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Full text of "Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen"

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FROM THE BKQUKST OF 

JOHN AMORY LOWELL, 

(OIam of 1016). 

This fand is $20,000, and of its income three quartera 

•hall be »pent for books and one quarter 

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( MAY 29 1889' ) (ß/il&f^j/ 



Beiträge 



zur künde der 



indogermanisehen sprachen 



herausgegeben 



von 



Dr. Adalbert Bezzenberger. 



Fünfzehnter band. 
Erstes und zweites Heft. 



V(X Göttingen, 
Vandenhoeck und Ruprecht'» verlag. 
1889. 



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?£jLrt. 2-lf 



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Inhalt. 

Seite 

Arisches. Von Chr. Bariholomae ---- 1 

Die kyprischen glossen als quellen des kyprischen dialektes. Von 

O. Hoffmann 44 

Postverbal aspiration in Old Irish. Von J. Strachan 100 

Pali thahati und dahati. Von R. Pischel 121 

Studien auf dem gebiete der griechischen Wortbildung. I. Von 

O. Schrader 127 

Ein altes denkmal der litauischen spräche. Von W. Nehring und 

A. Bezzenberger 139 

Die Teichinen. Von W. PreUtoitz 148 

*Exttvog — xijvos, äol. xij und verwandtes. Von W. Prellwitz - - 154 
Einige verwandte der wurzel pS und die praposition lat. ad, osk. az 

im Griechischen. Von W. PreUwitz 158 

Adolf Fritsch, Zum vokalismus des herodotischen dialekts. An- 
gezeigt von Karl Ferdinand Johansson - 161 

Arisches. (Fortsetzung.) Von Chr. Bariholomae 185 

Yasna 83. Von K. Qeldner 248 

Ueber die durch anhängung der dativisch flektirten wurzel dha, 
dhä, dhi, dhü an beliebige andere wurzeln gebildeten infinitive 
des Veda und Avesta. Mit einer kritik Pänini's und dessen infi- 

nitivsuffixes adhyai. Von Hermann Brunnhqfer 262 

Zur geschichte des rhotacismus in den germanischen sprachen. I. 

Eine ausnähme des Verner'schen gesetzes. Von Q. Sarrazin - - 270 

Einige deutsche baumnamen und verwandtes. Von O. Schrader - 284 

Thessalisch l^v, t&vae. Von A. Fiek 290 

Grundsprachliches m und n am wortende. Von A. Fick - - - 291 

Zar lettischen declination. Von A. Bezzenberger 294 

Morphologische Studien. II. Von K. F. Johansson 804 

Anculus, dfjUfCnokog. Von JET. Osthoff 316 

Awest. apfikhtara. Von W. Bang 317 

Haoma yo gava. Von C. de Harlez 817 

Heinrich Leberecht Fleischer. (Nekrolog.) Von A. Müller - - - 819 

Berichtigungen 887 

Register. Von W. PreUtoitz 838 



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( MAY 29 1889 



\ 



■/RRA^ 



Arisches. 

I. Ai. «wre dwAtfä RV. jf. 34. 5. 

Die Übersetzung der stelle: 

tristhAn vänt surö duhitä ruhad rdÜiam || 
ist einfach genug: „euren (der Aävinen) dreisitzigen [oder: auf 
drei rädern ruhenden; vgl. Sajana z. st. und das Petersburger 
Wörterbuch u. d. w.] hat des Sonnengottes tochter bestiegen". 
Vgl. dazu RV. 7. 69. 4: 

juvoh srijam pari jöfävfnUa 
surö duhitä pdritakmjajam | 
„eure (der ASvinen) pracht hat sich die Jungfrau auserwält, 
des Sonnengottes tochter, im morgengrauen". 

Aber die grammatische erklärung von sure duhitä ist nicht 
so einfach. Sajana erläutert kurz: sürS surjasja duhitä putrl. 
— Benfey, orient und Okzident I, s. 52 bemerkt zu sure: 
„lokativ, weil neben </<m-'erzeugen' 'geboren werden' der lokativ 
steht". Aber surö geht doch auf den vater der Surja, nicht 
auf deren mutter; nur dann aber könnte man Benfey's er- 
klärung sich noch allenfalls gefallen lassen. — Grassmann 
nimmt sure als lok. sing, zu sü'ra- „sonne", übersetzt aber 
„des himmels tochter". — Gegen diese fassung wendet sich 
Ludwig, rigveda V, s. 579 ff. in einem heftigen angriff auf 
Grassmann und alle grammatiker, die sich seiner (Lud- 
wig's) adaptionslehre noch nicht angeschlossen haben. „Da 
. . . su rl duhitä unzweifelhaft 'die tochter SuraV bedeutet und 
nicht 4 die tochter bei Sura\ so folgt . . ., dass sure den genetiv 
vertritt", sure soll eine Stammform sein und „an und für sich 
ganz unbestimmt; nur der Zusammenhang entscheidet". 

Ludwig hat jedenfalls in so fern recht, als er die mög- 
lichkeit sure in lokaler bedeutung zu nehmen bestreitet. Im 
übrigen muss ich auch seine erklärung abweisen, ebenso wie 
die von Benfey und Grassmann, sure vertritt nicht den 

Bettrlge i. knnde d. indg. sprachen. XV. 1 

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2 Chr. Bartholomae 

genetiv, sondern ist genetiv. Es scheint, dass alle drei gelehrten 
die oben angefürte parallelstelle übersehen haben, welche zeigt, 
dass sure nicht zum stamm sura-, sondern zu svär- zu ziehen 
ist. sü're duhita ist die gerade fortsetzung eines arischen 
surazdhuzhitä, einer Verbindung wie ai. gäspdtis, vdnaspdtis u. a., 
gr. JidaxoQoi u. s. w., und wie diese wol am besten als ein wort 
zu schreiben. Die Wandlung von az vor d, dh in e ist als die 
regelmässige bekannt. Dass der worttext sü're | duhitd | bietet, 
beweist nur, dass diepadisten das wort nicht mehr verstanden, 
sonst gar nichts. Ebenso wenig lässt sich aus sti'rö duhita in 
RV. 7. 69. 4 gegen meine erklärung von su're duhita folgern. 
sü're duhita verhält sich zu sü'rö duhita ungefär so wie 
usädhhis zu u?obhis; vgl. verf., beitrage, s. 162; s. auch RPr. 
259, 283. 



IL Ai. hasrä- > av. gahika-. 

Ai. hasrä- findet sich nur einmal, RV. 1. 124. 7, wo es 
heisst: 

dbhrät&va pusd eti prati&i 

gartarüg iva sandje dhdnänäm \ 

gäjgva pdtja usati suväsä 

u?ä hasreva ni rinite dpsah || 
Jaska, nir. 3. 5 gibt hasrä mit hasanä „lächelnd" wieder, 
und ihm sind, soviel ich sehe, alle spätem erklärer der stelle 
gefolgt; so Sajana und Benfey, Delbrück, Grassmann, 
Ludwig, Roth. Vom Standpunkt der etymologie aus ist ja 
auch gegen diese Übersetzung nichts einzuwenden. Danach 
würde die strophe besagen: „Wie ein bruderloses mädchen geht 
die USas stracks auf die männer zu, wie ein wagenkämpfer (es 
tut), wenn es gilt beute zu gewinnen. Wie ein schöngekleidetes 
weib, das dem gatten willig ist, enthüllt sie lächelnd gleichsam 
ihre reize". Auch mit dem so gewonnenen sinn könnte man 
sich einverstanden erklären. Aber dennoch muss ich mich 
gegen Jaska's fassung wenden. Denn einmal zwingt sie uns 
iva in der vierten zeile anders zu nehmen als in den drei 
vorausgehenden; und dann zerstört sie ganz und gar den 
schönen auf bau der strophe. Alles kommt in Ordnung, wenn 
hasrä dem abhrätä, gartarük und gäjd syntaktisch gleich ge- 



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Arisches. 3 

stellt, mit hasr&va also ein neuer satz begonnen wird. Dann 
gewinnen wir für die strophe eine prächtige gliederung. 

Welche bedeutung aber kommt dem ai. hasra zu? Das 
lehrt uns das avestische gahika-, das sich zu hasrä- verhält, 
wie z. b. ai. hjsahi-, fem. hjsika- zu hjsra-. Die bedeutung 
„bule" fügt sich ganz trefflich in den Zusammenhang. Ich 
übersetze die strophe jetzt so: 

„Wie ein bruderloses mädchen geht sie stracks auf die 
männer zu, wie ein wagenkämpfer *), wenn es beute zu gewinnen 
gilt; wie ein weib, wenn es dem gatten zu willen ist, wie eine 
bule enthüllt sie ihre reize, die schöngewandige USas." 

8uvdsä mit upä zu verbinden, halte ich mich trotz RV. 4* 
3. 2, 10. 71. 4, 91. 13 für berechtigt. Ich nehme an, dass die 
zeile gajiva . . mväsah, die dort wörtlich wiederkehrt, unsrer 
strophe entlehnt ist 

Wer eine etymologie von hasra — gahika, gahi gewinnen 
will, dem möchte ich jedenfalls raten, lieber an ai. hdsati sich 
zu wenden, als an die fabelhafte „avestische wurzel" ganh- 
„springen, kommen (von bösen wesen)". 



IIL Ai. padbhif. 

Soweit mir bekannt, findet sich die form sieben mal: 
RV. 4. 2. 12, 14, 38. 3, 5. 64. 7, 10. 79. 2, 99. 12, VS. 23. 13. 
Die kommentare geben sie mit pädai? — zu RV. 4. 2. 12 
pädäih 8vategöbhi$ — wieder, ausser zu RV. 5. 64. 7, wo padbhis 
mit pädavadbhis Ica padaUatusfajöpetäir asväi? erklärt wird. Ma- 
hidhara teilt uns noch erläuternd mit: padasabdasja däntatvam 
khandasam. Roth, Grassmann und Lanman folgen dieser 
angäbe, ausser für die stelle RV. 4. 2. 12, wo sie padbhü auf 
einen stamm pas- „blick, äuge" zurückfüren. Dagegen stellt 
Ludwig, rigveda IV, 8. 309 die bedeutung „mit den füssen u 
für padbhif ganz in abrede; er will das wort überall — doch 
s. unten — durch „mit (den) stricken" übersetzt wissen, wobei 
er auf päsa- verweist. — Eine nochmalige Untersuchung der 
frage dürfte nicht überflüssig erscheinen. 

Dass padbhlp nicht auf dem weg lautlicher entwicklung 
aus dem stamm päd- hervorgegangen sein kann, bedarf keines 

s ) sc. geht sie auf die männer zu. 

1* 

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4 Chr. Bartholomae 

besondern beweises. Die regelmässige form des ins tr. plur. 
dazu konnte nur padbhis lauten. Und so lautet sie im AV. 
und später ja auch wirklich. Im AY. steht sie so vier mal. 
Im instr. dual, aber bietet auch der RV. die zu erwartende 
dentalis: padbhjdm RV. 10. 90. 12, 14. 

Sajana's Vorgängern in der rgvedaerklärung scheint doch 
die deutung von padbhis nicht ganz so einfach vorgekommen 
zu sein wie ihm selber. Jaska, nir. 5. 3 fürt für padbhis im 
naigh. 4. 2 die stelle RV. 10. 99. 12 an und erläutert es: 
pänäir iti vä späsanäir iti vä sparsanäir iti vä. Das mehr- 
fache vä zeigt, dass die vedagelehrten über die bedeutung des 
worts nicht einig waren. Aber auffalliger weise will es auch 
nicht einer so wie Sajana gedeutet wissen, es sei denn, dass 
pänäir alter fehler für päddir wäre, was anzunehmen kein 
anlass gegeben ist. — In Panini's grammatik geschieht der 
form padbhis keine erwänung, ebenso wenig in Katjajana's 
varttika dazu, wo doch madbhis und usddbhis zu mos-, usds- 
nicht vergessen sind. — So viel steht fest: Die erklärung von 
padbhis als instr. plur. von päd- „fuss" ist nicht vor Sajana 
und Mahidhara nachweisbar. Es fragt sich nur, ob nicht 
die texte selber sie verlangen. 

Zweifellos unmöglich ist diese erklärung für RV. 4. 2. 12, 
wie man ja schon längst anerkannt hat. Gf.: 
dtas tvdm dfsjq agna etdn 
padbhih pasjer ddbhuiq arjd eväih || 
d. i. „von hier aus sollst du, Agni, auf die sichtbaren (menschen) 
hier mit (deinen flammen)blicken schauen und auf die unsicht- 
baren (götter), freundlich wie immer u . Auch Ludwig, der 
noch a. o. die beziehung von padbhis zu pasjati für unsre 
stelle geläugnet hatte, erkennt sie jetzt, a. o. V, s. 626 an. 
Auch RV. 4. 2. 14: 

ddha ha jdd vajdtn agne tvajd 
padbhlr hdstebhis Icakpna tanubhih \ 
will Ludwig jetzt padbhis mit „äugen" übersetzen, indem er 
dazu bemerkt: „[es] können die 'äugen' darauf bezug haben, 
dass man den feuern nicht den rücken zuwenden durfte". Das 
scheint mir freilich etwas weit hergeholt. Anderseits aber ist 
Ludwig, a. o. IV, s. 310 durchaus im recht, die Übersetzung 
„mit den füssen" abzuweisen. Die füsse spielen weder bei der 
feuererzeugung noch bei dessen Verehrung irgend welche rolle. 



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Arisches. 5 

Ich ziehe hier padbhts zupäs- „strick" und übersetze die stelle 
so: „was wir jetzt, o Agni, zu deinem besten mit den stricken, 
mit den händen, mit den leibern getan haben . • .". Die beiden 
zeilen gehen auf die feuerbereitung. Die stricke — oder auch 
der strick, wenn, was leicht möglich, das wort plurale tantum 
ist — setzen den feuerborer in drehung, die hände bewegen 
die stricke. Die leiber aber, was haben die dabei zu tun? Ich 
denke mir die Situation, auf die unsre stelle anspielt, ganz 
änlich der in der odyssee I 382 ff. geschilderten. In einem 
stück weichen holzes, in einer Vertiefung darin, ruht, senkrecht 
aufgerichtet, der feuerborer, der von zwei männern durch den 
gleichzeitig sich ab- und aufwickelnden strick in bewegung 
gesetzt wird. Sein oberes ende steckt in der Vertiefung eines 
klotzes aus hartem holz oder auch eines knochens, auf den 
sich ein dritter mann mit dem Oberleib aufstemmt — lq>v7teQ&w 
dsQ&eig — , um dadurch das ausspringen des borers zu ver- 
hüten und gleichzeitig im darunterliegenden holzstück, das in 
glut versetzt werden soll, die reibung zu vermehren. Man ver- 
gleiche dazu die bei Peschel, Völkerkunde 6 , 8. 142 beschrie- 
bene art der feuerborung bei den Aleuten. Die art und weise 
der feuergewinnung war bei den vedischen Indern nicht überall, 
oder wenigstens nicht zu allen Zeiten die gleiche. 
RV. 10. 79. 2 lesen wir: 

dtränj asmäi padbhih sdm bharantj 

uttändhastä ndmasädhi viksti I 
„Sie tragen ihm (dem Agni) den frass 'mit den fussen' zu- 
sammen 4 * kann man natürlich nicht übersetzen. Grassmann 
hilft sich dadurch aus der Verlegenheit, dass er padbhis im 
sinn von patsü, patsutds nimmt: „zu fuss" (d. i. zu fussen). 
Die möglichkeit dieser fassung wäre auch dann noch zu be- 
streiten, wenn padbhis als instr. plur. zu p&t zweifellos sicher 
stände. Auch hier passt „mit stricken" weit besser in das 
Satzgefüge wie auch in den Zusammenhang. Also: „seinen frass 
tragen sie ihm mit stricken (d. i. in bündeln) zusammen". 
Vgl. dazu ausser den bei Ludwig, a. o. IV, 8. 412 angefürten 
stellen noch avesta, j. 10. 17 und Geldner, metrik, s. 160. 
In der Schlussstrophe zu RV. 10. 99 heisst es: 

evä maho asura vaksdthäfa 

vamrakdh padbhir üpa sarpad indram \ 
Grassmann übersetzt: „So nahte sich, o gott, zu des grossen 



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6 Chr. Bartholomae 

kräftigung Vararaka dem Indra demütig mit seinen Gissen 41 . 
Ob wol die demut — von der ich übrigens in den Worten des 
texts nichts finden kann — darin besteht, dass sich der dichter 
zu fuss naht und nicht etwa zu pferde? Ganz abgesehen davon 
müsste auch, wie Ludwig, a. o. V, s. 484 zutreffend bemerkt, 
der dual padbhjdm stehen. Auch hier verdient Lud wig's Über- 
setzung „mit schlingen" dem sinn nach weitaus den Vorzug. 
Der dichter Vamraka spielt mit der bedeutung seines namens 
„ameislein". padbMr geht auf die „zangen" der ameisen, mit 
denen dieselben fassen und festhalten. Also: „So hat jetzt, 
o gott, das ameislein (= Vamraka) mit seinen zangen den 
Indra beschlichen, auf dass er ihm mächtig aufhelfe. Nun 
mu8S er, darum gebeten, ihm heil schaffen". Das verbum des 
folgenden Stollens ist gewiss auch futurisch zu nehmen; es ist 
also gegen den worttext a-bhäh zu lesen. 
In RV. 5. 64. 7 steht: 

sutdm somaw nd hastibhir 

d padbMr dhävafant nara 

bibhratäv arhananasam || 
Grassmann, der die strophe in den anhang verweist, ändert 
hastibhi? in hdstebhis und übersetzt: „presst mir den soma 
gleichsam mit den händen und knetet mit den füssen ihn, o 
männer (dual), den Artsananas unterstützend". „Gleichsam" 
verstehe ich nicht. Und was haben Mitra und Varuna mit der 
somabereitung zu tun? Lud wig's Übersetzung ist auch hier 
wieder die bessere. Doch folge ich ihr nicht unbedingt. Die 
strophe, die allerdings erst später an das vorhergehende lied 
angeschoben worden ist, knüpft an folgende Situation an: Es 
ist nacht. Der dichter ist von feinden bedrängt. Da bittet er 
Varuna und Mitra ihm zum morgen beistand zu bringen. Die 
„greifenden schlingen" (vgl. unten pasa-) sollen die feinde 
fesseln. Ich übersetze : „Wenn mir die hellrindrige (morgenröte) 
am götterreich aufleuchtet, ihr ehrwürdigen, dann kommt (hur- 
tig) wie zum somasaft, ihr beiden, heran mit den greifenden 
schlingen zu ArtSananas, ihn zu schützen". Die einzige Schwierig- 
keit, die dabei bestehen bleibt, bildet jagatd in der ersten zeile, 
das als vokativ unbetont sein sollte. 

In RV. 4. 38. 3 lautet die dritte zeile: 

padbMr gfdhjantom tnedhajüto nd mran_. 
Grassraann hat „im laufe strebt er wie ein beld nach beute 14 . 



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Arisches. 7 

Sa Jana gibt die weithergeholte erklär ung: pädäir abhikänksan- 
tam diso langhitutn. Endlich Ludwig übersetzt: „der wie mit 
schlingen bestrebt zu erfassen, als lanzenkundiger held". Die 
stelle ist leider keineswegs klar. Wenn der vedist in bildern 
zu uns spricht, bleibt er uns nur zu häufig dunkel. Dazu 
kommt noch, dass auch die bedeutung von rtädhajüm, das sich 
nur hier findet, nicht sicher zu bestimmen ist. Sa Jana er- 
klärt: sangrämeJckhum . . jad vä jagnakramcmekUhum. Wichtig 
ist es festzustellen, dass die bedeutung „ausgreifen", die Böht- 
lingk-Roth, oder „rasch schreiten", die Grassmann dem 
verbum gr'dhjati als erste beilegen, keineswegs feststeht, gfdhjati 
bedeutet sonst nur „er begehrt, ist gierig, lüstern". So auch 
in der AY.-stelle 8. 6. 1: durnämä tdtra ma gfdhat „darnach 
soll sich kein durnaman gelüsten lassen"; zur konstruktion 
mit dem lokalis (tdtra) vgl. RV. 2. 23. 16: dnnesu gägrdhüb 
u. a. Auch die zu gardh- gehörigen nominalbildungen setzen 
keine andre wurzelbedeutung voraus, grdhnüs ist immer „gierig", 
wie es auch Ludwig übersetzt, nicht „rasch". Das avestische 
gerezdlm j. 51. 17 bedeutet „verlangen, wünsch"; cf. Geldner, 
Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 204. Was soll das nun heissen: 
„Ihm (dem Dadhikra), der wie auf abschüssigem boden dahin 
eilt, jauchzt frolockend das ganze volk zu, ihm, der mit seinen 
füssen begehrt, wie ein kräftiger held"? Ich weiss es nicht. 
Jedenfalls lässt sich aus dieser stelle die bedeutung „mit den 
fassen" für padbhis nicht folgern. Vielleicht ist medhajüm 
eigenname, und padbhir grdhjantam bezieht sich auf eine be- 
sondere eigentümlichkeit des helden, etwa „mit schlingen nach- 
stellend". Also: „. . volk zu, wie dem helden Medhaju, den 
mit schlingen nachstellenden, dem wagenschnellen, der wie 
der wind dahinfegt". Darf man etwa an die wurfleine (lasso) 
denken? 

Es bleibt endlich noch die stelle VS. 23. 13, wo wir lesen: 
väjüs tvä paUatäir avatu \ dsitagrivas Jchdgaih \ njagrodhas 
Uamasaih \ salmalir vfddhjä \ esd sjd räthjo vfsa \ padbhis 
Uatürbhir $d agan \ brahmdlqrsnas 1ca nö 'vatu \ ndmö 'gndje \\ 
D. h.: „Vaju stehe dir mit gekochten speisen bei; der schwarz- 
nackige mit bocken; der njagrodhabaum mit bechern; der Salmali- 
baum mit Wachstum; dies hier ist der für den wagen taugliche 
hengst; mit vier padbhis ist er herangekommen; der nicht- 
schwarze priester auch soll uns beistehn; Verehrung dem Agni'** 



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8 Chr. Bartholomae 

Was heisst nunpadbhis katürbhif? Ich kann's nicht sagen. Die 
erklärung des QBr. 13. 2. 7. 6 und des kommentar's „mit vier 
füssen" ist doch allzu simpel. Das scheinen auch deren Ver- 
fasser selbst gefiilt zu haben. Sie erachten es daher für not- 
wendig mitzuteilen, dass ein pferd beim stehen drei, beim gehen 
oder ziehen aber die vier fasse gebraucht, eine mitteilung, die 
in ihrer zweiten hälfte kaum für irgend jemand etwas neues 
enthält. Uebrigens ist die ganze stelle — prosaisch und 
brockenhaft — zweifellos recht spät Und wenn wirklich 
pädäi? mit padbM? gemeint sein sollte, so könnte allenfalls die 
erinnerung an die oben angefiirten rgvedaverse, die frühzeitig 
mögen missverstanden worden sein, auf die Schreibung des 
Wortes eingewirkt haben. 

So schliesse ich denn: padbhi?, auf lautlichem weg aus 
päd- „fuss" nicht abzuleiten, verlangt auch nirgend die Über- 
setzung „mit den füssen". Die landläufige erklärung des worts 
ist also aufzugeben und padbhi? teils zu pas- „blick", teils zu 
pas- „strick, schlinge" zu ziehen. 



IV. Ar. aka- mask. > ika- fem. 

Neben den maskulinen nominalthemen auf aka- stehen im 
indischen, wie bekannt, gewönlich feminine auf ikä-; cf. 
Whitney, gramm., § 1181a, 1222 d. Die gleiche femininal- 
bildung ist auch aus dem avesta nachweisbar. 

Av. pairikä- bedeutet „die bule". Nach Spiegel, kom- 
mentar I, 8. 29 „stammt das wort von par, pere, was im altb. 
kämpfen bedeutet, und hängt mit pairithna, kämpf, zusammen". 
Da das suffix „bezeichnungen von solchen bildet, welche den 
verbalbegriff als künstler oder handwerker vollziehen" (Benfey, 
vollst, gramm., s. 142), so wäre die pairikä- eigentlich eine 
„kämpferin". Worum sollen sie denn gekämpft haben? l ) 

Ich nehme pairikä- als feminin zu paraka-, das in av. 
parakayistema — sowie in parö.katar§temem paröJceytöern *) — 

*) Etwa um ihre Unschuld? Nach Geiger, ostir. kultur, e. 339 
zeichneten sie sich „durch körperliche Schönheit und warscheinlich 
auoh durch lockere sitten aus". Letzleres möchte ich sogar für sehr 
warscheinlich halten; cf. j. 9. 82. a ) Vgl. zeitschr. d. dtsch. mgl. 

gesellsch. XXXVI, s. 681 f., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 6 f. Geldner, 
Bezzenberger's beitrage XIV, s. 11 spricht sich gegen meine dort aus- 



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Arisches. 9 

vorliegt, und auch im indischen, am ende von Zusammen- 
setzungen vorkommt. Es verhält sich zu pära- wie z. b. an- 
jakä- zu anjd-. Im indischen gibt es auch ein adjektiv para- 
hija- „fremd", das auf paraka- zurückgeht. Sonach gilt mir 
die pairikä- einfach als „die aus der ferne, aus der fremde, 
die fremde". Der name stimmt durchaus mit dem, was uns 
die texte von den parika's berichten; cf. W. Geiger, ostir. 
kultur, s. 81 ff., 339. 



V. Arisches -j#i als fem. zu mask. -t*& 

Die eigentümliche femininalbildung auf ij*i- zu einem adjektiv- 
stamm auf ay,- ist aus dem altindischen bekannt, wo sich 
prthivi neben pfthvi zu prthüs stellt (vgl. dazu Zimmer, 
Kuhn's Zeitschrift XXIV, s. 221). Ein zweites beispiel derselben 
bietet das avesta in jeziffi j. 53. 3. Die bedeutung des worts 
ist bereits von Geldner, ebd. XXVIII, s. 195 richtig bestimmt 
worden, jeziiii ist das feminin zu ai. jahüs, statt dessen das 
indische jahm bietet; vgl. dazu prthivi > prthvi. 



VI. Av. zqßä „genitor". 

In meinen ar. forschungen II, s. 158 f. habe ich den Vor- 
schlag gemacht das zu-j. 44. 3 1 ) überlieferte zq^a/m zantä zu 
ändern, da ich mir die spirans nicht erklären konnte. Das ist 
abzuweisen, p ist einfach den kasus mit schwacher suffixform 
entlehnt. Streng genommen wäre zu erwarten: zantä, zantä- 
rem, zqfirä, zqpröi etc. Nun hat die spräche zwar den Wechsel 
von tr und pr bei der tar-deklination ertragen — wenn schon 
ein fall des ausgleichs auch in dieser hinsieht vorliegt, cf. ätr&m 
und verf., a. o., s. 133 — , aber der Wechsel zwischen q und 
an ri88 die formen allzusehr auseinander, um nicht eine aus- 
gleichung nach der einen oder andern seite hin hervorzu- 

gefurte ansieht bezüglich des o aus. Wie steht es aber mit pard.ke\Odem 
< parakauistetna? Zu j. «57. 13 schreibt auch Geldner in der neuausgabe 
parö.kat . Und woher überhaupt das 5? Der hinweis auf die Super- 
lative wie spentottmo ist nicht glücklich; vgl. mein handbuch, § 271. 

*) Bei dieser gelegenheit sei ein fehler in der daselbst gegebenen 
Übersetzung der Strophe verbessert. In der vierten zeile muss es heissen : 
„wer (ist der), durch den ."',jä ist instr. des mask. 



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10 Chr. Bartholomae 

rufen 1 ). Die durchfiirung von -qß- war begünstigt durch die 
wurzelverwandten wörter zqfiwa- und zqpa-, welch letzteres 
allerdings seine lautgestalt selber erst unter dem einfluss von 
zqfiwa- (und etwa der in die gleiche bedeutungsgruppe fallenden 
noinina auf/a-) empfangen haben kann; in regelmässiger ent- 
wicklung wäre ar. *zantka- zu *zanta- geworden. 

Bezüglich des Verhältnisses von ai. gani-ta zu av. zq-ßä 
will ich hier noch auf die folgenden arischen pare verweisen: 9 ) 

ai. dühitd > gd. dugedä, jav. dugda*); 

ai. garitar > jav. aibigaretar; 

ai. drdvinas > jav. draonö 1 ); 

ai. dtithis > gd. astiä, jav. astaiö*); 

ai. medhiram > jav. mqzdrem, gd. hutnqzdrä*); 

ai. sthäviram > jav. staorem. 
[Ferner mit i: 

ai. pdrinas > jav. parenanhwüem 7 ); — ai. yabhiräs > jav. 
gafra; — ai. gxbhUdm > jav. gereptem; -r- ai. rg*?dtn > jav. 
aräöJcarem 7 )]. 
Ueberall hat das avesta die schwächere form. 8 ) 

Die fälle mit fr > r sind vielleicht anders zu beurteilen; 
ir könnte auch ar. /r entsprechen. — Wegen bh, w > f (= ph) 
in ai. gabhirds, gambhlrds, av. gaiwLvafrahe etc. > av. gafra, 
gqfnufya verweise ich auf Brugmann, grundriss I, § 469. 7. 
Dazu auch dämmern > ddhämi mit fcfe >'gh. — Wie steht es mit 
jaofytnaidf jt 4. 1 ? 

VII. Av. asfti > ai. dtithif. 

astiä steht für idg. *otthis. Im übrigen s. oben. 

Zu öwfoj- „gast, gastfreund 44 gehören die meisten der bei 
Jußti unter „1 osti 3) der inbegriff der knochen, der körper 44 
zusammengetragenen wörter. Eine Übersetzung der einzelnen 
stellen wird, so hoff ich, genügen die richtigkeit meiner an- 
name zu erweisen. Nur eine kurze bemerkung ist noch vor- 

1 ) Ueber einen änlichen fall vgl. man meine beitrage, s. 125. Doch 
Hesse sich das lokativische -osü auch direkt auf -ot-su zurückfüren; man 
halte dazu meine bemerkungen auf s. 134 f. und 162 f. *) Vgl. dazu 
Fick, Bezzenberger's beitrage III, s. 159 f. 8 ) Verf., Bezzenberger's 
beitrage XIII, s. 91. 4 ) Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 205. 

*) S. unten VII. •) Vgl. dazu verf., a. a. o., s. 80 f. ') Geldner, 
drei yasht, s. 74. 8 ) Verbalformen habe ich absichtlich bei seite gelassen. 



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Arisches. 11 

auszuschicken aber das mehrfach mit asM verbundene väzütö. 
Der zendist übersetzt väziita- mit burtar, die modernen Über- 
setzer unter hinweis auf ai. vdga- etc. mit „förderlichst, wirk- 
samst". väziUa- bedeutet vielmehr „erwünschtest, willkom- 
menst, sehr willkommen". So werden auch aia^azawhö und 
a&iyäzö j. 10. 1, 14 klar, die man selbstverständlich von väziita- 
nicht trennen darf; Hauma ist „dem frommen erwünscht, will- 
kommen" 1 ). Der astü väzütö ist „der willkommenste gast"; 
und in j. 36. 3 heisst es: „welcher von deinen namen dir der 
willkommenste ist, mit dem begrüssen wir dich, o Atar". *) — 
Die stellen mit astai- „gast" sind: 

j. 31. 22: h#ö töi mazdä ahurä 

väzütö anhaut astiä 
„der wird dir, o gott Mazdah, ein willkommener gast sein"; — 

j. 49. 11: drugö demän? 

haipjä anhen astajö 
„im haus der lüge werden sie ewige gaste sein"; zitirt v.& 107; — 

j. 46. 11: jayöi vispäi 

drügö demänäi astajö 
„als gaste auf allezeit für das haus der lüge". 8 ) Die drei 
stellen gehen auf eine gemeinsame anschauung zurück. Die- 
selbe anschauung, dass der fromme ein gast des Mazdah, der 
böse ein gast der Drudä werden wird, findet sich noch ausser- 
halb der gatha'8 in j. 70. 4 : bu%ama ahurahe mazdä friß väziUa 
asta%ö „(retter möchten wir werden, sieger möchten wir werden,) 
des Ahura Mazda liebe willkommene gaste möchten wir werden"; 
die stelle ist in Zusammenhang mit jt. 19. 89 ff. zu betrachten. 
— Einen andern gedanken treffen wir j. 13. 2: frjjkf vllzi&tahQ 
astöü ratüm ärnrufö ätrern ahurah$ mazdä „den beschützer des 
(jedes) lieben willkommenen gastes rufe ich auf, den Atar, den 
son des Ahura Mazdah". Der gott des feuers (herdfeuers) gilt 
als Wächter über die heiligkeit des gastrechts — ein uralter 
zug. Zur bedeutung von ratuS verf., ar. forschungen III, 8.44 ff. 

*) Wörtlich „den wünsch des frommen ausmachend". •) j. 51. 12 
ist wegen der vielen anal Xtyoptva unsicher, zöüenü väzä etwa „mit 
glühendem verlangen"? Vgl. dazu von Bradke, Kuhn's Zeitschrift 
XXVIII, s. 295 ff. ") So kommen beide stellen, j. 46. 11 und 49. 11 
in Ordnung, one dass man für ast° eine verschiedene erklarung not- 
wendig hat. Darnach ist das in Kuhn's Zeitschrift XXVITI, s. 20 gesagte 
zu berichtigen. 



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12 Chr. Bartholomae 

In j, 17. 11 und v. 19. 40 steht ätrem väziHem. Nach der 
tradition soll das ein ganz besonderes feuer sein, über dessen 
seltene eigenschaften man Justi, s. 273 nachschlagen möge. 
Wenn man berücksichtigt, dass vaziäta- sonst fast nur in Ver- 
bindung mit astai- vorkommt, und weiter, dass im veda dbithi? 
einer der gewönlichsten beinamen des Agni ist, so lässt es sich 
wol nicht ganz one berechtigung vermuten, dass die worte 
obrem väzütem einer stelle entnommen sind, die vollständig 
.. Sirein väziHem astlm . ., d. i. „den Atar, den willkommen- 
sten gast" gelautet hat. Auch zu j. 36. 3 könnte die wal von 
väziäta- in erinnerung an diese Verbindung erfolgt sein; s. oben. 

Statt des Justi'schen astö j. 51. 12 ist attö zu lesen, d. i. 
ein lokativischer infinitiv zu ans- „erreichen"; cf. verf., Bez- 
zenberger's beitrage XIII, s. 83. ahmi ist von aHö attrahirt, 
vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 23 zu j. 31. 15. [Anders 
Geldner, ebd., s. 407. Infinitive wie ai. visftas finden sich 
auch im avesta, wie ich schon in Bezzenberger's beitrage IX, 
s. 302 gezeigt habe. Aber dem t geht immer ein vokal vorher; 
s. Whitney, ind. grammatik, s. 499 unter -t}. 

Ueber astim j. 33. 2 cf. verf., a. o. XIII, 8. 81 f. 



VIII. Noch zwei avestische infinitive. 

1) Zur wurzel os- „sein". 

Zu vsp. 3. 7 lesen wir in der neuausgabe: tum nö äßraom 
zaotast$, d. i. „du, o athravan, sollst unser zaotar sein". — 
Geldner hatte früher (Studien I, s. 142) mit K 4 zaotasti 
lesen und sti als 2. sing. imp. akt. zu as~ erklären wollen; 
aber diese form könnte doch nur zdl lauten, wie sie ja zu 
j. 31. 17 auch wirklich überliefert ist. sts ist vielmehr der 
imperativisch verwendete infinitiv zu as-; bildung und gebrauch 
sind die gleichen wie bei mrüt$ im nächstfolgenden satz. In 
den gatha's entspricht genau stöi, welche form den in Kuhn's 
Zeitschrift XXVIII, 8. 21 unter XVI aufgezälten hinzu zu fügen 
ist (Geld n er, ebd., s. 206), und zwar: j. 31. 8, 34. 4, 45. 10, 
46. 16, 49. 2, 50. 2, 6*). In n. 3. 10 = jt. 24. 6, wo auf 
j. 34. 4 angespielt wird, ist stöi durch st$ wiedergegeben: stöi 

] ) Zu j. 33. 10 ist mit Geldner (in der neuausgabe) zu korrigiren. 

