BEITRÄGE
ZUK KUNDE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN
HERAUSGEGEBEN
Dr adalbert bezzexbergee.
ACHTER BAND.
GÖTTINGEN.
VERLAG VON ROBERT PEPPMÜLLER.
1884
p
Inhalt.
SsiU
Zar lehre von den consonanten. Von Isidor FlodstrUm . - - - 1
Die vertretunof der abgeleiteten altindischen femininstämme auf i im
Germanischen. Von A. Bezzetiberger o5
'j1(C, al(6v und das ampliativ - suffix tav, lat. 6n, sowie Wörter auf
-go, :do im nominativ. Von A. F. Pott ....... 37
Zur litauischen dialektforschung. Von A. Bezzetiberger - - - - 93
Zweiter nachtrag zur lesung epichorischer kypi-ischer inschriften.
(Mit einer schrifttafel). Von W. Deecke 143
Etymologien. Von F. Fröhde 162
Aus einem briefe des herrn professor Zupitza 168
Aus einem briefe des herrn professor Fick ---------168
Studien zum Avesta von Karl Geldner. Erstes heft. Angezeigt
von C. de Harlez 169
Die Stellung des Albanesischen im kreise der indogerman. sprachen.
Von G. Meyer 185
Spuren einer älteren Rigvedarecension. Von Alfred Hillebrandt - 195
Lateinische dentale aus gutturalen. Von A. Fick - 203
Zwei lieder des Zara|)ustra. Von Chr. Bartholotnae 204
Theodor Benfey. (Nekrolog). Von A. Bezzenberger 234
Briefe an Theodor Benfey von Lassen, Welcker, Grote/end, Bopp,
Burnouf, A. v. Humboldt, J. Grimm, Hammer- Pur gstaU, Win-
dischmann - - --....-.... 245
Der italokeltische conjunctiv mit a. Von R. Tliurneysen - - - - 269
Zum infläntischen lautgesetz. Von E. Wolter ------- 289
Die inschriftlichen denkmäler dos arkadischen dialekts. Von F.Bechtel 301
Kretisch «>l>l.ar«j' = t(i.lnaaHv Von H. Collitz - - 328
Eine alte participialform bei Catullus CXII. Von John B. Bury - 329
Etymologien. Von A. Fick 330
Register. Von H. Collitz 332
Zur lehre von den consonanten.
Während der letzten jähre hat unter den sprachforschem
ein recht lebhafter meinungsaustausch darüber stattgefunden,
ob der ausdruck „consonantenverdoppelung" (-gemination) mehr
oder weniger berechtigt sei, ohne dass diese frage bisher als in
befriedigender weise beantwortet angesehen werden kann. Die
althergebrachte, noch jetzt bei der grossen mehrheit herrschende
auffassung ist wie bekannt die, dass in solchen worten wie tappa
zwei jö-laute zwischen den beiden vocalen gehört werden. Da-
gegen haben jedoch einige gelehrten geltend gemacht, dass für
die bildung eines jj-lautes erforderlich sei, dass die lippen ge-
öffnet werden, um die luft hinauszulassen, welche bei der Schlies-
sung derselben in den mund eingeschlossen wurde ; wären also
zwei j9-laute in „tapjxi" vorhanden, so müsste ein solches öffnen
der lippen beim aussprechen dieses wortes zweimal erfolgen ; da
dies aber nicht der fall ist, findet sich hier bloss ein j^-laut.
Gegen diese Schlussfolgerung lässt sich nichts einwenden ; dage-
gen ist die richtigkeit der prämisse, das will sagen : die richtig-
keit der von dem ^-laut gegebenen definition, in frage gestellt
worden, und man hat behauptet, dass der jt^-laut nicht bloss
beim öffnen der lippen gebildet werden könne, sondern auch
beim schliessen derselben; dass es daher sowohl implosive, als
auch explosive verschlussconsonanten gebe und dass folglich in
„tappa'' und ähnlichen worten zwei consonantlaute gehört
werden, von denen der eine — der implosive — beim schliessen,
der andere — der explosive — beim öffnen der lippen sich
bilde. Indessen wird die existenz der implosiven laute als selb-
ständiger sprachlaute doch von manchen geleugnet, und so ste-
hen die beiden ansichten einander gegenüber, ohne möglichkeit
einer Versöhnung — soweit sie nicht etwa beide in einer drit-
ten anschauungsweise aufgehen können.
Hinsichtlich der nasallaute, der liquiden und der Spiranten
sind die beiden ansichten weniger unvereinbar. So sagt z. b.
Sievers, welcher die Wirklichkeit der gemination leugnet,
(Grundzüge der lautphysiologie zur einführung in das Studium
1
2 I. Flodötröm
der lautlehre der indogermanischen sprachen, Leipzig 1876, s.
99): „Eher könnte man bei den dauerlauten — und dies gilt
auch von dem blählaut geminirter tönender mediae — von einer
wirklichen Zerlegung des consouauten in zwei hälften reden,
obwohl auch diese durch continuirliche Übergänge verbunden
sind. In asso z. b. wird nämlich der erste theil des ohne Un-
terbrechung fortgesetzten s mit dem exspirationsstoss der ersten,
der zweite theil mit dem der zweiten silbe hervorgebracht."
Wir werden weiterhin näher betrachten, welche bewandtniss es
mit dieser art von consonanten hat, und wollen uns bis auf
weiteres nur mit den verschluss.consonanten beschäftigen, da
sich an sie die eigenthchen Schwierigkeiten knüpfen.
Bezüglich einer menge von eiuzelheiten aus dem in dieser
materie geführten streit, einschliesslich der mehr oder weniger
bedeutenden Widersprüche, in welche sich diejenigen verwickeln,
die nur einen ^-laut in tappa annehmen , sei verwiesen auf
Einige lautphysiologische Untersuchungen über die consonanten,
I, von L. F. Leffler im Jahrbuch der Universität Upsala von
1874 (Nägra Ijudfysiologiska undersökningar rörande konsonant-
Ijuden, I, af L. F. Leffler, i Upsala universitets Ärsskrift
1874). Besonders will ich die aufmerksamkeit lenken auf die
für die vertheidiger der einheit bestehende Schwierigkeit eine
befriedigende silbentheilung zu erhalten. Dies ist dagegen
leicht für diejenigen welche gleich dem gedachten autor das
bestehen implosiver laute annehmen; denn da kommt natürlich
der implosive laut auf die erste silbe, der explosive auf die zweite.
Dagegen gelingt es nicht ebensogut die Silbenquantität zu erklären.
Es ist ein allgemein anerkannter satz, dass die erste silbe in
„vippa" eben so lang ist wie die erste silbe in „vlpa'''. Dies
erklärt nun Leffler (a. a. o. s. 91 ff.) — obwohl nur vor-
schlagsweise — so, dass i zusammen mit dem implosiveu /»-stoss
in dem ersten wort eben so lange zeit in anspruch nimmt,
wie i in dem letzten; gewiss sind in vippa die lippen etwas
länger geschlossen als in vipa^ „aber dies kann" — sagt er —
„nach unserer ansieht keine bedeutung für dio'gehörteu laute
haben; und wenn die obige darstellung richtig ist, so ist es
nicht der umstand, dass das geschlossensein der sprechorgane
in vippa länger dauert als in vipa^ welcher die erste silbe iu
jenem worte zu einer eben so langen macht, wie es die erste
silbe iu diesem ist". Hiergegen lässt sich einwenden, dass der
Zur lehre von den consonanten. 3
implosive laut nach der eigenen bezeichnung L.'s ein ,,stoss"
ist, d. h. ein augenblicklicher laut, dessen beifügung oder fort-
nahme auf die silbenlänge keinen einfluss haben darf.
Nachdem wir nun einen flüchtigen überblick gewonnen
haben über die ansichten, die sich bisher in dieser frage geltend
machten, und über die hauptsächlichsten Schwierigkeiten, welche
sich den verschiedenen meinungen entgegenstellen, wollen wir
zur prüfung dieser Schwierigkeiten übergehen, um so, wenn mög-
lich, den grundfehler aufzudecken. Denn der umstand, dass
zwei so durchaus einander entgegengesetzte ansichten auftreten
konnten, die beide sich zu einem gewissen theile vertheidigen
lassen, aber auch beide gewisse punkte unbeantwortet lassen,
lässt uns vermuthen, dass ihnen irgend eine gemeinsame Unrich-
tigkeit zu gründe liegt. Es gilt diese gemeinsame Unrichtig-
keit zu finden, und zu diesem zweck werden wir nun die
schwachen punkte untersuchen, vor allem die frage bezüglich
der implosiven consonanten, deren existenz als selbständiger
sprachlaute bestritten worden ist, wie dann auch den silbenbe-
grifi". Die erstere dieser fragen führt uns zu einer Untersuchung
darüber, was unter „verschlussconsonant" eigentlich verstanden
werden muss, in folge wovon diese abhandlung aus folgenden un-
terabtheilungen bestehen wird; 1) Die implosiven conso-
nanten und ihr verhältniss zu den explosiven; 2)
Was ist unter verschlussconsonant zu verstehen?
3) Ueber die silbe. Durch diese vorbereitenden Untersuchun-
gen soll, wie ich hofie, eine befriedigende antwort gefunden
werden auf die frage 4) Ueber die consonantengemina-
tion. Darauf werden vorgeführt 5) Einige beispiele für
das vorkommen der einzel- und doppelconsonanten,
und schliesslich einige worte gewidmet den verschiedenen arten
6) Der Sprachbezeichnung.
I. Die implosiven consonanten und ihr verhalten zu
den explosiven.
Folgendermassen lautet Lefflers beweis für die existenz
implosiver verschlussconsonantlaute (ang. arb. s. 12) : „Wenn
das wort lappbät so ausgesprochen wird, wie es gewöhnlich
geschieht, d. h. ohne dass die lippen mehr als ein mal
geschlossen oder geöffnet werden behufs hervorbringung
der laute, die zwischen a und ä liegen, so wird niemand, der
4 I. Flodström
. das geringste beobachtungsvermögen besitzt, leugnen können,
dass ein laut zwischen a und b gehört wird, welcher unzweifel-
haft von jedem, der ihn hört, als ein p-lant bezeichnet werden
wird. Untersuchen wir nun näher, wann und wie dieser j^-laut
hier hervorgebracht wurde, so finden wir leicht, dass dies nicht
beim öffnen der lippen geschehen konnte; denn da wird der
6-laut hervorgebracht ; also bleibt keine andere möglichkeit übrig,
als dass es beim schliessen der lippen geschah. Hier ist es
demnach nicht zu bestreiten, dass der implosive laut allein ge-
nügte, um den character des lautes als eines /j-lautes zu be-
stimmen. Dieselbe beweisführung, welche wir bezüglich
des ^-lautes angewendet haben, kann nun eben so benutzt
werden, um die existenz des implosiven 6-lautes (beisp. : kluhbpäk)
klarzustellen, wie auch für die implosiven t- und tWaute (beisp.
nattduk^ häddtäcke) nebst den k- und ^-lauten (beisp. : blackgul,
väggkanty-.
Wir wollen zunächst die behauptung, dass der implosive
p-l&ut beim schliessen der lippen entstehen soll, etwas näher
beleuchten. Es ist wohl wahr, dass hier wie immer beim zu-
sammenstossen zweier körper ein laut entsteht, aber dass dieser
laut nicht auf den namen sprachlaut anspruch machen kann,
gibt L. selbst, zu. Er verhält sich zu den sprachlauten unge-
fähr wie das rasseln der klappen auf einem blasinstrumente sich
verhält zu den tönen. Er (L.) stellt (s. 33) den satz auf, den
er durch anführung von äusserungen vieler autoren bestärkt,
„dass die gesprochene rede und deren bestandtheile, die einzelneu
sprachlaute zu ihrer entstehung aus der lunge herausgetrie-
bener, ausgeathmeter luft bedürfen, dass demnach auch
die consouanten zu ihrer bildung einen solchen ausgeathme-
ten luftstrom erfordern". Der implosive laut sollte darnach
dadurch entstehen, dass „ein solcher luftstrom in seinem laufe
abgesperrt wird" , aber wie irgend ein sprachlaut dadurch
hervorgebracht werden soll, dass der zur hervorbringung
solcher laute nothwendige luftstrom unterbrochen wird, ist nicht
leicht einzusehen. Beim schliessen kann sonach durchaus kein
laut entstehen, welcher anspruch darauf machen kann ein ele-
ment der spräche zu sein ^). Das, was man in dem angeführten
beispiel luppbdt zwischen a und b vernimmt, musste also vor
dem vollständigen schliessen der lippen hervorgebracht sein.
*) Dmi wirklieb ein laut eDtstebt alt folge des plötzlichen verachiiet-
Zur lehre von den consonanten. 5
Ist nun dies ein jj-laut? Sievers sagt darüber (a. a. o. s. 95)
„Vielmehr erleidet nur der vocal eine eigenthümliche modifica-
tion am Schlüsse, das resultat der Übergangsbewegung der mund-
organe von der offenen einstellung für den vocal zum verschluss"*
Auf dieselbe art wird die sache erklärt von J. A. A. in einer
kritik von Lefflers oben angeführter arbeit, unter dem titel
,,die verschlussconsonanten" (De klusila konsonantljuden) Norr-
köping 1876, s. 37 — 46: Die implosiven laute sind blosse mo-
dificationen des vorangehenden lautes. — Die existenz implosiver
laute selbst ist, wie man sieht, nicht bestritten; die frage ist
nur, ob dieselben als selbständige Sprachelemente aufgefasst
werden sollen oder nicht. Ich schliesse mich unbedingt der
letzteren ansieht an, möchte aber jene laute doch lieber über-
gangslaute nennen, als modificationen des vorangehenden
lautes — eine ausdrucksweise, welche zu missverständnissen
anlass geben könnte.
Um diese bezeichnung als übergangslaute zu rechtfertigen,
soll hier untersucht werden , was vorzugsweise die Ungleichheit
der sprachlaute bedingt. — Zur hervorbringung eines sprach-
lautes bedarf es dreier factoren: 1) eines exspirationsstromes
(oder an seiner stelle eines inspirationsstromes , aber da dieses
letztere mittel eine sehr seltene erscheinung ist , wird dasselbe
hier überall ausser acht gelassen , besonders da es für unsere
Untersuchungen nicht die geringste bedeutung hat); 2) eines
Hindernisses für diesen luftstrora — entweder im kehlkopf oder
im ansatzrohr oder in beiden — , wodurch ein schall hervor-
gebracht wird; 3) eines resonanzraumes, welcher diesem schall
eine eigenthümliche klangfarbe verleiht und durch welchen der
sprachlaut vollständig fertig wird. Die verschiedenen vocale,
eben so wie die l- und r-laute und die nasale werden bekannt-
lich nur durch die Ungleichheit in der klangfarbe unterschieden,
und diese wird bedingt durch die verschiedenen Stellungen, welche
die mundtheile zu einander einnehmen. Die Verschiedenheit der
übrigen consonanten beruht auf den ungleichen Organen, durch
sens des weges für die hervorströmende Inft, ist eben so möglich, wie
wahrscheinlich. Aber ob dieser laut deutlich genug ist, um von uns auf-
gefasst zu werden, ist zweifelhafter, und dass dies durchaus nicht noth-
wendig ist, um die spräche für uns verständlich zu machen, wird aus
dem folgenden hervorgehen.
6 I. Flodström
welche das hinderniss für den luftstrom gebildet wird. Ueber-
dies findet sich noch eine andere Verschiedenheit bei den consonan-
ten, welche deren eintheilung in tenues und mediae (harte
und weiche) bedingt. Unter den ansichten, w^elche bezüg-
lich der Ursachen für diese Verschiedenheit aufgestellt sind,
schliesse ich mich — aus gründen, deren eingehendere entwick-
lung der räum nicht gestattet — der von Thausing (Das na-
türliche lautsystem der menschlichen spräche Leipzig 1863, s. 23)
aufgestellten ansieht an, dass der characteristische unterschied
zwischen tenues und mediae in dem grösseren oder geringeren
grade von Spannung liegt, in welche man die mundtheile bei
der bildung der consonanten versetzt *). — Sonstige Verschie-
denheiten zwischen sprachlauten, wie zwischen stark und schwach
ausgesprochenen, zwischen nasalen und nicht nasalen, nebst den
unterschieden in der tonhöhe, sind für sie nicht wesentlich. Ein
a ist ja immer a, mag es nun in all diesen verschiedenen arten
ausgesprochen werden , wenn nur die klangfarbe dieselbe ist *).
') Dass nicht daa fehlen oder Vorhandensein des stimmtons den we-
sentlichen unterschied zwischen tenues und mediae bilden kann, scheint
mir aus mehreren gründen klar. Denn die unabweisliche consequenz
dieser annähme wäre, dass eine media, welche den stimmton verlöre, so-
gleich zur tenuis überginge; nun gibt es aber thatsächlich mediae ohne
stimmton. Im übrigen müsste wohl das kennzeichen, welches den unter-
schied zwischen tenues und mediae characterisiren soll, ein solches
sein, welches in jeder beliebigen Sprechweise vorkommt, in welcher man
zwischen diesen beiden consonantgruppen scheiden kann; aber beim flü-
stern wird ja der stimmton nicht gebraucht, und die ,,kehlkopfgeräu8che",
welche in der flüstersprache den stimmton ersetzen sollen, können wohl
bei der consonantenbildung nicht so deutlich werden, dass sie ohne grösste
anstrengung gesondert wahrgenommen werden können. — Auch die an-
sieht, dass der grad der exspirationsstärke den wesentlichen unterschied
ausmachen solle, stösst auf verschiedene Schwierigkeiten; einige werden
angeführt bei Brücke, Grundzüge der physiologie und syste-
matik der sp rachlaute fürlinguisten und tau bstummenlehror,
2. aufl., Wien 1876 s. 75. Es scheint mir, als sei Thausings ansieht
einer unverdienten Vergessenheit anheimgefallen, und desshalb habe ich
oben die aufmerksamkeit auf dieselbe richten wollen, besonders weil Sie-
vers in seinen allgemein verbreiteten und hochgeschätzten G rundzügen
der lautphysiologie in etwas unklarer weise zwei verschiedene sprach-
liche erscheinungen mit einander vermengt zu haben scheint, nämlich den
unterschied zwischen tenuis und media einerseits und zwischen länge und
kürze bei don consonanten andererseits. ') Streng genommen haben die
nasalen vocalc eine andere klangfarbe als die nicht nasalen , aber der
Zur lehre von den consonanten. 7
Die Verschiedenheiten unter den sprachlauten, mit welchen
wir uns befassen müssen, sind also durch zwei Ursachen ver-
anlasst: 1) die verschiedene Stellung der mundtheile und 2) die
stärkere oder schwächere Spannung der mundtheile. Es ist nun
klar, dass so lange diese beiden factoren bei der Sprachbildung
sich gleich sind, so lange auch ein einziger sprachlaut gebildet
wird. Aber sobald einer von ihnen sich verändert, entsteht so-
gleich ein anderer laut und obgleich wir z. b. in dem werte
„la" gewöhnlich nur zwei laute unterscheiden , muss man doch
zugeben, dass zwischen dem Z-laut und dem a-laut sich eine
reihe von übergangslauten findet, welche sich von einander in
der klangfarbe unterscheiden in folge der verschiedenen Stel-
lungen, die die zunge einnimmt, während sie von der läge für
l zu der läge für a übergeht. Ind ,/«" und „m" kommen
ebenso Übergangsreihen vor, welche vollständig gleich sein
müssten, da ja die Veränderung in der Stellung der mundtheile
in beiden worten dieselbe ist, wenn, nicht die Spannung der
mundtheile beim bilden von f stärker wäre als bei dem von y,
was zur folge hat, dass der anfang der Übergangsreihe in fa
viel intensivere laute enthält, als dieselbe reihe in va. Diese
Übergänge werden indessen insgemein durchaus nicht wahrge-
nommen, in folge der ungeheuren Schnelligkeit, mit welcher sie
auftreten. Bei den verschlussconsonanten findet indessen eine
ausnähme von dieser regel statt; denn hier tritt der Übergang
ein von einem laut zu einem augenblick von lautlosigkeit. In
appa sind demnach die übergangslaute zwischen a und p fast
ganz dieselben wie in affa (namentlich wenn das f bilabial ist) ;
aber während sie in dem letzteren worte durchaus nicht unter-
schieden werden, nimmt man sie in dem ersteren leicht wahr
in folge der lautlosigkeit, welche nach ihnen eintritt; man
merkt, dass es hier nicht der a-laut ist, der die silbe schHesst,
sondern dass diese mit lauten schliesst, die mit einer ganz an-
deren mundstellung und stärkeren intensität gebildet sind, als
unterschied ist gar zu unbedeutend, um zur aufstellung zweier verschie-
dener Sprachelemente zu berechtigen. Eben so bleiben unberücksichtigt
die bei den consonanten vorkommenden, geringfügigen unterschiede in
der klangfarbe, die eine folge sind von denselben Ungleichheiten in der
Stellung der mundtheile wie die, welche den unterschied zwischen den vo-
calen bewirken, aber diese unterschiede treten bei den consonanten nnr
ganz unbedeutend hervor. S. hierüber Sievers s. 23, anm. 7.
8 I. Flodström
a. In amp- (beisp. lamphod) nimmt man die grössere intensität
wahr, welche eintritt, bevor der laut völlig aufhört. In asp- ist
wohl die intensität dieselbe, aber die lippen schliessen sich, was
die klangfarbe bedeutend verändert u. s. w.
Dies ist nun der implosive laut. Wie man leicht findet,
sind in den drei angeführten beispielen appa-, amp-, asp- die
Übergangsreihen durchaus nicht dieselben, aber sie schliessen
doch alle ziemlich gleich, und dieser schluss bewirkt, dass sie
alle von denen, welche nicht weiter über die sache nachdenken,
als j9-laute bezeichnet werden. Können sie wirklich in gleicher
weise anspruch darauf machen, diesen namen von der Wissen-
schaft zu erhalten?
In äjj hört man beim öffnen der lippen ein geräusch,
welches durch das ausströmen der in der raundhöhle zusaramen-
gepressten luft verursacht wird. Dieser laut muss zweifellos
ein j9-laut genannt werden. Wird dasselbe wort so ausge-
sprochen, dass die lippen geschlossen gehalten werden und statt
dessen das gaumensegel geöffnet, so dass die luft durch die
nase ausströmt, so entsteht ein laut, den man wohl gleichfalls
einen ^-laut nennen muss; er verhält sich zu dem früheren
ungefähr wie ein nasalvocal zum reinen mundvocal. Von dem
schlusslaut in ab bei gleicher ausspräche (so dass die luft durch
die nase herausgelassen wird) unterscheidet sich dieser ^j-laut
durch seine grössere intensität; in wie weit er sich auch von
dem nasalen k- und t-l&ut unterscheidet, erlauben mir meine
geringen physikalischen kenntnisse nicht zu entscheiden. Aber
wenn auch wirklich — wie es wahrscheinlich ist — ein unter-
schied vorhanden sein sollte , ist derselbe so unbedeutend , dass
das menschliche gehör nicht empfindlich genug ist, um auch
nur das mindeste davon wahrnehmen zu können. Dies muss
die Ursache sein, warum diese so äusserst leicht zu bildenden
laute in keiner spräche vorkommen anders als mitunter als
abnormität.
Diese nasallaute müssen streng geschieden werden von den
„nasenstosslauten" , welche Kudelka (Analyse der laute
der menschlichen stimme vom physikalisch-physio-
logischen Standpunkte. Linz 1856, s. 18) nachgewiesen
hat *). Sie verhalten sich zu einander wie der jf^-laut in op zu
dem p-laut in pa. Denn pa wird keineswegs mit demselben p-
*) Kudelkft hat auch auf die oben besobriebenen nasallaute auf-
Zur lehre von den consonanten. 9
laut ausgesprochen, der in ap gehört wird. Wäre dem so, so
dürfte sich apci von ap nur dadurch unterscheiden, dass ein
a-laut zu dem laut hinzugelegt wurde, womit ap schliesst.
Dass dies aber nicht geschieht, findet man leicht. Auch diesen
umstand hat Kudelka angemerkt, und er bezeichnet die un-
gleichkeit durch die namen „reine" und „unreine stosslaute".
Der ,, unreine" laut ist der, welcher in ap vorkommt. Er äussert
darüber (s. 32): „der stosslaut an sich ist mit einem gewissen
nachhall verbunden, worunter man das geräusch zu verstehen
hat, das man wahrnimmt, nachdem der öffnungsprozess des
mundes oder der nase bereits sein ende erreicht hat. Von
diesem nachhall kann nun der stosslaut durch einen nachfol-
genden laut befreit werden ; es ist dazu nur nöthig, dass dieser
zweite laut oder seine Strömung in demselben momente beginne,
in welchem der nachhall sich zu entwickeln anfängt. Unter
dieser bedingung wird er durch die nachfolgende Strömung ab-
sorbirt und vernichtet. Daraus ergibt sich schon, dass ein stoss-
laut nur durch einen continuir liehen laut gereinigt werden
könne; sind zwei stosslaute mit einander unmittelbar verbunden,
so muss der erste stets unrein sein. Auch wenn der stosslaut
ganz allein erzeugt wird oder wenn er ein wort oder eine silbe
schliesst, ist er unrein". Aber wenn die /)-laute in ap und pa
nicht gleich sind und der jw-laut in ap voll berechtigt ist diesen
namen zu behalten, was ist dann eigentlich der sogenannte ^-
laut in pa? Das hat Kudelka nicht erklärt durch seinen aus-
druck, dass derselbe ,.gereinigt" wurde. Die antwort auf die
frage ist die: der sogenannte j:>-laut in pa ist nichts
anderes als dieselbe serie von übergangslauten wie
in äp-^ obwohl hier in umgekehrter Ordnung. Während
in der ersten silbe von appa der sogenannte j?-laut auf die
weise entsteht, dass die mundorgane von der Stellung für a zur
Stellung für p übergehen — wodurch sich die klangfarbe ver-
ändert — und ausserdem eine festere structur erhalten — wo-
durch die intensität des lautes wächst — , wird der jj-laut in
der zweiten silbe so gebildet, dass die Spannung der mundtheile
abgeschwächt wird und die Stellung von der ^-lage zur ö-lage
merksam gemacht, aber gewöhnlich versteht man anter seinen „nasen-
stosslauten" die, welche gehört werden, wenn auf p, t, k, ihre „resonau-
ten" folgen , also wenn sie in solchen Verbindungen wie pmo , tno , kwo
vorkommen.
10 I. Flodström.
übergeht. Dies ist also ganz dieselbe reihe von lauten, obwohl
in gerade entgegengesetzter Ordnung. Beim aussprechen von pf
findet keine andere Veränderung statt, als dass die lippen ein
wenig geöffnet werden, und man kann mit fug sagen, dass der
^-laut hier eigentlich nichts anderes ist als der anfang des j)-
lautes. Eben so verhält es sich mit ts u. s. w. i).
Beim aussprechen der Verbindungen pm, tu, krs kann man
verschieden verfahren. Am ungewöhnlichsten dürfte es sein,
das hinderniss im munde aufzuheben, so dass die luft auf diesem
wege ausströmen kann ; dadurch entstehen dieselben laute wie
in op, at, ak. Oder man kann auch die luft entweichen lassen
durch öffnen des gaumensegels , wobei man nach belieben mit
dem m-, n-, w-laut zögern kann, bis die oben beschriebenen,
nasalen p-^ t-, fc-laute sich gebildet haben, oder man kann
endlich die „resonanten" unmittelbar folgen lassen, wodurch
dann Kudelkas nasenstosslaute entstehen. Diese sind offen-
bar auch nichts anderes als übergangslaute: bei pm öffnet sich
das hinderniss für die luft allmähhg und die Intensität wird
schwächer; bei bm ist auch ein hinderniss zu überwinden, was
stets eine reihe von „geräuschen" hervorrufen muss, bevor die
Öffnung behufs bildung des m 's vollständig ist. Auch bei diesen
nasenstosslauten dürfte die Scheidung zwischen harten und weichen
die einzige für uns vernehmbare sein, obgleich, theoretisch be-
trachtet, auch ein durch die verschiedenen articulationsstellen
bedingter unterschied vorhanden sein dürfte. Nicht einmal der bei
den medien mögliche stimmton dürfte uns gestatten, sie sicher
zu bestimmen, wie Sievers glaubt (Lautph. s. 102). Derselbe
ist dafür von allzu kurzer dauer. Die sicherste art, dies zu
prüfen, ist nach einander bm, dm, gm, pm, tm, hn (ohne irgend
einen vocal) so auszusprechen, dass die hppen nicht geöffnet
werden. Dass J. A. A. die verschiedenen verschlusslaute in sötma,
lekman unterscheiden zu können glaubt, (a. a. o. s. 34), dürfte
entweder darauf beruhen, dass er den implosiven laut gehört
oder auch die lippen nicht geschlossen hat, bevor der stoss
stattfand, in welchem fall man leicht gegen seine absieht und
') Gewöhnlich kann man bestimmt unterscheiden, ob die mundtheilo
schon die für /, s oder andere Spiranten erforderliche Stellung inne haben,
wenn das ausathmen beginnt, oder ob ein verschlussconsonant sich vor-
findet. Zuweilen kann es aber doch ziemlich schwer srin, die frage zu
entscheiden, ^o wird z. b. die mit tj oder k bezeichnete affriuata in den
Zur lehre von den consonanten. 11
ohne es zu merken die luft durch den mund entweichen lässt i).
Dass dessenungeachtet diese „nasenstosslaute" im gegensatz zu
den selbständigen , nasalen verschlusslauten zu einer ziemlich
ausgedehnten anwendung in der spräche gelangt sind, rührt
daher, dass sie mit Zuhilfenahme der bezüglichen „resonanten"
m, n, » leicht bestimmt werden können.
Es gibt demnach nur einen fall, in dem die verschluss-
laate sich immer gleich sind, nämlich am schluss des wortes,
wie in ap. Ich meine jedoch, dass sich ein wesentlicher unter-
schied zwischen diesen lauten und den übrigen sprachlauten vor-
findet, ein unterschied, den ich jedoch wegen mangelnder physika-
lischer kenntnisse hinlänglich deutlich darstellen zu können mir
nicht zutraue. — Alle übrigen sog. consonan tischen verschlusslaute
sind in der that reihen von äusserst schnell hervorgebrachten
übergangslauten und wechseln also je nach den verschiedenen
Sprachelementen, welche ihnen folgen und vorangehen. Diese
ihre wechselnde natur ist auch erkannt worden. So sagt z. b.
Kräuter (Die prosodie der neuhochdeutschen mit-
lauter in Pauls und Braunes Beiträgen zur geschichte
der deutscheu spräche und literatur II, Halle 1876,
8. 562): „Je grösser die Öffnung ist, welche der dem schliessen-
den schlaglaut'' (= der implosiva) „vorangehende laut verlangt,
desto leichter kann jener stark gesprochen werden ; z. b. in
appell kann man das zuklappen für das ohr sehr auffällig her-
vortreten lassen, mag das p noch so kurz und flüchtig sein;
in up, üp ist dies unmöglich, wenn man nicht die lippen in
ganz ungewöhnlicher weise von einander entfernt. Aehnhches
gilt auch von den öffnenden schlaglauten" (= den explosiven)
„z. b. reines, antepalatales k (— ), ist vor / nur einer
geringen schallstärke fähig; dasselbe ist der fall, wenn auf
den schlaglaut der gleichortige reibelaut folgt (Kuhns Zeitschr.
XXI s. 65)". Man muss zugeben, dass eine derartige Ver-
änderlichkeit nicht eben passt für selbständige sprachlaute. —
Dass wir dessen ungeachtet p-, t-, Ä;-laute u. s. w. unterscheiden
können, beruht, wie oben bemerkt, darauf, dass z. b. in allen
j>-reihen die schluss- oder anfangslaute einander beinahe gleich sind.
Da diese auffassung der verschlusslaute als übergangs-
schwedischen Wörtern tjuf^ känna u. s. w. von einigen als reine spirans
erklärt (vgl. des verf. aufs, in Nord, tidskr. f. filol. n. r. IV s. 170). ») Es ist
eben das gewöhnliche, dass die nasallaute nicht benutzt werden in
12 I. Flodström
laute, nicht als selbständiger sprachlaute manchem über-
raschend scheinen dürfte, will ich behufs ihrer besonderen mo-
tivirung einige von den kennzeichen selbständiger sprachlaute
untersuchen, welche J. A. A. (a. a. o. s. 32) angeführt hat um
die Unselbständigkeit der implosiven laute zu beweisen. Er sagt
nämlich : „damit ein sprachlaut selbständig sei, ist erforderlich,
dass er hervorgebracht werde, indem die sprechorgane eine be-
stimmte läge innehaben oder indem sie ihre läge auf eine be-
stimmte und für die entstehung des beabsichtigten lautes noth-
wendige art verändern *). Die sog. implosiven laute entstehen
dagegen, wenn die sprechorgane ihre läge von irgend einer
Stellung aus verändern, und sie verlangen demnach beim anfang
ihrer bildung nicht irgend eine bestimmte Stellung der sprech-
organe, wenn diese nur beim aufhören der lautbildung eine ge-
wisse läge einnehmen". Diese worte können mutatis mutandis
sehr wohl auch angewendet werden, um die Unselbständigkeit
der explosiven laute zu beweisen. Dieser beweis dürfte so
lauten: die sog. explosiven laute entstehen, wenn die sprech-
werkzeuge ihre läge zu irgend einer Stellung verändern, und sie
erfordern sonach beim schluss ihrer bildung nicht irgend eine
bestimmte Stellung der sprechorgane, wenn diese nur beim be-
ginn der lautbildung eine gewisse läge innehaben. — Er sagt
weiter: ,,Beira bilden jedes selbständigen sprachlautes können
die sprechorgane die Stellung innehaben (oder die bewegung
bewerkstelligen) ^), welche für die entstehung des lautes erfor-
derlich ist, entweder längere oder kürzere zeit. Die implosiven
laute dagegen erfordern eine „hastige Schlussbewegung" der
Organe, eine bedingung, die eine merkliche Verschiedenheit der
bildungszeit nicht gestattet". Dasselbe kann nun auf die explo-
siven laute anwendung finden : diese verlangen das hastige öffnen
der sprechorgane, sonst entsteht eine affricata — etwas, was
jedermann genugsam bekannt ist.
Aus diesen Untersuchungen geht also hervor, dass in dem
Worte tappa die laute, welche zuletzt in der ersten und zuerst
in der zweiten silbe gehört werden , gleich grosses oder gleich
geringes recht auf den namen /^-laute haben. Hiergegen könnte
fällen , wie den oben erwähnten , wo der folgende cuneonant mit dem
Terschluaslaut nicht homorgan ist.
') Dieser letzte zusatz ist oflonbar der explosivei. laute wegen ge-
macht. Anm. d. verf. *) Vgl. die vorangehende note.
Zur lehre von den consonanten. 13
möglicherweise eingewendet werden , dass bei der bildung der
explosiven übergangslaute immer eine beträchtliche menge luft
sich im voraus im munde gesammelt findet, was bei den ira-
plosiven nicht der fall ist, und dass dies auch in akustischer
hinsieht irgend welche Ungleichheit bewirken muss. Von meinem
Standpunkt aus, nach welchem die stärke der ausathmung keinen
characteristischen unterschied zwischen den sprachlauten
hervorruft, hat dieser einwand natürlich keine bedeutung. Aber
da diese ansieht, obwohl schon längst aufgestellt, keine allge-
meine Verbreitung gefunden hat, muss ich die bemerkung zur
beantwortung aufnehmen. — Wenn die ausathmungsstärke gleich
wäre, müsste man zugeben, dass zwischen den implosiv- und
den explosivlauten in iappa kein anderer unterschied statt hätte,
als dass sie in entgegengesetzter Ordnung kämen. Dass beim
schluss der implosion in tappa die ausathmung stark geworden
ist oder so, wie es im allgemeinen den tenues zukommt, erkennt
jeder. Für die explosiven laute würde man dann genöthigt
sein einen grad von intensität anzunehmen, der noch höher
wäre als der, welcher den harten (starken) Spiranten zukommt.
Eine solche consequenz dürfte man indessen schwerlich an-
nehmen wollen. Und dass die intensität bei den lauten nicht
auf der menge der ausgeathmeten luft beruht, kann man daraus
sehen , dass in diesem falle z. b, app mit einem der intensität
nach mindestens doppelt so starken laute sehliessen müsste wie
ap; ein jeder aber dürfte erkennen, dass in beiden worten der
/?-laut derselbe ist. Und da die menge der ausgeathmeten luft
einen wesentlichen unterschied in dem akustischen character
nicht bewirken kann, so sind die implosiven und die explosiven
laute dasselbe. Man muss hierbei wohl auch an die populäre
auffassung anknüpfen, welche, unbeirrt durch die vorweg auf-
gestellten definitionen, sich sagt, dass man denselben laut hört
am schluss der ersten und am anfang der zweiten silbe in dem
Worte tappa *).
2. Was ist unter verschlusslaut zu verstehen?
Wenn nun die sog. verschlussconsonanten, sowohl explosive
als implosive, wie ich gezeigt, eigentlich nur übergangslaute
sind, so sieht man gleich ein, dass sie bei der betrachtung und
*) In diesem umstände erblicke ich eine starke stütze für meine an-
sieht, dass der unterschied zwischen harten und weichen consonanten
Dicht auf der stärke des exspirationsstroms beruht.
14 I. Flodström
wissenschaftlichen behandlung von sprachlichen Verhältnissen nicht
mit den selbständigen sprachlauten zusammengestellt werden kön-
nen, sondern dass sie wie andere übergangslaute betrachtet werden
müssen, wenn auch der Übergang bei ihnen nicht zwi-
schen zwei lauten stattfindet, sondern zwischen einem laut und
einem lautlosen moment beim sprechen. Man hat bisher diese
lautlosen momente so gut wie ignorirt und sich nur an die laute
gehalten; und obwohl beidenverschlussconsonanten nurübergaugs-
laute vorkommen, hat man diese als selbständige consonantlaute
betrachtet und behandelt, und die natürliche folge hiervon ist
gewesen, dass man sich in Widersprüche und unlösbare Schwie-
rigkeiten verwickelt hat. Wenn man das verhältniss umkehrte,
wenn man — zum mindesten bei sprachhistorischen Untersu-
chungen — die übergangslaute bei den verschlussconsonanten
ignorirte eben so, wie man andere übergaugslaute ignorirt,
und sich statt dessen an die lautlosen momente hielte, die ja
auch regelmässig bei den verschlussconsonanten vorkommen,
sollten wohl dann die Schwierigkeiten gelöst werden? Und ist
man berechtigt zu einem derartigen verfahren ? — Es ist zu-
nächst meine aufgäbe, den beweis zu versuchen, dass die ant-
wort auf diese beiden fragen bejahend ausfallen muss.
Die spräche kann von zwei selten betrachtet werden, theils
als vernommen oder gehört, theils als hervorgebracht oder
gesprochen. Die erstere eigenschaft ist unzweifelhaft die wich-
tigste ; denn wenn die spräche durch den gehörssinn nicht aufge-
fasst werden könnte, hätte sie wohl kaum irgend eine bedeutung.
Es ist zwar wahr, dass es personen gibt, die durch blosses auf-
merken auf die bewegungen der lippen und des mundes zu-
weilen sehr wohl verstehen können, was der sprechende meint,
aber man muss zugeben, dass, wenn der mensch im allge-
meinen für das auffassen der gedanken anderer auf den ge-
sichtssinn hingewiesen wäre, irgend eine andere art von Zeichen-
sprache weit dienlicher gewesen wäre. Als gehörte besteht
die spräche aus lauten, aber nicht nur aus lauten, sondern auch
aus lautlosen momenten, die ja auch ihre bedeutung haben, da
sie nicht nach belieben hinzugefügt oder fortgelassen werden
können. Aber für den Sprachforscher ist die eigenschaft der
spräche, gesprochen zu sein, wie die primäre eigenschaft,
80 auch die hauptsächlichste. Der gelehrte muss, um den ge-
Zur lehre von den consonanten. 16
genstand seiner forschungen klarzustellen, zu dessen Ursprung
und letztem gründe vordringen, nicht nur sich an die erschei-
nung halten; denn damit gelangt er nur zu einer beschreibung,
nicht zu einer erklärung des objects. Würde der Sprachforscher
seine aufmerksamkeit ausschliesslich auf die spräche als gehörte
richten , so würde er nicht weit kommen ; denn es dürfte nur
sehr wenig Veränderungen in der spräche geben, von denen man
sagen kann, dass sie auf deren eigenschaft, ein akustisches phä-
nomen zu sein, beruhen. Die allermeisten sind rein mechanischer
art, beruhend auf der art der hervorbringung. Alle in der
Sprachwissenschaft vorkommenden definitionen sprachlicher er-
scheinungen müssen daher so gefasst sein, dass sie nicht nur
eine beschreibung des akustischen characters der erscheinung,
sondern auch der hervorbringungsweise enthalten, und dieser
letztere theil darf niemals fehlen, während der erstere sehr
wohl höchst unvollständig sein kann i). Und bei der eintheilung
der demente der spräche muss die grundlage der eintheilung
von der primären seite genommen werden, also von der ge-
sprochenen spräche, nicht von der gehörten. Dies ist auch
thatsächüch zur hälfte erkannt, wie aus der eintheilung der
,, sprachlaute" in labiale, dentale u. s. w. hervorgeht. Dagegen
sind solche eintheilungen, wie die in „geräuschlaute" und „sonore"
und ähnliche, falsch, und sogar die allgemein angenommene,
gemeinsame benennung der Sprachelemente — „sprachlaute" —
ist schon an und für sich falsch, wäre sie auch nicht mit dem
fehler behaftet, dass sie die lautlosen momente in der spräche
ausschliesst. Ich glaube sogar, dass es eben dieser name und
der name, welchen man der Wissenschaft gegeben, die so zu
sagen die grundhnien der Sprachwissenschaft in sich begreift,
nämlich der name „lautphysiologie" ^) ist, der das hauptsäch-
hchste hinderniss war für die gewinnung von klarheit in den
fragen, welche eben den gegenständ unserer betrachtung bilden.
') Dies gilt natürlich nicht, wenn ein akustiker die spräche zum ge-
genstände seiner betrachtung macht; denn sie fällt dann in das gebiet
einer wissenschait, die ganz andere gesetze hat als die Sprachwissenschaft.
*) An stelle dieses unpassenden namens könnte man vielleicht den namen
„laletik" gebrauchen, den Merkel im titel seines buches Physiologie
der menschlichen sprache(phy8iolo gisch e laletik) Leipzig 1866
angewendet hat oder ihn ganz einfach in „Sprachphysiologie" verändern
eine benennung, welche ebenfalls in dem angeführten titel enthalten ist.
16 I. Flodström
Man sieht nun ein, dass die eigenschaft der demente der
spräche, lautende oder nicht lautende zu sein, nicht bestimmend
sein darf für ihre eintheilung, sondern dass die letzteren sehr
wohl mit den ersteren zusammengestellt werden können, wenn
nämlich die sonstigen umstände dies gestatten. Das eintheilungs-
princip für die demente der spräche muss in der art der her-
vorbringung gesucht werden. Aber zuerst müssen wir einen
neuen naraen für die demente der spräche haben au stelle der
allgemein angenommenen benennung „sprachlaute", welche, wie
ich oben gezeigt habe, theils auf einem unrichtigen princip be-
ruht, theils zu eng ist. Am besten wäre ein name, der ganz
und gar keine nebenbedeutung hätte, und in ermaugelung eines
besseren nehme ich in diesem aufsatz die alte, jetzt aber so
verketzerte benennung „buchstabe" (litera) wieder auf. Die un-
gdegenheit, dass dieser name auch den schriftzeichen zukommt,
ist von geringer bedeutung, da eine Verwechselung natürlich nur
äusserst selten in frage kommen kann. Die definition von
„buchstabe" in dieser bedeutung lautet natürlich: Das, was
hervorgebracht wird — sei es nun laut oder nicht — in-
dem luft aus den lungen herausgetrieben wird und
die sprechorganeeine gewisse Stellung in Verbindung
mit einem gewissen grad von Spannung innehaben. —
Diese definition ist in Übereinstimmung mit dem bekannten ver-
bältniss bei der bildung von vocalen, liquiden, nasalen und Spi-
ranten, abgefasst; aber ist sie auch adäquat? Umfasst sie auch
die bei den verschlussconsonanten vorkommenden, lautlosen mo-
mente? Der letzte theil der definition, dass nämlich die sprech-
organe während der buchstabenbildung eine gewisse Stellung in
Verbindung mit einem gewissen grad von Spannung innehaben
sollen, schlägt vortrefflich ein, und auch der erste passt; denn
dass der ausathmungsprozess wirklich auch bei den verschluss-
consonanten keine Unterbrechung erfährt, obwohl der mund ge-
schlossen ist und die hervorgepresste luft nicht in berührung
mit der äusseren luft kommen kann, davon vermag man sich
leicht zu überzeugen. Man kann ja eine recht beträchtliche
menge luft in den mund hineinpressen, auch nachdem derselbe
verschlossen ist, und es bedürfte wohl nicht eines Zwanzigstels
davon, um auch einen „langen" consonanten hervorzubringen
— natürlich von der länge, mit der dieselben beim sprechen
wirklich vorkommen, nicht der unnatürlichen länge, mit welcher
Zur lehre von den conßonanten. 17
wir bei Untersuchungen sowohl die langen consonanten , als
auch die vocale gern ausstatten, um diese ihre eigenschaft zu
verdeutlichen. Und wie sollten die medialen „tönend" werden
können, wenn nicht die exspiration trotz schliessens des mundes
fortdauerte? Aber wenn so der ausathmungsprozess bei der
bildung der verschlussconsonauten wirklich fortdauern kann
und dies viel länger, als in Wahrheit erforderlich ist, so ist die
annähme nicht berechtigt, dass er durch jenes geringe hinder-
niss unterbrochen wird — soweit es sich nicht um eine Silben-
trennung handelt, wovon später mehr.
Es sind sonach bei den verschlussconsonauten die laut-
losen momente, die den lauten der übrigen buchstaben ent-
sprechen, und jene consonanten sind also in Wahrheit literae
mutae. Aber da der hörende die eine lautlosigkeit von der
anderen nicht durch eigene kennzeichen unterscheiden kann
muss dies auf irgend eine andere weise geschehen , und diese
weise ist das achtgeben auf die implosiven und explosiven über-
gangslaute, welche unmittelbar vor oder nach einem augenblick
von lautlosigkeit viel schärfer als sonst hervortreten, und welche
demnach von der grössten bedeutung für die spräche sind,
wenn man dieselbe als mittel, sich verstand hch zu machen . be-
trachtet. Aber da sie an deutlichkeit verschieden sind je nach
den verschiedenen buchstaben, zwischen denen sie die Über-
gänge bilden, und die deutlichkeit natürlich um so geringer
wird, je mehr die beiden zunächst liegenden buchstaben in der
bildungsart einander gleichen, so vermeidet auch um deswillen
die spräche am liebsten solche Verbindungen wie ampba u. dgl.,
obwohl sie ausnahmsweise vorkommen können, wie in den Zu-
sammensetzungen strumpben, landtdag u. s. w. Aber für den
Sprachforscher, für welchen die akustische seite der spräche
nur eine secundäre bedeutung hat, sind die laute bei den ver-
schlussconsonauten von eben so geringer Wichtigkeit, wie andere
übergangslaute, und wenn er die letzteren mit recht fast ganz
ausser acht lässt, so ist er auch befugt, in gleichem masse
die sog. implosiven und explosiven consonantlaute zu ignoriren.
3. Ueber die silbe.
Sievers definition der silbe, welche wohl die in dieser
hinsieht allgemein herrschende meinung wieder gibt, lautet so,
dass „unter silbe eine lautmasse zu verstehen sei,
BeiträKe z. kande d. ig. spracb«!! VIII o
18 I. Flodström
welche mit einem selbständigen, einheitlichen, un-
unterbrochenen exspirationschub hervorgebracht
werde" (lautph. s. 111). Diese definition dürfte — mit einer
Veränderung - richtig sein. Sie passt, wie man sieht, voll-
ständig bei Worten wie dinrna, dssa, wo der a-laut und ein
/»- oder .9-laut mit dem ersten exspirationsstoss hervorgebracht
werden, worauf ein neuer stoss unmittelbar folgt, mit welchem
ein neuer m- oder s-laut nebst dem folgenden vocallaut her-
vorgebracht wird. Die silbentheilung fällt demnach hier mitten
in die zeit, während welcher die sprechorgane in der für m
oder s erforderlichen Stellung gehalten werden, oder richtiger
gesagt gegen das ende jener zeit, so dass ungefähr zwei dritt-
theile auf die erste , ein drittheil auf die zweite silbe kommt.
Denn das ist ein allgemeines gesetz (s. Sievers s. 120), dass
in einer betonten silbe der auf den kurzen vocal folgende con-
sonant „lang" ist, wohingegen die consonanten, welche eine
silbe beginnen, kurz sind ^). In ämma und dssa enthält sonach
die erste silbe einen kurzen vocal + einen langen consonanten,
die zweite einen kurzen consonanten -f einen vocal.
Ich habe behauptet, dass sich zwei s-laute in assa finden.
Dass dies richtig ist, wird auch zur hälfte von Sievers selbst
zugegeben, wie man aus seiner früher (s. 3) angeführten äusse-
rung sehen kann. Und wenn man den .s-laut so definirt —
und irgend eine andere definition kann kaum gegeben werden - ,
dass es der laut ist, welcher entsteht, indem die mundorgane
die s-lage innehaben zugleich mit dem Vorhandensein des höchsten
spannungsgrades und die luft scharf ausgeathmet wird, so müssen
hier zwei s-laute entstehen, da ja die exspiration erneuert wird
und demnach zweimal stattfindet, wenn auch die Unterbrechung
äusserst kurz ist. Dass die zunge am schluss des ersten s-lautes
nicht aus ihrer läge entfernt wird, um sogleich wieder dieselbe
läge einzunehmen , ist ja leicht erklärlich und ist im übrigen
nur eine anwendung des allgemeinen Sprachgesetzes, welches
Sievers (s. 76) selbst anführt, dass „bei der berührung
zweier laute die beiden gemeinschaftlichen articu-
lationsbewegungen th unlieb st nur ein mal ausgeführt
*) Richtiger gfesagt kommt V>ei ihnen par koiiit» quantitiit in frajjo.
Sierers wendet die ausdrücke „fortis" und ,,lenis" an, bejfreift aber
darunter, wie oben bemerkt, auch den unterschied von tenuit und media
Zur lehre von den consonanten. 11*
werden." Dagegen wird z. b. in dem na.men ^ssmann natür-
lich nur ein ij-laut, wenn auch ein langer, gebildet, da hier bei
der erneuerung der exspiration ein m folgt.
S i e V e r s äussert weiter (s. 112) : „Unter den geräuschlauteu
gehen die Spiranten den explosivlauten vor, es bilden also
z. b. tsd, psd einfache silben wie aM, asp, wenn wir von der
explosion des seh lussconsonanten absehen. Denn da
mit dem verschlusse der explosiva nothwendigerweise der ex-
spirationsstrom unterbrochen wird , so muss die explosion mit
einem zweiten exspirationsstoss erfolgen d. h. zu einer andern
silbe gehören. Kommen also irgendwie verschlusslaute bei der
Silbenbildung ins spiel, so kann die silbe höchstens von der
explosion des dem sonanten zunächst vorangehenden bis zum
verschluss des ihr zunächst folgenden verschlusslautes dauern.
Noch weniger sind Verbindungen zweier verschlusslaute im silben-
anlaut oder -auslaut möglich, ebensowenig wie Verbindungen
von Spirans und verschlusslaut im silbenanlaut oder die umge-
kehrte reihenfolge im silbenauslaut. Wenn wir trotzdem ptd,
Tita, dpt, dkt, spd, std, dps, dts, ja selbst dtst als ein-
fache silben betrachten, so ignoriren wir einfach die existenz
der hier von den anlautenden oder auslautenden consonantver-
bindungen gebildeten kleinen nebensilben, wegen der geringen
schallfülle der hier auftretenden tonlosen geräuschlaute, denen
gegenüber die hauptsilbe mit ihrem klangvollen sonanten durch-
aus dominirt." Hierbei ist verschiedenes zu bemerken. Gewiss
ist es wahr, dass die explosion in asf, asp ein zweiter exspira-
tionsstoss begleitet, aber dies gilt nur für gewisse fälle. Die
nähere Untersuchung hiervon wollen wir uns bis auf weiteres
vorbehalten. — Wenn man ferner nicht annimmt, dass s/>a
und äjJs eine silbe ausmachen , so muss man zugeben , dass
dies in directem gegensatz zu der allgemeinen ansieht steht.
Jeder, der sich nicht auf „lautphysiologische" Spitzfindigkeiten
versteht, gibt als seine feste Überzeugung an, dass jene worte
nur eine silbe enthalten, und zeigt practisch, durch ihre an-
wendung im verse, dass sie einsilbig sind ; kann die definition da-
mit nicht in einklang gebracht werden, so mag sie als unrichtig
verworfen werden. Inzwischen mag sie noch so lange taugen.
Denn gewiss wird der lauf des luftstromes abgebrochen, aber
die exspirationsthätigkeit kann dadurch nicht gehindert werden,
dass der ausströmenden luft der weg einen augenblick versperrt
20 I. Flodström
wird , und es ist diese ununterbrochene thätigkeit , welche be-
wirkt, dass spa und aps vollständig einsilbig sind^). Gewiss
findet die ausathmung beim sprechen nicht wie bei dem gewöhn-
lichen athmen ruhig und ununterbrochen statt, sondern stoss-
oder ruckweise, und jeder derartige stoss bildet eine silbe. Aber
es ist zu bemerken, dass dies nicht so zugeht, dass ein gewisses
quantum luft so zu sagen beim beginn der silbe herausgetrieben
wird und nachher für sich selbst sorgen muss, sondern der ath-
mungsapparat ist die ganze zeit in voller thütigkeit, indem er
die stärke des hinausgetriebenen luftstroms nach bedürfniss
regulirt.
Aber die.unhaltbarkeit der definition erhellt deutlich, wenn
man ein wort wie tappa zur Untersuchung wählt. Aus sprach-
geschichtlichen gründen muss zugegeben werden, dass die erste
silbe in diesem worte lang ist. Aber so lange der begriff „silbe"
definirt wird : ,,die lautmasse, welche u. s. w." kann niemals die
erste silbe in dem worte lang werden. Der vocal ist kurz, und
die reihe von implosivlauten, die darnach folgen, ist noch kürzer
und kann unmöglich die silbe lang machen.
Man kann niemals in dieser frage — wie in mancher an-
dern — zur klarheit gelangen, so lange man die lautlosen mo-
mente, welche in der spräche vorkommen, ausser acht lässt.
Da eine lautlosigkeit an und für sich nur eine negation, ein
nichts ist, so kann man fragen, wozu sie dienen soll. Nun, zu
demselben zweck wie die pausen in der musik: zur abmessung
des taktes oder ausfüUung des bestimmten zeitmasses. Dass sich
dies wirklich so verhält, kann man daraus sehen, dass es lalle
gibt, wo die lautlosen raomente der verschlussconsonanton auf
keine weise von dem hörenden bemerkt werden können, und dies
findet gerade in solchen fällen statt, wo das zeitmass von jenen
durchaus nicht markirt zu werden braucht. Ich meine solche
fälle, wo ein verschlussconsonant im anfang einer silbe er-
scheint, z. B. 2)a. Die silbenquantität beruht nämlich einzig
und allein auf dem sonanten und dem ihm etwa folgenden con-
sonanten, wohingegen die dem sonanten vorangehenden buch-
staben auf die quantität nicht den geringsten einfiuss haben').
') Letzteres jedoch nicht immer, wovon später mehr. •) "Was unter
unter sonant zu verstelion ist, dafüi' verweise ich auf Thausiiifa^ s. 97.
Sievers b. 20. Ich will indessen bemerken, dass es mir einiger mästen
unrichtig scheint von dem sonanten einer silbe zu sprechen, als ob es in
Zur lehre von den consonanten. 21
Wenn nun der zweck der lautlosigkeit, wie oben behauptet wurde,
nur ist, die quantität anzugeben, so ist sie, da man am anfang
einer silbe von quantität nicht sprechen kann, offenbar voll-
ständig unnöthig und kann desshalb ohne schaden unvernehm-
bar sein.
Die bedeutung der lautlosen momente in der spräche kann
demnach durchaus keine andere sein, als die, einen gewissen
Zeitraum auszufüllen, gleichsam den takt abzumessen; und da
femer die silbentheilung nichts anderes ist, als die takttheiluug
der spräche, so sieht man ein, dass diese pausen bei der defini-
tion der silbe keineswegs willkürlich ausser acht gelassen werden
dürfen. Wir kommen sonach hier zu demselben resultat, welches
durch die betrachtung der verschlussconsonanten gewonnen wurde,
nämlich zu der gewissheit, dass man sich nicht ausschliesslich
an die laute der spräche halten darf, wenn man die befriedi-
gende erklärung der sprachlichen ei^scheinungen erlangen will-
Es ist daher nicht zweckmässig anzufangen: silbe ist die laut-
masse, welche u. s. w., sondern die definition dürfte etwa
folgendermassen abgefasst werden können: eine silbe ist
die gesammtheit der Sprachelemente — sei es lau-
tender oder nicht lautender — , welche durch einen
ununterbrochenen exspirationsprocess hervorge-
bracht werden. Jetzt endlich können wir einsehen, wie die
erste silbe in tappa lang sein kann, denn der exspirationsprocess
wird nicht dadurch abgebrochen, dass die lippen geschlossen
werden; wir haben ja schon gesehen, dass er auch während des
derselben immer nur einen gäbe ; beispielsweise scheint mir in dem worte
binda n eben so sehr sonantisch zu sein, wie i (oder fast eben so sehr-
denn die „sonantischheit" nimmt ab, auch wo ein einziger vocal, wie in
hada sonant ist) , und man sollte lieber von dem oder den sonantischen
buchstaben einer silbe sprechen. Für „sonantisch" müsste indessen irgend
ein anderer ausdruck gewählt werden, da jenes nicht wohl auf die ver-
schlussconsonanten angewendet werden kann; vorschlaasweise empfehle
ich ., emphatisch''. Ich kann aber gegenwärtig meine ansieht nicht näher
aasfähren und will nur als aasdruck derselben im vorübergehen folgende
Sätze ohne jeden beweis mittheilen : in jeder silbe sind alle auf den
ersten emphatischen buchstaben folgenden gleichfalls em-
phatisch, und die sil benquant ität wird bestimmt durch die
zusammengenommene länge der emphatischen buchstaben.
Man wird mich vielleicht nach dem durchlesen der folgenden abtheilun-
gen besser verstehen.
22 I. Flodström
lautlosen moments fortdauert, dieser (oder wenigstens ein grosser
theil von ihm) rauss sonach zu der ersten silbe gerechnet wer-
den, und dadurch wird diese lang^).
Bevor ich die silbent'rage verlasse, will ich einige bemerkun-
gen über eigenthümlichkeiten der silbe in der gehörten spräche
machen. Da die art und die bedingunj^ für ihre hervorbringung
war, dass die exspiration nur eine und ununterbrochen
sein müsste, so ist es klar, dass das wesenthche bei der silbe,
wenn man sie als akustisches phänomen betrachtet, ist, dass sie
eine einheit sein soll. Worin diese einheit liegt, habe ich schon
angedeutet: die silbe ist der takt der spräche. Doch ist die
taktmessung in der spräche nicht eben so genau und gleich-
massig, wie in der musik^ sondern in der spräche werden von
alters her hauptsächlich nur zwei (oder höchstens drei) ver-
schiedene zeitniasse unterschieden, ein langes (ein halblanges)
und ein kurzes. Jede silbe unterscheidet sich von der andern
durch ein augenblickliches aufhalten, welches dem geringen auf-
halten in der exspirationswirksamkeit entspricht, und das ver-
mögen, dieses aufhalten wahrzunehmen, ist sehr fein. Wo die
pausen bei den verschlussconsonanten eintreten, werden sie zu
der vorangehenden silbe gerechnet, so weit sie wirklich dorthin
gehören, und dies kann man dadurch wahrnehmen, dass die im-
plosivlaute auftreten. Die explosivlaute, welche stets gehört
werden, ausser in dem falle, dass auf eine tenuis die ihr ent-
sprechende media folgt oder umgekehrt, kommen immer auf die
spätere silbe, auch wenn der consonant zusammen mit der vori-
gen ausgesprochen werden sollte. Ein theilen der pause konnnt
natürlich nicht in frage, weshalb es mitunter für den hörer un-
möglich werden kann zu entscheiden, z. b. ob man upp ä oder
upp pä sagt, so fern nicht der sprechende durch gewisse be-
sondere kunstgrifFe dies deutlich zu machen sucht. Uebrigens
ist es vollständig gleichgültig, wenn man nicht so genau sagen
') Es ist klar — was auch aus der definitiou hervorgeht — dass, ob -
gleich ich bei aualyse des silbeiibegrifi's eine vou den eigeiithüniliuhkeiteii
der ;fehürteu silbe, nämlich die länge, zum ausgangspunkt genommen
habe, diese doch lediglich als eine st-cundäre oigcnschaft betrachlet wer-
den darf; so dass man zur erklärung der sjirHchlichen erscbeinungen,
welche die silbenlänge zu begleiten pflegen, sich nicht mit ihr allein bc-
;;nügen kann, sondern die physiologischcMi nrsachen untersuchen musa
welche täc iio<lingoii.
Zur lehre von den consonanten. 23
kann, wo die eine silbe schliesst und die andere beginnt, falls
man nur die besondere quantität und betonung jeder silbe unter-
scheiden kann.
Ueber zwei verschiedene arten von silben werde ich weiter-
hin sprechen.
4. üeber die consonantengemination.
Halten wir an der oben gegebenen definition der silbe fest
und stellen wir sie mit der definition des ,,buchstaben" zusammen,
so finden wir jetzt leicht, dass zwei consonanten von derselben
art, die unmittelbar auf einander folgen, unmöglich in derselben
silbe vorkommen können, dass es aber möglich und gewöhnlich
ist, dass zwei gleiche consonanten zusammentreffen, von denen
der eine eine silbe schliesst und der andere eine beginnt, wobei
in gemässheit des oben (s. 8) angeführten gesetzes in der Stel-
lung der mundtheile beim Übergang von dem einen consonanten
zu dem andern keine Veränderung vor sich geht. Dieses ver-
halten ist es, welches mit dem ausdruck „consonantengemination"
bezeichnet wird. Dass eine solche wirklich bei liquiden, nasalen
und Spiranten stattfand, haben wir früher gesehen. Die Schwie-
rigkeiten, welche die verschlussconsonanten darboten, so lange
man sie einseitig als laute betrachten wollte, sind beseitigt, in-
dem man dem ausdruck ,,consonant" die bedeutung beilegt, in
welcher er in diesem aufsatz angewendet ist, wenn man sich
sonach nicht so sehr an den akustischen effect, als an die her-
vorbringungsweise hält, hinsichtlich welcher diese consonanten
vollständig denselben gesetzen folgen, wie die andern.
Bei den meisten autoren, welche über diesen gegenständ
geschrieben haben, findet man andeutungen der richtigen auf-
fassung. Aus Sievers in der einleitung angeführter äusserung
sieht man, dass er auf dem wege dazu ist, die gemination
wenigstens bei „dauerlauten" zuerkennen. Th au sing erkennt
sowohl „dehnung" wie „Verdoppelung", aber in folge unvoll-
ständiger Untersuchungen gelangt er zu dem resultat, dass sie
„eigentlich dasselbe sind". Im übrigen zeichnet sich sein capitel
über die quantität durch verschiedene ungenauigkeiten aus, welche
ihn verhindert haben, zu der richtigen auffassung zu gelangen.
Vielleicht am nächsten war der lösung der frage Brücke, dem
es gelungen ist, sich von der Vorstellung frei zu machen, dass
die buchstabenzeichen laute bezeichnen, indessen nimmt er da
24 I. Flodetröm
für an, dass sie eigentlich eine gewisse Stellung der sprechwerk-
zeuge bezeichnen, und betont überdies nicht genug den um-
stand , dass eine Scheidung zwischen silben stets stattfindet. —
Mit einem werte, überall erscheint die Wahrheit nahe dem her-
vordringen, aber auch nur nahe, und beim durchlesen von
Schriften über diesen gegenständ empfängt man den eindruck,
dass es meistens die Unmöglichkeit, die begriffe verschluss-
consonant und sprachlaut zu vereinigen, ist, welche hin-
dernd im wege steht.
5. Einige beispiele für das vorkommen von einzel-
und doppelconsonant.
Die Untersuchungen, welche nunmehr vorgenommen werden
sollen, sind der natur der sache nach in dem masse subjectiver
art, dass ich nicht zu hoffen wage, dass die ansichten, welche
meine eigenen geworden sind, stets von allen anderen werden
getheilt werden, da diese ansichten ohne irgend welchen beweis
hingestellt werden müssen. Die Untersuchungen werden sich auf
die schwedische spräche beschränken als die einzige mir durch
eigene beobachtungen bekannte, aber sie können vielleicht in
mehreren fällen auf andere sprachen angewendet werden. Und
was die zahlreichen, neuen hypothesen betrifft, die im folgenden
aufgestellt werden, so brauche ich kaum zu bemerken, dass die-
selben auch für mich selbst recht oft zweifelhafter natur sind
— nur zu genauerer prüfung vorgelegte erklärungsversuche. —
Die Schrift, welche hier angewendet werden soll, ist, wie man
leicht findet, nicht eine phonetische schrift; ich möchte sie
„buchstabenschrift" nennen, da jedes zeichen in derselben einen
„buchstaben" in der neuen bedeutung, welche diesem werte oben
beigelegt worden, entspricht. Von dem verhältniss dieser beiden
Schriftsysteme zu einander soll im nächsten abschnitt die rede sein.
Doppelconsonanten haben wir in werten wie faL-la^^) faT-ia,
kaM-ma, kaM-mA-ka-re, vls-säw-mi-re, häT-tre, öP-pna,vaT-tna,
u. 8. w., obwohl der mund zwischen den beiden silben nicht
geöffnet wird. Einzeln ist dagegen der consonant in haM-pa,
biN-da, oF-ta, kaS-ta (auch kaS-sta), aK-ta, hE-dra, rO-dna u. s. w.
Aber wie verhält es sich z. B. in dem werte all? Wenn
dieses wort einsilbig ist, kann sich hier der regel nach nur ein
') Dio grossen typen bezeichnen, dass der buchstabe ,,lang" ist.
Zur lehre von den consonanten. 25
consonant finden. So verhält es sich auch, wenn derartigen
Worten andere nachfolgen, so dass wir schreiben müssen: aL-
f'A-ra fall farai, aL-O-ro (all oro), uP-A (upp ä,) u. s. w. Aber
wenn sie isolirt oder am Schlüsse eines satzes ausgesprochen
werden, wird z. b. in all zuletzt ein laut hervorgebracht, wel-
cher unzweifelhaft als ein L-laut betrachtet werden muss. Es
ist dies nämlich, wie man bei genauer beobachtung findet, ganz
derselbe laut, wie in äl. Aber da das wort nicht zwei l nach
einander in derselben silbe haben kann, müssen wir es aL-l
bezeichnen. Zwischen diesen beiden / ist derselbe unterschied,
wie in dem worte aL-la: das erste ist lang, das zweit« kurz.
Von diesem zw^eiten / aber kann man doch nicht sagen, dass
es eine volle silbe bilde, da die exspiration dabei nicht in der-
selben weise stattfindet, wie bei der zusammenhängenden rede.
Das verhältniss scheint mir folgendes zu sein. Die menschlichen
exspirationsorgane können in aktive und passive eingetheilt
werden. Die letzteren sind die thorax-wände , die lunge und
andere elastische organe, welche durch die mittelst der inspi-
rationsmuskeln eingeathmete luft ausgedehnt werden, nach dem
aufhören der einathmung aber durch ihre eigene etasticität sich
zusammenziehen und so die luft austreiben. Die activen ex-
spirationsorgane sind die rauskeln, welche bei der exspiration
in Wirksamkeit sind und dazu dienen, dieselbe, während man
spricht, auf mannigfache art zu regeln. Wenn man aber zu
sprechen beginnt, athmet man stets mehr luft ein, als man ge-
rade für die worte braucht, die man zu sagen beabsichtigt, was
ganz natürlich ist, da es äusserst schwierig wäre, im voraus das
erforderliche luftquantum genau zu berechnen. Wenn nun die
eigentliche sprechthätigkeit zu ende ist und sonach die aktiven
exspirationsorgane mit ihrer thätigkeit aufgehört haben, wird
durch die spontane zusammenziehung der passiven organe die
luft herausgepresst , welche übrig blieb, und zwar geschieht
dies schnell in einem einzigen stoss^). Mittelst dieses stosses
nun wird der letzte consonant in aL-l, uP-p, aT-t u. s. w. ge-
bildet. Aber nicht nur in diesen worten, sondern in jedem
auf einen consonanten endenden wort, welches zu-
letzt in einem satze steht, bildet der endconsonant
') Natürlich wird nicht die ganze übrig bleibende luft aus den lun-
gen ansgeathmet. Diese enthalten stets eine beträchtliche mengp luft.
die wir beim besten willen nicht hinauspressen können.
26 I. Flodström
eine solche anhangssilbe (soweit er nämlich nicht empha-
tisch [sonantisch] ist und daher eine ächte silbe bildet, wie z. b,
n in vaT-tn). Es wird von mehreren autoren, sowohl schwe-
dischen als ausländischen, anerkannt, dass in solchen worten
wie al (mit langem vocal und einfachem consonant) nach dem
langen vocal ein kurzes aufhalten stattfindet ebenso wie in ala.
Dies ist gerade der gewöhnliche Silbenaufenthalt, und das wort
muss demnach A-l bezeichnet werden, da l nicht mittelst des-
selben luftstosses wie a gebildet wird. Der eigentliche unter-
schied zwischen Kudelkas „geschnittenem ton" und „nicht
geschnittenem ton" (a. a. o. s. 28. 29), Sievers „energisch"
und „schwach geschnittenem acent" (Lautph. s. 115, 116) ist
somit der, dass bei dem letzteren der vocal eine silbe schliesst,
während bei dem ersteren der consonant in derselben silbe ge-
bildet wird, wie der vorangehende vocal. In derselben weise
haben wir zu schreiben froM-m, naT-t, fA-k, vÄ-n, kciN-t,
sfaM-p, goL-v, tA-ke-t, biS-ko-p, gaM-ma-l^). Indessen ist zu
bemerken, wie ich bereits hervorgehoben, dass dies nur der fall
ist, wenn die worte isolirt oder am Schlüsse des satzes stehen.
In zusammenhängender rede dagegen wird der consonant zu der
vorigen silbe gezogen, und in worten wie aL-l fällt der letzte
consonant fort, so dass man sagt wiN-räN-n fmiu vän) aL-
vÄr-böB-ja-v, (al vär början) (/aM-mal-yuM-ma (gamroal gumma)
u. s. w. Wenn das folgende wort mit einem vocal beginnt, ist
das verhältniss dasselbe, zum mindesten bei sorgfältigerem Vor-
trag, z. b. haN-ciB-bE-fa-r (han arbetar), ll-ten-Ä-ra (litenära);
aber in der „altagssprache" heisst es vielleicht gewöhnlicher
haN-tiÄ-r (han är), stO-rY-ta (stör yta) u. s. w^). Soll vor dem
*) Was die drei letzten beispiele betrifft, so sind die andichten sehr
jjetheilt, ob sieb hier ein einfacher oder ein duppelconsoiiant findet. Bei
Leff'Ier s. 93. Ü4 findet man eine darlegung der äusserung schwedischer
schril'tsteller in dieser frage. *) Dass eine solche ausspräche inö(;rlich ist,
beruht darauf, dass die begrifi'e wort und silbe ganz verschiedenen Seiten
der spräche zugeböreii, jener der psychisclien seite, dieser ihrer naturseite.
Ein Wort ist nämlich eine Vereinigung von sprachelemfnton, mit welchen
eine gewisse bodeutung verbunden ist, und hat, nichts mit der silbe
zu thun, die gewiss auch eine Vereinigung von spracbelementon ist, die
indessen nur in mechanischer und akustischer hinsieht zusammengehören.
Daher können buchstabcii sowohl demselben wort antrehören. aber ver-
schiedenen Silben, als derselben silbe, alx'r vorschiedenm Wörtern. Sicher-
lich ist es das üigensinnige festhalten an der cinlheüung der Wörter ui silben,
Zur lehre von den consonanten. 27
vocal der Spiritus lenis angewendet werden, so kommt natürlich
der consonant eben so wie beim spiritus asper zu der vorher-
gehenden silbe. — In worten, die auf einen emphatischen (so-
nantischen) buchstaben ausgehen, wie ä. tA-la, hoT-tn (hotten),
kann der schlusslaut nicht mit diesem letzten luftstoss hervor-
gebracht werden, welcher letztere hier, ohne irgend einen laut
zu bilden, erfolgt. Dies zeigt uns die Verschiedenheit der eigent-
lichen und der anfangssilbe : zu jener müssen stets ein oder
mehrere emphatische buchstaben mit eigenem bestimmtem so-
wohl exspiratorischem , als musikalischem accent gehören, eine
bedingung, welche durch die mehr unfreiwillig ausgestossene,
überflüssige luft nicht erfüllt werden kann. Denn der wechselnde
aus druck in der spräche beruht auf modificationen in der
thätigkeit der exspirationsmuskeln, und diese sind, wie ich oben
gezeigt, bei der bildung der anfangssilbe unthätig.
Anm. 1. Obwohl demnach gewisse worte verschieden aus-
gesprochen werden je nachdem sie allein stehen oder andere
ihnen folgen, scheint es doch regel zu sein, dass sie immer die-
selbe form behalten, welche sie als isolirte haben, wenn auch
eine streng folgerichtige sprachentwickelung verschiedene formen
in den verschiedenen Stellungen verlangte. Man sehe einige bei-
spiele. In den meisten schwedischen dialecten geht einfaches
/, sei es lang oder kurz, in einen eigenthümlich celebralen Z-laut
über, das gewöhnlich sog. „fette" l {V) mit ausnähme gewisser
Stellungen, die hier nicht angegeben zu werden brauchen. So
heisst es foU-k, haL'-ka, mA~l', mA-Va, aber kaL-la, kaL-l, wo
zwei l zusammentretfen. Man könnte nun erwarten, dass, wie
der plural kaifvar ausgesprochen wird kaU-va-r, so in dem satze
kall var vinden das erste wort kaL' ausgesprochen werde, da
hier das letzte l verschwunden ist; so verhält es sich aber nicht,
sondern die isolirte form ist die bestimmende, so dass das wort,
in welche Stellung es auch komme, stets alveolares l hat. —
Wir kennen ferner die in mehreren sprachen herrschende nei-
gung, die das wort schliessende media sich in eine tenuis ver-
wandeln zu lassen. (Schwedische beispiele hierfür sind die
namen Hedwig, Liidiciy, Jakop nebst dem wort sallad, die ge-
wöhnlich ausgesprochen werden heD-vi-k^ luD-vi-k, jÄ-ko-p,
welches die Unklarheit bei der darlegung der natur der silbe verursacht
hat. Diese auflösunp der wörter in eine bestimmte anzahl von silheti
V)eruht auf einer verwechselunp von silbe und silbenaccent.
28 I. Flodström
saL-la-t). Auch dies scheint mir nur aus den isohrten formen
erklärt werden zu können. Denn der letzte consonant wird
mit hilfe der „überflusslut't" ausgesprochen, und es ist unmög-
lich dabei die stärke des luftstroms zu regeln, da jetzt nur die
passiven exspirationsorgane thätig sind. Aber die verstärkte
intensität des luftstroms ruft leicht einen kräftigeren widerstand
hervor — und so ist die media in die tenuis übergegangen.
Denn wenn ich auch angenommen habe, dass der grad der Spann-
ung der mundtheile den wesentlichen unterschied zwischen den
harten und den weichen consonanten ausmacht, habe ich damit
nicht in abrede gestellt, dass gewöhnlich ein unterschied in der
exspirationsstärke damit verbunden ist und dass dieser mitunter
der primäre ist, welcher den characteristischen unterschied zur
folge hat.
Anm. 2. Dass die worte tA-k, lA-n u. s. w. nicht einsilbig
sind (d. h. lAk-, lAn- ausgesprochen werden) scheint zusam-
menzuhängen mit einer allgemeinen regel in der spräche: ein
langes Sprachelement — sei es vokal oder consonant — wo
möglich an den schluss einer silbe gelangen zu lassen. Doch
kann man oft genöthigt sein, einen consonanten auf den langen
buchstaben in einer silbe folgen zu lassen, nämlich in solchen
fällen, wo der consonant unter keiner bedingung die folgende
silbe beginnen kann, z. b. in tAk-stO-l, skäLm-sk. In Zusam-
mensetzungen, ableitungen und flexionsformen von Worten mit
langem vocal und consonant entgeht man dem mitunter, indem
man den vocal kurz und den consonanten lang werden lässt.
Solche worte sind z. b. die genitive UF-s, liaF-s, guD-s^ (von
lif, haf, gud (alle mit langem vocal); der Superlativ von dem
adj. liÖ-g, der zwar früher hOg-st hiess, wie er noch geschrieben
wird, jetzt aber köK-st ausgesprochen wird, eben so wie das
neutr. högt ausgesprochen wird höK-t (aber der comparativ hO-
gre) ; hliD-ka, iD-ka, viD-ga, riK-ta, von blid^ id, vid, rik (alle
mit langem i). Hierher gehören auch die imperfectformen föD-de,
möT-te für fÖd-de, mOt-te, eine ausspräche, die gewiss möglich
und wohl einmal üblich war. Högtid wird ausgesprochen höK-
tj-d. Andere beispiele sind sjiikdom, kälgärd, gudfar, svärfar,
ledsam, Jämman, riksdag, der name Viksfröm u. s. w. Besonders
aufklärend ist in diesem fall die ausspräche der namen der tage.
Bei söiidag und fredag ist nichts zu bemerken, nlier alle übrigen
haben Veränderungen erfahren. Mändag mit urspr. langem &
Zur lehre von den consonanten. 29
wird mäN-da ausgesprochen; tisdag ist zu tl-sta geworden; in
onsdag ist auch der letzte theil zu -sia geworden, aber das ur-
sprüngl. lange o ist überdies des folgenden consonanten halber
verkürzt worden, so dass das wort jetzt oX-sfa ausgesprochen
wird ; in torsdag sind r und s zu einem cerebralen s zusammen-
geschmolzen , welches zusammen mit dem in /, welches durch
assimilation ebenfalls cerebral geworden ist, verwandelten d die
zweite silbe beginnt , wesswegen eine vocalverkündigung hier
nicht nöthig war, so wenig wie in lördag, wo r und d zu einem
die zweite silbe beginnenden cerebralen d geworden sind. —
Dieser Vorgang, welcher kaum auf andere weise erklärt werden
kann, möge als eine wichtige stütze für die richtigkeit meiner
auffassung von der ausspräche solcher worte wie lE-d u. s. w.
beachtet werden. Denn wenn die ausspräche hier lEd wäre
(wie ursprünglich in led-sam), müsste auch in dem nicht zu-
sammengesetzten wort und derartigen Worten im allgemeinen
sich eine neigung zur vocalverkürzung mit begleitender conso-
nantverlängerung zeigen, was indessen nicht der fall ist^).
6. Die bezeichnung der spräche.
Ich habe bereits hervorgehoben, dass ein unterschied be-
steht zwischen der phonetischen, der lautschrift, und der hier
angewendeten, die ich buchstabenschrift genannt habe. Der
grund, wesswegen die buchstaben-, nicht die lautschrift ange-
wendet wurde, ist, dass erstere viel einfacher ist als letztere —
eine behauptung, die man durch eine nähere Untersuchung der
phonetischen schrift bestätigt sehen wird.
Von einer vollkommenen lautschrift ist man berechtigt zu
verlangen, dass sie nicht bloss die laute selbst angebe, sondern
auch die pausen, welche zwischen ihnen vorkommen. Diese letz-
teren sind zwiefacher art: theils Unterbrechungen zwischen den
Silben, theils die bei den verschlussconsonanten vorkommenden
lautlosen momente. Während der letzteren ist die exspiration
*) Als gpgenbeweis kann niclit angeführt werden, dass oft vor zwei
consonanten vocalverlängerung eintritt. Dies scheint nämlich 8t«ts auf
dem Vorhandensein sog. zusammengesetzten accents zu beruhen. Im vor-
beigehen gesagt H;ide ich keinen grund dafür, diese „zusammengesetzten"
accente nicht in ihre einfachen bestandtheile aufzulösen. Zum mindesten
scheint es mir in dem falle derartiger accentuirung. den ich ins äuge zu
fassen gelegeuh^it habe, als ob hier zwei exspirationsprozesse und sonach
kurz gt-sagt zwei silben vorläg^'u.
30 I. Flodströin
in thätigkeit, während der letzteren nicht: aber da dies füi'
das ohr keinen unterschied zur folge haben kann, müssen sie
mittelst derselben zeichen wiedergegeben werden. Nur das un-
gleiche zeitmass muss in irgend einer weise markirt werden und
die langen pausen könnten desswegen mit einem längeren strich
( — ) bezeichnet werden, die kurzen verschlussconsonanten sammt
den silbenpausen mit einem kürzeren ( - ). Auch das ungleiche
zeitmass der laute muss natürlich angegeben werden, und dies
geschieht am passendsten mittelst eines Striches unter den langen
(oder durch fetten druck, grössere typen u. dgl.), wohingegen
die kurzen unbezeichnet bleiben. Was die längeren Unterbrech-
ungen betrifft, die zwischen den sätzen vorkommen und durch
besondere zeichen angegeben werden, so können wir uns hier
nicht auf sie einlassen. Dass die lautschrift die worttrennung
bezeichnen solle, ist man nicht befugt zu verlangen; denn der
begriff wort hat ja nur auf die bedeutung der spräche bezug,
und eine bezeichnung der worttrennung in der schrift zu ver-
langen wäre ungefähr dasselbe w^ie bei jeder aufzeichnung
einer spräche eine zwisclienzeilige Übersetzung zu fordern. —
Was die lauto angebt, so hat man, da es offenbar so gut
wie unmöglich wäre, mit verschiedenen einzelnen zeichen all
die verschiedenen laute wiederzugeben, die in der spräche vor-
kommen, den ausweg gefunden, mit demselben zeichen alle laute
wiederzugeben, die nach klangfarbe und intensität gleich sind,
indem man zugleich durch nebenzeichen über oder unter der
zeile die bei ihnen vorkommenden unterschiede in der tonhöhe
u. s. w. bezeichnet. Eben so vnrd durch neben zeichen die geringe
Veränderung in der klangfarbe angegeben, welche eine folge
davon ist, dass die luft zum theil durch die nase ausströmt.
Alle diese nebenumstände, ingleichen die bezeichnung des accents
u. 8. f. bleiben an dieser stelle ganz ausser acht.
So wenig bei der buchstabenschrift die Übergänge bezeich-
net werden, so wenig können auch die verschiedenen übergangs-
laute in der lautschrift auf eine besondere bezeichnung anspruch
machen, da eine solche nahezu unmöglich wäre. Die lautschrift
müsste demnach ganz und gar mit der buchstabenschrift zu-
sammenfallen, fänden sich nicht noch die beschwerlichen ver-
schlussconsonanten ; denn hier müssen die übergangslaute nor-
mirt werden, wenn die schrift versütnden werden soll. Die laut-
reihen sind verschieden je nach der Verschiedenheit der buch-
I
Zur lehre von den consonanten. 31
Stäben, zmschen welchen sie stehen, sie können daher vielleicht
am passendsten bezeichnet werden z. b. [a. ../?], [s . . .p], [p.-- a],
[jo...w] u. s. w. Die einfachen zeichen p, t u. s. w. könnten
dann am schluss der worte angewendet werden, wo kein buch-
stabe mehr folgt.
Anm. Die übergangslaute kommen stets zwischen buch-
staben vor, die derselben silbe angehören. Zwischen zwei silben
dagegen fallen sie fort, indem die erforderlichen Veränderungen
in der articulation während des aufenthalts in der ausathmung,
der zwischen den silben eintritt, bewerkstelligt wird. Von dieser
regel findet indessen bei den verschlussconsonanten eine aus-
nähme statt; denn wo diese am schluss einer silbe stehen, ent-
weicht die eingesperrte luft erst mit der folgenden silbe, wobei
die übergangslaute wieder auftreten und zu der anderen silbe
gerechnet werden müssen. — Wenn die sprachwerkzeuge wäh^
rend der silbenpause die nöthigen bewegungen nicht eintreten
lassen, sondern in ihrer früheren Stellung verharren, bis dass
die exspiration der neuen silbe beginnt, hat dies zur folge das
so gewöhnliche „einschieben" eines neuen consonanten, wie t
zwischen l oder w und s, p zwischen m und ^, h zwischen m
und l oder r, d zwischen w oder l und r u. s. w. Stossen zwei
vocale in verschiedenen silben zusammen und sind die über-
gangsbewegungen nicht bewerkstelligt, wenn die neue silbe be-
ginnen soll, so erscheint hier der consonant, dessen bildung der
des vorangehenden vocals am meisten gleicht. So wird oft ;'
nach den vocalen i, e und ä eingeschoben u. s. w.
Nach diesen principien erhalten wir beispielsweise folgende
bezeichnungen : [p.. .ä] Ä ( = pä) , s[.s ...p]- [p. . . ^J ^°(=spä),
Ä-\j) . . .a]a{=sp2L), 'ailf-[jt>. . . a]a(=hampa), va[a...t'] —
[<...w]wa(=vattna), ri^-p(=rep), 'a[a. . .^] — ^(=hatt), [t...a]
A-[d...']la oder [t ...a]a[a...d] — [d.. .l]la (=tadla), ^...a]
A [a. ..k]- [k... ä]Ä -s oder lf...a] Ä- \k...ä] J -s(=tak-äs), m[m . . .p\
— \_p...ä]Ä{= upp äoder upp pä), \t. .. a] a\a . .p] — [p. . .f] -{t...ö]
o(=tapto) U.S.W.
Der Übergang zwischen zwei buchstaben wird stets auf die
art ausgeführt, die am nächsten zur band ist, woraus folgt, dass
[jo...w], [<. ..«] u. s. w. „nasenstosslaute" bezeichnen, dass [t.. ./]
und \d...r\ laute mit lateraler explosion darstellen u. s. f.
So sollte ungefähr eine consequente lautsehrift aussehen.
Wie man sieht, ist sie wenig einladend, und die Schwierigkeit,
32 1. Flodström
die laute genau aufzufassen, dürfte nicht die geringste Unbe-
quemlichkeit dabei sein. Indessen hat die schrift, die wir täg-
lich anwenden und die durch Jahrtausende unter verschiedenen
gestalten von den europäischen Völkern angewendet worden ist,
eine unzweifelhafte tendenz, eine lautschrift zu sein. Wenn es auch
nicht als vollständig bewiesen angesehen werden kann, dass sie
von den alten, ägyptischen hieroglyphen herstammt, so unter-
liegt es doch keinem zweifei, dass sie ihren Ursprung von einer
bilderschrift herleitet, — einer art, auf welche der mensch
stets seine ersten versuche gemacht hat, seine gedanken mitzu-
theilen. Die bilderschrift ist eine begriffsschrift , ein versuch,
ohne vermitteluug der spräche das gedachte unmittelbar für das
äuge zu versinnlichen. Indessen brachte diese art zu grosse
Schwierigkeiten mit sich, als dass dieselben hätten überwunden
werden können. Aber die spräche war dem menschen als das
einzig vollkommenste mittel gegeben um seine Wahrnehmungen
anderen auszudrücken ; ein bild von der spräche sollte darum
die beste art für schriftliche mittiieilungen bleiben. Der Über-
gang von der begriffsschrift zur sprachschrift ist desshalb der
erste grosse schritt in der geschichte der schrift*). Die sprach-
schrift war anfangs eine Silbenschrift, die indessen ihrer mangel-
haftigkeit wegen der buchstabenschrift weichen musste. Man
sieht an der Silbenschrift deutlich, dass sie nur eine übergangs-
form ist; in dem aussehen der zeichen erkennt man ihre ent-
stehung aus der bilderschrift wieder, aber ihrer idee nach ist
sie eine sprachschrift.
Das princip der buchstabenschrift ist, jedes einzelne sprach-
element durch sein besonderes zeichen wiederzugeben. So er-
hielten die verschiedenen sprachlaute ihre bezeichnung. .\uch
die lautlosen demente der spräche — die verschlussconsonan-
ten — verlangten für das äuge wiedergegeben zu werden ; aber
wenn nun alle diese pausen, die ja an und für sich vollständig
gleich sind, mittelst desselben zeichen wiedergegeben wurden,
') Noch heute wenden wir indessen mit vortheil eine art begriffs-
schrift, nämlich die zifiern , an, um die zahiverhältnisge anzugeben. —
Ein andenken an die zeit der begriH'sscbrift haben wir in unserer heuti-
gen Schrift in dem angeben der Worttrennung, was jedoch natürUch noth-
wendig ist in folge der mängel, die unserer jetzt üblichen Schreibweise
anhaften. Mehrere älteren sprachen haben indessen bekanntbch dieses
u-.itt>«l, die schrilt leichter verstündlich zu machen, verschmäht.
Zur lehre von den consonanten. 33
80 gelangte man zu der nothwendigkeit, auch in gewissen fällen
die übergangslaute zu bezeichnen, damit die Schriftsprache eben
so verständlich sei wie die gesprochene spräche. Allein dadurch
kam man in streit mit dem princip der buchstabenschrift und
wählte lieber die weit einfachere art, sich verschiedene zeichen
für die pausen zu schaffen, je nach der Verschiedenheit der art,
wie diese gebildet sind. — Natürlich will ich damit nicht be-
haupten, dass erfinder und entwickler unserer Schriftsprache in
dieser weise räsonnirt hätten, vielmehr hat man vermuthlich
jedem laute ein besonderes zeichen geben wollen, bei den ver-
schlussconsonanten aber unmerklich die Wahrnehmungen des
gefühls mit denen des gehörs verwechselt (da man nämlich an-
nehmen muss, dass der schreibende im allgemeinen seine eigene
spräche aufzeichnete, nicht die einer andern person, welche
laut vor ihm sprach), und so ist man dazu gekommen, mit
demselben zeichen wiederzugeben — nicht denselben laut, son-
dern — dieselbe Stellung und thätigkeit der Sprachwerkzeuge.
Man könnte einen weg finden, um sowohl den Schwierig-
keiten der lautschrift, als auch den inconsequenzen der buch-
stabenschrift zu entgehen. Man könnte nämlich sagen, dass
z. b. a nicht den laut bezeichne, welcher hervorgebracht wird,
indem die luft ausgeathmet wird und die sprechwerkzeuge eine
gewisse läge (die a-lagej innehaben, sondern dass a bezeichne,
dass die luft ausgeathmet werde und die sprechwerkzeuge die
a-lage innehaben. Es wären demnach die verschiedenen mo-
mente der sprechthätigkeit, nicht das resultat derselben, welche
bezeichnet werden müssten. Eine solche schrift würde äusser-
lich ganz und gar mit der buchstabenschrift zusammenfallen,
die ich in den vorangegangenen Untersuchungen angewendet
habe. Aber ein derartiges verfahren ist ganz gewiss unberech-
tigt. Es wird wohl niemand behaupten wollen, dass die noten-
zeichen nicht die töne selbst bezeichnen, sondern die thätigkeit,
durch welche dieselben hervorgebracht werden. Und eben so
ist es mit der spräche. Es war, wie wir gesehen, der erste,
grosse schritt in der geschichte der schrift, die spräche - das
ausdruckvollste mittel für die versinnlichung des gedankens —
zu der bezeichneten spräche werden zu lassen und zwar natür-
lich die gehörte spräche, das akustische phänomen. Die
idee der schrift ist, das äuge an stelle des ohrs seinen dienst
leisten zu lassen, und da das ohr das resultat der sprechthätig-
BeUrüge z. kaade d ig. aprscliao VIII. g
34 I. Flodström
keit wahrnimmt, nicht diese thätigkeit selbst, so muss auch das
äuge als die zeichen des resultats, nicht die zeichen der thätig-
keit wahrnehmend gedacht werden. Eine vollkommene laut-
schrift müsste demnach auch die vollkommenste Schriftart werden.
Aber hierbei ist eins zu bemerken. Gleichwie man sich bei
der Sprechsprache sowohl einen sprechenden, als auch einen
hörenden denkt, so setzt auch die Schriftsprache sowohl einen
schreibenden, als auch einen lesenden voraus. Betrachtet man
die Schriftsprache von der seite des schreibenden, so muss man
ihm wohl auch das recht zuerkennen zu schreiben, wie er
spricht d. h. die verschiedenen momente der sprechthätigkeit
wiederzugeben. Dies erforderniss ist es, welches sich — in
Übereinstimmung mit dem oben angedeuteten — bei den ver-
schlussconsonanten in unserm gegenwärtigen schriftsystem un-
unbewusst geltend gemacht hat. Eine vollkommene Schriftsprache
hat sonach eben so den schreibenden, wie den lesenden zu be-
rücksichtigen, die hier den sprechenden und den hörenden vor-
stellen. Wie aber ein gänzlich consequentes schriftsystem, wel-
ches diesen anforderungen genügen kann, zu gewinnen ist, sehe
ich nicht ein. Die consequenz muss daher einer dieser anfor-
derungen geopfert werden, und in diesem fall scheint mir die
streng phonetische schrift, falls die Schriftsprache ausschliesslich
als mittel sich auszudrücken angesehen wird, den begründetsten
anspruch auf die herrschaft im gemeinen leben zu besitzen.
Aber das rechte ist nicht immer leicht, und so dürfte die grosse
menge, selbst wenn mit hilfe des phonautographen und des
phonographen eine vollkommene lautschrift zu stände kommen
sollte, sich noch lange mit vorliebe an die buchstabenschrift
halten, eine schrift, die auch insbesondere dem Sprachforscher
zu empfehlen ist, da sie für ihn vollkommen berechtigt ist.
Denn da or seine aufnierksamkeit der spräche sowohl als einer
gehörten, wie auch als einer gesprochenen zuwenden muss, so-
wohl als einem resultat, wie auch als einer thätigkeit und vor-
zugsweise der letzteren seite nach, so hat er dies auch bei der
bezeichnung ins äuge zu fassen, und was kann es wohl in diesem
fall bequemeres für ihn geben als die buchstabenschrift?
Auf freundschaftliche aufforderung habe ich diesen aufsatz,
den ich vor etwa vier jähren zusammen schrieb, und der nach-
Zur lehre von den consonanten. 35
her in der Nordisk Tidskrift for Filologi, N. R. Bd. V
unterdem titelOmkonsonantgeminationen ochandradär-
med i samraanhang stäende frägor erschien, ins deutsche
übersetzen lassen, ohne ihn der Umarbeitung zu unterwerfen,
der er so wohl bedarf, wovon ich aber durch verschiedene um-
stände verhindert bin.
Stockholm, Januar 1883. Isidor Flodström.
Die Vertretung der abgeleiteten altindischen feminin-
stämme auf i im Germanischen.
Während Mab low Die langen vocale u. s. w. s. 146 anord.
ylgr mit altind. vrkts identificiert , schliesst Möller in Paul's
und Braune's Beiträgen 7. 545 anm. ylgr an die im nominat.
sg. auf i endigenden, an. elli aber an die in diesem casus auf
Is endigenden altindischen feminina an. Dieser widerspinicb
lehrt, wie sehr die Untersuchung der „feminina auf urgerm. 7"
(Sievers Paul's und Braune's Beiträge 5. 136) noch im argen
liegt. Ich beabsichtige nicht, diese Untersuchung hier in vollem
umfange zu führen, sondern weise nur auf einen übersehenen
punkt hin, der, wie ich glaube, für sie von entscheidender be-
deutung ist.
Die in der Überschrift bezeichneten altindischen feminina
zerfallen bekanntlich in zwei gruppen, die sich aber nicht nur
in flexivischer, sondern auch in prosodischer beziehung unter-
scheiden : der ersten gruppe (nominat. sg. -i) gehören die bary-
tona an sowie die meisten derjenigen oxytona, welchen oxytonierte
masculina zur seite stehen, und einige wenige oxytona, welche
von barytonierten masculiuis abgeleitet sind (indräni , varunäm)
— die zweite gruppe (nom. sg. -Is) umfasst alle übrigen oxytona
(und zwar nur diese) ; die der ersten gruppe angehörigen oxytona
werfen den accent in den s. g. schwächsten casus auf die en-
dung — die die zweite gruppe bildenden (unter welchen die bary-
tonierten masculinis entsprechenden besonders hervon-agen) zeigen
ihn unbeweglich auf dem Stammvokal, Alles diess ist bereits von
Lanman in seinem nicht genug zu lobenden werk „On noun-
inflection in the Veda'' s. 366 £ nachgewiesen, wo die erste
3*
30 A. Bezzenberger
gruppe mit „series B", die zweite mit „series C" bezeichnet ist.
Ich führe einige sätze aus diesem werk an: „Feminines formed
with change of accent are declined according to C, if the re-
sulting stem is oxytone" (s. 368); „Barytone feminines, on the
other band , corresponding to oxytone masculines, are declined
according to B" (das.); „The following peculiarities are seen in
the accent of the forms from oxytone stems. It is shifted to
the ending, in series A, in the I. s., sometimes in the G. s., in
the G. L. d., and as a rule in the G. p.; in series B, in the
same cases, and also in the D., Ab. G., and L. s. In C, on
the contrary, the accent never leaves the theraatic vowel" (s.
375) ; „The examples seem accordingly to be numerous cnough
to establish the rule that the declension [of C] depends on the
accent" (s. 376). Man wolle damit vergleichen, was Whitney
Indische grammatik s. 127 lehrt: „Diese klasse [devi'] ist in
späterer spräche ohne ausnähme; in der älteren hat sie die
oben (355 b) dargelegte ausnähme, dass mit Wechsel des accents
gebildete feminina diese flexion nur befolgen, wenn der accent
nicht auf dem i steht".
Wie die altindischen abgeleiteten feminina auf l so zerfal-
len nun auch die ihnen entsprechenden germanischen feminina
in zwei gruppen, die nicht nur durchgreifende flexivische Ver-
schiedenheiten zeigen, sondern sich auch in prosodischer bezie-
hung deutlich von einander abheben. Auf der einen seite fin-
den wir:
Got. hairandei; minnizei, managizei; dißei; &m-falßet, baißei,
batirßei (:iotn-baurd), hleißei, gSL-fraßjei, kilßei, \?i.\\9,-qißrei, ma-
gaßei, sleißei, svinpei, Pvairhel, \i\ja.-halßei , frodei (-.frodaha),
an. hj/lli (ihollr), elli (:germ. alddz?) u. s. w.
Ihnen stehen gegenüber:
An. i/lgy (: ulfr) ; got. mavi, an. mccr (: got. niagus S i e-
vers a. a. o. s. 149); got. ^ivi, au. ßi), as. f/iiui (Sievers a.
a. 0., Kluge Etymol. Wörterbuch s. 50); an. ey (:d Sievers
a. a. 0.); got. si — homer. m (J. Schmidt Kzs. 2.5. 36; vgl.
lit. ffzi, ji) 1).
') Ein got. nom. sg. frif'ondi ist nicht belegt. Dass hulundi, pusimdi,
laühmuni (: an. Ijömi == skr. takthnl' '. (dkahan'i), hvo/tuti, aqizi und die
gleichtallH unbelojjteii rundu/ni, fraiatuhni, juknzi hierher gehören, ist
nicht erwiesen; si»- würd<'ii audomfalls mit der rej^ol leicht in einklan^
zu bringen sein.
Die altind. femin. auf T im Gennan. 37
Wie man sieht, scheint die erste gruppe barytona und solche
oxytona, welche von oxytonis abgeleitet sind, zu umfassen , die
zweite aber alle übrigen oxytona einzuschliessen.
Dass diese Spaltung nicht zufällig ist, lehrt so deutlich,
wie möglich, die unvermittelte gegenüberstellung von aipei („sicher
ein moviertes fem." Sievers a. a. o. s. 151) und mavi. Sie
zeigt, dass auch hier „the declension depends on the accent".
An diesem punkte muss, wie ich glaube, eine Untersuchung der
besprochenen german. feminina ^) einsetzen, und ich zweifle nicht,
dass sie den historischen Zusammenhang zwischen der prosodi-
schen trennung der letzteren und der der ihnen entsprechenden
altind. feminina auf -l-, der sich einstweilen nur vermuten lässt,
beweisen wird. Ä. Bezzenherger.
'Ati, aiüiv und das ampliativ-suffix tor, lat. 6?i, sowie Wörter
auf -go, -do im nominativ.
Es dürfte auch jetzt noch nichts überflüssiges sein, a«/ mit
seiner mehr als 12 glieder umfassenden sippe auf ihren etymo-
logischen werth zu prüfen. Die vorhandenen formen findet man
nach Schaef ad Greg, neuerdings wieder bei Volkmann in
seiner diss. Quaestionum de dial. aeol. capita duo p. 22 sqq.
verzeichnet. Trotz der menge von Varianten dieses, schon durch
seine hiaten bemerkenswerthen adverbs fügen sich dieselben in-
dess sämmtlich, höchstens mit ein paar ausnahmen, der haupt-
sache nach und nur mit mundartlicher Verschiedenheit, unter
zwei classen. Die eine nämlich endet in neutralen accusativ
auf -ig ; die andere in -£^, was der zum vorigen gehörende lokativ
ist, nur in temporalem sinne des wann (vgl. hoc aevo, hoc anno,
neben örtlichem hoc loco). Für etymologisch unwesentlich übri-
gens hat man es zu halten, mag das wort vorn mit ai beginnen,
oder dem freilich von hause aus vollberechtigten diphthongen
sein t-laut durch den brauch dieses oder jenes dialektes geraubt
sein. Die bildung erscheint vollkommen in einklang mit avzoetel
und cwToexig meTfJTeg, analog dem adj. neutrum im acc. rfjiaeQov.
Das festhalten am o von avrng vor vocal hat seinen grund in einstigem
digammavor gVog(vgl. vetus, nolverr^g, annosus). Vgl. so auch z. b.
avToeiö^g; aiaxQOSTtrjg und alaxQOSQyiio (contr. ov st. o-e wie /£/-
*) Vgl. mit rücksiebt auf sie o. VII. 73.
38 A. F. Pott
QovQycg und oft) wegen l'gyov, deutsch werk. Ferner avro&eXei und
avxoi^eliq. Ein adverbial-ausgang -et jedoch findet sich auch, wo
keineswegs adjectiv-neutra auf -«'g, wie i/zfitdig neben t6 ipevSog;
aatfig etwa „lichtvoll" wie evipaig aus cpdog und noch mits. sa-, a-,
mit, wegen cp? (Vgl. auch agyrg^eog, aQyv(pog und wenn acht
dqyvffrjg), gewöhnlich compp. wie eJyei'e'g, Tiayyevsiyouro yivng, dgl.
zum gründe liegen, l^^gasi, sc.dvejuq), nXelv von dxgaig. Gleicher
bildung ist dhaijg, nur dass in ihm ein lokativ vorausgeht.
Beiden liegt, wenigstens ideal, ein neutrales subst. auf -og zum
gründe, dem wie d^g neben ald^i^Q ein intervokaler consonant
abhanden gekommen, sei es nun t', vgl. atga von s. ?'«, wehen,
oder jot in väi/tt m. wind. So ferner avToevrsi, eigenhändig,
obwohl avrnivTrjg, avd^ivrrjg vermöge ihres Suffixes -zrjg der
1. dekl. angehören. Als subst. av&ivrrjg (daher nach neugr.
ausspräche af st av und mit überhören von ^ und mit üblicher
erweichung von t durch den nasal: eff'endi), Selbstherrscher, be-
zeichnet es dem wortsinne nach „selbst ergreifend", d. i. selbst
die zügel führend. Es entstammt nämhch dem vermuthlich äol.
yivTO er fasste, für sonstiges fXero wie ^v&ov neben tjXd^ov,
(pivreQog. Dessen einfaches y aber ist, wo nicht blosse Schreibung
für digamma, wie im Hesychius, aus solchem (vgl. ital. guastarc
st. lat. v) entstanden. Das verbürgt eben der h i a t u s in avtoiv-
Ttjg, der früher, wie unzählige male öfters, im Griech. keiner war.
Ausserdem wieder anderer art di^sei, jiavörj/usi und, mit langem
i (kaum doch, wie das in vvv-i zu schärferer hervorhebung des
jetzt, und zu der des hier z. b. in 6d-i, ovroa-i, avTrj'C u. s. w,,
ovTioa-i, auch vor vok. ovrioa-iv?) Ttavörjf^ä, trotzdem nur ein
adj. Ttdvdrjfiog üblich. Also nicht wie kxovr-i hinten mit kürze.
Ich weiss nicht, ob jene nach dem muster von dor. zrjvei, dort,
7cei st. nrj, auch 7tov, el u. a. m., welche für lokative auf oi
zu halten, man durch not (allerdings nicht wo, sondern als Ziel-
punkt: wohin?) einigermassen wieder irre gemacht wird. Boot.
Tjt, lesb. al'i und mit v €q>. alt-v (also mit Zurückziehung des
tones, wie im Aeol.) u. s. w. neben dei, falls damit formell eins,
rechtfertigten sich etwa z. b. durch dngari neben dem adj. dxQttrig.
Sonst könnte auch dessen -i jenem in cuog-i zur unzeit, nach
sinn wie Ursprung entsprechen , als ausgehend von einem neu-
trum, wofür doch wohl das, einen adverbial verknöcherten acc. n.
vorstellende, vvkt-ioq zeugt, vgl. wniTog dwgt, ^eanvixzlotg /rar'
oi(faig. Ferner avS^iogog, zu selbiger stunde, somit advv. avi^ioguf,
'^€1, aUov. 39
(mit anderer betonung?), aid^cogei, avd^wQi. Weniger fügsam,
doch vielleicht erklärlich erweisen sich durch wegreissen auch
des hinteren i in aul, aei, wie in l-dv (st. fl aV): al und mit
ephelk. v : aii-v. Daher di-vaog, auch dsv-vaog, sowie aliv iovreg
von den ewigen göttern. Aber dsl-saTto, ovroeivai (avrö als
neutr. ?) das selbst-sein, von gott, wie die aseitas der Schola-
stiker, s. svnhhü, svayatnhhü, durch sich selbst seiend (von dem
höchsten wesen).
Vgl. weitläufig über a«t u. s. w. Wwb. I s. 444 fgg. Etymo-
logisch von besonderer Wichtigkeit ist die kyprische form mit
dig. M. Schmidt, Idalion-inscr. s. 97: Actg (xat) xiZv rtaidcov
Ol Ttaidsg exoovai (man beachte hierin den noch vor g verblie-
benen nasal st. des späteren e^ovai) alfei. Der herausgeber
meint s. 51 jedoch, man dürfe vielleicht auch ai/i oder, nach
weise der Aeolier, alfi lesen. Auf der nämlichen inschr.
findet sich auch oi'foi=oi(^ (soh), woraus sich entnehmen lässt,
Bopp's anknüpfung von aeviim an zd. aeva, einer, oiog, allein,
gehe fehl. Wie denn auch die aus s. eva, gang, lauf, z. b.
Curt. Grdz. s. 353, aufl. 3, kaum in frage kommen kann, weil
indisches '" pflegt durch «t, oi (nur in passiv -endungen durch
ai) vertreten zu werden. Willkommen muss uns jedoch die zu-
erst genannte kyprische form sein zur bestätigung der ansieht,
auch in oZe/ U.S.W, müsse, gleichwie in goth. aivs m., zeit u. s. w ,
ein labial angenommen werden. S. Schade Wb. eica^ und ohne
labial ea, eha endlos lange zeit ; ewige Ordnung, seit langer zeit
geltendes recht oder gesetz; religion, heilige schrift, testament;
ehe. Verm. aus dem acc. eo eo io, unser je zu irgend einer
zeit; eo-mer, immer. Auch im Lat. mit einbusse von v: aetas
aus aevitas-, aeternus, d. i. longaevus, wie häufig im perf. petii,
amärunf, nösse. In dem ir. «es, des, alter; leute (einer bestimm-
ten art) bei Windisch könnte sich jedoch der u-laut vor ver-
muthlich eig. neutralem wortsuffixe mit -s verwischt haben.
Einige kleine Schwierigkeiten bei rückführung der beiden
hauptklassen : aul, alig sind von mir im Wwb. a. a. o. besprochen.
Zu ihren sonstigen Vorbildern s. äyu, leben, lebenszeit, und äyus
wollen sie sich, mindestens in betreff der flexions-ausgänge, nicht
allzuwohl schicken. Analog gebildete paare zu obigem (s. Grass-
mann Wb.) besitzen wir in s. cakshu und cakshus, letzteres als
n., äuge, sonst : sehend, wie auch jay-us, adj. siegreich. Manu,
tnarins m.. nuniusha {e\g. deuker, wie unser nt a n u ,' bezeichnen
40 A. F. Poti
alle drei: mensch. 7"«/»* dünn (tenuis); allein, der ausdehnung
wegen, subst. leib, (person, selbst, wie goth. si-lba gls. suo cor-
pore) und tanusn. Auch dhanu, dhanus, bogen. Vaptis, wun-
dersam; n. wunder. Bei lat aevum, alt aevus, goth. aiv-{a)-s
hat, nach hinzufügen eines ableitenden vokals an s. dyii m.
(lebendes wesen; menschheit), so scheint es, ein rollentausch
zwischen cons. und vok. (vgl. s. dyii st. div) stattgefunden.
Ein ahl ohne dig. als dem aarei von aaTu conform begriffe sich,
indem ja letzteres in dem diphth. ei (d. h. «/-t, aus €v als guna
von V mit casuellem -i) den labial verborgen enthält. Aber al/ei
wäre für mich unverständlich, man müsste denn darin den ve-
dischen dati v äyav-e suchen, während aij^i etwa wie Ix^v-i, ved.
tanv-i abgebeugt wäre, und somit eig. lokativ. JIquji, nqi^ (etwa
dativisch), und nqvj als abl. wie lat. prod-ire, avio, xarw? Ahd.
nruö, frö. IltQvai, aber s. parut, im vergangenen jähre.
Wie aber aiig mit neutr. s. äyus (lebenskraft, lebensdauer)
rücksichtlich des letzten vokales in einklang zu bringen, ver-
mag ich nicht recht einzusehen. Oder darf man vermuthen,
es habe der Grieche dem indischen ausgange -iis das bei ihm
übliche -og = s. «.5 (z. b. yivog === s. Janas n.; im adj. -ig)
seinerseits untergeschoben? Es deckt sich z. b. lat. aes mit s.
ayas, metall überhaupt, wobei indess sehr fraghch, ob os darin
das übliche neutral-suffix vorstelle. Hierbei käme jedoch nur
die natur jenes us im sskr. selbst in frage. Darf man es als
seltenes neutral-suffix (wie etwa lat. fulg-ur, uris) betrachten,
oder entspricht es, wenn schon nicht einem -vas im pari uprf.
act., welchem ein fem. ush-i gegenübersteht, so doch einem -us
(aus v-as) als doppelgänger zu dem -m daneben? Fast Hesse
sich aber darauf rathen, das ti in ayu, äyus sei nicht afforma-
tiver art, sondern zubehor des wurzelstockes. Nämhch d-yu
(yu., binden, mit präf. d) bedeutet „an sich ziehen, erfassen",
und dyuta am ende eines comp, „verbunden — versehen womit".
Entspringt doch der längeren wz. yuj (jungo) yuya joch, als n.
auch geschlecht (der menschen) sowohl generation, als der
durch abstammung zusammengehörige stamm. Ausserdem ja
bekanntlich weltalter, weltperiode. Ist denn aber nicht zeit ein,
nur von uns in abschnitte (tempus, wahrsch. mit templum, rifis-
vog, zu xi(.ivio^ jedoch mit zweifachem suff., wie in facinus, rigx-
vog, st. *fetn-p-uus) zerlegtes, sonst an sich ununterbrochen fort-
laufendes anknüpfen von stets neuem au altes, vergangenes ?
l/teiy aiav. 41
Man vergesse jedoch nicht: nach Grassmann Wb. s. 182 ginge
ayü von „beweglich" als grundbegriff aus, und sei aus i, gehen,
entsprungen, nach weise z. b. von cäi/ü, ehrfurcht bezeugend,
von ci; käni, lobsänger aus kir, aor. akärisham. Daher heisst
als subst. äyü z. b. Agni, der lebhaften beweglichkeit des feuers
zu liebe. Allein auch der mensch, als der bewegliche, wan-
dernde (vgl. den ähnlichen gebrauch von carshanf). S. auch
die weitere entwickelung des wortes im Wwb. Es spricht für Ur-
sprung aus i ferner s. pary-äya 1. Umgang, Umlauf, 2. ablauf
rder zeit) — pary-aya. Auch im instr. parynyena, der reihe nach
abwechselnd, im gegens. zu yugapad, auf einmal, zugleich, wel-
ches letztere denn freilich wieder für äyn an herleitung aus yu
erinnern könnte. Uebrigens entstammt ja einem verbum für gehen,
s. yä, gleichfalls yätu, wandererund zeit. Viell. zd. yäre, jähr,
als ein grösserer Umlauf, nicht des gottes Janus, als gehender
und kommender zeit, zu gedenken, bei mir Wwb. I, s. 288.
Man findet noch manches einschlägige bei v. Orelli, Die
hehr, synonyme der zeit und ewigkeit. Leipz. 1871. Er be-
merkt dort s. 104: ,, Wohl erklären die platoniker atwv = a«t wy.
[Natürlich etymologisch falsch, indem ja der beiderseitige genitiv
ctuovog und ovjoq sogleich den groben irrthum aufdeckt!] Auch
Arist. de coelo I. 9: aiiov «als ewigkeit) sötiv drto tov dsl
elvai siktjcpwg r^v S7i(üvvf.tiav, ditavarog Kai d^tiog u. s. w.
[Wiederum mit missverständlichem hineinziehen von ilvai.] Ab-
gesehen auch von der oben angeführten ableitung aus einer
die bewegung erzeugenden wz. hat aiwv gerade in frühe-
ren Schriftstellern die bed. lebenszeit, ja geradezu leben,
dann überhaupt lange zeit [vgl. diu, zunächst doch bloss den
ganzen tag über], und erst von da aus gelangt es zur bedeu-
tung der unendlichen zeit, wie auch die vielfache Verwen-
dung des plur. in diesem sinne [etwa zunächst die einander
ablösenden menschengeschlechter , saecula?] zeigt (LXX. N. T.
und sonst), dann endüch die ewigkeit in streng philosophischem
sinne", ^ivjv für rückenraark, etwa als sitz des lebens gedacht,
und vielleicht auch, weil das alter gebückt zu gehen pflegt?
Es leidet nun aber, hierauf jetzt überzugehen, keinen Wider-
spruch : das Suffix in al-tov wvog sei, vrie von mir schon mehr-
fach sonst gezeigt worden, das ampliative -tov. Merkwürdig
genug, dass der mensch, wie schon die, genau genommen, selt-
same Verbindung von zeit und räum in unserem worte „zeit-
p
42 A. F. Pott
räum" beweist, sich nicht einer gewissen veranschaulichung
ei*sterer mittelst bildlicher Übertragung von räum und räum-
lichen Verhältnissen auf jene zu entschlagen vermag. Man nehme
nur z. b. zeitpunct; fortgang derzeit als linie; gleichzeitigkeit,
als bestände die zeit aus parallel-linien, während sie doch nur
gleichsam eine linie bildet; Wiederholung als reihe, d. h. linie
mit Unterbrechung. Daher kein wunder, wenn häufig der aus-
druck von Zeitverhältnissen, als in ihrer folge innerlichen Wahr-
nehmungen des nacheinander, von einem ursprünglich räum-
lichen, also mehr in die sinne fallendenden des nebeneinanders,
«'utlehnt worden. So auch hier. Das suffix -wv drückt einmal,
und zwar zunächst, die collective einheit einer fülle, an einem
orte zusammen befindlicher gegenstände, und demgemäss
diesen ort selber unter hinzudenken von totcoq als gattungs-
begrifi", aus. Allein, setzt man an dessen statt das ihm, so zu
sagen, verschwisterte x^o'vog, dann ist jenes -lov kaum minder
passend auch auf Zeitabschnitte anwendbar, insofern sie eine
mehrheit gleichartiger anderer abschnitte von geringerem um-
fange in sich begreifen. Daher nun , ausser aliöv und Altavo-
otQwg oder viiwvaQing^ durch falschdeutung der Januarius bei den
Griechen, desgleichen x^t^wv (gls. schneezeit), und die namen
von monateu {^riv männlich), indem sie einen bestimmten in-
begriff von tagen vorstellen und sich durch gewisse Vorgänge
auszeichnen, welche in sie hineinfallen. 'ElacprjßoXiiov l4v^Ea-
trjQHüv unstreitig von avd^og n., allein zunächst von dv&ico mit
beibehaltung des a in seinem primitiv, wie bei aasg-TtJQiog (ro a-
xog), (pavat^Qiog. Ferner relsa-TtJQ releg-rt^g aus Tslew, worin
das a von teXog, xiXe-og auch geschwunden. KrjXeatrjg von
nrjXiüj; dXyi^aTt'jg. Movvvxid'v nach dem feste der Artemis,
Movvvxlct so geheissen. QaQyrjXuov wegen Qagy^Xia. Etwa zu
i^iXyo), \g\. d^etüv i^sXxTr^Qiov, undpderdiss. wegen? vgl. dnar^Xiog
aus dTraTrjXng. raf.trjXuüv von ya^tr^Xiog häufiger heirathen wegen.
Tlvavixpnov , l/iQTmioitävy ^TUQoq^OQiiov u. a.
Dann kommen die sog. jttQu>cTixd, bezeichnungen von örtlich-
keiten, welche eine mehrheit, z.b. bei einander stehender gewächse,
in sich enthalten. Zunächst von appellativem gebrauche, doch
nichtselten auch individuellalseigennamen auf gewisse örter bezogen.
Sehen wir uns nun aber einmal das zu solchem behufe
angewendete sufi'. -lov etwas näher an. Holz mann 's einfall.
darin gewissermassen hier elliptisili gebrauchtes gonitivsuffix
l^ei, auav. 43
des plui". im Skr. -dm zu suchen, scheitert, abgesehen da-
von, dass es höchstens zur noth auf den gegebenen fall, nicht
aber auf das wesentlich gleiche, nur unbetonte -luv von per-
sonen passt«, vollends an dem umstände, das von diesem
-iov untrennbare -6n (nom. -o) im Lat. stände alsdann im schroff-
sten Widerspruche mit seiner plural-endung -iim , gr. mit v st.
Ix: -iüv=s.-dm. Das Latein wandelt nicht, wie der Grieche, end-
m in n um. Ebensowenig mittleres, wie ja zuweilen der Grieche
z. b. x^^^'"' X^ovog. Desgleichen vermuthlich in xoivög, es
müsste dieses denn zum suffixe ivog haben, wenn der nasal,
wie in co'ifus und coetus ausgefallen wäre. Wahrscheinlicher ist
es, wie ^eivog, d. h. eig. Uv-iog, mit dem übertritt von i
in das primitiv entstanden. Der nasal wäre sonach an die stelle
von m in lat. cum, in compp. com- (nicht con-, als unursprüng-
lich) getreten. Unser suffix trägt nach mehr als einer richtung
einen gewicht vollen character zur schau, a. durch vokal-
länge. Allein nicht bloss quantitativ, sondern auch, obschon
begrifflicher sonderung wegen nicht überall, b. durch tonschär-
fung, mithin intensiv. Wozu dann c. noch das männliche,
als stärkeres geschlecht kommt, wovon nur ausnahmsweise bei
besonderem anlass, z. b. per synesin, fem., wenn auf ^ Ttohg be-
zogen, abgewichen wird. Dies alles ist nicht blosser zufall,
beruht vielmehr auf einer Symbolik, welche den einheitlich die
im sinne verschiedenen gebrauchsweisen zusammenhaltenden
punct mit überraschender Sicherheit trifft. Handelt es sich
doch bei unserem suffix fast ausschliesslich um bezeichnung einer
ungewöhnlichen grosse, sei es nun mehr arithmetisch eine
menge, oder mehr nach umfang und räum.
Erkläi'lich genug daher, wenn suffix -lav ableitungen vor-
zugsweise aus Substantiven erzeugt, weil diese gegenständliches
bezeichnen. Dergleichen bei adjectiveu (s. später z. b. l4y(xd^cov)
sollen vermuthlich zuweilen eher Vielseitigkeit einer eigen-
schaft (z. b. gut, in mancherlei rücksicht) anzeigen, als beson-
ders hohen grad derselben. Verbalableitungen dieser art wider-
sprächen der strenge nach dem begriffe. Uebrigens bleibe hie-
rait nicht unbemerkt, wie auch die thätigkeit im verbum
durch zwar andere, indess gleichfalls symbolisch nicht minder
tief bedeutsame mittel Steigerung erfährt. Selbst im suffix.
'Jxr.Tiov. es muss, muss gegangen werden! statt des nicht (hinten)
reduplicirten und deshalb minder drängenden: Ixiov. Bdcax i'&i
44 A. F. Pott
energisch: mach dich auf (daher inchoativum) und gehl Ebenso
wird beim lat. iterativum, um oftmaliges thuu auszudrücken,
vielfach und zwar vollkommen sinnentsprechend , das suff. des
pari. prät. pass. wiederholt: factitare (gethanes wieder und wie-
der thun). Multas privatas causas actitavit. Multum scriptitare.
Inten siv-verba bildet hingegen das sskr. durch reduplication,
und zwar verstärkte z. b. jan-gamyate, besuchen. Auch findet
bei desiderativen , gleichfiills um des affectes beim verlangen
willen, mit bedeutsamer Symbolik, doppelung des anlautes statt.
Z. b. ji-gamishati, gehen wollen, zu gelangen streben. Buhhukshä
(verlangen nach essen) hunger. Auch im griech. mit diphthon-
gisch verstärkter reduplication, z. b. uoltivvco. IlainaXlu} und
naiTiaXrj neben TraAry. Jaidw^ deidiaao^ai reduplicirt aus dito,
mit deivcg, dsiXog, wie T€TQ€f.taiva)y sehr zittern.
1. Aufenthaltsort von personen: avÖQwv, yvvaixMv, beide
auch hinten mit -iTig, gleichwie noUtig. Anders betont
"y^vÖQCüv mannsn , wie t^vÖQio, die mannhafte, name einer ama-
zone. Jenem parallel Nero, wie aus der sabinischen göttin
Nerie7ie, auch Neria, mit sonst masc. nominativ-endung, Nerio,
Nerienis^ als Virtus, und daher begleiterin des Mars, sowie s.
nar (vir) klärlich zu ersehen. Aber Virgils zuname Maro müsste
r statt s haben, im fall er zu mas, mas-culus gehörte. Dann
hätte es nichts zu thun mit dem griech. personennamen Mdgiuv.
welcher selbst von jnÖQrj ausgehen möchte, dafern dieses als
XetQ grund hat. Vgl. in Pap e's n amenbuch £i;Vapwv, Evindgag,
Etfudgrjg ovg, wahrsch guthandig, geschickt, vgl. SLX^Qijg leicht
zu handhaben. Man hat mit bezug auf den römischen dichter-
namen an frz. maron, jnarron, alpenführer, erinnert, — nach
einigen ein keltisches wort, was wegen geburtsortes von Virgil
und Gallia cisalpina nicht gerade unerhört wäre. S. Diez,
Ewb s. 536, ausg. 4. Marroniers heissen junge dienende brüder
auf dem hospitz St. Bernhard. Roquette, Luginsland s. 260. —
Tlaqi^evmv^ auch, «wy a. jungfrauengemach, b. der jungfräulichen
Athene gewidmeter und sonach von deren Verehrern besuchter
tempel Räthselhaft sind die nicht seltenen auf bwv, und so
auch hier. Man darf vermuthen: sie setzen Vereinfachung in
einer, dem wv voraufgehenden form, sei es nun u oder *v zu «
voraus. Etwa naqittvhiog^ oder das primitiv zu rtaq&eveviita,
ort, wo Jungfrauen sich aufhalten. So ferner olvstövy att. olvwv
weinlager, auch Weinschenke, und t wogen oivtCoinat , wein zu
lAei, (tiwv. 4Ö
sich nehmen? Das ruderholz heisst AiOTtefov^KaiTreig ^ woher
xw/rfii'w, auch /.lOTtiio, rudern. Dagegen rtay.Twv, nachen, von
TTuxTog, weil er aus stücken besteht, die sich leicht auseinander
nehmen, indess auch wieder zusammenfügen lassen. Uagiöv etym.
unklar. — Auch Nvjtiqxav, und allgemein für Versammlungen
u. s. w. dycöv.
2. Ort, wothiere in grösserer zahl: ngvid^civ. nsQiaveQEiov
und -Qü>v aus TtsgioTegd. Letzteres kaum etwas anderes als
timida wegen s. paritrasta afraid. Das a setzt wohl ein Tisgig-,
nach weise von ccu(pig, und zwar im sinne von „sehr" voraus.
Anders Benfey II, 10 G. S. Olshausen KZ. 1882. Auch ist
ja TQ^Qiov, 6, rj selbst, als beiw. der tauben, mit anderem accent,
von TQEio hergeleitet, welchem der zischer von s. tras abgeht.
'^IrtTTiöv. yieXioowVj ttiov; oftr.vcov, bienenhaus. Mviovia, mäuse-
loch, wogegen das einfachere fivcov muskelknoten. Miotg Stadt
in Karien, dafern nicht durch umdeutung, „an mausen reich".|
3. Ort für Sachen. Voran -Kevecöv, jeder leere räum (von j
xeveog), nichts als — leere. Koltiov Schlafzimmer. (DaQuay.iov fär- t
berei. KsyxQ^tov. Mv?.i6v. Nscov. '^latiov. l aicöv erclhalilwr, gl'yUÜ-
hugeT &*j«f'jv, drifxoivia, aber auch d^i]f.iovia, der häufe, also
jU auch afFormativ, Kotiqwv und so ßoXsMv. ^iToßoXeiöv. BvXwv
holzplatz. IJeTQCüv, felsiger, steiniger ort, und viell. ähnlichen
Ursprungs Petronius. Doch auch Petra. Als appellativ ital. pe-
trone, grosser stein. Lat. petrones rustici a petrariim asperitate
et duritia. Also gls. stipites, klotze. Jedoch heisst petro ein
schöps von steinhartem fleische. — Etwa der räuber Sy.iQoyv,
2%EiQwv nach den skironischen felsen, und zu OKtg^og, oxsiQog
hart, unbarmherzig? — I^vtqiov, 6 und ^, st. in Thessalien. Auch
Ol i4vTQii}veg. Nicht unwahrscheinlich nach höhlen, ^vliov, 6,
auch rj, von zweifelhafter herkunft, hohlweg, schlucht, thal.
