorliegende indische
ausgäbe (Calcutta 1870) liest in der that cucumbe , nicht cu-
cumba, wie meines wissens andere ausgaben lesen. Ferner
mritam apy anugacchate vidyä / und endlich
So die Oxforder handschrift; die Londoner schiebt zwischen
mätd und yadä ein: nodarasthd haritaki; und vor kaddcit hat
sie (aber nur am unteren rande des blattes bemerkt) haritakim
bhunkshva räjan mäteva hitakärini.
Ich fahre in der aufzählung der kärikäs fort.
ishadarthe0 aus dem Bhäshya.
kripdydm nindane jnäne0, vgl. Bharata zu Bhatti 20, 5.
Zur sache Benfey, Vollständige Grammatik, § 624, B, 2.
kriyamdnam0 bekannt, vgl. z. b. Kat. p. 183.
crörfwsr fRsrfWsi fswTGftFüfsry : s»i%T i
Diess ist nur eine Variation der bekannten und oft angeführten
karikä kvacit pravrittih0.
prädurbhäva0 , vgl. Böhtlingk, Index zum Panini p. 463
und prägutpattiQ Kätantra p. 365.
Ein metrisches Sütra, vgl. Varttika zu Pänini 3, 2, 111. Der-
artige versificierungen finden sich auch sonst noch bei Kra-
*) Bezieht sich auf die verse, welche bei Westergaard, Radices,
p. 343 abgedruckt sind.
Citate in Kramadii^vara's Samkshiptasära. 39
madicvara 1). Es ist mir fraglich ob sie von ihm selbst her-
rühren.
gilito0 bekannt; vgl. Kät. 4, 4, 66 Comm.
Vgl. Pän. 2; 4, 26.
shashthitritiyayor0, vgl. Böhtlingk Pän. II p. 280.
Ein ctoka 2) über die bedeutung der casus in den sütra der
grammatiker, speciell in der grammatik des Pänini. — Es fol-
gen drei regeln des Pänini mit kurzem commentar:
^cjrt ?rinf% 11 \ . \ . öö.
ikah sthdne 'ci pare yan (sie) ädego bhavati \\
WörereHTTT/TFro II V . '$ . *» % .
bhdve harmani ca vdcye dtmanepadam bhavati 3) ||
ÖTTf% JTJTT öTrT II ^ . ^ . Öo.
vrate gamyamdne vdcy upapade sati yama uttare khaj 4)
bhavati [|
sr^ir fq-fsr^-s^frr craxinfcrii ^sa^r i
Vgl. Böhtlingk, Index zum Pänini, p. 451.
srföi^qrjr frircrr fnr«rr *nRw*7jft : i
Diese kärikä — nur eine Variation der bekannten samhitaika-
pade0, vgl. z. b. Vämana 5, 1, 2 — wird von Kramadicvara
am Schlüsse des Sandhipäda angeführt. Als beispiel für die
nichtbeachtung der Sandhiregeln 5) wird gegeben
Tt, uk?t zsFjwfcn ^ssrn : 'ertimf^T : i
Man vergleiche den vers, welcher am Schlüsse der in Kashmir
gefundenen handschrift von Kshapanaka's Anekärthadhvani-
maiijari steht 6):
*) So erscheinen die sütra Pänini's 3, 4, 2 ff', in metrischer gestalt.
a) vdrttikasydyam plohah R. L. M. p. 127 am ende. Vgl. p. 141 in
der mitte.
3) Das „ätmane" im sütra ist „lipikarapramäda", vgl. R. L. M. p.
8. 143.
*) khapn Oxforder hs.
») Benfey V. G. §. 86 Bern. 2. Lassen-Gildemeister Anth. p. 118.
°) Bühl er, Detailed Report etc., p. CXI.
40 Th. Zachariae
Die folgende kärikä bezieht sich auf die declination der
sarvddayah:
Handschriften. — Benutzt habe ich die Oxforder hand-
schrift (Wilson 17) und die Londoner (I. 0. 822). Letztere
allein hat mir bei der ausarbeitung dieses aufsatzes vorgelegen.
Die Oxforder hs. ist ganz modern, die Londoner ist 50—100
jähre älter (das älteste datum cak. 1627?) und von verschie-
denen händen geschrieben. Der älteste mir bekannte codex ist
ein ms. von Goyicandra's commentar, datiert 1703 A. D. Die
in der Library of the Asiatic Society of Bengal befindlichen
handschriften sind nach Rajendra Läla Mitra's angaben sämmt-
lich modern und undatiert.
Die handschriften sind, wie kaum bemerkt zu werden
braucht, mit bengalischen buchstaben geschrieben.
Weder die Oxforder noch die Londoner hs. des Samkship-
tasära sind fehlerfrei. Auch lücken sind nicht selten : so findet
sich eine in der Oxforder hs. im Sandhipäda, eine in der Lon-
doner im Samäsapäda. Nimmt man hinzu dass schon Goyi-
candra x) zu wiederholten malen von der fahrlässigkeit der ab-
schreiber spricht, so wird es keine leichte aufgäbe sein, mit
dem in Europa zugänglichen handschriftlichen material (selbst
mit zuhülfenahme der vorzüglichen commentare Goyicandra's)
einen lesbaren und zuverlässigen text herzustellen.
Von Goyicandra's commentaren sind besonders die Londo-
ner handschriften benutzt worden, und zwar sind diess die fol-
genden :
I. 0. No. 1495 Sandhipäda
746 Tifantapada
900 Kridantapada
1494 Taddhitapäda
1481 Kärakapäda
*) Er verfasste Beinen commentar samayavacavydkulapdthasamuddha-
randya. Oeftera erwähnt er den mulapdtha gegenüber dem pramddapdtha.
Citate in Kraraadicvara's Samkshiptasära. 41
230 Subantapäda
1481 Samäsapäda.
Citate im Samkshiptasära. — Bei der folgenden Zu-
sammenstellung der in Kraraadicvara's Samkshiptasära sich fin-
denden citate habe ich von gedruckten sachen besonders be-
nutzt Aufrecht's Catalog der Oxforder handschriften ; dessel-
ben vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta (Bonn 1859),
und seinen aufsatz „Zur handschriftenkunde" in der Z. D. M. G.
XXVIII, 103—124.
Ich führe die citierten autoren und werke in zwei abthei-
lungen vor , 1) grammatiker und lexicographen , 2) dichter,
u. s. w. ; in einer dritten abtheilung gebe ich eine blumeniese
der anonym angeführten citate. Um mich nicht dem vorwürfe
der unvollständigkeit auszusetzen, habe ich manches bekannte
und unwichtige in mein verzeichniss aufnehmen müssen.
I. Grammatiker und lexicographen.
Anunyäsa, commentar des Rakshita zum Nyäsa des Ji-
nendrabuddhi. Das werk wird nur einmal citiert im dvandva
mit Väbhata (Anunyäsa-Väbhatau) ; beide, der Verfasser des
Anunyäsa, und Väbhata erklärten in der von Kramadicvara
anonym angeführten stelle Kumäras. 1, 52 (53 Stenzler) grä-
hayitum für schlecht oder falsch (asädhu x)). Kr. sagt: grä-
hayitum svikärayitum iti kävyärthah ; Mallinätha's glosse lau-
tet: svayam dhüya parigrähayitum.
Anupadakära, der unbekannte Verfasser des zum Säma-
veda gehörigen Anupadasütram , wird zweimal angeführt.
Amara, Amarakosha. — II, 9, 65 gibt Kramadicvara:
dhurinäh sadhuramdharäh , wie die neueste ausgäbe des Ama-
rakoca, Bombay 1877. — In II, 6, 1, 41 wird stanamdhayd
für eine falsche lesart (apapätha) erklärt: stanamdhayi soll
man lesen. In I, 2, 3, 24 wird varshdbhri (°hvi?J als apapä-
tha bezeichnet. Ebendaselbst liest Kr. duli, wie die neueste
ausgäbe, nicht duli.
*) asädhu = $abdasmritiviruddha Vämana 2, 1, 5.
42
Th. Zachariae
Amaramäla, ein schon von Kshirasvämin citiertes lexi-
con. Kr. führt es nur einmal an: „bhümer apy ardham angu-
lam" iti yavamdnavacano 't/am angidagabdah (s- Ujjv. zu Un.
4, 2); tathä cämaramäld: „angulam tu yavo matam11.
Utpalamalä (Londoner ms.) oder Utpalamälini (Ox-
forder ms.), ein lexicon. Es wird angezogen für das wort Qa-
talumpa, welches ein beiname des dichters Bhäravi gewesen
sein soll ((Jatalumpas tu Bhäravih) ; für divam (ürdhvaloko
divain nabhah); und für die feminina singularis krodd ddrd
härä:
SFTteT 5[T|T rmT ^T|T %Q %h UTJJ^m^ i
ffftl 37^2 fT^ xf Cr^TfTTrFT JT^fäft ! II
Kajjata (so die hss.; ob Kajjala? Kallata?), ein mir un-
bekannter grammatiker. Ich habe ihn dreimal angeführt ge-
funden. Nach Kajjata heisst es auch shaddhä (sechsfach) statt
shodhä, shaddhä. Ferner wird er citiert in dem commentare
zu einem sütra, welches auf das der regel Pan. 5, 3, 9 ent-
sprechende sütra unmittelbar folgt: abhimukhärthäbheg ca || a-
bhito grämam abhimukham grdmasyeti Kajjatah || Die dritte
stelle ist
aGnssTTttii wh n
vrishagabdo 'tra gukralavacanah / vrishasyati näri agvasyati va-
davd I agvagabdo 'tra pumjätivacana iti Kajjatah //
Hierzu bemerkt Goyicandra: agvasyati vadavety atitrishnd-
ydm hayam icchatity arthah j agvapadena catushpäjjätivigesha
ukta iti j vadavdpadopanyäsäd Vrittikrito 'blnshtamata evoddha-
ranam Vdmana-Bhägavrittikritdbhydm (!) api dargitam /
agvagabdo 'tra pumjätivacana iti Kajjata iti matäntaropadarganam
gagavrishägvajätilakshanam ca Smaragästre prasiddham eva /
atitrishnäyäm maithunamdtrecchäydm agvasyatity api keshdmcin
matam / tathä ca: „Ravirathahayän agvasyantitiu Qriharshah\\
vgl. Bharata zu Bhatti 4, 30. Nach Kajjata bezeichnet also
das wort agva in agvasyati nicht pferd, sondern eine besondere
art von männern, wie in der erotik —
Kätantram (vgl. Käläpäh). Diese in Bengalen — beson-
ders bei den Vaidya — viel gebrauchte grammatik wird von
Citate in Karamadic,vara's Samkshiptasära. 43
Kr. häufig citiert. Goyicandra citiert auch Sarvavarman (sie),
den angeblichen Verfasser der Kätantragrammatik, und die Kä-
tantratikä; Vanc,ivadana citiert den Durgasiriha. Nicht alles
was Kr. aus dem Kätantram anführt, vermag ich in der ge-
druckten ausgäbe dieses werkes aufzufinden. Citiert wird z. b.
tolä aus 4, 5, 83 (Vritti); pricchaniyam aus 3, 5, 27 (Vritti).
Ein Kätantrasütram wird nie angeführt.
Käläpäh, s. v. a. Kätantriyäh. Sie werden einmal allein
citiert, mit bezug auf Kät. 3, 7, 21, einmal im dvandva mit
den Candrah x) : gatakumbheti Cdndrakäldpdh / Qatakumbhapar-
vate bhavam gätakaumbham suvarnam / Danach gehört gata-
kumbha mit zum gana anugatikddi. — Krainadicvara wird ne-
ben den Käläpäh citiert von Bharata zu Bhatti 11, 38.
Kshapanaka, Verfasser eines commentares zu den Unä-
disütra? Vgl. die Kshapanakavritti bei Ujjvaladatta. Kramad-
ievara: mätur mätarag ca pitari 2) / mätdpitarau mdtarapita-
rau J „pitug ca pitara" iti Kshapanakah /
Candräh, die zur schule des Candra gehörigen gramma-
tiker. Bruchstücke des Cändravyakarana sind neuerdings zum
Vorschein gekommen. Die Candräh werden von Kr. mehrere
male citiert; einmal im Dvandva mit den Kälapäh, vgl. oben.
Zu einem der citate führt Goyicandra das Candravrittisütram an.
Die Candrah lesen in der wörterreihe ojas u. s. w. (Pan.
6, 3, 3) tapas statt tamas. — padapucchayor veti Candräh d. h.
nach den Candrah ist (die Verlängerung des auslautenden voca-
les von gvan in der Zusammensetzung) vor pada und puccha
arbiträr. Goyicandra bemerkt hierzu: na tu Candrasya tat la-
kshanam. — Nach den Candrah tritt in der Zusammensetzung
sa für samäna ein arbiträr vor ndman gotra rüpa sthdna vayas
varna vacana jdtiya (Benfey p. 248, XII). Goyicandra bemerkt:
Candralakshanam etad upanyastam vikalpdrtham j nach Kra-
madievara ist die Substitution von sa für samdna nicht arbiträr,
sondern nothwendig. — Die Candrah sagen statt cauram sam-
2) Wie Goyicandra einmal hat: Sarvavarmacandramate „nach der
ansieht des Sarvavarman und des Candra".
a) Vgl Ujjv. zu Un. 2, 96 p. 60, 14 Aufrecht.
44
Th. Zachariae
tdpayati samtdpak auch caurasya samtäpayati; vgl. die Vritti
zu Kät. 2, 4, 40. — Die Candräh werden angeführt für dcd-
ryabhogina, und für ekatvya (von ekatas). Zu seinem sütra
stome dah bemerkt Kramadicvara : dad iti Candräh, vgl. Pän.
5, 2, 37 värtt. 4. Benfey §. 547.
Cullibhatti, ein commentator des Pänini, der von Jinen-
drabuddhi citiert wird (nach Kielhorn). Vgl. die Cullikäbhat-
tavritti bei Rayamukuta. Kramadicvara:
hridayamgamah, mitamgamo hasti, sutamgamo rdjabhedah, pür-
vmrigamah panthdh , hridayanigamä väg iti ca samjnäyäm iti
Cidlibhattih jj Vgl. Kät. 4, 3, 45 Comm.
Jayäditya, der (angebliche?) Verfasser eines theiles der
Kägikä; vgl. unten Vämana, Vämanavritti. Die beiden citate
Kramadicvara's aus Jayäditya beziehen sich auf die KaQ. zu
Pän. 3, 2, 56, und 5, 4, 119 (vigra, nasenlos).
Trikändam, ein lexicon; Verfasser Bhäguri? Kramadi-
cvara's citate sind: Ndsatyau devabhishajau. — gananiyam tu
ganeyam. — sutd ca duhitä putri. — Wörter für bäum:
arit ^Tjft svmmu stt^t ?t$et nji : ctft : ii
Der folgende hemistich wird angeführt für das fem. bhirü statt
des gewöhnlichen bhirü:
mfsFrl' cFTfqqr irh[ : *p-;fr 3[fo<TT fcrsrT i
Drävidäh (eine schule von grammatikern ?) , citiert von
Kshirasvämin und Rayamukuta; von Kramadicvara einmal. Vgl.
die Drävidäh in Vitthala's Prasäda.
Dhätupäräyanam, ein grammatisches werk, vermuthlich
das werk des Pürnacandra, welches von Rayamukuta zum Ama-
rakosha, von dessen Vorgängern Väcaspati x) und Subhüti, in
der Mädhaviyavritti, und von Ujjvaladatta angeführt wird. Kr.
citiert das Dhätupäräyanam für üti „das gewebe" von der wur-
x) Rayamukuta zu Amarä II, 6, 1, 38 Pürnacandrena tu Pdrdyane
. iti Vdcaspatih.
Citate in Kramadic^ara's Samkshiptasara. 45
zel vefi, vgl. die Caitrakuti zu Kat. 4, 5, 73; für cintiyä, yü-
jiyd = cintä, püja ; für dadaridravän — dadaridrvän ; und
für bhräkti = bhräshti , vgl. Kat. 3, 6, 59 Comm.
Nyäsa; Nyäsakrit i. e. Jinendrabuddhi x). Der Nyäsa
ist ein commentar zur Käcjkä ; Rakshita's commentar zum Nyä-
sa heisst Anunyäsa, und beide zusammen, Nyäsa und Anu-
nyäsa, bildeten wahrscheinlich den Mahänyäsa (nach Aufrecht).
Jinendra's zeit ist noch nicht genau bestimmt. Er wird von
Ujjvaladatta wiederholt citiert.
PaQupati, ein grammatiker? Verfasser eines Alamkära-
castra? Er wird als lexicograph (?) citiert von Ujjvaladatta;
die Kärakaparikshä eines Pacupati befindet sich unter den von
Bühler in Kashmir gefundenen handschriften (no. 282). — Pa-
cupati erklärt in der stelle
jfryf^o" (?) grffTrrr uriz^ ntn :
godhuli für asädhu; godhüla soll es heissen , wie yadmanabha,
ürnanäbha, dtryhardtra. Er beanstandet Pandydh in der stelle
Ragh. 4, 49. Er erklärt die denominativa in
ssrrer : ^jm^iT 5Ftaf?r 3^ nsn : efT^toiH
für apagabdäh; die worte stammen aus einer strophe des dich-
ters Bhallata oder Mallabhatta, s. Aufrecht Z. D. M. G. XXVII,
61. — Pagupati wird angeführt für dhuramdhara : „bhavitä
tvam dhuramdharaha. Er erklärt dyrahäyana (statt ägrahäya-
nika) für asädhu. Er tadelt sviya (statt svakiya) in einer an-
onym angeführten stelle; die Oxforder hs. liest hier Bhägavrit-
tih statt Pagupatih. Endlich erscheint er im dvandva mit
Väbhata in folgender stelle:
^qf^TT^T^r -sfcr mir »
smT?;<75mfFirat 5ejT??JTFm II
Zum sütra ergänze ktah. Die worte, auf welche die erklärung
des Väbhata und Pacupati sich bezieht, stammen aus Bhartrihari.
Bhattavärttikam 2). Von den im Samkshiptasara als
') Vgl. Bühl er, Detailed Report of a tour in search of Skt. MSS.
made in Kacmir (1877) p. 73.
*) Vgl. den Bhattavärttikakrit in Kullükabhatta's commentar zum
Manu.
46 Th. Zachariae
Bhattavärttikam bezeichneten citaten sind mir nur zwei von
anderswoher bekannt; der ausdruck Bhattavärttikam ist mir
nur noch begegnet in Vishnumic,ra's commentar zum Supadma.
Goyicandra und andere commentatoren des Kr. führen öfters
ein clokavärttikam an 1).
Das folgende „Bhattavärttikam" wird von Kr. angeführt
als beispiel zu seinem sütra „kvacin na syät" d. h. manchmal
findet (die Verdoppelung des nasales) nicht statt *):
ws$ : jrarär "ks : fpttTt^t FTfosiFr n
Vgl. Böhtlingk, Pän. vol. II p. 112. 215. Für das mit einem
part. fut. pass. nicht componierte adverb avagyam wird citiert:
Für adidigat:
■^^UK^mm^ öT^JUTTtJiqjfTf^STrT II
Dieser hemistich steht auch in der Paribhäshätikä zum Kavi-
kalpadruma p. 13 — offenbar aus Kramadicvara entlehnt.
als beispiel für grdha. Endlich .wird für ürnandbhi angeführt
CTSfw^T f5RTcRT2I ^nfawf <rh?rfT I
So die Londoner hs. ; die Oxforder hat käryam statt kärya.
Man vergleiche den ctoka der von Ujjvaladatta zu Un. 5, 47
gegeben wird.
Bhägavritti, ein oft citiertes grammatisches buch, auf
dessen beschaffenheit oder inhalt vielleicht auch die citate im
Kramadicvara einiges licht werfen.
Die Bh. erlaubt akshikänah statt akshnä känah, und ka-
thimänini statt kathamänim. Gibt eine bemerkung zu dridha-
bhakti 3). Sie wird angeführt für sapaksha [sadharman] sajä-
tiya f worin sa = saha. Sie erklärt tvayä jnäto mayä jnätah
(statt tava jnäto mama jnätah) für asädhu; vgl. comm. Kät. 4,
4, 66. Sie tadelt das parasmaipadam samäkrämati in der stelle
rw : ^mTifrPTfa sjsqicjrqTr fen'^^^m jv^ m^Tf :
weil es gegen Pän. I, 3, 40 värtt. verstösst. Ebenso beanstan-
det sie äjaghne in der anonym angeführten stelle Kirät. 17, 63;
vgl. unter Bhäravi. Sie erklärt sviya statt svaklya für asädhu
*) Vgl. R. L. M. p. 127, 3 v. u.
a) Zur sache vgl. Böhtlingk, Einleit. zum Pän. p. LXIII— LXIV.
Goldstücker, Pän., not. 53. Burnell, Aindra School, p. 117.
8) Vgl. Siddhäntakaumudi zu P. 7, 4, 14.
Citate in Kramadicjvara's Samkshiptasära. 47
(nach der Oxforder hs. ; vgl. unter Pacupati). Endlich erwähne
ich hier ein citat, welches in meinen hss. des Kramadicvara
mit „iti Bhäshyam" (Bhdshäm I. 0.) angeführt wird, im Bhä-
shyam aber meines wissens nicht vorkommt, sondern vielmehr,
nach anderen autoritäten, aus der Bhägavritti stammt. Die
stelle wird angeführt zu einem sütra
asrnT : Qörflrcficrcr^r it
Statt yauvatam, „eine schaar junger mädehen", kann man auch
yauvanam sagen ; vgl. Si. Kau. zu P. 6, 4, 164. (Benfey §. 461.)
kaldkugalayauvanam wird aus der Bh. von Räyamukuta ange-
führt ; und das ganze von Purushottama a) in der Prayogara-
tnamäla („drigyate ca Bhägavrittau")
Die Bhägavritti wird übrigens besonders häufig von Ujjva-
ladatta citiert , der sie in der einleitung 3) zu seinem comraen-
tar unter seinen quellen aufführt.
Bhäguri, ein lexicograph, wird von Kr. zweimal ange-
führt wegen väcä = väc (und für kshudhä, digä , girä) , wie
auch von Ujjvaladatta, und in der Sarasvatiprakriyä p. 112 *).
Bhäshyam.
Rakshita, vermuthlich der Verfasser des Anunyäsa. Er
erklärt das in einer anonym angeführten stelle 5) von Kramad-
icvara verworfene compositum udarastha (statt udarestha) für
richtig : „Rakshitena punar asya sädhutvam abhyupagatam" . Tax
Näsatyäh bemerkt er: bahuvacanavishaya eväyam; und zu Ka-
lingah in dem beispiele der Käcjkä zu P. 3, 2, 115, 2: Kalin-
gagabdo 'tra degaväci nityabahuvacanäntdh.
Väbhata (so immer; richtiger Vägbhata) , Verfasser eines
J) punyakriteh cod. Oxon., punyakritaprai&hyam I. 0. 822. — Die
worte sind verderbt.
a) Varianten: atildvanyakaläkucalayauvanam. punyaratau vacyam.
3) V. 2, Bhägavrittikä. R. L. M. p. 167 hat Bhägavittikä.
4) = Si. Kau. zu P. 2, 4, 82, vgl. Madhyamanoramä bei R. L. M.
p. 91.
6) Kdyasthenodarasthena nodarasthd haritaki (ff). Vgl. oben p. 38.
48 Th. Zachariae
Alamkäracästra ? Verfasser des Kävyänucäsana x) ? Er wird
von Kr. angeführt wegen seiner bemerkungen zu Kumäras. 1,
52. Kirät. 5, 1. 9, 15 und Bhartrih. 3, 4; vgl. unter Anunyäsa,
Bhäravi und Pacupati. Als lexicograph wird er im Mediniko-
sha und Trikändaviveka unter den quellen aufgeführt, und als
solcher auch genannt von Wilson in der vorrede zum Sanskrit
Dictionary und in einem verzeichniss von lexicographen Indian
Antiquary I p. 342. Was die Schreibung des namens anbetrifft,
so haben Vabhata mehrere indische ausgaben des Medinikosha;
Wilson schreibt Bägbhatta (Ind. Ant. Vägbhatta). Vägbhata,
der Verfasser des Alamkäracästra , wird von Maheca Candra
Nyäyaratna, in der vorrede zu seiner ausgäbe des Kävyapra-
käca, beständig Vabhata geschrieben. Die Schreibart Vävata
fand ich in Vishnumicra's Supadmamakaranda.
Vämana; Vämanavritti; vgl. Jayäditya. Die citate
Kramadicvara's beziehen sich auf die Kägikä zu P. 6, 1, 63.
3, 10. 84 (abweichung in einem gana). 8, 4, 48 ; letztere stelle
wird für den singular von apsaras angeführt: Vdmanavrittau
„apsard" 2) ity ekavacanäntam uktam. Ein citat hat ein be-
sonderes interesse, insofern darin die Kägikä und Vamana's
Kävyälamkäravritti nebeneinander angeführt werden : veditä
vidyänäm / patitam vetsyasi kshitdv iti vetsi asi tvam iti pada-
bhangäd iti Vdmanah j Kdldpäs 3) tv imam anitam dhuh //
Veditd vidydnäm stammt aus der Käc,. zu P. 7, 2, 10: vetti-
vindati udättäv eva \ veditd vidydnäm \ veditd dhanasya; das
übrige aus Kävyäl. 5, 2, 82 vetsyasiti padabhangät ; vgl. den
commentar dazu. Kr. hat die poetik des Vämana genau ge-
kannt und offenbar zu wiederholten malen ausgeschrieben.
Nachdem meines wissens zuerst Aufrecht bereits im jähre
1859 in der vorrede zu seiner ausgäbe des Ujjvaladatta 4) die
richtigkeit der früheren annähme, dass Vämana und Jayäditya
verschiedene namen einer und derselben person seien, bezwei-
*) Aufrecht, Z. D. M. G. 32, 734; vgl. 28, 116.
a) aphssaräh hat der gedruckte text der Käcftä.
3) Kät. 3, 7, 21.
*) p. XV : Colebrooke gives Jayäditya as a second name of Vämana.
Our passage [Ujjv. 1, 52], as well as the manner in which both names
are quoted by other grammarians, induces me to doubt the correctness
of this statement.
Citato in Kramadicvara's Samkshiptasära. 49
feit: hat später Kielhorn in seinem „Kätyäyana and Patari-
jali" (Bombay 1876. p. 12 note) geradezu bewiesen, dass die
Kacjkä das werk zweier gelehrten, des Vämana und des Ja-
yaditya, ist. Seitdem hat Bühler in seinem Detailed Report
etc. (Bombay 1877. p. 65. 72) neues über die Käc,ikä und ihre
Verfasser beigebracht, insbesondere auch über das alter des
werkes 1).
Es wird jetzt wohl allgemein angenommen, dass die vier
ersten bücher der Käcjkä den Jayaditya, die vier letzten den
Vämana zum Verfasser haben. Nach einer angäbe jedoch, die
sich im Qabdaratna findet, kann diess nicht als ausgemacht
gelten 2). Der herausgeber der Käcikä, Bälacastrin, sagt im
schlusswort 3) zu seiner ausgäbe folgendes (ich führe die stelle
vollständig an):
nivedaydmi cedam mudranärambhakäle Vämana eva Jayä-
dityäparanämeti niveditam na tathaiva pratipattum arham api
tv etau bhinnäv eva panditau nibaddhavantau Käcikäm iti /
Bhattojidikshitaknta-Praudhamanoramäyäm*) Taddhitaprakara-
nastha-„bahvalpärthäd" [5, 4, 42] iti sütre „etac ca sarvam
Jayäditijamatenoktam Vämanas tu manyate" iti tayoh pärthakyena
pradarcanat\prathamadvitiyapancamashasht}iäJayädityaty^
taya itare Vämanakritä ity abkiyuhtä iti tatrat ya-Qabdaratna-
granthäc ca //
II. Dichter.
Agamikam; = chändasam bei den commentatoren des
Kramadigvara an einigen stellen. Von den mit agamikam be-
zeichneten citaten ist mir nur eins bekannt: trinäm iva sam-
udränam, vgl. Käc,. Pän. 7, 1, 53. Ausserdem wird angeführt:
x) ... „Be that as it may, the Kägikävritti is not a modern work".
Beiläufig bemerke ich, dass Bühler den Kaiyata für „not older than
the 13th Century" hält. Vgl. Kielhorn a. a. o. : „That Kaiyata is older
than the KäQikävritti appears to be by no means so certain as has been
generally assumed to be the case"; (Ind. stud. 5, 67).
%) Vgl. auch die colophons bei R. L. M. p. 169. 171.
3) „The Pandit" vom 1. juni 1878 p. 20.
4) Praudhamanoramä in der lithographierten ausgäbe (Benares 1868)
I, fol. 116a. Eine andere stelle, wo Vämana und Jayaditya einander ge-
genüber gestellt werden, findet sich ebendaselbst fol. 118a, zu Pän. 8,
1, 12.
Reiträge z. kundo d. lg. sprachen. V. "*
50
Th. Zachariae
etäm sollte es heissen;
irörrfttmT^Tf^ramm^r^ i
für bhavatydh prasädah soll man in der composition bhavat-
prasädah sagen; endlich wird als ägamikam bezeichnet amuka
(statt asuka), und stainyam (statt äeyam).
Kämandaki (Kämandakiya Nitisara), 2, 25 parvavarjam
ratikriyä.
Kämac,ästram : Das einzige citat
siehe bei Bharata zu Bhatti 2, 35.
Kälidäsa. Citiert werden nur 2) die beiden Mahäkävya,
Raghu(-vaiica) und Kumära(-sambhava), und zwar entweder
unter diesen namen, oder unter dem namen des dichters, oder
endlich anonym 3). Hier einige stellen: Ragh. 14, 45 tapova-
neshu sprihayäluh. 1, 2b' mit der lesart samyago statt sampado.
Kum. 5, 53 caturdigtgän avamanya (sie) mänini wird dreimal
angeführt; an einer stelle wird avamanya (statt avamatya) für
eine falsche lesart erklärt. 2, 1 turäsähain purodhäya; die-
selbe stelle in der vritti zum Kät. 4, 3, 60. — Kum. 5, 43
subhru voc. fem.
Ein citat verdient besondere beachtung. Dem Kälidäsa 4)
werden — wie schon durch Co well, Journal As. Soc. Bengal
(1862), bekannt — die worte zugeschrieben
UjrraöPTfT fsrsresrm
aus dem achten sarga des Kumärasambhava , v. 31. Es ist
diess insofern bemerkenswerth , als somit das directe zeugniss
eines allerdings späten grammatikers für die echtheit des 8.
sarga eintritt. Dem commentator Goyicandra lag das citat vor;
er nahm keinen anstoss daran: . . . ata eva Kälkidsaclokaika-
dega uddhritah. Die worte durayaty0 5) werden aber auch sonst
J) So die hss. — Man unterscheidet in der erotik zehn cumbana-
sthänäni.
2) Anonym dhanapatigrihäd uttarenasmadiyam griham vgl. Megh. 73.
3) Vgl. unter Anunyäsa und Paoupati; und oben s. 38.
4) Kälidäsa die hss.
5) Eine Variante ist dhünayati; aber dilrayati haben die editio prin-
Citate in Krainadicvara's Samkshiptasära. 51
— allerdings anonym — angeführt, und zwar zunächst von
keiner geringeren autorität als von Vdmana, der in seinem
lehrbuch der poetik 5, 2, 79 das denominativum dürayati aus-
führlich bespricht und vertheidigt x) ; ferner in der Siddh. Kau-
mudi fol. 162, », 2 (= vol. II p. 236) zu P. 3, 1, 21 ; endlich
fand ich sie in einem grammatischen fragmente 2) I. 0. 1475",
wo es heisst: . . . bahulagrahandt kvacin na bhavati / iti Vd-
manah j dürayati/ avanate Vivasvati j iti Kumärakdvyam.
Dass Mallinätha den 8. sarga commentiert hat, ist bekai nt;
Bharatasena erklärt nur sarga 1 — 7, er hat aber kenntniss von
der existenz des Uttarakhandam, wie aus den folgenden versen,
mit denen er seinen commentar einleitet, hervorgeht:
OTTTlri U5T :WT cfiTcfTT^T^TT JT^TcFifsr 5 I
FTST OTGTT^örn^ e^TfT «T£^5T?T : (?) I
Kiräta vgl. Bhäravi.
Kicakavadha, ein oft citiertes kunstgedieht. Es ist
neuerdings zum Vorschein gekommen und beschrieben von Ra-
jendra Läla Mitra in seinen Notices of Sanskrit Manuscripts II
p. 57 : „Kicakabadhamahäkavyam : an epic poem founded on
an episode of the Mahäbhärata , by Nitavarma . . . The work
is written in a highly artificial style, and is füll of alliterations,
besides having the same word used in different senses at the
end of every two lines".
Die von Kramadicvara , auch von Purushottama in der
Ratnamälä, wegen nripatisabhä citierte stelle ist
Der Amarakosha hat nripasahham. Vgl. Benfey V. G. §. 640
p. 257.
ceps des 8. sarga, Calc. 1862, und eine Berliner hs., vgl. Weber ZDMG.
27, 181.
*) Beiläufig bemerke ich, dass Vämana ausser 8, 31 auch 8, G2. 63
citiert (zu 5, 2, 25. 4, 3, 33). — Oärngadhara hat Ku. 8, 11, vgl. Auf-
recht Z. D. M. G. 27, 16. — Ueber dürayati neben davayati vgl. Benfey
V. G. §. 217.
2) Vermuthlich einem Kätantraparieishta? Kulacandra wird darin
citiert, und der ausdruck anteuthd gebraucht.
4*
52
Th. Zachariae
Kumära vgl. Kälidäsa.
Ghatakarpara v. 1 Ravicandräv api nopalakshitau
ganz dieselbe stelle bei Räyamukuta.
Chandahc,ästram wird wegen trishtubh angeführt.
Jänakiharanam, ein von Räma und Sita handelndes
kunstgedicht, über das uns James d'Alwis in seinem Descrip-
tive Catalogue of Sanskrit, Pali and Sinhalese literary works
(Colombo 1870), p. 188 ff. näheres berichtet. „Jänakiharana
is a very ancient, and very interesting Sanskrit poem. A Sin-
halese sanna, or literal translation of it alone has yet been
discovered. It is however possible that the original work may
still be found in some nook of an old monastic library l) . . .
Like all Sinhalese sannas this translation quotes the words of
the original in their integrity, and it is therefore not impos-
sible to restore the words into their original poetical form" 2).
Das gedieht ist nach der ansieht des ceylonesischen ge-
lehrten „not inferior to the works of Kälidäsa", und zu den
Mahäkävya zu rechnen. Der Verfasser ist angeblich Kumära-
däsa oder Kumäradhätusena , einer der berühmten singhalesi-
schen könige (513 — 522 A. D.). — Kramadicvara führt die
worte an
Diese stelle wird auch citiert im Comm. zu Kätantra 3, 8, 21
(anonym), vgl. Eggeling z. d. st. p. 537, und in der Ratnamälä
(aus „Raghuh"), wo hinzugefügt wird: enam evam mäsma ju-
gupsateti yojand. Uebrigens gibt Purushottama den vers voll-
ständig — vgl. Kät. p. 291 note 2 — und zwar iblgender-
massen :
Dandin, der Verfasser des Kävyädarca; II, 185. 215. 3G1.
*) Kürzlich ist eine hs. des Meghadüta in Ceylon aufgefunden worden.
2) Als probe gibt D'Alwis zehn verse aus dem 9. capitel des ge-
dichtes , und den inhalt der gefundenen 15 capitel.
Citate in Kramadiqvara's Samkshiptasära. 53
Paiicatantram *):
Die worte stammen aus dem prolog v. 8 Kosegarten, und ist
dieses vielleicht das älteste beispiel einer directen anführung
aus dem Pancatantra 2). Eine andere finde ich in der Pari-
bhäshätikä zum Kavikalpadruma p. 13 :
cRYföförTT (!) fsronitraT ymaR^rTq^^^?^ i
worin ajiharat eine meines wissens bis jetzt noch nicht gekannte
lesart ist. Noch interessanter als diese anführungen ist eine
andere, die, allerdings anonym, im Samkshiptasära gegeben
wird. Man soll, wie Kr. lehrt, vakadhürta und nicht dhürta-
vaka sagen 3), und deshalb ist
,janayati himiidabhrdntim dhürtavako hi 4) bdlamatsyä-
näm" ity atra dhürtavaka ity asddhuh /
Die worte stammen aus der 7. geschichte des ersten buches
des Paiicatantram (p. 50 Kosegarten), wo die ausgaben dhurtah
vakah lesen.
Pushpadanta, der Verfasser des Mahimnah Stavah: v. 20
phalati purushärädhanam rite. Pushpadanta lebte vor dem 14.
jh., da er von Ujjvaladatta citiert wird (Aufrecht).
Bäna s. Väna.
Bhatti ist der von Kramadigvara am häufigsten citierte
autor ; er gilt ihm als unbeschränkte autorität. Es werden dem
Samkshiptasära sütra's eingefügt, die offenbar nur zum ver-
ständniss und zur erklärung gewisser stellen des Bhattikävya
dienen sollen. Nächst dem Bhattikävya wird das Kirätär-
juniyam des Bhäravi von Kr. besonders häufig angeführt;
auch Bhäravi ist für ihn mustergültig : nur an einer stelle (Kir.
1) °tantrah die hss.
2) Sonst wird es z. b. citiert von Rämanäthagai'man in seinem comm.
zum Dhätupätha des Kätantram (1536 A. D.). Anführungen aus „Vishnu-
yarman" in der Paddhati des QäriTgadhara bei Aufrecht Z. D. M. G. 27,
87. Der Hitopadega wird von Ujjvaladatta citiert; Benfey in der „Aca-
demy" III p. 139.
3) Vgl. kathadhürta; und Benfey V. G. §. 656, II, 3, 2.
*) dhürtavako ' himatsydndm Oxforder hß.
54
Th. Zachariae
10, 20) wird anstoss genommen. Mägha endlich, der Verfas-
ser des (^i^upälavadha, wird direct getadelt x).
Die stellen aus Bhatti führe ich hier in möglichster Voll-
ständigkeit auf, indem ich in den meisten fällen zugleich kurz
angebe, weshalb sie von Kr. citiert werden.
Im Sandhipäda: 2, 26 nishna , 2, 43 nadishna. 9, 67
wegen pritanäshäd0, einer Variante für puruhntao, die von Ja-
yamangala für unpassend erklärt wird. Letztere stelle fehlt in
der Oxforder hs.
Im Tinantapada: 2, 35. — 8, 23 dkram im atmane.
24 vikram im atmane. 13 upasthä im atmane. 12 sthä im
atmane. 6, 138 abhijänäsi ' , einziges beispiel zu dem sütra nd-
pravartandrthät , einem verbot zu Pän. 1, 3, 45. — Bhatti 4,
33 apushpharat , apusphurat ; über die verschiedenen lesarten
vgl. Bharata z. d. st. — 2, 5 parasparäm. 18, 34 srajayati.
20, 30. 32. — 19, 5 jivema, 5, 59 ydydh, 19, 20 jahydh , 25
änandeh (Bharata citiert Kramadigvara's sütra). 18, 16 avaiti.
3, 5 ukshdm pracokruh ; vgl. Bharata. 5, 105 käsäincakre.
6, 81 bhavishydmi. 1, 1 abhüt ; vgl. Bharata. 8, 16 samdranta.
Im Kridantapäda: 6, 71. — 96 alpavvpaca. 89 pathi-
jjrajna. 50 varya ; dieselbe stelle im commentar zu Hemacan-
dra Qabd. 5, 1, 33 2J. — Bhatt. 7, 34 ekam nigcäyam dgatam \
„eko nigcaya" ity eke ; vgl. die Scholien und Kat. 4, 5, 5 comm. —
7, 60 upasara; vgl. Bharata. 63 vighana. 14 utkanthävar-
dhana. 3, 14 vidyiitpranägam pranaslitah, ürdhvagosham vi-
Qiishkah. 13 apushat svaposham. 5, 32 hastarodham. 16 harte-
kritya, 92 vagekritya.
Im Karakapäda: 9,67 amocayat = mocanena bltavärda-
ram agamayat; vgl. Bharata. Kramadicvara liest im anfange
des verses pritandshädo ; wie schon oben bemerkt. 2, 42 <iji-
grahat. 18, 9 dvish c. dat. 6, 78. 15, 40 aprotlvul asya. 17,
39. 8, 107 idtarähi c. abl. 18, 9 snih c. gen. 7, 38 ägita c.
gen. 6, 130.
*) Vgl. Mallinätha zu Raghu 4, 45 ... tathrfpi nirankucdh kavayuh /
tathä Mäghakdci/e . . . Naishadhe cu . . .
a) Kramadigvara : vrino 'rodhe // catena varyd kani/d / „Sitgrivo mima
varyo sdvli iti Bhattih / Hemacandra (oder sein scholiast?): striliiiginiir-
decdd iha na bhavati / varya ritvik / anyas tu „Sugrivo näma varyo sa»
bhavatd cdruvikramä" iti prayogüdarganfä pumiinffe 'picchati / Wer ist
dieser anyahf
Citate in Kramadi^vara's Samkshiptasära. 55
Im Subantapada: 6, 11 subhru voc. fem. 5, 88 matto
hibhyat. 3, 15; wo man lesen soll: mä dargatdmum bharatam
madanyam. 17, 110 väja. 18, 19 maghavdn; dieselbe stelle
bei Ujjvaladatta zu Un. 1, 158 x). Bhatt. 3, 41 padga. End-
lich soll im Bhattikävya der instrumental sakhind statt sakhyd
gebraucht werden : sakhyd j ätidegikam kdryam anityam 2) iti j
Ich habe die worte auch sonst, aber nur anonym ange-
führt, gefunden; so in der Ratnamälä, wo die Unregelmässig-
keit erklärt wird nano 'nityatvdt 3) ; bei Ujjvaladatta zu Un. 4,
136; bei Durgädäsa zu Vop. 3, 52; und in Vasudevabhatta's
Sarasvataprasäda , ed. Calc. 1874 p. 47. Der text des Säras-
vatam hat: dgamajam anityam4) / sakhind patind.
Im Samäsapada citiert Kramadigvara Bhatt. 17, 23 yat-
krite. 10, 2 rdmamahitah. 4, 14 dtishthadgii. 6, 56. 3, 16
vaneväsa ; vgl. Bharata. 4, 33 divishtlia. 4, 16 wird zweimal
angeführt wegen vdktvaca. 5, 8 vinasa; dieselbe stelle anonym
bei Rayamukuta. 5, 46 udyatanirdtdsim ; Kr. nennt diess, wie
udgurnaloshtalagitdaih Qic,. 5, 25 , einen prdmdnikah prayogah.
— 2, 10 sugandha. 12, 2 sodara.
Bharata (Bharatamalla , °mallika, °sena), der commentare
zu den Mahakävya, zum Amarakosha und auch eine eigene
grammatik (Drutabodha, in versen 5J) verfasste, citiert in sei-
nem commentare Mugdhabodhini zum Bhattikävya den Kr. sehr
häufig; und zwar entweder beim namen, vgl. zu 1, 1. 2, 26
(zweimal). 3, 5. 17. 8, 27. 33. 71. 72. 124. 11, 38. 40. 13, 25;
oder indem er ihn ausschreibt, ohne ihn zu nennen; oder end-
lich , indem er — was am häufigsten vorkommt — das para-
matam (paravdkyam, paramtram), die ansieht des anderen, des
J) der daneben — wie Goyicandra — Kät. 2, 3, 23 citiert. Es ist
einigermassen auffällig dass Ujjvaladatta nur diese stelle aus dem Kätan-
tra beibringt.
a) Eine paribhäshä.
3) nanghatitam anityam Paribhäshenduy. 93, 5 ; oder nana nirdishtam
anityam Kät. 2, 5, 29 comm.; oft in der Kätantravritti angewendet, z. b.
2, 2, 22 nano '?iityatvät.
*) Eine Paribhäshä; vgl. ParibhäshenduQ. 93, 2 agamaeästram ani-
tyam ; andere sagen anityam dgamaedsanam oder anityam dgamdnucdsa-
nam; öfters in der Kätantravritti angewendet, z. b. 3, 6, 90.
8) Vgl. R. L. M. p. 20 ff.
56
Th. Zachariae
Kramadicvara, dem svamatam , der ansieht des Vopadeva, ge-
genüber stellt; paramate: svamate findet sich im commentare
zu den ersten büchern des Bhattikavya fast auf jeder seite l).
Oefters wird Kr. getadelt. Die Kramadicvarädayah werden citiert
zu 1, 26. 2, 28. 43; Goyicandra zu 6, 57. 107. — Da Vopa-
deva's grammatik zur erklärung des Bhattikavya nicht ausrei-
chen wollte, so sah sich Bharata genöthigt, oft auch andere
grammatiker herbeizuziehen, insbesondere den das Bhattikavya
vorzugsweise berücksichtigenden Kramadicvara 2).
Bhäravi, Verfasser des Kiräta (Kiratärjuniyam) , wird
nächst Bhatti am häufigsten citiert. Die stellen sind: 3, 14
sthd im ätmane. 9, 22 tidas im ätmane. 1, 43 adhikri im
ätmane. 17, 63 djaghne wird nach der Bhägavritti für asädhu
(pramdda Si. Kau.) erklärt; vgl. Mallinatha. Goyicandra sagt,
dass der Bhagavrittikrit äpede statt djaghne gelesen habe. Die-
selbe stelle in der Siddh. Kaum, zu P. 1, 3, 28; bei Bharata
zu Bhatti 6, 41; und bei Durgädäsa zu Vop. 23, 17, welcher
berichtet dass Bhägavritti — Jumara — Kulacandräh an dja-
ghne anstoss genommen haben. — 2, 35 viganayya nayanti
paurusham vihitakrodhajayä jigishavah , wie Bhar. zu Bhatt. 8,
22: anders lautet der von Mallinatha commentierte text. 13,
56 dhanam dlianuijitum. 1, 43 nikdra. — astatandrikäh jj vi-
bhajya naktamdwam astatandrineti Kirdte (1, 9) hrasvekdrän-
tatandrigabdasya prayogah; dieselbe stelle bei Ujjvaladatta und
Räyamukuta. 9, 34 dautyam; der text dütyam. 5, 30 devä-
surair amritam ambunidlür mamanthe. 9, 14 yacchati dayitdyai
väcam. 7, 28 upakri mit dem genitiv. 14, 61 wird aneke '•>)
für eine falsche lesart erklärt; asamkhydh soll man lesen. 4,
10 pxtgeimarätra0, wie auch Si. Kau. zu P. 2, 2, 1 ; der text
pageimardtri®. 9, 20 sitetara. 10, 30 katipaya im anfange des
compositums. 5, 1 Merumahibhrit, der berg namens Meru;
„Väbhata aber sagte: Merugabdasya väcyo mahibhrit"; vgl.
J) Ich habe nicht untersucht, ob mit „para" immer Kramadicvara
gemeint ist.
a) E. L. M. p. 100 The Mugdhabodha is condemned by some on
aecount of the paucity of its rules, which renders it unfit for the expo-
ßition of higher and more intricate compositions than piain Sanskrit.
8) In der stelle: „yathaiham bhujanum asahabhvjdtn (?) anekeshäm
upakdram haroti" wird anekeshäm für asädhu erklärt.
Citate in Kramadiqvara's Samkshiptasära. 57
Benfey V. G. §. 656, V. — 5, 2 tamovritam, nicht tamasdvri-
tam. 15, 25 käkära, käväda. — „sarajasatdm avaner apdm
nipdta" iti Kirdte (10, 20) cintyam; der grammatiker nimmt
anstoss an dem Bahuvrihi surajasa; vgl. die bemerkungen Mal-
linätha's zu dieser stelle und zu 10, 26. Qic,. 6, 47. 7, 42.
Vamana Kavy. 5, 3, 66 na sarajasam ity anavyaylbhdve. — 9,
15 ranjitam nu vividham tarugaüam liest Kr. nach P. 2, 4, 6;
„Vabhata aber sagte: ranjitd nu vividhds tarngaüdh tarupra-
dhdndh gaild ity arthah" // 5, 30 deväsnrdh. 8, 2 yathäyatham.
1, 9 vgl. oben.
Mahäviracaritam. Die wegen parassahasra (so die hss.)
angezogene stelle steht im Uttararämacaritram des Bhavabhüti.
Mägha, der autor des Qicupälavadha (Mäghakävyam).
10, 23 dtigayika. 12, 5 karenur drohayate nishddinam. 13, 11
nipidanä. 1, 54 ghattanä. 7, 12 nanu sntanüm anupdlaydnu-
yäntim x), 2, 86 daishtikatd. 6, 4 maliniman wird von Kr.
im commentar zu seinem sütra „pritliväder iman punsi" für
asädhu erklärt, insofern malina nicht zum gana prithvädi ge-
hört 3). Die bildung des wortes lässt sich jedoch nach P. 5,
1, 123 rechtfertigen, da malina ein farbenwort ist, Benfey
§. 554, VI. Mägha bildete auch dhavallman Qic. 4, 65, siti-
man 1 , 25 ; paripdndiman la blancheur nach Hippolyte Fauche,
vgl. pdnduriman Naishadh. 22, 54. — Qic,. 6, 17 sutanu satyam
alamkaranäya te; daneben die bekannten worte varatanu sam-
pravadanti kukkutd/t, vgl. Aufrecht z. Ujjv. p. 150. — Qic,. 12,
13 dvayeshdm wird von Kramadicvara, wie auch von Purushot-
tama in der Prayogaratnamäla , getadelt. Denn nur im nom.
plur. masc. kann dvaya , das zum gana alpddi 3) gehört, der
pronominalen declination folgen ; vgl. dvaye Qic,. 3, 57.
*) paripdlaya die ausgaben: aber anupdlaya haben Mallinätha, Rä-
yamukuta zu Amara II, 6, 2, 22, und IJjjvaladatta ; vgl. Aufrecht zum
Ujjv. p.'löO.
*) Mit grösserem rechte tadelt Vämana Kävy. 5, 2, 56 Wörter wie
agniman, irrawlhiman.
3) Mit alpa beginnt die betreffende wörterreihe auch Kät. 2, 1, 31
alpddvr vd, vgl. Vop. 8, 12; bei Hemacandra £abd. 1, 4, 10 mit nema
(im commentar unter den beispielen: traye, traydh); bei Pänini, im Jai-
nendravyäkarana und in der Särasvati Prakriyä mit prathama.
58
Th. Zachariae
Wegen Qiq. 5, 25 vgl. unter Bhatti.
Muräri, der dichter des Anargharäghavam. Genaueres
über diesen dichter findet man bei Wilson in dem appendix
zu seinen Select specimens of the Theatre of the Hindus, p.
64 — 74 der Originalausgabe; und in der vorrede (Bhumikä) zur
Calcuttaer ausgäbe des Anargharäghavam, 1860 x). Muräri
lebte nach Wilson frühestens im 13. Jahrhundert: Anundo-
ram Borooah2) aber setzt den dichter in die erste hälfte
des 12. jh., und damit stimmt denn auch, dass Muräri schon
citiert wird von Qridharadäsa in dessen Anthologie Saduktikar-
nämrita (vollendet A. D. 1205). Nach R. L. M. p. 4 ist Mu-
räri, der bekannte commentator des Kätantram, mit dem dich-
ter Muräri identisch. — Die eine von Kr. angeführte stelle
stammt aus dem eingange des Stückes: giräm vyütayah, erklärt
in der ed. Calc. mit räqaijuh, samuhdh; die andere lautet
und steht in der ed. Calc. p. 50. Die betreffende strophe ist
von Wilson 1. c. p. 66 übersetzt.
Raghu, vgl. Kälidäsa.
Väna. Aus dem dritten verse der einleitung zum zweiten
theile der Kädambari wird angeführt
ÖTTJTisS^- föriyqör rTTT^Trfr sRlT I
Vaidyakam, ein medicinisches buch,
wird auch von Bharata zu Bhatt. 3, 35 und von Väsudeva-
*) Der herausgeber, I'remacandra Tarkavägica, beginnt seine
Bhumikä: Anargharäghavam ndma ndtakam idam, prdctnair bahubhir ni-
bandhakridbhir uddharunatvena grihitatayd, präcinataram ity ekddacacata-
tamdd api cakavatsardt ptirvatanasamaye 'sya sambhavo 'numiyate.
a) Bhavabhüti and his place in Sanskrit literature. Calcutta : 1878.
p. 16. §. 26. - Aufrecht bemerkt, Z. D. M. G. 27, 74, dass ein vers aus
Muräri von Dhanika in der erläuterung zum Dacarüpa erwähnt werde.
Wenn nun wirklich — wie Anundoram Borooah 1. c. p. 15 behauptet —
Dhananijaya, der Verfasser des Dagarüpa, und Dhanika, der erklärer des-
selben, identisch sind: so ist das Anargharäghavam älter als das Daca-
rüpam und stammt mithin aus dem 10. jh (V)
Citate in Kramadicvara's Samkshiptasära. 59
bhatta zur Sär. Prakriyä am Schlüsse der samjnäprakriyä an-
geführt. Die andere stelle ist
fsrfr^fw ^Tsrarorsp ■
Vyäsa:
Diese stelle wird in der Londoner hs. anonym angeführt.
Saptakumarikii, die geschichte von den sieben jungen
mädchen, eine buddhistische legende, über die uns Burnouf
Introduction ä l'Histoire du Buddhisme p. 556 einiges mitge-
theilt hat. Das einzige citat bei Kramadicvara
ist auch das einzige in Räyamukuta's commentar zum Amarakosha.
Süryac,atakain, gedieht des Mayüra. v. 54 dyubhümyoh.
v. 56 samlakshyalakshmi, ein compositum. — vmä gän mlänim
mrindli mridar" ity atra mlänasya bhävo mläni; Ujjvaladatta
zu Un. 4, 51 hat dasselbe citat, aber mläni.
III. Anonyme citate.
Zum schluss gebe ich ein alphabetisches verzeichniss der
von Kramadicvara anonym angeführten stellen, soweit dieselben
nicht oben schon gelegentlich erwähnt worden sind. Nicht im-
mer bin ich im stände diese citate nachzuweisen ; auch entneh-
me ich viele nur einer einzigen handschrift.
Api gäkavi paeunasya (statt pacamänasya), aus dem Ma-
häbhärata; wird auch von Päyagunda citiert.
Imair vipaksham(?) ; vgl. imair gnnaih saptarshayah svar-
gavi gatdh Kat. 2, 3, 38 comm.
\n cr^ cH^Tn-rTT *i5f ttst ^aifh h i
der Int steht hier „parklevane".
stammt vermuthlich aus Kavyälamkäravritti V, 2, 86.
60
Th. Zachariae
der zweite hemistich findet sich im achten adhyäya der Vrid-
dhahäritasamhitä.
qfä^T ^TmqTTraT : ax : stsrt q srwifH i
rth ^v CTsrffrrr cFtif ^ qffTfr <irTT h
• ■ ■■ ■ h •
Von diesen versen , welche wegen patinä *) und patau citiert
werden, fehlt ekagrdmeo in der Oxforder handschrift gänzlich;
in der Londoner hs. sind ekagräme0 und devaräya0 nur am un-
teren rande des blattes angegeben. Zum theil finden sich diese
fragmente bei Durgädäsa zu Vop. 3, 53 und in Purushottama's
Prayogaratnamälä wieder; ersterer citiert die zweite und vierte
verszeile für patinä und patau, und für pataye (statt patye)
giebt er
Purushottama führt als beispiel für patinä noch „dhürtena pa-
tinä" an 2).
Die dritte verszeile steht bekanntlich im Manavadharrna-
cästra; wie sie hier hineinkommt, ist kaum abzusehen. Die
vierte zeile endlich findet sich in verschiedenen gesetzbüchern 3) ;
der vers lautet vollständig, mit einer Variante im anfang
?\t tm qörfsTFT gftar xr crfhrf curr i
Msdteiiir^ ^rrftmt qf^xröy fsrcmirr h
Man vergleiche über diesen, zu gunsten der wittwen oft ange-
führten vers den „Pandit" III p. 222b; Närada XII, 97 ed.
Jolly; und den Vidhavodvähaviveka des Vishnu Paracuräma
Shästri, Bombay 1868. Der Verfasser dieser Streitschrift citiert
und bespricht den vers zu wiederholten malen, auch in sprach-
licher hinsieht ; für patinä führt er noch an — Mitäksharäyäm
Häritah
und für patau
quiuunfreft *TTfrr jsrrait CTFfR q<fr i
patau statt patyau ist in den späteren Smriti ganz besonders
häufig. —
*) Wegen sakhinä vgl oben p. 55.
a) Bharata zu Bhatti 9, 58 gibt neben patind sogar dadhind!
8) und in den commentaren ; aueb am Schlüsse der ersten erzäh-
lung der Vetälaparicaviricati in einer hs. des Britischen museuras.
Citate in Kramadicjvara's Samkshiptasara. 61
^T^STT'TCTSrFTf^T f^JSJirSTT I I *)
upavas mit dem accusativ der zeit.
KramadiQvara gibt nur den zweiten heimstich; den ersten er-
gänze ich aus Hemacandra, vgl. auch Kätantra, p. 107.
Ekaikago vinighnantt.
cEr%?£tafrT rT qTrTT aFffeflTSrfrT h fq?TT I
mj jfk^ röTt <T=5^Tfq cfifilrjTtsrfrT q-TcTrfr II
vgl. Käcikä zu Pänini 3, 3, 153.
Kaphonih kurparäd adhaJi wird für adhah mit dem
fünften casus angeführt und stammt vermuthlich aus einem lexicon.
Karoti üüanävi tava ; statt tulä heisst es auch tulanä.
aus dem Mahäbharata.
Kdcakugävalambanam wird für fehlerhaft erklärt, weil
man im dvandva kugakdgam sagen soll; Benfey §. 633.
ity apapäthah; vgl. Vamana 5, 2, 48, dem Kr. vermuthlich
diese stelle entnommen hat.
Kritaghne ndsti nishkritih ; vgl. Pet. Wörterbuch unter
kritaghna.
Candi durdargadaganojjvald.
Carmani0 bekannt, vgl. Weber I. St. 13, 462.
JaghänaKahsamkila Vdsudevah; vgl. ebendaselbst p 353.
aus einer bekannten sentenz; über die hier vorliegende lesart
(janma ist der zweite casus) vgl. Uhle, die 15. erz. der Vetä-
lapaiicavingati, p. XVIII. XIX.
rf <ITrT?lt fierrTOTST Q<JTrT <75ITr^ I
wird für asädhu erklärt.
Dvicandrajnä nam.
;r*rcmq m^rr^ ^*rffreq ^mr rm : i
Nahi nirmülä prasiddhir upajäyate.
Nägnis tripyati käshthänäm, vgl. Ind. Sprüche1 1520.
Ndräyanasyänukaroti f vgl. Vämana 5, 2, 46.
*) v. 1. °bhakshjäh.
a) So die Londoner hs. ; die lesart der Oxforder ist mir unbekannt.
62 Th. Zachariae
Nirghoshair bharitadigantarani.
stammt aus irgend einem lexicon.
Putrau tu duhitdtmajau.
Pürvämukham griham.
so die handschriften ; wegen tdyine vgl. Hemacandra's Yoga
castra, I, 1.
so nach der Londoner handschrift.
*Y» kasyacid darganam; vermuthlich aus einem lexicon.
Phalair yeshv dgitambhavam x).
vgl. Käcjkä zu Pän. 7, 3, 35; comm. zu Kät. 3, 4, 67.
Madhuram udgirate rathekshur (raktekshur?) ity asädhuh.
Es wird an dem ätmanepadam udgirate anstoss genommen.
ity atra jughushuk pratijndtavanta itg arthak. Der vers steht
im Bhäshya (Weber I. St. 13, 483), vgl. Kätantra, p. 454.
Yävadähütasamplavam.
„Lävanya utpddya ivdsa yatna" ity as gatdv ity asya
rüpam ; vgl. Vämana 5, 2, 29.
Varundv Indrau Bhavau Qarvau Mridau; vgl. Vämana
5, 2, 1.
Vardhantävt tvdm Sudhritayah.
Vdrtakur (so 1. 0.) eshd gunasaptayuktd sujanaikaban-
dhuh aus einem medicinischen werke, vgl. Ujjvaladatta zu Un.
3, 79.
Vainyam (so die hss.) Prithum Haihayam Arjunam ca;
vgl. Ujjv. zu Un. 3, 6.
Qaradi prdvrishdyate. Hier soll man prävrishäyate in
prdvrishd dyate (ägacchati) auflösen.
Qrutimüld smritih grutd.
») Vgl. Bhatti 6, 106.
Citate in Kramadicvara's Samkahiptasära. 63
tmu ffTO ^?jtör ITT 5rTt%q^qrcTaT : i
aus dem Rämäyana.
STcTfTT sTJlfrri^r^fT ^^T^cJJFTf TsT?T«^ I
für ekasmät sagen „einige" auch ekdt. Einen ähnlichen vers
führt Mallinätha zu Raghu 8, 3 an:
sarvatra jayam anvicchet putrdd icchet paräjayam .
ScTZTT sTCrTtST^T^t fsWT nTTHIT'^fH I
Hier wird japta (statt japita) für schlecht erklärt.
^rrnTTöT cF>q-?7#? 5T?e 3Cr^"?TT^ <3T%rTT I
Hier ist lojjita = lajjä -f- itac. Statt vrishasyanti hat die
Londoner hs. lajjayanti am rande des blattes.
*TT % rl^T iT^g^fTT gTlJUtfT -sfa Jrfk^t I
itl cishtaprayogah ; wird auch sonst angeführt.
Saisha0 bekannt, vgl. Böhtlingk Pän. II p. 255.
Svasthe ko vä na panditah; vgl. Ind. Sprüche2 4706.
Zu den citaten aus dem Bhattikävya ist noch nachzutragen
dhäyair dmodam nttamam 6, 79.
Th. Zachariae.
Altirische glossen.
Meinen letzten aufenthalt in Rom, im monat april 1877,
verwandte ich ausschliesslich dazu, in dortigen klöstern, sowie
im Vatican nach etwaigen celtischen glossen oder mss. zu su-
chen. Was nun die klöster anlangt, so ist das franciskaner-
kloster von S. demente zu jung, um irgend etwas zu besitzen,
was für mich wert gehabt hätte, und die capuziner von S. Isi-
doro haben ihre ganze , reiche handschriftensammlung *) nach
*) [Wohl franciskaner; die handschriften von S. Isidoro wurden im
februar 1872 mit erlaubniss des ordensgencrals nach Dublin geschafft
und befinden sich dort im Franciscan Convent, Merchant's-quay 8. Sie
stammen ihrer mehrzahl nach aus der franciskaner-niederlassung zu Lö-
wen in Belgien, von wo sie beim ausbruch der ersten französischen re-
volution nach Rom gerettet wurden. Eine beschreibung derselben findet
man in den Proceedings of the Royal Irish Academy vol. VI, 95 — 112.
Die wertvollsten dieser mss. sind handexemplare Colgan's und O'Cle-
64
Otto Dziobek
Dublin geschickt. An irischen texten fand sich in der ganzen
bibliothek nur eine bibel, ein katechismus und eine kleine wert-
lose englische grammatik für Iren, letztere ohne datum, die
andern beiden stücke von 181 1, resp. 1800. Nur noch ein al-
ter mönch sprach irisch. Ich hielt es für wünschenswert, das
hier zu erwähnen, da ich auf diese weise hoffentlich andere
abhalte, ihre zeit ähnlich zu vergeuden, wie ich es getan.
Im Vatican war mein suchen nicht ganz vergeblich. Zwar
diejenigen Codices, deren inhalt sich in näherem oder weiterem
sinne auf Irland bezog (z. b. Leben des h. Columban, Schriften
Alcuins u. dgl. m.), boten absolut gar keine ausbeute, wol aber
der schon von Ebel in seiner ausgäbe der Grammatica celtica
citirte Codex Vaticanus, no. 5755, aus welchem er eine von
Hertz ihm mitgeteilte glosse auf seite XLI des prooemium auf-
fürt. Seltsam, dass Hertz nicht mehr hat entziffern können,
und dies noch obendrein falsch!
Das ganze zweite blatt nämlich ist hier nicht an seiner
stelle, sondern gehört zu einem „computus". Es ist geschrie-
ben in sehr schlechten angelsächsischen characteren und über
und über mit lateinischen marginal-glossen bedeckt. Ausser
diesen noten findet sich eine nicht unbeträchtliche anzahl iri-
scher und lateinischer interlinearglossen , mit denselben cha-
racteren aber kleiner geschrieben. Letztere gebe ich mit dem
texte in nachfolgendem wieder *). — Das ms. ist spätestens
aus dem 11. jh., die glossen wol nicht jünger, da sie jedenfalls
den marginal-noten voraufgingen.
nihil remanserit bissextus est: in unum aut duo vel tres
remanent bissextus x) non est:. Et ne 2) tibi forsitan aliqua
1) acht it bli&dni fuir bissext
2) beim cenelach lessom anisiu . sup~ noidecde 7 sup
indechta et sup~ laithe sechtmine for VIII kl~.
ry's, nach denen ersterer seine Triadis Thaumaturgae Acta, letzterer
sein berühmtes Sanasan nüa ausarbeitete; von letztgenanntem findet sich
ebenfalls ein exemplar mit handschriftlichen correcturen unter den schätzen
des Franciscan Convent. — Zimmer.]
*) Ergänzte buchstaben sind mit eursiven, auf rasur stehende mit
schraffierten typen bezeichnet.
Altirische glossen. 65
caligo erroris occurrat per omnem compotum quem ducis si
nihil profuerit eundem conpotum esse per quem ducis agnosce:
utpote si per XIX ducis et nihil remanserit scies XlXmum esse :.
si per XII. Xllmum etc.:. si per VII. Vllmum esse: Si uis
scire, quota 3) luna festivitati 4) occurrat si martis mense pasca
celebratur conputa menses a septembre usque ad febrarium:.
fiunt VI. bis semper adiece reguläres duos :. fiunt VIII:. adde
epactas . i. e. adiectiones lunares cujus uolueris anni . utpote
indictiones tertiae XII :. fiunt XX . et dies 5) mensis quo pasca
celebratur.i. martii XXX 6) fiunt simul L :. deduc 7) XXX re-
manent XX . uicissima luna est in die resurrectionis domini :
Si 8) uero mense aprilio pasca celebramus conputa menses a
septimbre usque ad martium :. fiunt VII :. bis semper adiece
duos reguläres fiunt Villi : adde epactas lunares cujus uolue-
ris anni, utpote indictionis quartae XXIII, qui fiunt XXXII :.
et dies mensis quo 9) pasca celebramus. i. e. a^rüis XVIII 10),
qui simul fiunt L.I. deduc XXX . remanent XXI. uicissima una
luna est in die resurrectionis domini :
Si requiras u) a septimbre usque in decembrem III. sem-
per in his IUI mensibus reguläres adiecias :. in bissexto solum
modo - II reguläres suprascriptis mensibus adnumera-
bis :. et pro XXXI 12) dies XXXII annis singulis decembri
mense adsumes in fine.
Si vis 13) scire quotus dies septimane est :. simul dies a
ianuario usque ad mensem quem uolueris, utpote usque ad
3) dotoscelud cussc esci furcuischimmart
4) pascae
5) ished tosceulwd iwdargüso
G) i. äeret m cuscc. isinmis.
7) eoque comienit ad rationem hujus argumenti.
8) dotoscelud cusc esci für cuischin apro7.
9) sicut prius dixi
10) i. dies
11) Dotoscelud cusc esci für cuischimar£ 7 *) in apr?7 7 in apr?Y
dosceulaihi tosuch
12) imb~ fodi sosi ( nos duos?) [stark radirt]
13) dotosceulud lai sechtmaine imbi hi frecwlairc
*) s. d. note auf der vorhergehenden seite.
Heitrügo z. kundo d. ig. gpraclion V. k
66 Otto Dziobek
XXX diem mensis 14) martii . fiunt dies LXXXVIIII. 15) bis
adiece semper. I . fiunt XC . semper epactas solis. i. e. 16) con-
currentes septimanae dies cujus uolueris anni :. utpote indictio-
nis tertiae IL 17) fiunt simul XCII . hos partire in VII :. re-
manet unura :. ipsa est dominica 18) pascalis festa . sie quam-
libet iyj diem a kalendis ianuariis usque ad XXXI diem mensis
decembris quota feria 30) fuerit invenis cowputando ut et regu-
lärem unum et co^currentes septimanae dies et quae a ianua-
rio mense semper ineipiunt pariter adsumas.
Finiunt argumenta pascalium titulorum.
Incipit 21) calculatio quomodo reperi possit: quota feria 22)
singulis annis XIIII \\ina pascalis oecurrat: i. e. circuli decen-
nouennalis anno primo :. quin~ bae~ epactas lunares : pro eo
quocum sint XVIIIImi inferioris anni . XVIII . adsumas aepac-
tas. XI . addito etiam ab aegyptis23) die uno fiunt XXX :. i. e.
luna mensis 24) unius intigra . et nihil remanet de epactis et
qnae 24b) in apr/li mense ineidit et anno luna pascalis . XIIII .
tene reguläres in eo semper XXXII 25) subtrache XXX :. i. e.
ipsam lunam intigram et remanent V :. quinto die a kalendis .
&X>rilibiis . i. e. 26) nouis scprüibus oecurrit XIIII . luna pasca-
14) hi roba cusc in (exemplo praesenti?)
15) i. nee jtlius dies cowuenientiuwa argumenti datws. i. usque
VIII kal. [stark radirt]
16) i. for. VIII k«l. apr.
17) .i. per aferia [sie] Villi kal.
18) dies
19) nee generaliter
20) ced laa imbe dilaib sechtmaine.
21) dotoscelud lai sechtmaine furambi XIIII . isin eieul noi-
deeda 7 lai grian 7 insceseni iwna eusec.
22) fuerit.
23) i saltus
24) lü . du.
24b) ar ised as imnicuf fridliged argü.
25) i. bis ?
25b) coirargü . ifii . y.
26) ised suigesa asennud toscelud ind lai sechtmT. bied trede
and
Altirische glossen. 67
lis : tene suprascriptos. V . adele et coneurrentes ejusdem «nni
IUI . fiunt Villi :. adde et reguläres in eodem semper mense
apr/li . fiunt XVI . hos partire per Septem . i. e. bis Septem .
XIIII . remanent . II. 27) II. feria ineurrit luna pascalis . XIIII .
et dominicus festi pascalis dies lunae 38) . XX .
Item praefati circuli u. s. \v.
27) luan
28) decad luandasiwsir
(Folgen keine glossen mehr.)
Berlin 1. Januar 1878. Otto Dziobek.
Folgen.
Vergleicht man ahd. folges, folget, folgeen, folyenti mit ahd.
ges, get, gUnt yenti , oder ahd. folgen mit ahd. foliegangen, as.
ags. fulgangan, ags. fulleode , oder ahd. folyenne mit altnieder-
fränk. fulgänni, oder ahd. aolagen (Steinmeyer-Sievers Ahd.
gloss. 477. 8) mit ahd. follegät, so erhebt sich die vermutuug,
dass unser folgen auf einer alten Zusammensetzung von fulla-
mit dem verbum ge- beruhe, und diese Vermutung, welche durch
die erörteruugen J. Grimms Wbch. III. 1875 f. gestützt wird,
darf aufrecht erhalten werden, wenn sich auch bald zeigt, dass
die obigen vergleiche trügerisch sind, da folg es , folget u. s. w.
nicht die verbalformen ges, get u. s. w. enthalten, sondern ei-
nem schwachen verbum folgen (neben dem vereinzelt auch fol-
gon vorkommt) angehören 1). Ihm entspricht im an. fylgja
(fylgda), im as. folyön (folyoian), im angs. folgian (folgode,
folgede) , im afr. folgia (folg ade) , und es beruht demnach wol
auf urgerman. fidl(a)gaja- , das wie u.a. skr. craddhaga-, gür-
dliaya-, avest. yaozhdaya- , gr. aldto , £o$eo-, eofrio-, ya-
d-eo-, lat. audie- (Benfey Jubeo s. 20 ff. , vf. o. IV. 313) zei-
gen, auf full(a)-ge- zurückgeführt werden darf. Unmittelbar
auf dem letzteren beruht ahd. -folget, mhd. volge (vgl. gr. n<xörn
lyxhj). — Von den übrigen zu folgen gehörigen Wörtern erwähne
ich nur noch an. fylgja f., dessen bildung in \it. pradza „anfang"
(von pradeti) und nüdza „vergehen" (nusideti) analoga findet.
*) Die Verbindung volle uolffon (Williram 131, 1, Seemüller) kann an-
gesichts von mhd. zu« zim, zho zin u. s. w. nicht auffallen.
A. Bezzenberger.
5*
68
O. Weise
Volksetymologische Studien. I.
Wer die vortreffliche schrift von K. G. Andresen über
deutsche Volksetymologie gelesen hat, dem wird es aufgefallen
sein, dass in der darin einleitungsweise vorausgeschickten be-
sprechung analoger erscheinungen anderer sprachen die grie-
chische und lateinische mit einer verhältnissmässig geringen
zahl von beispielen bedacht sind und in dieser hinsieht selbst
hinter der englischen und französischen zurückstehen. Obwohl
sich nun Andresen eines positiven urtheils über den umfang
volksetymologischer erscheinungen in den beiden klassischen
sprachen enthält, so geht doch einmal aus dem angegebenen
umstände, sodann aber auch aus der untergeordneten Stellung,
die er diesen beiden sprachen anweist und aus der vorsieht in
der wähl der ausdrücke , deren er sich bei ihrer erwähnung be-
dient, deutlich genug hervor, dass er die neigung der antiken
sprachen zu derartigen umdeutungen unterschätzt hat. Auch
die recensenten des Andresenschen buches sind betreffs dieses
punktes ausserordentlich zurückhaltend mit ihrer ansieht: so
erfahren wir weder aus Dungers besprechung (Jahrbücher für
Philologie und pädagogik 1877. p. 503 sqq.) noch aus den an-
zeigen des buches von Gemss (Zeitschrift für gymnasialwesen
1876. p. 682 sqq. und im feuilleton der norddeutschen allge-
meinen zeitung. Berlin 23. — 25. mai 1877), ob diese die zahl
der volksetymologischen Schöpfungen der Griechen und Römer
für gross oder gering erachten; doch scheint die letztere an-
nähme durch die erwägung gerechtfertigt zu werden, dass Dun-
ger den von Andresen beigebrachten klassischen beispielen nur
eins, das aus qvj.iovXxe7v entlehnte remuleum, hinzuzufügen weiss,
während Gemss die Sammlung analoger fälle nur um 2 berei-
chert (ßiQoa, Augustus). Zwar verdanken wir der recension
der genannten schrift von Förstemann in K. Z. XXIII, p. 375 —
384 eine nicht unbedeutende zahl von beispielen fremder dem
griechischen und lateinischen assimilirter nomina propria (35
griechische und 13 lateinische, darunter 8 der ganz späten,
mittelalterlichen latinität angehörig), aber eine angäbe über die
ausdehnung der formellen oder begrifflichen assimilation dieser
beiden sprachen vermissen wir und finden statt deren nur den
Volksetymologische studien. I. 69
wünsch einer Sammlung des gesammten einschlägigen materials
behufs gewinnung allgemeiner gesichtspunkte und feststellung
der gesutze volksetymologischer bildungen ausgesprochen. Nur
G. Meyer, der uns in seiner anzeige von Andresens buch (All-
gemeine zeitung 1876 no. 239 beilage) eine Sammlung von 20 grä-
cisirten und einigen latinisirten fremdwörtern vorführt, hat sich
über den in rede stehenden punkt eingehender ausgelassen.
Er spricht dort „von einem spärlichen auftreten volksetymolo-
gischer gebilde in den beiden alten sprachen" und meint, „die
modernen sprachen seien dieser erscheinung aus nahe liegenden
gründen günstiger als ältere entwicklungsstufen". Dies sucht
er zu begründen durch die hinweisung einestheils auf die ge-
ringe formelle entstellung der alten sprachen, ihre klare durch-
sichtigkeit im bau der worte, welche die Scheidung zwischen
stamm und endung, wurzel und ableitung leicht ermöglicht, an-
derntheils darauf, dass eine so umfangreiche perception fremder
wörter, wie sie der engere contact verschiedener Völker zur folge
hat, im alterthum nicht statt gefunden habe. —
Um zunächst vom latein zu sprechen, so vermisse ich bei
Meyer eine Scheidung in klassisches und Vulgärlatein, die für
die Volksetymologie von grosser Wichtigkeit ist. Dass die latei-
nische Schriftsprache, eben weil sie erstarrt und fast alles le-
bens bar war, im ganzen ihr aussehen wenig verändert hat, ist
selbstverständlich ; doch ist dabei wohl zu beachten, dass trotz-
dem im laufe der zeit nicht nur worte unverständlich wurden
und antiquirten, sondern auch das verständniss des Ursprungs
der formen mehr und mehr verloren ging, weshalb wir uns
nicht wundern dürfen, dass man nach glaubwürdiger überliefe-
im 7. Jahrhundert der stadt die nur 3 Jahrhunderte früher ab-
gefassten Urkunden nur mit mühe verstehen konnte. Was aber
das Vulgärlatein anbelangt, so beweisen doch Schuchardts und
anderer gelehrter werke deutlich, welch' starke Umformung la-
teinische gebilde im munde des volkes oft erfahren haben ; und
da selbstredend nicht nur die urwüchsigsten; sondern überhaupt
die meisten umdeutungen aus der mitte des volks hervorzuge-
hen pflegen und durch dessen initiative geschaffen werden, so
nimmt es wunder, dass Meyer, statt die bildungen der wirklich
lebenden, d. h. formellen Wandlungen in grösserem maasse aus-
gesetzten lingua rustica durchzumustern, sich begnügt hat, das
klassische idiom als für Volksetymologie wenig zugänglich hin-
70
0. Weise
zustellen. — Auch hat Meyer meiner meinung nach nicht recht,
wenn er den formellen wandel einer spräche als erste und wich-
tigste Voraussetzung und bedingung der Volksetymologie betrach-
tet. Das hauptgewicht ist vielmehr auf den von ihm an zwei-
ter stelle erwähnten punkt zu legen, da nach ausweis des
Andresenschen buchs und meiner Sammlungen für das lateini-
sche und griechische ein weit grösserer procentsatz der Umbil-
dungen auf die fremdwörter entfällt als auf die Originalwörter.
Aus diesem gründe ist auch Meyers annähme, dass das ,,den
beiden klassischen sprachen an klarer durchsichtigkeit des
baues weit überlegene sanskrit dieser seite der Sprachwissen-
schaft so gut wie gar keinen stoff zur betrachtung biete", ent-
schieden unrichtig. Denn wenn man die in dieser spräche
auftretenden fremdwörter zur rechenschaft zieht, so wird man
auch mancher an indische gebilde angelehnten form begegnen,
wie denn thatsächlich , um nur ein beispiel anzuführen, das
dem griechischen öiöv/^iol entstammende jituma nach ausweis
des Petersb. wörterb. III, 103 auf beabsichtigter anlehnung an
fit beruht ; und lässt man die indischen, dem griechischen ent-
lehnten wörter, deren weitaus grösste zahl dem gebiete der
astronomie angehört, revue passiren, so zeigt sich so manche
derbe entstellung, die recht wohl auf bezweckter annäherung
an heimische wörter beruhen kann : man denke an taukshika —
rot-ÖTrjg, schütze im thierkreise P. W. III , 405, äkokera = al-
yoxegtog, Steinbock im thierkreise P. W. I, 590, krii/a — "/.qioq,
widder im thierkreise P. W. II, 497, leya = Ihov oder Ug,
löwe im thierkreise P. W. VI, 573, meshürana = ^EOovQ<xvrif.ia,
das 10. astronomische haus P. W. V, 908, ära m. — 'Läqrjg,
planet Mars P. W. I, (382, in denen wenigstens die suffixe dem
skr. angepasst und entsprechend umgeformt worden sind; man
denke ferner an durudharä = dogvcfagia, eine bestimmte mond-
stellung P. W. III, 675, panaphara = STtavacpoga, das auf ein
kendra folgende astronomische haus P. W. IV, 389, päthana —
rcagd-kvog, zeichen der Jungfrau P. W. IV, 648, kasüra —
/.aooLTEQog, zinn P. W. II, 192 (cf. Lassen, Indische alterthums-
kunde I, 239), kendra — -/.evtqov, centrum eines kreises P. W.
II, 427, dinära = ötjvccqiov = denarim, eine bestimmte gold-
münze P. W. III, 645, kcsara, haar, mahne = caesaries P. W.
II, 435, tävuri = zavgog, stier im thierkreise P. W. III, 321,
mninga = avQiyt-, mine, unterirdischer gang P. W. VII, 1118,
Volksetymologische Studien. I. 71
uka — tvyov, wage im thierkreise P. W. III, 128 u. a. x), die
alle mehr oder weniger starke Verrenkungen und Umformungen
erlitten haben. Auch an Umbildungen indischer Originalwörter
wird es nicht gefehlt haben: vielleicht lässt sich die existenz
des wortes lomdcd, (haarfresser), das nach gewöhnlicher an-
nähme aus lopägä (aasfresser) entstellt ist, auf diese quelle zu-
rückführen (P. W. VI. 590. 594).
Doch kehren wir zum latein zurück! Auch gegen das
zweite argument Meyers, dass das latein und andere alte spra-
chen wegen der weniger engen berührung der antiken völker
an zahl der fremdwörter stark hinter den modernen sprachen
zurücksteht, müssen wir entschieden Verwahrung einlegen. Nach
oberflächlicher Schätzung beträgt nemlich die zahl der wirkli-
chen lehnwörter, die das latein aus dem griechischen aufgenom-
men hat, mit ausschluss der eigennamen mindestens 6 — 7 tau-
send. Schon Saalfeld gibt in seinem index graecorum vocabu-
lorum in linguam latinam translatorum quaestiunculis auctus.
Berlin, 1874, worin die ausserordentlich zahlreichen Pliniani-
schen lehnwörter und auch der grösste theil der nachaugustei-
schen ausgeschlossen, worin ferner auf die inschriften und
Tironischen noten keine rücksicht genommen wird und, was
gleichfalls sehr wesentlich ist, die ungeheure summe der frem-
den eigennamen principiell unberücksichtigt bleibt, gegen 2000
an ; eine wie grosse zahl aber noch aus den erwähnten quellen
nachzutragen ist, das erhellt zur genüge daraus, dass unter
den buchstaben a und c zum beispiel aus Plinius allein c. 150
resp. 200 wörter supplirt werden müssen und Saalfeld selbst im
Programm von Wetzlar 1877 (griechische lehnwörter im lateini-
schen ; ergänzungen und nachtrage zum index etc.) auf p. 30 —
36 c. 180 lehnwörter aus den Bernensischen noten (W. Schmitz,
notarum Bernensium index alphabeticus et analyticus) ergänzt.
Zu der oben angegebenen summe von 6 — 7 tausend griechischen
lehnwörtern gesellt sich die allerdings nicht bedeutende zahl
der celtischen und der aus den übrigen sprachen geschöpften
fremden eindringlinge. Und rechnet man dazu vollends die
*) Doch fehlt es auch nicht an unverstümmelten lehnwörtern, de-
nen wir besonders da begegnen , wo die lautgesetze der beiden inter-
essirten sprachen nicht collidiren: so decken sich äpoklima und anö-
xkifia P. W. I, 661, khalina und ^cdtvo?, Weber beitrage zur vergl.
sprachf. IV, 278 u. a. ziemlich genau.
72
0. Weise
nicht gerade eigebürgerten, aber doch im mündlichen und
schriftlichen verkehr hin und wieder gebrauchten fremdwörter,
so dürfte sich die zahl der unrömischen in der römischen litte-
ratur vorgefundenen appellativa nach ungefährem Überschlag
auf 16 — 18 tausend, mit einschluss der fremden eigennamen
noch um einige tausend höher belaufen. Zwar verhehle ich mir
nun keineswegs, dass ein gut theil dieser wörter, weil sie auf
litterarischem wege und nicht durch mündlichen verkehr, be-
kanntlich die hauptquelle der corruption von fremdwörtern, in das
latein eingeschmuggelt, oder blos von gelehrten verwendet wor-
den sind, hier nicht in betracht kommt. Doch wird man selbst die
nach Vollziehung der angedeuteten subtraction restirende summe
noch für hinreichend halten, um einen zu üppigem wuchern
volksetymologischer bildungen geeigneten boden abzugeben,
wenn man bedenkt, einmal dass die in der ältesten zeit durch
mehrere Jahrhunderte hindurch recipirten griechischen lehnwör-
ter erst durch die rusticitas in die klassische spräche überge-
gangen sind und sodann dass jede lebenskräftige spräche, wenn
sie den entschiedenen trieb, alles fremde möglichst von sicli ab-
zuhalten durch äussere kultureinflüsse aufzugeben gezwungen
wird, die aufgenommenen fremden lautgebilde wenigstens dem
einheimischen lautsystem und Wortschätze anzupassen bestrebt
ist. Jacob Grimm hat recht, wenn er in der vorrede zum deut-
schen wörterbuche p. XXVI sagt: „Fällt von ungefähr ein frem-
des wort in den brunnen einer spräche, so wird es so lange
darin umgetrieben, bis es ihre färbe annimmt und seiner frem-
den art zum trotz wie ein einheimisches aussieht. Das zeigt
sich vorzugsweise an einer menge von Ortsnamen, aber auch an
andern Wörtern. Abenteuer, armbrust, eichhorn klingen vollkom-
men deutsch, obgleich sie nicht das geringste mit den Vorstel-
lungen abend-theuer , arm-brust, eiche-horn zu schaffen haben.
Es liegt nichts daran, was sie zu bedeuten scheinen, jeder
weiss, was sie wirklich ausdrücken und unsere klänge werden
nicht von ihnen getrübt". Und was Grimm hier mit bezug auf
deutsche spräche sagt, das gilt in gleichem grade von anderen
lebenskräftigen sprachen: gerade darum ist der umfang der
Volksetymologie im latein nicht zu unterschätzen. Oder glaubt
etwa jemand, dass die vielfach barbarisch klingenden auf dem
see- und landwege zur kenntniss der Römer gelangten nomina
propria fremder Völker, städte, berge, flüsse etc., dass die zahl-
Volksetyinologische studien. I. 73
reichen griechischen, besonders in der kaiserzeit übernommenen
namen von thieren, pflanzen, mineralien , dass die termini tech-
nici der mediciner, architecten und anderer praktiker und theo-
retiker in kunst und Wissenschaft dem römischen volke mund-
gerechter gewesen seien als sie dem deutschen noch heut zu
tage sind? So hat denn auch schon Schuchardt, vocalismus
des Vulgärlateins III. p. 344—349 und 351 etwa 100 beispiele
lateinischer Volksetymologie zusammengestellt, von denen sich
nicht ohne grund dieses oder jenes wird streichen lassen, deren
zahl aber im übrigen mit leichtigkeit verdoppelt und verdrei-
facht werden kann. Und wie viel mag uns obendrein noch un-
bekannt, wie viel überhaupt- nicht überliefert sein? Nur zu
sehr müssen wir gerade in dieser hinsieht beklagen, dass die
quellen der lingua rustica nicht so reichlich fliessen als die
des klassischen idioms und dass namentlich die grammatiker,
anstatt die redeweise des volks eingehender zu behandeln, sich
meist begnügt haben, vor dem gebrauche dieses oder jenes
plebejischen Ausdrucks zu warnen. —
Die griechische spräche hat nun allerdings eine so grosse
zahl von lehnwörtern wie die lateinische nicht aufzuweisen;
gleichwohl ist ihre zahl nicht unbeträchtlich und man wird sich
hüten müssen den einfluss des Orients zu unterschätzen. Denn
nicht nur ist der import ägyptischer und iranischer waaren und
worte selbst auf volksetymologischem gebiete nicht ohne reflex
geblieben, sondern auch und zwar ganz besonders haben die
handelsbeziehungen zu den Phöniciern grossen einfluss ausgeübt,
deren bedeutender umfang erst demjenigen recht klar wird, der
sich der mühe unterzogen hat, die semitischen abkömmlinge in
der griechischen spräche zusammenzustellen oder die einschlä-
gigen abhandlungen und Schriften gelesen hat: so von A. Mül-
ler, semitische lehnwörter im altern griechisch in dieser zeitschr.
I, 273—301, V. Helm, kulturpfianzen und hausthiere in ihrem
übergange aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in
das übrige Europa. 3. aufl. A. v. Kremer, semitische kultur-
entlelmungen aus dem pflanzen- und thierreiche. Ausland 1875
no. 1. 2. 4. 5. F. Lenormant, die anfange der kulturgeschichte ;
geschichtliche und archaistische Studien. Jena 1875 am schluss
(Übersetzung). Vanicek, fremd wörter im griechischen und la-
teinischen Leipzig 1878 u. a. Da ferner durch die Spaltung
einer spräche in dialecte die Volksetymologie begünstigt wird, so
74
0. Weise
wird auch hier im griechischen noch manche form verborgen
sein, wie denn der im griechischen stärker als im römischen
hervortretende lautliche zersetzungsprocess ein allmälig zuneh-
mendes schwinden des sprachbewusstseins zur folge haben
musste. Ein interessantes beispiel diabetischer Wortgestaltung
bietet uns der name des einen der 5 stadttheile von Syrakus:
Tv%rj, = Fortuna, der früher Svxrj = feigenstadt gelautet hat
(Ahrens d. dial. clor. p.64. Hehn 1. 1. p. 512) und sich recht gut er-
klären lässt bei berücksichtigung des diabetischen xvy.ch für ama.
Charakteristisch ist, dass weder Andresens buch, noch die
oben erwähnten recensionen desselben, noch die andern bisher
erschienenen und mir bekannt gewordenen Sammlungen und
besprechungen umgedeuteter wörter der griechichen spräche auf
die durch entlehnung oder in dialecten volksetymologisch umge-
stalteten appellativa genügende rücksicht nehmen x), sondern
uns fast ausschliesslich eigennamen vorführen, ein feld, auf dem
allerdings für Volksetymologie die reichste ernte zu erwarten
ist. Denn darin stimmen die antiken mit den modernen spra-
chen vollkommen überein, dass sie die meisten Verstümmlungen
auf dem gebiete der nomina propria aufweisen. Bei Andresen
sind dieselben allerdings auf 12 Seiten (p. 60—71) abgefertigt;
doch erhebt dessen collectiou nicht entfernt anspruch auf Voll-
ständigkeit, wie er sich denn namentlich bei behandlung der Per-
sonennamen „mannigfache beschränkungen" auferlegt und auf
seine schrift über die altdeutschen personennamen in ihrer ent-
wickelung und erscheinung als heutige geschlechtsnamen (Mainz
1873) verweist. Zahlreiche nachtrage geben die recensenten,
namentlich Forstmann und Dunger, letzterer besonders aus dem
früher slavischen Sprachgebiet des deutschen Ostens, einiges fin-
det sich im Daheim 1878 no. 44 p. 542 und bei Backmeister,
Alemannische Wanderungen p. 32, umfassendes material aus
Tyroler Ortsnamen bei Steub, zur rhätischen ethnologie. Stutt-
gart 1854 p. 84—150 und p. 174—220. Unter den c. 400 von
J) Strehlke K. Z. I, 223 und Dittenberger Hernies VI p. 129—155
280—313 (Veränderung- resp. nmdeutung lateinischer eigennamen im
griechischen), Pauli K.Z. XVI, 53 (volksetymologisehe erscheinungen in
der griechischen form persischer eigennamen) , Pott im 2. supplcment-
bande der Jahrbücher für philologie (über etymologische legenden); nur
Meyer 1. 1. und Curtius , Grundzüge p. 679 bringen eine anzahl bei-
spielc bei.
Volksetymologische Studien. 1. 75
mir bisher gesammelten lateinischen beispielen besteht die hälfte,
unter der ungefähr gleich grossen zahl von griechischen über
a/3 aus nominibus propriis. Warum aber gerade diese in so
grosser zahl der corruption unterworfen gewesen sind, das er-
klärt sich leicht, wenn man bedenkt, dass die ursprünglich
sinnliche bedeutung und somit das etymon bei eigennamen in
der regel stärker verblasst ist als bei appellativis, ferner dass
in eroberten oder sonst wie von stammen anderer nationalität
oder spräche besiedelten gebieten Patriotismus und unkenntniss
der betreffenden spräche instinctiv zur umprägung sämmtlicher
fremder namen nach heimischem typus führen müssen und end-
lich, dass es in der natur des menschen liegt, gerade eigenna-
men, falls er es vermag, möglichst wohlklingend und vielsagend
zu machen, wie nicht nur die Veränderungen der deutschen Per-
sonennamen schlagend beweisen, sondern auch gebilde anderer
sprachen hinlänglich sicher documentiren cf. *Av$iov = Antium,
'!Avd-£OTiog = Antistius, ßaoileict — insel Oesel, !Av&rjvai neu-
griech. = l4&rjvai, Ehjs'ti = Helisii (K.Z. XXIII, 578), Ho-
norius = Hunjareiks (ibid.), Virgüius — Verc/ilius u. a.
Wir kommen nunmehr zu unserer eigentlichen aufgäbe und
versuchen es im folgenden aus dem umfangreichen gebiete der
Volksetymologie des lateins eine erscheinung herauszugreifen,
die uns mehr als jede andere klar macht, dass wir bei der be-
trachtung volksetymologischer bildungen des lateins das Schwer-
gewicht auf die lingua rustica zu legen haben : Es ist eine be-
kannte thatsache, dass die plebejische latinität sich vielfach
des compositums bedient, wo dem klassischen latein das Sim-
plex genügt (vgl. Wölfflin, bemerkungen über das Vulgärlatein.
Philologus XXX p. lo7 — 105, speciell p. 158 — 1G5 : Zusammen-
setzungen mit con, de, ad, per, sub). Im munde des volks
nemlich, welches nicht gewohnt war, sich über die etymologie
von sprachformen rechenschaft abzulegen, war die ursprünglich
sinnliche bedeutung der präpositionen allmälig sehr verblasst,
man war sich oft des bedeutungsimterschiedes zwischen Sim-
plex und präpositionalcompositum gar nicht mehr bewusst, er-
steres antiquirte, kam ausser gebrauch und starb ab, aus der
präponderirenden Stellung des letzteren wurde bald eine domi-
nirende, ja dem usus folgte bald der abusus auf dem fusse
nach : man hatte sich nemlich durch den häufigen gebrauch
solcher composita so sehr an diese gewöhnt, dass man sie nun
76 0. Weise
auch in einfachen verbis und noininibus, deren erste silbe ähn-
lichkeit mit einer präposition zeigte, zu finden glaubte. So hat
das römische volk durch volksthümliche umdeutung eine grosse
anzahl derartiger ausdrücke geschaffen, in denen durch abtren-
nung der ersten Stammsilbe und ihrer degradirung zur präposi-
tion, oft unter entsprechender lautlicher Veränderung, der eben
charakterisirten neigung genüge geleistet wurde. Wie dieser
umformungsprocess vor sich gegangen ist, sind wir nur da zu
beobachten im stände, wo es uns vergönnt ist, die verschiedenen
Stadien der entwickelung zu prüfen und in dieser beziehung
können uns selbst sinnlose handschriftliche wortentstellungen
gewichtige winke geben, da die abschreiber vielfach das stre-
ben des volkes theilen, das unverständliche fremdwort durch
allerhand versuche etymologisch zu fixiren. Interessant ist es
zum beispiel, wie die Schreiber der Vitruvcodices das griechi-
sche wort ^AtTiY.ovQyig zugestutzt haben, lediglich um ihm ein
lateinisches aussehen zu geben. Die verschiedenen lesarten lau-
ten 3, 5, 3: attigurges, adtigurges, adtigurgites, ad gurgites.
Znnächst ersehen wir nun aus diesem beispiele, dass die letz-
ten silben des griechischen nomens die veranlassung zur Umge-
staltung des ganzen wortes gegeben haben. Der umstand, dass
ein abschreiber aus -curges sich das allerdings verständlichere
gurges zurechtlegte, ist für die Umbildung der ersten silben be-
stimmend gewesen und alle übrigen angeführten Schreibweisen
bekunden nur die bestrebungen der folgenden abschreiber, aus
dem nun in der luft schwebenden lautcomplexe atti ein latei-
nisches wort herzustellen. Die präposition ad bot sich bald,
über ti brauchte man sich keinen aufschluss zu geben, ebenso-
wenig wie in incitega :'= syyvd^Kt] (verderbt mit anlehnung an
in und tego) über den Ursprung der silbe ci und doch zog so-
gar ein anderer abschreiber die letzte consequenz, das lästige,
unnütz gewordene ti zu entfernen : aus Atticurges war so ad
gurgites geworden. Aehnlich werden wir uns nun auch den
Vorgang bei der corruption der folgenden scheinbar mit den
Präpositionen ab, ad, con, e, in, ob, per, prae, pro, sub, trans,
den präfixen dis und re zusammengesetzten worten zu denken
haben *). Der alphabetischen Ordnung folgend, haben wir uns
l) Natürlich sehen wir hierbei von den etymologischen schnurren rö-
mischer grammatiker und lexicographen um so mehr ab, als wir in ihnen
meist blos tastende, auf den äusseren schein der Verwandtschaft basirte
Volksetymologische studien. I. 77
zunächst mit der präposition ab zu beschäftigen, mit welcher
scheinbar zusammengesetzt sind : absis, averta , apoculo, Avel-
lamis. Den reigen eröffnet absis, bei dem einmal die constante
Schreibung mit bs = ip, sodann aber auch der verlust des Spi-
ritus asper (absis entlehnt aus aipig) dafür spricht, dass die
lostrennung der silbe ab vom stamme nicht erst im deutschen
erfolgt ist, wo das wort in der form ab-seite erscheint, sondern
schon im lateinischen statt gefunden hat. Es folgt averta =
äoQvrJQ (cod. Justin. 12, 51, 12. Acron. Hör. sat. 1, 6, 106),
welches sich, äusserlich betrachtet, als compositum von a und
verto giebt, und offenbar gerade diesem anklänge die einbusse
des schliessenden q zu verdanken hat (vgl. auch Kuhn Z. XX,
340). Das wort apoculo, das der Büchelersche text des Petron
bietet (67) als verderbniss aus <x71oy.vXuö, herabwälzen, ist ein
beredtes zeugniss für die lebenssphäre des volks, welches dem
anklang an poculum zu liebe den in jener zeit so seltenen wan-
del des v in u vollzog und das griechische i schwinden Hess
(vgl. unten die begrifflich verwandten transgulare und come-
satio). Was ferner Avella = Abella anbetrifft, welches von
Vanicek Griech. Lat. Etym. Wörterb. 1877 p. 35 mit „eber-
städt" übersetzt und aus einer grundform Aperula erklärt wird,
glaube ich, dass die erweichung des b — p zu. v, wie sie in
handschriften und ausgaben öfter sich findet, so bei Silius 8,
520, nicht blos in der plebejischen ausspräche des Wortes be-
gründet ist, sondern dass hier thatsächlich einmischung des
verbums avetto angenommen werden muss. — Auch das wort
Aborigines würde hier zu nennen sein, wenn die vermuthung
Eröhners (Philologus XV, 350), es sei als entstellung aus Arbo-
rigines aufzufassen und mit „baiimgebome" zu übersetzen —
autochthonen (vgl. Ramnes und ramus, Pinarii und pinus, Peu-
cetii und 7t£vxrj) das richtige getroffen hätte, was ich allerdings
bezweifle; denn man wird wohl eher mit Mommsen Ia, 437 und
Vanicek 1. 1. p. 43 an composition aus ab und origo denken
erklärungsversuehe normal gebildeter römischer wörter zu erblicken
haben, nicht aber solcher wortformei), die durch anlehnung entstanden
sind. Wir ignoriren also den einfall Varro's ocrea aus ob und crus zu
deriviren u. a., wir übergehen ebenso die kühnen ableitungen des Fe-
stus-Pauli, der ec/ens aus exgens p. 77, 16. heluo aus elno p. 99, 10, comoe-
dUi aus co7i und ire p. 39, 6, atriiim aus aterrium p. 13, 10, amentnm
aus admentum p. 12, 2, cisterna aus eis terra p. 43, 12 u. a. erklärt.
78 0. Weise
dürfen. Ebenso ist die öfter versuchte derivation des Wortes
abdomen aus adipomen mit annähme von buchstabenversetzung
und erweichung des p zu b mehr als gewagt, wiewohl sich
letztere erscheinung allenfalls durch statuirung einer anähnli-
chung an das verbum abdo erklären Hesse J). — Von scheinbaren
Zusammensetzungen mit der präposition ad haben wir zu verzeich-
nen die worte acceptor = accipiter, mittellat. accidia = äxrjdia,
accipienser = acipenser, aecerso = arcesso, adeps —- aXeupa,
aditus — adytum, mittellat. admiratus und admirabilis, (alluci-
nari, Applaus). Da accipiter vermuthlich mit skr. äoupatvan
zusammenzustellen ist (vgl. Benfey K. Z. IX, 78, Vanicek 1. 1.
p. 468, der nur darin abweicht, dass er -piter aus einem ver-
lornen lat. petrum = skr. patram, flügel ableitet), so ist ac-
ceptor, dessen sich nach Charisius 98, 9 K. Lucilius bediente,
das sich aber auch anderweitig belegen lässt (vgl. August, serm.
43, 2 Mai) eine concession an das römische Sprachgefühl oder
an die ausspräche des volks; vielleicht ist sogar accipiter in
folge der anlehnung an accipio zu seinem doppelten c gekom-
men, weshalb wir Bopps erklärung Gloss. 39 b: ita ut acci
ortum sit assimilatione adoptiren können, wenn wir dem worte
assimilation einen anderen sinn geben. — Das mittellat. accidia
(daneben acedia), it. accidia ist eine durch den anklang an ac-
cidere veranlasste Umgestaltung von äxrjdia (Diez gram. d.
roman. sprachen I3 p. 58). — Wir kommen zu dem fischna-
men acipenser, dessen etymon dem römischen volke unbekannt
sein mochte, so dass es sich die änderungen in aquipenser
(Paul. Diac. p. 22, 13, in einer glosse bei Du Cange und in
verschiedenen Codices vgl. Holder Hör. sat. II, 2, 47, Schuchardt
II, 383. III, 270) mit passender anspielung an aqua und in die
vermuthlich von accipio beeinflusste form accipenser oder acci-
pienser erlauben konnte (vgl. Brambach, hülfsbüchlein p. 22).
Indessen wissen wir durch Bezzenbergers nachweis Götting. ge-
lehrt, anzeig. 1874 p. 072, dass acus scharf und wurzel pas in
piscis und ahd. fasa, faser die demente zur bildung des quaest.
wortes abgegeben haben, welches mithin ursprünglich scharf-
flossig bedeutet. Bei aecerso liegt die sache ähnlich: hier hat
1) Ueberhaupt hat es «och nicht gelingen wollen, eine überzeu-
gende etymologie dieses wortes zu geben ; denn auch die combination
des wortes bei Fick II3, 121 mit skr. ddma und griech. du<dr)/jc< vermag
ich wegen zu gezwungener bedeutung nicht glücklich zu nennen.
Volksetymologische Studien. I. 79
man es für nothwendig befunden, die alte aus ar und cesso
(intensiv von cieo, wie facesso von facto oder wie Vanicek meint
1. 1. p. 106 von cedo = cedesso) zusammengesetzte form arcesso
in accerso zu verdrehen ; schon Priscian p. 559 P. hat erkannt
und Dietrich, commentationes grammaticae duae, progr. von
Pforta 1846 p. 13 ausgesprochen, die Umgestaltung sei gesche-
hen, ut priorem verbi partem praepositionem ad esse appareret.
Belege der einzelnen formen finden sich zusammengestellt bei
Kritz zu Sallust Cat. 40, 6, Ellendt zu Cic. d. or. 2, 27, 117.
Not. crit. vol. I p. 261 sq. Wagner, orthograph. Verg. p. 417. —
Dass adeps aus dem griech. alsicpa hervorgegangen ist, wird
von vielen gelehrten behauptet (vgl. Benfey W. L. II, 122,
Curt. Grundz. p. 266, Vanicek E. W. p. 811 mit anmerkung 4,
wo die übrige litteratur des Wortes verzeichnet ist), während
allerdings Fick II, 45 an Zusammenhang mit ortog und ops
denkt. Die spätlateinische, dem griech. mehr accommodirte
form alipes (App. Prob. 199, 2 K.) unterstützt die annähme der
entlehnung; der Übergang des l in d kann hervorgerufen sein
durch anlehnung an das verbum adipisci, ist aber auch sonst
nicht gerade selten, wie folgende schon der ältesten Volksspra-
che entstammende bildungen deutlich beweisen: Capitodium,
cadamitas, modestia , Paudantii, dedicata u. a. (vgl. Kuhn Z.
XIII, 79 sq. Moebius K. Z. XIV, 277. Schuchardt I, 142.).
Die form aditus, welche Bergk in Attius fr. 624 bietet (vgl.
ephem. Marb. 1850 p. 337) = ad t/tum findet sich auch in
Vergilianischen codicibus Aen. II, 764 (vgl. Ribb. prol. p. 427).
In ihr hat sich wahrscheinlich der einfluss des verbum compo-
situm adire oder des davon abgeleiteten Substantivs aditus gel-
tend gemacht. Dass die mittellat. formen admiratus und ad-
mirabUis volksetymologische Umgestaltungen des arab. amir-id-
ma, emir auf dem wasser, seien, steht ausser zweifei (vgl. K.
Z. XXIII, 383, Andresen p. 88). Ueber die nach Brambach
hülfsb. p. 24. in Cic. ep. ad Quint. fr. II, 9, 1 cod. Med. ge-
botene form aUucinari für alucinari, welche für eine assimila-
tion an alluceo, = ad-luceo, allnsio, alluvium u. a. zu halten,
nahe liegt, s. Fröhde d. Beitr. III, 289. — Worauf die häufige
Schreibung Appidus, Appxdia (vgl. Keller-Holder Hör. carm. I,
38, 7. sat. I, 5, 77. 2, 1, 34.) beruht, deren Verwandtschaft
mit skr. api/a und griech. L47tia Curtius Grundz. p. 463 be-
hauptet, lasse ich unentschieden. —
80 0. Weise
Als scheincomposita von cum — con verdienen erwähnt zu
werden, coacla, comesatio, Compulteria, conger, Consanus, cor-
rigia, coillum. Das bei Consentius p. 15 Cr. stehende coacla
— cloaca verräth wegen der engen lautlichen affinität mit coa-
gula leicht die art seiner entstehung. Sehr materiell gefärbt
ist die vulgäre Umformung des Substantivs comissatio von comis-
sor = xco^dtco in comesatio wie von comedere, so im Cod.
Amiat. Gal. 5, 21. Petr. 1, 4, 3 vgl. Schuchardt II, 61, dagegen
scheint die Schreibung commissatio bei Festus Pauli p. 41, 3,
wiewohl er das wort mit xcqur/ combinirt, auf annäherung an
committo hinzudeuten, gleichwie die unterlassene geminirung des
s in comisari den Vel. Long, verführt hat, an herleitung von
comis zu denken p. 2232, 46. — Was sodann die römische
namensform der an der campanischen gränze gelegenen Samni-
terstadt Compulteria anlangt, so beweisen uns oskische inschrif-
ten (Leps. inscr. Umbr. et Ose. p. 117 sp.), dass der heimische
name Kupelternum lautete mit gleicher endung wie Älafater-
num, weshalb auch die bewohner Muratori 1040, 1 u. 2 Cu-
belterini genannt sind. Dass ferner der name des meeraals
conger = yoyygog an congerere assimilirt ist, ist meines erach-
tens nicht unwahrscheinlich, dagegen halte ich die combination
Mommsens 1 5 205 von congius mit %oevg für sehr zweifelhaft
und auch der annähme Saalfelds progr. p. 16, dass congius
aus x0A'w£ entstellt sei, trage ich bedenken beizupflichten, da
Ficks (II, 66) und Vaniceks (p. 137) herleitung des Wortes aus
gräkoital. kanka (vgl. x6y%og) einfacher und ansprechender ist.
Es folgt Consanus. Ob diese namensform des bewohners der
Hirpinerstadt Compsa (so bei Cic. Verr. 5, 61, 158 Halm) or-
ganischer Umgestaltung ihre existenz verdankt, scheint mir frag-
lich, wenigstens bleibt die möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass der gedanke an con und sanus vorgeschwebt hat. Cor-
rigia anlangend, so ist dieses seiner offenbaren abstammung von
corium zum trotz so regelmässig in den handschriften und von
herausgebern mit rr geschrieben worden, dass sich Georges und
andere lexicographen dadurch haben verleiten lassen, dasselbe
von corrigere abzuleiten. In den romanischen sprachen finden
wir beide Schreibarten, mit rr und mit r, vertreten : sp. pg. (cor-
rea), prov. {correja) und fr. (courroie), also die westlichen töch-
tersprachen des lateins bieten den geminirten zitterlaut, die
übrigen den einfachen. — Bei der meines wissens bisher noch
Volksetymologische Studien. 81
nicht erklärten form coillum Tert. de spect. 5 = xollov, das
innere des hauses, wo die Laren verehrt wurden, liegt entschie-
den einmischung von hilla, eingeweide = inneres vor. Ich
wüsste nicht, was anderes zu der so seltenen erhaltung des
diphthongen oi und zur Verdoppelung des l veranlassung gege-
ben haben sollte. Die ausspräche hann nur co-ülum gewesen
sein, nicht coillum, wie Georges im Wörterb. angiebt. Bestäti-
gung findet meine annähme durch eine verwandte erscheinung
in dem nomen proprium Boilla = Bovilla, welches wort bei
Non. 84 a 8 sqq. G. erklärt wird: hillas intestina veteres esse
dixerunt, unde Bohilla oppidum in Italia, quod eo bos intestina
vulnere trahens advenerit. Ob auch die bildungen compagi
neben campagi — nofißatoves von zo^ißog (Mommsen, berichte
der kgl. sächs. gesellsch. der wissensch. philol. bist, klasso
1851 p. 72) und conquilium — xoyxyUov (Schuchardt II, 275.
Orell. Henz. 7226) hierher zu ziehen sind, bezweifle ich; auch
wage ich nicht zu entscheiden, ob die einmischung der präpo-
sition cum, wie sie sich im walachischen cump^n^ — campana
vollzogen hat (vgl. Schuchardt III, 87), schon auf rechnung des
Vulgärlateins zu setzen ist. — ■
Nach con haben wir uns mit der präposition e zu beschäf-
tigen, welche sich in folgende Wörter eingeschlichen hat: Ex-
quiliae, electarium, elogium, Exomatae (elucus, excetra, evallo!).
Wenn Exquiliae = Esquiliae = Aesquiliae von neueren (so
Schuchardt II, 277, Corssen II, 355; anders im anhang p.
1023 sq. unter Zustimmung von Vanicek p. 124) mit recht von
aesculus abgeleitet wird, wie für das nahe verwandte nomen
proprium Esquilinus die analogie der hügelnamen Viminalis
und Querquetulanus wahrscheinlich macht, so beweist die deri-
vation der alten von excolere und die Schreibung mit x, dass
man, vermuthlich dem scheinbaren gegensatze von incola und
inquilinus zu liebe, die präposition ex eingemischt hat. Bram-
bach, der im hülfsb. p. 37 Esquilinus für die grundform hält,
ohne eine etymologie anzugeben, meint in Aesquiliae eine aus
Verwechselung von e und ae und aus der irrigen ableitung von
aesculus entsprossene form, in Exquiliae eine auf grammatischer
theorie beruhende bildung zu finden. — Die herkunft des no-
mens electarium oder electuarium von trtl&w.xov dürfte wohl
ausgemacht sein. Die Römer haben also (wenn man es nicht
vorzieht, an beeinflussung durch electrum zu denken) durch ver-
Ueiträgo g, künde d. ig. sprachen. V. a
82
0. Weise
Wandlung der silbe ec in e das frcmdwort zum scheincomposi-
tum von lego (vgl. eligo, electum) umgeschaffen. So schwindet
auch die anomalie des im ganzen nicht häufigen Übergangs von
et in e vor consonanten, für den wir übrigens ausser den von
Bährens, jahrb. für philol. 1875 p. 141 sq. (Teresia , Pohjcletus,
edyllium, catalepta!) und Schuchardt II, 89 (Erene, cerografia,
erece, Perithoum, Serius) angeführten beispielen noch beibringen
können: cyperus (Plin.) und cyperum (Varr.) = xtrcsigog, pe-
neticus = 7teivrjTix6g Cael. bei Cic. ad fam. 8, 1, 5 ed. Klotz,
tenesmos (Nep. Plin.) = zeivsa^tog, tenesmodes (Theod. Prise.)
ss T€iveo/ni6dr)g, hypotenusa (Grom. vet.) = vrtozelvovoa, hypo-
geson (Plin.) = vTtöyuaov, epidecticalis (Grom. vet.) = emöeiY.-
rixög, Melus — Nilus — Neilog (Paul. Diac. p. 18, 4). Dar-
über, ob elogium wirklich aus dem griech. ileyetov herüberge-
nommen ist, ist viel gestritten worden: gegen Mommsen, der
das wort C. I. L. I, 277 von eligere ableitet und Fick II, 277,
der es mit loyiov zusammenstellt, halte ich mit Curtius, be-
richte der königl. sächs. gesellsch. der wissensch. 1864, p. 1 — 8,
Fleckeisen, jahrb. für philol. 1866, p. 3—9, Schuchardt III, 245
die entlehnung für wahrscheinlich und glaube, dass elogium
die populäre, elegium die gelehrte Übertragung des griech. Wor-
tes ist und dass ersteres dem anklänge an eloquium sein o ver-
dankt. Der von Müllenhoff, über die herkunft der pontischen
Skythen und Sarmaten, berichte der berlin. academie der wis-
sensch. 1866 p. 568 mit zend. yaz, skr. yaj, opfern zusammen-
gestellte name Exomatae (Valer. Flac. VI, 146 = Ixamatae
Mela 1, 19, 17) erinnert lebhaft an exomis = it-o)f.ug. Dage-
gen trage ich bedenken, der meinung Lobecks beizupflichten,
elueus sei aus dlvxrj entstanden, besonders wegen der Verschie-
denheit der quantität des e und ü = ä und ü. Doch spricht
allerdings für Lobecks annähme, dass die bedeutung beider
worte sich ziemlich deckt (vgl. alvg) und dass meines wissens
noch keine bessere erklärung existirt; denn die von Georges
im wörterb. gegebene von e und lux befriedigt weder formell
noch sachlich. Nicht minder bedenklich erscheinen mir zwei
andere in älteren werken häufig figurirende combinationen : die
von excetra und t%LÖva und die von evallo und E/.ßäXlto. Al-
lerdings ist die möglichkeit einer corruption bei dem noch un-
erklärten ersten worte nicht ganz abzuweisen, ob man aber ne-
ben evallo, enthülsen von ex und vallus für die 2 stellen Titin.
Volksetymologische studien. 83
com. 76. Varr. sat. Men. 28, 1 ein aus sußdlXa) verderbtes evallo
anzunehmen habe, ist doch wohl sehr fraglich.
Eine grössere zahl von beispielen bietet die präposition in :
Hier sind zu nennen zunächst die beiden worte imbilicus und
inula, ersteres als Verstümmelung von umbilicus (vgl. App.
Prob. 198, 4 K. Brambach orthogr. p. 123), letzteres als zu-
rechtlegung aus dem griech. eXivwv. Das umspringen der li-
quiden ist nicht auffällig (vgl. Schuchardt III, 338), ebensowe-
nig, dass das wort auch in unveränderter form und bedeutung,
als helenium im latein (Plin. 21, 10, 59) erscheint; denn die
doppelte reception eines griechischen wortes, die dann meist zu
verschiedenen zeiten und mit verschiedener bedeutung erfolgte,
ist nicht selten : man denke an das schon oben erwähnte elogium
neben elegium, ferner an groma und gnomon = yvi6(.uov, citrus
und cedrus — xtÖQog, galbanum und chalhane = xaXßavrj,
caduceus und cerycium — y.rjQvxeiov, massa und maza = /netzet,
liquiritia und glycyrrhiza — ykvxv$Qi£a u. a. Ferner gehört
hierher Inlyricus = Illyricus (fast. Ant. Aug. 3. C. I. L. I p.
328), das schwerlich mit Brambach hülfsb. p. 44 auf ein ver-
sehen des Steinmetzen zurückgeführt werden darf, deshalb weil
es ausser der von Brambach erwähnten stelle noch öfter ge-
lesen wird, so bei Cohen Med. imp. 4, 211. 76 1). Ausserdem
kommen hier noch in betracht einmal die Wörter, in denen die
griech. präposition ev einfach mit in übersetzt ist und sodann
die, in denen man bei der Übernahme die präposition iv zu
finden wähnte: in die letzte kategorie gehören incitega — ey-
yv&fai] und exintero = st-evvsQiKtö Die litteratur des erstge-
nannten wortes, bei dessen übertritt ins latein zweifelsohne das
verbum tego einfluss auf die neubildung ausgeübt hat, fin-
det man bei Saalfeld index p. 46 anm. zusammengetragen ; das
andere, exintero, ist scheinbar ein bis compositum von tero, in
Wahrheit aber lehnwort aus s^svtsqi^oj von ra erreget, einge-
weide. Zwar kommt auch die regelmässige form exentero vor,
ist aber viel seltener als die handschriftlich gut beglaubigte bil-
dung exintero und selbst als die ebenfalls entstellte durchweg
in den manuscripten des Apicius auftretende form extentero.
x) intinera = itinera bei Schuchardt IH, 59 halte ich für einen lap-
sus calami, Ignatius — Egnatius bei Schuchardt I, 59 mit anlehnung
an iynotus muss unberücksichtigt bleiben, weil in = deutschem tm hier
nicht präposition ist.
6*
84
O. Weise
Für die Vertretung der wirklichen präposition h durch lat. in
stehen mir folgende beispiele zu geböte : incharaxo = syxaQccaaa)
Apic. 6, 5 § 228, incaustum = eyxavOTOv, not. Bern. ed. W.
Schmitz 71, 43, inerguminas — sv€Qyovf.i6vog Schuchardt III,
140, infiteusis = sf.icpvTevaig ibid. I, 344, impotus — s[x(pvtov
ibid. III, 254, incomma = syito/n/ua Veget. 1, 5 und Hieron.,
inthronizo = sv&Qovl'Cto vgl. Paucker meletemata lexhistorica
altera Dorpat 1875 II p. 30, Ingeniculus = 'Eyyovaai Jul.
Firm. 8, 17 vgl. Vitr. 9, 4, 5., sicherlich auch incomium, eine
salbeningredienz Veget. 4, 28, 18, das mit eyxvpov (encymos
bei Plin. 25, 5, 51 ed. Jan.) identisch sein dürfte, gleichwie
impotus mit efupviov (über den wandel des v zu o vgl. Fleck-
eisen Jahrbuch. 1866, p. 9 sqq. Corssen, Vocal. II p. 75). Sehr
zweifelhaft scheint mir die von einigen behauptete entlehnung
von inclitus, inclytus, inclutus aus eynlvzog, noch mehr die von
inciens aus eyxvog und von intibus, intubus, intybus aus imagi-
närem svtvßog.
Mit ob kenne ich 2 beispiele: obrussa und obsonium. Be-
treffs der zwillingsform des erstgenannten Wortes, die sich mit
dem griechischen etymon genau deckt, obnjzum, verweise ich
auf die unter inula gegebenen auseinandersetzungen : jene form
finden wir bei Cic, Plin. und Seneca in der bedeutung feuer-
probe des goldes, wobei der nicht unpassende anklang an rus-
sus zu beachten ist, diese viel später bei Isidor, in der vulgata,
bei Juristen und grammatikern. Daneben existirt übrigens noch
eine andere corruption, die unsere ansieht von der einmischung
der präposition ob zu bestätigen scheint, ich meine abreghim —
oßqvtpv in einer glosse bei Mai Class. auet. VI, 502 a ; wie
dort ob, so ist hier im volksbewusstsein ob untergelaufen. —
Weit häufiger im gebrauch und allgemein als volksetymologi-
sche bildung anerkannt ist obsonium = oxpcovwv nebst den ver-
bis obsonare und obsonitare, worte, welche durch die ähnlich-
keit mit ob und sonare in folge der erweichung des p zu b
(vgl. absis) schon in Plautinischer zeit ein vollkommen römi-
sches gepräge erhalten haben (vgl. Curtius, Vortrag auf d. phi-
lologenversammlung zu Hamburg 1855 p. 3. Schuchardt III,
11. Saalfeld progr. p. 9 anm.). —
Unter per registrire ich peUex, perramus (persona). Mag
auch, wie Fleckeisen 50 artikel p. 23 nachgewiesen und Brain-
bach hülfsb. p. 52 durch den hinweis auf handschriftliche les-
Volksetymologische Studien. 85
arten bei Horaz und Quintil. erhärtet hat, paelex die einzig
richtige Schreibweise des Wortes sein, so ist doch pelex nicht
selten und pellex nicht blos handschriftlich, sondern auch in-
schriftlich bezeugt (CLL. 7017 = Or. 2683). Ob das grie-
chische Stammwort Ttdlkal-, wie Lottner K. Z. VII, 165 an-
nimmt, aus dem semitischen entlehnt ist oder nicht, ist für
unsere Untersuchung irrelevant, jedoch darf nicht übersehen
werden, dass bei dem amalgamirungsprocesse das nahe liegende
und zur bedeutung trefflich passende verbum pellicio als haupt-
factor mitgewirkt hat. Zur erklärung der in den Gromatikern
(405, 13 u. a.) und sonst öfter auftauchenden Verstümmelung
von TCVQafilg in perramus oder peramus wird man vielleicht be-
einflussung durch ramus und die präposition per annehmen
können. — Für die herleitung des Wortes persona aus rtQogto-
rtov, welche Dietrich 1. 1. p. 8, Klotz im Wörterb. u. a. befür-
worten gegen Corssen Vocal. I, 482. II, 64 und Vanicek 1217,
welche es für eine direct aus wurzel svan tönen hervorgegangene
bildung zu halten geneigt sind, scheint einmal die quantität des
o zu sprechen ; denn das wort steht thatsächlich unter den de-
rivatis der gedachten wurzel in dieser hinsieht ganz vereinzelt
da, eine Schwierigkeit, über die uns auch die wenig sagenden
worte des Gellius 5, 7 : o littera propter vocabuli formam pro-
duetiore nicht hinweghelfen, sodann aber auch der umstand,
dass die theatermasken gleich vielen andern auf das theater
bezüglichen gegenständen aus Griechenland stammen können
und endlich, dass die griechischen lehnwörter der ältesten zeit,
wozu das schon bei Plautus in der deminutivbildung persolla
(Cure. 192) vorkommende wort zu zählen sein wird, im gegen-
satz zu denen späteren datums fast sämmtlich stark verstüm-
melt worden sind. Trotzdem wage ich nicht, mich für die ent-
lehnung zu entscheiden.
Wenn ich als Vertreter der präposition prae das von Varro
erwähnte wort praesica anführe, so bemerke ich gleichzeitig,
dass ich schwanke, ob ich jene form für eine fiction der gram-
matiker (Varr. 1. L. 5, 21, 104: brassica ut praesica, quod ex
eius scapo minutatim praesicatur. Fest. Paul. p. 81, 18: bras-
sica a praesecando est dieta) oder für eine lebende form der
lingua rustica halten soll. —
Für mit pro zusammengesetzt ist man geneigt zu erklären
die wörter propina und Proserpina. Der vulgäre Ursprung des
86
0. Weise
ersteren von Isid. orr. 15, 2, 42 überlieferten und mit popina
identischen wortes steht ausser zweifei, ebenso die beabsichtigte
anlehnung an propinare; nicht so unbeanstandet darf das letz-
tere bleiben. Ohne ein neues argument zur lösung der viel
discutirten frage beizubringen, ob Proserpina römischer abkunft
oder griechisches lehnwort ist, begnüge ich mich zu constati-
ren, dass die meisten gelehrten, so viel ich sehe, sich für den
griech. Ursprung ausgesprochen haben (vgl. die litteratur bei
Curtius, grundz. p. 266, wozu zu fügen C. I. L. I, 57 p. 554.
0. Keller, Rhein. Museum XXX p. 128. Dietrich 1. 1. p. 8,
Vanicek p. 585, Klotz im Wörterb.). Nur Corssen, vocal. I p.
243 sq. anm., beitrage 395 tritt entschieden für die römische
abkunft des wortes von proserpere ein und behauptet, späterhin
sei durch namensähnlichkeit vermengung der altrömischen ge-
treidegöttin mit der griech. todesgöttin IIeQO€q)6vt] herbeigeführt
worden. Dass nun IlEQoecpövrj gerade in Proserpina umgedeu-
tet wurde, mag wohl in dem streben begründet sein, in den
namen der göttin eine mythologische beziehung hineinzudeuten.
Es ist dem worte demnach ebenso ergangen, wie dem namen
des Apollo und der Latona und verschiedener anderer götter-
gestalten : die altrömische form Aperta = IdnelXtuv = ^AitoX-
Xtov und das nomen proprium Latona = Aario — Aiqito be-
zeugen, dass das römische volk sich den Apollo als eröffner
des tages {aperio)} seine mutter Latona, udrjtto KvctvoTtertlog,
als den dunklen nachthimmel, der das licht in seinem schoosse
birgt, (lateo; Lateona = Latona gebildet wie Bellona, Epona
u. a.) um es tagtäglich neu zu gebären, aufgefasst hat. Und
so haben denn die Römer vermuthlich auch hier die tiefere
bedeutung des Proserpinamythus im namen der göttin zum aus-
druck bringen wollen : nemlich, wie das dem schoosse der erde
anvertraute Samenkorn sich allmälig entwickelt und nach län-
gerer Verborgenheit in der erde die es umschliessende hülle
durchbricht und an die luft heraufdringt (proser pit) 1). —
Die nun zur besprechung kommende präposition snb ist
durch eine grössere anzahl von beispielen vertreten: Neben
der handschriftlich überlieferten lesart subalternicum bei Plin.
33, 2, 33 für sualiternicum, über deren etymologie ich später
*) Nach Kellers annähme, der IIeQat(f,6vri mit Oupvevg combinirt,
st das griechische wort aus gleicher gruudanscljauuug entsprossen.
Volksetymologische Studien. I. 87
zu sprechen gedenke, verdienen erwähnt zu werden: subledare,
suppellex, suggülo, suggultium, supparum, Sustinens. Das erst-
genannte wort, das sich in der form sublecetavet = sollicitavit
in einer von Le Blant I. Chr. 377 überlieferten, aus dem an-
fange des 7. Jahrhunderts n. Chr. stammenden inschrift vor-
findet, würde Döderlein, wenn es ihm bekannt geworden wäre,
in seiner annähme bestärkt haben (Syn. 1, 153 ann.) soUicitare
sei aus sublicitare entstanden. Die richtige etymologie des Wor-
tes bieten Corssen vocal. I, 225 und Vanicek p. 1024. — Wir
kommen zu suppellex, einer form, die sich der volksmund zu-
rechtgelegt hat aus der durch die merkwürdige assimilation
des r der präposition super an das anlautende l der folgenden
silbe unverständlich gewordenen form supellex = superlex un-
ter einmischung von sub (vgl. Brambach hülfsb. p. 62.). lie-
ber das etymon des an 3. stelle genannten Wortes sind die neue-
ren philologen ebenso sehr in Verlegenheit wie die alten gram-
matiker. 5 Schreibweisen sind uns überliefert: sugillo, suggülo,
sugilo, suggilo und sigillo und ebenso viele ableitungen: von
(jula, vivXov, suggero, sugo und cilium; die von sugo, welche
Otts beifalls findet (Jahrbuch, für philol. 1874 p. 859 sq. vgl.