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Arisches. 13 

rapantf < st? rapantqm (so gegen die neuausgabe zu lesen; 
vgl. die Varianten und meine beitrage, s. 127) x ). 

2) Zur wurzel Ifiafr „wonen". 

In v. 3. 24 steht aiwi.äöifine, in v. 2. 25, 33 °1{iöipne. Die 
richtige form ist die one #. Man vgl. dazu die altpersischen 
infinitive auf -tonaij: Icartanaij, kat° (für kant°), fräst (für 
fast ), -pne und -tanaij deuten auf alten ablaut. Die wurzel- 
form vor dem suffix ist die mittlere. — So erledigen sich die 
zweifei SpiegePs in seiner vergl. grammatik, s. 166. 

Eine dritte form dieses infinitivausgangs , nämlich -tanai } 
wäre für av. fax&äne j. 33. 13 anzuerkennen, wenn ich mit 
meiner erklärung des worts in ar. forschungen II, s. 42 recht 
behalte. Anders urteilt Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, 
s. 262. Ein sicherer entscheid wird sich kaum treffen lassen, 
da das folgende verderbt ist. 



IX. Arisch uai- „wollen" mit akk. und inf. 

Unter „gebrauch des infinitivs" zitirt Whitney, ind. gram- 
matik, § 982 b die vedastelle jdd Im usmdsi kdrtave kdrat tat 
(RV. 10. 74. 6) und übersetzt sie „was wir getan wünschen, 
das möge er tun". Dabei wird im als bedeutungsloses füllsei 
betrachtet und der infinitiv in passivem sinn genommen. Das 
avestische erweist diese Übersetzung als falsch und zeigt, dass 
vielmehr Ludwig das richtige getroffen hat, der die stelle so 
wiedergibt: „was wir wünschen, dass er tue, das füre er aus". 
%08- „wollen" wurde im arischen so konstruirt: die person, 
von der etwas gewollt wird, steht im akkusativ, wärend das 
von ihr gewollte durch den infinitiv ausgedrückt wird. Die 
avesüschen stellen, die das beweisen sind: 

1) j. 34. 4: a]> toi ätrem . . usemahi . . stöi rapants 1ci- 
firä-auanhem aj> . . daibiäfante . . dereätä.a$nawhem „von deinem 
feuer wünschen wir, dass es dem der zu dir (oder uns) hält, 
augenfällige hülfe gewäre (wörtlich: gewärend sei), aber an 
dem, der dich (oder uns) befeindet, sichtbare räche übe". Zu 
rapantf vgl. j. 28. 2 und meine beitrage, s. 13. stöi ist infinitiv 
zu as-, cf. oben s. 12. 

*) Als das stück geschrieben wurde, war offenbar das genaue ver- 
sUndnißs der gatha's bereits erloschen. Der fall steht keineswegs ver- 
einzelt. — Eine Übersetzung der gathastelle ist unter IX gegeben. 



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14 Chr. Bartholomae 

2) j. 50. 2: je hlm ahmüi västrayaitim stöi usiäjt „der 
von ihr, der weidereichen, wünscht, dass sie ihm zu teil 
werde", stöi wie oben. Im übrigen vgl. verf., ar. forschungen 
II, s. 162. 

3) j. 46. 16: j$ng usyalii uMä stöi (Geldner unrichtig 
uitäjtöi) „von denen wir wollen, dass es ihnen nach wünsch 
gehe", stöi wie bei 1 und 2. uätä ist lok. sing, zu uMii. 

Aus dem veda ist mir ein weitres beispiel für diese Verbin- 
dung nicht bekannt. 



X. Arische lokative mit r. 

Vgl. dazu Scherer, zur gesch. d. d. spräche 2 , s. 468; 
Persson, studia etymologica, s. 113. 

1) Av. zemare „in der erde", im kompositum zemarguzö. 
Ueber die bedeutung des worts „in der erde sich verbergend" 
war man niemals in zweifei; aber zemar blieb unerklärt Justi, 
handbuch, s. 363, § 83. 4 wollte es gleich *zemas — gen. sing, 
oder akk. plur.? — setzen. Dem steht aber sowol die laut- 
lehre als die syntax entgegen: letztere weil güz- doch nur mit 
dem lokativ, oder höchstens — in der bedeutung „verhüllend" 
— mit dem instrumental verbunden werden kann; vgl. z. b. 
RV. 2. 11. 5, 10. 32. 6, 5. 63. 4 u. a. m. Spiegel, kommentar 
II, 8. 95 meint: „zemare, das nur in dieser Verbindung vor- 
kommt, ist eine nebenform von zem- und lautet wol ursprüng- 
lich zeman". Aber auch dabei wird man sich schwerlich 
beruhigen können. Denn das dürfte ja heute wol allgemein 
zugestanden werden, dass durch den ansatz von so und so viel 
verschiedenen (angeblichen) Stammformen das verständniss der 
flexion und Wortbildung nicht um das mindeste gefördert wird. 
[Neuerdings hat wol auch Spiegel eine andre ansieht über 
zemar, da es sich in seiner vgl. grammatik, s. 168 f. unter 11) 
nicht vorfindet] 1 ). — Nach dem metrum in j. 9. 15 wurde 
zemargüzö dreisilbig gesprochen, e ist also svarabbakti. Man 
vergleiche zu zmar den ai. lokativ gmdn, worüber ein folgender 
artikel handeln wird. 

2) Ai. vanar „im wald, im holz", in den komposita vanar- 

*) Ich bemerke bei der gelegenheit, dass das dort aufgeförte Wjtara- 
niebt ein saffiz ara- enthält, sondern jedenfalls in sru+bara- „hörn 
(-haut) tragend" zu zerlegon ist; vgl. gada^arö. 



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Arisches. 15 

ff us, vanarsddas, vanarsddam. Nach Whitney, ind. gram- 
niatik, § 176 c wäre vanar unregelmässige sandhiform für vanas. 
Offenbar ist dabei an vdnaspätis gedacht Aber auch hier ist 
das erste glied eine kasusform, nicht ein stamm. Dafür spricht 
schon die betonung des worte auf beiden gliedern, welche nur 
in uneigentlichen, durch zusammenrückung entstandenen kom- 
posita altberechtigt ist, wie in bfhaspätis, gndspdtis, gäspdtis, 
sündhs&pas u. a. vdnas ist gen. sing, zu van-, das deutlich genug 
in vqsu und vandm — av. vanqm (v. 5. 24) vorliegt; wegen 
des akzents auf der Stammsilbe vgl. Lanman, Journal of the 
am. or. soc. X, s. 479. Und ebendazu gehört als lokativ auch 
jenes vanar. 1 ) 

3) Ai. war „in der frühe", im kompositum usarbhüt. Die 
tirform des worts ist entweder mit *us-er oder warscheinlicher 
mit *u8-s-tr anzusetzen; vgl. vatsar no. 12) und dazu Collitz, 
Bezzenberger's beitrage X, s. 23, verf., beitrage, s. 155. — 
Alle andern formen mit r, wie usrds, usräm, usrd- sind auf 
jenem alten lokativ aufgebaut. Zu ihrer bildung hat zweierlei, 
einzeln oder zusammen, anlass gegeben. Einmal: usdr konnte 
leicht den gewönlichen lokativausgang i hinzu erhalten — cf. 
usri oder, wie nach dem metrum zu lesen, us&ri (Lanman, 
a. o., s. 420, 427); gr. tjqi aus *ausM; dazu J. Schmidt, 
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 308 — , und an diese form schlössen 
sich dann eine neue flexion und neue Wortbildungen an. Und 
zweitens: das nebeneinander von komposita, welche einen stamm, 
und von solchen, welche eine kasusform als erstes glied hatten, 
konnte sehr leicht dazu füren, dass man jene kasusformen „als 
stamme auffasste", d. h. nach dem nächsten besten vorbild 
weiter deklinirte. Es ist das ein für die flexion und stamm- 
bildung nicht unwichtiges moment, das, wie mir scheint, noch 
nicht die gebürende Würdigung gefunden hat. So gab z. b., 
um beim indischen zu bleiben, prtsu-tursu neben prt-sutis den 
anlass zur bildung von piisusu; divö-gas in Verbindung mit 
nabhögds erzeugte den „stamm" (divas- und) divasa-, der be- 
kanntlich in der altern spräche noch nicht zu finden ist; 
u. s. w. 

4) Ai. vasar „im früling u , im kompositum tasarha RV. L 
122. 3, einem beiwort der frülingsäquinoktialstürme; pörigmä 

*) dnarviid ist junge nachbildang. Ebenso räthaspdtif. 

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16 Chr. Bartholomae 

geht auf Vata oder Rudra; vgl. dazu Zimmer, altind. leben, 
8. 372 f. Die basis ist idg. %es-, in vollerer gestalt vis-, welch 
letztere in lat. ver und an. vdr vorliegt, sowie in gr. elcrp, d. i. 
EAP = nctQ. — Das avestische vavkri „im früling" *) verhalt 
sich zu vasar wie usri zu usar; cf. oben. Zum griech. akk.- 
nom. eaQ vgl. die bemerkungen zu 3). — S. noch vasantd-, 
worüber später. 

5) Ai. dhar „am tag", auch im kompositum dhardivi (vgl. 
La n man, a. o., s. 488) und in äharahar (ein ämröditam wie 
djdvidjavi). Die basis ah- liegt auch im lokativ dh-an „am 
tag" vor (cf. unten), und vielleicht im genetiv dha (= dhas) 
an der unklaren stelle RV. 6. 48. 17. — Ueber dhar als akk.- 
nom. cf. eaQ unter no. 4). 

6) Av. kanare „in der ferne, fern von — , one" (mit abl.). 
Zur bedeutung vgl. avev&e. — Das dem av. hanare zu gründe 
liegende idg. sen-, bzw. s#-, s#n~ findet sich noch in ai. san-u- 
tdr, san-i-tdr u.a., lat. sin-e*) [und sin-is-ter?*)], mhd. sunder, 
und wol auch, trotz des Spiritus lenis, in gr. a-teQ (cf. Bugge, 
Bezzenberger's beitrage III, s. 128), av-ev und av-ig. 

Was avev und Svlq anlangt, so halte ich letzteres für eine 
alte instrumentalbildung mit -Is, wie solche am deutlichsten 
im avesta vorliegen, z. b. in bau nämsniä; literatur hierüber 
bei verf., beitrage, 8. 74 4 ). Ebensolche bildungen sind noch 
SliQ „in häufen", x w Q^ „ausser" — das selbstverständlich mit 
ai. hurds, hurük, hiruk b ) zusammengehört — u. a. m. — avev 

*) So lautet die form. °ra bei Justi beruht auf einem irrtura, der 
freilich jetzt kaum mehr auszurotten sein wird, nachdem er schon minde- 
stens ein dutzend mal wiederholt worden ist. *) Die alte ableitung 
von sine aus sl+ne hat zwar jüngst wieder eine neuen anhänger ge- 
funden (Iw. Müller'8 haudbuch II, 8. 196), ist mir aber darum nicht war- 
scheinlicher geworden. — Das t von sine, statt a, erklärt sich aus pro- 
klise. Im übrigen verhält sich situ zu avie genau wie lat. pote (est) zu 
potis (est), 8 ) Also eigentlich „abgelegener"? — Die Prellwitz'sche 
Zusammenstellung von sinister mit dquttSQog (Gott. gel. anzeigen 1886, 
s. 760) kann ich auf keinen fall billigen, vgl. dazu Bezzenberger's bei- 
trage XIII, 8. 69. *) Dasselbe suffix liegt gewiss auch in den gewon- 
nenen instrumentalformen der o-stämme vor. In alter zeit waren ver- 
mutlich instrumental und soziativ auch formell geschieden, -is in av. 
numerus verhält sich zu -a*is in ai. devdis wie -s im gen. sing, zu -m, -os 
und -d im abl. sing, zu -od; cf. Brugmann, grundriss I, s. 409 n. 
ö ) ir, ur = fr. Das auslautende k geht auf altes ks y wie es in gr. anal 



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Arisches. 17 

halte ich rar eine lokativform zu dem in ai. sanutdr und 
sdnutjas steckenden idg. *senu, *s&nu (s. unter no. 15). -«; 
entspricht entweder dem ai. -ö in sänö, av. -ö in peretö, ap. -auv 
in margauv (cf. verf., Bezzenberger's beitrage IX, s. 308, 
XIII, s. 83), oder aber es geht auf die antekonsonantische 
satzform für -ijv = ai. -äu; vgl. Bezzenberger, nachrichten 
d. ges. d. w. zu Gott 1885, s. 160 ff. und dazu Zeig gegen 
ai. djatis u. a. *). 

7) Ai. 8asodr „im verborgenen, heimlich" =» av. hamihare, 
im kompo8itum hanühareMatem „den im verborgenen lauern- 
den" (verf., beitrage, s. 164). Die grundlage sas-, sas-u vermag 
ich sonst nicht nachzuweisen; vgl. übrigens no. 16). — Eine 
ableitung von sasvdr ist das adverb sasvdrtä, instr. sing, zu 
°ta-. Zur bildung vergleiche man muhürtdm neben mühur und 
av. pataretafibia, no. 11) und 14). 

8) Av. Üare „im schuss, sogleich", auch im kompositum 
iäareätäitfa. Zur basis iä- vergleiche man ai. d?rf- „hineilend", 
sVa- „das hineilen" und isu? „pfeil". 

9) Ai. sdbar „im augenblick, alsbald", im kompositum 
sabardhük, > gr. aqxtQ. So nach dem Petersburger Wörter- 
buch; anders Grassmann, Froehde, Bezzenberger's beitrage 

n£()i£, ptra$-v> lat. mox, ai. makf-ü u. s. w. vorliegt; s. Kissling, Kuhn's 
Zeitschrift XVII, s. 216. 

*) Es steht letztere anname allerdings im widersprach mit dem von 
Me ring er, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, 8. 281 aufgestellten lautgesetz: 
„idg. ausl. -äu wurde vor konsonant im satz zu -ö", und entsprechend, 
wie man hinzufugen muss, -eu zu -e, -äu zu -5. Wie aber erklären sich 
dabei ai. gäü?, djätif, näüf = gr. ßovg, Zeve, vavs? Satzinlaut und wort- 
inlaut lassen sich ja doch nicht trennen. Die sache ist, wie mir scheint, 
noch nicht genügend aufgeklärt. Vielleicht spielt der akzent oder die 
akzentart dabei eine rolle. Oder war der wandel von -5u zu -a ursprüng- 
lich etwa auf den absoluten auslaut beschrankt, oder auoh auf die Stel- 
lung vor einzelnen bestimmten konsonanten? [Vgl. dazu W. Schulze, 
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 428 und Bezzenberger in seinen bei- 
tragen Xu, s. 79.] — Zu dem satz a. a. o., s. 2S2, z. 18— 17 möchte ich 
mir eine kurze anfrage erlauben. Meringer sagt daselbst: durch germ» 
ahtau, ai. Oftäü und gr. oxtcj, lat. octo „ist der idg. sandhi 5, äu er- 
wiesen, dessen Spiegelbild im sandhi des rk noch ganz klar ist, wenn es 
8. 2. 41 heisst atfa paräh, aber 1. 126. 5 Offav aridhqjosö«. Ich bitte 
Meringer RV. 1. 35. 8a und 10. 72. 8a nachzuschlagen und frage, ob 
er auch dann noch von der völligen treue des Spiegelbilds im sandhi des* 
RV. überzeugt ist. 

Beiträge i. tande d. Iniig. gpncbon. XV. 2 



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18 Chr. Bartholomae 

X, s. 294 f. und Ludwig, rigveda IV, s. 361 f., (dessen ver- 
gleichungen an den lautgesetzen scheitern.) b neben q> (aus bh) 
kann auf eine ursprachliche differenz hinweisen, vgl. yewq > 
ai. hdnu§ u. 8. w.; es kann aber auch im kompositum mit 
d(h)ugh- nach bekanntem gesetz aus bh hervorgegangen sein. 
Der Spiritus lenis in aqxxQ erklärt sich wie in I^w, ed-og u. a. 
— Die basis mbh- findet sich noch in acp-va), h£-atq>-wjQ u. 8. w., 
Weiterbildungen aus einem alten, mit sabar > cl<pccQ gleich- 
bedeutenden n-lokativ; vgl. zetnar > gtndn unter no. 1). 

10) Ai. pünar „wiederum". Es liegt nahe genug pün-ar 
mit gr. naX-iv zusammenzustellen und auf *pürar = idg. 
*p#°, d. i. gr. naX°, zurückzufiiren. Aber dann hätte man not- 
wendig anzunehmen, dass in alter zeit die urindische gruppe 
r+ vok. +r durch einen dissimilationsvorgang zu n+ vok. +r 
geworden sei: eine anname, die an den perfektformen wie 
anarsat u. 8. w., bei denen ja allerdings r für n zu erwarten 
wäre, doch wol nicht die genügende Unterstützung findet 1 ). 
Das iranische lässt uns leider im stich. 

Was das gr. ndXiv anlangt, so ist es jedenfalls auch eine 
lokativbildung, und zwar mit dem suffix -in, das ausser in ai. 
asm^in, jdsm-in etc., gr. &p-iv y te-iv etc. noch in gr. TtQiv, itQb 
vorliegt 2 ). Die avestischen formen ahmt neben ai. asmin, fwl 
(?; verf., ar. forschungen III, s. 28) neben vetv, sowie lesb. 
afAfu neben yfuv, sind wol unter dem einfluss der gewönlichen 
lokative auf i entstanden. 

11) mühur „im nu". Das auslautende ur geht auf ar. -p*; 
vgl. dazu ai. sanitär neben sanutdr. Davon abgeleitet ist mu- 
hürtdm, mit ür aus f. Entsprechende bildungen s. unter 7) 
und 14). — muh- steckt auch in mühu, muhü und muhukdm. 



Einige andre formen gleicher art sind zwar nicht selber 
überliefert, lassen sich aber aus überlieferten Weiterbildungen 
dazu erschliessen. Diese Weiterbildungen können in eine sehr 
frühe zeit zurückgehen. Ich will darum keineswegs behaupten, 

*) Anderseits freilich sind es auch nur ganz wenige Wörter, die direkt 
dagegen sprechen; im RV. ausser reduplizirten wie räränas u. s. w., die 
sich leicht als neubildungen erklären Hessen, nur kuri'ram, iarärus und 
idnram. *) Und wol auch in osk. hürfin — {ipol : Ipfo, ai. tve : rCv 
sa *x6qtoi (otxoi) : hurtln] — und in lat. alioqutn. 



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Arisches. 19 

dass die im folgenden aufgefürten erschlossenen r-formen im 
indischen oder iranischen noch wirklich vorhanden waren. 

12) Ai. *vatsar „im jar", enthalten in vatsard-, vateartna- *) 
(im RV. und AY. nur in Zusammensetzungen). Die basis ist 
vätas- — gr. /hoc-; cf. Brugraan, Kuhn's Zeitschrift XXIV, 
s. 12. Die von den indischen grammatikern aufgestellte ablei- 
tung von vatsard- aus vat- mit dem suffix sard- bat es nicht 
verdient, ernst genommen zu werden, vatsar verhält sich zu 
vatas- genau so wie usar zu u$as-, s. no. 3). sqvdtsam u. s. w. 
erklären sich durch übertritt in die a-deklination. Endlich, 
das ganz spät erst auftretende sqvat ist doch gewiss ein von 
den grammatikern verfertigtes wort, vgl. das Petersburger 
Wörterbuch. 

13) Av. *^äapare „in der nacht", enthalten in bifoaparern, 
prtfäaparäji u. a. Die basis ist käap~, fem.; so in ai. k§apd, 
ksapds = av. föapä, föapö u. a. m. Neben den r-formen hat 
das avesta auch solche mit n, z. b föapanö, föafnö etc., welche 
einen alten w-lokativ *käapan voraussetzen, der im altpersischen 
%äapa-vä erhalten ist*). 

14) Ai. *patar = av, *patare „im flug", enthalten in 
patardm etc. und in pataretcßibiß , das sich hinsichtlich seiner 
bildung mit ai. sasvdrtä und muhürtdm deckt, cf. no. 7) und 11); 
av. ar ist ar. ar oder f (= ai. ir, er). 8 ) — Ueber einen gleich- 
bedeutenden w-lokativ später. 

15) Av. *na%tare „in der nacht", enthalten in nafytourtiäu 
v. 7. 79. (So jedenfalls die richtige lesart; die handschriften 
haben meist nafyuruiu.) Die basis ist naht-, fem.; sie liegt 
deutlich vor in : ai. ndk = lat, nox, ai. ndktam — lat. noctetn, 
SA.ndktä > gr. Kwtw (vgl. hiezu Meringer, Kuhn's Zeitschrift 
XXVIII, 8. 230 f.). Die schwache form zu nakt- ist natürlich 

*) Zu dessen bildung cf. gr. iaqwos, vvxreQWos. *) Ai. ktapabhis 
RV. 4. 53. 7 — kfapabhir dhabhii ha — wird naoh der Schablone aus 
einem thema kfapd- erklärt, ist aber gewiss nichts andres als der mit 
dem pluralsuffix versehene instr. sing, foapa. Vgl. auch av. \iapäj<wnö 
und die bemerkungen zu 3). Das arische &am- „sommer", mask., = av. 
harn- (cf. verf., ar. forschungen II, 8. 113 f) ist durch die Vermittlung 
des instr. *samä = av. hama im altindischen völlig ins farwasser der 
ä-deklination geraten; cf. »dm am, bahnt 'h »dmä». ■) Dazu gehört jeden- 
falls auch av. frapteregätam , das fra-ptere-g&4-qm zu teilen ist, gä ist 
schwache wurzelform zu gan-; das suffix ist t; falsch verf., beitrage, 
s. 164. 



20 Chr. Bartholomae 

akt- (aus vfo), wie sie sich in ai. akta 1 ), aktäü u. a. findet, 
die man gewönlich aus ang- „salben" herleitet. Das richtige 
hat J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVII, 8. 304; 8. auch 
Ludwig, rigveda IV, 8. 22. — Zu av. naftouruäu vergleiche 
man gr. vvxreQivog und lat. nocturnus, sowie gr. vvxtwq „nachts", 
das sich dem av. naftare völlig gleichsetzen lässt, wenn man 
*noktf als gemeinsame grundform annimmt 

Eine stark abweichende erklärung von vvxtioq etc. gibt 
J. Schmidt, a. a. o. XXVI, s. 18. Dabei wird von der an- 
name ausgegangen, nokt- sei ein alter neutralstamm. Aber 
diese anname ist meines erachtens nicht zu halten. Wenn 
nokt- vielfach nach der «-deklination flektirt wird, z. b. ai. 
naktdbhis, so beweist das für das geschlecht nicht das mindeste. 
Die überfurung konsonantischer stamme in die n-deklination 
ist durchaus nicht auf das neutrum beschränkt. Man vgl. z. b. 
av. hauruqm Japanern neben hamajfi, föapö (oben no. 13) zu 
dem stamm Wap-, der sicherlich von haus aus feminin ist. Im 
ganzen rgveda und atharvaveda gibt es nur eine einzige form 
an einer stelle, die man für die J. Schmidt'sche anname, dass 
nokt- ursprünglich neutral war, geltend machen könnte: d. i. 
ndktam in RV. 1. 90. 7, wo es als nominativ fungirt 2 ). Es 
ist aber kaum zweifelhaft, dass mit rücksicht auf das folgende 
usdsö ein nom. plur. herzustellen ist, das wäre ndkta (utä 
u§asö) « gr. vvxzeg; vgl. auch RV. 2. 2. 2, wo ndktir u$dsö 
verbunden sind. Die ändrung von ndkta in das geläufige ndktam 
— des hiatus wegen — ist den rezensenten gar wol zuzutrauen. 
Aus dem gleichen gründe wurde nachRoth's ansieht auch der 
akk. dual, näktä zu RV. 8. 27. 2 in ndktam umgeändert. An 
allen übrigen stellen des RV. und AV. ist ndktam akk. sing, 
und zwar im sinn von „nachts" 8 ). Warum aber das gerade in 
ndktar+m zerlegt werden soll, vermag ich nicht einzusehen. 4 ) 

*) RV. 1. 62. 8. Es ist wol zu lesen : 
kfsni'bhir akta usäsä rusadbhir \ 
mit dem gewönlichen rhythmus 

TT \J , \J\J O TT | • 

akta wäre also dualform. a J Nach dem Petersburger Wörterbuch wäre 
ndktam auch hier adverbial; s. unten. •) Auch RV. 4. 30. 3. Ludwig: 
„als du die tage ausbreitetest des nachts* 1 . — Statt 6. 23. 10 im Whit- 
ney'schen index ist £.23. 1 zu lesen. *) Dem ai. naktajä zu liebe hat 
man überflüssiger weise auch noch einen ö-stamm nakta- aufgestellt, zu 



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Arisches. 21 

Ganz zweifellos feminin ist der nom. sing, ndk RV. 7. 71. 1: 
dpa sväsur usdsö ndg gihits, rindkti kr§7%ir . . . ndk ent- 
spricht genau dem lat. nox. Die herkömmliche erklär ung von 
ndk ist freilich eine andre. Danach soll es auf einen stamm 
nds- zurückgehen, den man eigens und allein für ndk aufge- 
stellt hat; cf. Lanman, a. o., s. 489 f. — Warum? Grass- 
mann erinnert an gr. vv%a, rv%tog etc. Darauf ist aber nach 
meiner meinung gar nichts zu geben Die Wörter mit w%- 
statt w%%- sind in alter zeit noch nicht häufig anzutreffen — 
bei Homer steht nur 7tavwxog, navvvxioq und av%ow%l [0 192, 
man beachte den rhythmus _u^_] — und ihr % macht es so 
gut wie gewiss, dass sie ihre entstehung dem gleichklang des 
nominativs wf mit owg zu verdanken haben. Die hauptstütze 
für den ansatz des Stammes nas- bilden «w- und nim- „nacht". 
Aber auch sie ist sehr gebrechlicher art. Zunächst, meine ich, 
sollte schon jedem, der nicht etwa auch heute noch in -der 
anschauung befangen ist, dass jeder beliebige a-laut zu jeder 
beliebigen zeit sich zu i „schwächen" könne, der vokalismus 
die Zusammenstellung von nas- mit nis- in bedenklichem licht 
erscheinen lassen. An die erklärung in Gurtius- Studien IX, 
s. 395 glauben Brugmann und J. Schmidt, der sich noch 
in Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 1 auf sie berief, vermutlich selbst 
nicht mehr. Dazu kommt aber weiter die doch recht auffallige 
tatsache, dass jenes angebliche nas- sich nur einmal in einer 
alten rgvedahymne vorfindet, nis- aber erst ungefar ein jar- 
tausend später auftritt. Das beruht meines erachtens nicht auf 
blossem zufall, sondern darauf, dass nis- in der tat erst ganz 
spät gebildet worden ist Will man nis- unter einer wurzel 

dem naktaja den unregelmässig akzentuirten instr. sing, bilden soll. 
Aber in der tat ist für keines der adverbien auf -aja (bei Whitney, 
a. o., § 1112e) ein ö-thema nachweisbar. Meines erachtens zerlegt sich 
ai. •ajä in -a+% (lok. sing, der a-deklination) + ä (postposition); cf. ai. 
svapnaja > av. zartaja, ap. dastajä. Von den a -stammen aus übertrug 
sich der ausgang -ajä auch auf konsonantische; cf. ai. äsaja, naktaja, 
kpnajäy fmqja (RV. 7. 39. 3 : gmaja dtra „auf der erde hier", pada falsch- 
lich gmaßs), hrdajävidhas (RV. 1. 24. 8, pada falschlich hrdajävidhas). 
Endlich wurde aus der gleichung -am : -um = -aja : x für die g-dekli- 
nation ein -«ja erschlossen, cf. ai. ähtja, uruja u. a. Das alles geschah 
bereits in arischer zeit, wie av. äsuja, vanhuja beweisen. Vgl. noch ay. 
awrajä, vjänajä (beide in den gatha's), %aja = ai. ubhajä, asaja > ai. 
ftqja u. a. Ai. madhja ist wol aus *madhjqja hervorgegangen. 



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22 Chr. Bartholomae 

einstellen, so hat man es zu iir, täte zu ziehen. Das part. perf. 
pasß. dazu, mit dem präfix ni, nüüa- bedeutete „sich nieder- 
gelegt habend 1 ' — „rastend"; im RV. sind belegt dnisitam 
„rastlos" und änmtasargäs „die rastlos strömenden" 1 ). Sub- 
fitantivirt erhält ntiita- später die bedeutung „rast, rastezeit, 
ruhezeit, nachtzeit". In diesem sinn ist niMtäjäm in TS. 2. 
2. 2. » gebraucht, und die gleiche bedeutung haben die später 
auftretenden Wörter nisithd- und ntiUhjä- — die ja auch schon 
im Petersburger Wörterbuch ganz richtig von Si-+ni abgeleitet 
werden — , sowie nisitha-. Weil aber sonst die Zusammen- 
setzung von täte mit ni nicht üblich war, ging das geful für 
die Zusammengehörigkeit von nfyita- mit täte zeitig verloren. 
Und da verfürte nun die scheinbare gleichartigkeit von ntäta- 
mit — beispielsweise — karita- zur bildung des neuen worts 
nitä-, weil neben Icarita- in ungefär gleicher bedeutung auch 
1carä- gebraucht wurde, und dann stellt sich weiter zu nitä-, 
wiederum nach alten mustern, noch nis- u. a. ein. Vgl. Dief- 
fenbach, vgl. Wörterbuch d. got. spr. II, s. 94, wo es bereits 
ausgesprochen ist, dass nis-, nisa- zu täte gehöre. Aber sein 
richtiger gedanke wurde verworfen — cf. Benfey, Kuhn's 
Zeitschrift IX, 8. 114 — und schliesslich, wie es scheint, ganz 
und gar vergessen. 

Als weiteres beweismittel dafür, dass nokt- ursprünglich 
sächlichen geschlechts gewesen sei, wird von J. Schmidt 
ai. näktif angefürt sammt den übrigen /-formen, die sich nur 
unter der Voraussetzung eines alten akk.-nom. sing. *nökt-i 
erklären Hessen. Meine ansieht weicht auch in diesem punkt 
ab. Neben den /-formen wie ai. näkti$ laufen auch w-formen 
her, z. b. ai. aktäü, aJeto?, lat. noctu, noctua, lit. naktvyne, 
naktvö/u u. a. Es scheint mir, dass die erklärung beider 
formenreihen an demselben punkt einsetzen muss. Der über- 
tritt von nokt- in die j-deklination kann sehr leicht vom lok. 
sing. *nokti aus erfolgt sein, der jedenfalls schon in der 
Ursprache nicht selten als erstes glied in Zusammensetzungen 



*) Av. äsüä.gätüm j. 62. 5 = jt 19. 39 zerlege ich in ä (= gr. vrj 
in vrjnios, vrjnvriog etc.) +*äö+^°, d. i. „ruhelosen gang habend, ruhelos 
wandernd". Geldner's einwendung gegen diese fassung von gätus — 
Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 622 f. — ist nicht durchschlagend. Man ver- 
gleiche auch Hübschmann, ebd. XXVII, 8. 100. 



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Arisches. 23 

auftrat; vgl. gr. wYxiKa^Ttr^, lat. noctiluca, ahd. nahtigala, 
welche mir ein ursprachliches muster mit *nokti° vorauszu- 
setzen scheinen. Wie aber von solchen komposita ausgehend 
die Umgestaltung alter flexionen vor sich ging, ist oben unter 3) 
gezeigt worden. — Nun gilt es mir aber kaum für zweifelhaft, 
dass in der Ursprache neben den lokativen auf i (und i) auch 
solche auf u (und ü) üblich waren; vgl. Thurneysen, Kuhn's 
Zeitschrift XXVII, s. 177, verf., Bezzenberger's beitrage XIII, 
s. 85. So finden wir im altindischen zu der basis sen-, wozu 
av. han-are, gr. av-ig, lat. sin-e (oben no. 6) nebeneinander die 
lokale sani und sanu, enthalten in sanitär und sannt dr, welche 
daraus mit dem suffix ter weitergebildet sind, wie ai. prärtdr 
aus *prä > ahd. fruo } gr. itqta-l y wie av. pärentare (Jenseits") 
aus parem = ai. pärdm u. a. Weitere altindische beispiele des 
u-lokals sind: anuffhti „im folgenden, sogleich" (zu anu$fhä-); 
tnühu neben mühur; mtthü „im Wechsel" neben miihds u. a. 
So stand auch neben *nokti ein *noktu, oder — aus dem 
schwächeren stamm gebildet — *$1äu. Diese form fürte aber auf 
dem selben weg zur #-deklination, wie *nokti zur jt-deklination. 
Man vergleiche dazu das oben besprochene avev gegenüber dem 
ai. santi(tdr); ferner ai. maksü'bhi?, instr. plur. zum lok. mak?ü\ 
Das lateinische noctü geht entweder direkt auf ein ursprach- 
liches *noktü, mit langem ü, zurück — cf. ai. mak?ri neben 
mak$u u. a. — oder es erklärt sich wie avev. Das gegenstück 
zu noctü: diu ist aus *divü hervorgegangen und verhält sich zu 
ai. diviy gr. Jd genau so wie noctü zu wxt/ 1 ). 

So lä8st sich denn schliesslich zu gunsten der anname, 
tiokt- sei ursprünglich neutral gewesen, nur noch vm%wq an- 
füren. Aber vvxt(oq würde doch nur dann etwas beweisen, 
wenn es sich zeigen Hesse, dass es akk.-nom. sei. Tatsächlich 
jedoch kommt es nur in der bedeutung „nachts" vor, entspricht 
also in jeder hinsieht dem av. *naJjtare, cf. oben. Dass vvxtwq 
mit vScoq und den übrigen akk.-nom. gleicher art (bei G. Meyer, 
griech. gramm.', § 335) im ausgang zusammentrifft, ist natür- 
lich kein beweis dafür, dass es seiner bildung nach damit 
identisch ist. Uebrigens spielt der r-lokativ auch bei der er- 
klärung, wie die verschiedenen flexionen der wörter für „wasser" 

] ) Anders urteilt über diu J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVII, 
8. 808, one jedoch sieb über die länge des u zu äussern. 



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24 Chr. Bartholomae 

zu stände gekommen sind, eine nicht unwesentliche rolle. Hier- 
über später. 

16) Av. *mifrware „im Wechsel, parweise", vorliegend in 
mij>wair$ v. 2. 28, 36, wenn die lesart richtig ist Die basis 
ist zunächst *tni$u > ai. tnithü (s. s. 23) und weiter *miß- == 
ai. milh-; vgl. dazu sasvdr no. 7). 

17) Ai. *sünar = av. *hunare?, enthalten in ai. sündras, 
sünftä, av. hunarä, hunaretätä; vgl. dazu no. 7), 11), 14). 
Neben *hunare findet sich auch *kunairi — wie usdri neben 
Ufar, no. 3) — , enthalten in hunair%-än1cim. Die erklärung 
der Wörter bietet grosse Schwierigkeit, um so mehr, als auch 
die bedeutungen in beiden dialekten nicht unwesentlich aus- 
einandergehen. Die herkömmliche Zerlegung von sündras in 
sü „gut" + ndra- „mann" ist jedenfalls verkehrt. 

Die besprechung einiger andrer formen, wie z. b. räzars 
neben räzöng und ai. rägdni, av. ajßrl neben aj$n u. a. behalte 
ich mir für eine spätere abhandlung vor, die sich mit den 
n-lokativen beschäftigen soll, wie z. b. ai. gmdn > av. zemare, 
ai. dhan > dhar, vasan-täs > vasar, pata*-gd? > av. patare4a° 
u. 8. w. 

Auf die nichtarischen dialekte will ich nicht weiter ein- 
gehen, als es im vorhergehenden durchaus geboten war. Die 
Schlussfolgerungen liegen ja auf der hand. Wenn sich z. b. 
neben ai. sdmäs, av. hatnö etc. — stamm idg. sem~ — arm. 
atnarn, ahd. sumar stellen, so ergibt sich daraus, dass auch 
von diesem stamm in alter zeit ein r-lokalis im gebrauch war. 