Vallis? oder gls. wie: voll röhren? növriog ailtiv verm. unter
anlehnung an ajUo/ adem; auch wasserableitungen, canäle, graben.
4. Sehr häufig örtllichkeit mit masse von gewachsen
gleicher art, wofür im Lat das der 2., mitbin zumeist intrans.
conj. entnommene part. -etvm (vgl. deUtiis). l^/nTteloJv poet.
d^Ttekeoivy dessen € dürfte auf df-iTieXelov , weinberg, zurück-
weisen. Dag. vogelname d^rteXitov, auch d/xneXtg, idog, viell.
nach seinem lieblingsaufenthalte. KaXauwv, «wv. Jovamöv, strich
landes bei Thespiä,=<Jovax€lo»'. '^Podaiv, ^odetov (v^l. godia). Auch
anscheinend als beet godojvtd wie einfacher Xaxavta, TTQaaid, be-
46 A. F. Pott
merkenswerther weise auch oxytonirt; lat. caepina (sc. area).
Femer AQivdv, -KQivcDvid, wie liovid, aber auch itovia. Auch
fjivQi.n]v.id, ameisenhaufe. Beiläufig : das von den indischen ameisen
(murmelthieren?) ausgescharrte gold, xQ^'f^^S uvgfir]xiag Her. 3,
102, findet ein gegenstück im Bogda Gesser Chan, herausg. von
J. J. Schmidt 1839, nach dem Mongolischen s. 54: „es giebt
ferner goldstaub, den der ameisenkönig sich zum bedarf ge-
sammelt hat". Eine „ameisen-, schlangen-, laüsehöhle," s. 105.
S. näheres bei Schiefner in Castren's Jenisei- Ostjakische
sprachl. s. XVIII. Mvqioj^ (s. Jacobi, Myth. wb. s. 640) hiess
ja ferner eine von der Athene geliebte Jungfrau, die aber, weil
sie sich prahlerisch deren ertindung des pfluges augeeignet hatte,
zur strafe dafür von dieser in einefaraeise verwandelt wurde.
durchsichlig genug ist. Nicht^tuSh
und das zwischen zwei 4'urpir^ hem
ivtov, Zwiebelfeld, aucFlrei'Reii Fet
KQO(.ivovaoa von /.gnavoeig. ^/.oqoövov. 2it(ov
getreideacker , und 2itoj Demeter. 'Elauov, Flaojv (olivetum),
und so st. ^EXaLOvg, ^EXaiovoaa. ^lyeigtov, ?^€vx(6v, versch.
vom mannesn. ^sixiov. Jaqvwv. ^Iztwv weidicht. IJqiviov.
TltEXeMv, (Di]yiov. UkaTavcov. Kaatavetüv. Koxxvjur^lojv, fii]l(6v.
2vKtüv. MvQTEtov, f.iv^Qivii)v, /LtvQaivtüv. Dem anscheine nach also
^^ durch assim. aus qt, gg (vgl. Mugoilog, att. IMvQTikog). Ob
persischem mord entnommen ? Kedgiöv. !^v^€Qeiüv gls. blumen-
beet,.vgl. dv&rjQog, das kinn, vom sprossen des barthaares.
( Maq^ad^Qiov , fenchelfeld Allein auch, da aus wohllauts-
grüimeh (.idgahov mit nur einem q st. fidgad^gov vorkommt, kaum
zweifelhafter weise Magad^o'tv (o, und ?}, sc. rtnXig) daher; dem
erst nach ihm (nicht umgekehrt) benannten eponymen heroeu
(eig. wohl Maqd^wv mit anderer betonung, ijidess auch angeb-
lich Mdqa^og) zum trotz. Vielleicht selbst SjMaQa&wvia st. in
Thracien. Desgl. die insel Maqad^ovaac
nicht unmöglich t^tfoDcr^aort in Arkadiell7"und/^/d^a^og Städt-
chen in Phokis. — Nicht anders hat 2i'<viüv ihren namen von
fffxtwy als appellativ : ein mit pfehen (ai'xvog Ttiniov) oder gur-
ken bepflanzter ort, und wird aus diesem gründe auch, so scheint
es, ein Iikvojv zum söhne des Marathon gemacht. AlleinV^xt-
wvrj und aixxmvia soll mit aixva die dreifache bedeutung, also
auch : schröpfkopf, thcilen. Etwa nach weise von ßgiu^tj,
ßgvüivia, dvejuiüvrj; ovtovtg, avwvig^ auch oa/näg (von daiut]), aber
^et, ctnav.
47
ovoafia, falls nicht zwovog, mundartlich mit präp. dvd; /.diinoy
oder aKa/Ltiovia, u. a.? Sikyons ehemaliger uame (Gerh. Myth.
I. 441.) Mrj/.ojvrj erinnert seinerseits an den mohn, utJKiov, ahd.
mdgo Sc*Earde, \tb. Mrjyi(ov soll von der Demeter, ohne zweifei
als göttiu des getreidesegens, in mohn verwandelt sein. Jacobi
Wb. s. 242. 603. -^/Ehxiöy^yya von fAtUggheU;^ weide, falls
nicht „aus vielen wmHungen besteJiencT." Das appeUativ «A/xwv
ist ein in vielen Windungen abgesponnener faden. Offenbar
nach mäandrischen Windungen auch der fluss 'iXiaaog, bei Pausa-
nias Elhaaog, vgl. eV.r/.TÖg, eh'ATog, du(pii?uyiTog und vermuth-
lich äff, wie in dvaaaa, st. xr-t: diKfilXiooog. Ohne zweifei
nicht anders zu verstehen '^'£'A/^o?, fluss auf Keos, (wie Kaurtvkog),
aber als mannesname (vgl. ^ inl4va^icüv, lovog, wie Tigawiiov)
kaum verschieden von ElXiaang und von schiefem, verwachsenem
körperbau. Sodann participial ^EUaocov, oviog, fluss in Arka-
dien, angeblich nach einem söhne des Lykaon benannt, auch
ein Städtchen in Arkadien, welches aber, mit anderem, fülle an-
zeigendem Suffix, anderweit als '^Ehaoovg vorkommt. Die my-
thische genealogie schickt sich vorzüglich für Arkadien, das
seiner gebirge und herden wegen recht wolü in Wirklichkeit
mit baren und wölfen in bezug stand. Avv.ä lov, ovog von ähn-
licher bildung wie der epirotische volksstamm '^QKvaveg, war
könig der Arkadier und soll von Zeus in einen wolf verwandelt
sein. Nicht grundlos aber wird ein BoixoXitüv als besitzer von
rinderherden, ßovxohov, zum söhne Lykaons gemacht, Apoll. 3,
8, 1, und soll d^e^^^mphe KaXv^ri, wobei wohl an hirtenhütten
gedacht ist, seine mutter sein. Ib. 3, 12, 3. Der staramherr
der Arkadier übrigens, l4Qxäg, wo nicht in Wirklichkeit von
dQ-Kng=aQy.Tog ausgehend, wie die '^Qxdöiov, in Verkleinerungs-
form gleich der heil. Ursula, geheissene Spartanerin, war söhn
des Zeus und der Kallisto (von der Hera in eine bärin verwan-
delt!), tochter des Lykaon. Kallisto aber hiess nicht nur die
Artemis, sondern auch ihre nachmals an den himniel als bärin
versetzte begleiterin. Letztere als schönes gestirn, erstere als
mond. Und dann wieder verschlingt sich '^'Eh^, ty.og als söhn
des Lykaon abermals mit dem vorigen mythus. Es gab so-
dann noch einen zweiten fluss, nämlich in Elis, bald als
'^Eliootov mit asper, axich " EXiaoa, bald als '£Amffoi;g aufgeführt.
S. die nachweise bei Pape und Jacobi. — ytaaiiov mit Wal-
dung diflit bewachsener ort, und daher glaubhaft yiaauov, feste
0.
48
A. F. Pott
f
Stadt in Elis. — Tqaxtitv auch xQrixii rauhe, unebene, harte,
feste, steinige gegend, vgl. rgäxvg, und so auch Tgaxiv, Ivog;
ion. Tgr^x^v wie 2aXaf.ilv. - TlnQfpvQEoJVjCovng, o, stadt in Phöni-
cien, doch wohl von purpurschneckeu. Etwa nach purpurnei-
kleidung IlnQcfvQLog und UoQcpvQiwv. Der gigant TIoQcpvQiüJv,
etwa nach dem gleichlautenden worte für eine wallfischart, er-
zogen als söhn des Sisyphus, vom purpurnen meere, wo
nicht von derselben färbe als n:oQq>vQiwv, das Wasserhuhn.
Zuweilen mag zweifelhaft sein, ist eine menge von einerlei
art gegenständen geraeint, oder die grosse nur eines einzigen.
JIvXswv, TtvXiov doch wohl letzteres. Qiqwv platz vor der thür, »
wie TivXiov. So auch dQVf.u6v als Steigerung von dQviAog. Kola- \
q)üjv, __0;,_^gijpfel, aber fem. als stadt_ in lonien. Vielleicht von 1
einem wesentlicTi mit xoQvcprj zusammenfallenden subst., das wohl
eher in ahd. wirbil, wirbel (vgl. vertex montis) aus hu erbau,
sich drehen, als in preuss. garbs, berg, seine erklärung findet.
Es klingt im vordertheile an ^oliovog (auch demos in Athen) und
itoAwvjy, hügel, an, deren schluss doch kaum eins mit lett. kalnsA
lith. kdlnas m. , aber, weil kleiner, mit feinem sinn weiblich
kalwä hügel. Seines k halber, welches unverschoben gehlieben
sein müsste, stimmt nicht norwegisch kullen, ein einzelner, oben
abgerundeter, nicht viel über 1000 fuss hoher berg. Das Nor-
wegische ist reich an benennungen für höhen. So Decker 's
Ztschr. des kriegs 1. heft s. 32. Im lat. co//is ist aller Wahrschein-
lichkeit nach das zweite / durch assimilation entstanden Nur
bleibt man rathlos bei der frage, au« welchenKconsonanten.
Collum könnte germ/ Äa/s sein, zumaj/Co/ wie Detit\m\ Erz. von
mehreren bergspitzen gebraucht wird. ^i^Feinelmrfg zu/ce/-SMs,
excel-sus (part. von excello) wäre für das lat. wort wie für das d^Glsclüe
ausgeschlossen. /jTipw»' hügel, anhöhe, auch name eines berges,
unstreitig als prominens \o\\/jiq6. JIqwmv, ovog episch. .Aber
TtQrjCüv, Ttgewv, vorspringender~1eisen dgKDb zu tjäuv, ovog,
dor. d'i'iov, ufer des meeres?? — l4yxi6v, ellenbogen, etwa als
einheitlicher punct für die beiden theile des armes, wo nicht
zur anzeigender leichtigkeit, damit eine krümmung hervorzu-
bringen. — [ra^THxQaüv, das zit^rfdij^i^ im mlTrirt»iii,jiuch die gur-
gel. Lat. gTWVitKitj» un?Cmtiig ,jedu]3n7!tlt?«>abei;.3"^^'^*^^ ^ ^^^
in gula, ahd/wlsÜ^s. Schade \Vb., s. [yhi(a k^k^ß^ Ich weiss
nicht, ob als zusarateentreffen der endjpuncte von .speise- -und
stimmröhre, wesshalb im sskr. ,^>nr 1. nlüijL 2. veracbli^gel
v/£t, altov. 49
L4xQ(6v, das äussere glied. Als mannesn. '.^zßtuv, nach Fick
hypok. st. l4xQ6di]/nog.
Dem sinne nach steht solcherlei ortsbenennungen aus -wv
das in gleichem gebrauche vorkommende suffix -svt nahe. Es
rinnt dieses aber vermöge seines Übereinkommens mit s. -vant
(begabt womit) zusammen mit davor verbliebenem o zu ovg^ |
gen. ovvTog. Derart 2s).Lvovq, o, und eig. der form zuwider^, |
Stadtname, vom eppich so geheissen. Indess auch fliisse. Ew. i
2eXivovyriog und, unter einfluss des c mit zischei', Ji'JKl'JJSWH^,' 1
wie vom part. präs. i&eXova-iog. l4y£o6vTLog^ ^AysQovaiog von \
lAxiQOJv, ovxog, kaum sprachgerecht von aysa qiiav. S. später
Charon. Eher „freudlos" ? Jedoch das part. x^Q^^^^S bezeich-
net nicht activ: erfreuend, sondern: sich freuend. narsXXoxä-
Qtov, QtrTog &ehiisselfreund , aber Olvoxaigotv. — Auch selbst
Tfx^CrvaiQ^ ellenlang, nach irrthümlicher analogie, weil die -rtv-
^yov£g-l^ein x haben, und Ttvywvialog eine form mit cov zur, min-
destens idealen, Voraussetzung hat. Es deckt sich aber mit ova-
log aus ovvz-iog das lat. -ösus mit Verlust des im arch. fonnon-
sus noch nachweisbaren n vor dem s. Dieses verdankt aber
seine Vertretung für t einem nachmals unterdrückten /. So
z. b. auch^jej^y^;, \a.t.~yS9ma^Qiwties , älter quotiens als adver-
bialer acc. neutr., vgl. s. hjant. Nicht nur pendens dgl. neutr.,
sondern selbst os hebes est Ov. Pont. 1, 10, 7. Untergang von
nasal im zischer auch bei constare, ital. costare, frz. cotiter,
bei uns eingebürgert kosten, während das zweite kosten viell.
nicht entlehnt aus gustare. Die demen MvQqivovg, 'Pauvoig.
Auch l4x€QÖovg aus axsgdog, äxQÖg, äöog. 2yuD.ovg, ew. ^/.i).-
Xovvtioi und -ovaioi, von] ay,iXla , meerzwiebel. ^x'^^ovaaa von
axTvog. — i:xoivovg, binsenreich , lluss in J5mjtien bei der Stadt
— XoZi'Og. Daher denn, als erfundene nachgeburt, wie es epo-
nyma zu sein pflegen, ein ^xoivevg, mythischer könig in so eben
erwähntem lande, v. der Atalante. Kein wunder indess, dass
ein Arkadier des namens und v. der arkadischen Atalante da-
neben vorkommt. Es gab nämlich auch in Arkadien einen flecken
2xoivovg. ^xoi'^'^vg aber als campus spartiarius in Iberien kann
sich am wenigsten der ursprünglich appellativen bedeutung ent-
ziehen. — Kegaaovg von xegaoog. Kiaonvaa, quell, ^lysigoiaa
Stadt, wie desgl. 3IvQi/iovg. IIiTvoig st. am Pontus Euxinus;
das gebiet von TIiTia. Tlixvovaa, -oiaaa, alter name von Lamp-
sakus, Salamis und Chios. ^} Ilixvovaaai, inselu dieses namens.
Beitrüge i. künde d. ig. üpraeben VIII. 4
50 A. F. Pott
nkazavtarwv ü. in Arkadien. JlkaTaviarag, 5, ein mit platanen be-
wachsener ort in Sparta, und gleichen sinnes wohl UXatavioxovg^
Vorgebirge, sowie anderer name der st. Makistos. Woiviyiovg, voll
datteln, oder voll Phöuikier? ^tdoCc; augenscheinlich s. v. a. ^owv,
span. Granada, von (j/diy granate, wie die fir]ltai2idovvTiai weiter
C erhärten. Und etwa ^ißöa, Stadt in Karien, aus der form a//?(Jjy, was
. sich aber kaum aus pers. sev (pomum) erklärt. Vgl. bei Hes.
|fjU/J(ß)at und Qifißai. ^idovaoa, insel. ^rdiov, wvog muss doch
wohl ausser frage bleiben. — Die quitte, Kvdwviov firjlov, ist
verm. nach Kvdiov, Kvdiovia, Stadt auf Kreta benannt. Gleich-
wie die Artemis Äüdwv/a; und KvS(ov, zufolge Steph. B. vornehm
genug söhn ihres bruders, des Sonnengottes Apollo und der Aka-
kallis. Nach anderer angäbe jedoch des Hermes gleichfalls mit
letzterer. Offenbar dies, weil i^xaxaAA/g dann in Verbindung
gedacht wird mit Hermes, und zwar als axdxrjTa (ohne falsch,
ehrlich, — was nicht immer bei diesem gotte zutrifft!) und
L4xaxrjaiog in Arkadien nach der st. Akakesion, welches von
'.Ay.ay.og gegründet. Kvömv als mannesn. lehnt sich unstreitig,
als „ruhmreich" an y,vdog, was ich für die Stadt Cydon, Cydo-
nia, im fall ihr v kurz, nicht verbürgen möchte. — 0liovg,
auch ai OXiai und deren ew. OXidaiog. (DXüaoa ein ort bei
Smyrna. OXlovg aber, oder (anders accentuirt) 0Xiag, avrog,
als söhn des Dionysos, welcher selbst OXetov, wvog zubenannt ist,
geht unstreitig auf das von dem gotte durch genügende feuchtig-
keit (s. P a s s o w) befördeite aufschwellen und wachsthum zurück.
Weiter nach thieren: ^lyovaoa, Capraria. 'Vosaffa; allein
doch verm. auch 2:oia, Ol'a, Boiov. — M^Xovaaa, schafreiche
insel, wie MrjXtöaiog (aus f^i^Xior^g) Zevg. ]\if^^^, als bein.
des Herakles, sei es nach jschafeiy als ihm dargebrachten o\)iev,
oder nach den äpfeln der^fiSf^tläBj»;^ Italvw^??N^e. mehnie. als
grosser apfel. Mau beachte auch : die drei goldenen äJÄ'eV
mit ll(tiii«ii:(xt!i diepiul^tiliL'] (^^- "^^^ ^\- *" • ng^^i'ilij^egßi^d"
lännern, esrnTTum^naufnehmend^esiegte, sollerf*nach
einer nacSdcht auch den gäcten der Hespdnden entstammen,
von der ApV^pdite aber dem ^leilaSjon pescli^nkt sein. (Mfi/z.
I Xia, erfreuliche gaben, giebt aber, alsNiebesgabe , erwünschten
aufschluss über den nameu MeiXavtiov, der eine zwischeuform,
etwa avov, vermuthen lässt. — 'Exivog u. 'Exivoig nach igeln.
*Oq)tovaaa. Die insel KoxXiovoa von yo^Xiov.
Sodttim: 'A(^ai^ovg,H^a^aitii^. \ gl. litus areuosum Libyae. -
\
lIIrjloLaiov (kothigji nach Strabo a/ro rof Ttrjlov xal xiTtv i
reX/uarw»'. ÄeEnTich orientalische namen dafür, wovon es also i
vielleicht nur die Übersetzung. Rosenm. Bibl. althmsk. III. 244.
Insel Uriloig, jJ wegen v^aog. — Teixog, xb, name eines castells,
sowie Teixiov, als dem., einer kleinen Stadt. Teixiöeiq und
Teixiovaaa daher als namen von castellen^ und festen örtem, ^
TIvQyog, wie das übrigens kaum verwandte \hur(j, als stadt. — .
Etwa auch, wie Pape Wb. meint, ^/.ÖTOvaa richtiger ^/.OTOvooa ?
Dann könnte ferner möglicher weise JSxm'g, gegend in ArLidien,
nach schattigen, d. h. baumreichen bergen (vgl. aKiotig) benannt
sein, und die st. ^/.uovrj.
Ausser vergleich bleiben müssen doch unstreitig in Italien :
Canüsiiim, Kavvoiov, von griechen angelegt. Bandüsia , quelle
bei Venüsia. Letzteres könnte nach der Venus geheissen sein,
mit beibehaltung von «, wie helusa alt = olera von olus. Hono-
rius aus honor mit urspr. s. Auch etwa, nach weise von valere
(eig. inf., dessen /• aus s) und valore im Ital , Valerius, alt Vak-
sius, im sinne von Valens, und PoUio aus polleo? — Vefurius,
wie ahd. Aldo, familienname. Sonach wie Seneca (eig. greis),
nQ£aßtüv zu TTQsoßvg? des alters wegen (vor anderen, tiqo mit
aißta^ai?) geschätzt, angesehen, wie Seigneurs, senioren, Sena-
toren und geronten. Mit Verstärkung im suffix senecio 1. greis,
2. die pflanze riQiylqiov (früh alternd), der weisslichen federkrone |
yrjQtinv, auch TcärtTcog (zunächst: grossvater) wegen. — Papl- I
ni/X früher mit .«. Brvm^gjumauch Bnindijsuht', Bgevriocov,
angeVich von dem über diesta^i^inausreicheudeu, <iiiiem hirscli- ;
geweilft (der krümmung wegen ?)*^"äiinlichen hafen. "^ JJof'j'cJoi'. X^
fe'AaqpovV Hesych. mit citaten von M. Schmidt, niessapiach.
Mommaen Iscrizioni Messapiche. p. <"5 , aber bei^C. App. p. 4'
Bqsöov • ^iaq>6p /; y.€q!alrjv i}.ä(pov. Im lith. ^y^fZT^JsJett. hreedis,
elennthier.\ BoXlv&og u. ßovaaog, wilder ochs, könnte übrigens
Verwandtschaft mit unserem bulle ausgeschlossen,
bei etwaiger milderung von /• zu / damit zusammenhängen. —
Genusus, Genusuus, fluss im griech. Illyrien.
Wir sind jetzt bei einer neuen wendung angelangt, welche
das suffix -ayv nicht blos in betrefi" der betonung, sondern auch
des begriff es annimmt. In letzterer hinsieht sind es zunächst
männliche persönlichkeiten, zu deren benennungen es mit-
wirkt, und so zwar, dass es sich in diesem gebrauche mit dem
Latein begegnet. Der früher besprochene ist diesem fremd ge-
4*
52 A. F. Pott
blieben, wie natürlich auch die von ihm bei mehrsylblern nicht
beliebte oxytonirung. Dafür hingegen hat es selber noch einige
andere bahnen eingeschlagen, von welchen hinwiederum die
griechensprache nichts weiss. Ueber den Wechsel der tonstelle
hier braucht man sich nicht zu wundern, einerseits weil ja
accent-verschiedenheit überhaupt ein sehr geeignetes mittel ist, sei
es, um in sonst ganz oder nahezu gleichlautenden Wörtern oder in
gewissen wörterreihen überhaupt begriffliche Scheidungen
zu bewerkstelligen, oder im besonderen mehrumfassende appel-
lativa dadurch auf Individuen, also einzelwesen, zu beschränken,
will sagen, zu eigennanien zu stempeln. Wie z. b. jemand
Evf^ivi^g heissen kann, ohne gerade immer — in gemässheit mit
dem wünsche der namengeber — €Vf.i£v)^g in Wirklichkeit zu
sein. Letztere haben von hause aus, sie müssten denn schlecht-
hin willkürlich beigelegt sein, wie jener grammatiker, um con-
N. ..^ventionellen Ursprung der spräche (d-easL) praktisch zu erweisen,
seine sklaven nach griechischen partikeln benannte, — eine allge-
meinere bedeutung, sind in Wirklichkeit TcaQwvvf.iLa, bei- oder
Zunamen nach oder von einer person, sache oder eigenschaft.
IlaQU mit accusativ gebrauchen nämlich die griechischen gram-
matiker zum öfteren, um damit herleitung, wie wir, im gründe
doch, weil hiebeikein eigentliches auseinander statt findet, bloss
bildlich, sagen, wovon auszudrücken. Das derivat liegt gleich-
sam daneben, neben dem primitiv, indem es damit auch ver-
gleichsweise in einen etymologisch- verwandtschafthchen, so
zu sagen schwesterlichen Zusammenhang gebracht wird. —
Viele Personennamen werden gleichsam als anwartschaft auf
die Zukunft am lebensanfange gegeben. Andere, sei es im guten
oder bösen, erst ex successu während des vorgeschrittenen lebens
oder auch erst nach dem tode. Endlich sind manche rein le-
gendär, und z. b. namentlich die von Städtegründern erst aus
den Ortsnamen herausphantasirt.
Den vortritt mögen sog. spitz- oder Spottnamen haben,
welche irgend etwas tadelnswerthes an körper oder geist
zu enthalten pflegen. Doch trenne ich nicht davon einige appel-
lativ-bezeichnungen , die nicht gerade etwas unrühnihches an-
zeigen, wohl aber eine eigenschaft in ungewöhnlichem grade.
Wrj(f)i6v ist ein starker rechner oder calculator, der mit rechen -
steinen (4>fjq^og, calculus) gut umzugehen versteht, ^rtaöiov, lovog^
und als act. sonderbar auch ovrog, spado, verschnittener. Vgl.
V/£{, aliov. 53
vrtoanadicuog, allein onadiav, ovog riss, zuckung. OkeSiov, wvog,
und auch ipliötov, ovog, Schwätzer als nom. ag., gegen cplsdiov,
ovog, geschwätzigkeit, alsnom.abstr. vgl. Tra^Aa^w. rgdaiov. Jsi-
laxQiiov feigling, öeika/.Qog (aus d£i?.6g und av.Qog, gls. äusserst feig,
wie etwalat. suff. ac in adj.). l^x(»oxA''o(»osäusserstoder etwas warm.
l^-AQod^eQ/^tog äusserst hitzig. l^y.QOftsdxaog = ay.QO&coga^ 1 . oben-
hin, leicht betrunken, 2. später: äusserst trunken. l4y.Q0xaXig.
^AxQOGcpaXr^g sehr geneigt zum fallen, ausgleiten 2. act. leicht
zum fallen bringend. ^aXay.wv, sich hoffärtig gebärdend, Mvq-
T(i)v (mit anderem accente als /,iiqt€c6v) gls. m\Ttenhain; /.ivq-
QLvcov. MvQQivr^, häufiger hetärenname, allein auch gemalin des
Hippias. MvQviov, rj in Verkleinerungsform name einer hetäre,
wie MvQQivtöiov als koseform. Desgl. MiQrdkrj, n. der frau
eines arztes, allein ebenfalls der einer hetäre. Nicht unmöglich
mit besonderem beigeschmack, da lakonisch iuvQTaXig=uioQivä/.av-
d-og, ein stachlicher st^auch, mäusedorn. Auch Jlfj^^ig hetaL
name. wie lettisch fseltarnm^^i^niU, /ineingülden m^fea<^n, -als
liebk^ung Stender s. 83. fei-söne^PoHö»', Ä(»6Xft»\Äberlftrch
MvQTOjv^ ein so geheissener Epirot. Bemerkenswerther weise
sodann hiessen zwei Lydier 1. söhn des Gyges, 2. vater des
Kandaules Mvgaog; und wäre Herodot zufolge Migoikog (etwa
dem. yg\. XoiQilog od. patronym.?) der griechische (I) name des
Kandaules. — Mörio, erznarr, i^iWQog ; aber «wis^^jbei F rlN^d
o?) duntesibi^uner ecf?^ste»=zu alf»»|jjc? «tr- ^
Den namen Nero verdrehten seiner trunksucht wegen die
Soldaten zu Mero, da man für gewöhnlich nicht den wein un-
vermischt als merum trank. Also s. v. a. Biberius für Tibe-
rius; und Bibonius, wie epuloties et bibones. Auch ein Bibacu-
Itts. Dag. bibiones und mustiones , im weine sich erzeugende
thierchen. Ein griechischer Spitzname für säufer lautet xorv-
X(av, sei es als vertilger vieler ■KOTv).ai, oder selbst so zu sagen,
ein grosses trinkgeschirr vorstellend. Koxiövr^, Spottname eines
versoffenen weibes. Gleichsam aber als Schutzmittel gegen un-
mässigkeit in späteren jähren sehen vnr knaben auf den lebens-
weg namen mitgeben, vne.^^ipig, idog, als wäre es die nüch-
temheit selbst. Nrjcpiov, ovtog, und fem. NepJiusa. NTjq)a?J(ov,
söhn des Minos und der Pareia, von vr^tpahog nüchtern; vor-
sichtig, sowie Nfjipog s. des Herakles und der Thespiade Praxi-
thea. Evyäpiojv, glücklich verheirathet. — In ähnlicher weise
stellt sich dem No&cov, einem römischen Spurius, wohl Cn. d. i.
54 A. F. Pott
Gnejiis, gegenüber. Da vod^og auch „mit einem ausländischen
weihe erzeugt" besagt, ist Fvi^aiTtTrog wohl als von yvi^aiog aus-
gehend anzusehen gegen Nod-iTiTtog, rosse unächter, oder aus-
ländischer, rasse besitzend. Besonders eingeschärft soll ver-
muthlich durch Jidv^tov werden, dass es ein Sidv^aorv, ovog
Zwillingsbruder, falls daraus durch contraction, auch Jidv^iog,
Jidvf^iag, sei, wie re^iviog aus römisch geminus, falls nicht von
Gemini (Castor und PoUux), auch wohl rsf-ielXog, a. Gulo für
leckermaul. Als leckerbissen , wie adeligen geblüts, scherz-
haft nach dem vorbilde griechischer patronymika von ampha-
tiven auf on gebildet: glandionidam f. suillani (von f/landium),
laridum pernonidem m. von perna, pernuncuhis, wie lairuncn-
his. (Dvamov oder 0vay.tüv, schmeerbauch, hiess man einen der
Ptolemäer, IdotQiov einen Lakedämonier. Fvai^tov, Fvad^wvidrjg
(gls. herr von Grossback), Gnatho, Gnatiionici sind sehr passende
naraen für parasiten. Auch Fväd^aiva, hetäre, nicht übel, in-
sofern sie sich gern etwas gutes von ihrem Verehrer vorsetzen
lässt. Desgl. ^ixLO)v von tpixiov brodkrümchen. rQvXXiiav verm.
gefrässig wie ein ferkel, ^^^iU^O£^ FgovS^iDV desshalb, vermuthe
ich, weil ygovd^iov anfangsgründe des flötenspiels bezeichnet,
insofern bei diesem wie beim essen lippen und finger sigh in
besonderer thätigkeit befinden. Popino von popina , wie '^aneo_
rvon ganea. Heliio schlemmer, und daneben heluari, was aber
davon regelrecht so wenig ausgehen kann, als nehulor von nehdo,
indem ihm sonst on verblieben sein müsste, wie in concionari.
Comedones neben comedus, wie mandnco^ önis. .Xf^rflLr'Ds cullei
"^^ stiiaTTT iitrii. ""«ift j[?[firr(iiiff> ""^P****^ i3iljtft^^s!^.i I r j^°°
aIso"7' 'ITfneltenH^'wleTtri^^ worin dfl's r verkleinernd,
wie in homun-c-ulus. Oder auch wie Aitrnn-ci aus Ausones.
Lenaeus Salustium historicum acerbissima satira laceravit, lastau-
rnm et lurconem et nebulonem popinonemqiie appellans. Suet.
gramni. 15. — rvlq>iov filz, ^avvicov, ^SavvvQiiov, die komische
maske eines possenreissers, sannio von sanna. Gerro von gerrae.
Gurdonicua, tölpelhaft, von gurdus. Frz. gourd, vor kälte die
bände erstarrt. — Laverniones, i. e. quod sub tutela deac La-
vernae essent, deren name ohne zweifei wie caverna, hicenia
[gebildet, an drtoXavio, Irfi'g, Xeia sich anschliesst. Auch dazu
Lucrio und viell. LücrMns trotz lücrnw ^ wie xigdiov. Fui-un-
culuif, it. f'urancello setzt trotz deminutiv-endung ein ampliativ
voraus, welches dem ital. furone, ein grosser dieb, rechter spitz-
lAü^ aicjv. 55
bube, entspräche, Uebrigens ja auch, wie latruncnlus, it. Iculrön-
cello, von latro (largig). Desgleichen homun-c-uhis durch assim.
vor n, obwohl homo, Inis. Aber homun-c-io anscheinend, den
enden zufolge, in Widerspruch zwischen kleinheit und grosse.
Vgl. auch pusus, pusiOy letzteres steigernd: ein recht kleiner
zwerg. Verkleinerung schliesst oft den charakter des verächt-
lichen mit ein, und verstärkt damit noch mehr das an sich
schon peggiorativ gefasste wort. — Es mögen hier einige in
falsche bahnen gerathene demin. platz linden. Peniuneulus
trotz iierna, etwa in gemässheit mit obigem pernonides. Fetas-
unculus richtig von petaso, petasio, Ttevaatov, schinken, als von
unten nach oben ,,sich stark verbreiternd"; aber wider die strenge
analogie, wo zu peiasus, Tteraaog. Panmmculus i. q. panniculus.
So auch lemunculus von lembus, dessen b wohl zuerst assimihrt
und dann fortgelassen. Domunciila durch verirrung in die ana-
logie von oratiuncida dgl.; ramusciiluß ^ herbuscula aber wie
os-culum, miiscultts, plusculum. — ^dxcov, schi'eihals von kaxdio,
sklavenname, und auch etwa 5^i5xft»'p''woraus sich vielleicht
ebenfalls ,der /gleichlautende flussname erklärt. Bein. Mugh
und die {Mugonia porin angeblich a mugitu pecoris.
JnXiijrl jif,qi' Dalier einerseits Bl(dv, Biioviöag, wo nicht,
wie Maycgößiog, und anderseits der Troer JöXwv , söhn des
heroldes Etf.irjör]g, der selbst von gutem rath, i^rjöog, wie viele
andere gleichen ausganges, den namen führt. Des meuchlerisch-
tückischen gebrauches wegen hiess man ja auch einen kleinen
versteckten dolch ddltov. Dolon war nun aber kein '.AdoXiog
ohne lug und trug, indem er sich ja in das griechische lager
schleichen wollte, was ihm freilich übel gerieth. Allein auch
der Joliog, ein alter sklave der Penelope, findet seine recht-
fertigung in dem umstände, dass er des Odysseus, des vielge-
wandten, gattin diente und mit jenem sich gegen die verwandten
von deren freiem kehrte. Dem sinne nach ferner Mmaviatv,
Maxaviöag. — "^y^tw^lässt sich schwerlich, sojt^irtfals das
räubervolk Stmütin^gl. inavtig, von aivog,ai0€(mi trennen, wie
schon der name seines vaters ^loä^gi-t'fatalis) anzeigen dürfte.
Verderblich den Troern ward erJurch allerhand Vorspiegelungen,
so auch in betreff des trojanischen pferdes. — Weitere benen-/
nungen nach tadelnswerthen moralischen eigenschaften , welchel
doch nicht leicht die eitern ihrem kinde beilegen, sind ferner]
einige mythische. Jovtkov, wie Erixfdupus , kentauren , nach
56 A. F. Pott
dem geräusch, welches dies geschlecht der nubigenae Virg. Aen.
7, 674 beim gewitter hören lässt. S. Stth. z. 1882. kosm. zahlen.
Auch Tcc KaxdöovTta die katarakten des nils, vom herabtosen.
^0(pio}v, titane, doch wohl wie ^jE^/wv. — Jrjiwv, söhn des
Aeolus, aus öri'iog, feindlich, vernichtend, sei es stürm, oder als
vermehrer des drj'iov tcvq. Auch würde ich die beiden Jri'io-
vevQ hinzuehmen, welche den namen sicherlich nicht ohne grund
führen. Nämlich 1. als söhn des Eurytos (Schönströmer) und
2. als Schwiegervater des wolkendämon Ixion (der feuchtigkeit,
des regenergusses) während des gewitters. Jt-ivwv, wie Jeivo-
KQaTrjg, Jeivo/iiaxog sind nicht tadelnd, vielmehr kriegerische
furchtbarkeit der träger rühmend, gemeint. — Schwerer be-
greifen sich dem anscheine nach schimpfliche namen, wie ^iaxQiov
nebst ^iaxhr]g, ^laxvkog. Kann man sprach- und wahrheits-
gemäss aus ihnen den begriff der schäm und scheu vor ehr-
losen dingen herausdeuten? Mvacov, wenn zu /nvaog.
Namentlich auch kommen benennungen von personen vor,
nach diesem oder jenem körperlichen gebrechen oder nach
ungewöhnlicher grosse oder abnormität von gliedmassen^— > t 'i
So Bulbus, Blaesus. Paetus. (^tqaßüiv^^üvog^ mit verdrehten
äugen, als egn. ^rgaßcov. BXeq>aQ(ov. Appius Claudius. Caecus,
Caeculus und daher Caecilius. Beim Festus nusciciones caecitudines
nocturnae aus caecus mit umlaut , wie occldo , und adverbialem
nox. Auch luscinia meines erachtens, mit etwaigem hinschielen
nach luscus, und zwar mit in folge von dissimilation ursprüng-
lich nox (noctü) canens, also wie nachtigall (gellend). Hora-
tius Codes, aber, zufolge Plinius, qui parvis utrisque (aus
diesem gründe etwa mit anscheinend weiblicher endung, und
nicht ocellus) Ocellae, Luscini injuriae cognomen habuerunt.
C. Luscius Ocrea (beinschiene). Vola homini tantum, exceptis
quibusdam; namque et hinc cognomina inventa Plunci (supra
modum pedibus plant, dafern nicht etwa wie Ttlä^ zu flach),
Plauti (zu nXatvg mit meth.?), Scauri (axavQog), Pansae. Da
sich bei Vitruv manibus et pedibus patu^is findet, kann bei Pansa
an ergänzung durch planta pedis oder auch manus gedacht
werden. Sulla dem. von sura. Scapula, etwa als breitschulterig.
Vgl. Ahala, als achsel. C, Mucins (docli wohl nicht Mutius von
imutus?) iScaevola, auch mit u st. o, d. i. nicht etwa mit voRit-
componirt, sondern dem. bic Wg&flZU^ Von manus, also einer7
der sich der linken statt der rechten zu bedienen pflegt. Die
'^€t, aiiov.
Ol
geschichte vom Verluste der letzteren Liv. 2, 12 ist nach aller ver-
muthung ein, zur erkläning des namens später erfundenes familien-
märchen. Ist doch Scaeca (Linkhand) nicht minder römischer bei-
name. Etwa ^zalog, söhn des Hippokoon; auch ^xatog geschrieben,
ein faustkämpfer. Claudius, Clödhis, Claudianus von claudus, wie
kaum zweifelhaft. Varus. i^accus von schlottrigen obren. — Fir-
mitis, Firmicus wohl lobend. — (Fetilius you pet aus, düün. i Macer.
d. i. mager. — Calvus. Crispukfimi& bei uns Kraus, KrajJke. Hir-
litis, yidoLog, aber Glahrio von glaber. Aenoharhts wie Friedrich
Barbarossa. Rutil'nis, Mufus. Plavius. Ftdvius. Abi-kiüv, d.
Weisse. 'Egeid^aXlcov vgl. igev&dXsog, roth. ITiqqwv neben IIv^-
Qog doch wohl als tivqqo&qi^, und weil solche hellere färbe des
haares im süden seltener? Tlvqowv aus nvqaög dor. st. nv^
Qog. rtatxwv^ z. b. Brüder des rXai-/.og, vermjjthlich nach der
färbe der äugen, wie Caesius, wogegen Coßm, auch Cmgtfr {a.
caeso matris ntep^-^ctn^X-s^^B^^^Q^s^v^V^ werden.. -^^Maxgcov
komischer natne eines Icleinen mannes. also vielmehr das gegen-
theil wie Mix'Atov, Mixxvlog, Mixmov, Mi}CQitov, 2:/uiy.Qi(üv, unser
Klein, Kleinecke. Paulus. Ctirtiiis, wie unser Kurz. Auch
wohl Minucius, obschon nicht, wenn u kurz, aus minütus. —
Magnus, Maximus, dafern nicht vom alter, wie Junius, Juven-
alis. Dann auch viell. Miyiov, niederd. Grote. MaxQitov, Mi]-
•Aiaxsvg. Dem longurius (lange stange) entsprichtjQ22^i<***e, lan-
ger mensch. Wenn u kurz, mit dissim. aus longulus, sonst aus
longior. Balatro bein. des ServiUus, vgl. Scurra. Balatro als
appell. angeblich wie hlaterones Schwätzer. Nicht aber vielmehr
aus 6«ra/ÄrMm mit diss.? Vgl. „afrz^^^^o^fffJ'o« : gourmand, mauvais j
sujet,Jnpon^m*HWtrdT'f>äZflf*»»**-iloquef B?tr»thriim, mäc§ffi:"4
Kein wunder, wenn ausser mehreren Bereits erwähnten, noch
andere beinamen für personen mit o)v in gebrauch sind, denen,
zumal hergenommen von abnorm gebildeten körpertheilen , rö-
mische auf -ön begegnen, das kaum in folge von contraction
die länge erhielt. KetpdXcov z. b. Philol. VI. 303, auch Kscpa-
Xl(i)v, d. i. nun nicht etwa ein grosser, langer oder dicker köpf
selber, wie ital. testone, sondern besitzlich fi(xxQoy.€q>aXog, wel-
ches Sinnes auch Capito. Xeihttv, Chilo a magnitudine labroruni,
Labeoy.ahex eine fischärt mft langem füssel j^fiTÄtw auch ^/^bi^
"Jbty, x^X^Hi^ ; ital, lahbrone dicke lippe; dickmaul. — Der ken-
taur XsiQO}^ eher, wähne ich, in lobender weise: geschickt
mit "tTef liand, ei'x««?, seiner fähigkeit in gymnastik, musik und
1
Y^^
\y
58 A. F. Pott
Heilkunde wegen, denn als f.iaiiq6xuQ, Longimanus. Vgl. Xegai-
(pQOiv ein höchst passender name für einen arcliitekten, in wel-
chem sich glückliche erfindung und sodann ausführung durch
die hände zusammenfinden müssen. ^Pivcov, Naso, aber silus, silo
stumpfnasig. Etwa auch JS'/Aw»'? 2't.awv zu atjitog, fällst darin lang.
Jedoch ^/iiioviörjg. Naslca etwa naschen. Sskr. näsikd f. nasen-
loch; du. nase, mit kurzem i. It. nasone, eine grosse tüchtige
nase, aber nasetto naschen; kleinnasiger mensch, wie auch na-
sülo. Naseca (im scherze), nasino s. v. a. nasetto. Frontu.
Mento, aber Schwätzer, tölpel huccones. Pedo, Ilodiov. nidtoßv,
name nicht blos des berühmten philosophen, vermuthlich zu
TiXätog im sinne von TtXatv-novg. Tuhero von inber. Ob Cicero^
Fiso etwa nach warzen im gesiebt, oder nach anbau dieser ge-
wachse, vgl. so Fabins, Lactucinus muss dahin gestellt bleiben.
Bei Lenio könnte an linsen gedacht werden ; indess auch an Len-
tulus; ggs. von Sedulms. Kainiiov, Caepio. nievQwv söhn des
Aeolus, angeblich erbauer der stadt nkevQoiv. Welches aber
der sinn sei, wenn zu TcXevQaL Seiten, rippen, bleibt fraglich.
— 2d&a)v, covog mannsname. So nannte Antisthenes den Plato.
Gewiss doch ampliativ von oä&rj^ s. sädhana. Von, damit
wahrsch., sei es durch eine präp. oder durch^^eog, zusammen-
gesetzten Ttöad^rj entspringt Ttoa&cuv 1. me xoad^iov€vg, der^ein
grosses männliches ^ied hat, 2. ii!ibmisch^liebkosungs\^s6rt für
einen kleinen jun^gen, 3. ein .^mmer ^rl. Äf'pxog,/'^chwÄn7
des thieres, aber auch für 7v6ad^rj dürfte gleichfalls in mehreren
namen zu suchen sein. So in dem späten mannesnamen Keg-
•Mwv, was freilich auch eine fremde vogelart. Nach xegMcpögog,
geschwänzt, aber auch wohl die namen KsQ^ioßolog, KsQxovixog.
KeQxovQiov, name einer hetäre, etwa dem xegxovQog, eigene
art leichter schiffe, nachgebildet? KijXiov, TirjXwveiov (von x^-
lov?), brunnenschwengel , bezeichnet auch, eigentlich vom esel
gebraucht, den beschceler; daher geiler mensch. Appellativ
xotvi^cjv ein grosser esel, Kavd^og. Ital. montone (als ob von
mons), aber ven. moltone, frz. mouton. Diez P^wb. 8. 216, 4,
aus mutüus, wie cadrone schöps; dummkopf. Auch vielleicht
Muio nach dem gleichlautenden muto, und nicht zu mutus. Pae-
dico nach dem griech. /raiöixog = naidiQaartjg.
Diese art bildungen müssen im volkesmund der Italiener
und sonstiger von dort beeinflusster Romanen derartig tiefe
wurzeln geschlagen haben, dass sich deren gebrauch nicht bloss
Idei, alwv. 59
in lateinischen Wörtern fortgepflanzt hat, sondern auch durch
eine nicht unbedeutende zahl von neubildungen erweitert ist. S.
Diez, Gramm. 5. aufl. s. 653 fgg. In bezug auf personen mit
erhöhung des primitiv-begriffs z. b. ital. ghiotfone, frz. glouton, ^
grossschlund {\a,t. gluhis): sp. 6oco/j, IslI. bucco^ ^ff%^nton t^^issQ^]
{garganta). „Allein der Romane benutzte o^^ts allgemeines
augmentativ, in welchem sinne es indessen nur im osten
und Südwesten wirksam ist. Z. b. it. casa casone; sp. caballo
cnhalloyie. Im nordwesten wird diese form umgekehrt zur de-
minution verwandt, sie bezeichnet aber weniger das kleine als
das junge. Frz. aigle aiglon; chat, chaion, aber lat. Cato von
catus, [vgl. Hugo, Haug von goth. hugs sinn, verstand.] Ver-
kleinernd wirkt sie in criiche, crurhon; sohle, sablon, wogegen]
it. sabbione dem lat. sabulo, grobkörniger sand, im sinne ge-l
treuer bleibt. Liebkosend in taufnamen: Michel Michon. Fran-\
coise Fanchon. Marie Marion". Dazu ferner die höchst be-
achtenswerthe anmerkung, „o« bleibe auch bei weiblichen primi-
tiven masc, wie it. ca^a casone, selbst donna donnone. Doch
werde es im frz. fem., wenn es eine weibliche person bezeich-
/net (also durch bewältigung abseiten des begriffs), wie 'mjai-
vjs^o« kleine. hässiiQjiiej salisson kl. schmutzige". Wenn ursprüng-
lich augmentativer gebrauch von an theilweise sich zu dem ent-
gegengesetzten der Verkleinerung verkehrt, so ist eine solche art
scheinbarer enantiosemie unschwer zu begreifen. Ironisch oder
in scherzhafter laune sagt man das gegentheil von dem, was
gemeint wird (vgl. vorhin MäxQcov, 5T0?T#wj'|, und überdies be-
sagt ja on in derlei fällen stets etwas von der norm abweichen-
des, was indess nicht noth wendig immer ein nach oben ist,
sondern auch ein nach unten sein kann. „Auch an adj. zeigt
sich on und zwar augmentativ. It. bello beJlone, grande gran-
done Hier trennt sich aber das fem. stets vom masc. : beUona
u. s. w."
Wir kommen hierauf später zurück. Einstweilen sei jedoch
schon hier bemerkt, weiblicher Charakter für personen sagt
unserm suffix nicht zu. Und daher denn für göttinnen, die das
vorsteheramt von etwas bekleiden, findet im latein. Versetzung
ihrer namen in decl. I statt. Bellona, Potnona, Mellona^ -nia \
und nach dieser analogie Latoua au^ Ar.xio, aber imro ^istctioo, \
Die anmttm doch kaum von atmttvs und noch weniger vonTät)!."'*"
afii^»rYj,'s, liegt aber in der^fSicht bloss lautlichen, sondern auch
60 A. F. Pott
begrifflichen erweiterung von matrona und patronus aus mater^
paier etwas ehrenvolles. It. matrona, aber padrona, gebieterin,
zu padrone, herr. Fessonki, als sich der fessi annehmend. Po-
pulonia, bein. der Juno, als ab wenderin von Verheerungen Q;o-
pulor), falls nicht schützerin des populus. Fhwnia dieselbe,
als das blut der Wöchnerinnen einhaltend. Feronia sabinisches
wort, das, wenn r, füglich nicht feriüis von fero sein kann.
Movawviog ohne zweifei nach den musen benannt. Möglicher
weise in anschluss an das trügerische vorbild von l4?rokXi6v-iog.
— Auffallend, wenn unmittelbar einem verbum entsprossen, \co-
lonus, da es mit dem indischen part. äna im atm. doch kaum
gemeinschaft hat. Desgl.j volones, freiwiUige, und daher volun-
tas. Mit unrecht würde ^fin'das part. volenl gesucht, wie
potes-tas, eges-tas zur genüge bezeugen, indem in diesen t vor t
zu s geworden und in letzterem n untergegangen. Vgl. vice-
simus mit inti vor superl.-suff. timus.
So auch finden sich zum theil, wie es scheint, in einklang
mit männlichen patron. wie Kqoviwv, weibliche namen auf itovr].
Penavrj t. der Rhea, 'Pfea, auch ion. 'Psir], d. i. Here. Jiwv,
Jiwvrj. ^r/xiQicovrj, t. des Ikarius, d. i. Penelope. '/vaxtwvjy, ^Iva-
xlg t. des Inachus, nämlich lo. TvvdaQswvrj des Tyndareos t.,
Helena. ^HeTiajvrj, t des Eetion, d.i. Andromache; könnte aus
aieTog, poet. aerög, adler, stammen. Vollends, wenn 'Heviiüv,
vgl. l4eTi(jDv, lAeriog, als doppelname Jasons, für den hochflie-
genden und blitzeschleudernden vogel angemessen genug, den
luft- und windgeist (vgl. aquilo, auch mythische person, mit
aquila, falls nicht aus aquilus) vorstellt. S. Klausen, Aen. 331 f.
anm. 489 f. Ghd. Myth. I, 544. — Äkrision^is, Danae, t. des
Akrisios, wie l^KQiauovLcidrjg, enkel des l^xQiaiog (anscheinend:
schwankendes unentschiedenes wetter). Also verm. ein patron.
von dem anderen. — ^IXUova t. des Priamus. — Ist der mit wolle
umwundene erntekranz eigeattortj diesen formen nachgebildet?
Es müsste sich in ihm das dem neutr. eiQog gebührende sigma,
allein in der form des adj., wie xpevöig, erhalten haben, gls.
abkömmling der wolle? — l^jUt/uwViy, die untadehge, Preller
Myth. II, 3G neben ^^/ui;'/i< CUV,, ovog^ ä.TT^/nsfiTiTO^ — XeXiovij,
aber auch x^^^^f] Ahrons I. 97 etwa grössere art Schildkröte
aus x^^^?^ as^- zcl'c" f. Mi kl. Lex. p. 193. Anders verhält es
sich mit reduplicirtem xox(ovr], weil xwv»? zgz. aus xoavr]. In der
form x^^otv); Ähren s II. 185 steckt viell. als saff. ivij, in wel-
'Au, aiwv. 61
chem falle das o nach ausfall von dig. sich mit i verschmolzen
hätte. Botronalum, traubenartiger haarschumck, vrird den vokal
yonbotri/s eirigebiisst haben.
SctiäTleDr wir hier eine klasse von Substantiven auf ägin,
tgin und ügin ein, die, mit ausnähme allein von virago, nur,
als concreter art, auf Sachen oder eigenschaften sich be-
ziehen, aber, wie mehrere ihnen nachgebildete romanische Wör-
ter (Diez, Wb. aufl. 5, s. 652), namentlich krankheiten,
ausserdem sonstige abweichungen von normalen zustän-
den öder von edleren dingen anzuzeigen pflegen. Dem-
nach krankheiten oder gebrechen: coriago , lumbago, claiidigo.
Intertrigo, wie intertrimentum zu inter-tritiis. Prurigo. Lentigo,
linsenförmiger fleck, Sommersprossen. Aehnlich albugo, die weisse
färbe, als augenkrankheit. 2. im plur. schuppen auf dem köpf.
Porriginomm capnt, grindig, etwa wegen porrum capiiaium?
\Vitiligo hautausschlag, angeblich von [intititn , und ich weiss
mcEl, ob etwa das mittlere / lang, wie in tibicen wegen tibia.
Petigo, auch impetigo räude, und daher impetiginosus. Viell.
gleichen Ursprungs mit petimina in humeris jumentorum ulcera.
Pendigo, innerer schaden ; innere höhlung einer statue, wohl zu
pendeo, und viell. a pendice cedri. — Mentigo (von mentum)
art ausschlag der lämmer, quam pastores ostiginem vocant.
Etwa zu ostium, 6s? Tentigo, Spannung der schamglieder, vom
part. pass. Vertigo, — Neu ital. serpigine, flechte auf der
haut, verm. wie f^rrjj'g. Feiige gelbsucht (von_/We, fieh^ g^U^}.
Ausserdem mehrere ähniicher art im Xeuprov., wie z. b.gleich-
falls jaunugi^ gelbsucht, zu frz. '^mie, lat. galbanus ; und lat.
aurugo, woher aurigineiis, aiiriginosus, iKzeQiKog. Robigo, rubigo
brand im getreide, aber Bobigus die denselben abhaltende gott-
heit; aber pulligo die dunkle färbe (verm. weil zur trauer dienend,
mit peggiorativer endung). Daran mag sich ferner ^o??^ schlies-
sen, als zu c?^i<M (neben c?am), occulere (mitablaut) und>e«fa|gg.
mit länge wie das causative seddre. Nicht minder, als sprach-'
fehler, stribligo, was auch mit imparilitas wiedergegeben wird,
als wortgetreuer Übersetzung von avioualia, d. i. ungleich raässig-
keit. Letzteres im ggs. zur analogie, was Augustin treffend cor-
rationalitas (Übereinstimmung in der ratio, im Xnyog) übersetzt.
Wiederum entstehen manche dieser bildungen aus namen
von mineralien und pflanzen, als stellten diese abarten
oder entartungen vor von edleren objekten ähnlicher gattung.
62 A. F. Pott
Aerugo kupferrost,- der daraus bereitete grünspan. Uebertr.
missgunst, neid. Vgl. dasselbe « in aeruca art grüuspau. So auch
cerruca {rr st. »y/, wie engl, icart, warze lehren). Ferrugo eisen-
rost, mit n, wie ferrumen, albumen das weisse im ei, Afit'xw/t/a,
neben albucus stengel der asphodelospflanze, falls von albus. Plum-
6a^o art bleierz ; bleifarbe von edelsteinen. Salsugo, nuA, wie von
einem dem. zu salsus: salsilar/o die salzige beschaffenheit. —
Aehnlicher art fuligo russ ; schminkschwärze, stibium. ^ri/ii/ui,
arißi, das zum färben der brauen diente (Kopp, Beitr. z.
gesch. d. Chemie s. 9) ist ein ägyptisches wort: sfem, sthem
(l'antimoine) Champ. Gr. eg. p. 80. 90. Nach ihm das kohol
der Araber, womit man DC. v. xoXäv vgl. ov y.oyXov i) yvvaixsia
yXwoaa cpiXel Xeyeiv. Ich vermuthe fuligo entstamme einem dem.
zu fmnus, falls nicht einer form von ^veiv mit l. Kaum zu
fulvtis. Doch wäre auch vielleicht an fuUca, ai&via zu erin-
nern. Ferner melligo (von mel) bienenharz, stopfwachs. La-
nugo 1. das wollichte der pflanzen; flaum am kinn, also nicht
eig. selbst wolle. Auch port. pennugem flaum, also federartig.
Capillago, das haar coUectivisch. 2. Sägespähne, bohrspähne.
Sonst serrago von serra, serrare. Farrago gemischtes futterkorn
fiir's vieh. Demnach geringeren werthes als far, woher f'arra-
ceiis^ wie hordeaceus. Sartago 1. pfanne, 2. das gemischte aller-
lei. Unsicheres Ursprungs. Cartüago knorpel, xqotujvi] knorren
am bäume, callum, etwa als Verhärtung zu goth. hardus trotz d'}
Futrilago. Carrago Wagenburg. Ancorago art fische.
Hierzu kommen nun pflanzennamen, auch, wie Diez
nachweist, noch mehrere neubildungen. So it. meluggine, peru-\
gine wilder apfel-, birnbaum. Wie aberl[7Ä»^öo selbst, vgl. das'
ifm,- (w*üttt;4»etwa mit Unterdrückung des voSrereu m, im gr.
(Mfib%^ dem^^ortsinne nacli*-«ijj,, „nachgMbttylüg^*' bedeiSteUi^o
ist z. b. nülvago tischart von milviä. Desgl. ferulago eine Unter-
art des pfriemenkrautes, ferula, woher ferulaceus, nur gewis-
sermassen als seinem vorbilde ähnhch aufgefasst. Laurago^ lor-
beerartige pflanze, wie lappago klettenartig, lappaceus, und eine
abart davon mollugo. Nicht anders ist plantago nach ähulich-
keit mit planta, der fusssohle, benannt. „Sinnig", lese ich,
„benennt der nordamerikanische wilde den [von uns dorthin ein-
gewanderten] Wegerich [weil breitblätterig und an wegen sich
hin breitend, Plantago major] (j)ie fussstapfe der weissen"". Da-
gegen liat der hutlattich, tussilagOy gleich ^iyx*o»s vom stillen
l4u, altav. 63
des hustens seinen namen. Solago, wie herba 6"o/a /•/*', solsequium,
rjXiOTQÖniov. — Citrago, citreago, melisse. ÜStiku^^ die auch |
Carduus silvestris gelieisseue pflanze. Etwa zu it^HUnj^e, wegen ,
des Stechens der distel, entsprechend dem brennen d^ Urtica
(;• wohl, trotz listuSy indem vor einem, nachmals unterdrückten
vokal, s. ^üÄiito, gebrannt ; ^?Si<mna pfefferV t^Sgo wollüstige
brunst. Unbekannten Ursprungs caprpgo. SeJägo, eine dem sade-
baum (it. sabhia) ähnliche pflanzef okigo winterweizen. \^^
Bemerkenswerth ist auch die^^passung des stadtnamens
KaQXTjdiöv an obige analogie durch Umstellung als Carthago, die
dem Römer besser ins ohr fiel. Metath. ÄaAx'ytJwv = XaX/.7jöc6v
ty statt ion. xid^tov, das seinerseits noch besser zu hebr.
leibrock, stimmt. I^tfpmöcjv besä
NeaTtoXi^^^^eustadt. Vgl. Ge
p. 256 khadash^S^f dessen
Es fragt sic^'^Miuii, wie derlei xjildungen "^stymola
zu deuten. Einige geben sich den anschein, unmittelbar von
verben auszugehen, was doch eigentlich dem wesen dieser
Wortgattung widerspricht. So etwa vorago, falls von vorare, und
nicht durch vorax hindui'ch. Forago, abtheilungsfaden im ge-
webe, wenn aus forare und nicht aus forus. Femer scaturigo,
dem indess auch ein scaturex, igis zur seite steht. Auch pru-
rigo und origo wegen prurio, orior, und Intertrigo von trivi,
tritus. Bei virago ist mir der einfall gekommen, ob es nicht
eig. quae virum agit sein könne, wie man agere von schauspiele-
rischer darstellung, und hiernach auch z. b. agere amicum sagt.
Vgl. nicht nur viratus, die mannhaftigkeit, sondern auch vira-
tus vir, mannhaft gesinnt, ggs. von effeminatus, neben anders
gewendetem avitus, maritus. Liesse sich aber solche erklärung
auch vielleicht noch bei plantago, ferulago, plumbago als „eine
fussohle, die ferida, blei vorstellend," einigermassen glaubhaft
finden, wie kämen wir damit namentlich bei *igo und ügo durch?
Selbst, wenn man unzweifelhafte derivate von ago^ wie remigare,
fumigare, mitigare zu hülfe nähme. Auch habe ich wohl auf
herkunft dieser suffixe aus gen, erzeugen, genus gerathen, indem
man hieraus etwa den sinn von „so oder so geartet, -artig"
gewänne. Man nehme beni-gnus, mali-gnus, welche vermuthlidh
mit hene, male zusammengesetzt, doch kaum eine andere erklä-
rung zulassen. Ausserdem ritigenus u. vitigineus. Oleaginus s.
sp. Ähiegnus trotz abietes und t^aligniis^ eus, dessen g doch kaum
64 A. F. Pott
aus dem c in salix gemildert. Aprugnus, eus auffallend mit m,
was aber doch kaum ex apro im abl. Reifere Überlegung lässt
mich glauben, wir haben es hier mit einem doppel-suffixe zu
thun. Und mag das gleiche vom suff. -din (nom. do f.), gr. öov
(nom. dwv gelten, welches ohnehin sich mit dem auf das Lat.
beschränkten gm (n. go f.) mehrfach begrifflich berührt. Dass
ich mir Thurneysen's KZ. N.F, Bd. VI, 307, vom suff. edin
abgegebenen erklärung aus -idus des griech. ö in dov wegen
nicht aneignen kann, erhellet aus meinem früheren nachweis eben
da s. 175, in idus habe man das ^ von wurzel d^rj anzuerkennen.
(TeQTjdiov, övog holzwurm, 2. knochenfrass, teredo. Uredo. As-
lyredo, aspritudo. Pütredo, -wie putrüago, iÄnlniss. Cupedolecker-
bissen, doch kaum zu edere. Acredo, salsedo scharfer, salziger ge-
schmack. Allein nicht minder, in etwaigem gegensatze zu den üblen
geschmäcken, dulcedo. Scabredo. Mucedo schleim, rotz, von mu-
cus; raucedo; ttissedo hnsien. Frigedo. Pigredo. Torjoedo ersiar-
rung; zitterroche. Oscedo gähnsucht (vgl. oscitare, aber nicht
von dieser freq.-form) ; mundgeschwür. Aletudo (zu alere, woher
2&alvus) corij^oris pinguedo. Nach färben: albedo, alhitudo; m'gredo,
nigritudo ; livedo ; rubedo. Eigenthümhch , im fall hierher gehö-
rend, beimFestus: Sunt qui nefrendes testiculos dici putent, quos
hainuym\nebrundines(init3n), Graeci veq>QOvg, Praenestiniw^/Vowes.
Man übersehe nicht: die mehrzahl obiger Wörter geht von in-
transitiv-verben IL conj. entweder in Wirklichkeit aus, oder ent-
spricht doch solcherlei muster. Jedoch libido wie cupMo wegen
cupio, aber mit nebenform cupedo. Auch fornüdo, gehöre es
nun zu formus, warm (vgl. angstschweiss) oder, wohin man es
auch gebracht hat, jung/uw. (Vgl. formica und (.ivq^iyj^).
Es kann übrigens nicht leicht ein zweifei dagegen aufkommen,
im wesentlichen decke sich die eben besprochene bildungsweise mit
den griech. Wörtern auf -jycJwv u. s. w. l4Xyi]dioVy ovog, und re-
dupl. ccKrjxedojv, denen sich gleichwohl auch ein erfreuliches
/aigrjdtüv mit Irjdtöv beigesellt. ^TQevyedidv, bedrängniss, aus
OTQevyo/uai. 2rj7tediöv. 31e^r]d(6v, ovog, daneben fieXsdwv, (JUvog,
und f^ieledojvrj aus dem kürzeren fuXedrj, /nslsdaivo) 1. sorge,
kummer, 2. fürsorge, pflege. MsXediov auch adj., wie fuale-
drj/nwv, ov; ^leleötovog, /nekeöiovsvg fürsorger. KTjXrjöiov, durch
gesang bezauberndes mythisches wesen. XXiöiov, aber auch
xXtö/j von x^'^- Ue/itifQrjdiüv wie Tevd^Qijdiov wespenart, verm.
redupl. aus ^q€w, ertönen lassen. KorvXtjdviy. \ 0^ffffdan>a^ji0aXiL-
!Au^ alwv. 65
^
q)ay(H;^, ^so weiblich gefasst: fi*e^ucht; ein uö __
"des-ge^^nir! In dem zweiten sinn stiraiinend zu egrirjöcov schlei-
chender sHftden ; eig. das kriechen , vgl. Si ulcus latius atque
altius serpit. Capeclo, vgl. capkles. Intercapedo, Unterbrechung,
Zwischenraum. In den dbcvovsg, att. akxvqvEg glaubte das rö-'
mische ohr ein den obigen gebilden analoges zu vernehmen;
und aus diesem gründe dann wohl Umbildung zu alcedines. Al-
cedonia n. statt dh/.voviriöeg ward vielleicht von italischen
Schiffern durch Umstellung aus letzterem verdreht.
Hiezu gesellt sich dann die masse von femininen auf -tüdin
(nom. -tudo), welche inzwischen nichts weniger als immer
tadelnswerthe eigenschaften bezeichnen. Es macht aber dies
suff. den eindruck, als sei es durch erweitening von din, unter
vorschieben des tu in decl. IV entstanden, wie umgekehrt ti-öti,
si-ön aus dem nom. act. -ti, si mittelst zusatz dahinter. Nur
lässt sich verbaler Ursprung bei jenem mit Sicherheit nicht
bewahrheiten. Allenfalls habitudo neben habitus. Consuetudo^
hebetudo, valetudo sprächen viell. ihres e wegen für ausgehen
von conj. IL Die mehrzahl jedoch, aus adjectiven entspringend,
zeigt i vor t. Ätnaritudo, aegritudo, turpitudo, tetrifudo , soli-
hido, gratitudo, pidchritudo, magnitiido. — Testudo seinerseits
geht auf die nebenform testu zu testa (part. zu Tegao/uai; vgl.
tostns?) zurück. Woher hirüdo?
Das Griechische besitzt mehrere wichtige afformativa mit d,
während dem Latein dergleichen mit achtem, nicht erst aus ^,
s. dh umgeänderten d, abgerechnet obiges din, mangeln. Es ist
nämlich Kz. 1882 s. 175 fgg., wie ich glaube, unwiderleglich
dargethan, das adj.-suff. -idiis sammt -endus u. s. w. im adj.
necessitatis, verdanke seinen Ursprung der wz. ^, thun. Für das
Griech. sei nur an die häufigen nominal-endungen ad, lö erinnert
und an die menge von verben auf aCw, itco. Wie häufig solche
verba mit l, dor. aö, öd aus ö-i, oder y-i entsprangen, hat,
einzig als verbum, ld-i(o, obschon =s. siid-yä-mi classe IV,
lat. io in conj. III, das d im präs. vor i, und zwar langem,
gerettet. Vgl. sonst z. b. Xdiog trotz x^iLÖq. Davon im lat.
keine spur. Denn lehnwörter wie gargarizo, mit der noch die
entstehung verrathenden form gargargaridio st. yaqyaQito) (iCo)
aus id-iio), pytisso, nvxito), etwa salisatio, kommen billiger weise
nicht in betracht. Um so freudiger überrascht sieht man sich,
im Germanischen einer schlagenden Übereinstimmung zu be-
Beiträge z. kaade d. ig. spracben VUI. 5
66 A. F. Pott
gegnen. Zwar nicht allein, doch vorzugsweise bei i n t e r j e c ti o -
nellen verben. Goth. lauhat jan, doTgccTtTeiv, nach conj. II,
was auf aS-L (ateiv) schliessen lässt. Aber mit einem ursprüng-
lichen t, das wegen h vor Verschiebung geschützt worden, und
mit schwächerer, gls. erst comparativer vokalsteigerung (s. rö-
cate, während lücet bloss länge behielt) liuhfjan, leuchten, otv-
ydleiv (von atyr]), galmhtjan , erleuchten, cpunitsiv. Nach
Grimm II, 217. Gabel. Gramm, s. 123 war lauhatjan inten-
sivum, wozu denn auch sein vriddhi (wie s. raukma von rukma)
als Superlative Verstärkung sich trefflich schickt. In der endung
stimmt es aber mit giTiTdctecv, fut. aaio, worin noch ein r, wie
in QiTtTtü. Neva'cäL,(D wie von v^varog^ aber vvöTatoi, nicht nur
aaiüy sondern auch a^w, woTay/nog. OavtaCu), sichtbar machen.
Allein auch freq. wotiCü), taco (vgl. loarög). — In solcher weise
nun auch ahd. jüecchazari (micare), womit Schade q>XoytC€iv
zusammenstellt. Vgl. holl, (^I^^S^^jW^jg^mit blick und Silber-
blick. Ags. Uippetan (saltare) von hoppan, ahd. hupfen vgl.
hopser. — Ahd. wprfazan (jactare, also im lat. freq.) wie aria-
zan (incitare), antreiben {sihä.\hezzanj^]ietzen) von der präp.
ana, und dem analog ags. andetan (confiterij von and^ als eine
art entgegenkommen. iTro^ÄNi^ (crcWl iiimi^itgatyaCety, kräch-
zen, vgl. krähen. lr-niuochazati(mutire), mucKsen. Juwezunge,
(jubilatio), worin w aus u entwickelt. Gramizzön, (man be-
achte das i), ags grimetjan, fremere, und so vergleichbar mit
XQBHexito), dessen r jedoch, wo nicht intensiv, ableitend ist wie
in x?fci"fiT«w, vstL^o} von vstog, wie rrayerog, ja auch verm. in
XctiQBxitu), falls nicht vom begrüssenden imper. pl. xaigets.
Trotz zweimaliger aspirata seilet x^£/(«^w, dessen ^ aber zu
WZ. ^, thun, gehört. Ueber ujrimasse s. Diez, Wb. Unser
^irinseti zu ahd. grhian. Ahd. [^irunzeiij^^^m\7.en , lat. grunnio,
vorklassisch grundio, bei dessen a jedoch zweifelhaft ob - d,
oder (wie im lat. adj. -idus) &. rgvoderygr, y^vAXog (schwein-
chen) und ygvto), ^(o, also hinten mit y. Ahd. Vt?/V, seufzer, und
daheD|^M^jffoWj,mhd A'/w/'^f??/, wie schluchzen aus schlucken. -■ TiCm, f\
in einem fort was? fragen'. Dem analog nord. ^Jd-tu , mhd.
jäzen, ja sagen ; \nei-tajneg&re, etwa aus nee mit niilderung des
~c7Y. Mhd. irzen trezen, mit Ihr anreden, wie unser dutzen und
von hund: uushunzen. yAechzen^ vgl. mhd.tftr/ig, sage ach. Al-
lein ddlu) mit offenem munde ausathmcn. Mlid. phuchzm von
einem hündcheu, das seine freude durch phuch ausdrückt.
y^«/, aicäv. 67
Wüchze, ich schreie, von der interj. tcii. ünserm jauchzen
kommt nahe lvt(o, Ivyri, lvy/u6g.
Wir begegnen nun im Griechischen und Germanischen, wie
mit recht Passow unter oiutÖLio bemerkt, namentlich noch
vielen verben aus naturlauten, die das obige gepräge an sich
tragen. Nur muss hiebei bemerkt werden, gar oft unter den
griechischen zeigen sich solche mit y, und nicht d, als
kennlaut, sodass, im fall man nicht eintausch von y für ö zu-
geben will, die Übereinstimmung des Suffixes im präs. mehr
scheinbar wäre als auf Wirklichkeit beruhete. Vielleicht mit. -
rein mundartlichem lautwechsel z. b. äginoCo) und fut. -aco, aber LX
dor. aQ/^o^o) Matthiä Gramm. I, 337, welchem letzteren sich
aQ/xoyrj, während ersterem ag^oöios anfügt. Olfxojyrj von oifucS-
Ccü und oijuiüaaiü, fut. oi/iioj^o^iai, verm. aus ol'/noi, (vae mihi)
mit einbusse von c, und contr. wie in atoCio. ÖiLco, olttu), 6va-
olCu) und dazu olxroc, mitleid, erbarmen. ^OiCvco von olZvg
Jammer, weh, elend, x^yfiog von caCto. ^Hgico {v meist lang),
heulen, loQvyrj (vgl. rugio), cogvyfia sowie WQvynog, aber auch
logv^^fj-ög. f\on aC ataCw, fut. ^w, ala/.rog, al'ayf^a. Wav^co, ^(o
von (pev. iEvdtüj, evia^co^^m bacchusfest £va rufen, hat neben
sich evägy o^oglBacchantin, sowie svaarrjQ, evaafiog. — l/i?.al(i^iü,
|w, aXaXay^ vom redupl. aXaXij. Aehnlich slsUCco, ^co von ele-
Xeij. 'OlolvCfü, §w, oXokvyi^. ITv/tTtaCo), TtvTiTia^ wie ßaßaia^.
l^QccLo), aQqdtü), redupl. dgagiCo), knurren von hunden.
Das Latein, sahen wir, bietet uns eine ziemliche anzahl von
subst. auf edo und ido, und, in Verbindung mit einem zweiten
Suffix tiido und zwar, etwa alcedo, teredo und Cupido abgerech-
net, sämmtlich im sinne einer eigenschaft. Keines auf ddo.
Nun läge nichts näher, als hierin, natürlich unter Voraussetzung,
ihr d sei ein ursprüngliches, nicht = ^, parallelen zu suchen zu
den obigen gr. formen auf -r^öwv, nur zum theil mit «. Beide
arten von suffixen, sowohl auf gon als doti^ und zwar meist mit
voraufgehender länge, haben nun nach aller Wahrscheinlichkeit
das gemeinsam, aus zwei suffixen zu einem verwachsen zu
sein. Und zwar hätte das hinten ursprünglich an gelautet,
dessen a der Vorliebe der Griechen für o vor nasal wegen zu
ov ward, im Lat. aber in den casus ausser nom. sg. durch um-
laut zu i. Unbestreitbaren beweis für Umbildung von s. an zu
ov darf man feminal-bildungen auf aivä entnehmen, welche das
a vermöge ihi-es entstehens aus av-id mit feminalsuti'. la (vgl.
5*
&H
68 A. F. Pott
dagegen dioTtOLva) retteten. TeKzaiva aus T«trcuv, ovog = s.
taksh-an, nom. takshä mit einbusse von n (wie im lat. ö) und
von dem nominativ-charakter s, wofür als ersatz die länge. So
yeiTuiva von ydviov. Auch Fva^aiva, hetäre, als würdiges
gegenstück zu dem parasiten Fva^cov, obschon in letzterem lo.
u^eaiva (ins Lat. als leaena herübergenommen), obschon liujv,
ovTog participial gebildet aussieht (vgl. ahd. lotcu, mugio Graffs
Sprachsch. s. LXI, etwa zu s. ru?) und nicht wie leo önis.
Gleichfalls d^axatro , obschon öqücxiov, ovxog. Von ^muov,
wvog lautet trotzdem das fem. ytdxaiva. (Pwxog, q)i6xaiva. Mv-
Qog männchen der ^vQuiva. ^xiaiva. Auch vacva, als ob sau.
Komisch diesen nachgebildet dXs'/.zQvaiva. Aber auch TQtaiva
dreizack. Caupona 1. die gastwirthin; allein 2. auch die schenke,
viell. mit fortbleiben von -hm, wie pojnna. Es kann nun keine
frage sein, obige bildungen beruhen ursprünglich auf ähnlicher
grundlage, vne /aeXaiva, Tcclaiva. Man darf sich jedoch nicht durch
die nominativ-endung -g irre machen lassen, welche dem masc.
in fiiXag, täXag, auch uiyag verblieb, während vor ihr der
nasal weichen musste. Neben zagi^v, ziQeiva, teqbv , dem
seinerseits « (nicht o) verblieb, stellt sich doch elg, ev, ja ferner
mit Verlust von vt vor g: zvipag, aber oxytonirt Tvqtd^Eig, ng,
d-eig, didovg, lOTccg dem üblicheren wv (st.ovT-g), selbst odoi»' neben
odovg, ins gesiebt hinein. XaQieig, und ovg ausoeig. 2aXautg und
tV, wie auch OTa/nig, iv; nriQig, iv, g. tvog; qlv st. qig. Vgl.
auch (XEig ion., /u?^'g dor. st. (jit^v, in deren ersterem noch der
zischer von mensis nachwirken mag, wie x^]^ l^-^- nnser, unser
(jans. Im Lat. darf man etwa . an indägo und propägo er-
innern, deren schluss jedoch, vom o, in abgesehen, schon in
indägare, i^ropägare wurzelt, die, vielleicht einem inigo und
2)ango entsprossen, etwaiger analogie von sedare folgen.
Jetzt auf das suff. -öov zurückzukommen. Ist es zweithei-
lig, wie wir vermutheten, da lässt sich allerdings ein einfaches
-ov nachweisen. Also z. b. in driöcjv, fj, welchem das i in deidto,
doLÖrj entwichen. Auchjgy^iidcJy, blumenesserin , f. -,biene , wie
dv&TjcpoQog mit acc. n. im pl. Baßgadojv, cicade.^/'ÖAoAvycy»' ^
^ bei Theokr. ein thier nach seiner stimme so genannt, "bei Cic. "^
V^ acrßdula: aber auch jedes laute geschrei. Xekiöiov, ovog, jJ, und
ebenso^trM?!8g; inis. Des letzteren r ist ohne zwelTeTursprüng-
licher, und demgemass lith. Ijn-eyzde von derselben bedeutung
damit vergleichbar. Diu aspirate rülirt vielleicht von eiueui ^
yiüf aidv. 69
ursprüngbchen y.q her, dessen x unter einfluss von ^ zu x ge-
worden, gleichwie q) in (piXog aus s. priya, wozu auch unser
lautverschobenes freien gehört, auf ähnlicher Umbildung beruht
Oder hat, wenn d einem früheren sskr. dh gleichstand, eine
Umstellung (s. ob. Carthago) statt gefunden? Das lässt sich
bei unbekanntschaft mit dem etymon des wortes schwer ent-
scheiden. Es knüpft sich aber ein besonderes interesse daran.
Im Simplicissimus Leipz. 1856 heisst es s. 57: „Wer giebt der
schwalbe zu verstehen, dass sie die blöden äugen der jungen
mit dem schellkraut heilen soll?" Ein solcher glaube bildete
sich, wenn ich recht rathe, aus der gelben färbe des milch-
saftes in Chelidonium majus L., weil sie derjenigen an der brüst
der rauchschwalbe gleicht. Pritzd und Jessen, Die deutschen
volksnamen der pflanzen s. 90 bringen die bemerkung: „schell-
kraut aus gr. Chelidonia = schwalbenkraut, ward als mittel gegen
^omflecken und dadurch verursachtes schielen gedeutet auf
^S£6/mw = abschälen oder auf /sceZrtÄ = schielend". Mhd. schein
wurZy schelleicurz, celidonia, wie immer zu verstehen, scheint
also wirklich nicht, worauf man sonst am ersten verfiele, aus
swaleive, swalwe, schwalbe (zu s. svar, tönen?) entstellt. Uebri-
gens wurde celidonia ins Magyarische als tzinad&nia aufge-
nommen. Also mit zwiefachem n und tz, welches im anlaut zu-
meist bei fremdwörtern , z. b. tzinterem (coemeterium), vor- \ t[ 0* Pf
kommt. In einheimischer rede jedoch sagt man für goldwurz,
schellkraut fetske-fü, d. i. wörtlich: schwalbenkraut. Bemer-
kenswerther weise aber nennt auch der Lithauer, und ich möchte I
nicht behaupten, bloss unter fremdem einfluss, dieselbe pflanze
ebenfalls nach dem vogel kregzdyne, was, auffallend genug, an
da^xpotgrayT; des DioskoHHes anklin^. J. Grimm hat sich
bekanntlich in seiner geschichte viel mühe gegeben, die von
jenem aufbewahrten geto-dakischen pflanzennamen zu gothi-
schen zu stempeln. Das ist ihm nun meines erachtens auch l
nicht mit nur einem beispiele gelungen. Um so beachtens-
werther erschiene obige gleichung, die aber auch nicht miss-
braucht werden dürfte zu allzu kühnen folgerungen.
Bei nicht lebenden gegenständen, einige namen, wie Ioq-
yovT], ^EQfiiovr] (Fick s. XXXV) abgerechnet, begegnen wir ov-rj
mit ausdrückhchem feminalzeichen. Z. b. dyxövr], dxovi], aq)ev'
dovTj. Avövri 1. geschrei, 2. trockenheit. '^Hdoy^. Viell. <pitnnj
In wie fem hier etwa eine sichere grenze zu ziehen zwischen
70 A. F. Pott
dieserlei Wörtern, und anderen, welche das a vor v bewahren:
EQydvtj , ogyavov ; agvoarrj, dgvTaiva , dgl. , das zu bestimmen,
muss andern überlassen bleiben.
Für das d und d im Lat. bei Wörtern auf -Sov, din weiss
ich keinen rath. Es lässt sich übrigens nicht verkennen, diese
wortclasse pflegt in beiden sprachen nicht gerade angenehmes
zu bezeichnen. Nur muss man lat. wörter auf tudo ausnehmen.
Ein solcher ethisch, wo nicht widerwärtiger, doch herabmin-
dernder beigeschmack im sinne wohnt aber auch dem lat. yo
igin) bei, und vergleicht dieses sich in gedachter hinsieht lat.
Wörtern auf aster, wie oleasfer, wilder Ölbaum.
jßorcilaca, portnlaca. Caflaster knabe, bursche, aus
/selbst CatJliäiJLj^cht unwahrsch. cahdina, sc. car<
MDazu das zahlreiche romämsche gefölgffr-ÄT'irTrz. fülätre, bleu-
ätre, wie fidvaster, aber Fidviaster, dem Fulvius nachahmend.
Da g wie d (adjj. auf -idus, sahen wir, machen keine aus-
nähme), so wenig als im Sskr., in lat. suffixen üblich zu sein
pflegen, ist es nunmehr zeit, die oben mit bezug auf -go fallen
gelassene frage wieder aufzunehmen. Darf man in -go ein ur-
sprüngHches, aber zu g gemildertes c suchen, was mich glaub-
haft bedünkt, so wäre damit ein genügender aufschluss für -go,
und die ihm vorausgehende länge gewonnen. Es findet sich
nämlich eine nicht kleine zahl von Wörtern mit c und länge
davor im Latein. Solcher art z, b. lingulaca a. plappermaul,
b. der zungenfisch, c. sumpf-hahnenfuss. Verhenaca, auch hiero-
botane, was nicht zu verwundern wegen der frondes sacratae.
Portulaca, aber auch, als ob zu porca, porcilaca und porca-
strum. Pastinaca. Auch die pflanzen Urtica und lactuca sowie
eine andere lactilago, als ob von einem dem. Man nehme ferner
hinzu oleäginus und, mit neuem suftix, oleagin-eus oder -iw.s,
zur olive gehörig ; allein oleac-eus, dem Ölbaum ähnlich. Außser- 1
d^m: ixttrax. jC/oa^?»«^und X^t^f^ÜM^ X^^^^^^^Ty^l^^^J:}^
vglTJfÄji^t^? Fabnca^ect'tca, fonnica, nmbilicus.
cus^poszicut'yfeitGr : amicus, apricus , 2>udicus, wie caductus,
fklucia. Mit langem ?': jun-ix, corn-ix, und die femin. auf
"•?c (s. tr-i) von nomm. ag. auf -tor. fQh%uca, art" "mgiäderi-
ml^carrachimni viftWöi^umclH^ainrirot
Hiezu gesellt sich sodann die unzahl von adjj. auf-4c-«M«,
wie hordraceus , oleraceus, liliacens, mit erweiterung von euSf
injucn. Au98er-f
Ausser^«/ /^
^Aei, alwv. 71
welches adjj. bildet aus den stoff anzeigenden subst. Noch ohne
jenen zusatz meräcus aus merus, und ebria^us. Gallus gallinaceus,
zum hühnergeschlecht gehörig. PiMejaceus, schwarz, für pulliis.
Auch selbst mit ä: panmiceus. — Nimmt man nuiivora^^ das
sich trefflich zu voraxfvigie^ als gewissermassen für die übrigen
bildungen ähnlicher art massgebend und mitbeweisend, da ^^•ür-
den sich wenigstens die auf ägo mit ä adjectiven anreihen,
welche eine recht hervorragende neigung, etwas zu thun,
anzeigen, wie edaz, bihacidus, freilich indess wohl so ziemlich
alle von verben ausgehen. Aus solchen der drei ersten conju-
gationen; allein nicht, so scheint es, aus der vierten, wie auch
in fugax, perspicax kein i enthalten. Fttrax, verax (eher von
verare, als von verus). Audaz, tenaz, pertinax. Ferax, votnax,
pervicax. Indess z^J^t^^Smix^/teis-r-ti- Inno q«od ibi vivit» geht
nicht mit unj^etif von einem nomeDnCö^*Intteffl ""JTt"' "amctPlIiier «
die neigilffgdes thieres, nämlich im schlämme zu leben, gemeint
ist. Aber /orwiM^'^wobl blosse efweiterung vou fternüs'.' —
Es bemerlct nun Diez a. a. o. s. 6o3 vom &uS.'^e=mis, es
erleide in seiner auwendung bei den töchtersprachen des Latein
bedeutende modificationen. Man füge es an adjj. und lege ihm,
von dem allgemeinen begriffe der ähnlichkeit ausgehend, ver-
stärkende bedeutung bei, die in den einzelnen idiomen neben-
bestimmungen unterliegen. Ital. accio, azzo augmentativ und
pejorativ u. s. w. Es entspringen aus aceus aber auch eine
menge neuer subst. , „meist entweder vergrösserung und Ver-
schlimmerung, oder ähnlichkeit und herkunft andeutend". Oceus
[occio ozzo] bezeichnet dem italiener derbheit oder tüchtig-
keit und ist freie unlateinische bildung"; indess doch verm.
mit anlehnung an lat. adjj. auf oc. Auch wird, unter hinweis
auf pannuceus, von dieser form bemerkt, im adj. diene das suff.
in den östlichen sprachen zur Verkleinerung, im subst. bei
den Italienern zu geringschätziger Verkleinerung. Lat.
heisst der fresser nuindo (von mandere), aber auch matiduco
von manducus. '~~ "' — '-
Die lat. adjj. mit äc (nom. -ax) gehen, wenn ich recht
vermuthe, auf die, schärfe anzeigende wz. von äceo u. s. w. zu-
rück, und spricht äusserlich selbst hiefür die an sich etwas
befremdliche länge in äcer. Allein auch der sinn stimmt zu
solcher annähme gewss keinesweges übel. Nicht nur, dass cicer
mit inf. vorkommt, Sil. 3, 333, und mit in Cic. Farn. 8, 15,
72 A. F. Pott
hat es auch den doppelseitigen sinn von „rüstig, feurig, eifrig",
sowie umgekehrt den schlimmen von „heftig, hitzig, wild, streng."
Demnach entsprächen die verbal -ableitungen auf äc, gls. als
acer in agendo, stark, in irgend welchem thun, dem gr. dsivog
mit inf. z. b. leyeiv, laXslv (dicax, loquax), diddav.eiv, (payslv
(vorax), aber auch Ssivög ttjv tsx^tjv. Vgl. oben deiXaxgog,
sehr feig, allerdings dies eig. wohl : „bis zur spitze, zum äusser-
sten feig." Zu weiterer stütze dieser ansieht sei auch an 6c in
ferox, atrox, celox (celer), velox (velum aus vehere) erinnert, in
denen, wenigstens für mich, deutlich das primitiv zu ocior,
toxvg, s. ägu durchschimmert. — Aus uceus gehen adjj. und
subst. mit Verkleinerung hervor , und im Ital. kosenaraen auf
iiccio, uzzo, wie Anselmuccio, Pietriizzo.
Nun lässt sich aber nicht als endergebniss unserer gegen-
wärtigen betrachtung verkennen: es besteht zwischen den for-
men auf d(jo7i, igon, ügon nebst edon, idon, tüdon einer- und
wv, ön, mit thematischer länge, andererseits eine, so zu sagen,
seelische Verwandtschaft, die auch leiblich sich durch diesen
allen gemeinsame vokal-dehnung kund giebt. Letztere näm-
lich erscheint vermöge des mit instinctiv schicklicher wähl in
sie gelegten nachdruckes als Charakteristikum und dem be-
griffe entsprechendes symbol zur bezeichnung von etwas aus ser-
gewöhnlichem. Sei dies nun der fall mit bezug auf grosse
und menge, form oder moralische Würdigkeit, welche
stets ausser, zumeist über, zuweilen indess auch unter der
üblichen norm liegend gedacht werden. Nur muss man dabei
von den grammatischen functionen der verschiedenen wortclassen
absehen, indem es sich das eine mal um adjectiva (so ac u. s. w.),
andere male um substantiva bald concreter art fpersonen oder
doch lebendiges; sachhches) bald abstracter handelt.
Man nehme z. b. nmar ulsadj., >iugo, om/s possenreisser. — ;
Jlo^'n' schirn]f5ifQ;imo für lirvU^^liigo kynH«€J*. Tenebrio. Ligu-
riu-^ (iiil(;.sus nitillu llyvoi^. (iluss. Ifdlnnrni, id est hesterno
vino languentem beim Festus, erklärt si( li unschwer als einer,
welcher erst wieder den weinduft auszuathuieii hat. Vgl. beim
Lucrez : Et nardi florem, nectar qui naribus halat. — Ein buck-
liger heisst xvQTiöv von xvgrog und der maiine8n."Th der komödie
KannvXiüiv soll doch auch kaum auf etwas anderes als xa^uTri'-
Xog hindeuten. Oaytöv^ o, wenn suff. mit w, ist nicht nur fresser,
sondern auch Icinnbacke. Egn. 'L^ßgcav, auch 'lAßqwv, zu aßqög.
l^Biy aiaiv. 73
Desgl. Mald/.tov. Kvtpiov jedes krumme holz ; auch folterwerk-
zeug und daher missethäter. Nach -Äh^äos, to> sicil. fuchs,
auf menschen übertragen, „ve!'9«lija^en7''i©&3^u^'',* weroHn benannt
sein, Kixt^og, Steuermann des Menelaos, und gesteigtot, ein
Spartaner ^^kö^wv. Auch «tiptjj^ sich ver5tett«B4»,,,(fiir : ete(^^
bloss „sä^ifind"^); fuchs. Äjyr^fc» ein spitzbube, welcher die'
Stachelknute >wdient. Vgl. verbero, restio. Später: zusammen-
geflickter lumpenrock, centones ohne r. Tgißiov, abgeriebenes kleid.
Als adj. 6, rj, in etwas geübt, womit vertraut (daher im Lat.
personen, die sich mit etwas beschäftigen, auf 6n), zu zgißsa-
&ai. Absol. gls. wie unser „geriebener", durchtriebener mensch.
Und wohl gar daher der rechtslehrer Tribonianus? Halb griechisch
ferritribäces viri. StelUo plenus lentigine (daher: voll sterne)
nach Plinius die sterneidechse. üebertr. listiger, betrüge-
rischer mensch. — üatai/iiiüv. Pusio (eig. als „recht klein",
und demnach das minus verstärkend) knäblein (vgl. homuncio)
von pusus. So auch pttmiUo un
rutilus dgl.), wovon ich vermMht
Ibfejjt. \nv^aluüy_hdX wohl ande:
lyon Tgt-j^/fctxog. Da er vater der JIs^oQ^rj, einer gemalin des
gleichfalls kyprischen königs Kivigag, (s. Tuch zur Genes, s.
llTausg. 1) ist, liesse der Tia.me Me^aQ/nr] auf ein comp, mitlag^i?, y
Verbindung, Vereinigung (agf^a beischlafLjOjPiUog zusammenfügnng, > /ti^hVl'
gelenk , glied) rathen , als anspielung auf die~erzählung von .
'Pygmalions^ umarmung einer statue. Oder sollte in beiden j
namen faust- und der mit Umklammerungen verbundene ringkampf ^
mythisch aufgefasst sein? Mit ähnlichem ausgange z/^crxaA/cövi
von Jqd-KaXog, die doch verm. gleichen Ursprungs mit JqdyciavA
ovtog. AYd^Tj, AXd^iov (brandfuchsj als pferdenamen, wozu auch!
wohl Ald-i^Q als name eines hundes. Mit Al'&iov als manrn
vergleichen sich unsere Fuchs und Voss. Ald^aXiiov, tovogl
bein. der cicade, wenn nicht von der färbe, als wärmeliebend. \
Von besonderer Wichtigkeit sind aber nicht bloss auf personen »
bezügliche appellativa oder fingirte, sondern wirklich von män-
nern getragene eigennamen auf lov. Was doch von den
ihre kinder lieb habenden altern vorausgesetzt werden darf,
sind solche angebinde für die zukunft in der regel rühmlicher
art, und sollen für jene eine gutes verheissende mitgäbe auf
den lebensweg abseiten der namengeber bilden. Da stehen nun
auch die personennamen auf -wy, obschon kürzer, anderen von,
74 A. F. Pott
weil zweigliederig, hochtönenderem Charakter, an ethischem voll-
werth kaum etwas nach. Sind sie doch meist, wie wir deren
von körpergliedern kennen lernten, besonders hervor-
ragenden eigenschaften entnommen. Mau findet nun
solcherlei männliche personennamen auf -cur bei F ick, Griech.
personenn. s. XXIII, auf -iwv s. XXXIV und auf a/W, awvs. XL
verzeichnet. In einigen punkten rauss ich mich rücksichtlich
der von ihm angenommenen erklärung dieser formen nicht über-
zeugt bekennen. S. XXIII schreibt er: „durch antritt von v
an das o-suffix entsteht die ungemein beliebte koseform auf lov
mit dem seltenen feminin auf aiva = a-v-ia, welches das ur-
sprüngliche a==o bewahrt hat, z. b. ^axiov, f. ^äxaiva =
yt(xY.e-öaif.iöv-iog. Die ursprüngliche kürze des vokals bewahren
einige uralte mythische namen, wie AXowv, g. u4laovog, 'läacov,
g. ^Idaovog, vgl. laai-xX^g, daneben hat jedoch Homer schon
wv — und in der blüthezeit herrscht durchweg die fiexion wv,
g. o)vog". Dass wv aus dem kürzeren ov hervorgegangen, wie
s. XXXV aus einigen nebenformen mit kürze für ersteres ge-
folgert wird, ist kein stichhaltiger beweis gegenüber der von
uns durchgegangenen masse von Wörtern aller art auf lov und
6n bei nur einer geringen minderzahl von solchen auf ov, lat.
o{n), gen. tn-is, die überdies anderer art sind, und nur theil-
weise als höchstens ersterem coordinirt gelten möchten. Was
aber entstehen von ov, aiva (st. av-iä) durch angeblichen an-
tritt von V an das o-suffix, also s.-a anbelangt, da geht mir
für eine so feine anatomie das verstiindniss aus. Das -ati, z. b.
in 8. takshan, nom. takshä, gr. zexrojv, ovog, fem. zexTaiva,
bildet ofienbar, vermuthlich dem pronominalstamm 3. pers. ana
sich anschliessend , die einfachere form, aus welcher, durch Zu-
satz des gleichfalls pronominalen, allein auch in sskr. und lat.
compp. , wie superstites, ind'ujetes, interpretes (vgl. pretium),
lat. ped-i-tes, equ-i-tes, enthaltenen pronominalen t (aus ta), an-t
gr. ov-r, lat. en-t u, s. w. als präsentiale participial-endung hervor-
ging. Vgl. 8. yaw-< neben va«. Ben fey 's theorie nämlich, welcher
umgekehrt dergleichen kürzere formen durch abstumpfung aus
den längeren entstanden glaubte, z. b. Kz. VII. 112, habe ich,
nie geschmack abgewinnen können. Ich würde aber z. b. OXiyoiv^
ovtog im sinne von Fuhjentitui und die nebenforin -u)vog für
denselben geschichtsschreiber im suff. streng ausiünanderhalten.
Dass der zusatz von i in patronn. auf tW, von dem suff. lo, z. b.
läBiy ctitav. 75
Tela/iiiüv-iog (auch in TeXaiiiiov-L-ä6t]g) , aber IAtqbiwv neben
^AiQBidrjg, also mit verwischen des v von IdtQsvg vor t, herrühre,
darin hat Fick s. XXXIV meines bedünkens recht gesehen.
Den namen ^^rgft'g aber, von Plat. Cratyl. s. 74 Stall b. falsch
aus^arjjßog gedeutet, zieht Schneid e^j' mit gutem fug z\dem Q/
I ^l4TQ^t3i[idag, d. i. «»bköiml^ling eines uneP^hrockenen)<>,/«<er/WMS,
6a^ra^«. während In I^tq^ der intervolsale zischer^eich%e
i tqIü) sil^'and. "" TeAa^uw'v^^ .was sich sobst äusserlibh mS^
relauiov, tragriemen, vollkommen deckt, ist dem sinne nach^-
doch eher (tI durch vokal getrennt) zX^jniov, dor. Tkajucüv, sei
es nun als vieldulder, oder als unternehmend, kühn, auszulegen.
Aristoph. frieden s. 214 hat i^mx/wv als Athenerling, und auch
216 L4TTr/Mviy.6g, scherzhaft von i^zrr/xdg. — Sind wir doch auch
unter den appellativen mehreren auf -siov begegnet, worin das €
unstreitig auf ein zweites suff., meist wohl eo , zurückweist. Man
könnte nun, durch diese, und andere auf awv und aov, sich zu der
annähme einer contr. Benfey Gesch. s. öOömit-van, in lov verleiten
lassen, der aber das lat. 6n lebhaft widerspricht, da hier keine
solche formen mit hiatus vorhanden. Ueberdem müsste es doch
wunderlich zugegangen sein, wenn formen auf acov, also bereits
hinten mit länge, dessenungeachtet schon contraction erfahren
hätten. UvXduov, covog, als söhn des Neleus, führt ohne zweifei
seinen namen mit anspielung auf Pylos, welches sein vater ent-
weder erbaut oder doch erobert haben soll. Paus. 4, 2, o.
36, 1. Aehnlich wie zum gründer von Pylos im Peloponnes^ ^
ein TlvXag gemacht worden. Erfand doch der mythus um '^Youivrt. \j^
einer Stadt in Elis, willen eine gleichnamige frauensperson, welche^
bald tochter des Neleus, bald eines anderen königs von Elis,
des 'Eyradg, sein sollte. Prell er Myth. II, 166. Ilvldwv aber
ist ohne zweifei von ftvh] gebildet, und zwar, meine ich, im
sinne von JtvXäf.iäxog thor erstürmend. In dem namen Ilvlai-
/iiiyrjg der II. und in, viell. betreffs ai diesem angepasst, Uvkai-
^axog, die thorbeschirmerin, Athene, Arist. eq. 1172, wäre ich
geneigt, — man müsste denn darin gekürztes ftvkawg finden
wollen, — einen weiblichen lok. nach weise von xaf.iai zu suchen.
Wir erhielten damit hier einen am thore kämpfenden, und in
nvlai-fiiv)]g einen solchen, der am thore seine kraft und aus-
dauer (ßivog) erprobt. Vgl. Ja/no^i€vr]g. Den vordertheil aber
in 'AXd^aif-ievrig oder l4kd^ijiiiivrjg vermag ich nicht mit Sicher-
heit zu deuten. l4fivd^äovia hiess ein theil von EUs; und von
76 A. F. Pott
den drei Pylos lag eines in Elis, Wenn nun Amythaon als
gründer von Pylos bezeichnet wird (indess angeblich in Mes-
senien und nicht desjenigen in Elis): so begreift sich, dass er
mit Neleus die gleiche mutter, nämlich Tyro, hat. Der name
steht, so scheint es, mit d^wd^rjxog, welchem lat. infandus ent-
spricht, in Verbindung. Dann würde hiermit vermuthlich das
ungeheuerhche der stürme angezeigt, davAn^thaon nicht nur
selbst Aeohde ist, sondern auch eine {Aloha zur tochter hat.
Jedoch könnte diese als gemalin des Kalydon, eines sohnes von
u4iTO}l6g, möglicher weise auch bloss eine genealogische Verbin-
dung zwischen Aeoliern und Aetoliern vorstellen. Nämlich zu-
folge Ghd. M. I, 122 wäre unter den „chthonisch" wilden und
unbändigen poseidonssöhnen , so benannt JSr^ksvg, von vr^?,erjg,
auch vqXrig. Demnach als unbarmherziger, wie improbo ira-
cundior Hadria Hör. Od. 3, 9, 22, oder perfida freta Senec.
Med. AloXiösg waren übrigens 1. KavccKr] (doch wohl eins mit
xavo/»;', sei es nun in milder weise Stridor rudentum oder horrifer
Aquiloni' Stridor) und 2. WXyivovi], worunter dann windstille
verstanden sein kann, vermöge brutzeit der eisvögel. JrfCiov
als söhn des Aeolos bezeichnet seinerseits verm. einen feind-
seligen, örfiog. 2al/n(ov€vg aber, gleichfalls Aeolide, bruder des \
Sisyphos und vater der Tyro, obschon auch zum eponymus von ;
2aXuwvrj^ dem ich 2aXainig etymologisch verwandt glaube, ge-;
macht, lässt sich füglich auf tvovtov odXog deuten, und die:
/Tyro, welche vielfach in dieserlei sagen Tiineinspielt, könnte
wegen der meerdurschiflfenden PhQniker füglich einen bezug
haben zu deren handelsstadt Tyrus. Das erscheint um so glaub-
hafter, als des Salmoneus bruder Sisyphus für „Seefahrt und
handel treibend, verschlagen, gewinnsüchtig, schlecht" gilt.
Jacobi Wb. s. 812. Sisyphus soll aber mit feilen (wölken,
vellera) und kesseln (als klanggebenden wassergefässen), oder
mit seinem wagen den donner, mit fackeln (wetterleuchten) den
blitz nachgeahmt haben, und dafür von Zeus in den Tartarus
(d. h. in lichtlose nacht) geschleudert sein. Vgl. Remulus Ful-
mineo periit, Imitator fulmmis, ictu. Ov. M. 14, 618. Die bildung •
\on[^aXin(x)vevg wie ^fi^/^wv st. x^t^w»'- llXccxafxtov^ jeder platte kör- ;
per. Lätr.?m«o, termo und alimönia, caeremonia, aegrimonia wie,'
acrimonia nebst testimonium, matrimonium, Patrimonium. Insbe-l
sondere Te^a^oiv, den wir schon als tXi'jf.nov kennen lernten. Nicht
umsonst aber gilt er als s. des Aoakus und v. des Ajas. Oster-
^Aei, aitüv. 77
wald Hermes-Odysseus s. 85 raacht aus beiden „männer des
wehes, al (vae)", vgl. aläto). Für den gestrengen richter und
wehbringer im Hades passend, und auch für den ^Yag (worin
die Römer eine analogie der adj. auf ax zu hören glaubten)
vermöge seiner harten Schicksale, wie ihn Sophokles Ajax v.
430 seinen namen selber ethymologisiren lässt. Nur möchte
doch das digamraa in AYßaq Ahrens II, 43 einen strich durch
diese rechnuug machen, und, will man sich nicht an ß in aißov
anklammem, erklärung als saeviens, wie saevus Hector, Achilles,
saevus in armis Aeneas als räthlich erscheinen lassen. S. auch
Kz. VII^ 263 fg. Sonne's deutungaus s. eva, gang, a. a. o. VI.
126 wird wohl niemandem sonderlich einleuchten.
Ausdehnung aber solcher namensherkunft auf Ala nebst
seinem regelrecht danach, wie 'l^vrjg, Alyivrjvrjg, benannten
herrscher ^f>^r?^g,.als, weil'd;odtenreich,>^,wehland" Ostei^ald
s. 65, ja auch die^©a/az6g,^ls leute dei unterw^t, würde ich
meinerseits mit nicn^n vertniten. ® st\dig. wä?i^ grundlos,
und dann doch vielmehr \Veij[^«^r's erklä>^|ig (Rh. museum I.
219 — 283) aus cfmög. als ,,dumg«lmänner^^,,^ billigen. Die
Wanderung der Phäakeu, welche sclimS" der todtenwelt wären,
von ihrem früheren wohnsitz ^YTtigeia (s, v. a. oberweit?) nach
2x€Qia (festland, von oxsQog?) erzählt Od. 6, 4. Gleichsetzung
aber von (Daia^ mit AloKog (wie Al'aaxog u. a.) rechtfertigte
das gleichwohl nicht. — Noch sei aber des Kgrid^svg gedacht,
als ebenfalls s. des Aeolus, gemal der Tyro, und v. unter an-
deren des Amythaon. Deutung seines namens aus dem aor.
h^gad-rjV, zu xegävvv^i, aus welchem KQrjOiog als bein. des
Dionysos (vgl. T\gr. t6 xQuat, wein, weil gemischt getrunken, Pos-
sart Gram. s. 325) scheint unstatthaft, wollte man auch etwa an ,
brauen eines gewitters dabei denken. Dann bhebe aber kaum!
eine andere Zuflucht als ycQfjd^sv, welche zur noth ein „von oben}
herab" für wind und wetter zuliesse. Doch sperrte sich hie-l
gegen auch wieder ein K^ijS-tov, ojvog. Uebrigens wird Kretheus
als erbauer von lolkos Apollod. 1, 9, 11 angegeben, was, als
Sammelplatz der Argonauten , auf der Schiffahrt nöthige gunst !
von wind und wetter bezug haben könnte. nTohrroQd^rjg und |
IIoQ&evg, IIoQd^dtüv, auch nag^aiov k. von Kalydon (s. mich|
Kz. VI. 126 über die kalydonische jagd) als verwüster durch!
gebirgswasser. Daher seine gem. Evqvtij (stark fliessend) und^
EvQVTiiov, tüvog, kaly donischer Jäger, aber auch kentaur. Kakv-
78 A. F. Pott
öwv, s. des Aetolos, ist eponymus der gleichnamigen stadt in
Aetolien. Und so findet der ätolische volksstamm EvQvxäveq
eine gewisse aufklärung. Man suchte aller Wahrscheinlichkeit
nach in dem namen KaXvdu>v eine beziehung zu -aIvöiov, woge,
also grosse wassermenge, aus xAt'Cw, anspülen. Hieraus ja natur-
gemäss, als vom meer umspült, die KaXvdvaL vrjooi. Auch wohl
als regenbringer Kdlvövog, söhn des Uranos = Vanma.
In 0iX(xa)v^ tovog mag sich (ov einem (DiXalog angeschlossen
haben. Vgl. 'Eg/^aicov. Den Philaon bezeichnet die sage als
s. des Chersis, bruder des k. Gorgos auf Cypern. Eine Chersis,
t. des Phorkys und der Keto, weist Jacob i nach, und stehen
letztere ja mit den furchtbaren Gorgonen in Verbindung. Soll
damit etwa (DiXäiov den gegensatz bilden, zumal auf einer der
Kypris, also göttin der liebe, gewidmeten insel? Und wäre
XsQOig, V. des (nutzbringenden) "OvrjaLlog und des, doch wohl
nach götterstärke benannten) ^/-pw^fog, wie Qeo-ad^ivrjg — , dann
nur ausdruck für den festen erdboden der insel gegensätzlich
zu den ungethümen des meeres? Oder nebst Xegaiag hypok.
für Xeqaiöäuag dgl., und in diesem falle vöUig anderer herkunft?
ytvy.äü)v, s. des Pelasgos (als Vertreter der vorhellenischen
Urzeit) vater eines Amiog. Lykaon war k. von Arkadien, wie
denn auch ein berg in dessen südlichem theile yimciiov OQog
heisst, und Avy.6öovqa von ihm erbaut sein soll. Da nun fer-
ner als AvTiaovidrjg, theils MaivaXog als eponymus von der
st. Tj MaivaXog und to MaivaXov ogog, theils l4Qxdg (s. des
Zeus und der Kallisto, als gestirn: bär) erwähnt werden, über-
dem ^vxaoviog mit aQXTng= KaXXiOTio : wird durch dies alles,
wovor niemand seine äugen verschliessen kann , das gebirgige
hirtenland Arkadien als ,,wölfe und baren in sich bergend"
gekennzeichnet. S. bereits früher. Wenn Virgil von hyrka-
nischen tigern weiss, darf man sich gleichfalls nicht über das
im Zend nach wölfen benannte Vehrl'dnn Justi s. 28() wundern. —
Ja noch mehr. In Arkadien findet sich die st. uivxai&a =-
Avyiaia^ aber auch Kvvai&a (bei Theokr. sogar name einer
hirtin), sowie Kvvaid^ng als Lykaons söhn, und Kivaid^et'gy bein.
von Zeus in Arkadien. Ob etwa aus ai^og, brandfarbig, schwarz,
oder in anderem sinne, gleich dem gesteigerten al'^wv, wvog^
das zwar auch von färben gebraucht wird, allein ferner für
feurig, niuthig, von rossen, löwen, stieren, adlern? Bei Jacobi,
Wb. 8. 47 ist AIlÜ^wv name eines souueurosses, (auch Äethiops)^
Idai^ aiiov. 79
rosses der Eos, des Pluto u. s. w. ; auch eines adlers. Desgl.
aber auch der heisshuugerige (von Xii-iog aid^iov), als bein. des
Erysichthon und des Phlegyas (Sonnenbrand). AI'&t] stute Aga-
memnons. Aethion, önis, name eines rosses des Euneus im
zuge der sieben gegen Thebä, Stat. Theb. 6, 465, allein auch
Sühn einer nymphe, der auf dem zuge der sieben fürsten gegen
Thebä fiel, 7,756. Kouaid-io kann nichts anderes bedeuten, als
„mit brandrothem haar", und ist auch IIvQQaid^og mit rtvqqög
deutlich genug, während andere namen mit verwandten aus-
gängen (Fick s. 99) sich nicht allzuleicht erklären. — yivT^dovsg
hiess übrigens auch noch ein volk in Kleinasien. Nichts weniger
aber als aus ^v/.d(ov (contr. ^vy.dv, ävog?) durch zusammen-
ziehen entstanden erachte ich den häufigen mannesn. ^vxiüv,
(ovog, u. frauenn. ylvxaivlg. Vielmehr stehen sie wahrschein-
lich, als einem streitbaren thiere entnommen, in gleicher linie
mit unserm Wolf, ahd. Vnlfo, Foerstem. s. 342, schon Vulfila,
ülfilas. — Von rindviehzucht erhielten anscheinend ihren namen
Evßoia und Boionia, wo nicht, wie ßoiarla, ackerland, als von
pflugstieren bebaut. Das i im diphth. deutet etwa auf ein adj.
wie bubulura pecus. — BltjXiov, bein. des Herakles, falls, s.
finiher, von schafen, wie 'L4qv(ov. XoiQiav. QiJqiüv von if^iJQ oder
d^Qtt? 0r]Qc6 hiess sinnvoll die amme des selbst ja thierisch
wilden Ares, t. des Phylas. (DvXag, avvog, wo nicht aus cpvXi],
als heeresabtheilung, dann etwa nach den (pvXa der thiere.
Uebrigens war Qt^girag oder Qi]Qsitag bein. des Ares in Lake-
dämon. Nach jagdthieren ^Eldqxav, Joqxmv u. Joq/.iuv. — Die
Lagiden liessen in folge der kürze von a in Adyog wohl auch
eher deutung aus layög zu, denn als volksführer, Aaytxcxg, 'Hye-
l^uig. — Die kröte qiafvog, qpioi'v/^ hat yielen^|iersonen, und
auch 0Qv/vn\ (Dq^/cov, ihren namen her],(imerrmussen
ist hraußi, s. Jh0oliru (redupl.), rothbr^n ; ichneumojji^ auch
namcy/ou mäjraern , ahd. \BxmB2j^^W^^^^'^^^^%'^ allßr und so
auclf von cpovvog '? — 0cüxi(ov dag^en wird, da dessen v. (Dw-
Aog hiess, patr. sein gleich 0o)xiöt]g. OiÖKog aber braucht
seinerseits nicht nach dem meerthiere benannt zu sein, da man
hiebei könnte vielmehr lediglich an den eponymus von Phokis
gedacht haben.
Auch Mdxiüv ist schwerlich dui'ch blosse contr. von Ma-
xäiüv, ovog verschieden. Während aber des letzteren bruder
nodaXeiQtog einen zu bezeichnen scheint, der solchen beisteht,
80 A. F. Pott
welche, wie verwundete pflegen, „schwach (higög) auf den fiissen"
sind (das gegentheil noaaiy.QdTr]g, in den füssen stärke habend),
macht sein eigener name den eindruck eines sowohl kampf-
lustigen (wie /iiaxaü) diesen desiderativen sinn hat), als auch
eines wieder kampffähig herstellenden arztes. Die berechtigung
zu seinem hohen amte aber wird durch seine göttliche abkunft
bestätigt. Er ist nämlich söhn des l4axlr]7ti6g und der ^Hniovi],
welche beide namen, wie auf die r/'/rta qxxQfAaxa, so auch auf
rnLOxeiQ, bein. Apollos als heilkünstler, hinweisen. Ausserdem
ward ja Asklepios vom Apollo mit der Koronis (d. h. sinnreich:
der langlebigen krähe) erzeugt. Ein geliebter von dieser war
auch , was niemandem räthselhaft sein kann , "Jaxvg (also die
kraft und stärke, loxvg). Dessen vater "EXazog möchte in sol-
chem Zusammenhang aber von «Aardg, gehämmert, s. v. sagen
wollen als: „stark, unvergänglich, wie eisen". Weniger glaub-
haft von ilaTrj (und dann „baumstark"), woher der schiffername
'Elaziiov, vgl. Pontica pinus vom schiffe bei Horaz. Was soUs
aber mit dem beginn in L4oyilrj7n6g? Berufung auf aaxelv t«/-
vTjv erklärte das A nicht. Viell. bringt uns aoxsXig, unablässig,
beharrlich, erwünschte hülfe. — Der götterarzt naitjwv, ovog^
dor. üaiaiov, contr. Ilaidv, ävog, und IJaiuv üvog. ^Iwvideg
(wie der frauenn. OiXiovig), heilnymphen, mithin von läofiai^
klingen an. Indess etwa in jenem imai im sinne von subve-
Inire zu suchen, wäre doch zu verwegen. — ilay, g. ilavo^hatJ
obschon zuweilen mit lo näv in Verbindung" gebracht, nichtsj
damit zu thun. Als heerdengott führt er den namen ohne zweifelj
von pa-scere, pabulwH, nöa und ist dieser contrah. aus a-ov.
So /TfiAexcti', ovog, oder als parf. TreA^xag, ävxog (baumspecht)
von TtsXexdio. — l4Xxf.iaia)v, "AXxjudcüf, 'AXx^idv^ ävog, l^Xx^itüv
(in allen w) setzen, dafern ihr schluss nicht mit der wz. von
.fisfiaiog (mit macht strebend) zusammenhängt, suff. -/ai] voraus.
I Indess zeigt l^X^i/mov viell. noch einen andern weg. IJoaeiöiöv,
I zsgz. aus lloaeiddwv, wvog, ion. IloaELÖeitiv (« etwa erklärlich
I aus Iloaeiöuog poet. = TIoaeLÖioviog), dor. Hoaeidäv u. TloTei-
I öav, äol. mit zurückgezogenem ton Ilotsidav, möchte ich gern,
I wo nicht als intumescens, dann doch „heranfluthend" (aus ufer)
' erklären. So schon Wwb. II, 2, s. 1021. Dann müsste man
die präp. noti als darin ursprünglich, allein mundartlich durch
assibilation verändert annehmen. Eine arkadische inschrift von
Tegea bietet Iloaoiöav, wie andere Ti6g als präp. Damit wäre
'AeI, altov. 81
dann der übelstand der lautdifferenz zwischen dem sonst in dem
götternamen üblichen ei mit dem oi in olödco, oidfua d-aXaaarjg
wenigstens gemildert. Gleicher wz. (s. und) müssten auch sein
die mit gen. zusammengesetzten l^Aoardv/; und "^y'cJarodi'dvjj, vom
meere, von wasser befeuchtet. Sonne's Kz. X, 182 fg. vorge-
brachte erklärung aus rtöoig, noxog trank, ist mir zu künstlich,
äl/noTcoTT^g zum trotz. Sonst liessen s. saritpati, saritäm-pati,
der flüsse herr od. geraahl, auch nicht übel auf comp, mit
s. paä 1, herr, 2. eheherr rtoaig, vgl. jedoch növvia, für„wogen-
herr" rathen.
Fick a. a. 0. s. LX, LXII. rechnet, unter berufung auf
Bekker, Anecd. IL 856, die egn. auf -uyv zu den hypokori-
stischen , und zwar als kürzungen von , zumeist mehrgliedrigen
vollnamen, wie deren auch das Germanische besitze. S. LIX.
Nicht ohne grund, zumal ahd. mannesn. wie Prüno, g. d. prü-
nin, acc. prüniin; ebenso Poto, Kero, Wilichomo und alle auf
-/7o, als : Ezilo u. s w. zufolge Grimm, Gr. P s. 768 schwach
flectiren, mithin thematisches n zeigen. Nur wird man in ihnen
den vokal vor n nicht lang zu setzen haben, sondern wie in
s. an, gr. ov. So z. b. Niv.ojv, wvog (fem. Nixco, abweichend
auch in der tonstelle) und entsprechend Sigo Foerstemann,
Altd. namenb. I. 1086. Meviov (zu f.iivog), 2d-evcovi6ag (fem.
2d^£vtü, wie 'Ivto, eine der Gorgonen, vgl. idarog od^ivog. Find.
Ol., 9, 55); desgl. Älco Cic. N. D. 3, 2l,'!AXyMv, berühren sich
im sinne mit Starco s. 1121. Aber auch Kqutwv (zu goth.
hardus? Förstem. s. 606), KagTegiov nebst 'layigcov, ^laxvQicov,
'loxQiiiiv, — JeivcQV, auch Jsiva/.fov. JetvooTQazog (mit furcht-
barem beere) könnte geradezu als übers, dienen, von dem doch
gewiss auch possessiv gemeinten Agishari s. 37. rögycov, Foq-
yiag sind auch wohl: den „feinden furchtbar", also tapfer,
muthig, gemeint, wie FoqyoUmv, Jr/ioXetov. — Qv/iicövöag, söhn
des Mentor, etwa wie ahd., nach möt (mens, muth) benannt,
Miiafo s. 933. Ogaoco, die muthvolle, beiu. der Athene, und
Ggäacüv, Ggaaüvöag, Ggaotovidag wie ^d^eviovidag , aber auch
I^evidrjg. Qegoicov. Ahd. Thraso s. 1196, kann ihnen nicht
entsprechen, es müsste denn die lautverschiebung nicht ganz
regelrecht sein. Goth. thras schnell, verwegen, fügt sich viel-
leicht zu 8. trasa (was sich bewegt) und dem skr. caus. trd-
sayafi 1. in bewegung setzen, 2. erzittern machen, terrere. Im
sinne stimmt zu dem griech. namen Baldo s. 204 von baltiis
Beitrüge z. kande A. ig. iprsebea VIII. g
82 A. F. Pott
(audax, confidens, fortis) und Chuono s. 311, woher Kuno,
Kuhn, Kühne. Kkitov, d. i. ruhmreich, sammt Klslvtov und
KksiTtov, wie Hruam, Ruamo s. 746, aber auch Hrodo und
mit i: Hrodio s. 715, und patron. Klswvidr]^, Klscovdag, wie
ahd. Hroding. Auch wohl KXBtovrjg und KXeojvög, söhn des
Pelops. Tif.ib)v, Tifiio, Tifxcovidrjg, etwa ahd. Eralo, fam, ErleckCy
falls von era s. 374, mithin s. v. a. Honorius. So JUiov von
d/xj;, wie Justus, Justinianus. — Der Gott niovtwv, wie man-
nesn. Ä^■co, JRichio s. 1039, und Audo, Odo, Otto, s. 158. —
^ETv/iitüv, ^Evv(.i(jüvdag etwa ahd. l/SrtW(^o s. 1072. k\xch^Eveaivevg,\
C% S ^^^* ^^^i^'^^'^'^S s^' ^Tvinog. WahrscET aber weniger im sinne i
[VlV" eines einfachen verax, als kürzung von 'EvsoKlrjg, 'Etv^oxlfjg^
l^ie\ Sandebert (in wahrem glanzeV Ags. s^Jij_^ sooth^^jerus}^
irisch seadh_ies, yea, truly , mit jenen ahd. namen übrigens
gehen Vomssfer. part. s-a^«^ und js-ftj_ (seiend, vgl. tö ovxwg bV,
j ^as wirklich seiende) aus, woher ^gai-ya, heog. — 26q)üfv, ahd.
,g^^^^ Frodo %. 432, lat. fPrudenfius , das jedoch, als aus providens
*^ entstaaden , damit schwerllcli zusammenhängt. — yldfXTUüv,
^ä/iinQiov, als Steigerung von ^ct^uQog aus dem anders beton-
ten adj. XafxTtQog. — ^riXßioviörjg. Ferner doch wohl nicht
minder vom glänze Oalötov, Oaiötovöag als gleichstämmig mit
4 \ Oaidiixog und 0aidqog, aus (faidqög durch tonwechsel zum egn.
JTft^w^-^ gestempelt. Ahd. Perhto, Brqht^Berto s^ 239 zu aM^heraht,
glänzend. S. hharga strahlender glänz, und 5aher als patron.
Bhargäyana , aucli Fidgentius. — Evtvxiiov, wo nicht patron.
von EvTt'xiog, wie EvTvxiöag. Egn. Glück. — ^diov (wohlauf, ge-
sund) zu aaoTSQog. U. aa. mythischer gesetzgeber von Samo-
thrake, das in alter zeit ^aöwrioog Diod. Sic. 5, 47 geheissen
hätte. Auch 2öog, ^ovg. Hello von ahd. hail (salvus, sanus)
s. 586. Aber ^Isqcov. ''lAyviov von dyvog; aber Eväyrjg, Qeäyijg
von ayog; auch '^Ayiwv aus ayiog. Vgl. 588. ^nliov zu aoXog
als diskus? s. Eichstädt, Dram. p. 152. 26l(i)v unter aoXog
bei Schneider Lexikon, als von eisen unterschieden von ötaxog
aus stein. Oder noch mit o als salvus, während in oXog nsper
an dessen statt? — Oikwv, Liuba m., Liubo s. 848 und Seviov,
Gasto s. 492. — ^Igaviiov kaum verschieden von EIquvUov, El-
QTjvaiog, Friddo, fem. Frida (Facatula) s. 423. TranquiUun,
^Hüi'xiog. Dag. IlüXi/^wv, UTole/nalog. Mdxiov. Auch QavXiüv
sehr wahrsch. zu maked. Qav/nog /; Qavlog • '!^4Qijg. Ebenfalls
M6\^tü}> eher kampflustig von f-iöi^og, als im siunu von judi^a^.
h
l4d, alciv. 83 ^J^'^
venia u. s. w. Ahd. Gimdo, Guntio s. 556, aus einem kämpf,
krieg bedeutenden worte, das sich aber nur in compp. findet.
Schade, s. 357. Auch Hildo Förstern, s. 665 von hütja,
"TiT^toTcampf. Seh. s. 397. ^rgdrcüv wie \^ario F. s. 616. yläcjv
und auch wohl ylstovidag, sovne Jrj/iiojv und dafern mit a,
Jdfiwv, finden in Fulco s. 438 ihr gegenbild.
Fick s. XVII. LVI, sucht so ziemlich in allen einstäm-
migen namensformen hypokoristische kürzungen. Zum theil
mit aufgeben des ersten, andere male des zweiten gliedes von
mehrstämmigen vollnaraen. Ich möchte indess fragen, ob dieser
satz nicht einige einschränkung erleiden müsse. Grimm, Gramm.
III, s. 689, in dem „diminution zusammengesetzter eigennamen"
überschriebenen cap. gesteht im Germanischen koseformen nur
den Verlust des tonloser gewordenen letzten wortes der Zu-
sammensetzung, hingegen umgekehrt in fremden eigennamen
kürzung am vorderen de zu. Das würde freilich nicht gerade
massgebend sein für das Griechische, wo ja immerhin kose-
formen beiderlei art, mit kürzung vorn wie hinten, möglich
blieben. Was mich aber bei den von Grimm aufgeführten
koseformen namentlich auf 2 wie Fritz, Heinz, Cunz, Götz nicht
ganz gleichgültig bedünkt, ist dies : hier haben wir kürzungen
von je nur einem bestimmten eigennamen, wde Friedrich,
Heinrich, Conrad, Gotfried vor uns, und mit nicht en Stellver-
treter (wenigstens so scheint es) für jeden behebigen anderen
vollnamen mit gleichem vordergliede an der spitze. Schon des-
halb wäre, da nur wenige namen auf -cov als kürzung längerer
daneben bei derselben person sich nachweisen lassen, der
begrifi' von koseform für das Griechische viel weiter zufassen,
und wohl nicht allzugewiss, es habe denjenigen, welche namen
auf -üjv (innerhalb dieser schranken halten wir uns hier) jungen
weitbürgern beilegten, nothwendig jedesmal mehr als der in
ihnen enthaltene einfache ausdruck, d. h. namentlich einer
aus der reihe von vollnamen mit gleichem stamme in sich, vor-
geschwebt. Hieran zu glauben wird mir schon aus dem ein-
leuchtenden gründe schwer, wir haben ja eine menge von Wör-
tern, auch nichts weniger als schmeicMhaften, vielmehr oft
argen Spottnamen (man denke nur anViIo£dwii' u. s. w.), bei
denen an herkunft aus ursprünglich zwiegetheilten compositen
zu denken eitel thorheit wäre. Sonach bin ich meinerseits ge-
neigt, in vielen solcher egn. auf lov den ihm auch sonst ein-
6*
84 A. F. Pott
wohnenden ampliativen cliarakter zu suchen, und in gewissem
betracht, vielumfassenden collectiven. A'ag/rw»' also z. b. wäre
gleichsam der inbegriff aller art anmuth. Oder bei adjec-
tiven: l4ydi^iov, in ungewöhnlicher weise dyad^og, so dass einem
so geheissenen nicht nur moralische gute, vgl. l^ya&ijvwQ, Evi']-
vü)Q, sondern auch alles mögliche gute sonst, z. b. wie in l4ya&6-
liiOQog, einer mit gutem lebensloose , /noQog, lAyad^tj^uQog ^ Etirj-
l^BQOQ, glückliche tage geniessend, l^yad^oxlrjg (trefflichen rühm
erlangend), angewünscht werden. — So aus dyXaog nicht nur
einfach ^!^ylaog, sondern auch mit begrifflicher Steigerung l4-
yldcüv/!Ayliüv. l4yXa6cpaf.iog, mythischer lehrer des Pythagoras
und, weil als chorag aller mystik geltend, von Lobeck für sein
berühmtes werk als titel gewählt, ist doch vermuthlich in an-
derem sinne gemeint, als dyXa6(pri(j.og „ruhmglänzend*'. Viel-
mehr soll darin (fri^Vi als göttliche, prophetische, kurz heilige
stimme angezeigt sein, wie auch in dem namen der sirene
l4yXaoq)iq(.irj. Vgl. Evcpdfxiog bein. des Zeus. — KaXiövdag zu
■/.akög, und sogar vom superl. KalUanov wie l^gloTiov, wo-
gegen an TidlXog angelehnt Kdllwv mit KaXlojviörjg. Schön,
Förstem. 1078. — Nehmen wir nun aber einmal eine mythische
persönlichkeit. Da haben wir also Mrjxiioy allerdings mit kürze
g. ovog. Der name hängt nun offenbar von dem auch mythischen
wesen MrJTig, log (klugheit) ab. Schon oben wurde, bei gelegen-
heit von XsIqwv, daran erinnert, dass in XsQOiq^Qcov die auf-
gäbe eines tüchtigen architekten (auch einer des n. Mi]Tixog)
zur anschauung gebracht sei. Sehen wir uns aber unter den
Metioniden um, so finden wir darin bald die einsichtsvolle künst-
lerische erfindung, bald die einer solchen entsprechende aus-
führung verherrlicht. S. Jacobi, s. G22. Da ist also Metion
s. des Erechtheus, und wird dadurch mit Athen und dessen
schutzpatronin Athene, d. h. mit dieser nicht nur als göttin der
Weisheit, so im hymnus ig !^i^i]vüv 7inkt:fir]Tiv Creuz. Symb.