Fick, II, 284. Spracheinheit 112. 376. Vanieek p. 993), hat die
meiste Wahrscheinlichkeit für sich und gerade deshalb müssen
wir die formein suggilo und sugillo für volksetymologische,
durch einmischung von sub entstandene bildungen ansehen, zu-
mal sich im italienischen ein analogon findet in dem übertritt
des lat. sigillum in suggello (vgl. Schuchardt II, 231). Aehn-
lich verhält es sich mit suggultium für singultus, das uns in ei-
ner glosse bei Mai Class. auet. VI, 545a erhalten ist. —
Schuchardt wirft bei gelegenheit der besprechung des wortes
supparum = alcpagog (II, 228) die frage auf, woher die Ver-
doppelung des p rühre? Nun kann zwar die analogie von
struppus — OTQÖfpog hier geltend gemacht werden, aber immer-
hin scheint wegen der gleichzeitig erfolgten vocalveränderung
die annähme rathsam, dass hier die präposition sub im spiele
ist. Mit Tuchhändler, de vocabulis graecis in linguam latinam
translatis. Berlin 1876 p. 26 an eine vox hibrida zu denken
aus sub und cpdgog, halte ich für verfehlt, weil so die bedeu-
tung toppsegel keine rechte erklärung findet, und Ficks (I, 31)
herleitung von upara, die Vanicek E. W. d. lat. spr. I, 24
adoptirt hat, aber fremdwörter p. 79 aufgiebt, ist zu gewagt.
88
0. Weise
Noch anders erklärt das wort Pauli K. Z. XVIII, 5, der darin
eine aus sub -f- wurzel spa — pa, spinnen gebildete und aus
dem oskischen übernommene form vermuthet (vgl. Varr. 1. L.
5, 30. 37). Doch scheint die derivation von aicpaqog die mei-
sten gelehrten für sich zu haben (vgl. Schuchardt II, 228.
Hehn, kulturpfl. p. 154. Saalfeld index p. 77, progr. p. 25 u. a.). -
Den schluss bildet Sustinens, die offenbar vulgäre entstellun
des namens 2ioo&hr]g, welche man in der Lachmannschen aus-
gäbe des das neue testament enthaltenden codex Fuldensis Cor.
I, 1, 1 liest. —
Als scheincompositum von trans nenne ich transgulare —
strangulare, welches der Bernenser Eusebius 193 bietet und
schon Andresen p. 19 als beleg für volksetymologische bildun-
gen im latein vorführt. Die wohlfeile anspielung auf gula lässt
keinen zweifei daran aufkommen, dass die verdrehnng auf volsks-
witz beruht.
Es erübrigt noch, einige fälle zu betrachten, in denen
durch umdeutung die präfixe di = dis und re geschaffen wor-
den sind. Die mit dis sind späterer, die mit re früherer ab-
kunft, jene vulgär, diese in die klassische latinität übergegan-
gen. Zunächst ist zu nennen die kühne reproduction des griech.
didjiUTQog durch dimetiens bei Plin. 2, 23, 86. Da dimetiri
einfach ausmessen bedeutet, so geht dem worte mit der wie-
dergäbe des öiä durch di die einzig passende bedeutung ver-
loren. Auch der gedanke an das griech. zahlwort öig ist ab-
zuweisen wegen der ausserordentlich seltenen Verwendung des-
selben in vocibus hibridis. Meines wissens existirt hierfür nur
ein beleg : diloris von öig und lorum, doppelreimig = doppelt
gestreift bei Vopisc. Aur. 46, 6 (dinummium ist gebildet aus
öig und vov/.i/nog); ja die Römer waren sogar darauf bedacht,
ötg in griech. lehnwörtern überall durch bis zu ersetzen vgl.
bimeter, biprorus, biurus, bisyllabus, bigamus, bicomis, bicamera-
tus, bilychnis, bisweilen auch durch du — duo: dusomum —
ölaio/.iov, duploma — öLnlwfAa. — Die möglichkeit des Über-
gangs von öid in di finden wir durch directarius bestätigt.
Denn die bedeutung dieses Wortes „der einbrecher in fremde
Wohnungen" (qui directarii appellantur h. e. hi, qui in aliena
coenacula se dirigunt furandi animo, plus quam fures puniendi
sunt) und das späte vorkommen desselben (Ulp. dig. 47, 11, 7;
18, 1) lassen uns nicht in zweifei, dass wir eine corruption aus
Volksetymologische Studien. I. 89
did und Qiyyvv/iu vor uns haben. Ein noch eigentümlicheres
product des schöpferischen volksgeistes ist displicina = disciplina,
handschriftliche lesart in cod. Darmstat. von August, de dial.
13, 1 und im cod. Sarac. Plaut, hist. 1, 1, 18. Diese form
gemahnt uns mit ihrem anklänge an displicere lebhaft an bös-
willige Schulbuben, denen die disciplin nicht schmeckt und die
ihrem kummer in scherzhaften wortverdrehungen luft machen
ä la grand' mere = grammaire Andresen p. 24 u. a.
Den reigen schliessen, um das mittelat. von Schuchardt II,
213 angeführte retundus = rotundus zu übergehen, das schon
oben erwähnte von einigen als lat. Originalwort (vgl. Corssen
I, 151. Vanicek 723) aufgefasste remidcum (vgl. qif.iovXy.eiv);
ferner resina und recinium. Von remidcum werden wir weiter
unten ausführlich zu sprechen haben. Resina, dessen sich schon
Plautus (Merc. 139) bedient, muss trotz der durch Juvenal 8,
114 erwiesenen länge des e als volksetymologische mit anleh-
nung an residere, sich zu boden setzen entstandene bildung
betrachtet werden, weil sich nur so der sonst auffällige wandel
des t zu s und der wegfall der aspiration des anlautenden q
erklärt. Recinium endlich = ricinium (wie von re und canere)
ist gut beglaubigte lesart bei Cic. legg. 2, 23, 59 und 35, 64.
wo Halm es in den text aufgenommen hat und steht ausserdem
bei Festus p. 274 b 42 und 277 al (vgl. Paul. Diac. p. 275, 12:
recinium omne vestimentum quadratum, unde reciniati mimi).
. Wir sind weit davon entfernt zu glauben, dass diese sprach-
erscheinung eine specifisch römische sei ; vielmehr lässt sich der
gleiche Vorgang auch in anderen sprachen nachweisen und so-
wohl im griech., als auch in den germanischen und romanischen
sprachen durch eine grössere zahl von beispielen belegen. Aus
dem griech. gehören hierher zunächst die verba dicciTccto, dia-
xovito und dficpigßrjTew. Dass das erstgenannte nicht mit aitia
zusammenhängt, ist ebenso wahrscheinlich, wie es klar ist, dass
die Griechen es damit in Zusammenhang gebracht haben ; denn
durch die constante augmentirung des wortes hinter der ersten
silbe wird die annähme volksthümlicher ableitung desselben von
ölcc -f- aix'ta vollkommen bestätigt 1). Ob freilich das wirkliche
Stammwort, öiaira, zu *ÖLctio = tdw, leben von wurzel gi, zend.
x) Vgl. jedoch Bezzenb erger o. IV. 324.
90
0. Weise
Curtius,
ji zu stellen sein wird (vgl. Grassmann K. Z. IX, 27,
grundz. p. 483, Vanicek p. 226 ; Bugge K. Z. XIX, 422 = did-
ria, zend.jyäiti, leben) oder von einer andern wurzel entspros-
sen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Nicht viel anders steht
es mit diaxoveio, bei dem zwar nach Veitch, Greek verbs irre-
gulär and defective „the Attics preferred the initial augment",
das aber doch in der spätem zeit häufig statt der vorsetzung
des € den infolge der augmentation eintretenden wandel des a
zu Tr\ erleidet, wie wenn es von did -f- d/.ovtio herkäme. Fac-
tisch ist das wort aber denominativ von dtdxovog, welches letz-
tere wohl zu diäxTWQ, duoyuo zu stellen (vgl. Buttmann, lexil.
I, 219. Curtius, grundz. p. 647) und vermuthlich auf eine Wur-
zel di =b dyä mit determinativ k zurückzuführen sein wird. —
Was d/uq>tgßt]Tttü anlangt, so beweist das nicht selten selbst in den
besten handschriften attischer Schriftsteller vorkommende iy//<jp-
egßrjzrjoa, dass man das wort der in prosa üblichen präposi-
tion df.tq>i zu liebe in d(.icpi -\- aßrixita zerlegte, während doch
das Substantiv d(.i(p!g -f- ßaaig, dficpig -f- ßaolcc — d/.tcftgßqTyoig
die richtige ableitung von d/ueptg und ßtjTeio, wurzel ßct gehn,
ganz evident erkennen lässt (vgl. Fick II, 95. Curtius, grundz.
610. Vanicek 183). Ausser den 3 besprochenen wüsste ich nur
noch ein griechisches verbum zu nennen, in dem ein ähnlicher
Vorgang zu statuiren ist x)\ das inschriftlich belegte t/.öaxQa-
7T£V€iv (it-ai&QccTteveiv C. I. Gr. I, 2691. 2919), denominativum
von t^ctrqdTirtg (Phot. bibl. p. 120 a 24), welches nebst dem
Hesychianischen ZaxQdmig aus dem persischen herübergenom-
men ist B= kshatrapävan, reichsverweser oder verkürzt kshatrapa
(vgl. Pott, Wurzelwörterbuch I, 228). Die ansieht Lobecks
(Element. I, 144) und Curtius1 (grundz. p. 713), dass e blos
euphonischer Vorschlag sei, ist mir wegen der isoliitheit dieser
erscheinung vor § nicht recht einleuchtend; vielmehr suche ich
in l^ai&Qarteveiv die auf volksetymologischem wege geschaffne
präposition «c, wiewohl ich einräume, dass die lautlichen Schwie-
rigkeiten den anstoss zu der Umbildung gegeben haben kön-
nen. — Von nominibus müssen hier verzeichnet werden: avvi-
öqwv, Ttaftdöeioog, evagiyg, avyyjg und vielleicht auch {utccXXov.
Wenn aweÖQiov zur bezeichnung des höchsten nationalen tri*
*) Denn von den etymologischen grillen der alten, änaiiuo von dnu
und näios zu deriviren u. a. kann man füglich absehen.
Volksetymologische Studien. I. 91
bunals der Juden verwendet wird, so entspricht es dem hebräi-
schen, im Talmud ziemlich häufig vorkommenden "p^rtSD, san-
hedrin und ist wahrscheinlich daraus zurecht gelegt worden
(vgl. auch Andresen p. 17). — Assimilation an die präposition
7taQa liegt in Ttagaösiaog vor, wenn anders das wort, wie E.
Meier in Pauli's realencyclopaedie s. v. ausführt, aus dem chal-
däischen stammt, wo es oYns, 'pardes heisst und ursprünglich
fläche, ebene (vgl. chald. onbcl, paldes, ausdehnen), dann feld
und endlich garten, blumengarten bedeutet. — Das skythische
von Herodot 4, 67 mit dvÖQÖyvvog, von Hippocrates de aere 22
mit ävavÖQirjg übersetzte wort kvaQrjg ist offenbar aus d + nar>
mann, mensch zusammengesetzt, aber an iv-aQrjg von ivagw
angelehnt; in gleicher weise scheint die form ovy%Lg — ov*%Lg
(vgl. Jacobs anthol. Palat. p. 198) von avyxico beeinflusst wor-
den zu sein. MhaXlov endlich soll nach einigen orientalischen
Ursprungs sein und würde dann durch umdeutung sein griech.
aussehen erhalten haben; doch ist jene annähme sehr zweifel-
haft (vgl. Kvicala ber. d. phil.-hist. klasse der wiener akad.
1870 p. 89, A. Müller in dieser Zeitschrift I. 203, Fick das.
s. 335, Büchsenschütz zs. f. gymnasialw. 1875 p. 248).
Wir kommen zu den eigennamen: Aus dem ägyptischen
stammt die von Herod. II, 38. 153. III, 27. 28 überlieferte be-
nennung des heiligen Apisstiers "Ertayog = ägypt. Hapi (wie
mit Ijtl zusammengesetzt); aus dem hebräischen die städtena-
men !AcpaiQE(.ta (Septuag. 1 Maccab. 11, 34 = ö^sn,1 Haphä-
raim, wie von drco und cngeio) und "Evöioqov bei Joseph, antiq.
6, 14, 2 = *iVi |*jg, En dör. — Wenn griech. autoren wie
Xenophon, Josephus und die Septuaginta die hauptstadt der
Meder 'Exßdrava nennen, so haben sie den aus der inschrift-
lich bezeugten form Hangmatäna (hebr. NnürjN, Esra 6, 2 =
conventus, ort der Versammlung) verstümmelten namen Idyßd-
Tava, den Aeschylus, Herodot und Ktesias bieten, abermals mit
anlehnung an «x und ßalvtt) geändert. Anklang an das gleiche
verbum verräth die form Jiaßdg des sonst Delas oder Dialas
genannten flusscs (vgl. !Adiaßrjvrj). — Nicht minder gehört hier-
her das nomen proprium lddidrof.iog, wie von d -\- did -j- xif.ivia
bei Athen. 6, 249 b = Adiatunnus, Caes. b. g. 3, 22, name ei-
nes celtischen königs, dessen etymon im kymr. addiad, deside-
rium erhalten zu sein scheint, desgleichen die gebirgsnamen
IlaQaxod&Qag und nagandf-iiaog ; denn der einheimische name
92 0. Weise
des ersteren lautet Purukathra = sehr glänzend, der des letz-
teren wahrscheinlich Paropanishadha. Auch *Evdv(.dwv kann,
wenn es Fick K. Z. XIX, 80 mit recht zu skr. indu, lat. idus
stellt, durch annäherung an Bvi)-vf.isiad-ai erklärt werden. —
Die etymologisch noch nicht genügend aufgeklärten namen
IlaQctLTaxrjvrj und IlaQvddQrjg übergehe ich, desgleichen die for-
men IlaqcntiMtat — UQCtiiiwxai (vgl. Ptolem. VII, 1, G5) und
üdgaioog = JJqolöoq (Herodian bei Steph. Byz. p. 527).
Dagegen müssen an dieser stelle noch mehrere im latein.
zu gunsten der griech. präpositionen ötd und rcaqd entstellte
griech. Wörter genannt werden : diagrydion, diagredion und dia-
gridium sind die bei Cael. Aurel. und Veget. auftretenden for-
men des namens daxQvdiov ; diametrum (Cod. Theod. 13, 5, 38
und 13, 9, 5) ist, vermuthlich im munde der Oströmer, aus
detrimentum corrumpirt; dass es mit did(.i£tQog, fj, durchmes-
ser, Werkzeug, das zugemessene, von haus aus nichts zu schaf-
fen hat, lehrt sein genus und seine bedeutung („abgang, Ver-
lust"). Paracuntia dagegen ist der volksthümlich entstellte
plebejische ausdruck für BsQexvv&ta, der auch in der wenig
veränderten form Paracentia öfter auf Beneventinischen In-
schriften vorkommt (I. R. N. 1398. 1400. 1401.). Ob das an
Y.O.TU. und Yv/ußrj = cumba oder cumbere vgl. incumba, sub-
cumbus erinnernde und z. b. noch in der neuesten aufläge von
Meyers conversationslexicon aus griech. quelle abgeleitete wort
catacumba mit Diez Et. W. I, 117 u. a. für eine (vielleicht un-
ter einfluss der genannten griech. Wörter vollzogene) Zusammen-
setzung aus ital. catar, schauen und comba = concava zu hal-
ten sein wird, dünkt mir zweifelhaft zu sein, da das quaest.
wort schon Orell. 4575 und bei späteren kirchenschriftstellern
gelesen wird; dagegen ist das ital. catafalco trotz seines griech.
aussehens aus catar , sehen und falco = palko , balke hervor-
gegangen (Andresen p. 120). — Mit catafalco haben wir den
boden der romanischen sprachen betreten, die uns noch fol-
gende beispiele bieten: ital. Travertitio wie von tra und ver-
tere = Trivortinus (Schuchardt I, 37) und dimestico = dome-
sticus, wie mit dis zusammengesetzt (ibid. III, 243) ; franz. tour
sans venin = Sant Verena oder Saint Vrain (vgl. M. Müller,
Vorlesungen II, 401), fr. exstase — ecstase x) und de par le roi
*) andere fälle der einmischung von ex in den roman. sprachen bei
Schuchardt II. 352, Diez Et. W. s. v. spasimo.
Volksetymologische Studien. I. 93
— de part le roi u. a. (Andresen p. 23). — Reichlicher fliessen
die quellen in den germanischen sprachen; an englischen ana-
logien verzeichnet Andresen bysac = fr. besac, bissac, impostu-
mate = fr. apostumer vgl. cc7r6azrjf.ia , outdacious = audacious
(p. 26. 27. 31); aus dem goth. Sprachschatz gehört hierher
andbahts, diener, das höchst wahrscheinlich celtischen Ursprungs
ist und anlehnung an die zahlreichen goth. composita mit and
erfahren hat (K. Z. XXIII, 379); aus dem mhd. das N. Pr.
Anschouwe = Anjou mit deutlich erkennbarer assimilation an
anschouwen; aus dem nhd. die dem lat. entstammenden appel-
lativa absucht — aqiiae ductus und abseite = absis, und die
eigennamen (mährisches) Gesenke — slav. jesenik (vgl. cech. jes
esche) eschengebirge, Hinterbach = Hintinbuch aus Jiinde und
buche (Andresen p. 69), Ab-streiter, bewohner von Abts-rod (ibid.
p. 80). Den grössten theil aber der nhd. bildungen stellt die
spräche des volks und die dialecte: hierher sind zu zählen die
zahlreichen corruptionen in den satirischen Schriften der letz-
ten Jahrhunderte: porticus in Vorzeichen und fürzog (Andresen
p. 35), bischof in beischaf (p. 42), fundament in unten am end
(p. 39), Jesuiter in Jesuwider (p. 39): dahin gehört das Reu-
tersche von Pharao = fanfare (p. 47) und das vör-elle — fo-
relle und ver-weh = verbene des altenburger landmanns, des-
gleichen die volkstümlichen ausdrücke und redensarten : An-
wies = avis (Dunger 1. 1. p. 508), rollauf = rouleau (ibid.),
anschustern = ajuster (ibid. p. 514) beisamen — bisam (Andre-
sen p. 50); er ist ein Anklamer für einen zudringlichen, er ist
aus Anhalt für einen geizigen menschen (ibid. p. 44) und an-
dere bei Andresen verzeichnete wörter (vgl. abdecker , andorn,
widertod, mitfasten, verplex, vermost, entspekter, entfahmt, ansee-
städte, ausländisch moos, umgewandter Napoleon).
P. S. Die zahl der oben verzeichneten griech. wörter ver-
mehrt sich noch ansehnlich, wenn man die scheinbar mit dem
präfix d (privativum) gebildeten nomina den präpositionalcom-
positis anreiht. Dann figuriren hier zunächst die L4(.ia£6v£g,
deren name muthmasslich mit zend. ama, stark zusammenhängt
(wovon nach Müllenhoff, herkunft und spräche der pont. Sky-
then etc. p. 561 auch der name der Sarmatischen königin
lAf.idyrj) , aber von Griechen und Römern mit (.latog in Verbin-
dung gebracht worden ist (vgl. Plaut. Cure. 445: Unomammia),
ferner die von Strabo überlieferte namensform der afrikanischen
94
A. Bezzenberger
Stadt Hadrumetum l4ÖQt>fir]gf wie von d -f- dQv/.wg (K. Z. XXIII,
378) und der aus dem römischen übernommene personenname
Idovlfoog = Asellius, wie von a -f avlov (K. Z. XXIII, 377).
Ebenso müssen hier genannt werden die hebräisch-phönicischen
städtenamen &"nViN (Adoraim), nYritfj* (Ashdöd), "liiirn (Hazör),
^pv. (Ekron), bNis^'P (Jisreel), deren griech. benennungen
}L4dioQCc, 'Ldtwxog, 'LlotoQog, l4/.aQiov, l4tccQt], obwohl unregel-
mässig gebildet, doch so durchsichtig sind, dass sie keines com-
mentars weiter bedürfen. Von appellativen verzeichne ich
ada/uvog, wie von d-\-daudco, wahrscheinlich iranischen Ursprungs
und im neupers. ham-dam, unanimis erhalten (K. Z. XXIII, 48.
Vanicek, fremdwörter p. 1), und dtxvQov • vaXog (Hesych.), eine
volksthümliche gräcisirung des lateinischen vitrum; desgleichen
die lat. amandola = dftvyödlt] (wie von d -f- mandere) und
ajuga (wie von d-\-jugum, ohne obermaul vgl. Jahrb. für phil.
1877. 2. abtheil. p. 642) = abiga von abigere.
Eisenberg. 0. Weise.
Das griechische superlativsuffix -xaxo- und die letti-
schen gradationsformen auf -äks.
Die entstehung des in der Überschrift bezeichneten griech.
Suffixes hat As coli vor einiger zeit zum gegenstände einer Un-
tersuchung gemacht (Rivista di filologia ed istruzione classica
IV. 5G5), die von Merzdorf in das deutsche übersetzt ist (Cur-
tius' stud. IX. 399) und nicht nur bei ihm Zustimmung gefun-
den hat (Breal Revue crit. 1876, II. 227, J. Schmidt Jen.
lit.-ztg. 1877. art. 691, s. 4 des s.-a.). Ich halte die resultate
der erwähnten Untersuchung Ascolis aus gründen, welche un-
ten entgegentreten werden, für unrichtig und untersuche die
herkunft des griech. -xaxo- deshalb von neuem.
Das a von -xaxo- ist nicht aus „nasalis sonans" entstan-
den, sondern „schwä". Den beweis für diese behauptung bie-
ten einige formen, in welchen -xaxo- seinen ersten vocal ein-
gebüsst hat und als -axo- erscheint, nämlich exaoxog *) und
*) FexaTEQog, jrsxaaros verhalten sich begrifflich zu einem positiv
sfx«- „jeder", wie z. b. skr. ekatara „einer von zweien", ekatama „einer
von vielen" zu eka „einer". Diess j?fxct- entspricht genau dem altpers.
vafiy „viel, sehr" (ursprünglich „beliebig"?); vgl. {ifyct = skr. mähi (an.
Das griechische superlativsuffix -xcxto- u. s. w. 95
exccTooTog, xilioovog, fiogioorog x), welche sich zu den zu erwar-
tenden formen *« xdrccTog, ^exavotarog (bez. *lxarwVarog) u. s. w.
verhalten wie /naxedvog, aivögog, xeßXi], xiyxlog zu titjXEÖavog,
oivaQog, ytecpalrj, xlyy.alog (Fick o. III. 160 ff.), sowie die Wahr-
nehmung, dass nur ein aus „schwä" entstandenes a im griechi-
schen schwinden kann.
Die griech. bildungen auf -taro- — -ato- stehen nicht
isoliert. Im sanskrit entsprechen ihnen, wie bereits Benfey K.
skr.-gr. ss. 245, 329 (vgl. Ueber d. ig. endungen des genet. sg.
s. 54) gelehrt hat, die bildungen auf -titha- : bahutithä „viel-
fach, viel" (bahutitham „sehr, in hohem grade"), ganatithä „eine
schaar — , eine Versammlung bildend", pügatithd „eine schaar
bildend", samghatithd „in schaaren — , in menge vorhanden"
(Pän. 5. 2. 52); auf keltischem sprachboden schliesst sich brit.
trited, -id (Zeuss2 s. 322), welches nach Fick Wbch.3 II. 112
dem griech. TQitarog genau entspricht, an sie an. Diesen ent-
sprechungen 2) gemäss darf man annehmen, dass die griech.
bildungen auf -tccto- (-ato-) fortsetzer grundsprachlicher bil-
dungen sind, deren ausgang als -fto- (=skr. -titha-, gr. -raro-,
brit. -ted-) zu denken ist und die sich in einigen indogerman.
sprachen in verschiedenem umfang, am zahlreichsten aber im
griechischen erhielten, in welchem die formation mit -xaxo- im
laufe der zeit eine so grosse ausdehnung gewann, dass schliess-
lich formen wie xXeTCtiOTazog , Kvöiatazog, XayvLatazog (Lo-
beck Paral. gramm. gr. I. 41), [teyiOTaTog (Cesnola Cyprus
s. 422) gebildet werden konnten.
Fragt man nun, wie die erschlossenen grundsprachlichen
mjük). Weiterhin gehören zu sexa- apers. vica „all", lit. visas „all,
ganz , jeder" u. s. \v., deren i als „schwä" aufzufassen ist.
1) Vielleicht ist ihnen auch dxoarog (aus *f?xotf«rro??) anzureihen. —
iröaroe und onoaxog habe ich im texte nicht aufgeführt, weil noaro- =
skr. katithä, lat. quötu-s (Fick K. zs. 21. 9) fortsetzer eines grundsprach-
lichen qoCto- ist, das auf qot „wie viele" = skr. Icäti, lat. quot beruht.
2) Wer sie für zufallig hält, wird nicht umhin können, zuzugeben,
dass in diesem falle wenigstens die entwicklung der bildungen auf -tccto-
und -titha- eine gleiche gewesen sei, und damit würde auch er zu dem
resultat kommen, dass -tuto- das superlativsuffix -to- zweimal enthalte.
Gegen die annähme, dass jene entsprechungen zufällig seien und nicht
in directem historischem Zusammenhang stehen , scheint mir übrigens
brit. trited zu sprechen, das, wenn ich nicht irre, für eine keltische neu-
bildung nicht erklärt werden kann.
96 A. Bezzenberger
bildungen auf -fto- zu stände kamen, so lassen es tqitoq und
bahutha- (nur in dem adverb. bahüthä „auf vielfache weise",
Pän. 5. 3. 23), in denen sich die grundformen von rqhaxog —
trited und bahutithd erhalten haben, und ferner das th des skr.
-titha- mir durchaus nicht zweifelhaft erscheinen, dass jenes in
der weise geschah, dass superlativische bildungen auf -to- durch
eben dieses suffix erweitert wurden. Ist diess richtig, so war
Schleicher durchaus nicht im unrecht, wenn er — im ge-
gensatze zu Bopp Vgl. gr.3 II. 23, der -xazo- aus -xagxo- oder
-xagoxo- erklärte — -xaxo- als eine Verdopplung des superla-
tivsuffixes -ta- betrachtete (Compend.3 s. 472 f.) — eine ansieht,
welcher sich neuerdings auch G. Curtius Grdz.5 s. 642 anm.
annimmt, und welche durch ahd. meröro (Graff II. 839), lat.
plurior es = franz. irtusieurs (Wölfflin Lat. u. roman. compa-
rat. s. 45 f.) und den avest. locativ fratarötare yt. 22. 14 als
morphologisch zulässig erwiesen wird.
Im anschluss an das gesagte gehe ich nun kurz auf die
frage ein, was das indogerm. Superlativsuffix -to- (so! nicht
-tho- wegen z. b. got. ahtuda) eigentlich sei 1). Dass in ihm
die wurzel ta „dehnen" stecke, kann ich nicht zugeben, weil
nachweislich die bedeutungen, welche comparativische und su-
perlativische bildungen zu zeigen pflegen, unursprünglich sind
und weil diese bildungen von haus aus nur aussagen, dass et-
was mit dem durch den je entsprechenden positiv vertretenen
begriff ähnlich sei, zu ihm irgendwie in beziehung stehe, ihn
darstelle u. s. w. (vgl. u. a. äyQOxeQog „ländlich", örjfioxsQog
„bürger, gemein", idgxsQog „zum frühling gehörig", &rjlvx£Qog
„weiblich", lat. mätertera „tante", skr. mäsatamä „monatlich",
marüttama „ganz den marut gleichend" u. s. w.). Hält man
diess fest, so ist die annähme kaum abzuweisen, dass das ig.
superlativsuffix -to- und das ig. partieipsuffix -to- ursprünglich
identisch und dass die .mit jenem gebildeten formen eigentlich
*) Dass dasselbe im Griechischen nicht abgestorben war, wie As coli
meint, dass es hier vielmehr ein lebendiges und lebenskräftiges dement
war, lehren fx^aarog, viarog vfiecrog, ed/atog, nQwrog, /uv^taog, Tivfxarog,
vnajog, (fCXrcnog (vgl. 'PiXrtdd'rjg, 4>tkrig), ßslzarog (vgl. ßskritov), qctc'tVTa-
rog (vgl. 'PavTtctg, &ävrcov). Dass es auch im Skr. und Keltischen fort-
lebte , beweisen skr. katipayathä (von katipayä) , tavatithä und yuvatithä
(von tävaf, yävaf; vgl. Pän. 5. 2. 51, 53) und ir. sechtmad, ochtmad,
nomud.
Das griechische superlativsuffix -xctxo- u. s. w. 97
participia denominativer verba seien. Ist diess aber richtig, so
sind auch die comparative auf -jans- participiale formen, die
mit jenen Superlativen systematisch zu vereinigen sind. Ich
führe das nicht weiter aus, indem ich auf die formale ähnlich-
keit von z. b. *tdvishiyams Hävishyarhs „stärker" und 'Havishitd
(/nioarog nachgebildet, accentuiert nach katipayathd u. s. w.)
„stärkst'- mit tavisMyäte, tavishyäte „wie ein tavishä (starker)
sein", *tavishitä (part. dieses verbs) verweise.
Fasst man das superlativsuffix -to- als ursprünglich partici-
piales suffix auf, so findet die entstehung des behandelten in-
dogerman. -fto- ein interessantes analogon in den slavischen
sprachen. Hier werden in Übereinstimmung mit mehreren der
verwanten sprachen von vorausgesetzten denominativen verben
auf -a-ti participien auf -a-tü gebildet, welche, insofern jene
von Substantiven stammen, „versehen mit — " oder auch „ähn-
lich dem — " bedeuten, insofern ihnen adjectiva zu gründe lie-
gen, eine modification, meist deminution des betreffenden ad-
jectivischen begriffs ausdrücken (Miklosich Vgl. gram. II. 182);
z. b. aslov. crünovlasatü „nigros capillos habens", rogatü „cor-
nutus" (= lit. ragutas), bradatü „barbatus" (— lit. barzdü'tas,
lat. barbatus), russ. bljudovatyj „lanci similis", cech. nahaty
„halb nackt", poln. ivilczaty „wolfsähnlich , grau", krotkowaty
„etwas kurz" u. s. w. Von solchen adjectiven nun sind durch
das suffix -tu neue abgeleitet, indem vor dem letzteren der
stammauslaut des je zu gründe liegenden adjectivs eingebüsst
und das demselben vorangehende t alsdann in s verwandelt
wurde (vgl. gr. -ovo- neben -xaxo- o. s. 94); aus der grossen
zahl der hierher gehörigen adjectiva nenne ich nslov. nosast
„nasutus" neben nosat das. , zünast „musculosus" neben zilnat
„nervosus", poln. gefiiasty „grossmäulig" neben gefiiaty das.,
gloviasty „capitatus" neben gloviaty das. , graniasty „eckig" ne-
ben graniaty das., wruss. vuchlastyj „langohrig" neben vuch-
latyj „geöhrt" (vgl. Miklosich a. a. o. s. 185 ff.). Von den
beiden letzt angeführten Wörtern nimmt das erste beinahe die
Stellung eines superlatives des zweiten ein.
Für die entstehung comparativischer und superlativischer
bedeutungen aus den bedeutungen „—ähnlich", „ — darstellend"
u. s. w., welche ich oben im allgemeinen behauptete, lassen sich
vielfache nachweise geben. Einen solchen enthält das folgende.
Beiträge z. kuude d. ig, sprachen. V. 7
98 A. Bezzenberger
Den comparativ und den Superlativ der verwanten spra-
chen vertreten im Lettischen gleichmässig die s. g. gradations-
formen auf -äks (fem. -dka) x) ; in superlativischer bedeutung
werden dieselben vorwiegend in der definiten form gebraucht
— also z. b. gudrs „klug", gudrdks „klüger" (gudräkdis „der
klügere" —) gudräkdis „der klügste" — , was nach der analo-
gie von z. b. franz. le moindre, le pire u. s. w. zu beurteilen ist.
Mit den lettischen gradationsformen auf -äks sind aner-
kanntermassen (Bielen stein Lett. spr. II. 60) zunächst die li-
tauischen adjectivischen bildungen auf -oka-s, wie didökas, ge-
rökas, ilgokas, Judokas, mazökas, prastökas, raudonökas, saldö-
kas, silpnökas, sunkiökas 2) zu combinieren; sie unterscheiden
sich von jenen lettischen bildungen dadurch, dass sie nicht wie
diese ein „mehr" oder „meist", sondern ein „ziemlich" oder
„ähnlich" bedeuten: didökas heisst „ziemlich gross", gerökas
„ziemlich gut", ilgokas „ziemlich lang" „länglich" u. s. w. Von
ihnen sind nicht zu trennen die pronominalia und numeralia,
welche im litauischen auf -ok(ia)-s, im slavischen auf -akü en-
digen, deren lituslavische grundformen aber zweifellos den aus-
gang -äko-s hatten: lit. töks „talis" = aslov. takü; lit. köks
„qualis" = asl. kakü; lit. jöks „irgendeiner" (vgl. nei jöks
„keinerlei art") = asl. jakü; sziöks „solcher" = asl. sjaku;
anöks „jener art" = asl. *onakü (onako) ; visökias „allerlei"
asl. vtsakü; lit. venökias „einfach, einerlei art" = asl. inaku
„diversus"; lit. dvejökias „zweierlei, doppelt, zwiefach" = asl.
dvojakü „duplex"; lit. trejökias „dreifach" 3) = asl. trojakü
*) Dass comparativ und Superlativ hier in einer form ihren ausdruck
finden, ist im gründe genommen weniger auffallend, als dass sie z. b.
im Lateinischen durch verschiedene formen ausgedrückt werden. Der
ausgebildete comparativ bedeutet „der — von zweien", der ausgebildete
Superlativ „der — von mehreren" ; comparativ und Superlativ stehen also
in dem Verhältnisse des dual und plural — wenn diese beiden formen
zusammenfallen, weshalb sollen dann comparativ und Superlativ nicht
dasselbe Schicksal erleiden?
ä) Neben denselben bestanden nach den angaben älterer grammati-
ken bildungen auf -oku-s; dieselben sind von ?/-adjectiven abgeleitet (vf.
zgls. s. 109) und lehren durch ihre form , dass sie aus diesen durch in-
fixale erweiterung entstanden, weiter, dass gerökas, silpnökus u. s. w.
nicht ein suffix -öka-, sondern ein infix -ok- enthalten. Vgl. w. u.
3) Zu belegen aus Szyrwids punktay sakimu p. 162: treioki raiipay
buwo. — Lit. treezökas „ein dreigroschenstück , die drittstange am wa-
Das griechische superlativsuffix -xaxo- u. s. w. 99
„triplex" u. s. w. Diese bildungen finden ihre seitenstücke in
skr. asmä'ka „unser" = av. ahmäka-, skr. yushmaka- „euer"
= av. yushmaka-, av. humayäka- und mashyäka- , die sich zu
skr. asma — av. ahma-, skr. ynshma — av. yüshma- , av. hu-
maya- und mashya- ebenso verhalten, wie z. b. lit. töks = asl.
takü zu lit. tas = asl. tu, lit. venökias = asl. ma&w zu lit.
v'enas = asl. mw.
Neben dem zuletzt angeführten worte (inü) steht nicht nur
inakü, sondern auch inokü „monachus, unus, solus". Jenes
verhält sich zu diesem, wie got. ainoho Luk. 8, 42 zu ainaha
das. 7. 12, 9. 38 (? ainah- = inok-) , und wie skr. asmä'ka-,
yushmaka- zu den folgenden Wörtern: mämaka- (rv. 1. 31. 11,
34. 6) und mämaka- (rv. 10. 159. 1 u. ö.) „mein" (von mama-) ;
tdvakd- (rv. 1. 94. 11) „dein" *) (von tava-); takd- (rv. 1. 133.
4, 191. 5; von ta-); sakd- (rv. 1. 191. 11; vonsa-); yakd- (rv.
8. 21. 18; von ya-); anydkä- (rv. 8. 21. 18, 40. 11 u. ö.; von
anyd-); asakaü 2) und asuka (vs. 23. 22, 23, Pänini ed. Böhtl.
II. 330; von asaü); ayakam (von ayäm), imaka- (von ima-)y
amuka- (von amu-; Pän. 7. 1. 11, vgl. B.-R. I. 813); svaka-
(von sva-) 3); präkr. aha(k)am, ahake (Lassen inst. 1. pracr.
p. 399), tumaka (ib. p. 328) und ihayatn, das Bühler o. IV.
121 vermutungsweise durch „iha -j- infix ak and nasalization
of the last syllable" erklärt.
Wie diese Verhältnisse (von inakü zu inokü, von asmäka-
zu mdmaka- u. s. w.) aufzufassen sind, bedarf eingehender Un-
tersuchung; das aber steht auch ohne eine solche fest, dass
inakü und inokü, asmä'ka- und mdmaka-, skr. takd- und asl.
takü u. s. w. eng zusammenhangen, und dass speciell die k dieser
wörter identisch sind — dass an die lett. gradationsformen auf
gen", das dem asl. tretijakii „trimus" genau entspricht, halte ich für
poln. lehnwort (trzeciak).
*) lieber die Stellung dieser wörter zu asmä'ka- , yushmaka- hat
kürzlich Benfey Gott, nachr. 1879 s. 123 ff. gehandelt.
8) Asakaü ist aus asaü ganz deutlich durch infigierung von ak
entstanden, wie lit. sunkokus aus sunküs durch infigierung von ok.
a) Takü- und die ihm folgenden wörter sind als deminutiva aufzu-
fassen, haben aber ihre deminutive bedeutung zum teil verloren. Svaka-
z. b. erscheint ganz gleichbedeutend mit sva-, vgl. Rämäy. 3. 55. 2 prati
pecle svakam rdpam rävano räkshasddhipah / '/ sadyah saumyam parityaj-
ya bhikshurüpam nicäcarah / svam rüpam kalarüpdbham bheje vaierd-
vandnujah //
100 A. Bezzenberger
-dks also auch inokü, got. ainaha, skr. mämaka- und die o. an
dieses angereihten wörter anzuschliessen sind. Von den letzte-
ren aber sind nun wieder nicht zu trennen wörter wie skr. da-
rakä- „fern" (dura-), dvakä- „paarweise verbunden" (dva-),
trikd- „zu dreien verbunden" (tri-) , virakä- „männlein" (Lud-
wig; von virä-) u. s. w. , und dadurch kommen wir zu dem
schluss, dass mit den in rede stehenden lettischen bildungen
alle die auf -ka- endigenden secundären bildungen der arischen
sprachen, ferner die zahlreichen griechischen nomina auf -xo-,
-axo-, -ixo-, -VY.Q-, -axio- und die lateinischen auf Aco-, -uco-
u. s. w., über die man Budenz Das suffix xo'c, L. Meyer Vgl.
gram. 11.483, 493, Schwabe De deminut. graec. et lat. p. 48 ff.
vergleichen wolle, sowie die german. auf -ha-, -ga- (J. Grimm
Gram. IL 275 ff., 298, 300, L. Meyer Or. u. occ. IL 79, 292)
auf das engste verwant sind.
Die lettischen comparative und Superlative auf -äks sind
also in den verwanten sprachen durch secundäre bildungen ver-
treten, welche zum kleineren teil die bedeutungen der ihnen zu
gründe liegenden wörter haben und zum grösseren teil aussa-
gen, dass etwas zu denselben in beziehung stehe, ihnen ange-
höre, ihnen ähnlich oder kleiner als sie sei; welches die ur-
sprünglichste bedeutung dieser bildungen war, lässt sich nicht
ganz bestimmt behaupten, aber man wird doch wol kaum fehl
gehen, wenn man „dem — ähnlich" dafür erklärt. Daraus ent-
wickelten sich ungezwungen die begriffe „ziemlich — ", „nicht
ganz — ", „etwas mehr — " u. s.w., und es kann also gar nicht
auffallen, dass lett. mafdks „kleiner" bedeutet, das ihm ent-
sprechende lit. mazöks aber „ziemlich klein", dass lit. töks die
bedeutung „dem ähnlich" zeigt, ved. takd- aber deminutivum
von ta- „der" ist.
Zum schluss des gesagten verweise ich noch auf die neu-
griech. „augmentativa" (Legrand Gram, grecque mod. p. 29,
Mullach Gramm, d. griech. vulgarspr. s. 171), wie nodagog
„hässlicher, grosser fuss", (.ivtctQog fivraQcc „hässliche, grosse
nase", TtcclöccQog Ttatdäga „grosses kind", ywoaxagec „eine frau
von stattlicher figur", oxvlctQog „grosser hund" *), und ihr ver-
hältniss zu griech. dwtxrjQog „attisch", dvögayiov „männlein",
yvvaixccQiov „weiblein" u. s. w. ; ferner auf das verhältniss der
l) Die beiden letzten beispiele verdanke ich einer mitteilung des
herrn N. Dossius.
Das griechische superlativsuffix -razo- u. s. w. 101
mit / gebildeten deminutiva zu lat. täli-s, quäli-s, gr. zr]Xi-(xo-g),
m)fo-(xo-g) (Scher er Zgds.1 370) und den slav. Z-participien.
Manches von dem o. gesagten erhält hierdurch bestätigung.
Adalbert Bezzenberger.
Skr. car-, cira-m, gr. zsU&m, näXca.
Gr. 7tiXw, ttsIo/ucu nebst lat. edlere, in-cola, in-quilinu-s
sind bereits öfter dem aind. car- (III. sg. cdra-ti) an die seite
gestellt (Benfey KZ. 8, 90 ff., Fröhde beitr. z. lat. etymol.
[Liegnitz 1865] s. XIII f., Curtius gr. et.3 s. 429, Ascoli
fonol. s. 87, Fick wtb.3 I. 43). Der anlaut des griechischen
Wortes ist auffallend ; wie dem aind. ca „und" gr. zs entspricht,
so erwartet man dem aind. cara- gegenüber ein gr. *zeXb-.
Diese basis zels- scheint mir in der tat vorzuliegen in dem
verbum zeXs-d-to (vv$- ijdrj zeXsd-ei „schon ist es nacht" H 282.
293; tsXs&ovoiv I 441, d 85 = rteXovzai; zsXeSovzsg q 486
=: 7veX6(.i£vol) , vgl. a%e~d-(ji) neben l'xco. Ob das tt in 7tiXo(.iai
aus einem dialekte stammt, der auch vor folgendem e und i
das urspr. q in n wandeln konnte (vgl. aeol. 7ri(.i7te, nsa-
ovQeg Ahrens I. 40, Hinrichs de homer. elocutionis vestigiis
aeol. s. 47 f.; kypr. oui = 6'r«, reeioei — zetoec Deecke-
Siegismund in Curt. stud. VII 252. 256, Joh. Schmidt
Jen. lit.-=ztg. 1875 art. 588), oder ob Übertragung anzunehmen
ist von formen wie e-7tXe(v), nöXo-g, TtoXsvto, TttoXeoficu , die
regelrecht den labial aufweisen: das mag dahin gestellt bleiben.
Neben ntXof.im und zsXs&to „versari" steht zeXog, zeXito, ze-
Xevzy, zrjXe und aeol. TttfXvi = zrjXöos x) (Ahr. I. 41), wie ne-
ben car- „sich bewegen", edra-na- „der gang" u. s. w. ved. ca-
ra-md- „der letzte, äusserste"; mit ved. cird-m ntr. „lange"
vergleicht sich gr. näXai „lange", itaXctio-q „alt". Lat. pro-eul
„fern" ist bereits von Christ gr. lautl. 113 herangezogen. —
*) Darf tikog nicht von rrjlöas und nrjlvt, getrennt werden , so ist
die Zusammenstellung mit sskr tar- ,, durchdringen , ü'bersetzen" (Cur-
tius n. 238, Fick II. IUI) aufzugeben. — Die etymol. verwantschaft von
nrjkvi und rrjköae bestreitet Curtius (gr. et.3 s. 446) mit unzureichenden
gründen. Lit toll „weit, fern'4, auf welches C. sich beruft, hat mit rijie
nichts zu tun, sondern gehört zum prunominalstamme tu-, nom. täs, wie
köl, „wie lange, wie weit" zu käs und ik-szöl „bis hierher" zu szis.
Die Verbindung töl — köl „so lauge bis" erinnert an das Verhältnis von
xi]X(xog : nrjKxog , tdlis : quulis, asl. tulikii : kolikii u. s.w.
102
Leo Meyer
Eine besondere, mit der bis jetzt besprochenen vielleicht nahe
verwante gruppe bilden gr. xolcovo-g, lat. ex-cel-sus, collis u. s. w.
Zu den bei Curtius n. 68 und Fick wtb. IL 57 f. 534 f. auf-
geführten analoga aus den verwanten sprachen (z. b. lit. kel-ti
„heben", kilna-s „hoch, erhaben", kdlna-s m. „höhe, berg" u.s.w.)
gehören wol noch asl. celo n. [= lett. keelis, Mi kl. asl.lautl.3246]
„frons" (russ celö, poln. czolo etc.), celesmü „praecipuus, prin-
ceps" (vgl. lit. pra-künu-s „erhaben, angesehen, vornehm"), ce-
linikü m. „praefectus". H. Collitz.
Kixcivü) „erreichen" und die zugehörigen formen
bei Homer.
Bei Homer begegnen:
xixavco Odyssee 13, 228; 15, 260;
■uyju.voi.iai Ilias 19, 289;
mxävei llias 17, 478 = 672 = 22, 436; 19, 165; 22, 303;
Odyssee 8, 329;
xiXuveTcu Ilias 11, 441;
imperativ wyäveie Ilias 23, 407;
particip yu%äv6i.i£V0L Odyssee 9, 266;
die imperfectformen ixlxäve Ilias 5, 334; ixlxäv Odyssee
17, 212; Exiyävev Ilias 17, 189 und ausserdem noch xixävov
(erste Person) Odyssee 10, 60; zlxävsv llias 2, 18; 3, 383; 15,
257 ; 23, 524 und üxävov (dritte pluralperson) Ilias 10, 150,
die sämmtlich auch das augment zulassen würden;
die aoristformen eyuyev Odyssee 3, 169 und iu%G¥ Ilias 24,
160; 7t.ixov (dritte pluralperson) Ilias 18, 153; conjunctiv x/p?-
aiv Odyssee 12, 122 und particip y.lxwv Odyssee 15, 157;
futur- und aoristformen mit dem zischlaut: Y,ixt]O0}.iai Ilias
2, 258; 10, 370; Odyssee 14, 139; Kixrjoacu Odyssee 4, 546;
7, 53; yuxrjoeTcci Ilias 18, 268; xixqooits&a Ilias 10, 126; xixy~
oeoitcu Ilias 6, 341; 21, 605; Odyssee 9, 477; x^'aaro Ilias
4, 385; 6, 498; 10, 494; 21, 263; 22, 226; Odyssee 6, 51;
19, 400;
ausserdem: x/^g (zweite singularperson) Odyssee 24, 284;
xlxrjfuv (erste pluralperson) Odyssee 16, 379; xixfom (dritte
dualperson) Ilias 10, 376; yuxdco (conjunctiv) Ilias 1, 26; 3,
291; 6, 228; 11, 367 = 20, 454; 18, 114; hix€io/.iev (conjunc-
tiv) Ilias 21, 128; xixeiy (optativj Ilias 2, 183; 9, 416; Odys-
see 17, 476; xixr]f.i£vaL (infinitiv) Ilias 15, 274; xixfjvat (infini-
tiv) Odyssee 16, 357 ; xt^fi/g (particip) Ilias 16, 342 und xixtf-
(.isvov (particip) Ilias 5, 187 und 11, 451.
Keine zugehörige form begegnet bei Homer mit einem prä-
fix oder etwa auch in ableitungen und nominalen zusammen-
Ki%ävw und die zugehör. formen bei Homer. 103
Setzungen mit ausnähme des einzigen ä-xlxqvo~ „unerreichbar"
(Ilias 17, 75).
Das richtige verhältniss aller angeführten formen zu ein-
ander und ihre gemeinsame grundform oder wurzel zu bestim-
men, scheint eine noch ungelöste aufgäbe zu sein.
Von besonderer Wichtigkeit ist ohne zweifei die erwägung
der formen der zuletzt zusammen gestellten gruppe. Ahrens
in seiner homerischen formenlehre <§. 99) will sie offenbar dem
unter einer wurzelform xt/ angesetzten zweiten passivaorist sxl-
Xyv unterordnen. Dagegen ist aber zu bemerken, dass die frag-
lichen formen mit allen übrigen oben zusammengetragenen we-
sentlich dieselbe und durchaus keine deutlich unterscheidbare
passive bedeutung erkennen lassen, und ausserdem, dass das
participielle xixl]lil€V0V m& seiner medialen endung und dann
auch das participielle a-x/xr/rog neben jenem angenommenen
passivaoristischen v/.Lyji]v völlig unverständlich bleiben würden.
Oder sollen diese letzten beiden formen möglicher weise einem
abgeleiteten verb *x^aw, *xi%(io[.icu oder *xix£(o, *yuyJo[.i(u zu-
gewiesen werden und dann vielleicht eine besondere gruppe mit
den oben erwähnten futurformen und dem neben ihnen genann-
ten aoristischen ■/.i%f}oaxo bilden?
Da eine wurzelform xix mit der bedeutung des erreichens
durch nichts und namentlich auch nicht aus den verwandten
sprachen erwiesen ist, so drängt sich eine ganz andere anschau-
ung auf: es handelt sich bei 'Myaviti und allem, was sich ihm
anschliesst, um reduplicirte und zwar ursprünglich präsentisch
reduplicirte formen, wie sie grade in jener letzten gruppe noch
am deutlichsten heraustreten. Als wurzelform ergiebt sich ein
yä und zwar, wie es scheint, mit durchaus gedehntem vocal,
ohne jenen Wechsel von dehnung und kürze, wie ihn zum bei-
spiel iottjiu neben %oxa(.tev und xi&rj[.u neben xl&efxev zeigen.
Daher 'üyri\nv „wir erreichten" (Odyssee 16, 379) und xixtjrrjv
„sie beide erreichten" (Ilias 10, 376) wie x/^g „du erreichtest"
(Odyssee 24, 284). Statt des conjunctivischen y.ixdm wird xt-
Xrjo) herzustellen sein und statt xix&loftsv (nur Ilias 21, 128)
ein Y.LyjjO(.uv , denen sich möglicher weise noch ein altes 'ki%^bl
(statt Y.ixrjoiv? Odyssee 12, 122) zur seite stellt.
Die entsprechende altindische wurzel liegt vor in hä mit
dem reduplicirenden , zugleich medialen, präsens güütai (für
*giyhitai, *gighätai von ursprünglichem *ghä), dessen erste be-
deutung vielleicht die des raschen bewegens war. Böhtlingk
und Roth übersetzen „aufspringen, wegspringen vor, weichen"
und weiter „losspringen auf", „sich hinbewegen zu", und das
particip gihäna- „den anlauf nehmend" und „fliegend" (von
einem pfeile). Mit dem präfix anu- bedeutet hä „nacheilen,
erhaschen, einfangen", mit abhi- bedeutets „erwischen", und
auch die Verbindung mit ati- „über" mag noch besonders er-
wähnt werden, die zum beispiel in bezug auf einen fluss in der
104 Leo Meyer Kixava) und die zugehör. formen bei Homer.
Verbindung giricikharät giricikharam atihäja „von einem berg-
gipfel auf einen andern stürzend" gebraucht ist.
Dass in yuxdvw und xiydvo{iai das reduplicirte präsentische
xiyä- noch durch den präsentischen nasal erweitert wurde, scheint
ebenso wenig auffällig, als dass zum beispiel /Luiivrjoxio und
yLyvwoY.ii) ausser ihrer präsentischen reduplication noch das
präsentische ox annahmen: über den ursprünglichen werth al-
ler verschiedenen so genannten präsensbildungen sind wir noch
viel zu wenig unterrichtet, um hier schon bestimmter entschei-
den zu können. Vielleicht galt in w/avco und xiydvo^KXL das
■uyä- auch schon als fester gewordene neue verbalgrundform,
wie aus einer solchen dann auch xixrjoo/iicci und y.iyrjoaxo sich
weiter bilden konnten. Bei dem kurzen aorist exc/sv wirkte
dann wohl nur analogiebildung, indem man das xt# von yuyävb)
ebenso als blosse wurzel auffasste, wie mit besserem rechte zum
beispiel das ttc von ixdvto. Möglicher weise beruhen auch die
für das spätere griechisch unbestreitbaren formen eines aorists
exixev für die homerische spräche nur auf missverständniss.
An der stelle des conjunctivischen xlyrjoiv (Odyssee 12, 122)
muthmassten wir schon oben eine andere form ; für zvuxev
(Odyssee 3, 169) und mysv (Ilias 24, 160) sind vielleicht £x.l%t]
und Y,tyji zu setzen, für das pluralische x,i%ov (Ilias 18, 153)
vielleicht xiysv. Dann würde nur noch das participielle xiyiov
(Odyssee 15, 157) übrig bleiben, das nicht einmal auf guter
Überlieferung beruht.
Dorpat, den 9. Januar 1878 [28. december 1877J.
Leo Meyer.
Skr. dürvä.
Wie skr. pürnd- dem lit. pilna- (Saussure Mem. p. 262),
so entspricht skr. dü'rvä „hirsengras" dem lit. dirvä „acker,
Saatfeld". Vgl. olvqa „speit": skr. urvdrä „saatland".
Ich benutze diese gelegenheit, um zu bemerken, dass die
resultate meines o. III. 133 ff. erschienenen aufsatzes — der
durch Leskiens schülerhafte erklärung von Ugas Arch. f. slav.
phil. III. 720'*«icht berührt wird — etwas modificiert werden
müssen, wenn die von Fick o. III. 157 entwickelten ansichten
richtig sind, und um den dort besprochenen tatsachen einige
weitere analoga an die seite zu stellen :
an. strodinn — sordinn, pari prät. von serda (Fick Wbch3. III. 319);
gr. ovctq aus *ovoq (ovsigog aus *ov£ooog), vgl. lat. umbra aus *'onsra ;
av. *kharedha aus *krda;
av. thanvana, thanvara (?) aus Hnvana, Hnvara, vgl. skr. tävara
(Fick Wbch.a 1.329).
A. Bezzenberger.
105
Die inschriftlichen denkmäler des äolischen dialects.
Innerhalb der einen grossen classe griechischer dialecte,
welche im gegensatze zu dem ionisch-attischen zweige durch
erhaltung des alten idg. ö-lautes characterisiert ist, heben sich
bekanntlich zwei gruppen durch b sondere eigentümlichkeiten
gegen einander ab: einmal die mundarten der Griechen, die
nördlich des Isthmos wohnen, und das dorische; sodann die
spräche der Aeoler, Nordthessaler , Arkadier und Kyprier. In-
dem ich wegen begründung der hier angenommenen Scheidung,
die von A. Kirch hoff, dem „pfadfinder auf diesem gebiete",
herrührt, auf die lehrreiche anzeige des Cauer'schen Delectus
von Wilamowitz verweise (Zs. f. Gymnasialw. 1877, s. 636 ff.),
erlaube ich mir heute im anschluss an Fick's bearbeitung der
quellen des nordthessalischen dialects (Beitr. V, 1 ff.) das ma-
terial zu redigieren und zusammen zu stellen, aus welchem
wir die kenntnis der in der geschichte der griechichen dichtung
so bedeutsam hervortretenden äolischen mundart gewinnen müs-
sen. Sollte meine Sammlung für einigermassen vollständig be-
funden werden, so verdanke ich dies zu einem grossen teile der
gütigen Zuvorkommenheit meines verehrten lehrers, des herrn
geheimerat Sauppe.
Von dem \ dialecte nun , dessen gebiet hauptsächlich Les-
bos war und von dessen eigentümlicher betonungsweise bis auf
den heutigen tag sich spuren erhalten haben sollen (Earinos
Movaelov -/.ai BißXiodtjxr] rrjg EvayyeXiTtrjg ~x°^VG U, 137),
gewinnen wir künde nur aus den Inschriften in prosa. Denn
die werke der beiden lesbischen lyriker Alkaios und Sappho
sind, abgesehen davon, dass wir nur trümmer von ihnen haben,
entstellt aus den händen der grammatiker auf uns gelangt, da-
zu noch in verwahrloster Überlieferung. Theokrit's äolisierende
idyllen sind nachahmungen auf grund gelehrter Studien. End-
lich die epigramme der Balbilla, der hofdame der gemahlin
kaiser Hadrians, sind zwar durch keine abschreibersünden ent-
stellt, allein, wer fehler macht, wie ccvdrjoctvzog , Ka(,tßvaaig,
Kayto, kann jedesfalls erst dann in betracht kommen, wenn die
Zeugnisse der wirlich gesprochenen spräche, d. h. die inschrift-
lichen Urkunden in prosa, angehört sind.
Beiträge z. kundo d. ig. •prachen. V. 8
106
F. Bechtel
Solcher Urkunden besitzen wir ziemlich viel; sie sind der
hauptsache nach veröffentlicht im C.I. Gr. IL No. 2165 ff.; ferner
von Conze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), und
Kaibel (Cyriaci Anconitani inscriptionum Lesbiacarum sylloge
inedita, Ephem. Epigr. II, 1 sqq.). Sie umfassen, so weit dem
alter nach bestimmbar, die zeit von der 1. hälfte des 4. Jahr-
hunderts v. Chr. bis zur regierung des kaisers Septimius Seve-
rus. Scheint schon dieses altersverhältnis ungünstig, so wer-
den die erwartungen auf grammatische ausbeute noch weiter
herunter gestimmt durch die tatsache, dass wir aus einer epo-
che, in der die attische spräche noch nicht auf die übrigen
dialecte einfluss zu gewinnen begann, nur eine einzige inschrift
besitzen, und dass von den übrigen weitaus die mehrzahl römi-
scher zeit entstammt. Und damit noch nicht genug, dass wir
keine alte inschrift haben: auch die jungen, die auf uns ge-
kommen, sprechen zu einem grossen teil keine natürliche, son-
dern eine gekünstelte spräche, sind nicht mehr ausdruck des
volksmundes, sondern einer affectata antiquitas. Hält man z.b.
die aus Mytilene stammende, zu Erythrae gefundene und von
Kenner publicierte inschrift aus der mitte des 2. vorchrist-
lichen Jahrhunderts zusammen mit der andern Mytilenäischen
auf Aulus Clodius Perennianus (CIG 2189) aus der kaiserzeit,
so wird man sofort erkennen: die spräche der letzteren kann
nicht fortsetzung der spräche der ersteren sein, mag an dieser
der ionische Steinmetz noch so stark gesündigt haben. Ist das
durchgängige argdrayog, ano in jener der Umgangssprache ent-
nommen, so kann nach zwei Jahrhunderten nicht wieder oxqö-
rccyog, dnv mode gewesen sein. Oder man nehme die mit je-
ner erst genannten gleichaltrige inschrift von Tenedos und
vergleiche sie mit der grossen von Kyme auf L. Vaccius Labeo
aus den jähren 2—14 n. Chr.: mag man die örtliche Verschie-
denheit auch noch so sehr in betracht ziehen, immerhin wird
man nicht behaupten wollen, dass die stufe, auf welcher der
dialect hier steht, die fortsetzung sein könne von der, auf wel-
cher er uns dort entgegentritt. Liegt uns dort ein zeugnis vor
für den verfall des dialects, welches sich trefflich einreiht in
die geschiente des Verfalls der griechischen mundarten über-
haupt, so dürfen wir in dem denkmale hier nur das zeugnis
für die künstliche Wiederbelebung des dialectes erkennen. Als
marksteine diabetischer entwickelung können also die meisten
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 107
dieser späten Urkunden nicht gelten ; für die geschiente des dia-
lects haben sie nicht mehr wert, als die poetischen machwerke
der Balbilla.
Die zeichen, die ich angewendet, sind meist selbstverständ-
lich. Was angenommener oder erweisbarer massen auf dem
stein gestanden hat, aber nicht mehr zu lesen ist, habe ich in
der abschrift in [ ] geschlossen; das aber, was auf dem steine
selbst zu tilgen ist, ebenda mit runder parenthese umgeben.
Schreib- oder lesefehler sind durch runde parenthese in der
Umschrift kenntlich gemacht.
Die äol. psilosis habe ich überall durchgeführt , selbst bei
den jüngsten denkmälern ; nur wo vor dem vocalisch anlauten-
den worte eine aspirata auf dem steine steht, muste natürlich
der asper geschrieben werden. Der accent ist durchweg dem
äol. accentgesetze gemäss behandelt.
I. Lesbos.
A. Inschriften aus Mytilene.
1. Münzvertrag zwischen Mytilene und Phokaia. — Der stein
ist am hause des Jrj(.irixQiog KaQa7tavayit6rr]g in der stadt Mi-
tilini eingemauert. Die inschrift zuerst herausgegeben von
Conze, Reise auf der Insel Lesbos (Hannover 1865), taf. VI,
1; sodann von Newton, Transactions of the Royal Society of
Literature of the United Kingdom VIII, 549 ff., und zwar
nach „an impression in paper taken by me in 1852". Ohne
rücksicht auf die letztere publication haben über die inschrift
gehandelt Blass, Hermes XIII, 382 ff., und Dittenberger,
a. a. o. 399 f.
1 e [oxxi] 2 [öey.eai}7toha[a]u(poT[eQai] 3
yQ(X(plOlOl£LOTüv\oxaXXa.v]. .. 4 ....XO}lOLY.v[Q\lOV£OXü)x[ovd£Y.£Q
vav] 5 [TaTo]xQvawvv7zodtx,ov6[[.<[.t£vcu(x/iicpo~] 0 [xEQ]aioixaiarco
Xuaoiör-:[aazaiGÖe] 7 \E[.i\ii£vaixioi(.i£V£[.i[.ivxLXrivcti[Y.£Qvav\
8 [Ti~]raiO(XQXc(iOfi(uocuoTai(j£[i/Li[vTtX\ 9 [r]]vain?.eaoT(ovai/iiio
£0)vs(.icpwy.aid[e'c~\ 10 atoaQxaia7Taioaiozaia€/it(po)xai7il[€] 11 a
OTQ)vcu(.uoud[v\t<xvdtidiY.(xv£[.iii£vai 12 ETVsrAscoviavTOOsf-eX&rjisve
£(.irjvve 13 Gi(XLdEY.£Y.azay[vLü\&;iLTOXQVoiov/.£Q 14 vavvdctQEGTe
[Q]o[v]d-?.Xtüvd avaxwi'Ca^it 15 LüO&toaidsxsa7ivcpvyr]iti[rj]&£Xcüva/ii
ßQ[o] IG rrivTLf.i(xTwx\o\diY.aarriQiovoTXLXQr}a 17 vxv7tadr}vrjy.a
x&£[(.i\£vaiaÖE7toXio(xvm 18 xioo"Kaial,af.uoG[€a}xw£XaxovjiivxiXrj
8*
108
F. Bechtel
19 vaoi7tQoo&£xo7tTr)vaQ%£i7t()otavi(Jo 20 7Teda/.oXiüvnve[ficp]coxai
deoizedaac>io[x] 21 (xq%ov.
Umschrift: oxxi 2 de xe al TtöXig dficpoxeqai 'Sygd-
cpcaiai elg xdv oxdXXav 4 ximoi xvqiov eaxco. xdv de xzq-
vav- 5 tcc xd xqvolov vnödvxov e'fifievai dficpo- 6 xiqaiot xalg
TtoXleaoi. dixdoxaig de 7 sf.tf.uvcu xcoi fiev efi MvxiXrjvai y.£q-
vav- 8 xi xalg aq^aig naloaig xctlg Ifi MvxiX- 9 rjvai TiXeag
xiov alutoecov , ifi ®ioxcu de x- 10 alg aQxaig naioaig xaig
ifi (Dojxcu rcXe- 11 ctg xtov alfiioetov. xdv de dixav e'fifievai
12 enei x« coviavxog e£eX&i]L sv et- fiiqvve- 13 o(o)r al de x£
xaxayvco&rji xö %qvoiov y.eq- 14 vav vdaqeoxeqov &eXcov, &ava-
xcol £afu- 15 cood-co, al de xe dnv(fvyr\i firj SeXtov dfißqö- 16
xrjv, xifidico xö dixaaxi]qiov oxxi XQV a~ ^ vx(o)v Tid&rjv rj
xaz&efievai, d de noXig dval- 18 xiog xal dtpfuog eaxco. eXa-
yov MvxiXrj- 19 vaoi rcqoo&e xonxnjv. dqy^ei nqoxavig o 20
Ttedd KoXcovov, ifi (Dcoxai de 6 Ttedä l4qiox- 21 aq%ov.
Der vorliegende vertrag ist nach Newton (cf. s. 550 u.
555 f.) nicht später als OL 96 (c. 390) abgeschlossen. Die in-
schrift ist axof/r]d6v geschrieben, jede zeile (bis auf z. 17, wo
die beiden letzten buchstaben ai für einen einzigen zählen) ent-
hält 30 buchstaben. Für die lesung ist Newton's abklatsch
zu gründe zu legen, da der stein zu der zeit, wo ihn Newton
sah, offenbar noch besser erhalten war als einige jähre später,
wo ihn Conze abschrieb. Nur z.4 hat Conze richtiger xioioi
(Newton: xcoiox), und z. 15 bietet er ^4.YOlF.I, wo N. nur
APY(D.~HI gibt. Aber namentlich z. 19 uud 20 sind bei C.
so trümmerhaft, dass ihre lesung Blass nicht glückte, woge-
gen N. ganz deutlich die worte bietet 1), die Dittenb erger
nach Conze's publication hergestellt hat.
Z. 4.5. Newton: x[öfi fiev xoxpav || xa]. Blass: x[6v de
xeqvav || xa]. Die lesung von Blass ist vorzuziehen 1) weil
die tätigkeit des münzmeisters z. 13.14 ausdrücklich ein xeqvav
genannt wird; 2) weil die buchstabenzahl auch in z. 7.8 die
ergänzung von xeqvav || xi gestattet, während xöipav \\ xi einen
buchstaben zu wenig hätte, und gegen Newton's lesung vixo-
dixcoi die unwahrscheinlichkeit des von ihm hergestellten Zu-
sammenhangs spricht: „der münzmeister soll beiden städten ver-
antwortlich sein ; richter aber desjenigen, der in M. verantwort-
*) Teilweise schon citiert von CCurtius, Hermes VII, 412 note 3.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialecfcs. 109
lieh ist, sollen sein ....". Ich bemerke dies auch gegen Clemm,
Rhein. Mus. XXXIII, 608.
Z. 12.13. N. f.ir}vveoi; B. (.irjvve[a] || gl , so d«ss z. 12
ebenfalls 31 buchstaben hätte. Vielleicht liegt aber nur ein
versehen des Steinmetzen vor, dem auch z. 17 avzv zur last
fällt.
Z. 13. N. y.aza{y.Qi\$rji gegen seinen eigenen abklatscb ;
B. yaza[yvoj]&r]i.
Z. 14. N. vdaoeözzQov ; B. zb doeozegov, letzteres zu ver-
werfen.— N. <X7tv(p[dv]r]i ; B. d[rc\vcpvy[rj\iy dies trotz C lern ms
Widerspruch richtig; denn wie Cl. behaupten kann, der Newton'-
sche papierabklatsch biete keine spur eines r (er hat deut-
lich ein ", was niemals ein N gibt), verstehe ich nicht.
2. Volksbeschluss der Mytilenaeer betreffs der Restitution der
Verbannten. Zusammengesetzt aus zwei stücken: das erste bei
Conze, taf. VIII, 2 (jetzt in der schule zu Mitilini); das zweite
bei Boeckh, CIG. 2166 („Mitylenis in vestibulo monasterii D.
Therapontis prope parietinas veteris templi"). Die Zusammen-
setzung ist von Blass (Hermes XIII, 384 ff.). — Aus typogra-
phischen gründen gebe ich hier nur die Umschrift des inschrift-
lichen textes und lasse diesen selbst am Schlüsse dieser abhand-
lung folgen.
Umschrift: 1 Ol ßaai'Xrjeg rtQogxl&eo&ov ztoi kcc-
zsXyXv&ov- 2 zi (og ziyvav zeyva/nevio rw iv zai tzoXi TtQoods
i'ovzog. ai di x« zig 3 zwv yazsXrjXv&övzcov ftr) i/ii/.isvrj iv zalg
öiaXvoieooi zavzaioi, 4 (.ifj tio&to 7tdo rag nöXiog yzrj-
f.iazog /urjdsvog, /nrjde oz- 5 eiyhio inl f^rjöev zcof.i jtaQsyioQri-
oav avzwi oi iv zai noXi ttqoo&e 6 sovzsg, aXXd ozsiyovzov
inl zavzcc za xzrj(.iazct oi Tvagyojqrjoavzs- 7 g ttqozsqov ziov
iv zai rtoXi rtoöo&e iovziov, y.ai oi ozgozcc yoi eia 8
vzov ircl zbv iv zai ttoXi tvqoo&s e'ovza za Kzy/iiaza 9 zavza
wg zeyva(.iivw zco yazeXrjXv&ovzog , v.al o\ ßaoihjsg rtqogzi
10 &eo$ov zcoi iv zai noXi nooo&e e'ovzi cog ziyvav zeya/nivco
zco v.a- 11 xeXrjXv&ovzog, ^6° aY v.i zig dUav yqdcfy\zai tczqI
zovzojv, (.irj eiod- 12 yovzov oi 7t£QiÖQO/Lioi yal ol diY.aGY.o-
itoi /iü]ds aXXa aqya /nrjösta 13 öi zolg gzqo-
zdyoig nai zolg ßaoiXrjag xai zolg it e- 14 Qidoo/noig v.ai
zolg diy.aay.07to ig xat zalg dXXaig aoyaig, ai yb 15
zötog iv ztoi iparpio/Aazi %al Yazdyqtvzov 16
tteqI öi zcov yeyoafifiivwv togys /.irjö- 17 sv didcpoqov slrj
110
F. Bechtel
TÖlg y.aTsX^Xvd^6vxEOOi Ttgbg xolg sv zcci nöXi tt- 18 qoo&e
s'ovtag, dXXd eiev ig tb nav diaXsXvfxsvoi rtävtsg rtgbg dXX-
19 dXoig, olxrjoaisv ds rct(.i tzoXiv aTQEOTcog y.al Eiifisvoisv sv
tccl d- 20 vaysyoaLttisvai SiaXXdyai y.al Tai diaXvai Tai sv
tovtcoi Ttoi \pa- 21 cpiGf-iaTt oiioXoyrjiisvai, e'Xso&ai tov öä/nov
dvdgag el'xooi, dexa 22 /niv ex tcov xaTeX&ovtiov dsy.a ds ex
tcov sv Tai rtoXi Ttgoo&e eovtcov. 23 ovtoi ds sg dvvaiuv cpv-
XdooovTOv xai s/ti/iiiXeo&av cog Lirjdsv so- 24 astai didcpogov
Talg xaTeX&6vT€OOL y.al TÖlg sv Tai ndXi Ttgood-- 25 e eov-
Tsooi. ngd^oioi de y.al Ttsgl tcov ducpigßaTrjusvcov y.Trj/udxcov
jtg- 26 dg Toig xaTsX&ovxag y.al rtgbg Toig iv rat nöXi (ngo-
o&e) i'ovTag, y.al Ttqog&rj- 27 oovxai cog iidXioxa iisv diaXv-
üiqoovTai ' at de {.irj , sooovxai cog dix- 28 aOTai. y.rjvoi d* ev
ralg diaXvaUoai Talg 6 ßaaiXevg ETtsygivvEx- 29 o xal sv Tai
diaXXdyai stiiievsoioi Ttdvxsg y.al olyrjüoioi ra/t 7t6- 30 Xiv
dxgsoTcog y.al oiiovosvxsg ngbg dXXdXoig. xal Ttsgl xgrj/ndxcov
31 Ttdvtcov, ex tcov xe cocpsXrjxai d öidXvaig cog TxXsloxa, y.al
Ttsgl OQY.M- 32 v, OTTivdg y.e av/ncpegrjv dytovTai , Ttsgl tovtcov
TtdvTcov, oaaa y.e o/lio- 33 Xoy/jocooi Ttgbg dXXdXoig, ol dygs-
d-svxsg dvÖQeg cpsgovxov etiI t- 34 bv dd/iwv. 6 ds daf.iog
dxovaaig, ai ae dyrjTai av/nfpsgrjv, ßoXXsvsTco 35 TtOTsgov doyrj
ytvgco&rjv zd of.wXoyiqi.iEva Ttgbg dXXdXoig av/ncpsgov- 36 Ta ...
TÖlg xaTsX&övTEOOi snl Siuxiva (?) TtgoTavtog 37
adTj. al öe xe ti evdevtj tco xpacpio/uaTog 36
tovtlo, XsysG&co Ttsgl tovtco sv t5i ßoXXai. y.vgco&£VTog ds tco
ij.ia(piü- 39 (.taTog tovtlo Tai syxXrjolai tov dctuov sv Tai ei-
y.6öTai tco iifjvvog 40 svt-aoD-ai Iga To7g Üsoiai , snl
o~toTt]Qiai y.al svöaifx- 41 ovlai xat Tvyai Tag nöXiog ysvso&ai
Tav öidXvaiv Toig '/.azsX- 42 ^övteogi xai Toig 7tQoo&e sv Tai
nöXi eÖvtegoi. Toig de ^rjag t- 43 e y.al iQ07COiotg Ttdvxag
y.al Talg igeiaig toig vavoig . . 44 &rjv. Ta
de ioa Ta 6 däjiiog -qvt-aTO, log G7t- 45 ovöav a7tv(pdvcoiiEv Tav
7TeqI tov ßaoiXrja, ärtvöoiisvai TOig ßaolX- 46 rjog yEvs&Xioioi
xar svlavTOV. 7taqE(.if.iEvai ds Tai üvoiai xal to- 47 lg VTtb
tco ödfico dyQs&svTag dyysXoig Toig Ttgbg tov ßaaiXrja rcE/iicp-
48 &r]oouevoig vnb tcov 7Cq6o0-e sv töi noXi mvxcov y.al Toig
VTtb tcov 49 y.aTeX&6vTcov. to ds ifjdcpio/ita tovto dvayqdipav-
Tag xolg
Die inschrift ist mit Boeckh dem jähre 324 v. Chr. zu-
zuweisen. Sie besteht, wie schon bemerkt, aus zwei fragraen-
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 111
ten. Das erste derselben reicht bis z. 16, doch so, dass die
durch druck hervorgehobenen stellen zeilenreste des zweiten
Stückes vorstellen, welches den schluss (16 — 49) des ganzen
bildet. Dies ist erkannt von Blass (s. o.), nachdem schon
Wald (Addit. p. 7) die nahe beziehung beider fragmente her-
vorgehoben hatte. Hier wie dort ist die linke seite zerstört,
bei dem vorderen stücke auch die rechte, so weit es nicht in
der angegebenen weise durch das untere ergänzt wird (also z.
1 — 6), und auch in dem unteren fragmente werden einige er-
gänzungen auf der rechten seite notwendig- Da indes die in-
schrift oxoiyrfiov geschrieben , die ursprüngliche zeilenlänge
auch noch festzustellen ist (in I durch z. 12 und 14; in II
durch z. 22, 26, 42), so konnte an die herstellung des ganzen
gedacht werden, welche denn für die beiden bestandteile je von
Boeckh (für dessen lesungen übrigens auch die bemerkungen
zu CIG 3524 und in den Addenda zu 2166 x) in betracht kom-
men) und Blass versucht ist.
Z. 18 ergänzt B. : dXX3 eiev rcavxeXiog /.vi. Da auf dieser
inschrift bloss das e in de apostrophiert wird (z. 11 ftr)if aX xe),
so habe ich gesetzt aXXa elev eg xb nav xxX.; aus dem glei-
chen gründe z. 31 Ttävxcov ex xiöv xe (.ocpeXrjxai, für tuxvxiov
ccTtv xiöv x id(p., und in der nächsten zeile oxxivocg xe für xcav
x avxoi (xe vor vocal in zz. 32 und 34).
Z. 25. eövxeooiv egeotac B. ist falsch; ebenso 26.27 tcqo-
oö/jooiolv tag: denn die älteren äol. inschriften kennen das v
ecpelx. nicht, cf. Ahrens, I, 45; Wald, p. 10. Also hier
etwa 7tQoo&rjooiiai, dort tcq(x^olol.
Z. 28. B. Xohtov de ralg dialvoleooi . . . e/uf.ieveoiai.
Aber z. 3 e^if.ievrj ev zeug diocX., z. 19 e(.if.ievoiev ev xm xxX.
Daher auch hier : ev xcüg diaXvoUooi und vor ev ergänzung
von 6 buchstaben.
Z. 29. Zieht man den vorletzten buchstaben von e7texqiv-
ve[xo] noch in die 28. zeile, so bietet sich die vorgeschlagene
ergänzung, die bei Boeckh noch fehlt, von selbst (cf. z. 20.).
Z. 30. 6f.iov6evxeg nach den Addenda.
Z. 35. B. 7teql xio eiuxvQovod-ai, letztere form unäolisch;
x) Da findet man z. b., dass B. die 3 pl. imper. auf -vxov und -af&ov,
die Cauer überall in die landläufigen corrigiert, mit Ahrens I, 130
beibehalten wissen wollte.
112
F. Bechtel
meine ergänzung- ist nach y.[oV\vai, zbv da/nov 7zoz£qo[v öoy.]£l
Eres. 1, C. 21.22 gebildet.
Z. 36.37. B. liest: [za . eXd-rjv öi st-sozio zolg Ka]z£X&6v-
tbool E7ti za y.olva 7tQozdviog\\[zio nqdzio (wenigstens 7iqü>zio !)
Itce'l ks zavza ipaq)i]o&t]. Allein für za y.olva bieten zwei ab-
schritten 2MIQINA, eine andere 2MI0INA , und da B. mit
recht vermutet, dass hierunter der name des prytanen verbor-
gen sei (aber was für einer? 2/niölvag ist nichts, Sfwuvag
gewaltsam), passt die ganze ergänzung nicht. Nur soviel scheint
sicher, dass die beiden Zeilen eine bestimmung enthielten , wel-
che die xazel&ovzeg allein betraf.
Z. 39. Tzaqa zwi öduun B. ist zu verwerfen; vgl. z. 4
7zaQ zag nöXiog, z. 6.7 rtaQXMQijoavzeg , und Ahrens, I, 149.
■KVQOva&ai mit dativ kann ich freilich auf inschriften nicht belegen.
Z. 39. rixoozai zw [irjvvog nach Kiepert; der monats-
name folgte im anfang der nächsten zeile.
Z. 43.44. B. liest : zalg sv zolg vavotg \jta || laaig TTQog
zdv £vyav ovv£X]&r]v. Aber zalg iv ist sicher nie ht rihtig, da
von den abschriften die eine OEFSHI, eine andre OEIFNI und
zwei übereinstimmend OEirEN geben. Gegen das deiyyv, wel-
ches Ahrens (I, 112 note) hieraus erschlossen hat, mit recht
J.Wackernagel (Beitr. IV, 308).
Z. 44. yvl-azo: die abschriften AYEATO oder AY2ATO
oder ..SAFO.
Z. 46.47. B &votai [zäv & || vof.ievai zolg &£oioi zolg dy~\
yiXoig. Aber Kiepert liest (cf. Addenda) Svoiai KAI] darum
wurde die Boeckh'sche ergänzung aufgegeben.
3. Ehrendecret für Erythrae, Erythräische Richter u. s. f.
Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. k. Münz- und Antikencabi-
net zu Wien, publiciert von Kenner, Sitzungsberichte der k.
Akad. d. Wissenschaften in Wien, 1872, s. 335—356.
1 €yvcüda/noGTt€QuovaßoXXa7tQO£ßoXXeva£xai7toXvd£vytr]Of.i£ 2 yto
voooz£zay/it£vooozQazayoo£7Zi7vavztüvyiaiaio%vXrjOo&£/iii0zuo 3 o
avziyoaq)£VG£7Tizovda/iiovr]X&ov7r£()izü)da/ncüza)i£Qvd-QauüVü)0 4 y.e
£7raiv£d-£ir]Y.aioz£cpavto&£ir]£VzoiadLOVvoioioxQvoitoioz£ 5 (pavioL
Y.aL7i£QiziovdixaoTav£Y,azaLwdrii.ir}ZQi(jüdLodozü}Y.Xs 6 tüvvf.i£i(jt)ioox£
£7ZaiV£$£l£Vy,aiOZ£CpaVü)&£l£V£VZOlodLOV[v] 7 OlOLOL%QVOLU)OZ£(pa
V(jUlY.ai(x)OZ£%£VlO&£l£V£VZlül7TQVz[a] 8 V£UÜlXai7T£Ql7TQO{;£ViaOXai
7toXizzaoLva7toitjacovzaioL 9 azQazayouq)odovv7t£QavztüV£vzoioxQ
ovolozoio£y.z(jovo 10 f.io)y.ain£Qizo)yQa(.if.iaz£oaavziüvd-£07to[XTtü)a7to
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 113
XXodox[(o] 11 tooxeE7tcav£&eir]xai(jT£(pav(jü&£ir]€VTOtodiovv(noiaix
qv 12 Giü)OTecpccvtüixca<zsvto&£ir]€VT(oi7tQVTavr]Cü7T£()M(jüdL 13 xaa
zaytoytocty£/uaxtüay(y)£X£UüU)GX££7teav£&£irj 14 Y.caox£cp(xvu)&£L£V£v
roiodiovvoioiGLXQV(JUt)(jT£cpavü)xcc[i} 15 £igxo7TQVxavrjiov'/.Xrj^£ir)fi£
xaxwvöiKaaxavaya^aixv 16 xaid£dox&aixcoida[.itot£7Z£idrj£()v&Qcu
OlOVyy£V£lOXCt[l] 17 CpiXoi£OVX£OX(XG7ToXlOG&£XoVX£Oa7Tod£l(i;iVTZOl
l]OCtG&Ctl 18 TCCO£VVOiaoaO£XOlOl7tQO(JTOvdcc/ilOV£VT£TOlOaXXoiO
19 T0lOOV[.l(p£QÖVT£OOL'VCt7T0X£l7tQ0V0r}VTai'/.a&0X.£dvv\(x\ 20 XOI£10
aiycaiTt£QiTCüjLi£Ta7t£/ii7tttodixaaTr]Qiwi£f.ißXs 21 7iovx£0£LOxctvG7io
vöava^i7toirjodaf.ioa£cpiXoTi[f.trj^ 22 &rjoavxaict7i;£ox£XXavdixaoxai
oxaXoioxaiaya 23 ^Oiaoix£7taQay£vofi£voixav7CQoarjxoiaav7tQOvo
tav 24 €7Zoit]oavro7i£QivccvdiKavxeu£cpQOVTioaviv(xoi!.i£vovX 25 A
vd-lOOlT<X7tQ0OaXXrjX0lG0td£dl(XKQlV0j.l£VOLTVXL0Ol 26 XlOVÖlY.(XUOVX
avt£7taQ£Ttiöajiuav£n:oirjaavToaQ^io 27 tovxo)ooTCiooovvy.aioda^i
oacpav£QOorji£vxaQiavcoa 28 ovvavxaia£xaaxoiaixai/nvav7toir]tu£vo
GX(ßv%££^ano 29 [ö-JrcAAavrwvxatrw[y(J]txaarax'Twv£7rfiw€A£wö'
xat&xa[*] 30 too7tQoaxavx(.ovxavdr/.avxaia^itüaxwvx£a7roax£XXav
31 T(ovxairaoTtüda/i(to[ccy]ߣ(jio(j£7Tcuvi]0(UTOvdaiiovrov 32 £qv&q
amv£7iLTai£vvoLctiai£X£L7tQOora(.i7ToXivY.cti£7tLTioia7ZO 33 axsXXai
dixaoraiazaXoioxaiccya&oioxaiOT£cpavcüOca£VTOio 34 diovvoioioi
XQv<JuooT£(pavco£7teav£(j(xid£/.cuTOi<TdixaoTai(j£?.[cc] 35 xaiovxaidi
odoTov£7ZiTto7iQooTavTtovx.aTrcaodixcu(Ji(JU)j 36 xaidixauooxaiox
£(pav(üoai£VTOiodiovvoioioixQvoiü)OT£cpava) 37 £ioayrjoao&aid£7t
€QiaVTa)V£VT0lGXQ0V0lOT0lO£KTü)V0{llO 38 Y.CaX0lOOXQaxCty0lO07Ux)O
v7taQ^rjLavTOiai7TQO^£viay.ai7toXit£[i] 39 a£7taiv£oaiÖ£aaixoyyQai.i
p.iaT£cc&£07io/ii7iov£7tiTü)i7t()ayitaT£[v] 40 &r]vaicpiXoTiiuooxaia!:i(jü
0(xi.i(poT£Q(jüvxai.iTCoXuovY.aiOT£[cpa\ 41 viooaiavxov£vxoiadiovvaio
ioixQvouooT£cpav(0£7taiv£(jcada[x.ca] 42 xovdiKaaxaywyovay£/naxov
£TtlTa)l(plX0TlliU0O£7Tld0/il£VCc[l] 43 £CtVX0VY.(XL7tQ0GXaVXl0VY.CtXX0lO
diY.aav(XLOiva£Y.aoT(xdi££\a) 44 y&£ü)OLdiY.aiiüOv.aiovi.i(p£QOvxioGY.<x
iax£(pavioaai£VTOLod\jLOvv\ 45 aioiOLXQvoLO)ax£(pavioxaod£avayy£X
LaoTOJVOX£(pavto\ywo'/.£ye] 46 vr]xai£7c i{i£Xr]&rjVxov(jßaoiX£aoxai7t()
vt(xv£Lay.cxX£Oaid££7i[C] 47 xoLodiY.aoxaiOY.ctLxoyyQaf.max£ct£7txo7TQ
vxavriiov£7tixcty/.oivav£or\jL] 48 avy.aX£aaid£f.i£xavx(ov£LOxo7tQvxci
vrjiovxaixovdixaoxccywyov 49 xilQovovriG(Xi^tlli(XL7tQeaßevi:avsY-7ta
vxü)vxü)!A7ToXixavxovd£ayQ[£~\ 50 ^=vxaxox£\pacpiaf.iaav£V£y'/.ai7tQ
oa£Qvd-QaiOLoy.ai£/uq)avioavxa(a) 51 7t£Qixaa£vvoiceaaa£X£ioda/noa
7tQOoavxoioy.aixaojty,ovo/.irjf.(£va 52 V7coxcovdixaoxav7taQaxaXt]vavx
oi<j£7Tif.uX£G7toirioacf&cuo7Tu)\a1\o\i\ 53 x£OX£cpavoiavayoQ£vd-£ajoi
xai7TaQ£avxoioxcuxoavxiyQacpovxcoipr] 54 cpio/Liaxooavay()cccprj£Off
114
F. Bechtel
xaXXavxaiavax£&rj(oo£V£7tiq>av£o[xa]xü)xo 55 7t\jo]xai£[.i(pavi'Cr}v
oxxixavxa7ioit]oavi£OxaQiooovxaixioidauiü 56 7tQ£Gߣvxao7iv&oq>
arjoieQoyeveioo
xovörjfiov axaxaiov öiodoxov
rov£Qv&Qai(ov *) drj/urjxoiov xX£iovv(xov
60 &£07iofX7iov ay£f.ta%ov
a7toXXoöoxov ay£Xaov.
Umschrift: *'Eyvio ddftog' tz£qI iov d ßöXXa 7tQO£ß6XX£vo£
xal JloXvdavxrjg Mi- 2 yiovog o x£xdyf.i£vog oxgdxayog enl
7idvxiov xal u4.\oyvXr]g 6 0£/luoxuo 3 6 dvxiypdq>£vg htl xdv
Öä/ilOV IjX&OV, 7T£qI Xld ÖdflCO XÜöt 'EoV&QailOV loa- 4 y.£ £7tCUV£-
&£it] xal O[£(pav(o&£irj iv xoig Jiovvoioig XQvaltüi ox£- 5 ipd-
vioi, xal tceqI xiov öixdaxav 'Exaxaiio Jrjf.irjTQiio Jiodöxa) KXi-
6 iovvf.i£iü) ioax£ STtaivixhuv xal ox£fpavto&£i£v av xoig Jiovo-
7 oioiai xQioiio ax£(pdvcoi xal ioax£ t-£vio&£i€v iv xiot, Ttqvxa-
8 v£iioi, xal ti£qI 7Tqo^£viag xal 7ioXix{£i)ag Iva Ttoiijoiovxai, oi
9 oxgdxayoi k'cpodov V7rig avxtov iv xoig xoovoig xoig ix xio vö-
10 //w, xal 7t£ol xio yQauf.tdx£og avxtov Q£07t6(.t7tio ld.7ZoXXod6x(jo
11 üax£ i7raiv£&£irj xal ox£q?ava)&£it] iv xoig Jiovvoioioi XQv-
12 aiio ox£q)dvitii xal !-£Via&£ir] iv xoti Ttgvxavrjio, (xal) ti£qI
xio dt,- 13 xaoxayoiyu) Idymdyuo IdyaXüio waxe i7taiv£&£ii]
14 xal ox£cpavio&£i(i]) iv xoig Jiovvaioioi xqvöuo oxaqpdvco xal
15 elg xö TtQvxavrjiov xXrj&£ir] /ii£xä xiov dixdoxav dyd&ai xv-
16 xat didox&ai xiot ddjtiioL' irt£idrj 3Eqv$QaiOL ovyyiveig xal
17 (plXoi s'ovx£g xäg 7t6Xtog öiXovxag dnodul-iv 7totrjoaoi}ai
18 xag £vvoiag, dg tx0l0i 7CQ°S x^v dauov , i'v x£ xoig dXXoig
19 xoig ovf.itp£o6vx£oai xä tioXm Ttgovörjvxai xd&ox£ dvva-
20 xoi i'ioai xal n£ol xio f.i£xa7iif.inx<jo dixaoxrtoiioi i/itßXi-
21 7tovx£g £ig xdv ortovÖav, a/Li 7totrj 6 dä/itog, iipiXoxifirj- 22
&r}aav xal dniox£XXav öixdoxaig xdXoig xal dyd- 23 &oig, öc
xe 7taoay£v6u£voi xdv iioogrfxoioav ngövoiav 24 irconqoavxo
n£ol xdv dlxav xal hpqövxioav Xva oi (.tiv ovX- 25 Xv&woi xd
7ioog dXXrjXoig, ol öi ötaxQiv6(.i£voi xvyioai 26 xiov dixaltov,
xdv x£ 7taQ£7iida^lav ircoirjoavxo do/no- 27 torrtog' oniag ovv
xal 6 dd/nog q?av£Q(io)orji £vxaqloxiog 28 ovvdvxaig ixdoxoioi
xal (.ivav 7ioirj(.i£vog xiov x£ i£ano- 29 oxaXXdvxcov xal xiov
öixdaxav xiov imf-iEXiiog xal öixal- 30 cog nqoaxdvxwv xdv
*) Die namen der ausgezeichneten sind jeder mit einem kränze
umgeben.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 115
Sixav xal dt-uog xiov xe dnooxEXXdv- 31 xwv xal xäg xio daf.no
dyosoiog' E7talv(e)ocu xbv öäf.iov xbv 32 EQvSqaiiov inl xäv
svvoiai, cu ex61 ^Q0? xd/.i tioXiv, xal irtl xioi drto- 33 oxeXXai
dixdoxaig xdXoig xal dyd&oig xal Gxscpdvcoaai iv xoig 34 dio-
vvgioioi j^ta/w Gxsrpdvio' iiraivEoai de xal xol g dixdoxaig 'Exd-
35 xaiov xal Jiodoxov srtl xio itoboxav xiov xaxxalg dixaig l'oiog
36 xal dixaliog xal oxecpdvioocu iv xoig Jiovvoloioi xqvoiw gxe-
(pdvco, 37 Elgayyoao&ai de Tteql avxcov ev xo7g xQÖvoig xoig
ix xto v6f.uo 38 xal xoig oxqaxdyoig o7ttog V7tdg^i avxoioi
TCQO^evia xal TtoXixei- 39 a* inalvEoai ds xal xby yqafifidxEa
Qe6tto[.17Zov irtl xioi izqayfiaxEV- 40 &rjvai q?iXoxifio)g xal at-lcog
dfiqjoxiqiov xäfi rtoXiiav xal axscpd- 41 viooai avxov iv xoig
Jiovvo'ioioi xqvoiijü oxsipavio- hiaiveoai ds xal 42 xbv dixa-
oxdytoyov ^4yifiaxov inl xioi rpiXoxifiiog ijiidbfiEvai 43 savxov
xal rtqooxav xiov xaxxolg dixdoxaig Iva i'xaoxa disi-a- 44 ##«'-
(üGl dixaliog xal ovficpeqovxtog , xal ox£cpdvo>oai iv xoig Jiovv-
45 o'ioiai XQVGicu oxEcpdvto' xäg de dvayyeXiag xiov oxeipdviov iooxe
ye- 46 vrjxai imfiEXi'jOrjv xovg ßaotXsag xal rrqvxävEig, xdXtoai
öe etcI 47 xoig dixdoxaig xal xoy yqafifidxsa iri(l) xo nqvxa-
viqiov irtl xdy xoivav ioxi- 48 av, xdXsoai 6e /hex3 avxiov sig
xö rtqvxavrjiov xal xbv dixaoxdyioyov 49 xeiQotovr}acti ^* xc^
Ttosoßsvxav ex rcdvxiov xwv rtoXixav, xbv di dyqi- 50 &evxa
xo xe ipdipiofia dviveyxai rtqbg 'Eqv&qaioig y.al ifitpavioavxa
51 rtsql xäg Evvoiag, dg ex&i 6 däfiog rtqbg avxoig, +xal xd idixo-
vofirjiiEva 52 vnb xwv dixdoxav rtaqaxdXtjv avxoig irciftEXeg
Ttoirjoao&ai ortwg vi 53 xe oxecpavui dvayoqEV&swoi xal rtaq
iavxoig xal xb dvclyqaqjov xw xpiq- 54 qjioftaxog dvayqdcpt] ig
GxdXXav xal dvaxs&i] log iv i-rtKpavEGxdxvo xö- 55 tcuo xal e(.i-
yavüjrjv oxxi xavxa noirjOavxEg x^Qiooovxai xwi öd/iiio. 56 IToEg-
ßevxag Jlv&ocpdqg 'isooyEVEiog. Schluss : xbv drj/iiov xbv *Eqv-
&oaiü)v. cExaxalov z/rjfirjxQiov. Jiööoxov KXewvv[.iov. Qeo-
7tof.i7tov \AuoXXodbxov. ^4ye/naxov lAyeXdov.
Das alter der inschrift ist von Kenner richtig bestimmt.
Derselbe hat sie combiniert mit einem gleichfalls in äolischem
dialect abgefassten, aus Delos herrührenden epigraphischen denk-
male, C1G Add. 2265b, welches ich am besten hier einreihe.
Ich lege dabei die Umschrift von Ahrens (Dial. II, 496 ff.) zu
gründe.
iAyd&a xvxa. iitX itqoxdviog i\j.i\ M\vxiXdva ftrjvog]
116
F. Bechtel
QeöaiOLfo1), iv ös Mad-v/uva inl 7tQ0t[dviog .. . /iirjvog . ., iv di]
lAvxiooa inl 7rQOxdv[i)og KXeacpiv[io . . . (.irjvog . . ., iv di'EQsato3)
S7tl rtgoxdvi-]
og l4ye(.ioQTO) Me[X]ct[_v]xdu) {irjvog Aa[iolio ig]
hxov del [x]qovov i(.tf.iioaio inl xwv 6
. s vTtdgxoioav avxoiai öid xcov d [i/Li MvxiXdva]
nolvdsvY.rj Miyiovog, Eva[y]eva lA
3EQf.ioyivt] lAdqdGTto, iv öi Ma&v/u[va~\
Zaj'ilo} Ja}.iodikeuo, J\t]r] 3) A 'iovvoo[d]üi[Q(o] .......
10J2jx£[A]a Qsoxleixto 4), [2]f(.t/itid[o]g lAy[rj\^iov[og\
tu) 2xa/iiavd[Q]iov[v/iiü))
[r]Xav/.wi'og [V;']vww[i]w
(Der schluss völlig verdorben.)
Schon Lebas hat aus dem umstände, dass hier von An-
tissa als einer noch existierenden stadt die rede ist, gefolgert,
dass die inschrift vor 167 v. Chr. abgefasst sei. Da nun in z.
7 ein lloXvösvyirjg Msytovog genannt wird, ferner die von Le-
bas (nicht von Boeckh, wie Kenner angibt) herrührende
ergänzung ifi MvxiXdva in z. 6 so gut wie sicher ist ; da endlich
die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass der JloXvdsvxrjg Mi-
yiovog , der hier genannt wird , eine person ist mit dem IIoXv-
dsvxrjg Meycovog 6 xexdyf-isvog axQaxayog inl ndvxiov in z. 2
der inschrift aus Erythrae: so ist heimat sowol als alter auch
des letzteren bestimmt, und ich kann diesen teil der Kenner'-
schen publication nur gut heissen.
Aber was soll man dazu sagen, dass Kenner bei wieder-
gäbe der inschrift drucken lässt z. 4 Gxecpavo&sirj, z. 5.6 xtajjo-
*) Qidatoiog hergestellt aus @elatoiog, welches wort auch CIG Add.
2183b zu finden ist. Ich fasse Qtdaiötog als Q&odaCaiog, was ein be-
kannter monatsname ist, und bin der ansieht, dass QeoSaCaiog, G&äaCaiog
zu Aaiaiog (z. 4) sich verhalte wie 'OfxoXuüog zu Arnos (Ussing, Inscr.
Graec. ined. p. 21). Ist dies richtig, so treffen wir hier vollnamen und
kosenamen gleichzeitig nebeneinander, freilich in zwei verschiedenen
städten. Otdatocos zu beurteilen wie Qiqqaaros, ©stijlws, @£[xvc(Oiog auf
alexandrinischen inschriften (Rev. Archeol. 1870, s. 98).
a) So, nicht 'Eqiaoo} wie A. liest: cf. \Eotötoig, Eres. 1. C, 11.
*) Hergestellt aus A ~ H; der narae dtr\g ist auch sonst auf Lesbos
belegt, siehe weiterhin.
*) Was A. hiergegen vorbringt, beweist nichts. Einen namen mit
dem demente -xXeirog haben wir in dem 'ifoct || xleirto der inschrift aus
Pordosel., No. 56. z. 45.46.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 117
vvf.isiio, z. 38 ortog, z. 47 TtQvxavrjiov, dagegen in der Umschrift
jeweils oTecpaviofrsit], Klto}vv(.iei(x) (in z. 58 aber hier wie dort
wieder KXsovv/liov), ortcog, 7TQvzavvrj'iov^ Was ist da richtig?
Warum ferner fehlt gegen die gewohnheit das „sie" über dem
zweiten o von (aQ/.io)Covtog z. 27, einem monstrum, das auch die
Umschrift entstellt? Hat der stein in z. 13 LdyysXeia), wie s.
336 u. 339 zu lesen ist, oder AyyeXdo), wie s. 355 angegeben?
Gibt der zustand des steins kein recht dazu, eine unform wie
7tqay(.iaje || örjvai (z. 39.40) zu emendieren und den anfang von
z. 46 verständlich zu machen? Solche fragen etwa mag Blass
nicht zu beantworten gewust haben, als er Kenner's publica-
tion mit dem prädicat „ungenügend" bezeichnete (Hermes XIII,
386); und wenn Clemm auf grund eines abklatsches, der ihm
vorgelegen habe, dieser äusserung entgegentritt (Rhein. Mus.
XXXIII, 609), so finde ich das gerade so „interessant" als seine
bemerkung, die form noXixtag z. 8 sei „sprachlich interessant".
Denn ein abklatsch der inschrift, welchen ich durch vermitte-
lung meines freundes J.Seemüller von herrn Fritz Löwi in
Wien zugesant erhielt, lehrt folgendes.
1. Die rechte seite der nicht oxoixrjdöv geschriebenen in-
schrift ist, namentlich gegen das ende zu, verwischt. Viele
buchstaben, die Kenner als ganz deutlich bezeichnet (auch
hier freilich inconsequent: die copie hat ^AnoXXodoxo) (z. 10),
xai (z. 16), €fxßki\\7tovv€g (z. 20.21), die Umschrift 14tcoXXoö6x(io),
x(at), s^ßk€7Tovrsg), treten auf dem abklatsche so gut wie gar
nicht hervor. Wer also am ende von z. 38 ein / ergänzt, um
7tofate[t] || cc herzustellen , der muss auch am ende der folgen-
den zeile ein Y ergänzen, um 7tQay(.iaxe\y\ \\ frrjvai zu erhalten.
Desgleichen, wie in z. 44 von K. selbst vier buchstaben hinzu-
gefügt werden, kann die fehlstelle der nächsten zeile mit so
vielen buchstaben ausgefüllt werden, als der räum zwischen dem
unter dem / von xolg (z. 44) stehenden Q von oxE(pdvio[y ; den
querbalken des N glaube ich noch zu erkennen] und dem rech-
ten rande der inschrift gestattet : und damit bietet sich von
selbst die emendation von Blass (a.a.O.): tooxe ye\\vrjxai. Un-
recht aber hat der letztere mit seiner lesung lit[l deiTZvov] am
schluss von z. 46 : das P von en steht zwischen ^4. und N von
xoivav (z. 47), acht buchstaben können hinter ihm unmöglich
gestanden haben; trotz der häufung des snl glaube ich nicht,
dass hier zu corrigieren ist.
118 F. Bechtel
2. Unrichtig gelesen hat Kenner: z. 4 oxecpavo&eir] ; z. 5.6
KXe\\ovvf.tEia); z. 26.27 dguo Covxog; z. 38 ortog; z. 59 Kleovvfiov.
Die inschrift hat für alle falschen o völlig deutliche id.
Nur cpavsQooiqi, (27) ist ein versehen des Steinmetzen, wie S7iai-
vrjGai (31) *).
3. Wie TtoliTTct (z. 9) zu beurteilen ist sicherlich Idyye-
Xsiü) (13) für ^AyeXelo) (Agelaossohn ; cf. 'EQ/urjoikeia) Eres. 1 A,
38); oxecpaviöitsiEv (z. 14; für oxecpavioÜeirj ; Ire (47) für sni;
s/LKpavioavTccg (50) für ifirpavioavxa (K. macht mir völlig unbe-
begreiflich ef-upavloav xa daraus!). Da die anfertigung der in-
schrift (es liegt uns nicht das original, sondern das dvxl-
yQayov vor) in Erythrae, also in einer ionischen stadt, geschah,
so sind wol auch du%a%&hooi (44), dvctyoQsviyäwoi (53) gegen
ovXlv&cooi (24.25); ebenso dllrjkoig (25) und \prjcpiö(.ia (53) mit
Kenner dem Steinmetzen zuzuschreiben2); auch xovg (z. 46)
für xoig. Wie weit aber sonstige Ungleichheiten, z. b. icpgovxi-
aav (z. 24), i/ucpavloavxa (z. 50) gegen yaqiaaovxai (z. 55) auf
seine rechnung kommen, lässt sich nicht entscheiden, da durch-
gängiges axqcxxayog (z. 2, 9, 36) ; rtaga (jtaQay£v6(.uvoL 23 ; net-
qa.Y.äh]v 52) ; ctg für xäg (z. 18, 51) ; STtalvsoai für ETtctlvsooai
(z. 34, 39, 41) zur genüge beweisen, dass schon den coneipien-
ten die äolische Weisheit abhanden zu kommen begann.
Wichtige formen sind: fxväv (der entwickelungsgang ist
fivsia : fxvea : f.ivä, wie ^Egf-Wiag, 'Eg/iitctg, 'Egf-iag, nicht fivsla :
uvalct; (.ivä, wie Blass Herrn. XIII, 387 meint); rtotr], tzqo-
vörjvxac (dessen t] aber dem e in noluai und ähnlichen formen
gegenüber nichts beweisen kann), nqöaxav. Höchst wahrschein-
lich ist z. 31 nicht oclgeoiog, sondern dygeaiog zu lesen; sicher
freilich steht nur Qeoiog, aber eine spur des rechten querstrich-
endes von einem F glaube ich noch zu erkennen.
Den schriftzügen nach noch in vorrömischer zeit abgefasst,
aber keinem bestimmten jähre zuzuweisen ist
4. Fragment einer Opferuestimmung. Gefunden beim ho-
*) S. 355 gibt K. an, M und i' in tüj^x noXfrav (z. 49) seien „in ein
zeichen zusammengezogen'1. Auch dies ist nicht richtig; beide buch-
staben sind vollständig, nur hat der querbalken des p eine fortsetzung
bis zum zweiten senkrechten strich des M.
a) Merkwürdig aber ist, dass K. die bildungen 7iQwavr\<,ov , tiqv-
ruvTjov , die dative auf -otat, die formen eovres und j-taai für bloss io-
nisch hält und an rwv dixciorav neben (!) iäv SIymv anstoss nimmt.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 119
spitalbau in Mitilini und jetzt in der schule daselbst. Zu-
erst publiciert von Aristeides (Nea Ilavötoga cpvXX. 299, 1862),
und auf grund dieser publication besprochen von Keil (Suppl.
II des Philologus, s. 579), der aber die inschrift mit der unter
Adespota 1. zu bringenden zu einem denkmale vereinigt hat.
Hiergegen Conze s. 11, der den stein gesehen und abgezeich-
net hat (taf. VIII, 4).
Hiervon lässt sich lesen:
arce'Cioo&coTa d7t£Lwo&io *ai iofi07vXdxa[v?] . . ,
vY.anai.iOTiXa.xa. anXdvxvtov v.a[i ivßaX] Xixio dg xbv
07tXav%v(ov/.a ■d-naa\voov~] 6 dexs ddovno\v oder da,
Xsxtü£ioxov&r](jcc J A11 , 0„D tj, r> j. /, fi
r * » „ ' cf. Alk. fr. dt B,B] — [amLt0]o&ia uev
ü$tofi£vxavxa ™v™ • - tvßaXXexto frvr)
ov£vßaXXez[co] oiv x).
a&vr)XQ
Xet-i
10 oiv
Von G. Hermann (Op. V, 170) als „perelegans epigram-
ma" bezeichnet wird die folgende, jedenfalls vor die kaiser-
zeit zu setzende
5. Metrische grabinschrift „in coemeterio Armeniorum, quod
est prope aquaeduetum" CIG. 2168. Zu den lesungen von
Boeckh und Hermann, deren letztere ich hier gebe, kom-
men noch die von Welcker (Altes Rhein. Mus. I, 284) und
Kaibel (Epigr. graec. p. 91; diese fast übereinstimmend mit
derjenigen Hermann's).
1 o .aa . . . . ßo 2 Y.ai#avovaxQ£axtofiaQvav 3 avf.ii.ia
. ..adr]y£ftoaiv&£fi£voQ 4 TtaxQLÖixovxXuvavtorcaaai 5 t]Q£xvfiwoxo
X£Ga(.iaX£Ovxe 6 OLfi£vyaQ&rjQtovq>£Qxaxoioid£ßQO
v.äxd-avov dxQ£Oxtü ftaovdft£voL xgadia
avf.tf.taxa d* rjytuooiv x)ifi£VOt *Podiiov onXa, xoaftov
7täiQtdt xäv y.X£ivav tonaaav £!• aqtxav.
tj q hvftwg xoÖ£ aäfta X£ovx£OOiv 7C£tpvXaxxat,
6t ftfv yag ÜrJQLov q?£QxaxoL, olb de ßgoxwv.
Der dialect ist schon im verfall: fjytftooiv (Boeckh liest
gewaltsam dytftooiv), ist keine äolische form mehr.
1) Ist fragm. 95 der Sappho so zu lesen:
ftonene nüvxa qtoetg üaa yaCvoXis loztdua* auw
ulyd t* oiv js (ftotu;, ftctrtQi naTäu (ftofts?
120
F. Bechtel
6. Inschrift zu ehren des (in. Pompcius Magnus, gefunden
„im vorhofe eines hauses grade hinter der kirche des h. Atha-
Publiciert von Aristeides a. a. o. , besprochen von
aufs neue herausgegeben von Conze (taf.
a. o.
c0 da fiog
tov lavzio otoTrjQct yal KTiOTav
Ivdi'ov Jlofirzrjov Fvalw viov
Meyav, roig avTOxocxTOQa, y.ara-
XvoavTa Tolg xardoxovrag
tdv ol/.rjfievav rcoXefxoLg xal
v.axd yäv yal xcctcc &dXaooav.
sJiöQÖ&Eog 'Hyrjodvdoov
'OXvv&iog ercörjoe.
nasios".
Keil a.
VIII, 1).
odafioo das ist:
T0V£avTü)Gü)Ti]Qax.ai'KTiOTav
yvaiov7tOfi7irjLOvyvaLiüVLOv
fj.eyavvQiaavTOY.QaTOQay.aza
5 XvaavTaTOLayaTaoyovTao
Tavoiy.rif.ievav7toXEf.iOLOy.aL
Y,avayavyaLyaTa&aXaoaav
öcoQod^eoorjyrjoavÖQOv
oXvvd-iooeTtorjoe
Von Keil in das frühjahr 62 gesetzt
7. Zu ehren des JH. Agrippa. CIG. 2170. In den Thermen
bei Mytilene (noch von Conze gesehen, RIL. s. 16).
odafioa || &eovoa)vr]QaTao7ioXLOOfiaQyov J| ayQLitnavToveveQyeTavyaL
xTiOTav. D. i. :
1 J0 öäftog 2 &eov atoTrjQa Tag noXiog MaQxov 3 IdyQLTtTtav^
tov EVEQyeTav xai yxloTav.
Die inschrift ist höchst wahrscheinlich in das jähr 23 v.
Chr. oder wenigstens bald nachher zu setzen. In diesem jähre
nämlich übernahm Agrippa scheinbar die Oberleitung der orien-
talischen provinzen und zog sich nach Mytilene zurück, vgl.
Tac. Ann. XIV, 53: Augustus Marco Agrippae Mytilenense se-
cretum, C. Maecenati urbe in ipsa velnt peregrinum otium per-
misit; Suet. Aug. 66 : quum ille et levi rigoris suspicione et quod
Marcellus sibi anteferretur Mytilenas se relictis omnibus contu-
lisset; in seiner weise Dio Cass. LI1I, 32: gataag d* ovv xal
fia&tov tov MdgyeXXov ovy S7tLTrjdELiog v<p ^AyQiitna ÖLa tovto
e%ovTa eg ty)v 2vQiav evd-vg tov lAyQLTinav eotelXe' yal cg Ix
fiiv Trjg noXeiag svd-vg e^coQfirjoev, ov fievTOL xai ig ttjv Svqlüv
dcptyeTo , dXX* &'tl -yal fiaXXov fieTQidCtov eyelae ftev Tovg vno-
OTQaTrjyovg eTtefiipev, avTog de ev yleoßtp dieTQiipe.
8. Zu ehren der älteren Julia. Gefunden in Plakado (ei-
nem dorfe im gebiete des alten Hiera, welches aber in rö-
mischer zeit Mytilene unterworfen gewesen sein muss, cf. Con-
ze s. 53). Conze taf. XVII, 2.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 121
[oöa/.iooi] || o[vXiaa]\\[rp]qoötza\\za7raiöi ztoo£ßao\\z(ü9^£wxai\\oaqooz
aev\\£qy£[z)idi ; d. h.:
1 'O datuog J/- 2 ovXla Id- 3 cpqodlza, 4 zä naldi 5 zw
2?£ßdo- 6 tw ^«'w Äa/- 7 oaqog, zä ev- 8 £qyeziöi.
Dass die insehrift auf die ältere Julia zu beziehen ist, folgt
aus der bezeichnung ihres vaters, des kaisers Augustus. Schlecht-
weg Ssßaozog &eög Kaloccg heisst ausser Augustus kein römi-
scher kaiser, verstümmelt aber ist die insehrift bloss in ihrem
obersten teile.
9. Zwei inschriften auf kaiser Tibcrius.
a. CIG. 2177 : „prope Mytilenas apud turrim in via ad
thermas ducente".
odctfioo || auzoY.qazoqaziߣqwv/,aioaqa£vcsߣa ^d-eovaeßaozov
vx[^ov]txo[vza]ov[vtai]d&£aio[zaio\\.r£Q]iea/iivozr]Qia7ta[v}zoo[z]a7tok
£MpiXiov. D, h.:
1 0 dä(.tog 2 Avzozqäzoqa Tißeqiov Kaioaqa, evosßEa, 3
d~eo(v) ^eßaazov, vdov(?) e'xovza ovv zai(g) &eaig zcclg 4 Jt£ql
(z)ä (.ivozrjqia 7tdvz(co)g zä ttoXu cpiXiov.
Z. 2. evoiß&z: vgl. CIG. 4940 Add. Tiߣqiov Katoaqog
£va£ß£Ozäzov (Inschrift aus Philae). — Z. 3 ist unsicher, aber
nicht unwahrscheinlich; denn mitglieder des kaiserlichen hauses
(s. u.) wurden als mysteriengöttinnen verehrt.
b) Aus des Cyriacus Anconitanus Sammlung lesbischer
inschriften, publiciert von Kai bei, Ephem. Epigr. II, p. 1 sqq.
Die nachstehende insehrift („in templo beati Antonii") gibt K.
unter XIV.
odrjf.ioo\avzoxQazoQazißEQiovx.aiGecQao£ßaozov7raidadiOGxaio<x
QOo\\oXv/ii7ziwo£ßa(Jzovxoivovf.t£VTaootxi]ii£vao£V£Qy£Z(xo\\d£a/ii/iiao7t
olioo£7Ucpav£OzazovY.ca7iziGzav. D. h. :
1 '0 6{ä)/.wg 2 Avzoxqdzoqa Tißeqiov Kaioaqa leßaozov,
naiöa Jlog Kaloaqog 3 ^OXvfinio) ^£ßdoz(ti)), xolvov fusv zag
oly.7if.dvag £{v)£qyi{zav), zag 4 öi afxf.iag nöXiog iTTicpavtozazov
xai xziozav.
Z. 2. Wie auf einer insehrift aus Eresos (s. unten No.43)
wird hier sowol als in No. 9, a Tiberius mit dem vornamen
AvzoY.qa.zwq beehrt, der ihm gar nicht gebührt (Henzen bei
Conze, RIL. s. 30 j.
r) Hoeckh gibt EYi.PIAI : ist dies nicht eher evfQyfr[uv], wie
kaiser Hadrian (CIG. 5886) &tbe lAdqiavbq eve^rrji heisst? cf. 9, b.
Beiträge z, kundo «1. ig. iprachon. V. 9
122 F. Bechtel
Z. 3. olxrj fitvag durfte Kai bei nicht in olv.ovf.iev ctg „ver-
bessern".
10. Inschrift auf dem marmorne» lehnsessel des Potamon.
Noch jetzt in Mytilene (Conze s. 15). CIG. 2182.
IJoTd/iicüvog || rtD ^/ieoßcövay.xog \\ Ttooedgia.
11. Auf Nero, den söhn des Germanicus und der Agrip
pina. CIG. 3528 = Kaibel No. IV.
v€QwvcaovhovxaioaQa7taida&€tüV£Cü || yeQf.iavixco'/.aiaaQOOxai^)-
eaoaio).idoox(XQ7ZOG?OQtoayQi7T7tivao~. D. h. :
1 '0 öäfiog x) 2 JSeQcova 'lovXiov 3 Kaloaga, nalöa 4 #6to
viio FeQf.ia- 5 yww Kaioagog xal 6 &iag ^4loli- 7 öog xag-
Ttocpo- 8 qü) L4yQi7i7Tivag.
Abfassungszeit: „positus titulus post a. 20, quo togam vi-
rilem sumpsit Nero Julius, ante a. 31, quo mortuus est; cf. Tac.
Ann. III, 39 (1. 29). IV, 4" K.
Die besondere ehre, mit welcher diese und die jüngere
Agrippina von den Mytilenäern ausgezeichnet wird, rührt von
dem aufenthalte her, den die erstere im jähre 18 n. Chr. auf
der insel genommen hatte; denn damals kehrte Germanicus, im
begriffe nach Syrien zu reisen, mit Agrippina auf Lesbos an,
wo diese tiovissimo partu Juliam edidit (Tac. Ann. II. 54).
12. Zu ehren der kaiserin Agrippina. Aus der Sammlung
des Cyriacus (bei Kaibel No. II), in den hss. aber fälschlieh
zusammengesetzt mit einer andern inschrift (bei K. No. I), die
das lemma „apud Mytilenem" trägt.
zavyvvaixaT(ooeßaoT(tive.\\av.&£avßoXXaxaiodcc/iioo\\oeßaoTavyv
/LivaoiaQxov.\\diauüvooiovXLavayQi7t7ttvav. D. h. :
1 Tav yvvaix.ee zco 2eßdoTto, vi- 2 av üsav, [d]ß6XXa xal
6 da/Liog 3 Seßdovav yvfivaoiaQxov 4 de auovog 'iovXlap !Ayquc-
rt'ivav.
Die inschrift ist zwischen 49 und 59 n. Chr. abgefasst. In
die gleiche zeit sind die zwei folgenden zu setzen.
13. Auf 1. Granios Karbon und einen söhn desselben. CIG.
2183. „Mytilenis in coemeterio Armeniorum prope aquaeduetum".
x) Wo in stücken aus Cyriacus' Sammlung die Umschrift von der
abschrift discrepiert , z. b. bei abteilung der zeilen, sind die lesungen
der letzteren durch den codex Pavianus, die der ersteren durch den co-
dex Palatinus (für No. 30, 36, 37) oder Vallicellanus (11, 16, 18, 32) ge-
boten. Ueber das Verhältnis dieser drei hdschr. handelt Kaibel a. a. o.
s. 1—3.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 123
A, iiaQxovyQaviovyatioviovxaQ\\ßa)vav7toyv/iivaoiaQyrjoavTa^&e
aooeßaoTccoeaolidoGY.aQTCO || fpoQcoayQLTtrceivaoyimayoQavo W^rjoavxa
dioxaidQO[iay£Trjoav\Tad-€odcüQaiiir]vo(piltöTiüxaiyXv\\xiüvooTOvecvdQ
aayafrao/.ivajLiao\\evv£xcc-/.ai7taioaoTei!.iaax.ai£v\\voi(xoTao£iO£avTov.
D. h.:
1 IMaQAOv Fqdviov Fctlto viov Kdq- 2 ßcova, v7toyv(.ivaoictQ-
yjjöavxa 3 &eag ^ßdoxag AiöXidog -/.aquo- 4 yogco ^AyqiitTcd-
vag y.al dyoga- 5 vof.irjoavxa dlg v.a.1 ÖQO/iiay£xrjaav- 0 xa, &£0-
dwQOt MrjvocflXco xto nai J%v- 7 ytiovog xbv avöga dyddag (.ivd-
l-iag 8 £W£*a xca rcaloag xd(.iag xal £v- 9 voiag rag dg eav-
t(cc)v.
Der mann war also v7toyv(.ivaoiaQyog der kaiserin Agrip-
pina, welche lebenslänglich yv/nvaoiaQyog war (No. 12).
B. yQaviov/.taQxioTOvxai\\7taioaoaQ£Tao£vv£[iia] ; von Boeckh
gelesen :
[Fdiov?] rqdviov BldgKco (v)ov Kdq- 2 [ßcova] rcaioag dqi-
xag ew£Y.a. Vor Fgdviov ist der vorname ausgefallen.
14. Fragment einer Inschrift „in der aedicula FEavayiag Ka-
ßadivrjg" zu Mitilini. CIG. Add. 2183b.
$£tüvxai avToy.gaTo{QOO~\
&£a(TO€ßaoTa(jaio[Xidoo'/.aQ7tocfOQtüayQi7t7t£ivao]
7Taidooy£()uaviYM)\Y.aL(xyQiTt7t£ivao~} [x]
aiXoyao7tQv[Tavi oa~] [V|
5 ctiüctüoa^ekaiffid[iii7jvvo(f]
D. i. Qstov xal Avxov.qdxoqog 2 i^iag 2£ßdoxag
AloXidog x.aQ7to(p6Qto ]Ayqirtit£iva.g , 3 7toudog F£Q^avly.to xal
IdyQiTtTieivag x- 4 al Xoyuo nqvxdviog K- 5 aloccQog,
Q£(d)aioUi) /iirjvvog.
Ueber den Xoyiog nqvxavig siehe zu 15, 1. Von Q£Öal-
aiog war schon bei No. 3 die rede (s. HG anm. 1).
15. Zu ehren der Äur. Artemisia. Aus Cyriacus' Sammlung,
bei Kaibel No. VII.
aßoXXay.aiodaf.ioaxccvavQ . aqx£f.ao lavxto || dixioxco&vxvxwd-vyax
Qaxavaoyiov7tQtxavr]v \\ xai£V£Qy£Xivi£Q£axavd'£av£xi(piXavx(xi7ta || q
iooavx,cu£Qyocf>OQOvxovayttoxaxiov/iivyyaQiiüv || xavaTtvyovovTtoxaf-uov
ooxu)vo/uo&£xcr/.ai || X£aßiovaxxoaxcocpiXoaoq)coxoig£V£Qy£xaio || ccq£
xao£V£xaTraioctv || ovoxec&£ioaox£i/iiaov7toxaoiQaoßoXXaG£Tti/it£Xt]&
ev II xoyxo)rtQa/ii^ax£oaavxaaavQTtQoyiXcoxioiovoxio. D. h. :
1 Id ßoXXa y.al 6 dä(.iog xdv yivq. l4QX£f.iioiav xio 2 (Av)xa)
124 F. Bechtel
TtZ Evtvxm &vydx(e)Qa, xdv (X)6ywv 7tQ(v)xav(i)v 3 x.ai eviqye
xw , lsQea[y~\ xav &iav iEx(rj)q>iXav Kai Ka- 4 qiooccv y.al eg
(a)ö(pOQOV x(co)v dyitoxdxiov /.iv(oxrj)Qio)v , 5 xdv drcvyovov JTo-
xdfiojvog xu> vo/no$ixa xai 6 uisoßiövav.xog xw cpiXoaocpa), xölg
evsqylxaig 7 dqixag svena 7zaioct(g) 8 ovoxad-eloag xu^ictg vtzo
xag l'gag ßoXXccg eTtif-ieXrj&sv- 9 xo(g) xto {y)Qaf.if.idxsog ccvxag
^4vq. IIqoxXü) xco 'Iovoxio.
Lesbonax und sein solin Potamon lebten unter Augustus
und Tiberius. Hieraus schliesst *) Kai bei, dessen behandlung
der vorliegenden inschrift sonst nicht ganz gelungen ist, dass
dieselbe „primum p. Chr. natum saeculum non excessisse".
Z. 2. &vydx£Q<x für das unerhörte &vyaxQa} welches K. bei-
behält.
Dass Xoyiov adject. zu ttqvxccviv sei, hat K. richtig gegen
B o e c k h bemerkt.
Z. 3. „xav &eav 'ExrjcpiXav v.al Kagiaoäv. Neutrum no-
men habeo qui penitus explicem" K. Betreffs der Karissen
schliesse ich mich an; die ^ExrjcpiXai aber (CIG. Add. 2192b
wird nur eine genannt: KoQvrjXiag xaXXioxrjg, isQsiag &täg
'ExyytXag , desgleichen auf der Bresos-inschrift , No. 34, 12)
sind klärlich die ixerjqiiXai, die „wahrhaft freundlichen", ähn-
lich wie Hades den beinamen EvßovXevg führt, cf. Kai bei,
Epigrammata graeca No. 272,
Owenev aQ7zäg~ag ^EqtovvLog EvßovXrji
[xexvov] d&vQf.ict cptqsv OeQOecpovrj xi dX6%M
Z. 4. SQOocpoQov. Kaibel UQoepoqov (dagegen schon Xqag
in z. 8), Mommsen noch gewaltsamer /.eqvocpöqov. Da auf
unserem denkmale das a vom y nur dadurch sich unterschei-
det, dass es den unteren querstrich vor ihm voraus hat, so ist
die änderung des eqyoepoqov in sqaorpoqov palaeographisch leicht
zu rechtfertigen, besonders da die gleiche ersetzung noch zwei-
mal in dieser inschrift nötig wird : z. 4 (.ivyyaqiov 1. /Livaxrjqiojv,
z. 8.9 ertiinsXrj&ev || xoy 1. 0Xyd-ev\\xog. Wer nur die iqaoqioqoi
waren, lehren die artikel ^Eqqijcpoqoi , l4qqrj<poqla bei Hesychius
und Suidas. Nur wird niemand der in beiden Wörterbüchern
vorgetragenen erkliirung beipflichten wollen, eqqiycpoqia schreibe
man dtd xb xijg "Eqorjg syxaxeiXrjcp&ai (für °Xrjod-ai) xrjv 7to(.i7tr]v
x) Der schluss ist durchaus nicht sicher; vgl. den Stammbaum in
No. 17.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialectß. 125
(Hes. ; xfi ydg "Egoy £7t6f.i7tEvov [sc. cu Ttag&tvoC] , xfj Kixqo-
7Zog &vyaxgt Suid.), dggrjcpogict aber 87teidrj xa aQgrjxct ev Y.L-
orcug l'cpsQOv xfj &£q> cu itagd^hoi (Suid. ; etvel kn dfäqxoig
awearrj, Hes.) ; denn die letztere etyinologie richtet sich selbst,
gegen die erstere aber spricht, dass die c'Egat] niemals }'^4gai]
oder ^4ggrj heisst. Vielmehr wird man gut tun, den wahren
begriff der E§grj(pogoi in dem beisatze ev xloxaig scpsgov zu
suchen, d. h. das wort etymologisch an aggiyog, korb, anzu-
schliessen.
Ebenda. Die dyuoxaxct uvoxijgia heissen auf der Bresos-
inschrift (z. 11) OEßaoxa.
Z. 6 ff. sind bei K. durch die interpunction xöig Evsgys-
xaig dgixag evey.<x Ttaloag' ovoxa&Eioag u. s. f. ganz unverständ-
lich. Es ist zu construiercn : xEif.tag ovoxa&Eioag xolg Evsgys-
xcug u. s. f. Oder ist xwv svsgyExav zu schreiben ?
Z. 8. Mit der l'ga ßolla vgl. das slgov ßollsvxijgiov,
19, 15.
16. Zu ehren des kaisers Traianus. CIG. 2178, von Conze
am wohnhause des Jrjftijxgiog Kaganavctyuoxrjg gesehen , und
von ihm kurz besprochen RIL. s. 13; zuletzt von Kaibel aus
der Sammlung des Cyriacus unter No. XIII publiciert.
avxoytgaxogixcuoa.v£govaxgaiavio/.aiaaqiagioxtüO£ßa || axojysg
liavr/.wdetx.ix(jü7tctQ&ix(üyaQioxrjQiov. D. h. :
1 ^4vxo/.gäxogt 2 Nsgova Tgaidvw 3 Kataagi agioxo) 4 ~s-
ßdaxw reg/Ltavixa) 5 .iax/xw IJagfrixco yagiaxijgiov.
Von K. richtig zwischen 115 und 117 gesetzt: in ersterem
jähre erhielt Trajan den beinamen Parthicus, in letzterem starb
er. — Der dialect der inschrift ist nicht sicher zu bestimmen *).
17. Zu ehren der Cornelia Cethegilla. Aus der Sammlung
des Cyriacus („in balneis Lesbi"), bei Kaibel No. XXIII.
aßoXlccY.aiodaiuo(JY.ogvr]lia(jx£&iyil}.avxrjV£V£gyexiv || xaortoXio
a9vyax£gaf.iagxcoyaßuü£KviaaayaXfoy.ava) || vjtaxiKai \\ Y.ai7to(i7trjia
oaygi7tiviXXr]O7taid07taidad£[iagY.üM0{i || Ttrjicü/Liaxgivco&EOiavvEiyo
vev€gy€xav/.ar/.xioxavxao\\7toXioo. D. h. :
a) Aeolisch wäre der dialect in der inschrift bei K. XXVII; ctvro
xQccTOQoa&tovv. \\ xuianoXlojvoaO^tQjui, , wenn wir sie mit Henzen lesen
wollten: 1 AvTOXQäroQos &£b> N\iQova TQcaävio] 2 xai \4n6XXbiVOi@tQfiC[(a].