Unzweifelhaft war das kasussystem der indogermanischen 
Ursprache ein weit ausgebildeteres und manichf altigeres, als es 
die heutige Sprachwissenschaft annimmt, die sich leider noch 
immer allzusehr von indischer Schulweisheit beeinflussen lässt. 
Gewiss haben jene unrecht, die der weit einreden möchten, ein 
linguist von heute habe eine eingehendere kenntniss der indi- 
schen grammatik nicht mehr von nöten. Anderseits jedoch ist 
auch die forderung berechtigt, dass die indische grammatik 
ihres einseitigen Charakters entkleidet und in sprachwissen- 
schaftliche beleuchtung gerückt werde. Man vergegenwärtige 
sich nur z. b. die kümmerliche art, in der die lautlehre be- 
handelt wird. Aber freilich, es scheint, als ob die Sanskritisten 
weniger denn je geneigt wären, jenem berechtigten verlangen 
rechnung zu tragen. Die folge wird die sein, dass sich die 



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Arisches. 25 

oben erwänte meinung über den wert des sanskritstadiums 
mehr und mehr verbreitet. 
[Eingesant: 16. marz 1888.] 

XL Arische lokative mit n. 

1) Ai. ksätnan, kpäma, gmdn „auf der erde"; letzteres auch 
im kompositum pdrigman. 

Die Zusammengehörigkeit der im Petersburger Wörterbuch 
unter 2 k#am-, 2 kfä-, k?mä-, 2 gam- und gman- aufgefürten 
Wörter ist meines erachtens unbestreitbar. Ai. k?majd und 
gtnajd 1 ) lassen sich so wenig von einander trennen, als %d-a^aX6g 
und xwqlos im griechischen, vgl. auch Colli tz, Bezzenberger's 
beitrage X, s. 16. Aber die meinung, die ich in meinen ar. 
forschungen II, s. 54 f. über die ursprachlichen formen vorge- 
tragen, bedarf der richtigstellung. Denn es ist in keiner weise 
warscheinlich zu machen, dass gzhm zu ghm geworden sei. 

Notgedrungen müssen wir von zwei ursprachlichen formen- 
reihen ausgehen, einer — arischen — mit anlautendem zg und 
einer — europäischen — mit zgh, beide mit palatalem g; der 
unterschied ist derselbe wie bei gr. y&vg > ai. Mnu?, gr. piya 
> ai. mdhi, gr. iyd > ai. ahdm, ai. maggd > nhd. mark 
(verf., Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 352 f.) u. a. m. (s. die 
literaturangaben bei Brate, Bezzenberger's beitrage XIII, s. 52). 
Von den anlautsgruppen zg, zgh ging der zischlaut in enger 
Satzverbindung nach z (aus s) verloren (von Fierlinger, 
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 196 anm.): so ergaben sich weiter 
die anlaute g und gh. Zu diesen zwei paren kommt endlich 
noch ein drittes. In bestimmten fallen des satzsandhi nämlich 
wurde die anlautsgruppe zischlaut + verschlusslaut umgestellt 
(cf. verf., Bezzenberger's beitrage XIII, s. 63): dabei entstanden 
gz und gzh. So haben wir denn auf der einen, arischen seite: 
*9* 9 Z > 9 ■" ai - 9> *?; 9 > *▼• z ) fij*) z \ *rf der andern, euro- 
päischen: zgh, gzh, gh «=» gr. [<rx,]*) x#, X- — Wie ai. gmäs 
und prthugtndnam zu ihrem guttural gekommen sind, vermag 
ich nicht zu zeigen; cf. Brugmann, grundriss, 8. 344 f. 
a) AL gmdn wird in den Wörterbüchern von gmä*), gmds 

*) S. s. 26, anm. 2. *) Nicht nachzuweisen. Vielleicht ist gr. 2*a- 
[iavd(>o$ hieher zn ziehen. Im übrigen vgl. verf., ar. forschungen III, 
b. 36. *) s av. zemä, beide in gleichem sinn gebraucht „auf der 



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26 Chr. Bartholomae 

etc. auch seiner bedeutung nach getrennt 1 ) und als lok. sing, 
eines maskulinen oder neutralen stamms gmdn „ban" erklärt 
Die stellen selber aber sprechen ganz und gar dagegen. Cf. 
RV. 7. 21. 6 - TS. 7. 4. 15. i, RV. 7. 60. 2, VS. 17. 6, TS. 
4. 6. 1. a. — In RV. 7. 21. 6 lesen wir: abhi krdtvSndra bhür 
ddha gmdn j nd fö vivjan mahimänam rdgqsi | . Die Über- 
setzung „auf deiner ban u ist hier doch offenbar ganz nichts- 
sagend. Vielmehr hat man gtndn als gegensatz zu rdgfysi zu 
nehmen. Erde und luftraum werden wie so häufig, einander 
gegenüber gestellt; vgl. z. b. RV. 7. 39. 3: gmajd dtra*) . . . 
urdv antärikse. Es ist also zu übersetzen: „da hast du, o 
Indra, auf der erde deine kraft erwiesen, und auch die luft- 
räume vermochten deine grosse nicht zu fassen". Damit stimmt 
auch die erklärung der kommentare: prthivjäm (RV.) und 
asjäm bhümäu (TS.). - In VS. 17. 6 = MS. 2. 10. 1 büdet 
gmdn den gegensatz zu vetase und nadifvä. Cf. tipa gmdnn 
üpa vetase 'vabara nadipva \ dgne pittdm apam asi \\ , d. i. „auf 
die (feste) erde, auf das röricht in den Aussen steig herab, der 
wasser galle bist du, o Agni". Der kommentator fugt die er- 
klärung hinzu: gman gmä pfthivl saptamja luk gmani prthivjäm. 
Die stelle TS. 4. 6. 1. » ist offenbar eine verballhornung der 
eben zitirten der VS. — Die zweite RV.-stelle mit gmdn, RV. 7. 
60. 2: e$d sjd miträvarunä nflcdksä \ ubhe üd eti sü'rjö abhi 
gmdn | besagt: „seht, dort kommt, o Mitra-Varuna, der Sonnen- 
gott herauf, auf den sich der männer blicke richten, hin zu 

erde". Cf. RV. 6. 52. 15 und Hübschmann, zur kasuslehre, s. 262 f. 
— Die Verbindung von zerriä mit der präposition paiti — paiti aja zemä\ 
zemä paiti — setzt voraus, dass die alte bedeutung „über die erde hin" 
völlig der „auf der erde" gewichen war. paiti wird sonst nirgend mit 
dem instrumental verbunden; cf. Hübsch mann, a. o., s. 252. 

*) Osthoff, roorph. untersuch. IV, s. 841 f. stellt es mit ägman- zu- 
sammen. *) D. i. „auf der erde hier**. §maja ist selbstverständlich 
die gleiche form wie kfmaja, und zwar ein lok. sing, wie äsaja } ndktaja 
u. 8. w., cf. verf., oben s. 21 anm. Der worttext hat falschlich gmajah, 
daher das Petersburger Wörterbuch „die ban verfolgend"; vgl. auch 
nir. 12. 43: . . gmä pfthivü tasjäm bhavä ur° . .. Aber Sajana bietet 
richtig pfthivjäm. — pdrigmqjdtUam RV. 8. 57. 8, wofür die aus- 
gaben pari gmäj°, Sajana pfthivjäm sarvatö vjäpnuvantam , ist wol 
pdrigmä jdntam zu teilen , und pdrigmä ist der bedeutung nach gleich 
pdrigman zu setzen, cf. unten s. 27. Ueber den gebrauch von gma s. 
oben s. 25, anm. 



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Arisches. 27 

beidem auf der erde". Was mit „beidem auf der erde" ge- 
meint sei, wird gleich im folgenden in unzweideutiger weise 
erläutert, wo der Sonnengott visvdsja sthätur gdgatas 1cä göpah 
genannt wird. [Ludwig, rigveda IV, 8. 115 will hier gmdn ' 
als akk. du. nehmen. Das lässt sich grammatisch nicht recht- 
fertigen. Aber seine bemerkung „die form gmdn war wol eine 
aus uralter zeit beibehaltene 41 ist vollkommen richtig.] 

Ebenso wenig bedeutet pdrigman „im umwandeln" oder 
änliches 1 ). Ich halte das wort für eine zusammenrückung aus 
pari „ringsum" und gmdn „auf der erde u . Es ist etwas ganz 
gewönliches, dass zwei häufig und in bestimmter Stellung mit 
einander verbundene Wörter unter einem akzent vereinigt werden. 
Man vergleiche aus dem indischen solche komposita wie gas- 
patim neben gäspdti?, das noch beide akzente hat; ferner dvan- 
dva's wie indrägm neben indräsonUL Auch die betonung der 
vokative von ausdrücken wie sünüh sdhasas (Haskeil, journ. 
of the am. or. soc. XI, s. 64 f.) dürfte von diesem gesichtspunkt 
aus zu beurteilen sein. — pdrigman bedeutet somit „rings 
auf — , an — , bei der orde", eine bedeutung, mit der sich an 
aüen stellen — RV. 1. 63. 8, 117. 6, 2. 28. 4, 38. 2, 4. 22. 4 
— bequem auskommen lässt. — S. auch pdrigmä, zusammen- 
nrckung aus pdri+gmä, oben s. 26, anm. 2. 

Aus pdrigman „rings auf der erde" etc. geht ein adjektiv 
pdrigmä, pdrigmänam hervor, in derselben weise, wie sich aus 
ddhi rdthe „auf dem wagen" (RV. 10. 64. 12) das adjektiv 
ddhiraiha- „auf dem wagen befindlich", wie aus d pathi oder 
ä paiki'*) (j. 50. 4: apaipi) „auf dem wege" sich apathaj- 
oder äpathi- „auf dem wege befindlich" entwickelt, wie ferner 
im griechischen an h dijnq>, iv dogy sich evdrjftOQ, Hvdogog 
angeschlossen haben. 8 ) Ebenso ist im avesta aus upairi zetnä 

*) Ludwig übersetzt es ganz verschieden: „im luftraum", „im um- 
gebenden [luftkreis]", „in der luft" und zweimal „o wanderer"; cf. rig- 
veda I, s. 100, 146, II, s. 99, 22, I, s. 38. *) Zar länge des t vgl. 
G. Meyer, griech gramm.*, § 847, 862 und ai. kartdrl, vaktdrt, dhmä- 
tdftj ianvi. „Metrische Verlängerung" anzunehmen halte ich hier für 
ganz unzulässig. •) Ai. antdriksam „luftraum" wird im Petersburger 
Wörterbuch als das „durchsichtige" (zu i'ksate), von Weber-Grassmann 
als „das dazwischen, in der mitte befindliche" (zu faieti) gedeutet. Eher 
möchte es aus *antdri fyäü „zwischen den beiden festen wonsitzen" er- 
wachsen sein; zu *ksäü oder *kf* cf. fyas als afck. plur. Jedenfalls ge- 
hört °£fo- zu kfam-. 



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28 Chr. Bartholomae 

„oben auf der erde" das adjektiv upairizema- (in °mäi$) „oben 
auf der erde befindlich" entstanden 1 ). — Die bedeutung des 
adjektivs pdrigman- ist 1) „rings auf der erde vorhanden", 
vom wind (vgl. dazu RV. 2. 38. 2) und vom feuer; 2) „rings 
um die erde gehend", von den ASvinen und deren wagen, 
sowie vomSavitar; 3) „rings die erde umfassend", vom Varuna 
und vom himmel. 

An pdrigman schlössen sich dann noch einige andre Zu- 
sammensetzungen mit dem „stamm" gman- (und gman-) an, 
die aber alle nur vereinzelt auftreten; nämlich urugman, ein- 
mal im AV., als beiwort des himmels; prthugman, prthugmanam, 
beide ebenfalls nur je einmal, üpagman, einmal im SV. (vgL 
übrigens VS. 17. 6), sowie das unklare dvibdrhagmä*); sowol 
urdv- als prthdv- findet sich häufig genug als epitheton der 
erde. — Neben ai. gmdn finden wir im avesta auch einen 
r-lokalis: zemar; cf. verf., oben s. 14. 8 ) 

b) Ai. ksdman. Es findet sich im RV. nur einmal. Daneben, 
auch nur einmal, ksdmani, mit dem gewönlichen lokativzeichen 
vermehrt, vgl usdr > usdri, verf., oben s. 15 und unten 
no. 2, 3, 4, 7. Beide formen hat man zu einem thema ksamdb- 
gezogen, und zwar zusammen mit ksdma, das dazu den aj£, 
sing, bilden und nach Grassmann (Wörterbuch) achtmal vor* 
kommen soll: RV. 2. 39. 7, 4. 2. 16 (- AV. 18. 3. 21), 19. 4, 
6. 5. 2, 51. 11, 10. 45. 4, 106. 10, 176. 1. Diese bestim- 
mung von ksdma ist aber mit Sicherheit als eine irrtümliche 
zu erweisen. 

An drei stellen hat der satztext ksdma, der worttext ksdma. 
Ueberall ist zweifellos ksdmä beizubehalten und als nom.-akk. 
du. von ksam-, im sinn von „himmel und erde" zu erklären; 
nämlich: 4. 2. 16, 10. 45. 4 (so auch Ludwig!), 176. 1. 
Ebenso ist auch zu 2. 39. 7, 10. 106. 10, wo der auslautende 

*) aäairtzema- ist dem nachgebildet, s. d. folg. *) Das wol kaum 
aus °a+gm°, sondern eher aus °a8+0m° naoh altem sandhimuster zu 
deuten ist; 9+ gm > z+gm > g+§m > gm. — In Bezzenberger's bei- 
tragen XIV, s. 13 belehrt mich Geldner, dass im indischen sandhi aus 
ausl. d mit anl. h ddh entstehe, also aus ud+hütif uddh° f nicht uggh°, 
wie ich angenommen. Zum dank dafür verweise ich ihn auf ugghUds 
und Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 852 f. 8 ) Gehört vielleicht mit ai. 
gmdn das av. zemaini in zemaini.pa&ika- v. 8. 84 zusammen? (Vgl. 
no. 1b, 2, 8, 4, 7.) Darmes teter: kiln of a brick-maker. 



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Arisches. 29 

vokal mit folgendem i vereinigt ist, gegen den worttext kfdmä 
+iva zu lesen. Für die erstere stelle haben das auch sowol 
Grassmann (Übersetzung I, s. 524) als Ludwig (a. o. IV, 
8. 50) anerkannt. Für die zweite ist diese fassung durch den 
Parallelismus mit den vorhergehenden zeilen geboten; die Über- 
setzung der stelle muss ich freilich schuldig bleiben; das ganze 
lied ist ein jämmerliches erzeugnis priesterlicher geschmack- 
losigkeit und geheimniskrämerei. 

c) Ai. ksäma. An den drei übrigen stellen nehme ich kpdma 
als lok. sing, „auf der erde", mit der schwachen form des 
w-suffixes, wie es sich vor konsonanten und im absoluten aus- 
laut gestalten musste 1 ). — Ganz zweifellos ist die lokativische 
bedeutung zu 6. 5. 2, wo sich kfämiva und jdsmin entsprechen: 
„auf welchem wie auf der erde ..". Schon Ludwig, a. o. IV, 
s. 347 hat ganz richtig bemerkt: „kfdma .. offenbar für k$ä- 
man . . Der abfall von n ist wie bei ndma vom stamm ndman 
zu betrachten". In der tat vertritt a hier wie dort altes #. — 
Ferner 4. 19. 4: „wuchtig hat er auf der erde den grund 
zerstampft". Grass mann übersetzt k§ama budhndm mit „erden- 
grund", nach seiner bestimmung im Wörterbuch aber müsste 
vielmehr „die erde, der grund" übersetzt werden, wie es bei 
Ludwig, a. o. II, s. 96 auch wirklich geschieht. — Endlich 
6. 51. 11, wo er heisst: tena indrah pfthivf kfdma vardhan \ 
pu$ä bhdgö ddüih pdnfca gänäh | . kfdma hier als nominativ 
zu nehmen, wie man getan hat, verbietet das unmittelbar vor- 
ausgehende pfthivi. Es lässt sich doch nicht annehmen, dass 
die „erde" in der reihe der angerufenen gottheiten zweimal 
sollte genannt sein, und zwar gleich nach einander. Selbst 
dann wäre jene fassung unwarscheinlich, wenn sich sonst kfärna 
als akk.-nom. nachweisen Hesse. Weit natürlicher ist es 
zu übersetzen: „die sollen uns auf erden beistehen: Indra, 
Prthivi..". 

2) Ai. dhan „am tage", daneben auch dhani, cf. no. 1, 3, 
4, 7, Die basis ist ah-, wozu auch der r-lokalis ähar, verf., 
oben 8. 16. Der lokativ (ar.) *dzhan war der .anlass, azh- in 
die w-deklination überzufuren; so: ai. dhnä, dhne, dhnas etc., 
av. ami } asnaajt, asnqm. Daneben finden sich auch ein par 



*) Auch bei den r-lokativen tritt das suffix in verschiedener form 
auf, cf. ai. ähar > mühur; verf., oben s. 18. 



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30 Chr. Bartholomae 

kasus nach der a-deklination , z. b. ähänäm im RV. — Die 
bildung von dhöbhip, das sich später für dhdbhis einstellt, wurde 
dadurch hervorgerufen, dass der lok. plur. dhasu (nach der 
/i-deklination) im ausgang mit dem der gleichfalls neutralen 
as-stämme — qhasu, AV. x ) — zusammentraf. Vgl. noch unten 
s. 40 über ai. udhasas und av. prizafä etc. Später als qhasu 
durch qhassu ersetzt wurde, stellt sich auch dhassu*) ein. — 
Was den altpersischen lokativ adakaij anlangt — verf., Bez- 
zenberger's beitrage X, s. 272 — , so erinnere ich an ai. uda- 
kdm, MaJcam, welche den verloren gegangenen nom. sing, zu 
udä, uddn, udnds etc. (stamm ud-) vertreten müssen, cf. 
unten 3). 

Da sich, wie wir oben zu 1) gesehen haben, nebeneinander 
kfäman und k$äma als lok. sing, finden, so würde man auch 
neben dhan ein gleichbedeutendes dha nicht beanstanden können. 
In RV. L 116. 4 lesen wir: tisrdh k$äpas trir dhätivragddbhir \ 
näsatja bhugjum ühathuh patawgäih | . Der worttext löst dhä 
atior° auf, und danach hat man trir dhä so gefasst, als ob 
trini dhä überliefert wäre. Das ist aus syntaktischen gründen 
nicht zulässig. Die adverbialzal wird mit dem genetiv (trir 
dhnas) oder lokativ (trir dhan) verbunden. Will man den text 
so lassen, wie er überliefert ist, so wird man wol dhätivr in 
dha+ativr° zerlegen und übersetzen müssen: „drei nachte hin- 
durch und (je) dreimal des tags habt ihr den Bhudzju ge- 
faren . . ."; vgl. dazu Benfey, Orient und okzident III, s. 159. 
Es wäre also von dreimal vier faxten die rede: nachts, mor- 
gens, mittags und abends; elfmal wird Bhudäju zurückgeworfen, 
erst beim zwölften male gelingt es ihm „ärdrdsja päre u anzu- 
kommen. 

3) Ai. uddn „in, auf dem wasser", daneben auch uddni, 
cf. no. 1, 2, 4, 7. — Die Wörter für „wasser" zeigen eine 
ausserordentliche mannichfaltigkeit der formen. Zu ihrer er- 
klärung hat man eine ganze reihe verschiedener stamme auf- 
gestellt, um die eine form aus diesem, die andre aus jenem 
ableiten zu können. Ich meine, man sollte in dieser hinsieht 
doch etwas vorsichtiger sein. Denn heteroklisie ist gewiss 

*) L an man, journ. of the am. or. soc. X, 8. 667. *) Im indischen 
kann zur bildung von ähobhü auch noch der umstand beigetragen haben, 
dass der akk.-nom. sing, dhar im absoluten auslaut mit mänas u. s. w. 
den gleichen ausgang erhalten hatte. 



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Arisches. 31 

nirgend etwas ursprüngliches 1 ). Sie dafür ausgeben heisst eben 
doch nur auf die erklärung der flexion überhaupt verzieht tun. 

Die indogermanischen themaformen für „wasser" sind — 
(die qualitat der a- vokale tut nichts zur sache) — : y&d-, uad-, 
ud-; neutrum. Der akk.-nom. sing, wurde, wie vielfach bei 
wurzelstämmen, mit i gebildet (cf J. Schmidt, Kuhn's Zeit- 
schrift XXVI, 8. 16 f.), und zwar, nach ai. väri und hdrdi *) 
zu schliessen, aus dem starken stamm; er lautete also *yML 
Diese form ist freilich selbst nirgend bezeugt, sie hat aber 
jedenfalls zur bildung der avestischen akkusative vaüfcm und 
vaiältn s ) anlass gegeben, wenn auch nur mittelbar, in der weise 
etwa, dass man aus *#ädi zunächst die iA-kasus und den lok. 
plur. formirt (vgl. meine beitrage, s. 162 f.) und hierauf an 
diese kasus weitre bildungen nach der a-deklination ange- 
schlossen hat; cf. J. Schmidt, a. a. o., s. 17. Hand in hand 
damit ging die verändrung des geschlechts vor sich (s. noch 
unten 8. 33). vaütim zeigt zugleich den einfluss des mittlem 
stamms. — Genau entsprechend ist das verhältniss von *%ari, 
dem alten akk.-nom. sing, zu uär- (= ai. vdri), zum avestischen 
vairü, vairlm etc.; auch hier ist das geschlecht verändert 4 ). — 
Im altindischen ist nur noch eine Stammform nachzuweisen, 
die schwache; vgl. ausser uddn noch udä, instr. sing, (zweimal 
im RV.). 

Der mit dem n-suffix gebildete lok. sing, hat schon in der 
Ursprache den übertritt des worts in die w-deklination veran- 
lasst. Am deutlichsten liegt derselbe in ai. udnd, udnds, 
uddbhis u. s. w., sowie in got. vatins vor. Aber auch das 
griech. l4loo-vdvt] y sowie lat. unda aus *udna und lit. vandü' 
lassen darauf schliessen; cf. G. Meyer, griech. gramm. 8 , s. 326, 
Thurneysen, Kuhn's Zeitschrift XXVI, 8. 301 ff. 

*) Und zwar desshalb nicht, weil von haus aus verschiedene stamme 
ursprünglich auch verschiedene bedeutnng gehabt haben. Eigentlich 
heteroklitisohe flexion ist also erst dann möglich, wenn dieser unterschied 
in Vergessenheit geraten ist. Was man heteroklisie heisst, ist fast stats 
metaplasmus. Vgl. unten 8. 35 zu gr. xä^a, xqaros etc. *) hfdi als 

akk. sing, ist ganz unsicher. Ich nehme es überall mit Ludwig als 
lokativ. *) v. 5. 5, 14. 12. Man vergleiche die lesarten. ä steht nicht 
ganz fest. Zur bedeutung des avestischen worts vgl. arm. get „fluse". 
*) Ai. hfdqjam, av. zaredajpn weisen ebenfalls auf den alten i-nominativ 
zurück. — Vielleicht auch ai. udqje „auf dem wasser" RV. 8. 41. 2? 
Der worttext hat ut-qfe. 



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32 Chr. Bartholomae 

Neben dem w-lokalis gab es aber zu yad- auch einen 
solchen mit r, und auch dieser hat mancherlei neubildungen 
hervorgerufen. Auf ihm fussen die nominalbildungen ai. udrds, 
av. udrem, gr. vöqoq, vdqa u. s. w., welche eigentlich „der, die 
im wasser" bedeuten; vÖQa verhält sich zu einem idg. *uda M r f 
wie -vdvtj in Idloovdvr] zu *uda M n v ). — Ihm verdanken ferner 
meines erachtens gr. vöwq, sowie das ahd. wazzar ihre ent- 
stehung, vielleicht auch das ksl. voda (vgl. J. Schmidt, Euhn's 
Zeitschrift XXV, s. 22). J. Schmidts abweichender ansieht 
über vdtoQ > wazzar *) und deren verhältniss zu udnds vermag 
ich nicht beizustimmen, da sie mir von der anname einer 
ursprünglichen heteroklisie auszugehen scheint, welche ich, wie 
8. 30 f. gesagt wurde, aus erwägungen prinzipieller art ver- 
werfe. 8 ) 

Zum schluss noch eine bemerkung über gr. vdarog, vdavi 
etc. Fick, Bezzenberger's beitrage V, s. 183 f., Xu, s. 7 
(s. auch Osthoff, morph. untersuch. IV, s. 201 ff.) hat, wie 
mir scheint, überzeugend dargetan, dass das % von faem, dov- 
Qccra etc. mit dem von exro'g, brog, lat. coelitus zusammen- 
hängt, also aus dem alten ablativsuffix tos entsprungen ist 4 ). 
Im indischen gab es neben der lokativform ksdtnan auch kfdtna, 
neben dhan auch aha (cf. no. 1, 2). Darnach kann man für 
die Ursprache neben *uda x n auch einen lokativ *ud# voraus- 
setzen. Ich denke mir nun, *udqto8i die grundform von gr. 
vdcttog, ist einfach so entstanden, dass jener lokativ *udy mit 
dem suffix tos verbunden wurde. Es entspräche diese bildung 
genau der von ai. patsutds (RV. 1. 32. 8, 8. 43. 6), dem der 
lok. plur. pateü zu gründe liegt. Wie vdarog lässt sich auch 
ai. sirsatds erklären (cf. no. 7) 6 ), wärend murdhatds, pari- 

*) Fertige kasusformen spielen bei der neuschöpfung von Wörtern 
schon in der ältesten zeit eine ungleich bedeutendere rolle, als man ihnen 
gemeiniglich zu gesteht. Vgl. meine bemerkungen zu ai. ndktu, aktäuxx s.w., 
oben s. 22 f. *) S. auch deSaussure, memoire, s.225; Brugman, morph. 
untersuch. II, s. 231 ff. 3 ) Grassmann braucht zur erklärung von 
ai. Ufo«, ufifm, Ufas, usrds („morgenröte") noch vier verschiedene stamme; 
Collitz, Bezzenberger's beitrage X, s. 23 ff., 62 f., nur mehr zwei; bei 
meiner deutung von usrds (oben s. 15) kommt man mit einem aus. 
Mög es als beispiel dienen. *) Die Fick'sche hypothese über den 
Ursprung des Suffixes tos ist mir unannehmbar. *) So erklärt sich auch 
am einfachsten ötifjunos u. s. w. gegenüber öta-noriiG, ai. ddn (stamm 
cfa*m-); ferner /«/ftoTos u. a. m. (cf. unten no. 8). 



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Arisches. 33 

matte, sümatds u. s. w. anders gefasst werden müssen, da # als 
lokalisausgang der abgeleiteten nasalstämme nicht zu erweisen 
ist — Bei der gelegenheit will ich darauf aufmerksam machen, 
dass ai. udnds (= *ud-n-os) sich zu gr. vdatos (= *ud-n-tos) 
ebenso verhält, wie av. hanare (= *sn-er) zu gr. areQ, nhd. 
mndr (= * steter); cf. oben 8. 16 f. 

Der verschollene nom. sing, (ar.) *%ädi wird im indischen 
durch die koseform udakdtn, später tidakam ersetzt. Man halte 
dazu ap. adakaij zu (ar.) azh-, oben no. 2. 1 ) 

4) äsdn „im mund", daneben auch äsdni, cf. 1, 2, 3, 7. 
Die grundlage ist äs- = lat. ös-. Dazu noch äsds und asä = 
av. dnhö, äwhä. Auf äsdn wurde eine neue flexion nach der 
ft-deklination aufgebaut; sie liegt vor in: ai. äsnds, äsntf, äsnä, 
äsdbhi? und in av. anhand (v. 3. 29, cf. Geldner, Kuhn's 
Zeitschrift XXIV, s. 548). Der akk.-nom. sing., mit i formirt 
(cf. oben s. 31), ist verloren gegangen, hat aber wol zur bildung 
von äsjäm, äsj$ etc., nach der a-deklination, gedient. Eine 
entsprechende bildung ist pastjäm, das ich auf einen alten akk.- 
nom. sing. *posti zurückfüre *) , der auch in pastfrf? steckt 
(, welches doch viel eher der i- als der a-deklination zuzuweisen 
ist). Man halte dazu noch lat. postis und die bemerkungen 
über av. vairiä, oben 8. 31. — Ueber ai. äsajä cf. oben 
s. 21 anm. 

Mit ai. äsdn wird wol auch av. äsncq-tca und asn$, asnäjt 

*) Das griechische hat auch zwei formen, welche anscheinend einem 
«-stamm angehören. Bei Hesiod und Theognis steht vdn 9 ganz spät 
kommt vdog vor. Man hat schon mehrfach zum vergleich auf ai. uUas 
„quelle" hingewiesen (so zuletzt Fröehde, Bezzenberger's beitrage X, 
s. 296). Das späte auftreten von vtog aber mant zur vorsieht uUas 
und vSn setzen einen «-stamm nicht unbedingt voraus. Zu vfct neben 
vöccrog, vdccxi vergleiche man rigeog, tiqta neben Tfyara, öoqsi neben 
öoQiacc. utsas könnte aus dem gen. sing, erwachsen sein, cf. oben zu 
udrds. •) Oder auch auf den akk.-nom. d u. pott-*. Aus ihm erklären 
sich jedenfalls lat. auris und lit. awüs. Nach ausweis des griechischen 
ovg (aus *oi*sos) und slavischen ucho ist das alte thema a*u808- (Hübsch- 
mann, vokalismus, s. 159). Dazu der akk.-nom. du. *a*u8l oder *t#«f, mit 
8 aus m; cf. av. usi und bezüglich der Stammform ai. usäs u. a. zu 
ümU808' „morgenröte" (Colli tz, a. o.). Aus ihm wurden zunächst die 
übrigen dualformen gebildet (vgl. ai. akftbkjäm zu akp, nom. du. zu 
akf-, unten s. 87); dann übertrug sich das t auch auf die andren kasus. 
— Got. ausins und gr. ovmos, mog erklären sich wie vatins, vdaros] 
oben s. 32 f. 

Bdtrige z. künde d. indg. spnehtn. XV. 3 



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34 Chr. Bartholomae 

in Zusammenhang stehen. Dafür spricht die bedeutung von 
ai. äsä und äsajd. Das altpers. a&naij (oder wie man es sonst 
lesen will) steht dem keineswegs entgegen. Denn es kann nicht 
„in der nähe, nahe" heissen, wie Spiegel es in der 2. aufläge 
seiner keilinschriften erklärt, und zwar desshalb nicht, weil 
abij uvagam nicht „bei Susa", sondern nur „nach Susa" be- 
deutet. Die worte (ada)kaij adam aSnaij aham abij uvagam 
(Bh. 2. 11 f.) werden doch wol, wie man das schon früher 
angenommen hat, besagen: „zu der zeit war ich auf dem 
marsch nach Susa". Die gleichung ap. atoaij = av. asne ist 
jedenfalls aufzugeben 1 ). 

5) Ap. föapa „in der nacht", d. i. ar. *k&apan. Die basis 
ist (ar.) Jcäap-, fem. 9 ), wozu auch die bei oben s. 19 be- 
sprochenen r -formen. Dem lokativ *käapan schliessen sich 
die avestischen n-kasus an: Japanern, Ifiafnö etc. 

6) Ai. patan „im flug", im kompositum patangds „im flug 
sich bewegend". Bei der hergebrachten Zerlegung und fassung: 

patam, akk. sing. +ga die übrigens am worttext, der eine 

Zerlegung nicht vornimmt, keine Unterstützung findet — kommt 
die syntaz zu kurz. Ueber einen daneben bezeugten r-lokalis 
cf. oben s. 19. 

7) Ai. sirsdn „auf dem haupt"; daneben auch sirfdni, cf. 
no. 1, 2, 3, 4. sir#dn gehört als lok. sing, zu dem as-stamm 
Mras-; vgl. dazu die r-lokative u?dr, *vatsar zu den themen 
u§äs-, vdtas-; cf. oben s. 15, 19. 8 ) Ueber die entstehung von 
äirpatds 8. oben s. 32. 

Ausser jenem lokativ haben sich von den alten flexions- 
formen des Stamms im arischen nur noch zwei erhalten: der 
akk.-nom. sing. ai. siras und der lok. plur. av. sarahu 1 ). 
Alle andern beruhen auf neubildung. An iir$dn und sir?dni 
schliessen sich die kasus nach der n-deklination an: ai. sirpnd, 
äirpne, 8%r§dsu u. a.; ihnen reiht sich das adjektiv sir#anjäs 

*) Vielmehr zu dgati — azaüi; ar. *n wird ap. sn (s. mein hand- 
buch, § 168). Zur bedeutung vgl. man RV. 5. 37. 4: a satvanälr d§aü 
hdnti vftrdm „mit seinen kriegern zieht er heran, erschlägt den Vrtra"; 
MS. 1. 10. 16: udägdm üdagaU; RV. 1. 158. 3: dgma „heerbann". 
*) Nach Spiegel, vergl. grammatik, s. 165 soll das altpersische wort 
neutral sein. Warum? 9 ) Dazu s. 86 zu lat. cerebrum. *) Die bei 
Justi unter 1 para 2) aufgefürten Wörter gehören zu aar- „genossenschaft, 
bund"; cf. verf., Bezzenberger's beitrage XIII, s. 56. 



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Arisches. 35 

an. Die übrigen kasus sind aus der schwachen Stammform 
«> nach der a-deklination formirt: ai. äirsdm, airsu, äirse 
etc. (bei Lanman, journ. of the am. or. soc. X, s. 526). Das 
verhältniss von äirsdm zu äiros und Hrsdn vergleicht sich 
völlig dem von sqjvdtsam zu *vdtas (gr. fhog) und *vatsar; 
cf. oben s. 19. 

Ausserordentlich buntscheckig sieht die flexion des worts 
im griechischen (speziell bei Homer) aus. Die alten formen 
sind fast sämmtlich untergegangen. Der akk.-nom. plur. yuxQa 
hymn. Cer. 12 erklärt sich aus *kfro8a. Doch ist man über die 
lesung nicht einig. Gemoll liest es maQtj; das würde ein 
altes *krresa vertreten; vgl. neQag : x€Q€og y s. Fick, Bezzen- 
berger's beitrage III, s. 160, G. Meyer, griech. granim.*, § 317 
anm. *) und wegen der kontraktion von ea zu rj TBfxivrj hymn. 
Ven. 268. — Interessant ist der gen. sing, xQÖrog; er deckt 
sich fast völlig mit dem eben besprochenen ai. sirsatds; auch 
hinsichtlich der betonung. Nur in der Wurzelsilbe besteht eine 
Verschiedenheit, insofern das griechische wort auf ^kf-s^tös, das 
indische auf *kfsQtÖ8 zurückgeht. An xqäTog schliessen sich 
die kasus xqözI, xQara, xqotcov und xqccoI an. — xdQtjrog ist 
änlich wie XQätog entstanden; es erklärt sich aus *krres / &to$; 
der stamm erscheint dabei in vollerer gestalt und der suffix- 
vokal als e, wie beim nom. plur. xa^, cf. oben (**a(>aocrtog f 
was Bruginan, morph. untersuch. II, 228 als grundform an- 
setzt, hätte *KOQäTog ergeben). An xaQtjrog hierauf schliessen 
sich xaQtjTi und weiter — etwa nach dem muster aoifxatog > 
oüfua, (xiXvcog > fxih — der akk.-nom. sing. xaQt] an, welcher, 
mit Tv%rj gleichgestellt, wieder die dativbildung xccqj] (bei 
Theognis) hervorrief. Dem zusammenwirken von Ttgävog und 
tuxqtj verdankt KQtj&sv seine entstehung. — Schon sehr früh- 
zeitig wurden auf dem n-lokalis neubildungen nach der ft-dekli- 
nation aufgebaut Dem ai. slrsnäm stellt sich gr. yuxQtjvwv 
gegenüber, ersteres ist aus *kfsnöm, letzteres aus *Jqrrasnöm 
entstanden. So noch xctgi^a, nom. plur. Später hat man dazu 
nach der o-deklination auch ndQtjvov, xctQyvov (so schon 2 mal 
in den hymnen) gebildet. 

*) Arische parallelen zu gr. xiqioq > xtgag haben wir in ai. mdnas, 
av. manaxho > ap. hafflmanis; ai. tdmas, av. tematohö > ai. * tarnt? in 
tdmisras, tdmulfo$ (cf. Petersburger Wörterbuch 8. v.); ai. tdvas-vän > 
tavif-d* u. a. m. 