II, 805, sondern auch als ^Egydvt], werkmeisterin, in Verbindung
gebracht. Seine mutter aber Jlga^iO^ta führt ihren nanien wohl
als „mit auf die praxis gerichtetem schauen, &ia und hier
= ^cwß/a" (nicht dea) ; und scheinen auch die älternnamen
dieser, 0Qdaiftog (vgl. (pqaaxvg Überlegung von (fQouaif^ai,
q)Qddfxtüv, womit vertraut, kundig) und Jioyivsia (aus des Zeus ge-
schlechte, also vornehmster abkunft, wiedieMetis, geliebte des.sel-
beu gottes) passend genug gewählt. Zeus hat zum beiwurt int^iiüsig
It4ei, alcüv. 85
und häufig MJ^rt^rjyg, welches letztere wohl eher comp, ist, wie la(pE'
triQ mithin rathsender, berather, als derivat aus (.irixiofiai (wie evvi-
rjyffmitfi?), was doch nur „erdenkend" sein könnte, ^iow^rtgund
Jiof.iridovg nvlr] heisst ein thor in Athen, und man sagte JCi /nrjriv
drakawog wie &€6(piv jiirjaTWQ (die länge in den cass obl., wie
z. b. sskr. hartär) dxälavrog. Wenn übrigens das weih des Me-
tion und mutter des Dädalos 'Ifpivorj heisst, sollte nicht auch
in diesen namen ein hinweis auf mit kraft verbundenes denken
gelegt sein? Weiter: „als einen der söhne des Metion nennt
Diodor den Dädalos, während er den Metion selbst als söhn
des Eupalamos und enkel des Erechtheus angiebt. ApoUodor
dagegen nennt den Eupalamos als söhn des Metion und als
vater des Dädalos". Jaldalog besagt nun schon im namen den
künstler, und der 'EvTiaXai.iog kann nichts anderes vorstellen,
aü^einen öaidolöxsiQ, mit geschickter band. Vgl. den ^Ayaiitj-
örjg, s. äeslEQyivog"(si\s werkführer), berühmt wegen seiner am
tempel Apollos in Delphi und sonst bewährten evTsxvla. Auch
dem Ualaf-irjÖTig, s. des^Jia^iplios (also schiffskundiger), von [^^
Odysseus ohne zweifei aus eifersucht gehasst, werden mehrere
erfindungen (s. Jacobi s. 690 anm. 3) zugeschrieben, was auch
durch den namen vollkommen gerechtfertigt erscheint. In ihm
nämlich finden sich die geschickte band {vn "^HcpalaTOv 7iald(.iij
Hes. Tb. 866) mit dem klüglichen ersinnen, iirjdog, einträch-
tig zusammen. Falsch ist Osterwald's erklärung aus TtdX-
keiv und /u^do^aL, als sei es „auf erschütterung sinnend" mit
bezug auf seinen grossvater Poseidon. Hermes-Od. s. 42. M?j-
Ttadotaa,, durch rath erfreuend, ddtlv^^'? Auch von dem schwester-
paar Mrjtioxrj und MeviTtTtTj, welche von der Athene die weber-
kunst erlernten, gehört desshalb die erste auch wohl hierher. Kdlwg
(eig. schiffsseil) als schüler des Dädalus begreift sich, wie nicht
minder Öia^ (Steuerruder) als s. des Nauplios und br. des Pala-
medes. Gerade wie der becher Kvad^og zum mundschenk des
weinmannes Oiv€vg gemacht wircL. Desgl. IJo^og (einkünfte, er-
werb) als s. der verständigen Metis. Vgl. TIoQiaTrjg (erwerber),
ßiOTtogiOTiTiög, lebensunterhalt verschaffend. L^Queziov von dg-
xezäg^ hinreichend, besagt wohl nicht nur: zur genüge habend,
sondern auch seinen pflichten genüge leistend, 'ßqp«A/wv,
schliesst den nutzen, wcpsXia, nicht aus, und das gleiche gilt von
'Ovda(jüv,^0vaoi(jov. Alid. Scazo^Egn. Schatz. Förstern, s. 1079.
Mit welchem rechte könnte man nun wohl Mr^riwv für eine
86 A. F. Pott
koseform ansehen? Genügt nicht zu seiner vollen erklärung
einzig schon f.irjTig , zumal als mythische person ? QaXaaotwv,
lovog, n. eines fischerknaben, soll wohl eine art patron. sein
von QaXaaaa, gem. des Okeanos. Soja IIozaiLicüv, s. des Aegyp-
tus (Nil). 'Ixi^viov, ovog mannesn. Auch ^Yywv, hirtenname,
ist durch sich selbst verständlich, wie TirvQog, bei den Lakonen
leitbock und Isid. p. 380 tityrns ex ove et hirco. (jleichfails
KoQvoiov von y.oQvoog nauoenlerche, wozu auch mit längerer
form KoQvdaXlog. Fick will uns überreden, ^l'ycov sei kose-
form zu ^l'yia&og, ohne jedoch darüber auskunft zu geben, ob
in letzterem wirklich ai§ stecke. Die bei den alten umgehende
erzählung, er sei, nachdem von seiner mutter ausgesetzt, ,,von
einer ziege gesäugt" hat keinen grösseren werth, als die andere
vom Ti]k€q>og, den man „gesäugt von einer hirschkuh {llacpogy
Jacobi, s. 172, sein lässt. Nichts als verunglückte etymolo-
gische deutungen. Letzterer als söhn des Herakles (hier als
Sonnengott?) und der Auge (glanzes) trägt natürhch, wie Tr]ks-
(paeaaa, vom fernhinleuchten den namen. In ^Xyiad^og wider-
strebte schon a der herleitung von ^rjaai. Den namen y4}'yi<j'
d^og weiss ich nicht zu deuten. ^Xyiv&og als egn. freilich sieht
wie der vogel aiyivd^og aus, wofür auch aiyiad^og vorkommt.
Allein was gewänne man damit? Auch Kvßiad^ng mit gleichem
ausgange, und ^Ogead-etg (in den bergen — laufend, oder seinen
sitz, d^äxog , habend?) erklären, namentlich mythisch, nichts
wie auch nicht, sollte AXyiad-og eine kürzung vorstellen, wie
EvQvod^eig aus EvQvod^evtjg. Alynad^eveia (vgl. Tavgoa&evrjg^
stärke eines stieres, oder gewalt über ihn besitzend? '^Inno-
a&evrjg) kann doch schwerlich : magnam vim (copiam) capraruni,
haben sein sollen^ Jj(i»ffwi' als mannesjif^ritt schon durcji-^n
accent den 'iTt^gwv geheissenen sl^jimen in Afrika jgiJ^enüber,
die unstreitig^ach häufigkeit.'ArtJh pfdiduu (hiAW Pferdestall ;
poststatjori) benannt wojseteh. 'Ititiioviov ist augenscheinlich ver-
dreht aus Vihona. — XaqLuov lässt zweifelhaft, ob ausjf yag/<y/ '-,
#-Wim sinne voncreude oder/schlacht. Der mannesn. Xggwvkännj
i füglich nichts anders beaeuten~als „reich an frMde*V Ijollte
derselbe nicht aber auch für den navflajßMs Tn l)(MÜtigeuder |
weise, wie Eumeniden, gewählt sein, als führe er allein zu dem \
sitz der seligen und zu nichts schlimmerem? Nur fragt sich, t
ob Diodor (s. Part he y, Vocab. copt. p. 577) recht hat mit i
seiner bohauptung, der name sei von einem ägyptischen worte |
^%
^«/, altüv. 87
für TtQioQEvg hergenommen. Haben wir weiter zurück den
'Acheron als unerfreulichen gedeutet: so stimmt hiezu trefflich
Iass~er "miF'3er~ro^yr^a ( unterirdiscEes gefängniss) oder^O^^]
vri (finsterniss) den ^AoxäXacpog, eine art nachtvogel, gezeugt
haben soll.
Eine reihe von mannesnamen auf -cov gehen auf götter-
namen zurück, und nicht unwahrscheinlich, sie werden damit
diesem oder jenem gotte dringend zum schütze anempfohlen.
Schon Qiwv, im allgemeinen, wozuahd. Gudo, Godo Förstern.
s. 529, insofern nicht zu gut, stimmt. Änso von den Anses
(verm. durch blossen zufall an zd. Amesha anklingend) bei Jor-
nandes, altn. äs, ags. 6s (deus) s. 101. — Jiwv, Jmvdag, f.
Jnävrj. Zijviov. Spät 'Icjßiog, als ob Jovius? "Hqcov, '^Hqwvöag,
doch eher , sollte ich denken , von '^'Hqa als von rjQog. '^Hqa-
xkiiov. Bdxxüfv, aber Olvortuov (weinfarbig) s. des Dionysos.
'"Eqihov. '^HXioiv, J€lq)i(ov, Jlv&lwv, Qtoißuov und bei Fick
s. XXIV Idnölliüv, das er mit^/roAAodwpog gleichstellt. Idnok-
Xiüviog wie Movacoviog, Tloaeiöioviog. ^!AQeiog, MaHialis. ^Hipaia-
xiiüv wohl nicht patron. wie ^Hg)aiaTrfiadrjg und IlrjXrjiddi^g st.
JlrjXei'örjg und Ilrjkeiiov, Achilles, deren €i sich aus IlrjXevg,
e{f)iog, mit suff. lo erklärt. Wd^rjvaitov, l4^rjVio)v, ^Ad^avitav,
von l4&rjvaia, lAd^ijvrj, l4d^dva. Ist es für die göttin, welche
in voller rüstung dem haupte des Zeus entstieg, zu kühn, ihren
namen pass. als „ungesäugte" oder „die keine amme tid^vrj ge-
habt" zu erklären? Athen hatte eher von ihr den namen, als
umgekehrt. — 2aTVQtiov ein possenreisser, aber auch viell.
mannesn. wie ^cczigog. Nvfiq>iüv. ^loiov, ovog u. arvog von
^laa. Dag. ^laiov ist eine st., welche in Magnesia liegt, und
so erklärt sich auch einer mit n. ^l'awv als könig von ^Iwkxog,
'laajX'Kog, worin wohl ein comp, mit oXy.dg sc. veiov verborgen
liegt. nrjXiiÜTtg ^iaiov liegt nämUch in Thessalia Magnesia.
QBfxiaiov etwa a aus t-iwv von d^s^ixog poet. st. d^e/moTog. —
l47tla)v als Alexandrinischer grammatiker nicht unmöghch nach
dem ägyptischen l^Ttig, gleichwie 2:eQaTtl(üv, ^aganitav nach
dem Serapis.
Beschäftigung mit den waffen in namen gelegt zu finden,
darf uns nicht wunder nehmen, indem ja das kriegshandwerk
stets als ehrenvoll und adelnd galt. So nun yilxfiiojv von
aixftTj, das verm. gleichen Ursprungs mit ax/^rj, nur dass es,
wie aX-K-ifuog ein i besass, welches sich mit dem voraufgehen-
[/
88 A. F. Pott
den a verband, wonach denn x sich, wie in d/.axfisvog, st. x vor
fi einstellte. Ob hieher ^L4/.i(xoq, mannesname bei Suidas?
Nicht viel anders ahd.Llcco, ^kko von ahd. ekka^ ecke im sinne
von Schwertesschärfe ForsTTJm. sTO fg. Ort; Ortila f. s. 972
von ort (acies). Gero^ Kero s. 471, von ahd. ger (telum), wenn
dessen /• für s steht, yalaov, gaesum. Shakespeare. Siqxov.
MaxaiQiojv wie MaxcciQevg. 2äxü)v zu adxog. Scütung s. 1079.
Auch etwa Schilter, vf. des thesaurus, hinten mit hari, beer?
Galertus. Ahd. Heiminus, Hehmini u. s. w. s. 654. - Auch kann
,, erzmann" als heroenname (Ja cobi s. 201) nur auf anfertigung
von Waffen oder deren gebrauch zielen. So wird XaXuog unter
den erfindern der Schildbewaffnung genannt, wie sich denn auch
XäXvip (stahl) als söhn des kriegsgottes Ares begreift. Ferner
haben wir einen der XdXxwv als Schildträger des Antilochos
und einen zweiten, welcher anderwärts Xal/iwöcuv, eisenzahn,
heisst Vgl. hinten gekürzt Idyqioöog (mit wildem zahn) hund
des Aktäon. Chalkodon, welcher Xahiionri, d. h. erzstimme,
wo nicht erzglanz, zur tochter hat, hiess auch ein könig von
Chalkis, — dem namen-anklange zu liebe. — Oikcc/^ti-itüv, covog
und ovog wird von einer kürzeren form zu aju/na = x«^«'/'«'«
ausgehen, und somit einen bezeichnen, der mit Vorliebe den
ringkampf betreibt. — Indess auch bürgerliche beschäfti-
gungen sind nicht gerade ausgeschlossen. Könnte z. b. Kegd-
f.iwv etwas anderes bedeuten, als mit anfertigung oder verkauf
von töpferwaaren beschäftigt? Hiefür spricht schon, obwohl gls.
adel verleihendes patron., naxav-uov, erdichteter n^e eines
koches, der somit gls. als schüsselheld ligurirt.
)ar^siL nacii^7fej:^asche%i^annt. Dem scheinen sich ^Ber
vwv unoG'oTvcu»', ^oiviiov, dercBötier 0t va^t/og unstreitig s. v. a.
magister convivii, vgl. QaXiagxog anzuschliessen. Verm. als leute,
denen angewünscht wird, schraausereien geben und solchen bei-
wohnen zu können. Avqiav von der Xi-qa, und MeliaTiiov von
/neharrjg sänger. Auch wohl Meli^to als Sängerin, vgl. uehx-
XTjg. MeXizwv, liederdichter, gls. voll bonigseim, wie Melireia,
d. i. mellea. — \y4yQiov möglicher weise „jäger", von dyga, zd.
azra; und so viell. mehrere dieses j namens aus ungriechischen
ländern. Nicht zu vergessen den [MeXiaygog, d. i. cui curae
est venatio. Allein der mythische JfyQiav m uss vielmehr wie
Agricola, dem worte ay^og entstammen. Vgl. Evyaitav nach
trefflichem fnichtlande. Das beweist zur genüge der über ihn
^€t, auov. 89
durch Anton. Lib. 15 gelieferte beiicht. S. des Eumelos (schaf-
reich) — vgl. Pan als l4yQ€i:g und'^ypiog, gls. der wilde? — :
enkel des Migoxp (mensch; aber auch bienenfresser), der Byssa
und der Meropis, auf der insel Kos, verehrte nur die erde(!)
als gottheit, beleidigte dagegen die Pallas, Artemis li^ygoTiga,
jägerin!) und den Hermes. Dafür zur strafe Verwandlung von
diesem, nur dem irdischen zugewandten menschen (fiegoip) und
gottverächter nebst seinen verwandten in vögel, — und viel-
leicht in solche, weil diese auf luftregionen und damit auf
höhere wesen hinweisen? Biooa aber als meervogel, auch
gleichen sinnes mit ßvaaog (ao aus d--io wegen ßvd^ög), wurde
aller Wahrscheinlichkeit nach auch darum mit in die Verwandt-
schaft gebracht, weil doch das meer mit seineu inseln (hier Kos)
ebenfalls zur erde gehört. — Idyqiojviog und ^'Ayqiog als bein.
des Dionysos zielen wohl auf die wilde lustbarkeit bei bakchischen
festen. ^äXayog (oakayt] unruhe, lärm, geschrei) als folge über-
mässigen trinkens erklärt sich selbst. Daher ist er s. des Oivo-
7r/tuv(weintrinker, oder bloss weinfarbig wie der Kreter jBo/voi/; ?),
welcher seinerseits des Dionysos söhn und bruder des Staphylos
{aracpvX^). Nicht ohne grund aber heisst Eiavd-rjg ein söhn des
Dionysos, indem ja von der gute der rebenblüthe der weinsegen
mit bedingt ist. Krjnliov u. Ovtcjv sehen aus, wie gärtnerei
treibend und küchengewächse ziehend. Das bestätigt sich durch
den Athener (DvTalog, der die Demeter gastlich aufnahm, indem
dies doch nur s. v. a. (pvzdhog, fruchtbarkeit erzeugend, z. b.
Zsi^g durch den regen, sein kann. Poetischer mag ^Avi^Ej-iUnv
zu verstehen sein, wie der frauenn. livi^ovaa, die blumenreiche.
Erklärlicher weise gehören in unseren kreis auch eine
ziemliche anzahl lateinischer Wörter auf ö/?, wodurch männ-
liche personen nach ihrer, öfters einem besonderen gegenstände
gewidmeten beschäftigung bezeichnet werden. Da diese
eine dauernde zu sein pflegt, bedingt das ja auch gleichsam den
an jenen haftenden Charakter mit. TabelUo, notar, der mit tabel-
/ae zu thun hat. Lihellio. LaMit^s und /aw/o,fleischer. Pellio; aber
centipellio, der zweite magen der Wiederkäuer. Linteo, lein-
weber. Cocio, mäkler, gls. als ronciliator zu com- mit eieo?
^^^orverkauter ; aügchätzer von waaren, Ca<//)Q, jinscheinend,
l)bschorr sich nicht der diphth. daraus erklärt, gleichstämmig
mit xärtrjlog. Durch entlehnuug daher mhd. kmif, kauf.
AfacA/oH^T'aSgeblich besteiger von gerüsten {pmchinae, mit auf-
00 A. F. Pott
geben des einen n), niaurer. Doch s. frz. wiogaicDiez, Ewb.,
s. 631*. Maxavidag und Mrjxccvitov als mannesn. bezeichnen
dagegen etwas anderes in folge ihres priraitivs (xrixavi] anschlag,
rath. Fullo. Restio, seiler; auch kom. der mit dem seile schlage
bekommt. Vgl. ferriterus und flagriones wie verberones. Ca-
lones trossknechte und ligneae clavae, gr. xäXa. Opilio mit
scheinbarem anklang an olortoXog. Mulio. Aufiallend ist das s
in equiso und agaso; und letzteres aus agere asinos herzuleiten
verbietet die lat. bildungsweise von compp., welche das regierende
glied ans ende bringen müsste. Eher dürfte es von Griechen-
land herübergenommenes l4yrjau)v sein, als etwaige kurzform
für l4yaai7i7tog^ s. Wwb. I, s. 534, und ihm equiso in hybrider
weise erst nachgebildet. ^Hyi/niov, lovog mannesn., aber 'Hy£-
^ovrj (führerin) bein. der Artemis. Auch amasio, — micuJus st.
amasius ist bloss dem Griech., z. h^^AoTtaaia, auch etwa xopcl-t
fftoy, nachgebildet worden. Cnasones , acus quibus mulieres?
Caput scalpunt , lässt sich gleichfalls als dem gr. xy^gf y von 5
V |>tvaw angepasst nicht verkennen. Murgiso, schlauer advokat, 1
bleiBl trotz oberflächlichen Streifens an mures gegenüber von 5
muscipula unerklärt. iKigdiova , quem nos quoque Jucrionem *
vocamus, s. früher bei laver'nio. Fraedones , räuber, plünderer,
gleich latrones. Ardelio geschäftiger nichtsthuer, von ardere.
Wenn nicht versnoth mit im spiele ist, Hesse sich, wie in fidelis,
eher länge erwarten. Oder hat man darin ein adj. nach weise
"^ von habiliü^ von habeo, alleüi mit beibehaltung von e, anzu-
nehmen ?(L^i^etwa, wie /^wi^wahrsch'Nms levis, J^^g, weitw- j
gebildet, und e^ glatt, einschmeibhlerisch, uW so : anloö^gnd ? — |
CLudio, Schauspieler. Ludius, dass., allein auch gladiator,
un3~^me zweier maier. Histrio neben eir. hister. Kaum doch
I "^us laTOQuv. — -.Optio, der gehülfe, den man sich wählt. Mit-
fi^^l^ -sl^vvin eher zu optioV^'lüüopiare , als zu ops. Oder sollte in op-
I tare nicht sowohl die präp. ob wie in oppetere, oder mit it^re
.stecken, als vielmehr ein 02>cm7;e^gr<? mit starker Verkürzung? —
Praeco. Auch praeciae , qui a flaminibus praemittebantur, und
sonach mit cieo, citare, woher auch wohl concio f.
Iliezu gesellen sich dann ferner decurio und centurio als
obmänner einer decuria, centuria. Nicht minder curia als
priester der curia. Dazu, verra. nach dem muster von pafro-
nus die nebenformen decurionus, centurionus, curionus. Das
sind mithin die hervorragendsten mitglieder von körper-
!Au, alwv. 91
Schäften, bestimmter oder unbestimmter zahl. In curia suche
ich einen männerverein (aus com-vir, vgl. coetus und rtoXtäv-
ÖQLov) und auch in decüria, centüria trotz angeblicher kürze
gemeinschaft von decemviri, centumvirl. Nur, dass diese bloss
durch lose juxtaposition zusammengerückt sind, jene aber in
ächter comp, den endnasal einbüssten, wie in decnssis, centi-
manus. Die nebenform decures fiele alsdann einigermassen in
die analogie von biennis, unanimis, perduellis dgl. Curio kommt
übrigens auch als bein. in der gens Scn'bonia (von scriba?)
vor. Ja Plautus bildet nach curiosus scherzhaft ein curio. Dies
mithin aus cüra, alt coerare, worin seinerseits ganz wohl ein
comp, aus com- mit o^g«, ahd. wara, acht, aufmerksamkeit,
vorliegen mag. MercurrusKÖnnte , unter berücksichtigung von
tugurium, als Weiterbildung aus einem neutrum=Tf'/og, und auch
etwa Veturius mit r st. s in vetus, eris, möglicherweise durch
ableitung aus} merx entspringen. Bildet die kürze des ii kein
hinderniss, schiene ' comp, als name des gottes, qui mercium
curam gerit, mit sehr entschuldbarem fortlassen des einen der
beiden c, naturgemäss. Vgl. viocürus. Sonst viell. einfach der
waaten wahrer, ovQog, und somit Schützer des handeis? Dem
einfalle eines alten glossators (Sitzungsber. der österr. ak.
1880 s. 520): Mercnrius medius (dachte er dabei an meridies?)
currens, i. e. sermo inter deos et homines, und s. 534 der be-
grifflich nicht Übeln deutung von cura quod cor (wo bleibt
dessen d?) urat pflichtet schwerlich jemand bei. Wenn es
yf3.hr ist, /mercedonius ^uÜiakh^&^Mem^dem dare, dann müsste
das eine ä vor dem andern gewichen sein. Möglich indess, von
dare sei nichts darin enthalten. Merces als in locum nieriti
cedens ?
Sodann besitzt das Latein eine der zahl der äugen am würfel
gleichkommende reihe von formen, wodurch zu bestimmten
einheiten zusammengefasstecoUectiva ihren ausdruck erhalten.
Und zwar kommen dieselben den periektika auf -wV, welche
ihrerseits eine unbestimmte menge umfassen, in passendster
weise entgegen. Ihr suffix aber ist iön, das sich, mit ausnähme
von tmio, distributiven anschliesst. Oder muss man dies als ön
ansetzen, derart, dass in solchem falle das i davor schlussvokal
wäre des jeweiligen primitivs, jedoch mit Verdünnung des lautes?
Bemerkenswerther weise aber sind diese, obschon unpersönliche
Wörter, ausnahmsweise nicht weiblich. Jactus quisque apud
92 A. F. Pott
lusores veteres a iminero vocabatur, ut imio. binio, trinio, qua- .
temio, quinio, senio. Isid. Orig. 18, (35. jj/nio m. (auch f.), I
eine einzelne grosse perle. Vgl. solitär. 2. eine art einzelner |
(zv
n
zwiebeln, frz. oig}ion._ Spät f. als abstr. einheit, Vereinigung,
e^l. tälio i.f Wiedervergeltung , retaliare, als gegeus. zu qualis :
„wie du mir, so ich dir". — Biniones aureos m., und zwar
als münze, aus Hegesippus bei Vollmöller, Roman, forsch. I.
heft 2, s. 259, mit nach weis für temio auch als fem. — Diesen
nachgebildet it. miliöne, hilliöne. — Ist, wie man glaubhaft an-
nimmt, oiayvng trotz anklang an lat. ävis, aus oiog entstanden,
wie man denn darunter grössere und einzeln fliegende vögel
versteht, die als alites, praepetes zu auspicien dienten, Plin. X,
22, p. 45, Franz., dann reihete sich das in gewissem betracht
der analogie von imio an. Vgl. slawisch jedin^tz"^ coli, ^oviog,
singularis [vf oher frz. sanglier']. Miklos. Nestor I, p.XVI. Ent-
fernter berührt sich eben damit auch ycoLvcTjvEg, nur im plur.,
theilnehmer, genossen^ von Koivög, allein gls. ein collectives xoiviov
{xoivicüv ?) voraussetzend. Inzwischen auch xoiviovög, o, auch >},
gesellschafter, gefährte. Svvog verdankt seine länge, wie die
verben auf -vvto, unstreitig dem Übertritte des i von suff. lo
hinter ^vv, wie xoLvog den diphth. einem solchen hinter einer
gr. form weg = lat. com-, cum. S. mein Wwb. III, s. 11, IV,
66. lAy-Koivt] wohl aus einer form mit kurzem o von ayxwv
und Zusatz von -iri. Y in Wechsel mit gl bei Böotiern, wie lat.
poena: punire u. aa. In ähnlicher weise dürfte auch xoiQavog
aus WQ-Log entsprungen sein. P^s findet sich aber nicht nur
§vvi6v, sondern auch ^vvtjov, dor. ^vvaiov (etwa ein aiog voraus-
setzend, oder zu xotvaw?), und daher verm. ^vvav, wie xoivav,
nach weise von dor. rtqdtxog st. jiQwxng (aus rrgo-atog), ion.
^vveiov (vgl. xoiveiov in betreff des eV). Etwa selbst juey^ffraveg
als hochgeboren, veavsg, wie dtöv^iaioVy ovog stets im du. oder pl.
Aehnlich wiewohl mit kurzem a und sonach ohne contrac-
tion: '/.Qiavog, im zeichen des widders geboren (woher der Eleer
Kgidviog) mit seinem geliebter : Cvyiavög, axogniavög, Tavgiavög.
Trjtavtiog, heurig, wie htrjstavög, worin das ij etwas sonderbar
drein sieht. Kaum doch, wie nicht minder seltsam in et'tjyevrjg
und evrjTtth'a, bei welchem vielleicht in gegensatz zu xuxt/nelia.
Anders evdiavog, warm. OvTtöavogy nichtsnutzig, von beson-
derem interesse, im fall man recht vermuthen darf, sein ö sei
beibehaltene neutral-enduug. Also ti — quid in tiequidquam,
i^«/, aiixt¥. 93
vergeblich, dem buchstjibennach: ,,nichtwas in welchem grade im-
mer". Soja auch nequam, ,, nicht in irgend welchem grade etwas
•<iiQTi\i^\vindineqnior,nequitia. Auch mit jMff/js: nequalia detrimenta.
Sachliche nomina im masc. kennt das Latein nur wenige,
wie z. b. pugio^ so zu sagen als Stecher personificirt. Cundlio
wohl als etwaige Steigerung von cucullus. Udo, ovöcov: pero.
Cndo, aus feilen bereiteter heim. Viell. xiodcov, tovog, nicht als
glocke, sondern = xwösia haupt, köpf. Oder zu -aÜöiov,
dem. von xtSag? Mucro. Ligo. Scipio stab, und wohl nach irgend
einem ehrenvollen stabe egn. Viell. aus dem griech. aycirtcav,
auch a/.if.i7Titiv, ayctfiTtTiov von axif.iTrrtü stützen, ^xärtog, scapus,
axtjTtojv, unser schaß, von ax^rvTca. Stolo, wuchernder neben-
spross an pflanzen, und bein. der gens Licinia. Pernio, per-
niun-cuJus frostbeule. — TIXaTaytöv (rrlaTay^) , ^ klapper,
niayyiov, ovog, wachspuppe, und frauenname, wie Nawagiov
von vdvvog. Herleitung von TtXdoaw wird dadurch sehr zweifel-
haft, dass dieses als kennbuchstaben durchaus kein y zeigt. —
Wörter wie ser-mo, fer-mo, reQ/uiov, ovog neben participialem
termhnis sind früher besprochen.
Häufiger begegnet man abstracten auf it'm , welche, um
dieser ihrer blasseren eigenschaft willen, sich müssen weiblichen
Charakter gefallen lassen. Nur wenige begnügen sich einfach
mit ion , wie internecio, pernicio, 'telkiio (von releaere gls.
Qviederholt iiberd.enken ; nicht rdigatio); dagegen coUectto. Uegiö'
(eig. richtung), aber rec?«o^ r^erung %egio. Pacio, der ver-
trag, später pactw. Obsidio, obsessio. ^fecessum (dem nicht
ausgewichen werden kann) als part, pass. r^ecesse aber ^^ell.
nicht daher mit adv.-endung auf e, sondern, wie facile^ eig.
acc. n. von einem comp, poss,, mit einer kürzeren form zu cessio,
'^v-ayxvj dürfte ebenfalls mit priv. dv- „unbiegsamkeit" sein,
und nicht mit drd : aufgezwängtes. Suspicio neben suspectio. IJsu-
capio, pigyioriscapio, wie nrbicajms, dhev particeps. Sonst cajt>-
tio. Bentio, allein auch ohne scheu vor Wiederholung des t:
dentiiio, wie mentiäo, (jenes, schluss-w hinzugenommen, mit 5,
letzteres, wie fortitudo, mit 4 dentalen), petiiio. — Nominalen
Ursprungs perdueüio (als m. empörer), rehellio und opinio, vgl.
necopiftus.
Eine wahre fluth aber bilden die verbal-abstracta auf
-tion und -sion. Kme eigenthümlichkeit, woran Sskr. und Griech.
keinen theil haben, indem diese sich für das nom. act. mit dem
94 A. F. Pott
unerweiterten -tif.^ gr. -Tt und (unter einfluss von rassibiliert)-fft be-
gnügen. Da aber im Lat. die weibliche endung ti (im unterschiede
von der mehr concreten und desshalb mannhaften tu, -su in I V . , z. b.
actus: actio; VISUS: visio;siius: positio: convoitus: contentio) man-
nigfachen Verdunkelungen unterlag, wurde zu deren schütze der ver-
längernde Zusatz, so scheint es, der soeben erwähnten bildungsweise
abgeborgt. Ja, man hätte vielleicht, mit hinblick nach dem Ger-
manischen, so ganz unrecht nicht mit der behauptung, es sei
hiedurch schwache abwandlung an stelle der ursprünglich
starken getreten. Im nom., z. b. ars, mors, (jens, dos, schwand
sogar die ganze silbe ti, und so stellt sich denn, übrigens auch
mit Sinnesverschiedenheit, mentio neben mens, alt mentis', por-
tio , proportio , und wieder partitio zu pars; messio zu mess^is.
l'ivvr]aig, ysveatg, s. jäti, gebui't, gens und tiatio. rvcHaig, notio.
JoJTig, öooig, dätio, aber auch dos , g. dotis^ s.redupl. dai-ti, das
geben, darbringen. So auch s. sthiti das stehen, azaaig, statio, Status
lund instilutio mit einer fülle von dentalen aus statuo. S»
I trank, noaig, pötio und potus. Auch (Uirc^vt^,
I Vgl. früher von uns in erwägung gezogene nommal-derivat
-tudon, neben kürzeren ohne tu. Servitudo, viell. angelehnt an
servitus. Suff, tut, das nur Wörtern persönlichen sinnes, virtus,
Juventus, senectus, sich anfügt. Desgl. -avvj] hinter adjj. auf »,
wie evcpQOvvrj, ikerjinoavvr]. Im Skr. tvana. — Uebrigens gehen
abstr. auf -tion, sion, wie bekannt, von verben aller conjuga-
tionen aus. Indess nicht, wie man sich thörichter weise einzu-
bilden pflegt, aus deren supinum. Es ist nur wahr, part. perf.
pass., das subst. auf -tu, -su, zu welchem ja das sup. auf -tum,
sum als acc. und -tu, su als contrah. dat. (oder abl.?) selber
gehören, und -tion, sion, some nicht minder das nom. ag. -tor,
sor, haben eine mit dem sup. gleichmässige, allein daneben
liegende bildung. Oratio , venatio , sectio , statio ; cautio , admo-
nitio. Factio, occasio, itio, auditio, dissensio.
Beiläufig sei hier noch erwähnt, dass, wie der end-nasal
im nom. auf o(«) sammt dem casus-charakter s, wie im Sskr.,
aber in disharmonie mit dem Griech., schwindet, ein solches ent-
weichen auch mehrfach in ableitungen vorkommt. So nun vor c.
Wohlgemerkt aber, mit bei behaltung der länge des o, welches
für ursprüngliches d steht; und ohne die nur durch anschmie-
gung an nachfolgendes u herbeigeführte Verdunkelung bei demi-
nutiven, wie latrun-culus. Demgumäsb lutrocinor, lenocinor, ratio-
yieiy aUüv, 95
cinor, sermocinor, selbst patrocinor, obschon von patronus, und
dazu latrocinium, lenociniiim , ratiocimum, j^atrochiium; tiroci-
nium. Unklar alucinor. Doch nicht etwa von lux, wie elucus ?
Es wurde unstreitig der in concionor, sermonor, auch potiono,
beibehaltene nasal unterdrückt, um dem zweiten aus dem wege
zu gehen, wie in veneficus. Sonst verblieb er, ähnlicher Stellung
zum trotz, in perniun-culus aus pernio; pnvoninus, Neptu?n?ia.
Wie aber? ist nicht auch in jenen formen ein anklang an das
su£f. 6c in feroz u. s. w. geschaffen, der art, dass hierdurch gleich-
sam analoga entstanden zu dgin (vollends, wenn dessen g durch
milderung von c, wie in vigesimus u. s. w. steht) in oleaginus ? —
Ausser vergleich bleiben muss vaticinium als mit gallicinium
von canere ausgehend. Vaticinus, wie cornicen und als mannes-
name auch Cornicinus, bezeichnet demzufolge : „nach weise eines
väfes singend", will sagen: ,^carmina, orakelsprüche verkündend
oder deutend". Vgl. auch os-cines, deren gesangeman augurien
entnahm („mit dem munde verkündend", oder praep. o6s?) im ge-
gensatz zu den alites. Carmen bedeutet aber auch Zauberspruch,
z b. qui malum carmeh {{vzrcharme, nicht, wie Passow meint,
xäq^a) incantasset (frz. enchanfer). IMtes möchte ich aber schojf
um seiner ioi Latein bei personeir^^tsämeh "ehdui^ willen, als
von fremd^er eingeführt ansej^. Etwa , unte^ vermittelung
der Etn^ker. Vgl. nqotfrr^iri^, dem freihch (fäTi]g nicht gleich-
i:omml "^'fr^nTden erregte überdies v, und nicht f.
Vor dem suff. ösus büssen die sulistT auf ion , ungeachtet
arenosus, selbst venenosus, nicht beanstandet wurden, gleichfalls
ihren nasal ein, und zwar weil dem osus ursprünglich auch ein
71 angehört Es flössen in folge hiervon aber beide o in eines
zusammen. Das alte formonsiis thut klärlich dar: ösus hat,
wie schon aus früher beigebrachten beispielen zu ersehen, die-
selbe Umwandlung aus sskr. vant, gr. /€vt erfahren, wie u. a.
auch 'AxsQovo-Loq aus IrixEQÖvv-iog; yeqovoia st. ytQOvtia. Da-
von legt aber einzig noch das kaum aus einem part. präs. ver-
längerte cru-entus (denn opulens, entns u. s. w. haben seltsamer
weise ein l an stelle von s. tani oder mant) beachtenswerthes
zeugniss für die grundform ab. In ihm schmolz nämlich v mit
dem u des grundwortes — in eins zusammen. Man erinnere
sich nur des lat. crti-or mit cru-dns; sskr. Irura , wund, sau-
cius, kravis n., KQeag, kravya (eig. wohl blutig), rohes fleisch.
Sonst z. b. innösuSf olvovg., ovaaa; fj oivovvra (st. o-svr-iä und
96 A. F. Pott
= vinösa mit Unterdrückung des i hinter .s) ein kraut, das
thiere trunken macht. Ael. V. H. II. 40. Mellosa dulcedo eins
mit fAsXixoäoaa, contr. (.leXitovxTa. Lactosus yXayöeig. — Unter-
gang von « vor .s zum öfteren, wie auch in Albesin scuta, qui-
bus Albenses (das suff. in derlei bildungen aus in-esse) usi sunt. —
Daher nun religiosus, suspiciosus (st. on-onsus); eaptiosits,
factiosus^ seditiosus. Axitiosus dafern nicht, wie fiac/ifiosus,
gebildet, sondern wie superstitiosus. Axites, wie mperfitites,
soll sein : „die gern gethan haben möchten", zu axim. Einige
male findet sich vor -osus ein , durch das thema des pri-
mitivs nicht gerechtfertigtes ii, und schiene, da uus kaum
darin enthalten, nicht unmöglich, es lebe in ihm noch eine
schwache erinnerung an den einstigen labial fort, welcher
dem im sskr. -vant gleichstünde. Ich schweige von osfiu-
osus^ auch ossuaj'ius. Es hat sich nämlich auch ein neutr.
ossii erhalten. Und so fällt ersteres nicht ab von aestu-osusA
fructuosus, salh/osus, sinuosiis, aus dem sich wohl gar Sinuesiia^\
trotz sagenhafter anknüpfung an Sinope, erklärt. Gleiche ent-
schuldigung fehlte bei montuosus zur seite von montosus; man*
müsste es denn durch t in eine falsche bahn gelenkt wähnen.
Von voluptuosus klänge das schon glaubhaft genug, da -tat in
voluptas das derivat sonst zu schwerfällig gemacht hätte. Hir-
tuosits und hirtus als adj., falls nicht neutr. (das rauhe) gedacht,
ist auch nicht sehr regelrecht. Indess auch fenebrirosits
von tenehricus. Facliciosus , noXvf^irjxavog , von facHciu^s. —
Das u in dorsualis und mit assim. dossuariiLs, dies beiläufig
hier mit zu erwähnen, passt nicht zu dem üblichen dorttntn
(wahrsch. abwärts gekehrt aus deorsum), wohl aber zum m.
dorsus, wenn nach IV. — Ventriculosn ^m.'?.s/o ist bauchgrimmen.
Ventriosus homo, dickbauch, aber weist, mindestens ideell, auf
ein un vorhanden es *ventrio (7 aarpwv) zurück, während ventniosa
(bauchige) ac patula dolia viell. durch putruonum ulcus eine
schwesterform erhält. Piscosns verlor das widerstandslosere i
von piscis, wogegen Studiosus von Studium dasselbe festhält.
Laboriosus hat z. b. gegen pudorosus, ital. amoroso ein / zu
viel, wie curiosus neben incuria. Iter Inbosiini dagegen heisclit
meines dafürhaltens eine völlig andere erkliirung. Vgl. auch
amosiOf ab amore deuominatum. Es tlillt nämlich in die ana-
logio von canorus, decorus, hotiorus, odorus, sonor us , saporus,
oder vielmehr liat das dieser Wortklasse ursprünglich gebührende
s bewahrt. Das beweisen ihre primitiva, wie labos, Jwnos, od^s,
deren älteres ä nicht etwa das casuszeichen .*? vorstellt. Denen
kommt nämlich statt des jüngeren or, wie dessen verbleiben in
hanesfus a.nzeigt, thematischer zischer mit keinem geringeren rechte
zu, als dem neutralen -us, gen. eris oder Öris. Auch deren .s
behauptete sich vor tenues, wie onus-tus, corpus-culum, potidus-
cuhim, wogegen onerosus, ponderosus, generomis, facinorosus inter-
vokales /• an seine stelle setzten. Horrifer, horrißcus (nicht
wie fepefacio) haben, dies hier mit zu bemerken. Wohllauts halber
das end-or geopfert. Sonst doch Äon-or, furor, amaror. — Hienach
hat das Latein einen wohl zu beachtenden gegensatz herausgebildet
zwischen obigem ös (später Ör, gen. m-is) und wörtem auf eben-
genanntes US. Schlagendes beispiel decor : decus, mit überwiegen
des ersteren. In dopiielter hinsieht: nicht bloss abseiten des
geschlechts, sondern auch der dem männlichen angemessenen
lautvei'stärkung. Termo: termeu.
Werfen ^ir am schluss unserer Untersuchung über das
(iriechischem und Latein gemeinsame suffix tov, &ti noch einmal
einen flüchtigen rückblick auf dieses, so ergiebt sich bei ihm,
wie bei mancherlei anderen Sprachmitteln, sog. polysemantie.
D.h., wie ich mir dies scheinbare räthsel auslege : ein hei t des
subjectiven s i n n e s bei Verschiedenheit der bedeutungen, d. h.
mehrheitlicher anwendung auf o b j e c t i v , zum öfteren sogar
weit, auseinanderliegendes Nehmen wir, um dies von anderweit
her zu verdeutlichen, beispielsweise das wort; gericht. Welche
kluft doch, sachlich genommen, zwischen einer zum essen her-
gestellten speise und der zum finden und sprechen des rechts
abgehaltenen sitzung! Und dennoch sind sie rein sprachlich
(nicht in bloss homonymer weise, d. h. dem gleichlaute nach,
wie z. b. der und das thor) vollkommen eins, und treffen im
sinne durchaus zusammen, obschon als zeichen, atjuaivov,
nicht des gleichen, d. h. bezeichneten arjvaivouevov). Die
speise wird zum gemessen hergerichtet, und das gericht hat
das rechte ausfindig zn machen und als solches walten zu
lassen. So wurzeln beide in dem nämlichen sinne und einheits-
punkte des zurechtmachens, ihrem vergleichsdritten.
Allein dergleichen bezeichnungs-mittel, obschon an sich
im sinne je eines sich deckend, vermögen dessenungeachtet
zu verschiedenen begrifflichen, und insofern auch sprachlichen,
zwecken zu dienen. Ja, dies hier kurz mit zu berühren, geben
Bvitrige z. künde d. ig. iprAchen VUI. 7
98 A. F. Pott l4ei, alatv.
wiederum gericht sammt richten und recht — lat. rectuff nebst
rector, regimeii, regio und so fort, auf regere, oder viel-
mehr deren wurzel {reg) in weitschichtiger, gedanklicher wie
sprachlicher genealogie zurück. Alles vermöge einer nicht rein
willkürlichen, sondern psychologisch begründeten ideen-asso-
ciation, die aber nicht nothwendig immer in allen sprachen
die nämlichen wege einzuschlagen braucht.
Um aber zu unserem suffix zurückzukehren: es kommt
bei der mannigfaltigkeit seines gebrauches gar viel auf die
jedesmalige combination an, die es eingeht. Durch jede
Verbindung mit anderem und anderem wird auch, zumal bei
Veränderung in betonung oder geschlecht, unser suffix selber
etwas anderes , oder wenigstens , um nicht zu viel zu sagen,
wirkt anders, indem es z. b. das kennzeichen eigener neuer
Wortklassen abgiebt. Wie verschieden doch schon der fall,
ob das primitiv per so n bezeichnet oder sache. Und ob Sub-
stantiv, adjectiv, numerale oder verbal. Ferner ob es
ein appellativ bilden hüft, oder, was hier ja öfters der fall,
einen eigennamen, mithin zu einem sonderwesen individna-
lisir t.
Genug. Mir will scheinen : zu einer befriedigenden wort-
bildungs lehre auch nur für die beiden classischen sprachen,
sehr zum schaden nicht bloss der theorie, sondern auch
der praxis fehlt gar viel, und sind erst noch sorgfaltige
einzel-untersuchungen in menge dringend von nöthen. Nament-
lich auch zu dem ende, um endlich eine wirkliche bedeutungs-
lehre zu gewinnen, von der schon Reisig, indess auch nur,
träumte. — Möge man in gegenwärtiger arbeit ein nicht un-
brauchbares scherfiein erblicken, zu gedachtem ende. Dies
mein wünsch. A. F. Potf.
Zur litauischen dialektforschung-.
Durch die entwicklung der preussisch-litauischen Schrift-
sprache und durch den gang, welchen die gnimnjatische und
lexikalische erforschung des Litauischen gemacht h.at, ist es
veranlasst, dass die spräche des nördlichen preussischen Litauens
bisher eine viel geringere bHachtung gefunden hat, als sie ver-
dient. Ich will ver- ichen, diesen mangol im folgendüu einiger-
A. Bezzenberger Zur lit. dialektforschung. 99
massen gut zu machen, indem ich zeigen werde, dass diese
spräche lautlich feiner organisiert ist, als das „Preussisch-litau-
ische", von welchem sie Kurschat Lit. gram. §. 24 — wohl
mit recht — ausschliesst. Ehe ich mich aber dazu wende, habe
ich einige Vorbemerkungen zu machen.
Als das preussische Nord -Litauen betrachte ich bis auf
weiteres (vgl. weiter unten) mit Kurschat a. a. o. die gegeu-
den von Prökuls, Memel und Krottingen bez. die kirchspiele
Prökuls, Dawillen^), Memel, Krottingen. Die spräche dieser
gegenden ist, wie sich weiterhin zeigen wird, eine entschieden
einheithche, obgleich in ihr zahlreichere und schärfere mund-
artliche Verschiedenheiten hervortreten, als vielleicht in irgend
einem anderen litauischen gebiet. Die hauptsächlichsten jener
Verschiedenheiten nenne ich im folgenden.
1) Südlich einer linie, welche etwa durch die orte Schäferei,
Szilgallen, Klooszen, Kindschen-Hartel, Koiteekeln, Sudmanten
Hans, Gedminnen und Sznauksten ^) bestimmt wird, werden fj^
dj zu cz dz; nördlich dieser linie treten - ausser im wurzel-
anlaut [dzaüksmas] und abgesehen von der präposition incz —
für tj, dj vor e-lauten t, d, sonst die „erweichten" laute t\ cf
ein, deren erweichung übrigens meist kaum vernehmlich ist '^).
Während man also in z. b. Szernen büczau sagt, sagt man in
z. b. Sudmanten Hans büt'au; während es in z. b. Löbarteu
dul'ii (instr. sg. msc.) heisst, heisst es in z. b. Prökuls dafür
didzu.
2) Nördlich der unter 1) angegebenen linie spricht man
„State", südlich derselben „szlödne" ^), d. h. die schriftlitauischen
laute e und e werden in der regel hier durch e (langes spitzes e),
') Diess kirchspiel ist erst in neuerer zeit aus teilen der kirchspiele
Memel und Prökuls gebildet worden. *) Diese grenze deckt sich nach
den von mir eingezogenen erkundigungen ungefähr mit der linie, welche
vor errichtung des kirchspiels Dawillen die kirchspiele Memel und Prö-
kuls von einander schied. Zu ihrer erläuterung bemerke ich, dass —
wie ich teils selbst constatiert, teils von zuverlässigen Litauern erfahren
habe — in Schäferei, Szilgallen, Klooszen, Koiteekeln, Sznauksten, sowie
in den nord- bez. südwärts dieser grenze gelegenen orten Dumpen, Ket-
wergen und Piktaszen gemischt gesprochen wird, während ausserdem je
strenger dialekt herrscht. ') Sofort vernehmbar habe ich sie nur von ein
paar leuten aus Karkelbek gehört, bei welchen die „erweichung'' fast wie
e klang (Ä'<<rtw, paliktrau). Ein htttew ((i eitl er Lit.stud. s. 19) habe ich nie
gehört. *) State\i\ , .steil ■. 8zl6dne{i\ ,.geneigt". .Auch die gestossene aus-
7*
100 A. Bezzenberger
dort durch einen bald ie, bald '^ lautenden mischvocal, welchen
ich mit e bezeichne, vertreten. Während also in z. b. Kattken,
Karkelbek, Jagutten bekt, mesfs die normalen formen sind, sind
diess in z. b. Kliszen und Drawöhnen bekt , mests. — Dieser
unterschied wird von den „stäte" sprechenden sehr betont, doch
habe ich auch von ihnen nicht selten e und umgekehrt von
Prökulischkern öfters e (dessen erster bestandteil dann aber
immer e war, und das mehr geschliffen wurde) gehört.
3) Während im südlicheren teile Nord-Litauens in Wurzelsilben
stehende q meist als «, seltener als q und ganz vereinzelt als
ä erscheinen, findet man im nördlicheren « als ihre regelmässige
Vertretung. Ich verweise in dieser beziehung auf das von mir
oben VII. 163 ff. mitgeteilte, dem ich hier einiges hinzufüge.
Deutliches nasales a habe ich noch gehört in Kliszen (qzoles,
qse, drqsus, c/rqszts, (jrqszteUs, kqsfe; dsineheu ffreszti = gr^'szii
„bohren") und ferner in Sudmanten Hans, wo ein neunzig-
jähriger mann qzols, zcfsis mit ganz leichtem, aber nicht zu ver-
kennendem nasalem klang aussprach im gegensatz zu seinem
auch schon betagten söhn, von dem ich dzols^ zdsis, hörte.
Hier, in Löbarten, Kindschen-Bartel und weiter südlich fand
ich — eben in wuizelsilbeu — ä als normalen Vertreter des q,
ä dagegen als solchen — abgesehen von Darguszen-Gerge —
bei leuten aus Schattern, Szlaaszen, Kattken, Jagutten und Bom-
mels Vitte; in Karkelbek scheint sowohl ä wie ä für <i^ ge-
sprochen zu werden; ä'zols, za'sis wurden mir ferner von meh-
reren einwandfreien litauischen zeugen als in Szarde (bei Buddel-
kehmen) übliche formen bezeichnet. Eine bestinnnte grenzlinie
lässt sich hiernach nicht ziehen ; vielleicht hatten diejenigen
recht, welche Clausmühlen und iSchattern die südlichsten punkte
des gebiets. in wcilcheni ä regelmässig für q eintritt, nannten. —
Was die behandlung des auslautenden q betrifft, so erwähne
ich die formen anän (Löbarten, Prökuls) und anä' (Jagutten ) :
im übrigen mag dieser punkt auf sich benihen.
Hprache des ü von mdyfi „ealseu" bezeichnete ein Litauer als «tat», wäh-
1-pikI sie andere trumpiaüs als die geschliffene des m von südyti „richten"
nuiinti'ii (eheiiBo erklärten nie ntYnkas „(luersack'' für trumpiaüs als
HuhkuH ,, schwer'*). Hoilüufii; l)enn>rke icli, dass ich den unterschied des
j.jrestORscnen'* nnd iles ,.j;eRchliffenen" tonea jetzt deutlich warnehme. Ihn
im druoki' consequent /u bezeichnen, ist mir aus typojjraphischen rück-
•iohteu einstweilen leider nicht mötrÜch.
Zur lit. dialektforschung. 101
4) Während die in Nord - Litauen den schriftlitauischen
lauten ä und o entsprechenden vocale o und ä mehr südlich
einander recht nahe liegen — so noch in Löbarten und Dawillen
— treten sie mehr nördlich, besonders wenn sie betont sind,
weit aus einander. Hier klingt a so breit, dass es zuweilen in ä
übergeht. Wenn Jacoby Mitteil. d. lit. ges. I. ^2 bemerkt, bei den
alt angesessenen zemininkai werde o niemals wie a gesprochen,
so muss ich hierzu bemerken, dass ich von einem in dieser be-
ziehung ganz einwandfreien Litauer aus Jagutten mäteriszk'e
(neben mäteriszk'e) und von einem mann aus Darguszen-Gerge
— den man doch auch zu den zeminikai wird rechnen müssen —
käl gehört habe.
b) Allgemein behauptet man von den ,,Memelern" sie
sprächen väks für raiks. Ich habe diese form in Szlaaszen und
Jagutten gefunden und ä für ai ausserdem in folgenden formen:
plaiikä (nom. plur.), draskä kräszä mergä srabä und giidräje
(giKirä'je) gilä'jei pelkäje idat. sg.), nüzudä pahuddL (II sg.)
Wittauten ; vyräs (instr. plur.) Szlaaszen und Jagutten, täs (instr.
plur. j Darguszen-Gerge: nüzudä' stikldpä' zena {Hsg.) Jagutten,
tu sukä' Jagutten und Schattern, tu buva Schattern; vgl. dazu
labö Jacoby a.a.O. s. 71. Den Übergang von ai znä bildet
vielleicht oi (bez. a«), das ich in y'erdoi „du tränkst" in Wittau-
ten hörte, und das sich in koüines findet, welches mir in Lö-
barten als ebenfalls „memelisch" bezeichnet wurde. — Wie weit
sich der wandel von ai in ä ausdehnt, habe ich noch nicht er-
mitteln können ; nach zuverlässigen angaben findet er sich noch
in Szarde (s. o.), wo man v^ks, i'dvä sagen soll. Hiervon ab-
gesehen habe ich südlich und südöstlich von Memel nur a und
(li für schriftlitauisches ai gefunden — eine lautvertretung, über
die ich weiterhin sprechen werde. — Wie man sieht, bedarf
auch diese erscheinung noch der aufklärung, um so mehr, als
man nördHch von Memel auch ai {laiks Szlaaszen, isttdise Katt-
ken) und ä {kdp Kattkeii, Darguszen-Gerge) hört.
6) Während mir im kirchspiel Prökuls niemals abfall eines
auslautenden h begegnet ist, habe ich denselben weiter nörd-
lich nicht selten gefunden; ich lühre an: sev^, merga, välandn
(gen. sg.) Kattken; lä'vä, princese, smutnyhe, käzehiycze, estSbä
(gen. sg.), äszarele (acc. plur.), nepamislyj^ (nom. sg. part. aor.
msc.) Darguszen-Gerge; isz TMze Schattem; nü ^ä karta Plikken ;
giidräje und gädräje (=gtidräses, gen. sg.) Wittauten; mergele
lÖÖ A. Bezzenberger
Packamohren (Lit. forsch, s. 31), gembitzele, mergele Meddicken (das.
5. 33),5rerHeLöbarten(das.s.37). Vgl Kurschat Gram. §§598, 952.
7) In der Prökuler gegend findet sich die präposition änt
ausser in dieser form auch in der form anszi weiter nördlich
aber braucht man dafür int, inez und insz und construiert diese
präposition auch mit dem instrumental (z. b. int vezemas Kattken).
Die liste der im preussischen Nord-Litauen von mir beob-
achteten mundartlichen Verschiedenheiten ist hiermit noch nicht
erschöpft; ich sehe indessen von der aufzählung der übrigen
hier ab, da ich sie teils im folgenden zur spräche bringen muss,
teils aber — wie den umstand , dass jäuns in der Prökuler
gegend nur ,,jung", weiter nördlich aber auch „neu" bedeutet,
oder den anderen , dass hier pä eine nebenform ' päc zeigt,
welche dort fehlt — für untergeordnet halte, oder sie nicht
bestimmt genug behaupten kann, wie z. b. das, dass das in
mds „wir" enthaltene a in den kirchspielen Dawillen, Merael
und Krottingen im allgemeinen breiter gesprochen werde, als
in dem kirchspiel Prökuls.
Fragt man nun nach denjenigen tatsachen, welche die be-
hauptung, die spräche der bezeichneten gegenden sei eine ein-
heitliche, rechtfertigen, so wüsste ich, — da ich über die Ver-
breitung von formen wie suna (nom. plur. msc), gudryses gii-
dryi bez. gudreses giidr^^ (nom. acc. sg. msc. defin. von gädrus),
über die des fehlen« des imperfectums u. s. w. u. s. w. zur zeit
nicht genügend unterrichtet bin — im augenblick mit bestimmt-
heit nur folgende zu nennen:
1) Die laute w, i, ei werden an allen punkten Nordlitauens
häufig und übereinstimmend zu ^, e (breites e, nicht e, wie
Kurschat Gram. § 51 angibt), a.
2) Die accentuation ist im Nordlitauischen in manchen fällen
eine andere, als im „Hochlitauischen".
3) Den hochlitauischen deminutivis auf Mis ele, 'Mis ele entspre-
chen in Nordlitauen (wie im Lettischen) solche auf ^'lis Sfe (wofür
auch «/«■*•, 'de?) bez. elisele^). — Um Heidekrug ist, beiläufig be-
merkt, der unterschied zwischen den endungen elis, He und 'elü,
'iSle verwischt; vereinzelt hört man dort auch His, He.
Die numerische schwäche dieser argumente und der um-
') Die deniitiutiva auf cdia ale ideiitificiero ich aus j^ründen, die weiter-
hin borvurtreten werden, nicht mit denjenigen auf Hit iU (gegen
Schleicher Gram. b. 130 anm.).
Zur lit. dialekttorschung. 103
stand, dass das uuter 2) angegebene noch sehr der Untersuchung
bedarf, scheinen schlecht zu jener behauptung zu stimmen.
Trotzdem halte ich dieselbe aufrecht, da die unter 1) angegebenen
lautübergänge auf gewissen, dem schriftlitauischen idiom frem-
den gesetzen beruhen , welche , wenn auch vielfach verwischt,
doch noch zu erkennen sind und im folgenden nachgewiesen
werden sollen. — Was das diesem nachweis zu gründe gelegte
material betrifft, so habe ich es für diese arbeit eigens gesam-
melt, da das, was mir durch meine anderweitigen Sammlungen
und durch die von anderen gemachten mitteilungen i) von dem
hier behandelten dialekt früher bekannt geworden war, nicht
ausreicht, die betreffenden gesetze zu begründen, welche mir
erst allmähhch klar geworden sind, indem mir beim anhören
unbefangener Unterhaltungen gegensätze wie buv^^ und häviisi,
pekts und plkti wiederholt unverkennbar entgegentraten. Die
form, in welcher ich dieses material mitteile, wird ohne weiteres
verständlich sein; die erklärung der angewandten abkürzungen
enthält die folgende liste.
B = eine Litauerin aus ßuddelkehmen
D = ein Litauer aus Dawillen
Dm == „ „ „ Dumpen
Dr = Drawöhnen I bezeichnet formen, welche ich in
der schule abgefragt habe, mit II, III, IV, V, VI sind ver-
schiedene erwachsene personen bezeichnet)
J = ein Litauer aus Jagutten (al. Sz wiebeln)
Ja = eine Litauerin aus Jaakszen (bei Drawöhnen)
K = Karkelbek (I bezeichnet einen jüngeren, II einen
älteren mann)
KB = eine Litauerin aus Kindschen-Bartel
KJ = ein Litauer aus Klein Jagschen
Kl = „ „ „ Kliszen
Kn = „ „ „ Kantwainen
') Ich habe hier namentlich die von Einars bei G eitler Lit. Stu-
dien 8. 19 f., Jacoby Mitteilungen d. litauischen liter. Gesellschaft I.
61 ff. und mir Lit. forschungen s. "21 ff. veröffentlichten dialektproben im
äuge. Unter ihnen sind die zuerst erwähnten bei weitem die wertvollsten,
aber leider allzu kurz; was Jacoby gegeben hat, ist als dialektprobe
ganz unbrauchbar, und was ich selbst an nordlitauischen texten veröffent-
licht habe, enthält in folge von gelegentlichem dialektwidrigera sprechen
meiner gewährsleute manche ungenauigkeiten.
104 A. Bezzenberger
Kr = ein Litauer aus Krottingen
Kt = ,, „ „ Kattken (al. Girngallen-Gedmin;
h = „ „ „ Löbarten ^)
Lw == „ „ „ Liwren
M = eine Litauerin aus Meddicken
P = „ „ „ Posingen
Pr = „ „ „ Klooschen bei Prökuls *)
Sch= ein Litauer aus Schattern
Sk = „ ,, „ Skudden (al. Woiduszenj
Su = Sudmanten Hans (I, II, III bezeichnen verschiedene
Personen)
Sz = ein Litauer aus Szlaaszen
Szg= „ „ „ Szilgallen
Szn= „ ,, „ Sznauksten
Szw= Szwenzeln (I, II wie oben)
W == erkundigungen , welche ich in der schule von
Wittauten eingezogen habe
Wa= ein Litauer aus Wanaggen^).
Ich bitte, bei den hier und den weiter oben angeführten
Ortsnamen die betr. generalstabskarte zu berücksichtigen, auf
welcher indessen die orte Jagutten (am rechten Dangeufer, süd-
lich von Cassareggen) und Liwren (am linken ufer der Minge,
wo dieselbe in das preussische gebiet tritt) nicht augegeben sind.
m I
Praet. sg. Il^^i^^«, III pabäd' I)r II [paiüsti
wachen"]. ^^' '- \
Praet. sg. I buvaii P, Szn, buaü Dr III; II huvä Lw *), P,
Szn, bumi D, Dr I und II, buvä' Seh*); III bäva Dr II, Seh,
bä'va Szg, bävä D, bM Dr IIP), bare Dr I, häv' Lw, P, Szn
{hiiti sein"].
Praet. sg I jutaü Pr, pajidmi Dr 1 und III ; II jutd Pr, pa-
jiitd Dr I; III jm' Pr, pajM' Dr I. Plur. I jMm Pr, i>ajä-
täm Dr I; II pajSfät Dr I [JMS<» „empfinden"].
') Kb int diesB der Lit. forsch, p. VI anm. I lurenannte. *) Dieselbe,
welch«' ich in meinen Lit, forPchiiDfren mit M. Hz. beaeichnft habe. ')
Der Lit. forsch, p. VII genannte Symonait *) Ob die I sg. butaü oder
hkvaü lautete, konnte ich hier nicht entscheiden, 't In unbetonten end-
Silben setze ich 8 und <^ aus systematischen gründen an; für mein ge-
hör fallen diese hiiite hier mit 0 und ö meistens zusammen.
\k
Zur lit. dialektforschnn^.
105
Praet. sg. I sukaü Dr I und III, J, Kn, M, Pr, Seh, W,
pörmkau D ; II mka Pr, W, sukai Dr I, sukä' J, Seh ; III sWtn
Dr I, Pr, Seh, säk' J, säka^ W . Dual. I säkau Dr I, sSkäti Pr.
PI . I sSkäm Pr, W [sukti „drehen"]. — Süsuku, susukam neben
sSku, säkas D, Pr [praesensformen von sükti bez. susiiktf],
Praet. sg. II pamtd ; III ^saf L i) [pasusti „toll werden"]-
Praet. sg. I suvaii; II swi'a; III sau Dr III rjy»^^[tHU^^*1^ -
Praes. sg. I nüzudaü J, L, W; II nüzudä L, nüzud^ J,
W ; III nnzada W, nüzäde J, nüzäd'' L. PI. I nüzädäm L [n?/-
iwc^^i „umbringen"]. r X V' i
Sgrnx^TlTM^ „hagel"^<w&rt „stub^' Dr I, haha W^III, Kn,
Wa, es«<<^ J, KJ, esfube Drltl; estub" W* acc. khszp^Atab' DrI; (»^
gen.^jäy-MS^^^s, stnb^ Dr I; loc, s^«6a Dr III. PI. nom. stahes Dr I.|
„bHt4erf Kl, Pr, Wa; iibage^) „bettlerin" Kl, uha- j Cl '
PO-
Xhag'e Pr ; ä'hagaut Pr, 'c
.Mfilftl
Vielleicht ist aus der zahl der hier angenihrten formen,
welche u zeigen, die eine oder die andere als eine affectierte zu
streichen (s. die weiterhin angeführten ausnahmen). Trotzdem
aber kann der aus der obigen liste hervorspringende satz nicht
umgangen werden, dass nur betontes ü Verwandlung in a er-
leidet, bez. erleiden sollte. Eine zweite bedingung, an welche
diese Verwandlung geknüpffeist, ergibt sich aus der folgenden liste.
Nom. sg. msc. hüv(s'^) Dr I und II, Pr; fem. ßärusi Dr I
und II, Pr, Szw, häüusi Kl [partic. praet. von ^'X^'^s^tH^l^
Msc. sg. nom. gädrus „klug" B, DBar^r II und lU, J/IK
II, L, P, Pr, Seh, Szn, W, pargädrtises Dr VI; genit. ^//rfn'o L ;
plur. gen. ghdru (= schriftlit. gudrh'i) Pr. Fem. sg. nom. güdri
B, Dm, Dr III, J, K II, L, P, Pr, Seh, Szn, W, gudre Dr II.
Adverb, giidre^) Pr.
Praes. sg. I Väjm; II Ikpi; III Väp. PI. I Cäpam. — Im-
perat sg. U Väpk, plur. lüpkit. — Fut. sg. I lüps'. Plur. I
'Cäpsarn [lüpii „schälen**].
') Ob die I sg. pasutaü oder pasataü lautete, konnte ich, da L diese
form sehr rasch sprach, nicht entscheiden. ^) Gemäss dem Lit. forsch.
p. VIII bemerkten unterscheide ich in den hier behandelten mundarten vor e
und ^ zwischen g und jt', k uns k'. Vor den übrigen e-lauten und vor t, 1/ ist
eine solche Unterscheidung überflüssig. *) Nasalvocale in endsilben sind als
kurze vocale zu sprechen. *) l'eber die zeichen f (nicht als tonloses c zu spre-
chen) und e s. weiterhin. .\uch auslautend. e = et ist — im ir^'gensatz
zu dem für ausl. a, i, e, 11 eintretenden e — nicht tonlos.
106 A. Bezzenberger
Praes. sg. I sähi D, Dm, J, K I, KJ, Kn, L, Lw. P, Pr,
Seh, Szn, Wa; II si'di D, Dm, J, K I, KJ, Kn, L, Lw, P, Pr,
Seh, Sz, W; in M: J, KJ, L, P, Pr, W, Wa. Plur I Mam
KJ, L, P, Pr; 11 säkat K I, Pr. — Imperat. sg. 11 säk D, K I,
Kn, L, P, Pr, apsesukis (refl.) Pr. Plur. II mkit D, Kn, Pr, m-
kites L, P. Dual. II: sukitäs (refl.) und apsemfcetä Pr, sukitau
Dr I. — Fut. sg. I snksu Dr 1, K I, L, P, Pi'); si)km Dr I,
K I, Pr, skks' L, P; lll säks Dr I, L, P, Pr. Plur. I säksatn
L, P, Pr. Dual. I säksau Pr, Wa, stiksu und mksau Dr I; II
suksefau Dr I, säksefä Pr. — Optat. sg. 1 sükczmi Pr, sük^au
KJ, Szg; II säktumi Pr. Dual. I saktau Wa, säktuvau Pr. —
Part, praet. nom. rase, snk'e^ Dr I, siik^^ Pr, Seh, Wa; fem.
säktisi Dr I, Pr [sükfi „drehen"].
Aus dieser liste -— die auch für die prosodischen und
flexivischen Verhältnisse unseres gebietes von interesse ist —
ergibt sich, dass u durch einen folgenden i- oder einen nicht
aus a abgeschwächten [säkseiäl] e-laut vor dem Übergang in ä
geschützt wird, und dass dieser Übergang auch in gewissen
fällen nicht stattgefunden hat, in weichendem u früher ein »folgte.
Berücksichtigt man nun noch z. b. jade „ihr beiden"
(masc.) Dr I sowie die folgenden formen:
kiimps „krumm" Dm, KJ, Pr;
asz pabündüy tu pahrmdl Pr [praesens von pnbiisti ,,wach '.
werden"] ;
stümdätes „ihr stosst euch umher" Pr;
sünkus „schwer" Pr:
suszünk „er schreit auf" Pr; H ^
trümpa Kt, Pr [gen. sg. von trhmpas „kurz"]; tJ'll^V'A*^
thnk III praes. {nüthkü nom. sg. part. praet. msc, fem. nö-
täkiis^) Pr [von mhti^i^
iingarys „aaP* Pi*;
(j'elätm „tiefe" Pr; gudräms „klugheit" Dr I und III, Pr:
\uektäms „bösesein" Prl
Vj — so gewinnt mUTTden satz, dass in den kirchspielen
^^"' Prökuls, Dawillen, Memel, Krottingen betontes u
zu «J wird, ausser wenn ihm von alters her eine mit
n oder m beginnende consonantongruppe unmittel-
') Man erwartet aükaiu, da ü nicht in ^ verwandelt ist, und da die
fornuji) püTitu, duvHu (s. w. u.) die endung -»lu vorau8^' tjseo. Ich «chreibe
»ükau (piWau, düntu) meinem gehör gromäsB.
4MU(f
Zur lit. dialektforschung. 107
bar folgt, oder wenn es durch einen folgenden /-laut
oder einen nicht aus a oder tt abgeschwächten folgen-
den e-laut geschützt ist. — Dass ein solches ä zuweilen
gedehnt wird, hat sich bereits gezeigt (ähag'e).
Zn dieser regel stimmen die folgenden fälle.
Ap»uv(s „benäht habend", msc, Pr, apsuvfs ^\il; apsävmi,
fem., Pr.
Praes. sg. I däru ^) ; II diiri D, Dm, K II, Pr, Szg, W ;
lU dar Dm, W, d&r Pr. PL I dSram Pr, W; II därH Pr.
— Imperat. sg. II därk K II, W, nedärk Szg, nadä'"rk, fsedärk
oder isedürkis ^), pdrdärk, pdrsedärk und pdrsediirkis *) Pr.
*) D'aru (= schriftiit. <htriu) verglichen mit süksu {= schriftlit aük-
siit) scheint der regel zu widersprechen, tut diess aber in der tat nicht,
wie die folgenden praesentia lehren :atse^alii-triii^ gebe schlafen'" uuten , /^ f^
6. 117, draudü ,,ich verbiete" (praet. drand^aü) ^Tj(g^4^ ,.icfr*s{grlangK;^^ ^v>i/ *"
(praet. g^d^ii, inf. gest) Pr, g'erdn „ich höre"* untao s.\^i'~g6düs .,icSr' 0
beklage mich" (praet. gödiam) Pr^grüdn ,,ich stampfe" (praet. gnidian
fso!]) Pr, issizergu „ich spreize die beine" (praet. issizerg'au) Pr, tsztempn
,,spamie aus" (praet. tszfentp'au) Pr, ka lu „ich dresche" unten s. Uj
(praet. kül'au Pr), meldös ,,ich bete" (praet. meldzaüs] PjJimS^Ymu'
murre" unten s. 108, näk'entu „ich dulde nicht" (praet. nhk'enczau, vai.
kest) Pr, nübraukn „ich streife ab" (praet. mibraukiau) Pr, nustteku ,4ch
verlasse mich" s. w. unten, paslepu „ich verberge" (praet. päslep'au) Pr.
patu „ich blase' (pi-aet. püczuü) Pr, renfü ..ich kei-be" (praet. freriezau)
Pr, reiü „ich wickele" (praet. «wrecza«) Pr lesse" (inf. seiket)
Ttj a^iJ/< „.iStraf^ti" J^*" skedu „ich verdi; >; skedzau) Pr, sk'elti
„ich spalte" (praet. sketau) Fi\jkeli( „ich schlage feuer" unten 127,^ «Fi?- **
rwÄ „ich scheide mich" unten s. 1 27. skündu ,jch klage" (praet. skündSau) ^T^y^J
Pr, «w?ftH(g j^'\ lll->iUu|^ ynfaTi 8. 127, «^>^<^« l.icn^hi^ke^^hiiiJPr, spandu 'Yi^atJ'^
, ,ich driicKe" (praet. späudSau) Pr, sta muyf.\ch seh iehe**" unten s. 1(J8. i^J^V,
(praet. stüm'ai/ Pr)^jM«»fro^>ictL ftiihinti^^ (praet. sm/icz«;«) Pr, süSädn ,.ich
verletze" (praet. r"-? i'"T|r Tpi" ' Try*) l'r V^Trii ^{nt^fütl^ni' (j^ii n I szeran)
Pr, /a/>M unten s. lO^J i^duU^cj^^fSUv^' (piaet. ugoojaxrrf-Pr-j-J^^pu „ich"
bebe" Pr. Man sieht Mus dRsem verzeichniss , dass im Normitauiscben «- a*'!
sehr viele schriftlitauische praesentia auf -in durch solche auf -u vertre- t
ten werden und zwar so viele, dass man erwägen muss. ob diese Vertre-
tung nicht gesetz ist (vgl. unten s. 118 f.). Jedenfalls ist daru keine
ausnähme unserer regel. — Beiläufig bemerke ich. dass die vorstehende
Sammlung auch lehrt, dass das a von z. b. »a'Akiwj "nicht eine lautliche
entwicklung des i von seikim ist, und dass »«-praesentien auch sonst zu-
weilen durch M-praesentien vertreten werden (s. innrmü, seiku in dem
glossar zu Schleichers lesebuch, lett. dj'i'rdn). *) Iseda rk, pnrsedärk s&vt
man nach Pr zu männlichen, jsedürkis, pärtedurkis zu weiblichen per-
108 A. Bezzenberger
Plur. II durkit W. — Fut. sg. I dür.sn W, dkrsii Dm, Pr, dnrs'
K II, Szg, W; II diirsi W, dürs' K II, Pr; III därs Dm, K II,
Pr, W. Plur. I därsam Dm, Pr. W^ — Part. perf. pas. masc.
iiom. sg. pdrdärts, pl. pdrdurte Pr |^?^nc// „stechen"]' Lk^
Praes. sg. III gräzd und abgruzcT. -^ Praet. sg. IH nu-
gruzd'e^je. Part. masc. nom. sg. ahgruzd'eje^s Pr [grvzd'eti
„schwelen"].
Praes. sg. III iszgälda B, iszgälda Pr. — Part, praet pas.
pitghldyts l)r III. — Infin. guldyte Kt, hzgiddjft Pr. — Nom.
action. iszguldims B (hier auch iszgüldinis), Pr [guldi/ti „legen"].
Praes. sg. III ätguh Kt. — Imperat. sg. II atsigalk Kl. —
Fut. sg. I atsigidsu Kl. — (jerund. atgäluft Kt [afgulti „zu bette
gehn"j.
Praes. sg. III pajünt Kt. — Praet. sg. III pajäta Kt (s. o. s. 104).
Part. nom. sg. msc. pajnt^s Dr I; fem. pa/jäUisi Ja, pajättts' Dr
I. — Fut. sg. I pajüsu; II pajüsi; III pajäs. Plur. I pajusim\
II pajüsit Dr I [pajhsti „empfinden"].
Praes. III kiäarst. — Praet. \\\pi-aktära. Part. nom. sg. msc. yHL
^
prakihris , plur. fem. jjrakfäruses Pr \1^i£ehi „l(k)i<*fig \vepd^' ^
Praes. sg. I krätu. - Praet. sg. I krutejau L [krufefi „sich
rühren"] . "^
Praes. sg. I märmu; II miirmi; III mann. Plur. I /wSr-
»am. — Infin. ^wwrme'e^ „murren" Pr.
Praes. sg. r JiTwÄreTiff *ir ]I>?m^« ; III pläk'. Plur. I pläkam;
II pläkät. - Praet. sg. I plukaü; II tmpluke . Plur. I plükSm;
sll nuplükef. — Inf. plukyt Pr [pfnlf/f. tnipinki^t „(ein 'Sehw««)^
— — ""nr^. 8g. III plärn. Phir. II plärmtf. Intin. plunieet \
X}'. ^plappern" Pr.
Praes. sg.1I plinp' ; ill plärp. —■ In^n.ljjlur^i „schwatzen" Pr.
Fc'e«? j3S<' „der wind bläst". — Infin. püst Vr.
V^ft c\//| Praes. sg. III ras. — Infin. rttseef „glimmen" KJ, Pr, Szg.
^' -- Praes. sg. I skätu ; II sktdi. — Imperat. sg. II skäsk. Plur.
' II skiiskif KJ, Pr [skuttti „schaben"].
Praes. sg. III säfp. — Infin. sulp& „lutschen" Pr.
Praes. sg. I stämu; II stfani; III sfäw. — Plur. I }<t(fntat»;
II ittämat. — P'ut. sg. 1 sfHmsu; III }<ti\nis. Infin. sfinnt
„stossen" Pr.
Muncn. leb habe bisber von einem solchen untenchi<>(l sonst nirgends
etwas bemerkt.
Zur Ht. dialekttbrschuDg.
lf)9
Praes. sg. I sukineju Lw, Pr ; II »uki/tef Szd, Pr. — Praet.
III mkhi'e Pr [sukineti „hin und her drehen''].
Suszükts „aufgeschrieen habend'% msc., Dr V, Pr; mszäkusi,
fem., Pr.
Szürpczäjti „ich schaudere" Pr.
Praes. sg. I täpu. Plur. I täpam. — Infin. tupeet „hocken" Pr.
Praes. sg. LH träp. Part. uom. sg. fem. träpanf. — Praet.
sg. III trupet' Pr [p*t*f^ „bTöd^gln''].
Praet. sg. I tur'ejau KJ, Prr»%; iii tureje K I, tureej' Pr.
Plur. I tur'ejäm L, P, Pr. Part. nom. msc. fureej^s Dr IV. -
Infin. furäe D, fureei Pr [tureti „haben"].
Praes. sg. U ürzde; III ärzd. — Praet. sg. III urzde. —
Infin. itrsf „knurren" Pr.
Praet. sg. I nüzudzaü Pr, nüzudaü L; II nüziide L, nü-
zudeVr; lUnuzMeKJy nfizud'' L,FT^nüzüd' J. Plur. I nüzud^m
Pr, nüzudem L. — Fut. sg. I tmzwiys Pr. — Infin. nuzudyt K J,
Pr [nuzudyt i ,, umbringen"].
Iszmiirints k'elys „ausgefahrener weg*' Pr. — ^'ekiiszhi^s,
j part. praet. nom. sg. m. \on\kuszint ^^anrühren"] Dr III, Pr.
— Praes. sg. lU pinien Pr. Infin. piniint Kl „schütteln*'. —
Praes. sg. III szuten „er brüht" Pr. — Praes. sg. III sutn)-
pen. Imperat. sg. 11 netrhpink. Infin. triipint „zerbröckeln"
Pr. — Praes. sg. II ürhin' ; III h'rhen „er bohrt" Pr.
Sg. nom. hläsa „floh" L, Pr. Plur. nom biäses L; gen.
bläsu und bhisü Pr. Dual. nom. hluse Pr. — Blus\k' „flöhchen"
Pr. — (blusei(s, fem. (blu^ejusi „voll von flöhen" Pr.
Sg. nom. msc. bäklus „listig"; fem. bukli Pr.
Bärna „mund" Dr III, bärna Kl, Pr. — Diminut. bur-
,r,ke Dr III,><r/j//.- ' ^•.
Sg. nomT^a?Ss44au^ D, Dm, Dr I und U, J, KJ, Lw, Pr,
Su III. Szg, W; accus. o«/</( in der Verbindung bat(i budavät)
Su I. Plur. nom.; boiu Pr; acc. batiis Dr III, Pr. — Diminut
butelis Dr. 1 unc^ II, J, KJ, Pr, Su III, W; butelis D, Dm, Szg;
bukdäks Szg. — /Btflll^ninks „hausier" Lw, Pr. — LftJuC^^/'*
UHUS pssjschriftlit ^^4^*) iiWLle
__Cz3ku/s ^spitze des giebe!§*' B.
QM^rjk' bezeicbnung irgendeines
Da ,,zwei**'*fi»«ijnzählen)
;,zwei töpfe'L du 1 i/i ii^Fwui jji mii( 1
Dr V, Pr.
\
A -.s^l-
110 A. Bezzenberger
DrdMle „laken" Pr.
Dräska „salz" Dm, J, KJ, Pr, Scli. Druskine Seh, drus-
Hn' Dm, Pr, Szg (neben dr&shä s. u.), drnskinycze J, „salz-
fässchen".
Drugys „fieber" Pr.
Sg. nom. ^kte „tochter'' Kt (auch dukfe), Pr, dukf'e J. Plur.
n. dukteru Fr.' ' •"'
(Puyniuirys ,,tiefeN>stelle^-^>dael7^4^iSs" Pr.
Dhinblofs ärs ,,bedeckter himmel^' Su I.
Plur. acc. duris „tür" Dr III und V, Kt, Pr; gen. däru
Dr III, Pr.
Dual. nom. giidrüju Dr IV. — Comparat. gudHstiM Szn.
— Gudraüszus und gudrynczus „kiügling" L ^) (s. oben s. 105).
Gürkles „adamsapfel" Pr.
Vesznu kauläka, nom. plur., „kirschkerne" Dr II.
'^omlketuri „vier" Kr^Pr, gen, JcHwü Sxil, instr. kfttures
Pr, UHiires'iS?..
Sg. nom. kSlka „kugel" Szg^ kälka KJ, kalk' Pr; instr.
kmka Pr, kaik'^ Kt. Plur. gen. kolk' Pr. — Diminut. kitlk)ke
Pr, kulktk KJ.
Sg. nom. käpra „buckel"; acc. käprq Dr I, Pr, W; dat.
käprä Pr, W; gen. kupräs Dr I, käprm W, käpras und kupräs
Pr. — Kupräis „buckelig" Pr.
Sg. nom. kräsza „hagel" Dr III, Pr, W ; gen. hrSszda Pr,
W; dat. kräszä; acc. kräszcf. W (s. oben s. 105).
Kultk'es „drescher" Dr I, kuitk's Pr.
Sg. nom. kühzis „hüfte" Pr, kidsze (accus.?) J; acc. ki'} -
szj Dm. V "^ "***^
Kuh^ f^^a^ier" Pr, Wa. — Kuftt)jfi^,de8 plj3tj*^j;sfrau" Pr. «^
') Zur ergänzang teile ich das folgende, einige unrpgelmäsaigkeiten
enthaltende paradigma mit, das ich in W ennittelte:
Masc. Kern in.
Sg. nom. gSdruaes yudr^'ji
gen. gadr^l güdrasen, t/ütträjn, gS drijir
dat. ga dra/ii güdrujr, f/ndniji'
ttCc. gadraJI yüdnij^
PI. nom. yudrije gndrii'nvK
gen. güdrüju, gSdrü/'n, gudriyn
dat. gudritim gudra ifuts
acc. gddtüiir» yudri'»tn.
1^
Zur lit dialektforschung. 111
Kunkalöts etwa ,;Zottig", bezeichnung des mit zerstreuten
wölken bedeckten himniels L.
Plur. nom. kunteples „heruntergetretene pantoffeln"; instr.
kunteplims L.
Kuia^^ßf^Viv., „die aiJi£.ii«ttr* dachfirst Ijegawien kreuaböi^""
Sg. nom. kiipetijs „kleiner heuhaufen'*. Plur. gen. ku-
peczü Fr. ^ — * -
Kürens „truthahn". — Kar' und kurä „truthenne" Pr.
Kürmis „maulwurf" Pr.
Kürp' „schuh'' Pr.
Kitrszivinks „Kure" Pr.
Dual. msc. nom. mädu abädu und mäd' abad' Dr I, Pr,
rnad' abadu (neben redu) W, madii Dr II, Wa. Dual. fem. nom.
müde und miide abide Dr I, mud' Dr II: dat. miidim abidim
und mildem abidem Dr I, müdem ahidem Pr; gen. müdems Pr
[von asz „ich"]. — Ebenso: jadu Su I, jade Dr I, jädu abädu
Pr „ihr beiden" (ma^c.j — jitdi Su I^ Jude Dr I, jude abide
Pr „ihr beiden" (fem.). *"
Sg. nom. Inägara ^.riicken" Szg, nagar Pr; gen. nägaresFr.
Plur. acc. uumüs „häuser" Dr III. — Num'eeu Dr III,
num'e Pr „nach hause".
Sg. nom. ärvs „loch" Pr. Plur. nom. ärvai KJ; gen. ärim Pr.
Pelväks „bäuchlein'' D.
Pläskas „haarzotten". Fluskö"fs „mit zottigen haaren" Pr.
Sg. nom. pläfa „brotki-uste". Plur. gen. pläf Pr.
fPästs „die post''. PmtMjäns „postillon" Pr. \^
Siiekü pittö „der schnee wird schaumig" (beitauwetten Su 1.
[Pidements B. puldem^tits Su III „fundament".
Piise Et, Pr, phs' rr^ame^ "-■ —
Füszis „flehte" Kr, Pr. Puszyne „fichtenwald" Kt.
PiUminis „geschw^ulst" L, Pr.
Pidpelagzd' ein vogelname Pr.
Reszutä „nüsse" Pr.
Sg. nom. rädo „herbst" D, L, rudö Szg; acc. rhdeni D, L.
RUstäs lelejes „kaiserkronen" Pr.
Sg. nom. msc. räts Pr; acc. msc. def. r5t/<j-j Pr; nom. fem.
räde. Plur. nom. msc. rudi; acc. msc. rädus; nom. fem. rädea
Pr [rüdas „braunrot"].
^tiUye „ruggen" Pr.
112
A. Bezzen berger
/
^«''«-»»^
.kj
Setiive „sehr tiefe stelle im wasser" Su 1, setuva „von einem
Strudel ausgewühlte tiefe stelle iu einem flusse" Pr.
Plur. masc. nom. smidki; gen. smülkiu Fr [smulkiis „Mu''\.
[^ fSTtP-kL&^^chnSaiT^' Dr I, Fr; ace. sknuk( Kt, snük" Fr.
Sg. geu. sMäs „birken wasser". Flur. nom. sälas; gen. ,h<H.ü:
dat. säläms W/"**** '
Sg. nom. üraba „brühe" Fr, i^rälm W; gen. uruhä s wndi arä-
bäs Fr, srähih W; dat. sräbä \V : (instr. iiiiregelmässig sräba
Fr); acc. sräbq VV.
Dvi stuhl Dr J „zwei stuben'' (s. oben s. 105). — Shthtk'e
.^tübchen" Dr IV. *■*-«" — ^
Szlüre „pantoffel" Kr, Pr.
Nom. sg. fem. szidin' „brunnen" Fr. (Jenit. szidine{{em'}))\.S.
Sz^ftndis „sc^BPibm4^ Dr IV, sziumelis Fr.
g. ac?" szün^ Kt; geft. szunes Pr. Plur. nom. sziinis Pr,
W [von^wOfthwi^
fevhzis „Väterchen'' Dr V.
jgMOjift^rkt" Fr.
T(SrM^3ie*l^rkeh". Turkeje „die Türkei" Pr.
Tä'rts ,, vermögen". Turüngs „wohlhabend" Pr.
Plur. nom. ^n<Ä^^, acc trmzioi und /rv/.sr^.s- Fr | von triusz)^^
„röhr"].
TuUls „galle" Pr.
Tüple veszf' „ein huhn mit kurzen füssen" L [setzt ein
masc. tuplm bez. täplm voraus].
Sg. nom. iignis Dm, itg^nh Pr „feuer^*: acc. hgyie^ Dr III,
hg'n^ Fr.
Sg. nom. tipc „fluss" Dr l und IV, Su 1. \V. />/*/ Fr. Flur,
acc. uph Dr III. i
"^'^tfrtitri^s ' „(liensta g'* Dr I, Pr.
Se. nom. utes „laus" Dm, J, Pr, Szg.
^^j^^/0««at" Pr.
TJrTFTrr, zivrke J „ratte".
Z'ithi^ „scIiTtHitSillJ^r. ^""'
Ai4.s nr III, J, Su 1, 2*V(H>w Ja, Pr „tisch",
u der regel stimmen ferner auch
cuingtis „sicli, wenn man jucken empHndet, an der wund
liinsclüebeu" L,
Zur lit dialektforschung. 113
küUytis „wenn man friert oder jucken empfindet^ die schul-
tern ziehn" L, Pr^
nom. sg. msc. püikus Pr „hübsch"; acc. sg. fem. püik'^
Dr IV, Szw I,
wie denn nach der regel ui nie zu äi werden sollte.
Dieses verzeichniss von Wörtern , welche der aufgestellten
regel entsprechen, wird durch einiges, was ich bei der aufzäh-
lung und besprechung der regelwidrigen fälle anführen werde,
eine ergänzung erfahren. Zu dieser aufzählung und besprechung
wende ich mich nun, indem ich betone, dass ich nicht mehr
und nicht weniger ausnahmen nenne, als mir beim aufstöbern
der angeführten regelmässigen formen entgegengetreten sind.
A.
Fälle, in welchen gegen die regel ti erscheint.
Ich nenne hier zunächst diejenigen Wörter, bei welchen
mir der grund der Unregelmässigkeit unklar ist.
JlCitk^fus „^Q^f*^{regelmässig: httfcnhie „köchin") Pr. JU**^'
Praes. sg. I niiiszu Dm, Pr; \WTn!usze''Tv^müsz D, Szw I.
Plur. I müszam Pr. — Imperat. sg. 11 nemüszk Pr. — Infin.
muszti D (s.u. s. 116) (regelmässig: Praes. sg. 11 miiszi Pr; III
uzmusz Kt. — Praet. sg. I uzmuszau Kt. — Part, praet. pas.
uzmusztasis Kt. — Musznä' „er klopft" Pr. — Musztäva, p^
„kammlade" Pr) p^'^*''*"'^''iu^r^fr~nnh] n iC"~\\ 'p-f^*
Nuzurdät „tötea''=??^"***-^ ^ ,
Sg. nom. fpii^ „^Jök^jie"; acc. ^J?<j9<j Pr. Plur. nom. ^37
J, püms Pr, pujjiesbm : gen, pupu Pr; instr. pUpäms Pr.
.ßi<^tii|£ ,,K^9^'- Pr, j-('fpüiß3. ,/'^fj3^^-*****"'
Sükttivis „der s1?eck im butterlFass" Pr. ^
Szmiiksz, interjection, \Va (Pr: paszmüksz).
Acc. msc. tüszt^ (daneben: sg. msc. nom. täszts; gen. tüszcze. 0
Fem. nom. sg. tiiszte) Pr [tüszczas (tusztysis^j^ei\'~\, _
Ziuhurijs „licht" Pr, acc. ziibur^ Dr V [zihnrys\.
Die folgende gruppe bez. ausnahmen umfasst „associations-
bildungen".
Kürapk' „rebhuhn" Pr: nom. plur. kuräpkas Pr.
Kürmrausis „maulwurfshaufe"Pr: ku'rmis „maulwurf" Pr.
Kürpalis „schuhmacherleisten" Pr: kürp' „schuh" Pr.
Beiträge z. künde d. ig. ipraohen VIII.
-?
\.
114 A. Bezzenberger
Kiirs „"welcher" Pr; nora. plur. msc. und noni. sg. fem.
AIt jT J^uzhrälis „Stiefbruder" L, Pr, piizgruzdus „halbverbrannt"
)W /Pr: puse s. o. s. 111 (freilich L: päs').
I Jsz üszpakale ,,von hinten" Kl: uz.
Müms „uns", dat., Pr lautet so und nicht mäms entweder,
weil es durch den instrum. nimnh beeinflusst ist, oder weil es
schon vor dem gesetzmässigen eintreten der nordlitauischen
Verwandlung von ii in ä aus miimus^) entstanden war.
In den folgenden ausnahmen sehe ich anwendungen oder
Nachahmungen der je entsprechenden schriftlitauischen formen.
|)[} >^^ '■ Sg. msc. nomi^udrus „wachsam" Pr. | / a« "'
^^/^ ßitvä „war" (neben 11 plur.Tar«/ und part. nom. sg. l'om
"^^ bävusi) Kt. Buvnsl (neben dem regelmcässigen bävusi und dem
masc. huv(s) Dr IV.
Sg. nom. drüska (neben den regelmässigen formen genit.
dräskas, dat. dräskä, acc. dräskq) W.
Praes. sg. I dum Kn. — Fut. sg. III pardürs^); plur. I
pardiirsain -) J (neben sg. I nndurs") [dürfi „stechen"].
Sg. msc. nom. c/itdrns (neben gädnis) Szg. — Als entspre-
chende femininform wurde von Szg f/udra angegeben; dieselbe
form neben msc. yüdrus hörte ich von einem kurischen mäd-
chen aus Nidden, das in Schäferei litauisch gelernt hat. Als
kurisch Hesse sie sich rechtfertigen.
Fut. sg. III suklüps (und siikläps; II suklüpsi. — Prnes.
sg. III klump. — Praet. sg. III snklUp') Pr [klüpti „stolpern"].
Dual. acc. ämk' (und äzäk'). Plur. acc. dztltku.'f Kt [von
ozükas „böckchen"]. — Dual nom. irähaluku „zwei käferchen" Dr
III. — Sg. nom. kdiduks „(kirsch-)kern" (aber plur. katdäka),
kinnemiks „würmchen", sfeklifks „gläschon", .^zuiiith ,,)M''"'^r:ihC^
' " taber acc. sg. .'^zuiiäk', nom. plur. ."^'ziniifhiyPr.
Rüdo „hcTDsl" ,1, KU, P, Pr (hier auch rudö und rädo\
acc. rüdin').
Nom. sg. msc. amulkuH „fein" Dr III.
*) Ist übrigpiis diese betonunjj richtipr? «) Zu diesen formen vgl.
Kurse liat Grnm. § 448 und dns oben nnjfcfflhrte jninlärk {A. \. p/r'durk).
Zur lit. dialektforschung. 115
Stid)a „stube" Szg.
Smata (und sabata) „Sonnabend" Dr I.
Praes. sg. I sitku. Plur. I stikam Stallis Hans. — Futur,
sg. III siiks (neben I süksu, II stihsi) Seh [sitkti „drehen"].
Sg. gen. süläs „birkenwasser" (neben den regelmässigen
formen sg. gen. saläs, nom. sula) Pr.
^^t»j<a_^ ,^des'''^ftMd^s" Kt.
Rese formen in der%agegebenen weise aufzufassen wird
durch das vorkommen von doppelten und dreifachen formen
(wie kur'-kura, säläs-siilüs, rädo-riido-rudö) nahe gelegt und ist
ganz unbedenklich, da die Schriftsprache in folge des gottes-
dienstes, des Schulunterrichtes i) , des militärdienstes u. s. w.
auch den preussischen Nordlitauern geläufig ist, und da die
folgende liste 2) über das vorkommen schriftlitauischer formen
in Nordlitauen keinen zweifei lässt:
Sg. nom. msc. biulriis „wachsam" ; fem. nom. btidri, acc.
btidr^ Dr I; ~" --.
bitklüs „Hstig" Dr I;
nom. sg. msc. gudrüs „klug" Dr I, Ja, Szw I; fem. gudri
nom. sg. msc. skuhriis {nQh&ü. skabrus) „eilig"; fem. skiibrh
(auch nom. plur. msc. skühre) Pr; "^ -■ ■■«-'
praes. sg. I sukü Dr I, Szg (hier daneben II sifki, III säk;
plur. I säkam), II snk) Dr I (daneben HI säk) und Dr HI
[stikti „drehen"].
Sind aber büvä, drmka u. s. w. der Schriftsprache nach-
gebildet, so sind sie keine wirklichen ausnahmen, keine Unregel-
mässigkeiten, welche da in betracht kommen, wo es sich um
die feststellung der normalen dialektischen formen handelt.
Ebenso wenig wie sie tut diess — um das beiläufig zu erledi-
gen — äbägü (dat. sg.), das ich von Dr Y neben abagü hörte ;
*) Welchen einfluss dieser haben kann, habe ich sehr deatlich an
einem manne gesehen, welcher in Krottingen geboren und erzogen ist
und dient, dessen spräche von der seiner engeren landsleute aber him-
melweit absteht. Auf befragen , woher dies komme, sagte er mir, der
verstorbene praecentor Kelch in Krottingen, bei dem er in die schule
gegangen sei, habe die Schulkinder angehalten, gemäss seiner mundart
— er war aus Inse — zu sprechen, und indem er, der erzähler, sich be-
müht habe, diess zu tun. habe er seinen heimatlichen dialekt nach und
nach ganz aufgegeben. *) Vgl. dazu unten s 119.
116 A, Bezzenberger
es ist diess eine form, die man besser ein curiosum, wie eine
ausnähme nennt.
Reihen wie sukii sukl säk sind nicht ohne besonderes in-
teresse; sie veranschaulichen die lebendigkeit und die kraft der
den Übergang von w in ^ bewirkenden umstände.
B.
Fälle, in welchen gegen die regel ä erscheint.
Die zu praesentien wie säht, däru gehörigen infinitive zei-
gen südlich der oben s. 99 nachgewiesenen cz-grenze w, nördlich
derselben ä in der Wurzelsilbe. Diess lehren:
durt Pr — därfe, ^därte D = [durtl „stecliin'^' :
-gidt Dr III, Kn, atsegült Pr = -ghlt ,,(sicli) hinlegen";
,kuU Pr — kalt Szg = kuüi „dreschen";
k'ffrf einheizen" Pr; "/^^iW^'^.
>äi^T^H<^ Pr;
skäst „schabt" KJ;
sükt Kn, P, Pr, sükte Wa — säki K I, h, M, sakte K J =
sukti „drehen";
ürst „knurren" Pr.
Ausnahmen von dieser regel sind — ausser muszti s. 113 —
nur durt J und pdrdiirt D. — Man fühlt sich versucht, zur er-
klärung dieses Verhältnisses anzunehmen, dass südlich shktiy
nördlich shkt die normale form des Infinitivs sei, bez. beim ein-
treten unseres gesetzes gewesen sei; folgende formen treten in-
dessen einer solchen annähme entgegen:
Part, praet. nom. msc. atslgSlf^s Dr VI; häv(s L; nütäk'^s
(daneben das richtige fem. nrääkusi) W; pasäte^s L; säk'<}S (fem.
sähisi) W, säkf's D, J, susäk''s Szn; snkläpr^s (iem. fttikläpusi) 3;
kälklk'e „kügelchen" (daneben kälka) Szg;
käneks „pfarrer" KJ, Szg;
kS,p>et'' „kleiner heuhaufe" Dr VI, Su II;
Jägm's „feuer" J ;
päs^ „Seite" L;
päszis „flehte" J;
sg. gen. rädenes, dat. rädene (neben nom. rä/lo^ acc. ritdin^)
W [rnd-& „herbst"];
nom. msc. plur. rädi (sg. riUs) W [rudas ,, rotbraun"];
acc. säljiiip^ „den hinteren" Dr V;
1^ dvk stMi „zwei stuben" Kn, Wa; j
Zur lit. dialektforschung. 117
szurpälys „Schauder" (nom. plur. szurpale I) Pr.
Diese liste lehrt, dass die regel, nach welcher u vor folgen-
dem e oder / nicht zu ä. wird, bisweilen verletzt ist, und dass
diese Verletzungen häufiger nördlich als südlich der cz-grenze
auftreten.
Hiernach wird man auch in infinitiven wie sakte ganz ein-
fache Unregelmässigkeiten sehen müssen, ausnahmen, wie sie
überall da hervortreten werden, wo durch die entwicklung einer
regel ein sehr flüssiger lautwechsel geschaffen ist.
Ebenso, wie durch den Übergang eines vor / oder e stehen-
den u in ?i, wird unsere regel bisweilen dadurch verletzt, dass
unbetontes u diese Verwandlung erfährt. Die von mir bemerk-
ten ausnahmen dieser art sind die folgenden:
Praes. sg. I atsegalu, III atsegal (daneben jiraet. sg. I atse-
gul'aii; imperat. II sg. atsegälk, plur. atsegülkit) Pr [cdsigidti
„schlafen gehen''];
bMavats „erbaut" Dr VI;
praet. sg. I bäiaü „ich war" J, L (hier auch huvaü), Pr
(die aber meist huvaü und stets tu huvä, ans bäv\a] braucht),
n hävd J {buvd L; III häv- J, bcW L);
nom. sg. f. därnä (neben dem regelmässigen därna und den
ebenfalls regelmässigen formen msc. nom. sg. dänis, pl. diani)
Pr [dünias „toll"];
Ir^kä „salz" Szg;
^^t^ ,.stuhp,^;JD;
gädrüs „klug" Dr V, KJ (hier auch gädruSy fem. güdri);
ga'.i', KJ, s. u. s. 119;
käräpk' „rebhuhn" Wa;
fh-aszä „hagel" Szg; ,^^^^
f /öj^?u„ich schälte" Pr (da)!9^n III s^sfiraet. läpe)^^yntlä^ ^^^
})wrI,icE^hälte ab" Dr III; ^V^ ^S.^ ^
XSdual. dat. msc. madam abadd.m „uns beiden" Dr I, Pr, iädäm
„den beiden" Pr; genit. msc. mädäms „unser beider" Pr; instr.
drkläin, vr/räm Pr^);
/ afff»^ „bettlerin^' J, KJ (hier auch ubdg'e), Kn, äbag'e L,
P, (Wäg " IVs^aaneben msc. li^ks J, KJ, Kn, L, P, W; äbagaut
L, P, abagaudams Kn) (s. o. s*VJ05);
') Bei mäd^, abädSm, drkläm u- s. w. ist der dat.-instr. däm (von
da „zwei'') Pr zu berücksichtigen (vgl. instr. dual. fem. dcem ntfrg'em,
SU ab'idem ränk'em Pr, dvim kitim Dr I).
a i
118 A. Bezzenberger
praet. sg. I ixihMcm „ich erwachte" Dr I (neben pabtidan),
Dr III, W (hier daneben II pabudä, III pahad'; plur. I pabä-
däni und pabädam, II pabädät), pSbädaü (und pShudaü^ II pä-
budd, III pabade) Pr; II pabädd (und j:)«^««/«/ mit dialektwidri-
ger endung) Dr I (wo ferner: III ^«6at/'; part. praet. msc. nom.
sg. pabud^, acc. sg. pabädusi, fem. nom. sg. pabäduse);
.^ pegalväks „kopfkissen" Dr III;
i <j£^*^'* »^^^ brühe" KJ (neben praet. sg. I nupliikiaü);
■^^\. acc. puir. 2)ätäs (neben dem nom. plur.^^f^^as und dem diminut.
pidiUes) „schaumblasen" Pr. — Fätötes „schäumen" (aber III
praes. jmtö') Pr, III praes. päto' L;
säkü „ich drehe" Dr III;
^Z£^nd sulo') „(die birke)^iesst" Pr;
Akjtji ^sävcm „ich nähte" (neben II suva^ III säve) Pr;
^^^"^ ^^g- gd- stäbäs (und stubäs) Pr, locat. st^ä Dr V, Pr (hier auch
nom. plur. stäbes, nom. dual, dvestübi, demin. stubele) [s^M^a „stube"];
praet. sg. II suldäpä „du stolpertest" (neben \ suklupaü) Z ;
praet. sg. II suszäkd ,,du schriest auf" (neben dem rich-
tigen snszukd und den ebenfalls regelmässigen formen: sg. I
suszukaü, III suszäk'; plur. 1 suszäkäin) Pr;
plur. acc. szäkäs „kämm" (neben nom. szäkes, gen. szäku;
deminut. szukik's; asz sziikavatis, ans szukaü', szuköti „käm-
men") Pr;
zädaii „ich bringe um" (neben nüzudaü, II nüzudd, III zäda
und nuzäde, vgl. o. s. 105) Pr.
Eines commentars bedürfen diese ausnahmen nicht.
Da schriftlitauischem stiksiu nordlitauisches süksu^ schrift-
litauischem duriü aber nordlitauisches dä:ru entspricht, so ent*>
steht die frage, ob die praesensformei\a/i[/<f „ich liege", iäru]
„ich habe" oder die neben ihnen auftretenden formen 'yKuf
täru dialektgemäss sind. Um sie beantworten zu können, muss
man die folgenden reihen berücksichtigen:
A) sg. I gülu Kn, yuiü Dr I, gulü^) Dr III; U guli Dr I
*) KurBchat's Unterscheidung von l und / trifft für das preussiscbo
Nordlitauen entschieden zu. Wenn ich sie im allgemeinen einstweilen
nicht zum ausdruck bringe, so geschieht diess deshalb nicht, weil beide
laute nicht überall zweifellos zu unterscheiden sind, und weil ich mir
über die Verbreitung des deutlichen Unterschiedes noch nicht ganz klar
bin. Nur wo es mir von besonderem int«resse zu sein schien , habe ich
deutlich gehörtes gutturales / in dieser arbeit bezeichnet.
Zur lit. dialektforschuug. 119
und III ; UI (jM Dr I und V, Kn, gk Dr III. Plur. I gälam
Dr I, gälam Dr III; II gälat Dr I;
sg. I gälu Dm, J, K II, gaiü{\) KJ; II güli Dm, J, gute
K II, güU KJ; III gal Dm, J, KJ. Plur. I galam J, K II,
gtdim Dm;
sg. I gülu und gälu, II güli miA guii, III ^r^; plur. I gülem
und gälam, II gulet und gälat Pr.
(Dazu noch inf. gul'ä Dr IV, ^u^e^/ Pr, pärgulet Kt.)
B) sg. I turu D, Dr lU, K I und II, KJ, Lw, P, Pr, Szg,
neluru Dr V; II tiiri K I, KJ, Lw, P, Pr, Szg; HI tär D,
Dr IV, KJ, Lw, tä'r Pr, t&r K I, P, Szg. Plur. I türim Pr,
türem Szg, türam P, täram D; 11 turet Pr, ^ar^^ K I;
sg. I türu, II ^/>>7', III tä)'\ plur. I täram W;
sg. I ^«r« L, Wa; II turi L, Wa; III iär L. Plur. I tu-
ram L, täram W;
dazu noch sg. II >«rt^Mri Su III; ILlnetär'Q, <«r Sk. Plur. I
türam, ueturam Kt (daneben auch tnreje).
Berücksichtige ich nun, dass sehr viele verba, welche im
„Hochlitauischen" der IV conjugationsclasse(nach Schleicher 's
Zählung) angehören, im Nordlitauischen nach der I conjugation
gehen (s. o. s. 107 anm. 1), und dass gulü, gälu und täni der I
conjugation zugewiesen werden müssen ; berücksichtige ich ferner^
dass — wie oben gezeigt ist — im Nordlitauischen nicht selten
schriftlitauische formen nachgeahmt, und dass z. b. gulu durch
galam (Dr I), türu durch täram als solche nachahmungen ver-
dächtigt werden, so scheint mir die annähme das richtige zu
treffen, dass asz gälu, tu gidi, ans gäl, mäs gälam und asz täru,
tu türi, ans tär, mos täram die echten nordlitauischen praesens-
formen von guleii und turetl sind, iu formen wie gülu, gulü,
gülem, türu, türu, türim, tiiram aber nur mehr oder weniger
geschickte nachahmungen der entsprechenden schriftlitauischen
formen vorHegen. Ich würde diese annähme bestimmter aus-
sprechen, wenn ich nicht die möglichkeit anerkennte, dass ein
dialekt zwei verschiedene praesentia von einem verbum bildet.
Wie man hierüber aber auch denken mag — gewiss wird man
weder gülu noch gälu für eine wirkliche ausnähme unserer regel
erklären wollen.
Mit demselben masstab wie gälu, gülu, gulii, gälam u. s. w.
sind die folgenden praesensformen zu messen:
sg. I kulü Dr 1, kälu J, Pr, Szg; U kuli Dr I, kidi J, Pr,
120 A. Bezzenberger
Szg; III mi Dr I, J, Pr, Szg. Plur. I Mlam Dr I, J, Pr [kuLiü
„ich dresche".]; ^.^^^^
/ sg. is,Mn^ und "^JSisj^ III Mn plur. I käram Pr"T*ii«ij^
(„\c\i heize^jT^I' ^-
Mur eine sclieinbare ausnähme ist lub „sie pflegen" Szw I,
da hier ü aus ü verkürzt ist^ und da ü nicht in einen o-laut
übergeht, vgl.: praes. sg. I ^^rtk^lj^ ,.icIiz5r8tftmpTff', Ul.^üd
Pr ^jmH^ T^tiMifi^ Pr ; praetTT sgT itfrfäu: ,,iclvSiA'6h'' Vr, III
sg. w*^^^n,"^ plur. mbt^ Pr; lui , i^ii' l'i': ^'<S2;< „es
bricht^ Pr; [ whta „feciwto^^^^ Su I: di#r^/ „die siniie" Pr.
Eine ausnähme "konnten nuTDiIdSh osna L, o.s/« Pr „Schnurrbart",
verglichen mit MSrt/, fisto/(s. Kurschat Lit.-d. wbch.). Da hier
aber ü in ö (spitzer o-laut) = schriftlit. d übergegangen sein
würde, während in sähu u. s. w. w zu <? geworden ist, und da
ich entstehung von 5 aus ü sonst nicht nachweisen kann ^), so
wage ich einstweilen nicht, über jene wörter zu urteilen.
Das V, von üszpakale habe ich o. s. 1 14 durch uz zu recht-
fertigen versucht. Es fragt sich nun, ob diess die richtige nord-
litauische form des schriftlitauischen uz ist. Diese frage ist zu
bejahen. Man erwartet allerdings an betonter stelle ^äz, an
unbetonter stelle wi (vgl. (Tä — du pödu o. s. 109) und ebenso s'l
„mit", fd ,;du", mäs „uns", fäs „die" neben su tu miis tus zu
finden; die letzteren formen haben indessen — da alle diese
Wörter viel häufiger unbetont, als betont gebraucht werden —
die ersten aus ihrer berechtigten stelle verdrängt und sind nun
als die normalen zu betrachten. Gewiss finden sich neben ihnen
auch formen mit & {äz Lit. forsch, s. 36; säktdps Pr; iä J,
Dr I und V; mäs Szw I); dieselben sind mir aber nicht an
ihrer altberechtigten stelle entgegengetreten und ich sehe in
ihnen deshalb lediglich auswüchse, die nicht besser oder schlechter
sind, als päszis und drgl.
Aehnlich wie mit diesen einsilbigen Wörtern steht es mit den
ein Ä enthaltenden endsilben, indem— soweit ich bisher bemerkt habe,
und soweit auslautendes ü nicht abgeworfen oder in e verwandelt
') Ob sie in versz6 (= hochlit. virszüj, virszul), das ich u. a. von
Pr (die auch verszo sagt), Szw I und einem roanno aus Stoneiten (kirch-
spiel Prökuls) gehört habe, stattgefunden hat, ist mehr als fraglich. Man
bprünksichfipo bei diosor form die dat. »g. vyrü^ xünü Pr.
Zur Ht. dialektforechung. 121
wird — in ihuen ohne rücksicht auf die betonung allein ü er-
scheint; vgl. persztiis, k'etus, bätus (acc. plur.), persztu (instr.
sg.), perszf, Bäf (nom. dual.) Pr. Diese Unregelmässigkeit scheint
mir einerseits durch die im Nordlitauischen häufige — übrigens
sehr der Untersuchung bedürftige — Zurückziehung des accents
(vgl. o. bätus und gandrus, metiis, instr. sg. bdf, raktu Pr) und
das dadurch veranlasste übergewicht der unbetonten endungen,
andererseits dadurch herbeigeführt zu sein, dass diejenigen en-
dungen, welchen ü zukommt, der grammatik entsprechen. Auf
die grundformen der betr. endungen würde ich bei der in rede
stehenden erscheinung keine rücksicht nehmen.
Da z. b. reszutas sein ü im Nordlitauischen nicht in ä ver-
wandelt, so ist es ganz in der Ordnung, dass es dort z. b. kduls
„knochen" (so Pr) heisst. Auch, dass man ebendort z.
„feld" (so Pr) und nicht *laäks (bez. läk^ ^&^i halte ich für
richtig, lasse diesen punkt hier aber falleh, da ich zur zeit
nicht in der läge bin, ihn sachgemäss behandeln zu können.
Ehe ich diesen abschnitt schliesse, muss ich noch auf einige
formen aufmerksam machen, welche beim ersten blick geeignet
scheinen, meine darstellung an einem wesentlichen punkte zu
berichtigen. Es sind diess praesensformen des verbs pidti
(==pult s. 116), welche ich zugleich mit den übrigen von mir
ermittelten formen dieses verbs im folgenden mitteile.
Praes. sg. I päLu Dr II, J, Lw, Pr, Szg, W, pSlk (vgl.
s^ü 0. s. 118) Dr lU, pulu (vgl, sukii o. s. 115) Dr I; II puli
Dr n, J, Lw, Pr, Szg, W, puli (vgl. suk\o. s. 115) Dr I und III;
m pM Dr I und H, J, Lw, Pr, Szg, W, prypM Dr V, Pr.
Plur. I pMam Dr I und II, Pr, Szg, W; II pdlat W. Dual. I
{Vedu [odiei inäd'~\a6ädu) pälau W; II (fädu) pcUatau W.pälatä
Pr. Partie. II msc. nom. sg. pdldams; plur. päldamis; fem.
sg. nom. paldamä (durch „association") Pr. — Imperat. sg. U
nepälk Dr I, II, III, J, .M, Pr, Seh, Szg, 7iap^k Lw, W. PI. II
nepülkite Dr I, nepulkit Dr II, J, Pr, Seh, ne- und napidkit
W, nenupülkit Szg. — Fut. sg. Iputsu ^) Drill, pidsu Dr I, J, Pr,
Seh, Szg, VV, nupiW Lw; 11 pidsiJ, Pr, Seh, Szg, piWDrl, W,
prapids' Dr IV ; III pMs Dr I und III, J, Pr, Szg, W, phW (vgl.
') Das l wurde ganz deutlich mouilliert; vgl. dur'su W oben s. 108.
122 A. Bezzenberger
siiks' o. s. 115) Seh. Plur I phlsini Dr I, pälsam J, Pr, Szg,
W, nüpälsam Lw; JI puhii Dr I, ji^/w^ Pr, W, puUat (vgl.
0. puls) Seh. Dual, l pdlsaii Pr, W; II jMsatä Pr, pälsatau
W. — Optat. sg. 1 phl'czau Pr, phl'tati Seh, W; II pdltumi
Pr, Seh, W, najjäUumiLvf; pältu (claneben aueh 2)Hltn)'W. Dual I
pälttivau Vr , (vedu) pältiimbem W; II päUumifau V^\ pältumetä
Pr. Plur. I (mes) pältumhem W, pältumenil'r; 11 pMtumbet W.
Da „ieh falle" im ,3oehHtauisehen''J2S£^l2j^" jM^sst, so
seheint in />«/?< rt an stelle von ü, in ^;i^ i^an sl^IIe von ü
bez. ä getreten zu sein. Indessen dieser schein trügt. Denn
da das praeterituin von piilti im y^ord litauischen ^(^^^«»j^^beisst,
und da man hier K/o?^^,^?W»*gabe*^, t"ai(>/]~^?alil'cn" ^^»HchV^. h.
da ü hier niemals zu u oder u — wenn auch zuweilen zu ü^)
— wird, so ist die identificierung von paln und pQlu aufzu-
geben. Pälu steht vielmehr auf einer linie mit säku, d. h. sein
„hochlitauisches" aequivalent würde pidh lauten; es liegt hier
also im Nordlitauischen wieder (s. o. s. 107 anm. 1) eine an-
dere praesensbildung vor, als in der Schriftsprache, und die
angeführten formen von pidti stimmen also im wesentlichen
aufs beste zu der regel.
II
In den kirchspielen Prökuls, Dawillen, Memel,
Kr Ottingen wird i zu ä (geschrieben e), ausser wenn es
einer mit n oder m beginnenden ursprünglichen con-
sonantengruppe unmittelbar vorangeht, oder wenn
in der ihm folgenden silbe ein«- oder ein nicht aus «ab-
geschwächter 6-laut steht, bez. früher stand. — Zu-
weilen wird e gedehnt, / aber zu einem etwas trüberen laut
{i, mittellaut zwischen / und ^), über dessen /-qualität indessen
in der regel kein zweifei sein kann In gewissen fällen erscheint
i oder e an stelle von / bez. e (s. u. s. 133 tf.).
In den folgenden fällen tritt diese regel klar zu tage.
Part, praet. nom. plur. msc. apsvUf^; fem. apsvHuses Pr
[ap-svUti „ringsum versengt werden"].
*) ^S^- 9^f^**^ 0- B 107 anm. 1; mSk'enus u. s. 124; «^'^rMu.s. 127!
sxerazüns u. b. 127; KhUüse Pr (nom. K'inta), Kintüsc Szw I „in Kinten";
k'itüne b'Stüse Dr I, sowie die folgenden sehr beachtenswerten formen:
püihi^s Kl, p^7h)i^ks und nom. pl. püd^lf VrJpwÜ^s Ja „töpfchen''
(nebettÜJn^^e/i« Kl, /io^^fr. jhiirlis Dr III). l^»"*"»«
/Kf
Zur lit. dialektforschung. 123
&•
Nom. sg. ävens „hammel"; plur. ävena Pi'i). — lu
Kl, Pr. Dimin. kirmenuks Pr. — Zqsens „gänserich" Pr
Praes. sg. I bej^ni^ II hejes-, 111 be/ä's. — Imperat. sg. II
nebejä'kis, — Infin. ÖP^äiög^ich fürchten" Pr.
Bilekän „irgenü imen" ö2w I. p
'^HBlirs^^lBf^Bne^Trin, ' PfT^genTpl^rTjc^;« Pr, bit'u^
Praes. III blhg. — Praet. III bUz(ßef Pr [6?5%«i4^,fli
Acc. sg. fem. breszn^ „frisch** -Kt
Nom. sg. m2i^c\dektus ,, tüchtig" Su I. Adv. cVikte Pr.
Praes. sg. I dh^bu Dr 1, X'T^I, L, Pr; U rfh-6/ Dr I,
J, Pr; III derbe J, derb Pr, (^^-^ Dr I. Plur. II derbat Pr. —
Praet. sg. I derbau L, Pr, derbem Dr 1; 11 derba Pr; III f/<?He
Su I, derb' Pr, paderba Kr. Part. msc. nom, sg. rfzrfe^ Pr, plur.
dirb^ Pr; fem. nom. sg. derbiisi Dr V, Pr, plur. derbuses Pr. —
Fut. sg. I d\rpsu Dr II, L, P, Pr, dirps' B ; 11 dirpsi B, Dr 11,
L ; 111 derps Dr II, L, Pr. Plur. 1 dirpsim Dr II, derpsam Pr ;
11 f/ir/)s^ Dr II, derpst Pr, derpsat B. Dual. I dirpsmi Dr 11,
derpsau Pr. — Optat. sg. 1 dirpczau Dr 1, Pr, dirpt'au L, Kl
und II; 11 derptumi Dr I, K 1, Pr; 111 fZer^ Pr. Dual. 1
derptuvau Dr I, Pr. — Imperat. sg. II derpk K II, Pr, derpk
Dr II; plur. II d\rpkit K II, Pr, dlrpUet Dr II \dirpti. ,yarbeiten"l. _
Sg. msc. gen. dide Szg; instr. dklu L, diclziiju Szw 1. Fem
nom. rfidie DrJLII, Pr, dide Sk. — Adv. f/iV/e/? Szw 1
di^
BtflSeszinU „zwanzig" Pr, Su 1 neben dve biitelk', dve dmi,
dve mergM' Pr, dve Dr V.
Msc. sg. nom. elks; plur. nom. ilgi, instr. Ugäs^ dat. ilgims.
Fem. dual. nom. ilg'e Pr. Compar. ilgiaüs Pr, Szw I [ilgas
„lang"]. — Paelgöüns Dr I, i)aeJgötens Pr „länglich".
Praes. sg. I elsos Pr, ?se7s?* Dm, is'elsu W. — Praet. sg.
1 atseilsejau Pr, pasilsejau Dm, iseilsejau W. Part. nom. msc.
ils'eej^^l fem. üsejusi Pr [?7gey/g ,,ruhen"1.
£7s^ „er ermüdet" fffTipatts^sTm^, paelsus'y fem., „er-
müdet" Pr. -*"**"■' ■"' ---..^^
Praes. sg. I ewei; II ime. Plur. II et«a^ Dr I (vgl. u. s.
130) [imti „nehmen"].
Träes. sg. 1 gärbenii; 11 gdrbin'; III gärben. Imperat.
Q
^) „Bock" heisst tekis.
124 A. Bezzenberger
sg. II gärhink. Inf. (jdrbint „ehren" Pr. — Iszmegint „prüfen"
Kt. — Praes. sg. I mäJcenüs; II mäkmys; III mäk'enes Pr, Wa
[mokintes „lernen"]. — Paaüksztinis „erhöht" Pr. — Pasezh-
men's „er erniedrigt sich" Pr. — Supylcen „er ärgert" Kt. —
Vad^n „er ruft" Kt, Pr. — Praet. part. nom. sg. insc. zadin^s
L, P, Pr, pazddinqs W; fem. zädenusih, P, Pr, pazddenv^i V^ .
Imperat. sg. II zädink Pr. Fut. sg. I zad(^u. Infin. zädint L,
P „wecken".
Gaspadin' „wirtin" Pr. — Druskin' „salzfass" Dm, Pr,
Szg, druskine Seh „salzfässchen". — Ledine „eisschoUe" Su I. —
Ubaglne „bettlerin" Wa.
Sg. msc. nom. gelus „tief" B, Dr I, KU, Kn, Pr, Seh,
Szg, defin. gileses (sc. prüdas) Dr I, Pr; acc. defin. gil^Ji Dr I,
gil^' Pr. Fem. nom. sg. gili B, Dr I, K II, Pr, Seh, Szg; plur.
giles Kn. Compar. nom. msc. gilesnis Pr. — Geläms, gUyhe und
güybe „tiefe" Pr.
Part. necess. nom. plur. fem. girtetias Szw II [<//r^/ „rühmen"].
Praes. sg. I gerdau Pr, W; II g'hrdoi W; III gerda Pr. —
Praet. sg. I glrdzau; 111 glrde. — Infin. ^errfy^ „tränken" Pr, W.
Praes. sg. I gerdu Dr I, KJ, Pr, Szg, gerdü Dr III; II
glrdi Dr I, KJ, Pr, Szg; III gh'de Dr I, gerd Dr 111, Szw I,
g'erd Pr. Plur. I gerdam Dr III. — Praet. sg. I girdejau Dr I. —
Optat. sg. I girdet'au und girdet'äv Szn. — Gird'et ana gerd
„hören tut sie" (ein blödsinniges mädchen) Dr III, girdeet
„hören" Pr. '
Praes. sg. III gergzd, — Infin. girgzdet „knarren" Pr.
Gertüklis ,, sauf er" Pr.
Geszec „geschütz, kanone" Szw I.
^ ölZiFTieicheln" -KT
Gimine „familie" M.
Part, praet. msc. sg. nom. gim^s „geboren" Dr I und III,
L, Pr, Szg, Szn, ^imjÄ- D, girne^s J; acc. gemusiDTl\ plur. nom.
gime^ Dr 1. Fem. sg. nom. gemusi Dr I, L, Szg, Szn, 9^m«s'D, Pr.
G\re „wald" Kt, gire Pr, gen. g\res Kt, Pr.
Iklmszk „stopfe hinein" Pr.
Praes. sg. I: fpelu W, pHu Pr; II Jpüi W, pili Pr; III
ipel W, pH Pr. Plur. I ipHam W, pclam Pr. Dual 1 ipelau ;
II {pelatau W. — Imperat. II sg. \pHk\ plur. \pdkit Lw, Pr,
W [jniti „giessen"].
l'art. praet. nom. plur. iszbrindp^. - Infin. br/st „quollen" Pr.
Zur lit, dialektforschung.
125
Karvlk'e „kühchen" Dr V. — Mergik'e „raädchen" Kr.
K'elnä'tis „sich hin und her heben" Pr.
K'elpa „schlinge" Dr II, J, W, k'elp' P, Pr; nom. dual.
Tdlpi Pr. Dimin. k'ilj/ik'e Dr II, J, P, Pr, W ; acc. plur. kilpeles
„steigj}ügel" Szw II.
„ sTe'^Blifi^ens^^HSiijJ.
ra^ sg. tUnTzii l)r i^nd lÖ, Kn, Pr; 11 kiszi Kn, Pr,
kiszi Dr III, klszi und kisz\ Dr I, nakisz' Pr; III k'esze Dr I,
tk'esz Pr. — Fut. sg. I klszu Dr I, k^iszu Pr; II kiszi Dr I
und III; III k'esz Dr I, Pr. — Imperat. II sg. k'eszk; plur.
kiszkit Dr I. — Part, praet. nom. sg. msc. ikisz^ ; fem. k'eszus'
Pr [ktszti „stecken"].
Msc. nom. sg. k'ets Lw, P, Pr, plui*. kili Dr III, P, Pr,
kUe Lw; acc. sg. k'et<f Pr, Su I, plur. k'ettis Pr. Fem. nom.
plur. k'etas Dr III. — Ketäks „andersar^" Pr. — Adv. k)teip
Dr III, kitäp Pr, k'etaip Su I ^\ r^^X<i£.,ei^Sft^^
Kihers Pr, Szn „eimer"; gen. kibera Su I; Sicc.lnber' L,
P. Diminut. kibirelis L, P, kiberuks Pr.
Praes. sg. I klmbu und kimbii. — Praet. sg. I uszk'ebau. —
Fut. sg. I klps'. — Imperat. sg. II k'epk. — Kdklas uszklb^
„heiserer hals" Pr [k)pH].
Praes. sg. I kinkaü Pr. — Infin. kinkyt Pr, W „anspannen".
Krekszts „grabkreuz" Dr I.
Kulik'es Dr I, kuVik's Pr „drescher".
Kürszininks „Kure" Pr. — Darbjjunks „arbeiter" Pr, gen.
pl. darbininku Seh. — Letüvin ika, plur. , ,~Litauer" l^r.