Näher aber liegt &tovv in &tov N. zu emendieren — somit haben wir
xoivr\.
126
F. Bechtel
1 A ßoXXa xal o 6ä[xog Kogvr]Xia(v) Ked-{if)yiXXav, t(cc)v ev-
igyETiv 2 xäg 7c6Xiog, frvydcsQa Mccqxcü raßico (2)%vi(XX)a TaX-
Xixdvio 3 v7carU(o y.al ITofi7trjiag AygirctviXX(a)g , 7cai6o7cai6a
6s M(xqy.ü) llof.1- 4 Ttrjiio MaxQivco Qeo(cp)dvv(t]), (tw)v evegye-
tav v.ai xriatav rag 5 rcoXiog.
Die abfassungszeit der inschrift ist durch Mommsen's
schlagende emendation(beiKaibel a.a.O. p.21*) des EKYIAAA
in 2KYIAAA bestimmt. Wie M. selbst angibt, war M. Gabius
Squilla Gallicanus, der vater der gefeierten, im jähre 127 con-
sul Ordinarius. Dessen gemahlin, die Pompeia Agripinilla, war
nach M. „neptis fortasse praetorii eius qui periit a. p. Chr. 33",
dieser praetorius aber war söhn des bei Tac.Ann. VI, 18 er-
wähnten inlustris eques Romanus , der den namen Pompeius
Macer geführt haben muss wie sein von Strabo XIII, 3 als Zeit-
genosse des Augustus und Tiberius erwähnter vater, der söhn
des bekannten Theophanes, des freundes des Pompeius; cf.
Nipperdey zu Tac. Ann. a. a. o. Hieraus geht hervor, dass
na.i66rca.i6a in z. 3 „enkel" im weiteren sinne bedeutet; aus
dem alter der inschrift folgt zugleich die richtigkeit des in der
note zu No. 15 gegen Kaibel bemerkten.
Z. 4 lese ich Qsocpdvvrj für K.'s Qeocpdvvov. Ersteres ist
palaeographisch wahrscheinlich {El verlesen für H ), dialectisch
allein richtig (cf. 2/.viXXa). Vielleicht ist ein v zu tilgen.
18. Zu ehren des kaisers lladrianus. CIG. 2179 = K. XII.
avTOXQaTOQiTQaiavtoaÖQiavio'KaloaQioeßaOTtüel.ev&e Qiu)oXv/Li7t
iu)YariOT(odiiyaQLOxr]Qiov =
1 AvTOxgdzo- 2 qi Tgaidvco 3 AÖQidvto Kaioa- 4 ql 2s-
ßdotü) 5 'EXev&EQiu) 'OXtj/htci- 6 co K%'iox{a oder r]?) Ja #a-
qiarrjQLOv.
Abfassungszeit: 132—137 n. Chr., cf. Kaibel a. a. o. -
Der dialect ist nicht zu bestimmen, da die entscheidende form
entstellt ist *).
19. Beschluss von rat und volk in Mytilcne. Gefunden von
C.Curtius in Mitilini, besprochen von ihm Hermes VII, 407 ff.
*) Sicher in xoivr\ geschrieben ist eine andere inschrift auf Hadrian,
CIG. Add. 2176b („in ITarayCng tojv ni/Qywv prope Thermas Mytilenaeas"):
AvtoxqÜtoqi Adgt.av\iS\ 2 ^OXvfxniw ZwrfJQi 3 xcä Kjtaxr\. Vgl. Conze,
taf. IX, 3. — Ebenso eine dritte auf diesen kaiser, bei Conze s. 13:
AvroxQäroQi KatffaQi TqaiavtS \4dqiav<x> yEXtv&iQt(a ^OXvfxniw xrtQMTTrJQiov.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 127
1 . . . Xaivc . . . XXiw za . \paq>i a[f.i\az\_d] 2 Tze/itTreo&ai
dsxaixazeviavzovipaqpio/iiarvaQTO 3 ßoXXacy,aizioöa^iw7Z€Qiavzwzo
vzw7xooozoioay[e] 4 (.i[o\v\ag]o7Z7twa"Aaiavzoiocpav£Qav7tori(.ievzav
5 7ZQoaiQ80LVTa7ToXioGTcaQiTtovda[.ioouov7iQ(xy[.i[a] 6 zwvaiÖ£X£zia
7xaozavza7Zor]£f.i/Li£vaiavzovv7Z£v 7 &vvovxaiocp£XXr]vavzovza&£aaQ
ZE/niöiEigaioag 8 yvqiw-ü- aiGY.ai£navY.£G£iGnqaaa£O^aivTC0 9
zwvazQOzaywvaiÖ£H£Zio/nrji07TQaor]zaiavzov 10 aitoz£iaai8nzXoai
ozaioarcvTwipaqjiO(.iazoo£7Za 11 vw£ior}f.i~vaio \1S \ zode\pa(p[i}o
Hatod££j.if.uv[ai] 12 £oaienioawxriQiaY.a\i\(pvXa'A.a/.aiaya&azvyaz
aa 13 7TokioGx.ai£vxaQax&r]V£OGTaX(x/ii[iaQ[.ia()ivccv 14 xaiavazEd-
rjV£VTCü£iQCüTaaagT£fudoGTaoi^€Q 15 fitiaoxai7TQOzw£tQwßoXX£vzi]Qi
w^öoyf.iazoyga IG cpoiyvaioo7Zo/Li7Xt]iooQovq>oo~ s yaioa 17 r>Q<pioa
■. ■: i ecer . . .tavoa ^Xovxiooyqaz
Umschrift: 1 2 Ile/LiTTeo&ai de xai x.az' ivl-
avzov xpäcpiöf-ia ndq z{ä)g 3 ßöXXag xal zw dduw txeqi avzw
zovzw Ttgog zoig dys- 4 /iiovag, orinwg xai ccvzoig tpaveqav Ttdrj
(.tev zdv 5 7tQoaiQeOLV zcc(g) iroXiog neqi zwv da(.iooiwv izga-
y/.id- 6 zwv. ai de xe zig Trag zavza Tiorj, e(.if.i£vai avzov vtcev-
7 Üvvov xal oqpeXXqv avzov za &ea !Aoie/.ndi eigaig dg- 8 yv-
qlw- \1S \ -, cug xai endv(av)-/.eg EignodooEO&ai vrcb 9 zwv
ozQOzdywv. ai de xe zig /ur] ig7TQdo(a)r]zai, avzov 10 dnozuoai
öi7vX6aig zaig anv zw xpaqjlof.iazog ircd- 11 vw eigr^ievaig W \
zö de \pdcpiO(.ia zööe e/.if.ievai 12 ig ai htl oawzrjoia xai cpvXdxa
■/.ai dydüa zvyja zag 13 TzöXiog, xai iy%a(>dx&rjv ig azdX(X?)afi
/naQf.iaQivav 14 xat dvaze^v iv zw ei'gw zag 'Agze/uidog zag
Qeg- 15 (.dag xai jxqo zw el'gw ßoXXevzrjQiw. -doyfiazöyoa-
16 cpoi Fvdiog JIo/.i7zrjiog 'Povcpog-rdi'og 17 "Ogcpiog uiov-
y.iog ....
Die zeit der abfassung bestimmt C.Curtius mit hilfe ei-
ner lesbischen münze, die auf der Vorderseite das bild des kai-
sers Commodus (180 — 192), auf der rückseite den namen des
Pompeius Rufus (als des ozoazrjyög irci ndvzwv zezay(.ievog)
trägt. Zu dieser epoche passt denn auch die Schreibung Aov-
Kiog (cf. Dittenberger, Herrn VI. 310).
Z. 4. 7i6r] (.dv: das fiev hat keine beziehung; ist also Tc6r\-
l-iev als 1. plur. conj. zu schreiben, gebildet zu der entsprechen-
den form des indicativs *7zoefiev (cf. nöuoi aus *ix6evxi) ? Da-
gegen würde allerdings dywvzai (für qywvzai) sprechen, wenn
das ay von Boeckh (ohen Nr. 2, 32) richtig ergänzt ist, da
die erwähnte inschrift „noch nicht die leiseste spur von einer
128
F. Bechtel
abschwächung des dialects durch eindringen ionisch-attischer
demente" zeigt (Dittenberger, Hermes XIII, 390).
Z. 5 bei eiQü) ßoXXtvTtjQuo sei auf No. 13, 8 vub tag I'qccq
ßollag zurückverwiesen.
Z. 16.17 rdiog\\y'0()(piOQ : vgl. GIG. Add. 2194b). aQxugdag
'Ogyiiag Aaikictg.
20. Zu ehren des Kaisers Seutimius Severus (193 — 211). GIG.
2181 (Mytilenis ad puteum).
aßolaxcciodocfMXjTOVfAeyKJTowvToxQazOija || xaiaagaa£7irif.aov\\
0€ßt]QOV7T£QTivccx.ao£ßaoTov^ Tovyao/.aiüaXaoocc(j\\ deaTVOxavTOvoao
[7iofooo\\£veQy£zav/.aiXTioxavy
1 14 ßok(l)a Y.cti o öäf.tog %bv (.dyiöxov Avxov.qdxoqa 2 Kai-
gccqcc 2£7tTif.uov 3 2eßi]QOv IleQTlvaxa -bßaoTOv, 4 tbv yäg xat
ttakdooccg 5 dwitöxav , rov (-r)ag rvofoog £V£QytTav xal 6 xr/-
a%av.
Der römischen zeit, aber keinem bestimmten jähre sind
folgende inschriften zuzuweisen:
21. Fragment einer iuschrift auf einen römischen kaiser, der
das cognomen Germanicus führte. Gefunden beim hospitalbau
zu Mitilini. Jetzt in der schule daselbst, publiciert von Conze
VIII, 6.
0£ßaOTOVaVTOXQCCz[o()(x\
[y£Q]/iiavixov
[lOvh?]0OÖlT]G0lQ£V<Jx[cu]
[ay]covo&£Taoav
5 oaoXvfXTti
An eine sichere restituierung des fragments kann natür-
lich bei dem traurigen zustande des steins nicht gedacht wer-
den, da nicht einmal dessen ursprüngliche gestalt zu ermitteln
ist. — Z. 3 muss vor Jiiqg (über den namen Keil, Philol.
Suppl. II, 582) ein römischer namen gestanden haben.
22. Auf den priester etc. Idomeneus. CIG. 2184 (nach Kie-
per t's abschrift in den Add.). „Paphlae (hoc est ad thermas
Mytilenaeas) prope fontem".
[a]ya&aTv%a\\[aß]oXXaxatoda[.io(j[£i]doii£V£a£idof.t£\\{v£]QOTOV£i()
£axai\\[aQx]siQ£axaiayü)\\ [vo&]£Tccvxai7zavr]\\ [yiQia]()xccv['£C(]G$£Q || \jxl
a^d]-J7ravayvQioa\\[£7tiT£X]£OoavTaTai\\\a&caLaL]G7taiaaia£v\\\_o£ßL
aa/w]£vraa7r^og{ro4a^£Ot(7]^pt^or£t||[ituaa(j£rcfffiT](>off||[Ta>'/roA]iy.
D. h.:
1 lAyd&a tv>x<x. 2 d ßölla nai o da/Liog 3 Eldopivsa Elöo-
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 129
f.ie- 4 veog, xav etgect xat 5 aqxEiQsa xat ctyto- 6 vo&exav xat
rtavrj- 7 yvQiccQxav xäg &eq- 8 /iadxag navayvQiog, 9 ercixeXea-
occvtcc xai- 10 g Svoiaig naioaig, ev- 11 oeßiag f.iev neig TtQÖg
12 xoig freoig, cpiXoxu- 13 filag de rag TTqog 14 xav ttÖXlv.
23. Auf den priester etc. Kastrikios. CIGr. 2188. In den
Thermen bei Mytilene.
aya&axvya || aßoXXaxaiodafioa || xa0Toi7t[i]ovxaatQi |j xuoxove
iQeaxaiaQx || eiQ£er/.caayo>vo&£ || xavKaLTtavayvQiaq || 7ravrat£[££]7r
axaff || Trava^ffJ^fioaßTrtrfi || [X~]£o[_oa~]vxa . a7t/jo[v] || Exaiarcaioaia
e[v aeßt] || affw£V7r^offi:[o]fffoa[ota] || [^)t^or]£t/aar[(J]£7ro || [oa]ra
V7r[oAt]j'. D. h.:
1 Idya&a xvya. 2 i^ ßöXXa y.ai 6 däfiog 3 Kaaxgimov Ka-
oxqi- 4 x/w, tov £t(D£a xat a^x~ 5 £t'(j£a xat ayiovo&e- 6 rav
xat -rtavayvQKXQ- 7 (x)a*> Ta(s) {&)£Q(f.a)äY.ag 8 Travayt^^og,
htixe- 9 Xeoaavxa (xaig)(&)v- 10 (at)aig rcaiaaig, evaeßt- 11
ag /<£>» Tr^og rotg (d-e)oig, 12 q)iXox£iul(ag)(d)e n{q)- Yd 6g xav
TToXlV.
24. Auf den priester etc. L. Antonius. CIG. 2187. Ebenda;
vgl. die Add.
ayadaxvya || aßoXXec || uaiodaftoo \\ X.avztoviov . X.av \\ xcovico
OEQßiXicov || ovosQßiXwvxov || EiQ£av.(uaQy£iQE || axaiaywvod-£xav || x
ai/tavrjyvQietQxctv || xao&£Q/uiaj.ao7ta \\ vayvQioo[£vo£ßi] || attytfijfTa
o*7r^offTo/a] || &£o[iocpLXox£i{iiaod£xaO7tQO0xav7ioXiv^. D. h.:
1 lAya&a xv%a. 2 i^ ßoXXa 3 xat o daaog Al ^i .Idvxioviov
yi . l4v- 5 xiDviü) 2£QßiXico v- 6 ov 2£gßlXiov, xbv 7 «^fa xat
ccqx£iq£- 8 a xat dycovo&exav 9 xat 7zavt]yvQid()x<xv 10 Tag 0£ß-
(.uaxag na- 11 vayvgiog, £V0£ßt- 12 ag jiteV rag Tr^og rotg 13
&ioig, (piXox£i(.dag dt xäg ngög xav ttoXiv.
25. Auf den priester etc. Euthynios(?) Julios Italos. Aus den
Thermen bei M. mitgeteilt von Conze, taf. IX, 2; dazu text
s. 17 oben.
[a]ya&axvx[a] || [aßjoAÄaxatoda^off] !| [£v~]<tv[.ioviovXi o[y] . . .
|| . . coviovixaXov || [x~]ov£LQ£a*aiaQx[£iQ£a~\ || [xat]a/wyo^£ra[vxat] |j
[7ra]vayt^ta^x«M || [ßv\aeßiuo(.itv[xa07tQO(j] || [V]o/o'#£ottf<jPtÄo]||T
£[t]jUtaff[(j£raff7r^o(rrav] || nax[Qida]. D. h.:
1 Idya&a xvya. 2 ^/ ßoXXa xat o dä/itog 3 Evdv/uov(?) 'lov-
Xiov... 4 ..vlov^'IxaXov, 5 tov £t(0£a xat aQy£iQea 6 xat dycovo-
&exav xal 7 Travayugtdgxa»', 8 £vö£ßiag (xev xäg 7tgdg 9 rotg
&eoig, q>iXo- 10 xeif-iiag de xäg TtQog xav 11 rtaxqiöa.
9*
130
F. Bechtel
Z. 3. [EY\9v^ov ist hergestellt aus OYMON. Dieses cor-
rigiert C. in [1]0YA10N, und erhält so einen 'lovXiog '£oi>Xiqg,
dessen berechtigung mir nicht klar ist. Hinter dem zweiten
namen ist derjenige des vaters ausgefallen bis auf die casusen-
dung in z. 4.
Z. 11 will C. das TL AT als abkürzung für die stehende
phrase de (vag) TtQog xav txoXlv fassen. Da mir eine solche
nicht bekannt ist, ergänze ich de rag nqbg xav in z. 10, und
vervollständige nax zu TvdxQida, ndxqig gebraucht wie in No. 29.
26. Auf einen unbekannten , der die gleichen würden be-
kleidet hatte. CIG. 2185, noch von Conze am brunnen in den
Thermen gesehen (ML. s. 16, anm. 5).
[aya&a]xvxa \\ [aßoXXay.aL]odaf,too || .. ..ov£Qfxo[d(OQOv] || fa/rj
oXXoä w[qio] II avovxov || \£i(j£axaiaQ\x£iQ£a \\ [xaiaywvo&jexav
y,ai || [7zavayvQia]QxavTaG j| [&£Q/itiaxao7i]avayvQ\\[ioo£vo£ßia]oiit€v\\
[xao7tQooxoio&e]oioq)iXo |j [x£i(,uaod£xao)7tQoaxav || [icoXlv]. D.h.:
1 Idyä&a Tvyjoi. 2 *A ßoXXa Aal 6 däfxog 3 'Eq/uoöio-
qov(?) Al47toXXodi6qio 5 , xov 6 ei'gea xccl dgx£iQ£a 7 xat
dycovo&exav xat 8 navayvQtdqxav tag 9 &£Qtuidx.ag navayvg-
10 tog, evaeßlag f.iev 11 xctg 7tqbg xolg d-eoig, cpiXo- 12 xu/uiag
de xäg TtQog xav 13 txöXlv.
Der name oder der zweite der namen des gefeierten ent-
hielt als zweites oder erstes element eine auf den gott Hermes
zu beziehende bildung.
27. Auf den agouotheten und paiiegyriurchen Euxenos. CIG.
2186, gleichfalls von Conze in den Thermen gesehen, aber in
zerstörterem zustande.
aya&axvxa || aßoXXaxaio || daf,iooev§e || vov . g . xovaycovo \\ &ex
avxamava \\ yiqiaqyavicaiv || tv^evojxcoaQ \\ yuqeooartv \ yovovevg~£\
vio. ß. xioyvfiva || oiagxcoy.aucQ \\ wTcoaxQorayio. D. h. :
1 AyäSa xvxa. 2 *A ßöXXa v.al 6 3 dä/iiog Evg~£- 4 vov
xov Evt-evco xcö E. xio E. xüj E. xio E. xio E., xov dycovo- 5
&exav xai rcava 6 yvQidgxav, naiv 7 Ev^evio xlo dg- 8 ^e/^tog,
äizv- 9 yovov Ev^e- 10 vto xio Evi-evco, xio yv/.iva- 11 oiaQxw
y,al 7t q- 12 coxio oxQOxäyio.
Z. 8. 9. drcv\\yovog wird von Boeckh als „nepotis nepos"
erklärt: nur so wird die bedeutung des g in z. 4 verständlich.
Der schluss einer ähnlichen inschrift scheint vorzuliegen in
dem
28. Fragment CIG. 2191 (aus den Thermen).
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 131
dytüvo&ha |j x«t rtavrjyvQicxQxa j| xal 7tQWTO) orgorayio.
29. Auf den pricster etc. Anlos Klodios Peremiiaiios. CIG.
2189 (in den Thermen, ebenda von Conze gesehen), fast iden-
tisch mit CIG. 3486, dem in Thyatira gefundenen dvTiyQcupov
der ersteren inschrift.
3 §
>^
5 ^ 1 I 1 * 5 8 1
•r
i.f Ji-8 1411 1 ^
tote gto3 c^og'^ * ps
-r> ° te to S <*> °j © t» ^ 5 c
1 2 * 1 |S s S !<! i ig.
x £, * ^ ^ S « S1 ö jo *p2
«so iL 2> ^ ö fc 5 £» «^J tojJI,
3 £ IT ~ 2 § 3 S ? | S2§
IS g|.| | £ ä § 3 fc B §-
iO
i v2 <a/ &
i 4 % , § ^ 1 f-fi
•o to to Tg "3 $> Tj * x ^ 3" S'^ -ö
* F* » 2 'S ? « •" 3 ^ * ^ 2 ^ ,
ss ^ n « s? ^ * i 's x *» ä «^ g § ;©
8 ^ to ¥ s S S * v» ö ± 'ö © »s ,. t5
§<J § *8 § | ö ^ ^ *te g^g-,* ,& £ *, ■ „
>>w «2 8 * § '§ | Jj 8 *g S-o fe * g1 S
§ o 8 8* | |
- J § e 1 1 1 f i ! xli.i
1 1 1 1 II i 1 1 1 1 1 1 1 ^ i I
»5. i 2 Ö ^ Ö g- S88S-OfeS§S
132 F. Bechtel
In Z. 5. 6. von 3486 steht für Xoyiov nqvra.viv des Origi-
nals Ao/w||v TtQvtanv. Dieser lesung ist aber nicht zu trauen,
da das ende von z. 5 undeutlich ist, wenigstens nur von einer
abschrift gegeben wird (Boeckh: „in fine ß addidi ex Peyss.
etsi falsum"). Von z. 13 der vorläge gieng der Steinmetz über
auf z. 15, so dass der schluss seines Werkes sinnlos ward; fer-
ner setzte er in neQyctf.nqv{v)(.ov (z. 9) ein v zu viel, und schrieb
avyyevEco, dictE^ctfivog für ovyyEvstov, öiaöe^a/nsvog.
30. Auf den bulentcn etc. Aur. Artemidoros. CIG. 2190 (in
den Thermen bei Mytilene). Aus der Sammlung des Cyriacus
Anconitanus (Kai bei No. XXII).
ayct&atvxa \\ aßoXXaxainda/.toaETEi^ao(a)EvavQ . afre[iidw()ovß
(TOv)rü)v/^e || vauüßoXX€VTavay(ovo&£tioavTaxai7vavT]yvQiaQxr] \\ oa
vTasvdot;(ooxaiq>iXoT€i/iiü)0. D. h. :
1 3s4yd&a rv%a. 2 Id ßoXXa xai 6 da/nog 3 itel/xctoev Avq.
4 IdQTEjuldtOQOV L^QTs/iudtoQio 5 zto 3Y/nsval(o, ßoXXsv- 6 TCCV,
äyit)vo&ET(rj)oavTa 7 xai 7tavr]yvQiaQxrjo<xvta 8 hdöt-tog ncti cpi-
X- 9 OTEi/Mog.
Z. 3. hEi(.iaoaEv ist nicht zu rechtfertigen, auch nicht mit
StocpQÖoovvE CIG. 2206, wie Boeckh meint, weil in letzterem
worte kurzer vocal vorhergeht. Es scheint ein versehen des
Steinmetzen vorzuliegen, der auch zuerst xov statt rw (s. 2 der
abschr.) schrieb. Doch vgl. Ähren s I, 65.
Z. 4. 3^QTE/iiidtüQov der cod. Pal.
Z. 7. Die anderung 7tavayvgiaQx^ocxvTa, die K. vornimmt,
ist unnötig; s. No. 24 na.vn]yvqidgxav tag...7iavayvQiog, u. ö.
31. Auf den agonotheten etc. flodestus. Ebenda. Kaibel
No. XXIV.
ctya&ctTvxa II aßoXXcc-/.atoda(.iooEtEif.iaoEVf.iodEOT;ovaTtoXXioviiov
o) || avai(üvoa7taidaa7roXXiovuoTcoyvfxvaaiaQXcoTovaya)vo \\ &£tavx(u
TtavayvQictQxov. D. h.:
1 l4ydd-a tvx«. 2 *A ßöXXa xat 6 da/uog foEi/uaoEv Moöeotov
IdtTtoXXtüvliOj tiö 3 Av(X)lwvog(?) ncuda AitoXXiovicü tio yv^va-
oidgxto, tbv äywvo- 4 &etocv xort navayvqlagxov.
Z. 2. K. „verbessert" sTEi/naaoEv.
32. Auf eine gewisse Philippina. Aus den Thermen bei
Mytilene. Schon im CIG. 2192, aber besser bei Kaibel un-
ter XXVIII.
oöa^ioo || aQXE7toXLVY.aQ7toq)OQOV(piXiTt7iivavvavyii.iva \\ oiaqxo
vEOTOvauovcc. D. h. :
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 133
1 'O öaftog 2 IdqxertoXiv xaqrcb- 3 cpoqov ®iXt7t7Ztvav, 4 xdv
y(v)ftvaol- 5 aqxov eg xdv auova.
33. Auf eine gewisse FI. Publicia Nikomachis. Aus Cyriacus'
Sammlung („apud Mytilenem"), bei K. unter I.
aßoXXa || xatoöaftog || q>X .novnXtxi || av.veixof.ta l| xtdaßaxav\\
Ttaidadtvvo || //ax . xat || naoxXi]0 || xwveveqye || Tcryxor* || anorcq
oyovtav || eveqyexav || xatxrmra»' || xaörcoXtoa || aftftetov .tavdiauov
oüTtqvxavtv !| «^firaffeyexa || Ttataaa. D. h.:
1 i^ ßoXXa 2 xat o öaftog 3 <M . TLovnXtxt- 4 «v Neixo-
ftä- 5 (x)tda 6 Tralda zfivvo- 7 /U«%[w] xat 8 II(q)6xXr]g, 9
twv €ue^/«'- 10 rav xat 11 azTo itqoyövtov 12 eveqyexav 13 xat
xxiaxav 14 rag itoXiog 15 dftfieiov, xav öi auovog nqvxavtv
16 aperag «Wxa 17 naloag.
Abfassungszeit: die Schreibung TlovnXixtav für üottX0 weist
nach Dittenberger, Hermes VI, 287 ff. auf die zeit um
200 n. Chr.
Z. 5. Die Verderbnis kann ich nicht beseitigen. Mögli-
cherweise ist statt (%)ida zu lesen {%)i{v) und das a zu dem fol-
genden rätselhaften worte zu ziehen , von dem wiederum die
drei letzten buchstaben als xav zu rcalda gehören könnten.
Z. 16. evexa wird von K. „verbessert" in eciv[v]exa: „neque
enim ullo in Lesbiorum titulo evexa legi", evexa aber hat ja die
inschrift auf die Aur. Artemisia inKaibels eigener Sammlung
(No. 15,7 bei K. VII); ferner die inschrift aus Cumae CIG. 3524,
und die aus Lampsacus CIG. 3640; ferner das ehrendecret aus
Tenedos und endlich die breitseite des steins von Pordoselena.
34. Ehreninschrift auf Bresos. Gefunden zu Chalakaes,
dem ruinenplatz des alten Hiera, dessen gebiet der Stadt My-
tilene unterworfen war. Publiciert von Conze, taf. XVII, 1.
[aß]oXXaxatoöaftoa = lA ßoXXa xal 6 däftog
ßqr]oovßqrjO(üaqxiatqovsMiovo Bqrjaov BqrjOto dqxta(x)qov Xa
{ftTtQ ?)6-
yaxovtaxtoviiaidiovdexaie (x)axov, £a xiov 7taldiov de xal e-
xxovcovaqxaoxataXXaoxat x(y)6vtov aqyag Kat üXXag xal
5 xiooorpoqtaoxatayoqavofitao xtoaocpoqtag xal dyoQavoftiag
ertixexeXexovxaxatavxov httxexeXexovxa, xal avxov
dexatßovXaQxiavxaivofto de xal ßovXaqyiav xal vofto-
q>vXaxtavxai[a]XXaoorxadioo cpvXaxtav xal aXXag, ovxa zftog
ai&equoxaiaftfiü)vooeXei{}e Aiflequo xaVLdftfiwvog'EXev&e-
10 quoxaixaaadqaaxeiaoxaixoi quo xal xaglddqaoxeiag xalxio[v]
134
F. Bechtel
aۧaata)Vfj.vatr]Qio)7tviats[vT]
a[o~]f.TrjcpiXcco7to(j£idcovoo
(x[v]yciy.atf.ivytaoy.aLxava7ta
15 Qaoxaliaox(xiTtodiooTU)[e]
ftaivoa[v/u7x]dQ£Öovxaax£
7toXiadooa&ccva07iaQax.e
X£voxavv7i£QxaoTCoXiooxao
teaQxe(XLdoo/.aia7toXXiovoa
20 fuaXeovzooaQxixoQOvxaue
QOxaQvxccTiüvye[i]aQ£tov£\a]
X0QwvoatoTr]Q0O(xGY.Xr]7Zi
toxovÖ£^£ioxaxovavxo
XQCCTOQOOXCaTlOVTaGTtO
25 XlOOUQWVWQO&VXaVXai
(xai)7i£QiT]yr]Tav£teiovr]drj
X£OoaQaxovxaxai7CQoo
av£vovvTat-iooxcu[iio
d-0V0VO[llü]O0l7tQ0CtVT()V.
Die meist wolerhaltene , den schriftzügen nach sehr junge
inschrift enthält sprachlich nichts neues, aber desto mehr sach-
lich interessantes, ja manches hier allein belegte.
Z. 2. Zu dem namen Bgrjoog gesellt sich Borjoddag auf
einer in vorionischer schrift abgefassten grabinschrift aus The-
ben (Bulletin de Corresp. Hellen. II, 28). — doyiaxQov halte
ich für sicher; 2. 3. Xa^i/rgo \\ xaxov ist eine conjectur, die in
ermangelung einer besseren passieren mag. Gewis steckt in dem
fehlworte ein Superlativ; aber wovon? Den schriftzügen am
nächsten käme Xuxovoyoxaxov.
7i. 3 "Cd xtov nalöcov — £7tix£X£Xt"/.ovxct bildet den gegen-
satz zu z. 6 ff. avxov ds xal ßovXaoyiav — ergänze t7Tix£X£XeY.ovxa:
jene ämter Hess er durch seine kinder verwalten, diese verwal-
tete er selber.
Z. 10 11 xüv o£ßdoxcov juvoxrjQuov fcaiavlaiijv. — Was der
text bietet, ist sinnlos, aber sehr schwer zu bessern. Zwar dass
geschrieben werden muss xiov oeßdoxiov f.waxrjQitov und dieser
ausdruck dem xtov dyuoxdxcov /uvGirjQitov (oben No. 15, 4) gleich-
zusetzen ist, scheint sicher; das v von xtov am ende der zeile
kann verwischt (cf. z. 14, 15, 20), und das v am ende von pv-
O£ßdoxiov f.ivaxt]Qia)(v) ix(aia?)
vlax(t])vf x-
äg 'ExyrpiXag JIoa£iöiovog
Mvya ymI Mvylag xal xdv drta-
Qccixijxtov &eav ■aal xäg Ko-
oag KaXtag xai xco Jiog xd *E-
7tatv((xi) ov/Li7r(d)Q£Ö(Q)ov, xägxE
üoXiccdog Läd-dvag naqa%£-
Xevoxccv vtcsq xäg noXiog, xäg
xa u4QXt(j.idog xal IdrcoXXwvog
MaXeovxog doyiyoQov xal Ie-
Qoxdovxa, xwv (x)s hgetov £a-
xoqiov SaajxrjQog !AoxXrj7tl-
to, xov öi &£ioxdxov avxo-
"AQaxOQog xat xtov xag no-
Xiog uqwv WQO&vxav xal
TtEQirjyyxav ixicov ijdrj
x£oaaqd%ovxa xal 7iobg
dvev ovvxdt-iog xat /ula-
■3-ov, ov(x)t cog oi rcob avxov.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 135
arrjQicov durch versehen des Steinmetzen ausgefallen sein (so
wie das zweite q von av/.i7CccQeÖQOv z. IG). Aber was ist rtvioTe,
wie die Zeichnung deutlich hat? Als notbehelf habe ich naia-
viaxijv eingesetzt: aia durch versehen des Steinmetzen ausgelas-
sen; für JE", welches bei C. schraffiert ist, H; und am ende der
zeile, wo sicher ein buchstabe weggefallen ist (das r von T\\äg),
vor dem letzteren ein v ergänzt. Von einer \eqct T<xg~ig tiöv
naiaviOTiov tüv iv 'Piof.ifl Jibg 'FIXiov ueydXov 2aQ(X7iidog xai
d-eüv oeßaocwv, also einem „collegium Paeanistarum' Iovis Sa-
rapidis et domus Augustae" ist im CIG. 5898 die rede.
Z. 12. Ueber die 'ExrjipiXa siehe zu No. 15, 4.
Z. 13. Zu IVIvxcc vgl. Anthol. Gr. III, 311 l4tdeto Mv-
yloio f-ieXag mceöe^axo xöXrvog. — Zu IVLv%la vgl. \lAqi]Qodei-
xr\i || \M~\vyiai auf einer inschrift aus Gyaros (Bull, de Corr.
Hell. I, 357.
Z. 15. Betreffs der Köqa KaXia verweise ich auf den ge-
diegenen aufsatz von Usener über die Kallone, Rhein. Mus.
XXIII, 316 ff.
Z. 15. 16 'E\\7tatvio av(.uiccQtdQOv. C. hat rcaivoo ...öqe-
öov; naivo entweder für naivia oder, da der dialect längst nicht
mehr rein ist, für rtaivov 1). In dem folgenden kann ich nur
ov(.ircäqedqov erkennen.
Z. 19. 20. l4rx6XXwvog || MaXeovxog. Diesen gott erwähnt
Thukydides bei seiner berichterstattung von der belagerung
Mytilenes durch die Athener (428). Die Athener nämlich ge-
dachten die Mytilenäer zu überfallen — igrjyyeX&r] ydq avTolg
wg exrj 'A/toXXiovog MaXoevxog ef-ü) Ttjg rtöXeiog eooTrj, iv rj
7cavörj(.i£L MvTiXrjvaloi eooxdCovoiv III, 3, 3. — Hierzu vgl. noch
Steph. Byz. s. v. WlaXoeig. lArtöXXiov iv ylloßn) 'Aal 6 xo-iiog xov
legov IVlaXöeig anb xov MrjXov xrjg Mavxovg, iog 'EXXdvixog iv
yteoßi'Atov nqiöxitt. Vom xoitog MaXoeig spricht auch Thuk.
III, 3, 6: ol de ovxe ig tov MaXoevxa it-rjX&ov. — Endlich Kal-
limachos bei Bekk. An. pag. 1187: 6 de deidcov MaXoeg t]X$e
%oQog — dvxl tov MaXoeig . MaXoeig iaxlv 6 yieoßiog. — Dass
auf unserer inschrift der AnöXXwv MaXoeig erwähnt wird, der
nach dem zeugnis des Thukydides ein hauptgott der Mytile-
näer war, und zwar in Verbindung mit Artemis, von der wir
1) Zevg "Enctivos : interessante parallele zu der 'Enaivi] TltQanfovtia
Homers.
136
F. Bechtel
ein gleiches wissen, erhöht die Wahrscheinlichkeit der annähme,
dass das denkmal nach Mytilene gehört.
Z. 20. aQxiyoqov: er führte den yöqog MaXoetg, den Kal-
limachos erwähnt (s. o.).
Z. 21. 22. In die stelle: rtovyeQEiov £a \\ xoqiov kommt nur
dann sinn, wenn man für F liest T und dahinter ein / sup-
pliert: „und der auch einer der iegscov Cccxoqcdv war".
Z. 29. Nach ovo gibt C. eine lücke für zwei buchstaben
an; also nicht ot>(>c)[w]g, bzw. ov{y)[io]g, sondern vielleicht ov-
(x)[h*>]s, vgl. Her. I, 172 xaksovoi d-rcb twv /h^teqwv ewvtovq xal
OVXl CCTlÖ XiOV 7MXTSQ10V.
35. Weihinschrift der Archippa, Athanaos' tochter, an Artemis.
In den Thermen bei Mytilene. Conze, taf. IX, 6; text s. 17.
aQ%i7Z7iaa&avctEict \\ aQTe/uidi&eQf.uaevaxow , d. h. :
IdqyliiTta l4&avdeia 2 LdQteftidi Qeqfiia Evav.öio.
Z. 1. Den irrtum Conze's, der Id&aväeia als „Athenerin"
fasste, hat schon Sauppe beseitigt in der Commentatio de dua-
bus inscriptionibus lesbiacis s. 26.
36. Noch eine Weihiuschrift an Artemis. Ebenda. CIG.
2173 - Kaibel XXI.
aQtEfiidi || &EQfiLaeva \\ xotodirao =
IdQTe/utdt, 2 GeQf.Ua Eva- 3 koco ?
Z. 3. JITA2 erklärt B. hier und in der folgenden in-
schrift als „nomen dedicantis". Aber was für ein nomen ist
das ? Etwa IdcpQoöirag , koseform zu 'Erca^QoöiTog, in weiterer
kürzung Jlrag? Wenigstens Jha für 'AqiQodira kommt auf
einer thessalischen inschrift vor (Ussing, Inscr. Graecae ine-
ditae No. 5.).
37. Wegiuschrift mit weihiuschrift an Artemis. Ebenda. CIG.
2172 = Kaibel XXVI.
tüOTavx,QavvavxaiTOvd()ayioyiova7ioxeyxQ£ctv<XQ II "vefiiöid-eQfiia
evaxotodiTao —
JQg rar y.Q(xvvav y.ai xh vögaycoyiov an- 3 6 KeyyQEav. Aq-
Tif.it dt Q- 4 SQfiia Evaxoto?
38. Bruchstück einer weihiuschrift. Ebenda. CIG. 2194 =
Kaibel XXV.
ofiaoxatTtaviQEvodiayeveooTcoocoTTjQOGaoxaTtuüxai \\ igevodia
ßicolsaßioia =
o(g) ldaY.(X)a{7ti)d(da), l'gsvg did 2 yhsog %io 2iüTrjQog 3
yAöY.{X)a7tiio xai Xqevg 4 öiä ßiio udeaßloig.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 137
Der name des weihenden ist verstümmelt; er ist söhn des
l4oxXa7iiddag, wie Kai bei ansprechend herstellt.
39. (i rabi lisch riftni.
a) CIG. Add. 2197b = Conze, taf. IV, 5. Auf einem
runden grabaltar, von C. in der schule zu Mitil. an-
getroffen, früher „in puteo domus oppidi superioris".
fO] öotf^wg || [L4Q]iGT(xvÖQio re5 KXe- |; ovelfMo iJqcoi.
b) CIG. Add. 2197c. Ebenda gefunden.
'O öäiiog || ^Hgiolöav KXtcovog || xbv evegyerav.
Z. 2. ^Hgiotöav : der name kommt auch sonst auf
Lesbos vor, so in der grossen Eresischen inschrift A 37.
c) CIG. Add. 2197d. Ebenda gefunden.
'0 däfiog || KaXXr/.Xr]i || Mvaadv- || öqov iJqcüi.
d) CIG. Add. 2197e. Ebenda gefunden.
'O däfiog || Kleodd/iiiü tco || Nov/urjviio.
e) CIG. Add. 2197f. Ebenda gefunden.
30 öa/iiog || Mcctqo/.X£i zco Jiovv- || aico rjgwi.
f) CIG. Add. 2197g. Ebenda gefunden.
'O däf.iog || 2xQatiTt7tio \\ %ü Zcolzva (sie!) |J r]Q(öi,.
g) CIG. Add. 2197h. Ebenda gefunden.
'O dä/Liog i| ^/tavxiov lAvxtoviov [) Magna) vlov KanL-
Tcova || riqioa.
h) CIG. Add. 2211h. „Mytilenis in cippo cum aeto-
mate, in aula ecclesiae D. Georgii".
üeQiyevig 4irj \\ yalge.
40. Bruchstück eines steins mit den resten zweier inschrif-
ten. Jetzt am landhause des IIavayia)Tr]g TgtQU7Tivrjg. Schon
im CIG. 2107, allein auf schlechter grundlage beruhend; aufs
neue publiciert von Conze, taf. IX, 1.
A (linke seite). B (rechte seite).
. . O ÖSTCC . . eOf.lf.1 W7UXVO . . XXlY.lt)Xl7V
•/.aitOl(J(XQ%OVTEO(JlEO£{x\ccOTOVOVV lÖVVTCLVY.
oiOKaia\jf\yovTaoowoTOTi[i)QTqiov tovwoio
XXaoiGxaiaQxovT€00isoexa[oz]ovo e7ts%eXeoö[e\
5 ccTiod-eü)[£\ovvvocü[e]da)X€ToioßoXXa zaioxQzvav
avvjitoicüo . . ßiaiTOLOTtoXeLratartav aitagyaiau
zoiaöerro
&ewr}<x
jzoeoa
10 &EQ
Beiträge z. künde d. ig. «prachon. V. \Q
138
F. Bechtel
Der schrift nach sind die beiden Inschriften gleichaltrig
mit derjenigen auf Bresos (No. 34), also sehr jung. Die obere,
die linke und die rechte seite sind verstümmelt. Lesen lässt
sich etwa:
In A : 2 xal rolg (xqxovteooi eg exaatov ... 3 ... xal ccq-
xovzeoot, eg tote Iqtjiov (zweifelhaft; die Zeichnung hat vor q
einen querstrich in der höhe der zeile) 4 (a)X(X)oig oder [aX]
X(d){X)oig y.al (xqxovtegol ig txaoxov 5 . rw &ho Zovvvoio edcoxE
Toig ßoXXa? 6 . . v(.ioliog %olg noXEixaig . . .
In B: 3 Zovvvoio. 4 etieteXeooe. 5 xqavav. G änaQ%aig.
B. Methymna.
Nur eine einzige inschrift ist dialectisch: alle übrigen (zu
denen im CIG. kommen noch folgende bei Conze: taf. X, 2;
XI, 2 u. 3) sind in xoivtj abgefasst. Jene dialectische ist ge-
setzt
41. Zu ehren eines chiliostyarchen. CIG. Add. 2168b „prope
Methymnae parietinas, in loco Molyvo, in porta aulae ecclesiae
D. Pantelionis".
ccxeXXtjotv oa£Qv&Qtxi[iov ]
X(XQif;£V(jüX6XXr}OT;vapj[r]oavT(xaQ£]
TaG£vvexaxcu£vv%iaox[cuEV£Qy£Oiao]
tao£io~£avTav.
D. i.:!A xiXXrjotvg d 'Eqv&qcxiiov
Xaqi^iva) x£XXrjOTvctQ(x)rjoavTa äqi-
tag svvexcc y.al Evvoiag xal evEgysoiag
rag slg iavrav.
Den schriftzügen nach römisch.
C. Eresos.
(42) 1) Volksbeschlüsse über die Schicksale der h rannen und
ihrer nachkommen. In der kirche der l4yla Elgrjvrj zu Erissos,
publiciert von Conze, taf. XII, A, B, C. Die acten stücke A
und C füllen die zwei breitseiten , B bedeckt die eine Seiten-
fläche eines grauen marmorblocks , dessen vierte seite leer ist.
Die ganze inschrift ist GTot-xydov geschrieben.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 139
Literatur: H. Sauppe, GgN. 1863, s. 359 ff. gab einen
kurzen bericht über die neugefundenen denkmäler. Dieser be-
richt ist wiederholt von Conze s. 37 — 39, ihm voraus geht
Sauppe's erste lesung. Ausführlich und im einzelnen vieles
berichtigend besprach S. die inschrift in seiner Commentatio de
duabus inscriptionibus lesbiacis, Gott. 1870. Mit den hier vor-
getragenen emendationen trifft zuweilen zusammen G.Wald in
seiner dissertation Additamenta ad dialectum et Lesbiorum et
Thessalorum cognoscendam (Berol. 1870), die mehr enthält, als
G.Meyer zugeben möchte. Endlich kommt Nr. 123 des Ca u er-
sehen Delectus in betracht ; zwar leidet auch sie an zahlreichen
flüchtigkeiten (aus A allein nenne ich z. 2 TtoXizwv, z. 2.3 no-
Xi\\zag, z. 9 EQt-ag, z. 12 dia7tQ(xJ;aig, z. 31.32 xazsdUa\\oav, z. 38
cEQ/nrj<jideiü)) , allein (s. 154 f.) „emendationes non paucas, quas
omnes enumerare longum est, K i r c h h o f f i u s ... mecum com-
munieavit" .
A 1 [7to]?.[i]oQ7tr]&e\vTao] 2 €vz[ct]
TtoXimovoivoiio . . ae%aiTo[i07to] 3 [XLzai]adio^vQioioozazrjqaaEL
OBTtQa^e^ai] 4 [zoL^O£XXavccoEXai£s[zo]xaizcoi(Tßtouoio[xazs~] 5
[ox]aipeT(jodioortücpil[i]7t7ti[ü)]"*cci7toX€iiiov£!;€[v€i] 6 [x]a/itsv0O7iQ0oa
XsgavdQOvxaizoiOEXXavao 7 zoiOf.iEV7toXizaia7t(XQEXofXEvoozaOTcXa
eI-e 8 KXc:iO€exTaO7toXi0(j[7ta]v[d]aitiTcuodeyvva[i] 9 xccaxecizaio
&vyaT£Qaoav[XXa\ßo)VKaisQ^a[ia] 10 Evzccax()i07toXLZQioxiX[i]oiox.
mdia-Koaio\ia] 11 ozazr]Qao£iO£7iQa££zavd£7toXivxaizaiQ[a] 12 dt,
aQ7ta%aLO[.ieTax\^ix)^v[Xa^LOzavEV£7iQrjOE*a[i] 13 o\yy]y.az£-KavOEO(x)
[iaza[za)v]7VoXizavxaizoz[E] 14 X£vzaiovacpr/.o^iEvoa7tQoaaX£^avÖQ
ovx.az[s] 15 ij.:£vd£Toxcudi£ßaXX£Toi(j7toXiTaiGXQiva'[i] 16 \ji]zvct
vTOVY,pv7ttai\pa<p[i^y?.iof.iöaoavta07t£Q[C] 17 [d^avazwaiÖEKExaza
ip[a(p]io&r]&avazoGavziz[i] 18 /naaa^£]vioaya)VL7trca)zavÖ£VzsQa
vdiacpOQav 19 7töt]oaa?aizivazr]v[7to~]vd£tp£yavza)va7to$ct 20 vrj
vaidEX£xa\T]Xa(pü)£[v^TOoayLovi7t7tü)TadMa 21 y.az<xyr]zi(Jzivc:zcovcc
y(üvi7t7to)V£L7trjr]7tQod-r] 22 7t£Qr/.a&odü)vzwvx.zr]t.iaza)va7todö0Loox
ar[a] 23 \j>a]zov£(.ii.i£vaiY.tti<xvzGvxmy£voozoY,rv(a 24 [x]a[_i]zaXX
z£[y]oxoo[£\öziozwvofA(a[zio\zavazaXXav 25 av£Xovzizav7t£Qizcovzv
Qavvoyvy(.(XLZ(av£y.y[o] 26 [v~\tov7tör]Gcca&aid£X.az£7taQCcv£vz(X£y<.Xr](ncc
a[v] 27 [z^\izazio/.i£vdixa^ovztxcuß(x[d,^0£vziza7roX€[i] 28 [x]ccitcc
diY.ttia£V£f.i(.i£vaiTOLGd£7taQttTodLY.(x[i] 29 [o]vzavxpaqjovqj£QOVT£OGL
zaEvavziazovzcov 30 £Öixao?r]Ox,ztoKOOioioydor]xovzaz()£ioct7t[o]
31 zavzava7ZEXvoc:v£7tzacud£c:XXaixaz£dixa[o^ 32 cav 33 [Vjyj'ä»
d[ctiA.o]G7t£Qi(tivoi7iQ£oߣ£oa7zayy£XXoiG[C\ 34 aiTtQOoaXE^avÖQOva
140
F. ßechtel
7toataXBvxi-ay.ctiaXs 35 ^avÖQ0GxavdiayQaqjava7tE7tE/^ipEaq)iy.0jLiE
36 VWV7lQOOaVX0VXWV7tQ0XEQ0VXVQaVVWVaTCOy[p] 37 VWVtjC-WldaXEX
tüT€QTlXCÜV£l(OTtür]QCCEUüXa[lCt] 38 yt]Ol/HEVE[o^OXW£Q/iir]OldElWX.aiSTt
ayy£XXa[y~] 39 [x]wv7iQOOCiXE§avdoovoxL£Xoii.ioi£axidLY.{av~\ 40 [v]
7too[x]£i?vv7i[EQ]iTwvEyx.aXr]/LiEvcov£VTwda[/iuo] 41 [aya&axvxaö]s
[ßo%]d\cti]TU)dctiA(x)£TC£Ld\rf] D. h. :
1 7to\lOQY.ri&£VT(XQ 2 XCM TOIQ TtO- 3 XlTCtlQ
digfiVQioig axdxiqqag Eig£7tQa$,£ , xal 4 xolg "EXXavag sXa'iUEXo,
xai x(o)lg ßto/uoig xccte- 5 o*a\p£ xw Jiog xw <DiXni7tiw, xal
tvoXe^iov e^evel- 6 xd/iiEvog 7tQog 'AXsi-avdoov xat rotg "EMavas
7 rotg /U«J> TtoXiraig 7taQEX6(XEvog xä onXa st-s- 8 xAai'ffe gx rag
nöXiog 7tavdd/ui, Talg öe yvvai- 9 xag xeu iratg &vydx£Qag ovX-
Xdßwv xal eg^ccig 10 ev xä d%q{o)ii6Xi xoig%iXLoig *al öiaxooi-
oig 11 otdirjQctg slgETtoal-E, xäv de ttoXlv xai xd 1qcc 12 öiag-
ndl-aig /itExd xcdv Xataxav £V£7tQr)OE xat 13 avyy.axEY.avoE aw-
(.taxa xwv 7toXlxav, v.al xö xs- 14 Xsvxaiov dquxouEvog rtqbg
lAXeg~avÖQOv xaxs- 15 ipEvösxo xal öisßaXXs xolg noXlxaig' xqI-
vai 16 f.iEv avxov y.QV7txat. ipaq>i(o)£L of.inaoavxag tveoI 17 &avdxw,
al Öe X£ xaxaxpacplo&r} d-dvaxog, dvxixi- 18 f.iaoaf.iivw LdtywvlrtTXw
xav ösvxegav öiaqpooav 19 7toijoao&at, xiva x(qo)7Vov öe(v)e(i)
avx(o)v dnoSä- 20 vrjv, ai öe xe xaXXdqpityEvxog Idywvinnw
xä ölxa 21 xaxdyr] xtg xiva xwv I4ywvi7t7tw (rj) iiTtiq rj 7tQO&rj
22 TTEoi xa&oöw (rj) xwv xxrjudxwv ditoööoiog, xaxd- 23 gaxov
E/ufiEvat, y.al avxov xal yivog xw v,rjvw, 24 x.al xaXXa svo%og eoxw
xw vöfxoi xw xav axdXXav 25 dviXovxi xav tzeqI xwv xvqävvwv y.al
xwv exyo- 26 viov rtorJGaa&ai Öe xa(7) S7taQav ev xä sxXrjola
av- 27 xi(/,)a xw f.iiv dixaCpvxi xal ßa&oEvxc xä tioXel 28 xat
{xolg vofxoLGi) xä öUaia ev Ef-i/iiEvai, xolg de nagä xb d/xat-
29 ov xav ipäcpov opsqovtegoi xä evdvxia xovxwv. 30 Eöixda&rj'
oxxwxöoioi oyöorjxovxa XQEig' dnb 31 xai'xav ditEXvaav ercxa,
al öe aXXai y.ax£ÖUaa- 32 aav.
33 °'Eyvw öä/.iog •■ tceqI tov ol TVQsoßsEg dirayyEXXoioi 34 (o)l
7iQog l4Xsi-avdQov drtoaxdXEvxEg xat IAXe- 35 i-avdgog xav öia-
yodqjav aTtenEfxxpE dcpixo/AE- 36 viov 7tQog avxov xwv tiqÖtsqov
xvgdvvcov drtoyö- 37 vwv, *Hqioida xe xu> Teqxly.(ji)veuo xio 'Hqa-
eiio xal Id- 38 yt]Oif.iEV£og xw 0EQ/urjGi(X)Elw, /.al ErtayysXXäv-
39 xwv 7tqog LdXst-avÖQOv , oxi Exoifiol e(la)t dlxav 40 vtiog^e-
■3-(rj)v 7ZEQL xwv Eyy.aXrj(.ievwv ev xw ödftw, 41 dyd&a xvya 6i-
dox&at, xw ödfiw • ErtEidr ....
Z. 1 — 33 ist bruchstück des ersten Volksbeschlusses, wel-
Die inschriftlichen denktnäler des äol. dialects. 141
eher gegen die tyrannen und ihre nachkommen gefasst worden
war. Derselbe ist der zeit unmittelbar nach 332 zuzuweisen
(Sauppe, Comm. p. 16 ff.). Mit z. 33 beginnt ein neuer, wel-
cher in C fortgesetzt wird und nicht viel später als der erstere
ist (Sauppe a. a. o.). Er wird eingeleitet mit eyvco da(.wg:
denn so ist, wie mir prof. Fick schon vor Jahresfrist bemerkte,
statt läyvodai-iog bei Cauer (offenbar nach Wald p. 11) zu
schreiben , vgl. den anfang der inschrift aus Erythrae (No. 3) :
3'Eyva) dä/iiog • rtsoi cov d ßolXcc %xX.
Z. 2. sv xa TtoXi scheint sicher, ebenso, dass in ae rest
eines mit elgertgat-e u. s. f. coordinierten aorists zu suchen ist
(S. s. 19); aber welches?
Z. 5.6 E^£[v€i\\y]äiii€vog Kirchhoff für £'£e[*vj| (f\d(.ievog S.
Hier wie dort nimmt ei den räum eines quadrates ein , vgl. oi
in a7tayysXloiai z. 33 und m in <$/xa[t||o]j> z. 28.29.
Z. 12. öiaoTzd^cug Wald für dtccoTtdocug S.
Z. 16. ipcupiosi o/noaaavzag K. , ipdqpwi dio/Lioooavxag S.
Für erstere lesung sprechen die schriftzüge an dieser wie an
der identischen stelle CIGr. 2166b, 16 = Conze s. 29, 16 (s.u.),
in denen Wald beide male xpdcpiyyi hat erkennen wollen (p. 25).
Z. 26. Die Schreibung «xA^a/a auch auf dem stein von
Pordosel. B 22.23.
Z. 26.27. aür||txa K., ctTcaLoa oder (p. 25) ärtavxa S.
Z. 27. ßa&oevxi Wald p. 28; tiqoHvxi S.
Z. 28. Hinter xcu vermutet K. eine lücke, offenbar des-
halb, weil A 27—28 fast wörtlich wiederkehrt in B. 1—10,
hier aber dem dixdtyvxi v.al ßcc&otvxi xä tzoXu xai von A ent-
spricht diY.a'CßvxL x. ßcefr. xä nökei xai xoig lai. Wer an
letzterer fehlstelle mit S. doxoioi liest, muss auch in A hinter
xat ausfall von xoig doxoiai vermuten. Wer aber — so scheint
K. zu verfahren — in B vö/.ioioi herstellt, indem er das dixdtrjv
%<xi ßad-orjv xä TtöXei xat xoig v6f.ioiai sich im gegensatze denkt
zu dem folgenden dixdtyv 7iaqä xoig vorweg, der muss auch in
A xoig v6f.ioioi supplieren In A xoig v6f.ioiai, in B xoig daxoiai
zu schreiben, blieb Cauer'n vorbehalten.
Z. 30. idixdo-d-t] K., idixaoav S.
Z. 31.32. xax£dix.ao\\oav W. p. 14; H<xxedUa\\oav S.
Z. 39. elai K., evxi Sauppe.
Z. 39.40. dUav (oder öUaig) \\ v7toox£&*jv Hegt K., dUav\\
VTt6o%r]v iidvxixiv S.
142
F. Bechtel
Z. 40 schluss ergänze ich mit S. 6a\ji(o], lese dann z. 41
[dedox]&[ai] mit K. für S.'s [£<J]o[££] und fülle die ersten neun
quadrate der zeile nach dem muster der zu Erythrae gefunde-
nen inschrift (No. 3, 15.16) mit dyd&et xvya. aus.
Mit den zeilen 7 — 20 fast völlig identisch ist die schon
oben zu z. 16 kurz berührte inschrift, die Boeckh in CIGL
unter Add. 2166b nach Kiepert's abschrift publiciert, Conze
aufs neue s. 29 mitgeteilt hat. Sie ward am brunnen des
klosters Christos, das dem alten stadtplatze nahe liegt, gefun-
den. Ueber ihre beziehung zu A vgl. Sauppe p. 19f. ; text bei
S. unter IV, bei Cauer unter B.
D.h.:
. . [e£]£xAat<7££%rao'
[7t o X t] ooTtavöa/ii i x ex i
[xexi]oyvvexixexo x et i x[ex]
[i od]vyetxEQexaovX[Xexß)
uo v tj]q ^eeiaxav[axg 6]
[7t o X] l v x et i £ i a £ \rt q] ex
[f £] d i a % i X l oia x et v [d i]
[a]x ooioiaaxexx rj q ex % et [v] etxooloig axdxrjQ<x(g), xetv
de7toXivxexixexi^ex\dC\ de nöXw xetl xex iget di-
eijexXdi'oe ex rag
Ttokiog 7xetvdetf.il, (x)al
zetlg yvvcuxetg xcti xet-
ig &vydxeqetg avXXetß-
iüv rjgl-e elg xetv dxgo-
7toXiv, xetl e\g{e)7tga-
l-e digxiXloig xetl di-
[et q] 7t et i; a i o f.i e x a x co v
[X]aiaxavev€7tQ rj 7t o
[x] a i o v y xex x rj x et v a e
[o]0[.ietxaxü)V7toX i x [et v]
[x] g i v vctifxevctvxov
[x] g v 7t x ex i x ez[ep\ i a s [i]
[x] et x et vdiaygaipa v x [co]
[ß] et ff i X £ loa ex X s £ et v d [g co]
[x] et i x o i o v o f.i o i o[et i de]
[x] € x a x et \pctcp i a & rj i
avxto&etvetx o o[et v] x i
[x i]fi ex a cx\i s v[io et y co] v [i]
[7t 7t]co x et v d e v x e q et v[x g i]
[ff] i. v 7toi]oetod-a i d i et
[x] £ i Q o x o v i et ff x i v et
[x]q o rt o v d £ v £ i et v x o v [ex]
[7t] o $ et v r] v X a x £ ff & <x i d [e]
[x]a i ff v v ex y o q o i ff x et[v]
7t o X ivdexaoa x i v e[a]
ctQTtctl-exig /iiexd xeov
Xcttoxetv sv€7tgrj(ae)
xal ovyxctx(e)xctvoe
o{iö)(,iaxex xeov TtoXixetv
xglvveti fniv exvxov
xgvTtxcti (if))etcpi<J€i
xax(x)dv dicxygd(cp)ctv xio
ßexaiXecog l4Xel~dvdgco
xal xolg vofxoig- exl de
x£ xccxetipacpiod-yi
avxco Sdvaxog, dvxi-
xifiaaa/uevco lAycovi-
TtTtto xetv devxegav xgi-
oiv Txorjöaöd^ai diet
Xeigoxovlag xlvct
xqotxov devei etvxov ct-
7to&dvr]v • Xd(ß)eo&cti de
xal avvayogoig xdv
nöXiv dexa, o{x)xiveg
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 143
\o](x o o o a v r e o a v &[l X cü] o^oaaavreg l4(7t6)XXco-
[v] a X v x s t o v o [t i a v v a] va udvxeiov ort ovva-
[y] o q t] a o c a i yoQyooioi
. [tu ff] x e a v v a[x o v\ .wg x« övvatov
Auch diese inschrift ist streng axoiyr\66v geschrieben. Die
Zeilenabteilung ist bei S. teilweise ungenau, bei Cauer ganz
willkürlich. Nur zweimal ist der Zeilenanfang erhalten: z. 10
(Kiepert hat de, Conze gibt bloss einen rest des rechten
seitenstrichs eines J) und z. 29 (K. tvoXiv, C. . .Xiv). Will
man nun nicht annehmen, dass der stein schon vor der be-
schreibung links trümmerhaft, der einsatz der zeilen also kein
regelmässiger gewesen sei, so ergibt sich die obige anordnung
mit notwendigkeit ; d. h. es müssen von vorne ergänzt wer-
den: ein buchstabe in z. 9, 12—20, 24—28, 30—32; zwei
buchstaben in z. 8, 11, 22, 23; drei buchstaben in 4, 5, 6, 7,
33; vier buchstaben in z. 2 und 3. In z. 21, wofern richtig
abgeschrieben, bleibt bei jeder anordnung das erste quadrat frei.
Z. 1 ist nicht sicher herzustellen. K. gibt nXeiaxa;
C. hat ccstcütcco.
Z. 3.4 liest S. Tat[c|| 6}s yvvaly.ag. Aber vor y müssen vier
buchstaben geschrieben werden, da y über dem X von ds tioXiv
in z. 10 steht; ich lasse daher K.'s a vor y, welches S. in e
ändert, unangetastet, und schreibe in z. 3 statt xai vielmehr xat.
Z. 6. rjQJ-e Kirchhoff bei Cauer; egt-e S.
Z. 10.11. öiaQ7tdf;aig Wald (p. 12); aQrtdaaig S.
Z. 16. ipacploei Kirch hoff bei Cauer; ^Aywvimtov S.,
\pdcpiyyi Wald.
Z. 17. xarorv scheint verschrieben (cf. z. 9 ovdxriQa für
°Qag) für xonrav.
Z. 25. xeiQOToviag Wald (p. 13); elQWTiovtag S.
Z. 29. otTiveg; o% riveg S. , aber die spur führt eher auf
erstere lesung: 02THN bei Kiepert.
C. 1 .ev rj.Xi vrj 2 vXtXi vaX
€^av[öqoo] .. 3 SQQtoa [#«] — 4
[aßoXXa7tQ]oeßoXXei -[as] ... 5 xtö XvX.yao
IX'" 6 -V vx "Ka,%[<x\cü)VTVQ[av\ 7 viov[y.(xitcüve}(x
7to[X£LOiY.rj\i}evxü)VY.GiTü}V£Y.y[ö\ 8 [vwvtwvtovtcüv] ixaiTa
iGyQccq>ai[o] 9 . « Tav£X.Xr]aiav€7t€idr]xai, [z] 10 [coda
[MjS]&ßa.GLXevoaXe%(xvdQOodiayQ(xcp<xv(XTCo[o] 11 [T£]XXaiO7v[Q0O£T]cc
l-e\6Qe]GioioxQivcuv7re()TS 12 [ay(A)]virt7z[(a*]ai[svQvoiXa^wTi[ß]£t,TC
144
F. Bechtel
a[d-~]r)vavTOio[o~] 13 [Ö£da/noaay.o]v[a~\aiaxavdiayQacfavöiy.aoxr]Qio
[v] 14 [xaÄe]£oa[i\o-xaTccToiovo[ioioo8XQiv[v\eaytüvi[7t] 15 [?ro]
(.if.iBVKaLevQvai[Xao^vzB\ßv~\aY.rjVtOLodea7toy[o] 16 [votaai; rw] vevo
XOL\o£f.i(.t£\vctixiovo(.tioxo}£vxa 17 [a]raAAara[r]ci'7ra(>xo[)'ra]7r«7r^
aff[#]atatrwj'xara 18 [x]ovvo^iov£7iLOX£XX[avxoo}d£aX£^avdQio-Kai
v 19 7r£^rwva7ro[^]a[od]w^«[£Wv]/rc:tz:wvxa(7t/j'^rw»' 20 [x]to£Q
ficovoay,air]Qaiü)TiüjLmQOT€QOVTVQavv;j 21 oavxtüvxao7coXiooxaix
<x7ioyoviovavT(ovy.[QL] 22 vatzrovckr^ovTroirf^ofVdoxJfitxaraTro^fii»«!
#[at] 23 at;rom^u;y[od]£<^«offaxot>ffatffraffd/a/(>a(pa[i(7] 24 dt
xaar?j[p]t[o]»'r£atvrot(TftTfJ'a/ayfi/az:aro»'[j'o] 25 [juo]vxaiTavdiayQ
aqxxvTCüßaoiXsoocdst-avdQliü] 26 [oe]yywAo[y]w^jy^£vrwy7rapa|U
qporf^wvTovrfivfo j 27 [/uo]iroj'xaTartoJ'r*;£a»'vtovxt(N ovef.i/n€vaiY,cc
[i] 28 [qp]ei;y}yj'ai;roiaxaT[roJla7i:[o^ov](j£(Jo/^atrw(5ajt<[w] 29 [x]v
pto///(€J'«///<£vatxara[rwj']ri^avyw»'xatrw[i'] 30 [£](.i7toXioiY.7]d-£vx
lovxaiTiovaTtoyovtüVTtovvov 3 1 [x]iovxovx£vo[.iovxof.i7t£Qi[x^o)vxvqa
vvwvyeyQ<x[(A~] 32 [^]£vov£vraaTaAAa[r]C'[7raAat]axatzrcftff(Jta^a 33
\q>]cuoxiovßaoiX£tovxaiOY.axaxovx(ji)VY.aixaipa 34 [qp]t<j|UaTara7r£0
T«povy^aqp£vrat;7rorwv7r(>oy[o] 35 \y~\iovY.aixaio\paq>o(povaiGxaiOY.
axaxa)vxvQavv(ov[ai] 36 \8]£Y.EXiG7taQaxavxaaXiOY.r}xaiXü)vxvQavvü)
[y] 37 Tü)V£[.i7tohoixr]&£VTCüvr]Tiovcc7ioyov(jüvriov[TOv] 38 [t]wv
(Tio)£7ZißaiviovE7ZiTavyavTaveQEOuov[rjV7i \ 39 [o]df tt>yd[a^o]7T/?o
va£voao&aixcci7ta [Qixovxwxav] 40 [/?o]ÄAav —
Umschrift:
2 lAXe^avÖQog . 3 eggcoad-e . . 4 — a ßoXXa tvqos-
ßoXXevae . . 6 xara rtüv xvgdv- 7 vwv xat rov «/w tioXu olxrj&iv-
xtov xat tc5»' «xyo- 8 vwi» TtSv xovxiov .... xat ratg yqücpcag
9 ....rav exXqolav . S7t£iörj xai x- 10 c5 dd/nco (o) ßaaiXsvg
lAXeJ-avÖQog öiayqdcpav dnoa- 11 xiXXaig Txqogexa^e 'Egeatoig
"KQlVai V71SQ X£ 12 l<4.yiöVL7T7Zü) Y.ül EvQVOlXdü), XL Ö£l 7td&t]V av-
xoig, c 13 de dä/iiog dxovoaig xdv diayqdcpav dixaaxyQiov 14
xaA£(<r)(;atg xara rotg vo^ioig, o sy.qlvve l4ytovi7t- 15 tto^u ^fV
xat EvqvaiXaov x£&vdy.r]vf xolg de ditoyö- 16 voig avxcov ivö-
%oig £f.i(,i£vai xüj vöfico xiö iv xä 17 oxdXXa xd x£ vndqypvxa
7iS7iQ(xo&cii avxiov xara 18 xdv v6f.iov zniGx&XXavxog del4X£g~-
dvögto xat v- 19 rtig xcöv iA7roX{X)iodoQ£iiov (x)ai xdv- xaoiyvy-
xiov 20 xw y'EQ/iiiovog xal ^HgaUo xtdfi tvqc'xeqov xvgavvr]- 21
odvxtav xag nöXiog xat xtöv dnoyöviov avxcov, xqi- 22 vai xbv
dafiov, 7iox£Qov doxsi Y.ax(moQ£V£0&cu 23 cxvxtug rj {.itj, o öi öä-
uog äxovoaig xa(l)g diayqdcpaig 24 dixaoxrJQiov xe avxoioi avv-
dycxya xcxxcc xdv vo- 25 fiov xat xdv diayqdcpav zco ßaatX£og
tat,
)£Q
IOV
>£<7
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 145
L4Xe%dvÖQco, 26 o t'yvco Xöycov q^svtcov Ttaq dfxcpoTSQcov tov ts
vo- 27 fxov tov -/.ata tcov TVQavvcov xvqiov ef.if.ievm xat 28 cpev-
yrjv ccvroig xarro(v) (v)6uov •dedo%SaL tw ödfico- 29 xvQiofi fiev
Efiftevcu xara tcov TVQavvcov xal tcov 30 ifi nöXi olxrj&evTcov
xat tcov ditoyövcov tcov tov- 31 Ttov tov ts vöfiov TOfx 71eqI tcov
tvqcxvvcüv yeyoüfi- 32 fitvov iv tu OTaXXa tcc naXa'ia xal Talg öia-
yqd- SScpcug tcov ßaoiXecov Talg Karex tovtcov xal tcc ipa- 34 cpto-
fiaTa tcc tvqotsqov yodcpevTa vno tcov nqoyo- 35 vcov xal Talg ipa-
cpocp6(o)aig Talg xaTa tcov TVQavvcov • al 36 öi x.i Tig Ttaqa Tama
äXioxrjTai tcov tvqccvvcov 37 tcov sfi nöXi oiY.r}&ivTcov q tcov ano-
yovcov tcov tov- 38 tcov ircißaivcov ircl tccv yäv tccv 'EqeoIcov ij
vre- 39 oövcov öäfio(v), ßo(XX)evoao&ai neu tzeqI tovtco tccv
40 ßoXXav
Ueber den vermutlichen inhalt des verlorenen anfangs vgl.
Sauppe p. 21. Das öeöo%3-aL tco ddfico in z. 28 ist abhängig
von eyvco öäfiog in A 33, von dem schon einmal die gleiche
phrase in A 41 abhängig war.
Z. 12. 13. vi ösl -rtd&rjv avTOig, 6 \\ öi öäfiog dxovoaig.
Sauppe schrieb al ösl rcaQrjv avTOig \\ tccv öUav ax., Wald (p.
18) las die ersten drei worte tI ösl 7td&rjv, sicher richtig. Das
gleiche bei Cauer, aber die z. 13 beginnt bei ihm, diesmal
gewis nicht nach Kirchhoff, mit Tag öUag, was gar nichts
ist. Ich schlage vor, wir lassen die nähere bestimmung des vi
durch einen casus von öUa weg, supplieren am ende der z. 12
o, am anfang der nächsten öi öäiiog (dytovoaig), und gewinnen
so den genausten parallelismus zu z. 23 6 öi öäfiog dxovoaig.
Z. 14. 15. ötxaoTrjQiov || xaXeooaig Wald (p. 14) ; S. zu-
erst öix.aoTrJQio\\v xaXioaig, was Cauer beibehält; in der Comm.
maXsaaro: so würde allerdings die struetur fordern.
Z. 15. EvQvoiXdco S. in erster lesung. In der Comm.
schreibt S. EiQvoiXdco gegen den stein und gegen den dialect:
grundform ^E/QvolXaog kann äol. nur EvqvalXaog (cf. hom. ra-
XavQivog, xaXavQOip, und die als äol. angeführten svQayr], av-
QrjytTog, Ahrens I, 37 f. , Hartel, hom. Stud. III, 22) oder
'EQQVGiXaog, ^EQvaiXaog ergeben.
Z. 19. 20. KaoiyvrJTcov || tco S.; Cauer (nach Kirch hoff?)
x.av\\Tco; aber wer ist der avTog?
Z. 23. Ta(l)g öiayQdcpa[ig] Kirchhoff bei C.
Z. 28. xarx:ö(v) (v)6fiov S. in erster lesung; in der Comm.
/.al Taft rcoXiv.
10*
146 F. Bechtel
Z. 32. za itaXaia Kirch ho ff bei C; S. av^irtavza.
Z. 38. rj vTtft. ist unsicher. Sauppe liest rj v7t\\oöviov
av&ig ßovlevoao&ai /.al 7CQO&r) 7i£Qi zrjg \\ azdXXag. Aber wie
kann ziov zvodvvcov ztov e(.i tcoXl oixrj&evzcov rj ziov drcoyövtov
ztov zovziov zig — 7tQ0&€[,tevcci? Ich dachte, es hätte in dem
beschluss vielleicht gestanden : wenn er ergriffen wird das Stadt-
gebiet betretend oder sich beim volke einschmeichelnd, so soll
auch hierüber beraten werden.
B. 1 Xiaz\todc] 2 \xa£o]vziY.aißa&0£v 3 [ziza~\7ZoX£ixaizo
ta 4 \vo(.io\ioizadiY.aia£v 5 [£[.i}.i£\vaLY.aiavzoiOi 6 \*ai\ex.yov
oioizwde 7 [7ta\q(XTOiavoi.iOLoy.a[i} 8 zadiy.aiadiy.atov 9 reaoi
za£vavziao 10 /uvvvdazoie7ioXiz[aio] 11 zoiodiv.a£ovzao[rj\ 12
\j.i]aidixaootüTav[dixav] 13 [o]aaa/j.£V£vzoio[vo] 14 lu]oioi£viy.az
zoia[vo] 15 \_(.io]iazad£aXXa£v[s] 16 [X]oviaawaaQioza:<[ai] 17
\d~\LY.aizazaY.aizi(.ia 18 [o]iüaiY.£xazayvcooQ&ü)[o] 19 [ycjaiöiioa
ovTio7torj<jü) 20 vai^taöiaxaiaXiov 21 \£iti\(f>ikiTcno) 22 a
t(.i£VKazazwvq?vya 23 diovx,QLO£ioaiy.Qi&£[i\ 24 caiv7zoaX£g~avdo
ov 25 xvQiaiEOzcooavxat, 26 loüi]vy.azeyvo)qpvyr]v(p£[v] 27 \y]£z
ü)oa[.i[A£vayioymo[t,~] 28 d£f.irj£ozcoaav 29 7iqozavLO(.i£Xid(OQO
•7 30 ßaoiXmoavziyovoo 31 £Q£Ouovzr]ißovXr]i |32 xaiztoidrj[.iiü
i%aiQ£iv 33 7T(XQ£y£vovT07iQoai] 34 ^uaaot7ra£t^utoV7r0£[ff] 35 /?
€taxai(Ji£A£yoyr[o] 36 rpaf.i£voLZOVör]fxov 37 •/.Of-uaaf.uvovzrjvrca
g[r]] 38 f.icov£7tiozoXrjvrjV£yQ[a] 39 [xp]a(.i£vv7t£QZiovay(j)VL.t 40
[7r]owtovi//^qptff/imrfi7r[o] 41 [i7ff]aff#ta#a»'£)'vci>ffa[j'] 42 [>;/aj
vxatatrotö'a^cfi 43 Äff D. h. :
1 TW oV- 2 xaCoirt xat ßa&ow- 3 Tt ra 7rdA£t xat
TOig 4 vouoioi zä dlxaia ev 5 £(.i(.i£vai xal avzoiai 6 xat ix-
yovoLOL, z(olg) ds 7 7tagd zolg vo^ioig y.al 8 za dUata dixcc-
£,6v- 9 Tfifffft ra Ivävzia' o- 10 fmw o« rotg noXvcaig 11 rote;
oYxaCovrag • »y 12 ^a(v) dr/.daaw zdv SUav, 13 oWa fts* iv zolg
vo- 14 (.loioi tvi, xazzoig vo- 15 f-iotg, za de dXXa e(&)e- 16
X6v(z)ag tag dgioza v.al 17 dixctizccza, xai zifxd- 18 aio, ai xe
xarcfyvw, oq&iog 19 xai öt(y.al)cog ' ovzio Ttorjaw 20 vat ^a z//a
xat *'AXiov. 21 'ETrt (DiXi7t7Zco. 22 ^ /ueV xara iwy cpvyd-
23 oW XQiosig al xoidu- 24 crca i/ro IdXe^dvÖQOv 25 xcgiai
eazcooav %al 26 tiv xaziyvta cpvyrjv cptv- 27 yezioaaf.1 f.iev, dyoj-
yL[.ioi 28 dg /^ eazioaav. 29 ÜQOzavig ß/UXidioQog. 30 BaaiXsvg
Idvzlyovog 31 'Egeoicov zrji ßovXrji 32 xat rwt dij/iuoi xaiQ^v-
33 IIaQ£y£vovzo 7iobg rj- 34 ^ag oi 7ra^J vjue5i/ 7tqea- 35 /?e/g
xa* öieXeyovzo, 36 q?d[i£voi zöv örj(.iov 37 xo/ui(jd[*£vov zrjv rtaq
z
3.
z.
12,
z.
15.
z.
17,
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 147
fj- 38 (a.wv STtiaroXtjv, t]v sygd- 39 xpaf.i€v vtv£q ztov "Aytovlit-
40 rtov vl(w)v, ipt](pio/Lid zs 7to- 41 rjoaod-ai, (o) dveyvwoav 42
f}[iiv, xal avzovg —
Diese seite bringt drei actenstücke, das letzte freilich ohne
den schluss. Z. 1 — 21 enthält im ersten teile eine fast wört-£
liehe Wiederholung von A 27 ff. , im zweiten einen richtereid ;
die zeit der abfassung steht nicht fest (Sauppe p. 22, Wald
p. 5 ff). — In z. 21 — 29 erkennt S a u p p e einen volksbeschluss,
der auf die von der allgemeinen amnestie des Jahres 324 aus-
geschlossenen Eresier bezug nimmt. — Endlich z. 30 bis schluss
ist bruchstück eines briefes des Antigonos (Kyklops?) an die
gemeinde von Eresos. Antigonos schreibt natürlich xoivrj; aber
auch die zweitgenannte Urkunde ist nicht mehr im dialect ab-
gefasst.
Z. 2. 3. ßa$Ö£v\\zt Wald; tvqoHvzl S.
vofioioi; aazoiai S.; siehe zu A 28.
zav dUav Kirchhoff bei C; rtdvza S.
16. ed-e\\X6vzag Kirch hoff bei C; €mx\\Qlvcug S.
dixalzcczcc S. , cf. dessen bemerkung zu d. st. ; di-
■x.ai(o)z<xza. Kirchhoff bei C.
Z. 19. xat di(y.cd)iiög Kirch ho ff bei C.j xalotcog S.
(43) 2) Auf den kaiser Tiberius. Am wege vom heutigen
Erissos nach der alten akropolis. Conze XIV, 2; besprochen
von Henzen bei Conze s. 30.
avTOKQaTOQOLTißEQLOvySaioaQCtd^so) || asßaazio7taiöaasßaazovc.
[qXl1q€CC II d<xii(XQXM(xo€§ovoiaoToo[x]Tiü || xaia£xazovavzoxQaz[o()ct
zo]oydoov. D. i. :
1 AvzoxQatoQa TißtQiov Kalaaga, &eio 2 2eßdazo) Ttcuda,
2eßaozov, aQxiQSct, 3 öa^iaQxi^ccg sl-ovoiag zb oktw 4 y.al (S)e-
xazov, avTOXQdroQcc zo oyöoov.
Die inschrift gehört nach H e n z e n ins jähr 769 a. u. = 16 n.Chr.
Z. 2. dqxiQ£<* fi*r dqxiEqia H., denn die gewöhnliche äol.
form für att. IsQsvg ist Igerg. — Was weiter auf dem steine
folgt, Jd/nagxog Aiovzog evo[£ßrjg'], ist eine neue inschrift.
(44) 3) Auf den Germanicns. Ebenda. Conze taf. XIV,
1, umschrieben und commentiert von Henzen a. a. o.
yeQiiav\ix]ovx,ka[vdiova]vzoytQa || zoQo^ozißeQiwxcuoaQOOO^ß
aozo) |1 7zctidü7zaid(x)[7Vcttdad£zio&Eio]Y.m |] oago^aasßaazioxaiaaQae
v~]EQye[zav]. D. h.:
1 reQf.idvix.ov KXavdiov, AvzoKgd- 2 zoqog TißsQio) Kai-
148
F. Bechtel
aaqog Seßdoxw 3 Ttaida, 7taiö(6)rtaiöa di rw d-tw
qog 2eßd(JTü), Kaioaqa, Evsgyexav.
Die inschrift gehört in die jähre 14— 19 n. Ch. (s.zuNo. 11).
Z. 3 TtaidoTtaidct nach No. 17, 3. Henzen nimmt zwei-
felnd an, die Lesbier hätten naiöiovög für viwvog sagen können,
und ergänzt rvaidtovov avxoxgdxogog ■xai\\oaQog osßaoxto Seid.
Ich ziehe es vor, für naidio zu schreiben rtcudo und dies zu
7taido7taiöa zu restituieren; dann ist aber das wort avxnxqdxo-
Qog zu lang für den noch übrigen bei Conze schraffierten räum,
ich fülle letzteren also mit de (vgl. 17, 3 naidönaida de) x<a
&€to aus, und ergänze in der nächsten zeile Zeßdoxw, so dass
die gleiche benennung des Augustus zum Vorschein kommt, wie
CIG. 3285: Mccqxov 'Aqxioqiov !AoxXt]7tiddr]v , d-eov Kaiaaqog
Seßaoxov lavQOv, vgl. No 8 xio Seßdoxto &eio Kaioaqog.
(45) 4) Bruchstück einer ehreninschrift auf einen kaiscr.
Zu Erissos „in domo privata". CIG. Add. 2179c.
[xcaoaQJaoeßaOTov D. i. : Kaloaga leßaoxov,
[TOVOU)]Tr]QCCXaiY.Tl0 XOV ölOttjQCt Xal Y.TIO-
[xavxaaoix]rjfievaa xav xag olxrjuivag
[Kaixoofiü)]avv7iavxoa. Rest unsicher, xat xöautü(?) ovvnavxog
Aus römischer, nicht weiter zu bestimmender zeit rühren
folgende denkmäler her:
(46) 5) Ehreninschrift auf einen gewissen Euagoras. Kirche
in der gegend Papasia bei Erissos. Conze XIV, 4, vgl. s. 31.
[€v]a?OQ(xviov€[v]ayoQav || [&eo ?]dioQoafia/.iaxaiaaQaeoxtüV7rQO
ör\ü)(XQycu(x)\ \\ \jTai~\aaoaqexao eweKaxaiswoiao : D. h.:
1 Evayoqa viov Evayöqav 2 Q€o(?)öa)Qog Mafia Kaiodgeeg
xiüv TtQog xw Idqyaiw 3 rtaloag dgsxag evvexa v.a.1 evvolag.
Z. 2. xwv Ttgog xw lAqyalw Conze.
(47) 6) Ehreninschrift auf ?. Friesbalken auf dem gipfel
der alten akropolis von E. Conze XIV, 3.
[od]a/noa || [dL]ovvoiwxw&€OxXr] || [aQex]aoevvexa. D. h. :
1 30 däfiog 2 Jiovvalw xw Qeoxlr] 3 dgexag evvav.a.
(48) 7) Weihinschrift der Aphaistis an Demeter. Kirche des
h. Constantin und der Helena zu Erissos. Conze XII, 2.
aq)aioxio&eodü)()€iayvv[a] '.Acpatoxig QeoöwQsla yvva
xaioxQa7te£,aio/iiaxoi. xalg xqaTtitaig Maxgi.
Z. 2. Die Mdxrjg ist die MrjxrjQ &ewv. Teppich (?) und
Stühle zu den xQa7teC,ai erhält die göttermutter dediciert in
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 149
einer inschrift von Chios, Bull, de Corr. Hell. III, 324: KaXXia-
^evrjg \\ l4oxXr}7tiddov || ttjv OTQWtrjv \\ xal rag xafo'dßcrg |] Myrgl.
Adespota.
(49) 1) Opferbestimmung, der schrift nach aus vorrömischer
zeit, jetzt in der schule zu Mitilini. Herausgegeben zuerst von
Aristeides, Nea Ilavötoga, cpvXX. n. 299, 1862; hiernach be-
sprochen von Keil, Philol. Suppl. 11,579; treu nach dem stein
wiedergegeben von Conze, taf. IV, 3.
&£OOTv%ci(xyai}a = Qsog %vya dyd&a.
0XE&£Xr)d-vr)ve7iiTU)ßuü[i{(ji)] "O xfe &£krj dvrjv Inl reo ßwftot
TaaacpQodiTaoTaa7t€i rag lAqiQodLxag rag TLu-
&ü)Ox.airto£Q[ia&v£Tiü &wg xot reo ^'Eqfxa, &v£tü)
5 iQTjiovoTTiHe&slrjxai Iqrjiov ottl xe d^eXrj xai
€Qa£vxai&rjlv7tX[av]v[oo^\ sqoev xat frrjXv rcXdv vog(?)
xcuoQVi&a[o]zttlvaxe&elr]] xai oqvi&cc ottivd xe &£Xrj.
Die ergänzungen 7tX[dv] v\og] z. 6. und [o~]zT[ivd xe d-sXrf]
z. 7 sind von Wilamowitz (Zs. f. Gymnasialw. 1877, s. 6472)
vorgeschlagen. Die letztere ist unzweifelhaft richtig, gegen
erstere sprechen z. t. die in Conze's Zeichnung angegebenen
schriftzüge. Ob itXdv oder 7tXrjv zu schreiben sei, lässt sich
nicht entscheiden; auch durch dor. TtXaxiov = /tXrjOiov nicht,
zu welchem nXdv — rtXrjv gehört: der begriff der grenze ver-
mittelt den der nähe mit dem der ausschliessung.
(50) 2) Grabinschrift, ebenfalls aus vorrömischer zeit, gleich-
falls in der schule zu Mitilini. Aristeides a. a. o., Keil a.
a. o. s. 582, Conze s. 14.
Kvgiog 'Eyj£Y.$>d%r] %cuq£.
Alles folgende gehört der römischen zeit an.
(51) 3) Auf Persens oder Diophanes, Krates' söhn. Aus
Cyriacus' Sammlung, bei Kai bei No. XX („In Lesbo").
rt€QOevooxaidiO(pavr}(jx.QaTi]Tood()0/u(xyr]Tr]oai07taQaxovTiza || n
okeiY,aiTOV€(paß(XQxov£x. .tov .idi(ovxQatiGTwiTTayv^ivaa || laatotiovv
£(ovAait(o&£OT£l£auaiaÖ£y.aiaXXaia^i£yaX \\ XccOKcuTai;i(X£ioxcu£ßdtx
iaiox.aißr]caox(xi£XTü)vidiü)v || xaiyif.tvavd7t£7iot]7tovyvvvayavxiov \\ t
iov£avTOV£7t£yQctip£v. D. h.:
1 TltgoEvg 6 xal Jioydvrjg KgaT^rog, ÖQ0nay{£)tr)Ocug, ita-
Qd(o)%((o)v r(e) tcc 2 tioXu (e)a{v)rov icpdßctQxov ex t(w)v idi-
o)v xgdtiaT(ov), (xat) yv(.ivao- 3 i(aQxrj)G<xiS i&v viojv y.al rw
150
F. Bechtel
&e(to), telsooctig de xai aXXcug f.i£ydX- 4 (aig aQx)ct(i)g x.ai zd-
i;ia(g), (to)g xal i(y.)dix.iaig v.al (7tQ£&)ß{£i)aig v.ai ex zwv löl-
tov 5 xat y(v)f.ivd(aiov) 7t£Ttorj-/.{io)v yv(/n)va(oi)d(Qx)wv, CcHv eav-
zov S7ziyQaip£v.
Z. 1. dQOfuayeryaaig; vgl. No. 13, A, 5 ÖQO^ayet^aavTa.
Z. 4. Aus TstSl^4EI2, an dessen lesung K. verzweifelt
ist, habe ich zdi-tag tog gemacht; zdt-iag von rdt-ig, das in die-
ser späten zeit die bedeutung „amt" hat, wie 'Azrjaiag in No.
60, 41 von xzrjoig.
Zu ixdixiaig xai ngsaßeiaig vergleicht K. CIG. 2719 noX-
Xctg TtQEößeiag y,al sxdixlag zfj 7tatQiöi itctqaoyouivov.
Z. 5. Die bedeutung des Cwv eavzov £7t£yocxip£v ist bekannt.
Für Lesbos hat Conze noch ein beispiel (XVII, 4): Aovvuog
BaX£(>i-\\og /Jioysvrjg Ccov \\ xal qpgovcüv xarso- || xei'aoev zb dv-
y€i-\\ov avto) xal zfi yv-\\vai7tl xctl zoig z€-\\xvoig (aus der
gegend von Chalakaes).
(52) 4) Auf die tochter eines Deiotaros. Am fussboden der
kirche des h. Stephanos am lesbischen ufer, den Kumakia-inseln
gegenüber. Publiciert von Conze, taf. X, 1.
odai.ioo\\..oßoyitovavdr]ioTa()ü)ev£Qy£Tr]yioioav\\Tav7toXivTtoXXaxa
if.i€yaXaccQ€za<J6vv€xa\\[K]ai£vvoiaoTa<j£ioEavTav. D. h. :
1 'O da/nog 2 . . oßoyaovav /tr\ioxttqo} £V£Qy£zt]KOioav 3 zdv
TtoXiv itoXXa y.al [tiyaXcc dozzag evvexa 4 xal evvotag zag Eig
iavzav.
Z. 2. Der name der gefeierten enthält als zweiten teil
eine von bogio- abgeleitete bildung; der erste ist verloren.
(53) 5) Zwei weihinschritten auf einem blocke an der kirche
der üavayia IIa7Tctvdf] bei dem dorfe Plagiä. Publiciert von
Conze, taf. XVI, 1. Die grössere, nicht dialectische , links;
die andere rechts.
A. yr]voayittif.taiaa£QLicvd£oaayXaov£Qf.irj 2 £vxaQ7tov[oz^r]C£v[zov
d\\£S7ii<pvzaXLr]<j 3 ßaxxcovKa)ovavi\oaLvr]Z£Q]7tvr]dia7tavzoa 4 af.i
7tEXootoQaiovxao7Vov£%7]ßozQviov 5 aXXiXaooavai;£ü)ovoy£voO£vq>()o
vi&vfuoi 6 G(aiC£didovoavzoiO(t(p$ovovoXßov<x£i. D. h. :
1 Zrjvbg y.cti Maiccg £Qixvd£og ayXaov 'Eg/nrj
Ev\do7tov azrjö£v zövÖ£ sni cpvzaXlqg
Bdxxiov Zioovg v Joe, iv y Z£QTZvrj öid Ttctvzbg
^L4^i7t£Xog wQCtiov xctQ7idv s'xV ßOZQVIOV.
5 14XX* iXaog aveet; Zioovg yevog wcpqovi ^v/nwi
2wit£ diöovg avzolg acp&ovov oXßov dd.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 151
Z. 3. Das fehlende habe ich nach einer conjectur ergänzt,
die ich in dem handexeraplare des hm. geheimerat Sauppe
eingetragen fand, und deren publication er mir gütigst gestattete.
B. aQiOTa£ü)r]ßax,xü)vei(ü[iatr]Q = Idglozcc Zcor] Baxxcovelco (AcitriQ
a(pQodiTaa&r]vcudr]vav7vaxoio lAcpQodixct ld&r}va 'lörjva vtcccxoiü.
Diese inschrift ist bei C. ganz misverstanden. C. teilt eine
Vermutung Bergk's mit, nach der es sich „um die weihung ei-
nes gegenständes an drei göttinnen durch zwei frauen han-
delt". Mit den drei göttinnen hat es seine richtigkeit: L4tpQ0-
öItcc, lAdrjva und 'idijva, letztere doch wol die Kybele. Aber
von zwei frauen, welche 'Aqiozcc und Ztorj heissen sollen, ist
nicht die rede, sondern nur von einer, der 14qiotcc. Sie nennt
sich Zojtj Baxxiovsito (.tdtrjQ, d. h. mutter des Zutrug, des sohnes
des Bakchon ; den namen Zcorjg führt dieser söhn nach dem na-
men seiner grossmutter, der Zioco. Zcorj ist gen. von Zcorjg, dies
aber ist aus *Zioeiag : *Zcorjag entstanden , cf. ^Eq^siag , ^Eq-
(xr]ag, 'EQfirjg. Also Bakchon ist söhn der Zcoto der metri-
schen inschrift ; er ist verheiratet mit Arista ; mit dieser hat er
einen söhn Zairjg.
(54) 6. Drei grabiuschriften. Jetzt sämmtlich in der schule
zu Mitilini.
a) Nach Aristeides a.a.O. behandelt von Keil, a.a.O.
581; am besten Conze, taf. IV, 1.
L^Qiaroßovka || IdTioXkiovlio |j %cuqe.
b) Conze IV, 2.
Biio —looia Ttdeig.
c) Aristeidesa.a.o. , Keila.a. 0.582; Conze taf.VI,3.
\_J(X[iT\iag Qsoysvrj \\ x^QS.
(ob) 7) Fragment, jetzt in der schule zu Mitilini. Conze
taf. V, 1.
Lesbar ist:
VOlTCOTtai
ertiTiov/uva snl xiov fnvo-
\T}]QllOV...!T£Zü)7tQO0TaV T^QltOV 7TQ0g ZCCV
agTe/iuvvrto "u4qts(.uv
5 \7t\etTTa7tQ06ipacpio xctjtä Ttgoexpatpla-
^ievaipa(pia^f.iaTaevTQ€ f.ieva xpctcpio netto.
[yleved-hoaoXo yeve&foog
[d\(.ieQatctvT(x d/niga zccltcc
[xcu]oa()t]iovecxvTOv KaiaaQrjtov tavxov
152 F. Bechtel
10 [7t\oXivotoidif.iov noXiv cioidifÄOv
vd-Eavavvdga d-eav
toOTOioevegye iog toig svegys-
[ rata] laraiaavvexea raig
(pOQtüVaVTd
II. Pordoselena.
56. Beschlüsse der Nesioten betreffs der ehren, die Thersip-
pos erhält. Inschrift auf zwei Seiten eines steins, der bei der
grundsteinlegung der kirche z. h. Dreieinigkeit auf der insel
selbst gefunden ward. Die ersten 16 zeilen im CIG. Add.
2166c nach der Yov. *Av§oXoy., die ganze inschrift bei Eari-
nos, Movoelov xal BißXw&rjxrj rrjg Evayysfoy.rjg ^xoXfjg II,
127 ff. , und zwar auf grund einer vergleichung der eigenen
abschrift mit abschrift und abklatsch des Dionysios Markopulos.
1 [ßaoi Xev\octl£$~avdQÖ{o] 2
. . . {j\üjQCtOT<xi7ioXixa[i\ 3 [ovadejcclet-av
ÖQOodial 4 [Xai;£TO{i7taQav&QW7T^iüvßiovcpLXi.7t7tO(jde 5 [ocpiXirtTt
toxai]aXss~avdQO<JOcd£t;avdQioT[a] 6 {jLißaaiXeL\(xv7TaQalctßov&£QOi
7i7ioo£(*>v 7 [joioßao]iXr]£ooi(piXooxaitoiootQOT 8 [ayoioi]xcutOL
oaXXoiai^axedoveoaifx 9 [£yaX~]iovccya&tüvaiTiooy£yov£Z(U7ToXi<x
10 \yTl7C^aTQCüyCCQ£7UTat;(XVlOOXQ1]/-lCtTCC€LG 11 TOjLl7toX£f.lOV£l(jq)£Qr]
vTtavTiovTcovaXXto 12 v£iacp£QOvx(i)vd^£QOL7t7coarcaqay£vofi£vo 13 a
7tQoaTOiaßaaiXrjaaxaiavti7iaTQOV£y.o 14 [y<p]ioa£Ta!.i7ioXiv£7tQa§~£d
£XCCl7fQ00xX£ 15 [lT]0V7t£QlTa0£l(JY.V7tQ0V(JTQ(XT£lC((JX(Xl£ 16 . . fX£y
aXaodcc7tavao£i<jf.uxQ0vovvayay£ 17 \ji£TaTOvt]oÖ£xaLTC£QiTavaiTO
duavavrj 18 [XioTCoXXct]xainaQTO)vaadQaTiav£ioayioya 19 [yovyxct]
T£ax£vaaa££Öa)X£Ö£xaiTai7toX 20 [ixQrjita^auoGtoTrjQiavxctiTOxoiaa
XXaa 21 [GovactLT]rjO£T(ayxaT£GxaxovT(jov£\^ß]ao^ri 22\d £XQ7]fx]ax£a
oixaiToiOfioXiTaioi£io\_£] 23 \v£yx(o]vxai7toXv7i£QxovToo£iOTavaa
[t] 24 [ctV£X$OV~\TOGdlU)lY.r}G£CpiXovaVTOVTCU7T 25 [oXiv7taQ]xf]V7ta
Q£GX£vaoo£Ö£xai[a(i]Qaßa 26 [iovxat]TOLOaXXoiox[oi]G£n[L]%LVO}VT
£xa 27 [y/n£vo^\iov7ioTiüvßaotXr]a)vcpiXoi(jTai7t 28 [oXixai]raXXcc7t
Qaoo£ijA£T£vvoiaa7tQOO 29 [Tovda]txov7iavzad£doo9aiavTtt)ccT£X£[i
a] 30 [yjtavxio]vTO[X7tavTaxQOvovxaiavT(jDxa[L£] 31 [xyov]oiaiata
aaiÖ£avTwxai£ixovax[ctXx] 32 liav]Ö£Öoa^aiÖ£xaiairr]aiv£^7rQOta
v[s] 33 [lü)lXCi]l0TCtX£Ct7l0XlOlQ07t0r]TCtllLl£Ql(jd[l] 34 [do]o&(od-£QO
t7t7tu)xaiTOJV£xyov(Dvcux(oy[£Q] 35 [ai]TaT(oyxaXrja^aid£xai£ia7tQO
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 153
edqiav 36 [Gxe~ypavtoxiod£avxovoyoQOOxaxuoaiO£v[e~] 37 [cov'jevx
wiayiovixaioyxaQvoaextoavdQay[a] 38 [&t]ao£V£xaxai£vvoiaoxao7ZQ
oozovda 39 \_f.inv]ivayLVioa-/.(.oLOLTtavTEöOTiodaf.ino{o1[ 40 [va~\ouox
avxoioayad-oioavdQao[xai]£V£\_Q] 41 [y£x~]aiox[i/iiai]xaiotü&£vxoo
avTü)SGT£cp[a] 42 [vr]]q)0Qr]O£v[_a/ii]£QaioxQ[i']oxa[_i]evayyeXi[a'] 43
Y.aLOioTrjQiae[ß-^uG£Y.aLTtav[ayvQ]ivovva 44 j'a/£(J«lt/or«[A]^»'xo;t>'t'j'
x[if.iaf\d mau) oa 45 vayQa\paidexoioxaj.iiaiGxoiOf.iexrit)a 46 xAe^rw
xoipa(piouaeioaxaXXavXi&iva[y] 47 xwex&eQjLiaoXidiüxaioxaoai07Z
7taxed£[if\ 48 oirt7xioovvaQ£Oxrj!.i£%QinoQvo7Tiao£££[o] 49 xcode&e
QOi\j7t7T^aj-/,aiallan7t7Tctx£d-£Är]TtüV 50 [t^wwraffalYJrot^agnta^axa
fX£Tt^fA?y7r[^] 51 ooyQa(pr]V£iuf.i£vaiavr(OTajyx£v[£]v£Qy£ 52 xrjta\.i
txoI.lv. D. h.:
1 ßaaiXev2 IdtXe^avdgog 2 .... yiuQag xai rxoXi
xal 3 .... ora dg ^AXe^avdqng didl- 4 Aa££ ro« 7T«(> dv&QcoTTOJV ßlov,
OLXntTCog de 5 o (DiXitzttco xal ^AXeS,avdQog 6 *AXe!-dvdQ(x) rä-
6 ju ßaoiXü^iv nageXaßnv, QtQöiTTrcog ecov 7 ro7g ßaoIXrjeoai,
cpiXog xal xolg oxqox- 8 dyoioi xal xolg dXXoioi Maxedoveo-
oi M- 9 eydXcov dyd&tov al'xiog yeyove xai noXi.^A- 10 vxi-
rtdxQü) Vag emxd^avxog yg^ftaxa elg 11 xö/ii 7toXef.iov elg-
q)€QTjV, 7xävX(x)V XIOV dXXtO- 12 V £ l g Cp £ Q OVXCOV (*)£QOl7X7XOg Txa-
qay£v6(.i£vo- 13 g rtgog xolg ßaaiXr^ag xal ^Avx'nxaxoov exO-
14 vcpiooe xau nöXtv enga^e de xal nobg KXe- 15 Ixov
neql rag elg Kvttqov oxqaxeiag xal E- 16 . .ueydXag da-
ndvag elg /hixqov avvdyay£ > 17 (.texa xovxo de xal neql xdv gi-
xoduav dvTq- 18 Xw noXXa xal nag xcov oadgänav elgaycoya-
19 v Gvyxax£OX£vaao£ ' edcoxe xal xai nöX- 20 i xqrjfiaxa elg
oioxrjQiav xal xoxoig eXdo- 21 oovg al'xrjoe xiov xaxeaxaxovxwv
eßa(d-6)r] 22 de yQrjiidxeooi xal xdlg noXivacai elge- 23 vey-
xtov • xal YloXvrciqyovxog elg xdv lAal- 24 av e'X&ovxog dicoi-
xrjO£ (piXov avxov rat, w- 25 6Xi v7idoyr\v ■ Traoeoxevaooe de xal
Ljoqdßa- 26 lov xal xoig dXXoig rolg ercl xlvwv rexa- 27 y/iievotg
vtco xcöv ßaoiXytov cplXoig xäi n- 28 6Xi • xal xdXXa nqdooei
ILtex' £vvolag itqbg 29 xbv dä/nov ndvxa ■ dedoo&ai avxw dxeXua-
30 v 7tdvxtov xofj. Txdvxa yqövov xal avxto xal e- 31 xyövoioi,
axäoai de avxto xal ilxova yakx- 32 lav, dedoodai de xal al-
xrjoiv e/ii 7T.Q0xav£- 33 Icoi, xal oxaxe d 7xoXig iQOTtorjzai, /uegig
di- 34 dooOo QeQOLTTTTU) xal xiov exyövwv ai xco yeg- 35 ai-
xdxio{C) • xdXvßSai de xal elg ngoedgiav • 36 otecpavioxo) de av-
tov o xogooxdxag ai 6 eve- 37 cov ev xioi ayiovi, xal oyxaQvooexco
Beiträge a. kundo d. i %. gpraohon V. \\
154
F. Bechtel
dvögaya- 38 d-iag evexa xal svvotccg Tag rtQog xbv da- 39 fiov,
tva yivwoxmoi, Ttdvxsg, oxi 6 d5(.iog 6 40 Naoicöxav xolg dyd-
&oig avögag Kai evsg- 41 yexaig xif.iai xal acod-evxog avxio
soxeya- 42 vrjcpOQrjOev dfxsqaig xglg xal evayyeXia 43 xal Gtonrj-
Qia ed-vae xal Ttavayvquv avvä- 44 yaye öaf,ioxeXt]v xal vvv xi-
f.iac dixdwg ' d- 45 vdyqaxpai de xolg xa/ulatg xolg (ist' 'Hqa-
46 xXetxco xb xpdq>iafia elg axdXXav Xi&ivav 47 xto sx Oegfiag
Xi&to xal oxäoai oitna xe Qsq- 48 ainnta ovvaosoxr] (.ityoi
ÜOQVOTtiag . e£so- 49 xto de QsQOi7t7Zü) Kai dXXa ortTta xe &eXrj
xtav 50 I'qiov axaaai xö ipdtpiofia, xai xe xi deXrj reg- 51 og-
yydcprjv, eu(.ievai avxio xtoy xev evegye- 52 xrj xd/n izoXw.
Bei der constituierung des textes muss auch das CIG. her-
angezogen werden. Diese publication ist allerdings, wie schon
B. bemerkt, insofern ungenau, als sie die Zeilenabteilungen
nicht berücksichtigt; das plus aber, welches sie vor Earinos
voraus hat und welches in der Umschrift durch den druck her-
vorgehoben ist, scheint nicht beliebige ergänzung zu sein (solche
ergänzungen sind entweder gar nicht vorgenommen oder durch
die schrift kenntlich gemacht), sondern zur zeit der lesung noch
wirklich auf dem stein gestanden zu haben. Dieses plus betrifft
fast durchaus die linke seite der inschrift und bestätigt zum
teil E.'s ergänzungen, teils widerlegt es sie. Uebrigens ist E.'s
publication noch lange keine genügende grundlage für die re-
stitution. E. schweigt darüber, ob die inschrift axotxrjöov ge-
schrieben ist oder nicht, wonach bei der tatsache, dass die
Zeilen in A zwischen 31 und 33, in B zwischen 11 uud 12 buch-
staben schwanken, immerhin gefragt werden könnte. Nament-
lich aber gibt er die kriterien nicht an, nach welchen er die
zahl der fehlenden buchstaben im anfang der zeilen bestimmt
hat, und die anzahl der buchstaben, die er in der Umschrift
ergänzt, steht mitunter im Widerspruch mit der anzahl der punkte,
die er auf der abschrift setzt: z. 5, 12, 14 u. s. So hat auch
der vorliegende text noch nicht volle Sicherheit, obwol er in
folgenden einzelheiten denjenigen von Earinos berichtigen dürfte:
Dreimal gewinne ich durch herstellung einer zeile von 33
buchstaben äolische formen, wo E. xotvrj hat: z. 13. 14. «toll
[vtp]ioae mit CIG. für ex\\[ovtpiae']; z. 31. 32. /aA[z||<W] für
X«A||[x^v], cf. Ahrens I, 80; z. 36. 37. £v[€J|tuv], f. eVp[wj']. —
Umgekehrt fehlen vielleicht im anfang von z. 21 nicht 4
buchstaben, sondern 3: dann ist 20. 21. zu lesen eXdo\\[oiog~]
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 155
statt °ovg, cf. herakl. /usico (acc. sg.) bei Meister 1, 174 (Curt.
Stud. IV, 457).
Z. 8. 9. Maxedoveooi f.t\\\_£ydXcov] für Maxedovsooiv \\ rtoX-
Xwv : die hischrift hat zwar bereits v scp., aber nur vor vocal
deshalb auch z. 3. 4. didX\\[Xa!-e zo/n rcaq] für didX\\[Xat;6v;
tov !£].
Z. 15. 17. weiss ich nicht herzustellen. Gegen E.'s lesart
Kai !| [ovk oXlya]g dctTzdvag elg /uixqov ovvdyay\\[e yqövov] spricht
grammatik und Wörterbuch ; ueydXag dandvag, wie das CIG. hat,
kann nur ein genetiv sein; vielleicht gieng demselben krti (e noch
erhalten) voraus, und den anfang von z. 17 bildete das object
zu ovvdyaye, welches an stelle des \jieto. tovt\o, das ich ergänzt
habe, einzusetzen ist.
Z. 17. 18. avjy||j7,w noXXä] für dv^Xcooev cog] E., wo-
bei das object fehlt.
Z. 23 24. ^/ff[/]||[av e'X&ov~]Tog für i^flr[/a]||[v 7ii[x\pav\-
rog, wobei abermals das object fehlt.
Zwei andere emendationen stehen schon bei Cauer, der
die erstere ausdrücklich Kirch hoff zuschreibt: z. 21 ißa&or)
f. ißao&T], u. z. 34. 35. tio y[€Q\ai]tdTix) für das merkwürdige
rwy [y\\xv]TdTioy , wie E. schreibt. Das hinter TATQ stehende
r ist wol verlesen für / {tat rtoXt z. 9, 19, 24, 27; i/n nqo-
xaveim 32. 33; iv tiot aywvt z. 37) oder wegen des voraufge-
henden tüjv ixyöviov verschrieben.
Z. 42 ergänzt E. T^[r]g. Aeolisch wäre rgrjg (aus *TQ€Jeg
= sskr. träyas); dies aber mit "Wilamowitz (Zs. f. Gymna-
sialw. 1877, s. 647) in den text zu setzen, liegt keine nötigung
vor, da die attische form tgeTg durch die grosse inschrift von
Eresos belegt ist, Übergang von ei in t aber im folgenden stücke
nachgewiesen werden wird.
B. 1...7ta 2 ..dQect7to\Xio'] 3 [ßiyi\aaraia . . 4 ...asooaQfyto]
5 [vd-v]rjvd£d[ood-^ 6 [aijigrjia 7 . eoveeu .... 8 . xaescpiT . . .
9 .a...tva... z. 10 — 14 sind zerstört; z. 14 it.. 15 ...
vievza.. 16 .XX 17 18 .%. .£(ov7t... 19 ..aq
Xcceo... 20 ..6af.iooe 21. .. darevo.. 22 . . . xvqia£%[X] 23 [yatjat
aiadio[q] 24 [eai]o7tcuoa[io] 25 [Tca]odedoite[v] 26 [a\io&£qoi7Z7t
[w] 27 [v~\TtnTü)[d\afi(jox[a] 28 [ijexyovoioid 29 [ia/u£]vrjv£t<JT
30 [o(X7t]avTcr/Qnv 31 [ov^xa&a7t£Qod 32 [a/uo]o£dtox£Ka 33 [i/x
rj]ef.i(.i£vai[ri\ 34 [£qt]avtaf.irjt£ 35 {aq\%ovxt7iqo& 36 [e){.-evai[i
t]t£Q 37 [rj]TOQiei7Taifx 38 [iy]r££7Ti;u^j't[tt>] 39 [ejffmxamtd 40
11*
156
F. Bechtel
[e\xextorjQrjxo} 41 \g]^i7tr]r]aQxo)v 42 [eo]ayayr][r)xai] 43 \ßTc\tfi
t]v[t]oaea 44 [evtx]t]axvQax 45 [ad^eatov.caocpe 46 [lX]extoexaaxo
47 [fförar^J^affro 48 [tax\oatoiGtQ 49 [otffr]waff[x]Aafir 50 [t
(üKa]i€7vaQccT 51 [ooe]axtoxaiaxi 52 [jt/oaj/a^/fi^oa 53 [«Jmro^
Ttavxa 54 [j((>]o>'oj'/Ccm£/u 55 [fix]£<m<rrw/olu 56 [wzrjfi^trwxaAA
57 [i'ovx^oaxovda 58 [/<o»rof(J]«i//a^t[ ff] 59 [^«vorTrooffJa^a 60
[yQ]a\patxotOE 61 [££]raffrcMff6£ 62 [ox~\ataaxaXXa 63 [tara/a]
7re^t[a] 64 [yxio]doxio[d£xo] 65 [(Jfiro]avaÄw(aa
D. h. : z. 22 xvqi.cc ix?.- 23 ^a/a rcag ömo- 24 6atg tt«/-
oreug 25 xaig öedoftsv- 26 atg QeQOi7trtco 27 t?7ro rw da.«« xa-
28 t exyovoiai <J- 29 taftEvrjv eig x- 30 o^u nävxa %qov- 31 ov
xa&dneQ 6 ö- 32 ä/iog e'dwxe • xa- 33 t /*»} Ef.if.iBvm n- 34 tot
awa fxi]XE 35 <xq%ovxl 7Tqo&- 36 Eftevai fnqxe q- 37 ^ropt etnat
fi- 38 ^r« entfirjvia) 39 Egivtxat * cn d- 40 * xe rtg »7 Qrjxw- 41
p (efinrj // ccqxojv 42 Egayäyrj rj xai 43 ETtifvqviog sg- 44 evlxtj,
ccxvqcc x- 45 od* eo(x)co xccl ocpe- 46 AAgVeo Exaoxo- 47 g ara-
xrjQccg xq- 48 iccxooioig I'q- 49 ojg raJ ^ax^a/r- 50 /w, xat eVra-
^ar- 51 og e'trrw xat art- 52 ^og xat j^Vog 53 «g z^o^ nävxa
54 xqovov, xai s(v)- 55 £%eg(&)(o xw vöfi- 56 w 7r«£t rcD xaAA-
57 iWrog xov da- 58 /iov ■ xcc o° Eipayio- 59 ;U£va nQogavä-
60 yQaxpai xolg s- 61 f-exdoxatg si- 62 g T<ug araAAa- 63 *g
raig tteqI a- 64 vttd ' doxa) ds xo- 65 o*« xb dvdlcofia
Z. 32 ff. xa\\[i firj] Efifisvai 7r||[€ot] aura ist zu schreiben
für xca ai Efiftevai nävx avxa, wie das folgende ergibt; k'fifte-
vai im sinne von st-sftfievai cf. A, 51 sfifievai avxco.
Z. 37 ff. |it||[^]r« E7tLfir]vi\(jü]\\ [ß]gEVLxai ■ ai o||[«'] xs xig. Hier-
für liest E. fiiqxE sntfajvlotg evi, xai ai ös xe xig x), und Cauer
copiert ihn zufrieden. Aber 1) der parallelismus mit fnjxe ccq-
%ovxl TtQo&Efievai fnqxe qyjxoql etnat verlangt einmal einen dativ
im singularis, sodann einen infinitivus, der dem nQO$Eftevat des
ccqxcov und dem einat des qiJxcoq zur seite geht; 2) hiifirjvioig
als dativ. plur. hat auf dieser insehrift kein analogon; 3) evi
in der bedeutung von il-Efifievat ist unerhört. Was ist denn nun
aber jene tätigkeit, welche dem intft^vtog nicht gestattet sein
soll? Das lehrt z. 43. 44, wo nur Eg\[evix']r], nicht sgeveixt] wie
bei Cauer steht, gelesen werden kann: t für et, wie in A 42 xQtg.
Z. 54. 55. £v\\[ßx\EG&b). Nach E. hat der stein eft [| . .
eoxoj, welches ich nicht anders restituieren kann.
x) Diese Verbindung wäre nicht zu tadeln : vgl. No. 60, 44 xai tntC
xe de TeXevrüar].
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 157
Z. 56. 57. xaXX\\[vovz\og zav da/nov. E. schreibt xaAÄ||[a>g
7*Q~]\\bg z. d., was mir rätselhaft ist; Cauer hat punkte.
Z. 59. 60. \jtQog]avä [%>]ai/m Cauer. xai ava.yQa.xpai E.
Z. 63. [-ig ralg'] jzeqI a-ivzio) Cauer. Nach E. hat der
stein 7ceq . , folglich die zeile nur 10 buchstaben. Diese
angäbe ist nicht stichhaltiger, als die übrigen (s. o.), die resti-
tution -ig ralg v\jv~\q [a] mir völlig unverständlich.
Als abfassungszeit von A ergiebt sich mit Sicherheit die zeit
zwischen 319 und 317: Earinos p. 136.
111. Tenedos.
(57) 1) Ehremlecrct für Erythrac und Diodotos aus Erythrae.
Gefunden zu Erythrae, jetzt im k. antiquarium zu München.
Herausgegeben von Christ, Sitzungsber. der k. Bay. Ak. 1866,
s. 248 ff.
1 [EÖo^£zaßoXXaxaiziodaf.uo] oeittev 2 [coa^£vi]axairpi
Xav[#()iOTZiaair]v)zaTZoX£zaz£V£ 3 [duov7tQoa]zovöa[f.iovzov£Qv^Qa
uo]vxaia7ioa 4 [z£XXav\zoozioö[aiiio7tQEaßEvza']vQOOEQi^Qai 5
[oiaio]aa^icca£iavzo[iaxai)7iaQxaX£icpiXoiO£ovzaa 6 [zcoda]/niozio
zEVEd\i]v)va7ZoarEllaidr/.aa 7 [zav£f\oz£VEÖovoda/noo€QV&Qaiiov
tzoX 8 [Xav7CQ]ovoiavjioEi(.iEvoo\r]ao7toXiooa7ZEOTE[X] 9 [Xsdix
a]ozavdiodozov[xXEio~\vv(.uoavÖQaxa 10 [Xovxai\aya^ovooziG7zaq
ayEvof.iEvooEiOTa\ji] 1 1 \7toXiv£\dixao£zaiadiy.ai07iavz£OOiioio(j
12 \xaidix']aiüjoxaiodafj.oo£ipa(pioazozif.iaaa[i] 13 [za/ii7to]Xivz
avEQvd-Qauovzi/naiozaioxazTo[i] 14 [avo/noia]d£Öox^aizaßoXXax
aiziüidaiuoi£[7T£~] 15 [iöt](.oq)£]Xr]zaioda/uoaoz£V£diiovdiazrj
16 vovza£avzcoicpiXav&Qü)7za7tQO 17 vEQv&qaiwve
7taivrjaaizov 18 aQ£zao£V£xaxai£Vvoiao . . . .
Umschrift: l"Edot-£ zä ßoXXa xai ziö ddf.tco g £i7t£v~
2 'Qg i-£vla xai cpiXav$Qi07iia ai ijv zä tzoXe(i) zä Teve- 3 61-
iüv Ttqbg zöv däkuov zöv ^EQV&Qatcov xai drcoo- 4 zsXXavzog zio
öäf.uo 7tQEgߣvzav (7z)gög 'Egv&Qa- 5 loig, tog d^iauEt avzoig
xai 7TaQ/.aX£i rplXoig sovzag 6 zw öccuco ztov Teveöuov a7z6az£X-
Xai dixäa- 7 zav eig Teveöov, o däf.iog ^EQV&Qaluov tzoX- 8
Xav TtQovoiav 7to£i(.isvog zäg TtoXiog aTtsoxE- 9 IXs dixdazav
Jiödozov KXEiovvf.no, dvöga xd- 10 Xov xai aya&ov, ogzig 7ta-
Qay£v6/.isvog sig zä- 11 f.i TtoXiv sdixaas zalg dixaig nävzEGGi
Yoiog 12 xai dixaliog, xai 6 öäfxog eipaq>toazo zi/uaoai 13 zäfi
ttoXiv zav 'EQvd-Qaliov zifxaig zalg xaxzoi- 14 g vö(.ioig' ösdox&ai
158 F. Bechtel
va ßoXXa y.al Ttot düfiwi • etce- 15 törj oocpslrjTcci 6 öaf.tog 6 Te
vedttov dia ttj[v anovd- 16 yv, rj eg öe?~\vov ra iavTcoi q>i-
Idv&QcoTta 7tQ[ovoei o?] 17 [ßcifxog tio]v. 'Eqv&qcciwv, E7icclvT](jcu
xbv [da/iiov top] 18 [EQV&Qaiwv ?] ccQsrag «Wxa xat svvoiag
Die inschrift, deren zeit von Kenner (vgl. zu No. 3) rich-
tig bestimmt ist, ist leider sehr schlecht erhalten. Sie ist nicht
aroixrjööv geschrieben, sichere ergänzungen werden sich schwer-
lich finden lassen. Die spräche steht auf gleicher stufe mit
dem gleichzeitigen, eben genannten ehrendecrete aus Mytilene:
d. h. der dialect ist im vollen verfall begriffen. Vermutlich
hat der ionische Steinmetz, der die inschrift einhieb, das seine
getan, um die spräche noch buntscheckiger erscheinen zu lassen :
auf seine rechnung möchte ich wenigstens das tr}[y] in z. 15 setzen.
Unäolisch sind die formen: 7taQayev6(.isvng (neben Ttaq^aXel),
z. 10; der dat. pl. Tt^iaig (z. 13); das att. fut. 7taQy.aXsl für
°xaXtoo£i, und die aoriste sdUctoe (z. 11) und kxpacpiaato x)
(z. 12); endlich ogxig (z. 10).
Grösseren wert scheint das denkmal für seinen ersten her-
ausgeber zu haben. Nach ihm hält der dat. sg. tioXe (z. 2)
die mitte zwischen dialectischem tzoXi und att. rcoXu. Diese
annähme ist schon von Sauppe (Comm. p. 23) zurückgewie-
sen. — Sodann schreibt Chr. zweimal (in z. 2. 3 durch völlig
freie ergänzung) Tsvediov für Tevedliov, obwol z. 15 richtig Te-
vsölüjv steht, und in z. 6 gestanden haben kann, da die litho-
graphie zwischen J und ß eine schadhafte stelle andeutet. —
Endlich entdeckt er einen äol. infinitiv auf -ov, indem er die
völlig corrupte stelle z. 15. 16. zu dia rrj[y reo || ßoXXs]vov zä
kavtwi cpiXdv&Qwrtct TCQ[ovoiav\ ergänzt und das also durch con-
jectur gewonnene ßoXXsvov für eine den italischen infinitiven
auf um, om parallel gehende verbalform erklärt. Da dies ver-
fahren gegen den ersten grundsatz aller kritik verstösst, lasse
ich den fund auf sich beruhen.
Z. 5 ät-idaet. Auch in z. 33 des decrets aus Lampsakos
J) Dagegen ist lnaivr\aav, welches, freilich vereinzelt gegen dreimali-
ges inaCvtaai uns in No. 3 begegnet, eine äolische neubildung, die an
stelle von Inuivtooai getreten ist: d. h. der präsensstamm hat sich durch
die ganze flexion hin geltend gemacht. Dem ionischen Steinmetzen kann
die form nicht aufgebürdet werden, denn die Ionier flectierten tncuvito
wie die Attiker, vgl. auf der im Bull. d. Corr. Hell. III, 388 ff. publicier-
ten inschrift aus Erythrae z. 23 Inawiaai.
:
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 159
(No. 64). Da die letztere inschrift die formen kdixcioae, S7taivsa-
aai gewährt, wird bewiesen, dass dt-idaei zu einem verbum dt-idio
gehört, wie schon A h r e n s I, 94 vermutet hatte, nicht von einer
form dgidto) abzuleiten ist, wie sie Christ (s. 256) annimmt.
dl-idw : dt-iöto wie xoivdco (yiotvdaavjsg, rca.qEY.oiva.xo bei Pind.)
zu xoivoio, wie umgekehrt rtfiocu (rif.u6oa\\[oa] auf einer inschrift
aus Methymna, Conze taf. XI, 2 z. 7. 8) zu vif.id(o.
Z. 8. Ttosif-ievog. Nicht mit Chr. auf ein unding Ttoiaija-
f.i£vog zurückzuführen, sondern aus 7torjf.i£vog (über dessen bil-
dung Collitz, Anz. f. d. Alt. V, 329 f.) entstanden wie rtoeg-
ßua (No. 64, 31) aus rtqsgßrja, cf. Curtius, Stud. III, 397.
Z. 14. 15. xarrotjjg vöfioig ergänzt nach No. 64, 24. 25.
Christ's t.a.% rb Xaov geht des raumes wegen nicht an.
Z 15 bis schluss. Die ergänzungen sind nur Vermutungen,
daher auch in der abschrift weggelassen. Wegen des sichern
rrjv habe ich auch OTiovdiqv und fj geschrieben.
Aus unbekannter zeit:
(58) 2) Weihhrschrift au die Dioskurens. CIG. 2165 („in
Tenedo extra urbem in marmore candido")-
1 3£7tl Uoetog twv di- 2 ogxovQiov (DiMoxov 3 %ov Idy^-
odvÖQOv 'Po- 4 diov Evvoftog x.al ol 5 ovroxavoi diog- 6 KOVQOig.
Bloss das wort ovvov,avoL ist eine äolische reminiscenz;
das übrige v.oivTq.
IV. Die Klein-Asiatische Küste.
A. Kebrene.
(59) Grabinschrift auf den Lykier Stheneias, Nikias' söhn.
Gefunden von Hirschfeld zu Tschanakkalessi , besprochen
von Kirchhoff (Monatsber. der Ak. zu Berlin, Juni 1879;
mir erst nach dem druck des ersten bogens meiner arbeit zu-
gänglich geworden).
M[vci(xa E]7ti 2&evdai tfifu rw[i] Nixialcoi tw[i] [*/t]vxt(o[i].
Die schrift ist vorionisch, ihr character weist nach K. auf
die erste hälfte des 5. Jahrhunderts. Das erste wort ist unsi-
cher: für Mva/ua kann man 2a/ua lesen. — 2&£V£iai ändert K. in
2&ev£Xai; ein grund zu ändern liegt aber nicht vor, da 2&e-
velag eine bildung sein kann wie *QaqO£iag (Qaqomg; cf.
G.Meyer, Beitr. I, 90). — Stheneias ist Lykier, sein grabmal
stand zu Kebrene am westabhange des Ida: darf man die ver-
160 F. Bechtel
mutung wagen, seine heimat sei diejenige des Lykiers (IL E,
173 ovöe zig iv yLv/ii] oeo y.evyezai tivai dfieivwv) Pandaros
gewesen ? ?
B. Kyme.
(60) 1) Volksbeschluss zu ehren des L. Vaccius Labeo. Ge-
funden „in parietinis Cymes in vico Namourt", seit 1749 zu Pa-
ris. CIG. 3524 *).
1 [6afi]ooiai[g] 2 [raig wcaQxoi]-
oaig avzw xzi]- 3 [oiag iv zw ZfiaQayr)w~\ rj zovzoioi zw
dd[fiw~\ 4 ovia Tcaaavdidoavzog y.al 5 \ fieyalo^rtQe-
7teo(zd)zaig zeiuaig öoyfiazltovzog xal vav [o-] 6 v a) iv zw
yvjLi(v)aolw "/.azeiQwv 7iQoayQrjf.if.ievw, iv w zotig zei- 7 fiaig ac-
ta) xaziÖQvoei, ytziozav ze xal eveQyezav TtQogovv- 8 fidoöeo-
&ai, el'xovdg ze yQVOiaig ovze&rjv, xa&ä zolg zd fis- 9 yioxa
zov däfiov eveQyevrjodvzeooi vofiifiov iozi, fis- 10 zd re zdv
ei; dvd-Qwrcwv avzw fiezdazaoiv xal zdv iv- 11 zdcfav Kai &£-
oiv zw owftazog iv zw yvavaoiw yevrjd-rjv, 12 dnoöe^dfievog
v7Z£Qdvftwg zdv kqioiv zag noXiog via- 13 ßewv, ozoiyeig zolg
TtQQVTcaQyfdvoiGL avzw Kai TtQogfii- 14 zQeig zdv iavzw zv-
yav zolg iqjiKzoioiv dvd-Qwrtw, zdv 15 uiv vjisQßaQsa Kai &e-
olol Kai zolg looofreoioi aQfiötoi- 16 aav zag zs zw vavw
KazeiQWOiog zag ze zw Kzioza 17 TtQogovvfiaoiag zeifiav tzüq-
rjztfoazo, aQKerjv vofti- 18 Cwv zdv kqioiv zw rtldd-eog Kai
zdv evvöav inize&e- 19 logrJKrjv, zalg di zolg dyd&oioi zwv
ccvöqwv riQETtoi- 20 oaig dofievitoioa yaQa ovvertivevoe zeifiaig'
iqo oi- 21 olv TtQETtwdiozazov iozi zwv ivvofiwv iovzwv 22 %qg-
vwv zdv Ttavzslea zwv eig dfioißav dvrjKOvrwv 23 ircaivwv ze
xal zeiuiwv 7i£Qi zag KaXoKayaÖiag avzw 24 fiagzvQiav drtv-
didoo&ai' di a Kai zvya dydfra ötdoyüai 25 zä ßoXXa Kai zw
ödfiw • inaiv^v viaßiwva naloag eovza zu- 26 ftag a£iov Kai
öid zdv Xo'ntav fiev tzeqI zdv ßiov oefivozaza 27 Kai öid zdv
q>iXodog~iav di Kai zdv fieyakoddnavov eig 28 zdv nöXiv öid-
&eoiv, Kai £%r]v iv zä xallloza dialdfixpei ze y.al 29 aTivdoxa,
y.al Y.dXrp) eig 7iQotÖQiav, Kai ozecpdvwv iv Tidv- 30 zeogi zolg
dywveaoiv, ol'g xev d 7t6Xig owTelirj, iv zä zäv 31 Kaxevyav
*) Ich teile diese und die folgenden Inschriften gleich in Umschrift
mit, da der text meist vorzüglich erhalten ist, und gebe die huchstaben
der abschrift, die zu corrigieren sind, in anmerkungen an.
a) Abschr. il.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 161
d/nega enl xdv anovdav xaxxdde' o dafiog axe- 32 cpdvoi ytev-
tuov Ovo.xv.lov udlsvMtü vlov ^4lfttXia ^laßewva, <pi- 33 Xoxv-
/itaiov evegyexav, axecpdvio ygvatco dgexag evey.cc 34 xal qpiXaya-
&Lag xag elg eavxov ■ övxe&rjv de avxio xal eX- 35 xovag ygdn-
xav xe ev onXio evygvoia xal yaXxiav , xaxxd av- 36 xa de xal
/nag/itagiav xal ygvaiav ev xto yvf.ivaalio, eqp av eni- a) 37 ygd-
cprjv • 6 öä/Ling erdf-iaaev ^Jevxiov Ovdxv.iov ^ievxuo 38 vlov ^il-
fiiXia ^iaßeiova, opiXoxv^iawv evegyexav, yvfivaoi- 39 agyrjoavxa
xdXcog xal ueyaXodö^wg , bv&evxa de 40 xal xb ßaXdvrjov xoig
veoioi xal ngbg xdv elg avxo xogayi- 41 av xalg vnagxoloaig
avtü) xxrjcuag ev Z/uaQocyqto, xal e- 42 nioxedaavxa xb yvf.ivd-
aiov xal exaaxa enixeXeoavxa 43 Xdf.tngcog xal f.ieyaXo\pv%o)g,
dgexag evexa xal evvoag 44 xag elg eavxov. Kai irret xe de
xeXevxdorj, xaxevex^ev- 45 xa avxov vnb xiov ecpdßwv xal xiov
veiov elg xdv dyogav 46 oxecpavio&rjv did xio xag nöXiog xdgvxog
xaxxdde ■ 6 da- 47 /Liog oxerpdvoi ^ievxiov Ovdxxiov ytevxiw
vlov ^4l/uiXia uda- 48 ßeiova, ipiXoxvf-iaiov evegyexav, axeq?dvio
Xgvolto dge- 49 xag evexa xal evvoag zag elg eavxov • elgeve%$rjv
de 50 avxov elg xq yv/nvdoiov vno xe xiov eqpdßiov y.al xiov 51 veiov
y.al evxdipr\v ev io xe xal b) evd-exov e'ftf.ievai cpaivrjxai xö- 52
7io). Tb de i}>dcpto/ua xöde dvdygaipai elg axdXav Xl&io Xev- 53
xw xal ov&eitevai elg xb yv/nvdaiov nag xalg dedo- 55 y/naxta-
/iievaig avxco xeif.taig. Mrjvog Qgaxgiio dexdxa 45 dniovxog enl
legeiog xag 'Pco/tiag xal ^4vxoy.gdxogog 56 Kaioagog, &eco vl'io,
&eio Seßdoxio, dgyiegeog [leyioxio xal na- hl xgog xag ndxgi-
dog IloXe/niovog xio Zrjviovog ytaodt- 58 xeog, ngvxdviog de
ylevxiio Ovaxxuo yievy.no vlio u4lf.uXi- 59 a ytaßeuovog, cpiXo-
y,vf.iaiio evegyexa, oxecpavarpogo) de 60 ~xgdxiovog xü 3Hgay.Xelda.