3* 



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I 



36 Chr. Bartholomae 

Einen alten r-lokalis zum selben stamm setzt lat. cere- 
brum voraus, mit br aus sr. 

8) Ai. h&man „im winter", in der TS. und sonst. [Fehlt 
bei L an man, a. o., s. 536.] Eine Weiterbildung dazu ist 
hemantd-. Sie entspricht vollständig der von ai. mvhürtd-, 
sasvdrta-, av. patareta- zu mühur, sasvdr und *patare; cf. oben 
8. 17 ff. Ebenso ist auch ai. vasantd- gebildet, vgl. no. 15. — 
Die basis von he man ist (ar.) zhaim-. 

: Die ursprüngliche flexion des Wortes für „winter" war 
jedenfalls sehr manchfaltig ausgestaltet. Als stamm haben wir 
einen zweisilbigen, maskulinen wurzelstamm 1 ) anzusetzen, der 
in beiden silben ablautete, und zwar — die a-vokale will ich 
one rücksicht auf klangfarbe und dauer sämmtlich mit a be- 
zeichnen — : ghafom- : ghaim- : gh%am-, ghijam- : ghim-, ghim-; 
das g ist palatal. (Vgl. dazu noch unten s. 42 über ai. svär.) 
Cf. der reihe nach: ai. häj'ands, av. zajfene, zajana*) — : ai. 
he man, arm. j'iun, gr. xfitjucw, *«</*«, %eLfj.eQiv6$, ksL zima, 
lit. eema — : av. ziä, gr. xuiv, lat. hietns, akymr. geam — : 
ai. himd, himena, himds, av. zimö, zimahe, arm. jmern, gr. 
övaxif^og. 9 ) Wie sich die verschiedenen Stammformen auf die 

*) Nach H. D. Müller, Bezzenberger's beitrage XIII, s. 811 geht 
ai. himäs „kälte" zusammen mit hdjae „ross" und gr. /l^co^o? »«iege" auf 
eine wurzel ghi „treiben, schleudern" zurück. Wenn ihr's nicht fült, ihr 
werdet's nicht (s. v. v.) begreifen. Es wäre zeit, das ewige hantiren mit 
verbalwurzeln etwas einzuschränken; vgl. verf., zeitschr. d. dtsch. mgl. 
ges. XLII, 8. 155 i. m. *) Deren n irgendwie auf Übertragung beruhen 
mu88. Im arischen entstand n aus m 1) vor dentalen verschlusslauten, 
2) vor *, z, 3) vor m. Zu 8) vgl. meine ar. forschungen III, s. 57, wozu 
noch av. Jrinmäiü zu stellen, das zu ai. kam- gehört; cf. Geldner, 
Bezzenberger's beitrage XIÜ, s. 189 f. a ) Die Stammform ghim- liegt 
vielleicht in lat. hibernus vor; doch kann I auch aus ei entstanden sein. 
— Die bisherigen deutungen von hlbernus — die letzte bei Stolz, Iw. 
Müller's handbuch II, s. 152 f. — befriedigen mich insgesammt nicht 
Ich setze es = *ghlmrinos oder * gheimrinos ; zum suffix vgl. gr. /«*/**- 
Qtvog (unten s. 37); über er aus ri cf. Stolz, a. o., s. 154. Im anlaut 
steht lat. br für idg. mr in brüma, d. i. „die zeit des 'starren' winters, 
winterstarre", das zu av. mrüra- gehört, cf. mrürd zjä „starrer frost", 
v. 2. 22. Bugge, Knhn's Zeitschrift XIX, s. 446 will auoh brütus dazu 
stellen. Inlautendes br für mr haben wir in tuber, tüberis, die aus 
*tümer, *tübris hervorgegangen sind; cf. tumere, tumidus, tumor. In 
gener für *genros «= gr. yapßfoe finden wir allerdings nr > mr. Doch 



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Arisches. 37 

einzelnen kasus verteilt haben, ist nicht auszumachen. Ai. Ät- 
mäna, av. zimahe u. a. sind der o-, ai. himäs, ksL zima u. a. 
der a-deklination gefolgt. Der alte n-lokalis hat schon früh- 
zeitig neubildungen nach dem muster der n- stamme hervor- 
gerufen. Zwar im indischen steht h&tnan allein; dazu nur 
noch die vrddhibildung häimanäü (AV.). Im griechischen aber 
gehen sowol %uya&¥ als %u\ia auf den n-lokalis zurück. %*i[iav 
erklärt sich wie ai. ürpnä u. a. zu sir$dn (no. 7); %B%fiot^ %e/- 
ixaxi etc. sind neuformungen zu dem aus dem schwachen lokativ 
*gheimQ und dem suffix tos erwachsenen ablativ xüfiazo^ — 
ai. hematas (Taiti-Ar. 1. 4. 2); cf. oben s. 32. Wie %u\iu>v 
erklärt sich das armenische jiun; vgl. Hübschmann, arm. 
Studien I, s. 40. — Neben dem n-lokalis bestand auch ein 
solcher mit r; auf ihn weisen gr. dvaxsipeqog, %uia&qioq und 
XMfMQWOs hin (letzteres eine bildung wie wKreQiWg^ iaQi- 
vog, ai. vatsarinas u. a. m.; vgL s. 19 mit anm. 1), *) und ebenso 
arm. jmern. 

9) Ai. ak?än „im auge u ; cf. La n man, a. o.» Das alte 
thema ist (ar.) alß~ — idg. a'fas-; neutrum. Dazu gehören 
ai. andk, akfe, akso? (J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVI, 
s. 16) und dkfi, akk.-nom. sing, mit i (oben s. 31). Neubil- 
dungen nach der w-deklination, durch den n-lokalis veranlasst, 
sind ai. akpnäs, ak?no§, akfäni u. a.; dazu gehört auch das 
adjektiv ak$anvdn (cf. no. 11). Ai. ahfibhjäm ist aus dem 
akk.-nom. du. gebildet; av. atibjß hat das i eben daher oder 
vom akk-nom. sing, bezogen; cf. 8. 31, 33, 38. Endlich ai. 
anakfäsos u. a. folgen der o-deklination. 



Eine anzal weitrer lokative der art sind zwar nicht direkt 
überliefert, lassen sich aber aus neubildungen dazu mit Sicher- 
heit erschließen; ich will hier noch anfüren *): 

10) Ai. *dö?an „in, auf dem arm", zu erschliessen aus 
dem kompositum döpani-ärfyam „in den arm sich schlingend", 
wo die form mit i vermehrt ist, cf. kfdmcmi > kfäman etc. 
(no. 1, 2, 3, 4, 7), ferner aus döpdni und den übrigen kasus 

könnte hier die abweichung anf alter volksetymologischer anknüpfung an 
gens etc. beruhen. 

1 ) 8. auch lat. hiberntu, oben e. 86. 9 ) Man berücksichtige dabei 
die bemerknng oben s. 18 f. 



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38 Chr. Bartholomae 

nach der w-deklination, sowie aus dem adjektiv dösanjäm, wozu 
Hrsanjäs (no. 7) zu vergleichen. Das thema ist (ar.) dauä-, 
wozu ausser den bekannten indischen formen noch av. daoäa, 
instr. sing. ?, im zend-pehl.-gl. 

11) Ai. *asthan „am, im knochen", zu erschliessen aus 
asthnds, asthdbhis sammt den übrigen kasus nach der n-flexion 
und aus den adjektiven anasthä, asthanvdntam (vgl. udanvätä 
zu uddn und no. 9). Das thema ist (ar.) asth-; dazu gehören: 
ai. dsthi, akk.-nom. sing, mit i (cf. s. 31), av. asta&-1ca, astqm, 
azdibiä (d. i. azdblS) und as-ka (akk.-nom. sing, one i, verf., 
ar. forsch. II, s. 112; vgl. dazu ai. vdr > vdri, gr. xtjq > ai. 
hdrdi). Ai. dsthini, asthibhjas etc. $ind auf dem nom. dsthi 
aufgebaut (vgl. oben a. o.), anasthds ist der a-deklination gefolgt. 
Wegen der bei Justi, Wörterbuch unter 1 agti 3) und 4) 
aufgeführten av. formen vgl. meinen aufsatz av. astiä > ai. dti- 
thi$; oben s. 10 ff. 

12) Av. ndnhan = ar. *näsan „in, auf der nase", zu er- 
schliessen 'aus dem ablativ nach der w-deklination nd*hana$. 
Die basis ist näs-, mask. Dazu noch ai. ndsä und ap. näham. 
Das ai. näsäbhjäm und das av. n&nhabya sind aus dem nom.-akk. 
du. gebildet: nasä „die beiden nasenlöcher" = „die nase" *). 
Diese form war es, welche späterhin die neuflearion des wortes 
nach der ö-deklination veranlasste; cf. ai. näsS, nom. du. (AV.) 
u. s. w., av. ndnhaja, instr. sing. [Doch lässt sich die avestische 
form auch als ein lokativ wie ai. naktajd u. s. w. — s. oben 
s. 21 anm. — fassen, wobei man sich bezüglich der konstruk- 
tion von jt. 22. 8: tetn vätem nänhaiß uzgerembajp auf j. 31.8: 
hia]i pwä hörn Ua&naini*) hengrabem und j. 45. 8: nü zij> 
1ca$mairii 8 ) vjädaresem berufen kann. Anderseits wieder könnte 
man auf jt. 22. 8: jim jaya vätem nänhabia hubaoiditemem 
gigaury,a verweisen; vgl. auch Hübschmann, zur kasuslehre, 
s. 267.] — Die schwächere Stammform zu näs-, woraus im 

*) Vgl. noch ai. aksl'bhjäm, ironlbfyäm (TS.) und av. pä&awf (j. 9. 28; 
päda vielleicht zu gr. ttoV«?, cf. Meringer, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, 
b. 230). Unverständlich ist mir, wie Spiegel, vergl. gramm., s. 254 
tumhäbia für einen „ganz regelmässig gebildeten" instr. du. aus dem 
thema nd»han- erklären kann. — Man halte dazu die bemerkungen 
Eluge's in Paul und Braune's beitr. VIII, s. 508 ff. und Danielsso n's 
in Pauli's Studien III, s. 187 ff. und oben s. 38 n.. *) Ist kein infinitiv, 
wie ioh früher annam. 



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Arisches. 39 

indischen nasa, na*l und naso?, ist im iranischen nicht nach- 
weisbar. Zu ndsikäbhjätn vgl. udakam, s. 33. 

13) Av. *uäan „am morgen", zu erschliessen aus dem nom. 
plur. uföänö (d. i. u&änö) nach der n-deklination. So, wenn 
Geldner's Übersetzung zu j. 46. 3 in Bezzenberger's beitragen 
XIV, s. 1 das richtige trifft Im übrigen vgl. ai. u$ar, 
oben s. 15. 

14) Av. *mißwan = ar. *mithvan „im Wechsel, im par u , 
zu erschliessen aus dem instr. sing, nach der n-deklination 
mißwana. Im übrigen s. mi^waire, oben s. 24. 

15) Ai. *vasan „im früling", enthalten in vasantd-. Die 
basis was- findet sich auch in dem oben s. 15 f. von mir 
nachgewiesenen r-lokalis vasarfhd. Was die bildung von va- 
santd- anlangt, so entspricht dieselbe aufs genaueste der von 
ai. hemantd-, cf. no. 8* In Zusammenhang mit *vasan steht das 
slav. vema. 



Das vorgefürte material macht nicht den anspruch auf 
Vollständigkeit (s. noch de Saussure, memoire, s. 224 ff.); es 
wird aber doch, so hoff ich, ausreichen die anname einer alten 
lokalisbildung mit n zu erweisen. Früher (oben s. 14 ff.) habe 
ich gezeigt, dass es auch eine solche mit r gegeben hat. Es 
sind nun nicht wenige Wörter, bei welchen im arischen beide 
lokativformen nachweislich neben einander vorhanden waren; 
man vergleiche: 

ai. dhar > dhan(, dha); 

ai. *va8ar > *vasan; 

ai. *u?ar > av. *u3an; 

av. zemare > ai. gtndn(, kfätnan, k?dtna); 

av. *patare > ai. *patan; 

av. *%äapare > ap. Tfidya; 

av. * mipware > *mipwan. 
Dieser umstand, dass aus einer anzal von stammen gleich- 
bedeutende kasusformen auf ar und an 1 ) nebeneinander be- 
standen: er ist es meines erachtens gewesen, der die vertauschung 
der kasusausgänge aus n- und r-stämmen — und was damit 

*) Der gewiss einmal vorhandene bedeutungsunterochied hatte sich 
längst verwischt 



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40 Chr. Bartholomae 

zusammenhängt — *) veranlasst hat, wie solche aus der dekli- 
nation — und, soweit sie davon abhängig ist, Wortbildung — 
beider arischen dialekte zur genüge bekannt ist. Eine Zu- 
sammenstellung der formen wird wol kaum überflüssig er- 
scheinen. 

a) Ai. ü'dhar > udhan, ü'dhani, ü'dhnas, ü'dhabhis. — Die 
sandhiform udhö, sowie udhasas, ü'dhassu erklären sich wie 
dhobhif, dhassu, cf. oben 8. 30 2 ). 

b) Ai. svär, suras, süre, svärvän, av. faiare, hürö > av. heng, 
fienxatä, fcanyantem (cf. verf., Bezzenberger's beitrage XIII, 
s. 56 f.) 8 ). 

c) Av. ajfare, a\ärl (akk. plur.), bi.ajarem > ajqn. 

d) Av. räzart > ai. rägdni (RV. 10. 49. 4), av. räzeng, räS- 
nqm, rdknä. — Unsicher. Vielleicht ist (ar.) räz- als thema 
anzusetzen, =» „Ordnung, verfugung", cf. ai. svaräf. Dann 
würde räzare einen alten r-, rägdni etc. einen alten n-lokalis 
voraussetzen. — Zu av. kar&ö.räzanhem nach der s-deklination 
s. oben zu a). 

e) Av. safcärt (akk. plur.) > saj^enl. 

f) Av. zafare 1 ), zafra, zafre, zaran£ö.zafrqm > zafanö, 
f>rizafanem, ßrizafem, (vok. sing.) 6 ). — Der nom. sing. ßrizafd, 
nach der s-deklination, erklärt sich wie ai. a'dhasas, cf. a) 6 ). 

*) Die anname eines Übergangs von r, /in n (oder umgekehrt) wird nie- 
mand gutheissenwollen, von dissimilationsfallen allein abgesehen ; oben 8. 18, 
Brugmann, grnndriss I, § 282. a ) S. noch ai. vadhasnäU, vadhasnö gegen- 
über vädhar, av. vadare; doch vgl. Lindner, nominalbildung, s. 112. 
■) Als gen. sing, dazu erscheint im avesta mehrmals am, das Geldner, 
metrik, s. 18 f. mit recht für die unrichtige Umschrift eines zeichen- 
komplexes erklärt hat, welcher richtig gelesen huftö lauten müsste. Man 
kann sich die entstehung von hujtö so denken : lok. *}iapare : gen. *tfapö 
= lok. * Kurare : gen. Augö; vgl. oben no. 5 und unten 8. 42. — Dabei 
will ich bemerken, dass auch hü in der v^rbindnng hü kehrpa vnräzahf 
= hu#ö } d. i. gr. avog zu setzen ist; man vergleiche dazu die homerische 
Zusammenstellung oval xangoiai E 783. *) Ist die Urbedeutung viel- 
leicht „Schlund"? Dann Hesse sich auch ai. gdmbhan dazu stellen, vgl. 
VS. 13. 80 „im Schlünde der gewässer". Wegen bh ;> / cf. oben 
s. 10 Zur differenz g >► z cf. ai. gmas >• av. zemö (oben s. 25), av. 
aguHä j. 31. 1 > ai. dguftä, av. zaosö u. a. m. 6 ) Das m von av. 
f>rizßfem, asäum, äpraom und jum (= ai. juvan) muss im Zusammenhang 
mit dem von vaozirem, ai. asrgram, ad j kr am , abudhram (neben as^gran 
etc.) betrachtet werden. Ursprüngliches n geht doch nur vor labialen 
verschlusslauten in m über. — Gehört auch av. nätnqm etc. dazu? e ) So 



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Arisches. 41 

g) Ai. gambhdrfyu > gdmbhan. S. note zu f). 

h) Av. karlfaare, haptökarhiairim > karSyqn, Jcaräuöhua. 

i) Av. urußware > urupwqn, urußwöhi&a. 

k) Av. panyare, ßanyara > ßanuanäjf *). 

1) Av. bafyare, bc&uarebti, haZuaräi > bafyqn, ba&ianö. 

m) Av. jäkare > ai. jaknds, jakneu Das t von ai. jakft halte 
ich für unurspriinglich. Nach Fick wäre es aus dem abl. 
sing, jdkr-tas zu deuten (vgl. dazu die bemerkungen über gr. 
vdatog, oben s. 32), wärend nach de Saussure, a. o., 8. 28 
„iL y a quelque vraisemblance pour que le dentale de jdhft 
(jdJcfd) ne soit autre que celle qui marque le neutre dans les 
themes pronominaux" *). — J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift 
XXY, s. 23 setzt — one sich über die herkunft des t auszu- 
lassen — als urflexion: *jekft > *jeknös an. S. auch de 
Saussure, a. o., s. 225. Nun kann man wol gr. yjJtag und 
lat. jeeur auf *jükft zurückfüren, nicht aber av. jäkare, dessen 
-are nur auf ar. -ar y -f oder -art beruhen kann — *jikft wäre 
*jäkere$ — , so dass es also bei J. Schmidts ansatz über- 
haupt unverständlich bliebe. Dass das t unursprünglich ist, 
scheint mir auch aus dem verhältniss von gr. xortQog > ai. 
iäkft, ädknds hervorzugehen. Fragt man mich freilich, warum 
das t im altern indisch auf den akk.-nom. beschränkt blieb 8 ), 
so mu8s ich die antwort darauf schuldig bleiben 4 ). 

auch der lok. sing. av. tafeahi neben taJcare; cf. J. Schmidt, Kuhn's 
Zeitschrift XXVI, s. 408. 

*) Es ist wol pna%° zu lesen , vgl. die Varianten. ' Die Zusammen- 
stellung mit ai. dhdnva ist aufzugeben. s ) Bei der erklärung des t von 
jdkft, sdkft ist das k von dsfk neben asnds, a&na, gr. !«£ nicht zu ver- 
gessen. Dass der guttural mit dem gu von lat. sanguis zusammenhängt 
(de Saussure, a. o., s. 28), fallt mir schwer zu glauben. 8 ) Doch 
vgl. arm. liard, das aus *t*pft+x hervorgegangen ist« Im urarmenischen 
muss also das t auch ausserhalb des nom. sing, vorhanden gewesen sein. 
4 ) Zimmer, Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 231 bemerkt: „soviel steht fest, 
suffix r, rt (fjnccQ, Jdkji) erscheint im auslaut, Suffix n, nt (jaknds. ijara- 
rog) bei weitern antretenden flexivischen elementen". Meines erachtens 
steht dieser satz ganz und gar nicht fest und kann auch nicht dazu 
dienen das verhältniss des Suffixes r in vidür zu nti in bhdranti aufzu- 
hellen. Bedauerlicher weise hat Zimmer in seiner abhandlung „über 
das italokeltische passivum und deponens" (s. 224 ff.) das aveatische suffix 
-r«i, -eres (famtäres, iciköüeres) ganz vergessen; cf. meine beitrage, s. 166 f- 
— Uebrigens, in welchen indischen texten ist Zimmer auf die sigmati- 
schen aoristformen avaksam, ajöksam, ajötsam, abkHsam u. a. (s. 128, 168) 



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42 Chr. Bartholomae 

Dass die mehrsilbigen stamme auf n ihren lokativ suffixlos 
bildeten, ist bekannt. Die gleiche bildungsweise steht aber 
auch für die r-stämme fest; vgl. J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift 
XXVII, s. 306. Belegt sind: 

Ai. svär, d. i. suvar „in der sonne", fünfmal im rgveda. 
Die ursprachliche flexion des worts für „sonne" entsprach 
ungefar jener des worts für „winter", cf. oben s. 36. Auch 
hier haben wir einen zweisilbigen wurzelstamm mit zweisilbigem 
ablaut: sä M uä % l-; cf. J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVI, s. 9, 
W. Schulze, ebd. XXVII, s. 429. 

Ai. udhar „am euter", RV. 10. 61. 9. So nach Lanman, 
a. o., s. 488. Doch ist die Strophe nicht genügend klar. 

Av. zafare „im maul", v. 3. 32. [Geldner's abweichende 
fassung in Studien I, s. 155 ist mir darum unannehmbar, weil 
tafsqn wegen j. 9. 11 intransitiv genommen werden muss.] 

Es gab also im arischen: 
lokative auf -an zu an-stämmen; 
lokative auf -ar zu ar-stämmen, und 

lokative auf -ar und -an neben einander zu (beliebigen?) andern 
stammen. Die folge war zunächst, dass in der n-deklination 
auch r-lokative, und in der r-deklination auch »-lokative auf- 
kamen. Im weitern verlauf aber konnte es nicht ausbleiben, 
dass der neue lokativ auch noch andre Umbildungen der alten 
flexion nach sich zog, so dass es in einzelnen fallen kaum 
mehr zu entscheiden ist, ob die vorliegenden formen einem 
alten nasal- oder einem alten liquidastamm entsprungen sind. 
Jedenfalls ist die scheinbare mehrstämmigkeit auch hier etwas 
nicht-ursprüngliches. 

Die nichtarischen dialekte bieten zum teil die gleichen 
erscheinungen , wie die arischen. Es folgt daraus, dass der 
beginn jener neubildungen in der deklination der r- (U) und 
w-stämme in die zeit vor der Sprachtrennung zu verlegen ist. 
Cf. gr. ov&ccq > ov9arog, fjnaQ > fjnarog, lat. femur, femoris 
> fernen, feminis; jecur, jecaris > jecinoris (kumulativbildung 
aus jecoris und *jecinis) u. a. m. l ) 



gestossen? Solche formen kommen weder vor, noch sind sie gut er- 
fanden; vgl. verf., a. o., b. 19 f. 

*) An die femininalbildnngen ai.jdjvarl, gr.nfaQct zu jdffvänas, nltav 
erinnere ich nur, damit es nicht scheint, als hätte ich sie ganz nber- 



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Arisches. 43 

Endlich zum schluss noch ein wort über av. aogare etc. 
Wir haben oben s. 30 gesehen, wie der stamm (ar.) azh- durch 
die n-deklination hindurch in die der «-stamme geraten ist; 
cf. dhöbhis, dhassu. Auf demselben wege ist ü'dhar zu den 
kasus udhasas, udhassu gekommen; cf. oben s. 40, wo noch 
einige weitre beispiele verzeichnet sind. Ein par mal stossen 
wir aber auch auf die umgekehrte erscheinung, dass s-stämme 
sich einen kasusausgang, und zwar den des akk.-nom. sing., 
aus der r-deklination geborgt haben. Beispiele sind: Aus dem 
avestischen: 

av* aogare > ai. ogas, ö'gasas, av. aogö, aogö, aogawhö; 

av. zü^are, za#are[1ca („Schnelligkeit") > ai. gdvasä 1 ); 

av. ayare j. 29. 11 > ayanhä, ai. dvas, dvasa (unsicher; so 
Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 329, n. 1); 

av. danare („dosis") > gr. ddvog (unsicher; a > a decken 
sich nicht!). — Aus dem altindischen ist mir kein sicherer fall 
bekannt dnarfvtä lässt auch eine andere auffassung zu, vgl. 
oben s. 15 note. 

Es wäre denkbar, dass auch hier die bei den r-stämmen 
üblichen n-kasus die Vermittlerrolle gespielt haben. Waren ja 
doch im avesta nicht nur die lok. plur., sondern auch die 
&A~ka8U8 der w- und 5-deklination zusammengefallen (cf. verf., 
handbuch, § 180 f., 214 f.). Doch ist nicht ausser acht zu 
lassen, dass auch im griechischen /ufjx a Q neben prjx°S> n ~ La Q 
neben iziog (ai. pivasä, plju§am) , 1%<j&q neben \%to (aus O osip) 
auftreten. Stehen beide erscheinungen in geschichtlichem Zu- 
sammenhang mit einander? 
[Fingesant: 25. mai 1888.] 

Chr. ßartholomae (Münster-W.). 

sehen. Hier ist die differenz r >n uralt, auf uralter stammesverschieden- 
heit beruhend, jdgvarl- lässt sich ebenso wenig von jdgvan- ableiten, als 
ijfrti- von ijetd-, dsiknl- von dsita-, pdtnl- von pdtaj-, Verschiedenheit 
der bedeutung und Verschiedenheit der stammbildung gehen hand in 
hand. 

*) Altir. zurah- in av. zuro.gata- und ap. zum, zurakara gehört nicht 
mit av. zäyare und ai. gävaz zusammen, sondern mit ai. hvdras „verrat". 



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44 0. Hoffmann 



Die kyprischen glossen als quellen des kyprischen 
dialektes. 

Als vor nunmehr 12 jähren durch eine reihe glänzender 
entdeckungen die entzifferung des kyprischen silbenalphabetes 
gelang, wandte sich begreiflicherweise das interesse von den 
glossen, welche bis dahin die einzigen quellen für die kenntnis 
des kyprischen dialektes gewesen waren, den inschriften zu. 
Indessen wird trotz der wichtigen und neuen resultate, die 
aus diesen gewonnen sind, die glossographische Überlieferung 
nach wie vor ein unentbehrliches hülfsmittel für eine dar- 
stellung und beurteilung des kyprischen dialektes bilden. Die 
gründe hierfür liegen einmal in den mangeln der kyprischen 
Silbenschrift, die z. b. weder lange und kurze vokale noch 
einfache und doppelte consonanz unterscheidet. Ferner können 
wir bei den inschriften mit bestimmtheit behaupten, dass die 
Schreibung nicht immer der ausspräche gerecht geworden ist, 
ein mangel, den in vielen fällen die grammatikerüberlieferung 
ergänzt. Endlich erhalten wir auch über accent und Spiritus 
allein aus den glossen au&chluss. Wenn dieselben somit einer- 
seits unsere inschriften ergänzen, so besitzen sie andrerseits als 
selbständige quelle eine grosse bedeutung für den kyprischen 
Wortschatz und sind für viele seltene, zum teil nur aus anderen 
sprachen zu belegende nomina und verba sicher auf immer die 
einzigen zeugen. 

Das verdienst, auf die Wichtigkeit der kyprischen glossen 
zuerst hingewiesen zu haben, gebührt M. Schmidt, 'der die- 
selben in Kuhn's zeitschr. IX (1860) p. 290—307 und 361 - 
369 zum ersten male vollständig sammelte. Freilich besteht 
der wert dieser arbeit mehr in der sichtung und teilweisen 
emendation des materiales als in einer gründlichen erklärung 
und ausnutzung desselben für die spräche. Daher ist das bild, 
welches Schmidt p. 365—369 von dem kyprischen dialekte ent- 
wirft, nicht nur unvollständig, sondern zur hälfte verfehlt. 

Eine systematische darstellung desselben auf grund der 
glossen versuchte Rothe in seiner dissertation „De Cypriorum 
dialecto", Leipzig, 1875, von welcher nur das erste drittel, den 
vocalismus behandelnd, erschienen ist. Es wird darin etwa 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 45 

der vierte teil aller glossen vorgeführt. Leider entsprach das 
resnltat dieser arbeit nicht den erwartungen, welche Schmidt 
in richtiger erkenntnis der mängel seines aufsatzes an eine 
sprachvergleichende behandlung der glossen geknüpft hatte 
(p. 369). Rothe's erklärungen sind ebenso wie seine conjec- 
turen fast sämmtlich misslungen. 

Da bei dem reichlichen fliessen unserer inschriftlichen 
quellen eine gesammtdarstellung des kyprischen dialektes nicht 
mehr lange auf sich warten lassen wird', so ist eine neue 
kritische Sammlung und deutung der glossen zum dringenden 
bedürfhisse geworden. Dass hierbei zugleich ein beträchtlicher 
gewinn für die vergleichende grammatik abfallt, wird die fol- 
gende abhandlung hoffentlich zeigen. 

Ueber ihre anordnung möchte ich folgendes vorausschicken: 
Aus guten gründen habe ich die glossen nicht in alphabetischer 
reihenfolge aufgezählt, wie es Schmidt gethan hat, sondern je 
nach den dialektischen eigentümlichkeiten , für welche sie die 
belege enthalten, unter die drei kapitel „lautlehre, formenlehre, 
Wortschatz" und deren Unterabteilungen eingeordnet. Da es 
hierbei unvermeidlich ist, dass einige glossen an mehr als einer 
stelle citiert werden, so habe ich eine fortlaufende (also nicht 
für die anzahl der glossen massgebende!) numerierung einge- 
führt und den mehrfach besprochenen glossen an jeder stelle 
in klammern [] diejenigen nummern hinzugefügt, unter denen 
sie sonst noch zu finden sind. 

Wenn die glossen keine nähere bestimmung fuhren, so 
stehen sie bei Hesych. Leichtere änderungen sind, zumal wenn 
sie nicht die glosse selbst, sondern nur ihre erklärung betreffen, 
ohne weitere bemerkung aufgenommen. Andrerseits habe ich 
conjecturen, die mit Überlieferung und spräche gar zu ge- 
waltsam umspringen, überhaupt nicht erwähnt. 

Bei dem zwecke, welchen diese arbeit verfolgt, habe ich 
darauf verzichtet, auf grund gewisser feststehender lautgesetze 
des kyprischen dialektes unter dem herrenlosen gute des Hesych 
eine jagd nach kyprischen glossen zu veranstalten. Indessen 
habe ich diejenigen, welche Schmidt und Rothe gefunden haben 
oder gefunden zu haben glauben, der Vollständigkeit halber mit 
aufgeführt. 

Endlich will ich, um in der litteratur vollständig zu sein, 
ein buch nennen, das für jede darstellung des alt-kyprischen 



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46 0. Hoffmann 

dialektes unentbehrlich ist: Beaudouin 6tude du dialecte 
Chypriote moderne et medieval, Paris, 1884. 



Von den im Hesych stehenden kyprischen glossen fuhren 
folgende die bestimmung Kvttqlol mit unrecht: 

älovQyd. tä bt ttjq &<xhxo<rqg TtOQyvQa. Kvtcqiol. 

Richtig zog Ruhnken das KvnQioi zu der vorhergehenden 
glosse alova. nrJTtoi. [49] 

dfjfltfjV. 7t6QVtpf. K.V7VQ101. 

Wahrscheinlich ist mit Schmidt Kvttqiv zu lesen, dtjplt] 
würde dann ein dem gewöhnlichen 7tdvdrj/Äog gleichbedeutendes 
beiwort der Aphrodite sein. 

evevvoi. irtiTijdeioi vonoi aig KvrtQtoi. 
Meineke las Kvnqiv. Freilich könnte man auch hinter 
elg eine lficke annehmen. 

eQOvvzeg. liyovzeg. Kvizqioi. 
Das Kvuqioc gehört vermutlich zu der voraufgehenden 
glosse SQOva. ttoqbvov. ävaitavov, [50] 
&Q6daxa. d'Qidana. KwtQtoi. 
Schmidt hat Kvtcqioi mit recht zu der nächstfolgenden 
glosse &q6vcc av&ri. xai ta £x xqtanaxw Ttoixil/Aara gesetzt. 
9-qova war auch nach dem Zeugnisse des scholiasten zu Theoer. 
II, 59 ein kyprisches wort [206] 



In mehreren glossen haben Schmidt und Meineke den 
namen des kyprischen chresmologen Evxlog durch änderung 
hergestellt Indessen kann keine einzige dieser Vermutungen 
ansprach auf Wahrscheinlichkeit machen: 
yd lag. yrj naqd Ewklrtp. 
Bereits Salmasius schrieb Evxty. Von einer änderung 
wird die glosse geschützt durch 

yaXdoiov. bnjQoaiov. 
dvv£iov. aßqo)%ov, EvxXeidrjg. 
Meineke Utqcjtov. Evxlog. 

IdQfie&eig* oi 7ta%qiöm ev xvxJUp. 
Soping. h Kv7t()(p. Schmidts conjeetur h Evxly ist 
jedenfalls unmöglich, da es für h in diesem falle Ttaqd heissen 
müsste. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 47 

aveovllcu. aelXai naqa mk. 
Schmidt avi&vllai. aelkai. Ttaqd Eviihp. Richtiger 
Ähren s aveXXac. äellai. ticcqcc y Ahuxi<p. 

EItioxccI. ftrjyij n %(ag xXeiTwg. 
Meineke 7taqd %<j? Evyd(p. 



A. Lautlehre. 

I. Vocaliunns. 

1. Die kurzen vokale. 

a) a als ablant zu w. 

1. xcclldicc. evTEQa. Kxmqioi. 

Weder Meineke's änderung (yuxtivöiva) noch Rothe's 
erklärung (nalidia = %aXLdia), welche auf der bereits von 
M. Schmidt herangezogenen glosse xalddeg. %ä evrsQa beruht, 
scheinen mir das richtige getroffen zu haben. Vielmehr stelle 
ich xäk-ldia zu kcjXov „der darm". Der ablaut müX-ov : xal-tg 
ist durchaus regelmässig und durch den accent bedingt. 

b) a als minimalvokal. 

2. aßctQiOTav. ywaixi^ofiivrpf. xa&aiQOiiivrjv xcrra/At]- 
vioig. Kvtvqioi. [32. 60. 205] 

Rothe construiert ein adjektivum aßäqig = a-däqig, att. 
adrjQig „unkriegerisch". Die bedeutung des hiervon abgeleiteten 
verbums aßaqlCpiKu soll ursprünglich „ywauu%eo&ai" gewesen 
sein. Wie sich indessen hieraus „facili negotio" die bedeutung 
„xa&aiQeo&cu MttafATjvioig" hat entwickeln können, verstehe 
ich nicht Zudem findet diese ganze erklärung ihre erledigung 
durch eine andere glosse 

dßqivd. X6xa&aQfi£va, 
welche deutlich zeigt, dass das zweite a in äßaQiOTav schwacher 
vokal ist. 

Da eine wurzel ßeq 9 die „reinigen" bedeutete, nicht existiert, 
so steht das ß wahrscheinlich für /; dann gehören ä-ßaQ-l&pai 
und a-ßQ-ivog zu dem homerischen aoriste d7z6-Bq-oe „er riss 
fort"» dessen Optativ dnoiqoue gerade als kyprisch angeführt 
wird, ferner zu dno-fQa-g und a^r-a-vpa-cii — drt-a-fQd-io (mit 
prothetischem vokale). Dem stamme wie der bedeutung nach 



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48 0. Hoffmann 

Hesse sieb das Lateinische verro „auskehren, ausfegen" ver- 
gleichen. 

3. ovaQai* rjfieig. Kvtzqiol 

4. ovccqov de elaiov. Kvttqioi. 

Wie gewaltsam die conjecturalkritik mit beiden glossen 
umgesprungen ist, dafür mag M. Schmidt's immerhin noch 
massvolle änderung ov%q6v (= w%qov) . duXcuov als beispiel 
dienen. 

Zum ausgangspunkte nehme ich die zweite glosse. ovaqov 
fasse ich als o-faq-ov und ziehe es zum stamme sver „leuchten, 
glänzen", ssc. svar „licht, glänz". o-fctQ-ov „das glänzende" 
steht also für o-f(>ov genau so wie das homerische occqoq „das 
geflüster" für o-a'Qog (stamm G€q). 

Oder ist an. sur-eggr, ahd. sür-ougi „tiefäugig" zu ver- 
gleichen? Dann wäre ovccqov „das triefende". 

c) e unter dem hochtone für gemeingr. o. 

5. xax i'(f e%eai. xctxHjaai. näyioi. [147] 

Die handschriftliche lesart xareQeai. xa&ioai ist zu ver- 
bessern nach kot cq* ?£e(o). xa&i^ov y xar eq eCpco. ha&i^ero. 