Legäns ,,der kranke" Kt.
Lests ,,nest", nom. pl. lezda Pr.
"Praes. sg. II Dpi Lw, Uju Pr; III Up Dr III, Lw, Pr. —
Praet. sg. I lepaü Dr III, Pr; 11 itzlepd Pr. ^Part. nom. sg.
masc. Vipis; fem. pärlepiis' Pr
Melzonis und milzinis ..fi(^6" KI* mfizin^9i\ Szw I.
Nom. plur. msc. part. praes. mSnamis (lena); parll" j^et
)szmint' Pr \{liniis^ mlnti „(flachs) brechen"]. — Mintuvä „die
tiachsbreche" rr. '■'
Part, praes. II nom. sg. fem. merdam^ plur. msc. merdamis
*) Hierzu noch folgende in Dr I erfragte formen: Msc. sg. nom.
k'ets, gen. k'Ha. dat. k'etam (und k\tam). acc. k'etq; plur. nom. kitt (und
ktti), dat. kithus. acc. k'etus, instr. k'etais, loc. k'etüse. Fem. dual. nom.
{dve) kiti, instr. {dvim) kitim.
126
A. Bezzenberger
Pr. — Part, praet. nom. sg. rase. wir«js Pr, Su I, fem. nüme-
rus' B, Pr tmirti ..sterben"!.
Praes. sg. I m)slijjt7Pr; III mMtjje Kt, mhlye Pr [mts-
lijti „denken"].
Praet. sg. I tiukrefau; part. nom. sg. msc. tmkrlfjs, fem.
mikretusi Kn, Pr [knsH „fallen"].
""TFaet. sgrrjtalelauXiY I, V7\^\lj)alekai (die ehdung dialekt-
widrig) Dr I, jJoZcÄ« Pr; III ^ja/<?Ä' Dr 1, Szw I. Part. msc.
nom. sg. paük'p^s Pr, atllk^s Dr IV, plur. palik\ Kl II; fem.
nom. sg. Ukusi Dr V, pcdektisi Pr. — I'ut. sg. I paliksu Dr VI,
r2Ä:.s'w Pr; II paViks' Pr; III jxiUks Dr VI, Pr |2^<<^/-^?»^)
Pastlmp „er erstarrt". Part, praet. nom. sg. msc. pasüp^s,
fem. 2-)ast^2^us' Pr.
Praes. sg. III ^^rtf^^A- Pr, napaünk Lw. — Praet. sg. III
patek' Pr. Part. msc. nom. sg. patlk'qs Pr, sutik'^s Kl I, plur.
uszllk'' Pr; fem. nom. sg. patekns\ plur. usztekusds Pr. — Fut.
sg. II patlks'; lll paUks Pr |jJ«-, s«<-, «ä.^- <}ä:^/].
Nom. sg. msc. j^e^ws „billig"; fem. ^?^V Pr. — Adv. p)gei
Wa, z??«/? Pr.
Msc. nom. sg. pekts „böse" Dr I, Kn, Pr, Szg; plur. jn^^^
Kn, Pr, ^j}He Dr I. Fem. nom. sg. pekta Dr I, Pr; dual. p/Zr^l
Dr I, 2i)kti Pr; plur. pektas Dr I. — Nom. sg. msc. compar.
jxiktesnis Dr 1, Kn, Szg, piktesnh Pr; superl.^^/^Y'^'aMS^.s/sDr I.
Ad^ comp, piktyti Pr. — PifcTpht^^^iJftLsiiii^ä^a I. -
„bös^ein" Pr. '^
Ms^nora. sg. ^j^/ä,v? „grau" Dm, Pr; plur. ^;^/A.7* Dm, Pr.
Fem. nom. sg. jn-lka; dual, jnlkr, plur. pclkes Dr I. — Compar.
nom. sg. msc. pilkesnis Pr.
Msc. nom. sg. mhis ,.v»V^" T)*' ^^^ Pr; plur. p)i)i' Pr. Fem.
nom. sg. 2>^/>m Pr.
Pelvas D, Szg, pelvs Pr „der bauch dos menschen". —
Dimin. pelväks D.
Praet. sg. I jyerkaü Sk, Pr , nuperkau Dr III. Part. nom.
sg. msc. nusep)rk'qs Dr III, ptrk(s Pr; fem. pvrkus' Pr i7>»:A//.
^^jkaufon"].
Fem. nom. sa.permäji (defin.); dual. p)rmeji (defin.) Pr. —
Compar. adv. /»/miov^s Su l^^flipmiit!^ Pr wl
Sg. nom. perftzt^^T'y gen. ph'Jzta Kl, mstr- peritzf^ Pr.
Zur lit. dialektforschung. 127
Dual. nom. perszt Dr I [ptrszt^ „finger"]. — Pi>pfa*Mri,„hand-
schuh" Pr. V J^OaJ^ W^^
P)h .,berg" Su lY, ^t^AfvTS^.bi^Jrc'' Su I. — Dimin. ^^„*»
Praes. sg. I pri- oder papeldau Pr. — Pi-aet. sg. I priptl-
dzau Pr. — Infi, fddyt Dr TU „füllen".
Praes. sg. I reszu; II rtszil), Pr. — Praet. sg. I siireszaü
Pr, sweszd D; III pryresze Kt. Part. act. nom. plur. msc.
stirisz^', fem. sitreszuses; dual. fem. sureszus\ Part. pas. msc.
nom. sg. S2ireszis, plur. suriszfi Pr [nszfi „binden"].
Sedäbras „silber" Dr IH, L, Pr, Su I.
SMe „krippe" Pr.
Sk'elu „ich schlage feuer" Pr. — Sk'eltävs „feuerstahl" Pr.
Praes. sg. I sk'erüs; II sktrys; lll sJceras. Plur. I sk'emmesFr.
— Fut. sg. I sJih'SKS , atsesklrsH Pr. Plur. II sFtrsifes Dr IV. —
Part. perf. pas. nom. sg. msc. atskerfs Pr [skh-ti „scheiden"].
Nom. ski'lvis, acc. skUre. „magen eines vogels" Pr. (N
Praes. sg. I smerdii^ll smlrdi; lll snien-d. — Praet. sg. Illvy^fc*^^
smirdef Pr \sm ü^^JW^^stinkext^lT '^
Praes. sg. III snlng' „es schneit". — Praet. sg. III sneg' Pr.
Gen. spaudemä „des drückens" Dr III.
Nom. plur. spnngines „schlafe" Pr.
SteMas KJ „glas".
Surink'emes „Versammlung" Kl I, surink'ems L, Pr; acc.
surink'emq Szw I, suriuk'hnp^ L. — Surinkhnininks „ein surin-
kiraininker (Veranstalter und teilnehmer religiöser Versammlun-
gen)'' Kl I, plur. nom surinklmininka h, Pr.
Szela, nom. plur., „haidekraut" Pr.
Praes. sg. I szeldaus L, P, Pr: II szeldas Pr; III szeldäs
Pr. — Praet. sg. I szddzaus Pr; III szUdes L, P, Pr. — Infin.
pasiszUdyt L, P „sich wärmen".
Szersznna „wespe" Pr.
Szes „dieser". — Szlsze „hier" Pr, Szw i.
Szpecainis „spitzig" Dr I.
Praes. sg. I szteldau J, Pr. — Praet. sg. I nusztddzau
Pr. — Infin. szüldyt J, Pr „zum schweigen bringen".
Teltälis „brückchen" Dr HI, Pr.
Praes. sg. I terpau. — Praet. sg. I isztirp'aii. — Infin.
tirpyt „schmelzen" Pr. — Terpst ,,e3 schmilzt" Pr, Su I.
I.
M
128 A. Bezzenberger
Trevä'ti Dr V, isztrevä't Pr „aushalten".
Upe tvist „der fluss steigt" Pr, Su I. — Upe isztvenus' „der
fluss ist ausgetreten'^ Su I; usztvemis' ^^hoch angeschwollen^' Pr.
(y^f**ii^ »ve1h»igj^ Dr V; uzm4rszk Pr, — Praet. part.
nom. sg. msc. tizmyrsz^^l l, Pr, fem. uzmerszusi Pr.
Praes. sg. I uzmingu Dr I, Pr, W. — Fat. sg. IwimiÄ:s"Pr,
uzitilks' W; n uzmiks' ; Hl uzmdks Fr, W. Plur. I uzmeksam
Pr, W; n uzmeksat W, uzmeks't Pr. Dual. I uzmeksau; 11 uz-
meksetau Pr, W. — Praet. sg. I uzmegaü Dr I, Pr, W. Part
nom. sg. msc. uzmlg'^s Dr I, Pr, Szw I ; fem. uzmegusi Dr I,
Pr. — Optat. sg. I uzmtkczau; II uzmektum' Pr; III iszmektu
Dr IV, uzmekt" Pr. — Imperat. II sg. uzmek; plur. uzmik'et Dr
I, Pr. — Nom. act. acc. sg. tizmigim' Kl ^wil-yi-^einschlafen^
Vdrtinklis Bomraels Vitte, Dr II, Kl, värtingle (nom sg.
fem.) „Spinngewebe" Pr (aber vä'rs „spinne" Pr!).
Vedus und vedus „das innere" Pr, \ vedif, „hinein" Dr III,
Pr. Vedurys und vedurys „die mitte" Pr, loc. vedury Su I.
Velks „wolf" D, Dr I, J, KJ, Kl, Kn, L, P, Pr, Su II,
W, Wa, nom. plur. velkai (mit dialektwidriger endung) Dr I.
Vilkene J, KJ, L, Su 11, W, vilkeene Dr I, Kl, vilken' D,
vilkm' Kn, vilkeen' P, Pr, vilklne Wa „wölfin". — Velküts
„wölfchen" Pr. /
Velnas Pr, instr. velnäms Dr I ,(wolle". — Velnäns „wol-
len" Pr. -" ^~
" Verbales Su I, nom. plur. verbalä Pr „Stricknadel".
Praes. sg. I verpu; II vlrpi; III verp. — Praet. sg. III
virpeeje Pr [virpeti „beben"].
VerszöSzwl, verszö undv^rs^oPr, a«/mv*?2;a«.9Dr III „oben".
Msc. nom. sg. t^ess; plur. vtse Pr; dat. plur. vishns Pr,
Szw I; instr. plur. vesäs Pr [vhns „ganz, all"].
Veszf „huhn", nom. dual, dve v)szt' Pr. — Demin. vesz-
tälis Pr, gen. plur. vesztäl'u „küchlein" Kl. Visztytes dass. Kl.
Vezkms Szw I, vazems Pr „wagen".
Praes. sg. I zenaü Dr I, II und III, J, Pr, nezenaü B,
DrI, KI; II iewf Dr II, Pr, re«<l'J; IlliewffPr, zene Kr, nezhi'
KB. — Praet. sg. III zenä'jd Dr V [ziiiöti „wissen"].
Nom. plur. msc. zUi Pr, zlle Su Tt. Nom. 'sgi'ßm.' u'la Pr
[zUas „grau"]. — Praes. sg. III zeht Wa, prazeht Pr. Part,
praet. nom. sg. msc. prazUis Pr, Wa; fem. prazHus' Pr, Su I
[zUti „ergrauen"].
Zur lit. dialektforschung. 129
zlnd' „sie säugt" Pr.
Zh'nis „erbse", nom. pl. zirne Pr, zirne W, gen. plur.
zirnu Dr V. — zirmne und zirnyne „erbsensuppe" Pr.
Vergleicht man die hier nachgewiesene regel mit der oben
s. 106 aufgestellten, so drängt sich die frage auf, ob nicht Über-
gang in e ursprünglich nur betontem i zukam. Ich habe diess
früher angenommen (Lit. forsch, s. 199), bin aber in dieser an-
sieht mehr und mehr schwankend geworden, da ihr nicht nur
sehr viele bereits angeführte tatsachen, sondern auch formen wie
lä'adu (mit äa=ei), ddkts (mit ä=di) u. dergl. (s.w. u.) wider-
sprechen, und da sich ausser einigen erscheinungen, über welche
ich später (s 137) sprechen werde, für sie hier nicht mehr an-
führen lässt, als:
praes. sg. IMjaüs Dr III, P, Szg, W, nehijaus Kt ; 11 hijais \
W, hijeis Dr T IT ^I^^NjIr^ " i r'TT'iiUjQiten' '] ; ^^
gilüs „tief" (danebeif^'^/ws, fem71)%i^. Lw;
praes. sg. I ikiszu Lw; UI ^kiszKi. — Praet. sg. l^kiszaü
(neben ^k'eszaü und ptk'eszau) Pr, ^sikiszaü L ; 9iefciszä (neben
(sWeszä) Pr; HL pik'hz' L. Plur. I pik'eszäm L (s. o. s. 125)
[klszti „stecken"] ;
ä'zik' (neben d'zeka) „ziege" Kt;
suriszts „zusammengebunden" D (s. o. s. 127);
vilkütis „wölflein" KJ (neben velks, vilkene s. o. s. 128);
praes. sg. I zinaü (neben zenaii, nezenan) KII, nezinaü
Kt. — Inf ^hiat Kt wi'ggATi" —
hierdurch '^S'bur Uly ftAhLigkeit jener ansieht nicht im min-
desten begründet wird ; denn : neben bijaüs u. s. w. finden wir
nicht nur bejaüs u. s. w. (s. o. s. 123), sondern auch bijämäs
W — ohne accent von mir notiert, aber sicher bijämäs betont — ,
und es ist also mindestens sehr unwahrscheinlich, dass i dort
deshalb nicht in e verwandelt sei, weil es unbetont ist; gilus
ist offenbar eine schriftlitauische form; vilkiUis, {kiszu u. s. w.,
ä'zik\ siiriszts, zinaü u. s. w. werden durch velkids^ {khzu Pr,
jk'eszaü u. s. w., ^zeka, süreszts, zenaü u. s. w. (vgl. o. ss. 127,
128) und durch andere formen im Übermasse aufgewogen.
Hiernach sind die obigen der regel widersprechenden formen
für ausnahmen zu erklären, welche mit solchen wie (pilk, ktts
u. a. (s. w. u.) auf einer linie stehen.
Mit den zu praesentien wie dbrbi(, k'eszu gehörigen infini-
Beiträge z. knnde d. ig. spr»chen VIII. 9
L
13() A. Bezzenberger
tiven steht es ähnlich, wie mit den zu säku, dam gehörigen:
südlich der cz-grenze herrscht in ihnen der ursprüngliche, nörd-
lich derselben der umgelautete vocal vor; vgl.:
dirpti Dr II, dirpte und d\'rpte Pr, dlrpf Kn — d^rpti D,
dhpt L, Sk, Su I, dirjJte Ji), KU 8) =,. \^lrpti „arbeiten";
klszt Pr — '^k'eszt KJ = khzti „stecken" ; ■ ■
riszt Pr — reszte, pryrhzt D = rtszti „binden*';
apsevükte Pr, apsivUkt Szn (deutlich l) „anziehen";
atükt „verrichten" Pr, Dr IV, pallkt „verlassen" Szw I;
glrt „rühmen" Pr;
fpllt „eingiessen" Pr;
iszürte Dr III, pafpie Pr „erfahren" ;
misiplrktes „käuflich erstehen" Dr V, pirkt „kaufen" Pr;
skUt „(feuer) anschlagen" Pr;
^rtes ^ch trennen" Pr;
?/imJ^ „einscBtttfen" Dr IV.
Weiterhin sind folgende ausnahmen zu nennen:
Part, praet. nom. sg. msc. apsvelkp (daneben fem. apsev^l-
kusl) Pr^) [apsivUkt „anziehen"];
av^zhte szaiidä „haferstroh" (neben ävezas ,,hafer") Pr;
adv, dMe (daneben adv. compar. didyn) Kt, dHelei Kind-
schen-Bartel, Su I [didei, dulelei „sehr"];
praes. sg. I dlrhi Szn. — Praet. sg. I dlrbaii (und derbau)
D (daneben praes. sg. I derbu, II dlrbi; optat. sg. I d)rpt'au;
imperat. II sg. d^rpk, plur. dlrpkit). — Fut. III dlrps Seh
(neben asz dirpsu, tu dlrpsi). Plur. I dlrpaam D, Seh (hier
daneben auch praes. sg. I derbu, II dlrbi, III derb). — Optat.
plur. II dlrpiumit (neben dirpczau und praes. sg. I dt^rbu, II
dlrbi ; imperat. II sg. derpk, plur. dlrpkit) Kn \dlrDti ..arbeiten"! ;
praes. sg. II emi D, Kr (hier daneben )/«/), Lw, Seh, Szg,
<^mi J, KJ, Szn, W, L, Pr (die beiden letzten auch hni), hni
oder emi? (unsicher) KI und II (daneben I emu D, J, K I und
II, KJ, Ki^ L, Lw, Pr, Seh, Szg, Szn, W, III hn KJ, L, Pr,
Szg, W, j^rySiiDr IV ; plur. I hnam D, W ; imper. II sg. hnk
D, KI, Seh, SzgSijfin.JgjJJjj^Ä^aJ^);
') DerHcllte brauchte das unregelmnssige durt o. s. IIG. *] Derselbe
sagte v'ilks, p'ilka s. u. *) Zu apaeve'lk^a vgl. ke'rt^a., ki'rtU, ive'rblis
(s. u.), ph'szta, uhnyrszf» (o. 88. 126, 128 u. 8. 133), »zalhi „fort" KI —
Mzälett Szw I und unton s. 135. anm 3.
Zur lit. dialektforschung. 131
nom. sg. fem. g'eli (daneben auch gili, masc. g'elus) W^);
msc. gUus (neben fem. gili) KJ. Adv. g'elei Su I [güi<s „tief"] ;
part. praet. nom. sg. msc. geme^s (und ghn^s, fem. g'emusi)
W; fem. ghmisi (und g'emusi, masc. ghnqs; daneben auch II sg.
praet. gime) Seh, glmusi (neben ghn^) KU und KJ [ghyi^s,
ghnusi „geboren"] ; \ ^ ».^
praes. sg. II gM, III g'er. -\ FilV,^. I gi'rsii Pr f^tnj;^
"U'OK^ S?.' glje „faden" 2), gen. gijä's, g)jäs Pr;
glmSne „familie" Pr;
asz girdau „ich tränke" (neben girdyti) K J ;
praes. sg. I glrdu', III gird (plur. II gu'dit) Stallis Hans
[girdet „hören"];
^pUk „giess ein" D, KJ, pUk Szg;
part. praet. nom. sg. msc. iszgej^ (und uszglj^) „geheilt"
(praes. III iszgyn) Pr;
wzv^l'ä'je „er entlockte" Pr*) [iszvUiöti] ;
kdideg'e (und kdidig'e) „gicht" (daneben lega, gen. legäs
„krankheit"; legänis ,,patient") Pr;
part. praet. nom. sg. msc. kertfs Pr [kirsti „hauen"]. Kertis
„hieb", gen. kercze Pr;
praes. sg. I k\szu. Plur. I kiszam Stallis Hans. — Imperat.
plur. II pik'eszkit (neben k'eszk; praes. sg. I k'eszu, II klszi;
praet. sg. I pikiszaü; s. o. s. 129) L [kiszti „stecken"];
msc. nom. sg. kUs „anderer"; plur. ä:'(?#?' (und Ä:?Ye defin.) L;
fut. sg. III Ups. Plur. I Upsam (neben asz Dpsu, tu Upsi)
Lw \lipt „steigen"] ;
wer^^^estprben" (und mlr^s', fem. merusi) L;
^) Dazn folgendes paradigma :
Masc. Fem.
Sg. nom. gilysis (ganz vereinzelt g'elyses) gilaji
gen. gilaje gila'ses
dat. gilaju gilajei
acc. gil}/j, glltf gilpje
Plur. nom. gileje gila'ses
gen. gtlüjü, gilüju gihiju
dat. gilysims, gilysims gilä'sems
acc. gilüsus gila'ses.
*) Ich schwanke, ob ich g)je für reo^elraässig oder unregelmässig er-
klären soll. Ist es regelmässig, so ist diess auch bij'eis o. s. 129, im ge-
gensatz zu bejds o. s. 123. *) Die erweichung des / ist kaum zu hören.
9*
132
A. Bezzenberger
fut. plur. I nukrlsam (neben III nukrh) Dr III \nu1cr\sti
„hinabfallen"];
praes. sg. I nusltekios Pr (daneben: ülcin und tikiu Pr,
t\kiu W, nusUeku oder nusiteküs und 2^osUe]cu Pr; III nu-
sitek Pr, misitik' W. Plur. I ükim Pr^)) \tiketi „glauben",
nusitiketi „sich verlassen"];
jpayh-äms büti „katzenjammer haben" Pr^);
2}al'ik „bleibe" Kt;
nom. plur. msc. pekti KJ, L, Szn, p^kfe J (neben nom. sg. .
msc. j^^kts und com'pa.r. piktesnis J, KJ, L, Szn) [plkts „böse]; /^
plur. rase. nom. pelkijje und pHk'eji, dat. pelkesims W ^),
nom. sg. fem. pilka KU [j9«?Ä:as „grau"];
t nom. plur. msc. pelni^) W, j^e^«/ D, j9e^«2 und compar.
\ pelnhms KJ (daneben noi6. sg. msc. ^je^ws KJ, W, fem. p^lnai^)
I D; compar. pilnesnis y^) i [p'dna^_j£w\V^,
I "^i^i^^. nom. peningä ■fo;,jfgen. ^^««njw^^D, p^ningtt'-^ (auch
^pfen7nng^y^\Rcc. peningus Kl>vmstr. ^;^w«'w^^>s^2eben arc ^/J-
ningus) Kt (j^wn^/ „geld"]
part. praet. noöjr. sg. masc. ^eA'e^ PlikßSn"; III praet. w?/-
plrke Kt [per^^£_jjkaufen"] ;
st^kUms „gläsern*^'~(neben stekles „glas" und steklüks „gläs-
chen^O Pr;
szildaüs (und szeldaiis) Szg ;,ich wärme mich";
7^'rfi
') In ^t'ÄtM, <JÄ;iM, nusi^t'A;' — eine durch die fremd artigkeit von t)kiu ver-
anlasste missbildung — und nusitekios tritt der einfluss der Schriftsprache
wieder sehr deutlich zu tage. Die letzte form ist aus dialektisch rich-
tigem nusitekos (o. s. 107, anm. ')) unter dem einfluss des biblischen /lA-iti
hervorgegangen, indem dessen praesonsbildung nachgeahmt wurde. *) Ent-
schieden nicht pagcria 7ns, aber ebenso entschieden mit nicht breitem e
und deshalb als ausnähme nicht zweifelhaft. ') Ich fand hier folgen-
des paradigma :
Masc. Fem.
Sg. noui. pelkasis pclkaji
gen. pelkaje pelkases
dat. pelkaju pelktije
acc. pelkaji^ P^^^iV^
Plur. nom. pelkije und pelk^Ji pilkaaes
gen. pelkuju pilküju
dat. pelkisima pelkSsims
acc. pilkügua pilk^ses,
*) Hier wird formübertragung durch das gutturale / bewiesen. Ebenso
ist dieser laut übertragen in der II sg. praos. apaevilk' (III aptiveik) S/n
I
Zur lit. dialektforschang. 133
szUum' „wärme", gen. szilumä's Pr; .
instr. sg. szut^hiu (neben sg. nom. szmik'c^ „das geknotete
ende der peitschenschnur'^, acc. sznnlc' ; plur nom. -^zr/üke) Pr;
praet. III sg. sznebzdejäs; infin. szndbzdet (neben praes. II
sznibzd), III sznebzdas und sznehzdäms kalhek) Pr [sznibzdeti
„flüstern"] ;
praes. sg. I szvllpoju Pr; infin. szvUpot L „pfeifen";
usserejp „sich verschluckt habend", msc, Pr;
part. praet. msc. nom. sing, iizmeg'^s, plur. uzmeg'^ (neben
fem. sg. nom. uzmegusi) W (s. o. s. 128) [uzmikti „einschlafen"];
part. praet. nom. sg. fem. ttzmyrszim (neben msc. uztnyrszp)
Szw n [uznürszti „vergessen"]; OlVtl'ilC'fV
vUks „w(^" K n^) ;
t'^s?o)^<.,a]
'nom. plur. msc. zUi (neb^ compar. Tem. nom. sg. züesne)
W. — Part, praet. nom. sg. msc. prazel^ (fem. prazelusi) W
[zUas „grau", prazUstu „ergraue'^;
zverhlis „Sperling", gen. plur. zverblu (aber nom. plur.
zvlrble) Pr.
Von diesen ausnahmen zeigen die einen e, die anderen ^bez.
e oder e, an stelle von 1; es fragt sich, welcher laut an den bez.
stellen berechtigter ist, oder mit andern worten, ob man z. b.
emi oder enii für weniger unursprünglich zu halten hat. Diese
frage ist zunächst zu erledigen.
Das letttische gesetz, nach welchem e und e breiter oder
spitzer ausgesprochen werden, je nachdem dunklere oder hellere
— ich bitte alle lautphysiologen um entschuldigung, wenn ich
mich nicht exact ausdrücke — laute folgen, ist auch dem Li-
tauischen nicht ganz unbekannt. Ich habe es beobachtet in dem
merkwürdigen dialekt von Popiel, in welchem im allgemeinen e zu
ä und weiterhin bisweilen zu ä — und umgekehrt ä zu e^) —
wird, ausser wenn ein spitzer vocal folgt, wo man also favas
(und fdvas) „vater" neben tevelis^) sagt*), und ferner in dem
preussischen Nordlitauen. Zu den durch feine lautliche nuancen
') Die spräche von K II ist vielleicht durch das Kurische beeinflusst.
Vgl. jedoch 0. p'ilka^ das nicht lettisch sein kann. ^) Daher z. b. run-
kela „händchen", galvela „köpfchen'', darSelis „gärtchen". ') So ist
für tevjlist(bez. tevelo) Lit. forsch, s. 5 (5, 1*) zu schreiben. *) Ebenso
motinä la Lmütterchen", neben vainikelis „kränzchen"; vgl. ferner Wa/o
„er kam"f ä'j'o „er ging'^ (vgl. ej'äm Pr, nueje G e i 1 1 e r a. a. o. 8*7 19,
parejaü iszej'o Jacoby a. a. o. ss. 66, 74, ejo Lit. forsch, s. 38?).
^S>A^^
134 A. Bezzenberger
unterschiedenen worten, bez. Wortverbindungen, mit welchen
man hier den fremden neckt, gehören die worte für „maus",
„Spreu" und „asche" (bei Kurschat peli^ pelaf, pelenaX), in
welchen das je in der Wurzelsilbe stehende e verschieden aus-
gesprochen werden soll. Ich habe diese Wörter von B, L und
Pr gehört, jedoch nur bei der letzten eine dreifache ausspräche
jenes lautes wahrgenommen Jj?g/tg_und p^l'e^ pUe „maus" mit
ganz spitzem e, vJim ■..^vvi^'' mit sehrbreiteiirfostpreussischeml
e/ joe/e|tfK„asjjP^mit .rom e-laut, welchen die meisten Deutschen
irP^rorterS'^ie pfänden, hände sprechen und den ich mit e be-
zeichnen will 1) ), während ich bei den erstgenannten nur zwei e
unterscheiden konnte, indem hier für mein ohr das e von pelena
ebenso spitz klang, wie das von pele (^j, das in pela gespro-
chene aber weit breiter war.
Dass hier ein fehler meines gehörs oder der ausspräche
vorliegt, und dass jene dreifache Unterscheidung*), welche die
spräche Pr's zeigt, das richtige ist, liegt auf der hand, und
ebenso ist es ohne weiteres klar, dass das auftreten von ^, ä
und e an bestimmte bedingungen geknüpft ist. Welche be-
dingungen diess sind, glaube ich durch eine nachträgliche
Untersuchung der spräche Pr's erkannt zu haben, über welche
ich an einem anderen orte referieren werde; für jetzt be-
schränke ich mich auf die aufstellung folgender regel: Schrift-
litauisches e erscheint in der spräche Pr's vor a und
als ä (bezeichnet mit e), vor i, aus tat entstandenem
e-laut und palatal«4l^onsonanten als ^. ]^ sagt also:
ö^Rifcjjj2jScTi^^»ö,etrog"; diminut. ^VW^Je^^ und (/dN^''.
!7jel»", Mkit Jinhi-. ^"^ >
Praes. sg. I kepii, II kSpi, III k'ep. Praet. sg. I k^p'aü, H
k^pey I III kep']. Opt. sg. I kSpczau, II k'bptumi [kkpti „backen'^.
') Das f der ersten silbe von pelena habe ich von ihr auch in jo der
ersten silbe von kfpenas „Icber" (neben k^pi „du backst'S^Ä'ff? ,,er backt''),
l^Uets, fiesh-is (plur.), szfp^tä (plur.) und v^pets gehört ') Ich war auf
sie beim sammeln der weiter oben angeführten Vieispiele nicht genügend
vorbereitet, und es ist deshalb sehr wohl möglich, dass die qualität des
einen und des andern e dort falsch angegeben ist, obgleich ich — wie
das pSlni und imi auch zeigen — wenigstens auf die spitze und die
breite ausspräche des e scharf geachtet habe. •) Weshalb ich y'eldale
nicht geldele gleichsetze (s. o. s. 102 anm. •) wird jetzt klai' sein ; für eine
solche ansetzung könnten meines wissens nur vaiems o. s. 128 und elgodd'g^
Pr {=- ilf/ädt'ffei; vgl. Lit. forch. s 117) angeführt werden.
I
Zur lit. dialektforschung. 135
fj^enta „brett"; diminut. lentale und l^ttW. ,, ^ ,_
Praes. sg. I se//JM, II sem/, Hl siw (praet. sg. I seniau)
[seniti „schöpfen"].
Praes. sg. I tepu, 11 tepi, III tep. Praet. sg. I Upau\ [part.
nom. sg. msc. patep's, fem. patepusi]. Fut. sg. I /e/js', lU teps\
plur. I fepsam [tepti „schmieren"].
Asz verdu „ich koche", tu ve'rdi ,,du kochst" i).
Ausnahmen, an denen es natürlich nicht fehlt, mögen hier
bei Seite bleiben. — Auch auf langes e und q erstreckt sich
jene regel ^j, doch scheint mir der dem ä entgegentretende laut
nicht e, sondern etwas breiter als diess zu sein und dem ersten
e-laut von pelena zu entsprechen; ich bezeichne ihn deshalb im
gegensatz zu a — das zuweilen mit nachklingendem a gespro-
chen wird — und e einstweilen mit e und führe als bei-
spiele an:
Fut. sg. I uzmerksu, H uzmerks', III nhnarks. [Praet.
part. sg. nom. msc. nzmerh'^s^ fem. uzmarkusi.'] Imper. II sg.
uzmä'rk, plur. uzmerkit [uzmerkti „(die äugen) schliessen"] 3).
Masa „fleisch", mesinhiks „fleischer".
Praes. sg. I grazv, II grezi. Fut. sg. I greszn, 11 gresz\
lU gfä'sz [gr^zti „bohren"].
Ist alles diess richtig — und die Unterscheidung von z. b.
mesk und meskit (s. w. u.) ist es zweifellos *) — so ist anzunehmen,
dass 1) emi weniger incorrect als emi und dass ferner usserej^'s
incorrecter als iszgej^ ist, 2) dass e die länge sowohl von
^ -wie von c ist. Diese letztere annähme mag anstoss erregen,
aber ich kann sie nicht umgehen, weil sie meinem gehör ent-
spricht, und weil ich z. b. zverblis (aus zverhlis = zvlrblis [wofür
jenes eingetreten ist, wie päszis für püszis s. o. s. 116]) und ke'rt(s
(für kertfs == k)rtiSf vgl. imtep's), ehe mir die regelmässigkeit
*) Einige andere beispiele o. s. 107 anm. 1. *) Vgl. o. s. 107
anm. 1. *) Vgl. auch fut. sg. I reV««, II ve'rs, plur. I vä'rsam und
vä'rpu ..ich spinne", verp' „du spinnst" Pr (hier und dort unursprüngliche
dehnung; vgl. o. s. 130 anm. 3). *) Sie wurde zugleich mit den übrigen
hauptsächlichen resultaten dieser arbeit von Bielenstein bestätigt, der
mich vor einiger zeit besuchte, und dem ich bei dieser gelegenheit Pr
vorführte. Er wich nur insofern von mir ab, als er für » öfters als ich s
und dass er für e« (= ei) e' hörte. Der letztere punkt wird noch zur
Sprache kommen.
136 A. Bezzenberger
des Unterschiedes von z. b. tSpi und patepe^s klar geworden war,
also lediglich auf grund meines gehöres angesetzt hatte.
Ich erklärte eben enii fiir weniger incorrect als emi.
Aber ist diess richtig? ist ^mi überhaupt incorrect? Ist
es nicht vielleicht ursprünghcher als Imi? — Ich will zunächst
anführen, was diese fragen nahe legt.
Für ^ erscheint zuweilen i — wie für e y — ; so in fol-
genden fällen :
Praes. sg. II atsimin' Pr, atslmines Dr I neben I atshnen'
Pr, atshnenu und atsemenös Dr I, III atsimen und atshnenas
Dr I [atsimlnti ,,sich erinnern"].
Praes. sg. II giri und (/Sri neben I g'h'u, III g'er Pr {^h'ti
,;trinken"].
*" 'IfFtszkTen' „bärin" neben meszka „bär" Pr.
Praes. sg. II mltt und metl neben I metü, III met (praeter,
sg. I wÄs^afL II m^te, III met' = met'; part. praet. nom. sg.
msc. metes, i&tsi^ metusi ; imperat. II sg. mesk, plur. meskit) Pr
rraet. sgSlI tipe neben I t^p'aü, III tep' Pr \tepti „schmie-
ren"].
Praes. sg. II vizi und vezi neben I vezu Pr [vhszti „fahren"]»
Diese formen legen die annähme, dass imi aus 2w7,~oaer
— um die frage gleich allgemeiner zu fassen — dass in den
0. s. 123 ff. angeführten bez. fällen / aus ^ entstanden sei, in der
tat sehr nahe. Dieselbe ist indessen im allgemeinen mit entschie-
denheit zu verwerfen, da Wörter wie kibhrs (mit i vor ä) zu ihr nicht
stimmen, und da sie mit anderen erscheinungen des nordlitauischen
vocalismus im Widerspruch steht. Um hier nur eins hervorzuhe-
ben, so ist das u von z. b. suki aller Wahrscheinlichkeit nach
nie etwas anderes als u gewesen und ist durch das folgende i
festgehalten (vgl. unten s. 140); während dieser laut hier vor-
angehendes u beeinflusste, würde er bei jener annähme in z. b.
imi sich gegen vorangehendes i anfangs neutral verhalten und
dessen Übergang in e zugelassen haben, es später aber in ^ver-
wandelt haben, was doch im höchsten grade unwahrscheinlich,
ist. Ich bleibe hiernach sowie wegen des numerischen Verhält-
nisses der regel- und der ausnahmefälle und eines weiterhin
zur spräche kommenden punktes bei der gegebenen fassung der
regel und der durch sie vertretenen sprachgeschichtlichen auf-
fasBung.
Zur lit. dialektforschung. 137
Eine weitere besprechung der s. 130 (bez. s. 129) ff. ange-
führten ausnahmen glaube ich mir ersparen zu dürfen, indem
ich auf die o. s. 113 ff. dargelegten gesichtspunkte verweise.
Das eingeschobene reflexive si sollte im Nordlitauischen der
regel gemäss an gewissen stellen si, an anderen se lauten.
Beide formen kommen in der tat vor, finden sich aber überaus
häufig an falschen stellen. Offenbar ist diese confusion durch
die doppelheit der form veranlasst worden.
Mit dem worte isz und den in endsilben stehenden / ver-
hält es sich fast ebenso, wie mit uz und den in endsilben stehen-
den ti. Man erwartet im allgemeinen statt jenes esz, statt die-
ser e zu finden, sieht sich in dieser erwartung aber getäuscht,
da ein esz — meines wissens — nirgends vorkommt, und da
bei deutlichem- sprechen nicht e, sondern i in endsilben hervor-
zutreten pflegt. Es lässt sich nicht verkennen, dass diese um-
stände die annähme, Übergang in e komme eigentlich nur be-
tontem i zu (vgl. 0. s. 129), sehr nahe legen, aber es kann
nicht behauptet werden, dass diese annähme durch sie bewiesen
werde, da einerseits einsilbige formwörter auch sonst zuweilen
eine ausnahmestellung einnehmen (vgl. o. VIT. 273 f.), und da
andrerseits in dem eintreten von i für e — wie vielleicht auch
in dem von u für ä — in endsilben möglicherweise lediglich
die utrierung eines sandhigesetzcs zu erkennen ist. — Mehr
wage ich über diese ausnahmen für jetzt nicht zu sagen; durch
die beobachtung der behandlung von ei und ai im auslaut
(s. w. u.) wird ihre beurteilung einstweilen nicht gefördert.
Da langes i nicht in einen e-laut verwandelt wird, so bilden
iszgiddims, acc. iszgiddim' B, gen. iszgiddim' Pr keine ausnähme,
da hier i aus y verkürzt ist. — Ebenfalls nur scheinbar Verstössen
gegen die regel praes. sg. II szvelpi, praet. sg. I szvelp'mi, fut.
sg. I szvelpsn, infin. szvelpt , .pfeifen" Pr ^) {szvelpt L), da diese
formen nicht zu hochlit. szvUpti, sondern zu lett. swelpt ge-
hören.
Hiermit sind alle wirklichen und scheinbaren ausnahmen,
welche mir beim erfragen der regelmässigen formen entgegen-
getreten sind, erledigt.
*) SzvSlpi, »zvelpaü und szvdlpt unregelmässig mit breitem c-laut.
138 A, Bezzenberger
m.
Da für i in gewissen fällen e eintritt, so erwartet man in
denselben fällen für ei, ai, iii der reihe nach ee, ae, ue oder
hieraus contrahierte lange vocale. Diese erwartung trifft beim
ei zu, wie man schon aus der ersten der von Geitler Lit.
stud. s. 19 veröffentlichten proben der Memeler mundart sieht,
in welcher neben der I sg. nueisb der imperativ eksz und der
permissiv te iszet steht. Füre? erscheint nämlich in eben
jenen fällen a (zuweilen verkürzt), oder ein hieraus
entstandenes ä (ebenfalls zuweilen verkürzt), oder
ae, oder da (vereinzelt «o), während umgekehrtan den
stellen, an welchen sich e hält, für ei äi, oder e«, oder
e (bisweilen verkürzt), oder e« i), oder ei auftritt, wie
diess die folgende Übersicht ^) zeigt.
Praes. sg. I a'^M D, Drill, L, Pr, Seh, ^^' W, a^wJodicken; II
ä'iti Dr III, L, Seh, ä'it' W, eUi D, eti Jodicken, eeti Pr; III at
Pr, Seh, W, iet Su I. Dual. II atafau B. — Fut. sg. I ä'i'su Dr
III, K I und' II, L, Seh, ä'is' B, J, W, cesu Pr; II ä'isi Dr
III, K I, L, Seh, ä'isi J, aV B, W, ees' Pr; III äs J, L, Seh,
W, aes Pr, äs und ds Dr III. Plur. I aisem Dr III, asatn J,
K II, L, Pr, Seh, W; II a>set Dr III, asat B, K II, Pr. -
Optat. sg. I ä'iczau Dr III, e«czau und eczau Pr, ait'au Seh,
Su I, eit'aii D, eit'au KI; II atumi Pr, Seh, atumi Dr III.
Dual. I ä'täv B. — Imper. II sg. ak und äkszen L, ak Pr, dk
Dr III ; plur. aikit Dr III, aik'et und ä'ikszet L '^), ekit Pr. —
Infin. ait Dr III, ate D, eef. Pr [eüi „gehen^'].y
Praes. sg. 1 kä'aku; II ke'eki. — Imperat. II sg. nekd'ak;
plur. neke'ekit Pr \keikti „fluchen"].
Praes. sg. I äpkät>^, II äpkei'. — Praet. sg. I äpkeczau. —
Imperat II sg. apkä'esk; plur. neapke«skit Pr [apkeisti „um-
wechseln"].
Praes. sg. I lä'adu, II leedi Pr. ~ Fut. sg. I l^«su Pr,
') Dass 80 (e« = e") und nicht c*, wie es mir früher schien, gesprochen
wird, hörte zuerstB ielenstein. Diess c« entspricht dem ihm öfters
entgegentretenden ä" insofern genau, als hier wie dort der je dem baupt-
vocal entspringende nebenvocal um eine stufe breiter ist, als jener. Auf
gestossene betonung ist aus diesen nebenvocalen nicht zu schliessen;
z. b. e'tczau ist nicht „gestossen" betont, während bei z. b. W'di diese
betonung unverkennbar ist, — Für e erscheint e^ nicht ef (z. b. girde^t,
se^nii, beide gestossen betont). *) Vgl. dazu o. s. 107 anni. 1. — ') Daneben
brauchterdic ungfbeufrlich«-. iiliript'ns auch zomniliscli»' form ^kszhtkit.
Zur lit. dialektforschung. 139
palaisu L; II lees Pr, imlaisi L; III Täas Pr, palas L. Plur.
I lasam Pr, palasam L. — Optat. sg. I palei'st'au; lljßalas-
tumi L. — Infin. palast L, paleest Vr[lßim,,\o\
NuseTezdint kraüj^ Pr.
Praes. sg. I paaJcu, pcipaaku ; II peelci^ papeki; III po'oA-,
päpäk. Plur. I pä'kam, päpakam. — Imperat. II sg. pa'ak;
plur. peekif. — Infin. /)e'Ä;< Pr [jpeikti „tadeln"].
Praes. sg. I pataagu Pr, patarju Dr III; II pateegi Pr,
patä'igi Dr III. — Praet. part. nom. pl. msc. pateeg\?v, patä'i-
g\ DrIII; sg. fem. pataagusi Pr, plur. fem. patagusesDr III. —
Imperat. II sg. patä'ak Pr, patak Dr III; plur. pate'ekii Pr,
patä'ikit Dr III. — Infin. patekt Dr III, patakte KB |;;a/<''iA-^
„erzählen^'].
-""^ Manraek „ich brauche", ma» reikeeje „ich brauchte". Baka-
lings ,",notig'' Pr.
S!SHi*^k)a^ szava „weberspule", dual, dve szeevi Pr.
Von regelmässigen formen nenne ich noch sitdeßrinte „ver-
söhnen" Pr (vgl. Beiträge z. gesch. d, lit spräche s. 327),
späks „starker frost" Dr III, veikei „bald" KB, veikiaü „eher"
Szw I, und von Unregelmässigkeiten:
Praes. sg. I eifu (neben II 6' /»ii; fut. sg. I a »V, IIa*s', plur.
II eisat) Szn; II ati Lw (neben I atic), ate Dm (neben I
atu), aV B (neben I ä'tu), P (neben I iW), Su III (neben
I af) ; III iszeit und Iszeit (diess in einer daina ^) Szw II. — Fut.
sg. I a»ii Dm ,• II as' Dm. — Optat sg. I at'au Kr. — Imperat. I dual.
akiau Kt (daneben praes. sg. I tieef, III {et und iszet ; inf. at ^)) ;
plur. akiem und elma (diess mehr spasshaft) Su III [eiti „gehen"].
Auch diese ausnahmen bedürfen nicht einer besonderen
besprechung. — Eine sorgfältige nachprüfung der hier bespro-
chenen erscheinung wird vielleicht eiiti beseitigen und das eine
und andere der obigen ai durch e» ersetzen. Es ist möglich,
dass ich mich in diesem letzteren punkte öfters geirrt habe;
wer jene nachprüfung vornimmt, wird mich deshalb nicht tadeln,
denn er wird sich überzeugen, wie leicht ein solcher irrtum ist.
Die formen ä'tu, aHi, lautgeschichtlich betrachtet, stehen
meiner meinung nach auf einer stufe mit vess, r)se. Ist diess
richtig, so beweist ä'iti, dass die i, als deren Vertreter ich vise
gewählt habe, nicht aus ^ entstanden sind : wären sie diess , so
') In ihr auch nom. plur. fem. part. praes. pas. /JciAcma«. *) Daneben
reikije, peilu (dual).
\H^
140 A. Bezzenberger
würde urlitauisches eitl im Nordlitauischen doch zu e^ti geworden,
und dessen e^ würde ebenso in einen langen e-laut contrahiert
sein, wie das ee von *eetu = atu = eitü. Ein aiti würde als-
dann also gar nicht haben entstehen können. Diess ist der
punkt, auf welchen ich oben s. 136 z.3 v.u. hinwies. — Nur unter
einer Voraussetzung würde aHi nicht gegen die entstehung von
vise aus vese sprechen, und zwar unter der, dass sein « epen-
thetisch sei. Dass diese Voraussetzung aber irrig sein würde,
lehrt so deutlich, wie möglich, die flexion von dödu^ h'egu, grelni,
s'edu u. drgl. Es heisst: tu dödi tu dösi, tu sedis seskites W,
asz jästi Dr III, tu bee(/i, tu (/reebi Pr — von epenthese ist
hier nirgends eine spur. Hieraus ergibt sich, dass das « von
aiii nicht epenthetisch , sondern identisch ist mit dem in dem
diphthongen ei des schriftlitauischen eint enthaltenen i. Ebenso
sind nun das u von süki und das i von vtse für ursprüngliche
laute zu halten; sie wurden festgehalten nicht durch epenthese,
sondern durch den passiven widerstand des je folgenden hellen
vocales.
Für auslautendes ei glaubte ich früher so gut wie durchaus ä
bez. a zu hören ; eine sorgfältige prüfung der spräche Pr's, welche
ich vorgenommen habe , nachdem sich mein ohr an die Unter-
scheidung der verschiedenen e-laute mehr und mehr gewöhnt
hat, hat mir indessen gezeigt, dass diese für ein solches ei meist
e bez. e spricht (zvlrble, k^pe). Eine umfassende nachprü-
fung dieser frage ist demnach nicht zu umgehen. Die für ci
eintretenden auslaute e und e entsprechen dem auslautenden /,
während mit auslautendem e (= /) « oder daraus verkürztes e
übereinstimmt.
Weniger als die nordlitauische behandlung des diphthongs
ei entspricht die des diphthongs ai den auf sie gesetzten er-
wartangen. .Wohl zeigen dieformenreihen
va'Är.s „Icnabe", demin. väküts und vaikUis Pr,
die regel , nach welcher dieser diphthong im Nordhtauischen
behandelt werden sollte, und die Übereinstimmung dieser regel
mit denjenigen , welche bez. der behandlung des i und des ei
nachgewiesen sind. Aber diese regel ist heut zu tage so ver-
wischt, dass es mir bisher nicht möglich gewesen ist, ausser
Zur lit. dialektforschung. 141
jenen beiden regelmässigen formenreihen andere der art zu er-
mitteln.
Einzelne formen, welche zu der regel stimmen, — wie ddk/s,
kaüine — habe ich wohl häufig gehört, aber sie werden durch
unregelmässige — wie daüus, patks — vollständig aufgewogen,
und es nützt deshalb nichts, sie aufzuzählen. Weiteres suchen
wird vielleicht zu einem erfreulicheren resultat führen. — Die
Vertretung von ai durch ä im nördlichen teile des preussischen
Nordlitauens wurde schon o. s. 101 erwähnt. Es liegt nahe,
diess ä auf ä(=a^) zurückzuführen 1). Hiergegen erheben indess
die o. angeführten formen gerdoi und koiUnes einspräche, und
um dieser formen willen muss die frage nach der entwicklung
jenes ä einstweilen offen bleiben.
Für auslautendes «/tritt — abgesehen vom mundartlichen ä (o.
s. 101) und von einigen dialektwidrigen ai — regelmässig ä ein.
Was den diphthongen ui betrifft, so wird er im dat. sg.
subst. masc. in Xordlitauen meist dui'ch n (zuweilen verkürzt)^
seltener durch ai (Lit. forsch, s. 33) oder ä (das s. 39) ver-
treten. In allen anderen fällen bleibt er, soviel ich weiss, dort
unverändert (vgl. o. s. 112 f.). Also auch in diesem punkte ist
der nordlitauische vocalismus nicht consequent.
Im vorstehenden sind die charakteristischesten erscheinungen
der spräche von Prökuls, Dawillen, Memel und Krottingen be-
sprochen worden. Es fragt sich nun, ob diese erscheinungen
auf diese gegenden beschränkt sind, oder ob sie sich auch süd-
lich und östlich von ihnen finden. Ich bedauere, auf diese
frage einstweilen nur sehr unzureichend antworten zu können.
Die mundart von Heidekrug zeigt nicht selten e für i und
ä (oder o?) für ü, z. b. in dve(jeg)nis, pacadlnemas, steTde (gen.
sg.), szesze, reslab, bäv-ä und bävuse, däkten's, päse (Jonaten).
Da wir in ihr aber auch e für y finden (iszgedi/fä und iszg'edyiuo
„er möge heilen" Jonaten), und da ich einen gesetzmässigen
Wechsel von e und ?, S, und ü in ihr nicht bemerkt habe, so
*) Von zwei Litauern wurde mir gesagt, in dem gebiete, in welchem
vaks gesprochen werde, höre man teilweise auch a für einfaches o. Ich
habe diese angäbe bisher nicht bestätigt gefunden.
142 A. Bezzenberger Zur lit. dialektforschung.
trage ich bedenken, diese mundart zum preussischen Nordlitauen
zu ziehen: während in diesem der Wechsel von i und e, von ü
und ä eine feinheit, während er hier gesetzmässig geregelt ist
oder doch ursprünglich war , scheint er mir dort eine rohheit
zu sein, die auf einer stufe mit derjenigen steht, welche diese
spräche durch ihr regelloses schwanken zwischen e und e\ o
und ü zeigt ^) und durch welche sie sich von dem nördlicheren
Litauisch unterscheidet 2). — Zuversichtlicher und ausführlicher
wage ich mich bez. der Heidekruger mundart nicht auszusprechen,
da vier jähre verflossen sind, seit ich mich mit ihr beschäftigt
habe, und da ich erst in dieser zeit den nördlich davon ge-
sprochenen mundarten näher getreten bin.
Was das zemaitische betrifft, so habeich einen zemaiten^)
aus Kule (Lit. forsch, p. VII), einen zweiten aus Plunge (nicht
weit von Kule) und einen dritten aus K'elmiszki (parochie Kre-
tinga) kürzlich auf die oben nachgewiesenen regeln hin ein-
gehend examiniert. Das resultat dieses examens ist der art,
dass ich über das vorkommen oder fehlen jener regeln im Zemai-
tischen noch nicht zu urteilen wage. Die betreffenden lautüber-
gänge finden sich in ihm.
So bleibt eine reihe von fragezeichen übrig, und sie eröff-
nen wieder eine unerfreuliche perspective auf jüdische schenken,
litauischen branutwein, schlechte wege und andere leidige Vor-
aussetzungen ihrer beantwortung.
A. Bezzenberger.
*) Vgl. hnugus, pasilikü, neiin&'ju, dösam (1. fut.), dSna* (gen. Bg.),
bfga und b^go, dekavöne, p^rgaletüjia, gelbeti, venu (gen. sg. msc), tesü'8
(gen. sg.) Jonaten. *) Dieser Unterscheidung stehen aber auch bedovj-
tungsvolle Übereinstimmungen zur seite. Ich verweise auf das zurück-
treten des locativs und die formen deve ( = dare), teves ( = tave»), seves
seve sevhne sevyje (=8ave8, save, savimt, sacyje) Jonaten. ') Nach ihm
spricht man in den parochien Piunge und Kule maczati „ich sah", in
den parochien Kretinga, Telsze und Gargzdai aber dafür mat'aü. Dazu
stimmt die angäbe des zweitpenannten Zcmaiten , in Pfunge sage man
eiczo (oder elcz&), in Kretinga aber eit'o«, und die 1. sg. opt. daryt'o',
die ich von dem letztgenannten (aus K'elmiszki) hörte. Hieraus und aus
dem o. 8. 99 bemerkton in Verbindung mit der tatsache der einheitlich-
keit des Nordlitauischen ergibt sich, dass die cz-grenzo etwas untergeord-
netes ist und bisher eine ganz übertriebene rolle gespielt hat.
Nachtr. S. 109 z. 16 v. o. ist einzuschalten: Part, praet nom. sg.
msc. nüfud^ J, fem. nüiüd'usi J, nüitidiu»' Pr.
"W. Deecke Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschriften. 143
Zweiter naclitrag zur lesung epichorischer kyprischer
inschriften.
(S. bd. VI, s. 66 ff. u. 137 ff.).
Nach längerer pause in den kyprischen funden ist wieder
eine grössere anzahl neuer inschriften veröffentlicht worden in
dem Werke von Alexander Palma di Cesnola (nicht zu
verwechseln mit seinem verwandten, dem general Luigi di
Cesnola, dem Verfasser des Werkes Cyprus etc.) Salaminia.
The history, treasures and antiquities of Salamis in the island
of Cyprus. London, Trübner and Co, 1882, gr. 8; XLVIII
u. 330 s., mit 700 abbildungen und einer karte Die ausgra-
bungen sind von dem Verfasser in den jähren 1876 — 78, vor-
zugsweise in der gegend der alten Salamis, aber auch an an-
dern puncten der insel, wie Kition, Idalion, Kurion, Soloi u. s.w.,
angestellt worden, und zwar auf kosten des hen-n Edwin
H. Lawrence, der die sehr reichhaltige Sammlung von funden
aller art in seinem hause in London (84, Holland Park) ver-
wahrt hält. Die in dem werke mitgetheilten inschriften sind
theils von Deraetrius Pierides, theils von prof. A. H. Sayce
und Samuel Bircli gelesen und gedeutet worden, aber
zum theil in durchaus ungenügender weise, wozu noch kommt,
dass der druck des Griechischen in dem buche von fehlem
aller art wimmelt.
Einige der von Alex. Cesnola publicirten inschriften
ferner waren zwar schon früher veröffentlicht, besonders in
M. Beaudouin et E. Pottier, Inscriptions Cypriotes. Bulle-
tin de Correspondance Hellenique, III, 1879, Athenes et Paris
Thorin, 8, s. 347 — 52; aber auch diese gelehrten haben die
inschriften nur zum kleineren theil richtig gelesen und gedeutet,
ja mehrfach auch ungenau überliefert.
Da nun eine reihe dieser neuen inschriften interessant und
wichtig ist, und i c h nicht unwesentlich ihre lesung und deutung
gefördert zu haben glaube, so will ich die gewonnenen resul-
tate hier mittheilen, indem ich die nummern des ersten nach-
trags fortsetze. Vgl, hierzu die tafel.
XIV.
Ich beginne mit einer kleinen, aber bei der minimalen zahl
derartiger inschriften immerhin wichtigen bilinguis, die von
Beaudouin und Pottier nicht als solche erkannt wurde.
144 W. Deecke
Dieselben geben unter n. IV eine einzeilige kyprische, wegen
der eigenthümlich paphischen zeichen von ihnen nicht entzifferte
Inschrift:
o • na • so • se • ?• na • sa • to • se •
Neu ist hier das paphische so •, das sich zum paphischen o •
genau so verhält, wie das gewöhnliche so* zum gewöhnlichen
0* Das sechste zeichen, etwas verstümmelt, kann nach der
Zeichnung kein pa • sein , wie die herausgeber deuten , sondern
nur ein na ' Dann wird das vorhergehende, fast ganz erloschene
zeichen ein o • gewesen sein, wozu der erhaltene rest, der obere
theil des vertikalen Striches, stimmt. So ist zu lesen:
^'Ovaaog \^O^vaaa(v)Tog.
Mit 'Ovaoi- zusammengesetzte namen sind kyprisch häufig,
wie 'Ovaoi/oixog, ^OvaaLttf.iog, ^OvaoayoQag, ^OvaaixvTtQog und
^OvaoLXVTtQa, 'OvaaiioQog, 'Ovaaldafxog u. s. w. , daneben kose-
formen, wie 'Ovdaikog^ ^Ov^ai/^og (griechischer grabstein aus
Larnaka, bei Cesn. Cypr. n. 90), "Ovaaig (desgl., zwei grabsteine
von KukUa, bei Beaud. u. Pott. n. 40 u. 60), 'Ova/ti»' (s. unten
n. XIX). Diesen formen reihen sich nun ^'Ovaaog und ^Oväaag
an; \g\.^'0vaaog,"0vi]0og, im Pape 'sehen Wörterbuch, und
'Ovrjaavtiörjg (Hipp. Epid. 7, 78), auch 'Ovrjoag (C mal in in-
schriften; mehrmals vielleicht ^Ovi]aag zu accentuiren).
Nun befindet sich, nach der angäbe von Beaudouin und
Pottier, neben jener kyprischen inschrift eine vierzeiHge grie-
chische, über welche an andrer stelle (s. 1G8 dess. bdes.) von
ihnen das nähere mitgetheilt wird. Danach ist das ganze eine
weisse marmortafel aus dem kloster Stavro-Myrtu bei Ktima
(Neupaphos); wo sie früher als altartafel gedient hat, 0,75 m
hoch, 0,50 m breit, 0,08 m dick. Die griechische inschrift, aus
zwei distichen (eigentlich einem hexameter und drei penta-
metern) bestehend, lautet:
uiJErnKElMAlKAIMEX . . ^NHJEKAAYUrEl
. . NA^OiT ..A2 TO^MIirSiOIOMENO^
OYFAPn . , NHPO^EnN . . AAAJIKAJOTATOI
THNJE . .E IIAIETHNT0I2PAP10Y2IN0PAN
Dies lese ich so:
[iv^]d6* iytb xEiinaL xal //e x[^^^^ V^^ xaXvmet,
l"0]vaaog Xf[v]cca[av']Tog, i^Tjrrio oio/nevog'
ov yccQ Tilp'jvrjQog itov, [a]XXd dixaioratog,
XTjvdi' ^[^J«[iU'y]»' dfßtijf folg Ttagiovaiv oQav.
Nachtrag zur lesuug epichor. kypr. inschriften. 145
Wenn auch leider gerade bei den namen die stärkste Ver-
stümmlung stattgefunden hat, so ist doch ^'Ovaoog durch den
kyprischen text sichergestellt, und auch beim vatemamen ist
kaum ein zweifei möglich. Die willkürliche metrische messung
der namen erregt kein bedenken, zumal auch ov yccg rtovtjQog
in z. 3 einen quantitäts fehler enthalt. Jedenfalls gehört die
inschrift wohl zu den spätesten, die epichorische schrift zeigen.
XV.
Dreifuss von Tremithus.
Bei dem jetzigen dorfe Tremitusa in der nähe der alten
kyprischen stadt Tremithus d. h. „terebinthenreich" (mit ^u
statt ß, wie in xvjueQfjvac, s. n. II, bd. VI, s. 81), unweit Athienu-
Golgoi, fand Alex. Cesnola nach seiner aussage s. 101 einen klei-
nen steinernen dreifuss von terra d'ümbra, plump gearbeitet, aus
einem einfach geometrisch verzierten becken bestehend, auf drei
dicken, kurzen, halbrunden, gleichfalls mit Zickzacklinien ver-
zierten füssen. Die höhe des ganzen beträgt nach seiner an-
gäbe nur 2 engliche zoll, der durchmesser S^^/ie zoll. Im in-
nern des beckens läuft eine kreisförmige inschrift dicht unter
dem rande herum; sie umschliesst eine zweite in form eines
achtstrahligen Sternes geordnete inschrift, deren einzelne glieder
nach dem mittelpunct des beckens verlaufen. Auf der Unter-
seite des beckens und der unterfläche der 3 füsse befindet sich
je ein einzelnes schriftzeichen (Cesn.Sal. s. 100 if., flg. 97—98).
Die deutung der inschriften durch Sayce übergehe ich, da
sie theilweise auf falscher lesung beruht, auch von ihm selbst^
brieflich, im ganzen zu gunsten meiner deutung, zurückgenommen
worden ist.
Die randinschrift zunächst, deren anfang leider in folge
der kreisförmigen anordnung nicht ganz sicher ist, lautet nach
Cesnola, mit berücksichtigung der von Sayce mir mitge-
theilten, auf autopsie beruhenden Verbesserungen, folgender-
massen :
ti • ma • la • ko • se • zo • te • a • ve • lo • / <i • i • t;e • ti • pa • | pa • te •
ne • I a • po • lo • ni •
Die schrift läuft von links nach rechts, während die strahlen
des Sterns die gewöhnliche richtung von rechts nach links haben.
Das a • ist beidemal durch einen kleinen querstrich in der mitte
rechts , der in a • po • lo • ni • ein wenig , in zo • te • a • ziemlich
Beiträge i. koode d. ig. spraeben VIJI. jq
146 W. Deecke
weit absteht und dessen Vorhandensein Sayce ausdrücklich be-
stätigt, in ein e • verwandelt ; das trennungszeichen hinter lo ",
von Cesnola mit 2 puncten gezeichnet, während vor und hinter
pa'te'ne'nur ein punct steht, ist nach Sayce unsicher;
ebenso das folgende ti • ; beim ve • fehlt die linke hallte des
oberen querstrichs, während die rechte etwas nach oben ge-
richtet ist, sodass auch dies zeichen nicht ganz zweifellos ist.
Sehr auffällig nun aber ist die Übereinstimmung eines theils
der Inschrift mit einer angeblich der Luigi Cesnola 'sehen
Sammlung angehörigen, deren original freilich von Is. Hall in
der Sammlung selbst in New -York nicht aufgefunden worden
ist. Dieselbe soll sich auf einer kleinen alabastervase aus Athienu-
Golgoi befunden haben, und der Londoner gypsabguss, schon
von Brandis s, 657, z. 2 u. 3 v. u. ; s. 667, z. 16 und sonst
erwähnt, lautet bei M. Schmidt (Insch. v. Idal. s. 100, n. 13;
Epich. inschr. t. XIX, n. 1) nach Birch (sammig. Cesn. 18):
ne • te • . . ke • a • po * lo • ni • ka • raa- ^a • ä» • se • zo • te • a •
Das la • ist etwas klein und entbehrt des letzten Striches
nach rechts, aber es ist vollkommen sicher, und Ähren s' le-
(Philol. XXXV, s. 83, n, VI) beruht auf einem versehn, das er
selbst später (ebdt. XXXVI , s. 6) berichtigt hat. Vom ko • ist
nur der obere theil erhalten, der aber keine andere deutung
zulässt. - Nach dem Berliner gypsabguss giebt Neubauer
(Aphroditetempel zu Golgoi, s. 11, n. 4):
— • ne • te ■ ke • a • po • lo • ni • ka • ma • la • (?) * ko • se ' zo * te • a •
also ohne defect hinter dem te •, dagegen mit einer zweifelhaften
lücke hinter la •, wenn nicht das fragezeichen die Unsicherheit
des la' selbst andeuten soll, so dass der punct dahinter zu
tilgen wäre. — Mir selbst und Sigismund ist die inschrift in
einer copie aus Berlin 1876 mit anderem an fange zugegangen,
nämlich :
ka • ma • la • äy> • se • zo • te • a • . . ne • te • ke • a • po lo • ni •
Diese lesart stimmt zur obigen in der lücke vor ne • und
in weglassung derselben hinter te*; ihr beginn entspricht mehr
dem gewöhnlichen Sprachgebrauch und dem von mir für die
dreifussinschrift vermutheten anfang, der unten gerechtfertigt
werden wird. Die möglichkeit eines verschiedenen beginneus
liegt auch hier in der kreisförmigen anorduung. — Vergleichen
wir nun die beiden inschriften, so ergiebt sich, dass die vase u-
in Schrift nur ein theil der «Ireifussinschrif t ist und
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschriften. 147
dass auf ersterer zwischen a • und ne ■ nicht bloss ein o * fehlt,
sondern eine grössere lücke anzunehmen ist, von etwa 7 zeichen
Der name des weihenden TiuaX/.og auf dem dreifuss ist wahr-
scheinlicher, als das semitische rafxak(ci)%og der vase, da auch
die übrigen namen griechisch sind (s. unten); vgl. noch Tifial-
xog als namen eines von Theseus getödteten sohnes des Mega-
reus (Pausan. I, 41, 3; IV, 42, 4), und die vielen kyprischen
namen mit Tiuo- wie Tif.i6xccQig, Tiuagxog, Ti/noxXifrjg, Tifxo-
dtt(xog, TifjoJ^iOQog, TiiLWow/nog, TitnoxvTtQa u. s.w. Das ka *
unterscheidet sich von dem ti • nur durch einen querstrich unten,
der leicht aus einem zufälligen sprung des gypses herausgedeutet
sein kann ; den umgekehrten fall, dass durch erlöschen des
unteren Striches ti* für ka • gelesen worden ist, werden wir unten
bei der steminschrift finden. Die Verstümmlung des la • auf der
Vaseninschrift ferner erklärt sich jetzt daraus, dass der fehlende
strich auf der dreifussinschrift sehr kurz ist; auch ein Schenkel
des ko • ist dort verkürzt. Grade diese züge aber beweisen die
identität. Dagegen ist umgekehrt das ne • te • ke • der vase wieder
viel wahrscheinlicher, als das pa • te • ne- des dreifusses, da
jenes sich leicht zu ove^vjxe ergänzt, das sonst auf kyprischen
inschriften noch viermal vorkommt. Nach Sayce aber ist das
pa • te ' ne • des dreifusses vollkommen deutlich. Da ferner auch
statt des vorhergehenden o • der dreifuss ein deutliches pa • hat,
so wie 2 unerklärliche puncte sich zwischen den beiden pa • und
nach dem ne • finden, auch die im vasenabguss fehlenden zeichen
theilweise mangelhaft und dunkel sind, so ergiebt sich, mit be-
rücksichtigung der übrigen oben aufgezählten auffälligkeiten, dass
auch die dreifussinschrift nicht in Ordnung ist. Demnach bleibt
kaum ein anderer ausweg, als durch folgende zwei hypothesen:
1) Schon Luigi Cesnola hat das fragliche object gekannt,
aber nur einen mangelhaften abguss der randinschrift genommen.
Hat er es selbst besessen, so ist es ihm abhanden gekommen
und wahrscheinlich in Cypern zurückgeblieben.
2) Der dreifuss der Alex. Cesnola'schen Sammlung ist
nicht das original, sondern eine mangelhaft nach dem original
angefertigte copie. Hat er ihn wirklich selbst ausgegraben, so
ist er betrügerischer weise erst vorher in die erde gesteckt wor-
den. Er könnte ihm allerdings aber auch sonst wie in die
bände gespielt sein. Das original ist demnach noch irgendwo
versteckt, oder es ist verloren. Ob dasselbe aus alabaster war
10*
148 W. Deecke
und das becken als selbständige vase existirt hat, lässt sich so
nicht entscheiden; wahrscheinlich aber ist L. Cesnola's an-
gäbe, wenigstens in bezug auf die form^ ungenauer.
Die obige hypothese, der sich Sayce jetzt wesentlich an-
geschlossen hat, wird durch die betrachtung der Sterninschrift
glänzend bestätigt werden.
Versuchen wir demnach eine, freilich mehrfach unsichere,
Wiederherstellung der randinschrift, so ergiebt sich:
ti ' ma ' la ' ko • fie • zo ' te ■ a • \'e • \o ■/ fi • i • VC • t\ ' 0 • ne ' te ' ke • R '
po • lo • ni •
Davon lässt sich deuten:
Ti^aXxog Ziüzaa f*eld{v) di'(?) .... nvsd^rjxe *An6X{X)iüvi.
Der genetiv Zcorm steht für Ziortav , wie auf der bronze
vonldalion (B. IS)14 ftijvt'Ja neheu^OvaaaynQar {B.2'2) ; hier konnte
das V wegen des folgenden / um so leichter abfallen. Zu dem
namen selbst ist die hesychische glosse zu vergleichen: Zioreä-
Tag-yircolkiov Iv^Agyei, dno tÖtcov; sowie die namen ZkoTt^g,
ZwTixog, ZcüTix^ und der genitiv ZvjtLov (C. I. Gr. II, 2194 b,
7 add.) — Das /£ = avxnv bezieht sich auf das in der stern-
inschrift vorkommende viTtrfJQav, womit das dreifiisshecken selbst
bezeichnet ist; vgl. fot = avT(^ (bronze von Idal. B. 29;
biling. von Idal. 3). Andere stellen für das vorkommen von /«
und f?j')v sind unsicher. Man könnte sich allerdmgs auch ver-
sucht fühlen, feX(öv zu lesen, da das wort vielleicht ein digamma
hatte, doch ziehe ich die trennung, des Sinnes wegen, vor. —
Der ausfall des v erregt kein bedenken (s. bd. VI, s. 70); doch
könnte auch das angebliche trennungszeichen aus ne • entstellt
sein. Dagegen ist schon das folgende öi' zweifelhaft. Die tren-
nungspuncte sind, als in ihrer berechtigung sehr bedenklich,
unberücksichtijit geblieben.
Die Stern Schrift lautet folgender massei» :
po
u
te
•
le-
ve
•
ti-
1)0
le
•
ja
•Q-
to-
re
• te
ne
• se •
to
•1
ra
• 0*
ru •
te-
h-
:i
ja
•
ta
o ■
ka • i • re • te • ne • se • to • p(j • e
ke'
ue
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschriften. 149
Es siud demnach 8 strahlen von je 4 zeichen ; in der mitte
befindet sich ein ne ', das, wie sich zeigen wird, 6 strahlen ge-
raeinsam ist, eine eigenthümlich kunstreiche anordnung; dies
ne • ist grösser , als die andern zeichen. Die schrift läuft von
rechts nach links d. h. vom rande nach innen. Die isolirte
Stellung des ka • i • re • te • ist dadurch angedeutet, dass es, den
übrigen strahlen gegenüber, auf dem köpfe steht, also von li •
nach re* zu lesen ist; vgl. das doppelte ka*i*rete-, an anfang
und ende, ausserhalb der vier hexameter von n. II (bd. VI,
s. 77); ebenso ist es auch hier als anfang und ende zu denken.
Wir haben demnach die inschrift so zu ordnen:
1. ka • i • re • te •
2. ti'te-ti-ja-
o. po le • po • o •
4. u • ve • le * to •
5. e • po • to • se •
(>. u • 0 • a • ru •
7. e • ta • li • 0 •
8. Ä;^* ja' te*ra ■
Klar ist z. 1 x«i'p£^«; sicher durch conjectur z. 2 /Mre&i-
jav, vgl. das häufige /.aTti^rf/.B , dvld^rf/.e u. s. w. und genau so
•ACLXEi^ijav auf der idalischen bronze (B. 27) ; daneben mit er-
haltenem ff -KctvEiyiaav in einer unten zu besprechenden inschrift
(n. XVII). Bei der anfertigung der copie konnte leicht der
untere querstrich des ka • übersehen oder für einen zufälligen
riss gehalten werden (s. oben). Es folgen drei strahlen mit
den namen der weihenden : davon ist z. 5 ^'E(podog klar , und
der name bereits aus einer andern inschrift bekannt (Sa. Cesn.,
aus Paläopaphos, s. Hall t. VI, n. 24; Ahr. n. XII). Ich
schreibe "E^odog, nicht mit Ah r en s ''Eq>coöog , nach Etodog,
IlQoooöog u. s. w. Den namen z. 4 ist man zunächst versucht
zu [E]v/sli^ojv zu ergänzen, wie ein durch münzen und aus
den griechischen historikern bekannter könig des kyprischen
Salamis hiess (um 527 v. Chr.; s. Herod. IV, 162 u. so.; Blau
Wiener num. ztschr. V, s. 4 ff.); da aber für das e- kein platz
vorhanden ist, ausser etwa am rande, so könnte man auch
'^YfiXi^iov lesen und in v die von Ahrens (Philol. XXXV,
s. 38 ff.) zuerst nachgewiesene kyprische präposition, etwa von
der bedeutung der gemeingriechischen g/r/, erkennen; vgl. {^»j-
Qog = erclxBiQog (idal. bronze A 5; 15), tev^äfievog = ertev^a-
150 W. Deecke
/Lievog (statuenbasis von Kurion, Hall t. VIII, n. 32; Ahr. n.
XXIV), v/aig tav = enl ßiov d.i. öia ßiov (idal. br. A 10;
B 22 — 23; 28); v Tvxa[i] = l7ti rt;^/;, soviel wie «v rt'x/y (relief
von Golgoi- Athieuu; Hall t. II, n. 9; Ahr. n. XI); endlich
unten strahl 6 ; ferner paraphy lisch üAoyog * ffrpaToe(beiHesych),
eig. ETclloyog; aus dem gemeingriechischen: varegog, voTarog
u. s.w. — Unerklärlich bleibt der erste name z. 3. Am näch-
sten liegt, statt des po • an beiden stellen pe • zu vermuthen, da
diese beiden zeichen sich sehr ähnlich sehn und z. b. in der
inschrift n. II (bd. VI, s. 76 ff.) gar nicht zu unterscheiden
sind; das einzige, in unserer inschrift sonst vielleicht vorkom-
mende pe • in strahl 8 ist auch verlesen , aber in ja * Nimmt
man dann noch an, dass, wie auch sonst mehrfach (z. b.
Schmidt Epich. t. XII, n. 4 l4vi:i(pafiog 6; t. VIII, n. 1 26-
Xiov) das o" durch übersehn des untersten querstrichs aus so*
entstellt ist, so erhält ma.n: pe-le' pe- so- ne- = *Bl6ifjwv, vgl.
BXsxfJiörj/iiog, BXsipog, Bleipiag u. s. w. Ja, nach der analogie
von u • e ' u • ka • sa • me • no • se ' = vBv^dfxsvog in der oben
citirten inschrift von Kurion (Hall t. VUI. n. 32), könnte
das zweite po • auch allenfalls, gegen die gewöhnliche schreib-
regel, bleiben, so dass man ^e-le*po so* ne • läse, indem \p
durch die gleiche vocalisirung als ein laut bezeichnet wäre, wie
dort ^. Uebrigens will ich nicht verhehlen, dass das überlieferte
po'le'poo- höchst auffällig zu der von Brandis (s. 660,
z. 3 u. sonst) ebenso geschriebenen, aber go • le • go • o • gelesenen
und FoXywv gedeuteten schriftzeichengruppe gegen ende der
vierten zeile der schon mehrfach erwähnten hexametrischen in-
schrift n. II (bd. VI, s. 76 ff.) stimmt, wo ich zweifellos po •
ro • ne • 0 ■ d. h. mit dem folgenden i • q^Qoviwl hergestellt habe.
Dies könnte nun zu der vermuthung einer von halbkundiger
band gemachten fälschung überhaupt führen, wenn nicht
anderes dagegen spräche. — Z. 6 und 7 lesen sich v oagw
'HdaUwv — €7tl &iaaov ^JdaXiov; vgl. zu dem vorausgesetzten
öoQvg = d^iaoog das homerische oagiCeiv und oagiavig— ojuiXia,
sowie bei Hesych oaQOL'tivig di d^idaovg; ein neuer beitrag zur
berührung des kyprischen dialects mit der homerischen dichter-
sprache. Das ne • habe ich auch zu z. 7 gezogen, nach *Höa-
Xiwv auf der idalischen bilinguis z. 1 und nach vielen anderen
fällen von genitiven sg. auf -wv (Ahrens im Philol. XXXV,
8. 12). — Der letzte strahl endlich enthält zwei schriftfehler:
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. Inschriften. 151
bei dem ersten zeichen ist der senkrechte strich irrig über den
untersten querstrich hinaus verlängert, so dass das zeichen
einem ke • ähnlich geworden, während es ein ni • sein sollte ; der
irrthum wird schon durch die zu grosse länge des Zeichens
bewiesen. Das zweite zeichen ist durch Schliessung der curve
und weitere regularisirung aus einem pe • in ein ja • verwandelt
worden (s. das ja- in strahl 2). So erhalten -mr ni pe te'ra.'
ne • = vintrJQav. Correcter freilich würde ein pi • zu erwarten
sein, aber dessen form liegt weiter ab und ttt bildet im Grie-
chischen einen so eng verschmolzenen laut, dass, wie bei ^ und
ip, auch bei ihm wohl, gegen die gewöhnliche regel, gleicher
vocal eintreten konnte; vgl. im anlaut po-to*li" se' = 7rroA/g,
wiederholt auf der idalischen bronze. Das ne* habe ich auch
hier hinzugezogen, wegen der accusative Ijarrjoav (idal.br. A3),
a(v)dQijd(v)Tav (idal. biling. 2) u. s. w. Demnach lautet die
ganze inschrift:
Xaigere- y.aTa&ijav Blirpwi' ^YfiXi^wv "E(podog v oagw ^Höa-
XUov --irrTTJQav.
Daran schliesst sich dann die später zugefügte randinschrift,
die correct beim achten letzten strahle des Sternes beginnt.
Also :
„Seid gegrüssti es stifteten das hecken Blepson, Hy vei-
thon und Ephodos zu einer festfeier von Idaliou".
„Timalkos, der söhn des Zoteas, nahm es . . . und weihte
es dem Apollo".
Das o • unter dem backen könnte abkürzung von dvct^»/-
ua sein.
Die zeichen unter den füssen u % ve •, i • lassen sich, schon
der unsichern reihenfolge wegen, nicht mit bestimmtheit deuten.
/Bei obiger anordnung könnte man etwa an "F/jyt, dativ von
'Yrjg, denken, das neben [Yevg als beiname des Zeus und Diony-
sos vorkommt. Dann wäre das geräth ursprünglich zu einem
i^taaog des Dionysos Hyes gestiftet und erst später durch Timal-
! kos dem "Apollo geweiht worden.
XVI.
Die bleirolle von Salamis.
Ein kaum minder interessantes denkmal, als das vorige,
ist eine von Alex. Gesnola in einem grabe von Salamis ge-
fundene, mit einer dreizeiligen inschrift in kyprischen charac-
uAV
\.
152 W. Deecke
teren versehene bleirolle (s. 65 ff.; fig. 68). Die flüchtig, in
späten, zum theil eigenthümlichen formen und mehrfach abge-
rundeten Varianten eingeritzten zeichen hatSayce meist richtig
gelesen, auch den sinn theihveise erkannt; doch glaube ich auch
hier einen bedeutenden fortschritt in der entzifferung gemacht
zu haben. Ich lese folgendermassen :
1 . te ■ a • no • re • te • o • ke • le • o • se • ka * sa * ta "mo • ri • se •
in • si ' te •
2. to ' te • a ■ ko • se • SU • le • se • to* to" me • a • te * mi • sa • a • to •
3. me' te' pu • je • pi • to • /o • se • i • ni • pa • to • a • to* ro • po •
Eigenthümliche formen haben die zeichen a ', no •, re *, ka *,
si ', SU *, i •, alle schon von Sayce richtig erkannt, nur dass er
statt i' lieber ji • lesen will, aber, wie mir scheint, unnöthig.
Irrig hat er das drittletzte zeichen der ersten zeile lu" gelesen;
es stimmt genau zu dem tu * der idalischen und anderer in-
schriften. Das letzte zeichen derselben zeile scheint mir ein
etwas entstelltes te *, während er darin ein je • verrauthet, und
ebenso möchte das zweite zeichen der dritten zeile eher ein te •,
als ein o •, sein. Das erste zeichen dieser zeile ist nur theil-
weise erhalten: der rest stimmt am besten zu einem me • (Sayce
lässt es unberücksichtigt); in dem Arierten zeichen derselben
zeile, das er als modification des si • fasst, obwohl es von dem
si • der ersten zeile beträchtlich abweicht, möchte ich eher ein
je • sehen, freilich nur nach conjectur aus dem sinne heraus,
da die form allerdings von derjenigen der bekannten je * ver-
schieden ist. Das siebente zeichen derselben zeile lo • ist oben
etwas beschädigt, aber sicher. Demnach umschreibe ich:
1. OeavioQ QeouXing axaoTa /ticogiaeTV ai re 2. xo'd«
ayog avl^orj, t6(v) ö6jue(v) 'lAörj uiaaaxtj. 3. (xi^ds gwjrj (pido)-
Die spätheit und flüchtigkeit der inschrift zeigt sich, wie
in den buchstaben formen, im gänzlichen fehlen des / und des /
subscriptum, ferner im abfall des uomiuativischen g in ai, und in
der auslassung des v in töv vor einem grammatisch nicht eng
damit verbundenen wort, besonders aber in döf.uv vor einem
vocal — doch begegnen alle diese züge auch sonst, vielleicht mit
ausnähme des letzten.
Die namen Gbclvioq QtoxXiog hatte bereits Sayce mit
grossem Scharfsinn erkannt ; in der deutung des restes der ersten
zeile weiche ich von ihm ab, ohne meiner sache ganz sicher
/
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschriften. 153
zu sein, da gewisse Schwierigkeiten bleiben. Das e von r/.aaia
steckt in dem vorhergehenden se % wie z. b. ebenso dasjenige
von i(v)-^(xdB in n. I (bd. VI, s. 69); in ey.aaTa sehe ich einen
beziehungsaccusativ „im einzelnen, in jeder hinsieht". — Der
accusativ sg. des pronomens der ersten person heisst kyprisch
sowohl //€ (Cesn. Salam. s. 84, n. 78, 2, inschr. von Kery-
neia), auch ^«v (n. XII, bd. VI, s. 152, Inschr. v. Golgoi),
als fxi (zwei inschr. von Chytroi, Cesn. Cypr. t VII, n. 46,2 u.
n. 51, 2] ; der vocal ist elidirt wie oben in /' hlcjv (n. XV). —
In ibgiosTv hätten wir, falls die form richtig ist, einen
aoristus mixtus, wie eßrjaero, iövaero, durch einfache anhängung
der medialen personalendung an die 3sg. activi gebildet (G.Meyer
Xjriech. gr. § 530), wieder ein anklang an homerische sprach-
forni. Die form der endung, -tv, ist regelmässig kyprisch, vgl.
auf der idalischen bronze i/QrjTäaaTv, yEvoizv u. s. w. Das
verb oQiteiv und oqiteai^ai von abgrenzung heiliger räume ist
besonders bei den tragikern üblich (ßio/uovg, Uqov u. s. w.) —
In al{g) xe steht das interrogativum oder indefinitum statt des rela-
tivs, wie im deutschen ,,wer", im lateinischen quisquis; und
wie bei letzterem die Verdoppelung, wirkt dort das t«, auch
wieder nach homerischer weise gebraucht : ^) vgl. noch zur form
des prinomens auf der idalischen bronze rjx€atQ (A 10: B 23), .
oTtiaig x€ (B29); auch das hesychische jpf*jWjJi^^t^SfeBtfi.:^r- T'^
^^jMKij^ — In z. 2 hatte Sayce zoöe ayog^öder ayog?) erkannt, '^
aber missdeutet: es steht hier ohne zweifei concret für einen
„gegenständ heiliger scheu" — Uqov d. h. das nicht zu ent-
weihende grab; vgl. bei Hesych ayog- zi/uuoTarov. — Auch
den stamm des folgenden wortes hatte Sayce richtig gerathen,
nicht die form. Zum conjunctiv ovXijarj vgl. man auf der ida-
lischen bronze ogvSrj, Xtarj. — Vom rest der zeile fand Sayce
nur den infinitiv do,w€(v), der wieder homerisch ist, neben doße-
vai auf der idalischen Bronze (A 5 u. 15). — Das neue ad-
jectiv luiadarog ist gebildet wie uiadya&og, fniaoTtovrjQog, und
bedeutet „den unersättlichen (d. h. den frevler) hassend"; vgl.
7ta{v)Tax6QaaTog „ganz unersättlich" für „frevelhaft, gottlos"
in n. II (bd. VI, s. 78). — Der anfang von z. 3 ist gleich-
falls erst von mir hergestellt; die drei letzten worte hat schon
Sayce. Der optaiiw (pvJTj = (pvir] ^ vielleicht auch bei Theokrit
*) Vgl. jetzt auf der Inschrift von Larissa bd. VII, s. 284 x£s xe =
^K xf (d. i. «?)
154 W. Deeoke
XV, 94, steht in dem sinne von yivoitv auf der idalischen
bronze (avoalja foi yevoixv z. 29). — Zu cpidtoXog IviTtä vgl.
das nicht seltene (fsidioXog ykwaaa', formen mit q)id- finden sich
auch sonst Der anlaut von ivi7id=:ivi7t^ spricht für Zusam-
mensetzung des Wortes mit der präposition iv = kypr. Iv. Die
letzten worte halte ich für dativ, nicht genitiv. — Demnach
übersetze ich:
„Theanor, Theokies' söhn, hat mich in jeder hinsieht für
sich abgegränzt. Wer immer dies heiligthura entweiht, den (soll
man) übergeben dem Hades, dem feinde der frevler. Und nicht
karge strafe (eig. scheltrede) werde dem menschen (zu theil)!"
Der Wechsel der construction ist bei solcher Verbindung
mehrerer einzelner drohungen nicht auffälHg; auffälliger der in-
finitiv, doch erinnert der gebrauch an homerische constructionen,
wo er den imperativ vertritt z. b. /' 458 tevx^a aiXijaag <f>€Q€rii}
xotXag tJil v^ccg, a(jjf.ia öe oiTtad' sfAOV döf-ievai näXiv. Dass in
Verwünschungsformeln alterthümliche Wendungen vorkommen,
ist natürlich.
Zur vergleichung gebe ich die lesung und Übersetzung von
Sayce:
QsdvwQ QsoKliog KaGTa^iogcg (oder xag Jä^ioqig) kvoije
Tode dyog avkrjg T<p ö6/^€(v) adt](v) {rfjfxiaa dvd^ wC»*), *o JIv-
aiTtioXog jiVLTt^ r(p a{v)d^q(a7ti{).
„Th shall atone (Xvaije futurum) for this poUution of
sacrilege by giving in füll one half of that which P. charges
against the man".
Endlich ist von bedeutung, dass die dritte zeile der in-
schrift nach meiner lesung einen, wenn auch etwas mangelhaften,
hexameter bildet:
/nTjöi tpvj'rj cplöwXbg Ivina tw d(v)d-Qüjn:(^
Auch die zweite zeile zeigt hexametrischen anklang in;
ixyog ovlijaij, xov dofxev 'v/td/;
(.aadaxi^
Die kürze des v in (pvjrj kann nicht allzusehr auftauen
neben formen wie doh einerseits, q)vuv im präsens anderer-
seits; die quantität von äaäxog, aaxog (""" u. """) wechselt
schon im Homer (auch atog).
xvu.
Eine angeblich neue inschrift aus Paphos, dreizeilig, auf
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschrifken. 155
einem stein, ist publicirt von Alex. Cesnola s. 86, fig. 80,
ohne nähere angäbe, wie er zu ihr gekommen sei. Sie lautet
bei ihm:
1. a'se"ka'ti'ja*u' I e* mi'
2. ka • te • ti • sa • ne ' I e • pi • ke • ne •
3. u • vo • ne •
Hier ist das se • in z. 1 wohl nur druckfehler für si ', da
die figur ein dem letzteren ähnliches zeichen giebt und auch
Sayce so umschreibt, nämlich:
l^aiy.ad^tjav rjf.d' Katid^iaav etil xevsv ov (or yivBV ov?)
„I am of Asikathijas: theyset (me)up over his Cenotaph (?)'*.
Nun war diese inschrift aber schon von Beaudouin und
Pottier veröffentlicht, unter n. I, 4, und zwar mit der ge-
naueren angäbe, dass sie dieselbe zwar bei herrn Aristides
Michailidis in Ktima (Neupaphos) copirt hätten, dass sie aber
aus Polis-tu-Chrysochu, dem alten Arsinoe, herstamme. Ihre
copie lautet:
1. a ■ ri • si • ti • ja • u • e • mi •
2. ka • te • ti • sa • ne • e • pi • ke • ne •
3. u • ti • ne •
wovon sie den anfang ^Agiatijav ^jul- xaTed-iaav lasen.
Durch combination beider quellen ergiebt sich leicht als
wahre lesung:
1. a • ri • si • ti • ja • u • j e • rai •
2. ka • te • ti • sa ' ne • I e • pi • ke * ne •
3. u • vo • ne •
Dies deute ich:
1. l^QiOTijav ijfii' 2. Kctted^ioav enl ^eve- 3. -t/oV.
In yievsvfov ist vor dem / ein v eingeschoben, wie in ev-
/QrjTaaaTv auf der idalischen bronze z. 4 neben i/Qr^Tdacttv
z. 14. Interessant ist das digamma in dem wort, das schwer-
lich für ein ; eingetreten ist, so dass die unmittelbare identi-
fication mit ind. cünjd (s. noch G. Meyer Griech. gr. § 264)
zweifelhaft wird.^) Den sinn hatte Sayce also richtig getroffen —
Der genitiv ^Agiarijav ist correct; vgl. ^Taaijav (bilingue
inschr. von Soloi, Schmidt Epich. t. VIII, n. 1). — Auffällig
*) Als kyprisch scheint das wort bezeugt durch Hesych xeveä- . . .
KvTiQcoi (ff dvaStv^QÜ^ai d. h. weinstöcke ohne stützende bäume. Eine
spur des digammas ist vielleicht ebendort erhalten in xtvißQua • rit &vri-
oCSia xai vixpifiitta xQiara, neben xiv^aQOs(?)- xevos.
156 W. Deecke
ist die erhaltung des a in xari&taav neben y.aT8&ijav (s. oben
n. XV); so aber hat die idalische bronze auch V^ioai (B. 31)
und iioni (ebdt.) neben rpgovtw'i in n. II (s. bd. VI, s. 78);
Hesych kyprisch Kaivlza' aöelrp}], während die inschriften nur
Kaaiyvr^Tog bieten, u. s. w.
XVIII.
Das gleiche, wie von n. XVII, gilt auch von der folgenden
inschrift. Alex. Cesnola erwarb nach seiner aussage (s. 87)
für die Lawrence-Cesnola Sammlung in Paphos einen kalk-
stein mit einzeiliger inschrift (fig. 81), von Sayce und Pieri-
des gelesen und gedeutet:
0 • na • si • ku • pa • ra • a • 0 • na • si • ta • . .
^Ovaaiy.v7tQa d ^Ovaaiödljuw]
zweifellos richtig.
Auch diese inschrift hatten 13 e au douin und Pottier
copirt und geben auch für sie Polis-tu-Chrysochu als fundort
an. Bei ihnen ist auch noch die hälfte des schliessenden nio-
erhalten. Der genitiv des ersten namens, ^OvaaixvTcgag , findet
sich auf einer wirklich paphischen inschrift (Pierides Transact.
of the Soc. for Bibl. Archaeol. V, t, A, n. 1; s. 90, n. o); der
genitiv des entsprechenden männlichen namens, OvaoiytvTiQwv,
auf der idahschen bronze (A 2—3; 11; B 30). — Ob die in-
schrift vorn und hinten fragment ist, wie Sayce meint, bleibe
dahingestellt
XIX.
Stärker ist die abweichung in der Überlieferung bei der
folgenden inschrift. Die Franzosen geben, aus derselben quelle,
als einzeilig (n. I, 1):
e • mi • 0 * ta • u • ne • />« • si • 0 • na • i • o •
wovon sie i]fii und Ilaöiovaio) lasen. Alex. Cesnola giebt
(s. 88, fig. 82) eine abbildung des in Paphos von ihm erworbenen
Steins mit vierzeiHger inschrift, auf deren lesung Sayce ver-
zichtet, indem er, ausser rj;«/, nur etwa o taiutag ,,the steward"
zu erkennen glaubt. Die inschrift aber liest und deutet sich
ganz leicht und correct:
1. 0'na-i"0'
2. ne ■ na ■ si •
3. o • ta • w •
4. e ' mi -
Isachtrag zur lesung epichor. kypr. inschriften. 157
Nur in z. 3 ist das letzte zeichen durch einen darunter
befindlichen riss bei Cesnola ein mi • geworden, während die
Franzosen richtig ein u • haben. Ich deute:
1. ^OvaUo- 2.-V Naai- o. -toxav 4. rjy.i.
Der name ^Ovalwv, koseform der mit ^Ovaai- zusammen-
gesetzten namen (s. oben unter n. XIV), stellt sich zunächst
zu dem von Mor. Schmidt allerdings angezweifelten hesy-
chischen adjectiv ovaiov • uqelov. Ja man könnte auch ^Ovalunf
geradezu für den genitiv von "Ovawg halten, wenn nicht der
norainativ in dieser form der inschriften etwas üblicher wäre.
Der name NrjOiokr^g ist häufig.
XX.
Ebensowenig stimmen die angaben bei folgender inschrift,
welche die Franzosen, wieder aus derselben quelle und gleich-
falls einzeilig, in ofienbar mangelhafter copie so geben (n. I, 3):
ti • mo • ta • mo • e • mi • mo • me • pa • ra • se •
aber (lautlich) richtig umschreiben:
Ti/uodauo) Tjul [^Ti]fioy.v7rQag
Das zweite ti • ist ausgefallen , das ku • durch fehlen der
oberen stricheichen zu me • anstellt.
Alex. Cesnola lässt dagegen den stein aus Salamis (?)
stammen und giebt die inschrift in drei zeilen (s. 89, fig. 83)
vollständig, aber mit umgekehrter reihenfolge der Wörter :
1. ti'mo 'ku • pa' ra • se •
2. e • mi •
3. ti • mo • ta • mo •
1. Tiitoy.iTTQag 2. r^iii 3. Tiuodaiuo
von iihnlicher anläge, wie n. XVIII. Offenbar ist in derartigen
inschriften der männliche name überall der des gatten, nicht,
wie Sayce zweifelnd äussert, des vaters. Ueber die mit Tt/uo-
zusammengesetzten namen s. u. XV.
XXI.
Nicht ganz correct ist bisher gelesen eine kalksteio inschrift
in 3 Zeilen, die Alex. Cesnola in Cerina, dem alten Keryneia,
fand und s. 85, fig. 78 abbildet:
1 te • o • ta • se • pa • pi • ja • se • e • . .
2. a • M • ta • ra . me • ka • te • te • ke ■ . .
3. ke • se ■ to • te • mi • se •
158 W. Deecke
In z. 2 ist das a- verwischt, aber deutlich, das u-, wie in
n. XIX, durch einen ungehörigen unterstrich in rai " verwandelt.
Sayce liest:
. . &£0v TÖg naq)ijag jJ[//t'J . . l4{?)imd^Qd fts xajid-rjxe . .
KeoTÖd-efiig.
Pierides:
Tag &€io Tag JZaqp/'ag rjfil avTäg/iu yiaxe&rjxe IdQiaxo&e^ig.
Die exacte lesung und richtige deutung ist:
1. [rag] d^Ew tag naq>ijag ^[ßl'] 2. avtäg fie Kare^ijxe C^-l
3. -xeoTÖd^sf-ug.
Ueber jue s. oben unter n. XV; die enclitica gilt in der
kyprischen Schrift in der regel als zum vorhergehenden worte
gehörig, weshalb am Schlüsse von avTÜQ nicht re ', sondern ra •
steht; vgl, a • u' ta • ra • mi • = avtäq (.u (inschr. von Chytroi,
Cesn. Cypr. t. VII, n. 51), und ähnlich mit sa • statt se • z. b.
ta- sa- 'kQ- — x(xgys (idal. br. B29); dagegen allerdings ka • se '
mi-=xag (xt (inschr. v. Chytroi, Cesn. Cypr. t. VII, n. 46).—
Zum namen l^xBOTod^eixig vgl. man einerseits l^xaatödrjinog,
l^xaoToöwQog, andrerseits auf Cypern 'Ovaaid-eiJig ^ Jifei&e-
fiig u. s. w.
XXII.
Ohne Schwierigkeit ist eine andere Inschrift aus Cerina, die
Alex. Cesnola gefunden und in der that, soviel ich weiss,
zuerst veröffentlicht hat, s. 85, fig. 79 (kalksteinfragment) :
^a • se • te • 0 • e • mi • ta • se • pa • pi • a • . .
schon von Pierides und Sayce richtig gelesen:
tag d^eio i^fu rag na(pia[g]
Nach der Abbildung wäre für das fehlende se • auf dem
steine platz gewesen ; ich zweifle daher, ob sie ganz correct ist.
xxni.
Ein aus Salamis stammender scarabäus von karneol, von
sehr feiner arbeit, einen löwen darstellend, der einen eher ver-
zehrt, nach Birch aus dem vierten Jahrhundert v. Chr., ist
von Alex. Cesnola abgebildet s. 144 fig. 130. Er trägt über
dem löwen die inschrift:
e • mi • te • e • to • ni • ko •
von Sayce richtig gedeutet:
tjfil Qsijfovixu)
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. Inschriften 159
Auffällig ist die vocalisation , die einen nicht -Cyprier als
besitzer vermuthen läsSt; vgl. bei Hesiod (Theog. 31) ^Jy-
Tog, sonst d^mtog, wie man auch in Cypern erwarten würde.
XXIV.
Eine unten zugespitzte cylindrische terracotta - urne mit
deckel aus Larnaka (Kition), von Alex. Cesnola s. 247,
fig. 232 abgebildet, zeigt schräg am bauche herab die inschrift:
^a • ja • ti • sa • o • 1 e • mi •
von Birch „I belong to Tajatisas (or Tathasus)" gedeutet.
Das erste zeichen hat den querstrich oben statt in der mitte,
ist daher sehr unsicher. Jedenfalls würde ich eher:
JdiTioao rn-d
lesen. Die Schreibung mit ja • statt i • deutet w^ahrscheinlich
die diärese an, wie in ta • ja • pa • se • und a • ja • ro • se • = JaC(pag
(d. i. JaC(pavTog)\m^'lA'iQn(i in n. VI u. VII(bd VI, s. 142 ff.), ergänzt
im Jahresber. für 1879 — 81, s. 222; nur dass ich jetzt "^i"^og dem
dort vermutheten^Idf/apog vorziehe. Der zweite theil des namens,
-Tiaagj entspräche dann etwa dem äschyleischen (Choeph. 67)
Tirag „rächer;" vgl. Hesych Tirat • jiaTrjyoQOi rwv doxorroir;
freilich ein bedenklicher fall von assibilation, für den ich kein
Seitenstück nachweisen kann. — Der genitiv auf -ao , das ich
als diphthong betrachte, für -av, findet sich auch in Kvriqa-
yoQao (scarabäus, s. Schmidt Epich. t. XXI, n. 9).
XXV.
Ganz klar ist die plinthosinschrift einer terracottastatuette
(frau mit kind auf dem arm) aus Dali (Idalion), von Alex.
Cesn. s. 200, fig. 204 mitgetheilt:
ti • mo • ke • le • ve • 0 • se •
Ti^oxXi/eog
interessant wegen der vollen form; vgl. dieselbe form Tiftoxle-
feog neben dem verkürzten Ti(.iOKXeog in den beiden vasenin-
schriften aus Polis-tu-Chrysochu bei Beaudouin und Pottier
n. II, 1 u. 2 (s, auch Jahresber. f. 1879—81, s. 225). Im
nominativ ist Ni/.oxXs/rjg in einer paphischen inschrift erhalten
(Schröder Transact. VI, s. 134 ff).
XXVI.
Alterthümliches thongefäss, kugel- oder fassartig, mit cylin-
drischera halse fart affxo'g), geometrisch verziert, aus Salamis,
160 W. Deecke
abgebildet bei Alex. Cesnola, s. 252, fig. 237, am bauche
über köpf die inschrift:
ta • e ♦ te ' o • ta • ma • | pi • ti •
von Sayce gedeutet:
xa föeu, d^a/ua nld^i
„what thou hast put (here), drink often"
Ich deute:
Tä[g\ ^Etsoda(xa[q\- Ttld^i
Das g des genitivs ist abgefallen, wie in rä faväa(a)ag (alt-
paphische inschr., Schmidt, Epich, t. VIII, n. 3 y); tä vxrj-
qtav (idal. bronze A 5 u. 15). — Der name ist mit dem des
paphischen königs ^EzefavÖQog auf den goldenen armbändern
von Kurion zu vergleichen (Schmidt Epich. t. XXI, n. 10);
vgl. noch ^EriaQxog, 'EreoyiXTig, ^Ersovixog, ^EteöqtiXoq u. s. w.
Der Wegfall des digamma findet sich auch in aväa{a)aq, kzei,
ßaatXeog u. s. w. — Interessant ist der imperativ ttT&i.
XXVII.
Ein ähnliches thongefäss von ebendort (?) i), doch mehr
einem stamnos gleichend, gleichfalls geometrisch verziert, publi-
cirt von Alex. Cesnola s. 250, fig. 236. Die inschrift, unter
dem einen henkel zwischen den ausätzen, lautet nach Sayce:
0 • e • ru • ta • ma •
iü eQv[£] d^afid
„Oh, carry often".
Aber die abbildung zeigt:
0 * e • me • ta • pi •
Das me ' hat ganz ähnliche form , wie auf inschriften von
Keryneia und Pyla ; das pi • ist vollkommen deutlich und
kann nimmer ein ma • sein; zweifelhafter ist das e •, das eine
absonderliche form hat und auch als su • gelesen werden könnte.
Demnach halte ich die inschrift für unvollständig (sollte etwa
die andre hälfte unter dem andern henkel stehn?) und lese:
iirj (oder w av), ^tj tcc(v) 7ii[^&dxvav avXr^arjg oder dergl.]
Der wünsch wäre also dem der vorigen inschrift entgegen-
gesetzt.
XXVIII u. XXIX.
Zwei zusammengehörige gleichlautende inschriften, die eine
*) Auf der schrifltafel giebt Alex. Cesnola das eigentbüraliohe e*
dieser inschrift als idaliscb an.
Nachtrag zur lesung epichor. kypr. inschrif*
auf einem glasringe auf der unteren seite des sieg
auf einer schildpattdose, aus einem grabe yo
Alex. Cesnola s. 79 — 80, fig. 75 — 76, gelesf
von Pierides und Sayce:
XXVin 1, po • ro • ta • o • ji •
2. ta. ' -pi • ie • se • \ SL '
XXIX 1. ie • se • I a ■ po • ro • ta • o • ji •
2. ta • pi •
Dem te • fehlt beidemal der untere querstrich, der aber nicht
nothwendig ergän2t zu werden braucht, da dieselbe form ohne
querstrich auch auf inschriften von Chytroi und Golgoi vor-
kommt. Das ji • könnte auch nur ein i • sein, wenn man die
eigenthümlich salaminische form des i • auf der in n. XXI be-
hajidelten bleirolle berücksichtigt. Der deutung:
xaßl rfjg i^ßqoxdoji
worin Ta/S/=phönizisch tehväh (Genesis VI, 14 u. sonst = „ark")
sein soll, vermag ich nicht beizustimmen, da der divisor hinter
se • nicht beachtet ist und das letzte wort nur ein dativ sein
kann. Richtig dagegen ist herausgefunden, dass die untere zeile
vor der oberen zu lesen ist. Ich deute:
JaßidriQ ^AcpQodaol
und möchte in IdcpQodaü (oder lr4(pQoddco?) eine nebenform des
weiblichen namens It^cpQoöio sehen, der inschriftlich mehrfach
belegt ist; ähnlich wie neben den männlichen namen auf -tov
solche auf -dtov stehn.
N. XXIX hat noch an beiden selten des als phallus ge-
stalteten Scharniers je drei ka •, und vielleicht noch ein siebentes
an der spitze, wohl averruncirend, mit beziehung auf xaxög oder
irgend welche ableitungen dieses wortes.
Die übrigen von Alex. Cesnola mitgetheilten inschriften
sind einstweilen noch unleserlich, in der deutung ganz unsicher
oder werthlos.
W. Deecke.
Bei rage z. künde d. ig. sprachen. VlII.
11
162 F. Froehde
Etymologien.
Gegen die Zusammenstellung von l^vg und lat. viscera
sprechen folgende gründe: 1) lässt sich die annähme, dass
i^vg digammirt gewesen sei, in keiner weise begründen; eine
dialektische form, welche dieselbe bewiese, ist nicht vorhanden,
und der homerische vers(Od. e 251 x544: rceglöi tcovrjv ßdler'
i^vl) weist sie ab ; 2) bezeichnen l^vg und viscera ganz ver-
schiedene dingC; jenes die „weichen, die gegend über den hüften
zwischen den lenden und rippen, wo man sich gürtet", dieses
die „eingeweide, die inneren teile des körpers"; 3) lässt sich
viscera nicht trennen von mhd. inge-weide „gedärme" nhd.
eingeweide von w. vi „flechten, schlingen" in \a.t.vt-men vi- tis
ahd. ividä nhd. weide u. a, (Fick wörterb. I 782 f.). Dagegen
stimmt l^vg begrifflich genau überein mit lat. tlia und lässt
sich lautlich leicht mit demselben vermitteln. Im Lateinischen
ist nicht selten langer vocal vor l durch ausfall eines x ent-
standen wie in äla mala pälus tela velum dlea neben axilla
maxilla paxillus texo vexillnm skt. akslid (Leo Meyer Vergl.
gramm. 2 484). Nehmen wir diesen ausfall des x auch in ilia,
als dessen singularis richtiger Uium als ile anzusetzen sein dürfte,
an, so vereinigt es sich mit l^vg in regelmässiger weise. Bestätigt
wird diese auffassung vielleicht durch ingven, dessen bedeutung
der von Uia nahe steht.
Ein anderes beispiel der art könnte Uex „eiche" sein, wenn
man es mit ahd. eih „eiche" vergleichen darf, doch stimmt im
vocale besser zum deutschen worte aescidus „eiche", das zu ahd.
asc ags. äse „esche" gr. dohx-6oy.iog weder lautlich noch be-
grifflich genau passt.
Y.Xvt,(a, ableitung von xAr-cJ-, nebst lat. cluere (Curtius
n. 63) enthalten eine Wurzel klu, die ich mit altind. cru ,,zer-
fliessen" samo „zusammenfliessen" verbinde. Altind. \iid, praes.
klidijati „feucht werden" passt lautlich nicht recht zu den Wör-
tern und lässt sich eher mit gr. TrXadog „feuchtigkeit" nla-
düQog „feucht" combiniren; dann wäre U aus r entwickelt.
nßQLf.iog.
Die etymologie von oßgifiog hängt wesentlich davon ab.
ob ofißgi/uog oder oßgif-iog die ursprüngliche form ist. Im ersten
falle ist die Verbindung des wortes mit skt. ambhpid „gewaltig"
got. abrs „stark" (PW, Fick Wörterb. I 18) gerechtfertigt
Indes kommt die nasalirte form nur bei Pindar und späteren
lyrikern vor, während sie bei Homer und den tragikern (ed.
Dindorf) mit recht beseitigt ist (vgl. Curtius üruudz. ö 032).
Die folgende erklärung geht von der Voraussetzung aus, dass
Etymologien. 163
das ältere oßgifiog auch das ursprünglichere ist Das wort be-
deutet „gewaltig, über die massen stark — gross" und wird so
bei Homer ausgesagt von Ares, von hervorragenden beiden wie
Achilleus und Hector und von dingen, die sich durch grosse und
stärke auszeichnen, z. b. gegenständen, mit denen der Kyklop
zu tun hat (t 233. 241. 305). Denselben begriff bezeichnet es
in compositionen wie oßgiinosQyog „gewaltige werke verübend"
oßQifxodT/iiog „starkmutig'' oßQLiiöqxovog „mit mächtiger stimme"
oßgi/uÖTtaig „starke kinder habend" oßgiuoTtärQ)] „tochter eines
gewaltigen vaters". Was die form betrifft, so ist es eine bil-
dung wie vo/niLiog Xoyifxog d^aväoiixog von v6(.iog köyog d^dvarog
und lässt sich somit auf einen stamm oßgo- zurückführen. Ihm
entspricht skt. ugrd „gewaltig , über die massen gross — stark,
grausig", welches ganz wie oßgi/^og ausgesagt wird von göttem
und übergewaltigen gegenständen; vgl. iigrdbdhii „mit gewal-
tigen armen versehen" ugrddhanvan ,, einen gewaltigen bogen
führend" ugrayudha „gewaltige waffen führend" ugraduhitar
„tochter eines grossen" iigraputrd „söhn eines grossen" ugrd-
putra „gewaltige söhne habend". Das anlautende Ji ist aus va
entstanden, welches im Griechischen regelrecht o geworden ist. i
Bezzenberger (ob. 11 155) vergleicht ugrd mit gr. vßgig, das
sich von vTrig nicht ableiten lässt. Ich wüsste gegen diese
Zusammenstellung nichts wesentliches einzuwenden; ursprüng-
liches va erscheint auch sonst mehrfach als v wie in vygög
vrcvog vdcoQ, im zuletzt genannten in Übereinstimmung mit dem
Sanskrit.
TtdXXü).
Fick (Wörterb. I 671) und Curtius (Grundz. n. 344b)
verbinden Ttcdlio „schwingen, schnell bewegen, zucken, beben"
TtaXfiog „das schwingen, schwanken, erschüttern, zucken" nebst
TteXefiiKü) „schwingen, schwanken, erschüttern" med. „erbeben,
erzittern, in heftige bewegung geraten" pass. auch ,,im kämpfe
zurückgedrängt werden" rroXsuog TtxöXefxog „kämpf" richtig mit
altn. falnia „schwanken" got. us-filma altn. felmr „erschrocken",
während mir die hinzuziehung von lat. pello, dessen ü jeden-
falls nicht dem XX von TtäXXo) entsprechen würde, bedenklich
erscheint (ob. HI 307). Dieselben bedeutungen hat skt. cal in
cdlati ,,in bewegung geraten, schwanken, zittern, zucken, in Ver-
wirrung geraten" caldijati „in bewegung versetzen, erschüttern,
erzittern machen, zum wanken bringen, in Verwirrung versetzen".
Da nun sporadische entstehung des germanischen f aus k durch
verschiedene beispiele erwiesen ist (Schmidt Voc. I 53, Fick
ob. V. 169, Bezzenberger a. o. 170 VI 236), so hindert
nichts, die germanischen und griechischen Wörter mit den alt-
indischen zu vereinigen.
awQOt Ttddeg.
aojQog als epitheton der füsse der Skylla (Od. /j. 89) ist
11*
Oc:>
164 F. Froehde
vielfach behandelt und sehr verschieden gedeutet worden; in-
des ist keine der aufgestellten ansichten über bedeutung und
entstehung des wortes (vgl. Lex. bom. ed. Ebeling) so einleuch-
tend, dass man diese frage für sicher beantwortet ansehen
könnte. Ein anschauliches und klares bild wird, wia^piir scheint, ,
gewonnen, wenn mau.in -wQog das lateinische ifärus „atiseünähclec Jl
geobgen, ath^ärts ge^Sttfjfc' erkennt, welches ^amrtmsonde'rs von^
crwra' und bracJna ausgesagt wird. Mit skt. vakrd lässt sich vdrus '
nicht identificiren , da dieses *vacer geworden sein würde.
Zu vdrus gehört Farro (Ost hoff Forsch. II 72) aus *Väro
wie narrare aus *gnärare vmd porricida aus päricida (Corssen
Voc. I 285 u. öfter, Sprachk. 237) „verwandtenmörder", das zu
gr. [TTriog^ dor. (^äog „verwandter" zu stellen sein wird; aus
patricma ist es^jed^falls nicht entstanden, wohl auch nicht
aus päricida, wie Corssen annimmt.
haheo.
Durch die Übereinstimmung in der bedeutung und die for-
melle ähnlichkeit von lat. haheo und got. hahan darf man sich
nicht bestimmen lassen, die beiden wörter zu identificiren; der
Zufall hat es nicht selten gefügt, dass gleichbedeutende wörter
verschiedenen Ursprungs im laufe ihrer lautlichen entwickelung
eine ähnliche gestalt gewonnen haben; vgl. z. b. ^sog und lat.
deus^ GcpdXXw und fallo, Qijyvv/XL und frango u. a. Das an-
lautende germanische h würde, wenn es dem lateinischen ent-
spräche, völlig isolirt dastehen, und eine derartige abweichung
von einem lautgesetze von solcher regelmässigkeit, wie sie das
der germanischen lausverschiebung zeigt, ist nicht leicht glaub-
lich. Got. Äa6a«_gehört zur wurzel kap in germ. hafjan lat.
nnjiin (vgl "JTpTy P.nhprgpr G. g. a. 1883 s. 397); das latei-
nische habeo hat einen ganz anderen Ursprung. Das b dieses
Wortes erklärt Corssen (z. b. Krit. nachtr. 99 Voc. I 129»
Sprachk. 106) , gestützt auf osk. Jiiml^JlfJ)]i§L.J[t. Bant), |
aus 2^^ ohne auf das f in haftest (t. "H.) naKer emzugehen. Dem \
entgegen stellt Bugge K.Z. XXII 452 als ursprünglichen os- i
kischen stamm /m/7- auf und weist wegen des p in den ange-
führten formen auf den ganz ähnlichen fall in ip (t. B.) =
umbr. ife lat. ihi hjn. Das b der umbrischen wurzelform hob
vergleicht ßugge mft dem von ambr- = osk. am fr--, vielleicht
kommt für die beurteilung desselben auch der umstand in be-
tracht, dass es sich hier um eine wurzel mit an- und auslauten-
der aspirate handelt.! Wie dem aber auch sein möge, sicher
scheint mir, dass in lÄa^'e.si die„ur&prünglichere wurzelform vor-
liegt, da für die ell'tBtTOung des /' aus p keltr1yei5|)Te!"Tm Os-
kischen existirt und auch das lateinische b dieser annähme
günstiger ist. Somit lautete die italische form der wurzel von
habeo haf, und das f derselben kann sowohl aus bh als aus dh
entstanden sein; beispiele für den zweiten fall sind osk. mefia-
Etymologien. 165
umbr. ;ne/a- = lat. media^ umbr. rufra rofu=]a.t. rubra ruf us
gr. igv&Qog, osk. puf umbr. piife = lat. -cubi gr. tto'^-^, umbr.
suff. -fla = lat. -bida gr. -^A»j. Führen wir auch italisch haf
lat. Äa6 (vgl. jubeo rubeo) auf /<af?A zurück, so vereinigt sich
ÄaÄeo mit einer grossen zahl von begrifflich verwandten wörtem
anderer sprachen, denen eine indogermanische vfurzel ghadh zu
gründe Hegt. Die grundbedeutung von habeo ist „fest halten ^
fvgl. auch Aa^g^ia)^^ .besonders mit dem nebenbegriff eng v er- "
Bunden sein," in der gewalt, im besitze haben" ; dazugehören
habilis „passend, taugHch, gefügig, geschickt" und habitus „be-
schaffenheit , natur, Verhältnis". Das indogermanische ghadh
reflectiren:
skt. gadh : gddhya „was man festhalten muss" ä-gadhita
„angeklammert" pari-gadhila „umklammert". .
germ. gad: ahd. kataro mhd. gatere „gatter" nhd. ergattern\
„erwischen", ags. ^arforia w mhd. '^a/f?re«j„ verbinden, vereinigen",] l ^0
mhd. gater adv. „zusammen" gate ags.g^ade „^enosse^ der einem i^^j»
gleich ist, gafte" aM. gegdimk'd.:geieUch „passend, schicklich" u.a. Ji^(j[m4k
halt, gad: lett. gdds „haheybesitzinm"' gadrhu „gUter'^ gadigs </^
„massig, ordentlich" (continens), ht^gadas „vereinigung"2arfij'as„es ^
schickt sich, ist tunlich, trifft sich" gddnas „passend, geschickt^
brauchbar" ; dieses wort erinnert auch an germ^oc?a- ^,gnt" und
gr. ayct^ög.
griech. xa^.Im Gotischen bedeutet 5'ac?2*%5rs„vetter" (dvsxpiog)
undmhd.^re^eZiMC auch „verwandter". Hierdurch wird es wahrschein-
lich, dass auch gr. xaert Cjjjjnjder, Schwester" yiaaiyvr]Tog „bruder,
verwandter, ve^ef^ü dieser wurzel gehört. Suidas: KaGiyvrjVoi
xoivorsQOv Ol avyysvsig ' 6 de "OiiirjQog dveipioig eiTte. IL O Ö45
kann xa(T/yv7;Tot nicht „bruder" bedeuten, sondern heisst entweder
,, verwandte" (vgl. schol. B L: avyyeviai' ¥n yag nag ^'Iiaai,
Tovg avyyeveig xaaiyvTjTOig (paol y.aXeHad^ai ; A D: a^/neiovvTai
ydg Ttveg, ort sovg avexpiovg 'Aaoiyvrixovg h.äkovv • 0 yaq Mb- \/\\
kävLTtnog aveipLog '^v''E'KTOQog) oder allgemeiner „genossen, ge-; C'J ü
fährten"; vgl. alts. gadiding ags. gädding mbd. geielinc „^e-
fährte, genösse". Das o von -/.doig ist jedenTalls unursprüng-i
lieh und kann vor dem i aus ^ entstanden sein wie das von EQvaißrj
(=rhod. iQvd^ißiq) und ähnlich das von mawog „vertrauend".
f
tergus. tempus.
fergus st. tergos- bezeichnet ursprünglich das dicke feil, ''^ ''■■ *y '
besonders das rückenfell der tiere (rinder, schaafe, elephanten), .
daher dann einerseits das aus solchem feile bereitete (schild, \
riemen, schlauch, vgl. auch terginum), andrerseits den rücken '
überhaupt, die rückseite des körpers. Den nämlichen gnind-
begriff enthält das griechische xeQCfog OTiQ(pog n., „feil, leder,
besonders die rückenhaut der tiere", welches, auf regxJ^og zu-
rückgeführt, mit dem lateinischen worte völlig übereinstimmt.
Aus einer griechisch -lateinischen grundform terghves- erklärt
166 F. Froehde
sich vielleicht auch das o des Stammes tergos-, welches aus ve
entstanden sein kann. Zwar liesse sich annehmen, dass das o
in diesen und anderen neutralen s-stämmen seinen Ursprung der
analogie von r-stcämmen»wie jecur femur ebur verdankte : immer-
hin aber ist beachtenswert, dass es besonders nach ^--lauten
erscheint (frigus decus pecus stercus tergus); ausserdem findet
es sich in bildungen auf n-us (fenus facinus pignus) und in
corpus litus yiemuspedus tempus. Von diesen zuletzt genannten
aber würde tempus zur ersten classe zu rechnen sein, da es, wie
schon Kluge (Beitr. z. gesch. d. german. conjugat. s, 21) er-
kannt hat, dem got. Peihs entspricht. Zur begründung dieser,
meines erachtens trefi"enden etymologie möge folgendes dienen.
Die annähme, dass im Lateinischen p sporadisch aus k
entstanden ist, wird namentlich bestritten von Schleicher
Compend. § 151 und Ascoli Vorles. 66 ff., der indes zugibt,
dass sich a priori gegen die von ihm bestrittene lautgleichung
nichts einwenden lasse, indem vielmehr die analogie von latei-
nischem b =gv dafür spreche. Auf der anderen seite ist sie
insbesondere von Corssen, dem ich beistimme, an verschiedenen
stellen seiner Schriften, zuletzt Sprachk. 121 ff. mit entschieden-
heit behauptet worden. Ich nehme den Ursprung des p aus k
in folgenden Wörtern an:
lupus = germ. volfa- skt. vrka. Schleicher und Ascoli
bezweifeln die richtigkeit dieser gleichung, die aber sonst an-
erkannt ist,
prope propinquus: proximus. "Wer hier die entstehung des
p aus k bestreitet, muss in proximus Übergang von ps in x
annehmen, der doch auch nicht regelmässig sein würde; vgl.
Corssen Nachtr. 72. /
poena nehst poenio poenitei = gr. TtoLvr ayestJkaena (Buggo
K.Z. XIX 406, Fick Spracheinheit 81.277, Cur^TuTGrundz. 5
472). Curtius und Fick (Wörterb. II 140) wollen ipoena,
weil anlautendes k im Lateinischen sonst nicht duPt'lrj!;
reflectirt werde, als griechisches lehnwort betrachten; dass
jedoch das so alte und für das römische recht so wichtige wort
nicht national sein sollte, ist mir nicht wahrscheinlich.
{p-püio „Schafhirt" : gr. al-7t6Xog irtTtorcolog, skt. w. car;
das Wort mit skt. avipcUa zu identificiren , geht wegen des i
nicht an. . \
Cpoptnaij coqmna. Ascoli erklärt dieses wort für oskisch \
oder umbrlsch; es trägt aber ganz lateinisches gepräge. Was j
seine bildung anbetrifft, so ist es von einem femininen *coqui- |
neben coquus ebenso abgeleitet wie tonstrt-na yon *lonstri- neben j
ionsor^ (vgl. tonstric-). V /
'pius: gr. rico skt. w./ci (Bugge K.Z. XIX 406, Bezzen-V X
berger-Fick ob. VI 230»r-- — ^
r^lsT skt. curncf „feiner staub, pulver" w. carv (ob. III
297). Das v des wertes ist wurzelhaft (vgl. cinis cucumis) und
Etymologien. 167
bleibt bei einer Zusammenstellung desselben mit gr. TtaiTtaXrj
Tta-andlr] unerklärt.
trepit = gr. tqstiü) (Corssen Sprachk. 129).
Vesper = gr. eoTteqog altir. fescor cambr. itcher (Curtius
n. 566).
Als fernere beispiele für lat. p aus k fühi-t Corssen (a.
a. 0.) noch palumhus palumhes neben columha, und epona
neben eqiius an. Was die ersteren betrifft, so scheint mir ihre
Zusammengehörigkeit zweifelhaft; pahmbus ynid sich. von gr.
TtiXsia neXuäg nicht trennen tesseo"'^' un^ von diesen nimmt
man wohl mit recht an, dass sie zu Tteksiog „schwärzlich" lat.
pndlus gehören. — Nebenbei bemerkt, entspricht das lat. suffix
umbo- dem altindischen ubhd in tiernamen wie gardabhd (lat.
burdo?) vrshabhd u. a. = gr. acpo in elacpog; die angeführten
Wörter characterisiren sich hierdurch als acht lateinisch. —
Epona erklärt Corssen, dem ich ob. III 14 gefolgt bin,
für eine bildung wie Belldna Pamona u. a. ; indess ist seine be-
gründung der messung Epona bei Juvenal nicht ganz befrie-
digend, ein lateinisches Epona aber wäre ohne analogie.
Die annähme, dass Tat. p zuweilen aus k hervorgegangen
ist, wird, wie As coli hervorhebt, unterstützt durch die analoge
entstehung des b aus g ; das häufigere ist auch hier gv (zwischen
vocalen und im anlaut vor solchen i'). Aehnliche erscheinungen
bietet das Germanische.
Das p von lat. tempus hindert also nicht, dies wort mit got.
ßeihs n. xqövog y.aiQog zu combiniren. Dieses ist wie temjms mit
dem neutralen s-suffix gebildet, welches, wie bekannt ist, im
Germanischen durch « erweitert erscheint, wobei dann nach
h der vorhergehende vocal ausgestossen wurde; vgl. got. ahs
veihs plahsjan. Die wurzel des Wortes ist die von peihayi (vgl.
SLgs. ßing-gemearc „bestimmte zeit, frist, zeit) ==ags.//«^«« und
ist auf die von Schmidt Voc. I 49 ff. erörterte weise aus ßinh
ßenh entstanden; vgl. got. leihts: lit. lengvas, preihan = ags.
Pringan, jühiza : jitg^s, hiOirus : huggrjan, ahd. hdhan -.hangan
u. a. Demnach führt peihs auf ein vorgermanisches neutrum
tenkes- „zeit". Erwägt man nun, dass dieser stamm tenkes und
der lat. tempes- denselben begriff bezeichnen, dass beide in
gleicher weise mit dem neutralen s-suffix gebildet sind, und
dass der wurzelhafte bestandteil in beiden übereinstimmt bis
auf k :p, dass aber der lautwandel von k zu j^ iiQ Lateinischen
sporadisch auch sonst bezeugt ist, so wird man der gleichung
lat. tempus — got. peihs eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht
absprechen können. Erhöht wrd dieselbe durch die. überein-
stimmenden bedeutungen der von tempus ahgoi^^gisei^ temperare
„etwas gehörig einrichten, in das TechioZf^naXims, brinaen,
ordnen, reguliren" temperans ,,massha^iitffl7 mässig"^j{(8iiij>i#^a^MS
„gehörig eingerichtet, ordentlich^MÜfesig" <g»y?*rf^,,die rechte
beschaffenheit , einteilung" te^ißpMimtas ,-;d!e rechte zeit , gehö-
W
168 F. Froehde Etymologien. / f
rige beschaffenheit" und der verwandten litl.jj^!_^jtengenj pas--
sen" taikyti ,, fügen, richten" taikey „geschicklich, ordentlich" \
^aikhiu „ins geschick, in Ordnung bringen" tlkras lett. tiklsl
„tauglich, ordentlich, anständig". Aehnliche bedeutungsüber- 1
gänge zeigen skti ^{(„^„Lestimmte zeit, gemessene zeit, zeitpunct"^'
rtiitha „regelrecht", gehörig" rtä „gehörig, ordentlich" von w.^
idg. ar gr. aq „fügen" (wozu ägeiiov dga-crj dgioxio evageoTiü))^
basis von ardh „gedeihen, zu stände bringen".
F. Froehde.
Ans einem briefe des herrn professor Znpitza.
Bei der durchsieht des registers zum 7. bände der von Ihnen her-
ausgegebenen „Beiträge" wurde ich u. a. auf s. 79 f. aufmerksam, wo
Mr. Bury Ihre Vermutung, dass nvyi^ = *(f>vxri stehe, durch die Zusammen-
stellung von ne. hugger und buggery mit xttTnnvYfnv und xaianvyoaiivr]
beweisen zu können glaubt. Aber Mr. Bury irrt sich, indem er jene
Wörter für germanisch hält: sie sind romanisch, das erste das nfrz.
ßougre (von dem völkemamen Bulgarus: Diez Wort.* 530; •vgl. 765),
aas letzlere zu vergleichen mit nfrz. hougrerie. Auch, dass vävva : dwts
u. 8. w. eine parallele habe in ne. Nannte : Annie, wie derselbe gelehrte
unmittelbar darauf behauptet, kann ich nicht zugeben, da sich im eng-
lichen ein n im anlaut von koseformen auch solcher namen findet, die
im innern kein n haben: Ned= Edtoard, Nol= Oliver. Ich erkläre dieses
n aus dem n des possessiven pronomens: my Ned st. mine Ed, wie ich
in einer anmerkung zu Guy of Warwick 612 auseinandergesetzt habe.
Aus einem briefe des herrn professor Fick.
