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Full text of "Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen"

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BEITRÄGE 


ZUK  KUNDE  DER 


INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN 


HERAUSGEGEBEN 


Dr  adalbert  bezzexbergee. 


ACHTER  BAND. 


GÖTTINGEN. 

VERLAG  VON  ROBERT  PEPPMÜLLER. 
1884 


p 


Inhalt. 

SsiU 

Zar  lehre  von  den  consonanten.     Von  Isidor  FlodstrUm     .     -     -     -  1 
Die  vertretunof  der  abgeleiteten  altindischen  femininstämme  auf  i  im 

Germanischen.     Von  A.  Bezzetiberger o5 

'j1(C,  al(6v   und    das   ampliativ  -  suffix  tav,    lat.  6n,  sowie  Wörter  auf 

-go,  :do  im  nominativ.     Von  A.  F.  Pott      .......  37 

Zur  litauischen  dialektforschung.     Von  A.  Bezzetiberger     -     -     -     -  93 

Zweiter   nachtrag    zur  lesung   epichorischer    kypi-ischer  inschriften. 

(Mit  einer  schrifttafel).     Von   W.  Deecke 143 

Etymologien.     Von    F.  Fröhde 162 

Aus  einem  briefe  des  herrn  professor  Zupitza 168 

Aus  einem  briefe  des  herrn  professor  Fick  ---------168 

Studien  zum  Avesta  von  Karl  Geldner.     Erstes   heft.    Angezeigt 

von  C.  de  Harlez 169 

Die  Stellung  des  Albanesischen  im  kreise  der  indogerman.  sprachen. 

Von  G.  Meyer 185 

Spuren  einer  älteren  Rigvedarecension.     Von  Alfred  Hillebrandt      -  195 

Lateinische  dentale  aus  gutturalen.     Von  A.  Fick -  203 

Zwei    lieder   des    Zara|)ustra.     Von  Chr.  Bartholotnae 204 

Theodor  Benfey.     (Nekrolog).     Von  A.  Bezzenberger 234 

Briefe  an  Theodor  Benfey  von  Lassen,  Welcker,  Grote/end,  Bopp, 
Burnouf,  A.  v.  Humboldt,  J.  Grimm,  Hammer- Pur gstaU,  Win- 
dischmann   -    - --....-....  245 

Der  italokeltische  conjunctiv  mit  a.     Von  R.  Tliurneysen  -     -     -     -  269 

Zum  infläntischen  lautgesetz.     Von  E.   Wolter      -------  289 

Die  inschriftlichen  denkmäler  dos  arkadischen  dialekts.  Von  F.Bechtel  301 

Kretisch  «>l>l.ar«j'  =  t(i.lnaaHv     Von  H.   Collitz -    -  328 

Eine  alte  participialform  bei  Catullus  CXII.     Von  John  B.  Bury    -  329 

Etymologien.     Von  A.  Fick 330 

Register.     Von  H.  Collitz 332 


Zur  lehre  von  den  consonanten. 

Während  der  letzten  jähre  hat  unter  den  sprachforschem 
ein  recht  lebhafter  meinungsaustausch  darüber  stattgefunden, 
ob  der  ausdruck  „consonantenverdoppelung"  (-gemination)  mehr 
oder  weniger  berechtigt  sei,  ohne  dass  diese  frage  bisher  als  in 
befriedigender  weise  beantwortet  angesehen  werden  kann.  Die 
althergebrachte,  noch  jetzt  bei  der  grossen  mehrheit  herrschende 
auffassung  ist  wie  bekannt  die,  dass  in  solchen  worten  wie  tappa 
zwei  jö-laute  zwischen  den  beiden  vocalen  gehört  werden.  Da- 
gegen haben  jedoch  einige  gelehrten  geltend  gemacht,  dass  für 
die  bildung  eines  jj-lautes  erforderlich  sei,  dass  die  lippen  ge- 
öffnet werden,  um  die  luft  hinauszulassen,  welche  bei  der  Schlies- 
sung derselben  in  den  mund  eingeschlossen  wurde ;  wären  also 
zwei  j9-laute  in  „tapjxi"  vorhanden,  so  müsste  ein  solches  öffnen 
der  lippen  beim  aussprechen  dieses  wortes  zweimal  erfolgen ;  da 
dies  aber  nicht  der  fall  ist,  findet  sich  hier  bloss  ein  j^-laut. 
Gegen  diese  Schlussfolgerung  lässt  sich  nichts  einwenden ;  dage- 
gen ist  die  richtigkeit  der  prämisse,  das  will  sagen :  die  richtig- 
keit  der  von  dem  ^-laut  gegebenen  definition,  in  frage  gestellt 
worden,  und  man  hat  behauptet,  dass  der  jt^-laut  nicht  bloss 
beim  öffnen  der  lippen  gebildet  werden  könne,  sondern  auch 
beim  schliessen  derselben;  dass  es  daher  sowohl  implosive,  als 
auch  explosive  verschlussconsonanten  gebe  und  dass  folglich  in 
„tappa''  und  ähnlichen  worten  zwei  consonantlaute  gehört 
werden,  von  denen  der  eine  —  der  implosive  —  beim  schliessen, 
der  andere  —  der  explosive  —  beim  öffnen  der  lippen  sich 
bilde.  Indessen  wird  die  existenz  der  implosiven  laute  als  selb- 
ständiger sprachlaute  doch  von  manchen  geleugnet,  und  so  ste- 
hen die  beiden  ansichten  einander  gegenüber,  ohne  möglichkeit 
einer  Versöhnung  —  soweit  sie  nicht  etwa  beide  in  einer  drit- 
ten anschauungsweise  aufgehen  können. 

Hinsichtlich  der  nasallaute,  der  liquiden  und  der  Spiranten 
sind  die  beiden  ansichten  weniger  unvereinbar.  So  sagt  z.  b. 
Sievers,  welcher  die  Wirklichkeit  der  gemination  leugnet, 
(Grundzüge  der  lautphysiologie  zur  einführung  in  das  Studium 

1 


2  I.  Flodötröm 

der  lautlehre  der  indogermanischen  sprachen,  Leipzig  1876,  s. 
99):  „Eher  könnte  man  bei  den  dauerlauten  —  und  dies  gilt 
auch  von  dem  blählaut  geminirter  tönender  mediae  —  von  einer 
wirklichen  Zerlegung  des  consouauten  in  zwei  hälften  reden, 
obwohl  auch  diese  durch  continuirliche  Übergänge  verbunden 
sind.  In  asso  z.  b.  wird  nämlich  der  erste  theil  des  ohne  Un- 
terbrechung fortgesetzten  s  mit  dem  exspirationsstoss  der  ersten, 
der  zweite  theil  mit  dem  der  zweiten  silbe  hervorgebracht." 
Wir  werden  weiterhin  näher  betrachten,  welche  bewandtniss  es 
mit  dieser  art  von  consonanten  hat,  und  wollen  uns  bis  auf 
weiteres  nur  mit  den  verschluss.consonanten  beschäftigen,  da 
sich  an  sie  die  eigenthchen  Schwierigkeiten  knüpfen. 

Bezüglich  einer  menge  von  eiuzelheiten  aus  dem  in  dieser 
materie  geführten  streit,  einschliesslich  der  mehr  oder  weniger 
bedeutenden  Widersprüche,  in  welche  sich  diejenigen  verwickeln, 
die  nur  einen  ^-laut  in  tappa  annehmen ,  sei  verwiesen  auf 
Einige  lautphysiologische  Untersuchungen  über  die  consonanten, 
I,  von  L.  F.  Leffler  im  Jahrbuch  der  Universität  Upsala  von 
1874  (Nägra  Ijudfysiologiska  undersökningar  rörande  konsonant- 
Ijuden,  I,  af  L.  F.  Leffler,  i  Upsala  universitets  Ärsskrift 
1874).  Besonders  will  ich  die  aufmerksamkeit  lenken  auf  die 
für  die  vertheidiger  der  einheit  bestehende  Schwierigkeit  eine 
befriedigende  silbentheilung  zu  erhalten.  Dies  ist  dagegen 
leicht  für  diejenigen  welche  gleich  dem  gedachten  autor  das 
bestehen  implosiver  laute  annehmen;  denn  da  kommt  natürlich 
der  implosive  laut  auf  die  erste  silbe,  der  explosive  auf  die  zweite. 
Dagegen  gelingt  es  nicht  ebensogut  die  Silbenquantität  zu  erklären. 
Es  ist  ein  allgemein  anerkannter  satz,  dass  die  erste  silbe  in 
„vippa"  eben  so  lang  ist  wie  die  erste  silbe  in  „vlpa'''.  Dies 
erklärt  nun  Leffler  (a.  a.  o.  s.  91  ff.)  —  obwohl  nur  vor- 
schlagsweise —  so,  dass  i  zusammen  mit  dem  implosiveu  /»-stoss 
in  dem  ersten  wort  eben  so  lange  zeit  in  anspruch  nimmt, 
wie  i  in  dem  letzten;  gewiss  sind  in  vippa  die  lippen  etwas 
länger  geschlossen  als  in  vipa^  „aber  dies  kann"  —  sagt  er  — 
„nach  unserer  ansieht  keine  bedeutung  für  dio'gehörteu  laute 
haben;  und  wenn  die  obige  darstellung  richtig  ist,  so  ist  es 
nicht  der  umstand,  dass  das  geschlossensein  der  sprechorgane 
in  vippa  länger  dauert  als  in  vipa^  welcher  die  erste  silbe  iu 
jenem  worte  zu  einer  eben  so  langen  macht,  wie  es  die  erste 
silbe  iu  diesem  ist".     Hiergegen  lässt  sich  einwenden,  dass  der 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  3 

implosive  laut  nach  der  eigenen  bezeichnung  L.'s  ein  ,,stoss" 
ist,  d.  h.  ein  augenblicklicher  laut,  dessen  beifügung  oder  fort- 
nahme  auf  die  silbenlänge  keinen  einfluss  haben  darf. 

Nachdem  wir  nun  einen  flüchtigen  überblick  gewonnen 
haben  über  die  ansichten,  die  sich  bisher  in  dieser  frage  geltend 
machten,  und  über  die  hauptsächlichsten  Schwierigkeiten,  welche 
sich  den  verschiedenen  meinungen  entgegenstellen,  wollen  wir 
zur  prüfung  dieser  Schwierigkeiten  übergehen,  um  so,  wenn  mög- 
lich, den  grundfehler  aufzudecken.  Denn  der  umstand,  dass 
zwei  so  durchaus  einander  entgegengesetzte  ansichten  auftreten 
konnten,  die  beide  sich  zu  einem  gewissen  theile  vertheidigen 
lassen,  aber  auch  beide  gewisse  punkte  unbeantwortet  lassen, 
lässt  uns  vermuthen,  dass  ihnen  irgend  eine  gemeinsame  Unrich- 
tigkeit zu  gründe  liegt.  Es  gilt  diese  gemeinsame  Unrichtig- 
keit zu  finden,  und  zu  diesem  zweck  werden  wir  nun  die 
schwachen  punkte  untersuchen,  vor  allem  die  frage  bezüglich 
der  implosiven  consonanten,  deren  existenz  als  selbständiger 
sprachlaute  bestritten  worden  ist,  wie  dann  auch  den  silbenbe- 
grifi".  Die  erstere  dieser  fragen  führt  uns  zu  einer  Untersuchung 
darüber,  was  unter  „verschlussconsonant"  eigentlich  verstanden 
werden  muss,  in  folge  wovon  diese  abhandlung  aus  folgenden  un- 
terabtheilungen  bestehen  wird;  1)  Die  implosiven  conso- 
nanten und  ihr  verhältniss  zu  den  explosiven;  2) 
Was  ist  unter  verschlussconsonant  zu  verstehen? 
3)  Ueber  die  silbe.  Durch  diese  vorbereitenden  Untersuchun- 
gen soll,  wie  ich  hofie,  eine  befriedigende  antwort  gefunden 
werden  auf  die  frage  4)  Ueber  die  consonantengemina- 
tion.  Darauf  werden  vorgeführt  5)  Einige  beispiele  für 
das  vorkommen  der  einzel-  und  doppelconsonanten, 
und  schliesslich  einige  worte  gewidmet  den  verschiedenen  arten 
6)  Der  Sprachbezeichnung. 

I.  Die  implosiven  consonanten  und  ihr  verhalten  zu 
den  explosiven. 
Folgendermassen  lautet  Lefflers  beweis  für  die  existenz 
implosiver  verschlussconsonantlaute  (ang.  arb.  s.  12) :  „Wenn 
das  wort  lappbät  so  ausgesprochen  wird,  wie  es  gewöhnlich 
geschieht,  d.  h.  ohne  dass  die  lippen  mehr  als  ein  mal 
geschlossen  oder  geöffnet  werden  behufs  hervorbringung 
der  laute,  die  zwischen  a  und  ä  liegen,  so  wird  niemand,  der 


4  I.  Flodström 

.  das  geringste  beobachtungsvermögen  besitzt,  leugnen  können, 
dass  ein  laut  zwischen  a  und  b  gehört  wird,  welcher  unzweifel- 
haft von  jedem,  der  ihn  hört,  als  ein  p-lant  bezeichnet  werden 
wird.  Untersuchen  wir  nun  näher,  wann  und  wie  dieser  j^-laut 
hier  hervorgebracht  wurde,  so  finden  wir  leicht,  dass  dies  nicht 
beim  öffnen  der  lippen  geschehen  konnte;  denn  da  wird  der 
6-laut  hervorgebracht ;  also  bleibt  keine  andere  möglichkeit  übrig, 
als  dass  es  beim  schliessen  der  lippen  geschah.  Hier  ist  es 
demnach  nicht  zu  bestreiten,  dass  der  implosive  laut  allein  ge- 
nügte, um  den  character  des  lautes  als  eines  /j-lautes  zu  be- 
stimmen.   Dieselbe  beweisführung,  welche  wir  bezüglich 

des  ^-lautes  angewendet  haben,  kann  nun  eben  so  benutzt 
werden,  um  die  existenz  des  implosiven  6-lautes  (beisp. :  kluhbpäk) 
klarzustellen,  wie  auch  für  die  implosiven  t-  und  tWaute  (beisp. 
nattduk^  häddtäcke)  nebst  den  k-  und  ^-lauten  (beisp. :  blackgul, 
väggkanty-. 

Wir  wollen  zunächst  die  behauptung,  dass  der  implosive 
p-l&ut  beim  schliessen  der  lippen  entstehen  soll,  etwas  näher 
beleuchten.  Es  ist  wohl  wahr,  dass  hier  wie  immer  beim  zu- 
sammenstossen  zweier  körper  ein  laut  entsteht,  aber  dass  dieser 
laut  nicht  auf  den  namen  sprachlaut  anspruch  machen  kann, 
gibt  L.  selbst,  zu.  Er  verhält  sich  zu  den  sprachlauten  unge- 
fähr wie  das  rasseln  der  klappen  auf  einem  blasinstrumente  sich 
verhält  zu  den  tönen.  Er  (L.)  stellt  (s.  33)  den  satz  auf,  den 
er  durch  anführung  von  äusserungen  vieler  autoren  bestärkt, 
„dass  die  gesprochene  rede  und  deren  bestandtheile,  die  einzelneu 
sprachlaute  zu  ihrer  entstehung  aus  der  lunge  herausgetrie- 
bener, ausgeathmeter  luft  bedürfen,  dass  demnach  auch 
die  consouanten  zu  ihrer  bildung  einen  solchen  ausgeathme- 
ten  luftstrom  erfordern".  Der  implosive  laut  sollte  darnach 
dadurch  entstehen,  dass  „ein  solcher  luftstrom  in  seinem  laufe 
abgesperrt  wird" ,  aber  wie  irgend  ein  sprachlaut  dadurch 
hervorgebracht  werden  soll,  dass  der  zur  hervorbringung 
solcher  laute  nothwendige  luftstrom  unterbrochen  wird,  ist  nicht 
leicht  einzusehen.  Beim  schliessen  kann  sonach  durchaus  kein 
laut  entstehen,  welcher  anspruch  darauf  machen  kann  ein  ele- 
ment  der  spräche  zu  sein  ^).  Das,  was  man  in  dem  angeführten 
beispiel  luppbdt  zwischen  a  und  b  vernimmt,  musste  also  vor 
dem  vollständigen  schliessen  der    lippen    hervorgebracht   sein. 

*)  Dmi  wirklieb  ein  laut  eDtstebt  alt  folge  des  plötzlichen  verachiiet- 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  5 

Ist  nun  dies  ein  jj-laut?  Sievers  sagt  darüber  (a.  a.  o.  s.  95) 
„Vielmehr  erleidet  nur  der  vocal  eine  eigenthümliche  modifica- 
tion  am  Schlüsse,  das  resultat  der  Übergangsbewegung  der  mund- 
organe  von  der  offenen  einstellung  für  den  vocal  zum  verschluss"* 
Auf  dieselbe  art  wird  die  sache  erklärt  von  J.  A.  A.  in  einer 
kritik  von  Lefflers  oben  angeführter  arbeit,  unter  dem  titel 
,,die  verschlussconsonanten"  (De  klusila  konsonantljuden)  Norr- 
köping  1876,  s.  37 — 46:  Die  implosiven  laute  sind  blosse  mo- 
dificationen  des  vorangehenden  lautes.  —  Die  existenz  implosiver 
laute  selbst  ist,  wie  man  sieht,  nicht  bestritten;  die  frage  ist 
nur,  ob  dieselben  als  selbständige  Sprachelemente  aufgefasst 
werden  sollen  oder  nicht.  Ich  schliesse  mich  unbedingt  der 
letzteren  ansieht  an,  möchte  aber  jene  laute  doch  lieber  über- 
gangslaute nennen,  als  modificationen  des  vorangehenden 
lautes  —  eine  ausdrucksweise,  welche  zu  missverständnissen 
anlass  geben  könnte. 

Um  diese  bezeichnung  als  übergangslaute  zu  rechtfertigen, 
soll  hier  untersucht  werden ,  was  vorzugsweise  die  Ungleichheit 
der  sprachlaute  bedingt.  —  Zur  hervorbringung  eines  sprach- 
lautes bedarf  es  dreier  factoren:  1)  eines  exspirationsstromes 
(oder  an  seiner  stelle  eines  inspirationsstromes ,  aber  da  dieses 
letztere  mittel  eine  sehr  seltene  erscheinung  ist ,  wird  dasselbe 
hier  überall  ausser  acht  gelassen ,  besonders  da  es  für  unsere 
Untersuchungen  nicht  die  geringste  bedeutung  hat);  2)  eines 
Hindernisses  für  diesen  luftstrora  —  entweder  im  kehlkopf  oder 
im  ansatzrohr  oder  in  beiden  — ,  wodurch  ein  schall  hervor- 
gebracht wird;  3)  eines  resonanzraumes,  welcher  diesem  schall 
eine  eigenthümliche  klangfarbe  verleiht  und  durch  welchen  der 
sprachlaut  vollständig  fertig  wird.  Die  verschiedenen  vocale, 
eben  so  wie  die  l-  und  r-laute  und  die  nasale  werden  bekannt- 
lich nur  durch  die  Ungleichheit  in  der  klangfarbe  unterschieden, 
und  diese  wird  bedingt  durch  die  verschiedenen  Stellungen,  welche 
die  mundtheile  zu  einander  einnehmen.  Die  Verschiedenheit  der 
übrigen  consonanten  beruht  auf  den  ungleichen  Organen,  durch 


sens  des  weges  für  die  hervorströmende  Inft,  ist  eben  so  möglich,  wie 
wahrscheinlich.  Aber  ob  dieser  laut  deutlich  genug  ist,  um  von  uns  auf- 
gefasst zu  werden,  ist  zweifelhafter,  und  dass  dies  durchaus  nicht  noth- 
wendig  ist,  um  die  spräche  für  uns  verständlich  zu  machen,  wird  aus 
dem  folgenden  hervorgehen. 


6  I.  Flodström 

welche  das  hinderniss  für  den  luftstrom  gebildet  wird.  Ueber- 
dies  findet  sich  noch  eine  andere  Verschiedenheit  bei  den  consonan- 
ten,  welche  deren  eintheilung  in  tenues  und  mediae  (harte 
und  weiche)  bedingt.  Unter  den  ansichten,  w^elche  bezüg- 
lich der  Ursachen  für  diese  Verschiedenheit  aufgestellt  sind, 
schliesse  ich  mich  —  aus  gründen,  deren  eingehendere  entwick- 
lung  der  räum  nicht  gestattet  —  der  von  Thausing  (Das  na- 
türliche lautsystem  der  menschlichen  spräche  Leipzig  1863,  s.  23) 
aufgestellten  ansieht  an,  dass  der  characteristische  unterschied 
zwischen  tenues  und  mediae  in  dem  grösseren  oder  geringeren 
grade  von  Spannung  liegt,  in  welche  man  die  mundtheile  bei 
der  bildung  der  consonanten  versetzt  *).  —  Sonstige  Verschie- 
denheiten zwischen  sprachlauten,  wie  zwischen  stark  und  schwach 
ausgesprochenen,  zwischen  nasalen  und  nicht  nasalen,  nebst  den 
unterschieden  in  der  tonhöhe,  sind  für  sie  nicht  wesentlich.  Ein 
a  ist  ja  immer  a,  mag  es  nun  in  all  diesen  verschiedenen  arten 
ausgesprochen  werden ,  wenn  nur  die  klangfarbe  dieselbe  ist  *). 

')  Dass  nicht  daa  fehlen  oder  Vorhandensein  des  stimmtons  den  we- 
sentlichen unterschied  zwischen  tenues  und  mediae  bilden  kann,  scheint 
mir  aus  mehreren  gründen  klar.  Denn  die  unabweisliche  consequenz 
dieser  annähme  wäre,  dass  eine  media,  welche  den  stimmton  verlöre,  so- 
gleich zur  tenuis  überginge;  nun  gibt  es  aber  thatsächlich  mediae  ohne 
stimmton.  Im  übrigen  müsste  wohl  das  kennzeichen,  welches  den  unter- 
schied zwischen  tenues  und  mediae  characterisiren  soll,  ein  solches 
sein,  welches  in  jeder  beliebigen  Sprechweise  vorkommt,  in  welcher  man 
zwischen  diesen  beiden  consonantgruppen  scheiden  kann;  aber  beim  flü- 
stern wird  ja  der  stimmton  nicht  gebraucht,  und  die  ,,kehlkopfgeräu8che", 
welche  in  der  flüstersprache  den  stimmton  ersetzen  sollen,  können  wohl 
bei  der  consonantenbildung  nicht  so  deutlich  werden,  dass  sie  ohne  grösste 
anstrengung  gesondert  wahrgenommen  werden  können.  —  Auch  die  an- 
sieht, dass  der  grad  der  exspirationsstärke  den  wesentlichen  unterschied 
ausmachen  solle,  stösst  auf  verschiedene  Schwierigkeiten;  einige  werden 
angeführt  bei  Brücke,  Grundzüge  der  physiologie  und  syste- 
matik  der  sp  rachlaute  fürlinguisten  und  tau bstummenlehror, 
2.  aufl.,  Wien  1876  s.  75.  Es  scheint  mir,  als  sei  Thausings  ansieht 
einer  unverdienten  Vergessenheit  anheimgefallen,  und  desshalb  habe  ich 
oben  die  aufmerksamkeit  auf  dieselbe  richten  wollen,  besonders  weil  Sie- 
vers in  seinen  allgemein  verbreiteten  und  hochgeschätzten  G  rundzügen 
der  lautphysiologie  in  etwas  unklarer  weise  zwei  verschiedene  sprach- 
liche erscheinungen  mit  einander  vermengt  zu  haben  scheint,  nämlich  den 
unterschied  zwischen  tenuis  und  media  einerseits  und  zwischen  länge  und 
kürze  bei  don  consonanten  andererseits.  ')  Streng  genommen  haben  die 
nasalen   vocalc  eine  andere  klangfarbe  als   die    nicht  nasalen ,    aber   der 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  7 

Die  Verschiedenheiten  unter  den  sprachlauten,  mit  welchen 
wir  uns  befassen  müssen,  sind  also  durch  zwei  Ursachen  ver- 
anlasst: 1)  die  verschiedene  Stellung  der  mundtheile  und  2)  die 
stärkere  oder  schwächere  Spannung  der  mundtheile.  Es  ist  nun 
klar,  dass  so  lange  diese  beiden  factoren  bei  der  Sprachbildung 
sich  gleich  sind,  so  lange  auch  ein  einziger  sprachlaut  gebildet 
wird.  Aber  sobald  einer  von  ihnen  sich  verändert,  entsteht  so- 
gleich ein  anderer  laut  und  obgleich  wir  z.  b.  in  dem  werte 
„la"  gewöhnlich  nur  zwei  laute  unterscheiden ,  muss  man  doch 
zugeben,  dass  zwischen  dem  Z-laut  und  dem  a-laut  sich  eine 
reihe  von  übergangslauten  findet,  welche  sich  von  einander  in 
der  klangfarbe  unterscheiden  in  folge  der  verschiedenen  Stel- 
lungen, die  die  zunge  einnimmt,  während  sie  von  der  läge  für 
l  zu  der  läge  für  a  übergeht.  Ind  ,/«"  und  „m"  kommen 
ebenso  Übergangsreihen  vor,  welche  vollständig  gleich  sein 
müssten,  da  ja  die  Veränderung  in  der  Stellung  der  mundtheile 
in  beiden  worten  dieselbe  ist,  wenn,  nicht  die  Spannung  der 
mundtheile  beim  bilden  von  f  stärker  wäre  als  bei  dem  von  y, 
was  zur  folge  hat,  dass  der  anfang  der  Übergangsreihe  in  fa 
viel  intensivere  laute  enthält,  als  dieselbe  reihe  in  va.  Diese 
Übergänge  werden  indessen  insgemein  durchaus  nicht  wahrge- 
nommen, in  folge  der  ungeheuren  Schnelligkeit,  mit  welcher  sie 
auftreten.  Bei  den  verschlussconsonanten  findet  indessen  eine 
ausnähme  von  dieser  regel  statt;  denn  hier  tritt  der  Übergang 
ein  von  einem  laut  zu  einem  augenblick  von  lautlosigkeit.  In 
appa  sind  demnach  die  übergangslaute  zwischen  a  und  p  fast 
ganz  dieselben  wie  in  affa  (namentlich  wenn  das  f  bilabial  ist) ; 
aber  während  sie  in  dem  letzteren  worte  durchaus  nicht  unter- 
schieden werden,  nimmt  man  sie  in  dem  ersteren  leicht  wahr 
in  folge  der  lautlosigkeit,  welche  nach  ihnen  eintritt;  man 
merkt,  dass  es  hier  nicht  der  a-laut  ist,  der  die  silbe  schHesst, 
sondern  dass  diese  mit  lauten  schliesst,  die  mit  einer  ganz  an- 
deren mundstellung  und  stärkeren  intensität  gebildet  sind,   als 

unterschied  ist  gar  zu  unbedeutend,  um  zur  aufstellung  zweier  verschie- 
dener Sprachelemente  zu  berechtigen.  Eben  so  bleiben  unberücksichtigt 
die  bei  den  consonanten  vorkommenden,  geringfügigen  unterschiede  in 
der  klangfarbe,  die  eine  folge  sind  von  denselben  Ungleichheiten  in  der 
Stellung  der  mundtheile  wie  die,  welche  den  unterschied  zwischen  den  vo- 
calen  bewirken,  aber  diese  unterschiede  treten  bei  den  consonanten  nnr 
ganz  unbedeutend  hervor.     S.  hierüber  Sievers  s.  23,  anm.  7. 


8  I.   Flodström 

a.  In  amp-  (beisp.  lamphod)  nimmt  man  die  grössere  intensität 
wahr,  welche  eintritt,  bevor  der  laut  völlig  aufhört.  In  asp-  ist 
wohl  die  intensität  dieselbe,  aber  die  lippen  schliessen  sich,  was 
die  klangfarbe  bedeutend  verändert  u.  s.  w. 

Dies  ist  nun  der  implosive  laut.  Wie  man  leicht  findet, 
sind  in  den  drei  angeführten  beispielen  appa-,  amp-,  asp-  die 
Übergangsreihen  durchaus  nicht  dieselben,  aber  sie  schliessen 
doch  alle  ziemlich  gleich,  und  dieser  schluss  bewirkt,  dass  sie 
alle  von  denen,  welche  nicht  weiter  über  die  sache  nachdenken, 
als  j9-laute  bezeichnet  werden.  Können  sie  wirklich  in  gleicher 
weise  anspruch  darauf  machen,  diesen  namen  von  der  Wissen- 
schaft zu  erhalten? 

In  äjj  hört  man  beim  öffnen  der  lippen  ein  geräusch, 
welches  durch  das  ausströmen  der  in  der  raundhöhle  zusaramen- 
gepressten  luft  verursacht  wird.  Dieser  laut  muss  zweifellos 
ein  j9-laut  genannt  werden.  Wird  dasselbe  wort  so  ausge- 
sprochen, dass  die  lippen  geschlossen  gehalten  werden  und  statt 
dessen  das  gaumensegel  geöffnet,  so  dass  die  luft  durch  die 
nase  ausströmt,  so  entsteht  ein  laut,  den  man  wohl  gleichfalls 
einen  ^-laut  nennen  muss;  er  verhält  sich  zu  dem  früheren 
ungefähr  wie  ein  nasalvocal  zum  reinen  mundvocal.  Von  dem 
schlusslaut  in  ab  bei  gleicher  ausspräche  (so  dass  die  luft  durch 
die  nase  herausgelassen  wird)  unterscheidet  sich  dieser  ^j-laut 
durch  seine  grössere  intensität;  in  wie  weit  er  sich  auch  von 
dem  nasalen  k-  und  t-l&ut  unterscheidet,  erlauben  mir  meine 
geringen  physikalischen  kenntnisse  nicht  zu  entscheiden.  Aber 
wenn  auch  wirklich  —  wie  es  wahrscheinlich  ist  —  ein  unter- 
schied vorhanden  sein  sollte ,  ist  derselbe  so  unbedeutend ,  dass 
das  menschliche  gehör  nicht  empfindlich  genug  ist,  um  auch 
nur  das  mindeste  davon  wahrnehmen  zu  können.  Dies  muss 
die  Ursache  sein,  warum  diese  so  äusserst  leicht  zu  bildenden 
laute  in  keiner  spräche  vorkommen  anders  als  mitunter  als 
abnormität. 

Diese  nasallaute  müssen  streng  geschieden  werden  von  den 
„nasenstosslauten" ,  welche  Kudelka  (Analyse  der  laute 
der  menschlichen  stimme  vom  physikalisch-physio- 
logischen Standpunkte.  Linz  1856,  s.  18)  nachgewiesen 
hat  *).  Sie  verhalten  sich  zu  einander  wie  der  jf^-laut  in  op  zu 
dem  p-laut  in  pa.     Denn  pa  wird  keineswegs  mit  demselben  p- 

*)  Kudelkft  hat  auch  auf  die  oben  besobriebenen  nasallaute  auf- 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  9 

laut  ausgesprochen,  der  in  ap  gehört  wird.  Wäre  dem  so,  so 
dürfte  sich  apci  von  ap  nur  dadurch  unterscheiden,  dass  ein 
a-laut  zu  dem  laut  hinzugelegt  wurde,  womit  ap  schliesst. 
Dass  dies  aber  nicht  geschieht,  findet  man  leicht.  Auch  diesen 
umstand  hat  Kudelka  angemerkt,  und  er  bezeichnet  die  un- 
gleichkeit durch  die  namen  „reine"  und  „unreine  stosslaute". 
Der  ,, unreine"  laut  ist  der,  welcher  in  ap  vorkommt.  Er  äussert 
darüber  (s.  32):  „der  stosslaut  an  sich  ist  mit  einem  gewissen 
nachhall  verbunden,  worunter  man  das  geräusch  zu  verstehen 
hat,  das  man  wahrnimmt,  nachdem  der  öffnungsprozess  des 
mundes  oder  der  nase  bereits  sein  ende  erreicht  hat.  Von 
diesem  nachhall  kann  nun  der  stosslaut  durch  einen  nachfol- 
genden laut  befreit  werden ;  es  ist  dazu  nur  nöthig,  dass  dieser 
zweite  laut  oder  seine  Strömung  in  demselben  momente  beginne, 
in  welchem  der  nachhall  sich  zu  entwickeln  anfängt.  Unter 
dieser  bedingung  wird  er  durch  die  nachfolgende  Strömung  ab- 
sorbirt  und  vernichtet.  Daraus  ergibt  sich  schon,  dass  ein  stoss- 
laut nur  durch  einen  continuir liehen  laut  gereinigt  werden 
könne;  sind  zwei  stosslaute  mit  einander  unmittelbar  verbunden, 
so  muss  der  erste  stets  unrein  sein.  Auch  wenn  der  stosslaut 
ganz  allein  erzeugt  wird  oder  wenn  er  ein  wort  oder  eine  silbe 
schliesst,  ist  er  unrein".  Aber  wenn  die  /)-laute  in  ap  und  pa 
nicht  gleich  sind  und  der  jw-laut  in  ap  voll  berechtigt  ist  diesen 
namen  zu  behalten,  was  ist  dann  eigentlich  der  sogenannte  ^- 
laut  in  pa?  Das  hat  Kudelka  nicht  erklärt  durch  seinen  aus- 
druck,  dass  derselbe  ,.gereinigt"  wurde.  Die  antwort  auf  die 
frage  ist  die:  der  sogenannte  j:>-laut  in  pa  ist  nichts 
anderes  als  dieselbe  serie  von  übergangslauten  wie 
in  äp-^  obwohl  hier  in  umgekehrter  Ordnung.  Während 
in  der  ersten  silbe  von  appa  der  sogenannte  j?-laut  auf  die 
weise  entsteht,  dass  die  mundorgane  von  der  Stellung  für  a  zur 
Stellung  für  p  übergehen  —  wodurch  sich  die  klangfarbe  ver- 
ändert —  und  ausserdem  eine  festere  structur  erhalten  —  wo- 
durch die  intensität  des  lautes  wächst  — ,  wird  der  jj-laut  in 
der  zweiten  silbe  so  gebildet,  dass  die  Spannung  der  mundtheile 
abgeschwächt  wird  und  die  Stellung  von  der  ^-lage  zur  ö-lage 


merksam  gemacht,    aber  gewöhnlich  versteht  man  anter  seinen  „nasen- 

stosslauten"  die,  welche  gehört  werden,  wenn  auf  p,  t,  k,  ihre  „resonau- 
ten"  folgen ,  also  wenn  sie  in  solchen  Verbindungen  wie  pmo ,  tno ,  kwo 
vorkommen. 


10  I.  Flodström. 

übergeht.  Dies  ist  also  ganz  dieselbe  reihe  von  lauten,  obwohl 
in  gerade  entgegengesetzter  Ordnung.  Beim  aussprechen  von  pf 
findet  keine  andere  Veränderung  statt,  als  dass  die  lippen  ein 
wenig  geöffnet  werden,  und  man  kann  mit  fug  sagen,  dass  der 
^-laut  hier  eigentlich  nichts  anderes  ist  als  der  anfang  des  j)- 
lautes.     Eben  so  verhält  es  sich  mit  ts  u.  s.  w.  i). 

Beim  aussprechen  der  Verbindungen  pm,  tu,  krs  kann  man 
verschieden  verfahren.  Am  ungewöhnlichsten  dürfte  es  sein, 
das  hinderniss  im  munde  aufzuheben,  so  dass  die  luft  auf  diesem 
wege  ausströmen  kann ;  dadurch  entstehen  dieselben  laute  wie 
in  op,  at,  ak.  Oder  man  kann  auch  die  luft  entweichen  lassen 
durch  öffnen  des  gaumensegels ,  wobei  man  nach  belieben  mit 
dem  m-,  n-,  w-laut  zögern  kann,  bis  die  oben  beschriebenen, 
nasalen  p-^  t-,  fc-laute  sich  gebildet  haben,  oder  man  kann 
endlich  die  „resonanten"  unmittelbar  folgen  lassen,  wodurch 
dann  Kudelkas  nasenstosslaute  entstehen.  Diese  sind  offen- 
bar auch  nichts  anderes  als  übergangslaute:  bei  pm  öffnet  sich 
das  hinderniss  für  die  luft  allmähhg  und  die  Intensität  wird 
schwächer;  bei  bm  ist  auch  ein  hinderniss  zu  überwinden,  was 
stets  eine  reihe  von  „geräuschen"  hervorrufen  muss,  bevor  die 
Öffnung  behufs  bildung  des  m  's  vollständig  ist.  Auch  bei  diesen 
nasenstosslauten  dürfte  die  Scheidung  zwischen  harten  und  weichen 
die  einzige  für  uns  vernehmbare  sein,  obgleich,  theoretisch  be- 
trachtet, auch  ein  durch  die  verschiedenen  articulationsstellen 
bedingter  unterschied  vorhanden  sein  dürfte.  Nicht  einmal  der  bei 
den  medien  mögliche  stimmton  dürfte  uns  gestatten,  sie  sicher 
zu  bestimmen,  wie  Sievers  glaubt  (Lautph.  s.  102).  Derselbe 
ist  dafür  von  allzu  kurzer  dauer.  Die  sicherste  art,  dies  zu 
prüfen,  ist  nach  einander  bm,  dm,  gm,  pm,  tm,  hn  (ohne  irgend 
einen  vocal)  so  auszusprechen,  dass  die  hppen  nicht  geöffnet 
werden.  Dass  J.  A.  A.  die  verschiedenen  verschlusslaute  in  sötma, 
lekman  unterscheiden  zu  können  glaubt,  (a.  a.  o.  s.  34),  dürfte 
entweder  darauf  beruhen,  dass  er  den  implosiven  laut  gehört 
oder  auch  die  lippen  nicht  geschlossen  hat,  bevor  der  stoss 
stattfand,  in  welchem  fall  man  leicht  gegen  seine  absieht  und 

')  Gewöhnlich  kann  man  bestimmt  unterscheiden,  ob  die  mundtheilo 
schon  die  für  /,  s  oder  andere  Spiranten  erforderliche  Stellung  inne  haben, 
wenn  das  ausathmen  beginnt,  oder  ob  ein  verschlussconsonant  sich  vor- 
findet. Zuweilen  kann  es  aber  doch  ziemlich  schwer  srin,  die  frage  zu 
entscheiden,     ^o  wird  z.  b.  die  mit  tj  oder  k  bezeichnete  affriuata  in  den 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  11 

ohne  es  zu  merken  die  luft  durch  den  mund  entweichen  lässt  i). 
Dass  dessenungeachtet  diese  „nasenstosslaute"  im  gegensatz  zu 
den  selbständigen ,  nasalen  verschlusslauten  zu  einer  ziemlich 
ausgedehnten  anwendung  in  der  spräche  gelangt  sind,  rührt 
daher,  dass  sie  mit  Zuhilfenahme  der  bezüglichen  „resonanten" 
m,  n,  »  leicht  bestimmt  werden  können. 

Es  gibt  demnach  nur  einen  fall,  in  dem  die  verschluss- 
laate  sich  immer  gleich  sind,  nämlich  am  schluss  des  wortes, 
wie  in  ap.  Ich  meine  jedoch,  dass  sich  ein  wesentlicher  unter- 
schied zwischen  diesen  lauten  und  den  übrigen  sprachlauten  vor- 
findet, ein  unterschied,  den  ich  jedoch  wegen  mangelnder  physika- 
lischer kenntnisse  hinlänglich  deutlich  darstellen  zu  können  mir 
nicht  zutraue.  —  Alle  übrigen  sog.  consonan tischen  verschlusslaute 
sind  in  der  that  reihen  von  äusserst  schnell  hervorgebrachten 
übergangslauten  und  wechseln  also  je  nach  den  verschiedenen 
Sprachelementen,  welche  ihnen  folgen  und  vorangehen.  Diese 
ihre  wechselnde  natur  ist  auch  erkannt  worden.  So  sagt  z.  b. 
Kräuter  (Die  prosodie  der  neuhochdeutschen  mit- 
lauter  in  Pauls  und  Braunes  Beiträgen  zur  geschichte 
der  deutscheu  spräche  und  literatur  II,  Halle  1876, 
8.  562):  „Je  grösser  die  Öffnung  ist,  welche  der  dem  schliessen- 
den  schlaglaut''  (=  der  implosiva)  „vorangehende  laut  verlangt, 
desto  leichter  kann  jener  stark  gesprochen  werden ;  z.  b.  in 
appell  kann  man  das  zuklappen  für  das  ohr  sehr  auffällig  her- 
vortreten lassen,  mag  das  p  noch  so  kurz  und  flüchtig  sein; 
in  up,  üp  ist  dies  unmöglich,  wenn  man  nicht  die  lippen  in 
ganz  ungewöhnlicher  weise  von  einander  entfernt.  Aehnhches 
gilt  auch  von  den  öffnenden  schlaglauten"   (=  den   explosiven) 

„z.  b.  reines,  antepalatales  k  (— ),  ist  vor  /  nur  einer 

geringen  schallstärke  fähig;  dasselbe  ist  der  fall,  wenn  auf 
den  schlaglaut  der  gleichortige  reibelaut  folgt  (Kuhns Zeitschr. 
XXI  s.  65)".  Man  muss  zugeben,  dass  eine  derartige  Ver- 
änderlichkeit nicht  eben  passt  für  selbständige  sprachlaute. — 
Dass  wir  dessen  ungeachtet  p-,  t-,  Ä;-laute  u.  s.  w.  unterscheiden 
können,  beruht,  wie  oben  bemerkt,  darauf,  dass  z.  b.  in  allen 
j>-reihen  die  schluss-  oder  anfangslaute  einander  beinahe  gleich  sind. 

Da  diese  auffassung  der  verschlusslaute  als  übergangs- 
schwedischen Wörtern  tjuf^  känna  u.  s.  w.  von  einigen  als  reine  spirans 
erklärt  (vgl.  des  verf.  aufs,  in  Nord,  tidskr.  f.  filol.  n.  r.  IV  s.  170).  »)  Es  ist 
eben    das    gewöhnliche,    dass    die    nasallaute  nicht    benutzt  werden  in 


12  I.  Flodström 

laute,  nicht  als  selbständiger  sprachlaute  manchem  über- 
raschend scheinen  dürfte,  will  ich  behufs  ihrer  besonderen  mo- 
tivirung  einige  von  den  kennzeichen  selbständiger  sprachlaute 
untersuchen,  welche  J.  A.  A.  (a.  a.  o.  s.  32)  angeführt  hat  um 
die  Unselbständigkeit  der  implosiven  laute  zu  beweisen.  Er  sagt 
nämlich :  „damit  ein  sprachlaut  selbständig  sei,  ist  erforderlich, 
dass  er  hervorgebracht  werde,  indem  die  sprechorgane  eine  be- 
stimmte läge  innehaben  oder  indem  sie  ihre  läge  auf  eine  be- 
stimmte und  für  die  entstehung  des  beabsichtigten  lautes  noth- 
wendige  art  verändern  *).  Die  sog.  implosiven  laute  entstehen 
dagegen,  wenn  die  sprechorgane  ihre  läge  von  irgend  einer 
Stellung  aus  verändern,  und  sie  verlangen  demnach  beim  anfang 
ihrer  bildung  nicht  irgend  eine  bestimmte  Stellung  der  sprech- 
organe, wenn  diese  nur  beim  aufhören  der  lautbildung  eine  ge- 
wisse läge  einnehmen".  Diese  worte  können  mutatis  mutandis 
sehr  wohl  auch  angewendet  werden,  um  die  Unselbständigkeit 
der  explosiven  laute  zu  beweisen.  Dieser  beweis  dürfte  so 
lauten:  die  sog.  explosiven  laute  entstehen,  wenn  die  sprech- 
werkzeuge  ihre  läge  zu  irgend  einer  Stellung  verändern,  und  sie 
erfordern  sonach  beim  schluss  ihrer  bildung  nicht  irgend  eine 
bestimmte  Stellung  der  sprechorgane,  wenn  diese  nur  beim  be- 
ginn der  lautbildung  eine  gewisse  läge  innehaben.  —  Er  sagt 
weiter:  ,,Beira  bilden  jedes  selbständigen  sprachlautes  können 
die  sprechorgane  die  Stellung  innehaben  (oder  die  bewegung 
bewerkstelligen)  ^),  welche  für  die  entstehung  des  lautes  erfor- 
derlich ist,  entweder  längere  oder  kürzere  zeit.  Die  implosiven 
laute  dagegen  erfordern  eine  „hastige  Schlussbewegung"  der 
Organe,  eine  bedingung,  die  eine  merkliche  Verschiedenheit  der 
bildungszeit  nicht  gestattet".  Dasselbe  kann  nun  auf  die  explo- 
siven laute  anwendung  finden :  diese  verlangen  das  hastige  öffnen 
der  sprechorgane,  sonst  entsteht  eine  affricata  —  etwas,  was 
jedermann  genugsam  bekannt  ist. 

Aus  diesen  Untersuchungen  geht  also  hervor,  dass  in  dem 
Worte  tappa  die  laute,  welche  zuletzt  in  der  ersten  und  zuerst 
in  der  zweiten  silbe  gehört  werden ,  gleich  grosses  oder  gleich 
geringes  recht  auf  den  namen  /^-laute  haben.     Hiergegen  könnte 

fällen ,  wie  den  oben  erwähnten ,  wo  der  folgende  cuneonant  mit  dem 
Terschluaslaut  nicht  homorgan  ist. 

')  Dieser  letzte   zusatz   ist   oflonbar  der  explosivei.  laute   wegen  ge- 
macht.    Anm.  d.  verf.     *)  Vgl.  die  vorangehende  note. 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  13 

möglicherweise  eingewendet  werden ,  dass  bei  der  bildung  der 
explosiven  übergangslaute  immer  eine  beträchtliche  menge  luft 
sich  im  voraus  im  munde  gesammelt  findet,  was  bei  den  ira- 
plosiven  nicht  der  fall  ist,  und  dass  dies  auch  in  akustischer 
hinsieht  irgend  welche  Ungleichheit  bewirken  muss.  Von  meinem 
Standpunkt  aus,  nach  welchem  die  stärke  der  ausathmung  keinen 
characteristischen  unterschied  zwischen  den  sprachlauten 
hervorruft,  hat  dieser  einwand  natürlich  keine  bedeutung.  Aber 
da  diese  ansieht,  obwohl  schon  längst  aufgestellt,  keine  allge- 
meine Verbreitung  gefunden  hat,  muss  ich  die  bemerkung  zur 
beantwortung  aufnehmen.  —  Wenn  die  ausathmungsstärke  gleich 
wäre,  müsste  man  zugeben,  dass  zwischen  den  implosiv-  und 
den  explosivlauten  in  iappa  kein  anderer  unterschied  statt  hätte, 
als  dass  sie  in  entgegengesetzter  Ordnung  kämen.  Dass  beim 
schluss  der  implosion  in  tappa  die  ausathmung  stark  geworden 
ist  oder  so,  wie  es  im  allgemeinen  den  tenues  zukommt,  erkennt 
jeder.  Für  die  explosiven  laute  würde  man  dann  genöthigt 
sein  einen  grad  von  intensität  anzunehmen,  der  noch  höher 
wäre  als  der,  welcher  den  harten  (starken)  Spiranten  zukommt. 
Eine  solche  consequenz  dürfte  man  indessen  schwerlich  an- 
nehmen wollen.  Und  dass  die  intensität  bei  den  lauten  nicht 
auf  der  menge  der  ausgeathmeten  luft  beruht,  kann  man  daraus 
sehen ,  dass  in  diesem  falle  z.  b,  app  mit  einem  der  intensität 
nach  mindestens  doppelt  so  starken  laute  sehliessen  müsste  wie 
ap;  ein  jeder  aber  dürfte  erkennen,  dass  in  beiden  worten  der 
/?-laut  derselbe  ist.  Und  da  die  menge  der  ausgeathmeten  luft 
einen  wesentlichen  unterschied  in  dem  akustischen  character 
nicht  bewirken  kann,  so  sind  die  implosiven  und  die  explosiven 
laute  dasselbe.  Man  muss  hierbei  wohl  auch  an  die  populäre 
auffassung  anknüpfen,  welche,  unbeirrt  durch  die  vorweg  auf- 
gestellten definitionen,  sich  sagt,  dass  man  denselben  laut  hört 
am  schluss  der  ersten  und  am  anfang  der  zweiten  silbe  in  dem 
Worte  tappa  *). 

2.     Was  ist  unter  verschlusslaut  zu  verstehen? 
Wenn  nun  die  sog.  verschlussconsonanten,  sowohl  explosive 
als   implosive,    wie  ich  gezeigt,  eigentlich    nur   übergangslaute 
sind,  so  sieht  man  gleich  ein,  dass  sie  bei  der  betrachtung  und 

*)  In  diesem  umstände  erblicke  ich  eine  starke  stütze  für  meine  an- 
sieht, dass  der  unterschied  zwischen  harten  und  weichen  consonanten 
Dicht  auf  der  stärke  des  exspirationsstroms  beruht. 


14  I.  Flodström 

wissenschaftlichen  behandlung  von  sprachlichen  Verhältnissen  nicht 
mit  den  selbständigen  sprachlauten  zusammengestellt  werden  kön- 
nen, sondern  dass  sie  wie  andere  übergangslaute  betrachtet  werden 
müssen,  wenn  auch  der  Übergang  bei  ihnen  nicht  zwi- 
schen zwei  lauten  stattfindet,  sondern  zwischen  einem  laut  und 
einem  lautlosen  moment  beim  sprechen.  Man  hat  bisher  diese 
lautlosen  momente  so  gut  wie  ignorirt  und  sich  nur  an  die  laute 
gehalten;  und  obwohl  beidenverschlussconsonanten  nurübergaugs- 
laute  vorkommen,  hat  man  diese  als  selbständige  consonantlaute 
betrachtet  und  behandelt,  und  die  natürliche  folge  hiervon  ist 
gewesen,  dass  man  sich  in  Widersprüche  und  unlösbare  Schwie- 
rigkeiten verwickelt  hat.  Wenn  man  das  verhältniss  umkehrte, 
wenn  man  —  zum  mindesten  bei  sprachhistorischen  Untersu- 
chungen —  die  übergangslaute  bei  den  verschlussconsonanten 
ignorirte  eben  so,  wie  man  andere  übergaugslaute  ignorirt, 
und  sich  statt  dessen  an  die  lautlosen  momente  hielte,  die  ja 
auch  regelmässig  bei  den  verschlussconsonanten  vorkommen, 
sollten  wohl  dann  die  Schwierigkeiten  gelöst  werden?  Und  ist 
man  berechtigt  zu  einem  derartigen  verfahren  ?  —  Es  ist  zu- 
nächst meine  aufgäbe,  den  beweis  zu  versuchen,  dass  die  ant- 
wort  auf  diese  beiden  fragen  bejahend  ausfallen  muss. 

Die  spräche  kann  von  zwei  selten  betrachtet  werden,  theils 
als  vernommen  oder  gehört,  theils  als  hervorgebracht  oder 
gesprochen.  Die  erstere  eigenschaft  ist  unzweifelhaft  die  wich- 
tigste ;  denn  wenn  die  spräche  durch  den  gehörssinn  nicht  aufge- 
fasst  werden  könnte,  hätte  sie  wohl  kaum  irgend  eine  bedeutung. 
Es  ist  zwar  wahr,  dass  es  personen  gibt,  die  durch  blosses  auf- 
merken auf  die  bewegungen  der  lippen  und  des  mundes  zu- 
weilen sehr  wohl  verstehen  können,  was  der  sprechende  meint, 
aber  man  muss  zugeben,  dass,  wenn  der  mensch  im  allge- 
meinen für  das  auffassen  der  gedanken  anderer  auf  den  ge- 
sichtssinn  hingewiesen  wäre,  irgend  eine  andere  art  von  Zeichen- 
sprache weit  dienlicher  gewesen  wäre.  Als  gehörte  besteht 
die  spräche  aus  lauten,  aber  nicht  nur  aus  lauten,  sondern  auch 
aus  lautlosen  momenten,  die  ja  auch  ihre  bedeutung  haben,  da 
sie  nicht  nach  belieben  hinzugefügt  oder  fortgelassen  werden 
können.  Aber  für  den  Sprachforscher  ist  die  eigenschaft  der 
spräche,  gesprochen  zu  sein,  wie  die  primäre  eigenschaft, 
80  auch  die  hauptsächlichste.     Der  gelehrte  muss,   um  den  ge- 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  16 

genstand  seiner  forschungen  klarzustellen,  zu  dessen  Ursprung 
und  letztem  gründe  vordringen,  nicht  nur  sich  an  die  erschei- 
nung  halten;  denn  damit  gelangt  er  nur  zu  einer  beschreibung, 
nicht  zu  einer  erklärung  des  objects.  Würde  der  Sprachforscher 
seine  aufmerksamkeit  ausschliesslich  auf  die  spräche  als  gehörte 
richten ,  so  würde  er  nicht  weit  kommen ;  denn  es  dürfte  nur 
sehr  wenig  Veränderungen  in  der  spräche  geben,  von  denen  man 
sagen  kann,  dass  sie  auf  deren  eigenschaft,  ein  akustisches  phä- 
nomen  zu  sein,  beruhen.  Die  allermeisten  sind  rein  mechanischer 
art,  beruhend  auf  der  art  der  hervorbringung.  Alle  in  der 
Sprachwissenschaft  vorkommenden  definitionen  sprachlicher  er- 
scheinungen  müssen  daher  so  gefasst  sein,  dass  sie  nicht  nur 
eine  beschreibung  des  akustischen  characters  der  erscheinung, 
sondern  auch  der  hervorbringungsweise  enthalten,  und  dieser 
letztere  theil  darf  niemals  fehlen,  während  der  erstere  sehr 
wohl  höchst  unvollständig  sein  kann  i).  Und  bei  der  eintheilung 
der  demente  der  spräche  muss  die  grundlage  der  eintheilung 
von  der  primären  seite  genommen  werden,  also  von  der  ge- 
sprochenen spräche,  nicht  von  der  gehörten.  Dies  ist  auch 
thatsächüch  zur  hälfte  erkannt,  wie  aus  der  eintheilung  der 
,, sprachlaute"  in  labiale,  dentale  u.  s.  w.  hervorgeht.  Dagegen 
sind  solche  eintheilungen,  wie  die  in  „geräuschlaute"  und  „sonore" 
und  ähnliche,  falsch,  und  sogar  die  allgemein  angenommene, 
gemeinsame  benennung  der  Sprachelemente  —  „sprachlaute"  — 
ist  schon  an  und  für  sich  falsch,  wäre  sie  auch  nicht  mit  dem 
fehler  behaftet,  dass  sie  die  lautlosen  momente  in  der  spräche 
ausschliesst.  Ich  glaube  sogar,  dass  es  eben  dieser  name  und 
der  name,  welchen  man  der  Wissenschaft  gegeben,  die  so  zu 
sagen  die  grundhnien  der  Sprachwissenschaft  in  sich  begreift, 
nämlich  der  name  „lautphysiologie"  ^)  ist,  der  das  hauptsäch- 
hchste  hinderniss  war  für  die  gewinnung  von  klarheit  in  den 
fragen,  welche  eben  den  gegenständ  unserer  betrachtung  bilden. 

')  Dies  gilt  natürlich  nicht,  wenn  ein  akustiker  die  spräche  zum  ge- 
genstände seiner  betrachtung  macht;  denn  sie  fällt  dann  in  das  gebiet 
einer  wissenschait,  die  ganz  andere  gesetze  hat  als  die  Sprachwissenschaft. 
*)  An  stelle  dieses  unpassenden  namens  könnte  man  vielleicht  den  namen 
„laletik"  gebrauchen,  den  Merkel  im  titel  seines  buches  Physiologie 
der  menschlichen  sprache(phy8iolo  gisch  e  laletik)  Leipzig  1866 
angewendet  hat  oder  ihn  ganz  einfach  in  „Sprachphysiologie"  verändern 
eine  benennung,   welche  ebenfalls  in  dem  angeführten  titel  enthalten  ist. 


16  I.  Flodström 

Man  sieht  nun  ein,  dass  die  eigenschaft  der  demente  der 
spräche,  lautende  oder  nicht  lautende  zu  sein,  nicht  bestimmend 
sein  darf  für  ihre  eintheilung,  sondern  dass  die  letzteren  sehr 
wohl  mit  den  ersteren  zusammengestellt  werden  können,  wenn 
nämlich  die  sonstigen  umstände  dies  gestatten.  Das  eintheilungs- 
princip  für  die  demente  der  spräche  muss  in  der  art  der  her- 
vorbringung gesucht  werden.  Aber  zuerst  müssen  wir  einen 
neuen  naraen  für  die  demente  der  spräche  haben  au  stelle  der 
allgemein  angenommenen  benennung  „sprachlaute",  welche,  wie 
ich  oben  gezeigt  habe,  theils  auf  einem  unrichtigen  princip  be- 
ruht, theils  zu  eng  ist.  Am  besten  wäre  ein  name,  der  ganz 
und  gar  keine  nebenbedeutung  hätte,  und  in  ermaugelung  eines 
besseren  nehme  ich  in  diesem  aufsatz  die  alte,  jetzt  aber  so 
verketzerte  benennung  „buchstabe"  (litera)  wieder  auf.  Die  un- 
gdegenheit,  dass  dieser  name  auch  den  schriftzeichen  zukommt, 
ist  von  geringer  bedeutung,  da  eine  Verwechselung  natürlich  nur 
äusserst  selten  in  frage  kommen  kann.  Die  definition  von 
„buchstabe"  in  dieser  bedeutung  lautet  natürlich:  Das,  was 
hervorgebracht  wird  —  sei  es  nun  laut  oder  nicht  —  in- 
dem luft  aus  den  lungen  herausgetrieben  wird  und 
die  sprechorganeeine  gewisse  Stellung  in  Verbindung 
mit  einem  gewissen  grad  von  Spannung  innehaben. — 
Diese  definition  ist  in  Übereinstimmung  mit  dem  bekannten  ver- 
bältniss  bei  der  bildung  von  vocalen,  liquiden,  nasalen  und  Spi- 
ranten, abgefasst;  aber  ist  sie  auch  adäquat?  Umfasst  sie  auch 
die  bei  den  verschlussconsonanten  vorkommenden,  lautlosen  mo- 
mente?  Der  letzte  theil  der  definition,  dass  nämlich  die  sprech- 
organe  während  der  buchstabenbildung  eine  gewisse  Stellung  in 
Verbindung  mit  einem  gewissen  grad  von  Spannung  innehaben 
sollen,  schlägt  vortrefflich  ein,  und  auch  der  erste  passt;  denn 
dass  der  ausathmungsprozess  wirklich  auch  bei  den  verschluss- 
consonanten keine  Unterbrechung  erfährt,  obwohl  der  mund  ge- 
schlossen ist  und  die  hervorgepresste  luft  nicht  in  berührung 
mit  der  äusseren  luft  kommen  kann,  davon  vermag  man  sich 
leicht  zu  überzeugen.  Man  kann  ja  eine  recht  beträchtliche 
menge  luft  in  den  mund  hineinpressen,  auch  nachdem  derselbe 
verschlossen  ist,  und  es  bedürfte  wohl  nicht  eines  Zwanzigstels 
davon,  um  auch  einen  „langen"  consonanten  hervorzubringen 
—  natürlich  von  der  länge,  mit  der  dieselben  beim  sprechen 
wirklich  vorkommen,  nicht  der  unnatürlichen  länge,  mit  welcher 


Zur  lehre  von  den  conßonanten.  17 

wir  bei  Untersuchungen  sowohl  die  langen  consonanten ,  als 
auch  die  vocale  gern  ausstatten,  um  diese  ihre  eigenschaft  zu 
verdeutlichen.  Und  wie  sollten  die  medialen  „tönend"  werden 
können,  wenn  nicht  die  exspiration  trotz  schliessens  des  mundes 
fortdauerte?  Aber  wenn  so  der  ausathmungsprozess  bei  der 
bildung  der  verschlussconsonauten  wirklich  fortdauern  kann 
und  dies  viel  länger,  als  in  Wahrheit  erforderlich  ist,  so  ist  die 
annähme  nicht  berechtigt,  dass  er  durch  jenes  geringe  hinder- 
niss  unterbrochen  wird  —  soweit  es  sich  nicht  um  eine  Silben- 
trennung handelt,  wovon  später  mehr. 

Es  sind  sonach  bei  den  verschlussconsonauten  die  laut- 
losen momente,  die  den  lauten  der  übrigen  buchstaben  ent- 
sprechen, und  jene  consonanten  sind  also  in  Wahrheit  literae 
mutae.  Aber  da  der  hörende  die  eine  lautlosigkeit  von  der 
anderen  nicht  durch  eigene  kennzeichen  unterscheiden  kann 
muss  dies  auf  irgend  eine  andere  weise  geschehen ,  und  diese 
weise  ist  das  achtgeben  auf  die  implosiven  und  explosiven  über- 
gangslaute, welche  unmittelbar  vor  oder  nach  einem  augenblick 
von  lautlosigkeit  viel  schärfer  als  sonst  hervortreten,  und  welche 
demnach  von  der  grössten  bedeutung  für  die  spräche  sind, 
wenn  man  dieselbe  als  mittel,  sich  verstand  hch  zu  machen .  be- 
trachtet. Aber  da  sie  an  deutlichkeit  verschieden  sind  je  nach 
den  verschiedenen  buchstaben,  zwischen  denen  sie  die  Über- 
gänge bilden,  und  die  deutlichkeit  natürlich  um  so  geringer 
wird,  je  mehr  die  beiden  zunächst  liegenden  buchstaben  in  der 
bildungsart  einander  gleichen,  so  vermeidet  auch  um  deswillen 
die  spräche  am  liebsten  solche  Verbindungen  wie  ampba  u.  dgl., 
obwohl  sie  ausnahmsweise  vorkommen  können,  wie  in  den  Zu- 
sammensetzungen strumpben,  landtdag  u.  s.  w.  Aber  für  den 
Sprachforscher,  für  welchen  die  akustische  seite  der  spräche 
nur  eine  secundäre  bedeutung  hat,  sind  die  laute  bei  den  ver- 
schlussconsonauten von  eben  so  geringer  Wichtigkeit,  wie  andere 
übergangslaute,  und  wenn  er  die  letzteren  mit  recht  fast  ganz 
ausser  acht  lässt,  so  ist  er  auch  befugt,  in  gleichem  masse 
die  sog.  implosiven  und  explosiven  consonantlaute  zu  ignoriren. 

3.   Ueber  die  silbe. 
Sievers  definition  der  silbe,    welche  wohl  die  in   dieser 
hinsieht  allgemein  herrschende  meinung  wieder  gibt,  lautet  so, 
dass   „unter    silbe    eine    lautmasse    zu   verstehen   sei, 

BeiträKe  z.  kande  d.  ig.  spracb«!!   VIII  o 


18  I.  Flodström 

welche  mit  einem  selbständigen,  einheitlichen,  un- 
unterbrochenen exspirationschub  hervorgebracht 
werde"  (lautph.  s.  111).  Diese  definition  dürfte  —  mit  einer 
Veränderung  -  richtig  sein.  Sie  passt,  wie  man  sieht,  voll- 
ständig bei  Worten  wie  dinrna,  dssa,  wo  der  a-laut  und  ein 
/»-  oder  .9-laut  mit  dem  ersten  exspirationsstoss  hervorgebracht 
werden,  worauf  ein  neuer  stoss  unmittelbar  folgt,  mit  welchem 
ein  neuer  m-  oder  s-laut  nebst  dem  folgenden  vocallaut  her- 
vorgebracht wird.  Die  silbentheilung  fällt  demnach  hier  mitten 
in  die  zeit,  während  welcher  die  sprechorgane  in  der  für  m 
oder  s  erforderlichen  Stellung  gehalten  werden,  oder  richtiger 
gesagt  gegen  das  ende  jener  zeit,  so  dass  ungefähr  zwei  dritt- 
theile  auf  die  erste ,  ein  drittheil  auf  die  zweite  silbe  kommt. 
Denn  das  ist  ein  allgemeines  gesetz  (s.  Sievers  s.  120),  dass 
in  einer  betonten  silbe  der  auf  den  kurzen  vocal  folgende  con- 
sonant  „lang"  ist,  wohingegen  die  consonanten,  welche  eine 
silbe  beginnen,  kurz  sind  ^).  In  ämma  und  dssa  enthält  sonach 
die  erste  silbe  einen  kurzen  vocal  +  einen  langen  consonanten, 
die  zweite  einen  kurzen  consonanten  -f  einen  vocal. 

Ich  habe  behauptet,  dass  sich  zwei  s-laute  in  assa  finden. 
Dass  dies  richtig  ist,  wird  auch  zur  hälfte  von  Sievers  selbst 
zugegeben,  wie  man  aus  seiner  früher  (s.  3)  angeführten  äusse- 
rung  sehen  kann.  Und  wenn  man  den  .s-laut  so  definirt  — 
und  irgend  eine  andere  definition  kann  kaum  gegeben  werden  -  , 
dass  es  der  laut  ist,  welcher  entsteht,  indem  die  mundorgane 
die  s-lage  innehaben  zugleich  mit  dem  Vorhandensein  des  höchsten 
spannungsgrades  und  die  luft  scharf  ausgeathmet  wird,  so  müssen 
hier  zwei  s-laute  entstehen,  da  ja  die  exspiration  erneuert  wird 
und  demnach  zweimal  stattfindet,  wenn  auch  die  Unterbrechung 
äusserst  kurz  ist.  Dass  die  zunge  am  schluss  des  ersten  s-lautes 
nicht  aus  ihrer  läge  entfernt  wird,  um  sogleich  wieder  dieselbe 
läge  einzunehmen ,  ist  ja  leicht  erklärlich  und  ist  im  übrigen 
nur  eine  anwendung  des  allgemeinen  Sprachgesetzes,  welches 
Sievers  (s.  76)  selbst  anführt,  dass  „bei  der  berührung 
zweier  laute  die  beiden  gemeinschaftlichen  articu- 
lationsbewegungen  th  unlieb  st  nur  ein  mal  ausgeführt 


*)  Richtiger  gfesagt  kommt  V>ei  ihnen  par  koiiit»  quantitiit  in  frajjo. 
Sierers    wendet  die  ausdrücke   „fortis"  und  ,,lenis"  an,    bejfreift    aber 
darunter,  wie  oben  bemerkt,   auch  den  unterschied  von  tenuit  und  media 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  11* 

werden."  Dagegen  wird  z.  b.  in  dem  na.men  ^ssmann  natür- 
lich nur  ein  ij-laut,  wenn  auch  ein  langer,  gebildet,  da  hier  bei 
der  erneuerung  der  exspiration  ein  m  folgt. 

S  i  e  V  e  r  s  äussert  weiter  (s.  112)  :  „Unter  den  geräuschlauteu 
gehen  die  Spiranten  den  explosivlauten  vor,  es  bilden  also 
z.  b.  tsd,  psd  einfache  silben  wie  aM,  asp,  wenn  wir  von  der 
explosion  des  seh  lussconsonanten  absehen.  Denn  da 
mit  dem  verschlusse  der  explosiva  nothwendigerweise  der  ex- 
spirationsstrom  unterbrochen  wird ,  so  muss  die  explosion  mit 
einem  zweiten  exspirationsstoss  erfolgen  d.  h.  zu  einer  andern 
silbe  gehören.  Kommen  also  irgendwie  verschlusslaute  bei  der 
Silbenbildung  ins  spiel,  so  kann  die  silbe  höchstens  von  der 
explosion  des  dem  sonanten  zunächst  vorangehenden  bis  zum 
verschluss  des  ihr  zunächst  folgenden  verschlusslautes  dauern. 
Noch  weniger  sind  Verbindungen  zweier  verschlusslaute  im  silben- 
anlaut  oder  -auslaut  möglich,  ebensowenig  wie  Verbindungen 
von  Spirans  und  verschlusslaut  im  silbenanlaut  oder  die  umge- 
kehrte reihenfolge  im  silbenauslaut.  Wenn  wir  trotzdem  ptd, 
Tita,  dpt,  dkt,  spd,  std,  dps,  dts,  ja  selbst  dtst als  ein- 
fache silben  betrachten,  so  ignoriren  wir  einfach  die  existenz 
der  hier  von  den  anlautenden  oder  auslautenden  consonantver- 
bindungen  gebildeten  kleinen  nebensilben,  wegen  der  geringen 
schallfülle  der  hier  auftretenden  tonlosen  geräuschlaute,  denen 
gegenüber  die  hauptsilbe  mit  ihrem  klangvollen  sonanten  durch- 
aus dominirt."  Hierbei  ist  verschiedenes  zu  bemerken.  Gewiss 
ist  es  wahr,  dass  die  explosion  in  asf,  asp  ein  zweiter  exspira- 
tionsstoss begleitet,  aber  dies  gilt  nur  für  gewisse  fälle.  Die 
nähere  Untersuchung  hiervon  wollen  wir  uns  bis  auf  weiteres 
vorbehalten.  —  Wenn  man  ferner  nicht  annimmt,  dass  s/>a 
und  äjJs  eine  silbe  ausmachen ,  so  muss  man  zugeben ,  dass 
dies  in  directem  gegensatz  zu  der  allgemeinen  ansieht  steht. 
Jeder,  der  sich  nicht  auf  „lautphysiologische"  Spitzfindigkeiten 
versteht,  gibt  als  seine  feste  Überzeugung  an,  dass  jene  worte 
nur  eine  silbe  enthalten,  und  zeigt  practisch,  durch  ihre  an- 
wendung  im  verse,  dass  sie  einsilbig  sind ;  kann  die  definition  da- 
mit nicht  in  einklang  gebracht  werden,  so  mag  sie  als  unrichtig 
verworfen  werden.  Inzwischen  mag  sie  noch  so  lange  taugen. 
Denn  gewiss  wird  der  lauf  des  luftstromes  abgebrochen,  aber 
die  exspirationsthätigkeit  kann  dadurch  nicht  gehindert  werden, 
dass  der  ausströmenden  luft  der  weg  einen  augenblick  versperrt 


20  I.  Flodström 

wird ,  und  es  ist  diese  ununterbrochene  thätigkeit ,  welche  be- 
wirkt, dass  spa  und  aps  vollständig  einsilbig  sind^).  Gewiss 
findet  die  ausathmung  beim  sprechen  nicht  wie  bei  dem  gewöhn- 
lichen athmen  ruhig  und  ununterbrochen  statt,  sondern  stoss- 
oder  ruckweise,  und  jeder  derartige  stoss  bildet  eine  silbe.  Aber 
es  ist  zu  bemerken,  dass  dies  nicht  so  zugeht,  dass  ein  gewisses 
quantum  luft  so  zu  sagen  beim  beginn  der  silbe  herausgetrieben 
wird  und  nachher  für  sich  selbst  sorgen  muss,  sondern  der  ath- 
mungsapparat  ist  die  ganze  zeit  in  voller  thütigkeit,  indem  er 
die  stärke  des  hinausgetriebenen  luftstroms  nach  bedürfniss 
regulirt. 

Aber  die.unhaltbarkeit  der  definition  erhellt  deutlich,  wenn 
man  ein  wort  wie  tappa  zur  Untersuchung  wählt.  Aus  sprach- 
geschichtlichen gründen  muss  zugegeben  werden,  dass  die  erste 
silbe  in  diesem  worte  lang  ist.  Aber  so  lange  der  begriff  „silbe" 
definirt  wird :  ,,die  lautmasse,  welche  u.  s.  w."  kann  niemals  die 
erste  silbe  in  dem  worte  lang  werden.  Der  vocal  ist  kurz,  und 
die  reihe  von  implosivlauten,  die  darnach  folgen,  ist  noch  kürzer 
und  kann  unmöglich  die  silbe  lang  machen. 

Man  kann  niemals  in  dieser  frage  —  wie  in  mancher  an- 
dern —  zur  klarheit  gelangen,  so  lange  man  die  lautlosen  mo- 
mente,  welche  in  der  spräche  vorkommen,  ausser  acht  lässt. 
Da  eine  lautlosigkeit  an  und  für  sich  nur  eine  negation,  ein 
nichts  ist,  so  kann  man  fragen,  wozu  sie  dienen  soll.  Nun,  zu 
demselben  zweck  wie  die  pausen  in  der  musik:  zur  abmessung 
des  taktes  oder  ausfüUung  des  bestimmten  zeitmasses.  Dass  sich 
dies  wirklich  so  verhält,  kann  man  daraus  sehen,  dass  es  lalle 
gibt,  wo  die  lautlosen  raomente  der  verschlussconsonanton  auf 
keine  weise  von  dem  hörenden  bemerkt  werden  können,  und  dies 
findet  gerade  in  solchen  fällen  statt,  wo  das  zeitmass  von  jenen 
durchaus  nicht  markirt  zu  werden  braucht.  Ich  meine  solche 
fälle,  wo  ein  verschlussconsonant  im  anfang  einer  silbe  er- 
scheint, z.  B.  2)a.  Die  silbenquantität  beruht  nämlich  einzig 
und  allein  auf  dem  sonanten  und  dem  ihm  etwa  folgenden  con- 
sonanten,  wohingegen  die  dem  sonanten  vorangehenden  buch- 
staben  auf  die  quantität  nicht  den  geringsten  einfiuss   haben'). 

')  Letzteres  jedoch  nicht  immer,  wovon  später  mehr.  •)  "Was  unter 
unter  sonant  zu  verstelion  ist,  dafüi'  verweise  ich  auf  Thausiiifa^  s.  97. 
Sievers  b.  20.  Ich  will  indessen  bemerken,  dass  es  mir  einiger  mästen 
unrichtig  scheint  von  dem  sonanten  einer  silbe  zu  sprechen,  als  ob  es  in 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  21 

Wenn  nun  der  zweck  der  lautlosigkeit,  wie  oben  behauptet  wurde, 
nur  ist,  die  quantität  anzugeben,  so  ist  sie,  da  man  am  anfang 
einer  silbe  von  quantität  nicht  sprechen  kann,  offenbar  voll- 
ständig unnöthig  und  kann  desshalb  ohne  schaden  unvernehm- 
bar sein. 

Die  bedeutung  der  lautlosen  momente  in  der  spräche  kann 
demnach  durchaus  keine  andere  sein,  als  die,  einen  gewissen 
Zeitraum  auszufüllen,  gleichsam  den  takt  abzumessen;  und  da 
femer  die  silbentheilung  nichts  anderes  ist,  als  die  takttheiluug 
der  spräche,  so  sieht  man  ein,  dass  diese  pausen  bei  der  defini- 
tion  der  silbe  keineswegs  willkürlich  ausser  acht  gelassen  werden 
dürfen.  Wir  kommen  sonach  hier  zu  demselben  resultat,  welches 
durch  die  betrachtung  der  verschlussconsonanten  gewonnen  wurde, 
nämlich  zu  der  gewissheit,  dass  man  sich  nicht  ausschliesslich 
an  die  laute  der  spräche  halten  darf,  wenn  man  die  befriedi- 
gende erklärung  der  sprachlichen  ei^scheinungen  erlangen  will- 
Es  ist  daher  nicht  zweckmässig  anzufangen:  silbe  ist  die  laut- 
masse,  welche  u.  s.  w.,  sondern  die  definition  dürfte  etwa 
folgendermassen  abgefasst  werden  können:  eine  silbe  ist 
die  gesammtheit  der  Sprachelemente  —  sei  es  lau- 
tender oder  nicht  lautender  — ,  welche  durch  einen 
ununterbrochenen  exspirationsprocess  hervorge- 
bracht werden.  Jetzt  endlich  können  wir  einsehen,  wie  die 
erste  silbe  in  tappa  lang  sein  kann,  denn  der  exspirationsprocess 
wird  nicht  dadurch  abgebrochen,  dass  die  lippen  geschlossen 
werden;  wir  haben  ja  schon  gesehen,  dass  er  auch  während  des 


derselben  immer  nur  einen  gäbe ;  beispielsweise  scheint  mir  in  dem  worte 
binda  n  eben  so  sehr  sonantisch  zu  sein,  wie  i  (oder  fast  eben  so  sehr- 
denn  die  „sonantischheit"  nimmt  ab,  auch  wo  ein  einziger  vocal,  wie  in 
hada  sonant  ist) ,  und  man  sollte  lieber  von  dem  oder  den  sonantischen 
buchstaben  einer  silbe  sprechen.  Für  „sonantisch"  müsste  indessen  irgend 
ein  anderer  ausdruck  gewählt  werden,  da  jenes  nicht  wohl  auf  die  ver- 
schlussconsonanten angewendet  werden  kann;  vorschlaasweise  empfehle 
ich  ., emphatisch''.  Ich  kann  aber  gegenwärtig  meine  ansieht  nicht  näher 
aasfähren  und  will  nur  als  aasdruck  derselben  im  vorübergehen  folgende 
Sätze  ohne  jeden  beweis  mittheilen :  in  jeder  silbe  sind  alle  auf  den 
ersten  emphatischen  buchstaben  folgenden  gleichfalls  em- 
phatisch, und  die  sil  benquant  ität  wird  bestimmt  durch  die 
zusammengenommene  länge  der  emphatischen  buchstaben. 
Man  wird  mich  vielleicht  nach  dem  durchlesen  der  folgenden  abtheilun- 
gen  besser  verstehen. 


22  I.  Flodström 

lautlosen  moments  fortdauert,  dieser  (oder  wenigstens  ein  grosser 
theil  von  ihm)  rauss  sonach  zu  der  ersten  silbe  gerechnet  wer- 
den, und  dadurch  wird  diese  lang^). 

Bevor  ich  die  silbent'rage  verlasse,  will  ich  einige  bemerkun- 
gen  über  eigenthümlichkeiten  der  silbe  in  der  gehörten  spräche 
machen.  Da  die  art  und  die  bedingunj^  für  ihre  hervorbringung 
war,  dass  die  exspiration  nur  eine  und  ununterbrochen 
sein  müsste,  so  ist  es  klar,  dass  das  wesenthche  bei  der  silbe, 
wenn  man  sie  als  akustisches  phänomen  betrachtet,  ist,  dass  sie 
eine  einheit  sein  soll.  Worin  diese  einheit  liegt,  habe  ich  schon 
angedeutet:  die  silbe  ist  der  takt  der  spräche.  Doch  ist  die 
taktmessung  in  der  spräche  nicht  eben  so  genau  und  gleich- 
massig,  wie  in  der  musik^  sondern  in  der  spräche  werden  von 
alters  her  hauptsächlich  nur  zwei  (oder  höchstens  drei)  ver- 
schiedene zeitniasse  unterschieden,  ein  langes  (ein  halblanges) 
und  ein  kurzes.  Jede  silbe  unterscheidet  sich  von  der  andern 
durch  ein  augenblickliches  aufhalten,  welches  dem  geringen  auf- 
halten in  der  exspirationswirksamkeit  entspricht,  und  das  ver- 
mögen, dieses  aufhalten  wahrzunehmen,  ist  sehr  fein.  Wo  die 
pausen  bei  den  verschlussconsonanten  eintreten,  werden  sie  zu 
der  vorangehenden  silbe  gerechnet,  so  weit  sie  wirklich  dorthin 
gehören,  und  dies  kann  man  dadurch  wahrnehmen,  dass  die  im- 
plosivlaute  auftreten.  Die  explosivlaute,  welche  stets  gehört 
werden,  ausser  in  dem  falle,  dass  auf  eine  tenuis  die  ihr  ent- 
sprechende media  folgt  oder  umgekehrt,  kommen  immer  auf  die 
spätere  silbe,  auch  wenn  der  consonant  zusammen  mit  der  vori- 
gen ausgesprochen  werden  sollte.  Ein  theilen  der  pause  konnnt 
natürlich  nicht  in  frage,  weshalb  es  mitunter  für  den  hörer  un- 
möglich werden  kann  zu  entscheiden,  z.  b.  ob  man  upp  ä  oder 
upp  pä  sagt,  so  fern  nicht  der  sprechende  durch  gewisse  be- 
sondere kunstgrifFe  dies  deutlich  zu  machen  sucht.  Uebrigens 
ist  es  vollständig  gleichgültig,  wenn  man  nicht  so  genau  sagen 

')  Es  ist  klar  —  was  auch  aus  der  definitiou  hervorgeht  —  dass,  ob  - 
gleich  ich  bei  aualyse  des  silbeiibegrifi's  eine  vou  den  eigeiithüniliuhkeiteii 
der  ;fehürteu  silbe,  nämlich  die  länge,  zum  ausgangspunkt  genommen 
habe,  diese  doch  lediglich  als  eine  st-cundäre  oigcnschaft  betrachlet  wer- 
den darf;  so  dass  man  zur  erklärung  der  sjirHchlichen  erscbeinungen, 
welche  die  silbenlänge  zu  begleiten  pflegen,  sich  nicht  mit  ihr  allein  bc- 
;;nügen  kann,  sondern  die  physiologischcMi  nrsachen  untersuchen  musa 
welche  täc  iio<lingoii. 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  23 

kann,  wo  die  eine  silbe  schliesst  und  die  andere  beginnt,  falls 
man  nur  die  besondere  quantität  und  betonung  jeder  silbe  unter- 
scheiden kann. 

Ueber  zwei  verschiedene  arten  von  silben  werde  ich  weiter- 
hin sprechen. 

4.   üeber  die  consonantengemination. 

Halten  wir  an  der  oben  gegebenen  definition  der  silbe  fest 
und  stellen  wir  sie  mit  der  definition  des  ,,buchstaben"  zusammen, 
so  finden  wir  jetzt  leicht,  dass  zwei  consonanten  von  derselben 
art,  die  unmittelbar  auf  einander  folgen,  unmöglich  in  derselben 
silbe  vorkommen  können,  dass  es  aber  möglich  und  gewöhnlich 
ist,  dass  zwei  gleiche  consonanten  zusammentreffen,  von  denen 
der  eine  eine  silbe  schliesst  und  der  andere  eine  beginnt,  wobei 
in  gemässheit  des  oben  (s.  8)  angeführten  gesetzes  in  der  Stel- 
lung der  mundtheile  beim  Übergang  von  dem  einen  consonanten 
zu  dem  andern  keine  Veränderung  vor  sich  geht.  Dieses  ver- 
halten ist  es,  welches  mit  dem  ausdruck  „consonantengemination" 
bezeichnet  wird.  Dass  eine  solche  wirklich  bei  liquiden,  nasalen 
und  Spiranten  stattfand,  haben  wir  früher  gesehen.  Die  Schwie- 
rigkeiten, welche  die  verschlussconsonanten  darboten,  so  lange 
man  sie  einseitig  als  laute  betrachten  wollte,  sind  beseitigt,  in- 
dem man  dem  ausdruck  ,,consonant"  die  bedeutung  beilegt,  in 
welcher  er  in  diesem  aufsatz  angewendet  ist,  wenn  man  sich 
sonach  nicht  so  sehr  an  den  akustischen  effect,  als  an  die  her- 
vorbringungsweise  hält,  hinsichtlich  welcher  diese  consonanten 
vollständig  denselben  gesetzen  folgen,  wie  die  andern. 

Bei  den  meisten  autoren,  welche  über  diesen  gegenständ 
geschrieben  haben,  findet  man  andeutungen  der  richtigen  auf- 
fassung.  Aus  Sievers  in  der  einleitung  angeführter  äusserung 
sieht  man,  dass  er  auf  dem  wege  dazu  ist,  die  gemination 
wenigstens  bei  „dauerlauten"  zuerkennen.  Th  au  sing  erkennt 
sowohl  „dehnung"  wie  „Verdoppelung",  aber  in  folge  unvoll- 
ständiger Untersuchungen  gelangt  er  zu  dem  resultat,  dass  sie 
„eigentlich  dasselbe  sind".  Im  übrigen  zeichnet  sich  sein  capitel 
über  die  quantität  durch  verschiedene  ungenauigkeiten  aus,  welche 
ihn  verhindert  haben,  zu  der  richtigen  auffassung  zu  gelangen. 
Vielleicht  am  nächsten  war  der  lösung  der  frage  Brücke,  dem 
es  gelungen  ist,  sich  von  der  Vorstellung  frei  zu  machen,  dass 
die  buchstabenzeichen  laute  bezeichnen,  indessen  nimmt  er  da 


24  I.  Flodetröm 

für  an,  dass  sie  eigentlich  eine  gewisse  Stellung  der  sprechwerk- 
zeuge  bezeichnen,  und  betont  überdies  nicht  genug  den  um- 
stand ,  dass  eine  Scheidung  zwischen  silben  stets  stattfindet.  — 
Mit  einem  werte,  überall  erscheint  die  Wahrheit  nahe  dem  her- 
vordringen, aber  auch  nur  nahe,  und  beim  durchlesen  von 
Schriften  über  diesen  gegenständ  empfängt  man  den  eindruck, 
dass  es  meistens  die  Unmöglichkeit,  die  begriffe  verschluss- 
consonant  und  sprachlaut  zu  vereinigen,  ist,  welche  hin- 
dernd im  wege  steht. 

5.  Einige  beispiele  für  das  vorkommen  von  einzel- 
und  doppelconsonant. 

Die  Untersuchungen,  welche  nunmehr  vorgenommen  werden 
sollen,  sind  der  natur  der  sache  nach  in  dem  masse  subjectiver 
art,  dass  ich  nicht  zu  hoffen  wage,  dass  die  ansichten,  welche 
meine  eigenen  geworden  sind,  stets  von  allen  anderen  werden 
getheilt  werden,  da  diese  ansichten  ohne  irgend  welchen  beweis 
hingestellt  werden  müssen.  Die  Untersuchungen  werden  sich  auf 
die  schwedische  spräche  beschränken  als  die  einzige  mir  durch 
eigene  beobachtungen  bekannte,  aber  sie  können  vielleicht  in 
mehreren  fällen  auf  andere  sprachen  angewendet  werden.  Und 
was  die  zahlreichen,  neuen  hypothesen  betrifft,  die  im  folgenden 
aufgestellt  werden,  so  brauche  ich  kaum  zu  bemerken,  dass  die- 
selben auch  für  mich  selbst  recht  oft  zweifelhafter  natur  sind 
—  nur  zu  genauerer  prüfung  vorgelegte  erklärungsversuche.  — 
Die  Schrift,  welche  hier  angewendet  werden  soll,  ist,  wie  man 
leicht  findet,  nicht  eine  phonetische  schrift;  ich  möchte  sie 
„buchstabenschrift"  nennen,  da  jedes  zeichen  in  derselben  einen 
„buchstaben"  in  der  neuen  bedeutung,  welche  diesem  werte  oben 
beigelegt  worden,  entspricht.  Von  dem  verhältniss  dieser  beiden 
Schriftsysteme  zu  einander  soll  im  nächsten  abschnitt  die  rede  sein. 

Doppelconsonanten  haben  wir  in  werten  wie  faL-la^^)  faT-ia, 
kaM-ma,  kaM-mA-ka-re,  vls-säw-mi-re,  häT-tre,  öP-pna,vaT-tna, 
u.  8.  w.,  obwohl  der  mund  zwischen  den  beiden  silben  nicht 
geöffnet  wird.  Einzeln  ist  dagegen  der  consonant  in  haM-pa, 
biN-da,  oF-ta,  kaS-ta  (auch  kaS-sta),  aK-ta,  hE-dra,  rO-dna  u.  s.  w. 

Aber  wie  verhält  es  sich  z.  B.  in  dem  werte  all?  Wenn 
dieses  wort  einsilbig  ist,  kann  sich  hier  der  regel  nach  nur  ein 

')  Dio  grossen  typen  bezeichnen,  dass  der  buchstabe  ,,lang"  ist. 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  25 

consonant  finden.  So  verhält  es  sich  auch,  wenn  derartigen 
Worten  andere  nachfolgen,  so  dass  wir  schreiben  müssen:  aL- 
f'A-ra  fall  farai,  aL-O-ro  (all  oro),  uP-A  (upp  ä,)  u.  s.  w.  Aber 
wenn  sie  isolirt  oder  am  Schlüsse  eines  satzes  ausgesprochen 
werden,  wird  z.  b.  in  all  zuletzt  ein  laut  hervorgebracht,  wel- 
cher unzweifelhaft  als  ein  L-laut  betrachtet  werden  muss.  Es 
ist  dies  nämlich,  wie  man  bei  genauer  beobachtung  findet,  ganz 
derselbe  laut,  wie  in  äl.  Aber  da  das  wort  nicht  zwei  l  nach 
einander  in  derselben  silbe  haben  kann,  müssen  wir  es  aL-l 
bezeichnen.  Zwischen  diesen  beiden  /  ist  derselbe  unterschied, 
wie  in  dem  worte  aL-la:  das  erste  ist  lang,  das  zweit«  kurz. 
Von  diesem  zw^eiten  /  aber  kann  man  doch  nicht  sagen,  dass 
es  eine  volle  silbe  bilde,  da  die  exspiration  dabei  nicht  in  der- 
selben weise  stattfindet,  wie  bei  der  zusammenhängenden  rede. 
Das  verhältniss  scheint  mir  folgendes  zu  sein.  Die  menschlichen 
exspirationsorgane  können  in  aktive  und  passive  eingetheilt 
werden.  Die  letzteren  sind  die  thorax-wände ,  die  lunge  und 
andere  elastische  organe,  welche  durch  die  mittelst  der  inspi- 
rationsmuskeln  eingeathmete  luft  ausgedehnt  werden,  nach  dem 
aufhören  der  einathmung  aber  durch  ihre  eigene  etasticität  sich 
zusammenziehen  und  so  die  luft  austreiben.  Die  activen  ex- 
spirationsorgane sind  die  rauskeln,  welche  bei  der  exspiration 
in  Wirksamkeit  sind  und  dazu  dienen,  dieselbe,  während  man 
spricht,  auf  mannigfache  art  zu  regeln.  Wenn  man  aber  zu 
sprechen  beginnt,  athmet  man  stets  mehr  luft  ein,  als  man  ge- 
rade für  die  worte  braucht,  die  man  zu  sagen  beabsichtigt,  was 
ganz  natürlich  ist,  da  es  äusserst  schwierig  wäre,  im  voraus  das 
erforderliche  luftquantum  genau  zu  berechnen.  Wenn  nun  die 
eigentliche  sprechthätigkeit  zu  ende  ist  und  sonach  die  aktiven 
exspirationsorgane  mit  ihrer  thätigkeit  aufgehört  haben,  wird 
durch  die  spontane  zusammenziehung  der  passiven  organe  die 
luft  herausgepresst ,  welche  übrig  blieb,  und  zwar  geschieht 
dies  schnell  in  einem  einzigen  stoss^).  Mittelst  dieses  stosses 
nun  wird  der  letzte  consonant  in  aL-l,  uP-p,  aT-t  u.  s.  w.  ge- 
bildet. Aber  nicht  nur  in  diesen  worten,  sondern  in  jedem 
auf  einen  consonanten  endenden  wort,  welches  zu- 
letzt in  einem  satze  steht,  bildet  der  endconsonant 

')  Natürlich  wird  nicht  die  ganze  übrig  bleibende  luft  aus  den  lun- 
gen  ansgeathmet.  Diese  enthalten  stets  eine  beträchtliche  mengp  luft. 
die  wir  beim  besten  willen  nicht  hinauspressen  können. 


26  I.  Flodström 

eine  solche  anhangssilbe  (soweit  er  nämlich  nicht  empha- 
tisch [sonantisch]  ist  und  daher  eine  ächte  silbe  bildet,  wie  z.  b, 
n  in  vaT-tn).  Es  wird  von  mehreren  autoren,  sowohl  schwe- 
dischen als  ausländischen,  anerkannt,  dass  in  solchen  worten 
wie  al  (mit  langem  vocal  und  einfachem  consonant)  nach  dem 
langen  vocal  ein  kurzes  aufhalten  stattfindet  ebenso  wie  in  ala. 
Dies  ist  gerade  der  gewöhnliche  Silbenaufenthalt,  und  das  wort 
muss  demnach  A-l  bezeichnet  werden,  da  l  nicht  mittelst  des- 
selben luftstosses  wie  a  gebildet  wird.  Der  eigentliche  unter- 
schied zwischen  Kudelkas  „geschnittenem  ton"  und  „nicht 
geschnittenem  ton"  (a.  a.  o.  s.  28.  29),  Sievers  „energisch" 
und  „schwach  geschnittenem  acent"  (Lautph.  s.  115,  116)  ist 
somit  der,  dass  bei  dem  letzteren  der  vocal  eine  silbe  schliesst, 
während  bei  dem  ersteren  der  consonant  in  derselben  silbe  ge- 
bildet wird,  wie  der  vorangehende  vocal.  In  derselben  weise 
haben  wir  zu  schreiben  froM-m,  naT-t,  fA-k,  vÄ-n,  kciN-t, 
sfaM-p,  goL-v,  tA-ke-t,  biS-ko-p,  gaM-ma-l^).  Indessen  ist  zu 
bemerken,  wie  ich  bereits  hervorgehoben,  dass  dies  nur  der  fall 
ist,  wenn  die  worte  isolirt  oder  am  Schlüsse  des  satzes  stehen. 
In  zusammenhängender  rede  dagegen  wird  der  consonant  zu  der 
vorigen  silbe  gezogen,  und  in  worten  wie  aL-l  fällt  der  letzte 
consonant  fort,  so  dass  man  sagt  wiN-räN-n  fmiu  vän)  aL- 
vÄr-böB-ja-v,  (al  vär  början)  (/aM-mal-yuM-ma  (gamroal  gumma) 
u.  s.  w.  Wenn  das  folgende  wort  mit  einem  vocal  beginnt,  ist 
das  verhältniss  dasselbe,  zum  mindesten  bei  sorgfältigerem  Vor- 
trag, z.  b.  haN-ciB-bE-fa-r  (han  arbetar),  ll-ten-Ä-ra  (litenära); 
aber  in  der  „altagssprache"  heisst  es  vielleicht  gewöhnlicher 
haN-tiÄ-r  (han  är),  stO-rY-ta  (stör  yta)  u.  s.  w^).   Soll  vor  dem 


*)  Was  die  drei  letzten  beispiele  betrifft,  so  sind  die  andichten  sehr 
jjetheilt,  ob  sieb  hier  ein  einfacher  oder  ein  duppelconsoiiant  findet.  Bei 
Leff'Ier  s.  93.  Ü4  findet  man  eine  darlegung  der  äusserung  schwedischer 
schril'tsteller  in  dieser  frage.  *)  Dass  eine  solche  ausspräche  inö(;rlich  ist, 
beruht  darauf,  dass  die  begrifi'e  wort  und  silbe  ganz  verschiedenen  Seiten 
der  spräche  zugeböreii,  jener  der  psychisclien  seite,  dieser  ihrer  naturseite. 
Ein  Wort  ist  nämlich  eine  Vereinigung  von  sprachelemfnton,  mit  welchen 
eine  gewisse  bodeutung  verbunden  ist,  und  hat,  nichts  mit  der  silbe 
zu  thun,  die  gewiss  auch  eine  Vereinigung  von  spracbelementon  ist,  die 
indessen  nur  in  mechanischer  und  akustischer  hinsieht  zusammengehören. 
Daher  können  buchstabcii  sowohl  demselben  wort  antrehören.  aber  ver- 
schiedenen Silben,  als  derselben  silbe,  alx'r  vorschiedenm  Wörtern.  Sicher- 
lich ist  es  das  üigensinnige  festhalten  an  der  cinlheüung  der  Wörter  ui  silben, 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  27 

vocal  der  Spiritus  lenis  angewendet  werden,  so  kommt  natürlich 
der  consonant  eben  so  wie  beim  spiritus  asper  zu  der  vorher- 
gehenden silbe.  —  In  worten,  die  auf  einen  emphatischen  (so- 
nantischen)  buchstaben  ausgehen,  wie  ä.  tA-la,  hoT-tn  (hotten), 
kann  der  schlusslaut  nicht  mit  diesem  letzten  luftstoss  hervor- 
gebracht werden,  welcher  letztere  hier,  ohne  irgend  einen  laut 
zu  bilden,  erfolgt.  Dies  zeigt  uns  die  Verschiedenheit  der  eigent- 
lichen und  der  anfangssilbe :  zu  jener  müssen  stets  ein  oder 
mehrere  emphatische  buchstaben  mit  eigenem  bestimmtem  so- 
wohl exspiratorischem ,  als  musikalischem  accent  gehören,  eine 
bedingung,  welche  durch  die  mehr  unfreiwillig  ausgestossene, 
überflüssige  luft  nicht  erfüllt  werden  kann.  Denn  der  wechselnde 
aus  druck  in  der  spräche  beruht  auf  modificationen  in  der 
thätigkeit  der  exspirationsmuskeln,  und  diese  sind,  wie  ich  oben 
gezeigt,  bei  der  bildung  der  anfangssilbe  unthätig. 

Anm.  1.  Obwohl  demnach  gewisse  worte  verschieden  aus- 
gesprochen werden  je  nachdem  sie  allein  stehen  oder  andere 
ihnen  folgen,  scheint  es  doch  regel  zu  sein,  dass  sie  immer  die- 
selbe form  behalten,  welche  sie  als  isolirte  haben,  wenn  auch 
eine  streng  folgerichtige  sprachentwickelung  verschiedene  formen 
in  den  verschiedenen  Stellungen  verlangte.  Man  sehe  einige  bei- 
spiele.  In  den  meisten  schwedischen  dialecten  geht  einfaches 
/,  sei  es  lang  oder  kurz,  in  einen  eigenthümlich  celebralen  Z-laut 
über,  das  gewöhnlich  sog.  „fette"  l  {V)  mit  ausnähme  gewisser 
Stellungen,  die  hier  nicht  angegeben  zu  werden  brauchen.  So 
heisst  es  foU-k,  haL'-ka,  mA~l',  mA-Va,  aber  kaL-la,  kaL-l,  wo 
zwei  l  zusammentretfen.  Man  könnte  nun  erwarten,  dass,  wie 
der  plural  kaifvar  ausgesprochen  wird  kaU-va-r,  so  in  dem  satze 
kall  var  vinden  das  erste  wort  kaL'  ausgesprochen  werde,  da 
hier  das  letzte  l  verschwunden  ist;  so  verhält  es  sich  aber  nicht, 
sondern  die  isolirte  form  ist  die  bestimmende,  so  dass  das  wort, 
in  welche  Stellung  es  auch  komme,  stets  alveolares  l  hat.  — 
Wir  kennen  ferner  die  in  mehreren  sprachen  herrschende  nei- 
gung,  die  das  wort  schliessende  media  sich  in  eine  tenuis  ver- 
wandeln zu  lassen.  (Schwedische  beispiele  hierfür  sind  die 
namen  Hedwig,  Liidiciy,  Jakop  nebst  dem  wort  sallad,  die  ge- 
wöhnlich ausgesprochen   werden    heD-vi-k^  luD-vi-k,  jÄ-ko-p, 


welches  die  Unklarheit  bei  der  darlegung  der  natur  der  silbe  verursacht 
hat.  Diese  auflösunp  der  wörter  in  eine  bestimmte  anzahl  von  silheti 
V)eruht  auf  einer  verwechselunp  von  silbe  und  silbenaccent. 


28  I.  Flodström 

saL-la-t).  Auch  dies  scheint  mir  nur  aus  den  isohrten  formen 
erklärt  werden  zu  können.  Denn  der  letzte  consonant  wird 
mit  hilfe  der  „überflusslut't"  ausgesprochen,  und  es  ist  unmög- 
lich dabei  die  stärke  des  luftstroms  zu  regeln,  da  jetzt  nur  die 
passiven  exspirationsorgane  thätig  sind.  Aber  die  verstärkte 
intensität  des  luftstroms  ruft  leicht  einen  kräftigeren  widerstand 
hervor  —  und  so  ist  die  media  in  die  tenuis  übergegangen. 
Denn  wenn  ich  auch  angenommen  habe,  dass  der  grad  der  Spann- 
ung der  mundtheile  den  wesentlichen  unterschied  zwischen  den 
harten  und  den  weichen  consonanten  ausmacht,  habe  ich  damit 
nicht  in  abrede  gestellt,  dass  gewöhnlich  ein  unterschied  in  der 
exspirationsstärke  damit  verbunden  ist  und  dass  dieser  mitunter 
der  primäre  ist,  welcher  den  characteristischen  unterschied  zur 
folge  hat. 

Anm.  2.  Dass  die  worte  tA-k,  lA-n  u.  s.  w.  nicht  einsilbig 
sind  (d.  h.  lAk-,  lAn-  ausgesprochen  werden)  scheint  zusam- 
menzuhängen mit  einer  allgemeinen  regel  in  der  spräche:  ein 
langes  Sprachelement  —  sei  es  vokal  oder  consonant  —  wo 
möglich  an  den  schluss  einer  silbe  gelangen  zu  lassen.  Doch 
kann  man  oft  genöthigt  sein,  einen  consonanten  auf  den  langen 
buchstaben  in  einer  silbe  folgen  zu  lassen,  nämlich  in  solchen 
fällen,  wo  der  consonant  unter  keiner  bedingung  die  folgende 
silbe  beginnen  kann,  z.  b.  in  tAk-stO-l,  skäLm-sk.  In  Zusam- 
mensetzungen, ableitungen  und  flexionsformen  von  Worten  mit 
langem  vocal  und  consonant  entgeht  man  dem  mitunter,  indem 
man  den  vocal  kurz  und  den  consonanten  lang  werden  lässt. 
Solche  worte  sind  z.  b.  die  genitive  UF-s,  liaF-s,  guD-s^  (von 
lif,  haf,  gud  (alle  mit  langem  vocal);  der  Superlativ  von  dem 
adj.  liÖ-g,  der  zwar  früher  hOg-st  hiess,  wie  er  noch  geschrieben 
wird,  jetzt  aber  köK-st  ausgesprochen  wird,  eben  so  wie  das 
neutr.  högt  ausgesprochen  wird  höK-t  (aber  der  comparativ  hO- 
gre) ;  hliD-ka,  iD-ka,  viD-ga,  riK-ta,  von  blid^  id,  vid,  rik  (alle 
mit  langem  i).  Hierher  gehören  auch  die  imperfectformen  föD-de, 
möT-te  für  fÖd-de,  mOt-te,  eine  ausspräche,  die  gewiss  möglich 
und  wohl  einmal  üblich  war.  Högtid  wird  ausgesprochen  höK- 
tj-d.  Andere  beispiele  sind  sjiikdom,  kälgärd,  gudfar,  svärfar, 
ledsam,  Jämman,  riksdag,  der  name  Viksfröm  u.  s.  w.  Besonders 
aufklärend  ist  in  diesem  fall  die  ausspräche  der  namen  der  tage. 
Bei  söiidag  und  fredag  ist  nichts  zu  bemerken,  nlier  alle  übrigen 
haben  Veränderungen  erfahren.     Mändag   mit  urspr.   langem  & 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  29 

wird  mäN-da  ausgesprochen;  tisdag  ist  zu  tl-sta  geworden;  in 
onsdag  ist  auch  der  letzte  theil  zu  -sia  geworden,  aber  das  ur- 
sprüngl.  lange  o  ist  überdies  des  folgenden  consonanten  halber 
verkürzt  worden,  so  dass  das  wort  jetzt  oX-sfa  ausgesprochen 
wird ;  in  torsdag  sind  r  und  s  zu  einem  cerebralen  s  zusammen- 
geschmolzen ,  welches  zusammen  mit  dem  in  /,  welches  durch 
assimilation  ebenfalls  cerebral  geworden  ist,  verwandelten  d  die 
zweite  silbe  beginnt ,  wesswegen  eine  vocalverkündigung  hier 
nicht  nöthig  war,  so  wenig  wie  in  lördag,  wo  r  und  d  zu  einem 
die  zweite  silbe  beginnenden  cerebralen  d  geworden  sind.  — 
Dieser  Vorgang,  welcher  kaum  auf  andere  weise  erklärt  werden 
kann,  möge  als  eine  wichtige  stütze  für  die  richtigkeit  meiner 
auffassung  von  der  ausspräche  solcher  worte  wie  lE-d  u.  s.  w. 
beachtet  werden.  Denn  wenn  die  ausspräche  hier  lEd  wäre 
(wie  ursprünglich  in  led-sam),  müsste  auch  in  dem  nicht  zu- 
sammengesetzten wort  und  derartigen  Worten  im  allgemeinen 
sich  eine  neigung  zur  vocalverkürzung  mit  begleitender  conso- 
nantverlängerung  zeigen,  was  indessen  nicht  der  fall  ist^). 

6.  Die  bezeichnung  der  spräche. 

Ich  habe  bereits  hervorgehoben,  dass  ein  unterschied  be- 
steht zwischen  der  phonetischen,  der  lautschrift,  und  der  hier 
angewendeten,  die  ich  buchstabenschrift  genannt  habe.  Der 
grund,  wesswegen  die  buchstaben-,  nicht  die  lautschrift  ange- 
wendet wurde,  ist,  dass  erstere  viel  einfacher  ist  als  letztere  — 
eine  behauptung,  die  man  durch  eine  nähere  Untersuchung  der 
phonetischen  schrift  bestätigt  sehen  wird. 

Von  einer  vollkommenen  lautschrift  ist  man  berechtigt  zu 
verlangen,  dass  sie  nicht  bloss  die  laute  selbst  angebe,  sondern 
auch  die  pausen,  welche  zwischen  ihnen  vorkommen.  Diese  letz- 
teren sind  zwiefacher  art:  theils  Unterbrechungen  zwischen  den 
Silben,  theils  die  bei  den  verschlussconsonanten  vorkommenden 
lautlosen  momente.     Während  der  letzteren   ist  die  exspiration 

*)  Als  gpgenbeweis  kann  niclit  angeführt  werden,  dass  oft  vor  zwei 
consonanten  vocalverlängerung  eintritt.  Dies  scheint  nämlich  8t«ts  auf 
dem  Vorhandensein  sog.  zusammengesetzten  accents  zu  beruhen.  Im  vor- 
beigehen gesagt  H;ide  ich  keinen  grund  dafür,  diese  „zusammengesetzten" 
accente  nicht  in  ihre  einfachen  bestandtheile  aufzulösen.  Zum  mindesten 
scheint  es  mir  in  dem  falle  derartiger  accentuirung.  den  ich  ins  äuge  zu 
fassen  gelegeuh^it  habe,  als  ob  hier  zwei  exspirationsprozesse  und  sonach 
kurz  gt-sagt  zwei  silben  vorläg^'u. 


30  I.  Flodströin 

in  thätigkeit,  während  der  letzteren  nicht:  aber  da  dies  füi' 
das  ohr  keinen  unterschied  zur  folge  haben  kann,  müssen  sie 
mittelst  derselben  zeichen  wiedergegeben  werden.  Nur  das  un- 
gleiche zeitmass  muss  in  irgend  einer  weise  markirt  werden  und 
die  langen  pausen  könnten  desswegen  mit  einem  längeren  strich 
( — )  bezeichnet  werden,  die  kurzen  verschlussconsonanten  sammt 
den  silbenpausen  mit  einem  kürzeren  (  -  ).  Auch  das  ungleiche 
zeitmass  der  laute  muss  natürlich  angegeben  werden,  und  dies 
geschieht  am  passendsten  mittelst  eines  Striches  unter  den  langen 
(oder  durch  fetten  druck,  grössere  typen  u.  dgl.),  wohingegen 
die  kurzen  unbezeichnet  bleiben.  Was  die  längeren  Unterbrech- 
ungen betrifft,  die  zwischen  den  sätzen  vorkommen  und  durch 
besondere  zeichen  angegeben  werden,  so  können  wir  uns  hier 
nicht  auf  sie  einlassen.  Dass  die  lautschrift  die  worttrennung 
bezeichnen  solle,  ist  man  nicht  befugt  zu  verlangen;  denn  der 
begriff  wort  hat  ja  nur  auf  die  bedeutung  der  spräche  bezug, 
und  eine  bezeichnung  der  worttrennung  in  der  schrift  zu  ver- 
langen wäre  ungefähr  dasselbe  w^ie  bei  jeder  aufzeichnung 
einer  spräche  eine  zwisclienzeilige  Übersetzung  zu  fordern.  — 
Was  die  lauto  angebt,  so  hat  man,  da  es  offenbar  so  gut 
wie  unmöglich  wäre,  mit  verschiedenen  einzelnen  zeichen  all 
die  verschiedenen  laute  wiederzugeben,  die  in  der  spräche  vor- 
kommen, den  ausweg  gefunden,  mit  demselben  zeichen  alle  laute 
wiederzugeben,  die  nach  klangfarbe  und  intensität  gleich  sind, 
indem  man  zugleich  durch  nebenzeichen  über  oder  unter  der 
zeile  die  bei  ihnen  vorkommenden  unterschiede  in  der  tonhöhe 
u.  s.  w.  bezeichnet.  Eben  so  vnrd  durch  neben  zeichen  die  geringe 
Veränderung  in  der  klangfarbe  angegeben,  welche  eine  folge 
davon  ist,  dass  die  luft  zum  theil  durch  die  nase  ausströmt. 
Alle  diese  nebenumstände,  ingleichen  die  bezeichnung  des  accents 
u.  8.  f.  bleiben  an  dieser  stelle  ganz  ausser  acht. 

So  wenig  bei  der  buchstabenschrift  die  Übergänge  bezeich- 
net werden,  so  wenig  können  auch  die  verschiedenen  übergangs- 
laute in  der  lautschrift  auf  eine  besondere  bezeichnung  anspruch 
machen,  da  eine  solche  nahezu  unmöglich  wäre.  Die  lautschrift 
müsste  demnach  ganz  und  gar  mit  der  buchstabenschrift  zu- 
sammenfallen, fänden  sich  nicht  noch  die  beschwerlichen  ver- 
schlussconsonanten ;  denn  hier  müssen  die  übergangslaute  nor- 
mirt  werden,  wenn  die  schrift  versütnden  werden  soll.  Die  laut- 
reihen sind  verschieden  je   nach  der  Verschiedenheit  der  buch- 


I 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  31 

Stäben,  zmschen  welchen  sie  stehen,  sie  können  daher  vielleicht 
am  passendsten  bezeichnet  werden  z.  b.  [a. ../?],  [s . . .p],  [p.-- a], 
[jo...w]  u.  s.  w.  Die  einfachen  zeichen  p,  t  u.  s.  w.  könnten 
dann  am  schluss  der  worte  angewendet  werden,  wo  kein  buch- 
stabe  mehr  folgt. 

Anm.  Die  übergangslaute  kommen  stets  zwischen  buch- 
staben  vor,  die  derselben  silbe  angehören.  Zwischen  zwei  silben 
dagegen  fallen  sie  fort,  indem  die  erforderlichen  Veränderungen 
in  der  articulation  während  des  aufenthalts  in  der  ausathmung, 
der  zwischen  den  silben  eintritt,  bewerkstelligt  wird.  Von  dieser 
regel  findet  indessen  bei  den  verschlussconsonanten  eine  aus- 
nähme statt;  denn  wo  diese  am  schluss  einer  silbe  stehen,  ent- 
weicht die  eingesperrte  luft  erst  mit  der  folgenden  silbe,  wobei 
die  übergangslaute  wieder  auftreten  und  zu  der  anderen  silbe 
gerechnet  werden  müssen.  —  Wenn  die  sprachwerkzeuge  wäh^ 
rend  der  silbenpause  die  nöthigen  bewegungen  nicht  eintreten 
lassen,  sondern  in  ihrer  früheren  Stellung  verharren,  bis  dass 
die  exspiration  der  neuen  silbe  beginnt,  hat  dies  zur  folge  das 
so  gewöhnliche  „einschieben"  eines  neuen  consonanten,  wie  t 
zwischen  l  oder  w  und  s,  p  zwischen  m  und  ^,  h  zwischen  m 
und  l  oder  r,  d  zwischen  w  oder  l  und  r  u.  s.  w.  Stossen  zwei 
vocale  in  verschiedenen  silben  zusammen  und  sind  die  über- 
gangsbewegungen  nicht  bewerkstelligt,  wenn  die  neue  silbe  be- 
ginnen soll,  so  erscheint  hier  der  consonant,  dessen  bildung  der 
des  vorangehenden  vocals  am  meisten  gleicht.  So  wird  oft  ;' 
nach  den  vocalen  i,  e  und  ä  eingeschoben  u.  s.  w. 

Nach  diesen  principien  erhalten  wir  beispielsweise  folgende 
bezeichnungen :  [p..  .ä]  Ä  (  =  pä) ,  s[.s ...p]-  [p. . . ^J  ^°(=spä), 
Ä-\j) . .  .a]a{=sp2L),  'ailf-[jt>. .  .  a]a(=hampa),  va[a...t']  — 
[<...w]wa(=vattna),  ri^-p(=rep),  'a[a. .  .^]  —  ^(=hatt),  [t...a] 
A-[d...']la  oder  [t ...a]a[a...d]  —  [d..  .l]la  (=tadla),  ^...a] 
A [a. ..k]- [k... ä]Ä -s oder  lf...a] Ä- \k...ä]  J -s(=tak-äs),  m[m . . .p\ 
—  \_p...ä]Ä{=  upp äoder upp pä),  \t. .. a] a\a . .p] —  [p. . .f] -{t...ö] 
o(=tapto)  U.S.W. 

Der  Übergang  zwischen  zwei  buchstaben  wird  stets  auf  die 
art  ausgeführt,  die  am  nächsten  zur  band  ist,  woraus  folgt,  dass 
[jo...w],  [<. ..«]  u.  s.  w.  „nasenstosslaute"  bezeichnen,  dass  [t.. ./] 
und  \d...r\  laute  mit  lateraler  explosion  darstellen  u.  s.  f. 

So  sollte  ungefähr  eine  consequente  lautsehrift  aussehen. 
Wie  man  sieht,  ist  sie  wenig  einladend,   und  die  Schwierigkeit, 


32  1.  Flodström 

die  laute  genau  aufzufassen,  dürfte  nicht  die  geringste  Unbe- 
quemlichkeit dabei  sein.  Indessen  hat  die  schrift,  die  wir  täg- 
lich anwenden  und  die  durch  Jahrtausende  unter  verschiedenen 
gestalten  von  den  europäischen  Völkern  angewendet  worden  ist, 
eine  unzweifelhafte  tendenz,  eine  lautschrift  zu  sein.  Wenn  es  auch 
nicht  als  vollständig  bewiesen  angesehen  werden  kann,  dass  sie 
von  den  alten,  ägyptischen  hieroglyphen  herstammt,  so  unter- 
liegt es  doch  keinem  zweifei,  dass  sie  ihren  Ursprung  von  einer 
bilderschrift  herleitet,  —  einer  art,  auf  welche  der  mensch 
stets  seine  ersten  versuche  gemacht  hat,  seine  gedanken  mitzu- 
theilen.  Die  bilderschrift  ist  eine  begriffsschrift ,  ein  versuch, 
ohne  vermitteluug  der  spräche  das  gedachte  unmittelbar  für  das 
äuge  zu  versinnlichen.  Indessen  brachte  diese  art  zu  grosse 
Schwierigkeiten  mit  sich,  als  dass  dieselben  hätten  überwunden 
werden  können.  Aber  die  spräche  war  dem  menschen  als  das 
einzig  vollkommenste  mittel  gegeben  um  seine  Wahrnehmungen 
anderen  auszudrücken ;  ein  bild  von  der  spräche  sollte  darum 
die  beste  art  für  schriftliche  mittiieilungen  bleiben.  Der  Über- 
gang von  der  begriffsschrift  zur  sprachschrift  ist  desshalb  der 
erste  grosse  schritt  in  der  geschichte  der  schrift*).  Die  sprach- 
schrift war  anfangs  eine  Silbenschrift,  die  indessen  ihrer  mangel- 
haftigkeit  wegen  der  buchstabenschrift  weichen  musste.  Man 
sieht  an  der  Silbenschrift  deutlich,  dass  sie  nur  eine  übergangs- 
form  ist;  in  dem  aussehen  der  zeichen  erkennt  man  ihre  ent- 
stehung  aus  der  bilderschrift  wieder,  aber  ihrer  idee  nach  ist 
sie  eine  sprachschrift. 

Das  princip  der  buchstabenschrift  ist,  jedes  einzelne  sprach- 
element  durch  sein  besonderes  zeichen  wiederzugeben.  So  er- 
hielten die  verschiedenen  sprachlaute  ihre  bezeichnung.  .\uch 
die  lautlosen  demente  der  spräche  —  die  verschlussconsonan- 
ten  —  verlangten  für  das  äuge  wiedergegeben  zu  werden ;  aber 
wenn  nun  alle  diese  pausen,  die  ja  an  und  für  sich  vollständig 
gleich  sind,    mittelst  desselben   zeichen  wiedergegeben   wurden, 

')  Noch  heute  wenden  wir  indessen  mit  vortheil  eine  art  begriffs- 
schrift, nämlich  die  zifiern ,  an,  um  die  zahiverhältnisge  anzugeben.  — 
Ein  andenken  an  die  zeit  der  begriH'sscbrift  haben  wir  in  unserer  heuti- 
gen Schrift  in  dem  angeben  der  Worttrennung,  was  jedoch  natürUch  noth- 
wendig  ist  in  folge  der  mängel,  die  unserer  jetzt  üblichen  Schreibweise 
anhaften.  Mehrere  älteren  sprachen  haben  indessen  bekanntbch  dieses 
u-.itt>«l,  die  schrilt  leichter  verstündlich  zu  machen,  verschmäht. 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  33 

80  gelangte  man  zu  der  nothwendigkeit,  auch  in  gewissen  fällen 
die  übergangslaute  zu  bezeichnen,  damit  die  Schriftsprache  eben 
so  verständlich  sei  wie  die  gesprochene  spräche.  Allein  dadurch 
kam  man  in  streit  mit  dem  princip  der  buchstabenschrift  und 
wählte  lieber  die  weit  einfachere  art,  sich  verschiedene  zeichen 
für  die  pausen  zu  schaffen,  je  nach  der  Verschiedenheit  der  art, 
wie  diese  gebildet  sind.  —  Natürlich  will  ich  damit  nicht  be- 
haupten, dass  erfinder  und  entwickler  unserer  Schriftsprache  in 
dieser  weise  räsonnirt  hätten,  vielmehr  hat  man  vermuthlich 
jedem  laute  ein  besonderes  zeichen  geben  wollen,  bei  den  ver- 
schlussconsonanten  aber  unmerklich  die  Wahrnehmungen  des 
gefühls  mit  denen  des  gehörs  verwechselt  (da  man  nämlich  an- 
nehmen muss,  dass  der  schreibende  im  allgemeinen  seine  eigene 
spräche  aufzeichnete,  nicht  die  einer  andern  person,  welche 
laut  vor  ihm  sprach),  und  so  ist  man  dazu  gekommen,  mit 
demselben  zeichen  wiederzugeben  —  nicht  denselben  laut,  son- 
dern —  dieselbe  Stellung  und  thätigkeit  der  Sprachwerkzeuge. 
Man  könnte  einen  weg  finden,  um  sowohl  den  Schwierig- 
keiten der  lautschrift,  als  auch  den  inconsequenzen  der  buch- 
stabenschrift zu  entgehen.  Man  könnte  nämlich  sagen,  dass 
z.  b.  a  nicht  den  laut  bezeichne,  welcher  hervorgebracht  wird, 
indem  die  luft  ausgeathmet  wird  und  die  sprechwerkzeuge  eine 
gewisse  läge  (die  a-lagej  innehaben,  sondern  dass  a  bezeichne, 
dass  die  luft  ausgeathmet  werde  und  die  sprechwerkzeuge  die 
a-lage  innehaben.  Es  wären  demnach  die  verschiedenen  mo- 
mente  der  sprechthätigkeit,  nicht  das  resultat  derselben,  welche 
bezeichnet  werden  müssten.  Eine  solche  schrift  würde  äusser- 
lich  ganz  und  gar  mit  der  buchstabenschrift  zusammenfallen, 
die  ich  in  den  vorangegangenen  Untersuchungen  angewendet 
habe.  Aber  ein  derartiges  verfahren  ist  ganz  gewiss  unberech- 
tigt. Es  wird  wohl  niemand  behaupten  wollen,  dass  die  noten- 
zeichen  nicht  die  töne  selbst  bezeichnen,  sondern  die  thätigkeit, 
durch  welche  dieselben  hervorgebracht  werden.  Und  eben  so 
ist  es  mit  der  spräche.  Es  war,  wie  wir  gesehen,  der  erste, 
grosse  schritt  in  der  geschichte  der  schrift,  die  spräche  -  das 
ausdruckvollste  mittel  für  die  versinnlichung  des  gedankens  — 
zu  der  bezeichneten  spräche  werden  zu  lassen  und  zwar  natür- 
lich die  gehörte  spräche,  das  akustische  phänomen.  Die 
idee  der  schrift  ist,  das  äuge  an  stelle  des  ohrs  seinen  dienst 
leisten  zu  lassen,  und  da  das  ohr  das  resultat  der  sprechthätig- 

BeUrüge  z.  kaade  d    ig.  aprscliao  VIII.  g 


34  I.  Flodström 

keit  wahrnimmt,  nicht  diese  thätigkeit  selbst,  so  muss  auch  das 
äuge  als  die  zeichen  des  resultats,  nicht  die  zeichen  der  thätig- 
keit wahrnehmend  gedacht  werden.  Eine  vollkommene  laut- 
schrift  müsste  demnach  auch  die  vollkommenste  Schriftart  werden. 
Aber  hierbei  ist  eins  zu  bemerken.  Gleichwie  man  sich  bei 
der  Sprechsprache  sowohl  einen  sprechenden,  als  auch  einen 
hörenden  denkt,  so  setzt  auch  die  Schriftsprache  sowohl  einen 
schreibenden,  als  auch  einen  lesenden  voraus.  Betrachtet  man 
die  Schriftsprache  von  der  seite  des  schreibenden,  so  muss  man 
ihm  wohl  auch  das  recht  zuerkennen  zu  schreiben,  wie  er 
spricht  d.  h.  die  verschiedenen  momente  der  sprechthätigkeit 
wiederzugeben.  Dies  erforderniss  ist  es,  welches  sich  —  in 
Übereinstimmung  mit  dem  oben  angedeuteten  —  bei  den  ver- 
schlussconsonanten  in  unserm  gegenwärtigen  schriftsystem  un- 
unbewusst  geltend  gemacht  hat.  Eine  vollkommene  Schriftsprache 
hat  sonach  eben  so  den  schreibenden,  wie  den  lesenden  zu  be- 
rücksichtigen, die  hier  den  sprechenden  und  den  hörenden  vor- 
stellen. Wie  aber  ein  gänzlich  consequentes  schriftsystem,  wel- 
ches diesen  anforderungen  genügen  kann,  zu  gewinnen  ist,  sehe 
ich  nicht  ein.  Die  consequenz  muss  daher  einer  dieser  anfor- 
derungen geopfert  werden,  und  in  diesem  fall  scheint  mir  die 
streng  phonetische  schrift,  falls  die  Schriftsprache  ausschliesslich 
als  mittel  sich  auszudrücken  angesehen  wird,  den  begründetsten 
anspruch  auf  die  herrschaft  im  gemeinen  leben  zu  besitzen. 
Aber  das  rechte  ist  nicht  immer  leicht,  und  so  dürfte  die  grosse 
menge,  selbst  wenn  mit  hilfe  des  phonautographen  und  des 
phonographen  eine  vollkommene  lautschrift  zu  stände  kommen 
sollte,  sich  noch  lange  mit  vorliebe  an  die  buchstabenschrift 
halten,  eine  schrift,  die  auch  insbesondere  dem  Sprachforscher 
zu  empfehlen  ist,  da  sie  für  ihn  vollkommen  berechtigt  ist. 
Denn  da  or  seine  aufnierksamkeit  der  spräche  sowohl  als  einer 
gehörten,  wie  auch  als  einer  gesprochenen  zuwenden  muss,  so- 
wohl als  einem  resultat,  wie  auch  als  einer  thätigkeit  und  vor- 
zugsweise der  letzteren  seite  nach,  so  hat  er  dies  auch  bei  der 
bezeichnung  ins  äuge  zu  fassen,  und  was  kann  es  wohl  in  diesem 
fall  bequemeres  für  ihn  geben  als  die  buchstabenschrift? 


Auf  freundschaftliche  aufforderung  habe  ich  diesen  aufsatz, 
den  ich  vor  etwa  vier  jähren  zusammen  schrieb,  und  der  nach- 


Zur  lehre  von  den  consonanten.  35 

her  in  der  Nordisk  Tidskrift  for  Filologi,  N.  R.  Bd.  V 
unterdem  titelOmkonsonantgeminationen  ochandradär- 
med  i  samraanhang  stäende  frägor  erschien,  ins  deutsche 
übersetzen  lassen,  ohne  ihn  der  Umarbeitung  zu  unterwerfen, 
der  er  so  wohl  bedarf,  wovon  ich  aber  durch  verschiedene  um- 
stände verhindert  bin. 

Stockholm,  Januar  1883.  Isidor  Flodström. 


Die   Vertretung   der  abgeleiteten  altindischen  feminin- 
stämme  auf  i   im  Germanischen. 

Während  Mab  low  Die  langen  vocale  u.  s.  w.  s.  146  anord. 
ylgr  mit  altind.  vrkts  identificiert ,  schliesst  Möller  in  Paul's 
und  Braune's  Beiträgen  7.  545  anm.  ylgr  an  die  im  nominat. 
sg.  auf  i  endigenden,  an.  elli  aber  an  die  in  diesem  casus  auf 
Is  endigenden  altindischen  feminina  an.  Dieser  widerspinicb 
lehrt,  wie  sehr  die  Untersuchung  der  „feminina  auf  urgerm.  7" 
(Sievers  Paul's  und  Braune's  Beiträge  5.  136)  noch  im  argen 
liegt.  Ich  beabsichtige  nicht,  diese  Untersuchung  hier  in  vollem 
umfange  zu  führen,  sondern  weise  nur  auf  einen  übersehenen 
punkt  hin,  der,  wie  ich  glaube,  für  sie  von  entscheidender  be- 
deutung  ist. 

Die  in  der  Überschrift  bezeichneten  altindischen  feminina 
zerfallen  bekanntlich  in  zwei  gruppen,  die  sich  aber  nicht  nur 
in  flexivischer,  sondern  auch  in  prosodischer  beziehung  unter- 
scheiden :  der  ersten  gruppe  (nominat.  sg.  -i)  gehören  die  bary- 
tona  an  sowie  die  meisten  derjenigen  oxytona,  welchen  oxytonierte 
masculina  zur  seite  stehen,  und  einige  wenige  oxytona,  welche 
von  barytonierten  masculiuis  abgeleitet  sind  (indräni ,  varunäm) 
—  die  zweite  gruppe  (nom.  sg.  -Is)  umfasst  alle  übrigen  oxytona 
(und  zwar  nur  diese) ;  die  der  ersten  gruppe  angehörigen  oxytona 
werfen  den  accent  in  den  s.  g.  schwächsten  casus  auf  die  en- 
dung  —  die  die  zweite  gruppe  bildenden  (unter  welchen  die  bary- 
tonierten masculinis  entsprechenden  besonders  hervon-agen)  zeigen 
ihn  unbeweglich  auf  dem  Stammvokal,  Alles  diess  ist  bereits  von 
Lanman  in  seinem  nicht  genug  zu  lobenden  werk  „On  noun- 
inflection    in    the  Veda''  s.  366  £   nachgewiesen,    wo   die  erste 

3* 


30  A.  Bezzenberger 

gruppe  mit  „series  B",  die  zweite  mit  „series  C"  bezeichnet  ist. 
Ich  führe  einige  sätze  aus  diesem  werk  an:  „Feminines  formed 
with  change  of  accent  are  declined  according  to  C,  if  the  re- 
sulting  stem  is  oxytone"  (s.  368);  „Barytone  feminines,  on  the 
other  band ,  corresponding  to  oxytone  masculines,  are  declined 
according  to  B"  (das.);  „The  following  peculiarities  are  seen  in 
the  accent  of  the  forms  from  oxytone  stems.  It  is  shifted  to 
the  ending,  in  series  A,  in  the  I.  s.,  sometimes  in  the  G.  s.,  in 
the  G.  L.  d.,  and  as  a  rule  in  the  G.  p.;  in  series  B,  in  the 
same  cases,  and  also  in  the  D.,  Ab.  G.,  and  L.  s.  In  C,  on 
the  contrary,  the  accent  never  leaves  the  theraatic  vowel"  (s. 
375) ;  „The  examples  seem  accordingly  to  be  numerous  cnough 
to  establish  the  rule  that  the  declension  [of  C]  depends  on  the 
accent"  (s.  376).  Man  wolle  damit  vergleichen,  was  Whitney 
Indische  grammatik  s.  127  lehrt:  „Diese  klasse  [devi']  ist  in 
späterer  spräche  ohne  ausnähme;  in  der  älteren  hat  sie  die 
oben  (355  b)  dargelegte  ausnähme,  dass  mit  Wechsel  des  accents 
gebildete  feminina  diese  flexion  nur  befolgen,  wenn  der  accent 
nicht  auf  dem  i  steht". 

Wie  die  altindischen  abgeleiteten  feminina  auf  l  so  zerfal- 
len nun  auch  die  ihnen  entsprechenden  germanischen  feminina 
in  zwei  gruppen,  die  nicht  nur  durchgreifende  flexivische  Ver- 
schiedenheiten zeigen,  sondern  sich  auch  in  prosodischer  bezie- 
hung  deutlich  von  einander  abheben.  Auf  der  einen  seite  fin- 
den wir: 

Got.  hairandei;  minnizei,  managizei;  dißei;  &m-falßet,  baißei, 
batirßei  (:iotn-baurd),  hleißei,  gSL-fraßjei,  kilßei,  \?i.\\9,-qißrei,  ma- 
gaßei,  sleißei,  svinpei,  Pvairhel,  \i\ja.-halßei ,  frodei  (-.frodaha), 
an.  hj/lli  (ihollr),  elli  (:germ.  alddz?)  u.  s.  w. 

Ihnen  stehen  gegenüber: 

An.  i/lgy  (:  ulfr) ;  got.  mavi,  an.  mccr  (:  got.  niagus  S  i  e- 
vers  a.  a.  o.  s.  149);  got.  ^ivi,  au.  ßi),  as.  f/iiui  (Sievers  a. 
a.  0.,  Kluge  Etymol.  Wörterbuch  s.  50);  an.  ey  (:d  Sievers 
a.  a.  0.);  got.  si  —  homer.  m  (J.  Schmidt  Kzs.  2.5.  36;  vgl. 
lit.  ffzi,  ji)  1). 


')  Ein  got.  nom.  sg.  frif'ondi  ist  nicht  belegt.  Dass  hulundi,  pusimdi, 
laühmuni  (:  an.  Ijömi  ==  skr.  takthnl' '.  (dkahan'i),  hvo/tuti,  aqizi  und  die 
gleichtallH  unbelojjteii  rundu/ni,  fraiatuhni,  juknzi  hierher  gehören,  ist 
nicht  erwiesen;  si»-  würd<'ii  audomfalls  mit  der  rej^ol  leicht  in  einklan^ 
zu  bringen  sein. 


Die  altind.  femin.  auf  T  im  Gennan.  37 

Wie  man  sieht,  scheint  die  erste  gruppe  barytona  und  solche 
oxytona,  welche  von  oxytonis  abgeleitet  sind,  zu  umfassen ,  die 
zweite  aber  alle  übrigen  oxytona  einzuschliessen. 

Dass  diese  Spaltung  nicht  zufällig  ist,  lehrt  so  deutlich, 
wie  möglich,  die  unvermittelte  gegenüberstellung  von  aipei  („sicher 
ein  moviertes  fem."  Sievers  a.  a.  o.  s.  151)  und  mavi.  Sie 
zeigt,  dass  auch  hier  „the  declension  depends  on  the  accent". 
An  diesem  punkte  muss,  wie  ich  glaube,  eine  Untersuchung  der 
besprochenen  german.  feminina  ^)  einsetzen,  und  ich  zweifle  nicht, 
dass  sie  den  historischen  Zusammenhang  zwischen  der  prosodi- 
schen  trennung  der  letzteren  und  der  der  ihnen  entsprechenden 
altind.  feminina  auf  -l-,  der  sich  einstweilen  nur  vermuten  lässt, 
beweisen  wird.  Ä.  Bezzenherger. 


'Ati,  aiüiv  und  das  ampliativ-suffix  tor,  lat.  6?i,  sowie  Wörter 
auf  -go,  -do  im  nominativ. 

Es  dürfte  auch  jetzt  noch  nichts  überflüssiges  sein,  a«/  mit 
seiner  mehr  als  12  glieder  umfassenden  sippe  auf  ihren  etymo- 
logischen werth  zu  prüfen.  Die  vorhandenen  formen  findet  man 
nach  Schaef  ad  Greg,  neuerdings  wieder  bei  Volkmann  in 
seiner  diss.  Quaestionum  de  dial.  aeol.  capita  duo  p.  22  sqq. 
verzeichnet.  Trotz  der  menge  von  Varianten  dieses,  schon  durch 
seine  hiaten  bemerkenswerthen  adverbs  fügen  sich  dieselben  in- 
dess  sämmtlich,  höchstens  mit  ein  paar  ausnahmen,  der  haupt- 
sache  nach  und  nur  mit  mundartlicher  Verschiedenheit,  unter 
zwei  classen.  Die  eine  nämlich  endet  in  neutralen  accusativ 
auf  -ig ;  die  andere  in  -£^,  was  der  zum  vorigen  gehörende  lokativ 
ist,  nur  in  temporalem  sinne  des  wann  (vgl.  hoc  aevo,  hoc  anno, 
neben  örtlichem  hoc  loco).  Für  etymologisch  unwesentlich  übri- 
gens hat  man  es  zu  halten,  mag  das  wort  vorn  mit  ai  beginnen, 
oder  dem  freilich  von  hause  aus  vollberechtigten  diphthongen 
sein  t-laut  durch  den  brauch  dieses  oder  jenes  dialektes  geraubt 
sein.  Die  bildung  erscheint  vollkommen  in  einklang  mit  avzoetel 
und cwToexig  meTfJTeg,  analog  dem  adj.  neutrum  im  acc.  rfjiaeQov. 
Das  festhalten  am  o  von  avrng  vor  vocal  hat  seinen  grund  in  einstigem 
digammavor  gVog(vgl.  vetus,  nolverr^g,  annosus).  Vgl.  so  auch  z.  b. 
avToeiö^g;  aiaxQOSTtrjg  und  alaxQOSQyiio  (contr.  ov  st.  o-e  wie  /£/- 

*)  Vgl.  mit  rücksiebt  auf  sie  o.  VII.  73. 


38  A.  F.  Pott 

QovQycg  und  oft)  wegen  l'gyov,  deutsch  werk.  Ferner  avro&eXei  und 
avxoi^eliq.  Ein  adverbial-ausgang  -et  jedoch  findet  sich  auch,  wo 
keineswegs  adjectiv-neutra  auf -«'g,  wie  i/zfitdig  neben  t6  ipevSog; 
aatfig  etwa  „lichtvoll"  wie  evipaig  aus  cpdog  und  noch  mits.  sa-,  a-, 
mit,  wegen  cp?  (Vgl.  auch  agyrg^eog,  aQyv(pog  und  wenn  acht 
dqyvffrjg),  gewöhnlich  compp.  wie eJyei'e'g,  Tiayyevsiyouro yivng,  dgl. 
zum  gründe  liegen,  l^^gasi,  sc.dvejuq),  nXelv  von  dxgaig.  Gleicher 
bildung  ist  dhaijg,  nur  dass  in  ihm  ein  lokativ  vorausgeht. 
Beiden  liegt,  wenigstens  ideal,  ein  neutrales  subst.  auf  -og  zum 
gründe,  dem  wie  d^g  neben  ald^i^Q  ein  intervokaler  consonant 
abhanden  gekommen,  sei  es  nun  t',  vgl.  atga  von  s.  ?'«,  wehen, 
oder  jot  in  väi/tt  m.  wind.  So  ferner  avToevrsi,  eigenhändig, 
obwohl  avrnivTrjg,  avd^ivrrjg  vermöge  ihres  Suffixes  -zrjg  der 
1.  dekl.  angehören.  Als  subst.  av&ivrrjg  (daher  nach  neugr. 
ausspräche  af  st  av  und  mit  überhören  von  ^  und  mit  üblicher 
erweichung  von  t  durch  den  nasal:  eff'endi),  Selbstherrscher,  be- 
zeichnet es  dem  wortsinne  nach  „selbst  ergreifend",  d.  i.  selbst 
die  zügel  führend.  Es  entstammt  nämhch  dem  vermuthlich  äol. 
yivTO  er  fasste,  für  sonstiges  fXero  wie  ^v&ov  neben  tjXd^ov, 
(pivreQog.  Dessen  einfaches  y  aber  ist,  wo  nicht  blosse  Schreibung 
für  digamma,  wie  im  Hesychius,  aus  solchem  (vgl.  ital.  guastarc 
st.  lat.  v)  entstanden.  Das  verbürgt  eben  der  h  i  a  t  u  s  in  avtoiv- 
Ttjg,  der  früher,  wie  unzählige  male  öfters,  im  Griech.  keiner  war. 
Ausserdem  wieder  anderer  art  di^sei,  jiavörj/usi  und,  mit  langem 
i  (kaum  doch,  wie  das  in  vvv-i  zu  schärferer  hervorhebung  des 
jetzt,  und  zu  der  des  hier  z.  b.  in  6d-i,  ovroa-i,  avTrj'C  u.  s.  w,, 
ovTioa-i,  auch  vor  vok.  ovrioa-iv?)  Ttavörjf^ä,  trotzdem  nur  ein 
adj.  Ttdvdrjfiog  üblich.  Also  nicht  wie  kxovr-i  hinten  mit  kürze. 
Ich  weiss  nicht,  ob  jene  nach  dem  muster  von  dor.  zrjvei,  dort, 
7cei  st.  nrj,  auch  7tov,  el  u.  a.  m.,  welche  für  lokative  auf  oi 
zu  halten,  man  durch  not  (allerdings  nicht  wo,  sondern  als  Ziel- 
punkt: wohin?)  einigermassen  wieder  irre  gemacht  wird.  Boot. 
Tjt,  lesb.  al'i  und  mit  v  €q>.  alt-v  (also  mit  Zurückziehung  des 
tones,  wie  im  Aeol.)  u.  s.  w.  neben  dei,  falls  damit  formell  eins, 
rechtfertigten  sich  etwa  z.  b.  durch  dngari  neben  dem  adj.  dxQttrig. 
Sonst  könnte  auch  dessen  -i  jenem  in  cuog-i  zur  unzeit,  nach 
sinn  wie  Ursprung  entsprechen ,  als  ausgehend  von  einem  neu- 
trum,  wofür  doch  wohl  das,  einen  adverbial  verknöcherten  acc.  n. 
vorstellende,  vvkt-ioq  zeugt,  vgl.  wniTog  dwgt,  ^eanvixzlotg  /rar' 
oi(faig.    Ferner  avS^iogog,  zu  selbiger  stunde,  somit  advv.  avi^ioguf, 


'^€1,  aUov.  39 

(mit  anderer  betonung?),  aid^cogei,  avd^wQi.  Weniger  fügsam, 
doch  vielleicht  erklärlich  erweisen  sich  durch  wegreissen  auch 
des  hinteren  i  in  aul,  aei,  wie  in  l-dv  (st.  fl  aV):  al  und  mit 
ephelk.  v :  aii-v.  Daher  di-vaog,  auch  dsv-vaog,  sowie  aliv  iovreg 
von  den  ewigen  göttern.  Aber  dsl-saTto,  ovroeivai  (avrö  als 
neutr.  ?)  das  selbst-sein,  von  gott,  wie  die  aseitas  der  Schola- 
stiker, s.  svnhhü,  svayatnhhü,  durch  sich  selbst  seiend  (von  dem 
höchsten  wesen). 

Vgl.  weitläufig  über  a«t  u.  s.  w.  Wwb.  I  s.  444  fgg.  Etymo- 
logisch von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die  kyprische  form  mit 
dig.  M.  Schmidt,  Idalion-inscr.  s.  97:  Actg  (xat)  xiZv  rtaidcov 
Ol  Ttaidsg  exoovai  (man  beachte  hierin  den  noch  vor  g  verblie- 
benen nasal  st.  des  späteren  e^ovai)  alfei.  Der  herausgeber 
meint  s.  51  jedoch,  man  dürfe  vielleicht  auch  ai/i  oder,  nach 
weise  der  Aeolier,  alfi  lesen.  Auf  der  nämlichen  inschr. 
findet  sich  auch  oi'foi=oi(^  (soh),  woraus  sich  entnehmen  lässt, 
Bopp's  anknüpfung  von  aeviim  an  zd.  aeva,  einer,  oiog,  allein, 
gehe  fehl.  Wie  denn  auch  die  aus  s.  eva,  gang,  lauf,  z.  b. 
Curt.  Grdz.  s.  353,  aufl.  3,  kaum  in  frage  kommen  kann,  weil 
indisches  '"  pflegt  durch  «t,  oi  (nur  in  passiv -endungen  durch 
ai)  vertreten  zu  werden.  Willkommen  muss  uns  jedoch  die  zu- 
erst genannte  kyprische  form  sein  zur  bestätigung  der  ansieht, 
auch  in  oZe/ U.S.W,  müsse,  gleichwie  in  goth.  aivs  m.,  zeit  u.  s.  w  , 
ein  labial  angenommen  werden.  S.  Schade  Wb.  eica^  und  ohne 
labial  ea,  eha  endlos  lange  zeit ;  ewige  Ordnung,  seit  langer  zeit 
geltendes  recht  oder  gesetz;  religion,  heilige  schrift,  testament; 
ehe.  Verm.  aus  dem  acc.  eo  eo  io,  unser  je  zu  irgend  einer 
zeit;  eo-mer,  immer.  Auch  im  Lat.  mit  einbusse  von  v:  aetas 
aus  aevitas-,  aeternus,  d.  i.  longaevus,  wie  häufig  im  perf.  petii, 
amärunf,  nösse.  In  dem  ir.  «es,  des,  alter;  leute  (einer  bestimm- 
ten art)  bei  Windisch  könnte  sich  jedoch  der  u-laut  vor  ver- 
muthlich  eig.  neutralem  wortsuffixe  mit  -s  verwischt  haben. 

Einige  kleine  Schwierigkeiten  bei  rückführung  der  beiden 
hauptklassen :  aul,  alig  sind  von  mir  im  Wwb.  a.  a.  o.  besprochen. 
Zu  ihren  sonstigen  Vorbildern  s.  äyu,  leben,  lebenszeit,  und  äyus 
wollen  sie  sich,  mindestens  in  betreff  der  flexions-ausgänge,  nicht 
allzuwohl schicken.  Analog  gebildete  paare  zu  obigem  (s.  Grass- 
mann Wb.)  besitzen  wir  in  s.  cakshu  und  cakshus,  letzteres  als 
n.,  äuge,  sonst :  sehend,  wie  auch  jay-us,  adj.  siegreich.  Manu, 
tnarins  m..  nuniusha  {e\g.  deuker,  wie  unser  nt a n u ,'  bezeichnen 


40  A.  F.  Poti 

alle  drei:  mensch.  7"«/»*  dünn  (tenuis);  allein,  der  ausdehnung 
wegen,  subst.  leib,  (person,  selbst,  wie  goth.  si-lba  gls.  suo  cor- 
pore) und  tanusn.  Auch  dhanu,  dhanus,  bogen.  Vaptis,  wun- 
dersam; n.  wunder.  Bei  lat  aevum,  alt  aevus,  goth.  aiv-{a)-s 
hat,  nach  hinzufügen  eines  ableitenden  vokals  an  s.  dyii  m. 
(lebendes  wesen;  menschheit),  so  scheint  es,  ein  rollentausch 
zwischen  cons.  und  vok.  (vgl.  s.  dyii  st.  div)  stattgefunden. 
Ein  ahl  ohne  dig.  als  dem  aarei  von  aaTu  conform  begriffe  sich, 
indem  ja  letzteres  in  dem  diphth.  ei  (d.  h.  «/-t,  aus  €v  als  guna 
von  V  mit  casuellem  -i)  den  labial  verborgen  enthält.  Aber  al/ei 
wäre  für  mich  unverständlich,  man  müsste  denn  darin  den  ve- 
dischen  dati  v  äyav-e  suchen,  während  aij^i  etwa  wie  Ix^v-i,  ved. 
tanv-i  abgebeugt  wäre,  und  somit  eig.  lokativ.  JIquji,  nqi^  (etwa 
dativisch),  und  nqvj  als  abl.  wie  lat.  prod-ire,  avio,  xarw?  Ahd. 
nruö,  frö.     IltQvai,  aber  s.  parut,  im  vergangenen  jähre. 

Wie  aber  aiig  mit  neutr.  s.  äyus  (lebenskraft,  lebensdauer) 
rücksichtlich  des  letzten  vokales  in  einklang  zu  bringen,  ver- 
mag ich  nicht  recht  einzusehen.  Oder  darf  man  vermuthen, 
es  habe  der  Grieche  dem  indischen  ausgange  -iis  das  bei  ihm 
übliche  -og  =  s.  «.5  (z.  b.  yivog  ===  s.  Janas  n.;  im  adj.  -ig) 
seinerseits  untergeschoben?  Es  deckt  sich  z.  b.  lat.  aes  mit  s. 
ayas,  metall  überhaupt,  wobei  indess  sehr  fraghch,  ob  os  darin 
das  übliche  neutral-suffix  vorstelle.  Hierbei  käme  jedoch  nur 
die  natur  jenes  us  im  sskr.  selbst  in  frage.  Darf  man  es  als 
seltenes  neutral-suffix  (wie  etwa  lat.  fulg-ur,  uris)  betrachten, 
oder  entspricht  es,  wenn  schon  nicht  einem  -vas  im  pari  uprf. 
act.,  welchem  ein  fem.  ush-i  gegenübersteht,  so  doch  einem  -us 
(aus  v-as)  als  doppelgänger  zu  dem  -m  daneben?  Fast  Hesse 
sich  aber  darauf  rathen,  das  ti  in  ayu,  äyus  sei  nicht  afforma- 
tiver  art,  sondern  zubehor  des  wurzelstockes.  Nämhch  d-yu 
(yu.,  binden,  mit  präf.  d)  bedeutet  „an  sich  ziehen,  erfassen", 
und  dyuta  am  ende  eines  comp,  „verbunden  —  versehen  womit". 
Entspringt  doch  der  längeren  wz.  yuj  (jungo)  yuya  joch,  als  n. 
auch  geschlecht  (der  menschen)  sowohl  generation,  als  der 
durch  abstammung  zusammengehörige  stamm.  Ausserdem  ja 
bekanntlich  weltalter,  weltperiode.  Ist  denn  aber  nicht  zeit  ein, 
nur  von  uns  in  abschnitte  (tempus,  wahrsch.  mit  templum,  rifis- 
vog,  zu  xi(.ivio^  jedoch  mit  zweifachem  suff.,  wie  in  facinus,  rigx- 
vog,  st.  *fetn-p-uus)  zerlegtes,  sonst  an  sich  ununterbrochen  fort- 
laufendes anknüpfen   von  stets  neuem  au  altes,  vergangenes ? 


l/teiy  aiav.  41 

Man  vergesse  jedoch  nicht:  nach  Grassmann  Wb.  s.  182  ginge 
ayü  von  „beweglich"  als  grundbegriff  aus,  und  sei  aus  i,  gehen, 
entsprungen,  nach  weise  z.  b.  von  cäi/ü,  ehrfurcht  bezeugend, 
von  ci;  käni,  lobsänger  aus  kir,  aor.  akärisham.  Daher  heisst 
als  subst.  äyü  z.  b.  Agni,  der  lebhaften  beweglichkeit  des  feuers 
zu  liebe.  Allein  auch  der  mensch,  als  der  bewegliche,  wan- 
dernde (vgl.  den  ähnlichen  gebrauch  von  carshanf).  S.  auch 
die  weitere  entwickelung  des  wortes  im  Wwb.  Es  spricht  für  Ur- 
sprung aus  i  ferner  s.  pary-äya  1.  Umgang,  Umlauf,  2.  ablauf 
rder  zeit)  —  pary-aya.  Auch  im  instr.  parynyena,  der  reihe  nach 
abwechselnd,  im  gegens.  zu  yugapad,  auf  einmal,  zugleich,  wel- 
ches letztere  denn  freilich  wieder  für  äyn  an  herleitung  aus  yu 
erinnern  könnte.  Uebrigens  entstammt  ja  einem  verbum  für  gehen, 
s.  yä,  gleichfalls  yätu,  wandererund  zeit.  Viell.  zd.  yäre,  jähr, 
als  ein  grösserer  Umlauf,  nicht  des  gottes  Janus,  als  gehender 
und  kommender  zeit,  zu  gedenken,  bei  mir  Wwb.  I,  s.  288. 

Man  findet  noch  manches  einschlägige  bei  v.  Orelli,  Die 
hehr,  synonyme  der  zeit  und  ewigkeit.  Leipz.  1871.  Er  be- 
merkt dort  s.  104:  ,, Wohl  erklären  die  platoniker  atwv  =  a«t  wy. 
[Natürlich  etymologisch  falsch,  indem  ja  der  beiderseitige  genitiv 
ctuovog  und  ovjoq  sogleich  den  groben  irrthum  aufdeckt!]  Auch 
Arist.  de  coelo  I.  9:  aiiov  «als  ewigkeit)  sötiv  drto  tov  dsl 
elvai  siktjcpwg  r^v  S7i(üvvf.tiav,  ditavarog  Kai  d^tiog  u.  s.  w. 
[Wiederum  mit  missverständlichem  hineinziehen  von  ilvai.]  Ab- 
gesehen auch  von  der  oben  angeführten  ableitung  aus  einer 
die  bewegung  erzeugenden  wz.  hat  aiwv  gerade  in  frühe- 
ren Schriftstellern  die  bed.  lebenszeit,  ja  geradezu  leben, 
dann  überhaupt  lange  zeit  [vgl.  diu,  zunächst  doch  bloss  den 
ganzen  tag  über],  und  erst  von  da  aus  gelangt  es  zur  bedeu- 
tung  der  unendlichen  zeit,  wie  auch  die  vielfache  Verwen- 
dung des  plur.  in  diesem  sinne  [etwa  zunächst  die  einander 
ablösenden  menschengeschlechter ,  saecula?]  zeigt  (LXX.  N.  T. 
und  sonst),  dann  endüch  die  ewigkeit  in  streng  philosophischem 
sinne",  ^ivjv  für  rückenraark,  etwa  als  sitz  des  lebens  gedacht, 
und  vielleicht  auch,  weil  das  alter  gebückt  zu  gehen  pflegt? 

Es  leidet  nun  aber,  hierauf  jetzt  überzugehen,  keinen  Wider- 
spruch :  das  Suffix  in  al-tov  wvog  sei,  vrie  von  mir  schon  mehr- 
fach sonst  gezeigt  worden,  das  ampliative  -tov.  Merkwürdig 
genug,  dass  der  mensch,  wie  schon  die,  genau  genommen,  selt- 
same Verbindung  von  zeit  und  räum  in  unserem  worte  „zeit- 


p 


42  A.  F.  Pott 

räum"  beweist,  sich  nicht  einer  gewissen  veranschaulichung 
ei*sterer  mittelst  bildlicher  Übertragung  von  räum  und  räum- 
lichen Verhältnissen  auf  jene  zu  entschlagen  vermag.  Man  nehme 
nur  z.  b.  zeitpunct;  fortgang  derzeit  als  linie;  gleichzeitigkeit, 
als  bestände  die  zeit  aus  parallel-linien,  während  sie  doch  nur 
gleichsam  eine  linie  bildet;  Wiederholung  als  reihe,  d.  h.  linie 
mit  Unterbrechung.  Daher  kein  wunder,  wenn  häufig  der  aus- 
druck  von  Zeitverhältnissen,  als  in  ihrer  folge  innerlichen  Wahr- 
nehmungen des  nacheinander,  von  einem  ursprünglich  räum- 
lichen, also  mehr  in  die  sinne  fallendenden  des  nebeneinanders, 
«'utlehnt  worden.  So  auch  hier.  Das  suffix  -wv  drückt  einmal, 
und  zwar  zunächst,  die  collective  einheit  einer  fülle,  an  einem 
orte  zusammen  befindlicher  gegenstände,  und  demgemäss 
diesen  ort  selber  unter  hinzudenken  von  totcoq  als  gattungs- 
begrifi",  aus.  Allein,  setzt  man  an  dessen  statt  das  ihm,  so  zu 
sagen,  verschwisterte  x^o'vog,  dann  ist  jenes  -lov  kaum  minder 
passend  auch  auf  Zeitabschnitte  anwendbar,  insofern  sie  eine 
mehrheit  gleichartiger  anderer  abschnitte  von  geringerem  um- 
fange in  sich  begreifen.  Daher  nun ,  ausser  aliöv  und  Altavo- 
otQwg  oder  viiwvaQing^  durch  falschdeutung  der  Januarius  bei  den 
Griechen,  desgleichen  x^t^wv  (gls.  schneezeit),  und  die  namen 
von  monateu  {^riv  männlich),  indem  sie  einen  bestimmten  in- 
begriff  von  tagen  vorstellen  und  sich  durch  gewisse  Vorgänge 
auszeichnen,  welche  in  sie  hineinfallen.  'ElacprjßoXiiov  l4v^Ea- 
trjQHüv  unstreitig  von  avd^og  n.,  allein  zunächst  von  dv&ico  mit 
beibehaltung  des  a  in  seinem  primitiv,  wie  bei  aasg-TtJQiog  (ro  a- 
xog),  (pavat^Qiog.  Ferner  relsa-TtJQ  releg-rt^g  aus  Tslew,  worin 
das  a  von  teXog,  xiXe-og  auch  geschwunden.  KrjXeatrjg  von 
nrjXiüj;  dXyi^aTt'jg.  Movvvxid'v  nach  dem  feste  der  Artemis, 
Movvvxlct  so  geheissen.  QaQyrjXuov  wegen  Qagy^Xia.  Etwa  zu 
i^iXyo),  \g\.  d^etüv  i^sXxTr^Qiov,  undpderdiss.  wegen?  vgl.  dnar^Xiog 
aus  dTraTrjXng.  raf.trjXuüv  von  ya^tr^Xiog  häufiger  heirathen  wegen. 
Tlvavixpnov ,  l/iQTmioitävy  ^TUQoq^OQiiov  u.  a. 

Dann  kommen  die  sog.  jttQu>cTixd,  bezeichnungen  von  örtlich- 
keiten, welche  eine  mehrheit,  z.b.  bei  einander  stehender  gewächse, 
in  sich  enthalten.  Zunächst  von  appellativem  gebrauche,  doch 
nichtselten  auch  individuellalseigennamen  auf  gewisse  örter  bezogen. 

Sehen  wir  uns  nun  aber  einmal  das  zu  solchem  behufe 
angewendete  sufi'.  -lov  etwas  näher  an.  Holz  mann 's  einfall. 
darin    gewissermassen    hier    elliptisili    gebrauchtes  gonitivsuffix 


l^ei,  auav.  43 

des  plui".  im  Skr.  -dm  zu  suchen,  scheitert,  abgesehen  da- 
von, dass  es  höchstens  zur  noth  auf  den  gegebenen  fall,  nicht 
aber  auf  das  wesentlich  gleiche,  nur  unbetonte  -luv  von  per- 
sonen  passt«,  vollends  an  dem  umstände,  das  von  diesem 
-iov  untrennbare  -6n  (nom.  -o)  im  Lat.  stände  alsdann  im  schroff- 
sten Widerspruche  mit  seiner  plural-endung  -iim ,  gr.  mit  v  st. 
Ix:  -iüv=s.-dm.  Das  Latein  wandelt  nicht,  wie  der  Grieche,  end- 
m  in  n  um.  Ebensowenig  mittleres,  wie  ja  zuweilen  der  Grieche 
z.  b.  x^^^'"'  X^ovog.  Desgleichen  vermuthlich  in  xoivög,  es 
müsste  dieses  denn  zum  suffixe  ivog  haben,  wenn  der  nasal, 
wie  in  co'ifus  und  coetus  ausgefallen  wäre.  Wahrscheinlicher  ist 
es,  wie  ^eivog,  d.  h.  eig.  Uv-iog,  mit  dem  übertritt  von  i 
in  das  primitiv  entstanden.  Der  nasal  wäre  sonach  an  die  stelle 
von  m  in  lat.  cum,  in  compp.  com-  (nicht  con-,  als  unursprüng- 
lich) getreten.  Unser  suffix  trägt  nach  mehr  als  einer  richtung 
einen  gewicht  vollen  character  zur  schau,  a.  durch  vokal- 
länge. Allein  nicht  bloss  quantitativ,  sondern  auch,  obschon 
begrifflicher  sonderung  wegen  nicht  überall,  b.  durch  tonschär- 
fung,  mithin  intensiv.  Wozu  dann  c.  noch  das  männliche, 
als  stärkeres  geschlecht  kommt,  wovon  nur  ausnahmsweise  bei 
besonderem  anlass,  z.  b.  per  synesin,  fem.,  wenn  auf  ^  Ttohg  be- 
zogen, abgewichen  wird.  Dies  alles  ist  nicht  blosser  zufall, 
beruht  vielmehr  auf  einer  Symbolik,  welche  den  einheitlich  die 
im  sinne  verschiedenen  gebrauchsweisen  zusammenhaltenden 
punct  mit  überraschender  Sicherheit  trifft.  Handelt  es  sich 
doch  bei  unserem  suffix  fast  ausschliesslich  um  bezeichnung  einer 
ungewöhnlichen  grosse,  sei  es  nun  mehr  arithmetisch  eine 
menge,  oder  mehr  nach  umfang  und  räum. 

Erkläi'lich  genug  daher,  wenn  suffix  -lav  ableitungen  vor- 
zugsweise aus  Substantiven  erzeugt,  weil  diese  gegenständliches 
bezeichnen.  Dergleichen  bei  adjectiveu  (s.  später  z.  b.  l4y(xd^cov) 
sollen  vermuthlich  zuweilen  eher  Vielseitigkeit  einer  eigen- 
schaft  (z.  b.  gut,  in  mancherlei  rücksicht)  anzeigen,  als  beson- 
ders hohen  grad  derselben.  Verbalableitungen  dieser  art  wider- 
sprächen der  strenge  nach  dem  begriffe.  Uebrigens  bleibe  hie- 
rait  nicht  unbemerkt,  wie  auch  die  thätigkeit  im  verbum 
durch  zwar  andere,  indess  gleichfalls  symbolisch  nicht  minder 
tief  bedeutsame  mittel  Steigerung  erfährt.  Selbst  im  suffix. 
'Jxr.Tiov.  es  muss,  muss gegangen  werden!  statt  des  nicht  (hinten) 
reduplicirten  und  deshalb  minder  drängenden:  Ixiov.    Bdcax  i'&i 


44  A.  F.  Pott 

energisch:  mach  dich  auf  (daher  inchoativum)  und  gehl  Ebenso 
wird  beim  lat.  iterativum,  um  oftmaliges  thuu  auszudrücken, 
vielfach  und  zwar  vollkommen  sinnentsprechend ,  das  suff.  des 
pari.  prät.  pass.  wiederholt:  factitare  (gethanes  wieder  und  wie- 
der thun).  Multas  privatas  causas  actitavit.  Multum  scriptitare. 
Inten siv-verba  bildet  hingegen  das  sskr.  durch  reduplication, 
und  zwar  verstärkte  z.  b.  jan-gamyate,  besuchen.  Auch  findet 
bei  desiderativen ,  gleichfiills  um  des  affectes  beim  verlangen 
willen,  mit  bedeutsamer  Symbolik,  doppelung  des  anlautes  statt. 
Z.  b.  ji-gamishati,  gehen  wollen,  zu  gelangen  streben.  Buhhukshä 
(verlangen  nach  essen)  hunger.  Auch  im  griech.  mit  diphthon- 
gisch verstärkter  reduplication,  z.  b.  uoltivvco.  IlainaXlu}  und 
naiTiaXrj  neben  TraAry.  Jaidw^  deidiaao^ai  reduplicirt  aus  dito, 
mit  deivcg,  dsiXog,  wie  T€TQ€f.taiva)y  sehr  zittern. 

1.  Aufenthaltsort  von  personen:  avÖQwv,  yvvaixMv,  beide 
auch  hinten  mit  -iTig,  gleichwie  noUtig.  Anders  betont 
"y^vÖQCüv  mannsn  ,  wie  t^vÖQio,  die  mannhafte,  name  einer  ama- 
zone.  Jenem  parallel  Nero,  wie  aus  der  sabinischen  göttin 
Nerie7ie,  auch  Neria,  mit  sonst  masc.  nominativ-endung,  Nerio, 
Nerienis^  als  Virtus,  und  daher  begleiterin  des  Mars,  sowie  s. 
nar  (vir)  klärlich  zu  ersehen.  Aber  Virgils  zuname  Maro  müsste 
r  statt  s  haben,  im  fall  er  zu  mas,  mas-culus  gehörte.  Dann 
hätte  es  nichts  zu  thun  mit  dem  griech.  personennamen  Mdgiuv. 
welcher  selbst  von  jnÖQrj  ausgehen  möchte,  dafern  dieses  als 
XetQ  grund  hat.  Vgl.  in  Pap e's  n amenbuch  £i;Vapwv,  Evindgag, 
Etfudgrjg  ovg,  wahrsch  guthandig,  geschickt,  vgl.  SLX^Qijg  leicht 
zu  handhaben.  Man  hat  mit  bezug  auf  den  römischen  dichter- 
namen  an  frz.  maron,  jnarron,  alpenführer,  erinnert,  —  nach 
einigen  ein  keltisches  wort,  was  wegen  geburtsortes  von  Virgil 
und  Gallia  cisalpina  nicht  gerade  unerhört  wäre.  S.  Diez, 
Ewb  s.  536,  ausg.  4.  Marroniers  heissen  junge  dienende  brüder 
auf  dem  hospitz  St.  Bernhard.  Roquette,  Luginsland  s.  260. — 
Tlaqi^evmv^  auch,  «wy  a.  jungfrauengemach,  b.  der  jungfräulichen 
Athene  gewidmeter  und  sonach  von  deren  Verehrern  besuchter 
tempel  Räthselhaft  sind  die  nicht  seltenen  auf  bwv,  und  so 
auch  hier.  Man  darf  vermuthen:  sie  setzen  Vereinfachung  in 
einer,  dem  wv  voraufgehenden  form,  sei  es  nun  u  oder  *v  zu  « 
voraus.  Etwa  naqittvhiog^  oder  das  primitiv  zu  rtaq&eveviita, 
ort,  wo  Jungfrauen  sich  aufhalten.  So  ferner  olvstövy  att.  olvwv 
weinlager,  auch  Weinschenke,  und  t  wogen  oivtCoinat ,  wein  zu 


lAei,  (tiwv.  4Ö 

sich  nehmen?  Das  ruderholz  heisst  AiOTtefov^KaiTreig  ^  woher 
xw/rfii'w,  auch  /.lOTtiio,  rudern.  Dagegen  rtay.Twv,  nachen,  von 
TTuxTog,  weil  er  aus  stücken  besteht,  die  sich  leicht  auseinander 
nehmen,  indess  auch  wieder  zusammenfügen  lassen.  Uagiöv  etym. 
unklar.  —  Auch  Nvjtiqxav,  und  allgemein  für  Versammlungen 
u.  s.  w.  dycöv. 