M. Schmidt verglich zu unserer glosse x, 378 
Tlg>& ovttjQy 'Odvaev, xcer aq Kpou, laog ävavdcp; 

1'qcc ist die ursprüngliche, als selbständiges adverbium fun- 
gierende form, welche erst späterhin, als sie zur tonlosen 
enclitica wurde, den schwachen vokal annahm. In demselben 
Verhältnisse steht xe zu xa, 7tote zu rtova u. a. Wie die 
kyprische vocalisation beweist, hat das homerische aqa nichts 
mit dem stamme <xq- in aQaqiaxa) zu thun. Am nächsten liegt 
es, eqcc und aqa zur wurzel ser „reihen, knüpfen" zu ziehn. 

d) i als minimalvokal. 

6. ßQiyxa. tö fuxQW. Kvtcqiqi. [62] 

Vielleicht gehört ßqiyxa = fQiyxct zum stamme vragc „zer- 
spalten, zerstückeln", der vedisch nur in der kurzform vrge = 
griech. /^ w x, fQix (mit eingeschobenem nasale fQiyx-) auftritt. 
Oder steht ßfx für fiQ'x? Zd. mererftg „töten" und got geh 
maurgjan „abkürzen" gehen auf ein idg. merg „verkürzen" zurück. 

7. ni'kvov. qxxiov. Kvtzqvoi. 

Der volle stamm erscheint in den gleichbedeutenden worten 
niXog, 7tehös und TtehSvog. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 49 

e) i aus 8 geschwächt. 

8. IuItqccov. vitötfaoov. Jldcpioi. [86] 

Für Ifi-fihQaov = i/A-fiiTQaoov. Völlig verfehlt ist der 
versuch M. Schmidt's aus dieser glosse die existenz eines 
kyprischen ind = vrco (2/u = \rc = irtd) zu beweisen. 

9. Ififtdzaov e'fißleipov. üdqtioi. [87] 

Der stamm nccra- ist sonst nur in der auf metathesis 
beruhenden form tttö-, homer. na-ma-lvw „umherschauen" 
nachweisbar. 

Eine grosse anzahl herrenloser glossen , in welchen iv für 
iv erscheint, sind zum grossen teile mit Sicherheit dem kypri- 
schen dialekte zuzuweisen: 

1. vyxQog. eyxiqxxkog. Für ey-xaQog. 

2. ifiTtoltjg. Xrptxrfi. Wahrscheinlich kgoirjg zu lesen. 

3. iv äxQitav. eig äxQioiav. [91, l] 

4. Ivdpfiaviv. $y*(>ioiv. [91, 2] 

Die handschrift bietet exuQiaiv. 

5. iv ävdroig. iv drtOQicug. 

6. IvaQßtog. Ixavog. ivaQStog. 

7. iv i(i Iva. ivrjfuov. 

Lies iv r^iwa. Das adjektiv r^iivog == rjfucvg ist 
auf den Gortynischen tafeln mehrfach belegt. 

8. ivKCCTtdzaov. iyxardßXetpov. [28. 91, 3] 

9. lyxa(fOT6vs. kvxavaqwteve. [16, 19. 27] 

Beide glossen sind paphisch. 

10. ivnqoayoQOtg. bavtlog. 

11. iv %vtv. iv %ov%<#. [154] 

12. Iv <pdog. elgvo q>tog. [74] 

13. Ioxgqw. «£?£. T , 

Vgl. boz*t» bei Apoll. Rhod. I, 912. In der- 
selben bedeutung gebraucht Homer inio%€Q(u. 

14. iyl&^iv. rdv xQvqxx laXovoav, aiviyfictTcidaig. 

Die handschrift hat upivtdv. *Qv<pa u. s. w. tyfi- 
%iv steht nicht, wie M. Schmidt meinte, für vtto- 
qnjtiv, sondern für i^qnjziv 9 vgl. eiuparov aiviyna- 
voeidwg ßiQrj/Aivov. Hesych. 

f) o als Stellvertreter von t;. 
10. d&Ql&iv. Qiyovv. KvttQioi. [161] 

Beitrüge e. künde d. indg. sprachen. XV. 4 



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50 0. Hoffmann 

M. Schmidts conjectur avQitßiv ist gewaltsam. Der 
archetypus hatte offenbar 

AOPIZEIN = aoQttsiv, 
eine form, die wir nach papfaischem lautgesetze für avQiCeiv 
erwarten (vgl. auch ion. (pEoyeiv = (pevyeiv). Demselben Schreib- 
fehler — für — werden wir noch dreimal begegnen. 

11. eo&XccL gvhva nalyvia. l4^ad-ovaioi. [100] 
Bisher noch nicht gedeutet. Mit der leichten änderung 

des 6 in lese ich 

k'aolai =» l'o-ooXai — ex-i-vkcu 
„ganz aus holz bestehend". Die präposition ig lautete vor 
consonanten im Kyprischen io. Dafür, dass auch anlautendes 
£ unter verlust des gutturalen zu einem Zischlaute wurde, haben 
wir ein zweites beispiel in der gleich zu erwähnenden glosse 
oodva. dgivt]. ndyioi. Für oo ist einfaches a geschrieben, 
ebenso wie /u für pfi in der glosse IfiixQaov. 

12. evvQOOoeo&ai. imoxQiqteo&ai. Tldtpioi. [159.] 
Das erklärende imGTQiyeod-ai soll hier offenbar „sich auf- 
halten" bedeuten, wie die glosse 

&7VltQVOO€lV. i7tl/A€lVOV. u4(XXü)V€g. 

deutlich zeigt. Auf die präposition ei = im komme ich später 
zurück. Das präsens xQvaato gehört zu demselben stamme 
tqvx-9 von welchem xqvxw „aufreiben, aufzehren" abgeleitet ist. 
imxqiaouv (seil, xqovov) wurde also mit ganz derselben ellipse 
wie tqißeiVy dicexQtßeiv im sinne von „die zeit hinbringen" 
gesagt. Von demselben stamme lit. trükti „zögern, bleiben". 

13. &oqdvag. xo egio. ITdyioi. 

M. Schmidt liest d'oqdvöig. Ebenso leicht ist die ände- 
rung in 

y^oqdvöe (A€ für AC). 
An der erklärung „l?w" ist kein anstoss zu nehmen, da Staate 
von dichtem in derselben bedeutung gebraucht wird, z. b. Eur. 
Bacch. 330 &vQa£e xwv v6f.i(av „ausserhalb der gesetze", Orest. 
604 xd x evöov elal %d xe dvqats övoxvxeig. 

14. (.iox[xu)]xoq>ay la. d-vata xig iv 2ahxfi7vc xrjg Äi5- 

71Q0V Xel0VfA€VTj. 

Die handschriftliche lesart tioxxoqxxyia hat Schmidt emen- 
diert. /Aoxxondg steht für ftvxxwxog. 

15. fioxoh hxog. üdcpioi. [153] 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 51 

Den Superlativ zu diesem locative lesen wir q>, 146 
ICe fivxohavoQ aliv. 

16. aodva. ä^ivij. ITdcpioi. [40. 101] 

Für gvrjkr], vgl. oben -ooku = -%vhu. Die länge des 
ersten a wird durch Hesych's glosse gvdlrj, für welche Lobeck 
kurzes a beansprucht hat, in frage gezogen. Ueberflüssig ist 
die conjectur aodla, da die suffixe -tjXog und -rjvog völlig mit 
einander parallel gehen. 

Die ausspräche des v als o scheint keineswegs allgemein- 
kyprisch gewesen zu sein. Von den aufgezählten glossen führt 
nur doQtCßtVy das seines diphthongs halber eigentlich noch zu 
isolieren ist, die bestimmung Kvhqioi. Die übrigen gehören, 
wenn wir das seinem Ursprünge nach dunkle und erst durch 
conjectur gewonnene /*ot[tw]tos der Salaminier abrechnen, mit 
einer ausnähme den Paphiern an. Dazu kommt, dass in vifelen 
mit KvTtQioi bezeichneten glossen ein v überliefert ist, vgl. 
dyxvQa, aÖQva, ditoXvy^oxog^ aQpvXa, dtrtTvov, dvoea, &ta, 
xwvTtiotia, Qvetva, axvöd, ooXoixvnog. 

Die hellere ausspräche des v muss also als eine eigentüm- 
lichkeit des paphischen, oder sagen wir besser des süd- 
westkyprischen dialektes gelten. Ausschliesslich paphisch 
sind in folge dessen folgende von M. Schmidt (Seh) und 
Rot he (R) den Kypriem zugewiesene glossen: 

1. ßoQttaj;. {ivQ{irj%. (Seh). Vgl. ßvQfiaxag. fitvQiirjxag. 

2. ßQÖxot. dtiXeßoi. äxQideg. (Seh). [58] Vgl. ßqv- 
xog . . . ol de dtriXeßog. 

3. ßQogai. Qoqtfjaai. (R). Vgl. ßQvgat. daxelv. xena- 
ittüv. 

4. yoQog. xvQtSg. (Seh). Vgl. yvQog und die glosse 
yvQTOV. xvq>6v. 

5. &y%6dia. a&Qoa. (Seh). Zur bildung vgl. yoöav und 
oxvdd. 

6. ix&OQaQei. &<Wfa. (Seh). Vgl. dvQdgai. el&Trjg 
dvQag 

7. erttoxaoev. ixdXvipev. (Seh). [106] Für irtvxaoev. 
Zugleich interessant wegen des m für tt, vgl. itxoXtg^ 
TtTolepog. 

8. iQaTodev. dvertavoavxo. (Seh). [35. 204] Die glosse 
bezieht sich ohne zweifei auf B 99 

iQrjxvfov Si xa% fttytg. 

4* 



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52 0. Hoffmann 

9. lvxaq>6reve. $vxara<pv%€ve. (Seh). [9, 9. 27] 

10. xopßog %b dxntotia. (R). Vgl. das von 

Athen. XI, 483 A in der bedeutung von tvottiqiov 
bezeugte paphische xv/nßa, ferner xvpßog, xvpßag, 

XVfißtOV. 

11. xoifta. vÖQia. (R). 

12. xotpia. %vtQa. (R). Vgl. xvipeXt], xvipeXlg. 

13. XQoataXXog. elöog viXov. (Seh). 

14. Xocpvldia. Xa(X7tadia. (Seh). [120] 

15. Xoq>vlg. Xctfiindg. (Seh). [119] Für Xvpldia, Xvjfyig^ 
vgl. Xv%vog. 

16. ftoXoQog. Xv7tTjQog. arjdyg. (Seh). 

Vgl. fioXvQOv vcj&qov. ßQCtdv. ävictQW* ätjdig. 

d%OQitOV* XVTTTJQOV. 

17. rtBTtoo fiai. axijxoa. (Seh). Wahrscheinlich eine 
homerische glosse. 

18. axoXXi. axvfifiov. 

Rothe: oxoXpa. axvXfidv. M. Schmidt axoXXi. 
axvXXi. Da auslautender nasal bei den Kypriern 
neigung zum verklingen zeigte und gerade im aecu- 
sative in 2 anderen glossen nicht geschrieben ist, so 
vermute ich 

axoXXo. oxvfivov. 
Das wort axvXXog wird in der bedeutung „junger 
hund" ohne angäbe des ethnikon im Etym. M. 720, 19 
(axvXXog. xvQtwg Ini xwbg vtoyvov) und bei Hesych 
(axvXXov. rf/v xvva Xeyovaiv) angeführt. Zu ver- 
gleichen ist axvXai;, ursprfingl. „jedes junge 11 , dann 
besonders „der junge hund". 

19. apoyeQov. oxXtjqov. inlßovXov. /doxihjgov. (Seh). 
[223] 

Das adverbium ijti-a/dvyeQÜg steht y 195, d 672 
und häufig bei Apoll. Rhod. Dem stamme nach ge- 
hört das wort zu lit. xmdugti „erwürgen". 

20. avoQoyxcci. ßXaTZTixoi. (Seh). 

Nach M. Schmidt für avo(giy%at. 

21. toXvi;. aiödiov. Vgl. zvXoy. aldolov. Die grund- 
bedeutung ist „das hervorstehende, der pflock". 

22. q>6a. k^ay^r^axa ev rip aaSfiati. (R). [174] 

Von qtiov = qwog abgeleitet, vgl. das kyprische 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 53 

&va für 9vea. qwog wird von Hesych durch q>v- 
Tevfta, yewrjfia erklärt. 
23. g>oxevei. ywp. (Seh). Die handschrift irrtümlich 

<fXOT€V€l. 

g) öq, qo für ctQ> qcc =• ssk. r. 

17. xoqCcc. xaqdla. IIdq>toi. [129] 
Vgl. ssk. hrd „herz". 

18. OTQ0 7crj. aOTQaTzrj. üdcpioi. 

Wahrscheinlich entspricht OTQ07trj einem gemeingriechischen 
OTQartrj, welches durch das Etym. M. 514, 31 bezeugt ist. Es 
könnte sonst auch otqotvtj durch synkope aus dem homerischen 
oveQOTtfj entstanden sein, wie l'yxQog aus tyxaQog, zQefii&og aus 
rsQißiv&og. In diesen fällen geht freilich der accent voraus. 

h) Apokope der präpositionen. 
Belegt ist dieselbe nur bei der präposition xctrd. Auf 
den durchgreifenden unterschied, welcher in der behandlung 
der apokopierten formen zwischen Aeolern und Westgriechen 
stattfand, habe ich De mixt graec. ling. dialectis p. 5 hinge- 
wiesen: die Aeoler und Thessaler assimilierten den am ende 
unhaltbaren consonanten dem folgenden anlaute (xdßßaXe), die 
Westgriechen stiessen ihn ab (xaßalvtap). Dass die äolische 
weise gemeinachäisch war, beweisen die ky prischen glossen: 

19. xaxxeiQai. xctraxotpat. JIdg>toi. [263. 272] 

20. xdQQCtgov. üdcpioi x(crc)a%QV. [37] 
Gewöhnlich ist schon Vereinfachung der doppelconsonanz 

eingetreten (ebenso wie in ifiixqaov = lfii-fiilxQaov y \q>[a%]iv = 
ifi-q>5xiv, eaoXat = eo-oolai): 

21. xdßltj. pdvdalög. üdcpiot. [43. 94. 141] 

22. xdyQa. xaxayayaQ. Zala/ninoi. [93. 140. 247] 

23. xaxoQccg. xaxaxoipag. na^d Evxhp. [88. 138. 263] 

24. xali%eg. xaxdxeioo. üdqtioi. [150] 

25. xanaxa. xctxcntoxftag. Iloxpiot. [149] 

26. xartdxag. xa&OQiov. nctQd Evxkp. [89. 139] 

27. \vxaq>6xeve. $vxaxaq>vxevs. (paphisch.) [9, 9« 16, 9] 

28. IvxüLitdxabv. fyxavdßleipov. (paphisch.) [9,8. 91, 3] 



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54 0. Hoffmann 



2. Die langen vokale, 
a) Urgriech. ä ist erhalten in 

29. ayava. aayrjvtjv. KvrtQioi. [77. 116. 126. 131] 

30. äyqTMQ. 6 %wv li(pQOÖizrjg dvrjhov yyovfisvog IsQevg 
h KvrtQ V . [110. 193] 

31. dafiatQi^eiv. to awdyeiv %6v Jrj^irjrQiaxdv xüq- 
rtdv. KvrtQioi. [164] 

32. aßaQiaTdv. [2. 60. 205] 

33. avöa. cnrtrj. Kvtvqcoi. Noch dunkel. [237] 

34. ßoovtjrd .... nctQa Kv7tqloig de dvooiog. [42. 71] 
Freilich bleibt es zweifelhaft, ob ßoovrjrä oder ßoovrjvä zu 

lesen ist. Im ersteren falle würde das a des nominativs abge- 
fallen sein wie in xdßlrj, xdyQa, veai, im zweiten falle dagegen 
hätten wir einen ohne sigma gebildeten nominativ vor uns, der 
dem äolisch-epischen %it7toxa % veq>ekt]yeQha u. a. an die seite 
zu stellen wäre. Ueber das r\ siehe [42]. 

35. &Qdto&av. dvertavaavro. [16, 5. 204] 

36. $äTccg. dijtag. xovg öovXovg, Kvtvqioi. 

Die handschrift hat övrag. Ist die Vermutung &ä%ag 9 
welche durch die reihenfolge gefordert wird, richtig, so muss 
die gewöhnliche etymologie von fhjg, welche das wort vom 
stamme dy- „setzen, legen" ableitet, aufgegeben werden. 

37. xaQQagov. Ildcpioc. xq5^ov. [20] 

Meineke hielt die glosse selbst für corrupt und vermutete 
xdxQagov. Wahrscheinlich steckt jedoch der fehler in der er- 
klärung xqa^ov^ wofür M. Schmidt mit leichter änderung 
xdrat-ov schreibt. xaQQagov steht dann für xatd-QQtjgov. 

38. IleXdva. fj Sdlapig h %oig EvxXov xQ^a^olg. [172] 

39. axvdd. axtd. Evxlog. [177] 

40. oodva. äl-lvt]. FLdcpioc. [16. 101] 

In wenigen fällen ist durch schreiberhand r\ für a einge- 
setzt: dxootnj, äldßr], Hort], CTQOTty. 

b) Gemeingriechisches rj 
ist im allgemeinen bewahrt geblieben. Besondere hervorhebung 
verdienen folgende fälle: 

41. aTt&Xrjxa. drt&qqwya. Kvtzqloi. [76] 

Für dn-i-fXrixa. Der stamm /A17X ist auf griechischem 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 55 

boden sonst nur in seiner kurzform /Aäx- in Xdxog „fetzen" 
(aeol. ßQaxog?), Xccxig, vgl. latein. lac-er erhalten. 

42. ßoovrjtd. Ttfdijg ßoiov rjyoQaa/itivct. nctQa Kvnqloig 
de evoaiog. [34. 71] 

Meineke's conjektur ßowvrjrag, die M. Schmidt's beifall 
gefunden hat, stützt sich auf die tatsache, dass es bei den 
alten als unrecht galt, den pflugstier zu verkaufen. Indessen 
würde doch ßowvtjzag denjenigen bezeichnen, welcher den stier 
kaufte, und wie dieser dvoaiog genannt werden konnte, ist 
mir nicht klar. Ich zerlege deshalb das wort in ßoo-vfJT<x 
„einer, der den pflugstier hungern lässt". vrjta = vi?-Tä£ ziehe 
ich zu vijaTiQ „nüchtern, hungrig", das von Aeschylos häufig 
in aktiver bedeutung „hunger verursachend" gebraucht wird, 
und zu vrj-qi-w „nüchtern sein". Der stamm vtj- steht für fvri- 
und ist durch metathesis aus feve- hervorgegangen, das sich 
in got. van „mangel" (idg. *vonom) und griech. evvig = e-fv-ig 
(mit prothet. e) erhalten hat Ueber vyqtco s.Froehde BB. III, 14. 

43. xdßlrj. iidvdaXog %wv 9vQtov. üdcpioi. [21. 94. 141] 
ßXrj- zum stamme ßeXe- „werfen, legen" gehörig. 

44. %i%rjt6g. 8 efitßdftterai 6 Xißavonog. KvrtQioi. 
Musurus schrieb elg o ifißdXXerai. Jedenfalls wird die 

Übersetzung „weihrauchfass" das richtige treffen, vgl. %r}-log 
„lade, truhe". 

c) Gemeingr. r\ in et verwandelt. 

45. Xsiv{ea). €Qia. KvrtQioi. 

Die handschrift bietet Xelv., das Musurus zu Xsiva er- 
gänzte. Lesen wir Xelvsa, so wird der Ursprung des Schreiber- 
fehlers eher begreiflich. Xrjvog steht für fXfj-vog und gehört 
zum stamme vel- in ssk. ürnä, lit. vil-na „wolle". 

46. Qvsiva. &Qva. Kmqioi. [66. 142. 222] 

Für fQrjva. Das nomen fQ^v (Apoll. Rhod. IV, 1497, 
Nicand. Th. 453) = ssk. ürä „schaf" ist bei Homer in der 
composition 7toXvQQrjv erhalten. 

47. £dei. ßivei. xal tcvü, Kixtqioi. [72. 128] 

Für di-drj. Bei Homer ist für das überlieferte öidei «478, 
z 440 natürlich öidrj zu schreiben. Das ei verrät die attische 
abkunft des redactors (vgl. att. hl&eig, hl&ei). 

d) tj aus € + 5 contrahiert. 

48. a7tXavfj. TtoXXd. Kvtzqioi. [156] 



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56 0. Hoffmann 

Seltsamer weise ist diese völlig klare glosse von den ärgsten 
conjecturen heimgesucht. So schreibt M. Schmidt, nach dem 
vorgange von H. Steph., a7tXwfj. [rtoXXd.] xottQia., wobei er 
es noch freistellt, ob man noXXa ganz auswerfen oder rtaXaid 
dafür lesen wolle. Rothe schlägt drtXadij =» a/tXfj&ij vor. 

TtXav-yg gehört zu dem stamme nXav-, welcher im home- 
rischen ni(jL-Tckxv-eiai I 679 erhalten ist. Dieses nl&¥- ver- 
hält sich zu TvXä- und dessen kurzform rtXa- (z. b. in nifi- 
7tla-fiev y 7Uii-7zkx-vai) genau so wie q>av- (in <palv-io, qpay-figog, 
qxxr-rjQ) zu q>ä-, ssc. bhä „scheinen" und dessen kurzform cpa- 
(z. b. in qw-oig „erscheinung") oder wie x«*- (in %<xiv-<a) zu 
X<&- (in x 1 ?-^ 1 ?)» ssk. hä und dessen kurzform x«- (in %a-a%-<o). 
Die erscheinung, dass die kurzformen langauslautender stamme 
durch consonanten erweitert und so zu selbständigen thema- 
tischen verbalstämmen umgebildet wurden, ist in allen indoger- 
manischen sprachen äusserst häufig. 

e) Ursprüngliches w. 
Durch M. Schmidt aufgestellt und von Rothe verfochten 
ist die ansieht, dass die Kyprier, ebenso wie die Thessaler, 
ursprüngliches to wie ov ausgesprochen hätten. Gegen das 
Zeugnis der als kyprisch überlieferten worte dydo&tog, dyjjrwQ, 
ä(tfi(octTOQ, iX&ereug, ioia 9 d'ißwvog berief sich Schmidt auf die 
3 glossen: 

49. dXova. %tjn;ot. 

50. igova. noQevov. dvcmavov. 

51. oval. awXal., 

von denen keine einzige in unserer Überlieferung den Kypriern 
zugesprochen wird. Freilich ist es sehr wahrscheinlich, dass 
aXova und iqova ihr Kvtzqioi an die unmittelbar benachbarten, 
sicher nicht-kyprischen glossen dXovgyd und iQovvteg verloren 
haben. Für oval lässt sich das nicht mit gleicher Sicherheit 
behaupten, da die glosse ovdqat. yfiieig. Kvnqtoi^ welcher 
Schmidt das Kvnqiov entziehen will, in dem folgenden ovctQOv 
de eXaiov. Kvtvqlol eine stütze findet. Doch, selbst wenn wir 
zugeben, dass alle drei worte dem kyprischen dialekte ange- 
hörten, ist die folgerung, welche Schmidt aus ihnen zieht, 
irrig. 

aXova. %rJ7tov gehört zweifellos zu dem homerischen dXtad 
„Weingarten, baumgarten". Da nicht nur der geschlechts- 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 57 

Wechsel , wie wir sehen werden, eine im kyprischen dialekte 
hanfig auftretende erscheinung war, sondern jetzt auch auf 
der idalischen bronze ein äla/ov oder akj-ov im sinne Ton 
„feld, garten u belegt ist, so haben wir keinen grund, Schmidts 
Vermutung aXovä («= dXovq). %^mf anzunehmen. Das home- 
rische alwd steht nun aber, wie das kyprische akafov und die 
aus dem Ssk. hierher gehörenden worte läva „schneidend, 
pflückend", Idvaka „Schnitter" zeigen, für d-kwfd. Dasselbe 
gilt von €Q(od — l-Qiofd „ruhe, rast" il 302, P 761, das mit 
dem ags. rdv, an. rö, ahd. ruowa identisch ist, vgl. Fick, KZ. 
XXII, 377. Endlich ist inlautendes digamma auch für iod 
„die phyle" durch das bei Hesych erhaltene lakonische tußd 
bezeugt 

Die formen akwfov, iQiofd und oi/a mussten sich im kypri- 
schen dialekte in akovfov, iQiovfd und tovfd verwandeln, vgl. 
die inschriftlich belegten formen xevevfov für xw«/oV 20, 2/3, 
6v/QT]jdactTv 60, 4 neben if^tdaarv 60, 14 und die glosse 
veoi. oxolrj.y die für vfeat steht In dem so entstehenden 
langen diphthonge cov wurde nach gemeingriechischem lautgesetze 
der erste bestandteil verkürzt: akovfov, iQovfd, ovfd. 

Daraus folgt, dass ein wandel von (o in ov in diesen 
fallen nicht stattgefunden hat und somit fürs Kyprische 
überhaupt ohne belege ist 

f) Ursprüngliches v. 

Ebensowenig ist es Schmidt geglückt, einen Übergang 
von v in <o für das Kyprische zu beweisen. Keine einzige als 
kyprisch bezeugte glosse kann er für diesen lautwandel als 
belßg anfuhren. Von den beiden glossen egioxe. xtolve und 
gwrevet. y&vijt, welche er den Kypriern zuweist und denen 
Bothe noch fyoyij. eldog ßotdvtjg (= £vyig) und xQwt.eiv. tpi- 
9vQiCfiiv (neben tqv&i. yoyyv&i, xpi&vQitei.) hinzufügt, ist 
gxorevei sicher aus cporevei verdorben, da qwrevto kurzes t; hat, 
vgl auch das paphische lvxa<poTeve = bntarayvTeve. 

Andrerseits liefern mehrere glossen, in welchen ov für v 
geschrieben ist, den deutlichen beweis, dass der lange ö-laut 
bei den Kypriern keine Veränderung erlitten hat: 

52. ßQOv%Btog. ßaQctd'QOQ. ßdtQa%ov de Kvizqioi. 

Für ßctQctÖQOs hat Dindorf mit unrecht ßaQßaQog con- 
jiciert Das wort gehört in seiner ersteren bedeutung „kluft, 



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58 0. Hoffmann 

abgrund" zu ßqv%iog „tief 1 . Dagegen scheinen die frösche ihres 
quakens halber ßQovxeroi (ßeßQvxa, ßqv%doiiai) genannt zu sein. 
Vielleicht ist eine andere glosse 

ßqv%i%oi. ßäwQoxoi fiiXQoi ffcovreg ovQag. 
aus ßqv%i%oi verdorben, zumal da die reihenfolge an dieser 
stelle gestört ist. 

53. XovpccTCt. zä %üv 7tTioao(iivcov xqi&wv a%vqa. XJ- 
tvqioi. [212J 

So las bereits Pearson für das überlieferte dovfiara. 
Einen zweiten beleg für den kyprischen stamm Xov- „lostrennen, 
verstümmeln" nennt Eustath. zu 455 (meüto d* oy diupo- 
ziQwv <X7to*oxp£/dev ovava xaX%<jj)i xai ovrwg [tev tiveg dito- 
Xeipe/nsv eyQCtipav, aXXoi de dTtoXovaefxsv iJtoi xoXoßwauv. 
Xovoov yaQ tpaat rcaQa KvftQioig %b xoXoßdv. [213] 

Kyprisch sind also auch die glossen Hesych's 

54. artoXovoenevai. xoXoßalosiv. 

55. Xovoov. xoXovqov. xoXoßov. T€&Qavoft£vov. [213] 
Der diphtong ov dient in allen diesen fallen nur zur be- 

zeichnung des ursprünglichen langen w-lautes. Das kyprische 
Xovto es 8sc. Zu-wrf-wi „abschneiden, abhauen 14 , latein. Jw-o, 
re-lü-o, unterscheidet sich also nur durch die volle form des 
Stammes von dem gemeingr. Xüw. Dass die alten grammatiker 
die identität beider verben nicht begriffen, war ohne zweifei 
zugleich eine folge der ausspräche und der veralteten bedeu- 
tung des kyprischen Xovw. 

3. Die diphthonge. 

a) ai durch epenthese entstanden. 

56. alXa. avxi %ov dXXa. Kvtvqioi. Etym. M. 34, 10. 
Die glosse hat ihre bestätigung durch das inschriftliche 

aiXwv Coli. Samml. 60, 14 = aXXwv gefunden. Die form alXog 
geht auf ein äXiog = dXjpg mit Suffixbetonung zurück. Eine 
inschrift aus Tamassus hat jetzt den ebenso entstandenen götter- 
namen lArteiXcov — AneX^v zu tage gefördert. 

b) ei für gemeingr. rj siehe [45—47]. 

c) oi aus fit abgelautet. 

57. dity&egdXoiyog. ygaftfiavoöiddonaXog naqa Kv- 
TtQioig. [233. 250] 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 59 

Zu vergleichen ist die glosse 

aXei7t%rjQiov. yQCKpsiov. Kvtcqioi. 

d) ov aus av abgelautet. 

58. ßQOvxa. 8. v. ßQOvxog. dxQiöwv eldog, "iwvsg. Kv- 
TtQtoi öe tijv %hti(>dv a*Qida ßQOvxav. [169] 

Da die form ßqovx- nicht nur bei den Kypriern, sondern 
auch bei den Ioniern, Tarentinern und anderen üblich war, so 
haben wir in ov einen echten diphthong und nicht etwa einen 
speciell kyprischen Vertreter von v zu sehen. Denselben stamm 
in seiner hochbetonten und schwachen form zeigen zwei andere 
glossen Hesych's 

ßQevKog. fj juixQa äxQig. vitb Kqtjtwv. Das überlieferte 
ßQ&tog verträgt sich nicht mit der reihenfolge. 

ßQvxog ol de aTzeleßog. Diese form erscheint auch 

in paphischer vokalisation mit o: 

ßQOxoi. dvileßoi. äxQideg. [16, 2] 

Das ablautsverhältnis ev : ov : v war auf griechischem boden 
bisher nur in ikev&to, ikijkov&cty qlv9ov bekannt. ßQevxog, 
ßQOvnog und ßQvxog gehören dem stamme nach zu ßQVKw „zer- 
bei8sen u . Das Verhältnis von ev zu v ist in diesen Worten 
ebensowie in vielen anderen vorläufig noch dunkel. 

e) ov aus av entstanden. 

59. ayxovQog [oQ&bg i]] oq&qoq. Kvtvqioi. rj (pwoqnQog 
%al ol avv avT($ . . . 

Das überlieferte xcrt ol avv av%(j} will M. Schmidt auf 
grund der glossen 

ivavQio. 7tQoSt. KQtjreg. 

Kivavqov ipvxog. xb äpa ijueQa. Kvtvqioi. 
in xal ol avv %($ av ändern. Mir scheint vielmehr yiooqtoQog 
den morgenstern zu bezeichnen und hinter avrai etwa doreQeg 
ausgefallen zu sein. Dass ayxavQog die allein richtige form 
sei und Hesych ein äy%ovQog nur aus den unleserlichen zügen 
seiner vorläge erschlossen habe, möchte ich Schmidt nicht 
unbedingt zugeben. Freilich muss, wie aus der Übereinstim- 
mung aller indogermanischen sprachen hervorgeht, der den 
schwachen formen der wurzel ves „leuchten" (ssk. us-rä-s) vor- 
geschlagene vocal bereits ursprachlich a gelautet haben vgl. 
avQiog = d-vo-Qt,og> latein. aurora = a-us-osa, lit. ausz-rä, 



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60 O. Hoflfmann 

ftltn. aus4r „osten". Indessen würde eine verdumpfung von 
a zu o auf arkadischem (ytvqvoi, dexorog, sxovofißoia) und 
kyprisqhem boden (ovi&tpie, "JSxoros, xoq£<x) ihre parallelen 
finden. 

n. Consonantiimut. 

1. Die Spiranten. 

<i. Der labiale spirant /. 

a) als ß erhalten. 

60. aßagiatav. [2. 32. 205] 
Wahrscheinlich zum stamme /«?- gehörig. 

6 

61. et ß lag. lap7tQtoQ. KvnQioi. [132] 

Der stamm a/A- ist die regelmässige kurzform zu afel- 
in a-fik-iog „sonne". Dass das wort ein adverbium auf -a| 
ist, wurde von dem grammatiker, der das richtig überlieferte 
la/Ä7tQwg in Xa^nQog geändert haben wollte, ebensowenig ver- 
standen wie von Rothe, der in dßld£ eine erweichte (!) form 
für aßoog sah. 

62. ßQiyxa. [6] 

Wahrscheinlich zu ssk. vragc „zerstückeln" gehörig. 

ß) als v erhalten. 

63. äxevei. ttjQtii. Kvkqioi. 

In dem Gortynischen stadtrechte II, 17 stehen die worte 
äxsvortog xadeora, über deren sinn man sich noch nicht einig 
ist Auf die abgeläutete Stammesform xof gehen zurück dxoUa, 
xoita 9 xorvia) (= xof-viw), ferner die mit -x6<av oder -xoag 
zusammengesetzten eigennamen, z. b. drjixoxowv, ^litTtoxowv^ 
EvQOxoag, endlich die Hesychischen glossen: xo£ # äxovei, itev- 
&erai. xotatpi • ivexvQa&i. xoiov • bixvQOv. xova • br&xoQa. 
xovaaai* hexvQtdaai. xwa* heyvQa. x(od£w h^xvQiäCßiv. 
xwa&eig • hexvQiaa&tig. xioiov * b>i%vQov. 

64. avyctQog. aawtog. vnb Kvnqiwv. [135] 

Ich betrachte das wort als ein compositum aus a privat 
und vy-ct(>6g — ssc. ug-rds „stark, kräftig", gemeingr. vy-irjg. 
Der volle stamm fey- ist in Latein, vigeo und ssc. vajas „kraft" 
erhalten (vgl. Fick, Wörterb. 9 II, 244), Als grundform für 
oüyaQog müssen wir also d-fy-aQog ansetzen. Dieser entspricht 
im Ssk., welches den stamm vaj schon früh durch uj und 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. * 61 

dessen Steigerungsform öj ersetzte, genau das vedische an-ugrä 
„schwächlich". 

65. ave(X)xl£ei. oqxxxtXltyi. Kvtvqioi. [160] 

So lese ich mit leichter änderung für das überlieferte 
av&dCfii. a-fehn-it/u geht auf die nomina ä-felxyg „brandig 4 *, 
filxog „der brand" — latein. tdcus „geschwür", ulcerare etc. 
zurück. Die grundbedeutung „entzündung" ist in ssk. vdrgas 
„feuer, glanz (( erhalten, das mit kypr. filxog und lat. ulcus 
identisch ist Das gemeingr. Hlxog „wunde 11 lässt sich nicht 
ohne bedenke^ heranziehen, da im Homer jede spur eines an- 
lautenden digamma's fehlt Man hat es deshalb mit ssk. arg 
„verwunden" zusammengestellt, eine etymologie, bei welcher 
der Spiritus asper unerklärt bleibt. 

66. Qveiva. ixQva. K&itqioi. [46. 142. 222] 

Aus fQfjva entstanden. Wahrscheinlich hat sich zunächst 
zwischen / und q ein sekundärer kurzer u-laut entwickelt 
(füQTjv), der dann durch metathesis des q in die nächste silbe 
trat: fQvrjv. Vgl. Xvxog = flvxog, entstanden aus fvkxog, 
88C. vrkas. Dafür, dass der spirant Vau vor consonanten sich 
im Kyprischen nicht schlechthin zu v vocalisierte, sondern ein 
u aus sich heraus entwickelte, haben wir den inschriftlichen 
beleg evfqrjTdoavv 60, z. 4 neben i/QTjrdaarv z. 14. 

Den gleichen Übergang von anlautendem /?- in /qv- zeigt 
zend. urväta, welches Roth „Ueber Yasna 31" zu ssc vratd 
gestellt hat Bezzenberger (BB. I, 253) verglich dazu die 
altfriesischen Wörter ruald, rueka, in-ruisze für wr<M 7 wreka, 
in-wrisze. 