In Sachen Ihrer *«-theorie*) möchte ich anfragen, ob Sie schon die
griechischen verba auf '-J(o und -toi berücksichtig haben. Die Unterschei-
dung nach dem accent ist vollkommen deutlich: (fct^wta, tfattvo) neben
ylvxaivü) =*yXvxavi(ü ; 6^QQco=*6^Qja) neben fx&aiQio =*//*«pta5; eCofiat,
got. s%a neben i6((o. Besonders interessant ist xvaCto neben xvijv, *xj'e5 =
*xv^jw; 'xvßtw verhält sich zu *xvi{joi, wie got. saian zu ahd. st(;'o«. Nur
bei Ai, X- und r-lauten (ausser iSito, ia&tot) ist die yw-bildung die herr-
schende geworden: j^q^C^o wie f^ofiat. Hieraus gebt hervor, dass die er-
klärung von TtXfto), nvtloi, TQfiw aus *TeX^aj(o, *nv(jrjio, *tq((Sjio gar nicht
möglich ist, weil hier i so wenig wie in *ßttaiktvj(ü erscheinen könnte. . .
. . . Hiernach erklären sich auch araitjv &ilrfv äolr^v = ved. atheyd'm,
dheyd'm deyd'm.
*) Vgl. o. 8. 35 ff.
C. de Harlez Anzeige. 169
Karl Geldner, Studien zum Avesta, I. Heft. Strassburg.
K. Trübner. 1882.
Si nous croyons devoir entretenir les lecteurs des Beiträge du der-
nier livre de M. Geldner, c'est ä cause de l'objet du debat. Cet ouvrage
est, en effet, un plaidoyer en faveur de la methode suivie par l'auteur,
et cette methode, est d'apres lui, la seule raisonable. II sera donc ne-
cessaire d'en dire quelques mots avant d'aborder l'examen du livre.
La methode de M. Geldner ne peut etre qualifiee que d'une seule
maniere, eile est purement et simplement subjective. L'auteur. ä cequ'il
dit, n'est point sanscritisant. II n'est ni pour ni contre la tradition
mazdeenne, il la laisse de cöte; ce qui le dispense d'etudes longues et
difiiciles, mais en meme temps le prive de mille renseignements precieux
et l'expose ä bien des faux pas. ^) Comme, il le dit dans son introduc-
tion, „M. Geldner se fait son chemin ä soi-meme". Ce qu'il se propose
et ce qu'il croit avoir fait dans son livre, c'est ,,de repandre la lumiere
Bur les erreurs des interpretes anciens et modernes". Malheureusement
il apporte ä l'execution de ce plan des procedes qui ne feront pas juger
favorablement de sa cause. Persuade, comme il le dit, que lui seul a vu
clair il n'a que du mepris pour tout ce qui a ete fait avant lui. II parle
avec le plus profond dedain de ses devanciers, meme des plus illastres, des
Spiegel, des Haug, des Hübschmann, Justi, Geiger, Darmesteter. Laplupart
du temps il ne prouve pas, il affirme et croit que cela doit suffire. Mais
il ne se bome pas ä cela. Nous le disons ä regret; pour fortifier des
arguments trop faibles il a recours aux grosses plaisanteries, aux injures
et meme aux contreverites. II ne craint pas d'alterer la verite, les faits,
de tronquer les paroles de ceux qu'il combat, de leur faire dire le con-
traire de ce qu'ils ont dit. II en est specialement ainsi dans les quelques
traits qu'il me lance en punition des observations bien moderees que je
me suis permises relativement ä certaines de ses interpretations, il y a
de cela 3 ans. Je n'insisterai pas la - dessus, j'ai trop de confiance dans
le bon sens des lecteurs savants de l'AUemagne.
Ces reflexions etaient necessaires pour que l'on comprenne bien la
nature des etudes de M. Geldner et de mes remarques. Fassons ä
l'examen du livre.
Nous y trouvons d'abord des discussions speciales sur le sens des
mots isoles, puls des traductions de morceaux d'une certaine etendue
avec notes justificatives. Tout en general, a malheureusement ce carac-
tere que nons indiquions plus haut, affirmation sans preuve, interpreta-
tions sans fondement objectif.
La premiere discussion a trait au sens de peshotanus ; jusqu'ä M. Geld-
ner, on n'a rien dit qui vaille ä ce sujet. Ce mot, d'apres le savant auteur
>) La tradition, dit-il, ne reflete qae les idees du temps. C'eet Tiai ; mais les idees etaient
eneore en majenre partie exactes. La version pehle-sie, ontre les sens des mots donne encore
arec certitude l'etat des textes en beaaconp d'endroits. Cette version d'ailleais, contient de nom-
breoses pages iireprochables. Voir mon Utw: De Pexegese et de la correction des
textes »Testiqnes. Leipzig. Geibard.
170 C. de Harlez
signifie „au corps, a la personne chassee". C'est l'excommanie, l'homme
rejete de la communaute, frappe de ban. — J'ai montre ailleurs l'im-
possibilite de celle explication ') contraire ä tous les textes. (Voir Zeit-
schrift ü. M. G. 36. G43.)
Je citerai seulement certains details dont je n'ai point parle pour
montrer ä quoi l'on doit recourir pour soutenir cette these. M. G. veut
prouver qu'il est question dans l'avesta d'une veritable excommunication,
d'un ban effectif; il nous dit que le mazdeen inexact a presenter les
offrandes aux temps des Gähämbär „est expulse de tous les endroits
proteges oü l'on peut etre ä l'abri des voleurs" {väremnem staorem, cela est
„la fortification solide"). Ou bien „est banni de la memoire des hommes",
yätem gaet'anam. Yätem c'est „memoire" ! et gaet'a^ „homme". Ainsi
qnand Zoroastre appelle son Dieu: dätare gaet'anam astvnüiitam , cela
veutdire: createur des hommes corporels; nous ne savions pas qu'il y eut
des hommes incorporels.
Au Vend. XXII, 12 le fidele promet ä ^aoka en offrande un millier
de boeufs convenables au sacrifice ak' shaenanam non amaigris, sains et
vigoureux, aperetotanunäm non deperis, deperissants. Le sujet, le paralle-
lisme des termes indiquent que le second mot a certainement un sens
analogue ä celui que je donne. Pour M. G. c'est „non exclus du trou-
peau", pour inconduite, sans doute! Est-il besoin de refuter tout celaV
Au Vend. XII, 1. tantiperet'o, autre forme de ^^^^^oiaww, est oppose ä «iaAma ;
ce qui gene assez bien l'interpretation de M. Geldner. Aussi voici l'expli-
cation ä la quelle il a recours. Dahma n'a rien de commun avec le
sanscrit c^asma ; il derive de la meme racine que dahhtt, dahyu, et desig-
ne par consequent „celui qui par une ceremonie religieuse a ete intro-
duit dans la communaute mazdeenne". j.\insi le tanuperet' a qui lui est
oppose est celui qui en est exclu.
M. Geldner ne s'apper^oit pas de l'impossibilite d'une pareille expli-
cation. . . Pour cela il faudrait que dahyu fut la communaute religieuse
et non une simple contree, il faudrait sur tout que la racine dah das eut
quelque rapport de sens avec celui quo M. G. attribue ä dahma. Or
chacun sait qu'il n'en est absolument rien. En outre dahma n'a aucnn
rapport avec dahyu, il faudrait pour cela dahyuma. Et sur quoi se baae
cette explication de dahma ? Sur rien absolument, on cherche en vain un
simple indice. Aussi l'application de ce sens a certains passages donne-
rait lieu aux explications les plus singulieres.
Le dahma qui doit consacrer les eaux saintes n'est certainement pas
un la'ique quelconque non excommunie. Cela ne pourrait se soutenir.
Et ce souhait adresse au feu de l'autel (Y. LXVII, 11) „sois dahmäyus
dans ton entretien" ne signiüe pas sans doute: „sois dans ton entreticn,
entretenu, comme un homme introduit dans la communaute, un fidele
quelconque non banni"; ni meme „sois entretenu par un fidele de cette
espece" si l'exactitude permettait cette explication aussi bien qu'ello
l'interdit; car le feu de l'autel ne risquait certainement pas d'etre entre-
tenu par un excommunie, ni chasse de la citc mazdeenne.
I) Ainii qoa d« mU« d« pethffiftr» a «zpoM da m d«m«u».
Anzeige. 171
Une antre expression gene beaucoup M. Geldner c'est la dahma afrUi
la priere de benediction dite dahma. C'est, dit-il, celle qui est adressee
en faveur des membres de la communaute religieuse et civile. Est-ce
Berieux? Le pretre dirait au fidele qu'il benit : je te benis d'une bene-
diction sainte, excellente qui n'est pas faite pour les excommunies, pour
les grands coupables", Singuliere excellence! Et les fideles beniraient
ainsi les genies Celestes !
Tout cela pour sauver le sens impossible donne a peretotanus alors
que le sanscrit dahma foamit one explication naturelle, satisfaisante, re-
pondant ä tout
Apres peshotanu M. Geldner discute h^ä(ra qu'il analyse (apres
M. Darmesteter, qu'il ne cite point) en hu ät'ra bien etre, aise. Cette
explication est admissible certainement ; mais eile presente aussi des diffi-
cultes que l'autre (eclat splendeur, brillant) evite. Ainsi les raontagnes
pouruh^ät'ra seront bien difficilement „pleines de bien etre". Qraosha
qnalifie certainement la Druje plutöt de ,,privee de tout eclat" ah^ät'ra
que „mal ä l'aise" car la caractere distinctif des devas est tenebreux
(temanhvat) et enfants des tenebres temascü'ra. Voy. Vend. VIII, 250;
Yt. VI, 4; XIX, 95; V, 82 etc.
La finale de cet article est vraiment curiense. II s'agit de Ä*'a-
i'rönahim ou h^ädrönahim qui se lit au Yesht XXIV, 6. La phrase est
dasta geus h^ädrönahim „donnez pour le betail " M. Geldner
adopte la le^on h^ädrö et corrige h*'ädraonahlm. Je l'avais fait long-
temps avant lui, ce qu'il n'a pas la loyaute de dire. Mais je traduis
seien le sens reel du mot: „donnez pour le betail, la nourriture propre"
Draonanh en efiet est un des comestibles que l'on ofFrait en sacrifice,
c'est un aliment. Au lieu de cela M. Geldner traduit: „la propre pro-
priete du betail" et il renvoit au Vend. XIII, 39 ou paiToi les traits
caracteristiques du chien est donnee vlrö draonanh. Cette expression qui
doit servir ä appuyer Interpretation de M. Gelduer est precisement ce
qui en prouTerait la faussete ; etre la propriete de l'homme ce n'est certes
pas une specialite du chien. Du reste nous cherchons en vain un mot,
un indice qui pourrait justifier le draonanh = propriete. Son auteur
n'en dit pas un traitre mot. Certes s'il est loisible de proceder de la
Sorte, il n'est plus besoin d'etudes ni de sience, il sufiit d'accoler a
chaque mot un sens quelconque ä la fantaisie.
liena. Le mot parait 2 fois dans l'avesta. M. Geldner en fait deox
mots tout difi"erents d'origine et de sens. L'un qualifiant un bouc egale-
rait le sanscrit arana etranger; l'autre serait le sanscrit r«a, dette. Voilä
une Philologie bien libre il faut en convenir. Pour prouver que rena =
rna M. G. cite 3 exemples des plus suspects*) en eux memes et qui
d'ailleurs sont en debors de la question puisqu' ils montreraient
uniquement , s'ils etaient certains, rä egalant ara et non r. Ueno = rna
reste donc sans aucune base. Mais peut-etre le passage, ou rena se
trouve, indique-t-il la justesse de cette explication? II se rencontre au
Vend. VII, 132 en parlant de celui qui a demoli un Dakhma. Ahura
Mazda dit, d'apres M. Geldner, qu' „une dette n'incombe plus aux deox
172 C. de Harlez
esprits quant ä cet homme" — denn nicht stösst an dem Manne den
beiden Geistern eine Schuld auf — . II faut avouer que ce n'est pas ainsi
qn'on s'exprime ordinairement. C'est au debiteur que la dette incombe et
non a celui qui en exige le paiement.
M. Geldner se moque, selon son habitude, de la traduction re^ue —
(reua = rana combat). ,,Son Interpretation mettra fin a cette
explication absurde qui fait se prendre aux cheveux
pour une pauvre äme tantot Ahriman et Ormuzd, tan-
tot Ahriman et des genies" (sie). — Voilä le style de notre
auteur. — S'il a lu quelque pages de l'avesta il a du voir que Or-
muzd et Ahriman sont constamment en lutte pour l'homme et que
les genies se melent ä cette lutte; il a du voir, au Vend. XIX, 90, quo
ä peine un homme est-il mort, les devas accourent pour s'en omparer;
ne sait-il pas que le rituel parse ä des prieres pour invoquer ä ce mo-
ment le secours de Qraosha? Cette idee de lutte etait repandue dane
tout l'Orient. Satan et Michel luttent pour le corps de Moise (Yud. IX). —
Enfin le version pehlevi a pour equivalent de rma le mot patkär com-
bat, lutte. Si M. Geldner passe ä cote, ce n'est pas une raison, pour que
nous l'imitions dans son dedain Interesse.
On voit quo M. Geldner met largement en pratique son principe:
il va son chemin sans se preoccuper de rien, repandant partout la
lumiere.
Dyaos (dayaos). M. Gelduer nous apprend ici que les Mazdeens avaient
non seujement donne le nom des dieux ä leurs demons mais qu'en haine
de la racine div , dont il provient ainsi que le mot div dt/u ciel, ils
avaient transfere ce dernier nom a l'enfer*) Cela est certös ässe? "^ifficile
ä croire, car enfin si les Mazdeens ont precipite les faux dieux de leur
Olympe ce n'est pas en haine du ciel; au contraire c'est pour y faire
regner seul leur dieu. Le ciel a toujours ete un objet de respect pour
tous les Eraniens et donner son nom ä l'enfer, c'est une idee qui ne
pouvait entrer dans leur esprit: L'avesta du reste parle souvent de l'enfer
d'une maniere tres claire et l'appelle daozhanha, temäo (les tenebres), la
demeure de la druje, drujö nmäna , jamais div. Pour admettre un fait
aussi contre - nature, il faudrait un motif plausible, incontestable. Or tout
ce que M. G. peut apporter en preuve c'est un passage obscur, unique
oü il est dit qu'Asha Vahista detruit les maux, abat les mechants, et les
devas par milliers. Dans cette defaite et ce massacrc Anromainyus n'a
qu'une chose a faire c'est de fuir le vainqueur et de se refugier au fond
des tenebres. Au lieu de cela M. Geldner le fait s'echapper de l'enfer
{patat dyaos). Et oü fuit-il? Certes il n'aurait pas a se plaindre de sa
defaite, puis qu'il parvicnt ä quitter son sejour d'horreur et te tour-
ments. — Mais en realite au lieu de cela, le Yesht XII nous apprend
un peu plus loin (§ 18) qu'il s'agit de chasser le Druje de la torre et
de la faire fuir a l'occident (ou au Nord) c'est ä dire en enfer. L'expli-
cation de M. G. ne soutient donc pas l'examen; ce qui ne l'empeohe pai
De U dykos — dyöi ^nitif de div, djn.
Anzeige. 173
considerer toute aotre comme une sottise. C'est du reste son style, tout
ce qu'il n'a pas imagine est Missgriff, Fehlgriff etc.
Si encore il disait que dyaos, dt/u designe reellement le siel, l'at-
mosphere et que Anro-mainyus s'enfuit de ces regions, on pourrait se
ranger ä son avis (Comp. De l'exegese et de la correction etc. p. 154).
Anro-mainyas voyant ses legions vaincues fuit de l'atmosphere dyaos et
se refugie enenfer. Mais avant cela il faudrait savoir quelle est la vraie
legon dans ce passage altere.
R. Map. M. G. rejette le sens de ,,rejouir, satisfaire, procurer dubieUf
du bonheur" donne ä rap par la tradition; il ne convient nulle part,
dit-il sans toute fois essayer de le montrer par nn seul exemple et pour
bonne cause „car c'est faux de point en point. Rap, pour lui, c'est le
BSC. rabh „saisir, atteindre, tenir". Mais pour maintenir ce sens partout
il est oblige de faire les evolutions les plus curieuses. D'abord c'est tendre
la main (Y. XLI, 11) puis c'est „soutenir aider" Y. XLI, 4; puis ,,s'atta-
cher avec fidelite" (Y. LI, 18). Ailleurs c'est „suivre" Vend. XIII, 45.
Dans rapaka c'est sejourner (Heu de sejour). Dans ra/edhra c'est
„visiter", ra/edhra est une visite.
Au prenaier vers de Vatryemä ishyö le fidele demande a Aryaman de
venir non point pour lui donner le bonheur mais pour lui faire visite,
pour faire visite ä la pieuse communaute. Mais le meilleur de tout est
rafedhrah auquel on ne savait donner aucun sens dit M. Geldner —
On dirait qu'il n'a jamais rien lu — et qui signifie — ,.en face, per-
Bonnellement, en personne" ! On croirait ä une mauvaise plaisanterie
ä möi rafedhräi zavetig jasatä viens ä mon appel pour me donner le
bonheur" dit le fidele au Y. XXVIII, 11 et M. Geldner ,, viens en per-
Bonne ä mon appel" croyant sans doute qu'Ahura Mazda va apparaitre.
'A deux places l'explication est gene par la forme soit du mot de-
pendant {rapid parvaeibya) soit de rafedrahyä lui meme, au premier cas
il faudrait un pluriel, au second un ablatif. Mais cela n'arrete pas M. G.
qui substitue sans fa§on le pluriel au duel et nous apprend que le second
mot est un genitif pour un ablatif. — II va son propre chemin.
Berej et ses derives, urväz et mots analogues, urväzemno, urväsman.
Ces deux discussions ont peu d'importance en elles memes. *A la pre-
miere M. G. veut prouver que berej a le sens de „honorer". C'est vrai
et je l'avais montre de puis longtemps — ce que M. Geldner tait encore
soigneusement — . Mais il a le tort de vouloir l'appliquer partout, ce
qui est impossible. En somme Jere;' est „elever, exalter, honorer", mais
aussi ,,desirer"; du moins au Yesht X, 108 il doit avoir un sens ana-
logue. L'instrumental bereja s'explique des deux raanieres, „par consi-
deration" pour ,,par amour pour".
La seconde nous foumit peu de remarques, ce sont matieres ä con-
troverse. Notons seulement quelque points.
M. Geldner lit et explique hak'd'anhäm comme moi ; mais encore une
fois sans le dire*).
>) Herne chose encore au T. XLTV, 13 de pi, poit'wa. Tont parait comme nonretra.
174 C. de Harlez
Jig'akia peut bien etre un contraction de j'ig'ayaeda et le mot gaya,
qui le precede, semble indiquer que ce mot vient de ji, gi, vivre.
D'autre part urvdk'sanuha peut etre un verbe comme le pense M. Geld-
ner, Sans cependant prendre le sens de „travailler" ; le mot verezvat de
la phrase precedente n'est point un indice de ce sens. Le feu benit, sou-
haite le bonheur en details d'abord, puls en general.
II serait difficile de traduire avec M. G. Urväk's par travail; urvä'
zemnö par „resolu", urväzis'ta par forme appui et de faire urväsman =
brakman „religiöse begeisterung" etc. — Par contre, on peut admettre
la traduction de Y. XXXIV, 13 (urväk's'at on marche) sans changer
yä hnkeretä en yo hitkereto comme je l'avais fait.
Malheureusement M. Geldner n'apporte aucun argument ä l'appui de
son exegese. II traduit de cette faQon, il rapproche tel mot de tel autre,
et c'est tout. Et les traductions qu'il donne des passages, oü ces termes
sont employes sont souvent peu satisfaisantes. Par ex. au Yesht X, qui
croira que Mithra se plaignant ä Ahura Mazda, eleve la voix „avec reso-
lution" „entschlossen"? Certes cela n'est pas naturel.
Je dois ici m'arreter un instant sur la traduction du Y. XXXII, 1
parceque le sujet est interessant et les procedes de M. Geldner de ses
plus mauvais. La question principale est celle-ci: dans cette atrophe
est-il ou non parle des devas? M. G. se moque de tout ce qui a ete dit
jusqu' ä lui et defigure ä plaisir ma traduction. Sottes gens qui n'ont
pas vu que daeva etait impossible ä cause du metre. Ainsi parle M. Geld-
ner oubliant une chose, c'est que lui meme a enseigne a la page 55 de sa
metrique que l'Avesta admettait le sandhi et que par sonsequent dcievd
ahmt pouvaient ne former que trois syllabes. — Reste ä savoir si lea
devas doivent ou non rester au deuxieme vers. Certes leur presence est
assez embarrassante ; mais la question n'est pa lä, il s'agit de savoir s'ils
ont droit ä y etre. Or malgre tout ce que peut dire M. Geldner et
malgre son gi'os rire, cela est indubitable.
Les manuscrits dont se servaient les traducteurs pehlevis portaient
daevä, car la version a shedääne. En ontre l'Avesta lui-meme l'atteste.
Apres l'enumeration des interlocuteurs faite au commencement de la
Strophe viennent des paroles adressees par eux ä Abura Mazda, puis le
Dieu leur repond, paiti tnraot et dans cette reponse il adresse la parole
aux Devas et leur dit: Mais vous devas vous etes tous la race du mau-
vais esprit, etc. — Dirait-il peut-etre „mais vous ..." ä des etres ab-
sents? et ce „mais" {at) marque Opposition relativement ä ceux auxquels
Ahura repondait d'abord. Et si les Devas sont presents, ils sont donc
venus.
On le voit, les traits de M. Geldner sont comme Ja fleche de Sapor,
ils reviennent en arriere. II suffit du reste de lire ce passage de son
livre pour savoir dans quel esprit il est ecrit et quelle foi il merite.
Aeshasem jit aahem. M. G. commence ici par ses amenites ordinaircs;
avant lui il n'y a eu que des sots. Laissons cela et discutons serieuseroent.
Le Vend. V, 14 porte que „le contact des parcelles de cadavres por-
tees par des loups, des chieus, des oiseaux, des mouches ne produisent
Anzeige. 175
pas de Bouillure ; car autrement le monde corporel tout entier serait
isha^em jit ashetn'''' .
J'ai rendu ce mot, conformement ä la tradition, par „(serait) ayant
(abattu, detruit en lui) perdu le desir de la saintete" l'analysant ainsi:
aeshacem jit ; ishaca de ishac desirer, tendre vers, s'efforcer d'obtenir, jü
forme finale composee de ji „vaincre, abattre, detruire" (comp. scr. apsu-
j'it, grämajit^ ^Tßti vicvajit etc.) et ashem „quant ä la purete" accusatif
determinatif. Tout est lä certainement exact et parfaitement jastifiable.
Le sens, tres natural, est: Le monde entier serait corrompu an point
d'avoir perdu toute tendance, toute disposition ä la saintete, ä la purete.^)
Au Y. LH, 9 on lit aeshaca dejit aretö (Mss. aretä). Lä j'ai admis
comme possible (et M. G. l'afait apres moi) la construction dejü aretö et
l'equiyalence de areta avec asha. — Ainsi M. Geldner se moque de lui
meme sans s'en appercevoir. — En cela j'avais probablement tort. Bien
que M. Geldner decrete leur identite, asha et areia ne peuvent pas etre
exactement le meme mot sous deux formes differentes. En e£Fet dans
les Gäthäs asha est employee presqu' ä chaque strophe aussi bien au
chap. LH qu' aux autres. Qu'on explique donc comment et pourquoi la
forme plus ancienne areta serait employee en deux passages et dans ces
deux-lä seulement. II est evident que areto est reste avec une significa-
tion analogue mais differente, se rapprochant par ex. de ratus, de Vart
latin etc.
Mais voyons comment M. Geldner eclaire la question du sens de
aeshacem-jit ashem. II fait deriver jiV, non de ji mais de zi et pense
justifier cette inexactitude en citant ajyamnem et jidyäi qui viennent
egalement de ji. II unit jitashem contrairement aux usages. Quant ä
aeshacem voici ce qu'il en fait; il separe a et ne garde que t; de ishacem
il fait un derive non de ishac mais de hac suivre, accompagner(!). Ce
qui devrait donner pour ishac le sens de suite, cortege etc. Mais M. G.
en fait „une bände". Nous avons ainsi: tont le monde corporel serait
une baude maltraitant le droit, le devoir. Ishac venant de hishac et tous
les etres materiels devenant une bände, cela parait etonnant, venant de
qui se pique d'exactitude et de bon goüt.
De dejii qui se trouve Y.LII, 7 et 9 M. Geldner fait un ampUfication
inorganique de jiL C'est certainement lä une Hypothese radicale qui
demanderait un beut de preuve. Comme teile il donne le metre, mais le
metre qu'invoque le savant auteur c'est celui qu'il a imagine et qui n'est
guere admissible puisqu'il suppose des strophes difi"erentes et inegales
dans ce Gäthä, et ne parvient pas ä tout expliquer tandis q'uil y a
moyen d'avoir des strophes regulieres qui ne demandent que de correc-
1) J'ai seolement ajonte qn'on ponrait aussi lire jita (comme M. Geldner l'admet egale-
ment) et faire denver le mot soit de ji, soit peat-etre de jan, avec affaiblissement comme dans
j im de jam, disn de das etc. et cela ponr satisfaire la tradition. VoU ä les horreurs commises.
A propos de Y. LH, 6 deji t artaeibyö M. G. maltraite tout qui n'y roit pas un datif, comme
d l'ablatif n'arait pas la meme forme. L'ablatif s'emploie pour rinstrumental comme je Tai
admis ici. Cp. k'shat'rät kerenaot Y. IX, 15 et Yt. XV, 54, 16. — On voit e« qne Talent
lea moqneriea de M. Geldner.
176 C. de Harlez
tions insignifiantes et qui laissent ä d^» ses deux syllabes*). Dejämäspa
en a 4. Lire jämaaspa c'est une ressource desesperee. Qua l'on explique
d'ailleurs comment j est devenu dSj, Si les Eraniens sentaient deux lettres
distinctes et tellement separables dans j comment l'ecrivent-ils partout
avec une seule et comment tout ä coup en employent-ils trois pour deux
mots seulements. Les exemples cites de t, cT intercales devant c s'inter-
pretent beaucoup mieux autrement. Ainsi peut on rationellement dans
un paragraphe oü il ne s'agit que d'armees et de combats (Yt. X, 85)
intercaler le qualificatif „arrangeant, faisant payer les dettes"? — ,,ar-
rangeant les dettes^), formant les armees"! Cela va singulierement en-
semble. Vit {vt'd') est un mot special. Yoy. VithuyS. Aussi M. Geldner
arrive ä une traduction du Y. LH, 6 que peu admettront certainement ;
qui confond näs „acquerir" avec nas „perir, disparaitre" et qui ne par-
vient point ä agencer la finale. Et ce vatjöheredebyö traduit par „Zunei-
gung pflegenden"? „Que le mauvais eclat perisse du corps de ceux qui
cultivent l'affection et le bien-etre de celui des mechants .... par eux
vous faites perir le monde spirituel". Par les mechants, les mechants
fönt perir le monde spirituel, qui ne peut pas perir ni etre atteint!
Aiwistis. Cet article a de l'importance puisqu' il doit conduire ä
determiner le sens et l'origine du mot avesta. M. Geldner ne veut pas
de VAbastä vieux-persan et il cherche une nouvelle source dans le mot
aiwtsti; ce pourquoi il interprete ä nouveau le § 24 du Y. IX (75—77).
Les paroles impies de Keregäni sont d'apres lui; „Qu'aucun atharvan ne
circule dans mes contrees pour y reciter ses prieres aitcistis veredhaye.
II ferait perdre ä tout sa croissance {varedhd), il frapperait tout daus sa
croissance [varedhay^ Veredhaye devient ainsi l'infinitif de var. Ce-
pendant d'apres une loi proraulguee par M. Geldner veredhaye accole aus
deux varedha doit provenir de la meme idee; en outre on se demande
comment var peut avoir le sens de repeter. M. G. le cherche dans le
moi fr avar Une qui comraence la formule de profession de foi mazdeenne;
mais lä fravar n'a nuUement le sens de repeter. C'est un verbe intransitif
signifiant „faire profession de foi". C'est litteraleraent je choisis, j'adhere,
je crois ouvertement; il n'y a rien en lui du sens de „reciter" AitcistiJ
veredhaye est selon le sens general du passage „obstable ä la croissance".
C'est une interpolation, il faut lire yö davata noif me apäm ät'rava doA-
hava carät.
Quoiqu'il en soit il sera difficile d'admettre qu' aiwisti seit le pere
d'Avesta. En rejetant le mot abastä M. Geldner confond deux choses
toutes differents. Abastä n'est pas l'Avesta, cela est certain. Mais abastä
signifie „loi" et ce mot „loi" est devenu le titre de la loi mazdeenne du
dät'em zaraVuitri.
Yaok'sti n'est pas un „sens" c'est, comme abstrait, le desir d'etre
utile, et concret, le moyen d'atteindre, l'organe, le membre? Au Yt. X,82
il se r6fere evidemment ä la vue Beule puisqu'il y est dit qu'au moyen
>) Le T. LH est trös facilement r6dnetible i de« Strophe« rfignliöres de 6 vers. Voy. nm
Stades arestlqnes I, p. 48, 49. A la Strophe 6 Ilses: yöi sptshst'» et Tliayat'a. D snflt
d'alUears de sapprimor do. ') Anal, arenat eadiba .
Anzeige. 177
de ces mille Yaok'stis, Mithra voit, spasyeiti, ses ennemis. Mille sens,
qu'est ce que cela voudrait dire? Mille organes des sens, cela se com-
prend. Comment le serpent azhi aurait-il six yeux et mille sens. Les
Eranieus ne connaissaient probablement pas plus de cinq sens et en
eussent-ils attribue 10 ä l'homme, comment arrive-t-on ä 1000? Quelle
singuliere conception l'on suppose! Pour etablir sa these M. Geldner
traduit par ex. au Yt. X, 35, „der vermöge seiner tausend sinne alles
merkt"; or entre hazanra yaok's'tlm et vlspovidväonhem il y a k'shayan-
tem, k'shayamnem qui erapeche toute relation entre les deux mots.
Et comment ä Vend- XX, 1 daray pourrait il signifier „chasser".
Puis cette racine yuz^ s'agiter, qui a jamais pu la constater?
Et ces sens materiels qui sont „die strebende thätigkeit des geistes".
Cela est bien subtil pour ces poetes antiques. II est ä craindre qu'en
embellissant les textes de l'Avesta comme M. G. le fait, pai- ex. pour le
Yt. X, 61, on n'y mette des perles que leurs auteurs n'y ont jamais
soupQonnees.
D'autre part .,doue de sens", yaok'stivat, „ayant beucoup de sens"
pouruyaok's'ti sont-ce bien lä de qualifications convenables de Mithra?
Qui n'est point pourvu de sens? On a des sens plus ou moins subtiles,
fins. exerces, puissants, saisissant leur objet au lein, mais on n'en a pas
plus ou moins des qu'on est regulierement forme.
Izhd est bien explique par M. G. comme egal au scr. ihd\ mais
c'est bien plutot l'eflfort, le zele religieux que le travail ou l'energie.
Je passe sous silence plusieurs points d'une importance toute secon-
daire, oü M. Geldner nous donne, ä cöte d'autres, des explications tres
acceptables. Son tort est de vouloir les imposer comme verites certaines,
alors que d'autres sont tout aussi bonnes; c'est surtout d'employer une
langage qui est banni de la bonne compagnie. Nous lisons ainsi dans
une note de la page, oü il s'agit d'un des plus illustres eranistes de
l'Allemagne : „Un Ignorant glossateur a pris ditczhai (Vend. XVIII, 3) pour
un ablatif; c'est en verite le neutre du participe present de ditczh, pris
adverbialement". On serait tres curieux d'apprendre comment M. G. sait
si pertinemment une chose aussi singuliere et comment l'opinion bien plus
legitime de Justi a merite cette injure. Chose plaisante, M- G. nous
donne, deux lignes plus haut, Jayäi comme l'equivalent de cayäi et sigui-
fiant „engraisser" et ustänem = corps ; jayäi cinvat ustänem (Vend. XVIII,
12) c'est „il augmente sous corps pour l'engraisser" ! Certes voila qui
egale tont ce qui a ete dit depuis Anquetil.
Je ne pense pas qu'on admettra non plus facilement que yim nivo'
zaiti nivandät (Yt. XIV, 57) signifie celui qui le porte sur soi et le lie ;
yim = yö imem ; nivaz = porter sur soi ; nivand = lier. Si un autre que
M. Geldner avait dit pareille chose!
II se plait au langage dont nous venons de donner un specimen et ä
pire encore 'A propos de kitahe et du Yt. XIV, 13, pour pouvoir m'
accuser vaguement d'inexactitude il affirme que personne n'a encore donne
un sens ä ce passage. — Cela est si vrai que tous les interpretes en ont
un doune un bien determine, que j'ai explique chaque mot comme met
Beitrige x. knnde d. ig. SpnKhen. YIII. 12
178 C. de Harlez
predecesseurs mais en changeant les rapports des mots. Voci ce texte
qui vaut la peine d'etre discute yäm he düraesüketn düire , frazavaiti
hitahe, tät'ryäm tipa k'shapanem.
Cette Strophe est tres reguliere quant au rythme (lis. zavaaiti). Si
l'on veut faire rapporter duraegükem ä yäm on peut lire — cüküm, mais
ce n'est pas necessaire. (Cp. kusyanhäm apuin et simil.) II s'agissait
ä la Strophe precedente du chameau et de ses feraelles. Je traduis
yäm he düraepükem düire hitahe „qui apparaissant loin pour lui, loin
de l'equipage, pendant une nuit obscure, il appelle". — Le chameau
attele ou attache au lieu du campement voit sa femelle au loin malgre
les tenebres et l'appelle. — Certes le sens pourrait etre meilleur, bien
qu'il ne seit pas mauvais; mais en tout cas il n'y a pas la moindre in-
exactitude ; düire hitahl est dans l'ordre. Si M. G. ouvrait seulement le
dictionnaire sanscrit il y verrait qu'on dit egalement düram grämät et
düram grainasya; chaque mot a de plus son sens naturel.
Aussi se gardc-t-il bien de preciser aucun point inexact. Mais voici
ce qu'il y substitue: N'appercevant point que le rhythme est intact il
ajoute daema au texte et doit par lä lire /rar«i<i. II corrige aussi yäm he
en yenhe. Quant ä hitahe 11 le corrige en haetahe et comparant ce
mot au Sscr. säya, au Goth. seithus et au latin serus il attribne ä haeta
le sens de „tenebres". II a ainsi pour les trois vers: ,,dont la vue voyant
au loin, voit au loin dans les tenebres dans la nuit obscure." Ainsi deux
pleonasmes que du reste on accepterait si le reste etait possible. Mais
fraväiti ne peut en aucune fagon signifier ,,voir". Pour arriver ä ce sens
M. G. fait de vä un amollissement de 6ä, bhä qui signifie „briller". Mais,
dit-il. il doit signifier „voir" parceque cela est necessaire ici. Certes
voilä une maniere commode de construire un dictionaire. — Dans ma
corabinaison j'ai besoin de tel sens, donc je le cree. Et si cette com-
binaison n'est pas la vraie?
Quant ä haeta c'est pire encore. M. Geldner ne reflechit pas que
les mots sanscrit, gothique et latin n'ont aucun rapport avec les te-
nebres, qu'ils designent le jour, le jour finissant il est vrai, mais le jour,
la lumiere meme. Comment donc en faire „les tenebres"?
Un sens, bon en soi, mais obtenu d'une teile fa^on, ne peut cer-
tainement pas etre vrai. Ajoutons que pour faire passer bä de „briller"
ä „voir" M. G. dresse un tableau comparatif tout a fait inexact. Di corre-
spond ä dhi (scr.) voir et non ä di\ ghush signifie aussi „ecouter" en
sanscrit, pika est ordinaireraent brillant; düräf-püka oppose ä frira est
brillantsdeloin. Au Yesht XIV et XVI puka designe non la vue en elle-
raeme, mais sa finesse, son etendue c'est cette idee des yeux „brillants"
qui conduit ä la vue „per^ante" pika n'est point ,,la vue" ; fücä est luci da
ou pura. £n tout cas ce sentit le seul fait, qui ne justifierait nullement
le changement de sens, et surtout pas celui de bä en vä. '
II arrive aussi souvent ä M. Geldner de ne pas comprendre les inter-
prctations qu'il critique; ainsi personno ne pensa jamais a rapprocher
ainim (Vend. XVIII, 1 etc) de Aiam, mais on lit aetum (ley. ainem).
As'tra f. aa'tram mairim (Vend. XVIII, 28) est le sanscrit tuhprä
Anzeige. 179
,,aigailloi], poignard" et non „fouet". D semble du reste qae les pretres
zoroastriens devaient mieux connaitre l'instrument dont ils se servaient
eux memes, que l'interprete de 1882. D'ailletirs le sens de glaive convient
mieux partout. Certes l'idee de Mithra conduisant avec le fouet (AätTa
= conduisant!), des puissants royaumes langant le fouet, des fouets qui
retentissent dans la bataille" — le tout dans des descriptions grandioses
— forment des images de beaucoup inferieures ä Celles de ,, Mithra frappant
du glaive. des royaumes qui le manient avec puissance, des glaives s'entre-
choquant dans le combat."
Pour etablir un sens meilleur aux §. 9. 10 du Yend. I en evitant
de dire que pendant les 2 mois d'ete les eaux gelent, careta, M. Geld-
ner y maintient les mots: hapta henti .... askare et fait passer le
dernier ä la phrase suivante. J'en avais fait ainsi d'abord, mais j'ai du
me rendre ä l'evidence. Si M. Geldner sortait quelque fois de son propre
et unique chemin, il constaterait facilement que les mots ne sont pas
dans le texte. D'ailleurs careta ne signifie pas „gele" mais simplement
„froid", le scr. cicira et sa racine ei/ä n"ont rien ä faire ici. Pour un
habitant des contrees chaudes de l'Eran , l'ete de Varyanem raejö etait
relativement froid. Yoilä ce qu'il veut dire et il n'y a lä rien d'absurde.
On ne comprend guere pourquoi M. G. veut denier completement ä
bämya le sens de ,, brillant" que lui assure son etymologie et en f«dre
uniquement „eleve, haut".
Vispöbämya ne peut etre „le plus eleve de tout"; ce sens est egale-
ment impossible au Yt. X, 136, quelque soit celui de asdnas{cd,) et ne
convient guere au Yt. X, 143.
Apanotema derive de ap acquerir, conviendrait tres bien aux expres-
sions telles que ashahe apanotema ,, celui qui a le plus obtenu de la
saintete"; mais est impossible dans dvarem K. apanotemem Yt. V, 54, la
porte la plus . . .; comme dans apanotema vacastasti Yt. LYII, 22. Donner
ä ce derive le sens de „parfait" c'est bien peu sür; conviendrait-il d'ail-
leurs avec dvarem. En outre le derive de ap est dans l'Avesta äpana
avec lequel Vapana du Yt. XIX, 44 n'a rien de commun. II suffit de
voir comment M. G. est force de traduire ce passage pour s'assurer qu'il
se trompe „Keresäspa lui abattit l'obtention de la demeure" tandis que
cela signifie que Keresäspa le frappa juqu'ä ce que la vie s'enfuit de lui*).
Ashet'tcözga est lu et explique par M. Geldner precisement comme
je l'avais fait — ash-t'tcak'sh — tres laborieux.
Nous ne dirons rien de haenya, paityaoget, qyaona et dac. II me semble
toutefois bien difficile d'admettre que le participe adverbial paityaoget
puisse former un substantif avec le suffixe tä ; que dav tromper puisse
etre pris avec le simple sens de dire surtout qaand on n'affirme pas
p. ex. Y. IX, 75 et qu'ä cet endroit on doive traduire „Kere^ani criait par
amour du poüvoir",
'A ces discussions monographiques M. Geldner fait suivre des traduc-
>) M. G. lend ce qai soit sinem nstänahe par: (il le frappa) ,,morceaa par moreean
da Corps": il noos prerient qne ce langage apportient aux temps groasiers de l'antiqaite. Ordi-
nairement il fait de l'Avesta nne oeorre d'on gont irreprochable.
180 C. de Harlez
tionB de morceaux detaches, avec notes explicatives. Nou8 devons, ä
regret, y signaler encore des procedes peu louables. Ainsi il me fait
dire que qaetu au Yt. XXXIII, 3 est un nominatif tandis qua je l'explique
comme un instrumental; ignorant la racine sanscrite varp^) il je livre ä
son occasion ä des joyeusetes peu dignes ; ses critiques alors meme qu'il
a le plus tort ont de telles expressions qu'il las raierait de l'Avesta s'il
les y trouvait dans nos textes.
Voy. par ex. p. 96 1. 35, 36. Le plus souvent il a bien soins de ne
pas citer ce qu'il critique et de repondre ä cöte de la question.
Les morceaux traduits se composent du Vend. IV, des petits Yeshts
et du Yagna 12 et 59 (60).
Nous ne pouvons les examiner du point en point; bornons-nous aux
choses essentielles.
M. Geldner persiste ä meconnaitre le Mage dans le möghu avestique,
aussi pour expliquer ce terme si simple, il est oblige d'aller chercher un
mot specialement propse au Gothique, magu jeune gargon, enfant du sexe
masculin. II s'en suit que dans les 2 cas oü il l'applique ce mot fait le plus
singulier effet. Au Y^. LXIV, 25 nous avons: „Que nos bonnes eaux ne
servent pas ä celui qui nuit au compagnon, au jeune gargon, au con-
frere, au parent" et au Vend. IV, 138 — 141 dans 4 pbrases paralleles:
Le possesseur de maison est preferable ä celui qui n'en a pas;
Celui qui a des enfants ä celui qui n'en a pas;
Le possesseur de terre ä celui qui n'en a pas;
et celui qui a une femme au jeune gargon.
Et M. G. explique ainsi: quam ex ptibe pueri. Ce le ^>«er est impuhes.
Aux §§ 13 et SS il donne sans hesitation le sens qui se presente le
Premier ä l'esprit de tout interprete mais que tous ont jusqu'ici rejete
ä cause de la difficulte qu'il y a a le faire entrer dans le texte. Ces
paragraphes ne seraient qu'une fastidieuse explication de la nature des
contrats qui ont ete enumeres immediatement auparavant. 11 a peut-
etre eu raison de ne pas regarder aux difficultes tres grandes qui ont
arrete les autres. Toutefois la raison qu'il invoque contre l'autre expli-
cation n'est pas serieuse. „line Convention conclue ä tenips, dit-il, et
non observee est irreparable". Oü jamais a-t-on vu pareille chose? Je
ne sais si beaucoup trouveront qu'il est si facile d'echapper aux peines
de la discipline religieuse (il ne s'agit que de cela) en payant une somrae
double on triple de celle qui a ete proniise. Si pareille iiistitution ne se
trouve nulle part ailleurs, qu'on nous dise oü l'on trouve encore des dis-
positions du genre de celles que contiennent les §§. 24 ä 53? (conse-
quence du delit pour les procbes parents, coups de Qraoshocarana etc.)
Mais si l'on en revient meme ä l'explication accuillie par M. Geld-
ner, on ne peut le suivre dans les details, car il n'est pas d'accord avec
lui-meme. II fait deriver mazö de munh ,,onrioliir, donner, faire g^nero-
Site" et puls le transforme en „gage". II n'est pas le moins du monde
>) Oontonn« dana varp»- rarpas qni sont t varp ro qno vapu« «t k vap. M. O. m
eroit paa aana doato i dea mota aaiu raoino.
Anzeige. 181
question de gage dans ces dispositions , et cette evolution du sens de
mazö, ne se justifie par rien. Evidemment s'il agissait de gages, la
consequence du manquement d'execution serait la perte de ce gage, ce
qui n'est point. Et si l'on deposait un gage, ce serait 8a remise et non
le frottement des mains (framarez) qui formerait l'engagement. — Ici
encore M. Geldner, cherche d'abord le sens qui lui parait le plus con-
venable et puis change la disposition, la forme et le sens des mots jus-
qu'ä ce qu'il l'obtienne.
II reussit ainsi non pas ä resoudre, raais ä supprimer plusieurs diffi-
cultes du Fargard lY. Ainsi sous sa plume tik'shne k'rat'tce devient:
,jusqu'ä ce qu'il sache par coeur, jusqu'ä ce qu'il ait dans la tete",
paityeiti „il va vers, contre" devient il echappe , et AstövlcCötuä paitijeiti
(il va contre A.) est ,,il echappe ä Astövlctötiis. II cite comme justifi-
cation le scr. pratyeti .,11 revient'' dans lequel prati conserve toute sa
signification de „vers" (sa demeure) ! Ainsi Ast. paityeiti signifierait: „il
revient ä sa demeure apres avoir echappe ä Astövidhotus'' (qui est an
nomin atif)! M. G. n'a pas remarque que les noms de devas ont generale-
ment la meme forme ä l'accusatif qu'au nominatif. Et dans cette meme
phrase peshanaiti est donne par lui comme signifiant tantöt „file contre"
(en parlant d'un trait) tantöt „combat (quelqu'un)". Le sens de ces para-
graphes est que „l'homme qui se nouiTit resiste avantageusement aux
devas de la mort et ä celui de l'hiver'". Kamnem vaste västrem signifie
,,et peut alors revetir un leger vetement" comme Spiegel l'avait compris
d'abord; — cet homme n'a pas peur de l'hiver.
Plus loin nous trouvons vith signifiant „aggrandir sa faute en provo-
quant une ordalie".
M. Geldner relie les 151— 168 ä 136, et prec. La il est donne le
conseil d'executer les engagements immediatement et indique la maniere
de faire les etudes religieuses. — II laisse inexplique § 149 et fait de
150 une phrase absolument isolee. A la suite donc de ces conseil sor
l'etude de la loi sainte viendrait ceci : avad'a aetada aetahe skyaot'nahe
yat'a vaet'eyiti yat'a aetahmi anhvö yat astvainti ayuiihaenäis karetäis etc.
Cela signifierait: .,et s'ils veulent angmenter le mefait par un ordalie
vaet'enti, on doit lui couper dans le corps avec des couteaux de fer aussi
longtemps que son corps peut le soutenir et plus encore''. Comment
admettre cela? De quel mefait est-il question? d'aucun en realite; le
mot skyaot'nu ne se rapporte ä rien et ne peut s'expliquer que par le
§ 149 rejete ä tort. Et ce vaet'enti qui s gnifie tant de choses. Et cette
peine si cruelle mfligee pour le seul fait de demauder une epreuve ju-
diciaire ! — Que l'on reflechisse un instant. II ne peut etre ici question que
d'un contrat qu'on nie avoir conclu; ou que l'on affinne avoir execute
pour qu'on puisse provoquer une ordalie. Or de deux choses l'une : on
bien il y a encore des doutes sur la realite du contrat ou de son execu-
on,ti sur la fourberie du defendeur et alors il ne peut etre puni parce-
qu'il demande une epreuve judiciaire; ou bien sa culpabilite, sa fraude
est demontree et alors il y a lieu de lui appliquer les articles 36 — 53 ;
apres quoi il a satisfait seion 123. La peine cruelle de 153 est sans
182 C. de Harlez
motif. II est donc evident que cette explication est de toute impossibilite
et que la violence faite au texte est entierement inutile. Corament
d'ailleurs s'imaginer que skytaot'nahe vaet'eiiti puisse signifier: ils aug-
mentent leur mefait en demandant l'ordalie? Et tout le restedu §qu'en-
fait-on? II resterait encore a expliquer la progression des §§ 153 ä 168,
oü pour avoir deraande l'ordalie il serait tenaüle, enchaine, precipite.
Nous n'avons pas encore note que pour pouvoir introduire ici l'epreuve
judiciaire M. G. traduit aoshanhait'yäo tanvö par aussi longtemps que son
Corps peut le supporter; or ces mots ne peuvent signifier que ,,de (son]
Corps „sujet a la mort" ou „pret, destine ä mourir", ou „corrompu atteint
de mort morale (?)".
II ne s'agit donc nuUement du jugement de dieu dans les §§ 183
et 88. et ceux-ci n'ont aucun rapport avec le commencement du Vendi-
däd IV. Si M. Geldner consultait la tradition et ne traitait pas les textes
ei l^gereraent il aurait compris qu'il s'agit depuis 138, des principes maz-
deens opposes ä ceux du Bouddhisme (ou du Mazdacisrae). L'Avesta
vante le mariage, le soin des biens temporeis et celui du corps et le
pretre zoroastrien se rencontre ici avec le Bouddhiste (ou le disciple
de Mazdak) qui preche le celibat, la pauvrete, l'abstinence. Les principes
mazdeens sont exposes ä 138 — 142, les §§143— 149 en exposent les avan-
tages pratiques; ä 149 vient la mention de l'infidele, ou de l'heretique
qui enseigne le jeüne et l'abstinence; alors le pretre mazdeen entre en
colere et fulmine contre lui les sentences terribles des §§ 151 — 1G3. II
ne faut pas attendre le second acte coupable il faut frapper le predicateur
coupable des sa premiere parole et pour lui il n'y a pas de supplice assez
cruel. C'eat le style ordinaire de l'Avesta en cette raatiere. Jamals il
ne parle ainsi d'un mefait de droit civil. Nouvelle preuve qu'il ne s'agit
nuUement ici de l'ordalie.
Celle-ci n'entre en question qu'au § 164 qui commence une nouvelle
section. Selon le style de l'Avesta, le § 164 pose le cas et ies suivants
exposent la question de Zoroastre relative ä ce cas ainsi que la reponse-
solution d'Ahura Mazda.
Ce § 164 est metriquement irreprochable : draog'em vU'us' apäiti (4
syl.) — rashnaosca paiti sanhem — Mit'raheca aiwidruk'tem. Ce dernier
mot est necessaire: Cet hemme vient invoquant Rashnu en temoignage
de son pretendu droit et fraudant son contrat.
Le Fargard IV n'est donc pas d'une seule piece ; tous les interpretes
l'ont vu, comme M. Geldner et avant lui: II se compose de 4 morceaux
principaux: 1° de 1 a 3; 2° de 4 a 137; 3° de 138 a 163; 4° de 164
ä 168.
Ces 4 fragments independants ont ete soudes ensemble lors de la
mise par ecrit de l'Avesta.
Mais ce mode de composition, commun a plusieurs chapitres et chants
du livre mazdeen, prouve-t-il cet etat de ruines que veut on conclure
M. Geldner?, nuUement, et le § 135 lui repond clairement.
Les textes avestiques etaient primitivoment des sentences, des hymnes
detachees, oeuvres des Atharvans, et r^petees par leurs disciples ; c'etaient
Anzeige. 183
ces Xoyca, dont parlent les anciens. Lora qu'on voulut les mettre par
ecrit pour les sauver de l'oubli on ne trouva point des oeuvres jadis com-
pletes et tombant en ruines, mais des morceaux independants dont on
voulut faire un enserable et dont un certain nombre etaient deja oublies.
n est incontestable que les §§ 142 ä 149 de notre Fargard IV ont ete
composes au plus tot ä l'epoque de l'entree du Bouddhisme en Bactriane.
C'est donc en se basant sur une conception fausse que l'on traite
l'Avesta comme une matiere dont on peut faire tout ce qu'on veut.
Le Fargard IV par exemple n'est pas forme de debris d'autres
livres, mais de la reunion de 4 sentences et plus encore, primitivement
Separees.
Remarquons encore les deux passages Y. XLIII, 15 et Yt. XIX, 82
oü se trouvent les deux raots obscurs anaocanh et aezarih. M. Geldner
les interprete comrae je l'avais fait (cf. an, uc et ej ce qu'il tait soigneuse-
ment encore; mais il en modifie le sens d'une maniere inacceptable. 11
s'agit de deux armees qui se rencontreraient impatientes; c'est „hostiles"
qu'il faut; e/ c'est „se mouvoir, s'agiter'' et non simplement „vivre"; aezö
ne peut etre ,,le lieu des etres vivants", la terre est ce lieu.
II s'agit evidemment d'un endroit tres recule oü le haarend echappa
ä Franra^e ; sur la terre il eut continue de la poursuivre. M. Geldner se
risque fortement en affirmant si carrement que les deux armees dont il
est parle au premier passage sont celles d'une guerre de religion qui va
s'ouvrir. Oü et comment a-t-il tu cela? Suivre la tradition serait beau-
coup plus prudent en pareil cas.
C'est avec raison qu'il doute que k'stä seit pour hütä. On pourrait
cependant invoquer k'shma de {yu)shma et le sanscr. prasthä qui signifie
„partir". On est tres surpris de lui voir invoquer ici cette tradition pour
laquelle il professe un si profond dedain.
Si l'on admettait que pöi dans pöi mal est le meme qu'au Y. 43. 16,
cette forme obscure serait expliquee malgre les difficultes que cela souleve
et que M. Geldner ne peut resoudre. 11 est difficile d'admettre que les
Gätfaäs n'aient que l'ablatif mal pour le genitif de azem et que le genitif
ahyä (Y. 43, 15) depende de pöi proteger par attraction de k'shayehi qui
n'a pas ici le sens de „dominer sur" et ne regit par consequent pas le
genitif. Ce sens n'est pas bien satisfaisant non plus au vers 15: „Qui vaincra
l'ennemi? Ceux qui sont proteges par la loi?"
Fseratu etait tres bien explique par Vaceratu puissance independants
Revenir ä fsharman honte, e'est peu heureux. II est surprenant que
M. G. trouve ce sens trfes convenable dans la strophe Y. XXXIII, 12.
„Donne moi, o Mazda, par Armaiti la puissance ; par Asha une force puis-
sante ; par Vohumanö, la puissance independante". II y a lä une gra-
dation significative. Mettez a la place du dernier terme „la modestie'
et la phrase sera defiguree.
Dans un appendice special M. Geldner cherche ä repondre aux quelques
critiques dont ses traductions ont ete l'objet; critiques bien rares car on
s'en est peu occupe. Voici deux specimens de ces reponses.
1° J'avais fait observer qua «ruäbya aa Vend. XVII, 19 ne pouvait
184 C. de Harlez Anzeige.
designer les rognures d'ongles tombees puisqu'il etait au duel; que
c'etaient les ongles des deux niains. M. Geldner m'oppose (avec une plai-
santerie injurieuse) le sruatca du § 4 qui est au duel. Or c'est ce mot
precisement qui prouve qu'il a tort. La il s'agit non des morceaux coupes
mais des ongles des maiiis puis qu'il y est dit: arrangez-vous les chcveux,
coupez-vous les ongles. Lorsqu'il est parle des rognures le mot srua est
au pluriel täo sruäo § 29.
2° II dit, et c'est tout, que seul je le chicane sur le mot vyaret'a.
— Or voici l'explication de M. G. de ce vyaretha. Cc mot vient de ar
aller et vi (qui marque Separation, eloignement) et co compose signifie
non pas depart et sim., mais „lieu oü l'on se tient, demeure" ! Qui ad-
mettrait cela? Aussi M. Bartholomae l'explique comme moi.
Notons quo je repondais ä une critique de M. Geldner. Cela n'est
donc plus meme permis!
En resume l'oeuvre de M. Geldner temoigne du talent et de l'imagi-
nation ; mais eile se ressent d'un bout ä l'autre des defauts du caractere
du Systeme de son auteur.
L'ecole qui meprise la tradition est precisement celle qui ne la connait
point'). On n'y sait point distinguer la version beaucoup plus ancienne
et plus correcte, des gloses plus recentes et plus erronees. On s'y fait
une fausse idee de la date, de la nature et du mode de formation de
l'Avesta; on n'y reflechit point que la religion des traducteurs etait la
meme que celle du livre et que les differences sont accidentelles et ne
consistent qu'en ces developjjements et oublis accessoires qu'amenent ne-
cessairement le cours des siecles et le contact des hommes et des peuples.
Negligeant ainsi les renseignements precieux que la tradition fournit ä
l'exegese comme ä la critique des textes, prenant l'Avesta pour une oeuvre
originairement parlaite dont il est appele ä relever les ruines, plein du
reste, d'une confiance absolue en ses propres idees et du plus profond
mepris pour Celles des autres, impatient de la moindre critique, suivant
uniquement son cherain ä lui, M. Geldner ne pouvait nous donner qu'uue
oeuvre subjective oü, pres de quelques conjectures heureuses — qu'il
prend ä tort pour des faits incontestables — , nous trouvons des explica-
tiüus philologiques telles que Celles de jayäi = cayäi, de rena = rna ou
des interpretations du genre de celles de dahtna, de yätem (= memoire),
vä (= voir), vyartha (= lieu, demeure), etc. etc. Certes il n'est point
d'Eraniste qui n'ait du lancer quelque Interpretation au basard , mais
c'etait dans des passages obscurs et inevitables d'une traduction com-
plete et non dans des morceaux choisis ä loisir; je ne peuse pas toute-
fois que meme dans ces cas personiie ait ete aussi loin. II serait difficile
de dire quels principes suit M. Geldner. Tantöt il rejette les analogies
les plus incontestables (Ex. dahtna = dasma), tantot il veut imposer les
plus incertaines (Ex. ^äro = carnian). II croit avoir justifie un scns arbi-
trairement donne en l'appliquant ä differents passages, tant bien que mal
et en le transformant de la maniere la plus impossible (Ex. dahma, ra-
fectra etc.). Nous ne parlerons pas de ses procedes, ils sont ete jugös
partout. M. Geldner comprendra mamtenant que pour traiter ainsi les
autres il faut etre soi-meme ä l'abri de tout reproche, qu'en tout cas il
faut toujours etre loyal.
Tout cela est tres regrettable. Car s'il cüt ete anime d'un autrel
esprit et forme ä une autre ecole, M. Geldnor eüt fait certainemont une
oeuvre meilleure et plus utile ä la science.
C. de Harlez.
>) Pour toatos cea qaestioiu, voir mon lim: De rez(gdse et de 1» oorreotion
de« texte« avestiques, qui vient de ptnitre.
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185
Die Stellung des Albanesischen im kreise der indo-
germanischen sprachen.
Es ist eine weit verbreitete ansieht, als deren hauptaus-
druck das bekannte buch des verstorbenen Demetrio C a m a r d a
bezeichnet werden kann, dass das Albanesische in einem ganz
besonders nahen verwandtschaftlichen Verhältnisse zum Grie-
chischen stehe, ja wo möglich das berühmte „Pelasgisch" selbst
repraesentire , das sich manche noch heut als das älteste Grie-
chisch vorzustellen lieben. Dass diese ansieht irrig ist, kann
im vollen umfange erst durch eine umfassende grammatik der
albanesischen mundarten bewiesen werden, an der ich arbeite.
Vorläufig mögen die folgenden bemerkungen über die lautver-
tretung genügen. Ueber meine Umschreibung des Albanesischen
sowie über manches andere hier vorausgesetzte gibt das in
einiger zeit erscheinende 1. heft meiner Albanesischen Studien
auskunft.
Idg. q ist alb. k:
kap fasse : lt. capio, got. hafja.
kal stifte, stelle an: ai. kaläyämi, lt. celer, gr. yceXeico.
kater vier: ai. catvuras, lt. qtiattuor, gr. riaaaQsg niv-
raQsg, asl. cetyrije, lit. ketur).
keU böse, schlecht: gr. -/.a/Mg^ lit. kenkti wehe tun.
krimp-hi^ krum wurm: ai. krmt-, lit. k)rmis, air. cruim.
krua (stamm krön-) quelle: gr. y.Qrivrj, xQOvrog.
k'§ welcher: ai. ka-, gr. xo-, no-, lt. qiio-^ got. hva-, lit.
ka-, asl. ko-,
piek brate, backe: ai. pcic, gr. niooio, Ttertcüv, lt. coquo,
asl. pekq.
akul eis: lt. aqiiilo nordwind, aquilns dunkel, gr. axAi'g,
lit. dklas blind, apr. aglo regen.
(Jak blut: lt. sangiiis, asl. sokii^ saft, lit. sakas (bei Kur-
schat nur plur. mkai) harz.
pifX- mache bitter, versalze: gr. urKQÖg^ \\i.pi^iktas böse, zornig.
ndiek verfolge, vertreibe, jage: lit tekü lliesse, laufe, asl.
tekü lauf, air. techim fliehe.
Beiträge z. künde d. ig. sprachen VIII. 13
186 G. Meyer
miehr§-a kinn, hart: lit. smakrä kinn, ai. gmägru- hart
(K.Z. 25, 126)
-h- entspricht in kräh schulter, arm: bulg. krak fuss, serb.
krak schenke!, lit. kärka Vorderbein des Schweines.
vieh§r, vier Schwiegervater: asl. svekrü, lit sziszuras, ai.
gtdgura-^ gr. eavqo^^ lt. socer^ got. svaihran-. Vgl. K.Z. 25, 126.
Idg. k = s:
si-viet in diesem jähre: lit. szis^ asl. si dieser, gr. xfti'og,
lt. -ce. Fick, Spracheinheit 121.
v«5e plur. orte : ai. vig vega, zd. vis dorf, gemeinde, asl. vtsi
dorf, lt. t?^cws, gr. fouog.
Idg. sk = h:
hie schatten : ai. chüya, gr. aytia.
hen§, hane mond: ai. candrd- mond. Fick 1, 241.
ha esse: ai. khäd essen, zigeun. cha. Miklosich Mund-
arten U.8.W. 7, 59. Vgl. Fick 1, 237.
hüdere knoblauch; gi\ a/.OQoöov. Erweitert slms huö§rür hurö§.
ah buche: an. askr esche.
^ Idg. Q = g.
gist finger: ai. angustha- daumen, zig. atigüM gusto finger.
Miklosich 7, 9. Kurd. engüi ingUt Lerch 192.
grua, plur. gra frau: gr. yqavg.
gur fels, stein: ai. giri-, asl. gora berg, lit. glre wald.
l'ik- gu böse, mager: lit. liga krankheit, gr. oXiyog wenig.
miigul§ nebel: asl. migla, lit. miglä nebel, gr. ouixlt]. Vgl.
K.Z. 25, 116. '
Idg. g =6.
d§mp-hi zahn: ai. jambha- gebiss, mund, asl. zc^ zahn,
gr. y6fxq)og zahn, pflock.
öiiutp' öand^r bräutigam : ai. jamätar-, zd. zämätar Schwie-
gersohn.
öe erde: zd. zemä^ asl. zemlja, lit. zeme^ gr. yi] öä Ca.
Griech. Gramm. 178. K.Z. 25, 146.
di ziege: ai. ajd- bock, zd. azi- ziege, lit. ozj/s bock.
hard--di weiss: ai. Ihrajate^ zd. haräzaiti er leuchtet
l'i&(d) binde: lt. ligan: Das lateinisclic wort sUmd bis
jetzt isoliert.
Die Stellung des Albanesischen. 187
zgte&(d) lese aus: gr. Xiyio, lt. lego.
Idg. qh = g.
diek(g) brenne: ai. ddhaii, lit. degü brenne.
steh-gu eingang: got. staiga steg, steigan steigen, asl. stig-
nqti kommen, lit. staigns hastig, gr. areixio.
g'endem werde gefunden: gr. x^^'^ x^^^^'^^'^i It- prehendo
fasse, lit. jjasigendü sehne mich, asl. z^dati begehren.
Idg. gh = d.
dies scheisse: ai. had, zd. zad, gr. x^^ X^^^-
mad--6i gross: ai. ;««/?-, zd. maz- gross.
vied-{ö) stehle : ai. vah, zd. vaz^ lit. vezü, asl. vezq^ lt. vehOy
gr. oxog. Grundbedeutung wegfiihren.
heröe für eröe hode: zd. erezi-, gr. oqxi? hode.
d- erscheint für idg. gh- in
dimen winter: ai. himä^ zd. zimä, asl. zima^ lit. zema
gr. x«^/'w>', lt. hiems.
die gestern: ai. hyäs^ gr. x^sg^ lt. Am, got. gistra-.
Idg. i = t.
Her spinne: ai. tarküs^ gr. azQcniTog spindel.
ter trockne: ai. ifsyati er dürstet, gr. rigaouai werde
trocken, lt. torreo dörre, got. paursja dürste.
trem schrecke: gr. tq€/u(o, lt. tremo^ lit trimu zittere.
trim tapfer, mutig: ai tdruna-, arm. tharm frisch, jung.
K.Z. 23, 19.
ast knochen: ai. äsihi-^ zd. asti, gr. oaviov, lt. os.
cd vater: lt. atta, gr. aria, got. attan-, asl. ofici, air. ate.
viet, Vit jähr: gr. /irog^ lt. veins alt, asl. vetüchü alt, ai.
vatsd- jähr.
?«afe nacht: ai. ndkü-y lt. nocti-, gr. vi'^, lit. naM)s, asl.
wo*ß, got. «rt/j^s.
7JW€7 frage : lt. ^e^o auch in geistiger bedeutung „verlangen".
Sonst fallen, fliegen, ai. pcd, gr. Tvho/nai. Curtius Grund-
züge 5 210.
stuj), stip zerreibe, zerstosse : ai. stumpati er stösst, lt. stup-
rum, gr. tvtttco. Fick 1, 248.
det meer: gr. Qirig?
kat^r vier: s. o.
dant§r bräutigam: s. o.
13*
188 G. Meyer
Idg. dl) =^6.
öas§ ich gab: ai. dddäti^ gr. dida)^i, lt. dare^ asl. c?am?,
lit. dümi.
diet§ zehn: ai. dägan^ lt. decem^ gr. dfxa, asl. desp^tif lit.
dhzimtifi, air. deich, got. iaihun.
l'od-{d) ermüde: got. Za^a-, an. Zafr träge, faul, lt. ZassMs
aus *lad-to-.
huder(^. kiioblauch: gr. a%ÖQnöov. S. o.
pierd^{d) farze : ai. pdrdate, gr. Tteqdo), lt. /?ec?o, lit. p^rdzu,
cech. prdimy ahd. ^rs^w.
(/^•m rind: gr. ddi-iahg, daf-idlrj, air. f?aw ochs.
'^M, rf« zwei: ai. dva-, lt. c?^^o, gr. ovo, lit. f/?i, asl. c??'ffl.
dm holz: ai. c?rw-, gr. dqvg, got. fnw.
W^r. <?Ä = d.
di ich weiss: ai. dhl, dhyä denken.^ /
dkk{f/) brenne: idg. dhegh s. o.
dal' gehe heraus, sprosse, entspringe: gr. d^dlXta sprosse,
blühe.
deVe schaf: ai. dhä saugen, gr. d-fjad^ai, d-^Xvg, lt. fdare,
lett. dels söhn. Grundbedeutung „junges".
bmd überrede, bringe zum geständniss: ai. bandh, got. 6m-
dan, gr. neid-o}.
der§ thür: got. daiir, lit. dünjs fores, asl. dvtri, lt. fores,
gr. ^r'^a.
rf^^ meer: Qhig? s. o.
f'wr/,^ blütenkelch: ai. (Uidlias, gr. dv&og.
Jdy.p = p.
paa nach: lt. j:>o,'j, umbr. jnif<, lit. pas-l-ui später.
l)ifrnd'(e vorgestern, ixirmhrdnui morgen abend, pdifitciH vor
zwei jähren : ai. pdrn- entfernter, früher, pdvut im vorigen jähre,
parä- weg, ab, fort, gr. Trapa, lt. per, got. fra-
pavQ erster, vorderster: ai. pdra- der höchste, beste, iden-
tisch mit dem vorhergehenden.
piek brate: s. o.
piel zeuge, gebäre : gr. rcioXog, lt. j^^dlus, got fulan-,
pifid furze: s. <>.
pelk-gu pfützo: it. p(dfis^ gr. TTjyAog, ndknog ' Ttijlog lies.
Die Stellung des Albanesischen. 189
pi trinke: ai. pä, gr. nu'vu) nivw, lt. hiho pötus, asl. püiy
lit. penas milch.
jnk mache bitter: s. o.
puet frage: s. o.
p§r für, um, über, wegen, gegen: ai. pari, gr.Ttegl, \t.per-,
umbr. per für.
ptak alt: gr. TtaXaiog. -ak ist suffix.
pid^-61 weibliche schäm: lit. pyzdä pize cunnus. Mach
Brückner Lituslavische Studien 1, 118 entlehnt aus poln.j/%fa.
plest floh: cech. plostice wanze, russ. ploscica dass.
vrap schneller gang, crapon laufe: lit. virpiu bebe, zittere,
wanke.
g'arpen schlänge : ai. sarpd- schlänge, lt. serpens^ gr. tQno)
krieche.
kap fasse: s. o.
riep ziehe aus, beraube: lt. rapio.
stup zermalme: s. o.
prui brennende kohlen, glut : ai. prus besprengen, brennen,
gr. TtvQOog, lt. prüna glühende kohle aus *prusna, lit. prausiü
wasche. J. Schmidt Voc. 2, 272 ff.
Idg. bh == h.
hier, hie trage, führe: ai. hhärati, gr. qpf'ßw, lt. fero, got.
bairan, asl. her-, air. her im.
bind überrede: s. o.
bir söhn, bil'§ tochter: lt. filius, filia. Zu wz. bhü.
bij hl, keime: ai. bhü werden, gr. qpt'w, lt. fu-, asl. bi/tij
lit. hüti sein, air. bin werde, ahd. bim bin.
hie schlage: asl. hiti schlagen. IsoUert: Miklosich Ver-
gleichende grammatik 1, 124.
bar gras, kraut : asl. boru, bürü milii genus, serb. ^r fench,
got. barizeins von gerste bereitet, au. harr gerste, It far speit. .
Vgl. Pictet Les origines 1, 335.
bard^-dl weiss: s. o.
bä, b§j mache, tue: ai. bhä erscheine, gr. qiaivco, asl. oba-
mti deiTiyvvai, ixcpaivuv. Curtius Grundzüge 296.
beb^. neugebornes kind: engl, habe, haby kleines kind. Mül-
ler Etymologisches Wörterbuch der englischen SiOBche 1, 39.
ha^Q Saubohne: asl. bobu, apr. boJ)o, lt. faha. -^f scheint
verkleinernd.
b'dy bai^ aufaug, stirn: ai. bhäla- stirn.
190 G. Meyer
d§mp-bi zahn: s. o.
el'p-hi gerste: gr. aAqpt.
mbi auf, über, an: ai. abhi.
Idg, m = m.
mat, mos messen: ai. wä, gr. /.utqov, lt. metiot\ lit. nia-
tü'ti messen.
mot jähr: Kt. metas zeit, jähr; in den pamirdialekten meth,
math tag, Tom a sehe k 17,
miel' melke: gr. a/neXyio, lt. mulgeo, lit. melzu, asl. mlüzq,
ahd. milchu, air. blkjim.
mialt§ honig : gr. /^sAt, lt. md, got. >w«7?^, air* mü.
müaj^ bestimmt moi monat: ai. mos, gr. (.i^v, lt. mensis,
got. mena, lit. menü, asl. mesqct, air. m/.
w/« fleisch : ai. mäsa-, lit. ?W€"sd, apr. mensa, mensOy asl. m«jso,
got. mimza- fleisch.
wgm^ mutter: lt. matnma, gr. jud^iiitr].
wo^r^ Schwester : ai. mätdr-, gr. iurjzrjQ, Itmäter, ahd. »/j?<o-
<ar, asl. wa^?', air. mathir mutter, lit. motizy moterä weih, ehefrau,
mi maus: ai. ?wmä-, gr. /«~e, lt. müs, asl. wt/sl, ahd. 7«i(s.
imz§ fliege: lt. miisca, gr. f^tv7a, lit. wn<se, asl. mucha^ an.
wy. -^f ist deminutiv.
mos nicht, beim imperativ: ai. mä, gr. /n/j. -s ist s§ s
nicht, wie in os auch nicht, as-as weder — noch, das mit aoder
zusammengesetzt ist.
miegulQ nebel: s. o.
miel mehl: lt. molo, gr. (xvXr], got. malan, ahd. meto mehl,
asl. meljfi, lit. wa/«, air. melim.
krimp-bi wurm: s. o.
emfn name: asl. ?'m^, apr. einnes, air. ainm, arm. anwan-,
grundform amnan- K.Z. 23, 267. gr. ovo/na, got. »iamö, lt. «ö-
men, ai. näman-.
pn§ mutter: an. amma grossmutter, ahd. amma mutter,
span. port. ama u. s. w. Diez Wörterbuch 2, 94.
mar nehme, erhalte, fasse: ai. mrcdti fasst, gr. ß()ax6lv,
(ÄaQTtrw, lt. merx waare. Fick 1, 720.
Id</. n = n.
natQ nacht: s. o.
tiiSr, nierl mann : ai. war-, gr. av»/^, ital. ner-^ air. nert kraft.
Die Stellung des Albanesischen. 191
ne wir: ai. «äw, lt. «ös, gr. vwi, asl. na-, air. ni.
n§n§, nane mutter : ai. tiana mutter, gr. vdwa, vivva tante,
grossmutter, lt. nonna ainme.
Idg. r = r.
vier, var hänge: lit. sverjü wäge, scäras pfund, wage.
ari bär: ai. fksa-, gr. agy.Tog.
vare wunde: ai. wand- wunde, riss.
vieher, vrap, hier, hard-, (/rua, garpen, dere, krua, krimp,
motr§, heröe, nier, para-, pierd-, Her, ter, trem, prus, bar, riep s. o.
Idy. und europ. l = l.
hol, bah anfang, stirn: ai. bhäkc - stirn.
id'k, uik wolf: lit. vilkas, asl. vluku, got. vulfs, gr. XvKog,
ai. vrka-.
viel' herbsten: lit. val^ti ernten.
viel speien: ahd. tvnllön, ivillön erbrechen haben, zu lt.
volvo usw. Curtius Grundzüge 358.
ide, HÖe Strasse: asl. tdi^a platea, serb. idiea gasse, hof,
liur, gr. avhj hof.
vol wille: lt. volOy asl. voliti wollen, volja wille, got. viljan
wollen.
Ittp lecke wasser: gi*. Xd-ntM, lt. Inmbo^ ahd. laffan lecken.
el'p, kal, l'i^, mieV, mialt§, plest^ piel, pelk, miegul, akut,
l'oif-, l'ik, miel s. o.
Idg. s V) = s.
ast knochen: s. o.
ves ankleiden: ai. ms, lt. ves-, gr. J'ea-, got. gavasjan.
ve^ ohr: zd. gaokt, ap. gausa, arm. -//m/ä' u.s.w. K.Z. 23, 16.
Tomas chek Pamirdialekte 50.
mis fleisch: s. o.
prus glühende kohlen: s. o.
§trij, strcm breite aus: ai. sfrnomi, lt. steruo, gr. afOQW^i
GtQi6vvi/.u, asl. streti, got. stranjan. stron ist vielleicht aus ngr.
axQiivo) entlehnt.
siiip zermalme: s. o.
Idg. s 2) = s.
nuse braut = * nusjä: ai. snusä, gr. wog, lt. nünis, asL
snucha, ahd. snur Schwiegertochter.
pas nach: s. o.
192 G. Meyer
Idg. s- = (j:
g'ak blut: s. o.
(j'alQ lebendig: lt. salvus.
. g'arp§n schlänge : s. o.
g'a^tg sechs : lt. sex u. s. w.
g'um schlaf: ai. svdpna-, gr. vrcvog, lt. sotnnus, an. svefn,
asl. siinü (aus *süpnü), lit. säpnas traum^ air. suan. Die alba-
nesische form geht wie die griechische und slavische auf * supno-
zurück.
g'i, best, g'iri aus g'ini busen: lt. sinus.
galp butter: got. salbon, ags. sealf saXhe, also vorgerm. sa/p,
gr. e'Xrtog' slainv, azeaQ; e'Xq)og ' ßovTVQOv. Hes. ; ai. sarpis- gQ-
klärte butter. K.Z. 22, 316.
g\m§s halb: ai. sämi-, gr. ^jUt-, lt. semi-, ahd. samt-.
Idg. SV- = t?-.
r/er, far hänge: s. o.
vieh§r Schwiegervater: s. o.
vet§ selbst: ai. sva- u. s. w. Curtius Grundzüge 393.
Idg. V — V.
vang feige, radkranz: lit. vlngis bogen, krümmung, gr. /oy-
vvfu. Fick 1, 205. Dazu auch v^-ng§r§ schielend.
vär§, vied-^ ves, viel, vol, vrap, viel', viel s. o,
Idg. j = j.
ju ihr: ai. /«-, got. lit. j?<-, gr. v/uslg.
• Idg. e = e, ie.
S. 0. vier == lit. sverjit, vieO- = lit. vezi(, vieh§r = asl
svekrü, ves = /ea, viet = fhog^ diei§ = deyia, dih = x^?*^»
di^ = xd^eg, diek = lit. degti, em§n = lituslav. *emen-^ inieV =
aiitsXyto, ni^r = aviq-, piek = asl. /Je^'^jp, pieri^ — rtiqöio,
trem = lt. tremo.
Idg. o = a.
S. 0. a5^ = oareov, lt. os; wa^f = lt. nodi-, lit. «uA:/«;
/)as «=» lt. //o.-J, lit. j)a.s; a/t == an. askr, dazu gr. o|t/iy.
Idg. a z= a.
S. 0. o/; arif para-, akul.
Die Stellung des Albanesischen. 193
Idg. e = 0.
mot jähr: lit. mMas.
mo-i monat: europ. mens-.
pl'ot voll: europ. ple, lt. ^pletus.
l'ot thräne : lt. f. Uns, flere.
l'od-(d) ermüde: got. letan, lit. Uidmi, lt. lassus. Schmidt
Vocalismus 2, 496.
so^ heute: gr. arjreg, ij urgriechisch; Griechische gramm. 231.
mos nicht: /tijy allgemein griechisch^ Gramm. 44.
dudj, bestimmt do-i, garbe: europ, de binden.
Man vergleiche die lehnwörter )nole apfei = it. melo,
duaj == deheo.
Idg. ö = e.
tet§ acht: te- ist {ok)tö, te ist suffix.
ne neve wir: lt. nös, gr. viol.
Man vergleiche die lehnwörter peme = pomum, ter
sicilisch stier = it. toro, nder = honorem, fnie/- — ümoreni,
termek = terrae motus.
Idg. ä = 0.
motr§ Schwester : ai. mätär-, lt. mäter u. s. w., s. o.
Idg. i = i.
vise orte: ai. inr- u. s. w.; s. o.
l'ik: lit. liga, gr. oliyoi;, s. o.
pl trinke: idg. ^jL
Idg. u 1) — u.
jti ihr: ai. ju-, got. lit. ju, gr. v-.
prm glühende kohle: wz. prus, s. o.
nnse braut: ai. snusd usw., s. o.
2) = u.
stuj) zermalme: wz. stup, s. o.
3) = i.
bij, Jii keime: wz. hhn, s. o.
nü maus: idg. müs-, s. o.
mize fliege: gr. f.ivia, lit. muse u. s. w., s. o.
Die vorangehenden Zusammenstellungen machen in keiner
beziehung auf Vollständigkeit anspruch ; ich habe das mir am
194 G. Meyer
sichersten erscheinende aus einem grösseren materiale ausge-
wählt, trotzdem gehört zu der einen oder andern combination
vielleicht ein fragezeichen. Nur die einigermassen regelmässige
lautvertretung ist berücksichtigt; dabei ist besonders der vocalis-
mus zu kurz gekommen, der im Albanesischen ein sehr buntes
bild bietet, das ich hier nicht weiter vorführen durfte. Das
folgende ergibt sich auch aus dem geringen materiale, das ich
mitgeteilt; mit Sicherheit.
1) Das Albauesische gehört zu der sogenannten europäischen
gruppe der indogermanischen sprachen, denn es participiert an
dem den europäischen gliedern gemeinsamen e und l.
2) Das Albauesische weicht vom Griechischen ab
a) in der behandlung der idg. aspiraten «//?, dh, hh, die
nicht; wie im Griechischen und Italischen; zu harten aspiraten
geworden sind; sondern, wie im Slavolettischen, Germanischen
und Keltischen; zu medien {(j, ö, d, b).
b) Die beiden ^•-reihen sind im Albanesischen geschieden;
und zwar erscheint die eine als k, rj, die andere als .s', d. Im
Griechischen sind nur reste der alten Scheidung erhalten. Griech.
grammatik 169 ff.
c) Die anlautenden Spiranten v, j und .*? sind nicht; wie
im Griechischen, geschwunden; sondern v- und j- intact geblie-
ben; s- in eigentümlicher weise entwickelt.
d) Das griechische (und lateinische) o erscheint im Al-
banesischen; wie im Germanischen und Litauischen, als a.
3) Aus dem gesagten geht zugleich hervor, dass das Albaue-
sische an die nordeuropäischen sprachen einen engeren anschluss
zeigt als an die südlichen. Die behandlung der aspiraten, das
a stimmt zu jenen, die behandlung der A- reihen speciell zum
Slavolettischen, nur dass bei der media ein interdentaler statt
eines alveolaren reibelautes erscheint. Auch der Wortschatz
zeigt mit dem Nordeuropäischen eine anzahl specieller berüh-
rungen. Man vgl. krimp wurm, lit. kh'mis (nur noch arisch
und keltisch); diek, lit. degh brenne; <jur fels, sl. gora ; bie
schlagen, asl. hiti /p)^ li^.l7]^»<^L piTnwt jnot jähr, lit. inäas\
miekr§ kinn, lit. smäkm; »»J5 fleisch, lit. mesä, got. mimza-
(sonst nur arisch); ah buchC; an. </.sAv esche ; eniiU name, litusl.
einen-; vier hänge, lit. .sh*<^/it tTläaj^ viel' herbsten, lit. valj/ti;
U'etf^ biene, lit. bit)s, fem bite^^tt üiTe. Das lateinische parti-
cipiert an diesen albanesisch-nordeuropäischen herühruugeu z. b.
Die Stellung des Albanesischen. 195
in kap fasse, got hafja, lt. capio ; g'ak blut; lt. samjuis, asl.
sokü; Z'ö^ ermüde, an. /a^r, M.lassiis; bar gras, ki-aut, asl. 6o/-m,
an. barr, lt. far; ba^§ saubohne, asl. bobü, lat. faba. Speciell
albanesisch - lateinisch erscheint bir söhn, lt. filim; l'ot thräne,
Itflere. Allerdings zeigen sich auch einige speciell albanesisch-
griechische eutsprechungen, wie auch albanesisch-arische. Mehr
als anderswo ist der Wortschatz im Albanesischen ein trügerisches
mittel um speciellere familienähnlichkeit zu constatieren, da er
in der stärksten weise durch entlehnungen alteriert worden ist.
Graz. Gustav Meyer.
Spuren einer älteren Rigvedarecension.
Zu den gesichtspunkten , welche bisher für die kritik der
vedi sehen texte aufgestellt worden sind, glaube ich einen wei-
teren fügen zu können, welcher zwar nicht für alle lieder,
deren bestand kritisch antastbar ist, gilt, welcher dadurch aber
an bedeutung gewinnt, dass er auf dem gebiet der indischen
Überlieferung selbst zu finden ist. Es ist bekannt, dass neben
den übrigen zweigen brahmanischer Wissenschaft unabhängig
sich eine auf die opfertechnik bezügliche tradition entwickelte
und die mehrzahl der vedischen heder in dem ritus eine stelle
hatte. Dass die recension, in welcher dieselben dort verwendet
wurden, in allen stücken derjenigen entsprach, welche in der
uns vorUegenden samhitä enthalten ist, zu dieser annähme haben
wir (auch wenn wir von dem schulenunterschiede absehen) keine
äussere oder innere berechtigung ; im gegenteil werden wir an
eine Verschiedenheit beider deshalb glauben dürfen, weil die
samhitä wegen mancher sehr wenig ritueller bestandteile ge-
wiss nicht redigirt worden ist auf grund des bei den opfern
verwendeten liedermaterials, andererseits aber die bei den opfern
vorkommenden hymnen nicht erst der redaction in die samhitä's
bedurften, um in den ritus eingefügt zu werden.
Wenn wir also annehmen dürfen, dass neben der Über-
lieferung, welche den vedischen liederschatz von mund zu mund
fortpflanzte , vor seiner codificirung selbständig eine zweite her-
ging, welche der opfertradition ihre begründung und erhaltung
verdankte, so werden wir doch auf der anderen seite nicht leugnen
können, dass nach der feststellung eines vedischen textus re-
ceptus dieser selbige vermöge seiner kanonischen giltigkeit über-
196 A. Hillebrandt
all innerhalb der schule zur geltung kam und auch eine etwas
verschieden geartete Überlieferung beim opfer verdrängte. Welcher
art die vermutungsweise aufgestellte letztere gewesen sein könnte,
darüber fehlen uns alle angaben, da die bücher, welche uns
über die opfertechnik systematisch belehren, sich in ihren citaten
ganz an den textus receptus ihrer schule anschliessen und wir
daraus folgern dürfen, dass zu ihrer zeit schon der unterschied
beider recensionen im allgemeinen im schwinden oder gar schon
geschwunden war. Aber ich glaube doch noch einige spuren
eines anderen früheren zustandes aus einigen angaben nach-
weisen zu können, welche in einem der ^rautasütren , dem des
Qlänkhäyana, enthalten sind. "Wie sich aus einigen zerstreuten bemer-
kungen dieses Schriftstellers nämlich ergibt, werden einige hymnen
beim opfer in geringerem umfange als dem, welchen sie in der
samhitä haben, hergesagt und wiederholt grade mit auslas-
sung solcher verse, welche auch durch andre kriterien als ver-
dächtig erkannt werden. Rituelle gründe habe ich für ein sol-
ches verfahren nicht auffinden können, weshalb ich glaube
annehmen zu müssen, dass in diesen fällen die opferpraxis die
hymne noch in ursprünglicherer gestalt kannte, ohne diesen
oder jenen zusatz, mit welchem die thätigkeit der diaskeuasten
sie in der samhitä bereichert hatte, und dass Qäiikhayana, der
den canonischen text seiner schule vor äugen oder im köpfe
hatte, dem althergebrachten unterschied entsprechend, die
„auslassung" des einen oder anderen verses vorschrieb. Ein bei-
spiel dieser art findet sich Qänkh. 9, 8, 1 fi". i) ^äiikhäyana ordnet
dort die auslassung des 9. und 15. verses der hymne tyayn su
mesam (1,52), ferner die Umstellung des 13. und 14. an, von
denen der erstere als paridhänTyä oder schlusvers der recitation
bezeichnet wird.
Prüfen wir die verse selbst, so zeigt sich zunächst, dass
der auszuscheidende 15. vers im tristubh-metrum gedichtet ist,
während alle anderen, den 13. ausgenommen, das jagatimetrum
enthalten, er also das kennzeichen an sich trägt, welches man
bisher immer gegen die Zugehörigkeit eines verses zu einer hymne
') 1. pra va indräya mädanam (RV. 7, 31, 1 — 3) jyra kritäniti (8,32,
1 — 3) {stotrii/ätiurüpau) maiträvarunasya 3. tyam su mesam (1,62) itijäga-
taaya navamim cottamäm coddhritya caturdafim pürväm rastvä trayodafyä
paridhäya pätä sutam indro astu somam Hanta vfitram (6,44,16) iti yqjati.
Spuren einer älteren Rigvedarecension. 197
geltend gemacht hat. Anders ist es freilich mit dem, gleiches
versmass wie die hymne zeigenden 9. verse, den ich zugleich
mit dem 10. hierhersetze:
9. brihat svag candram amavad yad ukthyam
akrintata hhiyasä rohanam divahj
yan manusapradhanä indrani ütayah
svar nrisäco maruto amadann anuji
10. dyaug cid asya amavän dheh svanäd
ayoyavld hhiyasä vajra indra fej
vritra^ya yad badbadhänasya rodasi
made sutasya gavasäbhinac chirahjj
Abgesehen von dem vorkommen der werte amavad und
bhiyasä in den pada's a) u. b) welches möglicherweise die ein-
schiebung veranlasst haben könnte, und dem, wie mir scheinen
will, im verhältniss zu v. 10 (und auch den übrigen versen)
schwerfälligen stil des 9. verses, wirkt bei ihm noch der um-
stand befremdend, dass derselbe an Indra und die Manits ge-
richtet ist und hierin allein mit dem bereits anstössigen 15. verse
zusammentrifft. Wie der commentar angibt i) , werden diese
beiden verse zwar nicht weggelassen bei dem MarutvatlyaQastra,
womit die stelle Qänkh. ^r. s. 11, 13, 20 2) gemeint zu sein scheint;
indess führt diese erwähnung nur auf den mutmasslichen grund
ihrer einschiebung. Die hymnen kayä cubha (1, 165) und
janistha ttgrah (10, 73) sind deutlich an Indra und die Maruts
zugleich gerichtet, während unsre hymne, wenn wir von den
beiden fraglichen versen absehen, sich allein an Indra wendet;
es scheint also, dass der versuch sie den beiden erstgenannten
') — nanu caturdacim pürväm castvä trayodacyä paridhäyetyukte siddha
evottamäyä uddhärah / kirn vacanena ucyate j anurüpäd ananiaräny aindrUni
jägatänlti vacanät airäpy asya viniyujyamänasya samäna uddhärah katham nänia
syäd iti vacanam / ihaiva vyutkramacansanam / tristubbhih paridadhätiti
vacanät / navamim cottamäm ceii do'c cacabdät / marutvatiye punar anud-
dhäro I navumyuttame marutcatyau ihn (?) *) tatprasädäd eväsya läbhät.
*) kayä cubhä (1,165) tyam sti mesam (1,52) fanisthä ugra (10,73) iti
marutvatiyam.
Comm. kayä cubhä savayasah sanilä iti marutvatiyam / tyam sume-
aam mahayä svarvidam iti cruteh / janiathä ugrah sahase turäyety etasmihs
traistubhe nividam dadhätUi cruteh jtä vä ubhayyas trist'tbjagatyah casyanta
iti ^utatcät.
*) ? . M. Müller's msc. : indra.
198 A. Hillebrandt
hymnen dort ebenbürtig zu machen die einfügung zweier, vielleicht
unbestimmt umherschwimmender verse veranlasst hat.
Es bleibt die Umstellung von v. 13 und 14 zu besprechen.
Vers 13 ist in anderem metrum gedichtet und schon darum
wieder anfechtbar. Zu seiner ausmerzung liegt aber noch eine
weitere berechtigung in seiner Verwendung als paridhänTyä,
oder schlussvers, an dieser stelle. Solche verse gehören nicht
notwendig der vorausgehenden hymne ^) an, sie stehen vielmehr
für sich und werden auch mit einem besonderen „anruf" (ähäva)
eingeleitet 2) , so dass wir also einen doppelten titel haben,
diesen vers der hymne abzusprechen und, dem vorgange der
hier älteren opferrecension folgend, an das ende zu verweisen.
Ein anderer beleg für meine hypothese ist Qärikh. 10, 11,
8 zu finden 3). Hier wird unter den beim vaiQvadeva9astra des
8. dväda^ähatages zu recitirenden hymnen RV. 8, 28 hergesagt
und zwar „upotta m ä m u d d h rity a ", mit auslassung des
vorletzten verses. Dieser vorletzte (4.) vers ist aber im puraüs-
nihmetrum gedichtet, alle anderen vier dagegen im gäya-
trTmetrum, wir würden ihn also auch nach den bisher bekannten
principien ausscheiden.
Als weitere beispiele, in denen nicht unwichtig ist, dass die
ausschliessung gerade die letzten verse der hymne betrifft, können
erwähnt werden:
Qänkh. 9, 9,3 (= Aqv. 6, 4, 10) vartrahatyäya gavasa
(3, 37) iti vottamäni (v. 11) uddhritya (ukthamiikham hrälima-
nacchansinah) ; der letzte (11.) vers anustubh, v. 1— lOgäyatrT;
ib. 9, 14, 3 : ajätagatrum (5, 34) iti jägatasyottamäm (v. 9)
uddhritya. Vers 1 — 8 jagatl; v. 9 tristubh;
ib. 9, 20, 21 : ud u tyam jätavedasam (1, 50) iti nava.
1, 50, 1 — 9: gäyatri; 10 — 12 anustubh;
ib. 11, 9, 1: sakhäyali sam vah samyancam (b,l) ityäjyam
') S. z. b. Qänkh. 9, 14, 1 t'Jatn vasosiäain indrehimatsify (1,9) acchävä-
kmya 2. cesah (1, 9, 4 — 10) süktasijokthamukham 3. ajäta^utritm (5, 34)
t'^t jägatasynttamüm tiddhrityod yat saha (5, 31, 3) iti paridhäyedam te
pätram mnavittam indreti yajati. ib. 9, 17, 3: imäm U dhiyam (1, 102)
iti jäyatasyottamäm (11) nddhfitya Utd asyedam (1, 103, ö) pacyaMi pari-
dfiäya pro droiia (6, 37, 2) iti yajati. *) ^liTkh. ^r. 8. 9, 6, 17: stotriye
cähüvo nivide paridhäniyäyai ca. ') 8. ayitir uktha (8, 27) iti prabhrili
patica manoh süktäni. ye triiifatUy (8, 28) upottamüm (v. 4) uddhritya
na hi vo atty arbhaka (8, 30, 1) ity ekä u. s. w.
Spuren einer älteren Rigvedarecension. 199
sasfhasija sarvatrottamäm {11) parihäpija. V. 1— lOanustubh;
V. 11 pankti;
ib. 11, 8, 1 agna ojistham (5, 10) ify äjtjam pancamasi/a
sarvatrottamäm (7.) parihapya. v. 1 — 3. 5. 6. anustubh; v. 4.7
pankti. Q. schreibt in dieser hymne, die im folgenden beispiel
noch einmal wiederkehrt, nur die auslassung des 7,, nicht aber
des 4. vor, obwohl man seines abweichenden metrums wegen
denselben für ein späteres einschiebsei halten sollte. Wir können
daher annehmen, dass er entweder schon in der (gewiss schon
von manchen fremdartigen elementen durchsetzten) opferrecen-
sion der hymne sich vorfand, oder aber, dass er der Qäükhäyanä
Qäkhä überhaupt fremd war, so dass Q. seine beseitigung nicht
erst besonders zu erwähnen brauchte i);
ib. 11, 11; 7, a yajnair (5, 17) hrihad vayo (5, 16) ^gna
ojistham (5, 10) ity äjyäni sarvatrottamäh (v. 5 resp. 7) parihapya.
5, 16 und 17 v. 1 — 4 anustubh; v. 5 pankti. 5, 10 ist bereits
besprochen 2).
Tritt in fast allen hier erwähnten fällen das metrum für
meine ansieht, dass diese angaben Qänkhäyana's auf eine ältere,
durch den opferdienst erhaltene Vedarecension zurückführen,
ein, so werden wir auch dort, wo ein solcher prüfstein fehlt,
den Vorschriften dieses buches für die ved. textkritik höheren
wert beilegen müssen, sofern sie nicht durch rein rituelle gründe
veranlasst sind 3). Ein interessantes beispiel dieser art finde ich
^) Das letztere erscheint mir das wahrscheinlichere. *) Es scheint
gewiss, dass solche absonderungen im Zusammenhang mit allgemeineren
vermutlich älteren Vorschriften über ausschliesslichen gebrauch v on anustubh-
resp. tristubhversen stehen. ħv. 4, 13, 7 heisst es z. b. unter anderem :
hrihad vaya iti dacänäm (RV. 5, 16 — 25) caturthanavavie (5, 19 u. 24)
uddhared uttamämuttarnäm cäditas trayänäm (5, 16, 5 . 5, 17, 5 . 5, 10, 7)
ity ümtstubham. Solche Vorschriften, ins praktische übersetzt und mit
bezug auf eine sainhitä specificiert, haben dann die ausscheidung aller
der fremdartigen demente zur folge, welche zwar, wie ich glaube, in der
samhitä, nicht aber in der opferrecens. enthalten waren. Der comm. be-
merkt zu dem sütra ganz allgemein: atra vicchandasäm videvatänäm cod-
dhäro vidhlyate / anustupsu pahktinäm vichandastväd uddhära näbhlstah.
*) Dahin rechne ich die fülle, in denen die weglassung eines verses, einer
hymne, die einschiebung einer andern durch einführung anderer gott-
heiten und ähnlicher abänderungen des ursprüngl. opfers erfordert wird.
Z. b. 11, 14, 25: endra yähi haribhir iti paticadacoddhritya sävyasüktam
[camati. Comm. sacyena dristam sävyam f abhi tyam mesam ity etad
uddhfityendra yähi h. iti paticadafa cafiset) Qänkh. 14, 51, 9 : jtra devatrety
200 . A. Hillebrandt
Qänkh. 5, 9, 17 (meiner Zählung, nach dem comm. 21), wo nach
dem sütra: aijam vena (10, 123) iti süktam näke suparnam
ityuddhritya ^) in dem aus 8 versen bestehenden sükta : ayam
venas der 6. vers: tiäke suparnam wegbleibt. Derselbe wird
später, bei anderer gelegenheit (Qäilkh. 5, 10, 15), für sich
allein citirt, findet sich auch vereinsamt Taitt. Brähm. 2, 5, 8,
5 und in ganz anderer Umgebung Ath. V. 18, 3, 6G, wodurch
zum mindesten die Unsicherheit seiner Stellung erwiesen wird*).
Ganz ähnlich steht es mit dem Qänkh. Qr. s. 9, 3, 4 erwähnten
verse RV. 10, 42, 11: brihaspatir nah pari. ^,asteva su prataram
(10, 42)" heisst es in dem genannten sütra, „ity nttamäm (v. 11)
uddhrityodapruta (10, 68) iti castva ya pürcnsyoddhrita tayä
(10, 42, 11) paridhäya" — der in rede stehende vers ist an
Indra und Brihaspati gerichtet und scheint einer an Indra-
Brihaspati gerichteten hymne entlehnt, um hier, da die erste
hymne (10, 42, 1 — 10) allein Indra, die andre (10, 68) nur
Brihaspati gewidmet ist, mit einem beiden göttern gemeinsamen
verse abzuschliessen. Diese Vermutung wird bestätigt durch das
vorkommen des fraglichen verses Taitt. Samh. 3, 3, 11, 1, wo
er hinter drei an Indra-Brihaspati gerichteten und RV. 4, 49,
1.2.4 wiederkehrenden versen steht, so dass die ursprüngliche
Stellung auch dieses verses mindestens als fraglich zu bezeichnen
ist. Demnach zeigt in diesem falle die „opferrecension" (um
sie so der kürze halber zu bezeichnen) wiederum einen älteren
zustand der hymne 10, 42 als die uns vorliegende (in diesem liede
mit der Qänkhäyana's offenbar gleichlautende) samhitärecension.
Dasselbe darf vielleicht mit rücksicht auf ElV. 10, 81 ge-
sagt werden. Aus ^äiikh. G, 11, 9^): ya imä vi^rä bhuvanünlti
(10, 81, 1 — 7) vaigvakarmariasya catnrthiyt parihüpya geht her-
vor, dass der 4. vers dieser hymne, obwohl gleichen metrums
mit den übrigen 6, beim opfer wegzulassen ist. In der Väj. Saiph.
17, 17—22 kehren diese verse allerdings in derselben reihenfolge
uddhritya aomasya meti caturdafa. 1 1 . aurvabhriguvad iti tiaro imbaya ity
uddhritya.
*) V. 1—5 kehren auch ^dnkh. 15, 8, 9 wieder. Der comm. zu der
oben angeführten stelle sagt nichts von belang: ayam venof coilayat
pricnigarhhii ity etad astakam süktam / näke sitpartmm upa yat pa-
tantatn ity etüm tiddhrityubhistuyät. *) Ayv. 4, ü, 3. ß, 18, 5 erwähnt
die auslassung eines verses nicht. ') Comm. ya imü—juhvad ity eramädyäs
caturthim parihüpya Mod vai^akarmaiianya pacor bhavanti.
Spuren einer älteren Iligvedarecension. 201
wieder, welche im RV. beobachtet ist, aber es ist doch fraglich,
ob die Übereinstimmung dieser beiden recensionen, zu der auch
die ^äiikh. cäkhä wahrscheinlich hinzutritt, hinreicht, um den
vers an dieser stelle als alt zu erweisen; denn in der Taitt.
Samh. 4, 6, 2 sind gerade diese verse sehr durcheinander-
gewürfelt, vers a entspricht dort dem 1. unserer hymne, es
folgen 8 andre ähnlichen inhalts (b — i) ; der 10. vers (k) ent-
spricht dem 3., der 11. (1) dem 2., der 12. (m) dem 4, der
13 (n) dem 5.; der 14. (o) dem 7., der 15 (p) dem 6. Es
könnte also auch hier die opferrecension einen älteren zustand
bewahrt haben.
Hieran seien noch einige weitere beispiele geknüpft.
^änkh. 6, 7, 1: pra devatreti (10,30) dvädarlm panhäpya;
der 12. vers ist der bekannte und mehrfach (z. b. Qänkh. 6,
3, 11) für sich allein hergesagte vers: äpo revatih.
Ib. 10, 10, ö: kv asija vlni (5, 30) iti sarvatra catasra
uttamäh (12 — 15) parihäpya^). Vers 1 — 11 enthält das lob
des Indra, v. 12—15, davon unabhängig das lob der freigebigen
Rugama's; ich halte mich für berechtigt, nach dem vorgange
^änkhäyana's, in diesen vier versen einen späteren 2), der opfer-
recension als teil der hymne noch unbekannten zusatz zu sehen.
Ib. 10, 2, 7: -hayo na vidvän (5, 46) iti/ uttame (7. 8.)
vä parihäpija^). Alle verse dieses liedes sind mit ausschluss
des 2. und 8. jagatT, diese beiden selbst aber tristubh. Nach-
dem was über die verse nähe suparnam^ äpo revatir u. s. w«
oben gesagt ist, werden wir daran, dass vers 7, obwohl in dem-
selben metrum wie die meisten andern verse der hymne, weg-
fallen kann, um so weniger anstoss nehmen, als er mit dem
seines versmasses wegen verdächtigen 8. inhaltlich eng zu-
sammengehört und beide verse, auch unabhängig von dem vor-
ausgehenden teil der hymne, im ritual bei andrer gelegenheit
Verwendung finden ^). Auffallend könnte auch hier wieder scheinen,
') Comm. crutyantara . .'i. . . stutehj devatäsamdehät. *) 5, 29 u. 30
enthalten je 15; 5, 31 nur 13 verse. Da die lieder nach ihrer verszahl in
absteigenderliniein den familienbüchern geordnet sind, (Delbrück, Jen.
litt.-zeit. 1875 nr. 49, p. 867) so muss der zusatz (v. 12 — 15) jenen Samm-
lern schon nicht mehr fremdartig vorgekommen sein. *) Comm. devä-
näm patnir iti dve vä parihüpya evam eca criäatvät. *) ^änkh. Qr. s. VIII, 6
beim patnlgraha 12) pra tavyas'itn iti jätacedas'tyam. 13) äpohisthiyäs
tisrah 14) iita no shir budhnyah crinotu ity ekä. 15) devätiäm j)atnir iti
dve, 16) räkäm aham iti dve.
Beiträge i. knnde d. ig. sprachen VIIT. 14
202 A. Hillebrandt
dass vers 2, obwohl verschiedenartigen metrums, von ^. nicht
ausgeschlossen -wird. Hierauf ist aber, wie oben bei ö, 10, 4
zu bemerken, dass die für ^änkh. massgebende recension diesen
vers vielleicht nicht kannte, oder schon die opferrecension ihn
als einschiebsei hatte, was wir in manchen fällen nicht umhin
können anzunehmen. Grössere Schwierigkeiten ergeben sich in
einigen andren fällen, (^länkh. (^Jr. s. 8, 3, 16 z. b. schreibt der
Verfasser die auslassung der beiden letzten verse der hymne
1, 89 vor und die Verwendung des letzten als paridhänTyä i).
Das sükta, wie es in der ^äkala^äkhä vorkommt, enthält nun
3 verschiedene metra: 1) Jagati v. 1 — 5, 7; 2) virätsthänä v. G;
3) tristubh v. 8 — 10. Sollte die ^äiikhäyana-recension mit ihr
übereinstimmen, so hätte, selbst wenn wir v. 9. 10. weglassen,
auch die opferrecension an dieser stelle eine sehr zusammen-
geflickte hymne. Damit würde die angäbe Agvaläyana's 5, 18,
5 : a no bhadrah kratavo yantu vicvata iti nava übereinstim-
men. Mir ist es aber sehr unwahrscheinlich , dass Ä^valäyana
in solchen fällen für die beurteilung des in rede stehenden
sütrakära massgebend ist, da er häufig in fällen, in denen
^änkh. auf den älteren bestand einer opferrecension zurückzu-
gehen scheint, sich dem textus receptus anschliesst und auch
hier, wie die Verwendung aller 10 verse beweist ä), dieses
verfahren inne hält ^). Ich möchte darum vermuten, aber auch
*) 16. ä no bhadrä iti vaicvadevasyottame cistvä nividam. 17. pa-
ridhünujottamä. *) 5, 18, 12 schliesst er mit 1, 89, 10 als paridhä-
niyävers. ') Soweit ich Äqv. für diesen zweck durch gesehen habe
(adh. IV — VII), bestätigt er zwar das oben aufgestellte princip,
weicht aber in den meisten einzelnen fällen ab. Z. b. schreibt er
weder für 10, 42 (VII, 9, 3) noch für 10, 123 (siehe s. 200 anra. 2)
die auslassung eines verses vor, auch das eben erwähnte s. 1 , 89 wird
nach ihm ganz verwendet. Es muss dahin gestellt bleiben, inwieweit
dies den abweichungen seiner ^äkhä zuzuschreiben ist. Jedenfalls
darf nicht übersehen werden, dass nicht nur seine sanihitä, sondern
auch seine Opfertradition von der anderer schulen verschieden war. Es
bedingt also die crhaltung der opferrecension einer hymne in einer schule
nicht auch die erhaltung der opferrecension in einer andern. Wenn also
10, 123 in einer kürzeren form (mit auslassung des 6. verses) beim opfer
der Qänkhäyana's noch üblich war, so konnte bei den Ä^valäyana's je-
doch schon der textus rec. lui stelle derselben gcti'cten sein. Dass aber
auch A^v. spuren einer älteren opferrec. enthält, beweist A^v. 6, 10, 19,
wonach aus KV. 10, 14, 7—12 der 9. vers (= V. S. 12, 46. A.V. 18, 1, 55,
in beiden fällen in veränderter Stellung) ausgeschieden wird- 6, 4, 10:
Spuren einer älteren Eigvedarecension. 203
nur vermuten, dass der dual uttame sich auf v. 6 u. 7 bezieht
und V. 8 — 10 bei Qänkh. überhaupt noch nicht zur hymne ge-
hörten ; dann würde die störende virätstrophe (v. 6) allein aus-
scheiden, vers 7 als Paridhäniyä folgen und damit würden bei
der bymne sich sehr klare Verhältnisse ergeben; aber ich bin
nicht imstande, diese Vermutung irgendwie äusserlich zu be-
glaubigen^). Wie dem aber sei, es Hesse sich, selbst wenn die
hymne in ihrer zusammengestückelten form schon der opfer-
recension bekannt gewesen wäre, daraus kein Vorwurf gegen die
aufgestellte hypothese herleiten. Die beispiele, welche sie be-
kräftigen^ sind naturgemäss wenig zahlreich, aber ich hoffe, dass
sie genügen, um den gebrauch mancher hymne in älterer form
beim opfer zu erweisen. Zugleich würde sich ergeben, das die
ritualbücher manches enthalten, was sie auch nach anderer als
rein ritueller richtung hin, dem Studium empfiehlt.
Breslau. Alfred Hillebrandt.
nakir indra tvad uttara (4, 30) ity uttamüm (24) uddharet. Die hymne
ist gäyatrl; v. 8 u. 24 anustubh. 5, 16, 2: imäm ü «?< (3, 36) ity tipottamäm
(v. 10) uddharet. V. 10 hat zwar gleiches metr., ist aber nach der
anukram. von einem andern Verfasser. Bezüglich 3. 37 stimmt Ägv. mit
Qänkh. (s. s. 198) überein.
^) Dercomm. zur stelle erwähnt nichts: ä no bh. ritaeo yantuvicvata
ity asya vicvadeväkhyasya süktasyottanie dve ricau cistvü nividam dadhyütl
avadhyartho nividanuvüdah uttamäh paricisya tritiyasavana iii jiräpfam /
17.) äno bhadrü ity etasya süktasyottamä vaicvadevasya castrasya p bhavati.
Lateinische dentale aus gutturalen.
Dolet „es schmerzt": lit. gelia „es schmerzt", ahd. queUan
„quälen".
Dulcis „süss" : gr. yXvAvg.
Stercus „kot" neben spiircus „schmutzig" : gr. g/xoq, otsq-
yavog ' mrtQcov Hes.
Sternuo ,,ich niese"; stej-to „ich schnarche": gr. nxaiQWy
TttCCQWfXai.
Stüdeo „betreibe": onsvöio.
Aus diesen Zusammenstellungen — denen ich als sehr zweifel-
haft noch s/^«m/m: oacp^g anschliesse — ergibt sich, dass das Latein
bezüglich der behau dlung seiner gutturale ursprünglich auf einer
linie mit dem Griechischen stand. Die lehre von der palatali-
sirung bedarf demnach rücksichtlich der italischen sprachen
einer erneuten behandlung. Als beitrag zu ihr gebe ich noch:
süiqua = ksl. skolika „ostreum" „l'Airr^ov".
A. Fick.
14*
204
Chr. Bartholomae
Zwei lieder des Zarapustra (Jasna 49, 1 — 11).
Text, Übersetzung und conimentar.
I. Jasna 49. 1 — 5.
A. Texti).
Reconstruirter text.
1.
a^ niä juua
hendtiö j9a/"re mazisto
je dus-erP'ts
kt^snusä asä mazdä
vanhul ädä
gaidi möi ä möi rapä
ahia vohü
aosö vidä manavhä
2.
a^ ahiä ma
henduahiä nämaieHi
^kaesö druguä
dbitä a6ä_ß rärisö
nöiß spentqm dorst
amäi stöi äramaülm
naedä vohü
mazdä frastä manawhä
3.
aßkä amäi
varnäi mazdä nidätem
asem sükliäi
ßkaesäi räsnianhe dru^s
tä vamh,eus
sare izia manawhö
antar vispewg
druguatö ha^mewg mruue
4.
jöi dusTiraßwä
aesmem varden ramemkä
^is hizuhls
fmiiasü afsuiantö
jaes,qin nöijß
hu^ar^täi^ vqs duz^ar^täis
Abweichungen der hdss.
1.
Sjauä; cf. Verf., hdb., §91a. 3.
2: so K 4.
2; so B und C bei Spgl.
1: so (vanuhi) C, b, c bei Spgl.
5 : arapa ; cf. v e r f., gä^ä's, s. 14.
2.
2 manaieili.
2dregjiä-,c(. verf., B.B.7, s. 187
3: soPvs; cf. verf., ebd. [f., n.
Särmo; cf. verf., gä^ä's, s.ll f.^j
[cf. verf., hdb., § 92.3)
l dreg», cf. str. 2; — 3 wruic;
4.
Zwei lieder des ZaraJ)ustra. 205
töi daeuewg dqm 3 dqn; cf. verf., hdb., § 47. 2.
ja druguatö d,aenä 2 drego; cf. str. 2.
" 5. ' 5.
aß hito mazdä
izäkä äzüitiskä
je d,aenqm
vohü särstä manawhä
äramatöis ärmo; cf. str. 2.
kasiclß asä huzentus
täisicä vlspäis
Pwarhl ^sapröl aliura
B. Uebersetzung.
1.
Der junge Bendva bedrängt mich, der mächtige, weil ich
die irrgläubigen mit der Wahrheit beglücken will, o Mazdäh.
Auf mein frommes gebet komm zu mir und steh mir bei. Durch
den frommen sinn bereite ihm den Untergang.
2.
Der erlogene ketzerglaube dieses Bendva hält mich nieder :
so lass ihn denn an der Wahrheit zu schänden werden; denn
nicht hütet er unserm volk die heilige gottesfurcht, noch ist er
vom frommen sinn beraten, o Mazdäh.
3.
In ünsern glauben ist von Mazdäh die Wahrheit nieder-
gelegt zum heil, in dem ketzerglauben aber steckt die lüge zum
verderben (der weit). Drum heische ich, dass man den frommen
sinn (=den frommgesinnten) schirme und untersage alle gemein-
schaft mit dem ketzer.
4.
Die, welche durch ihre verruchten anschlage die mordgier
und durch ihr gerede die Zwietracht schüren unter den Vieh-
züchtern, selber der Viehzucht feind ; sie, welche es nur übles zu
tun gelüstet, nicht gutes zu tun: die werden dereinst in der
Wohnung der teufel hausen , wie es die bestimmung ist für den
ketzer.
5.
Aber Mazdäh selber ist trank und speise einem jeden, der
in frommem herzen die religion der gottesfurcht wahrt und an der
20G Chr. Bartholomae
Wahrheit festhält: und die alle werden einst in deinem reiche
wohnen, o Ahura.
C. Commentar.
1.
juuß] Wollte man jauä der hdss. aufrecht erhalten, so
wäre zu übersetzen: ,, Schon lange bedrängt mich .. .".
benduö] Ich halte Bendva für den namen eines iranischen
Stammesfürsten, der dem neuen glauben des Zaral)ustra für sich
und sein land die aufnähme verweigerte.
pafre] 3 sing. perf. med zu ypar-; zur bedeutuug vgl.
Geldner, Studien I, s. 8.
(Ins- e r/ e ä] die einzig verständliche lesart, die jedoch W s t g d-
verschweigt. Vgl. erßiä vsp. 9. 4 und erße (statt cr^m) öfters.
ki^s7niso] ki^snusaifi heisst: „er sucht zu verherrlichen,
zu beglücken, zu beschenken^ gutes zu tun"; vgl. j. 45. 9:
tem nn vohü 2 ne.
maß manavha kilisnusö
„ihn will ich aus frommem herzen verherrlichen;'* — 3.32. 8:
je mas'ntwj ki^snusv
amäh'ng gaos baga J^äremm 2 gäus.
,,(Jima) der, um die menschen zu beglücken, uns mit dem
segen der Viehzucht vertraut machte"; — j. 43. 15:
miß nä pourüs 3: so fast alle hdss.
driiguatö Jiiäß kiJisniisö 1 dregu^; cf. ob. str, 2.
„nicht soll man ketzerischen leuten*) gutes tun". [Cf. ind.
pürm, pürusas.]
a*«] Man beachte, dass ^r/a/-und asa- der gleichen wurzel
entstammen. Vgl. die im II. V. häufige gegenüberstellung von
xtüm und dn-ftam.
ädä] Zur bedeutung „gebet" vgl. man j.68. 21, vsp. 4. 1,
wo vcmhuim üdqm, ferner j. 33. 11, wo:
sniotä möi merzdata mal 3: so cod. Z. Mon. 51a.
ädaiäi kahiiäikiß paMi 1 adäi.
„höret mich und seid mir gnädig, so oft ich zu euch bete";
und j. 33. 12, wo:
MS möi arsua ahura '6uzarsya\ cf. verf., gä^ä's, s. 14.
aramaitl teulslm dasna
Njjünisfa mainiü mazda
vanhuy;iia zayuö ädaiä 3 üdü.
Zwei lieder des ZaraJ)ustra. 207
„erhebe dich, o Ahura, (und komm) zu mir ; kraft verleihe
mir für meine gottesfurcht(um . . .willen), o heiligster geist Maz-
däh, und rüstigkeit für mein frommes gebet".
Im Zusammenhang mit «f/ä dürfte wohl a^rfä stehen inj. 50. 1:
ka^ möi rimä
ise Uahm auawhö
ke möi paseus
ke menä prätä visto 2: so K 11, Pvs.
atiiö asäß
ßtvaßkä mazdä ahura
azda zrda
vahista^ka mancmho 1 vahista a^ka.
„Wie wird meine seele eines beistandes teilhaftig werden?
Wer wird für mein vieh, wer für mich als Schützer auftreten?
wer anders als Asa und du, o Mazdäh Ahura, du angebeteter,
angerufener, und Vohumanah?"
van hui ädü] Bez. der instrumentalform cf. verf., hdb.
§ 241, 243?
vi da] 2. sing. imp. aor. act. zu vindaHi. Die ausbreitung
des frommen sinns (der zarapustrischen religion) hat den stürz
und Untergang des Bendva, der sich dagegen stemmt, zur folge.
2.
tiamaieitl] „hält, beugt mich nieder'', d. i. hemmt meine
prophetische Wirksamkeit. Mit dem hdschr. mänaieiU weiss ich
nichts anzufangen. Die bedeutung ,, bleiben", die man für av.
■^man- anzunehmen pflegt, ist keineswegs gesichert; tipamqnaten
in V. 5. 42, 54 heisst einfach .»abmessen" und ist denominativ
zu mqna- „mass". Meine ändrung ist eine sehr geringfügige :
Umsetzung von m und w.
JiZ:ae*ö]Das wort kommt in den gäj)ä's nur noch einmal,
in der folgenden strophe vor. Wie dort ersichtlich, bedeutet
es dem dichter auch ohne den zusatz drvguatit- schlechthin
„ketzerisches bekenntnis, Irrglaube". Das jüngere avesta kennt
diese bedeutung nicht
dbita~\ (hdss. daibita) = ind. dvifä^ wie schon Hang,
Gäthä's I, s. Iü2 gesehen hat. Der von Geldner, K.Z. 25,
s. 517, n. 13, ins dasein gerufene „betrüger" (dabtal) wird in
208 Chr. Bartholomae
seinem metier wolil noch wenig erfolg gehabt haben. Doch —
schon der versuch ist strafbar.
a^äß] gegenüber ßkaesö druguä; vgl. asem:dru^s in str.
3. Cf. Verf., gä^ä's, s. 12 n.
rärisö] 2. sing. conj. act. int. yraes-. Das intensiv mit
ia (räris^qn, rarisianti) hat dagegen passiven sinn, cf. Hübsch-
mann, avestastudien, s. 700. Ueberctcf. verf., B.B. 7, s. 186.
ärainaitlm~\ Zur bedeutung cf. R.Roth, ya^na 31, s. 21.
dorsti zu -^dar; cf. verf., hdb., § 343. 3, 345.
vohü... frastä mananha] „steht im einvernehmen mit
dem frommen sinn"; vgl. j. 47. 3:
ajß höi vastra
rama da aramaUini 3 G?-mo, cf. str. 2.
jaß hem vohü [s. 14.
mazdä frasta manawha 2 hemfraMa, cf. verf., gä^ä's>
„ihm (dem rind) hast du die erde zur weide und wohnung
bestellt, wo immer man sich vom guten sinn beraten lässt, o
Mazdäh". Vgl. auch j. 51. 11.
3.
süidiai . . . räsaia'ßhe] Vgl. j. 30. 11, wo rasö saimska
(cf. verf., Z. D. M. G. 35, s! 156 f.), und j. 51. 9, wo;
jqm Jisnütem ränöihiä da
ßwa apra sti^ra mazda
aianha lisustä aihl
ahua hü daosem dauöi 1, 2 ähuahü; — 3 da^stem.
rösaianhe druguantem 2 dreguo^ cf. str. 2.
suuaiöi asananem 1 : Bvs. snajö.
„wenn du uns in den beiden reibhölzern durch dein rotes
feuer dein Wohlgefallen zu erkennen gibst, o Mazdäh, so wollen
wir rasch mit dem blanken erz und mit dem schwert die Schul-
ter umgürten, zum verderb des ketzers, dem gläubigen zum
frommen". [Vgl. R. Roth, ya^na 31, s, 19. — Zu aiawha
^susta vgl. de La gar de, baktr. lexikographie , s. 44. — Das
hdschr. ahnahn da^siem ist unverständlich. Ich stelle ah^a als
instr. aus ahau- oder ahua- zu ind. usdj-, und hü zu ind. su,
sü\ vgl. auch j. 48. 6. Zu daosem verweise ich auf dao^a im
Zand.-Pahl. gloss., ed. Hang, s. 10. 2 und ind. dö?. —
suuaiöi ist eine infiuitivbilduug — und eine solche ist ja vom
Zwei lieder des ZaraJ)ustra. 209
Zusammenhang geboten — wieind. drsäje, cf. Whitney, gramm.,
§975; vgl. j. 36. 1, woauchdie hdss. a^^^o/ö statt «ij/a^ö/ bieten.]
ßkaesäi] vgl. zu str. 2.
sar e] sarah- oder sara- ntr. heisst hier und überall „schütz,
schirm, beistand"; vgl. unten str. 8 und 9, ferner j. 41. 6, 53.
3, 44. 1 7 ; an den beiden letztcitirten stellen steht sara- parallel
mit ästai-; cf. j. 53- 3:
vawheus ästlm matiaifahö 2 paitiästim.
asaJiiükä mazd^äskä dä^ sarem
„den beistand des Vohumanah und den schirm des Asa
und Mazdäh soll er dir verschaffen"; — j. 44. 17:
Jcapä mazdä
sarem tcarai hakä Jisma^ 1 zarem; — 2 karäni.
ästlm ^smäkqm 1 äskitlm.
„wie werde ich mir, o Mazdäh, euren beistand erwerben
und eure Unterstützung?''. [Das hdschr. zarem verstehe ich nicht;
äskitlm ist schon aus metrischen gründen unmöglich.]
ta mruue] richtet sich an die Untertanen des Bendva,
der speciell mit drugiiato „ketzer" gemeint ist.
antar .. .mruue] „interdico"; darnach wird antar karaiti
in j. 51. 1 „intercedit" bedeuten müssen.
haJimeiog] identisch mit ha^mqti j. 40. 4; acc. plur. vom
neutr. stamm ha^man- = s. säkman-^ hervorgegangen aus ar.
*sdkmän', vgl. verf., hdb., § 216 und 47.
vispe7ig'\ ist acc. plur. neutr. und steht statt des ge-
wöhnlicheren vispa. Die form ist eine analogiebildung nach der
w-declination. Es verhalten sich av. ha^tnewg : vlspmg : vlspä
wie ind. sdkmünirviscani :visvä. Uebrigens steht die form nicht
ganz vereinzelt. So noch v'ispewj in j. 28. 2; ferner vlspe-ag
und anrt'Kg in j. 45. 15:
0^ töi vUpeng
aiSreiog asaunö ä dar
„denn sie (die ketzer) tun den gläubigen alles böse an".
— Endlich, da zur darstellung des nasalvokals <^ statt cwg auch
blos e oder em geschrieben wurde (cf. verf., hdb., § 45, 47),
so kann auch h'Pre oder kißrem (so b, c bei Spgl.) in j. 45. 1
als acc. plur. neutr. genommen werden, wodurch die in meinem
hdb., s. 2U3 vorgeschlagene änderung in kißrä übei'fiüssig wird.
Die ganze stelle j. 45. 1 hat dann zu lauten:
210 Chr. Bartholomae
aß fraua^siä
nü güsoduem na sraotä
jaehä asnäjß
jaelcä düräß isaßä
nü im vispä
tcißre ZI mqzdäioliodnem 3 mazdätohö dum.
miß dbitiiem
dtts-sasth ahüm merqsiäß^)
akä varna [ — 4 varetö.
drugtui hiziiä ä varta drego, cf. str. 2; — 2: so K 5;
„nun tu ich künde, — nun höret, nun lauschet, die ihr
von nah, die ihr von ferne kommet; so beherzigt denn alle
Offenbarungen, damit nicht der irrlehrer euch um das jenseitige
leben bringe: zungenlahm werde er, der ketzer, ob seines ver-
ruchten glaubensbekenntnisses". [jaeka . . . isaßä: cf. jt. 24.
59, wo statt imiti das verbum gcisaUi verwendet ist; dass isaßa
2. plur. ist, weiss sogar die tradition, die hier einmal, gegen
die allgemeine regel in den gäpä's, ziemlich richtig über-
setzt: münik mm nazd'ik va münilc min dür harihüned. —
Die hauptschwierigkeit liegt in dam, an dem sich alle Über-
setzer den köpf zerbrochen haben, dam ist gar kein selbstän-
diges wort, sondern das praeteritalsuffix der 2. plur. med. (= i.
iCvam), das in den hdss. von seinem verbalstamm abgerissen ist,
wie es auch bei güsodüm j. 45. 1, vaedodüm j. 53- 5 im Pvs.
und äidüm j. 33. 7 in K. 5 geschah, und wie es der fall ist beim
praesenssuflix der 2. plur. med. d^i^e (d. i. diiue = i. d^ve) in
didragzoduiS j. 48- 7 und merengduze j. 53. t) (ßvs). Die folge
der abtrennung von dam war die, dass man den verbalstamm
wtjfS'f/aWjö (sigmatisch-thematischer aorist, cf. verf., hdb., §349)
in das geläufige mazdänhö veränderte. — Zu dbitlm . . ahüm
merqsiaß cf. j. 53. 6; zur form merqsiäß verf., hdb., §311. —
Zu hizuä cf. ebd., § 230; hizau- ist sowol masc. als fem. —
hiznä ä varta (oder vertö) „an der zunge werde er gehindert,
gelähmt". In ähnlicher weise wird die wurzel var- noch öfter ge-
braucht, cf. j. ü. 28, jt. 1. 28 und jt. 10- 48, wo pairi daema
väraieiti „(Mi{)ra) blendet ihr gesiebt".
4.
aesmem...ramem ka] Die gleiche zusani menstellung fin-
den wir in j. 48. 7, wo zu losen :
Zwei lieder des ZaraJ)ustra. 211
paiti remem nl aesmo ni diätqm paUi r einem
sioditem nl ae»mö dtatqm paiti siodüm
„schneidet euren hader ab und bezähmt eure mordgier".
Bez. ramem : remem vgl. hamö-.hamem. Der Roth 'sehen auf-
fassung und reconstruction dieser stelle in Z. D. M. G. 25,
s. 225 ff. kann ich nicht beipflichten.
häip' hizuhls'] „mit ihren zungen". Der dichter meint
wohl äusserungen, die seine religion verspotten oder herabsetzen.
fsuiasü afsuiantö'] Ackerbau und Viehzucht werden
von der zaraj)ustrischen religion ausdrückhch vorgeschrieben.