2.  Ort,  wothiere  in  grösserer  zahl:  ngvid^civ.  nsQiaveQEiov 
und  -Qü>v  aus  TtsgioTegd.  Letzteres  kaum  etwas  anderes  als 
timida  wegen  s.  paritrasta  afraid.  Das  a  setzt  wohl  ein  Tisgig-, 
nach  weise  von  ccu(pig,  und  zwar  im  sinne  von  „sehr"  voraus. 
Anders  Benfey  II,  10  G.  S.  Olshausen  KZ.  1882.  Auch  ist 
ja  TQ^Qiov,  6,  rj  selbst,  als  beiw.  der  tauben,  mit  anderem  accent, 
von  TQEio  hergeleitet,  welchem  der  zischer  von  s.  tras  abgeht. 
'^IrtTTiöv.  yieXioowVj  ttiov;  oftr.vcov,  bienenhaus.  Mviovia,  mäuse- 
loch,  wogegen  das  einfachere  fivcov  muskelknoten.  Miotg  Stadt 
in  Karien,  dafern   nicht  durch  umdeutung,  „an  mausen  reich".| 

3.  Ort  für  Sachen.  Voran  -Kevecöv,  jeder  leere  räum  (von  j 
xeveog),  nichts  als  —  leere.  Koltiov  Schlafzimmer.  (DaQuay.iov  fär-  t 
berei.  KsyxQ^tov.  Mv?.i6v.  Nscov.  '^latiov.  l  aicöv  erclhalilwr,  gl'yUÜ- 
hugeT  &*j«f'jv,  drifxoivia,  aber  auch  d^i]f.iovia,  der  häufe,  also 
jU  auch  afFormativ,  Kotiqwv  und  so  ßoXsMv.  ^iToßoXeiöv.  BvXwv 
holzplatz.  IJeTQCüv,  felsiger,  steiniger  ort,  und  viell.  ähnlichen 
Ursprungs  Petronius.  Doch  auch  Petra.  Als  appellativ  ital.  pe- 
trone,  grosser  stein.  Lat.  petrones  rustici  a  petrariim  asperitate 
et  duritia.  Also  gls.  stipites,  klotze.  Jedoch  heisst  petro  ein 
schöps  von  steinhartem  fleische.  —  Etwa  der  räuber  Sy.iQoyv, 
2%EiQwv  nach  den  skironischen  felsen,  und  zu  OKtg^og,  oxsiQog 
hart,  unbarmherzig?  — I^vtqiov,  6  und  ^,  st.  in  Thessalien.  Auch 
Ol  i4vTQii}veg.  Nicht  unwahrscheinlich  nach  höhlen,  ^vliov,  6, 
auch  rj,  von  zweifelhafter  herkunft,  hohlweg,  schlucht,  thal. 
Vallis?  oder  gls.  wie:  voll  röhren?  növriog  ailtiv  verm.  unter 
anlehnung an  ajUo/  adem;  auch  wasserableitungen,  canäle,  graben. 

4.  Sehr  häufig  örtllichkeit  mit  masse  von  gewachsen 
gleicher  art,  wofür  im  Lat  das  der  2.,  mitbin  zumeist  intrans. 
conj.  entnommene  part.  -etvm  (vgl.  deUtiis).  l^/nTteloJv  poet. 
d^Ttekeoivy  dessen  €  dürfte  auf  df-iTieXelov ,  weinberg,  zurück- 
weisen. Dag.  vogelname  d^rteXitov,  auch  d/xneXtg,  idog,  viell. 
nach  seinem  lieblingsaufenthalte.  KaXauwv,  «wv.  Jovamöv,  strich 
landes  bei  Thespiä,=<Jovax€lo»'.  '^Podaiv,  ^odetov  (v^l.  godia).  Auch 
anscheinend  als  beet  godojvtd  wie  einfacher  Xaxavta,  TTQaaid,  be- 


46  A.  F.  Pott 

merkenswerther  weise  auch  oxytonirt;  lat.  caepina  (sc.  area). 
Femer  AQivdv,  -KQivcDvid,  wie  liovid,  aber  auch  itovia.  Auch 
fjivQi.n]v.id,  ameisenhaufe.  Beiläufig :  das  von  den  indischen  ameisen 
(murmelthieren?)  ausgescharrte  gold,  xQ^'f^^S  uvgfir]xiag  Her.  3, 
102,  findet  ein  gegenstück  im  Bogda  Gesser  Chan,  herausg.  von 
J.  J.  Schmidt  1839,  nach  dem  Mongolischen  s.  54:  „es  giebt 
ferner  goldstaub,  den  der  ameisenkönig  sich  zum  bedarf  ge- 
sammelt hat".  Eine  „ameisen-,  schlangen-,  laüsehöhle,"  s.  105. 
S.  näheres  bei  Schiefner  in  Castren's  Jenisei- Ostjakische 
sprachl.  s.  XVIII.  Mvqioj^  (s.  Jacobi,  Myth.  wb.  s.  640)  hiess 
ja  ferner  eine  von  der  Athene  geliebte  Jungfrau,  die  aber,  weil 
sie  sich  prahlerisch  deren  ertindung  des  pfluges  augeeignet  hatte, 
zur  strafe  dafür  von  dieser   in  einefaraeise  verwandelt  wurde. 

durchsichlig  genug  ist.  Nicht^tuSh 
und  das  zwischen  zwei  4'urpir^  hem 
ivtov,  Zwiebelfeld,  aucFlrei'Reii  Fet 
KQO(.ivovaoa  von  /.gnavoeig.  ^/.oqoövov.  2it(ov 
getreideacker ,  und  2itoj  Demeter.  'Elauov,  Flaojv  (olivetum), 
und  so  st.  ^EXaLOvg,  ^EXaiovoaa.  ^lyeigtov,  ?^€vx(6v,  versch. 
vom  mannesn.  ^sixiov.  Jaqvwv.  ^Iztwv  weidicht.  IJqiviov. 
TltEXeMv,  (Di]yiov.  UkaTavcov.  Kaatavetüv.  Koxxvjur^lojv,  fii]l(6v. 
2vKtüv.  MvQTEtov,  f.iv^Qivii)v,  /LtvQaivtüv.  Dem  anscheine  nach  also 
^^  durch  assim.  aus  qt,  gg  (vgl.  Mugoilog,  att.  IMvQTikog).  Ob 
persischem  mord  entnommen  ?  Kedgiöv.  !^v^€Qeiüv  gls.  blumen- 
beet,.vgl.  dv&rjQog,  das  kinn,  vom  sprossen  des  barthaares. 

( Maq^ad^Qiov ,  fenchelfeld  Allein  auch,  da  aus  wohllauts- 
grüimeh  (.idgahov  mit  nur  einem  q  st.  fidgad^gov  vorkommt,  kaum 
zweifelhafter  weise  Magad^o'tv  (o,  und  ?},  sc.  rtnXig)  daher;  dem 
erst  nach  ihm  (nicht  umgekehrt)  benannten  eponymen  heroeu 
(eig.  wohl  Maqd^wv  mit  anderer  betonung,  ijidess  auch  angeb- 
lich Mdqa^og)  zum  trotz.  Vielleicht  selbst  SjMaQa&wvia  st.  in 
Thracien.     Desgl.  die  insel  Maqad^ovaac 

nicht  unmöglich  t^tfoDcr^aort  in  Arkadiell7"und/^/d^a^og  Städt- 
chen in  Phokis.  —  Nicht  anders  hat  2i'<viüv  ihren  namen  von 
fffxtwy  als  appellativ :  ein  mit  pfehen  (ai'xvog  Ttiniov)  oder  gur- 
ken  bepflanzter  ort,  und  wird  aus  diesem  gründe  auch,  so  scheint 
es,  ein  Iikvojv  zum  söhne  des  Marathon  gemacht.  AlleinV^xt- 
wvrj  und  aixxmvia  soll  mit  aixva  die  dreifache  bedeutung,  also 
auch :  schröpfkopf,  thcilen.  Etwa  nach  weise  von  ßgiu^tj, 
ßgvüivia,  dvejuiüvrj;  ovtovtg,  avwvig^  auch  oa/näg  (von  daiut]),  aber 


^et,  ctnav. 


47 


ovoafia,  falls  nicht  zwovog,  mundartlich  mit  präp.  dvd;  /.diinoy 
oder  aKa/Ltiovia,  u.  a.?  Sikyons  ehemaliger  uame  (Gerh.  Myth. 
I.  441.)  Mrj/.ojvrj  erinnert  seinerseits  an  den  mohn,  utJKiov,  ahd. 
mdgo  Sc*Earde,  \tb.  Mrjyi(ov  soll  von  der  Demeter,  ohne  zweifei 
als  göttiu  des  getreidesegens,  in  mohn  verwandelt  sein.  Jacobi 
Wb.  s.  242.  603.  -^/Ehxiöy^yya  von  fAtUggheU;^  weide,  falls 
nicht  „aus  vielen  wmHungen  besteJiencT."  Das  appeUativ  «A/xwv 
ist  ein  in  vielen  Windungen  abgesponnener  faden.  Offenbar 
nach  mäandrischen  Windungen  auch  der  fluss  'iXiaaog,  bei  Pausa- 
nias  Elhaaog,  vgl.  eV.r/.TÖg,  eh'ATog,  du(pii?uyiTog  und  vermuth- 
lich  äff,  wie  in  dvaaaa,  st.  xr-t:  diKfilXiooog.  Ohne  zweifei 
nicht  anders  zu  verstehen '^'£'A/^o?,  fluss  auf  Keos,  (wie  Kaurtvkog), 
aber  als  mannesname  (vgl.  ^  inl4va^icüv,  lovog,  wie  Tigawiiov) 
kaum  verschieden  von  ElXiaang  und  von  schiefem,  verwachsenem 
körperbau.  Sodann  participial  ^EUaocov,  oviog,  fluss  in  Arka- 
dien, angeblich  nach  einem  söhne  des  Lykaon  benannt,  auch 
ein  Städtchen  in  Arkadien,  welches  aber,  mit  anderem,  fülle  an- 
zeigendem Suffix,  anderweit  als  '^Ehaoovg  vorkommt.  Die  my- 
thische genealogie  schickt  sich  vorzüglich  für  Arkadien,  das 
seiner  gebirge  und  herden  wegen  recht  wolü  in  Wirklichkeit 
mit  baren  und  wölfen  in  bezug  stand.  Avv.ä  lov,  ovog  von  ähn- 
licher bildung  wie  der  epirotische  volksstamm  '^QKvaveg,  war 
könig  der  Arkadier  und  soll  von  Zeus  in  einen  wolf  verwandelt 
sein.  Nicht  grundlos  aber  wird  ein  BoixoXitüv  als  besitzer  von 
rinderherden,  ßovxohov,  zum  söhne  Lykaons  gemacht,  Apoll.  3, 
8,  1,  und  soll  d^e^^^mphe  KaXv^ri,  wobei  wohl  an  hirtenhütten 
gedacht  ist,  seine  mutter  sein.  Ib.  3,  12,  3.  Der  staramherr 
der  Arkadier  übrigens,  l4Qxäg,  wo  nicht  in  Wirklichkeit  von 
dQ-Kng=aQy.Tog  ausgehend,  wie  die  '^Qxdöiov,  in  Verkleinerungs- 
form gleich  der  heil.  Ursula,  geheissene  Spartanerin,  war  söhn 
des  Zeus  und  der  Kallisto  (von  der  Hera  in  eine  bärin  verwan- 
delt!), tochter  des  Lykaon.  Kallisto  aber  hiess  nicht  nur  die 
Artemis,  sondern  auch  ihre  nachmals  an  den  himniel  als  bärin 
versetzte  begleiterin.  Letztere  als  schönes  gestirn,  erstere  als 
mond.  Und  dann  wieder  verschlingt  sich  '^'Eh^,  ty.og  als  söhn 
des  Lykaon  abermals  mit  dem  vorigen  mythus.  Es  gab  so- 
dann noch  einen  zweiten  fluss,  nämlich  in  Elis,  bald  als 
'^Eliootov  mit  asper,  axich  " EXiaoa,  bald  als '£Amffoi;g  aufgeführt. 
S.  die  nachweise  bei  Pape  und  Jacobi.  —  ytaaiiov  mit  Wal- 
dung diflit  bewachsener  ort,  und  daher  glaubhaft  yiaauov,  feste 


0. 


48 


A.  F.  Pott 


f 


Stadt  in  Elis.  —  Tqaxtitv  auch  xQrixii  rauhe,  unebene,  harte, 
feste,  steinige  gegend,  vgl.  rgäxvg,  und  so  auch  Tgaxiv,  Ivog; 
ion.  Tgr^x^v  wie  2aXaf.ilv.  -  TlnQfpvQEoJVjCovng,  o,  stadt  in  Phöni- 
cien,  doch  wohl  von  purpurschneckeu.  Etwa  nach  purpurnei- 
kleidung  IlnQcfvQLog  und  UoQcpvQiwv.  Der  gigant  TIoQcpvQiüJv, 
etwa  nach  dem  gleichlautenden  worte  für  eine  wallfischart,  er- 
zogen als  söhn  des  Sisyphus,  vom  purpurnen  meere,  wo 
nicht  von  derselben  färbe  als  n:oQq>vQiwv,  das  Wasserhuhn. 

Zuweilen  mag  zweifelhaft  sein,  ist  eine  menge  von  einerlei 
art  gegenständen  geraeint,  oder  die  grosse  nur  eines  einzigen. 
JIvXswv,  TtvXiov  doch  wohl  letzteres.     Qiqwv  platz  vor  der  thür, » 
wie  TivXiov.     So  auch  dQVf.u6v  als  Steigerung  von  dQviAog.    Kola-  \ 
q)üjv,  __0;,_^gijpfel,  aber  fem.   als    stadt_  in  lonien.     Vielleicht   von  1 
einem  wesentlicTi  mit  xoQvcprj  zusammenfallenden  subst.,  das  wohl 
eher  in  ahd.  wirbil,   wirbel    (vgl.  vertex   montis)   aus   hu  erbau, 
sich  drehen,   als  in  preuss.  garbs,  berg,   seine  erklärung  findet. 
Es  klingt  im  vordertheile  an  ^oliovog  (auch  demos  in  Athen)  und 
itoAwvjy,  hügel,  an,  deren  schluss  doch  kaum  eins  mit  lett.  kalnsA 
lith.  kdlnas  m. ,    aber,   weil  kleiner,    mit  feinem  sinn  weiblich 
kalwä  hügel.     Seines  k  halber,  welches  unverschoben  gehlieben 
sein  müsste,  stimmt  nicht  norwegisch  kullen,  ein  einzelner,  oben 
abgerundeter,  nicht  viel  über  1000  fuss  hoher  berg.    Das  Nor- 
wegische ist   reich   an   benennungen    für  höhen.    So  Decker 's 
Ztschr.  des  kriegs  1.  heft  s.  32.  Im  lat.  co//is  ist  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  das  zweite  /  durch   assimilation  entstanden     Nur 
bleibt  man  rathlos  bei   der   frage,    au«   welchenKconsonanten. 
Collum  könnte  germ/  Äa/s  sein,  zumaj/Co/  wie  Detit\m\  Erz.  von 

mehreren  bergspitzen  gebraucht  wird.   ^i^Feinelmrfg  zu/ce/-SMs, 

excel-sus  (part.  von  excello)  wäre  für  das  lat.  wort  wie  für  das  d^Glsclüe 
ausgeschlossen. /jTipw»'  hügel,  anhöhe,  auch  name  eines  berges, 
unstreitig  als  prominens  \o\\/jiq6.  JIqwmv,  ovog  episch.  .Aber 
TtQrjCüv,  Ttgewv,  vorspringender~1eisen  dgKDb  zu  tjäuv,  ovog, 
dor.  d'i'iov,  ufer  des  meeres??  —  l4yxi6v,  ellenbogen,  etwa  als 
einheitlicher  punct  für  die  beiden  theile  des  armes,  wo  nicht 
zur  anzeigender  leichtigkeit,  damit  eine  krümmung  hervorzu- 
bringen. — [ra^THxQaüv,  das  zit^rfdij^i^  im  mlTrirt»iii,jiuch  die  gur- 
gel.  Lat.  gTWVitKitj»  un?Cmtiig  ,jedu]3n7!tlt?«>abei;.3"^^'^*^^  ^  ^^^ 
in  gula,  ahd/wlsÜ^s.  Schade  \Vb.,  s.  [yhi(a  k^k^ß^  Ich  weiss 
nicht,  ob  als  zusarateentreffen  der  endjpuncte  von  .speise-  -und 
stimmröhre,    wesshalb  im    sskr.  ,^>nr    1.  nlüijL    2.  veracbli^gel 


v/£t,  altov.  49 

L4xQ(6v,   das  äussere  glied.     Als   mannesn. '.^zßtuv,   nach   Fick 
hypok.  st.  l4xQ6di]/nog. 

Dem  sinne  nach  steht  solcherlei  ortsbenennungen  aus  -wv 
das  in  gleichem  gebrauche  vorkommende  suffix  -svt  nahe.  Es 
rinnt  dieses  aber  vermöge  seines  Übereinkommens  mit  s.  -vant 
(begabt  womit)  zusammen  mit  davor  verbliebenem  o  zu  ovg^  | 
gen.  ovvTog.  Derart  2s).Lvovq,  o,  und  eig.  der  form  zuwider^,  | 
Stadtname,  vom  eppich  so  geheissen.  Indess  auch  fliisse.  Ew.  i 
2eXivovyriog  und,  unter  einfluss  des  c  mit  zischei',  Ji'JKl'JJSWH^,'  1 
wie  vom  part.  präs.  i&eXova-iog.  l4y£o6vTLog^  ^AysQovaiog  von  \ 
lAxiQOJv,  ovxog,  kaum  sprachgerecht  von  aysa  qiiav.  S.  später 
Charon.  Eher  „freudlos"  ?  Jedoch  das  part.  x^Q^^^^S  bezeich- 
net nicht  activ:  erfreuend,  sondern:  sich  freuend.  narsXXoxä- 
Qtov,  QtrTog  &ehiisselfreund ,  aber  Olvoxaigotv.  —  Auch  selbst 
Tfx^CrvaiQ^  ellenlang,  nach  irrthümlicher  analogie,  weil  die  -rtv- 
^yov£g-l^ein  x  haben,  und  Ttvywvialog  eine  form  mit  cov  zur,  min- 
destens idealen,  Voraussetzung  hat.  Es  deckt  sich  aber  mit  ova- 
log  aus  ovvz-iog  das  lat.  -ösus  mit  Verlust  des  im  arch.  fonnon- 
sus  noch  nachweisbaren  n  vor  dem  s.  Dieses  verdankt  aber 
seine  Vertretung  für  t  einem  nachmals  unterdrückten  /.  So 
z.  b.  auch^jej^y^;, \a.t.~yS9ma^Qiwties ,  älter  quotiens  als  adver- 
bialer acc.  neutr.,  vgl.  s.  hjant.  Nicht  nur  pendens  dgl.  neutr., 
sondern  selbst  os  hebes  est  Ov.  Pont.  1,  10,  7.  Untergang  von 
nasal  im  zischer  auch  bei  constare,  ital.  costare,  frz.  cotiter, 
bei  uns  eingebürgert  kosten,  während  das  zweite  kosten  viell. 
nicht  entlehnt  aus  gustare.  Die  demen  MvQqivovg,  'Pauvoig. 
Auch  l4x€QÖovg  aus  axsgdog,  äxQÖg,  äöog.  2yuD.ovg,  ew.  ^/.i).- 
Xovvtioi  und  -ovaioi,  von]  ay,iXla ,  meerzwiebel.  ^x'^^ovaaa  von 
axTvog.  —  i:xoivovg,  binsenreich ,  lluss  in  J5mjtien  bei  der  Stadt 
— XoZi'Og.  Daher  denn,  als  erfundene  nachgeburt,  wie  es  epo- 
nyma  zu  sein  pflegen,  ein  ^xoivevg,  mythischer  könig  in  so  eben 
erwähntem  lande,  v.  der  Atalante.  Kein  wunder  indess,  dass 
ein  Arkadier  des  namens  und  v.  der  arkadischen  Atalante  da- 
neben vorkommt.  Es  gab  nämlich  auch  in  Arkadien  einen  flecken 
2xoivovg.  ^xoi'^'^vg  aber  als  campus  spartiarius  in  Iberien  kann 
sich  am  wenigsten  der  ursprünglich  appellativen  bedeutung  ent- 
ziehen. —  Kegaaovg  von  xegaoog.  Kiaonvaa,  quell,  ^lysigoiaa 
Stadt,  wie  desgl.  3IvQi/iovg.  IIiTvoig  st.  am  Pontus  Euxinus; 
das  gebiet  von  TIiTia.  Tlixvovaa,  -oiaaa,  alter  name  von  Lamp- 
sakus,  Salamis  und  Chios.  ^}  Ilixvovaaai,  inselu  dieses  namens. 

Beitrüge  i.  künde  d.  ig.  üpraeben  VIII.  4 


50  A.  F.  Pott 

nkazavtarwv  ü.  in  Arkadien.  JlkaTaviarag,  5,  ein  mit  platanen  be- 
wachsener ort  in  Sparta,  und  gleichen  sinnes  wohl  UXatavioxovg^ 
Vorgebirge,  sowie  anderer  name  der  st.  Makistos.  Woiviyiovg,  voll 
datteln,  oder  voll  Phöuikier?  ^tdoCc;  augenscheinlich  s.  v.  a.  ^owv, 
span.  Granada,  von  (j/diy  granate,  wie  die  fir]ltai2idovvTiai  weiter 
C  erhärten.  Und  etwa  ^ißöa,  Stadt  in  Karien,  aus  der  form  a//?(Jjy,  was 
.  sich  aber  kaum  aus  pers.  sev  (pomum)  erklärt.  Vgl.  bei  Hes. 
|fjU/J(ß)at  und  Qifißai.  ^idovaoa,  insel.  ^rdiov,  wvog  muss  doch 
wohl  ausser  frage  bleiben.  —  Die  quitte,  Kvdwviov  firjlov,  ist 
verm.  nach  Kvdiov,  Kvdiovia,  Stadt  auf  Kreta  benannt.  Gleich- 
wie die  Artemis  Äüdwv/a;  und  KvS(ov,  zufolge  Steph.  B.  vornehm 
genug  söhn  ihres  bruders,  des  Sonnengottes  Apollo  und  der  Aka- 
kallis.  Nach  anderer  angäbe  jedoch  des  Hermes  gleichfalls  mit 
letzterer.  Offenbar  dies,  weil  i^xaxaAA/g  dann  in  Verbindung 
gedacht  wird  mit  Hermes,  und  zwar  als  axdxrjTa  (ohne  falsch, 
ehrlich,  —  was  nicht  immer  bei  diesem  gotte  zutrifft!)  und 
L4xaxrjaiog  in  Arkadien  nach  der  st.  Akakesion,  welches  von 
'.Ay.ay.og  gegründet.  Kvömv  als  mannesn.  lehnt  sich  unstreitig, 
als  „ruhmreich"  an  y,vdog,  was  ich  für  die  Stadt  Cydon,  Cydo- 
nia,  im  fall  ihr  v  kurz,  nicht  verbürgen  möchte.  —  0liovg, 
auch  ai  OXiai  und  deren  ew.  OXidaiog.  (DXüaoa  ein  ort  bei 
Smyrna.  OXlovg  aber,  oder  (anders  accentuirt)  0Xiag,  avrog, 
als  söhn  des  Dionysos,  welcher  selbst  OXetov,  wvog  zubenannt  ist, 
geht  unstreitig  auf  das  von  dem  gotte  durch  genügende  feuchtig- 
keit  (s.  P a s s o w)  befördeite  aufschwellen  und  wachsthum  zurück. 

Weiter  nach  thieren:  ^lyovaoa,  Capraria.  'Vosaffa;  allein 
doch  verm.  auch  2:oia,  Ol'a,  Boiov.  —  M^Xovaaa,  schafreiche 
insel,  wie  MrjXtöaiog  (aus  f^i^Xior^g)  Zevg.  ]\if^^^,  als  bein. 
des  Herakles,  sei  es  nach  jschafeiy  als  ihm  dargebrachten  o\)iev, 
oder  nach  den  äpfeln  der^fiSf^tläBj»;^  Italvw^??N^e.  mehnie.  als 
grosser  apfel.  Mau  beachte  auch :  die  drei  goldenen  äJÄ'eV 
mit  ll(tiii«ii:(xt!i  diepiul^tiliL']  (^^-  "^^^  ^\-  *"  •  ng^^i'ilij^egßi^d" 
lännern,  esrnTTum^naufnehmend^esiegte,  sollerf*nach 
einer  nacSdcht  auch  den  gäcten  der  Hespdnden  entstammen, 
von  der  ApV^pdite  aber  dem  ^leilaSjon  pescli^nkt  sein.  (Mfi/z. 
I  Xia,  erfreuliche  gaben,  giebt  aber,  alsNiebesgabe ,  erwünschten 
aufschluss  über  den  nameu  MeiXavtiov,  der  eine  zwischeuform, 
etwa  avov,  vermuthen  lässt.  —  'Exivog  u.  'Exivoig  nach  igeln. 
*Oq)tovaaa.     Die  insel  KoxXiovoa  von  yo^Xiov. 

Sodttim:  'A(^ai^ovg,H^a^aitii^.   \  gl.  litus  areuosum  Libyae.  - 


\ 


lIIrjloLaiov    (kothigji    nach   Strabo   a/ro    rof  Ttrjlov    xal  xiTtv   i 
reX/uarw»'.    ÄeEnTich  orientalische  namen  dafür,   wovon  es  also  i 
vielleicht  nur  die  Übersetzung.   Rosenm.  Bibl.  althmsk.  III.  244. 
Insel  Uriloig,  jJ  wegen  v^aog.  —  Teixog,  xb,  name  eines  castells, 
sowie    Teixiov,   als  dem.,    einer    kleinen    Stadt.      Teixiöeiq  und 
Teixiovaaa  daher   als   namen  von  castellen^  und    festen  örtem,      ^ 
TIvQyog,   wie   das  übrigens  kaum  verwandte \hur(j,  als  stadt.    —        . 
Etwa  auch,  wie  Pape  Wb.  meint,  ^/.ÖTOvaa  richtiger  ^/.OTOvooa ? 
Dann  könnte  ferner  möglicher  weise  JSxm'g,  gegend  in  ArLidien, 
nach  schattigen,  d.  h.  baumreichen  bergen  (vgl.  aKiotig)  benannt 
sein,  und  die  st.  ^/.uovrj. 

Ausser  vergleich  bleiben  müssen  doch  unstreitig   in  Italien : 
Canüsiiim,  Kavvoiov,  von  griechen  angelegt.     Bandüsia ,  quelle 
bei   Venüsia.     Letzteres  könnte  nach   der   Venus  geheissen  sein, 
mit  beibehaltung  von  «,  wie  helusa  alt  =  olera  von  olus.     Hono- 
rius  aus  honor  mit  urspr.  s.     Auch  etwa,  nach  weise  von  valere 
(eig.  inf.,  dessen  /•  aus  s)  und  valore  im  Ital ,  Valerius,  alt  Vak- 
sius,  im  sinne  von  Valens,  und  PoUio  aus  polleo?  —    Vefurius, 
wie  ahd.  Aldo,  familienname.     Sonach    wie  Seneca  (eig.  greis), 
nQ£aßtüv  zu  TTQsoßvg?  des  alters  wegen  (vor  anderen,  tiqo  mit 
aißta^ai?)  geschätzt,  angesehen,  wie  Seigneurs,  senioren,  Sena- 
toren und   geronten.     Mit  Verstärkung  im  suffix  senecio  1.  greis, 
2.  die  pflanze  riQiylqiov  (früh  alternd),  der  weisslichen  federkrone  | 
yrjQtinv,  auch  TcärtTcog  (zunächst:  grossvater)   wegen.  —  Papl-  I 
ni/X  früher   mit  .«.     Brvm^gjumauch  Bnindijsuht',  Bgevriocov, 
angeVich  von  dem  über  diesta^i^inausreicheudeu,  <iiiiem  hirscli-   ; 
geweilft    (der    krümmung    wegen  ?)*^"äiinlichen   hafen.  "^  JJof'j'cJoi'.   X^ 
fe'AaqpovV  Hesych.   mit    citaten    von    M.   Schmidt,    niessapiach. 
Mommaen  Iscrizioni  Messapiche.  p.  <"5  ,  aber  bei^C.  App.  p.  4' 
Bqsöov  •  ^iaq>6p  /;  y.€q!alrjv  i}.ä(pov.    Im  lith.  ^y^fZT^JsJett.  hreedis, 
elennthier.\  BoXlv&og  u.  ßovaaog,  wilder  ochs,  könnte  übrigens 
Verwandtschaft   mit  unserem   bulle   ausgeschlossen, 
bei  etwaiger  milderung  von  /•  zu  /  damit  zusammenhängen.  — 
Genusus,  Genusuus,  fluss  im  griech.  Illyrien. 

Wir  sind  jetzt  bei  einer  neuen  wendung  angelangt,  welche 
das  suffix  -ayv  nicht  blos  in  betrefi"  der  betonung,  sondern  auch 
des  begriff  es  annimmt.  In  letzterer  hinsieht  sind  es  zunächst 
männliche  persönlichkeiten,  zu  deren  benennungen  es  mit- 
wirkt, und  so  zwar,  dass  es  sich  in  diesem  gebrauche  mit  dem 
Latein  begegnet.     Der  früher  besprochene  ist  diesem  fremd  ge- 

4* 


52  A.  F.  Pott 

blieben,  wie  natürlich  auch  die  von  ihm  bei  mehrsylblern  nicht 
beliebte  oxytonirung.  Dafür  hingegen  hat  es  selber  noch  einige 
andere  bahnen  eingeschlagen,  von  welchen  hinwiederum  die 
griechensprache  nichts  weiss.  Ueber  den  Wechsel  der  tonstelle 
hier  braucht  man  sich  nicht  zu  wundern,  einerseits  weil  ja 
accent-verschiedenheit  überhaupt  ein  sehr  geeignetes  mittel  ist,  sei 
es,  um  in  sonst  ganz  oder  nahezu  gleichlautenden  Wörtern  oder  in 
gewissen  wörterreihen  überhaupt  begriffliche  Scheidungen 
zu  bewerkstelligen,  oder  im  besonderen  mehrumfassende  appel- 
lativa  dadurch  auf  Individuen,  also  einzelwesen,  zu  beschränken, 
will  sagen,  zu  eigennanien  zu  stempeln.  Wie  z.  b.  jemand 
Evf^ivi^g  heissen  kann,  ohne  gerade  immer  —  in  gemässheit  mit 
dem  wünsche  der  namengeber  —  €Vf.i£v)^g  in  Wirklichkeit  zu 
sein.  Letztere  haben  von  hause  aus,  sie  müssten  denn  schlecht- 
hin willkürlich  beigelegt  sein,  wie  jener  grammatiker,  um  con- 
N.  ..^ventionellen  Ursprung  der  spräche  (d-easL)  praktisch  zu  erweisen, 
seine  sklaven  nach  griechischen  partikeln  benannte,  —  eine  allge- 
meinere bedeutung,  sind  in  Wirklichkeit  TcaQwvvf.iLa,  bei-  oder 
Zunamen  nach  oder  von  einer  person,  sache  oder  eigenschaft. 
IlaQU  mit  accusativ  gebrauchen  nämlich  die  griechischen  gram- 
matiker zum  öfteren,  um  damit  herleitung,  wie  wir,  im  gründe 
doch,  weil  hiebeikein  eigentliches  auseinander  statt  findet,  bloss 
bildlich,  sagen,  wovon  auszudrücken.  Das  derivat  liegt  gleich- 
sam daneben,  neben  dem  primitiv,  indem  es  damit  auch  ver- 
gleichsweise in  einen  etymologisch- verwandtschafthchen,  so 
zu  sagen  schwesterlichen  Zusammenhang  gebracht  wird.  — 
Viele  Personennamen  werden  gleichsam  als  anwartschaft  auf 
die  Zukunft  am  lebensanfange  gegeben.  Andere,  sei  es  im  guten 
oder  bösen,  erst  ex  successu  während  des  vorgeschrittenen  lebens 
oder  auch  erst  nach  dem  tode.  Endlich  sind  manche  rein  le- 
gendär, und  z.  b.  namentlich  die  von  Städtegründern  erst  aus 
den  Ortsnamen  herausphantasirt. 

Den  vortritt  mögen  sog.  spitz-  oder  Spottnamen  haben, 
welche  irgend  etwas  tadelnswerthes  an  körper  oder  geist 
zu  enthalten  pflegen.  Doch  trenne  ich  nicht  davon  einige  appel- 
lativ-bezeichnungen ,  die  nicht  gerade  etwas  unrühnihches  an- 
zeigen, wohl  aber  eine  eigenschaft  in  ungewöhnlichem  grade. 
Wrj(f)i6v  ist  ein  starker  rechner  oder  calculator,  der  mit  rechen - 
steinen  (4>fjq^og,  calculus)  gut  umzugehen  versteht,  ^rtaöiov,  lovog^ 
und  als  act.  sonderbar  auch  ovrog,  spado,  verschnittener.     Vgl. 


V/£{,  aliov.  53 

vrtoanadicuog,  allein  onadiav,  ovog  riss,  zuckung.  OkeSiov,  wvog, 
und  auch  ipliötov,  ovog,  Schwätzer  als  nom.  ag.,  gegen  cplsdiov, 
ovog,  geschwätzigkeit,  alsnom.abstr.  vgl.  Tra^Aa^w.  rgdaiov.  Jsi- 
laxQiiov  feigling,  öeika/.Qog (aus  d£i?.6g  und  av.Qog,  gls.  äusserst  feig, 
wie  etwalat.  suff.  ac  in  adj.).  l^x(»oxA''o(»osäusserstoder  etwas  warm. 
l^-AQod^eQ/^tog  äusserst  hitzig.  l^y.QOftsdxaog  =  ay.QO&coga^  1 .  oben- 
hin, leicht  betrunken,  2.  später:  äusserst  trunken.  l4y.Q0xaXig. 
^AxQOGcpaXr^g  sehr  geneigt  zum  fallen,  ausgleiten  2.  act.  leicht 
zum  fallen  bringend.  ^aXay.wv,  sich  hoffärtig  gebärdend,  Mvq- 
T(i)v  (mit  anderem  accente  als  /,iiqt€c6v)  gls.  m\Ttenhain;  /.ivq- 
QLvcov.  MvQQivr^,  häufiger  hetärenname,  allein  auch  gemalin  des 
Hippias.  MvQviov,  rj  in  Verkleinerungsform  name  einer  hetäre, 
wie  MvQQivtöiov  als  koseform.  Desgl.  MiQrdkrj,  n.  der  frau 
eines  arztes,  allein  ebenfalls  der  einer  hetäre.  Nicht  unmöglich 
mit  besonderem  beigeschmack,  da  lakonisch  iuvQTaXig=uioQivä/.av- 
d-og,  ein  stachlicher  st^auch,  mäusedorn.  Auch  Jlfj^^ig  hetaL 
name.  wie  lettisch  fseltarnm^^i^niU,  /ineingülden  m^fea<^n,  -als 
liebk^ung  Stender  s.  83.  fei-söne^PoHö»',  Ä(»6Xft»\Äberlftrch 
MvQTOjv^  ein  so  geheissener  Epirot.  Bemerkenswerther  weise 
sodann  hiessen  zwei  Lydier  1.  söhn  des  Gyges,  2.  vater  des 
Kandaules  Mvgaog;  und  wäre  Herodot  zufolge  Migoikog  (etwa 
dem.  yg\.  XoiQilog  od.  patronym.?)  der  griechische  (I)  name  des 
Kandaules.  —  Mörio,  erznarr,  i^iWQog ;  aber  «wis^^jbei  F rlN^d 
o?)  duntesibi^uner  ecf?^ste»=zu  alf»»|jjc?  «tr-  ^ 

Den  namen  Nero  verdrehten  seiner  trunksucht  wegen  die 
Soldaten  zu  Mero,  da  man  für  gewöhnlich  nicht  den  wein  un- 
vermischt  als  merum  trank.  Also  s.  v.  a.  Biberius  für  Tibe- 
rius;  und  Bibonius,  wie  epuloties  et  bibones.  Auch  ein  Bibacu- 
Itts.  Dag.  bibiones  und  mustiones ,  im  weine  sich  erzeugende 
thierchen.  Ein  griechischer  Spitzname  für  säufer  lautet  xorv- 
X(av,  sei  es  als  vertilger  vieler  ■KOTv).ai,  oder  selbst  so  zu  sagen, 
ein  grosses  trinkgeschirr  vorstellend.  Koxiövr^,  Spottname  eines 
versoffenen  weibes.  Gleichsam  aber  als  Schutzmittel  gegen  un- 
mässigkeit  in  späteren  jähren  sehen  vnr  knaben  auf  den  lebens- 
weg  namen  mitgeben,  vne.^^ipig,  idog,  als  wäre  es  die  nüch- 
temheit  selbst.  Nrjcpiov,  ovtog,  und  fem.  NepJiusa.  NTjq)a?J(ov, 
söhn  des  Minos  und  der  Pareia,  von  vr^tpahog  nüchtern;  vor- 
sichtig, sowie  Nfjipog  s.  des  Herakles  und  der  Thespiade  Praxi- 
thea.  Evyäpiojv,  glücklich  verheirathet.  —  In  ähnlicher  weise 
stellt  sich  dem  No&cov,  einem  römischen  Spurius,  wohl  Cn.  d.  i. 


54  A.  F.  Pott 

Gnejiis,  gegenüber.     Da  vod^og  auch   „mit   einem  ausländischen 
weihe  erzeugt"  besagt,  ist  Fvi^aiTtTrog  wohl  als  von  yvi^aiog  aus- 
gehend anzusehen  gegen  Nod-iTiTtog,    rosse   unächter,  oder  aus- 
ländischer,  rasse    besitzend.     Besonders    eingeschärft  soll    ver- 
muthlich  durch  Jidv^tov  werden,  dass  es  ein   Sidv^aorv,  ovog 
Zwillingsbruder,   falls  daraus  durch  contraction,  auch  Jidv^iog, 
Jidvf^iag,  sei,  wie  re^iviog  aus  römisch  geminus,  falls  nicht  von 
Gemini  (Castor  und  PoUux),  auch  wohl  rsf-ielXog,  a.    Gulo  für 
leckermaul.     Als   leckerbissen ,   wie    adeligen    geblüts,    scherz- 
haft nach  dem  vorbilde  griechischer  patronymika  von  ampha- 
tiven  auf  on   gebildet:  glandionidam  f.  suillani  (von  f/landium), 
laridum  pernonidem  m.  von  perna,   pernuncuhis,   wie  lairuncn- 
his.     (Dvamov  oder  0vay.tüv,  schmeerbauch,  hiess  man  einen  der 
Ptolemäer,  IdotQiov  einen  Lakedämonier.   Fvai^tov,  Fvad^wvidrjg 
(gls.  herr  von  Grossback),  Gnatho,  Gnatiionici  sind  sehr  passende 
naraen  für  parasiten.     Auch  Fväd^aiva,  hetäre,   nicht  übel,   in- 
sofern   sie  sich  gern  etwas  gutes  von   ihrem  Verehrer  vorsetzen 
lässt.     Desgl.  ^ixLO)v  von  tpixiov  brodkrümchen.    rQvXXiiav  verm. 
gefrässig  wie  ein  ferkel,  ^^^iU^O£^  FgovS^iDV  desshalb,  vermuthe 
ich,    weil   ygovd^iov   anfangsgründe    des    flötenspiels    bezeichnet, 
insofern  bei  diesem  wie  beim   essen   lippen   und  finger  sigh   in 
besonderer  thätigkeit  befinden.     Popino   von  popina ,  wie  '^aneo_ 
rvon  ganea.     Heliio  schlemmer,   und    daneben  heluari,  was  aber 
davon  regelrecht  so  wenig  ausgehen  kann,  als  nehulor  von  nehdo, 
indem  ihm  sonst  on  verblieben  sein  müsste,   wie  in  concionari. 
Comedones  neben  comedus,  wie  mandnco^  önis.    .Xf^rflLr'Ds  cullei 

"^^  stiiaTTT  iitrii.  ""«ift  j[?[firr(iiiff>  ""^P****^  i3iljtft^^s!^.i  I  r j^°° 

aIso"7' 'ITfneltenH^'wleTtri^^  worin   dfl's  r  verkleinernd, 

wie  in  homun-c-ulus.  Oder  auch  wie  Aitrnn-ci  aus  Ausones. 
Lenaeus  Salustium  historicum  acerbissima  satira  laceravit,  lastau- 
rnm  et  lurconem  et  nebulonem  popinonemqiie  appellans.  Suet. 
gramni.  15.  —  rvlq>iov  filz,  ^avvicov,  ^SavvvQiiov,  die  komische 
maske  eines  possenreissers,  sannio  von  sanna.  Gerro  von  gerrae. 
Gurdonicua,  tölpelhaft,  von  gurdus.  Frz.  gourd,  vor  kälte  die 
bände  erstarrt.  —  Laverniones,  i.  e.  quod  sub  tutela  deac  La- 
vernae  essent,  deren  name  ohne  zweifei  wie  caverna,  hicenia 
[gebildet,  an  drtoXavio,  Irfi'g,  Xeia  sich  anschliesst.  Auch  dazu 
Lucrio  und  viell.  LücrMns  trotz  lücrnw  ^  wie  xigdiov.  Fui-un- 
culuif,  it.  f'urancello  setzt  trotz  deminutiv-endung  ein  ampliativ 
voraus,  welches  dem  ital.  furone,  ein  grosser  dieb,  rechter  spitz- 


lAü^  aicjv.  55 

bube,  entspräche,  Uebrigens  ja  auch,  wie  latruncnlus,  it.  Iculrön- 
cello,  von  latro  (largig).  Desgleichen  homun-c-uhis  durch  assim. 
vor  n,  obwohl  homo,  Inis.  Aber  homun-c-io  anscheinend,  den 
enden  zufolge,  in  Widerspruch  zwischen  kleinheit  und  grosse. 
Vgl.  auch  pusus,  pusiOy  letzteres  steigernd:  ein  recht  kleiner 
zwerg.  Verkleinerung  schliesst  oft  den  charakter  des  verächt- 
lichen mit  ein,  und  verstärkt  damit  noch  mehr  das  an  sich 
schon  peggiorativ  gefasste  wort.  —  Es  mögen  hier  einige  in 
falsche  bahnen  gerathene  demin.  platz  linden.  Peniuneulus 
trotz  iierna,  etwa  in  gemässheit  mit  obigem  pernonides.  Fetas- 
unculus  richtig  von  petaso,  petasio,  Ttevaatov,  schinken,  als  von 
unten  nach  oben  ,,sich  stark  verbreiternd";  aber  wider  die  strenge 
analogie,  wo  zu  peiasus,  Tteraaog.  Panmmculus  i.  q.  panniculus. 
So  auch  lemunculus  von  lembus,  dessen  b  wohl  zuerst  assimihrt 
und  dann  fortgelassen.  Domunciila  durch  verirrung  in  die  ana- 
logie von  oratiuncida  dgl.;  ramusciiluß  ^  herbuscula  aber  wie 
os-culum,  miiscultts,  plusculum.  —  ^dxcov,  schi'eihals  von  kaxdio, 
sklavenname,  und  auch  etwa  5^i5xft»'p''woraus  sich  vielleicht 
ebenfalls  ,der  /gleichlautende  flussname  erklärt.  Bein.  Mugh 
und  die  {Mugonia  porin  angeblich  a  mugitu  pecoris. 

JnXiijrl  jif,qi'  Dalier  einerseits  Bl(dv,  Biioviöag,  wo  nicht, 
wie  Maycgößiog,  und  anderseits  der  Troer  JöXwv ,  söhn  des 
heroldes  Etf.irjör]g,  der  selbst  von  gutem  rath,  i^rjöog,  wie  viele 
andere  gleichen  ausganges,  den  namen  führt.  Des  meuchlerisch- 
tückischen  gebrauches  wegen  hiess  man  ja  auch  einen  kleinen 
versteckten  dolch  ddltov.  Dolon  war  nun  aber  kein  '.AdoXiog 
ohne  lug  und  trug,  indem  er  sich  ja  in  das  griechische  lager 
schleichen  wollte,  was  ihm  freilich  übel  gerieth.  Allein  auch 
der  Joliog,  ein  alter  sklave  der  Penelope,  findet  seine  recht- 
fertigung  in  dem  umstände,  dass  er  des  Odysseus,  des  vielge- 
wandten, gattin  diente  und  mit  jenem  sich  gegen  die  verwandten 
von  deren  freiem  kehrte.  Dem  sinne  nach  ferner  Mmaviatv, 
Maxaviöag.  — "^y^tw^lässt  sich  schwerlich,  sojt^irtfals  das 
räubervolk  Stmütin^gl.  inavtig,  von  aivog,ai0€(mi  trennen,  wie 
schon  der  name  seines  vaters  ^loä^gi-t'fatalis)  anzeigen  dürfte. 
Verderblich  den  Troern  ward  erJurch  allerhand  Vorspiegelungen, 
so  auch  in  betreff  des  trojanischen  pferdes.  —  Weitere  benen-/ 
nungen  nach  tadelnswerthen  moralischen  eigenschaften ,  welchel 
doch  nicht  leicht  die  eitern  ihrem  kinde  beilegen,  sind  ferner] 
einige   mythische.     Jovtkov,   wie   Erixfdupus ,  kentauren ,   nach 


56  A.  F.  Pott 

dem  geräusch,  welches  dies  geschlecht  der  nubigenae  Virg.  Aen. 
7,  674  beim  gewitter  hören  lässt.  S.  Stth.  z.  1882.  kosm.  zahlen. 
Auch  Tcc  KaxdöovTta  die  katarakten  des  nils,  vom  herabtosen. 
^0(pio}v,  titane,  doch  wohl  wie  ^jE^/wv.  —  Jrjiwv,  söhn  des 
Aeolus,  aus  öri'iog,  feindlich,  vernichtend,  sei  es  stürm,  oder  als 
vermehrer  des  drj'iov  tcvq.  Auch  würde  ich  die  beiden  Jri'io- 
vevQ  hinzuehmen,  welche  den  namen  sicherlich  nicht  ohne  grund 
führen.  Nämlich  1.  als  söhn  des  Eurytos  (Schönströmer)  und 
2.  als  Schwiegervater  des  wolkendämon  Ixion  (der  feuchtigkeit, 
des  regenergusses)  während  des  gewitters.  Jt-ivwv,  wie  Jeivo- 
KQaTrjg,  Jeivo/iiaxog  sind  nicht  tadelnd,  vielmehr  kriegerische 
furchtbarkeit  der  träger  rühmend,  gemeint.  —  Schwerer  be- 
greifen sich  dem  anscheine  nach  schimpfliche  namen,  wie  ^iaxQiov 
nebst  ^iaxhr]g,  ^laxvkog.  Kann  man  sprach-  und  wahrheits- 
gemäss  aus  ihnen  den  begriff  der  schäm  und  scheu  vor  ehr- 
losen dingen  herausdeuten?  Mvacov,  wenn  zu  /nvaog. 

Namentlich  auch  kommen  benennungen  von  personen  vor, 
nach  diesem  oder  jenem  körperlichen  gebrechen  oder  nach 
ungewöhnlicher  grosse  oder  abnormität  von  gliedmassen^— >  t 'i 
So  Bulbus,  Blaesus.  Paetus.  (^tqaßüiv^^üvog^  mit  verdrehten 
äugen,  als  egn.  ^rgaßcov.  BXeq>aQ(ov.  Appius  Claudius.  Caecus, 
Caeculus  und  daher  Caecilius.  Beim  Festus  nusciciones  caecitudines 
nocturnae  aus  caecus  mit  umlaut ,  wie  occldo ,  und  adverbialem 
nox.  Auch  luscinia  meines  erachtens,  mit  etwaigem  hinschielen 
nach  luscus,  und  zwar  mit  in  folge  von  dissimilation  ursprüng- 
lich nox  (noctü)  canens,  also  wie  nachtigall  (gellend).  Hora- 
tius  Codes,  aber,  zufolge  Plinius,  qui  parvis  utrisque  (aus 
diesem  gründe  etwa  mit  anscheinend  weiblicher  endung,  und 
nicht  ocellus)  Ocellae,  Luscini  injuriae  cognomen  habuerunt. 
C.  Luscius  Ocrea  (beinschiene).  Vola  homini  tantum,  exceptis 
quibusdam;  namque  et  hinc  cognomina  inventa  Plunci  (supra 
modum  pedibus  plant,  dafern  nicht  etwa  wie  Ttlä^  zu  flach), 
Plauti  (zu  nXatvg  mit  meth.?),  Scauri  (axavQog),  Pansae.  Da 
sich  bei  Vitruv  manibus  et  pedibus  patu^is  findet,  kann  bei  Pansa 
an  ergänzung  durch  planta  pedis  oder  auch  manus  gedacht 
werden.  Sulla  dem.  von  sura.  Scapula,  etwa  als  breitschulterig. 
Vgl.  Ahala,  als  achsel.    C,  Mucins  (docli  wohl  nicht  Mutius  von 

imutus?)     iScaevola,  auch  mit  u  st.  o,  d.  i.  nicht  etwa   mit  voRit- 
componirt,  sondern  dem.  bic  Wg&flZU^  Von  manus,  also  einer7 
der  sich  der  linken  statt  der  rechten  zu  bedienen  pflegt.     Die 


'^€t,  aiiov. 


Ol 


geschichte  vom  Verluste  der  letzteren  Liv.  2,  12  ist  nach  aller  ver- 
muthung  ein,  zur  erkläning  des  namens  später  erfundenes  familien- 
märchen.  Ist  doch  Scaeca  (Linkhand)  nicht  minder  römischer  bei- 
name.  Etwa  ^zalog,  söhn  des  Hippokoon;  auch  ^xatog  geschrieben, 
ein  faustkämpfer.  Claudius,  Clödhis,  Claudianus  von  claudus,  wie 
kaum  zweifelhaft.  Varus.  i^accus  von  schlottrigen  obren.  —  Fir- 
mitis,  Firmicus  wohl  lobend.  — (Fetilius  you  pet aus,  düün.  i  Macer. 
d.  i.  mager.  —  Calvus.  Crispukfimi&  bei  uns  Kraus,  KrajJke.  Hir- 
litis,  yidoLog,  aber  Glahrio  von  glaber.  Aenoharhts  wie  Friedrich 
Barbarossa.  Rutil'nis,  Mufus.  Plavius.  Ftdvius.  Abi-kiüv,  d. 
Weisse.  'Egeid^aXlcov  vgl.  igev&dXsog,  roth.  ITiqqwv  neben  IIv^- 
Qog  doch  wohl  als  tivqqo&qi^,  und  weil  solche  hellere  färbe  des 
haares  im  süden  seltener?  Tlvqowv  aus  nvqaög  dor.  st.  nv^ 
Qog.  rtatxwv^  z.  b.  Brüder  des  rXai-/.og,  vermjjthlich  nach  der 
färbe  der  äugen,  wie  Caesius,  wogegen  Coßm,  auch  Cmgtfr  {a. 
caeso  matris  ntep^-^ctn^X-s^^B^^^Q^s^v^V^  werden..  -^^Maxgcov 
komischer  natne  eines  Icleinen  mannes.  also  vielmehr  das  gegen- 
theil  wie  Mix'Atov,  Mixxvlog,  Mixmov,  Mi}CQitov,  2:/uiy.Qi(üv,  unser 
Klein,  Kleinecke.  Paulus.  Ctirtiiis,  wie  unser  Kurz.  Auch 
wohl  Minucius,  obschon  nicht,  wenn  u  kurz,  aus  minütus.  — 
Magnus,  Maximus,  dafern  nicht  vom  alter,  wie  Junius,  Juven- 
alis.  Dann  auch  viell.  Miyiov,  niederd.  Grote.  MaxQitov,  Mi]- 
•Aiaxsvg.  Dem  longurius  (lange  stange)  entsprichtjQ22^i<***e,  lan- 
ger mensch.  Wenn  u  kurz,  mit  dissim.  aus  longulus,  sonst  aus 
longior.  Balatro  bein.  des  ServiUus,  vgl.  Scurra.  Balatro  als 
appell.  angeblich  wie  hlaterones  Schwätzer.  Nicht  aber  vielmehr 
aus  6«ra/ÄrMm  mit  diss.?  Vgl.  „afrz^^^^o^fffJ'o« :  gourmand,  mauvais  j 
sujet,Jnpon^m*HWtrdT'f>äZflf*»»**-iloquef         B?tr»thriim,  mäc§ffi:"4 

Kein  wunder,  wenn  ausser  mehreren  Bereits  erwähnten,  noch 
andere  beinamen  für  personen  mit  o)v  in  gebrauch  sind,  denen, 
zumal  hergenommen  von  abnorm  gebildeten  körpertheilen ,  rö- 
mische auf  -ön  begegnen,  das  kaum  in  folge  von  contraction 
die  länge  erhielt.  KetpdXcov  z.  b.  Philol.  VI.  303,  auch  Kscpa- 
Xl(i)v,  d.  i.  nun  nicht  etwa  ein  grosser,  langer  oder  dicker  köpf 
selber,  wie  ital.  testone,  sondern  besitzlich  fi(xxQoy.€q>aXog,  wel- 
ches Sinnes  auch  Capito.  Xeihttv,  Chilo  a  magnitudine  labroruni, 
Labeoy.ahex  eine  fischärt  mft  langem  füssel  j^fiTÄtw  auch  ^/^bi^ 
"Jbty,  x^X^Hi^ ;  ital,  lahbrone  dicke  lippe;  dickmaul.  —  Der  ken- 
taur  XsiQO}^  eher,  wähne  ich,  in  lobender  weise:  geschickt 
mit "tTef  liand,  ei'x««?,  seiner  fähigkeit  in  gymnastik,   musik  und 


1 

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58  A.  F.  Pott 

Heilkunde  wegen,  denn  als  f.iaiiq6xuQ,  Longimanus.  Vgl.  Xegai- 
(pQOiv  ein  höchst  passender  name  für  einen  arcliitekten,  in  wel- 
chem sich  glückliche  erfindung  und  sodann  ausführung  durch 
die  hände  zusammenfinden  müssen.  ^Pivcov,  Naso,  aber  silus,  silo 
stumpfnasig.  Etwa  auch  JS'/Aw»'?  2't.awv  zu  atjitog,  fällst  darin  lang. 
Jedoch  ^/iiioviörjg.  Naslca  etwa  naschen.  Sskr.  näsikd  f.  nasen- 
loch;  du.  nase,  mit  kurzem  i.  It.  nasone,  eine  grosse  tüchtige 
nase,  aber  nasetto  naschen;  kleinnasiger  mensch,  wie  auch  na- 
sülo.  Naseca  (im  scherze),  nasino  s.  v.  a.  nasetto.  Frontu. 
Mento,  aber  Schwätzer,  tölpel  huccones.  Pedo,  Ilodiov.  nidtoßv, 
name  nicht  blos  des  berühmten  philosophen,  vermuthlich  zu 
TiXätog  im  sinne  von  TtXatv-novg.  Tuhero  von  inber.  Ob  Cicero^ 
Fiso  etwa  nach  warzen  im  gesiebt,  oder  nach  anbau  dieser  ge- 
wachse,  vgl.  so  Fabins,  Lactucinus  muss  dahin  gestellt  bleiben. 
Bei  Lenio  könnte  an  linsen  gedacht  werden ;  indess  auch  an  Len- 
tulus;  ggs.  von  Sedulms.  Kainiiov,  Caepio.  nievQwv  söhn  des 
Aeolus,  angeblich  erbauer  der  stadt  nkevQoiv.  Welches  aber 
der  sinn  sei,  wenn  zu  TcXevQaL  Seiten,  rippen,  bleibt  fraglich. 
—  2d&a)v,  covog  mannsname.  So  nannte  Antisthenes  den  Plato. 
Gewiss  doch  ampliativ  von  oä&rj^  s.  sädhana.  Von,  damit 
wahrsch.,  sei  es  durch  eine  präp.  oder  durch^^eog,  zusammen- 
gesetzten Ttöad^rj  entspringt  Ttoa&cuv  1.  me  xoad^iov€vg,  der^ein 
grosses  männliches  ^ied  hat,  2.  ii!ibmisch^liebkosungs\^s6rt  für 
einen  kleinen  jun^gen,  3.  ein  .^mmer  ^rl.  Äf'pxog,/'^chwÄn7 
des  thieres,  aber  auch  für  7v6ad^rj  dürfte  gleichfalls  in  mehreren 
namen  zu  suchen  sein.  So  in  dem  späten  mannesnamen  Keg- 
•Mwv,  was  freilich  auch  eine  fremde  vogelart.  Nach  xegMcpögog, 
geschwänzt,  aber  auch  wohl  die  namen  KsQ^ioßolog,  KsQxovixog. 
KeQxovQiov,  name  einer  hetäre,  etwa  dem  xegxovQog,  eigene 
art  leichter  schiffe,  nachgebildet?  KijXiov,  TirjXwveiov  (von  x^- 
lov?),  brunnenschwengel ,  bezeichnet  auch,  eigentlich  vom  esel 
gebraucht,  den  beschceler;  daher  geiler  mensch.  Appellativ 
xotvi^cjv  ein  grosser  esel,  Kavd^og.  Ital.  montone  (als  ob  von 
mons),  aber  ven.  moltone,  frz.  mouton.  Diez  P^wb.  8.  216,  4, 
aus  mutüus,  wie  cadrone  schöps;  dummkopf.  Auch  vielleicht 
Muio  nach  dem  gleichlautenden  muto,  und  nicht  zu  mutus.  Pae- 
dico  nach  dem  griech.  /raiöixog  =  naidiQaartjg. 

Diese  art  bildungen  müssen  im  volkesmund  der  Italiener 
und  sonstiger  von  dort  beeinflusster  Romanen  derartig  tiefe 
wurzeln  geschlagen  haben,  dass  sich  deren  gebrauch  nicht  bloss 


Idei,  alwv.  59 

in  lateinischen  Wörtern  fortgepflanzt  hat,  sondern  auch  durch 
eine  nicht  unbedeutende  zahl  von  neubildungen  erweitert  ist.  S. 
Diez,  Gramm.  5.  aufl.  s.  653  fgg.  In  bezug  auf  personen  mit 
erhöhung  des  primitiv-begriffs  z.  b.  ital.  ghiotfone,  frz.  glouton,  ^ 
grossschlund  {\a,t.  gluhis):  sp.  6oco/j,  IslI.  bucco^  ^ff%^nton  t^^issQ^] 
{garganta).  „Allein  der  Romane  benutzte  o^^ts  allgemeines 
augmentativ,  in  welchem  sinne  es  indessen  nur  im  osten 
und  Südwesten  wirksam  ist.  Z.  b.  it.  casa  casone;  sp.  caballo 
cnhalloyie.  Im  nordwesten  wird  diese  form  umgekehrt  zur  de- 
minution  verwandt,  sie  bezeichnet  aber  weniger  das  kleine  als 
das  junge.  Frz.  aigle  aiglon;  chat,  chaion,  aber  lat.  Cato  von 
catus,  [vgl.  Hugo,  Haug  von  goth.  hugs  sinn,  verstand.]  Ver- 
kleinernd wirkt  sie  in  criiche,  crurhon;  sohle,  sablon,  wogegen] 
it.  sabbione  dem  lat.  sabulo,  grobkörniger  sand,  im  sinne  ge-l 
treuer  bleibt.  Liebkosend  in  taufnamen:  Michel  Michon.  Fran-\ 
coise  Fanchon.  Marie  Marion".  Dazu  ferner  die  höchst  be- 
achtenswerthe  anmerkung,  „o«  bleibe  auch  bei  weiblichen  primi- 
tiven masc,  wie  it.  ca^a  casone,  selbst  donna  donnone.  Doch 
werde  es  im  frz.  fem.,  wenn  es  eine  weibliche  person  bezeich- 
/net  (also  durch  bewältigung  abseiten  des  begriffs),  wie  'mjai- 
vjs^o«  kleine. hässiiQjiiej  salisson  kl.  schmutzige".  Wenn  ursprüng- 
lich augmentativer  gebrauch  von  an  theilweise  sich  zu  dem  ent- 
gegengesetzten der  Verkleinerung  verkehrt,  so  ist  eine  solche  art 
scheinbarer  enantiosemie  unschwer  zu  begreifen.  Ironisch  oder 
in  scherzhafter  laune  sagt  man  das  gegentheil  von  dem,  was 
gemeint  wird  (vgl.  vorhin  MäxQcov,  5T0?T#wj'|,  und  überdies  be- 
sagt ja  on  in  derlei  fällen  stets  etwas  von  der  norm  abweichen- 
des, was  indess  nicht  noth wendig  immer  ein  nach  oben  ist, 
sondern  auch  ein  nach  unten  sein  kann.  „Auch  an  adj.  zeigt 
sich  on  und  zwar  augmentativ.  It.  bello  beJlone,  grande  gran- 
done  Hier  trennt  sich  aber  das  fem.  stets  vom  masc. :  beUona 
u.  s.  w." 

Wir  kommen  hierauf  später  zurück.    Einstweilen  sei  jedoch 
schon  hier  bemerkt,    weiblicher    Charakter   für  personen    sagt 
unserm  suffix  nicht  zu.     Und  daher  denn  für  göttinnen,  die  das 
vorsteheramt  von  etwas  bekleiden,   findet  im  latein.  Versetzung 
ihrer  namen  in  decl.  I  statt.     Bellona,  Potnona,  Mellona^  -nia  \ 
und  nach  dieser  analogie  Latoua  au^  Ar.xio,  aber  imro  ^istctioo,    \ 
Die  anmttm  doch  kaum  von  atmttvs  und  noch  weniger  vonTät)!."'*" 
afii^»rYj,'s,  liegt  aber  in  der^fSicht  bloss  lautlichen,  sondern  auch 


60  A.  F.  Pott 

begrifflichen  erweiterung  von  matrona  und  patronus  aus  mater^ 
paier  etwas  ehrenvolles.  It.  matrona,  aber  padrona,  gebieterin, 
zu  padrone,  herr.  Fessonki,  als  sich  der  fessi  annehmend.  Po- 
pulonia,  bein.  der  Juno,  als  ab  wenderin  von  Verheerungen  Q;o- 
pulor),  falls  nicht  schützerin  des  populus.  Fhwnia  dieselbe, 
als  das  blut  der  Wöchnerinnen  einhaltend.  Feronia  sabinisches 
wort,  das,  wenn  r,  füglich  nicht  feriüis  von  fero  sein  kann. 
Movawviog  ohne  zweifei  nach  den  musen  benannt.  Möglicher 
weise  in  anschluss  an  das  trügerische  vorbild  von  l4?rokXi6v-iog. 
—  Auffallend,  wenn  unmittelbar  einem  verbum  entsprossen, \co- 
lonus,  da  es  mit  dem  indischen  part.  äna  im  atm.  doch  kaum 
gemeinschaft  hat.  Desgl.j  volones,  freiwiUige,  und  daher  volun- 
tas.  Mit  unrecht  würde  ^fin'das  part.  volenl  gesucht,  wie 
potes-tas,  eges-tas  zur  genüge  bezeugen,  indem  in  diesen  t  vor  t 
zu  s  geworden  und  in  letzterem  n  untergegangen.  Vgl.  vice- 
simus  mit  inti  vor  superl.-suff.  timus. 

So  auch  finden  sich  zum  theil,  wie  es  scheint,  in  einklang 
mit  männlichen  patron.  wie  Kqoviwv,  weibliche  namen  auf  itovr]. 
Penavrj  t.  der  Rhea,  'Pfea,  auch  ion.  'Psir],  d.  i.  Here.  Jiwv, 
Jiwvrj.  ^r/xiQicovrj,  t.  des  Ikarius,  d.  i.  Penelope.  '/vaxtwvjy,  ^Iva- 
xlg  t.  des  Inachus,  nämlich  lo.  TvvdaQswvrj  des  Tyndareos  t., 
Helena.  ^HeTiajvrj,  t  des  Eetion,  d.i.  Andromache;  könnte  aus 
aieTog,  poet.  aerög,  adler,  stammen.  Vollends,  wenn  'Heviiüv, 
vgl.  l4eTi(jDv,  lAeriog,  als  doppelname  Jasons,  für  den  hochflie- 
genden und  blitzeschleudernden  vogel  angemessen  genug,  den 
luft-  und  windgeist  (vgl.  aquilo,  auch  mythische  person,  mit 
aquila,  falls  nicht  aus  aquilus)  vorstellt.  S.  Klausen,  Aen.  331  f. 
anm.  489  f.  Ghd.  Myth.  I,  544.  —  Äkrision^is,  Danae,  t.  des 
Akrisios,  wie  l^KQiauovLcidrjg,  enkel  des  l^xQiaiog  (anscheinend: 
schwankendes  unentschiedenes  wetter).  Also  verm.  ein  patron. 
von  dem  anderen.  —  ^IXUova  t.  des  Priamus.  —  Ist  der  mit  wolle 
umwundene  erntekranz  eigeattortj  diesen  formen  nachgebildet? 
Es  müsste  sich  in  ihm  das  dem  neutr.  eiQog  gebührende  sigma, 
allein  in  der  form  des  adj.,  wie  xpevöig,  erhalten  haben,  gls. 
abkömmling  der  wolle?  — l^jUt/uwViy,  die  untadehge,  Preller 
Myth.  II,  3G  neben  ^^/ui;'/i< CUV,,  ovog^  ä.TT^/nsfiTiTO^ —  XeXiovij, 
aber  auch  x^^^^f]  Ahrons  I.  97  etwa  grössere  art  Schildkröte 
aus  x^^^?^  as^-  zcl'c"  f.  Mi  kl.  Lex.  p.  193.  Anders  verhält  es 
sich  mit  reduplicirtem  xox(ovr],  weil  xwv»?  zgz.  aus  xoavr].  In  der 
form  x^^otv);  Ähren  s  II.  185  steckt  viell.  als  saff.  ivij,  in  wel- 


'Au,  aiwv.  61 

chem  falle  das  o  nach  ausfall  von  dig.  sich  mit  i  verschmolzen 
hätte.  Botronalum,  traubenartiger  haarschumck,  vrird  den  vokal 
yonbotri/s  eirigebiisst  haben. 

SctiäTleDr  wir  hier  eine  klasse  von  Substantiven  auf  ägin, 
tgin  und  ügin  ein,  die,  mit  ausnähme  allein  von  virago,  nur, 
als  concreter  art,  auf  Sachen  oder  eigenschaften  sich  be- 
ziehen, aber,  wie  mehrere  ihnen  nachgebildete  romanische  Wör- 
ter (Diez,  Wb.  aufl.  5,  s.  652),  namentlich  krankheiten, 
ausserdem  sonstige  abweichungen  von  normalen  zustän- 
den öder  von  edleren  dingen  anzuzeigen  pflegen.  Dem- 
nach krankheiten  oder  gebrechen:  coriago ,  lumbago,  claiidigo. 
Intertrigo,  wie  intertrimentum  zu  inter-tritiis.  Prurigo.  Lentigo, 
linsenförmiger  fleck,  Sommersprossen.  Aehnlich  albugo,  die  weisse 
färbe,  als  augenkrankheit.  2.  im  plur.  schuppen  auf  dem  köpf. 
Porriginomm  capnt,  grindig,  etwa  wegen  porrum  capiiaium? 
\Vitiligo  hautausschlag,  angeblich  von  [intititn ,  und  ich  weiss 
mcEl,  ob  etwa  das  mittlere  /  lang,  wie  in  tibicen  wegen  tibia. 
Petigo,  auch  impetigo  räude,  und  daher  impetiginosus.  Viell. 
gleichen  Ursprungs  mit  petimina  in  humeris  jumentorum  ulcera. 
Pendigo,  innerer  schaden ;  innere  höhlung  einer  statue,  wohl  zu 
pendeo,  und  viell.  a  pendice  cedri.  —  Mentigo  (von  mentum) 
art  ausschlag  der  lämmer,  quam  pastores  ostiginem  vocant. 
Etwa  zu  ostium,  6s?  Tentigo,  Spannung  der  schamglieder,  vom 
part.  pass.  Vertigo,  —  Neu  ital.  serpigine,  flechte  auf  der 
haut,  verm.  wie  f^rrjj'g.  Feiige  gelbsucht  (von_/We,  fieh^  g^U^}. 
Ausserdem  mehrere  ähniicher  art  im  Xeuprov.,  wie  z.  b.gleich- 
falls  jaunugi^  gelbsucht,  zu  frz.  '^mie,  lat.  galbanus ;  und  lat. 
aurugo,  woher  aurigineiis,  aiiriginosus,  iKzeQiKog.  Robigo,  rubigo 
brand  im  getreide,  aber  Bobigus  die  denselben  abhaltende  gott- 
heit;  aber  pulligo  die  dunkle  färbe  (verm.  weil  zur  trauer  dienend, 
mit  peggiorativer  endung).  Daran  mag  sich  ferner ^o??^  schlies- 
sen,  als  zu  c?^i<M  (neben  c?am),  occulere  (mitablaut)  und>e«fa|gg. 
mit  länge  wie  das  causative  seddre.  Nicht  minder,  als  sprach-' 
fehler,  stribligo,  was  auch  mit  imparilitas  wiedergegeben  wird, 
als  wortgetreuer  Übersetzung  von  avioualia,  d.  i.  ungleich raässig- 
keit.  Letzteres  im  ggs.  zur  analogie,  was  Augustin  treffend  cor- 
rationalitas  (Übereinstimmung  in  der  ratio,  im  Xnyog)  übersetzt. 

Wiederum  entstehen  manche  dieser  bildungen  aus  namen 
von  mineralien  und  pflanzen,  als  stellten  diese  abarten 
oder  entartungen  vor  von  edleren  objekten  ähnlicher  gattung. 


62  A.  F.  Pott 

Aerugo  kupferrost,-  der  daraus  bereitete  grünspan.  Uebertr. 
missgunst,  neid.  Vgl.  dasselbe  «  in  aeruca  art  grüuspau.  So  auch 
cerruca  {rr  st.  »y/,  wie  engl,  icart,  warze  lehren).  Ferrugo  eisen- 
rost,  mit  n,  wie  ferrumen,  albumen  das  weisse  im  ei,  Afit'xw/t/a, 
neben  albucus  stengel  der  asphodelospflanze,  falls  von  albus.  Plum- 
6a^o  art  bleierz ;  bleifarbe  von  edelsteinen.  Salsugo,  nuA,  wie  von 
einem  dem.  zu  salsus:  salsilar/o  die  salzige  beschaffenheit.  — 
Aehnlicher  art  fuligo  russ ;  schminkschwärze,  stibium.  ^ri/ii/ui, 
arißi,  das  zum  färben  der  brauen  diente  (Kopp,  Beitr.  z. 
gesch.  d.  Chemie  s.  9)  ist  ein  ägyptisches  wort:  sfem,  sthem 
(l'antimoine)  Champ.  Gr.  eg.  p.  80.  90.  Nach  ihm  das  kohol 
der  Araber,  womit  man  DC.  v.  xoXäv  vgl.  ov  y.oyXov  i)  yvvaixsia 
yXwoaa  cpiXel  Xeyeiv.  Ich  vermuthe  fuligo  entstamme  einem  dem. 
zu  fmnus,  falls  nicht  einer  form  von  ^veiv  mit  l.  Kaum  zu 
fulvtis.  Doch  wäre  auch  vielleicht  an  fuUca,  ai&via  zu  erin- 
nern. Ferner  melligo  (von  mel)  bienenharz,  stopfwachs.  La- 
nugo 1.  das  wollichte  der  pflanzen;  flaum  am  kinn,  also  nicht 
eig.  selbst  wolle.  Auch  port.  pennugem  flaum,  also  federartig. 
Capillago,  das  haar  coUectivisch.  2.  Sägespähne,  bohrspähne. 
Sonst  serrago  von  serra,  serrare.  Farrago  gemischtes  futterkorn 
fiir's  vieh.  Demnach  geringeren  werthes  als  far,  woher  f'arra- 
ceiis^  wie  hordeaceus.  Sartago  1.  pfanne,  2.  das  gemischte  aller- 
lei. Unsicheres  Ursprungs.  Cartüago  knorpel,  xqotujvi]  knorren 
am  bäume,  callum,  etwa  als  Verhärtung  zu  goth.  hardus  trotz  d'} 
Futrilago.     Carrago  Wagenburg.     Ancorago  art  fische. 

Hierzu  kommen  nun  pflanzennamen,    auch,   wie  Diez 
nachweist,  noch  mehrere  neubildungen.    So  it.  meluggine,  peru-\ 
gine  wilder  apfel-,  birnbaum.     Wie  aberl[7Ä»^öo  selbst,   vgl.  das' 


ifm,-  (w*üttt;4»etwa  mit  Unterdrückung  des  voSrereu  m,  im  gr. 
(Mfib%^  dem^^ortsinne  nacli*-«ijj,,  „nachgMbttylüg^*'  bedeiSteUi^o 
ist  z.  b.  nülvago  tischart  von  milviä.  Desgl.  ferulago  eine  Unter- 
art des  pfriemenkrautes,  ferula,  woher  ferulaceus,  nur  gewis- 
sermassen  als  seinem  vorbilde  ähnhch  aufgefasst.  Laurago^  lor- 
beerartige pflanze,  wie  lappago  klettenartig,  lappaceus,  und  eine 
abart  davon  mollugo.  Nicht  anders  ist  plantago  nach  ähulich- 
keit  mit  planta,  der  fusssohle,  benannt.  „Sinnig",  lese  ich, 
„benennt  der  nordamerikanische  wilde  den  [von  uns  dorthin  ein- 
gewanderten] Wegerich  [weil  breitblätterig  und  an  wegen  sich 
hin  breitend,  Plantago  major]  (j)ie  fussstapfe  der  weissen"".  Da- 
gegen liat  der  hutlattich,    tussilagOy   gleich   ^iyx*o»s   vom   stillen 


l4u,  altav.  63 

des  hustens  seinen  namen.  Solago,  wie  herba  6"o/a /•/*',  solsequium, 
rjXiOTQÖniov.  —  Citrago,  citreago,  melisse.  ÜStiku^^  die  auch  | 
Carduus  silvestris  gelieisseue  pflanze.  Etwa  zu  it^HUnj^e,  wegen , 
des  Stechens  der  distel,  entsprechend  dem  brennen  d^  Urtica 
(;•  wohl,  trotz  listuSy  indem  vor  einem,  nachmals  unterdrückten 
vokal,  s.  ^üÄiito,  gebrannt ;  ^?Si<mna  pfefferV  t^Sgo  wollüstige 
brunst.  Unbekannten  Ursprungs  caprpgo.  SeJägo,  eine  dem  sade- 
baum  (it.  sabhia)  ähnliche  pflanzef    okigo  winterweizen.  \^^ 

Bemerkenswerth  ist  auch  die^^passung  des  stadtnamens 
KaQXTjdiöv  an  obige  analogie  durch  Umstellung  als  Carthago,  die 
dem  Römer  besser  ins  ohr  fiel.  Metath.  ÄaAx'ytJwv  =  XaX/.7jöc6v 
ty  statt  ion.  xid^tov,  das  seinerseits  noch  besser  zu  hebr. 
leibrock,  stimmt.  I^tfpmöcjv  besä 
NeaTtoXi^^^^eustadt.    Vgl.  Ge 

p.  256  khadash^S^f  dessen 

Es  fragt  sic^'^Miuii,  wie  derlei  xjildungen  "^stymola 
zu  deuten.  Einige  geben  sich  den  anschein,  unmittelbar  von 
verben  auszugehen,  was  doch  eigentlich  dem  wesen  dieser 
Wortgattung  widerspricht.  So  etwa  vorago,  falls  von  vorare,  und 
nicht  durch  vorax  hindui'ch.  Forago,  abtheilungsfaden  im  ge- 
webe,  wenn  aus  forare  und  nicht  aus  forus.  Femer  scaturigo, 
dem  indess  auch  ein  scaturex,  igis  zur  seite  steht.  Auch  pru- 
rigo  und  origo  wegen  prurio,  orior,  und  Intertrigo  von  trivi, 
tritus.  Bei  virago  ist  mir  der  einfall  gekommen,  ob  es  nicht 
eig.  quae  virum  agit  sein  könne,  wie  man  agere  von  schauspiele- 
rischer darstellung,  und  hiernach  auch  z.  b.  agere  amicum  sagt. 
Vgl.  nicht  nur  viratus,  die  mannhaftigkeit,  sondern  auch  vira- 
tus  vir,  mannhaft  gesinnt,  ggs.  von  effeminatus,  neben  anders 
gewendetem  avitus,  maritus.  Liesse  sich  aber  solche  erklärung 
auch  vielleicht  noch  bei  plantago,  ferulago,  plumbago  als  „eine 
fussohle,  die  ferida,  blei  vorstellend,"  einigermassen  glaubhaft 
finden,  wie  kämen  wir  damit  namentlich  bei  *igo  und  ügo  durch? 
Selbst,  wenn  man  unzweifelhafte  derivate  von  ago^  wie  remigare, 
fumigare,  mitigare  zu  hülfe  nähme.  Auch  habe  ich  wohl  auf 
herkunft  dieser  suffixe  aus  gen,  erzeugen,  genus  gerathen,  indem 
man  hieraus  etwa  den  sinn  von  „so  oder  so  geartet,  -artig" 
gewänne.  Man  nehme  beni-gnus,  mali-gnus,  welche  vermuthlidh 
mit  hene,  male  zusammengesetzt,  doch  kaum  eine  andere  erklä- 
rung zulassen.  Ausserdem  ritigenus  u.  vitigineus.  Oleaginus  s. 
sp.  Ähiegnus  trotz  abietes  und  t^aligniis^  eus,  dessen  g  doch  kaum 


64  A.  F.  Pott 

aus  dem  c  in  salix  gemildert.  Aprugnus,  eus  auffallend  mit  m, 
was  aber  doch  kaum  ex  apro  im  abl.  Reifere  Überlegung  lässt 
mich  glauben,  wir  haben  es  hier  mit  einem  doppel-suffixe  zu 
thun.  Und  mag  das  gleiche  vom  suff.  -din  (nom.  do  f.),  gr.  öov 
(nom.  dwv  gelten,  welches  ohnehin  sich  mit  dem  auf  das  Lat. 
beschränkten  gm  (n.  go  f.)  mehrfach  begrifflich  berührt.  Dass 
ich  mir  Thurneysen's  KZ.  N.F,  Bd.  VI,  307,  vom  suff.  edin 
abgegebenen  erklärung  aus  -idus  des  griech.  ö  in  dov  wegen 
nicht  aneignen  kann,  erhellet  aus  meinem  früheren  nachweis  eben 
da  s.  175,  in  idus  habe  man  das  ^  von  wurzel  d^rj  anzuerkennen. 
(TeQTjdiov,  övog  holzwurm,  2.  knochenfrass,  teredo.  Uredo.  As- 
lyredo,  aspritudo.  Pütredo,  -wie  putrüago,  iÄnlniss.  Cupedolecker- 
bissen,  doch  kaum  zu  edere.  Acredo,  salsedo  scharfer,  salziger  ge- 
schmack.  Allein  nicht  minder,  in  etwaigem  gegensatze  zu  den  üblen 
geschmäcken,  dulcedo.  Scabredo.  Mucedo  schleim,  rotz,  von  mu- 
cus;  raucedo;  ttissedo  hnsien.  Frigedo.  Pigredo.  Torjoedo  ersiar- 
rung;  zitterroche.  Oscedo  gähnsucht  (vgl.  oscitare,  aber  nicht 
von  dieser  freq.-form) ;  mundgeschwür.  Aletudo  (zu  alere,  woher 
2&alvus) corij^oris pinguedo.  Nach  färben:  albedo,  alhitudo;  m'gredo, 
nigritudo ;  livedo ;  rubedo.  Eigenthümhch ,  im  fall  hierher  gehö- 
rend, beimFestus:  Sunt  qui  nefrendes  testiculos  dici  putent,  quos 
hainuym\nebrundines(init3n),  Graeci  veq>QOvg,  Praenestiniw^/Vowes. 
Man  übersehe  nicht:  die  mehrzahl  obiger  Wörter  geht  von  in- 
transitiv-verben  IL  conj.  entweder  in  Wirklichkeit  aus,  oder  ent- 
spricht doch  solcherlei  muster.  Jedoch  libido  wie  cupMo  wegen 
cupio,  aber  mit  nebenform  cupedo.  Auch  fornüdo,  gehöre  es 
nun  zu  formus,  warm  (vgl.  angstschweiss)  oder,  wohin  man  es 
auch    gebracht  hat,   jung/uw.     (Vgl.  formica    und  (.ivq^iyj^). 

Es  kann  übrigens  nicht  leicht  ein  zweifei  dagegen  aufkommen, 
im  wesentlichen  decke  sich  die  eben  besprochene  bildungsweise  mit 
den  griech.  Wörtern  auf  -jycJwv  u.  s.  w.  l4Xyi]dioVy  ovog,  und  re- 
dupl.  ccKrjxedojv,  denen  sich  gleichwohl  auch  ein  erfreuliches 
/aigrjdtüv  mit  Irjdtöv  beigesellt.  ^TQevyedidv,  bedrängniss,  aus 
OTQevyo/uai.  2rj7tediöv.  31e^r]d(6v,  ovog,  daneben  fieXsdwv,  (JUvog, 
und  f^ieledojvrj  aus  dem  kürzeren  fuXedrj,  /nslsdaivo)  1.  sorge, 
kummer,  2.  fürsorge,  pflege.  MsXediov  auch  adj.,  wie  fuale- 
drj/nwv,  ov;  ^leleötovog,  /nekeöiovsvg  fürsorger.  KTjXrjöiov,  durch 
gesang  bezauberndes  mythisches  wesen.  XXiöiov,  aber  auch 
xXtö/j  von  x^'^-  Ue/itifQrjdiüv  wie  Tevd^Qijdiov  wespenart,  verm. 
redupl.  aus  ^q€w,  ertönen  lassen.  KorvXtjdviy.  \  0^ffffdan>a^ji0aXiL- 


!Au^  alwv.  65 


^ 


q)ay(H;^,  ^so  weiblich  gefasst:  fi*e^ucht;  ein  uö  __ 

"des-ge^^nir!  In  dem  zweiten  sinn  stiraiinend  zu  egrirjöcov  schlei- 
chender sHftden ;  eig.  das  kriechen ,  vgl.  Si  ulcus  latius  atque 
altius  serpit.  Capeclo,  vgl.  capkles.  Intercapedo,  Unterbrechung, 
Zwischenraum.  In  den  dbcvovsg,  att.  akxvqvEg  glaubte  das  rö-' 
mische  ohr  ein  den  obigen  gebilden  analoges  zu  vernehmen; 
und  aus  diesem  gründe  dann  wohl  Umbildung  zu  alcedines.  Al- 
cedonia  n.  statt  dh/.voviriöeg  ward  vielleicht  von  italischen 
Schiffern  durch  Umstellung  aus  letzterem  verdreht. 

Hiezu  gesellt  sich  dann  die  masse  von  femininen  auf  -tüdin 
(nom.  -tudo),  welche  inzwischen  nichts  weniger  als  immer 
tadelnswerthe  eigenschaften  bezeichnen.  Es  macht  aber  dies 
suff.  den  eindruck,  als  sei  es  durch  erweitening  von  din,  unter 
vorschieben  des  tu  in  decl.  IV  entstanden,  wie  umgekehrt  ti-öti, 
si-ön  aus  dem  nom.  act.  -ti,  si  mittelst  zusatz  dahinter.  Nur 
lässt  sich  verbaler  Ursprung  bei  jenem  mit  Sicherheit  nicht 
bewahrheiten.  Allenfalls  habitudo  neben  habitus.  Consuetudo^ 
hebetudo,  valetudo  sprächen  viell.  ihres  e  wegen  für  ausgehen 
von  conj.  IL  Die  mehrzahl  jedoch,  aus  adjectiven  entspringend, 
zeigt  i  vor  t.  Ätnaritudo,  aegritudo,  turpitudo,  tetrifudo ,  soli- 
hido,  gratitudo,  pidchritudo,  magnitiido.  —  Testudo  seinerseits 
geht  auf  die  nebenform  testu  zu  testa  (part.  zu  Tegao/uai;  vgl. 
tostns?)  zurück.     Woher  hirüdo? 

Das  Griechische  besitzt  mehrere  wichtige  afformativa  mit  d, 
während  dem  Latein  dergleichen  mit  achtem,  nicht  erst  aus  ^, 
s.  dh  umgeänderten  d,  abgerechnet  obiges  din,  mangeln.  Es  ist 
nämlich  Kz.  1882  s.  175  fgg.,  wie  ich  glaube,  unwiderleglich 
dargethan,  das  adj.-suff.  -idiis  sammt  -endus  u.  s.  w.  im  adj. 
necessitatis,  verdanke  seinen  Ursprung  der  wz.  ^,  thun.  Für  das 
Griech.  sei  nur  an  die  häufigen  nominal-endungen  ad,  lö  erinnert 
und  an  die  menge  von  verben  auf  aCw,  itco.  Wie  häufig  solche 
verba  mit  l,  dor.  aö,  öd  aus  ö-i,  oder  y-i  entsprangen,  hat, 
einzig  als  verbum,  ld-i(o,  obschon  =s.  siid-yä-mi  classe  IV, 
lat.  io  in  conj.  III,  das  d  im  präs.  vor  i,  und  zwar  langem, 
gerettet.  Vgl.  sonst  z.  b.  Xdiog  trotz  x^iLÖq.  Davon  im  lat. 
keine  spur.  Denn  lehnwörter  wie  gargarizo,  mit  der  noch  die 
entstehung  verrathenden  form  gargargaridio  st.  yaqyaQito)  (iCo) 
aus  id-iio),  pytisso,  nvxito),  etwa  salisatio,  kommen  billiger  weise 
nicht  in  betracht.  Um  so  freudiger  überrascht  sieht  man  sich, 
im  Germanischen  einer  schlagenden  Übereinstimmung  zu  be- 
Beiträge z.  kaade  d.  ig.  spracben  VUI.  5 


66  A.  F.  Pott 

gegnen.  Zwar  nicht  allein,  doch  vorzugsweise  bei  i  n  t  e  r j  e  c  ti  o  - 
nellen  verben.  Goth.  lauhat jan,  doTgccTtTeiv,  nach  conj.  II, 
was  auf  aS-L  (ateiv)  schliessen  lässt.  Aber  mit  einem  ursprüng- 
lichen t,  das  wegen  h  vor  Verschiebung  geschützt  worden,  und 
mit  schwächerer,  gls.  erst  comparativer  vokalsteigerung  (s.  rö- 
cate,  während  lücet  bloss  länge  behielt)  liuhfjan,  leuchten,  otv- 
ydleiv  (von  atyr]),  galmhtjan ,  erleuchten,  cpunitsiv.  Nach 
Grimm  II,  217.  Gabel.  Gramm,  s.  123  war  lauhatjan  inten- 
sivum,  wozu  denn  auch  sein  vriddhi  (wie  s.  raukma  von  rukma) 
als  Superlative  Verstärkung  sich  trefflich  schickt.  In  der  endung 
stimmt  es  aber  mit  giTiTdctecv,  fut.  aaio,  worin  noch  ein  r,  wie 
in  QiTtTtü.  Neva'cäL,(D  wie  von  v^varog^  aber  vvöTatoi,  nicht  nur 
aaiüy  sondern  auch  a^w,  woTay/nog.  OavtaCu),  sichtbar  machen. 
Allein  auch  freq.  wotiCü),  taco  (vgl.  loarög).  —  In  solcher  weise 
nun  auch  ahd.  jüecchazari  (micare),  womit  Schade  q>XoytC€iv 
zusammenstellt.  Vgl.  holl,  (^I^^S^^jW^jg^mit  blick  und  Silber- 
blick. Ags.  Uippetan  (saltare)  von  hoppan,  ahd.  hupfen  vgl. 
hopser.  —  Ahd.  wprfazan  (jactare,  also  im  lat.  freq.)  wie  aria- 
zan  (incitare),  antreiben  {sihä.\hezzanj^]ietzen)  von  der  präp. 
ana,  und  dem  analog  ags.  andetan  (confiterij  von  and^  als  eine 
art entgegenkommen.  iTro^ÄNi^ (crcWl iiimi^itgatyaCety,  kräch- 
zen, vgl.  krähen.  lr-niuochazati(mutire),  mucKsen.  Juwezunge, 
(jubilatio),  worin  w  aus  u  entwickelt.  Gramizzön,  (man  be- 
achte das  i),  ags  grimetjan,  fremere,  und  so  vergleichbar  mit 
XQBHexito),  dessen  r  jedoch,  wo  nicht  intensiv,  ableitend  ist  wie 
in  x?fci"fiT«w,  vstL^o}  von  vstog,  wie  rrayerog,  ja  auch  verm.  in 
XctiQBxitu),  falls  nicht  vom  begrüssenden  imper.  pl.  xaigets. 
Trotz  zweimaliger  aspirata  seilet  x^£/(«^w,  dessen  ^  aber  zu 
WZ.  ^,  thun,  gehört.  Ueber  ujrimasse  s.  Diez,  Wb.  Unser 
^irinseti  zu  ahd.  grhian.  Ahd.  [^irunzeiij^^^m\7.en ,  lat.  grunnio, 
vorklassisch  grundio,  bei  dessen  a  jedoch  zweifelhaft  ob  -  d, 
oder  (wie  im  lat.  adj.  -idus)  &.  rgvoderygr,  y^vAXog  (schwein- 
chen) und  ygvto),  ^(o,  also  hinten  mit  y.  Ahd.  Vt?/V,  seufzer,  und 
daheD|^M^jffoWj,mhd  A'/w/'^f??/,  wie  schluchzen  aus  schlucken.  -■  TiCm,  f\ 
in  einem  fort  was?  fragen'.  Dem  analog  nord.  ^Jd-tu ,  mhd. 
jäzen,  ja  sagen ;  \nei-tajneg&re,  etwa  aus  nee  mit  niilderung  des 
~c7Y.  Mhd.  irzen  trezen,  mit  Ihr  anreden,  wie  unser  dutzen  und 
von  hund:  uushunzen.  yAechzen^  vgl.  mhd.tftr/ig,  sage  ach.  Al- 
lein ddlu)  mit  offenem  munde  ausathmcn.  Mlid.  phuchzm  von 
einem    hündcheu,    das   seine    freude    durch    phuch    ausdrückt. 


y^«/,  aicäv.  67 

Wüchze,   ich  schreie,  von   der  interj.    tcii.     ünserm  jauchzen 
kommt  nahe  lvt(o,  Ivyri,  lvy/u6g. 

Wir  begegnen  nun  im  Griechischen  und  Germanischen,  wie 
mit  recht  Passow  unter  oiutÖLio  bemerkt,  namentlich  noch 
vielen  verben  aus  naturlauten,  die  das  obige  gepräge an  sich 
tragen.  Nur  muss  hiebei  bemerkt  werden,  gar  oft  unter  den 
griechischen  zeigen  sich  solche  mit  y,  und  nicht  d,  als 
kennlaut,  sodass,  im  fall  man  nicht  eintausch  von  y  für  ö  zu- 
geben will,  die  Übereinstimmung  des  Suffixes  im  präs.  mehr 
scheinbar  wäre  als  auf  Wirklichkeit  beruhete.  Vielleicht  mit.  - 
rein  mundartlichem  lautwechsel  z.  b.  äginoCo)  und  fut.  -aco,  aber  LX 
dor.  aQ/^o^o)  Matthiä  Gramm.  I,  337,  welchem  letzteren  sich 
aQ/xoyrj,  während  ersterem  ag^oöios  anfügt.  Olfxojyrj  von  oifucS- 
Ccü  und  oijuiüaaiü,  fut.  oi/iioj^o^iai,  verm.  aus  ol'/noi,  (vae  mihi) 
mit  einbusse  von  c,  und  contr.  wie  in  atoCio.  ÖiLco,  olttu),  6va- 
olCu)  und  dazu  olxroc,  mitleid,  erbarmen.  ^OiCvco  von  olZvg 
Jammer,  weh,  elend,  x^yfiog  von  caCto.  ^Hgico  {v  meist  lang), 
heulen,  loQvyrj  (vgl.  rugio),  cogvyfia  sowie  WQvynog,  aber  auch 
logv^^fj-ög.  f\on  aC  ataCw,  fut.  ^w,  ala/.rog,  al'ayf^a.  Wav^co,  ^(o 
von  (pev.  iEvdtüj,  evia^co^^m  bacchusfest  £va  rufen,  hat  neben 
sich  evägy  o^oglBacchantin,  sowie  svaarrjQ,  evaafiog.  —  l/i?.al(i^iü, 
|w,  aXaXay^  vom  redupl.  aXaXij.  Aehnlich  slsUCco,  ^co  von  ele- 
Xeij.  'OlolvCfü,  §w,  oXokvyi^.  ITv/tTtaCo),  TtvTiTia^  wie  ßaßaia^. 
l^QccLo),  aQqdtü),  redupl.  dgagiCo),  knurren  von  hunden. 

Das  Latein,  sahen  wir,  bietet  uns  eine  ziemliche  anzahl  von 
subst.  auf  edo  und  ido,  und,  in  Verbindung  mit  einem  zweiten 
Suffix  tiido  und  zwar,  etwa  alcedo,  teredo  und  Cupido  abgerech- 
net, sämmtlich  im  sinne  einer  eigenschaft.  Keines  auf  ddo. 
Nun  läge  nichts  näher,  als  hierin,  natürlich  unter  Voraussetzung, 
ihr  d  sei  ein  ursprüngliches,  nicht  =  ^,  parallelen  zu  suchen  zu 
den  obigen  gr.  formen  auf  -r^öwv,  nur  zum  theil  mit  «.  Beide 
arten  von  suffixen,  sowohl  auf  gon  als  doti^  und  zwar  meist  mit 
voraufgehender  länge,  haben  nun  nach  aller  Wahrscheinlichkeit 
das  gemeinsam,  aus  zwei  suffixen  zu  einem  verwachsen  zu 
sein.  Und  zwar  hätte  das  hinten  ursprünglich  an  gelautet, 
dessen  a  der  Vorliebe  der  Griechen  für  o  vor  nasal  wegen  zu 
ov  ward,  im  Lat.  aber  in  den  casus  ausser  nom.  sg.  durch  um- 
laut  zu  i.  Unbestreitbaren  beweis  für  Umbildung  von  s.  an  zu 
ov  darf  man  feminal-bildungen  auf  aivä  entnehmen,  welche  das 
a  vermöge  ihi-es  entstehens  aus   av-id  mit  feminalsuti'.  la  (vgl. 

5* 


&H 


68  A.  F.  Pott 

dagegen  dioTtOLva)  retteten.  TeKzaiva  aus  T«trcuv,  ovog  =  s. 
taksh-an,  nom.  takshä  mit  einbusse  von  n  (wie  im  lat.  ö)  und 
von  dem  nominativ-charakter  s,  wofür  als  ersatz  die  länge.  So 
yeiTuiva  von  ydviov.  Auch  Fva^aiva,  hetäre,  als  würdiges 
gegenstück  zu  dem  parasiten  Fva^cov,  obschon  in  letzterem  lo. 
u^eaiva  (ins  Lat.  als  leaena  herübergenommen),  obschon  liujv, 
ovTog  participial  gebildet  aussieht  (vgl.  ahd.  lotcu,  mugio  Graffs 
Sprachsch.  s.  LXI,  etwa  zu  s.  ru?)  und  nicht  wie  leo  önis. 
Gleichfalls  d^axatro ,  obschon  öqücxiov,  ovxog.  Von  ^muov, 
wvog  lautet  trotzdem  das  fem.  ytdxaiva.  (Pwxog,  q)i6xaiva.  Mv- 
Qog  männchen  der  ^vQuiva.  ^xiaiva.  Auch  vacva,  als  ob  sau. 
Komisch  diesen  nachgebildet  dXs'/.zQvaiva.  Aber  auch  TQtaiva 
dreizack.  Caupona  1.  die  gastwirthin;  allein  2.  auch  die  schenke, 
viell.  mit  fortbleiben  von  -hm,  wie  pojnna.  Es  kann  nun  keine 
frage  sein,  obige  bildungen  beruhen  ursprünglich  auf  ähnlicher 
grundlage,  vne  /aeXaiva,  Tcclaiva.  Man  darf  sich  jedoch  nicht  durch 
die  nominativ-endung  -g  irre  machen  lassen,  welche  dem  masc. 
in  fiiXag,  täXag,  auch  uiyag  verblieb,  während  vor  ihr  der 
nasal  weichen  musste.  Neben  zagi^v,  ziQeiva,  teqbv  ,  dem 
seinerseits  «  (nicht  o)  verblieb,  stellt  sich  doch  elg,  ev,  ja  ferner 
mit  Verlust  von  vt  vor  g:  zvipag,  aber  oxytonirt  Tvqtd^Eig,  ng, 
d-eig,  didovg,  lOTccg  dem  üblicheren  wv  (st.ovT-g),  selbst  odoi»' neben 
odovg,  ins  gesiebt  hinein.  XaQieig,  und  ovg  ausoeig.  2aXautg  und 
tV,  wie  auch  OTa/nig,  iv;  nriQig,  iv,  g.  tvog;  qlv  st.  qig.  Vgl. 
auch  (XEig  ion.,  /u?^'g  dor.  st.  (jit^v,  in  deren  ersterem  noch  der 
zischer  von  mensis  nachwirken  mag,  wie  x^]^  l^-^-  nnser,  unser 
(jans.  Im  Lat.  darf  man  etwa .  an  indägo  und  propägo  er- 
innern, deren  schluss  jedoch,  vom  o,  in  abgesehen,  schon  in 
indägare,  i^ropägare  wurzelt,  die,  vielleicht  einem  inigo  und 
2)ango  entsprossen,  etwaiger  analogie  von  sedare  folgen. 

Jetzt  auf  das  suff.  -öov  zurückzukommen.  Ist  es  zweithei- 
lig, wie  wir  vermutheten,  da  lässt  sich  allerdings  ein  einfaches 
-ov  nachweisen.  Also  z.  b.  in  driöcjv,  fj,  welchem  das  i  in  deidto, 
doLÖrj  entwichen.  Auchjgy^iidcJy,  blumenesserin ,  f.  -,biene ,  wie 
dv&TjcpoQog  mit  acc.  n.  im  pl.  Baßgadojv,  cicade.^/'ÖAoAvycy»'  ^ 
^  bei  Theokr.  ein  thier  nach  seiner  stimme  so  genannt,  "bei  Cic.  "^ 
V^  acrßdula:  aber  auch  jedes  laute  geschrei.  Xekiöiov,  ovog,  jJ,  und 
ebenso^trM?!8g;  inis.  Des  letzteren  r  ist  ohne  zwelTeTursprüng- 
licher,  und  demgemass  lith.  Ijn-eyzde  von  derselben  bedeutung 
damit   vergleichbar.     Diu   aspirate    rülirt    vielleicht   von   eiueui  ^ 


yiüf  aidv.  69 

ursprüngbchen  y.q  her,  dessen  x  unter  einfluss  von  ^  zu  x  ge- 
worden, gleichwie  q)  in  (piXog  aus  s.  priya,  wozu  auch  unser 
lautverschobenes  freien  gehört,  auf  ähnlicher  Umbildung  beruht 
Oder  hat,  wenn  d  einem  früheren  sskr.  dh  gleichstand,  eine 
Umstellung  (s.  ob.  Carthago)  statt  gefunden?  Das  lässt  sich 
bei  unbekanntschaft  mit  dem  etymon  des  wortes  schwer  ent- 
scheiden. Es  knüpft  sich  aber  ein  besonderes  interesse  daran. 
Im  Simplicissimus  Leipz.  1856  heisst  es  s.  57:  „Wer  giebt  der 
schwalbe  zu  verstehen,  dass  sie  die  blöden  äugen  der  jungen 
mit  dem  schellkraut  heilen  soll?"  Ein  solcher  glaube  bildete 
sich,  wenn  ich  recht  rathe,  aus  der  gelben  färbe  des  milch- 
saftes  in  Chelidonium  majus  L.,  weil  sie  derjenigen  an  der  brüst 
der  rauchschwalbe  gleicht.  Pritzd  und  Jessen,  Die  deutschen 
volksnamen  der  pflanzen  s.  90  bringen  die  bemerkung:  „schell- 
kraut aus  gr.  Chelidonia  =  schwalbenkraut,  ward  als  mittel  gegen 
^omflecken  und  dadurch  verursachtes  schielen  gedeutet  auf 
^S£6/mw  =  abschälen  oder  auf /sceZrtÄ  =  schielend".  Mhd.  schein 
wurZy  schelleicurz,  celidonia,  wie  immer  zu  verstehen,  scheint 
also  wirklich  nicht,  worauf  man  sonst  am  ersten  verfiele,  aus 
swaleive,  swalwe,  schwalbe  (zu  s.  svar,  tönen?)  entstellt.  Uebri- 
gens  wurde  celidonia  ins  Magyarische  als  tzinad&nia  aufge- 
nommen. Also  mit  zwiefachem  n  und  tz,  welches  im  anlaut  zu- 
meist bei  fremdwörtern ,  z.  b.  tzinterem  (coemeterium),  vor-  \  t[  0*  Pf 
kommt.  In  einheimischer  rede  jedoch  sagt  man  für  goldwurz, 
schellkraut  fetske-fü,  d.  i.  wörtlich:  schwalbenkraut.  Bemer- 
kenswerther weise  aber  nennt  auch  der  Lithauer,  und  ich  möchte  I 
nicht  behaupten,  bloss  unter  fremdem  einfluss,  dieselbe  pflanze 
ebenfalls  nach  dem  vogel  kregzdyne,  was,  auffallend  genug,  an 
da^xpotgrayT;  des  DioskoHHes  anklin^.  J.  Grimm  hat  sich 
bekanntlich  in  seiner  geschichte  viel  mühe  gegeben,  die  von 
jenem  aufbewahrten  geto-dakischen  pflanzennamen  zu  gothi- 
schen  zu  stempeln.  Das  ist  ihm  nun  meines  erachtens  auch  l 
nicht  mit  nur  einem  beispiele  gelungen.  Um  so  beachtens- 
werther  erschiene  obige  gleichung,  die  aber  auch  nicht  miss- 
braucht werden  dürfte  zu  allzu  kühnen  folgerungen. 

Bei  nicht  lebenden  gegenständen,  einige  namen,  wie  Ioq- 
yovT],  ^EQfiiovr]  (Fick  s.  XXXV)  abgerechnet,  begegnen  wir  ov-rj 
mit  ausdrückhchem  feminalzeichen.  Z.  b.  dyxövr],  dxovi],  aq)ev' 
dovTj.  Avövri  1.  geschrei,  2.  trockenheit.  '^Hdoy^.  Viell.  <pitnnj 
In  wie  fem  hier  etwa  eine  sichere   grenze   zu  ziehen  zwischen 


70  A.  F.  Pott 

dieserlei  Wörtern,  und  anderen,  welche  das  a  vor  v  bewahren: 
EQydvtj ,  ogyavov ;  agvoarrj,  dgvTaiva ,  dgl. ,  das  zu  bestimmen, 
muss  andern  überlassen  bleiben. 

Für  das  d  und  d  im  Lat.  bei  Wörtern  auf  -Sov,  din  weiss 
ich  keinen  rath.  Es  lässt  sich  übrigens  nicht  verkennen,  diese 
wortclasse  pflegt  in  beiden  sprachen  nicht  gerade  angenehmes 
zu  bezeichnen.  Nur  muss  man  lat.  wörter  auf  tudo  ausnehmen. 
Ein  solcher  ethisch,  wo  nicht  widerwärtiger,  doch  herabmin- 
dernder beigeschmack  im  sinne  wohnt  aber  auch  dem  lat.  yo 
igin)  bei,  und  vergleicht  dieses  sich  in  gedachter  hinsieht  lat. 
Wörtern  auf  aster,  wie  oleasfer,  wilder  Ölbaum. 
jßorcilaca,  portnlaca.  Caflaster  knabe,  bursche,  aus 
/selbst  CatJliäiJLj^cht  unwahrsch.  cahdina,  sc.  car< 
MDazu  das  zahlreiche  romämsche  gefölgffr-ÄT'irTrz.  fülätre,  bleu- 
ätre,  wie  fidvaster,  aber  Fidviaster,  dem  Fulvius  nachahmend. 
Da  g  wie  d  (adjj.  auf  -idus,  sahen  wir,  machen  keine  aus- 
nähme), so  wenig  als  im  Sskr.,  in  lat.  suffixen  üblich  zu  sein 
pflegen,  ist  es  nunmehr  zeit,  die  oben  mit  bezug  auf  -go  fallen 
gelassene  frage  wieder  aufzunehmen.  Darf  man  in  -go  ein  ur- 
sprüngHches,  aber  zu  g  gemildertes  c  suchen,  was  mich  glaub- 
haft bedünkt,  so  wäre  damit  ein  genügender  aufschluss  für  -go, 
und  die  ihm  vorausgehende  länge  gewonnen.  Es  findet  sich 
nämlich  eine  nicht  kleine  zahl  von  Wörtern  mit  c  und  länge 
davor  im  Latein.  Solcher  art  z,  b.  lingulaca  a.  plappermaul, 
b.  der  zungenfisch,  c.  sumpf-hahnenfuss.  Verhenaca,  auch  hiero- 
botane,  was  nicht  zu  verwundern  wegen  der  frondes  sacratae. 
Portulaca,  aber  auch,  als  ob  zu  porca,  porcilaca  und  porca- 
strum.  Pastinaca.  Auch  die  pflanzen  Urtica  und  lactuca  sowie 
eine  andere  lactilago,  als  ob  von  einem  dem.  Man  nehme  ferner 
hinzu  oleäginus  und,  mit  neuem  suftix,  oleagin-eus  oder  -iw.s, 
zur  olive  gehörig ;  allein  oleac-eus,  dem  Ölbaum  ähnlich.  Außser- 1 
d^m:  ixttrax.  jC/oa^?»«^und  X^t^f^ÜM^  X^^^^^^^Ty^l^^^J:}^ 
vglTJfÄji^t^?  Fabnca^ect'tca,  fonnica,  nmbilicus. 
cus^poszicut'yfeitGr :  amicus,  apricus ,  2>udicus,  wie  caductus, 
fklucia.  Mit  langem  ?':  jun-ix,  corn-ix,  und  die  femin.  auf 
"•?c  (s.  tr-i)  von  nomm.  ag.  auf  -tor.  fQh%uca,  art"  "mgiäderi- 
ml^carrachimni  viftWöi^umclH^ainrirot 

Hiezu  gesellt  sich  sodann  die  unzahl  von  adjj.  auf-4c-«M«, 
wie  hordraceus ,  oleraceus,  liliacens,  mit  erweiterung  von  euSf 


injucn.  Au98er-f 
Ausser^«/ /^ 


^Aei,  alwv.  71 

welches  adjj.  bildet  aus  den  stoff  anzeigenden  subst.  Noch  ohne 
jenen  zusatz  meräcus  aus  merus,  und  ebria^us.  Gallus  gallinaceus, 
zum  hühnergeschlecht  gehörig.  PiMejaceus,  schwarz,  für  pulliis. 
Auch  selbst  mit  ä:  panmiceus.  —  Nimmt  man  nuiivora^^  das 
sich  trefflich  zu  voraxfvigie^  als  gewissermassen  für  die  übrigen 
bildungen  ähnlicher  art  massgebend  und  mitbeweisend,  da  ^^•ür- 
den  sich  wenigstens  die  auf  ägo  mit  ä  adjectiven  anreihen, 
welche  eine  recht  hervorragende  neigung,  etwas  zu  thun, 
anzeigen,  wie  edaz,  bihacidus,  freilich  indess  wohl  so  ziemlich 
alle  von  verben  ausgehen.  Aus  solchen  der  drei  ersten  conju- 
gationen;  allein  nicht,  so  scheint  es,  aus  der  vierten,  wie  auch 
in  fugax,  perspicax  kein  i  enthalten.  Fttrax,  verax  (eher  von 
verare,  als  von  verus).  Audaz,  tenaz,  pertinax.  Ferax,  votnax, 
pervicax.  Indess  z^J^t^^Smix^/teis-r-ti- Inno  q«od  ibi  vivit»  geht 
nicht  mit  unj^etif  von  einem  nomeDnCö^*Intteffl  ""JTt"'  "amctPlIiier  « 
die  neigilffgdes  thieres,  nämlich  im  schlämme  zu  leben,  gemeint 
ist.     Aber  /orwiM^'^wobl  blosse  efweiterung  vou  fternüs'.'  — 

Es  bemerlct  nun  Diez  a.  a.  o.  s.  6o3  vom  &uS.'^e=mis,  es 
erleide  in  seiner  auwendung  bei  den  töchtersprachen  des  Latein 
bedeutende  modificationen.  Man  füge  es  an  adjj.  und  lege  ihm, 
von  dem  allgemeinen  begriffe  der  ähnlichkeit  ausgehend,  ver- 
stärkende bedeutung  bei,  die  in  den  einzelnen  idiomen  neben- 
bestimmungen  unterliegen.  Ital.  accio,  azzo  augmentativ  und 
pejorativ  u.  s.  w.  Es  entspringen  aus  aceus  aber  auch  eine 
menge  neuer  subst. ,  „meist  entweder  vergrösserung  und  Ver- 
schlimmerung, oder  ähnlichkeit  und  herkunft  andeutend".  Oceus 
[occio  ozzo]  bezeichnet  dem  italiener  derbheit  oder  tüchtig- 
keit  und  ist  freie  unlateinische  bildung";  indess  doch  verm. 
mit  anlehnung  an  lat.  adjj.  auf  oc.  Auch  wird,  unter  hinweis 
auf  pannuceus,  von  dieser  form  bemerkt,  im  adj.  diene  das  suff. 
in  den  östlichen  sprachen  zur  Verkleinerung,  im  subst.  bei 
den  Italienern  zu  geringschätziger  Verkleinerung.  Lat. 
heisst  der  fresser  nuindo  (von  mandere),  aber  auch  matiduco 
von  manducus.      '~~  "' —   '- 

Die  lat.  adjj.  mit  äc  (nom.  -ax)  gehen,  wenn  ich  recht 
vermuthe,  auf  die,  schärfe  anzeigende  wz.  von  äceo  u.  s.  w.  zu- 
rück, und  spricht  äusserlich  selbst  hiefür  die  an  sich  etwas 
befremdliche  länge  in  äcer.  Allein  auch  der  sinn  stimmt  zu 
solcher  annähme  gewss  keinesweges  übel.  Nicht  nur,  dass  cicer 
mit  inf.  vorkommt,  Sil.  3,  333,  und  mit  in  Cic.  Farn.  8,  15, 


72  A.  F.  Pott 

hat  es  auch  den  doppelseitigen  sinn  von  „rüstig,  feurig,  eifrig", 
sowie  umgekehrt  den  schlimmen  von  „heftig,  hitzig,  wild,  streng." 
Demnach  entsprächen  die  verbal -ableitungen  auf  äc,  gls.  als 
acer  in  agendo,  stark,  in  irgend  welchem  thun,  dem  gr.  dsivog 
mit  inf.  z.  b.  leyeiv,  laXslv  (dicax,  loquax),  diddav.eiv,  (payslv 
(vorax),  aber  auch  Ssivög  ttjv  tsx^tjv.  Vgl.  oben  deiXaxgog, 
sehr  feig,  allerdings  dies  eig.  wohl :  „bis  zur  spitze,  zum  äusser- 
sten  feig."  Zu  weiterer  stütze  dieser  ansieht  sei  auch  an  6c  in 
ferox,  atrox,  celox  (celer),  velox  (velum  aus  vehere)  erinnert,  in 
denen,  wenigstens  für  mich,  deutlich  das  primitiv  zu  ocior, 
toxvg,  s.  ägu  durchschimmert.  —  Aus  uceus  gehen  adjj.  und 
subst.  mit  Verkleinerung  hervor ,  und  im  Ital.  kosenaraen  auf 
iiccio,  uzzo,  wie  Anselmuccio,  Pietriizzo. 

Nun  lässt  sich  aber  nicht  als  endergebniss  unserer  gegen- 
wärtigen betrachtung  verkennen:  es  besteht  zwischen  den  for- 
men auf  d(jo7i,  igon,  ügon  nebst  edon,  idon,  tüdon  einer-  und 
wv,  ön,  mit  thematischer  länge,  andererseits  eine,  so  zu  sagen, 
seelische  Verwandtschaft,  die  auch  leiblich  sich  durch  diesen 
allen  gemeinsame  vokal-dehnung  kund  giebt.  Letztere  näm- 
lich erscheint  vermöge  des  mit  instinctiv  schicklicher  wähl  in 
sie  gelegten  nachdruckes  als  Charakteristikum  und  dem  be- 
griffe entsprechendes  symbol  zur  bezeichnung  von  etwas  aus  ser- 
gewöhnlichem. Sei  dies  nun  der  fall  mit  bezug  auf  grosse 
und  menge,  form  oder  moralische  Würdigkeit,  welche 
stets  ausser,  zumeist  über,  zuweilen  indess  auch  unter  der 
üblichen  norm  liegend  gedacht  werden.  Nur  muss  man  dabei 
von  den  grammatischen  functionen  der  verschiedenen  wortclassen 
absehen,  indem  es  sich  das  eine  mal  um  adjectiva  (so  ac  u.  s.  w.), 
andere  male  um  substantiva  bald  concreter  art  fpersonen  oder 
doch  lebendiges;  sachhches)  bald  abstracter  handelt. 

Man  nehme  z.  b.  nmar  ulsadj.,  >iugo,  om/s possenreisser.  — ; 
Jlo^'n'  schirn]f5ifQ;imo  für  lirvU^^liigo  kynH«€J*.  Tenebrio.  Ligu- 
riu-^  (iiil(;.sus  nitillu  llyvoi^.  (iluss.  Ifdlnnrni,  id  est  hesterno 
vino  languentem  beim  Festus,  erklärt  si(  li  unschwer  als  einer, 
welcher  erst  wieder  den  weinduft  auszuathuieii  hat.  Vgl.  beim 
Lucrez :  Et  nardi  florem,  nectar  qui  naribus  halat.  —  Ein  buck- 
liger heisst  xvQTiöv  von  xvgrog  und  der  maiine8n."Th  der  komödie 
KannvXiüiv  soll  doch  auch  kaum  auf  etwas  anderes  als  xa^uTri'- 
Xog  hindeuten.  Oaytöv^  o,  wenn  suff.  mit  w,  ist  nicht  nur  fresser, 
sondern  auch  Icinnbacke.     Egn.  'L^ßgcav,  auch  'lAßqwv,  zu  aßqög. 


l^Biy  aiaiv.  73 

Desgl.  Mald/.tov.     Kvtpiov  jedes  krumme  holz ;  auch  folterwerk- 
zeug   und  daher  missethäter.     Nach  -Äh^äos,    to>  sicil.  fuchs, 
auf  menschen  übertragen,  „ve!'9«lija^en7''i©&3^u^'',*  weroHn  benannt 
sein,  Kixt^og,  Steuermann  des  Menelaos,    und  gesteigtot,    ein 
Spartaner   ^^kö^wv.     Auch    «tiptjj^  sich  ver5tett«B4»,,,(fiir :   ete(^^ 
bloss  „sä^ifind"^);    fuchs.     Äjyr^fc»  ein  spitzbube,  welcher  die' 
Stachelknute  >wdient.     Vgl.  verbero,  restio.    Später:  zusammen- 
geflickter lumpenrock,  centones  ohne  r.  Tgißiov,  abgeriebenes  kleid. 
Als  adj.  6,  rj,  in  etwas  geübt,   womit  vertraut  (daher  im  Lat. 
personen,  die  sich   mit  etwas   beschäftigen,  auf  6n),  zu  zgißsa- 
&ai.    Absol.  gls.  wie  unser  „geriebener",  durchtriebener  mensch. 
Und  wohl  gar  daher  der  rechtslehrer  Tribonianus?  Halb  griechisch 
ferritribäces  viri.     StelUo   plenus  lentigine  (daher:    voll  sterne) 
nach  Plinius    die    sterneidechse.     üebertr.    listiger,   betrüge- 
rischer mensch.   —  üatai/iiiüv.    Pusio   (eig.  als  „recht  klein", 
und  demnach  das  minus  verstärkend)  knäblein  (vgl.  homuncio) 
von  pusus.     So  auch  pttmiUo    un 
rutilus  dgl.),  wovon  ich   vermMht 
Ibfejjt.    \nv^aluüy_hdX  wohl  ande: 

lyon  Tgt-j^/fctxog.     Da  er  vater  der  JIs^oQ^rj,  einer  gemalin   des 
gleichfalls  kyprischen    königs  Kivigag,  (s.  Tuch  zur  Genes,  s. 
llTausg.  1)  ist,  liesse  der  Tia.me  Me^aQ/nr]  auf  ein  comp,  mitlag^i?,     y 
Verbindung,  Vereinigung  (agf^a  beischlafLjOjPiUog  zusammenfügnng,     >  /ti^hVl' 
gelenk ,    glied)  rathen ,    als    anspielung  auf  die~erzählung   von  . 
'Pygmalions^   umarmung    einer    statue.     Oder    sollte    in    beiden  j 
namen  faust-  und  der  mit  Umklammerungen  verbundene  ringkampf  ^ 
mythisch  aufgefasst  sein?    Mit  ähnlichem  ausgange  z/^crxaA/cövi 
von  Jqd-KaXog,  die  doch  verm.  gleichen  Ursprungs  mit  JqdyciavA 
ovtog.     AYd^Tj,  AXd^iov  (brandfuchsj  als  pferdenamen,  wozu  auch! 
wohl  Ald-i^Q  als    name    eines  hundes.     Mit  Al'&iov  als  manrn 
vergleichen   sich    unsere    Fuchs   und    Voss.     Ald^aXiiov,    tovogl 
bein.  der  cicade,   wenn  nicht  von  der  färbe,    als  wärmeliebend. \ 
Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  aber  nicht  bloss  auf  personen  » 
bezügliche  appellativa  oder  fingirte,  sondern  wirklich  von  män- 
nern   getragene    eigennamen  auf  lov.     Was  doch   von    den 
ihre    kinder  lieb   habenden  altern  vorausgesetzt   werden    darf, 
sind  solche  angebinde  für  die  zukunft  in  der  regel  rühmlicher 
art,   und  sollen  für  jene   eine   gutes  verheissende  mitgäbe  auf 
den  lebensweg  abseiten  der  namengeber  bilden.    Da  stehen  nun 
auch  die  personennamen  auf  -wy,  obschon  kürzer,  anderen  von, 


74  A.  F.  Pott 

weil  zweigliederig,  hochtönenderem  Charakter,  an  ethischem  voll- 
werth  kaum  etwas  nach.  Sind  sie  doch  meist,  wie  wir  deren 
von  körpergliedern  kennen  lernten,  besonders  hervor- 
ragenden eigenschaften  entnommen.  Mau  findet  nun 
solcherlei  männliche  personennamen  auf  -cur  bei  F ick,  Griech. 
personenn.  s.  XXIII,  auf  -iwv  s.  XXXIV  und  auf  a/W,  awvs.  XL 
verzeichnet.  In  einigen  punkten  rauss  ich  mich  rücksichtlich 
der  von  ihm  angenommenen  erklärung  dieser  formen  nicht  über- 
zeugt bekennen.  S.  XXIII  schreibt  er:  „durch  antritt  von  v 
an  das  o-suffix  entsteht  die  ungemein  beliebte  koseform  auf  lov 
mit  dem  seltenen  feminin  auf  aiva  =  a-v-ia,  welches  das  ur- 
sprüngliche a==o  bewahrt  hat,  z.  b.  ^axiov,  f.  ^äxaiva  = 
yt(xY.e-öaif.iöv-iog.  Die  ursprüngliche  kürze  des  vokals  bewahren 
einige  uralte  mythische  namen,  wie  AXowv,  g.  u4laovog,  'läacov, 
g.  ^Idaovog,  vgl.  laai-xX^g,  daneben  hat  jedoch  Homer  schon 
wv  —  und  in  der  blüthezeit  herrscht  durchweg  die  fiexion  wv, 
g.  o)vog".  Dass  wv  aus  dem  kürzeren  ov  hervorgegangen,  wie 
s.  XXXV  aus  einigen  nebenformen  mit  kürze  für  ersteres  ge- 
folgert wird,  ist  kein  stichhaltiger  beweis  gegenüber  der  von 
uns  durchgegangenen  masse  von  Wörtern  aller  art  auf  lov  und 
6n  bei  nur  einer  geringen  minderzahl  von  solchen  auf  ov,  lat. 
o{n),  gen.  tn-is,  die  überdies  anderer  art  sind,  und  nur  theil- 
weise  als  höchstens  ersterem  coordinirt  gelten  möchten.  Was 
aber  entstehen  von  ov,  aiva  (st.  av-iä)  durch  angeblichen  an- 
tritt von  V  an  das  o-suffix,  also  s.-a  anbelangt,  da  geht  mir 
für  eine  so  feine  anatomie  das  verstiindniss  aus.  Das  -ati,  z.  b. 
in  8.  takshan,  nom.  takshä,  gr.  zexrojv,  ovog,  fem.  zexTaiva, 
bildet  ofienbar,  vermuthlich  dem  pronominalstamm  3.  pers.  ana 
sich  anschliessend ,  die  einfachere  form,  aus  welcher,  durch  Zu- 
satz des  gleichfalls  pronominalen,  allein  auch  in  sskr.  und  lat. 
compp. ,  wie  superstites,  ind'ujetes,  interpretes  (vgl.  pretium), 
lat.  ped-i-tes,  equ-i-tes,  enthaltenen  pronominalen  t  (aus  ta),  an-t 
gr.  ov-r,  lat.  en-t  u,  s.  w.  als  präsentiale  participial-endung  hervor- 
ging. Vgl.  8.  yaw-<  neben  va«.  Ben  fey 's  theorie  nämlich,  welcher 
umgekehrt  dergleichen  kürzere  formen  durch  abstumpfung  aus 
den  längeren  entstanden  glaubte,  z.  b.  Kz.  VII.  112,  habe  ich, 
nie  geschmack  abgewinnen  können.  Ich  würde  aber  z.  b.  OXiyoiv^ 
ovtog  im  sinne  von  Fuhjentitui  und  die  nebenforin  -u)vog  für 
denselben  geschichtsschreiber  im  suff.  streng  ausiünanderhalten. 
Dass  der  zusatz  von  i  in  patronn.  auf  tW,  von  dem  suff.  lo,  z.  b. 


läBiy  ctitav.  75 

Tela/iiiüv-iog  (auch  in  TeXaiiiiov-L-ä6t]g) ,  aber  IAtqbiwv  neben 
^AiQBidrjg,  also  mit  verwischen  des  v  von  IdtQsvg  vor  t,  herrühre, 
darin  hat  Fick  s.  XXXIV  meines  bedünkens  recht  gesehen. 
Den  namen  ^^rgft'g  aber,  von  Plat.  Cratyl.  s.  74  Stall b.  falsch 
aus^arjjßog  gedeutet,  zieht  Schneid e^j'  mit  gutem  fug  z\dem  Q/ 
I  ^l4TQ^t3i[idag,  d.  i.  «»bköiml^ling  eines  uneP^hrockenen)<>,/«<er/WMS, 

6a^ra^«.  während  In  I^tq^  der  intervolsale  zischer^eich%e 
i  tqIü)  sil^'and. ""  TeAa^uw'v^^  .was  sich  sobst  äusserlibh  mS^ 
relauiov,  tragriemen,  vollkommen  deckt,  ist  dem  sinne  nach^- 
doch  eher  (tI  durch  vokal  getrennt)  zX^jniov,  dor.  Tkajucüv,  sei 
es  nun  als  vieldulder,  oder  als  unternehmend,  kühn,  auszulegen. 
Aristoph.  frieden  s.  214  hat  i^mx/wv  als  Athenerling,  und  auch 
216  L4TTr/Mviy.6g,  scherzhaft  von  i^zrr/xdg.  —  Sind  wir  doch  auch 
unter  den  appellativen  mehreren  auf  -siov  begegnet,  worin  das  € 
unstreitig  auf  ein  zweites  suff.,  meist  wohl  eo ,  zurückweist.  Man 
könnte  nun,  durch  diese,  und  andere  auf  awv  und  aov,  sich  zu  der 
annähme  einer  contr.  Benfey  Gesch.  s.  öOömit-van,  in  lov  verleiten 
lassen,  der  aber  das  lat.  6n  lebhaft  widerspricht,  da  hier  keine 
solche  formen  mit  hiatus  vorhanden.  Ueberdem  müsste  es  doch 
wunderlich  zugegangen  sein,  wenn  formen  auf  acov,  also  bereits 
hinten  mit  länge,  dessenungeachtet  schon  contraction  erfahren 
hätten.  UvXduov,  covog,  als  söhn  des  Neleus,  führt  ohne  zweifei 
seinen  namen  mit  anspielung  auf  Pylos,  welches  sein  vater  ent- 
weder erbaut  oder  doch  erobert  haben  soll.  Paus.  4,  2,  o. 
36,  1.  Aehnlich  wie  zum  gründer  von  Pylos  im  Peloponnes^  ^ 
ein  TlvXag  gemacht  worden.  Erfand  doch  der  mythus  um  '^Youivrt.  \j^ 
einer  Stadt  in  Elis,  willen  eine  gleichnamige  frauensperson,  welche^ 
bald  tochter  des  Neleus,  bald  eines  anderen  königs  von  Elis, 
des 'Eyradg,  sein  sollte.  Prell  er  Myth.  II,  166.  Ilvldwv  aber 
ist  ohne  zweifei  von  ftvh]  gebildet,  und  zwar,  meine  ich,  im 
sinne  von  JtvXäf.iäxog  thor  erstürmend.  In  dem  namen  Ilvlai- 
/iiiyrjg  der  II.  und  in,  viell.  betreffs  ai  diesem  angepasst,  Uvkai- 
^axog,  die  thorbeschirmerin,  Athene,  Arist.  eq.  1172,  wäre  ich 
geneigt,  —  man  müsste  denn  darin  gekürztes  ftvkawg  finden 
wollen,  —  einen  weiblichen  lok.  nach  weise  von  xaf.iai  zu  suchen. 
Wir  erhielten  damit  hier  einen  am  thore  kämpfenden,  und  in 
nvlai-fiiv)]g  einen  solchen,  der  am  thore  seine  kraft  und  aus- 
dauer  (ßivog)  erprobt.  Vgl.  Ja/no^i€vr]g.  Den  vordertheil  aber 
in  'AXd^aif-ievrig  oder  l4kd^ijiiiivrjg  vermag  ich  nicht  mit  Sicher- 
heit zu  deuten.    l4fivd^äovia  hiess   ein  theil  von  EUs;  und  von 


76  A.  F.  Pott 

den   drei   Pylos  lag  eines  in   Elis,    Wenn   nun   Amythaon  als 
gründer  von  Pylos  bezeichnet  wird    (indess  angeblich  in  Mes- 
senien  und  nicht  desjenigen  in  Elis):    so  begreift  sich,  dass  er 
mit  Neleus  die  gleiche  mutter,  nämlich   Tyro,  hat.     Der   name 
steht,  so  scheint  es,  mit  d^wd^rjxog,  welchem  lat.  infandus  ent- 
spricht, in  Verbindung.     Dann   würde   hiermit   vermuthlich  das 
ungeheuerhche  der  stürme  angezeigt,  davAn^thaon  nicht  nur 
selbst  Aeohde  ist,   sondern    auch  eine  {Aloha  zur  tochter  hat. 
Jedoch  könnte  diese  als  gemalin  des  Kalydon,  eines  sohnes  von 
u4iTO}l6g,  möglicher  weise  auch  bloss  eine  genealogische  Verbin- 
dung zwischen  Aeoliern  und  Aetoliern  vorstellen.     Nämlich  zu- 
folge Ghd.  M.  I,  122  wäre  unter  den  „chthonisch"  wilden  und 
unbändigen   poseidonssöhnen ,   so  benannt  JSr^ksvg,  von  vr^?,erjg, 
auch  vqXrig.     Demnach   als   unbarmherziger,    wie  improbo  ira- 
cundior  Hadria  Hör.   Od.   3,  9,  22,  oder  perfida  freta   Senec. 
Med.    AloXiösg  waren  übrigens  1.  KavccKr]  (doch  wohl  eins  mit 
xavo/»;',  sei  es  nun  in  milder  weise  Stridor  rudentum  oder  horrifer 
Aquiloni'  Stridor)    und   2.  WXyivovi],    worunter    dann    windstille 
verstanden  sein  kann,   vermöge  brutzeit  der   eisvögel.     JrfCiov 
als   söhn   des  Aeolos   bezeichnet  seinerseits   verm.  einen  feind- 
seligen, örfiog.     2al/n(ov€vg  aber,  gleichfalls  Aeolide,  bruder  des  \ 
Sisyphos  und  vater  der  Tyro,  obschon  auch  zum  eponymus  von  ; 
2aXuwvrj^  dem   ich  2aXainig  etymologisch  verwandt  glaube,  ge-; 
macht,  lässt  sich   füglich  auf  tvovtov  odXog  deuten,   und  die: 
/Tyro,  welche   vielfach   in    dieserlei    sagen Tiineinspielt,    könnte 
wegen   der   meerdurschiflfenden   PhQniker   füglich    einen    bezug 
haben  zu  deren  handelsstadt  Tyrus.     Das  erscheint  um  so  glaub- 
hafter,  als  des   Salmoneus  bruder  Sisyphus  für   „Seefahrt  und 
handel  treibend,   verschlagen,    gewinnsüchtig,    schlecht"    gilt. 
Jacobi  Wb.  s.  812.     Sisyphus  soll  aber    mit   feilen    (wölken, 
vellera)  und  kesseln   (als  klanggebenden  wassergefässen),   oder 
mit  seinem  wagen  den  donner,  mit  fackeln  (wetterleuchten)  den 
blitz  nachgeahmt  haben,  und  dafür   von  Zeus  in  den  Tartarus 
(d.  h.  in  lichtlose  nacht)  geschleudert  sein.   Vgl.  Remulus  Ful- 
mineo  periit,   Imitator  fulmmis,  ictu.  Ov.  M.  14,  618.   Die  bildung  • 
\on[^aXin(x)vevg  wie  ^fi^/^wv  st.  x^t^w»'-  llXccxafxtov^  jeder  platte  kör- ; 
per.  Lätr.?m«o,  termo  und  alimönia,  caeremonia,  aegrimonia  wie,' 
acrimonia  nebst  testimonium,  matrimonium,  Patrimonium.  Insbe-l 
sondere  Te^a^oiv,  den  wir  schon  als  tXi'jf.nov  kennen  lernten.  Nicht 
umsonst  aber  gilt  er  als  s.  des  Aoakus  und  v.  des  Ajas.    Oster- 


^Aei,  aitüv.  77 

wald  Hermes-Odysseus  s.  85  raacht  aus  beiden  „männer  des 
wehes,  al  (vae)",  vgl.  aläto).  Für  den  gestrengen  richter  und 
wehbringer  im  Hades  passend,  und  auch  für  den  ^Yag  (worin 
die  Römer  eine  analogie  der  adj.  auf  ax  zu  hören  glaubten) 
vermöge  seiner  harten  Schicksale,  wie  ihn  Sophokles  Ajax  v. 
430  seinen  namen  selber  ethymologisiren  lässt.  Nur  möchte 
doch  das  digamraa  in  AYßaq  Ahrens  II,  43  einen  strich  durch 
diese  rechnuug  machen,  und,  will  man  sich  nicht  an  ß  in  aißov 
anklammem,  erklärung  als  saeviens,  wie  saevus  Hector,  Achilles, 
saevus  in  armis  Aeneas  als  räthlich  erscheinen  lassen.  S.  auch 
Kz.  VII^  263  fg.  Sonne's  deutungaus  s.  eva,  gang,  a.  a.  o.  VI. 
126  wird  wohl  niemandem  sonderlich  einleuchten. 

Ausdehnung  aber  solcher  namensherkunft   auf  Ala   nebst 
seinem    regelrecht   danach,   wie  'l^vrjg,   Alyivrjvrjg,   benannten 
herrscher  ^f>^r?^g,.als,  weil'd;odtenreich,>^,wehland"  Ostei^ald 
s.  65,  ja  auch  die^©a/az6g,^ls  leute  dei  unterw^t,  würde  ich 
meinerseits   mit  nicn^n    vertniten.     ®  st\dig.  wä?i^   grundlos, 
und  dann  doch  vielmehr  \Veij[^«^r's  erklä>^|ig  (Rh.  museum  I. 
219 — 283)   aus   cfmög.    als    ,,dumg«lmänner^^,,^   billigen.      Die 
Wanderung  der  Phäakeu,  welche  sclimS"  der  todtenwelt  wären, 
von  ihrem  früheren  wohnsitz  ^YTtigeia  (s,  v.  a.  oberweit?)  nach 
2x€Qia  (festland,  von  oxsQog?)  erzählt  Od.  6,  4.     Gleichsetzung 
aber  von  (Daia^  mit  AloKog  (wie   Al'aaxog  u.  a.)  rechtfertigte 
das  gleichwohl  nicht.  —  Noch  sei    aber  des  Kgrid^svg  gedacht, 
als  ebenfalls  s.  des  Aeolus,  gemal  der  Tyro,  und  v.  unter  an- 
deren  des  Amythaon.     Deutung   seines  namens  aus    dem  aor. 
h^gad-rjV,    zu   xegävvv^i,    aus    welchem   KQrjOiog    als    bein.  des 
Dionysos  (vgl.  T\gr.  t6  xQuat,  wein,  weil  gemischt  getrunken,  Pos- 
sart Gram.  s.  325)  scheint  unstatthaft,  wollte  man  auch  etwa  an , 
brauen  eines  gewitters  dabei  denken.     Dann   bhebe  aber  kaum! 
eine  andere  Zuflucht  als  ycQfjd^sv,  welche  zur  noth  ein  „von  oben} 
herab"  für   wind   und  wetter  zuliesse.     Doch  sperrte  sich  hie-l 
gegen  auch  wieder  ein  K^ijS-tov,  ojvog.    Uebrigens  wird  Kretheus 
als  erbauer  von  lolkos  Apollod.  1,  9,  11  angegeben,  was,  als 
Sammelplatz  der  Argonauten ,   auf  der   Schiffahrt  nöthige  gunst ! 
von  wind  und  wetter  bezug  haben  könnte.     nTohrroQd^rjg   und  | 
IIoQ&evg,  IIoQd^dtüv,   auch  nag^aiov   k.  von  Kalydon   (s.  mich| 
Kz.  VI.  126  über   die   kalydonische  jagd)    als  verwüster  durch! 
gebirgswasser.     Daher  seine  gem.  Evqvtij  (stark  fliessend)  und^ 
EvQVTiiov,  tüvog,  kaly donischer  Jäger,    aber  auch  kentaur.  Kakv- 


78  A.  F.  Pott 

öwv,  s.  des  Aetolos,  ist  eponymus  der  gleichnamigen  stadt  in 
Aetolien.  Und  so  findet  der  ätolische  volksstamm  EvQvxäveq 
eine  gewisse  aufklärung.  Man  suchte  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  in  dem  namen  KaXvdu>v  eine  beziehung  zu  -aIvöiov,  woge, 
also  grosse  wassermenge,  aus  xAt'Cw,  anspülen.  Hieraus  ja  natur- 
gemäss,  als  vom  meer  umspült,  die  KaXvdvaL  vrjooi.  Auch  wohl 
als  regenbringer  Kdlvövog,  söhn  des  Uranos  =  Vanma. 

In  0iX(xa)v^  tovog  mag  sich  (ov  einem  (DiXalog  angeschlossen 
haben.  Vgl.  'Eg/^aicov.  Den  Philaon  bezeichnet  die  sage  als 
s.  des  Chersis,  bruder  des  k.  Gorgos  auf  Cypern.  Eine  Chersis, 
t.  des  Phorkys  und  der  Keto,  weist  Jacob  i  nach,  und  stehen 
letztere  ja  mit  den  furchtbaren  Gorgonen  in  Verbindung.  Soll 
damit  etwa  (DiXäiov  den  gegensatz  bilden,  zumal  auf  einer  der 
Kypris,  also  göttin  der  liebe,  gewidmeten  insel?  Und  wäre 
XsQOig,  V.  des  (nutzbringenden)  "OvrjaLlog  und  des,  doch  wohl 
nach  götterstärke  benannten)  ^/-pw^fog,  wie  Qeo-ad^ivrjg — ,  dann 
nur  ausdruck  für  den  festen  erdboden  der  insel  gegensätzlich 
zu  den  ungethümen  des  meeres?  Oder  nebst  Xegaiag  hypok. 
für  Xeqaiöäuag  dgl.,  und  in  diesem  falle  vöUig  anderer  herkunft? 

ytvy.äü)v,  s.  des  Pelasgos  (als  Vertreter  der  vorhellenischen 
Urzeit)  vater  eines  Amiog.  Lykaon  war  k.  von  Arkadien,  wie 
denn  auch  ein  berg  in  dessen  südlichem  theile  yimciiov  OQog 
heisst,  und  Avy.6öovqa  von  ihm  erbaut  sein  soll.  Da  nun  fer- 
ner als  AvTiaovidrjg,  theils  MaivaXog  als  eponymus  von  der 
st.  Tj  MaivaXog  und  to  MaivaXov  ogog,  theils  l4Qxdg  (s.  des 
Zeus  und  der  Kallisto,  als  gestirn:  bär)  erwähnt  werden,  über- 
dem  ^vxaoviog  mit  aQXTng=  KaXXiOTio :  wird  durch  dies  alles, 
wovor  niemand  seine  äugen  verschliessen  kann ,  das  gebirgige 
hirtenland  Arkadien  als  ,,wölfe  und  baren  in  sich  bergend" 
gekennzeichnet.  S.  bereits  früher.  Wenn  Virgil  von  hyrka- 
nischen  tigern  weiss,  darf  man  sich  gleichfalls  nicht  über  das 
im  Zend  nach  wölfen  benannte  Vehrl'dnn  Justi  s.  28()  wundern. — 
Ja  noch  mehr.  In  Arkadien  findet  sich  die  st.  uivxai&a  =- 
Avyiaia^  aber  auch  Kvvai&a  (bei  Theokr.  sogar  name  einer 
hirtin),  sowie  Kvvaid^ng  als  Lykaons  söhn,  und  Kivaid^et'gy  bein. 
von  Zeus  in  Arkadien.  Ob  etwa  aus  ai^og,  brandfarbig,  schwarz, 
oder  in  anderem  sinne,  gleich  dem  gesteigerten  al'^wv,  wvog^ 
das  zwar  auch  von  färben  gebraucht  wird,  allein  ferner  für 
feurig,  niuthig,  von  rossen,  löwen,  stieren,  adlern?  Bei  Jacobi, 
Wb.  8.  47  ist  AIlÜ^wv  name  eines  souueurosses,  (auch  Äethiops)^ 


Idai^  aiiov.  79 

rosses  der  Eos,  des  Pluto  u.  s.  w. ;  auch  eines  adlers.  Desgl. 
aber  auch  der  heisshuugerige  (von  Xii-iog  aid^iov),  als  bein.  des 
Erysichthon  und  des  Phlegyas  (Sonnenbrand).  AI'&t]  stute  Aga- 
memnons.  Aethion,  önis,  name  eines  rosses  des  Euneus  im 
zuge  der  sieben  gegen  Thebä,  Stat.  Theb.  6,  465,  allein  auch 
Sühn  einer  nymphe,  der  auf  dem  zuge  der  sieben  fürsten  gegen 
Thebä  fiel,  7,756.  Kouaid-io  kann  nichts  anderes  bedeuten,  als 
„mit  brandrothem  haar",  und  ist  auch  IIvQQaid^og  mit  rtvqqög 
deutlich  genug,  während  andere  namen  mit  verwandten  aus- 
gängen  (Fick  s.  99)  sich  nicht  allzuleicht  erklären.  —  yivT^dovsg 
hiess  übrigens  auch  noch  ein  volk  in  Kleinasien.  Nichts  weniger 
aber  als  aus  ^v/.d(ov  (contr.  ^vy.dv,  ävog?)  durch  zusammen- 
ziehen entstanden  erachte  ich  den  häufigen  mannesn.  ^vxiüv, 
(ovog,  u.  frauenn.  ylvxaivlg.  Vielmehr  stehen  sie  wahrschein- 
lich, als  einem  streitbaren  thiere  entnommen,  in  gleicher  linie 
mit  unserm  Wolf,  ahd.  Vnlfo,  Foerstem.  s.  342,  schon  Vulfila, 
ülfilas.  —  Von  rindviehzucht  erhielten  anscheinend  ihren  namen 
Evßoia  und  Boionia,  wo  nicht,  wie  ßoiarla,  ackerland,  als  von 
pflugstieren  bebaut.  Das  i  im  diphth.  deutet  etwa  auf  ein  adj. 
wie  bubulura  pecus.  —  BltjXiov,  bein.  des  Herakles,  falls,  s. 
finiher,  von  schafen,  wie  'L4qv(ov.  XoiQiav.  QiJqiüv  von  if^iJQ  oder 
d^Qtt?  0r]Qc6  hiess  sinnvoll  die  amme  des  selbst  ja  thierisch 
wilden  Ares,  t.  des  Phylas.  (DvXag,  avvog,  wo  nicht  aus  cpvXi], 
als  heeresabtheilung,  dann  etwa  nach  den  (pvXa  der  thiere. 
Uebrigens  war  Qt^girag  oder  Qi]Qsitag  bein.  des  Ares  in  Lake- 
dämon. Nach  jagdthieren  ^Eldqxav,  Joqxmv  u.  Joq/.iuv.  —  Die 
Lagiden  liessen  in  folge  der  kürze  von  a  in  Adyog  wohl  auch 
eher  deutung  aus  layög  zu,  denn  als  volksführer,  Aaytxcxg,  'Hye- 
l^uig.  —  Die  kröte  qiafvog,  qpioi'v/^  hat  yielen^|iersonen,  und 
auch  0Qv/vn\  (Dq^/cov,  ihren  namen  her],(imerrmussen 
ist  hraußi,  s.  Jh0oliru  (redupl.),  rothbr^n ;  ichneumojji^  auch 
namcy/ou  mäjraern ,  ahd.  \BxmB2j^^W^^^^'^^^^%'^  allßr  und  so 
auclf  von  cpovvog '?  —  0cüxi(ov  dag^en  wird,  da  dessen  v.  (Dw- 
Aog  hiess,  patr.  sein  gleich  0o)xiöt]g.  OiÖKog  aber  braucht 
seinerseits  nicht  nach  dem  meerthiere  benannt  zu  sein,  da  man 
hiebei  könnte  vielmehr  lediglich  an  den  eponymus  von  Phokis 
gedacht  haben. 

Auch  Mdxiüv  ist  schwerlich  dui'ch  blosse  contr.  von  Ma- 
xäiüv,  ovog  verschieden.  Während  aber  des  letzteren  bruder 
nodaXeiQtog  einen  zu  bezeichnen  scheint,  der   solchen  beisteht, 


80  A.  F.  Pott 

welche,  wie  verwundete  pflegen,  „schwach  (higög)  auf  den  fiissen" 
sind  (das  gegentheil  noaaiy.QdTr]g,  in  den  füssen  stärke  habend), 
macht  sein  eigener  name  den  eindruck  eines  sowohl  kampf- 
lustigen (wie  /iiaxaü)  diesen  desiderativen  sinn  hat),  als  auch 
eines  wieder  kampffähig  herstellenden  arztes.  Die  berechtigung 
zu  seinem  hohen  amte  aber  wird  durch  seine  göttliche  abkunft 
bestätigt.  Er  ist  nämlich  söhn  des  l4axlr]7ti6g  und  der  ^Hniovi], 
welche  beide  namen,  wie  auf  die  r/'/rta  qxxQfAaxa,  so  auch  auf 
rnLOxeiQ,  bein.  Apollos  als  heilkünstler,  hinweisen.  Ausserdem 
ward  ja  Asklepios  vom  Apollo  mit  der  Koronis  (d.  h.  sinnreich: 
der  langlebigen  krähe)  erzeugt.  Ein  geliebter  von  dieser  war 
auch ,  was  niemandem  räthselhaft  sein  kann ,  "Jaxvg  (also  die 
kraft  und  stärke,  loxvg).  Dessen  vater  "EXazog  möchte  in  sol- 
chem Zusammenhang  aber  von  «Aardg,  gehämmert,  s.  v.  sagen 
wollen  als:  „stark,  unvergänglich,  wie  eisen".  Weniger  glaub- 
haft von  ilaTrj  (und  dann  „baumstark"),  woher  der  schiffername 
'Elaziiov,  vgl.  Pontica  pinus  vom  schiffe  bei  Horaz.  Was  soUs 
aber  mit  dem  beginn  in  L4oyilrj7n6g?  Berufung  auf  aaxelv  t«/- 
vTjv  erklärte  das  A  nicht.  Viell.  bringt  uns  aoxsXig,  unablässig, 
beharrlich,  erwünschte  hülfe.  —  Der  götterarzt  naitjwv,  ovog^ 
dor.  üaiaiov,  contr.  Ilaidv,  ävog,  und  IJaiuv  üvog.  ^Iwvideg 
(wie  der  frauenn.  OiXiovig),  heilnymphen,  mithin  von  läofiai^ 
klingen  an.     Indess   etwa  in  jenem   imai   im  sinne  von  subve- 

Inire  zu  suchen,  wäre  doch  zu  verwegen.  —  ilay,  g.  ilavo^hatJ 
obschon   zuweilen   mit  lo  näv  in  Verbindung"  gebracht,    nichtsj 
damit  zu  thun.    Als  heerdengott  führt  er  den  namen  ohne  zweifelj 
von  pa-scere,  pabulwH,   nöa  und  ist  dieser  contrah.  aus  a-ov. 
So  /TfiAexcti',  ovog,  oder  als  parf.  TreA^xag,  ävxog  (baumspecht) 
von  TtsXexdio.  —  l4Xxf.iaia)v,  "AXxjudcüf,  'AXx^idv^  ävog,  l^Xx^itüv 
(in  allen  w)  setzen,   dafern  ihr   schluss   nicht  mit  der  wz.  von 
.fisfiaiog  (mit  macht  strebend)  zusammenhängt,  suff.  -/ai]  voraus. 
I  Indess  zeigt  l^X^i/mov  viell.  noch  einen  andern  weg.     IJoaeiöiöv, 
I  zsgz.  aus  lloaeiddwv,  wvog,   ion.  IloaELÖeitiv   («    etwa   erklärlich 
I  aus  Iloaeiöuog  poet.  =  TIoaeLÖioviog),  dor.  Hoaeidäv  u.  TloTei- 
I  öav,  äol.  mit  zurückgezogenem  ton  Ilotsidav,  möchte  ich  gern, 
I  wo  nicht  als  intumescens,  dann  doch  „heranfluthend"  (aus  ufer) 
'  erklären.     So   schon  Wwb.  II,   2,  s.   1021.     Dann    müsste  man 
die  präp.  noti  als  darin  ursprünglich,  allein  mundartlich  durch 
assibilation  verändert  annehmen.     Eine  arkadische  inschrift  von 
Tegea  bietet  Iloaoiöav,  wie  andere  Ti6g  als  präp.    Damit  wäre 


'AeI,  altov.  81 

dann  der  übelstand  der  lautdifferenz  zwischen  dem  sonst  in  dem 
götternamen  üblichen  ei  mit  dem  oi  in  olödco,  oidfua  d-aXaaarjg 
wenigstens  gemildert.  Gleicher  wz.  (s.  und)  müssten  auch  sein 
die  mit  gen.  zusammengesetzten l^Aoardv/; und  "^y'cJarodi'dvjj,  vom 
meere,  von  wasser  befeuchtet.  Sonne's  Kz.  X,  182  fg.  vorge- 
brachte erklärung  aus  rtöoig,  noxog  trank,  ist  mir  zu  künstlich, 
äl/noTcoTT^g  zum  trotz.  Sonst  liessen  s.  saritpati,  saritäm-pati, 
der  flüsse  herr  od.  geraahl,  auch  nicht  übel  auf  comp,  mit 
s.  paä  1,  herr,  2.  eheherr  rtoaig,  vgl.  jedoch  növvia,  für„wogen- 
herr"  rathen. 

Fick  a.  a.  0.  s.  LX,  LXII.  rechnet,  unter  berufung  auf 
Bekker,  Anecd.  IL  856,  die  egn.  auf  -uyv  zu  den  hypokori- 
stischen ,  und  zwar  als  kürzungen  von ,  zumeist  mehrgliedrigen 
vollnamen,  wie  deren  auch  das  Germanische  besitze.  S.  LIX. 
Nicht  ohne  grund,  zumal  ahd.  mannesn.  wie  Prüno,  g.  d.  prü- 
nin,  acc.  prüniin;  ebenso  Poto,  Kero,  Wilichomo  und  alle  auf 
-/7o,  als :  Ezilo  u.  s  w.  zufolge  Grimm,  Gr.  P  s.  768  schwach 
flectiren,  mithin  thematisches  n  zeigen.  Nur  wird  man  in  ihnen 
den  vokal  vor  n  nicht  lang  zu  setzen  haben,  sondern  wie  in 
s.  an,  gr.  ov.  So  z.  b.  Niv.ojv,  wvog  (fem.  Nixco,  abweichend 
auch  in  der  tonstelle)  und  entsprechend  Sigo  Foerstemann, 
Altd.  namenb.  I.  1086.  Meviov  (zu  f.iivog),  2d-evcovi6ag  (fem. 
2d^£vtü,  wie  'Ivto,  eine  der  Gorgonen,  vgl.  idarog  od^ivog.  Find. 
Ol.,  9,  55);  desgl.  Älco  Cic.  N.  D.  3,  2l,'!AXyMv,  berühren  sich 
im  sinne  mit  Starco  s.  1121.  Aber  auch  Kqutwv  (zu  goth. 
hardus?  Förstem.  s.  606),  KagTegiov  nebst  'layigcov,  ^laxvQicov, 
'loxQiiiiv,  —  JeivcQV,  auch  Jsiva/.fov.  JetvooTQazog  (mit  furcht- 
barem beere)  könnte  geradezu  als  übers,  dienen,  von  dem  doch 
gewiss  auch  possessiv  gemeinten  Agishari  s.  37.  rögycov,  Foq- 
yiag  sind  auch  wohl:  den  „feinden  furchtbar",  also  tapfer, 
muthig,  gemeint,  wie  FoqyoUmv,  Jr/ioXetov.  —  Qv/iicövöag,  söhn 
des  Mentor,  etwa  wie  ahd.,  nach  möt  (mens,  muth)  benannt, 
Miiafo  s.  933.  Ogaoco,  die  muthvolle,  beiu.  der  Athene,  und 
Ggäacüv,  Ggaaüvöag,  Ggaotovidag  wie  ^d^eviovidag ,  aber  auch 
I^evidrjg.  Qegoicov.  Ahd.  Thraso  s.  1196,  kann  ihnen  nicht 
entsprechen,  es  müsste  denn  die  lautverschiebung  nicht  ganz 
regelrecht  sein.  Goth.  thras  schnell,  verwegen,  fügt  sich  viel- 
leicht zu  8.  trasa  (was  sich  bewegt)  und  dem  skr.  caus.  trd- 
sayafi  1.  in  bewegung  setzen,  2.  erzittern  machen,  terrere.  Im 
sinne  stimmt   zu   dem  griech.   namen   Baldo    s.  204  von  baltiis 

Beitrüge  z.  kande  A.  ig.  iprsebea  VIII.  g 


82  A.  F.  Pott 

(audax,  confidens,  fortis)  und  Chuono  s.  311,  woher  Kuno, 
Kuhn,  Kühne.  Kkitov,  d.  i.  ruhmreich,  sammt  Klslvtov  und 
KksiTtov,  wie  Hruam,  Ruamo  s.  746,  aber  auch  Hrodo  und 
mit  i:  Hrodio  s.  715,  und  patron.  Klswvidr]^,  Klscovdag,  wie 
ahd.  Hroding.  Auch  wohl  KXBtovrjg  und  KXeojvög,  söhn  des 
Pelops.  Tif.ib)v,  Tifiio,  Tifxcovidrjg,  etwa  ahd.  Eralo,  fam,  ErleckCy 
falls  von  era  s.  374,  mithin  s.  v.  a.  Honorius.  So  JUiov  von 
d/xj;,  wie  Justus,  Justinianus.  —  Der  Gott  niovtwv,  wie  man- 
nesn.  Ä^■co,  JRichio  s.  1039,  und  Audo,  Odo,  Otto,  s.  158.  — 
^ETv/iitüv,  ^Evv(.i(jüvdag  etwa  ahd. l/SrtW(^o  s.  1072.  k\xch^Eveaivevg,\ 
C%  S    ^^^*   ^^^i^'^^'^'^S   s^'   ^Tvinog.    WahrscET  aber    weniger  im   sinne  i 

[VlV"  eines  einfachen   verax,    als  kürzung  von  'EvsoKlrjg,  'Etv^oxlfjg^ 

l^ie\ Sandebert  (in  wahrem  glanzeV     Ags.  s^Jij_^  sooth^^jerus}^ 

irisch  seadh_ies,   yea,    truly ,   mit  jenen    ahd.  namen  übrigens 

gehen  Vomssfer.  part.  s-a^«^  und  js-ftj_  (seiend,  vgl.  tö  ovxwg  bV, 

j        ^as  wirklich  seiende)  aus,  woher  ^gai-ya,  heog.  —  26q)üfv,  ahd. 

,g^^^^  Frodo  %.  432,   lat.  fPrudenfius ,   das  jedoch,   als  aus  providens 

*^  entstaaden ,    damit    schwerllcli    zusammenhängt.    —   yldfXTUüv, 

^ä/iinQiov,  als  Steigerung  von  ^ct^uQog  aus  dem  anders  beton- 
ten   adj.    XafxTtQog.  —  ^riXßioviörjg.     Ferner   doch    wohl    nicht 
minder  vom  glänze  Oalötov,  Oaiötovöag  als   gleichstämmig  mit 
4  \  Oaidiixog  und  0aidqog,  aus  (faidqög  durch  tonwechsel  zum  egn. 

JTft^w^-^ gestempelt.  Ahd.  Perhto,  Brqht^Berto  s^  239  zu  aM^heraht, 
glänzend.  S.  hharga  strahlender  glänz,  und  5aher  als  patron. 
Bhargäyana ,  aucli  Fidgentius.  —  Evtvxiiov,  wo  nicht  patron. 
von  EvTt'xiog,  wie  EvTvxiöag.  Egn.  Glück.  —  ^diov  (wohlauf,  ge- 
sund) zu  aaoTSQog.  U.  aa.  mythischer  gesetzgeber  von  Samo- 
thrake,  das  in  alter  zeit  ^aöwrioog  Diod.  Sic.  5,  47  geheissen 
hätte.  Auch  2öog,  ^ovg.  Hello  von  ahd.  hail  (salvus,  sanus) 
s.  586.  Aber  ^Isqcov.  ''lAyviov  von  dyvog;  aber  Eväyrjg,  Qeäyijg 
von  ayog;  auch  '^Ayiwv  aus  ayiog.  Vgl.  588.  ^nliov  zu  aoXog 
als  diskus?  s.  Eichstädt,  Dram.  p.  152.  26l(i)v  unter  aoXog 
bei  Schneider  Lexikon,  als  von  eisen  unterschieden  von  ötaxog 
aus  stein.  Oder  noch  mit  o  als  salvus,  während  in  oXog  nsper 
an  dessen  statt?  —  Oikwv,  Liuba  m.,  Liubo  s.  848  und  Seviov, 
Gasto  s.  492.  —  ^Igaviiov  kaum  verschieden  von  EIquvUov,  El- 
QTjvaiog,  Friddo,  fem.  Frida  (Facatula)  s.  423.  TranquiUun, 
^Hüi'xiog.  Dag.  IlüXi/^wv,  UTole/nalog.  Mdxiov.  Auch  QavXiüv 
sehr  wahrsch.  zu  maked.  Qav/nog  /;  Qavlog  •  '!^4Qijg.  Ebenfalls 
M6\^tü}>  eher  kampflustig  von  f-iöi^og,  als   im  siunu  von  judi^a^. 


h 


l4d,  alciv.  83     ^J^'^ 

venia  u.  s.  w.  Ahd.  Gimdo,  Guntio  s.  556,  aus  einem  kämpf, 
krieg  bedeutenden  worte,  das  sich  aber  nur  in  compp.  findet. 
Schade,  s.  357.  Auch  Hildo  Förstern,  s.  665  von  hütja, 
"TiT^toTcampf.  Seh.  s.  397.  ^rgdrcüv  wie  \^ario  F.  s.  616.  yläcjv 
und  auch  wohl  ylstovidag,  sovne  Jrj/iiojv  und  dafern  mit  a, 
Jdfiwv,  finden  in  Fulco  s.  438  ihr  gegenbild. 