67. veoi. oxolri. ndcpioi. [95. 143] 

Das auslautende -g ist abgefallen wie in xcfy^a, xdßlrj und 
ßovxmrf. Als nächste Vorstufe von veoig haben wir vfeoig 
anzusetzen, vgl. inschriftL xevevfov 20, 4. Die von Salmasius 
vorgeschlagene und von M. Schmidt KZ. X, 231 gebilligte 
conjectur veartg ist zum wenigsten unnötig, da die verbal- 
substantiva auf -aig (fioig, tßaig, diaig = fio-ai-g, Zia-ai-g, 
öio-oi-g) sehr häufig concreto bedeutung haben, vgl. öoatg 
„gäbe", noaig „trank", xv<h$ „häufen", %a^ig „schlachtreihe" 
u. a. m. 

y) Zwischen vocalen spurlos ausgefallen. 1 

68. äeixig. anqanig. äxoveig. Kvnqioi. [145] 



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62 • 0. Hoffmann 

Wenn M. Schmidt für unsere und die ebenso dunkle 
glosse des Cyrill dexu'eg- dxoveig als gemeinsame quelle ein 
AEICIIEC aufstellt, das der Schreiber, wie er nachträglich selbst 
merkte, aus ateg verschrieben habe, so lassen sich gegen diese 
Vermutung — ganz abgesehen von ihrer inneren unwahrschein- 
lichkeit — eine reihe anderer glossen des Cyrill anführen: 
dec^ofiivt] 9 äxovovoa. aeidoev axovaev. Seide' axove. 
delowfxev dxovato^ev. Wir haben also ein präsens deidio 
mit der bedeutung „hören" anzuerkennen, und am natürlichsten 
erscheint es mir deshalb, dewig in deldeg zu ändern d. h. 
anzunehmen, dass 2 glossen dei%ig und deldeg in deixeg zu- 
sammengeflossen sind. 

Dieses kyprische verbum d-feld-eiv „hören", das sich 
nur durch die hochtonige form seines Stammes von dem latein. 
audio sss a-vid-jö unterscheidet, und das gemeingriechische 
*feideiv f fiöelv = latein. videre gehen auf dieselbe wurzel 
feiä- zurück, welche ursprachlich, wie das griechische alo&d- 
veo&ai » d-fiö~&m>eo$ai noch deutlich zeigt, nichts anderes 
als „mit den sinnen wahrnehmen" bedeutete. Ein vereinzelter 
rest eines dem kyprischen d-feldw gleichstehenden d-feid-opai 
„ich höre" hat sich in dem homerischen passiven aoriste o-fia- 
S-eig I 453 „nachdem er gehört hatte" erhalten. 

69. cuTtoXog %al Y.a7trjXog rca^a Kv7tqioig. [157] 

-7toh)g gehört zu 7ceko^ai 9 IjiTtoli], TtcjXio) u. s. w. al 
— dfi, zd. avi „gegen, zu" ist eine alte präposition, von der 
auf griechischem boden nur zwei reste bei Homer erhalten sind : 

1) dt-ötjlog „verderblich" z. b. tvvq dtörjkov, eqy dtdrjhx, 
fivtjazijQwv atdrikog Sfulog, yi Aqr]g dtdtjXog. Die landesübliche 
etymologie atdrjlog = d-flä-ylog „unsichtbar machend" ver- 
diente eigentlich wohl kaum genannt zu werden. Bereits 
Duentzer erkannte, dass von -drjlog das verbum drjUofiac 
„verletzen, zerstören, vernichten" = latein. delere abgeleitet 
sei. Das ä/t- soll in dfi-drjlog offenbar die bedeutung des 
feindlichen verstärken. 

2) al-£r]6g. Der stamm dieses Wortes ist urspr.^et?; gekürzt 
in bsc juvan, zd.javan, latein. juvenis. Brugmann's Ver- 
mutung (Curt. Stud. VII, 214), dass al-tyog aus dem redupli- 
cierten jai-javos hervorgegangen sei, ist deshalb falsch, weil es 
ursprachlich 2 gänzlich verschiedene /-laute gab, von denen 
der eine im Griechischen ausnahmslos zu £ wurde, während 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 63 

der andere nach bestimmten gesetzen bald in i überging, bald 
als spirant ausfiel. 

Dem al-Ctjog entspricht laut für laut im Zend avi-yäo 
„herangewachsen", ferner lässt sich vergleichen avi-ama „zu 
kräften gelangt". Das avi hat also in diesem worte die bedeu- 
tung von griech. ini in £/tiQQi6wo$ai, $7tav!jdveo9ai. 

Da wir wissen, dass im Homer, wenn / trennender laut 
zwischen zwei vokalen war, contraction eintreten konnte, aber 
nicht eintreten musste, so hat, die stets offene form dtdrjXog 
neben alCtjdg nichts befremdliches, zumal da aifyjog dem metrura 
Schwierigkeiten entgegengesetzt hätte. 

Das kyprische ai-noXog ist, was den sinn anlangt, mit 
dem gemeingr. *eti-7ioXog (vgl. ipnoXdw, i/A7toXy) identisch. 

70. aoQOv. [ao%X6v. 7tvXwva. $tqioq6v. Kvnqioi. 
Einem langvokaligen stamme ver (latein. vSr-eor) mit dem 

ablaute vor (7tvXd-fa)Qog, /cJ^or, 87ti-ftoQog, fe-fWQcnux) stand 
bereits ursprachlich ein kurzvokaliger ver mit dem ablaute vor 
(Hom. oqovzai, Pind. Tifiia-fooog, gemeingr. ögaco, Goth. vars, 
daura-var-ds) gegenüber. 

Das a in a-fooog ist natürlich intensiv. Die Kyprier 
nannten also den thürwächter xav ^o%tjv den „Wächter". 

71. ßoovrjra. [34. 42] 

72. £dei. ßivel. aal 7tvei. Kvnqiov. [47. 128] 
Für di-a-/»/ zu dtdfrjfii. 

73. &eia. lydla. xai S-eolg ioixova. Kiitqioi. 

Die conjecturen Schmidts (xfasldia) und Rothe's (d-ota 
=» 9vta) sind überflüssig. Das gemeingriechische &v-elov ver- 
hält sich zu dem kyprischen &if-iov = &eiov genau so wie 
Xfvo-eiog zu %Qva-t,og und yiXv-rog zu xXif-vtog. Vor 
dem hochbetonten suffixe -elog musste die schwache form des 
Stammes erscheinen. ' 

74. iv q>aog. elg %b g>wg. [9, 11. 158] 

75. xeved. %svd. /udrctia. Kvtvqlol öe dvadevdoddag. 
Gemeint ist der wilde, unfruchtbare weinstock. Auf einer 

inschrift aus Arsinoe 20, s lesen wir Kevevföv „das kenotaph". 

d) Im anlaut vor consonanz abgefallen, aber an 
seiner Wirkung noch deutlich zu erkennen in 

76. drteXrjxa. aTtioQioya. Kvtvqioi. [41] 

Das überlieferte drtiXvna widerspricht nicht nur der reihen- 



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64 0. Hoffmann 

folge, die aitiXrpux, erfordert, sondern ist auch sprachlich unmög- 
lich, da das perfektum von der wurzel lü, welche allerdings 
von Hesych ihrer speciell kyprischen bedeutung halber mehrfach 
citiert wird, ärtoXeXvxa heissen müsste. 

Das perfektum e-fXtjx-a ist aus doppeltem grund in- 
teressant, einmal weil es die hochbetonte, nicht die abgeläutete 
stammesform zeigt, und zweitens, weil es an stelle der redupli- 
cation das syllabische augment angenommen hat. War das 
zweite dement einer anlautenden doppelconsonanz eine liquida, 
so bildeten die Griechen das perfektum bekanntlich ohne eine 
bestimmte regel bald mit reduplikation bald mit augment. 

b. Der dentale Spirant a. 
a) Im anlaute in h verwandelt. 

77. ayava. aayr)vrjv % KvnQiot,. [29. 116. 126. 131] 
Ueber den spir. lenis siehe nr. 116, über die endung 

nr. 126. 

78. aQfiuaTog. 07taofidg. Kvtvqioi. [117. 180] 
aQixwatOQ, wahrscheinlich aus agpoipatog verdorben, 

gehört zu oiorjQa „ich verziehe den mund", ad(HW Xayvog 
Hesych. Ueber den spir. len. siehe nr. 116. Ob Fick, Wörterb. 8 
II, 253 und nach ihm Rothe aiarjQa mit recht zu aai^w „ich 
kehre aus 11 gezogen haben, scheint mir fraglich. Die mittel- 
bedeutung des „ziehens u ist doch zu farblos, als dass sich aus 
ihr zwei so prägnante und weit von einander abliegende bedeu- 
tungen hätten entwickeln können. 

79. Xya. ationa. Kvnqiot. [118] 
Für olya. 

80. vyyepog. GvXXaßrj. 2aXa/dtviot. [201] 

81. vvTetgäatiav. xaveayiv. SaXafitvioi. [144.165.225] 
Mit unrecht will Schmidt in dieser form das verbum 

&Qaooio erkennen. TevQaoTog ist vielmehr das particip perf. zu 
einem präsens t€tqoc^u} = homerisch TerQalv-w „durchbohren". 
Die endung -tav scheint aus -ov verdorben zu sein. Einen 
grund, die erklärung xateayiv (für xatayiv) zu ändern, haben 
wir nicht, da im aoriste xatedytjv das augment bei späteren 
Schriftstellern auf den conjunctiv und das participium über- 
tragen wurde. 

82. vQiyya. nvvov. laXa/nivw^ 



Für ovgiyya. 



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Die kypr. glossen als quelftn des kypr. dialektes. Go 

Der Übergang des anlautenden sigma's in den hauchlaut 
scheint gemeinkyprisch gewesen zu sein. Freilich werden 
von den fünf angeführten glossen drei speciell den Salaminiem 
zugeschrieben. Dem gegenüber steht aber die tatsache, dass 
nur eine einzige kyprische glosse (oiai* mvaai. üdcpioi, zu 
aialog gehörig) ein gemeingriechisches a im anlaute überliefert 
hat In den übrigen fällen, in denen a im anlaute erscheint 
(es sind dies die paphischen formen aamd-og^ odoai, aig y ai, 
oodva), ist es aus anderen consonanten hervorgegangen. 

Da alle anderen dialekte anlautendes a intakt bewahrt 
haben, so hat Schmidt folgende glossen den Kypriern zuge- 
wiesen: 

1. in vor atTtva. 

2. %%%(*' ö dqvoxoXcup. iifrMwg. 

Die handschr. Xnna. Vgl. olvta. ohry. 

3. i(plrj/na. TQavfia. Das von OKplow (3 142) abge- 
leitete Substantiv atq>lwfia erwähnt Eustath. zu IL 
972, 41. 

4. vor dg. 7t kaofdg a\mihav % 

5. vaidda. yj dacßlct d/n7telog. 

ß) Im inlaute zwischen vokalen ausgefallen. 

83. adeiog. dxd&ctQTog. KtTtQioc. 

Das adjektivum ist ein compositum aus a intensivum und 
dsloa, das nach dem Zeugnisse des Suidas „vyqaoia xcci xonQog" 
bedeutete. Aus Hesych ist zu vergleichen duodleog • xo7ZQ(jidrjg. 

84. dnoaiQei. a7ioxa$aiQU. Kvtiqiol. 

Für dno-oaiQu „er kehrt aus, fegt aus". Seltsamer weise 
hielt Schmidt die glosse für verdorben und machte deshalb 
gewaltsame änderungsvorschläge. 

85. evavov. ifv&sg. Kunfioi. 

Für ev-avoov. Zu demselben verbum onita gehören die 
glossen i{;avoai' i&Xelv. xaravaai' xcrtavrXrjoai. xataövaai. 
xaravoTYJg • xatadvOTyg. xafravoai • dqxxvtocu, und wahrschein- 
lich auch das bei Alcman frag. 95 erhaltene futurum Tay 
Mwoav xatavoetg. Ferner glaube ich die bisher ungedeutete 
kyprische glosse 

In avov&eg. 2ala/diviot. 
richtig m°'E7tavov. [ß7tiy>eg. geändert zu haben. 

Aus der grundbedeutung des „hervorholens", welche in 

Beiträge %. künde d. indg. sprachen. XV. 5 



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66 0. Hoffmann 

latein. haurio, an. ausa „schöpfen" bewahrt ist, entwickelte sich 
im Griechischen die allgemeinere des „bewegens von und nach 
einem orte". 

86. ipiTQaov. wzo^tooov. ndqtioi. [8] 

87. ifiTtdvaov. EfißXexpov. üdqtioi. [9] 

88. xaxoQag. xazaxoipag. fcaQa Evxhp. [23. 138. 263] 
Zu einer änderung, wie sie Schmidt vorschlug (xaxoQftiag), 

liegt kein grund vor. xaxoqag ist aus xaxoqdag » xcrxo- 
Qaoag contrahiert. Das verbum xoqclw — xoQajta geht auf ein 
nomen xoQa zur wtnrzel xsq- zurück, für welche die kyprische 
bedeutung des „abhauens, verstümmelns" mehrfach bezeugt ist, 
siehe xaxxBiQai nr. 268. Inschriftlich ist ein verbum xoQatw 
(= xo?a-£cJ), das sich nur durch seinen accent von xo^dw (= 
xoQ<x-jio) unterscheidet, in dem passiven participium ä-xoQai-Tog 
„unverkürzt" Coli. Samml. 68, 2 (vgl. verf. in BB. XIV,. 279 f.) 
überliefert. 

89. xdnaiag. xa&OQwv. nagä EvxXq). [26. 139] 

Die handschrifb hat xa&ctQov, EvtjXijy. Schmidt fasst 
xa-naxdg als partic. praes. zu einem stark flektierten rzataiu. 
Für wahrscheinlicher halte ich es, dass xa-Tcdiag, ebenso wie 
xaxoQag durch contraktion aus navdag = natdaag hervor« 
gegangen ist. 

90. oleu. mvocti. üdfpioi. 

Für aiaai. Das verbum oiio ist im übrigen verloren ge- 
gangen. Es würde sich zu alaXog verhalten wie tt-evta zu 
ntvaXog. 

91. a navov, verdorben suis ertavov, siehe evavov. [85] 

Ferner gehören hierher die wegen ihres \v ~ $v mit 
Sicherheit dem kyprischen dialekte zuzuweisenden glossen: 

1. iv dxQitav. eig dxQioiav. [9, l] 

2. ivdfifiav'iv. eyxgioiv. [9, 4] 

3. Xvxandxaov. eyxatdßkeipov. [9, 8. 28] 

Da das schwinden eines intervokalischen a auch dem lako- 
nischen und argivischen dialekte eigentümlich war, so darf 
dasselbe nicht als kriterium für den kyprischen Ursprung einer 
glosse dienen. Aus anderen gründen, die hinzukommen, sind 
mit Wahrscheinlichkeit den Kypriern zuzuweisen: 

4. X^iaov. ndxa^ov. Vgl. das homerische iftdoaw. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 67 

ö. xalvita. aöeXqrf. [208] 

6. xalvitag. ddeXqtovg xal ädeXqxxg. [209]. Das mascu- 
linum inschriftlich bezeugt. Die dorische form lautete 

XQOIQ. 

7. xdxxXaov. ndta^ov. Die handschr. xdxxaXov. 

8. xat alav. xara %b nqinov. [196] 

alaa „anteil" steht auf der inschrift 73, 2. 

y) Im auslaute abgeworfen. 

92. ßovxavij. äyefitwvrj vo av&og. Kvtvqlol. 
ßov-xavtjg „stiertötend" (-xavyg von xalvio abgeleitet) hiess 

die anemone deshalb, weil ihr giftiger saft eine nicht selten 
tötliche darmentzündung beim rindvieh hervorruft. 

93. xayQct. xaraqxxyag. SaXafiivtoi. [22. 140. 247] 

Die handschrift bietet xdyQ<xxa • %aq>vydg. Das nähere über 
die wurzel gras- siehe unter nr. [247]. 

94. xdßXrj. pdvdalog twv &VQWV. Ildcpioi. [21.43.141] 
Vgl. die glosse xaTaßXrjg' /tidvdaXog. Homer £1 453 ge- 
braucht in derselben bedeutung imßlyg. 

95. veai. ozoXy. Udtpiot. [67. 143] 

Dass man schon in alter zeit den vorigen glossen durch 
conjectur ein a angehängt hat, brauche ich wohl kaum zu er- 
wähnen. Leider erscheinen sie in dieser widerrechtlich ver- 
vollkommneten gestalt auch in dem Hesych-texte Schmidt's. — 

Besonders vor vocalischem anlaute pflegten die Kyprier 
schliessendes a abzuwerfen. Die inschriftlichen belege hierfür 
habe ich BB. XIV, 282 zusammengestellt. Indessen auch wenn 
ein consonant folgt, fehlt a bisweilen, z. b. Jtjal&e^i twl 74, i, 
JoXi^Xo f&oxo dUfo(v)zeg 88, l (vgl BB. XIV, 286). Bei- 
spiele aus dem kyprischen dialekte des mittelalters giebtBeau- 
douin p. 55: naqanovrfli^ XQ*J a h rcovXrfli. 

In den folgenden fällen ist a nichts als ein 
mangelhafter ausdruck für eine reihe von verschie- 
denartigen Zischlauten: 

d) Durch assibilation aus palatalem % vor i ent- 
standen. 

96. ai ßdXe. %l &iX*ig. Kvtvqioi. [148. 198] 

Das indefinitum aig ist zweimal auf der Idalischen bronze 
z. 10 und 23 überliefert Daneben %i 68, 3. 

5* 



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68 O. Hoffmann 

e) Durch assibilation aus 8% entstanden. 

97. 7tiaov. oqoq. xw^/ov. Kvtvqioi. 7te8lov. u4loXaig. 
Die reihenfolge verlangt 7t£ooov. Der aus d% entstandene 

Zischlaut ist in den glossen x6q£<x und £aa mit C umschrieben. 
Ein lautlicher unterschied hat zwischen 7tio(o)ov und xoqCcx 
sicher nicht bestanden. 

C) Im anlaut aus & entstanden. 
Die belege hierfür bilden 2 glossen, die man beide bis 
jetzt noch nicht gedeutet hatte: 

98. aaacu. KaMccci. Hdyioi. [102] 

Für $a!*ai. Das inlautende sigma kann nicht ursprüng- 
lich sein, da es sonst, wie die paphischen glossen Ifirvdraov^ 
1/tuTQaov, xaxoQctg, olcu, zeigen, ausgefallen sein müsste. Als 
den Vertreter eines £ werden wir dasselbe noch im an- und 
auslaute kennen lernen. Von ddooio „sich setzen, sich nieder- 
lassen" ist sonst nur präsens und imperfectum im gebrauche. 

99. aig. slad'sg. üdcpioi. 

So die handschrift M. Schmidt's interpretationen (aig = 
aeig von einem aiaai - aßiaac oder von aiw — £i<o) haben 
zu keinem resultate geführt. Zu ändern ist nichts, sobald wir 
nur richtig abtrennen 

aig' ela. &ig. Tlatpioi. 
Der imperativ &ig seil. nX-qydg hatte also bei den Paphiern die 
bedeutung „schlag zu" (vgl. unser „versetz' ihm eins, es hat 
hiebe gesetzt"). Mit der gleichen ellipse wurden im attischen 
ifißalleiv und kjiicpeQEiv gebraucht. 

rj) Aus f entstanden. 

100. iaokai. QvXiva Ttaiyvia. lina&ovaioi. [11] 
Für ia-aokal — ix-gvlal. 

101. aodva. d^ivrj. Ildcpioi. [16. 40] 
Für gwjhj. 

102. adacu. xa&laai. Jldtfioi. [98] 
Für &d$ai. 

103. ig rto& $Q7teg m tvo&sv fjxug. Tldcpioi. [146] 
Für ig 7c6&e $Q7ceig; Die adverbia auf -d-ev werden bei 

Homer als genitive gebraucht und demgemäss mit präpositionen 
verbunden z. b. ig ofio9ev e 477. 

Von Ahrens aufgestellt und nach ihm allgemein herrschend 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 69 

geworden ist die ansieht, dass der doppelconsonant £ im kypri- 
schen dialekte ein gutturaler zischlaut gewesen sei. Die argu- 
menta welche sich aus dem alphabete der inschriften hiergegen 
anfuhren lassen, habe ich De mixt, graec. ling. dial. p. 28 
zusammengestellt Allerdings wird schon ziemlich früh aus- 
lautendes f vor folgender consonanz den guttural verloren 
haben: das beweist die achäische form ig = ig, welche wir 
im thessalischen, böotischen, arkadischen und kyprischen dia- 
lekte antreffen. Dagegen hat sich die doppelconsonanz im an- 
und inlaute bis in die spätere zeit erhalten. Sehr instruktiv 
sind hierfür die böotischen inschriften, auf denen wir das all- 
mähliche eindringen von iogel/uev für ursprüngliches l^eifiev 
deutlich verfolgen können. 

c. Der palatale spirant j. 

er) Ein rest des parasitischen j od -lautes, der sich im 
kyprischen dialekte, wie die inschriften zeigen, nach i vor 
folgendem vocale entwickelte, ist erhalten in: 

104. d'iayov. %6 $eiov, $ xa&alQovai. 2aXa^iivvov. 
freayov steht für föcujov = &i-atov und geht, ebenso wie 

das homerische &ssiov auf ein Üif-og zurück. Der auch sonst 
sporadisch auftretende anorganische jod-laut wird auf papyri 
des 2. jahrh. v. Chr. mit y umschrieben z. b. %Xaiyo) = xkaiw, 
vgl. Krumbacher Sitzungsber. d. akad. d. wissensch. München, 
1886, p. 366. Im mittelalter gewann derselbe auf Cyprus so 
an einfluss, dass er das i völlig verdrängte, z. b. %mqY.6v = 
XWQtjov (Beaudouin p. 45). 

ß) Parasitisch nach iz vor folgendem dunklen vocale. 

105. rttoXiv. 7tohv. KvTtQiwv twv iv 2aXafiivt Xi&g. 
Schol. zu *F 1. [219] 

Die erklärung des rtTÖfog als Tcjohg stammt von Kuhn 
Zeitschr. XI, 310. 

106. intoKaoev. ixdlvifjsv. [16, 4] 
Für ircTJuaoev. 

107. 7ttolefiog. 6 de ntoXziiog Kvtcqlwv xat *A%xv*.<av 
Xi^ig xa#' 'HQcrAleldrjv iarlv, xa$a7t€Q aal fj mokig. 
Eustath. 842, 62. 

Das wort war gemeinachäisch , wie die auf der kretischen 
inschrift C. I. 2554, 197 erhaltene alte Schwurformel ovre iv 



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70 0. Hoffmann 

itzoXitiq? ovre h elQavai zeigt. Die Attikcr haben es nie 



y) Parasitisch nach y vor folgendem a. 

108. Cdßatog. niva% Ix&vtjqoq rtctQa üaytoig. [188] 

109. ^dXfiavog. Trmrf Ix&wjQog naqa Ilaqtloig. [179. 
189] 

Hinzuzufügen ist als paphisch 

CaXfidziov* TQvßllov. 
Das anlautende £ ist in diesen Worten aus y\ entstanden, wie 
die glossen 

yaßa&ov. tQvßXlov 

ya/ußQiov (vielleicht yaludtiov). TQvßXiov. 

ydßeva. dl~vßdq>ia tjrot tQvßXia. 
und Martial'8 gabata beweisen. Die zu gründe liegende wurzel 
ist eine semitische, siehe [186. 187]. 

Inschriftlich ist die entwicklung eines anorganischen.; nach 
y vor folgendem a belegt in Ca •=■ yä 60, 8. 17. 24. 80, dtp&6g 
*=* dya&ög 37, s. 59, 4, ne7taCa =» ninäya von 7tijyvvfii 88, 2. 

d. Der kehlkopfspirant A. 
Die frage, ob die Kyprier die psilosis gehabt 
haben, ist unbedingt zu bejahen. Alle im Gemeingriechi- 
schen mit dem Spiritus asper anlautenden worte sind mit dem 
Spiritus lenis überliefert. Auch die hälfte derjenigen glossen, 
in welchen der Spiritus asper erst auf kyprischem boden für 
ein gemeingriechisches a eingetreten ist, hat denselben durch 
den Spiritus lenis ersetzt. Bemerkenswert ist es vielleicht, dass 
gerade 3 salaminische glossen (vyyt/ttog, vvtstqciotov , vQiyya) 
eine ausnähme machen. 

a) Der spir. lenis für den gemeingr. spir. asper. 

110. äyJTUQ. [30. 193] 

111. aQL^og. tdq>og. Kvttqiol. [186] 
Identisch mit chald. "p^n (hariz) „der graben". 

112. aqrtil eldog dxdv&vjg. Kvtvqioi. [124. 134] 

Zu aQ7tt) „sichel, Stachel mit Widerhaken", aQ7td£io u. a. 
gehörig. 

113. eXq>og. ßovTVQOK Kvitqioi. [121] 

Zu vergleichen ist sXizog* e'Xcuov. otsccq. ev&qvia. 

Aus den verwandten sprachen gehören hierher ssk. sarpis 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 71 

„zerlassene butter, schmalz", ahd. salb, salba, got. salbdn, ags. 
sealfian „salben", vgl. Johannes Schmidt KZ. XXII, 316. 
114 «ariy. otoXtj. Kvtiqlöi. ^yiQ&rj. toraro. [137] 
Das t] für ä ist dadurch zu entschuldigen, dass 2 glossen 
zusammengeflossen sind. Vor einer änderung wird die glosse 
geschützt durch 

ysozd (d. i. feord). evdvaig. l/ndjia. 
yioTQa (d. i. fioiQCx). axoXrj. 
Vota, evdv/uara. 

115. Xyyia. elg. ndqtioi. 

Die verwantschaft mit latein. singuli ist nicht zu bezweifeln. 
Wir haben also in dieser glosse den einzigen bis jetzt nach- 
weisbaren rest des distributivzahlworts im Griechischen. Xyyia 
= iv-yid steht für ov-yid, das i ist also minimalvocal Die 
volle form des Stammes erscheint in dem cardinalzahlwort elg 
= £V-£, gen. ev-6g (st. oev-). 

ß) Der Spiritus lenis für gemeingr. a. 

116. ayava. oayrjvrjv. Kvnqioi. [29. 77. 126. 131] 

117. aQuwatog. (mao/uog. Kvjvqlol. [78. 180] 

118. Xya. otüJTia. Kvtcqioc. [79] 

2. Die explosiven. 

a. Dentale. 

Die Verwandlung eines anlautenden £ in a siehe 
auf s. 68. 

b. Labiale. 

a) Der labial für den guttural. 

119. Xotpvlg (= Ivxvtg). Xafxndg. [16, lö] 

120. Xoyvldia (= Xv%vldia). XafXTtddia, [16, 14] 

ß) Die aspirata für die tenuis nach vorher- 
gehendem X. 

121. eXg>og. ßovtvqov. Kvtiqlöi. [113] 
Daneben elnog. k'Xaiov. oxictQ. Ssk. sarjris. 

3. Die liqniden. 
a) Verdoppelung der liquida. 

122. ßdXXai. ßa&fioi. vrtö Kvnquov. [136. 167] 

Das Verhältnis von ara-Xa zu dem äolischen und später 



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72 O. Hoffmairo 

gemeingriechischen otäXXa ist ebenso dunkel, wie das von 
kypr. ßdXXa zu ion. ßy-Xog. Die gewöhnliche ansieht, dass 
axdXXa und ßdXXa aus otdXva und ßdXva durch assimilation 
entstanden seien, ist ebenso unbewiesen wie unwahrscheinlich. 
Sollte vielleicht das von Fick erkannte gemeingriechische 
gesetz, dass nach langem vokale a, nach kurzem dagegen aa 
erscheint (q*iXrj-oai 9 aber reU-ooai), auch für andere laute 
geltend gewesen sein ? Dann würden wir — ausser ßdXXa und 
ardXXa — auch z. b. äol. xQa-wa 259, l neben gemeingriech. 
KQd-va, äol. fdXXog, latein. vallus neben ion. fjXog, gemeingr. 
Xy<> neben X£QQOS> X*'??*?» formen, die bis jetzt noch ungedeutet 
sind, begreifen. 

ß) Umstellung einer liquida mit einer anstossenden 

explosiva. 

123. djtQc^. to loxvQÜg XQCctelv oXtj dvvdfxe^ daq>aXag^ 
nQogneqwxorwg. xazoxtog. KvitqiQi di yivog %i 
axdvfhjg. 

Diese stelle des Etyra. M. 132, 53 bewog Salmasius zu 
der vermutuug, dass die glosse Hesych's 

124. aorti!*. elöog dxdv&rjg. Kvtcqloi, [112. 134] 

aus artQÜ* verdorben sei. Indessen wird die autorität des 
Etym. M. dadurch in zweifei gezogen, dass die form donl!; 
nicht nur der etymologie nach allein berechtigt ist (vgl. Sqtitj 
„sichel, Stachel 11 ), sondern auch nahe verwandte findet in 
Hesych's donitat • ai/Ltaoiai und dem an 3 stellen von Nicander 
gebrauchten do/tita, vgl. Hes. donitag* tovg al/iaaiwdsig ro- 
izovg. Eine ganze reihe nur bei Nicander und Apollonius Rhod. 
erscheinender vocabeln finden wir auf Cyprus wieder. Zudem 
liegt die annähme sehr nahe, dass im Etym. M. zwei ver- 
schiedene glossen dnoii;. zb \axvQtog XQatsiv etc. und aQ7tü;. 
Kvtcqloi yivog xi dxdv&rjg zusammengeflossen sind. 

Wir werden also gut thun, vorläufig diZQiJz nicht als ein 
sicheres beispiel für die Umstellung von liquida H-muta anzu T 
sehen und jedenfalls nicht nach Schmidt's vorbilde mehrere 
Hesychische glossen dieser eigentümlichkeit halber den Kypriern 
zuzuweisen. 

y) Ausstossung eines X aus wohllautsgründen. 

125. xaxlXa. av&rj. Kvtzqioi, 

Will man überhaupt ändern, so dürfte es sich empfehlen, 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 73 

statt Schmidt's radikaler conjectur %dX%ai vielmehr xcr(A)- 
%iXa zu schreiben, das ein deminutivum zu tÄXyai sein würde. 
Notwendig ist jedoch diese änderung nicht, da %a%lXa auf laut- 
lichem wege aus xaX%iXa hervorgegangen sein kann. Es gilt 
nämlich für das Griechische das wohllautsgesetz, dass, wenn 
auf ein mit einer muta verbundenes X in der nächsten oder 
auch übernächsten silbe ein X folgt, das erstere ausgeworfen 
wird. Beispiele sind: tpavXog für q*Xav-Xog (von demselben 
stamme ist (pXav-Qog gebildet), ex-nay-Xog für tx-nXay-Xog zu 
btTcXriTTw , qwye&Xov für q>Xvye&Xov „geschwulst" zu q>Xv£u>, 
stamm q>Xvy- „aufwallen, anschwellen". 

4. Der nasal. 
Im aecusativ sing, der vocal. stamme abgeworfen. 

126. ayava. oayrjvrjv. Kvtvqioi. [29. 77. 116. 131] 
Dass ayäva ein in die dritte (consonantische) declination 

übergeführter aecusativ sei, glaube ich M. Schmidt und Roth e 
nicht Wenigstens können die Homerischen beispiele eines 
solchen metaplasmus aXxt, vofuvi, Iwxa für diesen fall nicht 
als parallelen genannt werden. 

Da bereits auf den älteren kyprischen inschriften auslau- 
tender nasal häufig nicht geschrieben wird, eine gewohnheit, 
die im mittelalter noch weiter um sich griff (vgl. Beaudouin 
p. 55, der unter anderen die aecusative xaqdia y aq>evzid, dya7trj 
anfuhrt), so stellt ayava sehr wahrscheinlich für dydvav. Ob 
wir aus dem zurückgezogenen accente schliessen dürfen, dass 
nach dem ausfall des nasals das auslautende ä verkürzt wurde, 
lasse ich dahingestellt. 

127. xadla. 2aXafiivioi vÖQiav. 

xadia verhält sich zu xddog y wie oxqaxid zu axqaxog. Da 
M. Schmidt mit dem ausfall des nasals nicht rechnete, so 
vermutete er xadla (acc. plur. neutr.) . . . vÖQiag. 

5. Doppelconsonanten. 

a) f in a verwandelt siehe s. 68. 
b) £ aus tonlosem d% entstanden. 

128. £dei. ßivsi. xal nvei, KvnQioi. [47. 72] 
Vgl. &£vT€g. nviovreg. 

di-dy/tu einmal belegt e 478 = x 440. 



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74 0. Hoffmann 

129. x6q£(x. xaqdia. Ilayioi. [17] 

Nach gramraatikerüberlieferung sagten auch die Aeoler 
*aQ£a für KOQÖia. 

c) \fß für f. 

130. xpaiÖQOv. (paiÖQOv. KvTtQtoi. 

Wenn wir annehmen, dass xpaiÖQÖv für gaidqov steht (vgl. 
iprjQog [Suid.] neben £r]Qog, onaXal; neben axdXoip, ortdXa&QOv 
neben axa^^ov), so gehört das wort zu lit skaistas „hell 
glänzend", latein. caesius. 

III. Der accent. 

Dass das äolische gesetz, den accent so weit wie 
möglich vom wortende zurückzuziehen, auch im ky- 
prischen dialekte herrschend war, beweisen die beiden 
glossen xo^o. xaQÖla. üdqtioi und niaov. %u)(>iov. KvnQioi, 
in welchen das £ resp. für dt nur dadurch erklärlich ist, 
dass der accent auf die erste silbe gerückt war (xcr^d/cr, n&djov). 
Ausserdem ist uns in folgenden glossen ein zurückgezogener 
accent überliefert: 

131. ayava für oaydvav. [29. 77. 116. 126] 

132. aßlal; für a-fXd£. Die adverbia auf -a£ waren 
sämmtlich oxytoniert. [61] 

133. aTtoXolad-eiv von drcoXoia^iu). [211] 

134. äQTZtg vgl. Hes. ägm^at und c^Trtfcw. [112. 124] 

135. avyctQog =» d-fyctQog. [64] 

136. ßdXXai, ion. /fyJUfc. [122. 167] 

137. eairiy. ctoA??. Vgl. Hes. yeota. evdvaig. [114] 

138. xaxoQag für xaxo^äg aus xaxogcrcras. [23. 88] 

139. xd7tatag, wohl für xaitazäg — xa/raraaas. [26. 
89] 

140. xayea. yuxtagxxyäg. [22. 93. 247] 

141. xa^ für xara-fjbfc. [21. 43. 94] 

142. gvWa für $i^va. [46. 66. 222] 

143. Seat für tk'ai = /s'aig. [67. 95] 

144. vvTSTQdat(o)v. Ttareayiv. [81. 165. 225] 

Ob dieses gesetz der accentzurückziehung in ganz Kypros 
oder nur in einzelnen Städten geltung hatte und ob es, wie im 
Aeolischen, keine ausnahmen duldete, das sind fragen, für deren 
beantwortung unser material nicht ausreicht. Tatsache ist, 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 75 

dass Hesych uns nicht wenige oxytonierte glossen überliefert 
hat (dxoarf], tuövSv, 7tiXvov> axvöd u. a.). Freilich wiegt die- 
selbe deshalb nicht schwer, weil die grammatiker, wie uns aus 
dem texte der äolischen dichter bekannt ist, gegen besseres 
wissen auch die äolische accentuation zu gunsten der gemein- 
griechischen aufgaben. 

Während also bei einer neuen ausgäbe der kyprischen in- 
Schriften die psilosis unbedenklich einzuführen wäre, müsste 
man die accentfrage noch offen lassen und am besten deshalb 
gar keine accente setzen. 



B. Formenlehre. 

Aufzählen werde ich im folgenden nur diejenigen formen, 
welche entweder von den gemeingriechischen oder den inschrift- 
lich als achäisch bezeugten abweichen. 