Die afsuiantö, die gegner der Viehzucht, sind also zugleich gegner
der wahren religion.
i;«js] ist die schwächste form zum neutr. stamm vanah-
= i. idnas-. Als verbum ist eine 3. sing. med. von -^da- zu
ergänzen, also dazde oder da'ide. vqs . . dat'de „ich richte mein
verlangen auf — " stellt sich zu mqs . . da^de „ich richte mein
denken auf — ". Die irreguläre lautgestalt unsres wortes, iqs
statt *ren>(/ aus ar. *vqs, erklärt sich durch Übertragung, cf.
verf., hdb., s. 233 n., ganz ebenso wie bei z. 7nqs in mqs vaka
daßanahe j. 9. 31 gegenüber gd. me}}g oder ) neu, welch letzteres
ausser in den von R. Roth, Yagna 31, s. 21 ff. besprochenen
stellen: j. 31- 5, 44. 8 und 53- 5 auch noch j. 28. 5 vorliegt,
eine stelle, die man bisher total misverstanden hat und mis-
verstehen musste, weil man eben, auch nur die geringste cor-
rectur vorzunehmen, sich scheute; ich lese in j. 28- 5 :
je ruötem men gaWiiem 2 uruänem statt uruätem.
vohü daide haßrä manaithä
asiskä siaoßnan,qm
vldus mazdjä ahiirahm
jaiiaß isäi taiiäkä
axiaß Jisäi aese ä asahui 2: so fast alle hdss. ; — 4 fehlt.
„der ich frommen herzens immerdar deine preiswerten ge-
böte beherzige und der Segnungen eingedenk bin, die aus deinen,
desMazdäh Ahura werken kommen: solange ich kann und vermag,
so lang will ich lehren im dienste der Wahrheit". [Spiegel
und Justi geben gairlm mit ,,himmel", im auschluss an die
tradition, die garötmäyi bietet. Aber die traditionelle Übersetzung
ist offenbar nur durch den anklang von gairim an garö dmänem
veranlasst, und augenscheinlich hat der Übersetzer die urspmng-
212 Chr. Bartholomae
liehe bedeutung von garo dmänem: „haus, heimat des lieds", wie
sie noch besonders klar dem dichter von j. 45. 8 vorschwebt,
gar nicht mehr gekannt. Ich fasse ga^rlm als acc. zu gmria-,
part. necess. , und stelle es mit aiici guirt'ä in j. 11. 17 ^) zu-
sammen, das gleich ind. ab'igüriä R. V. 2. 37. 3 zu setzen, vgl.
auch ind. sa7n pragirja und jvatigirja im Ait. Br. So heisst
also gairia- „recipiendus"oder „laudandus". — Dieändrung
von uruänejn in uruätem ergibt sich nach dem allen von selbst. ] —
Ich konstatire übrigens hier, dass neben meng^ bez. mqs
+ -^dä- auch manu + -^da- vorkommt; was man bisher übersehen
hat. Cf. j. 48. 4:
je daß manö
vahiö mazdä asiasicä
hm d,aetiä 2 daenqm.
siaopnälcä vafcanhälcä
ahiä zaosewg
ustls varneng luiJcaHi 1 usus,
janü ^ratä 1 ßwami.
apemem nanä awhaß
„wer sich, o Mazdäh, überlegt, was das gute und was das
üble ist, der wird in seinem denken, handeln und reden sich
dess befehlen, geboten und glaubenslehrenanschliessen, nach dessen
willen sich allerorten das ende gestalten wird", [d^ama''): an
der parallelstelle steht statt dessen geradezu mawaw/jä, cf. j. 53- 2:
aß höi skanfü manawhä 1 aß/cä.
u^ääis siaoßnäiskä
^snüm mazd^ä vamäi ä 2, 3 : so K 4, 9.
frßorß jasnqstcä
„sie sollen sich anschliessen in ihrem denken, reden und
handeln an seinen, des Mazdäh, willen und gottesdienst, gläubigen
herzens, ihm zum preis". — Ein anderer synonymer ausdruck
dafür ist sa§an- ntr., in sasqn acc. plur., vgl. sasaßä j. 30.
11; cf. j. 51 1:
vahistä istis sräui zaraßnstrahiä 4 zaraßHsfrahe.
spitämahiä jezl hol d,äß äiaptä
asäß halcä ahurö [i'ew*
inazdä jatyd visjKii ä huy,anhuui-
ja4}kä höi daden sasqn 3 daben; — 4 sasqnkä.
d^aenajä vanhäiä uJiääsianfmälcä 2 vamthj[d. »)
,;das herrlichste los, so rühmt man, ist dem Spitama Zara-
Zwei lieder des Zarapustra. 213
pustra beschieden: denn ihm fürwahr wird Ahura Mazdäh als
lohn für seine gerechtigkeit seliges leben für alle zeiten ver-
leihen, und so auch denen, welche seines frommen glaubens
gedanken, worte und werke erfüllen". — jaml ^ratä sta.it jehiä
^ratä, wie öfters. — Zu 7ianä cf. ind. ndnä.]^)
"Wie sich nun neben inqsi-ydä- auch 7nano+ydü- findet,
so lässt sich neben tqs + ydä- ein vanz (oder vane) + ydä-
denken; ich vermute, dass dieser letztere ausdruck in j. 51. 20
gestanden habe, wo ich lese:
ta^ vane hazasänhö 2 vene od. ve ne.
vispäwhö daidiäi sauö
asem vohü mananliä
„darauf richtet alle einmütig euer streben, das heilige recht
zu stärken durch fromme gesinnung".
huiiarstäis . . . dusuarstäis'] Bez. des instrumentals cf.
die folgende str.
da eil eng] gen. plür. = i. deväm R. V. 1. 71. 3 etc.; vgl.
verf, hdb., § 47 und 238. Ein andrer gen. plur. mit ^ ist
starem j. 44. 3, wie Geldner, Studien I, s. 46, n. 2 richtig
gesehen hat; vgl. die Variante stre^ C, c. bei Spgl.
dqm] loc. sing, zu dam- ,,haus", cf. verf, hdb., § 47 b
und 221. So auch j. 48- 7:
a^ hol dämqn
pwaihl ä dqm ahurä
„deren Wohnungen werden in deinem hause sein, o Ahura".
Als verbum ist hier und an obiger stelle anhen zu ergänzen,
vgl. unten str. 5 u. 11.
5.
Izäka ä2ü*tts^ä] Zur bedeutung vgl, man v. 9. 53. Auf
die Zusammengehörigkeit von izä- — oder /?«-; die Unsicherheit
in der quantitätsbezeichung der i- und u-vokale ist ja bekannt —
mit ind. idä-, /te-, irä- „labetrank, trunk" habe ich schon ar.
forschungen I, s. 21, n. 4 hingewiesen.
särstä] zu sare, cf. str. 3.
asä huzentus] Vgl. den synonymen ausdruck Oi'ä /i?^Ä/ja/J«
j. 32. 2, aM husha^äiem j. 46. 13.
täis/cä visjiäis] Ueber die eigentümliche venvendung der
instrumentalformen auf -äis als nom. oder acc. plur. vgl.
Hübschmann, zur casuslehre, s. 265; zu ergänzen ist awhen
214
Chr. Eartholomae
wie in str. 4. Allerdings könnte man ja täis v'ispäis auch als
comitativ fassen, müsste aber dann eine 1. sing. (awJia) er-
gänzen, was denn doch recht hart wäre.
II. Jasna 49. 6 — 11.
A. Text.
Reconstruirter text.
6.
frö vä isiä
mazdä^asemlcä mrütaie
ja ve ^rateus
^smäkahiä a mananhä
ers vlUicUüi
jo^ä i sräuaiaemä
tqm d,aenqm
ja ^smäuatö ahurä
7.
ta^ha vohü
tnazdä sraotü manaskä
sraotä asem
güsahuä tu ahurä
ke ah'iSmä
ke haetus dätäis awha^
je verzenäi
vawhuhn d,äß frasasilm
8.
fras,aosträi
ruazistem asahiß du
sarem ta^ pwä
mazda jäsa ahurä
maihiäkä jqm
vawhäu pwami ä ^saßrüi
jauöi visjiäi
fr,a€{ttui9hö änhüjiü
9,
sraoß ü säsnä
Abweichungen der hdss.
6.
3 fraesiä\ cf. ver f., gä^ä's. s. 14.
3 mrüite.
3 manawha.
2 asä.
2: so K 9.
8.
1 uruuzistqm.
2 änhämä.
1, 2 sraotü.
9.
Zwei lieder des Zarapustra.
215
fsenghiiä suue tastä
nöi^ ers-takä
sarem dadqs drugml'te
jaß d,aenä
vahiste jügen mlzde
asä ju^tä
jfäJii gäm,äspö
10.
ta^lcä mazdä
pwanü ä dqm nipäiohe
manö vohü
runaskä asaon,<^m
nemasTcä ja
äramaüis Izäkä
mqzä Jisaprä
vazdawhä anemluä
11.
aß dus-lisaßrtmj
dus-siaopmwj duzualcanhö
duzd,aene73g
dusmanawhö dricguato
akäis harßüis
pa*ti ruuqnö je^nfi
drügö dmäne
haipiß awhen astaiö
1 fseraghnö ; — 2 suie ; cf. v e r f.,
[hdb., § 92; — 3 tasfö.
3 dreguätä; cf. str. 2.
2 de g'umaspii.
10.
1 armo', cf. str. 2.
2 auemirä.
11.
2 dregno, cf. str. 2.
dpaitijo; cf. verf., gä^ä's, s. 14.
B. Uebersetzung.
6.
Euch, o Mazdäh, flehe ich an und den Asa, kund zu tun
eures geistes eigenste gedanken: auf dass wir genaue Unter-
scheidung treffen können, wenn wir, o Ahura, euren glauben
predigen wollen.
7.
Und das, o Mazdäh, höre Vohuraanah, das höre Asa, ver-
niram es du, o Ahura I „Wer ist der freund, wer der verwante,
der bestimmt ist, der gemeinde die gute lehre zu verkünden?"
8.
Dem Frasaostra gewähre — darum bitte ich dich, o Maz-
216 Chr. Bartholomae
däh Ahura, — den sichern schütz und halt des Asa und mir:
so wollen wir beide eurer guten herrschaft immerdar treue an-
hänger sein.
9.
Es hörte auf die zur förderung des feldbaus erdachten
lehren der streitbare (fürst) Dzämäspa; dem wahren glauben zu-
getan gewährt er dem ketzer keinen schütz mehr. Wie sich die
Seelen (der frommen) mit dem besten lohn verbinden werden,
so hat sich er mit dem heiligen recht verbündet.
10.
Und nun, o Mazdäh, vertraue ich auf dich, dass du den
frommen sinn (den frommgesinnten) und die seelen der gläu-
bigen, die demut, gottesfurcht und andacht schirmen wer-
dest mit starker herrschaft und unerschütterter macht.
11.
Aber den ketzern, die schlechten fürsten dienen, und schlecht
sind im handeln, reden, glauben und denken: — mit abscheulichen
speisen werden (dereinst die teufel) ihren seelen entgegenkom-
men im hause der lüge, wo sie immerdar wohnen werden.
C. Commentär.
6.
mrütaie] Die hdss. haben mrüite statt mrrdäe, d. i. mrü-
taie nach der bekannten törichten Schreibweise; cf. verf. ,
hdi)., § 93. Vgl. auch j. 30. 4, 34. 1.
manawhii] unregelmässige form des nom. - acc. plur. statt
manu; sie ist der a-deklination nachgebildet und entspricht so-
mit völlig dem altslavischen slovesa; vgl. auch Büc heier -
Windekilde, declination, s. 40 und Lanman, journ. of the
Am. As. soc. 10, s. 554 f., wo indische analoga beigebracht
werden. — Als acc. plur. ist maiiawhä wol auch in j. 33- 6 zu
fassen, wo:
je zaotä aM erzus
huö manieus ä vahi^tüjß kaiä
arhü^ axiä manawlUi
jü verzieidiäi mantä västriiä 2: so K 4.
tä töi iziä ahurä
mazdä darstöisicä hemparstdisfcä
Zwei lieder des Zara|)ustra. 217
„ein wahrhaft rechter priester will ich in bester absieht
dessen gedanken erforschen, der den gedanken fasste, dass man
feldbau treiben soll: druni; o Ahura Mazdäh, wünsche ich dich
zu schauen und zu befragen", [kaiä „ich sehne mich nach — " ;
vgl. käJinar in j. 44. 13, wo ich lese:
ta^ pwä persä
ers möi vaokä ahurä
l'apä drugem
nls ama^ ä näsämä 4 nisnäsämä; vgl. verf., gä^ä's,
teKC/ ä auä [s. 14.
jöi asrusiöis pernärihö
nöi^ asahiä
akll jemtl hakenü 1, 2 ädimeinti; — 3: so K. 4.
noi^ frasiiä
varoheiis haJinar manawhö
„danach frage ich dich, — tu mir rechte künde, o Ahura — :
wie werden wir die Drudz (d. i. die lüge und die teufelin der
lüge) von uns vertreiben, hinweg zu denen, die von unbotmässigem
sinn erfüllt sich nicht um die freundschaft (ÄaÄ:^/<ä= ar. *Sö'Ä;öf«ä^
vgl. str. ö) mit Asa sorgen (vgl. den gebrauch von ind. a(f/ eti;
ädi und aidl sehen sich in der originalschrift sehr ähnlich) noch
sich nach dem einvernehmen (cf. frastä in str. 2) mit Vohumanah
sehnen". — amä^ steht für ahiä; aihäjß niancmJtä sva. aniqß
matä mancmhä. — darstöis und hemjMvstöis fasse ich als in-
finitive ; wie in der indischen infinitivbildung neben den dativen
auf -täte genitive auf -tos vorkommen, z. b. gdntus neben gän-
tave, so im avestischen neben den dativen auf -täte, geschr.
-tee , genitive auf -töis-, solche infinitive sind auch cmajjostöis
j. 44. 4 und rentöis j. 46- 4, wo allerdings die ablativische
bedeutung noch deutlich hervortritt.]
ers vitiidiäi] nÄmhch: vahiö asiaskä (j. 48. 4, vgl. j. 31.
5) oder cahio akemicä (j. 30. 3), bzw. däßemka adüpemkä (j. 46.
17) oder da^mg adäpqska (j. 46- 15); d. i. „das gute und
böse", bzw. „recht und unrecht".
ve . . ,^srnakahiä~\ Der doppelsetzung des pronomens 11.
person suchte ich in meiner Übertragung durch „eures . . . eigenste"
gerecht zu werden.
?1 ist auf das folgende daenqm zu beziehen; vgl.ind. *, im.
Ich mache darauf aufmerksam, dass die Stellung: conjunction
Beiträge z. knnde d. ig. sprachen VUI. 15
218 Chr. Bartholomae
+ i (ivi) -i- ... cäsur + accusativ des durch i (im) vorweg an-
gedeuteten nomens im indischen ihr genaues pendant hatj cf.
R.V. 5. 32. 5:
jdd Im suhsatra prdVftä mddasja
jiljutsantam iämasi harmije ^ah.
ja Jismäuatö] „welche des euren (ist)"; vgl. j. 33. 8:
jasnem ^smäuato , j. 46. 10: ^smänatqin vamäi ä, j. 29. 11:
räiöis jüsmäuatqm ^^).
7.
manasfca . . .asem] Ohne diese correctur hängt alles in
der luft. Die 3. pers. sing, (sraotü) beim vocativ (mazdä) ist
mir nicht nur „einigermassen auffallend", sondern ganz undenk-
bar. Zudem kommt ja Ahura Mazdäh nochmals vor, und dort ist
ganz richtig der vocativ und die 2. pers. sing, zusammencon-
struirt. — Die trias: Ahura Mazdä, Vohumanah und Asa wird
auch anderswo angerufen oder zusammen genannt, z. h. j. 28.
4, 34. 6, 50. 1, 53. 3. — Dass kä hinter dem ersten glied der
reihe steht, ist nichts aussergewöhnliches, cf. j. 34. 5: ^saßrem/cä
Istis „herrschaft und besitz"; j. 34. 6: jazemnasicä . . . stauas
„lobend und preisend" ^i).
dätäis ü'nhajß'] wörtlich: „(wer) ist den bestimmungen
gemäss der (welcher) — ".
verzenäi'] Geiger, ostiranische kultur, s. 427 n. macht
den vergeblichen versuch av. verzena- von ind. vxijäna- loszu-
reissen. Inj. 35. 8 heisst rer^öw«- geradezu „umhegung, schütz"
und steht parallel mit saire, cf. amhiä ä^ saire a5ahiä verzens
„im schütz und schirm des Asa". Dazu ist z. sah-e verzanS
V. 15. 17, 20 zu vergleichen, was wohl „innerhalb des dorffriedens"
bedeuten soll. Zu j. 36- 1 : äpro verzena vgl. man U.V. 1. GO.
3: mdctugiJumm (agnim) . . jcim ftvigö vfgdnP mdmisasah . . .
(jl'gananta. Geiger freilich sagt: „Diese grundbedeutung (näm-
lich ,;Umhegung") lässt sich bei ir. verezcna- nicht annehmen.
da varez- immer nur »arbeiten' heisst". Aber, frage ich dagegen,
ist es denn erwiesen oder notwendig, dass verzena- zu verzieHi
^^EqyüttTai"- gezogen werden muss? — Vielleicht hängt vj-gana-
=a verzftia- mit lat. volgus zusammen. — Womöghch noch ge-
waltsamer als die auseinanderreissung von ind. vrgäna- und gd.
Zwei lieder des Zarapustra. 219
verzena- ist die von gd. verz^na- und ap. vardatia-, das man
statt dessen zu -^varct- „vermehren" stellen wollte.
8.
fras^aosträi . . .maihiäkä^ Die antwort auf die in der
7. Strophe ausgesprochene frage wird nicht direkt gegeben^ lässt
sich aber aus der 8. strophe erschliessen. „Frasaostra und ich;
ZaraJ)ustra, sind die verküodiger eurer lehre; dafür müsst ihr
uns aber auch euren schütz angedeihen lassen". Diesen Zusam-
menhang zwischen strophe 7 und 8 hat schon Hang erkannt;
cf. gäthä's n, s. 175. Vgl. j. 28. 9.
ruazistem . . . sare7n] Geldner, Studien I, s. 46 n.
will das hdschr. uruäzistqm beibehalten und dafür sarcm als
acc. fem. fassen. Aber der Übergang von neutr. as- {ah-)
Stämmen (sarah-) in die femininale ä-dekhnation ist mir sonst
noch nicht vorgekommen; vgl. La n man, joum. of the Am.
As. soc. 10, s. 553 f. — Bez. der bedeutung von ruazista- vgl.
man Geldner, a. a. o., s. 42 ff., wo jedoch richtiges mit falschem
gemischt ist. — Zu sarcm vgl. str. 3.
jqm] Dass in diesem wort eine grosse Schwierigkeit stecke,
ist keinem der frühereu Interpreten entgangen. Ein acc. sing,
fem. des relativpronomens ist auch dann nicht zu brauchen,
wenn man sarem als acc. sing. fem. fassen wollte. Ich nehme
jqm als acc. sing, zu dem mask. thema jVm-, dessen nom. jaos
oder jaus lautet ; cf. 46. 18 :
je maihia jäiw 3 jais oder jaos.
amäi asklß vahista
mahj[ä isföis
vohü Uöisem manavhü
qsteng anmi
je nä qstä daidltä
mazda asä
värem Jismäkem ^snaosemno
ta^ mni Jirattus
tnanawhasfcä vilcipem
„Wer an mir (Mazdäh spricht) festhält, dem verspreche
ich gnädigen sinnes das allerbeste aus meinem schätze; aber
wehe (drohe) ich dem, der uns wehe bereitet". — „0 wahrer
Mazdäh, deinen willen zu erfüllen, das ist meines (ZaraJ)ustra
15*
220 Chr. Bartholomae
«
spricht) Verstandes und herzens beschluss". [cisteng: acc. plur.
zu qsta- masc, cf. qstqs/cä j. 44. 14^2), und (fstä: loc. sing,
zu qstai- fem., gehören mit awra- (d. i. ar. *as^rd-) zusammen^
wie aus j. 43. 15 hervorgeht, wo ydä- mit awra- verbunden
ist, wie hiermit qsta-; vgl. oben str. 3; mit qzö =i. qhas haben
sie keine verwantschaft.] — Der acc. jqm stellt sich zum nom.
jäus oder jaos wie gqm (== ind. gdm) zu gäus (= ind. gäus)
oder gaos.
fi', (lest an ho] gehört zu inA. presia-, nicht zu griech. TtXsi-
OTog. Zur bedeutung vgl. P.W. s. v. j>ry«-, wo 1 c) „etwas
liebend, anhänglich an (loc), geneigt".
am hau all Das perfect hat intensiven sinn: ,,wir wollen
sein und bleiben". Der dual ist notwendig, er bezieht sich auf
Frasaostra und Zara|)ustra. Vgl. j. 46. 16:
fras,aosträ
aßrä tu ardräis idi
huuoguä täis 1 hun gun
jewg usuahi ustä stöi
jaßrä asä
ha/ca'te äramaitis 2 ärim, cf. ob. str. 2.
ja^rä vauheus
mancwhö Istä Jisaprä
japrä mazdä
vardmqn saeUi ahurö 1 varedemqni; — 2: so K 4.
„0 Frasaostra Huvogva; hierher komm mit jenen dienern,
die wir dem volk zum teile auserwählt, (hierher), wo gottes-
fürchtiger sinn an der walirhcit festhält, wo des frommen sinnes
erwünschtes reich aufgerichtet ist, wo Mazdäh Ahura wohnt zum
Segen" [vardmc^n ist infinitivischer Iccativ, cf. verf., hdb. §215
und 47; der bedeutung nach =ind. vrtfe].
9.
Die schwierigste Strophe im ganzen lied. — Nachdem der
dichter für sich und Frasaostra versprochen hat das proplieten-
amt der neuen lehre zu übernehmen, geht er zu einer rühmen-
den anerkennung des Dzämäspa über, welcher sich als einer
der ersten unter den iranischen stammesfürsten '3) zum neuen
glauben bekannte und somit selbstverständlich zu dessen Ver-
breitung wesentlich beitrug.
Zwei lieder des ZaraJ)ustra. 221
srao^u] Das hdschr. sraotä ist durch strophe 7 veran-
lasst. Es ist notwendig in Übereinstimmung mit jii^tä eine 3. pers.
des praeteritums herzustellen.
fsewghiiä suu§ tastä] Die hdschr. lesung fstnghiö suie
tasto lässt sich zwar mit der satzconstruction , nicht wohl aber
mit dem gedanken der strophe in einklang bringen. — Zu
fsenghiiä ist vohä väsfriiä j. 29. 1 zu vergleichen. — Der Ver-
bindung säsnä . . . tastä ganz ähnlich ist ind. stomd . . . tasto R.
V. 1. 171. 2, tastdn mänträn ß.V. 1. 67. 4, — Will man nicht
fsenghiiä suue verbinden, so muss man fsenghiiä — als acc. plur.
fem. auf s«^«« bezogen — lesen, was den gleichen sinn ergibt : „die
auf den feldbau bezüglichen — ".
ers-vakä] Ich fasse ers-vakah- „wahre worte sprechend,
wahrhaftig** in seiner gegenüberstellung zu driiguant- als ein
synonymon von asauan- „wahrhaftig" (und insbesondere) „recht-
gläubig", das dem drugitant- gewöhnlich gegenübersteht; vgl.
verf., gä^ä's, s. 12 n. — Ein ähnlicher Wechsel im ausdruck
findet sich auch jt. 19. 96 und j. 60. 5, wo, wie sonst asem
und druJis (cf. oben str. 3), so arsu^ctem väJis und mißaoJitö
vä^s gegenübergestellt w^erden. An der letztcitirten stelle lesen
wir hinter {rahü^ ami nmätie . . .) arsii^ctö rä^s mißaoJitem väkim
noch die worte asa drngim; ich halte dieselben lediglich für
eine erklärende glosse zu den vier vorhergehenden worten, die
späterhin in den text geraten ist. — Wie ers-vakah- ist auch
erzu^da- in j. 44. 19 zu fassen, cf. :
taß ßicä persa
ers niüi vaokä ahurä
jas ta^ mizdem
hanente nöi^ d,äite
je y» amäi
erzu^ääi tiä d,äite
kä tem ahiä 2: so A. bei Spgl.
mamis anha^ po»ruiie 3: so(paouru0) bc bei Spgl. i*)
viduä aiiqm
ja Im ainlia^ apemü
„darnach frage ich dich, — tu mir rechte künde, o
Ahura — : wenn jemand einem den lohn, den dieser verdient hat,
verweigert, wenn er ihn einem gläubigen verweigert, welche
strafe soll ihn zunächst dafür treffen? die kenne ich, die ihn
am ende treffen wird".
222 Chr. Bartholomae
noiß särem.. .dadqs clruguäHe] cf. str. 3. Wer im
gebiet des Dzäraäspa dem neuen glauben nicht huldigt, dem
wird der schütz entzogen.
Jaß . . .julitä] Ich vermag nur einen vergleich darin zu
sehen, der allerdings nicht unbeträchtlich hinkt, doch mehr in
der deutschen Übersetzung, als im original, da hier das verbum
in beiden sätzen das gleiche ist. Lat.: velidi animae optimo
jungentur praemio, (sie) veritate junctus est {veritati se conjun-
xit) Fr. Auffällig ist, dass die wurzel jaog- einmal mit loca-
tiv und einmal mit instrumental verbunden erscheint.
vahisie .. .mlzde] mizdem geht gewöhnlich auf die be-
lohnung beim ende der weit; vgl. j. 34. 13, 46. 19; 51. 15 und
43. 5, wo:
spentem aß ßwä
mazdä mewghi ahurä
jaß pivä awheus 2: so Pvs.
zqßöi darsein pouruiiem
jaß da staoßnä
mizdauqn jäkä u^ää
akem akai
vamhuim a^im vawhaue
Pwä hmiarä
dämöis ruaese appme
„dich erkannte ich als den heiUgen, o Mazdäh Ahura, als
ich dich erschaute als den ersten bei der entstehung der weit,
wie du für die taten und worte den lohn festsetztest — böses
dem bösen, aber seelige wonne dem frommen — in deiner Weis-
heit, der ihnen am letzten ende der Schöpfung werden soll".
[mizdatiqti ist acc. plur. neutr. zu mlzdavan- „j^raemio prae-
ditus"-; cf. verf., hdb., § 216J. — Der „beste lohn" ist das
paradies.
j,ähi] Das adjektiv j/lhin- scheint in der tat „streitbar,
kriegerisch" zu bedeuten. Es kommt nur mehr j. 46- 14 vor als
beiwort des Vistäspa, der wie Frasaostra ein stammesfürst war. —
Wenn jäJiin- „streitbar" bedeutet, so muss jäh- mit streit über-
setzt werden; vgl. jt. 11. 3: arsuJiäö väJis jnhi ri'rßrag'fistetnö
„ein wahrhaftiger spruch, der siegreichste im streit"; ferner
j. 30. 2:
parä maze j,äwho
Zwei lieder des Zara|)ustra. 223
„vor dem grossen kämpfe'^; nämlich bei der auferstehung. —
Ungefär gleichbedeutend mit jähin- ist jäskert-.
(jäm,äspö] Der nom. statt des vocativ ist unbedingt not-
wendig, vgl. j. 51. 18 bei Wstgd. — Die hdss. haben vor
gämo überall de (auch de, dl oder dae geschrieben), cf. j. 46.
17, 49. 9, 51. 18. Spiegel, Z. D. M. G. 36, s. 614 „weiss
nicht, was mich veranlasst haben mag, dieses unschuldige
wörtchen (in meinen gä^ä's) zu beseitigen, welches metrisch
geboten ist und dadurch ersetzt werden soll; dass mang funäspa-
viersilbig liest". Aber nach einem ausnahmslosen gesetz der
gäf)ämetrik: „In der komposition zusammenstossende aus- und
anlautende vokale sind getrennt zusprechen" (vgl. verf., gä^ä's,
s. 5 f.) m u s s eben gämäsjia- viersilbig gelesen werden und dann
bleibt für de kein platz mehr. Uebrigens bemerke ich, dass
der nom. sing. masc. einer wurzel dali- {danh-), gleichviel wel-
cher bedeutung, doch nicht de^ sondern nur da lauten könnte.
10.
Der gedankengang ist: „Ich und Frasaostra haben deine
(Ahura's) botschaft verkündigt. Dzämäspa hat sich sammt
seinem volk zu ihr bekannt. Nun musst du aber auch alle gläu-
bigen in deine hut nehmen".
Pwaml ä dqm nijiäwlie] wörtlich: in te ponam tutari
(i. e. id hderis).
Pirarhi~\ eigentlich loc. sing, des pron. poss., vgl. ind. tve,
jenes nach der pronominalen, dieses nach der nominalen flexion
gebildet. Vgl. str. 5, 8.
ä c?^m] Vgl. ind. sam + ä +-^dä-.
tiipäwhe] Infinitiv. Was die bildung anlangt, so möchte
ich lieber annehmen, dass sich die form aus dem sigmatischen
aoriststamm + e als aus der wurzel jj« — f- se zusammensetzt.
Zu vergleichen ist ind. iqja prakse R.V. 5. 47. 6, ebenfalls eine
bildung aus dem sigmatischen aorist. — Auch in j. 28. 12 und
jt. 8. 1 wird päwhe als infinitiv gefasst werden müssen, obwohl
hier auch an erster stelle eine 1. sg. conj, aor. sigm. med., an
zweiter eine 2, sing. conj. praes. med. gut am platze wäre.
Allein "v/p«- wird im avesta sonst nur activisch flektirt, wie im
indischen; doch vgl. ap. pajauvä.
224 Chr. Bartholomae
Izäkä'] Geldner, Studien I, s. 64 ff. stellt gd. izä mit
ind. ihd- gleich. Als „verrannter" grammatiker muss ich ener-
gisch (Iza nach G.) dagegen protestiren. Ein z des gäj)ä-dia-
lekts steht niemals einem indischen h gleich; sein etymolo-
gischer wert ist vielmehr: 1) ar. rd, cf. verf., hdb., § 135; vgl.
äf 2/5 gegenüber mdi. ärdrds; — 2) ar. 2^, cf. verf., a. o., §171;
vgl. dibzaidißi gegenüber ind. dipsati; — 3) ar. z, cf. verf.,
§ 172; vgl. didergzö, dldergzodne (ind. didrksati), mimagzo, aogzä
ogzcmtiamneni{?); — 4) ar. z, z und zwar a) = idg. gi vor
medien, cf. verf., §174; vgl. merzdätä, mey'zdikäi {ind. m^dikam),
üzdtäi (zu ind. asnzti), ^raozda^ (zu ind. krösati), gerzdä (zu
ind. gdrhate), ßivarzduem (zu z. ßiversaiti), inerqzdmi (zu ind.
märgmi), vazdrewg (zu ind. vähati), vlzh^o (zu ind. visas); -ß)
= idg, z oder z nach /, u und r, cf. verf., § 172; vgl. slz-
dianino (zu ind. sisas R.V.), mlzdem, mizdanqii (zu ind. inl(^-
vän)^ voizdaß, voizdiäi (zu ind. vivesmi), diizdä, duzdaenewg^
duzguäöis, duzTiakawho, duzuarnäis, diiziiarstäis, duzuarsnawho
(cf. ind. düddsr, dnrfje, durgdjas, diirväkas), hüzd^Tti, jüzem,
jaozdä (zu ind. Jos), ^raozdistewg, erzgls, erziüidäi. Gd. Izä-
kann also nur auf ar. izä oder Izä- zurückgeführt werden ; ind.
ihd- aber, d. i. ar. Izd-, müsste im avesta *izä- lauten, und
Geldner selbst teilt uns ja auf s. 69 mit, dass das zu ind.
ihd- gehörige verbum l'hate im avesta genügend belegt sei; es
lautet aber izieiti, iziä etc. und nicht izieiti. Wer in unsem
tagen die etymologische identität von gr. d-Bog und lat. detis^ die,
von ihrem uugefärcn gleichklang abgesehen, „begrifflich gewiss aufs
allerengste zusammengehören", ohne weiteres als eine selbstver-
ständliche behaupten wollte , würde mit recht den spott aller
Sprachforscher auf sich laden. Was aber auf dem gebiet der
übrigen indogermanischen sprachen nicht erlaubt ist, das ist
auch auf dem iranischen nicht erlaubt, und solche aufstellun-
gen, nach denen aus allem alles möglich erscheint, können nur
dazu dienen, die iranische philologie in den äugen der ver-
ständigen zu discreditiren : dass das aber nicht Geldner 's
absieht sein kann , liegt klar zu tag. — Uebrigens ist die
begriffliche Zusammengehörigkeit von ind. Ihd- und av. Izä-
keiueswegs erwiesen. Ich stelle vielmehr av. 'tzä- zu ind.
lld (R. V. 8. 39. 1), id^, ttte — wegen der lautlichen Ver-
hältnisse cf. oben str. 5 — und gebe ihm die bedeutung „an-
dacht". Vgl. j. 50. 8:
Zwei lieder des Zaral)ustra. 225
ma^ vä padäis
ja frasratä Izam
pairi- gasäi
mazdä ustänazastü
aj^ vä asä
ardrahißkä nemawhä
a^ vä vanheus
manarohö hunertätä 2 hunaretäiä-, doch vgl. Pvs.
„euch nahe ich mich mit Hedern, die der andacht ent-
sprungen sind, die hände zum gebet erhoben; euch nach dem
brauch und in der demut eures dieners, euch mit der ergeben-
heit des frommen sinns'-. [w«/ will Geldner Studien I, s. 6-4,
weil es an die spitze gestellt ist, nicht als praeposition = ind.
smdd gelten lassen, sondern als genitivisch gebrauchten ablativ
des pron. I. pers. fassen; er übersieht jedoch, dass ind. smdd
bei ISmaligem vorkommen zwölf mal an der spitze eines pada
steht, darunter einmal an der spitze des ersten (R. V. 8- 26.
9), einmal an der spitze des dritten (R.V. 8. 18. 4). — ja
frasrütä Izaiä „welche aus andächtiger Stimmung herausgedichtet
sind''. — hunertätä statt für himertcUätä, cf. verf., hdb. §69. 3].
Neben izä- findet sich auch i?- = ind. td-(lld). Cf. j. 70- 4: ja^a
iza väkim näslma japa {vä) saosiantö daTiiunqm suiaunia väkim
barente) „auf dass wir in andacht das wort vernehmen, wenn die
retter der gauen helfend ihre stimme vernehmen lassen". So wohl
auch in j. 51. 1 (Izäklß asä^ vgl. j. 50- 8. Izaiä . . . asä), eine
stelle, die ich noch nicht im stände bin zu übersetzen.
Wir haben somit den artikel izha in Justi's hdb. ungefär
so zurecht zu stellen; tz-, f. „andacht"; = i. id-: j. 70. 4.
51. 1. — 1 l?ä-, f. dass.: j. 38. 2, 49. 10, 50. 8, 68. 21, jt. 19.
94. — 2 izä- (vU. izä-), f. „labetrunk, trank, labe"; = i. idä-,
irä-: V. 9. 53 ff., 49. 5. — Die bei Justi unter izha aufge-
führten formen Izhem und izhäi sind vielmehr Izim (j. 41. 3,
so Pvs, Bvs), bzw. Iziäi (j. 40. 3, so P 6, K 9) zu lesen und
zu stellen unter: Izia- (vll. izia-) adj. 1) „labend, stärkend":
j. 40. 315), 41. 3; 2) „erquickt": vsp. 12. 4; vgl. ind. idavant-.
mqza'] instr. sing., mit maze^ inazoi, mdi.mahds, mähe zu-
sammengehörig. Die flexion war ursprünglich eine abstufende.
Die starken casus wurden aus der Stammform mqz- = ind.
inqh-, die schwachen aus maz- = ind. mah- gebildet. Der instr.
itiqzä gegenüber ind. tnahd hat seine nasalirung aus den starken
226 Chr. Bartholomae
casus bezogen. — Dieselbe form ist wohl auch in j. 43. 12 her-
zustellen, wo mqzä rata (= ind. mahd räjä) statt des hdschr.
m<j[,zäraj[ä zu lesen ist^^).
ane7niuä^ Das hdschr. auemirä oder auB mira, aue mirä
ist mir durchaus unverständlich, ebenso wie die traditionelle
Übersetzung: mön minisno avo hüdäih va ävärün frod mürd
jehvüned älgas apagaielie jehvrnied „dessen sinnen auf herrschaft
steht und dabei ungerecht ist, der stirbt, d. h. es wird ihm a/)rt</aj;f Äe
(Untergang) zu teil". Eine ganz wackre moralsentenz, von der
aber leider im Originaltexte kein wort enthalten ist. — Ich
lese anem'mä, cf, ind. anamivd-. Wenn wir uns denken, dass
das avesta vor seiner Umschreibung in die zendschrift in der
Schrift des bücherpehlevi aufgezeichnet war, bietet diese ändrung
nicht die geringste Schwierigkeit. Ueber e cf. verf., hdb., §6.
11.
Das gegenstück zur 10. strophe. — Während der gläubige
fürst Dzämäspa und seine gläubigen Untertanen für alle zeiten
den schütz des Ahura Mazdäh geniessen, wird den von den
ungläubigen fürsten beherrschten ketzern am ende der tage die
schlimmste pein zu teil werden.
diis-Jisapreng'] Das adjectiv dm - ^saßretsg kann natür-
lich sowohl ,, schlecht herrschend" als , »schlecht beherrscht" be-
deuten. Es ist hier gewiss die zweite bedeutung vorzuziehen;
leicht könnte man darin den versteckten ratschlag sehen, das
joch solcher herrscher abzuschütteln. So werden in j. 48. 10
die Untertanen der diis-^saßrä (der ungläubigen fürsten) ge-
radezu als die von ihren herrschern verführten hingestellt. Cf.
j. 48. 10:
kaß mazdä mqtn 1 kadä 2 , mqnarois ; verf.
aroi narö vlsente 1 \ [hdb., §47.
kadä (ujen
müßrem ahiä madahiä
ja aüraiä
karpano ruapaiemti 2 unipo Pvs, Kvs; urüpo cett.
jälcä ^ratü
dus-^saßrü dahiu)i,qni
„wann, o Mazdäh, werden die männer mir zu willen sein,
wann werden sie die sudelei (= die unflätige ceremonie) jenes
rauschtranks (des haoma — snma) aus dem lande verbauneu, wo-
Zwei lieder des Zara|)ustra. 227
mit böslich und mit list die afterpriester sie bethören und die
schlechten lursten der gauen". [Zu mqm aroi visenie: vgl. ind.
drarn -{- ygam-. — rnnprem: eigentlich ,,urin'', hier in allge-
meinerem sinn; man vergl. die anwendung der deutsch-dialek-
tischen ausdrücke für urin. — avraia: adverb wie äsuui, cf.
Geldner, Studien I, s. 21. — riiapaieinil: ich möchte das wort
in Zusammenhang mit ind. vdrpas „hiid^ trugbild, trug" bringen;
vgl. auch hu-verfs j. 9. 16, verf., hdb., s. 243 n. — karpano:
Geldner, K.Z. 25. s. 382, n. 5 sagt: „Es will noch nicht
gelingen aus den gäj)ä's genau zu definiren, welche bestimmten
individuen kmU- und karpan- bezeichnen". Ich meine, schon
Hang, gäthä's I, s. 177 hat das richtige getroffen; vgl. später-
hin Hang, essays on the sacred language etc. 2, s. 289 ff.
karpan-, zu ind. kälpate, kdlpas zu ziehen, ist der name einer
bestimmten priesterklasse des alten daira- {daeua-) glaubens.
Wie nun im zaraj)ustrischen religionssystem , das sich auf den
asura- (ahura-) glauben stützt, dem wort daira- (dama-) an-
statt des alten begriffs „gott" nunmehr der begriff „aftergott,
dämon, teufel" untergeschoben wird^^), so ^vird auch den
alten namen der daeua --priester die bedeutung „afterpriester"
untergelegt im gegensatz zu den namen der crÄ wra-priester, cf.
j. 33. 6 : zaotä asä erzus — Dieselbe begriffsverdrehung traf
auch die namen nsigig-, cf. j. 44. 20 t/s/i^5, = i. usigig; vaepai-,
cf. j. 51. 12 vaepaiöj vgl. ind. vip-, vij^rd-, vepisfas ; sästar-,
cf. j. 46. 1 säsiärc, = i. sästdr] und kanai- = ind. kavdj-,
welches wort, da es bei den rZaewa-gläubigen ,,könig, fürst" be-
deutete, in den gäj)ä's überall im sinn von „afterkönig, after-
fürst" verwendet wird, i^*) ausser da, wo es — ein zum eigen-
namen erstarrtes epitheton — vor dem namen vlstjäspo erscheint;
cf. j. 46. 14, 51. 16, 53. 2: stets unmittelbar vor dem folgen-
den nom. prop. In der späteren zeit der avestahtteratur er-
scheinen die karpanö, sästäro und kauaio als dämonische wesen ;
doch gilt für kauai- auch hier die beschränkung : es tritt vor
eigennamen ohne jene schhmme nebenbedeutung auf und ist hier
einfach gentilname^^). — Den sinn unserer strophe hat bereits
Roth, Z. D. M. G. 25, s. 228 f. richtig erkannt, und was man
später gegen die fassung der worte nirt^rem ahia madahiä und
deren beziehung auf den haoma- (sö'ma-) cult vorgebracht
hat, ist nicht stichhaltig. Die in den gäl)ä's verkündigten glaubens-
lehren und die religiösen ansichten des jungem avesta gehen
228 Chr. Bartholomae
nicht unbeträchtlich auseinander. Das zara{)ustrische System
mit seinen begrifflichen gottheiten konnte nie populär werden:
das Volk will göttergestalten, nicht gottesbegrifi'e. So gelang es
denn tatsächlich gar niemals, den glauben an die göttergestalten
der arischen zeit aus den gemütern zu verdrängen, wenn man
es schon erreichte, ihren alten gesammtnamen daiva- zum namen
für „teufel" umzuschaffen. Die alten götter MiJ)ra, Hauma etc.
lebten im volke fort und wurden späterhin, als die begeiste-
rung und das verständniss für die religionsphilosophie Zarajjus-
tra's mehr und mehr abnahm, auch von deren berufenen Ver-
tretern stillschweigend wieder aufgenommen].
akäis harßäls] Vgl. hierzu jt. 22. 30 gegen jt. 22. 18.
An unsrer stelle findet sich in mehreren hdss. hinter jantl die
glosse Visa a^Ua d. i. „gift".
paHl ruuq,nö ja7itl^Da,ssrimqno als acc. plur. zu fassen
und als subject zu paifi Jantl ein nom. plur. daeuä zu ergänzen
ist, ergibt sich aus dem Mainyo-i-khard II. 187 ff. Der ganze
satz ist genau so gebaut, wie ich ihn in meiner Übersetzung ge-
geben habe. Nach den accusativen dus^mßreKg . . . druguatö
wird abgebrochen und das object mit ruttqtio neu aufgenommen.
Regulär wäre dus^saßranqm . . . drugitatqm . . . runq.no.
dra'gö dniäne] Dem sinn nach ist es zu beiden sätzen
zu construiren. — Zum ausdruck vgl. verf., Z. D. M. G. 35, s. 158.
astaiö] Das wort astai-m. bedeutet „bewohner", vgl. noch
j. 46. 11- Der gleichen wurzel entsprossen ist stai- =\.stdj',
das, sowol mask. als fem. gebraucht (cf haißievxj ä stls j. 43.
3 gegen vairiiä stois j. 43 IS^o)), ,,wohnsitz" bedeutet. Vgl.
Roth, Ya^.na 31, s. 28.
Anhang J. 49. 12.
kaß toi asä
zuuaiante attawho 1 zbaiante; cf verf., gä^ä's, s. 9.
zaraßusträi
kajß ibi voha mammha
jS ve staotäis
mazdä fi'lnäi ahurä
anaß jäsqs
jaß vs istä valii^tem
Zwei lieder des Zarapustra. 229
„Wirst du durch Asa, wirst du durch Vohumunah mir, dem
Zaral)ustra, hülfe gewähren, wenn ich euch rufe und euch, o
Mazdäh Ahui-a, mit lobhedern preise, nach jenem gute verlan-
gend, das in eurem schätze das beste ist?"
Die Strophe passt zu keinem der beiden lieder des 49ten
jasna; es liegt nahe, sie zum 50. zu ziehen, vgl. j. 50. 1.
Noten.
1) Zu gründe gelegt ist der Westergaard'sche text. —
Ein komma soll anzeigen, dass der folgende vocal oder diph-
thong im metrum den wert zweier silben hat. — Wo ein aus-
und ein anlautender vocal mit synizese zu sprechen sind, ist
es durch _ angedeutet. — Svarabhaktivocale sind weggelassen. —
Was die transcription und die Unterscheidung einzelner buch-
staben (s, s, s, h, Ä, m etc.) anlangt, so verweise ich auf mein
handbuch der altiranischen dialekte. ^) Im armenischen noch
spandaramet, was zu Z. D. M. G. 36, s. 614 oben zu erwägen ist.
3) Spiegel; Z. D. M. G. 36, s. 613 und Pischel, Gott. gel.
anz. 1882, s. 1455 f. wollen allerdings die ändeiTing von nie
in uue, bzw. w-e nicht gelten lassen; letzterer bringt analoga
aus dem Päli bei. Allein alle diese versuche scheitern an z. u^
=gd. uhe =ind. ii})e. nie kann nur für w«e verschrieben sein ;
oder sollte wirkhch jemand den Übergang von ar. }) inipostu-
liren wollen? *) Oder vielleicht: „Den ketzerischen Porus"?
Die vedischen Pürus wonten auf beiden ufern des Sindhu; cf.
Zimmer, altind. leben, s. 145. ^) erq ist einsilbig; cf. verf.,
hdb., § 34. ^) aiwigairiä daipe . . . paiti rikia daipe „ich billige,
nehme an" . . .„ich weise ab; wende mich ab von". "*) Cf.
Hübsch mann, K. Z. 27, s. 101. ^) Spiegel, Z.
D. M. G. 26, s. 612 sagt „er begreife nicht, warum B. (ich,
in meinen gä^^ä's) die Schreibung Westergaard's varahuio
in vanlmüo umändere, da die metrik diese ändrung nicht ver-
lange". Zunächst sei es mir gestattet, mich gegen Spiegel's
autorität auf die autorität der Spiegel'schen ausgäbe zu be-
rufen, wonach die bessere Schreibweise der hdss. nicht vawhuio-
ist, sondern vielmehr vamiMo, Vgl. j. 1. 43 (4 mal), 44 = 3.
57. f. = 7. 48 f., j. 36. U,"50. 17, 51. 1, 52- 1, 4; vsp. 1. 26,
V. 1. 6; 2. 42, 43, 19. 5 etc. der Spgl.'schen ausgäbe; dazu
vgl. man den index im ßrockhaus 'sehen Vendidad Sade.
Und diese Schreibung liess sich ja auch erwarten : wie man statt
230 Chr. Bartholomae
vawhuui {vawhul = i. vdsvi) vawuhi schrieb , so statt vawhmmä
{vawhniä — \. vdsvjäs) vawuhiu. Wie ich aber vawuhl in va»-
hui änderte, so vcmhiä in vavhiim : das war einfach consequent —
Nun sagt freilich Spiegel, a. o. „dass er die, ähnlich schon
von Westphal aufgestellte ansieht, die combination nuh sei
kJiu gelesen worden , nicht teile ; er glaube allerdings dass in
vaiDu/ii, vamihlm das u noch gehört wurde, dass aber ui nur
die geltung eines einzigen vocals hatte, der sich unserm ü
näherte". Dann verstehe ich zweierlei nicht: 1) wenn vavhü
an stelle des geschriebenen vmnuhi gesprochen wurde, warum
setzte man dann das h zwischen die componenten des diph-
thongen? Ob ich mich für die ausspräche vankü oder vcmhul
entscheide, die Schreibweise vamdil bleibt gleich absurd. — 2)
wenn vawhü gesprochen würde, wie gelangten dann die copisten
dazu, vanhul in den text zu setzen? Zb. jt. 5. 130, 16. 1, vsp.
4. 1. Neben vcmhul kommt auch ziemlich häufig die Schreibung
vawhut oder vatährä^ und das könnte ja fast wie eine bestäti-
gung der SpiegeTschen hypothese aussehen. Aber dann müsste
man doch auch stil für sfai lesen. Es weist jedoch hier das
metrum die zweisilbige ausspräche von üi aus und das neben
stni vorkommende stui zeigt, dass strd lediglich als eine abge-
kürzte Schreibung für stinii zu betrachten ist; vgl. verf.
ar. forschungen I, s. 38; n. 1. Und was von stüi neben stui
gilt, das gleiche gilt auch von vavhüi neben vawhul. — 3) Wenn
vamihl vamhü gesprochen würde, wie war denn die ausspräche
von amihe, vazamiha? — Nach alledem bleibe ich dabei
stehen, dass i9uh lediglich für eine verkehrte Schreibweise statt
'nihu = tnhnu {nlm) anzusehen ist. ^) Nebenbei bemerke ich,
dass die Zusammenstellung der ausdrücke niqzdä-, mSwg . . , da-
mit dem gottesnamen mazdäh- jeder grammatischen begründung
entbehrt. Aus arisch mans + -[/d^ä- (so zuletzt G e 1 d n e r ,
Studien I, s. 58) wird im indischen manitä- (aus niqzctä-, weil
der tönende Zischlaut ausfallen musste, vgl. pund) Is a,\is pr^zb^h
neben pi^sds), erhalten in mancfätd, — im avestischen niqzdä-^
erhalten in mq.zdazdüm j. 53. 5. Ind. medtds- aber, wie av.
mazdäh- setzen ein arisches maddtds- oder mazdtds- voraus.
Dieselben grammatischen bedenken machen mir auch die Geld -
ne r 'sehen etymologien von av. vazdah- und /aizdomh^ant- (a. a. o.)
unannehmbar. Ob nun Geldner wohl auch mir den vorwarf
K. Z. 25, 8. 586, n. 75 machen wird? Wir armen zendgram-
Zwei liedex- des Zara|)ustra. 231
matiker! Wir sind gerichtet! i°) Ich möchte hier am liebsten
lesen: (j. 29. H):
ahurä nü nä aicar 2: so Spgl.
amä aratöis jüsmmuitqm 1 ehmä, Fvs. jamä; — 2 rätöis.
„0 Ahura, sei du unser schütz: so wollen wir uns eurem
dienst weihen", amä', augraentloses impf., cf. ind. äsma; —
aratois: zu aratis f. „dienst", während aratcno jt. 10- 45 zu
aratis m. „diener" ; cf. Geldner, K. Z. 25, s. 520 f., vorher
schon verf,, altir. verbum , s. 194. i^) Eine seltsame strophe.
Ich lese (j. 34. 6):
jezi a^ä stä haipiem
mazdä asä vohü manawhä
aß faß moi da^stem data
ahm awh,et(s vispä maeßä
jaßä vä jazemnaslcä
ruä^diäi stauas aieni paiti 1 uruaidiai oder uniäidiä.
„wenn ihr wirklich existirt, o Mazdäh sammt Asa und
Vohumanah, dann gebt mir ein zeichen, denn voll irrthümer
ist alles in dieser weit — : so will ich vor euch treten und mich
unter lob und preis zu euch bekennen". — rxiäkliäi ist Infinitiv
zu -^rua-, d. i. ar. *i'/-ä- = yrar-. ^^) J. 44. 14:
taß ßwä persä
ers moi vaolcä ahurä
kaßä asäi
dru'gem diiqm zastaiö 2: so K 4, B.
nl htm merqzdiäi 3; cf. oben s. 239, n. 5
ßwahiä niqßräis sentghahiä
emauaülm
sinqm däuüi druguasü 3 dreguo- cf. ob. str. 2.
ö is duafsersg
mazdä näse qstqskä 2 anäse; cf. v e r f., gä^ä's, s. 14.
„danach frage ich dich — tu mir rechte künde, o Ahura — :
Wie werde ich die Drudz (lüge oder teufelin der lüge) dem
Asa (wahrheit oder genius der Wahrheit) in die bände liefern?
auf dass er sie vernichte mit den Sprüchen deiner lehre und
eine gewaltige niederlage unter den ketzern anrichte und ihnen
0 Mazdah , wehe und verderben bereite". — ni... merqzdiä^ (2-
silbig) gehört zu -^marz-, ind. marg-; vgl. ind. nir mär'gmi.
Cf. verf., hdb., § 352. — duafsa- nur noch in j. 53. 8; viel-
232 Chr. Bartholomae.
leicht ist das dortige adn ebenfalls zu awra- zu stellen.
13) Später wurde er zum minister des Vistfispa gnmacht; da-
von weiss jedoch das avesta noch nichts. Eher möglich und
mit unserer stelle ganz verträglich ist eine andere angäbe der
tradition, wonach Dzämäspa ein bruder des Frasaostra gewesen
sein soll. i*) Spiegel, Z. D. M. G. 36, s. G12 bestreitet, dass
meine herstellung von poiiruiiö etc. statt des hdschr. paouruio
etc. richtig sei. Dass die form iwuruiia- = ap. parüvija-^ ind.
pürvjd- die ursprüngliche sei, ist gewiss nicht zu bestreiten
Nun kann sie sich ja freilich verändert haben. Nehmen
wir an, dass sich ui in u verändert habe, wodurch die
form pouruia- entsteht. Aber, kann ich dagegen einwenden,
wenn wirklich so, pownia-, gesprochen wurde, wie kommt es
denn dann, dass in den hdss. sich so ]iix\&g paouruia-, /paoiiruia-
odi&c paoiiruaia- (vgl. verf., hdb., § 91a. 3; findet? Ich ver-
zeichne j^aoMma/e/m K 5 zu j. 33. 1; pauruaiehiä Pvs. zu
j. 48. 6; imouruie bc (Spgl.), Bvs, pauriiie P 11 zu j. 44. 19;
paouruio Bvs zuj. 28. 12 und 51. 15, Pvs. zu j. 31. 7, 44. 3;
pouruiö P 11 zu j. 44. 3; pouruie P 11 zu j. 46. 9; paouruio
Pvs zu j. 44, 11. Wie sollten denn die abschreiber plötzlich
dazu gelangt sein, die urforra in den text zu setzen, die sie doch
nur durch divination hätten auffinden können? Nein, in den
abzuschreibenden texten stand paounjia-, allein aus irgend wel-
chem gründe schien es den copisten nicht angemessen alle die
vier einander ähnlichen zeichen — 2i und 2u — zu schreiben,
man liess zunächst eines weg und dann bildete sich die regel
ein u wegzulassen. Eine für die textkritik nicht unwichtige
tatsache! ^^) J. 40. 3: dargäi Iziai huzuaüE ha^maine ,,zu
langer labe und genussreicher gonossenschaft". bezuaite, wie
die hdss. lesen, ist ein grammatisches ungethüm. Auch mit
bizuaite des Bvs. weiss ich nichts anzufangen ; ich lese buzuaite,
das ich zu ind. 4 b'ii'ff- stelle. Wegen ind. b'nl)-, b^öga- zu av.
buzuant- verweise ich auf J. Schmidt, K. Z. 25, s. 114 f.
Iß) Der nom. sing, musste im av. wj^.v, bzw. aus dem schwachen
stamm mas lauten : « auslautend für z = idg. /i + s, wie Ijs
für gz =idg. g\ + s in dru^s; cf. verf., hdb., §104, n. 2. In
den gäj)ä's findet sich zweimal (j. 32. 3, 34. 9) mas, das all-
gemein und in Übereinstimmung mit der tradition durch „sehr,
weit" wieder gegeben wird. Sollte was erstarrter und nunmehr
adverbiell verwendeter nom. sing. masc. sein? — Doch wäre es
Zwei lieder des Zara|)ustra.
233
auch möglich mas zu lat. mox und ind. maksii (av. mosu) =
mahs + u zu ziehen, i') Der genau umgekehrte Vorgang liegt
bekanntlich in der spätvedischen (A. V.) glaubensentwicklung vor.
Es scheint das auf eine alte Spaltung zwischen daiva und asura-
verehrern hinzudeuten. Vgl. übrigens Hang, essays 2, s. 267 ff. —
Gelder, Studien I, s. 29 und 81 will aus jt. 3. 13 deduciren
dass, wie dem yfortdaivas „gott" die bedeutung „teufel" so auch
dem wort djäus „himmel" die bedeutung „höUe" untergeschoben
worden sei; und Pischel, Gott. gel. anz. 1882, s. 1445 tritt
ihm bei. Ganz mit unrecht, wie ausHerodot 1. 131: IIsQaai
. . . Tov -AvxXov Ttävta Tov ovgavov öia y.aXevvTeg hervorgeht. Ich
nehme an, dass 6ia das altpersische wort "^dlvam = i. divam oder
*dijäm = i. djdm wiedergibt. Vgl. verf., ar. forsch. I, s. 67 n.
18) Vgl. j. 48. 10 (s. oben s. 226): karpano . .. dus-^asßra mit
j. 46. 11:
Jisapräis jugen
karpano kmjßiaska 2 käuataskä.
aküis siaopnäis
ahüni merngdiäi masivßm
„die afterpriester und afterfürsten haben sich der herr-
schaft bemächtigt, um durch ihr arges tun den menschen um
das (andre) leben zu bringen". ^^) Daher kauaieni hämo besser
mit „kavische majestät", als mit „königliche majestät" zu
übersetzen. 20) Vgl. (j. 43. 13):
dargahia jaos 2 : so K 4.
jem vä naekis darsa*te 4: so c bei Spgl.
vamiä stois
ja picanü lisaproi vaki
„des ewigen lebens, das euch niemand entreissen wird, in
den sehgen statten, die in deinem reiche sein sollen". — dar-
saiti ist konj. aor. zu -\Jdars- = ind. -^dars-, wozu in P. W.
zu vgl.; därstäite, wie die ausgaben bieten, ist kein wort.
Verzeichnis der
besprochenen und übersetzten gaj)a-stellen.
J.28.5 S
211f.
J. 13 S.233
J. 9
S.206
J. 7 S.210.213
J. 51.9 S. 208
32.8
206
15
206
15
209
10 226
20 213
33.6
216
44.13
217
46.11
233
49.1-5 204 ff.
53.1 212
11
206
14
231
46.16
220
6-11 214 ff.
2 212
12
206f.
17
209
18
219f.
12 228 f.
3 209
34.6
231
19
221
47.3
208
50.1 207
43.5
222
45.1
209f.
48.4
212
8 224 f.
Beiträge z. kuude d. ig. ipraeben VIII.
16
234 Theodor Benfey.
Theodor Benfey.
Gern hätte ich meinem verstorbenen lehrer schon längst einige werte
der erinnerung an dieser stelle gewidmet, aber hindernisse verschiedener
art hielten mich bisher von der ausführung dieses Wunsches ab. Nun
ich ihm endlich folgen kann, muss ich mir die frage vorlegen, ob es für
einen solchen nachruf nicht zu spät geworden ist; doch ich denke, diess
ist nicht der fall: noch hat ja keiner von denen, welche Benfey persön-
lich besonders nahe standen, über ihn gesprochen, noch wirken unmittel-
bar die anregungen, welche er gegeben hat, und überdiess — was sind zwei
jähre, wenn es sich um die erinnerung an einen gelehrten handelt, dessen
name Jahrhunderte überdauern wird, an einen menschen, der zu den
besten aller zeiten gehört?
Theodor Benfey wurde am 28. Januar 1809 in Nörten in Hannover
geboren. Sein vater, welcher ausser ihm noch sieben kinder hatte, war
kaufmann und zugleich ein sehr hervorragender Talmud-kenner. Theodor
Benfey besuchte das gymnasium in Göttingen und verliess dasselbe mit
sechszehn jähren , um an der Göttinger Universität classische philologie
zu studieren. Von seinen Universitätslehrern verehrte er besonders Dissen,
etwas weniger K. 0. Müller, von dem er zu behaupten pflegte, er sei zu
sehr geneigt gewesen, zu construieren. Im j. 1827 wante er sich für ein
jähr nach München, wohin ihn vornehmlich Thiersch gezogen hatte;
ausser dessen Vorlesungen besuchte er namentlich die Schellings, an dem
er mit begeisterter Verehrung hing. Nach Göttingen zurückgekehrt,
wurde er daselbst am 24. Oktober 1828 zum doctor der philosophie pro-
moviert; seine für diesen zweck verfasste abhandlung ,,De Liguris" ist
ungedruckt geblieben. Nicht viel später (am 26. Februar 1829) erfolgte
auf grund seiner dissertation „Observationes ad Anacreontis fragraenta
genuina" seine „promotio pro loco", durch welche er die venia legendi
für das fach der „occidentalischen philologie" erwarb. Er machte von
derselben jeduch zunächst keinen gebrauch , siedelte vielmehr i. j. 1830
nach Frankfurt a/M. über, um dort privatstunden zu geben. In seinen
mussestunden verfasste er hier seine Übersetzung des Terenz, die indessen
erst i. j. 1837 (in Stuttgart) erschien, und beschäftigte sich, angeregt
durch Poley — dessen ausgäbe des Devimahatmyara [Berlin 1831] der
gegenständ einer der ersten anzeigen Benfeys war [Wiener Jahrbücher
der literatur, 1Ö33, 64. 101] — eingehend mit dem Sanskrit, das ihm bis
zu dieser zeit fern gelegen hatte. Bei dem Studium dieser spräche fasste
er den entschluss, seine akademische lehrtätigkeit zu beginnen; um ihn
auszuführen wante er sich jedoeh nicht, wie man hätte erwarten sollen,
nach Göttingen, sondern nach Heidelberg (April 1832). Bald nachdem
er dort angekommen war, schrieb er an seinen späteren coUegen, herrn
M. A. Stern, mit dem ihn innige freundschaft bis zu seinem ende ver-
band: „ich lese Michaeli zuerst sanskritgrammatik , dann Nalas" ; aber
trotz dieser bestimmt ausgesprochenen absiebt, die alles geordnet er-
Theodor Benfey. 235
scheinen liess , unterblieb seine habilitation in Heidelberg — waram?
weissich nicht genau, vermute aber, dass ihn die, von anderen genährte Vor-
stellung, er werde in Göttingen rascher vorankommen, bestimmt habe,
sich nicht dort zu habilitieren, sondern bei der Göttinger Universität als
privatdocent einzutreten. Er tat diess im jähre 1834. Seine Vorlesungen
erstreckten sich anfangs weit mehr auf teile der classischen'), als auf
solche der orientalischen philologie und der vergleichenden Sprachwissen-
schaft. Aber nach und nach wante er seine lehrtätigkeit jenem fache
ganz ab und beschränkte sie auf die beiden letzteren. Ich sagte ,,er
beschränkte" seine lehrtätigkeit ; ich hätte besser gesagt ,,er concentrierte"
sie, denn jener ausdruck ist nicht ganz angemessen gegenüber der grossen
Vielseitigkeit, welche Benfey als akademischer lehrer der arischen sprachen
und der vergleichenden Sprachwissenschaft zeigte, und von der ich wenig-
stens eine Vorstellung geben möchte: Von 1840 — 1870 las er in jedem
Semester sanski-itgrammatik und interpretierte daneben ii-gendwelche san-
skrittexte; ausserdem hielt er von zeit zu zeit Vorlesungen über indische
altertümer, über encyklopädie der Sprachwissenschaft, über zendgrammatik
und über die vergleichende grammatik der indogermanischen sprachen
oder einzelne teile derselben; je einmal hat er auch über Bengalisch und
Hindustanisch (winter 1863/64), über ethnographie, besonders vom sprach-
wissenschaftlichen Standpunkt aus (sommer 1843) und über „ein haupt-
kapitel aus der grammatischen und vergleichenden analyse der ägypto-
semitischen sprachen" (sommer 1843) Vorlesungen gehalten. — Berück-
sichtigt man hierbei, dass Benfey keine seiner grösseren Vorlesungen
wiederholt hat, ohne sein heft einer gründlichen revision , meist einer
völligen Umarbeitung zu unterziehen, so könnte man , wenn man nicht
wüsste, um wen es sich handelt, fragen, ob diese lehrtätigkeit allein nicht
den grösseren teil eines menschenlebens ausgefüllt habe. Und doch bildet
sie nur einen kleinen bruchteil von Benfeys wissenschaftlichen leistungen!
Was Benfeys schriftstellerische tätigkeit betrifft, so trat dieselbe vor
dem jähre 1839 nicht eben sehr an die Öffentlichkeit: eine anzahl von
recensionen *) — darunter die von Pott's etymologischen forschungen (er-
gänzungsblätter zur Halle'schen allgemeinen literaturzeitung jahrg. 1837
s. 911), in welcher die frage nach der ursprünglichkeit des europäischen
vocalismus zuerst aufgeworfen ist — , ein kleiner aufsatz ,, beitrage zur
griechischen etymologie" (Rhein, museum 5. 101), die von ihm und M.
A. Stern gemeinschaftlich geführte Untersuchung „Ueber die monatsnamen
einiger alten Völker, insbesondere der Perser, Cappadocier, Juden, Syrer"
(Berlin 1836) und die bereits erwähnte Übersetzung des Terenz — das
*) In seinen classisch-philologischen Vorlesungen behandelte er: Anakreon,
Theokrit, einzelne teile der Odyssee, Horaz' öden, Horaz' satiren, Ciceros
Miloniana, lateinischen stil und griechische grammatik. *) Veröffentlicht
in Seebode's kritischer bibliothek, den Wiener Jahrbüchern für literatur,
den Neuen Jahrbüchern für philologie und pädagogik, der Hallischen all-
gemeinen literaturzeitung and den Göttinger gelehrten anzeigen.
16*
236 Theodor Benfey.
war, abgesehen von seiner schon genannten dissertation, alles, was diese
zeit von ihm brachte. Dass es nicht mehr war, kann nicht auffallen,
wenn man den umfang und die Vielseitigkeit der Schriften in das äuge
fasst, welche Bonfey in der unmittelbar folgenden zeit veröffentlichte,
wenn man sich die arbeit vergegenwärtigt, welche in eben diesen Schriften
enthalten ist, und die geistige kraft, welche ihre ausarbeitung erforderte.
Man sieht dann, dass jene beschränktheit der production lediglich durch
eine verständige concentration der arbeitskraft veranlasst war. — War
es nun aber auch nicht viel, was Benfey in dem ersten decennium seiner
wissenschaftlichen laufbahn veröffentlichte, so reichte es doch hin, die
aufmerksamkeit des gelehrten publicums auf ihn zu ziehen. Besonders
tat diess die erwähnte Untersuchung über die monatsnamen einiger alten
Völker, welche ein altes rätsei glücklich löste, indem sie die persische
herkunft der jüdischen monatsnamen nachwies. — Welchen anteil speciell
Benfey an dieser arbeit hatte, weiss ich nicht und habe ich nicht fest-
zustellen versucht; mehr als diese frage interessiert mich der in dem
Vorwort enthaltene satz, dass weder der eine noch der andere der beiden
Verfasser sich zu den Orientalisten von fach zählen dürfe, insofern aus
ihm hervorgeht, dass sich Benfey im jähre 1836 noch als classischen
Philologen betrachtete.
Bis zum jähre 1839 also trat Benfey als schriftsteiler nicht sehr her-
vor; um so mehr aber tat er diess in dem folgenden decennium, in welchem
er eine ganze reihe hochbedeutender arbeiten herausgab. Den reigen
derselben eröffnete das mit dem Volney'schen preise gekrönte ,, Griechische
Wurzellexikon", dessen erster band i. j. 1839 erschien, und das die erste
wissenschaftliche bearbeitung der griechischen etymologie war. Berück-
sichtigt man nicht, dass die heutige Sprachwissenschaft mit auf diesem
werke fusst, und legt man ihren strengen masstab an es an, so kann man
allerdings Schleicher nicht ganz unrecht geben, der es als ein geistreiches
aber wüstes buch bezeichnete; indessen wie ganz anders, wie viel aner-
kennender und milder muss doch das urteil über es lauten, wenn man
es billiger weise aus seiner zeit heraus beurteilt! wenn man den zustand
der griechischen etymologie vor Benfey bedenkt; wenn man berücksich-
tigt, mit welchen hilfsmitteln er zu arbeiten und welche verurteile er zu
bekämpfen hatte ; wenn man nicht vergisst , wie jung damals die ver-
gleichende Sprachwissenschaft , und wie jung damals Benfey und wie
phantasievoll er war. Berücksichtigt man diess alles, so kann man es
immerhin ein rechtes „stürm- und-drang"-buch nennen, aber man muss
zugeben, dass wohl niemand unter gleichen umständen etwas besseres,
etwas methodischeres hätte leisten können , und dass man es nur dann
als ,,wÜ8t" bezeichnen darf, wenn man auch die arbeiten Bopps so zu
bezeichnen wagt. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich das grie-
chische wurzellexikon als ein epochemachendes werk bezeichne, wel-
ches auch heute noch eingehende beachtung verdient. — Wie lange
Benfey an diesem werk gearbeitet hat, habe ich nicht ermitteln können,
glaube aber, dass seine anfange mindestens in das jabr 1832 eurückreichen.
Theodor Benfey. 237
in dem er an Stern von „seiner griechisch-lateinischen grammatik" schrieb
und im anschluss daran bemerkte: „ich meine, wenn man gezeigt hat,
wie aus einer formation nach bestimmten gesetzen das schöne gebäude
der griechischen conjugation sich erhebt, hat man etwas schönes erbaut".
Bei weitem nicht so lange, wie an dem griechischen wurzellexikon,
scheint mir Benfey an seinem zunächst folgenden werke gearbeitet zu
haben. Es war diess der i. j. 1840 erschienene, einen stattlichen quart-
band ausfüllende artikel „Indien" in Ersch' und Grubers' encyklopädie —
eine arbeit, welche trotz des mangelhaften materials, auf welchem sie
beruht, und trotz des grossartigen aufschwunges, welchen die indische
altertumswissenschaft in den letzten Jahrzehnten genommen hat, noch
heute einen angesehenen platz in dieser einnimmt und durch ein ähn-
liches compendium noch nicht ersetzt ist. — Dass Benfey an diesem werk
nur relativ kurze zeit gearbeitet hat, vermute ich nach dem aus dem
Vorwort zu der Untersuchung über die „monatsnamen einiger alten völker"
oben mitgeteilten satz, der darauf hinweist, dass Benfey den Schwerpunkt
seiner Studien i. j. 1836 noch nicht nach Indien verlegt hatte. Trifft
diese Vermutung zu, so ist der artikel „Indien", welcher alle selten des
indischen lebens in philologisch - historischer weise auf das eingehendste
behandelt, ein grossartiges zeugniss für die arbeitskraft seines Verfassers
und die menschliche arbeitskraft überhaupt.
Mit diesen beiden werken erwarb sich Benfey mit einem schlage eine au-
toritative Stellung auf dem gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft
und dem der sanskritphilologie. Dem dritten gebiet, auf welchem er epoche-
machend gewirkt hat , dem der märchenforschung , wante er sich mit
entschiedenheit erst weit später zu, aber es ist interessant zu bemerken,
dass er sich zu dem grundgedanken, welcher ihn hier leitete, bereits in
derselben zeit bekannte, in welcher er jene werke veröfTentlichte. In
einer anzeige von Brockhaus' ausgäbe des Kathäsaritsägara (Gott. gel.
anz. 1839 s. 1346) sagte er nämlich: „Die hohe Wichtigkeit der indischen
märchensammlungen, welche nach allem bis jetzt daraus bekannt ge-
wordenen die quellen fast aller orientalischen und eines grossen teils der
occidentalischen zu sein scheinen, ist längst anerkannt".
Ausser dem artikel „Indien" und dem zweiten bände des griechischen
Wurzellexikons (1842) brachten die vierziger jähre von Benfeyshand noch
drei selbständige werke, nämlich die Untersuchung „Ueber das verhält-
niss der ägyptischen spräche zum semitischen sprachstamm" (1844), „dio
persischen keilinschriften mit Übersetzung und glossar" (1847) undjiie
ausgäbe der hymren des Sämaveda (1848).
In dem erst genannten buche verliert er sich tief in den nebel, der
über den Uranfängen seines muttervolkes lagert, der einen klaren und
weiten überblick unmöglich macht und nur die umrisse des, was er deckt,
hervortreten lässt. Diese umrisse zuerst gezeichnet zu haben, ist ein
verdienst, welches sich Benfey durch eben dieses buch erworben hat.
Sein hauptresultat, die ursprüngliche verwandschaft des Aegyptischen mit
den semitischen sprachen, hat sich in einer weise bestätigt, dass Ols-
238 Theodor Benfey.
hausen (Lehrbuch d. hebr. spräche s. 6) diese verwantschaft als eine
„unzweifelhafte" bezeichnen konnte; und nicht mipder hat die in ihm
ausgesprochene kühne Vermutung, dass die von Aegypten aus bis zum
atlantischen ocean sich erstreckenden sprachen zu dem semitisch -h ami-
tischen stamme gehören, durch die forschungen Lepsius' und anderer
bestätigung gefunden. Aber hierin, in dem was es nachweist und an-
deutet, was es unmittelbar leistet, beruht der wert dieses buches nicht allein;
auch durch das, was es mittelbar wirkte, durch die fragen, welche es nahe
legte , durch den klärenden einfluss , welchen es durch seine ergebnisse
und durch die beweisführung seines Verfassers auf die historischen an-
schauungen der damaligen zeit ausübte, wurde es von bedeutung. Ich
kann diess nicht besser nachweisen, als durch die mitteilung einiger
Worte Droysens, die er mit bezug auf diess buch am 8. Dezember 1844
an Benfey schrieb : „Ueberraschend und doch beredsam scheint mir die
kühnheit Ihrer combinationen ; diese antediluvianische weit, die sie er-
schliessen, ist für mehr als eine der höchsten wissenschaftlichen fragen
von entscheidender Wichtigkeit. Also in jenen alten sprachen schon
trümmer, desorganisationen, schon 'moderne' bildungen!"
Nicht ganz so bedeutend, wie diess werk, weniger der träger einer
grossen idee, aber doch von bedeutendem wert war Benfeys bearbeitung
der altpersischen keilin Schriften , in welcher er Rawlinsons behandlung
der Inschrift von Behistun in Deutschland bekannt machte und dessen
epochemachenden resultate für die bessere erklärung der übrigen In-
schriften verwertete. — Da man auch diese arbeit, welche die erweiterung
einer in den Göttinger gelehrten anzeigen erschienenen recension der
Rawlinsonschen schrift „The Persian Cuneiform Inscription at Behistun"
ist, in neuerer zeit etwas vergessen hat , so erlaube ich mir das urteil
über dieselbe anzuführen, welches die Münchener philosophische facultät
in ihrer gratulation zu Benfeys fünfzigjährigem doctorjubiläum ausge-
sprochen hat : das ihr Verfasser durch seine forschungen über altasiatische
monatsnamen wie durch seine Studien über altpersische keilschrift der
würdige genösse eines Burnouf geworden sei.
Wie hoch man nun aber auch diese beiden werke schätzen mag —
sie bleiben weit zurück hinter der ausgäbe des Sämaveda, welcher ich
die hervorragendste stelle unter allen schriften Benfeys zuweisen möchte,
und die zu dem besten gehört, was die Wissenschaft unseres Jahrhunderts
gebracht hat. Der Schwierigkeit der arbeit entsprach hier die vortrefi-
lichkeit ihrer lösung, geniale exegese der kritischen akribie, dem auf-
wand von geistiger kraft, den diese ausgäbe gefordert hatte, der nutzen
und die anregung, welche sie gewährte. Sie war durch kein praticjakh-
yam unterstützt — ein solches ist ja erst im j. 1877 aufgefunden wor-
den — und von den vielen hilfsmitteln, welche die moderne vedenforschung
besitzt, konnte Benfey für sie nur wenige benutzen, und diese — nur
handschriftlich. Welche mühe unter diesen umständen allein die anfer-
tigung des glossars und der Übersetzung gekostot hat, können wir jüngeren
kaum ahnen. Gewiss aber können wir uns angesichts eines solchen werkt
Theodor Benfey. 239
nicht wundern, wenn in Benfeys späteren Schriften gelegentlich einmal
ein selbstbewustsein durchschimmert, das man ihm zum Vorwurf gemacht
hat ; es ist das begreiflich , es ist gerechtfertigt bei der grosse seiner
leistungen — und der erbärmlichkeit ihrer äusseren erfolge.
Der erste materielle erfolg, welchen Benfey nach seiner habilitation
erreichte, war eine jährliche remuneration von 300 talern, welche ihm
durch Vermittlung Alexander von Humboldt's i. j. 1842 von dem Han-
noverschen ministerium gewährt wurde, nachdem er sich i. j. 1840 mit
fräulein Fanny Wallenstein aus Osterode verheiratet hatte. Dieser nicht
ganz unseren privatdocentenstipendien entsprechende betrag war sehr
lange zeit alles, was Benfey jährlich aus Staatsmitteln erhielt. Wohl
wurde er i. j. 1848, nach vierzehnjährigem warten, professor extraordi-
narius , aber seine finanzielle läge wurde dadurch nicht verbessert , denn
er erhielt keinen gehalt, und als ihm ein solcher i. j. 1S50(?) gewährt
wurde, betrug er auch nicht mehr als die bisherige remuneration: sie
wurde — und zwar mit rücksicht auf die damals grassierende cholera,
wie er mir öfters erzählt hat — einfach in gehalt verwandelt, um für
den fall seines todes seiner wittwe und seinen sechs kindern eine kleine
pension zu sichern.
Eben so lange, wie auf die emennung zum extraordinarius , musste
Benfey auf die beförderung zum Ordinarius warten, die erst im sommer
des j. 1862 erfolgte. Ewald, der i. j. 1848 nach Göttingen zurückgekehrt
war, hatte die Vorstellung und sprach sie aus, „Benfey wolle trone und
altäre stürzen" — Benfey , der freilich an dem Hambacher feste teilge-
nommen hatte, aber viel zu historisch angelegt war, um nicht von der Wahr-
heit des eis xoiQavoc aaxoi durchdrungen zu sein, und der gerade im j. 1848 —
und zwar im Januar dieses jahres — , in welchem das Judentum in Deutschland
anfing, seine politische rolle zuspielen, und das positive Christentum eineseiner
schwersten erschütterungen erlitt, mit seiner familie zur evangelischen
kirche übertrat! Diess geschah allerdings nicht aus religiösem bedürfniss,
sondern, wie Benfey mir einmal sagte, um auch die äussere schranke hin-
wegzuräumen, die ihn von der christlichen und speciell der protestan-
tischen cultur trennte, aber es war doch ein positiver zug, der schlecht
zu Ewalds behauptung stimmte. Trotzdem wirkte dieselbe nachteilig
für Benfey: sie verzögerte nicht nur seine beförderung, sondern auch
seine emennung zum mitgliede der Königlichen gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen, welche erst i. j. 1864 erfolgte, nachdem er schon
früher mitglied der akademien zu München (i. j. 1856), Berlin (i. j. 1860)
und Paris (i. j. 1861) geworden war. Später erfolgte auch seine aufnähme
m die Wiener und die Pesther akademie (i. j. 1870), in die Royal Asiatic
Society (i. j. 1875) und in die American oriental society (i. j. (?)).
Wie man sieht, war Benfeys carriere durchaus nicht glänzend, sein
staatliches einkommen, das ohne seine honorare und die zinsen seines
nicht bedeutenden Vermögens zum leben nicht hingereicht hätte, lange
zeit höchst dürftig. Es ist begreiflich, dass er unter diesen umständen
wiederholt versuche machte, anderswo eine bessere Stellung zu finden,
240 Theodor Benfey.
als er in Göttingen einnahm. Leider hat keiner dieser versuche zum
ziele geführt. Aber trotzdem, trotz dieser misserfolge und seiner drücken-
den äusseren Verhältnisse , hat er sich niemals verbittern lassen , hat die
missgunst niemals räum in seiner seele gefunden. Vollkommen neidlos
sah er es mit an, wenn andere, die er übersah, Stellungen einnahmen,
welche glänzender waren als die seinige ; und wie herzlich freute er sich,
wenn jüngere, denen er wol wollte, rascher vorankamen, als es ihm be-
schieden gewesen war!
Ich wende mich nun zurück zu Benfeys literarischer tätigkeit, die,
soweit sie in die vierziger jahro fällt, durch das oben gesagte noch nicht
erschöpfend geschildert ist. Diesem decennium gehört nämlich ausser
drei kleinen aufsätzen („Bemerkung zu einer mittheilung des Mega-
sthenes in bezug auf indische geschichte" [Zeitschrift für d. künde des
morgenlandes 5. 218J „Die sanskrittypen der [Göttinger] Universität"
[Gott, nachrichten 1846, s. 97], „Vesuv und Aetna" [Höfers Zeitschrift 2.
113]) und einer grossen zahl zum teil sehr wertvoller recensionen, die
ich weiterhin noch einmal berühren werde, auch die ausarbeitung seiner
„Vollständigen grammatik der Sanskritsprache" und seiner „Chrestomathie
aus sanskritwerken" an. Beide bücher erschienen indessen erst in den
fünfziger Jahren , das erste i. j. 1852, das zweite, an welchem fünf jähre
gedruckt ist, i. j. 1853. In dem ersten ging Benfey darauf aus, eine voll-
ständige darlegung der indischen grammatik zu geben und die lücken
derselben auszufüllen. Diese letztere seite seines werkes ist die schwächere;
,, unzureichende bekanntschaft mit den vedenschriften und unzulängliche
publication der epischen" (vorrede p. VI) machten ihm ihre befriedigende
ausführung und damit auch eine wirklich historische darstellung der alt-
indischen spräche unmöglich. Um so mehr anerkennung verdient seine
darstellung des Päninischen Systems, welche beweist, wie tief er sich auch
in den schwierigsten teil » der indischen literatur eingearbeitet hatte.
Sprachwissenschaftliche erörterungen und bemerkungen finden sich in
dieser für philologische zwecke bestimmten grammatik fast gar nicht;
um so mehr treten sie aber in der i. j. 1855 erschienenen ,, Kurzen san-
skrit-grammatik" hervor, welche den bedürfnissen der anfanger entsprechen
sollte, und, „da das Sanskrit die pforte zu dem höheren Sprachstudium
bildet", zugleich die genesis der spräche berücksichtigt. Diese aufstel-
lungen sind auch heute noch von Interesse, namentlich gegenüber den
späteren sprachwissenschaftlichen abhandlungen Benfeys, zu welchen sie
bisweilen die ansätze bilden.
Was Benfeys Chrestomathie betrifl't, so war sie und ist sie ein ungemein
zweckmässiges lehrbuch, das die sanskritstudien sehr gefördert hat. Die in
ihr enthaltenen texte führen in sehr verschiedene scitcn der indischen lite-
ratur ein und bilden eine vom leichten zum schwereren und schworen
führende Stufenleiter, welche für Benfeys pädagogische begabung, wenn
ich so sagen darf, rühmliches zeugniss ablegt. Die beigaben zu diesen
texten (kritische anmerkungen und Übersicht der gebräuchlicheren metra)
waren geeignet, zu weitergehenden Studien anzuregen, und das glossar
Theodor Benfey. 241
war gewiss vielen lange zeit ein unentbehrliches hilfsmittel. Wie erfolg-
reich diess über 700 seiten starke werk gewirkt hat, sieht man daraus,
dass es trotz der concurrenz ähnlicher bücher heute vergrifien ist.
Das zunächst folgende grössere werk Benfeys war das „Pautschatan-
tra" (zwei bände, 1859), dessen zweiter band eine Übersetzung der diesen
namen führenden indischen märchensammlung enthält, während der erste
die geschichte dieser Sammlung und ihre Stellung in der märchenliteratur
behandelte. War auch der grundgedanke dieses Werkes nicht neu, so
war seine ausführung doch entschieden originell und überraschend, indem
Benfey — was vor ihm nicht, oder doch nicht genügend geschehen war —
den satz, dass sehr viele occidentalieche märchen aus Indien stammen,
durch peinliche, von erstaunlicher belesenheit zeugende detailforschungen
bewies, und andrerseits der vorschnellen anwendung dieses satzes auf die
fabel entgegentrat; indem er die etappen der märchenwanderung scharf
bestimmte, während man dieselben früher nur mehr geahnt hatte; indem
er das Pantschatantram als eine hauptquelle zahlreicher morgen- und
abendländischer märchen und zugleich den buddhistischen Ursprung dieser
märchensammlung nachwies. Durch alles das steht Benfey weit über
seinen Vorgängern auf diesem gebiet. Man vergleiche nur einmal des
geistvollen De Sacy einleitung zu „Calila et Dimna" mit dem ersten bände
von Benfeys Pantschatantram und man wird die grossartigkeit dieser
leistung nicht leugnen können, man wird zugeben müssen , dass diesen
Untersuchungen, die zu der auffindung der syrischen Übersetzung des
Pantschatantram anlass gegeben haben (s. die beilage zur Augsburger
allgemeinen zeitung vom 12. Juli 1871), die nicht nur für die allgemeine
literaturgeschichte , für die erkenntniss des literarischen Zusammenhangs
der Völker, sondern weiterhin auch für die sogenannt« Völkerpsychologie
und die so vielfach mit märchen operierende mythologie von weittragen-
der bedeutung sind, — dass diesen Untersuchungen nicht eben viele
gleichwertige arbeiten zur seite gestellt werden können, — Auf demselben
gebiet wie die einleitung zum Pantschatantra bewegt sich auch eine
grössere zahl von abhandlungen Benfeys, die an sehr verschiedenen stellen
erschienen sind. Einige von ihnen sind wahre kabinetstücke und selbst
die über Göthes gedieht „legende" (Orient und occident 1. 719), welche
Benfey später als die missratenste aller seiner arbeiten bezeichnete, wird
man nicht ohne interesse lesen.
Nach dem „Panschatantra" hat Benfey nur noch ein grösseres werk
von bedeutendem wissenschaftlichen wert herausgegeben — denn seiner
„Practical Grammar of the Sanskrit Language (1863, bez. 1866) und dem
„Sanskrit English Dictionary" (1866) kann man, in Übereinstimmung mit
Benfeys eignem urteil, einen solchen nicht zuschreiben — nämlich die
,, Geschichte der Sprachwissenschaft und orientalischen philologie in Deutsch-
land" (1869), deren vortrefflichkeit allgemein anerkannt ist. Jeder weiss,
dass ausser Benfey und Pott kein Sprachforscher im stände gewesen wäre,
diese ungeheure arbeit zu lösen, und dass sie von Benfey ausgezeichnet
gelöst ist. Freilich lässt sie in bezug auf gleichmässigkeit der arbeit
242 Theodor Benfoy.
manches vermissen, und sie tritt in dieser beziehung hinter der bald
nach ihr erschienenen von Rudolf von Raumer bearbeiteten geschichte
der germanischen philologie zurück ; aber wie verschiedenartig war auch
der Stoff Benfeys und Raumers! von wie viel grösserem umfang war
jener! wie oft fehlte zwischen dem von Benfey zur darstellung zu brin-
genden das äussere band! Wie man aber auch hierüber urteilen will,
gewiss ist, dass diess werk von keinem ähnlichen an feinheit der beur-
teilung und an Unparteilichkeit übertroffen wird.
Durch beides, die feinheit und die Unparteilichkeit des urteils zeichnete
sich Benfey überhaupt in hohem grade aus. Diese eigenschaften treten
besonders hervor in seinen zahlreichen recensionen — es sind ihrer un-
gefähr 250 — , die vielfach reich an neuen ideen und teilweise von be-
deutendem umfange sind, und von welchen er einige auch separat ver-
öffentlicht hat. Sie sind zum grösseren teil in den Göttinger gelehrten
anzeigen erschienen — die letzte von diesen war, wenn ich nicht irre,
die des ersten bandes vonPischels ausgäbe des Hemacandra, 1876 s. 1565 — ,
zum kleineren teil in verschiedenen Zeitschriften und zwar ausser den
schon genannten in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche kritik*),
der Zeitschrift d. deutschen morgenländ. gesellschaft*), dem Orient und
occident, The Chronicle*), The Academy*), The North British Review^}.
Mag auch der eine oder der andere durch Benfeys urteil unangenehm
berührt sein — dass es gerecht war, hat, denke ich, die weitere entwick-
lung der Sprachwissenschaft bewiesen. Indessen seine kritiken haben nur
sehr selten verletzt, denn band in band mit der gerechtigkeit und Offenheit
ging bei ihm die lust am loben und die höflichkeit der form — eigenschaften,
welche in Verbindung mit seinem streben , die je in frage kommenden
punkte positiv zu fördern, seine recensionen vielen wünschenswert machten.
Nicht minder unparteilich, wie als kritiker, war Benfey als lehrer.
Er liess als solcher stets allen in betracht kommenden ansichten gerechtigkeit
widerfahren, er verdeckte nie die lücken seiner beweise und verschwieg
keinen einwand seiner gegner; er ging nie darauf aus, seine schüler zu
überreden, er suchte vielmehr in jeder weise ihre kritik anzuregen, und
insofern war etwas wahres an dem, was er wohl im scherz äusserte, er
gehe darauf aus, seine schüler zu seinen gegnern zu erziehen. Diese art
des Unterrichts — bei dem er übrigens sorgfältige präparationen ver-
*) Jahrg. 1842 s. 833, über Wilson Ariana antiqua. «) XI. 842 über
Max MüUer's Rigveda. °) Jahrg. 1867 s. 730 über Haugs' Zand-pahlavi
glossary. *) Jahrg. 1870, I. 136 über Davidsons Übersetzung von Bleek's
abhandlung über den Ursprung der spräche; das s. 242 über Geiger
Der Ursprung der spräche; 1871, II. 167 über Deecke Die deutschen
verwantschaftsnamen ; 1872, III. 53 über J. Schmidt Zur geschichte
des indogerm. vocalismus I; 1873, IV. 837 über J. Muir Original
Sanskrit Texts IV. ") Jahrg. 1871 n". CVI s. 528 über Fick's Ver-
gleichendes Wörterbuch, 2. aufl.; das. s. 530 über Alfred Ludwig Der
infinitiv im veda; das s. 617 über Bastian Die Völker des östlichen Asien;
das. s. 618 über Brasseur de Bourbourg Mission scientifique au Mexique.
Theodor Benfey. 243
angte und bei mangel an fleiss und aufmerksamkeit gelegentlich recht
unangenehm werden konnte — war ungemein anregend. Einen beweis
hierfür bildet die unverhältnissmässig grosse zahl von ausgezeichneten
gelehrten, welche aus seiner schule hervorgegangen oder doch seine
Schüler gewesen sind, und die mannigfaltigkeit der gebiete, auf welchen
sie arbeiten; ein zeugniss für die objectivität seines Unterrichts aber und
zugleich für seine Selbstlosigkeit liegt in dem umstand, dass er, obgleich
es ihm nie an tüchtigen Schülern gefehlt hat, obgleich er, gütig und
teilnehmend wie er war, mit diesen stets in engem persönlichem verkehr
stand, obgleich der originellen sätze genug von ihm berührt, und obgleich
er für seine person einen entschiedenen parteistandpunkt einnahm, doch
keine gelehrte schule gebildet hat.
Ich sagte eben, dass Benfey für seine person einen entschiedenen
parteistandpunkt eingenommen habe. Ich brauche nicht hinzuzusetzen,
dass derselbe nichts weniger als der eines fanatikers war, und ebenso
wenig brauche ich ihn zu schildern, da sich Benfey selbst über ihn aus-
gesprochen hat, und da z. b. sein aufsatz ,, Einiges gegen die isolierenden
richtungen in der indogermanischen Sprachforschung" allgemein bekannt
ist. Ich beabsichtige nicht, diesen Standpunkt hier ausführlich zu recht-
fertigen, um so weniger, als er nicht der meinige ist, aber ich kann nicht
umhin, gegenüber so mancher vorschnellen Verurteilung, die er erfahren
hat, doch wenigstens einiges zu seinen gunsten zu sagen und vor allem
an das dno rdOv xuqtiwv avrwv incywasod^e avjovs zu erinnern. Benfey
war es, der nächst Kopp und Lepsius die semitische herkunft der indischen
Schrift zuerst vermutete (Indien s. 254, vgl. Ind. stud. 5. 19*); der zu-
erst den satz aufstellte, dass im Indogermanischen der accent ursprüng-
lich auf der den wurzelbegriflf modificierenden silbe stand (Gott. gel. anz.
1846, s. 841); der mit am frühsten den Zusammenhang zwischen accent
und ablaut erkannte und eine menge von ablautserscheinungen zuerst
richtig erklärte; der die anastrophe zuerst in das richtige licht stellte
(vgl. Nachrichten v. d. Göttinger gesellschaft der Wissenschaften 1878
s. 165, 1881 8. 1)^); der zuerst die identität der suffixe lat, cru-m gr.
TQo-v behauptete (Gott. gel. anz. 1858 s. 1629); der vor anderen das princip
des indischen satzbaues entdeckte (Geschichte der Sprachwissenschaft
8. 84 ff.); der, um es kurz zu machen, eine fülle von Wahrheiten zuerst
ausgesprochen, eine menge von problemen zuerst zur discussion gebracht
hat. Man wende nicht ein, dass manche der sätze, welche ich hier an-
geführt oder im äuge habe, vielleicht nicht richtig, zum teil nicht be-
wiesen sind; denn der wert eines wissenschaftlichen gedankens richtet
sich nicht nur nach dem grade seiner richtigkeit, sondern auch nach dem
seiner kühnheit, seiner Originalität, seiner kraft, nach den anregungen,
welche er gibt. Legt man aber diesen maasstab an jene sätze an und
misst man mit demselben die leistungen derjenigen, welche Benfeys ge-
*) Was Benfey darüber später hat drucken lassen, habe ich der haupt-
sache nach schon in einer Vorlesung über vergleichende grammatik ge-
hört, die er im Wintersemester 1870/71 hielt.
244 Theodor Benfey.
dankengang mit einem Schlagwort wie „wüst", oder „synkretistisch" ab-
lehnen zu dürfen glaubten — wem muss man den Vorrang geben?
Ich weiss nicht, wie diejenigen, gegen welche das vorstehende ge-
richtet ist, es aufnehmen werden ; gewiss ist mir dagegen, dass sie den
unleugbaren Verdiensten Benfeys seine Irrtümer entgegenstellen werden.
Man verzeihe, wenn ich mit bezug auf diese mich auf die bemerkung
beschränke, dass sie teils untergeordnet, teils noch nicht widerlegt sind,
und dass sie auf alle fälle gerecht und aus ihrer zeit heraus beurteilt
werden müssen. Beiden forderungen aber entspricht nicht, wer z. b.
Benfeys ,,participialtheorie" tadelt, ohne zu sagen, welchen anteil z. b.
Ebel und A. Kuhn an ihr haben.
Eine zeit lang besass die von Benfey vertretene richtung ihr eignes
organ in der von ihm im j. 1862 begründeten Zeitschrift „Orient und
occident"; in folge des fallissements der Verlagsbuchhandlung ging die-
selbe aber schon mit dem dritten hefte des dritten bandes i. j. 1866 ein.
Um das bild von Benfeys wissenschaftlicher tätigkeit zu vervollstän-
digen, ist noch ein blick auf seine sprachwissenschaftlichen abhandlungen
zu werfen, in welchen seine wissenschaftliche persönlichkeit mit ihren
Vorzügen — eminente combinations- und beobachtungsgabe , vielseitige
gelehrsamkeit und gründlichkeit — und schwächen — bevorzugung des
Sanskrit, Vorliebe für ausnahmen und ein gewisser subjectivismus — am
plastischesten hervortritt. Sie sind zum kleineren teil in dem Orient und
occident, in Kuhn's Zeitschrift, der Zeitschrift der deutschen morgen-
ländischen gesellschaft, der Kieler allgemeinen monatsschrift und in Höfers
Zeitschrift erschienen, zum grösseren teile aber in den nachrichten und abhand-
lungen der Königlichen gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen. Teils
behandeln sie unabhängig von einander fragen der allgemeinen und der
vergleichenden Sprachwissenschaft und der vergleichenden mythologie,
teils aber bilden sie vorarbeiten zu einem grossen werk, das Benfey als
den Schlussstein seiner gelehrten tätigkeit betrachtete, und dem die ge-
lehrte weit mit grosser Spannung entgegensah, nämlich einer vedengram-
matik, in welcher er die vedische spräche und ihre entwicklung aus der
indogermanischen grundsprache darlegen wollte. Er hat für dieses werk
sehr umfassende Sammlungen angelegt, aber ich fürchte, dass dieselben, so-
weit er sie nicht selbst schon verwertet hat, ganz umsonst gemacht sind: sie
bestehen aus ungeordneten massen von citaten, vermischt mit gelegent-
lichen bemerkungen, welche nicht hinreichen, die bedeutung der betreffen-
den Zahlenreihen festzustellen und dieselben wissenschaftlich zu verwerten,
oder die Schlüsse, welche Benfey aus ihnen ziehen wollte, zu erkennen. Aus-
gearbeitet hat er nichts hinterlassen, als die oben VII. 286 erschienene
kleine fortsetzung seiner im Orient und occident begonnenen Übersetzung
des Iligveda; nicht einmal die siebente abhandlung über „Die quantitäts-
verschiedenheiten in den samhitä- und padatexten der veden", die er
doch zunächst zu veröffentlichen dachte, ist in einem halbwegs druck-
fähigen zustand.
Das leiden, welchem Benfey erlag — darmkrebs — stellte sich bei
Theodor Benfey. 245
ihm im anfange des jahres 1881 ein; genesung von ihm war nicht zu
hofifen, man musste schon zufrieden damit sein , dass es ihm — wunder-
bar genug ! — keine schmerzen bereitete. Man suchte ihn über die
gefiihrlichkeit seines zustandes zu täuschen, aber bei der ungeheuren ab-
nähme seiner kräfte war diess auf die dauer nicht möglich. Einige tage
vor seinem ende beschickte er sein haus und sah dem tode dann ruhig
entgegen, der am abend des 26. Juni 1881 eintrat. Kurz ehe er verschied,
leistete ihm seine frau einen kleinen dienst; er wollte ihr dankbar die
band drücken, aber die seinige war zu schwach und fiel zuiiick. Das
war seine letzte bewegung. — Er hinterliess ausser seiner wittwe einen
söhn, welcher rechtsanwalt in Nord-Amerika ist, zwei verheiratete und
zwei imverheiratete töchter. Eine ebenfalls verheiratete tochter, war vor
ihm gestorben.
Was Benfey als mensch war, seine herzensgute, seine Wahrhaftigkeit,
seine grenzenlose hingebung an das, was er erstrebte und was er für
recht und gut hielt, — alles das wird man vergessen, denn die geschichte
der Wissenschaft ist pragmatischer als jede andere, und vielleicht noch
rücksichtsloser gegen die Individualität, als die geschichte der völker.
Niemals aber wird es seinen werken an dankbaren bewunderem fehlen •
dafür bürgt das schöne wort eines unserer bedeutendsten Zeitgenossen,
Max Müllers: „Benfeys arbeiten sind alle bahnbrechend gewesen, und
wenn viele, die jetzt gepriesen werden, vergessen sind, werden die seinigen
feststehen wie meilensteine auf dem wege der Wissenschaft".
A, Bezzenherger.
Briefe an Theodor Benfey.
1. Von Christian Lassen.
Verehrtester herr doctor!
Verzeihen Sie gütigst, dass ich so spät dazu komme, Ihnen den em-
pfang Ihres manuscripts zu melden und Ihnen für das mir dadurch be-
wiesene zutrauen zu danken. Ihr unternehmen ist gewiss ganz an der zeit und
muss allen freunden der indischen philologie sehr willkommen sein. Wenn
ich — die bevorstehenden ferien werden mir dazu zeit übrig lassen
Ihre Schrift gründlicher werde gelesen haben, werde ich vielleicht einige
bemerkungen über den einen oder den anderen punkt Ihnen vorzulegen
mir die freiheit nehmen, ich habe aber schon genugsam darin gelesen
um behaupten zu dürfen, dass die indische metrik in Ihnen einen sehr
gründlichen und tüchtig ausgerüsteten bearbeiter gefunden hat.
Für den druck werde ich gewiss gerne alles thun, was in meiner
gewalt steht. Herrn Weber finde ich nicht geneigt, gegenwärtig auf
meine vorschlage einzugehen. Mit der indischen bibliothek ist es ein
langsames und unsicheres ding und wir kommen damit wieder an herm
Weber. Ich stehe mit anderen buchhändlem zu wenig in Verbindung,
246 Briefe an Theodor Benfey.
um viel auf meine Verwendung bauen zu können. Könnten Sie aber nicht
einen auswärtigen Verleger finden, in welchem falle ich sehr gerne hier
den druck und die correcturen besorgen würde? Ilaben Sie die gute mir
hierüber eine antwort zukommen zu lassen und sein Sie meiner aufrich-
tigen theilnahme an der förderung der sache versichert.
Ew. Wohlgeboren
Bonn den 22. märz 1835. ergebenster
Chr. Lassen.
Mein hochverehrtester herr!
Es ist kaum von meiner seite verzeihlich, dass ich Sie so lange ohne
nachricht über die mir von Ihnen anvertraute indische metrik gelassen
habe. Ich habe erwartet, dass die indische bibliothek wenigstens noch
3 hefte zur Vervollständigung des 3. bandes liefern würde und, da dieses
Ihr wünsch war, hätte sie darin erscheinen können. Mit dieser bibliothek
liegt es aber noch in weitem felde, und da ich seit dem anfange dieses
Jahres aus aller Verbindung mit der redaction derselben getreten bin,
wäre ich nicht mehr im stände, etwas weiter in dieser beziehung zu thun.
Ich sende also Ihrem wünsche gemäss das werkchen durch die Marcus'-
sche buchhandlung Ihnen wieder zu. Es hat sich hier eine neue buch-
handlung etablirt, die ich wohl in einiger zeit würde bewogen haben,
den Verlag zu übernehmen. Da sie jedoch für den augenblick mit ihrer
ersten einrichtung beschäftigt ist, und Ew. Wohlgeboren wahrscheinlich
das buch früher erscheinen zu sehen wünschen, so würde ich Ihnen auch
rathen, einen kürzeren weg einzuschlagen. Ich könnte ohnehin nicht mit
bestimmtheit versprechen, was ich nur nach einer vorläufigen anfrage
hoff'e in Ordnung bringen zu können. Wenn aber Ew. Wohlgeboren nach
einem halben jähre noch eines Verlegers nicht theilhaftig sein sollten
und sich mit einem paare von zeilen an mich wenden wollten, bin ich
mit grossem vergnügen bereit, in Ihrer angelegenheit weitere schritte zu
thun. Es wird auf jeden fall die brauchbarkeit des buches vermehren,
wenn es als ein besonderes erscheint.
Ich kann diesen brief nicht schliessen, ohne Ihnen zu sagen, dass ich
mit aufrichtiger freude Ihre recension des Bhartrihari gelesen habe. Hr.
von Bohlen hat sich in meinen äugen noch mehr durch die vielen gelehrten
prunkereien als durch die allerdings starken Schnitzer geschadet. Es
ist geradezu ein wüst von noten, um d^ leuten sand in die äugen zu
streuen. Und sein system, mit allen gut stehen zu wollen, wird ihn am
ende allen zuwider machen.
Ich erlaube mir, Ihren metrischen Studien ferner den Gitagovinda zu
empfehlen. Meine ausgäbe erscheint im laufe des sommers. Die gereimten
metra werde ich aber nicht so ausführlich behandeln können, als der
gegenständ eigentlich erfordert. Auch gehört dazu ein gründlicheres
Studium der indischen musik, als meine neigungen mir zu machen er-
lauben. Mit ausgezeichneter hochachtung
Bonn, d. 7. Mai 1836. Ew. Wühlgeboren
Chr. Lassen.
Briefe an Theodor Benfey. 247
Ew. Wohlgeboren
muss ich recht sehr um gütige Verzeihung bitten, dass ich Ihnen
und Ihrem gelehrten herrn mitarbeiter so spät meinen verbindlichsten
dank für die mittheilung Ihrer gelehrten und gründlichen schrift über die
monatsnamen ablege. Nehmen Sie den verspäteten, aber nicht weniger
aufrichtigen dank freundlich auf; ich habe mit grosser aufmerksamkeit
Ihre schrift gelesen und bekenne gerne, sehr viele belehrung daraus ge-
schöpft zu haben. Gegen die hauptresultate Ihrer Untersuchung glaube
ich nicht, dass triftige einwürfe gemacht werden können. Für mich waren
die nachgewiesenen Übereinstimmungen des altindischen und altpersischen
calenders von besonderem interesse und haben einen alten plan lebhaft
wieder angeregt, den : die veda-calender herauszugeben. Doch wäre dazu
vor allem ein mitarbeiter, wie der Ihrige, erforderlich. Es wäre in der
that noch w ünschenswerther , wenn ein allgemeineres werk über indische
Chronologie hervorgerufen werden könnte; doch fehlen uns in Deutsch-
land zu sehr handschriftliche quellen. Ich wäre sehr erbötig zu einer
anzeige (die aber nur billigend und mehr referirend, als beurtheilend
sein würde) , wenn ich überhaupt recensirte oder mit recensirenden an-
stalten irgend eine Verbindung hätte. Ich lebe aber in dieser beziehung
wie ein samnyäsi ; Ihrer schrift wird die gerechte anerkennung nicht ent-
gehen. Ich habe geglaubt, dass eine anzeige im Journal des savants so-
wohl Ihnen interessanter, als Ihrer schrift zur grösseren Verbreitung
dienend sein würde und habe herrn Burnouf aufgefordert, eine anzeige
zu übernehmen.
Ich habe meinen brief zum theil deshalb verzögert, weil ich ge-
wünscht hatte, Ihnen ein bestimmtes resultat meiner Unterhandlung mit
den buchhändlern König und van Borcharen wegen Ihrer indischen me-
trik vorlegen zu können. Für den augenblick ist aber nichts mit ihnen
anzufangen; sie sind anfänger und scheuen sich, zu viel auf einmal zu
übernehmen. Da Ihnen die unverzögerte herausgäbe wohl die wichtigste
rücksicht ist, und ich nur ein unbestimmtes versprechen einer künftigen
Übernahme erhalten konnte, habe ich die negotiation für jetzt abgebrochen.
Da ich sehr gerne dazu beitragen möchte, dass Ihre schiift erscheint, bin
ich sehr bereit, wenn es Ihnen angenehm ist, andere schritte der art zu
thun; ich hatte bei dem jungen herrn Brockhaus leise angefragt, ob er
mir einen weg angeben könne; er schreibt mir, dass er mit Ihnen corre-
spondire; haben Sie durch ihn den bruder befragen lassen? Die Berliner
würde ich umsonst befragen; ihre gelehrten consulenten würden alles,
was von mir empfohlen wäre, mit bänden und füssen abwehren. Unsere
älteren herren hier, Weber und Marcus [?], geben nicht nur kein honorar für
solche dinge, sondern machen noch so viele Schwierigkeiten, dass es einem
verdriesslich ist, auch nur auf den busch zu klopfen.
Mit der gprössten hochachtung
Bono, d. 15. märz 1837. Ihr
ergebenster
Chr. Lassen.
248 Briefe an Theodor Benfey,
Bonn, d. 22. August 1837.
Ew. Wohlgeboren
weiss ich in der that nicht einen mich genügend entschuldigenden
grund für die saumselige erfüllung meiner correspondonzpflichten vorzu-
tragen : ich hatte gehofft, Ihnen auf thätige weise meine bereitwilligkeit,
Ihren wünschen entgegenzukommen, dadurch zeigen zu können, dass ich
Ihnen ein exemplar des commentars zu Manu schickte, bin aber in der
hoffnung betrogen worden , eines aus Calcutta , wohin ich schon früher
geschrieben hatte, zu erhalten. Sowohl die ausgäbe in 4to als die spätem
in 8vo ist vergriffen, und man schreibt mir aus Calcutta, dass eine neue
in 8vo im werke sei. Hier besitzt nur herr von Schlegel ein exemplar
des seltnen buchs ; ich habe mich gescheut, ihn um das seinige zu bitten,
da er in solchen dingen sehr penible ist und sogar nicht gern aus
seinem hause bücher ausleiht. Ein stück eines handschriftlichen com-
mentars, der jedoch sehr modern ist, steht Ihnen zum freiesten gebrauche
gern zu diensten ; ich besitze jedoch nur den anfang und ein paar unbe-
deutende schoben zum 12. buche. Lassen Sie auch meine in der that
diesen sommer durch allerlei unerwartete geschäfte, wie Vorlesungen vor
den hier studirenden prinzen, übermässig gestörte zeit einen grund zur
nachsieht sein ; ich habe die hoffnung, Sie in Göttingen vorzufinden und
Ihnen selbst meine aufrichtigen entschuldigungen vorzulegen.
lieber den veda-calender muss ich mich nicht ganz deutlich ausge-
drückt haben, da ich sehe, Sie glauben mich im besitze desselben. Was
ich habe, sind einzelne Stückchen von keinem belange : ich habe aber
allerdings mich bemüht, das ganze zu erhalten und werde mich dann
Ihrem freunde sehr gern zum mitherausgeber antragen.
Ihre schöne abhandlung über die monatsnamen hat, wie Sie wohl
schon werden gesehen haben, von Burnouf verdiente anerkennung ge-
funden. Für die Berliner Jahrbücher hat dr. Fr. Windischmann, der eben
hier ist, die recension übernommen; ich glaube sagen zu dürfen, dass
Sie sich über seine beurtheilung nicht werden zu beklagen haben.
Ich habe die absieht, mich zu Ihrem schönen feste im September
einzufinden, und in der voraussieht, einige stunden Ihnen und Ihrer Unter-
haltung widmen zu dürfen, erlauben Sie mir, bis dahin aufzusparen, was
ich Ihnen über Ihr metrisches werk milzutheilen hätte. Mündlich lässt
sich in der kürze vieles bequem durchsprechen, was brieflich sich lange
hinzieht und nur halb erörtert wird. Vielleicht Hesse sich das stück von
Kälidäsa vorläufig in unserer Zeitschrift mittheilen ; ich schliesse aus einer
Äusserung von herrn prof. Ewald, dass dasselbe schon in seinen bänden
ist und im 3. hefte erscheinen wird; doch wohl von Ihnen mitgetheilt?
Genehmigen Sie die wiederljolung meiner entschuldigung und die
Versicherung meiner aufrichtigen hochachtung.
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Chr. Lassen.
Briefe an Theodor Benfey. 249
Ewr. Wohlgeboren
muss ich sehr deshalb um Verzeihung bitten, dass ich jetzt erst dazu
komme, Ihnen meinen ergebensten dank für das werthyolle geschenk ab-
zustatten, mit dem Sie mich beehrt haben. Ihre schrift über Indien is
schon seit zwei monaten in meinen bänden und wenn ich noch nicht zeit
gefunden habe , sie ganz zu lesen , so ist weder sie selbst daran schuld,
noch der mich lebhaft beschäftigende gegenständ, sondern theils die
menge von Störungen, die von der läge unserer stadt an der grossen
Strasse der reisenden in dieser Jahreszeit unzertrennlich sind, theils die
schwäche meiner äugen, welche herzustellen der arzt mir noch immer jedes
lesen bei künstlichem lichte verbietet. Ich hatte gewünscht, ehe ich Ihnen
dankte, das ganze gelesen zuhaben; ich muss mich entschliessen, es zu thun,
ehe ich mehr als den historischen abschnitt vollendet habe, zumal ich in
einigen tagen eine ferien-reise antrete, auf der ich die absieht habe,
Göttingen zu berühren, wo ich nicht erscheinen möchte, ohne Ihnen meinen
dank schriftlich schon bezeugt zu haben.
In beziehung auf den historischen abschnitt wird Ihnen niemand das
verdienst bestreiten können, zuerst die bruchstücke älterer indischer ge-
schichte vollständiger, genauer und kritischer, als irgend früher, zu-
sammengestellt zu haben. Es liegt in der natur der quellen dieser ge-
schichte, dass manches noch von verschiedenen forschem wird verschieden
aufgefasst und combinirt werden; die inschriften namentlich erfordern
nach meiner meinung noch eine durchgreifende neue philologische be-
handlung und einzelnes, glaube ich, wird sich dadurch auch in Ihrer be-
handlung nach einer solchen bearbeitung anders stellen. Dass der titel
Satrap in Indien vor dem baktrischen reiche je vorgekommen, halte ich
für unmöglich; die Inschrift von Girnar kann auch nicht dafür beweisen,
da aus ihr nicht vorhergeht, dass Eäst'äna vor den Mäurjas regiert habe.
Die Übersetzung der AQoka-inschriften im as. joum. gilt mir in der that
für keine genauere, als die Anquetil's vom Zendavesta. — Obwohl ich weit
entfernt bin, den sagen, wie sie im Mahäbhärata und Ramäjan'a vorliegen,
einen grossen historischen werth beizulegen, so halte ich doch einige da-
von für bedeutsam genug, um bei einer darstellung indischer geschichte
erwähnt zu werden; so namentlich solche, die sich auf die erste Urbar-
machung des landes beziehen. Die einwanderung der Brahmanen über
den Niti-pass ist mit diesen sagen in Widerspruch und, davon abgesehen,
mir wenigstens auch aus geographischen gründen höchst unwahrscheinlich.
So möchte ich auch gegen andere punkte Ihrer darstellung bedenken und
zweifei Ihnen vortragen, wenn dazu ein brief eine ausreichende gelegenheit
darböte. Missverstehen Sie aber diese äusserungen nicht so, als ob ich
das von Ihnen zuerst geleistete seinem ganzen werthe nach anzuerkennen
nicht bereit wäre. Sie werden in meinem eigenen buche über denselben
gegenständ gelegenheit haben zu sehen , dass ich in vielen punkten ent-
weder mit Ihnen übereinstimme oder doch nicht sehr von Ihnen abweiche.
Mit der grössten hochachtung
Bonn, den 9. septbr. 1840, Ew. Wohlgeboren ergebenster
Chr. Lassen.
Roiträge z. künde d. ig. sprachen VIII. 2.7
250 Briefe an Theodor Benfey.
Ew. Wohlgeboren
danke ich ergebenst für die mittheilung des aufsatzes über die stelle
aus dem Megasthenes , deren sichere erklärung es sehr wichtig wäre zu
finden. Die Ihrige ist sehr scharfsinnig und ich werde sie gern aufnehmen,
obwohl, um ganz offen zu verfahren, sie mich nicht überzeugt. Es wäre
vor allem wichtig , die hauptstütze Ihrer erklärung , die annähme einer
vorgeschichtlichen reihe von 100 königen mit 5000 jähren durch irgend
einen beleg stützen zu können. Diese annähme zugegeben, fügt sich
das übrige schön genug. Sie erlauben mir aber, über ein paar andere
punkte, worüber Sie nicht gute quellen gehabt haben, einige bemerkungen ;
Sie werden dadurch vielleicht veranlasst, einige ausdrücke Ihres aufsatzes
zu ändern. Erstens ist die angäbe, dass Buddha unter Pradjöta geboren,
nur aus dem Bhägavatämrita , einer ganz unzuverlässigen compilation,
geschöpft; und es muss zweitens der Bhattijo der Buddhisten der Ksha-
träug'as der brahmanischen reihe sein. Zugegeben (was nicht ganz klar
ist), dass die reihe von 28 königen auch von der früheren dynastie in
Magadha gelte, wäre hinzuzufügen, dass kein brahmanisches verzeichniss
mehr als 22 könige der dynastie der Vorgänger des Pradjötas giebt.
Was endlich die zahl der jähre zwischen Parikshit (oder dem anfang des
Kali) und der krönung des Nanda betrifft, so gehen die angaben darüber
auf zwei quellen zurück : die eine der puränas giebt 1015, 1050, 11 15 jähre;
die richtige ist 1050; denn sie rührt von den astronomen her und beruht
auf der theorie der bewegung der 7 rishis, die in jener periode sich
lO'/a nakshatra oder 1050 jähre bewegt hatten. Sie ist also theoretisch
und kaum alt überliefert. Die zweite (in einem mspt. des Matsjapur)
von 1500 Jahren beruht auf der Zusammenstellung der überlieferten zahlen.
Värhadrathas 1000 jähre, Pradjötas u. s. w. 138, ^i^anäga u. s.w. 362.
Diese hat also die Überlieferung für sich. Es kann hier nicht die rede
davon sein, für uns gültige chronologische zahlen finden zu wollen, es
wäre aber wichtig ermitteln zu können, welches systera ihrer Chronologie
die Brahmanen zur zeit des Megasthenes hatten, und eine gesicherte er-
klärung der Ari'ian-Pliniusschen stelle deshalb höchst wünschenswerth.
Da ich nicht eigenmächtig die stelle über Pradjöta in Ihrem aufsatze
ändern mag, folgt dieser anbei zurück mit der bitte, ihn wieder mir zu-
kommen zu lassen, er könnte dann im nächsten hefte der Zeitschrift er-
scheinen. Wir erhalten die anzeigen hier auf buchhändlerischem wege
regelmässig und Sie könnten ihn einer Sendung von diesen vielleicht
beilegen.
Mit der grössten hochachtung
Bonn, d. 18. Januar 1842. Ihr
ergebenster
Chr. Lassen.
Briefe an Theodor Benfey. 251
2. Von F. G. Welcker.
Bonn, 3. juli 1836.
Ew. Woblgeboren
mir gefallig zugeschickte (und ziemlicli verspätet angekommene) ety-
mologische beitrage will ich recht gern in dem rhein. mus. und zwar in
dem 1. heft des 5. bandes, dessen druck seit einigen wochen begonnen
hat, abdrucken lassen, um auch von dieser seite die Wichtigkeit des San-
skrit für die classischen sprachen anzuerkennen. Nur werden Sie mir er-
lauben, da dies Ihren hauptzweck schwerlich beeinträchtigt, in rücksicht
auf den begrenzten räum unseres Journals, die artikel I und VI wegzu-
lassen, die ausserdem den übrigen an kühnheit oder wenigstens an Schwierig-
keit für den nichteingeweihten vorgehen. Sehr werde ich mich freuen,
wenn durch Ihre, wie ich zu erkennen glaube, sehr ernsten und umsich-
tigen Untersuchungen auf manche punkte der griechischen alterthümer
und Sprachforschung neues licht fallen und überhaupt wenn Ihre bemü-
hungen einen recht glücklichen erfolg haben werden.
Mit vorzüglicher hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
F. G. Welcker.
3. Von G. F. Grotefend.
Hannover, d. 13. nov. 1836.
Ew. Wohlgeboren
gelehrtes und von grossem Scharfsinn zeugendes werk über die
monatsnamen einiger alten völker habe ich mit dem grössten vergnügen
gelesen, da es mir die mannigfaltigsten belehrungen in solchen gegen-
ständen bot, welchen ich manche müsse gewidmet hatte, ohne Ihre sprach-
kenntniss zu besitzen. Mein urtheil darüber entspricht ganz dem, welches
Sie selbst in Ihrem werthen schreiben fällen, und ich würde es gern so-
fort öffentlich aussprechen, wenn nicht meine zeit gerade jetzt durch
Burnouf s und Lassen's neue erklärungsversuche der keilinschriften, deren
lesung eben mich hinderte, Ihr mir so angenehmes schreiben früher zu
beantworten, allzusehr in ansprach genommen würde. Da bei diesen er-
klärangsversuchen meine eigne ehre auf dem spiele steht, so werden Sie
es mir gewiss nicht verargen, wenn ich alle meine sehr beschränkte
müsse jenem gegenstände widme, zumal da ich zwar mit dem von Ihnen
bearbeiteten gegenstände vertraut bin, aber kein kenner des Sanskrit und
Zend. Um jedoch mein schreiben nicht ganz leer ausgehen zu lassen, so
erlaube ich mir eine anfrage, was Sie dazu sagen, wenn Burnouf sowohl
als Lassen aus den keilinschriften zu Persepolis ein wort Ktpdhuk für
Kappadokien herauslesen; mit Ihrer erklärung dieses namens, die ich,
wenn Sie nichts dagegen haben, in meiner beurtheilung jener erklärungs-
versuche anführen werde, stimmt wenigstens eine solche lesung nicht.
17*
252 Briefe an Theodor Benfey.
Auch wundert es mich, dass Sie zwar aus Gyraldi dissertatione de annis
et mensibus die sonderbare Verwirrung zweier zeilen anführen, aber un-
erwähnt lassen, wie das wort ißQceTa, welches ich in IßgaaS vermuthe,
vor den monat Ab zu stehen gekommen ist. Da Sie auch alevs schreiben,
wo ich aXev geschrieben finde, wie denn über jeden monatsnamen ein
gravis gesetzt ist; so vermuthe ich, dass Sie das buch nicht selbst vor
äugen gehabt haben, sonst hätten Sie auch wohl dessen etwas abweichende
Schreibung kappadokischer monatsnamen bemerkt, da Gyraldus zwar Ttp^l,
fiara, ^avd-tjQi, fii&Qi aber dnofxevufxa.&, ctQd^Qctl, T(&ova(u, wfiovia, aoxiiaQa,
aQTaeaTtv, aQyo&Tjia oder auch aQucoTccTa schreibt. Wie das letzte wort
allein den ton auf der drittletzten silbe hat, so red-ovala und (Ofiovla, in
welchem zugleich das fehlende a nach w bemerkt zu werden verdient,
allein auf der vorletzten: alle übrigen namen, wie aoxSuQa , das wegen
der leichten Verwechselung eines x und v aus aovSccQa entstand, betonen
die endsilbe, mithin auch rt^^f und zwar mit dem gravis. Derselbe Gyrald
führt aus Beda die Schreibung hebräischer namen Nisan, lar, Sinan, Tha-
nal, Elul, Thersi, an, schreibt aber selbst vorher Nisan, Hiar, Psethoan,
Thamne, Ab, Elul, Thersi, Murionan, Caslou , Tebethi, Sabath , Adar.
Nachher setzt er hinzu: Comperio tarnen apud autores Adar Syrorum
lingua Sabe vocari, sicuti lar Zio vel Ziu, h. e. Aprilem a florum
splendore. Legimus et Chaldaeorum et Babyloniorum ac Hebraeorum
menses ita vocari, parum voce devia ab jam commemoratis : Tisrim I,
qui et Tisri; II qui et Marthesuan; Ramiz I & II; Sabath vel Scebath,
Adar, Nisan; Idar vel lar, Naziran, Tamus vel Tamuz, Abh vel Au, Eyul
vel Elul. Wenn hierin manche Schreibung aufiallt, so ist dieses auch in
den persischen monatsnamen der fall, die Gyraldus also schreibt: Phor-
dimechus, Ardaimechus, Cardaimechus , Zirmechus, Mardaynus, Sarembe-
mechus, Maheramechus, Ebenmechus, Idramechus, Dimechus, Behmemechus,
Azfirdamechus.
Wie mag es gekommen sein, dass Mardaynus allein nicht den bei-
satz mechus oder monat hat? Im Pazend , woraus ich wenigstens allein
Sarembemechus für Sahrevar mah zu erklären weiss, ist gerade dieser
monatsname nicht bekannt; ich meine aber, dass, sowie aus Khordad
Cardaimechus ward, aus Mordad Mardaimechus hätte werden
müssen.
Hochachtungsvoll mich fernerer gewogenheit empfehlend
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
6. F. Grotefend.
Hannover, d. 27. november 1836.
Ew. Wohlgeboren
danke ich für die bclehrungen in hinsieht dessen, was ich in meinem
vorigen schreiben berührte, und gebe Ihnen ferneren stoiTzum nachdenken,
indem ich Ihnen den versuch meines sohnes, die unbekannte schrift der
baktrisch-indischen münzen zu enträthscln, überschicku. Da Sie die
monatsnamen so vortrefflich erläutert haben, bu werden Sie auch wohl
Briefe an Theodor Benfey. 253
herausbringen, in welcher spräche jene schrift abgefasst ist; und hätten
Sie dann lust, eine grössere inschrift darnach zu prüfen, so kann ich
Ihnen eine solche bei dem hofrath Heeren nachweisen, worin ich wenig-
stens den königstitel erkannt habe. An Ihrer erklärung des namens
Kannäöoxig, deren richtigkeit verbürgen zu können, mir sehr erwünscht
wäre, habe ich noch das auszusetzen, dass mir xan für hua^ eine zu
grosse Veränderung scheint; oder Hesse sich auf diese weise auch der
name Kosroes von Huzvaresch ableiten? Burnouf lieset Kr'pdhak, was je-
doch Lassen wegen Qug'd' nicht zugeben konnte: von beiden weiche ich
nur im k ab, weil ich das t schon längst aufgenommen habe. Mein e
für k zu halten, konnte mir nie in den sinn kommen, weil mir die er-
gänzung eines vokals nicht einleuchtete, und ein auf k auslautendes zen-
disches wort nicht bekannt war. Die keilschrift ist vom Zend allerdings
verschieden, doch wohl nur mundartlich: denn ich halte die keilschrift
für medisch, und Zend für baktrisch. In dieser hinsieht klarer zu wer-
den, wäre es mir sehr lieb, wenn die legenden der baktrischen und in-
doskjrthischen münzen enträthselt würden. Durch deren enträthselung
würden Sie gewiss auch noch einen beitrag zu Ihren persischen monats-
namen erhalten, um welche sich mein söhn nicht bekümmerte, als ich
von Heeren die grössere inschrift im hause hatte. Wer weiss, was die
zeit noch bringt?
Hochachtungsvoll verharrend
Ihr ergebenster
G. F. Grotefend.
Hannover, den 21. december 1846.
Hochgeehrtester freund !
In betreff der Ihnen mitgetheilten siegelinschrift muss ich Ihnen
melden, dass mir die Zeichnung des siegeis schon vor etlichen jähren
von der herausgeberin der oriental-cylinders unter dem vorbehalte mit-
getheilt wurde, das siegel in einem der künftigen hefte mit meinen be-
merkungen darüber bekannt zu machen. "Weil ich mir diese jedoch nicht
zutraute, so bat ich den professor Lassen um prüfung meiner ansichten,
und um die erlaubniss, seine bemerkungen der Engländerin mittheilen
zu dürfen. Weil aber diese mit der fortsetzung ihrer Sammlung der
oriental cylinders, welche mir bis jetzt noch nicht zu gesicht gekommen
ist, immer zögerte, so bat mich Lassen um die erlaubniss, das siegel be-
kannt machen zu dürfen. Ich sandte ihm daher die Zeichnung zugleich
mit den mir schon vor zwanzig jähren mitgeteilten backsteininschriften
von Niniveh, deren bekanntmachung er jedoch verschob, weil Westergaard
ihm seine inschriften mitgetheilt hatte. Unterdess bat mich Holtzmann
um des siegeis inschrift zufolge emer andeutung von Lassen, und weil
ich gern zu erfahren wünschte, was andere kenner dess Sanscrit und Zend
ausser Lassen über die inschrift urtheilen, sandte ich ihm, sowie Ihnen,
die früher auch an Lassen überschickte inschrift. Es war aber kaum
mein letzter brief an Sie abgesandt, als ich von Bonn die nachricht er-
hielt, das lithographirte siegel würde mit den backsteininschriften ans
254 Briefe an Theodor Benfey.
Niniveh im nächsten hefte der Zeitschrift für die künde des Morgen-
landes erscheinen. Ich will nun mit demjenigen zurükhalten , was mir
Lassen früher über die siegelin Schrift mittheilte, und nur bemerken, dass
auch mir der mangel eines worttheilers nach äthiyä buschana auffiel, und
ich deshalb anfangs ein ^\ statt des ;^< vermuthete. Da jedoch die
Inschrift von hier an sehr verletzt ist, so entsteht die frage, ob die zeich-
nerinn die Verletzung des originales nicht zu klein angedeutet habe. Ge-
setzt aber auch, der worttheiler habe wirklich dem originale gefehlt, so
möchte ich doch eher glauben, er sei aus mangel an räum weggelassen,
als dass ein so langes wort noch mit einem andern zusammengesetzt sei.