Fick  s.  XVII.  LVI,  sucht  so  ziemlich  in  allen  einstäm- 
migen namensformen  hypokoristische  kürzungen.  Zum  theil 
mit  aufgeben  des  ersten,  andere  male  des  zweiten  gliedes  von 
mehrstämmigen  vollnaraen.  Ich  möchte  indess  fragen,  ob  dieser 
satz  nicht  einige  einschränkung  erleiden  müsse.  Grimm,  Gramm. 
III,  s.  689,  in  dem  „diminution  zusammengesetzter  eigennamen" 
überschriebenen  cap.  gesteht  im  Germanischen  koseformen  nur 
den  Verlust  des  tonloser  gewordenen  letzten  wortes  der  Zu- 
sammensetzung, hingegen  umgekehrt  in  fremden  eigennamen 
kürzung  am  vorderen  de  zu.  Das  würde  freilich  nicht  gerade 
massgebend  sein  für  das  Griechische,  wo  ja  immerhin  kose- 
formen beiderlei  art,  mit  kürzung  vorn  wie  hinten,  möglich 
blieben.  Was  mich  aber  bei  den  von  Grimm  aufgeführten 
koseformen  namentlich  auf  2  wie  Fritz,  Heinz,  Cunz,  Götz  nicht 
ganz  gleichgültig  bedünkt,  ist  dies :  hier  haben  wir  kürzungen 
von  je  nur  einem  bestimmten  eigennamen,  wde  Friedrich, 
Heinrich,  Conrad,  Gotfried  vor  uns,  und  mit  nicht en  Stellver- 
treter (wenigstens  so  scheint  es)  für  jeden  behebigen  anderen 
vollnamen  mit  gleichem  vordergliede  an  der  spitze.  Schon  des- 
halb wäre,  da  nur  wenige  namen  auf  -cov  als  kürzung  längerer 
daneben  bei  derselben  person  sich  nachweisen  lassen,  der 
begrifi'  von  koseform  für  das  Griechische  viel  weiter  zufassen, 
und  wohl  nicht  allzugewiss,  es  habe  denjenigen,  welche  namen 
auf  -üjv  (innerhalb  dieser  schranken  halten  wir  uns  hier)  jungen 
weitbürgern  beilegten,  nothwendig  jedesmal  mehr  als  der  in 
ihnen  enthaltene  einfache  ausdruck,  d.  h.  namentlich  einer 
aus  der  reihe  von  vollnamen  mit  gleichem  stamme  in  sich,  vor- 
geschwebt. Hieran  zu  glauben  wird  mir  schon  aus  dem  ein- 
leuchtenden gründe  schwer,  wir  haben  ja  eine  menge  von  Wör- 
tern, auch  nichts  weniger  als  schmeicMhaften,  vielmehr  oft 
argen  Spottnamen  (man  denke  nur  anViIo£dwii'  u.  s.  w.),  bei 
denen  an  herkunft  aus  ursprünglich  zwiegetheilten  compositen 
zu  denken  eitel  thorheit  wäre.  Sonach  bin  ich  meinerseits  ge- 
neigt,   in  vielen   solcher  egn.  auf  lov  den  ihm  auch  sonst  ein- 

6* 


84  A.  F.  Pott 

wohnenden  ampliativen  cliarakter  zu  suchen,  und  in  gewissem 
betracht,  vielumfassenden  collectiven.  A'ag/rw»' also  z.  b.  wäre 
gleichsam  der  inbegriff  aller  art  anmuth.  Oder  bei  adjec- 
tiven:  l4ydi^iov,  in  ungewöhnlicher  weise  dyad^og,  so  dass  einem 
so  geheissenen  nicht  nur  moralische  gute,  vgl.  l^ya&ijvwQ,  Evi']- 
vü)Q,  sondern  auch  alles  mögliche  gute  sonst,  z.  b.  wie  in  l4ya&6- 
liiOQog,  einer  mit  gutem  lebensloose ,  /noQog,  lAyad^tj^uQog  ^  Etirj- 
l^BQOQ,  glückliche  tage  geniessend,  l^yad^oxlrjg  (trefflichen  rühm 
erlangend),  angewünscht  werden.  —  So  aus  dyXaog  nicht  nur 
einfach  ^!^ylaog,  sondern  auch  mit  begrifflicher  Steigerung  l4- 
yldcüv/!Ayliüv.  l4yXa6cpaf.iog,  mythischer  lehrer  des  Pythagoras 
und,  weil  als  chorag  aller  mystik  geltend,  von  Lobeck  für  sein 
berühmtes  werk  als  titel  gewählt,  ist  doch  vermuthlich  in  an- 
derem sinne  gemeint,  als  dyXa6(pri(j.og  „ruhmglänzend*'.  Viel- 
mehr soll  darin  (fri^Vi  als  göttliche,  prophetische,  kurz  heilige 
stimme  angezeigt  sein,  wie  auch  in  dem  namen  der  sirene 
l4yXaoq)iq(.irj.  Vgl.  Evcpdfxiog  bein.  des  Zeus.  —  KaXiövdag  zu 
■/.akög,  und  sogar  vom  superl.  KalUanov  wie  l^gloTiov,  wo- 
gegen an  TidlXog  angelehnt  Kdllwv  mit  KaXlojviörjg.  Schön, 
Förstem.  1078.  —  Nehmen  wir  nun  aber  einmal  eine  mythische 
persönlichkeit.  Da  haben  wir  also  Mrjxiioy  allerdings  mit  kürze 
g.  ovog.  Der  name  hängt  nun  offenbar  von  dem  auch  mythischen 
wesen  MrJTig,  log  (klugheit)  ab.  Schon  oben  wurde,  bei  gelegen- 
heit  von  XsIqwv,  daran  erinnert,  dass  in  XsQOiq^Qcov  die  auf- 
gäbe eines  tüchtigen  architekten  (auch  einer  des  n.  Mi]Tixog) 
zur  anschauung  gebracht  sei.  Sehen  wir  uns  aber  unter  den 
Metioniden  um,  so  finden  wir  darin  bald  die  einsichtsvolle  künst- 
lerische erfindung,  bald  die  einer  solchen  entsprechende  aus- 
führung  verherrlicht.  S.  Jacobi,  s.  G22.  Da  ist  also  Metion 
s.  des  Erechtheus,  und  wird  dadurch  mit  Athen  und  dessen 
schutzpatronin  Athene,  d.  h.  mit  dieser  nicht  nur  als  göttin  der 
Weisheit,  so  im  hymnus  ig  !^i^i]vüv  7inkt:fir]Tiv  Creuz.  Symb. 
II,  805,  sondern  auch  als  ^Egydvt],  werkmeisterin,  in  Verbindung 
gebracht.  Seine  mutter  aber  Jlga^iO^ta  führt  ihren  nanien  wohl 
als  „mit  auf  die  praxis  gerichtetem  schauen,  &ia  und  hier 
=  ^cwß/a"  (nicht  dea)  ;  und  scheinen  auch  die  älternnamen 
dieser,  0Qdaiftog  (vgl.  (pqaaxvg  Überlegung  von  (fQouaif^ai, 
q)Qddfxtüv,  womit  vertraut,  kundig)  und  Jioyivsia  (aus  des  Zeus  ge- 
schlechte, also  vornehmster  abkunft,  wiedieMetis,  geliebte  des.sel- 
beu  gottes)  passend  genug  gewählt.  Zeus  hat  zum  beiwurt  int^iiüsig 


It4ei,  alcüv.  85 

und  häufig  MJ^rt^rjyg,  welches  letztere  wohl  eher  comp,  ist,  wie  la(pE' 
triQ  mithin  rathsender,  berather,  als  derivat  aus  (.irixiofiai  (wie  evvi- 
rjyffmitfi?),  was  doch  nur  „erdenkend"  sein  könnte,  ^iow^rtgund 
Jiof.iridovg  nvlr]  heisst  ein  thor  in  Athen,  und  man  sagte  JCi  /nrjriv 
drakawog  wie  &€6(piv  jiirjaTWQ  (die  länge  in  den  cass  obl.,  wie 
z.  b.  sskr.  hartär)  dxälavrog.  Wenn  übrigens  das  weih  des  Me- 
tion und  mutter  des  Dädalos  'Ifpivorj  heisst,  sollte  nicht  auch 
in  diesen  namen  ein  hinweis  auf  mit  kraft  verbundenes  denken 
gelegt  sein?  Weiter:  „als  einen  der  söhne  des  Metion  nennt 
Diodor  den  Dädalos,  während  er  den  Metion  selbst  als  söhn 
des  Eupalamos  und  enkel  des  Erechtheus  angiebt.  ApoUodor 
dagegen  nennt  den  Eupalamos  als  söhn  des  Metion  und  als 
vater  des  Dädalos".  Jaldalog  besagt  nun  schon  im  namen  den 
künstler,  und  der  'EvTiaXai.iog  kann  nichts  anderes  vorstellen, 
aü^einen  öaidolöxsiQ,  mit  geschickter  band.  Vgl.  den  ^Ayaiitj- 
örjg,  s.  äeslEQyivog"(si\s  werkführer),  berühmt  wegen  seiner  am 
tempel  Apollos  in  Delphi  und  sonst  bewährten  evTsxvla.  Auch 
dem  Ualaf-irjÖTig,  s.  des^Jia^iplios  (also  schiffskundiger),  von  [^^ 
Odysseus  ohne  zweifei  aus  eifersucht  gehasst,  werden  mehrere 
erfindungen  (s.  Jacobi  s.  690  anm.  3)  zugeschrieben,  was  auch 
durch  den  namen  vollkommen  gerechtfertigt  erscheint.  In  ihm 
nämlich  finden  sich  die  geschickte  band  {vn  "^HcpalaTOv  7iald(.iij 
Hes.  Tb.  866)  mit  dem  klüglichen  ersinnen,  iirjdog,  einträch- 
tig zusammen.  Falsch  ist  Osterwald's  erklärung  aus  TtdX- 
keiv  und  /u^do^aL,  als  sei  es  „auf  erschütterung  sinnend"  mit 
bezug  auf  seinen  grossvater  Poseidon.  Hermes-Od.  s.  42.  M?j- 
Ttadotaa,,  durch  rath  erfreuend,  ddtlv^^'?  Auch  von  dem  schwester- 
paar Mrjtioxrj  und  MeviTtTtTj,  welche  von  der  Athene  die  weber- 
kunst  erlernten,  gehört  desshalb  die  erste  auch  wohl  hierher.  Kdlwg 
(eig.  schiffsseil)  als  schüler  des  Dädalus  begreift  sich,  wie  nicht 
minder  Öia^  (Steuerruder)  als  s.  des  Nauplios  und  br.  des  Pala- 
medes.  Gerade  wie  der  becher  Kvad^og  zum  mundschenk  des 
weinmannes  Oiv€vg  gemacht  wircL.  Desgl.  IJo^og  (einkünfte,  er- 
werb)  als  s.  der  verständigen  Metis.  Vgl.  TIoQiaTrjg  (erwerber), 
ßiOTtogiOTiTiög,  lebensunterhalt  verschaffend.  L^Queziov  von  dg- 
xezäg^  hinreichend,  besagt  wohl  nicht  nur:  zur  genüge  habend, 
sondern  auch  seinen  pflichten  genüge  leistend,  'ßqp«A/wv, 
schliesst  den  nutzen,  wcpsXia,  nicht  aus,  und  das  gleiche  gilt  von 
'Ovda(jüv,^0vaoi(jov.  Alid.  Scazo^Egn. Schatz.  Förstern,  s.  1079. 
Mit  welchem  rechte  könnte  man  nun  wohl  Mr^riwv  für  eine 


86  A.  F.  Pott 

koseform  ansehen?  Genügt  nicht  zu  seiner  vollen  erklärung 
einzig  schon  f.irjTig ,  zumal  als  mythische  person  ?  QaXaaotwv, 
lovog,  n.  eines  fischerknaben,  soll  wohl  eine  art  patron.  sein 
von  QaXaaaa,  gem.  des  Okeanos.  Soja  IIozaiLicüv,  s.  des  Aegyp- 
tus  (Nil).  'Ixi^viov,  ovog  mannesn.  Auch  ^Yywv,  hirtenname, 
ist  durch  sich  selbst  verständlich,  wie  TirvQog,  bei  den  Lakonen 
leitbock  und  Isid.  p.  380  tityrns  ex  ove  et  hirco.  (jleichfails 
KoQvoiov  von  y.oQvoog  nauoenlerche,  wozu  auch  mit  längerer 
form  KoQvdaXlog.  Fick  will  uns  überreden,  ^l'ycov  sei  kose- 
form zu  ^l'yia&og,  ohne  jedoch  darüber  auskunft  zu  geben,  ob 
in  letzterem  wirklich  ai§  stecke.  Die  bei  den  alten  umgehende 
erzählung,  er  sei,  nachdem  von  seiner  mutter  ausgesetzt,  ,,von 
einer  ziege  gesäugt"  hat  keinen  grösseren  werth,  als  die  andere 
vom  Ti]k€q>og,  den  man  „gesäugt  von  einer  hirschkuh  {llacpogy 
Jacobi,  s.  172,  sein  lässt.  Nichts  als  verunglückte  etymolo- 
gische deutungen.  Letzterer  als  söhn  des  Herakles  (hier  als 
Sonnengott?)  und  der  Auge  (glanzes)  trägt  natürhch,  wie  Tr]ks- 
(paeaaa,  vom  fernhinleuchten  den  namen.  In  ^Xyiad^og  wider- 
strebte schon  a  der  herleitung  von  ^rjaai.  Den  namen  y4}'yi<j' 
d^og  weiss  ich  nicht  zu  deuten.  ^Xyiv&og  als  egn.  freilich  sieht 
wie  der  vogel  aiyivd^og  aus,  wofür  auch  aiyiad^og  vorkommt. 
Allein  was  gewänne  man  damit?  Auch  Kvßiad^ng  mit  gleichem 
ausgange,  und  ^Ogead-etg  (in  den  bergen  —  laufend,  oder  seinen 
sitz,  d^äxog ,  habend?)  erklären,  namentlich  mythisch,  nichts 
wie  auch  nicht,  sollte  AXyiad-og  eine  kürzung  vorstellen,  wie 
EvQvod^eig  aus  EvQvod^evtjg.  Alynad^eveia  (vgl.  Tavgoa&evrjg^ 
stärke  eines  stieres,  oder  gewalt  über  ihn  besitzend?  '^Inno- 
a&evrjg)  kann  doch  schwerlich :  magnam  vim  (copiam)  capraruni, 
haben  sein  sollen^ Jj(i»ffwi'  als  mannesjif^ritt  schon  durcji-^n 
accent  den  'iTt^gwv  geheissenen  sl^jimen  in  Afrika  jgiJ^enüber, 
die  unstreitig^ach  häufigkeit.'ArtJh  pfdiduu  (hiAW  Pferdestall ; 
poststatjori)  benannt  wojseteh.  'Ititiioviov  ist  augenscheinlich  ver- 
dreht  aus  Vihona.  —  XaqLuov  lässt  zweifelhaft,  ob  ausjf yag/<y/  '-, 
#-Wim  sinne  voncreude  oder/schlacht.  Der  mannesn.  Xggwvkännj 
i  füglich    nichts   anders    beaeuten~als  „reich  an  frMde*V     Ijollte 

derselbe  nicht  aber  auch  für  den  navflajßMs  Tn  l)(MÜtigeuder  | 
weise,  wie  Eumeniden,  gewählt  sein,  als  führe  er  allein  zu  dem  \ 
sitz  der  seligen  und  zu  nichts  schlimmerem?  Nur  fragt  sich,  t 
ob  Diodor  (s.  Part  he  y,  Vocab.  copt.  p.  577)  recht  hat  mit  i 
seiner  bohauptung,   der  name  sei  von  einem  ägyptischen  worte  | 


^% 


^«/,  altüv.  87 

für   TtQioQEvg   hergenommen.     Haben    wir    weiter    zurück    den 
'Acheron  als  unerfreulichen  gedeutet:   so   stimmt  hiezu  trefflich 
Iass~er  "miF'3er~ro^yr^a  ( unterirdiscEes  gefängniss)  oder^O^^] 
vri   (finsterniss)  den  ^AoxäXacpog,    eine  art  nachtvogel,    gezeugt 
haben  soll. 

Eine  reihe  von  mannesnamen  auf  -cov  gehen  auf  götter- 
namen  zurück,  und  nicht  unwahrscheinlich,  sie  werden  damit 
diesem  oder  jenem  gotte  dringend  zum  schütze  anempfohlen. 
Schon  Qiwv,  im  allgemeinen,  wozuahd.  Gudo,  Godo  Förstern. 
s.  529,  insofern  nicht  zu  gut,  stimmt.  Änso  von  den  Anses 
(verm.  durch  blossen  zufall  an  zd.  Amesha  anklingend)  bei  Jor- 
nandes,  altn.  äs,  ags.  6s  (deus)  s.  101.  —  Jiwv,  Jmvdag,  f. 
Jnävrj.  Zijviov.  Spät  'Icjßiog,  als  ob  Jovius?  "Hqcov,  '^Hqwvöag, 
doch  eher ,  sollte  ich  denken ,  von  '^'Hqa  als  von  rjQog.  '^Hqa- 
xkiiov.  Bdxxüfv,  aber  Olvortuov  (weinfarbig)  s.  des  Dionysos. 
'"Eqihov.  '^HXioiv,  J€lq)i(ov,  Jlv&lwv,  Qtoißuov  und  bei  Fick 
s.  XXIV  Idnölliüv,  das  er  mit^/roAAodwpog  gleichstellt.  Idnok- 
Xiüviog  wie  Movacoviog,  Tloaeiöioviog.  ^!AQeiog,  MaHialis.  ^Hipaia- 
xiiüv  wohl  nicht  patron.  wie  ^Hg)aiaTrfiadrjg  und  IlrjXrjiddi^g  st. 
JlrjXei'örjg  und  Ilrjkeiiov,  Achilles,  deren  €i  sich  aus  IlrjXevg, 
e{f)iog,  mit  suff.  lo  erklärt.  Wd^rjvaitov,  l4^rjVio)v,  ^Ad^avitav, 
von  l4&rjvaia,  lAd^ijvrj,  l4d^dva.  Ist  es  für  die  göttin,  welche 
in  voller  rüstung  dem  haupte  des  Zeus  entstieg,  zu  kühn,  ihren 
namen  pass.  als  „ungesäugte"  oder  „die  keine  amme  tid^vrj  ge- 
habt" zu  erklären?  Athen  hatte  eher  von  ihr  den  namen,  als 
umgekehrt.  —  2aTVQtiov  ein  possenreisser,  aber  auch  viell. 
mannesn.  wie  ^cczigog.  Nvfiq>iüv.  ^loiov,  ovog  u.  arvog  von 
^laa.  Dag.  ^laiov  ist  eine  st.,  welche  in  Magnesia  liegt,  und 
so  erklärt  sich  auch  einer  mit  n.  ^l'awv  als  könig  von  ^Iwkxog, 
'laajX'Kog,  worin  wohl  ein  comp,  mit  oXy.dg  sc.  veiov  verborgen 
liegt.  nrjXiiÜTtg  ^iaiov  liegt  nämUch  in  Thessalia  Magnesia. 
QBfxiaiov  etwa  a  aus  t-iwv  von  d^s^ixog  poet.  st.  d^e/moTog.  — 
l47tla)v  als  Alexandrinischer  grammatiker  nicht  unmöghch  nach 
dem  ägyptischen  l^Ttig,  gleichwie  2:eQaTtl(üv,  ^aganitav  nach 
dem  Serapis. 

Beschäftigung  mit  den  waffen  in  namen  gelegt  zu  finden, 
darf  uns  nicht  wunder  nehmen,  indem  ja  das  kriegshandwerk 
stets  als  ehrenvoll  und  adelnd  galt.  So  nun  yilxfiiojv  von 
aixftTj,  das  verm.  gleichen  Ursprungs  mit  ax/^rj,  nur  dass  es, 
wie  aX-K-ifuog  ein  i  besass,   welches  sich  mit  dem  voraufgehen- 


[/ 


88  A.  F.  Pott 

den  a  verband,  wonach  denn  x  sich,  wie  in  d/.axfisvog,  st.  x  vor 
fi  einstellte.  Ob  hieher  ^L4/.i(xoq,  mannesname  bei  Suidas? 
Nicht  viel  anders  ahd.Llcco,  ^kko  von  ahd.  ekka^  ecke  im  sinne 
von  Schwertesschärfe  ForsTTJm.  sTO  fg.  Ort;  Ortila  f.  s.  972 
von  ort  (acies).  Gero^  Kero  s.  471,  von  ahd.  ger  (telum),  wenn 
dessen  /•  für  s  steht,  yalaov,  gaesum.  Shakespeare.  Siqxov. 
MaxaiQiojv  wie  MaxcciQevg.  2äxü)v  zu  adxog.  Scütung  s.  1079. 
Auch  etwa  Schilter,  vf.  des  thesaurus,  hinten  mit  hari,  beer? 
Galertus.  Ahd.  Heiminus,  Hehmini  u.  s.  w.  s.  654.  -  Auch  kann 
,, erzmann"  als  heroenname  (Ja cobi  s.  201)  nur  auf  anfertigung 
von  Waffen  oder  deren  gebrauch  zielen.  So  wird  XaXuog  unter 
den  erfindern  der  Schildbewaffnung  genannt,  wie  sich  denn  auch 
XäXvip  (stahl)  als  söhn  des  kriegsgottes  Ares  begreift.  Ferner 
haben  wir  einen  der  XdXxwv  als  Schildträger  des  Antilochos 
und  einen  zweiten,  welcher  anderwärts  Xal/iwöcuv,  eisenzahn, 
heisst  Vgl.  hinten  gekürzt  Idyqioöog  (mit  wildem  zahn)  hund 
des  Aktäon.  Chalkodon,  welcher  Xahiionri,  d.  h.  erzstimme, 
wo  nicht  erzglanz,  zur  tochter  hat,  hiess  auch  ein  könig  von 
Chalkis,  —  dem  namen-anklange  zu  liebe.  —  Oikcc/^ti-itüv,  covog 
und  ovog  wird  von  einer  kürzeren  form  zu  aju/na  =  x«^«'/'«'« 
ausgehen,  und  somit  einen  bezeichnen,  der  mit  Vorliebe  den 
ringkampf  betreibt.  —  Indess  auch  bürgerliche  beschäfti- 
gungen  sind  nicht  gerade  ausgeschlossen.  Könnte  z.  b.  Kegd- 
f.iwv  etwas  anderes  bedeuten,  als  mit  anfertigung  oder  verkauf 
von  töpferwaaren  beschäftigt?  Hiefür  spricht  schon,  obwohl  gls. 
adel  verleihendes  patron.,  naxav-uov,  erdichteter  n^e  eines 
koches,    der   somit    gls.    als    schüsselheld    ligurirt. 


)ar^siL  nacii^7fej:^asche%i^annt.  Dem  scheinen  sich  ^Ber 
vwv  unoG'oTvcu»',  ^oiviiov,  dercBötier  0t  va^t/og  unstreitig  s.  v.  a. 
magister  convivii,  vgl.  QaXiagxog  anzuschliessen.  Verm.  als  leute, 
denen  angewünscht  wird,  schraausereien  geben  und  solchen  bei- 
wohnen zu  können.  Avqiav  von  der  Xi-qa,  und  MeliaTiiov  von 
/neharrjg  sänger.  Auch  wohl  Meli^to  als  Sängerin,  vgl.  uehx- 
XTjg.  MeXizwv,  liederdichter,  gls.  voll  bonigseim,  wie  Melireia, 
d.  i.  mellea.  —  \y4yQiov  möglicher  weise  „jäger",  von  dyga,  zd. 
azra;  und  so  viell.  mehrere  dieses j  namens  aus  ungriechischen 
ländern.  Nicht  zu  vergessen  den  [MeXiaygog,  d.  i.  cui  curae 
est  venatio.  Allein  der  mythische  JfyQiav  m uss  vielmehr  wie 
Agricola,  dem  worte  ay^og  entstammen.  Vgl.  Evyaitav  nach 
trefflichem  fnichtlande.    Das   beweist  zur  genüge  der  über  ihn 


^€t,  auov.  89 

durch  Anton.  Lib.  15  gelieferte  beiicht.  S. des  Eumelos  (schaf- 
reich) —  vgl.  Pan  als  l4yQ€i:g  und'^ypiog,  gls.  der  wilde?  — : 
enkel  des  Migoxp  (mensch;  aber  auch  bienenfresser),  der  Byssa 
und  der  Meropis,  auf  der  insel  Kos,  verehrte  nur  die  erde(!) 
als  gottheit,  beleidigte  dagegen  die  Pallas,  Artemis  li^ygoTiga, 
jägerin!)  und  den  Hermes.  Dafür  zur  strafe  Verwandlung  von 
diesem,  nur  dem  irdischen  zugewandten  menschen  (fiegoip)  und 
gottverächter  nebst  seinen  verwandten  in  vögel,  —  und  viel- 
leicht in  solche,  weil  diese  auf  luftregionen  und  damit  auf 
höhere  wesen  hinweisen?  Biooa  aber  als  meervogel,  auch 
gleichen  sinnes  mit  ßvaaog  (ao  aus  d--io  wegen  ßvd^ög),  wurde 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  darum  mit  in  die  Verwandt- 
schaft gebracht,  weil  doch  das  meer  mit  seineu  inseln  (hier  Kos) 
ebenfalls  zur  erde  gehört.  —  Idyqiojviog  und  ^'Ayqiog  als  bein. 
des  Dionysos  zielen  wohl  auf  die  wilde  lustbarkeit  bei  bakchischen 
festen.  ^äXayog  (oakayt]  unruhe,  lärm,  geschrei)  als  folge  über- 
mässigen trinkens  erklärt  sich  selbst.  Daher  ist  er  s.  des  Oivo- 
7r/tuv(weintrinker,  oder  bloss  weinfarbig  wie  der  Kreter  jBo/voi/;  ?), 
welcher  seinerseits  des  Dionysos  söhn  und  bruder  des  Staphylos 
{aracpvX^).  Nicht  ohne  grund  aber  heisst  Eiavd-rjg  ein  söhn  des 
Dionysos,  indem  ja  von  der  gute  der  rebenblüthe  der  weinsegen 
mit  bedingt  ist.  Krjnliov  u.  Ovtcjv  sehen  aus,  wie  gärtnerei 
treibend  und  küchengewächse  ziehend.  Das  bestätigt  sich  durch 
den  Athener  (DvTalog,  der  die  Demeter  gastlich  aufnahm,  indem 
dies  doch  nur  s.  v.  a.  (pvzdhog,  fruchtbarkeit  erzeugend,  z.  b. 
Zsi^g  durch  den  regen,  sein  kann.  Poetischer  mag  ^Avi^Ej-iUnv 
zu  verstehen  sein,  wie  der  frauenn.  livi^ovaa,  die  blumenreiche. 
Erklärlicher  weise  gehören  in  unseren  kreis  auch  eine 
ziemliche  anzahl  lateinischer  Wörter  auf  ö/?,  wodurch  männ- 
liche personen  nach  ihrer,  öfters  einem  besonderen  gegenstände 
gewidmeten  beschäftigung  bezeichnet  werden.  Da  diese 
eine  dauernde  zu  sein  pflegt,  bedingt  das  ja  auch  gleichsam  den 
an  jenen  haftenden  Charakter  mit.  TabelUo,  notar,  der  mit  tabel- 
/ae  zu  thun  hat.  Lihellio.  LaMit^s  und /aw/o,fleischer.  Pellio;  aber 
centipellio,  der  zweite  magen  der  Wiederkäuer.  Linteo,  lein- 
weber.  Cocio,  mäkler,  gls.  als  ronciliator  zu  com-  mit  eieo? 
^^^orverkauter ;  aügchätzer  von  waaren,  Ca<//)Q,  jinscheinend, 
l)bschorr  sich  nicht  der  diphth.  daraus  erklärt,  gleichstämmig 
mit  xärtrjlog.  Durch  entlehnuug  daher  mhd.  kmif,  kauf. 
AfacA/oH^T'aSgeblich  besteiger  von  gerüsten  {pmchinae,  mit  auf- 


00  A.  F.  Pott 

geben  des  einen  n),  niaurer.  Doch  s.  frz.  wiogaicDiez,  Ewb., 
s.  631*.  Maxavidag  und  Mrjxccvitov  als  mannesn.  bezeichnen 
dagegen  etwas  anderes  in  folge  ihres  priraitivs  (xrixavi]  anschlag, 
rath.  Fullo.  Restio,  seiler;  auch  kom.  der  mit  dem  seile  schlage 
bekommt.  Vgl.  ferriterus  und  flagriones  wie  verberones.  Ca- 
lones  trossknechte  und  ligneae  clavae,  gr.  xäXa.  Opilio  mit 
scheinbarem  anklang  an  olortoXog.  Mulio.  Aufiallend  ist  das  s 
in  equiso  und  agaso;  und  letzteres  aus  agere  asinos  herzuleiten 
verbietet  die  lat.  bildungsweise  von  compp.,  welche  das  regierende 
glied  ans  ende  bringen  müsste.  Eher  dürfte  es  von  Griechen- 
land herübergenommenes  l4yrjau)v  sein,  als  etwaige  kurzform 
für  l4yaai7i7tog^  s.  Wwb.  I,  s.  534,  und  ihm  equiso  in  hybrider 
weise  erst  nachgebildet.  ^Hyi/niov,  lovog  mannesn.,  aber  'Hy£- 
^ovrj  (führerin)  bein.  der  Artemis.  Auch  amasio,  —  micuJus  st. 
amasius  ist  bloss  dem  Griech.,  z.  h^^AoTtaaia,  auch  etwa  xopcl-t 
fftoy,  nachgebildet  worden.  Cnasones ,  acus  quibus  mulieres? 
Caput  scalpunt ,    lässt   sich   gleichfalls  als   dem  gr.  xy^gf  y  von  5 

V     |>tvaw   angepasst  nicht  verkennen.     Murgiso,   schlauer  advokat,  1 
bleiBl  trotz  oberflächlichen   Streifens  an   mures  gegenüber   von  5 
muscipula   unerklärt.    iKigdiova ,   quem    nos   quoque  Jucrionem  * 
vocamus,  s.  früher  bei  laver'nio.     Fraedones ,  räuber,  plünderer, 
gleich  latrones.     Ardelio  geschäftiger  nichtsthuer,   von  ardere. 
Wenn  nicht  versnoth  mit  im  spiele  ist,  Hesse  sich,  wie  in  fidelis, 
eher  länge  erwarten.     Oder  hat  man  darin  ein  adj.  nach  weise 

"^     von  habiliü^  von  habeo,   alleüi   mit    beibehaltung  von  e,    anzu- 
nehmen ?(L^i^etwa,  wie  /^wi^wahrsch'Nms  levis,  J^^g,  weitw-  j 
gebildet,  und  e^  glatt,  einschmeibhlerisch,  uW  so :  anloö^gnd  ? — | 
CLudio,    Schauspieler.      Ludius,   dass.,    allein    auch    gladiator, 
un3~^me  zweier  maier.     Histrio  neben  eir.  hister.     Kaum  doch 

I     "^us  laTOQuv.  — -.Optio,  der  gehülfe,  den  man  sich  wählt.    Mit- 

fi^^l^ -sl^vvin  eher  zu  optioV^'lüüopiare ,  als  zu  ops.     Oder  sollte  in  op- 

I       tare  nicht  sowohl  die  präp.  ob  wie  in  oppetere,   oder   mit  it^re 

.stecken,  als  vielmehr  ein  02>cm7;e^gr<?  mit  starker  Verkürzung?  — 

Praeco.    Auch  praeciae ,  qui  a  flaminibus  praemittebantur,  und 

sonach  mit  cieo,  citare,  woher  auch  wohl  concio  f. 

Iliezu  gesellen  sich  dann  ferner  decurio  und  centurio  als 
obmänner  einer  decuria,  centuria.  Nicht  minder  curia  als 
priester  der  curia.  Dazu,  verra.  nach  dem  muster  von  pafro- 
nus  die  nebenformen  decurionus,  centurionus,  curionus.  Das 
sind  mithin  die   hervorragendsten  mitglieder  von    körper- 


!Au,  alwv.  91 

Schäften,  bestimmter  oder  unbestimmter  zahl.  In  curia  suche 
ich  einen  männerverein  (aus  com-vir,  vgl.  coetus  und  rtoXtäv- 
ÖQLov)  und  auch  in  decüria,  centüria  trotz  angeblicher  kürze 
gemeinschaft  von  decemviri,  centumvirl.  Nur,  dass  diese  bloss 
durch  lose  juxtaposition  zusammengerückt  sind,  jene  aber  in 
ächter  comp,  den  endnasal  einbüssten,  wie  in  decnssis,  centi- 
manus.  Die  nebenform  decures  fiele  alsdann  einigermassen  in 
die  analogie  von  biennis,  unanimis,  perduellis  dgl.  Curio  kommt 
übrigens  auch  als  bein.  in  der  gens  Scn'bonia  (von  scriba?) 
vor.  Ja  Plautus  bildet  nach  curiosus  scherzhaft  ein  curio.  Dies 
mithin  aus  cüra,  alt  coerare,  worin  seinerseits  ganz  wohl  ein 
comp,  aus  com-  mit  o^g«,  ahd.  wara,  acht,  aufmerksamkeit, 
vorliegen  mag.  MercurrusKÖnnte ,  unter  berücksichtigung  von 
tugurium,  als  Weiterbildung  aus  einem  neutrum=Tf'/og,  und  auch 
etwa  Veturius  mit  r  st.  s  in  vetus,  eris,  möglicherweise  durch 
ableitung  aus}  merx  entspringen.  Bildet  die  kürze  des  ii  kein 
hinderniss,  schiene  '  comp,  als  name  des  gottes,  qui  mercium 
curam  gerit,  mit  sehr  entschuldbarem  fortlassen  des  einen  der 
beiden  c,  naturgemäss.  Vgl.  viocürus.  Sonst  viell.  einfach  der 
waaten  wahrer,  ovQog,  und  somit  Schützer  des  handeis?  Dem 
einfalle  eines  alten  glossators  (Sitzungsber.  der  österr.  ak. 
1880  s.  520):  Mercnrius  medius  (dachte  er  dabei  an  meridies?) 
currens,  i.  e.  sermo  inter  deos  et  homines,  und  s.  534  der  be- 
grifflich nicht  Übeln  deutung  von  cura  quod  cor  (wo  bleibt 
dessen  d?)  urat  pflichtet  schwerlich  jemand  bei.  Wenn  es 
yf3.hr  ist, /mercedonius  ^uÜiakh^&^Mem^dem  dare,  dann  müsste 
das  eine  ä  vor  dem  andern  gewichen  sein.  Möglich  indess,  von 
dare  sei  nichts  darin  enthalten.  Merces  als  in  locum  nieriti 
cedens  ? 

Sodann  besitzt  das  Latein  eine  der  zahl  der  äugen  am  würfel 
gleichkommende  reihe  von  formen,  wodurch  zu  bestimmten 
einheiten  zusammengefasstecoUectiva  ihren  ausdruck  erhalten. 
Und  zwar  kommen  dieselben  den  periektika  auf  -wV,  welche 
ihrerseits  eine  unbestimmte  menge  umfassen,  in  passendster 
weise  entgegen.  Ihr  suffix  aber  ist  iön,  das  sich,  mit  ausnähme 
von  tmio,  distributiven  anschliesst.  Oder  muss  man  dies  als  ön 
ansetzen,  derart,  dass  in  solchem  falle  das  i  davor  schlussvokal 
wäre  des  jeweiligen  primitivs,  jedoch  mit  Verdünnung  des  lautes? 
Bemerkenswerther  weise  aber  sind  diese,  obschon  unpersönliche 
Wörter,  ausnahmsweise   nicht  weiblich.     Jactus  quisque  apud 


92  A.  F.  Pott 


lusores  veteres  a  iminero  vocabatur,  ut  imio.  binio,  trinio,  qua-  . 
temio,  quinio,  senio.  Isid.  Orig.  18,  (35.  jj/nio  m.  (auch  f.),  I 
eine  einzelne  grosse  perle.     Vgl.  solitär.     2.  eine  art  einzelner  | 


(zv 

n 


zwiebeln,  frz.  oig}ion._  Spät  f.  als  abstr.  einheit,  Vereinigung, 
e^l.  tälio  i.f  Wiedervergeltung ,  retaliare,  als  gegeus.  zu  qualis : 
„wie  du  mir,  so  ich  dir".  —  Biniones  aureos  m.,  und  zwar 
als  münze,  aus  Hegesippus  bei  Vollmöller,  Roman,  forsch.  I. 
heft  2,  s.  259,  mit  nach  weis  für  temio  auch  als  fem.  —  Diesen 
nachgebildet  it.  miliöne,  hilliöne.  —  Ist,  wie  man  glaubhaft  an- 
nimmt, oiayvng  trotz  anklang  an  lat.  ävis,  aus  oiog  entstanden, 
wie  man  denn  darunter  grössere  und  einzeln  fliegende  vögel 
versteht,  die  als  alites,  praepetes  zu  auspicien  dienten,  Plin.  X, 
22,  p.  45,  Franz.,  dann  reihete  sich  das  in  gewissem  betracht 
der  analogie  von  imio  an.  Vgl.  slawisch  jedin^tz"^  coli,  ^oviog, 
singularis  [vf oher  frz.  sanglier'].  Miklos.  Nestor  I,  p.XVI.  Ent- 
fernter berührt  sich  eben  damit  auch  ycoLvcTjvEg,  nur  im  plur., 
theilnehmer,  genossen^  von  Koivög,  allein  gls.  ein  collectives  xoiviov 
{xoivicüv  ?)  voraussetzend.  Inzwischen  auch  xoiviovög,  o,  auch  >}, 
gesellschafter,  gefährte.  Svvog  verdankt  seine  länge,  wie  die 
verben  auf  -vvto,  unstreitig  dem  Übertritte  des  i  von  suff.  lo 
hinter  ^vv,  wie  xoLvog  den  diphth.  einem  solchen  hinter  einer 
gr.  form  weg  =  lat.  com-,  cum.  S.  mein  Wwb.  III,  s.  11,  IV, 
66.  lAy-Koivt]  wohl  aus  einer  form  mit  kurzem  o  von  ayxwv 
und  Zusatz  von  -iri.  Y  in  Wechsel  mit  gl  bei  Böotiern,  wie  lat. 
poena:  punire  u.  aa.  In  ähnlicher  weise  dürfte  auch  xoiQavog 
aus  WQ-Log  entsprungen  sein.  P^s  findet  sich  aber  nicht  nur 
§vvi6v,  sondern  auch  ^vvtjov,  dor.  ^vvaiov  (etwa  ein  aiog  voraus- 
setzend, oder  zu  xotvaw?),  und  daher  verm.  ^vvav,  wie  xoivav, 
nach  weise  von  dor.  rtqdtxog  st.  jiQwxng  (aus  rrgo-atog),  ion. 
^vveiov  (vgl.  xoiveiov  in  betreff  des  eV).  Etwa  selbst  juey^ffraveg 
als  hochgeboren,  veavsg,  wie  dtöv^iaioVy  ovog  stets  im  du.  oder  pl. 
Aehnlich  wiewohl  mit  kurzem  a  und  sonach  ohne  contrac- 
tion:  '/.Qiavog,  im  zeichen  des  widders  geboren  (woher  der  Eleer 
Kgidviog)  mit  seinem  geliebter :  Cvyiavög,  axogniavög,  Tavgiavög. 
Trjtavtiog,  heurig,  wie  htrjstavög,  worin  das  ij  etwas  sonderbar 
drein  sieht.  Kaum  doch,  wie  nicht  minder  seltsam  in  et'tjyevrjg 
und  evrjTtth'a,  bei  welchem  vielleicht  in  gegensatz  zu  xuxt/nelia. 
Anders  evdiavog,  warm.  OvTtöavogy  nichtsnutzig,  von  beson- 
derem interesse,  im  fall  man  recht  vermuthen  darf,  sein  ö  sei 
beibehaltene  neutral-enduug.     Also   ti  —  quid  in  tiequidquam, 


i^«/,  aiixt¥.  93 

vergeblich,  dem  buchstjibennach:  ,,nichtwas  in  welchem  grade  im- 
mer". Soja  auch  nequam,  ,, nicht  in  irgend  welchem  grade  etwas 
•<iiQTi\i^\vindineqnior,nequitia.  Auch  mit  jMff/js:  nequalia  detrimenta. 

Sachliche  nomina  im  masc.  kennt  das  Latein  nur  wenige, 
wie  z.  b.  pugio^  so  zu  sagen  als  Stecher  personificirt.  Cundlio 
wohl  als  etwaige  Steigerung  von  cucullus.  Udo,  ovöcov:  pero. 
Cndo,  aus  feilen  bereiteter  heim.  Viell.  xiodcov,  tovog,  nicht  als 
glocke,  sondern  =  xwösia  haupt,  köpf.  Oder  zu  -aÜöiov, 
dem.  von  xtSag?  Mucro.  Ligo.  Scipio  stab,  und  wohl  nach  irgend 
einem  ehrenvollen  stabe  egn.  Viell.  aus  dem  griech.  aycirtcav, 
auch  a/.if.i7Titiv,  ayctfiTtTiov  von  axif.iTrrtü  stützen,  ^xärtog,  scapus, 
axtjTtojv,  unser  schaß,  von  ax^rvTca.  Stolo,  wuchernder  neben- 
spross  an  pflanzen,  und  bein.  der  gens  Licinia.  Pernio,  per- 
niun-cuJus  frostbeule.  —  TIXaTaytöv  (rrlaTay^) ,  ^  klapper, 
niayyiov,  ovog,  wachspuppe,  und  frauenname,  wie  Nawagiov 
von  vdvvog.  Herleitung  von  TtXdoaw  wird  dadurch  sehr  zweifel- 
haft, dass  dieses  als  kennbuchstaben  durchaus  kein  y  zeigt.  — 
Wörter  wie  ser-mo,  fer-mo,  reQ/uiov,  ovog  neben  participialem 
termhnis  sind  früher  besprochen. 

Häufiger  begegnet  man  abstracten  auf  it'm ,  welche,  um 
dieser  ihrer  blasseren  eigenschaft willen,  sich  müssen  weiblichen 
Charakter  gefallen  lassen.  Nur  wenige  begnügen  sich  einfach 
mit  ion ,  wie  internecio,  pernicio,  'telkiio  (von  releaere  gls. 
Qviederholt  iiberd.enken ;  nicht  rdigatio);  dagegen  coUectto.  Uegiö' 
(eig.  richtung),  aber  rec?«o^  r^erung  %egio.  Pacio,  der  ver- 
trag, später  pactw.  Obsidio,  obsessio.  ^fecessum  (dem  nicht 
ausgewichen  werden  kann)  als  part,  pass.  r^ecesse  aber  ^^ell. 
nicht  daher  mit  adv.-endung  auf  e,  sondern,  wie  facile^  eig. 
acc.  n.  von  einem  comp,  poss,,  mit  einer  kürzeren  form  zu  cessio, 
'^v-ayxvj  dürfte  ebenfalls  mit  priv.  dv-  „unbiegsamkeit"  sein, 
und  nicht  mit  drd :  aufgezwängtes.  Suspicio  neben  suspectio.  IJsu- 
capio,  pigyioriscapio,  wie  nrbicajms,  dhev  particeps.  Sonst  cajt>- 
tio.  Bentio,  allein  auch  ohne  scheu  vor  Wiederholung  des  t: 
dentiiio,  wie  mentiäo,  (jenes,  schluss-w  hinzugenommen,  mit  5, 
letzteres,  wie  fortitudo,  mit  4  dentalen),  petiiio.  —  Nominalen 
Ursprungs  perdueüio  (als  m.  empörer),  rehellio  und  opinio,  vgl. 
necopiftus. 

Eine  wahre  fluth  aber  bilden  die  verbal-abstracta  auf 
-tion  und -sion.  Kme  eigenthümlichkeit,  woran  Sskr.  und  Griech. 
keinen  theil  haben,  indem  diese  sich  für  das  nom.  act.  mit  dem 


94  A.  F.  Pott 

unerweiterten  -tif.^  gr.  -Tt  und  (unter  einfluss  von  rassibiliert)-fft  be- 
gnügen. Da  aber  im  Lat.  die  weibliche  endung  ti  (im  unterschiede 
von  der  mehr  concreten  und  desshalb  mannhaften  tu,  -su  in  I V . ,  z.  b. 
actus:  actio;  VISUS:  visio;siius:  positio:  convoitus:  contentio)  man- 
nigfachen Verdunkelungen  unterlag,  wurde  zu  deren  schütze  der  ver- 
längernde Zusatz,  so  scheint  es,  der  soeben  erwähnten  bildungsweise 
abgeborgt.  Ja,  man  hätte  vielleicht,  mit  hinblick  nach  dem  Ger- 
manischen, so  ganz  unrecht  nicht  mit  der  behauptung,  es  sei 
hiedurch  schwache  abwandlung  an  stelle  der  ursprünglich 
starken  getreten.  Im  nom.,  z.  b.  ars,  mors,  (jens,  dos,  schwand 
sogar  die  ganze  silbe  ti,  und  so  stellt  sich  denn,  übrigens  auch 
mit  Sinnesverschiedenheit,  mentio  neben  mens,  alt  mentis',  por- 
tio ,  proportio ,  und  wieder  partitio  zu  pars;  messio  zu  mess^is. 
l'ivvr]aig,  ysveatg,  s.  jäti,  gebui't,  gens  und  tiatio.  rvcHaig,  notio. 
JoJTig,  öooig,  dätio,  aber  auch  dos ,  g.  dotis^  s.redupl.  dai-ti,  das 
geben,  darbringen.  So  auch  s.  sthiti  das  stehen,  azaaig,  statio,  Status 
lund  instilutio  mit  einer  fülle  von  dentalen  aus  statuo.  S» 
I  trank,  noaig,  pötio  und  potus.  Auch  (Uirc^vt^, 


I  Vgl.  früher  von  uns  in  erwägung  gezogene  nommal-derivat 
-tudon,  neben  kürzeren  ohne  tu.  Servitudo,  viell.  angelehnt  an 
servitus.  Suff,  tut,  das  nur  Wörtern  persönlichen  sinnes,  virtus, 
Juventus,  senectus,  sich  anfügt.  Desgl.  -avvj]  hinter  adjj.  auf  », 
wie  evcpQOvvrj,  ikerjinoavvr].  Im  Skr.  tvana.  —  Uebrigens  gehen 
abstr.  auf  -tion,  sion,  wie  bekannt,  von  verben  aller  conjuga- 
tionen  aus.  Indess  nicht,  wie  man  sich  thörichter  weise  einzu- 
bilden pflegt,  aus  deren  supinum.  Es  ist  nur  wahr,  part.  perf. 
pass.,  das  subst.  auf  -tu,  -su,  zu  welchem  ja  das  sup.  auf  -tum, 
sum  als  acc.  und  -tu,  su  als  contrah.  dat.  (oder  abl.?)  selber 
gehören,  und  -tion,  sion,  some  nicht  minder  das  nom.  ag.  -tor, 
sor,  haben  eine  mit  dem  sup.  gleichmässige,  allein  daneben 
liegende  bildung.  Oratio ,  venatio ,  sectio ,  statio  ;  cautio ,  admo- 
nitio.     Factio,  occasio,  itio,  auditio,  dissensio. 

Beiläufig  sei  hier  noch  erwähnt,  dass,  wie  der  end-nasal 
im  nom.  auf  o(«)  sammt  dem  casus-charakter  s,  wie  im  Sskr., 
aber  in  disharmonie  mit  dem  Griech.,  schwindet,  ein  solches  ent- 
weichen auch  mehrfach  in  ableitungen  vorkommt.  So  nun  vor  c. 
Wohlgemerkt  aber,  mit  bei  behaltung  der  länge  des  o,  welches 
für  ursprüngliches  d  steht;  und  ohne  die  nur  durch  anschmie- 
gung an  nachfolgendes  u  herbeigeführte  Verdunkelung  bei  demi- 
nutiven, wie  latrun-culus.    Demgumäsb  lutrocinor,  lenocinor,  ratio- 


yieiy  aUüv,  95 

cinor,  sermocinor,  selbst  patrocinor,  obschon  von  patronus,  und 
dazu  latrocinium,  lenociniiim ,  ratiocimum,  j^atrochiium;  tiroci- 
nium.  Unklar  alucinor.  Doch  nicht  etwa  von  lux,  wie  elucus  ? 
Es  wurde  unstreitig  der  in  concionor,  sermonor,  auch  potiono, 
beibehaltene  nasal  unterdrückt,  um  dem  zweiten  aus  dem  wege 
zu  gehen,  wie  in  veneficus.  Sonst  verblieb  er,  ähnlicher  Stellung 
zum  trotz,  in  perniun-culus  aus  pernio;  pnvoninus,  Neptu?n?ia. 
Wie  aber?  ist  nicht  auch  in  jenen  formen  ein  anklang  an  das 
su£f.  6c  in  feroz  u.  s.  w.  geschaffen,  der  art,  dass  hierdurch  gleich- 
sam analoga  entstanden  zu  dgin  (vollends,  wenn  dessen  g  durch 
milderung  von  c,  wie  in  vigesimus  u.  s.  w.  steht)  in  oleaginus  ?  — 
Ausser  vergleich  bleiben  muss  vaticinium  als  mit  gallicinium 
von  canere  ausgehend.  Vaticinus,  wie  cornicen  und  als  mannes- 
name  auch  Cornicinus,  bezeichnet  demzufolge :  „nach  weise  eines 
väfes  singend",  will  sagen:  ,^carmina,  orakelsprüche  verkündend 
oder  deutend".  Vgl.  auch  os-cines,  deren  gesangeman  augurien 
entnahm  („mit  dem  munde  verkündend",  oder  praep.  o6s?)  im  ge- 
gensatz  zu  den  alites.  Carmen  bedeutet  aber  auch  Zauberspruch, 
z  b.  qui  malum  carmeh  {{vzrcharme,  nicht,  wie  Passow  meint, 
xäq^a)  incantasset  (frz.  enchanfer).  IMtes  möchte  ich  aber  schojf 
um  seiner  ioi  Latein  bei  personeir^^tsämeh  "ehdui^  willen,  als 
von  fremd^er  eingeführt  ansej^.  Etwa ,  unte^  vermittelung 
der  Etn^ker.  Vgl.  nqotfrr^iri^,  dem  freihch  (fäTi]g  nicht  gleich- 
i:omml  "^'fr^nTden  erregte  überdies  v,  und  nicht  f. 

Vor  dem  suff.  ösus  büssen  die  sulistT  auf  ion ,  ungeachtet 
arenosus,  selbst  venenosus,  nicht  beanstandet  wurden,  gleichfalls 
ihren  nasal  ein,  und  zwar  weil  dem  osus  ursprünglich  auch  ein 
71  angehört  Es  flössen  in  folge  hiervon  aber  beide  o  in  eines 
zusammen.  Das  alte  formonsiis  thut  klärlich  dar:  ösus  hat, 
wie  schon  aus  früher  beigebrachten  beispielen  zu  ersehen,  die- 
selbe Umwandlung  aus  sskr.  vant,  gr.  /€vt  erfahren,  wie  u.  a. 
auch  'AxsQovo-Loq  aus  IrixEQÖvv-iog;  yeqovoia  st.  ytQOvtia.  Da- 
von legt  aber  einzig  noch  das  kaum  aus  einem  part.  präs.  ver- 
längerte cru-entus  (denn  opulens,  entns  u.  s.  w.  haben  seltsamer 
weise  ein  l  an  stelle  von  s.  tani  oder  mant)  beachtenswerthes 
zeugniss  für  die  grundform  ab.  In  ihm  schmolz  nämlich  v  mit 
dem  u  des  grundwortes  —  in  eins  zusammen.  Man  erinnere 
sich  nur  des  lat.  crti-or  mit  cru-dns;  sskr.  Irura ,  wund,  sau- 
cius,  kravis  n.,  KQeag,  kravya  (eig.  wohl  blutig),  rohes  fleisch. 
Sonst  z.  b.  innösuSf  olvovg.,  ovaaa;  fj  oivovvra  (st.  o-svr-iä  und 


96  A.  F.  Pott 

=  vinösa  mit    Unterdrückung  des  i  hinter  .s)    ein  kraut,    das 
thiere  trunken  macht.     Ael.  V.  H.  II.  40.     Mellosa  dulcedo  eins 
mit  fAsXixoäoaa,  contr.  (.leXitovxTa.    Lactosus  yXayöeig.  —  Unter- 
gang von  «  vor  .s  zum  öfteren,  wie  auch  in  Albesin  scuta,  qui- 
bus  Albenses  (das  suff.  in  derlei  bildungen  aus  in-esse)  usi  sunt.  — 
Daher    nun    religiosus,    suspiciosus   (st.    on-onsus);    eaptiosits, 
factiosus^    seditiosus.     Axitiosus    dafern   nicht,    wie   fiac/ifiosus, 
gebildet,    sondern    wie   superstitiosus.     Axites,    wie    mperfitites, 
soll  sein :   „die   gern  gethan  haben  möchten",  zu  axim.    Einige 
male   findet   sich    vor    -osus  ein ,    durch  das    thema    des    pri- 
mitivs    nicht    gerechtfertigtes   ii,    und  schiene,    da  uus   kaum 
darin  enthalten,    nicht  unmöglich,    es  lebe    in  ihm  noch  eine 
schwache    erinnerung    an    den    einstigen    labial    fort,     welcher 
dem    im    sskr.   -vant    gleichstünde.     Ich    schweige    von    osfiu- 
osus^   auch    ossuaj'ius.     Es   hat  sich  nämlich   auch   ein   neutr. 
ossii  erhalten.     Und   so  fällt    ersteres   nicht  ab  von  aestu-osusA 
fructuosus,  salh/osus,  sinuosiis,  aus  dem  sich  wohl  gar  Sinuesiia^\ 
trotz  sagenhafter  anknüpfung  an  Sinope,  erklärt.     Gleiche   ent- 
schuldigung  fehlte  bei  montuosus  zur  seite  von  montosus;  man* 
müsste  es  denn  durch  t  in  eine   falsche  bahn  gelenkt  wähnen. 
Von  voluptuosus  klänge  das  schon  glaubhaft  genug,    da  -tat  in 
voluptas  das  derivat  sonst  zu  schwerfällig  gemacht  hätte.  Hir- 
tuosits  und  hirtus  als  adj.,  falls  nicht  neutr.  (das  rauhe)  gedacht, 
ist    auch    nicht     sehr    regelrecht.      Indess     auch    fenebrirosits 
von   tenehricus.      Facliciosus ,   noXvf^irjxavog ,    von  facHciu^s.   — 
Das  u  in  dorsualis  und    mit  assim.    dossuariiLs,   dies   beiläufig 
hier  mit   zu   erwähnen,   passt   nicht   zu  dem   üblichen   dorttntn 
(wahrsch.    abwärts  gekehrt  aus  deorsum),   wohl   aber    zum   m. 
dorsus,  wenn  nach  IV. —  Ventriculosn  ^m.'?.s/o  ist  bauchgrimmen. 
Ventriosus  homo,   dickbauch,   aber  weist,  mindestens  ideell,  auf 
ein  un  vorhanden  es  *ventrio  (7  aarpwv)  zurück,  während  ventniosa 
(bauchige)    ac  patula  dolia  viell.  durch  putruonum  ulcus  eine 
schwesterform   erhält.     Piscosns  verlor  das  widerstandslosere  i 
von  piscis,  wogegen  Studiosus  von  Studium  dasselbe  festhält. 

Laboriosus  hat  z.  b.  gegen  pudorosus,  ital.  amoroso  ein  /  zu 
viel,  wie  curiosus  neben  incuria.  Iter  Inbosiini  dagegen  heisclit 
meines  dafürhaltens  eine  völlig  andere  erkliirung.  Vgl.  auch 
amosiOf  ab  amore  deuominatum.  Es  tlillt  nämlich  in  die  ana- 
logio  von  canorus,  decorus,  hotiorus,  odorus,  sonor us ,  saporus, 
oder  vielmehr  liat  das  dieser  Wortklasse  ursprünglich  gebührende 


s  bewahrt.  Das  beweisen  ihre  primitiva,  wie  labos,  Jwnos,  od^s, 
deren  älteres  ä  nicht  etwa  das  casuszeichen  .*?  vorstellt.  Denen 
kommt  nämlich  statt  des  jüngeren  or,  wie  dessen  verbleiben  in 
hanesfus  a.nzeigt,  thematischer  zischer  mit  keinem  geringeren  rechte 
zu,  als  dem  neutralen  -us,  gen.  eris  oder  Öris.  Auch  deren  .s 
behauptete  sich  vor  tenues,  wie  onus-tus,  corpus-culum,  potidus- 
cuhim,  wogegen  onerosus,  ponderosus,  generomis,  facinorosus  inter- 
vokales /•  an  seine  stelle  setzten.  Horrifer,  horrißcus  (nicht 
wie  fepefacio)  haben,  dies  hier  mit  zu  bemerken.  Wohllauts  halber 
das  end-or  geopfert.  Sonst  doch  Äon-or,  furor,  amaror.  —  Hienach 
hat  das  Latein  einen  wohl  zu  beachtenden  gegensatz  herausgebildet 
zwischen  obigem  ös  (später  Ör,  gen.  m-is)  und  wörtem  auf  eben- 
genanntes US.  Schlagendes  beispiel  decor :  decus,  mit  überwiegen 
des  ersteren.  In  dopiielter  hinsieht:  nicht  bloss  abseiten  des 
geschlechts,  sondern  auch  der  dem  männlichen  angemessenen 
lautvei'stärkung.      Termo:  termeu. 

Werfen  ^ir  am  schluss  unserer  Untersuchung  über  das 
(iriechischem  und  Latein  gemeinsame  suffix  tov,  &ti  noch  einmal 
einen  flüchtigen  rückblick  auf  dieses,  so  ergiebt  sich  bei  ihm, 
wie  bei  mancherlei  anderen  Sprachmitteln,  sog.  polysemantie. 
D.h.,  wie  ich  mir  dies  scheinbare  räthsel  auslege :  ein  hei  t  des 
subjectiven  s i n n e s  bei  Verschiedenheit  der  bedeutungen,  d.  h. 
mehrheitlicher  anwendung  auf  o b j  e c t i v ,  zum  öfteren  sogar 
weit,  auseinanderliegendes  Nehmen  wir,  um  dies  von  anderweit 
her  zu  verdeutlichen,  beispielsweise  das  wort;  gericht.  Welche 
kluft  doch,  sachlich  genommen,  zwischen  einer  zum  essen  her- 
gestellten speise  und  der  zum  finden  und  sprechen  des  rechts 
abgehaltenen  sitzung!  Und  dennoch  sind  sie  rein  sprachlich 
(nicht  in  bloss  homonymer  weise,  d.  h.  dem  gleichlaute  nach, 
wie  z.  b.  der  und  das  thor)  vollkommen  eins,  und  treffen  im 
sinne  durchaus  zusammen,  obschon  als  zeichen,  atjuaivov, 
nicht  des  gleichen,  d.  h.  bezeichneten  arjvaivouevov).  Die 
speise  wird  zum  gemessen  hergerichtet,  und  das  gericht  hat 
das  rechte  ausfindig  zn  machen  und  als  solches  walten  zu 
lassen.  So  wurzeln  beide  in  dem  nämlichen  sinne  und  einheits- 
punkte  des  zurechtmachens,  ihrem  vergleichsdritten. 
Allein  dergleichen  bezeichnungs-mittel,  obschon  an  sich 
im  sinne  je  eines  sich  deckend,  vermögen  dessenungeachtet 
zu  verschiedenen  begrifflichen,  und  insofern  auch  sprachlichen, 
zwecken  zu  dienen.     Ja,  dies  hier  kurz  mit  zu  berühren,  geben 

Bvitrige    z.  künde  d.  ig.  iprAchen  VUI.  7 


98  A.  F.  Pott  l4ei,  alatv. 

wiederum  gericht  sammt  richten  und  recht  —  lat.  rectuff  nebst 
rector,  regimeii,  regio  und  so  fort,  auf  regere,  oder  viel- 
mehr deren  wurzel  {reg)  in  weitschichtiger,  gedanklicher  wie 
sprachlicher  genealogie  zurück.  Alles  vermöge  einer  nicht  rein 
willkürlichen,  sondern  psychologisch  begründeten  ideen-asso- 
ciation,  die  aber  nicht  nothwendig  immer  in  allen  sprachen 
die  nämlichen  wege  einzuschlagen  braucht. 

Um  aber  zu  unserem  suffix  zurückzukehren:  es  kommt 
bei  der  mannigfaltigkeit  seines  gebrauches  gar  viel  auf  die 
jedesmalige  combination  an,  die  es  eingeht.  Durch  jede 
Verbindung  mit  anderem  und  anderem  wird  auch,  zumal  bei 
Veränderung  in  betonung  oder  geschlecht,  unser  suffix  selber 
etwas  anderes ,  oder  wenigstens ,  um  nicht  zu  viel  zu  sagen, 
wirkt  anders,  indem  es  z.  b.  das  kennzeichen  eigener  neuer 
Wortklassen  abgiebt.  Wie  verschieden  doch  schon  der  fall, 
ob  das  primitiv  per  so  n  bezeichnet  oder  sache.  Und  ob  Sub- 
stantiv, adjectiv,  numerale  oder  verbal.  Ferner  ob  es 
ein  appellativ  bilden  hüft,  oder,  was  hier  ja  öfters  der  fall, 
einen  eigennamen,  mithin  zu  einem  sonderwesen  individna- 
lisir  t. 

Genug.  Mir  will  scheinen  :  zu  einer  befriedigenden  wort- 
bildungs lehre  auch  nur  für  die  beiden  classischen  sprachen, 
sehr  zum  schaden  nicht  bloss  der  theorie,  sondern  auch 
der  praxis  fehlt  gar  viel,  und  sind  erst  noch  sorgfaltige 
einzel-untersuchungen  in  menge  dringend  von  nöthen.  Nament- 
lich auch  zu  dem  ende,  um  endlich  eine  wirkliche  bedeutungs- 
lehre  zu  gewinnen,  von  der  schon  Reisig,  indess  auch  nur, 
träumte.  —  Möge  man  in  gegenwärtiger  arbeit  ein  nicht  un- 
brauchbares scherfiein  erblicken,  zu  gedachtem  ende.  Dies 
mein  wünsch.  A.  F.  Potf. 


Zur  litauischen  dialektforschung-. 

Durch  die  entwicklung  der  preussisch-litauischen  Schrift- 
sprache und  durch  den  gang,  welchen  die  gnimnjatische  und 
lexikalische  erforschung  des  Litauischen  gemacht  h.at,  ist  es 
veranlasst,  dass  die  spräche  des  nördlichen  preussischen  Litauens 
bisher  eine  viel  geringere  bHachtung  gefunden  hat,  als  sie  ver- 
dient.    Ich  will  ver-  ichen,  diesen  mangol  im  folgendüu  einiger- 


A.  Bezzenberger  Zur  lit.  dialektforschung.  99 

massen  gut  zu  machen,  indem  ich  zeigen  werde,  dass  diese 
spräche  lautlich  feiner  organisiert  ist,  als  das  „Preussisch-litau- 
ische",  von  welchem  sie  Kurschat  Lit.  gram.  §.  24  —  wohl 
mit  recht  —  ausschliesst.  Ehe  ich  mich  aber  dazu  wende,  habe 
ich  einige  Vorbemerkungen  zu  machen. 

Als  das  preussische  Nord -Litauen  betrachte  ich  bis  auf 
weiteres  (vgl.  weiter  unten)  mit  Kurschat  a.  a.  o.  die  gegeu- 
den  von  Prökuls,  Memel  und  Krottingen  bez.  die  kirchspiele 
Prökuls,  Dawillen^),  Memel,  Krottingen.  Die  spräche  dieser 
gegenden  ist,  wie  sich  weiterhin  zeigen  wird,  eine  entschieden 
einheithche,  obgleich  in  ihr  zahlreichere  und  schärfere  mund- 
artliche Verschiedenheiten  hervortreten,  als  vielleicht  in  irgend 
einem  anderen  litauischen  gebiet.  Die  hauptsächlichsten  jener 
Verschiedenheiten  nenne  ich  im  folgenden. 

1)  Südlich  einer  linie,  welche  etwa  durch  die  orte  Schäferei, 
Szilgallen,  Klooszen,  Kindschen-Hartel,  Koiteekeln,  Sudmanten 
Hans,  Gedminnen  und  Sznauksten  ^)  bestimmt  wird,  werden  fj^ 
dj  zu  cz  dz;  nördlich  dieser  linie  treten  -  ausser  im  wurzel- 
anlaut  [dzaüksmas]  und  abgesehen  von  der  präposition  incz  — 
für  tj,  dj  vor  e-lauten  t,  d,  sonst  die  „erweichten"  laute  t\  cf 
ein,  deren  erweichung  übrigens  meist  kaum  vernehmlich  ist  '^). 
Während  man  also  in  z.  b.  Szernen  büczau  sagt,  sagt  man  in 
z.  b.  Sudmanten  Hans  büt'au;  während  es  in  z.  b.  Löbarteu 
dul'ii  (instr.  sg.  msc.)  heisst,  heisst  es  in  z.  b.  Prökuls  dafür 
didzu. 

2)  Nördlich  der  unter  1)  angegebenen  linie  spricht  man 
„State",  südlich  derselben  „szlödne"  ^),  d.  h.  die  schriftlitauischen 
laute  e  und  e  werden  in  der  regel  hier  durch  e  (langes  spitzes  e), 

')  Diess  kirchspiel  ist  erst  in  neuerer  zeit  aus  teilen  der  kirchspiele 
Memel  und  Prökuls  gebildet  worden.  *)  Diese  grenze  deckt  sich  nach 
den  von  mir  eingezogenen  erkundigungen  ungefähr  mit  der  linie,  welche 
vor  errichtung  des  kirchspiels  Dawillen  die  kirchspiele  Memel  und  Prö- 
kuls von  einander  schied.  Zu  ihrer  erläuterung  bemerke  ich,  dass  — 
wie  ich  teils  selbst  constatiert,  teils  von  zuverlässigen  Litauern  erfahren 
habe  —  in  Schäferei,  Szilgallen,  Klooszen,  Koiteekeln,  Sznauksten,  sowie 
in  den  nord-  bez.  südwärts  dieser  grenze  gelegenen  orten  Dumpen,  Ket- 
wergen  und  Piktaszen  gemischt  gesprochen  wird,  während  ausserdem  je 
strenger  dialekt  herrscht.  ')  Sofort  vernehmbar  habe  ich  sie  nur  von  ein 
paar  leuten  aus  Karkelbek  gehört,  bei  welchen  die  „erweichung''  fast  wie 
e  klang  (Ä'<<rtw,  paliktrau).  Ein  htttew  ((i  eitl  er  Lit.stud. s.  19)  habe  ich  nie 
gehört.     *)  State\i\  , .steil  ■.  8zl6dne{i\  ,.geneigt".    .Auch  die  gestossene  aus- 

7* 


100  A.  Bezzenberger 

dort  durch  einen  bald  ie,  bald  '^  lautenden  mischvocal,  welchen 
ich  mit  e  bezeichne,  vertreten.  Während  also  in  z.  b.  Kattken, 
Karkelbek,  Jagutten  bekt,  mesfs  die  normalen  formen  sind,  sind 
diess  in  z.  b.  Kliszen  und  Drawöhnen  bekt ,  mests.  —  Dieser 
unterschied  wird  von  den  „stäte"  sprechenden  sehr  betont,  doch 
habe  ich  auch  von  ihnen  nicht  selten  e  und  umgekehrt  von 
Prökulischkern  öfters  e  (dessen  erster  bestandteil  dann  aber 
immer  e  war,  und  das  mehr  geschliffen  wurde)  gehört. 

3)  Während  im  südlicheren  teile  Nord-Litauens  in  Wurzelsilben 
stehende  q  meist  als  «,  seltener  als  q  und  ganz  vereinzelt  als 
ä  erscheinen,  findet  man  im  nördlicheren  «  als  ihre  regelmässige 
Vertretung.  Ich  verweise  in  dieser  beziehung  auf  das  von  mir 
oben  VII.  163  ff.  mitgeteilte,  dem  ich  hier  einiges  hinzufüge. 
Deutliches  nasales  a  habe  ich  noch  gehört  in  Kliszen  (qzoles, 
qse,  drqsus,  c/rqszts,  (jrqszteUs,  kqsfe;  dsineheu  ffreszti  =  gr^'szii 
„bohren")  und  ferner  in  Sudmanten  Hans,  wo  ein  neunzig- 
jähriger mann  qzols,  zcfsis  mit  ganz  leichtem,  aber  nicht  zu  ver- 
kennendem nasalem  klang  aussprach  im  gegensatz  zu  seinem 
auch  schon  betagten  söhn,  von  dem  ich  dzols^  zdsis,  hörte. 
Hier,  in  Löbarten,  Kindschen-Bartel  und  weiter  südlich  fand 
ich  —  eben  in  wuizelsilbeu  —  ä  als  normalen  Vertreter  des  q, 
ä  dagegen  als  solchen  —  abgesehen  von  Darguszen-Gerge  — 
bei  leuten  aus  Schattern,  Szlaaszen,  Kattken,  Jagutten  und  Bom- 
mels  Vitte;  in  Karkelbek  scheint  sowohl  ä  wie  ä  für  <i^  ge- 
sprochen zu  werden;  ä'zols,  za'sis  wurden  mir  ferner  von  meh- 
reren einwandfreien  litauischen  zeugen  als  in  Szarde  (bei  Buddel- 
kehmen)  übliche  formen  bezeichnet.  Eine  bestinnnte  grenzlinie 
lässt  sich  hiernach  nicht  ziehen ;  vielleicht  hatten  diejenigen 
recht,  welche  Clausmühlen  und  iSchattern  die  südlichsten  punkte 
des  gebiets.  in  wcilcheni  ä  regelmässig  für  q  eintritt,  nannten.  — 
Was  die  behandlung  des  auslautenden  q  betrifft,  so  erwähne 
ich  die  formen  anän  (Löbarten,  Prökuls)  und  anä'  (Jagutten ) : 
im  übrigen  mag  dieser  punkt  auf  sich  benihen. 


Hprache  des  ü  von  mdyfi  „ealseu"    bezeichnete  ein  Litauer  als  «tat»,  wäh- 

1-pikI  sie  andere  trumpiaüs  als  die  geschliffene  des  m  von  südyti  „richten" 
nuiinti'ii  (eheiiBo  erklärten  nie  ntYnkas  „(luersack''  für  trumpiaüs  als 
HuhkuH  ,, schwer'*).  Hoilüufii;  l)enn>rke  icli,  dass  ich  den  unterschied  des 
j.jrestORscnen'*  nnd  iles  ,.j;eRchliffenen"  tonea  jetzt  deutlich  warnehme.  Ihn 
im  druoki'  consequent  /u  bezeichnen,  ist  mir  aus  typojjraphischen  rück- 
•iohteu  einstweilen  leider  nicht  mötrÜch. 


Zur  lit.  dialektforschung.  101 

4)  Während  die  in  Nord  -  Litauen  den  schriftlitauischen 
lauten  ä  und  o  entsprechenden  vocale  o  und  ä  mehr  südlich 
einander  recht  nahe  liegen  —  so  noch  in  Löbarten  und  Dawillen 

—  treten  sie  mehr  nördlich,  besonders  wenn  sie  betont  sind, 
weit  aus  einander.  Hier  klingt  a  so  breit,  dass  es  zuweilen  in  ä 
übergeht.  Wenn  Jacoby  Mitteil.  d.  lit.  ges.  I.  ^2  bemerkt,  bei  den 
alt  angesessenen  zemininkai  werde  o  niemals  wie  a  gesprochen, 
so  muss  ich  hierzu  bemerken,  dass  ich  von  einem  in  dieser  be- 
ziehung  ganz  einwandfreien  Litauer  aus  Jagutten  mäteriszk'e 
(neben  mäteriszk'e)  und  von  einem  mann  aus  Darguszen-Gerge 

—  den  man  doch  auch  zu  den  zeminikai  wird  rechnen  müssen  — 
käl  gehört  habe. 

b)  Allgemein  behauptet  man  von  den  ,,Memelern"  sie 
sprächen  väks  für  raiks.  Ich  habe  diese  form  in  Szlaaszen  und 
Jagutten  gefunden  und  ä  für  ai  ausserdem  in  folgenden  formen: 
plaiikä  (nom.  plur.),  draskä  kräszä  mergä  srabä  und  giidräje 
(giKirä'je)  gilä'jei  pelkäje  idat.  sg.),  nüzudä  pahuddL  (II  sg.) 
Wittauten ;  vyräs  (instr.  plur.)  Szlaaszen  und  Jagutten,  täs  (instr. 
plur. j  Darguszen-Gerge:  nüzudä'  stikldpä'  zena  {Hsg.)  Jagutten, 
tu  sukä'  Jagutten  und  Schattern,  tu  buva  Schattern;  vgl.  dazu 
labö  Jacoby  a.a.O.  s.  71.  Den  Übergang  von  ai  znä  bildet 
vielleicht  oi  (bez.  a«),  das  ich  in  y'erdoi  „du  tränkst"  in  Wittau- 
ten hörte,  und  das  sich  in  koüines  findet,  welches  mir  in  Lö- 
barten als  ebenfalls  „memelisch"  bezeichnet  wurde.  —  Wie  weit 
sich  der  wandel  von  ai  in  ä  ausdehnt,  habe  ich  noch  nicht  er- 
mitteln können ;  nach  zuverlässigen  angaben  findet  er  sich  noch 
in  Szarde  (s.  o.),  wo  man  v^ks,  i'dvä  sagen  soll.  Hiervon  ab- 
gesehen habe  ich  südlich  und  südöstlich  von  Memel  nur  a  und 
(li  für  schriftlitauisches  ai  gefunden  —  eine  lautvertretung,  über 
die  ich  weiterhin  sprechen  werde.  —  Wie  man  sieht,  bedarf 
auch  diese  erscheinung  noch  der  aufklärung,  um  so  mehr,  als 
man  nördHch  von  Memel  auch  ai  {laiks  Szlaaszen,  isttdise  Katt- 
ken)  und  ä  {kdp  Kattkeii,  Darguszen-Gerge)  hört. 

6)  Während  mir  im  kirchspiel  Prökuls  niemals  abfall  eines 
auslautenden  h  begegnet  ist,  habe  ich  denselben  weiter  nörd- 
lich nicht  selten  gefunden;  ich  lühre  an:  sev^,  merga,  välandn 
(gen.  sg.)  Kattken;  lä'vä,  princese,  smutnyhe,  käzehiycze,  estSbä 
(gen.  sg.),  äszarele  (acc.  plur.),  nepamislyj^  (nom.  sg.  part.  aor. 
msc.)  Darguszen-Gerge;  isz  TMze  Schattem;  nü  ^ä  karta  Plikken ; 
giidräje  und  gädräje  (=gtidräses,  gen.  sg.)  Wittauten;  mergele 


lÖÖ  A.  Bezzenberger 

Packamohren  (Lit.  forsch,  s.  31),  gembitzele,  mergele  Meddicken  (das. 
5. 33),5rerHeLöbarten(das.s.37).  Vgl  Kurschat  Gram. §§598,  952. 

7)  In  der  Prökuler  gegend  findet  sich  die  präposition  änt 
ausser  in  dieser  form  auch  in  der  form  anszi  weiter  nördlich 
aber  braucht  man  dafür  int,  inez  und  insz  und  construiert  diese 
präposition  auch  mit  dem  instrumental  (z.  b.  int  vezemas  Kattken). 

Die  liste  der  im  preussischen  Nord-Litauen  von  mir  beob- 
achteten mundartlichen  Verschiedenheiten  ist  hiermit  noch  nicht 
erschöpft;  ich  sehe  indessen  von  der  aufzählung  der  übrigen 
hier  ab,  da  ich  sie  teils  im  folgenden  zur  spräche  bringen  muss, 
teils  aber  —  wie  den  umstand ,  dass  jäuns  in  der  Prökuler 
gegend  nur  ,,jung",  weiter  nördlich  aber  auch  „neu"  bedeutet, 
oder  den  anderen ,  dass  hier  pä  eine  nebenform '  päc  zeigt, 
welche  dort  fehlt  —  für  untergeordnet  halte,  oder  sie  nicht 
bestimmt  genug  behaupten  kann,  wie  z.  b.  das,  dass  das  in 
mds  „wir"  enthaltene  a  in  den  kirchspielen  Dawillen,  Merael 
und  Krottingen  im  allgemeinen  breiter  gesprochen  werde,  als 
in  dem  kirchspiel  Prökuls. 

Fragt  man  nun  nach  denjenigen  tatsachen,  welche  die  be- 
hauptung,  die  spräche  der  bezeichneten  gegenden  sei  eine  ein- 
heitliche, rechtfertigen,  so  wüsste  ich,  —  da  ich  über  die  Ver- 
breitung von  formen  wie  suna  (nom.  plur.  msc),  gudryses  gii- 
dryi  bez.  gudreses  giidr^^  (nom.  acc.  sg.  msc.  defin.  von  gädrus), 
über  die  des  fehlen«  des  imperfectums  u.  s.  w.  u.  s.  w.  zur  zeit 
nicht  genügend  unterrichtet  bin  —  im  augenblick  mit  bestimmt- 
heit  nur  folgende  zu  nennen: 

1)  Die  laute  w,  i,  ei  werden  an  allen  punkten  Nordlitauens 
häufig  und  übereinstimmend  zu  ^,  e  (breites  e,  nicht  e,  wie 
Kurschat  Gram.  §  51  angibt),  a. 

2)  Die  accentuation  ist  im  Nordlitauischen  in  manchen  fällen 
eine  andere,  als  im  „Hochlitauischen". 

3)  Den  hochlitauischen  deminutivis  auf  Mis  ele,  'Mis  ele  entspre- 
chen in  Nordlitauen  (wie  im  Lettischen)  solche  auf  ^'lis  Sfe  (wofür 
auch  «/«■*•,  'de?)  bez.  elisele^).  —  Um  Heidekrug  ist,  beiläufig  be- 
merkt, der  unterschied  zwischen  den  endungen  elis,  He  und  'elü, 
'iSle  verwischt;   vereinzelt  hört  man  dort  auch  His,  He. 

Die  numerische  schwäche  dieser   argumente  und  der  um- 


')  Die  deniitiutiva  auf  cdia  ale  ideiitificiero  ich  aus  j^ründen,  die  weiter- 
hin borvurtreten  werden,  nicht  mit  denjenigen  auf  Hit  iU  (gegen 
Schleicher  Gram.  b.  130  anm.). 


Zur  lit.  dialekttorschung.  103 

stand,  dass  das  uuter  2)  angegebene  noch  sehr  der  Untersuchung 
bedarf,  scheinen  schlecht  zu  jener  behauptung  zu  stimmen. 
Trotzdem  halte  ich  dieselbe  aufrecht,  da  die  unter  1)  angegebenen 
lautübergänge  auf  gewissen,  dem  schriftlitauischen  idiom  frem- 
den gesetzen  beruhen ,  welche ,  wenn  auch  vielfach  verwischt, 
doch  noch  zu  erkennen  sind  und  im  folgenden  nachgewiesen 
werden  sollen.  —  Was  das  diesem  nachweis  zu  gründe  gelegte 
material  betrifft,  so  habe  ich  es  für  diese  arbeit  eigens  gesam- 
melt, da  das,  was  mir  durch  meine  anderweitigen  Sammlungen 
und  durch  die  von  anderen  gemachten  mitteilungen  i)  von  dem 
hier  behandelten  dialekt  früher  bekannt  geworden  war,  nicht 
ausreicht,  die  betreffenden  gesetze  zu  begründen,  welche  mir 
erst  allmähhch  klar  geworden  sind,  indem  mir  beim  anhören 
unbefangener  Unterhaltungen  gegensätze  wie  buv^^  und  häviisi, 
pekts  und  plkti  wiederholt  unverkennbar  entgegentraten.  Die 
form,  in  welcher  ich  dieses  material  mitteile,  wird  ohne  weiteres 
verständlich  sein;  die  erklärung  der  angewandten  abkürzungen 
enthält  die  folgende  liste. 

B     =  eine  Litauerin  aus  ßuddelkehmen 

D     =  ein  Litauer  aus  Dawillen 

Dm  ==    „        „         „     Dumpen 

Dr  =  Drawöhnen  I  bezeichnet  formen,  welche  ich  in 
der  schule  abgefragt  habe,  mit  II,  III,  IV,  V,  VI  sind  ver- 
schiedene erwachsene  personen  bezeichnet) 

J     =  ein  Litauer  aus  Jagutten  (al.  Sz wiebeln) 

Ja  =  eine  Litauerin  aus  Jaakszen  (bei  Drawöhnen) 

K  =  Karkelbek  (I  bezeichnet  einen  jüngeren,  II  einen 
älteren  mann) 

KB  =  eine  Litauerin  aus  Kindschen-Bartel 

KJ  =  ein  Litauer  aus  Klein  Jagschen 

Kl  =    „        „  „     Kliszen 

Kn  =    „        „  „    Kantwainen 


')  Ich  habe  hier  namentlich  die  von  Einars  bei  G eitler  Lit.  Stu- 
dien 8.  19  f.,  Jacoby  Mitteilungen  d.  litauischen  liter.  Gesellschaft  I. 
61  ff.  und  mir  Lit.  forschungen  s.  "21  ff.  veröffentlichten  dialektproben  im 
äuge.  Unter  ihnen  sind  die  zuerst  erwähnten  bei  weitem  die  wertvollsten, 
aber  leider  allzu  kurz;  was  Jacoby  gegeben  hat,  ist  als  dialektprobe 
ganz  unbrauchbar,  und  was  ich  selbst  an  nordlitauischen  texten  veröffent- 
licht habe,  enthält  in  folge  von  gelegentlichem  dialektwidrigera  sprechen 
meiner  gewährsleute  manche  ungenauigkeiten. 


104  A.  Bezzenberger 

Kr  =  ein  Litauer   aus  Krottingen 

Kt  =    ,,         „  „     Kattken  (al.  Girngallen-Gedmin; 

h    =    „        „  „     Löbarten  ^) 

Lw  ==    „         „  „     Liwren 

M    =  eine  Litauerin  aus  Meddicken 

P    =     „  „  „    Posingen 

Pr  =     „  „  „    Klooschen  bei  Prökuls  *) 

Sch=  ein  Litauer   aus  Schattern 

Sk  =    „         ,,  „     Skudden  (al.  Woiduszenj 

Su  =  Sudmanten  Hans  (I,  II,  III  bezeichnen  verschiedene 
Personen) 

Sz  =  ein  Litauer  aus  Szlaaszen 

Szg=    „         „  „     Szilgallen 

Szn=    „         ,,  „     Sznauksten 

Szw=  Szwenzeln  (I,  II  wie  oben) 

W    ==  erkundigungen ,    welche    ich    in   der  schule   von 
Wittauten  eingezogen  habe 

Wa=  ein  Litauer  aus  Wanaggen^). 
Ich  bitte,  bei  den  hier  und  den  weiter  oben  angeführten 
Ortsnamen  die  betr.  generalstabskarte  zu  berücksichtigen,  auf 
welcher  indessen  die  orte  Jagutten  (am  rechten  Dangeufer,  süd- 
lich von  Cassareggen)  und  Liwren  (am  linken  ufer  der  Minge, 
wo  dieselbe  in  das  preussische  gebiet  tritt)  nicht  augegeben  sind. 


m  I 


Praet.    sg.    Il^^i^^«,    III   pabäd'     I)r    II    [paiüsti 
wachen"].  ^^' '-  \ 

Praet.  sg.  I  buvaii  P,  Szn,  buaü  Dr  III;  II  huvä  Lw  *),  P, 
Szn,  bumi  D,  Dr  I  und  II,  buvä'  Seh*);  III  bäva  Dr  II,  Seh, 
bä'va  Szg,  bävä  D,  bM  Dr  IIP),  bare  Dr  I,  häv'  Lw,  P,  Szn 
{hiiti  sein"]. 

Praet.  sg  I  jutaü  Pr,  pajidmi  Dr  1  und  III ;  II  jutd  Pr,  pa- 
jiitd  Dr  I;  III  jm'  Pr,  pajM'  Dr  I.  Plur.  I  jMm  Pr,  i>ajä- 
täm  Dr  I;  II  pajSfät  Dr  I  [JMS<»  „empfinden"]. 

')  Kb  int  diesB  der  Lit.  forsch,  p.  VI  anm.  I  lurenannte.  *)  Dieselbe, 
welch«'  ich  in  meinen  Lit,  forPchiiDfren  mit  M.  Hz.  beaeichnft  habe.  ') 
Der  Lit.  forsch,  p.  VII  genannte  Symonait  *)  Ob  die  I  sg.  butaü  oder 
hkvaü  lautete,  konnte  ich  hier  nicht  entscheiden,  't  In  unbetonten  end- 
Silben  setze  ich  8  und  <^  aus  systematischen  gründen  an;  für  mein  ge- 
hör fallen  diese  hiiite  hier  mit  0  und  ö  meistens  zusammen. 


\k 


Zur  lit.  dialektforschnn^. 


105 


Praet.  sg.  I  sukaü  Dr  I  und  III,  J,  Kn,  M,  Pr,  Seh,  W, 
pörmkau  D ;  II  mka  Pr,  W,  sukai  Dr  I,  sukä'  J,  Seh ;  III  sWtn 
Dr  I,  Pr,  Seh,  säk'  J,  säka^  W  .  Dual.  I  säkau  Dr  I,  sSkäti  Pr. 
PI  .  I  sSkäm  Pr,  W  [sukti  „drehen"].  —  Süsuku,  susukam  neben 
sSku,  säkas  D,  Pr  [praesensformen  von  sükti  bez.  susiiktf], 

Praet.  sg.  II  pamtd ;  III  ^saf  L  i)  [pasusti  „toll  werden"]- 
Praet.  sg.  I  suvaii;  II  swi'a;  III  sau  Dr  III  rjy»^^[tHU^^*1^  - 
Praes.  sg.  I  nüzudaü  J,  L,  W;  II  nüzudä  L,   nüzud^  J, 
W ;  III  nnzada  W,  nüzäde  J,    nüzäd''  L.     PI.  I  nüzädäm  L  [n?/- 
iwc^^i  „umbringen"].  r  X  V'  i 

Sgrnx^TlTM^  „hagel"^<w&rt  „stub^'  Dr  I,  haha  W^III,  Kn, 
Wa,  es«<<^  J,  KJ,  esfube  Drltl;  estub"  W*  acc.  khszp^Atab'  DrI;        (»^ 
gen.^jäy-MS^^^s,  stnb^  Dr  I;  loc,  s^«6a  Dr  III.    PI.  nom.  stahes  Dr  I.| 

„bHt4erf  Kl,  Pr,  Wa;  iibage^)  „bettlerin"  Kl,   uha-  j  Cl ' 

PO- 


Xhag'e  Pr ;  ä'hagaut  Pr,  'c 


.Mfilftl 


Vielleicht  ist  aus  der  zahl  der  hier  angenihrten  formen, 
welche  u  zeigen,  die  eine  oder  die  andere  als  eine  affectierte  zu 
streichen  (s.  die  weiterhin  angeführten  ausnahmen).  Trotzdem 
aber  kann  der  aus  der  obigen  liste  hervorspringende  satz  nicht 
umgangen  werden,  dass  nur  betontes  ü  Verwandlung  in  a  er- 
leidet, bez.  erleiden  sollte.  Eine  zweite  bedingung,  an  welche 
diese  Verwandlung  geknüpffeist,  ergibt  sich  aus  der  folgenden  liste. 

Nom.  sg.  msc.  hüv(s'^)  Dr  I  und  II,  Pr;  fem.  ßärusi  Dr  I 
und  II,  Pr,  Szw,  häüusi  Kl  [partic.  praet.  von  ^'X^'^s^tH^l^ 

Msc.  sg.  nom.  gädrus  „klug"  B,  DBar^r  II  und  lU,  J/IK 
II,  L,  P,  Pr,  Seh,  Szn,  W,  pargädrtises  Dr  VI;  genit.  ^//rfn'o L ; 
plur.  gen.  ghdru  (=  schriftlit.  gudrh'i)  Pr.  Fem.  sg.  nom.  güdri 
B,  Dm,  Dr  III,  J,  K  II,  L,  P,  Pr,  Seh,  Szn,  W,  gudre  Dr  II. 
Adverb,  giidre^)  Pr. 

Praes.  sg.  I  Väjm;  II  Ikpi;  III  Väp.  PI.  I  Cäpam.  —  Im- 
perat  sg.  U  Väpk,  plur.  lüpkit.  —  Fut.  sg.  I  lüps'.  Plur.  I 
'Cäpsarn  [lüpii  „schälen**]. 

')  Ob  die  I  sg.  pasutaü  oder  pasataü  lautete,  konnte  ich,  da  L  diese 
form  sehr  rasch  sprach,  nicht  entscheiden.  ^)  Gemäss  dem  Lit.  forsch. 
p.  VIII  bemerkten  unterscheide  ich  in  den  hier  behandelten  mundarten  vor  e 
und  ^  zwischen  g  und  jt',  k  uns  k'.  Vor  den  übrigen  e-lauten  und  vor  t,  1/  ist 
eine  solche  Unterscheidung  überflüssig.  *)  Nasalvocale  in  endsilben  sind  als 
kurze  vocale  zu  sprechen.  *)  l'eber  die  zeichen  f  (nicht  als  tonloses  c  zu  spre- 
chen) und  e  s.  weiterhin.  .\uch  auslautend.  e  =  et  ist  —  im  ir^'gensatz 
zu    dem    für  ausl.   a,  i,  e,  11  eintretenden  e   —  nicht  tonlos. 


106  A.  Bezzenberger 

Praes.  sg.  I  sähi  D,  Dm,  J,  K  I,  KJ,  Kn,  L,  Lw.  P,  Pr, 
Seh,  Szn,  Wa;  II  si'di  D,  Dm,  J,  K  I,  KJ,  Kn,  L,  Lw,  P,  Pr, 
Seh,  Sz,  W;  in  M:  J,  KJ,  L,  P,  Pr,  W,  Wa.  Plur  I  Mam 
KJ,  L,  P,  Pr;  11  säkat  K  I,  Pr.  —  Imperat.  sg.  11  säk  D,  K  I, 
Kn,  L,  P,  Pr,  apsesukis  (refl.)  Pr.  Plur.  II  mkit  D,  Kn,  Pr,  m- 
kites  L,  P.  Dual.  II:  sukitäs  (refl.)  und  apsemfcetä  Pr,  sukitau 
Dr  I.  —  Fut.  sg.  I  snksu  Dr  1,  K  I,  L,  P,  Pi');  si)km  Dr  I, 
K  I,  Pr,  skks'  L,  P;  lll  säks  Dr  I,  L,  P,  Pr.  Plur.  I  säksatn 
L,  P,  Pr.  Dual.  I  säksau  Pr,  Wa,  stiksu  und  mksau  Dr  I;  II 
suksefau  Dr  I,  säksefä  Pr.  —  Optat.  sg.  1  sükczmi  Pr,  sük^au 
KJ,  Szg;  II  säktumi  Pr.  Dual.  I  saktau  Wa,  säktuvau  Pr.  — 
Part,  praet.  nom.  rase,  snk'e^  Dr  I,  siik^^  Pr,  Seh,  Wa;  fem. 
säktisi  Dr  I,  Pr  [sükfi  „drehen"]. 

Aus  dieser  liste  -—  die  auch  für  die  prosodischen  und 
flexivischen  Verhältnisse  unseres  gebietes  von  interesse  ist  — 
ergibt  sich,  dass  u  durch  einen  folgenden  i-  oder  einen  nicht 
aus  a  abgeschwächten  [säkseiäl]  e-laut  vor  dem  Übergang  in  ä 
geschützt  wird,  und  dass  dieser  Übergang  auch  in  gewissen 
fällen  nicht  stattgefunden  hat,  in  weichendem  u  früher  ein  »folgte. 
Berücksichtigt  man  nun  noch  z.  b.  jade  „ihr  beiden" 
(masc.)  Dr  I  sowie  die  folgenden  formen: 

kiimps  „krumm"  Dm,  KJ,  Pr; 

asz  pabündüy   tu  pahrmdl  Pr  [praesens    von  pnbiisti    ,,wach    '. 
werden"] ; 

stümdätes  „ihr  stosst  euch  umher"  Pr; 

sünkus  „schwer"  Pr: 

suszünk  „er  schreit  auf"  Pr;  H  ^ 

trümpa  Kt,  Pr  [gen.  sg.  von  trhmpas  „kurz"];    tJ'll^V'A*^ 

thnk  III  praes.  {nüthkü  nom.  sg.  part.  praet.  msc,    fem.   nö- 
täkiis^)  Pr  [von  mhti^i^ 

iingarys  „aaP*  Pi*; 

(j'elätm  „tiefe"  Pr;  gudräms   „klugheit"   Dr  I   und   III,   Pr: 
\uektäms  „bösesein"  Prl 
Vj    —    so   gewinnt  mUTTden   satz,   dass  in   den   kirchspielen 
^^"'       Prökuls,   Dawillen,   Memel,   Krottingen    betontes  u 
zu  «J  wird,  ausser  wenn  ihm  von  alters  her  eine  mit 
n  oder  m  beginnende  consonantongruppe   unmittel- 

')  Man  erwartet  aükaiu,  da  ü  nicht  in  ^  verwandelt  ist,  und  da  die 
fornuji)  püTitu,  duvHu  (s.  w.  u.)  die  endung  -»lu  vorau8^' tjseo.  Ich  «chreibe 
»ükau  (piWau,  düntu)  meinem  gehör  gromäsB. 


4MU(f 


Zur  lit.  dialektforschung.  107 

bar  folgt,  oder  wenn  es  durch  einen  folgenden  /-laut 
oder  einen  nicht  aus  a  oder  tt  abgeschwächten  folgen- 
den e-laut  geschützt  ist.  —  Dass  ein  solches  ä  zuweilen 
gedehnt  wird,  hat  sich  bereits  gezeigt  (ähag'e). 

Zn  dieser  regel  stimmen  die  folgenden  fälle. 

Ap»uv(s  „benäht  habend",  msc,  Pr,  apsuvfs  ^\il;  apsävmi, 
fem.,  Pr. 

Praes.  sg.  I  däru  ^) ;  II  diiri  D,  Dm,  K  II,  Pr,  Szg,  W ; 
lU  dar  Dm,  W,  d&r  Pr.  PL  I  dSram  Pr,  W;  II  därH  Pr. 
—  Imperat.  sg.  II  därk  K  II,  W,  nedärk  Szg,  nadä'"rk,  fsedärk 
oder   isedürkis  ^),    pdrdärk,  pdrsedärk   und   pdrsediirkis  *)    Pr. 

*)  D'aru  (=  schriftiit.  <htriu)  verglichen  mit  süksu  {=  schriftlit  aük- 
siit)  scheint  der  regel  zu  widersprechen,  tut  diess  aber  in  der  tat  nicht, 
wie  die  folgenden  praesentia  lehren  :atse^alii-triii^  gebe  schlafen'"  uuten  ,  /^  f^ 

6.  117,  draudü  ,,ich  verbiete"  (praet.  drand^aü)  ^Tj(g^4^  ,.icfr*s{grlangK;^^  ^v>i/  *" 
(praet.  g^d^ii,  inf.  gest)  Pr,  g'erdn  „ich  höre"*  untao  s.\^i'~g6düs  .,icSr'  0 
beklage  mich"  (praet.  gödiam)  Pr^grüdn  ,,ich  stampfe"  (praet.  gnidian 
fso!])  Pr,  issizergu  „ich  spreize  die  beine"  (praet.  issizerg'au)  Pr,  tsztempn 
,,spamie  aus"  (praet.  tszfentp'au)  Pr,  ka  lu  „ich  dresche"  unten  s.  Uj 
(praet.  kül'au  Pr),  meldös  ,,ich  bete"  (praet.  meldzaüs]  PjJimS^Ymu' 
murre"  unten  s.  108,  näk'entu  „ich  dulde  nicht"  (praet.  nhk'enczau,  vai. 
kest)  Pr,  nübraukn  „ich  streife  ab"  (praet.  mibraukiau)  Pr,  nustteku  ,4ch 
verlasse  mich"  s.  w.  unten,  paslepu  „ich  verberge"  (praet.  päslep'au)  Pr. 
patu  „ich  blase'  (pi-aet.  püczuü)  Pr,  renfü  ..ich  kei-be"  (praet.  freriezau) 
Pr,  reiü  „ich  wickele"  (praet.  «wrecza«)  Pr  lesse"  (inf.    seiket) 

Ttj  a^iJ/<  „.iStraf^ti"  J^*"    skedu    „ich    verdi;  >;  skedzau)  Pr,  sk'elti 

„ich  spalte"  (praet.  sketau)  Fi\jkeli(  „ich  schlage  feuer"  unten  127,^ «Fi?-  ** 
rwÄ  „ich  scheide  mich"  unten  s.  1 27.  skündu  ,jch  klage"  (praet.  skündSau)  ^T^y^J 

Pr,  «w?ftH(g  j^'\  lll->iUu|^  ynfaTi  8.   127,  «^>^<^«  l.icn^hi^ke^^hiiiJPr,  spandu  'Yi^atJ'^ 
, ,ich    driicKe"   (praet.   späudSau)   Pr,    sta  muyf.\ch   seh iehe**" unten   s.  1(J8.      i^J^V, 
(praet.  stüm'ai/  Pr)^jM«»fro^>ictL  ftiihinti^^  (praet.  sm/icz«;«)  Pr,    süSädn  ,.ich 
verletze"  (praet.  r"-?  i'"T|r  Tpi" '  Try*)    l'r  V^Trii  ^{nt^fütl^ni'    (j^ii  n  I    szeran) 
Pr,  /a/>M   unten  s.  lO^J  i^duU^cj^^fSUv^'  (piaet.  ugoojaxrrf-Pr-j-J^^pu  „ich" 
bebe"  Pr.     Man  sieht  Mus  dRsem  verzeichniss ,    dass   im   Normitauiscben  «-  a*'! 

sehr  viele  schriftlitauische  praesentia  auf  -in  durch  solche  auf  -u  vertre-  t 

ten  werden  und  zwar  so  viele,  dass  man  erwägen  muss.  ob  diese  Vertre- 
tung nicht  gesetz  ist  (vgl.  unten  s.  118  f.).  Jedenfalls  ist  daru  keine 
ausnähme  unserer  regel.  —  Beiläufig  bemerke  ich.  dass  die  vorstehende 
Sammlung  auch  lehrt,  dass  das  a  von  z.  b.  »a'Akiwj "nicht  eine  lautliche 
entwicklung  des  i  von  seikim  ist,  und  dass  »«-praesentien  auch  sonst  zu- 
weilen durch  M-praesentien  vertreten  werden  (s.  innrmü,  seiku  in  dem 
glossar  zu  Schleichers  lesebuch,  lett.  dj'i'rdn).  *)  Iseda  rk,  pnrsedärk  s&vt 
man  nach  Pr  zu  männlichen,    jsedürkis,  pärtedurkis  zu   weiblichen  per- 


108  A.   Bezzenberger 

Plur.  II  durkit  W.  —  Fut.  sg.  I  dür.sn  W,  dkrsii  Dm,  Pr,  dnrs' 
K  II,  Szg,  W;  II  diirsi  W,  dürs'  K  II,  Pr;  III  därs  Dm,  K  II, 
Pr,  W.  Plur.  I  därsam  Dm,  Pr.  W^  —  Part.  perf.  pas.  masc. 
iiom.  sg.  pdrdärts,  pl.  pdrdurte  Pr  |^?^nc//  „stechen"]'  Lk^ 

Praes.  sg.  III  gräzd  und  abgruzcT.  -^  Praet.  sg.  IH  nu- 
gruzd'e^je.  Part.  masc.  nom.  sg.  ahgruzd'eje^s  Pr  [grvzd'eti 
„schwelen"]. 

Praes.  sg.  III  iszgälda  B,  iszgälda  Pr.  —  Part,  praet  pas. 
pitghldyts  l)r  III.  —  Infin.  guldyte  Kt,  hzgiddjft  Pr.  —  Nom. 
action.  iszguldims  B  (hier  auch  iszgüldinis),  Pr  [guldi/ti  „legen"]. 

Praes.  sg.  III  ätguh  Kt.  —  Imperat.  sg.  II  atsigalk  Kl.  — 
Fut.  sg.  I  atsigidsu  Kl.  —  (jerund.  atgäluft  Kt  [afgulti  „zu  bette 
gehn"j. 

Praes.  sg.  III  pajünt  Kt.  —  Praet.  sg.  III  pajäta  Kt  (s.  o.  s.  104). 
Part.  nom.  sg.  msc.  pajnt^s  Dr  I;  fem.  pa/jäUisi  Ja,  pajättts'  Dr 
I.  —  Fut.  sg.  I  pajüsu;  II  pajüsi;  III  pajäs.  Plur.  I  pajusim\ 
II  pajüsit  Dr  I  [pajhsti  „empfinden"]. 

Praes.  III  kiäarst.  —  Praet.  \\\pi-aktära.  Part.  nom.  sg.  msc.  yHL 


^ 


prakihris ,  plur.  fem.  jjrakfäruses  Pr  \1^i£ehi  „l(k)i<*fig  \vepd^'  ^ 
Praes.  sg.  I  krätu.    -  Praet.  sg.  I  krutejau  L  [krufefi  „sich 

rühren"] .  "^ 

Praes.  sg.  I  märmu;  II  miirmi;    III  mann.     Plur.   I    /wSr- 

»am.  —  Infin.  ^wwrme'e^  „murren"  Pr. 

Praes.  sg.  r  JiTwÄreTiff *ir  ]I>?m^«  ;  III  pläk'.     Plur.  I  pläkam; 

II  pläkät.    -    Praet.  sg.  I  plukaü;  II  tmpluke  .    Plur.  I  plükSm; 
sll  nuplükef.  —  Inf.  plukyt  Pr  [pfnlf/f.  tnipinki^t  „(ein  'Sehw««)^ 

— — ""nr^.  8g.  III  plärn.      Phir.   II  plärmtf.  Intin.  plunieet     \ 

X}'.  ^plappern"  Pr. 

Praes.  sg.1I  plinp' ;  ill  plärp.  —■  In^n.ljjlur^i  „schwatzen"  Pr. 
Fc'e«?  j3S<'  „der  wind  bläst".  —  Infin.  püst  Vr. 
V^ft  c\//|     Praes.  sg.  III  ras.  —  Infin.  rttseef  „glimmen"  KJ,  Pr,  Szg. 
^'  --         Praes.  sg.  I  skätu  ;  II  sktdi.  —  Imperat.  sg.  II  skäsk.  Plur. 

'    II  skiiskif  KJ,  Pr  [skuttti  „schaben"]. 

Praes.  sg.  III  säfp.  —  Infin.  sulp&  „lutschen"  Pr. 
Praes.  sg.  I  stämu;  II  stfani;  III  sfäw.  —  Plur.  I   }<t(fntat»; 
II   ittämat.   —    P'ut.    sg.    1    sfHmsu;    III  }<ti\nis.  Infin.    sfinnt 

„stossen"  Pr. 

Muncn.     leb  habe  bisber    von   einem    solchen    untenchi<>(l    sonst   nirgends 
etwas  bemerkt. 


Zur  Ht.  dialekttbrschuDg. 


lf)9 


Praes.  sg.  I  sukineju  Lw,  Pr ;  II  »uki/tef  Szd,  Pr.  —  Praet. 
III  mkhi'e    Pr  [sukineti  „hin  und  her  drehen'']. 

Suszükts  „aufgeschrieen  habend'%  msc.,  Dr  V,  Pr;  mszäkusi, 
fem.,  Pr. 

Szürpczäjti  „ich  schaudere"  Pr. 

Praes.  sg.  I  täpu.  Plur.  I  täpam.  —  Infin.  tupeet  „hocken"  Pr. 

Praes.  sg.  LH  träp.  Part.  uom.  sg.  fem.  träpanf.  —  Praet. 
sg.  III  trupet'  Pr  [p*t*f^  „bTöd^gln'']. 

Praet.  sg.  I  tur'ejau  KJ,  Prr»%;  iii  tureje  K I,  tureej'  Pr. 
Plur.  I  tur'ejäm  L,  P,  Pr.  Part.  nom.  msc.  fureej^s  Dr  IV.  - 
Infin.  furäe  D,  fureei  Pr  [tureti  „haben"]. 

Praes.  sg.  U  ürzde;  III  ärzd.  —  Praet.  sg.  III  urzde.  — 
Infin.  itrsf  „knurren"  Pr. 

Praet.  sg.  I  nüzudzaü  Pr,  nüzudaü  L;  II  nüziide  L,  nü- 
zudeVr;  lUnuzMeKJy  nfizud''  L,FT^nüzüd'  J.  Plur.  I  nüzud^m 
Pr,  nüzudem  L.  —  Fut.  sg.  I  tmzwiys  Pr.  —  Infin.  nuzudyt  K  J, 
Pr  [nuzudyt i  ,, umbringen"]. 

Iszmiirints  k'elys  „ausgefahrener  weg*'  Pr.  —  ^'ekiiszhi^s, 
j  part.  praet.  nom.  sg.  m.  \on\kuszint  ^^anrühren"]  Dr  III,  Pr. 
—  Praes.  sg.  lU  pinien  Pr.  Infin.  piniint  Kl  „schütteln*'.  — 
Praes.  sg.  III  szuten  „er  brüht"  Pr.  —  Praes.  sg.  III  sutn)- 
pen.  Imperat.  sg.  11  netrhpink.  Infin.  triipint  „zerbröckeln" 
Pr.  —  Praes.   sg.    II  ürhin' ;   III   h'rhen  „er  bohrt"  Pr. 

Sg.  nom.  hläsa  „floh"   L,   Pr.      Plur.   nom    biäses  L;   gen. 
bläsu  und  bhisü  Pr.     Dual.  nom.  hluse  Pr.  —  Blus\k'  „flöhchen" 
Pr.  —  (blusei(s,  fem.  (blu^ejusi  „voll  von  flöhen"  Pr. 
Sg.  nom.  msc.  bäklus  „listig";  fem.  bukli  Pr. 
Bärna     „mund"  Dr  III,  bärna  Kl,  Pr.   —   Diminut.  bur- 
,r,ke  Dr  III,><r/j//.- '  ^•. 

Sg.  nomT^a?Ss44au^  D,  Dm,  Dr  I  und  U,  J,  KJ,  Lw,  Pr, 
Su  III.  Szg,  W;  accus.  o«/</( in  der  Verbindung  bat(i  budavät) 
Su  I.  Plur.  nom.;  boiu  Pr;  acc.  batiis  Dr  III,  Pr.  —  Diminut 
butelis  Dr.  1  unc^  II,  J,  KJ,  Pr,  Su  III,  W;  butelis  D,  Dm,  Szg; 
bukdäks  Szg.  — /Btflll^ninks  „hausier"   Lw,  Pr.  —   LftJuC^^/'* 

UHUS  pssjschriftlit  ^^4^*)  iiWLle 
__Cz3ku/s  ^spitze  des  giebe!§*'  B. 
QM^rjk'  bezeicbnung  irgendeines 
Da  ,,zwei**'*fi»«ijnzählen) 
;,zwei  töpfe'L  du    1  i/i  ii^Fwui  jji  mii(  1 


Dr  V,  Pr. 


\ 


A  -.s^l- 


110  A.  Bezzenberger 

DrdMle  „laken"  Pr. 

Dräska  „salz"  Dm,  J,  KJ,  Pr,  Scli.  Druskine  Seh,  drus- 
Hn'  Dm,  Pr,  Szg  (neben  dr&shä  s.  u.),  drnskinycze  J,  „salz- 
fässchen". 

Drugys  „fieber"  Pr. 

Sg.  nom.  ^kte  „tochter''  Kt  (auch  dukfe),  Pr,  dukf'e  J.  Plur. 

n.   dukteru  Fr.'      ' •"' 

(Puyniuirys  ,,tiefeN>stelle^-^>dael7^4^iSs"  Pr. 

Dhinblofs  ärs  ,,bedeckter  himmel^'  Su  I. 

Plur.  acc.  duris  „tür"  Dr  III  und  V,  Kt,  Pr;  gen.  däru 
Dr  III,  Pr. 

Dual.  nom.  giidrüju  Dr  IV.  —  Comparat.  gudHstiM  Szn. 
—  Gudraüszus  und  gudrynczus  „kiügling"  L  ^)  (s.  oben  s.  105). 

Gürkles  „adamsapfel"  Pr. 

Vesznu  kauläka,  nom.  plur.,  „kirschkerne"  Dr  II. 

'^omlketuri  „vier"  Kr^Pr,  gen,  JcHwü  Sxil,  instr.  kfttures 
Pr,  UHiires'iS?.. 

Sg.  nom.  kSlka  „kugel"  Szg^  kälka  KJ,  kalk'  Pr;  instr. 
kmka  Pr,  kaik'^  Kt.  Plur.  gen.  kolk'  Pr.  —  Diminut.  kitlk)ke 
Pr,  kulktk  KJ. 

Sg.  nom.  käpra  „buckel";  acc.  käprq  Dr  I,  Pr,  W;  dat. 
käprä  Pr,  W;  gen.  kupräs  Dr  I,  käprm  W,  käpras  und  kupräs 
Pr.  —  Kupräis  „buckelig"  Pr. 

Sg.  nom.  kräsza  „hagel"  Dr  III,  Pr,  W ;  gen.  hrSszda  Pr, 
W;  dat.  kräszä;  acc.  kräszcf.  W  (s.  oben  s.   105). 

Kultk'es  „drescher"  Dr  I,  kuitk's  Pr. 

Sg.  nom.  kühzis  „hüfte"  Pr,  kidsze  (accus.?)  J;  acc.  ki'}  - 

szj  Dm.         V  "^  "***^ 

Kuh^  f^^a^ier"  Pr,  Wa.  —  Kuftt)jfi^,de8  plj3tj*^j;sfrau"  Pr.       «^ 

')  Zur  ergänzang  teile  ich  das  folgende,  einige  unrpgelmäsaigkeiten 
enthaltende  paradigma  mit,  das  ich  in  W  ennittelte: 

Masc.  Kern  in. 

Sg.  nom.  gSdruaes  yudr^'ji 

gen.   gadr^l  güdrasen,  t/ütträjn,  gS  drijir 

dat.  ga  dra/ii  güdrujr,  f/ndniji' 

ttCc.    gadraJI  yüdnij^ 

PI.  nom.  yudrije  gndrii'nvK 

gen.    güdrüju,  gSdrü/'n,  gudriyn 

dat.     gudritim  gudra  ifuts 

acc.    gddtüiir»  yudri'»tn. 


1^ 


Zur  lit  dialektforschung.  111 

Kunkalöts  etwa  ,;Zottig",  bezeichnung  des  mit  zerstreuten 
wölken  bedeckten  himniels  L. 

Plur.  nom.  kunteples  „heruntergetretene  pantoffeln";  instr. 
kunteplims  L. 

Kuia^^ßf^Viv.,  „die  aiJi£.ii«ttr*  dachfirst  Ijegawien  kreuaböi^"" 

Sg.  nom.  kiipetijs  „kleiner  heuhaufen'*.  Plur.  gen.  ku- 
peczü  Fr.  ^ — *  - 

Kürens  „truthahn".  —  Kar'  und  kurä  „truthenne"  Pr. 

Kürmis  „maulwurf"  Pr. 

Kürp'  „schuh''  Pr. 

Kitrszivinks  „Kure"  Pr. 

Dual.  msc.  nom.  mädu  abädu  und  mäd'  abad'  Dr  I,  Pr, 
rnad'  abadu  (neben  redu)  W,  madii  Dr  II,  Wa.  Dual.  fem.  nom. 
müde  und  miide  abide  Dr  I,  mud'  Dr  II:  dat.  miidim  abidim 
und  mildem  abidem  Dr  I,  müdem  ahidem  Pr;  gen.  müdems  Pr 
[von  asz  „ich"].  —  Ebenso:  jadu  Su  I,  jade  Dr  I,  jädu  abädu 
Pr  „ihr  beiden"  (ma^c.j  —  jitdi  Su  I^  Jude  Dr  I,  jude  abide 
Pr  „ihr  beiden"  (fem.).  *" 

Sg.  nom.  Inägara  ^.riicken"  Szg,  nagar  Pr;  gen.  nägaresFr. 

Plur.  acc.  uumüs  „häuser"  Dr  III.  —  Num'eeu  Dr  III, 
num'e  Pr  „nach  hause". 

Sg.  nom.  ärvs  „loch"  Pr.   Plur.  nom.  ärvai  KJ;  gen.  ärim  Pr. 

Pelväks  „bäuchlein''  D. 

Pläskas  „haarzotten".    Fluskö"fs  „mit  zottigen  haaren"  Pr. 

Sg.  nom.  pläfa  „brotki-uste".     Plur.  gen.  pläf  Pr. 

fPästs  „die  post''.     PmtMjäns  „postillon"  Pr.       \^ 

Siiekü  pittö  „der  schnee  wird  schaumig"  (beitauwetten  Su  1. 

[Pidements  B.  puldem^tits  Su  III  „fundament". 

Piise  Et,  Pr,  phs'  rr^ame^ "-■      — 

Füszis  „flehte"  Kr,  Pr.     Puszyne  „fichtenwald"  Kt. 

PiUminis  „geschw^ulst"  L,  Pr. 

Pidpelagzd'  ein  vogelname  Pr. 

Reszutä  „nüsse"  Pr. 

Sg.  nom.  rädo  „herbst"  D,  L,  rudö  Szg;  acc.  rhdeni  D,  L. 

RUstäs  lelejes  „kaiserkronen"  Pr. 

Sg.  nom.  msc.  räts  Pr;  acc.  msc.  def.  r5t/<j-j  Pr;  nom.  fem. 
räde.     Plur.  nom.  msc.  rudi;  acc.  msc.  rädus;  nom.  fem.  rädea 
Pr  [rüdas  „braunrot"]. 
^tiUye  „ruggen"  Pr. 


112 


A.  Bezzen berger 


/ 


^«''«-»»^ 


.kj 


Setiive  „sehr  tiefe  stelle  im  wasser"  Su  1,  setuva  „von  einem 
Strudel  ausgewühlte  tiefe  stelle  iu  einem  flusse"  Pr. 

Plur.  masc.  nom.  smidki;  gen.  smülkiu  Fr  [smulkiis  „Mu''\. 
[^       fSTtP-kL&^^chnSaiT^'  Dr  I,  Fr;  ace.  sknuk(  Kt,  snük"  Fr. 

Sg.  geu.  sMäs  „birken wasser".  Flur.  nom.  sälas;  gen.  ,h<H.ü: 
dat.  säläms  W/"****  ' 

Sg.  nom.  üraba  „brühe"  Fr,  i^rälm  W;  gen.  uruhä  s  wndi  arä- 
bäs  Fr,  srähih  W;  dat.  sräbä  \V  :  (instr.  iiiiregelmässig  sräba 
Fr);  acc.  sräbq  VV. 

Dvi  stuhl  Dr  J  „zwei  stuben''  (s.  oben  s.  105).  —  Shthtk'e 
.^tübchen"  Dr  IV.  *■*-«" — ^ 

Szlüre  „pantoffel"  Kr,  Pr. 

Nom.  sg.  fem.  szidin'  „brunnen"  Fr.  (Jenit.  szidine{{em'}))\.S. 

Sz^ftndis  „sc^BPibm4^  Dr  IV,  sziumelis  Fr. 
g.  ac?"  szün^  Kt;  geft.  szunes  Pr.     Plur.  nom.  sziinis  Pr, 
W  [von^wOfthwi^ 

fevhzis  „Väterchen''  Dr  V. 
jgMOjift^rkt"  Fr.      

T(SrM^3ie*l^rkeh".     Turkeje  „die  Türkei"  Pr. 

Tä'rts  ,, vermögen".     Turüngs  „wohlhabend"  Pr. 

Plur.  nom.  ^n<Ä^^,  acc  trmzioi  und  /rv/.sr^.s- Fr  |  von  triusz)^^ 
„röhr"]. 

TuUls  „galle"  Pr. 

Tüple  veszf'  „ein  huhn  mit  kurzen  füssen"  L  [setzt  ein 
masc.  tuplm  bez.  täplm  voraus]. 

Sg.  nom.  iignis  Dm,  itg^nh  Pr  „feuer^*:  acc.  hgyie^  Dr  III, 
hg'n^  Fr. 

Sg.  nom.  tipc  „fluss"  Dr  l  und  IV,  Su  1.  \V.  />/*/  Fr.  Flur, 
acc.  uph  Dr  III.  i 

"^'^tfrtitri^s  ' „(liensta g'*  Dr  I,  Pr. 

Se.  nom.  utes  „laus"  Dm,  J,  Pr,  Szg. 

^^j^^/0««at"  Pr. 

TJrTFTrr,  zivrke  J  „ratte". 
Z'ithi^  „scIiTtHitSillJ^r.    ^""' 
Ai4.s  nr  III,  J,  Su  1,  2*V(H>w  Ja,  Pr  „tisch", 
u  der  regel  stimmen  ferner  auch 

cuingtis  „sicli,  wenn  man   jucken  empHndet,   an  der   wund 
liinsclüebeu"  L, 


Zur  lit  dialektforschung.  113 

küUytis  „wenn  man  friert  oder  jucken  empfindet^  die  schul- 
tern ziehn"  L,  Pr^ 

nom.  sg.   msc.  püikus  Pr  „hübsch";  acc.    sg.   fem.  püik'^ 
Dr  IV,  Szw  I, 
wie  denn  nach  der  regel  ui  nie  zu  äi  werden  sollte. 

Dieses  verzeichniss  von  Wörtern ,  welche  der  aufgestellten 
regel  entsprechen,  wird  durch  einiges,  was  ich  bei  der  aufzäh- 
lung  und  besprechung  der  regelwidrigen  fälle  anführen  werde, 
eine  ergänzung  erfahren.  Zu  dieser  aufzählung  und  besprechung 
wende  ich  mich  nun,  indem  ich  betone,  dass  ich  nicht  mehr 
und  nicht  weniger  ausnahmen  nenne,  als  mir  beim  aufstöbern 
der  angeführten  regelmässigen  formen  entgegengetreten  sind. 

A. 

Fälle,  in  welchen  gegen  die  regel  ti  erscheint. 

Ich  nenne    hier  zunächst   diejenigen   Wörter,    bei   welchen 
mir  der  grund  der  Unregelmässigkeit  unklar  ist. 
JlCitk^fus  „^Q^f*^{regelmässig:  httfcnhie  „köchin")  Pr.  JU**^' 

Praes.  sg.  I  niiiszu  Dm,  Pr;  \WTn!usze''Tv^müsz  D,  Szw  I. 
Plur.  I  müszam  Pr.  —  Imperat.  sg.  11  nemüszk  Pr.  —  Infin. 
muszti  D  (s.u.  s.  116)  (regelmässig:  Praes.  sg.  11  miiszi  Pr;  III 
uzmusz  Kt.  —  Praet.  sg.  I  uzmuszau  Kt.  —  Part,  praet.  pas. 
uzmusztasis  Kt.  —  Musznä'  „er  klopft"  Pr.  —  Musztäva,  p^ 
„kammlade"  Pr)  p^'^*''*"'^''iu^r^fr~nnh]  n  iC"~\\  'p-f^* 

Nuzurdät  „tötea''=??^"***-^  ^     , 

Sg.  nom.  fpii^  „^Jök^jie";  acc.  ^J?<j9<j  Pr.    Plur.  nom.  ^37 
J,  püms  Pr,  pujjiesbm :  gen,  pupu  Pr;  instr.  pUpäms  Pr. 

.ßi<^tii|£  ,,K^9^'-  Pr,  j-('fpüiß3.  ,/'^fj3^^-*****"' 

Sükttivis  „der  s1?eck  im  butterlFass"  Pr.  ^ 

Szmiiksz,  interjection,  \Va  (Pr:  paszmüksz). 

Acc.  msc.  tüszt^  (daneben:  sg.  msc.  nom.  täszts;  gen.  tüszcze.  0 

Fem.  nom.  sg.  tiiszte)  Pr  [tüszczas  (tusztysis^j^ei\'~\,  _ 

Ziuhurijs  „licht"  Pr,  acc.  ziibur^  Dr  V  [zihnrys\. 

Die  folgende  gruppe  bez.  ausnahmen  umfasst  „associations- 
bildungen". 

Kürapk'  „rebhuhn"  Pr:  nom.  plur.  kuräpkas  Pr. 
Kürmrausis  „maulwurfshaufe"Pr:  ku'rmis  „maulwurf"  Pr. 
Kürpalis  „schuhmacherleisten"  Pr:  kürp'  „schuh"  Pr. 

Beiträge  z.  künde  d.  ig.  ipraohen  VIII. 


-? 


\. 


114  A.  Bezzenberger 

Kiirs  „"welcher"   Pr;    nora.  plur.   msc.    und   noni.   sg.    fem. 

AIt      jT      J^uzhrälis  „Stiefbruder"  L,  Pr,  piizgruzdus  „halbverbrannt" 
)W        /Pr:  puse  s.  o.  s.  111  (freilich  L:  päs'). 
I  Jsz  üszpakale  ,,von  hinten"  Kl:  uz. 

Müms  „uns",  dat.,  Pr  lautet  so  und  nicht  mäms  entweder, 
weil  es  durch  den  instrum.  nimnh  beeinflusst  ist,  oder  weil  es 
schon  vor  dem  gesetzmässigen  eintreten  der  nordlitauischen 
Verwandlung  von  ii  in  ä  aus  miimus^)  entstanden  war. 

In  den  folgenden  ausnahmen    sehe   ich  anwendungen  oder 
Nachahmungen  der  je  entsprechenden  schriftlitauischen  formen. 
|)[}   >^^ '■      Sg.  msc.  nomi^udrus  „wachsam"  Pr.  |  /  a«  "' 

^^/^         ßitvä  „war"  (neben  11  plur.Tar«/  und  part.  nom.  sg.  l'om 
"^^    bävusi)  Kt.    Buvnsl  (neben  dem  regelmcässigen  bävusi  und  dem 
masc.  huv(s)  Dr  IV. 

Sg.  nom.  drüska  (neben  den  regelmässigen  formen  genit. 
dräskas,  dat.  dräskä,  acc.  dräskq)  W. 

Praes.  sg.  I  dum  Kn.  —  Fut.  sg.  III  pardürs^);  plur.  I 
pardiirsain  -)  J  (neben  sg.  I  nndurs")  [dürfi  „stechen"]. 

Sg.  msc.  nom.  c/itdrns  (neben  gädnis)  Szg.  —  Als  entspre- 
chende femininform  wurde  von  Szg  f/udra  angegeben;  dieselbe 
form  neben  msc.  yüdrus  hörte  ich  von  einem  kurischen  mäd- 
chen  aus  Nidden,  das  in  Schäferei  litauisch  gelernt  hat.  Als 
kurisch  Hesse  sie  sich  rechtfertigen. 

Fut.  sg.  III  suklüps  (und  siikläps;  II  suklüpsi.  —  Prnes. 
sg.  III  klump.  —  Praet.  sg.  III  snklUp')  Pr  [klüpti  „stolpern"]. 

Dual.  acc.  ämk'  (und  äzäk').     Plur.    acc.   dztltku.'f  Kt  [von 
ozükas  „böckchen"].  —  Dual  nom.  irähaluku  „zwei  käferchen"  Dr 
III.  —  Sg.  nom.  kdiduks  „(kirsch-)kern"   (aber  plur.  katdäka), 
kinnemiks  „würmchen",  sfeklifks  „gläschon",  .^zuiiith  ,,)M''"'^r:ihC^ 
' "  taber  acc.  sg.  .'^zuiiäk',  nom.  plur.  ."^'ziniifhiyPr. 

Rüdo  „hcTDsl"  ,1,  KU,  P,  Pr  (hier  auch  rudö  und  rädo\ 
acc.  rüdin'). 

Nom.  sg.  msc.  amulkuH  „fein"  Dr  III. 

*)  Ist  übrigpiis  diese  betonunjj  richtipr?  «)  Zu  diesen  formen  vgl. 
Kurse liat  Grnm.  §  448  und  dns  oben  nnjfcfflhrte  jninlärk  {A.  \. p/r'durk). 


Zur  lit.  dialektforschung.  115 

Stid)a  „stube"  Szg. 

Smata  (und  sabata)  „Sonnabend"  Dr  I. 

Praes.  sg.  I  sitku.  Plur.  I  stikam  Stallis  Hans.  —  Futur, 
sg.  III  siiks  (neben  I  süksu,  II  stihsi)  Seh  [sitkti  „drehen"]. 

Sg.  gen.  süläs  „birkenwasser"  (neben  den  regelmässigen 
formen  sg.  gen.  saläs,  nom.  sula)  Pr. 

^^t»j<a_^  ,^des'''^ftMd^s"  Kt. 

Rese  formen  in  der%agegebenen  weise  aufzufassen  wird 
durch  das  vorkommen  von  doppelten  und  dreifachen  formen 
(wie  kur'-kura,  säläs-siilüs,  rädo-riido-rudö)  nahe  gelegt  und  ist 
ganz  unbedenklich,  da  die  Schriftsprache  in  folge  des  gottes- 
dienstes,  des  Schulunterrichtes  i) ,  des  militärdienstes  u.  s.  w. 
auch  den  preussischen  Nordlitauern  geläufig  ist,  und  da  die 
folgende  liste  2)  über  das  vorkommen  schriftlitauischer  formen 
in  Nordlitauen  keinen  zweifei  lässt: 

Sg.  nom.  msc.  biulriis  „wachsam" ;  fem.  nom.  btidri,  acc. 
btidr^  Dr  I;  ~"  --. 

bitklüs  „Hstig"  Dr  I; 

nom.  sg.  msc.  gudrüs  „klug"  Dr  I,  Ja,  Szw  I;   fem.  gudri 

nom.  sg.  msc.  skuhriis  {nQh&ü.  skabrus)  „eilig";  fem.  skiibrh 
(auch  nom.  plur.  msc.  skühre)  Pr;  "^    -■  ■■«-' 

praes.  sg.  I  sukü  Dr  I,  Szg  (hier  daneben  II  sifki,  III  säk; 
plur.  I  säkam),  II  snk)  Dr  I  (daneben  HI  säk)  und  Dr  HI 
[stikti  „drehen"]. 

Sind  aber  büvä,  drmka  u.  s.  w.  der  Schriftsprache  nach- 
gebildet, so  sind  sie  keine  wirklichen  ausnahmen,  keine  Unregel- 
mässigkeiten, welche  da  in  betracht  kommen,  wo  es  sich  um 
die  feststellung  der  normalen  dialektischen  formen  handelt. 
Ebenso  wenig  wie  sie  tut  diess  —  um  das  beiläufig  zu  erledi- 
gen —  äbägü  (dat.  sg.),  das  ich  von  Dr  Y  neben  abagü  hörte ; 

*)  Welchen  einfluss  dieser  haben  kann,  habe  ich  sehr  deatlich  an 
einem  manne  gesehen,  welcher  in  Krottingen  geboren  und  erzogen  ist 
und  dient,  dessen  spräche  von  der  seiner  engeren  landsleute  aber  him- 
melweit absteht.  Auf  befragen ,  woher  dies  komme,  sagte  er  mir,  der 
verstorbene  praecentor  Kelch  in  Krottingen,  bei  dem  er  in  die  schule 
gegangen  sei,  habe  die  Schulkinder  angehalten,  gemäss  seiner  mundart 
—  er  war  aus  Inse  —  zu  sprechen,  und  indem  er,  der  erzähler,  sich  be- 
müht habe,  diess  zu  tun.  habe  er  seinen  heimatlichen  dialekt  nach  und 
nach  ganz  aufgegeben.       *)  Vgl.  dazu  unten  s    119. 


116  A,  Bezzenberger 

es  ist  diess  eine  form,    die   man  besser  ein  curiosum,    wie  eine 
ausnähme  nennt. 

Reihen  wie  sukii  sukl  säk  sind  nicht  ohne  besonderes  in- 
teresse;  sie  veranschaulichen  die  lebendigkeit  und  die  kraft  der 
den  Übergang  von  w  in  ^  bewirkenden  umstände. 

B. 

Fälle,  in  welchen  gegen  die  regel  ä  erscheint. 
Die  zu  praesentien  wie  säht,  däru  gehörigen  infinitive  zei- 
gen südlich  der  oben  s.  99  nachgewiesenen  cz-grenze  w,  nördlich 
derselben  ä  in  der  Wurzelsilbe.     Diess  lehren: 
durt  Pr  —  därfe,  ^därte  D  =  [durtl  „stecliin'^' : 
-gidt  Dr  III,  Kn,  atsegült  Pr  =  -ghlt  ,,(sicli)  hinlegen"; 
,kuU  Pr  —  kalt  Szg  =  kuüi  „dreschen"; 
k'ffrf     einheizen"  Pr;         "/^^iW^'^. 
>äi^T^H<^  Pr; 
skäst  „schabt"  KJ; 

sükt  Kn,  P,  Pr,  sükte  Wa  —  säki  K I,  h,  M,  sakte  K  J  = 
sukti  „drehen"; 
ürst  „knurren"  Pr. 
Ausnahmen  von  dieser  regel  sind  —  ausser  muszti  s.  113  — 
nur  durt  J  und  pdrdiirt  D.  —  Man  fühlt  sich  versucht,  zur  er- 
klärung  dieses  Verhältnisses  anzunehmen,  dass  südlich  shktiy 
nördlich  shkt  die  normale  form  des  Infinitivs  sei,  bez.  beim  ein- 
treten unseres  gesetzes  gewesen  sei;  folgende  formen  treten  in- 
dessen einer  solchen  annähme  entgegen: 

Part,  praet.  nom.  msc.   atslgSlf^s  Dr  VI;  häv(s  L;  nütäk'^s 
(daneben  das  richtige  fem.  nrääkusi)  W;  pasäte^s  L;  säk'<}S  (fem. 
sähisi)  W,  säkf's  D,  J,  susäk''s  Szn;  snkläpr^s  (iem.  fttikläpusi)  3; 
kälklk'e  „kügelchen"  (daneben  kälka)  Szg; 
käneks  „pfarrer"  KJ,  Szg; 
kS,p>et''  „kleiner  heuhaufe"  Dr  VI,  Su  II; 
Jägm's  „feuer"  J ; 
päs^  „Seite"  L; 
päszis  „flehte"  J; 

sg.  gen.  rädenes,  dat.  rädene  (neben  nom.  rä/lo^  acc.  ritdin^) 
W  [rnd-&  „herbst"]; 

nom.  msc.  plur.  rädi  (sg.  riUs)    W  [rudas  ,, rotbraun"]; 
acc.  säljiiip^  „den  hinteren"  Dr  V; 


1^  dvk  stMi  „zwei  stuben"  Kn,  Wa;    j 


Zur  lit.  dialektforschung.  117 

szurpälys  „Schauder"  (nom.  plur.  szurpale  I)  Pr. 

Diese  liste  lehrt,  dass  die  regel,  nach  welcher  u  vor  folgen- 
dem e  oder  /  nicht  zu  ä.  wird,  bisweilen  verletzt  ist,  und  dass 
diese  Verletzungen  häufiger  nördlich  als  südlich  der  cz-grenze 
auftreten. 

Hiernach  wird  man  auch  in  infinitiven  wie  sakte  ganz  ein- 
fache Unregelmässigkeiten  sehen  müssen,  ausnahmen,  wie  sie 
überall  da  hervortreten  werden,  wo  durch  die  entwicklung  einer 
regel  ein  sehr  flüssiger  lautwechsel  geschaffen  ist. 

Ebenso,  wie  durch  den  Übergang  eines  vor  /  oder  e  stehen- 
den u  in  ?i,  wird  unsere  regel  bisweilen  dadurch  verletzt,  dass 
unbetontes  u  diese  Verwandlung  erfährt.  Die  von  mir  bemerk- 
ten ausnahmen  dieser  art  sind  die  folgenden: 

Praes.  sg.  I  atsegalu,  III  atsegal  (daneben  jiraet.  sg.  I  atse- 
gul'aii;  imperat.  II  sg.  atsegälk,  plur.  atsegülkit)  Pr  [cdsigidti 
„schlafen  gehen'']; 

bMavats  „erbaut"  Dr  VI; 

praet.  sg.  I  bäiaü  „ich  war"  J,  L  (hier  auch  huvaü),  Pr 
(die  aber  meist  huvaü  und  stets  tu  huvä,  ans  bäv\a]  braucht), 
n  hävd  J  {buvd  L;  III  häv-  J,  bcW  L); 

nom.  sg.  f.  därnä  (neben  dem  regelmässigen  därna  und  den 
ebenfalls  regelmässigen  formen  msc.  nom.  sg.  dänis,  pl.  diani) 
Pr  [dünias  „toll"]; 

Ir^kä    „salz"  Szg; 

^^t^  ,.stuhp,^;JD; 

gädrüs  „klug"  Dr  V,  KJ  (hier  auch  gädruSy  fem.  güdri); 

ga'.i',  KJ,  s.  u.  s.  119; 

käräpk'  „rebhuhn"  Wa; 
fh-aszä  „hagel"  Szg;        ,^^^^ 

f  /öj^?u„ich  schälte"  Pr  (da)!9^n  III  s^sfiraet.  läpe)^^yntlä^    ^^^ 
})wrI,icE^hälte  ab"  Dr  III;         ^V^        ^S.^  ^ 

XSdual.  dat.  msc.  madam  abadd.m  „uns  beiden"  Dr  I,  Pr,  iädäm 
„den  beiden"  Pr;  genit.  msc.  mädäms  „unser beider"  Pr;  instr. 
drkläin,  vr/räm  Pr^); 

/  afff»^  „bettlerin^'  J,  KJ  (hier  auch  ubdg'e),  Kn,  äbag'e  L, 
P,  (Wäg "  IVs^aaneben  msc.  li^ks  J,  KJ,  Kn,  L,  P,  W;  äbagaut 
L,  P,  abagaudams  Kn)  (s.  o.  s*VJ05); 

')  Bei  mäd^,  abädSm,  drkläm  u-  s.  w.  ist  der  dat.-instr.  däm  (von 
da  „zwei'')  Pr  zu  berücksichtigen  (vgl.  instr.  dual.  fem.  dcem  ntfrg'em, 
SU  ab'idem  ränk'em  Pr,  dvim  kitim  Dr  I). 


a  i 


118  A.  Bezzenberger 

praet.  sg.  I  ixihMcm  „ich  erwachte"  Dr  I  (neben  pabtidan), 
Dr  III,  W  (hier  daneben  II  pabudä,  III  pahad';  plur.  I  pabä- 
däni  und  pabädam,  II  pabädät),  pSbädaü  (und  pShudaü^  II  pä- 
budd,  III  pabade)  Pr;  II  pabädd  (und  j:)«^««/«/ mit  dialektwidri- 
ger endung)  Dr  I  (wo  ferner:  III  ^«6at/';  part.  praet.  msc.  nom. 
sg.  pabud^,  acc.  sg.  pabädusi,  fem.  nom.  sg.  pabäduse); 
.^  pegalväks  „kopfkissen"  Dr  III; 

i  <j£^*^'*  »^^^   brühe"  KJ    (neben   praet.    sg.   I    nupliikiaü); 

■^^\.  acc.  puir.  2)ätäs  (neben  dem  nom.  plur.^^f^^as  und  dem  diminut. 

pidiUes)  „schaumblasen"  Pr.    —   Fätötes  „schäumen"  (aber  III 
praes.  jmtö')  Pr,  III  praes.  päto'  L; 
säkü  „ich  drehe"  Dr  III; 
^Z£^nd  sulo')  „(die  birke)^iesst"  Pr; 
Akjtji    ^sävcm  „ich  nähte"  (neben  II  suva^  III  säve)  Pr; 
^^^"^    ^^g-  gd-  stäbäs  (und  stubäs)  Pr,  locat.  st^ä  Dr  V,  Pr  (hier  auch 
nom. plur.  stäbes,  nom.  dual,  dvestübi,  demin.  stubele)  [s^M^a „stube"]; 
praet.  sg.  II  suldäpä  „du  stolpertest"  (neben  \  suklupaü)  Z ; 
praet.  sg.  II  suszäkd  ,,du  schriest  auf"   (neben   dem   rich- 
tigen snszukd  und  den  ebenfalls   regelmässigen  formen:    sg.  I 
suszukaü,  III  suszäk';  plur.  1  suszäkäin)  Pr; 

plur.  acc.  szäkäs  „kämm"  (neben  nom.  szäkes,  gen.  szäku; 
deminut.  szukik's;  asz  sziikavatis,  ans  szukaü',  szuköti  „käm- 
men") Pr; 

zädaii  „ich  bringe  um"  (neben  nüzudaü,  II  nüzudd,  III  zäda 
und  nuzäde,  vgl.  o.  s.  105)  Pr. 

Eines  commentars  bedürfen  diese  ausnahmen  nicht. 

Da  schriftlitauischem  stiksiu  nordlitauisches  süksu^  schrift- 
litauischem duriü  aber  nordlitauisches  dä:ru  entspricht,  so  ent*> 
steht  die  frage,  ob  die  praesensformei\a/i[/<f  „ich  liege",  iäru] 
„ich  habe"  oder  die  neben  ihnen  auftretenden  formen 'yKuf 
täru  dialektgemäss  sind.  Um  sie  beantworten  zu  können,  muss 
man  die  folgenden  reihen  berücksichtigen: 

A)  sg.  I  gülu  Kn,  yuiü  Dr  I,  gulü^)  Dr  III;  U  guli  Dr  I 

*)  KurBchat's  Unterscheidung  von  l  und  /  trifft  für  das  preussiscbo 
Nordlitauen  entschieden  zu.  Wenn  ich  sie  im  allgemeinen  einstweilen 
nicht  zum  ausdruck  bringe,  so  geschieht  diess  deshalb  nicht,  weil  beide 
laute  nicht  überall  zweifellos  zu  unterscheiden  sind,  und  weil  ich  mir 
über  die  Verbreitung  des  deutlichen  Unterschiedes  noch  nicht  ganz  klar 
bin.  Nur  wo  es  mir  von  besonderem  int«resse  zu  sein  schien  ,  habe  ich 
deutlich  gehörtes  gutturales  /  in  dieser  arbeit  bezeichnet. 


Zur  lit.  dialektforschuug.  119 

und  III ;  UI  (jM  Dr  I  und  V,  Kn,  gk  Dr  III.  Plur.  I  gälam 
Dr  I,  gälam  Dr  III;  II  gälat  Dr  I; 

sg.  I  gälu  Dm,  J,  K  II,  gaiü{\)  KJ;  II  güli  Dm,  J,  gute 
K  II,  güU  KJ;  III  gal  Dm,  J,  KJ.  Plur.  I  galam  J,  K  II, 
gtdim  Dm; 

sg.  I  gülu  und  gälu,  II  güli  miA  guii,  III  ^r^;  plur.  I  gülem 
und  gälam,  II  gulet  und  gälat  Pr. 

(Dazu  noch  inf.  gul'ä  Dr  IV,  ^u^e^/  Pr,  pärgulet  Kt.) 

B)  sg.  I  turu  D,  Dr  lU,  K  I  und  II,  KJ,  Lw,  P,  Pr,  Szg, 
neluru  Dr  V;  II  tiiri  K  I,  KJ,  Lw,  P,  Pr,  Szg;  HI  tär  D, 
Dr  IV,  KJ,  Lw,  tä'r  Pr,  t&r  K  I,  P,  Szg.  Plur.  I  türim  Pr, 
türem  Szg,  türam  P,  täram  D;  11  turet  Pr,  ^ar^^  K  I; 

sg.  I  türu,  II  ^/>>7',  III  tä)'\  plur.  I  täram  W; 

sg.  I  ^«r«  L,  Wa;  II  turi  L,  Wa;  III  iär  L.  Plur.  I  tu- 
ram  L,  täram  W; 

dazu  noch  sg.  II  >«rt^Mri  Su  III;  ILlnetär'Q,  <«r  Sk.  Plur.  I 
türam,  ueturam  Kt  (daneben  auch  tnreje). 

Berücksichtige  ich  nun,  dass  sehr  viele  verba,  welche  im 
„Hochlitauischen"  der  IV  conjugationsclasse(nach  Schleicher 's 
Zählung)  angehören,  im  Nordlitauischen  nach  der  I  conjugation 
gehen  (s.  o.  s.  107  anm.  1),  und  dass  gulü,  gälu  und  täni  der  I 
conjugation  zugewiesen  werden  müssen ;  berücksichtige  ich  ferner^ 
dass  —  wie  oben  gezeigt  ist  —  im  Nordlitauischen  nicht  selten 
schriftlitauische  formen  nachgeahmt,  und  dass  z.  b.  gulu  durch 
galam  (Dr  I),  türu  durch  täram  als  solche  nachahmungen  ver- 
dächtigt werden,  so  scheint  mir  die  annähme  das  richtige  zu 
treffen,  dass  asz  gälu,  tu  gidi,  ans  gäl,  mäs  gälam  und  asz  täru, 
tu  türi,  ans  tär,  mos  täram  die  echten  nordlitauischen  praesens- 
formen  von  guleii  und  turetl  sind,  iu  formen  wie  gülu,  gulü, 
gülem,  türu,  türu,  türim,  tiiram  aber  nur  mehr  oder  weniger 
geschickte  nachahmungen  der  entsprechenden  schriftlitauischen 
formen  vorHegen.  Ich  würde  diese  annähme  bestimmter  aus- 
sprechen, wenn  ich  nicht  die  möglichkeit  anerkennte,  dass  ein 
dialekt  zwei  verschiedene  praesentia  von  einem  verbum  bildet. 
Wie  man  hierüber  aber  auch  denken  mag  —  gewiss  wird  man 
weder  gülu  noch  gälu  für  eine  wirkliche  ausnähme  unserer  regel 
erklären  wollen. 

Mit  demselben  masstab  wie  gälu,  gülu,  gulii,  gälam  u.  s.  w. 
sind  die  folgenden  praesensformen  zu  messen: 

sg.  I  kulü  Dr  1,  kälu  J,  Pr,  Szg;  U  kuli  Dr  I,  kidi  J,  Pr, 


120  A.  Bezzenberger 

Szg;  III  mi  Dr  I,  J,  Pr,  Szg.  Plur.  I  Mlam  Dr  I,  J,  Pr  [kuLiü 
„ich  dresche".];  ^.^^^^ 

/      sg.  is,Mn^  und  "^JSisj^  III  Mn  plur.  I  käram  Pr"T*ii«ij^ 
(„\c\i  heize^jT^I'  ^- 

Mur  eine  sclieinbare  ausnähme  ist  lub  „sie  pflegen"  Szw  I, 
da  hier  ü  aus  ü  verkürzt  ist^  und  da  ü  nicht  in  einen  o-laut 
übergeht,  vgl.:  praes.  sg.  I  ^^rtk^lj^  ,.icIiz5r8tftmpTff',  Ul.^üd 
Pr  ^jmH^ T^tiMifi^  Pr ;  praetTT  sgT  itfrfäu:  ,,iclvSiA'6h''  Vr,  III 
sg.  w*^^^n,"^  plur.  mbt^  Pr;  lui  ,  i^ii'    l'i':   ^'<S2;<  „es 

bricht^ Pr;  [ whta  „feciwto^^^^  Su  I:  di#r^/  „die  siniie"  Pr. 
Eine  ausnähme  "konnten  nuTDiIdSh  osna  L,  o.s/«  Pr  „Schnurrbart", 
verglichen  mit  MSrt/,  fisto/(s.  Kurschat  Lit.-d.  wbch.).  Da  hier 
aber  ü  in  ö  (spitzer  o-laut)  =  schriftlit.  d  übergegangen  sein 
würde,  während  in  sähu  u.  s.  w.  w  zu  <?  geworden  ist,  und  da 
ich  entstehung  von  5  aus  ü  sonst  nicht  nachweisen  kann  ^),  so 
wage  ich  einstweilen  nicht,  über  jene  wörter  zu  urteilen. 

Das  V,  von  üszpakale  habe  ich  o.  s.  1 14  durch  uz  zu  recht- 
fertigen versucht.  Es  fragt  sich  nun,  ob  diess  die  richtige  nord- 
litauische form  des  schriftlitauischen  uz  ist.  Diese  frage  ist  zu 
bejahen.  Man  erwartet  allerdings  an  betonter  stelle  ^äz,  an 
unbetonter  stelle  wi  (vgl.  (Tä — du  pödu  o.  s.  109)  und  ebenso  s'l 
„mit",  fd  ,;du",  mäs  „uns",  fäs  „die"  neben  su  tu  miis  tus  zu 
finden;  die  letzteren  formen  haben  indessen  —  da  alle  diese 
Wörter  viel  häufiger  unbetont,  als  betont  gebraucht  werden  — 
die  ersten  aus  ihrer  berechtigten  stelle  verdrängt  und  sind  nun 
als  die  normalen  zu  betrachten.  Gewiss  finden  sich  neben  ihnen 
auch  formen  mit  &  {äz  Lit.  forsch,  s.  36;  säktdps  Pr;  iä  J, 
Dr  I  und  V;  mäs  Szw  I);  dieselben  sind  mir  aber  nicht  an 
ihrer  altberechtigten  stelle  entgegengetreten  und  ich  sehe  in 
ihnen  deshalb  lediglich  auswüchse,  die  nicht  besser  oder  schlechter 
sind,  als  päszis  und  drgl. 

Aehnlich  wie  mit  diesen  einsilbigen  Wörtern  steht  es  mit  den 
ein  Ä  enthaltenden  endsilben,  indem— soweit  ich  bisher  bemerkt  habe, 
und  soweit  auslautendes  ü  nicht  abgeworfen  oder  in  e  verwandelt 


')  Ob  sie  in  versz6  (=  hochlit.  virszüj,  virszul),  das  ich  u.  a.  von 
Pr  (die  auch  verszo  sagt),  Szw  I  und  einem  roanno  aus  Stoneiten  (kirch- 
spiel  Prökuls)  gehört  habe,  stattgefunden  hat,  ist  mehr  als  fraglich.  Man 
bprünksichfipo  bei  diosor  form  die  dat.  »g.  vyrü^  xünü  Pr. 


Zur  Ht.  dialektforechung.  121 

wird  —  in  ihuen  ohne  rücksicht  auf  die  betonung  allein  ü  er- 
scheint; vgl.  persztiis,  k'etus,  bätus  (acc.  plur.),  persztu  (instr. 
sg.),  perszf,  Bäf  (nom.  dual.)  Pr.  Diese  Unregelmässigkeit  scheint 
mir  einerseits  durch  die  im  Nordlitauischen  häufige  —  übrigens 
sehr  der  Untersuchung  bedürftige  —  Zurückziehung  des  accents 
(vgl.  o.  bätus  und  gandrus,  metiis,  instr.  sg.  bdf,  raktu  Pr)  und 
das  dadurch  veranlasste  übergewicht  der  unbetonten  endungen, 
andererseits  dadurch  herbeigeführt  zu  sein,  dass  diejenigen  en- 
dungen, welchen  ü  zukommt,  der  grammatik  entsprechen.  Auf 
die  grundformen  der  betr.  endungen  würde  ich  bei  der  in  rede 
stehenden  erscheinung  keine  rücksicht  nehmen. 

Da  z.  b.  reszutas  sein  ü  im  Nordlitauischen  nicht  in  ä  ver- 
wandelt, so  ist  es  ganz  in  der  Ordnung,  dass  es  dort  z.  b.  kduls 
„knochen"  (so  Pr)  heisst.  Auch,  dass  man  ebendort  z. 
„feld"  (so  Pr)  und  nicht  *laäks  (bez.  läk^  ^&^i  halte  ich  für 
richtig,  lasse  diesen  punkt  hier  aber  falleh,  da  ich  zur  zeit 
nicht  in  der  läge  bin,  ihn  sachgemäss  behandeln  zu  können. 

Ehe  ich  diesen  abschnitt  schliesse,  muss  ich  noch  auf  einige 
formen  aufmerksam  machen,  welche  beim  ersten  blick  geeignet 
scheinen,  meine  darstellung  an  einem  wesentlichen  punkte  zu 
berichtigen.  Es  sind  diess  praesensformen  des  verbs  pidti 
(==pult  s.  116),  welche  ich  zugleich  mit  den  übrigen  von  mir 
ermittelten  formen  dieses  verbs  im  folgenden  mitteile. 

Praes.  sg.  I  päLu  Dr  II,  J,  Lw,  Pr,  Szg,  W,  pSlk  (vgl. 
s^ü  0.  s.  118)  Dr  lU,  pulu  (vgl,  sukii  o.  s.  115)  Dr  I;  II  puli 
Dr  n,  J,  Lw,  Pr,  Szg,  W,  puli  (vgl.  suk\o.  s.  115)  Dr  I  und  III; 
m  pM  Dr  I  und  H,  J,  Lw,  Pr,  Szg,  W,  prypM  Dr  V,  Pr. 
Plur.  I  pMam  Dr  I  und  II,  Pr,  Szg,  W;  II  pdlat  W.  Dual.  I 
{Vedu  [odiei  inäd'~\a6ädu)  pälau  W;  II  (fädu) pcUatau  W.pälatä 
Pr.  Partie.  II  msc.  nom.  sg.  pdldams;  plur.  päldamis;  fem. 
sg.  nom.  paldamä  (durch  „association")  Pr.  —  Imperat.  sg.  U 
nepälk  Dr  I,  II,  III,  J,  .M,  Pr,  Seh,  Szg,  7iap^k  Lw,  W.  PI.  II 
nepülkite  Dr  I,  nepulkit  Dr  II,  J,  Pr,  Seh,  ne-  und  napidkit 
W,  nenupülkit  Szg.  —  Fut.  sg.  Iputsu  ^)  Drill,  pidsu  Dr  I,  J,  Pr, 
Seh,  Szg,  VV,  nupiW  Lw;  11  pidsiJ,  Pr,  Seh,  Szg,  piWDrl,  W, 
prapids'  Dr  IV ;  III  pMs  Dr  I  und  III,  J,  Pr,  Szg,  W,  phW  (vgl. 

')  Das  l  wurde  ganz  deutlich  mouilliert;   vgl.  dur'su  W  oben  s.  108. 


122  A.  Bezzenberger 

siiks'  o.  s.  115)  Seh.  Plur  I  phlsini  Dr  I,  pälsam  J,  Pr,  Szg, 
W,  nüpälsam  Lw;  JI  puhii  Dr  I,  ji^/w^  Pr,  W,  puUat  (vgl. 
0.  puls)  Seh.  Dual,  l  pdlsaii  Pr,  W;  II  jMsatä  Pr,  pälsatau 
W.  —  Optat.  sg.  1  phl'czau  Pr,  phl'tati  Seh,  W;  II  pdltumi 
Pr,  Seh,  W,  najjäUumiLvf;  pältu  (claneben  aueh  2)Hltn)'W.  Dual  I 
pälttivau  Vr ,  (vedu)  pältiimbem  W;  II  päUumifau  V^\  pältumetä 
Pr.  Plur.  I  (mes)  pältumhem  W,  pältumenil'r;  11  pMtumbet  W. 
Da  „ieh  falle"  im  ,3oehHtauisehen''J2S£^l2j^"  jM^sst,  so 
seheint  in  />«/?<  rt  an  stelle  von  ü,  in  ^;i^  i^an  sl^IIe  von  ü 
bez.  ä  getreten  zu  sein.  Indessen  dieser  schein  trügt.  Denn 
da  das  praeterituin  von  piilti  im  y^ord litauischen  ^(^^^«»j^^beisst, 
und  da  man  hier K/o?^^,^?W»*gabe*^,  t"ai(>/]~^?alil'cn"  ^^»HchV^.  h. 
da  ü  hier  niemals  zu  u  oder  u  —  wenn  auch  zuweilen  zu  ü^) 
—  wird,  so  ist  die  identificierung  von  paln  und  pQlu  aufzu- 
geben. Pälu  steht  vielmehr  auf  einer  linie  mit  säku,  d.  h.  sein 
„hochlitauisches"  aequivalent  würde  pidh  lauten;  es  liegt  hier 
also  im  Nordlitauischen  wieder  (s.  o.  s.  107  anm.  1)  eine  an- 
dere praesensbildung  vor,  als  in  der  Schriftsprache,  und  die 
angeführten  formen  von  pidti  stimmen  also  im  wesentlichen 
aufs  beste  zu  der  regel. 


II 

In  den  kirchspielen  Prökuls,  Dawillen,  Memel, 
Kr  Ottingen  wird  i  zu  ä  (geschrieben  e),  ausser  wenn  es 
einer  mit  n  oder  m  beginnenden  ursprünglichen  con- 
sonantengruppe  unmittelbar  vorangeht,  oder  wenn 
in  der  ihm  folgenden  silbe  ein«-  oder  ein  nicht  aus  «ab- 
geschwächter 6-laut  steht,  bez.  früher  stand.  —  Zu- 
weilen wird  e  gedehnt,  /  aber  zu  einem  etwas  trüberen  laut 
{i,  mittellaut  zwischen  /  und  ^),  über  dessen  /-qualität  indessen 
in  der  regel  kein  zweifei  sein  kann  In  gewissen  fällen  erscheint 
i  oder  e  an  stelle  von  /  bez.  e  (s.  u.  s.  133  tf.). 

In  den  folgenden  fällen  tritt  diese  regel  klar  zu  tage. 

Part,  praet.  nom.  plur.  msc.  apsvUf^;  fem.  apsvHuses  Pr 
[ap-svUti  „ringsum  versengt  werden"]. 

*)  ^S^-  9^f^**^  0-  B  107  anm.  1;  mSk'enus  u.  s.  124;  «^'^rMu.s.  127! 
sxerazüns  u.  b.  127;  KhUüse  Pr  (nom.  K'inta),  Kintüsc  Szw  I  „in  Kinten"; 
k'itüne  b'Stüse  Dr  I,  sowie  die  folgenden  sehr  beachtenswerten  formen: 
püihi^s  Kl,  p^7h)i^ks  und  nom.  pl.  püd^lf  VrJpwÜ^s  Ja  „töpfchen'' 
(nebettÜJn^^e/i«  Kl,  /io^^fr.  jhiirlis  Dr  III).  l^»"*"»« 


/Kf 


Zur  lit.  dialektforschung.  123 


&• 


Nom.  sg.  ävens  „hammel";   plur.   ävena  Pi'i).  —  lu 

Kl,  Pr.  Dimin.  kirmenuks  Pr.  —  Zqsens  „gänserich"  Pr 
Praes.  sg.  I  bej^ni^  II  hejes-,  111  be/ä's.  —  Imperat.  sg.  II 
nebejä'kis,  —  Infin.  ÖP^äiög^ich  fürchten"  Pr. 
Bilekän  „irgenü  imen"  ö2w  I.  p 

'^HBlirs^^lBf^Bne^Trin, '  PfT^genTpl^rTjc^;«  Pr,  bit'u^ 

Praes.  III  blhg.  —  Praet.  III  bUz(ßef  Pr  [6?5%«i4^,fli 

Acc.  sg.  fem.  breszn^  „frisch**  -Kt 

Nom.  sg.  m2i^c\dektus  ,, tüchtig"  Su  I.     Adv.  cVikte  Pr. 

Praes.  sg.  I  dh^bu  Dr  1,  X'T^I,  L,  Pr;  U  rfh-6/  Dr  I, 
J,  Pr;  III  derbe  J,  derb  Pr,  (^^-^  Dr  I.  Plur.  II  derbat  Pr.  — 
Praet.  sg.  I  derbau  L,  Pr,  derbem  Dr  1;  11  derba  Pr;  III  f/<?He 
Su  I,  derb'  Pr,  paderba  Kr.  Part.  msc.  nom,  sg.  rfzrfe^  Pr,  plur. 
dirb^  Pr;  fem.  nom.  sg.  derbiisi  Dr  V,  Pr,  plur.  derbuses  Pr.  — 
Fut.  sg.  I  d\rpsu  Dr  II,  L,  P,  Pr,  dirps'  B ;  11  dirpsi  B,  Dr  11, 
L ;  111  derps  Dr  II,  L,  Pr.  Plur.  1  dirpsim  Dr  II,  derpsam  Pr ; 
11  f/ir/)s^  Dr  II,  derpst  Pr,  derpsat  B.  Dual.  I  dirpsmi  Dr  11, 
derpsau  Pr.  —  Optat.  sg.  1  dirpczau  Dr  1,  Pr,  dirpt'au  L,  Kl 
und  II;  11  derptumi  Dr  I,  K  1,  Pr;  111  fZer^  Pr.  Dual.  1 
derptuvau  Dr  I,  Pr.  —  Imperat.  sg.  II  derpk  K  II,  Pr,  derpk 
Dr  II;  plur.  II  d\rpkit  K  II,  Pr,  dlrpUet  Dr  II  \dirpti.  ,yarbeiten"l.  _ 

Sg.  msc.  gen.  dide  Szg;  instr.  dklu  L,  diclziiju  Szw  1.  Fem 
nom.    rfidie  DrJLII,   Pr,   dide  Sk.  —  Adv.  f/iV/e/?   Szw  1 
di^ 

BtflSeszinU  „zwanzig"  Pr,  Su  1  neben  dve  biitelk',  dve  dmi, 
dve  mergM'  Pr,  dve  Dr  V. 

Msc.  sg.  nom.  elks;  plur.  nom.  ilgi,  instr.  Ugäs^  dat.  ilgims. 
Fem.  dual.  nom.  ilg'e  Pr.  Compar.  ilgiaüs  Pr,  Szw  I  [ilgas 
„lang"].  —  Paelgöüns  Dr  I,  i)aeJgötens  Pr  „länglich". 

Praes.  sg.  I  elsos  Pr,  ?se7s?*  Dm,  is'elsu  W.  —  Praet.  sg. 
1  atseilsejau  Pr,  pasilsejau  Dm,  iseilsejau  W.  Part.  nom.  msc. 
ils'eej^^l  fem.  üsejusi  Pr  [?7gey/g  ,,ruhen"1. 

£7s^  „er  ermüdet"  fffTipatts^sTm^,  paelsus'y  fem.,  „er- 
müdet" Pr.  -*"**"■' ■"' ---..^^ 

Praes.  sg.  I  ewei;  II  ime.  Plur.  II  et«a^  Dr  I  (vgl.  u.  s. 
130)  [imti  „nehmen"]. 

Träes.   sg.   1  gärbenii;    11    gdrbin';   III  gärben.      Imperat. 


Q 


^)  „Bock"  heisst  tekis. 


124  A.  Bezzenberger 

sg.  II  gärhink.  Inf.  (jdrbint  „ehren"  Pr.  —  Iszmegint  „prüfen" 
Kt.  —  Praes.  sg.  I  mäJcenüs;  II  mäkmys;  III  mäk'enes  Pr,  Wa 
[mokintes  „lernen"].  —  Paaüksztinis  „erhöht"  Pr.  —  Pasezh- 
men's  „er  erniedrigt  sich"  Pr.  —  Supylcen  „er  ärgert"  Kt.  — 
Vad^n  „er  ruft"  Kt,  Pr.  —  Praet.  part.  nom.  sg.  insc.  zadin^s 
L,  P,  Pr,  pazddinqs  W;  fem.  zädenusih,  P,  Pr,  pazddenv^i  V^ . 
Imperat.  sg.  II  zädink  Pr.  Fut.  sg.  I  zad(^u.  Infin.  zädint  L, 
P  „wecken". 

Gaspadin'  „wirtin"  Pr.  —  Druskin'  „salzfass"  Dm,  Pr, 
Szg,  druskine  Seh  „salzfässchen".  —  Ledine  „eisschoUe"  Su  I.  — 
Ubaglne  „bettlerin"  Wa. 

Sg.  msc.  nom.  gelus  „tief"  B,  Dr  I,  KU,  Kn,  Pr,  Seh, 
Szg,  defin.  gileses  (sc.  prüdas)  Dr  I,  Pr;  acc.  defin.  gil^Ji  Dr  I, 
gil^'  Pr.  Fem.  nom.  sg.  gili  B,  Dr  I,  K  II,  Pr,  Seh,  Szg;  plur. 
giles  Kn.  Compar.  nom.  msc.  gilesnis  Pr.  —  Geläms,  gUyhe  und 
güybe  „tiefe"  Pr. 

Part. necess.  nom.  plur.  fem.  girtetias  Szw  II  [<//r^/ „rühmen"]. 

Praes.  sg.  I  gerdau  Pr,  W;  II  g'hrdoi  W;  III  gerda  Pr. — 
Praet.  sg.  I  glrdzau;  111  glrde.  —  Infin.  ^errfy^  „tränken"  Pr,  W. 

Praes.  sg.  I  gerdu  Dr  I,  KJ,  Pr,  Szg,  gerdü  Dr  III;  II 
glrdi  Dr  I,  KJ,  Pr,  Szg;  III  gh'de  Dr  I,  gerd  Dr  111,  Szw  I, 
g'erd  Pr.  Plur.  I  gerdam  Dr  III.  —  Praet.  sg.  I  girdejau  Dr  I.  — 
Optat.  sg.  I  girdet'au  und  girdet'äv  Szn.  —  Gird'et  ana  gerd 
„hören  tut  sie"  (ein  blödsinniges  mädchen)  Dr  III,  girdeet 
„hören"  Pr.  ' 

Praes.  sg.  III  gergzd,  —  Infin.  girgzdet  „knarren"  Pr. 

Gertüklis  ,, sauf  er"  Pr. 

Geszec  „geschütz,  kanone"  Szw  I. 
^       ölZiFTieicheln"  -KT 

Gimine  „familie"  M. 

Part,  praet.  msc.  sg.  nom.  gim^s  „geboren"  Dr  I  und  III, 
L,  Pr,  Szg,  Szn,  ^imjÄ- D,  girne^s  J;  acc.  gemusiDTl\  plur.  nom. 
gime^  Dr  1.     Fem.  sg.  nom.  gemusi  Dr  I,  L,  Szg,  Szn,  9^m«s'D,  Pr. 

G\re  „wald"  Kt,  gire  Pr,  gen.  g\res  Kt,  Pr. 

Iklmszk  „stopfe  hinein"  Pr. 

Praes.  sg.  I:  fpelu  W,  pHu  Pr;  II  Jpüi  W,  pili  Pr;  III 
ipel  W,  pH  Pr.  Plur.  I  ipHam  W,  pclam  Pr.  Dual  1  ipelau ; 
II  {pelatau  W.  —  Imperat.  II  sg.  \pHk\  plur.  \pdkit  Lw,  Pr, 
W  [jniti  „giessen"]. 

l'art.  praet.  nom.  plur.  iszbrindp^.    -  Infin.  br/st  „quollen"  Pr. 


Zur  lit,  dialektforschung. 


125 


Karvlk'e  „kühchen"  Dr  V.  —  Mergik'e  „raädchen"  Kr. 

K'elnä'tis  „sich  hin  und  her  heben"  Pr. 

K'elpa  „schlinge"  Dr  II,  J,  W,  k'elp'  P,  Pr;  nom.  dual. 
Tdlpi  Pr.  Dimin.  k'ilj/ik'e  Dr  II,  J,  P,  Pr,  W ;  acc.  plur.  kilpeles 
„steigj}ügel"  Szw  II. 

„  sTe'^Blifi^ens^^HSiijJ. 
ra^  sg.  tUnTzii  l)r  i^nd  lÖ,  Kn,  Pr;  11  kiszi  Kn,  Pr, 
kiszi  Dr  III,  klszi  und  kisz\  Dr  I,  nakisz'  Pr;  III  k'esze  Dr  I, 
tk'esz  Pr.  —  Fut.  sg.  I  klszu  Dr  I,  k^iszu  Pr;  II  kiszi  Dr  I 
und  III;  III  k'esz  Dr  I,  Pr.  —  Imperat.  II  sg.  k'eszk;  plur. 
kiszkit  Dr  I.  —  Part,  praet.  nom.  sg.  msc.  ikisz^ ;  fem.  k'eszus' 
Pr  [ktszti  „stecken"]. 

Msc.  nom.  sg.  k'ets  Lw,  P,  Pr,  plui*.  kili  Dr  III,  P,  Pr, 
kUe  Lw;  acc.  sg.  k'et<f  Pr,  Su  I,  plur.  k'ettis  Pr.  Fem.  nom. 
plur.  k'etas  Dr  III.  —  Ketäks  „andersar^"  Pr.  —  Adv.  k)teip 
Dr  III,  kitäp  Pr,  k'etaip  Su  I  ^\  r^^X<i£.,ei^Sft^^ 

Kihers  Pr,  Szn  „eimer";  gen.  kibera  Su  I;  Sicc.lnber'  L, 
P.     Diminut.  kibirelis  L,  P,  kiberuks  Pr. 

Praes.  sg.  I  klmbu  und  kimbii.  —  Praet.  sg.  I  uszk'ebau.  — 
Fut.  sg.  I  klps'.  —  Imperat.  sg.  II  k'epk.  —  Kdklas  uszklb^ 
„heiserer  hals"  Pr  [k)pH]. 

Praes.  sg.  I  kinkaü  Pr.  —  Infin.  kinkyt  Pr,  W  „anspannen". 

Krekszts  „grabkreuz"  Dr  I. 

Kulik'es  Dr  I,  kuVik's  Pr  „drescher". 