Abfasssimgszeit: Die jähre 2 v. Chr. ( Augustus heisst pater pa-
triae z. 56. 57) bis 14 n. Chr. Die inschrift enthält viele Verstösse
gegen laut- und formenlehre des äol. dialects So nicht weni-
ger als drei utrierte ä für rj: nXdd-eog (vgl. lat. plenus, altir.
lin, böot. nXeld-og (Führer, de dial. boeot. 23), eqdßwv (zu
lit. jegti, vermögen, Rezzen berger Beitr. II, 190, trotz Cur-
tius Grdz 5 589) und oxecpavacpogio, für dessen richtigkeit
der Evayevrjg CIG. 22651». (s. unter No. 3, auf s. 116) nichts
beweist, da diese inschrift gleichfalls utriert. Andrerseits ein
ionisch-attisches t] in nagrixrjoaxo, und v statt o in ngvxdviog.
Die psilosis ist gewahrt in yaTiügvoet , yaxetgojv , noch öfter
jedoch gröblich verletzt in eipiyxoioiv, erp oloiv, ya&d, eq> av.
Die inschrift bringt als formen des relativums cb, olai, a, sogar
av, sämmtliche falsch, und verewigt die conjugationsfehler
agy.etjv , ovvxeXet], enioxedoavxa, evnxeXeoavxa; auch das wie-
derholte oxecpdvoi !) ist doch wol nicht äolisch, sondern attisch,
a) Abschr. EIIE. b) ENÜKENAN.
*) Wenn die formen jCfiat (No. 56, A 41 u. 44), artyavoi äoüsche
gebilde sind, was nicht bewiesen werden kann, so müssen sie als aus n-
/j.ä'n, GTfqavo'm (nach clöixr]u) hervorgegangen gedacht werden.
162 F. Bechtel
da eine regelrechte äolische 3. sg. praes. ind. act. von einem
verb. contr. in noirj (No. 3, 21) erhalten scheint.
Zeitlich nicht bestimmbar sind:
(61) 2) Erteilung der proxenic an zwei Teneder. Gefunden
in der gegend von Fokea. CIG. 3523.
1 3'Edo^s tiü öd/nca. 3EX7tivixco 2 xai l4^ava,)odcogio, xölg
Ttaideaai 3 xölg ^Ayaoiaxgdxio, Teveöioiol 4 EVEgyixaioi sov-
xeooi dsdoo&cu 5 xai avxoioi xai Ixyövoioi 6 ngol-eviav xai
TtgoEÖgiav xai 7 dxiXEiav tuxvtiüv xai Etgaywyav 8 xai et-aytoyav
xai eiQ7tXovv xai 9 extcXovv xai tvoXejluü xai slgyvag 10 aovXi
xai donövdi, xai Kv^ialoig 11 1'f.i^ievai xai avxoig xai xoig 12 ix-
yovoig 8vrtf.ioig Ev&Ecog, xai yb)ö[g x-] 13 ai olxlag syxxrjOiv
xai öixaig 14 7tgodixoig, xai oxxi xev [oi dX-~] 15 [Xoi rcgo-
1-EVOL E%]ü)0[C] ...
(62) 3) Erteilung der Proxenie an Themison aus Seleukia.
„'Eni [tagudgov, vxp . 0,18; nX . 0,30; 7tdx> 0,9, (AEXEVEx&Evxog
ex Kv/urjg slg xrjv ev ^AXri-yiyä EnavXiv xov x . BaXxaCrj . it;
dvxiygaq>rjg x. l/l. IIa read ortovXov xov Ksgaf-iscog" im Mov-
oeiov xai BißXio&yxrj xrjg EvayysXixfjg 2xoXrjg, IIeq. I, 124.
1 °'Edoi-e reo dd/ua). Qe/hiocovi xcü IIa- 2 xgcovog JSeXevxel
svsgyixa eovxi ö[e-] 3 doo&ai xai avxco xai Exyovoio[i 7tgot-s-]
4 viav xai TtgoEÖgiav xai axiXEi[av rtdv-] 5 xeov xai igaycöyav
xai i^[aywyav]
C. Gryneion.
(63) Bruchstück einer proxenieerteilung. ,*Erci fuag/ndgov,
vxp. 0,16; nX. 0,19; ndx. 0,7, Evgs&fvxog xaxd xrjv rtagd xö Te-
tcevxXXxi oöov . ex rtgogepogag x. M. Koaoovrj" im MovoeIov
xxX. I, 91.
1 v. EÖot-E xä ßoXXa xa[i xio ddf.ioi\ 2 . ... rjdr] 7ig6$v-
fxov E/.ifXEv[at] 3 ... \a~]XXoi g rtgo^Evoig y 4 .... oigi
rgvvEEig EÖo)x[av] ... 5 . . g [döcpdX~\Eiav xai yag Eyxxr]Gi[v] . . .
6 . . . [da7t]6vÖEL xai dixag €%e[iv] ... 7 ...[oix]eiv avxoig sy Tgv-
vi[(o]... 8 [x]o}(xrjXiov xg. ... 9 oxsgov evv
Der dialect scheint in diesem denkmale sehr verwahrlost ge-
wesen zu sein : die formen dixag (ergänze etwa ngodixoig), e'xsiv,
olxeiv, xwfxrjxwv in z. 6 ff. sind sämmtlich nicht mehr äolisch.
An eine Wiederherstellung der inschrift kann bei der unge-
nügenden grundlage, welche die publication derselben bietet,
nicht gedacht werden; ich habe mich daher begnügen müssen,
die betreffende nummer aus dem Mova. einfach wieder zu geben.
D. Unbekannten Ursprungs.
(64) Ehreudecret für die Lampsakaner und den richter Danio-
kreon aus Lampsakos. Gefunden in Lampsakos. CIG. 3640.
a) Abschr. M. b) II.
Die inschriftlichen denkmäler des äol. dialects. 163
Z. 1 — 5 unlesbar. 6 [ds]dox&ai zw ddfiw ' ETtEiörj zw 6- a)
[dfiw xpacpiooafi-] 7 [e]vw dixdozav fCEzanEfcxpao&ai [iy ytafi-
ipdx-] 8 [w jL\afi\pdxavoi sovzsg afifa ovyyi[vEEg xai evv-] 9
[oo]i idfi itdoav (lies itcuaav'i) InifcEXEiay xai 07iovd[av tiol-
r)fc] 10 b\))vol drtsozEXXav dvdqa xdXoy xdya[ß-ov, Jafi-~\ 11 o
xqsovza Ztfvwvog, og xai TcaqayEvofCEv^og zaig~] 12 dixaig iöl-
xaoos T<xt[g]de xai öleXvoe Xowg x[ai öexal-] 13 tog xai xaz-
zoig vofioig, ETiovr]oazo de xai zdv [g/rtda-] 14 ///ay xat xa&3-
oy xalqov sdlxats xai deps&Eig £vxöofi[wg xai) 15 dt-iwg dficpo-
zigav zäu itoXLwv - htaivEoaai feive) z[bv] 16 däfcov zdv yiafi-
xpaxdvwy xai ozEcpdvwoai ev zwi dycovi 17 zwv 'HgaxXsiwv dvay-
yiXXovzog zw xdgvxog, bzzi 6 öäfi- 18 og azEcpdvot, zbv däfcov
zbv d) yiafixpaxdvwv d-noozEXX- 19 avza öixdozay xdXoy xa-
ya&ov dgezag s'vsxa xai ev- 20 voiag rag slg savzoy xQv(^ew
OTEcpdvco zw evv6[/u-] 21 w ' EnaivEoaai öe xai zbv öixdozay
xai OTEcpdviooai iv 22 zwi dycovi zwv 'HgaxXsiwv dvayysXXov-
rog zw xdgvxog, oz- 23 zi 6 däfcog azEcpdvoi zbv aTtoozdXsvza
dixdozav iy ylafixp- 24 axw Jafcoxgiovza Zr]vwvog öixdooavza
zcclg 6i[x-] 25 aig og&wg aal öcxaiwg xai xazzoig vöfioig dgi-
zag [e-] 26 vE~j.cc xcci svvolccg zag slg savzov ozsqpdvw xgvoiw
[zw] 27 [iv]vouw ' zag öe dvayysXlag e) zcov ozEcpdvwv [im-]
28 [fAJEXsiafi 7toirjoaofrai zoi(g) ozgazdyoig • irtagyEiv ö[e zw 6-]
29 ixdaza xai ngo^Eviafi fraget za tcöXei xai sepodov [ekI] 30
[z]dfi ßoXXay xai öafiofi fiszd zby yQrjf.idziOf.cov 31 [z]6fi rtsgi
twv I'qwv • Ssl^ai ds xai TtgigßEia ev zä ex- 32 xXrjoia, ogzig
7zaqayEv6fiEvog ngbg yiafccpaxdvoig [zo z-] 33 s ipdcpiofia ano-
dwosi xai dt-cdosi rcoiijoao&ai zd[v dv-] 34 ayysXiav zcov azscpd-
vcoy xai rcaq iavzoig ev zo[lg Jt-\ 35 ovvoloig xai Iva dvayqd-
(prj zb ipdcpiofia zovzo [slg o-] 36 zdXav Xsvxco Xi&co xai dvazE&rj
ev zw E7iicfi[avEOxd-\ 37 zw zonw • %€tpoToV^ffat öi ev za sx-
xXr][ola icpoöc-) 38 ov zw nQEoßsvza. Der rest unsicher.
Das alter ist nicht zu bestimmen; für Boeckh's bemerkung
„vix ille saeculo ab Alexandro M. primo inferior" fehlt jede
stütze. Die inschrift enthält allerdings gute formen (EÖlxaoos,
ETialvEoaai !), ozzl), aber noch mehr schlechte {nagd, etzi-
fUEXsiav, dvd, XQv°fiw, tioXel, ogzig, diovvoioig); sie bezeichnet
das i im dat. sg. der 1. und 2. declination fast nie, und schreibt
xa$ oy xalgov zum zeichen, dass die psilosis erschüttert sei.
Z. 9. 10 ist die ergänzung {7toi£vfi)\\£voi, die Boeckh und
natürlich auch Cauer hat, durch noir]fiEvoi zu ersetzen.
Z. 31 TCQEgßsia: vgl. rtosifcsvog No. 57, 8.
Z. 33 d^idoEi: auch belegt a.a.O. z. 5; über das präsens
siehe daselbst. F. Bechtel.
a) Abschr. JV. b) K. c) YHV. d) M. e) ctvayyeXifoaa.
*) Darum darf man auch nicht ipcKfiaa/uivo) ergänzen, wie Boeckh
in z. 6 hat (Cauer macht sogar xpri^iaafiivw daraus).
64
rsnrtr v ^
a - öö'o * £ <-3
ö J- -*> Ä
O <i ' aa' ^ ' Co' W> 'S
(i^Öbsi^(«o'Os"J
ö>ö3b
to 3
*> *» to *> <*> J^ "J
ötox-wtoXk» ssv< a
- M X kl«
O w,
* v •* "o to a w
g_0 3ic'O'»«Ä5.0ö
ö 3 co ^ ^
0/ a
"> !* ö S> O t) «
JJ-C;k> S"SS-0 8 <U (0 ^ C
k* k* *0 O 1)
fe -5.
K-*1^^ QTR.O
k»£35-SLfc»toQ,x>iQ,
ä «0 «i co *0
•» SS"
-j *o ss to £ Q/ >^
7fe Ä Ä Ö •* «» Ktiiö fe
co 3 to «» SS-c< k«
40 - a o *> 3 a
örc^,'°3Xööö3^to
ä H o^j 5.
0 X
k» b W *«"<*< fca
ks SS"^ käQ/XSsilS'^^'O
co s> x to to
fe *
a to - f © O/ o
ör<öJ?öbQ/ö3l»k*
-a 0 - 0 3
-* 3
xoto'^feöci/^-.^^c1. Ööös>.toÄ
O k* W xV "»
a *
«* t» "tT ! ss" -» fe k»
Äto«-jk»*-7lss"to"ico->a
ä ?* to K 0
ko co
3 * *° 2L « - to
C Ö «0 0 ^«-"ä "» ö Sl O fe
1> «0 ö «J tf",
* 5L
k* o *L to i* « *»
<o <*5.. is> Q/ <:> •* 's-1 N 5. k* «*
-j. - ca/<-, to
co SS"
^ ,», to o s> a o
coo^cotuto^ •rö1to<2
3L e«o © *
to k»
C <U S ^) <0 ^ <
**> c ö fe "to JJ,""* • O/ C ?»
tO kä Ä ^c<
- a
^^.«^ a •* a ö
to *» -* »> SS^ö-Jä, • ^ 0 «o
«» - ö "* "»
0 oa.
to to a "4. c st x
c Ö >< ö S. to to -cofeSL
ö to "» a "i
k» to
^ o «■» ss- o ss- ä
O/ X co kj "» «» 0 • ^r*>1 »
x s> C k» *>
«- «et
^> to,*o k» 3 k» 3
^tok»ss-ooö -Äto«-<
to-i n -«, t»
ö S".
- fe to X k* X e»
xiCto©»^k»k»r«7'3toriö1
3 ö a w co
x a.
ts> <> s to s> a ^
i-äfc»3öo*i-ik*k4 's™'
k* "» «O Ä «i
- a
to~* a o a k* o
0*~>Q/>Jäääcok>8
'to"io ^ 3 a
to k
O C fei * * a «o
g C H Nfe X X SfO ä 4
"» -» O k* X
to 3
Q, fe *-< ö k» <0
■.^SkÄätototo-Cto
<a/ a k» x ^
co k>
^^m o to » ^>
ö^oöX*>»j-i ci,c?> Ä
k4 kä - «« 0
k* -
to a ss-fe R-ö ö
k»<^coXx>oOSx'O^Ö
a ■«> a "» ^
Ä «/
tu ^ * to «v k» o
c^ m CO ö 3 •» Q/
fc SS" co ^ *0 5^ kj» ^^c-ä fe
C0fxJ^>'^> "^ Ö O "$- " SS-O
-«, a 5^*© ^
•* X ö'ö'o
O 1)
r< i« 5.kJ XS K
ÄcotototokiX"» '"i tir< •* m s rto_,<-< *>
^3 =L «* * v ■*
ok*o-i*)Oto3 -wto
0 a «-* 'o to
co^ a
ö ko co ö «/ f» «^
k> ö tvk> 8 O/ö ^ -kico
fe K*^ ö
k» X
öTg^ ö c «
«'XR^Mä • Ö ä
-i a - *«-«
a co
SJLj^a. 3 £ fc» fe
k*3wsX^to-co • x (o
a ^ a 2 ss
x -0
.* «o *» «*> Sj. r» "*
coki«^<"ioto»oto • to •*
ka «-< Ä k» ö> to ^>
^ ;L 3 to 3 ° ö
^3°ös4.-to3 . »» « « y m ä ?k
•» to
0 4
• * V*^ *, * : *
k5Co-cSS-<5i/k»r©1ka -t»r^
?» O SS-"*? *
k* 0
• X C • co V £
^ 5.8 5L«to 1? k* •
• ss«**
« "* ^"4 ö
?>. Mi^
• t» s> • R-to 3
- rairkrrtol"xTfDi - •
• Ä ^ O 0 . Ö "
• co 0
-a a 0 "» «•
ö Ä c< k» Sj
0 ö
•?».«-< • 5L ö k*
' >«i co ka co •
X
• ä Ö
to co 0 a *o
O fe
• ö s> • »-<; ^
. co ^ Ä w>
to
. O ko
ss- sj_ sl x to
Qs"-
OS • x co . co a q
2 • 1J k* • 3 to et
© * k* ö • k» 1> kä
*3 • to X • co k» C
.^30^
«t
. O/ ?>.
X s^ O ?>> 1)
a to
, • to fca^ ©
. 3 * » *
. ö O «^ O
. k* Cf> SS- k*
0
c
. c 0
. ö xj
•0 a "* 3 ^ -* to
O Q/ ks ka «O *to v
to ^ a x 0 •* k»
0 « st «o 0 a ?k
M • 3 ik •S"i*<5i/.:oto<-iÄ.
*D
• • *o te
c X8 ä l<
k» 0
»0 0
• 0
T—
5 O »O
4 OZ <M
^ jkT o »
b S « fe 3
o «J * s.b>
©/*© ä 8 8
fe to -* ka 21
165
-i ©
8 -»
b
as
a
k*
5v
o to
5» © »
o to «e
•4 S~ x>
«x* 2t to
O to 5$
N
©r
C
©/ «» Sr- ->
X to ©r ©/
« < Xdj
fe ° "» £
to to ©/ ■>»
ST- to
X fc
«a —
O 8
ss X
8 to
X -»
O ka
5t o
CO CO
X *
8
b
b
©
jk
2
ka
3k
Ö
ä to
ka ©/ ^
co <« Ä
» 8- 8
« 5. I*
© ^ » ©
(S> <^ to Qr Q* co v»
5k o to ^ 8 *© o
o 02. -4 a -S-b 0
x> 5k o ^ 3 © ka
to s-<^i -» ka ka b
Q, CV 8 © SE*ä ©
b b to 3.
O o O -^ "i
8 8 5k «©
x» ka 3
© "O
ka ©
b «o c^ x>
t0 ©»<x< 5. CO tfs,
8 to4© 3
8 ~
©/ to
»co ^ ST- ö
ka <-<
Q/
£ <© «Ja. © o*^
CO <x£
ka 8
5k rxj
£ 8
8 8 fc>
ka •» •»
5x 8 8
CO k» ka
fc> 5k -a
•* o b
© © to
ka s~ to
to tfj «a
© s> to
©/<^i s>
£ Ö-8
o «s Ö
8 *© •»
IT ä *o
o> co to
83>
ka 8 ^
ä ^ h^ ^ 3
© to 5k "ä 8 *
^> o "> 8 X X
<x< ^ *o x> to 5k
co 8 -> *© 3 3
ka 5. © •* ka ka
8 to 5k 8
x 3 s*^
to x> X 5k
3 ö to
te — -o
*» "O k»
fe 5k 5k
to 8 ©
co «a ka ">
ä to — ~i
© x> 8 <x<i
2t o <*> o
to £
© ^ Ö
co to —
^ co *o
«0 ka '".5
5!_ ^ «a
3.« ö'
«0 © fca
8^
^! 5. «o
8 © gh
^4©»to-a;»,©/',,,J
3^too^'o»8
ka8^©/co^Ska
»to8^-aka^>?>.
o<oi*öl5«8m
kafcaS'rktoXr^Ä
<< Ä K « Hl <o N
Qz co 8 2t ka *0 ©
w &} co S~ä ^»02.8 'o
fe io S \C ö •i'o^
«aQ/^OC^S'BÄto
8 J^8^<o<<^> ka O o
ka8to©«ütoÄ^o
* -» -» 5. ka
3 © Ö o r8
"b bö" X •ka«a©/-£^)
8 ^ S> ka to
r— 11— 1
fk O © Jk •*
s-«^ J< s~ ©
©/ 8 8 4} ka
«"i Ij 3
^ © Q.
• ^ ^^ SL'ä1
to to to «a co 3
-a to 8 8 j^ ka
© 3 ^a. x 8 ©
s> © to o s>fe
8 ka ^ 8 «-< ,»,
?>. 8 o ->> ^ to
to **f> ka to to -a
«i s o s 8 e
© S^jjT^ ^ ka
ka to Ä •>» Ä «*
Ä © co 8 © 8
<o 2L 2L k» k» X
Js, 8 © <<>
«a *0 *© *to
co © S1 -a
to *
© 3
Q^ ka
8 ta ö ka Ä ^.
k» 8 ^ to o 8
- 8
© ka
ka *
O» ©
© to
to x
co co
©/ A
to ka 3
-a 8 ka
8 * ä
X «a 8
o
CO
Svä C ©/
» to 8 X
to c «o s~
CO ©/ CO X
X £ *© O
-a o °to
to «a. *
3 © ©
to 5_ o/
B» 8 «0
^'O ka
© 5k © 8
CO
co «a t»
3 ©"8
?» 8
to ka
to co
© rco1
» to «a o<
kar< 8 fe
-a S ^> to
©/ S to 8
*> to 8 ka
fe «*Mfl«a
3 8 S> 8
o 8 8 co «a co Q/
8 ©/ S- 2L ° •* >x
^ >^ ^ 2t. ka o< 8
co co «a co to © ä
©/*© © ©/ ^» k^a 8
o 8 8 ö to x» o
ö k» 03. ^ ^ ö ^
*» 5* ä 5k to ka ;a
8 S~ © o ^» ä ©
^ ^> ^ ka ^ «ö V
"'^'^ 8^8
8 . o, 8 to c^> 5.
X . to ->> 8 to to
to . ka ?k ka © *a
8 . 2t to ?k ©/ Qx
ka • 8 ka co fe 8
5k • ba 8 <*> 5k ■^-
8 • 5k x to 3 co
ka • co ^j ©, |^ *©
to
tf> ka
to 3
t0 Cj
to ©
to x ^
• » 8
• ka S
8 ka o
o 5v 8
5» © X
©^. to
2t to «x. ©
2 - 8 fe
?k © 3 ss
e ^> at ©
©v~; 8 x>
s> ^> »© ©
fe «0 3 5k
5k ka
to ©
>xfc
to »
© to
Rx
to tfx,
© ">
to ka
o
x*
in
x*
166
A. Fick
Zum schwä im Griechischen,
In meiner abhandlung „Schwa indogermanicum" (o. III.
157) sind einige formen des schwä im Griechischen übergangen,
welche ich hier nachtrage.
1. Im Griechischen kann e als schwä (e) auftreten, wenn
eine silbe durch metathese erleichtert wird ; es kann also
qs, le für geschwächtes sq, eX eintreten. Bereits Mahlow
Die langen vocale etc. s. 5 hat das e in geXto, qltß {— fQedja)
als schwä erkannt, aber nicht die nötige restriction zugefügt.
Man vergleiche nun folgende fälle:
ccQSTrj, äge-oxio, ags-iiov , ctQiozog : skr. rtd. Die verglei-
chung ist nicht ganz sicher, da dgs- auch aus vege- entstanden
sein kann, vgl. ir. nert „valor", skr. sünrta „fröhlich, freundlich";
fge^a), a-Q£x.Tog : zend. verezya-, got. vaürkjan; qektoq =
got, (fra-Jvaürhts ; ^*
ßghag „götterbltä" ■: skr. mü'rti „gestalt",
7iQ£xvos = itqav.v6g (Hesych.), 7t€Qxcc „barsch" : skr. prgni,
ahd. forhana „forelle";
sq$*kqc „rüderer" = e-Qs^zr^g (qs = r) : \it."Wti „rudern".
Skr. aritdr scheint = Hanfe zu sein ; sQstrjg in v7irjQ&Tijg „die-
ner" ist vollvocalisch und entspricht Tlem skr. arati ; \
tqsü), argeoTog gehören zu ters lat. terreo; auch lit. trisz- \
eti „zittern" hat, wie sein sz beweist, schwä;
/.is/ußlsTCci (: (.leXsi) erkläre ich aus /ne/LteXzai und nicht
aus *fiä(.ielxaL (Bezzenberger G. g. a. 1879, s. 821), weil
sich die metathese sonst nicht erklären würde;
"KiTtagog = ved. srprd „fett" ; Xircagog entstand aus ael-
Ttegog, ale7tegog und sein erstes e ging in i über, indem das
e von rze.QO nicht wirkte (vgl. Bezzenberger o. III. 136), also
wie vor doppelconsonanz. Vollvocalisch stehen neben Imagog
elTtog- ekaiov, ott.aQ : ved. ""Söwa^TJ. Schmidt K. zs. 21. 316)
und oX7trj „salbgefäss" : got. salbön;
fglta : got. vaürts; vgl. fgccda/jvor , fgadit; — lat. radix,
{ wo ebenfalls schwä vorliegt;
>w- y.qivo) (aus dem das v in xgi-To-g, y.sv.QL-f.iivo-g eingedrun-
gen ist) aus *>uqvid, xegvo) : cerno; die Schwächung besteht
auch hier in der metathese. Vgl lit. skiriü, skirtas.
2. Der geschwächte vocal erscheint nicht bloss hinter,
sondern auch vor den labialen und flauten als v. Findet sich
Zum schwä im Griechischen. 167
dieses v vor x, y, %, so wird dadurch die qualität dieser buch-
staben als g-laute bestimmt.
'•■ älvKog „salzig" zu äX~ „salz" (älexog);
d/naQvyr}, (.laq-pm^vy^ „Schimmer" : lit. nttyeti „flimmern,
, bmikßji, funkeln" zu taaQ-/naiQü) . ^S
d/uagvooco „schimmere" : got. maftxgins , nhd. morgen; vv.
skr. nfdrici „strahl" (worin % ebenfalls schwä ist), lit. merkiu,
merkti „zublinzeln, zuwinken (mit den äugen)";
XaßQvooio (Hesych) zu Idßqa^ laßQdyixrjg;
Xdqvyi* (für Idgv^, wie cpdqvyl- aus älterem cpagvlf) „kehle,
Schlund" : mhd. slurc „Schlund";
laxvooco „klatsche" zu Idxat; „klatschender tropfen";
Xmog aus fXoxog, durch das v wird die qualität des x als
q bestimmt, vgl. lit. vllkas ;
vv^ geschwächt aus nokt-, lat. nox, lit. naküs; dieselbe
Schwächung liegt vor in skr. aktu u. a. „nacht" und an. ötta
„früheste morgenzeit";
vvf.icprj = skr. ambä, Bezzenberger bei Benfey E. de-
rivate d. indog. vb. anbh ss. 33, 62;
fovvftcc ist die geschwächte form zu ovofxcc; sie erscheint als
mp&eff im irischen antuet n- „name"; >. ^«^ v
ovvl-, -xog „nagel" -- lat. unguis : vv. ksl. wga, tioguti, nfyi.
natyd (tiogho-s) ; \ v *-*^r \ v \
oqzv£, foQTv£ „waclttel" — skr. wktikä (skr. i ist schwä);
TtTsqvGOü), Ttxeqv^, vgl. ahd. fedarabh, skr. z. b. ajina-
patrikä „fledermaus" (hautflügler);
oalvyrj (Hesych) = aaldyrj, oedayea) „schwanken";
ortlv&Qct!; ss OTiivd-ccQvt; „funke" ;
oz6vv£ „zinke", g. axovvxog ist oxov~x, zu germ. stengan
„stechen"; vgl. axdxvg (px~v%vg) und ahd. vv. stingil ;
avxvög „dicht" zu adxxco adt-cu, wie lat. frequens zu far-
cio; vv. svek.
zvrtrj (— x^rtr]) ist aorist zu ksl. tepq „schlage"; xoitog
zu tepq, wie q>6gog zu qtsqio, wird ursprünglich, wie nhd. fleck
und lat. plaga, „schlag" bedeutet haben.
An beispielen für die Vertretung des schwä durch v hin-
ter labialen und q- lauten gebe ich noch: ovqco „fegen" : aaiqta
„fegen", ddqov „besen" (sver-); ßvrtxa) dial. = ßdnxta {ßiit-
xdtta zeigt das vollvoc. t = s vor doppelconsonanz) ; Ttvlrj
,thor" zu skr. pur „bürg", go-pura „stadtthor" , lit. pilis
168
A. Fick Zum schwä im Griechischen.
„schloss" (TtToltg zu lat>q/o; in-qiüliniis) ; f.ivorov „beere, myr-
tenbeere" : f.i6qov „beere"; pvd-og, 'ßvaäng zu ßtd-qnv, ßöd-gog
lett. bedu „grabe". Ebenso werden !-ito (t-eo-oe) und l&xa (gvo-
toq) zu verbinden sein.
3. Anlautendes a ist im Griechischen nicht nur die schwa-
form der vollvocalischen silbe ve-, vo- (wie in d- : vrj-, a^ifxeg :
Wtf) sondern auch der silbe /.is-. Man vergleiche die erörterun-
gen von Ahrens Philologus 27. 254, auf die ich selbst erst
nach Vollendung dieser arbeit aufmerksam wurde, sowie das
folgende :
dya-, dyav „sehr" : /.teya „gross, sehr" = an. mjtik, skr.
tndhi (Bezzenberger o. III. 174);
ixya(.tm „bewundern, hochhalten" : skr. mah „verherrlichen,
herrlich sein";
dyctooao&ai, dyalo/ucu „beneiden, zürnen" : fieyaigw „be-
neiden", TtEQirjiisxreto „bin unwillig";
aydllo/tiaL „sich erfreuen, prunken" : /ueydlr], (.uyalvveod-ai,
skr. mah;
dleio „mahlen", dXavqov „mehl" zu (.ivlrj „mühle", fidXev-
qov „mehl" : ir. melim „mahle", ahd. meto „mehl";
&xqi, dxQig c. gen. „bis" : ftixQi, /nhgig c. gen. „bis". *)
Schwa ist auch anzunehmen in: d/*7zlcueiv (— df.Ck~x£iv,
basis (.teXxs-); v.o.lXt- „schön" : skr. gri ; lat. caleo : ved. grtd
„heiss" ss lit. szllts; f.iavevco, äol. /udry/ni „suchen" : f.i£vaXXda),
lit. matyti, ksl. motriti u. a. A. Fick.
Blandior.
Blahdior aus glandior, wie blaesus ans glaesus (Bugge K.
zs. 19, 43o% gehört zu lit. gal^n^u fauch gländu, Br. Pred. Sah
10, 10, Ps. 7, 13) „wetzen", preuss?>/Za«(/s „trotz", glandint „trö-
sten"; vgl, pa-glöstyti (lett glästtt, poln glaskac) „streicheln" und
„schmeicheln". A. Bezzenberger.
*) [Hierdurch sind auch folgende Zusammenstellungen gerechtfertigt:
av&qwnog : fiiVxlqor]- (fQovrlg (Hes.),^ahd. muntar „expeditus , vigil",
cech. mudräk (vgl. ksl. madrti) „ein verständiger' (slav. -akti = gr. -w-
no-g). Vgl. weiter skr. manu, mdnus, mdnusha, got. manna, ksl. ma%i ;
(iQiGTSQog „link" : v2q&€, ivfyfjte, umbr. ^fhm^ero „lrhk" , an. nordhr
(Bugge o. III. 105); ^
lat. nimbus „regen, wölke" : skr. ämbhas „wasser" B.]
A. Fick Germanische labiale aus gutturalen 169
Germanische labiale aus gutturalen.
Die entstehung germanischer labiale aus gutturalen und
speciell — worauf Bechtel durch eine sehr glückliche bemer-
kung seiner schrift Ueber d. bezeichnungen d. sinnl. wahrnem.
s. 74 f. hinwies — die entstehung von germ. p aus altem g
(nach Collitz' bezeichnung) hat sich, wie mir scheint, in weit
grösserem umfang vollzogen, als bisher anerkannt ist. In den
folgenden fällen tritt dieselbe klar zu tage:
As. ahd. fitm^ an. bani „mörder" : gr. -yovog, skr. ghanä ;
an. guär verhält sich zu bani, wie skr. hatd zu ghanä.
Got. fidvor „vier" : lit. keturi.
Got. fimf „fünf" : lit. penkl.
An. jarpr, ahd. erpf „fuscus" : got. riquis, gr. sQeßog.
Got. ''krQffl&^ßTufg" : gr. xpwCw, XQwyfwg; vgl. an. hrök,
ahd. hruoh „krähe". ""*--
Got. -Uf in tvalif „ zwölf "»jlit. ^ika in dvylika.
Ags. pää\lih(\. pfHdy-whQsffi Sr- ßaoiSy ß<**og,
zu ßa — skr. gä „gehen".
Got. paidq, ags. pdd^tek^^eit „rock, lifcn&dß," : gr. ßccixrj
„fellrbsk^" ; ^runfrfiQrm gaitä. \ ^N. **^x*"*N»w
Mhd. phwtkm, nhd. JctfrGkßn, nod. pbgge „frctesh/' : gX /?v3K
rrjg aveuog „schnaubender wind".
Got. {an2i-)praggan} mhd. phr engen „bedrängen, beengen" :
\\t. grqzih „drehen, wenden, kehren, bohren"; vgl. kreng in
kring, kringel.
As. skäp, nhd. schaf (germ. skepa-) stimmt genau mit skr.
chd'ga „bock". Hierzu stellte ich früher unrichtig ksl. koza
„ziege", das zu ags. hecen „zicklein", mndd. hoken, huken „böck-
chen, von ziegen und schafen" gehört. Skr. chd- weist auf
ursprüngliches ske- hin, und so beruhen skr. chaga und germ
skepa- auf derselben grundform : skego-,
Got. slepan, nhd. schlafen : lit. slygti, shjgoti „schlummern*
deren y wol der e-reihe angehört.
Ags. stapan „schreiten" , ahd. stamph, stamfon, nhd. stam-
pfen (früh ins Slavische eingedrungen) : gr. ovef-ißw „treten,
erschüttern", lit. stenktis „sich gegen etw. stemmen".
As. {ior-)sivipan „verjagen", mhd. sweifen , sivifen „schwin-
gen, schweifen" : lit. svaigti „taumeln, schwanken, schwindeln".
Heiträge r.. kundo <l. ig. sprachen. V. jo
170
A. Fick
Got. paürp, nhd. darf : ksl. ti'ngn ,, markt"; dazu kann
den stadtnanien ''Jtqci$ (g. 3!Ar^ayog) stellen.
An. z^wyahd. üpti, nhd."»^ vgl. ,got. Tfyk,: gr. viptr-, vipp-
&sv, cambr/>«<2^ lat._.ajjg*t{ffi/s , lit, äwt&zßas; dazu auch ags\-
op««; nhd. o/f<?ra, altes part. prät. mit deroedeutung „erhöht,
gehoben", vgl. lit. närtus atkelti.
Got. vahyan, nhd. werfen : ksl. vrügq, vreMi, „werfen".
Got. ?;w?/s; nhd. icolf : lit. vtlkas, skr. pr'&a.
Diese etymologien und ferner die tatsache, dass innerhalb
der german. sprachen nicht selten fc-formen neben ^-formen
liegen — vgl. kriechen : kraufen, hropjan : hrökr , tauchen :
taufen (Scherer Zgds.2 277 f.) — legen die vermuthung nahe,
dass alle germ. p, welche nicht auf dergerm. intensivbildung beru-
hen J) und nicht mit s verbunden sind 2), aus q entstanden sind.
Gegen diese Vermutung sprechen weder die zweifelhaften com-
binationen von helpan mit skr. kalp, got. bimampjan mit fidfi-
q>o/.iai, got. vepna mit otiXov, noch der umstand, dass ich für
manche germ. p, wie in drepan, dreupan, skapjan, die Vorstufe
g nicht nachzuweisen vermag. Viele der ein p scheinbar in
der Wurzelsilbe enthaltenden wörter sind wol zu jung, als dass
sich ihre reflexe in den verwandten sprachen wiederfänden.
A. Fick.
Zusätze. Den obigen combinationen erlaube ich mir die
folgenden anzuschliessen :
Ags. firniß engl, psui ,, wanne, schwinge", nordhumbr. 'fwe,
fomtf&windfone, windgefon „ventilabrum" neben ahd. hneunen
„vibrare" , uuanna „ventilabrum" : lat. vannere „schwingen",
vannus „schwinge"; vgl. Fick o. I. 335.
*) Wie in ahd. crapho, nhd. hriippel : ksl. gruba ,, krampt" ; ags.
clippan „umfassen-' (mhd. llimpfm „zusammenziehen") : lit. fa\>-)gle'bti
und glöbti „umfassen" ; ags. hoppan, nhd. hüpfen : ksl. ihfäßti „springen";
ahd. laffan „locken" ^.f?7wt<jj, lat. läntin^e; ahd. slaff, nhaS schlaff, an.
slcppr zu ksl. slabii „schlaff".
*) Wie in : ahd. aspa, mhd. aspe, nhd. cspe : preusss. abse , lett.
apsa, poln. russ. osina (= opsina) „espe" ; as. kosp „fessel" : skr. gushpita
„verflochten"; „ahd. hrespan „raffen" : lat. crispus: ags. vä'ps, ahd. iniafm
„wespe" : lit. r«/)»its^J)r>sa£e" , ksl. osa „wespe"; ags. vlisp „lispelnd".
ahd. lisptan „blaesnm esse" (aus vlip-s-) : lit. velbejoti „lispeln".
Germanische labiale aus gutturalen. 171
An. fölk, nhd. volk : lat. vulgus , vgl. skr. Jcüla „familie,
gemeinde". ^. ^ /
Ags. getyan ,^ch rührrfajL prahlen*Ss/bre-g<%^.w „voHier
das grosse woi\ führen", gealp ,, lautes getön", mhd. gdph „lau-
tes geschrei" : lit. zrelgti „plappern, viel schwatzen", lett.
fchwdlgsUt „klingeln (von einem Schellengeläute)".
An. gleypa „hinunterschlucken", norw. gleypa „gierig fres-
sen", glupa „schlucken, schlingen, nach etwas schnappen"
(Aasen), schwed. glupa „begärligt sluka" (Dalin), engl, gulpf
dial. gulk : lit. zlwjauii „schluchzen".
Ags. heäp, engl, heap, as. höp , ahd. houf, nhd. hänfen;
mndd. hupen „häufen" : lett. käudfe „ein grosser, runder korn-
oder heuhaufe", lit. kügis „grosser heuhaufen".
Norweg. hempa „angesetztes band oder schleife, etwas da-
mit zu knüpfen oder aufzuhängen ; auch haken, klammer" ; ahd.
haspa, nhd. haspe „türband" neben ahd. hako, ags. haca „haken",
an. hönk „handhabe" : gr. y.6f.ißog „band, schleife", lit. kenge
„die klinke, krampe an der tür", lett. kahgsehe, k'engsis „feuer-
haken"; vgl. Bugge o. III. 103.
Nhd. humpen „hinken" (Grimm Wbch. IV. 2. 1908 f.),
mndd. humpeler „stümper" neben ahd. hincan, nhd. hinken :
gr. oxd'Cto, skr. khanj „hinken".
Got. hups, an. huppr ; norw. hupp „tyndside (imellem rib-
been og laar) paa dyr" und hump „bjergknold" (Aasen); ags.
hype, engl, hip, ahd. huf „hüfte" ; nhd. humpen : gr. xvßog „Wür-
fel, die höhlung vor der hüfte beim vieh", y.vf.ißrj „höhlung, ge-
fäss", skr. kujati „krumm sein" (?), kunja „grotte" (?).
Mndd. knöp „knoten, knöpf, knauj", knuppe „knospe", ahd.
hipph „knöpf", clinuphjan „nectere" : lett. fchndugt „zuschnüren,
knebeln, ausringen", fchndugs fchnäuga „schlinge, würgzaum" 1).
Ags. limpan „evenire", ahd. limphan „convenire", gilumph-
J|A_;,opportunus" , lappa „läppen", an. läpp, ahd. laffa „pal-
mula"neben agsT 7fft*e««. ^fassen, ergreifen, herbeilangen", mhd.
ge-lücke, nhd glück : gr. Xa^ißdvio neben XdCof.iai ( = *\ayio-
(.tai), loßog u. a. „schote, hülse", Xößm ■ xslgeg (lies.), olßog
*) Dagegen gehurt lit. gnauiu (gnauSzti) „mit der hand bedrücken, be-
fassen" zu mndä.'faiucke „ein zusammengedrehtes bäudel flachs''; ßiujke,
nhd. knochen; ^"" *^^ j^-r1' n?ftTilfcC]j passen, Klfcqnhen" u. s. w. uncK
lit. (jnüyrrimu .(begriff!. = rfnquzu) gehört zu an. knülr, ahd". chnorh, nmdd.
knHite, kmkt^ nhd. knqfon. vjffc* weiter an. knyja „stossen, schlagen".
172
A. Fick
„glück"; lat. legumen „hülsenfrucht". Ahd. limphu entspricht
dem für l'laßov vorauszusetzenden praesens ^X^ißio; das rp in
el'lycpa entspricht dem % in oqLoqiiaxai. ^
>CI Agsri^JWr'TjGiister, 1 1 iiliiTTn<V v^p^a-Wküuüi „betrübt
werden'" : lat. ntger „schwarz".
Norweg. prunke „prunken, prangen", schwed. prunka das.,
mndd. prank „gepränge, prunk", prangen „prangen, prunken",
mhd. prangen (orangen) „prange, ziere mich, prahle": lit." gra-
zi*s „schön", grnziia „zier, prunk", lett. grefns „prächtig, ge-
schmückt, prahlerisch", grefbkutis „sich stolz gebahrden".
Ags. prica „punkt" , nordhumbr. pricle „apex" , pjriccle
„l£7tTog" , engl, prick, an. prik „a prick", prika „to prick",
mhd. pricke „stimulo", mndd. pricke „spitze, Stachel", pricken,
„stechen, stacheln" : altlit. graisztas „säge", (8ip-)greszti „schnei-
den", lett. grht, graifü „schneiden". ^
Ags. "pfoft^ „hochmut", pnä „stolz", nhd. prbteiki : ksl.
grüdü „superbus", grüdosti „superbia".
^An.")frM£S „tasche" (Möbius), piissa „eunnus" (Cleasby-Vig-
fusson); ags". pitSfr^ranzen" , qepose „gravedö, dolor capitis",
engl, pose „schnupfen"; mndd. find „polster, gestopftes küssen";
iindit jjffi^/uiiu^Y", ah<£^pku§o, mhd. phose 7itm»teJ" : gr.
ßvto „stopfen" (ßeßvof.iivog tijv glva), dessen früherer gutturaler
anlaut durch das perf. tißvtai (Lobeck Rheni. 86) bezeugt wird.
An. ropa „to beleb , metaph. of the ptarmigan's voiee",
ropi „a belch", rjüpa „a ptarmigan" neben ags. >&c£tan „rülp-
sen" : lit. (at-si-)rükti, raugti „aufstossen", lat. (e-)r.24@jere, eruc-
tare, gr. sQ&vyofiai.
Ags. rimpan „zusammenschnurren, sich in runzeln legen",
mndd. rimpen „rimpfen, runzeln, falten", ahd. rimfan „rümpfen,
runzeln", rumfunga „runzel" (vgl. J. Schmidt K. zs. 25. 103) :
lit. ringoti „krümmen, kräuseln".
Ags. seräpan „schrapen, kratzen", engl, scrape, an. schwed.
skrapa, norweg. skrapa „skrabe, kradse, knirke", mndd. schra-
pen „(mit geräusch) schaben, kratzen": skr. kharj „knarren",
kharju „das jucken, beissen, kratzen", khargdld „eule, oder ein
anderer nachtvogel".
An. slapa „to hang loose as a Aap", norweg. slapa „her-
abhangen, sich herab biegen", ahd. slaph „schlaff, schlapp",
mndd. slap das. neben an. slakr „schlaff, locker", ags sleac
„faul, nachlässig", släc „langsam, leise", engl, slack, ahd. sla/t
Germanische labiale aus gutturalen. 173
„schlaff"; an. slakki „abhang", mndd. slank „nicht fest, bieg-
sam", ahd. schlank; an. slok „mühlenschleuse", norweg. sloka
„schwerfällig und schleppend gehen" u. s. w. : gr. Xayydtio
„lange machen, zaudern, zögern", Xayaqög „hohl, eingesunken,
schmächtig", laytov „jeder hohle, lere räum", Xqyto „aufhören,
nachlassen", a-XXrjXTog „nicht ablassend", lat. laxus „weit,
locker, offen", languor „mattigkeit, Schlaffheit"; vgl. Fröhde
o. III. 15 f.
Ags. sleopan „schlüpfen, gleiten", to-sleopan „zergleiten",
got. {u{-)sliupan „einschlüpfen" : lit. slugti in atslugti „abneh-
men, sich setzen (von e. geschwulst)", lett. schlavgans „einge-
schrumpft, los, locker, schlaff".
Norweg. snerpa „eintrocknen, zusammenschrumpfen, hart
oder schrumpfig werden" = snerka; an. snarpr „rauh, scharf";
ahd. snerfan „zusammenziehen", mhd. snerfen „einschnurren,
zusammenziehen" und ahd. snerhan „illaqueare, complecti",
snaracha „tendicula", bair. schnurkeln „schrumpfen" : lat. nervas
(aus *nergvas; oder nercvus, vgl. ags. snear „saite, schnür"?).
Norweg. snop „leckereien" , snopa „naschen, schnökeren"
neben snoka „schnoberen", snaka = dän. snage „nach leckereien
suchen", mndd. snopm, snoperen „naschen", ndd. schnökeren,
nhd. dial. schnucken : gr. vcoyaka „näschereien", vixraQ; vgl.
Bugge in Curtius' Stud.1V. 337, Fick o. I. &2.~
Schwed. shpa „kehren, fegen", sopa „kehrwisch", norweg.
^Swpct »/egen, abwischen; davon eilen, laufen", sopa „ein wisch
zum abfegen, ein kehrichthaufen", sopyr „ein derber mann, der
um sich zu fegen versteht", an. sopa „fegen" ; ags. svdpan „keh-
ren", engl, sitmp : gr. aoßko „scheuchen, verjagen", aoßaqog
„schnell, flüchtig, eitel, prächtig", ooß>] „pferdeschweif".
Ags. steäp „hoch, hervorragend", stepan „aufrichten, erhö-
hen", mndd. stupe „säule oder pfähl, woran ein Verbrecher ge-
bunden wurde, der verurtheilt war, öffentlich mit ruten gezüch-
tigt zu werden" = altfries. stupa „stäupe"; ahd. stauf „rupes,
saxum ingens" : lit. stugti „steif in die höh erstellen".
Nhd. sterben, 'an. starf „arbeit", starfa „sich abmühen",
stt/rfinn „laboriosus", stjarfl „epilepsie" : lit. sergu, sirgti „krank
sein, leiden". — Das t in sterben u. s. w. stammt aus den
schwachen perfectformen (sturb- = s'rg- — lit. sirg-).
Mndd. stripe „striga, streifen", stripet „gestreift", strippe
„strippe"; norw. stripa „stribe, streg", strippe „kleiner eimer";
<.
174 A. Fick
schwed. stripa „streif, riss"; engl, strip; mhd. strife „streif",
strifeht -— norw. striputt neben got. striks, ags. strica „strich",
ahd. strihhu, mhd. striche, nhd. streichen, stricken : lat. stringo,
striga, strix i).
Mhd. strumpf „stumpf, stümmel" (zagelstrumpf „stumpf ei-
nes Schwanzes"), mndd. atrump „stumpf, stummel, halbjjose (d.
i. gestuzte hose), strumpf", norweg. sff^y^,kle1fte6^efäss7vtte*-
ubere teil der hose" neben mhd. strunc „Strunk", mndd. Strunk
„Stengel eines grösseren krauts, bildl. der strumpf ohne votlink",
an. strokkr „butterfass", norweg. strokk (dial. stropp) „butter-
fass, tonne" : lit. strungas „gestutzt, mit gekapptem schwänz",
strugas „kurz, schwach, knapp".
Ahd. stumph, mhd. stumpf, mndd. stump 1) „stumpf, ver-
stümmelt" 2) „der stumpf", norweg. stump „brodknust", schwed.
stump „stumpf, stümmel" : lit. stüngis „ein messerstumpf", lett.
stugis „ein messerstumpf, ein roggenhaufen" (Ulmann), „was zu
, klein ist, z. e. der rest von einer messerklinge oder von einem
. gestutzten pferdeschweif, it. ein kleiner knürpel vom menschen"
ästender).
Ags. säpan „trinken, aufsaugen"," an. süpa „schlurfen, trin-
ken", ahd. süfan „trinken,. saugen, schlürfen", nhd. saufen, suppe
neben ags. subtm „sättgen", engl, sfo«&: lat. sügere „saugen".
An das vorstehende knüpfe ich noch zwei bemerkungen an :
1) Ficks meinung, dass manche der scheinbar in Wurzel-
silben erscheinenden p jung seien , findet bestätigung durch as.
driopan „triefen", mhd. schimpfe „scherze", got. raupjan „aus-
kaufen", trimpan „treten", greipan „greifen" (zu trennen von
ahd. as. garba, nhd. grabschen, skrt2£*&A/ vgl. Ebel K. zs. 4.
170), verglichen mit as. drör „triefendes blut", an. skemta „ver-
gnügen", lit. \rduti. gr. do6juo$t lit.\ $reti CNesselmann Wbch.
s. 268; vfchgrieia ghie dide daugibe ßuwu Willent. EE. 91, Bret-
ken Post. II. 272, Wilnaer post. v. j. 1600 s. 508), zu dem sich
lit. gr'eibti „greifen" (verschieden von grebt „harken"), *p$si<pc
(ysyQupioq * 6 zeug xeqoiv äXievcov lies., vgl. yglrtog, aygeccfva)
ähnlich "vfer-halten, wie lit. dirbti zu daryti.
2) Als germanische Vertreter der alten ^-reihe kennen wir
q, hv, gv ; p, f, b ; k, h, g. Von ihnen erscheinen gerade die
*) Dagegen lett. slriiga „lichtstrahl" , strugairisch „streifig" gehören
zu an. strjüka, strykr.
Germanische labiale aus gutturalen. 175
letzteren vielfach vor a und dunkeln vokalen ; vgl. Holt/mann
Ad. gram. I. 2. 63, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. s.
43 f. l) und weiterhin die folgenden Zusammenstellungen :
Got. hveila „weile"; an. hvüa „bett"; as. ahd. lutnla, ags.
heile „weile" : gQ£. hditus „dorf"; ai?h-^#MW^ahd. heim, as. Mm,
a^s. hat* „heimat"; lit. k&tjms ;
got. qairnus, an. kvern, aM. quirn, as. querna, ags. eveorn
„mühle" (lit. glrnos, poln. zarna) : got. kaum, an. as. körn,
ags. cw«, ahd. chorn „körn" 2);
ahd. quellan „quellen" : an. kehla (= *kalida) „quelle";
as. quena, quän „frau", got. qinö, qens, an. kona, kvdn, ags.
evene, even, ahd. quena (ßavd, yiyvoftai) : as. kennian „erzeu-
gen", ags. cennan, ahd. ga-chennan und as. kunni „gesehlecht",
got. M, ahd. chunni, ags. eyn, an. %«/ »^
ahd. queran „gemere" : ahd. chara „klage", got. as. kara,
ags. cearu;
ahd. hadara : lett. kankars „lumpen", skr. kanthä;
ahd. hahsa,v&i<\. Hesse : skr. kdksha, lat. co;ra, lit. kiszka ;
got. hßidus, an. Äe/cfr', ags. Aot/, engl. -Aoo^'ahd. Ae#-: skr
kety/;
got. ä«?7s, an. heul, ahd. //e*7, as. ft#; ags. hol : preuss.
*kails, ksl. (?e/w;
got. ä«m«; an. hani , ahd. Äawo, ags. hana : skr. kvänati ;
got. häuhs, as. ahd. &<?&, ags. Aea'Ä, an. /?«/*;• : bulgar. kukü
„uneus"; .
i^&n^ haulf, ahd. hola : gr. xaA^, ksl. &^a ;
as. hauwan, ags. hedvan, ahd. houivan, an. höggva : ksl.
ahd. Äotw : lit. kuprä ;
got. kaürs : gr. ßaqvg;
as. /i'ö, ags. cw>- ahd. c/mo; an. &#/• : lett. */&w>, gr. /¥oigj
an. M/V-, ahd. cholbo : gr. ßolßc'g, lat. (//oi^.s- (? s. Fröhde
o. I. 332); v v
asr*fee«ft, vags. rtsps „fessel" , ahd. d/ojf „nöxus", chehisa
„kebsc" (ursprüngl. „sklavin", vgl. Weinhold Altnord, leben
s. 248) : armen, kapel „capere";
1i Got. qrammipa, das Kluge Schwierigkeiten macht, will Peters
in gufrumipu ändern.
2) Davon zu trennen kern, das zu lit. zirnis u. s. w. gehört; s. J.
Schmidt Voc. II. 24.
•v>
176 Leo Meyer
an. skarn, ags. scearn : ksl. skvrüna;
ahd. skart-, mhd. schart : ksl. skrada, skvrada.
Die hervorgehobene, beim ersten blick etwas befremdlich
erscheinende tatsache ist hiermit genügend bezeugt; die einzige
möglichkeit, sie zu erklären, besteht in der annähme, dass wäh-
rend einer gewissen zeit der germanischen Spracheinheit o an
stelle des späteren germ. a stand, und dass innerhalb derselben
v vor dunkeln vocalen schwinden konnte, vgl. Möller Engl.
\J stud. III. 153. Bestätigung findet diese annähme an got. ä&nris,
ags. esn«,„söldner", altnordhumbr. <mnef wsnemon „mercenarius",
es'M.. „servus", afries. eshq^ „lohn", as. -ß&iia „zins", ahd. asni, as-
nm:i „mercenarius" (verschieden von arnari „messor" : got. asans,
SLU.ofon,, lat. umwtmfmk. Froh de o. I. 329) und got. tuggö, an.as.
tunga , ags. tunge, ahd. zungä , die , verglichen mit skr. tiefend
„kaufpreis, lohn", gr. tovog „kaufpreis, bezahlung", lat. venum
„verkauf' und lat. Lingua, ksl. jqzykü, preuss. infuwis, lehren,
dass im Germanischen v, auch wenn es nicht bestandteil eines
^-lautes war, vor a und 6 bisweilen — d. h. wol da, wo es nicht
durch den „systemzwang" festgehalten war — geschwunden ist.
Freilich kann a — wie z. b. das Altnordische lehrt — diesen
Verlust nicht herbeigeführt haben; er begreift sich eben nur
unter der Voraussetzung, dass o dem a vorausging und dass
er vor der Verwandlung von jenem in diesen laut stattfand.
Die besprochene tatsache liefert uns also den beweis dafür,
dass wirklich — was oft ohne beweis behauptet ist — das ger-
man. a — nicht durchaus, aber vielfach — aus o entstanden ist.
Aber sie bietet zugleich noch mehr, nämlich eine nicht zu ver-
achtende handhabe zur sprachgeschichtlichen gruppierung gewis-
ser germanischer lautverwandlungen — Übergang von schwä in
u (Möller a. a. o. s. 164); Verwandlung der flaute in p- und
Ä;-laute ; umfärbung von o in a — , und wer weiss, ob sie uns
nicht auf den richtigen weg zur erklärung der zuletzt von J.
Schmidt K. zs. 25. 178 hervorgehobenen wurzelpaare vardh-
ardh, vas-as u. s. w. führen wird. A. Bezzenberger.
Cliens.
Ritschi giebt Plautus' Miles Gloriosus 3, 1, 194: Habeo
eccillam meam, clientam, meretricem adidescentulam, wobei clien-
tam meretricem ausdrücklich als lesung des ambrosianischen
Cliens. 177
palimpsests bezeugt wird: Fleckeisen schreibt gegen alle
handschriften . . . cluentam . . .
In den beiden Menaechmus giebt Ritsch 1 573 cluentis ge-
gen das clientis aller handschriften und 588 cluens gegen das
cliens aller handschriften; vers 575 schreibt er cluentum und
vers 577 cluens und daneben bezeichnet er die handschriften,
die dort clientum, hier cliens bieten: dabei bleibt nur der am-
brosianische palimpsest ungenannt.
Unseres wissens ist ein älteres lateinisches cluens an der
stelle von cliens sonst nicht bezeugt; es steht also in der Über-
lieferung auf sehr unsicherem boden und die ratio, von der
Ritsch 1 im vor wort zum Trinummus (seite LX der ersten aus-
gäbe) handelt, wird aushelfen müssen.
Cliens wird in nächsten Zusammenhang mit dem lateini-
schen cluere und eitlere und dem griechischen nlveiv gebracht,
müsste darnach also aus älterem cluens hervorgegangen sein.
Corssen versucht den angenommenen lautübergang in der
zweiten ausgäbe seines bekannten Werkes über die ausspräche
und den vocalismus des lateinischen (seite 740) näher zu be-
gründen. Er sagt, dass in cliens i aus ui verschmolzen sei,
dass cliens nämlich für cluiens stehe und neben cluere, wie ca-
piens neben capere, dass cluere aber eine spätere bildung neben
cluere sei. Die letztere behauptung ist aus der luft gegriffen,
ferner enthält cliens durchaus nicht das angesetzte gedehnte i,
wie ein solches auch überhaupt den verben der classe capere
(aus capjere) nicht zukommt. Das ohne nähere begründung
von Corssen construirte clu-iens hätte nach bekannten latei-
nischen lautgesetzen in späterer zeit nur mit verlust des innern
i zu cluens werden können.
Corssen vergleicht (seite 739) fio, das aus fuio entstanden
sein soll. Solches fuio ist indess wieder eine missrathene form.
Wenn aber auch fio sich wirklich unmittelbar an (pvw, äolisch
qwlto anschliessen — wie doch noch von vielen bezweifelt wird
— und aus fujo oder füjo entstanden sein sollte, würde der
vergleich für ein aus cluiens entstandenes cliens doch ganz un-
zutreffend sein, da fio, fiam, fiebam stets und formen wie fie-
rem und fiere und fieri wenigstens in der älteren poesie noch
öfters gedehntes inneres i haben.
Weiter zieht Corssen (seite 739) inciens „schwanger" zum
vergleich heran, dessen enger Zusammenhang mit dem griechi-
178
Leo Meyer
sehen kveiv und später aueh Kveiv „sehwanger sein" und also
auch mit syxvog „schwanger" in der that nicht zu bezweifeln ist.
Wieder aber ist unrichtig, dass in indem ein inneres i, von
dem hier gar nicht die rede sein kann, durch Verschmelzung
eines wurzelhaftem u mit gedehntem ?, welches letztere auch
wieder rein willkührlich angenommen ist, entstanden sein soll.
Dass indem etwa aus ineuens hervorgegangen sei, ist nicht zu
beweisen. Im altindischen entspricht eine verbalgrundform cvä
oder gvi „anschwellen" mit dem präsentischen cvdjati „er schwillt
an" (Rgvedas7,5, 1 : vi-gväjut „anschwellendes"): darnach könnte
indem sehr wohl für inqviens stehen und das v neben seinem
guttural eben so gut verloren haben, wie zum beispiel canis
„hund" neben dem entsprechenden altindischen cvdn-, dem grie-
chischen xvtov.
Wenn Corssen weiter noch seine behauptung, dass lateini-
sches 1 aus ui entstehen könne (mit der er, wie wir sehen, diens
zu erläutern meint) durch industria und industrius, die aus
industruia und industruius entstanden sein sollen , und durch
postilio, das er „sühne" übersetzt und aus postiluio hervorge-
hen lässt, zu stützen meint, so mag das nur noch kurz als
curiosum angeführt sein.
Otto Bechstein glaubt in den von Georg Curtius her-
ausgegebenen Studien (8, 348) das entstehen von cliens aus einem
alten duens durch formen wie inditus (aus inclutus), maximus
(aus maxiimus), manibus (von manu-), gelidus (aus gelu-), ver-
siculus (aus versu-) und corniger (aus cornu-) wahrscheinlich zu
machen, die aber sehr unglücklich gewählt sind, da sie sich
alle dem bekannten lateinischen lautgesetz unterordnen, von dem
im ersten bände dieser beitrage (s. 143 — 162) die rede gewesen
ist. Auch der vergleich von lubet — übet, den Otto Bech-
stein noch beibringt, reicht durchaus nicht aus: einmal hat
darin das i eine ganz andere nachbarschaft als in diens, war
also einem ganz anderen einfluss unterworfen, und dann ist
auch das ältere lubet eine wirklich vorkommende und häufig
vorkommende form, was von dem angenommenen *duens nicht
behauptet werden kann.
Mithin ist die entstehung von diens aus einem älteren
duens aus formellen gründen durchaus unwahrscheinlich. Doch
mag auch noch die damit construirte bedeutungsentwicklung er-
wogen werden.
Cliens. 179
Das lateinische cluere, von dem Corssen ganz ohne grund
behauptet, es sei eine spätere bildung für cluere, ist für die äl-
tere zeit allein nachgewiesen: cluere begegnet erst bei späteren
und weniger werthvollen Schriftstellern und dazu selten. Ge-
nauer darüber belehrt Neue in der zweiten aufläge seiner latei-
nischen formenlehre (2, 426).
Die bedeutung des cluere aber ist keine andere als „geprie-
sen werden" und dann auch abgeblasster „genannt werden". So
begegnet es Plautus' Trinummus 3, 1, 19: ut nömen cluet „wie
der name gepriesen wird", Pseudulus 2, 1, 17 : facinora qvae
post clära diu mihi clueant „thaten die später lange als glän-
zende gepriesen werden", Captivi 3, 5, 31 ut Acherunti clueäs
glöriä „dass du im Acheruns mit rühm gepriesen werdest", Epi-
dicus 2, 2, 5 senäti qui columen cluent „die die spitze des Se-
nats gerühmt oder genannt werden" , Bacchides 4, 9, 1 Atridae
duo frätres cluent fecisse facinus maximum „die beiden Atriden
werden gerühmt die grösste that ausgeführt zu haben", Poenu-
lus 5, 4, 20 st qvod agit cluet victöriä „wenn das was er thut
mit sieg gepriesen wird", Trinummus 2, 2, 31 probiorSs cluent
„werden als die vorzüglicheren gepriesen". Cicero citirt in den
Tusculanen (2, 10, 23) aus Accius: unde ignis cluet mortälibus
clam divisus „von wo den menschen heimlich das feuer bescheert
sein soll" (eigentlich „zu sein gerühmt wird"). Oefter gebraucht
Lucrez unser verb, so 1, 119: corönam... qvae clära clüeret
„der kränz, der herrlich gepriesen werden sollte", 1, 449 qvae
cumqve cluent „alles was gepriesen wird" oder „genannt wird"
und sonst.
Dem lateinischen cluere steht in der homerischen spräche
das verbum sehr nah, das in unseren ausgaben als xXetto oder
passivisch als xXeo/nai entgegentritt, das aber, wie ich schon in
meiner vergleichenden grammatik (2, 28) bemerkte, echt home-
risch wahrscheinlich y.Xefeco lautete. Es bedeutet „rühmen,
preisen" und bildete unter anderem auch den ausgangspunct für
xXefrjdwv „günstiges bedeutender zuruf" (Odyssee 18, 117 und
20, 120) und v,Xrjfrjdi6v „günstige künde" (Odyssee 4, 317), die
ebenso aus xXefsiv hervorgingen , wie zum beispiel die nach-
homerischen dlyrjditjv „Schmerzgefühl" aus aXyeiv „schmerz em-
pfinden' und {leXrjdojv „sorge, kummer" aus einem *fj.eXelv (ne-
ben (.tiXsiv) „sorge machen, kümmern", das auch noch im futur
(.teXrjoü} entgegentritt. Das verb selbst begegnet Odyssee 17,
180
Leo Meyer
418: iyio de xe ff« xta/c'w (in den ausgaben xXelio) xcct and
Qova ycuav „ich werde dich über die unendliche erde hin prei-
sen" und Odyssee 1, 338: xa re tiXefiovoiv (in den ausgaben
y.Xdovaiv) äj-mdol „welche die sänger preisen"; ausserdem in
passivischer form Odyssee 13, 299: (.aqu ts xXefo/itai (für
xXefeofiicu?) xal xigdsoiv „durch klugheit und list bin ich be-
rühmt" und Ilias 24, 202 : fjg (nämlich ygeol) to 7zaqoq neq j
«xta/' (für mlefseo ?) in dv&QtÖ7tovg „durch die du früher bei
den menschen berühmt warst".
Möglicher weise stimmt das lateinische cluere (etwa aus
clovere? wie suus „sein" aus altem sovos, tum „dein" aus altem
tovos, vidua „wittwe" aus vidova, denuö „von neuem" aus de-
novö und anderes ähnlich), in dem dann also wie bei zahlrei-
chen anderen lateinischen verben auf ere die passivische bedeu-
tung sich ausgebildet haben würde, mit dem homerischen xXe-
fteiv vollständig überein.
So würde also das als grundlage von cliens angenommene
cluens jemanden bezeichnen „der gepriesen wird", was für „den
dienten" nicht als passend gelten kann.
Aber man hat angenommen, das lateinische cluere (und
später cluere) habe eigentlich die bedeutung „hören" gehabt,
wie das nah verwandte griechische xXvco, und der cliens sei
als ursprünglicher cluens zunächst als „der hörende", gewisser
massen „der auf jemanden hörende, der gehorchende" bezeich-
net, wie man in ähnlicher weise sich auch den ziemlich moder-
nen gebrauch des deutschen „hörigen" zurecht gelegt hat.
Es wird nicht unwichtig sein, auch noch auf den ältesten,
den homerischen gebrauch des griechischen xXvetv einen flüch-
tigen blick zu werfen. Vorwiegend gern wird das zeitwort
kXveiv (von den zugehörigen nominalbildungen wie "/.Xvrog „be-
rühmt", xXtfog „rühm" und den übrigen können wir hier ganz
absehen) von den göttern gebraucht, die das flehen der menschen
„hören" und „erhören", so von den göttern im allgemeinen
Ilias 1, 218; von Apollon Ilias 1, 43 - 457 = 16, 527; 1,453
von Zeus Ilias 16, 236; 16, 249 = 24, 314 = Odyssee 20, 102
von Athene Ilias 5, 121 ** 23, 771 = Odyssee 3, 385 = 6, 328
Ilias 10, 295; Odyssee 4,767; von Poseidaon Odyssee 9, 536
von Hermeias Ilias 24, 335; von Ares und Fobos Ilias 13,303
von Hypnos, der die bitte der Here erhörte, Ilias 14, 234; von
der Thetis, die von ihrem söhne Achilleus angerufen wird, Ilias
,_
Cliens. 181
1, 357; von der Erinnys Ilias 9, 572; von den Litai, den Töch-
tern des Zeus, Ilias 9, 509. Auch Odyssee 10, 311 und 481
können hier angeführt werden , wo Odysseus erzählt, dass Kirke
(die er 481 anfleht, yovvcov sXXixdvevoa) seine stimme (ecvdfjg)
hörte. Ueberall ist hier der hörende entfernt nicht in dem ver-
hältniss des „dienten" zu denken ; vielmehr Hesse sich solches
eher von dem sagen, der da fleht und gehört oder erhört zu
werden wünscht.
Ueberall ist das homerische yXvuv ein wirkliches „hören",
und mehrfach werden auch ausdrücke für „stimme" oder „spre-
chen" noch zugesetzt, wie Ilias 10, 47 : ovös xXvov avdtjoavxog
„noch nie hörte ich jemanden solches erzählen", Ilias 22, 451
faxvgrjg fonog WXvov „ich hörte die stimme meiner Schwieger-
mutter", Ilias 16, 76 ^Axgefido) forvog exXvov avdtjoavxog „ich
hörte noch nicht die stimme des Agamemnon" ; Odyssee 4, 505
xlvsv avdrjoavxog, Poseidaon hört die übermüthigen worte des
Aias. Mehrere male ist kXvsiv vom vernehmen einer botschaft
gebraucht, so Ilias 16, 13 (dyyeXtrjv O&Lrjg £!• exXveg), Odyssee
2, 30 (dyysXirjv oxqaxox exXvev) und 42 (dyyeXtrjv axqaxov
exXvov); ebenso £7tixXveiv Odyssee 5, 150 (Zrjvog s7tHXvev dy-
yeXidwv) , das sonst nur noch Ilias 23, 652 vorkömmt, wo Achil-
leus die lobrede Nestors anhörte (alvov £tz£y.Xvs). Vom hirten,
der das gebrause der waldbäche hört, heisst es Ilias 4, 455 xüv
ös xe xrjXoae dovrcov ev övqeolv exXvs. Kaum richtig überlie-
fert sein werden Odyssee 6, 185 die worte /udXioxa de t eaXvov
avxoi, die sich auf glückliche eheleute beziehen.
Wo vom hören der stimme der götter die rede ist, scheint
die bedeutung von v.Xveiv dem „folgsamen hören" oder „gehor-
chen" nahe zu kommen, so Odyssee 4, 831, wo Penelopeia zum
traumbilde spricht „wenn du eine gottheit bist und die stimme
eines gottes vernahmst" {{d-eolö xe exXveg avdijv) und Odyssee
14, 89, wo es von den freiem heisst, dass sie vielleicht beson-
dere künde haben und wohl die stimme einer gottheit vernah-
men (-9-so v de xiv exXvov avdiqv). Telemachos hörte Odyssee 2,
297 die stimme der Athene (enei &eov exXvev avdiqv) und brach
dann auf, wie sie geheissen. Die Troer dringen Ilias 13, 757
vor, als sie Hektors stimme vernommen {enei ''Ey.xoqog exXvov
avdrjv), und später Ilias 15, 270 treibt Hektor sie an, als er
Apollons stimme vernommen {ercel &eov exXvev avdyv). Als
Athene Odyssee 3, 337 gesprochen, folgt man ihren worten, das
182 Leo Meyer Cliens.
„folgen" selbst aber liegt doch nicht in den worten xol öi tlvov
avörjadar]g, sondern nur, dass man ihre worte gehört hatte.
Dass das „hören" und „gehorchen" durchaus nicht zusammen-
fällt, zeigt recht deutlich Odyssee 19, 93, wo Penelopeia einer
ungehorsamen magd zuruft „alles wusstest du ja, da du es von
mir selbst hörtest" (irrst ig s/uev sxXveg avrfjg).
Am gewöhnlichsten hat man die bedeutung des „gehorchens",
bei dem dann ein anlehnen des lateinischen cliens sehr bequem
schien, für xXvsiv angenommen in dem öfter wiederholten verse
tog tcpad-\ dv d* agct zov judtXa /nev -/.Xvov yds tii&ovto Ilias 7,
379 = 9, 79 = 14, 133 = 14, 378 = 15, 300 = 23, 54 =
23, 738 = Odyssee 3, 477 - 15, 220 = 22, 178 == 23, 141
= Odyssee 6, 247 =s 20, 157 (an den letzten beiden stellen
steht ort statt oV), aber gerade der zusatz jtl&ovto „sie folgten,
sie gehorchten" zeigt, dass sein inhalt noch nicht in -/.Xvov lag,
dem hier wie an allen übrigen stellen nur die bedeutung des
hörens innewohnt. Wie die bedeutungen des Tcei&eoSca und
-aXveiv auf ganz verschiedenen seiten liegen können, das zeigt
beispielsweise Ilias 1, 218: og xe Seolg eTU-Tid&rjxai, fidXa x
exXvov ccvxov „wer den göttern gehorsam ist, den erhören sie" :
der gehorsame (o 7ieid-n/n£vog) könnte hier etwa in der Stellung
eines dienten gedacht sein, der hörende (o y.Xvwv) jedenfalls
nicht.
So ergiebt sich also auch von seite der bedeutungsentwick-
lung der Zusammenhang des lateinischen cliens mit dem grie-
chischen xXveiv und seiner Verwandtschaft als ein durchaus
unwahrscheinlicher.
Dass nun aber sonstige versuche das lateinische cliens zu
erklären, seine wohl versuchte Zusammenstellung mit dem latei-
nischen edlere oder gar mit dem griechischen /.aXelv und der-
gleichen, nicht der geringsten berücksichtigung werth sind, da
sie weder der form noch der bedeutung des wortes irgend wie
gerecht zu werden suchen, bedarf hier keiner weiteren ausfüh-
rung.
Cliens enthält dieselbe verbalgnmdform cli, die am deutlichsten
in dem abgeleiteten lateinischen cVtmlre „neigen" , das bekannt-
lich fast nur in Verbindung mit präfrsen gebräuchlich blieb, und
im griechischen xXiveiv „neigen" vorliegt. Im altindischen ent-
spricht — ganz wie zum Beispiel dem oben besprochenen xXteiv
das gru „hören" gegenübersteht — die verbalform cri (dritte
.
A. Fick Jovqög : öovqcctoq. 183
•
person crdjati, also im particip crdjant-) mit der bedeutung des
„lehnens", im hjedium des „sich anlehnens, halt findens"; mit
dem präfix d „an*1', (ä-gri) heisst es ganz gewöhnlich „sich an
jemanden lehnen, sich an jemanden schliessen, halt und schütz
bei jemandem suchen, sich jemandem hingeben" und das parti-
cipielle a-Qrita, dem das lateinische cliens seiner bedeutung nach
sich unmittelbar zur seite stellt, bedeutet „sich an jemanden
lehnend, sierNq,n jemanden schliessend , halt und schütz bei je-
mandem suchenct^em andern ergeben, jemandem untergeben'1.
Dorpat, den 25^13.] April 1878. Leo Meyer.
sdovgdg : dovQawg.
Bei den versuchen die entstehung von jüngeren formen wie
rJ7ta-Tog neben sskr. yaknäs, dovqa-Tog neben dovgog u. s. w.
zu begreifen, ist bisher, so weit ich weiss, übersehen worden,
dass ein glied dieser neuen Systeme, nämlich die genetive rJTta-tog,
dovQa-Tog u. s. w., gar nicht neu zu sein braucht, sondern aus
der urzeit herstammen kann. Wir dürfen rJ7taTog, öoigarog als
ursprüngliche ablative fassen, sie sind dann regelrecht von den
Stämmen r\Tca = sskr. yakn(ds), lat. jecin-oris und öoqJ^ durch
antritt des ablativsuffixes -zog gebildet, welcher bereits der Ur-
sprache angehörte, wie die vergleichung von ex-rog, ev-Tog — lat.
intus, lat. coeli-tus und sskr. dharma-tas zeigt. Als nun der
ablativ im griechischen erlosch, oder vielmehr, als die ansätze
zu einer besonderung von genetiv und ablativ schwanden, konn-
ten formen wie fj/ta-Tog, rJTta-Tog nur als genetive aufgefasst
werden, was sie ihrer bildung nach ja auch sind, denn -rog ist
genetiv des pronomens z~ — ro. War es nun nicht ganz na-
türlich, dass man rJ7ia-rog, dovga-Tog zum Systeme vervollstän-
digte und also die stamme rj7ta-, öovqcc- ganz mit dem angehäng-
ten pronomen durchflectirte *)? Uebrigens findet sich die weise,
ältere einfachere nominalstämme durch anhängung des prono-
mens f == to zu decliniren , auch sonst, wie in sskr. yakrt,
*) [Vgl- instr. varimätä Rv. 1. 108. 2 neben den ablat. vürimatah Av.
6. 99. 1 (vgl. B.-R. Yl. 721, VII. 1800; Benfey lieber einige wört. m.
(1. bindevocal i s. 8) und sinmtäh Vs. 13. 3 (vgl. Roth Erl. z. nir. s. 7)
184 Gustav Meyer Miscellen.
gdkr-t, deren stamme ursprünglich yakr, gakr lauteten, wie aus
zend. ydkare = tjtkxq = lat. jecur und xongog, Y.6rcqa-vov zur
genüge erhellt. Ja was ist denn cpeqov-Tog u. s. w. anderes, als
flexion des alten particips auf -ov (erhalten in cpeqiov mit nomi-
nativ-dehnung wie in dvoxleftfg = sskr. *dnhgraväs , sowie in
d/jtpixTiovsg u. s. w.) durch das pronomen T — to, von dem
eine starke form im pl. gen. qdsqov-tiov erscheint? A. Fick.
Miscellen.
1. Der alte europaeische ablaut e — o zwischen praesens und
perfectum liegt ganz deutlich auch noch im Albanesischen vor.
Die verba, deren praesensstamm e (resp. je) zeigt, haben im
aorist, der dem alten perfectum entspricht, o, z. b. bred ich
springe, broda ich sprang. Verzeichnis der beispiele s. bei Hahn
Albanesische Studien 2, 70 f. Dozon Manuel de la langue
chkipe 241. Im plural findet sich neben -o- meist auch -ua-,
z. b. pöla ich gebar, pole pöli, aber plural auch püalm püalte
püalne. Der unterschied geht vielleicht auf die ursprüngliche
verschiedne betonung der singular- und pluralformen zurück.
2. Für attisches l'oog steht in unseren Homertexten überall
loog. Da für die Verlängerung des i kein grund vorliegt —
denn mit der angeblichen längenden kraft eines vor dem vocal
stehenden digamma ist es nichts — , ist dafür überall das na-
türlich auch der attischen form zu gründe liegende l'aaog ein-
zusetzen, das sich zu l'oog genau so verhält, wie [.isooog zu /ui-
oog. ioooSioiaL steht auf der archaisierenden inschrift aus
Kyme CI. 3524, 15.
3. In den altindischen namen des stieres rsabhd- und vrsabhä-
ist das mittlere a Vertreter von sonantischem nasal, indem ein
suffix -bhä- an die schwache Stammform von *r£an- und vr'san-
angetreten ist. Von ganz gleicher bildung ist, wie man längst
erkannt hat, elarpo-g hirsch. Auch dies hat a — n, grundform
eln-q>o- und ist von der schwachen Stammform des im ksl.
jeleni hirsch vorliegenden Stammes eleu- gebildet, der in schwa-
cher form auch in ekkog für skv-6-g erscheint.
Graz 20. juli 1879. Gustav Meyer.
185
Die inschriftlichen quellen des böotischen dialekts.
Erster theil: Theben, Orchomenos, Tanagra.
Bei der folgenden Zusammenstellung habe ich die im epi-
chorischen aiphabet geschriebenen inschriften ausnahmslos auf-
genommen; von den inschriften ionischen alphabets aber nur
die dialektisch bemerkenswerthen , mit ausschluss der metrisch
abgefassten. Bei der Umschrift habe ich den vom älteren ai-
phabet durch E bezeichneten gedehnten e-laut in allen nicht-
metrischen inschriften mit sc wiedergegeben, da der böotische
dialekt keine andere bezeichnung dieses lautes zum unterschiede
des kurzen e-lauts kennt.
I. Theben,
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) Foucart Bull, de corr. III, s. 130, nr. 1.
1 dio/Aoloioi 2 cc7t{y?)a{.iovdccoctyoQ(d?ß?)evG
1 Jl 'OnolaJLcoi 2 l4rca(.uüvöag L4yoQSvg(?).
Von den zwei möglichen lesungen ^ATtafxwvdag und lAyct-
(.iiovdag ist die erste vorzuziehen. Idrc^fAiov ist als naine zweier
Athener bekannt (Pape-Ben seier). Das q m'AyoQevg ist nicht
deutlich, Foucart: ,,sur l'estampage je distingue un D, mais au
milieu il y a un trait, comme si on avait voulu corriger en
B ou R".
2) Rang. 2275, Keil Zur syll. s. 539 f.
1 zivilaoo 2 (isvvidao 3 eortovideva
1 3AQx]lXaog 2 \^Ef.i\(.i£vvidao 3 . .eo7iovidsvg(?)
3 CIG. 1637.
HayeaavÖQoa [dyeloavÖQog.
4 Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, a.
TtvQoagTovr Hvqü) aQxovT[og.
Die gemination der consonanten ist in IJvqco unterlassen
wie in den inschriften epichorischen alphabets KirvXog Tana-
gra 10, HindQya Tanagra 13, Qsiqituov Tanagra 15, Kah&s-
aidi Tanagra 43, Ohalog Tanagra 49, IIvQcdlog Tanagra 54
III, 3, der Münzlegende Kali Mionnet II, s. 102, nr. 36, in
den inschriften ionischen alphabets l'rtaoiv Theben 35, Jev^lnto
Beiträge z, kundo d. ij». gpraotaon. V. 13
186
R. Meister
Theben 36, yga/n/uaTiöorTog Orchomenos 8 und 20, Ho'kvQeiTü)
Orchomenos 11, etkxglv Orchomenos 25, Hov\Qi\ypg1 Tanagra
81, 57.
5) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, b.
^fafiidTQiog
6) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, c.
Fyaixa Rang. 323 rgalytcc?
7) Keil Syll. s. 176, nr. LXVI, d.
naamXea Ilaoixleia.
8) Rang. 866.
V7tQCC-\-ia E]V7tQCt1-i(X.
9) Stephanos Bull, de corr. II, s. 28.
ev&v/xi Yoa Ev&vfuxog.
Ist dieser aus Hvqyv ins museum von Theben gekommene
grabstein derselbe, dessen inschrift Foucart Bull, de corr. III,
s. 142, nr. 5 in der form Ev&v(xi%o angiebt?
10) Stephanos Bull, de corr. II, s. 28
ßgeaaöag Bqeioddag oder Bgeiooddccg.
11) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 18. Im
museum von Theben. Fundort unbekannt.
Kalvv&ig vgl. den namen Kdlvv&og Paus. X, 13. 10.
12) Haussoullier ebd. nr. 20. Im museum von Theben.
Fundort unbekannt.
xacpcaodoQog KaqjioodtoQog.
13) Foucart Bull, de corr. III, s. 139, nr. 3. Nach Köh-
ler Mitth. d. arch. inst. I, s. 97 ff. „in den fundamenten
des castells von Chalkis" gefunden. Unter dem aiphabet von
Chalkis auch von Kirchhoff Stud.3 s. 104. 105 anm. besprochen.
1 rtToiox.va.GTog 2 toiHlo/.ievioi 3 avsd-sccv
Foucart hält die nachricht über die herkunft der inschrift
für irrig und glaubt, sie stamme aus Theben, weil ein tempel
des Ismenischen Apollo nur in Theben bezeugt ist, und der
name ILtwicov wie die form dve&sav auf böotischen Ursprung
hinweise. Der zweite bisher noch nicht entzifferte name in der
1. zeile scheint mir nach dem was Kirchhoff a.a.O. über die
beschaffenheit des Originals angiebt, MvaoTog zu heissen, gebildet
(als „endkosename" Fick Die griechischen personennamen LVII)
von den gerade in Böotien häufigen namen auf -[AvaaTog (vgl.
Tanagra IIeil?]e/itvaoTog 47 Qio^ivdaTa 48 l4Qio/.ivaoTog 54 Ho-
XvfxvdoTiog b&ldiMpitivctOTog und KKsof^ivdaTa 81) wie Qeo/uvrj-
>
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 187
/n(ov : Mvrjvcov, Evatficov : ^4t/ncov, IdgioraiVETog : ^4iV£Tog ^'Hve-
toq Lebadeia 6). Die Umschrift wird danach lauten:
ÜTCoicov, [M]vaoTog tot 'IofiEivioi äve&sav (oder äve&siav).
14) Foucart ebd. s. 142, nr. 6. Museum von Theben.
Fundort unbekannt.
&£ioyiTct Qsioylza.
&eioy£vt]g ©eiodovog Qsiodora Qeiodori] Qsio/nsvtjg ©eiovorj
Qeioqxxvr] siehe bei Pape-Benseler.
15) Foucart ebd. s. 142, nr. 7. Museum von Theben.
Fundort unbekannt.
aafxiYoa 2df.uxog.
16) Foucart ebd. nr. 8.
cpilofielidao WilofisiXidag.
17) Foucart ebd. nr. 9.
YdCQOTtlO X(XQ07llg.
18) Foucart ebd. nr. 10.
(piXo YccQidao 0iXoxaQiöag.
19) Foucart ebd. nr. 11.
ccQadQivoo JCjaQaÖQÜvog.
20) Foucart ebd. nr. 12.
avroxQCCTeia ^4vTOXQocrsia.
21) Foucart ebd. nr. 13.
YaQtdatTio XccQidccLtig.
22) Foucart ebd. nr. 14.
IloXvööTQora.
23) Legenden thebanischer münzen: d-eßaioa{= Qeißaiog)
Mionnet Suppl. III, s. 527, nr. 140. 141; Imhoof-Blumer, Zur
münzkunde und palaeographie Böotiens, Numismatische Zeitschrift
111(1871), s. 384, nr. 81b, öeßcuov (= Qsißcclov) Mipnnet II,
s. 109, nr. 94, &eßa (= Qeißa) Mionnet Suppl. III, s. 526,
nr. 137, &eß (=, Oeiß) Mionnet Suppl. III, s. 527; Imhoof-
Blumer a.a.O. s. 386, nr. 90, #« (= Qu) Mionnet IT, s. 109,
nr. 96, 99-101, 103—105; Suppl. III, s. 526 ff.; Imhoof-
Blumer a.a.O. s. 383 ff.
Die folgenden inschriften zeigen bereits einzelne demente
des jüngeren alphabets in das epichorische aufgenommen.
24) Foucart Bull, de corr. III, s. 140, nr. 4. Im museum
von Theben. Fundort unbekannt.
1 a/ii7tQi7to 2 oXvxXuoayXa 3 odoTioot-evov 4 oXvouxoxXid
ctfiuda 5 aXtantjoacpiXo^ev 6 doTiooccvTidogo 7 vooxoocmoX
13*
188
R. Meister
Xoöo 8 gxiclgtcxoiXXio 9 [levveidiotoii 10 y.Xiöaoaf.avaöao
11 y.idaoaQLOtriifxo 12 oGTtxoiXXeerfiaT 13 %<xQidaoaQLOToy 14
V7iaTodoQOO(.i 15 tarov
1 -y/]a,U7r£i[»)]o[s 2 JIJoAüxAfifog, FAa- 3 -odouog, Sevwv 4
-g yivaiag KXidaiuda[o , 5 T]fiAfiffT^og, ©tAd^foff? 6 -ddr*o£,
l4vridtoQo[<; 7 -vootoq IdTtoXXodio^qiog? , 8 -oftag IIt(aiXXio[g,
9 Mevvei dio£ß%i\og, 10 -xXidag l4(.uvddao, 11 J7,at>?]>t/dao,
' 4QiaTt]XMo[g 12 -og, nxto'iXXei ^Etiiot- 13 -x<xqiöag 'Aqioxoy-
[iroviog, 14 "TTTard&o^og M- 15 ^JtWwy?
/ wird dem älteren aiphabet entsprechend durch Y, aber
£ durch das ionische zeichen £ wiedergegeben. Der lange e-
laut wird in Mevvei schon durch EI, in TlxioiXXei noch durch
£ bezeichnet, t] fungiert bereits überall als böotischer ausdruck
des älteren ai , in KXiöafxiöao, -xXldag, l4/Luvddao finden wir
1 für ursprünglich diphthongisches ei. Foucart hat schon
darauf hingewiesen, dass der wegfall des schliessenden a in
Mevvei JioCptiog und IlxiotXXei 'Ertior . . einer böotischen laut-
neigung entspricht, er führt a. o. als beispiele an Mevvei Ev . . Ta-
nagra 55 II, 19 und l4xv>XXe{g ? Tanagra 54 III, 4 und fügt
Bull, de corr. III, s. 453 -7i7tei(?) Qioyixoviog Orchomenos 12,
4 hinzu. Fernere sichere beispiele sind OiXXei ^iovoi&lw Or-
chomenos 14, 5 TifioxXel Qi\oda)Qixiog Orchomenos 11, 12. 13
-ei NiKirjog Tanagra 55 I, 22. Bei grabsteinen mit einzelnen
namen wird nur eine genaue prüfung des Originals entscheiden
können, ob das schliessende g von anfang an fehlte oder erst
im laufe der zeit verschwunden ist, so bei KvdiXXe Orchomenos
2 (DQaooe Thespiä CIG. 1649 2ayv&ivldcc(g Tanagra 54 IV, 3
BvXi[6]a(g Tanagra 54 IV, 15 Feidgivo Thespiä Haussoullier
Bull, de corr. III, s. 382, nr. 26 Ev&muxo Foucart Bull, de
corr. III, s. 142, nr. 5, vgl. Theben 9; cpeXioca (=yO](peXiara?)
Thespiä Decharme Recueil s. 49, nr. 41; anderwärts hat man
grund der Zuverlässigkeit der copien zu misstrauen, wie bei
2[cüi]xXia Geocpdveiog Kopä Keil zur Syll. s. 556, z. 15. Dass
diese neigung das schliessende a des nominativs verklingen zu
lassen, bei den Böotern (und Lesbiern) in hervorragendem grade
vorhanden war, beweisen die grammatiker, indem sie die epi-
schen formen i7t7tova, /urjTiexa die nominative l^Qxvxa, lYßga-
yoqa dem äolischen und böotischen dialekt zuschreiben (Ahrens
I, 109 anm. 3).
25) Kaibel Hermes VIII, s. 421, nr. 18. Diese inschrift
.
■
r
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 189
aus dem museum von Theben ist nach Foucart's angäbe die
fortsetzung von nr. 24.
1 liooaucpt, 2 G&ioysvsio 3 7toy.vdeaxii.iov 4 vf.i7tiodoooo7t
gct 5 vQOf.iox,h£0/nva 6 qpiXiTtTtooavdoge 7 /.QaxeiGjiwxx.k 8
aoidaonxooTQOT 9 0(.ieivoxeXua 10 ovioo/nvaoiao 11 /Joe
XCtQTadcc 12 oroyiTOVioodi 13 foysv..o
1 -hog, l4/nq>i- 2 -g Qioy€vsio[g? 3 'l7t\7iOY.vdug Tl^kjov-
[10g 4 iOX]vf.irtL6do)Qog IIqü- 5 J]ooj.ioY.laig Mva- 6 ®l-
"kutrtog l4vdv)Q£[iog? 7 -Kqdxeig Moxx[v']X[iog 8 -aoiöag Ni-
A.ooxqox\iog 9 'Ilaf-Uivoz steig 10 -o(w)vtO£, Mvaoiag 11 -tog,
Xapradafg 12 ^£t]ffroj>iroVfcO£, z/t- 13 z/t] /oy«j>[£t]o[c,\
Der gedehnte e-laut wird in den Worten lIititoY.vd£ig und
Jqoiio'AXug durch E, in -Y.odxeig und 'lo/AeivoxeXeig bereits durch
EI bezeichnet. MoxxvXiog hat Kai bei ergänzt. Xaoxddag ist
eine patronymbildung von Xdqxag (name eines spartanischen
bildhauers bei Paus. VI, 4. 4), dem zu -xagxog (uid-x<xoxog)
gehörigen kurznamen, (vgl. Hippokrates Epidem. 7, 10 ed.
Ermerins I, s. 650 XccQxddu, von Ermerins in XccQxddr] geän-
dert). Z. 3 ll7t7toY.vdeig ist in die dritte declination übergegan-
gen, wie 'Ertiytovdeig Akraephion 5, 7. 8.
26) Kaibel Hermes VIII, s. 424. nr. 23. Im museum von
Theben. Fundort unbekannt.
avTi%aQig Idvxlyaqig.
Die zeichen für q und o sind die des älteren alphabets, X
für x i^ bereits dem ionischen entlehnt.
27) Legenden thebanischer münzen: d-eßrj (= Qsißr]) Mi-
onnet II, s. 109, nr. 102; Suppl. III, s. 527, nr. 149.
b) Inschriften ionischen alphabets.
28) Keil Zur syll. s. 559 ff.
1 AvaiTCTtog [Tex]Qadi(ovog 2 ^Ynaxodwqog Bo£r/.ida[o 3 Nt-
yuov SwotQOTiog 4 l4Qioxoylxiov 'O^ioXwtxiog 5 Qeißddag Oeo-
töxLog 6 rogylöag Kacpioodwoiog 7 }!AvSqojv FoQylöao 8 (Dex-
xaXog 'ioiieivirjog 9 Kacpioiag ^gioxirjog 10 l4vxicpdveig Xa-
QEizldao 11 Jk^mnog MvaaioxQorwg 12 Idvxiy&vsig Nuurjog
13 Tlfiiov Q>ili7t7tiog 14 l4ixXtdag MoXwviog 15 7^[a?]n'ff-
xog 2[ioo]xQÖ[xiog.
Keil weicht von dem text, den Lebas 489 bietet, nur z.
1 ab, wo er die Lebas'schen zeichen Xvai7t7toai...iQQaXiwvoa
als AvGiTcnog \_Tex~\Qadtcovog erklärt und z. 15, wo er &]q[o]v-
190
R. Meister
vlaxog schreibt, während Lebas mit Ulrichs Ann. dell' inst.
XX (1848), s. 48, nr. I iq..vviokoo bietet, Pococke im CIG.
1676 iq..vioxoo, Pittakis Eph. arch. nr. 1453, s. 906 und
Rang. 1319 /u.l. ivioaxoo. Leake hat die inschrift nur bis
z. 13 copiert. Bei einem derartigen auseinandergehen der le-
sungen habe ich ^Ioavloy.og dem KeiTschen (Doovvioxog vorge-
zogen, weil auf der inschrift v sonst nicht durch OY ausge-
drückt ist. Der name 0hzaXog 8 kehrt mit unterlassener ge-
mination in der epichorisch geschriebenen inschrift Tanagra
49 wieder. — Brunn (Gesch. der griech. künstler I, 293) hat
vermuthet, dass die auf dieser inschrift genannten männer Hy-
patodoros und Aristogiton die auf der delphischen inschrift epi-
chorischen alphabets CIG. 25 genannten künstler sind, da auch
Timon als künstler, Andron und Kaphisias als thebanische
künstler bekannt sind. Dann würde diese inschrift nicht später
als etwa 360 v. Chr. angesetzt werden dürfen.
29) Kaibel Hermes VIII, s. 421, nr. 19. Im museum von
Theben. Fundort unbekannt.
1 voa — ivdao 2 XaQxidXöyavat-avdQidaoQvioxoo 3 dtovaXei-i,
f*a%iog vacat . ?rA(?)r(?)T«/t 4 no . . od.Q.ooTtudtovioo -- 1- - if.ioo
5 Kctcpioivoaxi .Ttiovioa w 6 oXvf.i7tiaöaooTiXQO)vdao — rt-vi
da 7 d-i07TOfi7roGXvvioa vacat. . .XßcovXvö 8 rtoXv%aquoaqiax
oyvtovioo . .Xot-evooxQ 9 eiXXcüVT€iXeq)aveioa vacat ... arictoSs
10 7ti9oXao<j£VQv<paovTioa . o . viaaitoX 1 1 aaoirco8oiooo(fiXoY.o
avsioodiodwQoOTtv 12 (piXtovovaoi/uioa vacat xocXXio&evsl 13
yXavxivood
1 -voa — tülvöao, 2 ßw ?]Xagxlöag [F^ava^avÖQiöao, 'Pvtoxog
3 -öcov lAXet-ijuccxiog, . 7tX(?)t(?)r£i M- 4 no[taiu]6d[(o]-
o[o]g 27t[€v]öcoviog , --ijLiog 5 Kacpiolvog Ki[XX~\iovLog, 10
6 3OXv/.i7uddag 2riX[ß]t6vöao , — \l4v)z[iye]vida[o , 7 Oi07to{i-
Ttog ^iv\%\tog , 2iC\Xßo)v \^A~]vd- 8 TIoXvxaQStg Idqiatoyixo-
viog, [Oi\X6^€vog Kq- 9 EiXXiov TetXecpdveiog , [(t>iX]riag Ge-
10 üi&oXaog EvgvcpaovTiog, \l4&a]viag IIoX- 11 'AoiaTtöduy-
oog 0iXoxQ<xT£iog, JiödwQog üv- 12 (DiXwv 30vaol/uiog, KaX-
XioSevei\og 13 rXavxlvog z/-
Kaibel a.a.O. hat die meisten der namen, die auf der in-
schrift überhaupt gelesen werden können, schon richtig gedeu-
tet. Der letzte name der 3. zeile scheint ein neues beispiel der
weglassung des schliessenden a zu bieten, vielleicht BovxdtTei?
vgl. ßovKctTTeg = BovytaTTsig Orchomenos 16 Bovxatzrjg Ta-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 191
nagra Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 22, z. 5
B]omaxia Tanagra 84 Bovxaxla Chäronea CIG. 1608c z. 27.
Z. 4 habe ich lieber JJoxa/noöcüQog als mit Kaibel Ilovd-6-
ötüQog ergänzt, weil v in den übrigen namen der inschrift be-
wahrt wird.
30) CIG. 1577 (Keil Syll. s. 49 f.)
1 Hi/ii/ulag Jicüvvoiog, SevoyiXsi[g 'Io~\- 2 fi£ivi[^og], Evvofiog
2i\ji\u>viog , Id&ctviag 3 IdQioxdvdqiog , zfa/noxQiTog 2i[ß]a-
4 viog, ^.Aqxwv 2[7t]eQ%iüviog, Ego- 5 xiiov 'Avxitudxiog, &el-
ßi%og KaX- 6 XwaQiog, Jiwvvoiog 'HQCMXeLdao , 7 cY?ta-
r[6\dü)Qog lAqiaxEidao , rO/uo- 8 Xcoi'xog Eva)vvf.uöao, Kaq>iao-
9 ötüQog lirtoXlodiüQiog , Idqioxictg 10 IlxwtXXiog, Nlxcov Ms-
Xavxi%iog, ITqo- 11 gsvog l4Xxlviog, 2[i^uag J locpdveiog.
Da die abschritten des Cyriacus die originale zeilenabthei-
lung der inschriften nicht geben, so habe ich die Boeckh'sche
beibehalten. JicDvvoiog 1 ist ein patronymes adjectiv vgl. Or-
chomenos 12, 6, gebildet von dnawoi-iog (Ahrens I, 215)
wie 0iXoKQax£-iogy di oqxxve-iog , JwQO&e-iog Orchomenos 12,
14. Nach JiojvvGiog bietet die abschrift %£voy.Xeidr]o\i.iuviEvvo-
fxoo, Keil a. o. MevoxXsl[g 3lo^\fisivi[ao] , wofür ich auf dieser
inschrift lieber 3Io/xeivifjog (vgl. Theben 28, 8) schreibe. Doch
bleiben daneben noch genug möglichkeiten, es könnte z. b. auch
dort gestanden haben Bevoy.Xsid[cc]g Mei[X]irjog (vgl. MsiXirjog
Orchomenos 11, 38). Für oiXiovwo z. 2 und oicpiwviog z. 3,
zwei sonst nicht bekannte namen, vermuthe ich 2i/ncüviog, was
Keil für 2iq>icoviog bereits vorschlug. Z. 4 OQEQxwviog Keil
2[rc]€Q%iöviog. Z. 4. 5. 'Eqoxuov darf nicht geändert werden,
vgl. 'Eqox[iiavog Platää Girard Bull, de corr. I, s. 211 3Eqo-
xiiovog Orchomenos 13, 16; Keil Zur syll. s. 571 leitet den
namen von egoxtg = eoQxiq her, ich glaube, dass er zu "Egaxog,
'Egdxa, ^Eqoixwv, 3Eq(xxiov u. s. w. gehört mit o für a. Z. 5. 6
Ahrens I, 190 KaXXi[x)aQiog vgl. aber KaglaavdQog Kopä 1,
31, K<xq(.uov Kopä 4, 18 u. s. w. ; z. 7 vrcaxwddüQog Boeckh
c Y7iax[6]ötüQog ; z. 1 1 aXxivwoooeiiuiao Boeckh IdhiLviog, 'Elolfiiag,
31) Rang. 1318.
1 t]xX£ioo7tv&£aoa 2 dtüQoootocpiXQidio 3 /uvaai7T7toa^ivaaia
4 yXavKicto&eo . a 5 o^axoaöeivirjo
1 -xXsiog, Tlv&eag *A- 2 dwQog 2a)cplX[to] , dio- 3 Mvd-
Oi7i7tog Mvccoio[xq6xijü], 4 rXavKiao, Qeo- 5 -6(.ia%og Jei-
vifjo[g.
192
R. Meister
Zwei neben einander ste
32) Keil Syll. s. 171 f., nr. LXI.
hende listen, beide stark fragmentiert.
I. 1 cpr/.QCtTidaaxr]ctyr](ji7i7toG 2 ^ieiviioi 5 xct 10 qjiXcoviöaa
vixcovoo 15 . ooxuovarzoXXodiooio 17 . (prjOTodtoQooXvx.iox.io
IL 1 axQazcovxgaxuo 2 (.itdiov7zvi}ictoq>iXiL 5 laxqoxXuoaQxafx
€ 6 (.iLvvuovooq)iXi7T7i£iE 8 Xaf.i7Ziov£vayoQio£OG 11 vixo/LictX'
...7tei(.ia.u 12 (piXi7i7tev 14 evnoXefxo — re 15 <piXnzTC£vo
I. 1 'ijqiiXQaxldag xr) siy[£t]OL7Z7Zog 2 3Io]f.t£ivlw J/. . 5 ...ra.
10 Q>iXiovidag Nlxtovog 15 M]ooxLiav 14tzoXXo6i6qio 17 !^]-
qjrjoxoöwoog ^ivxioxio.
IL 1 JSxodxiov KoaT€io[lTt7t(o? 2 WUdiov Ilv&lao Q>iXi[7Z7Z£vg
5 'IcczqoxXeIq l4Qxa/u[idtoQio? 6 Mivvliovog WiXi7Z7Z£[vg & slafx
Ttwv EvayoQO) eg 2"-- 11 JVtxd^ua/log L4]7zei[iiä[vzto 12 CPt-
Äi7t7zev[g 14 i&Tro'AejUofg] v« - 15 &iXi7Z7Z£vg.
Die ergänzungen rühren fast alle von Keil her. I 1 habe
ich l4.y[u]oi7Z7tog geschrieben, weil die inschrift sonst kein
beispiel des hellenistischen vokalismus zeigt; Evayooto II 8 ist
genetiv von Evüyoqog (belege für diese bildung giebt Keil Anal,
epigr. et onom. s. 159). Die bewahrung der dialektischen for-
men (Ilvd-lao) und des älteren böotischen vokalismus verweisen
die inschrift, wie mir scheint, (ihr schlechter zustand ist einem
zuversichtlicheren urtheil hinderlich) in die zeit vor der Zer-
störung der stadt, also (Philippoi wurde von Philipp IL 356 ge-
gründet) in die jähre von 356 bis 335.
33) Kumanudes Athen. III, s. 479 fg.
1 [icczaovvsß 2 erzo ßouaxonZE 3 ozzwoaoeßiovzaozoia
qo 4 7Z ?ov&iio 5 ccQiozitovooaQxovzooaXvtrjOt, 6 7ZQioyeeox
aooipdadcüvoo : ccqioxo 7 avaxzooMeoToiaxovza/uvao : tzql 8
cpoQf.iVi : aqxoo : teqeoo 9 ßvtavxioi : xQOvoitoXa/mpaxavioox
10 oydoexovzaTzezzaoao : aoyvQiioax 1 1 x/uaodexaet; ' ovvedg
oißvQctvxuov 12 zoxQVOiovxsQxivooeiQOZi/ntoay 13 rjXo7Zzix(od
MOVvoioosiQCiuovoo 14 ct&ctvodiOQOO : duovvouo : zsve 15 tzq
o^evoo : ßoio)Tiovx(oder f.i)£idiao : öl 16 VLXoXctioao%ovxooaXv
£ 17 aXXaozQiaxovzctfivaoey 18 7ZQioyei£oaXvtaitov&eo 19 X
£i-avdQOvdiü)V7zoXvx 20 yeioivixwecQxovzooßvoKavzioi, 21 ov&
0aXXa)O7zevTaxazicüOOTccT£iQcc 22 looXampaxccvtoosvzovTtoXeiLiov
xovv 23 iaQa)Z(o£f.ißeXqjoio.€7ZoX£fiiovßoiioz 24 gvveöqoiuvl1)
^avoiooioxaoaxixw 25 <xQ(.i£viGx.oo7Zvoa[iov
*) Statt der drei letzten buchstaben kann nach Kumanudes' an-
gäbe auch m, int, i/m, poi gelesen werden.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 193
1 Tou xQEi]piata ovveß[<xlov$o sv xbv Tt6ls(.iov 2 xbv] s*7to-
[lifMov] Boiiorol 7t€[öcc xtov av(.i(.iä%oiv 3 7t]oxxwg aasßlov-
xag xb iccqÖ[v xio 'ATtblXuivog xü 4 Ilov&tto. 5 'Agiaxtwvog
aQxovxog AkvZrjoi... 6 TtQiayeug Xaqoip Jddwvog, IAqloxo.
. . 7 AvaxxoQieieg XQid*övxa (.ivag ' 7tQi[oyeieg . . 8 (Doq^io,
"AQ%og Teigetog 9 Bvtdvxiot. xqovaiw Aafxifjccxavw ox[axel-
gag... 10 oyöosUovxa Ttsxxaqag, agyrgtco Ax\xw.(a öqcc- 11
Wag dexae!;" ovvedqoi Bvtavxlcuv [ßjta^av 12 xb %qvoiov Keq-
yuvog EiQOxl/uto, l4y... 13 zf]r]Xo7Zxlxa), Juovvoiog Eigcclio-
vog, 14 Id&avödioqog Jicowato), Tevs... 15 7tg6^evog Bouo-
xwv, {M~]sidiag Ji... 16 NixoXcccü agxovxog 'AkvQaloi . .
17 allag xqiomovxcl (xväg s\jta^av... 18 rtQioyelsg Idhfcpiuiv
0€O... 19 ld~\Xs^dvdqov , Jtcov IIoXvx... 20 A~]yeioivUio ccq-
Xovxog BvotavxLOL [avveßd- 21 l~]ovd-o äkliog Ttevzaxaxtwg
axaxetQa\_g %qv- 22 ff[wg Acc/uipaxaviog sv xbv ttoXs/hov xbv
v[txsq xuj 23 IctQüi xcü i/n Belqxng htols^iiov Boi(ox[ol- 24
avveÖQOL s[jta]^av Siooig Kagaxlxco, 25 n]ccQ/uevi07,og Hv-
QCCf.WV.
Z. 1 ergänzt von Kum., der aber Tvde zu anfang schreibt.
Z. 2 Kum. ov statt xov, am Schlüsse ns\ ? z. 6 Kum.
7tQigyeeg. Z. 7 Kum. 'Avaxxogihg , 7tQi\oyssg. Z. 8 Kum.
TsQSog. Z. 9 waren nach ax^axsiqag die hunderte vielleicht
durch einen buchstaben bezeichnet. Z. 10 Kum. oydosxovxa.
Ergänzung von Kum. Z. 11 Kum. ergänzt (beispielsweise)
syto^av. Z. 13 Kum. Z. 15 Kum. X?€idiag. Z. 16 Kum.
AIvQtjol. Z. 17 Kum. am Schlüsse Er. Z. 19 Kum. Z. 20
ergänzung des ersten buchstabens von Kum. Z. 21 ergänzung des
Schlusses von Kum. Z. 22 Kum. 24. Kum. ovvedgoi EIN£?g~av.
Z. 25 Kum. Die inschrift bietet viel bemerkenswerthes auch
abgesehen von dem sachlichen interesse, das uns vor allem die
nun sicher bezeugte thatsache des zwischen Theben und By-
zantion von Epaminondes abgeschlossenen bündnisses gewährt,
auf welches Demosthenes Phil. III, 34 bezug nimmt. Sie
gehört in die jähre 355—346 und enthält die aufzeichnung der in
den drei jähren der archonten Aristion, Nikolaos und Ageisinikos
von den bundesgenössischen städten Byzantion, Anaktorion und
Alyzia an Theben gezahlten beitrage zu den kosten des heiligen
krieges. Da bemerken wir denn , dass damals die alte im
epichorischen aiphabet üblich gewesene vokalbezeichnung noch
nicht ganz verschwunden war; in der ersten liste (z. 5 — 15) ist in
194
R. Meister
den Worten rtQioyeleg, LdvaxroQieleg , Tsigeiog und SydoeUovTa
der gedehnte e-laut noch nach alter weise durch E bezeichnet,
in der zweiten (z. 16 — 19) und dritten (z. 20—25) kommt das
nicht mehr vor, da steht überall El. Andere beispiele der im
ionischen aiphabet hier und da aus dem epichorischen zu-
rückgebliebenen Schreibung E=ei s. Theben 34 Orchomenos 12
und 16. Auch der gebrauch von rj für das ältere ai ist noch
nicht ganz durchgedrungen, denn neben IdXvtrjoi in der ersten
liste steht lAXvtalwv in der zweiten vgl. dazu erhaltenes ai in
Theben 35; 36. Neben diesen resten der ältesten Orthographie
taucht aber bereits das der jüngsten angehörige ov für v in
IIov&Lo 4 und xQOvotio 9 auf, während in %qvoiov 12 und in
14 anderen worten v erhalten ist. Während ferner die erste
liste Bvtdvtioi und Bvtavxlwv bietet, bezeichnete der Schreiber
der dritten liste die Verschärfung des Zischlauts in diesem wort
durch zusatz von a : Bvotdvtiot 20 wie sich ja auch BvÜCpvxioi
Rang. 134 III, 6 findet. Weitere beispiele für die Verdopplung
der Zischlaute giebt Keil Syll. s. 237. In tAXe^dvögov 19, dem
namen eines alyzischen gesandten und TlvQaf.iov 25, dem namen
eines byzantischen ovvedoog ist die nichtböotische genetivform
aus den heimischen dialekten der beiden männer, dem akarna-
nischen und byzantischen (megarischen) zu erklären. Mit JrjXort-
ri%(x) 13, dem patronymikon eines Byzantiers vgl. CIG. 2108g Te]i-
oiceg Jr\koTtTiypv Bvtdvxiog; mit Jdötovog, dem patronymikon
eines Alyziers CIG. 855 EvQvdiy.^Jddov^lxvaia. Bemerkenswerth
ist dass z. 22 der artikel xov für das relative pronomen steht wie
bei Aristophanes Acharner 870 nqlaao rtuv eyw (psqio. Vom
ende des 4. Jahrhunderts an verschwindet dieser gebrauch.
34) Keil Syll. s. 164 f. nr. LH, b, 2 (Zur syll. s. 599).
agtoio^eveg IdqiOTO^sveig.
Zu E = si vgl. Theben 33.
35) CIG. 1565 (Keil Syll. s. 29 f.)
1 Eooxvyu , . orea 2 ooaoxovroaedot-e 3 TOiöa/uoiTtQOg'evov 4
eifievßoitoTcovxaisve 5 Qyetavvtoßavai-i 6 ovßcoytaQxadoviovxai,
7 eifwvvoiyaoxaieontia 8 osTtaoivxaiateXiav 9 xaiaoovXiav
TtcuxccTtTtae 10 xaixaToaXaTeavxai7io 11 XmcoKaioaEKöLOGao
12 oi(xiTaQXLOvnavrtf.iou 13 yaiTtovao .okovootze 14 ovooimt
tdoGVf.iaQL.ao 15 nXegovoo
1 &]€og rvxa ' [Ji]ots[_X]- 2 t]og dq%ovtog edot-e 3 toi ddfioi,
7ZQog~evov 4 el/nsv Bouotäiv xai eve- 5 qykxav JSioßav ldg~L- 6
Die inschriftlichen quellen des böofc. dialekts. 195
ovßa) KctQxadoviov y,al 7 sl/uev [f]oi yäg xat [fjoixlct- 8 g
i'naaiv xat dteXiav 9 xat doovXlav xat ica[yy]a[v 10 xat
xar[-#]aAaz;[V]av xat 7to- 11 Xifta) xat \X\qd\ya~]g l[w]oag.
12 J3]otwra£>xtdv[zr]wj' Tt/uo[Aaa>, 13 X]ai[e]ajv[d~]ao , [0]tWog,
[iH]«'[v- 14 eojvog, ll7i7tl[a\o, [E]v(.iaQi[Ö]ao, 15 Jltaa/wjvog.
1 Boeckh &]sog ivya\y Keil ^t]or£[T]tos oder J5w]r«'-
(TJtog. 7. 9. 10.11 Boeckh. 12 Boeckh B]oi(üraQxi6v[T~]tov,
Keil TL/no^[eiXco] , ich habe 7fyto[Aaw geschrieben, um die länge
der zeile nicht allzu sehr auszudehnen. 13 Boeckh Ahtovao,
Keil X]aiQwv\ß]ao Keil &]ia)vog oder KX~]iiavog. 14 Boeckh
"Iitjtidog, Ähren s II, 522 llrtni\ti\o. 15 Boeckh II[aaia)]vog,
Keil n[aalcü]vog oder JI[ar]^[w]vog.
Die alte Schreibung ai ist noch überall beibehalten, vgl.
zu Theben 33; tnaoig ist ohne gemination geschrieben, wie es
sich auch Orchomenos 25 findet, vgl. Theben 4.
36) Keil Zur syll. s. 553.
1 xacpioodtüQOOOü)da[j.ü) 2 diovovoioodcoQO&sa) 3 ovaaavÖQoa
7tovd-(avoo 4 Xovoiaodiu) 5 aoa)7tiüvevxXeioo 6 xaÄtaxÄetff
dafxwvoa 7 dafiaya&oodaXitovoo 8 ctQiOTO&voo&EOTeXioo 9
viovoodcüQoaa&aviao 10 (ov&eoöwqcd 11 aovwuxo 12 reu?/*
vaamvoa 13 aizooEiavöga) 14 atoodevt-iTtca
1 KacpioddcoQog 2wdd/,iw 2 Jiovovoiog Jcogo&ea) 3 'Ova-
aavÖQog JJovd-tovog 4 Aovaiag d'ua\yog 5 IdGwrtiav Evxleiog
6 ÄaÄtaxAfitg Jaf-iwvog 7 Ja/xdya&og JaXicovog 8 [dqia-
xo^evog QsoTsXiog 9 J Lo]viOva6dioQog Id&aviao 10 -gw 0€O-
deo'^eu 11 -ag Nl'kIuo 12 -rtov Mvdaiovog 13 J'i\atxog\ Ev-
avÖQü) 14 -arog Jev^Lthö.
4 Keil 5 Keil yAoüm\i\o)v\ das überlieferte IAöwtkov ver-
hält sich zu ld.oa)7z6do)Qog wie nozd/ncov, ^TQvpcov, "Hqiov, Nv/a-
Cpajv, c2sxäVw»' zu notcxfxodcüQog, ^rgv/noötogog u. s. w. 7 Keil
^ajjujwvog, doch vgl. JaXitov KoQiovsvg Athen. III, 173, nr. 69.
9 Keil. 10 Keil ^t>v. 11 Keil IVW]ag. 12 Keil Ä^a]-
twv. 13 Keil; das <u in z//]<urog ist nicht „dialektisch be-
denklich", vgl. zu Theben 33. 14 Keil ^e]arog z/€t£t7r[/t]to
vgl. aber Theben 4. Statt "Aqaxog kann auch ^Eqaxog auf dem
stein gestanden haben.
37) Vis eher, Epigr. u. arch. beitr. s. 49 (Kl. sehr. II, s.
73f.) Keil Syll. s. 73, nr. XII.
1 &£Oxxü)€Q[.icuioiaQEia 2 7tox£iöaovie^i7tvXrjo.
1 ©eoxxw lEQfialu) ictQeia 2 JIoTEiödovi kft7tvX^o[i.
196 R. Meister
Oeoxxü) und JSevoxxw, Tanagra 83, 29, sind wohl zunächst
als zweistämmige kurznamen aufzufassen , die aus @so-x,X(o,
Sevo-xXco (vgl. die namen Meyaxlw, XccqikXio, EvxXoj bei Pape-
Benseler) durch assiniilation entstanden sind. Mit dem
schwinden der erinnerung an die bedeutung der silbe -xAcu ; -xxw
wird dann zuweilen die Gemination vernachlässigt (vgl. Theben
4) so in l4QiatoKco Tanagra 83, 5. Eine andere bewandtniss
hat es mit JaXtxyuo Tanagra 83, 7, dessen zweiter stamm -txxw
wie das maskulinische -Ixwv zu schliessendem -iXErrjg zu stellen
ist, so dass z/aA-txxw zu vergleichen ist mit dem maskulinischen
Tlov&ixiöv Tanagra 81, 56 ^AnzXX-Miav (== AnoXXcov-ix.i'Trjg).
In ictgog bewahrt der böotische dialekt getreu das ursprüng-
liche a, ich kenne nur ein sicheres beispiel eines € in diesem
stamm, 'IeQwvog Akraephion Girard Bull, de corr. II, s. 507,
nr. 14. — Die Schreibung ÜOTEiddovi muss durch die Überein-
stimmung der copien von E. Curtius bei Keil, Ulrichs Ann.
dell' inst. XX, s. 49, Vischer a.o. und Rang. 1212 als ge-
nügend festgestellt angesehen werden gegen Keils conjectur
noT£idd[üJ]vL und die lesung von Lebas 483 nozeidalovi.
38) Keil Syll. s. 74, nr. Xllb.
1 livrltüv 2 ave&EMe 3 IlavaQ^wv 4 tölg iteoig.
TlavaQf.i(x>v accusativ von Tlavaguto, vgl. Niovfiwv Orcho-
menos 27, 10.
39) Kumanudes AttiTtfjg eruyQaqxxi smTVjußiot s. 222,
nr. 1828.
1 Ilccvv^aoig Mev.... 2 @£i]ßrjog.
Tlavvaaig kehrt als name eines Orchomeniers wieder Or-
chomenos 8, 9.
40) Kumanudes ebd. s. 221, nr. 1829.
1 neiÄeorgoTidag 2 Qsißfjog.
Der eigenname mit seinem n dient dazu den delphischen
namen nrjXsxXiag (W escher und Foucart 54, 3) gegen jeden
änderungsversuch (vgl. Keil Rhein mus. XIX, 616) zu schützen.
Wir sehen daraus, dass dem von den grammatikern (Hero-
dian ed. Lentz I, 507, 5 ff.) den Aeoliern zugeschriebenen
Ttrjlv'i entsprechend 7riyA« {tveIXe) auch die dorisch - böotische
form für trjXe war.
41) Keil Zur syll. s. 601.
LdXxiöaftog
42) Keil Zur syll. s. 591.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 197
1 öaXagxog 2 ßaaiXeia
1 JdXaqxog 2 BaalXeia.
Keil nach Rang. 2064 Jd[fj.]aqxog ; vgl. aber nv&aQxog,
Jiovvoagxog, c'EQf.i(XQ%og u. s. w.
43) Rang. 2065.
1 2woavdQog 2 Qeoyivcov.
44) CIG. 1645.
MOVQTÜ).
45) CIG. 1670.
1 a^aQxoaayiQanoa 2 af.navTtaxQOY.Xa
1 d~]d[xaQXog l4y.qa[ri\og 2 J^d/uiov nar<>[i6vd]a[o.
B o e c kh ^/]ax£a[rt]oc. ? Ilatqo^X[ß]a ?
46) Lebas 528.
LO^lEiVO 3I(J/il£lV0-
In den folgenden inschriften finden sich bereits helleni-
stische formen.
47) CIG. 1576 (Keil Syll. s. 49).
Die Zeilenangabe bezieht sich auf den abdruck im CIG.
1 xaXhxQaTeooaQxovTOO 2 &£oyiTioviaQedaoiyr]a?>oo 3 mXciq
X€OVT£Oaya&ü)v 4 teXevixu)7taTiovda[.ictQxto 5 cpccQaöaoevxoQio
&aXXeio 6 avdaf.tovTa)vxaQavrivcov 7 avayeof.i€vx/uoaTevoia 8
&ev£iocpiloou)vooxr]Tr]
Die copie des Cyriacus ist so mangelhaft, dass man vor
der hand an einer befriedigenden herstellung der Zeilen 2. 7. 8
verzweifeln muss. Das übrige lautet:
1 KalliY-gdveog aQxowog 3 elXaqxiovveg ^Aydftcov 4 TeXe-
viyuo, n[X]ctTiov (oder /Tar[^]wy?) Ja/ndQxo), 5 Occgadag:?)
EvyoQco, QdXXeig 6 Evödf-iov, tcov Taqavxiviov
Für die formen KaXXiXQdxeog , elXaQxeovxeg , Evdduov ver-
langt der böotische dialekt KaXXixQaTiog, fiXagxiovTsg, Evdd/Lico.
48) Kumanudes Athen. III, s. 482, z. 5—24.
1 ...d]vÖQio[v] oool av d
t]tjv e£ 14qslov Ttdyov ßovXrjv . .
dedöx\&cci rm örff-im j a j ....e(.i.a.öeat.
5 e'Xst-e ' erriöel Ircl &£vyv(orstda[o ctQyovTog
198
R. Meister
. .7i\<XTCcX£iq>&EVT€Q lv Xol Il£lQa€[l . . . .
. .d7tod6(xtv xd/.i Mwvvxiccv xo/li....
..l4&]avr]oi xolg oxooxiajxrjg avxol avj...
£vqi?]oxov&i xa eveoye a yeyev ....
10 . ... COV XCÜV 7tQO)t?T]V [7tE7i\qay(.i£v[oiv . . .
. . . d]s ?!-ao&r] xwv %qel(.kxt(ji)v xcü —
..do?xia, ortiog xa xo[uxxd/*evoi x....
...rj Xi[xtva..dxeXuov ol cpiXoj....
. . . ftev xfj rcoXt Qeißrjwv zag ontod ?...
15 . . OT[QOTi(OTr]g, dsdox&ai xol ödfxoi
....onoxxa TtaoxsxXetKe av...
.. ./ TlQOOxaxeiQioi fieivl 'Aar...
....g nrj xol l4Qeo7taylrr] xj) —
. .xa]Xdvxcov ■*.}} ovo xj) ÖQa\^/n]a . . .
20 .../ wv xiy f)/*iioߣXia) xo srtißdXXo[v . . .
. . . . g Id&avrjiov [e)xt d -rcoXig &ei[ßrjiov
...xwy, ortcog xa dia^evoi d q>[iX...
...og avdoag otc....
o
?
Die inschrift bietet uns einen athenischen volksbeschluss
in attischem und böotischem dialekt abgefasst, der bezug neh-
mend auf ein bündniss zwischen Athen und Theben (22) die
auszahlung einer den Thebanern zufallenden (xa doxia 12, xo
ETtißdXXov 20) summe mit rücksicht auf ein bestimmtes verdienst
der Thebaner (9 ff.) zu verfügen scheint, wobei der Areopag
eine rolle spielt (2, 18). Kumanudes denkt an die Zeiten
des Kassander und Demetrios Poliorketes. Dem böotischen
dialekt fremd ist 7tQiotrjV 10, wofür es böotisch tcqüS'Colv heisst.
49) Keil Zur syll. s. 546 f. nr. XXXV.
I. 1 Ti(.ieov aQxovTog aTtsXrjXv&oxeg 2 ex xtov iytfßcov 3 Me-
vexXfjg MavExXeog 4 L4n:oXX6öcoQog Teifiiov 5 Jrjfxoqowv Me-
XiotIxov 6 EvrtOQog OaXaxouovog 7 üaodfxovog <t>aXay.Qioj-
vog 8 2xgdxcov SifxLov 9 "Aoxntnog yLovoioxqdxio 10 Ka-
oaioyeizog 3E/.t7tediovog 11 JScoztov El&vxgdxovg 12 yteov-
xevg l4vxliovog 13 Zunvqog Botioxw 14 3OvdoiiLi[og
15 QeLdwQog 0[e\t,dwQ(o 16 3Ovdoi^iog 'Ovaaiina) 17 üceod-
(.wvog JdfAiavog 18 2xqoxü)v 2ü)oißito 19 ^cüxeioixog 2co-
xsIqü) 20 Kvddv[co]Q T[ifj]ea.
II. 1 Idoioxicov l/loioxiiovog 2 Ilov&oxXfjg TloXovaQX<a 3 lAyoo-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 199
dixLog nagcc/novo) 4 Jtovovaiog tOfxoXiotxio 5 üqü^lcüv Iloa-
giiovog 6 Evrtooog Jlovvouo 7 Idgioxiiov 2iooixXeovg 8 14qi-
axs[ag oder tdrjg].. 9 BevoqpiXog ld(.icpiY.Xeovg 10 14qloxuov
Zcü7tOVQ(0.
Für die späte abfassung der inschrift dient uns die Schrei-
bung el für i in El&vx,QccTovg I, 11 (vgl. '[&vxodxeig Orchome-
nos 11, 34. 35), die genetive auf -xXsovg für -nXeiog, die no-
minative auf -xXrjg für -xXelg, MeXloxlxov I 5 für -ozi%ü) u. a.
als zeugniss.
Böotische Schreibungen haben sich erhalten in uiovaLOxqd-
tw, üov&OKXrjg, üoXovaQxco, z/iovovowg, Zlotxovqio, £(x)TUQi%og,
Zioxeioio, JSxqozlov neben 2xodxiov, in den genetiven auf -to, in
QetdwQog Geidwoto und l4cpQ0ÖixL0g für 'AyoodiGLog.
50) Decharme Recueil d'inscr. ined. de Beotie s. 19, nr. 7.
1 ctQiotooTeXEiooTtaTEiQTiov&oyiT . .juaysi ... 2 . &oiv . g~avxoi
O&EOlG
1 ^QLOxoxeXsig 07i[x]axeiQ, IIov&oyix[cüv] f,tdyu[Qog 2 £}&ol-
v[a]t-av xolg &eolg.
Decharme will onaxdq in der bedeutung von orzdwv,
OTtaöog, 07tadrjT^Q fassen ; ich vermuthe, dass OTtxaxeig auf dem
steine geschrieben ist, und dass der name onxaxEiq die function
desjenigen mitgliedes einer böotischen cultgesellschaft angiebt,
das in lakonischen inschriften ähnlicher genossenschaften als
aQzoxÖ7Tog (Lebas-Foucart 163a, z. 31) oder oxponotg (=
oxpojtoiög, Lebas-Foucart 163c, z. 51) neben dem [layeioog
genannt wird. In der 2. zeile schreibt Decharme fehlerhaft
e&OLv[r[]g~av. — Die form (.myetQog gehört dem vulgären dialekte
an, böotisch ist (.myiQog vgl. l4ydd-iov [.idyioog Tanagra 81, 73
und die grammatikerzeugnisse für äolisches (.tdyiQog bei Ah-
rens I, 60 anm. 40. Doch liest man /.idyioog auch auf einer
kerkyräischen (GIG. add. 1849c, z. 7) und auf lakonischen in-
schriften (Lebas-Foucart 163a, z. 33; 163d, z. 55).
51) Foucart Revue archeol. XXIX, s. 112 f.
I 1 La 2 Xoa II ßaoiXeia III 1 xovadeXqpov 2 tov
ovlov 3 öcoqiwv 4 Xewv[xeXao 5 e7toiqoav
I 1 -La 2 -Xoa II BaotXeLa III 1 xbv ddeXqpov 2 xöv ovlov
3 zfioQicov, 4 Aicov, MsXag 5 e-rtorjoav.