Das äthijä erkenntniss, denkkraft und gedächtniss habe bezeichnen kön-
nen, habe ich dem professor Lassen durch meine bemerkung glaublich
gemacht, dass in der allpersischen muiidart viele wörtef das j zu anfange
der Wörter verlieren, und Lassen hat mir selbst das hebräische y")^ als
verwandt mit äthijä angegeben. Dass sich Artaxerxes selbst nicht werde
Mnemon genannt haben, gilt mir nicht als triftiger einwarf, weil das
Siegel nicht von Artaxerxes selbst herrührt, sondern von irgend einem
beamten, der dadurch seinen Verordnungen königliche beglaubigung gab.
Ihrer buchstabenanordnung weiss ich nichts entgegenzusetzen: ich muss
jedoch bemerken, dass auch nach meiner meinung 7» nur ein t mit in-
härirendem r war, weshalb ich tf schrieb, und schon vor vielen Jahren
dem professor I^assen die lesung Artäk's'aträ mittheilte; denn ich kann
nicht glauben, dass Kyaxares' Uwak'hshatara geheissen habe.
Was Ihre bitte am ende Ihres briefes betrifft, so würde ich sie gern
gewähren, wenn ich mir zutrauen dürfte, als laie etwas besser zu wissen,
als ein kenner des Zend und Sanskrit. Ich werde gern zu Ihren diensten
stehen, muss aber bevorworten, dass ich nichts erhebliches zu bemerken
wissen werde.
Hochachtungsvoll verharrend
Ihr ergebenster
G. F. Grotefend.
Hannover den 21. januar 1847.
Hochgeehrtester freund !
Ich beantworte Ihre mir heute zugekommene sendung auf der stelle.
In Ihre erläuterung des Athiyäbushana muss ich mich fügen, weil ich
weder des Zend, noch des Sanskrit kundig bin; aber in ansehung der beiden
letzten Zeilen leuchtet mir Ihre vermuthung noch nicht ein. Mich soll
wundern, was Lassen davon urtheilen wird, der mir bereits das erste
heft des siebenten bandes mit der von mir gegebenen steintafel zuge-
sendet hat. Die von Ihnen erläuterte siegeiinschrift ist also nun kein
geheimniss mehr für das publicum. Ist Ihnen aber nicht Hitzig's er-
läuterung der grabinschrift des Darius mitgethoilt, welche ich dem pro-
fessor Ilavemann zugleich mit Rawlinsons arbeit durch Sie anzeigen zu
lassen empfahl ? Hitzig macht von den dreifachen Saken eine ganz andere
erklärung als Sie und ich, der ich schon längst darin dio Saken am
Briefe an Theodor Benfey. 255
Imaus, Tigris und jenseits des meeres erkannte ; aber ich verstehe unter
diesen Saken nicht sowohl Herodots Skythen, welche Skhudra oder Scotla
st^tt Scolotä Messen, als Homers Hipporaolgen oder unsere Kosaken,
denen die Yuna takbarä oder die ionischen anpflanzer am Pontus nicht
als Taurier oder ro^oipÖQoi sondern als „degenträger" entgegenstehen.
Da die Yuuä auf dem festlande sowohl als im meere, nicht bloss als
lonier, sondern als Hellenen überhaupt zu deuten sind, so dürfen Sie
nicht die Dorier noch besonders durch Sparta bezeichnet glauben, wozu
auch nicht der mindeste grund vorhanden ist. Sparda bezeichnet viel-
mehr, wie schon de Sacy vermuthete, das hebräische "ISD» Obad. 20,
welches die vulgata durch Bosporus übersetzt, aber eigentlich das sonst
nicht erwähnte innere Vorderasien oder Phrygien bezeichnet. Da diese
satrapie so vielerlei Völker und sprachstämme in sich begriff, so ist es
gar nicht zu verwundem, wenn sie nach dem Wohnsitze des Satrapen
benannt wurde, und diesen habe ich in Isbarta gesucht, welches eigent-
lieh Sparta heisst, und nur von den Türken nach ihrer gewohnheit, den
doppelconsonanten ein i vorzusetzen, Isbarta genannt wurde. Dieses Is-
barta ist weder so unbedeutend, noch so neu, wie man glaubt, da ich
in den reisebeschreibungen der Engländer einen pascha daselbst wohnend
gefunden habe, und Büsching den ort für das alte Philomelium hält,
welches jedoch an einer anderen stelle lag. Die Völker jenseits des Pontua,
welche auf die Pikenkosaken, Bogenskythen , und schwerttragenden
Hellenen folgen, suche ich nicht mit Ihnen in Thrakien und Makedonien,
sondern an der nordküste des schwarzen meeres vom Bosporus bis Kolchis.
Pu - - na sind mir eben die Bosporani , Khushiya die donischen Ko-
saken, Mädiya die (Sar) oder (Sauro)matae medischen Ursprungs in
Asien, und die Karakä die KeQxsrai des Strabo oder die Tscherkessen,
von den älteren Griechen zu Kolchi verdreht. Dieses ist es, was ich
Ihnen heute mitzutheilen habe, da ich mich auf spracherläuterungen nicht
einlassen darf.
Mit hochachtung verharrend Der Ihrige
G. F. Grotefend.
N.S. Noch theile ich Ihnen mit, dass ich die SvQ-aäyerai,
und Maa-adynai des Herodot nie für Geten, sondern immer
für Nord - Tartaren und Gross - Tartaren oder Saken erklärt
habe. Die inschrift des Dariussiegels in meinen beitragen
zur babylonischen keilschrift haben Sie nicht mit aufgeführt ;
gleichwohl ist sie schöner als die auf dem Arsakessiegel.
Hannover, d. 8. febr. 1847.
Hochgeschätzter freund !
Indem ich mich beeile, Ihnen meinen schuldigen dank für das so
ehrenvolle gedruckte Sendschreiben zu sagen, wünsche ich mir selbst
glück dazu, in Ihnen einen so grossen förderer des Verständnisses per-
sischer keilinschriften gefunden zu haben. Statt dass andere minder
vollständige erklärer derselben meine verirrungen rügten, haben Sie nur
256 Briefe an Theodor Benfey.
mein verdienst hervorzuheben gesucht und dadurch, wie Alexander von
Humboldt, mich über manche unverdiente vorwürfe getröstet. Dem herrn
von Humboldt habe ich schon geschrieben, dass Sie sämmtliche persische
keilinschriften mit Ihren eigenthümlichen bemerkungen herausgeben wür-
den, und ich setze voraus, dass auch Alex, von Humboldt einer von denen
ist, dem Sie Ihr interessantes werk verehren : wenigstens möchte ich es
rathen, wenn es Ihnen darum zu thun ist, dasselbe einem würdigen zu
senden. Dass Sie einige meiner mittheilungen nicht in Ihre nachtrage
aufgenommen haben, um sie nicht bekämpfen zu müssen, nehme ich
Ihnen, da sie überhaupt nicht für das publikum bestimmt waren, so wenig
übel, dass ich sogar meine halb scherz- halb ernsthaften bemerkungen über
einige volksnamen zu s. 59 ff. nicht ungern vermisst haben würde. Ich
wollte nur damit andeuten, in welcher gegend ich die berührten Völker
suche; dass aber manche scheinbar neue völkernamen uralt sind, davon
mag der Sedochezorum rex bei Tacitus Hist. III, 48, oder der häupt-
ling der Tschetchenzen zum beweise dienen : und sollte nicht auch der
name Scydrothemis Hist, IV, 83 mit dem persischen Skhudra be-
ginnen? Was Sie zur rechtfertiguug Ihrer erklärung des namens Sparda
beibringen, hält nicht stich : denn dann musste in der Inschrift von Nakshi
Rustam z. 28 auch noch Sakä eine besondere benennung für Griechen
sein. Klein -Asien ist ein so wichtiges land, dass es durchaus mit auf-
gezählt werden musste, da nun aber alle übrigen namen ihre bestimmte
deutung haben, so bleibt uns nichts anderes übrig, als Sparda durch
Kleinasien oder Phrygien zu erklären. Die art und weise, wie Sie das
behaupten wollen, stelle ich in Ihr belieben ; aber nicht gestatte ich Ihnen
eine vom griechischen Sparta hergenommene erläuterung. Wer darf
Ihnen erlauben, in der ersten columne z. 15 vor tyiya . darayahyä
aus I. 13. die worte tyiya ushkahyä, utä einzuschieben, um aus der be-
zeichnung der inselbewohner auf Kypros und der küstenländer Cilicien,
Lycien, Carien, eine abtheilung der kleinasiatischen Griechen zu bilden?
Erklären Sie doch selbst N. R. z. 28 jene worte anders. Dass Sie Hitzigs
Schrift verwerfen, ist mir lieb zu vernehmen: ich habe ihm gleich nicht
getraut. Die assyrische schrift habe ich als eine abart babylonischer er-
kannt, und halte daher die aufgefundenen denkmälcr in Niniveh nur für
babylonisch. Insofern haben Sie recht zu glauben, dass auch diese noch
werden entziffert werden. Sollte ich dieses noch erleben, dann würde
meinen bemühungen erst die kröne aufgesetzt werden. Was ist aber in
unserer zeit, wo sich die entdeckungen so rasch folgen, noch unmöglich?
Nur geduld muss man haben, am ende taucht doch das verkannte auf_
Ihr ergebenster freund
G. F. Grotefend.
Hannover, d. 17. april 1847.
Hochgeschätzter herr doctor!
Nur mit wenigen werten melde ich Ihnen durch meinen vormaligen
Schüler Lange, dass ich jetzt die fortsetzung des RawlinBon'schen Werkes
Briefe an Theodor Benfey. 257
erhalten habe, welche das aiphabet der erläuterten keilinschriften be-
spricht und am Schlüsse der ergänzungsnote noch eine neue theorie auf-
stellt, welche in einer hinsieht sehr anspricht, in anderer hinsieht jedoch
noch zweifei übrig lässt. Ungeachtet der vf. nicht umhin konnte, auf
manche lücken und ungewissheiten selbst bei den aufgenommenen fremd-
artigen zeichen hinzudeuten, musste er doch auch einige zusammengesetzte
laute hinzufügen , unter welche er nicht sowohl das königszeichen , als
nur dessen letzte hälft e mischt, weil er, deren Verstoss gegen das grund-
gesetz der einfachen keilschrift nicht bemerkend, sie als einen besonderen
buchstaben von der vorderen hälfte absondert. Da der dieser keilschrift
fremdartige nasenlaut nach des vf. bemerkung aus der sogenannten me-
dischen keilschrift entlehnt ist, so bin ich dabei auf den gedanken ge-
rathen, dass auch die beiden von Artaxerxes eingeführten zeichen, wo
nicht aus der medischen, doch aus der babylonischen keilschrift aufge-
nommen sein möchten, welches ich zu untersuchen noch nicht zeit gehabt
habe, aber vielleicht bei der entzifferung der anderen keilschriftarten zu
beachten wäre. Das königszeichen, welches Xerxes eingeführt hat, ist
ganz dem character der persischen keilschrift gemäss gebildet, nicht so
die Zeichnung des y in ßehistan, so wie auch wohl das zeichen für v
keine durchkreuzung enthalten, sondern also geschrieben sein sollte ^^>—
Was der vf. den Zeitungen zufolge über die armenische keilschrift des
Professors Schulz geurtheilt hat, entspricht nicht dem, was ich darüber
erforscht habe. Es wird indess das beste sein, ruhig abzuwarten, wo-
durch er seine meinung begründet.
Hochachtungsvoll verharrend Der Ihrige
G. F. Grotefend.
4. Von Franz Bopp.
Hochgeehrtester herr doktor!
Ew. Wohl geboren bitte ich meinen verspäteten aber recht innigen
dank zu empfangen für die gütige Zusendung Ihrer trefflichen schritt
über die monatsnamen. Bei empfang dieses mir sehr schätzbaren ge-
schenks war ich so dringend durch eine eigene, vor kurzem an das licht
getretene arbeit beschäftigt, dass es mir nicht möglich war, Ihrem buche
das Studium zuzuwenden, welches nöthig gewesen wäre, um darüber eine
dessen gelehrten und interessanten Inhalts nicht unwürdige recension zu
verfertigen. Um also für unsere Jahrbücher die sacbe nicht ins unge-
wisse zu verschieben ist dieses geschäft auf meine veranlassung einem
anderen übertragen worden. Ich glaube versichern zu können, dass es
in tüchtige bände gefallen ist, und hoffe, dass eine eben eingesandte,
Ihre Verdienste anerkennende und mit liebe zur sache geschriebene recen-
sion des jüngeren Windischmann Ihnen nicht missfallen wird, wenn Sie
258 Briefe an Theodor Benfey.
auch im einzelnen manche Widersprüche erfahren, die bei so schwierigen
gegenständen nicht zu vermeiden sind.
Mit aufrichtiger hochachtung
Ew. Wohlgeboren
Berlin, d. 12. nov. 1837. ergebenster
Bopp.
Berlin, d. 18. oct. 1839.
Hochgeehrtester herr doktor!
Empfangen Sie meinen verbindlichsten dank für das schätzbare ge-
schenk, welches Sie mir durch die gütige Übersendung Ihres griech.
wurzellexicons gemacht haben. Erst vor wenigen tagen habe ich das-
selbe bei meiner rückkehr von einer ferienreise hier vorgefunden, und
obwohl ich noch nicht viel darin habe lesen können, so habe ich doch
bereits so viel gesehen, dass es auf gründlicher forschung beruht und
viel neue und schöne beobachtungen enthält, obgleich ich Ihren etymo-
logien nicht überall beistimmen kann, da es, wie Sie wissen, gar viele
Wörter giebt, die auf verschiedenen wegen mit dem Skr. vermittelt wer-
den können, je nachdem man an dieser oder jener stelle des wortes einen
abfall oder eine gesetzliche Umwandlung annimmt. Ich sehe der fort-
setzung Ihres werkes mit begierde entgegen und wünsche, dass dasselbe
überall die anerkennung finden möge, die es verdient und dass es dazu
beitragen möge, Ihre äussere Stellung zu verbessern. Was die durch den
tod von Lenz und Rosen in Petersburg und London erledigten Profes-
suren anbelangt, so ist erstere, soviel ich von jungen Russen, die sich
ebenfalls diesem Studium widmen, erfahren habe, bereits vergeben und
zwar an professor Dorn , obgleich man früher die absieht hatte, diese
stelle für herrn Petraff offen zu halten, ein junger gelehrter, der von
Frähn sehr gerühmt wird und auch wirklich im Skr. wie im Arabischen
und Persischen gute kenntnisse besitzt. Er war verflossenen sommer hier
und ist gegenwärtig in Paris , wonicht schon in London , wohin er zu
gehen beabsichtigte. Die professur in London ist keine beneidenswerthe
stelle; Rosen hatte zwar anfänglich 200 pfuud jährlich, allein man ent-
zog ihm später dieses gehalt und Rosen behielt die stelle nur honoris
causa and bestritt seinen unterhalt theils durch Unterricht in vornehmen
häusern , theils durch litterarische arbeiten ; in der letzten zeit hatte er
auch eine stelle am brittischen muscum, die jedoch bereits wieder an
einen Engländer vergeben ist. Ob man die sanskrit-professur wieder zu
vergeben und auch zu besolden beabsichtigt, weiss ich nicht, glaube aber
nicht, dass die leiter dieser actien-universität grossen werth auf das san-
skrit legen. Sie werden etwas näheres darüber von Poley, der an unserer
gesandtschaft in London attachirt ist, erfahren können. Vorläufig möchte
ich Ihnen rathen, Ihr werk an die asiatische gesellschaft und an Wilson
(East India House Library) zu schicken, und wenn es darauf ankommt,
werde ich gern mein möglichstes dazu beitragen , dass Ihre gründlichen
Briefe an Theodor Benfey. 259
kenntnisse und litterarischen Verdienste in London ihre gebührende an-
erkennung finden.
Mit ausgezeichneter, hochachtung Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Bopp.
Berlin, den 10. märz 1844.
Hochgeehrter herr doktor!
Empfangen Sie meinen verspäteten aber recht innigen dank für das
schätzbare geschenk, welches Sie mir durch die gütige Übersendung Ihres
Werkes über das Aegyptische gemacht haben. Ich hoffe Ihnen bald ein
kleines gegengeschenk überreichen zu können durch die 2. abtheilung
meines vergleichenden glossars, die gegenwärtig unter der presse ist und
mich in diesem winter so sehr in anspruch genommen hat, dass ich da-
rum noch nicht soviel in Ihrem werke habe lesen können als ich ge-
wünscht hätte, zumal man solche arbeiten nicht flüchtig durchlaufen
kann sondern überall anlass zu eigenem nachdenken findet. Sie werden
wohl, trotz der Sorgfalt und geschicklichkeit womit Sie Ihren gegenständ
behandelt haben, an mir in manchen punkten einen Zweifler finden. So
kann ich aus den allerdings sehr einleuchtenden begegnungen der be-
treffenden sprachen in den pronominen keine Urverwandtschaft folgern,
weil bei dieser Wortklasse auch sprachen die in keinem historischen ver-
bände mit einander stehen , gleichsam aus naturzwang , sich begegnen.
Daher finden sich in den amerikanischen sprachen Übereinstimmungen
mit den indo-europäischen, z. b. in der bezeichnung der zweiten person
durch t od. k; der 1. durch einen nasal. Es würde für mich von grossem
interesse sein , wenn ich zeit gewinnen könnte in einer recension dem
gang Ihrer Untersuchung ins einzelne zu folgen ; leider aber bin ich noch
auf längere zeit durch andere unabweisbare arbeiten abgehalten.
Von Nighantu und Niructa besitze ich keine abschriften, sonst stän-
den sie Ihnen zu geböte. Mit unserm ober-bibliothekar Pertz habe ich
gesprochen und er wird Ihnen, wenn Sie herkommen, freie benutzung
der handschriften gestatten. Mich freut es sehr , dsss durch diese ver-
anlassung wir Sie einmal wieder, und zwar hoffentlich recht bald, bei
uns sehen werden.
Mit hochachtungsvoller freundschaft Ihr
ergebenster
Bopp.
5. Von Eugene Burnonf.
Monsieur
Ce n'est pas entierement de ma faute si vous n'avez pas ete averti
plustot de l'arrivee ä Paris de votre grand article sur l'Inde; il n'yapas
tres longtemps qu'il m'en est parvenu, par la voie de M. Cahen de Paris,
deux exemplaires dont j'ai donne l'un ä la Societe asiatique et dont j'ai
garde l'autre, prejugeant ainsi vos veritables intentions. C'est un tres bon
260 Briefe an Theodor Benfey.
rcsume oü vous avez cu l'art de semer beaucoup de bonnes choses, et je
vous prie d'en agreer pour ma part mes compliments sinceres. Ce que
vous dites de la navigation dans l'Inde est en particulier neuf et remar-
quable. Vous recevrez prochainement ou meme vous aurez peutetre
deja rcQu une lettre officielle de remerciement de la part de la Societe.
M. Eichhoff a fait, il est vrai, un rapport verbal tres favorable sur vos
Racines de la langue grecque; mais ce rapport fait de vive voix et sur
des notes, n'a pu etre imprime: quand je verrai M. Eichhoff, que je ne
connais d'ailleurs pas intimenient, je l'engagerai ä reprendre son travail
et a le developper pour en faire un article dont il ne serait pas difficile
d'obtenir l'insertion au Journal asiatique.
Ce que vous m'annoncez de votre prochain article oü vous discutez
l'epoque veritable du ßuddhisrae indien, est pour raoi d'un grand interet,
et je prevois que vos resultats s'accorderont, autant du moins que je le
puis croire d'apres vos expressions, avec ceux que j'ai obtenus de mon
cote et que je vais consigner dans un ouvrage qui pourra paraitre a la
fin de la presente annee. C'est pour moi un motif de plus de desirer
voir votre ouvrage, et si vous pouvez m'en faire envoyer un exemplaire
tire a part, au nom de la direction du Journal (recueil rare a Paris) je
vous assure que vous m'obligerez sensiblement. Le livre dont je m'occupe
en ce moment est la traduction frangaise d'un des ouvrages Buddhiques
Sanscrits du Nepal, decouverts par M. Hodgson, et dont il a envoyes
plusieurs volumes ä Paris et ä Londres : le titre est Saddharmapundarika
Le lotus blanc de la bonne loi. Je compte paraitre au commencement
de l'annee 1842 : je vous en enverrai un exemplaire aussitöt que je Taurai
termine.
Je n'ai pas perdu de vue l'objet, bien plus important, dont vous me
parlez dans votre lettre, la question de votre etablissement a Paris. Mais
malgre mes recherches, je n'ai encore rien trouve, qui put vous assurer
quelque stabilite. Dans la position oü vous vous trouvez, il y aurait une
grande imprudence a vous aventurer dans un pays oü vous seriez pendant
plus ou moins de temps etranger, sans avoir la certitude d'y trouver
l'une de ces deux choses, 1" un emploi du gouvernement, 2" des travaux
un peu etendus confies par un libraire. La premiere condition est bien
difficile ä remplir, et, avec le regime sous lequel nous vivons, il faut des
Protections politiques pour les moindres choses litteraires. La seconde
condition n'est guere plus aisee ä, remplir : je ne connais ä Paris qu'un
Beul libraire qui fasse travail 1er scientifiquement, c'est M. Didot, et dans
ce moment , c'est M. Puebner qui lui 8(oigne) ou lui fait soigner ses
editions grecques. Je crois, qu'il serait tres important avant tout, de
vous mettre en rapport avec M. Duebner, de le sonder, de voir ce qu'il
pourrait faire, s'il peut faire meme quelque chose, pour un savant cher-
chant a s'occuper ä Paris. Je suppose que M. Duebner ne vous refusera
pas des details qui vous eclaireront mieux que tout ce que je pourrais
vous dire, parceque, etant etranger, il connait mieux, soit les conditions
8oit les diiiicultes de la vie litteraire en France. II y a encore M. Cohn,
Briefe an Theodor Benfey. 261
1, Boulevard Montmartre, qui pourrait vous mettre en rapport avec M.
de Rothschild, qua l'on dit un homme fort genereux. Des demarches
aupres de ces diverses personnes vous meneraient peut-etre ä quelque
renseignement precis, Vous pourriez vous prevaloir des rapports que nous
avons ensemble; loin de les dementir, je tächerais de les faire valoir ä
votre plus grand avantage.
Adieu, Monsieur, croyez bien que j'aurais le plus grand bonheur ä
faire quelque chose qui put vous servir, et que si j'ai Jamals regrette de
ne pas etre un personnage en credit aupres du pouvoir, c'est dans un
moment oü cela me serait si necessaire pour vous donner une preuve
sensible de l'estime que je fais de vos travaux et de votre personne.
Agreez neanmoins la bien sincere expression de ces sentiments.
9. avril 1841. Eug. Bumouf.
MoDsieur
Je mfets bien de l'empressement a vous informer que la commission
du Prix Volney vous a, sur mon rapport, decerne le prix pour 1842.
Votre travail, et notamment le second volume a ete juge tres solide et
tres savant. La commission a cependant fait quelques reserves en ce qui
touche quelques rapprochements, qui n'ont pas paru egalement fondes.
Mais eile n'en considere pas moins ce livre comme tres consciencieuse-
ment traite et je suis pour ma part tres heureux d'avoir activement con-
tribue ä lui en donner cette opinion.
Je regrette de ne pas disposer en ce moment d'assez de temps pour
m'entretenir avec vous de plusieurs questions douteuses et encore diffi-
ciles que renferme votre livre. Je suis depuis bien des mois absorbe
dans mon travail sur le Buddhisme. J'ai imprime en totalite la tra-
duction frangaise du Lotus de la bonne loi ; il manque encore les notea
qui sont presque achevees en manuscrit, mais que des lectures futures
doivent sans doute augmenter. Mais ce qui m'occupe le plus, c'est 1'
introduction que je destine ä cet ouvrage, eile est devenue un ouvrage
ä part auquel je donnerai le titre d'Introduction ä l'histoire du Budd-
hisme. J'y analyse un grand nombre des livres du Nepal, et je les com-
pare avec plusieurs donnees empruntees aux livres de Ceylon. Je com-
mence en outre le second volume de ma traduction du Bhägavata Puräna ;
tout cela me donne assez d'occupation.
Adieu, Monsieur, Je vous renouvelle l'expression de mon estime et
je vous prie d'agreer mes sinceres compliments.
30. avril 1842. Eug. Bumouf.
Monsieur
Rien ne pouvait m'etre plus agreable que la lettre que vous m'avez
fait l'honneur de m'adresser, pour m'annoncer l'heureux changement qui
s'est opere dans votre Situation. Je vous remercie meme d'avoir cru au
vif interet que j'ai toujours pris ä ce qui peut vous toucher. Vous pensez
que la distinction, si bien meritee, que vous a decernee la commission du
Prix Volney a pu avoir quelque influence sur la decision de votre gouver-
262 Briefe an Theodor Benfey.
nement; je me felicite alors de nouveau d'avoir coopere ä vous la faire
obtenir. Mais eile ne pouvait manquer de vous etre accordee, puisqu' il
s'agissait de recompenser le savoir, le talent et le travail. Je vois avec
un grand plaisir que vous allez etre en possession du repos d'esprit necea-
saire pour continuer vos etudes, et pour achever votre travail etyrao-
logique; je souhaite bien sincerement, que les honoraires qui vous sont
accordes repandent dans votre Interieur un peu de ce bienetre dont un
pere de famille a toujours besoin, s'il ne veut pas voir la douleur et les
inquietudes troubler ses veilles. Je vous parle de ceci parceque je suis
pere comme vous, et pere de quatre enfants: C'etait un des raotifs qui
me faisaient desirer le plus de vous voir sortir de la position critique oü
vous vous trouviez. Enfin vous en voila sorti en partie, et je vous en
felicite du fond du coeur.
Adieu, Monsieur, croyez que je ne serai jamais etranger ä tout ce
qui vous regardera, et soyez bien convaincu que je me souviendrai tou-
jours, et en particulier pour vous, de ce raot qui devrait faire cesser
toutes les differences de nations, de tribus et de castes, homo sum.
Votre bien devoue serviteur
20. mai 1843. Eug. Burnouf.
Monsieur et ami
J'ai re^u les trois exemplaires de votre travail sur les inscriptions
persannes que vous avez bien voulu m'adresser, et je me suis empresse
d'en disposer conformement ä vos intentions. L'acaderaie a re^ue avec
plaisir l'exemplaire que je lui ai presente en votre nom; eile connait vos
travaux et plusieurs des membres qui la composent sont capables de les
suivre et de les juger. On a trouve que vous aviez bien fait de rassembler
et de publier sous une forme accessible a tous les lecteurs, ces precieux
monuments de la venerable antiquite. Et de mon cote j'approuve ex-
tremement l'idee de votre index des raots ; nous qui faisons souvent usage
de lexiques, nous savons combien ces sortes d'ouvrages sont precieux, et
combien ils epargnent de peine aux travailleurs. Je vois par quelques
indications que votre dessein est de joindre un pareil index ä votre edi-
tion du Sämaveda: l'idee est ici encore tres digne d'approbation : ce
sera une bonne base pour l'edification d'un dictionnaire des mots vedi-
ques. Je ne saurais vous dire avec quelle impatience j'attends cette edi-
tion du Sämaveda; eile ne pourra manquer de vous faire beaucoap
d'honneur.
J'aurais tres volontiers fait un examen de votre dernier travail, si
j'en avais reellement le temps. Mais a mesure que j'avance dans la vie»
je suis oblige de consacrer des moments de plus en plus nombreux ä
mes propres travaux, si je venx remplir les engagements que j'ai pris
avec le public. Et malgr6 ce soin, combien peu puis-je les remplir.
Vous devez avoir remarque que, dcpuis bien longtomps, je n'ai ecrit aucun
article de reccnsion. C'est que le temps s'ecoule de plus en plus vite,
quo mes travaux me pressent, et que j'ai besoin de plus do sommeil.
Je suis d'ailleurs presque absorbS en ce momcnt par un travail sur los
Briefe an Theodor Benfey. 263
inscriptions deconvertes et copiees ä Khorsabad par M. Botta. Je viens
en outre de terminer lapreface du 3. vol. du Bhag. pur. Ne voyez donc
pas dans mon refus de rindifference , mais ce qua je n'hesite pas ä re-
connaitre, une impossibilite nee de l'impuissance et croyez moi toujours.
4. 9"^« 1847. Votre bien devoue
K Burnouf.
Monsieur et savant ami,
Vous trouverez peut-etre que j'ai beaucoup tarde ä repondre a votre
lettre du 28 septembre dernier, et ä vous remercier du present que vous
avez bien voulu me faire de votre Säma-veda. Mais votre volume m'est
parvenu bien longtemps apres la date de votre lettre, et ensuite des oc-
cupations tres varies jointes au desir de connaitre votre travail lui-meme,
m'ont empeche de vous ecrire aussitöt que je l'ai eu rcQu.
Quelque plaisir que j'aie toujours ä m'entretenir avecvous, je ne puis
trop m'en vouloir de ce retard, car il m'a permis de lire une certaine
partie de votre edition, et de vous exprimer plus en connaissance de
cause l'estime que j'ai conQue pour votre savoir solide, vos lectures
variees et votre sagacite si heureuse. II y a, dans ce volume si conscien-
cieusement rempli une masse de details qui n'ont pas seulement le merite
d'elucider le Samaveda sous le rapport philologique et critique, mais qui
devront se retrouver plus ou moins completement dans les travaux dont
les autres parties du Veda devront etre successivement l'objet. Je signale
surtout sous ce rapport l'Index substantiel, oü nous trouvons tous bien
des choses neuves ä apprendre. Pourquoi faut-il que d'imperieux devoirs,
et les engagements que j'ai pris a l'egard d'autres travaux , me privent
du bonheur d'apporter aussi ma pierre ä l'edifice dont vous venez de
construire aussi heureusement une partie considerable.
J'ai presente moi-meme votre volume ä l'academie des inscriptions :
j'en ai dit ce que me permettait d'en penser une lecture assez avancee,
avec un accent de conviction auquel je crois que l'academie a du accorder
creance. L'academie connait vos travaux; je ne negligerai aucune occas-
sion pour les lui rappeler. Ce sera un jour bien heureux pour moi que
celui oü je pourrai vous proposer comme candidat ä la liste de nos
correspondants. Mais nous n'avons pas eu de vacance cette annee; et
peut-etre les orientalistes devront-ils atteudre un peu, car les dernieres
nominations ont ete faites dans cette partie de l'erudition.
Adieu, Monsieur et savant ami, recevez de nouveau mes remerciements
pour votre precieux cadeau et mes sinceres felicitations pour le succes
d'une Oeuvre dont il sera parle bien honorablement pour vous dans toate
l'Europe savante.
Paris le 23. X^w i848. Votre tout devoue
E. Bornoaf.
^2
264 Briefe an Theodor Benfey.
6. Von Alexander von Humboldt.
Das köstliche geschenk Ihrer bearbeitung des Sama-Veda hat mir
eine zweifache freude bereitet , die Ihres freundschaftlichen andenkens,
und die betrachtung dass in dieser bewegten , zukunftschwangeren zeit
Ihre grenzenlos anhaltende thätigkeit ein solches werk dem publikum hat
spenden können. Es liegt etwas tröstendes und aufrichtendes in dieser
erscheinung und ich eile von der wenigen müsse , die mir zugemessen
ist, gebrauch zu machen, um Ihnen, theuerster herr professor, meine in-
nigsten dankgefühle darzubringen. Ich erstaune über die kraft, die mit
der edelsten hingebung für das heilige indische alterthum gepaart, solch
ein mühevolles werk hat vollenden lassen. Mit der ausgezeichnetsten
hochachtung und alter anhänglichkeit,
Ew. Wohlgeb.
Sanssouci, den 22. oct. 1848. gehorsamster
A. v. Humboldt.
Wenn Sie gelegenheit dazu finden so erneuern Sie in meinem namen
herrn g. hofrath Gauss den ausdruck meiner zärtlichsten, unauslösch-
lichsten Verehrung.
Ich beklage innigst, dass die ferne, in der ich seit Endlichers tod
von Wien stehe und meine völlige unbekanntschaft mit einem unter-
staats-secretär Helfert es mir, unter den bedrängnissen der jetzigen poli-
tischen zwiste unmöglich machen, Ihren wünsch, theuerster herr pro-
fessor, zu erfüllen. In einem linguistischen fache, das meinem Studien- 1
kreise so fern liegt, würde meine stimme ohnedies ohne alle kraft ver-l
hallen, es sei denn, dass dr. Ilelfert, was l)ei einem cistr. untorstaats-'
t secretär sehr niügiicli wäre, meinen In'uder noch am lelion glaiilito uudi
mich mit ihm verwechselte. Mit der erneuten virsicherung meiner aus-|
gezeichnetsten hochachtung für Ihre allgemein geschätzton wissenschaft-
lichen bestrebungen,
Ew. Wohlg.
Charlottenburg, den 21. april 1849. gehorsamster
A. V. Humboldt.
7. Von Jacob Grimm.
Hochgeehrter herr professor,
von Göttingen aus vernehme ich, dass Sie willens sind meine ge-
schichte der deutschen spräche zu recensieren ; Sie haben so genaue und
gelehrte kenntnis von fast allen darin verhandelten gegenständen, dass
Sie ohne zweifei zur erweiterung und berichtigung meiner ansichten vieles
beitragen werden. Ich erlaube mir sogar Sie als einen der alten monato
vorzüglich kundigen um auskunft über die von Rawlinson entzifferten
mouate zu bitten ; fügt es sich nicht in die recension, so wäre mir eine
kurze briefliche nachricht erwünscht, da ich beabsichtige in einer aca-
demischen Vorlesung auf das capitel zurückzukommen, hauptsächlich um
Briefe an Theodor Benfey. 265
die nur ganz unvollständig beigebrachten Zeugnisse über die römischen
monate erneuter prüfung zu unterwerfen.
Da Sie mit meinen frühern büchern bekannt, so wissen Sie dass das
jüngste wie die ihm vorhergegan-jenen darauf ausgebn, die deutsche
Wissenschaft der älteren und classischen erst ebenbürtiger zu machen.
Mein ziel war darum immer d?,s vaterländische, und in das übrige konnte
oder wollte ich mich nicht weiter vertiefen, als es nöthig schien, um
meine untersuch angen zu stützen. Ihr wurzellexicon und Potts schiiften
(die fast nur wie ein Wörterbuch zu studieren sind) lerne ich je mehr an-
erkennen je länger ich sie gebrauche. Mein buch wurde insofern abge-
brochen, als ein paar capitel darin mangeln, worin ich mich aussprechen
wollte über das Verhältnis des deutschen zum sanscrit, wo ich manches
mit andern äugen ansehe als der scharfsinnige Bopp. Einiges habe ich
in der academie vorgelesen, was dahin einschlägt, z. b. 1845 über die
diphthonge, mehreres liegt noch ungedruckt.
Leider sind in mein werk, bei einem ungeübten corrector und einer
nicht gehörig ausgestatteten druckerei mehr druckfehler eingeschlichen,
als recht ist, z. b. Verwechslungen des skr. s' und s' (oder wie Sie schrei-
ben Q und sh), was Sie mir hoffentlich nicht zur last legen ; ich war beim
letzten drittel des buchs nicht mehr in Berlin sondern zu Frankfurt und
ihm mit den gedanken ganz abgewandt, so dass einiges nicht mehr in
die fuge kam, in die es sonst gebracht worden wäre. So haben unsre
arbeiten nicht nur mit innerer unvollkommenheit sondern auch mit äusseren
hindernissen zu kämpfen.
Mit aufrichtiger hochachtung Ihr ergebenster
Berlin 9. merz 1849. Jacob Grimm.
Ich muss bekennen, dass mir Ihre abh. über die keilschrift noch
unbekannt ist, worin Sie die monatsnamen vielleicht schon erklärt haben.
Hochgeehrter herr professor,
es macht mir wahre freude Ihnen einen dienst zu erweisen und die
Zurücksetzung, welche Sie dort erfahren, hat mich längst empört. Mein
antrag ist in der heutigen classensitzung vorgebracht worden und Weber
hat ihn unterstützt, ich zweifle nicht an seiner annähme, unsere Statuten
fordern aber noch zwei classensitzungen dafür und er kann erst in zwei
monaten im plenum zur entscheidenden abstimmung gebracht werden.
So lange wird es dauern, bevor Sie das diplom erhalten.
Die beilage *) zeigt Ihnen, wie mein antrag gefasst ist. Ich habe
*) Diese beilage, welche sich im besitz des herrn professor Max
Müller befindet und mir von ihm abschriftlich gütigst mitgeteilt ist,
lautet :
Ich habe die ehre zum correspondierenden mitgliede unserer klasse
vorzuschlagen herrn Theodor Benfey, professor in Göttingen.
Ueberflüssig wäre, von seinen bedeutenden leistungen im fache der
orientalischen spräche und litteratur ausführlich zu reden, da sie nun
längst schon allbekannt sind, von seinem vergleichenden griechischen
Beiträge t. knnde d. ig. sprachen VIII. 18
266 Briefe an Theodor Benfey.
nichts dawider, dass ich vorläufig als antragsteiler bezeichnet werde,
doch ohne anführung meiner ausdrücke, welches der academie missfallen
könnte.
Mit wahrer hochachtung und ergebenheit
28. nov. 1859. Jacob Grimm.
Endlich ist, verehrter herr und freund, mein vorigen november ein-
gebrachter verschlag heute durchgedrungen, nachdem er alle phasen aus-
gehalten hat. Die eigentlich entscheidenden classensitzungen finden nur
vierwöchentlich statt und da traten immer langathmige geschäftssachen
dazwischen, die keinen aufschub litten. Nun hat auch das plenum Ihre
wähl bestätigt, so dass das diplom Ihnen nächstens zugehen wird.
Komme ich einmal zu athem, und das Wörterbuch setzt mich ge-
wöhnlich ausser ihn, so mache ich Ihnen eine reihe bemerkungen zum
Pantschatantra, oder bringe sie vielleicht gar in einer besonderen schrift
über die märchen, die ich längst beabsichtige, zu markte.
Mit wahrer hochachtung und ergebenheit
Berlin 26. april 1860. Jac. Grimm.
Wurzel- lexicon , von seiner sanskrit-grammatik , dem grösseren handbuch
der sanskrit-sprache, den beitragen zur erklärung der zend - inschriften
und noch von andern einschlagenden werken mehr. Ueberall leuchten
gelehrsamkeit, feinheit der beobachtung und Scharfsinn hervor.
Ihre stimme zu erheben und diesen antrag zu stellen würde ich den
beiden gelehrten, die in unserem kreise sanskrit und vergleichende Sprach-
wissenschaft vertreten, billig überlassen, fühlte ich mich meinerseits nicht
befähigt zu urtheilen und dazu aufgeregt durch Benfey's jüngstes, glänzen-
des werk, das Pantschatantra.
Eigenthümlich für unsere zeit ist es, dass sie das studium der vul-
garsprachen erhoben, als ergiebig und unumgänglich erkannt hat; nicht
anders ist auf alle Überlieferungen, sagen, fabeln und märchen des volks
licht gefallen, und die einsieht durchgedrungen, dass in ihnen höchst
werthvolle, ja unentbehrliche mittel für das studium des alterthums er-
halten sind; sie waren früher mit dem grössten unrecht versäumt, heute
kann man sagen, dass eine geschichte der epischen poesie und fabel erst
durch sie möglich wird. Die oft verschmähte erforschung der märchen-
weit, wie sie in ganz Europa und Asien ihren sitz hat, wird nun durch
Benfeys umfassende und tiefgreifende erörterungen gerechtfertigt, er hat sie
hier grossentheils auf buddhistische demente zurückgeleitet, und eine fülle
von beweisen, die, wie es sein muss, ins einzelne gehen und überraschende be-
stätigungen darreichen, erbracht. Eine im eigentlichsten sinne gelehrte
schrift thut nun unwiderleglich die berechtigung des gesammten feldes
dar, und alle übrigen weiteren gebiete der Volksüberlieferung können nur
wenn sie gleich gewissenhaft bearbeitet werden, künftighin erfolge ver-
heissen.
28. nov. 1859.
Briefe an Theodor Benfey. 267
8. Von J. von Hammer-Purgstall.
Wien, am 29. märz 1849.
Geehrtester herr,
Meines Ihnen vor ein paar jähren gegebenen Versprechens eingedenk,
habe ich noch jüngst in einem briefe an herrn ministerialrath Exner Sie
zur kanzel vergleichender philologie empfohlen und dieser hat meinen
brief dem unterstaatssecretär des Unterrichtsministeriums dr. Helfert,
den ich persönlich nicht kenne, und der mich auch nicht im geringsten
um rath gefragt, vorgelegt. Ich zweifle sehr, dass demselben Ihre Ver-
dienste um orientalische litteratur und vergleichende philologie hinläng-
lich bekannt sind, wiewohl er, wenn er die Göttinger anzeigen läse, er
darauf noch jüngst durch Ihre anzeige der Sprachvergleichung von Cur-
tius und der sanscritaccente von Aufrecht aufmerksam hätte gemacht
werden müssen.
Sollte meine empfehlung auch nichts nützen, so können Sie sich doch,
wenn Sie wollen, darauf berufen und dieselbe als einen beweis meiner
treue in erfüUung gegebenen wortes und der ausgezeichneten hochach-
tung genehmigen, womit ich verharre Ihr ergebenster diener
Hammer-Purgstall.
Döbling, d. 23. juli 1849.
Geehrtester herr professor,
glauben Sie nicht, dass mein stillschweigen auf Ihren letzten brief
ein beweis der Vernachlässigung Ihrer Interessen; ich hoffte, herrn mini-
sterialrath Exner in den Sitzungen der akademie zu sehen , und da er in
denselben nicht erschienen, habe ich ihn zwei mal in seinem bureau auf-
gesucht, ohne ihn dort zu finden. Ich will es nun vor meiner auf den
28. d. m. festgesetzten reise nach Steiermark noch ein mal versuchen,
und diese antwort auch nicht eher absenden, um Ihnen vielleicht in einer
nachschrift seine antwort melden zu können. Indessen habe ich mich
unter der hand über die dermaligen aussiebten zur erfüllung Ihres Wun-
sches erkundiget und vernommen , dass dermalen von einer solchen be-
setzung gar nicht die rede sei, die frage aber nach der täglich erwarteten
emennung eines Unterrichtsministers wieder aufs tapet gebracht werden
dürfe. Es werden dazu so viele candidaten genannt, dass ich wahrhaftig
nicht die geringste vermuthung habe, wen eigentlich die wähl treffen
könne; sollte sie auf einen meiner bekannten fallen, so können Sie ver-
sichert sein, dass ich Ihrer keineswegs vergessen und also doch vielleicht
noch angehört werden würde, wiewohl nicht mehr als präsident der
akademie, da ich grosser unbilden willen, womit mich generalsecretär
Ettingshausen überhäuft hat, meine entlassung gegeben und auch erhalten
habe. Ich verharre mit ausgezeichneter hochachtung
Ihr ergebener diener
Hammer-Purgstall.
Ns. 27. Ich habe noch gestern vergebens versucht, herrn ministerial-
rath Exner zu sehen.
268 Briefe an Theodor Benfey.
Wien, 10. october 1849.
Geehrtester herr doctor,
bei meiner ankunft vor 8 tagen fand ich Ihren brief, aber erst heute
gelegenheit, hrn. ministerialrath Exner zu sprechen. Es thut mir leid,
Ihnen melden zu müssen , dass er mir eine sehr unbefriedigende antwort
gab, die keine hoflfnung übrig lässt , dass er die Ihnen früher gegebene
zu erfüllen gedenke. An wen er sich Ihrethalb gewendet, ist mir unbe-
kannt, aber ich sah deutlich, dass seine eingezogenen erkundigungen
meine empfehlung bei weitem überwogen ; den neuen unterrichtsminister
kenne ich nur vom sehen aus, weiss aber, dass er sich ganz in Exners
arme geworfen, der nun weit mächtiger und einflussreicher, als der unter-
staatsecretär dr. Helfert, den ich nicht einmal vom sehen kenne. Bei
diesen umständen bleiben mir nichts als fromme wünsche und die Ver-
sicherung übrig, dass, wenn sich die gelegenheit bieten sollte, Ihnen mit
bestem erfolge zu dienen, ich sie gewiss ergreifen würde, um Ihnen einen
beweis der vorzüglichen hochachtung zu geben mit der ich verharre
Ihr ergebener diener
Hammer-Purgstall.
9. Von Friedrich Windischmann.
Verehrtester herr professor !
Sie werden mein schweigen auf Ihre beiden freundlichen briefe un-
begreiflich gefunden haben ; ich bitte es lediglich damit erklären und
entschuldigen zu wollen, dass ich von tag zu tag die Vollendung des
druckes der anliegenden abhandlung erwartete, die ich nachsichtig auf-
zunehmen bitte. Wenn Sie die wähl zum mitglied der akademie gefreut
hat, so dient es mir zur besonderen genugthuung. Bezüglich der hie-
sigen Verhältnisse kann ich Ihnen dagegen leider nichts erfreuliches mit-
theilen. So laut die anstrengungen für hebung der Wissenschaft hinaus-
posaunt werden, so wird die höchsten ortes wirklich vorhandene absieht
dennoch vereitelt, nicht etwa, wie man glauben machen möchte, durch
die ultramontanen, sondern einfach dadurch, dass eine gewisse verwandt-
schaftlich und fraubaslich zusammenhängende gesellscbaft eben nur
männer ihres Zeichens vorschlägt und durchsetzt, welche in der that keine
Sterne sichtbarer grosse in der Wissenschaft smd. Dazu kommt, dass
Philologie, namentlich orientalische, Sanskrit, Zend etc. nicht zu den
modegegenständen gehören; dass ferner [durch] die mit übergehung bes-
serer oder mindestens gleichtüchtiger kräfte des inlands geschehenen be-
rufungen ein missbehagen hervorgerufen haben, das keineswegs sich auf
eine confession beschränkt. Von seiten der studirenden Jugend könnte
ich auch eine besondere theilnahme nicht versichern. Es wird Sie übri-
gens vielleicht in staunen setzen, dass die wenigen, die sich bei uns
mit Sanskrit beschäftigen, katholische geistliche sind; ich fand erst neu-
lich Ihre grammatik und Chrestomathie in den bänden eines erfreulich
weit geförderten autodidakten. Auch glaube ich noch zulugen zu müssen,
dass ich in den höchsten kreisen keine persona grata bin, und daher bei
dem aufrichtigsten wünsch, Ihnen irgendwie dienstbar zu sein, voraus-
sichtlich ganz erfolglose schritte Ihun würde. Seien Sie übrigens über-
zeugt, dass das vertrauen, mit welchem Sie sich an mich gewendet haben,
mir sehr wohlthuend war, und dass ich es gewiss nicht missbrauchen werde.
Mit vorzüglichster hochachtung
München, 2. juni 1857. Ihr ergebenster
D. Windiaohmann.
269
Der italokeltische conjunctiv mit ä*).
Die frage, ob gr. qtigrjTs oder lat. ferätis dem ved. bharätha
im vocalismus entspriclit, wird bis in die neueste zeit verschie-
den beantwortet. Das erstere ist von vornherein das wahr-
scheinlichere. Da conjunctive wie sidouev eiösre durch das
plus eines e resp. o gekennzeichnet sind , wird wohl die con-
junctivbildung der thematischen stamme auf demselben principe
beruhn. Die umlautung eines älteren ^cpsoäiuev ^q^Eqäxe nach
dem indicativ ist wenig einleuchtend.
Deutlicher als das Griechische spricht das Lateinische für
diese ansieht. Das lat. futurum feres ferei wird ziemlich all-
gemein als alter optativ gedeutet; so noch von Mahlow (Die
langen voc. p. 101), obschon er die I sg. feram als alte con-
junctivform =^skr. hliarän-i erklärt (p. 162)^).
Dagegen spricht zweierlei. Erstens ist nicht der optativ,
sondern der conjunctiv der indogermanische Vertreter des futu-
rums. Zweitens ergäbe ^ferois lat. *feris und nicht feres. Diess
zeigt equis = gr. l'/rTrotg deutlich; denn der nachweis, dass equis
auf *equ6is zurückgehe, ist Mahlow nicht gelungen. Seinen
einzigen beweis dafür, dass oi vor consonanten in endsüben
nicht in i übergehe, bildet die deutung von feres aus *ferois
(ebend. p. 101); dass oi je zu t wird, dafür fehlen überhaupt
belege. Die Verdrängung des alten dativs durch den locativ
ist gewiss eben so möglich wie das umgekehrte; in der dritten
declination erklärt das streben nach deutlichkeit den Untergang
des loc. plur. ^) —
*) [Bei Verfassung dieses artikels war mir die schrift von F. Stolz:
Zur lat. Verbalflexion I noch nicht zugekommen, Fick's recension der-
selben (Gott. gel. anz. 9. mai 1883 p. 583 fif.) noch nicht erschienen. Ich
lasse ihn unverändert.]
*) Neuerdings scheint auch er leget mit gr. I4yrj zu identifizieren, 8.
Kuhn' 8 Zeitschr. 26, 590. *) In wiefern die functionen des locativ,
instrumental und dativ schon ursprachlich fest abgegränzt waren, ist bis
jetzt noch nicht genau bestimmt worden. Sieht man vom abl.-gen. und
von den 6Ä-bildungen ab, so ergeben sich deutlich zwei casusgruppen :
1. der locativ mit oder ohne t: ved. kdrman und kdrmani^ air. toimie
und toimiin, air. taig (*tagis) und gr. r^yti, bei den vocalischen stammen
regelmässig mit -i: skr. acve gr. otxoi. 2. gruppe: instrumental (sociativ)
und dativ, suffix -a und mit t: ai, besonders letzteres dativisch, cf. ved.
acvä und gr. Vtttto). Doch weisen vielleicht die keltischen und lateini-
schen o-stämme darauf hin, dass auch formen ohne t dativisch verwendet
werden konnten. Andrerseits zeigt skr. a^dis die form mit t als instru-
Bciträge z. Kunde d. ig. sprachen vm. jg
270 R. Thurneysen
Also ist das lat. futurum kein Optativ, sondern der alte
conjunctiv i).
Gemäss gr. cpegco cptQrjg cpiqrj cpsQiofxev q)eQi]V€ (pegcooi sollte
das lat. paradigina lauten: ferö feres feret *ferömus feretis
ferunt. Die I pl. erscheint lateinisch als fer^mus, wie im in-
dicativ ferimus -= gr. (pego/nsv. Ferner wurde die III pl. zu
ferent nach fereimis feretis, wie in der II conjugatiou monent
nach monemus monetis aus *moneunt cf. eiitit. Somit waren
alle personen vom indicativ verschieden ausser der I sg. ferö.
Zur differenzierung dieser form wurde das e auch dahin über-
tragen, daher die gut bezeugten formen auf -e wie dice fade
(Neue, Formenl. IP, 447); gewöhnlicher entlehnte man die erste
person dem a-conjunctiv. Mahlow's vergleichung von feram
veham mit skr. bhardn-i slav. vezq ist wenig überzeugend wegen
des lat. -m; auch die erklärung des slav. indicativs f>ezq als
conjunctiv ist bedenklich. Leichter ergab sich die neubildung
der I sg. in den nebentempora, wo die secundärendung -m
benutzt wurde: ferrem fecissem.
Ist nun der ursprüngliche conjunctiv durch das lat. futu-
rum vertreten, so verlangt der conjunctiv mit d eine andere
erklärung. Er findet sich bekanntlich nicht nur in den ita-
lischen dialekten, sondern auch im Keltischen, welches sich
überhaupt in der formenlehre so eng an Italien anscliliesst,
dass zur erklärung lateinischer bildungen die kenntniss der
keltischen unerlässlich ist. .'Mtirisch lautet das präs. conj.
conjuncter flexion doher, doberae dobere , dobera, doberam, do-
berid, doberat aus %eräm *beräsi *b^rät *beräm . . *bh'dte *beränt.
Dazu wurde ein conjunctiv mit primären düngen gebildet: bera,
berae bere, berid, bermme, berthe, bent; letzterer keimzeichnet
sich als neubildung schon durch die I sg. bera, zu der sich
gar keine grundform aufstellen lässt, da lange vocale vor m in
keltischen endsilben gekürzt wurden und daher dem auslauts-
gesetz zum opfer fielen (s. Mab low ebend, p. 105); *berdm-i
ergäbe berim. Auch die abgeleiteten verba auf -ä bilden im
Keltischen den a-conjunctiv, vgl. air. ro-chara mit lat. amet.
Aus den brittischen dialekten begnüge ich mich das cymrische
mental fungierend; denn ofT<2t« ist offenbar der plural za Xnnifi (cf. altlat.
oloes?) gerade wie der lue. aci-c'.s-u ofxoii der plural ist zu «fv«/ oTxoi,
riyfaa-iv zu taiy, karmas-u zu karman (s. Kuhn 's Zeitschr. 27, 177).
*) lieber den conjunctiv der I. conjugation umem entscheide ich nicht.
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 271
paradigma anzuführen: III sg. caro^ pl. carom caroch caront,
wo 6 älteres ä vertritt.
Woher nun dieses ä? — Wackernagel (Kuhn's Zeit-
schrift 25, 267) erklärt es durch einfluss derjenigen verba, bei
welchen a im praesens stammhaft war, wie sterndtis sistätis,
alte contraction von *sterna-ete *sisfa-ete. Allein diese deutung
lässt das bestehen des alten conjunctivs mit e in verschiedener
function unerklärt; eine solche Spaltung eines einzigen formen-
systems wäre auffallend. — Fi ck 's erklärung der formen auf -4
als alter injunktive (i. diesen beitr. YII, 171) ist mit der mei-
nigen dem sinne nach identisch; doch lässt seine kurz hinge-
worfene bemerkung formelle bedenken bestehen (s. unten).
Bei der begründuug meiner erklärung gehe ich von derjenigen
anschauung des indogermanischen verbalsystems aus, die ich
Kuhn's Zeitschr. 27, 173 f. kurz dargelegt habe. Da aber in-
zwischen M a h 1 0 w ebend. 26, 570 ff. eine ganz andere ansieht
über das grundsprachliche verbum ausgesprochen, ist es geboten,
auf diese abhandlung etwas näher einzugehen. Seine scharf
gefasste Charakteristik des praesens- aorist- und perfect-systems
ist, wie mir scheint, zutreffend, wenn auch nicht in allen punkten
neu. Nicht gegen sie richtet sich meine kritik, sondern gegen
das ideale, fein ausgebildete formensystem, das er für die grund-
sprache ansetzt. Glücklich die spräche, welche ein solches be-
sässe ; unselig die menschen, welche eine solche formenfülle im
gedächtniss bewahren müssten! — Auf wie schwachen füssen
das gebäude steht , tritt am grellsten hervor , wenn wir M a h -
low's principien etwa auf die verbalformen der romanischen
sprachen anwenden, um daraus die lateinische flexion zu recon-
struieren ; das verhältniss ist ja vollkommen identisch. Wie weit
entfernt wäre das resultat von der wirkhchkeit ! Diess auszuführen,
wäre zu weitläufig; ich beschränke mich auf das Französische.
Als praeteritum kennt das Französische 3 bildungen : 1. im-
perfectum je chatitais, 2. erzählendes tempus (aorist) je chantai^
3. perfectum /a^ chante; im plusquamperfectum finden wir zwei
formen: j'avais chante und feus chante. „Ist es nun denk-
bar, dass die grundsprache zwei so verschiedene tempora durch
dieselbe tempusform ausgedrückt hat?" würde Mahlow fragen
(p. 582 j, und er würde die frage unbedenklich verneinen. Und
doch wissen wir, dass das Latein für frz. je cJiantai und J'ai
'ihante nur die eine form cantavi besessen, ebenso für j'avais
19«
272 R. Thurneysen
chanfe und fetis chante nur cantaveram. Im futurum unter-
scheidet das französische diese zwei Schattierungen nicht. „Es
kann keinem zweifei unterliegen", würde M. folgern, dass die
grundsprache auch hier zwei formen besass. Und doch ent-
spricht dem frz. je chanterai das einzige lat. cantabo. So sehen
wir, dass die sprachen sehr wohl ein einfacheres System feiner
ausbilden können. Dass daneben auch vermengung verschiedener
formen und Verwischung der unterschiede vorkommt, ist selbst-
verständlich; so finden wir altfranzösisch das plqpf. ind. als
gewöhnliches praeteritum gebraucht und das plqpf. conj. als
imperf. conj. Aber wie M. auf den gedanken kommen konnte,
dass sozusagen nur der letztere Vorgang in den griechischen
formen sich manifestiere, ist mir nicht recht verständlich. Wir
sehen ja sonst, wie die indogermanischen sprachen fortwährend
an dem genaueren ausdruck verschiedener beziehungen arbeiten,
wie sie z. b. in der declination die beziehungen der einzelnen
casus immer schärfer durch hinzugefügte präpositionen zu be-
zeichnen suchen. Es ist also a priori wahrscheinlich, dass die
Ursprache eher mehr bedeutungen für eine form zuliess als die
späteren sprachen. Von diesem gesichtspunkt aus betrachten
wir die einzelnen aufstellungen.
Dass der typus sliTtov einst „die gleichzeitigkeit in der
Vergangenheit bei einer momentanen handlung" bezeichnete
(p. 574 u. ö.), ist rein aprioristisch erschlossen; denn das Grie-
chische hat diesen gebrauch nach M. verloren, und dass er im
Sanskrit vorhanden sei, weist er nicht nach. Also ist durchaus
nicht bewiesen, dass die typen bXittov und eXeiipa (natürlich
von verschiedenen verben gebildet) nicht grundsprachlich genau
dieselbe beziehung ausdrücken konnten. Sodann ist das prae-
sens eines momentanen verbums, nach M. typus Xirttü, schwer
zu denken. Der satz „ich treife (das ziel)" kann nie rein
präsentisch sein; denn da die handlung momentan ist, wird
kaum jemand im stände sein während des treffens „ich treffe"
hervorzubringen. Man würde in diesem falle auch im Deutschen
kaum das präsens gebrauchen ; das Sanskrit scheint hier den
aorist zu setzen „ich habe getroffen" (s. Delbrück, Syntact.
forsch. II, 87). Somit ist „ich treffe" entweder futurisch „ich
werde treffen" wie die perfectiven präsentia im Slavischen; oder
als allgemeiner satz bedeutet es „ich pHege zu treffen" ; dann ist
es nicht mehr ein momentanes verbum, sondern ein frequentativum
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 273
oder iterativum. Also ist hrtto und ihfcov als specieller aus-
druck der gleichzeitigkeit der momentanen handlung bis auf
weiteren nachweis aus dem ursprachlichen verbalsystem zu
streichen.
Auch die ursprünglichkeit des typus lleXomov (p. 582) ist
sehr fraglich. Es ist doch auffallend, dass er im älteren Grie-
chischen nur bei solchen verben vorkommt, deren perfect rein
praesentisch gebraucht werden kann, wie i(.i€iiirjxov sTtecpt-KOv
(xETil^yovTsg). Es liege sehr nahe, dass diese formen, der be-
deutung nach reine imperfecta, sich in der endung andern im-
perfecten angeschlossen haben. "Hidea TjÖsiv blieb verschont
wegen seines häufigen gebrauchs ; es ist ja eine bekannte that-
sache, dass die gebräuchlichsten verba am wenigsten der Um-
bildung ausgesetzt sind. Der historische Zusammenhang mit
den skr. formen wie asasvajat ist somit sehr zweifelhaft; die
bildung lag so nahe, dass sehr wohl beide sprachen von sich
aus dahin gelangen konnten. Ich sehe kein hinderniss, die ur-
sprachliche form des perfects die eigenthche perfect-bedeutung
und den ausdruck der durativen handlung in der Vergangenheit
vereinigen zu lassen.
Etwas anders verhält es sich mit den typen des plusquam-
praeteritums ^) iXü.oiTteha skr. aijäsisam lat. hduderam cUxeram
und i])MOoa (p. 583 ff.), die sich, wie Bezzenberger (Beitr.
III, 159) und Mahlow wohl richtig urtheilen, nur' durch das
eintreten oder ausbleiben des kurzen verbindenden vocals unter-
scheiden ä). B rüg man (Morphol. unters. III, 16 ff.) lässt
die g riech, und lat. formen ersterer art durch anlehnung an
den stamm skr. vedis- und etwa noch äyis- entstehen. Mah-
low dagegen setzt unsere typen als schon in der grundsprache
fest bestehend an. Das letztere macht die spärlichkeit der
Überreste im Sanskrit unwahrscheinlich. Besonders aber weist
der umstand, dass einerseits alle sprachen ausser dem Latei-
nischen den aorist auch als plusquampräteritum gebrauchen,
und dass andrerseits skr. ayäsisam gr. ijkaaaa opt. Xslipsiag
*) Ich gebrauche das wort ,. Präteritum'' als allgemeine bezeichnung
der tempora der Vergangenheit. ^) Die bedingungen desselben sind noch
nicht sicher ergründet. Vielleicht ist sein Ursprung ein verschiedener;
theils mag der vocal etymologischen werth haben wie in den fällen, die
de Saussure Syst. prim. 239 ff. bespricht, theils mag er andern Ur-
sachen, etwa dem wortrhythmus, seine entstehang verdanken.
274 R. Thurneysen
als einfache aoriste erscheinen, darauf hin, dass grundsprach-
lich der plusquamaorist durch den aorist mit vertreten wurde.
Wenn der aorist in beiden functionen auftrat, begreift es sich
leichter, dass später auch der specielle plusquamaorist einfach
aoristisch verwendet wurde. — Dass die skr., gr. und italokelt.
formen historisch zusammenhängen, ist keine noth wendige
annähme. Denn die bildung war gegeben. Da das praeteritum zum
präs. deico deix- (lat. d^xt) oder deicis- (lat. dicerem) lautete,
lag es nahe zum aorist deix- einen plusquamaorist deixis- {di-
zeram), zum perfectum tutud- ein plusquamperfectum futudls-
(tutuderam) zu bilden. Jede spräche konnte spontan dazu
greifen. So sehen wir die brittischen dialekte des Keltischen
ganz selbständig den gleichen weg einschlagen. Im Irischen
muss das s-praeteritum rocharus das plusquam praeteritum mit
vertreten. Wie nun neben dem präsens cymr. dysg-af ,,ich
lerne" das präsens secundarium dysg-icn steht, das neben mo-
dalem gebrauch als imperfeetum fungiert, so wurde zum s-prae-
teritum dysgais (stamm dysgas-) das praet. secund. dysgas-wn
gebildet als bezeichnung des plusquampraeteritums. Offenbar
eine neubildung und genau derselbe fall wie lat. dixeram. —
Da jedoch auch das Sanskrit in avedisam ayäsisam und ähnl.
wenigstens spuren dieser formation zeigt, ist es erlaubt, an-
sätze zu dieser bildung schon in die urperiode hinaufzurücken,
aber bloss ansätze. Dass ileiifjsha (rjlaaaa) und IXeXoiTteha
ebenso unterschieden waren, wie aorist und perfect, nimmt M.
gewiss mit recht an. Als im Lateinischen perfect und aorist
verschmolzen, folgten natürlich die beiden plusquampraeterita,
tutuderam und dixeram, ihrem beispiel. Ilmgegen dass die be-
deutung von iXeXoLTteha von derjenigen des alten plsqpf. ileXoiTta
verschieden war, ist eine grundlose, nur zur Vervollständigung
des Systems erdachte annähme. M. wird auch dadurch ge-
zwungen gr. ijdsa von skr. avedüani zu trennen und zur jungen
form zu stempeln (p. 583). Vielmehr ist iksXoiTteha eine junge,
deutlichere bildung für das alte ilsloirca, welches es nach und
nach im activ verdrängte, gerade wie im aoristsystem «A«i/'«Aa
zur deutUcheren bezeichnung des plusquamaorists geschaffen
wurde*).
Der coDJunctiv dieser formen bezeichnet naturgemäss das fut
') Vgl. lat. frequentativa wie vetUitare factitare.
Der italokeltische coiijunctiv mit ä. 275
exactum. Die I sg. des SLOrists deix- bedeutete im Lateinischen „ich
sprach", d. h. „ich war (momentan) sprechend" und der conjunctiv
dazu, deixö, nach Brugmans überzeugenden Ausführungen fa.a.
0.) „ich werde sprechend sein" : so nun auch zum plusquam-
praeteritum deixis- dixeram „ich war gesprochen habend" der
conj. dixerö „ich werde gesprochen habend sein", d. h. „ich
werde gesprochen haben". Nicht ganz so klar ist die bedeutung
des Optativs dixerim, auf deren erklärung ich hier nicht eingehe-
Das Lateinische hat diese bequeme bildung noch weiter
benutzt Zum imperf. conj. ^amäsem amärem bildet es das
plqpf. conj. amässem auf dieselbe weise, nur ohne das t (cl.
gr. rjXaoaa). Die formen *deicis-es dtceres, *amäjes-es amäres
sind offenbar conjunctive des s-aorists. Diceres und der zum
futurum gewordene conjunctiv dixis verhalten sich zu einander
fast genau so, wie im Griechischen der conj. aor. (pijvco gy^vj^g
cpr^vi] und das fut. cpaviö. Bei beiden sind im conj. aor. die
endungen der thematischen conjugation eingedrungen; bei beiden
stehen sich formen mit und ohne zwischenvocal gegenüber. Nur ist
das verhältniss umgedreht. Im Griechischen tritt derselbe im
fut. *qrav6ffw auf, fehlt dagegen im conj. aor. *q)dvacox im La-
teinischen hat ihn der conj. aor. *deinises (doch vgl. fÖres da res)
nicht das fut. *deicses. — Man wird einwenden, dass das plus-
quampraeteritum zudicerem facerem hieroach "^dtcissem *facissem
lauten müsste und nicht dixissem fecissem. Und jene halte ich
auch für die älteren formen. Man bedenke nur, dass deic-s-is-s-em
dreimal das aoristische dement 6^ enthält, bei einer spontanen
bildung kaum annehmbar. Dagegen ist die anbildung des plqpf
conj. an das plqpf. ind. und an den perfectstamm sehr natür-
lichi). Amässo und amässini neben amärö amärim betrachte
ich als aus amdssem geflossen. Ueberdiess besitzen wir deutliche
zeugen für die ursprüngliche differenz vom perfectstamm; es
sind dies die wenigen formen wie habessit Ucessit (Neue, For-
menl. II ^, 542), die auf früheres ^habess-em schliessen lassen.
Dieses ist zweifellos praeteritum zu *habesem haberem und
*) Man ist eigenthümlich berührt, wenn man die italien. conjunctive
facessi dicessi betrachtet. Selbstverständlich stehen sie mit den oben
erschlossenen formen in keinem historischen Zusammenhang. Aber man
sieht, wie die spräche manchmal wieder auf längst vergessenen pfaden
wandelt.
276 ß. Thurneysen
kann mit habut nichts zu thun haben. Habuissem zeigt uns auch
hier das eindringen des perfectstammes , ebenso amävissem^).
Dagegen stimme ich mit Brugman (ebend. p. 42) überein, der
dixem für eine neubildung nach dix6 dixim hält. Dass das kel-
tische s-praeterituni air. ro-charus cym. cerais aus *carass-u
den indicativ zu amdssem repraesentiert, haben Brugman und
Mahlow bemerkt; also wiederum ein früheres plusquamprae-
teritum als einfaches praeteritum. — Ebenso wird der infinitiv
praeteriti gebildet: amäre-amdsse, dicere-*dicisse-dixisse.
Auch ein besonderes imperfectum futuri schreibt M. der
Ursprache zu (p. 591 f.), ohne zwingenden grund, wie mir
scheint. Das Griechische und Lateinische kennen eine alte form
nicht; der in's praeteritum gesetzte conj. aor. (eXeixpov) ist ein
zweifelhaftes gebilde. Dass die südwestlichen sprachen das fu-
turum mit sj jemals besessen haben, ist unerwiesen und unwahr-
scheinlich 2). Das seltene skr. akarisyäm etc. als praeteritum
futuri, woraus sich, wie gewöhnlich, der conditional entwickelte
(Whitney, Ind. gramm. § 940 f.), hat ganz den anschein
einer einzelsprachlichen bildung; zum fut. karisijämi das praet.
akarisyam zu bilden, lag ausserordentlich nahe. So sind auch
manche andere sprachen verfahren. Die romanischen dialekte
z. b. bildeten zu ihrem neuen futurum cantare habeo fr. chanierai
it. canterb das praeteritum futuri und den conditional cantare
habebam fr. chanterais qder cantare habut it. canterei. Das
Irische schuf sich zu seinem s-futurum for-tias {*steixö) III sg.
for-te (*steixt) das fut. secundar. for-tiassinn III sg. -tessed
als ausdruck des praet. fut. 3) und des conditionaUs. Diese art
*) Umgekehrt hat sich das imperf. conj. an den praesensstamm an-
geschlossen, cf. sternercm venirem, doch noch cajicrcm. Das plqpf. spricht
wider die directe Verbindung solcher formen mit skr. grnüi etc. (Cur-
tirfs, Stud. VIII, 463 f.). *) Dagegen scheint die Weiterbildung des
aoriststammee mit k (inchoativa) allen urspfachlichen dialekten geeignet
zu haben. ') In dieser bedeutung z. b. in dem satze asbert int-aingcl
. . port i-fuirsitis inn-elit arim-bad and furruimtis an-eclis (S tokos
Goidelica * p. 87) ,,1'ange leur commanda de placer leur eglise ä l'endroit
oü ils trouveraient un chevreuil". Daher auch der gebrauch des fut.
secund. bei der conjunction resiu „bevor". In dem satze tairchechuin
reaiu forcuimaed (Wb. 4d) „er prophezeite [esl, bevor es eintraf (wört-
lich „eintreffen sollte") ist der gedanke, dass das eintreffen zur zeit der
Prophezeiung in der zukunft lag, doppelt ausgedrückt, erstens durch
die conjunction, zweitens durch die verbalform. Diess zeigt uns deutlich,
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 277
von neubildung ist also ganz gewöhnlich. Wie die grundsprache
das praeteritum futuri ausdrückte, wird die vergleichende syntax
lehren.
Die ansetzung eines grundsprachlichen futurums futuri
(p. 593) ist kaum ernst gemeint. Der ausdruck dafür soll der
conj. fut. sein. Allein da manche sprachen nur den conjunctiv
als bezeichnung des futurums kannten, wäre ein solcher con-
junctiv des conjunctivs höchst befremdlich. Die skr. conjunc-
tive futuri (Whitney, Ind. gramm. §938) scheinen nicht ein-
mal die von Mab low angesetzte bedeutung zu besitzen. —
Ebensowenig ist M. der nachweis gelungen, dass das durative
futurum ursprachlich durch den typus XiTirjao) ausgedrückt
wurde (p. 593 ff.). Seine bemerkungen zu dieser, wie es scheint,
speciell griechischen formation sind beachtenswerth , aber sie
beweisen nichts für die Ursprache.
Somit wäre das Schema des indogermanischen verbalsystems
bedeutend zu modificieren; ich setze dasjenige M.'s und das
neugewonnene nebeneinander.
(Siehe die umstehende tabelle).
Im zweiten Schema sind die einzelnen gebiete nicht so
scharf abgegränzt; es verhält sich eben zum ersten wie ein
wirklicher Staat zum idealstaat. Die fragezeichen wird die ver-
gleichende syntax tilgen. — In Kuhn 's Zeitschr. 27, 173 f.
habe ich darauf aufmerksam gemacht, wie die verbalilexion der
verschiedenen sprachen es nahe legt, dass ausser obigen formen
noch andere, weniger fein differenzierte existierten als Überreste
aus einer älteren zeit. Im praesenssystem gab es formen, welche
alle drei functionen versehen, welche die gegenwärtige handlung
(praes. ind.), die vergangene (imperf. ind.) und die postulierte
(conj. — fut. — imperat.) bezeichnen konnten. Als typus wählte
ich die III sg. *bheret, welche sich vom praesens ind. {*bheräi)
durch die secundäre endung, vom imperf. (^ebheret) durch das
fehlen des augments und vom conj. -fut. (*bheret) durch das
fehlen des conjunctivvocals i) unterschied; vgl. ir. do-heir (-*beret)
dass die conjunction ursprünglich zum Vordersatze gehörte. Betrachten
wir die zwei sätze als coordiniert, dann müssen wir übersetzen ,,er ver-
kündete [es] vorher [resiu); es sollte [erst später] eintreffen".
*) Es ist oft ausgesprochen worden, dass sich der indicativ *hheret
und der conj\inctiv *dceiset in der bildung nicht unterscheiden. Viel-
leicht lässt sich die bedeutongsentwicklung im ältesten Sanskrit noch
278 R. Thurneysen
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„er bringt", lat. fertur „er wird getragen", ved. bharat gr. qttQB
„er trug", skr. hharat-u „ertrage!" wi« 6Äara< „er trage nicht I"
nachweisen und damit zugleich feststellen, ob die ansieht von Curtius
(Zur Chronologie der indog. sprachf. p. 49 ff.) historisch gerechtfertigt ist.
Auf diese vemiuthung bringen mich die Sammlungen Neisser's in diesen
beitr. VII, 211 ff. Nur müsste die Sammlung von einem etwas anderen
gesicbtspunkt aus in's werk gesetzt werden. Nicht die scharfe Scheidung
der conjunctiv- und indicativ-formen wäre der hauptzweck ; sondern das
gewicht müsste gerade auf zweifelhafte bildungeu gelegt werden, bei
welchen der Übergang der einen bedeutung in die andere vielleicht noch
verfolgt werrleii kann. Oder es müsste gezeigt werden, dass der ver-
schiedonc gebrauch derselben form mit der vurschicdeucu auffassung de
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 279
Ebenso besass der stamm der momentanen handlung, der aorist-
stamm, formen, die sowohl die vergangene als die postulierte
Handlung bezeichnen konnten. Mein beispiel war *steixt, das
im griech. '^OTtiBt{v) (neben eotei^s) „er schritt" bedeutet, da-
gegen im altir. for-te (neben I sg. -tias = ^steixo, II sg. -teis
= *steixes) „er schreite" und „er wird schreiten". Ich habe
nachzutragen, dass auch die II sg. ohne conjunctivvocal im
Irischen vorkommt ^ zwar nicht als futurum, nur als imperativ.
Zum praes. do-air-iccim „ich komme" (als momentanes praesens
wenig gebräuchlich) lautet der imperativ tair ,,komm!" (etwa
*to-are-ix-s); die III sg. tair (-/j'-Z) bedeutet ,, er komme I" oder
„er wird kommen". Dass es sich im perfectsystem ähnlich
verhielt, ist nicht so deutlich, aber wahrscheinlich. — Ich
glaube daher nicht, dass in griechischen sätzen wie tXe^e otl
XelnsL „er sagte, dass er lasse" (M ah low ebend. 575) Xsinei
ein älteres elsiTte verdrängt habe. Für ursprünglicher halte
ich i?.€^e 6t i Xsitce mit der indifferenten form im nebensatze;
da die zeitstufe schon durch das verbum des Vordersatzes be-
stimmt war, genügte es, im nachsatze die allgemeine form der
gleichzeitigen handlung zu setzen. Dasselbe gilt füi* das grie-
chische praesens als Vertreter des gleichzeitigen futurums (p. 599);
in dem beispiel «l avrt] rj rtöXig kr^(f>d-i]a€Tai, a'x^rai xal jJ näact
2ix€?Ja wird l'x^rai früheres exsro vertreten; die I und 11 pl.
eXOjiiev t'x^Ts lyöue^a k'xiad^e waren ja ohnehin in beiden forma-
tionen identisch. —
Hiermit wenden wir uns wieder zur erklärung des con-
junctivs mit ä. Aus der vorhergehenden erörterung halten wir
fest, dass das Italokeltische den gebrauch des augmentlosen
praeteritums als conjunctiv (und fut.) bewahrt hatte. Im La-
teinischen erscheint der vocal ä in den endungen des imper-
fectums eram und der plusquamperfecta dtxeram tutHcleram etc.
Ich halte die conjunctive dlcam feram für injunctive derselben
bildung (s. Fick a. a. o.). Diese vermuthung kommt der ge-
wissheit nahe, wenn sich eine verbalform auf -am zugleich in
der function des conjunctivs und des praeteritums nachweisen
verbalstammes durch die einzelnen dichter (ob momentan oder durativ)
im Zusammenhang steht. Dass *dteiset neben *dveist das modeil zu *bhere~et
*bheret neben *bheret geliefert hat, ist kaum zweifelhaft.
280 R. Thurneysen
lässt. Und eine solche giebt es in der that. Nicht selten ist
im älteren Latein der conjunctiv fuam fuäsfuat fuant (Neue,
Formenl. II 2, 594 f.). Dieselbe form steckt aber auch in lege-
ham „ich war beim lesen, ich las". Denn ich schüesse mich
vollkommen J oh. Schmidt (bei Mahlow, Die langen voc. 47 f.)
an, welcher das lateinische imperfectum mit den slavischen bil-
dungen wie moza-achü aus *moge-echü zusammenstellt; -bam ist
= fuam als praeteritum. Die bedeutung erklärt sich auf diese
weise sehr wohl. So gebrauchen die neukeltischen dialekte
genau dieselbe Umschreibung, z. b. cymr. bijddwn i yn dysgu
„ich lernte", eigentlich ,,ich war im lernen"; noch genauer ent-
spricht manx ta mee 'coayl „I was losing", wörtlich „ich war
beim verlieren", worin va (air. ha) mit lat. -bat identisch ist
(s. unten). Was das lautliche betrifft, löst sich in treme-ham
cale-bam are-bat als erster bestandtheil ganz von selbst der In-
finitiv treme cale are los, der auch zu facere und fUri tritt
in treme facto, cale fio, are facit neben facit are. Letztere Ver-
bindungen sind erst spät zu composita geworden (Lach mann
ad Lucr. III, 906) ; daraus erklärt sich das kurze e. Denn die
ältere lateinische spräche vermied bekanntlich jambische worte
wie treme dre, d. h. sie Hess auf eine betonte kurze silbe
keine lange unbetonte folgen; sie verwandelte dieselben zupyr-
rhichischen durch kürzung der letzten silbe. Secundär ist dann
auch noch e geschwunden in calfacere (vgl. caldus). Experge-
facere mansuefacere haben ihr e bewahrt. Die imperfecta treme-
ham calebam , letzteres gewissermassen praeteritum zu calefw,
sind dagegen alte composita; daher wurde das e nicht gekürzt i).
In fle-ham cale-bam ist der infinitiv vom verbalstamm nicht
verschieden ; sei es nach solchen mustern , sei es unabhängig
von ihnen, hingen die abgeleiteten • verba -bam unmittelbar an
den stamm: amäbain aus amä- oder amdje-{fäm), fintbam aus
'*finije-{fäm) neben finiebam. Ein weiterer schritt ist, dass bei
primären verben als erster bestandtheil die blosse wurzel er-
scheint: däbam, ibam, osk. fiifans. Besonders die denominativa
haben sich dieser bildung bemächtigt; sie allein formen im La-
teinischen und Altirischen auch das futurum auf diese weise:
*) Nicht klar ist mir die kürze des vocals in tremchundus moribundus
etc., die doch mit unsern furmeii eng zusammen liiingen. Es sind Weiter-
bildungen eines participiums -bunt-.
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 281
amdbo audebö, air. ro-charub do-rimiuh (zunächst aus *carabu
*rimibu) i). — Was den zweiten bestandtheil, -bam, betrifft, be-
zeugt das ir. ^-futurum sicher, dass der erste consonant b oder
bh , nicht etwa dh war. Also haben wir es gewiss mit der
Wurzel bheu zu thun; diese tritt auch in den verwandten um-
brischen bildungen andersafiist ambrefurent deutlich hervor.
Das Brittische besitzt zwar das 6-futurum nicht ; doch zeigt das
Cymrische andere Verbindungen der wurzel bheu mit gewissen
Verbalstämmen (Gramm, celt.^ 573 ff.). Die form -bam *-fdm
muss also ein altes praeteritum sein. Um */'a/« mit fiiam zu
vereinigen, gehen wir auf eine ältere form *fvdin zurück, die
sich unter verschiedenen bedingungen verschieden entwickelte*).
Ftiam aus *främ zeigt das gewöhnliche verfahren des Latei-
nischen. Aber auch die Vereinfachung von fv zu f scheint mir
unbedenklich; fores aus "^fvores ist zwar nicht zweifellos, da es
auch auf ^fveres zurückgehen und ö aus ve entstanden sein
könnte; auch ursp. ^füres wäre möghch. Sicherer ist superbos
aus *super-fvos^ superbia aus *stiper-fv-ia , cf. gr. vrceQ(p-iaXog
(Osthoff, Morph, unters. IV, 358 i)).
Ist somit aus dem Lateinischen die möglichkeit er-
wiesen, dass "^fväm *fväs *fvät sowohl praeteritale als conjunc-
tivische function besass^), so bringt uns das Altirische die
volle gewissheit. Hier vertritt nämhch immer noch die form
bd ba aus %väm *bvds "^bvät sowohl den conjunctiv und das
futurum als auch das praeteritum der copula. Belegt sind die
formen : I 11 III sg. praes. conj. bd ba, daneben in unpersön-
*) Das zweite glied würde selbständig lat. */u6 *fu%s *fuit lauten.
Ist etwa das futurum amdbit mit dem osk. praeteritum aamanaffed
identisch , das merkwürdigerweise noch zwei andere formationen neben
sich hat, upsed und prüfafted'? *) Dieselbe doppelform finden wir in
dem götternamen nom. Diespiter — skr. dydus, voc. o Jupiter aus *o DJeu
pater; letzterer ist später zum nominativ geworden. ^) Die deutung von
fuat aus *f'ujät (Osthoff, Morph, unters. IV, 25 f.) wird dadurch un-
nöthig, dass d nicht der indogermanische conjunctiwocal ist. Uebrigens
ist mir trotz Osthoff 's Widerspruch (ebend. p. 15) immer noch wahr-
scheinlicher, dass fuam lautlich nur ursprünglichem */uJdm, nicht *fil/dm
entsprechen könnte, dass also /lo =*füjd ist; 8. die erörternngen in mei-
ner ebend. citierten schrift „über die lat. verba auf -tJ" p. 63 f. Zu
den beispielen, in welchen ü durch folgendes » {j) zu i umgelautet wor-
den wie in müia gr. uvQtoi, ist hinzuzufügen yj7tM«yi7ta aus '^M'/jos^/M/ia
eigentlich „Stammesangehöriger", zu gr. (fvlov (fvXi^; vgl. (fovXtifo-na^
d-h'oyv /o^'g Hcs.
282 R. Thnnieysen
lieber flexion mit affigiertem pronomen II sg. bd-t; I pL bami
(neubildung mit primärendung) ; conjuncte flexion I II sg. -Äa,
II pl. -lad III 'baf, unpersönl. II sg. -ba-t, I pl. ~ba-n. Im-
perat. II sg. na-ba na-pa „sei nicht", II pl. bad, III pl. bat,
unpersönl. I pl. bad-n ba-n. Im futurum gehören nur die con-
juncten formen dieser bildung an : III sg. -ba , III pl. bat, un-
persönl. I sg. ni-pa-m II sg. -ba-t. Das praeteritum der copula
lautet I und III sg. bd III pl. batar (deponential gebildet wie
der plural des alten perfectums und des ^-praeteritums), con-
junct I sg. unpersönl. ro-ba-m neben ro-p-sa, III pl. ro-btar
ro-ptar (s. Gramm, celt.^ 492 ff.; Windisch, Ir. texte 391 ff.).
Dass bd im conjunctiv und futurum auf "^bvät etc. zurückgeht,
ist des lat. fvam wegen sicher. Eher könnte man zweifeln, ob
das praeteritale bä wirklich dieselbe form ist. Allein die laute
lassen absolut keine andere deutung zu. Das alte perfectum
in sg. (be)bove^) ist vorhanden als praeteritum des verbum
substantivum ; es lautet böi, unbetont -be -bi, ist also durchaus
verschieden von der copula bd. Die l sg. *bova muss freilich
mit *bväm in bä zusammenfallen.
Neben dem ^-futurum mit indicativischer flexion no-charub
III sg. carfid =lat. aniäbö amäbit laufen formen mit conjunc-
tivischer endung her : III sg. no-charfa, I sg. carfa (neubildung) und
carfat (aus *carabam entstanden mit angehängter partikel;
letztere verwandt mit lat, tum?). Es springt in die äugen, dass
no-charfa (aus "^cdrdbdt) lautlich genau dem lateinischen im-
perfectum amdhat entspricht, wie eben -ha überhaupt im Alt-
irischen auch als futurum fungiert.
Wir sehen in '^'deixis-dt *fecis-ät *es-ät das d nur an
praeteritalstämme treten, welche ursprünglich ohne thematischen
vocal flectierten ; es diente wahrscheinlich zur erleichterung einer
unbequemen flexion. Wir dürfen also nicht ohne weiteres an-
nehmen, dass -am auch in den thematischen imperfect-injunctiv
*deicom *ferom eingedrungen sei. Und doch finden wir andrer-
seits ganz sicher den praesensstamm in formen wie capiat veniat.
Aber wir haben indizien, dass diess secundäre anbildung ist.
Es ist gewiss kein zufall, dass gewisse verba spuren des asig-
matischen aorists fast nur im conjunctiv aufweisen (s. Curtius,
Stud. V, 429 ff.); so von venire, advenat perveimt evenat C'venaiü,
') Diese bypothetischan grundformen *hove *bova sind zweifelhaft ; s.
unten.
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 283
von tangere: tagarn aitigäs attigat aftigäfis (nur einmal ind.
tagil); von tollere: iiilat attulds attulat abstuläs (s. Neue, For-
menl. IP, 411 f.; 419; 464) i). Venat tagcif sind eben die ein-
zigen alten fonnen; und erst als der alte conjunctiv praesentis
aget veniet tauget durch den conjunctivischen gebrauch des in-
junctivs agat venaf tagat mehr und mehr auf den futurgebrauch
beschränkt wurde, schlössen sich venat tagat dem praesensstamme
an. Veniat verhält sich zu venat, vrie venirem zu caperem (s.
oben). Uebrigens brauchen nicht alle praesensstamme im
conj. praes. auf Umbildung zu beruhen; formen wie sistai sternat
Unat können reste des alten conjunctivs der stamme sistä-
sternä- Und- etc. sein, während dann umgekehrt das futurum
sistet sternet linet als analogiebildung erscheint (Wackernagel,
Kuhn's Zeitschr. 25, 267) ^j. Was für formen sind aber venat,
tagat? Wir haben constatiert, dass die Umbildung mit ä zu-
nächst tempusstämme betrifft, welche ursprüoglich unthematisch
fiectierten. Diess drängt uns zu dem Schlüsse, dass die ältesten
dieser neubildungen auf -am unmittelbar auf dem wurzelaorist
basieren (s. Whitney, Ind. gramm. § 829 ff.; Brugman i. d.
beitr. ü, 247 ff.); also ven-am ven-äs etc. repraesentiert den
injunctiv zu skr. agamam pl. aganma aganta agman, *Jiigam
(cf. tagani) zu skr. med. ayuji ayukta agvjmahi. Man könnte
einwenden, dass aoristformen schlecht in's praesenssystem passen.
Aber das Lateinische hatte ja das gefiihl der zeitarten so sehr
verloren, dass es selbst den alten aorist dix-t mit dem perfec-
tum tutudl zusammenfallen liess; es können daher ursprünglich
momentane formen im praesens nicht überraschen ^).
Wir kommen somit zu dem über raschende n resul-
^) Cf. umbr. III plur. neid-hahas neben praesentischem habia.
*) Gegen diese möglichkeit Hesse sich sagen , dass ja vom verbura toUo
{*tlnämi) der alte conjunctiv tulat statt tollat {*tlnät-t} bezeugt ist. Aber
tulat attulat abstuläs sind keine conjunctivezu^o//erearto//ere, sondern zii/erre
afferre auferre, wie sämmtliche belegstellen zeigen (s. Curtius a.a.O.).
Die Wurzel hher bildete, wenigstens als verbum simplex, im Griechischen,
Lateinischen und Irischen nur praesentische formen, wurde dagegen im
aorist durch andere stamme vertreten. Also ist tulat nicht eine ältere
form von tollat, sondern von ferat. ') lieber indicativische formen, die
in's praesens eingedrungen sind, vgl. meine dissertation : lieber die lat.
vorba auf -iö p. 54 ff.
284 R. Thurneysen
tat, dass lat. dicam^ veniam, frz. je dise, je vienne die
letzten ausläufer des alten wurzelaorists sind.
Es bleibt noch die letzte, schwierigste aufgäbe übrig, die
erklärung der herkunft des suffixalen ä. Mehr als hypothesen
lassen sich natürlich nicht aufstellen. — Fick (i. d. beitr. VII,
171) identificiert erus erat unmittelbar mit skr. äsis dsit; das
a in eram erämus erdfis erant wäre also durch analogie nach
der II und III sg. entstanden. Da der stamm von äs'is äsU:
as, die endung: -s -t ist, kann t nur als eine besondere ent-
wicklung des schwa betrachtet werden, das öfter als skr. / er-
scheint; doch ist das alter der formen ästs dsit verdächtig, da
avest. äs as den vocal nicht kennt, cf. ved. ds. Seine eigent-
liche stelle hat i in der II und III sg. des s-aorists: andisls
anäisU, a-hodhis a-hödhit statt -iss -ist (cf. I sg. abödhüam);
mit letzteren formen vergleicht Fick ferds etc. Worauf der
unterschied zwischen ^ und i beruht, ist noch nicht klar, ist
auch für uns weniger wichtig. Dagegen wäre zu zeigen, dass
skr. * im Lateinischen d entsprechen kann. Diesen nachweis
hat Fick nicht zu erbringen vermocht. Dass in den praesen-
tien mai rid^iaai, didoaai ein altes praeteritum mit ä erhalten
sei, ist nicht wahrscheinlich; die letzteren bildungen sind ohne
diess dadurch als junge charakterisiert, dass zwei vocale un-
contrahiert neben einander stehen; das praeteritum dvid^eav
kann kaum aus altem *aved-eaav gedeutet werden, da die wurzel
dhS keinen s-aorist bildet. Die I sg. des a-praeteritums soll
la sein, während doch dem lat. eram gr. *eav entsprechen
müsste. Die jonischen formen II sg. sag II pl. ears haben
kurzes a, das wir also auch für die III pl. ^v aus *k'(xv anzu-
setzen haben. Es bleibt also die erklärung des ä noch zu finden.
Zuerst fassen wir die bildung '*fvdin *füäs *fvöi in's äuge.
Kann dieselbe alt sein? — Um die schwache form bhüv- in
skr. abhüvam babhüvur statt der zu erwartenden bhüv- zu er-
klären, nimmt Osthoff (Morph, unters. IV, 388 ff.) eine ana-
logiebildung an, die im Sanskrit kaum belegt ist, die jedenfalls
im betreffenden falle selbst weniger gebräuchliche verba nicht
kennen (cf jüjuvur), nämlich Übertragung des bhii- aus formen
wie babhü-yät. Dass eines der gebräuchhchsten verba mehr
veranalogisiert worden sei als alle andern, ist durchaus unwahr-
scheinlich ; diese erklärung kann also nicht die richtige sein. —
Der italokeltische conjunctiv mit ä. 285
Wir kennen von unserer wurzel bis jetzt zwei Gestaltungen :
I skr. bhav- {*bheu), schwache form bhu oder 5/m, 11 skr. bhavi-
(*bheua), schw. form bhti (aus bhiiä). Auf eine dritte weist
das avest. perf. baiiäua statt Hawätia zum plural bäbuare (aus
babuu-). Bartholomae (Handb. der altir. dial. § 136 anm. 2)
erklärt zwar bauäua als bloss orthographische abweichung, da
sich auch sonst ii für w geschrieben findet. Diess widerräth
jedoch das skr. babhiw-. Ich sehe darin eine dritte wurzel-
gestalt bhuati, die sich zu skr. bhavi- (bheuä) verhält, wie gr.
rti-q)av-cr/.a) äol. cpav-og zur wurzel bhd^). Man könnte nach
der analogie von cpä q>av eine vierte gestaltung als mittelstufe
zwischen bheua und bJmaxh ansetzen, nämlich *bhuä ; diese hätte
sich im italokeltischen "^blmäm erhalten. Aber nothwendig
ist diese annähme nicht, wie ich im folgenden zu zeigen ver-
suchen will. — Die starke form der dritten wurzelgestalt musste
hhuäij. lauten, die schwache vor consonanten zwar auch bhü-,
wie II und ev. I, a,ber vor vocalen bhüu- (aus bJmäu-), nicht
bhüu-.
Die III sg. perf. war also arisch *bab]mtma, woraus avest.
bauäua mit u aus bic: der stamm des plurals war babhüxi--,
skr. babhüvur part. babhüvän; regelmässig ist auch der vedische
Optativ babhuydt. Dass die Stammform des plurals in den
Singular übertragen wird und umgekehrt, ist eine häufige er-
scheinung; hier kam überdiess dazu, dass die form %abhväva
eine vielleicht unbequeme lautfolge bot. Daher skr. babhüva.
Von dieser wurzelgestalt wurde auch ein sog. wurzel-aorist
gebildet. Wir versuchen ihn zu reconstruieren : I sg. vor con-
sonanten und in pausa *e-b1mäum^ vor vocalen **-bhiiäum,
II sg. **-bhuäus, III sg. **-bhiiä2it, I pl. *-bliüm . ., II pl. *-bhüte,
III pl. *-bhimtit. Ich habe -bhitäum -bhiiäus -bhuäut mit zvi ei*
versehen, weil sie sich schon in der grundsprache zu -bhuäm
-bhuäs -bhiiäf contrahieren mussten. Diess zeigen ^dies *d{em
*gt'ds *gvÖ7na.us'^*dieus**dieiwi**gi^dus**gvdum, vgl. skr. dyäin
gäm gr. Z?jg Zfjv ßcog ßüv lat. dies diem bös ^). Also lautete
dieses praeteritum *e-bh7cätim oder *-bhudm , ^-bhiiäs, *-bJmdt,
*-bhiün.., *-bhüte, ^-bkuunt. Nirgends so häufig wie in wurzel-
^) Vgl. Bezzenberger Beitr. III, 169 S. *) S. Bartholomae,
Arische forschungen I, 40. Diesem stimme ich bei , wenn er skr. dydus
gdus für secundäre reconstructionen erklärt; den aasgang -dum hat das
Sanskrit nie geduldet.
Beitrüge z. knnde d. ig. spraohen VIII. 20
286 R. Thurneysen
aoristen auf langen vocal wurde der ausgleich des Singular- und
plural-stammes vorgenommen. So entstand der Singular skr.
{a)bhüvam bhüs hhüt gr. qivv cpvg q)v. Neubildungen sind die
I sg. abhuvam, die vereinzelt im Rgveda vorkommt neben dem
auch dort gewöhnlichen abhuvam (Whitney, Ind. gramm. § 830)
und die III pl. a'q)vv, die sich nach 6xrav etläv und ähnlichen
verwandten bildungen gerichtet hat. Umgekehrt ist das La-
teinische und das Irische verfahren; hier hat auch der plural
die starke form angenommen: lat. '*fudmus (-bämus), *fuätis
{-bätis), fuant air. *bam bad bat. Vielleicht steckt in treme-
bundus (aus -bunt-nos) das dem griech. cpvg entsprechende parti-
cipium mit schwacher stammgestalt ; doch kann der stamm auch
*fuont- sein.
Das perfectum des Lateinischen und Keltischen wird wohl
auf dieselbe wurzelgestalt zurückgehen. Ir. I sg. bd III boi
können ebensogut aus älterem ^bvova oder '^bväva, *bvdve oder
*bväve als aus %öva *bove entstanden sein. Altlat. füit könnte
allenfalls auf *fvdv- zurückgehen; näher liegt die schwache
Stammgestalt */'wv-').
Also italokeltisch *bJiuäm Hlmäs *bhudt sind altererbte,
grundsprachliche bildungen, die, als augmentlose formen, sowohl
der Vergangenheit als dem conjunctiv (und futurum) zum aus-
druck dienen konnten. Ist nun anzunehmen, dass von diesem
einzigen zeitworte aus alle die neubildungen mit ä ausgegangen
sind? — Unmöglich ist es nicht, da es eines der gebräuchhchsten
verben ist, und da wir es auch im perfectsystem später einen
tiefdringenden einfluss ausüben sehen (s. die vorige anm.); man
vgl. auch osk. dienst tribarakattuset umbr. bennst benwent neben
osk. fiist umbr. furent. Besonders weit sind die aorist-injunc-
tive der wurzeln dhe (ital. pi fe) und dö in der assimilation
an fiiam gegangen ; belegt sind die formen fuat = faciat ( L o e w e ,
Prodr. 363), im compositum: creduam creduds creduat^), von
dare: ne duäs (Neue, Formenl. II', 441 f.). Diese anbildung
*) Gewiss ist die von Brugman (Morph, unters. III, 51'^) ausge-
sprochene vermuthung richtig. Altlat. *ftlvi *ßhit wurde als fil -|- "»
fü-\-vit gefühlt und darnach amd-vi fini-vi di'Ü!-vi gebildet, vielleicht
auch n&ch fiö {*fi/(!) fui : sapiö sapui, Holiö salui, habeö habui etc. •) Diese
formen verbieten die Zusammenstellung von fuat -faciat mit gr. yi'w
(Ost hoff, Morph, unsers. IV, 25); im Lateinischen besitzt ja die wür-
ze] fu- die factitive bedeuiung nicht.
Der italokeltiBche conjunctiv mit ä. 287
ist wohl zur differenzierung des injunctivs vom indicativ des
aoristes eingetreten ; letzterer blieb indicativisch und verdrängte
später das reduplicierte praesens, vgl. do das dat (für *ddm
*d6s *döt) dämus dätis dant, ebenso credirmis credüis etc. üebri-
gens ist es nicht noth wendig, ftiam fuäs fuat allein die Um-
bildung der Wurzelaoriste zuzuschreiben. Die spräche besass
ja weitere aoristformen gleicher endung, von «-wurzeln. Be-
zeugt ist uns der injunctiv hdat (s. oben) vom stamme Üd-i
er ist identisch mit gr. srXä ohne augment. Tidat i*tllät) ver-
hält sich zu -tXä genau vrie fuat zu *fvät -bat ir. bd (s. Ost-
hoff, Morph, unters. IV, 354 ff.). Solche formen werden bei
der neubildung mitgewirkt haben.
Als resultat unserer Untersuchung stellen wir die bildungs-
reihe, die wir stufe für stufe aufwärts steigend verfolgt haben,
nach dem vermuthlichen gang der entwicklung zusammen:
Das älteste Latein besass einen aus der Ursprache stammen-
den formencomplex *fväm '^'fräs etc., der sowohl als praeteri-
tum wie als conjunctiv (und futurum) fungierte. In ersterer
function wirkte derselbe auf die unthematischen praeterita ein, zu-
nächst wohl auf das sinnverwandte *esiii *es *est etc., welches
er zu *esäm eram eräs erat umgestaltete ^), secundär auf die
plusquamaoriste (*dei'xism — *deixisäm — dixeram) und die plus-
quamperfecta (*f j<^2«/?sw — *tidudisäm—tutuderam). In Verbindung
mit einem Infinitiv umschrieb er das imperfectum. Als injunctiv
bildete er, unterstützt von anderen «-formen wie tulam, die
Wurzelaoriste wie *gvenni Hagm zu venam tagam etc. um. Der
bedeutungsunterschied, der ursprünglich zwischen dem praes.
conj. und diesen d-injunctiven bestand, verwischte sich; letztere
mischten sich mit alten a-conjunctiven des praesens wie sistat
Unat. Die alten aorist-injunctive assimilierten sich daher dem
praesensstamme {veniam , tangam) und ermöglichten so, dass
von jedem praesensstamme ein a- conjunctiv gebildet werden
konnte (feratn). Doch erhielten sich einzelne alte formen noch
lange zeit. Der alte thematische conjunctiv des praesens {tätiget)
und der neue conjunctiv mit d {tagat tangat) theilten sich all-
mähg in die beiden functionen dieser formencomplexe , indem
') Dass die wurzelgestalt sd eine ursprachliche ist (Brugman,
Morph, unters. I, 35), scheint mir nicht erwiesen. Der vocal in ftja^a
erj war altes i, wenn Brugmans deutung von der. ivri richtig ist.
20*
288 R. Thurneysen Der italokeltische conjunctiv mit ä,.
der erstere ausschliesslich zur bezeichnung des futurums, der
letztere des modus conjunctivus verwendet wurde. Nur die
I sg. konnte auch im futurum den ^-formen entlehnt werden
(dicam neben dke) und war später allein gebräuchlich.
Aehnlich wie im Lateinischen wird die entwicklung im
Keltischen vor sich gegangen sein ; eine zeit lang war sie offen-
bar beiden sprachen gemeinsam.
Schliesslich noch ein wort zu den irischen futuren und
conjunctiven, welche vom perfectstamme gebildet sind: III sg.
for-cechna (perf. -cechuin), do-bera aus *hehrät. Man könnte
darin alte praeterita zum perfect (plusquamperfecta) vermuthen.
Doch nur die II und III sg. und die II pl. zeigen durchgängig
das a; in der I sg. ?,iQh.t for-ceclmn(^-ceconö oder *-cecawö) neben
dem Simplex cechna-t (-am+ t). In derl und III pl. doberam dobS-
rat fallen beide bildungen zusammen. Es ist daher vorsichtiger,
eine anlehnung an die «-conjunctive des praesenssystems {do-bera)
anzunehmen.
Es bleibt ein dunkler punkt bestehen, die bildung des
Stammes bhuäu- neben bhetiä- und bheu-. Die erklärung der
bildung der verbalstämme und im besondern der tempus-, besser
der zeitarten-stämme liegt eben noch im schoosse der zukunft;
hoffentlich nicht mehr lange!
Jena. B. TJiurnei/seti.
E. Wolter Zum infläntischen lautgesetz. 289
Zum infläntischen lautgesetz.
Zu dem o. VII. 273 behandelten lautgesetz über den
Wechsel von Ö und ä, gebe ich nach meinen im sommer 1882 an
ort und stelle gesammelten materiahen zur „ethnographie der
Letten des Witepsker gouvernements" noch weitere belege, mir
vorbehaltend abweichungen später zu behandeln. Worte, die
nicht mehrfach in meinen Sammlungen vorkommen, werden ein-
zeln mit genauer angäbe des ortes ihrer fixirung angeführt
werden. D. bedeutet Dünaburger, L. Ludzener und R. Rosittener
(russ. Rezicaer) kreis. Die im jähre 1869 in dem magazin der
lettisch literarischen gesellschaft (14 2. 162) abgedruckte Samm-
lung infläntischer lieder wird von mir nur vergleichsweise be-
rücksichtigt. „Die Sammlung — heisst es in der Vorbemerkung —
ist von besonderem werth durch den eigenthümhchen dialekt
der Kreslavischen gegend". Dies gilt offenbar nicht für alle
daselbst gedruckten lieder, etUche tragen deutlichst das zeichen
des ei (statt ai) -dialektes an der stirn, so z. b. das interes-
sante sonnenhedchen auf p. 193. lej, geida, hei (= laj, gaida
kai) sagt man nur in ganz bestimmten gegenden an der Uv-
ländischen grenze von Birzen (Bouifacowo angefangen) bis
nach Bolwa, Marienhaus undBaltinow. Kel statt kai
kommt ausserdem noch in Landscorona in demselben kreise
an der weissnissischen grenze vor.
In den im folgenden beigebrachten texten ist Z, wo nicht
ausdrücklich als erweicht bezeichnet oder falls es nicht vor
erweichendem i und e steht, als guttural (also = poln. t) aufzu-
fassen. Das deutsche dentale l kennt der polnische Lette gar
nicht, a und ii verkUngt in den endsilben häufig, besonders
in dem von mir am längsten beobachteten Preilen'schen dialekt,
zu M = russ. bulgarisch ^ ^). en bezeichnet den eigenthüm-
hchen diphthong, der an stelle von ü (uh) im infläntischen Let-
tisch zu hören ist — Von den beregten dialektischen eigenthüm-
lichkeiten spricht zum ersten mal der Verfasser der „Lotavica
grammatica in gratiam illorum, qui lumen doctrinae Christianae
sedentibus in tenebris et umbra mortis afferre Student. Anno
*) Oft fällt dieser vocal ganz weg, so dass gol<r und lozd^ (acc.) zu
goU und lost werden.
290 E. Wolter
1737 Vilnae soc. Jesu" i) in folgenden worten: „Diphtongus
„uu*^ qua soli Livones raro utuntur, v. g. mmis nimiz nostra
aetas, poni potest loco septimo. Curlandus dicit muhs muhz.
Invicem tarnen se intelligunt , etiamsi habeant, diversos dialec-
tos, quarum alias hie accipe:
non = liv. na curl. nae
frons = — pire — ^;ec>*e
mons = — Jcolns — kalns
manus = — ruhka — rohJca
magnus= — lils — leels'^.
Von einer bezeichnung der tonqualitäten nehme ich so
lange abstand, bis es mir vergönnt sein wird, ein zweites mal
an ort und stelle die notirten texte zu controliren. s für scA,
c für tschy ä und e für den breiten bez. spitzen e-laut u. a. m.
verstehen sich von selbst.
1) ,,kozu bolss"' hochzeitsweise, aber halsian bei Man teuf fei
1. c. p. 204 nr. 157 „skan halsian rejta agry".
2) holta die weisse; *a/'** weiss advb.: „kara meites smarid
mola (mahlen) bal'si drebes hallnawa'''- (Swal'by D.). — n. pl.
hoUi dat. holtlm: „sowim boltim bölenam".
3)bondys (= bondas) aussaat, welche dem knecht vom wirthe
als lohn gegeben wird:
kam mosenai hondys seja
molutä kalneiiä. (Kr. D.) ,
4) „sorkons hontos saslnot^^ rothe bänder zusammenzubinden.
5) „sa gul munas borojens (oder borotais)'''' ernährer, aber
„kaida gorda bareihene'-'- welch eine süsse nahrung.
6) bosa die barfüssige : „solta rosa, pati bosa" u. s. w.
7) „ wäcojam brütxjonam'^ dem alten bräutigam cf. schl. hvnigmis.
8) izat^olas er theilt sich ab, trennt sich von seiner Verwandt-
schaft, ura^vsich einen neuen hof zu gründen. — „izdaleja tu
naudu iz ubogu" er vertheilte das geld unter die armen.
*) Auch erwähnt in der bibliographio der Schriften über die Urein-
wohner der baltischen lande, vcrfasst von hr. Baron und veröflfentlicht
russisch in den Zapiski der geographischen gesellschaft zu St. Petersburg
ethnograph. abtheilung. Bd. II sub n. 70 unter dem titel „VRasare^b
coqiiHeiiin o Kopeiiiiijix'b hciitcihmi n|iti6n.iTii1<-Knro Kpan". Den einblick in
diese seltene grammatik verdanke ich der gute und liebouswürdigkeit des
canonikus Jalowiecki zu Kreslavka.
Zum infläntischen lautgesetz. 291
9) dora er macht in dem häufig wiederkehrenden versanfang
„cTrulits olu dora'-'-. Aber „diw(i) dorbi nadareit^^ (inf.). Prät.
dare{i)ja hat gemacht. Fut. knpadareis! was soll man machen!
1 p. dareis(u); 1 p. pl. (ku) darislm;
darinatca: „weituls zorus darinowa (bildet), äs darinow'
wainuceri" (Kreslavka);
darbenu : „beus darbenu padareit^^ (Isnauda L.). darbiniki
die arbeiter. „dorba (gen.) namocej". „d&rbam wuico" (dat. pl.).
„ni darbena izwuikuse" (Kreslavka).
10) drogavoj : „ku mäs jam tad dareisäm, kai jis i numyris mens
drogavoi'-'- was sollen wir nun machen, wenn dieser, obschon
gestorben, uns dennoch fortmartert, schl. dragät.
11) pasagloboua verwahrte, versteckte. Imp. pasigJoboj (dre-
bes). „ju paglobmca aukstä kolna zam zal u bärzu" sie begruben
sie in einem hohen hügel unter einer grünen birke (Kr. D.) „Kur
jus mani globosU?'' wo werdet ihr mich begraben? „kur jus mani
globaicot?*'^ (in einem liede).
12) gobols stück: „pajäm simgobolu"^ u. s.w. — gabaleri (dem.)
13) gods jähr (= russ. godh). — acc. god{ii) r. godü (Pr. D.).
j.pordzeiwoju winu godu, pordzeiwoju ütru, iz tresä gadenä
sajämu prötu" (Isnauda L.). par gadenu.
14) gols ende, gold (loc.) (Pr. D.).
Ceiruls olu dora
is to mita gold,
wel na tai, wel na tai
soksim wel us gola u.s.w. in infinitivum.
golu (acc.) : apteceja golda golu
bicereiti rücena (Preilen D.)
golam entzwei ,Jäm tos speiles, lauz golam"- (ib).
Ej golä (geh fort) tu weja mot'e,
napeut ilgi wokorä (Rozanowo L.).
PI. nom. goli: „obi goU skolim dag".
galena endchen ; loc. : „sestis golda galena"^ (in einem weih-
nachtslied oder kol'adka aus Preilen).
cf. auch pagaleite dem. holzscheit. schl. pagals.
15) golds tisch, gen. golda, acc. (per) goldu über den tisch,
n. pl. goldi: naw elksna taidi goldig
kaidi goldi uzuler.
dem. golden-, oj golden, oj golden^
kai tew skaiski pidareja.
292 E. Wolter
Ap tewimi veiri sadi,
\ kai rasnerii üzulen. (Bykowo R.).
16) ^ülwa köpf, loc. : „a jis klidz wisa golwä" aber dieser
schreit aus vollem halse. — golwu (sasuköt).
galwena nom, galwen acc.
gludu galwin, issükoj
ar tautam nuldoma.
„galwenu grüzedams" den köpf drehend (vom pferde).
17) gons hirte, gen. go?ia (aplein man begrüsst den hirten).
n. T^X.goni die hü'ten — ganeiha r. nu ganibas. — ganeidam{a) part.
— gonos auf die weide: „ganieja meita ^owös" das mädchen hütet
das vieh (Pr. D.). — Inf. ganeit: „dzenam güwu pagmieiP'-. gona
hütet im Georgslied: „Tul'i tul'i izpTgul'i iz tu jauka pure mola!
Swate Jure zirgus gona'^ (Zwirzden L.).
wisi goni (n. pl.) izdzenuse,
ar bosömi kojeriom,
pagaidöt jeus ganeni
koc teiruma galeriä (Landscorona L.).
18) gona genug, gon wol ,jira gon" es ist wol.
19) gorda süsse (bariberie) aber adverbial gc^rzi wohl-
schmeckend (Korsowka L.).
20j"gost8 gast, goAka gaSte^. n. pl. gosti acc. pl. gostes. —
izgasteja (jei jo) sie nahm ihn omentlich auf.
21) „kai'lapena ^ro6öc?a/wfa)" (Isnauda L.) wie ein blättchen
raschelnd von sohl, grahu rasseln, klappern.
22) isalena gen. v. *isalens nicht isolins, wie Kossowski
angiebt. (Isalena malejena Bykowo R.).
23)kod, kad als; auch kot gesprochen: „kod gribeja, tod
dzidoju".
24) kokls hals „ar ku koklu izteireit". iz koHa auf dem
halse (=uz kakla gen.). — kaklens dem.
25) koktä in der ecke, wisi kokti n. pl. alle winkel. —
kaktinä im winkelchen.
26) „wai rudzeit kokureW (Swal'by D.) d. i. = schl. kakarU\
kankarite.
27) „äs iskoltu iskapteiti" ich würde eine sense schmieden. —
kaldinot: beschlagen (die hufe). — „sudobra kalejene" silber-
schmiedin. — „tew sauleite pTses kola^' (schmiedet). — kalteit
trocknen (wasche): ,jjau möseii iskalteja". — „tris wosoras toutu
Zum infläntischen lautgesetz. 293
däls Riga gultu kalitioj" Sfrühlinge schmiedet der freier in Riga
das braut-bett (Marienhaus L.).
28) koleit, koleidz = kaleidz für schl. kamer während. —
kolei: „kolei saule debesis". koleid(?): „koleid drauga driweria"
(Swal'by D.). „koleit möt'e zogoros" (Pr.). — kol'c :
pagai(d), pagai(d) tautu dals,
kol'c izauga plowejin (Kapino-Meiruli D.).
29) kolns berg. acc. kolnu. n. pl. kolni.
iiz hold auf dem berge, nebenform von kols (schl. kals) in
einem liede in Swal'by (D.) gehört.
30) komonös loc. pl. in den Schlitten: „kozu jeudza ko-
monos^\ Aber dem. kamanenes.
31) kotKi kanne: j,Joneits konu sadauzeja, swäta Möra
salaseja" (Landscorouaj. — kani/ia: „ols kanina rücen'a". —
ols-kanUe(-eite) bierkännchen.
32) kos: soka bite ileizdoma
rasnaja üzulä
kos dinen's padzeivus
da lobaj witin'ä, (Dr. D.).
33) kotnjs, kotra : ,,kotru äs jums kreüde dareju" welchen
schaden hab ich euch gemacht (klagt der hase dem Jäger).
34) koza ziege; pldzers Jensens näbadöja
kozu jeudza komonos;
Tt kazina raudodama
asarenas slaucädama. (Taunagi R.).
35) krotedamis(es) sich schüttend (Kr. D.). cf. schl. kratit
schütteln, rütteln, aber auch krateidama kratejnse (Bykow R.).
36) lakstei^o^a = lakstigala nachtigall.
37) Zo6.sgut(=lops); als beispiel sei ein Jusenlied angeführt;
Jüseris (eu) joja lohu zirgu,
mani lika lohu jöt'.
Dud diwen lohn jöt'
par Jeusena likumin'u (Pr. D. ein lied, welches in
alten zeiten auch in Stalidzanen im R. k. bekannt war). —
fem. loha. ,ylobojam kücenam". n. pl. lobi:
swätki lobi swetetisi
kol'adu, kol'adu. (Pr. D).
labi advb. „tei (d. i. die mutter) bej lobi wuicejuse". —
lobok besser. — labeiba körn: „woi auzeria na labiba^^ (Swal'by D.).
294 E. Wolter
38) lokta hühnerstange. — iz laktenis auf dem hühner-
stangchen.
39) lopa blatt: „svots dud po lopai (meitam), dud kl'awa
'lopas''' (bescLieibung einer lettischen hochzeit in Preilen). —
g. pl. lo}m: „diws lo])U {-lopas) nadcw'a". n. pl. lopes.
lai lopowa damit er grünt, blätter treibt. Inf, lopöt. Part,
praes. lopodam grünend.
lapena blättchen, pl, lapenes, lapenam:
rudens goj, rudens goj
meiteriara, lapenam:
kreit lapena grlzdamo^s,
it meiteiia raudodama.
„kai lapenes caukstadamas" wie die blättchen raschelnd.
40) pilaseja sie sammelten ein. salaseifos zusammengelesenen,
„bite zidu /a^Wa/««" (in einem vielverbreiteten Johannisliedchen mit
dem refrain iTgö oder auch rütö). „ Worpenus laseju^(ey^. Aber :
los(rf) lesen: „koleid meitos(äs) rikstes los, jau sauleite wokora".
,,PalosUe obuleri" leset klee zusammen. — lasetrja verbal, subst.
41) lozds g. lozda, lozdä haselnussstrauch. — „atrun ji laz-
detii^* sie fanden einen haselnussstrauch. loc. lazdenä? Vgl. das
verschen aus dem märchen vom „hühnchen und hähnchen":
lozda, lozda kam tu leuzi?
kamgi mani koza grauze.
Koza^ koza kam tu lozdu grauzi?
kamgi mani gons na ganeja.
Gans, gons kam tu kozes naganej? u. s. w. (Kres-
lavka D.).
Zid iwena, zTd lazdena^
lela cel'a malend^
iwa bira holtus zTdas,
lozda wara weizulTtes. (Marienhaus L.).
Lozdtty lozda nenulica
lelaja lozdowä,
m'eusa mösa nuwäda
lelajSs tauten OS. (Zwirzden L.).
42) macenä dem. im beutel: „tei man dewi ästi dzcrt,
nauden'a macenä''* (Swalby D.}. — Von moks (schl. mäks)
lasche cf.:
nakai tawu naudes moku
raudodama upwakteja (IJykowo R.).
Zum infläntischen lautgesetz. 295
„naudis(as) mokis ozute".
43) „mfl^w^wes rewejut' " mohnpflanzen jätend, „smolkys
mogonijs^y\
44) mola : „iz tu posä püra molä^^ dicht am sumpfesrand. —
(krista cel'a) malind am rand des kreuzweges.
45) möna meine fem. zu muns: „wTna mona mösa beja^', „dü-
dTt(eit) zina monai mötei, monai mosai", aber häufiger munai
(breutei). cf. „nu tos munes meil'es breutes, nu manim^'-.
46) „ni man sTwes (= as) ni man tnontti"' (hab u. gut) ; ,,dTwen
dud', kab aiz montii un lobumu iz itoa (itto) gods mani nara-
dzatumetl" gebe gott, dassihr vor hab und gut mich in diesem
jähre nicht sehen mögeti
47) mots haar : „weij tu werwis, no munu motu*' (aus einer
romance v. zinge in Pr. D. gehört), „storostas meitena dzaltonim
motim*'' (mit goldfarbenen haaren). — „zaltonim matenem"^ mit
goldhaar. — acc. pl. motiis: „dajauksTm motits zam boltu skeustu"
(Istalzen L.) und in derselben romance (zinge) „wel muni ma-
teni naaugusi".
48) nahofjs bettler — nabadzen (dem):
wisi lobi pi diwen'a,
as nabogs pakal'a,
dzerzu dlwu waicöjut',
kur palika nabadzeh. (Pr. D.)
Lipenai nabadzei (r. -eite)
ik menesa zTdi byra. (ib.).
dat. pl. nabogam. cf. Man teuf fei 1. c. p. 201, n. 143 wa-
badziaticz.
49) tioms küche, besonderes gebäude zum waschen, bier-
kochen. — nami?ia : oba diwi ileigowa (biene u. mädchen)
gotoicä naniinä.
50) 7iosts bündel. dem. nastind (picu siru) fünf käse im
bündel (Malnow R.),
51) odoia nadel. — „skraucesam adatena rükä". „apsasprauzu
odotoms*' ich werde mich rundherum mit nadeln bestecken (aus
einem kol'ada-gesange in Kapino D. gehört); „adatenu - säXu.
taisu" ich werde einen nadelzaun machen (Marienhaus L.).
52) oka brunnen : kam tautlti oku roki
kam tew okas waiadzeja?
1) y = russ. bi oder dem poln. harten »'.
296 E. Wolter
Gona tawam iwdenam (iu-)
munu gauda asaren (ase-) (Pr. D.)
53) ols bier: ar ku gostes dzirdesTm?
panoksnens ar jewdeii,
brolelen's ar dziren (säuerliches getränk, art
milö ar alen (bierchen!) [limonade),
54) oplotä auf den markt (fahren) cf. bei Ulmann (Lex.)
nplatneeki, wie in Sesswegen eingepfarrte genannt werden.
55) osa scharf fem. a. oss. osoks schärfer.
56) osoru : „tacin'i upi no munu osoru^^. osora-dzarojem thrä-
nen-trinker, beiname des bräutigams im hochzeitsliede. osorotes^)
(wilnonetes) beweinte decken. — „asarenas slaucädams" sich die
thränen wischend. Den Wechsel von o und a illustrirt folg. Volks-
lied: eij mosen, böreneit
tawas gaudas asaren(a.s);
kur osora nukreita,
tei pawerta sudobreri. (Workowa D.).
57) ostoni acht, ashiyts der achte, schreibt der Verfasser der
„Nauka chrescianska lotewskiem j^'zykicm wyrazona. w Wilnie
1775". In der im jähre 1771 ibidem gedruckten Nabozenstwo
ku chci i chwale boga etc. steht jedoch ostu^ö^). .
58) „os^ra[u]sitä'' im haarsieb : „josejoj ostra-site"' (sohl, asiri
haare des pf erdeschweif es).
59) „otworä(aji) putes griz" (sc. upe) der bach wirft im Stru-
del schäum auf; otword loc. von schl. atwars untiefe etc.
Obiges citat ist einer sogenannten rözu dzesma (einem verschen
zum besprechen der rose gebraucht) entnommen und von einem
weibe aus Liksna stammend aufgeschrieben worden.
60) jjlofa (lopa) breitos Llatt: „gon jir plota kl'awis lopa"
(liedesanfang Kopiuo i'>.\
plateidama (muti) das mäulchen breit machend; „dzid rücenes
plateidama'^ sie singt die bände ausbreitend.
61) pats selbst, acc. pos(a,). pat'e (acc). dat. masc. patim.
n. pl. poH. — fem. pom. dat. pomi. acc. posu.
62) pogolms hof: „por pogolmu tacadam(a)". — „slauk
pagalmeni" ; „pagalmim (gen.) widenä".
*) es für a« ; e ist hier ein unbestimmter laut, der sich z. b. in Preilen
zu einem dem buljf. t, (ü) ähnlichen laut vorflüchtipt. *) Dieses werk
sah ich ebenfalls beim canouicus Jalowiocky durcli.
Zum infläntischen lautgesetz. 297
63) pogosts = schl. pagasts russ. pogosh : „wisi no pulka cik
kas turit, mä,t\t pogosta''^ alle von der gesellschaft, wie viel ihr
habt, werft die wake d. i. geschenke für die braut (so fordert
der Platzmeister auf der hochzeit in Prellen die gaste auf, gaben
für die braut zu geben).
(54) pologs laken: „zsim pologu". — acc. paladzhm, oder
-eiiu: „ar bolta paladzenu'' mit einem weissen kopftuch.
65) porads sitte, Ordnung: „musen pT jös porads taids" (in
einem hochzeitsliedchen aus Prellen D.). [museti bedeutet dasselbe
was nmseit (Ulmann Lex.) ^) vielleicht und ist offenbar ein
russischer eindringling , übrigens eine partikel, die durchaus
häufig in der Umgangssprache vorkommt. Musen ist gleichzu-
stellen weissruss. moze{H) hijch (cf. Nosovic^)]. „Palik dina
poi'odä^' der tag blieb in schuld (Meiruli-Kapino D.).
QQ) prosa 3 p. sg. u. pl. reflex. prosös. fut. praseis 3. p.
pl. inf. 2)raseit: „wajag papraseit". cf.
leudzen leudzu, prasU prosu
atdüt munu wainucen;
cik leugus'a, prasejusa u. s. w.
67) airodu ich fand, atrasti (inf.): „ka man sowu Tauda-
wen'u/ staw atrasti wokorä" (Pr. D.). Vgl. bei Manteuffel-
Plater lied n. 112 „Es' atrodu atradinij swata dinä ganiej-
dama I"
68) rogs hörn. n. pl. rogi. „izlej koktä kai kozarogs'-'- (Pr.).
„ap roglm^ um die hömer (Pr. D.). „ap rogowim (appuskoj
güwys ar wairiuku)" (Kr. D.). — radsens blashom „Tul'i, tul'i
skan ninus radzens'^.
69) rogona, rogo7iai(d&t),rogotm (acc.)hexe=r«^rtwa(schl.).
70) rogoicas: jeüdzet kozic rogoicas;
wilkam labi, wilkam labi
ni jam rotii, ni rogow u. s. f. (Bykow R.).
71) roÄ,-5/a näht, „raksteites kamatie/ies" hunthemalte Schlitten.
^,rakstltom krepit'em" mit buntgeschmückten mahnen (vom pferde
gesagt), „äs rakstemi grömotu" ich werde einen brief schreiben.
Vergl. den Wechsel in einem und demselben liede:
as so warn mllajämi,
mTl'us skeusterius nurdkstej.
*) In einem von mir in Korsowka aufgeschriebenen liede heisst es
,^moieid kaidi gosti braue". Vielleicht etc.
298 E. Wolter
Apleik rokstu mil'us wordus,
widä, sirdi Iraksteja. (Meiruli-Kapino D.).
raksteidama nähend.
72) rosa thau; oft ist rose, ein unbestimmter laut e statt
a zu hören. — dem. rasetia.
73) rots rad; aber dem. ratenim: „ar sudobra ratenim".
„Nu diwen rotu prosa, klusam tak diwa rof'(i)'* d. i. n. pl.
74) „welejas, skolejas (-ojas) straujes upes malin'a". Von
skalüt spülen, ausspülen.
75) „lauzeit skolu*^ brechet pergel, späne. u. s. w.
76) skongole(\) pergelendchen, Stückchen v. lichtspan, schl.
skangals: „Madal'es skreineit'e skongole skräp" (Kr. D.).
77) aiz osoma püra zol'e
zidit nazTdej;
aiz skorhuma svesa mot'e
runati narunoj (Landscorona L.)
von skorbunis strenge, Unfreundlichkeit.
78) „mosai sÄ;orrfa- wainuceii" der Schwester einen blech-kranz.
79) „Iwes zTdi smordä lobi" die blüthen des faulbeerbaums
sind gut durch ihren geruch v. schl. smards.
80) „ar smolku dobuleri" mit feinem klee. n. pl. smol'ki:
„kur palika^) smolki l'eiti?" — smatki fein advb.