Kürszininks  „Kure"  Pr.  —  Darbjjunks  „arbeiter"  Pr,  gen. 
pl.  darbininku  Seh.  —  Letüvin ika,  plur. ,  ,~Litauer"  l^r. 

Legäns  ,,der  kranke"  Kt. 

Lests  ,,nest",  nom.  pl.  lezda  Pr. 

"Praes.  sg.  II  Dpi  Lw,  Uju  Pr;  III  Up  Dr  III,  Lw,  Pr.  — 
Praet.  sg.  I  lepaü  Dr  III,  Pr;  11  itzlepd  Pr.  ^Part.  nom.  sg. 
masc.  Vipis;  fem.  pärlepiis'  Pr 

Melzonis  und  milzinis  ..fi(^6"  KI*  mfizin^9i\  Szw  I. 

Nom.  plur.  msc.  part.  praes.  mSnamis  (lena);  parll"  j^et 
)szmint'  Pr  \{liniis^  mlnti  „(flachs)  brechen"].  —  Mintuvä  „die 
tiachsbreche"  rr.         '■' 

Part,  praes.  II  nom.  sg.  fem.  merdam^  plur.  msc.  merdamis 

*)  Hierzu  noch  folgende  in  Dr  I  erfragte  formen:  Msc.  sg.  nom. 
k'ets,  gen.  k'Ha.  dat.  k'etam  (und  k\tam).  acc.  k'etq;  plur.  nom.  kitt  (und 
ktti),  dat.  kithus.  acc.  k'etus,  instr.  k'etais,  loc.  k'etüse.  Fem.  dual.  nom. 
{dve)  kiti,  instr.  {dvim)  kitim. 


126 


A.  Bezzenberger 


Pr.  —  Part,  praet.  nom.  sg.  rase.  wir«js  Pr,  Su  I,  fem.  nüme- 
rus'  B,  Pr  tmirti  ..sterben"!. 

Praes.  sg.  I  m)slijjt7Pr;  III  mMtjje  Kt,  mhlye  Pr  [mts- 
lijti  „denken"]. 

Praet.  sg.  I  tiukrefau;  part.  nom.  sg.  msc.  tmkrlfjs,  fem. 
mikretusi  Kn,  Pr  [knsH  „fallen"]. 

""TFaet.  sgrrjtalelauXiY  I,  V7\^\lj)alekai  (die  ehdung  dialekt- 
widrig) Dr  I,  jJoZcÄ«  Pr;  III  ^ja/<?Ä'  Dr  1,  Szw  I.  Part.  msc. 
nom.  sg.  paük'p^s  Pr,  atllk^s  Dr  IV,  plur.  palik\  Kl  II;  fem. 
nom.  sg.  Ukusi  Dr  V,  pcdektisi  Pr.  —  I'ut.  sg.  I  paliksu  Dr  VI, 

r2Ä:.s'w  Pr;  II  paViks'  Pr;  III  jxiUks  Dr  VI,  Pr  |2^<<^/-^?»^) 

Pastlmp  „er  erstarrt".  Part,  praet.  nom.  sg.  msc.  pasüp^s, 
fem.  2-)ast^2^us'  Pr. 

Praes.  sg.  III  ^^rtf^^A-  Pr,  napaünk  Lw.  —  Praet.  sg.  III 
patek'  Pr.  Part.  msc.  nom.  sg.  patlk'qs  Pr,  sutik'^s  Kl  I,  plur. 
uszllk''  Pr;  fem.  nom.  sg.  patekns\  plur.  usztekusds  Pr.  —  Fut. 
sg.  II  patlks';  lll  paUks  Pr  |jJ«-,  s«<-,  «ä.^-  <}ä:^/]. 

Nom.  sg.  msc.  j^e^ws  „billig";  fem.  ^?^V  Pr.  —  Adv.  p)gei 
Wa,  z??«/?  Pr. 

Msc.  nom.  sg.  pekts  „böse"  Dr  I,  Kn,  Pr,  Szg;  plur.  jn^^^ 
Kn,  Pr,  ^j}He  Dr  I.  Fem.  nom.  sg.  pekta  Dr  I,  Pr;  dual.  p/Zr^l 
Dr  I,  2i)kti  Pr;  plur.  pektas  Dr  I.  —  Nom.  sg.  msc.  compar. 
jxiktesnis  Dr  1,  Kn,  Szg,  piktesnh  Pr;  superl.^^/^Y'^'aMS^.s/sDr  I. 
Ad^  comp,  piktyti  Pr.  —  PifcTpht^^^iJftLsiiii^ä^a  I.  - 
„bös^ein"  Pr.  '^ 

Ms^nora.  sg.  ^j^/ä,v?  „grau"  Dm,  Pr;  plur.  ^;^/A.7*  Dm,  Pr. 
Fem.  nom.  sg.  jn-lka;  dual,  jnlkr,  plur.  pclkes  Dr  I.  —  Compar. 
nom.  sg.  msc.  pilkesnis  Pr. 

Msc.  nom.  sg.  mhis  ,.v»V^"  T)*'  ^^^  Pr;  plur.  p)i)i' Pr.  Fem. 
nom.  sg.  2>^/>m  Pr. 

Pelvas  D,  Szg,  pelvs  Pr  „der  bauch  dos  menschen".  — 
Dimin.  pelväks  D. 

Praet.  sg.  I  jyerkaü  Sk,  Pr ,  nuperkau  Dr  III.  Part.  nom. 
sg.  msc.  nusep)rk'qs  Dr  III,  ptrk(s  Pr;  fem.  pvrkus'  Pr  i7>»:A//. 
^^jkaufon"]. 

Fem.  nom.  sa.permäji  (defin.);  dual.  p)rmeji  (defin.)  Pr.  — 
Compar.  adv.  /»/miov^s  Su  l^^flipmiit!^    Pr  wl 


Sg.   nom.  perftzt^^T'y    gen.  ph'Jzta   Kl,   mstr-   peritzf^  Pr. 


Zur  lit.  dialektforschung.  127 

Dual.  nom.  perszt  Dr  I  [ptrszt^  „finger"].  —  Pi>pfa*Mri,„hand- 

schuh"  Pr.  V  J^OaJ^   W^^ 

P)h  .,berg"  Su  lY,  ^t^AfvTS^.bi^Jrc''  Su  I.  —  Dimin.      ^^„*» 

Praes.  sg.  I  pri-  oder  papeldau  Pr.  —  Pi-aet.  sg.  I  priptl- 
dzau  Pr.  —  Infi,  fddyt  Dr  TU  „füllen". 

Praes.  sg.  I  reszu;  II  rtszil),  Pr.  —  Praet.  sg.  I  siireszaü 
Pr,  sweszd  D;  III  pryresze  Kt.  Part.  act.  nom.  plur.  msc. 
stirisz^',  fem.  sitreszuses;  dual.  fem.  sureszus\  Part.  pas.  msc. 
nom.  sg.  S2ireszis,  plur.  suriszfi  Pr  [nszfi  „binden"]. 

Sedäbras  „silber"  Dr  IH,  L,  Pr,  Su  I. 

SMe  „krippe"  Pr. 

Sk'elu  „ich  schlage  feuer"  Pr.  —  Sk'eltävs  „feuerstahl"  Pr. 

Praes.  sg.  I  sk'erüs;  II  sktrys;  lll sJceras.  Plur.  I  sk'emmesFr. 
—  Fut.  sg.  I  sJih'SKS ,  atsesklrsH  Pr.  Plur.  II  sFtrsifes  Dr  IV.  — 
Part.    perf.  pas.  nom.  sg.  msc.  atskerfs  Pr  [skh-ti  „scheiden"]. 

Nom.  ski'lvis,  acc.  skUre.  „magen  eines  vogels"  Pr.  (N 

Praes.  sg.  I  smerdii^ll  smlrdi;  lll  snien-d.  —  Praet.  sg.  Illvy^fc*^^ 
smirdef  Pr  \sm ü^^JW^^stinkext^lT  '^ 

Praes.  sg.  III  snlng'  „es  schneit".  —  Praet.  sg.  III  sneg'  Pr. 

Gen.  spaudemä  „des  drückens"  Dr  III. 

Nom.  plur.  spnngines  „schlafe"  Pr. 

SteMas  KJ  „glas". 

Surink'emes  „Versammlung"  Kl  I,  surink'ems  L,  Pr;  acc. 
surink'emq  Szw  I,  suriuk'hnp^  L.  —  Surinkhnininks  „ein  surin- 
kiraininker  (Veranstalter  und  teilnehmer  religiöser  Versammlun- 
gen)'' Kl  I,  plur.  nom    surinklmininka  h,  Pr. 

Szela,  nom.  plur.,  „haidekraut"  Pr. 

Praes.  sg.  I  szeldaus  L,  P,  Pr:  II  szeldas  Pr;  III  szeldäs 
Pr.  —  Praet.  sg.  I  szddzaus  Pr;  III  szUdes  L,  P,  Pr.  —  Infin. 
pasiszUdyt  L,  P  „sich  wärmen". 

Szersznna  „wespe"  Pr. 

Szes  „dieser".  —  Szlsze  „hier"  Pr,  Szw  i. 

Szpecainis  „spitzig"  Dr  I. 

Praes.  sg.  I  szteldau  J,  Pr.  —  Praet.  sg.  I  nusztddzau 
Pr.  —  Infin.  szüldyt  J,  Pr  „zum  schweigen  bringen". 

Teltälis  „brückchen"  Dr  HI,  Pr. 

Praes.  sg.  I  terpau.  —  Praet.  sg.  I  isztirp'aii.  —  Infin. 
tirpyt  „schmelzen"  Pr.  —  Terpst  ,,e3  schmilzt"  Pr,  Su  I. 


I. 


M 


128  A.  Bezzenberger 

Trevä'ti  Dr  V,  isztrevä't  Pr  „aushalten". 

Upe  tvist  „der  fluss  steigt"  Pr,  Su  I.  —   Upe  isztvenus'  „der 
fluss  ist  ausgetreten'^  Su  I;  usztvemis'  ^^hoch  angeschwollen^'  Pr. 
(y^f**ii^  »ve1h»igj^  Dr  V;   uzm4rszk  Pr,    —   Praet.    part. 
nom.  sg.  msc.  tizmyrsz^^l  l,  Pr,  fem.  uzmerszusi  Pr. 

Praes.  sg.  I  uzmingu  Dr  I,  Pr,  W.  —  Fat.  sg.  IwimiÄ:s"Pr, 
uzitilks'  W;  n  uzmiks' ;  Hl  uzmdks  Fr,  W.  Plur.  I  uzmeksam 
Pr,  W;  n  uzmeksat  W,  uzmeks't  Pr.  Dual.  I  uzmeksau;  11  uz- 
meksetau  Pr,  W.  —  Praet.  sg.  I  uzmegaü  Dr  I,  Pr,  W.  Part 
nom.  sg.  msc.  uzmlg'^s  Dr  I,  Pr,  Szw  I ;  fem.  uzmegusi  Dr  I, 
Pr.  —  Optat.  sg.  I  uzmtkczau;  II  uzmektum'  Pr;  III  iszmektu 
Dr  IV,  uzmekt"  Pr.  —  Imperat.  II  sg.  uzmek;  plur.  uzmik'et  Dr 
I,  Pr.  —  Nom.  act.  acc.  sg.  tizmigim'  Kl  ^wil-yi-^einschlafen^ 

Vdrtinklis  Bomraels  Vitte,  Dr  II,  Kl,  värtingle  (nom  sg. 
fem.)  „Spinngewebe"  Pr  (aber  vä'rs  „spinne"  Pr!). 

Vedus  und  vedus  „das  innere"  Pr,  \  vedif,  „hinein"  Dr  III, 
Pr.   Vedurys  und  vedurys  „die  mitte"  Pr,    loc.  vedury  Su  I. 

Velks  „wolf"  D,  Dr  I,  J,  KJ,  Kl,  Kn,  L,  P,  Pr,  Su  II, 
W,  Wa,  nom.  plur.  velkai  (mit  dialektwidriger  endung)  Dr  I. 
Vilkene  J,  KJ,  L,  Su  11,  W,  vilkeene  Dr  I,  Kl,  vilken'  D, 
vilkm'  Kn,  vilkeen'  P,  Pr,  vilklne  Wa  „wölfin".  —  Velküts 
„wölfchen"  Pr.  / 

Velnas  Pr,  instr.  velnäms  Dr  I  ,(wolle".  —   Velnäns  „wol- 

len"  Pr.  -"  ^~ 

"  Verbales  Su  I,  nom.  plur.  verbalä  Pr  „Stricknadel". 

Praes.  sg.  I  verpu;  II  vlrpi;  III  verp.  —  Praet.  sg.  III 
virpeeje  Pr  [virpeti  „beben"]. 

VerszöSzwl,  verszö  undv^rs^oPr,  a«/mv*?2;a«.9Dr  III  „oben". 

Msc.  nom.  sg.  t^ess;  plur.  vtse  Pr;  dat.  plur.  vishns  Pr, 
Szw  I;  instr.  plur.  vesäs  Pr  [vhns  „ganz,  all"]. 

Veszf  „huhn",  nom.  dual,  dve  v)szt'  Pr.  —  Demin.  vesz- 
tälis  Pr,  gen.  plur.  vesztäl'u  „küchlein"   Kl.    Visztytes  dass.  Kl. 

Vezkms  Szw  I,  vazems  Pr  „wagen". 

Praes.  sg.  I  zenaü  Dr  I,  II  und  III,  J,  Pr,  nezenaü  B, 
DrI,  KI;  II  iewf  Dr  II,  Pr,  re«<l'J;  IlliewffPr,  zene  Kr,  nezhi' 
KB.  —  Praet.  sg.  III  zenä'jd  Dr  V  [ziiiöti  „wissen"]. 

Nom.  plur.  msc.  zUi  Pr,  zlle  Su  Tt.  Nom.  'sgi'ßm.'  u'la  Pr 
[zUas  „grau"].  —  Praes.  sg.  III  zeht  Wa,  prazeht  Pr.  Part, 
praet.  nom.  sg.  msc.  prazUis  Pr,  Wa;  fem.  prazHus'  Pr,  Su  I 
[zUti  „ergrauen"]. 


Zur  lit.  dialektforschung.  129 

zlnd'  „sie  säugt"  Pr. 

Zh'nis  „erbse",  nom.  pl.  zirne  Pr,  zirne  W,  gen.  plur. 
zirnu  Dr  V.  —  zirmne  und  zirnyne  „erbsensuppe"  Pr. 

Vergleicht  man  die  hier  nachgewiesene  regel  mit  der  oben 
s.  106  aufgestellten,  so  drängt  sich  die  frage  auf,  ob  nicht  Über- 
gang in  e  ursprünglich  nur  betontem  i  zukam.  Ich  habe  diess 
früher  angenommen  (Lit.  forsch,  s.  199),  bin  aber  in  dieser  an- 
sieht mehr  und  mehr  schwankend  geworden,  da  ihr  nicht  nur 
sehr  viele  bereits  angeführte  tatsachen,  sondern  auch  formen  wie 
lä'adu  (mit  äa=ei),  ddkts  (mit  ä=di)  u.  dergl.  (s.w. u.)  wider- 
sprechen, und  da  sich  ausser  einigen  erscheinungen,  über  welche 
ich  später  (s  137)  sprechen  werde,  für  sie  hier  nicht  mehr  an- 
führen lässt,  als: 

praes.  sg.  IMjaüs  Dr  III,  P,  Szg,  W,  nehijaus  Kt ;  11  hijais     \ 
W,  hijeis  Dr  T IT  ^I^^NjIr^  "  i  r'TT'iiUjQiten' '] ;  ^^ 

gilüs  „tief"  (danebeif^'^/ws,  fem71)%i^.  Lw; 

praes.  sg.  I  ikiszu  Lw;  UI  ^kiszKi. — Praet.  sg.  l^kiszaü 
(neben  ^k'eszaü  und  ptk'eszau)  Pr,  ^sikiszaü  L ;  9iefciszä  (neben 
(sWeszä)  Pr;  HL  pik'hz'  L.  Plur.  I  pik'eszäm  L  (s.  o.  s.  125) 
[klszti  „stecken"] ; 

ä'zik'  (neben  d'zeka)  „ziege"  Kt; 

suriszts  „zusammengebunden"  D  (s.  o.  s.  127); 

vilkütis  „wölflein"  KJ  (neben  velks,  vilkene  s.  o.  s.  128); 

praes.  sg.  I  zinaü  (neben  zenaii,  nezenan)  KII,  nezinaü 
Kt.  —  Inf  ^hiat  Kt    wi'ggATi"  — 

hierdurch '^S'bur  Uly  ftAhLigkeit  jener  ansieht  nicht  im  min- 
desten begründet  wird ;  denn :  neben  bijaüs  u.  s.  w.  finden  wir 
nicht  nur  bejaüs  u.  s.  w.  (s.  o.  s.  123),  sondern  auch  bijämäs 
W  —  ohne  accent  von  mir  notiert,  aber  sicher  bijämäs  betont  — , 
und  es  ist  also  mindestens  sehr  unwahrscheinlich,  dass  i  dort 
deshalb  nicht  in  e  verwandelt  sei,  weil  es  unbetont  ist;  gilus 
ist  offenbar  eine  schriftlitauische  form;  vilkiUis,  {kiszu  u.  s.  w., 
ä'zik\  siiriszts,  zinaü  u.  s.  w.  werden  durch  velkids^  {khzu  Pr, 
jk'eszaü  u.  s.  w.,  ^zeka,  süreszts,  zenaü  u.  s.  w.  (vgl.  o.  ss.  127, 
128)  und  durch  andere  formen  im  Übermasse  aufgewogen. 
Hiernach  sind  die  obigen  der  regel  widersprechenden  formen 
für  ausnahmen  zu  erklären,  welche  mit  solchen  wie  (pilk,  ktts 
u.  a.  (s.  w.  u.)  auf  einer  linie  stehen. 

Mit  den  zu  praesentien  wie  dbrbi(,  k'eszu  gehörigen  infini- 

Beiträge  z.  knnde  d.  ig.  spr»chen  VIII.  9 


L 


13()  A.  Bezzenberger 

tiven  steht  es  ähnlich,  wie  mit  den  zu  säku,  dam  gehörigen: 
südlich  der  cz-grenze  herrscht  in  ihnen  der  ursprüngliche,  nörd- 
lich derselben  der  umgelautete  vocal  vor;  vgl.: 

dirpti  Dr  II,  dirpte  und  d\'rpte  Pr,  dlrpf  Kn  —  d^rpti  D, 
dhpt  L,  Sk,  Su  I,  dirjJte  Ji),  KU 8)  =,.  \^lrpti  „arbeiten"; 

klszt  Pr  —  '^k'eszt  KJ  =  khzti  „stecken" ;  ■  ■ 

riszt  Pr  —  reszte,  pryrhzt  D  =  rtszti  „binden*'; 

apsevükte  Pr,  apsivUkt  Szn  (deutlich  l)  „anziehen"; 

atükt  „verrichten"  Pr,  Dr  IV,  pallkt  „verlassen"  Szw  I; 

glrt  „rühmen"  Pr; 

fpllt  „eingiessen"  Pr; 

iszürte  Dr  III,  pafpie  Pr  „erfahren" ; 

misiplrktes  „käuflich  erstehen"  Dr  V,  pirkt  „kaufen"  Pr; 

skUt  „(feuer)  anschlagen"  Pr; 

^rtes  ^ch  trennen"  Pr; 

?/imJ^  „einscBtttfen"  Dr  IV. 
Weiterhin  sind  folgende  ausnahmen  zu  nennen: 

Part,  praet.  nom.  sg.  msc.  apsvelkp  (daneben  fem.  apsev^l- 
kusl)  Pr^)  [apsivUkt  „anziehen"]; 

av^zhte  szaiidä  „haferstroh"  (neben  ävezas  ,,hafer")  Pr; 

adv,  dMe  (daneben  adv.  compar.  didyn)  Kt,  dHelei  Kind- 
schen-Bartel,  Su  I  [didei,  dulelei  „sehr"]; 

praes.  sg.  I  dlrhi  Szn.  —  Praet.  sg.  I  dlrbaii  (und  derbau) 
D  (daneben  praes.  sg.  I  derbu,  II  dlrbi;  optat.  sg.  I  d)rpt'au; 
imperat.  II  sg.  d^rpk,  plur.  dlrpkit).  —  Fut.  III  dlrps  Seh 
(neben  asz  dirpsu,  tu  dlrpsi).  Plur.  I  dlrpaam  D,  Seh  (hier 
daneben  auch  praes.  sg.  I  derbu,  II  dlrbi,  III  derb).  —  Optat. 
plur.  II  dlrpiumit  (neben  dirpczau  und  praes.  sg.  I  dt^rbu,  II 
dlrbi ;  imperat.  II  sg.  derpk,  plur.  dlrpkit)  Kn  \dlrDti  ..arbeiten"! ; 

praes.  sg.  II  emi  D,  Kr  (hier  daneben  )/«/),  Lw,  Seh,  Szg, 
<^mi  J,  KJ,  Szn,  W,  L,  Pr  (die  beiden  letzten  auch  hni),  hni 
oder  emi?  (unsicher)  KI  und  II  (daneben  I  emu  D,  J,  K  I  und 
II,  KJ,  Ki^  L,  Lw,  Pr,  Seh,  Szg,  Szn,  W,  III  hn  KJ,  L,  Pr, 
Szg,  W,  j^rySiiDr  IV ;  plur.  I  hnam  D,  W ;  imper.  II  sg.  hnk 
D,  KI,  Seh,  SzgSijfin.JgjJJjj^Ä^aJ^); 

')  DerHcllte  brauchte  das  unregelmnssige  durt  o.  s.  IIG.  *]  Derselbe 
sagte  v'ilks,  p'ilka  s.  u.  *)  Zu  apaeve'lk^a  vgl.  ke'rt^a.,  ki'rtU,  ive'rblis 
(s.  u.),  ph'szta,  uhnyrszf»  (o.  88.  126,  128  u.  8.  133),  »zalhi  „fort"  KI  — 
Mzälett  Szw  I  und  unton  s.   135.  anm    3. 


Zur  lit.  dialektforschung.  131 

nom.  sg.  fem.  g'eli  (daneben  auch  gili,  masc.  g'elus)  W^); 
msc.  gUus  (neben  fem.  gili)  KJ.    Adv.  g'elei  Su  I  [güi<s  „tief"] ; 

part.  praet.  nom.  sg.  msc.  geme^s  (und  ghn^s,  fem.  g'emusi) 
W;  fem.  ghmisi  (und  g'emusi,  masc.  ghnqs;  daneben  auch  II  sg. 
praet.  gime)  Seh,  glmusi  (neben  ghn^)  KU  und  KJ  [ghyi^s, 
ghnusi  „geboren"] ;  \     ^  ».^ 

praes.  sg.  II  gM,  III  g'er.    -\  FilV,^.  I  gi'rsii  Pr  f^tnj;^ 

"U'OK^  S?.'  glje  „faden"  2),  gen.  gijä's,  g)jäs  Pr; 

glmSne  „familie"  Pr; 

asz  girdau  „ich  tränke"  (neben  girdyti)  K  J ; 

praes.  sg.  I  glrdu',  III  gird  (plur.  II  gu'dit)  Stallis  Hans 
[girdet  „hören"]; 

^pUk  „giess  ein"  D,  KJ,  pUk  Szg; 

part.  praet.  nom.  sg.  msc.  iszgej^  (und  uszglj^)  „geheilt" 
(praes.  III  iszgyn)  Pr; 

wzv^l'ä'je  „er  entlockte"  Pr*)  [iszvUiöti] ; 

kdideg'e  (und  kdidig'e)  „gicht"  (daneben  lega,  gen.  legäs 
„krankheit";  legänis  ,,patient")  Pr; 

part. praet.  nom. sg. msc.  kertfs  Pr  [kirsti  „hauen"].  Kertis 
„hieb",  gen.  kercze  Pr; 

praes.  sg.  I  k\szu.  Plur.  I  kiszam  Stallis  Hans.  —  Imperat. 
plur.  II  pik'eszkit  (neben  k'eszk;  praes.  sg.  I  k'eszu,  II  klszi; 
praet.  sg.  I  pikiszaü;  s.  o.  s.  129)  L  [kiszti  „stecken"]; 

msc.  nom.  sg.  kUs  „anderer";  plur.  ä:'(?#?' (und  Ä:?Ye  defin.)  L; 

fut.  sg.  III  Ups.  Plur.  I  Upsam  (neben  asz  Dpsu,  tu  Upsi) 
Lw  \lipt  „steigen"] ; 

wer^^^estprben"  (und  mlr^s',  fem.  merusi)  L; 

^)  Dazn  folgendes  paradigma : 

Masc.  Fem. 

Sg.  nom.  gilysis  (ganz  vereinzelt  g'elyses)         gilaji 
gen.   gilaje  gila'ses 

dat.     gilaju  gilajei 

acc.    gil}/j,  glltf  gilpje 

Plur.  nom.  gileje  gila'ses 

gen.    gtlüjü,  gilüju  gihiju 

dat.     gilysims,  gilysims  gilä'sems 

acc.     gilüsus  gila'ses. 

*)  Ich  schwanke,  ob  ich  g)je  für  reo^elraässig  oder  unregelmässig  er- 
klären soll.  Ist  es  regelmässig,  so  ist  diess  auch  bij'eis  o.  s.  129,  im  ge- 
gensatz  zu  bejds  o.  s.  123.      *)  Die  erweichung  des  /  ist  kaum  zu  hören. 

9* 


132 


A.  Bezzenberger 


fut.  plur.  I  nukrlsam  (neben  III  nukrh)  Dr  III  \nu1cr\sti 
„hinabfallen"]; 

praes.  sg.  I  nusltekios  Pr  (daneben:  ülcin  und  tikiu  Pr, 
t\kiu  W,  nusUeku  oder  nusiteküs  und  2^osUe]cu  Pr;  III  nu- 
sitek  Pr,  misitik'  W.  Plur.  I  ükim  Pr^))  \tiketi  „glauben", 
nusitiketi  „sich  verlassen"]; 

jpayh-äms  büti  „katzenjammer  haben"  Pr^); 

2}al'ik  „bleibe"  Kt; 

nom.  plur.  msc.  pekti  KJ,  L,  Szn,  p^kfe  J  (neben  nom.  sg.    . 
msc.  j^^kts  und  com'pa.r.  piktesnis  J,  KJ,  L,  Szn)  [plkts  „böse];   /^ 

plur.  rase.  nom.  pelkijje   und  pHk'eji,   dat.  pelkesims  W  ^), 
nom.  sg.  fem.  pilka  KU  [j9«?Ä:as  „grau"]; 
t         nom.  plur.  msc.  pelni^)   W,  j^e^«/  D,  j9e^«2   und    compar. 
\  pelnhms  KJ  (daneben  noi6.  sg.   msc.  ^je^ws  KJ,  W,  fem.  p^lnai^) 


I  D;  compar.  pilnesnis  y^)  i  [p'dna^_j£w\V^, 

I  "^i^i^^.  nom.  peningä  ■fo;,jfgen.  ^^««njw^^D,  p^ningtt'-^  (auch 

^pfen7nng^y^\Rcc.  peningus  Kl>vmstr.  ^;^w«'w^^>s^2eben  arc  ^/J- 
ningus)  Kt  (j^wn^/  „geld"] 
part.  praet.  noöjr.  sg.   masc.  ^eA'e^  PlikßSn";  III  praet.  w?/- 
plrke  Kt  [per^^£_jjkaufen"] ; 

st^kUms  „gläsern*^'~(neben  stekles  „glas"  und  steklüks  „gläs- 

chen^O  Pr; 

szildaüs  (und  szeldaiis)  Szg  ;,ich  wärme  mich"; 


7^'rfi 


')  In  ^t'ÄtM,  <JÄ;iM,  nusi^t'A;'  —  eine  durch  die  fremd artigkeit  von  t)kiu  ver- 
anlasste missbildung  —  und  nusitekios  tritt  der  einfluss  der  Schriftsprache 
wieder  sehr  deutlich  zu  tage.  Die  letzte  form  ist  aus  dialektisch  rich- 
tigem nusitekos  (o.  s.  107,  anm. '))  unter  dem  einfluss  des  biblischen /lA-iti 
hervorgegangen,  indem  dessen  praesonsbildung  nachgeahmt  wurde.  *)  Ent- 
schieden nicht  pagcria  7ns,  aber  ebenso  entschieden  mit  nicht  breitem  e 
und  deshalb  als  ausnähme  nicht  zweifelhaft.  ')  Ich  fand  hier  folgen- 
des paradigma : 

Masc.  Fem. 

Sg.  noui.  pelkasis  pclkaji 

gen.   pelkaje  pelkases 

dat.     pelkaju  pelktije 

acc.    pelkaji^  P^^^iV^ 

Plur.  nom.  pelkije  und  pelk^Ji  pilkaaes 

gen.    pelkuju  pilküju 

dat.    pelkisima  pelkSsims 

acc.    pilkügua  pilk^ses, 

*)  Hier   wird    formübertragung  durch  das  gutturale  /  bewiesen.     Ebenso 
ist  dieser  laut  übertragen  in  der  II  sg.  praos.  apaevilk'  (III  aptiveik)  S/n 


I 


Zur  lit.  dialektforschang.  133 

szUum'  „wärme",  gen.  szilumä's  Pr;  . 

instr.  sg.  szut^hiu  (neben  sg.  nom.  szmik'c^  „das  geknotete 
ende  der  peitschenschnur'^,  acc.  sznnlc' ;  plur  nom.  -^zr/üke)  Pr; 

praet.  III  sg.  sznebzdejäs;  infin.  szndbzdet  (neben  praes.  II 
sznibzd),  III  sznebzdas  und  sznehzdäms  kalhek)  Pr  [sznibzdeti 
„flüstern"] ; 

praes.  sg.  I  szvllpoju  Pr;  infin.  szvUpot  L  „pfeifen"; 

usserejp  „sich  verschluckt  habend",  msc,  Pr; 

part.  praet.  msc.  nom.  sing,  iizmeg'^s,  plur.  uzmeg'^  (neben 
fem.  sg.  nom.  uzmegusi)  W  (s.  o.  s.  128)  [uzmikti  „einschlafen"]; 

part.  praet.  nom.  sg.  fem.  ttzmyrszim  (neben  msc.  uztnyrszp) 
Szw  n  [uznürszti  „vergessen"];  OlVtl'ilC'fV 

vUks  „w(^"  K  n^) ; 

t'^s?o)^<.,a] 

'nom.  plur.  msc.  zUi  (neb^  compar.  Tem.  nom.  sg.  züesne) 
W.  —  Part,  praet.  nom.  sg.  msc.  prazel^  (fem.  prazelusi)  W 
[zUas  „grau",  prazUstu  „ergraue'^; 

zverhlis  „Sperling",  gen.  plur.  zverblu  (aber  nom.  plur. 
zvlrble)  Pr. 

Von  diesen  ausnahmen  zeigen  die  einen  e,  die  anderen  ^bez. 
e  oder  e,  an  stelle  von  1;  es  fragt  sich,  welcher  laut  an  den  bez. 
stellen  berechtigter  ist,  oder  mit  andern  worten,  ob  man  z.  b. 
emi  oder  enii  für  weniger  unursprünglich  zu  halten  hat.  Diese 
frage  ist  zunächst  zu  erledigen. 

Das  letttische  gesetz,  nach  welchem  e  und  e  breiter  oder 
spitzer  ausgesprochen  werden,  je  nachdem  dunklere  oder  hellere 
—  ich  bitte  alle  lautphysiologen  um  entschuldigung,  wenn  ich 
mich  nicht  exact  ausdrücke  —  laute  folgen,  ist  auch  dem  Li- 
tauischen nicht  ganz  unbekannt.  Ich  habe  es  beobachtet  in  dem 
merkwürdigen  dialekt  von  Popiel,  in  welchem  im  allgemeinen  e  zu 
ä  und  weiterhin  bisweilen  zu  ä  —  und  umgekehrt  ä  zu  e^)  — 
wird,  ausser  wenn  ein  spitzer  vocal  folgt,  wo  man  also  favas 
(und  fdvas)  „vater"  neben  tevelis^)  sagt*),  und  ferner  in  dem 
preussischen  Nordlitauen.     Zu  den  durch  feine  lautliche  nuancen 

')  Die  spräche  von  K  II  ist  vielleicht  durch  das  Kurische  beeinflusst. 
Vgl.  jedoch  0.  p'ilka^  das  nicht  lettisch  sein  kann.  ^)  Daher  z.  b.  run- 
kela  „händchen",  galvela  „köpfchen'',   darSelis  „gärtchen".  ')   So    ist 

für  tevjlist(bez.  tevelo)  Lit.  forsch,  s.  5  (5,  1*)  zu  schreiben.  *)  Ebenso 
motinä  la  Lmütterchen",  neben  vainikelis  „kränzchen";  vgl.  ferner  Wa/o 
„er  kam"f  ä'j'o  „er  ging'^  (vgl.  ej'äm  Pr,  nueje  G  e  i  1 1  e  r  a.  a.  o.  8*7  19, 
parejaü   iszej'o  Jacoby  a.  a.  o.  ss.  66,  74,  ejo  Lit.  forsch,  s.  38?). 


^S>A^^ 


134  A.  Bezzenberger 

unterschiedenen  worten,  bez.  Wortverbindungen,  mit  welchen 
man  hier  den  fremden  neckt,  gehören  die  worte  für  „maus", 
„Spreu"  und  „asche"  (bei  Kurschat  peli^  pelaf,  pelenaX),  in 
welchen  das  je  in  der  Wurzelsilbe  stehende  e  verschieden  aus- 
gesprochen werden  soll.  Ich  habe  diese  Wörter  von  B,  L  und 
Pr  gehört,  jedoch  nur  bei  der  letzten  eine  dreifache  ausspräche 
jenes  lautes  wahrgenommen  Jj?g/tg_und  p^l'e^  pUe  „maus"  mit 
ganz  spitzem  e,  vJim  ■..^vvi^''  mit  sehrbreiteiirfostpreussischeml 
e/  joe/e|tfK„asjjP^mit  .rom  e-laut,  welchen  die  meisten  Deutschen 
irP^rorterS'^ie  pfänden,  hände  sprechen  und  den  ich  mit  e  be- 
zeichnen will  1) ),  während  ich  bei  den  erstgenannten  nur  zwei  e 
unterscheiden  konnte,  indem  hier  für  mein  ohr  das  e  von  pelena 
ebenso  spitz  klang,  wie  das  von  pele  (^j,  das  in  pela  gespro- 
chene aber  weit  breiter  war. 

Dass  hier  ein  fehler  meines  gehörs  oder  der  ausspräche 
vorliegt,  und  dass  jene  dreifache  Unterscheidung*),  welche  die 
spräche  Pr's  zeigt,  das  richtige  ist,  liegt  auf  der  hand,  und 
ebenso  ist  es  ohne  weiteres  klar,  dass  das  auftreten  von  ^,  ä 
und  e  an  bestimmte  bedingungen  geknüpft  ist.  Welche  be- 
dingungen  diess  sind,  glaube  ich  durch  eine  nachträgliche 
Untersuchung  der  spräche  Pr's  erkannt  zu  haben,  über  welche 
ich  an  einem  anderen  orte  referieren  werde;  für  jetzt  be- 
schränke ich  mich  auf  die  aufstellung  folgender  regel:  Schrift- 
litauisches e  erscheint  in  der  spräche  Pr's  vor  a  und 
als  ä  (bezeichnet  mit  e),  vor  i,  aus  tat  entstandenem 
e-laut  und  palatal«4l^onsonanten  als  ^.    ]^  sagt  also: 

ö^Rifcjjj2jScTi^^»ö,etrog";  diminut.  ^VW^Je^^  und  (/dN^''. 
!7jel»",  Mkit  Jinhi-.  ^"^  > 

Praes.  sg.  I  kepii,  II  kSpi,  III  k'ep.  Praet.  sg.  I  k^p'aü,  H 
k^pey  I III  kep'].    Opt.  sg.  I  kSpczau,  II  k'bptumi  [kkpti  „backen'^. 

')  Das  f  der  ersten  silbe  von  pelena  habe  ich  von  ihr  auch  in  jo  der 
ersten  silbe  von  kfpenas  „Icber"  (neben  k^pi  „du  backst'S^Ä'ff?  ,,er  backt''), 
l^Uets,  fiesh-is  (plur.),  szfp^tä  (plur.)  und  v^pets  gehört  ')  Ich  war  auf 
sie  beim  sammeln  der  weiter  oben  angeführten  Vieispiele  nicht  genügend 
vorbereitet,  und  es  ist  deshalb  sehr  wohl  möglich,  dass  die  qualität  des 
einen  und  des  andern  e  dort  falsch  angegeben  ist,  obgleich  ich  —  wie 
das  pSlni  und  imi  auch  zeigen  —  wenigstens  auf  die  spitze  und  die 
breite  ausspräche  des  e  scharf  geachtet  habe.  •)  Weshalb  ich  y'eldale 
nicht  geldele  gleichsetze  (s.  o.  s.  102  anm.  •)  wird  jetzt  klai'  sein ;  für  eine 
solche  ansetzung  könnten  meines  wissens  nur  vaiems  o.  s.  128  und  elgodd'g^ 
Pr  {=-  ilf/ädt'ffei;  vgl.  Lit.  forch.  s    117)  angeführt  werden. 


I 


Zur  lit.  dialektforschung.  135 

fj^enta  „brett";  diminut.  lentale  und  l^ttW.  ,,  ^  ,_ 

Praes.  sg.  I  se//JM,  II  sem/,  Hl  siw  (praet.  sg.  I  seniau) 
[seniti  „schöpfen"]. 

Praes.  sg.  I  tepu,  11  tepi,  III  tep.  Praet.  sg.  I  Upau\  [part. 
nom.  sg.  msc.  patep's,  fem.  patepusi].  Fut.  sg.  I  /e/js',  lU  teps\ 
plur.  I  fepsam  [tepti  „schmieren"]. 

Asz  verdu  „ich  koche",  tu  ve'rdi  ,,du  kochst"  i). 

Ausnahmen,  an  denen  es  natürlich  nicht  fehlt,  mögen  hier 
bei  Seite  bleiben.  —  Auch  auf  langes  e  und  q  erstreckt  sich 
jene  regel  ^j,  doch  scheint  mir  der  dem  ä  entgegentretende  laut 
nicht  e,  sondern  etwas  breiter  als  diess  zu  sein  und  dem  ersten 
e-laut  von  pelena  zu  entsprechen;  ich  bezeichne  ihn  deshalb  im 
gegensatz  zu  a  —  das  zuweilen  mit  nachklingendem  a  gespro- 
chen wird  —  und  e  einstweilen  mit  e  und  führe  als  bei- 
spiele  an: 

Fut.  sg.  I  uzmerksu,  H  uzmerks',  III  nhnarks.  [Praet. 
part.  sg.  nom.  msc.  nzmerh'^s^  fem.  uzmarkusi.']  Imper.  II  sg. 
uzmä'rk,  plur.  uzmerkit  [uzmerkti  „(die  äugen)  schliessen"]  3). 

Masa  „fleisch",  mesinhiks  „fleischer". 

Praes.  sg.  I  grazv,  II  grezi.  Fut.  sg.  I  greszn,  11  gresz\ 
lU  gfä'sz  [gr^zti  „bohren"]. 

Ist  alles  diess  richtig  —  und  die  Unterscheidung  von  z.  b. 
mesk  und  meskit  (s.  w.  u.)  ist  es  zweifellos  *)  —  so  ist  anzunehmen, 
dass  1)  emi  weniger  incorrect  als  emi  und  dass  ferner  usserej^'s 
incorrecter  als  iszgej^  ist,  2)  dass  e  die  länge  sowohl  von 
^  -wie  von  c  ist.  Diese  letztere  annähme  mag  anstoss  erregen, 
aber  ich  kann  sie  nicht  umgehen,  weil  sie  meinem  gehör  ent- 
spricht, und  weil  ich  z.  b.  zverblis  (aus  zverhlis  =  zvlrblis  [wofür 
jenes  eingetreten  ist,  wie  päszis  für  püszis  s.  o.  s.  116])  und  ke'rt(s 
(für  kertfs  ==  k)rtiSf   vgl.  imtep's),  ehe   mir  die   regelmässigkeit 

*)  Einige  andere  beispiele  o.  s.  107  anm.  1.  *)  Vgl.  o.  s.  107 
anm.  1.  *)  Vgl.  auch  fut.  sg.  I  reV««,  II  ve'rs,  plur.  I  vä'rsam  und 
vä'rpu  ..ich  spinne",  verp'  „du  spinnst"  Pr  (hier  und  dort  unursprüngliche 
dehnung;  vgl.  o.  s.  130  anm.  3).  *)  Sie  wurde  zugleich  mit  den  übrigen 
hauptsächlichen  resultaten  dieser  arbeit  von  Bielenstein  bestätigt,  der 
mich  vor  einiger  zeit  besuchte,  und  dem  ich  bei  dieser  gelegenheit  Pr 
vorführte.  Er  wich  nur  insofern  von  mir  ab,  als  er  für  »  öfters  als  ich  s 
und  dass  er  für  e«  (=  ei)  e'  hörte.  Der  letztere  punkt  wird  noch  zur 
Sprache  kommen. 


136  A.  Bezzenberger 

des  Unterschiedes  von  z.  b.  tSpi  und  patepe^s  klar  geworden  war, 
also  lediglich  auf  grund  meines  gehöres  angesetzt  hatte. 

Ich  erklärte  eben  enii  fiir  weniger  incorrect  als  emi. 

Aber  ist  diess  richtig?  ist  ^mi  überhaupt  incorrect?  Ist 
es  nicht  vielleicht  ursprünghcher  als  Imi?  —  Ich  will  zunächst 
anführen,  was  diese  fragen  nahe  legt. 

Für  ^  erscheint  zuweilen  i  —  wie  für  e  y  — ;  so  in  fol- 
genden fällen : 

Praes.  sg.  II  atsimin'  Pr,  atslmines  Dr  I  neben  I  atshnen' 
Pr,  atshnenu  und  atsemenös  Dr  I,  III  atsimen  und  atshnenas 
Dr  I  [atsimlnti  ,,sich  erinnern"]. 

Praes.  sg.  II  giri  und  (/Sri  neben  I  g'h'u,  III  g'er  Pr  {^h'ti 
,;trinken"]. 
*"       'IfFtszkTen'  „bärin"  neben  meszka  „bär"  Pr. 

Praes.  sg.  II  mltt  und  metl  neben  I  metü,  III  met  (praeter, 
sg.  I  wÄs^afL  II  m^te,  III  met'  =  met';  part.  praet.  nom.  sg. 
msc.  metes,  i&tsi^  metusi ;  imperat.  II  sg.  mesk,  plur.  meskit)  Pr 

rraet.  sgSlI  tipe  neben  I  t^p'aü,  III  tep'  Pr  \tepti  „schmie- 
ren"]. 

Praes.  sg.  II  vizi  und  vezi  neben  I  vezu  Pr  [vhszti  „fahren"]» 
Diese  formen  legen  die  annähme,  dass  imi  aus  2w7,~oaer 
—  um  die  frage  gleich  allgemeiner  zu  fassen  —  dass  in  den 
0.  s.  123  ff.  angeführten  bez.  fällen  /  aus  ^  entstanden  sei,  in  der 
tat  sehr  nahe.  Dieselbe  ist  indessen  im  allgemeinen  mit  entschie- 
denheit  zu  verwerfen,  da  Wörter  wie  kibhrs  (mit  i  vor  ä)  zu  ihr  nicht 
stimmen,  und  da  sie  mit  anderen  erscheinungen  des  nordlitauischen 
vocalismus  im  Widerspruch  steht.  Um  hier  nur  eins  hervorzuhe- 
ben, so  ist  das  u  von  z.  b.  suki  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
nie  etwas  anderes  als  u  gewesen  und  ist  durch  das  folgende  i 
festgehalten  (vgl.  unten  s.  140);  während  dieser  laut  hier  vor- 
angehendes u  beeinflusste,  würde  er  bei  jener  annähme  in  z.  b. 
imi  sich  gegen  vorangehendes  i  anfangs  neutral  verhalten  und 
dessen  Übergang  in  e  zugelassen  haben,  es  später  aber  in  ^ver- 
wandelt haben,  was  doch  im  höchsten  grade  unwahrscheinlich, 
ist.  Ich  bleibe  hiernach  sowie  wegen  des  numerischen  Verhält- 
nisses der  regel-  und  der  ausnahmefälle  und  eines  weiterhin 
zur  spräche  kommenden  punktes  bei  der  gegebenen  fassung  der 
regel  und  der  durch  sie  vertretenen  sprachgeschichtlichen  auf- 
fasBung. 


Zur  lit.  dialektforschung.  137 

Eine  weitere  besprechung  der  s.  130  (bez.  s.  129)  ff.  ange- 
führten ausnahmen  glaube  ich  mir  ersparen  zu  dürfen,  indem 
ich  auf  die  o.  s.  113  ff.  dargelegten  gesichtspunkte  verweise. 

Das  eingeschobene  reflexive  si  sollte  im  Nordlitauischen  der 
regel  gemäss  an  gewissen  stellen  si,  an  anderen  se  lauten. 
Beide  formen  kommen  in  der  tat  vor,  finden  sich  aber  überaus 
häufig  an  falschen  stellen.  Offenbar  ist  diese  confusion  durch 
die  doppelheit  der  form  veranlasst  worden. 

Mit  dem  worte  isz  und  den  in  endsilben  stehenden  /  ver- 
hält es  sich  fast  ebenso,  wie  mit  uz  und  den  in  endsilben  stehen- 
den ti.  Man  erwartet  im  allgemeinen  statt  jenes  esz,  statt  die- 
ser e  zu  finden,  sieht  sich  in  dieser  erwartung  aber  getäuscht, 
da  ein  esz  —  meines  wissens  —  nirgends  vorkommt,  und  da 
bei  deutlichem-  sprechen  nicht  e,  sondern  i  in  endsilben  hervor- 
zutreten pflegt.  Es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  diese  um- 
stände die  annähme,  Übergang  in  e  komme  eigentlich  nur  be- 
tontem i  zu  (vgl.  0.  s.  129),  sehr  nahe  legen,  aber  es  kann 
nicht  behauptet  werden,  dass  diese  annähme  durch  sie  bewiesen 
werde,  da  einerseits  einsilbige  formwörter  auch  sonst  zuweilen 
eine  ausnahmestellung  einnehmen  (vgl.  o.  VIT.  273  f.),  und  da 
andrerseits  in  dem  eintreten  von  i  für  e  —  wie  vielleicht  auch 
in  dem  von  u  für  ä  —  in  endsilben  möglicherweise  lediglich 
die  utrierung  eines  sandhigesetzcs  zu  erkennen  ist.  —  Mehr 
wage  ich  über  diese  ausnahmen  für  jetzt  nicht  zu  sagen;  durch 
die  beobachtung  der  behandlung  von  ei  und  ai  im  auslaut 
(s.  w.  u.)  wird  ihre  beurteilung  einstweilen  nicht  gefördert. 

Da  langes  i  nicht  in  einen  e-laut  verwandelt  wird,  so  bilden 
iszgiddims,  acc.  iszgiddim'  B,  gen.  iszgiddim'  Pr  keine  ausnähme, 
da  hier  i  aus  y  verkürzt  ist.  —  Ebenfalls  nur  scheinbar  Verstössen 
gegen  die  regel  praes.  sg.  II  szvelpi,  praet.  sg.  I  szvelp'mi,  fut. 
sg.  I  szvelpsn,  infin.  szvelpt  , .pfeifen"  Pr  ^)  {szvelpt  L),  da  diese 
formen  nicht  zu  hochlit.  szvUpti,  sondern  zu  lett.  swelpt  ge- 
hören. 

Hiermit  sind  alle  wirklichen  und  scheinbaren  ausnahmen, 
welche  mir  beim  erfragen  der  regelmässigen  formen  entgegen- 
getreten sind,  erledigt. 


*)  SzvSlpi,  »zvelpaü  und  szvdlpt  unregelmässig  mit  breitem  c-laut. 


138  A,  Bezzenberger 

m. 

Da  für  i  in  gewissen  fällen  e  eintritt,  so  erwartet  man  in 
denselben  fällen  für  ei,  ai,  iii  der  reihe  nach  ee,  ae,  ue  oder 
hieraus  contrahierte  lange  vocale.  Diese  erwartung  trifft  beim 
ei  zu,  wie  man  schon  aus  der  ersten  der  von  Geitler  Lit. 
stud.  s.  19  veröffentlichten  proben  der  Memeler  mundart  sieht, 
in  welcher  neben  der  I  sg.  nueisb  der  imperativ  eksz  und  der 
permissiv  te  iszet  steht.  Füre?  erscheint  nämlich  in  eben 
jenen  fällen  a  (zuweilen  verkürzt),  oder  ein  hieraus 
entstandenes  ä  (ebenfalls  zuweilen  verkürzt),  oder 
ae,  oder  da  (vereinzelt  «o),  während  umgekehrtan  den 
stellen,  an  welchen  sich  e  hält,  für  ei  äi,  oder  e«,  oder 
e  (bisweilen  verkürzt),  oder  e«  i),  oder  ei  auftritt,  wie 
diess  die  folgende  Übersicht  ^)  zeigt. 

Praes.  sg.  I  a'^M  D,  Drill,  L,  Pr,  Seh,  ^^' W,  a^wJodicken;  II 
ä'iti  Dr  III,  L,  Seh,  ä'it'  W,  eUi  D,  eti  Jodicken,  eeti  Pr;  III  at 
Pr,  Seh,  W,  iet  Su  I.  Dual.  II  atafau  B.  —  Fut.  sg.  I  ä'i'su  Dr 
III,  K  I  und' II,  L,  Seh,  ä'is'  B,  J,  W,  cesu  Pr;  II  ä'isi  Dr 
III,  K  I,  L,  Seh,  ä'isi  J,  aV  B,  W,  ees'  Pr;  III  äs  J,  L,  Seh, 
W,  aes  Pr,  äs  und  ds  Dr  III.  Plur.  I  aisem  Dr  III,  asatn  J, 
K  II,  L,  Pr,  Seh,  W;  II  a>set  Dr  III,  asat  B,  K  II,  Pr.  - 
Optat.  sg.  I  ä'iczau  Dr  III,  e«czau  und  eczau  Pr,  ait'au  Seh, 
Su  I,  eit'aii  D,  eit'au  KI;  II  atumi  Pr,  Seh,  atumi  Dr  III. 
Dual.  I  ä'täv  B.  —  Imper.  II  sg.  ak  und  äkszen  L,  ak  Pr,  dk 
Dr  III ;  plur.  aikit  Dr  III,  aik'et  und  ä'ikszet  L  '^),  ekit  Pr.  — 
Infin.  ait  Dr  III,  ate  D,  eef.  Pr  [eüi  „gehen^'].y 

Praes.  sg.  1  kä'aku;  II  ke'eki.  —  Imperat.  II  sg.  nekd'ak; 
plur.  neke'ekit  Pr  \keikti  „fluchen"]. 

Praes.  sg.  I  äpkät>^,  II  äpkei'.  —  Praet.  sg.  I  äpkeczau.  — 
Imperat  II  sg.  apkä'esk;  plur.  neapke«skit  Pr  [apkeisti  „um- 
wechseln"]. 

Praes.  sg.  I   lä'adu,   II  leedi  Pr.  ~  Fut.  sg.    I  l^«su  Pr, 

')  Dass  80  (e«  =  e")  und  nicht  c*,  wie  es  mir  früher  schien,  gesprochen 
wird,  hörte  zuerstB  ielenstein.  Diess  c«  entspricht  dem  ihm  öfters 
entgegentretenden  ä"  insofern  genau,  als  hier  wie  dort  der  je  dem  baupt- 
vocal  entspringende  nebenvocal  um  eine  stufe  breiter  ist,  als  jener.  Auf 
gestossene  betonung  ist  aus  diesen  nebenvocalen  nicht  zu  schliessen; 
z.  b.  e'tczau  ist  nicht  „gestossen"  betont,  während  bei  z.  b.  W'di  diese 
betonung  unverkennbar  ist,  —  Für  e  erscheint  e^  nicht  ef  (z.  b.  girde^t, 
se^nii,  beide  gestossen  betont).  *)  Vgl.  dazu  o.  s.  107  anni.  1. —  ')  Daneben 
brauchterdic  ungfbeufrlich«-.  iiliript'ns  auch  zomniliscli»'  form  ^kszhtkit. 


Zur  lit.  dialektforschung.  139 

palaisu  L;   II  lees  Pr,  imlaisi  L;  III  Täas  Pr,  palas  L.    Plur. 

I  lasam   Pr,  palasam  L.  —  Optat.  sg.  I  palei'st'au;  lljßalas- 
tumi  L.  —  Infin.  palast  L,  paleest   Vr[lßim,,\o\ 
NuseTezdint  kraüj^  Pr. 

Praes.  sg.  I  paaJcu,  pcipaaku ;  II  peelci^  papeki;  III  po'oA-, 
päpäk.  Plur.  I  pä'kam,  päpakam.  —  Imperat.  II  sg.  pa'ak; 
plur.  peekif.  —  Infin.  /)e'Ä;<  Pr  [jpeikti  „tadeln"]. 

Praes.  sg.  I  pataagu  Pr,  patarju  Dr  III;  II  pateegi  Pr, 
patä'igi  Dr  III.  —  Praet.  part.  nom.  pl.  msc.  pateeg\?v,  patä'i- 
g\  DrIII;  sg.  fem.  pataagusi  Pr,  plur.  fem.  patagusesDr  III.  — 
Imperat.  II  sg.  patä'ak  Pr,  patak  Dr  III;  plur.  pate'ekii  Pr, 
patä'ikit  Dr  III.  —  Infin.  patekt  Dr  III,  patakte  KB  |;;a/<''iA-^ 
„erzählen^']. 

-""^  Manraek  „ich  brauche",  ma»  reikeeje  „ich  brauchte".  Baka- 
lings  ,",notig''  Pr. 

S!SHi*^k)a^ szava  „weberspule",  dual,  dve  szeevi  Pr. 

Von  regelmässigen  formen  nenne  ich  noch  sitdeßrinte  „ver- 
söhnen" Pr  (vgl.  Beiträge  z.  gesch.  d,  lit  spräche  s.  327), 
späks  „starker  frost"  Dr  III,  veikei  „bald"  KB,  veikiaü  „eher" 
Szw  I,  und  von  Unregelmässigkeiten: 

Praes.  sg.  I  eifu  (neben  II 6' /»ii;  fut.  sg.  I  a  »V,  IIa*s',  plur. 

II  eisat)  Szn;  II  ati  Lw  (neben  I  atic),  ate  Dm  (neben  I 
atu),  aV  B  (neben  I  ä'tu),  P  (neben  I  iW),  Su  III  (neben 
I  af) ;  III  iszeit  und  Iszeit  (diess  in  einer  daina  ^)  Szw  II.  —  Fut. 
sg.  I  a»ii  Dm  ,•  II  as'  Dm.  —  Optat  sg.  I  at'au  Kr.  —  Imperat.  I  dual. 
akiau  Kt  (daneben  praes.  sg.  I  tieef,  III  {et  und  iszet ;  inf.  at  ^)) ; 
plur.  akiem  und  elma  (diess  mehr  spasshaft)  Su  III  [eiti  „gehen"]. 

Auch  diese  ausnahmen  bedürfen  nicht  einer  besonderen 
besprechung.  —  Eine  sorgfältige  nachprüfung  der  hier  bespro- 
chenen erscheinung  wird  vielleicht  eiiti  beseitigen  und  das  eine 
und  andere  der  obigen  ai  durch  e»  ersetzen.  Es  ist  möglich, 
dass  ich  mich  in  diesem  letzteren  punkte  öfters  geirrt  habe; 
wer  jene  nachprüfung  vornimmt,  wird  mich  deshalb  nicht  tadeln, 
denn  er  wird  sich  überzeugen,  wie  leicht  ein  solcher  irrtum  ist. 

Die  formen  ä'tu,  aHi,  lautgeschichtlich  betrachtet,  stehen 
meiner  meinung  nach  auf  einer  stufe  mit  vess,  r)se.  Ist  diess 
richtig,  so  beweist  ä'iti,  dass  die  i,  als  deren  Vertreter  ich  vise 
gewählt  habe,  nicht  aus  ^  entstanden  sind :  wären  sie  diess ,  so 

')  In  ihr  auch  nom.  plur.  fem.  part.  praes.  pas. /JciAcma«.  *)  Daneben 
reikije,  peilu  (dual). 


\H^ 


140  A.  Bezzenberger 

würde  urlitauisches  eitl  im  Nordlitauischen  doch  zu  e^ti  geworden, 
und  dessen  e^  würde  ebenso  in  einen  langen  e-laut  contrahiert 
sein,  wie  das  ee  von  *eetu  =  atu  =  eitü.  Ein  aiti  würde  als- 
dann also  gar  nicht  haben  entstehen  können.  Diess  ist  der 
punkt,  auf  welchen  ich  oben  s.  136  z.3  v.u.  hinwies.  —  Nur  unter 
einer  Voraussetzung  würde  aHi  nicht  gegen  die  entstehung  von 
vise  aus  vese  sprechen,  und  zwar  unter  der,  dass  sein  «  epen- 
thetisch  sei.  Dass  diese  Voraussetzung  aber  irrig  sein  würde, 
lehrt  so  deutlich,  wie  möglich,  die  flexion  von  dödu^  h'egu,  grelni, 
s'edu  u.  drgl.  Es  heisst:  tu  dödi  tu  dösi,  tu  sedis  seskites  W, 
asz  jästi  Dr  III,  tu  bee(/i,  tu  (/reebi  Pr  —  von  epenthese  ist 
hier  nirgends  eine  spur.  Hieraus  ergibt  sich,  dass  das  «  von 
aiii  nicht  epenthetisch ,  sondern  identisch  ist  mit  dem  in  dem 
diphthongen  ei  des  schriftlitauischen  eint  enthaltenen  i.  Ebenso 
sind  nun  das  u  von  süki  und  das  i  von  vtse  für  ursprüngliche 
laute  zu  halten;  sie  wurden  festgehalten  nicht  durch  epenthese, 
sondern  durch  den  passiven  widerstand  des  je  folgenden  hellen 
vocales. 

Für  auslautendes  ei  glaubte  ich  früher  so  gut  wie  durchaus  ä 
bez.  a  zu  hören ;  eine  sorgfältige  prüfung  der  spräche  Pr's,  welche 
ich  vorgenommen  habe ,  nachdem  sich  mein  ohr  an  die  Unter- 
scheidung der  verschiedenen  e-laute  mehr  und  mehr  gewöhnt 
hat,  hat  mir  indessen  gezeigt,  dass  diese  für  ein  solches  ei  meist 
e  bez.  e  spricht  (zvlrble,  k^pe).  Eine  umfassende  nachprü- 
fung  dieser  frage  ist  demnach  nicht  zu  umgehen.  Die  für  ci 
eintretenden  auslaute  e  und  e  entsprechen  dem  auslautenden  /, 
während  mit  auslautendem  e  (=  /)  «  oder  daraus  verkürztes  e 
übereinstimmt. 


Weniger  als  die  nordlitauische  behandlung  des  diphthongs 
ei  entspricht  die  des  diphthongs  ai  den  auf  sie  gesetzten  er- 
wartangen.   .Wohl  zeigen  dieformenreihen 

va'Är.s  „Icnabe",  demin.  väküts  und  vaikUis  Pr, 
die  regel ,  nach  welcher  dieser  diphthong  im  Nordhtauischen 
behandelt  werden  sollte,  und  die  Übereinstimmung  dieser  regel 
mit  denjenigen ,  welche  bez.  der  behandlung  des  i  und  des  ei 
nachgewiesen  sind.  Aber  diese  regel  ist  heut  zu  tage  so  ver- 
wischt, dass  es  mir  bisher  nicht  möglich   gewesen  ist,  ausser 


Zur  lit.  dialektforschung.  141 

jenen  beiden  regelmässigen  formenreihen  andere  der  art  zu  er- 
mitteln. 

Einzelne  formen,  welche  zu  der  regel  stimmen,  —  wie  ddk/s, 
kaüine  —  habe  ich  wohl  häufig  gehört,  aber  sie  werden  durch 
unregelmässige  —  wie  daüus,  patks  —  vollständig  aufgewogen, 
und  es  nützt  deshalb  nichts,  sie  aufzuzählen.  Weiteres  suchen 
wird  vielleicht  zu  einem  erfreulicheren  resultat  führen.  —  Die 
Vertretung  von  ai  durch  ä  im  nördlichen  teile  des  preussischen 
Nordlitauens  wurde  schon  o.  s.  101  erwähnt.  Es  liegt  nahe, 
diess  ä  auf  ä(=a^)  zurückzuführen  1).  Hiergegen  erheben  indess 
die  o.  angeführten  formen  gerdoi  und  koiUnes  einspräche,  und 
um  dieser  formen  willen  muss  die  frage  nach  der  entwicklung 
jenes  ä  einstweilen  offen  bleiben. 

Für  auslautendes  «/tritt  —  abgesehen  vom  mundartlichen  ä  (o. 
s.  101)  und  von  einigen  dialektwidrigen  ai  —  regelmässig  ä  ein. 

Was  den  diphthongen  ui  betrifft,  so  wird  er  im  dat.  sg. 
subst.  masc.  in  Xordlitauen  meist  dui'ch  n  (zuweilen  verkürzt)^ 
seltener  durch  ai  (Lit.  forsch,  s.  33)  oder  ä  (das  s.  39)  ver- 
treten. In  allen  anderen  fällen  bleibt  er,  soviel  ich  weiss,  dort 
unverändert  (vgl.  o.  s.  112  f.).  Also  auch  in  diesem  punkte  ist 
der  nordlitauische  vocalismus  nicht  consequent. 


Im  vorstehenden  sind  die  charakteristischesten  erscheinungen 
der  spräche  von  Prökuls,  Dawillen,  Memel  und  Krottingen  be- 
sprochen worden.  Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  erscheinungen 
auf  diese  gegenden  beschränkt  sind,  oder  ob  sie  sich  auch  süd- 
lich und  östlich  von  ihnen  finden.  Ich  bedauere,  auf  diese 
frage  einstweilen  nur  sehr  unzureichend  antworten  zu  können. 

Die  mundart  von  Heidekrug  zeigt  nicht  selten  e  für  i  und 
ä  (oder  o?)  für  ü,  z.  b.  in  dve(jeg)nis,  pacadlnemas,  steTde  (gen. 
sg.),  szesze,  reslab,  bäv-ä  und  bävuse,  däkten's,  päse  (Jonaten). 
Da  wir  in  ihr  aber  auch  e  für  y  finden  (iszgedi/fä  und  iszg'edyiuo 
„er  möge  heilen"  Jonaten),  und  da  ich  einen  gesetzmässigen 
Wechsel  von  e  und  ?,  S,  und  ü  in  ihr  nicht  bemerkt  habe,  so 


*)  Von  zwei  Litauern  wurde  mir  gesagt,  in  dem  gebiete,  in  welchem 
vaks  gesprochen  werde,  höre  man  teilweise  auch  a  für  einfaches  o.  Ich 
habe  diese  angäbe  bisher  nicht  bestätigt  gefunden. 


142  A.  Bezzenberger  Zur  lit.  dialektforschung. 

trage  ich  bedenken,  diese  mundart  zum  preussischen  Nordlitauen 
zu  ziehen:  während  in  diesem  der  Wechsel  von  i  und  e,  von  ü 
und  ä  eine  feinheit,  während  er  hier  gesetzmässig  geregelt  ist 
oder  doch  ursprünglich  war ,  scheint  er  mir  dort  eine  rohheit 
zu  sein,  die  auf  einer  stufe  mit  derjenigen  steht,  welche  diese 
spräche  durch  ihr  regelloses  schwanken  zwischen  e  und  e\  o 
und  ü  zeigt  ^)  und  durch  welche  sie  sich  von  dem  nördlicheren 
Litauisch  unterscheidet 2).  —  Zuversichtlicher  und  ausführlicher 
wage  ich  mich  bez.  der  Heidekruger  mundart  nicht  auszusprechen, 
da  vier  jähre  verflossen  sind,  seit  ich  mich  mit  ihr  beschäftigt 
habe,  und  da  ich  erst  in  dieser  zeit  den  nördlich  davon  ge- 
sprochenen mundarten  näher  getreten  bin. 

Was  das  zemaitische  betrifft,  so  habeich  einen  zemaiten^) 
aus  Kule  (Lit.  forsch,  p.  VII),  einen  zweiten  aus  Plunge  (nicht 
weit  von  Kule)  und  einen  dritten  aus  K'elmiszki  (parochie  Kre- 
tinga)  kürzlich  auf  die  oben  nachgewiesenen  regeln  hin  ein- 
gehend examiniert.  Das  resultat  dieses  examens  ist  der  art, 
dass  ich  über  das  vorkommen  oder  fehlen  jener  regeln  im  Zemai- 
tischen  noch  nicht  zu  urteilen  wage.  Die  betreffenden  lautüber- 
gänge  finden  sich  in  ihm. 

So  bleibt  eine  reihe  von  fragezeichen  übrig,  und  sie  eröff- 
nen wieder  eine  unerfreuliche  perspective  auf  jüdische  schenken, 
litauischen  branutwein,  schlechte  wege  und  andere  leidige  Vor- 
aussetzungen ihrer  beantwortung. 

A.  Bezzenberger. 


*)  Vgl.  hnugus,  pasilikü,  neiin&'ju,  dösam  (1.  fut.),  dSna*  (gen.  Bg.), 
bfga  und  b^go,  dekavöne,  p^rgaletüjia,  gelbeti,  venu  (gen.  sg.  msc),  tesü'8 
(gen.  sg.)  Jonaten.  *)  Dieser  Unterscheidung  stehen  aber  auch  bedovj- 
tungsvolle  Übereinstimmungen  zur  seite.  Ich  verweise  auf  das  zurück- 
treten des  locativs  und  die  formen  deve  (  =  dare),  teves  (  =  tave»),  seves 
seve  sevhne  sevyje  (=8ave8,  save,  savimt,  sacyje)  Jonaten.  ')  Nach  ihm 
spricht  man  in  den  parochien  Piunge  und  Kule  maczati  „ich  sah",  in 
den  parochien  Kretinga,  Telsze  und  Gargzdai  aber  dafür  mat'aü.  Dazu 
stimmt  die  angäbe  des  zweitpenannten  Zcmaiten ,  in  Pfunge  sage  man 
eiczo  (oder  elcz&),  in  Kretinga  aber  eit'o«,  und  die  1.  sg.  opt.  daryt'o', 
die  ich  von  dem  letztgenannten  (aus  K'elmiszki)  hörte.  Hieraus  und  aus 
dem  o.  8.  99  bemerkton  in  Verbindung  mit  der  tatsache  der  einheitlich- 
keit  des  Nordlitauischen  ergibt  sich,  dass  die  cz-grenzo  etwas  untergeord- 
netes ist  und  bisher  eine  ganz  übertriebene  rolle  gespielt  hat. 


Nachtr.     S.  109  z.  16  v.  o.  ist  einzuschalten:  Part,  praet  nom.  sg. 
msc.  nüfud^  J,  fem.  nüiüd'usi  J,  nüitidiu»'  Pr. 


"W.  Deecke  Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschriften.  143 

Zweiter  naclitrag    zur   lesung  epichorischer  kyprischer 

inschriften. 

(S.  bd.  VI,  s.  66  ff.  u.  137  ff.). 

Nach  längerer  pause  in  den  kyprischen  funden  ist  wieder 
eine  grössere  anzahl  neuer  inschriften  veröffentlicht  worden  in 
dem  Werke  von  Alexander  Palma  di  Cesnola  (nicht  zu 
verwechseln  mit  seinem  verwandten,  dem  general  Luigi  di 
Cesnola,  dem  Verfasser  des  Werkes  Cyprus  etc.)  Salaminia. 
The  history,  treasures  and  antiquities  of  Salamis  in  the  island 
of  Cyprus.  London,  Trübner  and  Co,  1882,  gr.  8;  XLVIII 
u.  330  s.,  mit  700  abbildungen  und  einer  karte  Die  ausgra- 
bungen  sind  von  dem  Verfasser  in  den  jähren  1876 — 78,  vor- 
zugsweise in  der  gegend  der  alten  Salamis,  aber  auch  an  an- 
dern puncten  der  insel,  wie  Kition,  Idalion,  Kurion,  Soloi  u. s.w., 
angestellt  worden,  und  zwar  auf  kosten  des  hen-n  Edwin 
H.  Lawrence,  der  die  sehr  reichhaltige  Sammlung  von  funden 
aller  art  in  seinem  hause  in  London  (84,  Holland  Park)  ver- 
wahrt hält.  Die  in  dem  werke  mitgetheilten  inschriften  sind 
theils  von  Deraetrius  Pierides,  theils  von  prof.  A.  H.  Sayce 
und  Samuel  Bircli  gelesen  und  gedeutet  worden,  aber 
zum  theil  in  durchaus  ungenügender  weise,  wozu  noch  kommt, 
dass  der  druck  des  Griechischen  in  dem  buche  von  fehlem 
aller  art  wimmelt. 

Einige  der  von  Alex.  Cesnola  publicirten  inschriften 
ferner  waren  zwar  schon  früher  veröffentlicht,  besonders  in 
M.  Beaudouin  et  E.  Pottier,  Inscriptions  Cypriotes.  Bulle- 
tin de  Correspondance  Hellenique,  III,  1879,  Athenes  et  Paris 
Thorin,  8,  s.  347 — 52;  aber  auch  diese  gelehrten  haben  die 
inschriften  nur  zum  kleineren  theil  richtig  gelesen  und  gedeutet, 
ja  mehrfach  auch  ungenau  überliefert. 

Da  nun  eine  reihe  dieser  neuen  inschriften  interessant  und 
wichtig  ist,  und  i  c  h  nicht  unwesentlich  ihre  lesung  und  deutung 
gefördert  zu  haben  glaube,  so  will  ich  die  gewonnenen  resul- 
tate  hier  mittheilen,  indem  ich  die  nummern  des  ersten  nach- 
trags  fortsetze.     Vgl,  hierzu  die  tafel. 

XIV. 
Ich  beginne  mit  einer  kleinen,  aber  bei  der  minimalen  zahl 
derartiger    inschriften    immerhin    wichtigen    bilinguis,    die  von 
Beaudouin   und  Pottier   nicht  als    solche  erkannt   wurde. 


144  W.  Deecke 

Dieselben  geben  unter  n.  IV  eine  einzeilige  kyprische,  wegen 
der  eigenthümlich  paphischen  zeichen  von  ihnen  nicht  entzifferte 
Inschrift: 

o  •  na  •  so  •  se  •  ?•  na  •  sa  •  to  •  se  • 

Neu  ist  hier  das  paphische  so  •,  das  sich  zum  paphischen  o  • 
genau  so  verhält,  wie  das  gewöhnliche  so*  zum  gewöhnlichen 
0*  Das  sechste  zeichen,  etwas  verstümmelt,  kann  nach  der 
Zeichnung  kein  pa  •  sein ,  wie  die  herausgeber  deuten ,  sondern 
nur  ein  na '  Dann  wird  das  vorhergehende,  fast  ganz  erloschene 
zeichen  ein  o  •  gewesen  sein,  wozu  der  erhaltene  rest,  der  obere 
theil  des  vertikalen  Striches,  stimmt.  So  ist  zu  lesen: 
^'Ovaaog  \^O^vaaa(v)Tog. 

Mit  'Ovaoi-  zusammengesetzte  namen  sind  kyprisch  häufig, 
wie  'Ovaoi/oixog,  ^OvaaLttf.iog,  ^OvaoayoQag,  ^OvaaixvTtQog  und 
^OvaoLXVTtQa,  'OvaaiioQog,  'Ovaaldafxog  u.  s.  w. ,  daneben  kose- 
formen,  wie  'Ovdaikog^  ^Ov^ai/^og  (griechischer  grabstein  aus 
Larnaka,  bei  Cesn.  Cypr.  n.  90),  "Ovaaig  (desgl.,  zwei  grabsteine 
von  KukUa,  bei  Beaud.  u.  Pott.  n.  40  u.  60),  'Ova/ti»' (s.  unten 
n.  XIX).  Diesen  formen  reihen  sich  nun  ^'Ovaaog  und  ^Oväaag 
an;  \g\.^'0vaaog,"0vi]0og,  im  Pape 'sehen  Wörterbuch,  und 
'Ovrjaavtiörjg  (Hipp.  Epid.  7,  78),  auch  'Ovrjoag  (C  mal  in  in- 
schriften;  mehrmals  vielleicht  ^Ovi]aag  zu  accentuiren). 

Nun  befindet  sich,  nach  der  angäbe  von  Beaudouin  und 
Pottier,  neben  jener  kyprischen  inschrift  eine  vierzeiHge  grie- 
chische, über  welche  an  andrer  stelle  (s.  1G8  dess.  bdes.)  von 
ihnen  das  nähere  mitgetheilt  wird.  Danach  ist  das  ganze  eine 
weisse  marmortafel  aus  dem  kloster  Stavro-Myrtu  bei  Ktima 
(Neupaphos);  wo  sie  früher  als  altartafel  gedient  hat,  0,75  m 
hoch,  0,50  m  breit,  0,08  m  dick.  Die  griechische  inschrift,  aus 
zwei  distichen  (eigentlich  einem  hexameter  und  drei  penta- 
metern)  bestehend,  lautet: 

uiJErnKElMAlKAIMEX  .  .  ^NHJEKAAYUrEl 

.  .  NA^OiT  ..A2 TO^MIirSiOIOMENO^ 

OYFAPn  .  ,  NHPO^EnN  .  .  AAAJIKAJOTATOI 
THNJE  .  .E IIAIETHNT0I2PAP10Y2IN0PAN 

Dies  lese  ich  so: 
[iv^]d6*  iytb  xEiinaL  xal  //e  x[^^^^  V^^  xaXvmet, 
l"0]vaaog  Xf[v]cca[av']Tog,  i^Tjrrio  oio/nevog' 
ov  yccQ  Tilp'jvrjQog  itov,  [a]XXd  dixaioratog, 
XTjvdi'  ^[^J«[iU'y]»'  dfßtijf  folg  Ttagiovaiv  oQav. 


Nachtrag  zur  lesuug  epichor.  kypr.  inschriften.  145 

Wenn  auch  leider  gerade  bei  den  namen  die  stärkste  Ver- 
stümmlung stattgefunden  hat,  so  ist  doch  ^'Ovaoog  durch  den 
kyprischen  text  sichergestellt,  und  auch  beim  vatemamen  ist 
kaum  ein  zweifei  möglich.  Die  willkürliche  metrische  messung 
der  namen  erregt  kein  bedenken,  zumal  auch  ov  yccg  rtovtjQog 
in  z.  3  einen  quantitäts fehler  enthalt.  Jedenfalls  gehört  die 
inschrift  wohl  zu  den  spätesten,  die  epichorische  schrift  zeigen. 

XV. 

Dreifuss  von  Tremithus. 

Bei  dem  jetzigen  dorfe  Tremitusa  in  der  nähe  der  alten 
kyprischen  stadt  Tremithus  d.  h.  „terebinthenreich"  (mit  ^u 
statt  ß,  wie  in  xvjueQfjvac,  s.  n.  II,  bd.  VI,  s.  81),  unweit  Athienu- 
Golgoi,  fand  Alex.  Cesnola  nach  seiner  aussage  s.  101  einen  klei- 
nen steinernen  dreifuss  von  terra  d'ümbra,  plump  gearbeitet,  aus 
einem  einfach  geometrisch  verzierten  becken  bestehend,  auf  drei 
dicken,  kurzen,  halbrunden,  gleichfalls  mit  Zickzacklinien  ver- 
zierten füssen.  Die  höhe  des  ganzen  beträgt  nach  seiner  an- 
gäbe nur  2  engliche  zoll,  der  durchmesser  S^^/ie  zoll.  Im  in- 
nern  des  beckens  läuft  eine  kreisförmige  inschrift  dicht  unter 
dem  rande  herum;  sie  umschliesst  eine  zweite  in  form  eines 
achtstrahligen  Sternes  geordnete  inschrift,  deren  einzelne  glieder 
nach  dem  mittelpunct  des  beckens  verlaufen.  Auf  der  Unter- 
seite des  beckens  und  der  unterfläche  der  3  füsse  befindet  sich 
je  ein  einzelnes  schriftzeichen  (Cesn.Sal.  s.  100  if.,  flg.  97—98). 

Die  deutung  der  inschriften  durch  Sayce  übergehe  ich,  da 
sie  theilweise  auf  falscher  lesung  beruht,  auch  von  ihm  selbst^ 
brieflich,  im  ganzen  zu  gunsten  meiner  deutung,  zurückgenommen 
worden  ist. 

Die  randinschrift  zunächst,  deren  anfang  leider  in  folge 
der  kreisförmigen  anordnung  nicht  ganz  sicher  ist,  lautet  nach 
Cesnola,  mit  berücksichtigung  der  von  Sayce  mir  mitge- 
theilten,  auf  autopsie  beruhenden  Verbesserungen,  folgender- 
massen : 

ti  •  ma  •  la  •  ko  •  se  •  zo  •  te  •  a  •  ve  •  lo  •  /  <i  •  i  •  t;e  •  ti  •  pa  •  |  pa  •  te  • 
ne  •  I  a  •  po  •  lo  •  ni  • 

Die  schrift  läuft  von  links  nach  rechts,  während  die  strahlen 
des  Sterns  die  gewöhnliche  richtung  von  rechts  nach  links  haben. 
Das  a  •  ist  beidemal  durch  einen  kleinen  querstrich  in  der  mitte 
rechts ,    der   in   a  •  po  •  lo  •  ni  •  ein  wenig ,  in   zo  •  te  •  a  •  ziemlich 

Beiträge  i.  koode  d.  ig.  spraeben  VIJI.  jq 


146  W.  Deecke 

weit  absteht  und  dessen  Vorhandensein  Sayce  ausdrücklich  be- 
stätigt, in  ein  e  •  verwandelt ;  das  trennungszeichen  hinter  lo ", 
von  Cesnola  mit  2  puncten  gezeichnet,  während  vor  und  hinter 
pa'te'ne'nur  ein  punct  steht,  ist  nach  Sayce  unsicher; 
ebenso  das  folgende  ti  • ;  beim  ve  •  fehlt  die  linke  hallte  des 
oberen  querstrichs,  während  die  rechte  etwas  nach  oben  ge- 
richtet ist,  sodass  auch  dies  zeichen  nicht  ganz  zweifellos  ist. 
Sehr  auffällig  nun  aber  ist  die  Übereinstimmung  eines  theils 
der  Inschrift  mit  einer  angeblich  der  Luigi  Cesnola 'sehen 
Sammlung  angehörigen,  deren  original  freilich  von  Is.  Hall  in 
der  Sammlung  selbst  in  New -York  nicht  aufgefunden  worden 
ist.  Dieselbe  soll  sich  auf  einer  kleinen  alabastervase  aus  Athienu- 
Golgoi  befunden  haben,  und  der  Londoner  gypsabguss,  schon 
von  Brandis  s,  657,  z.  2  u.  3  v.  u. ;  s.  667,  z.  16  und  sonst 
erwähnt,  lautet  bei  M.  Schmidt  (Insch.  v.  Idal.  s.  100,  n.  13; 
Epich.  inschr.  t. XIX,  n.  1)    nach  Birch   (sammig.  Cesn.  18): 

ne  •  te  • . .  ke  •  a  •  po  *  lo  •  ni  •  ka  •  raa-  ^a  •  ä»  •  se  •  zo  •  te  •  a  • 

Das  la  •  ist  etwas  klein  und  entbehrt  des  letzten  Striches 
nach  rechts,  aber  es  ist  vollkommen  sicher,  und  Ähren s'  le- 
(Philol.  XXXV,  s.  83,  n,  VI)  beruht  auf  einem  versehn,  das  er 
selbst  später  (ebdt.  XXXVI ,  s.  6)  berichtigt  hat.  Vom  ko  •  ist 
nur  der  obere  theil  erhalten,  der  aber  keine  andere  deutung 
zulässt.  -  Nach  dem  Berliner  gypsabguss  giebt  Neubauer 
(Aphroditetempel  zu  Golgoi,  s.   11,  n.  4): 

—  •  ne  •  te  ■  ke  •  a  •  po  •  lo  •  ni  •  ka  •  ma  •  la  •  (?)  *  ko  •  se '  zo  *  te  •  a  • 
also  ohne  defect  hinter  dem  te  •,  dagegen  mit  einer  zweifelhaften 
lücke  hinter  la  •,  wenn  nicht  das  fragezeichen  die  Unsicherheit 
des  la'  selbst  andeuten  soll,  so  dass  der  punct  dahinter  zu 
tilgen  wäre.  —  Mir  selbst  und  Sigismund  ist  die  inschrift  in 
einer  copie  aus  Berlin  1876  mit  anderem  an  fange  zugegangen, 
nämlich : 

ka  •  ma  •  la  •  äy>  •  se  •  zo  •  te  •  a  • . .  ne  •  te  •  ke  •  a  •  po  lo  •  ni  • 

Diese  lesart  stimmt  zur  obigen  in  der  lücke  vor  ne  •  und 
in  weglassung  derselben  hinter  te*;  ihr  beginn  entspricht  mehr 
dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  und  dem  von  mir  für  die 
dreifussinschrift  vermutheten  anfang,  der  unten  gerechtfertigt 
werden  wird.  Die  möglichkeit  eines  verschiedenen  beginneus 
liegt  auch  hier  in  der  kreisförmigen  anorduung.  —  Vergleichen 
wir  nun  die  beiden  inschriften,  so  ergiebt  sich,  dass  die  vase u- 
in Schrift  nur  ein  theil    der  «Ireifussinschrif t  ist  und 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschriften.  147 

dass  auf  ersterer  zwischen  a  •  und  ne  ■  nicht  bloss  ein  o  *  fehlt, 
sondern  eine  grössere  lücke  anzunehmen  ist,  von  etwa  7  zeichen 
Der  name  des  weihenden  TiuaX/.og  auf  dem  dreifuss  ist  wahr- 
scheinlicher, als  das  semitische  rafxak(ci)%og  der  vase,  da  auch 
die  übrigen  namen  griechisch  sind  (s.  unten);  vgl.  noch  Tifial- 
xog  als  namen  eines  von  Theseus  getödteten  sohnes  des  Mega- 
reus  (Pausan.  I,  41,  3;  IV,  42,  4),  und  die  vielen  kyprischen 
namen  mit  Tiuo-  wie  Tif.i6xccQig,  Tiuagxog,  Ti/noxXifrjg,  Tifxo- 
dtt(xog,  TifjoJ^iOQog,  TiiLWow/nog,  TitnoxvTtQa  u.  s.w.  Das  ka  * 
unterscheidet  sich  von  dem  ti  •  nur  durch  einen  querstrich  unten, 
der  leicht  aus  einem  zufälligen  sprung  des  gypses  herausgedeutet 
sein  kann ;  den  umgekehrten  fall,  dass  durch  erlöschen  des 
unteren  Striches  ti*  für  ka  •  gelesen  worden  ist,  werden  wir  unten 
bei  der  steminschrift  finden.  Die  Verstümmlung  des  la  •  auf  der 
Vaseninschrift  ferner  erklärt  sich  jetzt  daraus,  dass  der  fehlende 
strich  auf  der  dreifussinschrift  sehr  kurz  ist;  auch  ein  Schenkel 
des  ko  •  ist  dort  verkürzt.  Grade  diese  züge  aber  beweisen  die 
identität.  Dagegen  ist  umgekehrt  das  ne  •  te  •  ke  •  der  vase  wieder 
viel  wahrscheinlicher,  als  das  pa  •  te  •  ne-  des  dreifusses,  da 
jenes  sich  leicht  zu  ove^vjxe  ergänzt,  das  sonst  auf  kyprischen 
inschriften  noch  viermal  vorkommt.  Nach  Sayce  aber  ist  das 
pa  •  te  '  ne  •  des  dreifusses  vollkommen  deutlich.  Da  ferner  auch 
statt  des  vorhergehenden  o  •  der  dreifuss  ein  deutliches  pa  •  hat, 
so  wie  2  unerklärliche  puncte  sich  zwischen  den  beiden  pa  •  und 
nach  dem  ne  •  finden,  auch  die  im  vasenabguss  fehlenden  zeichen 
theilweise  mangelhaft  und  dunkel  sind,  so  ergiebt  sich,  mit  be- 
rücksichtigung  der  übrigen  oben  aufgezählten  auffälligkeiten,  dass 
auch  die  dreifussinschrift  nicht  in  Ordnung  ist.  Demnach  bleibt 
kaum  ein  anderer  ausweg,   als  durch  folgende  zwei  hypothesen: 

1)  Schon  Luigi  Cesnola  hat  das  fragliche  object  gekannt, 
aber  nur  einen  mangelhaften  abguss  der  randinschrift  genommen. 
Hat  er  es  selbst  besessen,  so  ist  es  ihm  abhanden  gekommen 
und  wahrscheinlich  in  Cypern  zurückgeblieben. 

2)  Der  dreifuss  der  Alex.  Cesnola'schen  Sammlung  ist 
nicht  das  original,  sondern  eine  mangelhaft  nach  dem  original 
angefertigte  copie.  Hat  er  ihn  wirklich  selbst  ausgegraben,  so 
ist  er  betrügerischer  weise  erst  vorher  in  die  erde  gesteckt  wor- 
den. Er  könnte  ihm  allerdings  aber  auch  sonst  wie  in  die 
bände  gespielt  sein.  Das  original  ist  demnach  noch  irgendwo 
versteckt,  oder  es  ist  verloren.     Ob  dasselbe  aus  alabaster  war 

10* 


148  W.  Deecke 

und  das  becken  als  selbständige  vase  existirt  hat,  lässt  sich  so 
nicht  entscheiden;  wahrscheinlich  aber  ist  L.  Cesnola's  an- 
gäbe, wenigstens  in  bezug  auf  die  form^  ungenauer. 

Die  obige  hypothese,  der  sich  Sayce  jetzt  wesentlich  an- 
geschlossen hat,  wird  durch  die  betrachtung  der  Sterninschrift 
glänzend  bestätigt  werden. 

Versuchen  wir  demnach  eine,  freilich  mehrfach  unsichere, 
Wiederherstellung  der  randinschrift,  so  ergiebt  sich: 

ti '  ma '  la '  ko  •  fie  •  zo '  te  ■  a  •  \'e  •  \o  ■/  fi  •  i  •  VC  •  t\ '  0  •  ne  '  te '  ke  •  R ' 

po  •  lo  •  ni  • 

Davon  lässt  sich  deuten: 

Ti^aXxog  Ziüzaa  f*eld{v)  di'(?)  ....  nvsd^rjxe  *An6X{X)iüvi. 
Der  genetiv  Zcorm  steht  für  Ziortav ,  wie  auf  der  bronze 
vonldalion  (B.  IS)14 ftijvt'Ja  neheu^OvaaaynQar {B.2'2) ;  hier  konnte 
das  V  wegen  des  folgenden  /  um  so  leichter  abfallen.  Zu  dem 
namen  selbst  ist  die  hesychische  glosse  zu  vergleichen:  Zioreä- 
Tag-yircolkiov  Iv^Agyei,  dno  tÖtcov;  sowie  die  namen  ZkoTt^g, 
ZwTixog,  ZcüTix^  und  der  genitiv  ZvjtLov  (C.  I.  Gr.  II,  2194  b, 
7  add.)  —  Das  /£  =  avxnv  bezieht  sich  auf  das  in  der  stern- 
inschrift  vorkommende  viTtrfJQav,  womit  das  dreifiisshecken  selbst 
bezeichnet  ist;  vgl.  fot  =  avT(^  (bronze  von  Idal.  B.  29; 
biling.  von  Idal.  3).  Andere  stellen  für  das  vorkommen  von  /« 
und  f?j')v  sind  unsicher.  Man  könnte  sich  allerdmgs  auch  ver- 
sucht fühlen,  feX(öv  zu  lesen,  da  das  wort  vielleicht  ein  digamma 
hatte,  doch  ziehe  ich  die  trennung,  des  Sinnes  wegen,  vor.  — 
Der  ausfall  des  v  erregt  kein  bedenken  (s.  bd.  VI,  s.  70);  doch 
könnte  auch  das  angebliche  trennungszeichen  aus  ne  •  entstellt 
sein.  Dagegen  ist  schon  das  folgende  öi'  zweifelhaft.  Die  tren- 
nungspuncte  sind,  als  in  ihrer  berechtigung  sehr  bedenklich, 
unberücksichtijit  geblieben. 

Die  Stern  Schrift  lautet  folgender  massei» : 


po 

u 

te 

• 

le- 

ve 

• 

ti- 

1)0 

le 

• 

ja 

•Q- 

to- 

re 

•  te 

ne 

•  se  • 

to 

•1 

ra 

•  0* 

ru  • 

te- 

h- 

:i 

ja 

• 

ta 

o  ■ 

ka  •  i  •  re  •  te  •  ne  •  se  •  to  •  p(j  •  e 


ke' 


ue 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschriften.  149 

Es  siud  demnach  8  strahlen  von  je  4  zeichen ;  in  der  mitte 
befindet  sich  ein  ne  ',  das,  wie  sich  zeigen  wird,  6  strahlen  ge- 
raeinsam ist,  eine  eigenthümlich  kunstreiche  anordnung;  dies 
ne  •  ist  grösser ,  als  die  andern  zeichen.  Die  schrift  läuft  von 
rechts  nach  links  d.  h.  vom  rande  nach  innen.  Die  isolirte 
Stellung  des  ka  •  i  •  re  •  te  •  ist  dadurch  angedeutet,  dass  es,  den 
übrigen  strahlen  gegenüber,  auf  dem  köpfe  steht,  also  von  li  • 
nach  re*  zu  lesen  ist;  vgl.  das  doppelte  ka*i*rete-,  an  anfang 
und  ende,  ausserhalb  der  vier  hexameter  von  n.  II  (bd.  VI, 
s.  77);  ebenso  ist  es  auch  hier  als  anfang  und  ende  zu  denken. 
Wir  haben  demnach  die  inschrift  so  zu  ordnen: 

1.  ka  •  i  •  re  •  te  • 

2.  ti'te-ti-ja- 
o.     po   le  •  po  •  o  • 

4.  u  •  ve  •  le  *  to  • 

5.  e  •  po  •  to  •  se  • 
(>.     u  •  0  •  a  •  ru  • 

7.  e  •  ta  •  li  •  0  • 

8.  Ä;^*  ja' te*ra  ■ 

Klar  ist  z.  1  x«i'p£^«;  sicher  durch  conjectur  z.  2  /Mre&i- 
jav,  vgl.  das  häufige  /.aTti^rf/.B ,  dvld^rf/.e  u.  s.  w.  und  genau  so 
•ACLXEi^ijav  auf  der  idalischen  bronze  (B.  27) ;  daneben  mit  er- 
haltenem ff  -KctvEiyiaav  in  einer  unten  zu  besprechenden  inschrift 
(n.  XVII).  Bei  der  anfertigung  der  copie  konnte  leicht  der 
untere  querstrich  des  ka  •  übersehen  oder  für  einen  zufälligen 
riss  gehalten  werden  (s.  oben).  Es  folgen  drei  strahlen  mit 
den  namen  der  weihenden :  davon  ist  z.  5  ^'E(podog  klar ,  und 
der  name  bereits  aus  einer  andern  inschrift  bekannt  (Sa.  Cesn., 
aus  Paläopaphos,  s.  Hall  t.  VI,  n.  24;  Ahr.  n.  XII).  Ich 
schreibe  "E^odog,  nicht  mit  Ah r en s ''Eq>coöog ,  nach  Etodog, 
IlQoooöog  u.  s.  w.  Den  namen  z.  4  ist  man  zunächst  versucht 
zu  [E]v/sli^ojv  zu  ergänzen,  wie  ein  durch  münzen  und  aus 
den  griechischen  historikern  bekannter  könig  des  kyprischen 
Salamis  hiess  (um  527  v.  Chr.;  s.  Herod.  IV,  162  u.  so.;  Blau 
Wiener  num.  ztschr.  V,  s.  4  ff.);  da  aber  für  das  e-  kein  platz 
vorhanden  ist,  ausser  etwa  am  rande,  so  könnte  man  auch 
'^YfiXi^iov  lesen  und  in  v  die  von  Ahrens  (Philol.  XXXV, 
s.  38  ff.)  zuerst  nachgewiesene  kyprische  präposition,  etwa  von 
der  bedeutung  der  gemeingriechischen  g/r/,  erkennen;  vgl.  {^»j- 
Qog  =  erclxBiQog  (idal.  bronze  A  5;    15),  tev^äfievog  =  ertev^a- 


150  W.  Deecke 

/Lievog  (statuenbasis  von   Kurion,    Hall  t.  VIII,  n.  32;  Ahr.  n. 
XXIV),    v/aig   tav  =  enl  ßiov    d.i.   öia  ßiov  (idal.  br.  A  10; 
B  22 — 23;  28);   v  Tvxa[i]  =  l7ti  rt;^/;,  soviel  wie  «v  rt'x/y  (relief 
von  Golgoi- Athieuu;    Hall  t.  II,   n.  9;    Ahr.  n.  XI);   endlich 
unten  strahl  6 ;  ferner  paraphy lisch  üAoyog  *  ffrpaToe(beiHesych), 
eig.   ETclloyog;   aus    dem   gemeingriechischen:  varegog,  voTarog 
u.  s.w.  —  Unerklärlich  bleibt  der  erste  name  z.  3.     Am  näch- 
sten liegt,  statt  des  po  •  an  beiden  stellen  pe  •  zu  vermuthen,  da 
diese  beiden   zeichen   sich    sehr  ähnlich   sehn   und  z.  b.  in  der 
inschrift  n.  II  (bd.    VI,    s.  76  ff.)    gar   nicht    zu    unterscheiden 
sind;   das  einzige,  in  unserer  inschrift  sonst  vielleicht  vorkom- 
mende pe  •  in  strahl  8  ist  auch  verlesen ,   aber  in  ja  *     Nimmt 
man    dann    noch    an,    dass,    wie   auch    sonst   mehrfach   (z.  b. 
Schmidt  Epich.  t.  XII,   n.  4  l4vi:i(pafiog  6;  t.  VIII,   n.  1  26- 
Xiov)  das  o"  durch   übersehn  des  untersten  querstrichs  aus  so* 
entstellt  ist,  so  erhält  ma.n:  pe-le' pe- so- ne- =  *Bl6ifjwv,  vgl. 
BXsxfJiörj/iiog,  BXsipog,  Bleipiag  u.  s.  w.     Ja,   nach  der  analogie 
von  u  •  e  '  u  •  ka  •  sa  •  me  •  no  •  se '  =   vBv^dfxsvog   in    der    oben 
citirten    inschrift    von   Kurion   (Hall   t.  VUI.    n.  32),   könnte 
das  zweite  po  •  auch  allenfalls,  gegen  die  gewöhnliche  schreib- 
regel,   bleiben,    so   dass    man  ^e-le*po  so*  ne  •  läse,   indem  \p 
durch  die  gleiche  vocalisirung  als  ein  laut  bezeichnet  wäre,  wie 
dort  ^.    Uebrigens  will  ich  nicht  verhehlen,  dass  das  überlieferte 
po'le'poo-   höchst   auffällig  zu    der    von   Brandis    (s.  660, 
z.  3  u.  sonst)  ebenso  geschriebenen,  aber  go  •  le  •  go  •  o  •  gelesenen 
und   FoXywv  gedeuteten    schriftzeichengruppe    gegen    ende  der 
vierten  zeile  der  schon  mehrfach  erwähnten  hexametrischen  in- 
schrift n.  II  (bd.  VI,  s.  76  ff.)  stimmt,  wo  ich   zweifellos  po  • 
ro  •  ne  •  0  ■  d.  h.  mit  dem  folgenden  i  •  q^Qoviwl   hergestellt   habe. 
Dies  könnte  nun  zu  der   vermuthung  einer  von  halbkundiger 
band  gemachten  fälschung  überhaupt  führen,   wenn   nicht 
anderes   dagegen   spräche.  —  Z.    6  und   7   lesen    sich   v  oagw 
'HdaUwv  —  €7tl  &iaaov  ^JdaXiov;   vgl.    zu   dem   vorausgesetzten 
öoQvg  =  d^iaoog  das  homerische  oagiCeiv  und  oagiavig—  ojuiXia, 
sowie  bei  Hesych  oaQOL'tivig  di  d^idaovg;  ein  neuer  beitrag  zur 
berührung  des  kyprischen  dialects  mit  der  homerischen  dichter- 
sprache.     Das   ne  •  habe  ich  auch  zu  z.  7  gezogen,  nach  *Höa- 
Xiwv  auf  der  idalischen  bilinguis  z.  1  und  nach  vielen  anderen 
fällen  von   genitiven  sg.  auf  -wv   (Ahrens  im  Philol.  XXXV, 
8.  12).  —  Der  letzte  strahl   endlich  enthält  zwei  schriftfehler: 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  Inschriften.  151 

bei  dem  ersten  zeichen  ist  der  senkrechte  strich  irrig  über  den 
untersten  querstrich  hinaus  verlängert,  so  dass  das  zeichen 
einem  ke  •  ähnlich  geworden,  während  es  ein  ni  •  sein  sollte ;  der 
irrthum  wird  schon  durch  die  zu  grosse  länge  des  Zeichens 
bewiesen.  Das  zweite  zeichen  ist  durch  Schliessung  der  curve 
und  weitere  regularisirung  aus  einem  pe  •  in  ein  ja  •  verwandelt 
worden  (s.  das  ja-  in  strahl  2).  So  erhalten  -mr  ni  pe  te'ra.' 
ne  •  =  vintrJQav.  Correcter  freilich  würde  ein  pi  •  zu  erwarten 
sein,  aber  dessen  form  liegt  weiter  ab  und  ttt  bildet  im  Grie- 
chischen einen  so  eng  verschmolzenen  laut,  dass,  wie  bei  ^  und 
ip,  auch  bei  ihm  wohl,  gegen  die  gewöhnliche  regel,  gleicher 
vocal  eintreten  konnte;  vgl.  im  anlaut  po-to*li"  se'  =  7rroA/g, 
wiederholt  auf  der  idalischen  bronze.  Das  ne*  habe  ich  auch 
hier  hinzugezogen,  wegen  der accusative  Ijarrjoav  (idal.br.  A3), 
a(v)dQijd(v)Tav  (idal.  biling.  2)  u.  s.  w.  Demnach  lautet  die 
ganze  inschrift: 

Xaigere-  y.aTa&ijav  Blirpwi'  ^YfiXi^wv  "E(podog  v  oagw  ^Höa- 
XUov  --irrTTJQav. 

Daran  schliesst  sich  dann  die  später  zugefügte  randinschrift, 
die  correct  beim  achten  letzten  strahle  des  Sternes  beginnt. 
Also : 

„Seid  gegrüssti  es  stifteten  das  hecken  Blepson,  Hy vei- 
thon und  Ephodos  zu  einer  festfeier  von  Idaliou". 

„Timalkos,  der  söhn  des  Zoteas,  nahm  es  .  .  .  und  weihte 
es  dem  Apollo". 

Das  o  •  unter  dem  backen  könnte  abkürzung  von  dvct^»/- 
ua  sein. 

Die  zeichen  unter  den  füssen  u  %  ve  •,  i  •  lassen  sich,  schon 
der  unsichern  reihenfolge  wegen,  nicht  mit  bestimmtheit  deuten. 
/Bei  obiger  anordnung  könnte  man  etwa  an  "F/jyt,  dativ  von 
'Yrjg,  denken,  das  neben  [Yevg  als  beiname  des  Zeus  und  Diony- 
sos vorkommt.  Dann  wäre  das  geräth  ursprünglich  zu  einem 
i^taaog  des  Dionysos  Hyes  gestiftet  und  erst  später  durch  Timal- 
!  kos  dem  "Apollo  geweiht  worden. 

XVI. 

Die  bleirolle  von  Salamis. 
Ein   kaum  minder   interessantes  denkmal,   als   das  vorige, 
ist  eine  von  Alex.  Gesnola  in  einem  grabe  von  Salamis  ge- 
fundene, mit  einer   dreizeiligen  inschrift  in  kyprischen  charac- 


uAV 


\. 


152  W.  Deecke 

teren  versehene  bleirolle  (s.  65  ff.;  fig.  68).  Die  flüchtig,  in 
späten,  zum  theil  eigenthümlichen  formen  und  mehrfach  abge- 
rundeten Varianten  eingeritzten  zeichen  hatSayce  meist  richtig 
gelesen,  auch  den  sinn  theihveise  erkannt;  doch  glaube  ich  auch 
hier  einen  bedeutenden  fortschritt  in  der  entzifferung  gemacht 
zu  haben.     Ich  lese  folgendermassen : 

1 .  te  ■  a  •  no  •  re  •  te  •  o  •  ke  •  le  •  o  •  se  •  ka  *  sa  *  ta  "mo  •  ri  •  se  • 
in  •  si  '  te  • 

2.  to '  te  •  a  ■  ko  •  se  •  SU  •  le  •  se  •  to*  to"  me  •  a  •  te  *  mi  •  sa  •  a  •  to  • 

3.  me' te' pu •  je •  pi •  to •  /o •  se  •  i  •  ni  •  pa  •  to  •  a  •  to*  ro  •  po  • 
Eigenthümliche  formen  haben  die  zeichen  a ',  no  •,  re  *,  ka  *, 

si ',  SU  *,  i  •,  alle  schon  von  Sayce  richtig  erkannt,  nur  dass  er 
statt  i'  lieber  ji  •  lesen  will,  aber,  wie  mir  scheint,  unnöthig. 
Irrig  hat  er  das  drittletzte  zeichen  der  ersten  zeile  lu"  gelesen; 
es  stimmt  genau  zu  dem  tu  *  der  idalischen  und  anderer  in- 
schriften.  Das  letzte  zeichen  derselben  zeile  scheint  mir  ein 
etwas  entstelltes  te  *,  während  er  darin  ein  je  •  verrauthet,  und 
ebenso  möchte  das  zweite  zeichen  der  dritten  zeile  eher  ein  te  •, 
als  ein  o  •,  sein.  Das  erste  zeichen  dieser  zeile  ist  nur  theil- 
weise  erhalten:  der  rest stimmt  am  besten  zu  einem  me  •  (Sayce 
lässt  es  unberücksichtigt);  in  dem  Arierten  zeichen  derselben 
zeile,  das  er  als  modification  des  si  •  fasst,  obwohl  es  von  dem 
si  •  der  ersten  zeile  beträchtlich  abweicht,  möchte  ich  eher  ein 
je  •  sehen,  freilich  nur  nach  conjectur  aus  dem  sinne  heraus, 
da  die  form  allerdings  von  derjenigen  der  bekannten  je  *  ver- 
schieden ist.  Das  siebente  zeichen  derselben  zeile  lo  •  ist  oben 
etwas  beschädigt,  aber  sicher.     Demnach  umschreibe  ich: 

1.  OeavioQ  QeouXing  axaoTa  /ticogiaeTV  ai  re  2.  xo'd« 
ayog  avl^orj,  t6(v)  ö6jue(v)  'lAörj  uiaaaxtj.     3.  (xi^ds  gwjrj  (pido)- 

Die  spätheit  und  flüchtigkeit  der  inschrift  zeigt  sich,  wie 
in  den  buchstaben formen,  im  gänzlichen  fehlen  des  /  und  des  / 
subscriptum,  ferner  im  abfall  des  uomiuativischen  g  in  ai,  und  in 
der  auslassung  des  v  in  töv  vor  einem  grammatisch  nicht  eng 
damit  verbundenen  wort,  besonders  aber  in  döf.uv  vor  einem 
vocal  —  doch  begegnen  alle  diese  züge  auch  sonst,  vielleicht  mit 
ausnähme  des  letzten. 

Die  namen  Gbclvioq  QtoxXiog  hatte  bereits  Sayce  mit 
grossem  Scharfsinn  erkannt ;  in  der  deutung  des  restes  der  ersten 
zeile  weiche  ich  von  ihm  ab,   ohne  meiner  sache  ganz  sicher 


/ 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschriften.  153 

zu  sein,  da  gewisse  Schwierigkeiten  bleiben.  Das  e  von  r/.aaia 
steckt  in  dem  vorhergehenden  se  %  wie  z.  b.  ebenso  dasjenige 
von  i(v)-^(xdB  in  n.  I  (bd.  VI,  s.  69);  in  ey.aaTa  sehe  ich  einen 
beziehungsaccusativ  „im  einzelnen,  in  jeder  hinsieht".  —  Der 
accusativ  sg.  des  pronomens  der  ersten  person  heisst  kyprisch 
sowohl  //€  (Cesn.  Salam.  s.  84,  n.  78,  2,  inschr.  von  Kery- 
neia),  auch  ^«v  (n.  XII,  bd.  VI,  s.  152,  Inschr.  v.  Golgoi), 
als  fxi  (zwei  inschr.  von  Chytroi,  Cesn.  Cypr.  t  VII,  n.  46,2  u. 
n.  51,  2] ;  der  vocal  ist  elidirt  wie  oben  in  /'  hlcjv  (n.  XV).  — 
In  ibgiosTv  hätten  wir,  falls  die  form  richtig  ist,  einen 
aoristus  mixtus,  wie  eßrjaero,  iövaero,  durch  einfache  anhängung 
der  medialen  personalendung  an  die  3sg.  activi gebildet  (G.Meyer 
Xjriech.  gr.  §  530),  wieder  ein  anklang  an  homerische  sprach- 
forni.  Die  form  der  endung,  -tv,  ist  regelmässig  kyprisch,  vgl. 
auf  der  idalischen  bronze  i/QrjTäaaTv,  yEvoizv  u.  s.  w.  Das 
verb  oQiteiv  und  oqiteai^ai  von  abgrenzung  heiliger  räume  ist 
besonders  bei  den  tragikern  üblich  (ßio/uovg,  Uqov  u.  s.  w.)  — 
In  al{g)  xe  steht  das  interrogativum  oder  indefinitum  statt  des  rela- 
tivs,  wie  im  deutschen  ,,wer",  im  lateinischen  quisquis;  und 
wie  bei  letzterem  die  Verdoppelung,  wirkt  dort  das  t«,  auch 
wieder  nach  homerischer  weise  gebraucht :  ^)  vgl.  noch  zur  form 
des  prinomens  auf  der  idalischen  bronze  rjx€atQ  (A  10:  B  23),  . 
oTtiaig  x€  (B29);  auch  das  hesychische jpf*jWjJi^^t^SfeBtfi.:^r-  T'^ 
^^jMKij^  —  In  z.  2  hatte  Sayce  zoöe  ayog^öder  ayog?)  erkannt,  '^ 
aber  missdeutet:  es  steht  hier  ohne  zweifei  concret  für  einen 
„gegenständ  heiliger  scheu"  —  Uqov  d.  h.  das  nicht  zu  ent- 
weihende grab;  vgl.  bei  Hesych  ayog-  zi/uuoTarov.  —  Auch 
den  stamm  des  folgenden  wortes  hatte  Sayce  richtig  gerathen, 
nicht  die  form.  Zum  conjunctiv  ovXijarj  vgl.  man  auf  der  ida- 
lischen bronze  ogvSrj,  Xtarj.  —  Vom  rest  der  zeile  fand  Sayce 
nur  den  infinitiv  do,w€(v),  der  wieder  homerisch  ist,  neben  doße- 
vai  auf  der  idalischen  Bronze  (A  5  u.  15).  —  Das  neue  ad- 
jectiv  luiadarog  ist  gebildet  wie  uiadya&og,  fniaoTtovrjQog,  und 
bedeutet  „den  unersättlichen  (d.  h.  den  frevler)  hassend";  vgl. 
7ta{v)Tax6QaaTog  „ganz  unersättlich"  für  „frevelhaft,  gottlos" 
in  n.  II  (bd.  VI,  s.  78).  —  Der  anfang  von  z.  3  ist  gleich- 
falls erst  von  mir  hergestellt;  die  drei  letzten  worte  hat  schon 
Sayce.   Der  optaiiw  (pvJTj  =  (pvir] ^    vielleicht  auch  bei   Theokrit 

*)  Vgl.  jetzt  auf  der  Inschrift  von  Larissa  bd.  VII,  s.  284  x£s  xe  = 
^K  xf  (d.  i.  «?) 


154  W.  Deeoke 

XV,  94,  steht  in  dem  sinne  von  yivoitv  auf  der  idalischen 
bronze  (avoalja  foi  yevoixv  z.  29).  —  Zu  cpidtoXog  IviTtä  vgl. 
das  nicht  seltene  (fsidioXog  ykwaaa',  formen  mit  q)id-  finden  sich 
auch  sonst  Der  anlaut  von  ivi7id=:ivi7t^  spricht  für  Zusam- 
mensetzung des  Wortes  mit  der  präposition  iv  =  kypr.  Iv.  Die 
letzten  worte  halte  ich  für  dativ,  nicht  genitiv.  —  Demnach 
übersetze  ich: 

„Theanor,  Theokies'  söhn,  hat  mich  in  jeder  hinsieht  für 
sich  abgegränzt.  Wer  immer  dies  heiligthura  entweiht,  den  (soll 
man)  übergeben  dem  Hades,  dem  feinde  der  frevler.  Und  nicht 
karge  strafe  (eig.  scheltrede)  werde  dem  menschen  (zu  theil)!" 

Der  Wechsel  der  construction  ist  bei  solcher  Verbindung 
mehrerer  einzelner  drohungen  nicht  auffälHg;  auffälliger  der  in- 
finitiv,  doch  erinnert  der  gebrauch  an  homerische  constructionen, 
wo  er  den  imperativ  vertritt  z.  b.  /'  458  tevx^a  aiXijaag  <f>€Q€rii} 
xotXag  tJil  v^ccg,  a(jjf.ia  öe  oiTtad'  sfAOV  döf-ievai  näXiv.  Dass  in 
Verwünschungsformeln  alterthümliche  Wendungen  vorkommen, 
ist  natürlich. 

Zur  vergleichung  gebe  ich  die  lesung  und  Übersetzung  von 
Sayce: 

QsdvwQ  QsoKliog  KaGTa^iogcg  (oder  xag  Jä^ioqig)  kvoije 
Tode  dyog  avkrjg  T<p  ö6/^€(v)  adt](v)  {rfjfxiaa  dvd^  wC»*),  *o  JIv- 
aiTtioXog  jiVLTt^  r(p  a{v)d^q(a7ti{). 

„Th shall  atone  (Xvaije  futurum)   for  this   poUution  of 

sacrilege  by  giving  in  füll  one  half  of  that  which  P.  charges 
against  the  man". 

Endlich  ist  von  bedeutung,  dass  die  dritte  zeile  der  in- 
schrift  nach  meiner  lesung  einen,  wenn  auch  etwas  mangelhaften, 
hexameter  bildet: 

/nTjöi  tpvj'rj  cplöwXbg  Ivina  tw  d(v)d-Qüjn:(^ 

Auch  die  zweite  zeile  zeigt  hexametrischen  anklang  in; 
ixyog  ovlijaij,  xov  dofxev  'v/td/; 
(.aadaxi^ 

Die  kürze  des  v  in  (pvjrj  kann  nicht  allzusehr  auftauen 
neben  formen  wie  doh  einerseits,  q)vuv  im  präsens  anderer- 
seits; die  quantität  von  äaäxog,  aaxog  ("""  u.  """)  wechselt 
schon  im  Homer  (auch  atog). 

xvu. 

Eine  angeblich  neue  inschrift  aus  Paphos,    dreizeilig,  auf 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschrifken.  155 

einem  stein,  ist  publicirt  von  Alex.  Cesnola  s.  86,  fig.  80, 
ohne  nähere  angäbe,  wie  er  zu  ihr  gekommen  sei.  Sie  lautet 
bei  ihm: 

1.  a'se"ka'ti'ja*u' I  e*  mi' 

2.  ka  •  te  •  ti  •  sa  •  ne '  I  e  •  pi  •  ke  •  ne  • 

3.  u  •  vo  •  ne  • 

Hier  ist  das  se  •  in  z.  1  wohl  nur  druckfehler  für  si  ',  da 
die  figur  ein  dem  letzteren  ähnliches  zeichen  giebt  und  auch 
Sayce  so  umschreibt,  nämlich: 

l^aiy.ad^tjav  rjf.d'  Katid^iaav  etil  xevsv  ov  (or  yivBV  ov?) 

„I  am  of  Asikathijas:  theyset  (me)up  over  his  Cenotaph (?)'*. 

Nun  war  diese  inschrift  aber  schon  von  Beaudouin  und 
Pottier  veröffentlicht,  unter  n.  I,  4,  und  zwar  mit  der  ge- 
naueren angäbe,  dass  sie  dieselbe  zwar  bei  herrn  Aristides 
Michailidis  in  Ktima  (Neupaphos)  copirt  hätten,  dass  sie  aber 
aus  Polis-tu-Chrysochu,  dem  alten  Arsinoe,  herstamme.  Ihre 
copie  lautet: 

1.  a  ■  ri  •  si  •  ti  •  ja  •  u  •  e  •  mi  • 

2.  ka  •  te  •  ti  •  sa  •  ne  •  e  •  pi  •  ke  •  ne  • 

3.  u  •  ti  •  ne  • 

wovon  sie  den  anfang  ^Agiatijav  ^jul-  xaTed-iaav  lasen. 

Durch  combination  beider  quellen  ergiebt  sich  leicht  als 
wahre  lesung: 

1.  a  •  ri  •  si  •  ti  •  ja  •  u  •  j  e  •  rai  • 

2.  ka  •  te  •  ti  •  sa  '  ne  •  I  e  •  pi  •  ke  *  ne  • 

3.  u  •  vo  •  ne  • 
Dies  deute  ich: 

1.  l^QiOTijav  ijfii'     2.  Kctted^ioav  enl  ^eve-  3.  -t/oV. 

In  yievsvfov  ist  vor  dem  /  ein  v  eingeschoben,  wie  in  ev- 
/QrjTaaaTv  auf  der  idalischen  bronze  z.  4  neben  i/Qr^Tdacttv 
z.  14.  Interessant  ist  das  digamma  in  dem  wort,  das  schwer- 
lich für  ein  ;  eingetreten  ist,  so  dass  die  unmittelbare  identi- 
fication  mit  ind.  cünjd  (s.  noch  G.  Meyer  Griech.  gr.  §  264) 
zweifelhaft  wird.^)  Den  sinn  hatte  Sayce  also  richtig  getroffen  — 

Der  genitiv  ^Agiarijav  ist  correct;  vgl.  ^Taaijav  (bilingue 
inschr.    von  Soloi,    Schmidt  Epich.  t.  VIII,  n.  1).  — Auffällig 


*)  Als  kyprisch  scheint  das  wort  bezeugt  durch  Hesych  xeveä-  .  .  . 
KvTiQcoi  (ff  dvaStv^QÜ^ai  d.  h.  weinstöcke  ohne  stützende  bäume.  Eine 
spur  des  digammas  ist  vielleicht  ebendort  erhalten  in  xtvißQua  •  rit  &vri- 
oCSia  xai  vixpifiitta  xQiara,  neben  xiv^aQOs(?)-  xevos. 


156  W.  Deecke 

ist  die  erhaltung  des  a  in  xari&taav  neben  y.aT8&ijav  (s.  oben 
n.  XV);  so  aber  hat  die  idalische  bronze  auch  V^ioai  (B.  31) 
und  iioni  (ebdt.)  neben  rpgovtw'i  in  n.  II  (s.  bd.  VI,  s.  78); 
Hesych  kyprisch  Kaivlza'  aöelrp}],  während  die  inschriften  nur 
Kaaiyvr^Tog  bieten,  u.  s.  w. 

XVIII. 

Das  gleiche,  wie  von  n.  XVII,  gilt  auch  von  der  folgenden 
inschrift.  Alex.  Cesnola  erwarb  nach  seiner  aussage  (s.  87) 
für  die  Lawrence-Cesnola  Sammlung  in  Paphos  einen  kalk- 
stein  mit  einzeiliger  inschrift  (fig.  81),  von  Sayce  und  Pieri- 
des gelesen  und  gedeutet: 

0  •  na  •  si  •  ku  •  pa  •  ra  •  a  •  0  •  na  •  si  •  ta  •  .  . 

^Ovaaiy.v7tQa  d  ^Ovaaiödljuw] 
zweifellos  richtig. 

Auch  diese  inschrift  hatten  13 e au douin  und  Pottier 
copirt  und  geben  auch  für  sie  Polis-tu-Chrysochu  als  fundort 
an.  Bei  ihnen  ist  auch  noch  die  hälfte  des  schliessenden  nio- 
erhalten.  Der  genitiv  des  ersten  namens,  ^OvaaixvTcgag ,  findet 
sich  auf  einer  wirklich  paphischen  inschrift  (Pierides  Transact. 
of  the  Soc.  for  Bibl.  Archaeol.  V,  t,  A,  n.  1;  s.  90,  n.  o);  der 
genitiv  des  entsprechenden  männlichen  namens,  OvaoiytvTiQwv, 
auf  der  idahschen  bronze  (A  2—3;  11;  B  30).  —  Ob  die  in- 
schrift vorn  und  hinten  fragment  ist,  wie  Sayce  meint,  bleibe 
dahingestellt 

XIX. 

Stärker  ist  die  abweichung  in  der  Überlieferung  bei  der 
folgenden  inschrift.  Die  Franzosen  geben,  aus  derselben  quelle, 
als  einzeilig  (n.  I,  1): 

e  •  mi  •  0  *  ta  •  u  •  ne  •  />«  •  si  •  0  •  na  •  i  •  o  • 
wovon  sie  i]fii  und  Ilaöiovaio)  lasen.  Alex.  Cesnola  giebt 
(s.  88,  fig.  82)  eine  abbildung  des  in  Paphos  von  ihm  erworbenen 
Steins  mit  vierzeiHger  inschrift,  auf  deren  lesung  Sayce  ver- 
zichtet, indem  er,  ausser  rj;«/,  nur  etwa  o  taiutag  ,,the  steward" 
zu  erkennen  glaubt.  Die  inschrift  aber  liest  und  deutet  sich 
ganz  leicht  und  correct: 

1.  0'na-i"0' 

2.  ne  ■  na  ■  si  • 

3.  o  •  ta  •  w  • 

4.  e '  mi  - 


Isachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschriften.  157 

Nur  in  z.  3  ist  das  letzte  zeichen  durch  einen  darunter 
befindlichen  riss  bei  Cesnola  ein  mi  •  geworden,  während  die 
Franzosen  richtig  ein  u  •  haben.     Ich  deute: 

1.     ^OvaUo-  2.-V  Naai-  o.  -toxav  4.  rjy.i. 

Der  name  ^Ovalwv,  koseform  der  mit  ^Ovaai-  zusammen- 
gesetzten namen  (s.  oben  unter  n.  XIV),  stellt  sich  zunächst 
zu  dem  von  Mor.  Schmidt  allerdings  angezweifelten  hesy- 
chischen  adjectiv  ovaiov  •  uqelov.  Ja  man  könnte  auch  ^Ovalunf 
geradezu  für  den  genitiv  von  "Ovawg  halten,  wenn  nicht  der 
norainativ  in  dieser  form  der  inschriften  etwas  üblicher  wäre. 
Der  name  NrjOiokr^g  ist  häufig. 

XX. 

Ebensowenig  stimmen  die  angaben  bei  folgender  inschrift, 
welche  die  Franzosen,  wieder  aus  derselben  quelle  und  gleich- 
falls einzeilig,  in  ofienbar  mangelhafter  copie  so  geben  (n.  I,  3): 

ti  •  mo  •  ta  •  mo  •  e  •  mi  •  mo  •  me  •  pa  •  ra  •  se  • 
aber  (lautlich)  richtig  umschreiben: 

Ti/uodauo)  Tjul  [^Ti]fioy.v7rQag 

Das  zweite  ti  •  ist  ausgefallen ,  das  ku  •  durch  fehlen  der 
oberen  stricheichen  zu  me  •  anstellt. 

Alex.  Cesnola  lässt  dagegen  den  stein  aus  Salamis  (?) 
stammen  und  giebt  die  inschrift  in  drei  zeilen  (s.  89,  fig.  83) 
vollständig,  aber  mit  umgekehrter  reihenfolge  der  Wörter : 

1.  ti'mo 'ku  •  pa' ra  •  se  • 

2.  e  •  mi  • 

3.  ti  •  mo  •  ta  •  mo  • 

1.  Tiitoy.iTTQag  2.  r^iii  3.   Tiuodaiuo 

von  iihnlicher  anläge,  wie  n.  XVIII.  Offenbar  ist  in  derartigen 
inschriften  der  männliche  name  überall  der  des  gatten,  nicht, 
wie  Sayce  zweifelnd  äussert,  des  vaters.  Ueber  die  mit  Tt/uo- 
zusammengesetzten  namen  s.  u.  XV. 

XXI. 

Nicht  ganz  correct  ist  bisher  gelesen  eine  kalksteio inschrift 
in  3  Zeilen,  die  Alex.  Cesnola  in  Cerina,  dem  alten  Keryneia, 
fand  und  s.  85,  fig.  78  abbildet: 

1 te  •  o  •  ta  •  se  •  pa  •  pi  •  ja  •  se  •  e  •  .  . 

2.  a  •  M  •  ta  •  ra  .  me  •  ka  •  te  •  te  •  ke  ■ .  . 

3.  ke  •  se  ■  to  •  te  •  mi  •  se  • 


158  W.  Deecke 

In  z.  2  ist  das  a-  verwischt,  aber  deutlich,  das  u-,  wie  in 
n.  XIX,  durch  einen  ungehörigen  unterstrich  in  rai "  verwandelt. 
Sayce  liest: 
.  .  &£0v   TÖg  naq)ijag  jJ[//t'J  .  .  l4{?)imd^Qd  fts  xajid-rjxe  .  . 
KeoTÖd-efiig. 

Pierides: 
Tag  &€io  Tag  JZaqp/'ag  rjfil  avTäg/iu  yiaxe&rjxe  IdQiaxo&e^ig. 

Die  exacte  lesung  und  richtige  deutung  ist: 
1.  [rag]  d^Ew  tag  naq>ijag  ^[ßl']    2.  avtäg  fie  Kare^ijxe  C^-l 
3.  -xeoTÖd^sf-ug. 

Ueber  jue  s.  oben  unter  n.  XV;  die  enclitica  gilt  in  der 
kyprischen  Schrift  in  der  regel  als  zum  vorhergehenden  worte 
gehörig,  weshalb  am  Schlüsse  von  avTÜQ  nicht  re ',  sondern  ra  • 
steht;  vgl,  a  •  u'  ta  •  ra  •  mi  •  =  avtäq  (.u  (inschr.  von  Chytroi, 
Cesn.  Cypr.  t.  VII,  n.  51),  und  ähnlich  mit  sa  •  statt  se  •  z.  b. 
ta-  sa-  'kQ-  —  x(xgys  (idal.  br.  B29);  dagegen  allerdings  ka  •  se ' 
mi-=xag  (xt  (inschr.  v.  Chytroi,  Cesn.  Cypr.  t.  VII,  n.  46).— 
Zum  namen  l^xBOTod^eixig  vgl.  man  einerseits  l^xaatödrjinog, 
l^xaoToöwQog,  andrerseits  auf  Cypern  'Ovaaid-eiJig  ^  Jifei&e- 
fiig  u.  s.  w. 

XXII. 

Ohne  Schwierigkeit  ist  eine  andere  Inschrift  aus  Cerina,  die 
Alex.  Cesnola  gefunden  und  in  der  that,  soviel  ich  weiss, 
zuerst  veröffentlicht  hat,  s.  85,  fig.  79  (kalksteinfragment) : 

^a  •  se  •  te  •  0  •  e  •  mi  •  ta  •  se  •  pa  •  pi  •  a  •  .  . 
schon  von  Pierides  und  Sayce  richtig  gelesen: 
tag  d^eio  i^fu  rag  na(pia[g] 
Nach   der  Abbildung  wäre  für  das  fehlende  se  •  auf  dem 
steine  platz  gewesen ;  ich  zweifle  daher,  ob  sie  ganz  correct  ist. 

xxni. 

Ein  aus  Salamis  stammender  scarabäus  von  karneol,  von 
sehr  feiner  arbeit,  einen  löwen  darstellend,  der  einen  eher  ver- 
zehrt, nach  Birch  aus  dem  vierten  Jahrhundert  v.  Chr.,  ist 
von  Alex.  Cesnola  abgebildet  s.  144  fig.  130.  Er  trägt  über 
dem  löwen  die  inschrift: 

e  •  mi  •  te  •  e  •  to  •  ni  •  ko  • 
von  Sayce  richtig  gedeutet: 

tjfil   Qsijfovixu) 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  Inschriften  159 

Auffällig  ist  die  vocalisation ,  die  einen  nicht -Cyprier  als 
besitzer  vermuthen  läsSt;  vgl.  bei  Hesiod  (Theog.  31)  ^Jy- 
Tog,  sonst  d^mtog,  wie  man  auch  in  Cypern  erwarten  würde. 

XXIV. 

Eine  unten  zugespitzte  cylindrische  terracotta  -  urne  mit 
deckel  aus  Larnaka  (Kition),  von  Alex.  Cesnola  s.  247, 
fig.  232  abgebildet,  zeigt  schräg  am  bauche  herab  die  inschrift: 

^a  •  ja  •  ti  •  sa  •  o  •  1  e  •  mi  • 
von   Birch   „I    belong    to  Tajatisas  (or  Tathasus)"    gedeutet. 
Das  erste  zeichen  hat  den   querstrich  oben    statt  in  der  mitte, 
ist  daher  sehr  unsicher.     Jedenfalls  würde  ich  eher: 

JdiTioao  rn-d 
lesen.  Die  Schreibung  mit  ja  •  statt  i  •  deutet  w^ahrscheinlich 
die  diärese  an,  wie  in  ta  •  ja  •  pa  •  se  •  und  a  •  ja  •  ro  •  se  •  =  JaC(pag 
(d.  i.  JaC(pavTog)\m^'lA'iQn(i  in  n.  VI  u.  VII(bd  VI,  s.  142 ff.),  ergänzt 
im  Jahresber.  für  1879 — 81,  s.  222;  nur  dass  ich  jetzt  "^i"^og  dem 
dort  vermutheten^Idf/apog  vorziehe.  Der  zweite  theil  des  namens, 
-Tiaagj  entspräche  dann  etwa  dem  äschyleischen  (Choeph.  67) 
Tirag  „rächer;"  vgl.  Hesych  Tirat  •  jiaTrjyoQOi  rwv  doxorroir; 
freilich  ein  bedenklicher  fall  von  assibilation,  für  den  ich  kein 
Seitenstück  nachweisen  kann.  —  Der  genitiv  auf  -ao ,  das  ich 
als  diphthong  betrachte,  für  -av,  findet  sich  auch  in  Kvriqa- 
yoQao  (scarabäus,  s.  Schmidt  Epich.  t.  XXI,  n.  9). 

XXV. 

Ganz  klar  ist  die  plinthosinschrift  einer  terracottastatuette 
(frau  mit  kind  auf  dem  arm)  aus  Dali  (Idalion),  von  Alex. 
Cesn.  s.  200,  fig.  204  mitgetheilt: 

ti  •  mo  •  ke  •  le  •  ve  •  0  •  se  • 

Ti^oxXi/eog 
interessant  wegen  der  vollen  form;  vgl.  dieselbe  form  Tiftoxle- 
feog  neben  dem  verkürzten  Ti(.iOKXeog  in  den  beiden  vasenin- 
schriften  aus  Polis-tu-Chrysochu  bei  Beaudouin  und  Pottier 
n.  II,  1  u.  2  (s,  auch  Jahresber.  f.  1879—81,  s.  225).  Im 
nominativ  ist  Ni/.oxXs/rjg  in  einer  paphischen  inschrift  erhalten 
(Schröder  Transact.  VI,  s.  134  ff). 

XXVI. 

Alterthümliches  thongefäss,  kugel-  oder  fassartig,  mit  cylin- 
drischera  halse  fart  affxo'g),  geometrisch  verziert,   aus  Salamis, 


160  W.  Deecke 

abgebildet  bei  Alex.  Cesnola,    s.  252,   fig.  237,   am   bauche 
über  köpf  die  inschrift: 

ta  •  e  ♦  te  '  o  •  ta  •  ma  •  |  pi  •  ti  • 
von  Sayce  gedeutet: 

xa  föeu,  d^a/ua  nld^i 

„what  thou  hast  put  (here),  drink  often" 
Ich  deute: 

Tä[g\  ^Etsoda(xa[q\-  Ttld^i 
Das  g  des  genitivs  ist  abgefallen,  wie  in  rä  faväa(a)ag  (alt- 
paphische  inschr.,  Schmidt,  Epich,  t.  VIII,  n.  3  y);  tä  vxrj- 
qtav  (idal.  bronze  A  5  u.  15).  —  Der  name  ist  mit  dem  des 
paphischen  königs  ^EzefavÖQog  auf  den  goldenen  armbändern 
von  Kurion  zu  vergleichen  (Schmidt  Epich.  t.  XXI,  n.  10); 
vgl.  noch  ^EriaQxog,  'EreoyiXTig,  ^Ersovixog,  ^EteöqtiXoq  u.  s.  w. 
Der  Wegfall  des  digamma  findet  sich  auch  in  aväa{a)aq,  kzei, 
ßaatXeog  u.  s.  w.  —  Interessant  ist  der  imperativ  ttT&i. 

XXVII. 

Ein  ähnliches    thongefäss   von   ebendort  (?)  i),    doch    mehr 
einem  stamnos  gleichend,  gleichfalls  geometrisch  verziert,  publi- 
cirt  von  Alex.  Cesnola  s.  250,  fig.  236.     Die  inschrift,  unter 
dem  einen  henkel  zwischen  den  ausätzen,   lautet  nach  Sayce: 
0  •  e  •  ru  •  ta  •  ma  • 
iü  eQv[£]  d^afid 
„Oh,  carry  often". 
Aber  die  abbildung  zeigt: 
0  *  e  •  me  •  ta  •  pi  • 

Das  me  '  hat  ganz  ähnliche  form ,  wie  auf  inschriften  von 
Keryneia  und  Pyla ;  das  pi  •  ist  vollkommen  deutlich  und 
kann  nimmer  ein  ma  •  sein;  zweifelhafter  ist  das  e  •,  das  eine 
absonderliche  form  hat  und  auch  als  su  •  gelesen  werden  könnte. 
Demnach  halte  ich  die  inschrift  für  unvollständig  (sollte  etwa 
die  andre  hälfte  unter  dem  andern  henkel  stehn?)  und  lese: 
iirj  (oder  w  av),  ^tj  tcc(v)  7ii[^&dxvav  avXr^arjg  oder  dergl.] 
Der  wünsch  wäre  also  dem  der  vorigen  inschrift  entgegen- 
gesetzt. 

XXVIII  u.  XXIX. 
Zwei  zusammengehörige  gleichlautende  inschriften,  die  eine 

*)  Auf  der  schrifltafel  giebt  Alex.  Cesnola  das  eigentbüraliohe  e* 
dieser  inschrift  als  idaliscb  an. 


Nachtrag  zur  lesung  epichor.  kypr.  inschrif* 

auf  einem  glasringe  auf  der  unteren  seite  des  sieg 
auf  einer    schildpattdose,    aus  einem    grabe  yo 
Alex.  Cesnola  s.  79 — 80,   fig.  75 — 76,   gelesf 
von  Pierides  und  Sayce: 

XXVin    1,    po  •  ro  •  ta  •  o  •  ji  • 
2.    ta.  '  -pi  •  ie  •  se  •  \  SL  ' 

XXIX  1.  ie  •  se  •  I  a  ■  po  •  ro  •  ta  •  o  •  ji  • 
2.  ta  •  pi  • 
Dem  te  •  fehlt  beidemal  der  untere  querstrich,  der  aber  nicht 
nothwendig  ergän2t  zu  werden  braucht,  da  dieselbe  form  ohne 
querstrich  auch  auf  inschriften  von  Chytroi  und  Golgoi  vor- 
kommt. Das  ji  •  könnte  auch  nur  ein  i  •  sein,  wenn  man  die 
eigenthümlich  salaminische  form  des  i  •  auf  der  in  n.  XXI  be- 
hajidelten  bleirolle  berücksichtigt.     Der  deutung: 

xaßl  rfjg  i^ßqoxdoji 
worin  Ta/S/=phönizisch  tehväh  (Genesis  VI,  14  u.  sonst  =  „ark") 
sein  soll,  vermag  ich  nicht  beizustimmen,  da  der  divisor  hinter 
se  •  nicht  beachtet  ist  und  das  letzte  wort  nur  ein  dativ  sein 
kann.  Richtig  dagegen  ist  herausgefunden,  dass  die  untere  zeile 
vor  der  oberen  zu  lesen  ist.     Ich  deute: 

JaßidriQ  ^AcpQodaol 
und  möchte  in  IdcpQodaü  (oder  lr4(pQoddco?)  eine  nebenform  des 
weiblichen  namens  It^cpQoöio  sehen,   der  inschriftlich   mehrfach 
belegt  ist;   ähnlich  wie  neben  den  männlichen  namen  auf  -tov 
solche  auf  -dtov  stehn. 

N.  XXIX  hat  noch  an  beiden  selten  des  als  phallus  ge- 
stalteten Scharniers  je  drei  ka  •,  und  vielleicht  noch  ein  siebentes 
an  der  spitze,  wohl  averruncirend,  mit  beziehung  auf  xaxög  oder 
irgend  welche  ableitungen  dieses  wortes. 

Die  übrigen  von  Alex.  Cesnola  mitgetheilten  inschriften 
sind  einstweilen  noch  unleserlich,  in  der  deutung  ganz  unsicher 
oder  werthlos. 

W.  Deecke. 


Bei  rage  z.  künde  d.  ig.  sprachen.     VlII. 


11 


162  F.  Froehde 

Etymologien. 

Gegen  die  Zusammenstellung  von  l^vg  und  lat.  viscera 
sprechen  folgende  gründe:  1)  lässt  sich  die  annähme,  dass 
i^vg  digammirt  gewesen  sei,  in  keiner  weise  begründen;  eine 
dialektische  form,  welche  dieselbe  bewiese,  ist  nicht  vorhanden, 
und  der  homerische  vers(Od.  e  251  x544:  rceglöi  tcovrjv  ßdler' 
i^vl)  weist  sie  ab ;  2)  bezeichnen  l^vg  und  viscera  ganz  ver- 
schiedene dingC;  jenes  die  „weichen,  die  gegend  über  den  hüften 
zwischen  den  lenden  und  rippen,  wo  man  sich  gürtet",  dieses 
die  „eingeweide,  die  inneren  teile  des  körpers";  3)  lässt  sich 
viscera  nicht  trennen  von  mhd.  inge-weide  „gedärme"  nhd. 
eingeweide  von  w.  vi  „flechten,  schlingen"  in  \a.t.vt-men  vi- tis 
ahd.  ividä  nhd.  weide  u.  a,  (Fick  wörterb.  I  782  f.).  Dagegen 
stimmt  l^vg  begrifflich  genau  überein  mit  lat.  tlia  und  lässt 
sich  lautlich  leicht  mit  demselben  vermitteln.  Im  Lateinischen 
ist  nicht  selten  langer  vocal  vor  l  durch  ausfall  eines  x  ent- 
standen wie  in  äla  mala  pälus  tela  velum  dlea  neben  axilla 
maxilla  paxillus  texo  vexillnm  skt.  akslid  (Leo  Meyer  Vergl. 
gramm.  2  484).  Nehmen  wir  diesen  ausfall  des  x  auch  in  ilia, 
als  dessen  singularis  richtiger  Uium  als  ile  anzusetzen  sein  dürfte, 
an,  so  vereinigt  es  sich  mit  l^vg  in  regelmässiger  weise.  Bestätigt 
wird  diese  auffassung  vielleicht  durch  ingven,  dessen  bedeutung 
der  von  Uia  nahe  steht. 

Ein  anderes  beispiel  der  art  könnte  Uex  „eiche"  sein,  wenn 
man  es  mit  ahd.  eih  „eiche"  vergleichen  darf,  doch  stimmt  im 
vocale  besser  zum  deutschen  worte  aescidus  „eiche",  das  zu  ahd. 
asc  ags.  äse  „esche"  gr.  dohx-6oy.iog  weder  lautlich  noch  be- 
grifflich genau  passt. 

Y.Xvt,(a,  ableitung  von  xAr-cJ-,  nebst  lat.  cluere  (Curtius 
n.  63)  enthalten  eine  Wurzel  klu,  die  ich  mit  altind.  cru  ,,zer- 
fliessen"  samo  „zusammenfliessen"  verbinde.  Altind.  \iid,  praes. 
klidijati  „feucht  werden"  passt  lautlich  nicht  recht  zu  den  Wör- 
tern und  lässt  sich  eher  mit  gr.  TrXadog  „feuchtigkeit"  nla- 
düQog  „feucht"  combiniren;  dann  wäre  U  aus  r  entwickelt. 

nßQLf.iog. 

Die  etymologie  von  oßgifiog  hängt  wesentlich  davon  ab. 
ob  ofißgi/uog  oder  oßgif-iog  die  ursprüngliche  form  ist.  Im  ersten 
falle  ist  die  Verbindung  des  wortes  mit  skt.  ambhpid  „gewaltig" 
got.  abrs  „stark"  (PW,  Fick  Wörterb.  I  18)  gerechtfertigt 
Indes  kommt  die  nasalirte  form  nur  bei  Pindar  und  späteren 
lyrikern  vor,  während  sie  bei  Homer  und  den  tragikern  (ed. 
Dindorf)  mit  recht  beseitigt  ist  (vgl.  Curtius  üruudz.  ö  032). 
Die  folgende  erklärung  geht  von   der  Voraussetzung  aus,  dass 


Etymologien.  163 

das  ältere  oßgifiog  auch  das  ursprünglichere  ist  Das  wort  be- 
deutet „gewaltig,  über  die  massen  stark  —  gross"  und  wird  so 
bei  Homer  ausgesagt  von  Ares,  von  hervorragenden  beiden  wie 
Achilleus  und  Hector  und  von  dingen,  die  sich  durch  grosse  und 
stärke  auszeichnen,  z.  b.  gegenständen,  mit  denen  der  Kyklop 
zu  tun  hat  (t  233.  241.  305).  Denselben  begriff  bezeichnet  es 
in  compositionen  wie  oßgiinosQyog  „gewaltige  werke  verübend" 
oßQifxodT/iiog  „starkmutig''  oßQLiiöqxovog  „mit  mächtiger  stimme" 
oßgi/uÖTtaig  „starke  kinder  habend"  oßgiuoTtärQ)]  „tochter  eines 
gewaltigen  vaters".  Was  die  form  betrifft,  so  ist  es  eine  bil- 
dung  wie  vo/niLiog  Xoyifxog  d^aväoiixog  von  v6(.iog  köyog  d^dvarog 
und  lässt  sich  somit  auf  einen  stamm  oßgo-  zurückführen.  Ihm 
entspricht  skt.  ugrd  „gewaltig ,  über  die  massen  gross  —  stark, 
grausig",  welches  ganz  wie  oßgi/^og  ausgesagt  wird  von  göttem 
und  übergewaltigen  gegenständen;  vgl.  iigrdbdhii  „mit  gewal- 
tigen armen  versehen"  ugrddhanvan  ,, einen  gewaltigen  bogen 
führend"  ugrayudha  „gewaltige  waffen  führend"  ugraduhitar 
„tochter  eines  grossen"  iigraputrd  „söhn  eines  grossen"  ugrd- 
putra  „gewaltige  söhne  habend".  Das  anlautende  Ji  ist  aus  va 
entstanden,  welches  im  Griechischen  regelrecht  o  geworden  ist.  i 
Bezzenberger  (ob.  11  155)  vergleicht  ugrd  mit  gr.  vßgig,  das 
sich  von  vTrig  nicht  ableiten  lässt.  Ich  wüsste  gegen  diese 
Zusammenstellung  nichts  wesentliches  einzuwenden;  ursprüng- 
liches va  erscheint  auch  sonst  mehrfach  als  v  wie  in  vygög 
vrcvog  vdcoQ,  im  zuletzt  genannten  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Sanskrit. 

TtdXXü). 

Fick  (Wörterb.  I  671)  und  Curtius  (Grundz.  n.  344b) 
verbinden  Ttcdlio  „schwingen,  schnell  bewegen,  zucken,  beben" 
TtaXfiog  „das  schwingen,  schwanken,  erschüttern,  zucken"  nebst 
TteXefiiKü)  „schwingen,  schwanken,  erschüttern"  med.  „erbeben, 
erzittern,  in  heftige  bewegung  geraten"  pass.  auch  ,,im  kämpfe 
zurückgedrängt  werden"  rroXsuog  TtxöXefxog  „kämpf"  richtig  mit 
altn.  falnia  „schwanken"  got.  us-filma  altn.  felmr  „erschrocken", 
während  mir  die  hinzuziehung  von  lat.  pello,  dessen  ü  jeden- 
falls nicht  dem  XX  von  TtäXXo)  entsprechen  würde,  bedenklich 
erscheint  (ob.  HI  307).  Dieselben  bedeutungen  hat  skt.  cal  in 
cdlati  ,,in  bewegung  geraten,  schwanken,  zittern,  zucken,  in  Ver- 
wirrung geraten"  caldijati  „in  bewegung  versetzen,  erschüttern, 
erzittern  machen,  zum  wanken  bringen,  in  Verwirrung  versetzen". 
Da  nun  sporadische  entstehung  des  germanischen  f  aus  k  durch 
verschiedene  beispiele  erwiesen  ist  (Schmidt  Voc.  I  53,  Fick 
ob.  V.  169,  Bezzenberger  a.  o.  170  VI  236),  so  hindert 
nichts,  die  germanischen  und  griechischen  Wörter  mit  den  alt- 
indischen zu  vereinigen. 

awQOt  Ttddeg. 

aojQog   als  epitheton   der  füsse  der  Skylla  (Od.  /j.  89)  ist 

11* 


Oc:> 


164  F.  Froehde 

vielfach   behandelt  und  sehr  verschieden  gedeutet  worden;  in- 
des ist  keine   der  aufgestellten   ansichten  über  bedeutung   und 
entstehung  des  wortes  (vgl.  Lex.  bom.  ed.  Ebeling) so  einleuch- 
tend,   dass   man   diese  frage   für   sicher    beantwortet    ansehen 
könnte.    Ein  anschauliches  und  klares  bild  wird,  wia^piir  scheint,  , 
gewonnen,  wenn  mau.in  -wQog  das  lateinische  ifärus  „atiseünähclec Jl 
geobgen,  ath^ärts  ge^Sttfjfc'  erkennt,  welches  ^amrtmsonde'rs  von^ 
crwra' und  bracJna  ausgesagt  wird.    Mit  skt.  vakrd  lässt  sich  vdrus  ' 
nicht  identificiren ,  da  dieses  *vacer  geworden  sein  würde. 

Zu  vdrus  gehört  Farro  (Ost hoff  Forsch.  II  72)  aus  *Väro 
wie  narrare  aus  *gnärare  vmd porricida  aus  päricida  (Corssen 
Voc.  I  285  u.  öfter,  Sprachk.  237)  „verwandtenmörder",  das  zu 
gr.  [TTriog^  dor. (^äog  „verwandter"  zu  stellen  sein  wird;  aus 
patricma  ist  es^jed^falls  nicht  entstanden,  wohl  auch  nicht 
aus  päricida,  wie  Corssen  annimmt. 

haheo. 

Durch  die  Übereinstimmung  in  der  bedeutung  und  die  for- 
melle ähnlichkeit  von  lat.  haheo  und  got.  hahan  darf  man  sich 
nicht  bestimmen  lassen,  die  beiden  wörter  zu  identificiren;  der 
Zufall  hat  es  nicht  selten  gefügt,  dass  gleichbedeutende  wörter 
verschiedenen  Ursprungs  im  laufe  ihrer  lautlichen  entwickelung 
eine  ähnliche  gestalt  gewonnen  haben;  vgl.  z.  b.  ^sog  und  lat. 
deus^  GcpdXXw  und  fallo,  Qijyvv/XL  und  frango  u.  a.  Das  an- 
lautende germanische  h  würde,  wenn  es  dem  lateinischen  ent- 
spräche, völlig  isolirt  dastehen,  und  eine  derartige  abweichung 
von  einem  lautgesetze  von  solcher  regelmässigkeit,  wie  sie  das 
der  germanischen  lausverschiebung  zeigt,  ist  nicht  leicht  glaub- 
lich. Got.  Äa6a«_gehört  zur  wurzel  kap  in  germ.  hafjan  lat. 
nnjiin  (vgl  "JTpTy P.nhprgpr  G.  g.  a.  1883  s.  397);  das  latei- 
nische habeo  hat  einen  ganz  anderen  Ursprung.  Das  b  dieses 
Wortes  erklärt  Corssen  (z.  b.  Krit.  nachtr.  99  Voc.  I  129» 
Sprachk.  106) ,  gestützt  auf  osk.  Jiiml^JlfJ)]i§L.J[t.  Bant),  | 
aus  2^^  ohne  auf  das  f  in  haftest  (t.  "H.)  naKer  emzugehen.  Dem  \ 
entgegen  stellt  Bugge  K.Z.  XXII  452  als  ursprünglichen  os- i 
kischen  stamm  /m/7-  auf  und  weist  wegen  des  p  in  den  ange- 
führten formen  auf  den  ganz  ähnlichen  fall  in  ip  (t.  B.)  = 
umbr.  ife  lat.  ihi  hjn.  Das  b  der  umbrischen  wurzelform  hob 
vergleicht  ßugge  mft  dem  von  ambr-  =  osk.  am  fr--,  vielleicht 
kommt  für  die  beurteilung  desselben  auch  der  umstand  in  be- 
tracht,  dass  es  sich  hier  um  eine  wurzel  mit  an-  und  auslauten- 
der aspirate  handelt.!  Wie  dem  aber  auch  sein  möge,  sicher 
scheint  mir,  dass  in  lÄa^'e.si  die„ur&prünglichere  wurzelform  vor- 
liegt, da  für  die  ell'tBtTOung  des  /'  aus  p  keltr1yei5|)Te!"Tm  Os- 
kischen  existirt  und  auch  das  lateinische  b  dieser  annähme 
günstiger  ist.  Somit  lautete  die  italische  form  der  wurzel  von 
habeo  haf,  und  das  f  derselben  kann  sowohl  aus  bh  als  aus  dh 
entstanden  sein;  beispiele  für  den  zweiten  fall  sind  osk.  mefia- 


Etymologien.  165 

umbr.  ;ne/a-  =  lat.  media^  umbr.  rufra  rofu=]a.t.  rubra  ruf us 
gr.  igv&Qog,  osk.  puf  umbr.  piife  =  lat.  -cubi  gr.  tto'^-^,  umbr. 
suff.  -fla  =  lat.  -bida  gr.  -^A»j.  Führen  wir  auch  italisch  haf 
lat.  Äa6  (vgl.  jubeo  rubeo)  auf  /<af?A  zurück,  so  vereinigt  sich 
ÄaÄeo  mit  einer  grossen  zahl  von  begrifflich  verwandten  wörtem 
anderer  sprachen,  denen  eine  indogermanische  vfurzel  ghadh  zu 
gründe  Hegt.     Die   grundbedeutung   von  habeo  ist  „fest  halten  ^ 

fvgl.  auch  Aa^g^ia)^^ .besonders  mit  dem  nebenbegriff  eng  v er-  " 

Bunden  sein,"  in  der  gewalt,  im  besitze  haben" ;  dazugehören 
habilis  „passend,  taugHch,  gefügig,  geschickt"  und  habitus  „be- 
schaffenheit ,  natur,  Verhältnis".  Das  indogermanische  ghadh 
reflectiren: 

skt.  gadh :   gddhya    „was  man  festhalten  muss"   ä-gadhita 
„angeklammert"    pari-gadhila  „umklammert".  . 

germ.  gad:  ahd.  kataro  mhd.  gatere  „gatter"  nhd.  ergattern\ 
„erwischen",  ags.  ^arforia  w  mhd. '^a/f?re«j„  verbinden,  vereinigen",]  l      ^0 
mhd.  gater  adv.  „zusammen"  gate  ags.g^ade  „^enosse^  der  einem    i^^j» 
gleich  ist,  gafte"  aM.  gegdimk'd.:geieUch  „passend,  schicklich"  u.a.  Ji^(j[m4k 

halt,  gad:  lett.  gdds  „haheybesitzinm"' gadrhu  „gUter'^  gadigs         </^ 

„massig,  ordentlich"  (continens),  ht^gadas  „vereinigung"2arfij'as„es ^ 

schickt  sich,  ist  tunlich,  trifft  sich"  gddnas  „passend,  geschickt^ 
brauchbar" ;  dieses  wort  erinnert  auch  an  germ^oc?a-  ^,gnt"  und 
gr.  ayct^ög. 

griech.  xa^.Im  Gotischen  bedeutet 5'ac?2*%5rs„vetter"  (dvsxpiog) 
undmhd.^re^eZiMC  auch  „verwandter".  Hierdurch  wird  es  wahrschein- 
lich, dass  auch  gr.  xaert  Cjjjjnjder,  Schwester"  yiaaiyvr]Tog  „bruder, 
verwandter,  ve^ef^ü dieser wurzel gehört.   Suidas:  KaGiyvrjVoi 
xoivorsQOv  Ol  avyysvsig  '  6  de  "OiiirjQog  dveipioig  eiTte.  IL  O  Ö45 
kann  xa(T/yv7;Tot  nicht  „bruder"  bedeuten,  sondern  heisst  entweder 
,, verwandte"  (vgl.   schol.  B   L:    avyyeviai'  ¥n  yag    nag  ^'Iiaai, 
Tovg  avyyeveig  xaaiyvTjTOig  (paol  y.aXeHad^ai ;  A  D:    a^/neiovvTai 
ydg  Ttveg,  ort   sovg  avexpiovg   'Aaoiyvrixovg  h.äkovv  •  0  yaq  Mb-         \/\\ 
kävLTtnog  aveipLog '^v''E'KTOQog)  oder  allgemeiner  „genossen,  ge-;     C'J  ü 
fährten";   vgl.  alts.  gadiding  ags.  gädding   mbd.  geielinc  „^e- 
fährte,  genösse".    Das  o  von   -/.doig  ist  jedenTalls  unursprüng-i 
lieh  und  kann  vor  dem  i  aus  ^  entstanden  sein  wie  das  von  EQvaißrj 
(=rhod.  iQvd^ißiq)  und  ähnlich    das  von  mawog  „vertrauend". 


f 


tergus.  tempus. 

fergus  st.  tergos-   bezeichnet  ursprünglich    das  dicke  feil,      ''^     ''■■  *y  ' 
besonders  das  rückenfell  der  tiere  (rinder,  schaafe,  elephanten),  . 
daher  dann  einerseits  das  aus  solchem   feile  bereitete   (schild,  \ 
riemen,  schlauch,  vgl.  auch  terginum),   andrerseits  den  rücken  ' 
überhaupt,  die   rückseite  des   körpers.     Den  nämlichen  gnind- 
begriff  enthält  das  griechische  xeQCfog  OTiQ(pog  n.,   „feil,    leder, 
besonders  die  rückenhaut  der  tiere",  welches,   auf  regxJ^og  zu- 
rückgeführt,  mit  dem  lateinischen  worte  völlig  übereinstimmt. 
Aus   einer  griechisch -lateinischen  grundform   terghves-    erklärt 


166  F.  Froehde 

sich  vielleicht  auch  das  o  des  Stammes  tergos-,  welches  aus  ve 
entstanden  sein  kann.  Zwar  liesse  sich  annehmen,  dass  das  o 
in  diesen  und  anderen  neutralen  s-stämmen  seinen  Ursprung  der 
analogie  von  r-stcämmen»wie  jecur  femur  ebur  verdankte :  immer- 
hin aber  ist  beachtenswert,  dass  es  besonders  nach  ^--lauten 
erscheint  (frigus  decus  pecus  stercus  tergus);  ausserdem  findet 
es  sich  in  bildungen  auf  n-us  (fenus  facinus  pignus)  und  in 
corpus  litus  yiemuspedus  tempus.  Von  diesen  zuletzt  genannten 
aber  würde  tempus  zur  ersten  classe  zu  rechnen  sein,  da  es,  wie 
schon  Kluge  (Beitr.  z.  gesch.  d.  german.  conjugat.  s,  21)  er- 
kannt hat,  dem  got.  Peihs  entspricht.  Zur  begründung  dieser, 
meines  erachtens  trefi"enden  etymologie  möge  folgendes   dienen. 

Die  annähme,  dass  im  Lateinischen  p  sporadisch  aus  k 
entstanden  ist,  wird  namentlich  bestritten  von  Schleicher 
Compend.  §  151  und  Ascoli  Vorles.  66  ff.,  der  indes  zugibt, 
dass  sich  a  priori  gegen  die  von  ihm  bestrittene  lautgleichung 
nichts  einwenden  lasse,  indem  vielmehr  die  analogie  von  latei- 
nischem b  =gv  dafür  spreche.  Auf  der  anderen  seite  ist  sie 
insbesondere  von  Corssen,  dem  ich  beistimme,  an  verschiedenen 
stellen  seiner  Schriften,  zuletzt  Sprachk.  121  ff.  mit  entschieden- 
heit  behauptet  worden.  Ich  nehme  den  Ursprung  des  p  aus  k 
in  folgenden  Wörtern  an: 

lupus  =  germ.  volfa- skt.  vrka.  Schleicher  und  Ascoli 
bezweifeln  die  richtigkeit  dieser  gleichung,  die  aber  sonst  an- 
erkannt ist, 

prope  propinquus:  proximus.  "Wer  hier  die  entstehung  des 
p  aus  k  bestreitet,  muss  in  proximus  Übergang  von  ps  in  x 
annehmen,  der  doch  auch  nicht  regelmässig  sein  würde;  vgl. 
Corssen  Nachtr.  72.  / 

poena  nehst poenio poenitei  =  gr.  TtoLvr  ayestJkaena  (Buggo 
K.Z.  XIX  406,  Fick  Spracheinheit  81.277,  Cur^TuTGrundz.  5 
472).  Curtius  und  Fick  (Wörterb.  II  140)  wollen  ipoena, 
weil  anlautendes  k  im  Lateinischen  sonst  nicht  duPt'lrj!; 
reflectirt  werde,  als  griechisches  lehnwort  betrachten;  dass 
jedoch  das  so  alte  und  für  das  römische  recht  so  wichtige  wort 
nicht  national  sein  sollte,  ist  mir  nicht  wahrscheinlich. 

{p-püio  „Schafhirt" :  gr.  al-7t6Xog  irtTtorcolog,  skt.  w.  car; 
das  Wort  mit  skt.  avipcUa  zu  identificiren ,  geht  wegen  des  i 
nicht  an.  .  \ 

Cpoptnaij coqmna.  Ascoli  erklärt  dieses  wort  für  oskisch \ 
oder  umbrlsch;  es  trägt  aber  ganz  lateinisches  gepräge.  Was  j 
seine  bildung  anbetrifft,  so  ist  es  von  einem  femininen  *coqui-  | 
neben  coquus  ebenso  abgeleitet  wie  tonstrt-na  yon  *lonstri- neben  j 
ionsor^  (vgl.  tonstric-).  V    / 

'pius:  gr.  rico  skt.  w./ci  (Bugge  K.Z.  XIX  406,  Bezzen-V  X 
berger-Fick  ob.  VI  230»r-- —  ^ 

r^lsT  skt.  curncf  „feiner  staub,    pulver"  w.  carv  (ob.  III 
297).    Das  v  des  wertes  ist  wurzelhaft  (vgl.  cinis  cucumis)  und 


Etymologien.  167 

bleibt  bei  einer  Zusammenstellung  desselben  mit  gr.  TtaiTtaXrj 
Tta-andlr]  unerklärt. 

trepit  =  gr.  tqstiü)  (Corssen  Sprachk.  129). 

Vesper  =  gr.  eoTteqog  altir.  fescor  cambr.  itcher  (Curtius 
n.  566). 

Als  fernere  beispiele  für  lat.  p  aus  k  fühi-t  Corssen  (a. 
a.  0.)  noch  palumhus  palumhes  neben  columha,  und  epona 
neben  eqiius  an.  Was  die  ersteren  betrifft,  so  scheint  mir  ihre 
Zusammengehörigkeit  zweifelhaft;  pahmbus  ynid  sich. von  gr. 
TtiXsia  neXuäg  nicht  trennen  tesseo"'^'  un^  von  diesen  nimmt 
man  wohl  mit  recht  an,  dass  sie  zu  Tteksiog  „schwärzlich"  lat. 
pndlus  gehören.  —  Nebenbei  bemerkt,  entspricht  das  lat.  suffix 
umbo-  dem  altindischen  ubhd  in  tiernamen  wie  gardabhd  (lat. 
burdo?)  vrshabhd  u.  a.  =  gr.  acpo  in  elacpog;  die  angeführten 
Wörter  characterisiren  sich  hierdurch  als  acht  lateinisch.  — 
Epona  erklärt  Corssen,  dem  ich  ob.  III  14  gefolgt  bin, 
für  eine  bildung  wie  Belldna  Pamona  u.  a. ;  indess  ist  seine  be- 
gründung  der  messung  Epona  bei  Juvenal  nicht  ganz  befrie- 
digend, ein  lateinisches  Epona  aber  wäre  ohne  analogie. 

Die  annähme,  dass  Tat.  p  zuweilen  aus  k  hervorgegangen 
ist,  wird,  wie  As  coli  hervorhebt,  unterstützt  durch  die  analoge 
entstehung  des  b  aus  g ;  das  häufigere  ist  auch  hier  gv  (zwischen 
vocalen  und  im  anlaut  vor  solchen  i').  Aehnliche  erscheinungen 
bietet  das  Germanische. 

Das  p  von  lat.  tempus  hindert  also  nicht,  dies  wort  mit  got. 
ßeihs  n.  xqövog  y.aiQog  zu  combiniren.  Dieses  ist  wie  temjms  mit 
dem  neutralen  s-suffix  gebildet,  welches,  wie  bekannt  ist,  im 
Germanischen  durch  «  erweitert  erscheint,  wobei  dann  nach 
h  der  vorhergehende  vocal  ausgestossen  wurde;  vgl.  got.  ahs 
veihs  plahsjan.  Die  wurzel  des  Wortes  ist  die  von  peihayi  (vgl. 
SLgs.  ßing-gemearc  „bestimmte  zeit,  frist,  zeit)  ==ags.//«^««  und 
ist  auf  die  von  Schmidt  Voc.  I  49  ff.  erörterte  weise  aus ßinh 
ßenh  entstanden;  vgl.  got.  leihts:  lit.  lengvas,  preihan  =  ags. 
Pringan,  jühiza  :  jitg^s,  hiOirus  :  huggrjan,  ahd.  hdhan -.hangan 
u.  a.  Demnach  führt  peihs  auf  ein  vorgermanisches  neutrum 
tenkes-  „zeit".  Erwägt  man  nun,  dass  dieser  stamm  tenkes  und 
der  lat.  tempes-  denselben  begriff  bezeichnen,  dass  beide  in 
gleicher  weise  mit  dem  neutralen  s-suffix  gebildet  sind,  und 
dass  der  wurzelhafte  bestandteil  in  beiden  übereinstimmt  bis 
auf  k  :p,  dass  aber  der  lautwandel  von  k  zu  j^  iiQ  Lateinischen 
sporadisch  auch  sonst  bezeugt  ist,  so  wird  man  der  gleichung 
lat.  tempus  —  got.  peihs  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  nicht 
absprechen  können.  Erhöht  wrd  dieselbe  durch  die. überein- 
stimmenden bedeutungen  der  von  tempus  ahgoi^^gisei^ temperare 
„etwas  gehörig  einrichten,  in  das  TechioZf^naXims,  brinaen, 
ordnen,  reguliren"  temperans  ,,massha^iitffl7  mässig"^j{(8iiij>i#^a^MS 
„gehörig  eingerichtet,  ordentlich^MÜfesig"  <g»y?*rf^,,die  rechte 
beschaffenheit ,  einteilung"  te^ißpMimtas  ,-;d!e  rechte  zeit ,  gehö- 


W 


168  F.  Froehde  Etymologien.  /  f 

rige  beschaffenheit"  und  der  verwandten  litl.jj^!_^jtengenj  pas-- 
sen"  taikyti  ,, fügen,  richten"  taikey  „geschicklich,  ordentlich" \ 
^aikhiu  „ins  geschick,  in  Ordnung  bringen"  tlkras  lett.  tiklsl 
„tauglich,  ordentlich,  anständig".  Aehnliche  bedeutungsüber- 1 
gänge  zeigen  skti  ^{(„^„Lestimmte  zeit,  gemessene  zeit,  zeitpunct"^' 
rtiitha  „regelrecht",  gehörig"  rtä  „gehörig,  ordentlich"  von  w.^ 
idg.  ar  gr.  aq  „fügen"  (wozu  ägeiiov  dga-crj  dgioxio  evageoTiü))^ 
basis  von  ardh  „gedeihen,   zu  stände  bringen". 

F.  Froehde. 


Ans  einem  briefe  des  herrn  professor  Znpitza. 