Böotischer vocalismus zeigt sich noch in der Schreibung
OVLOV.
52) Keil Zur syll. s. 541, nr. XXXIV.
200 R. Meister
Lebas 492: 1 xalfox ao 2 ccQxovTooarteX . 3 .ovzeaaa
TOV./.I.VO..V 4 xXeiovoo 5 <pt] .tovEvrayfta
Rangabe 705: 1 ct%aY...%iooo 2 ccQxovrooaTteil.v.oov 3 o
vTsaeoTav^iovatov 4 ..OTCüv.vTay/uaxkeiovooo
1 ÄaAAtxfcar/djao 2 ceQxovzog drrsl[rjl\v- 3 ^Jovreg eg t[w]v
[e-] 4 <jp^[/?]wv ev rdyfta.
Neben zeile 3 und 4 steht der name:
3 Movoiov 4 Kliwvog.
Die herstellung der inschrift rührt von Keil her; nur z. 3
habe ich das von Rangabe gegebene Movatav (von f.iovaa) un-
verändert gelassen, weil auch bei Lebas o als vierter buchstabe
des namens mehr auf ein rundes a als auf ein q hinzuweisen
scheint. Dem böotischen dialekte entspricht die form Kcdlixgcc-
Tiöao und der gebrauch der präpositionen ig und iv, dem hel-
lenistischen scptjßciiv und Kkewvog. Die bildung des part. pf. auf
-oweg, die auch äolisch ist (vgl. Ähren s 1,148 und Keil a.o.),
findet ebenso wenig wie die attische form im böotischen dialekt
weitere belege.
53) Rang. 1316, Lebas 493.
In einer längeren namenliste findet sich nur in XaQida^iog
B IG der dialekt der landschaft bewahrt, da das von Ran gäbe
B 17 gebotene üoridag (Lebas II.. lag) zweifelhaft ist.
54) Keil Zur syll. s. 601.
1 'Ioftrjvtxcc 2 Jäfiüßvog 3 Qrjßala.
55) CIG. 1669.
1 daiioOTQ<xTaoiY.vü)v 2 XQ€0i;a
1 JaiAOOTQara 2i-kvwv{Io) 2 XQ{ji\aT(x °^er XQe[i}aT(* ?
56) Lebas 550.
1 nag ...va 2 XQ • • • %r\ ^ XaL • • €
1 IIaQ[a(.i6~\va 2-^(j]^ 3 xaL[o\£'
a
II. Orchomenos.
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) CIG. 1639 (Keil Syll. s. 177).
1 &itißcw.e,vfa.i 2 STtiöeYaovc
1 'Eni Baxevfai 2 3Ercl Jk^avi.
So geben übereinstimmend die copien von Rose (CIG.),
Leake (Taf. VIII, nr. 36) und Curtius (bei Keil a.o.); Ran-
gabe 331 liest 1 s7tißay.Eviai 2 £7tidiYoovi.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 201
Das digamma des namens Baxevfag ist wie öfters nach, v
eingetreten um die beim Übergang zum folgenden vokal zwischen
vokalischer und consonantischer ausspräche schwankende natur
des v einigermassen auszudrücken. Den von Curtius Grz.4
570 dafür beigebrachten beispielen will ich noch das dodonäische
Evßavögog (Karapanos PI. XXXIV, 3 s. 71, nr. 3) hinzufügen,
in dem ß die stelle von / eingenommen hat. Die im übrigen
seltenen namen auf svag waren in Orchomenos nicht ungebräuch-
lich. Wir werden Kgarevag nr. 11, 43 antreffen, Idlevag nr.
10 und einen archonten von Orchomenos desselben namens nr.
25. Baxevag schliesst sich an Baxevg (—Baxxevg?) an.
2) CIG. 1643.
■kvöiXXs KvöiXXei [g ?
Mit dem suffix -illrjg statt -illog vgl. idfxt'AAafg?] Tanagra
54 III, 4 statt des gewöhnlichen ^LäxvXXog, Bioxxug Hyettos
Athen. I, 490 ff. , nr. 12, 9 statt Btorvog Orchomenos 11, 20.
Das fehlen des sehliessenden a könnte nach dem zu Theben
24 bemerkten erklärt werden.
3) 3E(pYj(x . aQ%. 796, Rang. 364 (Lebas 635).
voulieo NoxXtstg.
Wenn die inschrift unverstümmelt erhalten ist, wird man
NoxXUig aus JSeo-nXUig erlären, vgl. Kleagiorrj \ Qoyeitovog \
l4l(D7Z£Kfj&ev Kumanudes l4xx. hnyq. luvt. s. 34, nr. 200
Qoöiiov Euböa Stud. V, 257, 64; 2o'töa Sparta Lebas 163b,
z. 37. Das nächstliegende beispiel würde voxlso Noxlalg CIG.
1651 sein, wenn man nicht mit Keil Syll. s. 178 muthmassen
müsste, dass da dieselbe inschrift in einer weniger genauen
copie uns vorliegt. Vgl. auch Tanagra 4. — Ist aber anzunehmen
dass der anfang des namens nicht erhalten ist, so bieten sich
als mögliche ergänzungen l4Q~\voxki£ig (Keil a. o.), l4fit]voxXi€ig,
0a]voxlietg u. a.
4) Rang. 333.
Y.aXkiyuxiov KaXXiyeiriov.
Offenbar dieselbe inschrift findet sich 'Ecprjf.i. dgx. 799;
Lebas 634, s. 144 in der form :
xalXiyiTtov KcclhyiTiov.
Da sich in den inschriften epichorischen alphabets ursprüng-
liches et bereits häufig durch l ausgedrückt, aber zuweilen auch
erhalten findet, so ist eine entscheidung zwischen diesen beiden
lesarten vor der hand nicht möglich.
Beiträge i. künde d. ig. sprachen. V. i a
202
B,. Meister
5) yEq>f]f.i. ccqx. 814, Rang. 335 (Lebas 646).
1 aQiazo/iieöa 2 xecpahfoa
1 l4Qiarof.ttöa (oder L4Qiavo(.ieida) 2 KecpaXXig.
6) 'Ecprif.1. dgX' 816, Rang. 357 (Lebas 614).
(fiXovTOi/.VTtaQtaoot OlXiov toi Kv/taQiaaoi.
7) Von den münzlegenden sind ohne zweifei die linksläu-
figen und die mit R — q in diese periode zu versetzen, Im-
hoof-Blumer a. o. s. 361, nr. 31; s. 362, nr. 34; s. 363, nr.
36, 37, 40—42; s. 364, nr. 43 — 45. Von denen, die eqx ('Eqyo-
/.teviog, 'Eq%0(i£vlov , 'Eqxoiisvuov) bieten, sind die mit EYDO
(Imhoof-Blumer, a.o. s. 365, nr. 47), EYJO (ebd. nr. 48),
VJOPO (ebd. nr. 50), JOPO (ebd. nr. 52), also Evöwqo[$ oder
EvdtoQio über dem abgekürzten stadtnamen, durch ihr ionisches
zeichen für % und ihr den gedehnten o-laut in alter weise aus-
drückendes O die Vertreter der Übergangsperiode vom alten zum
neuen aiphabet in Orchomenos.
b) Inschriften ionischen alphabets.
a) Aeltere.
8) Rang. 898.
Keil Zur syll. s. 579 bemerkt über diese inschrift: „Von
diesem leider sehr verstümmelten denkmale besitze ich auch eine
etwas vollständigere abschrift Welckers; ich werde daher das
ganze anderswo behandeln und setze hier bloss den anfang her
und den beginn einer zweiten liste, welchen Rh anga bis nicht
erkannt hat". Die erste liste z. 1 — 34 scheint nun hieher zu ge-
hören, da ursprüngliches oi und v in den betreffenden Worten er-
halten ist. Leider ist Keil nicht mehr dazu gekommen, die
vollständigere abschrift Welckers, über deren verbleib mir nichts
bekannt ist, zu publicieren ; die copie, die bei R a n g a b e steht,
ist so mangelhaft, dass sie nicht als genügende grundlage für
einen ergänzungsversuch gelten kann. Ich beschränke mich des-
halb auf anführung des hinlänglich sicheren:
1 Qiog 2 Tod ovveßdXov&o iv [r]6v [ÜeioavQov tw 3 l4oxla-
7Ti<jö (zu der Schreibung des Wortes mit x fur x, die Orchome-
nos 11, 40 in der Rangabe'schen copie und CIG. 6737 wie-
derkehrt vgl. die von Röscher De aspiratione vulgari, Cur-
tius Studien 1* s. 76 ff. zusammengestellten beispiele) ccqxov-
tiüv 4 yO]Xv^i7tixicü 5 QioyvsiTidlao) Gioyvsirid[a]o [yg- 6 afi-
\jf\aTidovTog 8 !Aqigtuov 9 IIavvaai[g 14 ^Ovaoifxog Qio[y]i-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 203
xdviog 15 läTtoXXodiögiog 16 Tif.ioy.Xi[ß~\a[g 17 OiXoxgdxeig
18 JVIvgixiog 20 JiOA.Xldag 23 ylvoictg 28 Jioylxiov 29 l0^o-
Awi'xog 31 Niyuvog 33 Kao?io6dwgog 34 ^A&avodwgog.
Die Schreibung yga(.if.taxlöovxog 6 findet sich für das ge-
wöhnliche .ygauf.iaxiddovxog auch Orchomenos 20. Im übri-
gen vgl. Theben 4. 9 den namen üavvaoig hat Rangabe nicht
erkannt. Denselben namen von Ku manu des durch conjectur
hergestellt s. Theben 39.
9) CIG. 1579 (Keil Syll. s. 56).
1 Mtgiyog IIoXvy.gdziog, cIagi6vvf.iog Jioylxovog 2 dvdgeooi %o-
gayeloavxeg vmdoavTeg Juovvooi 3 dve&er/.av, Ttfxwvog dgxov-
xog, avXlovxog KXeivtao, 4 dtöovxog ldXv.io$eviog.
10) CIG. 1580 (Keil Syll. s. 56).
1 AXevag JSlv.iovog, Kaifioööwgog ^AyXaocpa'idao dvdgeooi 2 x°~
gayiovxeg vtY.aoa.vxeg Jioivvooi dve&evav, L4-0-- 3 aviao dgyov-
xog, avXlovxog Kleivlao, dtöovxog Kgd- 4 xiovog.
11) Keil Zur syll. s. 562 f., nr. XXXVIII.
1 (DiXoddiiu) dgxovzog Bouoxoig, 'Egyof.ielyl- 2 oig de Qioyvei-
xlöao, noXe^iagxiovxiov 3 Evyagldao Jafiaxgiyjü), Kacpioiddao
Ileö- 4 a[x.]Xeia), OlXXiog Iloxa/nodiogiio, yga/nf.taxld[d- 5 ov-
zog xdig rcoXefidgxoig IToXvgelxo) Qio- 6 xovdei'a) xoil ngdxov
eoxQoxeva&rj • 7 MvaoldiY.og l4&avodwgiog, Ilovi^lag Qiod- 8
oxiog, QgaovXaog Tiuaoid-tio, "Itttziov lAd-av- 9 oöiogiog, ^AnoX-
Xoöiogog 'OXv/iiTtixiog, Kogeid- 10 dag Sevcoviog, Ev7tofj.7tog
KaXXiyixöviog, Ho- 11 v&cov l4/.uvoxXeiog, KaXXixgdxeig L4ya-
o[i- 12 fjog, Ilov&ödiogog 'Ogvirjog, Ti[io[x]Xel Qi- 13 oöw-
QLXiog, EvgvXoyog Faoxiviog, TIxo)[uo- 14 v [lMv]aOLwvtog, yifxi-
vlag Ti/iioiviog, lAyeloa- 15 vögog OiXcoviog, Kacpioödiogog yLa-
/.gdxe- 16 10g, !Agioxo/.Xelg Agloxiovog, yAgioxo\(.i- 17 eveig
(DiXo/.Xeiog , dev^utitog ^OXv^iTcly^io- 18 g, Aiwviovoiog TeXe-
odgyiog, KaXXiag 19 Nr/.oxXeiog, Mvaotvixog !Agioxoö- 20
d/uiog, 'Ovdoi/iiog Bioxxio, rXavxog Ka- 21 gaicoviog, Mvaoi-
&dXeig OiOTVÖ/LiTtiog, 3- 22 d&iov (Of.ioXiolxiog, EvdyyeXog Qio-
xl- 23 (.uo, Mevedafiog Oioxlf.iio, c'Eg[ia>v !A&avirj- 24 og, Mva-
oliov Mvaoi&lw, Aa/.i[ozt]ii)v 2af.ii- 25 xi0S, Mvgxwv 2o/ug)6-
gio, N 26 10g, Kagdi'xog Ti/.idvdgi[og 27 og
[0i- 28 Xinnlöag Bevo[xtf.i]iog, ein? 29 vo-
Xog? Evq>df.nog, KaXXioxgoxog KaXXiox- 30 goxtog, noxa/uo-
di[x]og TlgoxXelog, TeXeo- 31 tag Karciioviog, Udomv üoXovt-e-
viog, Qio- 32 xeXeig A&avoöiogtog, Aa/udxgtxog 2xga- 33 zco}-
14*
204
R. Meister
viog, lAvxiywv lfccQtoviog, KaXXlag *Aqig- 34 tokIiöcco, 2to[cpd}-
veig ~(jüo[TQ]a[r]idao, 3Id-vKQ- 35 dreig IdQxiy.Xidao, l4[q>~\r]ari-
lov Avv.ivio- 36 g, XaQ[c6v~\dag [X]ccQt6viog, Medwv Tifiwviog,
37 Jiöxinog Qqaai6viogy *A&avlag AvÖq[iov- 38 wg], JIqoxql-
xog MeiXifjog, KdXXirtTtog Faadv[dQt- 39 o[g), Adaqypg Ti/lio-
Xdiog, Bsvcov Ü>iXsTrj[Qi- 40 og], !AQiotctQ%og LdtoxXetTcixiog, Ka-
(fioiixiv [M.~\v[ql- 41 %[i]og, Ev/ueiXog EvxXidao, Ld/Luvolccg Ke-
(pioviog, 42 E]v/^i€[i]Xog [^f\a[y~\ercco , lAyuoivi*og 'Aglotiovog,
43 nox~\ct(.i6du)Qog 'Egiorlcovog, KQaz€va[g] Mv[a]o[i&- 44 t]w,
lAvxw.(id%zig XrjQw[v]öao, Ev&ovf.iog TeXeorfjjog, E- 45 vjcpo-
viaxog Kaq>iood(6()iog, (DiXo&vog [K- 46 £cpiovlx[i]og , Id&avd-
dag AvÖQOzsXeiog , 2ZtöT[£iQi%og? 47 Kaq)i]oodcoQiog , llovitovi-
%og (DiXoxQdTeiog, [z/- 48 ivöaxQo\%\og ngat-itäviog, KoQ07tiöag
Jo[y~\l[(x]Lo[g, 49 TeXealag AQi[oT\ü)vog.
Z. 5 Keil IIoXv[x.q~\it(ü ,• die copien übereinstimmend JIoXv-
geiTio (== FloXvQQrjTO)) wie TIoXiovQeLTog Hyettos 16; vgl. Theben
4. Z. 9. 10 wage ich nicht das sicher bezeugte KoQSiddag mit
Keil in Kogaiddag zu ändern, zumal die von Keil zur erklä-
rung des namens herangezogene böotische stadt Xoqoia hiess
und ihre einwohner Xogoieieg; das ergiebt sich aus den von Ku-
manudes Athen. IV, s. 215 veröffentlichten proxeniedekreten
dieser stadt und stimmt zu Stephanos Byz. (ed. Meineke
s. 695 f.) XoQota, rröXig Bonoviag . Ilavaavlag hdzo) (c. 24, 5)
,,«x ds Kvqtcüviov vTCSQßdXXovTL zö OQog 7c6Xig/tid soti XoQoiag".
to sd-viKÖv XoqoiEvg. KoQEidöag würde etwa mit dem delphi-
schen KoQTjTag (s. bei Pape-Ben seier) verglichen werden
können. Z. 14 ist gegen das KeiVsche l4va[t-\u6viog einzuwen-
den, dass der stamm dieses wortes sein digamma im böotischen
dialekte beibehält. Die inschrift von Lebadeia Keil Zur syll.
551 kann dagegen nicht angeführt werden , da Idvctt-icovog dort
die 2. zeile beginnt und der schluss der vorhergehenden nicht
erhalten ist. Mvaoaovwg hatte Keil selbst Syll. nr. II ver-
muthet. — Zu der weglassung des schliessenden sigma Ti^io-
[yQXel QiodcoQixiog 12. 13 vgl. Theben 24. Z. 14 und 42 habe
ich tdysi- mit spir. asp. geschrieben nach HayeiaavÖQog The-
ben 3. — 28 Keil Msvo[xXa]log ; Bevöri(.iog ist uns als Orcho-
menier bekannt aus Orchomenos 12, 7. — 28. 29 Keil E[vqv-
X~]o[%\og, ganz unsicher. — 30 Keil lIoTct(.i6d[toQ\og, früher Syll.
nr. II IIoTa/AÖdi\x]og ; der name ist gebildet wie 2^yia/navÖQodixi],
cEQ(x66iyf.ogy 'HQÖdwog u. s. w. — Ran gäbe 1304 schreibt viel-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 205
leicht richtiger als E. Curtius und Ross l4oxXanlxiog vgl. zu
Orchomenos 8. — 42 Keil schreibt !4.Xx.]frao, vermuthet aber
auch selbst Aayhao, das sich besser an die gegebenen zeichen
anschliesst.
12) Foucart Bull, de corr. III, s. 453.
1 isvTccvaoiai . ot 2 <CaX£i-avdQü)OTQarayiovTOO 3 ödwguofiX
aQXLOVtooduoioTBQiav 4 7t7t€i9ioytrovioo/Livaoidiy.oGa9-avod 5
da/uoo&£ve(J7TovQQLvioo&iodoT007to 6 oyiTCüvöiwvvawadoQXEid
aa(isXaf.ißi 7 v§evoa^€voTif.uooavziy£vtdaoaifj.ovL 8 xaXXiXQü)
vevQV(paovrioarjx^(ovrjxiiiovioa<i 9 {.uaoqiaovXXioo&oivcovTi/uoyc
tovLOGÖioö 10 OTEXeoctQyiLOOY.cupioodwQoocxQ^LkhooaTtoXXo 11
dwQOOTsXeoTao&iOTto/iiTtoGoXviiTUxioodiode 12 t-iXao/nvaor/.Xe
voa-KaXXio^evsa(.ievavdQLOO 13 fava^iiovaaiovöao 14 na.vid.Ea
duQO&eiooEVQvßwzadaataXXioo 15 tQncuooviKirjooaQyiXiaoXa
OVW.IOO
I Toi i7i7tsi€s zo]l sv xdv *Aoia\y\ OT[qa%tvod(.isvoL ßa- 2 ai-
XBio]g IdXs^dvÖQto OTQCtTCtyiovTog, 3 .]odtOQiw fi-
XaQxiovrog, Ja Scütsiql dv[e&iav? — 4 Ttnti QioyiTOviog,
Mvaoldrtog l4Savod[wQLog? 5 Ja/uoo&tvaig IIovQQiviog, Qiö-
öozog üo[ 6 oytrwv Juovvoiog , Jogasiöag MeXd/ißi-
[pg?, TIoX- oder TloXo- 7 vl-evog BsvoTif.uog, l4vriyevidag 2i-
/uov[Xiog oder XXtog, 8 KaXXUgwv EvgvcpaovTiog, "Hxnon> 3Hx~
f.iöviog, 2[ifi- 9 (.dag WaovXXiog, Qolvcov Ti/noyiTOViog, Jiö-
ö[ü)qo? 10 g TeXsoaQxwg, Kaq>ioödioQog l4q^lXXiog, 3A7toXX6-
II dcoQog TeXtotao, Qi07tOf.i7tog 'OXv/urtlxiog, Qiods- 12 £iXag
MvaoixXelog, KaXXio&tveig MsvdvÖQiog, 13 Fava^iwv Iöwv-
dao, 14 IIavyiXeig JwQÖ&eiog, EvQvßwvädag TdXXiog, 15 cEq-
f.iaiog Nixifjog, l4QyiXiag ^iaovliuog.
1 Foucart 2 F. ßaOLXlo\g ; auf dem stein stand wahr-
scheinlich ßaaiXeoa 3 F. dv[e&eav 4 F. irt7iEi(g) 5 F. üo[v-
Sirpg Ji 6 F. MeXa^ißirjog? JZoA 7 F. 2i/.wv[viog 8 F. KaX-
Xmqwv; 2{if.i.
Foucart hat erkannt, dass der Alexander, der die Orcho-
menier auf einem feldzuge nach Asien anführte, nur Alexander
von Macedonien sein kann. Ende des jahres 330 schickte Alex-
ander von Ekbatana aus das gros der griechischen bundestruppen
in ihre heimath zurück; es blieben nur diejenigen, die den beson-
deren wünsch hatten unter ihm weiter zu dienen. Wir gewinnen
damit mit hinlänglicher wahrscheinlichheit eine datierung der
inschrift; die aus Persien zurückgekehrten Orchomenier werden
206
R. Meister
bald nach ihrer ankunft, wohl nicht später als 329, dem Zeus
Soter den dank für ihre glückliche rückkehr durch das weih-
geschenk dargebracht haben. — Wie in der c. 20 jähre älteren
thebanischen inschrift nr. 33 finden wir auch hier den gedehn-
ten £- laut noch in der weise des epichorischen alphabets durch
E ausgedrückt; auf dem steine steht 2(ortgi, Ja^oa^eveg, KaX-
Xio&eveg, TLavKXeg. Nur der name, der zu anfang von z. 4 auf
Ttnu endigt, scheint, wennn die zeichen genau wiedergegeben
sind, der späteren Orthographie zu folgen. Das schliessende g
würde dann, wie in den zu Theben 24 angeführten beispielen
unausgedrückt geblieben sein. Doch kenne ich keinen auf 7t7trjg
endigenden eigennamen. — Die patronymika sind mit ausnähme
von TeXeoTcto adjectivisch gebildet, bemerkenswerth ist dcüQo&eiog
14 und, wenn ich richtig ergänzt habe, MeXdfxßiog 6, das dann
wie das patronymikon duavvaiog zu erklären ist. — KccXXUqcov
8 kann meiner ansieht nach nur als zweistämmiger kurzname
(Fick Griech. personennamen XVI und beitrage III s. 123) von
KctXlMQÜxrjg mit dem suffix -cov gebildet wie Idvriyiov, Aa/awvtov,
yE%E(xuu)v, Olfißgcuv, nd/n^icov aufgefasst werden. Qiodel-lXag 11.
12 ist ein neues beispiel für vollnamen mit zweistämmigem
zweiten theil (Fick VII), denn Jei-lXag = Jst-iXaog. Neu ist
auch L4q1~LXXiog, bekannt war lAQ^iXci'Cdag und andrerseits j!Aq-
%vXXog.
Während in den bisher aufgeführten älteren orchomenischen
inschriften die Schreibung v entweder ausschliesslich herrschte
oder neben der jüngeren Orthographie ov sich noch erhalten
hatte, finden wir in den nun folgenden ausschliesslich die Schrei-
bung ov für früheres v angewendet.
13) Keil Zur syll. s. 570, 1.
1 BoiwToi xbv TQi7toda dve&er/,av 2 xr\g Xagtrsaai, y.atTct^i
[lavTsuav 3 reo !A7r6XXwvog, aQ%ovTog 4 2af.uao 'iofxeivixsTao
Qeißrjiü, 5 dcpedoiccTevorrcov 6 MsXdvviog NixoxXelog 'Eq%o-
fuevtw, 7 'HoxQicovog QeQOctvdQL%u) Kogcovstog, 8 lAgvoytXüog
yAvxioyl6oLO 3Av9adoviio, 9 Ldfgiorcovog Mevvidao Qea7iieXog, 10
Ilgai-iTsXiog l4giOTOxXldao Qsißrjco, 11 Oio^vccgtco 'Eg/uaixw
Tavaygrja), 12 Jlov&covog KaXXiyitovog '£2ga)7tuo, 13 ygaf.i(xa-
zevovrog 14 JioxXuog z/ioqpdvrcü TIXatauog, 15 f.tavT€vo^sviü
16 diviao 'Egovlwvog Qeanulog, 17 [&]i7tgoniovTog 18 Ol-
vo%ldao Ev/nsvLÖao 'Egxo^evlw, 19 lagjareiiovrog 20 ylaf-ircglao
[&]eidoTito yEqxof.ievlu).
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 207
Ueber die Schreibung kann nirgends ein zweifei bestehen.
[GjeidoTiü), was Keil als auffallend bezeichnete, wird geschützt
durch QetdtoQog Q[€]iöi6qoj Theben 49, 15; das von allen ab-
schritten übereinstimmend gegebene oinqorciovxog = \&\i7Tqo-
rciovrog 1 7 verhält sich zu dem ursprünglichen böotischen &io-
7TQ07tiovrog wie die eigennamen auf Qi- wie Qtßog, Gl/ußgiov,
Gißgayog und die lakonischen Sidexrag, 2i7TOf.i7tog , 2iTi/nog
u. s. w. zu demselben namen &iög (oing) vgl. Baunack Stu-
dien IX, s. 83 ff. Beachtlich sind für diese eigenthümliche zu-
sammenziehung, der eine assimilation des o-lautes an den i-laut
vorausgegangen sein wird, die Schreibungen Jivöorog Hyettos
Girard Bull, de corr. II, s. 498, nr. 6, 11 und JioLdoxog Hy-
ettos Girard ebd. s. 500, nr. 9, 5 (sicher ebenso, d. i. Diü-
dotos ausgesprochen), welche die lautliche Vorstufe bilden zu
dem gleichfalls bezeugten Jidort] (bei Benseier, der den na-
men aber mit ,, Doppelgabe" übersetzt). Und die Schreibung ei
in den böotischen namen QsldioQog und Qeidoxog soll ebenso
den verbreiterten gedehnten i-laut ausdrücken, wie in den spät-
lakonischen namen Seidixtctg CIG. 1244. 1247. 1250, 2ei(.irjdrjg
12(51. 1372, lelrto^Ttog 1241. 1245, JSWr^oc 1239. 1241. 1246.
14) Keil Zur syll. s. 549 ff.
1 öaf.iaTQt(o 2 oxoQidaoeQ 3 oyeveiooavri 4 itavcpiXoofxva
aiXoyio 5 ctatf.uocpi'klEiXovoi&iü) 6 waeTeaQyoaXaaQxo) 7 vre
iT&iadct07toXiovK?u 8 ßiOTtüsvQOvXoxoaa&avix 9 xXsioccqiotio
voa 10 G(.uXTictoduovyaQiY.X 11 Qareiaa(07taTQio 12 st-aaxe
ot .v.XioviY. 13 eiXioavTiyevida) 14 ogevqio 15 XXw 16 qxxvx
1 Jaf.iazQL(o, 2 J 'io\oxoQidag 1Eq- 3 -oyevuog, ^Avxi- 4 Tlav-
(piXog MvaaiXoyo), 5 -dd\f.io), (DiXXei ^iovoi&iw, 6 -tog, 'Eziag-
yog udaagyco, 7 -v Ilix&iädao, IIoXtovY.X[ßig 8 Blotw, Ev~
QovXoyog *A§aviy\u), 9 -xXeig IdQiOTiovog 10 -g MiXriao, Ji-
iov XaQi*X[aiog, 11 -xjpare/g 2io7taTQto, 12 'E^axeaT[(o], KXi-
[o]vr/.[og 13 -u]«/Aw, L4vziyevid[ag 14 -og Ev[ß]io[zio, 15
-XXio, 16 -qxotvz-
In der herstellung bin ich überall Keil gefolgt. Ueber
(DiXXei vgl. Theben 24.
15) Lebas 656, Rangabe 1307, Keil Syll. s. 159 f., nr.
XLV.
1 -vtiov Er(fcc/iiidag TIovqqiü 2 -Xo . . . l4qiozoviY.og la/uiyo) 3
IMvaoiy.Xsig EvxQivviog 6 -a- 8 -iov Mvaaiovog.
208
R. Meister
In der Zeilenangabe bin ich der copie bei Lebas gefolgt.
Z. 2 fehlt -Xo- in der von Keil benutzten E. Curtius'schen
abschrift. In derselben zeile bietet Lebas 2a^iy.io, Curtius
und Ran gäbe 2a/ntx(a.
16) Rang. 334, Lebas 642, Keil Syll. s. 162, nr. XLIX,d.
ßovx axxeadafx argixog
Bovxdxxeig, Ja[AaxQL%og.
In dem ersteren namen liegt e sowohl in der Rangab e-
schen wie in der von Keil wiedergegebenen Stephani'schen
copie vor; es ist also auch hier e als der aus dem epichori-
schen aiphabet noch beibehaltene ausdruck des langen e-lautes
anzusehen vgl. zu Theben 33. In der Schreibung xx bin ich
Rangabe und Lebas gefolgt (Stephani bietet einfaches x)
im hinblick auf Bovxdxxrjg Tanagra Haussoullier Bull, de
corr. II, s. 590, nr. 22, z. 5. Die beispiele von Bovxaxla
siehe unter Theben 29.
17) Keil Syll. s. 13 ff., nr. III, 1-17.
1 QCüvdaoccQxovzog 2 X . . fteidiayQaipei /.cmo 3 ix . . x
. . varco dircXaaiav 4 aveia . . aivxrjTtoXeLTtaQSL 5 clvtzoX . .
.<xq%o . .VTTBQxactTio 6 cuooavziyevidaosvxQazi 7 öaoaaq>ioodci)Q
ooccqioxüjvoo 8 xinofieilooxacpioicovoo 9 oovvdixoot-evoxfoda 10
fxvaoi . . vwcpr]di/no(j(piXo/Li€L 11 oiayuoikaooffiKLinnaiMxxq 12
yiXidaada^axQivioeiayoQS 13 vao .. oo&wytxovooevQOv 14 q>a
lovdaiwxehooxaXo . ö 15 daoqHXo/neiXcüOioxQciTSio 16 fxeyaXt
aoxoo/uoXoyov .ccq 17 vaai/novd^ioyixovoa
Lebas 627 giebt dieselbe Leake'sche (II, pl. VIII, nr 37)
abschrift, der Keil folgt, nur steht bei ihm in z. 2 der druck-
fehler diagyQaipei statt diaygaxpei. Abweichungen finden sich bei
Rangabe 1303: Ueber Keils erster zeile ivo 1 diog.aig
wvdcco 2 Xy.af.iei 3 7txrjwva7to 4 avixi . . . t-ivxr] 5 avTtoXe^ia
Q%oiov7t€Q 6 Xiooavxiy£vida£VY,Qaxrj 7 Xao 9 ytyoovvdixoo 10
fivaoicpava) 12 fivioge 13 ovaoiöwg . oioyixovooegov 14 qn
Xwvdcc[.tozeXio0xaXodo
1 X]atQ(6vdao aQ%ovzog'[tf 2 de] xa /.ist diayQ<xxpu x,a[x]o
3 7ix[d]iov cc7to[xiaccxw] dntXcto'iav 4 a.v\x\ia\ä*iö\oiv xfj TtöXv
Ttagel- 5 av rtoXifxaQXOi ovrceg xa\_g~] tc6- 6 Xiog Avxiyevi-
dag EvxQccxt- 7 dao, KacpioodwQog L^glaxiovog, 8 Tif.i6(.i€iXog
Kayioicovog 9 v,rf\ aovvdiy,o[i] • Bsvoy,Xida.\g 10 Mvaaiqxxvco,
Oydi/uog OiXo/nel- 11 A]w, 'AyELOiXaog (DiXlrtTtio, Mccxq[o- 12
uXldccg zfaf^axQivto • Flo[x]oQ€[g • 13 'Ojvafff/jujog Qioyixovog,
Die in schriftlichen quellen des böot. dialekts. 209
Evqov- 14 (fdiov Jccf-WTeliog, KaXo\y,Xi- 15 dag OiXo(.teiXw,
2(üy.qö'z€i$ 16 MeyaXiao • xo SuoXoyov [rr]aQ 17 *(J]vdoi[.wv
Qtoyitovog.
2 f. Auf ycccTOTtTdiov (vgl. Orchomenos 20) scheint mir die
Rangabe'sche copie sicher hinzudeuten. 4 dviioaxcooiv Keil
nach Ahrens, nicht sicher (vielleicht dvtiataoiv?). An die
richtigkeit der nichtböotischen form TtoXet, 4 glaube ich trotz
der Übereinstimmung der beiden copien nicht. 10 Ich wage
nicht den von Rangabe gebotenen namen Mvaoupdvio zu än-
dern, da sich cpavög ja so häufig als erster stamm in eigenna-
men findet. Keil Mvaoi[£e]v<o. 12 Keil Ja(.iatQi[x\o}. 13 Die
Rangabe'sche copie weist mit bestimmtheit auf 'Ovaoidtogog
hin; doch ist dieser zeuge sicher mit dem 'Ovdoifxog Qioykovog
identisch, bei dem der contract, welcher stets einem der zeugen
anvertraut wird, deponiert ist. Die Leake'sche abschritt be-
seitigt jeden zweifei.
Bemerkenswerth ist die Wiederholung einer anzahl hier vor-
kommender namen in den nächstfolgenden inschriften. Die
hier genannten polemarchen werden auch in der aut demselben
steine befindlichen inschrift 18 angeführt. Die möglichkeit dass
17 und 18 einem und demselben jähre angehören, wird nicht
durch die nennung des archonten Chairondas in 17 zu nichte
gemacht, da mit XaiQtovdao dqxovrog höchst wahrscheinlich der
Zahlungstermin angegeben war; doch scheint mir auch die mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen, dass die beiden inschriften ver-
schiedenen jahren angehören, da Wiederwahl in das collegium
der polemarchen häufig war (vgl. die peltophorenlisten von Hyettos).
Der in unserer inschrift an erster stelle genannte zeuge ^Ovdaifxog
&ioyhovog, bei dem der contract niedergelegt wird, ist sicher der-
selbe, der nr. 20 als erster polemarch und nr. 19 als bürge (z.
14. 15) genannt wird *), denn auch die anderen zwei polemar-
chen aus nr. 20 'EXdaiTtrcog Sevoriucü und Kio^lvag TeXeahc-
Ttio befinden sich unter den zeugen in nr. 19, und der zeuge
KaXoxXiöag OiXo^ieiXu) aus der vorstehenden inschrift z. 14. 15
kehrt als polemarchenschreiber nr. 20 wieder. Wir können
also mit Sicherheit die 4 orchomenischen inschriften 17 — 20 als
zeitlich nahe stehend ansehen. In dieser zeit vollzog sich die
*) Auch Orchomenos 8, 14 weist denselben namen auf; der trostlose
zustand dieser inschrift hält mich aber von jeder sie betreffenden com-
bination ab.
210
R. Meister
letzte der von den Böotern durchgeführten neuerungen in der
Orthographie, die Schreibung v für frühens 01. In 17 wird noch
einzig 01, in den drei übrigen schon v geschrieben; fällt vol-
lends 17 und 18 in dasselbe jähr, so vertritt ebenso der Schrei-
ber von 17 die ältere, der von 18 die jüngere Orthographie,
wie wir bei Theben 33 auf derselben inschrift die ältere und
die jüngere Schreibung in aufzeichnungen verschiedener jähre
vertreten fanden.
ß) Jüngere.
18) Keil Zur syll. anm. 32, s. 630 ff.
1 Kxsialao agxovxog Boicoxvg, 2 *EQ%Of.iEvivq de Kagatxio 'Eq-
3 {taiio, TtoXtfiaQxiövriov lAv- 4 xiysviöao EvxQccxidao, 5 Kct-
(piaoöwQco lAqiaxiovog, 6 Tifto^isiXto Kacpioliovog, 7 yga/u/Lia-
xiddovxog xv[g 8 noXmdgxvg [//]iiovovouo 9 KaXXmiXiog ■
xv[l 7t]QaT0v 10 eoTQOZ£va\&]r) ' 4i[j;io]v l4[&]a- 11 viao, KccX-
XiXQctTetg XiovLog, 12 KXtdgexog (DiXogsvw, ytiov- 13 aiag
'OXiovvTciwvog, 14 'Ljvöqwv lAgioxiiovog, 15 Qltov ]AqyßXdia,
(OuoX[tü]i'xo\g, Ev- oder 3E/.i- 16 f.i]evidan, 'Oi-oifiayog ylovxio-
17 vog, KaXXuovöag MvQiyio, \lA- 18 noXXoöioQog KXlto[vog
oder vöao, 2- oder T- 19 l^ttov Movxiovog, 3l4xQ[tov? — , Kct]-
20 (pioööioQog 3Avxi 21 Xiqio ^Ovaai^uo, Ka 22 l4\-
Xe^lvio, Ni'xcov 23 x.Xi[&]ag lAS\av . . .
19 Keil Mov[o]ajvog. Ich habe das von Ran gäbe ge-
gebene Movxwvog festgehalten vgl. Mvxojv, Samier Paus. VI,
2, 9 und name eines Steinschneiders R. Rochette, 1. ä M.
Schorn s. 45, nr. 44 (Spohn Miscellan. s. 122 Mixuvog).
19) Foucart Bull, de corr. III s. 459 ff.
A 1 3Eö]av€ias NiKctQexa Otcovo[g 2 &£G7tixrj, naoovxog avxrji
x[t> 3 Qi'nv xov dvögog zle^Lnrtov E[v- 4 vo/idöov, Kacpioo-
do')Qtüi Jl\o- 5 vvaiov, (DiXofiirjXtüi OlXiovog, 6 lA&avodtöqwL
IitTCiovog, IIo\Xv- 7 yiQLxtot Gagonog y.al eyyvoi[g 8 elg ex-
xsioiv xov öaveiov 9 Mvdoiov Mexyao, TsXsoiag 10 Mexyao,
vLaGiiiTHtii Bevoxi- 11 /iiov, Evccqsi EvytOQOv, Tleqi- 12 Xdtoi
l4val-i(jüvog, Jiovvoo- 13 öcoqwl KacpioodiüQOv, Kio^d- 14 vai
TeXeoiTtnov, 'Ovccoi/nioi 15 Qeoyeixovog, Kagpiaoöcogtot 16 Ja-
uaTglyov, NixoxXsl lA$a- 17 voÖmqov 'Ogyn^ievloig, dqyv- 18
qiov dgayf-idg /nvgi'ag oxxcc- 19 xiayeiXiccg oxxccxooi'ag xqi- 20
dxovxa XQBig dxoxov ly Qea- 21 7tiwv ig xd lla^ßoiiöxia xd
i- 22 7t 'Ovaaif-iov aQXOvxog Bouoxolg. 23 lATtoööxtoaav de
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 211
xb ddvsiov 24 q/ davsiodfievoi rj 01 eyyv- 25 oi Nixagexai ev
xolg Tlafißoi- 26 wxloig tzqo xrjg Svoiag ev r)fie- 27 qcciq
xqiolv. yEav de fir) <x7todcüo[i, 28 TtQax&rjaovzcu xaxd xbv vö-
29 (ÄOv.{rf\ de nqd^ig loxw ex x[ibv 30 avxtov xiov daveioa-
fieviav 31 xal ex xwv eyyvwv xal «£ evbg 32 xai ex rcXeiöviov
xal ex 7zraV- 33 rwv xat ex reSv vTtaqxbvxoiv 34 avxolg nqax-
Tovorji ov av xqo- 35 ttov ßovlt]TCu CH de ovyyqacfd 36 xt-
ß/a «Ww xdv aMog g/a- 37 qpf'o?^ viteg Nixagexag. Mdg-
38 rt>o£g AqioxoyeLxiov Aofio- 39 ifeVoi;, JI$iovdixog l4&avlao,
40 Ilcpiddag TifioxXelog, 0ccq- 41 odXiog Evdlxov, KaXXeag
Av- 42 aupccvTov, Qe6(peOTog Osodw- 43 j>ot>, Evi-svidag ÜH-
Xwvdov 44 QeiOTttelg. A oovyygacpog 45 Tirao Fi(pidöav Ti-
(.loxlelog. B 46 'Ovaolfia) dgxovxog BoLO)xol[g 47 ueivog 11a-
vdftia, b/uoXo\yf\a 48 Nixagexrj Qlcovog ®£i07iixr), 49 TraotoV-
rog NixaQexrj Je^irt- 50 7rw Evvofddao xio dvdgbg Qe[i?- 51
ortielog xr) xr) TtoXi 3EQ%o[.iev[i- 52 wv • naoslav ovtceq rag
rt6X[i- 53 og noXefiaqxoi Kacpioodto- 54 oog Jiwvovolto, &i-
XbfisiXog 55 OlXtovog, Ad-avodioqog c'l7t7iio- 56 vog ■ dnodöfiev
xdv tcÖXiv }Eq- 57 xo(.ievlwv Nixaoexr] Qltovog 58 b eniSwoav
ovrceq xdv ovtve- 59 gafisoidtov xdv etil Bevoxqi- 60 rw ap-
Xovxog ev &Ei07rifjg dg- 61 yotolw dgaxfidg fiovglag oxr[a-
62 xioxeiXiag oxxaxaxlag r^t[a- 63 xovra rglg «ff/arov 'Ova-
a[t- 64 /«t> aQxovTog ev xv l4XaX[xo- 65 fievioi fuivi. 2ovy-
ygaqjov dy- 66 ygd\paa^rt xw dgyovglio xw[l 67 rwg 7toXEfidg-
Xcog 'Egxofieviwv 68 xjy «j/yoi'wg wg xa doxifidddrj 69 jV^xa-
osra x/} &EO&rj fie[xdygaq)- 70 ov srao Ficpiddav TifioxX[ßlog
71 Quart isla. 'Etcl de xa xo/.«(J[b*e- 72 r^ Nuagha %b dq-
yovQiov 73 7tdq rag noXiog, eaxXiavdrco Nixageta tag ovtteq-
74 afXEQiag, ag ext xar rag 7roA*og rag etil Bevoxqlxio 75 ao-
XOvxog ev &EiOTtirjg rtdaag "/.rj xdv aovyygacpov a/r[o- 76 doxio
Ftcpiddag xolg 7ioXEf.tdQyvg xrj xol xa\.dr] xr) xo[lg 77 eyyovoig.
3H de xa /tisi dnodiüEL a noXig Nixagext] xb ao- 78 yovQiov
ev xv yEyqaf.if.ievv XQ^>VV zdg fiovgiag xrj oxx[a- 79 xtaxetXiag
oxxaxaxlag r^»t[a]xovra xglg, aTtodöxcü 80 xdv aovyyqa(fOv x/}
rag ovrtEQafiEQiag rag xar rag 81 nöXiog, dnav xb aqyovqiov
xb kv xv [o]fio[X6y]v yEyqafi- 82 fievov ev xv XQ^VV w yeyqafi-
fiivv. Mel i&sXsi x[o/ni]dd[e- 83 o&rj Nixaqexa xb aQyovQiov,
dnodörio Fufiddag xdv 84 aovyyga(pov xolg 7toX£fidQyoig xrj
xol xafiirj xr) xolg 85 Eyyovoig xrj 7toxartoxiadxio Nixagexa
xfj TtöXi 'Eqxo- 86 fievitov xr} rolg TtoXsfidoxoig xr) xol xa[färj\
212
R. Meister
xrj tolg iy- 87 yovoig dgyovgiw ögaxfidg 7tEvyxxiouov[giag} xrt
Ttj 88 ov7Z£Qa/it£Qir} axovgv i'v&to . FioTogsg AgiOToyi- 89 twv
Agfiot-evio , 'l&ovdixog A9aviao, Ficpiddag Tif.iOY.Xe- 90 log],
0agodXiog Evdiy.ü), KaXXeag AtovoiqjdvTw, QwqjEig- 91 zog
Qwdiooü), Evl-svidag OiXwvdao Qeitmieieg. To 6fi- 92 6Xo-
yo]v 7tccQ Siofpeiaxov Qiodiogio Qsia/tiela. C Jiaygayd 93
XQSi/uaTCöv] öia iga/reddag üiOTOxXElog sv Gsi07tn][g. 94 Ai-
ova]itiXiog agxovTog iv QeiOTiifjg fieivog l4XaXy.of.ie- 95 viiov
devrigiü dfiigr] ivaxr]dsxaTr] Inl rag IIiOTOxXeTog 96 Tgarted-
dag NixaQtrr] nageygdqiei nag IIoXiovxgiTio Q[dg~\o- 97 7t[og
'Egxofieviov Tauiao ov7teg Tag rcoXiog to oovyxwgei- 98 &e
töv ov7tega/Liegida)v Tav erti Sevoxghio agyovTog, 99 nagiovTog
TCoXe/iidgxcü Aitavodiogio al7z[7t(ov]og }Eg[xo^fi[eviio. 100 Agyov
giio Sgaxfirj fiovgit] oxTaxioxeiXir] [oxTaxd^Tiy Tgid- 101 xov-
ra Tgig.
1 . . avEioe ; &e(jüvi 2 avTrjix . 3 deg~i7i7Zove . 4 dt . 6 no .
7 eyyvoi . 27 artodwo . 29 uov . ds ; ext . . 46 ßouoToi . 47
oftoXo..a 50 avdgoo&s 51 sgxofisv. 52 itoX. 61 oxr.*j62 x^t.
63 ovao . 64 aAaA.. 66 rw. Foucart to>[i 69 ^eo^/ue . . . .
Foucart &to&r] fis...; d fiezdygaqjog „die Umschrift" bedeutet
hier den veränderten contract und verhält sich zu (.i£Tayga<prj
wie das böotische wort d oovyygacpog zu dem attischen ovy-
ygacpt] . 70 TifioxX .. . . 71 xouid.. 75 asr. 76 Taf.urjy.rjTO.. 78
ojtr. 79 T£ . xovra 81 TV.fio...v 82 x...öö 86 Ta...wq 87
fiov...y.rj; Foucart xi) t^ 88 axovgvvvevd-o) Foucart ov-
TtegafiEgirj dxovgvvviv&a) 90 ... q?agoaXioo 91 Seiötcieieio Fou-
cart Geionieieig 92 vjra^ 93 & a ; Seigtcm] 94
lteXioö Foucart neXiog 96 #..o 97 7t..egxofie-
viov 99 i7t...oosg..fi... 100 x€l^lV ™?-
Das original des ersten abschnitts (A) der inschrift ist von
einem Böoter abgefasst, der die absieht hat attisch zu schrei-
ben. Mit ausnähme des letzten satzes finden wir auch nur in
eigennamen böotische formen angewandt {Nixagha 1, Kaqa-
ooöcogtoi 4. 15, A&avodiogm 6, Msxyao 9. 10, Evdgsi 11, Ka-
(piaoöojgov 13, Kiofiivat, 13. 14, JauaTgiyov 16, A&avodiogov
16. 17, NiyagETai 25, Nixaghag 37, 3I&iovdtxog A&aviao 39,
Fiqjidöag Tiuox.XsT.og 40), der letzte satz aber d oovyygaooog Trag
Fiqptdöav TifioxXslog ist in rein böotischem dialekt hinzugefügt.
Der zweite und dritte (B und C) abschnitt ist böotisch geschrie-
ben, die Orthographie weist auf jene zeit, in der älteres v aus-
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 213
nahmslos ov (iov) geschrieben wurde, älteres oc sich aber noch
neben neumodischem v (für ol) erhält. Doch hat sich in den
letzten abschnitt noch einmal die attische genetivform jEqxo/h€-
vlov 97 verirrt, und in @ei07ti£ieig 91 hat der Steinmetz die
eigenthümlichkeiten der böotischen und attischen form des Wor-
tes irrthümlicher weise vermengt. Für s/ti&coGccv 58 würde man
als Präteritum von astd-to „erwirken" böotisch e7tl&ooav nach
der lehre der grammatiker (Ahrens I, 210) erwarten. Ini-
&a)oav scheint eine analogiebildung zu sein wie das imperfektum
evixiooav Orchomenos 30. — saxXiavärto 73 = EKxXtavdxio steht
bezeichnend im sinne von ii-aXeicpeiv. — In aTiodwsi 77 —
aTtodiorj treffen wir die zu erwartende form des conj. aor. III.
s. von dldo)(.u. — Der condicionalsatz (.ui i&eXei zo^icööea&i]
Nixagha to aqyovQtov 82. 83 „will Nikareta das geld nicht an-
nehmen" ist nach dem voraufgehenden condicionalsatz y de xa
jttei anodwsL 77 ohne conjunction gebildet. — Die böotische na-
mensform QwcpsiGTog 90. 92 verhält sich zu der attischen Oio-
cpeoTog 42 wie die böotischen formen QeLG7tnq und Qei07tieieg
zu den attischen QeUTtial und Qea7iisig. Ueber die erklärung
dieser formen vgl. Schmidt, Vokalismus I, 112. Doch trenne
ich die erwähnten, böotischen formen von den lesbischen Ttcuocc,
f.io7oa, Tid-sioa, mit denen sie Schmidt vergleicht, und con-
statiere hierbei nur, dass vor a mit folgendem conso-
nanten nicht selten bi statt € geschrieben wird. So ausser
in den von Schmidt herangezogenen beispielen in sl'oxrjxa Ery-
thrä Berl. monatsber. 1875, s. 557 TtctQeuJxrja&ai Agrigent CIG.
5491, 14, Y.aTeLOxr}0&ai Olympia Arch. ztg. 1876, s. 137 sI'gx*]-
•/.av und 7taQeiax)]iii€voi Gytheion Lebas-Foucart 242a, 30. 31.
32. Interessant ist der eigenname Actonntog 10, als beispiel
einer bisher noch nicht beachteten kürzung längerer eigennamen
durch Aphäresis, denn AäGuinog ist gleich ^EXdairtTtog. Da-
ran kann um so weniger ein zweifei sein, als auf der nächsten
orchomenischen inschrift nr. 20 , die mit der vorstehenden
die namen yOvdaißog Qioyltovog und Kiof.dvag TsXeoltvtco) ge-
mein hat, die nr. 19 als bürgen, nr. 20 als polemarchen ange-
führt werden, der 3. polemarch ^EXüaiititog Bbvotl(.uo genannt
wird. Ein versehen des Steinmetzen aber, der diese lange in-
schrift ganz tadellos gefertigt hat, wird man nicht ohne noth
annehmen dürfen. Nun findet sich auf böotischem boden, wenn
auch aus späterer zeit, llivlxrjg, Körte Mittheilungen d. deut-
214 R. Meister
sehen arch. inst. , wo der Herausgeber noch besonders anmerkt
„links fehlt kein buchstabe; die lesung der vorhandenen darf
nach vergleichung des abklatsches für sicher gelten". So ist
das pamphylische Wögöioig auf der inschrift (Dnqdiaig L4(poqöt-
aiv Hirschfeld Berl. monatsber. 1875, s. 123 f. doch gewiss
eine Verkürzung von Idyöqdioig. So erkläre ich ferner die bei
Benseler-Pape stehenden eigennamen 'Prjroyevrjg für Idqrpo-
yevrjg, Ntjoi/itaxog für 'Ovr]ol[.ia%og , Ndt-avögog für 'Avai-avögog,
Mevodvtog für 'Af.ievodviog (vgl. Ilavaaviag; für den Übergang
des Stammes in die o-deklination giebt es viele Beispiele.
So steht auch Meiipavlag fürl^/nettpavlag; bei den beiden letzten
namen erleichterte den wegfall des a seine prothetische natur,
wie ebenso bei Mvvrjg, Mvviog, Mvvloxog, Mvvvixog, Mvvviwv
u. s. w. von d/tivvouai. So ist ferner ytsvit&Qiv Duchesne-
Bayet, Mt. Athos. s. 128 gleich 'EXev&eQiov, Tdfx^ag wird aus-
drücklich als ionische form für 'Aüdf-tag im scholion zu Ilias
IX, 193 (ed. Dindorf I, 311: ot ctvxoi [sc. }'£coveg] de xal xb
3 4$d(.iag xar' dcpaiQeaiv xov a %al XQOrcfj xov & eig xb x Td/n-
[tag Xeyovoi. „Td/n^eio -d-vyaxeQog" KctXtifxaxog ev devxeow ai-
xiayv) bezeugt, wo die aphäresis auch die corrupte Schreibung
des t-lautes veranlasst hat. (Die letzten zwei beispiele verdanke
ich herrn prof. Fick). Auch bei modernen eigennamen treffen
wir diese art der Verkürzung. Ich erinnere an Elisabeth : Li-
sabeth, Lisbeth; Emanuel : Manuel; Eleonore : Leonore ; Ama-
lie : Malchen u. s. w.
20) Keil Zur syll. s. 5G9.
1 nQcoTO/udxco aQxovTog 2 Boiiorvg, 'Egxo/nevivg de 3 Evayo-
qcio Oö^iovog, 7toXe- 4 (.iclqxlovxiov ^Ovaaifxu) Qioyi- 5 xovog,
'ElaoiTZrtio Bevotl(.uo, G Kwfxivao TeXeai7t7tw, yocc/ii- 7 fiiarl-
dovxog xvg 7tol- 8 e(.idqxvg KaXoxXldao 9 Q)iXof.teiX(i) ' xvl
itqäxov 10 e^oxQOxeva&rj • l4&avtag J[e~ 1 1 ^]u)Vog, Jloxd-
/.uav 12 . . . ooxog Ev —
10 . GXQOxevcc&rjec&aviaod 1 1 . wvoa.
Bei dem zu nr. 17 erörterten verhältniss der inschriften
17—20 habe ich vorgezogen z. 10. 11 Je[^w]vog statt mit Keil
J[i](ji)vog zu schreiben und so wahrscheinlich den söhn des nr. 18
z. 10. 11 genannten Jel-wv l4&avicco (die Keil'sche herstellung
trifft sicher das richtige) gewonnen. Beispiele für die Schrei-
bung yoa(4[.iccxtdovxog wurden zu Orchomenos 8 angeführt.
21) CIG. 1569a (Keil Syll. s, 33).
.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 215
A 1 Qvvdqxio ccQxovrog fieivbg Oe- 2 iXov&iio, IdQxictQog Ev-
fieiXw zafä- B ag EvßtoXv ^oyeddfiio 0ioy.su %qi- 4 og dne-
dioya OLTto rag aovyyQaifio 5 nedd ziov 7ioXefiaQxiov x?) ziov 6
xaro/rratov dveXdfievog rag 7 aovyyqdcpißg tag yifievag izctq Ev-
8 cpqova xry (Didiav y.rt Ilaor/iXelv 9 x-jj TifidfieiXov Owxelag
xrj Jafio- 10 reAfitv yLvoiddfiio xr} Juovvoiov 11 Kacpiaodio-
qio XtjQwveia /.dz zd xpd- 12 cpiöfia zto daf.no M>nV[HEIB']£>III
B 13 Qvvdqx0* dqxovzog fieivbg !AXaX- 14 yofievlio Fdqviov
IloXvyXsiog 15 zafiiag aTtedioye EvßioXv 'Aqxe- 16 (kfy/w 0>w-
xßlt a/ro Tag oovyyqd- 17 ^>w ro xaraAt;7roj> xar ro ipdtpiofia
18 reu ddfico, dveXdfievog zag oovy- 19 yqdgjiog zag /.ifievag
7i äq 2iocpi- 20 Aov xj} Evqjqova (Dwxeiag x*} jt«^ 21 dnavv-
aiov Kacpioodioqio Xijqiovel- 22 a xrj ylvaidafiov JafiozeXiog
7ie- 23 (Ja re5v TioXefidqxiov xrj ztov /.azo- 24 Ttzduov J1ITE
r£f"EhEl>t>IIIOH C 25 'L4qxovzog ev *Eqxofievv Gvvdqxo)
fiel- 26 vog ^AXaXxofievlio, ev de FeXazlrj Me- 27 volzao ^iqx^-
Xdw fieivdg rtgazco dfio- 28 Aoy[/Ja EvßtoXv FeXaznqv x^ r^
TToAt JIi(>- 29 x°luvil0V ' ^LÖel y,ey6fiiozrj Evßw- 30 Aog Ttäq
zag noXiog zö ddveiov auav 31 xar rag dfioXoyiag zag ze&ei-
aag Qv- 32 vdqy^io dqxovzog fieivbg QeiXov&lco, 33 xiy otV
S(pelXezr] avzv ezi ov&ev 7idq zdv 34 TrdÄtv, dXX* aTtexi Ttdvza
neqi Ttavzog, 35 x?} aTtodedöavfri zfj tioXi zv exovzeg 36 rag
c/iioXoylag, el/Liev Ttozidedofie- 37 vov xQOvov EvßioXv emvofiiag
Fezia 38 nezzaqa ßoveooi oovv trntvg diana- 39 zirjg FUazi,
nqoßdzvg aovv rjyvg x^l~ 40 X'ir\g. 'Ldqxi t& XQ0VfO ° eviavzdg
o fiezä 41 Qvvaqyßv dqyßvza ^Eqxofievivg .L4tto- 42 yqdcpea&iq
de EvßioXov yaz eviavzbv 43 exaozov Jiäq zdv zafiiav xrj zdv
vof.tto- 44 vav zd ze xav/iiaza ziov TtQoßdzcov xiy 45 zäv rjywv
xj} zäv ßovtov xrj zäv tmtwv xij 46 xa ziva aaaua uov&i x»y
zd rcXel&og. Mal 47 a7toyQacpeo&io de nXiova ziov yeygafi-
48 ftevtov ev zrj aovyxcoQeloi. 'U de xa zig 49 [nQdz}z[ei) zd
evvofiiov EvßioXov, dqjeiXe[z- 50 w d 7t6~\Xig ziov 'Eo/o/nevliov
aQyovQiio 51 fiväg] 7tezzaqd%ovia EvßiöXv xa#' «xaa- 52 zov
eviavzbv x^ zo/.ov cpeQezuo dqa[xfidg 53 dovco] zäg fiväg exdo-
zag v.azä fielva 54 ey.aa]zov, xj) ef.i7iqay.zog eazia Evßio[Xv 55
a 7roAtg] t[w]v '£^o^ev/[w]»'.
49 Boeckh 7tqdz\zr] Keil ä7Ti]z]l[£i?
22) GIG. 15691) (Keil Syll. s. 34).
1 aviouov 2 XarpoßoXt 3 *ao 4 aqiazavdQO 5 azeao 6 <x
216 B, Meister
lovXovai 7 axioa 8 avüinnoa 9 oaoxo 10 ^todcoQto 1
i-svoff 12 ovoa
1 ^[g]t(T[y]ftw Boeckh 2 iE\XacpoßöXi[ng 3 -mo 4 Aqiaxav-
dqd[g 5 -axtao 6 -awv Aovai- 7 ar*o£ 8 *L4vSl7ztcoq 9
0t]o[C]orog? 10 Qioda'oio 11 £«w 12 -ovo?.
23) Lebas 631 (Keil Syll. s. 1, nr. I).
1 Qiog Tovxav dya&dv. Ldtgioxodd/nto 2 Mvaaiyereico agxov-
tog "EvdiKog Qtcovog 3 eXst-s dsöox&r] xol dd/noi 2[aj]oißiov
4 J 'loaxoQidao iJXE^avdgsTa tcqoI-evov ei/liev 5 Kr) EiEqyixav tag
nbXiog yEQXO(.isvio)v, Kr) el- 6 {j.t]ev avxv yag Kr) fvKiag ETCTta-
oiv Kr) docfd- 7 Xiav Kr) daovXlav Kr) Kaxd yav Kr) Kaxd &d-
Xaxxav 8 Kr) 7t\oXe(.ia) Kr) lodvag loiaag Kr) avxv Kr) syyovoig 9
xi) [x]d [a]AAa Ttdvxa Ka&drtEQ Kr) touj dXXoig tvqo- 10 l-svoig
Kr) eveQy€Tr]g ykyqa.7ixt\.
Derselbe Alexandriner 2ojotßiog JiooKoqldao wurde auch
zum proxenos der Tanagräer ernannt, vgl. Tanagra 59.
24) CIG. 1568 (Keil Syll. s. 31 f.).
1 Ja/nox[d-]idao aQyovxog, 2 laoEidddovxog 3 'AvxiyctQidao
l4[d]avo- 4 dwQio • [d n\öXig Jil MEiXi[yiv ■ 5 'AvxiyaqLdag
Ad-avodioQio e'X[e- 6 fe dsdox&t] xv ddf.iv, onw[g] eyw[v- 7 #t
xwv noXixdoiv xv [d-]v[o]v[x]eg [xv Ju 8 x~\v MelXlxlv [cptdXi]?']
X££'ff[^]^ [ev- 9 t/^i», KaxaaKEvdxxr] x[r) d^EfXEv xo 66yf.ia 10
ev tu m^v «t ?ira() xö \i]aQ[6v ona xa 11 öoklei KaXXioxo[v
Elf-IEV.
1 6af.ioxoiöao Fick Beitr. III, s. 277, anm. Jafiox9ldao
Boeckh Jainoxoldao Keil JafioKXlöao 7 ovSvieo Ahrens
I, 181 &vovxeg Boeckh Öovovxeg 8 oyXaxi Keil (jpmÄJ? Ah-
rens bei Keil a. o. &v/naxi.
25) CIG. 1564 (Keil Syll. s. 29).
1 Gi6g 2 xiovxccv dyad-dv. l4Xeva[o\ d[g- 3 x0VT0Q sdo^e xv
ödfiv 3E[q- 4 yo(.iEvliov 'AyidiKov Ja- 5 qtixao 'HoXela an
l4Xe%av- 6 öqaiag nqo^Evov eI/liev [x- 7 rj EVEgyexav xä[ß]
TtoXiog 3E[q- 8 yoixEv'anv x?) aüTov xj) sa[y- 9 oVwg xj) «t/uev
avxv yag 10 xj}] fvKiag enaoiv Kr) daq>dXi- 11 av] Kr) dxe-
Xiav Kr) daovXia[y 12 x]r) Kaxd yav Kr) Kaxd &dXax- 13 x]av
kt) tioXs/liw kt) [lQ]d\y]ag ho- 14 a]ag, Kr) xa dXXa OTtoxxa
15 xvg dXXvg 7tQol-8vvg [Kr) 16 EVEQyexrjg.
Zur Vernachlässigung der gemination in zitaaiv vgl. The-
ben 4.
,
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 217
26) Decharme Recueil d'inscriptions inedites de Beotie,
s. 4, nr. 1.
I vidaoaQXov 2 roo ,.qe. addovzoaavti 3 ..viooöioxqolt
. . okxqccqxo 4 . . . vayei . . v ..loaovßgaxoa 5 . .ocooißiiüTtovfriX
,.oa 0 avTi&eiTi&icovda(.iaTQix . 7 . ..ovfidtovfvx.ETavaxQioi.
ov 8 iccQOvetfievTtooaQaTtiooxtjTa 9 ..aioaxrj [isiet-st (.lEVfXEi 10
&£viE(pa.7T.T£OT . /ueiöexcc 11 TadovfavTaGTr]rjdexaviO£(pa 12 tcx
eirrj .ovQioasaTtooiaQ€vaxr]TV 13 LaQaQx^'KrjTvaovvEÖQVoovXcovi;
EOKrj 14 dct(.iuoovxea
1 ^/vrty£]v/dao agyov- 2 roc? , [/a]pfi[t]a(JJoyz:og Idvxi- 3 ye]-
»'tog JSwxpdzrftoJg, Japao^o- 4 vtoj]v l4yei[aa^v\^ÖQ]co ^ovßgaxog
5 [x?y] 2tüGißico IIov&ik[_ki]og ' G ävzi&eizi Oicov zlct[.iocTQiy\ji-
7 w r]o> fidiov fvxsrav 14xqiolov, 8 ia^ov £*/*£»' rw Sagartiog
xrj tcc- 9 g ,7](Ttoc,*, xjy |«£fc ei-sl/iiev /liel- 10 #£v£ EcpdTtTEOt[rj\
f-isiÖE y.a- 11 TCtdovXlTTCtGTt] • rj de xd r*£ £^a- 12 titelt^,
[xjovQiog eOTio 6 IccQEvg xj} rt' 13 'ictoäQyj] x/} rv ffoJvfd^f
(TorAwvrfig xi} 14 da^uojovTEg.
Decharme hat bereits die ergänzungen hinzugefügt. —
iccQctQxovTtüv z. 4 ist natürlich nicht mit Decharme von einem
unmöglichen laodQxco abzuleiten; die form aber mit Be ermann
(de dialecto Boeotica, Studien IX, 21 anm. 11) zu corrigieren
ist deshalb bedenklich, weil sie auch in der nächsten in einem
andern jähre und ebenso wie die obige sorgfältig abgefassten
inschrift wiederkehrt. Möglich also, dass laQagxovTcov für la-
QctQxiovTcov auf eine durch die schrift hier fixierte nachlässigere
ausspräche des wortes hindeutet, wobei immerhin die analogie
der verba muta und liquida von einfluss gewesen sein kann.
27) Decharme a.a.O. s. 10, nr. 2.
3 . .QCCQXOVTtOVOtOXQa 4 'ACCCpiGOdcOQCüaQlOUCOVOG 5 CCQIOTI
cüvoaavv 6 aya&aE7tixocQ . lao .a... 7 . . oavTrjTio . v . . .
.... 8 xXeiOGa .ad-covoora . 9 fidiavd-Eoa 10 Trrjvctvviov .tov.
II ctQCtVEi}.iEVTiooaQ .71 .oo 12 y.rjTaoLaiOOY.rif.iEi..Eii.i.. 13^6
i&Eviviov(.iwo£q> . 71xeg .. 14 (.tEiÖEY-aradov . . xxa . . yrjÖE 15
16 xrj ... aqa .xqxtjxvoovv ... . 17 oovhovTS
oxrjda/ntü) 18 ovteo
1 [Tto ösTvog agxovTog, 2 iaoEictddovTog %ü dslvog], 3 /a]p
(xqxovtcüv 2wxQd\Tiog 4 Kaq?ioodo)Qiü, l^Qiortiovog 5 Ljqiotio)-
vog ' <xvt[iSeitl 0 ylya&ci iETtixctq[id}ao \rt)a[Qt6v- 7 ro]g avrij
%d \o\v\ivi 8 xlEiog l4[y]dd-(ovog rd\v 9 fiöiav Oeqcc- 10
Ttrjvav Niov[(j]a>v [i- 11 aqdv ei/liev %(o ^. aq\a\n[i\og 12 xrj rag
Heiträge z. künde d. ig. sprachen. V. 15
218 R. Meister
lawg xiy f.iel [s^]Eif.i[_ev 13 /hei^evI Niov(.uog scp[d~]7CTEo[rr] 14
tieide •/.aTadov[Xi^\Tta[öx~\r} ' rj de [xa xig 15 \ExpdiixEixr^ köv-
Qiog i'axco 0 tciQSvg] 16 x?y [xv Uagd^Q^x^ xiy t£ ffoj'r[£<$ot; 17
oovXiovxEg xtj da/Mio- 18 ovzsg.
Decharme 6. 7 ,E7Tfc/aß[fc]Aao [7r]a[£Oi>ro]g.
28) Decharme a.a.O. s. 11, nr. 3.
1 ccQ%ovzooi ccq . . . . 2 xccq..oo ... ktdcto
3 %lovtiov .... ögaosTCi . aQiooeva .... 4 da/Liiovooavrt&Eixicc&a
voöioQoaöoQ 5 .XXiooxavfidiav&EQartvavxaQ 6 da/uaviagavEi,
f.i€VTO)aaQtt7tioaxrj 7 xaotaLoaKt]/nEiE§Ei^EVjHEid^£VL 8 xagda/ua
GEcpa7tTsariqf.t.side 9 xaTadouXixxaoxrjrjdsxctxios 10 cpanxEix
tjxovQiooeoTtooL 11 cc()evoxt]TviaQ(XQxrf*r]TV(jov 12 veÖQvaovXw
vxEOxrjdcc 13 f.uuiOvxEa
1 [Tw fotvog] ccQxovrog, 'tctQ[sidddo- 2 vtoc £t;Jxap[t]og [Ev-
x]A/<Jao, [m^a^- 3 x^ovtcüv dpao J.E7rt[jf]a0iog, £ua[eto£? 4
jJd/itiüvog • dvxl$£ixi l4&avodiüQog Joq- 5 /JAÄtog Tav fiöiccv
d-eQ<x7i[rf\v(xv Kag- 0 dd/Liav tagccv si/nsv xcd ^agditiog xj} 7
tö"s "ioiog xj) /tm e^eI/uev [iei&evI 8 Kagöd/tiag hpdnxEOxi) /heiöe
9 xccxadovXixxaaxr]- f[ de xd xig i- 10 cpdrtxELxrj, xovgiog eoxco
dl- 11 ciQSvg xj) xv iccQaQxrj z/} tj) aot'- 12 y£(J^t' aovXwvieg
xiy (Ja- 13 (.imovisg.
2 Decharme E/;]xa^[£t]og; ich habe die regelmässige form
vorgezogen, obwohl die bei Decharme angegebene lücke auf
den ausfall zweier buchstaben hinweist. Analogien findet der
vertheidiger der form EvydQEiog in den böotischen genetiven
IlQLöToysveiog , KXsocpdvEiog (Thespiä Keil Zur syll. s. 530 f. ,
nr. XXXIII) und MeveoSsvEiog (Platää Girard Bull, de corr.
I, s. 210, nr. 2). 3 Man kann an einen freilich nicht belegten
nämen 2cpd]doao denken. Am ende der zeile ergänzt Dechar-
me Ev a[Qidao ; Evdosig ist als name von Orchomeniern uns aus
nr. 19, z. 11 und nr. 30, z. 3 bekannt. 5 Decharme ^Egdurav.
29) CIG. 1509c (Keil Specimen onomatologi Graeci s. lllff.;
Syll. s. 34).
1 aaxad-EtaaaQxccsßtxov 2 oavxiyEVEioctvxiyEvioa 3 avartoxw
' Eaaxioaoaxo 4 Evxa.vTcgoßaaiav/.rjnqoßa.on]EvxoQ 5 ■ vxavEn,
lkEßaÖEü)V T07tQ0yC0ft0TO 6 OÖVEVlOVaETnVETClXMXaq)C0TM'/.aXXl7T
7 vioßsL ' oövevxovoqovxovev ' x^ctyogrjiöi 8 ievxovXexov • Xl/iloXX '
ÖEVTEQOVTOVO 9 VTOVEJtlXtoyaQadQOTlOQUOVCOaEXXCtaßoV 10 10
vEvtovoQOVTOVETrjodimjoitixiQtoviavE 1 1 TCirovoQOVTOVEvvrjdoiyi
aoiE.ncioi^Evvov 12 iövoqiovtiXi(x/.v . xtovxouoyEjiusva/io 13 aa
.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 219
X. . (XOOlOQlOEXXEXlöVOQlöVZOVilEOOVXlUO 14 XEXCC07rQ0ßa0~iaOXr]X
aarcoQTVovhadoasv 15 Evxo^iEOOvxaoftOQ7tovXiadooxtjöiovaidö
oa 16 vyiaXoaTvxcouaTiTaa7tQoßaaiaoToleonjv 17 yiovoQiovx
i/iiaieudofiiovTO/Liove/itevcucciva 1 8 dovxave7tXeßadeiaviovooayeXo
xqaxaajiq
Die mangelhafte copie der jetzt wohl abhanden gekomme-
nen inschrift macht eine befriedigende Herstellung unmöglich.
Ich gebe im folgenden die Boeckh'sche Umschrift, wo ich nicht
ausdrücklich abweichungen bemerke.
1 Sdf axa&eioct aQxä 1[tt]1 xov 2 g ^Avxiyeveig Ldvxiyi-
viog d av drcö xio \F~\doxiog xo-. . . 4 ev xccv iTQoßaoiccv,
x/} TtQoßaoiri ev xo[v — 5 e]v xdv enl uießaöe,[id]v ■ xö tcqo-
yco{.ia xo ... 0 odv ev xov dsxbv enl xio xdqpio xw KaXXi7i[7tio?
... 7 Nioß[ag~] odv iv xov oqov xov ev xfj äyootj dt 8
.ev xov [o]ex6v Tl(x6X\_o] • öevxeqov x6[_f.C\o[v ej/uev .... 9 v xov
enl xio yaQddQ[oJ] xio Qi[o]vxoq ev. xäg ßov 10 ... ev xov
oqov xov e[y] xrj odv xrj [_e~]7ii X[rj]gi6viav s... 11 ejnl xov
oqov xov ev xrj [_X~]ov[o]id[d~\i e/u[zE]d-€vt[cc] v . . . . 12 t]wj>
oqiov Ti\ji~]a\_lio?~] • x\j>l]x[o]v x6/uo[v~] e\}.fi]ev drto 13 ....
oqü) exxe x[o]v oq[o]v xov f.teoov Ti/ii6[Xa? . . . 14 xe xäg
TtQoßaolag xrj xäg itOQTtovXiädog ex[xe ... 15 ev xo (.teoov xäg
7ZOQ7ZovXiädog xr) [X]iovffi[a]dog ... IG rtOQ7to~]v[X~]ia[d~]og (oder
A/o]L'[ff]m[(Tjog) xv yi6f.iaxi xäg izQoßaGiag xo \_(.i]eo[o]v ... 17
x~\tov oqiov Ti/iial[co] • evöo^iov xouov €[l]f.i€v 18 o]ßbv
xäv E7t[i~] yleßdöeiav
7 Nioß[ag steht nicht in der Böckh'schen Umschrift. 8 Auf
die richtigkeit des genetivs Ti/noXa ist natürlich kein verlass.
Doch habe ich diese form, die sich am einfachsten aus den über-
lieferten zeichen herstellen lässt, nicht ändern wollen, im hin-
blick auf die zwei sicheren beispiele 2ioxXei da Kop'ä Ku manu des
Athen. I, s. 502, nr. 2, z. 4 und l4oTcaouovda ebd. z. 17, um
andere zweifelhaftere bei seite zu lassen. — 11 Keil Xiovoiädi;
das folgende buxE&evTa vermuthe ich. — 12 und 17 habe ich
Tiftalo) vermuthet. Keil Spec. 115 xi(.id mit hinzugefügter
kaufsumme. — 14 Ahrens I, 181 7tovQ7toXiddog. Mir scheint
itoQitovXiäg für rcQonovXiäg (== rcQOTtvXidg) zu stehen. Am
schluss der zeile habe ich exxe ergänzt. 15 Keil Xwvoiddog
17 Boeckh TCOQ7iovXiddog 17 Ahrens I, 174 „fortasse verum
est evdouog pro eßdojitog". „Evdof^ojxovxa CIG. 1845".
30) CIG. 1583 (Keil Syll. s. 57).
15*
220 R. Meister
1 Mvaalvto doyovtog, dyiovo- 2 iteziuvrog zt~>v Xaoixeioliov 3
Evdqiog tcö TldvTiovog • rJ<?fi 4 evixioaav ra Xagireiaia * 5
ffa^ayxTat; 6 (DiXTvog iDiXivio ^4&ave7og, 7 xägov^ 8 JE/gw-
dag ^wxpartog Qeißeiog, 9 itoeixdg 10 MyoTütg MtjoTooog
&ü)xai6vg. 11 gaipafvöbg 12 Kqdxiov KXicovog Qeißeiog, 13
avA&rag 14 HeQiysveig 'Hoa/.Xidao KovU"/.t]vbg, 15 avXafvöbg
16 z/afAtjveTog rXccvxu) llgylog, 17 yadagiöräg 18 ^AytXoyog
L4oxXcc7iioy€viog -AioXeig dvcb Movolvag, 19 "MÜaoctfvöbg 20
Jaf.idzQLog l4uaXwta) ^iloXevg dnb Movqivag, 21 xqayafvdbg
22 ^axAaiTtodw^og llovdeao Taoavxlvog, 23 xco/uafvöbg 24
JVtxoffrgaTOg &iXooxodxio Qeißeiog, 25 ra euiviina xio/nafvdb
26 EvciQxog £'[<]^o()or£i> Kooioveig.
Der dialekt der inschrift steht bei einigen (vgl. z. b. Be er-
mann, Stud. IX, 55) in dem rufe einer gekünstelt altertüm-
lichen färbung, mit unrecht, glaube ich. Dass sich hier das di-
gamma in dfvöog erhalten hat, während es Orchomenos 9 und
10 in dtöovtog verschwunden ist, kann nicht als beweis ange-
führt werden. Vor dem v des aus dfoidbg gewordenen dfvdog
hielt sich das digamma länger, da der hiatus in d-vdog ganz
ungewöhnlich gewesen wäre. Nichtböotische formen finden sich
auf dieser inschrift aber nur in den personen- und volksnamen
von Nichtböotern. Die formen 'A&avelog, Qeißeiog, vgl. l4Üa-
velov, Tavayqeiwv Tanagra 66, welche aus böotischem l4&avrjog,
Qeißijog durch eine weitergehende, zweite vokalwandelung ent-
standen sind, verweisen die inschrift in jüngere zeit im vergleich
zu denen, welche die form -rjog bewahren. Ueber das imper-
fectum hixioaav wurde schon zu Orchomenos 19 gesprochen. —
Den namen L4 /uaXcoYog stellte schon Boeckh mit'OfwXwiog zu-
sammen. Ueber die ableitung des namens sind uns aus dem
alterthum eine anzahl unglaubhafter hypothesen überliefert (vgl.
Suidas s. v. 'O/noXcoiog Zevg; Schoben zu Euripides Phoenis-
sen v. 1119 [Scholia in Euripidem ed. Dindorf III, 297]; Pau-
sanias 9,8,3). Ich glaube, dass der böotisch-thessalische Zevg(Of.io-
Xco't'og zusammen zu stellen ist mit dem achäischen Zevg lOf.td-
Qiog ( = cOf.iayvQiog). Die böotische form hat X für q wie diesen
Übergang z. b. der böotische stadtname l^Qiaoxog :AXiaoxog zeigt;
die verdumpfung des a ist im böotischen (ozooxög, 7cöqvoi1i,
'Eqoxuov) wie thessalischen (ov, 'Eooxov.Xiag) mehrfach einge-
treten, die suffixe stehen in fO/uoXouog und 'O/ndgiog zu einander
wie in 7iarQU>iog und rcdvQiog. Den cult des Zevg 'OuoXtoi'og
:
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 221
sollen die Kadnieier vom berge (Of.i6lt] in Magnesia (Bursian,
Geogr. I, 204) mitgebracht haben. Dort befand sich auch die
stadt 'Of-tohov (Bursian a. o. I, 98), die vielleicht identisch ist
mit der von Steph. Byz. als thessalisch bezeichneten und nicht
weiter nachweisbaren stadt 'Oßdgiov (Of-idgiov, noXig Qexxa-
Xiag . Qeörco/ti7tog 0iXi7t7tr/.öJv xa' . ev xavxrj ti/ucctcu Zsvg xa.1
l4&rjvä . xo e&vixov (0(.tdgioi, 'O/Liagsvg). Jedenfalls spricht auch
der umstand für die identificierung von 14/naXioiog und QOf.toXwiogy
dass für den dem achäischen Zevg 'O/udgiog in Aigion geweihten
hain neben 'O/udgiov auch der name läfidgiov (Strabo p. 385
und 387 ed. Meineke II, s. 545 und 547) angeführt wird (vgl.
Bursian a. o. II, 333). Die reihenfolge der formen würde dem-
nach wohl l4fndgiog : cOtadgiog : lOf.i6Xiog sein. Die so gewon-
nene bedeutung des namens zOf.ioXü)'Cog ist für den schutzgott
der städtebünde in Magnesia (vgl. Bursian a. o. I, 98, anm.
3) und Böotien geeignet.
31) Rang. 898, z. 35—47 (Keil Zur syll. s. 580).
Unter berufung auf das zu Orchomenos 8 gesagte gebe ich
auch hier nur den von Keil mit benutzung der Welck ein-
sehen abschrift citierten anfang und diejenigen namen, die mit
Wahrscheinlichkeit hergestellt werden können.
35 xol o[yv~]£ßdlo\y&o sv xov &sioavgöv xw l4ox- oder Aoi-
36 Xcc7tuo, [dg^yjovxiov 38 TIov&io) 39 Evdg%a Q)tXi7t7tida[o
40 i^7roAAo'[(J]w^[og 41 *!A&avig Qi[o}(f€axla[o, 43 Ti^ioxgdxeig
44 14 vt i7i7i idao 45 KaXXiKglxao 46 J oder Q]ioysv€i[g 47
J oder Q]ioyev€ig.
Der name Qiocpuoxog {= Geocpeoxog) fand sich bereits Or-
chomenos 19, 90. 92; KaXXixglxag würde, wenn die lesung rich-
tig ist, das einzige beispiel sein, wo ytglxag nach der 1. decl.
flectiert den zweiten stamm eines eigennamens bildet. KaXXi-
yigirog findet sich als name eines böotischen gesandten Polyb.
22, 4, 8 (ed. Hultsch).
32) Lebas 602.
1 7toXioog%of.uvia)v 2 7i7tagexXv . .oöoxio 3 . . v . . . axaaevavxav
1 \A] 7t6Xig 'Ogxoitevuov 2 lI}7t7tagex[a)v [Ql oder JC\o66xia 3
ev]v[aia]g tag tv avxdv.
e'vexa scheint zu fehlen. So fehlt SWxa bei 6(.wvolag in
der inschrift aus Olympia (Arch. ztg. 1878, s. 102, nr. 173) c
65fiog 6 ^iaxeöaijLiovicov xov dcc/tiov xov 'AXeiwv xov ovyysvrj
6{.wvoictg.
222 E. Meister
33) Keil Syll. s. 162, nr. XLIX, c.
H1A&NJA2 'H[q}aiövd(xg.
Lebas 640 scheint die inschrift ebenso wie Keil dem Ste-
phani'schen werke entnommen zu haben. Keil cIa[o]t6vdccg
„quamquam cum forma nominis tarn antiqua elementum A non
satis congruit. Quare alius fortasse mavult JS]i[y,]tovdag vel
0]i[X~]tovdag". Das rj in den von aHqa abgeleiteten namen ent-
zieht sich häufig der böotischen wandelung zu ei. 'Hqccüjv ist
aus 'Hoatcov entstanden wie IlXaraeiog aus TlXaraisiog Orcho-
menos 13, dexbg aus cclerog Orchomenos 29, durch verklingen
des l vor folgendem vokal.
34) Lebas 637.
TLovd-odwQog.
Vgl. dieselbe (?) inschrift bei Rang. 2076 unter Lebadeia.
35) CIG. 1673, Lebas 638, Keil Zur syll. s. 593.
l4^i(päQixog.
Bei Rangabe 2101 a/naqjQixog wohl druckfehler.
36) Rang. 2102, Lebas 649, Keil Zur syll. s. 593.
1 daiioxXia 2 avxL7t...X
1 Ja/LtoxXia 2 ldv%nt\7tidao.
Keil: ldvx'nt\axqog.
37) Rang. 336.
tl7T7TO~/,Q<XT£ig.
38) Lebas 639.
iaf.uov.oa J~\a(.do*og.
39) Keil Zur syll. s. 593.
KaXXldccfiog.
40) Hierher können die münzen noch gehören, welche die
legenden EP, EPX, EPXO aufweisen (Mionnet Suppl. III, s.
516, nr. 78. 80. 81; Imhoof-Blumer a. o. s. 364 f.; 369),
doch findet sich die form 'EQxo/nevög auch noch auf solchen inschrif-
ten, die im attisch-hellenistischen dialekt geschrieben sind (vgl.
z. b. Keil Zur syll. s. 642 f. , anm. 56, z. 1; Kumanudes
"Axtixrig sitiyo. efuzvjußioi s. 274, nr. 2296, 2299); die form
'OQxo/itsvog, die vom aufhören der böotischen Schriftsprache an
zur herrschaft gelangte, findet sich bereits auf der böotisch
abgefassten inschrift Orchomenos 32.
In den folgenden inschriften finden sich nur noch einzelne
dialektische formen.
41) Keil Zur syll. s. 593 (CIG. 1663).
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 223
1 A&avodwQog 2 Agiatea 3 yalqE.
42) CIG. 1584 (Keil Syll. s. 58 f.).
In der 52 zeilen langen liste der sieger bei den Charitesien
haben sich dialektische Schreibungen noch erhalten in den na-
men A/niviag 10, 25; 'Et-axeorov 23, 49; Kaßiqtxog 31.
43) Eph. arch. 816, Keil Syll. s. VII, nr. XVa. Lebas 620.
Unter 21 naraen findet sich nur in Klsoödfxov z. 7 noch
etwas dialektisches.
III. Tanagra und nmgegend.
a) Inschriften epichorischen alphabets.
1) CIG. 1599 (Keil Syll. s. 104).
laeoYqovöaoaeyiT 2 öwvvaoe
1 Aioyqwvdag Alyix\sXiog oder i/mo oder dergl. 2 Jwvvooe (oder
JicovvaoE).
2) CIG. 1642 (Keil Syll. s. 177).
Hljctuxq Tt et ^Imtaqyla.
3) CIG. 1647 (Keil Syll. s. 178).
1 €7ti7tlav 2 (von rechts nach links) Yat
1 'Eni IIXav- 2 %ae.
Boeckh weist auf das akarnanische Ilqavyog CIG. 1795a,
Keil auf das delphische nqäoyog hin. Wechsel von q und l
finden wir im böotischen bei den stadtnamen Aqlaqxog : AXi-
ctQTog, Eiqiaiov : EiXiawv und bei einigen weiter unten be-
sprochenen personennamen.
4) Keil Syll. s. 171, nr. LXg, Lebas nr. 274 s. 120.
-Aoxkeo Keil: Aata]oxXelg, eher zu denken an Aaf.i]oy,X[l]eig;
vgl. CIG. 1651 mit dem zu Orchomenos 3 bemerkten. Die an-
merkung von Ross (bei Keil a. o.) zeigt, dass die lesung der
betreffenden zeichen zweifelhaft ist.
5) Kaibel Hermes VIII, s. 425, nr. 26.
friovedia.
Beermann Studien IX, 19 : Gio[y]e[v~]ia?
6) Ebd. nr. 27.
ovaaif-im yOvaoi(.WL.
7) Ebd. nr. 28.
€i/.adiov Elxadttov.
8) Ebd. s. 427, nr. 31, Kumanudes III, s. 168, nr. 2.
eitiXvoaviasHiaqiöa
224
R. Meister
*Eiti ^ivaaviae 'Iaoiöa.
Kaibel Oiagida vgl. aber Robert Arch. ztg. XXXIII,
8. 160. Die wenigen sicheren genetive auf -a im böotischen sind
zu Orchomenos 29 genannt.
9) Ebd. nr. 32, 1.
oivfini.o. Kaibel: :>0[X]vf.im[x]o[g.
10) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 150 ff.
d£Qjnvo\>ui;vXog\a/u<pcdx£(j . OT<xo€7ci7iitvXoie\de7ud€Qfivi
Jkqfivg. Kitvkog.
IdftqxxXxrjg \ß]otaa ertl KitvXoi yd* e.7tl Jeqfivi.
JsQfxvg tritt zu den nicht zahlreichen kurznamen auf -vg
(Fick Griech. personennamen XLI), Knv'kog ist von xmog,
das in mehreren dionysischen namen vorliegt, gebildet. Die
gemination ist nicht ausgedrückt, wie in den zu Theben 4 an-
geführten beispielen.
11) Robert ebd. s. 158, nr. 1, (Ku manu des Athen.
III, s. 168, nr. 4).
€7tifH€xadafioe€fii
'Eni FEY.ctddf.ioe eif.iL
Die sonderbare Schreibung FH zeugt wiederum von dem
in Böotien besonders lebhaften bestreben dem gehörten laute
einen möglichst entsprechenden ausdruck zu verschaffen; das
aspirierte digamma ist zunächst auf eine stufe zu stellen mit
dem aspirierten q und fi in den kerkyräischen Worten gHofaioi
und MHu^lag (Cauer Delectus 23. 25) die Robert heranzieht;
es wurde nicht (vgl. Tudeer de dialectorum Graecarum digammo,
Helsingfors 1879, s. 80) ein unsicher zwischen / und h schwan-
kender laut, sondern ein richtiges vau mit nachstürzendem hauch
gehört.
12) Robert ebd. nr. 2, Kumanudes IV, s. 297, nr. 16.
Robert: £7iL&QEyo 'Eni Qgeyo?
Kumanudes: jEtiI ®<jeyo...
Haussoulli er Bull, de corr. II, s. 590 zu nr. 15: „Sur
une autre inscription de Tanagra *Erzi (Doeyo ... le (D a la forme
d'un theta archai'que" und in der anmerkung: „M. Robert
se trompe certainement en lisant: snl ©Qeyo . . ." vgl. zu Tana-
gra 49.
13) Robert ebd. nr. 4, Kumanudes ebd. nr. 7.
Hi7ictQxa Hi7tctQXct.
Ueber die unterlassene gemination vgl. zu Theben 4.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 225
14) Robert ebd. s. 159, nr. 5.
7iooave&eY.£
-Ttog äve&EiK£.
15) Robert ebd. s. 160, nr. 7, Kumanudes Athen. III,
s. 169, nr. 9.
&eQi7tLOv QuqiTtiov oder Qeiquzuov.
QuQiTtnuov könnte von &rJQi7tn;og mit dem suffix -uov ge-
bildet sein, das auch in dem zweistämmigen ^EnacpQUüv von
'ErtacpQoöixog erscheint. (Fick XVI). Ueber die unterlassene
gemination vgl. Theben 4.
16) Robert ebd. nr. 8, Kumanudes Athen. IV, s. 297,
nr. 5.
£7ti£vx<Jevida
3Ertl Evt-tvlda.
In beiden copien fehlt das iota des dativ ohne angäbe einer
lücke am schluss des wortes, und ebenso ist es Tanagra 30 in
der Kumanudes'schen copie weggelassen. Aus viel späterer
zeit sind die grabsteine Eni Zto/tvQiva Tanagra 92, 'Eni Ev-
xv%ct Tanagra 95, JE7tl Zwoi/ua ebd.
17) Robert ebd. s. 160, nr. 9, Haussoullier Bull, de
corr. II, s. 589, 3.
Robert ßovaa Haussoullier ßoqaa
Dass ein koppa vor a steht, werden wir Hn. Haussoul-
lier nicht leicht glauben. Die bildung des namens Bovag (wenn
nicht etwa beim dritten buchstaben die gabclung der senkrech-
ten hasta auf Verletzungen des steins beruht und Botag zu lesen
ist) ist dieselbe wie in den orchomenischen namen KQCczsv-ag,
!Alev-ag, Baxevf-ag (vgl. Orchomenos 1), wie ferner in Ba$v-
ag, üoXv-ag, Qqaov-ag, 'Ix&v-ag (vgl. Fick XXXIV). Den diph-
thong im worte ßovg treffen wir auch in den formen ßovwv und
ßoveooi Orchomenos 21.
18) Robert ebd. nr. 10.
Tif-iaoiSsog Tif.iaai&£og.
19) Robert ebd. nr. 11.
IdQTa/Liidog.
20) Robert ebd. s. 159, nr. 6, Kumanudes Athen. III,
s. 168, nr. 1.
aßaeodogoaaß Idßaeödwqog l4ß-
Dasselbe wort steht mit derselben Orthographie Tanagra 54
I, 10.
R. Meister
Fick Studien IX, s. 109 bezieht den namen mit recht „auf
14tz6XXü)v Idßatog, der zu Abai in Phokis verehrt wurde".
21) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 6, Ku-
manudes Athen. III, s. 168, nr. 3.
Haussoullier: etci ox(oder g)ißat »Eni 'Oqlßas ou 'Oxtßat"
Kumanudes: 'Eni yO%ißaE.
'Ogißag könnte ein zweistämmiger kurzname sein mit dem
suffix -ag (Fick XVI) gebildet von °OQi-(OQEi-)ßa*%og oder
'Ogi-COgsi^ßccTag. Mit einem 'Oxt'ßag (oder yO/.ißäg) wüsste ich
dagegen nichts anzufangen.
22) Kumanudes Athen. III, s. 169, nr. 5.
Xoe.... Xo€[Qilog? vgl. Tanagra 54 IV, 11.
23) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 14, Ku-
manudes Athen. III, s. 169, nr. 6.
aQV£Oi-\-a lAqvELolya..
Bemerkenswerth ist, dass / hier nicht durch Y, sondern
durch -f- ausgedrückt ist, wie Theben 26 durch X.
Der name ist von dem in eigennamen sonst nicht belegten
ägveofiai gebildet, ^gvEialya vergleicht sich mit 'Ovrjoixa, Ni-
xccoiyog u. s. w.
24) Kumanudes Athen. III, s. 169, nr. 7.
jE^aQEtct.
25) Kumanudes ebd. nr. 8.
EvttXict (= Evrektia).
26) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 21, Ku-
manudes Athen. III, s. 569, nr. 10.
Xaoxoo Aamog.
Nach Fick Beiträge III, s. 123 zweistämmiger kurzname
von ^iaoTifiog.
27) Robert Arch. ztg. XXXIII, s. 159, nr. 3, Kuma-
nudes Athen. III, s. 169, nr. 11.
oa^iiYa Zaiilxct.
28) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 580, nr. 13, Ku-
manudes Athen. III, s. 169, nr. 12.
YoevoxXicc £ev6/,Xicc.
29) Kumanudes Athen. IV, s. 296, nr. 1.
ld$a.vöyiTig.
30) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 2.
ETiia&ctvodoQa *Eni lA&ctvodtoqct.
Ueber die weglassung des iota subscriptum vgl. Tanagra 16.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 227
31) Kuman udes Athen. IV, s. 297, nr. 3.
32) H au ssou liier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 17, Ku-
manudes Athen. IV, s. 297, nr. 4.
Jiovvoio\g.
33) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 6.
OgaiYua.
34) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 8.
flTC7tl!-£VOQ [H]l7Z7lil~£VOg.
f statt H ist vielleicht ein versehen des Steinmetzen.
35) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 9.
KXiccQxa.
36) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 10.
MfiVCCfAlXCt.
Es liegt nahe hier an Mva[a]lxa zu denken; doch findet
sich Mva/Liiag als name eines Thebaners bei Plutarch de Herod.
mal. 31.
37) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 11.
(xvaaov Mvdoiav.
38) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 12.
Xv(.i7tioöoQoa 3O\kvfxrci6dioQ0g.
39) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 13.
TIv^Qivog.
40) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 14.
(DiXagira.
41) Kumanudes Athen. IV, s. 297, nr. 15.
XOiq... Xoig[lXog? vgl. Tanagra 54 IV, 11.
42) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 2.
1 stc . 2 qoQ . 3E7t[l~] Qoq-
Haussoullier Q6q[a.
43) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 4.
e7tr/.aki&eoidL£/iu 3E7cl KaXi&soLdi elfii.
Steht KaXi&soig für KcdXiüsQOtg wie QtoavÖQog (Suid.) für
OeQoavdgog? Vgl. den frauennamen Oigoig Antliol. lyr. VII, 649.
44) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 5.
£7lL7loXvaQCtTO£etll
Eftl TIoXvaQtttoe elfii.
45) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 7.
«... /neivoxXeias
E[n:l l4]/ueivox.Xeia£.
228
R. Meister
Es erscheint hier das böotisch für den gedehnten e-laut
(att. I4fi£iv6x.lrja) zu erwartende ei, das gerade in den auf die-
sen stamm endigenden eigennamen durch einen zweiten vokal-
wandel zu i zu werden pflegt.
46) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 8.
— avqxxXxei Eni] l4v<pdXxsi.
Im dativ der fc-declination wurde st nicht zu i zusam-
mengezogen.
47) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 11.
— mvaoxoa Teil- oder nsiX?)sjuvaaTog.
Zu IleiXefivaoTog böotisch für TrjXeiuvyoTog vgl. Theben 40. Haus-
soullier fehlerhaft ,^£\ef.tvaotog (iAd(.ivrjGToq)u ; die zweite silbe
von böot. alel : dt (vgl. l4ixXidag Theben 28), mit späterer Or-
thographie yt kann unmöglich in der Schreibung e erscheinen.
48) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 589, nr. 12.
Oto^ivdoxa vgl. denselben namen Tanagra 83, 17.
49) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 15.
ffh.xa.Xoa (PeraXog.
Haussoullier „QeraXog. II semble qu'il y a eu confu-
sion entre les signes representant le 0 et ceux qui represen-
taient le 0. Le theta de QetaXög a la forme d'un Q) archai'que.
Sur une autre inseription" — das weitere vgl. zu Tanagra 12.
Haussoullier wusste nicht, dass der name OlxraXog sich auch
Theben 28, 8 findet, wo 0 und <D ohne jede confusion geschie-
den werden; die kenntniss davon würde ihn vor dieser „confu-
sion" bewahrt haben. — Ueber die unterlassene gemination vgl.
zu Theben 4.
50) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 16.
fivXXiYiöaov MvXXixtddiov.
51) Haussoullier Bull, de corr. II, s. 590, nr. 19.
y.oqcc Knga vgl. denselben namen Tanagra 83, 23.
52) MvXwvag Bull, de corr. hell. II, s. 539.
Auf den scherben eines kantharos aus Tanagra in links
läufiger schrift:
daXiodogoa JaXiödiooog.
53) Keil Zur syll. s. 600 aus Ross' tagebuch:
II^RON 'Icxqwv.
Vor dem iota scheint die rechte hasta vom zeichen des spi
ritus asper erhalten zu sein.
54) Kumanudes Athen. IV, 8. 213.
.
Die inschriftlichen quellen des böofc. dialekts. 229
Ich schliesse mich in der art und weise der wiedergäbe
genau dem griechischen herausgeber an. Es ist eine namenliste
in 4 nebeneinander stehenden reihen (I - IV).
I 1 . . og 2 . . og 3 . . dag 4 . . . /.ypg 5 l4Q[iOTo]Teleg (5 Moe-
Qi%og 7 ^QißTO&osvog 8 dtOTtounog 9 JaXiddag 10 Aßat-
odoQog 11 ^axov 12 JJavaavlag 13 lll&aqyog 14 Jauöxi-
/uog 15 Nixiag 16 &avoda/.iog ■ 'Eoeroieig 17 EJuj'aos ; 'is^e-
7£m>g II 1 FoWtöag 2 Miood-Ldag 3 Zccutag 4 rivd-dv-
yeXog 5 LdgiooTÖda/iiog 6 XapoWag 7 Evayovxidag 8 ^a-
XQidiov 9 Ja/noutXov 10 JidxQLzog 11 MeXitov 12 Mopt;-
/tdag 13 BayyvXiöag 14 IdQioftvaoiog 15 MeyaAo'og III 1
Xdßag 2 Alayivag 3 HvqaXXog 4 i^xt-AAefg?] 5 Feqyatve-
zog 6 (DdXaqig 7 'Eqdzov 8 l4(.uvoy.lhg 9 Mdtqov 10 'Oa-
xoqidag 11 QhXoydqsg 12 ^/roHodo^og 13 Meyyidag 14
Hioziatdag 15 ©«oc'orog IV 1 Koeqavog 2 'Acfqodnog 3
■Sayi^m'dafg] 4 ^SavyaVfig 5 EvxXtdag 6 Jauot-evog 7 Xa-
^ovdag 8 Kaq?iaoq?dov 9 ÄaÄAfxpaT^g 10 FiooxXeeg 11 Xoe-
p/Aog 12 2dqßaXog 13 Foqyog 14 i^/roAAorfo^og 15 ßt-A/-
[(J]a[g] IG ^/|U6l'[(7tST7Z:]0£.
Am schluss voni/xtUA^g?] d. i. 14y.vXXel III, 4 (zum suffix
vgl. Orchomenos 2), sowie von -5ayt#m($a[g IV, 3 und BvXi-
da]g IV, 15 ist auf der inschrift ein sigma nicht sichtbar. Bei-
spiele für die weglassung des schwachtönenden sigma am schluss
böotischer eigennamen s. zu Theben 24. — Wenn FoSfrldag II,
1 nicht etwa für IToWldag verlesen ist — was ich bei der
Sorgfalt des griechischen herausgebers kaum glaube — so könnte
es vielleicht zu den bei Orchomenos 19 besprochenen eigenna-
men gestellt werden, die durch Aphäresis verkürzt sind, so dass
der volle name IdyaSidag wäre. Die Verdoppelung des # ent-
spricht der von FickGriech. personennamenLIXf. erkannten „nei-
gung, inlautende consonanten der kosenamen zu verdoppeln", und
vergleicht sich z. b. der Verdoppelung des y in Meyyidag III, 13
auf unserer inschrift. Die verdumpfung des a-lautes würde dann
eingetreten sein, als die Zugehörigkeit des verkürzten namens
zum stamme dyaitög nicht mehr lebhaft empfunden wurde. Doch
verkenne ich das gewagte der Zusammenstellung nicht. — Zu
Xdßag III, 1 vgl. Xdßag und Xaßfjog Tanagra 55. — llvqaX-
Xog III, 3 ist eine Weiterbildung des namens TIc$qog mit dem
suffix -aXXog. Die gemination ist hier nicht durch die schrift
ausgedrückt (vgl. Theben 4) wohl aber in JlvqqdXw Platää Gi-
230 R. Meister
rard Bull, de corr. I, s. 211, z. 1. Damit tritt zu den bisher
bekannten A-suffixen llog und iXXog, vXog und vXXog das paar
dXog und aXXog. s4(fQodiTog IV, 2 kehrt Tanagra 59 wieder,
LdcpQoditiog hiess ein Thebaner Theben 49. Zayvltividctg IV, 3
ist von adyog mit dreifachem suffix gebildet: 2dyv&og, 2ayv-
9lvog (dieser name steht Tanagra 55 A, 11), 2ayv&ividag und
vergleicht sich, was die bedeutung anlangt, mit Scrtwv Thuk.
VI, 5; Steph. Byz. s. v. nozafioad/.wv und 2crj.wvidr]g CIG.
8230. 8298 von odxog. — SdqßaXog IV, 12 ist vielleicht aus 2a-
gaßoßaXog entstanden.
b) Inschriften ionischen alphabets
a) Aeltere.
55) Kumanudes Athen. IV, s. 294 f., nr. 7.
Ich gebe zunächst den text so wieder, wie er von Kuma
nudes hergestellt ist.
I 1 yog 'Agylto 2 Xidöag Koigarddcco 3 . . . voxXtdag *Av-
ögofidyiog 4 dtiotif-tog JtoöcoQiog 5 l4yiag JioötoQiog 6 Jio-
vvaoötoQog JiodioQiog 7 Kacpioödtogog Qiodiogiog 8 Evylztov
Xaßrjog 9 Ivq? {ddag MsyaXiviog 10 ..agxog OiOTtfiiog 11
2a]yv&ivog Oiocpaveiog 12 Qi?oq)dv£iog 2ayvfriviog 13 II]qo-
f.ict%Ldag GgaOLY-lelog 14 .loqivctg 'iccQoreXeiog 15 (D^\avoxXe7g
HoXvt-svtog 1(J J]a/it6q)ilog Sxv&Quoviog 17 0«']Corog 2xv-
&Qiwviog 18 2ioq)?]QOVLOxog QiayyeXiog 19 ..oveXeig KXiüq-
yjdao 20 ...arog TIoXv^ivaaTiog 21 ...ddctg Evcpa/Ludao 22
ei Nixirjog
II 1 ]A$'?d.iuypg Evxolivio[g 2 Qioyicwv KaXXixXidao 3 Be-
vötiftog Xagwvda 4 Xag/iiag Eviovvf.ioö[ioQiog 5 Tvxcov Tv-
XavoQiog 0 Qioytrojv F?oiy.oad-evet[og 7 Qqaae... 8 Ilgct^t
... 9 lAyaai... 10 Ijqiotoj ... 11 l4d-avla[g. .. 12 Gioxage...
13 JioqUov... 14 JToA-t;'?Aao[g... 15 OtortXeig... IG i/v-
Ti7tnid\ag... 17 'l&v/naxog . . . 18 Xdßag TIo... 19 Bevvst
Ev... 20 l4oiü7t6-KQLi;[og... 21 IlavTOiog... 22 zfaXiööco[Qog
... 23 Qioyitwv . . .
I, 9 Vielleicht ÄVj^/dag? vgl. Xag/nag II, 4. — 11 und 12.
Im ersten namen der 12. zeile hat sich der Steinmetz versehen
und statt Qiocpdvug das vorhergehende patronymikon Qiocpdveiog
noch einmal gesetzt. — Ueber die weglassung des schliessenden
sigma in z. 22 und II, 19 wurde zu Theben 24 gesprochen. —
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 231
II, 1 L4&d[w]iyog? Ein 'ASdvixog Tanagra 66. 3 Xagoivda
kann seiner Stellung zufolge nicht als ein sicheres beispiel für
genetive auf a gelten. Von der adjecti vischen bildung der pa-
tronymika macht nur Agylto I, 1 eine ausnähme.
ß) Jüngere.
56) Robert Hermes XI, s. 98, a.
1 Bevaqiox\o) agxojvzog /iieivbg AXaXy,o[{i]evuo 7texQ[ddi a]Ttiov-
Tog £7t[e]\päq>\jL]dde cO//[oA]w<Jag 2 l4/novviao, A[xfjog] Jauo-
(plXio e'Xet-e dsdox&r] xv ddf.iv 7todf;evov elfter xfj eveqyizav tag
TtoXiog 3 Tavaygrjiov Kxrjotova Xagicpauw 'Egexoteia avxbv x/}
eayoviog, y.r) elfiev avxnlg yäg x/} fvycag 4 ennaoiv xrj dacpd-
Xiav yJj daovXiav xr) 7toXef.uo y.r) igdvag Icoaag xrj xaxä yäv y.rj
xaxä &dXaxxav xr) 5 xdXXa rcdvxa xafrdTteo xo~ig dXXoig rcgo^e-
voig xr] evegyetr^g.
3 In dem namen des Euböers Kxrjawv wird rj geschrieben.
57) ebd. b.
1 Eiglao agyovxog (.leivbg Ja\.iaxgiw vio/neivli] irceipdq>iöde 2
rvvo7t7taGTog(? ) 14/niviiovog • ^Ejnyagiöag OvXXiog elet-e de- 3
dox&i] xöl ddf.101 -rcgo^evov elfiev xr) evegyexav rag rcöhog 4
Tavaygtfiov ileXorta deg~iao NianoXtxav avxbv xr) iayöviog 5
xr) eljLiev avxolg yäg xr) fvxlag emtaaiv xr) dayäXiav xr) 6
fiaoxeXiav 7 x\r) daovXiav xr) 7toXef.no xr) igdvag uoaag xr)
xaxä yäv 8 x»} xaxä ihäXaxxav 9 x]rj xaXXa jcdvxa xa&drceg
xolg dXXoig itgol-evoig y.rj svegyexrjg.
1 Eiglag für lHgeag, vgl. z. b. Etgoxi/iiog, E'igaiiov Theben
33, 12. 13; Etgoöoxog Orchomenos 30, 2G.
58) ebd. c.
1 Bevagiaxto agyovxog f.ieivbg l4XaXxo(.ieviiü Jtexgdöi d/riövxog
2 erteipdcpidöe 'Ay^og • A\itoXX6dwgog Karpiaiao t'Xe£e dedöy&t]
3 xol dduot jcgö^evnv elftev xr) evegyexav rag nöXiog 'favaygtjtov
4 Avxlyovov ^AoxXaniädao Maxedova avxbv xr) eayoviog xr) ei-
[tuev 5 avxoi yäg xr] foixlag emtaaiv xr) dacpdXiav xr) aaov-
Xiav y.r) 7toXef.i[io 6 xt) Igdvag uoaag xr) xaxä yäv xr) xaxä
ÜäXaxxav xr) xdXXa ndvxa 7 xa&äneg xolg dXXoig rrgol-evoig
y.rj evegyexr]g.
59) ebd. d.
1 Evg~i&iio agyovxog fieivbg Aa\.iaxg'uo oyöor] i[o]xa/nev(o erte-
ijidtpidöe Kaipioiag- 2 MetXuov Afpqoöixto e'Xei-e dedox&t] iol
dduoi ;r()6g~evov tiutv /)} eieqytxav 3 tag nöXiog TavayQtjOJV
232 R. Meister
Zwoißiöv J ioa'/.ovqidao ^4Xe^avÖQ£ia avxbv xr} £oyöv[wg 4 xr}
uf.t£v ccvzoig yag xr} oixtag tunaoiv xr} fiooxtXiav xr} docpd-
Xiav xr} daovXia[v 5 xr} 7XoXsf.ua x.rj iqdvag iiaoag xr} xaxd ydv
xr} /.axd d-dXaxxa[v xr} xdXXa 7tdv\xa 6 Ya^änsq xotg dXXoig
TtQO^tvoig xrj tvsgyetrjg.
GO) ebd. e.
1 'O östva xov de7vog k%t^e] dsdöy&rj [tot] ödfi[oi) 7Xqo^£vov £i-
fi£v xr} £V£Qyt[xav 2 rag TiöXiog Tavaygrjwv] BdvÜiTtrrov Kev-
diqßa. Hialöav avxbv xr} sayo[viag xr} 3 ufuv avxoiig yag xj}
f]oixlag innaoiv xj} doqpdXtav xr} daovXiav y.rj 7io\Xsfua 4 xr}
Igdvag icaaag xr} yaxd ya]v xr} xaxd &dXaxxav xr} xaXXa Txdvxa
■/.cx&drteQ [xo7g 5 dXXoig 7tQo£,£voig xr} £V£Qys\xrtg • Ev'avyiXta
doyovxog ^AXaXyofuvlu) xql\xr] G og L4vq?iy.odxiog.
2 Die contrahierte genetivendung im namen des Pisidiers
Kevörjßa darf nicht dem böotischen dialekte zugerechnet werden.
61) ebd. f.
1 6y]önr] \oxafisvia KaqMOiag ]AqyiyXl6ao e'Xel-e
2 7Tqo^£vov u]ft£v xr} £V£oysxav xag TtöXiog Tavaygrjiov
3 ov avxbv xr} soyöviag xr} £ift£v ccvxvg yag xr) 4 ....
.. xry fiaoxsXi]av xr) do<fdXiav xr} daovXiav xr} TXoXefico xr} lod-
5 vag Iiooag xr} xaxd ydv xr} x]ara &dXaxxav xr} xdXXa itdvxa
y.a&a7i£Q xvg G dXXvg 7XQO^svvg xr} £V£]Qysxt]g.
G2) Kumanudes Athen. IV, s. 291, nr. 1, z. 1 — 9.
Links von z. 1 und 2 spuren einer inschrift z. 1 ...axrjg
2 ....TW?
1 'AQiGxoY.Xi.dao doyovxog 7xgo^£vir] 1 2 ~}fiiy.Qiav TlXovxivca
sXs§£ dsdoy&r] iv ddfiv, 7tQot-svcag s\lfi£v 3 x]r} £V£qysxag xdg
jxoXiog Tavaygt]iav Jafidxqiov 0iöi... 4 .. xr} IliovöXaov Ja-
ftaxqua KoQtvd-uog avxiag x[r} 5 soyovcag xr} £ifi£v avxvg yag
xr} fuyJag snnaoiv 6 xr} fiooxsXiav xr} doqpdXiav xr} doovXiav
xr} xara 7 yav xr} xara üdXaxxav xj} 7XoXtf.no xr} iqdvag Ita-
8 aag xr} ra aAAa jraVra xa^aTTsq xvg dXXvg n.qol-t'vvg 9 xr}
sv£qysxt]g.
G3) Kumanudes ebd. z. 10 — 17 (Z. 15 ist von Kuma-
nudes Athen. IV, s. 378 nachgetragen).
10 cOfioX\ta... dqyovxog... 11 £7C£t{id[cptdd£ . .. 12 OiXtavo...
13 sqyexav . . . 14 avxbv xr}... 15 xr} «tdorffA/av... IG yag
2tuflra[g... 17 x^a xa^ajr[«^...
64) Kumanudes Athen. IV, s. 293, nr. 3, z. 1—4.
1 w? OY.XIO? xrjÖ£xaTi] t7i£ipdq>idd£ ll7tixia\g.. . 2 ...t'Äe£e
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 233
Se]ö6x^rj xol ödfioi ttqoI-svov si(.iev xr) [evsgysxav xäg 7töXio]g
Tav[aygrjtüv 3 ..../ rjov xr) avxbv xr) sayovtog xr) el/nsv av-
x[oig yäg xr) fvxiag £7t]7taoiv 4 Xiav xr) xaXXa jcdvxa
•*a&(X7t£Q xölg aX[Xoig Ttqol-avoig xr)] £V£Qys[xrjg.
65) Kumanudes ebd. z. 5 — 8.
5 ..xjrjösxdxrj erteipdqiidds Kacpiotag Fov . . . . f ... . 6 . elj/uev
xr) Eveqyixav rüg noXiog TavayQrj[iov] ...,o Nsan[oXixav 7 ..
. xr) fvxiag ercnaOLV xrj f?iooTsXiav xr) d[oq)dXtav xr) d]oov-
Xiav — 8 . . . xd yäv xr) xaxd SdXaxxav xr) xaXXa ndvxa xa-
■i)-ä[7t]£Q xolg dXXoig [rcQO^tvoig xrj eveQysxijg.
66) Kumanudes Athen. III, s. 475 (CIG. 1562, Lebas
455, Keil Syll. s. 28 f.).
1 ...OJ?QtO ccQxovrog {.isivog ll7t7todQOtulio TCQOZQiaxdÖl €7tSlp(X-
cpidde 2 . . og Mvdocovog lA§6.viyog z/ioqo&Icü e'Xsl-e dedox&tj tv
daf.iv 3 7Tq6^sv]ov Ei/uev xrj evefryexav zag rcöXiog Tavayqeuov
/} 'tovaxoQiöav 4 ...q?io iA&avetov avxbv xr) soyövcog, xr) el/usv
avxvg yag xr) fv- 5 xiag etctcö\glv xr) fiaoxiXtav xrj äoyä-
Xiav xr) aaovXiav xr) 7toXsfito 6 xrj Iqdvag l]coaag xr) xaxd yäv
xr) xaxd &dXaxxav xr) xd dXXa itdvxa 7 xad^dneq xv]g dXXvg
TCQO^ivvg x[r) €V€Q]yexrjg.
6 CIG. und Lebas xaXXa statt xd dXXa. Die übrigen ab-
weichungen sind unwesentlich. — Zu den formen l4&avelov,
Tavaygslcov vgl. Orchomenos 30. Die Schreibung //lovaxoQiöav
hat die Kumanudes'sche copie sichergestellt. Ob der Stein-
metz nur aus versehen so statt JioGxovQidav geschrieben, oder
welche bewandtniss es sonst damit hat (an die erklärung Grä-
fes bei Keil a. o. glaubt wohl niemand), lasse ich hier un-
erörtert.
67) Kumanudes Athen. IV, s. 210 f., nr. 2.
1 ^4QioxoxXtöao dgxovxog, f.ieivog Qovito vsvfteivlrj, 2 xaxd di
xbv &LOV cO/hoX(üiw eoxrjdexdxrj, snexpacpLÖde l4yd&aQ- 3 x°S>
Evvooxog MeXlxcovog tXe^e dsdöx&ij xv ödfiv itgo- 4 1-bvov ei-
f.iev xr) evEqyexav xäg nöXiog TavayQrjcov /Ina- 5 vovoiov Qio-
ipidiog //afxaxQisla avxbv xr) sayovcog, xr) el/uev 6 avxvg yag
xrj fvxiag titnaoiv xr) fiaoxeXiav xr) 7 doqidXiav xr) daovXiav
xr) noXifAto xr) Iqdvag lio- 8 aag xr) xaxd yäv xr) xaxd &d-
Xaxxav xr) xd dXXa 9 itdvxa xa&ditEQ xvg dXXvg itQO^ivvg xrj
evegyexrjg.
68) Kumanudes ebd. nr. 3.
1 Nixiao ccQxovxog, /iietvög 'AXaXxoLiaviio ex[xrj\ dmovxog 2
Beiträge E. kuiulu d. ig. sprachen. V. 10
234 R. Meister
ertexpacpidÖE Evxxel ficov, Qi67to/u7iog Evv6(.iio eXsi-E de- 3 doyßr]
xv dot/nv /tQof-svtog elf-isv xr) EVEqyexag rag itoXiog 4 TavayQtj-
ü)v OiXoxQaxrjv ZcolXio, QrjQa^svrjv Jaf.iaxqio), 5 IdTtoXXoya-
vrjv l47toXXodoxco l4vTio%elag xwv Ttbd Järpvrj avxcbg 6 xr) eo-
yövwg xr) u[.iev avxvg yäg xr) fvxlag Ert-rtaaiv xr) 7 fLöoxeXiav
xr) docpdXiav xr) doovXlav xr) 7ToXe/iico 8 xr) iqdvag uöaag xi]
xara yav xr) xara üdXaxxav xr) ra 9 dXXa Ttdvxa xa&a7t£Q
xvg dXXvg TVQot-ivvg xr) evegye- 10 xrjg.
Nicht auffallend sind die vulgären formen in den namen der
Stadt Antioehia und der drei Antiochier.
69) Haussoullier Bull, de corr. hell. III, s. 383, nr. 29.
1 uaXaXxoin£viiüöitüd£xaxr] 2 viaaTtovQgoasQ/uaysviooeXs^e 3
ivCQot-EvovsmsvxrjEVEQysxav 4 yQrj(ovf.ioaxicüvaötoQ(oaaTC£v 5 r
Qiyaoxx]JrVY.iao£Ttnaoivxr]Jii 6 cpaXiavxrjTroXEfuoxrjiQavao 7 x
f]xccTa$aXccTTavxr]TccaXXccTtav 8 vOTtQogEvvoxrjEVEQysxrjG
1 Tov delvog dgxovxog, /neivojg IdXaXxo/usvlco d[v]cü(hxdxr] 2
[ercexpdcpidde . . .] viag, TIovQQog 'Eo/iiaysviog eXst-e 3 [dedox&t]
xv ödf.i]v TtQol-Evov etfiev xr] eveQyexav 4 [vag rcoXtog Tava]-
yqrjuiv Moa%lu)va Jcoqw ^Aaith- 5 [diov xr) eijliev av]xol yäg
x?} fvxtag ETtitaGiv xr) fi- 6 [troreAta»' x?y do]q>dXiav xr) no-
Xsixü) xr) Iqdvag 7 [twffag xi) xara yav) xr) xara &dXaxxav xrj
xd dXXa ndv- 8 ra xa&drt€Q xvg dXX]vg rtqol-evvg xr) eveoyixrjg.
1 Haussoullier öiwöexdxrj.
70) Haussoullier ebd. s. 384, nr. 30.
1 TtoXovxXidao . qxovtoo 2 dvodexaxrjeTte ..cpidde 3 ^eveXg u
4 7iQo!;svtoa£i/u.£vxr]£V£Qy£TaG 5 xavayQrjtüvvicovavixavoQoaaXe^
avdqEia 6 xr]vixavoQadaf.taQxtof.nXaoiovavxiooxrj 7 soyoviooxrj
EifiEvavTvoyaoY.rjfvMao 8 STcrtaaivxrjfiooxeXiavKrjaoqpaXtav/.rj
7to 9 Xe^toxrjiQavaono . . oxrjxaxayavxrjxa 10 xa&aXaxxav
xrjxaaXXa7tavxay.a&arceQxvo 1 1 aXXvOTZQO&vvoxrjevsQysxrjO
1 IloXovxXlöao aQxovzog, [iisLvbg ... 2 dvodsxdxrj {■7t&[ipd]q?idds
[6 ÖEiva tov ÖElvog] 3 ÜWfafc [rot; J«2vog eAfi^e öedox&r) xv
öd/iiv] 4 TTQoi-evcog sl/nsv xr) EVEqyhag [zag noXiog] 5 Tava-
yQrjcov Nicova Nixdvoqog AXe^avdoela 6 xr) Ntxdvoga Ja/udg-
XO) MiXdawv avxcbg xr) 7 «ffyöVwg xr) £ti«£j' avxvg yäg x/} /v-
x/ag 8 ETtrtaöiv xrj fiooreXiav xiy docpdXiav xr] reo- 9 Atwcu
x^ t^avag tw[(ja]g x^ xara yaV xry xa- 10 ra ÖaXarrav x/} ra
aA^a Ttdvxa xad^dnEq xvg 11 aAAtg 7tqo^tvvg x/} EVEQyfrrjg.
71) Kumanudes Athen. IV, s. 293, nr. 4.
Die inschriftlichen quellen des böot. dialekts. 235
1 jcüdaifi/iieiv Mvccocc 2 voviov Mvccgccqxov x . . . .
3 äve&eijxccv rotg &ioig.
1 ...,l(o [x]at ^L4\fx(.teiv Mvaad[Qxco? ^.Af-ifisiv ist aus J!A(x-
(xiov (CIG. Tenos 2343) : 3!A(.t(.uv zu erklären, l ist zu u verbrei-
tert wie in Qsiöorog, Geiötogog u. s. w. (vgl. zu Orchomenos 13).
Ueber frauennamen auf -siv aus Böotien und anderen landschaf-
ten vgl. Keil Zur syll. s. 608 f. 2 ...to]v oviöv Mvaaagyov x....
72) Kumanudes ebd. nr. 5.
1 .ioö(OQog MeXavog 2 AiooxoQOig.
1 zliödioQog oder QioöwQog.
73) Kumanudes ebd. s. 294, nr. 6.
1 l<4&aviKY.£iu "£{.ivüj 2 ^Aqxdf.iLdt EiXei&vlf].
Ld&avtxxeia kann von l4d-avloxog abgeleitet werden. Die
assimilation von ax zu xx ist aus dem böotischen noch nicht
bezeugt, wohl aber aus dem dorischen dialekt, vgl. ccxxoq, öi-
ddxxei, y.(xy.y.6q (Ahr. II, 104). Die neigung des böotischen dia-
lekts zur assimilation benachbarter consonanten ist bekannt. —
c'I(.ivo) ist mir nicht verständlich.
74) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, z. 1. 2. 8.
1 Mvdocov EvßtoXio.... 2 EvßwXov töv . . . . 8 HoXv%ev[og
srtöeiae.
Zwischen weih- und künstlerinschrift befindet sich das
proxeniedekret nr. 85.
75) CIG. 1582, Kumanudes Athen. III, s. 475.
Eixova tiqvde dvs&rjxe OoQvarag ncäg 6 Tgiaxog,
xrJQvl; vixrfoag xaXöv dytova zfiög '
dXXovg te d$XocpoQOvg itxavolg itoolv slXov dyaivag,
evoXßov ös Ttargag ccgtv xccXöv OTecpavo[l.
Kacpiolag inoeiae.
Von den dialektischen formen des epigramms sehe ich hier
ab; die böotisch abgefasste Unterschrift lässt vermuthen, dass
Kaphisias ein böotischer künstler war, vgl. Theben 28.
76) CIG. 1641.
'Haxlvccg.
77) Keil Syll. s. 156, nr. XLI, a.
Jctfxio.
78) Kai bei Hermes VIII, s. 427 f., nr. 32. Einzelne
grabsteine.
1 ytovaig Kumanudes Athen. III, s. 168 ff. , nr. 46. 2 Ni-
v.öovQOTog Kumanudes ebd. nr. 49 3 Botöiov 4 SevoxXia
16*
236 R. Meister
7 Bevoqxxvxa 11 KXstov 12 Mvdoagxog 13 TIovQQi%idag Ku-
manudes ebd. nr. 58 14 Xrjqlag Kumanudes ebd. nr. 66
15, l ^TQOf-ißog 2 LdjioXXodwQog 16 Jioykvug 18 Xqova\ig
oder X^offf[/g 19 LdQxeoiXda Kumanudes ebd. nr. 30 20
Ni*/.doi7t7ioQ 21 Evq)Qoaov[vos oder EvcpQoaov[va 25 ldqxs{.ieig
31 l4&avtag.
79 ) Kumanudes Athen. III, s. 168 ff. Einzelne grabsteine.
28 l4X*iv6a 29 l4f.i(pif,ivaoxog 31 ytatoiriya. 33 EvßtoXa 35
EvTov%Lvct 36 FiooxXelg 37 FmjokXhx 39 Zto7roü£a 40 0a^-
oov[ia%og 41 ©toCora 42 Quotöxa 43 KXeo/nvdaxa 4A Ko-
&w7ia 45 Kovdi7t7ta 48 NictQ%Lg 51 Sav^tJtÄeig 52 Jö*'a-
a//<a 53 IIoXsfArjog (= TLxoXef.ialog) 54 IIoXiovxcov ; nicht aus
TloXvxdtüv contrahiert (Kumanudes IIoXlovxcüv), sondern zwei-
stämmiger kurzname. 55 Ilov&oxXia 56 Jlov&Utov zweistäm-
miger kurzname (zu vergleichen mit I^tcsXXUiov, JaXixxw Ta-
nagra 83, 7) für IIvd-ix.hr]g — l47toXXiovty.exr]g. 57 JToi;[^t]xog
steht, wenn in der lücke nur räum für 2 buchstaben ist, für
IIovQQixog mit Vernachlässigung der gemination, vgl. TIovqio und
andere beispiele Theben 4. 59 2tooi qotcc 60 Tqial- 61 tfty-
rouAAa 63 OiXoY.ovöig 65 ®QOvvi%a 73, i ^AydSiav 2 /t/a^-
^og 74 IdQioxoytvia 84 Jai.t6axqoxog 85 ZwTtovga 86 Zw-
Tcovqiva 88 Zw/covqiwv 89 ZtOTtovQog 95 AiovoixXia 102
Orjdgixa 103 XccQi-iovXidag.
80) Kumanudes Athen. III, s. 476. Einzelne grabsteine.
Jaf.ioy.Xia — MvaoiquXog — IloXovxXia — Tiovxtov — 'Igdva —
81) Kumanudes Athen. IV, s. 298 f. Einzelne grabsteine.
1 *AyaS&to 2 !4/uov/n6dcüQog 3 Ldvxiyevig 5 L4qioxoy.io für
i/^tffroxxw aus ^(HtrroxÄw vgl. Theben 37. 6 lA(fd-ovva> nach
Fick Beiträge III, s. 277 anm. für Idcpfrovrjxa mit doppelter
consonanz. 7 JaXiMut femininum des zweistämmigen kurzna-
mens von JaXixexag vgl. zu Theben 37. 8 z/s^iyixcov 9 Jico-
viovaodioqa 11 cEQ/.iaix.£xag 12 EvfsxeiQi'g 13 EvexeiQig 15
0£OffCorog 16 Qioyixa 17, i 0£o/t[W<x]ra 2 -goxvXXig 3
^Qoxovlxa. Der erste dieser drei namen steht auch auf der in-
schrift mit epichorischem aiphabet Tanagra 48. Völlig singulär
ist der anlaut 2qox- für Sxqox- in den beiden letzten namen.
18 'lagw 19 ^Iqavixa 20 'lo/tieivixhag 21 "Ixaf.iog mit dem-
selben suffix gebildet wie die besonders in Kleinasien üblichen
namen (Wad dington zu Lebas V, 668) ^/ivydafxog, HvQauog,
Die inschriftlichen quellen des böot dialekts. 237
Ilsgya/nog, IlQia/.iog, Tevra/nog, TvQtaf.wg (Fick L) 22 KaX-
Xivaog 23 Köqa vgl. Tanagra 51. 24 Koqi&w kehrt auch in
Lebadeia (Keil Zur syll. s. 591) wieder; für K001&&16 mit as-
similation aus KoqivSw? Koqiv&og heisst ein Thespier Keil
Syll. s. 165, nr. LIII, d. 25 Alyovqov vgl. den Athener Al-
yvgog CIG. 276, AiyvQTiddrjg den vater des Minmermos, den
früheren namen des Achilles Aiyvotov 26 Maricov vgl. Hesych:
(.idtiov • ib /.uxqÖv xal oXiyov (Suid. s. v. (.laTLoXoiypg; Phot.