81) soka. imperativ pasok, pasokit. prät. sdceja gesagt hat,
sagte; pasaceja in:
man mamena pasaceja
tautenos(i) wadidam
cTma ilgi näsedat
saime borgi nadzeiwot (Pr. D.)
ist seltener, als päsceja u. päsce. Inf. pasceit für pasäceU. Fut.
1. p. sg. äs pas{ä)ceis ich werde sagen u. s. w.
82) solds süss. — soldoki-ni piizenai'tschl. snlduksnes (Ulmann).
83) sola im dorfe. — salena (dem) (D.) pi salenäs bei der
insel (Bolwa L.). „Metis jeuro salenä^^ falle auf die meeresinsel
nieder (vom vogel gesagt) (Kapino D,).
84) solts kalt; „solti weji" kalte winde, lui.sasalt (man sottu-
m4) n. 127, Man teuf fei 1. c. p. 197 frieren vor kälte. Sclna
frost: „nadüdrt taides so/«PS, kaida solna su rüden" (Bykow R.).
85) pa -sorgrow'M ich habe bewacht.
*) li in palika wird wie russisches .ii.i, ly gesprochen.
Zum infläntischen lautgesetz. 299
86) „tew sorkoni obolteni" (Swal'by D.). „Lai teceja sar-
kaneits^ sarkaneisi nakausten".
87) spolwa feder, spolicu-tilts federbrücke (im märcben). —
spahve/ia dem.
88) strods drostel. n. pl. strodi. gen. strodu (pulkä). —
dem. stradens:
strädens birzen nusedeja,
toutTts lobu kumelen'u.
Strädens geida seutes laika,
toutTts mani izaugut'. (Marienhaus L.).
89) toleidz so lange (als — kolCj koleidz): ,jis skreideja toleidz,
kolc dagöja da ütra cenistei" (aus einem märchen in Prellen
aufgeschrieben, wo k vor e zu c wird, vgl. ceilis verschnittener
eher statt keilis =kuilis d. i. russ. küyj cf. Dahl).
90) sazatopa: „diw wilneisu sazatopa'' zwei wellen treffen
sich(?), cf. inf. sazataptis zusammentreffen.
91) (prozors) trokü von schl. traköt lärmen tollen. —
„äs bej barnus trokoniä'^ von schl. trakums tollheit.
92) icogota gefurcht : ,; wTna pus'e icogota^ ütra acata" die eine
Seite gefurcht, die andere geeggt"(Zwirzden L.) von schl. icaga furche.
93) icokors abend, acc. wokor (abends), pl. wakarenes abend-
essen. „Tai jis poicakarenoj" da isst dieser zu abend.
94) wofiogs habicht. uonogam den habichten. „Ej palaks
tcanadzen, ko tik auks lidinaj?" du graues habichtchen, was
flatterst du so hoch? (Swal'by D.) cf. auch den liedesanfang
„kur tu skrisi wanadzen".
95) wosora sommer: so icosor brolenus,
dzTdos citi wasarm (Liksna D.) etc.
seidu garu wasaren (Bykow R.).
Bei Manteuffel 1. c. p. 179 lesen wir:
pakyukojam dzaguziejtie
abi winu icosoreniu etc.
„paicasari gonos göju" im frühling ging ich zur weide.
96) pizogiise part. von zagt stehlen. — zaglis dieb, zagl'e
diebin cf. „margu zaglis kreümen'a" (Iznauda L.).
Statt zog {2k) sie stehlen, sagt man auch zug.
97) zornis (=as) eingeweide.
98) „zuanineicä zwone" im glockenthurm läuten sie. —
y^2k\z - zuaneit iz misa" zur messe zu läuten beginnen, aiz~
zicaneja (prät.) (Pr. D.). — ar zwonim mit glocken (Kr. D).
300 E. Wolter Zum infläntischen lautgesetz.
99) zors ast. gen. zora (zal). dat. pa zorai (?). pa zerna
zorlm. n. pl. (kupli) zori. — zorots ästig:
zoröts muns wainucen's (ästig),
nalein tautu kletinä,
lauzu zoru Tleizdama,
ntru izleizdama.
zora-Jcona (hölzerne) giesskanne. „zore (==zori n. pl.) leika
Daugawa" die äste bogen sich in die Düna herab (Swal'by D.).
In demselben liede heisst es „pa puperia zarinam". — zoru g.
pl.: „zaltu zoru wainucen". — nuzaris nebenzweig (Swal'by D.);
pazaris dass. — zemzarite (v. eite) die kurzstämmige:
oj uzül'en, zamzarite,
meitas towas zoras lauza.
Lauzat meitas zoras munas,
atzarisu (neben-zweige) wTn nalauzet.
Lai palika atzarltes (Piliskolna-Bolwa L.).
100) zogors strauch; cf.: „lai braue mote zo^oros" (Pr. D. aus
einem Scherzlied, welches in alter zeit zu Weihnachten (neu-
jahr, heiHge drei könige) gesungen wurde und anfängt „cigan,
ciganbaturu, baturu"). „a,r zogorim" mit reisig. — io^am» gen. :
„muni brol'i kükli skel'e nu deweita zagaren^\
101) zogota elster. n. pl. zogotes (Fr. D.)
Zum schluss verweise ich noch auf folgende ab weichungen,
welche die Man teuf fel'schen texte bieten:
1) 1, c. p. 193: „nocif syltu wosorme.'" und p. 201 n. 141
„diewiejniom wossorenmn"- an stelle der von mir beigebrachten
a -formen ;
2) p. 198 und 199 n. 132 und 137 ossorenias, welche, wie
das in n. 132 vorkommende lej statt taj andeuten, specielle
analogiebildungen des e/-dialektes sein könnten;
3) lesen wir 1. c. p. 169, n. 12 koldgnawa, aber n. 86
(s. 188) „kal kalunejts ku kaldains^' wobei überhaupt in frage
kommt, in wieweit die sänger, von denen die Heder abgehört
wurden, dialektreinen text zu geben verstanden;
4) bUeben in den Manteuffelschen texten unbeachtet unter-
schiede wie mömulenia und mametuiy die ich gelegenheit hatte,
vielfach zu beobachten. Man teuf fei schreibt einfach überall a.
Bei der form momidena könnte man an kurzlautendes mama
:= meine (nach Bi elenstein kinderwort für mutter, Ulmann
Lex.) denken. Ed. Wolter.
301
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts.
Landesmünzen: APKA., APK., APKAAIKON, APKAAON Mion-
net IL S. 243 f. Nr. 1. 2. 3. 5.
A. Tegea.
Münzlegenden: TE., TEfE., TEPEATAN, Mi onn etil. 255 f.
nr. 65—73; suppl. IV s. 292 f. nr. 112-118.
1) Ross, Inscr. ined. I. 7., wiederholt von Ran gäbe
nr, 2238, Foucart bei Le Bas, nr. 335 a, Röhl nr. 94. —
Zur erklärung Kirchhoff, Alphab.^ 149.
HOIOIAANOHEPMA . . IHEPAKAEIiyA >T d. h.:
M
Iloaoiöavog 'EQixä[yo]g 'H|oaxA€(o)g || XaQ(i)T[wv].
„In ecclesia D. Eliae prope Neochorium, ad radicera
montis Artemisii, in Tegeatide .... in marmore albo . . . quod
muro ecclesise insertum est", Ross.
Alle abschriften gehen auf die von Ross zurück, da der
stein seither selbst verschwunden ist. In der lesung bleibt da-
her verschiedenes zweifelhaft, indes ist die dialektisch interes-
sante form Jloooidäv, mit der am nächsten lak. Ilooidav ver-
wandt ist, gesichert
2) CIG. 1520 {„Tegeae ex schedis Fourmonti; secundum
schedas Miltiadis . . .slg tö TXa/nl avriTCQvg rov xaviov (hoc
est in moschea e regione deversorii) ug TQevhxt.av enl dvsXXiTtr}
At^ov"). — Leake, Travels inthe Morea II. p. 48. — Le Bas,
Yoyage arch. taf. VI 16 und nr. 339, hiernach Röhl nr. 96.
0EKE.A = dve]^i]-K€[v]l4
FAIITYO "VO faaoTioxb).
Xevxioo^oiiijuioale ylevxiog M6(.i(.uog AbIvkIov vlog"]
Z. 1. „Le Bas seul a donne les lettres de la premiere
ligne; il y en a en effet quelques traces sur l'estampage, mais
Beiträge z. kande d. lg. ipracben VIII. 21
302 F. Bechtel
je n'ai pu les lire avec certitude", Foucart. — Wegen des
V in dvsd-rjxev vgl. e'do^ev lAXeLÖlot in nr. 53.
Z. 2. „II n'y a pas trace de lettre apres VO [am Schlüsse
der zeile]" Foucart.
Z. 3. Neue inschrift aus römischer zeit, die vier letzten
buchstaben nur bei Fourmont.
3) Foucart bei Le Bas, V.a., nr. 335c. Darnach Röhl
nr. 97.
NE0EKE = ajve'^jyx«.
„II ne manque rien a droite" F.
4) CIGr. 1512 „Tegeae. Ex Guil. Gellii schedis niisit
Rosius, qui Interim ediditlnscr. p. (VII) initio operis" Boeckh. —
Hiernach Röhl nr. 102.
KAEON d. i. KUiüv
APKOIAI l4Qxoiag
AAMOKAEI JaiiWKlrjg
EPiTEAEI "ErtiTelr^g
5. lOIlAZ ^(oaiag
KAETEAI KXrjziag
AANPETI yiavTiETilßag oder -wv]
Z. 6. KXrjteag: nicht KXuteag, wie noch Röhl neben
KXr]T€ag zulassen will.
5) Milchhöfer, Mitth. d. d. arch. instit. IV. 143 o {„Thana;
westlich vom dorfe in der verfallenen kirche des Ag. Theodoros").
Röhl nr. 103.
KAEON = KUcov.
6) Kyprianos, l4Q/.aöia, 19. märz löüO. — Bergk,
De titulo arcadico, ind. schol. Hall. 1851)/18G0. — Michaelis,
Jahrbücher für philologie 1861 p. 585. — Le Bas 340e, nach
neuer durchsieht von Foucart. — Ich benutze einen von pro-
fessor R. Förster in Kiel mir freundlichst zur Verfügung ge-
stellten abklatsch der inschrift, den derselbe 18Gi) angefertigt
hat. — Gefunden bei Piali.
PE (pi.lo
«l' xav Tt yivrjToi zolg sgyiövaig roig iv xol atrol
t'gyoL, ooa tÖ egynv. — u^ nv fo\-i)\iu di o «t^ixy/iJf.c
tÖv adtyitvTa Iv aftigaig tqioI anv tat av tö aöi-
5 XT)/^a ytvrjTOi, voTegov öi (J-v. -Kai oxt ay x[fi]ivtüvai
Ol igöoTrjQeg, xvqiov tOTut. — Ei öi noXei-io^ dia-
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 303
xiüXvasi Ti Tü)v egyiüv xiöv igöod^evrwv rj xwv
rjQyaafiivcüv xi (pd^egai, oi XQiax.daioi ÖLayvorro)
XL öei yivea^ai, oi öi oxQaxayol noaoöo/ii Ttotvto),
10 ei 'Kav öiaroi acpeig 7t6?.e/.iog rjvai 6 -/.CDAviov Vj I-
<p&OQXü)g xa sgya, XacpvQOTcwXiov sovxog -.axt' xag
TToXiog' sl di xi(g) Egycov/jOag fiij iy/.€X^Qrjy.oi xolg
e'gyoig, 6 öi Ttole/nog ÖLa'/.coXvoi, aTtvdöag to aqyvQiov
%(i av XeXaßrfKCog xvyxävrj dcpsioad^io x(S k'Qyo),
15 sl y.av y.eXevtovaL ol egdoxfJQeg. Ei ö^ a[v] xig kni-
avvioxaxoi xaig igöoasoi xcöv Igycov [/;] lvf.iaivrj-
*voi y.ax' €1 de riva xqotzov (pd-rjgcov, uauiovxo)
ol igöoxi]Q£g oaai dv deazoi ocpEig La^iiaL, /.al
ayxaov-7[a6vxco Iv] Irti/.QLaLV /.ai Ivayovxco
20 Iv öi/.aaxr^QLOv xb yivöfxevov xöl TiXrid^L xag
ta/niav. — Mfj i^eoxco ös /nrjöi xoivävag y£vea&a[i]
7t?Jov 1] Ovo erti /ur^öevl xwv sgycov ei di fir, oq)Xixü}
€7iaaxog Ttevxrjxovxa öaQx/udg' e7te?M[^ad^ad^cüv
di ol dXiaaxal • lfx(paivev öi x6^ ßoXofisvov iTti xoi
25 rjniaaoi xag Ca/iuav. Kd xd avxd öi v.al sc y.dv [x~}ig
TtXiov rj ovo egya i'xr] xöiv legdiv ij xcov öa/u[o^ai(ov
xot' ei ÖS xiva xqÖtiov, oxivi a/x fi^ ol dXiaaxa[l]
Tcagexa^iovat Suodrfiaöov Ttdvxeg, ^a^iu6[a]d-io
y.ad^ f'y.aoxov xcöv TtXsovtov eQyiov y.axv firj'-la]
30 -rtevxrjxovta öagxualg f.iiax' dv
xd i'gya xd nXiova. — il \ö^\ dv XL\g ]/xj^ot xwv
tieqI xd eqya av vxix si öe xi, fxrj
V ei öi fx^, fi^ ol eaxo) Xvöiy.ov
(xrjöejio^L dX)^ rj Iv Teyiai' ei (5* av Ivöi'^dKrjXOi,
35 drcvxeiodxo) xd %p60g öltiXoglov x6 dv öixdtr^xoi'
e'axio öi y.al xwvl xio iTtiLa^lo) 6 avxog Yyyvog OTteq
y.ai xcö egyco r]g iv egxeiaiv. — Ei ö* dv xig aQyiovtjaag
egyov xi Ttogy.axvßXdiprj xi dXXv xäiv VTtaQxdvxwv
egyiüv elxe leqhv elxe öauöaiov eixe ^löiov
40 ndg xdv avyyqaqjov xdg sgöoy.av, aTtvy.ad-ioxdxo}
x6 yaxvßXa(fd^iv xöig löioig dvaXiofxaaiv firj tjoacv
7] vndQxe iv xol xqÖvol xdg egyioviav. — Ei Ö' dfi fi^
y.axvoxdarj, xd iiiitd^ia aTtvxeLixü) TiaxdrteQ
eTti xolg aXXoig tqyoig xoHg vneQafxfQOig xera'Kxoi, —
45 Ei <J' dv xig xcöv iqywvdv rj xiöv egya^of^iviov
snrjQSixxCev öiccxoi. iv xd egya rj dyteid^ijvai f{o)l[g^
21*
304 F. Bechtel
STti/neXoixevoig r/ yuxtv(pQOvrjvai t(üv E7titaixiün>
Tiov Tsrayfiivcov, tcvqiol sovrto ol igdor^Qeg
töf-i (.lev sgyarav sgöelkovreg ig rot sQyot,
50 Tov ÖS 8Qywvav tafXLOvtsg Iv STtixQiaiy, xarccTreg
Tog STtiavviarauivog ralg sgdoxalg yeyQarr[to\i. —
(jTi o av egooirrj egyov eixe legov eite oa{j.ooi\ov\,
vTtccQXEv Tay xoivav ovyygaipoy rav[j']t y.vQiav
Ttog tat ircsg tot SQyoi yEyQtt(X(.i\EvaL öv\yyqi''p\oi\.
Herr professor Förster hat, kurz bevor er den abklatsch
nahm, sich nach dem steine eine collation der bekannten pu-
blication von Michaelis angefertigt und mir dieselbe gleichfalls
zur Verfügung gestellt. Sie berichtigt meistens einzelne buch-
staben nach gestalt oder Stellung, ist daher für meinen gegen-
wärtigen zweck von weniger bedeutung, da ich das original hier
doch nicht wiedergeben kann. Nur folgende punkte habe ich
hervorzuheben.
Z. 28 tafXLU)[o'\d^(x}: ta(xi[6o\d^(x) Foucart: „la lettre qui
suit I est a moitie briseC; et, sur mon estampage, je crois recon-
naitre O plutot que ß; j'ai donc supplee ^afxioad-io". Auf
Förster 's abklatsch glaube ich deutlich die linke hälfte eines
Q zu erkennen, ziehe es daher vor nach äol. s7ti(xeX)jo[d^^cjü Bull,
de corr. hell. IV. 440=Beitr. VII. 267 Caixi(6a&(o zu schreiben.
Z. 30, „am ende MEZTAN", dann ein buchstabe, der E
oder Z sein kann, wahrscheinlicher aber 21 ist, „weil der strich
_ etwas unter die linie geht, auf der die buchstaben stehend
zu denken sind, auch die anderen züge passen". Auf dies
zeichen folgt P, dann I, endlich ~. SoFörster's angaben. Fou-
cart gibt als sicher an A0H und liest dies «^/^[rot], ein wort, das
schon Michaelis dem sinne nach hier gesucht hatte. Die
züge, die auf dem mir zu geböte stehenden abklatsche zu tage
treten; bestätigen diese lesung nicht, sind indes so undeutlich,
dass ich keine bestimmten buchstaben zu erkennen vermag.
Z. 31. Ich hübe . . . ixT]Toi tiTiv mit Foucart als schluss
dieser zeile gefasst, weil die beschaffen heit des abklatsches diese
anschauung rechtfertigt. Auch Michaelis bekennt, dass seine
z. 33 (bei ihm -Ut]toi tojv) „möglicher weise
den schluss von z. 31 (bei ihm endigend mit el [d*]«»' rtg )
oder von z. 32 (bei ihm lautend negl tä egya av )
bilden" könne.
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 305
Z. 45 (Mich. 47): statt des schraffierten C hat Michaelis
T, nach Förster ist der buchstab sicher I gewesen.
Z. 46 (Mich. 48) t(o)7[s] : die inschrift durch versehen des
Steinmetzen TOI.
Z. 52 (Mich. 54) igdod-^: Michaelis unrichtig N statt des
letzten H.
Sonst ist noch folgendes zu bemerken.
Z. 2. 10. 15. 25 xav: xav die übrigen herausgeber. Aber xav
ist sonst unerhört: /J, '/.iv, y.a sind die allein üblichen formen
der Partikel. Nun weist der dem Arkadischen am nächsten
stehende dialekt, das Kyprische^ x« auf; andererseits ist av durch
viele stellen dieser inschrift sicher gestellt. Darum schreibe
ich y.av (=yJ-\-av) und berufe mich auf die homerische Ver-
bindung ocpQ av liiäv y.Ev II. XI. 187; Od. V. 361; VI. 259, die
aus dialektmischung nicht zu erklären ist. — G. Meyer, Gr.
gr. s. 26 nimmt an y.äv = y.h ebenfalls anstoss, will aber, wie
es scheint, xav als xat olv ansehen. Aber z. 25 y.a xa avxa Ss
xal sl y.av [TJtg spricht gegen diese auffassung.
Z. 4. 54 Tal: tai die übrigen herausgeber. Aber dem toI
für Tt5t muss xal für xäi zur seite gehn.
Z. 8 (pd^egai: zu diesem beispiele der behandlung von ur-
sprünglicher liquida plus spirans tritt ausser ßoXo/nevov z. 24
vielleicht eines. L e B a s 337 steht z/a MeXixilioi 3I/xt'Ao||g
dvi^fKe. Die inschrift ist nicht mehr im arkadischen dialekt
gehalten, wie der dativ MshxiuiL beweist; aber vielleicht ist
Meli- nicht in MelU- zu ändern, sondern mit äol. iiiE?.?ux6/^eiöe
zu vergleichen, bewahrt also eine alte reminiscenz. Vgl. indes
den namen 3I€i?Jyw[v~\ nr. 17 Col. D 7.
Z. 10/11 eq)&OQy.iög: das o stammt aus dem starken per-
fectum, vgl. öieq>d^0Qag H. XV. 128, und darf nicht mit dem o
von dor. ygocpevg, ark. dey.otav zusammengeworfen werden, da
die inschrift Gvyyqacpog (40. 53. 54) aufweist, Qo — Qa = sskr. r
dem Arkadischen überhaupt fremd ist.
Z. 12 Tt(g): correctur Bergk's für Tl.
Z. 21. 25 taidav: genetive auf -at- von femininis auf -ä nur
auf tegeatischen inschriften, Baunack, Gurt. stud. X. 133. Vgl.
übrigens die legende einer autonomen münze bei Mionnet
suppl. IV. 293 nr. 119 AOANAI . AAEAI. Die endung -av ist
von den masculinis her übertragen: Leskien, Declin. s. 40;
Wilamowitz, Zs. f. gymnasialwesen XXXI. 648.
306 F. Bechtel
Die Inschrift stammt den schriftzügen nach aus der vor-
römischen zeit.
7) Milchhöfer, Mitth. IV. 139c. „Ibrahim Effendi. Vor
der kleinen wenig nördlich vom ort gelegenen kirche".
.... OTiaL : xa = [/tjffr/at /«[^tffrjy^tovj.
[/t](jr/at, nicht p£](7r/at, wie M. ergänzt, wegen fiatiav
Le Bas 352 j^ = nr. 42. Die inschrift stammt aus guter zeit.
8) Le Bas 337 a. „Copiee par moi en 1868" Fou-
c a r t. — Bruchstück eines architravs, gefunden beim tempel der
Athene Alea.
QeQaiag.
9) Leake, Travels in the Morea, nr. 50. — Hiernach
Le Bas 3376.
^raaiag äve&rj^e.
10) Le Bas 337 c. „Copiee par moi en 1868" Foucart
.... kX^q dve^rjxe.
11) Milchhöfer, Mitth. IV. 143 w. „Achuria. Ueber
einem hause".
12) Le Bas 337c?. „Copiee par moi en 1868" Foucart.
'Egeiiiva aved^r^s.
Zu ^Eqs^ha vgl. die glosse Igerrj' erti&v/^irjt^ Hes.
13) Milchhöfer Mitth. IV. 141 ^•. — „Fiali; bei Thano-
pulos".
Xtdag xidag
aved^rjy, dvid-r]x[s^.
a—u4; daneben einmal (z. 1) A.
14) Vi sc her, Archaeologische beitrage nr. 41. — Bur-
sian, Archaeologischer anzeiger 1854 p. 479, darnach LeBas
337 ß. — In PialL
N€U)v NeoxXfjg || . . . . dvsdsv.
a = c, was auf das Antoninische Zeitalter deutet (Foucart).
Um so bemerkenswerther ist die fortdauer der form e&£v
(cf. nr. 15).
15) Le Bas 338 a. Piali. „Copiee par moi en 1868"
Foucart.
*) Mitth. IV. 141 steht Qiqxofia-, wie mir Milchhöfer selbst mit-
iheilt Dar darch drockfebler.
Die inschriftlichen dcDkmäler des arkadischen dialekts. 307
2TQa[T']ayol dvid^ev.
Evagxog Kl€iovo[g]. Ja^ueag Olvrcovog.
"I(.i7iedig ldvTay\6Q\(j}. OiXiog (DiXo)vog.
^Ertiad^evrjg ylvail^d/niü. Idlgiavitov ^loxofxäxü).
5 OiXiTTTiog ldyad-\o-Ä\)Jog,
iTTTiaQxog rdglytojv rogyiTiTtw.
yQCi(pi]g EväQ£[oT6\g ^a/cXeog.
Von F. zusammengesetzt aus zwei in zwei verschiedenen
häusem von Piali eingemauerten fragmenten. „Le sens montre
assez qu'il faut les reunir; la forme des lettres et quelques
particularites de la gravure conduisent ä la meme conclusion".
Z. 1. 0ivTCüvog: vgl. Baunack, Studien X. 130.
Z. 7. yQacpi]g: so noch in nr. 25, vgl. \€Qr^g^ m^J/g nr. 16.
24 und Wackernagel, K.Z. XXIV. 300.
16) CIG. 1513 und 1514. — Leake, Travels in the
Morea nr. 1. — Bröndstedt; Inscriptions du musee de Copen-
hague, p. 2Q. — Neue bearbeitung von Foucart, Le Bas
338 b. — Palaeo-Episkopi.
(Siehe hier p. 308, 309, 310).
„L'inscription rapelle la consecration de couronnes faite,
pendant plusieurs annees, par des citoyens et des meteques de
Tegee, vainqueurs dans les jeux" Foucart.
Die Überschrift bloss erhalten in der abschrift des „dili-
gens quidam antiquitatum indagator", dessen „apographum ad-
modum vitiosum edidit Corsinus" (Boeckh).
Von col. B gibt Boeckh CIG. 1514 bloss z. 16. 17. 18.
19 nach Gell; in col. C entsprechen 29 — 52 den zeilen 5 — 28
von CIG. 1513, die zeilen 3 — 28 den zeilen 30 — 53 ebenda. —
Im folgenden theile ich die stellen mit, an denen ich von Fou-
cart abweichend lese.
Z. 7 col. C l4vzi(paTog: Bröndstedt ANTI0ATOZ, was
F. gegen den dialekt in l4vTi(fdTo[v^ corrigiert. Vgl. ^'Exq}ag,
ÜEQiipag, ^YrctQcpag.
Z. 8. col. B [K]k(€)oviy.€og: [K]lT]OvUEog F.
Z. 11 col. C Aioäv. AIIAN Corsini, AIIAN Leake,
AIZQN Bröndst., hieraus F. [^A^locdv, vgl. aber Aiaag Teyedvrjg
Bull.de corr. hell. IV. 409 und Fick Gott. gel. anz. 1883. 120.
Z. 15 col. C Wxw: PAXQ Br., NAXA C, hieraus F.
nä[y](ü, was gar kein name ist. faxog heist nr. 22 z. 36 ein
Mantineer.
308
F. Bechtel
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Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 309
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Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 311
Z. 16 col. C 'Oööiog :0AA\01 C, OAAIOI Br.; Böeckh
las *Öd[a]iog, F. behält "Oöhog bei, „parcequ'une inscription
de Mantinee semble attester l'existence du suffixe Xloq, Iloaoi-
öXia^'. Iloooidha aber ist sicher in Iloaoidata zu ändern,
^Oddiog dagegen kann zu 'Oöiog sich verhalten, wie 3IiKxi(av
zu MiKiov u. aa.
17) LeBas338c. „Dans une maison du village d'JJcou-
ria. — Copiee par moi en 1868" Foucart.
(Siehe p. 312).
„Le marbre est brise en bas et des deux cotes. — Une petite
bände de saillie a ete laissee entre les lignes 14 et 15 [14
und 16 in meinem abdrucke] sur toute la longueur du marbre ;
mais eile n'a jamais eu de lettres".
„Ce catalogue, dont la nature ne nous est pas connue,
differe du precedent. II n'est pas possible d'admettre que ce
soit un catalogue de vainqueurs consacrant leurs couronnes.
II n"ya aucun meteque dans la partie conservee; iln'y en avait
pas non plus dans celle qui a disparu; car on n^a pas ajoute
au nom des tribus la mention noXizai qui, dans l'autre liste,
distingue les cctoyens des meteques". Foucart.
Z. 16 col. C Ottudag: „in nomine (Daviöag sine dubio di-
gamma in v transiit. Cum 0at-idag, 0a/-iöag confer aeol.
subst. (pavog^% Baunack Gurt. stud. X. 129. — Anderweitige
beispiele für intervocalisches v = f sind bisher in Arkadien
nicht gefunden.
18) Milchhöfer, Mitth. IV. 141 l. — Aclmria, gefunden
bei Palaeo-Episkopi.
a) Vorderseite des martnors :
A B
fAEL\..0..0\....vÖQogIi....
O'Kkiog
g. [Eva\v(&)T]g Jaj:ioxXi[o]g AMC . II
\l4^Tto?^}.cüvidag
5 NL'/MQaTog Kl€o[fi]^d£og.
(DiXoy.Xfjg Klsoöcigto.
Xeog.
{l^Q]iaTiovog. Je^iXaog To|o[r]ai;.
EvaQ{x)(a. ETTIOIAO xat 77r7ro[^]oI(r)at
lö . . . av ^I^7ZB[d6]y.QLtog n[jf\daQit(a.
.... oq)iX(ü. OiXoxX^g 0aidQ<a.
312
F. Bechtel
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Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 313
OeoxXrjg [2]toxX€og.
Kgagiiörat {^OlfxoXag Nl-kIov.
^Avdqiag IdgiOToyeitovog.
15 ]^AQia]r<yrsXEog. M{e)lay/.6(xag Killoivog.
.... ttQXio. 'AqiOTOxiXrjg ÜSQVxXiog.
/lialvETog zfiaiveroj.
[K^]a^tt5rat 'Ett' ^Ad^avaiav
.... dv(a. KaXhcpävTig Sev
20 I2a)]addav. KaXliag Eva ....
[Msy^aad-ivsog. 2i6Ti[fj.og]
Z. 3 col. B [Evd]v{d-)t]g: . . . NOHZ die abschrift.
Z. 5 col. B Ni-KCLQatog: wenn richtig gelesen im zweiten
gliede dgarog enthaltend.
Z. 9 col. A EvdQ(x)io: EYAPYQ M. — Den anfang von
col. B vermag ich nicht zu entziffern; 77r7ro[^]o7(T)ot herge-
stellt aus iPPO.OirAI.
Z. 10 col. B n[6]öaQiTü): der name, der ohne zweifei richtig
hergestellt ist, beweist, dass auch die Arkader die präposition
Tteöd gekannt haben.
Z. 15 col. B 3I{€)Xayyi6fiag: MAAAfKOMAI M.
b) Rückseite des marmars:
l4yad-iag AI
IIIIPIIIIIIIIIIIil|lliIIII
Qr](Q)ivag ^EvEoxXeog.
Qitov KXsoöioQio.
5 l4y€i^iaxog KXstüvoficD.
BsvoTif-iog OaXoiQOJ.
Teiott.iog Tuai^äx[(a\.
KXsooTQUTog Ka?.XiTtrt(o)).
[K]Xiag (DiXtovog . 'Eg^ialo [g]
10 AEAAXONAlIANEslEPEI
APAOAI
NEATAIKAN.
Z. 3. er}(Q)ivag: GHriNAI Milchhöfer.
Z. 5. KXecovoiuw: das erste w vielleicht aus o verlesen, da
in KAAAIPPO (z. 8) der umgekehrte fehler vorliegt.
Z. 7. Teioifxog TeiaLi.idx[o)\'. der name des sohnes ist die
koseform zum namen des vaters.
Z. 8. KAAAIPPO M., aber genetive auf -ov kennt diese
inschrift nicht.
314 F. Bechtel
Z. 10. Bei erneuter durchnähme der Inschrift (1879) las
Milchhöfe r, wie er mir selber mitteilt, genau die gleichen
buchstaben wie früher; die beiden letzten fand er nachträglich.
Während am Schlüsse der zeile sich unschwer scp UQEi[ag] er-
kennen lässt, weiss ich mit dem anfange derselben nichts zu
beginnen. Nur soviel ist klar, dass keine namen in ihm ent-
halten sind. — Die folgenden zeilen hat M. erst bei seinem
zweiten aufenthalte in Achuria gelesen. Ich umschreibe
Z. 11. 'Aya{d-)iag.
7i. 13. [^7roAAw]»'(4)ärat.
Beide Inschriften stammen aus guter zeit. Die erste ist
nahe verwandt mit nr. 17 : wie diese bringt sie namen von ein-
wohnern der vier phylen von Tegea — nur die '^TcoXXwvLätat
kommen nicht zu tage — , welche so wenig wie dort in noXlvai,
und f.iitoiy.01 geschieden werden, wie aus B 13 hervorgeht.
Habe ich die z. 13 der zweiten inschrift richtig ergänzt, so ist
auch diese verwandt.
19) Milchhöfer, Mitth. IV. 138a. — Ibrahim - Effetidi.
In einem stalle bei Marinopulos eingemauert.
[^J^afi6c[TQaTog] 'Eqcöv ^ixtovog.
^^QiOToy.Xr^[g] Aaf.i6/.QLtog Ja[.iaxqiov.
l^QiOTondfxwv S(i{vo)-KXio[g]. lAgiOTioüv ^Exs^tvEog.
EvxQCCTTjg ^Afiq)ia .... 10 Jlavtlvog üavtoyiXiog.
5 u4voivixog BevoxQocTeog. l4QiaT0jiitjör]g ^aaTQccTo[v].
0iX6^€vog 0iXo^€vo[v]. Ni-KÖoxQaxog 'Ovaai/uü).
Z. 3. S€(vo)ycXiog: EEKAEOI Milchhöfer.
Die inschrift aus guter zeit; der arkadische dialekt ringt
mit dem nordgriechischen: ersterem gehören der genetiv 'Ova-
al(uü) z. 12 und 2a- in ^aoTQaxo (z. 11) an, aus letzterem sind
die genetive auf ov (deutlich z. 8) eingedrungen.
20) Milchhöfer, Mitth. IV. 139 i. — Ebenda. Im garten.
[njavroxA^g. Ja(.iäQBXog: ÜEi^iag.
l^lQiaTOtiXrjg. Evfxaxidag: JaiWKQatrig.
cüv: noXvxoQTjg. QEOTtsid^rjg: TLoXvxaQrjg.
. . . ixccXog: l^Q/noöiog. 10 QqdaiTtuog: yivxiyivijg.
5 [n.\XriaxaQxog: Baviyiag. nXtjaxiEQog: liyqiag.
AloxQio)V : TixaQxog.
Z. 1 [/7Javrox%: lANTOKAHI Milchhöfer; TT auf dieser
inschrift sonst =n.
Z. 5 [IT]X^axaQxog, z. 11 nXi]axi€Qog: 7tXi]Oxo- für TrXrjiaxo-
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 315
vgl. zd. fräyä, altn. fleiri, Mahlow, Die langen vocale s. 12.
nirjGTisQog steht entgegen dem IIXdözuQog von nr. 20, z. 30.
Die inschrift ebenfalls aus guter zeit. Das ä von Bavd-iag
z. 5 hat die vorionische form X.
21) CIG. 1515: „Ex schedis Fourmonti, Tegeae repertum".
Jaf-iargiog lAgiorlrcTtov || OXif-iTtia rtaidag \\ ozdöiov, ||
5 Ni/iua naiöag ööXiyov, |1 ]Aoy.laTCiEia nalöag döXixov, \\
Ir^Xeala Ttaidaq Sohxov | Av^aia avögag öoXixov, \\ Nlfxsa
10 avdgag doXiyov, || "E'/.OTÖvßoia avögag ooXl- || x^v CTtniov, ||
"lod^(.ua avöqag dolixov \\ L4/.€ala avÖQug ööiuxov, || Ili&ia
avÖQag dolr/ov, II ^Okvuftia avdqag doXixov || BaalXeia avdqag
15 döXixov, II ^'lad^uia avdgag öoXlxov, |j Nef^ea avögag öokixov, \\
^vy.ai{a) avdgag ö6?.ixov, iiLdfÄ«(a7)a avögag öoXixov, \\ Ns-
20 fxea avdgag öoXiyov, l| ^ixaia avdgag öö/uxov , J IdXaala
avdgag ööXlxov, \\ '^ E/.ov6iJ.ßoia avdgag döXixov tuTtiov^ (|'7ff^-
y.ia avdgag doXr/ov. |j
Z. 18. AYKAIANAPAI: ^r/.ai[a] avdgag Boeckh.
Z. 19 AAEAANAPAZ: die correctur von Boeckh.
Sprachlich von interesse ist bloss Ixoro'v in ^E'/.OTOvßoia
(z. 9. 23j, vgl. de/.ÖTav nr. 36.
22) Le Bas 340a. „Copiee par moi en 1868" Foucart.
— Gefunden in Piali.
0£Og, Tt'x?;, W^'Edo^e Tfji ßovXfjL tüv \^Agxäd(jiv xal Tolg\\
5 Mvgioig OiXagxov | ^voLY.gca;ovg ^A^jvalov || ngc'^evov
y.ai evegyerriv \\ elvai 'Agycccdcov rtävTcov \\ avrov v.at yivog.\
Ja^iogyoi o'ide rjoav. ||
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10 Teyeärai: Kvvovgioi:
Waidgeag. TLf.ioy.gdxTqg.
^AgiOToy.gdTi]g. KaXXrKXfjg.
Nr/.agyog. ^aqxxvr^g.
Sevoueld-Tjg. \_Z]aig.
15 Jano/.gaTLdag. 2aig.
MaiväXioi: 'Ogxo/uivioi:
^Ayiag. Evyeixiav.
EvyuTOvidag. ^Auvvxag.
BsvocpöJv. JIä/ii(ptXog.
20 yleTtgeäTa t: Uavaaviag.
^InTiiag. KaXXiag.
rdd(ogog. KX[t]%6Qioi:
316
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MeyaloTto^
.IX ai: TrjXifi axog.
^Aqloxiov.
^AXy.(xdv.
25 BUag.
^laxvxag.
'^QXeipiog.
Jaf.iäyrjxog.
WTQBOtidag.
TlQo^evog.
roQyeag.
'^HQorjg:
2fxtv&ig.
l,4le^ixQdxT]g.
30 nisLOxuQog.
2i/^lag.
Nlxig.
QsoTrofinog.
^aaQxog.
Aylag.
nolvxccQTjg.
^iTtftoad-ivrjg.
Mavxtvfjg:
QeXq)ovaLOi:
35 (DalÖQog.
IloXiag.
fä%og.
^AXe^iag.
Evöa/xiöag.
'Exiag.
Jci'CaxQarog.
navaavlag.
XccQEiöag.
yivxiog.
Als datum der abfassung fixiert Foucart das jähr 224 v.
Chr. In dem gefeierten erkennt F. den geschichtsschreiber
Phylarchos; aber nach Sauppe, Index schol. Gott. 1876/77
p. 4 „nimis fallacibus argumentis ea opinio nititur, quam ut
probabilis esse videri possit".
Dem gefeierten zu ehren ist der attische dialekt ange-
wendet. Von interesse aber sind die namen : TrjXifxaxog col. B.
23, nXsiaxlsQog col. A. 30 (vgl. zu nr. 20), /axog col. A. 36
(vgl. zu nr. 16).
23) Le Bas 340c. „Copiee par moi" Foucart. — Ge-
funden in Piali.
....xara] xov voftov \\ [efivai di avxol l'v7tc^\at.v yav,
ol-Kiav, ETtLVO^i^v, davXiav, doq^dX€t\\av xal iv noXe^oi
5 "Kai f||v IqdvaL xal avxol xat €y\\y6voig xal xQ^f^aai. \\
Z. 2 [€]lvai: vielleicht muss IN AI zu HNAI vervollständigt
Virerden, vgl. nr. 6 z. 10.
Z. 2/3 YvTtaaiv: neben 2maligem Iv (z. 2. 5) steht iv
in z. 5/6.
Z. 3 yccv, olmav: vgl. zu nr. 6 z. 21. 25.
Für lyyövoig (z. /7) wäre die dialektische form igyovoig.
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 317
24) Sauppe, index Scholanim Gott. 1876/77, vgl. Milch-
höfer, Mitth. IV. 140 f. — Gefunden in Piali.
Die inschrift ganz in y.oivrj bis auf la-Trafft v und den namen
TsiaavÖQog (vgl. amreiodTco, egretaiv nr. 6).
Zeit der abfassung: gegen ende des 3. jahrh. v. Chr.
25) Le Bas 340 d. „Fragment transporte de Tegee ä Tri-
politza. — Copiee par moi en 1868". Foucart.
Die inschrift ganz in nordgriechischem dialekt (-ayovvoig
z. 5 als dat. plur.), nur die nominativform iagrig (z. 10) ist ar-
kadische reminiscenz.
26) Le Bas 341 g. Foucart. „Copiee par moi en 1868. —
Trouvee dans le village de Piali".
Aus der zerstörten, nach F. aus „une tres-bonne epoque"
stammenden inschrift — ofifenbar einer rechnungsablage — ist
nichts zu erwähnen als z. 5 [yjQcicp^S-
27) CIG. 1524. „Palaeoepiskopi (Tegeae) in cippo ; rep-
perit Jo. Cartwright" Boeckh. — Revidiert von Röhl, Mitth. I.
229, der die inschrift in Akhuria eingemauert fand.
noliy.Q€T€ia l4QiaT ... |
Neoy.X ....
nolvxQheLa ist durch Röhl bestätigt (li'YKPETEIjJ!); in der
zweiten zeile erkennt R. unter El die buchstaben OY, den räum
rechts davon schraffiert er.
28) Le Bas 338, berichtigt von Milchhöfer, Mitth. IV
143 w („in der Südwand der Palaeo-Episkopi" M.), revidiert von
J. Schmidt, Mitth. VI. 358 nr. 61. — Ich folge der lesung
von Schmidt:
auaxo-KQatsi |ij otjQiog
ßadrxXeoOTOvav
und umschreibe:
l4Qioxo/.Q(x%Bi{a] QrjQwg || Ba&VKlioSj '^ov av[ÖQa}
Z. 1. Der name OfJQig scheint noch in einer andern tegea-
tischen inschrift vorzukommen: CIG. 1516. Ueber den genetiv
erJQwg vgl. Baunack, Curt Stud. X. 131,
a = A
29) CIG. 1525. „Tegeae; ex schedis Fourmonti" Boeckh.
Ka?My.QaTidag.
30) Le Bas 341^. „Copiee par moi en 1868. — Dans
Betträge z. kande d. ig. ipracben. VIII. 22
318 F. Bechtel
une maison du village de Piali'^ Foucart. — Dazu Milch-
höfer Mitth. IV. 143 q.
1. Zwei verschwundene namen.
2. KaklUgiTog K.
3. l^axXamudag.
4. ^coOTQazng H.
5. H KXs6daf.iog Kqaxiav.
6. dojiDid^^ p-, („wie es scheint ligatur aus A AI" Milch-
höfer).
7. OdövLxog K(?). — l4QiOToöauog TA (in ligatur).
„Tous ces noms et d'autres maintenant illisibles ont ete
graves ä des dates differentes sur une grande pierre carree qui
recouvrait un tombeau commun ä plusieurs personnes", Foucart.
Die vor- oder nachgesetzten buchstaben bezieht Milchhöfer
auf das lebensalter der verstorbenen. — Zu beachten ist Kga-
tsav in z. 5: die zeile kann wegen des C von KXeoöa^iog erst
im Zeitalter der Antonine eingegraben sein, die genetivform auf
-av hat mithin ihr leben lange gefristet.
a = A.
31) Milchhöfer, Mitth. IV. 143n — Piali.
l^yad^o/.lrjg Af (in ligatur).
Z^viov.
NixoÖQO/iiag.
Der letzte name ist nach M. zweifelhaft. — a = A, a in
NixoÖQOf-iag = C.
32) CIGr. 1526. ,,Tripolizzae prope Tegeam^ in cippo;
repperit Jo. Cartwright" Boeckh. •
KXiavdge ^/iirjveag q^iXs EvO^döe x^iqexB.
i^^iTjveag ist höchst auflallig, da dem comparativ d/iieivtov
echtes €i zukommt; vgl. CIA. 1. 138 AMEINIAA[ag] aus ol. 92. 4.
cpiXs halte ich nicht mit Boeckh für einen vocativ singu-
laris, sondern für dualis: vgl. indxoe auf der von Foucart
Bull, de corr. hell. III. p. 9G ff. (=Roehl nr. 86) heraus-
gegebenen inschrift von Tänarum. Dass das Arkadische den dual
kannte, wissen wir aus der letzten der hier mitzuteilenden in-
schriften.
33) Milchhöfer, Mitth. IV. 143 p. — Jhrahim-Fffnidi.
l^yai^oxXrj \\ xccige. ||
a = A
34) CKJi. 1527 = Ross, Inscr. graec. ined. I. p. 3 = Le
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 319
Bas 346 ; neue lesung von J. Seh midt, ]\Iitth. VI. 358 nr. 60. —
Palaeoepiskopi.
KaUiy.co^ yalQS. \\ OAIITIIIA
Aehnliche vocative wie Jta^J.r/w sind noch: l^oiarto, XqwtiJ
lA(fQndtö Le Bas 345. 345 &. 345 ^f.
35) Le Bas 345/". — „Village d'Akouria — Copiee par
moi en 1868" Foucart.
B. Mantinea.
Münzleffendeti :
MANTINEQN auf autonomen münzen und auf solchen der
kaiserzeit, Mionnet ü. 248 f.
36) Le Bas 352a. „Copiee par moi en 1868" Foucart,
hiernach Höhl nr. 101. — Gefunden in den ruinen von Mantinea.
AIOIKEPAYNO = Jibg Kegawü.
Ueber K€Qavv6g vgl. Fick Gott. gel. anz. 1883. 120.
37) Conze und Michaelis, Annal. dell' instit. archeol.
1861. p. 30. — Revidiert von Foucart, Le Bas352i, welchem
R ö h 1 nr. 100 folgt. — Am tegeatischen tore zu Mantinea.
|!ii 1; • VH APOAAONI d. i.: j^/rr '] ^ttöUiovi
KAIIYNMA\l'ON>EKOTAN y.ai avvuaysov dty.ÖTOv.
Z. 1. Idjiv mit dem namen der besiegten stadt (Foucart
ergänzt: Teyeaxav und will die Inschrift in's jähr 422 setzen)
ist ausgetilgt.
Z. 2 dt/.öxav: zu vergleichen ist ^Exorofißoia in nr. 21.
38) Milchhöfer, Mitth. IV. 146a=Röhl nr. 104 —
„Mantiueia. Innerhalb des stadtringes im bach Ophis stehende
kalksteinplatte'* M.
ANi/_AOIO d. i. l4xle]Xi6ico.
39) E. Curtius, Archäol. zeit. XXXIV. p. 48 f., taf. 6
= Röhl nr. 95. — Gefunden in Olympia. — Vgl. Ditten-
berger, Henn. XHL 388 flP.
nPA + ITEAEZANEGEKEIYPAKOIlOITOAArAAMA
KAIKAMAPiNAlOinPOIGAPEMANTINEAl
KPINIOIHYIOIENAIENENAPKAAIAinOAYMEAO[l]
HEIAOIEONKAIFOIMNAMATOAEITAPETAZ
22*
320 F. Bechtel
ÜQa^LxiXrjg dvid^rjxe ^vQaxoaiog toS' ayaX^a
Kai Kaf^aQivalog • nQoad^a (ö)s MavTiveai
KgivLog viog eraiev kv lAq'Kadiai TtoXv/ii^koi,,
kalög iwv, xai /oi [xva^a xöd^ tox' aQSxäg.
Z. 2. rtQÖod^a (d)i: Dittenb erger.
Z. 3. tV: so auch in der archaischen inschrift von Alea
(nr. 54).
Abfassungszeit: c. 450 v. Chr. (Curtius); die Schrift ist
arkadisch (Kirch hoff, Alphabet ^ 149;.
40) Leake, Travels in the Morea, t. I p. 112 = Le Bas
352 c, (AuchCIG. 1518?). — Gefunden zu Pikerni.
XQLwvlg JdfiaxQL.
41) Le Bas 3b2d. „Copiee par moi en 1868" Foucart.
„Les lettres d'une assez boune epoque et la forme an-
cienne i^^avaia ne permettent pas de supposer Kommission de
l'i adscrit. Ce n'est donc pas une dedicace faite ä Athene,
mais la designation de la deesse dont ce simulacre grossier
etait la representation", F.
42) Le Bas 352 ß. ,,Dans une maison de Tschiinana. —
Copiee par moi en 1868" Foucart.
^E/riyiQdxrjg ^E^amdav': &ef.iiaxog ^ETtixgdxeog.
„La forme des lettres indique une bonne epoque, ainsi que
Temploi de trois points pour separer les deux noms" F.
43) Le Bas 352 /j. „Copiee par moi en 1868" Foucart. —
Gefunden auf dem rechten ufer des Ophis, in der nähe des
tempels des Poseidon Hippios.
'ETtaXiag:
Evöo^og ^Iiii7ceöta\y],
Jaf.iay6Qag '2i|(a)x£og.
IdQXvllog rXavjitöav.
5 'EvvaXlag :
Scecjv ^diovog.
'u4k'/.i(xg l^Qiaxo^ävo).
Tqlxiog fixadlto.
JainoKl^g Kaßaiau).
10 ^OriXodf-uag :
Qe6(.iavxig Qen^idvxiog.
rögyiov Jiovvaiü).
Tifi6(pavxog 'AX/.irtnix).
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 321
JI[o]aoiö(a)iag :
15 EvteXriQ 'Ogintcovog.
^]a'K?.fjg ^EniGTQäTio.
Q]iOQay.idag i^yr^oivöco.
. Xvyag fiariav.
J-avay.LOiag :
20 EvxciQiöag IIloto^Ivo}.
„Les lettres, grandes, regulieres, tres bien gravees et espa-
cees, appartiennent ä la meilleure epoque; on
ne peut guere descendre plus bas que le milieu du quatrieme
siecle" Foucart.
Z. 2. ^I^7iedia[y']'. ^IfXTtedea F., aber vgl. riav/.idav (z. 3),
fiariav (z. 18).
Z. 3, '£^(a)x£og: ^E§ly.€og Foucart; aber 'E^Ut^g ist kein
name.
Z. 14. II[o]aoiö(a)iag: IlnaoidXiag F. Nach Foucart wäre
JloooidXing mit suff. -^iog gebildet, nachBaunack (Curt. Stud.
X. 131) stünde UooouäXiag für *noooiöviag. Beiden Vermu-
tungen ist entgegen zu halten, dass TTOZOIAAIAZ mit leichter
änderung als TTOHOIAAIAZ sich darstellt, diese ableitung von
Hoooiöäv aber aus der Damononinschrift bekannt ist: üool'daia
Röhl nr. 79 z. 12. 18.
Vielleicht grabinschrift gefallener krieger aus den fünf
phylen von Mantinea.
44) Ross, Inscript. gi'aec. ined. nr. 8 („in monasterio S.
Nicolai, quod Bagaai appellatur, ad latus Artemisii montis, prope
in confinio Tegeatices et Mantinices") = Le Bas 352 s.
IdteXri xal^e.
Die Schrifttafel bei Ross hat deutlich ATEAH; auch scheint
der name vollständig.
45 j Le Bas 352 ?\ „Copiee par moi en 1868", Foucart.
IIoXvx?.rj x^^Q^'
C. Phialia.
Münzlegendenx
<J)IAAEQN Mio nnet suppl. IV. 14 nr. 82. KAEAPXOI
322 F. Bechtel
AXAIQN. OITAAEQN nr. 83; auf münzen der kaiserzeit (Mion-
net II. 253 f., suppl. IV. 288) immer OIAAEQN*).
46) Martha, Bull, de corr. hell. III. 1879. — Eine ah-
schrift von Lolling benutzt Röhl nr. 93. — Eingemauert in
einem hause des dorfes Pavlitza.
Martha: Lolling:
1 OAIIKAEI PAIIKAEZ
ct)|AOAAMOI OlAOAEMOfl]
KOAOI0ON KOAOlcDON
AI0ON A0ON
5 OAAEKOI MAAEKOI
AAYPII OAYPII
Z. 1 ist wahrscheinlich OaoixXr^g zu lesen , da der erste
buchstab, welchen Lolling gibt, die rechte hcälfte eines Ö> sein
kann.
Z. 2 sicher mit Martha OiXoda/^iog.
Z. 3 KoXoiq^iöv; z. 4 ^l'ihcov.
Z. 5 ziehe ich MdXrjxog vor; der name ist aus Thera be-
kannt (Röhl 451), OdXtjy.og wäre neu.
Z. 6. Hier ist nicht zu entscheiden, ^'^IvTtig ist ohne wei-
teres klar, "OAtvr/<; wä,re ^'OXvfimg, vgl. Röhl zu nr. 20, 2.
47) Le Bas 330 = Conze und Michaelis, Annali d. inst,
archeol. 1861 p. 57.
Ä. B.
^iüqikXtj, KXtjvijCTta, Blvcov.
Z. 1 col. A. KXrjviTiTta: Le Bas KXsivtitna, aber Fou-
cart erklärt in der explication, dass der abklatsch KXijviTtrra
erkennen lasse. ISIit KXrjviTtTra vgl. <J)arjvd auf der nicht mehr
im arkadischen dialekt gehaltenen Inschrift Le Bas 351«.
Z. 3 col. B. Sevidaliiis']: Le Bas SEvn6(o\Q£]; „la fin du
dernier nom n'est pas assez distincte sur l'estampage pour de-
cider entre la legon de Le Bas et celle de MM. Conze et Micha-
elis" Foucart.
Aus guter zeit.
♦) Inschriftlich belegt ist Le Bas 328a 't^mltia, ol 'PutUn, «/><a-
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 323
D. Megalopolis.
Münzlegenden ohne bedeutung.
48) Le Bas 332 a. „Copiee par moi en 1868" Foucart.
— Hiernach Röhl nr. 108.
OqANA3A>| = KUdvÖQto.
49) Le Bas 334a. „Copiee par moi en 1868" Foucart.
— €L-^äg, Movoalog.
„Les deux noms sont graves en assez beaux caracteres sur
une Stele funeraire trouvee dans les ruines de la chapelle de
Hagia Soteira". F. — Der zweite der beiden namen enthält
ein ov welches nicht arkadisch ist.
50) Le Bas 334.
Jioiitrjdrj %CUQS.
51) Blouet et Virlet, Expedition de Moree. t. II. 47,
pl. 40 = Le Bas 334c.
\]AQi]oTO/.oaTri xaiQ£.
52) CIG. 1538 („dedi Köhlerianum apogi-aphum ceteris
praestantius" B o e c k h).
{X)aiQBTE\\ 0£a^/dag, !| i^ffrtx^arjjg, il QaaQiöag, \\L4aTVXQd-
5 ri/g, {| ^aiio^tva, \\ ^AqLotidv, \\ ^AgiOTOf-iivr^g.
Z. 1 (X)aiQ6TE: correctur Boeckh's für viaige^e.
E. Asea.
Münzlegenden ohne bedeutung aus der zeit des achäischen
bundes und aus der kaiserzeit.
53) C. Curtius, Arch. zeit. XXXI. p. 110 = Kumanudes
Ephem. 1874 nr. 440 = Foucart bei Le Bas 334 d, wieder-
holt von Röhl nr. 92. — Gefunden im gebiete des alten Asea^
zwischen Megalopolis und Tripolitza.
OMBIA = l^yeiicü.
Röhl hält an der Umschreibung !^/j^iUw fest; allein '^Aysf.ioi
ist ohne zweifei als nameuartige Verkürzung von rjys^wprj zu
betrachten.
F. Alea.
Münzlegenden:
AXAIQN . AAEIQN (Mionnet suppL IV. 4 nr. 16) aus der
zeit des achäischen bundes, sonst immer AAEQN.
324 F. Bechtel
54) A. Kirchhoff, Arch. zeit. XXXVI p. 140, taf. XVn,
3; vgl. dazu Weil, XXXVII, 49 und Furtwängler, p. 165.
Hiernach Röhl nr. 105. — Gefunden in Olympia.
EAOEENAAEIOIII .... || AIOIAONTONAOAN . . . I| ONMEA
ANOnOHYlYN || nPOEENONKAlEYEPrE |1 TANTONAAEION
5. rPA0I!|AIENOAYNniAIEAO£EN ||
^'Edo^ev IdXBLoiai ' Jicpikov rov t^d^av\aT\ov , IMeXaviÖTto}
uivv, TiQO^evov xat evegysTav töjv L4Xeliöv ygdipai iv ^Okvvrtiai
l'do^ev.
Z. 1. l4lsLoiöL: die endung -niot ist bisher auf keinem ar-
kadischen denkmale nachgewiesen. Es fehlen aber analoge for-
men auf gleichaltrigen iuschriften.
Z 6. «v : vgl. zu nr. 39.
Für das alter der inschrift kommt das dreimalige H in
betracht.
G. Gortys.
55) CIG. 1535. („Charitenae prope Gortynem', ex schedis
Fourmonti. Minusculis dedit Müllerus Dor. T.L p. 395" Boeckh.)
L^ naiQa tiov nQogvf.ivai(jov \\ Nixoi.idxr]v l^QiaTod^ii.aTog\\
Sadovxrjoaoav. \\
Aus später zeit: w = CO.
H. Kleitor.
Münzlegende: iOYAlA . AOMNA . CEB. KAEITOPIQN, Mi c i i
suppl. IV 277 nr. 35.
56) Milchhöfer, Mitth. VI. 303. — „Gefunden in einem
byzantinischen grabe, welches bauern von Karnesi an einem über-
schwemmungsarm des die ebene von Kleitor durchfliesseuden
baches aufdeckten", M.
Verzeichnisse von proxenoi, nach Staaten geordnet und zu
verschiedenen zeiten eingetragen. Man erkennt 1) auf der Schmal-
seite A: IlaTQrjg, KQfjteg, ^Siviortelg {?), Tsysarai, Mavri-
vevg, Meaadvioi, UelXavelg, MavTivijg, l4&i]vaioi, l^Xeioi,
^Otzovvtiol; 2) auf der einen breitseite : lllvtaioi^ li^ßgoxiiörai,
Xalxideig, KQfJTeg, Tagavtivoi, MeaaävioL, ^ivwTteig, lAlsiot. —
Die übrigen seiten der inschrift kommen hier nicht in betracht.
Namen der Tegeaten, Mantineer und Aleer:
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 325
Schmalseite A.
12. \x\EyEtixcii
.... xeXr^ah/.X
15. öa/iiaQxooaXsa)
jU£V£y.?.rjaviy.o
fiavTivev[a]
agiOToda/noG
56. fiavzivija
. . , ilarTQoaYOQidlav]
aQiOTodauoa
[ttay^XaTTiadaa
60. [^ijAoxroff
lit€V£TLuoa/iisyoy.Q€V6o[a]
73. ctXeiOL
aQ'/COVOQXl 7t7to[v\
Ib. aQxicia(pi?Miav
agxiala]
Tsysatai :
ldvTif.iaxog Nia
Tlh]g (A)y.{a)
^d/uoQxog ir4X€io .
MsvsyJ.ilg Nixo
3IavTivsvg'.
Agiazodafiog.
31avTivfjg :
. . . i{a)g IjQoayoQiöav.
^QiGTOöauog.
^ay.Xa7tiddag.
OvXcr/.Tog.
IMevETiiiog MsvoxQiTsog.
IdXsLoi'.
!AQX(oy l^QX^^Tinov.
LäQxiag 0i?Miav.
' 4Qxiag
iAXsioL :
@Qdawv TfjQiog.
'-AXxsrag Ni\yco)y.QdT£og.
OcXiotäag Nr/.odQ6f.iov.
Breitseite A.
Col. B z. 34 aXeioi
35. d^QaacovrrjQsoa
aXy.sTaovr/.Qazeoo
(fiXioxeaoviy.oÖQOuov
Schmalseite A.
Z. 60. [0v]?.ay.Tog: der name ist koseform zu dem wol
zufällig nur spät bezeugten QEoqrvXayxog.
Z. 73. l4XeiOL. Ich erkenne unter diesen die einwohner
der arkadischen Stadt Aleia, nicht Eleer, weil z. 75 ein genetiv
auf -av erhalten scheint (s. d.). Dazu kommt auf beiden
Seiten die form der namen, von denen keiner auf Elis weist.
Die auch von Lambros Zs. f. numism. ü. 163 verfochtene
ansieht, nach der l^Xeiot nur Eleer, die Aleer aber IdXtoi oder
lAXeäxaL heissen, wird durch nr. 54 erledigt.
Z. 75. (PiXaiav. Bei Milchhöfer ist hinter dem letzten
A noch ein ' angegeben, was ich nur zu Y ergänzen kann.
Vgl. zu z. 73.
„Die in diesen listen vertretene Verbindung von namen
lässt annehmen, dass das verzeichniss noch vor die bildung des
achäischen bundes fällt", Milchhöfer.
Beiträge z. künde d. ig. sprachen. VIU. 23
326 F. Becjiiel
57) Le Bas 354, wiederholt von Milchhöfer, Mitth. VI.
304, 2. — „Am hause eines gewissen Ilenikles" M.
^7C(:k?J(ov\\xcx7()t. II ^OvaoifpnQov yalge. |1
ß =- A.
58) Milchhüfer, Mitth. VI. au4, 1. — „An der stelle
der verfallenen kapelle Hag. Petros'^
« = A.
I. Thisoa.
Münzlegenden: 0IIOAIQN.AXAIQN. Mionnetll. 257 ; AXAIQN.
GIIOA'QN. Suppl. IV. 18 nr. 107; nOAYMHPHI . AXAIQN.
0IIOAIEQN nr. 108.
59) von Duhn, Mitth. III. 81. — Zu Dimitzana, in der
schule; a) und b) sollen aus ,,Theisoa, wohl dem der franzö-
sischen karte" stammen; c) aus Dimitzana selber.
a) [S]€voaTQaTa.
b) Idarcaaia yalgs.
c) 'S2q>iXa j| X^^'^Q^-
K. Thelpusa
Mänzle.ifende: EPIQN Bcrgk Bull. d. inst. arch. 1848.136;
EPIQN, darunter 0 Imhoof-Blumer Zs. f. numismatik I. 126
und besonders p. lo2 note 3.
^EqUov ist von Bergk i:i(Chtig als ^Aqlwv gedeutet. Aber
lautwaiidel von a zu, « ist auch durch 'Eoiu>v für das Arka-
dische nicht zu erweisen, da, ^Eqiojv als koaeform zu einem voU-
naraen betrachtet werden kann, de8sei,ii eifRtes eleinent ^QL-, die
starke form von aqi-y ist.
L. AdcspoJa.
GO) Kirchhoff, Arch. zeit. XXXVI. p. 140, taf. XVIII.
3 = Röhl nr. lOi). — Gefunden zu Olympia.
EGPAY AAMOITOI - Jä^iog %ol ^naav.
Das B hat die ionische form.
Ol) Kirchhoff, Arch. zeit. XXXVII. p. 156 =- Uiihl,
nr. 107. — üefuudüu in Olympia.
Die inschriftlichen denkmäler des arkadischen dialekts. 327
AOKANO. TOXPYI . ON = lETvai l'ldwxav oirtlToxQvoll^ov
. . . . . AIANTOHIEPONTOAIOI [xat eay.ev]aaav xo Ugöv xw Jiög^
NAIAYTOZKAIfENEAN [eöo^ev ^]vat avxog y.al yeveav
ZENOZKAlEYEPfETAZ [avxwv TCQo]^evog y.al eiSQyexag.
5 nOIGEOAOTOMArNHZ [iTt']7rog Qaoörkcü JJa/vjjg,
EN0EPAIOI T]v Qr^qaiog,
IIYPAKOIIOI g IvQayJaiog,
IEKYO..OI Iey.i-w[vi]og,
lAPrEiOI g LiQyeiog.
10 KAEOIKAlOAYMniOAO ['E/rt .... ]y.Uogy.ctVOlvanio5a-
AI KONTOIN. [qo) eXXa>o]diy.6vxoiv-
Z. 1. 6[rc]xoxQvG[l.]ov nach Röhl.
Z. 11. [e).)Mv6]diy.6vxoiv: die form ist jedenfalls dual, so
dass der gebrauch dieses numerus für das Ai-kadische durch sie fest-
gestellt wird.
Als zeit der abfassung sieht Kirch hoff a. a. o. olymp. 103.
4 — 104. 2 an.
Münzinschriften aus Lz<so/: AXA1Q[N] . . [A]OYIIATAN und Teuthis:
AXAlßN TEY0IAAN rNQZEAZ bei Lambros, Zs. f. numism. E. 164 f.
F.-BechteL
Nachträge.
"Weitere Münzlegenden (.\lea, Asea, Gortys, Kallista, Kletor) bei
Weil, Zs. f. numism. IX. 256 ff. Ich hole hier nach KAH(Töptwv) taf.
VUI: darnach ist nr. 22 z. 22 KI[i]\x6qiol zu lesen, wie Weil p. 40 tut. —
Ferner bei Imhof-Blumer, Zs. f. numism. III. 288 ff.
Eine neue lesung der inschrift nr. 16 gibt Newton in dem kürz-
lich ausgegebenen 2. bände der Ancient Greek Inscriptions in the British
Museum p. 11 fi\ Beachtenswert sind folgende abweichungen der Xew-
ton'schen publication von Foucart's texte: Col. B. 13 ■i^siaiav (d. i.
QsQaiav) N. , Xquaiav F. — 23 ^eauovog (d. i. Oioxwvog) N. , 0/^w-
vog F. — Col. CT ANTI0AEOY N., ANTIOATOI F.: letzteres wäre l4v-
xiq)a(v)xog, zu gründe liegt wol l4vxq)id€og. — Z. 16 0AAIOX N., OA-
AIOZ, OAAIOZ F. — In Col. B sindzz. 4ö. 46. ^ATtokhonärai nolTxai \
/Je^lag ^ojxeleog durch ein versehen ausgefallen.
In nr. 6 wäre EIKAN richtiger in ei xav als in et y.av aufgelöst.
— Iloaoiöaiag (nr. 43, z. 14) schon Röhl, Mitth. I. 233.
23*
328 H. CoIIitz Kretisch aXlaiäv = allda aeiv.
Kretisch dXXaTav = dlldaaeiv.
Die zeichen KASTSKAf^f^ATAMES in dervon Haussoul Her
im Bull, de corr. hell. IV, 461 ff. veröffentlichten bustrophe-
doninschrift aus Gortyn sind vom ersten herausgeber xal' vi k
dllardar] umschrieben. Dagegen liest Blass Rhein. Mus. 36,
613 xal TL K dlV dxdorj und Röhl IGA. nr. 475 T^m %i x
dlla Tag tj. Beide nehmen offenbar an einem verbum dlXaTav
anstofs — Blass sagt ausdrücklich: dllazav kann nichts
sein — ; wie mir scheint, mit unrecht. Wie a/raräv von dem
substantivum aTtuTT], dor. a/rar«, ßqovTav von ßQOVTtj, TeXevzäv
von TekevTrj, so ist dXXaTav (vergl. att. dXXdaaeiv) von einem
substantivum dllazä (vgl. att. dXlayrj) abzuleiten. Offenbar ge-
hören sowol dlXard und dlXavciv wie äXXayjj und dXXäoouv
zu dXXog, das mittlere a dieser wörter, das sich in dXXaxij,
dXXaxov u. a. wiederfindet, ist neben dem o-stamme dXXog nicht
befremdlicher, als etwa das ev von tsXsvtij, TeXsvzav neben dem
s-stamme TeXog. Wir werden uns also eine form dXXavav ge-
fallen lassen können, und dies um so eher, als dem sinne nach
ein solches verbum in der bedeutung \OT)^^XXdaa€Lv ,, tauschen"
an der stelle, um welche es sich handelt, aufs }Je§t&^ passt. In
dem vorausgehenden passus der inschrift ist die bestimmung
enthalten; es solle das einer erbberechtigten tochter vom vater
hinterlassene vermögen nur bei ihren verwanten deponiert wer-
den. Sei das vermögen an jemand anders käuflich oder als
Unterpfand abgetreten, so sei ein derartiger verkauf oder eine
derartige Verpfändung ungültig. Und zwar habe in diesem falle
der derzeitige besitzer des erbgutes dasselbe der erbin zurück-
zugeben ; ihm dagegen solle Schadenersatz zu teil werden seitens
desjenigen der verwanten der erbin, welchen die schuld der
gesetzwidrigen veräufserung des Vermögens der erbin treffe.
Die höhe des Schadenersatzes wird auf den doppelten betrag
des gezahlten kaufpreises oder der auf pfand geliehenen summe
festgesetzt. Nun wird hinzugefügt: y.al' zl x dXXavdarji, to
OTtXoov eTtLnaraoTaael, d. h. „und wenn er (nämlich der ver-
wante, welcher nach richterlichem ermessen für den der erbin
zugefügten schaden aufzukommen hat) etwas (von dem eigen-
tum der erbin) in tausch gegeben hat, so bat er dazu den
einfachen wert zu ersetzen". Zunächst nämlich wird auch in
Bury Eine alte participialform. 329
diesem falle der erbin ihr eigentum wieder zugestellt, indem
der tausch rückgängig gemacht wird. Ferner aber erhält, wer
das in tausch genommene eigentum der erbin herausgeben muss,
nicht nur sein dafür in tausch gegebenes zurück, sondern ihm
ist aufserdem von Seiten des verwanten der erbin, der das
tausch geschäft mit ihm abschloss, Schadenersatz im betrage
des einfachen wertes des tauschobjectes zu leisten.
Halle a./S. Hermann Collitz.
Eine alte participialform bei Gatullus GXn.
{Mtiltus horao es Naso, neque tecum multus homost qui
Descendit: Naso, multiis es et pathicus).
Keine bisherige erklärung von multus kann als befriedigend
angesehen werden. Dass aus multus „viel" die in dieser stelle
gewönlich angenommene bedeutung „mit vielen fremden (d. h.
cinaedis) versehen" sich im natürlichen laufe der spräche ent-
wickelt haben konnte, ist kaum denkbar (der griechische ge-
brauch von TTo/i'g, wie in noXvg qsI, ist gar nicht zu ver-
gleichen), und der punkt des epigramms, welcher jedenfalls in
einem Wortspiele auf multus bestanden haben muss, wäre un-
begreiflich schwach, wenn erst Catull selbst das betreffende
wort mit einer so unerhörten und unnatürlichen bedeutung an-
gewandt hätte. Es scheint also sehr bedenklich dem multus
diese bedeutung beizulegen, obwohl dieselbe dem sinne der stelle,
welcher ein dem pathicus gleiches epitheton verlangt, recht gut
entsprechen würde.
Es liegt nahe zu vermuten, dass uns hier ein altes parti-
cipium von moler e vorliegt, das in frühen zeiten in nichtgebrauch
geraten ist, aber sich ausnahmsweise in obscönem sinne { = fu'
tutus) erhielt. Multus wäre das von molere regelmässig abge-
leitete participium, eben wie cultus von colere^ adultus von
adolescere.
John B. Bury.
330 A. Fick
Etymologien.
1. ^Iziü), alTitd) „fordern": Ttgo-iaoofiai „betteln": skr.
i/äc „bitten, begehren" und wohl auch pälign. praicim.
2. BdvXXu „schaudert vor" Ar. equ. 224 vgl. (ßdvXleLv
deditrm, zQtfuiv lies.), ßdtX?.iov * XQtfXMv . xj öiiov Hes., ßöe-
XvQÖg „abscheulich", ßÖBXvaao^iai „verabscheue": ahd. calaivä
„Schauder", lat. gelu „kälte".
3. z/etTTvov „imbiss" : mhd. Ä:?/fßw „nagen, beissen, kauen".
4. /I BiQiäv ' XoiöoQsiad^ai . yid'KOJveg, öeiQeloi ' XoIöoqol.
Ol avTol, dsQiai' Xotöogiai : yaQQLi6(.iE^a' XoidoQoviiud^a Hes. :
lat. garrio.
5. Jinag „becher" : yvurj „höhle" : avest. jafra „klaffend",
gafya ,,abgrund, tiefe".
6. Jixpa „durst", diipag • s'xig.vÖQa Hes.: ksl. zaba
,;frosch". Skr. jehamäna u. a. „lechzend" ka.nn Tür *jebhamana
stehen und hierher gehören.
7. Joi^iriv „kleines blutgeschwür" : ahd. chuadilla, que-
dilla „cicatrix, jjustula, papula". Dazu auch dyaO^ig „knäul"?
8. £t'-^£V6'co „gedeihe", lr]-&Eveovaa- ky.7ie7iXrjyiiievi]xal
d/toQovaa Hes. : dcpveiog „reich", (pövog {ai/.iaTog) „(biut-)raasse"
n 162: skr. ä-hanäs „schwellend, strotzend", ghand ,,iest, mas-
siv". Die weitere Verwandtschaft s. o. 6. 237. — irj- in li]-
d-Bviovoa wird zu skr. tshdt „wenig" gehören.
9. Qiaao^iai „flehe", das durch Tco&io) als aus xJ^id-jo-
fiaL entstanden erwiesen wird, ist ausser mit germ. bidjan auch
mit avest. jaiäyemi „ich bitte" und ir. guidiu „ich bete" iden-
tisch. Zu ihm gehört auch Qhtg „wunschmädchen".
10. Kevrio) „steche": lett. situ „schlage", skr. gcäuyäml
„zerhaue, zerschmettere".
11. Kivvod^ai' . . . .Idslv diavoeiad^ai Hes.: nivva&ai. S.
o. 6. 23Ö.
12. Zu osk. kaispatar gehört ausser lat. caespes (Bugge
Altital. stud. s. 20), se-cespita und cuspis (aus '^coispis) auch
xia/cga- TtiKQa to fjd'og, TcaXlyxoTog. Kwot Hes.
13. KqaiTtdXrj „katzenjammer, schwinde!": Ht. kraipuii
,,hin und her wenden", ksl. kresh ,,TQ07n'j, teuiporuni mutatio"
(aus *krepsi>).
14. ^0-trj%eig' Ol ff^jptycTvTfiff Hes. : ßdyLxariaxvQoiiin^.^
Etymologien. 331
ßdy.TQov „stock, stütze" : lat {im-)hecillus , häculum. Auch
Inita^ (Hes.) wird dazu gehören.
15. ÖixTog „mitleid", ohrgög „dend": ahd. eijjar, eiver
„acerbus, amarus, horridus, immanis".
16. "OoxEOv, ooxeog, oaxta, oaxr] „hodensack": skr. chavi
„feH, haut".
17. "Ooyog „spross": skr. chä „ein junges" oder cha „ab-
schneiden, abschnitt". — Johxoo/.iog wird wohl richtig aus
*do).i-/c(Txiog erklärt.
18. /T^wy.ro'g „steiss" : skr, 7;>-s///!/iä „rücken", prshti, pärrii
„rippe'-'.
19. TlXog „schaar": TitsXeöv • t6 avXUyeo^ai Hes.:
d7tik?.ai ■ or]KOL . l/.y.XriGiaL .aQyaiQEoiai Hes.: y.X6-vo-g „ge-
dränge" : skr. h'da „familie, gemeinde", ir. cland = cambr. plcuü^
ksl. celjadh „familie" (vgl. Zimmer Archiv f. slav. philologie
2. 347 f.).
20. Tevöiü „nage": y.vaddk'/.STai, • y.vrj&srai Hes.: lit.
kändu „beisse".
21. Nach ausweis der glosse Tevd-evg- 6 nev^^eig rragä
'^E/MTalioi Phot. ist Ttevd-og aus qevd-og entstanden und dem-
nach zu lit. kenczü, lett. z'ischu „ich dulde", lett zi-tts „kämpfen,
ringen" zu stellen. Vgl. weiterhin xävaoog' Y.ay.ovQyog. avxocpdv-
T/;e Hes. und /rovi^oog, rtovog und öid-novog.
22. TstOQEig ' öqaTtäTai . y.aY.ovQyoi . h-avac, xi ioq o g av-
xocpdvTrjg.y.al TdouoiaE.es.: y.avQÖg „'Kay.dg^^ : skr. kaväri „karg,
geizig". Vermutlich ist auch a/.evcooslad^ai hierher zu ziehen.
^3. Tidqa , wenn persisches lehnwort, beruht auf einem
altpers. civara = skr. clvard ,,bettlergewand", vgl. cira „zeug-
streifen, fetzen, läppen".
24. J ia-(fdoa eiv diacpaiveiv Hes., womit TtaLcpdoanv
und 7taQaiq)daaet ' rivdaaei . Ttrjöd . TiagaKivei . y.ai tu Ofioia
Hes. sicherlich zusammenhängen, steht für {öia-)(fdy.jeiv und
gehört zu lat. focus „herd" und lit. ifa'A-e „licht", womit Bezzen-
berger schon früher fax zusammengestellt hat. [Dazu tritt
ferner noch (ftöxp • q>dog Hes. und vielleicht ^- vgl. Büc heier
Ümbrica s. 79 f. — auch umbr. vuku (aus "^hvuko) B.]
25. 'üöiviov oövrijoiv c 415: an. Ä:y«ina „klagen, jammern",
gut. qainon „weinen".
A. Fick.
332
Register.
I. Sachregister.
Accent (vgl. verba): „energisch"
und „schwach" geschnittener ac-
cent 26; zusammengesetzte accente
29 anm.; Wechsel des accents bei
eigennamen als mittel begrifflicher
Scheidung 52. 82.
Adverbien, griech. auf -si und
-es 37.
Albanesisch: die Stellung des
Albanesischen im kreise der iudo-
germ. sprachen 185 ff.
Anaalogiebildungen: 49. 55.
90. 92. 96. 270 ff.
Bedeutungswandel: zeit, mafs,
Ordnung 167 f.
Buchstaben und sprachlaute 16.
23 f. ; emphatische buchstaben
20 f. anm. — Vgl. schrift.
Conjugation: das verbalsystem
der grundsprache 271 ff.; plus-
quam})räteritura (sskr. ayäsisam,
gr. iXiXocTceha u. i]Xc(aaa, lat. tutti-
deram , dixeram 273 f.). — Lat.:
imperfectum auf -bam und futurum
auf -bo 280 f. ; Überreste des alten
aorist 282 ff. ; das futurum /ere«,
fere.t kein optativ, sondern der
alte conjunctiv 269 f.; die I. sg.
fut. feram dem ä - conjunctiv ent-
lehnt 270; I. sg. fut. dice, /acte
270; futurum exactum {dlxero)
275 f.; habessit, licessit 275; plus-
quam-perf. conj. {amassem, dlxis-
setn)27b f.; endung -eminferrem,/e-
eissem 270; endung -am in cram,
fuam, im conjunctiv (dtca??i,/e/-rtm),
im imperfectum {Ugebam) und plus-
quamperfectum {dixeram , tutude-
ram) 279 ff. — Altir.: Herkunft
der ä-conjunctive und -futura270
f. 288; 6-futurum und -conjunctiv
282; formen der wurzel 6AM281f.
286. — K y m r. : präteritum secun-
dar. {dysgaa-wn) 274.
Consonanten(vgl.laute): Griech.:
ff vor t aus & i^f()va(ßr}, xaaig) 165;
aa aus xr-i [hvKaaa, dfi(fi(Xiaao<;)
47. — Osk.-umbr.: /(lat. 6, d)
=-. urspr. dh 164 f. — Lat. : den-
tale aus gutturalen 203; p aus k
160 f.; rr aus r hinter ä {narrare,
parriclda, Varro) 164; rr aus rd
{Verruca) 62. — Germ.: / aus
ursp. k 163.
Consonantengomination, phy-
siolog. erklärung derselben 1 ff,
23 ö.
Declination: gestalt des locativ,
instrumental und dativ in der
grundsprache 269 f. anm.; nora.
sg. der «-stamme im Griech. 68;
Umsetzung von namen aus der IIL
in die I. declination im Lat. 59 f. ;
Vertretung der altind. feminin-
stämme auf -« im Germanischen
35—37.
Deminutiva: nach falscher ana-
logie gebildete dem. im lat. 55.
Differenzierung 270.
Dissimilation der lautfolge r — r
{MaQu&m', longurio) 46. 57.
Eigennamen (vgl. accent): arten
der Personennamen 52; vollnamen
und kurznamen 81 ; die kürzungen
nicht immer hypokoristich 83.
Exspirationsorgane, activeund
passive 25.
Iniplosiv laute , consonantische,
in ihrem Verhältnis zu den explo-
siven 1 f. 3 — 13.
Inschriften: arkadische 301 ff.;
zur lesung der epichor. kyprischen
inschriften (nr. XIV-XXIX) 143 ff.
Laute: factoren für die hervor-
bringung eines sprachlautes 5;
übergangslaute 5 ff. ; literae rautae
als sprachlaute 15 ff.; eingescho-
bene laute 31. — Vgl. implosiv-
laute, nasenstofslaute, tenucs, ver-
schlussconsonanten.
Lautgesetze, allgemeine: l)worte
behalten in zusammenhängender
rede meist die form , welche sie
in isolierter Stellung haben 27 f.;
2) ein langes Sprachelement wird
womöglich an den schluss der silbe
gebracht 28 f.
Lautphysiologie richtiger als
laletik oder sprachphysiologie zu
bezeichnen 15 anm.
Litauisch: mundartliche Verschie-
denheiten auf dem gebiete des
nördlichen preufs. Litauens 09 ff.;
mundartliche Übereinstimmungen
auf demselbeu gebiete 102 ff.
Register.
333
Mediae s. tenaes.
Nasenstofs laute 8 ff.
Nomina: griech. auf -a6-, -iS-
65; griech. feminina &\xi -aiva ne-
ben masculinis auf -ov- 67 f. ; lat.
nomina auf -etum 45 ; auf -ffo, -do
61—72.
Prothesis, scheinbare, von conso-
nanten, in engl. Nannie , Ned,
Nol 168.
Rigveda: spuren einer älteren
Rigveda-recension 195 ff.
Schrift: »buchstaben«- und laut-
schrift 24. 29 ff.; ist die wort-
trennung in der Schrift zu be-
zeichnen? 30. 32 anm.
Silbe: definition der silbe 17—23:
Verhältnis der »silbe« zum »wortec
26 f. anm.; Verschiedenheit der
eigentlichen und der anfangssilbe
27.
Sprache: Unterscheidung der ge-
hörten und der gesprochenen
spräche 15. 22. 33.
Suffixe: ssk. -an- = gr. -ov-, lat.
-in- 67 f. 74 ; ssk. -ahhü-, gr. -atfo-
= lat. -umbo- (in Tiernamen; 167 ;
ssk. -tvana-, gr. -Ovvt}-, vgl. lat.
-tut- 94; ssk. -vant- = lat. -ent-
95 f., vgl. lat. -iiosus- 96. — Griech.
-fvr- 49 ff.; -wv- 41 — 98; lat. -äc-
70 ff.; -5n- 41—98; -ti- 94; er-
weiterung des neutr. «-Suffixes
durch a im Gotischen 167.
T e n u e s und mediae : der physiolog.
unterschied zwischen beiden 6. 13
anm.
V e r b a : die griech. verba auf -j'u
und -«ü ursprünglich durch den
accent unterschieden 168 ; die
gi'iech. auf -k^ü), -i^ta den germ.
auf -tjan entsprechend 65 ff. ; y
und S als kennlaute der verba auf
-fw 67.
Verschlussconsonanten 13—17.
Yocaldehnung als charakteristi-
cum des aufsergewöhnlichen 72;
vor urspr. nasal (got. peihs, leihts
u. ä.) 167.
Vocale: griech. v aus oi wie lat.
pünire: poena 92; v aus va 163.
— Lat.: t (nicht e) ^ urspr. oi
269 ; jambische worte durch
kürzung der letzten silbe in
pyrrhichische verwandelt 280. —
L i t. : gesetz für den Übergang des
schriftlit. u in nordlit. ^ 104 ff.
desgl. des * in nordlit. e 122 ff.
desgl. des ei in nordlit. ä 138 ff.
behandlung der diphthonge ai und
ui im Nordlitauischen 140 f. —
Lett. : zum iufläntischen laut-
gesetz 289 ff.
Vriddhi (in got. laiihatjan) 66.
San 8 kr it.
ambhrnd 162
ardh '168
ayu, ayus 39 f.
äfii 72
äs, äsls, äsit 284
ähands 330
tsMt 330
uyrd 163
rtd 168
'rtü 168
kaväri 331
kiila 331
kracis 95
kravya 95
krüra 95
klidyati 162
II. Wortregister.*)
gadh 165
gar 48
gardabhd 167
ga US, gam 285
ghunä 330
cdlati, caldyati 163
cl'ra 331
ctvard 331
cha 331
chavi 331
chä 331
jäti 94
jehamäna 330
tras 81
dyans, dyam 285
nä sikä 56
pdr^t 331
plti 94
prshti 331
prshthd 331
Bhargäyuna 82
6ÄM 284 ff.
yäc 330
fflÄrd 164
vrsabhd 167
cätayäini 330
'cTH 162
saritpati, suritänt-pati 81
sadhaua 58
«<A»<» 94
Avestisch.
amesha 87
öj, a5 284
*) Die in dem aufsatze >Die Stellung des Albancsischenc (p. 185 ff.)
enthaltenen albauesischen Wörter sind im register nicht mit aufge-
führt.
^
ilogister.
pafjfa 330
Jautyemi 330
jnfra 330
yüi'e 41
Per s i scL.
mörd 46
«cj; 50
Griecli isch.
«rt'fw 66
"Aßowr, "4ßQ<iiv 72
yiyrt&i^ufoog 84
^iyayt^y'lVbiQ 84
dya^tg mO
l4yK&oy).TJg 84
l4y(t&6uo{)og 84
dyalfög 1 155
"Ayä&wv 43. 84
^AyctjjirjSrig 85
i^j'?;'(rwx' 90
'^j'/wr 82
dyxoCvT] 92
(iyxwv 48
ZiyXnog 84
lAyXaöifafiog 84
lAyXao^Tjfit] 84
'AyXciojv, "4yX(ov 84
Z4yV(üV 82
l4yQn'g 89
Z4yQiog 89
'AyQioSog 88
l4yniwviog 89
l4yQ0T^Qtt 89
^y()an' 88
ny^ovT] 69
aywv 45
«f^ 37-40
UiTCwv 60
«/^d'wj' 68
yi&Tjvntn, l40^riVfj, liO^äva
87
l4!t^r]vaC(ov^A0^r]vl(ov.lAda-
r(wv 87
^i?« 77
alä^b) 67
Ainxög 77
^f«f, Aljrng 77
u4iy(((tovaa 49
alyiiQb'tv 46
-4tyiv»og 86
Atyia &og 86
AiyoaiHvtia 86
Atyoiaacc 50
Aiyuiv 86
«/*^, rt/^f 8. ««/■.
Ali^jyjg 77
.■fi»t] 70
.^/;^^() 73
^r^ftw 73. 78 f.
«7t, «?tv (losb.) 38
^/oAt«, ^/oi/"? 76
Aiaifiog 55
Aiaxivt]g, Alff/vkog 56
Aia^Qföv 56
^roTftrj' 87
Ataojv 87
rtfiitü 330
(tlxfjT] 87
Af/fiiwv 87
«ftor 41 f.
«((ur (dor.) 48
l4x(txttXX(g 50
Axtcxriaiog 50
nxäxrjTu 50
^x«xo? 50
dxr])(eSwv 64
Z4xiuog 88
«xov/j 69
]4xQi(Ii(ovtä<^r]g 60
l4xQ6&fQfiog 53
l4xQOfx{&iiaog 53
AxQoatfnXrig 53
lAxQoyaXig 53
l4xQO)(X(c(()og 53
«xpfJr 49
'LdxQwv 49
«^y/jJ'üJi' 64
dXiXTQvniva 68
llXS^atfievrjg , l4X9^r]a^VT]g
75
'AXx^fiojv 80
lAXxfxalwv , lAXxudorv,
l4Xx/j.dv, 'AXxyiw%> 80
':^Axw»' 81
dXXaxHV (kret.) 328 f.
'AXoavSrt] 81
^A/j((S-ovg 50
dfin fXwv, djUTifXfciv 45
dfi7ifXt(xn>. duneXig 45
KU n (DT ig, (tfinuiaig 94
Äfjvd^fwvla Ib i.
^AfAVfjtwvri 60
dvdyxrj 93
«i'(F(«i)i' 44
"--fi'Jpttw 44
'Avx'hfi(ürf 89
dvli-fQtwv 46
Avff^taTTjQtMV 42
dvHtjd'tüV 68
dvd^rjQÖg 46
'Ar9oL'an 89
AvxQtöv 46
dnnXni 331
^AnCtov 87
\4nöXXb)v 87
l^TToJlAwrfOf 87
dQi'cCoj, d^QK^W 67
d(t{t()i((t} 67
"AQfiog 87
« ot ^ö»' , « p* T rj , « Qtdxm
' 1 68
'AQxdg, \4Qxd6iov 47
'^(jxtrwj' 85
l^pxTfcw? 47
«(»judtfw 67
^Ainxuv 79
^A()Tifiiai(i'n' 42
dnvaävT] 70
'AaxnXa(fog 67
L^ffxi^jTitdf 80
\4TTcxi(ov 75
lirrtxwrtxdf 75
'Argtvg 75
AvXwv 45
ciJdvij 69
d<f,vHÖg 330
'A^fQ^ovs 49
Ayioior , l4/i(>6viios,
'AyfQovatog 49
icwQog 163 f.
ßaßQdStöv 68
/S«xrf« 330
ßdxTQov 331
ndx)r<x)v 87
ßSaXon' 330
ßJfXvQÖg, ßöfXvaaojitai
330
ßSvXXnv 330
ßrj/tuv 62
Biüxv. liuoviöctg fjö
BXfifnQiüv 56
BoCvoxjj 89
Jioiov 50
Jioiwtln 79
ßoXetäv 45
ßüXin>&og 51
ßovKOog 51
HovxoXtun' 47
JiQi'ywv 55
Jivaaa 89
ßvaaog 89
yamor 88
j'ßton' 45
raurfXiojv 42
j'fl()j'«(j<wj' 48
yttQQKÖuff^n 330
j'ftr«MK 68
rffiaXog 54
rtfid'iog 54
yfvtoig 94
yiwtjait 94
Kegister.
335
ylayods 96
rlavxojv 57
yJivxvg 203
rvä&aivu 54. 68
rvä&üiv, rva&iuvi^Tjs 54
rvT^amnos 54
rvC(poni 54
yvwacs 94
roQyövT) 69
roQyvna 87
rÖQyütv, rogyias 81
7"p«aün' 53
r^örd-on' 54
yov^w 66
rQvXXifov 54
ywaixiäv 44
yi5;rjj 330
^aCdakoi 85
Jafxoyv 83
dacfviüv 46
^IttXaxQibjv 53
^(ivaxwv 81
z/«a'ox(>«rijf, ^1nv6ua/og
56
JtivöarQaros 81
^aivwv 56
^etvwv 81
Shtivov 330
StiQiäv , ötiQHoi, 6t(iica
330
^ii.(f£iiiv 87
rffTT«? 330
diOnoiva 68
zirj'covivg 56
//TjiW 56. 7fr
Jrinav 83
Jtaxoro? 331
dittifciaanv 331
diävuäwv 54
^USviiog, ^lidvuiag 54
/liSvuiav 54
^i'xo»' 82
^loytveia 84
^lo/LiTjrig 85
Sixpa, 6npi'g 330
^Carv, JuövSas 87
Jifävri 60. 87
rfo^tjjr 330
Jöliog 55
6oXi/6axios 162, 331
/i/dAwj' 55
/lovaxiäv 45
^OQXüJV, Jooxibjv 79
Jöat? 94
^ovTKov 55
JpaxKfj'rt 68
^iQaxttXlürv 73
dqäxakog 73
iQVfJltäv 48
StJxTig 94
Eihaaög 47
Etoccviwv, EiQJ]vaiog 82
fioiOiwvTj 60
tlnoxv 73
f*f 68 ^
'Ekaiovg. 'EXcuovaaa 46
i/.aiwi% iXtuixv 46
"Elarog, 'EXcaitav 80
^EXatffißokiwv 42
fXttipog 167
^EXd(fWV 79
(llr]uoaivri 94
Wfi'ttw 67
iXixiüv 47
'^itxüJr 47
"EAt^" 47
"EAtIo? 47^
'EXiaaurv, 'Ehaaovg 47
InrjSTavög 92
^7r/t«| 331
^oych'Tj 70
^Eoyavr] 84
*Eond-aXiün' 57
'EouttCwrv 78
'EouiövTj 69
'Enuiav 87
fQnrj(^(üV 65
iQTirig 6]
iQvaißrj (rhod. fov&ißri)
165
'EzfoxXrjg 82
^rfd? 82
^Erfwvfvg 82
'Eiv/uoxXfjg 82
^Etvuuv. 'ETvuwv&ag 82
Evdyrjg 82
«i}«fw, fri'ftftü 67
Evuv&r]g 89
Evßoia 79
Evyaian' 88
Evyäixorv 53
ii'Jmrdf 92
fj};;}'*!'?;? 92
Evrifxioog 84
^i'TjVwp 84
ivTiniXia 92
iv&ivi(ü 330
EvnäXKfiog 85
Evnva&fvg 86
Evovrdrig 78
EvQvjt] 77
EvQVTlOXV 77
EvTv/iojv, Eijrv;(iöag8'2
Evifäfiiog 84
({•{fgoavvt] 94
^E^tvog, 'E^ivovs «0
^E^itüv 56
Ztjvwv 87
Z^f, Ziiv 285
fiytfa'öf 92
'Hyfuörr} 90
'Jlyfuarv 90
TjJoi'»; 69
HiTiun'T] 60
^ttiir -IS
'//Aton- 87
'Hniövr] 80
'llQaxXi^üxv 87
"//Oft»', "HoMvSag 87
'H(fttiaTriic'e6T]g 87
'Htffuarion' 87
SuXaaaion' 86
GaXCaQxog 88
SaQyt]Xiwv 42
Sttvuog tj SavXog '"Agr^g
(maked.) 84
6>6«y»;? 82
Sfuiaojv 87
Sioalotv 81
x^iaaofxai 330
0*Tf? 330
öfft»' 87
&T]fza)V 45
Orjoirag, Grjod'rng 79
e»jew 79
6;j()ön' 79
Qoivun', Ooivion' 88
0Qtta(ä 81
©(•«Oft»' , 8p«(rftJr«f«?,
Ooaaoniöag 81
OvuwvJag 81
öj^vwv, Güvao/og 88
d-vQütv 48
^fawXxog 87
fJto? 65
Mfw 65
'IfQixn' 82
irjSwv 64
iri&niovaa 330
'fxfCQiun'ri 60
'IXiaaög 47
^IXtojvtt 60
^fvK^toivT] 60
/s^i? 162
'Innoo&tvrig 86
'Innoxv 86
Innwv 45
'[nniöv 86
'FtittÜviov 86
'/(jKxYwi' 82
lOTOQfi'v 90
tartitv 45
XQlUiV 81
336
Eegister.
"Jax^s 80
ixfiov 46
iv^oj 67
^/(ftövr) 85
Tx^vwv 86
liößio^ 87
'fwXxög 87
ta)v(a, ifüviä 46
UbjrCihg 80
KainCtav 58
xaXitfiwv 45
KaXUarojv 84
JfttAAon', Xallu)ri'Sr]s 84
Kakiißt] 47
Ä^ftAt-dVo? 78
ATaArJj'at 78
JfttAKcfwj' 77 f.
/TttAwj'J'«? 84
XßAwff 85
Kafinvlos 47
Ka^nvXCojv 72
xävfywv 58
xänr]Xog 89
JKa()T(()wv 81
KaQ^rjöwv 63
xaaiyvrjTos 165
xäais 165
xttCTTKX'fwy 46
Attracfoi/TT« 56
xey/Qfwv 45
xf (fpaw 46
xfj'ftüv 45
xfj^^w 330
X^VTQWV 73
KeQKfioiv 88
Kf(iaaovs 49
x^qSoxv 90
KiQxiüxv 58
Ji:f^xd/SoAo?,A"f^xowxof58
AiQxoiQiov 58
KeifaUbxv 57
K€(fj(iX(ixr 57
xijA»jrfa)f 64
ÄjjAcin' 58
Krin(uv 89
xi&wv (Jon.) 63
KivüSwv 73
Kivtti» fi'S 78
xCvva^at 330
xCainta 330
Kiaaovoa 49
Kldlvurv, KXitiutv 82
KXfuiv 82
ÄifüJj'jjf, AJLfüwof 82
ÄAtiov/rf»;?, A'A*an'Jaf82
xXövos 331
xArfw 70. 162
xraiw, xvTJv 168
xr^at? 90
xotycoy, xotvar 92
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xotrwv 45
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xoAwroff, xuXürvt) 48
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XOTlQtüV 45
Aopi/rfftw, A'o(>rd'«JlAoff86
XOQVlfT] 48
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xoTvXwv 53
Ko/Xiovaa 50
xo/(6vr) 60
XQcanuXi] 330
xpnrff/ (ngr.) 77
KqÜtwv 81
XQavyä^ü) 66
xp^cf? 95
KqtiOU's 77
Kqti&wv 77
Ä(j>J(Ttof 77
KQiäviog 92
xpittvö? 92
XQtViäv, XQlVütVui 46
A(jdxört' 53
A'po/z i;t(rt' , Apo^ i'o i5<T(T«
46
XQOTÜVT} 62
Kva»og 85
Kvßiad-og 86
KvSfov, KvSaxrCtt 50
Kvi'ai^a 78
Kvvcuitog 78
xi^proJj' 72
xv<f(üp 73
xüiJtov 93
xtodfo»' 93
x(o7i(wv 45
^Ic^yarag 79
^iayvvltüv 88
Aäxaivtt 68
Aäxwv 55
-/«junw»', ^lüfiTiQtiv 82
^aaiwv 47 f.
^läcov 83
Atatv« 68
Afi/Xdiv 46
Afixtüv 46. 57
A^wy 68
^itwrdhtg 83
^■ivxäovig 79
Avxtiurv 47. 78. 79
Avxaivlg 79
Avxtjv 79
AvQbtv 88
MaxQiwv 57
MäxQüiv 57
MKAttxftn» 73
AlaQui^a, MttQttl^ovaatt,
AIÜQaiiog 46
/UKQttd^Qov, fiäoad-ov 46
fiaonii^Qiäv 4H
MuQ<(&wv, MaQttd^tavtai^
AhtQO)v 44
AIaj(aiQ((av , Alap^aiQtCg
88
MaxavCSag 55. 90
Maroni 79
fx(yag 68
fityiaruveg pl. 92
Miyo)v 57
MtȊ()firi 73
MetXavCuv 50
/^f/"? (Jon.) 68
[iiXag 68
AUXtayQog 88
fifXdSrjuwv 64
fiifXtäujr, ^tXiöbJvri 64
/if/lf (J'wj'ds',//6>lf (rtirt'f iV 64
fXfXriöwv 64
MfXtitä 88
juiXiaadtv 45
MiXiariun' 88
MfXiTH'tt 88
fifXnotaaa, -roPrr« 96
AlfXiTiirv 88
Mivatv 81
M(Qo\p 89
Alrjxiarevg 57
Alrixtav 47
Alfjxwvr] 47
Mrjxun'fg 53
A/»}>loi;or(r« 50
fiTiXiov 46
AlriXwv 50. 79
Mi]Xiöaiog 50
jU>}? (dor.), |U»;»' 68
AlrjTuiifovatt 85
fttjTi^Trjg 85
Mrij((tiv 84. 85 f.
jMtjTiöxrj 85
A/^rtf 84
Mrixttribtv 55. 90
Ahxxi'wv, MtxxiXos 57
AlCxxoiv 57
MucqCojv 57
jJi/nog 62
Al6»un' 82
^OQfitü 64
Atom'i'XKiiv 42
A/oiffclrtof 60. 87
fivXür 45
Register.
337
Mvovg 45
fivQaiva 68
Mi'Qixov; 49
fj.vQur}xi((, uvQfxr]xiai 46
fAVQUT]^ 64
MvQUT]i 46
Mv^^tvrj 53
MvöoivCSiov 53
Mv^^ivovs 49
fiv^oiv<äv^ (Mvoairurv 46
MvQailog 46. 53
MvQTCclr) 53
flVQTfWV 46
MvoTiXog 46
MvQTiov 53
MvQTOtv 53
Mvatav 56
fivbh' 45
fivaxvCa 45
iVarrK^toi' 93
yfärf? pl. 92
rfi'ffTßfw 66
rfüir 45
Nt]X(vs 76
NritfaUüiv 53
Nrjffos 53
Ntjifwv 53
Nrjipii 53
iVixw 81
iVtxüW' 81
NoS-tTiTios 54
iVo^üir 53
NvfjLtfotv 45. 87
j'i'orati'o' 66
Sivüjv 82
ä/^öw 88
li'iwj' 45
^•rof 92
^WTiwv, dor. |o»'«ürt' u.
fi;ra»', Jon. .fi/rfaij' 92
firöJv 92
oß^ifiog 162 f.
dd'oi;?, dJü/y 68
dCjjzft? 330
dfo 50
or«f 85
dVtTi'w 67
offftj, oti^ot 67
o?zTo? 331
olfibjCü) 67
Oivivs 85
oivfojv, oh'btv 44
OivonCtov 87. 89
oivovg, -ovaaa , -ovrra
95 f.
OivoxaiQüxv 49
o^on'ö? 92
dAoiliya»' 68
diloilvC«) 67
oußoiuog s. oßotfiog
'Oväacjv, 'Ovaat'on' 85
^Or'rjatXog 76
dorcd^wv 45
^Ooffvr] 87
o(T;ffor, öa^sci 331
oa/og 331
oL'rfürt' 93
oi'po? 91
orr«5'«J'd? 92
^Oifiaiv 56
Tiwj'eTd? 66
IIcui](ov, dor. nauititv,
{ITaucv, Ucaütv) 80
naiiftiaatn' 331
naxxütv 45
nuXauTjf^Tjg 85
TTftAAw 163
Titt).u6g 163
77«r 80
naouKfüaOH 331
ITao&äün' 77
nuoß^EVbn' 44
Ilcwfüv 48
IJaruixioxv 73
TlaTavion' 88
JTccTskXw/dowv 49
nekfia, naXnog 167
TifXexiiv 80
neXffxiCco 163
nfu(fQr]Swv 64
nivd^og 331
ntoujTfQfwv 45
neroiöv 45
JlTjXaiotv 87
IIr]Xrii((äi]g 87
TlriXoCg 51
UrjXovOiov 5i
TT'jdff, dor. TTKOf 164
TiTjoig, -iv 68
niwad-ai 330
71 Ca wog 165
IIiTvovg 49
JTcTvovacc, -ovaaa 49
TTKfavaxcü 285
TrA.ttj'yürt' 93
TrAfttTof, TiAnJa^f 162
Trilaf 56
nXaTuytov 93
nXarauwv 76
nXitTftviarüg 50
TIXuTcn'iaTotg 50
riXaTurimün- 50
7r>l«ra»'a;r 46
nXchojv 58
UlivQüiv 58
JIlovTojv 82
nviloi 168
JJoSaXsCQiog 79 f.
UöSbjv 58
TTOi^^U 330
noXfuog, nröXtfiog 163
TTovrjoög, Tiovog 331
nöoSon' 72- 83
Ilood^ivg, noQ&ä(av 11
noQiarrig 85
nÖQog 85
üoQifv^iog, UoQtfvqioiv
48
IToQ(fv^sm' 48
Tlootfvoiwv 48
noaeiScuiri', TloanSioxv,
noa(iäi5v,IToaetSciv80
noaeiS(ö%'iog 87
Tzöa&üxv 58
nöacg (»trank«) 94
noaoidav (ark.) 80 f.
noaaixoÖTTjg 80
IToTduwv 86
i7orft(J'«J',dor.,77oTf/<far,
äol., 80
noa^i&^a 84
ÜQiaßojv 51
noriwv, TCQtätv 48
nqivilxv 46
TiQü-laaofxac 330
7lQ0(pi^TTjg 95
TiQcoxTÖg 331
TiQcov, TTotjJv 48
TIQIÖWV 48
tttkCqco, TiTctQvvfiai 203
TTTfJlfdl' 331
TTTfAfoh' 46
ÜToXinöoSrig 11
ITvavfipim' 42
JTvyutüog 73
UvyfittXiwv 73
n^iryoi'fffo? 49
nvyün'iatog 49
nv&iüjv 87
nvXuiua^og 15
IlvXaifx^vrjg 75
JlvXdiixv 75
nvXfun', nvXiäv 48
TTi'TindCo 67
Uvoyog 51
TTvdoai&og 79
JTvdoog, Tlv^^an' 57
ITvoacm' 57
'Pauvovg 49
>f«. Jon. P«7j 60
'Pficävt] 60
orjTirT} 49
^/r 68
■p/y w 58
338
Register.
(iiTTTnCw 66
^o(^(üv, Qodfon' 45
'PöSury 53
^oSwviü 45
^ä^ojv 58
2:ax(üV 88
2:nXixyos 89
^aAKXow 53
2:cdc(f^(g, -Iv 68. 76
2!aX/j.(ov(vs 76
^ttvvCan', ^^at^vv^liov 54
2ia(itcTi(u)V 87
^«ri^(>of, 2^aTV()(iin> 87
aaqii^g 203
itaftw 82
2^shvovaiog 49
2^tQC(TiCwv 87
ar]ntäü>v 64
Z»€viär]S Sl
^^i^fj-w 81
^^tJ'w»'t'c)aff 81
2:t/*d"a 50
2it6ovg 50
^iSovaaa 50
ZiSwv 50
.^txi^üjr 46
S^cxvbjv 46
fftzi/öir»;, aixviavla 46
^t'Awr 58
Zl^orv 58
2iTfXwviSris 58
2!iviov 55
^ti^ug 55
2^(Q(afiog 78
aiToßiakdwv 45
^tTw 46
fftrurt' 46
^xarof, .Zz«füf 57
axcinog 93
2ixtlQ(in> 45
axfvw()tiax}«i 331
ffx^Tro»' 93
axCatva 68
2;>f«f 51
itxtA^orff , .^xtAAoiVrto«,
2lxtkXovaioi 49
axCfjLTiwv 93
oxCtuüv 93
2LxiQO(foi>icn' 42
2.x({)(ijv 45
2^xi(üvt] 51
<rxo()o()wy 46
axoQTiitn'ig 92
.ixoroi'ff« 51
ffxoj(< 20.i
2^uix{)((t)i> 57
afi7]vwv 45
Sndäon' 52
andHüi 203
-loilwr 82
.Zoof, ^oü? 82
^6(f)tüv 82
arufiCg, -Cv 68
(Träat? 94
ffrfpj/«yof • xÖttqwv
(lisch.) 203
ar(Q(fog 165
(Xr/"^* 62
2:Ttkß(avC3rig 82
ariufic 62
ZTQiißtav 56
J-T(i«rwj' 83
aT()(vyiiSiJv 64
^w« 50
avxcjv 46
aiftvSovr] 69
Zx^qCu 77
^/tvovaaa 49
Zyon'tvg 49
^X^ivovg 49
r«Aß? 68
ravQiavog 92
TavQoa^^vrjg 86
Tuxi^ötig 51
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T^xraiva 68
TeXa/uwv 75. 76
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TfAfiTttj' 328
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TiviHi'g 331
TiV&QTläwV 64
T(nr]d'(6v 64
r^()>jj' 68
riotfog 165
jfbiQttg 331
Ti(t}()og 331
TriXetfütaaa 86
TriXufog 86
rrjTi'cvdog 92
Tt«(J« 331
T^fw ()6
Tlfiwv, Ttfiti, TifKovl-
dtjg 82
TiTV(iog 86
TQit/ojv, T(iaj(h> 48
Tpf/"«« 168
rtt^^Kov 45
T(>;j;f^r 48
T^lntvtt 68
iftCßiuv 73
Tt/vättQtüvri 60
üatv« 68
S/Sptf 163
'YdVrroffi'Jj'i; 81
v(t(C<o, vfTÖg 66
'Yofffo-ß 50
'Yn^fjfiK 77
(fftyf'Saiva 64 f.
(fayiöv 72
^i'ttCa'i 11
'l^aiäQog 82
*t'cc(ä(ov, 'i'uidiavöag 82
(favTccCüJ 66
(faQ^uaxtüV 45
^«roj (äol.) 285
tpivCa 67
(pr]y(uv 46
•PiXü^^biV 88
4>iXttwv 78
(fCXog 69
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'f'Xtxiaau 50
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(fövog '6'SO
(fOvXiäfQ • naQ&ivtav
/ÖQog (Hsch.) 281
fpQaaifxog 84
4>Qvvun', 4>QwC(tiv 79
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yih', yi^cü 286
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yw«/» 331
Xai()fT{C'^ 66
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A"«AxtüJart' 86
Xo/li/i// 88
j(aQing, Xttftiove 68
Xaftirwv 84
Xä(}^an' 86
Xa(»(in' 86
Xfabry 57
Xttfiüv 42
I
Register.
33t
XiiQOJV 57
/sXT^M' 68
^iluwv 76
^fXwrVJ}, ^(iloivrj 60
Xioaiag 78
X^QOis 78
Xioaiqoorv 58. 84
^jjv 68
^irufv 63
;filf Jort' 64
XoCoüxv 79
;(Qe/iied^(i} 66
XQfUtTlCoi, XOtUtlÜüi 66
1'Kfta»ovg 50
Vrjifciv 52
V'iX^cjv 54
(ud/rciU' 331
(üxi;? 72
cü^t^tü 67
uarC^b) 66
'il^cil/'an' 85
Messapisch.
ßQ^Sov • flaifov 51
ßQ^vSov ■ iXatfov (lisch.)
51
Osk i s eh.
aamanaffed 281 anm.
/u/öns 280
haßest 164
hipid, hipitst 164
kaispat ar 3o0
«^seJ 281 anm.
priifatted 281 anm.
Pälignisfih.
praicim 330
U m b r i s c h .
ambre.fureut 281
andersafust 281
neid-hahas 28o anm.
t7uA:u 331
Lateinisch.
abiegnns 63
tfcct- 71 f.
acredo 64
acrednla 68
acrimonia 7()
ac<i« 94
ac<«.s 94
admonifio 94
aegrintonia 7G
aegritudo 65
Aenobarbus 57
aeriica 62
aeruyo 62
aescniiis 162
aestiiosiis 96
aetas, aeternits 39
aynso 90
Agricola 88
ulbedo 64
Albesiiis 9G
albitudo 64
albucus 62
albuyo 61
albutnen 62
ulcedo 65. 67
alcedonia (n. pl.) 65
aletudo 64
alimonia 76
alucinor 95
rt/t-MS 64
amuritudo 65
atnaror 97
amasio. -unculus 90
aniicus 70
amosio 96
ancorago 62
annona 59
atiticiis 70
apricus 70
apruynits, -eiia 69
aquilo 60
ardelio 90
arenosus 95
ars 94
aspredo 64
aspritiido 64
oirr^a: 72
audax 71
uudilio 94
aiirugo 61
axitiosus 96
Balatro bl
Baibus 56
Bandiisia 51
Belluna 59
benignus 63
bibaculus 71
Bibaculus 53
Btberius { = Tiber ius) 53
Bibonius 53 '
iiVjJo 92
Blaesus 56
6o« 285
bittronatuw 61
Brimdisiitm , Brundu-
sium 51
burdo 107
caducus 70
CaeciUus 56
Caecus, Caeculus 56
Cuepio 58
cuepiua 46
caeremonia 76
Caesar 57
Caesius 57
Caeso 57
caespes 330
caldus, calfacere 280
caligo 61
callutn 62
CalvHS 57
cariorus 96
Canüsium 51
capedo 65
capillago 62
c.apio 164
Capito 57
caprago 63
captio 93
captiosut 96
Carmen 95
carracutinm 70
carrago 62
carruca 70
Carthago 63. 69
curtilago 62
Catilina 70
ca<jY/o 72
catlaster 70
Caio 59
caupo 89
caupona 68
cantio 94
ehelidonia 69
cefco; 72
centimaniis 91
centipellio 89
ctn^o 73
centüria 91
centurin 90
Cicero 58
citrago, eitreago 63
Claudiunus bl
elaudigo 61
Claudius 56. 57
Cloaca, Cluacina (Venus)
70
Clodius 57
c/mo 70. 162
cnojo 90
cocj'o 89
Cocle^ 56
eoerare 91
collectio 93
co/Zw 48
Collum 48
colonus 60
340
Register.
comedo 54
concio 90
concionor 95
consnetudo 65
conventio 94
conventus 94
coriago 61
cornicen 95
Cornicinus 95
cornix 70
corpusculnm 97
Crispus 57
criientiis 95
cruor, crudns 95
cucullio 93
cmJo 93
cupedo 64
cupido 64
Cupido 67
cwra 91
cwria 91
cwrto 90. 91
Curio 91
curiosus 96
Curtius 57
cuspis 330
Ja^io 94
t/ecor ; rfecMS 97
decorus 96
decures 91
decüria 91
decurio 90
deciissis 91
dentio 93
dentitio 93
dicax 72
rftes, (/lern 285
Diespiter 281 anm.
dissensio 94
dö/ei! 203
domuncula 55
dorsualis 96
dorsnm 96
Jos 94
dossuarius 96
dulcedo 64
Jm/cis 203
ehriacu» 71
et/aa; 71
Epona 167
eqniso 90
eraw» 279 ff.
Faiü« 58
fabrica 70
facinorosua 97
/acticiostu 96
/actio 94
/actioaua 96
farraceus 62
farrago 62
/ax 331
/erax 71
Feronia 60
ferox 72. 95
ferriterus 90
ferritribax 73
ferrugo 62
ferrumen 62
fertilaceus 62
fernlago 62. 63
Fessonia 60
ßducia 70
filius, fllia 281
Firmius, Firmicns 57
Flaccus 57
ßagitiosHS 96
ßagrio 90
Flavius 57
Fluonia 60
focus 331
forago 63
/ores 281
formica 64. 70
formido 64
formonsns 96
fornax 71
fortitudo 93
frigedo 64
Fronto 58
fructuosus 96
/«am 280 ff.
fugax 71
Fulgentius 74. 82
fuligo 62
/«<Z/o 90
fulvaster 70
Fulv lasier 70
Fulvius 57
fumigare 63
furax 71
/«ror 97
furunculus 54
gaesum 88
Galerius 88
gallicininm 95
galtinaceiis 71
ganeo 54
(/«/m 330
^c«s 94
generosns 97
Gentisus, Genusuus öl
^erro 54
Glabrio 57
glandionida 54
^u^ 48
&u^ 54
gurdonicns 54
gurgulio 48
gratitudo 65
grnnnio, grundio 66
habena 165
Aoie» 164 f.
habitudo 6ö
Äa/o (Fest.) 72
hebetudo 65
heluo 54
herbnscula 55
Hirtius 57
hirtuosiis 96
hirüdo 65
hirundo 68
histriu 90
homimcio , homuncitltta
54. 55. 73
honestus 97
Honorius 51. 82
honorus 96
honos 97
hordaceus 62. 70
horrifer, horrißcus
97
horror 97
i/ex 162
i/io 162
imago 62
Impetigo 61
indägo 68
ingven 1 62
institutio 94
intercajyedo 65
internecio 93
intertrigo 61. 63
tV/o 94
Jamiariiis 42
Janus 41
Jimiii^ 57
j'unix 70
Jnptfer 281 anm.
Justiis, Justinianus 82
Jnvenalis 57
Juventus 94
Labeo 57
luboriosus 96
//;i«s 97
labosus 96
luctilago 70
lactosns 96
Idctuca 70
Laclucinus 58
latrocinium 95
/ant& 89
lanugu (i2
lappucfus 62
lappago 62
Register.
341
Latona 59
latro 90
latrocinor 94
laurago 62
Laverna, Laverniones 54
leaena 68
lectica 70
lemunculus 55
/eno 90
lenocinium 95
ienocinor 94
lentigu 61
Lento 58
Lentuliis 58
/*6c//jo 89
/lÄidy 64
^li^o 93
liliaceits 70
Umax 71
lingulaca 70
;i«<eo 89
Livedo 64
longurio 57
loquax 72
Lucretius 54
lucrio 90
Lucrio 54
/jztiio 90
Ludius 90
lumhago 61
/upus 166
^urco 54
luscinia 56
Luscimts 56
Luscius 56
Macer 57
tnachio 89
magmtudo 65
Magnus 57
malignus 63
manduco 71
mango 89
JlToro 44
Martialis 87
matrimonium 76
matrona 60
Maximus 57
melligo 62
Mellona, -ia 59
mellosa 96
mens 94
mentigo 61
mentio 94
mentitio 93
Mento 58
meracus 71
mercedonius 91
merces 91
Mercurius 91
ilfero (= AVo) 53
messis 94
messio 94
»ni/i'o 281
milvago 62
Mitiucius 57
mitigare 63
rnollugo 62
montuosui 96
Moria 53
»jors 94
mitcedo 64
mucro 93
Mugio 55
mulio 90
murgiso 90
miiscipula 90
iWMfo 58
narrare 164
Nasica 58
i\ra5o 58
Mö^io 94
nebrundines (pl.) 64
««c<s«e, nece55!/m 93
necopintis 93
nefrendes (pl.) 64
nefrones (pl.) 64
negare 66
Neptunina 95
nequalia 93
nequam 93
nequidquam 92 f.
nequior, nequitia 93
i\rero 44
nigredo 64
nigritudo 64
«o<io 94
niigax 72
MM^O 72
nusciniones (Fest.) 56
obsessio 93
obsidio 93
occasio 94
Oc«//a 56
ocibr 72
odorus 96
odos 97
oleäceus 70
oleägineus, -itis 70
oleäginus 63. 70. 95
Oleaster 70
oleraceus 70
onerosiis 97
onttstus 97
opiVio 90. 166
opinio 93
optare 90
Beiträge z. künde d. ig. sprachen. VIII.
op^jo 90
opulens, -entus 95
oratio 94
orj]5/o 63
oscedo 64
oscines 95
ossuosHS, ossuarius 96
Pacaitila 82
pacio 93
pactio 93
Paedico 58
Paetus 56
palumbus 167
pannuceus 71
pannunculits 55
Pansa 56
Papirius 51
parricida 164
^ars 94
particeps 93
pastinaca 70
Patrimonium 76
patrocinium 95
pafrocinor 95
patronus 60
Paulus 57
/jaro 59
pavoninus 95
Pe«io 58
2?c//io 89
;;c//o 163
pendigo 61
perduellio 93
pernicio 93
pernio 93
perniunculus 93. 95
pernonides 54
pernuneulus 54. 55
jjero 93
perspicax 71
pertinax 71
perricax 71
petasunculus 65
petigo 61
Petilius 57
petitio 93
/?e<ro 45
Pe^ro, Petronius 45
pignoris capio 93
pigredo 64
jnnguedo 64
piscosus 96
Pjso 58
;)iMs 166
Planctis 56
plantago 62. 63
Plautus 56
plumbago 62. 63
24
342
Register.
poena 166
Follio 51
Pomonu 59
pondcrnsus 97
jwnduscnhtm 97
popina 68. 166
Popinu 54
ropulomu 60
porca 40
porcasirnm 70
porcilaca 70
porriginiosus 61
portio 94
portulaca 70
positio 94
poslicns 70
^ö<iV> 94
potiono 95
potus 94
praecia 90
praeco 90 •
praedo 90
propäyu 68
prope, i)ropinquJis 166
propnrtio 94
proximus 166
Prudentius 82
priirign 61. 03
pudiciis 70
pudorosiis 96
puyio 93
pulchritudo 65
ptilleiaceus 71
pulligo 61
pulvis 166
pumilio, pntnilo 73
pitsio 55. 73
pusus 55
putredo 64
putrilago 62
putruosus 96
quaternio 92
quinio 92
ramusculus 55
ratiocinor 94 f.
raliociuium 95
raiicedo 64
rebellin 93
rec<Jo 93
regere 98
rciyi« 93. 98
religio 93
religiosus 96
r einig are 63
resina 49
resCio 73. 90
retaliare 92
robigo, rubigo 61
rubedo 64
Rn/us 57
liutilius 57
sabulo 59
saei'us 77
salignus, -eut 63
salsedo 64
salsilago 62
salango 62
saliuosits 96
sannio 54
saporus 96
surtago 62
scahredo 64
Scaeva .07
Scaevohi 56
scapu-s 93
Scuj>ula 56
scatnrigo 63
Scaurus 56
scipio 93
Scribonia 91
secvspita ;-J30
Sectio 94
seditiosus 96
Sedulius 58
selugo 63
Seticca 51
senecio 51
setivcf-'is 94
»cwio 92
sermo 76
sermociiwr 95
sermonor 95
serrago 62
servitudo 94
Signum 203
«i7/<;fo 63
siliqua 203
«i7o 58
iSinue.ssa 96
siuitosits 96
«j7«ä 94
soltigo 63
solitudo 65
sonorus 96
spurcus 203
Spnriits 53
statiu 94
stutus 94
Ä^p//»o 73
atercuK 203
sternuo 203
«ter<o 203
atibium 62
Ä^^/ö 93
»</«/eo 203
Studiosus 96
sfribligo 61
a 11 IIa 56
super bus, superbia 281
superstilioSHS 96
suspectio 93
suspicio 93
suspir.iosus 96
tabellio 89
<a/»o 92
temper are, temperiea 107
teilt pis t iv itas 167
tempiis 106 ff.
^ewrtj; 71
tenebricosus 96
teiiebrio 72
tentigo 61
^«•cJ« 04. 67
terginum 165
tergus 105 f.
termu 70. 97
testimotiium 76
testudo 65
tetritiido 65
tirocimum 95
torpedo 64
Tranquiilus 82
frept^ 167
Triboniaufis Ti
trinio 92
yMie-ro 58
tugurium 91
<M?a< 283 anm. 287
turpitudo 05
tussedn 04
tussilago 62
«fio 93
U7nbilicus 70
U7U0 91 f.
urbicapus 93
uredo 64
«rj^o 63
Ursula 47
Urtica 63. 70
ustilago 63
usHcapio 93
Valirius, VaUsiu» 61
vaktudo 05
Vurro 164
rärjw 164
fiarMS 57
f«^c5 95
vaticinium 95
vaticinus 95
vatrax 70
tv/ox 72
veuatitt 94
venejicus 95
Vtnenosus 9-')
Register.
343
ventriculosus 96
ventriostts 96
ve.titruosus 96
Ven iis in 51
verax 71
verbenaca 70
verbero 73. 90
Verruca 62
vertigo 61
Vesper 1 67
Vetiirius 51. 91
vimen, vitis 162
vinösus 95 f.
viocürus 91
virtns 94
viscera 162
»jÄj'o 94
t'ts(w 94
vitigemis, -iteus 63
vttitigo 61
volonet (pl.) 60
volimtas 60
voluptuosus 96
vomax 71
vorago 63. 71
t'orax 71. 72
Italienisch.
amoroso 96
Anselmuccio 72
bellone 59
hilliöne 92
carröcciu 70
casone 59
castrone 58
donnone 59
/«;%e 61
furone 54
ghiottone 59
grandone 59
labhrone öl
niatrona 60
mellone 50
mellugine 62
miliöne 92
mon<o?Jt!(ven. moltone) 58
nasi'ca, nasino 58
nasone. nasetto.nasello 58
padrona 60
perugine 62
petrone 45
Pietruzzo 72
sabbione 59
serpigine 61
testone 57
Spanisch und
Portugiesisch.
bocon 59
cubullo 59
cuballone 59
garganton 59
penmigem (port.) 62
Fra nzösisch und
Provengalisch.
n ig Ion 59
balatron (afrz.) 57
bieiiütre 70
bnugre, boitgrerie 168
charme 95
chaton 59
Co^ 48
cruchon 59
Z)««< 48
enchanter 95
Fanchon 59
ßlkitre 70
gloitton 59
gourd 54
jaunngi (neuprov) 61
laideron 59
viacon 90
Marion 59
w»aro/j, marron 44
Michon 59
tno'iton 58
sablon 59
salisson 59
sanglier 92
Irisch,
aes, oV« 39
6a, Äa. fio'j, -de u. s. w.
281 f.
c^/«2 = cambr./)^wi3ol
gtiidiu 330
«earfA 82
Altslovenisch.
s«6a 330
A:resÖ 330
skolhka 203
ctljudh 331
jedinbch 92
Freu i sisch.
garbs 48
Litauisch.
bredis 51
gddas 165
gadijas 165
gädnas 165
^«;/j« 203
kälnas 48
kalicä 48
ÄäwJw 331
keiiczii 331
kraipyti 330
kregzde 68
kret/zdyne 69
<j/;^j', taikyti, tikras 168
zviike 331
Lettisch.
breedis 51
gadigs 165
gadrini 165
^«'«fs 165
Äa/ws 48
maggonile 53
.«Ym 330
^lÄ^ 168
2i7f«, zischu 331
Gotisch,
airs 162
oÄs 167
o»^ei 36. 37
bidjan 330
us-ßhna 163
gudiliggs 165
haba?i 164
hardits 62
Lauhatjan 66
laulnnuni 36 anm.
liithfjan, ga-liuhtjan 66
mc/rt 36. 37
qainon 331
51 36
peihan 167
^eiÄs 166. 167
jjjfi 36
plahf-jan 167
^;v/.s 81
f«As 167
Vulßla 79
Nordisch.
c//t 35. 36
ey 36
/a/»ia 163
/e/mr 163
jä^i 66
kullen (norw.) 48
kveina 331
/;ö?ni ."^6 anm.
j««er 36
netto 66
^2^36
y/^r 35. 36
Angelsäcbsisch.
andetan 66
<wc 1 62
gadorian 1 65
gä'deling 165
344
Register.
gegadc 165
grimetjan 66
hopetan 66
soth 82
pingan 167
ping-gemaerc 167
Englisch.
buggcr, hnggitry 168
hoggaster 70
Nannte 168
iTed (= Jüdtcard) 168
JVo/ 1= O/jfcr) 168
Shakespeare 88
»oo<A 82
M>ar< 62
Niederdeutsch.
blixeni (holl.) 66
gaduling (alts.) 165
Grote 57
Voss 73
Althochdeutsch.
^cco 88
Agishari 81
^Wo 51
anazun 66
^rwo 87
ö«c 162
Audo 82
^aWo 81
JSerü 82
Bracht 82
Bruno 79
calawä 330
chwadiUa^ quedülu 330
eiA 162
eipar, eivar 331
JSMo 88
i:rfl/o 82
£zt7o 81
J'rtrfo 82
JVtrftio 82
Frodo 82
J-'m/co 83
Cya«<o 82
gegat 165
^er 88
Gero 88
r/otio 87
6'M<io 87
Gimdo, Gttntio 83
gramizzön 66
grunzen 66
i/wrio 83
//«7o 82
Heiminus, Helmuni 88
Aczzan 66
^iWo 83
Hroding 82
//■rof/to 82
/frodo 82
Hruam 82
juwezunge 66
kataro 165
A'c;-o 81. 88
Chuo7io 81
kroccazan 66
Linba, Liiibo 82
/OMM 68
3/«a^ö 81
ir-muochazan 66
0(/o 82
Or^, Or<t7a 88
PerÄi!o 82
pWcchazan 66
Prüno 81
qnellan 203
iZi'co, JRichio 82
Ruamo 82
Sandebert 82
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Mittelhochdeutsch.
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phuchzen 66
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NeuhochdeutBch.
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Kraus, Krause 57
Kühne 82
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Seufzer 65
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Ungariech.
fetske-fü 69
tsinadunia 69
tzinterem 69
TürkiBch.
e^ewi/i 38
Druck der Uiiiv.-Buühdruckerei von E- A. Uuth in Göttingen.
p
501
Bd. 8
Beiträge zur Kunde der indo-
germanischen Sprachen
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