Bei  der  durchsieht  des  registers  zum  7.  bände  der  von  Ihnen  her- 
ausgegebenen „Beiträge"  wurde  ich  u.  a.  auf  s.  79  f.  aufmerksam,  wo 
Mr.  Bury  Ihre  Vermutung,  dass  nvyi^  =  *(f>vxri  stehe,  durch  die  Zusammen- 
stellung von  ne.  hugger  und  buggery  mit  xttTnnvYfnv  und  xaianvyoaiivr] 
beweisen  zu  können  glaubt.  Aber  Mr.  Bury  irrt  sich,  indem  er  jene 
Wörter  für  germanisch  hält:  sie  sind  romanisch,  das  erste  das  nfrz. 
ßougre  (von  dem  völkemamen  Bulgarus:  Diez  Wort.*  530;  •vgl.  765), 
aas  letzlere  zu  vergleichen  mit  nfrz.  hougrerie.  Auch,  dass  vävva  :  dwts 
u.  8.  w.  eine  parallele  habe  in  ne.  Nannte :  Annie,  wie  derselbe  gelehrte 
unmittelbar  darauf  behauptet,  kann  ich  nicht  zugeben,  da  sich  im  eng- 
lichen ein  n  im  anlaut  von  koseformen  auch  solcher  namen  findet,  die 
im  innern  kein  n  haben:  Ned=  Edtoard,  Nol=  Oliver.  Ich  erkläre  dieses 
n  aus  dem  n  des  possessiven  pronomens:  my  Ned  st.  mine  Ed,  wie  ich 
in  einer  anmerkung  zu  Guy  of  Warwick  612  auseinandergesetzt  habe. 


Aus  einem  briefe  des  herrn  professor  Fick. 
In  Sachen  Ihrer  *«-theorie*)  möchte  ich  anfragen,  ob  Sie  schon  die 
griechischen  verba  auf  '-J(o  und  -toi  berücksichtig  haben.  Die  Unterschei- 
dung nach  dem  accent  ist  vollkommen  deutlich:  (fct^wta,  tfattvo)  neben 
ylvxaivü)  =*yXvxavi(ü ;  6^QQco=*6^Qja)  neben  fx&aiQio  =*//*«pta5;  eCofiat, 
got.  s%a  neben  i6((o.  Besonders  interessant  ist  xvaCto  neben  xvijv,  *xj'e5  = 
*xv^jw;  'xvßtw  verhält  sich  zu  *xvi{joi,  wie  got.  saian  zu  ahd.  st(;'o«.  Nur 
bei  Ai,  X-  und  r-lauten  (ausser  iSito,  ia&tot)  ist  die  yw-bildung  die  herr- 
schende geworden:  j^q^C^o  wie  f^ofiat.  Hieraus  gebt  hervor,  dass  die  er- 
klärung  von  TtXfto),  nvtloi,  TQfiw  aus  *TeX^aj(o,  *nv(jrjio,  *tq((Sjio  gar  nicht 
möglich  ist,  weil  hier  i  so  wenig  wie  in  *ßttaiktvj(ü  erscheinen  könnte.  .  . 
.  .  .  Hiernach  erklären  sich  auch  araitjv  &ilrfv  äolr^v  =  ved.  atheyd'm, 
dheyd'm  deyd'm. 

*)  Vgl.  o.  8.  35  ff. 


C.  de  Harlez     Anzeige.  169 

Karl  Geldner,   Studien  zum  Avesta,     I.   Heft.     Strassburg. 
K.  Trübner.     1882. 

Si  nous  croyons  devoir  entretenir  les  lecteurs  des  Beiträge  du  der- 
nier  livre  de  M.  Geldner,  c'est  ä  cause  de  l'objet  du  debat.  Cet  ouvrage 
est,  en  effet,  un  plaidoyer  en  faveur  de  la  methode  suivie  par  l'auteur, 
et  cette  methode,  est  d'apres  lui,  la  seule  raisonable.  II  sera  donc  ne- 
cessaire  d'en  dire  quelques  mots  avant  d'aborder  l'examen  du  livre. 

La  methode  de  M.  Geldner  ne  peut  etre  qualifiee  que  d'une  seule 
maniere,  eile  est  purement  et  simplement  subjective.  L'auteur.  ä  cequ'il 
dit,  n'est  point  sanscritisant.  II  n'est  ni  pour  ni  contre  la  tradition 
mazdeenne,  il  la  laisse  de  cöte;  ce  qui  le  dispense  d'etudes  longues  et 
difiiciles,  mais  en  meme  temps  le  prive  de  mille  renseignements  precieux 
et  l'expose  ä  bien  des  faux  pas.  ^)  Comme,  il  le  dit  dans  son  introduc- 
tion,  „M.  Geldner  se  fait  son  chemin  ä  soi-meme".  Ce  qu'il  se  propose 
et  ce  qu'il  croit  avoir  fait  dans  son  livre,  c'est  ,,de  repandre  la  lumiere 
Bur  les  erreurs  des  interpretes  anciens  et  modernes".  Malheureusement 
il  apporte  ä  l'execution  de  ce  plan  des  procedes  qui  ne  feront  pas  juger 
favorablement  de  sa  cause.  Persuade,  comme  il  le  dit,  que  lui  seul  a  vu 
clair  il  n'a  que  du  mepris  pour  tout  ce  qui  a  ete  fait  avant  lui.  II  parle 
avec  le  plus  profond  dedain  de  ses  devanciers,  meme  des  plus  illastres,  des 
Spiegel,  des  Haug,  des  Hübschmann,  Justi,  Geiger,  Darmesteter.  Laplupart 
du  temps  il  ne  prouve  pas,  il  affirme  et  croit  que  cela  doit  suffire.  Mais 
il  ne  se  bome  pas  ä  cela.  Nous  le  disons  ä  regret;  pour  fortifier  des 
arguments  trop  faibles  il  a  recours  aux  grosses  plaisanteries,  aux  injures 
et  meme  aux  contreverites.  II  ne  craint  pas  d'alterer  la  verite,  les  faits, 
de  tronquer  les  paroles  de  ceux  qu'il  combat,  de  leur  faire  dire  le  con- 
traire  de  ce  qu'ils  ont  dit.  II  en  est  specialement  ainsi  dans  les  quelques 
traits  qu'il  me  lance  en  punition  des  observations  bien  moderees  que  je 
me  suis  permises  relativement  ä  certaines  de  ses  interpretations,  il  y  a 
de  cela  3  ans.  Je  n'insisterai  pas  la  -  dessus,  j'ai  trop  de  confiance  dans 
le  bon  sens  des  lecteurs  savants  de  l'AUemagne. 

Ces  reflexions  etaient  necessaires  pour  que  l'on  comprenne  bien  la 
nature  des  etudes  de  M.  Geldner  et  de  mes  remarques.  Fassons  ä 
l'examen  du  livre. 

Nous  y  trouvons  d'abord  des  discussions  speciales  sur  le  sens  des 
mots  isoles,  puls  des  traductions  de  morceaux  d'une  certaine  etendue 
avec  notes  justificatives.  Tout  en  general,  a  malheureusement  ce  carac- 
tere  que  nons  indiquions  plus  haut,  affirmation  sans  preuve,  interpreta- 
tions sans  fondement  objectif. 

La  premiere  discussion  a  trait  au  sens  de  peshotanus ;  jusqu'ä  M.  Geld- 
ner, on  n'a  rien  dit  qui  vaille  ä  ce  sujet.    Ce  mot,  d'apres  le  savant  auteur 


>)  La  tradition,  dit-il,  ne  reflete  qae  les  idees  du  temps.  C'eet  Tiai ;  mais  les  idees  etaient 
eneore  en  majenre  partie  exactes.  La  version  pehle-sie,  ontre  les  sens  des  mots  donne  encore 
arec  certitude  l'etat  des  textes  en  beaaconp  d'endroits.  Cette  version  d'ailleais,  contient  de  nom- 
breoses  pages  iireprochables.  Voir  mon  Utw:  De  Pexegese  et  de  la  correction  des 
textes  »Testiqnes.    Leipzig.    Geibard. 


170  C.  de  Harlez 

signifie  „au  corps,  a  la  personne  chassee".  C'est  l'excommanie,  l'homme 
rejete  de  la  communaute,  frappe  de  ban.  —  J'ai  montre  ailleurs  l'im- 
possibilite  de  celle  explication ')  contraire  ä  tous  les  textes.  (Voir  Zeit- 
schrift ü.  M.  G.  36.  G43.) 

Je  citerai  seulement  certains  details  dont  je  n'ai  point  parle  pour 
montrer  ä  quoi  l'on  doit  recourir  pour  soutenir  cette  these.  M.  G.  veut 
prouver  qu'il  est  question  dans  l'avesta  d'une  veritable  excommunication, 
d'un  ban  effectif;  il  nous  dit  que  le  mazdeen  inexact  a  presenter  les 
offrandes  aux  temps  des  Gähämbär  „est  expulse  de  tous  les  endroits 
proteges  oü  l'on  peut  etre  ä  l'abri  des  voleurs"  {väremnem  staorem,  cela  est 
„la  fortification  solide").  Ou  bien  „est  banni  de  la  memoire  des  hommes", 
yätem  gaet'anam.  Yätem  c'est  „memoire"  !  et  gaet'a^  „homme".  Ainsi 
qnand  Zoroastre  appelle  son  Dieu:  dätare  gaet'anam  astvnüiitam ,  cela 
veutdire:  createur  des  hommes  corporels;  nous  ne  savions  pas  qu'il  y  eut 
des  hommes  incorporels. 

Au  Vend.  XXII,  12  le  fidele  promet  ä  ^aoka  en  offrande  un  millier 
de  boeufs  convenables  au  sacrifice  ak' shaenanam  non  amaigris,  sains  et 
vigoureux,  aperetotanunäm  non  deperis,  deperissants.  Le  sujet,  le  paralle- 
lisme  des  termes  indiquent  que  le  second  mot  a  certainement  un  sens 
analogue  ä  celui  que  je  donne.  Pour  M.  G.  c'est  „non  exclus  du  trou- 
peau",  pour  inconduite,  sans  doute!  Est-il  besoin  de  refuter  tout  celaV 
Au  Vend.  XII,  1.  tantiperet'o,  autre  forme  de  ^^^^^oiaww,  est  oppose  ä  «iaAma ; 
ce  qui  gene  assez  bien  l'interpretation  de  M.  Geldner.  Aussi  voici  l'expli- 
cation  ä  la  quelle  il  a  recours.  Dahma  n'a  rien  de  commun  avec  le 
sanscrit  c^asma ;  il  derive  de  la  meme  racine  que  dahhtt,  dahyu,  et  desig- 
ne  par  consequent  „celui  qui  par  une  ceremonie  religieuse  a  ete  intro- 
duit  dans  la  communaute  mazdeenne".  j.\insi  le  tanuperet' a  qui  lui  est 
oppose  est  celui  qui  en  est  exclu. 

M.  Geldner  ne  s'apper^oit  pas  de  l'impossibilite  d'une  pareille  expli- 
cation. .  .  Pour  cela  il  faudrait  que  dahyu  fut  la  communaute  religieuse 
et  non  une  simple  contree,  il  faudrait  sur  tout  que  la  racine  dah  das  eut 
quelque  rapport  de  sens  avec  celui  quo  M.  G.  attribue  ä  dahma.  Or 
chacun  sait  qu'il  n'en  est  absolument  rien.  En  outre  dahma  n'a  aucnn 
rapport  avec  dahyu,  il  faudrait  pour  cela  dahyuma.  Et  sur  quoi  se  baae 
cette  explication  de  dahma  ?  Sur  rien  absolument,  on  cherche  en  vain  un 
simple  indice.  Aussi  l'application  de  ce  sens  a  certains  passages  donne- 
rait  lieu  aux  explications  les  plus  singulieres. 

Le  dahma  qui  doit  consacrer  les  eaux  saintes  n'est  certainement  pas 
un  la'ique  quelconque  non  excommunie.  Cela  ne  pourrait  se  soutenir. 
Et  ce  souhait  adresse  au  feu  de  l'autel  (Y.  LXVII,  11)  „sois  dahmäyus 
dans  ton  entretien"  ne  signiüe  pas  sans  doute:  „sois  dans  ton  entreticn, 
entretenu,  comme  un  homme  introduit  dans  la  communaute,  un  fidele 
quelconque  non  banni";  ni  meme  „sois  entretenu  par  un  fidele  de  cette 
espece"  si  l'exactitude  permettait  cette  explication  aussi  bien  qu'ello 
l'interdit;  car  le  feu  de  l'autel  ne  risquait  certainement  pas  d'etre  entre- 
tenu par  un  excommunie,  ni  chasse  de  la  citc  mazdeenne. 

I)    Ainii  qoa  d«  mU«  d«  pethffiftr»  a  «zpoM  da  m  d«m«u». 


Anzeige.  171 

Une  antre  expression  gene  beaucoup  M.  Geldner  c'est  la  dahma  afrUi 
la  priere  de  benediction  dite  dahma.  C'est,  dit-il,  celle  qui  est  adressee 
en  faveur  des  membres  de  la  communaute  religieuse  et  civile.  Est-ce 
Berieux?  Le  pretre  dirait  au  fidele  qu'il  benit :  je  te  benis  d'une  bene- 
diction sainte,  excellente  qui  n'est  pas  faite  pour  les  excommunies,  pour 
les  grands  coupables",  Singuliere  excellence!  Et  les  fideles  beniraient 
ainsi  les  genies  Celestes ! 

Tout  cela  pour  sauver  le  sens  impossible  donne  a  peretotanus  alors 
que  le  sanscrit  dahma  foamit  one  explication  naturelle,  satisfaisante,  re- 
pondant  ä  tout 

Apres  peshotanu  M.  Geldner  discute  h^ä(ra  qu'il  analyse  (apres 
M.  Darmesteter,  qu'il  ne  cite  point)  en  hu  ät'ra  bien  etre,  aise.  Cette 
explication  est  admissible  certainement ;  mais  eile  presente  aussi  des  diffi- 
cultes  que  l'autre  (eclat  splendeur,  brillant)  evite.  Ainsi  les  raontagnes 
pouruh^ät'ra  seront  bien  difficilement  „pleines  de  bien  etre".  Qraosha 
qnalifie  certainement  la  Druje  plutöt  de  ,,privee  de  tout  eclat"  ah^ät'ra 
que  „mal  ä  l'aise"  car  la  caractere  distinctif  des  devas  est  tenebreux 
(temanhvat)  et  enfants  des  tenebres  temascü'ra.  Voy.  Vend.  VIII,  250; 
Yt.  VI,  4;  XIX,  95;  V,  82  etc. 

La  finale  de  cet  article  est  vraiment  curiense.  II  s'agit  de  Ä*'a- 
i'rönahim  ou  h^ädrönahim   qui   se  lit  au  Yesht  XXIV,  6.      La  phrase  est 

dasta   geus  h^ädrönahim  „donnez  pour  le  betail "      M.    Geldner 

adopte  la  le^on  h^ädrö  et  corrige  h*'ädraonahlm.  Je  l'avais  fait  long- 
temps  avant  lui,  ce  qu'il  n'a  pas  la  loyaute  de  dire.  Mais  je  traduis 
seien  le  sens  reel  du  mot:  „donnez  pour  le  betail,  la  nourriture  propre" 
Draonanh  en  efiet  est  un  des  comestibles  que  l'on  ofFrait  en  sacrifice, 
c'est  un  aliment.  Au  lieu  de  cela  M.  Geldner  traduit:  „la  propre  pro- 
priete  du  betail"  et  il  renvoit  au  Vend.  XIII,  39  ou  paiToi  les  traits 
caracteristiques  du  chien  est  donnee  vlrö  draonanh.  Cette  expression  qui 
doit  servir  ä  appuyer  Interpretation  de  M.  Gelduer  est  precisement  ce 
qui  en  prouTerait  la  faussete ;  etre  la  propriete  de  l'homme  ce  n'est  certes 
pas  une  specialite  du  chien.  Du  reste  nous  cherchons  en  vain  un  mot, 
un  indice  qui  pourrait  justifier  le  draonanh  =  propriete.  Son  auteur 
n'en  dit  pas  un  traitre  mot.  Certes  s'il  est  loisible  de  proceder  de  la 
Sorte,  il  n'est  plus  besoin  d'etudes  ni  de  sience,  il  sufiit  d'accoler  a 
chaque  mot  un  sens  quelconque  ä  la  fantaisie. 

liena.  Le  mot  parait  2  fois  dans  l'avesta.  M.  Geldner  en  fait  deox 
mots  tout  difi"erents  d'origine  et  de  sens.  L'un  qualifiant  un  bouc  egale- 
rait  le  sanscrit  arana  etranger;  l'autre  serait  le  sanscrit  r«a,  dette.  Voilä 
une  Philologie  bien  libre  il  faut  en  convenir.  Pour  prouver  que  rena  = 
rna  M.  G.  cite  3  exemples  des  plus  suspects*)  en  eux  memes  et  qui 
d'ailleurs  sont  en  debors  de  la  question  puisqu'  ils  montreraient 
uniquement ,  s'ils  etaient  certains,  rä  egalant  ara  et  non  r.  Ueno  =  rna 
reste  donc  sans  aucune  base.  Mais  peut-etre  le  passage,  ou  rena  se 
trouve,  indique-t-il  la  justesse  de  cette  explication?  II  se  rencontre  au 
Vend.  VII,  132  en  parlant  de  celui  qui  a  demoli  un  Dakhma.  Ahura 
Mazda  dit,  d'apres  M.  Geldner,  qu'  „une  dette  n'incombe  plus  aux  deox 


172  C.  de  Harlez 

esprits  quant  ä  cet  homme"  —  denn  nicht  stösst  an  dem  Manne  den 
beiden  Geistern  eine  Schuld  auf — .  II  faut  avouer  que  ce  n'est  pas  ainsi 
qn'on  s'exprime  ordinairement.  C'est  au  debiteur  que  la  dette  incombe  et 
non  a  celui  qui  en  exige  le  paiement. 

M.  Geldner  se  moque,  selon  son  habitude,  de  la  traduction  re^ue  — 
(reua  =  rana  combat).  ,,Son  Interpretation  mettra  fin  a  cette 
explication  absurde  qui  fait  se  prendre  aux  cheveux 
pour  une  pauvre  äme  tantot  Ahriman  et  Ormuzd,  tan- 
tot  Ahriman  et  des  genies"  (sie).  —  Voilä  le  style  de  notre 
auteur.  —  S'il  a  lu  quelque  pages  de  l'avesta  il  a  du  voir  que  Or- 
muzd et  Ahriman  sont  constamment  en  lutte  pour  l'homme  et  que 
les  genies  se  melent  ä  cette  lutte;  il  a  du  voir,  au  Vend.  XIX,  90,  quo 
ä  peine  un  homme  est-il  mort,  les  devas  accourent  pour  s'en  omparer; 
ne  sait-il  pas  que  le  rituel  parse  ä  des  prieres  pour  invoquer  ä  ce  mo- 
ment  le  secours  de  Qraosha?  Cette  idee  de  lutte  etait  repandue  dane 
tout  l'Orient.  Satan  et  Michel  luttent  pour  le  corps  de  Moise  (Yud.  IX).  — 
Enfin  le  version  pehlevi  a  pour  equivalent  de  rma  le  mot  patkär  com- 
bat, lutte.  Si  M.  Geldner  passe  ä  cote,  ce  n'est  pas  une  raison,  pour  que 
nous  l'imitions  dans  son  dedain  Interesse. 

On  voit  quo  M.  Geldner  met  largement  en  pratique  son  principe: 
il  va  son  chemin  sans  se  preoccuper  de  rien,  repandant  partout  la 
lumiere. 

Dyaos  (dayaos).  M.  Gelduer  nous  apprend  ici  que  les  Mazdeens  avaient 
non  seujement  donne  le  nom  des  dieux  ä  leurs  demons  mais  qu'en  haine 
de  la  racine  div ,  dont  il  provient  ainsi  que  le  mot  div  dt/u  ciel,  ils 
avaient  transfere  ce  dernier  nom  a  l'enfer*)  Cela  est  certös  ässe?  "^ifficile 
ä  croire,  car  enfin  si  les  Mazdeens  ont  precipite  les  faux  dieux  de  leur 
Olympe  ce  n'est  pas  en  haine  du  ciel;  au  contraire  c'est  pour  y  faire 
regner  seul  leur  dieu.  Le  ciel  a  toujours  ete  un  objet  de  respect  pour 
tous  les  Eraniens  et  donner  son  nom  ä  l'enfer,  c'est  une  idee  qui  ne 
pouvait  entrer  dans  leur  esprit:  L'avesta  du  reste  parle  souvent  de  l'enfer 
d'une  maniere  tres  claire  et  l'appelle  daozhanha,  temäo  (les  tenebres),  la 
demeure  de  la  druje,  drujö  nmäna ,  jamais  div.  Pour  admettre  un  fait 
aussi  contre  -  nature,  il  faudrait  un  motif  plausible,  incontestable.  Or  tout 
ce  que  M.  G.  peut  apporter  en  preuve  c'est  un  passage  obscur,  unique 
oü  il  est  dit  qu'Asha  Vahista  detruit  les  maux,  abat  les  mechants,  et  les 
devas  par  milliers.  Dans  cette  defaite  et  ce  massacrc  Anromainyus  n'a 
qu'une  chose  a  faire  c'est  de  fuir  le  vainqueur  et  de  se  refugier  au  fond 
des  tenebres.  Au  lieu  de  cela  M.  Geldner  le  fait  s'echapper  de  l'enfer 
{patat  dyaos).  Et  oü  fuit-il?  Certes  il  n'aurait  pas  a  se  plaindre  de  sa 
defaite,  puis  qu'il  parvicnt  ä  quitter  son  sejour  d'horreur  et  te  tour- 
ments.  —  Mais  en  realite  au  lieu  de  cela,  le  Yesht  XII  nous  apprend 
un  peu  plus  loin  (§  18)  qu'il  s'agit  de  chasser  le  Druje  de  la  torre  et 
de  la  faire  fuir  a  l'occident  (ou  au  Nord)  c'est  ä  dire  en  enfer.  L'expli- 
cation  de  M.  G.  ne  soutient  donc  pas  l'examen;  ce  qui  ne  l'empeohe  pai 


De  U  dykos  —  dyöi  ^nitif  de  div,  djn. 


Anzeige.  173 

considerer  toute  aotre  comme  une  sottise.     C'est  du  reste  son  style,  tout 
ce  qu'il  n'a  pas  imagine  est  Missgriff,  Fehlgriff  etc. 

Si  encore  il  disait  que  dyaos,  dt/u  designe  reellement  le  siel,  l'at- 
mosphere  et  que  Anro-mainyus  s'enfuit  de  ces  regions,  on  pourrait  se 
ranger  ä  son  avis  (Comp.  De  l'exegese  et  de  la  correction  etc.  p.  154). 
Anro-mainyas  voyant  ses  legions  vaincues  fuit  de  l'atmosphere  dyaos  et 
se  refugie  enenfer.  Mais  avant  cela  il  faudrait  savoir  quelle  est  la  vraie 
legon  dans  ce  passage  altere. 

R.  Map.  M.  G.  rejette  le  sens  de  ,,rejouir,  satisfaire,  procurer  dubieUf 
du  bonheur"  donne  ä  rap  par  la  tradition;  il  ne  convient  nulle  part, 
dit-il  sans  toute  fois  essayer  de  le  montrer  par  nn  seul  exemple  et  pour 
bonne  cause  „car  c'est  faux  de  point  en  point.  Rap,  pour  lui,  c'est  le 
BSC.  rabh  „saisir,  atteindre,  tenir".  Mais  pour  maintenir  ce  sens  partout 
il  est  oblige  de  faire  les  evolutions  les  plus  curieuses.  D'abord  c'est  tendre 
la  main  (Y.  XLI,  11)  puis  c'est  „soutenir  aider"  Y.  XLI,  4;  puis  ,,s'atta- 
cher  avec  fidelite"  (Y.  LI,  18).    Ailleurs  c'est  „suivre"  Vend.  XIII,  45. 

Dans  rapaka  c'est  sejourner  (Heu  de  sejour).  Dans  ra/edhra  c'est 
„visiter",  ra/edhra  est  une  visite. 

Au  prenaier  vers  de  Vatryemä  ishyö  le  fidele  demande  a  Aryaman  de 
venir  non  point  pour  lui  donner  le  bonheur  mais  pour  lui  faire  visite, 
pour  faire  visite  ä  la  pieuse  communaute.  Mais  le  meilleur  de  tout  est 
rafedhrah  auquel  on  ne  savait  donner  aucun  sens  dit  M.  Geldner  — 
On  dirait  qu'il  n'a  jamais  rien  lu  —  et  qui  signifie  —  ,.en  face,  per- 
Bonnellement,  en  personne" !  On  croirait  ä  une  mauvaise  plaisanterie 
ä  möi  rafedhräi  zavetig  jasatä  viens  ä  mon  appel  pour  me  donner  le 
bonheur"  dit  le  fidele  au  Y.  XXVIII,  11  et  M.  Geldner  ,, viens  en  per- 
Bonne  ä  mon  appel"  croyant  sans  doute  qu'Ahura  Mazda  va  apparaitre. 

'A  deux  places  l'explication  est  gene  par  la  forme  soit  du  mot  de- 
pendant  {rapid  parvaeibya)  soit  de  rafedrahyä  lui  meme,  au  premier  cas 
il  faudrait  un  pluriel,  au  second  un  ablatif.  Mais  cela  n'arrete  pas  M.  G. 
qui  substitue  sans  fa§on  le  pluriel  au  duel  et  nous  apprend  que  le  second 
mot  est  un  genitif  pour  un  ablatif.  —  II  va  son  propre  chemin. 

Berej  et  ses  derives,  urväz  et  mots  analogues,  urväzemno,  urväsman. 
Ces  deux  discussions  ont  peu  d'importance  en  elles  memes.  *A  la  pre- 
miere  M.  G.  veut  prouver  que  berej  a  le  sens  de  „honorer".  C'est  vrai 
et  je  l'avais  montre  de  puis  longtemps  —  ce  que  M.  Geldner  tait  encore 
soigneusement  — .  Mais  il  a  le  tort  de  vouloir  l'appliquer  partout,  ce 
qui  est  impossible.  En  somme  Jere;' est  „elever,  exalter,  honorer",  mais 
aussi  ,,desirer";  du  moins  au  Yesht  X,  108  il  doit  avoir  un  sens  ana- 
logue.  L'instrumental  bereja  s'explique  des  deux  raanieres,  „par  consi- 
deration"  pour  ,,par  amour  pour". 

La  seconde  nous  foumit  peu  de  remarques,  ce  sont  matieres  ä  con- 
troverse.    Notons  seulement  quelque  points. 

M.  Geldner  lit  et  explique  hak'd'anhäm  comme  moi ;  mais  encore  une 
fois  sans  le  dire*). 

>)  Herne  chose  encore  au  T.  XLTV,  13  de  pi,  poit'wa.    Tont  parait  comme  nonretra. 


174  C.  de  Harlez 

Jig'akia  peut  bien  etre  un  contraction  de  j'ig'ayaeda  et  le  mot  gaya, 
qui  le  precede,  semble  indiquer  que  ce  mot  vient  de  ji,  gi,  vivre. 

D'autre  part  urvdk'sanuha  peut  etre  un  verbe  comme  le  pense  M.  Geld- 
ner, Sans  cependant  prendre  le  sens  de  „travailler" ;  le  mot  verezvat  de 
la  phrase  precedente  n'est  point  un  indice  de  ce  sens.  Le  feu  benit,  sou- 
haite  le  bonheur  en  details  d'abord,  puls  en  general. 

II  serait  difficile  de  traduire  avec  M.  G.  Urväk's  par  travail;  urvä' 
zemnö  par  „resolu",  urväzis'ta  par  forme  appui  et  de  faire  urväsman  = 
brakman  „religiöse  begeisterung"  etc.  —  Par  contre,  on  peut  admettre 
la  traduction  de  Y.  XXXIV,  13  (urväk's'at  on  marche)  sans  changer 
yä  hnkeretä  en  yo  hitkereto  comme  je  l'avais  fait. 

Malheureusement  M.  Geldner  n'apporte  aucun  argument  ä  l'appui  de 
son  exegese.  II  traduit  de  cette  faQon,  il  rapproche  tel  mot  de  tel  autre, 
et  c'est  tout.  Et  les  traductions  qu'il  donne  des  passages,  oü  ces  termes 
sont  employes  sont  souvent  peu  satisfaisantes.  Par  ex.  au  Yesht  X,  qui 
croira  que  Mithra  se  plaignant  ä  Ahura  Mazda,  eleve  la  voix  „avec  reso- 
lution"  „entschlossen"?    Certes  cela  n'est  pas  naturel. 

Je  dois  ici  m'arreter  un  instant  sur  la  traduction  du  Y.  XXXII,  1 
parceque  le  sujet  est  interessant  et  les  procedes  de  M.  Geldner  de  ses 
plus  mauvais.  La  question  principale  est  celle-ci:  dans  cette  atrophe 
est-il  ou  non  parle  des  devas?  M.  G.  se  moque  de  tout  ce  qui  a  ete  dit 
jusqu'  ä  lui  et  defigure  ä  plaisir  ma  traduction.  Sottes  gens  qui  n'ont 
pas  vu  que  daeva  etait  impossible  ä  cause  du  metre.  Ainsi  parle  M.  Geld- 
ner oubliant  une  chose,  c'est  que  lui  meme  a  enseigne  a  la  page  55  de  sa 
metrique  que  l'Avesta  admettait  le  sandhi  et  que  par  sonsequent  dcievd 
ahmt  pouvaient  ne  former  que  trois  syllabes.  —  Reste  ä  savoir  si  lea 
devas  doivent  ou  non  rester  au  deuxieme  vers.  Certes  leur  presence  est 
assez  embarrassante ;  mais  la  question  n'est  pa  lä,  il  s'agit  de  savoir  s'ils 
ont  droit  ä  y  etre.  Or  malgre  tout  ce  que  peut  dire  M.  Geldner  et 
malgre  son  gi'os  rire,  cela  est  indubitable. 

Les  manuscrits  dont  se  servaient  les  traducteurs  pehlevis  portaient 
daevä,  car  la  version  a  shedääne.  En  ontre  l'Avesta  lui-meme  l'atteste. 
Apres  l'enumeration  des  interlocuteurs  faite  au  commencement  de  la 
Strophe  viennent  des  paroles  adressees  par  eux  ä  Abura  Mazda,  puis  le 
Dieu  leur  repond,  paiti  tnraot  et  dans  cette  reponse  il  adresse  la  parole 
aux Devas  et  leur  dit:  Mais  vous  devas  vous  etes  tous  la  race  du  mau- 
vais esprit,  etc.  —  Dirait-il  peut-etre  „mais  vous  ..."  ä  des  etres  ab- 
sents?  et  ce  „mais"  {at)  marque  Opposition  relativement  ä  ceux  auxquels 
Ahura  repondait  d'abord.  Et  si  les  Devas  sont  presents,  ils  sont  donc 
venus. 

On  le  voit,  les  traits  de  M.  Geldner  sont  comme  Ja  fleche  de  Sapor, 
ils  reviennent  en  arriere.  II  suffit  du  reste  de  lire  ce  passage  de  son 
livre  pour  savoir  dans  quel  esprit  il  est  ecrit  et  quelle  foi  il  merite. 

Aeshasem  jit  aahem.  M.  G.  commence  ici  par  ses  amenites  ordinaircs; 
avant  lui  il  n'y  a  eu  que  des  sots.    Laissons  cela  et  discutons  serieuseroent. 

Le  Vend.  V,  14  porte  que  „le  contact  des  parcelles  de  cadavres  por- 
tees  par  des  loups,  des  chieus,  des  oiseaux,  des  mouches  ne  produisent 


Anzeige.  175 

pas  de  Bouillure ;  car  autrement  le  monde  corporel  tout  entier  serait 
isha^em  jit  ashetn'''' . 

J'ai  rendu  ce  mot,  conformement  ä  la  tradition,  par  „(serait)  ayant 
(abattu,  detruit  en  lui)  perdu  le  desir  de  la  saintete"  l'analysant  ainsi: 
aeshacem  jit ;  ishaca  de  ishac  desirer,  tendre  vers,  s'efforcer  d'obtenir,  jü 
forme  finale  composee  de  ji  „vaincre,  abattre,  detruire"  (comp.  scr.  apsu- 
j'it,  grämajit^  ^Tßti  vicvajit  etc.)  et  ashem  „quant  ä  la  purete"  accusatif 
determinatif.  Tout  est  lä  certainement  exact  et  parfaitement  jastifiable. 
Le  sens,  tres  natural,  est:  Le  monde  entier  serait  corrompu  an  point 
d'avoir  perdu  toute  tendance,  toute  disposition  ä  la  saintete,  ä  la  purete.^) 

Au  Y.  LH,  9  on  lit  aeshaca  dejit  aretö  (Mss.  aretä).  Lä  j'ai  admis 
comme  possible  (et  M.  G.  l'afait  apres  moi)  la  construction  dejü  aretö  et 
l'equiyalence  de  areta  avec  asha.  —  Ainsi  M.  Geldner  se  moque  de  lui 
meme  sans  s'en  appercevoir.  —  En  cela  j'avais  probablement  tort.  Bien 
que  M.  Geldner  decrete  leur  identite,  asha  et  areia  ne  peuvent  pas  etre 
exactement  le  meme  mot  sous  deux  formes  differentes.  En  e£Fet  dans 
les  Gäthäs  asha  est  employee  presqu'  ä  chaque  strophe  aussi  bien  au 
chap.  LH  qu'  aux  autres.  Qu'on  explique  donc  comment  et  pourquoi  la 
forme  plus  ancienne  areta  serait  employee  en  deux  passages  et  dans  ces 
deux-lä  seulement.  II  est  evident  que  areto  est  reste  avec  une  significa- 
tion  analogue  mais  differente,  se  rapprochant  par  ex.  de  ratus,  de  Vart 
latin  etc. 

Mais  voyons  comment  M.  Geldner  eclaire  la  question  du  sens  de 
aeshacem-jit  ashem.  II  fait  deriver  jiV,  non  de  ji  mais  de  zi  et  pense 
justifier  cette  inexactitude  en  citant  ajyamnem  et  jidyäi  qui  viennent 
egalement  de  ji.  II  unit  jitashem  contrairement  aux  usages.  Quant  ä 
aeshacem  voici  ce  qu'il  en  fait;  il  separe  a  et  ne  garde  que  t;  de  ishacem 
il  fait  un  derive  non  de  ishac  mais  de  hac  suivre,  accompagner(!).  Ce 
qui  devrait  donner  pour  ishac  le  sens  de  suite,  cortege  etc.  Mais  M.  G. 
en  fait  „une  bände".  Nous  avons  ainsi:  tont  le  monde  corporel  serait 
une  baude  maltraitant  le  droit,  le  devoir.  Ishac  venant  de  hishac  et  tous 
les  etres  materiels  devenant  une  bände,  cela  parait  etonnant,  venant  de 
qui  se  pique  d'exactitude  et  de  bon  goüt. 

De  dejii  qui  se  trouve  Y.LII,  7  et  9  M.  Geldner  fait  un  ampUfication 
inorganique  de  jiL  C'est  certainement  lä  une  Hypothese  radicale  qui 
demanderait  un  beut  de  preuve.  Comme  teile  il  donne  le  metre,  mais  le 
metre  qu'invoque  le  savant  auteur  c'est  celui  qu'il  a  imagine  et  qui  n'est 
guere  admissible  puisqu'il  suppose  des  strophes  difi"erentes  et  inegales 
dans  ce  Gäthä,  et  ne  parvient  pas  ä  tout  expliquer  tandis  q'uil  y  a 
moyen  d'avoir  des  strophes  regulieres  qui  ne  demandent  que  de  correc- 


1)  J'ai  seolement  ajonte  qn'on  ponrait  aussi  lire  jita  (comme  M.  Geldner  l'admet  egale- 
ment) et  faire  denver  le  mot  soit  de  ji,  soit  peat-etre  de  jan,  avec  affaiblissement  comme  dans 
j  im  de  jam,  disn  de  das  etc.  et  cela  ponr  satisfaire  la  tradition.  VoU  ä  les  horreurs  commises. 
A  propos  de  Y.  LH,  6  deji  t  artaeibyö  M.  G.  maltraite  tout  qui  n'y  roit  pas  un  datif,  comme 
d  l'ablatif  n'arait  pas  la  meme  forme.  L'ablatif  s'emploie  pour  rinstrumental  comme  je  Tai 
admis  ici.  Cp.  k'shat'rät  kerenaot  Y.  IX,  15  et  Yt.  XV,  54,  16.  —  On  voit  e«  qne  Talent 
lea  moqneriea  de  M.  Geldner. 


176  C.  de  Harlez 

tions  insignifiantes  et  qui  laissent  ä  d^»  ses  deux  syllabes*).  Dejämäspa 
en  a  4.  Lire  jämaaspa  c'est  une  ressource  desesperee.  Qua  l'on  explique 
d'ailleurs  comment  j  est  devenu  dSj,  Si  les  Eraniens  sentaient  deux  lettres 
distinctes  et  tellement  separables  dans  j  comment  l'ecrivent-ils  partout 
avec  une  seule  et  comment  tout  ä  coup  en  employent-ils  trois  pour  deux 
mots  seulements.  Les  exemples  cites  de  t,  cT  intercales  devant  c  s'inter- 
pretent  beaucoup  mieux  autrement.  Ainsi  peut  on  rationellement  dans 
un  paragraphe  oü  il  ne  s'agit  que  d'armees  et  de  combats  (Yt.  X,  85) 
intercaler  le  qualificatif  „arrangeant,  faisant  payer  les  dettes"?  —  ,,ar- 
rangeant  les  dettes^),  formant  les  armees"!  Cela  va  singulierement  en- 
semble.  Vit  {vt'd')  est  un  mot  special.  Yoy.  VithuyS.  Aussi  M.  Geldner 
arrive  ä  une  traduction  du  Y.  LH,  6  que  peu  admettront  certainement ; 
qui  confond  näs  „acquerir"  avec  nas  „perir,  disparaitre"  et  qui  ne  par- 
vient  point  ä  agencer  la  finale.  Et  ce  vatjöheredebyö  traduit  par  „Zunei- 
gung pflegenden"?  „Que  le  mauvais  eclat  perisse  du  corps  de  ceux  qui 
cultivent  l'affection  et  le  bien-etre  de  celui  des  mechants  ....  par  eux 
vous  faites  perir  le  monde  spirituel".  Par  les  mechants,  les  mechants 
fönt  perir  le  monde  spirituel,  qui  ne  peut  pas  perir  ni  etre  atteint! 

Aiwistis.  Cet  article  a  de  l'importance  puisqu'  il  doit  conduire  ä 
determiner  le  sens  et  l'origine  du  mot  avesta.  M.  Geldner  ne  veut  pas 
de  VAbastä  vieux-persan  et  il  cherche  une  nouvelle  source  dans  le  mot 
aiwtsti;  ce  pourquoi  il  interprete  ä  nouveau  le  §  24  du  Y.  IX  (75—77). 
Les  paroles  impies  de  Keregäni  sont  d'apres  lui;  „Qu'aucun  atharvan  ne 
circule  dans  mes  contrees  pour  y  reciter  ses  prieres  aitcistis  veredhaye. 
II  ferait  perdre  ä  tout  sa  croissance  {varedhd),  il  frapperait  tout  daus  sa 
croissance  [varedhay^  Veredhaye  devient  ainsi  l'infinitif  de  var.  Ce- 
pendant  d'apres  une  loi  proraulguee  par  M.  Geldner  veredhaye  accole  aus 
deux  varedha  doit  provenir  de  la  meme  idee;  en  outre  on  se  demande 
comment  var  peut  avoir  le  sens  de  repeter.  M.  G.  le  cherche  dans  le 
moi  fr avar Une  qui  comraence  la  formule  de  profession  de  foi  mazdeenne; 
mais  lä  fravar  n'a  nuUement  le  sens  de  repeter.  C'est  un  verbe  intransitif 
signifiant  „faire  profession  de  foi".  C'est  litteraleraent  je  choisis,  j'adhere, 
je  crois  ouvertement;  il  n'y  a  rien  en  lui  du  sens  de  „reciter"  AitcistiJ 
veredhaye  est  selon  le  sens  general  du  passage  „obstable  ä  la  croissance". 
C'est  une  interpolation,  il  faut  lire  yö  davata  noif  me  apäm  ät'rava  doA- 
hava  carät. 

Quoiqu'il  en  soit  il  sera  difficile  d'admettre  qu'  aiwisti  seit  le  pere 
d'Avesta.  En  rejetant  le  mot  abastä  M.  Geldner  confond  deux  choses 
toutes  differents.  Abastä  n'est  pas  l'Avesta,  cela  est  certain.  Mais  abastä 
signifie  „loi"  et  ce  mot  „loi"  est  devenu  le  titre  de  la  loi  mazdeenne  du 
dät'em  zaraVuitri. 

Yaok'sti  n'est  pas  un  „sens"  c'est,  comme  abstrait,  le  desir  d'etre 
utile,  et  concret,  le  moyen  d'atteindre,  l'organe,  le  membre?  Au  Yt.  X,82 
il  se  r6fere  evidemment  ä  la  vue  Beule  puisqu'il  y  est  dit   qu'au  moyen 

>)  Le  T.  LH  est  trös  facilement  r6dnetible  i  de«  Strophe«  rfignliöres  de  6  vers.  Voy.  nm 
Stades  arestlqnes  I,  p.  48,  49.  A  la  Strophe  6  Ilses:  yöi  sptshst'»  et  Tliayat'a.  D  snflt 
d'alUears  de  sapprimor  do.       ')  Anal,  arenat  eadiba  . 


Anzeige.  177 

de  ces  mille  Yaok'stis,  Mithra  voit,  spasyeiti,  ses  ennemis.  Mille  sens, 
qu'est  ce  que  cela  voudrait  dire?  Mille  organes  des  sens,  cela  se  com- 
prend.  Comment  le  serpent  azhi  aurait-il  six  yeux  et  mille  sens.  Les 
Eranieus  ne  connaissaient  probablement  pas  plus  de  cinq  sens  et  en 
eussent-ils  attribue  10  ä  l'homme,  comment  arrive-t-on  ä  1000?  Quelle 
singuliere  conception  l'on  suppose!  Pour  etablir  sa  these  M.  Geldner 
traduit  par  ex.  au  Yt.  X,  35,  „der  vermöge  seiner  tausend  sinne  alles 
merkt";  or  entre  hazanra  yaok's'tlm  et  vlspovidväonhem  il  y  a  k'shayan- 
tem,  k'shayamnem  qui  erapeche  toute  relation  entre  les  deux  mots. 

Et  comment  ä  Vend-  XX,  1  daray  pourrait  il  signifier  „chasser". 
Puis  cette  racine  yuz^  s'agiter,  qui  a  jamais  pu  la  constater? 

Et  ces  sens  materiels  qui  sont  „die  strebende  thätigkeit  des  geistes". 
Cela  est  bien  subtil  pour  ces  poetes  antiques.  II  est  ä  craindre  qu'en 
embellissant  les  textes  de  l'Avesta  comme  M.  G.  le  fait,  pai-  ex.  pour  le 
Yt.  X,  61,  on  n'y  mette  des  perles  que  leurs  auteurs  n'y  ont  jamais 
soupQonnees. 

D'autre  part  .,doue  de  sens",  yaok'stivat,  „ayant  beucoup  de  sens" 
pouruyaok's'ti  sont-ce  bien  lä  de  qualifications  convenables  de  Mithra? 
Qui  n'est  point  pourvu  de  sens?  On  a  des  sens  plus  ou  moins  subtiles, 
fins.  exerces,  puissants,  saisissant  leur  objet  au  lein,  mais  on  n'en  a  pas 
plus  ou  moins  des  qu'on  est  regulierement  forme. 

Izhd  est  bien  explique  par  M.  G.  comme  egal  au  scr.  ihd\  mais 
c'est  bien  plutot  l'eflfort,  le  zele  religieux  que  le  travail  ou  l'energie. 

Je  passe  sous  silence  plusieurs  points  d'une  importance  toute  secon- 
daire,  oü  M.  Geldner  nous  donne,  ä  cöte  d'autres,  des  explications  tres 
acceptables.  Son  tort  est  de  vouloir  les  imposer  comme  verites  certaines, 
alors  que  d'autres  sont  tout  aussi  bonnes;  c'est  surtout  d'employer  une 
langage  qui  est  banni  de  la  bonne  compagnie.  Nous  lisons  ainsi  dans 
une  note  de  la  page,  oü  il  s'agit  d'un  des  plus  illustres  eranistes  de 
l'Allemagne :  „Un  Ignorant  glossateur  a  pris  ditczhai  (Vend.  XVIII,  3)  pour 
un  ablatif;  c'est  en  verite  le  neutre  du  participe  present  de  ditczh,  pris 
adverbialement".  On  serait  tres  curieux  d'apprendre  comment  M.  G.  sait 
si  pertinemment  une  chose  aussi  singuliere  et  comment  l'opinion  bien  plus 
legitime  de  Justi  a  merite  cette  injure.  Chose  plaisante,  M-  G.  nous 
donne,  deux  lignes  plus  haut,  Jayäi  comme  l'equivalent  de  cayäi  et  sigui- 
fiant  „engraisser"  et  ustänem  =  corps ;  jayäi  cinvat  ustänem  (Vend.  XVIII, 
12)  c'est  „il  augmente  sous  corps  pour  l'engraisser" !  Certes  voila  qui 
egale  tont  ce  qui  a  ete  dit  depuis  Anquetil. 

Je  ne  pense  pas  qu'on  admettra  non  plus  facilement  que  yim  nivo' 
zaiti  nivandät  (Yt.  XIV,  57)  signifie  celui  qui  le  porte  sur  soi  et  le  lie ; 
yim  =  yö  imem ;  nivaz  =  porter  sur  soi ;  nivand  =  lier.  Si  un  autre  que 
M.  Geldner  avait  dit  pareille  chose! 

II  se  plait  au  langage  dont  nous  venons  de  donner  un  specimen  et  ä 
pire  encore  'A  propos  de  kitahe  et  du  Yt.  XIV,  13,  pour  pouvoir  m' 
accuser  vaguement  d'inexactitude  il  affirme  que  personne  n'a  encore  donne 
un  sens  ä  ce  passage.  —  Cela  est  si  vrai  que  tous  les  interpretes  en  ont 
un  doune  un  bien  determine,  que  j'ai  explique  chaque  mot  comme  met 
Beitrige  x.  knnde  d.  ig.  SpnKhen.    YIII.  12 


178  C.  de  Harlez 

predecesseurs  mais  en  changeant  les  rapports  des  mots.  Voci  ce  texte 
qui  vaut  la  peine  d'etre  discute  yäm  he  düraesüketn  düire ,  frazavaiti 
hitahe,  tät'ryäm  tipa  k'shapanem. 

Cette  Strophe  est  tres  reguliere  quant  au  rythme  (lis.  zavaaiti).  Si 
l'on  veut  faire  rapporter  duraegükem  ä  yäm  on  peut  lire  —  cüküm,  mais 
ce  n'est  pas  necessaire.  (Cp.  kusyanhäm  apuin  et  simil.)  II  s'agissait 
ä  la  Strophe  precedente  du  chameau  et  de  ses  feraelles.  Je  traduis 
yäm  he  düraepükem  düire  hitahe  „qui  apparaissant  loin  pour  lui,  loin 
de  l'equipage,  pendant  une  nuit  obscure,  il  appelle".  —  Le  chameau 
attele  ou  attache  au  lieu  du  campement  voit  sa  femelle  au  loin  malgre 
les  tenebres  et  l'appelle.  —  Certes  le  sens  pourrait  etre  meilleur,  bien 
qu'il  ne  seit  pas  mauvais;  mais  en  tout  cas  il  n'y  a  pas  la  moindre  in- 
exactitude ;  düire  hitahl  est  dans  l'ordre.  Si  M.  G.  ouvrait  seulement  le 
dictionnaire  sanscrit  il  y  verrait  qu'on  dit  egalement  düram  grämät  et 
düram  grainasya;  chaque  mot  a  de  plus  son  sens  naturel. 

Aussi  se  gardc-t-il  bien  de  preciser  aucun  point  inexact.  Mais  voici 
ce  qu'il  y  substitue:  N'appercevant  point  que  le  rhythme  est  intact  il 
ajoute  daema  au  texte  et  doit  par  lä  lire /rar«i<i.  II  corrige  aussi  yäm  he 
en  yenhe.  Quant  ä  hitahe  11  le  corrige  en  haetahe  et  comparant  ce 
mot  au  Sscr.  säya,  au  Goth.  seithus  et  au  latin  serus  il  attribne  ä  haeta 
le  sens  de  „tenebres".  II  a  ainsi  pour  les  trois  vers:  ,,dont  la  vue  voyant 
au  loin,  voit  au  loin  dans  les  tenebres  dans  la  nuit  obscure."  Ainsi  deux 
pleonasmes  que  du  reste  on  accepterait  si  le  reste  etait  possible.  Mais 
fraväiti  ne  peut  en  aucune  fagon  signifier  ,,voir".  Pour  arriver  ä  ce  sens 
M.  G.  fait  de  vä  un  amollissement  de  6ä,  bhä  qui  signifie  „briller".  Mais, 
dit-il.  il  doit  signifier  „voir"  parceque  cela  est  necessaire  ici.  Certes 
voilä  une  maniere  commode  de  construire  un  dictionaire.  —  Dans  ma 
corabinaison  j'ai  besoin  de  tel  sens,  donc  je  le  cree.  Et  si  cette  com- 
binaison  n'est  pas  la  vraie? 

Quant  ä  haeta  c'est  pire  encore.  M.  Geldner  ne  reflechit  pas  que 
les  mots  sanscrit,  gothique  et  latin  n'ont  aucun  rapport  avec  les  te- 
nebres, qu'ils  designent  le  jour,  le  jour  finissant  il  est  vrai,  mais  le  jour, 
la  lumiere  meme.     Comment  donc  en  faire  „les  tenebres"? 

Un  sens,  bon  en  soi,  mais  obtenu  d'une  teile  fa^on,  ne  peut  cer- 
tainement  pas  etre  vrai.  Ajoutons  que  pour  faire  passer  bä  de  „briller" 
ä  „voir"  M.  G.  dresse  un  tableau  comparatif  tout  a  fait  inexact.  Di  corre- 
spond  ä  dhi  (scr.)  voir  et  non  ä  di\  ghush  signifie  aussi  „ecouter"  en 
sanscrit,  pika  est  ordinaireraent  brillant;  düräf-püka  oppose  ä  frira  est 
brillantsdeloin.  Au  Yesht  XIV  et  XVI  puka  designe  non  la  vue  en  elle- 
raeme,  mais  sa  finesse,  son  etendue  c'est  cette  idee  des  yeux  „brillants" 
qui  conduit  ä  la  vue  „per^ante"  pika  n'est  point  ,,la  vue" ;  fücä  est  luci  da 
ou  pura.  £n  tout  cas  ce  sentit  le  seul  fait,  qui  ne  justifierait  nullement 
le  changement  de  sens,  et  surtout  pas  celui  de  bä  en  vä.  ' 

II  arrive  aussi  souvent  ä  M.  Geldner  de  ne  pas  comprendre  les  inter- 
prctations  qu'il  critique;  ainsi  personno  ne  pensa  jamais  a  rapprocher 
ainim  (Vend.   XVIII,  1  etc)  de  Aiam,  mais  on  lit  aetum  (ley.  ainem). 

As'tra  f.  aa'tram  mairim  (Vend.  XVIII,  28)   est  le  sanscrit  tuhprä 


Anzeige.  179 

,,aigailloi],  poignard"  et  non  „fouet".  D  semble  du  reste  qae  les  pretres 
zoroastriens  devaient  mieux  connaitre  l'instrument  dont  ils  se  servaient 
eux  memes,  que  l'interprete  de  1882.  D'ailletirs  le  sens  de  glaive  convient 
mieux  partout.  Certes  l'idee  de  Mithra  conduisant  avec  le  fouet  (AätTa 
=  conduisant!),  des  puissants  royaumes  langant  le  fouet,  des  fouets  qui 
retentissent  dans  la  bataille"  —  le  tout  dans  des  descriptions  grandioses 
—  forment  des  images  de  beaucoup  inferieures  ä  Celles  de  ,, Mithra  frappant 
du  glaive.  des  royaumes  qui  le  manient  avec  puissance,  des  glaives  s'entre- 
choquant  dans  le  combat." 

Pour  etablir  un  sens  meilleur  aux  §.  9.  10  du  Yend.  I  en  evitant 
de  dire  que  pendant  les  2  mois  d'ete  les  eaux  gelent,  careta,  M.  Geld- 
ner y  maintient  les  mots:  hapta  henti  ....  askare  et  fait  passer  le 
dernier  ä  la  phrase  suivante.  J'en  avais  fait  ainsi  d'abord,  mais  j'ai  du 
me  rendre  ä  l'evidence.  Si  M.  Geldner  sortait  quelque  fois  de  son  propre 
et  unique  chemin,  il  constaterait  facilement  que  les  mots  ne  sont  pas 
dans  le  texte.  D'ailleurs  careta  ne  signifie  pas  „gele"  mais  simplement 
„froid",  le  scr.  cicira  et  sa  racine  ei/ä  n"ont  rien  ä  faire  ici.  Pour  un 
habitant  des  contrees  chaudes  de  l'Eran ,  l'ete  de  Varyanem  raejö  etait 
relativement  froid.    Yoilä  ce  qu'il  veut  dire  et  il  n'y  a  lä  rien  d'absurde. 

On  ne  comprend  guere  pourquoi  M.  G.  veut  denier  completement  ä 
bämya  le  sens  de  ,, brillant"  que  lui  assure  son  etymologie  et  en  f«dre 
uniquement  „eleve,  haut". 

Vispöbämya  ne  peut  etre  „le  plus  eleve  de  tout";  ce  sens  est  egale- 
ment  impossible  au  Yt.  X,  136,  quelque  soit  celui  de  asdnas{cd,)  et  ne 
convient  guere  au  Yt.  X,  143. 

Apanotema  derive  de  ap  acquerir,  conviendrait  tres  bien  aux  expres- 
sions  telles  que  ashahe  apanotema  ,, celui  qui  a  le  plus  obtenu  de  la 
saintete";  mais  est  impossible  dans  dvarem  K.  apanotemem  Yt.  V,  54,  la 
porte  la  plus  . .  .;  comme  dans  apanotema  vacastasti  Yt.  LYII,  22.  Donner 
ä  ce  derive  le  sens  de  „parfait"  c'est  bien  peu  sür;  conviendrait-il  d'ail- 
leurs avec  dvarem.  En  outre  le  derive  de  ap  est  dans  l'Avesta  äpana 
avec  lequel  Vapana  du  Yt.  XIX,  44  n'a  rien  de  commun.  II  suffit  de 
voir  comment  M.  G.  est  force  de  traduire  ce  passage  pour  s'assurer  qu'il 
se  trompe  „Keresäspa  lui  abattit  l'obtention  de  la  demeure"  tandis  que 
cela  signifie  que  Keresäspa  le  frappa  juqu'ä  ce  que  la  vie  s'enfuit  de  lui*). 

Ashet'tcözga  est  lu  et  explique  par  M.  Geldner  precisement  comme 
je  l'avais  fait  —  ash-t'tcak'sh  —  tres  laborieux. 

Nous  ne  dirons  rien  de  haenya,  paityaoget,  qyaona  et  dac.  II  me  semble 
toutefois  bien  difficile  d'admettre  que  le  participe  adverbial  paityaoget 
puisse  former  un  substantif  avec  le  suffixe  tä ;  que  dav  tromper  puisse 
etre  pris  avec  le  simple  sens  de  dire  surtout  qaand  on  n'affirme  pas 
p.  ex.  Y.  IX,  75  et  qu'ä  cet  endroit  on  doive  traduire  „Kere^ani  criait  par 
amour  du  poüvoir", 

'A  ces  discussions  monographiques  M.  Geldner  fait  suivre  des  traduc- 

>)  M.  G.  lend  ce  qai  soit  sinem  nstänahe  par:  (il  le  frappa)  ,,morceaa  par  moreean 
da  Corps":  il  noos  prerient  qne  ce  langage  apportient  aux  temps  groasiers  de  l'antiqaite.  Ordi- 
nairement  il  fait  de  l'Avesta  nne  oeorre  d'on  gont  irreprochable. 


180  C.  de  Harlez 

tionB  de  morceaux  detaches,  avec  notes  explicatives.  Nou8  devons,  ä 
regret,  y  signaler  encore  des  procedes  peu  louables.  Ainsi  il  me  fait 
dire  que  qaetu  au  Yt.  XXXIII,  3  est  un  nominatif  tandis  qua  je  l'explique 
comme  un  instrumental;  ignorant  la  racine  sanscrite  varp^)  il  je  livre  ä 
son  occasion  ä  des  joyeusetes  peu  dignes ;  ses  critiques  alors  meme  qu'il 
a  le  plus  tort  ont  de  telles  expressions  qu'il  las  raierait  de  l'Avesta  s'il 
les  y  trouvait  dans  nos  textes. 

Voy.  par  ex.  p.  96  1.  35,  36.  Le  plus  souvent  il  a  bien  soins  de  ne 
pas  citer  ce  qu'il  critique  et  de  repondre  ä  cöte  de  la  question. 

Les  morceaux  traduits  se  composent  du  Vend.  IV,  des  petits  Yeshts 
et  du  Yagna  12  et  59  (60). 

Nous  ne  pouvons  les  examiner  du  point  en  point;  bornons-nous  aux 
choses  essentielles. 

M.  Geldner  persiste  ä  meconnaitre  le  Mage  dans  le  möghu  avestique, 
aussi  pour  expliquer  ce  terme  si  simple,  il  est  oblige  d'aller  chercher  un 
mot  specialement  propse  au  Gothique,  magu  jeune  gargon,  enfant  du  sexe 
masculin.  II  s'en  suit  que  dans  les  2  cas  oü  il  l'applique  ce  mot  fait  le  plus 
singulier  effet.  Au  Y^.  LXIV,  25  nous  avons:  „Que  nos  bonnes  eaux  ne 
servent  pas  ä  celui  qui  nuit  au  compagnon,  au  jeune  gargon,  au  con- 
frere,  au  parent"  et  au  Vend.  IV,  138 — 141  dans  4  pbrases  paralleles: 
Le  possesseur   de   maison  est  preferable  ä  celui  qui  n'en  a  pas; 

Celui  qui  a  des  enfants ä  celui  qui  n'en  a  pas; 

Le  possesseur  de  terre ä  celui  qui  n'en  a  pas; 

et  celui  qui  a  une  femme au  jeune  gargon. 

Et  M.  G.  explique  ainsi:  quam  ex  ptibe  pueri.     Ce  le  ^>«er  est  impuhes. 

Aux  §§  13  et  SS  il  donne  sans  hesitation  le  sens  qui  se  presente  le 
Premier  ä  l'esprit  de  tout  interprete  mais  que  tous  ont  jusqu'ici  rejete 
ä  cause  de  la  difficulte  qu'il  y  a  a  le  faire  entrer  dans  le  texte.  Ces 
paragraphes  ne  seraient  qu'une  fastidieuse  explication  de  la  nature  des 
contrats  qui  ont  ete  enumeres  immediatement  auparavant.  11  a  peut- 
etre  eu  raison  de  ne  pas  regarder  aux  difficultes  tres  grandes  qui  ont 
arrete  les  autres.  Toutefois  la  raison  qu'il  invoque  contre  l'autre  expli- 
cation n'est  pas  serieuse.  „line  Convention  conclue  ä  tenips,  dit-il,  et 
non  observee  est  irreparable".  Oü  jamais  a-t-on  vu  pareille  chose?  Je 
ne  sais  si  beaucoup  trouveront  qu'il  est  si  facile  d'echapper  aux  peines 
de  la  discipline  religieuse  (il  ne  s'agit  que  de  cela)  en  payant  une  somrae 
double  on  triple  de  celle  qui  a  ete  proniise.  Si  pareille  iiistitution  ne  se 
trouve  nulle  part  ailleurs,  qu'on  nous  dise  oü  l'on  trouve  encore  des  dis- 
positions  du  genre  de  celles  que  contiennent  les  §§.  24  ä  53?  (conse- 
quence  du  delit  pour  les  procbes  parents,  coups  de  Qraoshocarana  etc.) 

Mais  si  l'on  en  revient  meme  ä  l'explication  accuillie  par  M.  Geld- 
ner, on  ne  peut  le  suivre  dans  les  details,  car  il  n'est  pas  d'accord  avec 
lui-meme.  II  fait  deriver  mazö  de  munh  ,,onrioliir,  donner,  faire  g^nero- 
Site"  et  puls  le  transforme  en   „gage".     II  n'est  pas  le  moins  du  monde 

>)  Oontonn«  dana  varp»-  rarpas  qni  sont  t  varp  ro  qno  vapu«  «t  k  vap.  M.  O.  m 
eroit  paa  aana  doato  i  dea  mota  aaiu  raoino. 


Anzeige.  181 

question  de  gage  dans  ces  dispositions ,  et  cette  evolution  du  sens  de 
mazö,  ne  se  justifie  par  rien.  Evidemment  s'il  agissait  de  gages,  la 
consequence  du  manquement  d'execution  serait  la  perte  de  ce  gage,  ce 
qui  n'est  point.  Et  si  l'on  deposait  un  gage,  ce  serait  8a  remise  et  non 
le  frottement  des  mains  (framarez)  qui  formerait  l'engagement.  —  Ici 
encore  M.  Geldner,  cherche  d'abord  le  sens  qui  lui  parait  le  plus  con- 
venable  et  puis  change  la  disposition,  la  forme  et  le  sens  des  mots  jus- 
qu'ä  ce  qu'il  l'obtienne. 

II  reussit  ainsi  non  pas  ä  resoudre,  raais  ä  supprimer  plusieurs  diffi- 
cultes  du  Fargard  lY.  Ainsi  sous  sa  plume  tik'shne  k'rat'tce  devient: 
,jusqu'ä  ce  qu'il  sache  par  coeur,  jusqu'ä  ce  qu'il  ait  dans  la  tete", 
paityeiti  „il  va  vers,  contre"  devient  il  echappe ,  et  AstövlcCötuä  paitijeiti 
(il  va  contre  A.)  est  ,,il  echappe  ä  Astövlctötiis.  II  cite  comme  justifi- 
cation  le  scr.  pratyeti  .,11  revient''  dans  lequel  prati  conserve  toute  sa 
signification  de  „vers"  (sa  demeure) !  Ainsi  Ast.  paityeiti  signifierait:  „il 
revient  ä  sa  demeure  apres  avoir  echappe  ä  Astövidhotus''  (qui  est  an 
nomin  atif)!  M.  G.  n'a  pas  remarque  que  les  noms  de  devas  ont  generale- 
ment  la  meme  forme  ä  l'accusatif  qu'au  nominatif.  Et  dans  cette  meme 
phrase  peshanaiti  est  donne  par  lui  comme  signifiant  tantöt  „file  contre" 
(en  parlant  d'un  trait)  tantöt  „combat  (quelqu'un)".  Le  sens  de  ces  para- 
graphes  est  que  „l'homme  qui  se  nouiTit  resiste  avantageusement  aux 
devas  de  la  mort  et  ä  celui  de  l'hiver'".  Kamnem  vaste  västrem  signifie 
,,et  peut  alors  revetir  un  leger  vetement"  comme  Spiegel  l'avait  compris 
d'abord;  —  cet  homme  n'a  pas  peur  de  l'hiver. 

Plus  loin  nous  trouvons  vith  signifiant  „aggrandir  sa  faute  en  provo- 
quant  une  ordalie". 

M.  Geldner  relie  les  151—  168  ä  136,  et  prec.  La  il  est  donne  le 
conseil  d'executer  les  engagements  immediatement  et  indique  la  maniere 
de  faire  les  etudes  religieuses.  —  II  laisse  inexplique  §  149  et  fait  de 
150  une  phrase  absolument  isolee.  A  la  suite  donc  de  ces  conseil  sor 
l'etude  de  la  loi  sainte  viendrait  ceci :  avad'a  aetada  aetahe  skyaot'nahe 
yat'a  vaet'eyiti  yat'a  aetahmi  anhvö  yat  astvainti  ayuiihaenäis  karetäis  etc. 
Cela  signifierait:  .,et  s'ils  veulent  angmenter  le  mefait  par  un  ordalie 
vaet'enti,  on  doit  lui  couper  dans  le  corps  avec  des  couteaux  de  fer  aussi 
longtemps  que  son  corps  peut  le  soutenir  et  plus  encore''.  Comment 
admettre  cela?  De  quel  mefait  est-il  question?  d'aucun  en  realite;  le 
mot  skyaot'nu  ne  se  rapporte  ä  rien  et  ne  peut  s'expliquer  que  par  le 
§  149  rejete  ä  tort.  Et  ce  vaet'enti  qui  s  gnifie  tant  de  choses.  Et  cette 
peine  si  cruelle  mfligee  pour  le  seul  fait  de  demauder  une  epreuve  ju- 
diciaire  !  —  Que  l'on  reflechisse  un  instant.  II  ne  peut  etre  ici  question  que 
d'un  contrat  qu'on  nie  avoir  conclu;  ou  que  l'on  affinne  avoir  execute 
pour  qu'on  puisse  provoquer  une  ordalie.  Or  de  deux  choses  l'une :  on 
bien  il  y  a  encore  des  doutes  sur  la  realite  du  contrat  ou  de  son  execu- 
on,ti  sur  la  fourberie  du  defendeur  et  alors  il  ne  peut  etre  puni  parce- 
qu'il  demande  une  epreuve  judiciaire;  ou  bien  sa  culpabilite,  sa  fraude 
est  demontree  et  alors  il  y  a  lieu  de  lui  appliquer  les  articles  36  —  53 ; 
apres  quoi  il  a  satisfait  seion    123.     La    peine   cruelle  de   153  est   sans 


182  C.  de  Harlez 

motif.  II  est  donc  evident  que  cette  explication  est  de  toute  impossibilite 
et  que  la  violence  faite  au  texte  est  entierement  inutile.  Corament 
d'ailleurs  s'imaginer  que  skytaot'nahe  vaet'eiiti  puisse  signifier:  ils  aug- 
mentent  leur  mefait  en  demandant  l'ordalie?  Et  tout  le  restedu  §qu'en- 
fait-on?  II  resterait  encore  a  expliquer  la  progression  des  §§  153  ä  168, 
oü  pour  avoir  deraande  l'ordalie  il  serait  tenaüle,  enchaine,  precipite. 

Nous  n'avons  pas  encore  note  que  pour  pouvoir  introduire  ici  l'epreuve 
judiciaire  M.  G.  traduit  aoshanhait'yäo  tanvö  par  aussi  longtemps  que  son 
Corps  peut  le  supporter;  or  ces  mots  ne  peuvent  signifier  que  ,,de  (son] 
Corps  „sujet  a  la  mort"  ou  „pret,  destine  ä  mourir",  ou  „corrompu  atteint 
de  mort  morale  (?)". 

II  ne  s'agit  donc  nuUement  du  jugement  de  dieu  dans  les  §§  183 
et  88.  et  ceux-ci  n'ont  aucun  rapport  avec  le  commencement  du  Vendi- 
däd  IV.  Si  M.  Geldner  consultait  la  tradition  et  ne  traitait  pas  les  textes 
ei  l^gereraent  il  aurait  compris  qu'il  s'agit  depuis  138,  des  principes  maz- 
deens  opposes  ä  ceux  du  Bouddhisme  (ou  du  Mazdacisrae).  L'Avesta 
vante  le  mariage,  le  soin  des  biens  temporeis  et  celui  du  corps  et  le 
pretre  zoroastrien  se  rencontre  ici  avec  le  Bouddhiste  (ou  le  disciple 
de  Mazdak)  qui  preche  le  celibat,  la  pauvrete,  l'abstinence.  Les  principes 
mazdeens  sont  exposes  ä  138 — 142,  les  §§143— 149  en  exposent  les  avan- 
tages  pratiques;  ä  149  vient  la  mention  de  l'infidele,  ou  de  l'heretique 
qui  enseigne  le  jeüne  et  l'abstinence;  alors  le  pretre  mazdeen  entre  en 
colere  et  fulmine  contre  lui  les  sentences  terribles  des  §§  151  —  1G3.  II 
ne  faut  pas  attendre  le  second  acte  coupable  il  faut  frapper  le  predicateur 
coupable  des  sa  premiere  parole  et  pour  lui  il  n'y  a  pas  de  supplice  assez 
cruel.  C'eat  le  style  ordinaire  de  l'Avesta  en  cette  raatiere.  Jamals  il 
ne  parle  ainsi  d'un  mefait  de  droit  civil.  Nouvelle  preuve  qu'il  ne  s'agit 
nuUement  ici  de  l'ordalie. 

Celle-ci  n'entre  en  question  qu'au  §  164  qui  commence  une  nouvelle 
section.  Selon  le  style  de  l'Avesta,  le  §  164  pose  le  cas  et  ies  suivants 
exposent  la  question  de  Zoroastre  relative  ä  ce  cas  ainsi  que  la  reponse- 
solution  d'Ahura  Mazda. 

Ce  §  164  est  metriquement  irreprochable :  draog'em  vU'us'  apäiti  (4 
syl.)  —  rashnaosca  paiti  sanhem  —  Mit'raheca  aiwidruk'tem.  Ce  dernier 
mot  est  necessaire:  Cet  hemme  vient  invoquant  Rashnu  en  temoignage 
de  son  pretendu  droit  et  fraudant  son  contrat. 

Le  Fargard  IV  n'est  donc  pas  d'une  seule  piece ;  tous  les  interpretes 
l'ont  vu,  comme  M.  Geldner  et  avant  lui:  II  se  compose  de  4  morceaux 
principaux:  1°  de  1  a  3;  2°  de  4  a  137;  3°  de  138  a  163;  4°  de  164 
ä  168. 

Ces  4  fragments  independants  ont  ete  soudes  ensemble  lors  de  la 
mise  par  ecrit  de  l'Avesta. 

Mais  ce  mode  de  composition,  commun  a  plusieurs  chapitres  et  chants 
du  livre  mazdeen,  prouve-t-il  cet  etat  de  ruines  que  veut  on  conclure 
M.  Geldner?,  nuUement,  et  le  §  135  lui  repond  clairement. 

Les  textes  avestiques  etaient  primitivoment  des  sentences,  des  hymnes 
detachees,  oeuvres  des  Atharvans,  et  r^petees  par  leurs  disciples ;  c'etaient 


Anzeige.  183 

ces  Xoyca,  dont  parlent  les  anciens.  Lora  qu'on  voulut  les  mettre  par 
ecrit  pour  les  sauver  de  l'oubli  on  ne  trouva  point  des  oeuvres  jadis  com- 
pletes  et  tombant  en  ruines,  mais  des  morceaux  independants  dont  on 
voulut  faire  un  enserable  et  dont  un  certain  nombre  etaient  deja  oublies. 
n  est  incontestable  que  les  §§  142  ä  149  de  notre  Fargard  IV  ont  ete 
composes  au  plus  tot  ä  l'epoque  de  l'entree  du  Bouddhisme  en  Bactriane. 

C'est  donc  en  se  basant  sur  une  conception  fausse  que  l'on  traite 
l'Avesta  comme  une  matiere  dont  on  peut  faire  tout  ce  qu'on  veut. 

Le  Fargard  IV  par  exemple  n'est  pas  forme  de  debris  d'autres 
livres,  mais  de  la  reunion  de  4  sentences  et  plus  encore,  primitivement 
Separees. 

Remarquons  encore  les  deux  passages  Y.  XLIII,  15  et  Yt.  XIX,  82 
oü  se  trouvent  les  deux  raots  obscurs  anaocanh  et  aezarih.  M.  Geldner 
les  interprete  comrae  je  l'avais  fait  (cf.  an,  uc  et  ej  ce  qu'il  tait  soigneuse- 
ment  encore;  mais  il  en  modifie  le  sens  d'une  maniere  inacceptable.  11 
s'agit  de  deux  armees  qui  se  rencontreraient  impatientes;  c'est  „hostiles" 
qu'il  faut;  e/ c'est  „se  mouvoir,  s'agiter''  et  non  simplement  „vivre";  aezö 
ne  peut  etre  ,,le  lieu  des  etres  vivants",  la  terre  est  ce  lieu. 

II  s'agit  evidemment  d'un  endroit  tres  recule  oü  le  haarend  echappa 
ä  Franra^e ;  sur  la  terre  il  eut  continue  de  la  poursuivre.  M.  Geldner  se 
risque  fortement  en  affirmant  si  carrement  que  les  deux  armees  dont  il 
est  parle  au  premier  passage  sont  celles  d'une  guerre  de  religion  qui  va 
s'ouvrir.  Oü  et  comment  a-t-il  tu  cela?  Suivre  la  tradition  serait  beau- 
coup  plus  prudent  en  pareil  cas. 

C'est  avec  raison  qu'il  doute  que  k'stä  seit  pour  hütä.  On  pourrait 
cependant  invoquer  k'shma  de  {yu)shma  et  le  sanscr.  prasthä  qui  signifie 
„partir".  On  est  tres  surpris  de  lui  voir  invoquer  ici  cette  tradition  pour 
laquelle  il  professe  un  si  profond  dedain. 

Si  l'on  admettait  que  pöi  dans  pöi  mal  est  le  meme  qu'au  Y.  43.  16, 
cette  forme  obscure  serait  expliquee  malgre  les  difficultes  que  cela  souleve 
et  que  M.  Geldner  ne  peut  resoudre.  11  est  difficile  d'admettre  que  les 
Gätfaäs  n'aient  que  l'ablatif  mal  pour  le  genitif  de  azem  et  que  le  genitif 
ahyä  (Y.  43,  15)  depende  de  pöi  proteger  par  attraction  de  k'shayehi  qui 
n'a  pas  ici  le  sens  de  „dominer  sur"  et  ne  regit  par  consequent  pas  le 
genitif.  Ce  sens  n'est  pas  bien  satisfaisant  non  plus  au  vers  15:  „Qui  vaincra 
l'ennemi?    Ceux  qui  sont  proteges  par  la  loi?" 

Fseratu  etait  tres  bien  explique  par  Vaceratu  puissance  independants 
Revenir  ä  fsharman  honte,  e'est  peu  heureux.  II  est  surprenant  que 
M.  G.  trouve  ce  sens  trfes  convenable  dans  la  strophe  Y.  XXXIII,  12. 
„Donne  moi,  o  Mazda,  par  Armaiti  la  puissance ;  par  Asha  une  force  puis- 
sante ;  par  Vohumanö,  la  puissance  independante".  II  y  a  lä  une  gra- 
dation  significative.  Mettez  a  la  place  du  dernier  terme  „la  modestie' 
et  la  phrase  sera  defiguree. 

Dans  un  appendice  special  M.  Geldner  cherche  ä  repondre  aux  quelques 
critiques  dont  ses  traductions  ont  ete  l'objet;  critiques  bien  rares  car  on 
s'en  est  peu  occupe.    Voici  deux  specimens  de  ces  reponses. 

1°    J'avais  fait  observer  qua  «ruäbya  aa  Vend.  XVII,  19  ne  pouvait 


184  C.  de  Harlez     Anzeige. 

designer  les  rognures  d'ongles  tombees  puisqu'il  etait  au  duel;  que 
c'etaient  les  ongles  des  deux  niains.  M.  Geldner  m'oppose  (avec  une  plai- 
santerie  injurieuse)  le  sruatca  du  §  4  qui  est  au  duel.  Or  c'est  ce  mot 
precisement  qui  prouve  qu'il  a  tort.  La  il  s'agit  non  des  morceaux  coupes 
mais  des  ongles  des  maiiis  puis  qu'il  y  est  dit:  arrangez-vous  les  chcveux, 
coupez-vous  les  ongles.  Lorsqu'il  est  parle  des  rognures  le  mot  srua  est 
au  pluriel  täo  sruäo  §  29. 

2°  II  dit,  et  c'est  tout,  que  seul  je  le  chicane  sur  le  mot  vyaret'a. 
—  Or  voici  l'explication  de  M.  G.  de  ce  vyaretha.  Cc  mot  vient  de  ar 
aller  et  vi  (qui  marque  Separation,  eloignement)  et  co  compose  signifie 
non  pas  depart  et  sim.,  mais  „lieu  oü  l'on  se  tient,  demeure"  !  Qui  ad- 
mettrait  cela?     Aussi  M.  Bartholomae  l'explique  comme  moi. 

Notons  quo  je  repondais  ä  une  critique  de  M.  Geldner.  Cela  n'est 
donc  plus  meme  permis! 

En  resume  l'oeuvre  de  M.  Geldner  temoigne  du  talent  et  de  l'imagi- 
nation ;  mais  eile  se  ressent  d'un  bout  ä  l'autre  des  defauts  du  caractere 
du  Systeme  de  son  auteur. 

L'ecole  qui  meprise  la  tradition  est  precisement  celle  qui  ne  la  connait 
point').  On  n'y  sait  point  distinguer  la  version  beaucoup  plus  ancienne 
et  plus  correcte,  des  gloses  plus  recentes  et  plus  erronees.  On  s'y  fait 
une  fausse  idee  de  la  date,  de  la  nature  et  du  mode  de  formation  de 
l'Avesta;  on  n'y  reflechit  point  que  la  religion  des  traducteurs  etait  la 
meme  que  celle  du  livre  et  que  les  differences  sont  accidentelles  et  ne 
consistent  qu'en  ces  developjjements  et  oublis  accessoires  qu'amenent  ne- 
cessairement  le  cours  des  siecles  et  le  contact  des  hommes  et  des  peuples. 
Negligeant  ainsi  les  renseignements  precieux  que  la  tradition  fournit  ä 
l'exegese  comme  ä  la  critique  des  textes,  prenant  l'Avesta  pour  une  oeuvre 
originairement  parlaite  dont  il  est  appele  ä  relever  les  ruines,  plein  du 
reste,  d'une  confiance  absolue  en  ses  propres  idees  et  du  plus  profond 
mepris  pour  Celles  des  autres,  impatient  de  la  moindre  critique,  suivant 
uniquement  son  cherain  ä  lui,  M.  Geldner  ne  pouvait  nous  donner  qu'uue 
oeuvre  subjective  oü,  pres  de  quelques  conjectures  heureuses  —  qu'il 
prend  ä  tort  pour  des  faits  incontestables  — ,  nous  trouvons  des  explica- 
tiüus  philologiques  telles  que  Celles  de  jayäi  =  cayäi,  de  rena  =  rna  ou 
des  interpretations  du  genre  de  celles  de  dahtna,  de  yätem  (=  memoire), 
vä  (=  voir),  vyartha  (=  lieu,  demeure),  etc.  etc.  Certes  il  n'est  point 
d'Eraniste  qui  n'ait  du  lancer  quelque  Interpretation  au  basard ,  mais 
c'etait  dans  des  passages  obscurs  et  inevitables  d'une  traduction  com- 
plete  et  non  dans  des  morceaux  choisis  ä  loisir;  je  ne  peuse  pas  toute- 
fois  que  meme  dans  ces  cas  personiie  ait  ete  aussi  loin.  II  serait  difficile 
de  dire  quels  principes  suit  M.  Geldner.  Tantöt  il  rejette  les  analogies 
les  plus  incontestables  (Ex.  dahtna  =  dasma),  tantot  il  veut  imposer  les 
plus  incertaines  (Ex.  ^äro  =  carnian).  II  croit  avoir  justifie  un  scns  arbi- 
trairement  donne  en  l'appliquant  ä  differents  passages,  tant  bien  que  mal 
et  en  le  transformant  de  la  maniere  la  plus  impossible  (Ex.  dahma,  ra- 
fectra  etc.).  Nous  ne  parlerons  pas  de  ses  procedes,  ils  sont  ete  jugös 
partout.  M.  Geldner  comprendra  mamtenant  que  pour  traiter  ainsi  les 
autres  il  faut  etre  soi-meme  ä  l'abri  de  tout  reproche,  qu'en  tout  cas  il 
faut  toujours  etre  loyal. 

Tout  cela  est  tres  regrettable.  Car  s'il  cüt  ete  anime  d'un  autrel 
esprit  et  forme  ä  une  autre  ecole,  M.  Geldnor  eüt  fait  certainemont  une 
oeuvre  meilleure  et  plus  utile  ä  la  science. 

C.  de  Harlez. 

>)  Pour  toatos  cea  qaestioiu,  voir  mon  lim:  De  rez(gdse  et  de  1»  oorreotion 
de«  texte«  avestiques,   qui  vient  de  ptnitre. 


I 


V 
V 


1  X  "Tll  V  ^  xXVr/. 


n,  XX  V/. 


/X^  I  I  z  • 


_  I  if :  AA  o  t  ^  ^5:  >K     7^.^^:- 

y  ^  -  V    liiV-h  ^1=1  /,\  /vi^ 


^* 


/Y>  h    ^     B I-   B    I      r^T8^®t 

Druck  vE  Hubert  4  £. Haberer.  Sirassburg  Ve 


185 


Die  Stellung  des  Albanesischen  im   kreise   der  indo- 
germanischen sprachen. 

Es  ist  eine  weit  verbreitete  ansieht,  als  deren  hauptaus- 
druck  das  bekannte  buch  des  verstorbenen  Demetrio  C  a  m  a  r  d  a 
bezeichnet  werden  kann,  dass  das  Albanesische  in  einem  ganz 
besonders  nahen  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  zum  Grie- 
chischen stehe,  ja  wo  möglich  das  berühmte  „Pelasgisch"  selbst 
repraesentire ,  das  sich  manche  noch  heut  als  das  älteste  Grie- 
chisch vorzustellen  lieben.  Dass  diese  ansieht  irrig  ist,  kann 
im  vollen  umfange  erst  durch  eine  umfassende  grammatik  der 
albanesischen  mundarten  bewiesen  werden,  an  der  ich  arbeite. 
Vorläufig  mögen  die  folgenden  bemerkungen  über  die  lautver- 
tretung  genügen.  Ueber  meine  Umschreibung  des  Albanesischen 
sowie  über  manches  andere  hier  vorausgesetzte  gibt  das  in 
einiger  zeit  erscheinende  1.  heft  meiner  Albanesischen  Studien 
auskunft. 

Idg.  q  ist  alb.  k: 

kap  fasse :  lt.  capio,  got.  hafja. 

kal  stifte,  stelle  an:  ai.  kaläyämi,  lt.  celer,  gr.  yceXeico. 

kater  vier:  ai.  catvuras,  lt.  qtiattuor,  gr.  riaaaQsg  niv- 
raQsg,  asl.  cetyrije,  lit.  ketur). 

keU  böse,  schlecht:  gr.  -/.a/Mg^  lit.  kenkti  wehe  tun. 

krimp-hi^  krum  wurm:  ai.  krmt-,  lit.  k)rmis,  air.  cruim. 

krua  (stamm  krön-)  quelle:  gr.  y.Qrivrj,  xQOvrog. 

k'§  welcher:  ai.  ka-,  gr.  xo-,  no-,  lt.  qiio-^  got.  hva-,  lit. 
ka-,  asl.  ko-, 

piek  brate,  backe:  ai.  pcic,  gr.  niooio,  Ttertcüv,  lt.  coquo, 
asl.  pekq. 

akul  eis:  lt.  aqiiilo  nordwind,  aquilns  dunkel,  gr.  axAi'g, 
lit.  dklas  blind,  apr.  aglo  regen. 

(Jak  blut:  lt.  sangiiis,  asl.  sokii^  saft,  lit.  sakas  (bei  Kur- 
schat nur  plur.  mkai)  harz. 

pifX- mache  bitter,  versalze:  gr.  urKQÖg^  \\i.pi^iktas  böse,  zornig. 

ndiek  verfolge,  vertreibe,  jage:  lit  tekü  lliesse,  laufe,  asl. 
tekü  lauf,  air.  techim  fliehe. 

Beiträge  z.  künde  d.  ig.  sprachen  VIII.  13 


186  G.  Meyer 

miehr§-a  kinn,  hart:  lit.  smakrä  kinn,  ai.  gmägru-  hart 
(K.Z.  25,  126) 

-h-  entspricht  in  kräh  schulter,  arm:  bulg.  krak  fuss,  serb. 
krak  schenke!,  lit.  kärka  Vorderbein  des  Schweines. 

vieh§r,  vier  Schwiegervater:  asl.  svekrü,  lit  sziszuras,  ai. 
gtdgura-^  gr.  eavqo^^  lt.  socer^  got.  svaihran-.    Vgl.  K.Z.  25,  126. 

Idg.  k  =  s: 

si-viet  in  diesem  jähre:  lit.  szis^  asl.  si  dieser,  gr.  xfti'og, 
lt.  -ce.     Fick,  Spracheinheit  121. 

v«5e  plur.  orte :  ai.  vig  vega,  zd.  vis  dorf,  gemeinde,  asl.  vtsi 
dorf,  lt.  t?^cws,  gr.  fouog. 

Idg.  sk  =  h: 
hie  schatten  :  ai.  chüya,  gr.  aytia. 
hen§,  hane  mond:  ai.  candrd-  mond.     Fick  1,  241. 
ha  esse:  ai.  khäd  essen,  zigeun.   cha.    Miklosich  Mund- 
arten U.8.W.  7,  59.     Vgl.  Fick  1,  237. 

hüdere  knoblauch;  gi\  a/.OQoöov.  Erweitert  slms huö§rür hurö§. 
ah  buche:  an.  askr  esche. 

^  Idg.    Q  =  g. 

gist  finger:  ai.  angustha-  daumen,  zig.  atigüM  gusto  finger. 
Miklosich  7,  9.     Kurd.  engüi  ingUt  Lerch  192. 

grua,  plur.  gra  frau:  gr.  yqavg. 

gur  fels,  stein:  ai.  giri-,  asl.  gora  berg,  lit.  glre  wald. 

l'ik-  gu  böse,  mager:  lit.  liga  krankheit,  gr.  oXiyog  wenig. 

miigul§  nebel:  asl.  migla,  lit.  miglä  nebel,  gr.  ouixlt].  Vgl. 
K.Z.  25,  116.  ' 

Idg.  g  =6. 

d§mp-hi  zahn:  ai.  jambha-  gebiss,  mund,  asl.  zc^  zahn, 
gr.  y6fxq)og  zahn,  pflock. 

öiiutp'  öand^r  bräutigam :  ai.  jamätar-,  zd.  zämätar  Schwie- 
gersohn. 

öe  erde:  zd.  zemä^  asl.  zemlja,  lit.  zeme^  gr.  yi]  öä  Ca. 
Griech.  Gramm.  178.    K.Z.  25,  146. 

di  ziege:  ai.  ajd-  bock,  zd.  azi-  ziege,  lit.  ozj/s  bock. 

hard--di  weiss:  ai.  Ihrajate^  zd.  haräzaiti  er  leuchtet 

l'i&(d)  binde:  lt.  ligan:  Das  lateinisclic  wort  sUmd  bis 
jetzt  isoliert. 


Die  Stellung  des  Albanesischen.  187 

zgte&(d)  lese  aus:  gr.  Xiyio,  lt.  lego. 

Idg.  qh  =  g. 

diek(g)  brenne:  ai.  ddhaii,  lit.  degü  brenne. 

steh-gu  eingang:  got.  staiga  steg,  steigan  steigen,  asl.  stig- 
nqti  kommen,  lit.  staigns  hastig,  gr.  areixio. 

g'endem  werde  gefunden:  gr.  x^^'^  x^^^^'^^'^i  It-  prehendo 
fasse,  lit.  jjasigendü  sehne  mich,  asl.  z^dati  begehren. 

Idg.  gh  =  d. 

dies  scheisse:  ai.  had,  zd.  zad,  gr.  x^^  X^^^- 

mad--6i  gross:  ai.  ;««/?-,  zd.  maz-  gross. 

vied-{ö)  stehle :  ai.  vah,  zd.  vaz^  lit.  vezü,  asl.  vezq^  lt.  vehOy 
gr.  oxog.     Grundbedeutung  wegfiihren. 

heröe  für  eröe  hode:  zd.  erezi-,  gr.  oqxi?  hode. 

d-  erscheint  für  idg.  gh-  in 

dimen  winter:  ai.  himä^  zd.  zimä,  asl.  zima^  lit.  zema 
gr.  x«^/'w>',  lt.  hiems. 

die  gestern:  ai.  hyäs^  gr.  x^sg^  lt.  Am,  got.  gistra-. 

Idg.  i  =  t. 

Her  spinne:  ai.  tarküs^  gr.  azQcniTog  spindel. 

ter  trockne:  ai.  ifsyati  er  dürstet,  gr.  rigaouai  werde 
trocken,  lt.  torreo  dörre,  got.  paursja  dürste. 

trem  schrecke:  gr.  tq€/u(o,  lt.  tremo^  lit  trimu  zittere. 

trim  tapfer,  mutig:  ai  tdruna-,  arm.  tharm  frisch,  jung. 
K.Z.  23,  19. 

ast  knochen:  ai.  äsihi-^  zd.  asti,  gr.  oaviov,  lt.  os. 

cd  vater:  lt.  atta,  gr.  aria,   got.  attan-,  asl.  ofici,    air.  ate. 

viet,  Vit  jähr:  gr.  /irog^  lt.  veins  alt,  asl.  vetüchü  alt,  ai. 
vatsd-  jähr. 

?«afe  nacht:  ai.  ndkü-y  lt.  nocti-,  gr.  vi'^,  lit.  naM)s,  asl. 
wo*ß,  got.  «rt/j^s. 

7JW€7  frage :  lt.  ^e^o  auch  in  geistiger  bedeutung  „verlangen". 
Sonst  fallen,  fliegen,  ai.  pcd,  gr.  Tvho/nai.  Curtius  Grund- 
züge 5  210. 

stuj),  stip  zerreibe,  zerstosse :  ai.  stumpati  er  stösst,  lt.  stup- 
rum,  gr.  tvtttco.    Fick  1,  248. 

det  meer:  gr.  Qirig? 

kat^r  vier:  s.  o. 

dant§r  bräutigam:  s.  o. 

13* 


188  G.  Meyer 

Idg.  dl)  =^6. 

öas§  ich  gab:  ai.  dddäti^  gr.  dida)^i,  lt.  dare^  asl.  c?am?, 
lit.  dümi. 

diet§  zehn:  ai.  dägan^  lt.  decem^  gr.  dfxa,  asl.  desp^tif  lit. 
dhzimtifi,  air.  deich,  got.  iaihun. 

l'od-{d)  ermüde:  got.  Za^a-,  an.  Zafr  träge,  faul,  lt.  ZassMs 
aus  *lad-to-. 

huder(^.  kiioblauch:  gr.  a%ÖQnöov.     S.  o. 

pierd^{d)  farze :  ai.  pdrdate,  gr.  Tteqdo),  lt.  /?ec?o,  lit.  p^rdzu, 
cech.  prdimy  ahd.  ^rs^w. 

(/^•m  rind:  gr.  ddi-iahg,  daf-idlrj,  air.  f?aw  ochs. 

'^M,  rf«  zwei:  ai.  dva-,  lt.  c?^^o,  gr.  ovo,  lit.  f/?i,  asl.  c??'ffl. 

dm  holz:  ai.  c?rw-,  gr.  dqvg,  got.  fnw. 

W^r.  <?Ä  =  d. 

di  ich  weiss:  ai.  dhl,  dhyä  denken.^  / 

dkk{f/)  brenne:  idg.  dhegh  s.  o. 

dal'  gehe  heraus,  sprosse,  entspringe:  gr.  d^dlXta  sprosse, 
blühe. 

deVe  schaf:  ai.  dhä  saugen,  gr.  d-fjad^ai,  d-^Xvg,  lt.  fdare, 
lett.  dels  söhn.     Grundbedeutung  „junges". 

bmd  überrede,  bringe  zum  geständniss:  ai.  bandh,  got.  6m- 
dan,  gr.  neid-o}. 

der§  thür:  got.  daiir,  lit.  dünjs  fores,  asl.  dvtri,  lt.  fores, 
gr.  ^r'^a. 

rf^^  meer:  Qhig?  s.  o. 

f'wr/,^  blütenkelch:  ai.  (Uidlias,  gr.  dv&og. 

Jdy.p  =  p. 

paa  nach:  lt.  j:>o,'j,  umbr.  jnif<,  lit.  pas-l-ui  später. 

l)ifrnd'(e  vorgestern,  ixirmhrdnui  morgen  abend,  pdifitciH  vor 
zwei  jähren :  ai.  pdrn-  entfernter,  früher,  pdvut  im  vorigen  jähre, 
parä-  weg,  ab,  fort,  gr.  Trapa,  lt.  per,  got.  fra- 

pavQ  erster,  vorderster:  ai.  pdra-  der  höchste,  beste,  iden- 
tisch mit  dem  vorhergehenden. 

piek  brate:  s.  o. 

piel  zeuge,  gebäre :  gr.  rcioXog,  lt.  j^^dlus,  got  fulan-, 

pifid  furze:  s.  <>. 

pelk-gu  pfützo:  it.  p(dfis^  gr.  TTjyAog,  ndknog '  Ttijlog  lies. 


Die  Stellung  des  Albanesischen.  189 

pi  trinke:  ai.  pä,  gr.  nu'vu)  nivw,   lt.  hiho  pötus,  asl.  püiy 
lit.  penas  milch. 

jnk  mache  bitter:  s.  o. 

puet  frage:  s.  o. 

p§r  für,  um,  über,  wegen,  gegen:  ai.  pari,  gr.Ttegl,  \t.per-, 
umbr.  per  für. 

ptak  alt:  gr.  TtaXaiog.    -ak  ist  suffix. 

pid^-61    weibliche  schäm:    lit.   pyzdä  pize   cunnus.     Mach 
Brückner  Lituslavische  Studien  1,  118  entlehnt  aus  poln.j/%fa. 

plest  floh:  cech.  plostice  wanze,  russ.  ploscica  dass. 

vrap  schneller  gang,  crapon  laufe:  lit.  virpiu  bebe,  zittere, 
wanke. 

g'arpen  schlänge :  ai.  sarpd-  schlänge,  lt.  serpens^  gr.  tQno) 
krieche. 

kap  fasse:  s.  o. 

riep  ziehe  aus,  beraube:  lt.  rapio. 

stup  zermalme:  s.  o. 

prui  brennende  kohlen,  glut :  ai.  prus  besprengen,  brennen, 
gr.  TtvQOog,  lt.  prüna  glühende  kohle  aus  *prusna,  lit.  prausiü 
wasche.    J.  Schmidt  Voc.  2,  272  ff. 
Idg.  bh  ==  h. 

hier,  hie  trage,  führe:    ai.  hhärati,    gr.  qpf'ßw,   lt.  fero,  got. 
bairan,  asl.  her-,  air.  her  im. 

bind  überrede:  s.  o. 

bir  söhn,  bil'§  tochter:  lt.  filius,  filia.    Zu  wz.  bhü. 

bij  hl,  keime:  ai.  bhü  werden,    gr.  qpt'w,  lt.  fu-,  asl.  bi/tij 
lit.  hüti  sein,  air.  bin  werde,  ahd.  bim  bin. 

hie  schlage:  asl.  hiti  schlagen.    IsoUert:  Miklosich  Ver- 
gleichende grammatik  1,  124. 

bar  gras,  kraut :  asl.  boru,  bürü  milii  genus,  serb.  ^r  fench, 
got.  barizeins  von  gerste  bereitet,  au.  harr  gerste,  It  far  speit. . 
Vgl.  Pictet  Les  origines  1,  335. 

bard^-dl  weiss:  s.  o. 

bä,  b§j  mache,  tue:  ai.  bhä  erscheine,  gr.  qiaivco,  asl.  oba- 
mti  deiTiyvvai,  ixcpaivuv.    Curtius  Grundzüge  296. 

beb^.  neugebornes  kind:  engl,  habe,  haby  kleines  kind.  Mül- 
ler Etymologisches  Wörterbuch  der  englischen  SiOBche  1,  39. 

ha^Q  Saubohne:  asl.  bobu,  apr.  boJ)o,  lt.  faha.    -^f  scheint 
verkleinernd. 

b'dy  bai^  aufaug,  stirn:  ai.  bhäla-  stirn. 


190  G.  Meyer 

d§mp-bi  zahn:  s.  o. 
el'p-hi  gerste:  gr.  aAqpt. 
mbi  auf,  über,  an:  ai.  abhi. 

Idg,  m  =  m. 

mat,  mos  messen:  ai.  wä,  gr.  /.utqov,  lt.  metiot\  lit.  nia- 
tü'ti  messen. 

mot  jähr:  Kt.  metas  zeit,  jähr;  in  den  pamirdialekten  meth, 
math  tag,  Tom a sehe k  17, 

miel'  melke:  gr.  a/neXyio,  lt.  mulgeo,  lit.  melzu,  asl.  mlüzq, 
ahd.  milchu,  air.  blkjim. 

mialt§  honig :  gr.  /^sAt,  lt.  md,  got.  >w«7?^,  air*  mü. 

müaj^  bestimmt  moi  monat:  ai.  mos,  gr.  (.i^v,  lt.  mensis, 
got.  mena,  lit.  menü,  asl.  mesqct,  air.  m/. 

w/«  fleisch :  ai.  mäsa-,  lit.  ?W€"sd,  apr.  mensa,  mensOy  asl.  m«jso, 
got.  mimza-  fleisch. 

wgm^  mutter:  lt.  matnma,  gr.  jud^iiitr]. 

wo^r^  Schwester :  ai.  mätdr-,  gr.  iurjzrjQ,  Itmäter,  ahd.  »/j?<o- 
<ar,  asl.  wa^?',  air.  mathir  mutter,  lit.  motizy  moterä  weih,  ehefrau, 

mi  maus:    ai.  ?wmä-,   gr.  /«~e,    lt.  müs,  asl.  wt/sl,  ahd.  7«i(s. 

imz§  fliege:  lt.  miisca,  gr.  f^tv7a,  lit.  wn<se,  asl.  mucha^  an. 
wy.  -^f  ist  deminutiv. 

mos  nicht,  beim  imperativ:  ai.  mä,  gr.  /n/j.  -s  ist  s§  s 
nicht,  wie  in  os  auch  nicht,  as-as  weder  —  noch,  das  mit  aoder 
zusammengesetzt  ist. 

miegulQ  nebel:  s.  o. 

miel  mehl:  lt.  molo,  gr.  (xvXr],  got.  malan,  ahd.  meto  mehl, 
asl.  meljfi,  lit.  wa/«,  air.  melim. 

krimp-bi  wurm:  s.  o. 

emfn  name:  asl.  ?'m^,  apr.  einnes,  air.  ainm,  arm.  anwan-, 
grundform  amnan-  K.Z.  23,  267.  gr.  ovo/na,  got.  »iamö,  lt.  «ö- 
men,  ai.  näman-. 

pn§  mutter:  an.  amma  grossmutter,  ahd.  amma  mutter, 
span.  port.  ama  u.  s.  w.     Diez  Wörterbuch  2,  94. 

mar  nehme,  erhalte,  fasse:  ai.  mrcdti  fasst,  gr.  ß()ax6lv, 
(ÄaQTtrw,  lt.  merx  waare.     Fick  1,  720. 

Id</.  n  =  n. 
natQ  nacht:  s.  o. 
tiiSr,  nierl  mann :  ai.  war-,  gr.  av»/^,  ital.  ner-^  air.  nert  kraft. 


Die  Stellung  des  Albanesischen.  191 

ne  wir:  ai.  «äw,  lt.  «ös,  gr.  vwi,  asl.  na-,  air.  ni. 
n§n§,  nane  mutter :  ai.  tiana    mutter,  gr.  vdwa,  vivva  tante, 
grossmutter,  lt.  nonna  ainme. 

Idg.  r  =  r. 
vier,  var  hänge:  lit.  sverjü  wäge,  scäras  pfund,  wage. 
ari  bär:  ai.  fksa-,  gr.  agy.Tog. 
vare  wunde:  ai.  wand-  wunde,  riss. 

vieher,  vrap,  hier,  hard-,  (/rua,  garpen,  dere,  krua,  krimp, 
motr§,  heröe,  nier,  para-,  pierd-,  Her,  ter,  trem,  prus,  bar,  riep  s.  o. 

Idy.  und  europ.  l  =  l. 

hol,  bah  anfang,  stirn:  ai.  bhäkc  -  stirn. 

id'k,  uik  wolf:  lit.  vilkas,  asl.  vluku,  got.  vulfs,  gr.  XvKog, 
ai.  vrka-. 

viel'  herbsten:  lit.  val^ti  ernten. 

viel  speien:  ahd.  tvnllön,  ivillön  erbrechen  haben,  zu  lt. 
volvo  usw.  Curtius  Grundzüge  358. 

ide,  HÖe  Strasse:  asl.  tdi^a  platea,  serb.  idiea  gasse,  hof, 
liur,  gr.  avhj  hof. 

vol  wille:  lt.  volOy  asl.  voliti  wollen,  volja  wille,  got.  viljan 
wollen. 

Ittp  lecke  wasser:  gi*.  Xd-ntM,  lt.  Inmbo^  ahd.  laffan  lecken. 

el'p,  kal,  l'i^,  mieV,  mialt§,  plest^  piel,  pelk,  miegul,  akut, 
l'oif-,  l'ik,  miel  s.  o. 

Idg.  s  V)  =  s. 

ast  knochen:  s.  o. 

ves  ankleiden:  ai.  ms,  lt.  ves-,  gr.  J'ea-,  got.  gavasjan. 

ve^  ohr:  zd.  gaokt,  ap.  gausa,  arm.  -//m/ä' u.s.w.  K.Z.  23, 16. 
Tomas chek  Pamirdialekte  50. 

mis  fleisch:  s.  o. 

prus  glühende  kohlen:  s.  o. 

§trij,  strcm  breite  aus:  ai.  sfrnomi,  lt.  steruo,  gr.  afOQW^i 
GtQi6vvi/.u,  asl.  streti,  got.  stranjan.  stron  ist  vielleicht  aus  ngr. 
axQiivo)  entlehnt. 

siiip  zermalme:  s.  o. 
Idg.  s  2)  =  s. 

nuse  braut  =  *  nusjä:  ai.  snusä,  gr.  wog,  lt.  nünis,  asL 
snucha,  ahd.  snur  Schwiegertochter. 

pas  nach:  s.  o. 


192  G.  Meyer 

Idg.  s-  =  (j: 

g'ak  blut:  s.  o. 

(j'alQ  lebendig:  lt.  salvus. 
.  g'arp§n  schlänge :  s.  o. 

g'a^tg  sechs :  lt.  sex  u.  s.  w. 

g'um  schlaf:  ai.  svdpna-,  gr.  vrcvog,  lt.  sotnnus,  an.  svefn, 
asl.  siinü  (aus  *süpnü),  lit.  säpnas  traum^  air.  suan.  Die  alba- 
nesische  form  geht  wie  die  griechische  und  slavische  auf  *  supno- 
zurück. 

g'i,  best,  g'iri  aus  g'ini  busen:  lt.  sinus. 

galp  butter:  got.  salbon,  ags.  sealf  saXhe,  also  vorgerm.  sa/p, 
gr.  e'Xrtog'  slainv,  azeaQ;  e'Xq)og  '  ßovTVQOv.  Hes. ;  ai.  sarpis- gQ- 
klärte  butter.    K.Z.  22,  316. 

g\m§s  halb:  ai.  sämi-,  gr.  ^jUt-,  lt.  semi-,  ahd.  samt-. 

Idg.  SV-  =  t?-. 
r/er,  far  hänge:  s.  o. 
vieh§r  Schwiegervater:  s.  o. 
vet§  selbst:  ai.  sva-  u.  s.  w.     Curtius  Grundzüge  393. 

Idg.  V  —  V. 
vang  feige,  radkranz:  lit.  vlngis  bogen,  krümmung,  gr.  /oy- 
vvfu.    Fick  1,  205.    Dazu  auch  v^-ng§r§  schielend. 
vär§,  vied-^  ves,  viel,  vol,  vrap,  viel',  viel  s.  o, 

Idg.  j  =  j. 
ju  ihr:  ai.  /«-,  got.  lit.  j?<-,  gr.  v/uslg. 

•  Idg.  e  =  e,  ie. 

S.  0.  vier  ==  lit.  sverjit,  vieO-  =  lit.  vezi(,  vieh§r  =  asl 
svekrü,  ves  =  /ea,  viet  =  fhog^  diei§  =  deyia,  dih  =  x^?*^» 
di^  =  xd^eg,  diek  =  lit.  degti,  em§n  =  lituslav.  *emen-^  inieV  = 
aiitsXyto,  ni^r  =  aviq-,  piek  =  asl.  /Je^'^jp,  pieri^  —  rtiqöio, 
trem  =  lt.  tremo. 

Idg.  o  =  a. 
S.  0.  a5^  =  oareov,   lt.  os;   wa^f  =  lt.   nodi-,    lit.   «uA:/«; 
/)as  «=»  lt.  //o.-J,  lit.  j)a.s;  a/t  ==  an.  askr,  dazu  gr.  o|t/iy. 

Idg.  a  z=  a. 
S.  0.  o/;  arif  para-,  akul. 


Die  Stellung  des  Albanesischen.  193 

Idg.  e  =  0. 

mot  jähr:  lit.  mMas. 

mo-i  monat:  europ.  mens-. 

pl'ot  voll:  europ.  ple,  lt.  ^pletus. 

l'ot  thräne :  lt.  f. Uns,  flere. 

l'od-(d)  ermüde:  got.  letan,  lit.  Uidmi,  lt.  lassus.    Schmidt 
Vocalismus  2,  496. 

so^ heute:  gr.  arjreg,  ij  urgriechisch;  Griechische  gramm.  231. 

mos  nicht:  /tijy  allgemein  griechisch^  Gramm.  44. 

dudj,  bestimmt  do-i,  garbe:  europ,  de  binden. 

Man  vergleiche  die  lehnwörter    )nole  apfei  =  it.    melo, 
duaj  ==  deheo. 

Idg.  ö  =  e. 
tet§  acht:  te-  ist  {ok)tö,  te  ist  suffix. 
ne  neve  wir:  lt.  nös,  gr.  viol. 

Man  vergleiche  die  lehnwörter  peme  =  pomum,  ter 
sicilisch  stier  =  it.  toro,  nder  =  honorem,  fnie/-  —  ümoreni, 
termek  =  terrae  motus. 

Idg.  ä  =  0. 
motr§  Schwester :  ai.  mätär-,  lt.  mäter  u.  s.  w.,  s.  o. 

Idg.  i  =  i. 
vise  orte:  ai.  inr-  u.  s.  w.;  s.  o. 
l'ik:  lit.  liga,  gr.  oliyoi;,  s.  o. 
pl  trinke:  idg.  ^jL 

Idg.  u  1)  —  u. 
jti  ihr:  ai.  ju-,  got.  lit.  ju,  gr.  v-. 
prm  glühende  kohle:  wz.  prus,  s.  o. 
nnse  braut:  ai.  snusd  usw.,  s.  o. 

2)  =  u. 

stuj)  zermalme:  wz.  stup,  s.  o. 

3)  =  i. 

bij,  Jii  keime:  wz.  hhn,  s.  o. 

nü  maus:  idg.  müs-,  s.  o. 

mize  fliege:  gr.  f.ivia,  lit.  muse  u.  s.  w.,  s.  o. 

Die  vorangehenden  Zusammenstellungen  machen  in  keiner 
beziehung  auf  Vollständigkeit  anspruch ;   ich  habe  das  mir  am 


194  G.  Meyer 

sichersten  erscheinende  aus  einem  grösseren  materiale  ausge- 
wählt, trotzdem  gehört  zu  der  einen  oder  andern  combination 
vielleicht  ein  fragezeichen.  Nur  die  einigermassen  regelmässige 
lautvertretung  ist  berücksichtigt;  dabei  ist  besonders  der  vocalis- 
mus  zu  kurz  gekommen,  der  im  Albanesischen  ein  sehr  buntes 
bild  bietet,  das  ich  hier  nicht  weiter  vorführen  durfte.  Das 
folgende  ergibt  sich  auch  aus  dem  geringen  materiale,  das  ich 
mitgeteilt;  mit  Sicherheit. 

1)  Das  Albauesische  gehört  zu  der  sogenannten  europäischen 
gruppe  der  indogermanischen  sprachen,  denn  es  participiert  an 
dem  den  europäischen  gliedern  gemeinsamen  e  und  l. 

2)  Das  Albauesische  weicht  vom  Griechischen  ab 

a)  in  der  behandlung  der  idg.  aspiraten  «//?,  dh,  hh,  die 
nicht;  wie  im  Griechischen  und  Italischen;  zu  harten  aspiraten 
geworden  sind;  sondern,  wie  im  Slavolettischen,  Germanischen 
und  Keltischen;  zu  medien  {(j,  ö,  d,  b). 

b)  Die  beiden  ^•-reihen  sind  im  Albanesischen  geschieden; 
und  zwar  erscheint  die  eine  als  k,  rj,  die  andere  als  .s',  d.  Im 
Griechischen  sind  nur  reste  der  alten  Scheidung  erhalten.  Griech. 
grammatik  169  ff. 

c)  Die  anlautenden  Spiranten  v,  j  und  .*?  sind  nicht;  wie 
im  Griechischen,  geschwunden;  sondern  v-  und  j-  intact  geblie- 
ben; s-  in  eigentümlicher  weise  entwickelt. 

d)  Das  griechische  (und  lateinische)  o  erscheint  im  Al- 
banesischen; wie  im  Germanischen  und  Litauischen,  als  a. 

3)  Aus  dem  gesagten  geht  zugleich  hervor,  dass  das  Albaue- 
sische an  die  nordeuropäischen  sprachen  einen  engeren  anschluss 
zeigt  als  an  die  südlichen.  Die  behandlung  der  aspiraten,  das 
a  stimmt  zu  jenen,  die  behandlung  der  A- reihen  speciell  zum 
Slavolettischen,  nur  dass  bei  der  media  ein  interdentaler  statt 
eines  alveolaren  reibelautes  erscheint.  Auch  der  Wortschatz 
zeigt  mit  dem  Nordeuropäischen  eine  anzahl  specieller  berüh- 
rungen.  Man  vgl.  krimp  wurm,  lit.  kh'mis  (nur  noch  arisch 
und  keltisch);  diek,  lit.  degh  brenne;  <jur  fels,  sl.  gora ;  bie 
schlagen,  asl.  hiti /p)^  li^.l7]^»<^L piTnwt  jnot  jähr,  lit.  inäas\ 
miekr§  kinn,  lit.  smäkm;  »»J5  fleisch,  lit.  mesä,  got.  mimza- 
(sonst  nur  arisch);  ah  buchC;  an.  </.sAv esche ;  eniiU  name,  litusl. 
einen-;  vier  hänge,  lit.  .sh*<^/it  tTläaj^  viel'  herbsten,  lit.  valj/ti; 
U'etf^  biene,  lit.  bit)s,  fem  bite^^tt  üiTe.  Das  lateinische  parti- 
cipiert an  diesen  albanesisch-nordeuropäischen  herühruugeu  z.  b. 


Die  Stellung  des  Albanesischen.  195 

in  kap  fasse,  got  hafja,  lt.  capio ;  g'ak  blut;  lt.  samjuis,  asl. 
sokü;  Z'ö^  ermüde,  an. /a^r,  M.lassiis;  bar  gras,  ki-aut,  asl.  6o/-m, 
an.  barr,  lt.  far;  ba^§  saubohne,  asl.  bobü,  lat.  faba.  Speciell 
albanesisch  -  lateinisch  erscheint  bir  söhn,  lt.  filim;  l'ot  thräne, 
Itflere.  Allerdings  zeigen  sich  auch  einige  speciell  albanesisch- 
griechische  eutsprechungen,  wie  auch  albanesisch-arische.  Mehr 
als  anderswo  ist  der  Wortschatz  im  Albanesischen  ein  trügerisches 
mittel  um  speciellere  familienähnlichkeit  zu  constatieren,  da  er 
in  der  stärksten  weise  durch  entlehnungen  alteriert  worden  ist. 
Graz.  Gustav  Meyer. 


Spuren  einer  älteren  Rigvedarecension. 

Zu  den  gesichtspunkten ,  welche  bisher  für  die  kritik  der 
vedi sehen  texte  aufgestellt  worden  sind,  glaube  ich  einen  wei- 
teren fügen  zu  können,  welcher  zwar  nicht  für  alle  lieder, 
deren  bestand  kritisch  antastbar  ist,  gilt,  welcher  dadurch  aber 
an  bedeutung  gewinnt,  dass  er  auf  dem  gebiet  der  indischen 
Überlieferung  selbst  zu  finden  ist.  Es  ist  bekannt,  dass  neben 
den  übrigen  zweigen  brahmanischer  Wissenschaft  unabhängig 
sich  eine  auf  die  opfertechnik  bezügliche  tradition  entwickelte 
und  die  mehrzahl  der  vedischen  heder  in  dem  ritus  eine  stelle 
hatte.  Dass  die  recension,  in  welcher  dieselben  dort  verwendet 
wurden,  in  allen  stücken  derjenigen  entsprach,  welche  in  der 
uns  vorUegenden  samhitä  enthalten  ist,  zu  dieser  annähme  haben 
wir  (auch  wenn  wir  von  dem  schulenunterschiede  absehen)  keine 
äussere  oder  innere  berechtigung ;  im  gegenteil  werden  wir  an 
eine  Verschiedenheit  beider  deshalb  glauben  dürfen,  weil  die 
samhitä  wegen  mancher  sehr  wenig  ritueller  bestandteile  ge- 
wiss nicht  redigirt  worden  ist  auf  grund  des  bei  den  opfern 
verwendeten  liedermaterials,  andererseits  aber  die  bei  den  opfern 
vorkommenden  hymnen  nicht  erst  der  redaction  in  die  samhitä's 
bedurften,  um  in  den  ritus  eingefügt  zu  werden. 

Wenn  wir  also  annehmen  dürfen,  dass  neben  der  Über- 
lieferung, welche  den  vedischen  liederschatz  von  mund  zu  mund 
fortpflanzte ,  vor  seiner  codificirung  selbständig  eine  zweite  her- 
ging, welche  der  opfertradition  ihre  begründung  und  erhaltung 
verdankte,  so  werden  wir  doch  auf  der  anderen  seite  nicht  leugnen 
können,  dass  nach  der  feststellung  eines  vedischen  textus  re- 
ceptus  dieser  selbige  vermöge  seiner  kanonischen  giltigkeit  über- 


196  A.  Hillebrandt 

all  innerhalb  der  schule  zur  geltung  kam  und  auch  eine  etwas 
verschieden  geartete  Überlieferung  beim  opfer  verdrängte.  Welcher 
art  die  vermutungsweise  aufgestellte  letztere  gewesen  sein  könnte, 
darüber  fehlen  uns  alle  angaben,  da  die  bücher,  welche  uns 
über  die  opfertechnik  systematisch  belehren,  sich  in  ihren  citaten 
ganz  an  den  textus  receptus  ihrer  schule  anschliessen  und  wir 
daraus  folgern  dürfen,  dass  zu  ihrer  zeit  schon  der  unterschied 
beider  recensionen  im  allgemeinen  im  schwinden  oder  gar  schon 
geschwunden  war.  Aber  ich  glaube  doch  noch  einige  spuren 
eines  anderen  früheren  zustandes  aus  einigen  angaben  nach- 
weisen zu  können,  welche  in  einem  der  ^rautasütren ,  dem  des 
Qlänkhäyana,  enthalten  sind.  "Wie  sich  aus  einigen  zerstreuten  bemer- 
kungen  dieses  Schriftstellers  nämlich  ergibt,  werden  einige  hymnen 
beim  opfer  in  geringerem  umfange  als  dem,  welchen  sie  in  der 
samhitä  haben,  hergesagt  und  wiederholt  grade  mit  auslas- 
sung  solcher  verse,  welche  auch  durch  andre  kriterien  als  ver- 
dächtig erkannt  werden.  Rituelle  gründe  habe  ich  für  ein  sol- 
ches verfahren  nicht  auffinden  können,  weshalb  ich  glaube 
annehmen  zu  müssen,  dass  in  diesen  fällen  die  opferpraxis  die 
hymne  noch  in  ursprünglicherer  gestalt  kannte,  ohne  diesen 
oder  jenen  zusatz,  mit  welchem  die  thätigkeit  der  diaskeuasten 
sie  in  der  samhitä  bereichert  hatte,  und  dass  Qäiikhayana,  der 
den  canonischen  text  seiner  schule  vor  äugen  oder  im  köpfe 
hatte,  dem  althergebrachten  unterschied  entsprechend,  die 
„auslassung"  des  einen  oder  anderen  verses  vorschrieb.  Ein  bei- 
spiel  dieser  art  findet  sich  Qänkh.  9,  8,  1  fi".  i)  ^äiikhäyana  ordnet 
dort  die  auslassung  des  9.  und  15.  verses  der  hymne  tyayn  su 
mesam  (1,52),  ferner  die  Umstellung  des  13.  und  14.  an,  von 
denen  der  erstere  als  paridhänTyä  oder  schlusvers  der  recitation 
bezeichnet  wird. 

Prüfen  wir  die  verse  selbst,  so  zeigt  sich  zunächst,  dass 
der  auszuscheidende  15.  vers  im  tristubh-metrum  gedichtet  ist, 
während  alle  anderen,  den  13.  ausgenommen,  das  jagatimetrum 
enthalten,  er  also  das  kennzeichen  an  sich  trägt,  welches  man 
bisher  immer  gegen  die  Zugehörigkeit  eines  verses  zu  einer  hymne 


')  1.  pra  va  indräya  mädanam  (RV.  7,  31,  1 — 3)  jyra  kritäniti  (8,32, 
1 — 3)  {stotrii/ätiurüpau)  maiträvarunasya  3.  tyam  su  mesam  (1,62)  itijäga- 
taaya  navamim  cottamäm  coddhritya  caturdafim  pürväm  rastvä  trayodafyä 
paridhäya  pätä  sutam  indro  astu  somam  Hanta  vfitram  (6,44,16)  iti  yqjati. 


Spuren  einer  älteren  Rigvedarecension.  197 

geltend  gemacht  hat.  Anders  ist  es  freilich  mit  dem,  gleiches 
versmass  wie  die  hymne  zeigenden  9.  verse,  den  ich  zugleich 
mit  dem  10.  hierhersetze: 

9.  brihat  svag  candram  amavad  yad  ukthyam 
akrintata  hhiyasä  rohanam  divahj 
yan  manusapradhanä  indrani  ütayah 
svar  nrisäco  maruto  amadann  anuji 
10.  dyaug  cid  asya  amavän  dheh  svanäd 
ayoyavld  hhiyasä  vajra  indra  fej 
vritra^ya  yad  badbadhänasya  rodasi 
made  sutasya  gavasäbhinac  chirahjj 
Abgesehen    von    dem  vorkommen    der  werte   amavad  und 
bhiyasä  in  den  pada's  a)  u.  b)   welches  möglicherweise  die  ein- 
schiebung  veranlasst  haben  könnte,  und  dem,  wie  mir  scheinen 
will,  im   verhältniss    zu  v.  10  (und   auch   den   übrigen   versen) 
schwerfälligen  stil  des  9.  verses,   wirkt  bei   ihm  noch  der  um- 
stand befremdend,  dass  derselbe  an  Indra  und  die  Manits  ge- 
richtet ist  und  hierin  allein  mit  dem  bereits  anstössigen  15.  verse 
zusammentrifft.     Wie    der    commentar    angibt i) ,   werden    diese 
beiden  verse  zwar  nicht  weggelassen  bei  dem  MarutvatlyaQastra, 
womit  die  stelle  Qänkh.  ^r.  s.  11,  13,  20  2)  gemeint  zu  sein  scheint; 
indess  führt  diese  erwähnung  nur  auf  den  mutmasslichen  grund 
ihrer    einschiebung.     Die  hymnen    kayä    cubha    (1,    165)    und 
janistha  ttgrah  (10,  73)  sind  deutlich  an  Indra  und  die  Maruts 
zugleich  gerichtet,   während   unsre  hymne,    wenn  wir  von  den 
beiden  fraglichen  versen  absehen,  sich  allein  an  Indra  wendet; 
es  scheint  also,  dass  der  versuch  sie  den  beiden  erstgenannten 

')  — nanu  caturdacim  pürväm  castvä  trayodacyä  paridhäyetyukte  siddha 
evottamäyä  uddhärah  /  kirn  vacanena  ucyate  j  anurüpäd  ananiaräny  aindrUni 
jägatänlti  vacanät  airäpy  asya  viniyujyamänasya  samäna  uddhärah  katham  nänia 
syäd  iti  vacanam  /  ihaiva  vyutkramacansanam  /  tristubbhih  paridadhätiti 
vacanät  /  navamim  cottamäm  ceii  do'c  cacabdät  /  marutvatiye  punar  anud- 
dhäro  I  navumyuttame   marutcatyau    ihn  (?)  *)    tatprasädäd    eväsya    läbhät. 

*)  kayä  cubhä  (1,165)  tyam  sti  mesam  (1,52)  fanisthä  ugra  (10,73)  iti 
marutvatiyam. 

Comm.  kayä  cubhä  savayasah  sanilä  iti  marutvatiyam  /  tyam  sume- 
aam  mahayä  svarvidam  iti  cruteh  /  janiathä  ugrah  sahase  turäyety  etasmihs 
traistubhe  nividam  dadhätUi  cruteh  jtä  vä  ubhayyas  trist'tbjagatyah  casyanta 
iti  ^utatcät. 

*)  ?  .  M.  Müller's  msc. :  indra. 


198  A.  Hillebrandt 

hymnen  dort  ebenbürtig  zu  machen  die  einfügung  zweier,  vielleicht 
unbestimmt  umherschwimmender  verse  veranlasst  hat. 

Es  bleibt  die  Umstellung  von  v.  13  und  14  zu  besprechen. 
Vers  13  ist  in  anderem  metrum  gedichtet  und  schon  darum 
wieder  anfechtbar.  Zu  seiner  ausmerzung  liegt  aber  noch  eine 
weitere  berechtigung  in  seiner  Verwendung  als  paridhänTyä, 
oder  schlussvers,  an  dieser  stelle.  Solche  verse  gehören  nicht 
notwendig  der  vorausgehenden  hymne  ^)  an,  sie  stehen  vielmehr 
für  sich  und  werden  auch  mit  einem  besonderen  „anruf"  (ähäva) 
eingeleitet  2) ,  so  dass  wir  also  einen  doppelten  titel  haben, 
diesen  vers  der  hymne  abzusprechen  und,  dem  vorgange  der 
hier  älteren  opferrecension  folgend,   an  das  ende  zu  verweisen. 

Ein  anderer  beleg  für  meine  hypothese  ist  Qärikh.  10,  11, 
8  zu  finden  3).  Hier  wird  unter  den  beim  vaiQvadeva9astra  des 
8.  dväda^ähatages  zu  recitirenden  hymnen  RV.  8,  28  hergesagt 
und  zwar  „upotta m ä m  u d d h rity a ",  mit  auslassung  des 
vorletzten  verses.  Dieser  vorletzte  (4.)  vers  ist  aber  im  puraüs- 
nihmetrum  gedichtet,  alle  anderen  vier  dagegen  im  gäya- 
trTmetrum,  wir  würden  ihn  also  auch  nach  den  bisher  bekannten 
principien  ausscheiden. 

Als  weitere  beispiele,  in  denen  nicht  unwichtig  ist,  dass  die 
ausschliessung  gerade  die  letzten  verse  der  hymne  betrifft,  können 
erwähnt  werden: 

Qänkh.  9,  9,3  (=  Aqv.  6,  4,  10)  vartrahatyäya  gavasa 
(3,  37)  iti  vottamäni  (v.  11)  uddhritya  (ukthamiikham  hrälima- 
nacchansinah) ;    der  letzte  (11.)  vers  anustubh,  v.  1— lOgäyatrT; 

ib.  9,  14,  3 :  ajätagatrum  (5,  34)  iti  jägatasyottamäm  (v.  9) 
uddhritya.    Vers  1 — 8  jagatl;  v.  9  tristubh; 

ib.  9,  20,  21 :  ud  u  tyam  jätavedasam  (1,  50)  iti  nava. 
1,  50,  1 — 9:  gäyatri;     10 — 12  anustubh; 

ib.  11,  9,  1:  sakhäyali  sam  vah  samyancam  (b,l)  ityäjyam 

')  S.  z.  b.  Qänkh.  9,  14,  1  t'Jatn  vasosiäain  indrehimatsify  (1,9)  acchävä- 
kmya  2.  cesah  (1,  9,  4 — 10)  süktasijokthamukham  3.  ajäta^utritm  (5,  34) 
t'^t  jägatasynttamüm  tiddhrityod  yat  saha  (5,  31,  3)  iti  paridhäyedam  te 
pätram  mnavittam  indreti  yajati.  ib.  9,  17,  3:  imäm  U  dhiyam  (1,  102) 
iti  jäyatasyottamäm  (11)  nddhfitya  Utd  asyedam  (1,  103,  ö)  pacyaMi  pari- 
dfiäya  pro  droiia  (6,  37,  2)  iti  yajati.  *)  ^liTkh.  ^r.  8.  9,  6,  17:  stotriye 
cähüvo  nivide  paridhäniyäyai  ca.  ')  8.  ayitir  uktha  (8,  27)  iti  prabhrili 
patica  manoh  süktäni.  ye  triiifatUy  (8,  28)  upottamüm  (v.  4)  uddhritya 
na  hi  vo  atty  arbhaka  (8,  30,  1)  ity  ekä  u.  s.  w. 


Spuren  einer  älteren  Rigvedarecension.  199 

sasfhasija  sarvatrottamäm  {11)  parihäpija.  V.  1— lOanustubh; 
V.  11  pankti; 

ib.  11,  8,  1  agna  ojistham  (5,  10)  ify  äjtjam  pancamasi/a 
sarvatrottamäm  (7.)  parihapya.  v.  1 — 3.  5.  6.  anustubh;  v.  4.7 
pankti.  Q.  schreibt  in  dieser  hymne,  die  im  folgenden  beispiel 
noch  einmal  wiederkehrt,  nur  die  auslassung  des  7,,  nicht  aber 
des  4.  vor,  obwohl  man  seines  abweichenden  metrums  wegen 
denselben  für  ein  späteres  einschiebsei  halten  sollte.  Wir  können 
daher  annehmen,  dass  er  entweder  schon  in  der  (gewiss  schon 
von  manchen  fremdartigen  elementen  durchsetzten)  opferrecen- 
sion  der  hymne  sich  vorfand,  oder  aber,  dass  er  der  Qäükhäyanä 
Qäkhä  überhaupt  fremd  war,  so  dass  Q.  seine  beseitigung  nicht 
erst  besonders  zu  erwähnen  brauchte  i); 

ib.  11,  11;  7,  a  yajnair  (5,  17)  hrihad  vayo  (5,  16)  ^gna 
ojistham  (5,  10)  ity  äjyäni  sarvatrottamäh  (v.  5  resp.  7)  parihapya. 
5,  16  und  17  v.  1 — 4  anustubh;  v.  5  pankti.  5,  10  ist  bereits 
besprochen  2). 

Tritt  in  fast  allen  hier  erwähnten  fällen  das  metrum  für 
meine  ansieht,  dass  diese  angaben  Qänkhäyana's  auf  eine  ältere, 
durch  den  opferdienst  erhaltene  Vedarecension  zurückführen, 
ein,  so  werden  wir  auch  dort,  wo  ein  solcher  prüfstein  fehlt, 
den  Vorschriften  dieses  buches  für  die  ved.  textkritik  höheren 
wert  beilegen  müssen,  sofern  sie  nicht  durch  rein  rituelle  gründe 
veranlasst  sind  3).     Ein  interessantes  beispiel  dieser  art  finde  ich 

^)  Das  letztere  erscheint  mir  das  wahrscheinlichere.  *)  Es  scheint 
gewiss,  dass  solche  absonderungen  im  Zusammenhang  mit  allgemeineren 
vermutlich  älteren  Vorschriften  über  ausschliesslichen  gebrauch  v  on  anustubh- 
resp.  tristubhversen  stehen.  ħv.  4,  13,  7  heisst  es  z.  b.  unter  anderem : 
hrihad  vaya  iti  dacänäm  (RV.  5,  16  —  25)  caturthanavavie  (5,  19  u.  24) 
uddhared  uttamämuttarnäm  cäditas  trayänäm  (5,  16,  5  .  5,  17,  5  .  5,  10,  7) 
ity  ümtstubham.  Solche  Vorschriften,  ins  praktische  übersetzt  und  mit 
bezug  auf  eine  sainhitä  specificiert,  haben  dann  die  ausscheidung  aller 
der  fremdartigen  demente  zur  folge,  welche  zwar,  wie  ich  glaube,  in  der 
samhitä,  nicht  aber  in  der  opferrecens.  enthalten  waren.  Der  comm.  be- 
merkt zu  dem  sütra  ganz  allgemein:  atra  vicchandasäm  videvatänäm  cod- 
dhäro  vidhlyate  /  anustupsu  pahktinäm  vichandastväd  uddhära  näbhlstah. 
*)  Dahin  rechne  ich  die  fülle,  in  denen  die  weglassung  eines  verses,  einer 
hymne,  die  einschiebung  einer  andern  durch  einführung  anderer  gott- 
heiten  und  ähnlicher  abänderungen  des  ursprüngl.  opfers  erfordert  wird. 
Z.  b.  11,  14,  25:  endra  yähi  haribhir  iti  paticadacoddhritya  sävyasüktam 
[camati.  Comm.  sacyena  dristam  sävyam  f  abhi  tyam  mesam  ity  etad 
uddhfityendra  yähi  h.  iti  paticadafa  cafiset)  Qänkh.  14,  51,  9 :  jtra  devatrety 


200  .  A.  Hillebrandt 

Qänkh.  5,  9,  17  (meiner  Zählung,  nach  dem  comm.  21),  wo  nach 
dem  sütra:  aijam  vena  (10,  123)  iti  süktam  näke  suparnam 
ityuddhritya  ^)  in  dem  aus  8  versen  bestehenden  sükta :  ayam 
venas  der  6.  vers:  tiäke  suparnam  wegbleibt.  Derselbe  wird 
später,  bei  anderer  gelegenheit  (Qäilkh.  5,  10,  15),  für  sich 
allein  citirt,  findet  sich  auch  vereinsamt  Taitt.  Brähm.  2,  5,  8, 
5  und  in  ganz  anderer  Umgebung  Ath.  V.  18,  3,  6G,  wodurch 
zum  mindesten  die  Unsicherheit  seiner  Stellung  erwiesen  wird*). 
Ganz  ähnlich  steht  es  mit  dem  Qänkh.  Qr.  s.  9,  3,  4  erwähnten 
verse  RV.  10,  42,  11:  brihaspatir  nah  pari.  ^,asteva  su  prataram 
(10,  42)"  heisst  es  in  dem  genannten  sütra,  „ity  nttamäm  (v.  11) 
uddhrityodapruta  (10,  68)  iti  castva  ya  pürcnsyoddhrita  tayä 
(10,  42,  11)  paridhäya"  —  der  in  rede  stehende  vers  ist  an 
Indra  und  Brihaspati  gerichtet  und  scheint  einer  an  Indra- 
Brihaspati  gerichteten  hymne  entlehnt,  um  hier,  da  die  erste 
hymne  (10,  42,  1 — 10)  allein  Indra,  die  andre  (10,  68)  nur 
Brihaspati  gewidmet  ist,  mit  einem  beiden  göttern  gemeinsamen 
verse  abzuschliessen.  Diese  Vermutung  wird  bestätigt  durch  das 
vorkommen  des  fraglichen  verses  Taitt.  Samh.  3,  3,  11,  1,  wo 
er  hinter  drei  an  Indra-Brihaspati  gerichteten  und  RV.  4,  49, 
1.2.4  wiederkehrenden  versen  steht,  so  dass  die  ursprüngliche 
Stellung  auch  dieses  verses  mindestens  als  fraglich  zu  bezeichnen 
ist.  Demnach  zeigt  in  diesem  falle  die  „opferrecension"  (um 
sie  so  der  kürze  halber  zu  bezeichnen)  wiederum  einen  älteren 
zustand  der  hymne  10,  42  als  die  uns  vorliegende  (in  diesem  liede 
mit  der  Qänkhäyana's  offenbar  gleichlautende)  samhitärecension. 
Dasselbe  darf  vielleicht  mit  rücksicht  auf  ElV.  10,  81  ge- 
sagt werden.  Aus  ^äiikh.  G,  11,  9^):  ya  imä  vi^rä  bhuvanünlti 
(10,  81,  1 — 7)  vaigvakarmariasya  catnrthiyt  parihüpya  geht  her- 
vor, dass  der  4.  vers  dieser  hymne,  obwohl  gleichen  metrums 
mit  den  übrigen  6,  beim  opfer  wegzulassen  ist.  In  der  Väj.  Saiph. 
17,  17—22  kehren  diese  verse  allerdings  in  derselben  reihenfolge 

uddhritya  aomasya  meti  caturdafa.     1 1 .  aurvabhriguvad  iti  tiaro  imbaya  ity 
uddhritya. 

*)  V.  1—5  kehren  auch  ^dnkh.  15,  8,  9  wieder.  Der  comm.  zu  der 
oben  angeführten  stelle  sagt  nichts  von  belang:  ayam  venof  coilayat 
pricnigarhhii  ity  etad  astakam  süktam  /  näke  sitpartmm  upa  yat  pa- 
tantatn  ity  etüm  tiddhrityubhistuyät.  *)  Ayv.  4,  ü,  3.  ß,  18,  5  erwähnt 
die  auslassung  eines  verses  nicht.  ')  Comm.  ya  imü—juhvad  ity  eramädyäs 
caturthim  parihüpya  Mod  vai^akarmaiianya  pacor  bhavanti. 


Spuren  einer  älteren  Iligvedarecension.  201 

wieder,  welche  im  RV.  beobachtet  ist,  aber  es  ist  doch  fraglich, 
ob  die  Übereinstimmung  dieser  beiden  recensionen,  zu  der  auch 
die  ^äiikh.  cäkhä  wahrscheinlich  hinzutritt,  hinreicht,  um  den 
vers  an  dieser  stelle  als  alt  zu  erweisen;  denn  in  der  Taitt. 
Samh.  4,  6,  2  sind  gerade  diese  verse  sehr  durcheinander- 
gewürfelt, vers  a  entspricht  dort  dem  1.  unserer  hymne,  es 
folgen  8  andre  ähnlichen  inhalts  (b — i)  ;  der  10.  vers  (k)  ent- 
spricht dem  3.,  der  11.  (1)  dem  2.,  der  12.  (m)  dem  4,  der 
13  (n)  dem  5.;  der  14.  (o)  dem  7.,  der  15  (p)  dem  6.  Es 
könnte  also  auch  hier  die  opferrecension  einen  älteren  zustand 
bewahrt  haben. 

Hieran  seien  noch  einige  weitere  beispiele  geknüpft. 

^änkh.  6,  7,  1:  pra  devatreti  (10,30)  dvädarlm  panhäpya; 
der  12.  vers  ist  der  bekannte  und  mehrfach  (z.  b.  Qänkh.  6, 
3,  11)  für  sich  allein  hergesagte  vers:  äpo  revatih. 

Ib.  10,  10,  ö:  kv  asija  vlni  (5,  30)  iti  sarvatra  catasra 
uttamäh  (12 — 15)  parihäpya^).  Vers  1 — 11  enthält  das  lob 
des  Indra,  v.  12—15,  davon  unabhängig  das  lob  der  freigebigen 
Rugama's;  ich  halte  mich  für  berechtigt,  nach  dem  vorgange 
^änkhäyana's,  in  diesen  vier  versen  einen  späteren  2),  der  opfer- 
recension als  teil  der  hymne  noch  unbekannten  zusatz  zu  sehen. 

Ib.  10,  2,  7:  -hayo  na  vidvän  (5,  46)  iti/  uttame  (7.  8.) 
vä  parihäpija^).  Alle  verse  dieses  liedes  sind  mit  ausschluss 
des  2.  und  8.  jagatT,  diese  beiden  selbst  aber  tristubh.  Nach- 
dem was  über  die  verse  nähe  suparnam^  äpo  revatir  u.  s.  w« 
oben  gesagt  ist,  werden  wir  daran,  dass  vers  7,  obwohl  in  dem- 
selben metrum  wie  die  meisten  andern  verse  der  hymne,  weg- 
fallen kann,  um  so  weniger  anstoss  nehmen,  als  er  mit  dem 
seines  versmasses  wegen  verdächtigen  8.  inhaltlich  eng  zu- 
sammengehört und  beide  verse,  auch  unabhängig  von  dem  vor- 
ausgehenden teil  der  hymne,  im  ritual  bei  andrer  gelegenheit 
Verwendung  finden  ^).  Auffallend  könnte  auch  hier  wieder  scheinen, 

')  Comm.  crutyantara  .  .'i.  .  .  stutehj  devatäsamdehät.  *)  5,  29  u.  30 
enthalten  je  15;  5,  31  nur  13  verse.  Da  die  lieder  nach  ihrer  verszahl  in 
absteigenderliniein  den  familienbüchern  geordnet  sind,  (Delbrück,  Jen. 
litt.-zeit.  1875  nr.  49,  p.  867)  so  muss  der  zusatz  (v.  12 — 15)  jenen  Samm- 
lern schon  nicht  mehr  fremdartig  vorgekommen  sein.  *)  Comm.  devä- 
näm  patnir  iti  dve  vä  parihüpya  evam  eca  criäatvät.  *)  ^änkh.  Qr.  s.  VIII,  6 
beim  patnlgraha  12)  pra  tavyas'itn  iti  jätacedas'tyam.  13)  äpohisthiyäs 
tisrah  14)  iita  no  shir  budhnyah  crinotu  ity  ekä.  15)  devätiäm  j)atnir  iti 
dve,     16)  räkäm  aham  iti  dve. 

Beiträge  i.  knnde  d.  ig.  sprachen  VIIT.  14 


202  A.  Hillebrandt 

dass  vers  2,  obwohl  verschiedenartigen  metrums,  von  ^.  nicht 
ausgeschlossen  -wird.  Hierauf  ist  aber,  wie  oben  bei  ö,  10,  4 
zu  bemerken,  dass  die  für  ^änkh.  massgebende  recension  diesen 
vers  vielleicht  nicht  kannte,  oder  schon  die  opferrecension  ihn 
als  einschiebsei  hatte,  was  wir  in  manchen  fällen  nicht  umhin 
können  anzunehmen.  Grössere  Schwierigkeiten  ergeben  sich  in 
einigen  andren  fällen,  (^länkh.  (^Jr.  s.  8,  3,  16  z.  b.  schreibt  der 
Verfasser  die  auslassung  der  beiden  letzten  verse  der  hymne 
1,  89  vor  und  die  Verwendung  des  letzten  als  paridhänTyä  i). 
Das  sükta,  wie  es  in  der  ^äkala^äkhä  vorkommt,  enthält  nun 
3  verschiedene  metra:  1)  Jagati  v.  1 — 5,  7;  2)  virätsthänä  v.  G; 
3)  tristubh  v.  8 — 10.  Sollte  die  ^äiikhäyana-recension  mit  ihr 
übereinstimmen,  so  hätte,  selbst  wenn  wir  v.  9.  10.  weglassen, 
auch  die  opferrecension  an  dieser  stelle  eine  sehr  zusammen- 
geflickte hymne.  Damit  würde  die  angäbe  Agvaläyana's  5,  18, 
5  :  a  no  bhadrah  kratavo  yantu  vicvata  iti  nava  übereinstim- 
men. Mir  ist  es  aber  sehr  unwahrscheinlich  ,  dass  Ä^valäyana 
in  solchen  fällen  für  die  beurteilung  des  in  rede  stehenden 
sütrakära  massgebend  ist,  da  er  häufig  in  fällen,  in  denen 
^änkh.  auf  den  älteren  bestand  einer  opferrecension  zurückzu- 
gehen scheint,  sich  dem  textus  receptus  anschliesst  und  auch 
hier,  wie  die  Verwendung  aller  10  verse  beweist ä),  dieses 
verfahren  inne  hält  ^).    Ich  möchte  darum  vermuten,  aber  auch 

*)  16.  ä  no  bhadrä  iti  vaicvadevasyottame  cistvä  nividam.  17.  pa- 
ridhünujottamä.  *)  5,  18,  12  schliesst  er  mit  1,  89,  10  als  paridhä- 
niyävers.  ')  Soweit  ich  Äqv.  für  diesen  zweck  durch  gesehen  habe 
(adh.  IV  —  VII),  bestätigt  er  zwar  das  oben  aufgestellte  princip, 
weicht  aber  in  den  meisten  einzelnen  fällen  ab.  Z.  b.  schreibt  er 
weder  für  10,  42  (VII,  9,  3)  noch  für  10,  123  (siehe  s.  200  anra.  2) 
die  auslassung  eines  verses  vor,  auch  das  eben  erwähnte  s.  1 ,  89  wird 
nach  ihm  ganz  verwendet.  Es  muss  dahin  gestellt  bleiben,  inwieweit 
dies  den  abweichungen  seiner  ^äkhä  zuzuschreiben  ist.  Jedenfalls 
darf  nicht  übersehen  werden,  dass  nicht  nur  seine  sanihitä,  sondern 
auch  seine  Opfertradition  von  der  anderer  schulen  verschieden  war.  Es 
bedingt  also  die  crhaltung  der  opferrecension  einer  hymne  in  einer  schule 
nicht  auch  die  erhaltung  der  opferrecension  in  einer  andern.  Wenn  also 
10,  123  in  einer  kürzeren  form  (mit  auslassung  des  6.  verses)  beim  opfer 
der  Qänkhäyana's  noch  üblich  war,  so  konnte  bei  den  Ä^valäyana's  je- 
doch schon  der  textus  rec.  lui  stelle  derselben  gcti'cten  sein.  Dass  aber 
auch  A^v.  spuren  einer  älteren  opferrec.  enthält,  beweist  A^v.  6,  10,  19, 
wonach  aus  KV.  10,  14,  7—12  der  9.  vers  (=  V.  S.  12,  46.  A.V.  18,  1,  55, 
in  beiden   fällen  in  veränderter  Stellung)  ausgeschieden  wird-     6,  4,  10: 


Spuren  einer  älteren  Eigvedarecension.  203 

nur  vermuten,  dass  der  dual  uttame  sich  auf  v.  6  u.  7  bezieht 
und  V.  8 — 10  bei  Qänkh.  überhaupt  noch  nicht  zur  hymne  ge- 
hörten ;  dann  würde  die  störende  virätstrophe  (v.  6)  allein  aus- 
scheiden, vers  7  als  Paridhäniyä  folgen  und  damit  würden  bei 
der  bymne  sich  sehr  klare  Verhältnisse  ergeben;  aber  ich  bin 
nicht  imstande,  diese  Vermutung  irgendwie  äusserlich  zu  be- 
glaubigen^). Wie  dem  aber  sei,  es  Hesse  sich,  selbst  wenn  die 
hymne  in  ihrer  zusammengestückelten  form  schon  der  opfer- 
recension  bekannt  gewesen  wäre,  daraus  kein  Vorwurf  gegen  die 
aufgestellte  hypothese  herleiten.  Die  beispiele,  welche  sie  be- 
kräftigen^  sind  naturgemäss  wenig  zahlreich,  aber  ich  hoffe,  dass 
sie  genügen,  um  den  gebrauch  mancher  hymne  in  älterer  form 
beim  opfer  zu  erweisen.  Zugleich  würde  sich  ergeben,  das  die 
ritualbücher  manches  enthalten,  was  sie  auch  nach  anderer  als 
rein  ritueller  richtung  hin,  dem  Studium  empfiehlt. 

Breslau.  Alfred  Hillebrandt. 

nakir  indra  tvad  uttara  (4,  30)  ity  uttamüm  (24)  uddharet.  Die  hymne 
ist  gäyatrl;  v.  8  u.  24  anustubh.  5,  16,  2:  imäm  ü  «?<  (3,  36)  ity  tipottamäm 
(v.  10)  uddharet.  V.  10  hat  zwar  gleiches  metr.,  ist  aber  nach  der 
anukram.  von  einem  andern  Verfasser.  Bezüglich  3.  37  stimmt  Ägv.  mit 
Qänkh.  (s.    s.  198)  überein. 

^)  Dercomm.  zur  stelle  erwähnt  nichts:  ä  no  bh.  ritaeo  yantuvicvata 
ity  asya  vicvadeväkhyasya  süktasyottanie  dve  ricau  cistvü  nividam  dadhyütl 
avadhyartho  nividanuvüdah  uttamäh  paricisya  tritiyasavana  iii  jiräpfam  / 
17.)  äno  bhadrü  ity  etasya  süktasyottamä  vaicvadevasya  castrasya p    bhavati. 


Lateinische  dentale  aus  gutturalen. 

Dolet  „es  schmerzt":  lit.  gelia  „es  schmerzt",  ahd.  queUan 
„quälen". 

Dulcis  „süss" :  gr.  yXvAvg. 

Stercus  „kot"  neben  spiircus  „schmutzig" :  gr.  g/xoq,  otsq- 
yavog  '  mrtQcov  Hes. 

Sternuo  ,,ich  niese";  stej-to  „ich  schnarche":    gr.  nxaiQWy 

TttCCQWfXai. 

Stüdeo  „betreibe":  onsvöio. 

Aus  diesen  Zusammenstellungen  —  denen  ich  als  sehr  zweifel- 
haft noch  s/^«m/m:  oacp^g  anschliesse  —  ergibt  sich,  dass  das  Latein 
bezüglich  der  behau dlung  seiner  gutturale  ursprünglich  auf  einer 
linie  mit  dem  Griechischen  stand.  Die  lehre  von  der  palatali- 
sirung  bedarf  demnach  rücksichtlich  der  italischen  sprachen 
einer  erneuten  behandlung.  Als  beitrag  zu  ihr  gebe  ich  noch: 
süiqua  =  ksl.  skolika  „ostreum"  „l'Airr^ov". 

A.  Fick. 

14* 


204 


Chr.  Bartholomae 


Zwei  lieder  des  Zarapustra  (Jasna  49,  1 — 11). 
Text,  Übersetzung  und  conimentar. 

I.  Jasna  49.    1  —  5. 

A.  Texti). 


Reconstruirter  text. 
1. 
a^  niä  juua 

hendtiö  j9a/"re  mazisto 
je  dus-erP'ts 

kt^snusä  asä  mazdä 
vanhul  ädä 

gaidi  möi  ä  möi  rapä 
ahia  vohü 

aosö  vidä  manavhä 
2. 
a^  ahiä  ma 

henduahiä  nämaieHi 
^kaesö  druguä 

dbitä  a6ä_ß  rärisö 
nöiß  spentqm  dorst 

amäi  stöi  äramaülm 
naedä  vohü 

mazdä  frastä  manawhä 

3. 
aßkä  amäi 

varnäi  mazdä  nidätem 
asem  sükliäi 

ßkaesäi  räsnianhe  dru^s 
tä  vamh,eus 

sare  izia  manawhö 
antar  vispewg 

druguatö  ha^mewg  mruue 
4. 
jöi  dusTiraßwä 

aesmem  varden  ramemkä 
^is  hizuhls 

fmiiasü  afsuiantö 
jaes,qin  nöijß 

hu^ar^täi^  vqs  duz^ar^täis 


Abweichungen  der  hdss. 
1. 
Sjauä;  cf.  Verf.,  hdb.,  §91a.  3. 
2:  so  K  4. 
2;  so  B  und  C  bei  Spgl. 

1:  so  (vanuhi)  C,  b,  c  bei  Spgl. 
5 :  arapa ;  cf.  v  e  r  f.,  gä^ä's,  s.  14. 


2. 


2  manaieili. 

2dregjiä-,c(.  verf.,  B.B.7,  s.  187 

3:  soPvs;  cf.  verf.,  ebd.     [f.,  n. 

Särmo;  cf.  verf.,  gä^ä's,  s.ll  f.^j 


[cf.  verf.,  hdb.,  §  92.3) 
l  dreg»,  cf.  str.  2;  — 3  wruic; 
4. 


Zwei  lieder  des  ZaraJ)ustra.  205 

töi  daeuewg  dqm  3  dqn;  cf.  verf.,  hdb.,  §  47.  2. 

ja  druguatö  d,aenä  2  drego;  cf.  str.  2. 

"       5.  '  5. 

aß  hito  mazdä 

izäkä  äzüitiskä 
je  d,aenqm 

vohü  särstä  manawhä 
äramatöis  ärmo;  cf.  str.  2. 

kasiclß  asä  huzentus 
täisicä  vlspäis 

Pwarhl  ^sapröl  aliura 


B.  Uebersetzung. 

1. 

Der  junge  Bendva  bedrängt   mich,   der  mächtige,    weil  ich 

die  irrgläubigen  mit  der   Wahrheit   beglücken   will,   o  Mazdäh. 

Auf  mein  frommes  gebet  komm  zu  mir  und  steh  mir  bei.     Durch 

den  frommen  sinn  bereite  ihm  den  Untergang. 

2. 
Der  erlogene  ketzerglaube  dieses  Bendva  hält  mich  nieder : 
so  lass  ihn  denn  an  der  Wahrheit   zu   schänden  werden;   denn 
nicht  hütet  er  unserm  volk  die  heilige  gottesfurcht,  noch  ist  er 
vom  frommen  sinn  beraten,  o  Mazdäh. 

3. 

In  ünsern  glauben  ist  von  Mazdäh  die  Wahrheit  nieder- 
gelegt zum  heil,  in  dem  ketzerglauben  aber  steckt  die  lüge  zum 
verderben  (der  weit).  Drum  heische  ich,  dass  man  den  frommen 
sinn  (=den  frommgesinnten)  schirme  und  untersage  alle  gemein- 
schaft  mit  dem  ketzer. 

4. 

Die,  welche  durch  ihre  verruchten  anschlage  die  mordgier 
und  durch  ihr  gerede  die  Zwietracht  schüren  unter  den  Vieh- 
züchtern, selber  der  Viehzucht  feind ;  sie,  welche  es  nur  übles  zu 
tun  gelüstet,  nicht  gutes  zu  tun:  die  werden  dereinst  in  der 
Wohnung  der  teufel  hausen ,  wie  es  die  bestimmung  ist  für  den 
ketzer. 

5. 

Aber  Mazdäh  selber  ist  trank  und  speise  einem  jeden,  der 
in  frommem  herzen  die  religion  der  gottesfurcht  wahrt  und  an  der 


20G  Chr.  Bartholomae 

Wahrheit  festhält:    und  die  alle  werden  einst  in    deinem  reiche 
wohnen,  o  Ahura. 


C.  Commentar. 

1. 

juuß]  Wollte  man  jauä  der  hdss.  aufrecht  erhalten,  so 
wäre  zu  übersetzen:    ,, Schon  lange  bedrängt  mich  .. .". 

benduö]  Ich  halte  Bendva  für  den  namen  eines  iranischen 
Stammesfürsten,  der  dem  neuen  glauben  des  Zaral)ustra  für  sich 
und  sein  land  die  aufnähme  verweigerte. 

pafre]  3  sing.  perf.  med  zu  ypar-;  zur  bedeutuug  vgl. 
Geldner,  Studien  I,  s.  8. 

(Ins-  e  r/  e  ä]  die  einzig  verständliche  lesart,  die  jedoch  W  s  t  g  d- 
verschweigt.     Vgl.  erßiä  vsp.  9.  4  und  erße  (statt  cr^m)  öfters. 
ki^s7niso]  ki^snusaifi  heisst:    „er  sucht  zu  verherrlichen, 
zu  beglücken,  zu  beschenken^  gutes  zu  tun";  vgl.  j.  45.  9: 
tem  nn  vohü  2  ne. 

maß  manavha  kilisnusö 
„ihn  will  ich  aus  frommem  herzen  verherrlichen;'*  —  3.32.  8: 
je  mas'ntwj  ki^snusv 

amäh'ng  gaos  baga  J^äremm    2  gäus. 

,,(Jima)  der,  um  die  menschen  zu  beglücken,  uns  mit  dem 
segen  der  Viehzucht  vertraut  machte";  —  j.  43.  15: 
miß  nä  pourüs  3:  so  fast  alle  hdss. 

driiguatö  Jiiäß  kiJisniisö  1  dregu^;  cf.  ob.  str,  2. 

„nicht  soll  man  ketzerischen  leuten*)  gutes  tun".  [Cf.  ind. 
pürm,  pürusas.] 

a*«]  Man  beachte,  dass  ^r/a/-und  asa-  der  gleichen  wurzel 
entstammen.  Vgl.  die  im  II. V.  häufige  gegenüberstellung  von 
xtüm  und  dn-ftam. 

ädä]  Zur  bedeutung  „gebet"  vgl.  man  j.68.  21,  vsp.  4.  1, 
wo  vcmhuim  üdqm,  ferner  j.  33.  11,  wo: 
sniotä  möi  merzdata  mal  3:  so  cod.  Z.  Mon.  51a. 

ädaiäi  kahiiäikiß  paMi  1  adäi. 

„höret  mich  und  seid  mir  gnädig,  so  oft  ich  zu  euch  bete"; 
und  j.  33.  12,  wo: 
MS  möi  arsua  ahura  '6uzarsya\  cf.  verf.,  gä^ä's,  s.  14. 

aramaitl  teulslm  dasna 
Njjünisfa  mainiü  mazda 

vanhuy;iia  zayuö  ädaiä  3  üdü. 


Zwei  lieder  des  ZaraJ)ustra.  207 

„erhebe  dich,  o  Ahura,  (und  komm)  zu  mir ;  kraft  verleihe 
mir  für  meine  gottesfurcht(um . .  .willen),  o  heiligster  geist  Maz- 
däh,  und  rüstigkeit  für  mein  frommes  gebet". 

Im  Zusammenhang  mit  «f/ä  dürfte  wohl  a^rfä  stehen  inj.  50.  1: 
ka^  möi  rimä 

ise  Uahm  auawhö 
ke  möi  paseus 

ke  menä  prätä  visto  2:  so  K  11,  Pvs. 

atiiö  asäß 

ßtvaßkä  mazdä  ahura 
azda  zrda 

vahista^ka  mancmho  1  vahista  a^ka. 

„Wie  wird  meine  seele  eines  beistandes  teilhaftig  werden? 
Wer  wird  für  mein  vieh,  wer  für  mich  als  Schützer  auftreten? 
wer  anders  als  Asa  und  du,  o  Mazdäh  Ahura,  du  angebeteter, 
angerufener,  und  Vohumanah?" 

van  hui  ädü]  Bez.  der  instrumentalform  cf.  verf.,  hdb. 
§  241,  243? 

vi  da]  2.  sing.  imp.  aor.  act.  zu  vindaHi.  Die  ausbreitung 
des  frommen  sinns  (der  zarapustrischen  religion)  hat  den  stürz 
und  Untergang  des  Bendva,  der    sich  dagegen  stemmt,  zur  folge. 


2. 

tiamaieitl]  „hält,  beugt  mich  nieder'',  d.  i.  hemmt  meine 
prophetische  Wirksamkeit.  Mit  dem  hdschr.  mänaieiU  weiss  ich 
nichts  anzufangen.  Die  bedeutung  ,, bleiben",  die  man  für  av. 
■^man-  anzunehmen  pflegt,  ist  keineswegs  gesichert;  tipamqnaten 
in  V.  5.  42,  54  heisst  einfach  .»abmessen"  und  ist  denominativ 
zu  mqna-  „mass".  Meine  ändrung  ist  eine  sehr  geringfügige : 
Umsetzung  von  m  und  w. 

JiZ:ae*ö]Das  wort  kommt  in  den  gäj)ä's  nur  noch  einmal, 
in  der  folgenden  strophe  vor.  Wie  dort  ersichtlich,  bedeutet 
es  dem  dichter  auch  ohne  den  zusatz  drvguatit-  schlechthin 
„ketzerisches  bekenntnis,  Irrglaube".  Das  jüngere  avesta  kennt 
diese  bedeutung  nicht 

dbita~\  (hdss.  daibita)  =  ind.  dvifä^  wie  schon  Hang, 
Gäthä's  I,  s.  Iü2  gesehen  hat.  Der  von  Geldner,  K.Z.  25, 
s.  517,  n.  13,    ins  dasein  gerufene  „betrüger"  (dabtal)  wird  in 


208  Chr.  Bartholomae 

seinem  metier  wolil  noch  wenig  erfolg  gehabt  haben.    Doch  — 
schon  der  versuch  ist  strafbar. 

a^äß]  gegenüber  ßkaesö  druguä;  vgl.  asem:dru^s  in  str. 
3.  Cf.  Verf.,  gä^ä's,  s.  12  n. 

rärisö]  2.  sing.  conj.  act.  int.  yraes-.  Das  intensiv  mit 
ia  (räris^qn,  rarisianti)  hat  dagegen  passiven  sinn,  cf.  Hübsch- 
mann, avestastudien,    s.  700.  Ueberctcf.  verf.,  B.B.  7,  s.  186. 

ärainaitlm~\  Zur  bedeutung  cf.  R.Roth,  ya^na  31,  s.  21. 

dorsti  zu  -^dar;  cf.  verf.,  hdb.,  §  343.  3,  345. 

vohü...  frastä  mananha]  „steht  im  einvernehmen  mit 
dem  frommen  sinn";  vgl.  j.  47.  3: 
ajß  höi  vastra 

rama  da  aramaUini  3  G?-mo,  cf.  str.  2. 

jaß  hem  vohü  [s.  14. 

mazdä  frasta  manawha  2  hemfraMa,  cf.    verf.,    gä^ä's> 

„ihm  (dem  rind)  hast  du  die  erde  zur  weide  und  wohnung 
bestellt,  wo  immer  man  sich  vom  guten  sinn  beraten  lässt,  o 
Mazdäh".     Vgl.  auch  j.  51.  11. 


3. 

süidiai . .  .  räsaia'ßhe]  Vgl.  j.  30.  11,  wo  rasö  saimska 
(cf.  verf.,  Z.  D.  M.  G.  35,  s!  156  f.),  und  j.  51.  9,  wo; 
jqm  Jisnütem  ränöihiä  da 

ßwa  apra  sti^ra  mazda 
aianha  lisustä  aihl 

ahua  hü  daosem  dauöi  1,  2  ähuahü;  —  3  da^stem. 

rösaianhe  druguantem  2  dreguo^  cf.  str.  2. 

suuaiöi  asananem  1 :  Bvs.  snajö. 

„wenn  du  uns  in  den  beiden  reibhölzern  durch  dein  rotes 
feuer  dein  Wohlgefallen  zu  erkennen  gibst,  o  Mazdäh,  so  wollen 
wir  rasch  mit  dem  blanken  erz  und  mit  dem  schwert  die  Schul- 
ter umgürten,  zum  verderb  des  ketzers,  dem  gläubigen  zum 
frommen".  [Vgl.  R.  Roth,  ya^na  31,  s,  19.  —  Zu  aiawha 
^susta  vgl.  de  La  gar  de,  baktr.  lexikographie ,  s.  44.  —  Das 
hdschr.  ahnahn  da^siem  ist  unverständlich.  Ich  stelle  ah^a  als 
instr.  aus  ahau-  oder  ahua-  zu  ind.  usdj-,  und  hü  zu  ind.  su, 
sü\  vgl.  auch  j.  48.  6.  Zu  daosem  verweise  ich  auf  dao^a  im 
Zand.-Pahl.  gloss.,  ed.  Hang,  s.  10.  2  und  ind.  dö?.  — 
suuaiöi  ist  eine  infiuitivbilduug  —  und   eine  solche  ist  ja  vom 


Zwei  lieder  des  ZaraJ)ustra.  209 

Zusammenhang  geboten —  wieind.  drsäje,  cf.  Whitney,  gramm., 
§975;  vgl.  j.  36.  1,  woauchdie  hdss.  a^^^o/ö  statt  «ij/a^ö/ bieten.] 

ßkaesäi]  vgl.  zu  str.  2. 

sar  e] sarah-  oder  sara-  ntr.  heisst  hier  und  überall  „schütz, 
schirm,  beistand";  vgl.  unten  str.  8  und  9,  ferner  j.  41.  6,  53. 
3,  44.  1 7  ;  an  den  beiden  letztcitirten  stellen  steht  sara-  parallel 
mit  ästai-;  cf.  j.  53-  3: 

vawheus  ästlm  matiaifahö  2  paitiästim. 

asaJiiükä  mazd^äskä  dä^  sarem 

„den   beistand   des   Vohumanah  und   den  schirm  des  Asa 
und  Mazdäh  soll  er  dir  verschaffen";  —  j.  44.  17: 
Jcapä  mazdä 

sarem  tcarai  hakä  Jisma^         1  zarem;  —  2  karäni. 
ästlm   ^smäkqm  1  äskitlm. 