250), die Stadt MaTionoXig, den Ephesier MaTiXXag (Pape-
Benseler). 27 Moioiyog 28 Nixottw zweistämmiger kurzname,
vielleicht an Nr/.OT£Xrjg angelehnt. 29 Eevoxxw von BevoxXio
vgl. Osomw Theben 37. 31 'OuoXto'ttov 32 'Ovaaiya. 34 TIctQ-
Sewto 35 IToXovt-evog 36 IlTiüiodcoQa 37 2cpr}Qig 38 Tt/no-
liäya 39 (DiXXco 41 XaoiTt7tidag.
82) Kumanudes ebd. s. 299 ff. Einzelne grabsteine.
1 Aly/Ltagara 2 Afuvtag 3 l4f.uv(6 4 AqiGTO/.oäTEig 8 ü]ou-
xctTia Theben 29. 10 Jst-lda/uog 18 Evxtjqov 25 Aovxldag
26 Mtxov&og 33 üovQQig 41 Tovqavig.
In den folgenden in Schriften finden wir deutliche spuren
vom eindringen des hellenistischen dialekts.
83) Kumanudes Athen. IV, s. 292, nr. 2, s. 3 — 7.
3 l4&ctvoyiTOvog aoyovTog TtQO&vit] • ßioXä • IlQ0OTaTt]\j)itx) (.iel-
vog ] 4 2iooixQCCTr]g, Mvdawv Ev/itrjXü) eXst-s ' 7tQoß8ßioXe[vo-
itai ] 5 QioxXrjv "Ayiovog 'EXatecc avxov xrj eayövwg...
6 xry 7toX£/Lito xr] sloavag Itoaag xrj xara yav x[i] 7
tvEQyenig rag rtöXiog yeyqaTtTrj.
Hellenistischen dialekt zeigen die namen JJqooTaxriQLO}, 2io-
OMQaTrjg, Ev^Xco und das wort elqävag.
84) Kumanudes Athen. II, s. 402, nr. 1. Kaibel Her-
mes VIII, s. 428, nr. 34.
1 'EttI vLvxaiovL' 2 Ovtov s&a- 3 ipav tv Id&a- 4 va'ioxr.
Die form ovtov, die auch in einigen anderen inschriften
vorkommt, gehört dem hellenistischen dialekte an.
85) Kumanudes Athen. II, s. 403, nr. 3.
1 Nixo/Liaxe 2 yalge' 3 Ovtov £'&aipav 4 vi A[&avaiaTrj.
Die folgenden grabinschriften zeigen zugleich eigenthümlich-
keiten des böotischen und des hellenistischen dialekts.
86) CIG. 1672.
'EyeiQiya.
238 M. Deffner
87) Lebas 457.
L4vai;lXaoQ.
88) Lebas 462.
EvTvxct.
89) Kaibel Hermes VIII, s. 428.
22, l xaiQE 2 Teledctfis 26, i ldo%ka.7tixzg 2 xaiQ£ Ku'ma-
nudes Athen. III, s. 174, nr. 75. Kaibel „fortasse l4a-
xka7tix[o]g". Es ist aber heteroklisie anzunehmen wie bei l4%vX-
Xsig Tanagra 54 III, 4, KvdilXug Orchomenos 2, Biorvug Hy-
ettos 15, 9.
90) Kumanudes Athen. III, s. 168 ff.
38 cH(ptfoTix<)S 50 Niov/j.cprjCt 77, l cl7t7t6/naxe 2 X*JQe 3 Ovtov
e&arpav 4 ...v?v....ccv? 88, l ZtortovQiva 2 xQr]aT<^ 90 Ztortv-
qivcc xaiQe 91, 1 3Ertl 2 ZtortvQtvat 92, l 'Istw 2 Zoiitvqlvct.
91) Kumanudes Athen. III, s. 476.
KryaUXia. — 1 ÜQaovka 2 XQ*]0™-
92) Kumanudes Athen. IV, s. 298, nr. 10.
'Ettevha.
93) Kumanudes Athen. IV, s. 299 ff.
9 Ja/u£vsTOQ 12, l Juaviovoiog 2 XQVa™£ 14 Eiaorifta 15,
l 'iiTrt 2 -Etat/ 19, l 'Eni 2 Evrvxct 21 'Zs/rt Ztoalfia (oder
Ziooi/ua) 27 Niovfi/jVLXog.
Leipzig. #. Meister.
Ein lückenbüsser.
,,/Ste jiyädzi emme &ä eresome öl tsi arl nie io psuxre (in
kurzem werden wir zwei drei arl finden mit kaltem wasser)".
So tröstete mich im vorigen jähre auf dem wege von Leonidhi
(Tsaconien) nach Kosmä mein agogiate, als ich über durst
klagte. Das wort are (Plural arl) hatte ich während meiner
früheren aufenthalte in Tsaconien nicht gehört, doch war mir
sofort klar, dass es einen ort bedeuten müsse, wo sich kaltes
wasser (vöcoq xpvxQÖv) findet, vielleicht eine kleine berghöhle
oder bergschlucht.
Der weg führte uns teils neben, teils in dem damals tro-
ckenen bette des giessbaches von Leonidhi hin. Steile bergab-
hänge sind da durch die ungeheuren wassermassen, die vom
herbst bis zum frühjahr sich herunterwälzen, oft bis zu einer
höhe von 5 meter ausgehöhlt. So kamen wir bald an eine
Ein lückenbüsser. 239
weit überhangende felswand, die, oben mit dickem humus be-
deckt und mit blühenden sträuchern bewachsen, wie ein dach
über den weg hing. Es träufelte da an einigen stellen wasser
herunter in kleine runde becken, die es mit der zeit in dem
boden gebildet hatte. Das wasser war natürlich regenwasser.
Are bedeutet also eine kleine Vertiefung, ein becken in der
erde oder im felsen, worin sich (herab träufelndes) regenwasser
sammelt.
Wie ich am abend nach Leonidhi zurückkehrte, war mein
erstes, in der kleinen ausgäbe des Hesychius nachzusehen (ich
hatte mehr als 50 bücher nach Tsaconien geschleppt), ob nicht
etwa auch dieses tsaconische wort, wie so manche andere, durch
ihn als laconisch bezeugt würde. Ich suche also ein wort dgög
(denn agr. -og ist durch lacon. -oq zu tsacon. -o(r) oder e(r)
geworden) und finde wirklich:
aQfrc' ocpelog. xal [xoildg, ev alg vdwg dd-goi^erac f of.16-
qiov, y.ai~] ßkdßog dnovaiov.
Die emendation war natürlich sofort gemacht. Die von
Mor. Schmidt mit unrecht in klammeren gesetzten worte müssen
zu einer eigenen glosse werden, nemlich:
a^>>c* xoikdg, ev fj (oder dgoi • xoilddeg, ev alg), vScoq
d&QOitezaLO'pfljii o v.
Ueber o/ußgiov statt des sinnlosen 6(.ioqlov ist kein wort zu
verlieren, und zur änderung des accentes von dqog wäre man un-
ter solchen umständen gewiss berechtigt, auch wenn im Hesychius
etwas weiter unten die glosse dqovg * rct hßddia nicht stünde.
Man könnte zur ersteren sogar getrost yidyuaveg hinzusetzen.
Um nun auch eine liguistische bemerkung zu machen,
spreche ich die ansieht aus, dass dgog zur wurzel VAE „triefen,
fliessen" gehört.
Am nächsten tage erfuhr ich, dass die tsaconischen hirten
kleine natürliche felsenbecken auf den bergen, worin sich re-
genwasser sammelt, das ihnen und ihren heerden zum trinken
dient, gleichfalls ari nennen; ist ein solches becken grösser, so
heisst es ärnaka (Xdgvat-). — In der folge habe ich are in bei-
den bedeutungen öfter gehört.
Nach meiner rückkehr von Tsaconien sah ich hier in der
grossen Hesychiusausgabe nach und fand, dass schon Vossius
öfißgiov statt 6(.i6qlov conjicirt hatte. Ich versichere, dass ich
mich keineswegs darüber ärgerte.
240 G. Meyer
Auch andere glossen des Hesychius konnte ich mit hülfe
des Tsaconischen emendiren. Wie gross überhaupt die bedeu-
tung dieses dialectes für die altgriechische philologie ist, wird
aus einem aufsatze hervorgehen, den ich über dieses thema
nächstens in einer deutschen Zeitschrift veröffentlichen werde.
Zum schluss möchte ich noch die bescheidene frage stellen:
Würde das aus dem Tsaconischen erschlossene, wegen seiner
bedeutung zufällig in keinem altgriechischen schriftsteiler vor-
kommende Stammwort dqög bei aller seiner augenscheinlichen
altertümlichkeit ohne jene verderbte zeile im Hesychius die
classischen philologen nicht ganz gleichgültig lassen?
Athen. Michael Deffuer.
Miscellen.
1) esdva brautgeschenke grundform feövo- stellt man zu
avdävio rjdo/nai fjdvg u. s. w. Curtius Gr.5 229. Vanicek
1215. Die wurzel dieser letzteren Wörter ist aber afäd idg.
sväd, was durchaus nicht in einer form afsd oder fed erschei-
nen kanru Ich stelle das wort zu ksl. iteda duco iifoesja f.
braut lit. vbiu führen, heimführen ve?f^Ä^räutigam.
2) Lat. ciqrvus hirsch pflegt man mit dem adjectivum xe-
Qaog gehörnt z\ identifizieren (Curtius Gr.5 147). Dass letz-
teres für xsqafog stehe, ist nicht zu erweisen, vielmehr ist die
grösste Wahrscheinlichkeit, dass es aus xeQctiog entstanden ist,
vgl. K. Zacher de nomin. gr. in aiog p. 13. Aber selbst wenn
es zu erweisen wäre, würde es sich mit cervus noch nicht de-
cken. Dieses hat vielmehr sein genau entsprechendes correlat in
•/.Qiög widder, vgl. XQi&t] mit ahd. gersta , qlvög mit ai. vdrna-
m. decke, \ yoirrog mit lt. scirpus u. a. bei J. Schmidt Voca-
lismus 2, 331. Dass das wort in den beiden sprachen zwei ver- i /
schiedene thiere bezeichnet, hat nichts auf sich: vgl. xartgog I J
eber mit lt. capro- altnord. ha fr bock. | ./
3) Dass ayovQog unreif nicht, wie Fick und J. Schmidt*
annehmen, ein thrakisches wort und mit ai. dgru- zd. aghru-
zusammenzustellen sei, hat Curtius Gr.5 613 erwiesen. Seine
identificirung mit acogog halte ich indessen auch nicht für rich-
tig, weil — ganz abgesehen von y für jod und dem noch als
j o d zu erweisenden ursprünglichen anlaut von wgog — in einem
so alten worte, das vielleicht schon im homerischen texte stand,
Miscellen. 241
Übergang eines ursprünglichen 10 in u nicht vorkommen
kann. Ich teile ebenfalls a-yovQog, sehe aber in yovqog eine
bildung wie Kovgog von xsq und stelle es zu ysq in yegwv ai.
'dras- alter; welcher spirant hinter yoq- ursprünglich gestanden,
lässt sich natürlich nicht entscheiden, da uns hier keine xd^/a hilft.
4) Für cp&ovog finde ich ausser Benfeys (Wzw. I, 181)
wegen der bedeutung unmöglichen combination nur einen ety-
mologischen versuch, von Allen in Curtius Studien 3, 220,
welcher sagt : q>&6vog quod ego coniunxerim cum cp&ava) ut sen-
sus sit aemulatio, rivalitas, ab actione praevertendi sumptus.
Ich sehe nicht, wie die beiden wörter lautlich vermittelt werden
könnten, denn cpSavio hat zur wurzel <p&ä, cp&övog aber ist
eine bildung wie (fövog von cpev, weist also^uf eine starke wur-
zelform cp$ev. Was Allen von nominalbildungen mit wurzel-
haftem o gegenüber a statt s sagt, ist falsch: ßolog ent-
spricht ßel in ßeXog u. &, w., ögo/uog öeögof-icc setzt ebenso wie
e'ÖQa/.iov für l'ör/nov d^t Voraus , oyxog zu eyx iti'^yx0?' ^a
anlautendes cp& ausnahmslos auf teils ursprüngliches teils aus
ffx entstandenes orc zurück geHt, so erkläre ich jenes (pO-ev aus
07C6V und stelle cp&qvog zu 7t£v6}±aL anävig u. s. w. (Curtius
Gr.5 271). Grundbedeutung wäre so „mangelu, aus dem sich
die misgunst gegen den der mehr nS»t entwickelt, a-rp&ovo-g
dessen ältere und zu allen zeiten häufigere\bedeutung „reichlich"
oder „nicht kargend" ist, hat diese grund bedeutung gewahrt.
5) Johannes Schmidt erörtert in Kühlte Zeitschrift 25,
37 das verhältniss von griechischen bildungen wieN?/^T£f^a zu
solchen wie ipdlrQia und nimmt an, dass sich eine ursprüng-
liche flexion ^df-irj-TSQ-ia *d/iir]-zQ-i5g u. s. w. in verschiedener
weise ausgeglichen habe. Ein ganz genaues pendant zu diesem
Verhältnisse bieten die feminina der perfectparticipia mit ihren
formen auf -eta gegenüber solchen auf -via. -feo-ia : -va-ia =
-xsQ-ia : -TQ-icc. Diese participia auf -ela sind nicht bloss dorisch
(eQQrjyeia auf den tafeln von Herakleia, eTtizEtelexela taxä/tüct
ovvayäyox&a CI. 2448, 1, 26. 28 aus Thera), sondern auch at-
tisch: yeyoveiag CI. II, 455, 16. 467, 92. 593, 7 ; yeyovelav 471,
27 ysyovel[aig 68 ; 624, 17 hat Köhler yeyoveiajv für das über-
lieferte ysyevecov hergestellt. Es folgt daraus, dass die perfect-
participia ursprünglich den dreifachen ablaut -flog -feg -ug
kannten, ganz wie alfiov aifia- und ai. «jus, worüber Schmidt
a. a. o. 24 ff. handelt. G. Meyer.
f~\
Of\ *
242
0. Weise
Die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinnes
von Dr. Ant. Marty, a. o. prof. der philos. in Czernowitz.
Wien, C. Gerold's söhn 1879. VI u. 160 Seiten. 8.
Es giebt wenige wissenschaftliche probleme, die in neuerer zeit unter
so vielseitiger theilnahme der gelehrten weit discutirt worden sind , wie
die frage nach der geschichtlichen entwickelung des farbensinns. Denn
einmal musste der gegenständ wegen seiner ausserordentlichen Wichtig-
keit von vorn herein das interesse jedes gebildeten in ansprach nehmen
und sodann war eine einigermassen genügende beantwortung der ganzen
frage nur dann zu erwarten, wenn sich die verschiedensten fachgelehrten
zu gemeinschaftlicher arbeit die hand reichten. Und so haben sich denn
auch die physiologen und psychologen, die philologen, linguisten und ar-
chaeologen seit länger als einem decennium redlich bemüht, den streiti-
gen punkt von den verschiedensten seiten zu beleuchten und haben , je
nach dem stände der forschung, die in rede stehende entwickelung bald
behauptet, bald geleugnet. Schon ist die literatur über den difficilen
gegenständ bedeutend angewachsen und es kann daher als ein gros-
ses verdienst des prof. Marty bezeichnet werden, dass er bestrebt
gewesen ist, das überall verstreute beweismaterial zu sammeln und zu
sichten , und dass er sich die aufgäbe gestellt hat , die gründe , welche
sich für und gegen die annähme einer entwickelung des farbensinns bei
menschen nnd thieren vorbringen lassen, nochmals eingehend zu prüfen.
Schon vor einigen jähren sind wir dem Verfasser auf einem verwand-
ten gebiete schriftstellerisch thätig begegnet: seine 1875 erschienene schrift
„Ueber den Ursprung der spräche" hat nicht nur den gleichen umfang
wie die vorliegende , sondern zeigt auch dieselbe nüchterne und klare
behandlung. Aber darin unterscheiden sich beide abhandlungen wesent-
lich von einander, dass er dort ein gebäude aufbaut, hier niederreisst,
dass er dort seine empiristische ansieht positiv entwickelt, hier zu einem
negativen resultate kommt und die anhänger der entwickelungstheorie in
der hauptsache mit psychologischen gründen bekämpft. Dass er freilich,
so wenig ihm eine definitive lösung jenes problems gelingen konnte,
auch eine endgiltige entscheidung unserer frage nicht gebracht, liegt in
der natur der dinge.
Das buch zerfällt in 2 hauptteile: im ersten, p. 7 — 29, führt M. die
gründe an, welche gegen die entwickelung vorgebracht werden, im 2.,
p. 30—107 sucht er die für die entwickelung ins fehl geführten zu wi-
derlegen. In beiden abschnitten behandelt er zunächst die auf dedueti-
vem wege gewonnenen und sodann die aus historischen daten hergelei-
teten beweise. Den schluss des essay's, p. 112 — 150, bilden 2 excurse,
den anfang, p. 1—7, die einleitung.
In letzterer giebt er uns eine kurze Übersicht über die litteratur der
zuerst von L. Geiger im jähre 1867 angeregten frage, die allerdings,
was Vollständigkeit anbelangt, manches zu wünschen übrig lässt. Denn
bei einem gegenstände, der gerade in jüngster zeit eine so ungemein
Anzeige. 243
häufige bearbeitung erfahren hat, ist es für den Verfasser einer das ganze
problem in extenso darlegenden schrift doppelt erforderlich, überall in
erster linie die neuesten publicationen zu rathe zu ziehen. Da das buch
im juni 1879 abgeschlossen ist und im vorwort sogar eines erst in diesem
jähre im druck erschienenen Vortrags von Häckel erwähnung gethan
wird, so ist zu verwundern, dass dem Verfasser die zahlreichen, meist in Zeit-
schriften abgedruckten erzeugnisse des jahres 1878 zum grossen teil unbe-
kannt geblieben zu sein scheinen: so die abhandlungen von Smith und
Pole in der englischen Wochenschrift „Nature" vom 6. december 1878
und 24. october 1878, die ausführlichen erörterungen des problems nach
psychologischen principien von Grant Allen in der vierteljabrsschrift
für psychologie und philosophie „Mind" vom januar 1878 und in einer
eigenen ende desselben jahres bei Trübner erschienenen schrift. Die zu
gleicher zeit in den Memoires de l'academie de Lyon veröffentlichte ar-
beit H. Dor's und die besprechung der Geiger'schen ansieht in den
Annales d'oeulistique märz-aprilheft 1870, p. 190 ff. Selbst inländische be-
handlungen des gegenständes scheinen ihm entgangen zu sein: wenig-
stens finde ich weder der eine beurtheilung des farbensinns der Indianer
und der naturvölker überhaupt zum inhalt habenden aufsätze von Low (in
den Sitzungsberichten der Münchener anthropologischen gesellschaft vom
22. juni 1878) und Andree (Zeitschrift für ethnologie 19. Jahrgang, 4.
heft), noch der talmudischen und biblischen farbenstudien von Franz
Delitzsch (Nord und Süd 1878, p. 254ff. Daheim 1878, nr. 29, 30, 31.
und in 2 vortragen gehalten am 37. februar und 8. märz zum besten des
Leipziger siegesdenkmals und des ebendaselbst bestehenden Vereins für
innere mission) erwähnung gethan. Wohl bin ich der Überzeugung, dass
M. in all den genannten Schriften weniger neue argumente von beson-
derer Wichtigkeit, als reichere belege für die einzelnen phänomene ge-
funden haben würde; indess hielt ich es für nöthig, auf dieses manque
aufmerksam zu machen, weil der Verfasser selbst nach p. 6 bestrebt ge-
wesen ist „vollständig zu sein".
Zum haupttheile des buches selbst übergehend, hätte ich gewünscht
dass Marty die physiologischen resp. historischen gründe für und wider
neben einander gestellt hätte , da man dann viel leichter in stand ge-
setzt ist, ihre Stichhaltigkeit und beweiskraft gegen einander abzuwägen
und, was die hauptsache ist , Wiederholungen vermieden werden. Dem-
nächst habe ich zu constatiren, dass der Verfasser die von seiten der
Physiologen für die entwickelung beigebrachten deduetiven beweise nicht
widerlegt und in ihrer kraft abgeschwächt hat. So stellt er p. 32 nicht
in abrede, dass wie alle formen des thierischen Organismus einer fort-
schrittlichen, den von aussen auf sie einwirkenden einflüssen sich anpas-
senden entwickelung oder Umbildung fähig sind, auch das farbenwahr-
nehmungsvermögen allmälig ausgebildet worden sein kann ; ferner gesteht
er p. 31 zu, dass die erscheinung der gänzlichen oder theilweisen far-
benblindheit vom Standpunkte der entwickelung aus viel leichter durch
die annähme einer zurückgebliebenen entwickelung erklärt werden kann ;
ja er sieht sogar p. 31 die peripherische rothgrünblindheit des auges für
244
0. Weise
ein Überbleibsel der entwickelung an, giebt somit dieselbe direkt zu; nur
will er sie in graue Vorzeit zurückversetzen und blos für die frühen
thierischen erzeuger des menschen gelten lassen. Ebenso räumt er p.
11 bereitwillig ein, dass die these, es habe einst eine zeit gegeben, wo
das äuge blos helligkeitsgrade zu percipiren vermocht hätte, vom logi-
schen Standpunkte unanfechtbar sei; will aber, wenn überhaupt von ent-
wickelung, nur von einer solchen gesprochen wissen, wonach das äuge
zuerst auf die mittleren spectralfarben reagirt und das Sehvermögen sich
von da aus allmälig nach den beiden endpunkten des spectrums hin aus-
gedehnt hätte. Wenn er für letztere annähme die häufigkeit der roth-
blindheit im allgemeinen und die rothblindheit der peripherischen theilo
der netzhaut im besondern zum beweise herbeizieht, so durfte er doch
wohl schwerlich unterlassen zu erklären , wie es kommt, dass das kind-
liche äuge zuerst nur für roth empfänglich ist 1) und die ein farbcncm-
pfindungsvermögen bekundenden thiere nur auf helle färben (meist roth
und gelb) zu reagiren scheinen. Wenn ferner M. auch diese von der
mitte des spectrums aus sich vollziehende entwickelung auf grund der
Hering'schen theorie leugnet, weil sie mit dem in Widerspruch stehe,
was wir über die zahl und natur der die farbenempfindungen erzeugen-
den grundvermögen wissen, so wollen wir nicht vergessen, dass wir nicht
unbedingt auf eine theorie schwören dürfen, die, so vorsüglich sie sonst
sein mag, doch von mehreren seiten gewichtige anfechtungen erfahren
hat. Denn ausser der von M. selbst p. 15 anm. erwähnten schon von
Fechner gerügten complication sind neuerdings auch von Wein hold
mit recht die bedenken erhoben worden , dass sich aus dem spectralen
roth und blau nicht die violette färbe des spectrums herstellen lasse und
dass die bei den farbenblinden beobachteten erscheinungen durch dieselbe
nur unvollkommen erklärt werden.
Der weiterbin gegen jede entwickelung der farbenemplindung ange-
führte aus dem farbensinne der uncivilisirten menschenracen und der
thiere abgeleitete grund kann bis jetzt nur mit vorsieht aufgenommen
werden. Denn für die farbeuempfindung der verschiedenen thierklassen
hat man bisher doch immer nur vereinzelte momente angeführt : meines
erachtens wenigstens ist die eigenthümliche antipathie des stiers und des
puters gegen die rothe oder des Sperlings gegen die gelbe färbe, wenn
diese selbst allgemein bei allen individuen der betreffenden species vor-
kommen sollte, zu singulär, um hier entscheidend in die wagschale zu
fallen. Ebenso ist der schluss von der aus beständiger Übung resulti-
renden schärfe der Sehkraft bei den noch im zustande der Unkultur be-
findlichen völkerstämmen auf die gleiche entwickelung ihres farbenwahr-
nehmungsvermögens sicherlich gewagt, wenn auch einige stamme von
wilden freude an lebhaften färben zu empfinden scheinen. Haben doch
selbst der entwickelung des farbensinnes abholde forscher wie Krause
hier die entgegengesetzte ansieht wie M. vertreten !
*) Die erörterungen auf p. 49 sind nicht geeignet, darüber genügende
aufklärung zu geben.
Anzeige. 245
Nach alledem ist ziemlich leicht ersichtlich, dass man, wenn man
die deductiven gründe für und gegen unbefangen prüft, eingestehen muss,
dass durch sie zwar das problem nicht definitiv gelöst, die annähme einer
entwickelung aber eher gestützt als widerlegt wird. Von diesem räson-
nement ausgehend habe ich vor circa 2 jähren , in der meinung auf
sprachlichem gebiete weitere anhaltspunkte zu finden, den Wortschatz der
indogermanischen sprachen untersucht (siehe Beiträge II, 273 sqq.) und
habe, da die dort gewonnenen resultate die Geiger-Magnus'sche an-
sieht zu stützen schienen, derselben damals das wort geredet. Seitdem
hat sich auf sprachlichem und archäologischem gebiete eine rege thätig-
keit entfaltet: Wie prof. Dümichen in Strassburg, von Krause veran-
lasst, die ägyptischen farbenbezeichnungen zusammengestellt hat und bei
seiner Untersuchung zu dem Schlüsse gelangt ist, dass das farbenerken-
nungsvermögen der alten Aegypter ein ebenso normales wie das unsrige
gewesen sei, so haben auch V. v. Strauss und Torney im 3. hefte
des XXXIII. bandes der Zeitschrift der Deutsch-morgenländischen gesell-
schaft durch eine abhandlung über die färben blau und grün im chine-
sischen alterthume erwiesen, dass die benennungen dieser beiden färben,
8peciell des himmelblau's und des pflanzengrüu's in der chinesischen
litteratur bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Auch
verdanken wir der im Kosmos geführten polemik zwischen Krause, Jäger
und Magnus manche neuen archäologischen data: schon zur Widerlegung
der behauptung, dass der lapis lazuli und türkis einzig und allein wegen
ihrer prächtigen blauen färbe geschätzte exportartikel Indiens nach Vor-
derasien bildeten, sah sich Magnus genöthigt, diesen steinen mystische
eigenschaften zu vindiciren. Schwerer dürfte es ihm werden, gegen das
factum front zu machen, dass bei der Wandmalerei der alten Aegypter
und Assyrier, aber auch der Griechen und Römer, wie die aufgefundenen
reste documentiren , alle spectralfarben Verwendungen gefunden haben;
man müsste denn mit Dreher (Die kunst in ihrer beziehung zur psy-
chologie und naturwissenschaft p. 79) annehmen, die Griechen hätten,
obwohl sie mit blau gemalt, es nicht als solches empfunden.
Sonach war es, da mit deductiven gründen die entscheidung der
frage nicht möglich ist, da ferner die litteratur der indogermanischen
Völker für, die monumentalen Zeugnisse gegen die entwickelung des farben-
sinns zu sprechen scheinen , die hauptaufgabe eines neuen das problem
behandelnden buches, diesen Widerspruch zu lösen. Prof. Marty nun
gebührt das verdienst — und darin liegt der Schwerpunkt seiner ganzen
arbeit — , diesen versuch unternommen zu haben. Als philosoph war
er, da die entscheidung nach meinem dafürhalten auf psychologischem
gebiete erfolgen muss , besonders dazu berufen. Die richtigkeit seiner
darauf bezüglichen ausführungen zu prüfen, masse ich mir nicht an, be-
kenne aber, dass ich sie, wenn ich auch an einzelheiten anstoss genommen
habe, im ganzen für sehr probabel halte und glaube entschieden, dass
er wenigstens den weg zur endgiltigen lösung der frage gewiesen hat.
Kr behauptet neinlich, dass man bisher bei der erörterung der ganzen
frage empfindnng, artheil und gefüllt nicht auseinander gehalten habe
246 0. Weise
ein Vorwurf, der nicht nur Geiger, Magnus und Gladstone (p. 39),
sondern auch Häckel (p. IV) und andere trifft. Nicht das farbenwahr-
nehmungsvermögen sei den alten Völkern abzusprechen, wohl aber die
schärfe des urtheils und die feinheit des gefühls. Die erwerbung von
mu8kelgeschmeidigkeit , die ausbildung des sinns für wohlgerüche und
die Verfeinerung des musikalischen gehörs, die von Gladstone und
Geiger als beispiele für Vervollkommnung durch individuelle anpassung,
das heisst durch direkte Wirkung des gebrauchs herangezogen worden
sind, beruhen erstere nur auf einer „decomposition und composition,
isolirung und neuen combination" von natur gegebener demente, letztere
zum grossen theil auf einer Vervollkommnung des gedächtnisses und Ver-
edelung des gefühls. Demnach können sie für die annähme eines ganz
neuen Vermögens, wie das des farbensehens nach Marty ist, gar nichts
beweisen. Der farbensinn sei vielmehr von anfang an da gewesen , aber
erst durch lange Übung, erfahrung und gewöhnung habe man es zu einer
genauen Unterscheidung, vergleichenden Schätzung und Classification der
färben, das heisst eben zu einer genauen und richtigen Verwendung der
farbenbezeichnungen gebracht. Daraus ergiebt sich von selbst, dass die
Chinesen, Aegypter und Assyrier mit ihrer der griechischen zeitlich weit
vorausliegenden cultur auch viel früher zu einer normalen terminologie
der färben gekommen sind als die Griechen und Kömer und dass letztere
beiden völker es erst allmälig zu einer der unsrigen entsprechenden farben-
benennung bringen konnten. Insbesondere weist der Verfasser nach, dass
Homer (und die Homerischen Griechen) nicht, wie von den anhängern
der entwickelungstheorie behauptet wird , blau- und grünblind gewesen
sei, sondern dass er sich dieselben ungenauigkeiten wie bei diesen färben,
auch bei der bezeichnung der am rothen ende des spectrums befindlichen
habe zu schulden kommen lassen und sucht, indem er sorgfältig den prosa-
gebrauch und die poetische diction auseinanderhält, alle sprachlichen
auffälligkeiten theils durch die statuirte unvollkommenheit des urtheils
und allmälige Umwandlung des gefühls zu motiviren, theils aus den ge-
eetzen des dichterischen ausdrucks, die er eingehend darlegt, zu erklären.
Freilich bleiben auch so noch Schwierigkeiten übrig: beispielsweise sieht
er sich bei dem Properzischen caeruleus cucumis und dem Iuvenalischen
caeraleus panis zu dem nothbehelf gezwungen, einen Verstoss der dichter
gegen den guten geschmack anzunehmen (p. 86).
Warum, wie er p. 93 angiebt, xvciveog wegen seiner bedeutung nicht
zum poetischen beiwort des himmels gepasst habe, sehe ich nicht ein,
um so weniger, als das wort von Hesych mit tldog yj>d>[iaTos ovqkvosi-
<F& glossirt wird (vgl. Marty p. 86 anm.) und, was noch stärker ins ge-
wicht fällt, das mit xvaveog formell fast identische wort engl, haven ■=
ags. haeven direkt den himmel bezeichnet, sowie auch das wurzelverwandte
lateinische caerulus eins der gewöhnlichsten epitheta ornantia desselben
ist. Wenn demnach die römischen dichter die Verbindung caerula caeli
geradezu häufig gebrauchen, wie sollten da die griechischen an der gleichen
Verwendung von xvuvtog anstoss genommen haben !
Wenn ferner Fick, wie M. p. 74 anm. sagt, für die grundsprachliche
.
Anzeige. 247
form cavana, die bedeutung blau angesetzt hätte, so wäre das noch kein
beweis, dass das wort dieselbe damals schon gehabt hätte. Aber Fick
ist vorsichtiger gewesen und hat für die aus skr. cona , braun, lichtfarb,
xvavog (in xvavo-^aCrr]s), dunkel, blau = ags. haeven, blau, azurn erschlos-
sene grundform die bedeutung zweifelhaft gelassen (er schreibt Vergl.
wörterb. I3 p. 61 ,, braun, blau"), nur hätte ich gewünscht, dass er, wie
bei cydna, weisslich? bläulich? seinem zweifei durch fragezeichen aus-
druck gegeben hätte (ibid. p. 59.)
Auch muss ich den Vorwurf, den der Verfasser p. 74 anm. gegen
mich erhebt, zurückweisen. Denn dadurch, dass ich mit Geiger be-
haupte, im Rigveda falle roth sprachlich noch vielfach mit weiss zusammen,
bekämpfe ich keineswegs meine annähme, dass die Indogermanen ur-
sprünglich nur ausdrücke für weiss und schwarz gehabt hätten. Litteratur
und Sprache ist zweierlei und daraus, dass die Inder in ihren ältesten
poetischen erzeugnissen schon den fortschritt von der erkenntniss der
durch gleichzeitige einwirkung aller Sonnenstrahlen auf die netzhaut er-
zeugten weissen färbe zu der empfindung einer einfachen färbe wie roth
bekunden und sich desselben wortes zur bezeichnung beider phänomene
bedient haben, folgt doch noch keineswegs, dass in der indogermanischen
grundsprache schon beide bedeutungen ausgeprägt gewesen sein müssen.
Vielmehr ergiebt die vergleichung des skr. mit den übrigen sprachen,
dass das gegentheil der fall war.
Eine sehr beachtenswerthe beigäbe zu der abhandlung bilden die
beiden excurse, von denen der eine die begriffe helligkeit und intensität
der gesichtsempnndungen behandelt und gegen die Young-Helm-
holtz'sche färben theorie zur vertheidigung der Hering'schen geschrieben
ist, der 2. dagegen, worin der Verfasser versucht hat, die p. 78 — 95
erörterten, auf empirischem wege gefundenen kunstgriffe und regeln des
dichterischen ausdrucks auf allgemeine gesetze zurückzuführen, über „die
befähigung und berechtigung der poesie zur Schilderung von färben und
formen" betitelt ist.
Die ausstattung des buches ist gut, der druck ziemlich correct.
Ausser den am Schlüsse des Vorworts und p. 156 berichtigten sind mir
an druckfehlern aufgestossen : p. 17 die 2-malige Schreibung accomoda-
tion, p. 19 putter statt puter, p. 27 negerinn, p. 66 f*i&*s statt (it&ig und
p. 28 vaydürya statt väidürya, wobei als schlagender beweis für den in-
disch-vorderasiatisch-griechischen edelsteinhandel erwähnt werden konnte,
dass ßr\QvXlo<; aus skr. väidürya entstellt ist.
Zu meinem bedauern muss ich mir mit rücksicht auf den einer be-
sprechung zugemessenen räum versagen, näher auf den Inhalt der so ge-
diegenen und anregenden schrift einzugehen und scheide von derselben
mit dem aufrichtigen wünsche, dass es ihr beschieden sein möge, einen
recht grossen leserkreis zu gewinnen.
Eisenberjr. O. Weise.
248
Niels Ludvig Westergaard. *)
Seit unserer letzten sitzung im vergangenen frühjahr hat unsere ge-
sellschaft eines ihrer ältesten und eifrigsten mitglieder, hat Dänemark
einen mann verloren, welcher den namen seines Vaterlandes weit über die
erde getragen hat und dessen eignen namen die gesammte wissenschaftliche
weit kennt und feiert.
Niels Ludvig Westergaard ist am 27. October 1815 in Kopen-
hagen geboren. Sein vater, Niels Nielsen Westergaard (f 1835), war
zimmermeister und hatte sich durch eigne kraft und tüchtigkeit empor-
gearbeitet; derselbe stammte aus Jütland, aus dem zwischen Viborg und
Silkeborg gelegenen hof Eisborg Vestergaard, von welchem er seinen
familiennamen entlehnte. Aus seiner ehe mit Sophie Magdalene Nyborg
(f 1850) stammten 6 kinder, 3 töchter und 3 söhne; von den letzteren war
Niels Ludvig der älteste.
Im jähre 1833 zur Universität entlassen, warf sich Westergaard hier
mit ungeteilter kraft und lust auf sprachliche Studien, zu welchen er von
vornherein berufen schien und für die er von der schule her wol vor-
bereitet war. Nicht ohne bedeutung für die ausbildung seiner wissen-
schaftlichen neigungen mag die an Rasks Wirksamkeit in Dänemark an-
knüpfende und in Westergaards Schulzeit fallende bewegung gewesen sein,
sowie der umstand, dass einer seiner lehrer, der begabte L. Chr. Müller,
mit dem er auch nach seinem abgang von der schule in enger Verbindung
blieb, zu den wärmsten bewunderern Rasks gehörte; mit bestimmtheit aber
kann man — ohne den einfluss zu unterschätzen, welchen Madvigs Vorlesun-
gen, besonders in hinblick auf philologische methode, auf den jungen Studen-
ten ausübten — sagen, dass Westergaard schon in seinen jungen jähren ganz
besonders von Rasks werken angezogen und gefesselt wurde, und dass er,
obgleich es ihm nicht vergönnt war, den persönlichen Unterricht Rasks
zu gemessen — denn dieser starb schon i. j. 1832, also bevor Westergaard
die Universität bezog — , sich doch für seine ganze laufbahn von niemandem
so hat bestimmen lassen, als eben von Rask und von der liebe und pie-
tät, welche er dessen andenken widmete.
In den ersten Studentenjahren beschäftigte ihn wesentlich das Studium
des Altnordischen und der damit verwanten dialekte , aber allmählich
richtete sich sein interesse mehr und mehr auf das ferne Indien. Bald
Bah er, dass er eine bestimmte wähl treffen müsse — und mit kräftigem
entschluss brach er seine nordischen Studien ab ; dass aber dadurch seine
*) [Dieser nekrolog ist Übersetzung eines von herrn professor V. Thom-
sen in der kön. dänisch, gesellschaft der Wissenschaften gehaltenen und
in den Übersichten über die Verhandlungen dieser gesellschaft (für d. j.
1878) veröffentlichten Vortrages. Die Übersetzung ist mir auf meine bitte
von herrn professor Thomsen gestattet und von ihm mit dankenswerte-
ster gefälligkeit revidiert. B.].
Niels Ludvig Westergaard. 249
liebe zu der alten spräche des nordens nicht erkaltet war, hat er bei
späteren gelegenheiten bewiesen.
Unter anleitung des damaligen professors der orientalischen sprachen
in Kopenhagen, Johannsen, warf sich Westergaard nun mit dem ihm
eignen eifer auf das Sanskrit und war darin i. j. 1838 so weit gekommen, dass
er beschloss, seine studien im ausländ fortzusetzen. Im april 1838 begab
er sich zunächst nach Bonn, um dort namentlich unter Chr. Lassen einige
zeit zu studieren. Nicht nur im Sanskrit, sondern auch im Zend und
Persischen genoss er Lassens Unterricht; zugleich beteiligte er sich an
sanskritübungen , welche der damals schon ziemlich betagte Aug. W.
Schlegel leitete. Das mögen interessante und lehrreiche tage für Wester-
gaard gewesen sein, zumal da er sie in traulichem verkehr mit mehreren
altersgenossen verlebte, welche sich später ebenfalls einen namen auf dem
gebiete der sanskritphilologie gemacht haben und von welchen ich Th.
Goldstücker, J. Gildemeister und besonders 0. Böhtlingk nenne. Mancher
fruchtbringende keim wurde in diesem kleinen kreise gelegt und zu
manchem werk, welches später erschienen ist, wurde hier der plan er-
wogen und gefasst. — Nach etwa 8-monatlichem aufenthalt in Bonn
verliess Westergaard diese stadt in den letzten tagen des Jahres 1838
und begab sich zunächst nach Paris; da er hier aber zu wenig von dem
fand, was er suchte, so reiste er im februar 1839 nach London und
Oxford und wante hier seinen ganzen fleiss darauf, ein beträchtliches
teil von indischen handschriften durchzugehen und abzuschreiben. Im
September 1839 kehrte er über Bonn nach Kopenhageu zurück.
Mit welch eisernem fleisse Westergaard in diesen jähren gearbeitet
hat, dafür besitzen wir ein grossartiges zeugniss in dem ersten werk, das
er herausgab und das eine der grossen hauptarbeiten seines lebens, ja
vielleicht die wichtigste derselben repräsentiert; ich meine seine ,,Ra-
dices linguae sanscritae", ein lexikon der verbalwurzeln des Sanskrit;
dasselbe erschien i. j. 1840/41 und wurde von dem buchhändler H. B.
König in Bonn verlegt, mit welchem Westergaard von seinem Bonner
aufenthalt her in enger persönlicher Verbindung stand. Gedruckt dage-
gen wurde es auf Westergaards bestimmtes verlangen in Kopenhagen.
In seiner ganzen anläge schliesst dieses werk sich unmittelbar an die ar-
beiten der alten indischen grammatiker an, welche eigne Verzeichnisse der
verbalwurzeln (dhätupätha) aufzustellen pflegten, die von den sonstigen Wör-
terverzeichnissen unabhängig waren. Von solchen dhätupäthas haben sich
mehrere bis auf unsere zeit erhalten; der wichtigste unter ihnen ist der-
jenige, welcher sich an Päninis grammatik anschliesst. Schon vor We-
stergaard waren diese Wurzelverzeichnisse von europäischen Orientalisten
(Wilkins, Rosen) herausgegeben oder bearbeitet; aber in kritischer
beziehung Hessen die bezüglichen werke sehr viel zu wünschen übrig,
und keins von ihnen kann sich auch nur im entferntesten mit Wester-
gaards arbeit messen. Dieser bietet in seinen Iladices in Wirklichkeit
ein vollständiges Wörterbuch aller verba; bei jeder wurzel zählt er alle
flexionsformen auf unter hinweisung auf Päninis grammatik; die Über-
setzungen gibt er lateinisch und legt dabei ein grosses gewicht darauf,
Beitrüge z. knnde d. ig. sprachen. V. 17
250 Niels Ludvig Westergaard.
die bedeutungen scharf zu fassen und ihre entwicklung klar hervortreten
zu lassen. Was seiner arbeit aber noch einen ganz besonderen wert ver-
leiht, ist, dass er sich nicht darauf beschränkte, die bedeutungen nam-
haft zu machen, sondern dass er sie auch mit einer reichen Sammlung
von citaten belegte; und hier zeigt sich denn recht, welch grosse bele-
senheit Westergaard damals schon besass: er kannte nicht nur alles,
was damals in gedruckten ausgaben vorlag, sondern hatte auch viele werke
studiert, welche in jener zeit nur handschriftlich zu benutzen waren und
welche er selbst, namentlich während seines aufenthalts in England, ab-
geschrieben hatte. An das Wörterbuch schliessen sich endlich verschie-
dene anhänge, in denen u. a. eine kritische bearbeitung des erwähnten
alten dhätupätha enthalten ist. Durch dieses werk hat sich Wester-
gaard die allergrösten Verdienste um die sanskritphilologie erworben
und in sehr hohem grade zu dem aufschwung derselben beigetra-
gen; erst durch das i. j. 1875 vollendete sanskritwörterbuch von Böht-
lingk und Roth wurde Westergaards arbeit wenn auch nicht über-
flüssig, so doch .entbehrlich; wie viel ihr aber gerade jenes werk ver-
dankt, wird gewiss niemand bereitwilliger anerkennen, als die herausge-
ber desselben. Die in den „Radices linguae sanscritae" niedergelegte ge-
lehrsamkeit ist ausserordentlich und um so mehr zu bewundern, als We-
stergaard, als er dieses buch verfasste, erst 25 jähre alt war.
Gleichzeitig hiermit hatte Westergaard auch eine kleine, weniger
bedeutende sprachvergleichende abhandlung über das verhältniss zwischen
Sanskrit und Isländisch vollendet. Diese abhandlung, welche in engli-
scher spräche und unter dem titel ,,On the connexion between Sanscrit
and Icelandic" (in den Memoires de la Societe des Antiquaires du Nord
1840— 44, s. 41 ff.) erschien1), ist gewissermassen eine ergänzung zu Rasks
preisschrift „Um det gamle nordiske eller islandske Sprogs Oprindelse" 2).
In dieser schrift hatte Rask nämlich das Isländische wesentlich nur mit
den einzelnen europ. sprachen verglichen, vom vergleich desselben mit
den asiatischen sprachen aber abgesehen, weil er die letzteren zur zeit
der ausarbeitung jener schrift noch nicht hinreichend kannte, obgleich
er schon ahnte, welches licht von ihrer seite auf seine lieblingssprache
geworfen werden könnte. Demnach ist auch diese kleine abhandlung
Westergaards ein zeugniss davon, wie seine Studien von vornherein sich
an Rasks arbeiten anschlössen.
Kaum war Westergaard mit seinem grossen werke fertig gewor-
den, so bot sich ihm die möglichkeit dar, einen lange gehegten wünsch
zur ausführung zu bringen und Indien und Persien selbst zu besuchen.
Hiernach strebte er, um auch auf diese weise Rasks arbeit weiter zu
führen und sich in den stand zu setzen, den schätz von handschriften —
x) Der anfang derselben wurde in deutscher Übersetzung veröffent-
licht von A. Höfer in seiner Zeitschrift f. d. Wissenschaft der spräche
I, s. 117 ff.
a) Verfasst 1814, gedruckt in Kopenhagen 1818. Ein ted davon ist
in J. S. Vaters Vergleichungstafeln der europäischen stamm -sprachen
u. s. w. (Halle 1822) übersetzt.
Niels Ludvig Westergaard. 251
namentlich von zend- und pälihandschriften — , welchen Rask seinem
Vaterland geschenkt hatte, in gebührender weise auszubeuten. Zu diesem
zweck ging Westergaard darauf aus, besonders die zoroastrische und
die buddhistische kultur in ihrer heimat zu studieren. Es gelang ihm,
zu seiner fahrt eine königliche Unterstützung zu erhalten, welche in den
folgenden jähren, so lange als seine reise währte, von neuem bewilligt
wurde, und zugleich gewährte ihm die Universität aus ihren eignen
mittein eine beisteuer. Freilich war es auf die dauer sehr schwer, We-
stergaard diese Unterstützungen zu verschaffen; das verdienst, die ob-
waltenden Schwierigkeiten durch warmes und unermüdliches eintreten
für Westergaard überwunden zu haben, gebührt 2 männern, deren
namen wir nicht verschweigen wollen: Geheimrath Madvig, dem zeiti-
gen Vorsitzenden unserer gesellschaft, dessen herz für jedes wahre wis-
senschaftliche streben immer warm geschlagen hat, und dem längst ver-
storbenen Oberstleutnant C. H. v. Sommer, einem mann, welcher sich
sehr lebhaft sowol für Westergaard, wie für jene fernen länder inter-
essirte.
Am 20. mai 1841 verliess Westergaard Kopenhagen und nach
kürzerem aufenthalt in Bonn und London segelte er am 23. juli auf dem
schiff „Childe Harold" von Portsmouth nach Bombay ab. Er wählte diese
stadt zu seinem ausgangspunkt teils mit rücksicht auf die vielen alter-
tümer, welche sich in ihrer nachbarschaft finden und damals noch we-
nig bekannt waren, teils weil Bombay nach der einführung des moham-
medanismus in Persien die hauptstätte des parsismus ist. In Bombay
am 15. nov. angelangt begann er alsbald das Studium des Zend und Peh-
levi. Parsipriester , desture, boten ihm dafür ihren beistand an; allein
Westergaard erkannte bald, dass dieselben in Wirklichkeit entweder
abgeneigt waren, ihre kenntnisse mitzuteilen, oder selbst nur sehr wenig
wüsten, und so war er darauf angewiesen, wesentlich für sich, höchstens
in gemeinschaft mit anderen Europäern, welche gleiche interessen hatten,
Studien zu machen. Von december 1841 bis juli 1842 bereiste er, von
süden nach norden zu, den grösten teil der Präsidentschaft Bombay und
untersuchte die in ihr erhaltenen altertümer, brahmanische und buddhi-
stische tempel, inschriften u. dergl. 1) Als ein unmittelbares ergebniss
dieser reise nenne ich die von ihm in gemeinschaft mit G. L. Jacob be-
wirkte. Veröffentlichung einer der päliinschriften, welche er zu untersuchen
gelegenheit gehabt hatte, nämlich der Girnar-inschrift, in dem Journal of
the Bombay Branch of the R. As. Society, 1842 — einer gesellschaft,
deren ehrenmitglied Westergaard war.
Den rest dieses jahres brachte er, von einigen kleineren ausflügen
abgesehen, in Bombay zu, vornehmlich beschäftigt mit dem Studium des
Zend und Pehlevi. Wegen seines weiteren reiseplanes war er einige zeit
in ungewissheit, denn er schwankte, ob er sich nach Ceylon und Hinter-
*) Ein kurzer, in einem brief an könig Christian VIII enthaltener be-
richt über diese reise ist in BVsteds Oversigt over d. k. danske Vidsk.
Selsk. Forhandlinger 1840—44 (Hist. og philos. Afhandl. VII), s. CXCVIff.
mitgeteilt.
17*
252
Niels Ludvig Westergaard.
Indien begeben sollte, um seinem ursprünglichen plan gemäss den bud-
dhismus in seiner eigentlichen heimat genauer kennen zu lernen, oder ob
er sich aufmachen sollte, um Persien zu bereisen und hier die Studien
über geschichte und religion der alten Perser zum abschluss zu bringen,
die er schon in Bombay mit so grossem eifer betrieben hatte. Kr ent-
schied sich schliesslich für das letztere, nicht am wenigsten aus rücksicht
auf die grossen kosten, welche ein längerer aufenthalt in Indien verur-
sacht hätte, und verliess am 6. Januar 1843 Bombay. Nach einer lang-
wierigen fahrt durch den indischen und den persischen meerbusen ge-
langte er am 20. februar nach dem ort Bushire oder Abushehr und ver-
brachte nun fast den ganzen rest des Jahres mit reisen durch verschie-
dene gegenden von Persien und zwar zum teil nach solchen orten, welche
vor ihm kein Europäer betreten hatte *). Namentlich zwei dinge waren
es, welchen er bei diesen reisen seine aufmerksamkeit zuwante : einerseits
die Überreste der alten zoroastrischen religion , welche in Persien noch
zu finden sein möchten ; andererseits die historischen monumente, welche
sich aus vormohammedanischer zeit erhalten hatten, also die keilinschrif-
ten der Achämeniden und die jüngeren denkmäler der Sasaniden, deren
inschriften in einer spräche verfasst sind, welche ebenso wie die bekannte
traditionelle religionssprache der Parsis „Pehlevi" genannt wird, von der
letzteren aber bedeutend verschieden ist.
Was den ersten punkt anbetrifft, so gelang es ihm, sichere nachricht
zu erhalten, dass an einzelnen stellen des persischen reiches noch anhän-
ger der alten lehre, Geber, wie die Perser sie nannten, lebten, und zwar
hauptsächlich in den orten Yezd und Kirman , denselben , aus welchen
nach den traditionell der in Bombay lebenden Parsis alle in deren besitz
befindlichen abschriften der heiligen bücher stammen sollten. Er nahm
hiernach keinen anstand, sich allen gefahren und mühen zu unterziehen,
welche mit einem besuch der betreffenden gegenden verknüpft sein konn-
ten : durfte er doch hoffen, in ihnen vielleicht einige wichtige handschrif-
ten zu finden; und in der tat entdeckte er, dass dort einige alte zend-
und pehlevibücher aufbewahrt wurden, obgleich die priester dieselben
fast gar nicht mehr verstanden ; von besonderer bedeutung scheinen diese
Schriften jedoch im allgemeinen nicht gewesen zu sein. Westergaard gab
sich grosse mühe , dieselben in seinen besitz zu bringen , indessen alle
seine Überredungsversuche hatten weiter keinen erfolg, als dass ihm die
priester einige wenige pehlevihandschriften überliessen. — Was die Ge-
lier selbst anlangt, so waren sie in jeder hinsieht sehr weit zurück und
ihr religiöses gefühl war in hohem grade abgestumpft. Gerade deshalb
aber glückte es Westergaard, manches zu sehen, was die rechtgläu-
bigen Parsis sonst vor profanen blicken auf das strengste hüten. Er er-
hielt die erlaubniss, die heiligtümer zu betreten und alle einzelheiten
in ihnen zu untersuchen, und er erzwang sich sogar, unter dem verspre-
chen, diess keinem der anderen Geber zu verraten, den zugang zu dem
eigentümlichen begräbnissplatz derselben (dahkma) , auf welchem die
1) Vgl. den auszug eines briefes Westergaards a. a o. s. CCLXXXIII ff.
Niels Ludvig Westergaard. 253
leichen unter freien himmel hingelegt werden, bis die raubvögel alles
fleisch von ihnen verzehrt haben, worauf man die geheine auf einen gros-
sen häufen wirft 1).
Noch wichtiger waren die resultate, welche Westergaard bei sei-
nen Untersuchungen der alten inschriften und namentlich der keilinschrif*
ten erzielte. Indem ich darauf eingehe, kann ich nicht unterlassen, her-
vorzuheben, dass — beachtenswert genug! — wol kein land die kennt-
niss und deutung dieser inschriften verhältnissmässig so gefördert hat,
wie Dänemark. Der erste, welcher überhaupt copien eines nicht kleinen
teiles der keilinschriften nach Europa brachte, und zwar kopien, die sich
im grossen und ganzen durch einen hohen grad von genauigkeit und Zu-
verlässigkeit auszeichnen, war Carsten Niebuhr, der bekanntlich, auf
kosten der dänischen regierung, in den jähren 1761 — 67 Arabien und die
umliegenden länder bereiste. Der erste schritt zur entzifferung der per-
sepolitanischen inschriften auf grund der Niebuhrschen darstellungen ge-
schah gegen den anfang dieses Jahrhunderts ; auch hier können wir einen
gelehrten landsmann, den bischof Munter, nennen, wenn auch die ehre,
die bahn recht eigentlich gebrochen zu haben, dem deutschen gelehrten
G. F. Grotefend gebührt. Zu aller erst hatte man bemerkt, dass es
drei arten von keilinschriften gibt, die sich durch die Verschiedenheit der
schriftzeichen von einander unterscheiden, und dass in allen fällen, in
welchen inschriften dieser verschiedenen arten neben einander gestellt
waren, eine ganz bestimmte Ordnung bezüglich ihrer reihenfolge beobach-
tet war, nämlich: die einfachste art mit relativ wenigen schriftzeichen —
eine etwas entwickeltere — eine sehr complicierte art mit einer grossen
menge von schriftzeichen. Man nahm nun mit recht an , dass die in-
schriften der ersten art in altpersischer spräche verfasst seien und dass
in denen der beiden anderen arten, wenn sie mit jenen combiniert wa-
ren, Übersetzungen derselben in zwei von den vielen sprachen des persi-
schen reiches vorlägen. Bei den deutungsversuchen ging man natürlich
von den inschriften der ersten und einfachsten art aus und brachte es
denn auch zum richtigen verständniss gewisser zeichengruppen , aber in
hinsieht auf die genauere bestimmung und grammatische erklärung der-
selben war man im unklaren. Eine reihe von jähren standen die bezüg-
lichen Untersuchungen nun so ziemlich still, und man verzweifelte schon fast
daran, den Schlüssel zu diesen rätselhaften inschriften jemals zu finden: da
war es Rask, der (i. j. 1821) fast zufällig und im vorbeigehen den wert
zweier wichtiger zeichen (n und m) bestimmte •). Er verfolgte seine ent-
deckung freilich nicht, aber dieselbe wurde bedeutungsvoll für die be-
stimmung des Charakters der altpersichen spräche und sie regte andere
zu erneuter eindringender Untersuchung derselben an ; diese führte dahin,
*) Vgl. Extract from a letter adressed by Prof. Westergaard to
the Rev. Dr. Wilson, relative to the Gabrs in Persia, im Journal of the
R. Asiatic Society, vol. VIII, p. 349 ff.
2) Vgl. Rask, Samlede Afhandlinger, II, Ktfbenbavn 1836, s. 320 ff.
375 f.; ders. , lieber das alter und die echtheit der Zend-sprache, übers,
von F. H. v. d. Hagen, Berlin 1826, s. 27 f.
254 Niels Ludvig Westergaard.
dass man schon imj. 1836 nicht eben wenige inschriften richtig verstand
(E. Burnouf, Chr. Lassen). Auf diesem punkt stand die forschung, als
Westergaard sie aufnahm.
Auf seinen reisen in Persien besuchte er dreimal die ruinen von Per-
Bepolis und ihre Umgebung und collationierte nicht nur die bereits be-
kannten inschriften, sondern hatte auch das glück, einige neue abschrei-
ben zu können, so namentlich die wichtigen inschriften vom grabe des
Darius, das sich in der nähe der alten Persepolis bei dem heutigen
Naqsh-i -Rustam befindet. Da Westergaard mit den fortschritten,
welche die entzifferung der inschriften bis dahin in Europa gemacht hatte,
vertraut war und mindestens die äussere form der einzelnen buchstaben
genau kannte — was natürlich, namentlich wo es sich um die feststellung
verwischter zeichen handelte, sehr wichtig war — so versteht es sich von
selbst, dass seine abschriften die seiner Vorgänger an treue und Zuver-
lässigkeit übertrafen. Sie anzufertigen war übrigens keine leichte ar-
beit und leider wurde dieselbe verhängnissvoll für Westergaard. Die
grösten Schwierigkeiten bereiteten namentlich die inschriften von Naqsh-
i-Rustam, welche es ihm endlich bei seinem dritten besuche in dieser ge-
gend abzuschreiben glückte. Sie sind nämlich an einem felsen in einer
höhe von 60 — 70 fuss angebracht, so dass er nur mit hilfe eines sehr
starken fernrohres die zeichen unterscheiden konnte. Dazu kam, dass
diese inschriften nur bei vormittagsbeleuchtung, zwischen 8 und 12 uhr,
sichtbar waren , so dass er also genötigt war , in der brennendsten Son-
nenhitze — im anfang des monat juli ! — zu arbeiten. Diese umstände
und zugleich das schlechte trinkwasser zogen ihm einen fieberanfall zu,
welchen er jedoch durch anwendung gewaltsamer mittel im verlauf eini-
ger tage so weit bewältigte, dass er seine reise nach Isfahan fortsetzen
konnte ; wie übel sein damaliges befinden aber in Wirklichkeit gewesen
sein muss, kann man daraus ersehen, dass er nach seiner eigenen aussage
fast gar keine erinnerung an diese reise bewahrt hatte. Am 26. juli ge-
gen Sonnenuntergang kam er nach Julfah, einer vorstadt Isfahans, und
ßtieg hier bei dem katholischen bischof, Padre Giovanni, einem Italiäner,
ab, dem einzigen Europäer, welcher dort lebte. Aber kaum war er vom
pferde gestiegen, als das fieber mit erneuter heftigkeit zurückkehrte, so
dass er augenblicklich das bett aufsuchen muste. Bald darauf ent-
wickelte sich eine unterleibsentzündung und eine leberkrankheit, und sein
zustand wurde so schlimm, das sein wirt, der ihn mit der grösten Sorg-
falt pflegte — und einen anderen arzt hatte er nicht — gegen mitte des
august an seiner genesung verzweifelte und er selbst sich völlig auf den
tod gefasst machte. Indessen siegte doch seine kräftige natur, und trotz
wiederholter rückfälle genas er allmählich so weit, dass er sich im Septem-
ber, wenn auch mit grosser beschwerde, in ein gesunderes quartier zu
dem armenischen erzbischof schaffen lassen konnte. Auch bei diesem
braven mann fand er die liebreichste und aufmerksamste pflege, wiewol
eich beide so gut wie gar nicht mit einander verständigen konnten. —
Unter diesen umständen muste Westergaard natürlich den früher ge-
hegten plan aufgeben, westwärts über die bakhtyarischen berge, durch
Kiels Ludvig Westergaard. ' 255
das alte Susiana über Kirmanshah, in dessen nähe sich die berühmte Be-
histan- oder Bisutuninschrift befindet, nach Bagdad zu reisen. Er wante
sich am 27. September nordwärts nach Teheran , welches er am 9. Okto-
ber erreichte, und hier hielt er sich beinahe einen monat auf, teils bei
dem englischen, teils bei dem russischen gesanten, meistenteils bettläge-
rig. Ueber Kazvin und Tabriz verliess er Persien und nachdem er einige
wochen in einer in jeder hinsieht höchst unbehaglichen, für seine gesund-
heit aber recht woltätigen russischen quarantaine in Julfah an der arme-
nischen gränze zugebracht hatte, erreichte er am neujahi'stag 1844 Tiflis.
Von hier begab er sich über den Kaukasus und durch Russland über
Moskau nach Petersburg. Aber die ungeheuren anstrengungen und ent-
behrungen, welche er auf dieser langen reise mitten im winter erdulden
muste, übten abermals einen sehr ungünstigen einfiuss auf seine gesund-
heit aus; sein ganzer körper bedeckte sich mit beulen und ausschlag und
diess warf sich namentlich auf ein bein, so dass man in Petersburg ernst-
haft an eine amputation desselben dachte. Indessen glücklicherweise ent-
ging Westergaard einer solchen und endlich, nach dreijähriger abwesen-
heit, kehrte er über Berlin und Bonn im mai 1844 nach Kopenhagen zurück.
Kurz nach seiner heimkehr wurde er zum lector und im folgenden
jähr zum professor der indisch-orientalischen philologie an der Kopen-
hagener Universität ernannt. In dieser Stellung hat er bis zuletzt mit un-
geschwächtem interesse und hingebender gewissenhaftigkeit gewirkt, und
zwar nicht nur als lehrer, sondern auch in den praktischen angelegen-
heiten der Universität. Neben Sanskrit las er in den ersten jähren auch
über Persisch, allein später beschränkte er sich ganz auf Sanskrit und
wenn er auch, wie das in der natur der sache liegt, selten mehr als einen
oder wenige schüler in den einzelnen cursen hatte , so sind es deren im
verlauf der jähre doch viele geworden, welche seinen gründlichen Unter-
richt in einer spräche genossen haben, in der er heimisch war, wie wenige.
Denjenigen teil seiner reiseausbeute, dessen bearbeitung sich We-
stergaard zunächst angelegen sein Hess , bildeten seine kopien von keil-
inschriften. Alle abschriften von inschriften der ersten art, also der
eigentlich altpersischen überliess er seinem früheren lehrer, prof. Chr.
Lassen in Bonn, der sich schon früher so grosse Verdienste um die ent-
zifferung dieser denkmäler erworben hatte. Auf grundlage der Wester-
gaard'schen abschriften veröffentlichte Lassen in der Zeitschrift f.d. künde
des morgenlandes VI, 1845, s. 1 ff. und 467 ff. seine abhandlung „Die alt-
pers. keilinschriften nach herrn N. L. Westergaards mitteilungen" —
eine arbeit, welche einen wesentlichen fortschritt auf jenem schwierigen
gebiet bezeichnet und in der es Lassen auf das rückhaltsloseste aus-
spricht, wie sehr Westergaard durch die so mühsame beschaffung jenes
reichen und zuverlässigen materials und durch mancherlei winke für die
deutung desselben ihn und die Wissenschaft zu dank verpflichtet habe.
Westergaard selbst wante sich dagegen zu den inschriften der
zweiten keilschriftgattung, mit denen sich zu befassen noch niemand ge-
wagt, zu denen er sich aber schon während seines aufenthaltes in Persien
besonders hingezogen gefühlt hatte. Diese Schriftart bereitete an und
256
Niels Ludvig Westergaard.
für sieh weit grössere Schwierigkeiten, als die erste, weil sie weit mehr
schriftzeichen enthält, als diese; und dazu kommt, dass in ihr die ein-
zelnen wörter nicht so von einander abgetrennt sind, wie das dort der
fall ist. Wäre der inhalt dieser inschriften nicht durch die entsprechen-
den altpersischen, deren Übersetzungen sie ja sind, bekannt gewesen, so
wäre ihre deutung sicherlich nie gelungen ; aber trotzdem bleiben Schwie-
rigkeiten und zweifei genug zurück, weil man hinsichtlich der spräche,
in der sie abgefasst sind, keine sicheren anknüpfungspunkte in irgend
einer anderen bekannten spräche findet, wie sie für das Altpersische das
Neupersische, das Zend und das Sanskrit bieten.
Die ergebnisse seiner forschungen über diese keilschriftart veröffent-
lichte Westergaard teils in deutscher („Zur entzifferung der achäme-
nid. keilschrift zweiter gattung"; ebenfalls im VI. bände der Zeitschrift
f. d. künde des morgenlandes, s. 337 — 466), teils in englischer spräche
(,,On the deciphering of the Second Achsemenian or Median species of
arrowheaded writing", in den Memoires de la Societe royale des Anti-
quaires du Nord, 1840—44, s. 271 — 439). — Bei der entzifferung muste
Westergaard, wie natürlich war, seinen ausgangspunkt von den eigen-
namen nehmen, weil es von vornherein wahrscheinlich war, dass diesel-
ben mit denjenigen , welche man aus den entsprechenden altpersischen
inschriften schon kannte, wesentlich identisch seien. Eine inschrift,
welche ihn in dieser hinsieht wesentlich förderte, war die, welche
er selbst zum ersten male abgeschrieben hatte, die grabinschrift des
Darius , insofern dieselbe eine ziemlich bedeutende anzahl von eigen-
namen in der gestalt eines Völkerverzeichnisses enthält. Indem Wester-
gaard nun die zeichengruppen feststellte, welche den einzelnen altper-
sischen namen entsprechen musten, gewann er eine handhabe, mit grös-
serer oder geringerer Sicherheit den wert einer ziemlich grossen anzahl
von zeichen zu ermitteln. Nun geht er die einzelnen inschriften durch
und versucht, durch vergleichung der verschiedenen stellen, an welchen
dasselbe wort wiederkehrt, die einzelnen wörter zu sondern, ihre bedeu-
tungen nachzuweisen und sie durch einsetzung der mit hilfe der eigen-
namen gefundenen werte oder mit benutzung der von andrer seite sich
darbietenden winke zu lesen. Was die spräche anlangt, so war das ma-
terial, über welches er verfügte, viel zu klein, als dass er auf dieser
grundlage ein einigermassen vollständiges bild von ihr hätte zeichnen
können ; so viel war ihm aber doch schon klar, dass sie nicht zu unserem
sprachstamm gehört haben konnte, ebensowenig zu dem semitischen, son-
dern vielmehr zu denjenigen sprachen , welche Rask unter dem nicht
ganz glücklichen und etwas unbestimmten namen der „skythischen", an-
dere unter dem nicht viel besseren der ,,turanischen" zusammengefasst
haben ; Westergaard scheint besonders geneigt gewesen zu sein , die-
selbe mit den türkisch-tatarischen sprachen zu vergleichen. Wenn er
sie, wenn auch nicht ohne bedenken, als die „medische" bezeichnete und
andererseits meinte, die in der damals noch unentzifferten dritten keil-
schriftgattung enthaltene spräche, deren semitischen charakter er bereits
ahnte, sei Susiana zuzuweisen, so haben sich diese bestimmungen nicht
:
j^iels Ludvig Westergaard. 257
bestätigt; vielmehr hat sich herausgestellt, dass die dritte art assyrisch-
babylonisch ist, und dass gerade die spräche der zweiten gattung — wie
wenigstens kaum noch bezweifelt werden kann — in dem alten Susiana
heimisch gewesen sein muss. Dass sowol bezüglich der Interpretation
der inschriften als hinsichtlich der bestimmung des wertes der einzelnen
zeichen sehr vieles durch spätere Untersuchungen modificiert worden ist,
darf uns nicht wundern und kann Westergaard die ehre, diesen schwie-
rigen Untersuchungen zuerst bahn gebrochen zu haben, nicht schmälern.
Erinnert man sich, wie spärlich das damals zugängliche raaterial war,
so muss man sich viel mehr darüber wundern , dass er trotzdem bei die-
sem ersten versuch soweit kam, wie das tatsächlich der fall war, und man
wird gern das urteil unterschreiben, welches der um die keilschriftstu-
dien verdiente französische gelehrte de Saulcy (Journal asiatique XIV,
1849, s. 94) darüber aussprach: „je ne saurais le dire trop haut, quand
on examine ce travail de plus pres, on reconnait bien vite, qu'il n'est
pas possible de trouver, sur un sujet aussi difficile, un cssai philologique
qui presente des indices plus nombreux, plus constants veux-je dire,
d'une insigne bonne foi, d'une inalterable loyaute et d'une vaste erudi-
tion" — worte, welche Westergaard selbst (in der w. u. angeführten
abhandlung s. 8) mit weit grösserem recht auf die folgende arbeit von
Norris anwenden zu können glaubte.
Es war nämlich dem Engländer Norris , einem langjährigen freunde
Wostcrgaards vorbehalten, die Untersuchung dieser keilschriftgattung
wieder aufzunehmen und sie mit benutzung eines vielfach reicheren ma-
terials ein beträchtliches stück weiterzuführen, indem er von seinem
landsmann Sir Henry Rawlinson eine vollständige abschrift der hierher
gehörigen partie der kolossalen Behistaninschrift erhalten hatte, deren
persischen und babylonischen teil Rawlinson selbst auf so glänzende
weise entziffert hat. Norris' vorzügliche arbeit *) , welche als hauptwerk
über diesen gegenständ von keiner späteren abgelöst worden ist, veranlasste
Westergaard sich zu den Untersuchungen zurückzuwenden , die er be-
gründet hatte und deshalb auch fortzusetzen wünschen muste. In einer
ausführlichen, dänisch geschriebenen abhandlung „Om den anden eller
den sakiske Art af Akheemenidernes Kileskrift" (in Det kgl. danske Vi-
denskabernes Selskabs Skrifter, 5. Ilaskke, hist. og philos. Afdeling, II,
1854, s. 39 — 178) unterwarf er von neuem die ganze entzifferungsfrage
einer umsichtigen und gründlichen prüfnag. Man sieht schon aus dem
titel, dass er die ältere bezeichnung der in dieser gattung von keilin-
schriften enthaltenen spräche, „Medisch" , aufgegeben hatte. Norris
hatte dieselbe „Skythisch" genannt und sie den finnischen sprachen zu-
nächst gestellt; nun nannte Westergaard sie „Sakisch", weil dieser
name nach persischem Sprachgebrauch mit dem griechischen „Skythisch"
gleichbedeutend ist; dass aber keine dieser benennungen das richtige
x) „Memoir on the Scythic version of the Behistun inscription", im
Journal of the Ii. Asiatic Society XV, 1853, 1—23. Einige zusätze
am schbiss dieses bandes sind zum teil durch mitteilungen Wester-
Sjaards veranlasst.
258
Niels Ludvig Westergaard.
trifft, habe ich oben schon augedeutet. Diese abhandlung Wester-
gaards scheint leider in der wissenschaftlichen weit so gut wie unbe-
kannt geblieben zu sein, so dass man sie kaum einmal in der späteren
literatur über diesen gegenständ citiert linden wird; teils mag es den
der dänischen spräche unkundigen lesern schwierig gewesen sein, den
einzelheiten der Untersuchung zu folgen, teils scheint Westergaard auch
sonst nicht genug dafür getan zu haben, seine arbeit im auslande be
kannt zu machen. Und doch gibt es in dieser abhandlung so manches,
das sicherlich noch heute von jedem, welcher sich mit diesen studien be-
schäftigt, gekannt zu sein verdient. Gewiss wird es nicht schwerfallen,
verschiedene einzelheiten nachzuweisen, in denen Westergaard nicht
das richtige getroffen hat; sogar in einem hauptpunkt ist er unstreitig
auf einen irrweg geraten, indem er nämlich in der von ihm untersuchten
spräche eine art von vokalharmonie nachzuweisen suchte, wie sie sich in den
finnischen und tatarischen sprachen findet, deren unmittelbare verwant-
schaft mit jener jedoch höchst zweifelhaft erscheint. Daneben finden sich
andere punkte, auf welche später neues licht fiel, nachdem man tiefer in
das wesen der assyrisch-babylonischen keilschrift eingedrungen war, da,
wie sich herausstellte, die zweite art unmittelbar von dieser abgeleitet
ist, wenn auch sicher mit grösserer freiheit, als die meisten neueren as-
syriologen einräumen zu wollen scheinen. Zugleich aber lässt sich nicht
bestreiten, dass Westergaard in dieser abhandlung verschiedene zei-
chen richtiger bestimmt hat, als Norris, und daneben finden wir in ihr
eine anzahl grammatischer und kritischer bemerkungen verstreut, welche
Westergaards feine beobachtungsgabe und seinen scharfen blick für
sprachliche erscheinungen bezeugen.
Ausser dieser abhandlung, welche seine letzte grössere arbeit in dieser
richtung ist, hat Westergaard verschiedene kleinere geliefert, in denen
er hierher gehörige gegenstände in einer mehr für laien berechneten form
behandelt hat. Dergestalt schrieb er „Om Mindesmserkerne fra Persiens
Oldtid" (Antiqvarisk tidsskrift 1843 — 45, s. 81 ff'.), „Den oldpersiske Ind-
skrift ved Behistan" (Schouws dansk tidsskrift I, 1847, s. 234 ff.) und
endlich den sehr klar gehaltenen und lesenswerten aufsatz „Udsigt over
det historiske Indhold i Kileskrifterne og dets Forhold til Herodots Be-
retning", welchen er seiner zeit in unserer gesellschaft zugleich mit der
Vorlegung der grösseren abhandlung über die sakische keilschriftgattung
mitteilte und der in die „Oversigt" der gesellschaft vom j. 1854 (s. 65 ff.)
aufgenommen ist.
Unterdessen hatten schon lange auch andere arbeiten seine zeit und
kraft in anspruch genommen. Nachdem er an der Universität angestellt
war, muste es ihm am herzen liegen, für seine zuhörer ausreichende hilfs-
mittel zum gebrauch bei seinen Vorlesungen zu beschaffen, und deshalb
arbeitete er ein sanskritlesebuch aus, das eine anzahl von proben der
klassischen literatur mit dem dazu gehörigen glossar enthält, sowie eine
kurzgefasste sanskritformenlehre, die bei geringem umfang in ihrer ge-
drängten fassung einen ausserordentlich reichen stoff bietet und zeugniss
von Westergaards gründlicher bekanntschaft mit den indischen gram-
$iels Ludvig Westergaard. 259
matikern, besonders mit Pänini ablegt, dessen regeln auf jeder seite des
kleinen werkes zu erkennen sind. Diese beiden bücher erschienen im j.
1846. — Gleichzeitig wurde eine andere weitläufige und mühsame arbeit
abgeschlossen, an der Westergaard sowol vor als nach seiner grossen
reise teil genommen hatte *) , nämlich die Ordnung und katalogisierung
der reichen Sammlung von indischen und iranischen handschriften, welche
sich in unseren beiden bibliotheken findet. Es darf jedoch nicht ver-
schwiegen werden, dass, wenn auch die abschliessende redaction des gan-
zen von Westergaard ausgeführt wurde, ein sehr wesentliches teil der ei-
gentlichen vorarbeiten dem deutschen gelehrten dr. Fr. Spiegel zu
danken ist, der sich längere zeit, um eben diese handschriften zu stu-
dieren, in Kopenhagen aufhielt. Das gedruckte verzeichniss („Codices in-
dici bibliothecae regiae Hauniensis enumerati et descripti, cum indice co-
dicum indicorum et iranicorum bibliothecae universitatis Hauniensis") er-
schien gleichfalls i. j. 1846.
In diese zeit fällt auch Westergaards teilnähme an der Stiftung
des nordischen „Literatursamfund", dessen Vorsitzender er in der folge
war. Die erste publication dieses Vereines (1847), die „Hrafnkcl Freys-
godes Saga", deren text K. Gislason besorgte, versah er mit einer dä-
nischen Übersetzung.
Die bewegten zeiten, welche i. j. 1848 über Dänemark hereinbrachen,
musten naturgemäss grossen eindruck auf einen mann machen, der sein
vaterland so sehr liebte, wie Westergaard, welcher auch in dieser bc-
ziehung mit Rask geistig verwant war und des letzteren wort „seinem
vaterland schuldet man alles, was man ausrichten kann" während seines
ganzen lebens zu dem seinigen machen konnte. So kam es, dass er für
eine kurze zeit auch an dem politischen leben teil nahm, indem er zum
mitglied der constituirenden reichsversaramlung gewählt wurde. Zum
heil für die Wissenschaft gab er jedoch diese tätigkeit bald auf, von der
er sich wol auch weniger befriedigt fühlte, obgleich er sie sicher mit
derselben kraft und wärme erfasst hat, welche er für jede sache ein-
setzte, die er unternahm.
Nun endlich fand Westergaard volle müsse, alle seine kräfte für
die aufgäbe zu sammeln, welche er schon bei seiner reise in Asien ganz
besonders in das äuge gefasst und nie daraus verloren hatte, wenn sie
auch durch die schon erwähnten arbeiten der vorhergehenden jähre etwas
in den hintergrund gedrängt war — ich meine die bearbeitung der zend-
und pehleviwerke, welche sich auf die alte zoroastrische religion beziehen,
und vor allem des Avesta selbst, zu dessen vollständiger ausgäbe er sich
schon lange gerüstet hatte. Nachdem er — neben dem, was er von seiner
grossen reise mitgebracht oder in Indien und Persien zu sehen gelegen-
heit gehabt hatte — die auf dieses werk bezüglichen handschriften der
*) Schon i. j. 1840 hatte er die älteste auf der Universitätsbibliothek
aufbewahrte handschrift des vendidad durchgearbeitet. Mit grosser mühe
hatte er da die einzelnen blätter, welche durch die zeit fast aufgelöst
waren, gesammelt und geordnet und zugleich die ganze handschrift auf
kalkpapier abgeschrieben.
260
Niels Ludvig Westergaard.
Kopeuhagener Universitätsbibliothek durchgearbeitet hatte, unternahm er
i. j. 1850 eine reise nach London, Oxford und Paris, um die dort be-
findlichen handschriften zu collationieren. Die erste arbeit, welche er in
dieser richtung publicierte , war der Bundehesh , ein pehleviwerk von
grosser bedeutung 1). Diese ausgäbe — der erste abdruck eines vollstän-
digen pehlevitextes , welcher in Europa erschien — stützt sich auf eine
alte, der Sammlung der Universitätsbibliothek angehörige handschrift und
besteht eigentlich nur in einer lithographierten wiedergäbe dieser ganzen
handschrift; sie zu transscribieren oder zu erklären unterliess Wester-
gaard mit vollem rechte, weil diess bei den eigentümlichen Schwierig-
keiten der spräche und namentlich der schritt, in der sie abgefasst ist,
zu jener zeit kaum möglich und nicht ratsam gewesen wäre. Um den
unterschied zwischen den beiden pehlevisprachen klar zu machen , zwi-
schen der nämlich, welche in den religiösen büchern angewant ist, und
der weit mehr semitisierenden oder, nach Westergaard, wesentlich se-
mitischen spräche, welche die sasanidischen könige in ihren inschriften
gebrauchten , fügte er seiner ausgäbe zwei inschriften des sasanidischen
königs Sapor I hinzu, die er selbst in Persien abgeschrieben hatte.
Von 1852—54 erschien nun endlich seine grosse und wichtige aus-
gäbe der avestatexte unter dem titel: „Zendavesta, or the Religious
Books of the Zoroastrians , edited and translated, with a dictionary,
grammar &c. Vol. I. The Zend texts'4. Das werk ist in Kopenhagen in
der Berling'schen officin gedruckt ; die typen dazu sind unter Wester-
gaard's anleitung und in Übereinstimmung mit den in den ältesten
zendhandschriften gebräuchlichen buchstabenformen geschnitten. In na-
hem Zusammenhang mit dieser ausgäbe stehen zwei abhandlungen, wel-
che er i. j. 1852 in unserer gesellschaft mitteilte und in deren „Over-
sigt" in demselben jähre veröffentlichte: „Bemeerkninger om Zendave-
stas Alder og Hjemstavn" (s. 207 ff.) und „Bidrag til den oldiranske My-
thologi" (s. 246 ff.). Die letztere ist auch in englischer spräche veröf-
fentlicht (Journal of the Bombay Branch of the R. Asiatic Society V,
1853, p. 77 ff.) und sie ist ferner von Fr. Spiegel in das Deutsche
übersetzt (Indische Studien III, 402 ff.).
Das ziel, welches sich Westergaard für seine ausgäbe gesteckt
hat und welches er in der ausführlichen vorrede eingehend rechtfertigt,
war, soweit als möglich die form des Avesta herzustellen, welche es
erhielt, als es unter den ersten Sasaniden gesammelt und aufgeschrieben
wurde. Es muste ihm also zunächst daran gelegen sein, einen in sprach-
licher hinsieht möglichst correcten text zu liefern, gestützt auf sorgfäl-
tige vergleichung des gebrauchs der verschiedenen wörter und formen.
Er hielt sich dabei natürlich wesentlich an die ältesten handschriften,
die ja übrigens schon beinahe ein Jahrtausend jünger sind, als die zeit
der Sasaniden; aber er scheute sich doch auch nicht, lesarten aus jün-
geren handschriften aufzunehmen, insofern ihm dieselben besser erschie-
*) Bundehesh, liber pehlvicus. E vetustissimo codice havniensi de-
scripsit, duas inscriptiones regis Saporis primi adjeeit N. L. Westergaard.
Havniae 1851.
Niels Ludvig Westergaard. 261
nen, oder, wo er das für notwendig hielt, den text durch conjecturen
zu berichtigen. In solchen fällen verzeichnet er in kritischen noten die
lesarten der ältesten handschriften ; im übrigen aber ging er auf eine
vollständige Sammlung der Varianten nicht aus, um so weniger, als die-
selben zum allergrösten teil rein orthographischer natur sind und sich
unter allgemeine gesichtspunkte bringen lassen. Auch diess verfahren
ist gewiss im allgemeinen als ein vollberechtigtes anzuerkennen , obgleich
ja freilich fälle vorkommen können, in denen man wünschen mag, die
verschiedenen lesarten in gröster Vollständigkeit zu kennen.
Fast gleichzeitig mit dieser avestaausgabe erschien eine andere in
Deutschland, besorgt von Fr. Spiegel. In ihr ist der vendidad zum
ersten mal publiciert, alle übrigen teile des Avesta aber hat Wester-
gaard zuerst veröffentlicht. Ursprünglich war von beiden beabsichtigt,
gemeinschaftlich eine ausgäbe herzustellen ; wenn dieser plan durch eine
art stillschweigender Übereinkunft aufgegeben wurde, so liegt der grund
wol darin, dass sich beide mit ihren ansichten über die bei einer sol-
chen ausgäbe zu beobachtenden grundsätze in einem gegensatz wüsten,
der nicht auszugleichen war. Es ist hier nicht der ort, diese grund-
sätze oder beide ausgaben gegen einander abzuwägen ; nur so viel glaube
ich sagen zu dürfen, dass, wenn man auch vielleicht über die frage, wie
weit Westergaard in jedem einzelnen fall das richtige getroffen hat, ver-
schiedener meinung sein kann, so doch jeder die Sorgfalt und genauig-
keit, das sichere wissen und den feinen sprachlichen und kritischen tact,
wovon jede seite seiner ausgäbe proben enthält, bewundern wird. Um so
mehr müssen wir bedauern, dass diese ausgäbe nie ganz fertig gewor-
den ist; es erschien von ihr leider nur ein band, welcher die texte
selbst gibt. Die übrigen bände, welche eine grammatik, ein Wörterbuch,
eine englische und zugleich die überlieferte pehleviübersetzung enthalten
sollten, wurden nie herausgegeben. Manche erinnern sich gewiss noch
des grossen kastens mit einer menge loser zettel, welcher viele jähre
hindurch auf einem tisch seines zimmers stand. Das waren seine Samm-
lungen zum zendwörterbuch , an das er die letzte band nicht hat le-
gen können. Nach seinem tode ist es zusammen mit seinen Sammlun-
gen zur grammatik der zendsprache und seinen übrigen manuscripten
der Universitätsbibliothek übergeben ; aber leider ist alles noch so wenig
fertig, dass es für irgend einen anderen ungemein schwer, ja wol un-
möglich sein wird es zu vollenden, und selbst wenn das gelingen sollte,
dürfte es, wie ich fürchte, doch wol zu spät sein, diese arbeiten voll-
ständig herauszugeben, wenn in ihnen auch gewiss viele einzelheiten zu
finden sind, die noch jetzt veröffentlicht zu werden verdienen.
Man wird sich mit recht darüber wundern , dass Westergaard
dieses sein zweites grosses hauptwerk nicht vollendet hat und dass über-
haupt seine productivität seit der zeit seiner avestaausgabe weit geringer
war, als in früheren jähren. Fragt man nach dem gründe dieser erschei-
nung, so ist man nur auf mutmassungen verwiesen, da Westergaard selbst
— eingeschlossen wie er überhaupt war in bezug auf seine eigenen ange-
legenheiten und das, was sich in ihm rührte — sich auf diesen punct
262 Niels Ludvig Westergaard.
nie einlassen wollte; aber es waren gewiss verschiedene umstände, wel
che hier zusammenwirkten. Erinnert man sich erstens der glühen-
den Vaterlandsliebe Westergaard s, so wird man leicht verstehen , dass
schon der erste dänisch-deutsche krieg einen grossen eindruck auf ihn
machte, und in noch höherem grade gilt diess von dem letzten krieg,
welcher ihm ausserordentlich nahe ging und ihn tief erschütterte. Die
folge davon war zunächst, dass er sich mehr und mehr von einem gros-
sen teil seiner ausländischen freunde und collegen zurückzog und dass
sich namentlich gegen die deutschen gelehrten bei ihm eine bittere Stim-
mung entwickelte , obgleich er seit alter zeit gerade von ihnen einige zu
seinen besten freunden zählte; ja schon seit dem ausgange der vierziger
jähre liess er sich nicht bewegen — von der vorrede und den Boten zum
Zendavesta abgesehen — etwas anders als in dänischer spräche zu ver-
öffentlichen. Dieser umstand hat es veranlasst, dass seine späteren ar-
beiten, soweit sie nicht übersetzt worden sind, im ausländ durchaus
nicht die verdiente beachtung gefunden haben, zugleich aber scheint er
in ihm selbst das hemmende gefühl, allein zu arbeiten, hervorgerufen
zu haben , das sich so leicht entwickeln kann , wenn man unter engeren
Verhältnissen lebt und wirkt. Ich glaube in der tat, dass der erwähnte
umstand schon an und für sich nicht eben wenig zu der Veränderung
beigetragen hat , welche in Westergaards produetivität eintrat; in ge-
wissem Zusammenhang damit steht es aber vielleicht weiter, dass er sich
um dieselbe zeit auf gebiete führen liess, welche seinem eigentlichen
hauptfache fern lagen, auf die er sich aber nichts desto weniger mit ge-
wohnter energie warf, ich meine die redaction der von dem dänischen histo-
rischen verein herausgegebenen „Historisk Tidsskrift", welche er von
1853—65 besorgte, und des „Dansk Ordbog" (buchstabe u) der k. dän.
gesellschaft der Wissenschaften. Diese neuen tätigkeiten nahmen , beson-
ders in den ersten jähren , einen so unverhältnissmässigen teil seiner kraft
in ansprach, dass seine eignen arbeiten unter ihnen natürlich in hohem
grade leiden musten. Hierzu kam endlich noch ein anderer hauptgrund,
nämlich der grosse kummer, welcher ihm durch den tod seiner geliebten
und hochbegabten gattin, Orpheline Christiane Friderike Octava geb.
Ryge, am 1. april 1856 nach fast elfjähriger ehe bereitet wurde. Dieser
schlag wirkte in hohem grade lähmend auf ihn und scheint ihm für län-
gere zeit die lust zum gelehrten schaffen genommen zu haben, während
er sich mit rührender Zärtlichkeit seinem haus und seinen vier kindern
widmete. Als dann seine alte arbeitskraft nach und nach zurückkehrte,
da lag das Zendavesta ihm schon so fern, dass er es für zu spät hielt,
die arbeit daran wieder aufzunehmen.
Was er in den letzten 24 jähren herausgegeben hat, bewegt sich in
anderen richtungen , als das, womit er sich früher beschäftigt hatte.
Namentlich war es die alte geschichte Indiens, auf welche er sich nun
warf. Im j. 1860 veröffentlichte er als Universitätsprogramm seine vor-
treffliche abhandlung „Om de seldste Tidsrum i den indiske Historie med
sserligt Hensyn til Litteraturen" und in der Übersicht über die Verhand-
lungen der gesellschaft der Wissenschaften liess er in demselben jähre sei-
.
Niels Ludvig Westergaard. 263
nen aufsatz „Om Buddhas Djerdsaar og nogle andre Tidspunkter i Indiens
seldre Historie" erscheinen. Beide abhandlungen wurden von Stenzler
in deutscher Übersetzung veröffentlicht *) und begegneten auch in Deutsch-
land einstimmiger anerkennung, welche dadurch nicht vermindert wurde,
dass gerade zu der zeit, in welcher diese Übersetzung erschien, die
eine und die andre chronologische einzelheit durch die Untersuchungen
andrer modificiert worden war. — In den jähren 1866 und 1867 legte er
dann ferner unserer gescllschaft seine grosse und sehr wertvolle abhand-
lung „De indiske Kejserhuse fra det fjerde til det tiende Aarhundrede
og nogle aeldre Fyrsteslsegter efter samtidige Aktstykker" vor (gedruckt
in Det kgl. danske Videnskaberners Selskabs Skrifter, 5. Rsekke, bist, og
philos. Afdeling, III, 1867—69) und als universitätsrector für 1867 — 68
veröffentlichte er in dem frühjahr 1868 als Universitätsprogramm seine
„Bidrag til de indiske Lande Mälavas og Kanyakubjas Historie". Es ist
eine ungeheure arbeit, welche in diesen beiden abhandlungen niederge-
legt ist. Die quellen, auf welche er sich für sie zu stützen hatte, beste-
hen zum wesentlichsten teil, namentlich was die gesammten chrono-
logischen und genealogischen rahmen angeht, in inschriften, von welchen
nach und nach viele und gerade in den letzten jähren mehrere neue ver-
öffentlicht worden waren , und man wird mit der annähme kaum fehl
greifen, dass es zunächst gerade jener umstand war, welcher ihn zu diesen
gegenständen führte und dadurch das band bildet, das diese seite seiner
tätigkeit mit einem wesentlichen teil der Studien seiner Jugend wäh-
rend seines aufenthaltes in Indien verbindet. Diese zerstreuten und
in sich selbst oft so dunklen und trockenen quellen hat Westergaard
in diesen abhandlungen mit solcher gelehrsamkeit und solchem Scharfsinn
erklärt und combiniert, dass es ihm dadurch gelang, eine ganze reihe
wertvoller und klar geordneter historischer bilder vor uns zu entrollen.
Während er sich mit Untersuchungen dieser art beschäftigte, hatten
gleichzeitig verschiedene neue, auf die pehlevisprache bezügliche arbeiten
sein altes interesse für diese spräche wieder erweckt 2) , und noch im
sommer 1878 hat er einen sinnreichen versuch, pehlevi mit lateinischen
typen wiederzugeben , auf einem kleinen blatte drucken lassen , das er
bei verschiedenen auswärtigen gelehrten, mit denen er in Verbindung
stand, herumschickte, um ihre meinung darüber zu hören — ein zeugniss,
dass er, wenn auch von krankheit gelähmt, seine arbeitslust und sein in-
teresse bis zu allerletzt bewahrt hat.
Indessen es war ihm nicht vergönnt, die Studien, welche ihn in den
letzten jähren beschäftigt hatten, zu ende zu führen. Vor Jahresfrist er-
*) Ueber den ältesten Zeitraum der indischen geschichte mit rücksicht
auf die litteratur. Ueber Buddhas todesjahr und einige andere Zeitpunkte
in der älteren geschichte Indiens. Zwei abhandlungen von N. L. We-
stergaard. Aus dem Dänischen übersetzt. Breslau 1862.
2) Vgl. das vorwort zu Aogemadaecä ein pärsentractat in Päzend,
Altbaktrisch und Sanskrit herausg. von dr. Wilhelm Geiger (Erlangen
1878) — ein werk, dessen erscheinen gewissormassen Westergaards an-
weisung und auregung zu danken ist.
264
Niels Ludvig Westergaar d.
krankte er bedenklich, nachdem seine gesundheit schon seit längerer zeit
geschwächt war. Im laufe des frühjahrs besserte sich sein befinden zwar
soweit, dass er ausgehen konnte, allein im anfang des sommers trat ein
rückfall ein, und zugleich entwickelte sich eine geschwulst in der leber —
etwas , das zweifellos mit der schweren krankheit zusammenhing , die er
35 jähre früher in Persien durchgemacht hatte. Ein landaufenthalt brachte
keine besserung. Als er in die stadt zurückkehrte, war es anderen und
ihm selbst klar - wenn er auch wenig davon sprach — , dass er nicht
mehr lange zu leben habe, und am montag, dem 9. September (1878) ist
er stille und ruhig entschlafen.
Westergaard war unbestreitbar einer der grösten und verdiente-
sten Orientalisten unserer zeit. Mit ausserordentlicher gelehrsamkeit be-
sonders im Sanskrit, in der sich nur wenige mit ihm messen konnton,
aber auch auf vielen anderen gebieten, verband er eine seltene schärfe und
klarheit im denken und eine merkwürdige combinationsgabe. Er besass
einen eisernen willen; waa er wollte, das wollte er, ohne sich um die
Schwierigkeiten zu bekümmern , die ihm entgegentreten mochten Er
war ausserordentlich fleissig und namentlich in jüngeren jähren war seine
arbeitskraft fast wunderbar. Er las fortwährend viel und machte sich
stets notizen ; gross sind die massen von allerhand aufzeichnungen , aus-
zügen, abschriften u. dergl., welche sich zwischen seinen papieren ge-
funden haben ; alles diess ist vorläufig der Universitätsbibliothek überge-
ben *), aber mit einem nicht geringen teil desselben geht es hier wol
leider, wie so oft, dass nur der autor selbst den Schlüssel dazu besitzt,
und dass das gesammelte nur in seiner hand zu seiner rechten bedeutung
hätte kommen können. Er war immer bereit, anderen zu helfen, ihnen
aus dem reichen schätze seines wissens mitzuteilen und jedes echte wis-
senschaftliche streben zu unterstützen ; zugleich stellte er strenge anfor-
derungen an sich selbst; jede äussere eitelkeit und pi ahlerei mit dem
glänze der gelehrsamkeit lag ihm so fern, wie möglich, und ebenso war
ihm nichts mehr zuwider, als diese eigenschaften bei anderen zu sehen,
oder im leben und in der Wissenschaft einem streben zu begegnen , das
er, nach dem ziel oder den mittein des strebenden, für unwahr halten
muste. Erinnern wir uns endlich noch seiner glühenden Vaterlandsliebe,
seiner treue gegen seine freunde und schüler, seines warmen herzens für
alles edle und gute! Diess reiche und tätige leben ist nun abgeschlos-
sen : Niels Ludvig Westergaards name aber wird immerdar leuch-
ten unter den strahlenden sternen am himmel der Wissenschaft.
*) Selbst schenkte er noch an seinem todestage der Universitätsbiblio-
thek eine pehlevihandschrift (Dadistani dini) , die er auf seiner reise er-
worben hatte, und begleitete dieses geschenk mit einem brief, den er
dictierte und eigenhändig unterschrieb.
265
Der lateinische ablaut.
Zweck der folge aden abhandlung ist eine vergleichung des
lateinischen ablautes mit dein indogermanischen. Die auffassung
der indogermanischen vocalverhältnisse, die derselben zu gründe
liegt, lehnt sich einerseits an ältere ansichten an, die gehörigen
nrtes anzuführen sind, enthält aber andrerseits auch neue ge-
sichtspunkte und verlangt daher eine nähere begründung. Die
abhandlung zerfallt demgemäss in zwei teile , von denen der
erste die indogermanischen vocale und ihre entstehung, der
zweite den lateinischen ablaut in seinem verhältniss zum indo-
germanischen behandeln wird.
I.
Die indogermanischen vocale.
Man hat, um die Verhältnisse der «-wurzeln zu erkennen,
mehrfach die i- und M-wurzeln verglichen, in der Voraussetzung,
dass sich in der behandlung beider arten ein gleichartiges prin-
cip zeigen werde. Der parallelismus ist in der tat ein fast voll-
kommener, doch wird dies erst klar, wenn man andrerseits auch
die «-wurzeln zur aufklärung der Verhältnisse der i- und u-
wurzeln heranzieht. In den zu letzteren gehörigen bildungen
erscheinen neben den einfachen vocalen i und u diphthonge, im
Altindischen e und o — von der speciell indischen vriddhistei-
gerung (Leo Meyer KZ. XXI, 341 ff.) abgesehen — , denen
im Europäischen teils cd und au, teils ei und (wenigstens im
Griechischen, Italischen, Germanischen, Keltischen) eu entspre-
chen. Das Verhältnis beider vocalarten zu einander zu bestim-
men, ist auch für die beurteilung der Verhältnisse der «-reihe
von hoher Wichtigkeit. Während man nun früher allgemein
annahm, dass t und u die grundvocale, die diphthonge aber
aus ihnen durch „Steigerung" hervorgegangen seien, macht sich
in jüngster zeit die ansieht geltend, dass umgekehrt die diph-
thonge das ursprünglichere und die kurzen vocale aus ihnen
durch „vocalentziehung" in tieftoniger silbe entstanden seien.
Als wurzeln habe man beispielsweise für das Altindische nicht
hhiil hudli sondern bhed bodh anzusetzen; i und u als „zugäbe"
zu einem a hätten dieselbe bedeutung wie liquida und nasal
Beitrage z. kundo d. ig. spracheu. V. lg
266 F. Fröhde
in gleicher Stellung; in ähnlicher weise wie ar und an in tief-
toniger silbe zu r und n würden, verkürzten sich ai und au in
diesem falle zu i und u; es gäbe also nur «-wurzeln. Vgl.
Geiger Ursprung u. entwickelung der menschl. spr. I, 164 ff.,
429 ff., Fick Beitr. IV, 167 ff., Paul in seinen und Braune's
Beitr. IV, 439, VI, 116, Möller KZ. XXIV, 518 f., Engl. stud.
III, 149, Kluge Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. 32 ff. , de
Saussure Memoire sur le Systeme primitif des voyelles 124 ff.,
Brugman Morphol. unters. II, 154. Diese ansieht zerfällt in
zwei, je nachdem von ei und eu oder von ai und au ausge-
gangen wird. Ich werde beide auffassungen im folgenden sorg-
fältig berücksichtigen und prüfen, in wie weit sie die erschei-
nungen zu erklären vermögen. Bewiesen ist bis jetzt weder die
eine noch die andere; der hauptgrund, auf den sich beide stützen,
ist der umstand, dass i und u mit altind. r auf gleicher laut-
stufe stehen; dieser aber erklärt sich auch nach der alten
theorie in einfacher weise.
Ich versuche im folgenden eine entscheidung der frage
herbeizuführen auf grund des nach weises, dass morphologisch
auf gleicher stufe stehen die mir als indogermanisch geltenden
vocale:
ä(ä?) — ai — au
ä — ei — äu(? oder au1)
a — i — u.
A. Indogerm. a(a?) — ai — au.
Im Altindischen erscheint in zahlreichen bildungen von «-
wurzeln in der Wurzelsilbe ein langes «, dem auch in den eu-
ropäischen sprachen ein langer vocal gegenübersteht: skt. ämd
l^ruJi" = gr. *t<5/kä£, altnO>>M^ skt. am „bogen" : gr. rjwg, skt.
abhi-eärd „bezauberung" = altsl. cara „bezauberung", skt.jd'ra
„alternd" : gr. y*]Q<x-OY.(i> „werde alt", skt. edra „gang" : gr.
7tüfo&ofau „wandele", skt. pada zend. pddha „fuss" : gr. V^fcfa. ,
dito „mitgehen", skt. pdrd „ufer" : got. fem „seite", skt. bbdnf
„Täst^ = germ.^ra- (ahd. bara) „bahre", sktbaribä „bedräng-
^niss" = ältsj. 5ef^,;n>o4", skt. d/trd „ris§" == altsl. dem dira,
skt. ^7<*n»44^^,,iiachT©de" = altsL^^^yVerläumdung", zend.
vdra „wünsch" = gr. frJQa, skt. sddd „das sitzen" = lat. sedo-
in seal^hi^seW^i^&r m . seta- (mhd. sdze), skt. svdrd „ruf" =
altsl. ehvaki/^kt stfid\a „zustand" = altsl. sta%R lit. sffitiqs
Der lateinische ablaut. 267
gr. dv(foy%og „in ülHdem zustande" — skt. bhäry<\ = germ.
berja- (ahd. -pari), skt. Wm^. =* germ. efja- (altn.^^r ,JÖS5<
bar") altsl. jazda „speise", skt. jäni „weib" = got. aem- , skt.
cttri „wasser" = lat. ürf-tui aus '^o^N^ff — skt. ägu — gr.
or/,vg lat. den- in äcupectius aeeipiter, skt. pädü „bahn" = germ.
fötu- „fuss", skt. bälnü = gr. 7iij%vgt skt. Mhk^loI)s^»ger" =
gr. y.iqQV-1-, skt. srädii = gr. jydyg lat. sväv/'s — skt. d's£<? =
gr.^rjotai, skt. kcfoqte „lfi*8ten" = lit. ^*v zend. ^/«cto =
gr. CtooTog, skt. dasali „verfolgen" = gr. dfa „auf jemand
treffen", skt. svä'date = gr. rjdsTai — skt. ndm/dyati — gr.
vwftäw, {zend. \va&mymti „scW^gen" ="~^rr-W£ttur skt. päMyati
-^nibgen ina&ken" = gr. 7tortnQ^iaL (med.) „fliegen", skt. pä- ,
rdyati „hinüberführen" = germ. forjan (ahd. fuorran) „führen",
skt. märdyaü „tödten" = altsl. u-marjati, skt. pägdyaü =Tat. ./
pdcare germ. fögjan „fügen", skt. MdäyaM = lat. setiqre altsl.
saditi lit. socthip, skt. sväpayati — lat. sö/J/o aus *svepio germ.
svebjan (altn. svaefa soefa) „einschläfern" — skt. wV/a = lat.
<?efo* germ. <?£ (altn. dt), skt. cakära dadd'ra u. s. w. : gr. (.lifxrjXe
Xelrj&e lat. sec??'£ scdfaV germ. fog u. a.
Dass in diesen und ähnlichen fällen die länge des wur-
zelvocals indogermanisch war, beweist die Übereinstimmung
der europäischen sprachen mit den arischen: die ansieht Brug-
man's, dass das altindische d aus einem „halblangen" vocale
entstanden sei, der sich im Griechischen, Lateinischen, Altsla-
vischen, Keltischen zu o, im Germanischen und Baltischen zu a
entwickelt habe, und dass die langen vocale der europäischen
sprachen „verhältnissmässig jung" seien (Stud. IX, 380. 386)
ist in dieser gestalt nicht haltbar. Vgl. Colli tz Beitr. II, 296 ff.,
Schmidt KZ. XXV, 1 ff. Von den angeführten altindischen
ä sind andere zu unterscheiden, die teils der vriddhisteigerung
entsprechen, teils in folge verschiedenartiger phonetischer ein-
flüsse, wie sie Joh. Schmidt Voc. I, 38 ff., II, 238. 241 erör-
tert, aus idg. a erwachsen sind; diese kommen hier nicht in
betracht.
Neben den meisten der obigen formen mit altind. ä stehen
verwante mit ä, wie neben bhärd : bhdrami bhdra, neben sddd
sdddyämi : sdddmi sddas, und es fragt sich zunächst, in wel-
chem verhältniss zu einander beide arten stehen, ob die länge
aus der kürze oder diese aus jener entstanden, d. h. ob bhar
oder bhar als wurzel anzusetzen ist. Hier kann es nun wol
18*
268
F. Fröhde
nicht zweifelhaft sein und ist auch immer angenommen worden,
dass das erstere der fall ist, und dass sich die länge aus der
kürze entwickelt hat, denn, dass ein langes ä in hochtoniger
silbe (sdddmi sddas) verkürzt, in tieftoniger dagegen (sädd sä-
ddydmi) erhalten sein sollte, ist ganz unglaublich. Wenn Schlei-
cher Compend.4 341 germ. Ratjan mit säddydmi, gr. (fOQtw
mit bhdräyämi identifiziert , so vermag ich ihm darin nicht zu
folgen ; vielmehr verhält sich satjan zu einem verlorenen altind.
*$addydmi , wie dardyämi , vardyämi, caldydmi zu ddrdydmi,
värdydmi, caldydmi, und diese stehen, wie sich zeigen wird,
genau in demselben Verhältnis zu einander wie rucdydmi, ci-
tdydnii zu rocdyämi, cetdyämi ' , med zu roed. Es fragt sich
weiter, welchen grund diese dehnung des wurzelvocals hat.
Umgebende consonanten können sie nicht bewirkt haben, denn
sie findet sich vor und nach allen consonantenclassen. Auch
kann sie nicht accentuell sein, denn einmal liegt keine veran-
lassung vor, in sädd, säddydmi accentverschiebung anzunehmen,
sodann wäre es unbegreiflich, warum, wenn zu irgend einer zeit
hochbetonte ä gedehnt wurden, in sdddmi sddas, die von jeher
den ton auf der Wurzelsilbe trugen , diese dehnung unterblieb.
Es bleibt nur die annähme übrig, dass die länge des wurzel-
vocals functionelle bedeutung hatte. Zwar lässt sich zwischen
caldydmi und caldydmi ein unterschied in der bedeutung nicht
wahrnehmen, aber ein solcher kann dennoch ursprünglich be-
standen haben. Delbrück (Altind. verb. 210) bemerkt, dass
diejenigen verba, bei denen der wurzelvocal einfach bleibe z. b.
patayati ruedyati in der regel nicht causativen sinn haben, da-
gegen diejenigen, bei denen da a verlängert und das i und u
gesteigert sei, wie sdddyati veddyati roedyati gewöhnlich causa-
tive bedeutung zeigen. Dieser unterschied wird ursprünglich
regel gewesen sein.
Die oben verzeichneten bildungen mit d gehören sämmtlich
zu wurzeln, die mit einfachem consonanten schliessen; formen
wie *Mnäkü *därca, *bändhdyati *darcdyati, %abliända *da-
dä'rca finden sich nicht unter ihnen, sondern statt ihrer bandhd
dared, daredyati , babhända daddrea. Entweder also ist hier
die dehnung unterblieben, oder die länge ist vor der doppel-
consonanz, wo sie sich nicht voll entfalten konnte, wieder auf-
gegeben worden. War die dehnung functionell, so ist die erste
dieser möglichkeiten unwahrscheinlich. Die zweite annähme
.
Der lateinische ablaut.
269
wird weiter durch folgende erwägungen gestützt: 1. die causa-
tiva der wurzeln auf ar -j- cons. erhalten sämmtlich das ar —
denn nirläijati und grbhdyati (Delbrück s. 212) haben keinen
causativen sinn und sind denominativa von mrda und grbhd
,, griff" — , während tieftoniges ar -f- cons. im Sanskrit in wei-
tem umfange zu r geschwächt wird; diese tatsache erklärt sich,
wenn wir annehmen, dass hier ar nicht ursprünglich war. 2.
einem ursprünglichen indogermanischen bhandhä muss im Ger-
manischen nach der regel bonda- entsprechen, wie es in mhd.
bunt erscheint; neben diesem aber steht banda- — skt. bandhd
„band"; ähnlich verhalten sich zu einander dranka- (got. drag-
ka-) „trank" und chronica- (got. drugka-) „trunk", got. ßagkjan
und ßagkjan u. a. ; auch diese differenz begreift sich bei obi-
ger annähme.
Darf nun eine analoge behandlung der /- und w-wurzeln
vorausgesetzt werden, so werden diejenigen, welche als grund-
vocale dieser i und u annehmen, hier die langen vocale l und
u erwarten müssen. Diese aber finden sich in genau entspre-
chenden bildungen von consonantisch schliessenden wurzeln in
der vedischen spräche nicht ; die hier vorhandenen % und ü sind
producte jüngerer entwickelung. Was zunächst die von Del-\
brück verzeichneten wurzeln mit innerem i und ü anbetrifft,
so beweist für solche wie ul pid vid hid kül schon der cere-
bral, für solche wie krid (== chrd germ. skertan Pischel
Beitr. III, 254), sphürj (gr. OTtagyaio), jürv (neben jvar), dhürv . |
(neben dhvar) das ri und ür, dass sie jüngeren Ursprungs sind.
Neben sid „sitzen", ir „erheben", <^^.^eigen^ haben", tj „be-
wegen", lksh „sehen" finden wir sad ar ac aj aksh, zu denen
sie augenscheinlich in beziehung stehen. Vom Standpunkte des
A Kindischen aus betrachtet, Hesse sich ihr % als Schwächung
von ä in tieftoniger silbe wie in dhlmahi prinihi und ähnlichen
formen (Schmidt KZ. XXIV, 306) fassen, und dafür könnte
die accentuirung von sidäti sprechen (vgl. Bezzen berger G.
g. a. 1879, s. 661). Diese Schwächung ist aber speciell indisch,
und mir scheint daher die erklärung von sid aus sisad (Ben-
f ey Vollst, gramm. 354) vorzuziehen. Ebenso entstanden dann
ir ig tj iksli aus iijar (Curtius Grundz.5 nr. 661) iyag u. s.
w. Fick (Wörterb. IV, 19) setzt in das entsprechende Ver-
hältnis zu einander tsh „eilen" und as „schliessen", ih „begeh
ren" und europ. agh in gr. 5*«iJL \sd. •€Ußliu^. es bleibt indess
c/
270
F. Fronde
V^
UMJb^
****""*■
^
^f
zu erwägen, ob diese wurzelforinen nicht aus yds ydh, dehnun-
. gen von ijas „wallen" (vgl. lat. aestus „das wallen^altn, ei$a
„eilen") und yah in ijahvd a'Crjxtjg ahd. jagön hervorgegangen
sind : islt „wünschen" verhält sich so zu ijas wie lat. cupio zu
sktimtp^ini ..wallen". Durch samprasärana entstand U aus
#a in süd neben svad, cüsh „sieden" neben altsl. kvasü fer-
mentum (Miklosich Steigerung u. dehnung d. voc. 30), wol
auch in üh „schieben" neben vah, obwol sich hier auch con-
traction aus *vavah (vgl. üdimd ügimä u. a. aus *vavadimd *va-
vagimd) annehmen Hesse. Nasalschwund hat die länge des i
bewirkt in jiv piv min aus jinv pinv minv , die auf präsens-
tämmen auf nu beruhen (Delbrück 144), wie dhdv aus dham; .
^.Jbasirt auf di (Bechtel Sinnl. wahrn. 100). Un-
klar bleiben WSSM 1. „«ich v^rbfei&fiB" ^,,SK^j^j^tten*^nd
üh „vermuten" (attn. ugga suspicari?). Äeftnlicher^ärt isTTder
Ursprung der * und ü in den bei Lindner Altind. nominalbil-
dung aufgeführten nominalbildungen. Formen wie Uta
/^,wurm"|^k^,,'^äÄger'< Jcönnen schon des gutturals wegen nicht
ursprünglich" sein. Ditrch samprasärana entstand ü in sam-ühd
„anhäufung" aus -vähd von m/^ |H^£^hqr" ^lLf£?**^(^
got/>i^s), gü'na „leere", güshd „gellend" aus ^mana *gva*s<jl
(von gvasfc i in ^toi^£inelle" im^^i^fm^^ ar.l.t^^og j(Fick
Wörterb. I, 508) ,"S?|§SL („welle" 27L^*j^si^ach Eenfey
(vgl. Pischel Beitr. DI, 265) aus '*$yJrrrfc»*Jj^ni& = afed.
Imt, nih^ia — tuttägs ist l ersatzdehnung für ausgefallenes' s.
Andere fiohnen der art enthalten die silben %r il ür ül ri U rü
lü, die stets jüngeren Ursprungs sind, wie ürvd „behälter" von
var, ürdhvd „aufrecht" von vardh^ surya „sonne" von.syar,
hlihn. fintmannt," . inula ..wurzel"/. kil'ta =
klibd „entmannt", {nula „wurzel", kilta = yiqoracpog,
^, vrihi „reis" von fardh „wachsen", rüpä „gestalt" neben
dw&os), $?)W^^rfti^",
gl. ags. efht&jan „zür-
). Es bleuten" so hur wenige werter mit innerenrt und ü
übrig, von denen sich nicht beweisen lässt, dass diese vocale
in ihnen seeundär sind: snihiti „rotte" von snih „geschmeidig
werden" (vgl. nhd. ~SVhnkyeJu), tnja „-saine", Isltä „deichsei",
mus
bildungen mit innerem
ä nicht entsprechen, denn bei solcher annähme würde sich von
Der lateinische ablaut. 271
causativen verben das einzige düshdyati zur vergleiehung bieten,
dessen ü auffällig (Delbrück 215) und wol nur eine secundäre
dehnung vor s ist, wie sie sich auch sonst findet (vgl. vä'stu
— aorv, müshnati neben müshnati. Vielmehr müssen den oben
verzeichneten formen mit ä zur seite gestellt werde solche wie
rokd lohä roda edhd vida — ketu rekü — jöshya cetya —
bodhdyati veddyati — tutöda bihheda, und es ergibt sich, dass
jene ä auf gleicher lautstufe stehen mit gewissen e und o. Es
sind dies aber diejenigen e und o, die im Europäischen durch
cd und au reflectirt werden : skt. rocä „licht" = lit. Idukas. lohd
„rot, metall" — germ. rauda- „rot" altsl. ruda „metall", rokd: >
altsl. luca „strahl", fröda „klageton" = lit. rauda germ. rauta-
(ahd. roz), ropa „locli" = altn. rauf altsl. rupa foramen, meshd
„schlauch" = germ. maisa- lit. mdiszas, sveda — germ. svaita-
„schweiss", cvetä „licht" = altsl. svetü „licht" lit. szvaitlnti
„bestrahlen", seka „gu§s" = ^erm. saiha- (ahd. seih), krönt t f
„schrei" = gr. xQctvyy, ffos^ „verla^gfin" «= aH^r. qbqits, TZfoiw
r1 „gehause" = gennTlM^ßg^ (altn. 7ftw4gs) lit. i^j^zas^Jf^ic^kH^
„übef^eimgs" = lit. ät4aikas ä'Hsl^o?»^^ ,";rest£j lepa = altsl.
lepu gr. aloLcprj,, vegä = gr. oixog, yttm-pega „vielgestaltig" =
got?" fthi-(aifc&^kesara „haupthaar" = lat. caesaries — ketu ]
„lichterscheinurtg" = germ. haidu- — rejati (w. rej) = germ.
laikan, ejati ijati ■= germ. af-aikan, eshati fshati : lat.. aestm-A,
mftsJ^S«^ — {veddyati = lit. vaidinti „z&^sen", \sveddyati =
germ. svaitjan (ahd. sweizzu), vepäyati „schwingen" — ahd.
weibon, degdyati = ahd. zeigÖ7iJmdäyati „lästern" = altsl.
~kuditi, bodhäyati = 2l\&\.{J)uditi „wecken", josktyabi
7S&mß$n — veda = got. mit gr. olda, bibhedcT^gm^ait, bu-
bödha =^"*got. baup u. a. Dass diese altind. e und o indoger-
manische ai und au sind, beweist einmal das Europäische, so-*
dann die erhaltung der gutturale vor denselben in keta kesara
kehl kosha ciktta (Collitz Beitr. III, 221); in cetya joshya,
cetäyaü joshdyati ist der palatal von cetati joshati übertragen.
Das indogermanische au ist im Baltischen und Germa-
nischen am besten erhalten; in letzterem wird es zuweilen zu
eu in fällen wie got. ^phtda „volk" = lit. tmdii^psk. ~fow&Ljjab.
tauia, ahd. siurra „kratze" = lit. saust/s „grind" (Fick III,.
,327), altn. kjoü „kiel" = sktjj.alu gr. yavlog (Fick a. o. 46). <
Im A 1 1 s 1 a v i s c h e n ist es zu u geworden ; vgl. die beispiele j
bei Miklosich Steigerung m. dehnung d. voc. in den slav. spr.
\s
272 F. Fröhde
s. 21. Im Griechischen bleibt es am häutigsten erhalten;
vgl. avog = lit. sdusas altsl. suchti ags. seär, avio dcpavto =
ahd. sören, avia neben avw, ögavio = got. gadrausjan , av%ho
neben evyo^tai, xQavgog für *XQavo()6g : lett. krauset „zerschla-
gen" altsl. kruchü frustum, -/.Qctvyrj = altind. kroga, Xavaavla :
lit. palaukys (Fick Beitr. I, 333) u. a. ; selten wandelt es sich
zu of ; ortovdrj neben OTvevdcoAäKÖXov&og neben xslev&ogi wel-
ches jedoch speciell griechischV bildung ist, hom. eiXrjiovüa,
das aber attisch £Xr}Xv$a lautet und diabetische form sein kann;
mehrfach erscheint wie im Germanischen dafür ev, wie in
den perfectis 7t£q>£vya iooeva xexevd-a xixtvya (nach (psvya)
OEvio xev&io Tev%u)), Xevxog Xevaaio = lit. Idukas laukiii. Im
Lateinischen ist dieses«« in der regel zu ü getrübt worden
wie im Altslavischen; vg\.(cnhih== skt. gb4^A lit. szh^uis altn.
ntwm, frustum = gr. &qcivotov , [lücus = mhd. loh skt. lokd,
*lüco^m lüculentus lüceo Lucius = altsl. luca skt. roeä, prü-
rio von *prüro- — skt. prosha „das brennen", rüfus = got.
raudSf ruga — lit. raukä, süso- in südus aus *süsidus „trocken"
= altsl. swe/m gr. avog ags. sea/*, /«(//' — got. gaut, tüdi =
got. staistaut skt. tutöda. Sehr selten , wenn überhaupt ist ein
solches au verblieben. Zwar besitzt das Lateinische zahlreiche
au, aber diese haben meist einen anderen Ursprung. Der grösste
teil derselben ist aus av nach ausfall eines folgenden vocals
entstanden; vgl. aueeps augur auspex, audeo, audio, caulae, cau-
tus, claudOf fautor faustus, gaudeo, lautus, nauta naufragus,
paMCUS, paullus , raueus neben avis, aveo , cavus, caveo, clävis,
faveo, gavisus yauo, lavare, nävis, got. favai, rävis (Corssen
Voc. I, 314. 632); ebenso ist zu urteilen^über imlaurare gr.
atavqog got. stiurjan = skt. sthävard, [caurus lit. sziaurys —
got. sküra) taurus gr. ravgog ahd. stiur : skt. sthürd, caulis gr.
xavXog lit. kdulas : cavus, claudus „lahm" neben skt. grond, das
aus *gravana zusammengezogen sein kann; cauda pflegt man
zu got. skauts zu stellen, doch verlangt die glosse bei Paul.
Epit. p. 57: caviares hostiae dicebantur, quod caviae , id est
pars hostiae cauda tenus, dicebantur beriuiksichtigung ; die Wur-
zel vom auris = lit. ffiffifa igt jdcht klari, ist sie die von äuo
audio, so gehört es ebenfalls hierher. 'Lateinischem au steht
altind. o gegenüber nur in augmentum augustus = skt. ojmdn
öjas; hier ist jedoch zu bedenken, dass die wurzel der Wörter
vag und ihr au jedenfalls dasselbe ist wie das von augeo auc
Der lateinische ablaut. 273
tor aux-iinan got. a/ikan gr. avgto, letzterem aber entspricht
ags. weaxe. Aehnlich liegt der fall bei aurum sab. ausum =
lit. dukszas , aurora — lesb. avtog skt. ushds, auster = mhd.
öster „östlich" lett. austrinsch „Ostwind", die zu vas „aufieuch-
ten" lit. aüszti „es tagt" gehören mit anl. au = va (ob. III,
21). Andere Wörter mit innerem au sind etymologisch nicht
sicher erklärt wie frans faux saucius u, a. Der Steigerungs-
diphthong scheint vorzuliegen mhaurio neben altsl. ausa (FickKZ. ,
XXII, 384) und lausus „wehklage" laus neben litj rauda rdiidmi.
Das indogermanische ai ferner ist im Germanischen muT|
Baltischen in der regel erhalten. Im Litauischen ist
es mehrfach in e oder ei übergegangen wie in gedrhs neben
gaidrüs, g'edras = gr. cpaiÖQog, sriegas neben preuss. snaigis und
got. snaivs, deverh = gr. öcctJq, ags. täcor, szeimyna neben lett.
saime altsl. semi, veszpats neben preuss. ivaispattin, lekas ~ gr.
XoiTtog, veka „kraft" = altsl. vekü, jeszkötl — ahd. eiscön, jesz-
mas neben preuss. aysmis gr. cux/urf; vgl. Schmidt Voc. I, 75,
Bezzenberger Zur gesch. d. lit. spr. 56. Im Altsloveni-
schen ist e Vertreter dieses ai (vgl. Miklosich a. o. s. 1),
selten i wie in iskati — ahd. eiscon, libivü : lit. Idibas, inü =
lit. venas preuss. ainas lat. oinos germ. aina-. Im Griechi-
schen hat sich idg. ai in ai und oi gespalten; letzteres tritt in
denselben fällen ein, in denen a zu o wird (s. u.); selten findet
sich dafür et z. b. in znuyio — skt. ejati , das aber aeol.
S7toiyco lautete (Ahrens Diall. I, 98). Im Lateinischen ist
ai verblieben, wo in vergleichbaren fällen das Griechische eben-
falls ai zeigt, dagegen zu oi, später % oder u geworden, wo im
Griechischen oi entspricht. Eine ausnähme würde aemidus sein,
wenn es Fiele KZ. XXI, 5 richtig mit olddco verbindet; das
wort wird durch tumidus (Paul. epit. 24) 7tecpvor]/Li€vog (Gl. Labb.)
inflatus (Gl. Isid.) erklärt und kann sehr wol wie zend. aeshma
zu aestus gehören. Beispiele für ai sind aedes : gr. ai&og skt.
edhä, aequare = ahd. eihhön, aestus aestas aemidus (vgl. Urjlog
von £e'ttf = skt. yäsati), das von hnitari begrifflich ganz ver-
schieden ist, 'aestimare : got. aistan) aevum = got^ aivs gr.
aei äldiog, caequs = got. hai/is, caesaries = skt. kesara,\]iaedus
= germ. gada-, haereo = lit. gaiszbdi, levir (mit e aus ae)^_=^
gr. öarjQ agsftacorjLaena — gr. leuvög lit. ldhms$0ic\ Beitr.
I, 333), laevm = gr. leuog, maereo neben miser ; befspielu für
i und ü : vinum ~ olvog, vicus — or/.og, libarc : kotßt'j, lippus :
274
F. Fröhde
akoKprj skt. lepa altsl. lepu, lira = ahd. leisa, fido neben foe
dus gr. TthtoiÜa (s. u.), Uqui =-MXoiTta,; ünus = germ. aina-
^/ gr. olvrj, mffki^ß : gr. ^fätvj^gbijHatfiws, communis ~ got. ga-
mains lit. mdinas „tausch". ^* ^v
Dem altindischen d stehen in den europäischen sprachen
d e 6 gegenüber. Von diesen drei vocalen ist d selbstverständ-
lich indogermanisch. Im Altslavischen erscheint dieser laut als
a, im Germanischen und Litauischen ist er zu 6 geworden. Vgl.
Fick Beitr. II, 193. In Wurzelsilben findet sich ä im Latei-
nischen 1. in ableitungen von verbalstämmen auf a (wie fdri
fdlmla fäma von fa)\ 2. im perfectum von verbis, die im prä-
sens a erhalten haben {scäbi zu scäbo); über cepi u. s. w. wird
unten gehandelt werden; 3. in nominalstämmen, die zu derar-
tigen verbis gehören (pdx : päciscor) ; 4. in abgeleiteten verbis
dieser art (indägari : ago) ; 5. als ersatzdehnung für ausgefallene
consonanten (cänus aus *casnus) ; 6. durch metathesis in silben
auf rä lä aus ar dl (erat es = got. haurdi-; über strävi : sterno
s. u.). Die ausführung dieser und der folgenden sätze erfolgt
in der zweiten abhandlung.
Der zweite der langen a-vocale, e, ist, wie Fick Beitr. II,
204 zeigt, europäisch. Ueber die Veränderungen, die dieser laut
in den einzelnen sprachen erlitten hat, vgl. Fick a. o. ; mehr-
fach wird im Lateinischen ve zu 6 z. b. in södes : rfteloQ, söpio
aus *svepio; ebenso im Griechischen: wqa =. ahd. ivära, mqcc
= altn. vdr „frühling". Im Lateinischen steht dieses e in Über-
einstimmung mit den übrigen europäischen sprachen 1. in ab-
leitungen von verbalstämmen auf e aus ä (wie nemen netits von
neo) ; 2. im perfectum von verbis, die im präsens e in der Wur-
zelsilbe zeigen (legi : lego); 3. als steigerungsvocal in nominal-
stämmen, die zu solchen verbis gehören (tegula : tego); 4. in
abgeleiteten verbis gleicher art (sedo : sedeo) ; 5. als ersatz-
dehnung für ausgefallene consonanten (venum : skt. vasnd) ; 6.
in silben auf re le aus er el (spretus : sperno). Ueber «? und d
im präsens s. u. Demnach ist e im Lateinischen durchweg die
länge zu e, wie d die zu ä; andere sprachen weichen von dieser
regel zuweilen ab (vgl. lit. stögas : lat. tegula, sodlnti : sedare),
besonders das Griechische in formen wie srwAio^at 7tcordof.tai.
vio/udto OTQtoqxxio ; vielleicht haben hier noxdo^ai azQocpeio u. a.
(vgl. jedoch auch iöcoöi]) eingewirkt. Es ist nun zu erwägen,
ob man berechtigt ist, dieses e oder eine Vorstufe desselben in
Der lateinische ablaut. 275
die indogermanische zeit zu versetzen. Für diese annähme spre-
chen die palatale in skt. jäni = got. qeni-, skt. jä'ra : ytjqä-
oxio, skt. abhicärd = altsl. cara, skt. järd „buhle" (in der alten
spräche nicht notwendig mit schlimmer nebenbedeutung) : altn.;
JctW£t- „tie^j w«Et£ (Collitz Beitr. III, 210); da aber die pa-
latale mehrfach an stellen erscheinen, wo man sie nicht erwar-
tet, so wird dieselbe hierdurch noch nicht streng bewiesen.
Joh. Schmidt (KZ. XXIV, 319, XXV, 60) sucht einen anderen
grund für diese ansieht aus den schwachen altindischen per-
feetformen wie sedüs mene zu gewinnen, deren e er mit dem
von lat. sedimus got. setun altir. menar identifiziert. Entstanden
sei dieses e lautgesetzlich in formen wie sedüs sehdnd aus *säz-
di(s *säzhänd aus *sasadus *sasahänä; von hier aus habe „sich
eine analogie verbreitet, die auch dahin verpflanzt wurde, wo
es bei ungestörter lautlicher entwickelung nicht entstehen konnte
z. b. in petiis". Das e der altind. formen als «-diphthongen zu
erklären, scheint allerdings nicht möglich; denn wer etwa von
den mit y anlautenden wurzeln ausgehen und yeje yetire yemimd
aus yayaj0 yayat0 yayam° durch ya-ij° u. s. w. erklären wollte,
wie yesh „wallen" aus *yayas durch *yaish (vgl. zend. yaesh
und perfeetformen wie yaeshe bei Bartholomae Das altiran.
verb. 85) und ähnlich dvocam aus *avavacam durch *avaucam
entstand, würde meines erachtens in der anwendung des analo-
gieprineips die zulässigen grenzen überschreiten. Ich bin mit
Schmidt der ansieht, dass das e der altindischen dem e der
entsprechenden europäischen perfeetformen gleich zu setzen ist,
erblicke aber in demselben nicht ersatzdehnung ; denn einerseits
macht das europäische e in sedimus got. setun den eindruck
der gleichheit mit dem von sedidus sedes germ. ,s£ta-_(Bezzen-
b erger GL g. a. 1879, s. 821), andererseits wird das altind.
e der perfecta von Lindner s. 55, wie mir scheint, mit recht
verglichen mit dem von formen wie nemi „radfeige" sedi „ent-
kräftung" perü „rettend" renü „staub" ceru „(eine heilige hand-
lung) begehend" von den wurzeln nam sad par ran car. Viel-
leicht ist mit skt. ceru das lateinische caeri-monia, dessen ae
durch verbreiterte ausspräche aus e entstanden sein kann, wie
das von scaena = oxrjvij, zu verbinden , dann hätten wIF hier
die Übereinstimmung eines altind. e mit europ. e auch ausser-
halb des perfects. Bei der betrachtung des lateinischen perfec-
stammes suche ich, indem ich mich der ansieht Bezzenber-
276 F. Fröhde
ger's (G. g. a. 1879, s. 821) im wesentlichen anschliesse, wahr
scheinlich zu machen, dass die Vorstufe des typus sed säsäd- war,
aus dem er durch abfall der reduplication entstand, und fasse
demgemäss das e der altindischen und das e der europäischen
formen als fortsetzer eines indogermanischen ä, der länge zu
demjenigen a, welches zu ä gefärbt wurde. Wäre diese auffas-
sung gesichert, so würde der lange e-laut im Indogermanischen
nachgewiesen sein. Auffallend aber bleibt immer, dass das Zend
und das Griechische diese weise nicht kennen, und es gilt mir
daher der vollgültige beweis für das indogermanische alter des
ä noch nicht für erbracht.