1. Verbum. 
a) Die 2 pers. sing. act. praes. endigt auf -«g. 

145. dßixeg, ...crxot'eig. [68] 

146. ig 7to& h'QTteg. no&ev rjxeig. [103] 

Die „Verkürzung" der endung -eig in -eg war nach dem 
Zeugnisse der grammatiker eine eigentümlichkeit des dorischen 
dialektes. Euatath. 1872, 46 schreibt dieselbe speciell den 
Theraeern zu. Inschriftliche belege fehlen bis jetzt. Sehr 
wahrscheinlich wird die endung -eg ebenso wie die infinitiv- 
endung -er in den dorischen colonieen als ein rest des dort 
ursprünglich herrschenden achäischen dialektes zu betrachten 
sein. Die frage nach ihrem Ursprünge ist schwer zu beant- 
worten. Sind die formen q>eQ€ig, q>i<>€i, wie Fick meint, durch 
infigierung des i aus tpegeo, q>€Qet hervorgegangen, dann kann 
die form (p€Qeg anspruch auf besondere altertümlichkeit erheben. 
Ebensowohl ist es aber denkbar, dass sie auf eine ausgleichung 
der primären und secundären personalendungen zurückgeht: 
wie sich cpiQO^tev und qtiQere nur durch das augment von 
i-cpeQOfiev und £-<p€Q6ze unterschieden, so konnte man aus 
k'-<peQ€g eine präsentische form q>€Qeg abstrahieren. 

b) 2. pers. sing. med. praes. 

147. xaT «V eTsai. xa&fjocu. ücupioi. [5] 



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76 0. Hoffmann 

148. ai ßoU. xi »eisig. Kvtcqioi. [96. 198] 

Wenn diese form überhaupt vollständig überliefert ist, so 
wird sie jedenfalls nicht aus ßoXei, wie M. Schmidt auf grund 
der glosse tQneg = %Q7teig vermutete, sondern aus ßoXg = 
ßoXtai verkürzt sein. 

149. nccTtaxä. xataxoipeig. Udq*ioi. [25] 
Wahrscheinlich für xa7taxdj] — xa7taxdeat. Schmidt's 

Vermutung xaxaxvipsigy welche ihre stütze in den glossen Ip- 
Ttdraop. e'fifiXeifJov. üdqpioi und x<x7tarag. na&OQWv. rtctQa 
EvxXip sucht, hat das eine bedenken gegen sich, dass xora- 
xv7ita> ein seltenes und fast selbst «einer erklärung bedürftiges 
verbum ist. Andrerseits ist von sprachlicher seite gegen ein 
präsens rtaxdo) — naxdooa) „ich schlage" nichts einzuwenden. 
Dasselbe würde sich zu ttta-i-a) tyitxä) genau so verhalten, 
wie das kyprische naxdw „ich sehe" zu dem homerischen 7ta- 
ftra-i-vcj. 

c) Die 2. pers. sing, imperat. act und med. nahm 
ein secundäres a an. 

150. *aX£%Bg. naxdxGioo. ndq>ioi. [24] 

Meineke xorAegeo, Bergk xaXexcaoQ). Eine änderung 
scheint mir unnötig, sobald wir einen activen aoristus €Xe%ov 
annehmen, der ebenso wie sxefxov^ €7tsxov, sysvdfitjv von der 
starken stammesform gebildet sein würde. Gerade für den 
aorist sind imperative auf -eg auch sonst zu belegen: bl-aneg, 
a%ig y &eg, q>Q€g, freilich nur immer von einsilbigen stammen. 
Das a stammt wahrscheinlich aus der secundären endung des 
imperfectums. 

151. iX&exwg. dvxl xov iX&i, ÜSaXa/xlvioi, 

Für iX9ixto. Begreiflicherweise erregte diese form Ver- 
wunderung. M. Schmidt versuchte sie durch conjectur zu 
entfernen, Curtius wollte sie auf lautlichem wege aus ildexarc 
entstanden sein lassen. Dass jedoch das -g nichts als ein nach- 
trägliches anhängsei ist, beweist die folgende glosse, welche 
man bisher nicht verstanden hat. 

152. dya&og. oiiorvq. Kv/zqiol. 

Schmidt's änderung fya[&og]. ai(&7ta wird an kühnheit 
noch durch Rothe's Vermutung iyd&rj. ioi(d7tyd'r] übertroffen, 
welche nur gerade die hälfte aller überlieferten buchstaben 
unbehelligt lässt. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 77 

Da dem dya&dg die glossen ayctQQOi, ayao&ai vorher- 
gehen, und, wenn wir dyaoadneda, ayaoodpevoi an den ihnen 
gebührenden ort zurückversetzen, die glossen clyaoig, dydo- 
(nara folgen, so ergiebt sich die richtige emendation fast von 
selbst. Es ist zu lesen 

dyd(o)&(og. ottüfta. 
Das verbum aya/ucci hat nicht selten die bedeutung von xara- 
7t€7tltjy€vat „vor staunen die spräche verlieren". 

d) Der infinitiv act. endigt in allen glossen auf -eiv 
(doQi&w, da/uccTQi&iVy ßoQßoqifyiv u. s. w.). 
Hiermit stehen die arkadischen steine in widersprach, 
welche uns als infinitivendung -ev überliefert haben. Da diese 
sehr wahrscheinlich zu den eigentümlichkeiten des achäischen 
dialektes gehörte (De mixt graec. ling. dial. p. 60 — 62), so 
verdienen die glossen in diesem punkte keine berücksichtigung. 

2. Nomen. 

a) Nominativ sing: 

Ohne a gebildet ist möglicherweise ßoovfjta. dvooiog [34]. 
Abgefallen ist a in xofypa, xa/?Aij, ßovxavy, veoi [92—95]. 

b) Accusativ sing.: 

Das -y ist abgefallen in ayava und xccdla [126 und 127] 

c) 2 reste eines locativs sind erhalten: 

153. (j.o%ol. evrog. üdcpioi. [15] 

154. Iv zvtv. h Tovtq). [9, 10] 

Des Iv halber kyprisch. Der lokativ xvt wird durch Hesych 
auch als kretisch bezeugt, und auf den kretischen inschriften 
sind eine reihe solcher locative auf -vt überliefert. Dass tvt 
nicht etwa auf lautlichem wege aus toi hervorgegangen ist, 
habe ich De mix. graec. ling. dial. p. 65 gezeigt, -vt = // 
ist ein altes locativsuffix. Dieses trug, wie noch unsere Über- 
lieferung zeigt, ursprünglich den accent. Da nun die o-stämme 
ebenso gut wie die consonantischen stamme je nach der läge 
des accentes eine 3 fache Stammesabstufung besassen (vgl. loc. 
Ircnel = i7t7t£-i y voc. mne, aber nom. Xnizog, gen. iW/rcy), so 
musste vor dem hochbetonten suffix -// die schwächste form 
des Stammes, also Xnn-fi oder vom demonstrativum %-fl «* 
%vi erscheinen. 

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78 0. Hoffmann 

d) Nom. plur. der er-stämme. 

155. Uncontrahiert: diosa von dvaog „mauerring". [249] 

156. Contrahiert: anXctvi]. rtoXXa. [48] 

e) Der acc. plur. der o-stämme endigte, wie die arka- 
dischen steine ausweisen, im acbäischen dialekte auf -og. Die 
glosse ÖQÖaovg. dxQsiovg ist durch die noirrj beeinflusst. 

3. Präpositionen. 
Besondere hervorhebung verdienen: 

157. afi (= zd. avi „gegen, zu") in cunolog [69]. 

158. Xv c. acc. « üg z. b. iv ä*Qitäv [9, 3. 91, l], iv 
<pdog [9,11. 74]. 

159. 6v, im sinne des gemeingr. kni überliefert in 

6v -TQÖaaeo&ai. &7zi<nQ&<fso$ai. ndquoi. [12] 
av-%ovg. %cSvr). 2aXapivioi. [264.] 

Dieselbe präposition ist auf den kyprischen inschriften u 
geschrieben: v-xiQOQ (= ^X'lQog) „handgeld" 60, 5. 15, v-falg- 
$av „für alle zeit" 60, io. 22. 28, v rv%a (= ini Tv%<f) 74, s. 

Sek. dm liegt seiner bedeutung nach zu fern. Vielmehr ist 
v aus vd- =r ssk. ud „auf, hinauf 1 ' entstanden, vgl. Baunack 
Studien I, p. 16 sq. Im Griechischen ist diese präposition sonst 
nur in dem comparativ voxsQog -= vd-teQog und dem Superlativ 
vatarog = vd-tarog erhalten. Da sie nach dem ausfall des d 
sehr klang- und haltlos wurde, so scheinen ihr die Kyprier ein 
€ vorgeschlagen zu haben. 

4. Wortbildung. 

a. Verba auf -£8iv. 

Die Kyprier besassen eine besondere Vorliebe für die deri- 
vativa auf -&w. Ausdrücklich bezeugt dies das Etym. M. 
485, 45: 

. . . TVOLQa AloXtvoi xaXyu), itctQa de Kvitqloig xaXij£o). 

Von den Hesychischen glossen gehören hierher 

160. av€(k)x,l£ei. ocpaxeXi^ei. [65] 

161. äoQi&iv. Qiyovv. [10] 

162. ßoQßoQi&i. yoyyv&t. poXvvei. Kvnqiot. 

Die gewöhnliche form lautete ßoQßoQOco. Mit unrecht will 
Schmidt die glosse den Kypriern absprechen und Koitqoi für 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 79 

KvrcQiot, lesen. Sie ist eben ein beweis dafür, dass die alten 
grammatiker das zahlreiche vorkommen der verba auf -&iv im 
Kyprischen als eine eigentümlichkeit dieses dialektes empfanden. 

163. ßQipd^ei. OQyq elg awovalav. Kvtvqiol. 

Auch diese glosse spricht Schmidt ohne grund den Ky- 
priern ab. ßQtfid^w steht für das gewöhnliche ßQifialvw. Als 
grundbedeutung von ßQipy haben wir die des „leidenschaft- 
lichen andringen8 u anzusetzen vgl. Homer. Hymn. XXVIII, 9 
.... Miyag & IXeXl^et "OkvftTtoQ | Juvbv vno ßQifirjg yXavxoi- 
mdog. Daraus entwickelte sich einerseits die bedeutung des 
zürnens, vgl. Hes. 

ßQifialv&TCti. xh'fialverai. OQyi^ezai. 

ßQifiovo&ai. &VHOVO&CU. OQyt&o&ai. 
andrerseits die — speciell kyprische — bedeutung des „liebes- 
verlangens". Der stamm ist identisch mit ssk. bkram in ved. 
bhpni „schnelle bewegung, regsamkeit", bhrmi „beweglich, 
regsam". 

164. dapctTQi^eiv. %6 ovvdyuv %6v JrjfirjTQiaxdv 7taQ7tov. 
Kvtzqioi. [31] 

165. vvTBxqdotov. xctraayiv. 2aXa^lvtoi. [81.144.225] 
Von TSTQa'Ctt) = hom. tetQalvu) abgeleitet. 

Einen interessanten inschriftlichen beleg für diese ky- 
prische eigentümlichkeit bietet die idalische bronze. Neben 
der form xqavo^isvov „berührend" z. 9 vgl. hom. xqovw „leicht 
berühren, ritzen" lesen wir in z. 18 in derselben bedeutung 
XQCtvtypevov. 

b. Nomina, 
a) Wechsel des geschlechtes resp. der declination. 

166. aqfxvXa, vnodrjfxttva. Kvtzqioi. 

Schmidt's Vermutung, dass HqiivXov für d^ßvlrj stehe, 
liegt sehr nahe. Dabei ist es nicht einmal nötig einen laut- 
lichen Übergang von ß in fi anzunehmen. Vielmehr kann das 
fremdwort aQßvXr/ durch Volksetymologie mit aQ^og, aQfxo^w in 
Verbindung gebracht sein. 

167. ßdXXat. ßa&fuoi inö Kvtzqiw. [122. 136] 
Im Ionischen entspricht ßqXog. 

v a 

168. ßXaotd. ßXaory. Kvnqioi. 

Eine glosse des Laurent. Lyd. BXdzza. ovofua idtpQodizqg 



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80 0. Hoffraann 

xazä tovg 0oivixag hat den ausgangspunkt für Schmidts ge- 
waltsame conjectur BXarvd. BaaXtig. gebildet. Die richtige 
ergänzung 

ßXaatd. ßXaoTrj\jnazcc], Kvjiqioi. 
giebt Hesych selbst an die hand mit der glosse 

ßaotd. ßkaovrj/uctTa. nXaxaywvia. 2uteXoi. 
Das übergeschriebene v und o verdanken wir einem abschreiben 
der die verstümmelte form ßhxory nicht verstand und in ihr 

<y(-o>) r(-w) 

das futurum ßXaazrj zu dem präsens ßXaovd sah. Das neu- 
trum ßXaovov = ßXaotog ist eines der als kyprisch bezeugten 
Wörter, die sich zugleich bei Nicander (Alex. 332) linden. 

169. ßQOvxa. s. v. ßqovxog. axQldwv eldog. "ioweg. Kv- 
nQioi de tf/v x^wQav äxqida ßQOvxav. [58] 

170. &va. dqzvfjLava. Kvtcqioi. 

Da das wort seines geschlechtes, nicht seiner form halber 
citiert wird, so ist Schmidts Vermutung &6ea, welche Rothe's 
beifall gefunden hat, zurückzuweisen. Die existenz eines dvov 
neben dvog wird ausserdem noch bezeugt durch das Etym. M. 
287, 45 Jqicc . . . ovx dnö xov dqua xara avyxo7tqv , a}£ 
wotzsq dnb tov dvog y bereu dvov u. 8. w. und 457, 3 zä dva. 
o iotl vet dvfudtiata. 

171. fivda. <piorrj. KvttQioi. 
Für fiv&og. 

172. IleXdva. fj 2dXct[ug kv zolg %ov EvxXov X£i?o/jo7g. 
[38] 

Nebenform von niXavog „kuchen". 

173. oiyvvvag .... Kvnqioi öi tä doQOtra. Herod. V, 9. 
Das masculinum atyvvvog wird als kyprisch angeführt von 

Aristot. de arte poet. 21 (-wo-), E. M. 712, 33 und schol. zu 
Apoll. Rh. II, 99. 

174. q>6a. i^ayd^/xara h z(j> ocSfiaTt. [16, 22] 
Für qwa = <pvecc y vgl. Hes. 

(pvog. (pvTev^ou yhvr\[ia. 

ß) Appellativum nach namenart gebildet. 

175. TtctXafiig. Texvivrjg. TtctQa tolg SaXa/tuvloig. 

Ohne grund vermutete Meineke naXafievg. Eine grosse 
anzahl von appellativis, die nach art der eigennamen gebildet 
sind, hat Fick in Curt. Stud. IX, p. 167 ff. gesammelt Von 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 81 

den auf -ig ausgehenden führe ich an ydoTQig = 7toXvq>dyog 9 
axofjLig — a%6fjtaQYog y tqoxis «■ ÖQopevg, tpevöig = yiloxfjev- 
«Jjfc. Unser naXa^ig steht für TtaXapo-J-aQyog. 

y) Abgeleitete substantiva auf -da. 

Ausgegangen sind dieselben von den adverbien auf -dov. 

176. yodav. xXaisiv. Kvtvqioi. 

Schmidt wollte yodav lesen, yodd „die klage" geht auf 
yodov „wehklagend" zurück. Da vor dem hochbetonten Suffixe 
-dov die schwache form des Stammes erscheinen muss, so steht 
yodav, das vom stamme yof- (yofog „klage") abgeleitet ist, 
möglicherweise nach dem oben besprochenen paphischen laut- 
gesetze für yvdäv. 

177. OKvöd. oxid. EvxXog. [39] 

Die von Gurtius Etym. 6 657 aufgestellte Vermutung, dass 
owdd aus oxoijd entstanden sei, schreibt dem kyprischen dia- 
lekte einen lautwandel zu, für den jede weiteren belege fehlen. 
In Wahrheit haben oxvdd und oiud nichts mit einander zu 
thun. oxid hängt zusammen mit ssk. k'häjä =- skeja „schat- 
ten", alts. ski-mo, altir. sciath „schild", oxvdd dagegen mit 
8sc. sku „bedecken, schützen", lat obscürrus, scü-tum, ags. scüa, 
scuva „schatten, finsternis". 

3) Abgeleitete Substantive auf -pavog. 

178. a7ZolvyfiaTog. dnoyvfivwaig. Kvitqtou 

Die richtige etymologie des Stammes Xvy- gab Fick in 
BB. VI, 214: Xvy- gehört zu got. sliupan „schlüpfen", das 
mit uf (— griech. arto) verbunden, ganz die bedeutung von 
h.dveo$ai hat. Aus ursprachlichem slug konnte auf griechi- 
schem boden sowohl Xvy- wie Xvß- werden. Ein rest von Xvß- 
scheint sich in der glosse Xv^vog. yvfivog. erhalten zu haben. 

179. £dXftatog. nivaJ* Ix&vtjQog. naQa Tlacpcoig. [109. 
189] 

Dazu gehört ZpXixdviov. TqvßXlov. 

In beiden worten will Schmidt das X streichen. Mit 
unrecht. tpX- (über das £ siehe nr. 109) gehört wahrscheinlich 
zu dem semitischen bba „aushöhlen". 

Endlich glaube ich, dass die glosse 180. aQfioiaTog [78. 
117] aus aQfjLWfjiaTog verdorben ist. Dass von dem stamme 
dQfio- ein nomen auf -atog abgeleitet sei, ist einfach unmöglich. 

Beitrlgo s. künde d, Indg. sprachen. XV. 6 

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82 0. Hoffmann 

€) Mit dem suffixe -dvo ist gebildet: 

181. xidvdv. ev&dde. TIdq>ioi. 

Ein adverbial gebrauchter accus, neutr. zu xi-dvog. Die 
volle stammesform xa-, welche ein locativ zum pronominal- 
stamme xo- ist, liegt in i-xel und xei-vog. Geschwächt er- 
scheint sie noch in latein. eis und ci-ter. 



O. Wortschatz. 

I. Semitische voeabeln. 

Zum teil mit Sicherheit, zum teil mit Wahrscheinlichkeit 
sind folgende glossen als semitisch anzusetzen: 

182. dßd&. diddaxaXog. Kvtvqioi. 

Gesenius verbesserte dßd. 6 diddoxaXog vgl. syr. Jo), 
hebr. aa. 

183. äßctQTai. 7t%y\vaL Kvtvqioi. 
Hebr. na&j „fliegen 41 . 

184. dyOQ. devdg. Kvtvqioi. 

Hebr. na* „schreien", nia* (agor) „kranich". 

185. dXdßrj. Xiyvvg. OTVOÖög. xctQxivog. vtvo de Kvtvqiiov 
pccQilr}. 

186. aQi^og. zdqng. Kvtvqioi,. 
Chald. ynn (hariz) „der graben". 

187. ydvog. ... vtvo de Kvtvqiwp Ttaqddeiaog. E. M. 
223, 47. 

Hebr. -ja (gan) „garten". 

188. ^dßarog. 7tiva§ ix&vrjQog. naqa Ilaqtioig. [108] 

189. ^dXfiarog. Tvival; Ixdvr^Qog. tv<xqcc Ilatpioig. [109. 
179] 

Vgl. Z,aX[4aTiov. zQvßXiov. Das £ ist aus y entstanden, vgl. 
yaßa&ov. TQvßXiov. ydfißQiov (yccXfitdriov?) TQvßXiov. und Mar- 
tiaPs gabata. 

190. Sißtavog. xißorvog. Kvtvqioi. 
Von Gesenius zu hdr „cista" gestellt. 

191. BlaXina. tov 'HQaxXia. l4pcc&ov<uoi. 
Syr. }^\vi-> f hebr. Tjba „der könig". 

192. odTVi&og* dvoia. ndqtiot. 



L 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 83 



II. Homerische vocabeln. 

Da die Ach ä er die schöpfer des epos waren und Dias 
wie Odyssee ursprünglich im achäischen dialekte gesungen 
wurden, so kann es uns kein wunder nehmen, wenn viele 
homerische vocabeln von den grammatikern den Kypriern, 
welche mit den Arkadern zusammen für uns den südlichen teil 
des achäischen Stammes repräsentieren, zugewiesen sind. Hat 
doch jetzt auch die entzifferung der kyprischen inschriften zu 
dem auf den ersten blick überraschenden resultate geführt, dass 
der kyprische Wortschatz mit dem homerischen identisch war. 

Voran schicke ich ein grammatikerexcerpt unbekannter 
herkunft (bei Bekk. Anecd. graec. III, 1095), in welchem fol- 
gende homerische worte als kyprisch aufgeführt werden: dXaog. 
Tvq)X6g> aXyog. odwy, aXo%og. yvnq, d€7tag. TtOTiJQiov, 
e/LiaQ%pev. eXaßev, rjßaiov. oXiyov, i'£e. xd9ioov, log. ßi- 
Äoffi &VS- Xdxqig, raQßei. (poßslrai, nidtXa. VTiodtj/uara, 
qtdoyavov. §i<pog 9 %9a>v. yrj, zÖQyog. yvtp 9 dovnrjOBv. 
<X7ti9avw. 

Die übrigen stehen zum grössten teile bei Hesych und den 
Homer-scholiasten : 

193. dyrjXiüQ. 6 %(av IdyQodiTtjg xhff]X<3v r t yovfxBvog h . 
Kv7tq V . [30. 110] 

Der oberpriester hiess bei den Kypriern sonst auch d^g y 
vgl. Coli. Samml. 31/32, neu gelesen von Deecke, BB. X, 319, 
und Cesnola, Cyprus, p. 413, nr. 1. 

194. dyXaov. yXacpvQÖv. Kqtjt€Q xal KvrtQioi. 
Auf Kreta offenbar ein rest der achäischen spräche. 

195. dxoozij. TtQixhij 7taqd KvtzqIoiq. 
Das davon abgeleitete verbum steht Z 506 

%7t7tog dxooTrjoag Ini q>dzvfj. 
Der scholiast bemerkt zu dieser stelle „xvQttog de al naoat 
TQoqxxi dxooiai xaXovrcai nctQa QeoaaXolg, woraus hervorgeht, 
dass dxooTtj gemeingut des nord- und südachäischen dialektes 
war. Ein deminutivum dazu hat Hesych überliefert: dxSouXa. 
iXd%io%a, 

dxoo-Tog ist von dem stamme ax&r-, latein. acus, aceris, 
abgeleitet ebenso wie d-yeQao-tog von ysQag. 

196. xai alav. Kccvä xo nq&rcov. [91, 8] 

6* 

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84 0. Hoffmann 

Die handschrift bietet xatalavov. 

foivc* aloa „anteil am wein" lesen wir auf der inschrift 

197. dfxix^aloeaaav — narä KvrtQiovQ evdaifiova. 
Schol. zu ß 753. 

svdaifJLwv ist hier im sinne von „fruchtbar" gebraucht Das 
substantivum d-fux&aXoQ, von welchem d[*t,x9aX6ßiQ abgeleitet 
ist, gehört seiner wurzel nach zu 6f4i%ia) = latein. mingo 
„ich harne", ssk. mehati „er bewässert", mih „nebel", megha 
„wölke". 

ßdXoftai „ich will". 

198. al ßoXe. %l &iXsig. Kvtvqioi. [96. 148] 
Vgl. arkad. %6fi ßoX6(isvov 1222, 24. 

Im Homer erscheint das — durch Vereinfachung der gemi- 
nation aus ßoXXopat entstandene — ßoXouai an 3 stellen: ßo- 
Xerat A 319, IßoXovto er 234, ßoXeo&e iz 387. 

In unseren Wörterbüchern wird das verbum seiner etymo- 
logie nach noch immer unrichtiger weise mit ssk. var „wählen" 
zusammengestellt. Da nämlich dem thessalischen ßiXXofxat ein 
westgriechisches dqXopai gegenüber steht, so haben wir als 
grundform der wurzel gel anzusetzen. Am nächsten liegt es 
meiner ansieht nach, die media dtjXo^ai, ßiXXofiai und ßoXXo- 
fiai aus demselben stamme wie arkad. diXXw und gemeingr. 
ßaXXio abzuleiten. Wir würden dann von einem urgriechischen 
diXXopai c. acc. der richtung „sich auf etwas werfen, nach 
etwas streben" auszugehen haben. Eine hübsche parallele 
hierzu würde, was die bedeutung anlangt, das verbum Yeo&ai 
bilden, z. b. in itpieo&ai „nach etwas trachten". 

Bei dem äolisch-achäischen stamme, der bekanntlich durch 
die vokalisation des / schon früh die palatalen laute verlor 
(vgl. thess. x/j; = kuis aus q'is, kypr. nslou =* kueisei aus 
q'eisei), musste aus öiXXofiai (= g'eUomai) regelrecht ßiXXofxai 
(» gueüomai) werden. Bei den Ioniern und einem teile der 
Westgriechen wurde — wahrscheinlich durch den einfluss des 
nomens ßoXXd, ion. ßovXij, dor. ßwXd — der alte vollvocalige 
präsensstamm daXX- durch die abgeläutete form ßoXX- ersetzt. 

yifxta „ich fasse, ergreife". 

199. an dys fi «. cupeXxe. Kvivqioi. 

200. yifjtov. Kvtvqiol xal Xaßi *al xd$i£e. 
Die handschrift bietet ydvvov. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 85 

201. vyysfiog. ovlXaßrj. Salapivioi. [80] 

Zu demselben stamme gehört der homerische stark gebildete 
aorist eyevxo — e-yefii-ro (0 43, N 25 u. 241, 2 476), den 
Hesych durch elaßev, dvilaßev erklärt. Das auslautende fi der 
wurzel musste vor dem folgenden dentalen zu v werden, vgl. 
ßqov^tri zu ßQefi-w. 

202. dlTVTVOV. K.V7ZQIOI . ... (U6TQ0V. ol de TO qfUfißdl- 
fJLVOV. 

Zwei stellen des Pollux IV, 169. X, 113 verleiteten 
Schmidt zu der Vermutung, dass xvtvqov für Kvtcqioi zu 
lesen sei. Wenn wir jedoch die worte des Pollux, die an 
beiden stellen ungefähr dieselben sind, näher ins äuge fassen 
(„nvTtQOv de t6 ovt(o xalov/Lievov h&tqov evQoig av tvcxqcc *Äk- 
xaicp h devT€Q(fi peltov xal fj/uUvTiQOv naq K litmhvawci h rqi 
nQ(i%(ff twv lafißwv"), so muss es jedem einleuchtend sein, 
dass Hesych, wenn er xvuqov geschrieben hätte, eine glosse 
durch eine andere erklärt haben würde. Zudem müssten wir 
aus der glosse fjinixv7ZQ0v. fjjuiav (xeöi^tvov den an sich unwahr- 
scheinlichen schluss ziehen, dass dasselbe mass, nämlich ein 
diTtrvoVy bei einigen stammen den doppelten wert gehabt habe 
wie bei anderen. Endlich spricht für den kyprischen Ursprung 
des dimvov eben der umstand, dass miov „wurfschaufel" ein 
homerisches wort ist. 

Am natürlichsten erscheint es mir daher hinter Kvtvqloi 
eine lücke zu constatieren, in welcher eine nähere bestimmung 
zu (xhqov gestanden hatte. 

203. ectQ. alpa. Kvtvqloi. 
Der scholiast zu T 87 bemerkt: 

ol de slaQortuniQ (vulg. tjeQoqmzig) iy/.u^hov tov 
elctQ, 07teQ eati %axd SaXafiiviovg al/xa. 
Dass in unseren Homer-ausgahen nicht schon längst ehxQo- 
TtwTig 'Eqivvvq an stelle des unverständlichen rjBQOcpoiTiq 1 571, 
T 87 aufgenommen ist, liegt an der Zähigkeit, mit welcher die 
herausgeber sich an den überlieferten text festklammern. Das 
farblose beiwort yeQoq>olTig, welches in anlehnung an das 
häufiger vorkommende masculinum tfeQoqtoiTtjg „die luft durch- 
wandelnd, durchziehend" gebildet ist, muss zu einer zeit in 
den text aufgenommen sein, als das achäische wort elccQ „blut" 
bereits ausgestorben war und daher in dem compositum dctQO- 
7taiTig nicht mehr verstanden wurde. 



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86 0. Hoffmann 

Die form eiaq erscheint in den glossen 

e\aq. al/iia. tj lpv%rj* 

elctQOTtOTrjg. aiiuoftOTrjg. xpvxonoTrjg. 

Iccq. al/ua. 7] HOlQCt. 

laQOTto TtjQ. aiiionozrig. 

laQftdXa/uog. dxQOxeiQog. 
Vgl. dxQOxeiQ. dvÖQoqwvog. 
Das Verhältnis von elag zu eaQ ist vorläufig noch ebenso 
dunkel wie das von elöccQ zu k'dw, 7t&lQaQ zu neqag. Der 
stamm von s-ciq ist ig-, erhalten in ssk. as-dn, ds-rj „blut", 
latein. assir und assaratum. 

204. iQdro&ev. dvenavoavxo. [16, 5. 35] 

Der vocalisation nach paphisch. Zu beziehen ist die glosse 
auf B 99 

iQyTvd-ev de xav HÖQag. 
/«?- „fortziehen, fortschleppen". 

205. dnofiQOeie — Kvtcqiwv rj Xegig. Schol. zu 329. 
Von demselben aoriste erscheinen noch der indicativ dito» 

€Qoe Z 348 und der conjunctiv drtoeQarj 283. Der stamm 
f€Q- liegt ferner zu gründe dem part. aor. djtovQag = dno- 
fQ<x-g und dem verbum a/r-at^dco = a7r-a-/ga-w. Endlich 
habe ich die glosse dßaqiaxdv .... xad-aiQo^tevrjv xarafirj- 
vioig, [2] als d-j-ctQ-iordv = d-f~Q-iotdv hierher gezogen. 

206. &q6vcc. Qeooccloi piv rd 7t€/roixiX^teva tfia. Kv- 
TtQioi de zd dvd-ivd 't/ndvia. Schol. zu Theoer. II, 59. 

Zu vergleichen sind die verse X 440 — 441 
*!AX$! r\y Iotov vcpaive, itvxqi dojuov vip^Xolo 
J Inland, juaQjuccQeyv, iv de &qovcc 7tolxiX J e'jiaooe. 

Der scholiast bemerkt zu dieser stelle: 

x^QOva. av&t], j?£ wv ßamovoi. 

Der von Curtius, Etymol. 5 223 und 501 aufgestellten ety- 
mologie, nach welcher d-QOva mit TeQtjv „zart" und ssc. tr-na-s 
„gras, kraut" zusammenhängen soll, stehen nicht nur lautliche 
bedenken entgegen, sondern vor allem die bedeutung des wortes. 
Da nämlich nach den erklärungen der scholiasten nicht nur 
blumen, sondern auch bunte gewänder und bunte thiere d-Qova 
genannt wurden, so muss die grundbedeutung offenbar „bunt" 
gewesen sein. Hierzu stimmt es auch, wenn der Homerscholiast 
ausdrücklich hinzufügt, dass unter &qova bunte, zum färben 
gebrauchte blumen zu verstehen seien. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 87 

Ich bringe deshalb &q6-voq = &q-voq mit dem stamm &€Q~ 
in 9£qoq, &€qco zusammen, welcher, wie ssk. ghr-no-mi zeigt, 
ursprünglich „leuchten, glänzen" bedeutete. Dem stamme, wie 
der bedeutung nach lässt sich altir. gor-m „roth, blau u — ssk. 
ghar-mds „glut" vergleichen. 

207. xddapog. tvcpXog. JSaXapivioi. 

Nachher folgt xaXaög. rvqtXog, das, wie Meineke erkannte, 
durch ein missverständnis des grammatikers aus d- 195 ge- 
flossen ist 

Kai x dXaog xoi, £elve, dtaxQivsie to arjfia. 

Wenn auch für xdda/nog mit Schmidt x dXaog zu schrei- 
ben ist, so könnte man in dem fi den rest eines digammas 
vermuten (d-Xaf-og). Gestützt wird seine conjectur jedenfalls 
durch das bereits erwähnte grammatikerexcerpt Bekk. Anecd. 
HI, 1095 Kvtvqiwv. dXaog. Tvq>X6g. 

208. xatvita. ädsXqrf. [91, 5] 

209. xaivirag. döeXq>ovg xal ddeXqtdg. [91, 6] 

Das masculinum xaolyvrjTog ist auf kyprischen steinen 
mehrfach belegt: xaolyyrjroi Golgoi 71, Paphos 41, 8; xacri- 
yv^twv Idalion 60, u; xaoiyvrpoig 60, 5. 7/8. 12/13; xaoiyvrjrog 
acc. plur. 60, s. n. 

210. xiQdfiog „zwinger, gefängnis". 

Schol. zu E 387 ol yotQ Kvnqioi %b dea^wTTJQtov xi(>a- 
fxov xaXovoiv. 

Die angeführte Homerstelle 

XctXxfy d y iv xeQdfMp Sidero TQigxaiöexa iifjvag 
ist die einzige, an welcher xigapog in dieser bedeutung auftritt. 

Xolad-og „der letzte, äusserste". Das überlieferte 

211. dnoXoicpeiv. a7t0TßXeiv. Kv7tqioi, [133] 

hat Alberti mit eleganter conjectur (A0IC6 für AOI<d) in 
anoXolo&eiv geändert, 

Xov- „lostrennen, verstümmeln' 1 . 

212. Xov^iaza „die spreu". [53] 

213. Xovoov. ib xoXoßw. [55] 

Für äjzoXsxpeuev in O 455 gab es nach dem Zeugnisse 
des Eustathius die Variante dnoXovaifxBv = xoXoßdaeiv. 

Ueber die wurzel Xov = attisch Xv habe ich nr. [53—55] 
gesprochen. 

214. fieyaiQeiv de %6 (p&oveiv , ZaXa^Lviot Xiyovoi. 
Schol. zu N 563. 



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88 0. Hoffmann 

Seiner ableitung nach hat /usyaiQü) mit fxiyag direkt 
nichts zu thun. Es gehört zu ssk. mah „hoch schätzen, ver- 
herrlichen, preisen". Den gleichen bedeutungswandel von „be- 
wundern, verehren" in „missgönnen, beneiden" zeigen aya^iai 
und fyXovv. 

215. tioqov yaq %b ogv KvrzQioi. Schol. zu 3 479. 
Der scholiast citiert dieses wort, um damit das homerische 

i6/LKOQog y dem sich fyxeoif*toQog und vlaxofiWQog anschliessend 
zu erklären. Diese deutung ist alt, sie geht bereits auf Aristarch 
zurück, vgl. den schol. zu f 29 

vlaxofMOQOi. o fiev 'AQiOTaQxoQ otpqxovoi, 
und wir haben keinen grund an ihrer richtigkeit zu zweifeln, 
da — unter Zugrundelegung eines (awqoq s= ogvg — alle drei 
angeführten vocabeln einen befriedigenden sinn geben: to'juw- 
Qog (J 242, H479) „einer, der mit seiner stimme klirrt" d. h. 
im zusammenhange „ein grossprahler , ein stimmen held", £y- 
%BalfjiiaQog „mit dem speer klirrend", vlaxdfitofog „hell- 
anschlagend, lautbellend". 

Dass -/MOQog zu einer wurzel j/i^- gehöre, hat Bechtel 
Ueber die bezeichn. d. sinnl. Wahrnehmung p. 101 ausge- 
sprochen. Indessen möchte ich nicht aus ags. tncere „hell, 
klar" und ahd. muri „praeclarus, illustris" für die homerischen 
epitheta als grundbedeutungen „mit dem speer, mit der stimme, 
durch gebell sich auszeichnend" erschliessen. Vielmehr hat 
-fuoqog in ihnen die sinnliche bedeutung „hell tönend", die 
auch in got. tnSrjan » xrjQvooeiv „mit helltönender stimme 
verkündigen" vorliegt. 

Ob aus dem kyprischen tiOQog eine zweite kurze form der 
wurzel zu erschliessen ist (vgl. z. b. fiidopai neben nydofiai), 
lasse ich dahingestellt. 

216. ovvog. vyiig. Kvqloi öqo/uov. 