„wie  werde  ich  mir,  o  Mazdäh,  euren  beistand  erwerben 
und  eure  Unterstützung?''.  [Das  hdschr.  zarem  verstehe  ich  nicht; 
äskitlm  ist  schon  aus  metrischen  gründen  unmöglich.] 

ta mruue]  richtet  sich  an  die  Untertanen  des  Bendva, 

der  speciell  mit  drugiiato  „ketzer"  gemeint  ist. 

antar  ..  .mruue]  „interdico";  darnach  wird  antar  karaiti 
in  j.  51.  1  „intercedit"  bedeuten  müssen. 

haJimeiog]  identisch  mit  ha^mqti  j.  40.  4;  acc.  plur.  vom 
neutr.  stamm  ha^man-  =  s.  säkman-^  hervorgegangen  aus  ar. 
*sdkmän',  vgl.  verf.,  hdb.,  §  216  und  47. 

vispe7ig'\  ist  acc.  plur.  neutr.  und  steht  statt  des  ge- 
wöhnlicheren vispa.  Die  form  ist  eine  analogiebildung  nach  der 
w-declination.  Es  verhalten  sich  av.  ha^tnewg  :  vlspmg :  vlspä 
wie  ind.  sdkmünirviscani  :visvä.  Uebrigens  steht  die  form  nicht 
ganz  vereinzelt.  So  noch  v'ispewj  in  j.  28.  2;  ferner  vlspe-ag 
und  anrt'Kg  in  j.  45.  15: 
0^  töi  vUpeng 
aiSreiog  asaunö  ä  dar 

„denn  sie  (die  ketzer)  tun  den  gläubigen  alles  böse  an". 
—  Endlich,  da  zur  darstellung  des  nasalvokals  <^  statt  cwg  auch 
blos  e  oder  em  geschrieben  wurde  (cf.  verf.,  hdb.,  §  45,  47), 
so  kann  auch  h'Pre  oder  kißrem  (so  b,  c  bei  Spgl.)  in  j.  45.  1 
als  acc.  plur.  neutr.  genommen  werden,  wodurch  die  in  meinem 
hdb.,  s.  2U3  vorgeschlagene  änderung  in  kißrä  übei'fiüssig  wird. 
Die  ganze  stelle  j.  45.  1  hat  dann  zu  lauten: 


210  Chr.  Bartholomae 

aß  fraua^siä 

nü  güsoduem  na  sraotä 
jaehä  asnäjß 

jaelcä  düräß  isaßä 
nü  im  vispä 

tcißre  ZI  mqzdäioliodnem  3  mazdätohö  dum. 

miß  dbitiiem 

dtts-sasth  ahüm  merqsiäß^) 
akä  varna  [ —  4  varetö. 

drugtui  hiziiä  ä  varta  drego,  cf.  str.  2;  —  2:  so  K  5; 

„nun  tu  ich  künde,  —  nun  höret,  nun  lauschet,  die  ihr 
von  nah,  die  ihr  von  ferne  kommet;  so  beherzigt  denn  alle 
Offenbarungen,  damit  nicht  der  irrlehrer  euch  um  das  jenseitige 
leben  bringe:  zungenlahm  werde  er,  der  ketzer,  ob  seines  ver- 
ruchten glaubensbekenntnisses".  [jaeka  .  .  .  isaßä:  cf.  jt.  24. 
59,  wo  statt  imiti  das  verbum  gcisaUi  verwendet  ist;  dass  isaßa 
2.  plur.  ist,  weiss  sogar  die  tradition,  die  hier  einmal,  gegen 
die  allgemeine  regel  in  den  gäpä's,  ziemlich  richtig  über- 
setzt: münik  mm  nazd'ik  va  münilc  min  dür  harihüned.  — 
Die  hauptschwierigkeit  liegt  in  dam,  an  dem  sich  alle  Über- 
setzer den  köpf  zerbrochen  haben,  dam  ist  gar  kein  selbstän- 
diges wort,  sondern  das  praeteritalsuffix  der  2.  plur.  med.  (=  i. 
iCvam),  das  in  den  hdss.  von  seinem  verbalstamm  abgerissen  ist, 
wie  es  auch  bei  güsodüm  j.  45.  1,  vaedodüm  j.  53-  5  im  Pvs. 
und  äidüm  j.  33.  7  in  K.  5  geschah,  und  wie  es  der  fall  ist  beim 
praesenssuflix  der  2.  plur.  med.  d^i^e  (d.  i.  diiue  =  i.  d^ve)  in 
didragzoduiS  j.  48-  7  und  merengduze  j.  53.  t)  (ßvs).  Die  folge 
der  abtrennung  von  dam  war  die,  dass  man  den  verbalstamm 
wtjfS'f/aWjö  (sigmatisch-thematischer  aorist,  cf.  verf.,  hdb.,  §349) 
in  das  geläufige  mazdänhö  veränderte.  —  Zu  dbitlm  . .  ahüm 
merqsiaß  cf.  j.  53.  6;  zur  form  merqsiäß  verf.,  hdb.,  §311.  — 
Zu  hizuä  cf.  ebd.,  §  230;  hizau-  ist  sowol  masc.  als  fem.  — 
hiznä  ä  varta  (oder  vertö)  „an  der  zunge  werde  er  gehindert, 
gelähmt".  In  ähnlicher  weise  wird  die  wurzel  var-  noch  öfter  ge- 
braucht, cf.  j.  ü.  28,  jt.  1.  28  und  jt.  10-  48,  wo  pairi  daema 
väraieiti  „(Mi{)ra)  blendet  ihr  gesiebt". 

4. 

aesmem...ramem ka]  Die  gleiche  zusani menstellung  fin- 
den wir  in  j.  48.  7,  wo  zu  losen : 


Zwei  lieder  des  ZaraJ)ustra.  211 

paiti  remem  nl  aesmo  ni  diätqm  paUi  r einem 

sioditem  nl  ae»mö  dtatqm      paiti  siodüm 

„schneidet  euren  hader  ab  und  bezähmt  eure  mordgier". 
Bez.  ramem  :  remem  vgl.  hamö-.hamem.  Der  Roth 'sehen  auf- 
fassung  und  reconstruction  dieser  stelle  in  Z.  D.  M.  G.  25, 
s.  225  ff.  kann  ich  nicht  beipflichten. 

häip'  hizuhls']  „mit  ihren  zungen".  Der  dichter  meint 
wohl  äusserungen,  die  seine  religion  verspotten  oder  herabsetzen. 

fsuiasü  afsuiantö']  Ackerbau  und  Viehzucht  werden 
von  der  zaraj)ustrischen  religion  ausdrückhch  vorgeschrieben. 
Die  afsuiantö,  die  gegner  der  Viehzucht,  sind  also  zugleich  gegner 
der  wahren  religion. 

i;«js]  ist  die  schwächste  form  zum  neutr.  stamm  vanah- 
=  i.  idnas-.  Als  verbum  ist  eine  3.  sing.  med.  von  -^da-  zu 
ergänzen,  also  dazde  oder  da'ide.  vqs . .  dat'de  „ich  richte  mein 
verlangen  auf  — "  stellt  sich  zu  mqs  .  .  da^de  „ich  richte  mein 
denken  auf  —  ".  Die  irreguläre  lautgestalt  unsres  wortes,  iqs 
statt  *ren>(/  aus  ar.  *vqs,  erklärt  sich  durch  Übertragung,  cf. 
verf.,  hdb.,  s.  233  n.,  ganz  ebenso  wie  bei  z.  7nqs  in  mqs  vaka 
daßanahe  j.  9.  31  gegenüber  gd.  me}}g  oder ) neu,  welch  letzteres 
ausser  in  den  von  R.  Roth,  Yagna  31,  s.  21  ff.  besprochenen 
stellen:  j.  31-  5,  44.  8  und  53-  5  auch  noch  j.  28.  5  vorliegt, 
eine  stelle,  die  man  bisher  total  misverstanden  hat  und  mis- 
verstehen  musste,  weil  man  eben,  auch  nur  die  geringste  cor- 
rectur  vorzunehmen,  sich  scheute;  ich  lese  in  j.  28-  5 : 
je  ruötem  men  gaWiiem  2  uruänem  statt  uruätem. 

vohü  daide  haßrä  manaithä 
asiskä  siaoßnan,qm 

vldus  mazdjä  ahiirahm 
jaiiaß  isäi  taiiäkä 

axiaß  Jisäi  aese  ä  asahui  2:  so  fast  alle  hdss. ;  —  4  fehlt. 

„der  ich  frommen  herzens  immerdar  deine  preiswerten  ge- 
böte beherzige  und  der  Segnungen  eingedenk  bin,  die  aus  deinen, 
desMazdäh  Ahura  werken  kommen:  solange  ich  kann  und  vermag, 
so  lang  will  ich  lehren  im  dienste  der  Wahrheit".  [Spiegel 
und  Justi  geben  gairlm  mit  ,,himmel",  im  auschluss  an  die 
tradition,  die  garötmäyi  bietet.  Aber  die  traditionelle  Übersetzung 
ist  offenbar  nur  durch  den  anklang  von  gairim  an  garö  dmänem 
veranlasst,  und  augenscheinlich  hat  der  Übersetzer  die  urspmng- 


212  Chr.  Bartholomae 

liehe  bedeutung  von  garo  dmänem:  „haus,  heimat  des  lieds",  wie 
sie  noch  besonders  klar  dem  dichter  von  j.  45.  8  vorschwebt, 
gar  nicht  mehr  gekannt.  Ich  fasse  ga^rlm  als  acc.  zu  gmria-, 
part.  necess. ,  und  stelle  es  mit  aiici  guirt'ä  in  j.  11.  17  ^)  zu- 
sammen, das  gleich  ind.  ab'igüriä  R.  V.  2.  37.  3  zu  setzen,  vgl. 
auch  ind.  sa7n  pragirja  und  jvatigirja  im  Ait.  Br.  So  heisst 
also gairia-  „recipiendus"oder  „laudandus".  —  Dieändrung 
von  uruänejn  in  uruätem  ergibt  sich  nach  dem  allen  von  selbst.  ] — 
Ich  konstatire  übrigens  hier,  dass  neben  meng^  bez.  mqs 
+  -^dä-  auch  manu  +  -^da-  vorkommt;  was  man  bisher  übersehen 
hat.  Cf.  j.  48.  4: 
je  daß  manö 

vahiö  mazdä  asiasicä 
hm  d,aetiä  2  daenqm. 

siaopnälcä  vafcanhälcä 
ahiä  zaosewg 

ustls  varneng  luiJcaHi  1  usus, 

janü  ^ratä  1  ßwami. 

apemem  nanä  awhaß 

„wer  sich,  o  Mazdäh,  überlegt,  was  das  gute  und  was  das 
üble  ist,  der  wird  in  seinem  denken,  handeln  und  reden  sich 
dess  befehlen,  geboten  und  glaubenslehrenanschliessen,  nach  dessen 
willen  sich  allerorten  das  ende  gestalten  wird",  [d^ama''):  an 
der  parallelstelle  steht  statt  dessen  geradezu  mawaw/jä,  cf.  j.  53-  2: 
aß  höi  skanfü  manawhä  1  aß/cä. 

u^ääis  siaoßnäiskä 
^snüm  mazd^ä  vamäi  ä  2,  3 :  so  K  4,  9. 

frßorß  jasnqstcä 

„sie  sollen  sich  anschliessen  in  ihrem  denken,  reden  und 
handeln  an  seinen,  des  Mazdäh,  willen  und  gottesdienst,  gläubigen 
herzens,  ihm  zum  preis".  —  Ein  anderer  synonymer  ausdruck 
dafür  ist  sa§an-  ntr.,  in  sasqn  acc.  plur.,  vgl.  sasaßä  j.  30. 
11;  cf.  j.  51  1: 

vahistä  istis  sräui  zaraßnstrahiä      4  zaraßHsfrahe. 
spitämahiä  jezl  hol  d,äß  äiaptä 
asäß  halcä  ahurö  [i'ew* 

inazdä  jatyd  visjKii  ä  huy,anhuui- 

ja4}kä  höi  daden  sasqn  3  daben;  —  4  sasqnkä. 

d^aenajä  vanhäiä  uJiääsianfmälcä      2  vamthj[d.  ») 

,;das  herrlichste  los,  so  rühmt  man,  ist  dem  Spitama  Zara- 


Zwei  lieder  des  Zarapustra.  213 

pustra  beschieden:  denn  ihm  fürwahr  wird  Ahura  Mazdäh  als 
lohn  für  seine  gerechtigkeit  seliges  leben  für  alle  zeiten  ver- 
leihen, und  so  auch  denen,  welche  seines  frommen  glaubens 
gedanken,  worte  und  werke  erfüllen". — jaml  ^ratä  sta.it  jehiä 
^ratä,  wie  öfters.  —  Zu  7ianä  cf.  ind.  ndnä.]^) 

"Wie  sich  nun  neben  inqsi-ydä-  auch  7nano+ydü-  findet, 
so  lässt   sich   neben  tqs  +  ydä-  ein  vanz   (oder  vane)  +  ydä- 
denken;  ich  vermute,  dass  dieser  letztere  ausdruck  in  j.  51.    20 
gestanden  habe,  wo  ich  lese: 
ta^  vane  hazasänhö  2  vene  od.  ve  ne. 

vispäwhö  daidiäi  sauö 
asem  vohü  mananliä 

„darauf  richtet  alle  einmütig  euer  streben,  das  heilige  recht 
zu  stärken  durch  fromme  gesinnung". 

huiiarstäis  .  .  .  dusuarstäis']  Bez.  des  instrumentals  cf. 
die  folgende  str. 

da  eil  eng]  gen.  plür.  =  i.  deväm  R.  V.  1.  71.  3  etc.;  vgl. 
verf,  hdb.,  §  47  und  238.  Ein  andrer  gen.  plur.  mit  ^  ist 
starem  j.  44.  3,  wie  Geldner,  Studien  I,  s.  46,  n.  2  richtig 
gesehen  hat;  vgl.  die  Variante  stre^  C,  c.  bei  Spgl. 

dqm]  loc.   sing,  zu  dam-  ,,haus",  cf.  verf,  hdb.,  §  47  b 
und  221.     So  auch  j.  48-  7: 
a^  hol  dämqn 
pwaihl  ä  dqm  ahurä 

„deren  Wohnungen  werden  in  deinem  hause  sein,  o  Ahura". 
Als  verbum  ist  hier  und  an  obiger  stelle  anhen  zu  ergänzen, 
vgl.  unten  str.  5  u.  11. 

5. 

Izäka  ä2ü*tts^ä]  Zur  bedeutung  vgl,  man  v.  9.  53.  Auf 
die  Zusammengehörigkeit  von  izä-  —  oder  /?«-;  die  Unsicherheit 
in  der  quantitätsbezeichung  der  i-  und  u-vokale  ist  ja  bekannt — 
mit  ind.  idä-,  /te-,  irä-  „labetrank,  trunk"  habe  ich  schon  ar. 
forschungen  I,  s.  21,  n.  4  hingewiesen. 

särstä]  zu  sare,  cf.  str.  3. 

asä  huzentus]  Vgl.  den  synonymen  ausdruck  Oi'ä /i?^Ä/ja/J« 
j.  32.  2,  aM  husha^äiem  j.  46.  13. 

täis/cä  visjiäis]  Ueber  die  eigentümliche  venvendung  der 
instrumentalformen  auf  -äis  als  nom.  oder  acc.  plur.  vgl. 
Hübschmann,  zur  casuslehre,  s.  265;   zu  ergänzen  ist  awhen 


214 


Chr.  Eartholomae 


wie  in  str.  4.  Allerdings  könnte  man  ja  täis  v'ispäis  auch  als 
comitativ  fassen,  müsste  aber  dann  eine  1.  sing.  (awJia)  er- 
gänzen, was  denn  doch  recht  hart  wäre. 


II.  Jasna  49.    6  —  11. 
A.  Text. 


Reconstruirter  text. 
6. 
frö  vä  isiä 

mazdä^asemlcä  mrütaie 
ja  ve  ^rateus 

^smäkahiä  a  mananhä 
ers  vlUicUüi 

jo^ä  i  sräuaiaemä 
tqm  d,aenqm 

ja  ^smäuatö  ahurä 
7. 
ta^ha  vohü 

tnazdä  sraotü  manaskä 
sraotä  asem 

güsahuä  tu  ahurä 
ke  ah'iSmä 

ke  haetus  dätäis  awha^ 
je  verzenäi 

vawhuhn  d,äß  frasasilm 

8. 
fras,aosträi 

ruazistem  asahiß  du 
sarem  ta^  pwä 

mazda  jäsa  ahurä 
maihiäkä  jqm 

vawhäu  pwami  ä  ^saßrüi 
jauöi  visjiäi 

fr,a€{ttui9hö  änhüjiü 

9, 
sraoß  ü  säsnä 


Abweichungen  der  hdss. 
6. 
3  fraesiä\  cf.  ver f.,  gä^ä's.  s.  14. 
3  mrüite. 


3  manawha. 
2  asä. 

2:  so  K  9. 


8. 


1  uruuzistqm. 


2  änhämä. 
1,  2  sraotü. 


9. 


Zwei  lieder  des  Zarapustra. 


215 


fsenghiiä  suue  tastä 
nöi^  ers-takä 

sarem  dadqs  drugml'te 
jaß  d,aenä 

vahiste  jügen  mlzde 
asä  ju^tä 

jfäJii  gäm,äspö 
10. 
ta^lcä  mazdä 

pwanü  ä  dqm  nipäiohe 
manö  vohü 

runaskä  asaon,<^m 
nemasTcä  ja 

äramaüis  Izäkä 
mqzä  Jisaprä 

vazdawhä  anemluä 
11. 
aß  dus-lisaßrtmj 

dus-siaopmwj  duzualcanhö 
duzd,aene73g 

dusmanawhö  dricguato 
akäis  harßüis 

pa*ti  ruuqnö  je^nfi 
drügö  dmäne 

haipiß  awhen  astaiö 


1  fseraghnö ;  —  2  suie ;  cf.  v  e  r  f., 
[hdb.,  §  92;  —  3  tasfö. 
3  dreguätä;  cf.  str.  2. 


2  de  g'umaspii. 


10. 


1  armo',  cf.  str.  2. 

2  auemirä. 

11. 

2  dregno,  cf.  str.  2. 

dpaitijo;  cf.  verf.,  gä^ä's,  s.  14. 


B.  Uebersetzung. 
6. 
Euch,  o  Mazdäh,  flehe  ich  an  und  den  Asa,   kund  zu  tun 
eures  geistes  eigenste   gedanken:    auf   dass   wir   genaue  Unter- 
scheidung treffen  können,    wenn    wir,    o  Ahura,   euren  glauben 

predigen  wollen. 

7. 

Und  das,  o  Mazdäh,  höre  Vohuraanah,  das  höre  Asa,  ver- 

niram  es  du,  o  Ahura  I  „Wer  ist  der  freund,  wer  der  verwante, 

der  bestimmt  ist,   der  gemeinde  die  gute  lehre  zu  verkünden?" 

8. 
Dem  Frasaostra  gewähre  —  darum  bitte  ich  dich,  o  Maz- 


216  Chr.  Bartholomae 

däh  Ahura,  —  den  sichern  schütz  und  halt  des  Asa  und  mir: 
so  wollen  wir  beide  eurer  guten  herrschaft  immerdar  treue  an- 
hänger  sein. 

9. 

Es  hörte  auf  die  zur  förderung  des  feldbaus  erdachten 
lehren  der  streitbare  (fürst)  Dzämäspa;  dem  wahren  glauben  zu- 
getan gewährt  er  dem  ketzer  keinen  schütz  mehr.  Wie  sich  die 
Seelen  (der  frommen)  mit  dem  besten  lohn  verbinden  werden, 
so  hat  sich  er  mit  dem  heiligen  recht  verbündet. 

10. 

Und  nun,  o  Mazdäh,  vertraue  ich  auf  dich,  dass  du  den 
frommen  sinn  (den  frommgesinnten)  und  die  seelen  der  gläu- 
bigen, die  demut,  gottesfurcht  und  andacht  schirmen  wer- 
dest mit  starker  herrschaft  und  unerschütterter  macht. 

11. 

Aber  den  ketzern,  die  schlechten  fürsten  dienen,  und  schlecht 
sind  im  handeln,  reden,  glauben  und  denken:  —  mit  abscheulichen 
speisen  werden  (dereinst  die  teufel)  ihren  seelen  entgegenkom- 
men im  hause  der  lüge,  wo  sie  immerdar  wohnen  werden. 


C.  Commentär. 

6. 

mrütaie]  Die  hdss.  haben  mrüite  statt  mrrdäe,  d.  i.  mrü- 
taie  nach  der  bekannten  törichten  Schreibweise;  cf.  verf. , 
hdi).,  §  93.     Vgl.  auch  j.  30.  4,  34.  1. 

manawhii]  unregelmässige  form  des  nom.  -  acc.  plur.  statt 
manu;  sie  ist  der  a-deklination  nachgebildet  und  entspricht  so- 
mit völlig  dem  altslavischen  slovesa;  vgl.  auch  Büc  heier - 
Windekilde,  declination,  s.  40  und  Lanman,  journ.  of  the 
Am.  As.  soc.  10,  s.  554  f.,  wo  indische  analoga  beigebracht 
werden.  —  Als  acc.  plur.  ist  maiiawhä  wol  auch  in  j.  33-  6  zu 
fassen,  wo: 
je  zaotä  aM  erzus 

huö  manieus  ä  vahi^tüjß  kaiä 
arhü^  axiä  manawlUi 

jü  verzieidiäi  mantä  västriiä     2:  so  K  4. 
tä  töi  iziä  ahurä 

mazdä  darstöisicä  hemparstdisfcä 


Zwei  lieder  des  Zara|)ustra.  217 

„ein  wahrhaft  rechter  priester  will  ich  in  bester  absieht 
dessen  gedanken  erforschen,  der  den  gedanken  fasste,  dass  man 
feldbau  treiben  soll:  druni;  o  Ahura  Mazdäh,  wünsche  ich  dich 
zu  schauen  und  zu  befragen",  [kaiä  „ich  sehne  mich  nach — " ; 
vgl.  käJinar  in  j.  44.  13,  wo  ich  lese: 
ta^  pwä  persä 

ers  möi  vaokä  ahurä 
l'apä  drugem 

nls  ama^  ä  näsämä  4  nisnäsämä;  vgl.  verf.,  gä^ä's, 

teKC/  ä  auä  [s.  14. 

jöi  asrusiöis  pernärihö 
nöi^  asahiä 

akll  jemtl  hakenü  1,  2   ädimeinti;  —  3:  so  K.  4. 

noi^  frasiiä 

varoheiis  haJinar  manawhö 

„danach  frage  ich  dich,  —  tu  mir  rechte  künde,  o  Ahura  —  : 
wie  werden  wir  die  Drudz  (d.  i.  die  lüge  und  die  teufelin  der 
lüge)  von  uns  vertreiben,  hinweg  zu  denen,  die  von  unbotmässigem 
sinn  erfüllt  sich  nicht  um  die  freundschaft  (ÄaÄ:^/<ä=  ar.  *Sö'Ä;öf«ä^ 
vgl.  str.  ö)  mit  Asa  sorgen  (vgl.  den  gebrauch  von  ind. a(f/  eti; 
ädi  und  aidl  sehen  sich  in  der  originalschrift  sehr  ähnlich)  noch 
sich  nach  dem  einvernehmen  (cf.  frastä  in  str.  2)  mit  Vohumanah 
sehnen".  —  amä^  steht  für  ahiä;  aihäjß  niancmJtä  sva.  aniqß 
matä  mancmhä.  —  darstöis  und  hemjMvstöis  fasse  ich  als  in- 
finitive ;  wie  in  der  indischen  infinitivbildung  neben  den  dativen 
auf  -täte  genitive  auf  -tos  vorkommen,  z.  b.  gdntus  neben  gän- 
tave,  so  im  avestischen  neben  den  dativen  auf  -täte,  geschr. 
-tee ,  genitive  auf  -töis-,  solche  infinitive  sind  auch  cmajjostöis 
j.  44.  4  und  rentöis  j.  46-  4,  wo  allerdings  die  ablativische 
bedeutung  noch  deutlich  hervortritt.] 

ers  vitiidiäi]  nÄmhch:  vahiö  asiaskä  (j.  48.  4,  vgl.  j.  31. 
5)  oder  cahio  akemicä  (j.  30.  3),  bzw.  däßemka  adüpemkä  (j.  46. 
17)  oder  da^mg  adäpqska  (j.  46-  15);  d.  i.  „das  gute  und 
böse",  bzw.  „recht  und  unrecht". 

ve . .  ,^srnakahiä~\  Der  doppelsetzung  des  pronomens  11. 
person  suchte  ich  in  meiner  Übertragung  durch  „eures  . . .  eigenste" 
gerecht  zu  werden. 

?1  ist  auf  das  folgende  daenqm  zu  beziehen;  vgl.ind.  *,  im. 
Ich  mache  darauf  aufmerksam,  dass  die  Stellung:   conjunction 

Beiträge  z.  knnde  d.  ig.  sprachen  VUI.  15 


218  Chr.  Bartholomae 

+  i  (ivi)  -i-  ...  cäsur  +  accusativ  des  durch  i  (im)  vorweg  an- 
gedeuteten nomens  im  indischen  ihr  genaues  pendant  hatj  cf. 
R.V.  5.  32.  5: 

jdd  Im  suhsatra  prdVftä  mddasja 
jiljutsantam  iämasi  harmije   ^ah. 
ja  Jismäuatö]  „welche  des  euren  (ist)";  vgl.  j.  33.    8: 
jasnem   ^smäuato ,  j.   46.    10:  ^smänatqin  vamäi  ä,  j.  29.    11: 
räiöis  jüsmäuatqm  ^^). 


7. 

manasfca  . .  .asem]  Ohne  diese  correctur  hängt  alles  in 
der  luft.  Die  3.  pers.  sing,  (sraotü)  beim  vocativ  (mazdä)  ist 
mir  nicht  nur  „einigermassen  auffallend",  sondern  ganz  undenk- 
bar. Zudem  kommt  ja  Ahura  Mazdäh  nochmals  vor,  und  dort  ist 
ganz  richtig  der  vocativ  und  die  2.  pers.  sing,  zusammencon- 
struirt.  —  Die  trias:  Ahura  Mazdä,  Vohumanah  und  Asa  wird 
auch  anderswo  angerufen  oder  zusammen  genannt,  z.  h.  j.  28. 
4,  34.  6,  50.  1,  53.  3.  —  Dass  kä  hinter  dem  ersten  glied  der 
reihe  steht,  ist  nichts  aussergewöhnliches,  cf.  j.  34.  5:  ^saßrem/cä 
Istis  „herrschaft  und  besitz";  j.  34.  6:  jazemnasicä . . .  stauas 
„lobend  und  preisend"  ^i). 

dätäis  ü'nhajß']  wörtlich:  „(wer)  ist  den  bestimmungen 
gemäss  der  (welcher)  — ". 

verzenäi']  Geiger,  ostiranische  kultur,  s.  427  n.  macht 
den  vergeblichen  versuch  av.  verzena-  von  ind.  vxijäna-  loszu- 
reissen.  Inj.  35.  8  heisst  rer^öw«- geradezu  „umhegung,  schütz" 
und  steht  parallel  mit  saire,  cf.  amhiä  ä^  saire  a5ahiä  verzens 
„im  schütz  und  schirm  des  Asa".  Dazu  ist  z.  sah-e  verzanS 
V.  15.  17,  20  zu  vergleichen,  was  wohl  „innerhalb  des  dorffriedens" 
bedeuten  soll.  Zu  j.  36-  1 :  äpro  verzena  vgl.  man  U.V.  1.  GO. 
3:  mdctugiJumm  (agnim)  .  .  jcim  ftvigö  vfgdnP  mdmisasah  .  .  . 
(jl'gananta.  Geiger  freilich  sagt:  „Diese  grundbedeutung  (näm- 
lich ,;Umhegung")  lässt  sich  bei  ir.  verezcna-  nicht  annehmen. 
da  varez-  immer  nur  »arbeiten'  heisst".  Aber,  frage  ich  dagegen, 
ist  es  denn  erwiesen  oder  notwendig,  dass  verzena-  zu  verzieHi 
^^EqyüttTai"-  gezogen  werden  muss?  —  Vielleicht  hängt  vj-gana- 
=a  verzftia-  mit  lat.  volgus  zusammen.  —  Womöghch  noch  ge- 
waltsamer als  die  auseinanderreissung  von  ind.  vrgäna-  und  gd. 


Zwei  lieder  des  Zarapustra.  219 

verzena-  ist  die   von  gd.  verz^na-  und  ap.  vardatia-,  das  man 
statt  dessen  zu  -^varct-  „vermehren"  stellen  wollte. 


8. 
fras^aosträi .  . .maihiäkä^  Die  antwort  auf  die  in  der 
7.  Strophe  ausgesprochene  frage  wird  nicht  direkt  gegeben^  lässt 
sich  aber  aus  der  8.  strophe  erschliessen.  „Frasaostra  und  ich; 
ZaraJ)ustra,  sind  die  verküodiger  eurer  lehre;  dafür  müsst  ihr 
uns  aber  auch  euren  schütz  angedeihen  lassen".  Diesen  Zusam- 
menhang zwischen  strophe  7  und  8  hat  schon  Hang  erkannt; 
cf.  gäthä's  n,  s.  175.     Vgl.  j.  28.  9. 

ruazistem  .  .  .  sare7n]  Geldner,  Studien  I,  s.  46  n. 
will  das  hdschr.  uruäzistqm  beibehalten  und  dafür  sarcm  als 
acc.  fem.  fassen.  Aber  der  Übergang  von  neutr.  as-  {ah-) 
Stämmen  (sarah-)  in  die  femininale  ä-dekhnation  ist  mir  sonst 
noch  nicht  vorgekommen;  vgl.  La n man,  joum.  of  the  Am. 
As.  soc.  10,  s.  553  f.  —  Bez.  der  bedeutung  von  ruazista-  vgl. 
man  Geldner,  a.  a.  o.,  s.  42  ff.,  wo  jedoch  richtiges  mit  falschem 
gemischt  ist.  —  Zu  sarcm  vgl.  str.  3. 

jqm]  Dass  in  diesem  wort  eine  grosse  Schwierigkeit  stecke, 
ist  keinem  der  frühereu  Interpreten  entgangen.  Ein  acc.  sing, 
fem.  des  relativpronomens  ist  auch  dann  nicht  zu  brauchen, 
wenn  man  sarem  als  acc.  sing.  fem.  fassen  wollte.  Ich  nehme 
jqm  als  acc.  sing,  zu  dem  mask.  thema  jVm-,  dessen  nom.  jaos 
oder  jaus  lautet ;  cf.  46.  18 : 
je  maihia  jäiw  3  jais  oder  jaos. 

amäi  asklß  vahista 
mahj[ä  isföis 

vohü  Uöisem  manavhü 
qsteng  anmi 

je  nä  qstä  daidltä 
mazda  asä 

värem  Jismäkem  ^snaosemno 
ta^  mni  Jirattus 

tnanawhasfcä  vilcipem 

„Wer  an  mir  (Mazdäh  spricht)  festhält,  dem  verspreche 
ich  gnädigen  sinnes  das  allerbeste  aus  meinem  schätze;  aber 
wehe  (drohe)  ich  dem,  der  uns  wehe  bereitet".  —  „0  wahrer 
Mazdäh,  deinen  willen  zu  erfüllen,  das  ist  meines  (ZaraJ)ustra 

15* 


220  Chr.  Bartholomae 

« 

spricht)  Verstandes  und  herzens  beschluss".  [cisteng:  acc.  plur. 
zu  qsta-  masc,  cf.  qstqs/cä  j.  44.  14^2),  und  (fstä:  loc.  sing, 
zu  qstai-  fem.,  gehören  mit  awra-  (d.  i.  ar.  *as^rd-)  zusammen^ 
wie  aus  j.  43.  15  hervorgeht,  wo  ydä-  mit  awra-  verbunden 
ist,  wie  hiermit  qsta-;  vgl.  oben  str.  3;  mit  qzö  =i.  qhas  haben 
sie  keine  verwantschaft.]  —  Der  acc.  jqm  stellt  sich  zum  nom. 
jäus  oder  jaos  wie  gqm  (==  ind.  gdm)  zu  gäus  (=  ind.  gäus) 
oder  gaos. 

fi',  (lest  an  ho]  gehört  zu  inA.  presia-,  nicht  zu  griech.  TtXsi- 
OTog.  Zur  bedeutung  vgl.  P.W.  s.  v.  j>ry«-,  wo  1  c)  „etwas 
liebend,  anhänglich  an  (loc),  geneigt". 

am  hau  all  Das  perfect   hat  intensiven    sinn:     ,,wir   wollen 
sein  und  bleiben".     Der  dual  ist  notwendig,  er  bezieht  sich  auf 
Frasaostra  und  Zara|)ustra.    Vgl.  j.  46.  16: 
fras,aosträ 

aßrä  tu  ardräis  idi 
huuoguä  täis  1  hun  gun 

jewg  usuahi  ustä  stöi 
jaßrä  asä 

ha/ca'te  äramaitis  2  ärim,  cf.  ob.  str.  2. 

ja^rä  vauheus 

mancwhö  Istä  Jisaprä 
japrä  mazdä 

vardmqn  saeUi  ahurö  1  varedemqni;  —  2:  so  K  4. 

„0  Frasaostra  Huvogva;  hierher  komm  mit  jenen  dienern, 
die  wir  dem  volk  zum  teile  auserwählt,  (hierher),  wo  gottes- 
fürchtiger  sinn  an  der  walirhcit  festhält,  wo  des  frommen  sinnes 
erwünschtes  reich  aufgerichtet  ist,  wo  Mazdäh  Ahura  wohnt  zum 
Segen"  [vardmc^n  ist  infinitivischer  Iccativ,  cf.  verf.,  hdb.  §215 
und  47;  der  bedeutung  nach  =ind.  vrtfe]. 


9. 
Die  schwierigste  Strophe  im  ganzen  lied.  —  Nachdem  der 
dichter  für  sich  und  Frasaostra  versprochen  hat  das  proplieten- 
amt  der  neuen  lehre  zu  übernehmen,  geht  er  zu  einer  rühmen- 
den anerkennung  des  Dzämäspa  über,  welcher  sich  als  einer 
der  ersten  unter  den  iranischen  stammesfürsten '3)  zum  neuen 
glauben  bekannte  und  somit  selbstverständlich  zu  dessen  Ver- 
breitung wesentlich  beitrug. 


Zwei  lieder  des  ZaraJ)ustra.  221 

srao^u]  Das  hdschr.  sraotä  ist  durch  strophe  7  veran- 
lasst. Es  ist  notwendig  in  Übereinstimmung  mit  jii^tä  eine  3.  pers. 
des  praeteritums  herzustellen. 

fsewghiiä  suu§  tastä]  Die  hdschr.  lesung  fstnghiö  suie 
tasto  lässt  sich  zwar  mit  der  satzconstruction ,  nicht  wohl  aber 
mit  dem  gedanken  der  strophe  in  einklang  bringen.  —  Zu 
fsenghiiä  ist  vohä  väsfriiä  j.  29.  1  zu  vergleichen.  —  Der  Ver- 
bindung säsnä  .  .  .  tastä  ganz  ähnlich  ist  ind.  stomd  .  .  .  tasto  R. 
V.  1.  171.  2,  tastdn  mänträn  ß.V.  1.  67.  4,  —  Will  man  nicht 
fsenghiiä  suue  verbinden,  so  muss  man  fsenghiiä  —  als  acc.  plur. 
fem.  auf  s«^««  bezogen  —  lesen,  was  den  gleichen  sinn  ergibt :  „die 
auf  den  feldbau  bezüglichen  — ". 

ers-vakä]  Ich  fasse  ers-vakah-  „wahre  worte  sprechend, 
wahrhaftig**  in  seiner  gegenüberstellung  zu  driiguant-  als  ein 
synonymon  von  asauan-  „wahrhaftig"  (und  insbesondere)  „recht- 
gläubig", das  dem  drugitant-  gewöhnlich  gegenübersteht;  vgl. 
verf.,  gä^ä's,  s.  12  n.  —  Ein  ähnlicher  Wechsel  im  ausdruck 
findet  sich  auch  jt.  19.  96  und  j.  60.  5,  wo,  wie  sonst  asem 
und  druJis  (cf.  oben  str.  3),  so  arsu^ctem  väJis  und  mißaoJitö 
vä^s  gegenübergestellt  w^erden.  An  der  letztcitirten  stelle  lesen 
wir  hinter  {rahü^  ami  nmätie  .  .  .)  arsii^ctö  rä^s  mißaoJitem  väkim 
noch  die  worte  asa  drngim;  ich  halte  dieselben  lediglich  für 
eine  erklärende  glosse  zu  den  vier  vorhergehenden  worten,  die 
späterhin  in  den  text  geraten  ist.  —  Wie  ers-vakah-  ist  auch 
erzu^da-  in  j.  44.  19  zu  fassen,  cf. : 
taß  ßicä  persa 

ers  niüi  vaokä  ahurä 
jas  ta^  mizdem 

hanente  nöi^  d,äite 
je  y»  amäi 

erzu^ääi  tiä  d,äite 
kä  tem  ahiä  2:  so  A.  bei  Spgl. 

mamis  anha^  po»ruiie  3:  so(paouru0)  bc  bei  Spgl. i*) 

viduä  aiiqm 

ja  Im  ainlia^  apemü 

„darnach  frage  ich  dich,  —  tu  mir  rechte  künde,  o 
Ahura  —  :  wenn  jemand  einem  den  lohn,  den  dieser  verdient  hat, 
verweigert,  wenn  er  ihn  einem  gläubigen  verweigert,  welche 
strafe  soll  ihn  zunächst  dafür  treffen?  die  kenne  ich,  die  ihn 
am  ende  treffen  wird". 


222  Chr.  Bartholomae 

noiß  särem..  .dadqs  clruguäHe]  cf.  str.  3.  Wer  im 
gebiet  des  Dzäraäspa  dem  neuen  glauben  nicht  huldigt,  dem 
wird  der  schütz  entzogen. 

Jaß  .  .  .julitä]  Ich  vermag  nur  einen  vergleich  darin  zu 
sehen,  der  allerdings  nicht  unbeträchtlich  hinkt,  doch  mehr  in 
der  deutschen  Übersetzung,  als  im  original,  da  hier  das  verbum 
in  beiden  sätzen  das  gleiche  ist.  Lat.:  velidi  animae  optimo 
jungentur  praemio,  (sie)  veritate  junctus  est  {veritati  se  conjun- 
xit)  Fr.  Auffällig  ist,  dass  die  wurzel  jaog-  einmal  mit  loca- 
tiv  und  einmal  mit  instrumental  verbunden  erscheint. 

vahisie  ..  .mlzde]   mizdem   geht  gewöhnlich  auf  die  be- 
lohnung  beim  ende  der  weit;  vgl.  j.  34.  13,  46.  19;  51.  15  und 
43.  5,  wo: 
spentem  aß  ßwä 

mazdä  mewghi  ahurä 
jaß  pivä  awheus  2:  so  Pvs. 

zqßöi  darsein  pouruiiem 
jaß  da  staoßnä 

mizdauqn  jäkä  u^ää 
akem  akai 

vamhuim  a^im  vawhaue 
Pwä  hmiarä 

dämöis  ruaese  appme 

„dich  erkannte  ich  als  den  heiUgen,  o  Mazdäh  Ahura,  als 
ich  dich  erschaute  als  den  ersten  bei  der  entstehung  der  weit, 
wie  du  für  die  taten  und  worte  den  lohn  festsetztest  —  böses 
dem  bösen,  aber  seelige  wonne  dem  frommen  —  in  deiner  Weis- 
heit, der  ihnen  am  letzten  ende  der  Schöpfung  werden  soll". 
[mizdatiqti  ist  acc.  plur.  neutr.  zu  mlzdavan-  „j^raemio  prae- 
ditus"-;  cf.  verf.,  hdb.,  §  216J.  —  Der  „beste  lohn"  ist  das 
paradies. 

j,ähi]  Das  adjektiv  j/lhin-  scheint  in  der  tat  „streitbar, 
kriegerisch"  zu  bedeuten.  Es  kommt  nur  mehr  j.  46-  14  vor  als 
beiwort  des  Vistäspa,  der  wie  Frasaostra  ein  stammesfürst  war.  — 
Wenn  jäJiin-  „streitbar"  bedeutet,  so  muss  jäh-  mit  streit  über- 
setzt werden;  vgl.  jt.  11.  3:  arsuJiäö  väJis  jnhi  ri'rßrag'fistetnö 
„ein  wahrhaftiger  spruch,  der  siegreichste  im  streit";  ferner 
j.  30.  2: 
parä  maze  j,äwho 


Zwei  lieder  des  Zara|)ustra.  223 

„vor  dem  grossen  kämpfe'^;   nämlich  bei  der  auferstehung.  — 
Ungefär  gleichbedeutend  mit  jähin-  ist  jäskert-. 

(jäm,äspö]  Der  nom.  statt  des  vocativ  ist  unbedingt  not- 
wendig, vgl.  j.  51.  18  bei  Wstgd.  —  Die  hdss.  haben  vor 
gämo  überall  de  (auch  de,  dl  oder  dae  geschrieben),  cf.  j.  46. 
17,  49.  9,  51.  18.  Spiegel,  Z.  D.  M.  G.  36,  s.  614  „weiss 
nicht,  was  mich  veranlasst  haben  mag,  dieses  unschuldige 
wörtchen  (in  meinen  gä^ä's)  zu  beseitigen,  welches  metrisch 
geboten  ist  und  dadurch  ersetzt  werden  soll;  dass  mang funäspa- 
viersilbig  liest".  Aber  nach  einem  ausnahmslosen  gesetz  der 
gäf)ämetrik:  „In  der  komposition  zusammenstossende  aus-  und 
anlautende  vokale  sind  getrennt  zusprechen"  (vgl.  verf.,  gä^ä's, 
s.  5  f.)  m  u  s  s  eben  gämäsjia-  viersilbig  gelesen  werden  und  dann 
bleibt  für  de  kein  platz  mehr.  Uebrigens  bemerke  ich,  dass 
der  nom.  sing.  masc.  einer  wurzel  dali-  {danh-),  gleichviel  wel- 
cher bedeutung,  doch  nicht  de^   sondern  nur  da  lauten  könnte. 


10. 

Der  gedankengang  ist:  „Ich  und  Frasaostra  haben  deine 
(Ahura's)  botschaft  verkündigt.  Dzämäspa  hat  sich  sammt 
seinem  volk  zu  ihr  bekannt.  Nun  musst  du  aber  auch  alle  gläu- 
bigen in  deine  hut  nehmen". 

Pwaml  ä  dqm  nijiäwlie]  wörtlich:  in  te  ponam  tutari 
(i.  e.  id  hderis). 

Pirarhi~\  eigentlich  loc.  sing,  des  pron.  poss.,  vgl.  ind.  tve, 
jenes  nach  der  pronominalen,  dieses  nach  der  nominalen  flexion 
gebildet.    Vgl.  str.  5,  8. 

ä  c?^m]  Vgl.  ind.  sam  +  ä  +-^dä-. 

tiipäwhe]  Infinitiv.  Was  die  bildung  anlangt,  so  möchte 
ich  lieber  annehmen,  dass  sich  die  form  aus  dem  sigmatischen 
aoriststamm  +  e  als  aus  der  wurzel  jj« — f-  se  zusammensetzt. 
Zu  vergleichen  ist  ind.  iqja  prakse  R.V.  5.  47.  6,  ebenfalls  eine 
bildung  aus  dem  sigmatischen  aorist.  —  Auch  in  j.  28.  12  und 
jt.  8.  1  wird  päwhe  als  infinitiv  gefasst  werden  müssen,  obwohl 
hier  auch  an  erster  stelle  eine  1.  sg.  conj,  aor.  sigm.  med.,  an 
zweiter  eine  2,  sing.  conj.  praes.  med.  gut  am  platze  wäre. 
Allein  "v/p«-  wird  im  avesta  sonst  nur  activisch  flektirt,  wie  im 
indischen;  doch  vgl.  ap.  pajauvä. 


224  Chr.  Bartholomae 

Izäkä']  Geldner,  Studien  I,  s.  64  ff.  stellt  gd.  izä  mit 
ind.  ihd-  gleich.  Als  „verrannter"  grammatiker  muss  ich  ener- 
gisch (Iza  nach  G.)  dagegen  protestiren.  Ein  z  des  gäj)ä-dia- 
lekts  steht  niemals  einem  indischen  h  gleich;  sein  etymolo- 
gischer wert  ist  vielmehr:  1)  ar.  rd,  cf.  verf.,  hdb.,  §  135;  vgl. 
äf 2/5 gegenüber  mdi.  ärdrds;  —  2)  ar.  2^,  cf.  verf.,  a.  o.,  §171; 
vgl.  dibzaidißi  gegenüber  ind.  dipsati;  —  3)  ar.  z,  cf.  verf., 
§  172;  vgl.  didergzö,  dldergzodne  (ind.  didrksati),  mimagzo,  aogzä 
ogzcmtiamneni{?);  —  4)  ar.  z,  z  und  zwar  a)  =  idg.  gi  vor 
medien,  cf.  verf.,  §174;  vgl.  merzdätä,  mey'zdikäi {ind.  m^dikam), 
üzdtäi  (zu  ind.  asnzti),  ^raozda^  (zu  ind.  krösati),  gerzdä  (zu 
ind.  gdrhate),  ßivarzduem  (zu  z.  ßiversaiti),  inerqzdmi  (zu  ind. 
märgmi),  vazdrewg  (zu  ind.  vähati),  vlzh^o  (zu  ind.  visas);  -ß) 
=  idg,  z  oder  z  nach  /,  u  und  r,  cf.  verf.,  §  172;  vgl.  slz- 
dianino  (zu  ind.  sisas  R.V.),  mlzdem,  mizdanqii  (zu  ind.  inl(^- 
vän)^  voizdaß,  voizdiäi  (zu  ind.  vivesmi),  diizdä,  duzdaenewg^ 
duzguäöis,  duzTiakawho,  duzuarnäis,  diiziiarstäis,  duzuarsnawho 
(cf.  ind.  düddsr,  dnrfje,  durgdjas,  diirväkas),  hüzd^Tti,  jüzem, 
jaozdä  (zu  ind.  Jos),  ^raozdistewg,  erzgls,  erziüidäi.  Gd.  Izä- 
kann  also  nur  auf  ar.  izä  oder  Izä-  zurückgeführt  werden ;  ind. 
ihd-  aber,  d.  i.  ar.  Izd-,  müsste  im  avesta  *izä-  lauten,  und 
Geldner  selbst  teilt  uns  ja  auf  s.  69  mit,  dass  das  zu  ind. 
ihd-  gehörige  verbum  l'hate  im  avesta  genügend  belegt  sei;  es 
lautet  aber  izieiti,  iziä  etc.  und  nicht  izieiti.  Wer  in  unsem 
tagen  die  etymologische  identität  von  gr.  d-Bog  und  lat.  detis^  die, 
von  ihrem  uugefärcn  gleichklang  abgesehen,  „begrifflich  gewiss  aufs 
allerengste  zusammengehören",  ohne  weiteres  als  eine  selbstver- 
ständliche behaupten  wollte ,  würde  mit  recht  den  spott  aller 
Sprachforscher  auf  sich  laden.  Was  aber  auf  dem  gebiet  der 
übrigen  indogermanischen  sprachen  nicht  erlaubt  ist,  das  ist 
auch  auf  dem  iranischen  nicht  erlaubt,  und  solche  aufstellun- 
gen,  nach  denen  aus  allem  alles  möglich  erscheint,  können  nur 
dazu  dienen,  die  iranische  philologie  in  den  äugen  der  ver- 
ständigen zu  discreditiren :  dass  das  aber  nicht  Geldner 's 
absieht  sein  kann ,  liegt  klar  zu  tag.  —  Uebrigens  ist  die 
begriffliche  Zusammengehörigkeit  von  ind.  Ihd-  und  av.  Izä- 
keiueswegs  erwiesen.  Ich  stelle  vielmehr  av.  'tzä-  zu  ind. 
lld  (R.  V.  8.  39.  1),  id^,  ttte  —  wegen  der  lautlichen  Ver- 
hältnisse cf.  oben  str.  5  —  und  gebe  ihm  die  bedeutung  „an- 
dacht".     Vgl.  j.  50.  8: 


Zwei  lieder  des  Zaral)ustra.  225 

ma^  vä  padäis 

ja  frasratä  Izam 
pairi-  gasäi 

mazdä  ustänazastü 
aj^  vä  asä 

ardrahißkä  nemawhä 
a^  vä  vanheus 

manarohö  hunertätä  2  hunaretäiä-,  doch  vgl.  Pvs. 

„euch  nahe  ich  mich  mit  Hedern,  die  der  andacht  ent- 
sprungen sind,  die  hände  zum  gebet  erhoben;  euch  nach  dem 
brauch  und  in  der  demut  eures  dieners,  euch  mit  der  ergeben- 
heit  des  frommen  sinns'-.  [w«/ will  Geldner  Studien  I,  s.  6-4, 
weil  es  an  die  spitze  gestellt  ist,  nicht  als  praeposition  =  ind. 
smdd  gelten  lassen,  sondern  als  genitivisch  gebrauchten  ablativ 
des  pron.  I.  pers.  fassen;  er  übersieht  jedoch,  dass  ind.  smdd 
bei  ISmaligem  vorkommen  zwölf  mal  an  der  spitze  eines  pada 
steht,  darunter  einmal  an  der  spitze  des  ersten  (R.  V.  8-  26. 
9),  einmal  an  der  spitze  des  dritten  (R.V.  8.  18.  4).  —  ja 
frasrütä  Izaiä  „welche  aus  andächtiger  Stimmung  herausgedichtet 
sind''.  — hunertätä  statt  für  himertcUätä,  cf.  verf.,  hdb.  §69.  3]. 
Neben  izä-  findet  sich  auch  i?-  =  ind.  td-(lld).  Cf.  j.  70-  4:  ja^a 
iza  väkim  näslma  japa  {vä)  saosiantö  daTiiunqm  suiaunia  väkim 
barente)  „auf  dass  wir  in  andacht  das  wort  vernehmen,  wenn  die 
retter  der  gauen  helfend  ihre  stimme  vernehmen  lassen".  So  wohl 
auch  in  j.  51.  1  (Izäklß  asä^  vgl.  j.  50-  8.  Izaiä  . .  .  asä),  eine 
stelle,  die  ich  noch  nicht  im  stände  bin  zu  übersetzen. 

Wir  haben  somit  den  artikel  izha  in  Justi's  hdb.  ungefär 
so  zurecht  zu  stellen;  tz-,  f.  „andacht";  =  i.  id-:  j.  70.  4. 
51.  1.  — 1  l?ä-,  f.  dass.:  j.  38.  2,  49.  10,  50.  8,  68.  21,  jt.  19. 
94.  —  2  izä-  (vU.  izä-),  f.  „labetrunk,  trank,  labe";  =  i.  idä-, 
irä-:  V.  9.  53  ff.,  49.  5.  —  Die  bei  Justi  unter  izha  aufge- 
führten formen  Izhem  und  izhäi  sind  vielmehr  Izim  (j.  41.  3, 
so  Pvs,  Bvs),  bzw.  Iziäi  (j.  40.  3,  so  P  6,  K  9)  zu  lesen  und 
zu  stellen  unter:  Izia-  (vll.  izia-)  adj.  1)  „labend,  stärkend": 
j.  40.  315),  41.  3;  2)  „erquickt":  vsp.  12.  4;  vgl.  ind.  idavant-. 
mqza']  instr.  sing.,  mit  maze^  inazoi,  mdi.mahds,  mähe  zu- 
sammengehörig. Die  flexion  war  ursprünglich  eine  abstufende. 
Die  starken  casus  wurden  aus  der  Stammform  mqz-  =  ind. 
inqh-,  die  schwachen  aus  maz-  =  ind.  mah-  gebildet.  Der  instr. 
itiqzä  gegenüber  ind.  tnahd  hat  seine  nasalirung  aus  den  starken 


226  Chr.  Bartholomae 

casus  bezogen.  —  Dieselbe  form  ist  wohl  auch  in  j.  43.  12  her- 
zustellen, wo  mqzä  rata  (=  ind.  mahd  räjä)  statt  des  hdschr. 
m<j[,zäraj[ä  zu  lesen  ist^^). 

ane7niuä^  Das  hdschr.  auemirä  oder  auB  mira,  aue  mirä 
ist  mir  durchaus  unverständlich,  ebenso  wie  die  traditionelle 
Übersetzung:  mön  minisno  avo  hüdäih  va  ävärün  frod  mürd 
jehvüned  älgas  apagaielie  jehvrnied  „dessen  sinnen  auf  herrschaft 
steht  und  dabei  ungerecht  ist,  der  stirbt,  d.  h.  es  wird  ihm  a/)rt</aj;f  Äe 
(Untergang)  zu  teil".  Eine  ganz  wackre  moralsentenz,  von  der 
aber  leider  im  Originaltexte  kein  wort  enthalten  ist.  —  Ich 
lese  anem'mä,  cf,  ind.  anamivd-.  Wenn  wir  uns  denken,  dass 
das  avesta  vor  seiner  Umschreibung  in  die  zendschrift  in  der 
Schrift  des  bücherpehlevi  aufgezeichnet  war,  bietet  diese  ändrung 
nicht  die  geringste  Schwierigkeit.     Ueber  e  cf.  verf.,  hdb.,  §6. 


11. 

Das  gegenstück  zur  10.  strophe.  —  Während  der  gläubige 
fürst  Dzämäspa  und  seine  gläubigen  Untertanen  für  alle  zeiten 
den  schütz  des  Ahura  Mazdäh  geniessen,  wird  den  von  den 
ungläubigen  fürsten  beherrschten  ketzern  am  ende  der  tage  die 
schlimmste  pein  zu  teil  werden. 

diis-Jisapreng']  Das  adjectiv  dm  - ^saßretsg  kann  natür- 
lich sowohl  ,, schlecht  herrschend"  als  , »schlecht  beherrscht"  be- 
deuten. Es  ist  hier  gewiss  die  zweite  bedeutung  vorzuziehen; 
leicht  könnte  man  darin  den  versteckten  ratschlag  sehen,  das 
joch  solcher  herrscher  abzuschütteln.  So  werden  in  j.  48.  10 
die  Untertanen  der  diis-^saßrä  (der  ungläubigen  fürsten)  ge- 
radezu als  die  von  ihren  herrschern  verführten  hingestellt.  Cf. 
j.  48.  10: 
kaß  mazdä  mqtn  1  kadä  2     ,     mqnarois ;    verf. 

aroi  narö  vlsente  1     \  [hdb.,  §47. 

kadä  (ujen 

müßrem  ahiä  madahiä 
ja  aüraiä 

karpano  ruapaiemti  2  unipo  Pvs,  Kvs;  urüpo  cett. 

jälcä  ^ratü 

dus-^saßrü  dahiu)i,qni 

„wann,  o  Mazdäh,  werden  die  männer  mir  zu  willen  sein, 
wann  werden  sie  die  sudelei  (=  die  unflätige  ceremonie)  jenes 
rauschtranks  (des  haoma  —  snma)  aus  dem  lande  verbauneu,  wo- 


Zwei  lieder  des  Zara|)ustra.  227 

mit  böslich  und  mit  list  die  afterpriester  sie  bethören  und  die 
schlechten  lursten  der  gauen".  [Zu  mqm  aroi  visenie:  vgl.  ind. 
drarn -{- ygam-.  —  rnnprem:  eigentlich  ,,urin'',  hier  in  allge- 
meinerem sinn;  man  vergl.  die  anwendung  der  deutsch-dialek- 
tischen ausdrücke  für  urin.  —  avraia:  adverb  wie  äsuui,  cf. 
Geldner,  Studien  I,  s.  21.  —  riiapaieinil:  ich  möchte  das  wort 
in  Zusammenhang  mit  ind.  vdrpas  „hiid^  trugbild,  trug"  bringen; 
vgl.  auch  hu-verfs  j.  9.  16,  verf.,  hdb.,  s.  243  n.  —  karpano: 
Geldner,  K.Z.  25.  s.  382,  n.  5  sagt:  „Es  will  noch  nicht 
gelingen  aus  den  gäj)ä's  genau  zu  definiren,  welche  bestimmten 
individuen  kmU-  und  karpan-  bezeichnen".  Ich  meine,  schon 
Hang,  gäthä's  I,  s.  177  hat  das  richtige  getroffen;  vgl.  später- 
hin Hang,  essays  on  the  sacred  language  etc.  2,  s.  289  ff. 
karpan-,  zu  ind.  kälpate,  kdlpas  zu  ziehen,  ist  der  name  einer 
bestimmten  priesterklasse  des  alten  daira-  {daeua-)  glaubens. 
Wie  nun  im  zaraj)ustrischen  religionssystem ,  das  sich  auf  den 
asura-  (ahura-)  glauben  stützt,  dem  wort  daira-  (dama-)  an- 
statt des  alten  begriffs  „gott"  nunmehr  der  begriff  „aftergott, 
dämon,  teufel"  untergeschoben  wird^^),  so  ^vird  auch  den 
alten  namen  der  daeua --priester  die  bedeutung  „afterpriester" 
untergelegt  im  gegensatz  zu  den  namen  der  crÄ wra-priester,  cf. 
j.  33.  6 :  zaotä  asä  erzus  —  Dieselbe  begriffsverdrehung  traf 
auch  die  namen  nsigig-,  cf.  j.  44.  20  t/s/i^5,  =  i.  usigig;  vaepai-, 
cf.  j.  51.  12  vaepaiöj  vgl.  ind.  vip-,  vij^rd-,  vepisfas ;  sästar-, 
cf.  j.  46.  1  säsiärc,  =  i.  sästdr]  und  kanai-  =  ind.  kavdj-, 
welches  wort,  da  es  bei  den  rZaewa-gläubigen  ,,könig,  fürst"  be- 
deutete, in  den  gäj)ä's  überall  im  sinn  von  „afterkönig,  after- 
fürst" verwendet  wird,  i^*)  ausser  da,  wo  es  —  ein  zum  eigen- 
namen  erstarrtes  epitheton  —  vor  dem  namen  vlstjäspo  erscheint; 
cf.  j.  46.  14,  51.  16,  53.  2:  stets  unmittelbar  vor  dem  folgen- 
den nom.  prop.  In  der  späteren  zeit  der  avestahtteratur  er- 
scheinen die  karpanö,  sästäro  und  kauaio  als  dämonische  wesen ; 
doch  gilt  für  kauai-  auch  hier  die  beschränkung :  es  tritt  vor 
eigennamen  ohne  jene  schhmme  nebenbedeutung  auf  und  ist  hier 
einfach  gentilname^^).  —  Den  sinn  unserer  strophe  hat  bereits 
Roth,  Z.  D.  M.  G.  25,  s.  228  f.  richtig  erkannt,  und  was  man 
später  gegen  die  fassung  der  worte  nirt^rem  ahia  madahiä  und 
deren  beziehung  auf  den  haoma-  (sö'ma-)  cult  vorgebracht 
hat,  ist  nicht  stichhaltig.  Die  in  den  gäl)ä's  verkündigten  glaubens- 
lehren  und  die  religiösen  ansichten  des  jungem  avesta  gehen 


228  Chr.  Bartholomae 

nicht  unbeträchtlich  auseinander.  Das  zara{)ustrische  System 
mit  seinen  begrifflichen  gottheiten  konnte  nie  populär  werden: 
das  Volk  will  göttergestalten,  nicht  gottesbegrifi'e.  So  gelang  es 
denn  tatsächlich  gar  niemals,  den  glauben  an  die  göttergestalten 
der  arischen  zeit  aus  den  gemütern  zu  verdrängen,  wenn  man 
es  schon  erreichte,  ihren  alten  gesammtnamen  daiva-  zum  namen 
für  „teufel"  umzuschaffen.  Die  alten  götter  MiJ)ra,  Hauma  etc. 
lebten  im  volke  fort  und  wurden  späterhin,  als  die  begeiste- 
rung  und  das  verständniss  für  die  religionsphilosophie  Zarajjus- 
tra's  mehr  und  mehr  abnahm,  auch  von  deren  berufenen  Ver- 
tretern stillschweigend  wieder  aufgenommen]. 

akäis  harßäls]  Vgl.  hierzu  jt.  22.  30  gegen  jt.  22.  18. 
An  unsrer  stelle  findet  sich  in  mehreren  hdss.  hinter  jantl  die 
glosse  Visa  a^Ua  d.  i.  „gift". 

paHl  ruuq,nö  ja7itl^Da,ssrimqno  als  acc.  plur.  zu  fassen 
und  als  subject  zu  paifi  Jantl  ein  nom.  plur.  daeuä  zu  ergänzen 
ist,  ergibt  sich  aus  dem  Mainyo-i-khard  II.  187  ff.  Der  ganze 
satz  ist  genau  so  gebaut,  wie  ich  ihn  in  meiner  Übersetzung  ge- 
geben habe.  Nach  den  accusativen  dus^mßreKg  .  .  .  druguatö 
wird  abgebrochen  und  das  object  mit  ruttqtio  neu  aufgenommen. 
Regulär  wäre  dus^saßranqm  .  .  .  drugitatqm  .  .  .  runq.no. 

dra'gö  dniäne]  Dem  sinn  nach  ist  es  zu  beiden  sätzen 
zu  construiren.  —  Zum  ausdruck  vgl.  verf.,  Z.  D.  M.  G.  35,  s.  158. 

astaiö]  Das  wort  astai-m.  bedeutet  „bewohner",  vgl.  noch 
j.  46.  11-  Der  gleichen  wurzel  entsprossen  ist  stai-  =\.stdj', 
das,  sowol  mask.  als  fem.  gebraucht  (cf  haißievxj  ä  stls  j.  43. 
3  gegen  vairiiä  stois  j.  43  IS^o)),  ,,wohnsitz"  bedeutet.  Vgl. 
Roth,  Ya^.na  31,  s.  28. 


Anhang  J.  49.  12. 

kaß  toi  asä 

zuuaiante  attawho  1  zbaiante;  cf  verf.,  gä^ä's,  s. 9. 

zaraßusträi 

kajß  ibi  voha  mammha 
jS  ve  staotäis 

mazdä  fi'lnäi  ahurä 
anaß  jäsqs 

jaß  vs  istä  valii^tem 


Zwei  lieder  des  Zarapustra.  229 

„Wirst  du  durch  Asa,  wirst  du  durch  Vohumunah  mir,  dem 
Zaral)ustra,  hülfe  gewähren,  wenn  ich  euch  rufe  und  euch,  o 
Mazdäh  Ahui-a,  mit  lobhedern  preise,  nach  jenem  gute  verlan- 
gend, das  in  eurem  schätze  das  beste  ist?" 

Die  Strophe  passt  zu  keinem  der  beiden  lieder  des  49ten 
jasna;  es  liegt  nahe,  sie  zum  50.  zu  ziehen,  vgl.  j.  50.   1. 


Noten. 

1)  Zu  gründe  gelegt  ist  der  Westergaard'sche  text.  — 
Ein  komma  soll  anzeigen,  dass  der  folgende  vocal  oder  diph- 
thong  im  metrum  den  wert  zweier  silben  hat.  —  Wo  ein  aus- 
und  ein  anlautender  vocal  mit  synizese  zu  sprechen  sind,  ist 
es  durch  _  angedeutet.  —  Svarabhaktivocale  sind  weggelassen.  — 
Was  die  transcription  und  die  Unterscheidung  einzelner  buch- 
staben  (s,  s,  s,  h,  Ä,  m  etc.)  anlangt,  so  verweise  ich  auf  mein 
handbuch  der  altiranischen  dialekte.  ^)  Im  armenischen  noch 
spandaramet,  was  zu  Z.  D.  M.  G.  36,  s.  614  oben  zu  erwägen  ist. 
3)  Spiegel;  Z.  D.  M.  G.  36,  s.  613  und  Pischel,  Gott.  gel. 
anz.  1882,  s.  1455  f.  wollen  allerdings  die  ändeiTing  von  nie 
in  uue,  bzw.  w-e  nicht  gelten  lassen;  letzterer  bringt  analoga 
aus  dem  Päli  bei.  Allein  alle  diese  versuche  scheitern  an  z.  u^ 
=gd.  uhe  =ind.  ii})e.  nie  kann  nur  für  w«e  verschrieben  sein ; 
oder  sollte  wirkhch  jemand  den  Übergang  von  ar.  })  inipostu- 
liren  wollen?  *)  Oder  vielleicht:  „Den  ketzerischen  Porus"? 
Die  vedischen  Pürus  wonten  auf  beiden  ufern  des  Sindhu;  cf. 
Zimmer,  altind. leben,  s.  145.  ^)  erq  ist  einsilbig;  cf.  verf., 
hdb.,  §  34.  ^)  aiwigairiä  daipe  . . .  paiti  rikia  daipe  „ich  billige, 
nehme  an"  .  .  .„ich  weise  ab;  wende  mich  ab  von".  "*)  Cf. 
Hübsch  mann,     K.    Z.   27,     s.    101.  ^)  Spiegel,    Z. 

D.  M.  G.  26,  s.  612  sagt  „er  begreife  nicht,  warum  B.  (ich, 
in  meinen  gä^^ä's)  die  Schreibung  Westergaard's  varahuio 
in  vanlmüo  umändere,  da  die  metrik  diese  ändrung  nicht  ver- 
lange". Zunächst  sei  es  mir  gestattet,  mich  gegen  Spiegel's 
autorität  auf  die  autorität  der  Spiegel'schen  ausgäbe  zu  be- 
rufen, wonach  die  bessere  Schreibweise  der  hdss.  nicht  vawhuio- 
ist,  sondern  vielmehr  vamiMo,  Vgl.  j.  1.  43  (4  mal),  44  =  3. 
57.  f.  =  7.  48  f.,  j.  36.  U,"50.  17,  51.  1,  52-  1,  4;  vsp.  1.  26, 
V.  1.  6;  2.  42,  43,  19.  5  etc.  der  Spgl.'schen  ausgäbe;  dazu 
vgl.  man  den  index  im  ßrockhaus  'sehen  Vendidad  Sade. 
Und  diese  Schreibung  liess  sich  ja  auch  erwarten :  wie  man  statt 


230  Chr.  Bartholomae 

vawhuui  {vawhul  =  i.  vdsvi)  vawuhi  schrieb ,    so  statt   vawhmmä 
{vawhniä  —  \.  vdsvjäs)  vawuhiu.     Wie   ich  aber  vawuhl  in   va»- 
hui  änderte,  so  vcmhiä  in  vavhiim :   das  war  einfach  consequent  — 
Nun  sagt  freilich  Spiegel,  a.  o.    „dass  er  die,    ähnlich  schon 
von  Westphal  aufgestellte   ansieht,  die   combination  nuh   sei 
kJiu  gelesen  worden ,  nicht  teile ;   er  glaube   allerdings   dass  in 
vaiDu/ii,  vamihlm  das  u  noch  gehört  wurde,    dass  aber  ui    nur 
die    geltung    eines    einzigen   vocals   hatte,    der    sich    unserm  ü 
näherte".     Dann    verstehe  ich   zweierlei  nicht:    1)  wenn  vavhü 
an  stelle  des  geschriebenen  vmnuhi  gesprochen   wurde,    warum 
setzte  man   dann  das  h    zwischen   die    componenten  des   diph- 
thongen?    Ob  ich  mich  für  die  ausspräche  vankü  oder  vcmhul 
entscheide,  die  Schreibweise  vamdil  bleibt   gleich  absurd.  —  2) 
wenn  vawhü  gesprochen  würde,  wie  gelangten  dann  die  copisten 
dazu,  vanhul  in  den  text  zu  setzen?  Zb.  jt.  5.  130,  16.  1,  vsp. 
4.  1.     Neben  vcmhul  kommt  auch  ziemlich  häufig  die  Schreibung 
vawhut  oder  vatährä^    und   das   könnte  ja  fast  wie  eine  bestäti- 
gung  der  SpiegeTschen  hypothese  aussehen.    Aber  dann  müsste 
man  doch  auch  stil  für  sfai  lesen.     Es  weist  jedoch  hier   das 
metrum  die  zweisilbige  ausspräche  von  üi   aus  und  das   neben 
stni  vorkommende  stui  zeigt,   dass  strd  lediglich  als  eine  abge- 
kürzte   Schreibung    für    stinii    zu    betrachten   ist;    vgl.    verf. 
ar.  forschungen  I,  s.  38;  n.  1.    Und   was    von  stüi  neben  stui 
gilt,  das  gleiche  gilt  auch  von  vavhüi  neben  vawhul.  —  3)  Wenn 
vamihl  vamhü  gesprochen  würde,   wie  war  denn  die  ausspräche 
von    amihe,    vazamiha?    —    Nach    alledem    bleibe   ich   dabei 
stehen,  dass  i9uh  lediglich  für  eine  verkehrte  Schreibweise  statt 
'nihu  =  tnhnu  {nlm)  anzusehen  ist.       ^)  Nebenbei  bemerke   ich, 
dass  die  Zusammenstellung  der  ausdrücke  niqzdä-,  mSwg . .  ,  da- 
mit dem  gottesnamen  mazdäh-  jeder  grammatischen  begründung 
entbehrt.     Aus  arisch    mans  +  -[/d^ä-  (so    zuletzt    G  e  1  d  n  e  r , 
Studien  I,  s.  58)  wird  im  indischen  manitä-  (aus  niqzctä-,  weil 
der  tönende  Zischlaut  ausfallen  musste,  vgl.  pund)  Is  a,\is  pr^zb^h 
neben  pi^sds),  erhalten  in  mancfätd,  —  im  avestischen  niqzdä-^ 
erhalten  in  mq.zdazdüm  j.  53.    5.   Ind.    medtds-  aber,    wie  av. 
mazdäh-  setzen    ein   arisches  maddtds-    oder  mazdtds-  voraus. 
Dieselben  grammatischen  bedenken  machen  mir  auch  die  Geld - 
ne r  'sehen  etymologien  von  av.  vazdah-  und  /aizdomh^ant-  (a.  a.  o.) 
unannehmbar.     Ob  nun  Geldner  wohl  auch   mir  den  vorwarf 
K.  Z.  25,  8.  586,  n.  75  machen   wird?     Wir  armen  zendgram- 


Zwei  liedex-  des  Zara|)ustra.  231 

matiker!  Wir  sind  gerichtet!  i°)  Ich  möchte  hier  am  liebsten 

lesen:  (j.  29.  H): 

ahurä  nü  nä  aicar  2:  so  Spgl. 

amä  aratöis  jüsmmuitqm  1  ehmä,  Fvs.  jamä;  —  2  rätöis. 

„0  Ahura,  sei  du  unser  schütz:  so  wollen  wir  uns  eurem 
dienst  weihen",  amä',  augraentloses  impf.,  cf.  ind.  äsma;  — 
aratois:  zu  aratis  f.  „dienst",  während  aratcno  jt.  10-  45  zu 
aratis  m.  „diener"  ;  cf.  Geldner,  K.  Z.  25,  s.  520  f.,  vorher 
schon  verf,,  altir.  verbum ,  s.  194.  i^)  Eine  seltsame  strophe. 
Ich  lese  (j.  34.  6): 
jezi  a^ä  stä  haipiem 

mazdä  asä  vohü  manawhä 
aß  faß  moi  da^stem  data 

ahm  awh,et(s  vispä  maeßä 
jaßä  vä  jazemnaslcä 

ruä^diäi  stauas  aieni  paiti  1  uruaidiai  oder  uniäidiä. 
„wenn  ihr  wirklich  existirt,  o  Mazdäh  sammt  Asa  und 
Vohumanah,  dann  gebt  mir  ein  zeichen,  denn  voll  irrthümer 
ist  alles  in  dieser  weit  — :  so  will  ich  vor  euch  treten  und  mich 
unter  lob  und  preis  zu  euch  bekennen".  —  rxiäkliäi  ist  Infinitiv 
zu  -^rua-,  d.  i.  ar.  *i'/-ä- =  yrar-.  ^^)  J.  44.  14: 
taß  ßwä  persä 

ers  moi  vaolcä  ahurä 
kaßä  asäi 

dru'gem  diiqm  zastaiö  2:  so  K  4,  B. 

nl  htm  merqzdiäi  3;  cf.  oben  s.  239,  n.  5 

ßwahiä  niqßräis  sentghahiä 
emauaülm 

sinqm  däuüi  druguasü  3  dreguo-  cf.  ob.  str.  2. 

ö  is  duafsersg 

mazdä  näse  qstqskä  2  anäse;  cf.  v  e  r  f.,  gä^ä's,  s.  14. 

„danach  frage  ich  dich  —  tu  mir  rechte  künde,  o  Ahura  — : 
Wie  werde  ich  die  Drudz  (lüge  oder  teufelin  der  lüge)  dem 
Asa  (wahrheit  oder  genius  der  Wahrheit)  in  die  bände  liefern? 
auf  dass  er  sie  vernichte  mit  den  Sprüchen  deiner  lehre  und 
eine  gewaltige  niederlage  unter  den  ketzern  anrichte  und  ihnen 
0  Mazdah ,  wehe  und  verderben  bereite".  —  ni... merqzdiä^  (2- 
silbig)  gehört  zu  -^marz-,  ind.  marg-;  vgl.  ind.  nir  mär'gmi. 
Cf.  verf.,  hdb.,  §  352.  —  duafsa-  nur  noch  in  j.  53.  8;  viel- 


232  Chr.  Bartholomae. 

leicht  ist  das  dortige  adn  ebenfalls  zu  awra-  zu  stellen. 
13)  Später  wurde  er  zum  minister  des  Vistfispa  gnmacht;  da- 
von weiss  jedoch  das  avesta  noch  nichts.  Eher  möglich  und 
mit  unserer  stelle  ganz  verträglich  ist  eine  andere  angäbe  der 
tradition,  wonach  Dzämäspa  ein  bruder  des  Frasaostra  gewesen 
sein  soll.  i*)  Spiegel,  Z.  D.  M.  G.  36,  s.  G12  bestreitet,  dass 
meine  herstellung  von  poiiruiiö  etc.  statt  des  hdschr.  paouruio 
etc.  richtig  sei.  Dass  die  form  iwuruiia-  =  ap.  parüvija-^  ind. 
pürvjd-  die  ursprüngliche  sei,  ist  gewiss  nicht  zu  bestreiten 
Nun  kann  sie  sich  ja  freilich  verändert  haben.  Nehmen 
wir  an,  dass  sich  ui  in  u  verändert  habe,  wodurch  die 
form  pouruia-  entsteht.  Aber,  kann  ich  dagegen  einwenden, 
wenn  wirklich  so,  pownia-,  gesprochen  wurde,  wie  kommt  es 
denn  dann,  dass  in  den  hdss.  sich  so  ]iix\&g  paouruia-, /paoiiruia- 
odi&c  paoiiruaia-  (vgl.  verf.,  hdb.,  §  91a.  3;  findet?  Ich  ver- 
zeichne j^aoMma/e/m  K  5  zu  j.  33.  1;  pauruaiehiä  Pvs.  zu 
j.  48.  6;  imouruie  bc  (Spgl.),  Bvs,  pauriiie  P  11  zu  j.  44.  19; 
paouruio  Bvs  zuj.  28.  12  und  51.  15,  Pvs.  zu  j.  31.  7,  44.  3; 
pouruiö  P  11  zu  j.  44.  3;  pouruie  P  11  zu  j.  46.  9;  paouruio 
Pvs  zu  j.  44,  11.  Wie  sollten  denn  die  abschreiber  plötzlich 
dazu  gelangt  sein,  die  urforra  in  den  text  zu  setzen,  die  sie  doch 
nur  durch  divination  hätten  auffinden  können?  Nein,  in  den 
abzuschreibenden  texten  stand  paounjia-,  allein  aus  irgend  wel- 
chem gründe  schien  es  den  copisten  nicht  angemessen  alle  die 
vier  einander  ähnlichen  zeichen  —  2i  und  2u  —  zu  schreiben, 
man  liess  zunächst  eines  weg  und  dann  bildete  sich  die  regel 
ein  u  wegzulassen.  Eine  für  die  textkritik  nicht  unwichtige 
tatsache!  ^^)  J.  40.  3:  dargäi  Iziai  huzuaüE  ha^maine  ,,zu 
langer  labe  und  genussreicher  gonossenschaft".  bezuaite,  wie 
die  hdss.  lesen,  ist  ein  grammatisches  ungethüm.  Auch  mit 
bizuaite  des  Bvs.  weiss  ich  nichts  anzufangen ;  ich  lese  buzuaite, 
das  ich  zu  ind.  4  b'ii'ff-  stelle.  Wegen  ind.  b'nl)-,  b^öga-  zu  av. 
buzuant-  verweise  ich  auf  J.  Schmidt,  K.  Z.  25,  s.  114  f. 
Iß)  Der  nom.  sing,  musste  im  av.  wj^.v,  bzw.  aus  dem  schwachen 
stamm  mas  lauten :  «  auslautend  für  z  =  idg.  /i  +  s,  wie  Ijs 
für  gz  =idg.  g\  +  s  in  dru^s;  cf.  verf.,  hdb.,  §104,  n.  2.  In 
den  gäj)ä's  findet  sich  zweimal  (j.  32.  3,  34.  9)  mas,  das  all- 
gemein und  in  Übereinstimmung  mit  der  tradition  durch  „sehr, 
weit"  wieder  gegeben  wird.  Sollte  was  erstarrter  und  nunmehr 
adverbiell  verwendeter  nom.  sing.  masc.  sein?  —  Doch  wäre  es 


Zwei  lieder  des  Zara|)ustra. 


233 


auch  möglich  mas  zu  lat.  mox  und  ind.  maksii  (av.  mosu)  = 
mahs  +  u  zu  ziehen,  i')  Der  genau  umgekehrte  Vorgang  liegt 
bekanntlich  in  der  spätvedischen  (A.  V.)  glaubensentwicklung  vor. 
Es  scheint  das  auf  eine  alte  Spaltung  zwischen  daiva  und  asura- 
verehrern  hinzudeuten.  Vgl.  übrigens  Hang,  essays  2,  s.  267  ff.  — 
Gelder,  Studien  I,  s.  29  und  81  will  aus  jt.  3.  13  deduciren 
dass,  wie  dem  yfortdaivas  „gott"  die  bedeutung  „teufel"  so  auch 
dem  wort  djäus  „himmel"  die  bedeutung  „höUe"  untergeschoben 
worden  sei;  und  Pischel,  Gott.  gel.  anz.  1882,  s.  1445  tritt 
ihm  bei.  Ganz  mit  unrecht,  wie  ausHerodot  1.  131:  IIsQaai 
.  .  .  Tov  -AvxXov  Ttävta  Tov  ovgavov  öia  y.aXevvTeg  hervorgeht.  Ich 
nehme  an,  dass  6ia  das  altpersische  wort  "^dlvam  =  i.  divam  oder 
*dijäm  =  i.  djdm  wiedergibt.  Vgl.  verf.,  ar.  forsch.  I,  s.  67  n. 
18)  Vgl.  j.  48.  10  (s.  oben  s.  226):  karpano  . ..  dus-^asßra  mit 
j.  46.  11: 
Jisapräis  jugen 

karpano  kmjßiaska  2  käuataskä. 

aküis  siaopnäis 

ahüni  merngdiäi  masivßm 

„die  afterpriester  und  afterfürsten  haben  sich  der  herr- 
schaft  bemächtigt,  um  durch  ihr  arges  tun  den  menschen  um 
das  (andre)  leben  zu  bringen".  ^^)  Daher  kauaieni  hämo  besser 
mit  „kavische  majestät",  als  mit  „königliche  majestät"  zu 
übersetzen.  20)  Vgl.  (j.  43.  13): 
dargahia  jaos  2 :  so  K  4. 

jem  vä  naekis  darsa*te  4:  so  c  bei  Spgl. 

vamiä  stois 

ja  picanü  lisaproi  vaki 

„des  ewigen  lebens,  das  euch  niemand  entreissen  wird,  in 
den  sehgen  statten,  die  in  deinem  reiche  sein  sollen".  —  dar- 
saiti  ist  konj.  aor.  zu  -\Jdars-  =  ind.  -^dars-,  wozu  in  P.  W. 
zu  vgl.;  därstäite,  wie  die  ausgaben  bieten,  ist  kein  wort. 


Verzeichnis  der 

besprochenen  und  übersetzten  gaj)a-stellen. 

J.28.5  S 

211f. 

J.  13  S.233 

J.   9 

S.206 

J.   7  S.210.213 

J.  51.9  S.  208 

32.8 

206 

15 

206 

15 

209 

10   226 

20   213 

33.6 

216 

44.13 

217 

46.11 

233 

49.1-5  204  ff. 

53.1   212 

11 

206 

14 

231 

46.16 

220 

6-11  214  ff. 

2   212 

12 

206f. 

17 

209 

18 

219f. 

12  228  f. 

3   209 

34.6 

231 

19 

221 

47.3 

208 

50.1   207 

43.5 

222 

45.1 

209f. 

48.4 

212 

8   224  f. 

Beiträge  z.  kuude  d.  ig.  ipraeben  VIII. 


16 


234  Theodor  Benfey. 


Theodor  Benfey. 

Gern  hätte  ich  meinem  verstorbenen  lehrer  schon  längst  einige  werte 
der  erinnerung  an  dieser  stelle  gewidmet,  aber  hindernisse  verschiedener 
art  hielten  mich  bisher  von  der  ausführung  dieses  Wunsches  ab.  Nun 
ich  ihm  endlich  folgen  kann,  muss  ich  mir  die  frage  vorlegen,  ob  es  für 
einen  solchen  nachruf  nicht  zu  spät  geworden  ist;  doch  ich  denke,  diess 
ist  nicht  der  fall:  noch  hat  ja  keiner  von  denen,  welche  Benfey  persön- 
lich besonders  nahe  standen,  über  ihn  gesprochen,  noch  wirken  unmittel- 
bar die  anregungen,  welche  er  gegeben  hat,  und  überdiess  —  was  sind  zwei 
jähre,  wenn  es  sich  um  die  erinnerung  an  einen  gelehrten  handelt,  dessen 
name  Jahrhunderte  überdauern  wird,  an  einen  menschen,  der  zu  den 
besten  aller  zeiten  gehört? 

Theodor  Benfey  wurde  am  28.  Januar  1809  in  Nörten  in  Hannover 
geboren.  Sein  vater,  welcher  ausser  ihm  noch  sieben  kinder  hatte,  war 
kaufmann  und  zugleich  ein  sehr  hervorragender  Talmud-kenner.  Theodor 
Benfey  besuchte  das  gymnasium  in  Göttingen  und  verliess  dasselbe  mit 
sechszehn  jähren ,  um  an  der  Göttinger  Universität  classische  philologie 
zu  studieren.  Von  seinen  Universitätslehrern  verehrte  er  besonders  Dissen, 
etwas  weniger  K.  0.  Müller,  von  dem  er  zu  behaupten  pflegte,  er  sei  zu 
sehr  geneigt  gewesen,  zu  construieren.  Im  j.  1827  wante  er  sich  für  ein 
jähr  nach  München,  wohin  ihn  vornehmlich  Thiersch  gezogen  hatte; 
ausser  dessen  Vorlesungen  besuchte  er  namentlich  die  Schellings,  an  dem 
er  mit  begeisterter  Verehrung  hing.  Nach  Göttingen  zurückgekehrt, 
wurde  er  daselbst  am  24.  Oktober  1828  zum  doctor  der  philosophie  pro- 
moviert; seine  für  diesen  zweck  verfasste  abhandlung  ,,De  Liguris"  ist 
ungedruckt  geblieben.  Nicht  viel  später  (am  26.  Februar  1829)  erfolgte 
auf  grund  seiner  dissertation  „Observationes  ad  Anacreontis  fragraenta 
genuina"  seine  „promotio  pro  loco",  durch  welche  er  die  venia  legendi 
für  das  fach  der  „occidentalischen  philologie"  erwarb.  Er  machte  von 
derselben  jeduch  zunächst  keinen  gebrauch  ,  siedelte  vielmehr  i.  j.  1830 
nach  Frankfurt  a/M.  über,  um  dort  privatstunden  zu  geben.  In  seinen 
mussestunden  verfasste  er  hier  seine  Übersetzung  des  Terenz,  die  indessen 
erst  i.  j.  1837  (in  Stuttgart)  erschien,  und  beschäftigte  sich,  angeregt 
durch  Poley  —  dessen  ausgäbe  des  Devimahatmyara  [Berlin  1831]  der 
gegenständ  einer  der  ersten  anzeigen  Benfeys  war  [Wiener  Jahrbücher 
der  literatur,  1Ö33,  64.  101]  —  eingehend  mit  dem  Sanskrit,  das  ihm  bis 
zu  dieser  zeit  fern  gelegen  hatte.  Bei  dem  Studium  dieser  spräche  fasste 
er  den  entschluss,  seine  akademische  lehrtätigkeit  zu  beginnen;  um  ihn 
auszuführen  wante  er  sich  jedoeh  nicht,  wie  man  hätte  erwarten  sollen, 
nach  Göttingen,  sondern  nach  Heidelberg  (April  1832).  Bald  nachdem 
er  dort  angekommen  war,  schrieb  er  an  seinen  späteren  coUegen,  herrn 
M.  A.  Stern,  mit  dem  ihn  innige  freundschaft  bis  zu  seinem  ende  ver- 
band: „ich  lese  Michaeli  zuerst  sanskritgrammatik ,  dann  Nalas" ;  aber 
trotz  dieser  bestimmt  ausgesprochenen  absiebt,   die   alles  geordnet  er- 


Theodor  Benfey.  235 

scheinen  liess ,  unterblieb  seine  habilitation  in  Heidelberg  —  waram? 
weissich  nicht  genau,  vermute  aber,  dass  ihn  die,  von  anderen  genährte  Vor- 
stellung, er  werde  in  Göttingen  rascher  vorankommen,  bestimmt  habe, 
sich  nicht  dort  zu  habilitieren,  sondern  bei  der  Göttinger  Universität  als 
privatdocent  einzutreten.  Er  tat  diess  im  jähre  1834.  Seine  Vorlesungen 
erstreckten  sich  anfangs  weit  mehr  auf  teile  der  classischen'),  als  auf 
solche  der  orientalischen  philologie  und  der  vergleichenden  Sprachwissen- 
schaft. Aber  nach  und  nach  wante  er  seine  lehrtätigkeit  jenem  fache 
ganz  ab  und  beschränkte  sie  auf  die  beiden  letzteren.  Ich  sagte  ,,er 
beschränkte"  seine  lehrtätigkeit ;  ich  hätte  besser  gesagt  ,,er  concentrierte" 
sie,  denn  jener  ausdruck  ist  nicht  ganz  angemessen  gegenüber  der  grossen 
Vielseitigkeit,  welche  Benfey  als  akademischer  lehrer  der  arischen  sprachen 
und  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  zeigte,  und  von  der  ich  wenig- 
stens eine  Vorstellung  geben  möchte:  Von  1840 — 1870  las  er  in  jedem 
Semester  sanski-itgrammatik  und  interpretierte  daneben  ii-gendwelche  san- 
skrittexte; ausserdem  hielt  er  von  zeit  zu  zeit  Vorlesungen  über  indische 
altertümer,  über  encyklopädie  der  Sprachwissenschaft,  über  zendgrammatik 
und  über  die  vergleichende  grammatik  der  indogermanischen  sprachen 
oder  einzelne  teile  derselben;  je  einmal  hat  er  auch  über  Bengalisch  und 
Hindustanisch  (winter  1863/64),  über  ethnographie,  besonders  vom  sprach- 
wissenschaftlichen Standpunkt  aus  (sommer  1843)  und  über  „ein  haupt- 
kapitel  aus  der  grammatischen  und  vergleichenden  analyse  der  ägypto- 
semitischen  sprachen"  (sommer  1843)  Vorlesungen  gehalten.  —  Berück- 
sichtigt man  hierbei,  dass  Benfey  keine  seiner  grösseren  Vorlesungen 
wiederholt  hat,  ohne  sein  heft  einer  gründlichen  revision ,  meist  einer 
völligen  Umarbeitung  zu  unterziehen,  so  könnte  man ,  wenn  man  nicht 
wüsste,  um  wen  es  sich  handelt,  fragen,  ob  diese  lehrtätigkeit  allein  nicht 
den  grösseren  teil  eines  menschenlebens  ausgefüllt  habe.  Und  doch  bildet 
sie  nur  einen  kleinen  bruchteil  von  Benfeys  wissenschaftlichen  leistungen! 
Was  Benfeys  schriftstellerische  tätigkeit  betrifft,  so  trat  dieselbe  vor 
dem  jähre  1839  nicht  eben  sehr  an  die  Öffentlichkeit:  eine  anzahl  von 
recensionen  *)  —  darunter  die  von  Pott's  etymologischen  forschungen  (er- 
gänzungsblätter  zur  Halle'schen  allgemeinen  literaturzeitung  jahrg.  1837 
s.  911),  in  welcher  die  frage  nach  der  ursprünglichkeit  des  europäischen 
vocalismus  zuerst  aufgeworfen  ist  — ,  ein  kleiner  aufsatz  ,, beitrage  zur 
griechischen  etymologie"  (Rhein,  museum  5.  101),  die  von  ihm  und  M. 
A.  Stern  gemeinschaftlich  geführte  Untersuchung  „Ueber  die  monatsnamen 
einiger  alten  Völker,  insbesondere  der  Perser,  Cappadocier,  Juden,  Syrer" 
(Berlin  1836)  und  die   bereits   erwähnte  Übersetzung  des  Terenz  —  das 

*)  In  seinen  classisch-philologischen  Vorlesungen  behandelte  er:  Anakreon, 
Theokrit,  einzelne  teile  der  Odyssee,  Horaz'  öden,  Horaz'  satiren,  Ciceros 
Miloniana,  lateinischen  stil  und  griechische  grammatik.  *)  Veröffentlicht 
in  Seebode's  kritischer  bibliothek,  den  Wiener  Jahrbüchern  für  literatur, 
den  Neuen  Jahrbüchern  für  philologie  und  pädagogik,  der  Hallischen  all- 
gemeinen literaturzeitung  and  den  Göttinger  gelehrten  anzeigen. 

16* 


236  Theodor  Benfey. 

war,  abgesehen  von  seiner  schon  genannten  dissertation,  alles,  was  diese 
zeit  von  ihm  brachte.  Dass  es  nicht  mehr  war,  kann  nicht  auffallen, 
wenn  man  den  umfang  und  die  Vielseitigkeit  der  Schriften  in  das  äuge 
fasst,  welche  Bonfey  in  der  unmittelbar  folgenden  zeit  veröffentlichte, 
wenn  man  sich  die  arbeit  vergegenwärtigt,  welche  in  eben  diesen  Schriften 
enthalten  ist,  und  die  geistige  kraft,  welche  ihre  ausarbeitung  erforderte. 
Man  sieht  dann,  dass  jene  beschränktheit  der  production  lediglich  durch 
eine  verständige  concentration  der  arbeitskraft  veranlasst  war.  —  War 
es  nun  aber  auch  nicht  viel,  was  Benfey  in  dem  ersten  decennium  seiner 
wissenschaftlichen  laufbahn  veröffentlichte,  so  reichte  es  doch  hin,  die 
aufmerksamkeit  des  gelehrten  publicums  auf  ihn  zu  ziehen.  Besonders 
tat  diess  die  erwähnte  Untersuchung  über  die  monatsnamen  einiger  alten 
Völker,  welche  ein  altes  rätsei  glücklich  löste,  indem  sie  die  persische 
herkunft  der  jüdischen  monatsnamen  nachwies.  —  Welchen  anteil  speciell 
Benfey  an  dieser  arbeit  hatte,  weiss  ich  nicht  und  habe  ich  nicht  fest- 
zustellen versucht;  mehr  als  diese  frage  interessiert  mich  der  in  dem 
Vorwort  enthaltene  satz,  dass  weder  der  eine  noch  der  andere  der  beiden 
Verfasser  sich  zu  den  Orientalisten  von  fach  zählen  dürfe,  insofern  aus 
ihm  hervorgeht,  dass  sich  Benfey  im  jähre  1836  noch  als  classischen 
Philologen  betrachtete. 

Bis  zum  jähre  1839  also  trat  Benfey  als  schriftsteiler  nicht  sehr  her- 
vor; um  so  mehr  aber  tat  er  diess  in  dem  folgenden  decennium,  in  welchem 
er  eine  ganze  reihe  hochbedeutender  arbeiten  herausgab.  Den  reigen 
derselben  eröffnete  das  mit  dem  Volney'schen  preise  gekrönte  ,, Griechische 
Wurzellexikon",  dessen  erster  band  i.  j.  1839  erschien,  und  das  die  erste 
wissenschaftliche  bearbeitung  der  griechischen  etymologie  war.  Berück- 
sichtigt man  nicht,  dass  die  heutige  Sprachwissenschaft  mit  auf  diesem 
werke  fusst,  und  legt  man  ihren  strengen  masstab  an  es  an,  so  kann  man 
allerdings  Schleicher  nicht  ganz  unrecht  geben,  der  es  als  ein  geistreiches 
aber  wüstes  buch  bezeichnete;  indessen  wie  ganz  anders,  wie  viel  aner- 
kennender und  milder  muss  doch  das  urteil  über  es  lauten,  wenn  man 
es  billiger  weise  aus  seiner  zeit  heraus  beurteilt!  wenn  man  den  zustand 
der  griechischen  etymologie  vor  Benfey  bedenkt;  wenn  man  berücksich- 
tigt, mit  welchen  hilfsmitteln  er  zu  arbeiten  und  welche  verurteile  er  zu 
bekämpfen  hatte ;  wenn  man  nicht  vergisst ,  wie  jung  damals  die  ver- 
gleichende Sprachwissenschaft ,  und  wie  jung  damals  Benfey  und  wie 
phantasievoll  er  war.  Berücksichtigt  man  diess  alles,  so  kann  man  es 
immerhin  ein  rechtes  „stürm- und-drang"-buch  nennen,  aber  man  muss 
zugeben,  dass  wohl  niemand  unter  gleichen  umständen  etwas  besseres, 
etwas  methodischeres  hätte  leisten  können ,  und  dass  man  es  nur  dann 
als  ,,wÜ8t"  bezeichnen  darf,  wenn  man  auch  die  arbeiten  Bopps  so  zu 
bezeichnen  wagt.  Ich  glaube  nicht  zu  viel  zu  sagen,  wenn  ich  das  grie- 
chische wurzellexikon  als  ein  epochemachendes  werk  bezeichne,  wel- 
ches auch  heute  noch  eingehende  beachtung  verdient.  —  Wie  lange 
Benfey  an  diesem  werk  gearbeitet  hat,  habe  ich  nicht  ermitteln  können, 
glaube  aber,  dass  seine  anfange  mindestens  in  das  jabr  1832  eurückreichen. 


Theodor  Benfey.  237 

in  dem  er  an  Stern  von  „seiner  griechisch-lateinischen  grammatik"  schrieb 
und  im  anschluss  daran  bemerkte:  „ich  meine,  wenn  man  gezeigt  hat, 
wie  aus  einer  formation  nach  bestimmten  gesetzen  das  schöne  gebäude 
der  griechischen  conjugation  sich  erhebt,  hat  man  etwas  schönes  erbaut". 

Bei  weitem  nicht  so  lange,  wie  an  dem  griechischen  wurzellexikon, 
scheint  mir  Benfey  an  seinem  zunächst  folgenden  werke  gearbeitet  zu 
haben.  Es  war  diess  der  i.  j.  1840  erschienene,  einen  stattlichen  quart- 
band ausfüllende  artikel  „Indien"  in  Ersch'  und  Grubers'  encyklopädie  — 
eine  arbeit,  welche  trotz  des  mangelhaften  materials,  auf  welchem  sie 
beruht,  und  trotz  des  grossartigen  aufschwunges,  welchen  die  indische 
altertumswissenschaft  in  den  letzten  Jahrzehnten  genommen  hat,  noch 
heute  einen  angesehenen  platz  in  dieser  einnimmt  und  durch  ein  ähn- 
liches compendium  noch  nicht  ersetzt  ist.  —  Dass  Benfey  an  diesem  werk 
nur  relativ  kurze  zeit  gearbeitet  hat,  vermute  ich  nach  dem  aus  dem 
Vorwort  zu  der  Untersuchung  über  die  „monatsnamen  einiger  alten  völker" 
oben  mitgeteilten  satz,  der  darauf  hinweist,  dass  Benfey  den  Schwerpunkt 
seiner  Studien  i.  j.  1836  noch  nicht  nach  Indien  verlegt  hatte.  Trifft 
diese  Vermutung  zu,  so  ist  der  artikel  „Indien",  welcher  alle  selten  des 
indischen  lebens  in  philologisch  -  historischer  weise  auf  das  eingehendste 
behandelt,  ein  grossartiges  zeugniss  für  die  arbeitskraft  seines  Verfassers 
und  die  menschliche  arbeitskraft  überhaupt. 

Mit  diesen  beiden  werken  erwarb  sich  Benfey  mit  einem  schlage  eine  au- 
toritative Stellung  auf  dem  gebiet  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft 
und  dem  der  sanskritphilologie.  Dem  dritten  gebiet,  auf  welchem  er  epoche- 
machend gewirkt  hat ,  dem  der  märchenforschung ,  wante  er  sich  mit 
entschiedenheit  erst  weit  später  zu,  aber  es  ist  interessant  zu  bemerken, 
dass  er  sich  zu  dem  grundgedanken,  welcher  ihn  hier  leitete,  bereits  in 
derselben  zeit  bekannte,  in  welcher  er  jene  werke  veröfTentlichte.  In 
einer  anzeige  von  Brockhaus'  ausgäbe  des  Kathäsaritsägara  (Gott.  gel. 
anz.  1839  s.  1346)  sagte  er  nämlich:  „Die  hohe  Wichtigkeit  der  indischen 
märchensammlungen,  welche  nach  allem  bis  jetzt  daraus  bekannt  ge- 
wordenen die  quellen  fast  aller  orientalischen  und  eines  grossen  teils  der 
occidentalischen  zu  sein  scheinen,  ist  längst  anerkannt". 

Ausser  dem  artikel  „Indien"  und  dem  zweiten  bände  des  griechischen 
Wurzellexikons  (1842)  brachten  die  vierziger  jähre  von  Benfeyshand  noch 
drei  selbständige  werke,  nämlich  die  Untersuchung  „Ueber  das  verhält- 
niss  der  ägyptischen  spräche  zum  semitischen  sprachstamm"  (1844),  „dio 
persischen  keilinschriften  mit  Übersetzung  und  glossar"  (1847)  undjiie 
ausgäbe  der  hymren  des  Sämaveda  (1848). 

In  dem  erst  genannten  buche  verliert  er  sich  tief  in  den  nebel,  der 
über  den  Uranfängen  seines  muttervolkes  lagert,  der  einen  klaren  und 
weiten  überblick  unmöglich  macht  und  nur  die  umrisse  des,  was  er  deckt, 
hervortreten  lässt.  Diese  umrisse  zuerst  gezeichnet  zu  haben,  ist  ein 
verdienst,  welches  sich  Benfey  durch  eben  dieses  buch  erworben  hat. 
Sein  hauptresultat,  die  ursprüngliche  verwandschaft  des  Aegyptischen  mit 
den  semitischen  sprachen,   hat  sich  in   einer  weise  bestätigt,  dass  Ols- 


238  Theodor  Benfey. 

hausen  (Lehrbuch  d.  hebr.  spräche  s.  6)  diese  verwantschaft  als  eine 
„unzweifelhafte"  bezeichnen  konnte;  und  nicht  mipder  hat  die  in  ihm 
ausgesprochene  kühne  Vermutung,  dass  die  von  Aegypten  aus  bis  zum 
atlantischen  ocean  sich  erstreckenden  sprachen  zu  dem  semitisch -h ami- 
tischen stamme  gehören,  durch  die  forschungen  Lepsius'  und  anderer 
bestätigung  gefunden.  Aber  hierin,  in  dem  was  es  nachweist  und  an- 
deutet, was  es  unmittelbar  leistet,  beruht  der  wert  dieses  buches  nicht  allein; 
auch  durch  das,  was  es  mittelbar  wirkte,  durch  die  fragen,  welche  es  nahe 
legte ,  durch  den  klärenden  einfluss ,  welchen  es  durch  seine  ergebnisse 
und  durch  die  beweisführung  seines  Verfassers  auf  die  historischen  an- 
schauungen  der  damaligen  zeit  ausübte,  wurde  es  von  bedeutung.  Ich 
kann  diess  nicht  besser  nachweisen,  als  durch  die  mitteilung  einiger 
Worte  Droysens,  die  er  mit  bezug  auf  diess  buch  am  8.  Dezember  1844 
an  Benfey  schrieb :  „Ueberraschend  und  doch  beredsam  scheint  mir  die 
kühnheit  Ihrer  combinationen ;  diese  antediluvianische  weit,  die  sie  er- 
schliessen,  ist  für  mehr  als  eine  der  höchsten  wissenschaftlichen  fragen 
von  entscheidender  Wichtigkeit.  Also  in  jenen  alten  sprachen  schon 
trümmer,  desorganisationen,  schon  'moderne'  bildungen!" 

Nicht  ganz  so  bedeutend,  wie  diess  werk,  weniger  der  träger  einer 
grossen  idee,  aber  doch  von  bedeutendem  wert  war  Benfeys  bearbeitung 
der  altpersischen  keilin  Schriften ,  in  welcher  er  Rawlinsons  behandlung 
der  Inschrift  von  Behistun  in  Deutschland  bekannt  machte  und  dessen 
epochemachenden  resultate  für  die  bessere  erklärung  der  übrigen  In- 
schriften verwertete.  —  Da  man  auch  diese  arbeit,  welche  die  erweiterung 
einer  in  den  Göttinger  gelehrten  anzeigen  erschienenen  recension  der 
Rawlinsonschen  schrift  „The  Persian  Cuneiform  Inscription  at  Behistun" 
ist,  in  neuerer  zeit  etwas  vergessen  hat ,  so  erlaube  ich  mir  das  urteil 
über  dieselbe  anzuführen,  welches  die  Münchener  philosophische  facultät 
in  ihrer  gratulation  zu  Benfeys  fünfzigjährigem  doctorjubiläum  ausge- 
sprochen hat  :  das  ihr  Verfasser  durch  seine  forschungen  über  altasiatische 
monatsnamen  wie  durch  seine  Studien  über  altpersische  keilschrift  der 
würdige  genösse  eines  Burnouf  geworden  sei. 

Wie  hoch  man  nun  aber  auch  diese  beiden  werke  schätzen  mag  — 
sie  bleiben  weit  zurück  hinter  der  ausgäbe  des  Sämaveda,  welcher  ich 
die  hervorragendste  stelle  unter  allen  schriften  Benfeys  zuweisen  möchte, 
und  die  zu  dem  besten  gehört,  was  die  Wissenschaft  unseres  Jahrhunderts 
gebracht  hat.  Der  Schwierigkeit  der  arbeit  entsprach  hier  die  vortrefi- 
lichkeit  ihrer  lösung,  geniale  exegese  der  kritischen  akribie,  dem  auf- 
wand von  geistiger  kraft,  den  diese  ausgäbe  gefordert  hatte,  der  nutzen 
und  die  anregung,  welche  sie  gewährte.  Sie  war  durch  kein  praticjakh- 
yam  unterstützt  —  ein  solches  ist  ja  erst  im  j.  1877  aufgefunden  wor- 
den —  und  von  den  vielen  hilfsmitteln,  welche  die  moderne  vedenforschung 
besitzt,  konnte  Benfey  für  sie  nur  wenige  benutzen,  und  diese  —  nur 
handschriftlich.  Welche  mühe  unter  diesen  umständen  allein  die  anfer- 
tigung  des  glossars  und  der  Übersetzung  gekostot  hat,  können  wir  jüngeren 
kaum  ahnen.    Gewiss  aber  können  wir  uns  angesichts  eines  solchen  werkt 


Theodor  Benfey.  239 

nicht  wundern,  wenn  in  Benfeys  späteren  Schriften  gelegentlich  einmal 
ein  selbstbewustsein  durchschimmert,  das  man  ihm  zum  Vorwurf  gemacht 
hat ;  es  ist  das  begreiflich ,  es  ist  gerechtfertigt  bei  der  grosse  seiner 
leistungen  —  und  der  erbärmlichkeit  ihrer  äusseren  erfolge. 

Der  erste  materielle  erfolg,  welchen  Benfey  nach  seiner  habilitation 
erreichte,  war  eine  jährliche  remuneration  von  300  talern,  welche  ihm 
durch  Vermittlung  Alexander  von  Humboldt's  i.  j.  1842  von  dem  Han- 
noverschen ministerium  gewährt  wurde,  nachdem  er  sich  i.  j.  1840  mit 
fräulein  Fanny  Wallenstein  aus  Osterode  verheiratet  hatte.  Dieser  nicht 
ganz  unseren  privatdocentenstipendien  entsprechende  betrag  war  sehr 
lange  zeit  alles,  was  Benfey  jährlich  aus  Staatsmitteln  erhielt.  Wohl 
wurde  er  i.  j.  1848,  nach  vierzehnjährigem  warten,  professor  extraordi- 
narius ,  aber  seine  finanzielle  läge  wurde  dadurch  nicht  verbessert ,  denn 
er  erhielt  keinen  gehalt,  und  als  ihm  ein  solcher  i.  j.  1S50(?)  gewährt 
wurde,  betrug  er  auch  nicht  mehr  als  die  bisherige  remuneration:  sie 
wurde  —  und  zwar  mit  rücksicht  auf  die  damals  grassierende  cholera, 
wie  er  mir  öfters  erzählt  hat  —  einfach  in  gehalt  verwandelt,  um  für 
den  fall  seines  todes  seiner  wittwe  und  seinen  sechs  kindern  eine  kleine 
pension  zu  sichern. 

Eben  so  lange,  wie  auf  die  emennung  zum  extraordinarius ,  musste 
Benfey  auf  die  beförderung  zum  Ordinarius  warten,  die  erst  im  sommer 
des  j.  1862  erfolgte.  Ewald,  der  i.  j.  1848  nach  Göttingen  zurückgekehrt 
war,  hatte  die  Vorstellung  und  sprach  sie  aus,  „Benfey  wolle  trone  und 
altäre  stürzen"  —  Benfey ,  der  freilich  an  dem  Hambacher  feste  teilge- 
nommen hatte,  aber  viel  zu  historisch  angelegt  war,  um  nicht  von  der  Wahr- 
heit des  eis  xoiQavoc  aaxoi  durchdrungen  zu  sein,  und  der  gerade  im  j.  1848  — 
und  zwar  im  Januar  dieses  jahres — ,  in  welchem  das  Judentum  in  Deutschland 
anfing,  seine  politische  rolle  zuspielen,  und  das  positive  Christentum  eineseiner 
schwersten  erschütterungen  erlitt,  mit  seiner  familie  zur  evangelischen 
kirche  übertrat!  Diess  geschah  allerdings  nicht  aus  religiösem  bedürfniss, 
sondern,  wie  Benfey  mir  einmal  sagte,  um  auch  die  äussere  schranke  hin- 
wegzuräumen, die  ihn  von  der  christlichen  und  speciell  der  protestan- 
tischen cultur  trennte,  aber  es  war  doch  ein  positiver  zug,  der  schlecht 
zu  Ewalds  behauptung  stimmte.  Trotzdem  wirkte  dieselbe  nachteilig 
für  Benfey:  sie  verzögerte  nicht  nur  seine  beförderung,  sondern  auch 
seine  emennung  zum  mitgliede  der  Königlichen  gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen,  welche  erst  i.  j.  1864  erfolgte,  nachdem  er  schon 
früher  mitglied  der  akademien  zu  München  (i.  j.  1856),  Berlin  (i.  j.  1860) 
und  Paris  (i.  j.  1861)  geworden  war.  Später  erfolgte  auch  seine  aufnähme 
m  die  Wiener  und  die  Pesther  akademie  (i.  j.  1870),  in  die  Royal  Asiatic 
Society  (i.  j.  1875)  und  in  die  American  oriental  society  (i.  j.  (?)). 

Wie  man  sieht,  war  Benfeys  carriere  durchaus  nicht  glänzend,  sein 
staatliches  einkommen,  das  ohne  seine  honorare  und  die  zinsen  seines 
nicht  bedeutenden  Vermögens  zum  leben  nicht  hingereicht  hätte,  lange 
zeit  höchst  dürftig.  Es  ist  begreiflich,  dass  er  unter  diesen  umständen 
wiederholt  versuche  machte,    anderswo  eine  bessere  Stellung  zu  finden, 


240  Theodor  Benfey. 

als  er  in  Göttingen  einnahm.  Leider  hat  keiner  dieser  versuche  zum 
ziele  geführt.  Aber  trotzdem,  trotz  dieser  misserfolge  und  seiner  drücken- 
den äusseren  Verhältnisse ,  hat  er  sich  niemals  verbittern  lassen ,  hat  die 
missgunst  niemals  räum  in  seiner  seele  gefunden.  Vollkommen  neidlos 
sah  er  es  mit  an,  wenn  andere,  die  er  übersah,  Stellungen  einnahmen, 
welche  glänzender  waren  als  die  seinige ;  und  wie  herzlich  freute  er  sich, 
wenn  jüngere,  denen  er  wol wollte,  rascher  vorankamen,  als  es  ihm  be- 
schieden gewesen  war! 

Ich  wende  mich  nun  zurück  zu  Benfeys  literarischer  tätigkeit,  die, 
soweit  sie  in  die  vierziger  jahro  fällt,  durch  das  oben  gesagte  noch  nicht 
erschöpfend  geschildert  ist.  Diesem  decennium  gehört  nämlich  ausser 
drei  kleinen  aufsätzen  („Bemerkung  zu  einer  mittheilung  des  Mega- 
sthenes  in  bezug  auf  indische  geschichte"  [Zeitschrift  für  d.  künde  des 
morgenlandes  5.  218J  „Die  sanskrittypen  der  [Göttinger]  Universität" 
[Gott,  nachrichten  1846,  s.  97],  „Vesuv  und  Aetna"  [Höfers  Zeitschrift  2. 
113])  und  einer  grossen  zahl  zum  teil  sehr  wertvoller  recensionen,  die 
ich  weiterhin  noch  einmal  berühren  werde,  auch  die  ausarbeitung  seiner 
„Vollständigen  grammatik  der  Sanskritsprache"  und  seiner  „Chrestomathie 
aus  sanskritwerken"  an.  Beide  bücher  erschienen  indessen  erst  in  den 
fünfziger  Jahren ,  das  erste  i.  j.  1852,  das  zweite,  an  welchem  fünf  jähre 
gedruckt  ist,  i.  j.  1853.  In  dem  ersten  ging  Benfey  darauf  aus,  eine  voll- 
ständige darlegung  der  indischen  grammatik  zu  geben  und  die  lücken 
derselben  auszufüllen.  Diese  letztere  seite  seines  werkes  ist  die  schwächere; 
,, unzureichende  bekanntschaft  mit  den  vedenschriften  und  unzulängliche 
publication  der  epischen"  (vorrede  p.  VI)  machten  ihm  ihre  befriedigende 
ausführung  und  damit  auch  eine  wirklich  historische  darstellung  der  alt- 
indischen spräche  unmöglich.  Um  so  mehr  anerkennung  verdient  seine 
darstellung  des  Päninischen  Systems,  welche  beweist,  wie  tief  er  sich  auch 
in  den  schwierigsten  teil » der  indischen  literatur  eingearbeitet  hatte. 
Sprachwissenschaftliche  erörterungen  und  bemerkungen  finden  sich  in 
dieser  für  philologische  zwecke  bestimmten  grammatik  fast  gar  nicht; 
um  so  mehr  treten  sie  aber  in  der  i.  j.  1855  erschienenen  ,, Kurzen  san- 
skrit-grammatik"  hervor,  welche  den  bedürfnissen  der  anfanger  entsprechen 
sollte,  und,  „da  das  Sanskrit  die  pforte  zu  dem  höheren  Sprachstudium 
bildet",  zugleich  die  genesis  der  spräche  berücksichtigt.  Diese  aufstel- 
lungen  sind  auch  heute  noch  von  Interesse,  namentlich  gegenüber  den 
späteren  sprachwissenschaftlichen  abhandlungen  Benfeys,  zu  welchen  sie 
bisweilen  die  ansätze  bilden. 

Was  Benfeys  Chrestomathie  betrifl't,  so  war  sie  und  ist  sie  ein  ungemein 
zweckmässiges  lehrbuch,  das  die  sanskritstudien  sehr  gefördert  hat.  Die  in 
ihr  enthaltenen  texte  führen  in  sehr  verschiedene  scitcn  der  indischen  lite- 
ratur ein  und  bilden  eine  vom  leichten  zum  schwereren  und  schworen 
führende  Stufenleiter,  welche  für  Benfeys  pädagogische  begabung,  wenn 
ich  so  sagen  darf,  rühmliches  zeugniss  ablegt.  Die  beigaben  zu  diesen 
texten  (kritische  anmerkungen  und  Übersicht  der  gebräuchlicheren  metra) 
waren  geeignet,    zu  weitergehenden  Studien  anzuregen,  und  das  glossar 


Theodor  Benfey.  241 

war  gewiss  vielen  lange  zeit  ein  unentbehrliches  hilfsmittel.  Wie  erfolg- 
reich diess  über  700  seiten  starke  werk  gewirkt  hat,  sieht  man  daraus, 
dass  es  trotz  der  concurrenz  ähnlicher  bücher  heute  vergrifien  ist. 

Das  zunächst  folgende  grössere  werk  Benfeys  war  das  „Pautschatan- 
tra"  (zwei  bände,  1859),  dessen  zweiter  band  eine  Übersetzung  der  diesen 
namen  führenden  indischen  märchensammlung  enthält,  während  der  erste 
die  geschichte  dieser  Sammlung  und  ihre  Stellung  in  der  märchenliteratur 
behandelte.  War  auch  der  grundgedanke  dieses  Werkes  nicht  neu,  so 
war  seine  ausführung  doch  entschieden  originell  und  überraschend,  indem 
Benfey  —  was  vor  ihm  nicht,  oder  doch  nicht  genügend  geschehen  war  — 
den  satz,  dass  sehr  viele  occidentalieche  märchen  aus  Indien  stammen, 
durch  peinliche,  von  erstaunlicher  belesenheit  zeugende  detailforschungen 
bewies,  und  andrerseits  der  vorschnellen  anwendung  dieses  satzes  auf  die 
fabel  entgegentrat;  indem  er  die  etappen  der  märchenwanderung  scharf 
bestimmte,  während  man  dieselben  früher  nur  mehr  geahnt  hatte;  indem 
er  das  Pantschatantram  als  eine  hauptquelle  zahlreicher  morgen-  und 
abendländischer  märchen  und  zugleich  den  buddhistischen  Ursprung  dieser 
märchensammlung  nachwies.  Durch  alles  das  steht  Benfey  weit  über 
seinen  Vorgängern  auf  diesem  gebiet.  Man  vergleiche  nur  einmal  des 
geistvollen  De  Sacy  einleitung  zu  „Calila  et  Dimna"  mit  dem  ersten  bände 
von  Benfeys  Pantschatantram  und  man  wird  die  grossartigkeit  dieser 
leistung  nicht  leugnen  können,  man  wird  zugeben  müssen ,  dass  diesen 
Untersuchungen,  die  zu  der  auffindung  der  syrischen  Übersetzung  des 
Pantschatantram  anlass  gegeben  haben  (s.  die  beilage  zur  Augsburger 
allgemeinen  zeitung  vom  12.  Juli  1871),  die  nicht  nur  für  die  allgemeine 
literaturgeschichte  ,  für  die  erkenntniss  des  literarischen  Zusammenhangs 
der  Völker,  sondern  weiterhin  auch  für  die  sogenannt«  Völkerpsychologie 
und  die  so  vielfach  mit  märchen  operierende  mythologie  von  weittragen- 
der bedeutung  sind,  —  dass  diesen  Untersuchungen  nicht  eben  viele 
gleichwertige  arbeiten  zur  seite  gestellt  werden  können,  —  Auf  demselben 
gebiet  wie  die  einleitung  zum  Pantschatantra  bewegt  sich  auch  eine 
grössere  zahl  von  abhandlungen  Benfeys,  die  an  sehr  verschiedenen  stellen 
erschienen  sind.  Einige  von  ihnen  sind  wahre  kabinetstücke  und  selbst 
die  über  Göthes  gedieht  „legende"  (Orient  und  occident  1.  719),  welche 
Benfey  später  als  die  missratenste  aller  seiner  arbeiten  bezeichnete,  wird 
man  nicht  ohne  interesse  lesen. 

Nach  dem  „Panschatantra"  hat  Benfey  nur  noch  ein  grösseres  werk 
von  bedeutendem  wissenschaftlichen  wert  herausgegeben  —  denn  seiner 
„Practical  Grammar  of  the  Sanskrit  Language  (1863,  bez.  1866)  und  dem 
„Sanskrit  English  Dictionary"  (1866)  kann  man,  in  Übereinstimmung  mit 
Benfeys  eignem  urteil,  einen  solchen  nicht  zuschreiben  —  nämlich  die 
,, Geschichte  der  Sprachwissenschaft  und  orientalischen  philologie  in  Deutsch- 
land" (1869),  deren  vortrefflichkeit  allgemein  anerkannt  ist.  Jeder  weiss, 
dass  ausser  Benfey  und  Pott  kein  Sprachforscher  im  stände  gewesen  wäre, 
diese  ungeheure  arbeit  zu  lösen,  und  dass  sie  von  Benfey  ausgezeichnet 
gelöst  ist.     Freilich  lässt  sie  in  bezug    auf   gleichmässigkeit   der  arbeit 


242  Theodor  Benfoy. 

manches  vermissen,  und  sie  tritt  in  dieser  beziehung  hinter  der  bald 
nach  ihr  erschienenen  von  Rudolf  von  Raumer  bearbeiteten  geschichte 
der  germanischen  philologie  zurück ;  aber  wie  verschiedenartig  war  auch 
der  Stoff  Benfeys  und  Raumers!  von  wie  viel  grösserem  umfang  war 
jener!  wie  oft  fehlte  zwischen  dem  von  Benfey  zur  darstellung  zu  brin- 
genden das  äussere  band!  Wie  man  aber  auch  hierüber  urteilen  will, 
gewiss  ist,  dass  diess  werk  von  keinem  ähnlichen  an  feinheit  der  beur- 
teilung  und  an  Unparteilichkeit  übertroffen  wird. 

Durch  beides,  die  feinheit  und  die  Unparteilichkeit  des  urteils  zeichnete 
sich  Benfey  überhaupt  in  hohem  grade  aus.  Diese  eigenschaften  treten 
besonders  hervor  in  seinen  zahlreichen  recensionen  —  es  sind  ihrer  un- 
gefähr 250  — ,  die  vielfach  reich  an  neuen  ideen  und  teilweise  von  be- 
deutendem umfange  sind,  und  von  welchen  er  einige  auch  separat  ver- 
öffentlicht hat.  Sie  sind  zum  grösseren  teil  in  den  Göttinger  gelehrten 
anzeigen  erschienen  —  die  letzte  von  diesen  war,  wenn  ich  nicht  irre, 
die  des  ersten  bandes  vonPischels  ausgäbe  des  Hemacandra,  1876  s.  1565  — , 
zum  kleineren  teil  in  verschiedenen  Zeitschriften  und  zwar  ausser  den 
schon  genannten  in  den  Berliner  Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  kritik*), 
der  Zeitschrift  d.  deutschen  morgenländ.  gesellschaft*),  dem  Orient  und 
occident,  The  Chronicle*),  The  Academy*),  The  North  British  Review^}. 
Mag  auch  der  eine  oder  der  andere  durch  Benfeys  urteil  unangenehm 
berührt  sein  —  dass  es  gerecht  war,  hat,  denke  ich,  die  weitere  entwick- 
lung  der  Sprachwissenschaft  bewiesen.  Indessen  seine  kritiken  haben  nur 
sehr  selten  verletzt,  denn  band  in  band  mit  der  gerechtigkeit  und  Offenheit 
ging  bei  ihm  die  lust  am  loben  und  die  höflichkeit  der  form  —  eigenschaften, 
welche  in  Verbindung  mit  seinem  streben ,  die  je  in  frage  kommenden 
punkte  positiv  zu  fördern,  seine  recensionen  vielen  wünschenswert  machten. 

Nicht  minder  unparteilich,  wie  als  kritiker,  war  Benfey  als  lehrer. 
Er  liess  als  solcher  stets  allen  in  betracht  kommenden  ansichten  gerechtigkeit 
widerfahren,  er  verdeckte  nie  die  lücken  seiner  beweise  und  verschwieg 
keinen  einwand  seiner  gegner;  er  ging  nie  darauf  aus,  seine  schüler  zu 
überreden,  er  suchte  vielmehr  in  jeder  weise  ihre  kritik  anzuregen,  und 
insofern  war  etwas  wahres  an  dem,  was  er  wohl  im  scherz  äusserte,  er 
gehe  darauf  aus,  seine  schüler  zu  seinen  gegnern  zu  erziehen.  Diese  art 
des   Unterrichts  —  bei   dem   er   übrigens    sorgfältige  präparationen  ver- 

*)  Jahrg.  1842  s.  833,  über  Wilson  Ariana  antiqua.  «)  XI.  842  über 
Max  MüUer's  Rigveda.  °)  Jahrg.  1867  s.  730  über  Haugs'  Zand-pahlavi 
glossary.  *)  Jahrg.  1870,  I.  136  über  Davidsons  Übersetzung  von  Bleek's 
abhandlung  über  den  Ursprung  der  spräche;  das  s.  242  über  Geiger 
Der  Ursprung  der  spräche;  1871,  II.  167  über  Deecke  Die  deutschen 
verwantschaftsnamen ;  1872,  III.  53  über  J.  Schmidt  Zur  geschichte 
des  indogerm.  vocalismus  I;  1873,  IV.  837  über  J.  Muir  Original 
Sanskrit  Texts  IV.  ")  Jahrg.  1871  n".  CVI  s.  528  über  Fick's  Ver- 
gleichendes Wörterbuch,  2.  aufl.;  das.  s.  530  über  Alfred  Ludwig  Der 
infinitiv  im  veda;  das  s.  617  über  Bastian  Die  Völker  des  östlichen  Asien; 
das.  s.  618  über  Brasseur  de  Bourbourg  Mission  scientifique  au  Mexique. 


Theodor  Benfey.  243 

angte  und  bei  mangel  an  fleiss  und  aufmerksamkeit  gelegentlich  recht 
unangenehm  werden  konnte  —  war  ungemein  anregend.  Einen  beweis 
hierfür  bildet  die  unverhältnissmässig  grosse  zahl  von  ausgezeichneten 
gelehrten,  welche  aus  seiner  schule  hervorgegangen  oder  doch  seine 
Schüler  gewesen  sind,  und  die  mannigfaltigkeit  der  gebiete,  auf  welchen 
sie  arbeiten;  ein  zeugniss  für  die  objectivität  seines  Unterrichts  aber  und 
zugleich  für  seine  Selbstlosigkeit  liegt  in  dem  umstand,  dass  er,  obgleich 
es  ihm  nie  an  tüchtigen  Schülern  gefehlt  hat,  obgleich  er,  gütig  und 
teilnehmend  wie  er  war,  mit  diesen  stets  in  engem  persönlichem  verkehr 
stand,  obgleich  der  originellen  sätze  genug  von  ihm  berührt,  und  obgleich 
er  für  seine  person  einen  entschiedenen  parteistandpunkt  einnahm,  doch 
keine  gelehrte  schule  gebildet  hat. 

Ich  sagte  eben,  dass  Benfey  für  seine  person  einen  entschiedenen 
parteistandpunkt  eingenommen  habe.  Ich  brauche  nicht  hinzuzusetzen, 
dass  derselbe  nichts  weniger  als  der  eines  fanatikers  war,  und  ebenso 
wenig  brauche  ich  ihn  zu  schildern,  da  sich  Benfey  selbst  über  ihn  aus- 
gesprochen hat,  und  da  z.  b.  sein  aufsatz  ,, Einiges  gegen  die  isolierenden 
richtungen  in  der  indogermanischen  Sprachforschung"  allgemein  bekannt 
ist.  Ich  beabsichtige  nicht,  diesen  Standpunkt  hier  ausführlich  zu  recht- 
fertigen, um  so  weniger,  als  er  nicht  der  meinige  ist,  aber  ich  kann  nicht 
umhin,  gegenüber  so  mancher  vorschnellen  Verurteilung,  die  er  erfahren 
hat,  doch  wenigstens  einiges  zu  seinen  gunsten  zu  sagen  und  vor  allem 
an  das  dno  rdOv  xuqtiwv  avrwv  incywasod^e  avjovs  zu  erinnern.  Benfey 
war  es,  der  nächst  Kopp  und  Lepsius  die  semitische  herkunft  der  indischen 
Schrift  zuerst  vermutete  (Indien  s.  254,  vgl.  Ind.  stud.  5.  19*);  der  zu- 
erst den  satz  aufstellte,  dass  im  Indogermanischen  der  accent  ursprüng- 
lich auf  der  den  wurzelbegriflf  modificierenden  silbe  stand  (Gott.  gel.  anz. 
1846,  s.  841);  der  mit  am  frühsten  den  Zusammenhang  zwischen  accent 
und  ablaut  erkannte  und  eine  menge  von  ablautserscheinungen  zuerst 
richtig  erklärte;  der  die  anastrophe  zuerst  in  das  richtige  licht  stellte 
(vgl.  Nachrichten  v.  d.  Göttinger  gesellschaft  der  Wissenschaften  1878 
s.  165,  1881  8.  1)^);  der  zuerst  die  identität  der  suffixe  lat,  cru-m  gr. 
TQo-v  behauptete  (Gott.  gel.  anz.  1858  s.  1629);  der  vor  anderen  das  princip 
des  indischen  satzbaues  entdeckte  (Geschichte  der  Sprachwissenschaft 
8.  84  ff.);  der,  um  es  kurz  zu  machen,  eine  fülle  von  Wahrheiten  zuerst 
ausgesprochen,  eine  menge  von  problemen  zuerst  zur  discussion  gebracht 
hat.  Man  wende  nicht  ein,  dass  manche  der  sätze,  welche  ich  hier  an- 
geführt oder  im  äuge  habe,  vielleicht  nicht  richtig,  zum  teil  nicht  be- 
wiesen sind;  denn  der  wert  eines  wissenschaftlichen  gedankens  richtet 
sich  nicht  nur  nach  dem  grade  seiner  richtigkeit,  sondern  auch  nach  dem 
seiner  kühnheit,  seiner  Originalität,  seiner  kraft,  nach  den  anregungen, 
welche  er  gibt.  Legt  man  aber  diesen  maasstab  an  jene  sätze  an  und 
misst  man  mit  demselben  die  leistungen  derjenigen,   welche  Benfeys  ge- 

*)  Was  Benfey  darüber  später  hat  drucken  lassen,  habe  ich  der  haupt- 
sache  nach  schon  in  einer  Vorlesung  über  vergleichende  grammatik  ge- 
hört, die  er  im  Wintersemester  1870/71  hielt. 


244  Theodor  Benfey. 

dankengang  mit  einem  Schlagwort  wie  „wüst",  oder  „synkretistisch"  ab- 
lehnen zu  dürfen  glaubten  —  wem  muss  man  den  Vorrang  geben? 

Ich  weiss  nicht,  wie  diejenigen,  gegen  welche  das  vorstehende  ge- 
richtet ist,  es  aufnehmen  werden ;  gewiss  ist  mir  dagegen,  dass  sie  den 
unleugbaren  Verdiensten  Benfeys  seine  Irrtümer  entgegenstellen  werden. 
Man  verzeihe,  wenn  ich  mit  bezug  auf  diese  mich  auf  die  bemerkung 
beschränke,  dass  sie  teils  untergeordnet,  teils  noch  nicht  widerlegt  sind, 
und  dass  sie  auf  alle  fälle  gerecht  und  aus  ihrer  zeit  heraus  beurteilt 
werden  müssen.  Beiden  forderungen  aber  entspricht  nicht,  wer  z.  b. 
Benfeys  ,,participialtheorie"  tadelt,  ohne  zu  sagen,  welchen  anteil  z.  b. 
Ebel  und  A.  Kuhn  an  ihr  haben. 

Eine  zeit  lang  besass  die  von  Benfey  vertretene  richtung  ihr  eignes 
organ  in  der  von  ihm  im  j.  1862  begründeten  Zeitschrift  „Orient  und 
occident";  in  folge  des  fallissements  der  Verlagsbuchhandlung  ging  die- 
selbe aber  schon  mit  dem  dritten  hefte  des  dritten  bandes  i.  j.  1866  ein. 

Um  das  bild  von  Benfeys  wissenschaftlicher  tätigkeit  zu  vervollstän- 
digen, ist  noch  ein  blick  auf  seine  sprachwissenschaftlichen  abhandlungen 
zu  werfen,  in  welchen  seine  wissenschaftliche  persönlichkeit  mit  ihren 
Vorzügen  —  eminente  combinations-  und  beobachtungsgabe ,  vielseitige 
gelehrsamkeit  und  gründlichkeit  —  und  schwächen  —  bevorzugung  des 
Sanskrit,  Vorliebe  für  ausnahmen  und  ein  gewisser  subjectivismus  —  am 
plastischesten  hervortritt.  Sie  sind  zum  kleineren  teil  in  dem  Orient  und 
occident,  in  Kuhn's  Zeitschrift,  der  Zeitschrift  der  deutschen  morgen- 
ländischen gesellschaft,  der  Kieler  allgemeinen  monatsschrift  und  in  Höfers 
Zeitschrift  erschienen,  zum  grösseren  teile  aber  in  den  nachrichten  und  abhand- 
lungen der  Königlichen  gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Göttingen.  Teils 
behandeln  sie  unabhängig  von  einander  fragen  der  allgemeinen  und  der 
vergleichenden  Sprachwissenschaft  und  der  vergleichenden  mythologie, 
teils  aber  bilden  sie  vorarbeiten  zu  einem  grossen  werk,  das  Benfey  als 
den  Schlussstein  seiner  gelehrten  tätigkeit  betrachtete,  und  dem  die  ge- 
lehrte weit  mit  grosser  Spannung  entgegensah,  nämlich  einer  vedengram- 
matik,  in  welcher  er  die  vedische  spräche  und  ihre  entwicklung  aus  der 
indogermanischen  grundsprache  darlegen  wollte.  Er  hat  für  dieses  werk 
sehr  umfassende  Sammlungen  angelegt,  aber  ich  fürchte,  dass  dieselben,  so- 
weit er  sie  nicht  selbst  schon  verwertet  hat,  ganz  umsonst  gemacht  sind:  sie 
bestehen  aus  ungeordneten  massen  von  citaten,  vermischt  mit  gelegent- 
lichen bemerkungen,  welche  nicht  hinreichen,  die  bedeutung  der  betreffen- 
den Zahlenreihen  festzustellen  und  dieselben  wissenschaftlich  zu  verwerten, 
oder  die  Schlüsse,  welche  Benfey  aus  ihnen  ziehen  wollte,  zu  erkennen.  Aus- 
gearbeitet hat  er  nichts  hinterlassen,  als  die  oben  VII.  286  erschienene 
kleine  fortsetzung  seiner  im  Orient  und  occident  begonnenen  Übersetzung 
des  Iligveda;  nicht  einmal  die  siebente  abhandlung  über  „Die  quantitäts- 
verschiedenheiten  in  den  samhitä-  und  padatexten  der  veden",  die  er 
doch  zunächst  zu  veröffentlichen  dachte,  ist  in  einem  halbwegs  druck- 
fähigen  zustand. 

Das  leiden,   welchem  Benfey  erlag  —   darmkrebs  —  stellte  sich  bei 


Theodor  Benfey.  245 

ihm  im  anfange  des  jahres  1881  ein;  genesung  von  ihm  war  nicht  zu 
hofifen,  man  musste  schon  zufrieden  damit  sein ,  dass  es  ihm  —  wunder- 
bar genug !  —  keine  schmerzen  bereitete.  Man  suchte  ihn  über  die 
gefiihrlichkeit  seines  zustandes  zu  täuschen,  aber  bei  der  ungeheuren  ab- 
nähme seiner  kräfte  war  diess  auf  die  dauer  nicht  möglich.  Einige  tage 
vor  seinem  ende  beschickte  er  sein  haus  und  sah  dem  tode  dann  ruhig 
entgegen,  der  am  abend  des  26.  Juni  1881  eintrat.  Kurz  ehe  er  verschied, 
leistete  ihm  seine  frau  einen  kleinen  dienst;  er  wollte  ihr  dankbar  die 
band  drücken,  aber  die  seinige  war  zu  schwach  und  fiel  zuiiick.  Das 
war  seine  letzte  bewegung.  —  Er  hinterliess  ausser  seiner  wittwe  einen 
söhn,  welcher  rechtsanwalt  in  Nord-Amerika  ist,  zwei  verheiratete  und 
zwei  imverheiratete  töchter.  Eine  ebenfalls  verheiratete  tochter,  war  vor 
ihm  gestorben. 

Was  Benfey  als  mensch  war,  seine  herzensgute,  seine  Wahrhaftigkeit, 
seine  grenzenlose  hingebung  an  das,  was  er  erstrebte  und  was  er  für 
recht  und  gut  hielt,  —  alles  das  wird  man  vergessen,  denn  die  geschichte 
der  Wissenschaft  ist  pragmatischer  als  jede  andere,  und  vielleicht  noch 
rücksichtsloser  gegen  die  Individualität,  als  die  geschichte  der  völker. 
Niemals  aber  wird  es  seinen  werken  an  dankbaren  bewunderem  fehlen  • 
dafür  bürgt  das  schöne  wort  eines  unserer  bedeutendsten  Zeitgenossen, 
Max  Müllers:  „Benfeys  arbeiten  sind  alle  bahnbrechend  gewesen,  und 
wenn  viele,  die  jetzt  gepriesen  werden,  vergessen  sind,  werden  die  seinigen 
feststehen  wie  meilensteine  auf  dem  wege  der  Wissenschaft". 

A,  Bezzenherger. 


Briefe  an  Theodor  Benfey. 


1.    Von  Christian  Lassen. 

Verehrtester  herr  doctor! 

Verzeihen  Sie  gütigst,  dass  ich  so  spät  dazu  komme,  Ihnen  den  em- 
pfang Ihres  manuscripts  zu  melden  und  Ihnen  für  das  mir  dadurch  be- 
wiesene zutrauen  zu  danken.  Ihr  unternehmen  ist  gewiss  ganz  an  der  zeit  und 
muss  allen  freunden  der  indischen  philologie  sehr  willkommen  sein.  Wenn 

ich  —  die  bevorstehenden   ferien  werden  mir  dazu   zeit  übrig   lassen  

Ihre  Schrift  gründlicher  werde  gelesen  haben,  werde  ich  vielleicht  einige 
bemerkungen    über  den    einen  oder  den  anderen  punkt  Ihnen  vorzulegen 
mir  die  freiheit  nehmen,    ich   habe  aber  schon  genugsam  darin  gelesen 
um  behaupten  zu  dürfen,   dass   die   indische  metrik  in  Ihnen  einen  sehr 
gründlichen  und  tüchtig  ausgerüsteten  bearbeiter  gefunden  hat. 

Für  den  druck  werde  ich  gewiss  gerne  alles  thun,  was  in  meiner 
gewalt  steht.  Herrn  Weber  finde  ich  nicht  geneigt,  gegenwärtig  auf 
meine  vorschlage  einzugehen.  Mit  der  indischen  bibliothek  ist  es  ein 
langsames  und  unsicheres  ding  und  wir  kommen  damit  wieder  an  herm 
Weber.    Ich   stehe  mit  anderen  buchhändlem  zu  wenig  in  Verbindung, 


246  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

um  viel  auf  meine  Verwendung  bauen  zu  können.  Könnten  Sie  aber  nicht 
einen  auswärtigen  Verleger  finden,  in  welchem  falle  ich  sehr  gerne  hier 
den  druck  und  die  correcturen  besorgen  würde?  Ilaben  Sie  die  gute  mir 
hierüber  eine  antwort  zukommen  zu  lassen  und  sein  Sie  meiner  aufrich- 
tigen theilnahme  an  der  förderung  der  sache  versichert. 

Ew.  Wohlgeboren 

Bonn  den  22.  märz  1835.  ergebenster 

Chr.  Lassen. 
Mein  hochverehrtester  herr! 

Es  ist  kaum  von  meiner  seite  verzeihlich,  dass  ich  Sie  so  lange  ohne 
nachricht  über  die  mir  von  Ihnen  anvertraute  indische  metrik  gelassen 
habe.  Ich  habe  erwartet,  dass  die  indische  bibliothek  wenigstens  noch 
3  hefte  zur  Vervollständigung  des  3.  bandes  liefern  würde  und,  da  dieses 
Ihr  wünsch  war,  hätte  sie  darin  erscheinen  können.  Mit  dieser  bibliothek 
liegt  es  aber  noch  in  weitem  felde,  und  da  ich  seit  dem  anfange  dieses 
Jahres  aus  aller  Verbindung  mit  der  redaction  derselben  getreten  bin, 
wäre  ich  nicht  mehr  im  stände,  etwas  weiter  in  dieser  beziehung  zu  thun. 
Ich  sende  also  Ihrem  wünsche  gemäss  das  werkchen  durch  die  Marcus'- 
sche  buchhandlung  Ihnen  wieder  zu.  Es  hat  sich  hier  eine  neue  buch- 
handlung  etablirt,  die  ich  wohl  in  einiger  zeit  würde  bewogen  haben, 
den  Verlag  zu  übernehmen.  Da  sie  jedoch  für  den  augenblick  mit  ihrer 
ersten  einrichtung  beschäftigt  ist,  und  Ew.  Wohlgeboren  wahrscheinlich 
das  buch  früher  erscheinen  zu  sehen  wünschen,  so  würde  ich  Ihnen  auch 
rathen,  einen  kürzeren  weg  einzuschlagen.  Ich  könnte  ohnehin  nicht  mit 
bestimmtheit  versprechen,  was  ich  nur  nach  einer  vorläufigen  anfrage 
hoff'e  in  Ordnung  bringen  zu  können.  Wenn  aber  Ew.  Wohlgeboren  nach 
einem  halben  jähre  noch  eines  Verlegers  nicht  theilhaftig  sein  sollten 
und  sich  mit  einem  paare  von  zeilen  an  mich  wenden  wollten,  bin  ich 
mit  grossem  vergnügen  bereit,  in  Ihrer  angelegenheit  weitere  schritte  zu 
thun.  Es  wird  auf  jeden  fall  die  brauchbarkeit  des  buches  vermehren, 
wenn  es  als  ein  besonderes  erscheint. 

Ich  kann  diesen  brief  nicht  schliessen,  ohne  Ihnen  zu  sagen,  dass  ich 
mit  aufrichtiger  freude  Ihre  recension  des  Bhartrihari  gelesen  habe.  Hr. 
von  Bohlen  hat  sich  in  meinen  äugen  noch  mehr  durch  die  vielen  gelehrten 
prunkereien  als  durch  die  allerdings  starken  Schnitzer  geschadet.  Es 
ist  geradezu  ein  wüst  von  noten,  um  d^  leuten  sand  in  die  äugen  zu 
streuen.  Und  sein  system,  mit  allen  gut  stehen  zu  wollen,  wird  ihn  am 
ende  allen  zuwider  machen. 

Ich  erlaube  mir,  Ihren  metrischen  Studien  ferner  den  Gitagovinda  zu 
empfehlen.  Meine  ausgäbe  erscheint  im  laufe  des  sommers.  Die  gereimten 
metra  werde  ich  aber  nicht  so  ausführlich  behandeln  können,  als  der 
gegenständ  eigentlich  erfordert.  Auch  gehört  dazu  ein  gründlicheres 
Studium  der  indischen  musik,  als  meine  neigungen  mir  zu  machen  er- 
lauben. Mit  ausgezeichneter  hochachtung 

Bonn,  d.  7.  Mai  1836.  Ew.  Wühlgeboren 

Chr.  Lassen. 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  247 

Ew.  Wohlgeboren 

muss  ich  recht  sehr  um  gütige  Verzeihung  bitten,  dass  ich  Ihnen 
und  Ihrem  gelehrten  herrn  mitarbeiter  so  spät  meinen  verbindlichsten 
dank  für  die  mittheilung  Ihrer  gelehrten  und  gründlichen  schrift  über  die 
monatsnamen  ablege.  Nehmen  Sie  den  verspäteten,  aber  nicht  weniger 
aufrichtigen  dank  freundlich  auf;  ich  habe  mit  grosser  aufmerksamkeit 
Ihre  schrift  gelesen  und  bekenne  gerne,  sehr  viele  belehrung  daraus  ge- 
schöpft zu  haben.  Gegen  die  hauptresultate  Ihrer  Untersuchung  glaube 
ich  nicht,  dass  triftige  einwürfe  gemacht  werden  können.  Für  mich  waren 
die  nachgewiesenen  Übereinstimmungen  des  altindischen  und  altpersischen 
calenders  von  besonderem  interesse  und  haben  einen  alten  plan  lebhaft 
wieder  angeregt,  den :  die  veda-calender  herauszugeben.  Doch  wäre  dazu 
vor  allem  ein  mitarbeiter,  wie  der  Ihrige,  erforderlich.  Es  wäre  in  der 
that  noch  w  ünschenswerther ,  wenn  ein  allgemeineres  werk  über  indische 
Chronologie  hervorgerufen  werden  könnte;  doch  fehlen  uns  in  Deutsch- 
land zu  sehr  handschriftliche  quellen.  Ich  wäre  sehr  erbötig  zu  einer 
anzeige  (die  aber  nur  billigend  und  mehr  referirend,  als  beurtheilend 
sein  würde) ,  wenn  ich  überhaupt  recensirte  oder  mit  recensirenden  an- 
stalten  irgend  eine  Verbindung  hätte.  Ich  lebe  aber  in  dieser  beziehung 
wie  ein  samnyäsi ;  Ihrer  schrift  wird  die  gerechte  anerkennung  nicht  ent- 
gehen. Ich  habe  geglaubt,  dass  eine  anzeige  im  Journal  des  savants  so- 
wohl Ihnen  interessanter,  als  Ihrer  schrift  zur  grösseren  Verbreitung 
dienend  sein  würde  und  habe  herrn  Burnouf  aufgefordert,  eine  anzeige 
zu  übernehmen. 

Ich  habe  meinen  brief  zum  theil  deshalb  verzögert,  weil  ich  ge- 
wünscht hatte,  Ihnen  ein  bestimmtes  resultat  meiner  Unterhandlung  mit 
den  buchhändlern  König  und  van  Borcharen  wegen  Ihrer  indischen  me- 
trik  vorlegen  zu  können.  Für  den  augenblick  ist  aber  nichts  mit  ihnen 
anzufangen;  sie  sind  anfänger  und  scheuen  sich,  zu  viel  auf  einmal  zu 
übernehmen.  Da  Ihnen  die  unverzögerte  herausgäbe  wohl  die  wichtigste 
rücksicht  ist,  und  ich  nur  ein  unbestimmtes  versprechen  einer  künftigen 
Übernahme  erhalten  konnte,  habe  ich  die  negotiation  für  jetzt  abgebrochen. 
Da  ich  sehr  gerne  dazu  beitragen  möchte,  dass  Ihre  schiift  erscheint,  bin 
ich  sehr  bereit,  wenn  es  Ihnen  angenehm  ist,  andere  schritte  der  art  zu 
thun;  ich  hatte  bei  dem  jungen  herrn  Brockhaus  leise  angefragt,  ob  er 
mir  einen  weg  angeben  könne;  er  schreibt  mir,  dass  er  mit  Ihnen  corre- 
spondire;  haben  Sie  durch  ihn  den  bruder  befragen  lassen?  Die  Berliner 
würde  ich  umsonst  befragen;  ihre  gelehrten  consulenten  würden  alles, 
was  von  mir  empfohlen  wäre,  mit  bänden  und  füssen  abwehren.  Unsere 
älteren  herren  hier,  Weber  und  Marcus  [?],  geben  nicht  nur  kein  honorar  für 
solche  dinge,  sondern  machen  noch  so  viele  Schwierigkeiten,  dass  es  einem 
verdriesslich  ist,  auch  nur  auf  den  busch  zu  klopfen. 

Mit  der  gprössten  hochachtung 
Bono,  d.  15.  märz  1837.  Ihr 

ergebenster 
Chr.  Lassen. 


248  Briefe  an  Theodor  Benfey, 

Bonn,  d.  22.  August  1837. 
Ew.  Wohlgeboren 

weiss  ich  in  der  that  nicht  einen  mich  genügend  entschuldigenden 
grund  für  die  saumselige  erfüllung  meiner  correspondonzpflichten  vorzu- 
tragen :  ich  hatte  gehofft,  Ihnen  auf  thätige  weise  meine  bereitwilligkeit, 
Ihren  wünschen  entgegenzukommen,  dadurch  zeigen  zu  können,  dass  ich 
Ihnen  ein  exemplar  des  commentars  zu  Manu  schickte,  bin  aber  in  der 
hoffnung  betrogen  worden ,  eines  aus  Calcutta ,  wohin  ich  schon  früher 
geschrieben  hatte,  zu  erhalten.  Sowohl  die  ausgäbe  in  4to  als  die  spätem 
in  8vo  ist  vergriffen,  und  man  schreibt  mir  aus  Calcutta,  dass  eine  neue 
in  8vo  im  werke  sei.  Hier  besitzt  nur  herr  von  Schlegel  ein  exemplar 
des  seltnen  buchs ;  ich  habe  mich  gescheut,  ihn  um  das  seinige  zu  bitten, 
da  er  in  solchen  dingen  sehr  penible  ist  und  sogar  nicht  gern  aus 
seinem  hause  bücher  ausleiht.  Ein  stück  eines  handschriftlichen  com- 
mentars, der  jedoch  sehr  modern  ist,  steht  Ihnen  zum  freiesten  gebrauche 
gern  zu  diensten ;  ich  besitze  jedoch  nur  den  anfang  und  ein  paar  unbe- 
deutende schoben  zum  12.  buche.  Lassen  Sie  auch  meine  in  der  that 
diesen  sommer  durch  allerlei  unerwartete  geschäfte,  wie  Vorlesungen  vor 
den  hier  studirenden  prinzen,  übermässig  gestörte  zeit  einen  grund  zur 
nachsieht  sein ;  ich  habe  die  hoffnung,  Sie  in  Göttingen  vorzufinden  und 
Ihnen  selbst  meine  aufrichtigen  entschuldigungen  vorzulegen. 

lieber  den  veda-calender  muss  ich  mich  nicht  ganz  deutlich  ausge- 
drückt haben,  da  ich  sehe,  Sie  glauben  mich  im  besitze  desselben.  Was 
ich  habe,  sind  einzelne  Stückchen  von  keinem  belange :  ich  habe  aber 
allerdings  mich  bemüht,  das  ganze  zu  erhalten  und  werde  mich  dann 
Ihrem  freunde  sehr  gern  zum  mitherausgeber  antragen. 

Ihre  schöne  abhandlung  über  die  monatsnamen  hat,  wie  Sie  wohl 
schon  werden  gesehen  haben,  von  Burnouf  verdiente  anerkennung  ge- 
funden. Für  die  Berliner  Jahrbücher  hat  dr.  Fr.  Windischmann,  der  eben 
hier  ist,  die  recension  übernommen;  ich  glaube  sagen  zu  dürfen,  dass 
Sie  sich  über  seine  beurtheilung  nicht  werden  zu  beklagen  haben. 

Ich  habe  die  absieht,  mich  zu  Ihrem  schönen  feste  im  September 
einzufinden,  und  in  der  voraussieht,  einige  stunden  Ihnen  und  Ihrer  Unter- 
haltung widmen  zu  dürfen,  erlauben  Sie  mir,  bis  dahin  aufzusparen,  was 
ich  Ihnen  über  Ihr  metrisches  werk  milzutheilen  hätte.  Mündlich  lässt 
sich  in  der  kürze  vieles  bequem  durchsprechen,  was  brieflich  sich  lange 
hinzieht  und  nur  halb  erörtert  wird.  Vielleicht  Hesse  sich  das  stück  von 
Kälidäsa  vorläufig  in  unserer  Zeitschrift  mittheilen  ;  ich  schliesse  aus  einer 
Äusserung  von  herrn  prof.  Ewald,  dass  dasselbe  schon  in  seinen  bänden 
ist  und  im  3.  hefte  erscheinen  wird;    doch    wohl   von  Ihnen  mitgetheilt? 

Genehmigen  Sie  die  wiederljolung  meiner  entschuldigung  und  die 
Versicherung  meiner  aufrichtigen  hochachtung. 

Ew.  Wohlgeboren 

ergebenster 

Chr.    Lassen. 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  249 

Ewr.  Wohlgeboren 

muss  ich  sehr  deshalb  um  Verzeihung  bitten,  dass  ich  jetzt  erst  dazu 
komme,  Ihnen  meinen  ergebensten  dank  für  das  werthyolle  geschenk  ab- 
zustatten, mit  dem  Sie  mich  beehrt  haben.  Ihre  schrift  über  Indien  is 
schon  seit  zwei  monaten  in  meinen  bänden  und  wenn  ich  noch  nicht  zeit 
gefunden  habe ,  sie  ganz  zu  lesen ,  so  ist  weder  sie  selbst  daran  schuld, 
noch  der  mich  lebhaft  beschäftigende  gegenständ,  sondern  theils  die 
menge  von  Störungen,  die  von  der  läge  unserer  stadt  an  der  grossen 
Strasse  der  reisenden  in  dieser  Jahreszeit  unzertrennlich  sind,  theils  die 
schwäche  meiner  äugen,  welche  herzustellen  der  arzt  mir  noch  immer  jedes 
lesen  bei  künstlichem  lichte  verbietet.  Ich  hatte  gewünscht,  ehe  ich  Ihnen 
dankte,  das  ganze  gelesen  zuhaben;  ich  muss  mich  entschliessen,  es  zu  thun, 
ehe  ich  mehr  als  den  historischen  abschnitt  vollendet  habe,  zumal  ich  in 
einigen  tagen  eine  ferien-reise  antrete,  auf  der  ich  die  absieht  habe, 
Göttingen  zu  berühren,  wo  ich  nicht  erscheinen  möchte,  ohne  Ihnen  meinen 
dank  schriftlich  schon  bezeugt  zu  haben. 

In  beziehung  auf  den  historischen  abschnitt  wird  Ihnen  niemand  das 
verdienst  bestreiten  können,  zuerst  die  bruchstücke  älterer  indischer  ge- 
schichte  vollständiger,  genauer  und  kritischer,  als  irgend  früher,  zu- 
sammengestellt zu  haben.  Es  liegt  in  der  natur  der  quellen  dieser  ge- 
schichte,  dass  manches  noch  von  verschiedenen  forschem  wird  verschieden 
aufgefasst  und  combinirt  werden;  die  inschriften  namentlich  erfordern 
nach  meiner  meinung  noch  eine  durchgreifende  neue  philologische  be- 
handlung  und  einzelnes,  glaube  ich,  wird  sich  dadurch  auch  in  Ihrer  be- 
handlung  nach  einer  solchen  bearbeitung  anders  stellen.  Dass  der  titel 
Satrap  in  Indien  vor  dem  baktrischen  reiche  je  vorgekommen,  halte  ich 
für  unmöglich;  die  Inschrift  von  Girnar  kann  auch  nicht  dafür  beweisen, 
da  aus  ihr  nicht  vorhergeht,  dass  Eäst'äna  vor  den  Mäurjas  regiert  habe. 
Die  Übersetzung  der  AQoka-inschriften  im  as.  joum.  gilt  mir  in  der  that 
für  keine  genauere,  als  die  Anquetil's  vom  Zendavesta.  —  Obwohl  ich  weit 
entfernt  bin,  den  sagen,  wie  sie  im  Mahäbhärata  und  Ramäjan'a  vorliegen, 
einen  grossen  historischen  werth  beizulegen,  so  halte  ich  doch  einige  da- 
von für  bedeutsam  genug,  um  bei  einer  darstellung  indischer  geschichte 
erwähnt  zu  werden;  so  namentlich  solche,  die  sich  auf  die  erste  Urbar- 
machung des  landes  beziehen.  Die  einwanderung  der  Brahmanen  über 
den  Niti-pass  ist  mit  diesen  sagen  in  Widerspruch  und,  davon  abgesehen, 
mir  wenigstens  auch  aus  geographischen  gründen  höchst  unwahrscheinlich. 
So  möchte  ich  auch  gegen  andere  punkte  Ihrer  darstellung  bedenken  und 
zweifei  Ihnen  vortragen,  wenn  dazu  ein  brief  eine  ausreichende  gelegenheit 
darböte.  Missverstehen  Sie  aber  diese  äusserungen  nicht  so,  als  ob  ich 
das  von  Ihnen  zuerst  geleistete  seinem  ganzen  werthe  nach  anzuerkennen 
nicht  bereit  wäre.  Sie  werden  in  meinem  eigenen  buche  über  denselben 
gegenständ  gelegenheit  haben  zu  sehen ,  dass  ich  in  vielen  punkten  ent- 
weder mit  Ihnen  übereinstimme  oder  doch  nicht  sehr  von  Ihnen  abweiche. 

Mit  der  grössten  hochachtung 

Bonn,  den  9.  septbr.  1840,  Ew.  Wohlgeboren  ergebenster 

Chr.  Lassen. 

Roiträge  z.  künde  d.  ig.  sprachen  VIII.  2.7 


250  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

Ew.  Wohlgeboren 

danke  ich  ergebenst  für  die  mittheilung  des  aufsatzes  über  die  stelle 
aus  dem  Megasthenes ,  deren  sichere  erklärung  es  sehr  wichtig  wäre  zu 
finden.  Die  Ihrige  ist  sehr  scharfsinnig  und  ich  werde  sie  gern  aufnehmen, 
obwohl,  um  ganz  offen  zu  verfahren,  sie  mich  nicht  überzeugt.  Es  wäre 
vor  allem  wichtig ,  die  hauptstütze  Ihrer  erklärung ,  die  annähme  einer 
vorgeschichtlichen  reihe  von  100  königen  mit  5000  jähren  durch  irgend 
einen  beleg  stützen  zu  können.  Diese  annähme  zugegeben,  fügt  sich 
das  übrige  schön  genug.  Sie  erlauben  mir  aber,  über  ein  paar  andere 
punkte,  worüber  Sie  nicht  gute  quellen  gehabt  haben,  einige  bemerkungen  ; 
Sie  werden  dadurch  vielleicht  veranlasst,  einige  ausdrücke  Ihres  aufsatzes 
zu  ändern.  Erstens  ist  die  angäbe,  dass  Buddha  unter  Pradjöta  geboren, 
nur  aus  dem  Bhägavatämrita ,  einer  ganz  unzuverlässigen  compilation, 
geschöpft;  und  es  muss  zweitens  der  Bhattijo  der  Buddhisten  der  Ksha- 
träug'as  der  brahmanischen  reihe  sein.  Zugegeben  (was  nicht  ganz  klar 
ist),  dass  die  reihe  von  28  königen  auch  von  der  früheren  dynastie  in 
Magadha  gelte,  wäre  hinzuzufügen,  dass  kein  brahmanisches  verzeichniss 
mehr  als  22  könige  der  dynastie  der  Vorgänger  des  Pradjötas  giebt. 
Was  endlich  die  zahl  der  jähre  zwischen  Parikshit  (oder  dem  anfang  des 
Kali)  und  der  krönung  des  Nanda  betrifft,  so  gehen  die  angaben  darüber 
auf  zwei  quellen  zurück :  die  eine  der  puränas  giebt  1015,  1050,  11 15  jähre; 
die  richtige  ist  1050;  denn  sie  rührt  von  den  astronomen  her  und  beruht 
auf  der  theorie  der  bewegung  der  7  rishis,  die  in  jener  periode  sich 
lO'/a  nakshatra  oder  1050  jähre  bewegt  hatten.  Sie  ist  also  theoretisch 
und  kaum  alt  überliefert.  Die  zweite  (in  einem  mspt.  des  Matsjapur) 
von  1500  Jahren  beruht  auf  der  Zusammenstellung  der  überlieferten  zahlen. 
Värhadrathas  1000  jähre,  Pradjötas  u.  s.  w.  138,  ^i^anäga  u.  s.w.  362. 
Diese  hat  also  die  Überlieferung  für  sich.  Es  kann  hier  nicht  die  rede 
davon  sein,  für  uns  gültige  chronologische  zahlen  finden  zu  wollen,  es 
wäre  aber  wichtig  ermitteln  zu  können,  welches  systera  ihrer  Chronologie 
die  Brahmanen  zur  zeit  des  Megasthenes  hatten,  und  eine  gesicherte  er- 
klärung der  Ari'ian-Pliniusschen  stelle  deshalb  höchst  wünschenswerth. 

Da  ich  nicht  eigenmächtig  die  stelle  über  Pradjöta  in  Ihrem  aufsatze 
ändern  mag,  folgt  dieser  anbei  zurück  mit  der  bitte,  ihn  wieder  mir  zu- 
kommen zu  lassen,  er  könnte  dann  im  nächsten  hefte  der  Zeitschrift  er- 
scheinen. Wir  erhalten  die  anzeigen  hier  auf  buchhändlerischem  wege 
regelmässig  und  Sie  könnten  ihn  einer  Sendung  von  diesen  vielleicht 
beilegen. 

Mit  der  grössten  hochachtung 

Bonn,  d.  18.  Januar  1842.  Ihr 

ergebenster 
Chr.    Lassen. 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  251 

2.    Von  F.  G.  Welcker. 

Bonn,  3.  juli  1836. 
Ew.  Woblgeboren 
mir  gefallig  zugeschickte  (und  ziemlicli  verspätet  angekommene)  ety- 
mologische beitrage  will  ich  recht  gern  in  dem  rhein.  mus.  und  zwar  in 
dem  1.  heft  des  5.  bandes,  dessen  druck  seit  einigen  wochen  begonnen 
hat,  abdrucken  lassen,  um  auch  von  dieser  seite  die  Wichtigkeit  des  San- 
skrit für  die  classischen  sprachen  anzuerkennen.  Nur  werden  Sie  mir  er- 
lauben, da  dies  Ihren  hauptzweck  schwerlich  beeinträchtigt,  in  rücksicht 
auf  den  begrenzten  räum  unseres  Journals,  die  artikel  I  und  VI  wegzu- 
lassen, die  ausserdem  den  übrigen  an  kühnheit  oder  wenigstens  an  Schwierig- 
keit für  den  nichteingeweihten  vorgehen.  Sehr  werde  ich  mich  freuen, 
wenn  durch  Ihre,  wie  ich  zu  erkennen  glaube,  sehr  ernsten  und  umsich- 
tigen Untersuchungen  auf  manche  punkte  der  griechischen  alterthümer 
und  Sprachforschung  neues  licht  fallen  und  überhaupt  wenn  Ihre  bemü- 
hungen  einen  recht  glücklichen  erfolg  haben  werden. 

Mit  vorzüglicher  hochachtung 
Ew.  Wohlgeboren 
ganz  ergebenster 
F.  G.  Welcker. 


3.  Von  G.  F.  Grotefend. 

Hannover,  d.  13.  nov.  1836. 
Ew.  Wohlgeboren 
gelehrtes  und  von  grossem  Scharfsinn  zeugendes  werk  über  die 
monatsnamen  einiger  alten  völker  habe  ich  mit  dem  grössten  vergnügen 
gelesen,  da  es  mir  die  mannigfaltigsten  belehrungen  in  solchen  gegen- 
ständen bot,  welchen  ich  manche  müsse  gewidmet  hatte,  ohne  Ihre  sprach- 
kenntniss  zu  besitzen.  Mein  urtheil  darüber  entspricht  ganz  dem,  welches 
Sie  selbst  in  Ihrem  werthen  schreiben  fällen,  und  ich  würde  es  gern  so- 
fort öffentlich  aussprechen,  wenn  nicht  meine  zeit  gerade  jetzt  durch 
Burnouf s  und  Lassen's  neue  erklärungsversuche  der  keilinschriften,  deren 
lesung  eben  mich  hinderte,  Ihr  mir  so  angenehmes  schreiben  früher  zu 
beantworten,  allzusehr  in  ansprach  genommen  würde.  Da  bei  diesen  er- 
klärangsversuchen  meine  eigne  ehre  auf  dem  spiele  steht,  so  werden  Sie 
es  mir  gewiss  nicht  verargen,  wenn  ich  alle  meine  sehr  beschränkte 
müsse  jenem  gegenstände  widme,  zumal  da  ich  zwar  mit  dem  von  Ihnen 
bearbeiteten  gegenstände  vertraut  bin,  aber  kein  kenner  des  Sanskrit  und 
Zend.  Um  jedoch  mein  schreiben  nicht  ganz  leer  ausgehen  zu  lassen,  so 
erlaube  ich  mir  eine  anfrage,  was  Sie  dazu  sagen,  wenn  Burnouf  sowohl 
als  Lassen  aus  den  keilinschriften  zu  Persepolis  ein  wort  Ktpdhuk  für 
Kappadokien  herauslesen;  mit  Ihrer  erklärung  dieses  namens,  die  ich, 
wenn  Sie  nichts  dagegen  haben,  in  meiner  beurtheilung  jener  erklärungs- 
versuche anführen  werde,   stimmt  wenigstens  eine  solche  lesung  nicht. 

17* 


252  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

Auch  wundert  es  mich,  dass  Sie  zwar  aus  Gyraldi  dissertatione  de  annis 
et  mensibus  die  sonderbare  Verwirrung  zweier  zeilen  anführen,  aber  un- 
erwähnt lassen,  wie  das  wort  ißQceTa,  welches  ich  in  IßgaaS  vermuthe, 
vor  den  monat  Ab  zu  stehen  gekommen  ist.  Da  Sie  auch  alevs  schreiben, 
wo  ich  aXev  geschrieben  finde,  wie  denn  über  jeden  monatsnamen  ein 
gravis  gesetzt  ist;  so  vermuthe  ich,  dass  Sie  das  buch  nicht  selbst  vor 
äugen  gehabt  haben,  sonst  hätten  Sie  auch  wohl  dessen  etwas  abweichende 
Schreibung  kappadokischer  monatsnamen  bemerkt,  da  Gyraldus  zwar  Ttp^l, 
fiara,  ^avd-tjQi,  fii&Qi  aber  dnofxevufxa.&,  ctQd^Qctl,  T(&ova(u,  wfiovia,  aoxiiaQa, 
aQTaeaTtv,  aQyo&Tjia  oder  auch  aQucoTccTa  schreibt.  Wie  das  letzte  wort 
allein  den  ton  auf  der  drittletzten  silbe  hat,  so  red-ovala  und  (Ofiovla,  in 
welchem  zugleich  das  fehlende  a  nach  w  bemerkt  zu  werden  verdient, 
allein  auf  der  vorletzten:  alle  übrigen  namen,  wie  aoxSuQa ,  das  wegen 
der  leichten  Verwechselung  eines  x  und  v  aus  aovSccQa  entstand,  betonen 
die  endsilbe,  mithin  auch  rt^^f  und  zwar  mit  dem  gravis.  Derselbe  Gyrald 
führt  aus  Beda  die  Schreibung  hebräischer  namen  Nisan,  lar,  Sinan,  Tha- 
nal,  Elul,  Thersi,  an,  schreibt  aber  selbst  vorher  Nisan,  Hiar,  Psethoan, 
Thamne,  Ab,  Elul,  Thersi,  Murionan,  Caslou ,  Tebethi,  Sabath ,  Adar. 
Nachher  setzt  er  hinzu:  Comperio  tarnen  apud  autores  Adar  Syrorum 
lingua  Sabe  vocari,  sicuti  lar  Zio  vel  Ziu,  h.  e.  Aprilem  a  florum 
splendore.  Legimus  et  Chaldaeorum  et  Babyloniorum  ac  Hebraeorum 
menses  ita  vocari,  parum  voce  devia  ab  jam  commemoratis :  Tisrim  I, 
qui  et  Tisri;  II  qui  et  Marthesuan;  Ramiz  I  &  II;  Sabath  vel  Scebath, 
Adar,  Nisan;  Idar  vel  lar,  Naziran,  Tamus  vel  Tamuz,  Abh  vel  Au,  Eyul 
vel  Elul.  Wenn  hierin  manche  Schreibung  aufiallt,  so  ist  dieses  auch  in 
den  persischen  monatsnamen  der  fall,  die  Gyraldus  also  schreibt:  Phor- 
dimechus,  Ardaimechus,  Cardaimechus ,  Zirmechus,  Mardaynus,  Sarembe- 
mechus,  Maheramechus,  Ebenmechus,  Idramechus,  Dimechus,  Behmemechus, 
Azfirdamechus. 