Was endlich das 6 betrifft, so war dasselbe in grösserem
umfange gräcoitalisch. Zu den von de Saussure a. o. 111 an-
geführten beispielen kommen noch für = cpwg skt. hdra, rnölo-
in mölior möles — gr. uwXog, dürus, wenn \/tüQig zu skt. daru-
nd „hart, streng, rauh, gefühllos" gehört, grümus, falls es rich-
tig zu xQio/itat; gestellt wird und nicht vielmehr zu altsl. gramada
„häufe" zu ziehen ist; cülus, welches Fick (II, 58) mit gr.
Molov verbindet, ist vielleicht mit gr. tivkIoq zu identificiren
(vgl. dnus). Es sind ferner fälle nachgewiesen, in denen das
ö als europäisch anzusehen ist; vgl. Fick Beitr. III, 169, Mah-
low Die langen vocale a e o in d. europ. spr. 83, de Saus-
sure a. o. 115. Dagegen fehlt bis jetzt jeder beweis für die
ansieht, dass 6 in ableitungen von consonantisch schliessenden
wurzeln in die indogermanische zeit zurückreiche und im In-
doiranischen ebenfalls mit d zusammengefallen sei. Die behaup-
tung Osthoff's (Morphol. unters. II, 112), dass „der griechi-
sche und lateinische vocalismus auch betreffs der längen die
sichersten führer" seien, kann für einen wissenschaftlichen be-
weisgrund nicht gelten. Ich schliesse daher im folgenden die
lateinischen 6 den d an.
Es ist noch übrig, die frage zu beantworten, wie die mor-
phologische gleichheit des altind. d mit denjenigen e und o,
denen im Europäischen cd und au entsprechen, zu erklären ist.
Diese antwort wird verschieden ausfallen, je nachdem man von
den diphthongen oder von den einfachen vocalen als grundvo-
calen der i- und «-wurzeln ausgeht. Diejenigen, welche als
wurzeln vaid bhaud ansetzen, müssen annehmen, dass in ketd
roeä cetdydmi rocdydmi e und o aus dl und du hervorge-
gangen sind. So würde ein grund vorhanden sein, weshalb in
.
Der lateinische ablaut. 277
diesen formen die „vocalentziehung" nicht stattfand, wol aber
in den danebenstehenden citdijdmi rucdijämi ', und es wäre ein
nahe liegendes bedenken gegen diese auffassung beseitigt. Gegen
die annähme, dass obige e und o aus äl und du entstanden sind,
lässt sich, wenn man z. b. gr. vccvg /.lug aus vfjvg xlrjig, lat.
raucns claudo neben rävis clävis vergleicht, nichts einwenden.
Sie scheint sogar bestätigung zu erhalten durch formen wie ndyd
srdvä tutd'va pläväyämi , denen zum teil auch in europäischen
sprachen solche mit langem vocale gegenüberstehen : lit. srore
gr. eoioho „fiiessen", didrjs, altsl. pktviti, zum beweise dafür,
dass die dehnimg nicht speciell indisch ist. Schon Leo Meyer
(Vgl. gramm. I, 343, KZ. XXI, 341) hat die ansieht ausgespro-
chen, dass diese formen auf wurzeln auf aj av zurückführen,
und dem stimme ich bei, ohne damit behaupten zu wollen, dass
es wurzeln auf i und u überhaupt nicht gegeben habe. Die
w. sru entstand aus sra-va, einer ableitung von w. sar. — Die-
jenigen, denen bheid bheudh als wurzel gelten, werden die vo-
caldifferenz in got. halt baup zu erklären haben. Diejenigen
endlich, welche i und u als wurzelvocale betrachten, werden ai
und au aus i und ü durch diphthongirung hervorgehen lassen .
denn an den mechanischen Vorschub eines a vor i und U ist
schwerlich zu denken. Die diphthongirung langer t und ü ist
durch zahlreiche tatsacben aus dem Altfranzösischen und neueren
germanischen dialecten als ein geläufiger lautprocess erwiesen
(A. Kuhn KZ. XII, 143, Sc her er Zur gesch. d. deutschen
spr.2 s. 38 ff. vgl. F. Masing Das Verhältnis d. griech. vocal-
abstufung zur sanskritischen). Job.. Schmidt Voc. I, 140 sucht
diese auffassung durch den nachweis des wirklichen Vorhanden-
seins von i und ü an stelle späterer ai und au auch im Indo-
germanischen zu stützen. Ueber manche von Schmidt's bei-
spielen, denen als gleichartig hinzugefügt werden mögen lit.
bahne : skt. Warna , bailüs = skt. Wrirü , werden diejenigen,
welche der oben dargelegten ansieht Leo Meyer's beipflichten,
anders urteilen dürfen. Sichere beispiele späterer diphthongi-
rung scheinen mir noch zu sein skt. -\/ej neben ij, esh neben tsh (s.
o.) und der imperativus bodhi von budh, welcher aus "budh-dhl
durch die mittelstufe fbüdhi (vgl. tdlhi von tad) entstanden ist(Del-
brücks. 99); letzterer liefert, wenn Delbrück's erklärung und
angäbe des accents (P. W.: bödla) richtig ist, zugleich den be-
weis, dass die diphthongirung nicht durch den hochton bedingt ist.
278 F. Fröhde
B. Indogerm. ä — ei — au oder au1.
Im Altindischen finden wir in bestimmten classen von wort-
formen, die zu «-wurzeln gehören, ursprünglich hochbetontes ä,
dem in den europäischen sprachen e entspricht: ästi = gr.
tOTL lat. est got. ist lit. esti, dtti — lat. est lit. est (mit hy-
sterogener dehnung) , sddmi = lit. sedmi — bhdrämi = gr.
(pegio lat. fero got. baira altsl. bera altir. berim, vdhdwA = lat.
veho got. viga altsl. veza lit. vezü — Janas — gr. yevog lat.
genus, sddas = gr.. £<Jog altn. sefr, ndbhas = gr. vegpog altsl.
nebo altir. wem — bhärman = gr. cptq^a altsl. 6remg (aus for-
wew), vdsman — gr. «!//«, jdniman — lat. genimen altir. <?#•
nemain — bdndhana „bindend" = got. bindan, d ärgernd „das
sehen" = gr. dtQxeiv, vdsana „gewand" = gr. eavog — sdttar
— lat. sessor , sä'dhar (aus :/!sah-tar) „überwinder" — gr. c!E)c-
rag, täslttar = lat. textor, vödhar => lat. vector, jdnitri = lat.
genetrix — västra „kleid" = gr. dial. yeoxQct, värtra „deich"
= mhd. werder u. a. Vgl. de Saussure a. o. 126 ff.
Darf nun eine analoge behandlung der i- uud «-wurzeln vor-
ausgesetzt werden, so werden diejenigen, welche i und n als grund-
vocale derselben ansehen, diesem ä entsprechend ursprünglich
hochbetonte i und ü zu erwarten haben. Solche aber finden
sich nicht. Das im Rigveda an einer stelle vorkommende prä-
sens iyati (Delbrück 143) lässt sich zur vierten classe ziehen.
Die wurzeln bhiksh „erbitten", 1 giksh „lernen", 2 giksh „schen-
ken" (Präs. bhikshati , eikshate , eikshati) sind aus desiderativ-
formen von «-wurzeln (P. W. unter 1 <;ak und 2 cak) entnom-
men; die wurzeln auf inv (jinvati „erregen", pinvati „schwel-
len") sind offenbar aus präsensstämmen auf nn entstanden
(Delbrück a. o.); das partieip pibdamäna wird im P. W. für
eine reduplicirte form erklärt; die präterita crvvat und rühat
stehen auf gleicher stufe mit rdhat, in dem Delbrück (s. 138)
eine spätere Verschiebung des accentes vermutet; die wurzel
von riskant (Delbrück s. 143) ist modification von arsh „ste-
chen". Die vocalverhältnisse der wurzel bhü, von der hierher
gehören bhüvas bhüvat bhiwan, haben „überhaupt viel merkwür-
diges" (Delbrück KZ. XXI, 87, Altind. verb. 99). Von den
hier in betracht kommenden nominalbildungen bei Lindner
a. o. zeigen hoch betonte i und ü nur düvas „Verehrung" neben
duväs „hinausstrebend", jüvas „raschheit", üras „brüst" und
I
Der lateinische ablaut. 279
Qiras „köpf"; von diesen kennzeichnen sich aber die wurzelvo-
cale der beiden letzten als unächt. — Ueberhaupt sind t und u
in Wurzelsilben unursprünglich. Dass die präsentia vierter classe
ursprünglich den accent auf dem suftixe ya trugen, hat Benfey
gezeigt. Ob yuchdti (P. W. unter yuch) oder ijüchati zu lesen
sei, scheint zweifelhaft zu sein (Delbrück s. 170); ersteres ist
jedenfalls die ursprünglichere form. Auch in vedischen nomi-
nalformen begegnen i und ü nur selten. Von den von Lind-
ner zusammengestellten «-stammen erscheinen sie in tiisha
„hülse", rislia „diener", jnicha „schwänz", ; mukha „mund" , su-
büdha „das wachen", bila „höhle", güdd „gedärme", giihä „ver-
steck", nidä „Schmähung", von püra „bürg", üsha „begierig",
iird „schaaf", ird „labung", deren wurzelvocal secundär ist, ab-
gesehen. Dass hier eine spätere Verschiebung des accents statt-
gefunden hat, müssen auch diejenigen annehmen, die i und u
aus ai und au entstehen lassen. Die wörter stehen auf gleicher
stufe mit solchen wie vfka, das zwar schon zur zeit der völ-
kertrennung paroxytonon war (vgl. germ. volfa-), aber dennoch
ursprünglich den accent auf der endung gehabt haben muss,
da r, wie ich mit Benfey (Or. u. occ. III, 40) annehme, in
alter zeit nur in tieftoniger silbe aus ar entstand. Ueber die
formen citdna dyütdna rühdna urteilt Lindner s. 54 a., dass
„die kürze der Wurzelsilbe nach analogie der grossen mehrheit
dieser participien eingetreten" sei; auch hier dürfte vielmehr
eine verrückung des accents anzuerkennen sein. Die übrigen
nomina mit % und u in der Wurzelsilbe sind mit Suffixen ge-
bildet, die in der regel den ton tragen; ihnen stehen ebenfalls
von «r-wurzeln entsprechende formen mit r zur seite. Es sind
dies namentlich stamme auf i, wie rüci tvislü müni QÜci plüshi
(vgl. grbhi rsJti) und auf ya wie ttijya citya bhidya vidya biidhya
(vgl. drgya), von denen Lindner 98 vermutet, dass sie auf
secundärer ableitung beruhen, sodann einzelne auf na (güshna
Qvitna sina), ma (cüshma bilma himd) , va (ishu aus ishva =
log; dhrüvi), mit denen sich vergleichen trna ghrshu. Die mit
van gebildeten wörter haben abweichend von der sonstigen weise
den accent auf der Wurzelsilbe, wenn sie nomina agentis sind,
während bei den verbalabstractis das suffix den ton trägt;
dieses suffix ist wol secundäre ableitung von va.
Die vorhandenen hochtonigen i und ü also entsprechen den
oben aufgeführten hochtonigen ä im Altindischen nicht, viel-
280 F. Fröhde
mehr stehen diesen die diphthonge e und o gegenüber; vgl.
deshti ijökti; bhedati cödati, vej)as röpas, vegman ödman, cetana
yojana, vettar jöshtar, medhra yöktra. Diese e und o aber
werden im Europäischen durch ei und wenigstens im Griechi-
schen , Altlateinischen , Germanischen durch eu reflectirt. Das
ei ist im Griechischen und im Altlateinischen verblieben, im
Litauischen meist e) im Altslavischen i, im Germanischen 1 ge-
worden. Dass eu wie im Griechischen und Germanischen auch
im Altlateinischen vorhanden war, beweist das alte Leucesie
(Corssen Voc. I, 072), das im grundstamm mit skt. röca-te
übereinstimmt; ein solches eu ist durch ov zu ü geworden in
duco — got. liuha, erügo == gr. FQevyto, uro — gr. svco skt.
oshati , rüdo (Plaut. Pers. III, 9) = skt. rodimi , jügera = gr.
Uvyog, jümentum -— gr. tevyfxa, mümen — grlvsmia^umen ==
altn. Ijomi } rüminari , mag man es zu skt. romanWa oder zu
iQ&jyto ziehen, rümen „euter", wenn es gleich Qsvf.ia ist. Im
Altslavischen erscheinen für diesen laut u und ju, im Baltischen
au und tau (s. u.). Beispiele für diese lautentsprechungen sind:
skt. yokti =.- gr. tevy(vv)f,a, skt. deshti — gr. deix(vv)tiu (lat.
deico got. teiha); skt. bodhate = gr. 7tet&o/:iai got hiuda lit.
baudu altsl. bljuda, skt. jöshati = gr. yevto got. kiusa, skt. re-
cati = gr. \\ei7T(D got. fc/Ä&a lit. /eM altsl. Mcq, skt. cvetati —
lit. sveiczü, skt, mehati — altn. m?</« lit. mezü,t zend. baodanh :
gr. d/tev^rjg , (skt. rodana „das weinen" = flftd- i'iozan \ skt.
deshtri : gr. detKzrJQiog, skt: göktar - gr. uvxTtjo, skt. jöshtar:
gr. yEvorfjQiov u. a.
Wie ist nun die morphologische gleichheit desjenigen alt-
indischen &, dem im Europäischen e entspricht, mit denjenigen
e und o, die im Europäischen durch ei und (wenigstens im
Westeuropäischen) durch ew reflectirt werden, zu erklären?
Hier haben die Vertreter der ansieht, dass e ei eu die wurzel-
vocale seien, den leichtesten standpunet. Auch diejenigen,
welche bhar bhaid bhaudh als wurzelformen ansehen, haben be-
sondere Schwierigkeiten nicht zu überwinden ; wenigstens stellt
sich für sie die aufgäbe wesentlich einfacher als für die anhän-
ger der älteren theorie, die an diesem gesichtspunete zu schei-
tern scheint. Indem ich sie dennoch zu halten versuche, gehe
ich aus von der frage, ob bher tele vec/h (epsga) altsl. tekq lat. veho)
aus bhar tak vac/h (got. barn gr. cfag^Tga, gr. rccyvg, lit. vazma
ahd. w'agari) oder diese aus jenen hervorgegangen sind. Die
,
Der lateinische ablaut. 281
Vertreter der letzteren auffassung glauben eine erklärung des a
in den bezeichneten formen gegeben zu haben, wenn sie sagen,
bhar stehe im „ablautsverhältnis" zu bher. Allein der name
,, ablaut" ist doch nur eine bezeichnung der zu erklärenden er-
scheinung, nicht eine erklärung dieser selbst. Wie ist dieser
ablaut entstanden? Entwickelte sich auf lautlichem wege das
e zu a, oder wurde es mit bewustsein eliminirt und letzteres
dafür eingefügt, um den „ablaut" herzustellen? Der zweite
dieser gedanken verdient keine erörterung. Was den ersten be-
trifft, so ist zuzugeben, dass unter umständen durch einwirkung
umgebender consonanten a und o aus e entstehen, aber auf
diesem wege würden sich nur wenige der in betracht kommen-
den erscheinungen erklären lassen. Fick (Beitr. III, 157) sieht
in dem a von einigen der hierher gehörigen formen entwicke-
lung eines schwä. Ich vermag dieser ansieht nicht beizutreten,
einmal weil nach meiner theorie das a in formen wie xa%vg
xäfxvo) sßaXov lat. flagrafä neben altsl. tekq gr. rifio) ßslog
cfleyio ganz gesetzmässig ist (s. u.), sodann weil ich den vocal
in flammet falx und anderen bildungen der art in gleicher weise
erklären zu müssen glaube , wie den in lit. vazmä got. barms
balys. Auch die etwaige annähme, dass in irgend einer periode
ihrer entwickelung die spräche sämmtliche e oder doch den
grössten teil derselben in tieftoniger silbe in a übergehen
liess, in hoch betonter silbe aber erhielt, würde nichts über-
zeugendes haben. Ungleich wahrscheinlicher ist offenbar die
alte auffassung; denn dass e und o aus a entstehen, lehrt ein
blick auf die germanischen und griechischen dialecte. Hieran
schliessen sich zwei andere fragen : 1 . auf welchem wege ist
das e aus a entstanden? 2. in welche zeit ist die entstehung
desselben zu versetzen? Auf die erste dieser fragen ist von
Verner (KZ. XXIII, 132 ff.) und Scherer Zur gesch. d. deut-
schen spr. s. 76 ff (vgl. Joh. Schmidt KZ. XXIII, 356, G.
Meyer KZ. XXIV, 226 ff.) die antwort gegeben worden: e ent-
stand aus« in hoch toniger silbe durch ton er höhung. Ueber
die anzusetzende Zwischenstufe kann man zweifelhaft sein. Ich
nehme an, dass sich zunächst ein e« entwickelte, das dem an-
gelsächsischen ea (aus germ. a vor bestimmten consonanten-
gruppen) glich; wie dieses, welches nach Grimm Gr. I, 238
zwar diphthongisch, aber beinahe kurz zu sprechen ist, d. h.
gleich einem kurzen a mit flüchtig vorgeschlagenen e, im Engli-
ßciträgo z. kundo d. ig. sprachon. V. iü
282 R Fröhde
sclien wieder a geworden ist, während ihm im Friesischen bei
folgendem r ein e gegenübersteht, so entwickelte sich das dem
a noch nahe stehende e» im Europäischen zu e, fiel aber im
Indoiranischen wieder mit a zusammen. Was die zweite der
aufgeworfenen fragen anbetrifft, so hat Curtius in seiner be-
kannten abhandlung über die Spaltung des a-lautes bewiesen,
dass das e europäisch ist. Weiterhin wurde von Amelung
(KZ. XXII, 360) und entschiedener von Brugman (Stud. IX,
367 ff., KZ. XXIV, 2, Morphol. untersuch. I, 1) die ansieht auf-
gestellt, dass die färbung des a in die indogermanische zeit
hinaufreiche. Eine wissenschaftliche begründung dieser ansieht
hat zuerst Collitz Beitr. III, 207 gegeben, indem er zeigte,
dass sich die palatale im Indoiranisehen vor a in der regel nur
da finden, wo diesem europ. e entspricht. Denselben gedanken
führt Joh. Schmidt KZ. XXV, 04 ff. aus. Gegenwärtig ist diese
auffassung von vielen Seiten anerkannt; mich bestimmt auch
folgende erwägung ihr beizutreten. Wenn nämlich das bezeich-
nete e durch tonerhöhung aus « entstand, und wenn ferner die
angeführten altindischen 4 und 6 mit demselben auf gleicher
stufe stehen, so wird man, falls man i- und «-wurzeln anerkennt,
zu der Vermutung geführt, dass auch sie durch tonerhöhung
aus t und ü sich entwickelt haben. So wurde das hochbetonte
i zu einem helleren, dem e näher liegenden ^-laut, den ich, dem
e« entsprechend, mit e.i bezeichnen will. Während aber die bei-
den bestandteile des e" zu ä verschmolzen, war das bei dem
ei nicht unmittelbar möglich und es bildete sich der laut zum
diphthongen ei aus, in gleicher weise wie im Altfranzösischen
formen wie seit veie meins aus lat. sit via minus hervorgingen
(Gaston Paris La vie de St. Alexis 74, Mall Li cumpoz
Philipe de Thaüne 60, Burguy Gramm, de la langue d'Oil II,
306), oder wie im Englischen das i von chihl knight als ei ge-
sprochen wird. Schwieriger ist die erklärung des eu aus ü.
Der dem ei entsprechende laut würde o» sein, und dieser konnte
sich zu ou (vgl. altfranz. loup joug = lat. lupus jugum , engl.
hound ivound — ags. hund wund) und au (wie das ou der an-
geführten englischen wörter lautet) entwickeln. Nun hat Bez-
zenberger A-reihe d. got. spr. 34 a. bemerkt und Beitr. II,
141 ff. ausgeführt, dass sich ein allgemein europäisches eu nicht
annehmen lasse, da im Baltischen wenigstens dieser diphthong
nicht sicher nachgewiesen sei. Ist diese ansieht richtig, so hat
Der lateinische ablaut. 283
der durch tonerhöhung aus hochtonigem ü entstandene diphthong
indogermanisch au gelautet und dieses au ist in den westeuro-
päischen sprachen , die sich auch in betreff der gutturale vom
Slavolettischen entfernen, der analogie des auf gleicher stufe
stehenden ä und ei folgend, in eu übergegangen. Die palatale
fallen hier bei ihrer Vereinzelung minder in's gewicht; der an-
laut von cödaii „antreiben , beeilen , sich sputen" caus. „in
schnelle bewegung versetzen, dringend^ bitten" ist überdies, wie
ahd. sciuzu (Schmidt KZ. XXV, 70) und das begrifflich noch
genauer entsprechende gr. artevdto „in schnelle bewegung se-
tzen, eifrig betreiben, sich sputen, dringend ermahnen" bewei-
sen, nicht ursprünglich. Sollte aber, wie Schmidt (KZ. XXIII,
352 ff.) annimmt, der in altsl. jn lit. lau die fortsetzer eines
früheren eu erkennen will, der diphthong eu allgemein euro-
päisch sein, dann würde die möglichkeit vorhanden sein, den
Übergang des aus ü entstandenen au in den helleren laut be-
reits in die Ursprache zu versetzen.
Schmidt 'KZ. XXIII, 348; lässt auch diese ei und eu durch
tonerhöhung aus ai und au, letztere aber (Voc. I, 144) durch
% und ü aus in und un entstehen. Diese auffassung würde die
von mir behauptete morphologische gleichheit von e ei eu auf-
heben, abgesehen davon, dass sie den vocalunterschied in bil-
dungen wie cu&io got. haitan nicht erklärt.
Sind nun aber diese diphthonge durch denselben pro-
cess, der a in e wandelte, hervorgegangen, so muss, da ihre ent-
stehung der indogermanischen zeit angehört, auch die färbung
des a in die Ursprache versetzt werden.
C. Indogerm. a — i — u.
Die I- und i«-wurzeln zeigen in bestimmten wortclassen die
einfachen vocale i und u, und zwar in allen indogermanischen
sprachen übereinstimmend. Vgl.:
1. Präsensstämme auf d : skt. viddti ruddti — lat. rxklo.
Präsentia dieser art begegnen in den europäischen sprachen
nur vereinzelt; häufig dagegen sind die dazu gehörigen augment-
präterita im Griechischen wie tlutov — skt. äricam , ijXv&ov
= skt. ruh dm, env&ovto — skt. budhdnta.- Vgl. Benfey Gr. I >
s. 160, Fick Beitr. IV, 172. ^
2. Präsensst. auf i/a : skt. jnishyati - gr. c-rrvuo, skt.
19*
284 F. Fröhde
küpybti^ — lat. <*»£ijj2^hcF^^ — germ. svitjan,
j^-skt. nijycde : gr. vi'Cto.
?>. Präsensst. der nasalclasse : skt. prushnati ishndti : lat.
dec/üno aus *degusno — skt.j ^^^J^*^^ l&t- "ytttthint,, skt.
lumpäutl — lat. ritiupituf; vgl. gr. hiutüvto irv'ho'ouai lit.
hundu u. a.
4. Präsensst. auf *&a : skt. £cÄa& yuchdti : gr. staxio filoyio
lat. misceo.
5. Intensiva: skt. d&tfo verijyäte rerihydte qöcucan pöpru*
lind. : gr. Ttoinvvin öeidlaao^iai skekiCio deidtaxopat titvotuo,
deren ont späterer zusatz ist.
(5. Abgeleitete verba: skt. citdyati vipdyati rucdyaH cii-
cdyati : lat. räfeo got. fifapt, altn. wjopa mhd. wipfen „schwen-
ken", lat. mieo = ahd. i&tät altsl. ruzda.
7. Redupi. aorist: skt. acikitat avtvipat arürucai abfiblnt-
dal : gr. 7ten;i&eo&ai 7te(piöea0^ai nenvi^eTo (Fick a. o.).
8. Schwacher perfectstamm : skt. bibhidimd — lat. fidimus
got. hitum, skt. vidmd — gr. Ifytsi' got. vitmn, skt. vidüshl — gr.
Iiövia, skt. bubliujmahe : gr. 7t€cpvypevog iti-irvapai u. a. Der
kurze vocal ist hier unursprünglich, aber indogermanisch.
9. Nominalstämme auf a, i, u, ta, ti, ca, ra, na, ma z. 1)
skt. yuyä = gr. tvyöv lat. jugum germ. juka-, skt. fwc<$ „leuch-
tend" = gr. dficpi-XvAir] XvxrjysvrjgS skt. SMtqhä' = "gr*Vvi^ '■uatt
«*wy^ germ. sJfcK^a- altsl. sTNtfj/wy^skt. «ta^==>gr. o&^, skt.
ptäftli vidhdra =r gr. yl&eog lat. vuluus got. vidiiho altsl. <y-
r&w«, skt. f^Wy^^ gv. ^sgcaus *fiofog, skt. buddhä — gr.
a-TCvazog, 'skt. midhä =X gr. ofuxvdg lat. mictus, skt. W/.-M —
lat. re-lictus lit. liktas, skt. bnddhl — gr. rcvorig, skt. dishtt -
ahd. in-zihf, skt. vidyä = ahd. wlzzi, skt. rndhirä = gr. %<-
■d-^og lat. m&er altsl. rüdrrt, skt. (ishird = gr. ^fgog, skt. budhtid
= lat, finhlut altn./öMngr. /?£<<£«£, skt, yinJ-knid : gr. ro>
I
— lat. ftuHlm altn. / 5^ V gr. 7?p«^a^, skt. ///
t)iese\ und w stehen nur in ursprünglich unbetonter silbe.
Sie werden im Altslavischen durch I und w refiectirt; in den
übrigen sprachen sind sie erhalten, höchst selten ausgefallen
wie in gr. Ttsjcvü/tisvog neben Jtiwfiai, rjl&ov aus ijkv&ov. Die-
sen » und m nun entspricht in gleichartigen bildungen von «-
wurzeln, von secundären lautveränderungen abgesehen, «:
1. skr. fcftfctfi = got. «««?? (vgl. ave-fiog lat. «ni-mits), skt.
rdhdti — gr. uld-iü , skt. "7"/' aus ''Uijdti (s. u.) — gr. a/w
Der lateinische ablaut. 285
lat. ago germ. akan. — Das zu dieser bildung gehörige augment-
präteritum wird im Griechischen als aorist verwendet, vgl. sßa-
Xov exTctvov e'Xa&ov e'/taihov e'ftaQÖov, TaQ7tco/ne&cc (vgl. skt.
trpäti), 8TQaqir]v iddgrjv ixdgrjv hidqrjv eardXrjv ecp&dgrjv : ßsXog
ÄTSIVCÜ XctV&dvtO *7T€V$tO 7Z£Qd(X) T£QTCO{lCU TQtCf(jO ÖSQCO U. S.
w. Dagegen sind formen wie iyevovro sttegov etsxov eigent-
lich die augmentpräterita zu verlorenen präsensstämmen mit
betontem vvurzelvocal : lyhovxo = skt. ajananta, etceüe ~ apa-
tat (Ficka. o. 178).
2. skt. hdryati — gr. %cciqio aus *yaQJio, skt. mdnyate — ! ^
gr. [Aaivof.ictL, zend. pathyaiti — gr. ndooto, zend. ukhshyeiti (u
aus va) = germ. vahsjan. -
o. skt. tanötl — gr. rdvv/itai, ^it. sanöti = gr. ccvimiJ skt.
mmnati — gr. y.d/Ltvw , skt. hvrnatl = lat. fal/o , skt. tPlTft+Mjj
-: latr"7n^#*4,^„ygl. lat. pando pango gr. Acty/cmu Xavddrai
jiav&dvio u. a.
4. skt. gächati — gr. ßdoxto, skt. prcchdti = lat. jwsco
aus *porcsco u. a.
5. skt. carkarmi pä'patan ddrdarshi nänadati : gr. XiXalo-
f.tat ztTaiviü \ditTio daqüäiixio yagyaiQio diddoxco u. a.
6. skt. ^prdtiyiittl =v,jr. jrtrp«^mK skt. damdyati = got.
tum Jan, skt. daräyati — g&rm. tarjan (ahd. zerran), skt. w«r-
jdyati = lat. mulgeo u. a.
7. skt. tatapate nanaitias didharam : gr. leXaßeo&ai d(x-
7t£7T(xXiöv XExdqiiEXo xExadslv -/.Eydqovxo zrttcpQctdov u. a. (Cur-
tius Verb. II, 27 ff). Solche aoriste haben sich nur erhalten,
wenn entweder die üblich gewordene präsensform ein a zeigt
(ka/ußdvü) ndXXio y.r}dto yaiQOj cpgd'Cio), oder die wurzel ein inne-
res oder schliessendes q enthält (xExdQTtsxo). Steht dagegen
im präsens e, so ist der wurzelvocal im reduplicirten aorist aus-
gefallen, jedenfalls nachdem er zunächst in s übergegangen war,
vgl. sircov exexXexo Exsxpov tTiEcpvov : Erzog xsXo/Liai altir. bevim.
Dasselbe gilt vom einfachen aorist; vgl. sßaXov tXa&ov s'Xaßov
iddgrjv etuxqöov : ßdXXio Xij&w Xafxßdvio öeqw Tcigdco, dagegen
toyov eotcov STtTOf.trjv : eyio ertw 7tEX0f.iai.
8. skt. vavanmd tatane gäcadüs u. a. : gr. fiE/na^tEv n&qxx-
f.tai ei[.taQT(XL soxaX/nai 7C£7taQ/ucu EoxQa/iifiai dsdag/itca 7tena&vla
XeXdo(.ie^a.
9. \ skt. ajä = gr. dyqg, skt. khanjci „hinkend" = gr.
oxa^ßog altn. skakkr , skt. kattiw^ ==r*sgf; *afa»§L skt. drbha =
286
•^
F. Fröhde
caivusi — s
aszavh X-
skt. gJiarmd - lat. for-
gr. a(>ß0<; — skt. ahi — lat. angvis lit. angls, skt. Ä7«m/ „wüh-
lend" — lat. cunwulus — skt. tdku = gr. rayvg, skt. ««//!( =a
got. aggvus — skt. £&&&$ ?as£a = lat. castus, zend. dereta —
gr. dctQTog — ,skt. bhrshtt = lat. fastigium, skt. ra«# == ahd.
watist — skt.p-w^a = lat. caJvus -- skt. Jean yd »= gr. xcavog
skt. öpfrf ,}träne" = lit
wms got. varms u. a.
Eine genauere ausführung dieser aufstellungen erfolgt in
er zweiten abhandlung. Ist aber diese auffassung richtig, so
wird die neue vocalismustheorie, wie mir scheint, unhaltbar.
Denn wenn i und ü durch Schwächung aus ai und au entstan-
den, u aber mit ihnen auf gleicher lautstufe steht, so müsste
man, um diese gleichheit zu erklären, entweder mit Amelung
(Bildung d. terapusstämme durch vocalsteigerung im Deutschen
s. 38 ff.) annehmen, dass sämmtliche europäische ä aus ä her-
vorgegangen sind, oder dass, während ai und au in tieftoniger
silbe die starke Schwächung zu i und ü erlitten, d unter den-
selben Verhältnissen unangetastet blieb, oder endlich, dass auch
d zunächst geschwächt wurde, der so entstandene laut aber
später wieder in d überging. Mehrfach ist auch die ansieht
aufgestellt worden, dass ein teil der ä wie die von gr. s'Xa&ov,
eoctTtrjv occTtgög, S7rdyrjv, irdxrjv TaxeQog neben Irj&io arjTiio
7iiqyvvf.tL rfaio aus ä entstanden sei, ein anderer dagegen , z. b.
die von e'ßaXov enaO-ov i.xqanov coraX/uca xiTcdva) neben ßtXog
nivÜog tqircoi oreXXto zeivio aus sonanten n und r oder aus
schwä. Mir scheint eine solche trennung nicht möglich, viel-
mehr das u aller dieser formen dasselbe zu sein. e'Xa&ov z. b.
verhält sich zu Xqd-u) nicht anders als edctviov zu dql-o/iica, das
a von s'daxov aber wird doch nicht verschieden sein von dem
von danveo, dieses wiederum kann nicht anders aufgefasst wer-
den als das von yf.df.ivto ey.aj.tov, ddf.ivrjf.ti iddftrjv, tdftvto etocftov;
ferner ist das a von e'Xa&ov tadov und anderen bildungen dieser
art offenbar dasselbe wie das von Xav&dvtü dvddvto, wäre es
also aus dem ä von Xrj&io fjdoftat verkürzt, so müsste von letz-
terem ebendasselbe angenommen werden, dann aber weiter auch
von dem in lateinischen formen wie pango tango ; das a von
eßaXov entspricht meines erachtens dem von ßdXXto und dieses
steht auf gleicher stufe mit dem von tdoaio ndooto dCto azdCto
u. s. w., kann also nicht aus „liquida sonans" entstanden
sein.
Der lateinische ablaut. 287
Die angeführte ansieht Amelung's hat keinen beifall ge-
funden und ist sehr unwahrscheinlich; die beiden anderen auf-
gestellten möglichkeiten , die morphologische gleichheit von ä
i ü zu erklären , stehen an einfachheit jedenfalls zurück hinter
der aus der alten vocaltheorie sich ergebenden auffassung, dass
die grundvocale diu in tieftoniger silbe sich erhielten, wäh-
rend sie unter dem hochton die oben besprochenen Umgestal-
tungen erfuhren. Die i und ü nun waren naturgemäss weiterer
umwandelungen nicht fähig, dagegen hat das ä im laufe der-
zeit seeundäre Veränderungen verschiedener art erlitten, von
denen besonders die folgenden von Wichtigkeit sind:
1. Eine besondere Stellung nehmen die wurzeln mit schlies-
senden oder inneren r n m (s) ein, die eine doppelte behand-
lung erfuhren:
a) diese laute fallen aus und a bleibt erhalten.
Am häufigsten schwanden auf solche weise die nasale, be-
sonders vor dentalen in fällen wie skt. gatdm yd'tar für Cyan-
id r = lat. janltrices, ädhara = lat. inferus, jdnd'mi aus *jan-
nd'mi (Schmidt KZ. XXIII, 278) hathds hatds hathd gathd \y>
gatdm (Delbrück 93) yatd natä gdti " u. a. , gr. exazöv erta- *j * /, . /:
ü-ov ftifictfiev tardg zdoig u. a., lat (cate/hts „hündchen^ satd- ^
les neben canis ahd. hund, got. gasinpja; aber auch vor anderen
"corisonanten wird durch den Tiinter die silbe fallenden hochton
nasalschwund bewirkt, vgl. skt. ast — lat. ensis, vasti = lat.
vexica ahd. warnt, ahi — lit. angis lat. angvis, bahü = gr. rta-
yi'g ridyyv, aüftr4^— gr. oPftQQS lat.lTftfey^ vämä „schön" (von *
c«n) ==t &es.\vanum (FicS Worterb. I, 210), l^-IJjüj^^gr^^ '-^
Z^Tti^ ahd. "TmLi u. a. Vgl. Brugmau Stud. IX, 299. 325,
Schmidt KZ. XXIII, 272 a., de Saussure Mem. s. 20 ff.
Ob man in gleicher weise die formen skt. jd'yate sdyate khdyate
kayamdna (Delbrück 110) jdnri jdmd „Schwiegertochter"
mdyd „trug, täuschung" (vgl. altsl. maniti „täuschen" ahd.
meini „trügerisch, falsch") gr. ya/utio ya/ußgog von den wurzeln
jan sau khan kan man abzuleiten hat oder von kürzeren wur-
zelformen wie gr. ya (yeydaai lat. indigetes) fiicc Qts/uawg) ist
mindestens zweifelhaft (Schmidt Voc. I, 37).
Ausfall eines r ist nur im Sanskrit nachzuweisen und zwar
auch hier nur vor dentalen, die dann in den cerebral verwandelt
wurden; vgl. katü = lit. karths, khdti -- altn. skarä, yatn =
gr. TtXaxvg „salzig", kathara = gr. "/.aQteqdg, na da = gr. vccq-
288 F. 'Fronde
.
&*}!;> jada jdlhu aus *gardhü = lat. bardus gr. ßgudig, kdtd «
kartd, bhata = bhrtd, kdta „geflecht" — gr. '/.vqtog (Schmidt-
KZ. XXV, 72, Verf. o. III, 131), pdni (Pauli Körperteile p. 21),
ganä neben dyeiQto, mänavd neben jU£7Qai- (Beitr. III, 130 f.).
In pdnate = 7t£Qvarai, pdthati, nätati ist die accentuirung der
Wurzelsilbe hysterogen. Derartigen formen stehen in den euro-
jhen sprachen in der regel entsprechende mit a gegenüber.
Selten fällt im Sanskrit in dieser weise ein s aus , so in
| y#6t!fay&ßrv'l*ytfy ij „pTelsT^^fiömmi^neben fornHÄ^^eTt" germ.
rnzd- (;ilt.n. r-ai-<t) „waaru", wol auch in jafhära, dessen /// mir
die Verbindung mil got. qißra- zu hindern scheint, == gr. yaa-
ttJq (Curtius nr. 126).
b) diese laute bleiben erhalten und das a der wurzel wird
reducirt.
a) ar Avird im Sanskrit vor vocalen häufig zu ir ur ge-
schwächt, vor consonanten zu r, dessen stimmton sich sehr ver-
schieden entwickelt, zu //* ur ir ür tri ri ru ri rü ; ry wird
meist iry ür// oder riy, r 4- dental zuweilen i-ü 4- cere-
bral: üräti , turäti , bhrshti, girshdn- (= gr. xaQrjar-) , pürnd,
(jirinä, krimi f= krmi), ri'yate, mriydte, pürydte, dirydte (vgl.
Benfey Or. u. occ. III, 1 ff., Schmidt Voc. II, 216 ff.), v'ind
„laute" neben vänd von w. var gr. feg „sprechen", vidü „fest,
hart", vildyati „fest — hart macheTT**;' aus *vrdhu '— gr. ßQiirvg |Lr
ßglitto, cuda ac= gr. xogvöog. Im Litauischen entsprechen
ir ü (Fick Beitr. IV, 191), im Altsl aviseben ru In ri Vi,
die nach Miklosich (Ursprung d. worte von der form trüb)
silbenbildende r l darstellen, nach Schmidt (Voc. II, 02)
durch tri ürü Ui ülü aus ir tl ür ul enstanden sind; im Ger-
manischen ri li ir il or ol : vrisan^~= skt. vfshan, ßridjd-
— skt. trti'ya, rinnan — skt. rnöti , li$ti-_ „klugheit, Weisheit,
Wissenschaft, kunst" 4wozu got.v^sa^r^fTähren" "tms „ich w«is$
V
altsl. /^^TISfcM^^ßT,lf^terTriV^S72) = skt. rshi „durch
Weisheit geheiligte person", ahd. biricha = skt. bhürja , germ.
filu- = skt. purii gr. noXvg, vüjan tüjan = skt. vriydte dri-
ydte, völfa- — skt. vfka, ßorzü- = skt. trshü, dorsta- ßorfti- u.
a. , im Griechischen ig iX vq vX qi Xf qv Xv oq oX qo eg
sX : x.iQvrj/.u = skt. crinä'ti (Schmidt Voc. II, 254), dsvdlXXtü;
skt. driydte germ. tüjan (Ficka. o. I, 106, Curtius nr. 264b),
tpvXXov — lat. folinm, qlov = altsl. vrichü lit. virszits, rqixog :
skt. trti'ya, Qivog = skt. vdrna aus *'varnd, (pqcyio = skt.
Der lateinische ablaut. 289
bhrjjdti lat. frigo, Xvvtog — skt. vfka , qvßog — skt. vrji-ud,
qiLp — - got. vaurts , noXvg = altir. il germ. flu- skt. jpttrü,
OTOQW/iu == skt. strnöti, OQWf.ii =■■ skt. rnöti , 6XXvf.it = skt.
?7io7i (Leo Meyer KZ. XX, 313), ßgozog = skt. ■mrfrE, [JTgoxyr;
n£QY.vo$ — skt. prjJWt ahd. forhana (Fick a. o. I, 142), fiel-
Xixög fiufoyog = lat. wo///,* grundf. *marnä; im Lateinischen
«r 2? «r «3 H K r« /w or ol er el : hirnea — altsl. r/rünü
(Möller KZ. XXIV, 514), hircus hirsutus : gr. q)Qix- <pQi£og,
villus = skt. ürna lit. w7w« altsl. vlüna got. y «/££«, ttmtl =
gr. gvßög Qdißog got. vraiqs, tristis — lit. tirsztas skt. trshtd,
nrsus = skt. rksltä, hqms = gr. At'xog skt. vrfat'j pullus -
kypr. rciXvög, rltus = skt. ?'£w; mortuus mors = "a^sl. »I>w4(>t
?7rr«iilit. »^w&s, 2;o^° — £r- ™oXX6g skt. pürnä zena. perena,
celhi =^skt "girinä abd. halla^TpeUo = gr. 7tiXvda),^vermis =
got. vaurms gr. ^d/zog (Fick Keitr. III, 164) u. a. Eine völ-
lige Übereinstimmung in dem die liquida begleitenden vocale
findet sich nicht: indes werden wir in denjenigen fällen, in
denen sämmtliehe indogermanische sprachen die eine oder die
andere der bezeichneten Veränderungen des ursprünglichen ar
zeigen, die affection in die Ursprache versetzen dürfen, also in
fällen wie skt. vfka lit. vllkas altsl. vlukü gr. Xvxog lat. lupus
germ. volfa-, skt. vj-shan germ. vrisan- gr. qiov lit. virszits altsl.
vruchu, Jikt. ürna! lit. w7/«> altsl. pJwttd lat. WW«s got. ??«//« cymr.
r/M?a«JÄt. r»%Ä<4Jat. /m//s lhs^r§»&t£\|Mesfe auffassung wird be-
günstigt durch folgende erwagung. "Wer der ansieht folgt, dass
r im Sanskrit nur in tieftoniger silbe aus ar entsteht, muss die
bejtonung der Wurzelsilbe in vfka vfshan für unursprünglich
halten und annehmen, dass die Wörter einst *vrkd *vrshdn ge-
lautet haben; nun aber zeigen germ. völfa- vrisan (nach Ver-
ner's gesetz), dass der accent in diesen Wörtern schon in der
Ursprache auf die Wurzelsilbe getreten ist, es muss also schon
in dieser das r bestanden haben. Nach der analogie dürfen
wir aber dasselbe erschliessen für skt. tfna = altsl. trinü got.N
Paurnus, kfmi = lit. kirmisJbhfmi = altn. brimi gr. (pQiuäo- j
oofim (Bechtel Sinnl. wahVn. 71). Bezzenberger (Beitr.y
III, 134) folgert aus dem t von lit. stirna „reh" = altsl. sriina
und dem abfall des d in lit. ilgas — aftsj^ffriflff gr. doXipog
skt. dirghä mit recht die litauischen grundformen srnd und
'dlgas; ob aber hier "bereits indogermanisch r stand, lässt sich
nicht entscheiden. Hiernach sind wir, wie mir scheint, berech-
290 F. Frohde
tigt, der Ursprache ein sonantisches r zuzuerkennen. Dagegen
kann ich Fick (Beitr. IV, 186) nicht beistimmen, wenn er das
griechische ag, wo es einem altind. r gegenübersteht, als ent-
wickelung eines indogermanischen r auffasst. Ueber formen wie
dedagjtica eyd-agiiai eGTal/nai ertagdov dagrog df.ialövvüj (— skt.
mrdii altsl. mladü) i&agovg (== skt. dhrshii) habe ich mich schon 4 ^
geäussert ; ihr « ist ebenso "zu beurteilen wie das von lat. fasti-
gium = skt. bhrsliti , ■arduas -- zend.. eredhva , argentum —
zend. erezata (ere — skt. r) ; wer also das griecfiische ag aus
r erklärt, wird auch das lateinische ar in den angeführten Wör-
tern ebenso fassen müssen. Die einzige form, welche für diese
ansieht zu sprechen scheinen könnte, ist ßagrdjtievov in der
grabschrift des Arniadas (Bezzenberger Beitr. III, 136); sie
würde meiner auftassung Schwierigkeiten in den weg legen, wenn
sie attisch oder ionisch wäre, vgl. jedoch Curtius Grundz.5
s. 596.
Die ansieht, dass die „liquida sonans" sich bereits in in-
dogermanischer zeit zu entwickeln begonnen habe, ist meines
wissens zuerst von B rüg man (Stud. IX, 325) aufgestellt wor-
den. Derselbe setzt aber die Vertretung derselben in den euro-
päischen sprachen wesentlich anders an; er betrachtet, gestützt
auf gleichungen wie skt. adream — gr. edgaxov im Griechischen
ga la als die regelmässige gestalt derselben. Allein wenn in
formen wie edga&ov, xgadirj , dgaiog, ßgadvg, 7i€q>gay/iihog,
tfgaovg, nXaxbg „salzig", xgecrog xgavegog y.gatvg, TtTgarog,
xgadaivio neben t'dagttov, xagdia, öagrog, ßdgdiarog lat. bardus
skt. jada , /iscpagyfievog lat. farcio, Üagovg, skt. patu , xdgvog
/.agzsgog -/.agvog got. hardus, thagvog lat, quartus , lat. cardo
das schwerfälligere ag -\- cons. in das bequemer auszuspre-
chende ga -J- cons. übergegangen, und andrerseits in Wörtern
wie bhrshti, wie ich wenigstens annehme, das altindische r erst
nach der völkertrennung entstanden ist, so wird Brugman's
schluss doch sehr unsicher. Dazu kommt, dass ra gegenüber
einem altind. r sich nicht nur im Griechischen sondern auch
in anderen sprachen findet, ja dass im Sanskrit selbst ra und
r öfter neben einander stehen, man also auch hier entstehung
des ra aus r annehmen müsste; vgl. zend. ratu - skt. Hu, lat.
gracilis — skt. hred, lat. iratm got. rajis — skt. rta^ lit. drq-
süs — skt. dhrshnti, skt. rajatd — zend. erezata, bhragyati ne-
ben bhl-gyati, bhrajjaua neben bhfjana und bhärjana , mrädi-
Der lateinische ablaut
291
gams und andere comparative der art neben ninlü. In den
wurzeln qrabh (skt. qrbhnä'ti lit. r/rebln neben altpers. qarb
Fick Wörterb. I, 74), bhrag (lat. 'flagro lit. blizgu gr. ffXeyaj)
neben /;/<ar</ (skt. bhärgas lat. fulgeo Fick a. o. I, 152) u. a.
war die Umstellung sogar schon indogermanisch.
ß) in ähnlicher weise wie vor den liquiden wird tieftoni-
ges a vor nasalen in den europäischen sprachen oft zu i e o u
geschwächt; vgl. lat. dlngva got. tuggo altsl. jqzgkü preuss. in-
fuwtSf lat. ihferus got. undar — skt. ädhara aus ^andhard,
lat. t'mfar = gr. ofißoog x) skt. abhrd, lat. ews/s = skt. asi,
lat.l defomis = gr. oWjg aus *wkffi;c, lat. vensica = skt. #as&,
lat. loigvo = skt. anäJai, lit. minus -- skt. #*«& got. mundi-
lat. wews, lit. lengvas = lat. £gp/s (aus Hengvis) gr. eÄa;^ skt.
raghü got. leihts, lat. similis = gr. o^i/aAog, ahd. "77»^*^,— gr.
tftm§ lat. aff/'a (aus *"2*jj^7 jj°t- bimdum — sktToabandhimd
u. a. t)ie~^nnahme einer indogermanischen „nasalis so-
nans" (Brugman a. o) scheint mir bis jetzt nicht erwiesen;
dazu fehlt der nachweis von sprachlichen erscheinungen im
Sanskrit, wie sie sich für die eines indogermanischen r boten.
Wer gotische formen wie bundum auf indog. huhu zurückführt,
müsste in altindischen wie babandhimd an als entwickelung von
n ansehen; gehen ferner skt. abhrd ^^_jmber gr. oitßgog auf
idg. lubhrd^iirück, so würde in oskisch anafriss = imbribüs
(Bugge KZ. II, 386, Corssen Voc. I, 163, Enderis Formenl.
d. osk. spr. 24) ana, in altgall. ambe am Vertreter dieses?/«, sein.
Das kommt mir nicht wahrscheinlich vor, vielmehr verhält sich
skt. abhrd zu lat. imber wie lat. apis zu ahdA^w^) (vgl. Schmidt
Voc. I, 110), und es ist sowol der nasalschwund als die Schwä-
chung des am zu im durch den hinter die silbe fallenden hoch-
ton bewirkt. Nachdem Verner gezeigt hat, dass das Germa-
nische noch nach dem eintreten der lautverschiebung den freien
indogermanischen accent besass, hindert nichts, auch für das
Altlateinische das gleiche betonungsprincip vorauszusetzen: die
vocalschwächung in Wörtern wie imber neben osk. {anafriss}
?Hr neben "S^Jc. afttgr §kt*7tntqr , ille neben altem ollus wird so
, begreiflich. ^ ^^
*) Dass sktfJ«Är(l „gewitterwolke, gewüjjk, himmel, athmosphäre,
iither' im Griechischen -auasfls durch ?>J*fi(iQS auch noch durch äqQos
,, schäum, geifer" vertreten sein sollte, ist schwer" glaublich ; vgl. vielmehr
ahd. sbiwir ,, schäum"' aTO^cs'; 8*kigr *dger ,.geiter"~TTn"d. Aäbbintt**^.
292 F. Fröhde
Bezzen berger Beitr. III, 135 construirt zur erklärung
des abfalls des d in altsl. jqzf/kü und preuss. infuwis „zunge"
eine mit dng- beginnende grundform und setzt, da lat. dinyua
und got. tuyyo, also alle europ. sprachen, in denen der grund-
stamm nachgewiesen ist, die entsprechende affection zeigen, wol
mit recht ein europäisches dnyvä an. Jedenfalls ist die
Schwächung des wurzelvocals hier älteren Ursprungs, wie wol
auch in lat. inferus neben got. undar und einigen anderen.
y) vor 8 ist a in tieftoniger silbe geschwunden in den be-
kannten formen des verbum substantivum skt. smds sdnti syä'm
u. s. w. lat. sumus sunt sim got. sind, sijau altsl. sqfi u. a.
Osthoff KZ. XXIII, 581 setzt diesen abfall des a in die indo-
germanische zeit und nimmt an, dass gr. io/niv loxi lat. estis
altsl. jesmü jeste lit. esme este den vocal von denjenigen formen,
die ihn immerfort behalten hatten , wiederbezogen haben. In
der dritten person pluralis zeigen alle sprachen übereinstimmend
den verlust des wurzelvocals, so dass wol kein zweifei sein kann,
dass die form indogerm. santi lautete. Auch für den optativ
ist Osthoffs ansieht sehr wahrscheinlich, denn hier weicht nur
das Griechische ab und es ist leicht begreiflich, wenn diese
spräche das überkommene *oirjv, welches weiterhin * irjv oder
*arjv geworden sein würde, durch wiederaufnähme des e vor
solcher entstellung bis zur Unkenntlichkeit schützte. Das ur-
teil über eof.iev laxi lat. estis altsl. jesmü jeste lit. esme este
hängt ab von dem über altindische formen wie ckedrna dkarma
nniiuu u. a. (Delbrück s. 75), mit denen sie auf gleicher
bildungsstufe stehen (s. u.). In dem imperativus lo&i nehme
ich nur Schwächung des ursprünglich tieftonigen a an, da hier
einmal altind. edhi lat. es gegen Osthoffs erklärung sprechen,
sodann die annähme eines prothetischen i (Osthoffa. o. s. 583)
bedenklich ist; man begreift nicht, warum nicht auch in dieser
form das e wieder aufgenommen wurde. Vielleicht ist auch skt.
edhi, das Schmidt (KZ. XXV, 61) aus *äzdhi erklärt, aus
*izdhi in ähnlicher weise entstanden, wie das oben besprochene
bodhi aus *budhdhi Wie in Yo&l ist as zu is geschwächt in
skt. gishmäs cishdmahe cishtä cishijate von cäs , lat. hisco disco
neben gr. xäöKto ölöccoxio u. a.
2. In mehrsilbigen Wörtern , namentlich in reduplicirten
formen und compositis, fällt tieftoniges a besonders vor liquiden
und nasalen, aber auch sonst, wo sich bequem auszusprechende
Der lateinische ablaut. 29o
lautgruppen bilden, häufig aus. Vgl. nominalbildungen wie skt.
babhrt „tragend", vacrd „sich versteckend" vavrt „versteck",
jdghni „treffend", jdgnti „gehend", sdsni „gewinnend", säsri
„gleitend", drdhrd „feststellend", cäkshmd „geduldig" — äprd
„tätig", goghnä „kuhtödter", tiwigrä „mächtig verschlingend"
von den wurzeln bhar, vor, han, gam, san, sar, dhar, ksham —
par , han, gar und verbalformen wie skt. jighnate bapsati abi-
bhran sisrate von han bhas bhar sar (Delbrück 107) — apa-
ptat aeakrat von pat kar (Delbrück 111) — sasrüs man/ras
paptüs saccima tatne vavne cakre von sar mar pat sac tan van
kar (Delbrück 124f.) — bharibhrati pänipnat ghdnighnat von
bhar pan han (Delbrück loo). Aehnlich ist der wurzelvocal
ausgefallen in griechischen formen wie trceqtvov sxexXeio —
KTtXero S71TSTO l'oyov ojc&o$cil lygaofrai dygo/iisvog — niiiTa-
Liai — XoyjM ui/uvto uimia ylyvo/uai — lat. gigno u. a.
o. Fick (Spracheinheit s. 160) bemerkt mit recht, dass
die bildung des präsens so vieler bedeutender verba mit dem
wurzelvocal e einen mächtigen einfluss ausüben musste auf an-
dere sprachformen und dass so%das gebiet des e sich weit über
die ursprünglichen gränzen ausgedehnt habe. Dieser einfluss
erstreckt sich teils auf andere zu demselben präsens gehörige
verbalformen , teils auf die verbalnomina , besonders die parti-
cipia auf ta- und die verbalabstracta auf H-. Perfectbildungen
wie gr. Ttercleya ßfßXefi{iai lat. pependi tetendi sind ebenso we-
nig ursprünglich wie gr. ltlsuif.iat l'Csvyuai, verglichen mit nt-
Ttvof.iai t6Tvy/.iai. Verbalnomina wie gr. Acxro'g ket-ig lat. lectus
lectio weichen in ganz analoger weise von der ursprünglichen
bildungsweise ab , wie gr. dsixzog Cevv.zog , deJi-ig tev£tg neben
skt. dishtd guktd ' , dishti gukti , lat. d'ictus ahd. inziht. In gr.
ßaoxaZa) neben lat. gestare hat sich das alte a erhalten, weil
hier ein präsens mit s nicht mehr vorhanden war. Das zu lec-
tus „bett" gehörige präsens ist im Lateinischen verloren, findet
sich aber in anderen sprachen (got. liga altsl. lest/); so erklärt
sich das lat. e. neben dem a in altpr. lasto lit. lastä. Die
sammengehörigkeit von öa^rl^Xog, grundstarrim d'a/.c<h-, in
f.ica wurde nicht nielir gefühlt; daher hat sich in ersterem
alte a erhalten. Abweichungen der genannten art finden sich
in den einzelnen sprachen vielfach, selbst innerhalb derselben
spräche zeigt sich mehrfach ein schwanken zwischen a und e
besonders im Litauischen; vgl. Kezzenberger Zur gesch. d.
294 F. Fiöhde
lit. spr. 54 ff. Welcher vocal der ursprüngliche war, ist nicht
immer zu entscheiden. Im allgemeinen wird man da, wo eine
europäische spräche a zeigt, und sicli nicht lautliche einflüsse,
welche den Übergang von e, in a erklären, nachweisen oder ana-
logiewirkung wahrscheinlich machen lässt, demselben die Prio-
rität zuzuerkennen haben (vgl. Pick Spracheinh. s. 178); denn
die annähme des Übergangs von a in e ist lautgeschichtlich sehr
viel einfacher als die des umgekehrten wandeis. in lat. quat-
titor scheint das a , da in diesem worte alle europ. sprachen e
haben, von quartus — gr. tdragzög übertragen; im Lateinischen
entsteht sonst a niemals aus e. Die diabetischen präsentia
TQcuro) zgäcpio otgacfio könnten ihr a dem einfluss des q verdan-
ken; wahrscheinlicher aber ist mir, dass sie die erhaltenen prä-
sentia zu den augmentpräteritis tiqaicov tcqäcpiqv ioTQaqajV sind,
wie wir ja auch im Altindischen doppelformen wie (lj^£shati\
(vgl. äol. &e.Qaoz,) und dhrshdti (vgl. Ü-dgaog), tärpati (vgl. tiq-
rtoLicu) und irpätl (vglriofi. haqytrjv) neben einander finden.
Neben lit. javai, vasara, aszrü stehen gr. tsd skt. ydea, sag lat.
ver , lat. eqnus alts. ehu skt. eieva; hier werden aber die ac-
centverschiedenheiten in betracht zu ziehen sein. Schon im In-
dogermanischen haben zahlreiche accentverschiebungen stattge-
funden, und es ist leicht begreiflich, wenn beim übertritt des
hochtons auf die Wurzelsilbe diese den e-vocal annahm, der in
hochbetonten Wurzelsilben der herrschende war. Für die diffe-
renz^der vocale in lat. ^per = ags. eaföf ahd. ebur altsl.J^
jjfm, lat. anguilht — gr. eyxtkvg, lit. tautä = got. ftiuda, lat.
j^ Naurus == ältn. pjörr ahd. stiur, gr. OTavgog = got. stiurjan
und anderen Wörtern der art wüsste ich sonst einen grund nicht
anzugeben.
4. An stelle des nach obigem zu erwartenden a zeigt das
Griechische in bestimmten fällen ein o und zwar in weitem um-
fange in Übereinstimmung mit dem Lateinischen , so dass an
dem gräcoitalischen alter dieses lautes nicht zu zweifeln ist.
Das o findet sich 1. in perfeetformen^wie yiyova dsdoQxa evyj-
voy^a 2. in nominalen a-stämmen wie qWp lafos^yq o. in ab-
geleiteten verbis wie qoepta) lat sorbeo 4 Nn nominalbildungen
auf ma ta na u. a.; vgl. de Saussure Memoire p. 71 ff. Wo
derartigen formen ein präsens zur seite steht, hat es in der
regel e in der Wurzelsilbe. Dasselbe gilt von dem diphthongen
ai, der in den entsprechenden fällen im Griechischen und La-
Der lateinische ablant. 295
teinischen zu oi wird, während au nur im Lateinischen regel-
mässig in oh (u) übergeht, im Griechischen dagegen meist er-
halten bleibt oder sv wird (s. o.)- Auch im Altslavischen ent-
spricht dem griechisch-lateinischen o ein o, aber in dieser spräche
sind mit wenigen ausnahmen sämmtliche a zu o geworden, auch
diejenigen, die im Griechischen und Lateinischen erhalten sind
(vgl. ^i^= lat.'^^l^.'^iii^Jbsi =■ lat. axisMobü = lat. fabaS
orja — lat. aro u. a ) , wänrend a ursprügliches ä vertritt^
(Schmidt Voc. II, 162f¥.). In zahlreichen fällen stimmt ferner
das Germanische im o mit den südeuropäischen sprachen über-
ein, aber in bildnngen von consonantisch schliessenden wurzeln
nur vor liquiden und nasalen; vgl. ahd. bordn - lat. forare, j
got. (/K-baura- — gr. (poqog, altn. Itmtfr — gr. (p6$xog, ItHs^
blrrimi - gr. rpty&j), nhd-f/fof7ffy. tjti ^a^%>^rere* ^gsTT^rA —
lat. porca, )got. Iiauni lat. cornn, ahd. miiVt : gr. pvlrf lat.
wofa/, got^^nJj^jL = brt-^^/g^ngs "Tm^-L^rr- lat.^Swtej^ahd. farg
— gr. XoQÖöt;, RgSr-yfotim-*^; gi^-^ew^r- ags. pnnian ===lafT
tonare'u. ä. (Be'zzenberger A-reihe s. 45 ftTÜ Im übrigen
entspricht dem Verhältnis von griech.-lat. tf : o im Germanischen
das von e : a wie im Litauischen Hüb seh mann KZ. XXIII,
33 ff. zeigt, dass auch das Armenische mehrfach im o mit dem
Griechischen und^Lateinischen stimmt, vgl. r/ochel - lat. vo-
rdre, g* obxtc, N«^ -'*%il^omt^s^r- diftpemog,^ aber
daneben finden sich auch abweichungen wie chorkh — lat. qua-
tiior gr. TtooctQ&g, (jorts = gr. i-'^ov ahd. werk, mard „mensch"
■— gr. ßqorog, vard „rose" gr. qödov, arb „trinken" — £o-
cpsio lat. sorbeo.
Curtius (Leipz. ber. 1867, s. 15) hat erkannt, dass, wäh-
rend im e alle europäischen sprachen übereinstimmen, in be-
ziehung auf das o die südeuropäischen sprachen sich von den
nordeuropäischen scheiden, und demgemäss (a. o. s. 20) die ver-
dumpfung des a zu o für einen späteren Vorgang erklärt, „der
innerhalb der einzelnen sprachfamilien eintrat, im südlichen
Sprachgebiet freilich schon vor der aussonderung des Lateini-
schen vom Griechischen". Ich halte auf grund der dargelegten
Verhältnisse dieses urteil , soweit es die consonantisch schlies-
senden wurzeln betrifft, noch immer für richtig, höchstens liesse
sich dem o einiger bildungen von r- und w-wurzeln ein höheres
alter beimessen; vereinzelte Übereinstimmungen wie \&t.'\jocus,
gr. o%m = lit. jü'kas, uT^K(m\t accentueller dehnung des wur-
290 Th. Zachariae
zelvocals wie in tdkas sedmi u. a. ?) fallen nicht in's gewicht.
Die ansieht, dass der o-laut schon indogermanisch sei, ist bis
jetzt noch unbewiesen. Während zu der annähme, dass das e
bereits der Ursprache angehörte, einerseits die Übereinstimmung
sämmtlicher europäischer sprachen berechtigte, andrerseits der
nachweis von sprachlichen erscheinungen im Arischen, die nur
so eine sachgemässe erklärung finden, fehlen beide kriterien für
den ansatz eines idg. o. Brugman's schon oben erwähnte ansieht,
dass (h im Arischen erkennbar sei an seiner gestaltung zu ä in offe-
ner silbe, scheint mir nicht richtig. In formen wie aiägo/uev = skt.
bhdramas, öiotoqcc (neben dioTrJQa dovrJQa) = skt. ddtd'ram ist
der indogermanische lange vocal in der der hochbetonten nach-
folgenden silbe verkürzt worden; ebenso in di'oftooog — skt.
dashpdra, dor. Thogsg att. [tooageg — skt. catvtfras. Ueber
andere gleichstellungen der art, besonders die von bildungen
wie (poQog und skt. bhdräs , got. satjan und skt. säddyämi
stimme ich Colli tz Beitr. II, 296 bei (s. o.). Mir scheint
hiernach ein sicherer beweis für die annähme, dass das behan-
delte o schon der Ursprache angehörte, noch nicht erbracht,
und ich verbinde daher im folgenden die o, soweit sie nicht
durch den einfluss umgebender consonanten aus e entstanden
sind, mit den a. Möglich wäre es indes, dass vor r in fällen
wie skt. urvärd zend. urvara = gr. oluga, skt. Lshtird — gr.
£kqov, skt. cm da — gr. v.OQiöög, skt. turrdai „überlegen, über- 1 J*
wältigend" — gr. vvQavvog u. a. indogermanisch war. Auch
bleibt zu untersuchen, ob nicht, wie in den europäischen spra-
chen, bereits in der urzeit das v assimilirenden einfluss auf vor-
hergehende oder folgende a ausgeübt hat; die Unregelmässig-
keiten der w. bhu im Sanskrit würden sich vielleicht so er-
klären.
Fortsetzung folgt. j? Froh dp.
Das Jainendravyäkaranam :
eine Sanskritgrammatik der Jainas.
Ueber das Jainendravyäkaranam hat bisher nur Burneil
in seiner Aindra school of Sanskrit Grammarians x)
einiges mitgetheilt. Jetzt befindet sich eine handschrift des Jai-
*) p. 7; 11, note 2 ; p. 97 ff.
Das Jainendravyäkaranam. 297
nendram in der königlichen bibliothek zu Berlin, und ich beab-
sichtige im folgenden auf grund dieser handschrift Burnell's
angaben zu vervollständigen x).
Das manuscript, welches die Signatur MS. Orient, fol. 782
trägt, ist modern, aber gut geschrieben, und insofern ein voll-
ständiges zu nennen , als anfang und ende des werkes darin
enthalten sind und grössere stücke nicht fehlen ; kleinere Kicken
sind freilich nicht selten, so fehlt der anfang von IV, 4 und
V, 3. In der regel hat der Schreiber des manuscriptes die lü-
cken durch striche markiert, bei der Zählung der sütra aber
hat er auf das ausgefallene selten rücksicht genommen, so dass
also die zahl der regeln, welche sich nach der hs. auf 3000 be-
läuft, in Wirklichkeit eine grössere ist.
Die handschrift enthält auf 474 blättern mit 10 — 11 zeilen auf
der seite die sütra des Jainendravyäkaranam mit der aus-
führlichen Mahävritti des Abhayanandin , oder Abhayanandi-
muni wie er sich in den einleitungsversen zu seinem commen-
tare nennt. —
Von dem Verfasser der grammatik ist wenig zu sagen.
Sein name wird direct nirgends angegeben, weder in den colo-
phons der handschrift, wo immer nur Jainendravyäkarana0 er-
scheint, noch in dem commentare. Doch mag er etwa Jinendra-
süri geheissen haben. Nur eins ist festzuhalten : der autor des
Jainendram war sicherlich ein Jaina, wie schon aus dem ersten
sütra siddhir anekäntat — entsprechend dem siddhih syädvädät
des Hemacandra — hervorgeht, und er ist zu trennen von dem
Jinendrabuddhi 2), dem commentator der Kacika, welcher sich
Qribodhisattvadecrya 3) nennt, denn Bodhisattva ist kein titel
bei den Jainas 4).
Das alter des Jainendravyäkaranam zu bestimmen, ist zur
*) Wo ich im folgenden von Burnell stillschweigend abweiche,
thue ich es auf grund der mir vorliegenden handschrift. Fast möchte
es scheinen, als habe Burnell eine von der Berliner hs. abweichende re-
cension des werkes benutzt. - Der ädeca, von dem Burnell p. 7, note 2
spricht, lautet in der Berliner hs. nicht nas, sondern asah.
2j Nach Bühler war Jinendrabuddhi ein Bauddha ascetic. Vgl. auch
Burnell 1. c. p. 64 note.
3) Vorrede zur Kacika (Benares 1878) p. 3.
4) Bei einem Jaina würde man etwa Qrutakevalideciya erwarten ;
vgl. Burnell p. 103.
Bei trage z. künde d. ig. sprachen. V. 20
298 Th. Zachariae
zeit nicht möglich. Wir dürfen aber vermuthen, dass das Jai
nendram zu den ältesten Umarbeitungen des Panini gehört,
welche bis jetzt bekannt geworden sind oder jemals zu un-
serer kenntniss gelangen werden. Und diess besonders aus zwei
gründen.
Jinendra schliesst sich enger an Panini an als
irgend ein anderer aus der grossen schaar der späteren gram-
matiker *). Die regeln über accent und veda lässt er. freilich
aus; auch bedient er sich einer eigenthümlichen terminologie —
er ist in der Verstümmelung wirklicher Wörter und in der er-
findung an sich unverständlicher termini weiter gegangen als
selbst Vopadeva — ; sonst weicht er aber von Panini in keinem
wesentlichen punkte ab, insbesondere hat er sein grosses Vor-
bild in bezug auf die anordnung des Stoffes sklavisch
nachgeahmt.
Später als Jinendra lebte — so vermuthen wir mit Bur-
nell — der Verfasser 2) eines Qabdänu^äsanam, welches unter
dem altehrwürdigen namen des Qäkatäyana in Umlauf gesetzt
wurde und zu einer grösseren berühmtheit als das Jainendram
gelangte. Von den kunstausdrücken Jinendra's kehrt nur eine
verhältnissmässig geringe anzahl im Qäkatäyanavyakaranam wie-
der; die übrigen werden als unbrauchbar verworfen. Auch hat
der grammatiker — nach den mittheilungen, welche wir Büh-
ler 3) verdanken, zu urteilen — versucht, in bezug auf die anord-
nung des Stoffes sich von Panini zu emancipieren. So giebt er
die sandhiregeln schon im ersten päda; Jinendra hat sie, wie
Panini, am Schlüsse seines werkes. Während endlich das Jai-
nendram 20 adhyäya's mit über 3000 sütra's umfasst, enthält
das Qäkatäyanavyäkaranam nur 16 adhyäya's mit ungefähr
2230 regeln.
Nach Jinendra und Abhinavacäkatäyana trat Hemacandra
auf und wendete sich mehr der „Aindra schule" zu, insofern
wenigstens, als er eine ganze anzahl der dem Katantram eigen-
thümlichen termini adoptierte und alle pratyahära's verwarf,
jenes hauptmittel der kürze bei allen Päniniya's.
:
*) Candra vielleicht ausgenommen; vgl. jetzt W. Goonetilleke in der
„Academy" vom Januar 1880, -p. 69 f.
2) Burnell p. 103 : his name is not known.
3) Im Journal of the Asiatic Society of Bengal vol. .33 (1864) pp.
202-208; und im Orient und occident II, 691—706. III, 181—83.
Das Jainendravyakaranam. 299
Als ein zweiter grund für das verhältnissmässig hohe
alter des Jainendram kann der umstand angeführt werden, dass
in demselben, und zwar ganz in der weise Pänini's — im ge-
nitiv — sechs autoritäten citiert werden, welche bis jetzt
so gut wie unbekannt geblieben sind. Es muss freilich dahin-
gestellt bleiben, ob nicht vielleicht Jinendra nur um den Pä-
nini in jedem stücke nachzuahmen, einige zu seiner zeit unter
den Jainas berühmte namen „püjärtham" seinen grammatischen
regeln einverleibt und dadurch unsterblich zu machen versucht
habe: sodass wir es also hier keineswegs mit männern zu thun
hätten, welche sich mit einem Gärgya oder Senaka auch nur
entfernt in bezug auf alter oder autorität messen könnten.
Die namen selbst nun, sowie die stellen wo sie — in der
mir vorliegenden handschrift — vorkommen, sind die folgenden.
Gune Qridattasyästriyäm || I, 4, 34; vgl. Pän. 2, 3, 25.
Krivrishimrijam Ya^obhadrasya j| II, 1, 98. P. 3, 1,
113. 120.
Räd Bhütavaleh || III, 4, 82. P. 5, 1, 8G.
Rätreh kriti Prabhäcandrasya || IV, 3, 175. P. 6, 3, 72.
Vetteh Siddhasenasya || V, 1, 7. P. 7, 1, 7.
Siddhasena ist ein berühmter Jaina autor x); ob aber der
hier genannte grammatiker etwa mit dem bekannten astrono-
men identisch ist, lässt sich vorläufig nicht entscheiden.
Der sechste äcärya endlich erscheint in dem letzten sütra
des Jainendram:
jhayo hah || V, 4, 120 (nach der Zählung der hs.); P. 8,
4, 62 ff.
cac cho 'ti || 121
halo yamäm yami kham || 122
jharo jhari sve !| 123
catushtayam Samantabhadrasya || 124
d. h. die vier regeln 120 — 123 gelten nur nach der ansieht
des äcärya Samantabhadra.
Bei dem namen Samantabhadra kann man sich daran er-
innern, dass nach dem zeugniss von Colebrooke und Wester-
]) The Kalpasütra, edited by Hermann Jaoobi, p. 14. Vgl. auch
Weber Ind. stud. 15, 281 ff'.
20*
300
Th. Zachariae
gaard x) eine grammatik Samantä in der Madhaviyavritti citiert
wird ; und dass, wie der Tibetaner Taranätha 2) berichtet, Can-
drakirti ein grammatisches §ästra Samantabhadra in ausgezeich-
neten cjoka's verfasste, welches nachmals durch das Candra-
vyakaranam des Candragomin verdrängt wurde; „es ist nicht
bekannt, ob jetzt noch ein exemplar desselben vorhanden ist". —
Eine analyse des Jainendram zu geben , ist nicht erforder-
lich, da sich der grammatiker, wie schon bemerkt, ganz eng an
Pänini angeschlossen hat; nur selten erscheinen regeln an einer
ganz anderen stelle als bei Pänini, und nur zuweilen ist eine
von Pänini abweichende anordnung des grammatischen Stoffes
versucht worden; so z. b. in dem abschnitte über den agama
it; in dem letzten kapitel der grammatik, welches die Sandhi-
regeln behandelt, u. s. w.
Durch auslassung besonders derjenigen regeln, welche sich
ausschliesslich auf den accent der wörter (z. b. Pän. 6, 1, 158 —
2, 199) und die vedische spräche beziehen, ist das Jainendram
erheblich kürzer als die grammatik des Panini, — ist das ash-
takam zu einem pancakam 3) geworden, und zwar entspricht
Jainendram buch I Panini 1,1 — II, 4 .
II III, 1—4
III IV, 1-V, 2, 47
IV V, 2, 48— VI, 4
V VII. VIII.
Die Qivasütra's scheint der grammatiker stillschweigend
vorauszusetzen ; wenigstens erscheinen sie in der mir vorliegen-
den handschrift nicht an der spitze des werkes, weder im text
noch im commentar, und muss die behauptung des „Prayoga",
Jinendra habe nur dreizehn Qivasütra's gekannt oder erlaubt 4),
vorläufig beanstandet werden , zumal da der pratyähära at,
welcher nach der tabelle bei Burnell 4) nicht gebildet werden
könnte, an zwei stellen 5) des Jainendram gebraucht wird.
*) Radices linguae Sanscritae, p. III.
a) Täranätha's Geschichte des Buddhismus in Indien, übersetzt von
Schiefner, p. 155.
3) Pancädhydydh paritndnam asya, pancakam Jainendram ; nshtakam
Pdniniyam ; catakam stotram heisst es im commentar zu dem sütra wel-
ches Pän. 5, 1, 88 entspricht; ebenso paucakä Jainendrdh; ashtakdh Pd-
ninii/dh; dvädacakd Arhatdh zum sütra sütrdt konah (vgl. P. 4, 2, (J5).
*) Burnell, 1. c. p. 98.
5) Die eine stelle V, 4, 121 siehe oben p. 299.
Das Jainendravyäkaranam. 301
Die in späteren grammatiken, z. b. im Samkshiptasara, so
häufige erscheinung, dass die värttika's zum Panini als sütra's
mit in den text aufgenommen werden, findet sich im Jainendram
verhältnissmässig selten. Die värttika's werden vielmehr in der
regel vom commentator an den betreffenden stellen beigebracht,
gerade wie in der Kacikä oder Siddhäntakaumudi.
DieGana's sind dieselben welche Panini kennt. Nur selten
bildet Jinendra neue gana's und überlässt es dem commentator
dieselben auszuführen; so hat er näsikddi statt der Wörter bei
Panini 3, 2, 29. 30, rahasyädi vgl. P. 8, 1, 15.
Die grösste kürze ist überall das streben unseres gramma-
tikers gewesen. Daher erfand er eine grosse anzahl neuer ter-
mini technici; daher zog er die Wörter oder wörtchen bei Pa-
nini, sehr oft auf kosten der deutlichkeit, möglichst zusammen.
Anders als aus dem streben nach kürze lässt es sich kaum er-
klären, wenn er z. b. aciko yan statt iko yan cid P. 6, 1, 77
sagt; oder necy ät statt ndd ici P. 6, 1, 104; oder wenn er
bha für nakshatra gebraucht. Hierher gehört auch, dass bei
weitem in den meisten fällen die dvandvacomposita die endun-
gen des Singulars annehmen *).
Sind nun die regeln des Panini und Jinendra im ganzen
und grossen identisch — wenn auch nicht immer der form, so
doch dem inhalte nach — , so wird es einigermassen auffallen,
wenn dennoch einige abweichende lesarten sich finden.
Zwar ist es möglich, dass diesen Varianten alte Schreibfehler,
missveratändnisse oder Verwechselungen zu gründe liegen; auch
bin ich weit entfernt, denselben eine grosse Wichtigkeit bei-
messen zu wollen ; ich halte es aber, mit rücksicht auf die mah-
nungen Burnell's 2), für nützlich, sie (nach der handschrift) hier
aufzuführen 3):
Jainendram II, 3, 81 (P. 3, 3, 99) nipada statt nipata; was
nipadyä bedeutet oder bedeuten soll sagt der commen-
tator freilich nicht, wohl aber erwähnt er die lesart im
sütra des Panini, woraus hervorgeht, dass er nipada im
Jainendrasütram wirklich vor sich gehabt hat.
*) Anders Burnell 1. c. p. 99 am ende.
2) Vgl. dessen bemerkungen 1. c. p. 90.
3) Soweit sie von der autorität des commentares unterstützt wer-
den : blosse versehen des Schreibers sind hier übergangen.
302 Th. Zachariae
III, 3, 202 (P. 4, 4, 97) mada statt mata; auch hier spricht
der commentator von der Variante.
III, 4, 37 utpdda (P. 5, 1, 38 utpäta); vom commentator
mit utpäta erklärt.
IV, 1, 36 (P. 5, 2, 110) ajaka statt ajaga. Dass der schol.
zu Katy. Qr. 9, 2, 6 gändyajakät samjnäyäm hat, ist
aus dem Petersburger wörterbuche bekannt.
IV, 2, 8 cikhägdläQamyürnägriydm matoh (P. 5, 3, 118
gru°); daher (^raimatya.
IV, 3, 117 (P. 6, 3, 3) tapas l) statt tamas.
V, 3, 91 kshipä (P. 8, 2, 104 kshiyä); von commentator mit
kshepa erklärt. —
Ich wende mich jetzt zu der eigenthümlichen termino-
logie des Jinendra und gebe ein möglichst vollständiges, alpha-
betisches verzeichniss derjenigen ausdrücke, welche von Panini
abweichen 2). Meine angaben stützen sich allerdings nur auf
eine einzige handschrift, es sind aber alle stellen wo die betref-
fenden termini vorkommen — nicht bloss die sogenannten
samjnasutra's — mit Sorgfalt verglichen worden.
Manche ausdrücke stimmen mit denen überein welche bei
Vopadeva sich finden; doch ist an eine entlehnung bei Vopa-
deva wohl schwerlich zu denken, denn sonst wäre nicht abzu-
sehen, warum er in so vielen fällen von Jinendra abgewichen:
särvadhdtuka ist ra bei Vopadeva, bei Jinendra aber ga; jener
gebraucht </a; dieser ra, für dvigu! Dass aber Qäkatäyana und
Hemacandra von Jinendra geborgt haben, kann kaum zweifel-
haft sein.
Eine besondere besprechung verdienen die namen der
vibhakti's. Jinendra erfand das wort vibhakti 3) und erhob die
sieben buchstaben dieses wortes, indem er den consonanten ein
*) So lesen auch die Cändra's; vgl. oben, p. 43.
2) Die formen der suffixe etc. sind, da sie im allgemeinen mit denen
Pänini's übereinstimmen, nicht berücksichtigt. Dafür ist einiges andere
mit in den index aufgenommen worden.
3) I, 2, 156; eine „mahäsainjnä", wie der commentator bemerkt,
welcher über die bildung des wortes — es ist eigentlich das femininum
zu vibhakti — hinzufügt: vibhakticabdasi/a katham siddhih / vipürväd
bhajeh „ktickritau (sie!) khäv" iti ktic (vgl. P. 3, 3, 174) iasmdt „kridi-
kärdd akter1' iti nividhih / vgl. den gana bahvddi uml Benfey, Vollstän-
dige grammatik, §. 703.
Das Jainendravyakaranam. 303
ä, den vocalen ein p hinzufügte *), zu bezeichnungen für die
sieben casusendungen ; also :
Vrl Ip BH« kp Kä Tä Ip.
Auch ist noch zu bemerken, dass Jinendra bei der aufzäh-
lung der personalendungen mit der ersten person (mip) beginnt
und demnach die pratyahära's min und in bildet.
aya — ärdhadhätuka beiPanini; ayi = anupasarya; adhl
— sakarmaka
anya (=■ prathama) heissen die endungen der dritten per-
son; vgl. Hemacandra 3, 3, 17 trtni triny a n y a yushmad-
asmadi
ap = caturthi
asmad (= uttama), die endungen der ersten person
drambha = ddikarman ; so auch Hemacandra
in = tan
it 2) definiert I, 2, 3: käryärtho 'prayoyit. Vgl. Katantra
3, 8, 31; Särasvatavyakaranam : käryäyet ; Hemacandra
1, 1, 37 aprayoyU; ebenso Qäkatäyana nach Burnell,
Aindra school, p. 99
ip = dvitiyä; il = shash; ip — saptami
im (— upadhä); ebenso Vopadeva
uc = glu; up = luk ; tis = lup ; also umat = luntat
eka (masc; locativ eke) — ekavacaua; ebenso Qakatäyana
ep — yuna; aip .— rriddhi
kac = can; kä = pancami
ki (masc; nominativ kih, locativ kau), vielleicht aus dem
fragepronomen kirn entstanden, = sambuddhi
Icha f== lopa), null, niete; I, 1, 61: ndgah kham. Das
wort ndga 3) (verlust, Schwund), ebenso nashta, yiäcita
wird vom commentator in der regel für lopa, lupta ge-
braucht, zumal in den fällen, wo er eine karikä so zu
sagen in die terminologie des Jainendram übersetzt. Viel-
l) I, 2, 157: tiisäm üpparüs taddhulacah. Comm. : tasya vibhaktigab-
clasi/a ha Iah f acac ca , ukdrapakäraparah . tdsdm vibhaktindm yathdsam-
khyam samjnd bhavanti.
ä) Comm.: anvarthd ceyam itsamjnd / eti gacchati naeyatity it / also
it = gantd; diese erklärung kommt auch sonst vor. Nach Bühler ist it
aus iti entstanden.
s) Comm.: ndco ' nupulabdhir abhdvo 'prayoya ity anarthdntaram.
304 Th. Zachariae
leicht ist ndga ein alter ausdruck für lopa; vgl. die ka-
rikäs zu P. 6, 3, 109
khu = samjnä
ga = särvadhätuka
gl = upasarga; ebenso Vopadeva
gu = anga; ghi — laghu
na, nasal; ni = bhävakarma
ca
abhyäsa
ji — samprasärana ; ebenso Vopadeva
jha = gha (d. h. tara und tama) ; jhi
ni = ein; so auch Hemacandra
üvyaya
ta = nishthä; der comm. nennt ta eine rüpasamjnä
tä = shashthl
ti = gati; ebenso Qäkatayana
tya = pratyaya; so auch Vopadeva
tha = abhyasta
da == dtmanepada ; di = pragrihya; dl = dir gha
du = vriddha; ebenso Qäkatayana und Hemacandra
dyu (die hs. oft ghu) = uttarapada
dri = tadräja; ebenso Hemacandra (?)
dvi = dvivacana; so auch ^akatäyana
dha — sarvanämasthäna ; dhi = akarmaka
dhu — dhätu, wie Vopadeva
nap = napunsaka. Der commentator sagt, dass nap ein
terminus der früheren lehrer sei; er findet sich, wie be-
kannt, auch bei Qantanava; ob auch bei Qakatayana ?
ni = nipäta; ebenso Vopadeva
nyak = upasarjana
pa = pluta; pra = hrasva
bahu = bahuvacana; ebenso Qakatäyana
bodhyam = ämantritam
bhavat = vartamäna; vgl. Vop. 25, 1 und bhavanti bei
Ujjvaladatta
bhd = tritiyä; bhu = ghu
ma = parasmaipada ; bei Vopadeva heisst ma das atma-
nepada
Das Jainendravyäkaranam. 305
min ~ tin; mu = nadi ; mrid = prätipadika
mri(?) = ämreditam; das P. 8, 1, 2 entsprechende sara-
jnäsütram fehlt in der handschrift
ya .— karmadhäraya ; ebenso Vopadeva
yushmad = madhyama
ra ~ dvigu
rdjan und rdshtra gebraucht Jinendra für kshatriya und
janapada
ri = ru
ru = (juru; ebenso Vopadeva; saru = yurumat, vgl.
Vop. 26, 190
va (so die hs.) = baltuvrihi
vartsyat = bhavishyat ; vä = prathamä
vdc = upapada; II, 1, 79 ipdtra vdk = tatropapadam
saptamistham P. 3, 1, 92
vihhakU = vibhakti
vriddha — gotra ; III, 1, 78 pautrddi vriddham (ebenso
Hemacandra 6, 1, 2). Doch gebraucht Jinendra auch
gotra III, 1, 64 — P. 4, 1, 79, und da bemerkt der com-
mentator, dass gotra ein terminus der früheren gram-
matiker sei 1).
vya = kritya
sha — tatpurusha; ebenso Vopadeva
sa = samäsa (wie Vop.); su = ghi '; spha = samyoga
sva = savarna; I, 1, 2 sasthdnakriyam svam. So auch
Qäkatäyana, und Hemacandra 1, 1, 17 tulyasthdndsyapra-
yatnah svah
ha = avyayibhdva; hrit = taddhita.
Der commentar.
Der commentator Abhayanandin gibt in seiner Mahavritti
eine ausführliche erklärung der sütra des Jainendravyäkaranam ;
er hat dabei allem anscheine nach die Kä^kä stark benutzt,
doch müssen ihm auch noch andere commentare, darunter viel-
leicht einer, der von Jinendra selbst herrührte, vorgelegen haben.
*) Ueber Qäkatäyana vgl. Bühler, Orient und occident II, 696.
306
Th. Zachariae
Die im commentare angeführten kärikäs sind identisch
mit denen welche aus den commentaren zum Pänini bekannt
sind; nur werden in der regel, wie bereits oben bemerkt, die
dem Jainendram eigenthümlichen kunstausdrücke für die pani-
neischen substituirt: näga für lopa; vriddha für gotra; hrit für
taddhita; tya für pratyaya, u. s. w.
P^in gewisses interesse bieten die beispiele des commen-
tares, insofern Abhayanandin sich hier bemüht hat, an die stelle
der namen und Wörter, welche in den commentaren zum Pä-
nini gebräuchlich sind und immer und immer wiederkehren,
andere zu setzen, und zwar vorzugsweise solche, welche bei
den Jainas eine besondere bedeutung haben 1). Hierher gehö-
ren u. a.
Abhayaktmiära ; Abhayakumara.lt Qrenikatah prati vgl. P.
2, 3, 11
Arkakirti; Arkaktrtir Bharatatah prati
Arhant oft; Arhata heisst einer, dessen gottheit Arhant
ist, ein Jaina
Rishabha, name des ersten Arhant; o3m Rishabham
pranamata beispiel zu 2) Pän. 8, 2, 87, wo die Sid-
dhänta Kaumudi u. a. den anfang des Rigveda geben
Gautama(m) beispiel zu P. 4, 2, 64. 3, 101
Jina sehr häufig; hiranmayam Jinagriham; Jinasya jnä-
notpattim anv dgaman suräh 8); dropayati oder äro-
hayati svargaiu Jinadharmah; gamkari Jinavidyä; Jinä-
layag gobhate
Jinadatta oft statt Devadatta
Jainendram häufig (statt vyakaranam), z. b. kraiiude Jai-
nendrädhyayanäya vgl. P. 1, 3, 38
tarka, tärkika; etam chättram Jainendram adhyäpaya, atho
J) Ein gleiches streben zeigt sich auch in den commentaren des
Hemacandia (zu seiner sanskritgrammatik), der, wie es scheint, ausser
den Jainas auch den Qaivas und Bauddhas genüge thun wollte. In dem
Laghunyäsa zu Hemacandra's Brihadvritti heisst es einmal von drei bei-
spielen, dass sie „yathäkramam ^aivabauddhajatnamatena" gegeben seien(?).
Vgl. auch The Academy vol. XI, p. 51.
ä) So sage ich in der folge kurz statt: zu dem sütra welches
Pän. . . . entspricht.
3) Commentar zu Hemacandra II, 2, 38 Jinajannwt&avam anv äf/ac-
chan suräh ; vgl. Zeitschrift d. D. M. G. 33, 454 am ende.
Das Jamendravyäkaranam. 307
enam tarkam api, vgl. die beispiele zu P. 2, 4, 34; anu
Samantabhadram tärkikdh vgl. P. 1, 4, 86
tirthakrit; tirthakrit shodagah (i. e. Qäntinätha) beispiel zu
P. 8, 4, 43; auch bei Hemacandra
Triprishtha; Triprishtha-Vijayiya vgl. P. 4, 3, 88
Devanandin (ein grammatiker, citiert in dem Laghunyasa
zu Hemacandra's Brihadvritti und im Granaratuamaho-
dadhi p. 2, 9 Eggeling) ; davon Daivanandinam aneka-
gesham vydkaranam beispiel zu P. 4, 3, 115; vgl. De-
vopajnam(?) anekageshavyäkaranam zu P. 2, 4, 21
nairgranthyam s. v. a. arhadrüpani in der erklärung des
sütra varnendrhadrüpdyogydndm welches P. 2, 4, 10
entspricht
pratihärya , mahaprätihärya ; ashtamahdprdUhäryo Jinah
gegenbeispiel zu P. 6, 3, 125. 7, 2, 84
Baladeva; Bdladeväh glokdh solche die vom Baladeva ver-
fasst sind vgl. P. 4, 3, 116
Bähubali(n), söhn Rishabha's und bruder des Bharata ; Bha-
ratabähubaliya beispiel zu P. 4, 3, 88; Bhäratabähuba-
lika desgl. zu 5, 1, 133; Bahubalivargya zu 4, 3, 64
Bhadrabähu; davon Bhadrabähava vgl. P. 4, 2, 64
Bharata vgl. Arkakirti und Bahubali; Bharata vargya bei-
spiel zu P. 4, 3, 64
Meghegvara; adhi Mayhegoare Kuravah, mihi Kurushu
MeyheQvarah beispiel zu P. 2, 3, 9 1)
moksha; mokshamäryah beispiel zu P. 2, 2, 8 und gegen-
beispiel zu 6, 3, 21
Vasupala und Qripäla; Qraipälavasupälika zu P. 5, 1, 133
Qänticarita ; (Jänticaritapattakaprasdranam anu prdvarshat
parjanyah beispiel zu P. 2, 3, 8
Qalibhadra; anu Cälibhadram ddhyäh P. 1, 4, 86
Samantabhadra ; d kumdrebhyo yagah SamantabJuidrasya
vgl. P. 2, 3, 10. Samantabhadram beispiel zu P. 4, 3, 101
Sätavahanasabha beispiel zu P. 2, 4, 23
Sinhanandin, ein dichter? upa Sinhanandinam kavayah
vgl. P. 1, 4, 87; Sinhanadrydh (so die hs.) clokäh vgl.
P. 4, 3, 116
*) Hemacandra an der entsprechenden stelle: adhi Mag adheshu £'re-
nikah, adhi Qrenike Magadhäh
308 Th. Zachariae
Siddhasena ; upa Siddhasenain vaiyäkarandk vgl. P. 1,4, 87 *)
Simamdhara; Shnamdharam upatishfliate vgl. P. 1, 3, 25, 1
syadväda; nayate cärvi syädväde vgl. P. 1, 3, 36 2).
An citaten ist der commentar des Abhayanandin verhält-
nissmässig arm.
Beim namen werden nur citiert das Bhäshya viermal, und
einmal die Nämamalä — oder vielmehr eine Nämamalä, denn
es giebt verschiedene werke dieses namens 3).
Von den anonymen citaten stammt eine stelle aus Magna
(I, 47); eine andere findet sich fast gleichlautend im Mahäbhä-
rata (angeführt wegen ädyuna); sonst kommen u. a. folgende
verse vor:
anuraktah c,ucir dattali (sie) grutavän degakälavit |
vapushmän käntimän vägmi dütah syäd ashtabhir gunaih ||
vgl. Manu, VII, 64.
idam phalam iyam kriyä karanam etad esha kramo
vyayo 'yam anushangajam phalam idam dageyam mama
ayam suhrid ayam dvishan prayatadegakaläv 4) imä-
viti prativitarkayan prayatate budho netarah ||
kämakrodhau manushyanäm khäditärau vrikäv iva |
tasmat krodham ca kämam ca parityaktum budho 'rhati
Die erste verszeile auch in der Kacikä zu P. 5, 3, 115.
kälah pacati bhütäni, kälah samharati prajah u. s. w. vgl.
Indische Sprüche1 3917 und diese Zeitschrift bd. V, p. 61. Die
angeführten worte stehen auch im Bhäshya zu P. 3, 3, 167.
tasya Dronasya samgramah Säranena Gadena ca |
yugapat kopakamäbhyam manishina iväbhavat ||
danena bhogam dayaya surüpam
dhyanena moksham tapaseshtasiddhim |
satyena väkyam pra^amena püjam
J) Hemacandra 2, 2, 39 anu Siddhasenain kavayah
2) Ebenso Hemacandra (nur vidvdn für cdrvi) ; die Käcikä hat hier
lokdyate, vgl. die vorrede zur Kägikä (Benares 1878) p. 2; Kram adievara :
tarke.
3) Vgl. z. b. Pischel zu Hemacandra Präkr. I, 1P6.
*) v. 1. prakrita0 in dem Laghunyäsa zu Hemacandra's Brihadvritti.
Das Jainendravyäkaranam. 309
vrittena janmägram upaiti martyah II
Beispiel zu P. 1, 4, 42.
Purudevasya pautro 'säv Arkakirtir jitähitah |
pälayam asa lakshmivän mänavo manavih prajäh II
Vgl. die Käcjkä zu P. 4, 1, 161.
purushadhvajac,rii)geshu havirbhüshanalakshmasu |
vämacreshthävanindreshu lalamam navasu smritam II
vermuthlich aus einem lexicon.
Qäntinätho jinali so 'stu yushmakam aghacäntaye |
yena samsärato bhitir asinäkam iha näcüä ||
Beispiel zu P. 8, 1, 18, vgl. die Käcikä, und Kätantra p. 60.
Der anfang des Jainendravyäkaranam
nach der Berliner handschrift 1).
Lakshmir ätyantiki yasya niravadyavabhäsate |
devananditapüje^e namas tasmai Svayambhuve II
Siddhir anekäntät (1).
sasthänakriyam svara (2). Pan. 1, 1, 9.
halo 'nantarah sphali 2) (3). P. 1, 1, 7.
näsikyo nah (4). P. 1, 1, 8.
adhu mrit (5). P. 1, 2, 45.
kriddhritsah (6). ib. 46.
pro napi (7). ib. 47.
strigor nicah (8). ib. 48.
hridupy up (9). ib. 49.
id gonyäh (10). ib. 50.
akalo 'c pradipah (llj. P. 1, 2, 27.
acac ca (12). ib. 28.
uccanicav udättanudattau (13). ib. 29. 30.
vyämicrah svaritah (14). ib. 31.
ädaig aip (15). P. 1, 1, 1.
aden ep (16). ib. 2.
ikas tau (17). ib. 3.
na dhukhe 'ge (18). ib. 4.
') Sehreihfehler sind nach dem commeniare verhessert.
*| sya hier die handschrift (vgl. Vopadeva 3, 18); sonst immer spha.
310
Th. Zachariae
kniti (19). P. 1, 1, 5.
idüdeddvir dih (20). ib. 11.
dmah (21). ib. 12.
nir ekäj anän (22). ib. 14.
ot (23). ib. 15.
kau vetau (24). ib. 16.
unah (25). ib. 17.
um (20). ib. 18.
dädhä bhv apit (27). ib. 20.
ktaktavatu tah (28). ib. 2(5.
samjnä khuh (29).
bhävakarma nih (30).
ci dham (31). P. 1, 1, 42.
sud anapah (32). ib. 43.
katih samkhyä (33). ib. 23.
shnäntel (34). ib. 24.
sarvädih sarvanäma (35). ib. 27.
va diksave *) (36). ib. 2S.
na ve (37). ib. 29.
bhäse (38). ib. 30.
dvandve (39). ib. 31.
va jasi (40). ib. 32.
prathamaearamatayälpärdhakatipayanemäh (41). ib. 33.
pürvädayo nava (42). ib. 34, coli. 7, 1, 16.
miiasyor atah (43). P. 7, 1, 15. 16.
tiyasya niti (44). P. 1, 1, 36 värttika 3.
ig yano jili (45). P. 1, 1, 45.
tä sthäne (46). ib. 49.
stbäne 'ntaratamah (47). ib. 50.
(Lücke.)
ante 'Iah (49). ib. 52.
nit (50). ib. 53.
parasyädeh (51). ib. 54.
git sarvasya (52). ib. 55.
tid ädih (53). ib. 46.
kid antah (54). ib. 46.
paro 'co mit (55). ib. 47.
sthänivädeco 'nalvidhau (56). ib. 56.
pare 'cah pürvavidhau (57). ib. 57.
x) So die handschrift.
Das Jainendravyäkaranam. 311
na padäntadvitvavareyakhasvänusväradicarvidhau (58). ib. 58.
dvitve 'ci (59). ib. 59.
ip kety avyavaye pürvaparayoh (60). ib. 06. 67.
nacah kham (61). ib. 60.
ubujus (62). ib. 61.
tyakhe tyäcrayam (63). ib. 62.
nomata goh (64). ib. 63.
antyädy acash tili (65). ib. 64.
upäntyäl un (6^)- ib. 65.
yenäli vidhis tadantädyoh (67). ib. 72 1).
akshv ädy aib duh (68). ib. 73.
tyadädih (69). ib. 74.
eil pragdece (70). ib. 75.
va nämnah (71). ib. 73, varttika 5.
an udit svasyätmanäbhävyo 'taparah (72). ib. 69. 70.
antyenetädih 2) (73). ib. 71.
asainkhyain jhih (74). ib. 37. Th. Zaeharuie.
Vertretung von r und 1 durch a im Griechischen.
Wenn man siebt, wie regelmässig und in wie weitem um-
fange im Griechischen die silben ev ve [.ie sich zu a verkürzen,
kann es von vorn herein gar nicht auffallen, dem a als der ge-
schwächten form der silben £Q qs, el Xe resp. oq u. s. w. zu
begegnen. Für a : to glaube ich zwei sichere beispiele beibrin-
gen zu können.
(.laTteiv ist aorist zu Iud(>7tziü und kann daher nur als
(.fQTteiv gefasst werden, wie es bereits Saussure Memoire p. 7
thut. RV. 854, 7 vam 1 sg. aor. zu vpiöti kann hiermit kaum
verglichen werden; s. Benfey Gott, nachr. 1880, s. 195 f.
Ebenso sicher ist a = r in oxa-Tog gen. zu oxcoq Koth.
Saussure freilich deutet a. o. p. 225 oxa-vog aus oxv-Tog,
indem er okioq fälschlich mit skt. gdkrt cdkne zusammenbringt.
Es liegt jedoch auf der hand, dass zu gakrt, agva-gaka „pferde-
*) Vgl. varttika 29 (in Kielhorn's ausgäbe des Mahäbhäshya, Bom-
bay 1878), und Paribbäsbenducekbara, XXX.
■) Ganz anders lautet dieses sutra bei Burneil, Aindra scbool, p.
98. 99.
312 A. Bezzenberger
mist" vielmehr '/.öitqog und xaxxäy, lat. cacäre, altir. cacc „koth"
und lit. szikti „cacare" gehören , dass, dagegen mit oyj&Q an.
JI^S^gSfc^^^-TiIBi^".!,, ksl. gfc^/^schmutz" sfarma „be-
sudlung", skr. ava^fayxt „excremente" zu verbinden sind. Ist
somit das q in öxcoq raoical, so kann oxa-rog nur aus oxq-
zog entstanden sein.
Demgemäss setze ich auch rj7ta-Tog unbedenklich dem sskr.
yakr-tas gleich, gf. jeqr-tos, ursprünglich ablativ zum nominativ
jeqor = l&t.jecur = zend. yakare. Auch töa-tog : v'öcoq av-vdqog
vÖQaivof.iat und övSa-zog : ovd-etQ sind als vög-zog, ov&Q-tog
zu denken (vgl. Benfey Gr. wll. II, 310). An sich könnten
vda- und ov&a- ja ebenso gut nasalstämme sein — vgl. sskr.
uddn, ü'dhne — aber ein solcher ist für vöojq nicht im Grie-
chischen, für ov&ccq nicht einmal im europäischen Sprachgebiete
nachzuweisen, denn auf den ital. flussnamen \ Oufens wird wohl
niemand bauen wollen. — Gehört ra%ög zu tq£%üT?
I Tür a — l habe ich nur ein, leider diabetisches, vermuth-
' lieh böotisches beispiel, nämlich yaxov — ■ yXvxv in den hesy-
chischen glossen : | .yetzks fjdetog; Faxeiai ' Plv^iiai; yaxov • fjdv,\
ylvxv ; yaxovdta • ijdvoftQTa und yay.ov7tioveig ' ^oHCOTrjg. Von'
Seiten des sinnes würde \s sich sehr empfehlen, aufch ya-vaco
als yX-vdin zu fassen und damit zu ytXuio, yXijvog zu stellen
^ A. Fick
X _
A im ablaut zu e und ö.
Die tatsache, dass a häufig neben e und 6 als ablaut steht,
ist von de Saussure und Mab. low anerkannt und beachtet
worden, aber, wie mir scheint, nicht zu allgemeiner anerken-
nung gekommen. Diess veranlasst mich, dieselbe im folgenden
noch einmal zur anschauung zu bringen, das übrigens im
wesentlichen selbständig entstanden ist und Vollständigkeit nicht
erstrebt. .
aeocc „schlief" .• ccioteo) „schlafe" A lavto dass. (entgegenste- \
hende Zusammenstellungen bei L. Meyer KT zs. 22, 530 ff.).
ßeßrjxa, ßrjXog „schwelle" 1), dor. ßovßrJTig (vgl. kret. sp-
*) Lat. betere (hitere) zum beweise für die ursprünglichkeit dieser r\
heranzuziehen, wage ich nicht wegen des unklaren osk. baiteis auf dem
stein von Attilia.
A im ablaut zu e und 6. 313
ßerj Cauer Del. n. 43, z. 15, das Ahrens II, 338 in efißj}
änderen will) :\ßwftng,- ßatvto, ßdoig. ^y^yj'^
*diijui „scheuche" : ökoxw „jage" : ötdxTOQog. h*^
Lrj&i, Lrjatov (Epfcharni) : Ltoog : Lato.
J $bpt£v ,, häufe" : Üiouög dass. : ^3tfjA,,z\i häuf". -
xij&ig : xio&tov : xva&og (aus *x/ath)g) und xdv&aQog
„bescher".
xrjfprjv „dröhne", xexijtp£"t£\hrjx$v (Hesyeh) .-xiotpog „stumpf":
xsxcMprjojg.
xXrjfta „sehössling" : xXiov dass., ■/.Xo'jfiag' „Steinhaufen"»
xXwftaxotig „felsig" : xXdto „breche".
TZ&lTTJUtg : 7lS7TT(OV.a ." TCXO.UO.
Ttrrjaaw : TiTOJooio „sich ducken" : stztoxop (vgl. lat. quac-
tus Froh de o. I, 330).
QrjYWf.iL, avv6QQt]xvai (#• 137), sgQtjyeia (tab. Herac. A. 18):
sggwya, qw^ und qioyftög „riss" .- sggdyrjv, iTtSQQayrj (II 300 1
vgl. ndd. irrarl- Fröhde K. zs. 22, 2(59).
mhd. rasen : sgcorj „jede rasche bewegung" : eJ-egdto „weg-
werfen".
ipfjv „reiben" (natürlich nicht aus ipdeiv), xctT-sif.irjf.tai :
yj(OQa „kratze", xf>co/u6g ,, bissen" : xpdw, ifiaito „reiben".
iprjyw „zerreibe : iptoyw dass. : ifiaxxav • Trjv xpioxTijv ftaLav
(Hesyeh), xpacpaqög „zerreib bar".
Die ablautsreihe , welche diese beispiele veranschaulichen,
ist innerhalb einer spräche nicht immer vollständig erhalten.
Unvollständig sind z. b. die folgenden reihen:
drjto „werde finden" : öedatog „gelernt habend".
dijg~ofiai : sdaxov, ddxvio „beisse". \ . /
SQijfiog „einsam" : dgdfisvai • ijovyd'Cstv (Hesyeh). \\/ r
j^cT^acht" : U7.i'v, dxswy „still", dv.t) ' tjOcyta (Hesyeh), \^
uv.aXec-QQUT^g „sacht niessend".
rjTQiov „aufzug", sji-rjTQiftog „dicht an einander" ; axTOftat
(— dtdtoftat), srcaaovTSQog „dicht gedrängt". / ^*
lakon. HXrjfog (Ärchäol. zeitung 34, 49) : äol. sXXatlt. l/0^
'~ixsya]del'<^s(x£)xu^tjnu^i\.lesych; vgl. k&y&kce) : homer. /
'.aik)VTO. ^-»««^ Ar
sxrjfc Ixdrjv, xalto „brenne". Vgl. lak. xsavav, delph. xrjvav CIA.\ r S
Vif), kypr. fuyaxrjvsvg Philol. 35, 94, xrjta' Y.aildQftaTa Hesyeh. \ \^
xlyQijfiL „leihe" : xi/gdu) dass.
XTrjo&ai (Ahrens II, 131) : xTaofiai „erwerbe".
Beiträge z. kundod. ig. sprachen. V. 01
i
314 A. Bezzenberger
Xrjyoj (Ahrens II, 153) „aufhören" ; Xayagög „schmächtig". ,
a.7t&hrf*.a • aTCtQQtoya . Kv/tpwi (Hesych) : Xä>U.g, Xdxog „fe-
tz^»ÜJ^gl. ljtfr laG£f^ik!^aH^^ ]/
/y^M^-^^-^ *Aow, Xa/uvgog ,,keck"(?). .
/ lit. l'ekti „flattern" : Xcntxi'Oo „zappeln". IjT
Tjii^Slit. ^ftfajtfi „sich gelüsten lassen" : [m%Xq(: „geil" , preuss.
I (ifjxig „ermessen" : (idxiov „kleines maas". \ *
lf r/* a(irjxpg „ernte" (vgl. mhd. mcejen) : ä/ndto.
ksl. (mhieti „meinen" : ((ivä(ia, vgl. z. b. Cauer Del. n. [
32 :) (ivdo(icu.
7tt]%xlg (Ahrens II, 153), 7tr/yvv(u (vgl. lat. pfyi aber dor.
ntTtäya) : E7idyrjv.
delph. mjXs-, böot. txeiXe- (Meister o. s. 228) : att. xtjXe
„fern" ; TtdXai „eheinals" (Collitz o. s. 101). ,.
. 7trJQfit%^(o)7thdio?**q^ %wq(xv xov>»^ov (vgl. got. fehi^:
wtd, >r«e«.
r
<,
Ttag
7ti(i7tXi](u : 7ti(i7tXdvai
7Tl(l7tQrj(ll : 7tl/U7tQ(XVCCl, 8 (.1711 (.171 QCCO).
Q*jy°S „bunte decke" : xQvooQayig • %Qvooßetq>eg (Hesych).
orJ7tO(icu „verfaule", vgl. arjTcia Epich. 33 : EodTCtjv.
t'oxXrjv, dor. E^EaxXr]x6xEg : cc7tooxXalrj • dTto^rjqaivoLxo (Hesych).
acprj^ „wespe" : acfdxxw „schlachte".
%r}Tig „mangel" : yja.xiC.ui „entbehre".
XQfjfKx, XQri(JT<^S (vgl. lat. res Fröhde K. zs. 22, 251 und
umbr. yestef, reste) : xQdotuai.
ßXto&Qog „hochaufschiessend" ; ßXaoxdvio „hervorsprossen".
ygcovog „ausgefressen" : yqdoi, ygaivoj „nagen**.
öüjqov „die breite der flachen hand" : ddgiv • 07ti&cc(Ujv .
IdQxddeg (Hesych).
i'ocDg „liebe" .- sgawog „lieblich", £Qa(iai „liebe'
eqacpoQog (Hesych) .• tcooyöoog.
lioXi<^(prj(i}^dsiX)] (Hesych), 7h»4 „gesNtfei" .- laXL
:eg (Hesych). ^*v ^v"
i KorjTEg
^~~ Y.t,viÖ7tExov „gefährliches tier", xvioip dass. : waTixio „zer-
reissen" x).
*) Dass in xvmp , xvdnru) und xvtoäaXov (s. o.) echtes * eingebüsst
sei, ist, unwahrscheinlich; das letzt genannte wort scheint mit xtvadog,
(pvo-)xlvSiog ,,(e3el-)treiber" und xivdwog zu an. hitta „finden, treffen",
A im ablaut zu e und 6. 315
Isyliod-to „spinne" .- xdla&og „geflochtener handkorb", f
KvajöaXov „tier, wildes tier" : xivadog „tier". -.f
xvwdwv „jagdspiess" : xvaddXlerai • xviföeTai (Hesych).
xco/xa „schlaf" : xdfivco „ermüde".
fauJMv „erwüii^öiiter" : ditoXm^i „geniesse", lat. Ltfwnia,
giiVC^iHimds* === kymr.fWfrtiWL. körn., £«w2ft-"^hilaris, B&atus".
fitoXtoip „strieme" '.• aifidXtmp ( — a^o^ualw^J^^tstriem e " .
fuoo&ai (Ahrens II, 349) .- fidofiai, fiatofiai , fiaiftdtD
(.- fiävig Ahrens II, 153).
/ evto7Trj&r], vEvdimqKxL ' T£TaTt£ivtoT(u.xaTa7r£7tlr]xrai (Hesych) :
(vdrcij^ vditog „waldschlucht".
oIotclotti „der fettige schmutz der ungewaschenen schaaf-
wolle" : onaxlhq „dünner Stuhlgang".
öAiölr^ „wurm" : oxaXrjvog „krumm".
ow%a) „zerreibe" .• oa%v6g „locker".
rtKTiov : zexvaiva x).
TQioyiü „nage" .- sTQayov.
tqcücü „verletze", TQf.ovf.ia : TQavfia.
\ rtu^l^w ,,spoTt!^Hi££ke"> &üiTfx£,Ei • hirtaitei . yrXsvdtei (He- ! ly
sycnfTäTdo&alog „frevemMfc" (vgl. mhdj;^jM^tactei^|ßhler"). I
oiyavov „radschiene", nf-Qiföyava • €7tiafftoTQa (Hesych)
ayvvfu „biege" (: kaya). /
idXsxQavov : aXag ■ Tcr^vg, l4&afidvtov (Hesych). ^/% A/äri L,
aQrjyio „helfe" : aQtoyi] „hilfe" (vgl. lit. reyeü „schauen",
altsächs. rokian „sorgen").
/ arjfu „wem?:~? acorov „flocke".
*0mßlrjfia „wurf", ißXrjfirjv u.
s. w. ; ßhofiog „bissen" (vgl.
-/.aßXtsi • Y.axaniv£i Hesych).
evlrjQa „zügel" : svXwazoi • svvcpeig (Hesych), Xidfia „säum"
(lat. lörum).
&rjo&ai „saugen" ; dtoo&ai • daivva&aL (Hesych).
xQrjfivog „abhang" : -/.Qiofiat; „felsen" (anders Bugge K. zs.
19, 420).
hetja „mutiger mann", hutr „hass", nhd. hast zu gehören. Einbusse eines
echten i hat aber stattgefunden ausser in nvvrog = nivvxöq (gebildet
wie "OQVvrog) in nvxvög = nvxivog.
*) Das « der mittleren silbe kann ebenso wenig wie das in ovofiatvw
u. dergl. enthaltene als schwä aufgefasst werden; demnach sind in der
von mir o. III, 100 anm. aufgestellten regel die. worte „ein als schwä
aufzufassendes" zu streichen.
21*
k
316 A. Bezzenberger
y.vQTjßcct(x> „wie bocke mit den hörnern stossen" : x.Qtoßv-
Xog „ein mitten auf dem scheitel emporstehender haarschopf".
Tcriixa. „leid" (Ahrens II, 153) : TaXai-rcioqog „mühe er-
tragend".
UauTj%Lo „abreiben, abwischen" : aaioxco dass. «w
itv&Q>'jV>j „biene" : #£W>or| • y.yqj^v . .z/d'/jovsg -(ilesych). ;
X*JQ°S, „beraubf^S^w^/g „gesondert, ohne".
Dass a vielfach ablautsvocal zu rj und 10 ist, beweisen die
obigen Zusammenstellungen zur genüge, wenn auch nicht alle
unanfechtbar sind ; was besonders gegen einzelne von ihnen ein-
gewendet werden kann ist: 1) dass den bez. ^-formen dorische
ä-formen zur seite stehen oder gestanden haben mögen — etwas,
das nicht überschätzt werden darf, da dor. ä zuweilen aus son-
stigem r\ hervorgegangen ist x) oder hervorgegangen sein kann
(vgl. däXeo/uai : drjXeof-iai {: ddXkei • ■/.axovQyel?) , lat. deleo;
dßa : fjß-r], lit. jegä, F i c k o. III, 126 ; Wqo^ : ymolvoc. lat. ceru,
Schrader in Curtius' Stud. X, 321 (aber lit. köris); el. rrazäg,
dvars^ä u. dergl. m.) , aber auch nicht zu unterschätzen ist,
da, wie oben schon mehrfach zu erkennen war, auch zwischen
ä und d und zwischen ä und 10 2) ein ablautsverhältniss be-
steht (vgl. ädvg : evaöe; &väOY.w : &dvdzog; xcntlg : -A.ayy.vXag '
*) Vielleicht ist diess gerade durch den ablaut i : ü veranlasst, in-
dem dem ä zu liebe 4 in d verwandelt wurde. In gleicher weise scheint
das d von lit. bälü (.• bülaü , vgl. ksl. belli) und szülü (.• szälaü , vgl. lit.
szeszelis) entstanden zu sein.
2) Vergl. ausserhalb des Griechischen die german. ablautsreihe fa-
rid : för : faranz , in der, wie ich jetzt annehme (vgl. G. g. a. 1879, s.
819), zwei aus der grundsprache stammende ablautsreihen ä : a und 6 :
ö) zusammengeflossen sind, und lit. dü'ti : preuss. ddt (dessen ä jedoch
in ähnlicher weise wie das von lit. bälü, szülü entstanden sein kann) und
lett. nätra ,,nessel" : lit. nutere. Sehr zu beachten ist , dass auch & und
d öfters im ablaut stehen, wie schon in einigen der oben aufgeführten
Zusammenstellungen zu bemerken war und weiterhin das folgende zeigt:
orJTQK, ßQrjTWQ : elQUVU, ßftÖXQU.
.TiiVTrjxovTa, fetjrjxovTK : quinqudginta. sexdginta
ri/Acci : lat. dmis.
( ' ;- rjfii : äv-crivo/LiKi^ crivog : äjo (adügium aber gehöht zu adigere).
..Lit. pTfcftu ,,mache breit" :~*Jil(dü.s "--- nlcavg : pl('>u^y^?
Lit. s'edmi „sitze" .• sodl't „setzen".
) : lit. romas ,, sanft".
A im ablaut zu e und 6. 317
xnxiöag (Hesych) ; xex/ucuog : zdf.iavog ; %otä(.ti : Hazctf-inv ; errtäv :
titräf.irjv; Idttco : ela&ov; trläv : rtxla&i; ßläyd (Ahrens
II, 138) : ßlaydv • 6 ßdxgayog (Hesych; vgl. ahd. claga „klage"); t
&at;ca (Ahrens II, 343), 9rp/w „wetze" : ütoyöüg, Ted-wytävoi
„berauscht" (Hesych) : kret. fpdyqog „wetzstein"; rtd-äcpe (?
Kühner Ausf. gram. I, 832), reürpca : üojrttw, üwxp : zacptov,
^äf.ißog; xexläf Alcm. 7 (Bergk), xexA^ywg : xlaitw : xldtü),
"/.Idyl-io (vgl. lat. clango); TiiyiQäya^: xgiotio : tvey.gayov, xgätw;
Oivayäyoya : dyiuyog; 'ioxä^it : oxontil- • do"/ig-^nHvri (Hesych); \~*
(pä(.ii : (piovrj; gdl; (gäyog, lat. fräga) „Weinbeere" : (>(££, dass.); -~-«-
2) dass r] und 10 nicht nur durch a, sodern auch durch den je
entsprechenden kurzen vokal (e, o) abgelautet werden (zid-rj^u:
Ti&£f.tsv, dldcoi-ii : öiöo^uv u. s. w.).
Die zuletzt hervorgehobene tatsache legt die frage nach
dem gegenseitigen verhältniss der ablaute e : ä, 6 : ä und e :
e, 6 : ö nahe. Ich gestehe, darüber nicht in's klare gekommen
zu sein; denn wenn jene auch weniger verständlich sind, als
diese, und wenn jene auch öfters neben diesen erscheinen (vgl.
ßcoTWQ, ßiöxig : ßno-Aw , aber rcqö-ßaxa; didcof^u : dovog, aber
lat. (latus ; ii]f.u : dvhoo^ai : dcpszog, aber lat. sätus; egcog :
sQog, aber egavvog; lit. tetis : thra, aber rdtra; nrjXidvog (He-
sych) : TteXidvog, lit. pele , aber lat. palleo } lit. lekti : lekiu,
aber XaxTitio), so sind die ablaute e : e , 6 : o doch so natür- |
lieh und so weit verbreitet (z. b. d{irjTog : lat. Dietere ; X£**r](pe:l t
lat. hebes; f.trjöo/nai (ksl. mera) : (.itdof-ica, germ. metan; lat. [^
möles : molestus ; öiöiü/hl : dofsvat, umbr. purtuvetu, lit. daviaü ;
ßltjXQÖg (Ahrens II, 150) : lit. gleznus „zart" u. s. w.), dass
ich sie nicht für unursprünglich halten kann. Ich muss es des-
halb zweifelhaft lassen, ob die o, bez. ä von z. b. ksl. Jcolü „pa-
lus" (lit. M'las : an. hcell Bugge o. III, 103); ksl. ocholü „su-
perbus" (irj^i u. s. w., s. oj ; ksTr^r^f^ gof.'
])Yex&L<!<tr/rhL .,inflekS£ (&rjo&a£~7lfLüodca) ; lit. Idpe fdlwTtrj^)
Ksl. reko „palpelira" : lit. voka ^äeckeY •{akesvokä ,}*«
lett. väks dass. (azu vüki „augenlicder" ; \g\\omia • öipQvdia!:).
Lit. (jr'ebti „harken" (vgl. girbsznis „griff") .• sityrobt (in zemaitischen ;
Schriften) „ergreifen". t
\Ahd. kndan „erkennen" .• i-yviov, lat. nötus : lat. giidrus „kundig", t^y^
lit. zmoh.yr^
Tvrflios , yfytr>iyui, xualyvr\rog .-'yveorög „blutverwant" , lett. fnöts
„Schwiegersohn" : lat. natu», ndtio.
lar^wriu : lat. strdvi.
j KsTn^Wn^hd. .^fBPTypfeihtpii^c
318 A. Bezzenberger
lit. Ikamhil^, „platftiwa^ \xfrn/iUtt>) ,• lit. zägaras „reis" (lett.
I'clnitii\- <mf. frm/ifin- ( :rnit')'i'nr\ • jrnt. hluhhin ( v)..inaniii\ ■ krini-
ohUgi) ; got. frauja n- ( ;r,Qto'iog) ; got. hlahjan (x.fooooiü); krim-
(^oV); ahd. jagön (lco>u'j) ; ~&kd. lubon „laben" (XuT-
jcqjjl aaffll*yMggg „nh^h lecltareien sEfcb&n" (vafys^ovjl mhd.
p^ew '„babkgn" U^y(^)| griechischem o, oder a gleichzustellen \f
sind. Dass da§ letztere~roöglich wäre, lehrt weiterhin das fol-
gende.
lat. aries (gr. (a)Qavig • elarpog Hes.?) : lit.| $
t I lat. cälim : celo. . \
I ls lat. Mb : cepi : gr. -^^^!T
teti.'facio : feci, osk. fifikm (Bugge Altital. stud. s. 31),
gr. e'^xa. Fäcio verhält sich zu eörjxa und Ti&tyu, wie diav.-
toqoq zu öuoxw und dir}f.n; es ist folglich aus dem schwachen
perfectstamm gebildet und gewissermassen ein präterito-präsens
(vgl. sikul. x«xAüzw, Ähren s II, 328). Ebenso sind nun ca-
pto, jacio, frango x); pango u. s. w. zu erklären ; sie haben ältere
präsentia verdrängt, welche mit den zugehörigen perfectis im
wurzelvokal (e) übereinstimmten. <
^ lat. faTfa^: gr.^Tytojaai^ „betrftEjqr" l^vpcpcohog „nichtig",
lat. af-fätim „zur genüge" : &fjo9oti : iraio&ai.
lat. lussus „schlaff' Vg^^Zg^riftss^ : got. Uta : lailöt.
/ Ist^mene „beinahe" 2) :' penuria „mangel".
^x*lat. potior : 7iij(.ia : TaXal-rtwoog.
lat. rätus, got. raßjö : lat. reri.
lat. sätus, saeculum (Fleckeisen Fünfzig artikel s. 27)
sevi, semen.
l^rnm jL*}^ sa^rn^ an>s§a# „kurzes schwert" : ksl. seka „caedo".
lat. "^päüum „r1l*^n?Ns>s^it. Isp^ü^m^Q, hafesn^ : ahd. spuot
-da" <■■
„erfolg*
lat. äcipenser, äquifolius : ocior, wx.vg.
lat. amarusj'skr. amla\ gr. id/uog.
t-
*) Unrichtig habe ich das a solcher verba früher (G. g. a. 1879, s.
823 f.) für schwä gehalten. — Beiläufig bemerke ich, dass nasalierte for-
men, wie pango, frango, tango , durch ihren ablaut als relativ jung er-
wiesen werden.
2) Das ae dieses Wortes steht neben dem e' von penuria , wie z. b.
das ai von ijjcttcj, ßaCvw neben dem r\ von ipijv, ßovßrjTig. Vgl. weiterhin
saeculum, paedor , ahd. gen. So bekommt auch das verhältniss von eot.
laian , vaian, saian zu lit. löti, arjfii, lit. s'eti und von ahd..;cÄ7efcN „zifes^
lHdi", gr. ylatrvi^ rä XajjnQva^iara roir 7itqiXi(ftt).atm>^ oior ri&iiQtg (He-
sycn^zu yÄ^ro^, ,prach^tück' ' ein etwas anderes aussehen.
A im ablaut zu e und 6. 319
lat. cano „singe" : cicönia „storch". .?
lat. cätus „schar ftohend, scharfsinnig" : cos „Wetzstein". lA
lat. acutus : dönum. r •»■»•■w»«» n .. . «,,^)WPW% ^J
lat. nätes : gr. viTrog.)
lat. paedor „schmutz, gestank" : xpiöa „fäulniss". j
t lat. \a£/s ,„floss", ir." f'/W'^ti^sie önTTTtderign" : anT^a |4*lt
\ -"■■■•l"'" -^^ ■ ■ .1 ■■ Li... .i ,.., :_...LUI, ,„ ■ .»i iifw^ *
„rudern". ^
"Cl^ phryg. attagus Arnob. 178, 19 (Reifferscheid) ; attrjyog,
skt. chdga , germ. slcepa- (Fick o. s. 169).
lit. in-das „gefäss", iz-das „schätz", nti-das „gift", pd-das
„fundament", pr'e-das „Zulage", su-das „gefäss" : deti (vgl. skr.
-dha : -dhä).
lit. draskyti: sndreksti „zerreissen" (unsicher wegen dreskiü).
lit. randh „finde", skr. rädhyaü „in die gewalt bekom-
men" : got. reda : rairoß. a
lit. slapstyti : slepti „verbergen".
lit. vagiü „stehle" : vogiaü : ksl. veza „cella penaria" :
iioyrj „schirm, schütz".
ksl. mhtib -,-,te4iculus", lat. madeo, gr. uaödo) : vfäctrNü- iX"
, —- ■--.. , , TT***** ■**— * ■*— "» ■ - ■!« ■..■«■» ',^V-"^V *
zog „mann!, s^am". ^V. x
IcsTT^oHt „uBe?" : speti „maturescere".
german. blada- „blatt" : mhd. blwjen „blasen , schwellen". , * \
got. fac/rs „passend", fdhan „ergreifen" : ga-fehaba „ehr- .JA'\0 -J "*•
bar" : ahd. fuogt „passlichkeif
go€~gatvo „gasse", ahd. gen, lett. gaita „gang" : ahd. gän,
gdhi.
ahd. smul „klein" i^^p^^^j^. ff
an. taka „fasseir* : got. teka : taitok. H
got. aleina „eile" : gr. io?Jvrj.
germ. f allem : lit. pü'lu „ich falle". \ j
got. gaurs „betrübt, traurig" x), skr. ghord „grausig" : gr. /
Xwofiiai „zürnen".
Dass der ablaut ö : a auch in endsilben eintreten konnte
mag endlich die folgende proportion lehren:
skr. bhärä(mi) : jabhära, xvmo) : ttTvcpct, got. nima : nam
= skr. cinve : deinvi. A. Bezzenberger.
*) Aus *goura- wäre got. *görs geworden, wie got. bairos = skr.
bhardvas lehrt. Nur wenn man von dieser form ausgeht, versteht man
jene. Vor der endung der I. dual. präs. war der thematische vokal in
der grundsprache also gewiss vielfach, möglicherweise durchaus lang.
320 A. Fick
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja).
Im frühjahre 1877 fand F. v. Duhn auf einer reise durch
Achaja in Kato-Achaia, dem alten Dyme, eine reihe von in-
schriften, darunter 4 grössere, aus der zeit und im dialecte des
achäischen bundes. Der druck des reiseberichts (in Mittheil, des
Deutsch. Arch. Inst. III, 1878, s. G ff.) verzögerte sich und so sind
die inschriften, nach einer bemerkung des herausgebers a. a o.
s. 78 „inzwischen im Bull, de corf. hell. II, 40—44 und 94 —
99 nach abschriften des hrn. Martha veröffentlicht worden".
Da die quellen des achäischen dialects bisher nur sehr dürftig
flössen (C1G. 1542—1558, Le Bas 362-373 und 373b), unsere
kenntniss desselben in folge dessen nur gering war (vgl. Ah-
rens Dial. I, 234), so scheint es nicht unangemessen, die in
manchem betracht interessanten documente hier zu wiederholen
und einer kurzen besprechung zu unterziehen.
1. Bull, de corr. hell. II, p. 41 s. (Martha). Sehr wohl
erhaltene inschrift, wie es scheint, des 3. jahrh. In Umschrift:
1 *Eni &£oy.6Xov ^giaxoXaida, 2 ßovXdqyjov Tifioxqdxeog
3 nqoaxdxa KvX(X)iog, 4 ygaftfiaxtaxd dauooi 5 ocpvXdxwv
Mevdvdgov 6 xovaöe d rtoXig noXl 7 xag eTtoirjoctTO ovfi7toXe
8 (.iTjOavisg xnf.i7t6lEi.iov 9 y.al xdfucoXiv avvdia 10 oauoa-
vxsg- ■HQivaaa xa 11 #' %va %v.aoxov.
12 Oihov Ggdocovog 13 ^dvxiov l^Qiaxaivtxov 14 KXsmpdvrjg
Tiuocpdveog 15 Nixofievyg Tiuocpdveog 16 L4&avddag ^Etcevy.-
xov 17 ^ErtixiXiqg Kovtovog 18 KXttov EmzeXeog 19 NUcxq-
Xog NiytccQXOv 20 2ain'6ag Tif.ua 21 EivctQyog Tifiia 22 ^Aqi-
oxödaftog MeyaxXtog 23 Evanxog Meya^Xeog 24 GQaovßovXog
!s4d€ifidvxov 25 vlvKiog Nr/Mvog 26 2dxiQog L^gloxcovog 27
Evqxxfiog QiXoddfiov 28 (Dilöfirjlng Evötv-ov 29 2woix.Qdxr]g
^dXe^uovog 30 ^toxiiov SwoiXQdxeog 31 EvxQazrjg 2xQOfiß(iyj-
d)a 32 Evdo^og Qso&vov 33 KXecov l4Xe(^/)wvog 34 Itvd-itov
Evt-s'vov 35 ^iercxlvag jt&Ttx'iva. 36 Bsvodoxog NevfirjvLov 37
TifioxXrjg Xaiqect 38 Ttfttov EvdvÖQOv 39 QeoxXrjg ^Lficovog
40 IIvqiov IIvQtüvog 41 Uvciovog.
Auf der rechten Seitenfläche des steins:
42 Nixddag 43 NixdvoQog 44 MevioxQaxo(g) 45 OeonöfiTiov
46 Jctftovidag 47 JSer/.oXdov 48 Bov$viov 49 ITqoxqizov 50
Juvlag 51 Qt]Qi'tüvog 52 yleiov Bov&vwvog 53 JSizccQxog 54
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 321
KXeofpdveog 55 TloXv^evidag 5(5 Mvaoirtnld{a) 57 Sohjl-
azgazog 58 Jeivia 59 .Jgd/.ag 60 ©sodöVoi; 61 ^a/tildag 62
Evdgyov 63 Bevoydqrjg (54 (Üs)£va(>£Og (55 (2)o')OnZ7tog 66
(H^axXetda (57 (Ev^irjXog 68 (!4(7)xAa7r*o&-j>?; 69 (M^)vo-
dwoog 70 CAo)y.l(X7nodü)oov 71 (lEQ)ucuog 72 (T)liiuovog 73
OiXtazog 74 (HQa/.ldda 75 JccudzQiog 76 l47toXXocpdvsog 77
JVtxoax^aroc; 78 Jiovvaiov 79 Läf.i/.uoviog 80 Ileioia 81 (c-^,)-
cpaiorog 82 Agiozo/Xiog 83 {J)q6(.uov 84 ..(.uovog.
Der acc. pl. der consonantischen stamme auf «g in 7. 8
avf.i7toX£jiirjOavTig, 9. 10 ovvdiaocoioavzsg findet sich ebenso 3,
z. 4 SajLiooiocpvlaxsg, 3, z. 12 Toi>g eAaffffoyeg. Man vergleiche
damit die accus. 7tXeloveq, yccgireg des neuelischen dialects (Da-
mokratesinschrift Archäol. ztg. 1876, p. 183 f.) und (drriöei^av)
(.iväg öexazezoQtg der alten delphischen inschrift bei Wescher-
Foucart Inscr. de Delphes nr. 480.
3 ÄüA(A,)tO(,\ Der name Ä/uAAtg scheint kürzung von KvX-
Xdvwg, wie ein Dymäer des 2. jh. CIGr. 1543 (ziov tzeql KvXXd-
viov avveÖQwv) heisst. Aehnlich hiess ^EQ/nfjg KvXXyviog auch
KvXXiog nach Steph. Byz. s. v. KvXXqvrj „xat KvXXiog Xeyszca
EQ/iirjg KCtzd ouyx.07vrjv zov KvXXrjviog".
31 2TQ0{iß{ixid)a , Martha: 2zoo[,tß(vXid)a. 41 Htsgco-
vog ist sicher. 69 (iHry)vo(J^oc , M.: (Zij)v6dwQog. 72 (T)t-
/ncovog, M. gleich gut (2)if.i(avog. 81 (!A)fpaiozog, M.: (c'H)rpato-
zog wider den dialect. 84 ../tuovog kann Jäiuovog, ''Eg/ncovog,
2d/Litovog, ^ifuovog, rrlf.uovog gelesen werden.
Mit 14 Klsacfdvrjg vgl. KXeayävrjg CIG. 2265b ; das o in 46
Jafioviöag ist vielleicht alterthümlich ; die jüngere Schreibung
ei für 7 in 47 NsutoXanv steht ganz vereinzelt.
Die namen 23 Evarvzog, 48 Bov&rtov 52 Bov&vtovog,
51 OrjQviovog sind neu.
2. Bull, de corr. hell. II, p. 94. Rechts vollständig, links,
oben und unten verstümmelt. Links fehlen 11 - 14 buchstaben.
Der nachstehend mitgetheilte ergänzungsversuch regt viel-
leicht berufnere an besseres zu leisten.
Z. 1—12.
1 . . . . (htl x)o7gde etfiev zdv 7ioXiz(eiav) ettoi 2
(zo/g ■ doiiev zat 7t)6Xi zov ÜtXovxa y.olviove{Tv Jvf.i)ai 3
(tov zag rtöXiog ovz)a iXtu&SQOV xal f£ 8?.£v(&tQid)v zd 4 (Xav-
zov STti yQCc)f!{iaztf)g zolg l4ycuolg Mev(avÖQid)a 5 (zd /tiiv
rjfuov 6v) zal TXQiozai f£a/0;'vwt, zd öi Xontbv 6 (ß,v ziui dt-
322 A. Fick
xdzwi fi)rjvi wg ol ^Ayaioi dyovTi • ei de fit) doli] 7 (to bXov
ev tioi evi)avTioi tioi eni Mevavdqlda dXXd 8 (to rjfaav fio-
vov), firj eoTio avtioi d noXnela • ei de Tig 9 (ß%oi vov erzog
tiov) ertTaxaidexa [e}ereo)v rj Sv/arega 10 (of.ictliY.iav, Sfio-
od)ctiu) eußovXä 6 TtcttrjQ tov vo/lii/liov oq 11 (xov, rj fidv ei-
fiev o)vtov yeveciv xai (vew)rsQov enxa 12 (xaidexa exeiov xai)
tov vov 7ictid(a yvrjoiov).
Z. 1. 2 ejtol(xoig) „fremden" oder im sinne von fieToixoig
zu verstehen? Oder hcoiirjoav)? Z. 6 dexdzioi (oder eßddfiioi)
fttjvL Der Achäische bund zählte die monate, nach Wescher-
Foucart Inscr. de Delphes 109 SzQarayeovTog tiov lAyaiüv
y[Aq%mvog u4lyiQctra firjvbg eßdöfiov xtX.
Z. 12—25.
12 st-ofiooci 13 (fievog de tov vo)v d(X)ixiav lij oo&wg
14 .... (3fioo)do&io xai — oßovXai 15 lovavna 66-
i-ai 10 — (x)ai eot(w) .... aav 17 .... (ei de) x*JQa £Xev-
(&eQ<x xai «£) eXev&e 18 (qwv deXrjoei xoi)viovel(v) .... otcü
19 tcli yvv(aixi) Xi 20 yevedi * e(l de eyoi vov
evTog) enTct 21 (xaidexa heaiv) tj &vyaTeq(a 6fio)odfi 22
(evog tov vöfiiuov o)qxov e.fi(ßo)vX(ä rj fidv et; a)vTcc(g) elfte 23
(v yevedv xai v)s(io)tz.(qov hcTaxaidexa) eTe 24 (uov) .... 6 fie-
vog dvarc 25 .... ov xai yvvalxa (xai yev)edv.
Die schwörende person z. 21 f. ist nicht die wittib, son-
dern ihr nächster verwandter, der sie rechtlich vertritt, da-
her z. 24 {enofivv)6fievog. Z. 15 dv7ta(Xiv) = z. 24 dva7t(aXiv)?
Z. 25—34.
25 Id 26 (noyqaipevTio de) noxi TÖfißovXagxov xai (ttqoo)-
TÜTCtv da 27 (fioaioqpvXdxio)v y.ai yqafifiaxiOTav • xovg de drcoy
28 {qayevTeg, vio)v öfiooafievovg Tav dXixiav xai dov 29 (reg
TaXavzov), xa&wg yeyqa7tTai, diaxXaQioodv 30 (rw al ovvag)
viai wg iaoTaxa eni xdg ipvXdg ■ xai Xa 31 (yövTia eni Tav)
Snaxida, eni Tav dvfiaiav, eni Tav Qeofti 32 (aiav • xai
xoivw)ve6vTiö S-eoxoXiav dv d noXig xa&ioxai er 33 (xcol fie-
gei tioi) eavTÜv xai dgxeiiov tiov ts eig to xoivöv 34 (qpo-
qiov xai rc?g eiocpoojäg Tag Te elg to xoivov xai ye(govaiav?)
Z. 26. 27. Oder ngoaxdxav dd(fiov xai xafiia)v xai? Z.
28. 29 dnoy(oacpevxeg) und döv(xeg) fordert der dialect; vgl. 1.
Z. 31 ist vielleicht 2(xo)axida zu lesen, vgl. Steph. Byz. s. v.
dvfirj : xai Jvfir] rj %iOQa ndXai exaXelxo, r) de rcoXig JSToaTog,
vaTeqov de xai f) itöXig xai -r) %WQa Jvfiiq exXrj&rjaav. Der
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 323
-Xaog litdzziog der inschrift von Meliteia Ussing 2 ist ein
Aetoler.
Die dritte phyle scheint benannt nach Qeaf.ua = &eo/uo-
qjogog, wie Demeter nach Paus. 8, 14, 4 in Pheneos hiess.
Mit xafriozai 32 vgl. W escher-Foucart 407 d/tOKad-iazdovzeg.
3. Bull, de corr. hell. II, p. 96. Rechts vollständig.
1 d6(/tiev x)ai ex 2 (ygdcpeod-ai) 7toXe/.idgxovg vrcb ztov
8..WV ziöv {v)tv6 zag rcöXiog Kafreaza 3 ((.levcov • e^)slf.iev de
Kai zölg /rgoozdzaig Kai zolg (eg)aveozaig eyygdqjeiv 4 {rcoXe-
udgxovg) Kai dauootorpvXaKeg xa(i) ygauuaze(a) Kai ra/idav, ol
dei 5 (eoovzai, ei rj)[*i) rtagade^ovzai zag eKyga(cp)dg rtagd
tiov 7tQ0Gzazav Ka 6 (i Ttdg ziuv e..iov) zwv vtzo rag noXiog
Ka&eozauevajv rj fifj 7idg ziov iduo 7 {zav Kai egavea)zav rj
(.irj drtodwoovzL ev zalg d/uegaig, ev aig yeyga 8 {nzai • ziSezio
de ä y)eQOvoia 9 Kai? exdazav äf-iegav eaxe Ka arTodolev 9
{itgaaaezo) de zav £a)/.tlav itozi zo Kaza zgi/urjvov diKaozr]gLOv •
ol de ye 10 (govzeg, ei f.ir) £af.uio)GOvzi zovg rtoXe/iidgxovg,
avzoi drcozLvovzio 11 {zav taidav Kai dzif.io)i 6vz(to) Kai ev
zolg Idya^olg Kai Kaza noXiv • ei de 12 .... (eg)dvovg zovg
eXdaaoveg cpegovzcov idaze 13 .... (z)6v cpogov Ka&wg et-agxüg
ecpegov, et-ovaia e 14 (azco) — oet egavevzav • zb de döyua
zovzo dva 15 (ygaipdvzio ol zaf-dai K)ai dva&evzw eig zb le-
gbv zov IdrtoXXiü 16 (vog o&ai zovg daf.aogyovg tcozl zav
TtöXiv 17 vzavza.
Der magistratsname z. 2 e. , tov ist nicht zu enträthseln,
etwa evewv gen. von ol evvea, wie ion. dexwv, äol. nifmiöv'?
. . avsozaig , z. 3 ist zu combiniren mit 14 egavevzav ; die ega-
veozai oder egavevzai sind wohl die erheber des egavog. 12
(eg)dvovg scheint mir sicher, Martha giebt yavova. Zu den
accus. 4 datuooiocpvXaKeg 12 eXdaaoveg vgl. die note zu 1.
4. Bull, de corr. hell. II, p. 98.
1 KoXovcpiXoKXeoa 2 z .zadauoKgi 3 ccgxov
KXetovoa 4 TtoXiaKazeKgiv 5 vozaegorptogeov 6
LiaeKOTCzovyaX 7 ogdiKicovaeizeav 8 — ovof.iaavz
wieazt- 9 ivzovxgvooyoov 10 ...aviovrjei7zavzade 11 ..
urjeiziaXXoovoua 12 oxoXaov/noaxoXaov 13 gaveoa
ßovXagxov 14 Xaodgo/.ia . . 15 Xagxov . . vea 1 6 .
. . . iaaoXv(.i7tiyov.
Von z. 13 beginnt ein neues decret, 14 {zag ßov)Xag 15
{sizi ßov)Xdgxov ergänzt sich leicht.
324
A. Fick
Die Zeilen 1 — 12 sind etwa so zu lesen:
1 (Eni d-£o)y.6lov. <DtXo/.Xtog 2 7tQoox(d)ta Ja/no
3 (xov, ßovX)dqyov KXitovog 4 (xovaöe d)7toXtg xaxixgiv 5 (e
üavdxo)v, ort \eQ0(piüQ80v 6 (xort dyaX)/iia ixorcTov ydX 7 (xt-
ov) • GgaiKitovct eYxe \4vxi 8 (wW) bvo/.ia avzjüi iaxi, 9
(Ä/iUA)*v rov xqvooyoov, 10 (KvXX)dviov rj ei Uavxale 11
(ovr)i r; «t rt dXXo ovo\.td 12 (eVrt, Mo)oxöXaov MooxoXdov.
4 xovaöe d 7t6Xig vgl. 1, z. 6. 5 ugorftogeio — uQoavXew
ist neu.' 7 xdXxovv Martha, dialectwiclrig. Qgaiyiuova, Mar-
tha OQÖrAiojva, was kein name ist. Ich lese QP^4 statt OPJ
und gewinne dadurch den nainen Qoaixiwv gebildet von Ggalt;
wie KaQtiov von 7£a^. ®Q<xiY,idag kommt bei Wescher-Fou-
cart Inscr. de Delphes 219 vor, ein geschlecht Ogccixidai auf
Chios Bull, de corr. hell. III, p. 323 (die Überschrift 7t. ot-
zti.. ist beiläufig bemerkt nicht auf Poseidon (!) zu beziehen,
sondern and oxxtlag „in folge einer prophezeiung" zu lesen).
7. 8 Martha: etxe dv xi (dXXo) v.xX., was aus verschiedenen
gründen unmöglich ist. Ich nehme l4vxi- als anfang des zwei-
ten namens ; ebenso 10 rcavxaös, welches ich llavxaXe lese und
zu HavxaXe(ovx)i ergänze. 12 MoGyöXaog ist vollname zu Moa-
Xog, Mooxkov, Mooxojv. 9 (KvXX)iv und 10 (KvXX)dviov sind
wenigstens acht dymäische namen vgl. 1, z. 3 und CIG. 1543, 5.
5. Bull, de corr. hell. II, p, 99. (A).
1 Y.X(r])vioayiafpeQ€nßQoxovzovviov 2 Üeoio =
KXtjvtg L4yia 0eQ8/.ißQOxov xbv viov &eo7g.
6. Bull, de corr. hell. II, p. 99 = Mittheil, des D. A. I.
A. III, s. 73. (/}).
vmaiadicovoaxcaQS = Nlxaia Jitovog yalge.
7. Bull, de corr. hell. II, p. 100. (A).
QiadiooxovQidaxaiQG = — Qiu J iooy.ovQida #a?(>£.
In dem achäischen decret Boeckh CIG. 1542, z. 8 lies:
Nixeai KoQQivdöov Qeomel statt Kogoivadov. KoQQivddag
(wozu auch KoQLvva) ist ein altböotischer name vgl. Hermes
VIII, 418. Z. 13 e.ni da/LiioQ — HIA Bovqiov ist zu ergänzen
€7il da^ioQ(yMv l4y)rjxa Bovqiov. — Für achäisch halte ich
auch die zu Tegea gefundene Xuthiasinschrift des 5. jahrhts. ,
welche Kirch ho ff (Monatsberichte der berliner akad. 1870,
s. 51 f.) für lakonisch erklärt hat. Dagegen spricht aber das
innere a in yveaioi, yveaiai, eßaaovxi, welches bei den Lakonen
Die neu aufgefundenen inschriften von Dyme (Achaja). 325
des 5. jhts. schon in den asper übergegangen war, der Wechsel
von ei und al, vielleicht auch das fehlen des hauchzeichens in
vwi, sßaaovTi neben eßovri. Auf achäischen Ursprung deutet
vor allem der name des Stifters: er heisst Bov&lag nach £ov-
&og, dem vater des Achaios und ist söhn des Oilaxeciog. Das
heiligthum der Athene Alea zu Tegea diente wohl nicht bloss
den Spartanern als bankinstitut, war doch nach Paus. III, 5, 6
TO ISQOV XOVTO SX TtCcXcilOV Il€X07tOVVtj(jioig TtttGLV alÖSOlf-LOV.
7m den nordthessalischen inschriften trage ich nach:
Larisa 8, vollständiger bei D uchesne-Bayet nr. 170.
1 TteiaXXig 2 tcstccXiXkx, natürlich zu lesen: IlExaXXlg Hstü-
Xiaia vgl. UhaXog QsgooXöxeiog Lar. 14.
Larisa 15 Duchesne-Bayet nro. 164. I EviTtrtog Foq-
ylXstog 2 FoQyovioxa (DiXot-evidala 3 1Eq(.i<xov Xd-ovlov.
Larisa lf» Miller in Revue archeol. X.XVIII (1874), p. 161.
1 evde^ioa ßaiTrja 2 i7t7tox.Qi7teioo eidet-ioiao 3 f-.otuu
ot'x&oviov ist zu lesen:
Evdeg~iog Batzrjg
ll7t7ZOY.Qit£iog EvÖ£g~Uiog
cEq/liccIov Xfrovlov.
Die letzten buchstaben von zeile 3 der inschrift Phalanna
2 lese ich : TO(.icp(-xxaXo(v) — xcofi (DsxxaXcov oder xovfi &ex-
xaXovv, vgl. 0exxaX6g — QeaaaXög in böotischen inschriften,
s. Meister o. s. 190. A. Fiele.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts.
I. Benutzte quellen.
I) Steininschriften.
a) Inschrift von Syllion nach Hirschfeld Monatsber. d.
kön. preuss. akad. 1874, s. 726, vgl. Bailie Fasciculus inscrip-
tionum II, 229 ff. , Corpus inscr. graec. III, 1160f., Kirch-
hoff Studien z. gesch. d. griech. alphab.3 s. 44 ff. , Lebas
Voyage archeol. en Grece et en Asie min. inscript. III, nr. 1377,
explication des inscript. III, p. 335. Was ich vom grammati-
schen Standpunkt aus in bestimmter weise auffasse, gebe ich im
folgenden mit gemeinen typen, alles andere mit versalen.
2YJ1EIA i) xai „uagotai MATE\\\\\\\\NtiEAE?,EA-
*) Der fundort der inschrift legt die lesung ZYA- nahe.
326 A. Bezzenberger
IV ..A 2) 2 lA//////AP////////l2ll///02YnAPKAi\AYlllA2°-
BiAYlEYU// 3 TP V\ofx[tvroA]/s 3) E///IIj//TYKIy12BAYV\1-
I02IIAXI/IIII/1A0II/HI 4 \^//^ y.exQa/nsvOg EBEWTEHU-
A12 Ttöliv AI/// 5 oua 7tedexaide-/.cc fhua TIKAIMH22A *)
6 0^"« xat nudfeoa II02ABATIAPJIENAIIJ 7 ATP0-
noiai 7ttQTiPEN£AV\Tcaoi HEW 0Taic[i] °) 8 eßutldatnv d-
ÖQucöva 6) xaraaraasf/] 9 PAIEHI ') KAIMHEIAAE 8) rt
x~ £y H&**0m{>*] 10 IIA2MANETYZ *) KAIMHE1A-
[AE~\ //////TYZKAU //////// ") n OEFEhiolu ") l^lodv
j/llll/I diy.aaTfJQsg 12) 12 TbAn KAIN1 13) 2KYJFY xare-
/«>|odi; JLdßfl 13 xa^di; KA1HAKIANELE ») XOi t- /Jw-
Xrjuevvg X 14 [Äj^/iV/ VWxü/roXig 15) hyixvii xav «oxa
<</££«) 15 AZWTYMAAIANHArAEöÖw HATPEKJI^)
16 dtxccOTrJQeg xat dQyvQtöxaL 18) ,«?} s^dywdt K 17 AIIIPO-
rag 19) xa&avfaa) KAlNl Y\oixv7ioh[g] 18 [dtxajffri^fig de xa*
aQyvQtÖToci aveav E 19 AMHE2zlYEBJE(DY2EAAIodv di-
>:coTfJQsg 20 ^^ ycWa* HAIPE pij igdytodi Ij/I/INESA
21 -odv a><m PEEMHE////////////////JAhEV;IIPA 22 j£2 tt£^
ye'^ag HLiaqYrE/////////ETAlKANl<dEA ™) 23 i'Ti'E KAIM-
2) Der anfang dieses buchstabencomplexes lässt sich leicht als
MATEP- denken. — Statt -RAY- ist vielleicht Uz/ Y zu lesen, vgl. u. a.
xä&rjöv z. 13. 3) Vgl. zz. 14, 17. Dass in dem worte ein stadtname vor-
liege, ist mir unwahrscheinlich; vgl. leQccnölog in den akarnanischen
inschriften bei Cauer Delectus nr. 98 und 99. 4) nvXefj.fjooag'? nide
firiaaugl Zu MJT^ vgl. den anfang von z. 19, PEEMIIE z. 21, anm. 8
und die Schreibung MHEIalOZ auf der von Bergmann Hermes II,
136 mitgeteilten inschrift von Korkyra (vgl. auch Meister o. s. 224).
5) Vgl. den schluss von z. 9. 6) Dass dÖQuwv hier die bedeutung von
ävSgutv habe, ist mir unwahrscheinlich; es bedeutete wol „bildsäule"
(wie dvögtäg). 7) Vgl. den anfang von z. 23. 8) Vgl. z. 10, z. 23 und
anm. 4. 9) Eine andere copie (s. Lebas) gibt E AZM u. s. w. 10) av\-
xvg xcu d\ä{ios? ") Es ist wol QEFEInolu zu lesen. 12) Vgl. äixuGTrj-
gctg auf der lokrischen inschrift von Naupaktus (Rhein.mus. 26. 39). Dar-
nach ist Ahrens II, 145 zu berichtigen. 13) Vgl. zz. 14, 17, 23. 14)
KAIHAKJAN tirj"? Vgl. z. 37. 15) Eine andere copie liest V\0/JTY-
HOAIOZEFETO , eine dritte l\OIKYHAIÖPFEY u. s. w. 16) Zwei
andere copien lesen KAIHOKAAES = xccl oxa AEZ; ich denke an das
arkadische xäv (vgl. die inschrift von Tegea, Jahrb. für class. philol. 83,
585). ") alQrixaöil Vgl. HAIPE z. 20. 18) Begrifflich wol so viel wie
uQyv(iOTcc/j.iai. 19) Vermutlich Zn]AniPOrag (ein nomen actoris), vgl. z.
24, wo ebenso zu lesen sein wird. 20) Eine andere copie liest . . FTAI-
KAAI&..A, eine dritte AE E TAIKA I&EA- ytyivrjTai KaXifrtafä?
Zu *KaXl&ta vgl. Bechtel o. s. 135, Usener Rhein, mus. 23, 316 ff.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts.
327
HEIAAE KAINI 2AMAJLM02AMA 24 rtolig «) ayeö-
la 32) feX£Tco 23j xai 2IIAni[P0^Tag ßnfa KAU '//J/TOIAE **)
2ö[Ana](on*'°)>:alOPOFYKAI/l**) 37 JUE.EIE™)
2Q lKOKEoüai TIEPAY*/
27 ESFESEKAB.ANBIjJl 27)
28 E20AIBFATEYAH 28)
29 -OLOt ntihg 0MY2Y/J ™)
30 xai ATtkluiva Hv%{iov\
31 //ll///r suoqY HAI///
32 ////// OEPOWOIMEI
33 /llll/JYIIAWPIZ
34 JlJ/jATA ^axiqypdv
35 UlllAAllAKAiTIIIUJ
38 \A2E/Ij/AL
39 .////// fr«
40 I/I/I/I///IIHJ//
41 ANAXAJU
42 ///^/ Acqtf
43 ///O////////0//
44 /l/KAIEriÖ
45 KI2HHFJ/
4G s'xsaiv /l
47 0TA2A/J
31
36 IIIIIT^SIIIIIIIIIIIIIHHII
b) Inschriften von Aspendos nach Hirschfeld Monatsber.
d. kön. preuss. akademie 1875, s. 123 f.
a) K0YPA2IQAIM1SA0Y
KOYPA21QNY2
JAMIOPFI2Q2A
nEPTEJQKEIZIIYPrO
APFYPYMNA20FKATI
ß) \l\i.F\\\rOAl2A0OPJl2l\\\
NEF°r °AEI2JAMI0P1 "120
2AFEPTEJ°KE12EPE
MNIKAI rI YA °NAAP1 Y
PYMJSA20IKATI
y) 0 O PJ 121 2
A 0 OPJ 121 Y
Kovqcioiü Aif^ivdov
KoVQCtOlCÜVVQ
docjLUOQyiotooa
negtlöiox slg x) nvqyo
dqyvQv (xväg flxavi.
N]tf[6]7ioXig Acpogöioilv
NefojtoXsig öa/.uoQyiaoj-
aa 7taQTedcüx> elg x) 'Eqs-
(.ivl xai Ttvlwva äqyv-
qv (.iväg fixccvt.
A~\cpoQÖLGig 2)
Acpogöiotv.
~21) V\ oixi']nohg? 22) Heisst vermutlich ,,opfergeräte" , vgl. &va&Aa
und unten die glossen üyov und clyög. 23) Vgl. das nmbrische formelhafte
arveitu. **) xcttvt'TO) D.rjOmov"? 2Ö) Vgl. z 30. 26) Vielleicht 6qoj?v
KAIJI. Ich denke an oQova ■ /oqö^ (Hesych) und umbr. arcia, lat. aru-
{spex). Aber auch ogog ist zu berücksichtigen. 27) ig /■£'£ txa&eav? Vgl.
avsav z. 18. Fehlt zwischen G und A kein buchstabe, was sich nach
Hirse hfelds dar stellang nicht entscheiden lässt, so ist xa&avirii) 17
zu berücksichtigen. 28) fi\4a<fu i^eurivSi? 39) üfioat? 30) eitjf vgl.
anm. 14. 3I) xai 'iyvm'i
a) Oder TMQTtäojxe ig? S. ß, 3. *) Die ergänzung scheint mir durch
die Stellung <ler buohstaben gegeben zu sein; anders Meister o. s.
214.
328
S) \ 1 j± A \ 1
YJPAM°YAY
A. Bezzenberger
yYÖQct(.iovav 3).
2) Münzlegenden.
a) Auf münzen von Aspendos, vgl. Eck hei Doctrina m
moruni veterum I, 3. (J, 25 ff., Friedländer u. von Sallet
Das kön. inünzkabinet2 s. 91, Leake Numismata hellen., Asiat.
Greece, p. 28 ff., Mionnet Description de medailles antiques
III, 519 ff., W ad ding ton Un voyage en Asie-mineure au point
de vue nuinismatique, V. artiele, in der Revue numismatique
1853, s. 20 ff.
a) E2TFEJUY2 ß) E2TFEJIY2 y) EZTFEJHY 6)
I2TFEJIY.
b) Auf münzen von Perge, vgl. Revue numism. a. a.
p. 31 ff.
MANAWAZ.llFEllAZ %
3) Gelehrte Überlieferungen x).
dßelitjv • rjkiaxov naj.KfvXtoi, Hesych.
14 ßtoßag' o^Aötovig vtto llsgycticov, Etymol. magn. 4, 53 2).
ayov- ev IltQyrj tijv ugeiav ovzwg xaXovaiv, Hesych 3).
dyog • iv JHgyi] \lqeia AQxl(.tidog, Hesych.
3) Ob diese inschrift dem pamphylischen dialekt zuzuweisen sei, ist
mir zweifelhaft; dafür spricht nur das auslautende v der zweiten zeile,
das aber nichts beweist, wenn, wie ich vermute , in 'Ydoctfiovctv ein bar-
barischer name steckt ; "iXag ist ein bei Pindar ol. 11. 18 vorkommender
name, welcher aus 'IöXctog entstanden sein soll, hieraus aber im pamphy-
lischen dialekt nicht wol entstehen konnte. Noch weniger pamphylisch
ist die von Hirschfeld a. a. o. s. 124 mitgeteilte inschrift 1 <$>IAA 2
MAAITOYZ = cptXa MaXnovg , welche gar nichts enthält, was man
mit gutem gründe zur darstellung des pamphylischen dialekts verwerten
könnte. Ich habe dieselbe deshalb im text nicht berücksichtigt.
*) Die lesung MANA'4'A (= Anrefiig) ist hinsichtlich des 1>' nicht
ganz sicher. Den namen unmittelbar auf den kleinasiatischen mondgott
Men zu beziehen, geht wegen des 4 des letzteren namens nicht an ; vgl.
Lebas- Wadding ton Voyage arch., explicat. des inscr. III, 215 f.
*) Nur solche glossen, welche ausdrücklich und zuverlässig als pam- -
phylisch überliefert sind, habe ich in die obige liste aufgenommen. 2)
Bei Hesych findet sich dieselbe glosse als persisch. Ueber Aßüßctg vgl.
Ahrens II. 554; De Lagard'e Ges. Abhandl. s. 238, anm. 7. 3) "Ayov,
das folgende dyog und uyfftXa (s. o. s. 327 anm. 22) stelle ich zu ilycog,
skr. yaj.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 329
dyQayofiag oQvig xig vrtb Haf.HpuXiiov, Hesych.
dÖQi • avdql . üaficpvXioi, Hesych.
Idfjdtov fj Ld&qvei 7taQcc TlaficpvXioig, Hesych 4).
aXßexog ' ahxög . IJegyaioi, Hesych, Etymol. magn. 28. 7.
dfislvaoig'fjdvoofiov vitb üsgyaitüv, Etymol. magn. 82. 50 5).
aQy.vf.ia • dyglg vrcb üegyalojv, Hesych.
ßovQiY.v7iaQLOOog' ?? dfineXog . üegyaiot, Hesych.
Zsiyaqa ■ 6 xexxit; TtaQa 2idrjxaig, Hesych 6).
lyxlg ' 6 lyxlvog . IJegyaloi, Hesych.
yaovag • bgyvvog . Tlegyaloi, Hesych.
yoQyoQag • OQvig . Uegyaloi, Hesych.
Xdcpvrj ' däcpvr} . Tlegyaloi, Hesych.
Xdxpa ' yoyyvXlg . üegyaioi, Hesych 7).
TtTjQla • ld\p\it£vdioi xrjv %ü)Qav xov dygov, Hesych 8).
aaQajiiovg • tag fiaivlöag . FEegyaloi, Hesych 9).
aiaiXagog • itegdi!; . IJegyaloi, Hesych 10).
(oioorj • xovqcc noid . (DaorjXlxai, Hesych) n).
TQif.ilay.ov • ifidxwv .IdöTzhdioi, Hesych 12).
vXoyog • axQaxög . TleQyaioi, Hesych 13).
(pevviov • fitjdtyrj odog . Tlafiq>vXioi, Hesych 14).
'Ev de exeQqt xöri(p Xeyet 6 avxbg cHQayXeidt]g xovg IlafKpvXlovg
dXXwg %aiQELV x(ij ß, rtQOXi&ivxag avxb rcavxbg cpiovrjevxog . xb
yovv cfäog gydßog (paol • yal xb deXiog ßaßiXiog 15) ■ oi'xa)
öf (prjoi yal xb oqovw OQOvßto Xeyovat , yal 7t£Qi07ttofi£viüg de
oQovßio 16), Eustath ad Hom. 1654. 20.
Eviog yal evaiog : l0 Jibvvoog • yal xb elg avxbv E7tlcpi^eyfia
Evaot yal Evol, yaxd yidytovag ' zlioQtyfi yccQ diaXiyxy ftexaye-
veoi&Qq yax k'vöeiav xov o cpaol yeyevrjo&ai eviog ' yal Evol yal
*) M. Schmidt verweist auf Bekker Anecdota 355. 16: AlSw • to
(tldolov . xul rj aeli]vrj nctQa XuXüaloig . xal rj ^inrj nctQcc Adxwai.xal t\
TQoqbg Trjs si&ctvät; . xal 6 ßiojxos 6 iv r>j dxQonöXti. s) Dieselbe glosse
bei Hesych ohne den zusatz irnb IJegyitfaiv. 6) Vgl. lett. dfindj'inät „sum-
men", lat. gingrire „schnattern". 7) Vgl. dazu De Lagarde a. a. o.
anm. 8. *) Vgl. got^Jera „usqos, xh'fxn". 9) P. Bottich er Arica p. 6
vermutet fiaivdd'ag. 10) D. i. aiai-X«Qos „sisi-schreiend"; diai- = skr. titi-, ]
titti- in titiri, titliri „rebhuhn". 1X) Die klammer wird durch den schluss
dieser arbeit begründet. 12) Vgl. rgifiiTos „kleid von drillich". 13) Wol
nicht = avXloyos , wie Hemsterhuys wollte, sondern «= *o-Xoyog.
14) P. Bottich er a. a. o. vermutet dtjpixrj. 16) Vgl. o. dßelirjv und
Ahrens 11.49, anm. 21. ,c) Diess erinnert an dorische betonungen, vgl.
Ahrens II. §. 3.
Böiträs;e z. kandi) d. \%. sprachun. V. 22
330
A. Bezzenberger
Evdv.E&og ds tyovoi Jcoquiov xivig • tag ydq [oi] Aqyeioi,
xal Adxioveg xal IIaf.icpvlioi xal 'EgsxQtelg xal 'Qqiu/iioi, ev-
deiav xov ä 7Zoiovvxsg, daoslav yaqdxxovai xdlg S7ttcpeQO/.t€voig
(ptovrieOLV, wg htl xov 7toirjocu noirjal ■ xal Bovaoa Bovba •
xal (.tovoixa /nioixd 17), Etymol. magn. 391. 12.
IL Ergebnisse für laut- und formenlehre l).
Von den konsonantischen eigentümlichkeiten des pam-
phylischen dialekts hebe ich zunächst hervor die an den kypri-
schen dialekt (Deecke-Siegismund in Curtius' Stud. 7.229)
erinnernde beseitigung von v vor ö und x und die gleichzeitige
Verwandlung des letzteren in ö. Beispiele dafür aus der in-
schrift von Syllion 2) sind : dögiiiöva 8 ; rtedexaldsxa 5, et-dyiodi
16 und 20, ytviodai 20, ETtirjkodv 11, xaxs/SQ^odv 12, xa&rjdv
13, xatiqxodv 34, -oöv 21 , -EAAloöv 19 und wol auch HA-
TPEKAJi 15. Dazu kommt die glosse ccöqI • dvögi 3) und
die münzlegende E2TFEJIIY2 (mit ihren Varianten), welche
insofern, als sie gräcisiert Ao/thdiog lautet, die Vermutung nahe
legt, dass in den angeführten formen nicht ein wirklicher Ver-
lust des nasal stattgefunden hat, und dass die vokale, nach
welchen v dort fehlt, als nasalvokale zu betrachten sind. Be-
stätigung findet diese Vermutung daran, dass ov vertretendes o
in den bezüglichen formen — und ebenso in itvqyo s. w. u. —
nicht zu v geworden ist (vgl. unten s. 332). — Ob ATP01I-
oiol Syll. 7 durch dv&QiorcoiOL zu erklären und demnach der
obigen liste anzureihen sei, ist zweifelhaft, da sich in dem be-
handelten dialekt kein sicheres beispiel für den Übergang von
# in x findet; ob Hvx[lov\ Syll. 30 als IIv&[iov] aufzufassen
sei, ist zweifelhaft, vgl. A/telliova xov Uo'ixiov in der inschrift
von Dreros bei Gau er Delectus no. 38.
17) So Ahrens II. 74, anm. 1; 4>aisford nolrjcu; Sylburg not-
i\ai, Bovoa.
*) Vgl. Kirch hoff a. a. o., Siegismund Pamphylisches in Cur-
tius' Stud. 9. 89 ff. 2) Dass diese inschrift nicht sehr alt sei, vermutet
Kirchhoff mit recht; dass sie aber auch nicht sehr jung ist, lehrt die
eigenart des alphabets und wol auch das mehrfach vorkommende E mit
schrägen seitenbalken. Jünger als sie sind die Inschriften von Aspendos,
in denen sich mehrere hellenistische formen finden. 3) Ueber das home-
rische äÖQOTris, auf welches Deecke-Siegismund a. a. o. s. 230 ver-
weisen, vgl. Clemm Rhein, mus. 32. 472, Benfey Gott, nachr. 1880, s. 307.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 331
Anderweitige einbusse eines nasals zeigen — von da/mog-
ylatoaa abgesehen — deutlich die beiden ersten inschriften von
Aspendos in izvqyo a 4 und sgei-tvi ß 3/4 (= rcvqyov, eQVf.tviov).
Ihnen die in der inschrift von Syllion vorkommenden formen
HiiaqY 22 und 31, HAIPE 20, OPOFY 25 anzuschliessen, ist
in hinblick auf die in derselben inschrift stehenden wörter oder
zeichencomplexe noliv 4, tyeatv 4(5, dveav 18, EKAG.AN
27, AZWTYMAAIAN 15, -HA JUAN 13 sowie auf die er-
haltung des o in Tzvqyo bedenklich.
Digamma erscheint in der inschrift von Syllion häufig, vgl.
fhtia 5, Ti/udfsoa 6, -/.axefeQ^odv 12, ftytxto 24 (vgl. foyava
Ahrens IL 55), ßofoc 24 und OEFEIttoXu 11, (2KYJFY
12), FHE 23, OPOFY 25, IZFE» 27, IBFAT 28; in den
inschriften von Aspendos ist es durch cp 4J und y 5) ersetzt,
vgl. &IKATI (ä'xooi) ab, ß b und NEl°FoAEIZ ß 2 (vgl.
1); in den glossen dßeXlrjv, (ß)aߣXiog, (Aßtoßag), cußerog,
oQovßco 6), tpäßog ist es durch ß vertreten 7). Geschwunden ist
digamma nur in der dat.-plur.-endung -öl, in STiirjXodv (=
smefXovTo) Syll. 11 und öafuoQyiaioaa Asp. a 3, ß 2/3; über
KovqaöLW s. u.
Der spiritus asper ist in der inschrift von Syllion anlautend
geschrieben in Huaqolot 1, utiaqY 22 und 31, n6*a 14, HE-
WOTaij[i]l und HE\\OTai[oi] 9, HATPEKAJIlö, HAIPE
20, -fiL-^i 31; er begegnet dort ausserdem in NHEAE2 1,
MO 5 u. s. w. (vgl. o. s. 326, anm. 4), -TEHIIA12 4,
-EHI 9, KAIHAKIAN 13, -HAVAEoSio 15, .FHE 23.
Verlust des anlautenden spiritus asper zeigen in derselben in-
schrift v 13, V7T6Q 42, d /.ictzt, 21 8), vielleicht auch dye&Xa
(vgl. o. s. 328, anm. 23) sowie Y1IAPKA 2; inlautend ist
er dort geschwunden in fsrna 5, aveav 18 und vielleicht EKA-
G.AN 27. — Wie weit der spiritus asper zur abfassungszeit
der inschriften von Aspendos in dem dialekt bewahrt war,
lässt sich nicht ermessen — YJPAMOYAY, das aber nicht
4) So auch in der Hesychischen glosse (fiv\y]og • tvicarrog. 5)
Vorausgesetzt dass *NETOITOAIZ. griechisch und nicht ein barbarischer
name sei. 6) B steht hier ganz ebenso wie in dem dodonäischen Evßuv-
<?Qos (vgl. o. IV. 322 anm.). 7) Dass die Vertretung von jr durch ip, y,
ß nicht phonetisch begründet, sondern lediglich graphisch ist, unterliegt
wol keinem zweifei. 8) Vgl. Meister in Curtius' Stud. 4. 381. — Das
wort gehört zu skr. sümd ,,jahr", avest. hama „Bomraer1', ahd. sihnar.
22*
332
A. Bezzenberger
in's gewicht fallt, zeigt ihn nicht — ; in den glossen dßellrjv,
(ß)aßeXwg(?) und dyov, dyog — hier wenigstens wahrschein-
lich — ist er anlautend geschwunden, in vXoyog dagegen nach
meiner meinung zugesetzt. — Die oben mitgeteilte notiz des
Etymol. magn. (391. 12) lasse ich auf sich beruhen, denn die
erwähnung der 'Eoexoieig und 'QqwTtioi legt den verdacht einer
textkorruption zu nahe. Dagegen verweise ich noch auf ecp
HEV\OTcci[oi] Syll. 9, xa&rjdv Syll. 13 und xa&avexto Syll. 17,
welches — die richtigkeit der o. s. 326, anm. 19 ausgespro-
chenen Vermutung vorausgesetzt — besser als xax-ävexio (vgl.
lakon. Kccodveig Ahrens II. 37, 69), denn als xa9-&avexto auf-
gefasst wird.
T ist zu a geworden in xi/Lidfeaa Syll. 6, da/.uoQyiaioaa
Aspend. et 3, ß 2 (vor j), M&oiv Syll. 46 (vgl. Ahrens II. 63),
Acpoodioig Asp. y 1 und OLolXaoog (Hes.), es hat sich dagegen
vor i erhalten in Tceoxi- Syll. 7 (vgl. neqx- Aspend. et 4, ß 3),
fexuct Syll. 5, xifidfeaa Syll. 6, xi Syll. 9 und //xart Asp. et 5,
ß 5. Vgl. auch l^dyoidt Syll. 16 und 20, HATPEKAJI das. 15.
Auffällig ist die Verwandlung von ddcpvrj in Xdcpvrj; auf
grund dieser form erklärt M. Schmidt die von Hesych über-
lieferte form Xloxog für pergäisch.
Doppelkonsonanz ist vereinfacht in AneXeovet Syll. 30 (vgl.
25), xifxdfeoct das. 6 (vgl. WLOodeoaet , {.leXixöeoaav Pind. 0.
7. 80, 1. 98), der dativendung -ol und vielleicht in 02a und
II02A Syll. 6. Ueber eßcoXdaexv Syll. 8 u. dergl. s. w. u.
In vokalischer hinsieht fällt besonders der — auch an
den kyprischen dialekt (vgl. Deecke-Siegismund s. 263)
erinnernde — häufige gebrauch des v auf. Mit rücksicht darauf
scheint in der inschrift von Syllion die regel zu gelten, dass
die o, welche nicht in Wurzelsilben stehen, nicht mit fol-
gendem t — die Verbindung ov kommt nicht vor — diphthon-
gisch verbunden sind, und nach welchen nicht v geschwunden
ist, in v übergehen; man vergleiche einerseits: y\oixv7toXig 3,
14, 17, eßcoldaexv 8, xaxefeg^odv 12, em^XoSv 11, xad-rjöv 13,
-EAAIoöv 19, -odv 21, ßioX^ievvg 13, -MANETY2 10,
-TY2- 10, Y2 43, OMY2Y 29; andererseits; nöXiv 4. V\oi-
xvrtoXig 3, 14, 17, noXig 29, izoXig 24, -TtoXu 11, wdxa 14,
02 'A 6, 1102 A- 6, ATPOJloioi 7, auagolcn 1, -oiai 29,
-odv. Eine erweiterung dieser regel — welche rät, Syll. 4
nicht xexoaiuevog zu schreiben — bildet das proklitische v 13.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 333
Zweifelhaft bin ich hinsichtlich des zweimal vorkommenden
huciqY (und OPOFY). Darin nom.-acc. sg. ntr. zu sehen, hin-
dern die o. s. 331 hervorgehobenen bedenken; es für genit.
sing, zu erklären, legen die inschriften von Aspendos nahe, in
welchen zweifellos zu -o-stämmen gehörige genit. sg. auf v
vorkommen — aber wie soll man dieselben erklären, da dem v
der inschriften von Aspendos nicht der laut ov zugeschrieben
werden kann, und da sich in der inschrift von Syllion ol und
auslautendes w halten, da jenes genetivische v also weder dem
gewöhnlichen und dialektischen -ot>, noch dem dialektisch weit
verbreiteten w, noch dem pelasgiotischen oi und wol noch we-
niger dem kretischen wi (Lebas-Waddington, explic. III.
29) gleichgestellt werden kann? Die beurteilung von huccqY
— das auch nicht für dat. sg. erklärt werden kann — und
jener genit. sg. auf -v (s. w. u.) muss also einstweilen auf sich
beruhen. — Aus den übrigen quellen sind — abgesehen von
den bereits erwähnten genit. sg. (äoyvQv Asp. et 5, ß 4/5;
l4(pOQÖtaiv y 2, vgl. ß 1) — Kovoaolwvvg (== -vog) Asp. et 2,
E2TFEJHY2, das Hesychische vloyog und vielleicht YJPA-
MOYAY Asp. d 2 zu nennen; das letzt genannte wort ist
dann zu den arkad.-kyprischen genitiven auf -etv (Ahrens II.
428, Deecke-Siegismund s. 246) zu stellen. — Dass es
nvqyo Aspend. et 4 und nicht nvqyv heisst, kann neben -oöv
nicht auffallen.
Fragt man nach der pamphylischen ausspräche des v, so
lehren Kovqctouo und Kovgaaiwvvg Asp. et 1, 2, dass dieselbe
nicht = u war; denn da diese namen offenbar zu jon. KovQrj,
att. xoqtj, lesb. xoqcc, dor. xwga, thessal. y.OQfa, denen pamphy-
lisches *xw^ö entsprechen würde (s. u.), gehören, so ist ihr ov
unpamphylisch; da das letztere zweifellos ü ausgesprochen
wurde, aber im Pamphylischen nicht durch v ersetzt ist, so
kann dieses nicht als u gesprochen sein. Damit ist denn auch
bewiesen, dass die genitive yli^iväov Asp. et 1 und dqyvqv das.
5 nicht auf eine stufe gestellt werden dürfen, und dass jener
hellenistisch ist 9); ferner, dass *3YdQCt[.iovr]g Asp. ö 2 ein un-
pamphylischer name ist (vgl. o. s. 328, anm. 3) 10).
9) Der name AijAvnlog = Aipriios war in Carien häufig, vgl. ylyw-
vo&frrjg uitfxvaTog Evöwqov (Iasos) Lebas no. 292, 'Eni OTe(favrj(f6()ov
Ai^valov (Olymos) das. no. 331 und 332, AifiraTog Ovhndov (Mylasa)
das. no. 408, 'A^ioxiuv Aifivatov (Mylasa) das. no. 415. *°) Er gehört
334
A. Bezzenberger
Sehr beachtenswert ist ferner, dass sowol ursprüngliches
wie aus e entstandenes i vor folgendem vokal in u d. i. ij
distrahiert wird — ein Vorgang, der aus dem Kyprischen be-
kannt ist und auch sonst stattgefunden hat (Hartel Homer,
stud. III. 40); vgl. die münzlegenden EZTFEJIIY2 und TlPEl-
IA2 und die folgenden formen der inschrift von Syllion: micc-
qöIol 1, iiiiccqY 22 und 31, dnä 5, fhaa 5 (vgl. kypr. f£7Zija
Idal. 26), WU023, HU ALZ 4, l£ll\\\ 2, AIMAZ 2, \AllA
4, PIIENAHJ 6, TEYAII 28, HE 37. Die distraktion ist
graphisch nicht ausgedrückt in den stein-inschriften von Aspen-
dos, den münzlegenden EITFEJIY2 und IZTFEJIY, in
-TtoXu Syll. 11 (vgl. kypr. moXiji Deecke-Siegismund s.
248) und vielleicht auch in den folgenden bestandteilen der in-
schrift von Syllion: BATIA 0, TYMAAIAN 15, HAKIAN
13, EIE 13 und 37.
Urgriechisches ä ist erhalten in Y.aTaozäoa[i\ Syll. 8, af-iart,
das. 21, öafuoQyiawaa Aspend. et 3 und ß 2/3, sowie vielleicht
in MATEJI/I, HATPEKAJ1, AlUPOvag und 2nAm[P0]-
zag Syll. 1, 15, 17, 24.
Silbenbildendes v erscheint als a in /Uccti Aspend. a 5
und ß 5. Das alter dieser form erhellt aus dem r.
Zwischen s und t] ist in den inschriften nicht unterschie-
den; man ist hinsichtlich ihrer sonderung also allein auf die
„ratio" angewiesen. Das durch „ersatzdehnung" veränderte e
ist — nach der analogen Verwandlung des o zu urteilen — als
rj aufzufassen (also STti-tjlodv Syll. 11 = *€7ti-efXovTO und
vielleicht auch ^qb(.ivl Aspend. ß 3/4, da igvf.tviov doch wol aus
*£/qv^iviov entstanden ist). Für elg, argivisches und kretisches
ivg (Ahrens II. 104, anm. 1) erwartet man demnach *ijg,
findet aber Aspend. a 4 und ß 3 ig (schlecht gestützt durch
-TS 7toliv und I2FEB Syll. 4, 27) oder elg. Ich denke man
entscheidet sich für die letztere form und erklärt sie ebenso
wie z. b. in der delphischen inschrift bei Wescher et Foucart
Inscriptions recueillies ä Delphes no. 451 und der thessalischen
bei Ran gäbe Antiquites hellen, no. 692. — In 'Ege/nvi Aspend.
ß 3/4 = *eqvjuviov ist e für v eingetreten; das e in Aneliova
Syll. 30 für eine ähnliche entartung zu erklären, ist unzulässig,
vielleicht zu dem aus Phrygien nachweisbaren tPiXofivtr]g (gen. ^iXo^viu
Perrot Description de l'Asie-min. p. 118), der kaum griechisch ist.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 335
denn ^AnelXtov ist ja die dorische, auch inschriftlich bezeugte
(vgl. die von Bergmann Philologus 26. 569 besprochene in-
schrift von Syrakus und die inschrift von Dreros bei Cauer
Delectus no. 38) form von IdrtolXwv (vgl. noch Ahrens II.
122; Lebas -Waddington, explicat. III. no. 829).
/ steht für et in flxccrt Aspend. a 5 und ß 5 (vgl. Ah-
rens IL 279, G. Meyer o. I. 85 f.), für e (vgl. Ahrens IL
207) in äÖQiuova Syll. 8 (vgl. dvögetova Herodot. 3. 77), ffaua
Syll. 5, -noltt Syll. 11 und IZTFEJIY (vielleicht fehlerhaft),
für w in Ege/uvt Aspend. ß 3/4 und vielleicht für tv in ^4]g)6g-
dtotg Aspend. y 1. — Neben -vcoKtt ist der genitiv NeJ-oitoXetg
Aspend. ß 2 sehr auffallend; vielleicht steht in ihm et für t,
wie das in späten inschriften ja häufig vorkommt, vgl. z. b. l4v-
toivelvov und Idvretrta bei Lebas-Waddington, explic. III.
no. 871 und 899.
Eine Unterscheidung von o und w ist in der ersten inschrift
von Aspendos durchgeführt (vgl. KOYPAZm, KOYPAZmNYZ,
rEPTEJnKE, JAMLOPLLZÜZA H), IIYPIO 12); diess ge-
nügt, um die wichtige frage zu entscheiden, in welcher gestalt
durch „productio suppletoria" betroffenes o im pamphylischen
dialekt auftrat: da/iuoQylotooa lehrt, dass ein solches zu 10 wurde.
Demnach ist eßtoldoeTV und ßioXrjuevvg Syll. 8, 13 zu schreiben,
demnach sind Kovgaouö und Kovqaaiwvvg Asp. a 1/2 im we-
sentlichen dialektfremde formen (s. o. s. 333), und demnach ist
durch ersatzdehnung betroffenes e durch r\ wiederzugeben.
Silbebildendes r erscheint in ld\cppqdtatg und Idcpoqdtoiv
Aspend. y als oq (vgl. 'AcpoqSitav in der inschrift von Dreros
bei Cauer Delectus no. 38 und latein. fordas), dagegen in
jteqxt- Syll. 7, Aspend. « 4, ß 3 als eq (vgl. lat. por-, umbr.
pert). Berücksichtigt man, wie häufig die aus jenem laut ent-
standenen lautverbindungen umgesetzt werden 13), so muss man
1X) Das o in SafxioQy- ist aus to vor doppelkonsonanz verkürzt, vgl.
SafiioQ[y(Sv und ÖKfxco^ywv auf den achäischen inschriften Corp. inscr.
gr. no. 1542 (z. 13) und 1543 (z. 21), sowie Sa\fit,oQyioVTog auf der lokri-
schen inschrift von Chaleion das. no. 1567 (z. 3). M) Die inschrift von
Syllion zeigt öfters ° für o und O für ca. Dass darauf aber nichts zu ge-
ben ist lehren z. b. KHoAAZETY z. 8 und BOAEMENYZ z. 13. 13)
Vgl. z. b. KOIM'IATAI und KPO*t>IATAf (vgl. xoqvqnri) in den von Weil
Mitteilungen des deutsch, archäol. instituts in Athen. I. 1G5 wiederge-
gebenen lakonischen inschriften.
336
A. Bezzenberger
mit rücksicht auf iregu- die möglichkeit in betracht ziehen,
dass IJegyr] — vorausgesetzt, dass diess der epichorische name
der so genannten stadt war — und IIPEUA2 (o. s. 328) un-
mittelbar zusammen gehören, und dass das eg jener und das ge
dieser form gleichmässig aus silbebildendem r entstanden
seien 14). Mit bestimmtheit lässt sich diess jedoch nicht be-
haupten, da Flegytj in ähnlicher weise aus einem an TiPEllA^
sich anschliessenden epichorischen namen hervorgegangen sein
kann, wie das äolische JTt^gaf.iog aus Ilgla/iiog (Ahrens I. 56),
und da wir Aspend. et 4 die auf regyn- beruhende form nvgyo
finden.
Auf dem gebiete der kontraktionslehre kommen da^iiogyt-
oiaaa. (s. o. s. 335, anm. 11) — welches lehrt, dass im pam-
phylischen dialekt o -\- € in 10 zusammengezogen wurden — ,
■KaTrjxodv Syll. 34, in dem t] aus « -\- € entstanden ist 15), und
allenfalls HATPEKAJL in betracht; das letzte, wenn seine
erklärung durch äigfaaoi richtig ist (o. s. 326, anm. 17). —
Elision erscheint in y.arsfig^odv Syll. 12, avectv das. 18, xa-
d-rjdv das. 13, xa&aveTio das. 17, Y.axr]%o8v das. 34 und viel-
leicht KAG.AN das. 27, sowie in Ttegtidioyt elg Aspend. a 4
und ß 3; um so auffallender ist der hiatus in i/citfXodv Syll. 11.
Von beachtenswerten deklinationsformen sind noch zu nen-
die in der inschrift von Syllion vorkommenden dative
nen;
plur. auf -oi, HiictQoioi 1, ATPOIIotoi 7, -oiot 29, nsgriPE-
NIAWTaioi 7, Taioi 12 — nach welchen der schluss von z.
7 und z. 9 ergänzt ist, -HIIAI2 z. 4 aber nicht dativ plur.
zu sein scheint — , der accus, sg. ßofa Syll. 24, und der nom.
sg. Iv-tig (Hesych) aus *lxtivg (vgl. Lob eck Paralipomena
p. 171).
Von conjugationsformen hebe ich noch hervor:
e%sl Syll. 39, vgl. \o\tsi%eig auf der von J. Schmidt K.
Zs. 25. 38, anm. 3 nach Kirchhoff's mitteilung veröffent-
lichten attischen inschrift. AvTCiqg in dem neugefundenen Sap-
pho-fragment (Blass Rhein, mus. 35. 289) ist wegen des da-
neben stehenden dtdxrjTcu ohne becleutung.
u) TTPETTAS wäre in diesem fall aus *ITQeytKg hervorgegangen (vgl.
tarentinisch okCog, böotisch hov, arkadisch ^taXCa, Ahrens 11.87). 15) x«-
&r]3v Syll. 13 ist nicht ganz klar; es kann sowol zu xa&ifo&ui wie zu
xaH-Tjad-at gehören.
Zur beurteilung des pamphylischen dialekts. 337
aveav Syll. 18 (oder dvrjav ?) und vielleicht KAG.AN (oder
EKAQ.AN, vgl. savvrjxs, Kühner Gramm. I. 660) Syll. 27;
vgl. böot. dvt&iav, Ttageiav Führer De dialecto boeot. p. 12,
Meister o. s. 186, dve&uav Bull, de corr. hell. II. 589.
ißa)Xdo€Tv Syll. 8, das vielleicht zu einem verbum ßcoXd-
£o(.iai gehört, vielleicht aber zu ßioXfasvvg (s. u.) in demselben
verhältniss steht, wie dor. idivd&rjv oder divdooazo (Ahrens
II. 148) zu divrj&slg Od. x 85, Karefig^ndv Syll. 12 und das
zu einem verbum *da[jiOQyl£io — hinsichtlich seiner bedeutung
vgl. Siegismund Pamphylisches s. 94 — gehörige participiale
dafniogylowaa Aspend. a 3 und ß 2/3, das begrifflich nicht als
partic. fut. aufgefasst werden kann 16); diese formen treten zu
den homerischen aoristformen ßrjoeto, dvasxo u. s. w.
ßwlrjf-ievvg Syll. 13, das auf einer linie mit dem arkadischen
ddiy.tj(.ievog (Merzdorf Sprachwissenschaftl. abhandl. aus G.
Curtius' grammat. gesellschaft s. 32) steht.
Der im vorstehenden besprochene dialekt zeigt in manchen
einzelheiten berührungen mit dem kyprischen dialekt, im allge-
meinen aber macht er den eindruck einer in sehr früher zeit
selbständig gewordenen dorischen mundart. Ueber die räum-
liche ausdehnung des pamphylischen dialektes lässt sich nichts
bestimmtes sagen. Ist die von Hirschfeld a. a. o. 1874, s.
716 veröffentlichte inschrift im dialekt von Phaseiis abgefasst,
so wurde in dieser Stadt, welche z. b. Dionysius Periegetes v.
854 f. zu Pamphylien rechnete, der o. erörterte dialekt nicht
mehr gesprochen; sie lautet in Umschrift:
1 6/iioodTto 6 7iQVT~\aviq Jla v.al rAXiov xat räv xal .... 2
i/u/ii£)vsiv tölg cü/doloyr]f.iivotg Ttoxl .... 3 ev'jXaßewg • d/iioodv-
xwv de x.ai ld[_uozcu .... 4 a x« M~\avaaioXog yqd\pi]xai xarce
r.... 5 co/.toloyr]?^f.i£voig e^aiQÜvTsg to ßaa{iX- .... 6 xo]tcc
öixag Mavaacolog Oaarjh 7 //]IT//j eX tivtg öcpdXovti t(.i
m*'l\l 8 HIIIUIIlllArmN de fyrtQoa&e avv .... 11 nAl Mav-
aawXog SftoKoy Adalbert Bezzenberger.
16) Aber vielleicht ist äafiioQy)g oiaa zu lesen?
A. Hillebrandt
William Dwight "Whitney, A Sanscrit grammar, including
both the classical language, and the older dialeds, of Veda
and Brahmana (Bibliothek indogermanischer grammatiken,
band II). Leipzig, Breitkopf und Härtel. 8. XXIV u. 485.
Mehr und mehr hat sich in dem kreise der indogermanischen Sprach-
forscher die erkenntniss eingebürgert, dass die Sicherheit der fortschritte
ihrer disciplin von dem umfange ihrer einsieht in die einzelnen indo-
germanischen sprachen abhänge, und diese erkenntniss führte von selbst
zu dem bedürfniss nach systematischen einzeldarstellungen, in welchen
an stelle eines allgemeinen Standpunktes ein individueller träte und die
rücksichten auf die erscheinungen einer spräche alle anderen sich unter-
ordneten, in welchen zugleich allgemeinen historischen gesichtspunkten
rechnung getragen würde und ausserdem die resultate der seit Bopp und
Schleicher weit vorgerückten forschung ausdruck fänden. Dasselbe
machte sich um so lebhafter geltend als das ausserordentliche anschwellen
der über viele Zeitschriften sich verbreitenden litteratur den überblick
für den nicht ausschliesslich sprachwissenschaftlichen Studien obliegenden
mehr und mehr erschwerte, und selten ist deshalb ein unternehmen mit
lebhafterem interesse begrüsst worden, als das, zu welchem sich die
bearbeiter der ,, Bibliothek indogermanischer grammatiken" vereinigten.
Diese 1875 angekündigte und 1876 durch Sievers' lautphysiologie pas-
send eingeleitete serie hat jetzt durch das erscheinen von Whitney's
in englischer und deutscher spräche ausgegebener1) sanskritgrammatik
ihre erste fortsetzung erfahren.
Die grundsätze, welche Whitney befolgte, hat er selbst in seiner
einleitung auseinandergesetzt. Es handelte sich für ihn nicht um ein
tieferes Studium der einheimischen indischen grammatik, auf deren
reiche beobachtungen unsere bisherigen sanskritgrammatiken fast aus-
schliesslich sich stützen, sondern um die erforschung des sprachzustandes,
wie ihn die litteratur selbst aufweist. W. hat darum seinen indischen
Vorgängern nicht die beachtung versagt, welche ihre reichhaltigen an-
gaben verdienen, er hat nicht nur das bisher ihnen entlehnte material
aufgenommen, sondern auch die vor ihm noch wenig benützten prätigäkhya's
in einer weise verwertet (cf. § 21, 28. 37. 39. 71. 84 u. a.), die seinem
buche als besonderes verdienst angerechnet werden muss. Nur hat er
strenger als bisher zwischen belegten und unbelegten formen geschieden
und damit eine grenzlinie gezogen, welche zwar nicht definitiv sein kann,
aber doch als ein desideratum der historischen grammatik angesehen
werden musste.
W.'s eigentliche aufgäbe war es, in die sanskritgrammatik die
grundsätze der linguistik durchgreifender, als bisher geschehen war,
einzuführen und die spräche als eine historisch gewordene zu betrachten.
1) Die Übersetzung ins deutsche, welche Zimmer's zuverlässigen
bänden anvertraut war, hat referenten nicht vorgelegen.
Anzeige. 339
Dies princip hatte eine beständige rücksichtsnahme auf den vedadialekt
zur Voraussetzung und verlieh Whitney's buche Vorzüge, welche allein
genügen würden, ihm eine hervorragende Stellung unter den vorhandenen
lehrbüchern anzuweisen. Die reiche fülle neuen materials, welches er
unterstützt von freunden und Schülern aus allen teilen der vedischen
litteratur (vgl. die Übersicht s. XXIV) herbeizog und in instructiver
weise dazu verwandte, über das allmähliche aufleben und absterben
dieses oder jenes Sprachgebrauchs aufschluss zu geben (vgl. z. b. § 964.
965. 994. 1044. 1045. 1050 a. e. 1052 u. f.), die durch reiche beispiele
und aufstellung ganzer paradigmen illustrirte Unterscheidung vedischer
und klassischer flexion (§ 340, 342 u. sonst), die von der indischen
grammatik vernachlässigte statistische beobachtung des formenschatzes
in älterer und jüngerer litteratur — dies sind eigenschaften , die es in
dieser ausdehnung mit keinem teilt. Zu bedauern bleibt, meinem er-
messen nach, dass Whitney durch rücksicht auf umfang und zeit sich
hat abhalten lassen, sein buch bis zu einen gewissen grade comparativ
zu machen. Wir sagen „bis zu einem gewissen grade", weil die auf-
nähme aller verwandten erscheinungen und bekannten vergleiche aller-
dings nur ein störender ballast gewesen wäre, aber gegenüber dem zweck
und leserkreis des buches auf eine principielle , durchgängige Unter-
scheidung arischer formen und speciell indischer neubildungen, die
weder viel räum noch zeit beanspruchte , hätte grösseres gewicht gelegt
werden sollen. Vielleicht wären paradigmen, etwa in der art der Sie-
vers'sehen, am ersten geeignet durch anwendung grader und cursiver
lettern solche unterschiede hervorzuheben, und es wäre von praktischem
nutzen, wenn die herrn bearbeiter sich entschliessen wollten, der ganzen
serie einen sammelband „indogermanischer paradigmen" beizugeben,
in denen nachweislich alte formen von speciellen Sonderentwicklungen
durch die schrift geschieden wären.
Ein Vorzug der Whitney'schen arbeit ist der grundsatz die spräche
als accentuirt zu betrachten , soweit die betonung mit Sicherheit auf
grund accentuirter texte ermittelt werden kann. Abschnitt IV des IL
capitels handelt von der betonung im allgemeinen und enthält die lehren
der indischen grammatiken, die verschiedenen arten des svarita, bei
denen die innerlich nicht hinreichend motivirte Scheidung in selbständigen
und enklitischen svarita beibehalten ist u. a. m. Von besonderem inte-
resse dürfte der diesen abschnitt einleitende § 80 sein, weil er die lehre
der indischen Sprachforscher über die qualität des accentes enthält:
The phenoraena of accent are, by the Hindu grammarians of
all ages alike, described and treated as depending on a
Variation of tone or pitch; of any difference of stress in-
volved, they make no aecount. Schon vor jähren hatte Haug in
seiner abhandlung über wesen und wert des vedischen accentes warnend
seine stimme gegen die behandlung des udätta als eines sprachaccentes
in unserem sinne erhoben, dieselbe verhallte aber damals ungehört. Der
inhalt des citirten paragraphen lenkt vielleicht das augenmerk besser
als es Haug gelungen ist auf die willkür, mit der man den indischen
340
A. Hillebrandt
accent hinsichtlich seiner qualität dem deutschen gleichstellt. Bei dei
indischen ist tonhöhe , bei dem deutschen tonverstärkung das charaktc
ristische moment. Ist auch jede tonverstärkung von einer geringei
tonerhöhung begleitet, so bleibt letztere doch „wohl zu unterscheiden
von der eigentlichen , absichtlichen tonerhöhung , welche weit stärkere
höhenunterschiede hervorbringt als jene unabsichtliche" (Sievers,
Lautphys. § 23, s. 114).
Es ist nun gar nicht abzusehen, was denn die indischen phonetiker
bewogen haben sollte zu sagen, der udätta sei höher als der anudätta,
wenn er ihnen lauter und stärker erschienen wäre, ihr feines ohr hätte
tonhöhe und tonstärke sicher nicht verwechselt. Aber dennoch fährt
man fort, dem indischen accent gleiche einwirkungen auf die wortgestalt
zuzuschreiben, wie dem germanischen, ohne diesen zwischen ihnen her-
schenden Widerspruch auch nur zu beachten. Dass im altindischen
neben dieser betonungsweise eine gleiche Wirkungen wie der deutsche
accent ausübende exspiratorische ausspräche, die man meinetwegen ex-
spiratorischen accent nennen mag, herging, ist sehr wohl möglich und
wird durch manche erscheinungen sogar wahrscheinlich. Aber dieser
zweite accent ist erst aus seinen Wirkungen nach qualität und Stellung
zu erschliessen , er kann sehr wohl mit dem udätta auf einer silbe zu-
sammentreffen ohne es jedoch zu müssen l) — ihn ohne weiteres mit dem
udätta identificiren zu dürfen, so einfach liegen leider die Sachen nicht.
Ich unterlasse es an dieser stelle auf die folgerungen hinzuweisen, welche
sich hieraus für den indogermanischen accent , den man mit recht für
musikalisch hält (Scherer, Verner, G.Meyer u. a.) ergeben, weil ich
hoffe, nun bald an anderm orte mich darüber aussprechen au können.
Aus dem vielen, womit Whitney's arbeit unsre kenntnisse bereichert
hat, hebe ich noch die eingehende rücksicht, welche die syntax erfahren
hat, hervor. Vielfach stützt der Verfasser sich auf die Untersuchungen
und, wie es scheint, mündlichen mitteilungen Delbrück' s, welcher ja
die meisten Verdienste auf diesem gebiete der forschung hat. Viele
syntaktische beobachtungen , die bisher zerstreut lagen, sind hier ver-
einigt, viele wohl überhaupt zum ersten male gegeben und überall
die regeln reich mit beispielen illustrirt (cf. z. b. über den gebrauch
1) Z. b. auf den endungen der sg. schwachen casus ruhte diese
schwere, exspiratorische ausspräche. Wie sehr dieselbe aber von der
udättabetonung verschieden ist, habe ich anderwärts gezeigt. Ebenso
werden in der conjngation beide prineipien zu unterscheiden sein.
hrishyate beweist die Stellung des udätta durchaus nicht als unursprünglich ;
die form deutet nur darauf hin, dass der udätta es nicht war, welcher
die Schwächung des ar zu ri vollzogen hat. Von Wichtigkeit für die
bestimmung der silben, auf denen ein exspiratorischer nachdruck ruhte,
dürfte vermutlich auch die beobachtung des versictus sein. Man be-
achte z. b. ,in der gäyatristrophe ydc cid dhi te vicO yathd \ prä deva
varuna vratttm \ minhnäsi dyüvi-dyavi , wie wenig ictus und udätta-
betonung harmoniren. Mir scheint, dass durch die letztere die in auf-
und absteigenden tönen sich bewegende modulation der stimme, durch
ersteren eine im allgemeinen der deutschen entsprochende betonung
repräsentirt wird. Ob es im griechischen viel anders gewesen ist?
Anzeige. 341
des conjunctivs und optativs § 572 ff., den gebrauch des futurums und
conditionalis § 948. 949, die periphrastische conjugation § 1070 — 1075
u. a.) ; nur einige feine beobachtungen Pänini's haben an einzelnen stellen
nicht die beachtung gefunden, die sie verdient hätten.
Alles in allem durchweht ein historischer hauch das ganze buch,
dasselbe durchzieht ein weises masshalten gegenüber neuen verlockenden
theorien, und man verspürt das feine Sprachgefühl, welches im grossen
wie im kleinen den Verfasser geleitet hat. Wir heben noch den schwie-
rigen versuch die sandhigesetze einheitlich zu gestalten, die darstellung
der adverbien (§ 1097 ff.), des infinitivs (§ 968 ff.) hervor ohne damit
die reihe dessen abschliessen zu wollen, was lobend erwähnt werden
müsste. Aber wir können auch nicht verschweigen, dass abgesehen von
der nicht hinreichend durchgeführten Unterscheidung alter formen und
indischer neubildungen noch einige andere übelstände, wie uns scheint,
vorhanden sind. Die fülle des materials und die lichtvolle gruppirung
desselben boten dem Verfasser Schwierigkeiten, die er nicht immer über-
wunden hat. Zwar hat er durch anwendung verschiedenen drucks dem
anfänger die trennung des haupt- und nebensächlichen zu erleichtern
gesucht; aber die kleiner gesetzten partien ergänzen oft so wesentlich
die andern, dass auch der anfänger derselben nicht immer entraten kann.
Hierzu tritt bei manchen partien eine etwas weitläufige ausdrucksweise,
welche die Übersichtlichkeit nicht sehr erleichtert. Vortrefflich ist W.'s
grammatik für den Sanskritisten, ausserordentlich wertvoll für den
Sprachforscher, einen anfänger möchten wir aber lieber auf eine knappe
darstellung wie z. b. die Müller's oder Kielhorn's ist, verweisen.
Wir heben noch hervor, dass an vereinzelten stellen die tatsacheu
einen richtigeren ausdruck hätten finden Können. Wenn W. die wichtige
frage, ob i, u, ri in gewissen fällen aus ai, au, ar hervorgegangen sind
oder umgekehrt, damit erledigt dass er pag. 75 sagt: both methods
have their advantages, and the question between them is
one of minor consequence, which may fairly be settled by
considerations of convenience, so ist „convenience" , scheint mir,
nicht der richtige Standpunkt, von dem sich solche fragen erledigen
lassen. Wenn § 217 gesagt wird, dass final g of » root or stem, if
followed in internal combination by any other sound than a
vowel or semivowel or nasal, reverts to its original, so ist da-
rauf zu entgegnen, dass palatale nicht zu gutturalen werden, sondern
sich in vakti, nvaktha der alte ursprüngliche guttural erhalten hat.
Ebenso wird hau bei elision des a nicht zu ghn (§ 216. 9; 402; 637)
sondern hat sein gh unter dem schütze von n erhalten; a muss also aus-
gefallen sein , bevor die ^A-laute zu h sich wandelten. Zu § 88 möchte
ich bemerken, dass der auf den gesang bezügliche ausschliessliche
notenwert der sämavedaaccente deutlicher hätte hervorgehoben werden
sollen, da unkundige sonst leicht den tatbestand verkennen und jenen
gleichen charakter wie den rigaccenten zuschreiben könnten. Wir hätten
gewünscht, dass das erwähnte vermieden worden wäre, dies tut aber
selbstverständlich dem warmen interesse keinen abbruch, mit dem
342
A. Hillebrandt
wir Whitney's werk begrüssen. Wenden wir uns nun zu einigen
einzelheiten.
§ 78 heisst es : a diphthong is protraetcd by Prolongation of its first
or a-element: thus, e to ü3i, o to ü3it. Diese regel gilt nicht allgemein;
ausgeschlossen sind die pragrihya-diphthonge und solche, denen ein con-
sonant folgt. Vgl. Aqv. c,r. s. 1 , 5, 9 ; es heisst also acve3 z. b. im
dualis. Vgl. auch Pän. 8, 2, 107.
§ 240 wäre es vielleicht zweckmässig ein perfect-bei spiel von dem
unterbleiben der gunirung im perfectum durch position langer wurzeln
anzuführen, da § 793c auf diesen paragraph verwiesen ist; also nininda.
Auch babandha hätte mit rücksicht auf papdta genannt werden können.
§ 250b. Ob i in dadima, adhitluis eine Schwächung des „wurzelhaften
d" sei, ist zweifelhaft. Da metrische lesungen bisweilen pa-anti, da-ama
zeigen, so ist die möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass d = a -\- a,
demnach t in dadima etc. eine Schwächung von kurzem « ist. Für stheyäsam,
deya in d.) möchte ich als entwicklungsreihe da{dd?)-ia, data, daiya, deya
resp. stha (sthdf)-idsam, sthaidsam, sthaiydsam, stheydsam ansetzen.
§ 361d. Der stamm dyu wird nicht zu div, sondern div ist aus dyav
wie cun aus cvan entstanden.
§ 355. 433. Bedenklich scheint mir die trennung des d- und n-
Stammes in panthan, ribhuxan u. a.; panthdm kann aus panthdnam oder
panthdn-m (panthan-7n), wie Brugman Gurt. stud. IX, 307 erkannt hat,
entstanden sein und selbst erst anlass zur entstehung eines «'-Stammes
(wenn man überhaupt einen solchen ansetzen will) gegeben haben. Es
hätte also ein ähnlicher Vorgang wie bei ushas stattgefunden, aus dessen
accusativ usham (= ushds-m) sich der stamm ushd vermutlich erst ent-
wickelt hat. Vgl. Brugman, Kz. 24, 25; J oh. Schmidt, Kz. 25, 15. 24.
§ 492. Ich mache hierzu auf die besprechung der dualformen der
persönlichen pronomina aufmerksam. Die von Benfey genannten formen
sind um dvat (T. S.) dvam vervollständigt. Es zeigt sich also eine sonst
nicht vorkommende Unterscheidung von fünf verschiedenen dualcasus.
§ 504. Als ursprüngliches neutrum zum stamm ki, dessen k aus
dem stamm ka übertragen ist (Coli itz o. III. 206) hätte cid angesetzt wer-
den sollen, obwohl es durch die bedeutung sich abgezweigt hat. Möglich
wäre, dass kirn gar nicht zum stamm ki gehört, sondern nur Schwächung
von kam ist und als solche mit der partikel kam zu verbinden.
§ 513 wäre es wünschenswert gewesen, einige beispiele von
dem verschiedenartigen gebrauch des pron. svayam (als instr. u. s. w.)
zu geben.
§ 603. Ich hebe hier die rationelle einteilung der präsensklassen
hervor. Vorangestellt sind als 1. conjugation die präsensformen, welche
sonst die 2. conjugation ausmachen; die nu- und u- klasse sind passend
zu einer gruppe vereinigt. Die Whitney' sehe 2. conj. besteht aus den
a, d, ya- stammen : abgezweigt ist also die äya- (X) klasse und, wie schon
Kiel hörn getan hat, unter die sekundäre conjugation gestellt. Da-
gegen ist die passivbildung neu hinzugetreten, welche bis zu einem ge-
wissen grade auch nur eine classe der präsensbildungen darstellt. Meiner
Anzeige. 343
ansieht nach könnte man die ya- und die passivische yd- klasse als zwei
Unterabteilungen zu einer hauptgruppe vereinigen. Warum W. das
passivum nochmals unter die abgeleitete conjugation aufgenommen hat,
kann ich dagegen nicht einsehen.
§ 621 bespricht W. die imperfectbildungen der wurzeln ad und as,
von denen die erstere a, die zweite« einschiebt ,,to save the charac-
teristic endings in 2d and 3d sing. act.". Die ,,einschiebung"
eines a bei ad halte ich für unrichtig, die eines i bei as für sehr zwei-
felhaft. Es steht nichts im wege ädas , ädat für imperfectbildungen
einer a-wurzel anzusehen, welche die wenig deutlichen formen dt
(== ad -j- s, ad -\- t) verdrängt haben konnten, sowie dsis an die stelle
eines gelegentlich noch vorkommenden äs (— ds-s , ds-t, cf. Whitney
§ 636 abs. 3) getreten ist. Auf die ansetzung eines Stammes ada deutet,
abgesehen vom griechischen, auch der zend. conjunetiv adhäiti (cf.
Bartholoma e Altir. verb. 97) hin. Ich möchte im anschluss hieran
auf § 560. 615 und 1087c hinweisen, wo W. ayds , aydt und paldyate
mit der wurzel t verbindet. So verstanden bleiben ayds etc. immer Un-
regelmässigkeiten, die der hinweis auf asdtha, bravdtha u. a. nicht be-
seitigt. Nun hat das Zend ganz unzweifelhaft die wurzel uya (vgl. z. b.
das partieipium ayantem), die indische grammatik erkennt sie ausdrücklich
an, Grassmann hat sie für einige formen in sein Wörterbuch aufge-
nommen, und ich vermag nicht einzusehen, warum wir sie nicht zur er-
klärung von ayds, aydt, pliiyate (MS), paldyate herbei ziehen sollen, welche
sich ungezwungen zu ihr stellen *).
Was dsis, dsit anbetrifft, so sehen diese mehr wie aorist- denn wie
imperfeetformen aus; wenn zur wurzel as ein perfectum dsa (= ^a?)
existirt, so hat das Vorhandensein eines aorists von der form abodhisham
(dsishatn , dsis = äsis-s , dsit = dsis-i) nichts unwahrscheinliches , auch
wenn nur einzelne reste davon sich erhalten haben.
§ 624 bespricht W. die zweifelhaften formen wie ksesi, jesi , josi
{— jossi) u. a. und sagt : „In the Veda (but almost limited to RV) are
found certain second persons singular, made by adding the ending st to
the (accented and strengthened) root, and having an imperative value.
There is some difference of view as to their formal character; but the
most acceptable opinion regards them as isolated indicative persons of
this class, used imperatively". Ich weiss nicht, wer den irrthum, dass
diese 2. pers. sing. ind. (so erklärt sie W. richtig) imperativisch gebraucht
seien, zuerst eingeführt hat. Die stellen, welche ich nachgeprüft habe,
erfordern dies nicht und lassen sich ohne zwang in indicativischem sinne
erklären.
Zu diesen vereinzelten formen nach der II. (Whitney's I.) conj.
gehört auch netha RV. 10, 126, 2, welches Grassmann für einen conj.
aor., Delbrück (Altind. verb. 85) für „eine geburt des augenblicks, die
in unwillkürlicher anlehnung an das unmittelbar vorhergehende pdthd
1) Auch das griech. r\iov erklärt sich leichter, wenn wir auf eine
wurzel uya {aia) zurückgehen, deren imperf. dyam lautet.
344
A. Hillebrandt
gebildet" sei, erklärt, netha ist eine form von gleichem charakter wie
eete, stuta u. a; d. h. sie zeigt den langen vokal, wo man den kurzen
erwartet, wenn man an den canon von starken und schwachen formen
glaubt, Entweder das e ist ein eindringling aus einem singular ind., wc
es „berechtigt" ist, was nicht sehr glaublich klingt, oder — was mir viel
wahrscheinlicher ist — netha ist in nüyathä aufzulösen und als eine ir
den rigveda eingedrungene form der Volkssprache zu betrachten1).
§ 694. Von der wurzel pis sind mir in den crautasütren des
schwarzen YV noch der imperativ piiisa (pinsdnüni) und der indic. pinsati
aufgestossen.
§ 778 hätte erwähnt werden können, dass piträ ohne sma auch mit
dem aorist verbunden werden kann; es heisst also avätsur iha purd chd-
truh oder vasantiha purd chdirdh; aber nur: yajati sma purd (Pän. 3, 2,
122.) Ferner wird bei einer mit nanu eingeleiteten antwort auf eine
frage das präsens im sinne eines aorists gesetzt, akdrsih kirnt nanu
karomi bhoh. In Verbindung mit na und nu dagegen kann in gleichem
falle präsens oder aorist beliebig stehen; auf katam akdrsih kirn ant-
wortet man mit: na karomi oder ndkdrsa?n (Pän. 3, 2, 120. 121). Fu-
turbedeutung hat das präsens in Verbindung mit yävat, purd, sobald die-
selben als partikeln gebraucht werden: ydvad bhunkte \ purd bhunkte, aber
ydvad ddsyate tdvad bhoxyate (ib. 3, 3, 4) u. s. w.
§ 828 ff. behandelt den einfachen aorist. Die hier gegebene dar-
stellung unterscheidet sich, abgesehen von neuem material, nicht wesentlich
von der gewöhnlichen auffassung. Formell scheint in dieser aber manches
sehr zweifelhaft. Die aoriste aganma und agman von gam z. b. unter-
scheiden sich morphologisch durch nichts von ahanma, aghnan, dem im-
perfectum von han. Was jene zu aoristen macht, ist lediglich ihre be-
deutung (cf. Delbrück, Altind. tempuslehre s. 72); diese aber braucht
nur eine differenzirung in der bezeichnung der Vergangenheit zu sein,
welche erst, nachdem eine zweite imperfectbildung die vorherrschende
geworden war, eintrat. Ganz dasselbe gilt z. b. auch von akarma, akran,
dessen or,,unrege lmässig" ist, wenn man die „regel" von starken und
schwachen formen anerkennt; dann wäre aber auch ahanma unregel-
mässig, die richtige form müsste, wofern Brugman's nasalis sonans hier
anwendung finden kann, ahama lauten. Jene regel hat indess ihre
schwachen Seiten und ist meiner ansieht nach für manche wortgruppen
der II. conjugation gar nicht zutreffend, akarma, aganma, ahanma sind,
wie ich glaube, nur imperfeotformen der wurzelklasse, von denen die
ersten beiden aor. bedeutung angenommen haben , die letzte die imper-
fectische behalten hat.
§ 948. Einen eigentümlichen gebrauch des futurums nämlich als
Stellvertreter des imperfectums hinter worten, die ein sich-erinnern be-
zeichnen, erwähnt Pänini. Der scholiast führt als beispiele solcher verba
abhijdndsi, smarasi an; die Siddh. kaum, nennt smarasi, budhyase,
1) Die entwicklungsstufen wären folgende 1) näyathä 2) nü-i-thd
3) netha 4) netha'. Der udätta wird von der exspiratorisch ausge-
sprochenen endung zuletzt angezogen.
Anzeige. 345
cetayase. In dem satze: abhijändsi devadatta Jcäcmiresu vatsyämah steht
also vatsyämah für avasdma , welches auch eintritt , sobald beide sätze
durch yad verbunden werden: yat kdcmiresv avasdma (Pän. 3, 2, 112.
113. Vgl. auch 3, 2, 114.)
§ 982«. Das aus dem Qat. brähm. für die Verbindung eines verbum
dicendi mit dem imperativ angeführte beispiel: tasmdd osadhinäm evu
müldny ucchettavdi brüydt ist nicht beweiskräftig, da brüyät — iti bruyät
und ucchettavdi ein unabhängiger, im sinne eines imperativs gebrauchter
infinitiv ist, durch welchen der adhvaryu den befehl, die vedi in einer be-
stimmten form zu graben, erteilt.
§ 1094: vpahärikarosi thou makest an offering?
§ 1100 würde ich vicvaha (vicvaha, vicvdhd) von den adverbien auf
ha (dha) trennen und als eine Verkürzung von vicvdhd = vicvä aha
(ahdni) betrachten, auch wenn vicvadhd daneben vorkommt.
Capitel XVII, § 1136 ff. enthält die stammbildungslehre. W. hat an
stelle der alphabetischen eine nach allgemeinen gesichtspunkten geordnete
gesetzt und damit den schwierigen stoff in eine wissenschaftliche form
zu kleiden gesucht. Im allgemeinen bedarf der Standpunkt, die bedeu-
tung zur grundlage der anordnung zu machen selbstverständlich keiner
rechtfertigung , nur ergeben sich im einzelnen praktische Schwierigkeiten
und bei W. kreuzen sich offenbar an manchen stellen äussere und innere
gesichtspunkte, aus denen es nicht immer leicht ist, den leitenden her-
auszufinden.
Wir nehmen damit abschied von Whitney's buche nicht ohne leb-
haften dank für die mannigfache anregung und belehrung, die wir aus
ihm geschöpft. Von dem raschen tempo, in welchem gegenwärtig die
vergleichende Sprachforschung fortschreitet, wird zwar auch dieses werk
nicht unberührt bleiben , es wird aber allezeit einen markstein in der
geschichte der altindischen grammatik bilden.
Gr. Naedlitz bei Breslau. Alfred Hillebrandt.
Beiträge zur neugriechischen wortbildungslehre. Von N. Dossios,
dr. phil. aus Joannina in Epirus. Zürich. Druck von Zürcher
u. Furrer, 1879. 8. 16 s.
Herr dr. Dossios, ein Epirote von geburt, der sich bereits durch
verschiedene sprachwissenschaftliche abhandlungen über das Neugriechi-
sche bekannt gemacht hat, veröffentlicht so eben die vorgenannte dankens-
werthe schrift über neugriechische Wortbildung. Wer sich mit dem Mit-
tel- und Neugriechischen beschäftigt, der wird wissen, dass zwar für ety-
mologie und lautlehre des vulgäridioms manches geschehen ist (vgl. vor
allem De ffner: Neograeca in C u r t. Stud. IV), dass das gebiet der Wort-
bildung dagegen noch keine irgendwie befriedigende wissenschaftliche
behandlung gefunden hat. Maurophrydis giebt zwar in seinem /loxl-
(ttov iaToqCac rijg 'EXXrjvixijs yXwaarjg (Smyrna 1871) manche beispiele,
Heiträije z. k unde d. ^'.sprachen. V. 23
346
C. Foy
beschränkt sich jedoch auf die mit altgriechischen suffixen neugebildeten
Wörter. Mullach behandelt das ganze gebiet der Wortbildung in seiner
grammatik der griech. vulgarpsr. auf 3 — 4 Seiten. Koraes' vereinzelte
bemerkungen in den 'lAruxra kommen kaum in betracht.
Solcher dürftigen behandlung eines so wichtigen themas gegenüber
mu8s sich, denken wir, nicht nur der gräcist, sondern jeder, der sich mit
der Sprachwissenschaft beschäftigt, aufrichtig freuen, wenn ihm ein buch
vorgelegt wird, das in ebenso ausgiebiger wie eingehender weise die
Wortbildung der jüngsten phase des Griechischen im sinne der neueren
Sprachwissenschaft bespricht.
Abgesehen von einer 11 seiten füllenden ein leitung zerfällt die schrift
(p. 12 — 66) in zwei theile, von denen der erste die „einfache Wortbildung",
der zweite (p. 44 ff.) die „Wortzusammensetzung" mit reicher exemplifi-
cation und durchsichtiger Classification behandelt. Namentlich im 2. theile
hat sich der Verfasser mit dem besten erfolge die eintheilungsprincipien
angeeignet, die Leopold Schröder in seiner schrift: „Ueber die for-
melle Unterscheidung der redetheile im Griechischen und Latein. Leipzig
1874" angewendet hat, versucht jedoch mit diesen auch die von Curtius
vertretene eintheilung (Schulgrammatik §. 359, Erläuterungen p. 150 ff.)
zu verbinden.
Der erste theil zerfällt in 3 capitel: I) Mit alten suffixen neugebildete
Wörter [p. 12—27: Wörter auf rr\g , dring, (äii\g, Irrig, rga, &qcc, <uttj, ixrj.
Abstracta auf aivr\, /na, flog. Adjectiva auf vog, xog, Qog, log, torög,
rjoiog]. II) Wörter neuer endungen [p. 27—33: ohne fremden einfluss
entstanden: ifiov, /tdna, diu, Cka, via, döa, ovdcc; — unter einfluss des
Lateinischen entstanden: xla, ovqa, drog (schreibe ärog) , dorjg (schreibe
dgig)]. III) Deminutiva und augmentativa [p. 33—43. Allgemeines über
entstehung der deminutiva und über die endungen ig, iv, t = tog, tov.
Neugriech. demin., deren Ursprung ins Altgriechische zurückgeht: dxrjg
(schreibe dxig), dxt, trat, lrar\g (schreibe iratg), novkog, demin. auf ovXrjg
(ovXig), ovltt, ovroixog. Augmentativa: hauptsächlich äoa, aoog].
Obwohl streng genommen die deminutiva und augmentativa unter I)
und II) behandelt sein sollten, so ist es doch bei der eigenthümlichen
Stellung dieser formen im Vulgärgriechischen aus praktischen gründen
gerechtfertigt, sie besonders zu behandeln.
Der leser sieht, dass alle wichtigeren suffixe (jedes mit mehreren
beispielen belegt) vertreten sind, wenn gleich der bescheidene titel des
buches verbietet, Vollständigkeit zu erwarten.
Der zweite theil zerfällt in 4 nummern: I) Nominalcomposita [p. 64—
53. Nach Schröder eingetheilt in immutata und mutata mit je 3 unter-
abtheilungen : Substant. -f substant. , adject. -f- substant. , numer. -f- subst.
und für die immutata noch subst. + adject. , adject. -f- adject , numer. +
adject. Ferner: Composita mit a privat, und mit fa und mit praeposi-
tionen]. II) Zusammengesetzte verbalnomina [p. 53—56. a) nomen. +
verbalnomen.: Suffix t«, o. b) verbum -\- nomen]. III) Zusammenge-
setzte verba [p. 56—58. adject. -f- verbum, (substant. + particip.), verbum
j- verbum. Sehr abweichend vom Altgriechischen!]. IV) Copulative
Anzeige. 347
Zusammensetzungen [= dvandva. p. 58—62.] Vorangeschickt ist im
zweiten theile eine bemerkung über den neugriech. bindevokal (p. 45),
angehängt eine betrachtung über die bedeutung der Zusammensetzung
[p. 62 — 64. Determinative composita, attributive composita, abhängig-
keitscomposita].
Diese eintheilung lässt, denken wir, kaum etwas zu wünschen übrig.
Wie sorgfältig die exemplification ist, beweise z. b. der umstand, dass
wir allein unter der rubrik „nominalcomposita" weit über 100 beispiele
gezählt haben (die gelegentlich angeführten altgriechischen nicht mitge-
rechnet).
Was die methode des Verfassers anlangt, so ist namentlich anzuer-
kennen, dass er immer bemüht ist, die einzelnen erscheinungen sprach-
wissenschaftlich zu begründen. Wir empfehlen beispielsweise den artikel
über die deminutiva (p. 33 ff.) zu lesen. Oft sucht er die epoche zu be-
stimmen, wo gewisse formen zum ersten male auftauchen; immer aber
nimmt er auf die bedeutung sorgfältig rücksicht und sucht, wo eine ab-
weichung vom Altgriechischen vorliegt, dieselbe zu erklären. Freilich
war dies , wie natürlich , nicht immer möglich ; z. b. woher stammt die
intensive bedeutung des Suffixes #(>« in formen wie xr\Qt&ou, fioXvßtöqa,
xoxxaXrj&Qcc'? (cf. p. 17). Die fremden aus dem Lateinischen oder Romani-
schen stammenden Endungen sind befriedigend erklärt, so z. b. xXa aus
cula oder tula , {navovxXa =■ panucula , atxXct = situla u. s. w.) p. 31.
Was die Schreibung der endungen dtos = lat. atus und äris = lat. arius
betrifft, so würde ich üxog anstatt üxog (p. 32) und ccoig anstatt dgrjg
(p. 33) empfehlen. Von den übrigen neuen endungen vermag der Verfas-
ser entschuldbarer weise ebenso wenig, wie seine Vorgänger, die zwei:
fxdga und CXa befriedigend zu erklären, auch für xoeXXog und XtaXög p. 26
gesteht er, keine etymologie finden zu können. P. 25 ist wohl nur aus
versehen *[iaxovXog und *ßa&vXog anstatt *fi.axqvX6g und *ßa&vX6g betont
worden.
Alle berichtigungen , die wir zu machen hätten, beziehen sich nur
auf einzelheiten z. b. p. 20 sagt der Verfasser, dass das j in formen wie
fittQfiaQtvjog gar nicht gehört werde, sondern nur „eine starke nasalirung"
bewirke. Es war zu sagen, dass v -\- j zu dorsalem n mit nachfolgendem
halb vokal i (ital. frz. gn, span. n cf. Champagne, Bologna, Espana) wird.
P. 21 wird behauptet, dass das i in adjectiven auf (i)vog gar nicht
gehört werde, und doch sagt man Orj/xeoivog ebensowohl wie OTjfttQvog
und TWQivög wie xojgvög.
P. 23. wird der eigenname 'Aifama für eine abkürzung von ^AtfooStxt]
erklärt, während es doch ein neugriechisches adjectiv atfQäjog giebt *).
Auch Jrifi^TQco ist nicht = dr\n7]xi\o zu setzen, sondern das vulgäre fe-
minium zu ArjfiijxQiog.
P. 51 wird die form taxetXrjg = %ttXfav aufgeführt. Unseres wissens
J) Uebrigens haben auch andere 'A<fodx(t und slygodCxt) zusammen-
gestellt, so z. b. Ross: Reisen auf d. griech. inseln II. 1843 p. 115 und
Kind: Anthologie. 1861. p. 209.
23
*
348
C. Foy
spricht man dza%ilis , und die genannte form wäre also nach neugriechi-
scher weise im anlaute mit t£ zu schreiben.
P. 67 wird die form aßiäkog = ßcSXos als durch einen hörfehler aus
ivas ßwkog entstanden erklärt. Dies ist unglaublich, da sich das prothe-
tische <r auch vor neutris und femininis findet. Genaueres hierüber in
meinem „Lautsystem der griechischen vulgärsprache" p. 74.
Ganz beiläufig wollen wir erwähnen , dass die vulgäre färbung der
mitgetheilten formen nicht immer eine gleichmässige ist. P. 28 wird
z. b. Siaifiov, IvOi/iov, nctigi/nov in mittelalterlicher weise mit v geschrieben,
während doch p. 24 Xovotixo, tjcciprixö u. ä. ohne v steht.
Es erübrigt uns, noch ein wort über die „einleitung" hinzuzufügen.
Dieselbe polemisirt zunächst gegen die puristen im heutigen Griechen-
land, die fälschlich bald treffliche neubildungen als vulgär verachteten,
bald sehr alte im volksmunde erhaltene Wörter als archaistisch verwürfen.
Nun führt der Verfasser einige formen an, die, wie er meint, zwar nicht
schriftlich erhalten wären, aber trotzdem sehr alt sein müssten oder
könnten, darunter ardla = ordlayfia, vvora — vvarayfia, x).y)oa = xkrj-
(jovofita.
Aber welcher kundige sieht nicht, dass dies ganz vulgäre bildun-
gen sind, etwa wie die italienischen aecusa = aecusatio, pesca = pisca-
tio, predica = predicatio, lega = ligatio , spia spion etc.? 'Pvtqk ist
offenbar eine mit der p. 16 besprochenen endung tqu, gebildete form.
Die glosse des Hesychios, die M. Schmidt als ,,de scriptura suspeetam"
mit einem kreuz bezeichnet, kann kein zeugniss für das hohe alter der
form ablegen.
P. 5 f. führt der Verfasser volksthümlich erhaltene formen auf, die
nachweislich älter wären, als die von den puristen empfohlenen. Darunter
z. b. ävrjyaiog, makedonisch, angeblich = homer. vr\yäxiog. Ich halte das
wort für nichts als viaxog mit der so beliebten vulgären prothese von a.
Im principe aber können wir nicht begreifen , was für ein recht ge-
wisse nur noch in einzelnen dialecten erhaltene und im alterthume schwach
oder doch nur vereinzelt bezeugte formen (cf. p. 6. fiüaraxag) auf allge-
meine Verbreitung haben sollten. Uns stimmt der referent (77. ITy.) in
der KXeiw no. 950 bei, der jedoch nicht sowohl das ganze buch, als viel-
mehr nur einiges fehlerhafte, (hauptsächlich aus der einleitung) bespricht.
Zum schluss ein wort über den anhang p. 65 u. 66. Derselbe zeigt,
wie schon die einleitung, dass der Verfasser bis in das 10. Jahrhundert
zurückgegriffen hat, indem die schrift des Porphyrogennetos : „De ceremo-
niis aulae Byzantinae" von ihm benutzt ist. Im übrigen enthält der an-
hang einige werthvolle bibliographische notizen.
Zur Vervollständigung des ganzen hätten wir nur noch ein inhalts-
verzeichniss gewünscht, so wenig die Griechen auch lieben, Inhaltsver-
zeichnisse zu geben.
Wir scheiden von dem kleinen büchlein, indem wir es dem gelehrten
publikum aufs wärmste empfehlen und den aufrichtigen wünsch aus-
sprechen, dass der Verfasser bald anderes über die vulgärsprache publi-
ciren möge. ■ Dr. C. Foy.
Anzeige. 349
Foy, Dr. Carl, Lautsystem der griechischen vulgärsprache.
Leipzig. Druck und verlag von B. G. Teubner. X. u. 146 S.
gr. 8. Mk. 3.
Der Verfasser versucht in der vorliegenden schrift, an welcher er
mehrere jähre mit fleiss und liebe gearbeitet hat, zum ersten male ,, unter
benutzung der neueren resultate der lautphysiologie und der allgemeinen
Sprachwissenschaft in annähernd vollständigen zügen ein System der vul-
gär-griechischen lautverhältnisse zu entwerfen" (Vorw. V).
Die schrift, welcher wir diese wenigen zeilen widmen, enthält zwei
bücher; im ersten (s. 1—82) bespricht der verf. die consonanten und
zwar § 1 die tonlosen explosivlaute x, t, tc, § 2 die tönenden fricativlaute
y> $> ß> § 3 die tönenden explosivlaute g, d, b, § 4 u. 5 die tonlosen fri-
cativlaute x> #i H'i § 6 die aspiraten im Tsakonischen, § 7 die liquiden
X und (?» § 8 die nasale fi und v, § 9 das velare , palatale und dorsale v
und dors. X, § 10 die Sibilanten a, f, o, § 11 die zusammengesetzten con-
sonanten rf, ra, rd, xp, (fO, § 12 das jod und den spiritus, § 13 den conso-
nantischen zusate, § 14 den wegfall der consonanten, § 15 die Umstel-
lung derselben.
Im zweiten buche (s. 83—192) werden die vocale behandelt und
zwar § 16 die alte und die jetzige ausspräche derselben, § 17 die diph-
thonge, § 18 die schrift und etymologie, § 19 der sporadische vocalwandel,
§ 20 der vocalzusatz , § 21 der vocalschwund. Es folgt § 22 ein capitel
über Volksetymologie und § 23 eine rückschau ; am ende befinden sich als
texte zwei bekannte lieder, ein zum ersten male gedrucktes makedoni-
sches märchen und drei räthsel mit Übersetzung und erklärung.
An seine schwierige aufgäbe ging H. Foy mit grosser sorgsamer
prüfung, welche wir auch im verkehr mit ihm oft zu bewundern gelegen-
heit gehabt haben; was die anläge der arbeit betrifft, so ist der verf.
der methode gefolgt, welche ihm die natur des behandelten Stoffes bot.
Jedes capitel hat seine passende stelle , so dass es nicht ohne schaden
versetzt werden könnte.
Neben schritten griechischer gelehrten und fremder hellenisten haben
H. Foy mündliche mittheilungen griechischer freunde und der gebrauch
des Griechischen im verkehr mit Hellenen aus verschiedenen gegenden
zu seinem zwecke sehr genützt. Wie in jedem buche aber, so haben sich
auch in dem vorliegenden ungenauigkeiten eingestellt, welche der verf.
in einer etwaigen zweiten bearbeitung seines werkes zu berichtigen nicht
unterlassen wird.
S. 7 ist zu bemerken, dass sich neben GxXißw'O) (glänze) noch ariXt-
ßoh'w, welches dem altgr. OTiXßöw näher steht, im munde des Volkes er-
halten hat. — S. 9 wird 7177/77 {nrixvg) geschrieben, während s. 59 incon-
sequent xiapi (xccvaig) steht. — S. 12 hat schon auch ZxaqXaTog Bv&vtios
in seinem lexikon ifjg xaif rj/jag iXlrjvixrjg diccktxTov , dritte aurl. Athen
1874, (s. 261) an die richtige etymologie des Xayiavixöv gedacht. — S. 13
möchte referent sich denjenigen anschliessen, welche yXviwvai (befreie u.
350
P. N. Pappägeorg
entkomme) von evXvrow, welches schon bei Hesychios (evXvrtooov : dndX-
Ittgov; mit unrecht hat man in ixXvrgwGov ändern wollen) vorkommt, her-
leiten. — S. 14 neben aXCyw {&X(ßw) hört man noch mit eingeschobenem
ov CovUyto und favUC<o (favXtiÖ), so dass die s. 51 gegebene etymologie
von l'ivXtCta unrichtig ist. — S. 15 wird yXiOTfoog (glatt) von oXrt&rinög
abgeleitet; meiner ansieht nach unwahrscheinlich. Vgl. ZxuqXiirog u. d.
w. &yXiOTQa(o. — Nicht überzeugend ist auch die etymologie des yQrj-
vin£(o von dem bei Hesychios vorkommenden doQTJvr)v (dooqvei'v). — S. 18
ßvjlva findet sich wirklich im Serrai von Makedonien, wie ich aus gut
unterrichteter quelle erfahre. — S. 27 ob Taijyagi^oj = Tr\yavit,<a, wie
schon Koraes wollte, möchte ref. bezweifeln. — S. 29 xoXoxv&rj ist viel-
leicht ein druckfehler; es müsste entweder xoXoxv&i oder xoXoxv&a heissen.
— Merkwürdig scheint mir die bemerkung s. 30 „dies verb (xdyrco =
xönroj) hat ganz die bedeutung von xvnxto angenommen = schlagen".
Ich zweifele keinen augenblick, dass H. Foy so gut, wie ich, weiss, dass
x6(fTto = Tt'fivio ist, und notire diesen lapsus fatalis nur als eine drollige
fluchtigkeit; s. 129 anm. findet sich die richtige erklärung =*= couper,
schneiden. — S. 31 die form dxgovfxdt.ofiut,, von der Deffner ausgeht,
um das d<fiyxgd£o{ictt oder dqiyxgipüficu zu erklären , existirt noch heut-
zutage in Makedonien : damit will ich freilich nicht behaupten , dass die
etymologie von H. Foy unrichtig ist; sie ist vielmehr die einzig mög-
liche (Vgl- auch ZxagXärog u. d. w.) — S. 32 sei noch der eigentüm-
liche Übergang des x m '/> i™ Makedonischen tpav^axwvoi = xavöaxüva)
bemerkt. - S. 66 werden als beispiele des Zusatzes J im anfang des
Wortes angeführt: Soidxi = ofa| (doch auch oidxiovl) und Sexet = IxeT;
letztes unpassend ; denn das Kretische dexa! ist ein zusammengesetztes
wort von dd-lxii, wie man noch im Makedonischen Sd-'xtZ und ^xü-Sd
spricht. — S. 78 dass Xctßwvco = altgr. Xwßdto ist, wie schon ZxagXärog
wollte, kann ich nicht wahrscheinlich finden. — S. 94 ist d&dvfiovfiai
(= lv&v[iovpai) unrichtig; consequenter weise müsste dann auch äx/eXt
(= eyxiXvg) geschrieben werden. Ohne zweifei ist nur d&vfxoijficu richtig ;
das volk kennt zunächst nur das synkopirte &v/uov{iai, wozu dann das
prothematische a hinzutritt, worüber s. 1 10 ff". — S. 101 das femininum
der adjeetiva auf ~gog geht, wie H. Foy sagt, in der vulgärsprache
durgängig auf -gr\ statt -gd aus. So sagt man Savxtgrj = Stvxiga; ich
hätte noch bemerkt, dass das wort jedoch als Substantiv dtvxtga lautet,
wie xttSttQT) dtvxtga u. s. w. — S. 106 werden mit recht alle lächerlichen
etymologien des w. ydSagog widerlegt und die allein richtige gegeben,
woran schon auch ZxagXaxog u. d. w. ya'iäovgöipagov dachte. — S. 110
der Übergang der endung w der verba in ov im Tsakonischen ist auch
makedonisch, so xgtäyov, nivov, u. s. w. — S. 117 ich lese: „yeXddi, dy^Xrj11;
unrichtig; yeXddi (yiXddn) ist die &ytlati\ ßovg, bei spät. dyiXdg -däog.
— S. 119 lese ich: „^avaxatvovgyaivto = vulg. xaivovgywvoi „erneuere''
von xaivovgtog = xairog". Das neugr. xctirovgyipg ist altgr. xaivovg-
yog = xaivovgyr\g. — S. 120 *ydi — XySr\. Doch giebt es auch deminut.
iyStov. — S. 121 sei zu Sovxi noch das eigentümliche makedonische
«fotfi erwähnt. — S. 121 „fioidCw von ofioios'i. Doch opoidfa im n. testa-
Anzeige. 351
ment. — S. 124 dass rw(>« (= vvv) nicht aus dem dativ ry wQtf, wie
griechische gelehrte wollen, sondern aus dem accusativ ri] wQit vulg. =
xty wQav entstanden wäre, will mir nicht einleuchten ; denn der vulgäre
accusativ ist nicht ttj wp«, sondern zr\v &Qa. — S. 128 „vonös, frisch,
neu — veo7iosu; indess wohl richtiger vianöe = vewnös, wie fragü =
,l£u)Q(ö , &ü)qu'c = &e<oQtct u. s. w. — Aus s. 142 endlich sei hier noch be-
richtigt, dass fß^ußVt (=zeit) nicht italienischen (giammail) sondern echt
türkischen Stammes ist.
Bei unserer besprechung hatten wir hauptsächlich den zweck zu be-
richtigen. Manche kleinere versehen und lapsus calami haben wir nicht
berücksichtigt. Das werk bleibt auf jeden fall eine verdienstvolle arbeit,
die einen wesentlichen fortschritt im Studium der griechischen Volks-
sprache bezeichnet. Wir zweifeln nicht, dass reiche anregung von ihr
ausgehen wird und dass sie jedem, der sich für Sprachwissenschaft über-
haupt interessirt, willkommen sein wird, da sie häufig in die wichtigsten
fragen der gegenwärtigen Sprachforschung eingreift. Sie enthält in knap-
per gedrängter darstellung eine menge demente, aus denen sich eine
fülle von gesetzen und anschauungen wird entwickeln lassen können.
Jena. Peter N. Pappageorg.
Miscellen.
1) Avest. ghräghrayd-. Im Nirangistän schliesst fol. 19b
mit den worten vigaiti dim fra, unter welchen als fortsetzung
ghräghr vorgemerkt ist, und fol. 20a fährt fort ghräghrdyeiti ;
nach dem y der letzten form hat eine spätere hand ein ein-
schaltungszeichen gemacht und dazu übergeschrieben 6 nö'U
fraghrdghräy. Wir gewinnen aus dieser stelle ein avestisches
präsens fra-ghräghräyeiti, welches die herrschende erklärung von
ghräraya- (in fraghrärayeiti vend. 18. 23 W.) und gräraya- (in
ugrärayäo yt. 24. 41 und nicrärayäo vd. 18. 51 W., vgl. apers.
niyaträrayam Beh. 1. 64), die man bei Bartholomä d. altir.
verb. s. 90 nachlesen wolle, widerlegt; denn es zeigt, dass ghrä-
raya- aus einem ghrdghräya- nicht entstehen muste und nicht
entstanden ist. Ich erwähne diess wegen Gott. gel. anz. 1879,
s. 824, wo ich ghräraya- und gräraya- ihrer bildung nach mit
gr. algeto, ayqiw verglichen habe.
2) Avest. äQu. Der von Justi wbch. s. 75 angesetzte stamm
ägus ist in ägu zu ändern; denn nämyägus y. 9. 16 W. ist
nom. sg. von nämyägu-, und ägus y. 10. 2 W. ist mit Spie-
gel comment. IL 112 (vgl. s. 97) als acc. plur. (von ägü) auf-
zufassen. Diess wird zunächst durch ved. amgü bewiesen und
ferner durch die form ägavö, welche im Nirangistän *) fol. 141a,
z. 12 erscheint: cyävantö aetee ägavö anheiß. A. Bezzenberger.
*) Gelegentlich der erwähnung dieses noch ungedruckten textes be-
merke ich, dass die zahlwortform catanhrd sich in ihm nicht nur an der
von mir K. Beitr. 8. 120 hervorgehobenen stelle findet; sie begegnet
auch fol. 94», z. 9 — 10 (hier catanrd geschrieben).
352
Miscellen , Berichtigungen.
3) aXi-ßdvto „in's meer versenken" (bei Callimachos)
scheint ßdvio == dvo zu enthalten. Diess weist auf ursprüng-
lichen ^-anlaut und scheint L. Meyer's combination von dva)
und lat. im-buo (o. III. 75) zu bestätigen.
4) Kivvctvos ■ r) -Koviaxfj riravog bei Hesych ist dasselbe wo
wie ttravog; wir werden dieses also zu skr. citra „hell" u. s. w.
zu stellen haben. * ,-V
5) Lat.7«^ft«*,sJUten" hat mit (pfto£ß „gedHrme" nichts zu
tun; seine ableitung^von fend „bmdefi" scheitert am vokal.
Seine basis ist vielmehr ghidh; dieselbe erscheint in xi&ctQi]
Ebenso verhält sich ksl. zica „nervus, filum" zum mhd. g'uje,
rt
sv.
A" 6) -/iyyhu6± „knochengelenk dos ellbogens und Oberarms,
fugen und gelenke am panzer, türangel, angelzapfen" und ydy-
yi^Qv „gelenkgeschwulst, Überbein" stehen für *yhy%&wog und
*yXayyfaov und gehören zu ahd. cJifenkQn, mhd. kfoiyc&i „knü-
pfen, binden, schlingen", mhd. [klfH^e.. „turklinke". — rMe aus-
stossung eines von zwei aufeinander folgenden X, "die auch in
el'lrjqxx, el'kyxa, uloxcc stattgefunden hat, ist bekannt. A. Fiele.
Berichtigungen.
S. 26, not. 1. Lokänandanätakam : vgl. Täranätha, übers, von Schief-
ner, p. 155, not. 2. — Das. not. 2 lies syddvdddl statt sydd vdddt. —
S. 36 kridabhihito bhdvo dravyavat prakdcate vgl. Kusumänjali ed. Cow-
ell, Translation, p. 1 note. — S. 37, z. 6 ist krti nach kvacit einzu-
fügen. — S. 42. Statt Kajjata ist, nach einer gütigen mitteilung Prof.
Aufrecht's, Kaiyata zu lesen. — S. 47, z. 24 lies udareshtha statt uda-
restha. — S. 61, 7 lies ekaikaco vinighnanti und vgl. Kam. Nitisära I,
46. — S. 61, 30. Die stelle steht Raghuv. IX, 61. — S. 107, z. 20 lies:
Die inschrift ward zuerst u. s. w. — S. 108, z. 4 sind 5 punkte für
TOiiai zu setzen. — Das. z. 25 Hess A. Y4>IF.I. — S. 110, z. 8 lies tm-
{itleo&ov. — Das. z. 24 lies 38 statt 36. — S. 113, z. 4 lies uaxo u. s.
w. statt fisTo u. s. w. — S. 114, z. 35 lies: (paveQos jji für (faveQ((ä)ai]i.
Hiernach fällt die bemerkung s. 118, z. 4 anfang. — S. 116, z. 8 lies
yAoqaaxoi statt ASqüaro}. — S. 117, z. 14 lies „diesem urteile" statt
„dieser äusserung". — S. 168, z. 29 lies „trost" statt „trotz". — S. 171,
z. 16 fehlt nach „nhd. haspe 'türband' " „ags. hüps 'haspe'". — S. 173,
z. 2 lies „nhd." statt „ahd." — S. 278, z. 1 lies „Indogerm. «" statt
„Indogerm. a". — S. 325 ff. Mehrere wertvolle ergänzungen und Ver-
besserungen des aufsatzes „Zur beurteilung des pamphylischen dialekts"
ergeben sich aus einer arbeit Friedländers Zs. f. numismatik IV. 297 ff.
und aus bemerkungen Deeckes in seiner zweiten beilage zu K. 0. Mül-
lers Etruskern2 IL 521.
353
Register.
Sachregister.
Ablaut (vgl. Vokale): a im ablaut
mit e und 6 312 ff.; ablaut e—o
im albanesischen 184; dreifacher
ablaut (w — s — 0) im griechischen
241.
Aphäresis s. Kürzung.
Assimilation: griech. xx aus xk
196. '
Bedeutungswandel (vgl. Grada-
tion) : mangel-misgunst 241 ; hirsch
— widder 240.
Dekination: gen. sg. auf -a-xog
im griech. 183 f. 312; gen. sg.
der o-stämme u. «?-stämme im
thessal. dial. 2. 5.8; dekl.-formen
des pamphyl. dial. 336.
Dialekt-Inschriften: achäische
320 ff; äolische 105 ff.; böotische
185 ff. ; nordthessalische 1 ff. ;
pamphylische 325 ff.
Gradation: participia als kompa-
rative u. Superlative 96 f. ; kom-
parativische und superlativische
bdtg. aus d. bedeutungen '—ähn-
lich', '—darstellend' u. s.w. 97 ff.
Indische grammatiker und lexi-
kographen 22 ff. 296 ff.
Infixe: sskr. -ak-, lit. -ok- 99 n.
Intensivbildung im germani-
schen 170 n.
Konjugation: konj. -formen des
pamphyl. dial. 336 f.
Konsonanten (vgl. Assimilation):
griechisch: n, x = q 101.
196; konsonantismus des pamphyl.
dial. 330 ff.
latein. : c = sskr. fv 178; b
aus g 168; d aus / 79.
g er man. : k, h, g als Vertreter
der q-reihe 174 ff. ; labiale aus
gutturalen 169 ff.; v vor dunklen
vokalen geschwunden 176.
Kürzung kompon. eigennamen im
griech. 21 n. 195. 196; kürzung
durch aphäresis 213 f.
Leh'n worte: doppelte reception
eines griech. wortes im latein.
, 83. 84.
Suffixe : idg. t'to = sskr. titha,
griech. xaxo, cfxo, brit. ted 94 ff;
sskr. äka = lit. oka-s , lett. äks
98 ff.
Vokale (vgl. Ablaut):
indogerm. : system d. grund-
sprachl. vokalismus 266 ; vokal-
reihe d—ai—au 266 ff.; (U? 274
ff); ä — ei — 'du 278 ff.; a — i—u 283
ff. ; 'schwä' 94 ff.
gans kr.: £und ü sekundär ent-
• wickelt 269 f. ; vokaldehnung vor
s 271.
griechisch: o für « 191. 220;
e (i) und v als schwä 166 ff. ; «
aus r, l 311 f.; w aus ve 274; qZ
= lat. er 240 ; ei für £ vor folg.
a 213; i eingebüsst 315 n. ; voka-
lismus des pamphyl. dial. 332 ff.
latein.: 6 aus ve 274; au aus
av 272; e in fremdw. für ei 82.
g er man. : a aus o 176; u als
schwä 176.
Volksetymologie in den alten
sprachen, bes. im latein. 68 ff.
Sanskrit.
äkokera 70
ära 70
irshaya 270
üka 71
ünä 270
rsabhä 184
kastira 70
kendra 70
kesara 70
II. Wortregister.
kriya 70
car 101
ciräm 101
tävara 104
tävuri 70
taukshika 70
dinära 70
durudharä 70
dürvä 104
dÜBhäya 270
päthena 70
panaphara 70
neshürana 70
yas 270'
leya 70
lomägä 71
vrshabhä 184
gurpä 270
cri 182 f.
snib 270
sururigä 70
hä 103
354
Register.
Avestiseh.
äyu 351
kharedha 104
fra-ghräghräyeiti 351
cataiihro 351
thanvana 104
Altpersisch,
vayiy 94 n.
vic,a 95 n.
Griechisch.
itydXXo/xtu 168
nyafiai 168
ayav 168
äydaatoftat 168
(iyovQos 240 f.
iiSttfxvog 94
l4äidxofiog 91
l46Qvfitjs 94
".-/(Twp« 94
«fuu« (thessal) 5
'L4t.(axog 94
d'i'rvQov 94
lixdQorv 94
«Ai'w 168
dXt-ßSim 352
füuxoff 167
l4[ia£6vtg 93
dfi«Qvoaoi 167
dfxfitg 168
dfinXaxtTv 168
dfMfiOßrjTiw 90
l4v&iaxwg 75
Z4vi)-tov 75
dv&Q<t)7iog 168 n.
aQtxTos 166
«(>«t?7, dqiaxoi 166
«(MffTf(x5? 168 n.
aQiGTog 166
«£>o? 239 f.
IdavkXiog 94
'!Aö(»Qog 94
\4(faiQ(fia 91
«p^t 168
ßdnxw 167
BaaCXeia 75
ßi7ird£<ü 167
/?(j«V«ff 1 66
/Ji'#o?, ßwrffd? 168
ßvnxw 167
/«yyAtor 352
j'Kxot' (Hsch.) 312
yavdhi 312
ytyyAi^d? 352
/tiußdg 91
iutirda 89 f.
dittxovta) 90
cJYrtw 270
etSvn 240
exa- 94 n.
'Exßdxava 91
tXawog 184
Mos 184
fArco? 166
^y«p»Jff 91
"EvdvfiCwv 92
"Ev6(oqov 91
UittiTQanivtiv 90
"Enaifog 91
jr*x«- 94 n.
ß(f4&m 166
/•£>*£« 166
fQÜdafxvov, j()ddi£ 166
.rd(>Ti'£ 167
tffo? (fffffo?) 184
xaMt- 168
Kd/biow 21 n.
xi/hvio 102 ff.
xifrdQTj 352
xlxxavog 352
xAüw 180 ff.
xqivü) 166
xpjof 240
Xaßovaacj 167
Attoi>j>| 167
Arerrfforw . 1 67
Xmctyög 166
jluxo? 167
ficiQfjictQvyr) 167
fitixtvw 168
ut'fißktxat 166
[lexttXXov 91
fivQxov 168
vi/£ 167
Vl'fMpT] 167
vcü 168
&vixij (thessal.) 21
i-uw 168
oA7r»7 166
oV«o 104
ovvfxa 167
oVu£ 167
oTroord? 95 n.
oqxv'§ 167
TidXai 101
nttQdduaog 91
' TldqaiGog 92
JlaQttixKxrjVri 92
IlttQctndfiiOog 91 f.
TTttQuniwxat 92
TTanuxodÖQrjg 92
nf'Xofiai 101
ntvofjcei 241
n{(>xa 166
nqXv'C (äol.) 101
nöaxog 95 n.
nQtxvög 166
nxtQvOow 167
7It'yl»7 167
jfcxrcif 166
occXvyT] 167
a«rrw 167
aniv&dQv'£ 167
axdxvg 167
axövv'i 167
avyxig 91
avvtÜQiov 90 f.
ffj'ow 167
Ovxvo% 167
xa%vg 312
TtAf^w 101
T*7of 101
r^f 101
xixavog 352
T07ZOS 167
rpf'w 166
ttJan) 167
7%»/ 74
(fdpvyi; 167
(ffrovog 241
Lateinisch,
abdomen 78
Aborigines 77
acceptor 78
accerso 78 f.
accidia (mittellat.) 7!
accipienser 78
adeps 79
aditus 79
admirabilis 79
aemidus 273
aestus 270
ajuga 94
allucinari 79
amandola 94
Aperta 86
apoculo 77
Appulus 79
aquipenser 78
Avellanus 77
averta 77
blandior 168
Boilla 61
campagi 81
catacumba 92
cervus 240
cliens 176 ff.
cluere 179 f.
coacla 80
coillum 81
eomesatio 80
Register.
355
Compulteria 80
conger 80
conquilium 81
Consanus 80
corbis 270
corrigia 80
diagrydion 92
diametrum 92
dimetiens 88
directarius 88
disciplina 89
electarium 81
elogium 82
elucus 82
Klysii 75
evallo 82 f.
excetra 82
exintero 83
Exomatae 82
Exquiliae 81
lides 352
frequens 167
Honorius 75
imbilicus 83
im-buo 352
impotus 84
inciens 84. 177 f.
incitega 83
inclutus 84
incomium 84
Ingeniculus 84
intubus 84
inula 83
Latona 86
mmbus 168 n.
obrussa 84
obryzum 84
obsonium 84
Paracuntia 92
pellex 84 f.
perramus 85
persona 85
praesica 85
propina 85 f.
Proserpina 86
recinium 89
remulcum 89
resina 89
retundus (mittellat.) 89
sublectare 87
suggilo 87
suggultium 87
supparum 87 f.
suppellex 87
Sustinens 88
transgulare 88
umbra 104
Virgilius 75
Altslovenisch.
veda. 240
zica 352
celo 102
Preussisch.
glands 168
Litauisch,
dirva 104
galändu 168
pa-glöstyti 168
triszeti 166
vedü 240
visas 95 n.
Gotisch,
andbahts 93
asneis 176
bimampjan 170
greipan 174
-nipnan 172
hröpja 169
hups 171
iup 170
paida 169
-praggan 169
raupjaii 174
slepan 169
-sliupan 173
striks 174
trimpan 174
J)aurp 170
vairpan 170
vans 270
vepna 170
Altnordisch.
bani 169
eisa 270
folk 171
fylgja 67
gleypa 171
hönk 171
huppr 171
jarpr 169
knütr 171 n.
kny'ja 171 n.
löpp 171
prik. 172
püss 172
rjüpa 172
ropa 172
skrapa 172
slakki 173
slakr 172
slapa 172
sleppr 170 n.
slok 173
snarpr 173
sopa 173
starf 173
stjarfi 173
strjüka 174 n.
strodinn 104
strokkr 174
strykr 174 n.
styrfinn 173
süpa 174
upp 170
Norwegisch.
glupa 171
hempa 171
hupp 171
prunke 172
skrapa 172
slapa 172
sloka 173
snerpa 173
snop 173
sopa 173
stripa 173
strippe 173
strokk 174
strump 174
stump 174
Schwedi soh.
glupa 171
prunka 172
skrapa 17'2
sopa 173
stripa 174
stump 174
Angelsächsisch.
clippan 170 n.
eorsjan 270
esne 176
fann 170
folgian 67
fulgangan 67
gelpan 171
gepose 172
haca 171
heäp 171
hoppan 170 n.
hype 171
läccan 171
limpan 171
nipan 172
päd 169
päd 169
prica 172
356
Register.
prut 172
pryte 172
püse 172
rimpan 172
rocetan 172
scräpan 172
sleac 172
slcopan 173
stapan 169
steäp 173
stepan 173
strika 174
sücan 174
süpan 174
sväpan 173
väps 170 n.
vlisp 170 n.
Englisch.
fan 170
gulp 171
heap 171
hip 171
pose 172
prick 172
scrape 172
slack 172
strip 174
suck 174
sweep 173
Altfriesisch.
esna 176
folgia 67
stupa 173
Altsächsisch.
asna 176
bano 169
driopan 174
folgon 67
höp 171
skäp 169
-swipan 169
Mittelnieder-
deutsch,
humpeler 171
hupen 161
knoke 171 n.
knöp 171
knucke 171 n.
knuppe 171
knutte 171 n.
knüst 171 n.
prank 172
pricke 172
pust 172
rimpen 172
schrapen 172
slank 173
slap 172
snopen 173
strip e 173
strump 174
strunk 174
stump 174
stupe 173
Neuniederdeutsch,
pogge 169
puse 172
scbnökeren 173
Althochdeutsch,
asni 176
aspa 170 n.
bano 169
chlenkan 352
chnodo 170 n.
chnujthjan 171
crapho 170 n.
erpf 169
-folga 67
folgen 67
follegangan 67
gilumphlih 171
hako 171
haspa 171
houf 171
hrespen 170 n.
huf 171
huennen 170
knoph 171
laffa 171
laffan 170 n.
lappa 171
limphan 171 f.
lispian 170 n.
pfad 169
phoso 172
rimfan 172
rumfunga 172
slaff 170 n.
slah 172
slaph 172
snaracha 173
snerfan 173
snerhan 173
stamfön 169
stauf 173
strihhu 174
stumph 174
süfan 174
uph 170
uolaeren 67
uuafsa 170 n.
uuanna 170
Mittelhochdeutsch.
aspe 170 n.
gelph 171
gelücke 171
gige 352
klimpfen 170 n.
klinke 352
pfat 169
pfeit 169
phose 172
phrengen 169
phüchen 169
prangen 172
pricke 172
schimpfe 174
snerfen 173
striche 174
strife 174
strumpf 174
strunc 174
stumpf 174
sweifen, swifen 169
volge 67
Neuhochdeutsch,
auf 170
dorf 170
espe 170 n.
glück 171
haspe 171
häufen 171
hüpfen 170 n.
humpen 171
knochen 171 n.
knoten 171 n.
kräppel 170 n.
lispeln 170 n.
pfauchen 169
protzig 172
saufen 174
schaf 169
schlafen 169
schlaff 170 n.
schlank 173
schniegeln 270
schnucken 173
schnurkeln (bair.) 173
stampfen 169
sterben 173
streichen 174
stricken 174
strumpf 174
stumpf 174
suppe 174
volk 171
werfen 170.
P Beiträge zur Kunde der indo-
501 germanischen Sprachen
B4
Bd. 5
PLEASE DO NOT REMOVE
SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO
LIBRARY