Wie  mag  es  gekommen  sein,  dass  Mardaynus  allein  nicht  den  bei- 
satz  mechus  oder  monat  hat?  Im  Pazend ,  woraus  ich  wenigstens  allein 
Sarembemechus  für  Sahrevar  mah  zu  erklären  weiss,  ist  gerade  dieser 
monatsname  nicht  bekannt;  ich  meine  aber,  dass,  sowie  aus  Khordad 
Cardaimechus  ward,  aus  Mordad  Mardaimechus  hätte  werden 
müssen. 

Hochachtungsvoll  mich  fernerer  gewogenheit  empfehlend 

Ew.  Wohlgeboren 

ergebenster 
6.  F.  Grotefend. 

Hannover,  d.  27.  november  1836. 
Ew.  Wohlgeboren 

danke  ich  für  die  bclehrungen  in  hinsieht  dessen,  was  ich  in  meinem 
vorigen  schreiben  berührte,  und  gebe  Ihnen  ferneren  stoiTzum  nachdenken, 
indem  ich  Ihnen  den  versuch  meines  sohnes,  die  unbekannte  schrift  der 
baktrisch-indischen  münzen  zu  enträthscln,  überschicku.  Da  Sie  die 
monatsnamen  so  vortrefflich   erläutert  haben,   bu   werden   Sie   auch  wohl 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  253 

herausbringen,  in  welcher  spräche  jene  schrift  abgefasst  ist;  und  hätten 
Sie  dann  lust,  eine  grössere  inschrift  darnach  zu  prüfen,  so  kann  ich 
Ihnen  eine  solche  bei  dem  hofrath  Heeren  nachweisen,  worin  ich  wenig- 
stens den  königstitel  erkannt  habe.  An  Ihrer  erklärung  des  namens 
Kannäöoxig,  deren  richtigkeit  verbürgen  zu  können,  mir  sehr  erwünscht 
wäre,  habe  ich  noch  das  auszusetzen,  dass  mir  xan  für  hua^  eine  zu 
grosse  Veränderung  scheint;  oder  Hesse  sich  auf  diese  weise  auch  der 
name  Kosroes  von  Huzvaresch  ableiten?  Burnouf  lieset  Kr'pdhak,  was  je- 
doch Lassen  wegen  Qug'd'  nicht  zugeben  konnte:  von  beiden  weiche  ich 
nur  im  k  ab,  weil  ich  das  t  schon  längst  aufgenommen  habe.  Mein  e 
für  k  zu  halten,  konnte  mir  nie  in  den  sinn  kommen,  weil  mir  die  er- 
gänzung  eines  vokals  nicht  einleuchtete,  und  ein  auf  k  auslautendes  zen- 
disches  wort  nicht  bekannt  war.  Die  keilschrift  ist  vom  Zend  allerdings 
verschieden,  doch  wohl  nur  mundartlich:  denn  ich  halte  die  keilschrift 
für  medisch,  und  Zend  für  baktrisch.  In  dieser  hinsieht  klarer  zu  wer- 
den, wäre  es  mir  sehr  lieb,  wenn  die  legenden  der  baktrischen  und  in- 
doskjrthischen  münzen  enträthselt  würden.  Durch  deren  enträthselung 
würden  Sie  gewiss  auch  noch  einen  beitrag  zu  Ihren  persischen  monats- 
namen  erhalten,  um  welche  sich  mein  söhn  nicht  bekümmerte,  als  ich 
von  Heeren  die  grössere  inschrift  im  hause  hatte.    Wer   weiss,   was   die 

zeit  noch  bringt? 

Hochachtungsvoll  verharrend 
Ihr  ergebenster 
G.    F.   Grotefend. 

Hannover,  den  21.  december  1846. 
Hochgeehrtester  freund ! 
In  betreff  der  Ihnen  mitgetheilten  siegelinschrift  muss  ich  Ihnen 
melden,  dass  mir  die  Zeichnung  des  siegeis  schon  vor  etlichen  jähren 
von  der  herausgeberin  der  oriental-cylinders  unter  dem  vorbehalte  mit- 
getheilt  wurde,  das  siegel  in  einem  der  künftigen  hefte  mit  meinen  be- 
merkungen  darüber  bekannt  zu  machen.  "Weil  ich  mir  diese  jedoch  nicht 
zutraute,  so  bat  ich  den  professor  Lassen  um  prüfung  meiner  ansichten, 
und  um  die  erlaubniss,  seine  bemerkungen  der  Engländerin  mittheilen 
zu  dürfen.  Weil  aber  diese  mit  der  fortsetzung  ihrer  Sammlung  der 
oriental  cylinders,  welche  mir  bis  jetzt  noch  nicht  zu  gesicht  gekommen 
ist,  immer  zögerte,  so  bat  mich  Lassen  um  die  erlaubniss,  das  siegel  be- 
kannt machen  zu  dürfen.  Ich  sandte  ihm  daher  die  Zeichnung  zugleich 
mit  den  mir  schon  vor  zwanzig  jähren  mitgeteilten  backsteininschriften 
von  Niniveh,  deren  bekanntmachung  er  jedoch  verschob,  weil  Westergaard 
ihm  seine  inschriften  mitgetheilt  hatte.  Unterdess  bat  mich  Holtzmann 
um  des  siegeis  inschrift  zufolge  emer  andeutung  von  Lassen,  und  weil 
ich  gern  zu  erfahren  wünschte,  was  andere  kenner  dess  Sanscrit  und  Zend 
ausser  Lassen  über  die  inschrift  urtheilen,  sandte  ich  ihm,  sowie  Ihnen, 
die  früher  auch  an  Lassen  überschickte  inschrift.  Es  war  aber  kaum 
mein  letzter  brief  an  Sie  abgesandt,  als  ich  von  Bonn  die  nachricht  er- 
hielt, das  lithographirte   siegel  würde  mit  den  backsteininschriften   ans 


254  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

Niniveh  im  nächsten  hefte  der  Zeitschrift  für  die  künde  des  Morgen- 
landes erscheinen.  Ich  will  nun  mit  demjenigen  zurükhalten ,  was  mir 
Lassen  früher  über  die  siegelin Schrift  mittheilte,  und  nur  bemerken,  dass 
auch  mir  der  mangel  eines  worttheilers  nach  äthiyä  buschana  auffiel,  und 
ich  deshalb  anfangs  ein  ^\  statt  des  ;^<  vermuthete.  Da  jedoch  die 
Inschrift  von  hier  an  sehr  verletzt  ist,  so  entsteht  die  frage,  ob  die  zeich- 
nerinn  die  Verletzung  des  originales  nicht  zu  klein  angedeutet  habe.  Ge- 
setzt aber  auch,  der  worttheiler  habe  wirklich  dem  originale  gefehlt,  so 
möchte  ich  doch  eher  glauben,  er  sei  aus  mangel  an  räum  weggelassen, 
als  dass  ein  so  langes  wort  noch  mit  einem  andern  zusammengesetzt  sei. 
Das  äthijä  erkenntniss,  denkkraft  und  gedächtniss  habe  bezeichnen  kön- 
nen, habe  ich  dem  professor  Lassen  durch  meine  bemerkung  glaublich 
gemacht,  dass  in  der  allpersischen  muiidart  viele  wörtef  das  j  zu  anfange 
der  Wörter  verlieren,  und  Lassen  hat  mir  selbst  das  hebräische  y")^  als 
verwandt  mit  äthijä  angegeben.  Dass  sich  Artaxerxes  selbst  nicht  werde 
Mnemon  genannt  haben,  gilt  mir  nicht  als  triftiger  einwarf,  weil  das 
Siegel  nicht  von  Artaxerxes  selbst  herrührt,  sondern  von  irgend  einem 
beamten,  der  dadurch  seinen  Verordnungen  königliche  beglaubigung  gab. 
Ihrer  buchstabenanordnung  weiss  ich  nichts    entgegenzusetzen:   ich  muss 

jedoch  bemerken,  dass  auch  nach  meiner  meinung  7»  nur  ein  t  mit  in- 
härirendem  r  war,  weshalb  ich  tf  schrieb,  und  schon  vor  vielen  Jahren 
dem  professor  I^assen  die  lesung  Artäk's'aträ  mittheilte;  denn  ich  kann 
nicht  glauben,  dass  Kyaxares'  Uwak'hshatara  geheissen  habe. 

Was  Ihre  bitte  am  ende  Ihres  briefes  betrifft,  so  würde  ich  sie  gern 
gewähren,  wenn  ich  mir  zutrauen  dürfte,  als  laie  etwas  besser  zu  wissen, 
als  ein  kenner  des  Zend  und  Sanskrit.  Ich  werde  gern  zu  Ihren  diensten 
stehen,  muss  aber  bevorworten,  dass  ich  nichts  erhebliches  zu  bemerken 
wissen  werde. 

Hochachtungsvoll  verharrend 

Ihr  ergebenster 
G.   F.  Grotefend. 

Hannover  den  21.  januar  1847. 
Hochgeehrtester  freund ! 
Ich  beantworte  Ihre  mir  heute  zugekommene  sendung  auf  der  stelle. 
In  Ihre  erläuterung  des  Athiyäbushana  muss  ich  mich  fügen,  weil  ich 
weder  des  Zend,  noch  des  Sanskrit  kundig  bin;  aber  in  ansehung  der  beiden 
letzten  Zeilen  leuchtet  mir  Ihre  vermuthung  noch  nicht  ein.  Mich  soll 
wundern,  was  Lassen  davon  urtheilen  wird,  der  mir  bereits  das  erste 
heft  des  siebenten  bandes  mit  der  von  mir  gegebenen  steintafel  zuge- 
sendet hat.  Die  von  Ihnen  erläuterte  siegeiinschrift  ist  also  nun  kein 
geheimniss  mehr  für  das  publicum.  Ist  Ihnen  aber  nicht  Hitzig's  er- 
läuterung der  grabinschrift  des  Darius  mitgethoilt,  welche  ich  dem  pro- 
fessor Ilavemann  zugleich  mit  Rawlinsons  arbeit  durch  Sie  anzeigen  zu 
lassen  empfahl  ?  Hitzig  macht  von  den  dreifachen  Saken  eine  ganz  andere 
erklärung  als  Sie  und  ich,   der   ich  schon   längst  darin  dio  Saken  am 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  255 

Imaus,  Tigris  und  jenseits  des  meeres  erkannte ;  aber  ich  verstehe  unter 
diesen  Saken  nicht  sowohl  Herodots  Skythen,  welche  Skhudra  oder  Scotla 
st^tt  Scolotä  Messen,  als  Homers  Hipporaolgen  oder  unsere  Kosaken, 
denen  die  Yuna  takbarä  oder  die  ionischen  anpflanzer  am  Pontus  nicht 
als  Taurier  oder  ro^oipÖQoi  sondern  als  „degenträger"  entgegenstehen. 
Da  die  Yuuä  auf  dem  festlande  sowohl  als  im  meere,  nicht  bloss  als 
lonier,  sondern  als  Hellenen  überhaupt  zu  deuten  sind,  so  dürfen  Sie 
nicht  die  Dorier  noch  besonders  durch  Sparta  bezeichnet  glauben,  wozu 
auch  nicht  der  mindeste  grund  vorhanden  ist.  Sparda  bezeichnet  viel- 
mehr, wie  schon  de  Sacy  vermuthete,  das  hebräische   "ISD»  Obad.  20, 

welches  die  vulgata  durch  Bosporus  übersetzt,  aber  eigentlich  das  sonst 
nicht  erwähnte  innere  Vorderasien  oder  Phrygien  bezeichnet.  Da  diese 
satrapie  so  vielerlei  Völker  und  sprachstämme  in  sich  begriff,  so  ist  es 
gar  nicht  zu  verwundem,  wenn  sie  nach  dem  Wohnsitze  des  Satrapen 
benannt  wurde,  und  diesen  habe  ich  in  Isbarta  gesucht,  welches  eigent- 
lieh  Sparta  heisst,  und  nur  von  den  Türken  nach  ihrer  gewohnheit,  den 
doppelconsonanten  ein  i  vorzusetzen,  Isbarta  genannt  wurde.  Dieses  Is- 
barta ist  weder  so  unbedeutend,  noch  so  neu,  wie  man  glaubt,  da  ich 
in  den  reisebeschreibungen  der  Engländer  einen  pascha  daselbst  wohnend 
gefunden  habe,  und  Büsching  den  ort  für  das  alte  Philomelium  hält, 
welches  jedoch  an  einer  anderen  stelle  lag.  Die  Völker  jenseits  des  Pontua, 
welche  auf  die  Pikenkosaken,  Bogenskythen ,  und  schwerttragenden 
Hellenen  folgen,  suche  ich  nicht  mit  Ihnen  in  Thrakien  und  Makedonien, 
sondern  an  der  nordküste  des  schwarzen  meeres  vom  Bosporus  bis  Kolchis. 
Pu  -  -  na  sind  mir  eben  die  Bosporani ,  Khushiya  die  donischen  Ko- 
saken, Mädiya  die  (Sar)  oder  (Sauro)matae  medischen  Ursprungs  in 
Asien,  und  die  Karakä  die  KeQxsrai  des  Strabo  oder  die  Tscherkessen, 
von  den  älteren  Griechen  zu  Kolchi  verdreht.  Dieses  ist  es,  was  ich 
Ihnen  heute  mitzutheilen  habe,  da  ich  mich  auf  spracherläuterungen  nicht 
einlassen  darf. 

Mit  hochachtung  verharrend  Der  Ihrige 

G.  F.  Grotefend. 

N.S.  Noch  theile  ich  Ihnen  mit,  dass  ich  die  SvQ-aäyerai, 
und  Maa-adynai  des  Herodot  nie  für  Geten,  sondern  immer 
für  Nord  -  Tartaren  und  Gross  -  Tartaren  oder  Saken  erklärt 
habe.  Die  inschrift  des  Dariussiegels  in  meinen  beitragen 
zur  babylonischen  keilschrift  haben  Sie  nicht  mit  aufgeführt ; 
gleichwohl  ist  sie  schöner  als  die  auf  dem  Arsakessiegel. 

Hannover,  d.  8.  febr.  1847. 
Hochgeschätzter  freund ! 
Indem  ich  mich  beeile,  Ihnen  meinen  schuldigen  dank  für  das  so 
ehrenvolle  gedruckte  Sendschreiben  zu  sagen,  wünsche  ich  mir  selbst 
glück  dazu,  in  Ihnen  einen  so  grossen  förderer  des  Verständnisses  per- 
sischer keilinschriften  gefunden  zu  haben.  Statt  dass  andere  minder 
vollständige  erklärer  derselben  meine  verirrungen  rügten,  haben  Sie  nur 


256  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

mein  verdienst  hervorzuheben  gesucht  und  dadurch,  wie  Alexander  von 
Humboldt,  mich  über  manche  unverdiente  vorwürfe  getröstet.  Dem  herrn 
von  Humboldt  habe  ich  schon  geschrieben,  dass  Sie  sämmtliche  persische 
keilinschriften  mit  Ihren  eigenthümlichen  bemerkungen  herausgeben  wür- 
den, und  ich  setze  voraus,  dass  auch  Alex,  von  Humboldt  einer  von  denen 
ist,  dem  Sie  Ihr  interessantes  werk  verehren :  wenigstens  möchte  ich  es 
rathen,  wenn  es  Ihnen  darum  zu  thun  ist,  dasselbe  einem  würdigen  zu 
senden.  Dass  Sie  einige  meiner  mittheilungen  nicht  in  Ihre  nachtrage 
aufgenommen  haben,  um  sie  nicht  bekämpfen  zu  müssen,  nehme  ich 
Ihnen,  da  sie  überhaupt  nicht  für  das  publikum  bestimmt  waren,  so  wenig 
übel,  dass  ich  sogar  meine  halb  scherz-  halb  ernsthaften  bemerkungen  über 
einige  volksnamen  zu  s.  59  ff.  nicht  ungern  vermisst  haben  würde.  Ich 
wollte  nur  damit  andeuten,  in  welcher  gegend  ich  die  berührten  Völker 
suche;  dass  aber  manche  scheinbar  neue  völkernamen  uralt  sind,  davon 
mag  der  Sedochezorum  rex  bei  Tacitus  Hist.  III,  48,  oder  der  häupt- 
ling  der  Tschetchenzen  zum  beweise  dienen :  und  sollte  nicht  auch  der 
name  Scydrothemis  Hist,  IV,  83  mit  dem  persischen  Skhudra  be- 
ginnen? Was  Sie  zur  rechtfertiguug  Ihrer  erklärung  des  namens  Sparda 
beibringen,  hält  nicht  stich :  denn  dann  musste  in  der  Inschrift  von  Nakshi 
Rustam  z.  28  auch  noch  Sakä  eine  besondere  benennung  für  Griechen 
sein.  Klein -Asien  ist  ein  so  wichtiges  land,  dass  es  durchaus  mit  auf- 
gezählt werden  musste,  da  nun  aber  alle  übrigen  namen  ihre  bestimmte 
deutung  haben,  so  bleibt  uns  nichts  anderes  übrig,  als  Sparda  durch 
Kleinasien  oder  Phrygien  zu  erklären.  Die  art  und  weise,  wie  Sie  das 
behaupten  wollen,  stelle  ich  in  Ihr  belieben ;  aber  nicht  gestatte  ich  Ihnen 
eine  vom  griechischen  Sparta  hergenommene  erläuterung.  Wer  darf 
Ihnen  erlauben,  in  der  ersten  columne  z.  15  vor  tyiya  .  darayahyä 
aus  I.  13.  die  worte  tyiya  ushkahyä,  utä  einzuschieben,  um  aus  der  be- 
zeichnung  der  inselbewohner  auf  Kypros  und  der  küstenländer  Cilicien, 
Lycien,  Carien,  eine  abtheilung  der  kleinasiatischen  Griechen  zu  bilden? 
Erklären  Sie  doch  selbst  N.  R.  z.  28  jene  worte  anders.  Dass  Sie  Hitzigs 
Schrift  verwerfen,  ist  mir  lieb  zu  vernehmen:  ich  habe  ihm  gleich  nicht 
getraut.  Die  assyrische  schrift  habe  ich  als  eine  abart  babylonischer  er- 
kannt, und  halte  daher  die  aufgefundenen  denkmälcr  in  Niniveh  nur  für 
babylonisch.  Insofern  haben  Sie  recht  zu  glauben,  dass  auch  diese  noch 
werden  entziffert  werden.  Sollte  ich  dieses  noch  erleben,  dann  würde 
meinen  bemühungen  erst  die  kröne  aufgesetzt  werden.  Was  ist  aber  in 
unserer  zeit,  wo  sich  die  entdeckungen  so  rasch  folgen,  noch  unmöglich? 
Nur  geduld  muss  man  haben,    am    ende    taucht  doch  das  verkannte  auf_ 

Ihr  ergebenster  freund 
G.  F.  Grotefend. 

Hannover,  d.  17.  april  1847. 
Hochgeschätzter  herr  doctor! 

Nur  mit  wenigen  werten  melde  ich  Ihnen   durch  meinen  vormaligen 
Schüler  Lange,  dass  ich  jetzt  die  fortsetzung  des  RawlinBon'schen  Werkes 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  257 

erhalten  habe,  welche  das  aiphabet  der  erläuterten  keilinschriften  be- 
spricht und  am  Schlüsse  der  ergänzungsnote  noch  eine  neue  theorie  auf- 
stellt, welche  in  einer  hinsieht  sehr  anspricht,  in  anderer  hinsieht  jedoch 
noch  zweifei  übrig  lässt.  Ungeachtet  der  vf.  nicht  umhin  konnte,  auf 
manche  lücken  und  ungewissheiten  selbst  bei  den  aufgenommenen  fremd- 
artigen zeichen  hinzudeuten,  musste  er  doch  auch  einige  zusammengesetzte 
laute  hinzufügen ,  unter  welche  er  nicht  sowohl  das  königszeichen ,  als 
nur  dessen  letzte  hälft  e  mischt,  weil  er,  deren  Verstoss  gegen  das  grund- 
gesetz  der  einfachen  keilschrift  nicht  bemerkend,  sie  als  einen  besonderen 
buchstaben  von  der  vorderen  hälfte  absondert.  Da  der  dieser  keilschrift 
fremdartige  nasenlaut  nach  des  vf.  bemerkung  aus  der  sogenannten  me- 
dischen  keilschrift  entlehnt  ist,  so  bin  ich  dabei  auf  den  gedanken  ge- 
rathen,  dass  auch  die  beiden  von  Artaxerxes  eingeführten  zeichen,  wo 
nicht  aus  der  medischen,  doch  aus  der  babylonischen  keilschrift  aufge- 
nommen sein  möchten,  welches  ich  zu  untersuchen  noch  nicht  zeit  gehabt 
habe,  aber  vielleicht  bei  der  entzifferung  der  anderen  keilschriftarten  zu 
beachten  wäre.  Das  königszeichen,  welches  Xerxes  eingeführt  hat,  ist 
ganz  dem  character  der  persischen  keilschrift  gemäss  gebildet,  nicht  so 
die  Zeichnung  des  y  in  ßehistan,    so    wie    auch   wohl  das  zeichen  für  v 

keine  durchkreuzung  enthalten,  sondern  also  geschrieben  sein  sollte  ^^>— 

Was  der  vf.  den  Zeitungen  zufolge  über  die  armenische  keilschrift  des 
Professors  Schulz  geurtheilt  hat,  entspricht  nicht  dem,  was  ich  darüber 
erforscht  habe.  Es  wird  indess  das  beste  sein,  ruhig  abzuwarten,  wo- 
durch er  seine  meinung  begründet. 

Hochachtungsvoll  verharrend  Der  Ihrige 

G.  F.  Grotefend. 


4.    Von  Franz  Bopp. 

Hochgeehrtester  herr  doktor! 
Ew.  Wohl  geboren  bitte  ich  meinen  verspäteten  aber  recht  innigen 
dank  zu  empfangen  für  die  gütige  Zusendung  Ihrer  trefflichen  schritt 
über  die  monatsnamen.  Bei  empfang  dieses  mir  sehr  schätzbaren  ge- 
schenks  war  ich  so  dringend  durch  eine  eigene,  vor  kurzem  an  das  licht 
getretene  arbeit  beschäftigt,  dass  es  mir  nicht  möglich  war,  Ihrem  buche 
das  Studium  zuzuwenden,  welches  nöthig  gewesen  wäre,  um  darüber  eine 
dessen  gelehrten  und  interessanten  Inhalts  nicht  unwürdige  recension  zu 
verfertigen.  Um  also  für  unsere  Jahrbücher  die  sacbe  nicht  ins  unge- 
wisse zu  verschieben  ist  dieses  geschäft  auf  meine  veranlassung  einem 
anderen  übertragen  worden.  Ich  glaube  versichern  zu  können,  dass  es 
in  tüchtige  bände  gefallen  ist,  und  hoffe,  dass  eine  eben  eingesandte, 
Ihre  Verdienste  anerkennende  und  mit  liebe  zur  sache  geschriebene  recen- 
sion des  jüngeren  Windischmann  Ihnen  nicht  missfallen  wird,  wenn  Sie 


258  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

auch  im  einzelnen  manche  Widersprüche  erfahren,  die  bei  so  schwierigen 
gegenständen  nicht  zu  vermeiden  sind. 
Mit  aufrichtiger  hochachtung 

Ew.  Wohlgeboren 
Berlin,  d.  12.  nov.  1837.  ergebenster 

Bopp. 

Berlin,  d.  18.  oct.  1839. 

Hochgeehrtester  herr  doktor! 

Empfangen  Sie  meinen  verbindlichsten  dank  für  das  schätzbare  ge- 
schenk,  welches  Sie  mir  durch  die  gütige  Übersendung  Ihres  griech. 
wurzellexicons  gemacht  haben.  Erst  vor  wenigen  tagen  habe  ich  das- 
selbe bei  meiner  rückkehr  von  einer  ferienreise  hier  vorgefunden,  und 
obwohl  ich  noch  nicht  viel  darin  habe  lesen  können,  so  habe  ich  doch 
bereits  so  viel  gesehen,  dass  es  auf  gründlicher  forschung  beruht  und 
viel  neue  und  schöne  beobachtungen  enthält,  obgleich  ich  Ihren  etymo- 
logien  nicht  überall  beistimmen  kann,  da  es,  wie  Sie  wissen,  gar  viele 
Wörter  giebt,  die  auf  verschiedenen  wegen  mit  dem  Skr.  vermittelt  wer- 
den können,  je  nachdem  man  an  dieser  oder  jener  stelle  des  wortes  einen 
abfall  oder  eine  gesetzliche  Umwandlung  annimmt.  Ich  sehe  der  fort- 
setzung  Ihres  werkes  mit  begierde  entgegen  und  wünsche,  dass  dasselbe 
überall  die  anerkennung  finden  möge,  die  es  verdient  und  dass  es  dazu 
beitragen  möge,  Ihre  äussere  Stellung  zu  verbessern.  Was  die  durch  den 
tod  von  Lenz  und  Rosen  in  Petersburg  und  London  erledigten  Profes- 
suren anbelangt,  so  ist  erstere,  soviel  ich  von  jungen  Russen,  die  sich 
ebenfalls  diesem  Studium  widmen,  erfahren  habe,  bereits  vergeben  und 
zwar  an  professor  Dorn ,  obgleich  man  früher  die  absieht  hatte,  diese 
stelle  für  herrn  Petraff  offen  zu  halten,  ein  junger  gelehrter,  der  von 
Frähn  sehr  gerühmt  wird  und  auch  wirklich  im  Skr.  wie  im  Arabischen 
und  Persischen  gute  kenntnisse  besitzt.  Er  war  verflossenen  sommer  hier 
und  ist  gegenwärtig  in  Paris ,  wonicht  schon  in  London ,  wohin  er  zu 
gehen  beabsichtigte.  Die  professur  in  London  ist  keine  beneidenswerthe 
stelle;  Rosen  hatte  zwar  anfänglich  200  pfuud  jährlich,  allein  man  ent- 
zog ihm  später  dieses  gehalt  und  Rosen  behielt  die  stelle  nur  honoris 
causa  and  bestritt  seinen  unterhalt  theils  durch  Unterricht  in  vornehmen 
häusern ,  theils  durch  litterarische  arbeiten ;  in  der  letzten  zeit  hatte  er 
auch  eine  stelle  am  brittischen  muscum,  die  jedoch  bereits  wieder  an 
einen  Engländer  vergeben  ist.  Ob  man  die  sanskrit-professur  wieder  zu 
vergeben  und  auch  zu  besolden  beabsichtigt,  weiss  ich  nicht,  glaube  aber 
nicht,  dass  die  leiter  dieser  actien-universität  grossen  werth  auf  das  san- 
skrit  legen.  Sie  werden  etwas  näheres  darüber  von  Poley,  der  an  unserer 
gesandtschaft  in  London  attachirt  ist,  erfahren  können.  Vorläufig  möchte 
ich  Ihnen  rathen,  Ihr  werk  an  die  asiatische  gesellschaft  und  an  Wilson 
(East  India  House  Library)  zu  schicken,  und  wenn  es  darauf  ankommt, 
werde  ich  gern  mein  möglichstes  dazu  beitragen ,  dass  Ihre  gründlichen 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  259 

kenntnisse  und  litterarischen   Verdienste  in  London  ihre  gebührende  an- 
erkennung  finden. 

Mit  ausgezeichneter,  hochachtung  Ew.  Wohlgeboren 

ergebenster 
Bopp. 

Berlin,  den  10.  märz  1844. 
Hochgeehrter  herr  doktor! 

Empfangen  Sie  meinen  verspäteten  aber  recht  innigen  dank  für  das 
schätzbare  geschenk,  welches  Sie  mir  durch  die  gütige  Übersendung  Ihres 
Werkes  über  das  Aegyptische  gemacht  haben.  Ich  hoffe  Ihnen  bald  ein 
kleines  gegengeschenk  überreichen  zu  können  durch  die  2.  abtheilung 
meines  vergleichenden  glossars,  die  gegenwärtig  unter  der  presse  ist  und 
mich  in  diesem  winter  so  sehr  in  anspruch  genommen  hat,  dass  ich  da- 
rum noch  nicht  soviel  in  Ihrem  werke  habe  lesen  können  als  ich  ge- 
wünscht hätte,  zumal  man  solche  arbeiten  nicht  flüchtig  durchlaufen 
kann  sondern  überall  anlass  zu  eigenem  nachdenken  findet.  Sie  werden 
wohl,  trotz  der  Sorgfalt  und  geschicklichkeit  womit  Sie  Ihren  gegenständ 
behandelt  haben,  an  mir  in  manchen  punkten  einen  Zweifler  finden.  So 
kann  ich  aus  den  allerdings  sehr  einleuchtenden  begegnungen  der  be- 
treffenden sprachen  in  den  pronominen  keine  Urverwandtschaft  folgern, 
weil  bei  dieser  Wortklasse  auch  sprachen  die  in  keinem  historischen  ver- 
bände mit  einander  stehen ,  gleichsam  aus  naturzwang ,  sich  begegnen. 
Daher  finden  sich  in  den  amerikanischen  sprachen  Übereinstimmungen 
mit  den  indo-europäischen,  z.  b.  in  der  bezeichnung  der  zweiten  person 
durch  t  od.  k;  der  1.  durch  einen  nasal.  Es  würde  für  mich  von  grossem 
interesse  sein ,  wenn  ich  zeit  gewinnen  könnte  in  einer  recension  dem 
gang  Ihrer  Untersuchung  ins  einzelne  zu  folgen ;  leider  aber  bin  ich  noch 
auf  längere  zeit  durch  andere  unabweisbare  arbeiten  abgehalten. 

Von  Nighantu  und  Niructa  besitze  ich  keine  abschriften,  sonst  stän- 
den sie  Ihnen  zu  geböte.  Mit  unserm  ober-bibliothekar  Pertz  habe  ich 
gesprochen  und  er  wird  Ihnen,  wenn  Sie  herkommen,  freie  benutzung 
der  handschriften  gestatten.  Mich  freut  es  sehr ,  dsss  durch  diese  ver- 
anlassung wir  Sie  einmal  wieder,  und  zwar  hoffentlich  recht  bald,  bei 
uns  sehen  werden. 

Mit  hochachtungsvoller  freundschaft  Ihr 

ergebenster 
Bopp. 


5.    Von  Eugene  Burnonf. 

Monsieur 
Ce  n'est  pas  entierement  de  ma  faute  si  vous  n'avez  pas  ete  averti 
plustot  de  l'arrivee  ä  Paris  de  votre  grand  article  sur  l'Inde;  il  n'yapas 
tres  longtemps  qu'il  m'en  est  parvenu,  par  la  voie  de  M.  Cahen  de  Paris, 
deux  exemplaires  dont  j'ai  donne  l'un  ä  la  Societe  asiatique  et  dont  j'ai 
garde  l'autre,  prejugeant  ainsi  vos  veritables  intentions.    C'est  un  tres  bon 


260  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

rcsume  oü  vous  avez  cu  l'art  de  semer  beaucoup  de  bonnes  choses,  et  je 
vous  prie  d'en  agreer  pour  ma  part  mes  compliments  sinceres.  Ce  que 
vous  dites  de  la  navigation  dans  l'Inde  est  en  particulier  neuf  et  remar- 
quable.  Vous  recevrez  prochainement  ou  meme  vous  aurez  peutetre 
deja  rcQu  une  lettre  officielle  de  remerciement  de  la  part  de  la  Societe. 
M.  Eichhoff  a  fait,  il  est  vrai,  un  rapport  verbal  tres  favorable  sur  vos 
Racines  de  la  langue  grecque;  mais  ce  rapport  fait  de  vive  voix  et  sur 
des  notes,  n'a  pu  etre  imprime:  quand  je  verrai  M.  Eichhoff,  que  je  ne 
connais  d'ailleurs  pas  intimenient,  je  l'engagerai  ä  reprendre  son  travail 
et  a  le  developper  pour  en  faire  un  article  dont  il  ne  serait  pas  difficile 
d'obtenir  l'insertion  au  Journal  asiatique. 

Ce  que  vous  m'annoncez  de  votre  prochain  article  oü  vous  discutez 
l'epoque  veritable  du  ßuddhisrae  indien,  est  pour  raoi  d'un  grand  interet, 
et  je  prevois  que  vos  resultats  s'accorderont,  autant  du  moins  que  je  le 
puis  croire  d'apres  vos  expressions,  avec  ceux  que  j'ai  obtenus  de  mon 
cote  et  que  je  vais  consigner  dans  un  ouvrage  qui  pourra  paraitre  a  la 
fin  de  la  presente  annee.  C'est  pour  moi  un  motif  de  plus  de  desirer 
voir  votre  ouvrage,  et  si  vous  pouvez  m'en  faire  envoyer  un  exemplaire 
tire  a  part,  au  nom  de  la  direction  du  Journal  (recueil  rare  a  Paris)  je 
vous  assure  que  vous  m'obligerez  sensiblement.  Le  livre  dont  je  m'occupe 
en  ce  moment  est  la  traduction  frangaise  d'un  des  ouvrages  Buddhiques 
Sanscrits  du  Nepal,  decouverts  par  M.  Hodgson,  et  dont  il  a  envoyes 
plusieurs  volumes  ä  Paris  et  ä  Londres :  le  titre  est  Saddharmapundarika 
Le  lotus  blanc  de  la  bonne  loi.  Je  compte  paraitre  au  commencement 
de  l'annee  1842 :  je  vous  en  enverrai  un  exemplaire  aussitöt  que  je  Taurai 
termine. 

Je  n'ai  pas  perdu  de  vue  l'objet,  bien  plus  important,  dont  vous  me 
parlez  dans  votre  lettre,  la  question  de  votre  etablissement  a  Paris.  Mais 
malgre  mes  recherches,  je  n'ai  encore  rien  trouve,  qui  put  vous  assurer 
quelque  stabilite.  Dans  la  position  oü  vous  vous  trouvez,  il  y  aurait  une 
grande  imprudence  a  vous  aventurer  dans  un  pays  oü  vous  seriez  pendant 
plus  ou  moins  de  temps  etranger,  sans  avoir  la  certitude  d'y  trouver 
l'une  de  ces  deux  choses,  1"  un  emploi  du  gouvernement,  2"  des  travaux 
un  peu  etendus  confies  par  un  libraire.  La  premiere  condition  est  bien 
difficile  ä  remplir,  et,  avec  le  regime  sous  lequel  nous  vivons,  il  faut  des 
Protections  politiques  pour  les  moindres  choses  litteraires.  La  seconde 
condition  n'est  guere  plus  aisee  ä,  remplir :  je  ne  connais  ä  Paris  qu'un 
Beul  libraire  qui  fasse  travail  1er  scientifiquement,  c'est  M.  Didot,  et  dans 
ce  moment ,  c'est  M.  Puebner  qui  lui  8(oigne)  ou  lui  fait  soigner  ses 
editions  grecques.  Je  crois,  qu'il  serait  tres  important  avant  tout,  de 
vous  mettre  en  rapport  avec  M.  Duebner,  de  le  sonder,  de  voir  ce  qu'il 
pourrait  faire,  s'il  peut  faire  meme  quelque  chose,  pour  un  savant  cher- 
chant  a  s'occuper  ä  Paris.  Je  suppose  que  M.  Duebner  ne  vous  refusera 
pas  des  details  qui  vous  eclaireront  mieux  que  tout  ce  que  je  pourrais 
vous  dire,  parceque,  etant  etranger,  il  connait  mieux,  soit  les  conditions 
8oit  les  diiiicultes  de  la  vie  litteraire  en  France.    II  y  a  encore  M.  Cohn, 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  261 

1,  Boulevard  Montmartre,  qui  pourrait  vous  mettre  en  rapport  avec  M. 
de  Rothschild,  qua  l'on  dit  un  homme  fort  genereux.  Des  demarches 
aupres  de  ces  diverses  personnes  vous  meneraient  peut-etre  ä  quelque 
renseignement  precis,  Vous  pourriez  vous  prevaloir  des  rapports  que  nous 
avons  ensemble;  loin  de  les  dementir,  je  tächerais  de  les  faire  valoir  ä 
votre  plus  grand  avantage. 

Adieu,  Monsieur,  croyez  bien  que  j'aurais  le  plus  grand  bonheur  ä 
faire  quelque  chose  qui  put  vous  servir,  et  que  si  j'ai  Jamals  regrette  de 
ne  pas  etre  un  personnage  en  credit  aupres  du  pouvoir,  c'est  dans  un 
moment  oü  cela  me  serait  si  necessaire  pour  vous  donner  une  preuve 
sensible  de  l'estime  que  je  fais  de  vos  travaux  et  de  votre  personne. 
Agreez  neanmoins  la  bien  sincere  expression  de  ces  sentiments. 

9.  avril  1841.  Eug.  Bumouf. 

MoDsieur 

Je  mfets  bien  de  l'empressement  a  vous  informer  que  la  commission 
du  Prix  Volney  vous  a,  sur  mon  rapport,  decerne  le  prix  pour  1842. 
Votre  travail,  et  notamment  le  second  volume  a  ete  juge  tres  solide  et 
tres  savant.  La  commission  a  cependant  fait  quelques  reserves  en  ce  qui 
touche  quelques  rapprochements,  qui  n'ont  pas  paru  egalement  fondes. 
Mais  eile  n'en  considere  pas  moins  ce  livre  comme  tres  consciencieuse- 
ment  traite  et  je  suis  pour  ma  part  tres  heureux  d'avoir  activement  con- 
tribue  ä  lui  en  donner  cette  opinion. 

Je  regrette  de  ne  pas  disposer  en  ce  moment  d'assez  de  temps  pour 
m'entretenir  avec  vous  de  plusieurs  questions  douteuses  et  encore  diffi- 
ciles  que  renferme  votre  livre.  Je  suis  depuis  bien  des  mois  absorbe 
dans  mon  travail  sur  le  Buddhisme.  J'ai  imprime  en  totalite  la  tra- 
duction  frangaise  du  Lotus  de  la  bonne  loi ;  il  manque  encore  les  notea 
qui  sont  presque  achevees  en  manuscrit,  mais  que  des  lectures  futures 
doivent  sans  doute  augmenter.  Mais  ce  qui  m'occupe  le  plus,  c'est  1' 
introduction  que  je  destine  ä  cet  ouvrage,  eile  est  devenue  un  ouvrage 
ä  part  auquel  je  donnerai  le  titre  d'Introduction  ä  l'histoire  du  Budd- 
hisme. J'y  analyse  un  grand  nombre  des  livres  du  Nepal,  et  je  les  com- 
pare  avec  plusieurs  donnees  empruntees  aux  livres  de  Ceylon.  Je  com- 
mence  en  outre  le  second  volume  de  ma  traduction  du  Bhägavata  Puräna ; 
tout  cela  me  donne  assez  d'occupation. 

Adieu,  Monsieur,  Je  vous  renouvelle  l'expression  de  mon  estime  et 
je  vous  prie  d'agreer  mes  sinceres  compliments. 

30.  avril  1842.  Eug.  Bumouf. 

Monsieur 
Rien  ne  pouvait  m'etre  plus  agreable  que  la  lettre  que  vous  m'avez 
fait  l'honneur  de  m'adresser,  pour  m'annoncer  l'heureux  changement  qui 
s'est  opere  dans  votre  Situation.  Je  vous  remercie  meme  d'avoir  cru  au 
vif  interet  que  j'ai  toujours  pris  ä  ce  qui  peut  vous  toucher.  Vous  pensez 
que  la  distinction,  si  bien  meritee,  que  vous  a  decernee  la  commission  du 
Prix  Volney  a  pu  avoir  quelque  influence  sur  la  decision  de  votre  gouver- 


262  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

nement;  je  me  felicite  alors  de  nouveau  d'avoir  coopere  ä  vous  la  faire 
obtenir.  Mais  eile  ne  pouvait  manquer  de  vous  etre  accordee,  puisqu'  il 
s'agissait  de  recompenser  le  savoir,  le  talent  et  le  travail.  Je  vois  avec 
un  grand  plaisir  que  vous  allez  etre  en  possession  du  repos  d'esprit  necea- 
saire  pour  continuer  vos  etudes,  et  pour  achever  votre  travail  etyrao- 
logique;  je  souhaite  bien  sincerement,  que  les  honoraires  qui  vous  sont 
accordes  repandent  dans  votre  Interieur  un  peu  de  ce  bienetre  dont  un 
pere  de  famille  a  toujours  besoin,  s'il  ne  veut  pas  voir  la  douleur  et  les 
inquietudes  troubler  ses  veilles.  Je  vous  parle  de  ceci  parceque  je  suis 
pere  comme  vous,  et  pere  de  quatre  enfants:  C'etait  un  des  raotifs  qui 
me  faisaient  desirer  le  plus  de  vous  voir  sortir  de  la  position  critique  oü 
vous  vous  trouviez.  Enfin  vous  en  voila  sorti  en  partie,  et  je  vous  en 
felicite  du  fond  du  coeur. 

Adieu,  Monsieur,  croyez  que  je  ne  serai  jamais  etranger  ä  tout  ce 
qui  vous  regardera,  et  soyez  bien  convaincu  que  je  me  souviendrai  tou- 
jours, et  en  particulier  pour  vous,  de  ce  raot  qui  devrait  faire  cesser 
toutes  les  differences  de  nations,  de  tribus  et  de  castes,  homo  sum. 

Votre  bien  devoue  serviteur 

20.  mai  1843.  Eug.  Burnouf. 

Monsieur  et  ami 

J'ai  re^u  les  trois  exemplaires  de  votre  travail  sur  les  inscriptions 
persannes  que  vous  avez  bien  voulu  m'adresser,  et  je  me  suis  empresse 
d'en  disposer  conformement  ä  vos  intentions.  L'acaderaie  a  re^ue  avec 
plaisir  l'exemplaire  que  je  lui  ai  presente  en  votre  nom;  eile  connait  vos 
travaux  et  plusieurs  des  membres  qui  la  composent  sont  capables  de  les 
suivre  et  de  les  juger.  On  a  trouve  que  vous  aviez  bien  fait  de  rassembler 
et  de  publier  sous  une  forme  accessible  a  tous  les  lecteurs,  ces  precieux 
monuments  de  la  venerable  antiquite.  Et  de  mon  cote  j'approuve  ex- 
tremement  l'idee  de  votre  index  des  raots ;  nous  qui  faisons  souvent  usage 
de  lexiques,  nous  savons  combien  ces  sortes  d'ouvrages  sont  precieux,  et 
combien  ils  epargnent  de  peine  aux  travailleurs.  Je  vois  par  quelques 
indications  que  votre  dessein  est  de  joindre  un  pareil  index  ä  votre  edi- 
tion  du  Sämaveda:  l'idee  est  ici  encore  tres  digne  d'approbation :  ce 
sera  une  bonne  base  pour  l'edification  d'un  dictionnaire  des  mots  vedi- 
ques.  Je  ne  saurais  vous  dire  avec  quelle  impatience  j'attends  cette  edi- 
tion  du  Sämaveda;  eile  ne  pourra  manquer  de  vous  faire  beaucoap 
d'honneur. 

J'aurais  tres  volontiers  fait  un  examen  de  votre  dernier  travail,  si 
j'en  avais  reellement  le  temps.  Mais  a  mesure  que  j'avance  dans  la  vie» 
je  suis  oblige  de  consacrer  des  moments  de  plus  en  plus  nombreux  ä 
mes  propres  travaux,  si  je  venx  remplir  les  engagements  que  j'ai  pris 
avec  le  public.  Et  malgr6  ce  soin,  combien  peu  puis-je  les  remplir. 
Vous  devez  avoir  remarque  que,  dcpuis  bien  longtomps,  je  n'ai  ecrit  aucun 
article  de  reccnsion.  C'est  que  le  temps  s'ecoule  de  plus  en  plus  vite, 
quo  mes  travaux  me  pressent,  et  que  j'ai  besoin  de  plus  do  sommeil. 
Je  suis  d'ailleurs  presque  absorbS  en  ce  momcnt  par  un  travail   sur  los 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  263 

inscriptions  deconvertes  et  copiees  ä  Khorsabad  par  M.  Botta.  Je  viens 
en  outre  de  terminer  lapreface  du  3.  vol.  du  Bhag.  pur.  Ne  voyez  donc 
pas  dans  mon  refus  de  rindifference ,  mais  ce  qua  je  n'hesite  pas  ä  re- 
connaitre,  une  impossibilite  nee  de  l'impuissance  et  croyez  moi  toujours. 
4.  9"^«  1847.  Votre  bien  devoue 

K  Burnouf. 

Monsieur  et  savant  ami, 

Vous  trouverez  peut-etre  que  j'ai  beaucoup  tarde  ä  repondre  a  votre 
lettre  du  28  septembre  dernier,  et  ä  vous  remercier  du  present  que  vous 
avez  bien  voulu  me  faire  de  votre  Säma-veda.  Mais  votre  volume  m'est 
parvenu  bien  longtemps  apres  la  date  de  votre  lettre,  et  ensuite  des  oc- 
cupations  tres  varies  jointes  au  desir  de  connaitre  votre  travail  lui-meme, 
m'ont  empeche  de  vous  ecrire  aussitöt  que  je  l'ai  eu  rcQu. 

Quelque  plaisir  que  j'aie  toujours  ä  m'entretenir  avecvous,  je  ne  puis 
trop  m'en  vouloir  de  ce  retard,  car  il  m'a  permis  de  lire  une  certaine 
partie  de  votre  edition,  et  de  vous  exprimer  plus  en  connaissance  de 
cause  l'estime  que  j'ai  conQue  pour  votre  savoir  solide,  vos  lectures 
variees  et  votre  sagacite  si  heureuse.  II  y  a,  dans  ce  volume  si  conscien- 
cieusement  rempli  une  masse  de  details  qui  n'ont  pas  seulement  le  merite 
d'elucider  le  Samaveda  sous  le  rapport  philologique  et  critique,  mais  qui 
devront  se  retrouver  plus  ou  moins  completement  dans  les  travaux  dont 
les  autres  parties  du  Veda  devront  etre  successivement  l'objet.  Je  signale 
surtout  sous  ce  rapport  l'Index  substantiel,  oü  nous  trouvons  tous  bien 
des  choses  neuves  ä  apprendre.  Pourquoi  faut-il  que  d'imperieux  devoirs, 
et  les  engagements  que  j'ai  pris  a  l'egard  d'autres  travaux  ,  me  privent 
du  bonheur  d'apporter  aussi  ma  pierre  ä  l'edifice  dont  vous  venez  de 
construire  aussi  heureusement  une  partie  considerable. 

J'ai  presente  moi-meme  votre  volume  ä  l'academie  des  inscriptions : 
j'en  ai  dit  ce  que  me  permettait  d'en  penser  une  lecture  assez  avancee, 
avec  un  accent  de  conviction  auquel  je  crois  que  l'academie  a  du  accorder 
creance.  L'academie  connait  vos  travaux;  je  ne  negligerai  aucune  occas- 
sion  pour  les  lui  rappeler.  Ce  sera  un  jour  bien  heureux  pour  moi  que 
celui  oü  je  pourrai  vous  proposer  comme  candidat  ä  la  liste  de  nos 
correspondants.  Mais  nous  n'avons  pas  eu  de  vacance  cette  annee;  et 
peut-etre  les  orientalistes  devront-ils  atteudre  un  peu,  car  les  dernieres 
nominations  ont  ete  faites  dans  cette  partie  de  l'erudition. 

Adieu,  Monsieur  et  savant  ami,  recevez  de  nouveau  mes  remerciements 
pour  votre  precieux  cadeau  et  mes  sinceres  felicitations  pour  le  succes 
d'une  Oeuvre  dont  il  sera  parle  bien  honorablement  pour  vous  dans  toate 
l'Europe  savante. 

Paris  le  23.  X^w  i848.  Votre  tout  devoue 

E.  Bornoaf. 


^2 


264  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

6.    Von  Alexander  von  Humboldt. 

Das  köstliche  geschenk  Ihrer  bearbeitung  des  Sama-Veda  hat  mir 
eine  zweifache  freude  bereitet ,  die  Ihres  freundschaftlichen  andenkens, 
und  die  betrachtung  dass  in  dieser  bewegten  ,  zukunftschwangeren  zeit 
Ihre  grenzenlos  anhaltende  thätigkeit  ein  solches  werk  dem  publikum  hat 
spenden  können.  Es  liegt  etwas  tröstendes  und  aufrichtendes  in  dieser 
erscheinung  und  ich  eile  von  der  wenigen  müsse ,  die  mir  zugemessen 
ist,  gebrauch  zu  machen,  um  Ihnen,  theuerster  herr  professor,  meine  in- 
nigsten dankgefühle  darzubringen.  Ich  erstaune  über  die  kraft,  die  mit 
der  edelsten  hingebung  für  das  heilige  indische  alterthum  gepaart,  solch 
ein  mühevolles  werk  hat  vollenden  lassen.  Mit  der  ausgezeichnetsten 
hochachtung  und  alter  anhänglichkeit, 

Ew.  Wohlgeb. 

Sanssouci,  den  22.  oct.  1848.  gehorsamster 

A.  v.  Humboldt. 

Wenn  Sie  gelegenheit  dazu  finden  so  erneuern  Sie  in  meinem  namen 
herrn  g.  hofrath  Gauss  den  ausdruck  meiner  zärtlichsten,  unauslösch- 
lichsten Verehrung. 

Ich  beklage  innigst,    dass    die  ferne,    in  der  ich  seit  Endlichers  tod 
von  Wien   stehe   und  meine    völlige    unbekanntschaft  mit  einem    unter- 
staats-secretär  Helfert  es  mir,  unter  den  bedrängnissen  der  jetzigen  poli- 
tischen   zwiste   unmöglich  machen,    Ihren   wünsch,   theuerster  herr  pro- 
fessor, zu  erfüllen.    In  einem  linguistischen  fache,    das  meinem   Studien- 1 
kreise  so  fern  liegt,    würde  meine   stimme   ohnedies    ohne  alle  kraft  ver-l 
hallen,    es  sei  denn,    dass  dr.  Ilelfert,    was   l)ei    einem    cistr.    untorstaats-' 
t     secretär  sehr  niügiicli  wäre,    meinen    In'uder  noch    am  lelion  glaiilito  uudi 
mich  mit  ihm  verwechselte.     Mit  der  erneuten    virsicherung  meiner  aus-| 
gezeichnetsten  hochachtung    für  Ihre    allgemein  geschätzton  wissenschaft- 
lichen bestrebungen, 

Ew.  Wohlg. 

Charlottenburg,  den  21.  april  1849.  gehorsamster 

A.  V.  Humboldt. 


7.    Von  Jacob  Grimm. 

Hochgeehrter  herr  professor, 
von  Göttingen  aus  vernehme  ich,  dass  Sie  willens  sind  meine  ge- 
schichte  der  deutschen  spräche  zu  recensieren ;  Sie  haben  so  genaue  und 
gelehrte  kenntnis  von  fast  allen  darin  verhandelten  gegenständen,  dass 
Sie  ohne  zweifei  zur  erweiterung  und  berichtigung  meiner  ansichten  vieles 
beitragen  werden.  Ich  erlaube  mir  sogar  Sie  als  einen  der  alten  monato 
vorzüglich  kundigen  um  auskunft  über  die  von  Rawlinson  entzifferten 
mouate  zu  bitten ;  fügt  es  sich  nicht  in  die  recension,  so  wäre  mir  eine 
kurze  briefliche  nachricht  erwünscht,  da  ich  beabsichtige  in  einer  aca- 
demischen  Vorlesung  auf  das  capitel  zurückzukommen,  hauptsächlich  um 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  265 

die  nur  ganz  unvollständig  beigebrachten  Zeugnisse  über  die  römischen 
monate  erneuter  prüfung  zu  unterwerfen. 

Da  Sie  mit  meinen  frühern  büchern  bekannt,  so  wissen  Sie  dass  das 
jüngste  wie  die  ihm  vorhergegan-jenen  darauf  ausgebn,  die  deutsche 
Wissenschaft  der  älteren  und  classischen  erst  ebenbürtiger  zu  machen. 
Mein  ziel  war  darum  immer  d?,s  vaterländische,  und  in  das  übrige  konnte 
oder  wollte  ich  mich  nicht  weiter  vertiefen,  als  es  nöthig  schien,  um 
meine  untersuch angen  zu  stützen.  Ihr  wurzellexicon  und  Potts  schiiften 
(die  fast  nur  wie  ein  Wörterbuch  zu  studieren  sind)  lerne  ich  je  mehr  an- 
erkennen je  länger  ich  sie  gebrauche.  Mein  buch  wurde  insofern  abge- 
brochen, als  ein  paar  capitel  darin  mangeln,  worin  ich  mich  aussprechen 
wollte  über  das  Verhältnis  des  deutschen  zum  sanscrit,  wo  ich  manches 
mit  andern  äugen  ansehe  als  der  scharfsinnige  Bopp.  Einiges  habe  ich 
in  der  academie  vorgelesen,  was  dahin  einschlägt,  z.  b.  1845  über  die 
diphthonge,  mehreres  liegt  noch  ungedruckt. 

Leider  sind  in  mein  werk,  bei  einem  ungeübten  corrector  und  einer 
nicht  gehörig  ausgestatteten  druckerei  mehr  druckfehler  eingeschlichen, 
als  recht  ist,  z.  b.  Verwechslungen  des  skr.  s'  und  s'  (oder  wie  Sie  schrei- 
ben Q  und  sh),  was  Sie  mir  hoffentlich  nicht  zur  last  legen ;  ich  war  beim 
letzten  drittel  des  buchs  nicht  mehr  in  Berlin  sondern  zu  Frankfurt  und 
ihm  mit  den  gedanken  ganz  abgewandt,  so  dass  einiges  nicht  mehr  in 
die  fuge  kam,  in  die  es  sonst  gebracht  worden  wäre.  So  haben  unsre 
arbeiten  nicht  nur  mit  innerer  unvollkommenheit  sondern  auch  mit  äusseren 
hindernissen  zu  kämpfen. 

Mit  aufrichtiger  hochachtung  Ihr  ergebenster 

Berlin  9.  merz  1849.  Jacob  Grimm. 

Ich  muss  bekennen,  dass  mir  Ihre  abh.  über  die  keilschrift  noch 
unbekannt  ist,  worin  Sie  die  monatsnamen  vielleicht  schon  erklärt  haben. 

Hochgeehrter  herr  professor, 

es  macht  mir  wahre  freude  Ihnen  einen  dienst  zu  erweisen  und  die 
Zurücksetzung,  welche  Sie  dort  erfahren,  hat  mich  längst  empört.  Mein 
antrag  ist  in  der  heutigen  classensitzung  vorgebracht  worden  und  Weber 
hat  ihn  unterstützt,  ich  zweifle  nicht  an  seiner  annähme,  unsere  Statuten 
fordern  aber  noch  zwei  classensitzungen  dafür  und  er  kann  erst  in  zwei 
monaten  im  plenum  zur  entscheidenden  abstimmung  gebracht  werden. 
So  lange  wird  es  dauern,  bevor  Sie  das  diplom  erhalten. 

Die  beilage  *)  zeigt  Ihnen,  wie  mein   antrag  gefasst  ist.    Ich  habe 

*)  Diese  beilage,  welche  sich  im  besitz  des  herrn  professor  Max 
Müller  befindet  und  mir  von  ihm  abschriftlich  gütigst  mitgeteilt  ist, 
lautet : 

Ich  habe  die  ehre  zum  correspondierenden  mitgliede  unserer  klasse 
vorzuschlagen  herrn  Theodor  Benfey,  professor  in  Göttingen. 

Ueberflüssig  wäre,  von  seinen  bedeutenden  leistungen  im  fache  der 
orientalischen  spräche  und  litteratur  ausführlich  zu  reden,  da  sie  nun 
längst  schon   allbekannt  sind,    von    seinem  vergleichenden  griechischen 

Beiträge  t.  knnde  d.  ig.  sprachen  VIII.  18 


266  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

nichts  dawider,  dass  ich  vorläufig  als  antragsteiler  bezeichnet  werde, 
doch  ohne  anführung  meiner  ausdrücke,  welches  der  academie  missfallen 
könnte. 

Mit  wahrer  hochachtung  und  ergebenheit 

28.  nov.  1859.  Jacob  Grimm. 

Endlich  ist,  verehrter  herr  und  freund,  mein  vorigen  november  ein- 
gebrachter verschlag  heute  durchgedrungen,  nachdem  er  alle  phasen  aus- 
gehalten hat.  Die  eigentlich  entscheidenden  classensitzungen  finden  nur 
vierwöchentlich  statt  und  da  traten  immer  langathmige  geschäftssachen 
dazwischen,  die  keinen  aufschub  litten.  Nun  hat  auch  das  plenum  Ihre 
wähl  bestätigt,  so  dass  das  diplom  Ihnen  nächstens  zugehen  wird. 

Komme  ich  einmal  zu    athem,    und  das   Wörterbuch   setzt   mich  ge- 
wöhnlich ausser  ihn,    so    mache  ich   Ihnen   eine  reihe  bemerkungen  zum 
Pantschatantra,  oder  bringe  sie  vielleicht  gar  in  einer  besonderen  schrift 
über  die  märchen,  die  ich  längst  beabsichtige,  zu  markte. 
Mit  wahrer  hochachtung  und  ergebenheit 

Berlin  26.  april  1860.  Jac.  Grimm. 

Wurzel- lexicon  ,  von  seiner  sanskrit-grammatik ,  dem  grösseren  handbuch 
der  sanskrit-sprache,  den  beitragen  zur  erklärung  der  zend  -  inschriften 
und  noch  von  andern  einschlagenden  werken  mehr.  Ueberall  leuchten 
gelehrsamkeit,  feinheit  der  beobachtung  und  Scharfsinn  hervor. 

Ihre  stimme  zu  erheben  und  diesen  antrag  zu  stellen  würde  ich  den 
beiden  gelehrten,  die  in  unserem  kreise  sanskrit  und  vergleichende  Sprach- 
wissenschaft vertreten,  billig  überlassen,  fühlte  ich  mich  meinerseits  nicht 
befähigt  zu  urtheilen  und  dazu  aufgeregt  durch  Benfey's  jüngstes,  glänzen- 
des werk,  das  Pantschatantra. 

Eigenthümlich  für  unsere  zeit  ist  es,  dass  sie  das  studium  der  vul- 
garsprachen  erhoben,  als  ergiebig  und  unumgänglich  erkannt  hat;  nicht 
anders  ist  auf  alle  Überlieferungen,  sagen,  fabeln  und  märchen  des  volks 
licht  gefallen,  und  die  einsieht  durchgedrungen,  dass  in  ihnen  höchst 
werthvolle,  ja  unentbehrliche  mittel  für  das  studium  des  alterthums  er- 
halten sind;  sie  waren  früher  mit  dem  grössten  unrecht  versäumt,  heute 
kann  man  sagen,  dass  eine  geschichte  der  epischen  poesie  und  fabel  erst 
durch  sie  möglich  wird.  Die  oft  verschmähte  erforschung  der  märchen- 
weit, wie  sie  in  ganz  Europa  und  Asien  ihren  sitz  hat,  wird  nun  durch 
Benfeys  umfassende  und  tiefgreifende  erörterungen  gerechtfertigt,  er  hat  sie 
hier  grossentheils  auf  buddhistische  demente  zurückgeleitet,  und  eine  fülle 
von  beweisen,  die,  wie  es  sein  muss,  ins  einzelne  gehen  und  überraschende  be- 
stätigungen  darreichen,  erbracht.  Eine  im  eigentlichsten  sinne  gelehrte 
schrift  thut  nun  unwiderleglich  die  berechtigung  des  gesammten  feldes 
dar,  und  alle  übrigen  weiteren  gebiete  der  Volksüberlieferung  können  nur 
wenn  sie  gleich  gewissenhaft  bearbeitet  werden,  künftighin  erfolge  ver- 
heissen. 

28.  nov.  1859. 


Briefe  an  Theodor  Benfey.  267 

8.    Von  J.  von  Hammer-Purgstall. 

Wien,  am  29.  märz  1849. 
Geehrtester  herr, 

Meines  Ihnen  vor  ein  paar  jähren  gegebenen  Versprechens  eingedenk, 
habe  ich  noch  jüngst  in  einem  briefe  an  herrn  ministerialrath  Exner  Sie 
zur  kanzel  vergleichender  philologie  empfohlen  und  dieser  hat  meinen 
brief  dem  unterstaatssecretär  des  Unterrichtsministeriums  dr.  Helfert, 
den  ich  persönlich  nicht  kenne,  und  der  mich  auch  nicht  im  geringsten 
um  rath  gefragt,  vorgelegt.  Ich  zweifle  sehr,  dass  demselben  Ihre  Ver- 
dienste um  orientalische  litteratur  und  vergleichende  philologie  hinläng- 
lich bekannt  sind,  wiewohl  er,  wenn  er  die  Göttinger  anzeigen  läse,  er 
darauf  noch  jüngst  durch  Ihre  anzeige  der  Sprachvergleichung  von  Cur- 
tius  und  der  sanscritaccente  von  Aufrecht  aufmerksam  hätte  gemacht 
werden  müssen. 

Sollte  meine  empfehlung  auch  nichts  nützen,  so  können  Sie  sich  doch, 
wenn  Sie  wollen,  darauf  berufen  und  dieselbe  als  einen  beweis  meiner 
treue  in  erfüUung  gegebenen  wortes  und  der  ausgezeichneten  hochach- 
tung  genehmigen,  womit  ich  verharre  Ihr  ergebenster  diener 

Hammer-Purgstall. 

Döbling,  d.  23.  juli  1849. 
Geehrtester  herr  professor, 

glauben  Sie  nicht,  dass  mein  stillschweigen  auf  Ihren  letzten  brief 
ein  beweis  der  Vernachlässigung  Ihrer  Interessen;  ich  hoffte,  herrn  mini- 
sterialrath Exner  in  den  Sitzungen  der  akademie  zu  sehen ,  und  da  er  in 
denselben  nicht  erschienen,  habe  ich  ihn  zwei  mal  in  seinem  bureau  auf- 
gesucht, ohne  ihn  dort  zu  finden.  Ich  will  es  nun  vor  meiner  auf  den 
28.  d.  m.  festgesetzten  reise  nach  Steiermark  noch  ein  mal  versuchen, 
und  diese  antwort  auch  nicht  eher  absenden,  um  Ihnen  vielleicht  in  einer 
nachschrift  seine  antwort  melden  zu  können.  Indessen  habe  ich  mich 
unter  der  hand  über  die  dermaligen  aussiebten  zur  erfüllung  Ihres  Wun- 
sches erkundiget  und  vernommen ,  dass  dermalen  von  einer  solchen  be- 
setzung  gar  nicht  die  rede  sei,  die  frage  aber  nach  der  täglich  erwarteten 
emennung  eines  Unterrichtsministers  wieder  aufs  tapet  gebracht  werden 
dürfe.  Es  werden  dazu  so  viele  candidaten  genannt,  dass  ich  wahrhaftig 
nicht  die  geringste  vermuthung  habe,  wen  eigentlich  die  wähl  treffen 
könne;  sollte  sie  auf  einen  meiner  bekannten  fallen,  so  können  Sie  ver- 
sichert sein,  dass  ich  Ihrer  keineswegs  vergessen  und  also  doch  vielleicht 
noch  angehört  werden  würde,  wiewohl  nicht  mehr  als  präsident  der 
akademie,  da  ich  grosser  unbilden  willen,  womit  mich  generalsecretär 
Ettingshausen  überhäuft  hat,  meine  entlassung  gegeben  und  auch  erhalten 
habe.     Ich  verharre  mit  ausgezeichneter  hochachtung 

Ihr  ergebener  diener 
Hammer-Purgstall. 

Ns.  27.  Ich  habe  noch  gestern  vergebens  versucht,  herrn  ministerial- 
rath Exner  zu  sehen. 


268  Briefe  an  Theodor  Benfey. 

Wien,  10.  october  1849. 
Geehrtester  herr  doctor, 

bei  meiner  ankunft  vor  8  tagen  fand  ich  Ihren  brief,  aber  erst  heute 
gelegenheit,  hrn.  ministerialrath  Exner  zu  sprechen.  Es  thut  mir  leid, 
Ihnen  melden  zu  müssen ,  dass  er  mir  eine  sehr  unbefriedigende  antwort 
gab,  die  keine  hoflfnung  übrig  lässt ,  dass  er  die  Ihnen  früher  gegebene 
zu  erfüllen  gedenke.  An  wen  er  sich  Ihrethalb  gewendet,  ist  mir  unbe- 
kannt, aber  ich  sah  deutlich,  dass  seine  eingezogenen  erkundigungen 
meine  empfehlung  bei  weitem  überwogen ;  den  neuen  unterrichtsminister 
kenne  ich  nur  vom  sehen  aus,  weiss  aber,  dass  er  sich  ganz  in  Exners 
arme  geworfen,  der  nun  weit  mächtiger  und  einflussreicher,  als  der  unter- 
staatsecretär  dr.  Helfert,  den  ich  nicht  einmal  vom  sehen  kenne.  Bei 
diesen  umständen  bleiben  mir  nichts  als  fromme  wünsche  und  die  Ver- 
sicherung übrig,  dass,  wenn  sich  die  gelegenheit  bieten  sollte,  Ihnen  mit 
bestem  erfolge  zu  dienen,  ich  sie  gewiss  ergreifen  würde,  um  Ihnen  einen 
beweis  der  vorzüglichen  hochachtung  zu  geben  mit  der  ich  verharre 

Ihr  ergebener  diener 
Hammer-Purgstall. 

9.    Von  Friedrich  Windischmann. 

Verehrtester  herr  professor ! 

Sie  werden  mein  schweigen  auf  Ihre  beiden  freundlichen  briefe  un- 
begreiflich gefunden  haben ;  ich  bitte  es  lediglich  damit  erklären  und 
entschuldigen  zu  wollen,  dass  ich  von  tag  zu  tag  die  Vollendung  des 
druckes  der  anliegenden  abhandlung  erwartete,  die  ich  nachsichtig  auf- 
zunehmen bitte.  Wenn  Sie  die  wähl  zum  mitglied  der  akademie  gefreut 
hat,  so  dient  es  mir  zur  besonderen  genugthuung.  Bezüglich  der  hie- 
sigen Verhältnisse  kann  ich  Ihnen  dagegen  leider  nichts  erfreuliches  mit- 
theilen. So  laut  die  anstrengungen  für  hebung  der  Wissenschaft  hinaus- 
posaunt werden,  so  wird  die  höchsten  ortes  wirklich  vorhandene  absieht 
dennoch  vereitelt,  nicht  etwa,  wie  man  glauben  machen  möchte,  durch 
die  ultramontanen,  sondern  einfach  dadurch,  dass  eine  gewisse  verwandt- 
schaftlich und  fraubaslich  zusammenhängende  gesellscbaft  eben  nur 
männer  ihres  Zeichens  vorschlägt  und  durchsetzt,  welche  in  der  that  keine 
Sterne  sichtbarer  grosse  in  der  Wissenschaft  smd.  Dazu  kommt,  dass 
Philologie,  namentlich  orientalische,  Sanskrit,  Zend  etc.  nicht  zu  den 
modegegenständen  gehören;  dass  ferner  [durch]  die  mit  übergehung  bes- 
serer oder  mindestens  gleichtüchtiger  kräfte  des  inlands  geschehenen  be- 
rufungen  ein  missbehagen  hervorgerufen  haben,  das  keineswegs  sich  auf 
eine  confession  beschränkt.  Von  seiten  der  studirenden  Jugend  könnte 
ich  auch  eine  besondere  theilnahme  nicht  versichern.  Es  wird  Sie  übri- 
gens vielleicht  in  staunen  setzen,  dass  die  wenigen,  die  sich  bei  uns 
mit  Sanskrit  beschäftigen,  katholische  geistliche  sind;  ich  fand  erst  neu- 
lich Ihre  grammatik  und  Chrestomathie  in  den  bänden  eines  erfreulich 
weit  geförderten  autodidakten.  Auch  glaube  ich  noch  zulugen  zu  müssen, 
dass  ich  in  den  höchsten  kreisen  keine  persona  grata  bin,  und  daher  bei 
dem  aufrichtigsten  wünsch,  Ihnen  irgendwie  dienstbar  zu  sein,  voraus- 
sichtlich ganz  erfolglose  schritte  Ihun  würde.  Seien  Sie  übrigens  über- 
zeugt, dass  das  vertrauen,  mit  welchem  Sie  sich  an  mich  gewendet  haben, 
mir  sehr  wohlthuend  war,  und  dass  ich  es  gewiss  nicht  missbrauchen  werde. 

Mit  vorzüglichster  hochachtung 

München,  2.  juni  1857.  Ihr  ergebenster 

D.  Windiaohmann. 


269 

Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä*). 

Die  frage,  ob  gr.  qtigrjTs  oder  lat.  ferätis  dem  ved.  bharätha 
im  vocalismus  entspriclit,  wird  bis  in  die  neueste  zeit  verschie- 
den beantwortet.  Das  erstere  ist  von  vornherein  das  wahr- 
scheinlichere. Da  conjunctive  wie  sidouev  eiösre  durch  das 
plus  eines  e  resp.  o  gekennzeichnet  sind ,  wird  wohl  die  con- 
junctivbildung  der  thematischen  stamme  auf  demselben  principe 
beruhn.  Die  umlautung  eines  älteren  ^cpsoäiuev  ^q^Eqäxe  nach 
dem  indicativ  ist  wenig  einleuchtend. 

Deutlicher  als  das  Griechische  spricht  das  Lateinische  für 
diese  ansieht.  Das  lat.  futurum  feres  ferei  wird  ziemlich  all- 
gemein als  alter  optativ  gedeutet;  so  noch  von  Mahlow  (Die 
langen  voc.  p.  101),  obschon  er  die  I  sg.  feram  als  alte  con- 
junctivform  =^skr.  hliarän-i  erklärt  (p.  162)^). 

Dagegen  spricht  zweierlei.  Erstens  ist  nicht  der  optativ, 
sondern  der  conjunctiv  der  indogermanische  Vertreter  des  futu- 
rums.  Zweitens  ergäbe  ^ferois  lat.  *feris  und  nicht  feres.  Diess 
zeigt  equis  =  gr.  l'/rTrotg  deutlich;  denn  der  nachweis,  dass  equis 
auf  *equ6is  zurückgehe,  ist  Mahlow  nicht  gelungen.  Seinen 
einzigen  beweis  dafür,  dass  oi  vor  consonanten  in  endsüben 
nicht  in  i  übergehe,  bildet  die  deutung  von  feres  aus  *ferois 
(ebend.  p.  101);  dass  oi  je  zu  t  wird,  dafür  fehlen  überhaupt 
belege.  Die  Verdrängung  des  alten  dativs  durch  den  locativ 
ist  gewiss  eben  so  möglich  wie  das  umgekehrte;  in  der  dritten 
declination  erklärt  das  streben  nach  deutlichkeit  den  Untergang 
des  loc.  plur.  ^)  — 

*)  [Bei  Verfassung  dieses  artikels  war  mir  die  schrift  von  F.  Stolz: 
Zur  lat.  Verbalflexion  I  noch  nicht  zugekommen,  Fick's  recension  der- 
selben (Gott.  gel.  anz.  9.  mai  1883  p.  583  fif.)  noch  nicht  erschienen.  Ich 
lasse  ihn  unverändert.] 

*)  Neuerdings  scheint  auch  er  leget  mit  gr.  I4yrj  zu  identifizieren,  8. 
Kuhn' 8  Zeitschr.  26,  590.  *)  In  wiefern  die  functionen  des  locativ, 
instrumental  und  dativ  schon  ursprachlich  fest  abgegränzt  waren,  ist  bis 
jetzt  noch  nicht  genau  bestimmt  worden.  Sieht  man  vom  abl.-gen.  und 
von  den  6Ä-bildungen  ab,  so  ergeben  sich  deutlich  zwei  casusgruppen : 
1.  der  locativ  mit  oder  ohne  t:  ved.  kdrman  und  kdrmani^  air.  toimie 
und  toimiin,  air.  taig  (*tagis)  und  gr.  r^yti,  bei  den  vocalischen  stammen 
regelmässig  mit  -i:  skr.  acve  gr.  otxoi.  2.  gruppe:  instrumental  (sociativ) 
und  dativ,  suffix  -a  und  mit  t:  ai,  besonders  letzteres  dativisch,  cf.  ved. 
acvä  und  gr.  Vtttto).  Doch  weisen  vielleicht  die  keltischen  und  lateini- 
schen o-stämme  darauf  hin,  dass  auch  formen  ohne  t  dativisch  verwendet 
werden  konnten.    Andrerseits  zeigt  skr.  a^dis  die  form  mit  t  als  instru- 

Bciträge  z.  Kunde  d.  ig.  sprachen  vm.  jg 


270  R.  Thurneysen 

Also  ist  das  lat.  futurum  kein  Optativ,  sondern  der  alte 
conjunctiv  i). 

Gemäss  gr.  cpegco  cptQrjg  cpiqrj  cpsQiofxev  q)eQi]V€  (pegcooi  sollte 
das  lat.  paradigina  lauten:  ferö  feres  feret  *ferömus  feretis 
ferunt.  Die  I  pl.  erscheint  lateinisch  als  fer^mus,  wie  im  in- 
dicativ  ferimus  -=  gr.  (pego/nsv.  Ferner  wurde  die  III  pl.  zu 
ferent  nach  fereimis  feretis,  wie  in  der  II  conjugatiou  monent 
nach  monemus  monetis  aus  *moneunt  cf.  eiitit.  Somit  waren 
alle  personen  vom  indicativ  verschieden  ausser  der  I  sg.  ferö. 
Zur  differenzierung  dieser  form  wurde  das  e  auch  dahin  über- 
tragen, daher  die  gut  bezeugten  formen  auf  -e  wie  dice  fade 
(Neue,  Formenl.  IP,  447);  gewöhnlicher  entlehnte  man  die  erste 
person  dem  a-conjunctiv.  Mahlow's  vergleichung  von  feram 
veham  mit  skr.  bhardn-i  slav.  vezq  ist  wenig  überzeugend  wegen 
des  lat.  -m;  auch  die  erklärung  des  slav.  indicativs  f>ezq  als 
conjunctiv  ist  bedenklich.  Leichter  ergab  sich  die  neubildung 
der  I  sg.  in  den  nebentempora,  wo  die  secundärendung  -m 
benutzt  wurde:  ferrem  fecissem. 

Ist  nun  der  ursprüngliche  conjunctiv  durch  das  lat.  futu- 
rum vertreten,  so  verlangt  der  conjunctiv  mit  d  eine  andere 
erklärung.  Er  findet  sich  bekanntlich  nicht  nur  in  den  ita- 
lischen dialekten,  sondern  auch  im  Keltischen,  welches  sich 
überhaupt  in  der  formenlehre  so  eng  an  Italien  anscliliesst, 
dass  zur  erklärung  lateinischer  bildungen  die  kenntniss  der 
keltischen  unerlässlich  ist.  .'Mtirisch  lautet  das  präs.  conj. 
conjuncter  flexion  doher,  doberae  dobere ,  dobera,  doberam,  do- 
berid,  doberat  aus  %eräm  *beräsi  *b^rät  *beräm  . .  *bh'dte  *beränt. 
Dazu  wurde  ein  conjunctiv  mit  primären  düngen  gebildet:  bera, 
berae  bere,  berid,  bermme,  berthe,  bent;  letzterer  keimzeichnet 
sich  als  neubildung  schon  durch  die  I  sg.  bera,  zu  der  sich 
gar  keine  grundform  aufstellen  lässt,  da  lange  vocale  vor  m  in 
keltischen  endsilben  gekürzt  wurden  und  daher  dem  auslauts- 
gesetz  zum  opfer  fielen  (s.  Mab  low  ebend,  p.  105);  *berdm-i 
ergäbe  berim.  Auch  die  abgeleiteten  verba  auf  -ä  bilden  im 
Keltischen  den  a-conjunctiv,  vgl.  air.  ro-chara  mit  lat.  amet. 
Aus  den  brittischen  dialekten   begnüge  ich  mich  das  cymrische 

mental  fungierend;  denn  ofT<2t«  ist  offenbar  der  plural  za  Xnnifi  (cf.  altlat. 

oloes?)   gerade  wie   der  lue.   aci-c'.s-u  ofxoii  der   plural  ist  zu   «fv«/  oTxoi, 

riyfaa-iv    zu   taiy,    karmas-u  zu  karman  (s.  Kuhn 's   Zeitschr.  27,    177). 

*)  lieber  den  conjunctiv   der  I.  conjugation  umem  entscheide  ich  nicht. 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  271 

paradigma  anzuführen:   III  sg.  caro^   pl.  carom  caroch  caront, 
wo  6  älteres  ä  vertritt. 

Woher  nun  dieses  ä?  —  Wackernagel  (Kuhn's  Zeit- 
schrift 25,  267)  erklärt  es  durch  einfluss  derjenigen  verba,  bei 
welchen  a  im  praesens  stammhaft  war,  wie  sterndtis  sistätis, 
alte  contraction  von  *sterna-ete  *sisfa-ete.  Allein  diese  deutung 
lässt  das  bestehen  des  alten  conjunctivs  mit  e  in  verschiedener 
function  unerklärt;  eine  solche  Spaltung  eines  einzigen  formen- 
systems  wäre  auffallend.  —  Fi  ck 's  erklärung  der  formen  auf -4 
als  alter  injunktive  (i.  diesen  beitr.  YII,  171)  ist  mit  der  mei- 
nigen dem  sinne  nach  identisch;  doch  lässt  seine  kurz  hinge- 
worfene bemerkung  formelle  bedenken  bestehen  (s.  unten). 

Bei  der  begründuug  meiner  erklärung  gehe  ich  von  derjenigen 
anschauung  des  indogermanischen  verbalsystems  aus,  die  ich 
Kuhn's  Zeitschr.  27,  173  f.  kurz  dargelegt  habe.  Da  aber  in- 
zwischen M  a  h  1 0  w  ebend.  26,  570  ff.  eine  ganz  andere  ansieht 
über  das  grundsprachliche  verbum  ausgesprochen,  ist  es  geboten, 
auf  diese  abhandlung  etwas  näher  einzugehen.  Seine  scharf 
gefasste  Charakteristik  des  praesens-  aorist-  und  perfect-systems 
ist,  wie  mir  scheint,  zutreffend,  wenn  auch  nicht  in  allen  punkten 
neu.  Nicht  gegen  sie  richtet  sich  meine  kritik,  sondern  gegen 
das  ideale,  fein  ausgebildete  formensystem,  das  er  für  die  grund- 
sprache  ansetzt.  Glücklich  die  spräche,  welche  ein  solches  be- 
sässe ;  unselig  die  menschen,  welche  eine  solche  formenfülle  im 
gedächtniss  bewahren  müssten!  —  Auf  wie  schwachen  füssen 
das  gebäude  steht ,  tritt  am  grellsten  hervor ,  wenn  wir  M  a  h  - 
low's  principien  etwa  auf  die  verbalformen  der  romanischen 
sprachen  anwenden,  um  daraus  die  lateinische  flexion  zu  recon- 
struieren ;  das  verhältniss  ist  ja  vollkommen  identisch.  Wie  weit 
entfernt  wäre  das  resultat  von  der  wirkhchkeit !  Diess  auszuführen, 
wäre  zu  weitläufig;   ich  beschränke  mich  auf  das  Französische. 

Als  praeteritum  kennt  das  Französische  3  bildungen :  1.  im- 
perfectum  je  chatitais,  2.  erzählendes  tempus  (aorist)  je  chantai^ 
3.  perfectum /a^  chante;  im  plusquamperfectum  finden  wir  zwei 
formen:  j'avais  chante  und  feus  chante.  „Ist  es  nun  denk- 
bar, dass  die  grundsprache  zwei  so  verschiedene  tempora  durch 
dieselbe  tempusform  ausgedrückt  hat?"  würde  Mahlow  fragen 
(p.  582 j,  und  er  würde  die  frage  unbedenklich  verneinen.  Und 
doch  wissen  wir,  dass  das  Latein  für  frz.  je  cJiantai  und  J'ai 
'ihante   nur  die  eine   form  cantavi  besessen,    ebenso  für  j'avais 

19« 


272  R.  Thurneysen 

chanfe  und  fetis  chante  nur  cantaveram.  Im  futurum  unter- 
scheidet das  französische  diese  zwei  Schattierungen  nicht.  „Es 
kann  keinem  zweifei  unterliegen",  würde  M.  folgern,  dass  die 
grundsprache  auch  hier  zwei  formen  besass.  Und  doch  ent- 
spricht dem  frz.  je  chanterai  das  einzige  lat.  cantabo.  So  sehen 
wir,  dass  die  sprachen  sehr  wohl  ein  einfacheres  System  feiner 
ausbilden  können.  Dass  daneben  auch  vermengung  verschiedener 
formen  und  Verwischung  der  unterschiede  vorkommt,  ist  selbst- 
verständlich; so  finden  wir  altfranzösisch  das  plqpf.  ind.  als 
gewöhnliches  praeteritum  gebraucht  und  das  plqpf.  conj.  als 
imperf.  conj.  Aber  wie  M.  auf  den  gedanken  kommen  konnte, 
dass  sozusagen  nur  der  letztere  Vorgang  in  den  griechischen 
formen  sich  manifestiere,  ist  mir  nicht  recht  verständlich.  Wir 
sehen  ja  sonst,  wie  die  indogermanischen  sprachen  fortwährend 
an  dem  genaueren  ausdruck  verschiedener  beziehungen  arbeiten, 
wie  sie  z.  b.  in  der  declination  die  beziehungen  der  einzelnen 
casus  immer  schärfer  durch  hinzugefügte  präpositionen  zu  be- 
zeichnen suchen.  Es  ist  also  a  priori  wahrscheinlich,  dass  die 
Ursprache  eher  mehr  bedeutungen  für  eine  form  zuliess  als  die 
späteren  sprachen.  Von  diesem  gesichtspunkt  aus  betrachten 
wir  die  einzelnen  aufstellungen. 

Dass  der  typus  sliTtov  einst  „die  gleichzeitigkeit  in  der 
Vergangenheit  bei  einer  momentanen  handlung"  bezeichnete 
(p.  574  u.  ö.),  ist  rein aprioristisch  erschlossen;  denn  das  Grie- 
chische hat  diesen  gebrauch  nach  M.  verloren,  und  dass  er  im 
Sanskrit  vorhanden  sei,  weist  er  nicht  nach.  Also  ist  durchaus 
nicht  bewiesen,  dass  die  typen  bXittov  und  eXeiipa  (natürlich 
von  verschiedenen  verben  gebildet)  nicht  grundsprachlich  genau 
dieselbe  beziehung  ausdrücken  konnten.  Sodann  ist  das  prae- 
sens eines  momentanen  verbums,  nach  M.  typus  Xirttü,  schwer 
zu  denken.  Der  satz  „ich  treife  (das  ziel)"  kann  nie  rein 
präsentisch  sein;  denn  da  die  handlung  momentan  ist,  wird 
kaum  jemand  im  stände  sein  während  des  treffens  „ich  treffe" 
hervorzubringen.  Man  würde  in  diesem  falle  auch  im  Deutschen 
kaum  das  präsens  gebrauchen ;  das  Sanskrit  scheint  hier  den 
aorist  zu  setzen  „ich  habe  getroffen"  (s.  Delbrück,  Syntact. 
forsch.  II,  87).  Somit  ist  „ich  treffe"  entweder  futurisch  „ich 
werde  treffen"  wie  die  perfectiven  präsentia  im  Slavischen;  oder 
als  allgemeiner  satz  bedeutet  es  „ich  pHege  zu  treffen" ;  dann  ist 
es  nicht  mehr  ein  momentanes  verbum,  sondern  ein  frequentativum 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  273 

oder  iterativum.  Also  ist  hrtto  und  ihfcov  als  specieller  aus- 
druck  der  gleichzeitigkeit  der  momentanen  handlung  bis  auf 
weiteren  nachweis  aus  dem  ursprachlichen  verbalsystem  zu 
streichen. 

Auch  die  ursprünglichkeit  des  typus  lleXomov  (p.  582)  ist 
sehr  fraglich.  Es  ist  doch  auffallend,  dass  er  im  älteren  Grie- 
chischen nur  bei  solchen  verben  vorkommt,  deren  perfect  rein 
praesentisch  gebraucht  werden  kann,  wie  i(.i€iiirjxov  sTtecpt-KOv 
(xETil^yovTsg).  Es  liege  sehr  nahe,  dass  diese  formen,  der  be- 
deutung  nach  reine  imperfecta,  sich  in  der  endung  andern  im- 
perfecten  angeschlossen  haben.  "Hidea  TjÖsiv  blieb  verschont 
wegen  seines  häufigen  gebrauchs ;  es  ist  ja  eine  bekannte  that- 
sache,  dass  die  gebräuchlichsten  verba  am  wenigsten  der  Um- 
bildung ausgesetzt  sind.  Der  historische  Zusammenhang  mit 
den  skr.  formen  wie  asasvajat  ist  somit  sehr  zweifelhaft;  die 
bildung  lag  so  nahe,  dass  sehr  wohl  beide  sprachen  von  sich 
aus  dahin  gelangen  konnten.  Ich  sehe  kein  hinderniss,  die  ur- 
sprachliche form  des  perfects  die  eigenthche  perfect-bedeutung 
und  den  ausdruck  der  durativen  handlung  in  der  Vergangenheit 
vereinigen  zu  lassen. 

Etwas  anders  verhält  es  sich  mit  den  typen  des  plusquam- 
praeteritums  ^)  iXü.oiTteha  skr.  aijäsisam  lat.  hduderam  cUxeram 
und  i])MOoa  (p.  583  ff.),  die  sich,  wie  Bezzenberger  (Beitr. 
III,  159)  und  Mahlow  wohl  richtig  urtheilen,  nur'  durch  das 
eintreten  oder  ausbleiben  des  kurzen  verbindenden  vocals  unter- 
scheiden ä).  B  rüg  man  (Morphol.  unters.  III,  16  ff.)  lässt 
die  g riech,  und  lat.  formen  ersterer  art  durch  anlehnung  an 
den  stamm  skr.  vedis-  und  etwa  noch  äyis-  entstehen.  Mah- 
low dagegen  setzt  unsere  typen  als  schon  in  der  grundsprache 
fest  bestehend  an.  Das  letztere  macht  die  spärlichkeit  der 
Überreste  im  Sanskrit  unwahrscheinlich.  Besonders  aber  weist 
der  umstand,  dass  einerseits  alle  sprachen  ausser  dem  Latei- 
nischen den  aorist  auch  als  plusquampräteritum  gebrauchen, 
und  dass    andrerseits  skr.   ayäsisam  gr.  ijkaaaa  opt.  Xslipsiag 

*)  Ich  gebrauche  das  wort  ,. Präteritum''  als  allgemeine  bezeichnung 
der  tempora  der  Vergangenheit.  ^)  Die  bedingungen  desselben  sind  noch 
nicht  sicher  ergründet.  Vielleicht  ist  sein  Ursprung  ein  verschiedener; 
theils  mag  der  vocal  etymologischen  werth  haben  wie  in  den  fällen,  die 
de  Saussure  Syst.  prim.  239  ff.  bespricht,  theils  mag  er  andern  Ur- 
sachen, etwa  dem  wortrhythmus,  seine  entstehang  verdanken. 


274  R.  Thurneysen 

als  einfache  aoriste  erscheinen,  darauf  hin,  dass  grundsprach- 
lich der  plusquamaorist  durch  den  aorist  mit  vertreten  wurde. 
Wenn  der  aorist  in  beiden  functionen  auftrat,  begreift  es  sich 
leichter,  dass  später  auch  der  specielle  plusquamaorist  einfach 
aoristisch  verwendet  wurde.  —  Dass  die  skr.,  gr.  und  italokelt. 
formen  historisch  zusammenhängen,  ist  keine  noth wendige 
annähme.  Denn  die  bildung  war  gegeben.  Da  das  praeteritum  zum 
präs.  deico  deix-  (lat.  d^xt)  oder  deicis-  (lat.  dicerem)  lautete, 
lag  es  nahe  zum  aorist  deix-  einen  plusquamaorist  deixis-  {di- 
zeram),  zum  perfectum  tutud-  ein  plusquamperfectum  futudls- 
(tutuderam)  zu  bilden.  Jede  spräche  konnte  spontan  dazu 
greifen.  So  sehen  wir  die  brittischen  dialekte  des  Keltischen 
ganz  selbständig  den  gleichen  weg  einschlagen.  Im  Irischen 
muss  das  s-praeteritum  rocharus  das  plusquam  praeteritum  mit 
vertreten.  Wie  nun  neben  dem  präsens  cymr.  dysg-af  ,,ich 
lerne"  das  präsens  secundarium  dysg-icn  steht,  das  neben  mo- 
dalem gebrauch  als  imperfeetum  fungiert,  so  wurde  zum  s-prae- 
teritum  dysgais  (stamm  dysgas-)  das  praet.  secund.  dysgas-wn 
gebildet  als  bezeichnung  des  plusquampraeteritums.  Offenbar 
eine  neubildung  und  genau  derselbe  fall  wie  lat.  dixeram.  — 
Da  jedoch  auch  das  Sanskrit  in  avedisam  ayäsisam  und  ähnl. 
wenigstens  spuren  dieser  formation  zeigt,  ist  es  erlaubt,  an- 
sätze  zu  dieser  bildung  schon  in  die  urperiode  hinaufzurücken, 
aber  bloss  ansätze.  Dass  ileiifjsha  (rjlaaaa)  und  IXeXoiTteha 
ebenso  unterschieden  waren,  wie  aorist  und  perfect,  nimmt  M. 
gewiss  mit  recht  an.  Als  im  Lateinischen  perfect  und  aorist 
verschmolzen,  folgten  natürlich  die  beiden  plusquampraeterita, 
tutuderam  und  dixeram,  ihrem  beispiel.  Ilmgegen  dass  die  be- 
deutung  von  iXeXoLTteha  von  derjenigen  des  alten  plsqpf.  ileXoiTta 
verschieden  war,  ist  eine  grundlose,  nur  zur  Vervollständigung 
des  Systems  erdachte  annähme.  M.  wird  auch  dadurch  ge- 
zwungen gr.  ijdsa  von  skr.  avedüani  zu  trennen  und  zur  jungen 
form  zu  stempeln  (p.  583).  Vielmehr  ist  iksXoiTteha  eine  junge, 
deutlichere  bildung  für  das  alte  ilsloirca,  welches  es  nach  und 
nach  im  activ  verdrängte,  gerade  wie  im  aoristsystem  «A«i/'«Aa 
zur  deutUcheren  bezeichnung  des  plusquamaorists  geschaffen 
wurde*). 

Der  coDJunctiv  dieser  formen  bezeichnet  naturgemäss  das  fut 

')  Vgl.  lat.  frequentativa  wie  vetUitare  factitare. 


Der  italokeltische  coiijunctiv  mit  ä.  275 

exactum.  Die  I  sg.  des  SLOrists  deix-  bedeutete  im  Lateinischen  „ich 
sprach",  d.  h.  „ich  war  (momentan)  sprechend"  und  der  conjunctiv 
dazu,  deixö,  nach  Brugmans  überzeugenden  Ausführungen  fa.a. 
0.)  „ich  werde  sprechend  sein" :  so  nun  auch  zum  plusquam- 
praeteritum  deixis-  dixeram  „ich  war  gesprochen  habend"  der 
conj.  dixerö  „ich  werde  gesprochen  habend  sein",  d.  h.  „ich 
werde  gesprochen  haben".  Nicht  ganz  so  klar  ist  die  bedeutung 
des  Optativs  dixerim,  auf  deren  erklärung  ich  hier  nicht  eingehe- 
Das  Lateinische  hat  diese  bequeme  bildung  noch  weiter 
benutzt  Zum  imperf.  conj.  ^amäsem  amärem  bildet  es  das 
plqpf.  conj.  amässem  auf  dieselbe  weise,  nur  ohne  das  t  (cl. 
gr.  rjXaoaa).  Die  formen  *deicis-es  dtceres,  *amäjes-es  amäres 
sind  offenbar  conjunctive  des  s-aorists.  Diceres  und  der  zum 
futurum  gewordene  conjunctiv  dixis  verhalten  sich  zu  einander 
fast  genau  so,  wie  im  Griechischen  der  conj.  aor.  (pijvco  gy^vj^g 
cpr^vi]  und  das  fut.  cpaviö.  Bei  beiden  sind  im  conj.  aor.  die 
endungen  der  thematischen  conjugation  eingedrungen;  bei  beiden 
stehen  sich  formen  mit  und  ohne  zwischenvocal  gegenüber.  Nur  ist 
das  verhältniss  umgedreht.  Im  Griechischen  tritt  derselbe  im 
fut.  *qrav6ffw  auf,  fehlt  dagegen  im  conj.  aor.  *q)dvacox  im  La- 
teinischen hat  ihn  der  conj.  aor.  *deinises  (doch  vgl.  fÖres  da  res) 
nicht  das  fut.  *deicses.  —  Man  wird  einwenden,  dass  das  plus- 
quampraeteritum  zudicerem  facerem  hieroach  "^dtcissem  *facissem 
lauten  müsste  und  nicht  dixissem  fecissem.  Und  jene  halte  ich 
auch  für  die  älteren  formen.  Man  bedenke  nur,  dass  deic-s-is-s-em 
dreimal  das  aoristische  dement  6^  enthält,  bei  einer  spontanen 
bildung  kaum  annehmbar.  Dagegen  ist  die  anbildung  des  plqpf 
conj.  an  das  plqpf.  ind.  und  an  den  perfectstamm  sehr  natür- 
lichi).  Amässo  und  amässini  neben  amärö  amärim  betrachte 
ich  als  aus  amdssem  geflossen.  Ueberdiess  besitzen  wir  deutliche 
zeugen  für  die  ursprüngliche  differenz  vom  perfectstamm;  es 
sind  dies  die  wenigen  formen  wie  habessit  Ucessit  (Neue,  For- 
menl.  II  ^,  542),  die  auf  früheres  ^habess-em  schliessen  lassen. 
Dieses    ist    zweifellos     praeteritum    zu   *habesem  haberem    und 


*)  Man  ist  eigenthümlich  berührt,  wenn  man  die  italien.  conjunctive 
facessi  dicessi  betrachtet.  Selbstverständlich  stehen  sie  mit  den  oben 
erschlossenen  formen  in  keinem  historischen  Zusammenhang.  Aber  man 
sieht,  wie  die  spräche  manchmal  wieder  auf  längst  vergessenen  pfaden 
wandelt. 


276  ß.  Thurneysen 

kann  mit  habut  nichts  zu  thun  haben.  Habuissem  zeigt  uns  auch 
hier  das  eindringen  des  perfectstammes ,  ebenso  amävissem^). 
Dagegen  stimme  ich  mit  Brugman  (ebend.  p.  42)  überein,  der 
dixem  für  eine  neubildung  nach  dix6  dixim  hält.  Dass  das  kel- 
tische s-praeterituni  air.  ro-charus  cym.  cerais  aus  *carass-u 
den  indicativ  zu  amdssem  repraesentiert,  haben  Brugman  und 
Mahlow  bemerkt;  also  wiederum  ein  früheres  plusquamprae- 
teritum  als  einfaches  praeteritum.  —  Ebenso  wird  der  infinitiv 
praeteriti  gebildet:     amäre-amdsse,  dicere-*dicisse-dixisse. 

Auch  ein  besonderes  imperfectum  futuri  schreibt  M.  der 
Ursprache  zu  (p.  591  f.),  ohne  zwingenden  grund,  wie  mir 
scheint.  Das  Griechische  und  Lateinische  kennen  eine  alte  form 
nicht;  der  in's  praeteritum  gesetzte  conj.  aor.  (eXeixpov)  ist  ein 
zweifelhaftes  gebilde.  Dass  die  südwestlichen  sprachen  das  fu- 
turum mit  sj  jemals  besessen  haben,  ist  unerwiesen  und  unwahr- 
scheinlich 2).  Das  seltene  skr.  akarisyäm  etc.  als  praeteritum 
futuri,  woraus  sich,  wie  gewöhnlich,  der  conditional  entwickelte 
(Whitney,  Ind.  gramm.  §  940  f.),  hat  ganz  den  anschein 
einer  einzelsprachlichen  bildung;  zum  fut.  karisijämi  das  praet. 
akarisyam  zu  bilden,  lag  ausserordentlich  nahe.  So  sind  auch 
manche  andere  sprachen  verfahren.  Die  romanischen  dialekte 
z.  b.  bildeten  zu  ihrem  neuen  futurum  cantare  habeo  fr.  chanierai 
it.  canterb  das  praeteritum  futuri  und  den  conditional  cantare 
habebam  fr.  chanterais  qder  cantare  habut  it.  canterei.  Das 
Irische  schuf  sich  zu  seinem  s-futurum  for-tias  {*steixö)  III  sg. 
for-te  (*steixt)  das  fut.  secundar.  for-tiassinn  III  sg.  -tessed 
als  ausdruck  des  praet.  fut.  3)  und  des  conditionaUs.     Diese  art 

*)  Umgekehrt  hat  sich  das  imperf.  conj.  an  den  praesensstamm  an- 
geschlossen, cf.  sternercm  venirem,  doch  noch  cajicrcm.  Das  plqpf.  spricht 
wider  die  directe  Verbindung  solcher  formen  mit  skr.  grnüi  etc.  (Cur- 
tirfs,  Stud.  VIII,  463  f.).  *)  Dagegen  scheint  die  Weiterbildung  des 
aoriststammee  mit  k  (inchoativa)  allen  urspfachlichen  dialekten  geeignet 
zu  haben.       ')  In  dieser  bedeutung  z.  b.   in   dem    satze   asbert  int-aingcl 

.  .  port  i-fuirsitis  inn-elit  arim-bad  and  furruimtis  an-eclis  (S  tokos 
Goidelica  *  p.  87)  ,,1'ange  leur  commanda  de  placer  leur  eglise  ä  l'endroit 
oü  ils  trouveraient  un  chevreuil".  Daher  auch  der  gebrauch  des  fut. 
secund.  bei  der  conjunction  resiu  „bevor".  In  dem  satze  tairchechuin 
reaiu  forcuimaed  (Wb.  4d)  „er  prophezeite  [esl,  bevor  es  eintraf  (wört- 
lich „eintreffen  sollte")  ist  der  gedanke,  dass  das  eintreffen  zur  zeit  der 
Prophezeiung    in    der  zukunft  lag,   doppelt   ausgedrückt,    erstens  durch 

die  conjunction,  zweitens  durch  die  verbalform.    Diess  zeigt  uns  deutlich, 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  277 

von  neubildung  ist  also  ganz  gewöhnlich.  Wie  die  grundsprache 
das  praeteritum  futuri  ausdrückte,  wird  die  vergleichende  syntax 
lehren. 

Die  ansetzung  eines  grundsprachlichen  futurums  futuri 
(p.  593)  ist  kaum  ernst  gemeint.  Der  ausdruck  dafür  soll  der 
conj.  fut.  sein.  Allein  da  manche  sprachen  nur  den  conjunctiv 
als  bezeichnung  des  futurums  kannten,  wäre  ein  solcher  con- 
junctiv des  conjunctivs  höchst  befremdlich.  Die  skr.  conjunc- 
tive  futuri  (Whitney,  Ind.  gramm.  §938)  scheinen  nicht  ein- 
mal die  von  Mab  low  angesetzte  bedeutung  zu  besitzen.  — 
Ebensowenig  ist  M.  der  nachweis  gelungen,  dass  das  durative 
futurum  ursprachlich  durch  den  typus  XiTirjao)  ausgedrückt 
wurde  (p.  593  ff.).  Seine  bemerkungen  zu  dieser,  wie  es  scheint, 
speciell  griechischen  formation  sind  beachtenswerth ,  aber  sie 
beweisen  nichts  für  die  Ursprache. 

Somit  wäre  das  Schema  des  indogermanischen  verbalsystems 
bedeutend  zu  modificieren;  ich  setze  dasjenige  M.'s  und  das 
neugewonnene  nebeneinander. 

(Siehe  die  umstehende  tabelle). 

Im  zweiten  Schema  sind  die  einzelnen  gebiete  nicht  so 
scharf  abgegränzt;  es  verhält  sich  eben  zum  ersten  wie  ein 
wirklicher  Staat  zum  idealstaat.  Die  fragezeichen  wird  die  ver- 
gleichende syntax  tilgen.  —  In  Kuhn 's  Zeitschr.  27,  173  f. 
habe  ich  darauf  aufmerksam  gemacht,  wie  die  verbalilexion  der 
verschiedenen  sprachen  es  nahe  legt,  dass  ausser  obigen  formen 
noch  andere,  weniger  fein  differenzierte  existierten  als  Überreste 
aus  einer  älteren  zeit.  Im  praesenssystem  gab  es  formen,  welche 
alle  drei  functionen  versehen,  welche  die  gegenwärtige  handlung 
(praes.  ind.),  die  vergangene  (imperf.  ind.)  und  die  postulierte 
(conj. — fut.  —  imperat.)  bezeichnen  konnten.  Als  typus  wählte 
ich  die  III  sg.  *bheret,  welche  sich  vom  praesens  ind.  {*bheräi) 
durch  die  secundäre  endung,  vom  imperf.  (^ebheret)  durch  das 
fehlen  des  augments  und  vom  conj. -fut.  (*bheret)  durch  das 
fehlen  des  conjunctivvocals  i)  unterschied;  vgl.  ir.  do-heir  (-*beret) 

dass  die  conjunction  ursprünglich  zum  Vordersatze  gehörte.  Betrachten 
wir  die  zwei  sätze  als  coordiniert,  dann  müssen  wir  übersetzen  ,,er  ver- 
kündete [es]  vorher  [resiu);  es  sollte  [erst  später]  eintreffen". 

*)  Es  ist  oft  ausgesprochen  worden,  dass  sich  der  indicativ  *hheret 
und  der  conj\inctiv  *dceiset  in  der  bildung  nicht  unterscheiden.  Viel- 
leicht  lässt    sich   die   bedeutongsentwicklung   im  ältesten  Sanskrit  noch 


278  R.  Thurneysen 

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?=  2  -^  g  £  s  =^ 

„er  bringt",  lat.  fertur  „er  wird  getragen",  ved.  bharat  gr.  qttQB 
„er  trug",  skr.  hharat-u  „ertrage!"  wi«  6Äara<  „er  trage  nicht  I" 

nachweisen  und  damit  zugleich  feststellen,  ob  die  ansieht  von  Curtius 
(Zur  Chronologie  der  indog.  sprachf.  p.  49  ff.)  historisch  gerechtfertigt  ist. 
Auf  diese  vemiuthung  bringen  mich  die  Sammlungen  Neisser's  in  diesen 
beitr.  VII,  211  ff.  Nur  müsste  die  Sammlung  von  einem  etwas  anderen 
gesicbtspunkt  aus  in's  werk  gesetzt  werden.  Nicht  die  scharfe  Scheidung 
der  conjunctiv-  und  indicativ-formen  wäre  der  hauptzweck  ;  sondern  das 
gewicht  müsste  gerade  auf  zweifelhafte  bildungeu  gelegt  werden,  bei 
welchen  der  Übergang  der  einen  bedeutung  in  die  andere  vielleicht  noch 
verfolgt  werrleii  kann.  Oder  es  müsste  gezeigt  werden,  dass  der  ver- 
schiedonc  gebrauch  derselben  form  mit  der  vurschicdeucu  auffassung  de 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  279 

Ebenso  besass  der  stamm  der  momentanen  handlung,  der  aorist- 
stamm, formen,  die  sowohl  die  vergangene  als  die  postulierte 
Handlung  bezeichnen  konnten.  Mein  beispiel  war  *steixt,  das 
im  griech.  '^OTtiBt{v)  (neben  eotei^s)  „er  schritt"  bedeutet,  da- 
gegen im  altir.  for-te  (neben  I  sg.  -tias  =  ^steixo,  II  sg.  -teis 
=  *steixes)  „er  schreite"  und  „er  wird  schreiten".  Ich  habe 
nachzutragen,  dass  auch  die  II  sg.  ohne  conjunctivvocal  im 
Irischen  vorkommt ^  zwar  nicht  als  futurum,  nur  als  imperativ. 
Zum  praes.  do-air-iccim  „ich  komme"  (als  momentanes  praesens 
wenig  gebräuchlich)  lautet  der  imperativ  tair  ,,komm!"  (etwa 
*to-are-ix-s);  die  III  sg.  tair  (-/j'-Z)  bedeutet ,, er  komme I"  oder 
„er  wird  kommen".  Dass  es  sich  im  perfectsystem  ähnlich 
verhielt,  ist  nicht  so  deutlich,  aber  wahrscheinlich.  —  Ich 
glaube  daher  nicht,  dass  in  griechischen  sätzen  wie  tXe^e  otl 
XelnsL  „er  sagte,  dass  er  lasse"  (M  ah  low  ebend.  575)  Xsinei 
ein  älteres  elsiTte  verdrängt  habe.  Für  ursprünglicher  halte 
ich  i?.€^e  6t i  Xsitce  mit  der  indifferenten  form  im  nebensatze; 
da  die  zeitstufe  schon  durch  das  verbum  des  Vordersatzes  be- 
stimmt war,  genügte  es,  im  nachsatze  die  allgemeine  form  der 
gleichzeitigen  handlung  zu  setzen.  Dasselbe  gilt  füi*  das  grie- 
chische praesens  als  Vertreter  des  gleichzeitigen  futurums  (p.  599); 
in  dem  beispiel  «l  avrt]  rj  rtöXig  kr^(f>d-i]a€Tai,  a'x^rai  xal  jJ  näact 
2ix€?Ja  wird  l'x^rai  früheres  exsro  vertreten;  die  I  und  11  pl. 
eXOjiiev  t'x^Ts  lyöue^a  k'xiad^e  waren  ja  ohnehin  in  beiden  forma- 
tionen  identisch.  — 

Hiermit  wenden  wir  uns  wieder  zur  erklärung  des  con- 
junctivs  mit  ä.  Aus  der  vorhergehenden  erörterung  halten  wir 
fest,  dass  das  Italokeltische  den  gebrauch  des  augmentlosen 
praeteritums  als  conjunctiv  (und  fut.)  bewahrt  hatte.  Im  La- 
teinischen erscheint  der  vocal  ä  in  den  endungen  des  imper- 
fectums  eram  und  der  plusquamperfecta  dtxeram  tutHcleram  etc. 
Ich  halte  die  conjunctive  dlcam  feram  für  injunctive  derselben 
bildung  (s.  Fick  a.  a.  o.).  Diese  vermuthung  kommt  der  ge- 
wissheit nahe,  wenn  sich  eine  verbalform  auf  -am  zugleich  in 
der  function  des  conjunctivs  und   des  praeteritums  nachweisen 

verbalstammes  durch  die  einzelnen  dichter  (ob  momentan  oder  durativ) 
im  Zusammenhang  steht.  Dass  *dteiset  neben  *dveist  das  modeil  zu  *bhere~et 
*bheret  neben  *bheret  geliefert  hat,  ist  kaum  zweifelhaft. 


280  R.  Thurneysen 

lässt.  Und  eine  solche  giebt  es  in  der  that.  Nicht  selten  ist 
im  älteren  Latein  der  conjunctiv  fuam  fuäsfuat  fuant  (Neue, 
Formenl.  II 2,  594  f.).  Dieselbe  form  steckt  aber  auch  in  lege- 
ham  „ich  war  beim  lesen,  ich  las".  Denn  ich  schüesse  mich 
vollkommen  J oh.  Schmidt  (bei  Mahlow,  Die  langen  voc.  47  f.) 
an,  welcher  das  lateinische  imperfectum  mit  den  slavischen  bil- 
dungen  wie  moza-achü  aus  *moge-echü  zusammenstellt;  -bam  ist 
=  fuam  als  praeteritum.  Die  bedeutung  erklärt  sich  auf  diese 
weise  sehr  wohl.  So  gebrauchen  die  neukeltischen  dialekte 
genau  dieselbe  Umschreibung,  z.  b.  cymr.  bijddwn  i  yn  dysgu 
„ich  lernte",  eigentlich  ,,ich  war  im  lernen";  noch  genauer  ent- 
spricht manx  ta  mee  'coayl  „I  was  losing",  wörtlich  „ich  war 
beim  verlieren",  worin  va  (air.  ha)  mit  lat.  -bat  identisch  ist 
(s.  unten).  Was  das  lautliche  betrifft,  löst  sich  in  treme-ham 
cale-bam  are-bat  als  erster  bestandtheil  ganz  von  selbst  der  In- 
finitiv treme  cale  are  los,  der  auch  zu  facere  und  fUri  tritt 
in  treme  facto,  cale  fio,  are  facit  neben  facit  are.  Letztere  Ver- 
bindungen sind  erst  spät  zu  composita  geworden  (Lach mann 
ad  Lucr.  III,  906) ;  daraus  erklärt  sich  das  kurze  e.  Denn  die 
ältere  lateinische  spräche  vermied  bekanntlich  jambische  worte 
wie  treme  dre,  d.  h.  sie  Hess  auf  eine  betonte  kurze  silbe 
keine  lange  unbetonte  folgen;  sie  verwandelte  dieselben  zupyr- 
rhichischen  durch  kürzung  der  letzten  silbe.  Secundär  ist  dann 
auch  noch  e  geschwunden  in  calfacere  (vgl.  caldus).  Experge- 
facere  mansuefacere  haben  ihr  e  bewahrt.  Die  imperfecta  treme- 
ham  calebam ,  letzteres  gewissermassen  praeteritum  zu  calefw, 
sind  dagegen  alte  composita;  daher  wurde  das  e  nicht  gekürzt  i). 
In  fle-ham  cale-bam  ist  der  infinitiv  vom  verbalstamm  nicht 
verschieden ;  sei  es  nach  solchen  mustern ,  sei  es  unabhängig 
von  ihnen,  hingen  die  abgeleiteten  •  verba  -bam  unmittelbar  an 
den  stamm:  amäbain  aus  amä-  oder  amdje-{fäm),  fintbam  aus 
'*finije-{fäm)  neben  finiebam.  Ein  weiterer  schritt  ist,  dass  bei 
primären  verben  als  erster  bestandtheil  die  blosse  wurzel  er- 
scheint: däbam,  ibam,  osk.  fiifans.  Besonders  die  denominativa 
haben  sich  dieser  bildung  bemächtigt;  sie  allein  formen  im  La- 
teinischen  und  Altirischen    auch  das   futurum  auf  diese  weise: 

*)  Nicht  klar  ist  mir  die  kürze  des  vocals  in  tremchundus  moribundus 
etc.,  die  doch  mit  unsern  furmeii  eng  zusammen liiingen.  Es  sind  Weiter- 
bildungen eines  participiums  -bunt-. 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  281 

amdbo  audebö,  air.  ro-charub  do-rimiuh  (zunächst  aus  *carabu 
*rimibu)  i).  —  Was  den  zweiten  bestandtheil,  -bam,  betrifft,  be- 
zeugt das  ir.  ^-futurum  sicher,  dass  der  erste  consonant  b  oder 
bh ,  nicht  etwa  dh  war.  Also  haben  wir  es  gewiss  mit  der 
Wurzel  bheu  zu  thun;  diese  tritt  auch  in  den  verwandten  um- 
brischen  bildungen  andersafiist  ambrefurent  deutlich  hervor. 
Das  Brittische  besitzt  zwar  das  6-futurum  nicht ;  doch  zeigt  das 
Cymrische  andere  Verbindungen  der  wurzel  bheu  mit  gewissen 
Verbalstämmen  (Gramm,  celt.^  573  ff.).  Die  form  -bam  *-fdm 
muss  also  ein  altes  praeteritum  sein.  Um  */'a/«  mit  fiiam  zu 
vereinigen,  gehen  wir  auf  eine  ältere  form  *fvdin  zurück,  die 
sich  unter  verschiedenen  bedingungen  verschieden  entwickelte*). 
Ftiam  aus  *främ  zeigt  das  gewöhnliche  verfahren  des  Latei- 
nischen. Aber  auch  die  Vereinfachung  von  fv  zu  f  scheint  mir 
unbedenklich;  fores  aus  "^fvores  ist  zwar  nicht  zweifellos,  da  es 
auch  auf  ^fveres  zurückgehen  und  ö  aus  ve  entstanden  sein 
könnte;  auch  ursp.  ^füres  wäre  möghch.  Sicherer  ist  superbos 
aus  *super-fvos^  superbia  aus  *stiper-fv-ia ,  cf.  gr.  vrceQ(p-iaXog 
(Osthoff,  Morph,  unters.  IV,  358  i)). 

Ist  somit  aus  dem  Lateinischen  die  möglichkeit  er- 
wiesen, dass  "^fväm  *fväs  *fvät  sowohl  praeteritale  als  conjunc- 
tivische  function  besass^),  so  bringt  uns  das  Altirische  die 
volle  gewissheit.  Hier  vertritt  nämhch  immer  noch  die  form 
bd  ba  aus  %väm  *bvds  "^bvät  sowohl  den  conjunctiv  und  das 
futurum  als  auch  das  praeteritum  der  copula.  Belegt  sind  die 
formen  :   I  11  III  sg.  praes.  conj.  bd  ba,  daneben  in  unpersön- 

*)  Das  zweite  glied  würde  selbständig  lat.  */u6  *fu%s  *fuit  lauten. 
Ist  etwa  das  futurum  amdbit  mit  dem  osk.  praeteritum  aamanaffed 
identisch ,  das  merkwürdigerweise  noch  zwei  andere  formationen  neben 
sich  hat,  upsed  und  prüfafted'?  *)  Dieselbe  doppelform  finden  wir  in 
dem  götternamen  nom.  Diespiter  —  skr.  dydus,  voc.  o  Jupiter  aus  *o  DJeu 
pater;  letzterer  ist  später  zum  nominativ  geworden.  ^)  Die  deutung  von 
fuat  aus  *f'ujät  (Osthoff,  Morph,  unters.  IV,  25  f.)  wird  dadurch  un- 
nöthig,  dass  d  nicht  der  indogermanische  conjunctiwocal  ist.  Uebrigens 
ist  mir  trotz  Osthoff 's  Widerspruch  (ebend.  p.  15)  immer  noch  wahr- 
scheinlicher, dass  fuam  lautlich  nur  ursprünglichem  */uJdm,  nicht  *fil/dm 
entsprechen  könnte,  dass  also /lo  =*füjd  ist;  8.  die  erörternngen  in  mei- 
ner ebend.  citierten  schrift  „über  die  lat.  verba  auf  -tJ"  p.  63  f.  Zu 
den  beispielen,  in  welchen  ü  durch  folgendes  »  {j)  zu  i  umgelautet  wor- 
den wie  in  müia  gr.  uvQtoi,  ist  hinzuzufügen  yj7tM«yi7ta  aus '^M'/jos^/M/ia 
eigentlich  „Stammesangehöriger",  zu  gr.  (fvlov  (fvXi^;  vgl.  (fovXtifo-na^ 
d-h'oyv  /o^'g  Hcs. 


282  R.  Thnnieysen 

lieber  flexion  mit  affigiertem  pronomen  II  sg.  bd-t;  I  pL  bami 
(neubildung  mit  primärendung) ;    conjuncte  flexion  I  II  sg.  -Äa, 

II  pl.  -lad  III  'baf,  unpersönl.  II  sg.  -ba-t,  I  pl.  ~ba-n.  Im- 
perat.  II  sg.  na-ba  na-pa  „sei  nicht",  II  pl.  bad,  III  pl.  bat, 
unpersönl.  I  pl.  bad-n  ba-n.  Im  futurum  gehören  nur  die  con- 
juncten  formen  dieser  bildung  an :  III  sg.  -ba ,  III  pl.  bat,  un- 
persönl. I  sg.  ni-pa-m  II  sg.  -ba-t.  Das  praeteritum  der  copula 
lautet  I  und  III  sg.  bd  III  pl.  batar  (deponential  gebildet  wie 
der  plural  des  alten  perfectums  und  des  ^-praeteritums),  con- 
junct  I  sg.  unpersönl.  ro-ba-m  neben  ro-p-sa,  III  pl.  ro-btar 
ro-ptar  (s.  Gramm,  celt.^  492  ff.;  Windisch,  Ir.  texte  391  ff.). 
Dass  bd  im  conjunctiv  und  futurum  auf  "^bvät  etc.  zurückgeht, 
ist  des  lat.  fvam  wegen  sicher.  Eher  könnte  man  zweifeln,  ob 
das  praeteritale  bä  wirklich  dieselbe  form  ist.  Allein  die  laute 
lassen  absolut  keine  andere  deutung  zu.  Das  alte  perfectum 
in  sg.  (be)bove^)  ist  vorhanden  als  praeteritum  des  verbum 
substantivum ;  es  lautet  böi,  unbetont  -be  -bi,  ist  also  durchaus 
verschieden  von  der  copula  bd.  Die  l  sg.  *bova  muss  freilich 
mit  *bväm  in  bä  zusammenfallen. 

Neben  dem  ^-futurum  mit  indicativischer  flexion  no-charub 

III  sg.  carfid  =lat.  aniäbö  amäbit  laufen  formen  mit  conjunc- 
tivischer  endung  her :  III  sg.  no-charfa,  I  sg.  carfa  (neubildung)  und 
carfat  (aus  *carabam  entstanden  mit  angehängter  partikel; 
letztere  verwandt  mit  lat,  tum?).  Es  springt  in  die  äugen,  dass 
no-charfa  (aus  "^cdrdbdt)  lautlich  genau  dem  lateinischen  im- 
perfectum  amdhat  entspricht,  wie  eben  -ha  überhaupt  im  Alt- 
irischen auch  als  futurum  fungiert. 

Wir  sehen  in  '^'deixis-dt  *fecis-ät  *es-ät  das  d  nur  an 
praeteritalstämme  treten,  welche  ursprünglich  ohne  thematischen 
vocal  flectierten ;  es  diente  wahrscheinlich  zur  erleichterung  einer 
unbequemen  flexion.  Wir  dürfen  also  nicht  ohne  weiteres  an- 
nehmen, dass  -am  auch  in  den  thematischen  imperfect-injunctiv 
*deicom  *ferom  eingedrungen  sei.  Und  doch  finden  wir  andrer- 
seits ganz  sicher  den  praesensstamm  in  formen  wie  capiat  veniat. 
Aber  wir  haben  indizien,  dass  diess  secundäre  anbildung  ist. 
Es  ist  gewiss  kein  zufall,  dass  gewisse  verba  spuren  des  asig- 
matischen  aorists  fast  nur  im  conjunctiv  aufweisen  (s.  Curtius, 
Stud.  V,  429  ff.);  so  von  venire,  advenat  perveimt  evenat  C'venaiü, 

')  Diese  bypothetischan  grundformen  *hove  *bova  sind  zweifelhaft ;  s. 
unten. 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  283 

von  tangere:  tagarn  aitigäs  attigat  aftigäfis  (nur  einmal  ind. 
tagil);  von  tollere:  iiilat  attulds  attulat  abstuläs  (s.  Neue,  For- 
menl.  IP,  411  f.;  419;  464) i).  Venat  tagcif  sind  eben  die  ein- 
zigen alten  fonnen;  und  erst  als  der  alte  conjunctiv  praesentis 
aget  veniet  tauget  durch  den  conjunctivischen  gebrauch  des  in- 
junctivs  agat  venaf  tagat  mehr  und  mehr  auf  den  futurgebrauch 
beschränkt  wurde,  schlössen  sich  venat  tagat  dem  praesensstamme 
an.  Veniat  verhält  sich  zu  venat,  vrie  venirem  zu  caperem  (s. 
oben).  Uebrigens  brauchen  nicht  alle  praesensstamme  im 
conj.  praes.  auf  Umbildung  zu  beruhen;  formen  wie  sistai  sternat 
Unat  können  reste  des  alten  conjunctivs  der  stamme  sistä- 
sternä-  Und-  etc.  sein,  während  dann  umgekehrt  das  futurum 
sistet  sternet  linet  als  analogiebildung  erscheint  (Wackernagel, 
Kuhn's  Zeitschr.  25,  267)  ^j.  Was  für  formen  sind  aber  venat, 
tagat?  Wir  haben  constatiert,  dass  die  Umbildung  mit  ä  zu- 
nächst tempusstämme  betrifft,  welche  ursprüoglich  unthematisch 
fiectierten.  Diess  drängt  uns  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  ältesten 
dieser  neubildungen  auf  -am  unmittelbar  auf  dem  wurzelaorist 
basieren  (s.  Whitney,  Ind.  gramm.  §  829  ff.;  Brugman  i.  d. 
beitr.  ü,  247  ff.);  also  ven-am  ven-äs  etc.  repraesentiert  den 
injunctiv  zu  skr.  agamam  pl.  aganma  aganta  agman,  *Jiigam 
(cf.  tagani)  zu  skr.  med.  ayuji  ayukta  agvjmahi.  Man  könnte 
einwenden,  dass  aoristformen  schlecht  in's  praesenssystem  passen. 
Aber  das  Lateinische  hatte  ja  das  gefiihl  der  zeitarten  so  sehr 
verloren,  dass  es  selbst  den  alten  aorist  dix-t  mit  dem  perfec- 
tum  tutudl  zusammenfallen  liess;  es  können  daher  ursprünglich 
momentane  formen  im  praesens  nicht  überraschen  ^). 

Wir  kommen  somit  zu  dem  über  raschende  n  resul- 


^)  Cf.  umbr.  III  plur.  neid-hahas  neben  praesentischem  habia. 
*)  Gegen  diese  möglichkeit  Hesse  sich  sagen ,  dass  ja  vom  verbura  toUo 
{*tlnämi)  der  alte  conjunctiv  tulat  statt  tollat  {*tlnät-t}  bezeugt  ist.  Aber 
tulat  attulat  abstuläs  sind  keine  conjunctivezu^o//erearto//ere,  sondern  zii/erre 
afferre  auferre,  wie  sämmtliche  belegstellen  zeigen  (s.  Curtius  a.a.O.). 
Die  Wurzel  hher  bildete,  wenigstens  als  verbum  simplex,  im  Griechischen, 
Lateinischen  und  Irischen  nur  praesentische  formen,  wurde  dagegen  im 
aorist  durch  andere  stamme  vertreten.  Also  ist  tulat  nicht  eine  ältere 
form  von  tollat,  sondern  von  ferat.  ')  lieber  indicativische  formen,  die 
in's  praesens  eingedrungen  sind,  vgl.  meine  dissertation :  lieber  die  lat. 
vorba  auf  -iö  p.  54  ff. 


284  R.  Thurneysen 

tat,  dass  lat.  dicam^  veniam,  frz.  je  dise,  je  vienne  die 
letzten  ausläufer  des  alten  wurzelaorists  sind. 

Es  bleibt  noch  die  letzte,  schwierigste  aufgäbe  übrig,  die 
erklärung  der  herkunft  des  suffixalen  ä.  Mehr  als  hypothesen 
lassen  sich  natürlich  nicht  aufstellen.  —  Fick  (i.  d.  beitr.  VII, 
171)  identificiert  erus  erat  unmittelbar  mit  skr.  äsis  dsit;  das 
a  in  eram  erämus  erdfis  erant  wäre  also  durch  analogie  nach 
der  II  und  III  sg.  entstanden.  Da  der  stamm  von  äs'is  äsU: 
as,  die  endung:  -s  -t  ist,  kann  t  nur  als  eine  besondere  ent- 
wicklung  des  schwa  betrachtet  werden,  das  öfter  als  skr.  /  er- 
scheint; doch  ist  das  alter  der  formen  ästs  dsit  verdächtig,  da 
avest.  äs  as  den  vocal  nicht  kennt,  cf.  ved.  ds.  Seine  eigent- 
liche stelle  hat  i  in  der  II  und  III  sg.  des  s-aorists:  andisls 
anäisU,  a-hodhis  a-hödhit  statt  -iss  -ist  (cf.  I  sg.  abödhüam); 
mit  letzteren  formen  vergleicht  Fick  ferds  etc.  Worauf  der 
unterschied  zwischen  ^  und  i  beruht,  ist  noch  nicht  klar,  ist 
auch  für  uns  weniger  wichtig.  Dagegen  wäre  zu  zeigen,  dass 
skr.  *  im  Lateinischen  d  entsprechen  kann.  Diesen  nachweis 
hat  Fick  nicht  zu  erbringen  vermocht.  Dass  in  den  praesen- 
tien  mai  rid^iaai,  didoaai  ein  altes  praeteritum  mit  ä  erhalten 
sei,  ist  nicht  wahrscheinlich;  die  letzteren  bildungen  sind  ohne 
diess  dadurch  als  junge  charakterisiert,  dass  zwei  vocale  un- 
contrahiert  neben  einander  stehen;  das  praeteritum  dvid^eav 
kann  kaum  aus  altem  *aved-eaav  gedeutet  werden,  da  die  wurzel 
dhS  keinen  s-aorist  bildet.  Die  I  sg.  des  a-praeteritums  soll 
la  sein,  während  doch  dem  lat.  eram  gr.  *eav  entsprechen 
müsste.  Die  jonischen  formen  II  sg.  sag  II  pl.  ears  haben 
kurzes  a,  das  wir  also  auch  für  die  III  pl.  ^v  aus  *k'(xv  anzu- 
setzen haben.     Es  bleibt  also  die  erklärung  des  ä  noch  zu  finden. 

Zuerst  fassen  wir  die  bildung  '*fvdin  *füäs  *fvöi  in's  äuge. 
Kann  dieselbe  alt  sein?  —  Um  die  schwache  form  bhüv-  in 
skr.  abhüvam  babhüvur  statt  der  zu  erwartenden  bhüv-  zu  er- 
klären, nimmt  Osthoff  (Morph,  unters.  IV,  388  ff.)  eine  ana- 
logiebildung  an,  die  im  Sanskrit  kaum  belegt  ist,  die  jedenfalls 
im  betreffenden  falle  selbst  weniger  gebräuchliche  verba  nicht 
kennen  (cf  jüjuvur),  nämlich  Übertragung  des  bhii-  aus  formen 
wie  babhü-yät.  Dass  eines  der  gebräuchhchsten  verba  mehr 
veranalogisiert  worden  sei  als  alle  andern,  ist  durchaus  unwahr- 
scheinlich ;  diese  erklärung  kann  also  nicht  die  richtige  sein.  — 


Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä.  285 

Wir   kennen  von  unserer    wurzel   bis  jetzt  zwei  Gestaltungen : 

I  skr.  bhav-  {*bheu),  schwache  form  bhu  oder  5/m,  11  skr.  bhavi- 
(*bheua),  schw.  form  bhti  (aus  bhiiä).  Auf  eine  dritte  weist 
das  avest.  perf.  baiiäua  statt  Hawätia  zum  plural  bäbuare  (aus 
babuu-).  Bartholomae  (Handb.  der  altir.  dial.  §  136  anm.  2) 
erklärt  zwar  bauäua  als  bloss  orthographische  abweichung,  da 
sich  auch  sonst  ii  für  w  geschrieben  findet.  Diess  widerräth 
jedoch  das  skr.  babhiw-.  Ich  sehe  darin  eine  dritte  wurzel- 
gestalt  bhuati,  die  sich  zu  skr.  bhavi-  (bheuä)  verhält,  wie  gr. 
rti-q)av-cr/.a)  äol.  cpav-og  zur  wurzel  bhd^).  Man  könnte  nach 
der  analogie  von  cpä  q>av  eine  vierte  gestaltung  als  mittelstufe 
zwischen  bheua  und  bJmaxh  ansetzen,  nämlich  *bhuä ;  diese  hätte 
sich  im  italokeltischen  "^blmäm  erhalten.  Aber  nothwendig 
ist  diese  annähme  nicht,  wie  ich  im  folgenden  zu  zeigen  ver- 
suchen will.  —  Die  starke  form  der  dritten  wurzelgestalt  musste 
hhuäij.  lauten,  die  schwache  vor  consonanten  zwar  auch  bhü-, 
wie  II  und  ev.  I,  a,ber  vor  vocalen  bhüu-  (aus  bJmäu-),  nicht 
bhüu-. 

Die  III  sg.  perf.  war  also  arisch  *bab]mtma,  woraus  avest. 
bauäua  mit  u  aus  bic:  der  stamm  des  plurals  war  babhüxi--, 
skr.  babhüvur  part.  babhüvän;  regelmässig  ist  auch  der  vedische 
Optativ  babhuydt.  Dass  die  Stammform  des  plurals  in  den 
Singular  übertragen  wird  und  umgekehrt,  ist  eine  häufige  er- 
scheinung;  hier  kam  überdiess  dazu,  dass  die  form  %abhväva 
eine  vielleicht    unbequeme    lautfolge  bot.     Daher  skr.   babhüva. 

Von  dieser  wurzelgestalt  wurde  auch  ein  sog.  wurzel-aorist 
gebildet.  Wir  versuchen  ihn  zu  reconstruieren :  I  sg.  vor  con- 
sonanten und    in  pausa   *e-b1mäum^    vor    vocalen    **-bhiiäum, 

II  sg.  **-bhuäus,  III  sg.  **-bhiiä2it,  I  pl.  *-bliüm . .,  II  pl.  *-bhüte, 

III  pl.  *-bhimtit.  Ich  habe  -bhitäum  -bhiiäus  -bhuäut  mit  zvi ei* 
versehen,  weil  sie  sich  schon  in  der  grundsprache  zu  -bhuäm 
-bhuäs  -bhiiäf  contrahieren  mussten.  Diess  zeigen  ^dies  *d{em 
*gt'ds  *gvÖ7na.us'^*dieus**dieiwi**gi^dus**gvdum,  vgl.  skr.  dyäin 
gäm  gr.  Z?jg  Zfjv  ßcog  ßüv  lat.  dies  diem  bös  ^).  Also  lautete 
dieses  praeteritum  *e-bh7cätim  oder  *-bhudm ,  ^-bhiiäs,  *-bJmdt, 
*-bhiün..,  *-bhüte,  ^-bkuunt.     Nirgends  so  häufig  wie  in  wurzel- 

^)  Vgl.  Bezzenberger  Beitr.  III,  169  S.  *)  S.  Bartholomae, 
Arische  forschungen  I,  40.  Diesem  stimme  ich  bei ,  wenn  er  skr.  dydus 
gdus  für  secundäre  reconstructionen  erklärt;  den  aasgang  -dum  hat  das 
Sanskrit  nie  geduldet. 

Beitrüge  z.  knnde  d.  ig.  spraohen  VIII.  20 


286  R.  Thurneysen 

aoristen  auf  langen  vocal  wurde  der  ausgleich  des  Singular-  und 
plural-stammes  vorgenommen.  So  entstand  der  Singular  skr. 
{a)bhüvam  bhüs  hhüt  gr.  qivv  cpvg  q)v.  Neubildungen  sind  die 
I  sg.  abhuvam,  die  vereinzelt  im  Rgveda  vorkommt  neben  dem 
auch  dort  gewöhnlichen  abhuvam  (Whitney,  Ind.  gramm.  §  830) 
und  die  III  pl.  a'q)vv,  die  sich  nach  6xrav  etläv  und  ähnlichen 
verwandten  bildungen  gerichtet  hat.  Umgekehrt  ist  das  La- 
teinische und  das  Irische  verfahren;  hier  hat  auch  der  plural 
die  starke  form  angenommen:  lat.  '*fudmus  (-bämus),  *fuätis 
{-bätis),  fuant  air.  *bam  bad  bat.  Vielleicht  steckt  in  treme- 
bundus  (aus  -bunt-nos)  das  dem  griech.  cpvg  entsprechende  parti- 
cipium  mit  schwacher  stammgestalt ;  doch  kann  der  stamm  auch 
*fuont-  sein. 

Das  perfectum  des  Lateinischen  und  Keltischen  wird  wohl 
auf  dieselbe  wurzelgestalt  zurückgehen.  Ir.  I  sg.  bd  III  boi 
können  ebensogut  aus  älterem  ^bvova  oder  '^bväva,  *bvdve  oder 
*bväve  als  aus  %öva  *bove  entstanden  sein.  Altlat.  füit  könnte 
allenfalls  auf  *fvdv-  zurückgehen;  näher  liegt  die  schwache 
Stammgestalt  */'wv-'). 

Also  italokeltisch  *bJiuäm  Hlmäs  *bhudt  sind  altererbte, 
grundsprachliche  bildungen,  die,  als  augmentlose  formen,  sowohl 
der  Vergangenheit  als  dem  conjunctiv  (und  futurum)  zum  aus- 
druck  dienen  konnten.  Ist  nun  anzunehmen,  dass  von  diesem 
einzigen  zeitworte  aus  alle  die  neubildungen  mit  ä  ausgegangen 
sind?  —  Unmöglich  ist  es  nicht,  da  es  eines  der  gebräuchhchsten 
verben  ist,  und  da  wir  es  auch  im  perfectsystem  später  einen 
tiefdringenden  einfluss  ausüben  sehen  (s.  die  vorige  anm.);  man 
vgl.  auch  osk.  dienst  tribarakattuset  umbr.  bennst  benwent  neben 
osk.  fiist  umbr.  furent.  Besonders  weit  sind  die  aorist-injunc- 
tive  der  wurzeln  dhe  (ital.  pi  fe)  und  dö  in  der  assimilation 
an  fiiam  gegangen ;  belegt  sind  die  formen  fuat  =  faciat  ( L  o  e  w  e , 
Prodr.  363),  im  compositum:  creduam  creduds  creduat^),  von 
dare:  ne  duäs  (Neue,  Formenl.  II',  441  f.).     Diese  anbildung 

*)  Gewiss  ist  die  von  Brugman  (Morph,  unters.  III,  51'^)  ausge- 
sprochene vermuthung  richtig.  Altlat.  *ftlvi  *ßhit  wurde  als  fil  -|- "» 
fü-\-vit  gefühlt  und  darnach  amd-vi  fini-vi  di'Ü!-vi  gebildet,  vielleicht 
auch  n&ch  fiö  {*fi/(!)  fui :  sapiö  sapui,  Holiö  salui,  habeö  habui  etc.  •)  Diese 
formen  verbieten  die  Zusammenstellung  von  fuat -faciat  mit  gr.  yi'w 
(Ost hoff,  Morph,  unsers.  IV,  25);  im  Lateinischen  besitzt  ja  die  wür- 
ze] fu-  die  factitive  bedeuiung  nicht. 


Der  italokeltiBche  conjunctiv  mit  ä.  287 

ist  wohl  zur  differenzierung  des  injunctivs  vom  indicativ  des 
aoristes  eingetreten ;  letzterer  blieb  indicativisch  und  verdrängte 
später  das  reduplicierte  praesens,  vgl.  do  das  dat  (für  *ddm 
*d6s  *döt)  dämus  dätis  dant,  ebenso  credirmis  credüis  etc.  üebri- 
gens  ist  es  nicht  noth wendig,  ftiam  fuäs  fuat  allein  die  Um- 
bildung der  Wurzelaoriste  zuzuschreiben.  Die  spräche  besass 
ja  weitere  aoristformen  gleicher  endung,  von  «-wurzeln.  Be- 
zeugt ist  uns  der  injunctiv  hdat  (s.  oben)  vom  stamme  Üd-i 
er  ist  identisch  mit  gr.  srXä  ohne  augment.  Tidat  i*tllät)  ver- 
hält sich  zu  -tXä  genau  vrie  fuat  zu  *fvät  -bat  ir.  bd  (s.  Ost- 
hoff,  Morph,  unters.  IV,  354  ff.).  Solche  formen  werden  bei 
der  neubildung  mitgewirkt  haben. 

Als  resultat  unserer  Untersuchung  stellen  wir  die  bildungs- 
reihe,  die  wir  stufe  für  stufe  aufwärts  steigend  verfolgt  haben, 
nach  dem  vermuthlichen  gang  der  entwicklung  zusammen: 

Das  älteste  Latein  besass  einen  aus  der  Ursprache  stammen- 
den formencomplex  *fväm  '^'fräs  etc.,  der  sowohl  als  praeteri- 
tum  wie  als  conjunctiv  (und  futurum)  fungierte.  In  ersterer 
function  wirkte  derselbe  auf  die  unthematischen  praeterita  ein,  zu- 
nächst wohl  auf  das  sinnverwandte  *esiii  *es  *est  etc.,  welches 
er  zu  *esäm  eram  eräs  erat  umgestaltete  ^),  secundär  auf  die 
plusquamaoriste  (*dei'xism  —  *deixisäm  —  dixeram)  und  die  plus- 
quamperfecta  (*f  j<^2«/?sw  —  *tidudisäm—tutuderam).  In  Verbindung 
mit  einem  Infinitiv  umschrieb  er  das  imperfectum.  Als  injunctiv 
bildete  er,  unterstützt  von  anderen  «-formen  wie  tulam,  die 
Wurzelaoriste  wie  *gvenni  Hagm  zu  venam  tagam  etc.  um.  Der 
bedeutungsunterschied,  der  ursprünglich  zwischen  dem  praes. 
conj.  und  diesen  d-injunctiven  bestand,  verwischte  sich;  letztere 
mischten  sich  mit  alten  a-conjunctiven  des  praesens  wie  sistat 
Unat.  Die  alten  aorist-injunctive  assimilierten  sich  daher  dem 
praesensstamme  {veniam ,  tangam)  und  ermöglichten  so,  dass 
von  jedem  praesensstamme  ein  a- conjunctiv  gebildet  werden 
konnte  (feratn).  Doch  erhielten  sich  einzelne  alte  formen  noch 
lange  zeit.  Der  alte  thematische  conjunctiv  des  praesens  {tätiget) 
und  der  neue  conjunctiv  mit  d  {tagat  tangat)  theilten  sich  all- 
mähg  in  die   beiden  functionen  dieser  formencomplexe ,  indem 

')  Dass  die  wurzelgestalt  sd  eine  ursprachliche  ist  (Brugman, 
Morph,  unters.  I,  35),  scheint  mir  nicht  erwiesen.  Der  vocal  in  ftja^a 
erj  war  altes  i,  wenn  Brugmans  deutung  von  der.  ivri  richtig  ist. 

20* 


288      R.  Thurneysen  Der  italokeltische  conjunctiv  mit  ä,. 

der  erstere  ausschliesslich  zur  bezeichnung  des  futurums,  der 
letztere  des  modus  conjunctivus  verwendet  wurde.  Nur  die 
I  sg.  konnte  auch  im  futurum  den  ^-formen  entlehnt  werden 
(dicam  neben  dke)  und  war  später  allein  gebräuchlich. 

Aehnlich  wie  im  Lateinischen  wird  die  entwicklung  im 
Keltischen  vor  sich  gegangen  sein ;  eine  zeit  lang  war  sie  offen- 
bar beiden  sprachen  gemeinsam. 

Schliesslich  noch  ein  wort  zu  den  irischen  futuren  und 
conjunctiven,  welche  vom  perfectstamme  gebildet  sind:  III  sg. 
for-cechna  (perf.  -cechuin),  do-bera  aus  *hehrät.  Man  könnte 
darin  alte  praeterita  zum  perfect  (plusquamperfecta)  vermuthen. 
Doch  nur  die  II  und  III  sg.  und  die  II  pl.  zeigen  durchgängig 
das  a;  in  der  I  sg.  ?,iQh.t  for-ceclmn(^-ceconö  oder  *-cecawö)  neben 
dem  Simplex  cechna-t  (-am+  t).  In  derl  und  III  pl.  doberam  dobS- 
rat  fallen  beide  bildungen  zusammen.  Es  ist  daher  vorsichtiger, 
eine  anlehnung  an  die  «-conjunctive  des  praesenssystems  {do-bera) 
anzunehmen. 

Es  bleibt  ein  dunkler  punkt  bestehen,  die  bildung  des 
Stammes  bhuäu-  neben  bhetiä-  und  bheu-.  Die  erklärung  der 
bildung  der  verbalstämme  und  im  besondern  der  tempus-,  besser 
der  zeitarten-stämme  liegt  eben  noch  im  schoosse  der  zukunft; 
hoffentlich  nicht  mehr  lange! 

Jena.  B.  TJiurnei/seti. 


E.  Wolter  Zum  infläntischen  lautgesetz.  289 


Zum  infläntischen  lautgesetz. 

Zu  dem  o.  VII.  273  behandelten  lautgesetz  über  den 
Wechsel  von  Ö  und  ä,  gebe  ich  nach  meinen  im  sommer  1882  an 
ort  und  stelle  gesammelten  materiahen  zur  „ethnographie  der 
Letten  des  Witepsker  gouvernements"  noch  weitere  belege,  mir 
vorbehaltend  abweichungen  später  zu  behandeln.  Worte,  die 
nicht  mehrfach  in  meinen  Sammlungen  vorkommen,  werden  ein- 
zeln mit  genauer  angäbe  des  ortes  ihrer  fixirung  angeführt 
werden.  D.  bedeutet  Dünaburger,  L.  Ludzener  und  R.  Rosittener 
(russ.  Rezicaer)  kreis.  Die  im  jähre  1869  in  dem  magazin  der 
lettisch  literarischen  gesellschaft  (14  2. 162)  abgedruckte  Samm- 
lung infläntischer  lieder  wird  von  mir  nur  vergleichsweise  be- 
rücksichtigt. „Die  Sammlung  —  heisst  es  in  der  Vorbemerkung  — 
ist  von  besonderem  werth  durch  den  eigenthümhchen  dialekt 
der  Kreslavischen  gegend".  Dies  gilt  offenbar  nicht  für  alle 
daselbst  gedruckten  lieder,  etUche  tragen  deutlichst  das  zeichen 
des  ei  (statt  ai)  -dialektes  an  der  stirn,  so  z.  b.  das  interes- 
sante sonnenhedchen  auf  p.  193.  lej,  geida,  hei  (=  laj,  gaida 
kai)  sagt  man  nur  in  ganz  bestimmten  gegenden  an  der  Uv- 
ländischen  grenze  von  Birzen  (Bouifacowo  angefangen)  bis 
nach  Bolwa,  Marienhaus  undBaltinow.  Kel  statt  kai 
kommt  ausserdem  noch  in  Landscorona  in  demselben  kreise 
an  der  weissnissischen  grenze  vor. 

In  den  im  folgenden  beigebrachten  texten  ist  Z,  wo  nicht 
ausdrücklich  als  erweicht  bezeichnet  oder  falls  es  nicht  vor 
erweichendem  i  und  e  steht,  als  guttural  (also  =  poln.  t)  aufzu- 
fassen. Das  deutsche  dentale  l  kennt  der  polnische  Lette  gar 
nicht,  a  und  ii  verkUngt  in  den  endsilben  häufig,  besonders 
in  dem  von  mir  am  längsten  beobachteten  Preilen'schen  dialekt, 
zu  M  =  russ.  bulgarisch  ^  ^).  en  bezeichnet  den  eigenthüm- 
hchen diphthong,  der  an  stelle  von  ü  (uh)  im  infläntischen  Let- 
tisch zu  hören  ist —  Von  den  beregten  dialektischen  eigenthüm- 
lichkeiten  spricht  zum  ersten  mal  der  Verfasser  der  „Lotavica 
grammatica  in  gratiam  illorum,  qui  lumen  doctrinae  Christianae 
sedentibus  in  tenebris  et   umbra  mortis  afferre  Student.     Anno 

*)  Oft  fällt  dieser  vocal   ganz    weg,  so   dass  gol<r  und  lozd^  (acc.)  zu 
goU  und  lost  werden. 


290  E.  Wolter 

1737  Vilnae  soc.  Jesu"  i)  in  folgenden  worten:  „Diphtongus 
„uu*^  qua  soli  Livones  raro  utuntur,  v.  g.  mmis  nimiz  nostra 
aetas,  poni  potest  loco  septimo.  Curlandus  dicit  muhs  muhz. 
Invicem  tarnen  se  intelligunt ,  etiamsi  habeant,  diversos  dialec- 
tos,  quarum  alias  hie  accipe: 

non       =  liv.  na      curl.    nae 

frons     =  —  pire      —    ^;ec>*e 

mons     =  —   Jcolns     —     kalns 

manus  =  —  ruhka  —    rohJca 

magnus=  —  lils  —  leels'^. 
Von  einer  bezeichnung  der  tonqualitäten  nehme  ich  so 
lange  abstand,  bis  es  mir  vergönnt  sein  wird,  ein  zweites  mal 
an  ort  und  stelle  die  notirten  texte  zu  controliren.  s  für  scA, 
c  für  tschy  ä  und  e  für  den  breiten  bez.  spitzen  e-laut  u.  a.  m. 
verstehen  sich  von  selbst. 

1)  ,,kozu  bolss"'  hochzeitsweise,  aber  halsian  bei  Man  teuf  fei 
1.  c.  p.  204  nr.  157  „skan  halsian  rejta  agry". 

2)  holta  die  weisse;  *a/'**  weiss  advb.:  „kara  meites  smarid 
mola  (mahlen)  bal'si  drebes  hallnawa'''-  (Swal'by  D.).  —  n.  pl. 
hoUi  dat.  holtlm:  „sowim  boltim  bölenam". 

3)bondys  (=  bondas)  aussaat,  welche  dem  knecht  vom  wirthe 
als  lohn  gegeben  wird: 

kam  mosenai  hondys  seja 
molutä  kalneiiä.     (Kr.  D.)  , 

4)  „sorkons  hontos  saslnot^^  rothe  bänder  zusammenzubinden. 

5)  „sa  gul  munas  borojens  (oder  borotais)''''  ernährer,  aber 
„kaida  gorda  bareihene'-'-  welch  eine  süsse  nahrung. 

6)  bosa  die  barfüssige :  „solta  rosa,  pati  bosa"  u.  s.  w. 

7)  „ wäcojam  brütxjonam'^  dem  alten bräutigam cf.  schl.  hvnigmis. 

8)  izat^olas  er  theilt  sich  ab,  trennt  sich  von  seiner  Verwandt- 
schaft, ura^vsich  einen  neuen  hof  zu  gründen.  —  „izdaleja  tu 
naudu  iz  ubogu"  er  vertheilte  das  geld  unter  die  armen. 


*)  Auch  erwähnt  in  der  bibliographio  der  Schriften  über  die  Urein- 
wohner der  baltischen  lande,  vcrfasst  von  hr.  Baron  und  veröflfentlicht 
russisch  in  den  Zapiski  der  geographischen  gesellschaft  zu  St.  Petersburg 
ethnograph.  abtheilung.  Bd.  II  sub  n.  70  unter  dem  titel  „VRasare^b 
coqiiHeiiin  o  Kopeiiiiijix'b  hciitcihmi  n|iti6n.iTii1<-Knro  Kpan".  Den  einblick  in 
diese  seltene  grammatik  verdanke  ich  der  gute  und  liebouswürdigkeit  des 
canonikus  Jalowiecki  zu  Kreslavka. 


Zum  infläntischen  lautgesetz.  291 

9)  dora  er  macht  in  dem  häufig  wiederkehrenden  versanfang 
„cTrulits  olu  dora'-'-.  Aber  „diw(i)  dorbi  nadareit^^  (inf.).  Prät. 
dare{i)ja  hat  gemacht.  Fut.  knpadareis!  was  soll  man  machen! 
1  p.  dareis(u);  1  p.  pl.  (ku)  darislm; 

darinatca:  „weituls  zorus  darinowa  (bildet),  äs  darinow' 
wainuceri"  (Kreslavka); 

darbenu :  „beus  darbenu  padareit^^  (Isnauda  L.).  darbiniki 
die  arbeiter.  „dorba  (gen.)  namocej".  „d&rbam  wuico"  (dat.  pl.). 
„ni  darbena  izwuikuse"  (Kreslavka). 

10)  drogavoj :  „ku  mäs  jam  tad  dareisäm,  kai  jis  i  numyris  mens 
drogavoi'-'-  was  sollen  wir  nun  machen,  wenn  dieser,  obschon 
gestorben,  uns  dennoch  fortmartert,  schl.  dragät. 

11)  pasagloboua  verwahrte,  versteckte.  Imp.  pasigJoboj  (dre- 
bes).  „ju  paglobmca  aukstä  kolna  zam  zal  u  bärzu"  sie  begruben 
sie  in  einem  hohen  hügel  unter  einer  grünen  birke  (Kr.  D.)  „Kur 
jus  mani  globosU?''  wo  werdet  ihr  mich  begraben?  „kur  jus  mani 
globaicot?*'^  (in  einem  liede). 

12) gobols stück:  „pajäm  simgobolu"^  u.  s.w. — gabaleri (dem.) 

13)  gods  jähr  (=  russ.  godh).  —  acc.  god{ii)  r.  godü  (Pr.  D.). 
j.pordzeiwoju  winu  godu,  pordzeiwoju  ütru,  iz  tresä  gadenä 
sajämu  prötu"  (Isnauda  L.).     par  gadenu. 

14)  gols  ende,  gold  (loc.)     (Pr.  D.). 

Ceiruls  olu  dora 

is  to  mita  gold, 

wel  na  tai,  wel  na  tai 

soksim  wel  us  gola  u.s.w.  in  infinitivum. 
golu  (acc.) :  apteceja  golda  golu 

bicereiti  rücena  (Preilen  D.) 
golam  entzwei  ,Jäm  tos  speiles,  lauz  golam"-  (ib). 

Ej  golä  (geh  fort)  tu  weja  mot'e, 

napeut  ilgi  wokorä  (Rozanowo  L.). 
PI.  nom.  goli:  „obi  goU  skolim  dag". 

galena  endchen ;  loc. :  „sestis  golda  galena"^  (in  einem  weih- 
nachtslied  oder  kol'adka  aus  Preilen). 

cf.  auch  pagaleite  dem.  holzscheit.  schl.  pagals. 

15)  golds  tisch,  gen.  golda,  acc.  (per)  goldu  über  den  tisch, 
n.  pl.  goldi:  naw  elksna  taidi  goldig 

kaidi  goldi  uzuler. 
dem.  golden-,  oj  golden,  oj  golden^ 

kai  tew  skaiski  pidareja. 


292  E.  Wolter 

Ap  tewimi  veiri  sadi, 
\  kai  rasnerii  üzulen.     (Bykowo  R.). 

16)  ^ülwa  köpf,  loc. :  „a  jis  klidz  wisa  golwä"  aber  dieser 
schreit  aus  vollem  halse.  —  golwu  (sasuköt). 

galwena  nom,    galwen  acc. 

gludu  galwin,  issükoj 

ar  tautam  nuldoma. 
„galwenu  grüzedams"  den  köpf  drehend  (vom  pferde). 

17)  gons  hirte,  gen.  go?ia  (aplein  man  begrüsst  den  hirten). 
n.  T^X.goni  die  hü'ten  — ganeiha  r.  nu  ganibas.  —  ganeidam{a)  part. 
—  gonos  auf  die  weide:  „ganieja  meita  ^owös"  das  mädchen  hütet 
das  vieh  (Pr.  D.).  —  Inf.  ganeit:  „dzenam  güwu  pagmieiP'-.  gona 
hütet  im  Georgslied:  „Tul'i  tul'i  izpTgul'i  iz  tu  jauka  pure  mola! 
Swate  Jure  zirgus  gona'^  (Zwirzden  L.). 

wisi  goni  (n.  pl.)  izdzenuse, 

ar  bosömi  kojeriom, 

pagaidöt  jeus  ganeni 

koc  teiruma  galeriä  (Landscorona  L.). 

18)  gona  genug,  gon  wol  ,jira  gon"  es  ist  wol. 

19)  gorda  süsse  (bariberie)  aber  adverbial  gc^rzi  wohl- 
schmeckend (Korsowka  L.). 

20j"gost8  gast,  goAka  gaSte^.  n.  pl.  gosti  acc.  pl.  gostes.  — 
izgasteja  (jei  jo)  sie  nahm  ihn  omentlich  auf. 

21)  „kai'lapena  ^ro6öc?a/wfa)"  (Isnauda  L.)  wie  ein  blättchen 
raschelnd  von  sohl,  grahu  rasseln,  klappern. 

22)  isalena  gen.  v.  *isalens  nicht  isolins,  wie  Kossowski 
angiebt.     (Isalena  malejena  Bykowo  R.). 

23)kod,  kad  als;  auch  kot  gesprochen:  „kod  gribeja,  tod 
dzidoju". 

24)  kokls  hals  „ar  ku  koklu  izteireit".  iz  koHa  auf  dem 
halse  (=uz  kakla  gen.).  —  kaklens  dem. 

25)  koktä  in  der  ecke,  wisi  kokti  n.  pl.  alle  winkel.  — 
kaktinä  im  winkelchen. 

26)  „wai  rudzeit  kokureW  (Swal'by  D.)  d.  i.  =  schl.  kakarU\ 
kankarite. 

27)  „äs  iskoltu  iskapteiti"  ich  würde  eine  sense  schmieden.  — 
kaldinot:  beschlagen  (die  hufe).  —  „sudobra  kalejene"  silber- 
schmiedin.  —  „tew  sauleite  pTses  kola^'  (schmiedet).  —  kalteit 
trocknen  (wasche):  ,jjau  möseii  iskalteja".  —  „tris  wosoras  toutu 


Zum  infläntischen  lautgesetz.  293 

däls  Riga  gultu  kalitioj"  Sfrühlinge  schmiedet  der  freier  in  Riga 
das  braut-bett    (Marienhaus  L.). 

28)  koleit,  koleidz  =  kaleidz  für  schl.  kamer  während.  — 
kolei:  „kolei  saule  debesis".  koleid(?):  „koleid  drauga  driweria" 
(Swal'by  D.).  „koleit  möt'e  zogoros"  (Pr.).  —  kol'c : 

pagai(d),  pagai(d)  tautu  dals, 

kol'c  izauga  plowejin  (Kapino-Meiruli  D.). 

29)  kolns  berg.  acc.  kolnu.  n.  pl.  kolni. 

iiz  hold  auf  dem  berge,  nebenform  von  kols  (schl.  kals)  in 
einem  liede  in  Swal'by  (D.)  gehört. 

30)  komonös  loc.  pl.  in  den  Schlitten:  „kozu  jeudza  ko- 
monos^\    Aber  dem.  kamanenes. 

31)  kotKi  kanne:  j,Joneits  konu  sadauzeja,  swäta  Möra 
salaseja"  (Landscorouaj.  —  kani/ia:  „ols  kanina  rücen'a".  — 
ols-kanUe(-eite)  bierkännchen. 

32)  kos:  soka  bite  ileizdoma 

rasnaja  üzulä 

kos  dinen's  padzeivus 

da  lobaj  witin'ä,    (Dr.  D.). 

33)  kotnjs,  kotra :  ,,kotru  äs  jums  kreüde  dareju"  welchen 
schaden  hab  ich  euch  gemacht  (klagt  der  hase  dem  Jäger). 

34)  koza  ziege;  pldzers  Jensens  näbadöja 

kozu  jeudza  komonos; 

Tt  kazina  raudodama 

asarenas  slaucädama.  (Taunagi  R.). 

35)  krotedamis(es)  sich  schüttend  (Kr.  D.).  cf.  schl.  kratit 
schütteln,  rütteln,   aber  auch  krateidama   kratejnse  (Bykow  R.). 

36)  lakstei^o^a  =  lakstigala  nachtigall. 

37)  Zo6.sgut(=lops);  als  beispiel  sei  ein  Jusenlied  angeführt; 

Jüseris  (eu)  joja  lohu  zirgu, 
mani  lika  lohu  jöt'. 
Dud  diwen  lohn  jöt' 

par  Jeusena  likumin'u  (Pr.  D.  ein  lied,  welches  in 
alten  zeiten    auch   in  Stalidzanen  im   R.  k.  bekannt   war).  — 
fem.   loha.  ,ylobojam  kücenam".  n.   pl.  lobi: 
swätki  lobi  swetetisi 
kol'adu,  kol'adu.     (Pr.  D). 
labi  advb.   „tei  (d.  i.   die  mutter)    bej    lobi  wuicejuse".  — 
lobok  besser.  —  labeiba  körn:  „woi  auzeria  na  labiba^^  (Swal'by D.). 


294  E.  Wolter 

38)  lokta  hühnerstange.  —  iz  laktenis  auf  dem  hühner- 
stangchen. 

39)  lopa  blatt:  „svots  dud  po  lopai  (meitam),  dud  kl'awa 
'lopas'''  (bescLieibung  einer  lettischen  hochzeit  in  Preilen).  — 
g.  pl.  lo}m:  „diws  lo])U  {-lopas)  nadcw'a".  n.  pl.  lopes. 

lai  lopowa  damit  er  grünt,  blätter  treibt.  Inf,  lopöt.  Part, 
praes.  lopodam  grünend. 

lapena  blättchen,  pl,  lapenes,  lapenam: 

rudens  goj,  rudens  goj 

meiteriara,  lapenam: 

kreit  lapena  grlzdamo^s, 

it  meiteiia  raudodama. 
„kai  lapenes  caukstadamas"  wie  die  blättchen  raschelnd. 

40)  pilaseja  sie  sammelten  ein.  salaseifos  zusammengelesenen, 
„bite  zidu  /a^Wa/««"  (in  einem  vielverbreiteten  Johannisliedchen  mit 
dem  refrain  iTgö  oder  auch  rütö).  „ Worpenus  laseju^(ey^.  Aber : 
los(rf)  lesen:  „koleid  meitos(äs)  rikstes  los,  jau  sauleite  wokora". 
,,PalosUe  obuleri"  leset  klee  zusammen.  —  lasetrja  verbal,  subst. 

41)  lozds  g.  lozda,  lozdä  haselnussstrauch.  —  „atrun  ji  laz- 
detii^*  sie  fanden  einen  haselnussstrauch.  loc.  lazdenä?  Vgl.  das 
verschen  aus  dem  märchen  vom  „hühnchen  und  hähnchen": 

lozda,  lozda  kam  tu  leuzi? 
kamgi  mani  koza  grauze. 
Koza^  koza  kam  tu  lozdu  grauzi? 
kamgi  mani  gons  na  ganeja. 
Gans,  gons  kam  tu  kozes  naganej?  u.  s.  w.  (Kres- 
lavka  D.). 

Zid  iwena,  zTd  lazdena^ 

lela  cel'a  malend^ 

iwa  bira  holtus  zTdas, 

lozda  wara  weizulTtes.     (Marienhaus  L.). 

Lozdtty  lozda  nenulica 

lelaja  lozdowä, 

m'eusa  mösa  nuwäda 

lelajSs  tauten  OS.     (Zwirzden  L.). 

42)  macenä  dem.  im  beutel:  „tei  man  dewi  ästi  dzcrt, 
nauden'a  macenä''*  (Swalby  D.}.  —  Von  moks  (schl.  mäks) 
lasche  cf.: 

nakai  tawu  naudes  moku 
raudodama  upwakteja  (IJykowo  R.). 


Zum  infläntischen  lautgesetz.  295 

„naudis(as)  mokis  ozute". 

43)  „mfl^w^wes  rewejut' "  mohnpflanzen  jätend,  „smolkys 
mogonijs^y\ 

44)  mola :  „iz  tu  posä  püra  molä^^  dicht  am  sumpfesrand.  — 
(krista  cel'a)  malind  am  rand  des  kreuzweges. 

45)  möna  meine  fem.  zu  muns:  „wTna  mona  mösa  beja^',  „dü- 
dTt(eit)  zina  monai  mötei,  monai  mosai",  aber  häufiger  munai 
(breutei).  cf.  „nu  tos  munes  meil'es  breutes,  nu  manim^'-. 

46)  „ni  man  sTwes  (=  as)  ni  man  tnontti"'  (hab  u.  gut) ;  ,,dTwen 
dud',  kab  aiz  montii  un  lobumu  iz  itoa  (itto)  gods  mani  nara- 
dzatumetl"  gebe  gott,  dassihr  vor  hab  und  gut  mich  in  diesem 
jähre  nicht  sehen  mögeti 

47)  mots  haar :  „weij  tu  werwis,  no  munu  motu*'  (aus  einer 
romance  v.  zinge  in  Pr.  D.  gehört),  „storostas  meitena  dzaltonim 
motim*''  (mit  goldfarbenen  haaren).  —  „zaltonim  matenem"^  mit 
goldhaar.  —  acc.  pl.  motiis:  „dajauksTm  motits  zam  boltu  skeustu" 
(Istalzen  L.)  und  in  derselben  romance  (zinge)  „wel  muni  ma- 
teni  naaugusi". 

48)  nahofjs  bettler  —  nabadzen  (dem): 

wisi  lobi  pi  diwen'a, 
as  nabogs  pakal'a, 
dzerzu  dlwu  waicöjut', 
kur  palika  nabadzeh.  (Pr.  D.) 
Lipenai  nabadzei  (r.  -eite) 
ik  menesa  zTdi  byra.     (ib.). 
dat.  pl.  nabogam.  cf.  Man  teuf  fei  1.  c.  p.  201,  n.  143  wa- 
badziaticz. 

49)  tioms  küche,  besonderes  gebäude  zum  waschen,  bier- 
kochen. —  nami?ia :  oba  diwi  ileigowa  (biene  u.  mädchen) 

gotoicä  naniinä. 

50)  7iosts  bündel.  dem.  nastind  (picu  siru)  fünf  käse  im 
bündel  (Malnow  R.), 

51)  odoia  nadel.  —  „skraucesam  adatena  rükä".  „apsasprauzu 
odotoms*'  ich  werde  mich  rundherum  mit  nadeln  bestecken  (aus 
einem  kol'ada-gesange  in  Kapino  D.  gehört);  „adatenu - säXu. 
taisu"  ich  werde  einen  nadelzaun  machen  (Marienhaus  L.). 

52)  oka  brunnen :  kam  tautlti  oku  roki 

kam  tew  okas  waiadzeja? 

1)  y  =  russ.  bi  oder  dem  poln.  harten  »'. 


296  E.  Wolter 

Gona  tawam  iwdenam  (iu-) 

munu  gauda  asaren  (ase-)  (Pr.  D.) 

53)  ols  bier:  ar  ku  gostes  dzirdesTm? 

panoksnens  ar  jewdeii, 

brolelen's  ar  dziren  (säuerliches  getränk,    art 

milö  ar  alen  (bierchen!)  [limonade), 

54)  oplotä  auf  den  markt  (fahren)  cf.  bei  Ulmann  (Lex.) 
nplatneeki,  wie  in  Sesswegen  eingepfarrte  genannt  werden. 

55)  osa  scharf  fem.  a.  oss.  osoks  schärfer. 

56)  osoru :  „tacin'i  upi  no  munu  osoru^^.  osora-dzarojem  thrä- 
nen-trinker,  beiname  des  bräutigams  im  hochzeitsliede.  osorotes^) 
(wilnonetes)  beweinte  decken.  —  „asarenas  slaucädams"  sich  die 
thränen  wischend.  Den  Wechsel  von  o  und  a  illustrirt  folg.  Volks- 
lied: eij  mosen,  böreneit 

tawas  gaudas  asaren(a.s); 

kur  osora  nukreita, 

tei  pawerta  sudobreri.     (Workowa  D.). 

57)  ostoni  acht,  ashiyts  der  achte,  schreibt  der  Verfasser  der 
„Nauka  chrescianska  lotewskiem  j^'zykicm  wyrazona.  w  Wilnie 
1775".  In  der  im  jähre  1771  ibidem  gedruckten  Nabozenstwo 
ku  chci  i  chwale  boga  etc.  steht  jedoch  ostu^ö^).    . 

58)  „os^ra[u]sitä''  im  haarsieb :  „josejoj  ostra-site"'  (sohl,  asiri 
haare  des  pf erdeschweif  es). 

59)  „otworä(aji)  putes  griz"  (sc.  upe)  der  bach  wirft  im  Stru- 
del schäum  auf;  otword  loc.  von  schl.  atwars  untiefe  etc. 
Obiges  citat  ist  einer  sogenannten  rözu  dzesma  (einem  verschen 
zum  besprechen  der  rose  gebraucht)  entnommen  und  von  einem 
weibe  aus  Liksna  stammend  aufgeschrieben  worden. 

60)  jjlofa  (lopa)  breitos  Llatt:  „gon  jir  plota  kl'awis  lopa" 
(liedesanfang  Kopiuo  i'>.\ 

plateidama  (muti)  das  mäulchen  breit  machend;  „dzid  rücenes 
plateidama'^  sie  singt  die  bände  ausbreitend. 

61)  pats  selbst,  acc.  pos(a,).  pat'e  (acc).  dat.  masc.  patim. 
n.  pl.  poH.  —  fem.  pom.  dat.  pomi.  acc.  posu. 

62)  pogolms  hof:  „por  pogolmu  tacadam(a)".  —  „slauk 
pagalmeni" ;  „pagalmim  (gen.)  widenä". 

*)  es  für  a« ;  e  ist  hier  ein  unbestimmter  laut,  der  sich  z.  b.  in  Preilen 
zu  einem  dem  buljf.  t,  (ü)  ähnlichen  laut  vorflüchtipt.  *)  Dieses  werk 
sah  ich  ebenfalls  beim  canouicus  Jalowiocky  durcli. 


Zum  infläntischen  lautgesetz.  297 

63)  pogosts  =  schl.  pagasts  russ.  pogosh :  „wisi  no  pulka  cik 
kas  turit,  mä,t\t  pogosta''^  alle  von  der  gesellschaft,  wie  viel  ihr 
habt,  werft  die  wake  d.  i.  geschenke  für  die  braut  (so  fordert 
der  Platzmeister  auf  der  hochzeit  in  Prellen  die  gaste  auf,  gaben 
für  die  braut  zu  geben). 

(54)  pologs  laken:  „zsim  pologu".  —  acc.  paladzhm,  oder 
-eiiu:  „ar  bolta  paladzenu''  mit  einem  weissen  kopftuch. 

65)  porads  sitte,  Ordnung:  „musen  pT  jös  porads  taids"  (in 
einem  hochzeitsliedchen  aus  Prellen  D.).  [museti  bedeutet  dasselbe 
was  nmseit  (Ulmann  Lex.)  ^)  vielleicht  und  ist  offenbar  ein 
russischer  eindringling ,  übrigens  eine  partikel,  die  durchaus 
häufig  in  der  Umgangssprache  vorkommt.  Musen  ist  gleichzu- 
stellen weissruss.  moze{H)  hijch  (cf.  Nosovic^)].  „Palik  dina 
poi'odä^'  der  tag  blieb  in  schuld  (Meiruli-Kapino  D.). 

QQ)  prosa  3  p.  sg.  u.  pl.  reflex.  prosös.  fut.  praseis  3.  p. 
pl.    inf.  2)raseit:  „wajag  papraseit".  cf. 

leudzen  leudzu,  prasU  prosu 

atdüt  munu  wainucen; 

cik  leugus'a,  prasejusa  u.  s.  w. 

67)  airodu  ich  fand,  atrasti  (inf.):  „ka  man  sowu  Tauda- 
wen'u/  staw  atrasti  wokorä"  (Pr.  D.).  Vgl.  bei  Manteuffel- 
Plater  lied  n.  112  „Es'  atrodu  atradinij  swata  dinä  ganiej- 
dama  I" 

68)  rogs  hörn.  n.  pl.  rogi.  „izlej  koktä  kai  kozarogs'-'-  (Pr.). 
„ap  roglm^  um  die  hömer  (Pr.  D.).  „ap  rogowim  (appuskoj 
güwys  ar  wairiuku)"  (Kr.  D.).  —  radsens  blashom  „Tul'i,  tul'i 
skan    ninus  radzens'^. 

69)  rogona,  rogo7iai(d&t),rogotm  (acc.)hexe=r«^rtwa(schl.). 

70)  rogoicas:  jeüdzet  kozic  rogoicas; 

wilkam  labi,  wilkam  labi 

ni  jam  rotii,  ni  rogow  u.  s.  f.  (Bykow  R.). 

71)  roÄ,-5/a  näht,  „raksteites  kamatie/ies"  hunthemalte  Schlitten. 
^,rakstltom  krepit'em"  mit  buntgeschmückten  mahnen  (vom  pferde 
gesagt),  „äs  rakstemi  grömotu"  ich  werde  einen  brief  schreiben. 
Vergl.  den  Wechsel  in  einem  und  demselben  liede: 

as  so  warn  mllajämi, 
mTl'us  skeusterius  nurdkstej. 

*)  In  einem  von  mir  in  Korsowka  aufgeschriebenen    liede   heisst  es 
,^moieid  kaidi  gosti  braue".     Vielleicht  etc. 


298  E.  Wolter 

Apleik  rokstu  mil'us  wordus, 
widä,  sirdi  Iraksteja.     (Meiruli-Kapino  D.). 
raksteidama  nähend. 

72)  rosa  thau;    oft  ist  rose,   ein  unbestimmter  laut  e  statt 
a  zu  hören.  —  dem.  rasetia. 

73)  rots    rad;  aber  dem.  ratenim:  „ar  sudobra  ratenim". 
„Nu  diwen  rotu  prosa,  klusam  tak  diwa  rof'(i)'*  d.  i.  n.  pl. 

74)  „welejas,   skolejas  (-ojas)  straujes  upes  malin'a".    Von 
skalüt  spülen,  ausspülen. 

75)  „lauzeit  skolu*^  brechet  pergel,  späne.  u.  s.  w. 

76)  skongole(\)  pergelendchen,  Stückchen  v.  lichtspan,  schl. 
skangals:  „Madal'es  skreineit'e  skongole  skräp"  (Kr.  D.). 

77)  aiz  osoma  püra  zol'e 
zidit  nazTdej; 

aiz  skorhuma  svesa  mot'e 
runati  narunoj  (Landscorona  L.) 
von  skorbunis  strenge,  Unfreundlichkeit. 

78)  „mosai  sÄ;orrfa- wainuceii"  der  Schwester  einen blech-kranz. 

79)  „Iwes  zTdi  smordä  lobi"  die  blüthen  des  faulbeerbaums 
sind  gut  durch  ihren  geruch  v.  schl.  smards. 

80)  „ar  smolku  dobuleri"  mit  feinem  klee.  n.  pl.  smol'ki: 
„kur  palika^)  smolki  l'eiti?"  —  smatki  fein  advb. 

81)  soka.  imperativ  pasok,  pasokit.  prät.  sdceja  gesagt  hat, 
sagte;  pasaceja  in: 

man  mamena  pasaceja 

tautenos(i)  wadidam 

cTma  ilgi  näsedat 

saime  borgi  nadzeiwot  (Pr.  D.) 
ist  seltener,  als  päsceja  u.  päsce.    Inf.  pasceit  für  pasäceU.  Fut. 
1.  p.  sg.  äs  pas{ä)ceis  ich  werde  sagen  u.  s.  w. 

82)  solds  süss.  —  soldoki-ni  piizenai'tschl. snlduksnes  (Ulmann). 

83)  sola  im  dorfe.  —  salena  (dem)  (D.)  pi  salenäs  bei  der 
insel  (Bolwa  L.).  „Metis  jeuro  salenä^^  falle  auf  die  meeresinsel 
nieder  (vom  vogel  gesagt)    (Kapino  D,). 

84)  solts  kalt;  „solti  weji"  kalte  winde,  lui.sasalt  (man  sottu- 
m4)  n.  127,  Man  teuf  fei  1.  c.  p.  197  frieren  vor  kälte.  Sclna 
frost:  „nadüdrt  taides  so/«PS,  kaida  solna  su  rüden"  (Bykow  R.). 

85)  pa -sorgrow'M  ich  habe  bewacht. 

*)  li  in  palika  wird  wie  russisches  .ii.i,  ly  gesprochen. 


Zum  infläntischen  lautgesetz.  299 

86)  „tew  sorkoni  obolteni"  (Swal'by  D.).  „Lai  teceja  sar- 
kaneits^  sarkaneisi  nakausten". 

87)  spolwa  feder,  spolicu-tilts  federbrücke  (im  märcben).  — 
spahve/ia  dem. 

88)  strods  drostel.  n.  pl.  strodi.  gen.  strodu  (pulkä).  — 
dem.  stradens: 

strädens  birzen  nusedeja, 

toutTts  lobu  kumelen'u. 

Strädens  geida  seutes  laika, 

toutTts  mani  izaugut'.     (Marienhaus  L.). 

89)  toleidz  so  lange  (als  — kolCj  koleidz):  ,jis  skreideja  toleidz, 
kolc  dagöja  da  ütra  cenistei"  (aus  einem  märchen  in  Prellen 
aufgeschrieben,  wo  k  vor  e  zu  c  wird,  vgl.  ceilis  verschnittener 
eher  statt  keilis  =kuilis  d.  i.  russ.  küyj  cf.  Dahl). 

90)  sazatopa:  „diw  wilneisu  sazatopa''  zwei  wellen  treffen 
sich(?),  cf.  inf.  sazataptis  zusammentreffen. 

91)  (prozors)  trokü  von  schl.  traköt  lärmen  tollen.  — 
„äs    bej  barnus  trokoniä'^  von  schl.  trakums  tollheit. 

92)  icogota  gefurcht :  ,;  wTna  pus'e  icogota^  ütra  acata"  die  eine 
Seite  gefurcht,  die  andere  geeggt"(Zwirzden  L.)  von  schl.  icaga  furche. 

93)  icokors  abend,  acc.  wokor  (abends),  pl.  wakarenes  abend- 
essen.     „Tai  jis  poicakarenoj"  da  isst  dieser  zu  abend. 

94)  wofiogs  habicht.  uonogam  den  habichten.  „Ej  palaks 
tcanadzen,  ko  tik  auks  lidinaj?"  du  graues  habichtchen,  was 
flatterst  du  so  hoch?  (Swal'by  D.)  cf.  auch  den  liedesanfang 
„kur  tu  skrisi  wanadzen". 

95)  wosora  sommer:  so  icosor  brolenus, 

dzTdos  citi  wasarm  (Liksna  D.)  etc. 
seidu  garu  wasaren  (Bykow  R.). 

Bei  Manteuffel  1.  c.  p.  179  lesen  wir: 
pakyukojam  dzaguziejtie 
abi  winu  icosoreniu  etc. 
„paicasari  gonos  göju"  im  frühling  ging  ich  zur  weide. 

96)  pizogiise  part.  von  zagt  stehlen.  —  zaglis  dieb,  zagl'e 
diebin  cf.  „margu  zaglis  kreümen'a"  (Iznauda  L.). 

Statt  zog  {2k)  sie  stehlen,  sagt  man  auch  zug. 

97)  zornis  (=as)  eingeweide. 

98)  „zuanineicä  zwone"  im  glockenthurm  läuten  sie.  — 
y^2k\z  -  zuaneit  iz  misa"  zur  messe  zu  läuten  beginnen,  aiz~ 
zicaneja  (prät.)  (Pr.  D.).  —  ar  zwonim  mit  glocken  (Kr.  D). 


300  E.  Wolter  Zum  infläntischen  lautgesetz. 

99)  zors  ast.  gen.  zora  (zal).  dat.  pa  zorai  (?).  pa  zerna 
zorlm.  n.  pl.  (kupli)  zori.  —  zorots  ästig: 

zoröts  muns  wainucen's  (ästig), 

nalein  tautu  kletinä, 

lauzu  zoru  Tleizdama, 

ntru  izleizdama. 
zora-Jcona  (hölzerne)  giesskanne.  „zore  (==zori  n.  pl.)  leika 
Daugawa"  die  äste  bogen  sich  in  die  Düna  herab  (Swal'by  D.). 
In  demselben  liede  heisst  es  „pa  puperia  zarinam".  —  zoru  g. 
pl.:  „zaltu  zoru  wainucen".  —  nuzaris  nebenzweig  (Swal'by  D.); 
pazaris  dass.  —  zemzarite  (v.  eite)  die  kurzstämmige: 

oj  uzül'en,  zamzarite, 

meitas  towas  zoras  lauza. 

Lauzat  meitas  zoras  munas, 

atzarisu  (neben-zweige)  wTn  nalauzet. 

Lai  palika  atzarltes  (Piliskolna-Bolwa  L.). 

100)  zogors  strauch;  cf.:  „lai  braue  mote  zo^oros"  (Pr.  D.  aus 
einem  Scherzlied,  welches  in  alter  zeit  zu  Weihnachten  (neu- 
jahr,  heiHge  drei  könige)  gesungen  wurde  und  anfängt  „cigan, 
ciganbaturu,  baturu").  „a,r  zogorim"  mit  reisig.  —  io^am»  gen. : 
„muni  brol'i  kükli  skel'e  nu  deweita  zagaren^\ 

101)  zogota  elster.  n.  pl.  zogotes  (Fr.  D.) 

Zum  schluss  verweise  ich  noch  auf  folgende  ab  weichungen, 
welche  die  Man  teuf  fel'schen  texte  bieten: 

1)  1,  c.  p.  193:  „nocif  syltu  wosorme.'"  und  p.  201  n.  141 
„diewiejniom  wossorenmn"-  an  stelle  der  von  mir  beigebrachten 
a -formen ; 

2)  p.  198  und  199  n.  132  und  137  ossorenias,  welche,  wie 
das  in  n.  132  vorkommende  lej  statt  taj  andeuten,  specielle 
analogiebildungen  des  e/-dialektes  sein  könnten; 

3)  lesen  wir  1.  c.  p.  169,  n.  12  koldgnawa,  aber  n.  86 
(s.  188)  „kal  kalunejts  ku  kaldains^'  wobei  überhaupt  in  frage 
kommt,  in  wieweit  die  sänger,  von  denen  die  Heder  abgehört 
wurden,  dialektreinen  text  zu  geben  verstanden; 

4)  bUeben  in  den  Manteuffelschen  texten  unbeachtet  unter- 
schiede wie  mömulenia  und  mametuiy  die  ich  gelegenheit  hatte, 
vielfach  zu  beobachten.  Man  teuf  fei  schreibt  einfach  überall  a. 
Bei  der  form  momidena  könnte  man  an  kurzlautendes  mama 
:=  meine  (nach  Bi elenstein  kinderwort  für  mutter,  Ulmann 
Lex.)  denken.  Ed.  Wolter. 


301 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts. 

Landesmünzen:  APKA.,  APK.,  APKAAIKON,  APKAAON   Mion- 
net  IL     S.  243  f.    Nr.  1.  2.  3.  5. 

A.  Tegea. 

Münzlegenden:  TE.,  TEfE.,  TEPEATAN,  Mi onn etil.  255  f. 
nr.  65—73;  suppl.  IV  s.  292  f.  nr.  112-118. 

1)  Ross,  Inscr.  ined.  I.  7.,  wiederholt  von  Ran  gäbe 
nr,  2238,  Foucart  bei  Le  Bas,  nr.  335  a,  Röhl  nr.  94.  — 
Zur  erklärung  Kirchhoff,  Alphab.^  149. 

HOIOIAANOHEPMA . .  IHEPAKAEIiyA  >T  d.  h.: 
M 

Iloaoiöavog  'EQixä[yo]g  'H|oaxA€(o)g  ||  XaQ(i)T[wv]. 

„In  ecclesia  D.  Eliae  prope  Neochorium,  ad  radicera 
montis  Artemisii,  in  Tegeatide  ....  in  marmore  albo  . . .  quod 
muro  ecclesise  insertum  est",  Ross. 

Alle  abschriften  gehen  auf  die  von  Ross  zurück,  da  der 
stein  seither  selbst  verschwunden  ist.  In  der  lesung  bleibt  da- 
her verschiedenes  zweifelhaft,  indes  ist  die  dialektisch  interes- 
sante form  Jloooidäv,  mit  der  am  nächsten  lak.  Ilooidav  ver- 
wandt ist,  gesichert 

2)  CIG.  1520  {„Tegeae  ex  schedis  Fourmonti;  secundum 
schedas  Miltiadis . .  .slg  tö  TXa/nl  avriTCQvg  rov  xaviov  (hoc 
est  in  moschea  e  regione  deversorii)  ug  TQevhxt.av  enl  dvsXXiTtr} 
At^ov").  —  Leake,  Travels  inthe  Morea  II.  p. 48.  —  Le  Bas, 
Yoyage  arch.  taf.  VI  16  und  nr.  339,  hiernach  Röhl  nr.  96. 

0EKE.A  =    dve]^i]-K€[v]l4 

FAIITYO  "VO  faaoTioxb). 

Xevxioo^oiiijuioale  ylevxiog  M6(.i(.uog  AbIvkIov  vlog"] 

Z.  1.  „Le  Bas  seul  a  donne  les  lettres  de  la  premiere 
ligne;  il  y  en  a  en  effet  quelques  traces  sur  l'estampage,   mais 

Beiträge  z.  kande  d.  lg.  ipracben  VIII.  21 


302  F.  Bechtel 

je  n'ai  pu  les  lire  avec  certitude",  Foucart.  —  Wegen  des 
V  in  dvsd-rjxev  vgl.  e'do^ev  lAXeLÖlot  in  nr.  53. 

Z.  2.  „II  n'y  a  pas  trace  de  lettre  apres  VO  [am  Schlüsse 
der  zeile]"  Foucart. 

Z.  3.  Neue  inschrift  aus  römischer  zeit,  die  vier  letzten 
buchstaben  nur  bei  Fourmont. 

3)  Foucart  bei  Le  Bas,  V.a.,  nr.  335c.  Darnach  Röhl 
nr.  97. 

NE0EKE  = ajve'^jyx«. 

„II  ne  manque  rien  a  droite"  F. 

4)  CIGr.  1512  „Tegeae.  Ex  Guil.  Gellii  schedis  niisit 
Rosius,  qui  Interim  ediditlnscr.  p.  (VII)  initio  operis"  Boeckh. — 
Hiernach  Röhl  nr.  102. 

KAEON  d.  i.        KUiüv 

APKOIAI  l4Qxoiag 

AAMOKAEI  JaiiWKlrjg 

EPiTEAEI  "ErtiTelr^g 

5.  lOIlAZ  ^(oaiag 

KAETEAI  KXrjziag 

AANPETI  yiavTiETilßag  oder  -wv] 

Z.  6.  KXrjteag:  nicht  KXuteag,  wie  noch  Röhl  neben 
KXr]T€ag  zulassen  will. 

5)  Milchhöfer,  Mitth.  d.  d. arch.  instit. IV.  143 o  {„Thana; 
westlich  vom  dorfe  in  der  verfallenen  kirche  des  Ag.  Theodoros"). 
Röhl  nr.  103. 

KAEON  =  KUcov. 

6)  Kyprianos,  l4Q/.aöia,  19.  märz  löüO.  —  Bergk, 
De  titulo  arcadico,  ind.  schol.  Hall.  1851)/18G0.  —  Michaelis, 
Jahrbücher  für  philologie  1861  p.  585.  —  Le  Bas  340e,  nach 
neuer  durchsieht  von  Foucart.  —  Ich  benutze  einen  von  pro- 
fessor  R.  Förster  in  Kiel  mir  freundlichst  zur  Verfügung  ge- 
stellten abklatsch  der  inschrift,  den  derselbe  18Gi)  angefertigt 
hat.  —  Gefunden  bei  Piali. 

PE (pi.lo 

«l'  xav  Tt  yivrjToi  zolg  sgyiövaig  roig  iv  xol  atrol 
t'gyoL,  ooa  tÖ  egynv.  —   u^  nv  fo\-i)\iu  di  o  «t^ixy/iJf.c 
tÖv  adtyitvTa  Iv  aftigaig  tqioI  anv  tat  av  tö  aöi- 
5  XT)/^a  ytvrjTOi,  voTegov  öi  (J-v.    -Kai  oxt  ay  x[fi]ivtüvai 
Ol  igöoTrjQeg,  xvqiov  tOTut.  —   Ei  öi  noXei-io^  dia- 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     303 

xiüXvasi  Ti  Tü)v  egyiüv  xiöv  igöod^evrwv  rj  xwv 
rjQyaafiivcüv  xi  (pd^egai,  oi  XQiax.daioi  ÖLayvorro) 
XL  öei  yivea^ai,  oi  öi  oxQaxayol  noaoöo/ii  Ttotvto), 

10  ei  'Kav  öiaroi  acpeig  7t6?.e/.iog  rjvai  6  -/.CDAviov  Vj  I- 
<p&OQXü)g  xa  sgya,  XacpvQOTcwXiov  sovxog  -.axt'  xag 
TToXiog'  sl  di  xi(g)  Egycov/jOag  fiij  iy/.€X^Qrjy.oi  xolg 
e'gyoig,  6  öi  Ttole/nog  ÖLa'/.coXvoi,  aTtvdöag  to  aqyvQiov 
%(i  av  XeXaßrfKCog  xvyxävrj  dcpsioad^io  x(S  k'Qyo), 

15  sl  y.av  y.eXevtovaL  ol  egdoxfJQeg.     Ei  ö^  a[v]  xig  kni- 
avvioxaxoi  xaig  igöoasoi  xcöv  Igycov  [/;]  lvf.iaivrj- 
*voi  y.ax'  €1  de  riva  xqotzov  (pd-rjgcov,  uauiovxo) 
ol  igöoxi]Q£g  oaai  dv  deazoi  ocpEig  La^iiaL,  /.al 
ayxaov-7[a6vxco  Iv]  Irti/.QLaLV  /.ai  Ivayovxco 

20  Iv  öi/.aaxr^QLOv  xb  yivöfxevov  xöl  TiXrid^L  xag 

ta/niav.  —  Mfj  i^eoxco  ös  /nrjöi  xoivävag  y£vea&a[i] 
7t?Jov  1]  Ovo  erti  /ur^öevl  xwv  sgycov  ei  di  fir,  oq)Xixü} 
€7iaaxog  Ttevxrjxovxa  öaQx/udg'  e7te?M[^ad^ad^cüv 
di  ol  dXiaaxal  •  lfx(paivev  öi  x6^  ßoXofisvov  iTti  xoi 

25  rjniaaoi  xag  Ca/iuav.     Kd  xd  avxd  öi  v.al  sc  y.dv  [x~}ig 
TtXiov  rj  ovo  egya  i'xr]  xöiv  legdiv  ij  xcov  öa/u[o^ai(ov 
xot'  ei  ÖS  xiva  xqÖtiov,  oxivi  a/x  fi^  ol  dXiaaxa[l] 
Tcagexa^iovat  Suodrfiaöov  Ttdvxeg,  ^a^iu6[a]d-io 
y.ad^  f'y.aoxov  xcöv  TtXsovtov  eQyiov  y.axv  firj'-la] 

30  -rtevxrjxovta  öagxualg  f.iiax'  dv 

xd  i'gya  xd  nXiova.  —  il  \ö^\  dv  XL\g ]/xj^ot  xwv 

tieqI  xd  eqya  av vxix    si  öe  xi,  fxrj 

V  ei  öi  fx^,  fi^  ol  eaxo)  Xvöiy.ov 

(xrjöejio^L  dX)^  rj  Iv  Teyiai'  ei  (5*  av  Ivöi'^dKrjXOi, 

35  drcvxeiodxo)  xd  %p60g  öltiXoglov  x6  dv  öixdtr^xoi' 
e'axio  öi  y.al  xwvl  xio  iTtiLa^lo)  6  avxog  Yyyvog  OTteq 
y.ai  xcö  egyco  r]g  iv  egxeiaiv.  —  Ei  ö*  dv  xig  aQyiovtjaag 
egyov  xi  Ttogy.axvßXdiprj  xi  dXXv  xäiv  VTtaQxdvxwv 
egyiüv  elxe  leqhv  elxe  öauöaiov  eixe  ^löiov 

40  ndg  xdv  avyyqaqjov  xdg  sgöoy.av,  aTtvy.ad-ioxdxo} 
x6  yaxvßXa(fd^iv  xöig  löioig  dvaXiofxaaiv  firj  tjoacv 
7]  vndQxe  iv  xol  xqÖvol  xdg  egyioviav.  —  Ei  Ö'  dfi  fi^ 
y.axvoxdarj,  xd  iiiitd^ia  aTtvxeLixü)  TiaxdrteQ 
eTti  xolg  aXXoig  tqyoig  xoHg  vneQafxfQOig  xera'Kxoi,  — 

45  Ei  <J'  dv  xig  xcöv  iqywvdv  rj  xiöv  egya^of^iviov 

snrjQSixxCev  öiccxoi.  iv  xd  egya  rj  dyteid^ijvai  f{o)l[g^ 

21* 


304  F.  Bechtel 

STti/neXoixevoig  r/  yuxtv(pQOvrjvai  t(üv  E7titaixiün> 
Tiov  Tsrayfiivcov,  tcvqiol  sovrto  ol  igdor^Qeg 
töf-i  (.lev  sgyarav  sgöelkovreg  ig  rot  sQyot, 
50  Tov  ÖS  8Qywvav  tafXLOvtsg  Iv  STtixQiaiy,  xarccTreg 
Tog  STtiavviarauivog  ralg  sgdoxalg  yeyQarr[to\i.  — 
(jTi  o    av  egooirrj  egyov  eixe  legov  eite  oa{j.ooi\ov\, 
vTtccQXEv  Tay  xoivav  ovyygaipoy  rav[j']t  y.vQiav 
Ttog  tat  ircsg  tot  SQyoi  yEyQtt(X(.i\EvaL  öv\yyqi''p\oi\. 
Herr  professor  Förster  hat,  kurz  bevor  er  den  abklatsch 
nahm,    sich  nach  dem  steine  eine  collation  der  bekannten  pu- 
blication  von  Michaelis  angefertigt  und  mir  dieselbe  gleichfalls 
zur  Verfügung  gestellt.     Sie  berichtigt  meistens  einzelne  buch- 
staben  nach  gestalt  oder  Stellung,  ist  daher  für  meinen  gegen- 
wärtigen zweck  von  weniger  bedeutung,  da  ich  das  original  hier 
doch  nicht  wiedergeben  kann.     Nur  folgende  punkte   habe  ich 
hervorzuheben. 

Z.  28  tafXLU)[o'\d^(x}:  ta(xi[6o\d^(x)  Foucart:  „la  lettre  qui 
suit  I  est  a  moitie  briseC;  et,  sur  mon  estampage,  je  crois  recon- 
naitre  O  plutot  que  ß;  j'ai  donc  supplee  ^afxioad-io".  Auf 
Förster 's  abklatsch  glaube  ich  deutlich  die  linke  hälfte  eines 
Q  zu  erkennen,  ziehe  es  daher  vor  nach  äol.  s7ti(xeX)jo[d^^cjü  Bull, 
de  corr.  hell.  IV.  440=Beitr.  VII.  267  Caixi(6a&(o  zu  schreiben. 

Z.  30,  „am  ende  MEZTAN",  dann  ein  buchstabe,  der  E 
oder  Z  sein  kann,  wahrscheinlicher  aber  21  ist,  „weil  der  strich 
_  etwas  unter  die  linie  geht,  auf  der  die  buchstaben  stehend 
zu  denken  sind,  auch  die  anderen  züge  passen".  Auf  dies 
zeichen  folgt  P,  dann  I,  endlich  ~.  SoFörster's  angaben.  Fou- 
cart gibt  als  sicher  an  A0H  und  liest  dies  «^/^[rot],  ein  wort,  das 
schon  Michaelis  dem  sinne  nach  hier  gesucht  hatte.  Die 
züge,  die  auf  dem  mir  zu  geböte  stehenden  abklatsche  zu  tage 
treten;  bestätigen  diese  lesung  nicht,  sind  indes  so  undeutlich, 
dass  ich  keine  bestimmten  buchstaben  zu  erkennen  vermag. 

Z.  31.  Ich  hübe . . . ixT]Toi  tiTiv  mit  Foucart  als  schluss 
dieser  zeile  gefasst,  weil  die  beschaffen heit  des  abklatsches  diese 
anschauung  rechtfertigt.     Auch  Michaelis  bekennt,  dass  seine 

z.  33    (bei  ihm -Ut]toi  tojv)   „möglicher  weise 

den  schluss  von  z.  31  (bei  ihm  endigend  mit  el  [d*]«»' rtg ) 

oder  von  z.  32   (bei  ihm   lautend  negl  tä  egya  av ) 

bilden"  könne. 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     305 

Z.  45  (Mich.  47):  statt  des  schraffierten  C  hat  Michaelis 
T,  nach  Förster  ist  der  buchstab  sicher  I  gewesen. 

Z.  46  (Mich.  48)  t(o)7[s]  :  die  inschrift  durch  versehen  des 
Steinmetzen  TOI. 

Z.  52  (Mich.  54)  igdod-^:  Michaelis  unrichtig  N  statt  des 
letzten  H. 

Sonst  ist  noch  folgendes  zu  bemerken. 

Z.  2.  10.  15.  25  xav:  xav  die  übrigen  herausgeber.  Aber  xav 
ist  sonst  unerhört:  /J,  '/.iv,  y.a  sind  die  allein  üblichen  formen 
der  Partikel.  Nun  weist  der  dem  Arkadischen  am  nächsten 
stehende  dialekt,  das  Kyprische^  x«  auf;  andererseits  ist  av  durch 
viele  stellen  dieser  inschrift  sicher  gestellt.  Darum  schreibe 
ich  y.av  (=yJ-\-av)  und  berufe  mich  auf  die  homerische  Ver- 
bindung ocpQ  av  liiäv  y.Ev  II.  XI.  187;  Od.  V.  361;  VI.  259,  die 
aus  dialektmischung  nicht  zu  erklären  ist.  —  G.  Meyer,  Gr. 
gr.  s.  26  nimmt  an  y.äv  =  y.h  ebenfalls  anstoss,  will  aber,  wie 
es  scheint,  xav  als  xat  olv  ansehen.  Aber  z.  25  y.a  xa  avxa  Ss 
xal  sl  y.av  [TJtg  spricht  gegen  diese  auffassung. 

Z.  4.  54  Tal:  tai  die  übrigen  herausgeber.  Aber  dem  toI 
für  Tt5t  muss  xal  für  xäi  zur  seite  gehn. 

Z.  8  (pd^egai:  zu  diesem  beispiele  der  behandlung  von  ur- 
sprünglicher liquida  plus  spirans  tritt  ausser  ßoXo/nevov  z.  24 
vielleicht  eines.  L  e  B  a  s  337  steht  z/a  MeXixilioi  3I/xt'Ao||g 
dvi^fKe.  Die  inschrift  ist  nicht  mehr  im  arkadischen  dialekt 
gehalten,  wie  der  dativ  MshxiuiL  beweist;  aber  vielleicht  ist 
Meli-  nicht  in  MelU-  zu  ändern,  sondern  mit  äol.  iiiE?.?ux6/^eiöe 
zu  vergleichen,  bewahrt  also  eine  alte  reminiscenz.  Vgl.  indes 
den  namen  3I€i?Jyw[v~\  nr.  17  Col.  D  7. 

Z.  10/11  eq)&OQy.iög:  das  o  stammt  aus  dem  starken  per- 
fectum,  vgl.  öieq>d^0Qag  H.  XV.  128,  und  darf  nicht  mit  dem  o 
von  dor.  ygocpevg,  ark.  dey.otav  zusammengeworfen  werden,  da 
die  inschrift  Gvyyqacpog  (40.  53.  54)  aufweist,  Qo  —  Qa  =  sskr.  r 
dem  Arkadischen  überhaupt  fremd  ist. 

Z.  12  Tt(g):  correctur  Bergk's  für  Tl. 

Z.  21.  25  taidav:  genetive  auf -at- von  femininis  auf  -ä  nur 
auf  tegeatischen  inschriften,  Baunack,  Gurt.  stud.  X.  133.  Vgl. 
übrigens  die  legende  einer  autonomen  münze  bei  Mionnet 
suppl.  IV.  293  nr.  119  AOANAI .  AAEAI.  Die  endung  -av  ist 
von  den  masculinis  her  übertragen:  Leskien,  Declin.  s.  40; 
Wilamowitz,  Zs.  f.  gymnasialwesen  XXXI.  648. 


306  F.  Bechtel 

Die  Inschrift  stammt  den  schriftzügen  nach  aus  der  vor- 
römischen zeit. 

7)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  139c.  „Ibrahim  Effendi.  Vor 
der  kleinen  wenig  nördlich  vom  ort  gelegenen  kirche". 

....  OTiaL  :  xa =  [/tjffr/at  /«[^tffrjy^tovj. 

[/t](jr/at,  nicht  p£](7r/at,  wie  M.  ergänzt,  wegen  fiatiav 
Le  Bas  352 j^  =  nr.  42.     Die  inschrift  stammt  aus  guter  zeit. 

8)  Le  Bas  337  a.  „Copiee  par  moi  en  1868"  Fou- 
c  a  r  t.  —  Bruchstück  eines  architravs,  gefunden  beim  tempel  der 
Athene  Alea. 

QeQaiag. 

9)  Leake,  Travels  in  the  Morea,  nr.  50.  —  Hiernach 
Le  Bas  3376. 

^raaiag  äve&rj^e. 

10)  Le  Bas  337  c.    „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart 

....  kX^q  dve^rjxe. 

11)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  143 w.  „Achuria.  Ueber 
einem  hause". 

12)  Le  Bas  337c?.     „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 

'Egeiiiva  aved^r^s. 
Zu  ^Eqs^ha  vgl.  die  glosse  Igerrj'  erti&v/^irjt^  Hes. 

13)  Milchhöfer  Mitth.  IV.  141  ^•.  —  „Fiali;  bei  Thano- 
pulos". 

Xtdag  xidag 

aved^rjy,  dvid-r]x[s^. 

a—u4;  daneben  einmal  (z.  1)  A. 

14)  Vi  sc  her,  Archaeologische  beitrage  nr.  41.  —  Bur- 
sian,  Archaeologischer  anzeiger  1854  p.  479,  darnach  LeBas 
337  ß.  —  In  PialL 

N€U)v  NeoxXfjg  || . . . .  dvsdsv. 
a  =  c,  was  auf  das  Antoninische  Zeitalter  deutet  (Foucart). 
Um    so    bemerkenswerther    ist   die    fortdauer    der    form  e&£v 
(cf.  nr.  15). 

15)  Le  Bas  338  a.  Piali.  „Copiee  par  moi  en  1868" 
Foucart. 


*)  Mitth.  IV.  141  steht  Qiqxofia-,   wie  mir  Milchhöfer  selbst  mit- 
iheilt  Dar  darch  drockfebler. 


Die  inschriftlichen  dcDkmäler  des  arkadischen  dialekts.     307 

2TQa[T']ayol  dvid^ev. 
Evagxog  Kl€iovo[g].  Ja^ueag  Olvrcovog. 

"I(.i7iedig  ldvTay\6Q\(j}.  OiXiog  (DiXo)vog. 

^Ertiad^evrjg     ylvail^d/niü.  Idlgiavitov  ^loxofxäxü). 

5  OiXiTTTiog      ldyad-\o-Ä\)Jog, 

iTTTiaQxog        rdglytojv  rogyiTiTtw. 
yQCi(pi]g  EväQ£[oT6\g  ^a/cXeog. 

Von  F.  zusammengesetzt  aus  zwei  in  zwei  verschiedenen 
häusem  von  Piali  eingemauerten  fragmenten.  „Le  sens  montre 
assez  qu'il  faut  les  reunir;  la  forme  des  lettres  et  quelques 
particularites  de  la  gravure  conduisent  ä  la  meme  conclusion". 

Z.  1.     0ivTCüvog:  vgl.  Baunack,  Studien  X.  130. 

Z.  7.  yQacpi]g:  so  noch  in  nr.  25,  vgl.  \€Qr^g^  m^J/g  nr.  16. 
24  und  Wackernagel,  K.Z.  XXIV.  300. 

16)  CIG.  1513  und  1514.  —  Leake,  Travels  in  the 
Morea  nr.  1.  —  Bröndstedt;  Inscriptions du  musee  de  Copen- 
hague,  p.  2Q.  —  Neue  bearbeitung  von  Foucart,  Le  Bas 
338  b.  —  Palaeo-Episkopi. 

(Siehe  hier  p.  308,  309,  310). 

„L'inscription  rapelle  la  consecration  de  couronnes  faite, 
pendant  plusieurs  annees,  par  des  citoyens  et  des  meteques  de 
Tegee,  vainqueurs  dans  les  jeux"  Foucart. 

Die  Überschrift  bloss  erhalten  in  der  abschrift  des  „dili- 
gens  quidam  antiquitatum  indagator",  dessen  „apographum  ad- 
modum  vitiosum  edidit  Corsinus"  (Boeckh). 

Von  col.  B  gibt  Boeckh  CIG.  1514  bloss  z.  16.  17.  18. 
19  nach  Gell;  in  col.  C  entsprechen  29 — 52  den  zeilen  5 — 28 
von  CIG.  1513,  die  zeilen  3 — 28  den  zeilen  30 — 53  ebenda.  — 
Im  folgenden  theile  ich  die  stellen  mit,  an  denen  ich  von  Fou- 
cart abweichend  lese. 

Z.  7  col.  C  l4vzi(paTog:  Bröndstedt  ANTI0ATOZ,  was 
F.  gegen  den  dialekt  in  l4vTi(fdTo[v^  corrigiert.  Vgl.  ^'Exq}ag, 
ÜEQiipag,  ^YrctQcpag. 

Z.  8.  col.  B  [K]k(€)oviy.€og:  [K]lT]OvUEog  F. 

Z.  11  col.  C  Aioäv.  AIIAN  Corsini,  AIIAN  Leake, 
AIZQN  Bröndst.,  hieraus  F.  [^A^locdv,  vgl.  aber  Aiaag  Teyedvrjg 
Bull.de   corr.  hell.  IV.  409  und  Fick  Gott.  gel.  anz.  1883.  120. 

Z.  15  col.  C  Wxw:  PAXQ  Br.,  NAXA  C,  hieraus  F. 
nä[y](ü,  was  gar  kein  name  ist.  faxog  heist  nr.  22  z.  36  ein 
Mantineer. 


308 


F.  Bechtel 


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Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     309 


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Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     311 

Z.  16  col.  C 'Oööiog :0AA\01  C,  OAAIOI  Br.;  Böeckh 
las  *Öd[a]iog,  F.  behält  "Oöhog  bei,  „parcequ'une  inscription 
de  Mantinee  semble  attester  l'existence  du  suffixe  Xloq,  Iloaoi- 
öXia^'.  Iloooidha  aber  ist  sicher  in  Iloaoidata  zu  ändern, 
^Oddiog  dagegen  kann  zu  'Oöiog  sich  verhalten,  wie  3IiKxi(av 
zu  MiKiov  u.  aa. 

17)  LeBas338c.  „Dans  une  maison  du  village  d'JJcou- 
ria. —  Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 

(Siehe  p.  312). 

„Le  marbre  est  brise  en  bas  et  des  deux  cotes.  —  Une  petite 
bände  de  saillie  a  ete  laissee  entre  les  lignes  14  et  15  [14 
und  16  in  meinem  abdrucke]  sur  toute  la  longueur  du  marbre ; 
mais  eile  n'a  jamais  eu  de  lettres". 

„Ce  catalogue,  dont  la  nature  ne  nous  est  pas  connue, 
differe  du  precedent.  II  n'est  pas  possible  d'admettre  que  ce 
soit  un  catalogue  de  vainqueurs  consacrant  leurs  couronnes. 
II  n"ya  aucun  meteque  dans  la  partie  conservee;  iln'y  en  avait 
pas  non  plus  dans  celle  qui  a  disparu;  car  on  n^a  pas  ajoute 
au  nom  des  tribus  la  mention  noXizai  qui,  dans  l'autre  liste, 
distingue  les  cctoyens  des  meteques".     Foucart. 

Z.  16  col.  C  Ottudag:  „in  nomine  (Daviöag  sine  dubio  di- 
gamma  in  v  transiit.  Cum  0at-idag,  0a/-iöag  confer  aeol. 
subst.  (pavog^%  Baunack  Gurt.  stud.  X.  129.  —  Anderweitige 
beispiele  für  intervocalisches  v  =  f  sind  bisher  in  Arkadien 
nicht  gefunden. 

18)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  141  l.  —  Aclmria,  gefunden 
bei  Palaeo-Episkopi. 

a)  Vorderseite  des  martnors : 
A  B 

fAEL\..0..0\....vÖQogIi.... 
O'Kkiog 

g.     [Eva\v(&)T]g  Jaj:ioxXi[o]g    AMC  .  II 

\l4^Tto?^}.cüvidag 
5  NL'/MQaTog    Kl€o[fi]^d£og. 

(DiXoy.Xfjg      Klsoöcigto. 

Xeog. 

{l^Q]iaTiovog.     Je^iXaog        To|o[r]ai;. 

EvaQ{x)(a.     ETTIOIAO  xat    77r7ro[^]oI(r)at 
lö  .  .  .  av    ^I^7ZB[d6]y.QLtog  n[jf\daQit(a. 

....  oq)iX(ü.     OiXoxX^g     0aidQ<a. 


312 


F.  Bechtel 


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Die  inschriftlichen   denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     313 

OeoxXrjg         [2]toxX€og. 
Kgagiiörat     {^OlfxoXag  Nl-kIov. 
^Avdqiag         IdgiOToyeitovog. 
15  ]^AQia]r<yrsXEog.    M{e)lay/.6(xag    Killoivog. 
....  ttQXio.  'AqiOTOxiXrjg       ÜSQVxXiog. 

/lialvETog  zfiaiveroj. 

[K^]a^tt5rat         'Ett'  ^Ad^avaiav 

....  dv(a.  KaXhcpävTig  Sev 

20  I2a)]addav.  KaXliag     Eva  .... 

[Msy^aad-ivsog.    2i6Ti[fj.og] 
Z.  3  col.  B  [Evd]v{d-)t]g:  .  .  .  NOHZ  die  abschrift. 
Z.  5  col.  B  Ni-KCLQatog:    wenn  richtig  gelesen  im   zweiten 
gliede  dgarog  enthaltend. 

Z.  9  col.  A  EvdQ(x)io:  EYAPYQ  M.  —  Den  anfang  von 
col.  B  vermag  ich  nicht  zu  entziffern;  77r7ro[^]o7(T)ot  herge- 
stellt aus  iPPO.OirAI. 

Z.  10  col.  B  n[6]öaQiTü):  der  name,  der  ohne  zweifei  richtig 
hergestellt  ist,  beweist,  dass  auch  die  Arkader  die  präposition 
Tteöd  gekannt  haben. 

Z.  15  col.  B  3I{€)Xayyi6fiag:  MAAAfKOMAI  M. 
b)  Rückseite  des  marmars: 
l4yad-iag  AI 

IIIIPIIIIIIIIIIIil|lliIIII 

Qr](Q)ivag  ^EvEoxXeog. 
Qitov  KXsoöioQio. 
5  l4y€i^iaxog       KXstüvoficD. 
BsvoTif-iog       OaXoiQOJ. 
Teiott.iog         Tuai^äx[(a\. 
KXsooTQUTog  Ka?.XiTtrt(o)). 
[K]Xiag  (DiXtovog .  'Eg^ialo [g] 
10  AEAAXONAlIANEslEPEI 
APAOAI 


NEATAIKAN. 

Z.  3.     er}(Q)ivag:  GHriNAI  Milchhöfer. 

Z.  5.  KXecovoiuw:  das  erste  w  vielleicht  aus  o  verlesen,  da 
in  KAAAIPPO  (z.  8)  der  umgekehrte  fehler  vorliegt. 

Z.  7.  Teioifxog  TeiaLi.idx[o)\'.  der  name  des  sohnes  ist  die 
koseform  zum  namen  des  vaters. 

Z.  8.  KAAAIPPO  M.,  aber  genetive  auf  -ov  kennt  diese 
inschrift  nicht. 


314  F.  Bechtel 

Z.  10.  Bei  erneuter  durchnähme  der  Inschrift  (1879)  las 
Milchhöfe r,  wie  er  mir  selber  mitteilt,  genau  die  gleichen 
buchstaben  wie  früher;  die  beiden  letzten  fand  er  nachträglich. 
Während  am  Schlüsse  der  zeile  sich  unschwer  scp  UQEi[ag]  er- 
kennen lässt,  weiss  ich  mit  dem  anfange  derselben  nichts  zu 
beginnen.  Nur  soviel  ist  klar,  dass  keine  namen  in  ihm  ent- 
halten sind.  —  Die  folgenden  zeilen  hat  M.  erst  bei  seinem 
zweiten  aufenthalte  in  Achuria  gelesen.     Ich  umschreibe 

Z.  11.     'Aya{d-)iag. 

7i.  13.     [^7roAAw]»'(4)ärat. 

Beide  Inschriften  stammen  aus  guter  zeit.  Die  erste  ist 
nahe  verwandt  mit  nr.  17 :  wie  diese  bringt  sie  namen  von  ein- 
wohnern  der  vier  phylen  von  Tegea  —  nur  die  '^TcoXXwvLätat 
kommen  nicht  zu  tage  — ,  welche  so  wenig  wie  dort  in  noXlvai, 
und  f.iitoiy.01  geschieden  werden,  wie  aus  B  13  hervorgeht. 
Habe  ich  die  z.  13  der  zweiten  inschrift  richtig  ergänzt,  so  ist 
auch  diese  verwandt. 

19)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  138a.  —  Ibrahim  - Effetidi. 
In  einem  stalle  bei  Marinopulos  eingemauert. 

[^J^afi6c[TQaTog] 'Eqcöv  ^ixtovog. 

^^QiOToy.Xr^[g] Aaf.i6/.QLtog      Ja[.iaxqiov. 

l^QiOTondfxwv  S(i{vo)-KXio[g].         lAgiOTioüv         ^Exs^tvEog. 
EvxQCCTTjg  ^Afiq)ia ....     10    Jlavtlvog         üavtoyiXiog. 

5    u4voivixog         BevoxQocTeog.  l4QiaT0jiitjör]g  ^aaTQccTo[v]. 

0iX6^€vog         0iXo^€vo[v].  Ni-KÖoxQaxog    'Ovaai/uü). 

Z.  3.     S€(vo)ycXiog:  EEKAEOI  Milchhöfer. 
Die  inschrift  aus  guter  zeit;    der   arkadische   dialekt  ringt 
mit  dem  nordgriechischen:   ersterem    gehören  der  genetiv  'Ova- 
al(uü)  z.  12  und  2a-  in  ^aoTQaxo  (z.  11)  an,  aus  letzterem  sind 
die  genetive  auf  ov  (deutlich  z.  8)  eingedrungen. 

20)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  139  i.  —  Ebenda.  Im  garten. 

[njavroxA^g.  Ja(.iäQBXog:       ÜEi^iag. 

l^lQiaTOtiXrjg.  Evfxaxidag:        JaiWKQatrig. 

cüv:     noXvxoQTjg.  QEOTtsid^rjg:       TLoXvxaQrjg. 

.  .  .    ixccXog:     l^Q/noöiog.         10    QqdaiTtuog:      yivxiyivijg. 
5  [n.\XriaxaQxog:  Baviyiag.  nXtjaxiEQog:     liyqiag. 

AloxQio)V :         TixaQxog. 
Z.  1  [/7Javrox%:  lANTOKAHI  Milchhöfer;  TT  auf  dieser 
inschrift  sonst  =n. 

Z.  5  [IT]X^axaQxog,  z.  11  nXi]axi€Qog:  7tXi]Oxo- für  TrXrjiaxo- 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     315 

vgl.  zd.  fräyä,  altn.  fleiri,   Mahlow,   Die  langen  vocale  s.  12. 
nirjGTisQog  steht  entgegen  dem  IIXdözuQog  von  nr.  20,   z.  30. 
Die  inschrift  ebenfalls  aus  guter  zeit.    Das  ä  von  Bavd-iag 
z.  5  hat  die  vorionische  form  X. 

21)  CIG.  1515:  „Ex  schedis  Fourmonti,  Tegeae  repertum". 
Jaf-iargiog  lAgiorlrcTtov  ||  OXif-iTtia    rtaidag  \\  ozdöiov,  || 

5  Ni/iua    naiöag    ööXiyov,  |1  ]Aoy.laTCiEia    nalöag  döXixov,  \\ 

Ir^Xeala   Ttaidaq  Sohxov  |  Av^aia  avögag  öoXixov,  \\  Nlfxsa 

10  avdgag   doXiyov,  ||  "E'/.OTÖvßoia   avögag  ooXl-  ||  x^v  CTtniov,  || 

"lod^(.ua    avöqag   dolixov  \\  L4/.€ala    avÖQug  ööiuxov,  ||  Ili&ia 

avÖQag  dolr/ov,  II  ^Okvuftia  avdqag  doXixov  ||  BaalXeia  avdqag 

15  döXixov,  II  ^'lad^uia  avdgag  öoXlxov,  |j  Nef^ea  avögag  öokixov,  \\ 

^vy.ai{a)  avdgag  ö6?.ixov,  iiLdfÄ«(a7)a  avögag    öoXixov,  \\  Ns- 

20  fxea    avdgag    öoXiyov,  l|  ^ixaia    avdgag    öö/uxov ,  J  IdXaala 

avdgag  ööXlxov,  \\  '^ E/.ov6iJ.ßoia  avdgag  döXixov  tuTtiov^  (|'7ff^- 

y.ia  avdgag  doXr/ov.  |j 

Z.  18.  AYKAIANAPAI:  ^r/.ai[a]  avdgag  Boeckh. 
Z.  19  AAEAANAPAZ:  die  correctur  von  Boeckh. 
Sprachlich   von   interesse  ist  bloss    Ixoro'v  in  ^E'/.OTOvßoia 
(z.  9.  23j,  vgl.  de/.ÖTav  nr.  36. 

22)  Le  Bas  340a.    „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 
—  Gefunden  in  Piali. 

0£Og,   Tt'x?;,  W^'Edo^e   Tfji  ßovXfjL  tüv  \^Agxäd(jiv   xal  Tolg\\ 
5  Mvgioig    OiXagxov  |  ^voLY.gca;ovg    ^A^jvalov  ||  ngc'^evov 
y.ai   evegyerriv  \\  elvai  'Agycccdcov  rtävTcov  \\  avrov  v.at  yivog.\ 
Ja^iogyoi  o'ide  rjoav.  || 

Ä  B 

10   Teyeärai:  Kvvovgioi: 

Waidgeag.  TLf.ioy.gdxTqg. 

^AgiOToy.gdTi]g.  KaXXrKXfjg. 

Nr/.agyog.  ^aqxxvr^g. 

Sevoueld-Tjg.  \_Z]aig. 

15  Jano/.gaTLdag.  2aig. 

MaiväXioi:  'Ogxo/uivioi: 

^Ayiag.  Evyeixiav. 

EvyuTOvidag.  ^Auvvxag. 

BsvocpöJv.  JIä/ii(ptXog. 

20  yleTtgeäTa  t:  Uavaaviag. 

^InTiiag.  KaXXiag. 

rdd(ogog.  KX[t]%6Qioi: 


316 


F. 

Bechtel 

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B 

MeyaloTto^ 

.IX  ai:     TrjXifi  axog. 

^Aqloxiov. 

^AXy.(xdv. 

25  BUag. 

^laxvxag. 

'^QXeipiog. 

Jaf.iäyrjxog. 

WTQBOtidag. 

TlQo^evog. 

roQyeag. 

'^HQorjg: 

2fxtv&ig. 

l,4le^ixQdxT]g. 

30  nisLOxuQog. 

2i/^lag. 

Nlxig. 

QsoTrofinog. 

^aaQxog. 

Aylag. 

nolvxccQTjg. 

^iTtftoad-ivrjg. 

Mavxtvfjg: 

QeXq)ovaLOi: 

35  (DalÖQog. 

IloXiag. 

fä%og. 

^AXe^iag. 

Evöa/xiöag. 

'Exiag. 

Jci'CaxQarog. 

navaavlag. 

XccQEiöag. 

yivxiog. 

Als  datum  der  abfassung  fixiert  Foucart  das  jähr  224  v. 
Chr.  In  dem  gefeierten  erkennt  F.  den  geschichtsschreiber 
Phylarchos;  aber  nach  Sauppe,  Index  schol.  Gott.  1876/77 
p.  4  „nimis  fallacibus  argumentis  ea  opinio  nititur,  quam  ut 
probabilis  esse  videri  possit". 

Dem  gefeierten  zu  ehren  ist  der  attische  dialekt  ange- 
wendet. Von  interesse  aber  sind  die  namen :  TrjXifxaxog  col.  B. 
23,  nXsiaxlsQog  col.  A.  30  (vgl.  zu  nr.  20),  /axog  col.  A.  36 
(vgl.  zu  nr.  16). 

23)  Le  Bas  340c.  „Copiee  par  moi"  Foucart.  —  Ge- 
funden in  Piali. 

....xara]    xov   voftov  \\  [efivai   di    avxol    l'v7tc^\at.v    yav, 
ol-Kiav,   ETtLVO^i^v,  davXiav,   doq^dX€t\\av  xal    iv  noXe^oi 
5  "Kai  f||v  IqdvaL  xal  avxol  xat  €y\\y6voig  xal  xQ^f^aai.  \\ 

Z.  2  [€]lvai:  vielleicht  muss  IN  AI  zu  HNAI  vervollständigt 
Virerden,  vgl.  nr.  6  z.  10. 

Z.  2/3  YvTtaaiv:  neben  2maligem  Iv  (z.  2.  5)  steht  iv 
in  z.  5/6. 

Z.  3  yccv,  olmav:  vgl.  zu  nr.  6  z.  21.  25. 

Für  lyyövoig  (z.  /7)  wäre    die  dialektische  form  igyovoig. 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     317 

24)  Sauppe,  index  Scholanim  Gott.  1876/77,  vgl.  Milch- 
höfer,  Mitth.  IV.  140  f.  —  Gefunden  in  Piali. 

Die  inschrift  ganz  in  y.oivrj  bis  auf  la-Trafft v  und  den  namen 
TsiaavÖQog  (vgl.  amreiodTco,  egretaiv  nr.  6). 

Zeit  der  abfassung:  gegen  ende  des  3.  jahrh.  v.  Chr. 

25)  Le  Bas  340  d.  „Fragment  transporte  de  Tegee  ä  Tri- 
politza.  —  Copiee  par  moi  en  1868".     Foucart. 

Die  inschrift  ganz  in  nordgriechischem  dialekt  (-ayovvoig 
z.  5  als  dat.  plur.),  nur  die  nominativform  iagrig  (z.  10)  ist  ar- 
kadische reminiscenz. 

26)  Le  Bas  341  g.  Foucart.  „Copiee  par  moi  en  1868. — 
Trouvee  dans  le  village  de  Piali". 

Aus  der  zerstörten,  nach  F.  aus  „une  tres-bonne  epoque" 
stammenden  inschrift  —  ofifenbar  einer  rechnungsablage  —  ist 
nichts  zu  erwähnen  als  z.  5  [yjQcicp^S- 

27)  CIG.  1524.  „Palaeoepiskopi  (Tegeae)  in  cippo ;  rep- 
perit  Jo.  Cartwright"  Boeckh.  —  Revidiert  von  Röhl,  Mitth.  I. 
229,  der  die  inschrift  in  Akhuria  eingemauert  fand. 

noliy.Q€T€ia  l4QiaT  ...    | 
Neoy.X .... 
nolvxQheLa  ist  durch  Röhl  bestätigt (li'YKPETEIjJ!);  in  der 
zweiten  zeile  erkennt  R.  unter  El  die  buchstaben  OY,  den  räum 
rechts  davon  schraffiert  er. 

28)  Le  Bas  338,  berichtigt  von  Milchhöfer,  Mitth.  IV 
143  w  („in  der  Südwand  der  Palaeo-Episkopi"  M.),  revidiert  von 
J.  Schmidt,  Mitth.  VI.  358  nr.  61.  —  Ich  folge  der  lesung 
von  Schmidt: 

auaxo-KQatsi  |ij  otjQiog 
ßadrxXeoOTOvav 
und  umschreibe: 

l4Qioxo/.Q(x%Bi{a]    QrjQwg ||  Ba&VKlioSj    '^ov  av[ÖQa} 

Z.  1.    Der  name  OfJQig  scheint  noch  in  einer  andern  tegea- 
tischen  inschrift  vorzukommen:  CIG.  1516.     Ueber  den  genetiv 
erJQwg  vgl.  Baunack,  Curt  Stud.  X.  131, 
a  =  A 

29)  CIG.  1525.    „Tegeae;  ex  schedis  Fourmonti"  Boeckh. 

Ka?My.QaTidag. 

30)  Le  Bas  341^.     „Copiee  par   moi  en  1868.  —  Dans 

Betträge  z.  kande  d.  ig.  ipracben.     VIII.  22 


318  F.  Bechtel 

une  maison  du  village  de  Piali'^  Foucart.  —  Dazu  Milch- 
höfer  Mitth.  IV.  143  q. 

1.  Zwei  verschwundene  namen. 

2.  KaklUgiTog  K. 

3.  l^axXamudag. 

4.  ^coOTQazng  H. 

5.  H  KXs6daf.iog  Kqaxiav. 

6.  dojiDid^^  p-,  („wie  es  scheint  ligatur  aus  A AI"  Milch- 

höfer). 

7.  OdövLxog  K(?).  —  l4QiOToöauog  TA  (in  ligatur). 
„Tous  ces   noms    et  d'autres   maintenant  illisibles    ont   ete 

graves  ä  des  dates  differentes  sur  une  grande  pierre  carree  qui 
recouvrait  un  tombeau  commun  ä  plusieurs  personnes",  Foucart. 
Die  vor-  oder  nachgesetzten  buchstaben  bezieht  Milchhöfer 
auf  das  lebensalter  der  verstorbenen.  —  Zu  beachten  ist  Kga- 
tsav  in  z.  5:  die  zeile  kann  wegen  des  C  von  KXeoöa^iog  erst 
im  Zeitalter  der  Antonine  eingegraben  sein,  die  genetivform  auf 
-av  hat  mithin  ihr  leben  lange  gefristet. 
a  =  A. 

31)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  143n  —  Piali. 
l^yad^o/.lrjg  Af  (in  ligatur). 

Z^viov. 
NixoÖQO/iiag. 
Der  letzte  name  ist  nach  M.   zweifelhaft.  —  a  =  A,  a  in 
NixoÖQOf-iag  =  C. 

32)  CIGr.  1526.  ,,Tripolizzae  prope  Tegeam^  in  cippo; 
repperit  Jo.  Cartwright"  Boeckh.  • 

KXiavdge  ^/iirjveag  q^iXs  EvO^döe  x^iqexB. 

i^^iTjveag  ist  höchst  auflallig,  da  dem  comparativ  d/iieivtov 
echtes  €i  zukommt;  vgl.  CIA.  1. 138  AMEINIAA[ag]  aus  ol.  92.  4. 

cpiXs  halte  ich  nicht  mit  Boeckh  für  einen  vocativ  singu- 
laris,  sondern  für  dualis:  vgl.  indxoe  auf  der  von  Foucart 
Bull,  de  corr.  hell.  III.  p.  9G  ff.  (=Roehl  nr.  86)  heraus- 
gegebenen inschrift  von  Tänarum.  Dass  das  Arkadische  den  dual 
kannte,  wissen  wir  aus  der  letzten  der  hier  mitzuteilenden  in- 
schriften. 

33)  Milchhöfer,   Mitth.   IV.    143  p.   —  Jhrahim-Fffnidi. 

l^yai^oxXrj  \\  xccige.  || 
a  =  A 

34)  CKJi.    1527  =  Ross,    Inscr.  graec.  ined.  I.  p.  3  =  Le 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     319 

Bas  346 ;  neue  lesung  von  J.  Seh midt,  ]\Iitth.  VI.  358  nr.  60.  — 
Palaeoepiskopi. 

KaUiy.co^  yalQS.  \\  OAIITIIIA 

Aehnliche  vocative  wie  Jta^J.r/w  sind  noch:  l^oiarto,  XqwtiJ 
lA(fQndtö  Le  Bas  345.  345  &.  345 ^f. 

35)  Le  Bas   345/".  —   „Village  d'Akouria  —  Copiee  par 
moi  en  1868"  Foucart. 


B.  Mantinea. 

Münzleffendeti : 

MANTINEQN  auf  autonomen  münzen  und  auf  solchen  der 
kaiserzeit,  Mionnet  ü.  248  f. 

36)  Le  Bas  352a.  „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart, 
hiernach  Höhl  nr.  101.  —  Gefunden  in  den  ruinen  von  Mantinea. 

AIOIKEPAYNO  =  Jibg  Kegawü. 

Ueber  K€Qavv6g  vgl.  Fick  Gott.  gel.  anz.  1883.  120. 

37)  Conze  und  Michaelis,  Annal.  dell'  instit.  archeol. 
1861.  p.  30.  —  Revidiert  von  Foucart,  Le  Bas352i,  welchem 
R  ö  h  1  nr.  100  folgt.  —  Am  tegeatischen  tore  zu  Mantinea. 

|!ii  1;   •   VH     APOAAONI    d.  i.:  j^/rr ']  ^ttöUiovi 

KAIIYNMA\l'ON>EKOTAN  y.ai  avvuaysov  dty.ÖTOv. 

Z.  1.  Idjiv  mit  dem  namen  der  besiegten  stadt  (Foucart 
ergänzt:  Teyeaxav  und  will  die  Inschrift  in's  jähr  422  setzen) 
ist  ausgetilgt. 

Z.  2  dt/.öxav:  zu  vergleichen  ist  ^Exorofißoia  in  nr.  21. 

38)  Milchhöfer,  Mitth.  IV.  146a=Röhl  nr.  104  — 
„Mantiueia.  Innerhalb  des  stadtringes  im  bach  Ophis  stehende 
kalksteinplatte'*  M. 

ANi/_AOIO  d.  i.  l4xle]Xi6ico. 

39)  E.  Curtius,  Archäol.  zeit.  XXXIV.  p.  48  f.,  taf.  6 
=  Röhl  nr.  95.  —  Gefunden  in  Olympia.  —  Vgl.  Ditten- 
berger,  Henn.  XHL  388  flP. 

nPA  +  ITEAEZANEGEKEIYPAKOIlOITOAArAAMA 
KAIKAMAPiNAlOinPOIGAPEMANTINEAl 
KPINIOIHYIOIENAIENENAPKAAIAinOAYMEAO[l] 
HEIAOIEONKAIFOIMNAMATOAEITAPETAZ 

22* 


320  F.  Bechtel 

ÜQa^LxiXrjg  dvid^rjxe  ^vQaxoaiog  toS'  ayaX^a 
Kai  Kaf^aQivalog  •  nQoad^a  (ö)s  MavTiveai 
KgivLog  viog  eraiev  kv  lAq'Kadiai  TtoXv/ii^koi,, 
kalög  iwv,  xai  /oi  [xva^a  xöd^  tox'  aQSxäg. 
Z.  2.  rtQÖod^a  (d)i:  Dittenb erger. 

Z.  3.  tV:  so  auch  in  der  archaischen  inschrift  von  Alea 
(nr.  54). 

Abfassungszeit:  c.  450  v.  Chr.  (Curtius);  die  Schrift  ist 
arkadisch  (Kirch hoff,  Alphabet ^  149;. 

40)  Leake,  Travels  in  the  Morea,  t.  I  p.  112  =  Le  Bas 
352  c,     (AuchCIG.  1518?).  —  Gefunden  zu  Pikerni. 

XQLwvlg  JdfiaxQL. 

41)  Le  Bas  3b2d.    „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 

„Les  lettres  d'une  assez  boune  epoque  et  la  forme  an- 
cienne  i^^avaia  ne  permettent  pas  de  supposer  Kommission  de 
l'i  adscrit.  Ce  n'est  donc  pas  une  dedicace  faite  ä  Athene, 
mais  la  designation  de  la  deesse  dont  ce  simulacre  grossier 
etait  la  representation",  F. 

42)  Le  Bas  352  ß.  ,,Dans  une  maison  de  Tschiinana.  — 
Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 

^E/riyiQdxrjg  ^E^amdav':  &ef.iiaxog  ^ETtixgdxeog. 
„La  forme  des  lettres  indique  une  bonne  epoque,  ainsi  que 
Temploi  de  trois  points  pour  separer  les  deux  noms"  F. 

43)  Le  Bas  352 /j.    „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. — 

Gefunden  auf  dem  rechten  ufer  des  Ophis,    in   der   nähe  des 

tempels  des  Poseidon  Hippios. 

'ETtaXiag: 
Evöo^og  ^Iiii7ceöta\y], 

Jaf.iay6Qag       '2i|(a)x£og. 
IdQXvllog  rXavjitöav. 

5  'EvvaXlag : 

Scecjv  ^diovog. 

'u4k'/.i(xg  l^Qiaxo^ävo). 

Tqlxiog  fixadlto. 

JainoKl^g  Kaßaiau). 

10  ^OriXodf-uag : 

Qe6(.iavxig         Qen^idvxiog. 

rögyiov  Jiovvaiü). 

Tifi6(pavxog      'AX/.irtnix). 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     321 

JI[o]aoiö(a)iag : 
15     EvteXriQ  'Ogintcovog. 

^]a'K?.fjg  ^EniGTQäTio. 

Q]iOQay.idag      i^yr^oivöco. 
.  Xvyag  fiariav. 

J-avay.LOiag : 
20     EvxciQiöag         IIloto^Ivo}. 
„Les  lettres,  grandes,  regulieres,  tres  bien  gravees  et  espa- 

cees,  appartiennent  ä  la  meilleure  epoque; on 

ne  peut  guere  descendre  plus  bas  que  le  milieu  du  quatrieme 
siecle"  Foucart. 

Z.  2.  ^I^7iedia[y']'.  ^IfXTtedea  F.,  aber  vgl.  riav/.idav  (z.  3), 
fiariav  (z.  18). 

Z.  3,  '£^(a)x£og:  ^E§ly.€og  Foucart;  aber  'E^Ut^g  ist  kein 
name. 

Z.  14.  II[o]aoiö(a)iag:  IlnaoidXiag  F.  Nach  Foucart  wäre 
JloooidXing  mit  suff. -^iog  gebildet,  nachBaunack  (Curt.  Stud. 
X.  131)  stünde  UooouäXiag  für  *noooiöviag.  Beiden  Vermu- 
tungen ist  entgegen  zu  halten,  dass  TTOZOIAAIAZ  mit  leichter 
änderung  als  TTOHOIAAIAZ  sich  darstellt,  diese  ableitung  von 
Hoooiöäv  aber  aus  der  Damononinschrift  bekannt  ist:  üool'daia 
Röhl  nr.  79  z.  12.  18. 

Vielleicht  grabinschrift  gefallener  krieger  aus  den  fünf 
phylen  von  Mantinea. 

44)  Ross,  Inscript.  gi'aec.  ined.  nr.  8  („in  monasterio  S. 
Nicolai,  quod  Bagaai  appellatur,  ad  latus  Artemisii  montis,  prope 
in  confinio  Tegeatices  et  Mantinices")  =  Le  Bas  352  s. 

IdteXri  xal^e. 

Die  Schrifttafel  bei  Ross  hat  deutlich  ATEAH;  auch  scheint 
der  name  vollständig. 

45 j  Le  Bas  352 ?\    „Copiee  par  moi  en  1868",  Foucart. 

IIoXvx?.rj  x^^Q^' 


C.  Phialia. 

Münzlegendenx 

<J)IAAEQN  Mio  nnet  suppl.  IV.  14  nr.  82.  KAEAPXOI 


322  F.  Bechtel 

AXAIQN.  OITAAEQN  nr.  83;    auf  münzen  der  kaiserzeit  (Mion- 
net II.  253  f.,  suppl.  IV.  288)  immer  OIAAEQN*). 

46)  Martha,  Bull,  de  corr.  hell.  III.  1879.  —  Eine  ah- 
schrift  von  Lolling  benutzt  Röhl  nr.  93.  —  Eingemauert  in 
einem  hause  des  dorfes  Pavlitza. 

Martha:  Lolling: 

1     OAIIKAEI  PAIIKAEZ 

ct)|AOAAMOI  OlAOAEMOfl] 

KOAOI0ON  KOAOlcDON 

AI0ON  A0ON 

5    OAAEKOI  MAAEKOI 

AAYPII  OAYPII 

Z.  1  ist  wahrscheinlich  OaoixXr^g  zu  lesen ,  da  der  erste 
buchstab,  welchen  Lolling  gibt,  die  rechte  hcälfte  eines  Ö>  sein 
kann. 

Z.  2  sicher  mit  Martha  OiXoda/^iog. 
Z.  3  KoXoiq^iöv;  z.  4  ^l'ihcov. 

Z.  5  ziehe  ich  MdXrjxog  vor;  der  name  ist  aus  Thera  be- 
kannt (Röhl  451),  OdXtjy.og  wäre  neu. 

Z.  6.  Hier  ist  nicht  zu  entscheiden,  ^'^IvTtig  ist  ohne  wei- 
teres klar,  "OAtvr/<;  wä,re  ^'OXvfimg,  vgl.  Röhl  zu  nr.  20,  2. 

47)  Le  Bas  330  =  Conze  und  Michaelis,  Annali  d.  inst, 
archeol.  1861  p.  57. 

Ä.  B. 

^iüqikXtj,  KXtjvijCTta,       Blvcov. 

Z.  1  col.  A.  KXrjviTiTta:  Le  Bas  KXsivtitna,  aber  Fou- 
cart  erklärt  in  der  explication,  dass  der  abklatsch  KXijviTtrra 
erkennen  lasse.  ISIit  KXrjviTtTra  vgl.  <J)arjvd  auf  der  nicht  mehr 
im  arkadischen  dialekt  gehaltenen  Inschrift  Le  Bas  351«. 

Z.  3  col.  B.  Sevidaliiis']:  Le  Bas  SEvn6(o\Q£];  „la  fin  du 
dernier  nom  n'est  pas  assez  distincte  sur  l'estampage  pour  de- 
cider  entre  la  legon  de  Le  Bas  et  celle  de  MM.  Conze  et  Micha- 
elis" Foucart. 

Aus  guter  zeit. 

♦)  Inschriftlich  belegt  ist  Le  Bas  328a   't^mltia,   ol  'PutUn,  «/><a- 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     323 

D.  Megalopolis. 

Münzlegenden  ohne  bedeutung. 

48)  Le  Bas  332  a.     „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 
—  Hiernach  Röhl  nr.  108. 

OqANA3A>|    =  KUdvÖQto. 


49)  Le  Bas  334a.     „Copiee  par  moi  en  1868"  Foucart. 

— €L-^äg,   Movoalog. 
„Les  deux  noms  sont  graves  en  assez  beaux  caracteres  sur 
une  Stele  funeraire    trouvee  dans   les  ruines  de  la   chapelle  de 
Hagia  Soteira".     F.  —  Der   zweite    der   beiden   namen   enthält 
ein  ov  welches  nicht  arkadisch  ist. 

50)  Le  Bas  334. 

Jioiitrjdrj  %CUQS. 

51)  Blouet  et  Virlet,     Expedition   de  Moree.  t.    II.  47, 
pl.  40  =  Le  Bas  334c. 

\]AQi]oTO/.oaTri  xaiQ£. 

52)  CIG.    1538    („dedi    Köhlerianum   apogi-aphum    ceteris 
praestantius"  B  o  e  c  k  h). 

{X)aiQBTE\\  0£a^/dag,  !|  i^ffrtx^arjjg,  il  QaaQiöag,  \\L4aTVXQd- 
5  ri/g,  {|  ^aiio^tva,  \\  ^AqLotidv,  \\  ^AgiOTOf-iivr^g. 

Z.  1  (X)aiQ6TE:  correctur  Boeckh's  für  viaige^e. 


E.  Asea. 

Münzlegenden    ohne    bedeutung   aus    der   zeit    des    achäischen 

bundes  und  aus  der  kaiserzeit. 

53)  C.  Curtius,  Arch.  zeit.  XXXI.  p.  110  =  Kumanudes 
Ephem.  1874  nr.  440  =  Foucart  bei  Le  Bas  334  d,  wieder- 
holt von  Röhl  nr.  92.  —  Gefunden  im  gebiete  des  alten  Asea^ 
zwischen  Megalopolis  und  Tripolitza. 

OMBIA  =  l^yeiicü. 

Röhl  hält  an  der  Umschreibung !^/j^iUw  fest;  allein  '^Aysf.ioi 
ist  ohne  zweifei  als  nameuartige  Verkürzung  von  rjys^wprj  zu 
betrachten. 


F.  Alea. 

Münzlegenden: 

AXAIQN  .  AAEIQN  (Mionnet  suppL  IV.  4  nr.  16) aus  der 
zeit  des  achäischen  bundes,  sonst  immer  AAEQN. 


324  F.  Bechtel 

54)  A.  Kirchhoff,  Arch.  zeit.  XXXVI  p.  140,  taf.  XVn, 
3;  vgl.  dazu  Weil,  XXXVII,  49  und  Furtwängler,  p.  165. 
Hiernach  Röhl  nr.  105.  —  Gefunden  in  Olympia. 

EAOEENAAEIOIII ....  ||  AIOIAONTONAOAN  .  .  .  I|  ONMEA 
ANOnOHYlYN  ||  nPOEENONKAlEYEPrE  |1  TANTONAAEION 
5.  rPA0I!|AIENOAYNniAIEAO£EN  || 

^'Edo^ev  IdXBLoiai  '  Jicpikov  rov  t^d^av\aT\ov ,  IMeXaviÖTto} 
uivv,  TiQO^evov  xat  evegysTav  töjv  L4Xeliöv  ygdipai  iv  ^Okvvrtiai 
l'do^ev. 

Z.  1.  l4lsLoiöL:  die  endung  -niot  ist  bisher  auf  keinem  ar- 
kadischen denkmale  nachgewiesen.  Es  fehlen  aber  analoge  for- 
men auf  gleichaltrigen  iuschriften. 

Z    6.  «v :  vgl.  zu  nr.  39. 

Für  das  alter  der  inschrift  kommt  das  dreimalige  H  in 
betracht. 


G.  Gortys. 

55)  CIG.  1535.   („Charitenae  prope  Gortynem',    ex   schedis 
Fourmonti.  Minusculis dedit  Müllerus  Dor.  T.L  p.  395"  Boeckh.) 

L^  naiQa  tiov   nQogvf.ivai(jov  \\  Nixoi.idxr]v  l^QiaTod^ii.aTog\\ 
Sadovxrjoaoav.  \\ 

Aus  später  zeit:  w  =  CO. 


H.  Kleitor. 
Münzlegende:   iOYAlA  .  AOMNA  .  CEB.  KAEITOPIQN,  Mi     c  i  i 

suppl.  IV  277  nr.  35. 

56)  Milchhöfer,  Mitth.  VI.  303.  —  „Gefunden  in  einem 
byzantinischen  grabe,  welches  bauern  von  Karnesi  an  einem  über- 
schwemmungsarm des  die  ebene  von  Kleitor  durchfliesseuden 
baches  aufdeckten",  M. 

Verzeichnisse  von  proxenoi,  nach  Staaten  geordnet  und  zu 
verschiedenen  zeiten  eingetragen.  Man  erkennt  1)  auf  der  Schmal- 
seite A:  IlaTQrjg,  KQfjteg,  ^Siviortelg  {?),  Tsysarai,  Mavri- 
vevg,  Meaadvioi,  UelXavelg,  MavTivijg,  l4&i]vaioi,  l^Xeioi, 
^Otzovvtiol;  2)  auf  der  einen  breitseite :  lllvtaioi^  li^ßgoxiiörai, 
Xalxideig,  KQfJTeg,  Tagavtivoi,  MeaaävioL,  ^ivwTteig,  lAlsiot. — 
Die  übrigen  seiten  der  inschrift  kommen  hier  nicht  in  betracht. 

Namen  der  Tegeaten,  Mantineer  und  Aleer: 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.     325 


Schmalseite  A. 
12.  \x\EyEtixcii 

....  xeXr^ah/.X 
15.  öa/iiaQxooaXsa) 

jU£V£y.?.rjaviy.o 

fiavTivev[a] 

agiOToda/noG 
56.  fiavzivija 

.  . ,  ilarTQoaYOQidlav] 

aQiOTodauoa 

[ttay^XaTTiadaa 
60.  [^ijAoxroff 

lit€V£TLuoa/iisyoy.Q€V6o[a] 
73.  ctXeiOL 

aQ'/COVOQXl  7t7to[v\ 
Ib.  aQxicia(pi?Miav 

agxiala] 


Tsysatai : 
ldvTif.iaxog  Nia 

Tlh]g  (A)y.{a) 

^d/uoQxog  ir4X€io  . 
MsvsyJ.ilg  Nixo 

3IavTivsvg'. 
Agiazodafiog. 

31avTivfjg : 
. . .  i{a)g  IjQoayoQiöav. 
^QiGTOöauog. 
^ay.Xa7tiddag. 
OvXcr/.Tog. 
IMevETiiiog  MsvoxQiTsog. 

IdXsLoi'. 
!AQX(oy  l^QX^^Tinov. 
LäQxiag  0i?Miav. 
'  4Qxiag 


iAXsioL : 
@Qdawv     TfjQiog. 
'-AXxsrag   Ni\yco)y.QdT£og. 
OcXiotäag  Nr/.odQ6f.iov. 


Breitseite  A. 
Col.  B  z.  34  aXeioi 

35.  d^QaacovrrjQsoa 
aXy.sTaovr/.Qazeoo 
(fiXioxeaoviy.oÖQOuov 

Schmalseite  A. 

Z.  60.  [0v]?.ay.Tog:  der  name  ist  koseform  zu  dem  wol 
zufällig  nur  spät  bezeugten  QEoqrvXayxog. 

Z.  73.  l4XeiOL.  Ich  erkenne  unter  diesen  die  einwohner 
der  arkadischen  Stadt  Aleia,  nicht  Eleer,  weil  z.  75  ein  genetiv 
auf  -av  erhalten  scheint  (s.  d.).  Dazu  kommt  auf  beiden 
Seiten  die  form  der  namen,  von  denen  keiner  auf  Elis  weist. 
Die  auch  von  Lambros  Zs.  f.  numism.  ü.  163  verfochtene 
ansieht,  nach  der  l^Xeiot  nur  Eleer,  die  Aleer  aber  IdXtoi  oder 
lAXeäxaL  heissen,  wird  durch  nr.  54  erledigt. 

Z.  75.  (PiXaiav.  Bei  Milchhöfer  ist  hinter  dem  letzten 
A  noch  ein  '  angegeben,  was  ich  nur  zu  Y  ergänzen  kann. 
Vgl.  zu  z.  73. 

„Die  in  diesen  listen  vertretene  Verbindung  von  namen 
lässt  annehmen,  dass  das  verzeichniss  noch  vor  die  bildung  des 
achäischen  bundes  fällt",  Milchhöfer. 

Beiträge  z.   künde  d.  ig.  sprachen.     VIU.  23 


326  F.  Becjiiel 

57)  Le  Bas  354,  wiederholt  von  Milchhöfer,  Mitth.  VI. 
304,  2.  —  „Am  hause  eines  gewissen  Ilenikles"  M. 

^7C(:k?J(ov\\xcx7()t.  II  ^OvaoifpnQov  yalge.  |1 
ß  =-  A. 

58)  Milchhüfer,   Mitth.    VI.  au4,    1.  —  „An   der  stelle 
der  verfallenen  kapelle  Hag.  Petros'^ 

«  =  A. 


I.  Thisoa. 

Münzlegenden:  0IIOAIQN.AXAIQN.  Mionnetll.  257  ;  AXAIQN. 

GIIOA'QN.  Suppl.  IV.  18  nr.  107;  nOAYMHPHI  .  AXAIQN. 

0IIOAIEQN  nr.  108. 

59)  von  Duhn,  Mitth.  III.  81.  —  Zu  Dimitzana,  in  der 
schule;  a)  und  b)  sollen  aus  ,,Theisoa,  wohl  dem  der  franzö- 
sischen karte"  stammen;  c)  aus  Dimitzana  selber. 

a)  [S]€voaTQaTa. 

b)  Idarcaaia  yalgs. 

c)  'S2q>iXa  j|  X^^'^Q^- 


K.  Thelpusa 

Mänzle.ifende:  EPIQN  Bcrgk  Bull.  d.  inst.  arch.  1848.136; 
EPIQN,  darunter  0  Imhoof-Blumer  Zs.  f.  numismatik  I.  126 
und  besonders  p.  lo2  note  3. 

^EqUov  ist  von  Bergk  i:i(Chtig  als  ^Aqlwv  gedeutet.  Aber 
lautwaiidel  von  a  zu,  «  ist  auch  durch  'Eoiu>v  für  das  Arka- 
dische nicht  zu  erweisen,  da,  ^Eqiojv  als  koaeform  zu  einem  voU- 
naraen  betrachtet  werden  kann,  de8sei,ii  eifRtes  eleinent  ^QL-,  die 
starke  form  von  aqi-y  ist. 

L.  AdcspoJa. 

GO)  Kirchhoff,  Arch.  zeit.  XXXVI.  p.  140,  taf.  XVIII. 
3  =  Röhl  nr.   lOi).  —  Gefunden  zu  Olympia. 

EGPAY  AAMOITOI   -  Jä^iog  %ol ^naav. 

Das  B  hat  die  ionische  form. 

Ol)  Kirchhoff,  Arch.  zeit.  XXXVII.  p.  156  =-  Uiihl, 
nr.  107.  —  üefuudüu  in  Olympia. 


Die  inschriftlichen  denkmäler  des  arkadischen  dialekts.        327 

AOKANO.  TOXPYI .  ON    =    lETvai  l'ldwxav  oirtlToxQvoll^ov 

. . . . . AIANTOHIEPONTOAIOI         [xat  eay.ev]aaav  xo  Ugöv  xw  Jiög^ 

NAIAYTOZKAIfENEAN  [eöo^ev  ^]vat  avxog  y.al  yeveav 

ZENOZKAlEYEPfETAZ  [avxwv  TCQo]^evog   y.al  eiSQyexag. 

5  nOIGEOAOTOMArNHZ  [iTt']7rog  Qaoörkcü  JJa/vjjg, 

EN0EPAIOI  T]v       Qr^qaiog, 

IIYPAKOIIOI  g       IvQayJaiog, 

IEKYO..OI  Iey.i-w[vi]og, 

lAPrEiOI  g     LiQyeiog. 

10  KAEOIKAlOAYMniOAO  ['E/rt  ....  ]y.Uogy.ctVOlvanio5a- 

AI  KONTOIN.  [qo)  eXXa>o]diy.6vxoiv- 

Z.  1.  6[rc]xoxQvG[l.]ov  nach  Röhl. 

Z.  11.  [e).)Mv6]diy.6vxoiv:  die  form  ist  jedenfalls  dual,  so 
dass  der  gebrauch  dieses  numerus  für  das  Ai-kadische  durch  sie  fest- 
gestellt wird. 

Als  zeit  der  abfassung  sieht  Kirch  hoff  a.  a.  o.  olymp.  103. 
4  —  104.  2  an. 


Münzinschriften  aus  Lz<so/:  AXA1Q[N] . .  [A]OYIIATAN  und  Teuthis: 
AXAlßN   TEY0IAAN  rNQZEAZ  bei  Lambros,  Zs.  f.  numism.  E.  164 f. 

F.-BechteL 

Nachträge. 

"Weitere  Münzlegenden  (.\lea,  Asea,  Gortys,  Kallista,  Kletor)  bei 
Weil,  Zs.  f.  numism.  IX.  256  ff.  Ich  hole  hier  nach  KAH(Töptwv)  taf. 
VUI:  darnach  ist  nr.  22  z. 22  KI[i]\x6qiol  zu  lesen,  wie  Weil  p.  40  tut.  — 
Ferner  bei  Imhof-Blumer,  Zs.  f.  numism.  III.  288  ff. 

Eine  neue  lesung  der  inschrift  nr.  16  gibt  Newton  in  dem  kürz- 
lich ausgegebenen  2.  bände  der  Ancient  Greek  Inscriptions  in  the  British 
Museum  p.  11  fi\  Beachtenswert  sind  folgende  abweichungen  der  Xew- 
ton'schen  publication  von  Foucart's  texte:  Col.  B.  13  ■i^siaiav  (d.  i. 
QsQaiav)  N. ,  Xquaiav  F.  —  23  ^eauovog  (d.  i.  Oioxwvog)  N. ,  0/^w- 
vog  F.  —  Col.  CT  ANTI0AEOY  N.,  ANTIOATOI  F.:  letzteres  wäre  l4v- 
xiq)a(v)xog,  zu  gründe  liegt  wol  l4vxq)id€og.  —  Z.  16  0AAIOX  N.,  OA- 
AIOZ,  OAAIOZ  F.  —  In  Col.  B  sindzz.  4ö.  46.  ^ATtokhonärai  nolTxai  \ 
/Je^lag  ^ojxeleog  durch  ein  versehen  ausgefallen. 

In  nr.  6  wäre  EIKAN  richtiger  in  ei  xav  als  in  et  y.av  aufgelöst. 
—  Iloaoiöaiag  (nr.  43,  z.  14)  schon  Röhl,  Mitth.  I.  233. 

23* 


328  H.  CoIIitz  Kretisch  aXlaiäv  =  allda aeiv. 


Kretisch  dXXaTav  =  dlldaaeiv. 

Die  zeichen  KASTSKAf^f^ATAMES  in  dervon  Haussoul  Her 
im  Bull,  de  corr.  hell.  IV,  461  ff.  veröffentlichten  bustrophe- 
doninschrift  aus  Gortyn  sind  vom  ersten  herausgeber  xal'  vi  k 
dllardar]  umschrieben.  Dagegen  liest  Blass  Rhein.  Mus.  36, 
613  xal  TL  K  dlV  dxdorj  und  Röhl  IGA.  nr.  475  T^m  %i  x 
dlla  Tag  tj.  Beide  nehmen  offenbar  an  einem  verbum  dlXaTav 
anstofs  —  Blass  sagt  ausdrücklich:  dllazav  kann  nichts 
sein  — ;  wie  mir  scheint,  mit  unrecht.  Wie  a/raräv  von  dem 
substantivum  aTtuTT],  dor.  a/rar«,  ßqovTav  von  ßQOVTtj,  TeXevzäv 
von  TekevTrj,  so  ist  dXXaTav  (vergl.  att.  dXXdaaeiv)  von  einem 
substantivum  dllazä  (vgl.  att.  dXlayrj)  abzuleiten.  Offenbar  ge- 
hören sowol  dlXard  und  dlXavciv  wie  äXXayjj  und  dXXäoouv 
zu  dXXog,  das  mittlere  a  dieser  wörter,  das  sich  in  dXXaxij, 
dXXaxov  u.  a.  wiederfindet,  ist  neben  dem  o-stamme  dXXog  nicht 
befremdlicher,  als  etwa  das  ev  von  tsXsvtij,  TeXsvzav  neben  dem 
s-stamme  TeXog.  Wir  werden  uns  also  eine  form  dXXavav  ge- 
fallen lassen  können,  und  dies  um  so  eher,  als  dem  sinne  nach 
ein  solches  verbum  in  der  bedeutung  \OT)^^XXdaa€Lv ,, tauschen" 
an  der  stelle,  um  welche  es  sich  handelt,  aufs  }Je§t&^  passt.  In 
dem  vorausgehenden  passus  der  inschrift  ist  die  bestimmung 
enthalten;  es  solle  das  einer  erbberechtigten  tochter  vom  vater 
hinterlassene  vermögen  nur  bei  ihren  verwanten  deponiert  wer- 
den. Sei  das  vermögen  an  jemand  anders  käuflich  oder  als 
Unterpfand  abgetreten,  so  sei  ein  derartiger  verkauf  oder  eine 
derartige  Verpfändung  ungültig.  Und  zwar  habe  in  diesem  falle 
der  derzeitige  besitzer  des  erbgutes  dasselbe  der  erbin  zurück- 
zugeben ;  ihm  dagegen  solle  Schadenersatz  zu  teil  werden  seitens 
desjenigen  der  verwanten  der  erbin,  welchen  die  schuld  der 
gesetzwidrigen  veräufserung  des  Vermögens  der  erbin  treffe. 
Die  höhe  des  Schadenersatzes  wird  auf  den  doppelten  betrag 
des  gezahlten  kaufpreises  oder  der  auf  pfand  geliehenen  summe 
festgesetzt.  Nun  wird  hinzugefügt:  y.al'  zl  x  dXXavdarji,  to 
OTtXoov  eTtLnaraoTaael,  d.  h.  „und  wenn  er  (nämlich  der  ver- 
wante,  welcher  nach  richterlichem  ermessen  für  den  der  erbin 
zugefügten  schaden  aufzukommen  hat)  etwas  (von  dem  eigen- 
tum  der  erbin)  in  tausch  gegeben  hat,  so  bat  er  dazu  den 
einfachen  wert  zu  ersetzen".    Zunächst  nämlich   wird  auch  in 


Bury  Eine  alte  participialform.  329 

diesem  falle  der  erbin  ihr  eigentum  wieder  zugestellt,  indem 
der  tausch  rückgängig  gemacht  wird.  Ferner  aber  erhält,  wer 
das  in  tausch  genommene  eigentum  der  erbin  herausgeben  muss, 
nicht  nur  sein  dafür  in  tausch  gegebenes  zurück,  sondern  ihm 
ist  aufserdem  von  Seiten  des  verwanten  der  erbin,  der  das 
tausch geschäft  mit  ihm  abschloss,  Schadenersatz  im  betrage 
des  einfachen  wertes   des  tauschobjectes   zu  leisten. 

Halle  a./S.  Hermann  Collitz. 


Eine  alte  participialform  bei  Gatullus  GXn. 

{Mtiltus    horao    es    Naso,    neque    tecum    multus     homost    qui 
Descendit:  Naso,  multiis  es  et  pathicus). 

Keine  bisherige  erklärung  von  multus  kann  als  befriedigend 
angesehen  werden.  Dass  aus  multus  „viel"  die  in  dieser  stelle 
gewönlich  angenommene  bedeutung  „mit  vielen  fremden  (d.  h. 
cinaedis)  versehen"  sich  im  natürlichen  laufe  der  spräche  ent- 
wickelt haben  konnte,  ist  kaum  denkbar  (der  griechische  ge- 
brauch von  TTo/i'g,  wie  in  noXvg  qsI,  ist  gar  nicht  zu  ver- 
gleichen), und  der  punkt  des  epigramms,  welcher  jedenfalls  in 
einem  Wortspiele  auf  multus  bestanden  haben  muss,  wäre  un- 
begreiflich schwach,  wenn  erst  Catull  selbst  das  betreffende 
wort  mit  einer  so  unerhörten  und  unnatürlichen  bedeutung  an- 
gewandt hätte.  Es  scheint  also  sehr  bedenklich  dem  multus 
diese  bedeutung  beizulegen,  obwohl  dieselbe  dem  sinne  der  stelle, 
welcher  ein  dem  pathicus  gleiches  epitheton  verlangt,  recht  gut 
entsprechen  würde. 

Es  liegt  nahe  zu  vermuten,  dass  uns  hier  ein  altes  parti- 
cipium  von  moler e  vorliegt,  das  in  frühen  zeiten  in  nichtgebrauch 
geraten  ist,  aber  sich  ausnahmsweise  in  obscönem  sinne  {  =  fu' 
tutus)  erhielt.  Multus  wäre  das  von  molere  regelmässig  abge- 
leitete participium,  eben  wie  cultus  von  colere^  adultus  von 
adolescere. 

John  B.  Bury. 


330  A.  Fick 

Etymologien. 

1.  ^Iziü),  alTitd)  „fordern":  Ttgo-iaoofiai  „betteln":  skr. 
i/äc  „bitten,  begehren"  und  wohl  auch  pälign.  praicim. 

2.  BdvXXu  „schaudert  vor"  Ar.  equ.  224  vgl.  (ßdvXleLv 
deditrm,  zQtfuiv  lies.),  ßdtX?.iov  *  XQtfXMv  .  xj  öiiov  Hes.,  ßöe- 
XvQÖg  „abscheulich",  ßÖBXvaao^iai  „verabscheue":  ahd.  calaivä 
„Schauder",  lat.  gelu  „kälte". 

3.  z/etTTvov  „imbiss" :  mhd.  Ä:?/fßw  „nagen,  beissen,  kauen". 

4.  /I BiQiäv  '  XoiöoQsiad^ai  .  yid'KOJveg,  öeiQeloi '  XoIöoqol. 
Ol  avTol,  dsQiai'  Xotöogiai :  yaQQLi6(.iE^a'  XoidoQoviiud^a  Hes. : 
lat.  garrio. 

5.  Jinag  „becher"  :  yvurj  „höhle" :  avest.  jafra  „klaffend", 
gafya  ,,abgrund,  tiefe". 

6.  Jixpa  „durst",  diipag  •  s'xig.vÖQa  Hes.:  ksl.  zaba 
,;frosch".  Skr.  jehamäna  u.  a.  „lechzend"  ka.nn  Tür  *jebhamana 
stehen  und  hierher  gehören. 

7.  Joi^iriv  „kleines  blutgeschwür" :  ahd.  chuadilla,  que- 
dilla  „cicatrix,  jjustula,  papula".     Dazu   auch  dyaO^ig  „knäul"? 

8.  £t'-^£V6'co  „gedeihe",  lr]-&Eveovaa- ky.7ie7iXrjyiiievi]xal 
d/toQovaa  Hes. :  dcpveiog  „reich",  (pövog  {ai/.iaTog)  „(biut-)raasse" 
n  162:  skr.  ä-hanäs  „schwellend,  strotzend",  ghand  ,,iest,  mas- 
siv". Die  weitere  Verwandtschaft  s.  o.  6.  237.  —  irj-  in  li]- 
d-Bviovoa  wird  zu  skr.  tshdt  „wenig"  gehören. 

9.  Qiaao^iai  „flehe",  das  durch  Tco&io)  als  aus  xJ^id-jo- 
fiaL  entstanden  erwiesen  wird,  ist  ausser  mit  germ.  bidjan  auch 
mit  avest.  jaiäyemi  „ich  bitte"  und  ir.  guidiu  „ich  bete"  iden- 
tisch.   Zu  ihm  gehört  auch  Qhtg  „wunschmädchen". 

10.  Kevrio)  „steche":  lett.  situ  „schlage",  skr.  gcäuyäml 
„zerhaue,  zerschmettere". 

11.  Kivvod^ai'  . . .  .Idslv  diavoeiad^ai  Hes.:  nivva&ai.  S. 
o.  6.  23Ö. 

12.  Zu  osk.  kaispatar  gehört  ausser  lat.  caespes  (Bugge 
Altital.  stud.  s.  20),  se-cespita  und  cuspis  (aus  '^coispis)  auch 
xia/cga-  TtiKQa  to  fjd'og,  TcaXlyxoTog.  Kwot  Hes. 

13.  KqaiTtdXrj  „katzenjammer,  schwinde!":  Ht.  kraipuii 
,,hin  und  her  wenden",  ksl.  kresh  ,,TQ07n'j,  teuiporuni  mutatio" 
(aus  *krepsi>). 

14.  ^0-trj%eig'  Ol  ff^jptycTvTfiff  Hes. :  ßdyLxariaxvQoiiin^.^ 


Etymologien.  331 

ßdy.TQov    „stock,    stütze" :     lat  {im-)hecillus ,    häculum.     Auch 
Inita^  (Hes.)  wird  dazu  gehören. 

15.  ÖixTog  „mitleid",  ohrgög  „dend":  ahd.  eijjar,  eiver 
„acerbus,  amarus,  horridus,  immanis". 

16.  "OoxEOv,  ooxeog,  oaxta,  oaxr]  „hodensack":  skr.  chavi 
„feH,  haut". 

17.  "Ooyog  „spross":  skr.  chä  „ein  junges"  oder  cha  „ab- 
schneiden, abschnitt".  —  Johxoo/.iog  wird  wohl  richtig  aus 
*do).i-/c(Txiog  erklärt. 

18.  /T^wy.ro'g  „steiss" :  skr,  7;>-s///!/iä  „rücken",  prshti,  pärrii 
„rippe'-'. 

19.  TlXog  „schaar":  TitsXeöv  •  t6  avXUyeo^ai  Hes.: 
d7tik?.ai  ■  or]KOL  .  l/.y.XriGiaL  .aQyaiQEoiai  Hes.:  y.X6-vo-g  „ge- 
dränge"  :  skr.  h'da  „familie,  gemeinde",  ir.  cland  =  cambr.  plcuü^ 
ksl.  celjadh  „familie"  (vgl.  Zimmer  Archiv  f.  slav.  philologie 
2.  347  f.). 

20.  Tevöiü  „nage":  y.vaddk'/.STai,  •  y.vrj&srai  Hes.:  lit. 
kändu  „beisse". 

21.  Nach  ausweis  der  glosse  Tevd-evg-  6  nev^^eig  rragä 
'^E/MTalioi  Phot.  ist  Ttevd-og  aus  qevd-og  entstanden  und  dem- 
nach zu  lit.  kenczü,  lett.  z'ischu  „ich  dulde",  lett  zi-tts  „kämpfen, 
ringen"  zu  stellen.  Vgl.  weiterhin  xävaoog' Y.ay.ovQyog.  avxocpdv- 
T/;e  Hes.  und  /rovi^oog,  rtovog  und  öid-novog. 

22.  TstOQEig  '  öqaTtäTai  .  y.aY.ovQyoi .  h-avac,  xi ioq  o  g  av- 
xocpdvTrjg.y.al  TdouoiaE.es.:  y.avQÖg „'Kay.dg^^ :  skr.  kaväri  „karg, 
geizig".     Vermutlich  ist   auch    a/.evcooslad^ai  hierher  zu  ziehen. 

^3.  Tidqa ,  wenn  persisches  lehnwort,  beruht  auf  einem 
altpers.  civara  =  skr.  clvard  ,,bettlergewand",  vgl.  cira  „zeug- 
streifen, fetzen,  läppen". 

24.  J ia-(fdoa eiv  diacpaiveiv  Hes.,  womit  TtaLcpdoanv 
und  7taQaiq)daaet  '  rivdaaei . Ttrjöd  .  TiagaKivei  .  y.ai  tu  Ofioia 
Hes.  sicherlich  zusammenhängen,  steht  für  {öia-)(fdy.jeiv  und 
gehört  zu  lat.  focus  „herd"  und  lit.  ifa'A-e  „licht",  womit  Bezzen- 
berger  schon  früher  fax  zusammengestellt  hat.  [Dazu  tritt 
ferner  noch  (ftöxp •  q>dog  Hes.  und  vielleicht  ^-  vgl.  Büc heier 
Ümbrica  s.  79  f.  —  auch  umbr.  vuku  (aus  "^hvuko)  B.] 

25.  'üöiviov  oövrijoiv  c  415:  an.  Ä:y«ina  „klagen,  jammern", 
gut.  qainon  „weinen". 

A.  Fick. 


332 


Register. 


I.    Sachregister. 


Accent  (vgl.  verba):  „energisch" 
und  „schwach"  geschnittener  ac- 
cent 26;  zusammengesetzte  accente 
29  anm.;  Wechsel  des  accents  bei 
eigennamen  als  mittel  begrifflicher 
Scheidung  52.  82. 
Adverbien,    griech.   auf   -si    und 

-es  37. 
Albanesisch:    die    Stellung    des 
Albanesischen  im  kreise  der  iudo- 
germ.  sprachen  185  ff. 
Anaalogiebildungen:     49.    55. 

90.  92.  96.  270  ff. 
Bedeutungswandel:   zeit,  mafs, 

Ordnung  167  f. 
Buchstaben    und   sprachlaute  16. 
23    f. ;     emphatische    buchstaben 
20  f.  anm.  —   Vgl.  schrift. 
Conjugation:     das     verbalsystem 
der    grundsprache    271  ff.;     plus- 
quam})räteritura    (sskr.    ayäsisam, 
gr.  iXiXocTceha  u.  i]Xc(aaa,  lat.  tutti- 
deram ,  dixeram  273  f.).  —  Lat.: 
imperfectum  auf  -bam  und  futurum 
auf  -bo  280  f. ;  Überreste  des  alten 
aorist  282  ff.  ;    das  futurum  /ere«, 
fere.t   kein    optativ,    sondern    der 
alte  conjunctiv  269  f.;    die  I.  sg. 
fut.  feram  dem  ä  -  conjunctiv  ent- 
lehnt 270;    I.  sg.  fut.  dice,    /acte 
270;     futurum     exactum    {dlxero) 
275  f.;  habessit,  licessit  275;  plus- 
quam-perf.   conj.   {amassem,  dlxis- 
setn)27b f.;  endung -eminferrem,/e- 
eissem  270;  endung  -am  in  cram, 
fuam,  im  conjunctiv (dtca??i,/e/-rtm), 
im  imperfectum  {Ugebam)  und  plus- 
quamperfectum  {dixeram  ,    tutude- 
ram)  279  ff.   —  Altir.:    Herkunft 
der  ä-conjunctive  und  -futura270 
f.  288;  6-futurum  und  -conjunctiv 
282;  formen  der  wurzel  6AM281f. 
286.  —  K  y  m  r. :  präteritum  secun- 
dar.  {dysgaa-wn)  274. 
Consonanten(vgl.laute):  Griech.: 
ff  vor  t  aus  &  i^f()va(ßr},  xaaig)  165; 
aa  aus  xr-i  [hvKaaa,  dfi(fi(Xiaao<;) 
47.  —   Osk.-umbr.: /(lat.  6,  d) 
=-.  urspr.  dh  164  f.  —  Lat. :  den- 
tale aus  gutturalen  203;  p  aus  k 
160  f.;  rr  aus  r  hinter  ä  {narrare, 
parriclda,    Varro)  164;   rr  aus  rd 


{Verruca)   62.    —    Germ.:   /  aus 

ursp.  k  163. 

Consonantengomination,    phy- 

siolog.    erklärung    derselben  1  ff, 

23  ö. 

Declination:    gestalt  des  locativ, 

instrumental    und     dativ    in    der 

grundsprache  269  f.    anm.;    nora. 

sg.  der  «-stamme   im  Griech.  68; 

Umsetzung  von  namen  aus  der  IIL 

in  die  I.  declination  im  Lat.  59  f. ; 

Vertretung    der    altind.    feminin- 

stämme   auf  -«   im  Germanischen 

35—37. 

Deminutiva:    nach   falscher  ana- 

logie  gebildete  dem.  im  lat.  55. 
Differenzierung  270. 
Dissimilation  der  lautfolge  r — r 

{MaQu&m',  longurio)  46.  57. 
Eigennamen  (vgl.  accent):    arten 
der  Personennamen  52;  vollnamen 
und  kurznamen  81 ;  die  kürzungen 
nicht  immer  hypokoristich  83. 
Exspirationsorgane,  activeund 

passive  25. 
Iniplosiv laute  ,    consonantische, 
in  ihrem  Verhältnis  zu  den  explo- 
siven 1  f.  3 — 13. 
Inschriften:    arkadische    301  ff.; 
zur  lesung  der  epichor.  kyprischen 
inschriften  (nr.  XIV-XXIX)  143  ff. 
Laute:    factoren    für    die    hervor- 
bringung   eines     sprachlautes    5; 
übergangslaute  5  ff. ;  literae  rautae 
als  sprachlaute  15  ff.;    eingescho- 
bene   laute  31.  —  Vgl.   implosiv- 
laute,  nasenstofslaute,  tenucs,  ver- 
schlussconsonanten. 
Lautgesetze,  allgemeine:  l)worte 
behalten    in    zusammenhängender 
rede  meist  die  form ,    welche    sie 
in  isolierter  Stellung  haben  27  f.; 
2)  ein  langes  Sprachelement  wird 
womöglich  an  den  schluss  der  silbe 
gebracht  28  f. 
Lautphysiologie    richtiger    als 
laletik   oder  sprachphysiologie  zu 
bezeichnen  15  anm. 
Litauisch:  mundartliche  Verschie- 
denheiten   auf    dem    gebiete    des 
nördlichen  preufs.  Litauens  09  ff.; 
mundartliche    Übereinstimmungen 
auf  demselbeu  gebiete  102  ff. 


Register. 


333 


Mediae  s.  tenaes. 

Nasenstofs  laute  8  ff. 

Nomina:  griech.  auf  -a6-,  -iS- 
65;  griech.  feminina  &\xi -aiva  ne- 
ben masculinis  auf  -ov-  67  f. ;  lat. 
nomina  auf  -etum  45 ;  auf  -ffo,  -do 
61—72. 

Prothesis,  scheinbare,  von  conso- 
nanten,  in  engl.  Nannie ,  Ned, 
Nol  168. 

Rigveda:  spuren  einer  älteren 
Rigveda-recension  195  ff. 

Schrift:  »buchstaben«-  und  laut- 
schrift  24.  29  ff.;  ist  die  wort- 
trennung  in  der  Schrift  zu  be- 
zeichnen? 30.  32  anm. 

Silbe:  definition  der  silbe  17—23: 
Verhältnis  der  »silbe«  zum  »wortec 
26  f.  anm.;  Verschiedenheit  der 
eigentlichen  und  der  anfangssilbe 
27. 

Sprache:  Unterscheidung  der  ge- 
hörten und  der  gesprochenen 
spräche  15.  22.  33. 

Suffixe:  ssk.  -an-  =  gr.  -ov-,  lat. 
-in-  67  f.  74 ;  ssk.  -ahhü-,  gr.  -atfo- 
=  lat.  -umbo-  (in  Tiernamen;  167 ; 
ssk.  -tvana-,  gr.  -Ovvt}-,  vgl.  lat. 
-tut-  94;  ssk.  -vant-  =  lat.  -ent- 
95  f.,  vgl.  lat.  -iiosus-  96.  —  Griech. 
-fvr-  49  ff.;  -wv-  41  —  98;  lat.  -äc- 
70  ff.;    -5n-  41—98;    -ti-  94;    er- 


weiterung    des    neutr.    «-Suffixes 
durch  a  im  Gotischen  167. 

T  e  n  u  e  s  und  mediae  :  der  physiolog. 
unterschied  zwischen  beiden  6.  13 
anm. 

V  e  r  b  a :  die  griech.  verba  auf  -j'u 
und  -«ü  ursprünglich  durch  den 
accent  unterschieden  168 ;  die 
gi'iech.  auf  -k^ü),  -i^ta  den  germ. 
auf  -tjan  entsprechend  65  ff. ;  y 
und  S  als  kennlaute  der  verba  auf 
-fw  67. 

Verschlussconsonanten  13—17. 

Yocaldehnung  als  charakteristi- 
cum  des  aufsergewöhnlichen  72; 
vor  urspr.  nasal  (got.  peihs,  leihts 
u.  ä.)  167. 

Vocale:    griech.  v  aus  oi  wie   lat. 
pünire:    poena  92;    v  aus  va  163. 
—  Lat.:    t    (nicht  e)  ^  urspr.  oi 
269  ;      jambische      worte     durch 
kürzung     der     letzten     silbe     in 
pyrrhichische  verwandelt  280.  — 
L  i  t. :  gesetz  für  den  Übergang  des 
schriftlit.  u  in  nordlit.  ^    104  ff. 
desgl.   des  *  in  nordlit.  e  122  ff. 
desgl.  des  ei  in  nordlit.  ä  138  ff. 
behandlung  der  diphthonge  ai  und 
ui   im    Nordlitauischen    140  f.  — 
Lett. :     zum     iufläntischen    laut- 
gesetz  289  ff. 

Vriddhi  (in  got.  laiihatjan)  66. 


San  8  kr  it. 
ambhrnd  162 
ardh  '168 
ayu,  ayus  39  f. 
äfii  72 

äs,  äsls,  äsit  284 
ähands  330 
tsMt  330 
uyrd   163 
rtd  168 
'rtü   168 
kaväri  331 
kiila  331 
kracis  95 
kravya  95 
krüra  95 
klidyati  162 


II.    Wortregister.*) 

gadh  165 
gar  48 

gardabhd  167 
ga  US,  gam  285 
ghunä  330 
cdlati,  caldyati  163 
cl'ra  331 
ctvard  331 
cha  331 
chavi  331 
chä  331 
jäti  94 

jehamäna  330 
tras  81 

dyans,  dyam  285 
nä  sikä  56 
pdr^t  331 


plti  94 

prshti  331 

prshthd  331 

Bhargäyuna  82 

6ÄM  284  ff. 

yäc  330 

fflÄrd  164 

vrsabhd  167 

cätayäini  330 

'cTH   162 

saritpati,  suritänt-pati  81 

sadhaua  58 

«<A»<»  94 

Avestisch. 
amesha  87 
öj,  a5  284 


*)  Die  in  dem  aufsatze  >Die  Stellung  des  Albancsischenc  (p.  185  ff.) 
enthaltenen  albauesischen  Wörter  sind  im  register  nicht  mit  aufge- 
führt. 


^ 


ilogister. 


pafjfa  330 
Jautyemi  330 
jnfra  330 
yüi'e  41 

Per  s  i  scL. 
mörd  46 
«cj;  50 

Griecli  isch. 
«rt'fw  66 

"Aßowr,  "4ßQ<iiv  72 
yiyrt&i^ufoog  84 
^iyayt^y'lVbiQ  84 
dya^tg  mO 
l4yK&oy).TJg  84 
l4y(t&6uo{)og  84 
dyalfög  1 155 
"Ayä&wv  43.  84 
^AyctjjirjSrig  85 
i^j'?;'(rwx'  90 
'^j'/wr  82 
dyxoCvT]  92 
(iyxwv  48 
ZiyXnog  84 
lAyXaöifafiog  84 
lAyXao^Tjfit]  84 
'AyXciojv,  "4yX(ov  84 
Z4yV(üV  82 
l4yQn'g  89 
Z4yQiog  89 
'AyQioSog  88 
l4yniwviog  89 
l4yQ0T^Qtt  89 
^y()an'  88 
ny^ovT]  69 
aywv  45 
«f^  37-40 
UiTCwv  60 
«/^d'wj'  68 
yi&Tjvntn,  l40^riVfj,  liO^äva 

87 
l4!t^r]vaC(ov^A0^r]vl(ov.lAda- 

r(wv  87 
^i?«  77 
alä^b)  67 
Ainxög  77 
^f«f,  Aljrng  77 
u4iy(((tovaa  49 
alyiiQb'tv  46 
-4tyiv»og  86 
Atyia &og  86 
AiyoaiHvtia  86 
Atyoiaacc  50 
Aiyuiv  86 
«/*^,   rt/^f  8.  ««/■. 
Ali^jyjg  77 


.■fi»t]  70 

.^/;^^()  73 

^r^ftw  73.  78  f. 

«7t,  «?tv  (losb.)  38 

^/oAt«,  ^/oi/"?  76 

Aiaifiog  55 

Aiaxivt]g,  Alff/vkog  56 

Aia^Qföv  56 

^roTftrj'  87 

Ataojv  87 

rtfiitü  330 

(tlxfjT]  87 

Af/fiiwv  87 

«ftor  41    f. 

«((ur  (dor.)  48 
l4x(txttXX(g  50 
Axtcxriaiog  50 

nxäxrjTu  50 
^x«xo?  50 

dxr])(eSwv  64 
Z4xiuog  88 
«xov/j  69 
]4xQi(Ii(ovtä<^r]g  60 
l4xQ6&fQfiog  53 
l4xQOfx{&iiaog  53 
AxQoatfnXrig  53 
lAxQoyaXig  53 
l4xQO)(X(c(()og  53 
«xpfJr  49 
'LdxQwv  49 

«^y/jJ'üJi'  64 
dXiXTQvniva  68 
llXS^atfievrjg ,  l4X9^r]a^VT]g 

75 
'AXx^fiojv  80 
lAXxfxalwv ,        lAXxudorv, 

l4Xx/j.dv,  'AXxyiw%>  80 
':^Axw»'  81 

dXXaxHV  (kret.)  328  f. 
'AXoavSrt]  81 
^A/j((S-ovg  50 
dfin fXwv,  djUTifXfciv  45 
dfi7ifXt(xn>.  duneXig  45 
KU n (DT ig,  (tfinuiaig  94 
Äfjvd^fwvla  Ib  i. 
^AfAVfjtwvri  60 
dvdyxrj  93 
«i'(F(«i)i'  44 
"--fi'Jpttw  44 
'Avx'hfi(ürf  89 
dvli-fQtwv  46 
Avff^taTTjQtMV  42 
dvHtjd'tüV  68 
dvd^rjQÖg  46 
'Ar9oL'an  89 
AvxQtöv  46 
dnnXni  331 


^AnCtov  87 
\4nöXXb)v  87 

l^TToJlAwrfOf    87 

dQi'cCoj,  d^QK^W  67 

d(t{t()i((t}  67 

"AQfiog  87 

«  ot  ^ö»' ,    «  p*  T  rj ,    «  Qtdxm 

'  1 68 
'AQxdg,  \4Qxd6iov  47 
'^(jxtrwj'  85 
l^pxTfcw?  47 
«(»judtfw  67 
^Ainxuv  79 
^A()Tifiiai(i'n'  42 
dnvaävT]  70 
'AaxnXa(fog  67 
L^ffxi^jTitdf  80 
\4TTcxi(ov  75 
lirrtxwrtxdf  75 
'Argtvg  75 
AvXwv  45 
ciJdvij  69 
d<f,vHÖg  330 
'A^fQ^ovs  49 
Ayioior ,    l4/i(>6viios, 

'AyfQovatog  49 
icwQog  163  f. 
ßaßQdStöv  68 
/S«xrf«  330 
ßdxTQov  331 
ndx)r<x)v  87 
ßSaXon'  330 
ßJfXvQÖg,  ßöfXvaaojitai 

330 
ßSvXXnv  330 
ßrj/tuv  62 
Biüxv.  liuoviöctg  fjö 
BXfifnQiüv  56 
BoCvoxjj  89 
Jioiov  50 
Jioiwtln  79 
ßoXetäv  45 
ßüXin>&og  51 
ßovKOog  51 
HovxoXtun'  47 
JiQi'ywv  55 
Jivaaa  89 
ßvaaog  89 
yamor  88 
j'ßton'  45 
raurfXiojv  42 
j'fl()j'«(j<wj'  48 
yttQQKÖuff^n  330 
j'ftr«MK  68 
rffiaXog  54 
rtfid'iog  54 
yfvtoig  94 
yiwtjait  94 


Kegister. 


335 


ylayods  96 

rlavxojv  57 

yJivxvg  203 

rvä&aivu  54.  68 

rvä&üiv,  rva&iuvi^Tjs  54 

rvT^amnos  54 

rvC(poni  54 

yvwacs  94 

roQyövT)  69 

roQyvna  87 

rÖQyütv,  rogyias  81 

7"p«aün'  53 

r^örd-on'  54 

yov^w  66 

rQvXXifov  54 

ywaixiäv  44 

yi5;rjj  330 

^aCdakoi   85 

Jafxoyv  83 

dacfviüv  46 

^IttXaxQibjv  53 

^(ivaxwv  81 

z/«a'ox(>«rijf,  ^1nv6ua/og 

56 
JtivöarQaros  81 
^aivwv  56 
^etvwv  81 
Shtivov  330 
StiQiäv ,  ötiQHoi,  6t(iica 

330 
^ii.(f£iiiv  87 
rffTT«?  330 
diOnoiva  68 
zirj'covivg  56 
//TjiW  56.  7fr 
Jrinav  83 
Jtaxoro?  331 
dittifciaanv  331 
diävuäwv  54 
^USviiog,  ^lidvuiag  54 
/liSvuiav  54 
^i'xo»'  82 
^loytveia  84 
^lo/LiTjrig  85 
Sixpa,  6npi'g  330 
^Carv,  JuövSas  87 
Jifävri  60.  87 
rfo^tjjr  330 
Jöliog  55 

6oXi/6axios  162,  331 
/i/dAwj'  55 
/lovaxiäv  45 
^OQXüJV,  Jooxibjv  79 
Jöat?  94 
^ovTKov  55 
JpaxKfj'rt  68 
^iQaxttXlürv  73 
dqäxakog  73 


iQVfJltäv  48 

StJxTig  94 

Eihaaög  47 

Etoccviwv,   EiQJ]vaiog  82 

fioiOiwvTj  60 

tlnoxv  73 

f*f  68       ^ 

'Ekaiovg.  'EXcuovaaa  46 

i/.aiwi%  iXtuixv  46 

"Elarog,  'EXcaitav  80 

^EXatffißokiwv  42 

fXttipog  167 

^EXd(fWV  79 

(llr]uoaivri  94 

Wfi'ttw  67 

iXixiüv  47 

'^itxüJr  47 

"EAt^"  47 

"EAtIo?  47^ 

'EXiaaurv,  'Ehaaovg  47 

InrjSTavög  92 

^7r/t«|  331 

^oych'Tj    70 

^Eoyavr]  84 

*Eond-aXiün'  57 

'EouttCwrv  78 

'EouiövTj  69 

'Enuiav  87 

fQnrj(^(üV  65 

iQTirig  6] 

iQvaißrj    (rhod.   fov&ißri) 

165 
'EzfoxXrjg  82 
^rfd?  82 
^Erfwvfvg  82 
'Eiv/uoxXfjg  82 
^Etvuuv.  'ETvuwv&ag  82 
Evdyrjg  82 
«i}«fw,  fri'ftftü  67 
Evuv&r]g  89 
Evßoia  79 
Evyaian'  88 
Evyäixorv  53 
ii'Jmrdf  92 
fj};;}'*!'?;?  92 
Evrifxioog  84 
^i'TjVwp  84 
ivTiniXia  92 
iv&ivi(ü  330 
EvnäXKfiog  85 
Evnva&fvg  86 
Evovrdrig  78 
EvQvjt]  77 

EvQVTlOXV    77 

EvTv/iojv,  Eijrv;(iöag8'2 
Evifäfiiog  84 
({•{fgoavvt]  94 
^E^tvog,  'E^ivovs  «0 


^E^itüv  56 

Ztjvwv  87 
Z^f,  Ziiv  285 
fiytfa'öf  92 
'Hyfuörr}  90 
'Jlyfuarv  90 
TjJoi'»;  69 
HiTiun'T]  60 
^ttiir  -IS 
'//Aton-  87 
'Hniövr]  80 
'llQaxXi^üxv  87 
"//Oft»',  "HoMvSag  87 
'H(fttiaTriic'e6T]g  87 
'Htffuarion'  87 
SuXaaaion'  86 
GaXCaQxog  88 
SaQyt]Xiwv  42 
Sttvuog  tj  SavXog '"Agr^g 

(maked.)  84 
6>6«y»;?  82 
Sfuiaojv  87 
Sioalotv  81 
x^iaaofxai  330 
0*Tf?  330 
öfft»'  87 
&T]fza)V  45 

Orjoirag,  Grjod'rng  79 
e»jew  79 
6;j()ön'  79 

Qoivun',  Ooivion'  88 
0Qtta(ä  81 
©(•«Oft»' ,        8p«(rftJr«f«?, 

Ooaaoniöag  81 
OvuwvJag  81 
öj^vwv,  Güvao/og  88 
d-vQütv  48 
^fawXxog  87 
fJto?  65 
Mfw  65 
'IfQixn'  82 
irjSwv  64 
iri&niovaa  330 
'fxfCQiun'ri   60 
'IXiaaög  47 
^IXtojvtt  60 
^fvK^toivT]  60 
/s^i?  162 
'Innoo&tvrig  86 
'Innoxv  86 
Innwv  45 
'[nniöv  86 
'FtittÜviov  86 
'/(jKxYwi'  82 
lOTOQfi'v  90 
tartitv  45 

XQlUiV  81 


336 


Eegister. 


"Jax^s  80 
ixfiov  46 
iv^oj  67 
^/(ftövr)  85 
Tx^vwv  86 
liößio^  87 
'fwXxög  87 
ta)v(a,  ifüviä  46 
UbjrCihg  80 
KainCtav  58 
xaXitfiwv  45 
KaXUarojv  84 
JfttAAon',  Xallu)ri'Sr]s  84 
Kakiißt]  47 
Ä^ftAt-dVo?  78 
ATaArJj'at  78 
JfttAKcfwj'  77  f. 
/TttAwj'J'«?  84 
XßAwff  85 
Kafinvlos  47 
Ka^nvXCojv  72 
xävfywv  58 
xänr]Xog  89 
JKa()T(()wv  81 
KaQ^rjöwv   63 
xaaiyvrjTos  165 
xäais   165 
xttCTTKX'fwy  46 
Attracfoi/TT«  56 
xey/Qfwv  45 
xf (fpaw  46 
xfj'ftüv  45 
xfj^^w  330 

X^VTQWV   73 

KeQKfioiv  88 
Kf(iaaovs  49 
x^qSoxv  90 
KiQxiüxv  58 

Ji:f^xd/SoAo?,A"f^xowxof58 
AiQxoiQiov  58 
KeifaUbxv  57 
K€(fj(iX(ixr  57 
xijA»jrfa)f  64 
ÄjjAcin'  58 
Krin(uv  89 
xi&wv  (Jon.)  63 
KivüSwv  73 
Kivtti» fi'S  78 
xCvva^at  330 
xCainta  330 
Kiaaovoa  49 
Kldlvurv,  KXitiutv  82 
KXfuiv  82 

ÄifüJj'jjf,  AJLfüwof  82 
ÄAtiov/rf»;?,  A'A*an'Jaf82 
xXövos  331 
xArfw  70.   162 
xraiw,  xvTJv   168 


xr^at?  90 
xotycoy,  xotvar  92 
xon'wj'f?  pl.  92 
xoM'üwoff  92 
xoiQavog  92 
xotrwv  45 
xoxxvfiTjXm'  46 
xoAwroff,  xuXürvt)  48 
xoXocfcöv,  KoXo<fb)V  48 
Kojuai&w  79 

XOTlQtüV  45 

Aopi/rfftw,  A'o(>rd'«JlAoff86 

XOQVlfT]    48 

xoTvXrjifwv  64 
xoTvXwv  53 
Ko/Xiovaa  50 
xo/(6vr)  60 
XQcanuXi]  330 
xpnrff/  (ngr.)  77 
KqÜtwv  81 
XQavyä^ü)  66 
xp^cf?  95 
KqtiOU's  77 
Kqti&wv  77 
Ä(j>J(Ttof  77 
KQiäviog  92 
xpittvö?  92 

XQtViäv,    XQlVütVui    46 

A(jdxört'  53 

A'po/z  i;t(rt' ,    Apo^  i'o  i5<T(T« 
46 

XQOTÜVT}    62 

Kva»og  85 

Kvßiad-og  86 

KvSfov,  KvSaxrCtt  50 

Kvi'ai^a  78 

Kvvcuitog  78 

xi^proJj'  72 

xv<f(üp  73 

xüiJtov  93 

xtodfo»'  93 

x(o7i(wv  45 

^Ic^yarag  79 

^iayvvltüv  88 

Aäxaivtt  68 

Aäxwv  55 

-/«junw»',  ^lüfiTiQtiv  82 

^aaiwv  47  f. 

^läcov  83 

Atatv«  68 

Afi/Xdiv  46 

Afixtüv  46.  57 

A^wy  68 

^itwrdhtg  83 

^■ivxäovig  79 

Avxtiurv  47.  78.  79 

Avxaivlg  79 

Avxtjv  79 


AvQbtv  88 
MaxQiwv  57 
MäxQüiv  57 
MKAttxftn»  73 
AlaQui^a,  MttQttl^ovaatt, 

AIÜQaiiog  46 
/UKQttd^Qov,  fiäoad-ov  46 
fiaonii^Qiäv  4H 
MuQ<(&wv,  MaQttd^tavtai^ 
AhtQO)v  44 
AIaj(aiQ((av ,    Alap^aiQtCg 

88 
MaxavCSag  55.  90 
Maroni  79 
fx(yag  68 
fityiaruveg  pl.  92 
Miyo)v  57 
MtȊ()firi  73 
MetXavCuv  50 
/^f/"?  (Jon.)  68 
[iiXag  68 
AUXtayQog  88 
fifXdSrjuwv  64 
fiifXtäujr,  ^tXiöbJvri  64 
/if/lf  (J'wj'ds',//6>lf  (rtirt'f  iV  64 
fXfXriöwv  64 
MfXtitä  88 
juiXiaadtv  45 
MiXiariun'  88 
MfXiTH'tt  88 
fifXnotaaa,  -roPrr«  96 
AlfXiTiirv  88 
Mivatv  81 
M(Qo\p  89 
Alrjxiarevg  57 
Alrixtav  47 
Alfjxwvr]  47 
Mrjxun'fg  53 
A/»}>loi;or(r«  50 
fiTiXiov  46 
AlriXwv  50.   79 
Mi]Xiöaiog  50 
jU>}?  (dor.),  |U»;»'  68 
AlrjTuiifovatt  85 
fttjTi^Trjg  85 
Mrij((tiv  84.  85  f. 
jMtjTiöxrj  85 
A/^rtf  84 
Mrixttribtv  55.  90 
Ahxxi'wv,  MtxxiXos  57 
AlCxxoiv  57 
MucqCojv  57 
jJi/nog  62 
Al6»un'  82 
^OQfitü  64 
Atom'i'XKiiv  42 
A/oiffclrtof  60.  87 
fivXür  45 


Register. 


337 


Mvovg  45 
fivQaiva  68 
Mi'Qixov;  49 
fj.vQur}xi((,  uvQfxr]xiai  46 

fAVQUT]^    64 

MvQUT]i  46 
Mv^^tvrj  53 
MvöoivCSiov  53 
Mv^^ivovs  49 
fiv^oiv<äv^  (Mvoairurv  46 
MvQailog  46.  53 
MvQTCclr)  53 

flVQTfWV    46 

MvoTiXog  46 
MvQTiov  53 
MvQTOtv  53 
Mvatav  56 
fivbh'  45 
fivaxvCa  45 
iVarrK^toi'  93 
yfärf?  pl.  92 
rfi'ffTßfw  66 
rfüir  45 
Nt]X(vs  76 
NritfaUüiv   53 
Nrjffos  53 
Ntjifwv  53 
Nrjipii  53 
iVixw  81 
iVtxüW'  81 
NoS-tTiTios  54 
iVo^üir  53 
NvfjLtfotv  45.  87 
j'i'orati'o'  66 
Sivüjv  82 
ä/^öw  88 
li'iwj'  45 
^•rof  92 

^WTiwv,  dor.  |o»'«ürt'  u. 
fi;ra»',   Jon.  .fi/rfaij'  92 
firöJv  92 
oß^ifiog  162  f. 
dd'oi;?,  dJü/y  68 
dCjjzft?  330 
dfo  50 

or«f  85 

dVtTi'w  67 
offftj,  oti^ot  67 
o?zTo?  331 
olfibjCü)  67 
Oivivs  85 
oivfojv,  oh'btv  44 
OivonCtov  87.  89 
oivovg,   -ovaaa ,   -ovrra 

95  f. 
OivoxaiQüxv  49 
o^on'ö?  92 
dAoiliya»'  68 


diloilvC«)  67 

oußoiuog  s.   oßotfiog 

'Oväacjv,  'Ovaat'on'  85 

^Or'rjatXog  76 

dorcd^wv  45 

^Ooffvr]  87 

o(T;ffor,  öa^sci  331 

oa/og  331 

oL'rfürt'  93 

oi'po?  91 

orr«5'«J'd?  92 

^Oifiaiv  56 

Tiwj'eTd?  66 

IIcui](ov,    dor.    nauititv, 

{ITaucv,  Ucaütv)  80 
naiiftiaatn'  331 
naxxütv  45 
nuXauTjf^Tjg  85 
TTftAAw  163 
Titt).u6g  163 
77«r  80 

naouKfüaOH  331 
ITao&äün'  77 
nuoß^EVbn'  44 
Ilcwfüv  48 
IJaruixioxv  73 
TlaTavion'  88 
JTccTskXw/dowv  49 
nekfia,  naXnog  167 
TifXexiiv  80 
neXffxiCco  163 
nfu(fQr]Swv  64 
nivd^og  331 
ntoujTfQfwv  45 
neroiöv  45 
JlTjXaiotv  87 
IIr]Xrii((äi]g  87 
TlriXoCg  51 
UrjXovOiov  5i 
TT'jdff,  dor.  TTKOf  164 
TiTjoig,  -iv  68 
niwad-ai  330 
71  Ca  wog  165 
IIiTvovg  49 
JTcTvovacc,  -ovaaa  49 
TTKfavaxcü  285 
TrA.ttj'yürt'  93 
TrAfttTof,  TiAnJa^f  162 
Trilaf  56 
nXaTuytov  93 
nXarauwv  76 
nXitTftviarüg  50 
TIXuTcn'iaTotg  50 
riXaTurimün-  50 
7r>l«ra»'a;r  46 
nXchojv  58 
UlivQüiv  58 
JIlovTojv  82 


nviloi  168 
JJoSaXsCQiog  79  f. 
UöSbjv  58 

TTOi^^U    330 

noXfuog,  nröXtfiog   163 

TTovrjoög,  Tiovog  331 

nöoSon'  72-  83 

Ilood^ivg,  noQ&ä(av  11 

noQiarrig  85 

nÖQog  85 

üoQifv^iog,   UoQtfvqioiv 

48 
IToQ(fv^sm'  48 
Tlootfvoiwv  48 
noaeiScuiri',    TloanSioxv, 

noa(iäi5v,IToaetSciv80 
noaeiS(ö%'iog  87 
Tzöa&üxv  58 
nöacg  (»trank«)  94 
noaoidav  (ark.)  80  f. 
noaaixoÖTTjg  80 
IToTduwv  86 
i7orft(J'«J',dor.,77oTf/<far, 

äol.,  80 
noa^i&^a  84 
ÜQiaßojv  51 
noriwv,  TCQtätv  48 
nqivilxv  46 
TiQü-laaofxac  330 

7lQ0(pi^TTjg   95 

TiQcoxTÖg  331 
TiQcov,  TTotjJv  48 

TIQIÖWV   48 

tttkCqco,  TiTctQvvfiai  203 

TTTfJlfdl'    331 

TTTfAfoh'  46 
ÜToXinöoSrig  11 
ITvavfipim'  42 
JTvyutüog  73 
UvyfittXiwv  73 
n^iryoi'fffo?  49 
nvyün'iatog  49 
nv&iüjv  87 
nvXuiua^og  15 
IlvXaifx^vrjg  75 
JlvXdiixv  75 
nvXfun',  nvXiäv  48 
TTi'TindCo  67 
Uvoyog  51 
TTvdoai&og  79 
JTvdoog,  Tlv^^an'  57 
ITvoacm'  57 
'Pauvovg  49 
>f«.  Jon.  P«7j  60 
'Pficävt]  60 
orjTirT}  49 
^/r  68 
■p/y  w  58 


338 


Register. 


(iiTTTnCw  66 
^o(^(üv,  Qodfon'  45 
'PöSury  53 
^oSwviü  45 
^ä^ojv  58 
2:ax(üV  88 
2:nXixyos  89 
^aAKXow  53 
2:cdc(f^(g,  -Iv  68.  76 
2!aX/j.(ov(vs  76 
^ttvvCan',  ^^at^vv^liov  54 
2ia(itcTi(u)V  87 
^«ri^(>of,  2^aTV()(iin>  87 
aaqii^g  203 
itaftw  82 

2^shvovaiog  49 
2^tQC(TiCwv  87 
ar]ntäü>v  64 
Z»€viär]S  Sl 
^^i^fj-w  81 
^^tJ'w»'t'c)aff  81 
2:t/*d"a  50 
2it6ovg  50 
^iSovaaa  50 
ZiSwv  50 
.^txi^üjr  46 
S^cxvbjv  46 

fftzi/öir»;,  aixviavla  46 
^t'Awr  58 
Zl^orv  58 
2iTfXwviSris  58 
2!iviov  55 
^ti^ug  55 
2^(Q(afiog  78 
aiToßiakdwv  45 
^tTw  46 
fftrurt'  46 

^xarof,  .Zz«füf  57 
axcinog  93 
2ixtlQ(in>  45 
axfvw()tiax}«i  331 
ffx^Tro»'  93 
axCatva  68 
2;>f«f  51 
itxtA^orff ,    .^xtAAoiVrto«, 

2lxtkXovaioi  49 
axCfjLTiwv  93 
oxCtuüv  93 
2LxiQO(foi>icn'  42 
2.x({)(ijv  45 
2^xi(üvt]  51 
<rxo()o()wy  46 
axoQTiitn'ig  92 
.ixoroi'ff«  51 
ffxoj(<  20.i 
2^uix{)((t)i>  57 
afi7]vwv  45 


Sndäon'  52 
andHüi  203 
-loilwr  82 
.Zoof,  ^oü?  82 
^6(f)tüv  82 
arufiCg,  -Cv  68 
(Träat?  94 
ffrfpj/«yof  •  xÖttqwv 

(lisch.)  203 
ar(Q(fog  165 
(Xr/"^*  62 
2:Ttkß(avC3rig  82 
ariufic  62 
ZTQiißtav  56 
J-T(i«rwj'  83 
aT()(vyiiSiJv  64 
^w«  50 
avxcjv  46 
aiftvSovr]  69 
Zx^qCu  77 
^/tvovaaa  49 
Zyon'tvg  49 
^X^ivovg  49 
r«Aß?  68 
ravQiavog  92 
TavQoa^^vrjg  86 
Tuxi^ötig  51 
Ttt/iovaaa  51 
Tii/og  51 
T^xraiva  68 
TeXa/uwv  75.  76 
«Af/w  168 
TfAfiTttj'  328 
r^Aof  331 
T^vaQog  331 
riv6<o  331 
TiviHi'g  331 

TiV&QTläwV    64 

T(nr]d'(6v  64 

r^()>jj'  68 

riotfog  165 

jfbiQttg  331 

Ti(t}()og  331 

TriXetfütaaa  86 

TriXufog  86 

rrjTi'cvdog  92 

Tt«(J«  331 

T^fw  ()6 

Tlfiwv,   Ttfiti,   TifKovl- 

dtjg  82 
TiTV(iog  86 
TQit/ojv,  T(iaj(h>  48 
Tpf/"««  168 
rtt^^Kov  45 
T(>;j;f^r  48 
T^lntvtt  68 
iftCßiuv  73 
Tt/vättQtüvri  60 


üatv«  68 
S/Sptf  163 
'YdVrroffi'Jj'i;  81 
v(t(C<o,  vfTÖg  66 
'Yofffo-ß  50 
'Yn^fjfiK  77 
(fftyf'Saiva  64  f. 
(fayiöv  72 
^i'ttCa'i  11 
'l^aiäQog  82 

*t'cc(ä(ov,    'i'uidiavöag  82 
(favTccCüJ  66 
(faQ^uaxtüV  45 
^«roj  (äol.)  285 
tpivCa  67 
(pr]y(uv  46 
•PiXü^^biV  88 
4>iXttwv  78 
(fCXog  69 
*awv  82 
'PiXuivCg  80 
4^Xiy(ov  74 
<i^XtS(üv  53 
4'Xtu)V  50 

♦/»At«?,  'f^X.iaaiog  50 
'PXiovg  öO 
'f'Xtxiaau  50 
4>ocßC(üv  87 
^'oivixovg  50 
(fövog  '6'SO 

(fOvXiäfQ  •  naQ&ivtav 
/ÖQog  (Hsch.)  281 
fpQaaifxog  84 
4>Qvvun',  4>QwC(tiv  79 
4^(iXc(g  79 
yih',  yi^cü  286 
k'vaxuiv,  4^vaxfav  54 
«/'iTwilof  89 
'/nTwj'  89 
(fiöxniva  68 
'i'OixCtov,  4'u)x{Srig  79 
'i'wxog  79 
<^a)}';;  69 
yw«/»  331 
Xai()fT{C'^  66 
Xttio^öutv  64 
ÄttAxfjJwj'  63 
X«>Ix<o;t/j  88 
X«Axoff  88 
ÄefAxtin'  88 
A"«AxtüJart'  86 
Xo/li/i//  88 
j(aQing,  Xttftiove  68 
Xaftirwv  84 
Xä(}^an'  86 
Xa(»(in'  86 
Xfabry  57 
Xttfiüv  42 


I 


Register. 


33t 


XiiQOJV  57 
/sXT^M'  68 
^iluwv  76 
^fXwrVJ},  ^(iloivrj  60 
Xioaiag  78 
X^QOis  78 
Xioaiqoorv  58.  84 
^jjv  68 
^irufv  63 
;filf Jort'  64 
XoCoüxv  79 
;(Qe/iied^(i}  66 

XQfUtTlCoi,  XOtUtlÜüi    66 

1'Kfta»ovg  50 
Vrjifciv  52 
V'iX^cjv  54 
(ud/rciU'  331 
(üxi;?  72 
cü^t^tü  67 
uarC^b)  66 
'il^cil/'an'  85 

Messapisch. 

ßQ^Sov  •  flaifov  51 
ßQ^vSov  ■  iXatfov  (lisch.) 
51 

Osk  i  s  eh. 

aamanaffed  281   anm. 
/u/öns  280 
haßest  164 
hipid,  hipitst  164 
kaispat ar  3o0 
«^seJ  281   anm. 
priifatted  281  anm. 

Pälignisfih. 
praicim  330 

U  m  b  r  i  s  c  h . 

ambre.fureut  281 
andersafust  281 
neid-hahas  28o  anm. 
t7uA:u  331 

Lateinisch. 
abiegnns  63 
tfcct-  71  f. 
acredo  64 
acrednla  68 
acrimonia  7() 
ac<i«  94 
ac<«.s  94 
admonifio  94 
aegrintonia  7G 
aegritudo  65 
Aenobarbus  57 


aeriica  62 
aeruyo  62 
aescniiis  162 
aestiiosiis  96 
aetas,   aeternits  39 
aynso   90 
Agricola  88 
ulbedo  64 
Albesiiis  9G 
albitudo  64 
albucus  62 
albuyo  61 
albutnen  62 
ulcedo  65.  67 
alcedonia  (n.  pl.)  65 
aletudo  64 
alimonia  76 
alucinor  95 
rt/t-MS  64 
amuritudo  65 
atnaror  97 
amasio.  -unculus  90 
aniicus  70 
amosio  96 
ancorago  62 
annona  59 

atiticiis  70 

apricus  70 

apruynits,  -eiia  69 

aquilo  60 

ardelio  90 

arenosus  95 

ars  94 

aspredo  64 

aspritiido  64 

oirr^a:  72 

audax  71 

uudilio  94 

aiirugo  61 

axitiosus  96 

Balatro  bl 

Baibus  56 

Bandiisia  51 

Belluna  59 

benignus  63 

bibaculus  71 

Bibaculus  53 

Btberius  { =  Tiber ius)  53 

Bibonius  53  ' 

iiVjJo  92 

Blaesus  56 

6o«  285 

bittronatuw  61 

Brimdisiitm  ,      Brundu- 
sium  51 

burdo  107 

caducus  70 

CaeciUus  56 


Caecus,    Caeculus  56 
Cuepio  58 
cuepiua  46 
caeremonia  76 
Caesar  57 
Caesius  57 
Caeso  57 
caespes  330 
caldus,  calfacere  280 
caligo  61 
callutn  62 
CalvHS  57 
cariorus  96 
Canüsium  51 
capedo  65 
capillago  62 
c.apio  164 
Capito  57 
caprago  63 
captio  93 
captiosut  96 
Carmen  95 
carracutinm  70 
carrago  62 
carruca  70 

Carthago  63.  69 
curtilago  62 

Catilina  70 
ca<jY/o  72 
catlaster  70 

Caio  59 
caupo  89 
caupona  68 

cantio  94 

ehelidonia  69 
cefco;  72 

centimaniis  91 

centipellio  89 

ctn^o  73 

centüria  91 

centurin  90 

Cicero  58 

citrago,  eitreago  63 

Claudiunus  bl 

elaudigo  61 

Claudius  56.  57 

Cloaca,  Cluacina  (Venus) 
70 

Clodius  57 

c/mo  70.   162 

cnojo  90 

cocj'o  89 

Cocle^  56 

eoerare  91 

collectio  93 

co/Zw  48 

Collum  48 

colonus  60 


340 


Register. 


comedo  54 
concio  90 
concionor  95 
consnetudo  65 
conventio  94 
conventus  94 
coriago  61 
cornicen  95 
Cornicinus  95 
cornix  70 
corpusculnm  97 
Crispus  57 
criientiis  95 
cruor,  crudns  95 
cucullio  93 
cmJo  93 
cupedo  64 
cupido  64 
Cupido  67 
cwra  91 
cwria  91 
cwrto  90.  91 
Curio  91 
curiosus  96 
Curtius  57 
cuspis  330 
Ja^io  94 
t/ecor  ;  rfecMS  97 
decorus  96 
decures  91 
decüria  91 
decurio  90 
deciissis  91 
dentio  93 
dentitio  93 
dicax  72 
rftes,  (/lern  285 
Diespiter  281  anm. 
dissensio  94 
dö/ei!  203 
domuncula  55 
dorsualis  96 
dorsnm  96 
Jos  94 

dossuarius  96 
dulcedo  64 
Jm/cis  203 
ehriacu»  71 
et/aa;  71 
Epona  167 
eqniso  90 
eraw»  279  ff. 
Faiü«  58 
fabrica  70 
facinorosua  97 
/acticiostu  96 
/actio  94 
/actioaua  96 


farraceus  62 
farrago  62 
/ax  331 
/erax  71 
Feronia  60 
ferox  72.  95 
ferriterus  90 
ferritribax  73 
ferrugo  62 
ferrumen  62 
fertilaceus  62 
fernlago  62.  63 
Fessonia  60 
ßducia  70 
filius,  fllia  281 
Firmius,  Firmicns  57 
Flaccus  57 
ßagitiosHS  96 
ßagrio  90 
Flavius  57 
Fluonia  60 
focus  331 
forago  63 
/ores  281 
formica  64.  70 
formido  64 
formonsns  96 
fornax  71 
fortitudo  93 
frigedo  64 
Fronto  58 
fructuosus  96 
/«am  280  ff. 
fugax  71 
Fulgentius  74.  82 
fuligo  62 
/«<Z/o  90 
fulvaster  70 
Fulv  lasier  70 
Fulvius  57 
fumigare  63 
furax  71 
/«ror  97 
furunculus  54 
gaesum  88 
Galerius  88 
gallicininm  95 
galtinaceiis  71 
ganeo  54 
(/«/m  330 
^c«s  94 
generosns  97 
Gentisus,    Genusuus  öl 
^erro  54 
Glabrio  57 
glandionida  54 
^u^  48 
&u^  54 


gurdonicns  54 

gurgulio  48 

gratitudo  65 

grnnnio,  grundio  66 

habena  165 

Aoie»   164  f. 

habitudo  6ö 

Äa/o  (Fest.)  72 

hebetudo  65 

heluo  54 

herbnscula  55 

Hirtius  57 

hirtuosiis  96 

hirüdo  65 

hirundo  68 

histriu  90 

homimcio ,    homuncitltta 

54.  55.  73 
honestus  97 
Honorius  51.  82 
honorus  96 
honos  97 
hordaceus  62.  70 
horrifer,  horrißcus 

97 
horror  97 
i/ex  162 
i/io   162 
imago  62 
Impetigo  61 
indägo  68 
ingven   1 62 
institutio  94 
intercajyedo  65 
internecio  93 
intertrigo  61.  63 
tV/o  94 

Jamiariiis  42 
Janus  41 
Jimiii^  57 
j'unix  70 
Jnptfer  281  anm. 
Justiis,  Justinianus  82 
Jnvenalis  57 
Juventus  94 
Labeo  57 
luboriosus  96 
//;i«s  97 
labosus  96 
luctilago  70 
lactosns  96 
Idctuca  70 
Laclucinus  58 
latrocinium  95 
/ant&  89 
lanugu  (i2 
lappucfus  62 
lappago  62 


Register. 


341 


Latona  59 

latro  90 

latrocinor   94 

laurago  62 

Laverna,  Laverniones  54 

leaena  68 

lectica  70 

lemunculus  55 

/eno  90 

lenocinium  95 

ienocinor  94 

lentigu  61 

Lento  58 

Lentuliis  58 

/*6c//jo  89 

/lÄidy  64 

^li^o  93 

liliaceits  70 

Umax  71 

lingulaca  70 

;i«<eo  89 

Livedo  64 

longurio  57 

loquax  72 

Lucretius  54 

lucrio  90 

Lucrio  54 

/jztiio  90 

Ludius  90 

lumhago  61 

/upus  166 

^urco  54 

luscinia  56 

Luscimts  56 

Luscius  56 

Macer  57 

tnachio  89 

magmtudo  65 

Magnus  57 

malignus  63 

manduco  71 

mango  89 

JlToro  44 

Martialis  87 

matrimonium  76 

matrona  60 

Maximus  57 

melligo  62 

Mellona,   -ia  59 

mellosa  96 

mens  94 

mentigo  61 

mentio  94 

mentitio  93 

Mento  58 

meracus  71 

mercedonius  91 

merces  91 


Mercurius  91 
ilfero  (=  AVo)  53 
messis  94 
messio  94 
»ni/i'o  281 
milvago  62 
Mitiucius  57 
mitigare  63 
rnollugo   62 
montuosui  96 
Moria  53 
»jors  94 
mitcedo  64 
mucro  93 
Mugio  55 
mulio  90 
murgiso  90 
miiscipula  90 
iWMfo  58 
narrare  164 
Nasica  58 
i\ra5o  58 
Mö^io  94 

nebrundines  (pl.)  64 
««c<s«e,    nece55!/m  93 
necopintis  93 
nefrendes  (pl.)  64 
nefrones  (pl.)  64 
negare  66 
Neptunina  95 
nequalia  93 
nequam  93 
nequidquam  92  f. 
nequior,  nequitia  93 
i\rero  44 
nigredo  64 
nigritudo  64 
«o<io  94 
niigax  72 
MM^O   72 

nusciniones  (Fest.)  56 
obsessio  93 
obsidio  93 
occasio  94 
Oc«//a  56 
ocibr  72 
odorus  96 
odos  97 
oleäceus  70 
oleägineus,  -itis  70 
oleäginus  63.  70.  95 
Oleaster  70 
oleraceus  70 
onerosiis  97 
onttstus  97 
opiVio  90.   166 
opinio  93 
optare  90 


Beiträge  z.  künde  d.  ig.  sprachen.     VIII. 


op^jo  90 

opulens,  -entus  95 

oratio  94 

orj]5/o  63 

oscedo  64 

oscines  95 

ossuosHS,  ossuarius  96 

Pacaitila  82 

pacio  93 

pactio  93 

Paedico  58 

Paetus  56 

palumbus  167 

pannuceus  71 

pannunculits  55 

Pansa  56 

Papirius  51 

parricida   164 

^ars  94 

particeps  93 

pastinaca  70 

Patrimonium  76 

patrocinium  95 

pafrocinor  95 

patronus  60 

Paulus  57 

/jaro  59 

pavoninus  95 

Pe«io  58 

2?c//io  89 

;;c//o  163 

pendigo  61 

perduellio  93 

pernicio  93 

pernio  93 

perniunculus  93.  95 

pernonides  54 

pernuneulus  54.  55 

jjero  93 

perspicax  71 

pertinax  71 

perricax  71 

petasunculus  65 

petigo  61 

Petilius  57 

petitio  93 

/?e<ro  45 

Pe^ro,  Petronius  45 

pignoris  capio  93 

pigredo  64 

jnnguedo  64 

piscosus  96 

Pjso  58 

;)iMs  166 

Planctis  56 

plantago  62.   63 

Plautus  56 

plumbago  62.  63 

24 


342 


Register. 


poena  166 
Follio  51 
Pomonu  59 
pondcrnsus  97 
jwnduscnhtm  97 
popina  68.   166 
Popinu  54 
ropulomu  60 
porca  40 
porcasirnm  70 
porcilaca  70 
porriginiosus  61 
portio  94 
portulaca  70 
positio  94 
poslicns  70 
^ö<iV>  94 
potiono  95 
potus  94 
praecia  90 
praeco  90   • 
praedo  90 
propäyu  68 
prope,  i)ropinquJis   166 
propnrtio  94 
proximus   166 
Prudentius  82 
priirign  61.   03 
pudiciis  70 
pudorosiis  96 
puyio  93 
pulchritudo  65 
ptilleiaceus  71 
pulligo  61 
pulvis  166 
pumilio,  pntnilo  73 
pitsio  55.  73 
pusus  55 
putredo  64 
putrilago  62 
putruosus  96 

quaternio  92 

quinio  92 

ramusculus  55 

ratiocinor  94  f. 

raliociuium  95 

raiicedo  64 

rebellin  93 

rec<Jo  93 

regere  98 

rciyi«  93.  98 

religio  93 

religiosus  96 

r einig are  63 

resina  49 

resCio  73.   90 

retaliare  92 

robigo,  rubigo  61 


rubedo  64 
Rn/us  57 
liutilius  57 
sabulo  59 
saei'us  77 
salignus,  -eut  63 
salsedo  64 
salsilago  62 
salango  62 
saliuosits  96 
sannio  54 
saporus  96 
surtago  62 
scahredo  64 
Scaeva  .07 
Scaevohi  56 
scapu-s  93 
Scuj>ula  56 
scatnrigo  63 
Scaurus  56 
scipio  93 
Scribonia  91 
secvspita  ;-J30 
Sectio  94 
seditiosus  96 
Sedulius  58 
selugo  63 
Seticca  51 
senecio  51 
setivcf-'is  94 
»cwio  92 
sermo  76 
sermociiwr  95 
sermonor  95 
serrago  62 
servitudo  94 
Signum  203 
«i7/<;fo  63 
siliqua  203 
«i7o  58 
iSinue.ssa  96 
siuitosits  96 
«j7«ä  94 
soltigo  63 
solitudo  65 
sonorus  96 
spurcus  203 
Spnriits  53 
statiu  94 
stutus  94 
Ä^p//»o  73 
atercuK  203 
sternuo  203 
«ter<o  203 
atibium  62 
Ä^^/ö  93 
»</«/eo  203 
Studiosus  96 


sfribligo  61 

a  11  IIa  56 

super bus,  superbia  281 

superstilioSHS  96 

suspectio  93 

suspicio  93 

suspir.iosus  96 

tabellio  89 

<a/»o  92 

temper are,  temperiea  107 

teilt  pis  t  iv  itas  167 

tempiis  106  ff. 

^ewrtj;  71 

tenebricosus  96 

teiiebrio  72 

tentigo  61 

^«•cJ«  04.  67 

terginum  165 

tergus  105  f. 

termu  70.  97 

testimotiium  76 

testudo  65 

tetritiido  65 

tirocimum  95 

torpedo  64 

Tranquiilus  82 

frept^  167 

Triboniaufis  Ti 

trinio  92 

yMie-ro  58 

tugurium  91 

<M?a<  283  anm.   287 

turpitudo  05 

tussedn  04 

tussilago  62 

«fio  93 

U7nbilicus  70 

U7U0  91  f. 

urbicapus  93 

uredo  64 

«rj^o  63 

Ursula  47 

Urtica  63.   70 

ustilago  63 

usHcapio  93 

Valirius,    VaUsiu»  61 

vaktudo  05 

Vurro  164 

rärjw  164 

fiarMS  57 

f«^c5  95 

vaticinium  95 

vaticinus  95 

vatrax  70 

tv/ox  72 

veuatitt  94 

venejicus  95 

Vtnenosus  9-') 


Register. 


343 


ventriculosus  96 
ventriostts  96 
ve.titruosus  96 
Ven  iis  in  51 
verax  71 
verbenaca  70 
verbero  73.  90 
Verruca  62 
vertigo  61 
Vesper   1 67 
Vetiirius  51.   91 
vimen,  vitis   162 
vinösus  95  f. 
viocürus  91 
virtns  94 
viscera   162 
»jÄj'o  94 
t'ts(w  94 

vitigemis,   -iteus  63 
vttitigo  61 
volonet  (pl.)  60 
volimtas  60 
voluptuosus  96 
vomax  71 
vorago  63.  71 
t'orax  71.  72 

Italienisch. 
amoroso  96 
Anselmuccio  72 
bellone  59 
hilliöne  92 
carröcciu  70 
casone  59 
castrone  58 
donnone  59 
/«;%e  61 
furone  54 
ghiottone  59 
grandone  59 
labhrone  öl 
niatrona  60 
mellone  50 
mellugine  62 
miliöne  92 

mon<o?Jt!(ven.  moltone)  58 
nasi'ca,  nasino  58 
nasone.  nasetto.nasello  58 
padrona  60 
perugine  62 
petrone  45 
Pietruzzo  72 
sabbione  59 
serpigine  61 
testone  57 

Spanisch  und 
Portugiesisch. 
bocon  59 


cubullo  59 
cuballone  59 
garganton  59 
penmigem  (port.)  62 
Fra  nzösisch  und 
Provengalisch. 
n  ig  Ion  59 

balatron  (afrz.)  57 
bieiiütre  70 
bnugre,  boitgrerie  168 
charme  95 
chaton  59 
Co^  48 
cruchon  59 
Z)««<  48 
enchanter  95 
Fanchon  59 
ßlkitre  70 
gloitton  59 
gourd  54 

jaunngi  (neuprov)  61 
laideron  59 
viacon  90 
Marion  59 
w»aro/j,  marron  44 
Michon  59 
tno'iton  58 
sablon  59 
salisson  59 
sanglier  92 

Irisch, 
aes,  oV«  39 
6a,  Äa.   fio'j,   -de  u.  s.  w. 

281  f. 
c^/«2  =  cambr./)^wi3ol 
gtiidiu  330 
«earfA  82 

Altslovenisch. 
s«6a  330 
A:resÖ  330 
skolhka  203 
ctljudh  331 
jedinbch  92 

Freu  i  sisch. 
garbs  48 

Litauisch. 
bredis  51 
gddas  165 
gadijas  165 
gädnas   165 
^«;/j«  203 
kälnas  48 
kalicä  48 
ÄäwJw  331 
keiiczii  331 
kraipyti  330 


kregzde  68 
kret/zdyne  69 
<j/;^j',  taikyti,  tikras  168 
zviike   331 

Lettisch. 
breedis  51 
gadigs   165 
gadrini  165 
^«'«fs  165 
Äa/ws  48 
maggonile  53 
.«Ym  330 
^lÄ^  168 
2i7f«,  zischu  331 

Gotisch, 
airs   162 
oÄs  167 
o»^ei  36.  37 
bidjan  330 
us-ßhna  163 
gudiliggs  165 
haba?i  164 
hardits  62 
Lauhatjan  66 
laulnnuni  36  anm. 
liithfjan,  ga-liuhtjan  66 
mc/rt  36.  37 
qainon  331 
51  36 

peihan  167 
^eiÄs  166.   167 
jjjfi  36 
plahf-jan  167 
^;v/.s  81 
f«As  167 
Vulßla  79 

Nordisch. 
c//t  35.  36 
ey  36 
/a/»ia  163 
/e/mr  163 
jä^i  66 

kullen  (norw.)  48 
kveina  331 
/;ö?ni  ."^6  anm. 
j««er  36 
netto  66 
^2^36 
y/^r  35.  36 

Angelsäcbsisch. 
andetan  66 
<wc   1 62 
gadorian   1 65 
gä'deling  165 


344 


Register. 


gegadc  165 
grimetjan  66 
hopetan  66 
soth  82 
pingan  167 
ping-gemaerc  167 
Englisch. 
buggcr,  hnggitry  168 
hoggaster  70 
Nannte  168 
iTed  (=  Jüdtcard)  168 
JVo/  1=   O/jfcr)  168 
Shakespeare  88 
»oo<A  82 
M>ar<  62 

Niederdeutsch. 
blixeni  (holl.)  66 
gaduling  (alts.)  165 
Grote  57 
Voss  73 
Althochdeutsch. 

^cco  88 

Agishari  81 

^Wo  51 

anazun  66 

^rwo  87 

ö«c  162 

Audo  82 

^aWo  81 

JSerü  82 

Bracht  82 

Bruno  79 

calawä  330 

chwadiUa^  quedülu  330 

eiA  162 

eipar,  eivar  331 

JSMo  88 

i:rfl/o  82 

£zt7o  81 

J'rtrfo  82 

JVtrftio  82 

Frodo  82 

J-'m/co  83 

Cya«<o  82 

gegat  165 

^er  88 

Gero  88 

r/otio  87 

6'M<io  87 

Gimdo,   Gttntio  83 

gramizzön  66 

grunzen  66 

i/wrio  83 

//«7o  82 

Heiminus,  Helmuni  88 

Aczzan  66 


^iWo  83 
Hroding  82 
//■rof/to  82 
/frodo  82 
Hruam  82 
juwezunge  66 
kataro   165 
A'c;-o  81.  88 
Chuo7io  81 
kroccazan  66 
Linba,   Liiibo  82 

/OMM    68 

3/«a^ö  81 

ir-muochazan  66 

0(/o  82 

Or^,  Or<t7a  88 

PerÄi!o  82 

pWcchazan  66 

Prüno  81 

qnellan  203 

iZi'co,  JRichio  82 

Ruamo  82 

Sandebert  82 

5an</o  82 

Ä1V70  81 

Äcaso  85 

Sciltimg  88 

Star  CO  81 

««/<  66 

sufteon  66 

2'Arüso  81 

wtdä  162 

Wilichomo  81 

u-irbil  48 

worfnzan  66 

F«//o  79 

Mittelhochdeutsch. 

^ö^e  165 

^a^er  165 

yatere   165 

guter  en  165 

getelinc  165 

getelich  165 

grinsen  66 

ingetceide   162 

irzen,   irezen  66 

jäzen  66 

Äi^f;n  330 

A«(//  89 

phuchzen  66 

sch?lioHrz,schelUwurz  69 

siufztn  66 

u'üchzen  67 

NeuhochdeutBch. 
ächzen  66 
attshnnzfn  66 
braun  79 


&u//e  51 
Jwr^  61 
dutzcn  66 
«iVA«  162 
eingeweide  162 
ergattern  165 
Kr  lecke  82 
escAe  162 
ßach  56 
freien  69 
Frt<z  83 
Fuchs  73 
<7o«e  165 
gatter  165 
gericht  97  f. 
67mcä  82 
Göilz  83 
griviusse  66 
grunzen  66 
^M^  165 
Aafc  48 
//«f/j^  59 
/fei«:  83 
hetzen  66 
hopser  66 
//««jro   59 
Jauchzen  67 
Aa«/  89 

Ä/cj«,  Kleinecke  57 
kosten  49 
krlichzen  66 
Kraus,  Krause  57 
Kühne  82 
ä'mä?»  82 
Cm«z  83 
ATMrz  57 
mucksen  66 
0«*>  82 
recÄi!  98 
richten  98 
Schaft  93 
ÄcAa^z  85 
schellkraut  69 
Schilter  88 
schluchzen  66 
iScAön  84 
Seufzer  65 
iCMrzt;  62 
weide   1 62 
Weisse  57 
»"o//  79 

Ungariech. 
fetske-fü  69 
tsinadunia  69 
tzinterem  69 

TürkiBch. 
e^ewi/i  38 


Druck  der  Uiiiv.-Buühdruckerei  von  E-  A.  Uuth  in  Göttingen. 


p 

501 
Bd. 8 


Beiträge  zur  Kunde  der  indo- 
germanischen Sprachen 


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