Dass dieses wort dem achäischen dialekte angehörte, be- 
weist die glosse 

ov'vei. devQO. ÖQd/Lis. l^Qxddeg. 
Von dem dazu gehörigen adjectivum 

ovviog ÖQOfisvg. xHnrrjg. 

ist, wie bereits Bergk, Philolog. XI, 384 erkannte, das home- 
rische epitheton des Hermes 'EQiovviog abgeleitet. Die 
modernen etymologen, die das wort mit ovivrjfu zusammen- 
bringen, haben sich durch die alten grammatiker, welche im 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 89 

etymologisieren bekanntlich wenig skrupulös waren, irre führen 
lassen. Zum glück sind uns zwei erklärungen von *Eqiovvioq 
aus einer zeit überliefert, wo die grammatiker noch nicht zu 
spekulieren angefangen hatten. Die eine, zur achäischen be- 
deutung von ovvog genau stimmende steht im hymnus auf 
Pan, v. 28: 

Oiov & 'EQfiielrjv &qiovviov e%o%ov aXXiov 
"Ewenov, tag oy artaai d-eolg &oog ayyeXog iotlv, 
die andere in einem fragmente der Phoronis (Kinkel, p. 21 
nr. 5) 

'Eq/usiccv de 7taTrjQ 'Eqiovviov (ovö^iaa avrov. 
ndvrag yaQ fidxaQag xe &eovg Sforjcovg t ävd-Qamovg 
Kegdsat xXeitToovvcug % igalvero xexvrjeoaaig. 
Beide erklärungen lassen sich vereinigen. Die wurzel fev-, von 
welcher ovvog abgeleitet ist, bedeutete ursprünglich „nach 
etwas streben, auf etwas loseilen, petere aliquid" vgl. ssk. va- 
nomi „ich begehre", vdnas „das verlangen". Daraus ent- 
wickelte sich die secundäre bedeutung „einem dinge nach- 
stellen" vgl. ssk. vdn-us „der nachsteller" = ovvtog „dieb". 

Im Homer, wo Hermes überall in seiner eigenschaft als 
götterbote erscheint, ist 'EQiovviog ohne zweifei mit „der schnell- 
eilende" zu übersetzen. In der interpretation, welche der dichter 
der Phoronis dem worte giebt, sehe ich nichts als einen witzigen 
einfall, der sicherlich aus dem zusammenhange der ganzen stelle 
hervorgegangen ist. 

217. 7tdoa8t,v. dt]Xol de xazä Kv7tqiovg to rcowiXXeiv, 
ä(p ov xal naoxog. Schol. zu X 441. 

Bei Homer lesen wir das verbum in dieser bedeutung an 
2 stellen 

J 126 .... rtoXeag <F evinaooev deS-Xovg 
X 441 .... h de $qovcc itoi%ifi eitaaoe, 

218. 7tQvXig. LdQiOTOziXrjg de txqüxov IdxiXXea enl %fj 
%ov TIcctqÖxIov 7CVQ<f %fi rtVQQixj] g>f]ol xexQrjö&ai, 
rjv 7taqa KvrtQioig (prjal tzqvXlv Xeyeo&ai, Schol. 
zu Pind. Pyth. II, 127. 

Das wort wird zweimal von Kallimachos gebraucht, in 
Iovem 52, in Dianam 240. Homer kennt nur das masculinum 
tiQvXyg. Zur etymologie (jzQvXig = nQo-feX-ig , latein. proe- 
lium) vgl. Fick Wörterb.» H, 145. 



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90 O. Hoffmann 

219. it%6Xiv. rtoliv. Kv7tQi(av twv iv 2aXafilvi Xe&g. 
Schol. zu V 1. [105] 

Inschriftlich ist nxoXig belegt auf der tab. Mal. 60, i. 2. 4. 
6. 7. 15. 16. 27. 

220. 7tTolef4og. 6 de ftrdXefiog Kvtzqiwv aal l/litinfav 
Xefrg xa& 'HQaxlsidrjv koüv. [107] 

221. Qelog. ovtcj de Xiyovaiv ol Kinqioi xbv da&evfj 
7tccQa to §ela. Etym. M. 539, 30. 

Homer kennt nur das adverbium fala in der bedeutung 
„leichthin, ohne sorge". 

222. §veiva. olqvci. KvrtQtoi. [46. 66. 142] 

Bei Homer ist /qijv nur in dem compositum 7toXvQQtjv 
belegt. 

223. opoysQov. oxXrjQov. imßovXov. ftox&riQdv. [16,19] 
Die glosse ist paphisch. Das adjektivum o^vyefog steht 

bei Apoll. Rhod. II, 244. 374, o^ivyeQwg IV, 380. Homer kennt 
nur e7tioiivyeQ(og y 195, d 672. 

224. xdcpog. Schol. zu V 29 Kvtiqloi de vagtov tov 
apovov. 

Zum belege beruft sich der scholiast auf den vers co 87 

rtoXewv zagxp dvÖQCJV dvreßoXrjaa, 

welcher in X 416 mit q>6vq> statt xacf^) wiederkehrt. Allein 
dieses beispiel passt durchaus nicht, da im to 87 xdq>og in 
seiner grundbedeutung „bestattung, totenfeier" gebraucht ist. 

Möglicherweise beruht die ganze notiz des scholiasten auf 
einem fehler seiner quelle. Wenn wir nämlich annehmen, dass 
in dieser q>6vog = <t>ONOC aus q>3-6vog == <t>0ONOC ver- 
schrieben war, so würden wir die an sich keineswegs befremd- 
liche tatsache erfahren, dass die Kyprier das homerische, also 
achäische, zdyog „bewunderung" im sinne von q>&6vog „neid" 
gebrauchten. Den gleichen bedeutungswechsel zeigen u. a. 
aya^iat and CrjXovv. 

225. vvxez(>doz(o)v. xaxeayiv. 2aXaf*lvioi. [81. 144. 
165] 

zexQaKw ist nebenform zu xexQaivio, dessen aorist xexQrjva 
bei Homer X 396, e 247, \p 198 erscheint. 

226. (piTQtov xal Xdcov. Idpa&ovottw yXtoootjg ioxiv, 
dig cpaüiv ol rtaXaiol. 

qti-xQog gehört zu einem stamme bhi „zerspalten", welcher 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 91 

bereits ursprachlich eine erweiterung durch d erfuhr, vgl. ssk. 
bhid, latein. findere. 

227. xäQiveg. Maxeddveg xal Kvtcqioi xiqvtag Xsyovoi 
rag avveaTQa(x(xivag xal ovXag /uvQOivag, ag 
(pafjtev OTßqxxvtTidag. Schol. zu P 51. 

Ohne zweifei haben die scholiasten recht, wenn sie die 
kyprische bedeutung von xaQiteg der interpretation des verses 
P 51 zu gründe legen: 

ai/uail foi devovro xd/ucu, xaQiTeöGiv Sfiioiai. 

Die landesübliche erklärung „haare, die denen der Chari- 
tinnen gleich waren" ist geschmacklos und grammatisch an- 
stössig. Dem stamme nach hat dieses x<*QiS mit dem gewöhn- 
lichen worte nichts zu thun. Mir scheint es von einer wurzel 
ghvar „winden" abgeleitet zu sein, die ich in ssk. hvdras 
„krümmung, geflecht", hvära „schlänge" wiederfinde. 

III. 

Eine reihe von vocabeln wird deshalb von den grara- 
matikern angeführt, weil dieselben entweder lediglich auf 
Kypr os sich belegen Hessen oder weil sie im kyprischen dia- 
lekte eine von der gemeingriechischen abweichende 
bedeutung hatten. Diejenigen, welche bereits in der laut- und 
formenlehre von mir besprochen sind, haben hier nicht noch 
einmal aufnähme gefunden. 

228. dßQBfiirjg. äßXerttjg. Kvnqioi. 

Vor einer änderung wird die noch ungedeutete glosse ge- 
schützt durch dßQO/nia. oxozeia. 

229. ayxvQa .... Kvtzqiol öi %6 TQioßoXov. 
Voss vermutete TQißoXov. 

230. ädgva. n Iota fiovo^vXa. Kvtiqioi. 

„Einbaum", vgl. ä-ydotwQ, d-deXcpog „aus einem mutter- 
leibe", o-7taTQog „von demselben vater". 

231. axfiiova. aXergißarov. KvrtQioi. 
Gemeingr. „der ambos". 

232. SXa. &dXaaaav. rj olvog. Kircqioi. 

Der anlautende spir. asper weist darauf hin, dass SXa 
einem gemeingriechischen adXa entspricht (vgl. die formenlehre 
p. 65). Die von Ahrens (Philolog. XXXV, 46) verglichenen 
worte ags. ealu, engl, ale „bier" werden also wahrscheinlich 
nicht hierher gehören. 



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92 0. Hoffmann 

233. aXairtTrjQLOv. yQaqtetov. RirtQioi. 

Vgl. dtq)d-6Qaloiq>og. yQa/u/uctTodiddoxaXog naQa fit> 
rtqioig. [57. 250] 

Dass die ursprüngliche bedeutung des „mit färbe bestrei- 
chens" wahrscheinlich gar nicht in dXeiyeiv =* yQaq>uv und 
seinen ableitungen empfunden wurde, dürfen wir aus dem auf 
der idalischen bronze stehenden %a fintja xdde IvaXaXiopeva 
(vgl. Hes. dXlveiv dXeicpeiv, dXivac inaXelxpai) schliessen, 
welches in bezug auf die bronzetafel nur den sinn von „ein- 
ritzen" haben kann. Wenigstens scheint mir diese erklärung 
näher zu liegen als die von Ähren 8 aufgestellte Vermutung, 
dass das original der idalischen inschrift ursprünglich auf einer 
holztafel tatsächlich „aufgestrichen" gewesen sei. Ein dem 
dXeitpeiv völlig analoges beispiel für die Verallgemeinerung 
eines ursprünglich eng begrenzten begriffes bietet yqdq>eiv „ein- 
kerben". 

234. aXevQor. xdq>og. Kv7tQioi. 

Nach Schmidt ein compositum aus ä und XevQog. Das 
wort könnte auch zu dXifofiai „fliehen, meiden" gehören und 
also einen ort bezeichnen, „den man ungern aufsucht, den 
man meidet". 

235. d/ucpt&vQOv. Kvtzqlqi de naotada dfjupl&vqov. Schol. 
zu fl 639. 

236. ävaxxeg. In doppelter bedeutung citiert: 
Eustath. 947, 48 %al %i de, q>aat, xdypa evöo^ov iv KvrtQcp 

avaxxeg ixaXovvxo, nQog ovg dveq>eQ€xo endoxr^g rjfifyag rtQÖg 
xfiv (oxcmovaxovvxwv, Sxi av dxovowotv. 

Harpocration s. v. avaxxeg xal avaaaat. Ol pev vlol 
xov ßaaiXdiog xai oi ddeXtpoi xaXovvxai avaxxeg, ai de döehpai 
xal ywalxeg avaaaat. l^QiaxoxiXtjg iv xfj Kv7tQi(ov noUxela. 

In der letzteren bedeutung ist aval mehrfach auf kypri- 
schen inschriften überliefert, z. b. 6 fdva§ 2xaaiag [6] 2xaoi- 
xQazeog 18, i. Stasicrates war der inschrift 17 nach S SoXwv 
ßaoiXevg, Stasias somit königlicher prinz. 

237. avda. avxtj. Kvtiqioi. [33] 

Ungedeutet. Rothe's Vermutung: av & d wird dadurch 
widerlegt, dass die Kyprier nicht av, sondern xe sagten. 

238. ctQOVQa. atüQog oixov avv d%vQoig. Kvtcqioi. 

239. y ^4%aioiidvxeig. ol xtjv xwv &ed>v e%ovxeg 

leQoavvtjv iv KvrcQtp. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 93 

Die glosse ist ein beweis dafür, dass sich die vom Pelo- 
ponnese nach Kypros auswandernden Griechen *A%aif-oi nannten. 

240. aatTOV. naQCL Kvuqlok; zo SKTtwfia wg ndfiq>iXog. 
Athen. XI, 783 A. 

241. ßdzia. Athen. II, 51 F: üaQ&iviog de SßQvvd q>r t av 
ovxdfiiva, a xaXovoiv evioi fiiOQa. 2aXafxlvtov de %a 
avzä xavxa ßdxia. 

Die ähnlichkeit der maulbeer- und der brombeerfrucht hat 
die Salaminier dazu bewogen, den namen der letzteren auf die 
erstere zu übertragen. 

242. ß&nog. Hipponax fragm. 92: 

Kvtzqiiüv ßenog q>ayovai xd/ticc&ovoltov nvQW. 
Nach Herodot II, 116 war ßexog ein phrygisches wort für 
aqxog, vgl. Hesych ßenog. aqxog. 0Qvyeg. 

243. ßofxßoia. fj xoXvjußdg iXaia. naqd KvrtQioig. 
Schmidt schlug vor %ofxßdg oder xopßola zu lesen. Viel- 
leicht xo{Xo]t*ßoia? 

244. ßovvog. axißdg. KvTtQtoi. 

Meineke bringt das wort mit ßvio „vollstopfen" zusammen. 
Ebensowohl kann es jedoch mit dem gemeingr. ßovvog „er- 
höhung, hügel" identisch sein. 

245. ßQev&i!;. &Qidaxlvr]. Kvtvqloi. 

Vgl. Athen. II, p. 69 B Nixavögog 6 KoXoqxoviog ev dev- 
%&Q<p yXwaouiv ßQevd-tv Xeyso&al qnyoi naget Kv7tqiocg &qi- 
öctKa. 

Die schwache form desselben Stammes erscheint in ßqd&v 
„der sadebaum". 

246. yQa. cpdye. Kvtcqioi. 

Einen nach der nichtthematischen conjugation gebildeten 
imperativ praes. desselben verbums lesen wir auf einer inschrift 
aus Golgoi Coli. Samml. 68, i yqdad^t %a(/r) izübi „iss und 
trink" (vgl. verf. BB. XIV, 278). Als kyprisch wird ferner 
von Hesych angeführt 

247. xdyQct. xaTacpayäg. JSaXctfiiivioi. [22. 93. 140] 
Das schliessende -g der wurzel gras- tritt in dem von 

Eustath. 633, 44 angeführten nomen yqdoxig (= fjfiillflQog 
%6(nog) zu tage. Dem griechischen y^ercu, welches nur einmal 
bei Callimachos frag. 200 überliefert ist, entspricht genau ssk. 
grds-ä-mi „verschlingen". (Anders Fick Vergl, wörterb. 4 I, 



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94 0. Hoffmann 

p. 38. Er fasst grdsdmi als grisömi und gr. ygaa- als grs.) 
Aus dem Lateinischen gehört gramen = gras-men hierher. 

248. delv xal axQiq>etv. Kvtvqioi. 

Schmidt's conjektur ojecpeiv scheitert an den glossen 

1. E7tLÖBVaai. 87Zl<JTQ€lfjai, 

2. £7iiöe(y)oov. kTtiozQexpov. 

Von der wurzel de/- „herumwenden, herumdrehen" ist ein 
kyprisches ebenfalls bei Hesych erhaltenes Substantiv abgeleitet, 
das man bisher nicht verstanden und deshalb mit zahlreichen 
conjecturen heimgesucht hat: 

249. övaea. %ov %oi%ov %a TteQi!;. Kvtiqloi. [155] 

Das von der schwachen stammesform dv- gebildete dv-oog 
ist seiner bildung nach einerseits mit /v-aig (stamm x«/-), 
andrerseits mit den neutris al-oog, qxxQ-oog, aQ-oog, axpog zu 
vergleichen. „Mauerkranz" heisst övaog als „das rings um die 
mauer herumgewundene", vgl. das gemeingr. (tteqxxvr]. 

250. diq)d-€Q(iXoicpog siehe unter al&uivtiQiov. [57 . 233] 

251. ÖQoaovg. dxQeiovg. Kvitqioi. 

ÖQÖaog „der zarte" ist ein euphemistischer name für den 
Schwächling (äxQtiog). Passend verglich Schmidt Aeschyl. 
Agam. 133 

dgoooig c$_X]imoig. 

252. dvaea siehe unter dsiv. [248] 

253. "Ey%eiog. 'AyQodivrj. Kvtzqiol. 

Der cult der Aphrodite wnXiöfxivrj, welcher nach dem 
Zeugnisse des Pausanias auf dem Peloponnese herrschte, scheint 
dem achäischen stamme eigentümlich gewesen und von ihm mit 
nach Cyprus übertragen zu sein. 

254. EIXtjti. Zsvg iv Kvtvqcj). 

Dunkel. Auf einer inschrift aus Tamassus wird ein Apollon 
c EXehag verehrt. 

255. 'EXa&vg. dibg uqov iv Kvtzqü). 

256. 'EXaiovg. iv Kvtcqü) 6 Zeig. 

Für EAAOVC schreibe ich unter benutzung der zweiten 
glosse mit leichter änderung EAAOVC — 'EXaovg =» 'EXaiovg. 
Der Verwechselung von # und o sind wir bereits im vorstehenden 
mehrfach begegnet. Das heiligtum 'EXcuovg kann sehr wohl 
von peloponnesischen Achäern gegründet sein, da eine argivische 
Stadt gleichen namens von Apollodor und Stephan. B. ange- 
führt wird. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 95 

Für die zweite glosse 'EXaiovg wird y EXaiova[iog zu lesen 
sein, vgl. z. b. KXaQiog von KXaQog. 

257. eXarpa. dutpd-eiQa. Kvtzqioi. 

Die wurzel Xan- ist sonst nur in den derivativis Xan- 
dooeiv „plündern" (aaiv ßi<f Aeschyl. Sept. 54. 514) und 
ä-%ci7z-aCßtv „vernichten, zerstören" (orixcig avÖQiov, qxiXayyag 
vecovy Homer) erhalten. 

258. 'EXsijfiuov. iv Kv7tQ(p xal XaXnrjdovt, l4(pQodlzrj. 

259. 'EXela xal "Hqa iv KvrcQq*. xai "Aqx&itig iv 

MeoayvTj. 

„Die in th EXog verehrte". Der kyprische kult der "Hqa 
y EXeia ist offenbar achäischen Ursprungs. 

260. 'EfiTCVQißrjrrjg. ovrwg EvxXog %qr t a^toX6yog Ixcr- 
Xslro. 

Im dialekte müsste es 'l^rcvqißaxag heissen. 

261. 'Evdrjtdeg. ai vvfitqxxL iv Kv7tQ(p. 

y Evdr]ig hiess die gemahlin des Aeakos, die mutter des 
Peleus und Telamon. Telamon's söhn, der Teukros, soll das 
kyprische Salamis gegründet haben. 

262. i'?rt£a. oQvea. Kvtxqiol. 

Die reihenfolge verlangt emtp. Bereits Salmasius hat 
auf grund der glosse 

2mKia. xd oqvsci arcavxa. 
die sehr wahrscheinlich richtige lesung 07tt£a oder ani^ia 
wiederhergestellt, 

263. ifilxoQOv. irzUoTtov. üdcpioi. [272.] 

Das Ha[iq>ioi der handschrift kann freilich auch zu iZbr^- 
<p[vX~]ioi ergänzt werden. Doch sprechen für den kyprischen 
Ursprung die glossen 

xax%e7(e)at. xaxaxoxpcu. Jlayioi. [19. 272] 
yuxHOQag. xazaxoxpag. TtctQa EuxXa). [88] 

264. ev%ovg. %u>vr]. 2aXafiilvioi. [159] 
Für gemeingr. ini-xovg. 

265. icia. dvaroXy real 9voia iv KvrtQ^). 

Von mehreren Seiten ist die conjeetur dwa „das Adonis- 
fest" vorgeschlagen. \Aw war nach dem Etym. M. 177 ein 
name des Adonis. 

266. EvsXIötjq. av&ddrjg. xal 6 Zeig iv KvnQtp. 

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96 0. Hoffmaim 

Zu vergleichen ist die glosse 

*EXievg. Zevg £v Qrjßaig. 
.Sollte EvelidfjQ für E-felidrjg stehen? 

267. ZyttjQ. 25evg b> Kvtzq^. 

268. \^idg s. v. ipovid. jj xqwvtcu, izqbg rag ävifiirjoeig 
T(Sv vddttov. Kvrtqtoi de l/ucfg, ijyow %d o%oivia 
tcjv awlrjtidziüv. 

269. Yv. [_av%rf\. avtrjv. avzov. Kvtzqiol. 

Von dem alten pronominalstamme fi sind nur wenige reste 
erhalten vgl. G. Meyer Griech. gramm.* § 413 u. 416. Für 
den akkusativ IV ist unsere glosse der einzige beleg. 

270. Yo&iitov. üd/ucpilog hv voig 7teqi ovo^dtotp Kv- 
nqiovg %6 noxrjqiov ovttog xaketv. Athen, XI, 472 E. 

Offenbar ein langhalsiges trinkgefäss. 

271. xdßeiog. viog. üdcpioi. Ungedeutet 

272. xaxxeiQai. xaraxoifHxi. ndq>ioi. [19] 

Die handschriftliche lesart xaxxelvai habe ich auf grund 
der glossen 

&7cUoqov. Inixonov. ndqtioi. [263] 

xaxQQctg. xazaxoipag. TzctQa EwX(f). 
emendiert. Da in den glossen ^vetva und Xeivea der diphthong 
u für echtes y eingetreten ist, so lasse ich es unentschieden, 
ob das et in xelqat (= x&Qoai) zu den dialektischen eigentüm- 
lichkeiten zu rechnen oder aus der xoivy eingedrungen ist. Der 
stamm xeQ - „abschneiden , abhauen" vgl. gemeingr. xbIqü) 
„scheeren", ssk. krt „abhauen" ist jetzt auch auf einer kypri- 
schen inschrift Coli. Samml. 32 belegt: Tdqßog 6 dq%bg ini- 
ßaoiv zw orcijog %&de exeqoe. Deecke übersetzt „er reinigte" 
mit rücksicht auf Herod. VII, 131 ?o ovQog exetQe. Mir scheint 
¥*€QOe vielmehr „er schlug hinein, er öffnete einen Zugang zur 
höhle" zu bedeuten. 

273. KaXa^itg KeQvvfjtat de vovg fuxQOvg zhtcyag 

xakafiivdag xalovoi. 

Wahrscheinlich ist hier an das kyprische Keqvveta zu 
denken, da die einwohner der gleichnamigen achäischen stadt 
KeQwelg hiessen. 

274. xdnta. tcc oxoQoda. Kvnqioi. 

Da das Lateinische cepe, caepa ein lehn wort aus dem 
Griechischen ist, so lässt sich nicht entscheiden, ob das e 
einem gemeingriechischen tj oder einem aus urgriech. c ent- 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 97 

standeneii ionischen t] entspricht. Im ersteren falle müsste das 
stammhafte a in xavcia kurz sein, im zweiten würde seine 
quantität unentschieden bleiben. Der stamm ist sonst nur in 
der kurzform belegt, ssk. kap-alas, latein. capuL Die dem 
xama gleiche lauchsorte heisst im Lateinischen cap-itatum. 

275. xdgnwoig. dvola IdfpQodlTtjg ev l^/na&ovvti. 

276. xag. Kvrcqtoi avti tov xaL 

Für xar-g. Auf den inschriften treten neben xag die formen 
xa und xat (= xavi?) auf. Einen zweiten beleg für xag liefert 
die glosse 

xag Tide (lies rode), xai %6ds. 

277. xlßiaig. nrJQa. Kvitqioi. 

Vgl Etym. M. 512, 54 xlßiaig. arßialvei xißwcbv fj mqQav. 
KaXXl(ia%og (fragm. 177) 

ei yotQ imd-ijaei navxa iftij xlßiaig 
xai 'Hoiodog h Idonidi (vs. 224) 

ldf*q>i de (uv xlßiaig &ie, &av/na löio&ai. 
Die Aetoler gebrauchten in gleicher bedeutung xlßßa, vgl. Hes. 
xißßa. ftyQa. AhwXol. 

278. xlßov. heov. ndq>ioi. 

Die corruptel scheint mir in iveov zu stecken, wofür ich, 
einer glosse des Suidas: xlßog. xißwtiov folgend, mit leichter 
änderung iXeov „der küchentisch, die anrichte" schreibe. 

279. xlXXog. ovog. xai %h%i% nqmvog. inb Kvtxqiwv. 
Die Cicaden führten diesen namen als die „graugefleckten" 

vgl. Hes. xlXXov. eldog %i xQWfiarog qxxiov. 

280. KivavQOv \pv%og. xb apa rjtieQtf. Kvtcqioi. 

Vgl. äyxovQog. OQ&Qog u. s. w. KvrtQioi [59]. xlvavQog 
scheint ebenso wie äyxavQog ein beiwort des morgensternes ge- 
wesen zu sein. 

281. Kiqqiq. Etym. M. 515, 12 — 6/.wlwg de Xeyerai 
7taqa KvrtQioig Klqqig 6 "Adiovig, naqd Aaxwai de 
6 Xvx?og. 

Hieraus ergiebt sich die richtige Wortstellung in Hesych's 
Kiqig. Xifvog. oqvbov. r}"Adomg. Aaxiaveg. 
In der bedeutung „leuchte" ziehe ich xiQig zu ssk. hirdna 
„lichtstrahl", kirikd „sprühend", kirifa „diadem". 

282. xltraQig. diddrtfia o q>OQOvoi KvrtQiot. oi de %ct 
diadrjpata q>OQOvvreg xl%%aqoi Xiyovrai. 

Beitrag« a. künde d. indg. sprachen. XV. 7 

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98 0. Hoffroann 

Die xliaQig oder xixaQig war der kopfschmuck der persi- 
schen könige. 

283. xoQÖiXrj. Schol. zu Arist. Nub. 10: Kq&wv de ev 
%([) TiQtovq) %fav KvftQiaxwv xoqdvXrjv <prjai xaXel- 
o&ai zo tvqoq xeqmXf} TtQOoelXrjua, o drj 7t<XQa *A%h}- 
vaioig xakeizai xQcißvXov. 

Dem stamme nach sind nahe verwandt x6qvfißog „der 
büschel", xoqvq „heim", xoQvqtfj „spitze". 

284. xvßdßda. alpa. 'Aiia&ovoioi. Nicht gedeutet. 

285. Kvßog .... xal ot 2aXa/ulvioi Xeyovoi xvßov %b xov 
l^ariov orj/ueiov, ücupioi de %b tQvßXiov. 

In der letzteren bedeutung gehört xvßog zum stamme xef-, 
von welchem xvaq „die höhle", xv-rog „becher, urne", xv-Xil; 
und xöiXog = xof-iXog abgeleitet sind. Aus Hesych vgl. 
xvßdg. ooqoq. xvßßa. rtorfaiov. xvpßog. xolXog (iv%6g. 
ßv&og* xal x€Qa(.uov 7tv&/urjv. xvjußag .... xai el'dt] tzottjqIiuv. 
xvfxßt]. ve£g eldog. xal ogvßaqtov. xv^ißiov. eldog noxrjQiov 
xal nXoiov. 

286. xvXt,!;. rlavxtov d 9 h %alg yXcoaaaig KvTtQtovg (pr^al 
%r\v xotvXtjv xvXixa xaXeiv. Athen. XI, 480 F. 

287. xvpßa. IdnolXodwQog & b> z(p neql hvfioXoyiwy 
IIa<plovg xo TiorriQiov xaXeiv xvpßa. Athen. XI, 
483 A. 

Vgl. das oben zu xvßog bemerkte. 

288. xvvv7tca^ia. xb dnb oxsfxtpvXwv tvoxov. Kvttqioi. 
Schmidt xvvv. nlea/ua xb etc. Von sprachlicher seite 

wird das überlieferte niafia geschützt durch rtioxqa, tiiozqov, 
7tioi;rjQiov, itwxbq „trinkbar" (Aesch. Prorn. 482), mo/nog. 
iuoxyjq, noxiaxqa Hes. 

289. xvizeXXov — 2ifidQi<rzog de xb dicjzov noxrjqtov 
Kv7tQiovg, xb de diwxov xal xexqdwxov KQrjxeg. 

Das wort ist homerisch, also wohl speciell achäisch. 

290. Xi^irfv. ayoQa. xal hdiatQißfj. Ildyioi. 

Nach dem Zeugnisse der grammatiker hatte bei den Thessa- 
lorn Xt^qv die bedeutung von dyoqd. Bestätigt ist dieses durch 
die in8chrift von Larisa 345, 12: eg&efie» iv xbv Xifieva. Ob 
in unserer glosse das ILayioi auch zu oeyoQa zu beziehen ist, 
bleibt unentschieden. 

291. paylg. Athen. XIV, 663 B s. v. fimuv. äq> ov 

ij Jtaqa Kv7tQioig xalov/ntvi] juayig. 



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Die kypr. glossen als quellen des kypr. dialektes. 99 

Vgl. auch Hes. paylg. TtaXa&lg aqxog. 

292. fiaoxog. 'AnoXXddwQog 6 Kvqrjvaiög, dg TldficpiXog 
q>t]Oi, üacpiovg xo 7toxrJQiov ovxiog xaXeiv. Athen. 
XI, 487 B. 

293. iivaoig. xoivvv rtaqa KvTtqioig fiexQeixai xal tzoq 
dXXoig h'dveoiv. elai de xai /uodioi otxov i lij XQidijg. 
Etymol. Gud. 396, io. 

Vgl. Hes. /uvdoiov. fiexQOv xi difteditivov. 

294. fioifjog. xrjUg f\ b> xolg Ifiaxloig. Kvnqioi. 
Irrtümlich hat man bisher pioxpog als kyprische form für 

(xv£og = pv£a „schleim, rotz" aufgefasst. Es gehört vielmehr 
zu latein. mac^ulum, mac-ulare „besudeln" Der stamm ist 
also moq. 

295. /uvXdoaa&ai. xo ow/xa ij zrjv x£<paXrjv ofiijj-aa&ai. 
Kvtvqiol. 

Das verbum ist abgeleitet von einem — sonst im Griechi- 
schen nicht belegbaren — substantivum /uvXd = slav. my4o 
„die seife". Wahrscheinlich steckt derselbe stamm in der 
glosse fivXXrj. Xeia. Bezzenberger vergleicht ausserdem griech. 
ftveXog „mark". 

296. oXivoi. XQidrjg. deofiol. xal Xlvog nagä KvnQioig. 
Herodot II, 79 berichtet: aeia/ia §? eoxi, Alvog, 
0O7teQ ev xe OoivUrj doidtjuog iaxi xal sv Kvnqtfi 
xal aXXrj, xccxd fxevroi edvea ovvojucc e%u. 

Der speciell kyprische name dieses liedes scheint "QXivog 
(aus a> Aivov entstanden) gewesen zu sein. Analog gebildet 
ist Aifavog. 

297. oXftrj. xrp de oXtctjv KXeixaq%og KoQiv&lovg fiev q>rjoi 
xai Bvtpvxlovg mal Kv7tqLovg xijv Xtjxv&ov dnodido- 
vai> QeaaaXovg de xijv nqo%oov. 

Vgl Hes. oXita. X^xvd-og^ oXnig. olvoxot). Wahrscheinlich 
hängt das wort zusammen mit eXg>og. ßovxvQOv. Kvtvqioi und 
Jikitog. eXaiov. axiaq. 

298. OQxdg. ßatpog. Kvtvqioi. 

Schmidt vergleicht das arabische irtön „heerd". Indessen 
ist die ableitung aus dem Semitischen keineswegs sicher. Viel- 
mehr kann OQ-xog in der bedeutung „hügel, erhöhung" zu oq- 
w-fiij oQ-og> OQ-&6g gehören. 

299. TteXexv s. v. rjjuineXeKOK xb ydq dexdfAvow niXexv 
xaXelxai naget IIag>ioig. 



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100 0. Hoffmann Kypr. glossen als quellen d. kypr. dialectes. 

300. 7i8QiOQia. eoQtrj h Kwt^p. 
„Die terminalien". 
30h nqiitov. %iqag. KvTtQiot. 

Partie, zu TZQirzu „es leuchtet hervor". Die conjeetur 
7tQarz%6v ist unnötig. 

302. aoloiTVftog. fivdQomtvnog. aal gcrAxog %ig ev 

KvftQty. 

Wahrscheinlich „in Soloi geschmiedet". 

Göttingen. 0. Hoffmann. 



Postverbal aspiration in Old Irish. 

As the list of examples under this head in the Grammatica 
Celtica is far from complete and the question is not one that 
can be deeided by a few isolated cases, it may be of some 
interest to have a complete collection of instances from the 
most important of the Old Irish glosses, to see with what 
regularity aspiration is present after verbal forms originally 
ending in a vowel and absent after forms originally ending in 
a consonant, and to learn from that how far aspiration or 
non-aspiration is to be taken into aecount in deeiding the ori- 
ginal ending in doubtful cases. With a view to this I have 
collected such instances as I found in the Saint Gall glosses (S), 
the Würzburg glosses (W), and the Milan glosses (M), so far 
as they have been published by Ascoli. I have confined myself 
mostly to these three collections, because it is only when there 
are numerous examples that the element of chance is more or 
less eliminated, and that is is possible to determine the general 
aecuraey of the collection. From the smaller collections and 
from the extracts from the Milan glosses published in the 
Goidelica I have taken a few examples which seemed to be of 
interest. 

For the general characteristics of the various collections 
the reader is referred to the introduetion to the Grammatica 
Celtica, Nigra's Reliquie Celtiche, Zimmer's prolegomena to 
his Glossae Hibernicae, and Ascoli's Note Irlandesi. There is 
iio doubt that the Saint Gall codex is the most aecurate; it is 



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J. Stracban Postverbal aspiration in Old Irish. 101 

the only one whieh marks the aspiration of f, and s. But in 
this it 18 not consistent, and neither it nor the other Codices 
are consistent in marking the aspiration of the tenues. Thus, 
for example, after ocus (7), and no (T) there is soroetimes 
aspiration sometimes not. Instances, therefore, of initial f and 
s frorn M. and W. might have been omitted. After mach hesi- 
tation» howeyer, I have inserted them to exemplify their dif- 
ferent treatment in S., and in M. and W. The chapter on 
aspiration in Old Irish cannot be considered complete until 
the question of aspiration after other classes of words has 
been fully investigated , bat this must be left to another time 
or to other hands. 

The examples are arranged according to the frequency of 
aspiration of the different consonants; — c — , t — , p — , f—, *— . 

Aspiration after the verb is chiefly confined to the object. 
The following are the few instances of aspiration after other 
parts of the sentence: 
S. 3 a citabiat chluasa 

6 b atf donad(bai) chumach(te) 
146 a asbfer)ar chiall ches(to), but 190 a ad>(er)ar ciaü (bis) 
197 a nitaet chomsuidig(ud), but 159 a nitdet coms(uidigt*d) 
151a asmbtur frit, but 50 a asbiur frit 
M. 36 d annudacomart chlaideb 

44 b dies Christ, but W. 10 c rocess er (ist) 

46 c contoat chucai 8on 

41 d neich früchureihar cheill (generally without aspiration). 

Another apparent instance is M. 37 a airdaib berthair thir, 
but As coli (Not. Irl. 29) would expel the thir. In M. 44 b 
as duchesad ches christ ragab da inso, ches, apart from the fol- 
lowing aspiration, is suspicious from the Omission of ro, and 
is at the same time superfluous 1 ). Perhaps, therefore, itshould 
be omitted as haying arisen by dittography from chesad; either 
chesad may once have been written ches, which got written 
twice over, or the first step may haye been ches chesad, and 
then ches been transposed by some one who took it for a per- 
fect out of its proper place This would be the easier as the 
preceding gloss is di[a] chesad ro ces %ti er. For instances of 
dittography in M. see Note Irlandesi 25—31. In M. 36 d 

') Gf. duchtsad Christ M. HSd. 3. 

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102 



J. Strachan 



'the aspiration is intelligible as cotnart originally ended in 
a vowel 1 ). In S. 146 a chicdl is probably an error due to the 
following ch; we shall find more cases of this. S. 6 b I cannot 
explain. With M. 41 d may be compared M. 43 a mad fri 
frecur cheill where the aspiration is irregulär (cf. further 
Z.» 917). 

Here follow the instances of the accusative after the verb. 

Active. 

Present Indicative. 



Sg. 1. W. 12 a niriccim forless 


C. A. C. 21 argaibim ceil. 


5 c hörepridchim so- 






seile 






S.löla asmbiur frit 


W. 


16 c dobiur forcetl 


W. 14 a dobiur tesst 




19 d forcongur f (rinnt. 


sg. #. S. 188 b techtid cosmailius 


M. 


48 d loscaid cach rit 


197 b derbaid cenil 


W. 


26a techtid cach cumachte 


25 b sluindith folad 




6 a mörid cach maith. 


33 a asoirc edeh 




35 a arindl ogaib fin 


51a arftüm coms- la- 




147 b iss-dogni freendaire 


dir- 




33 a atreba stdbairi 


199 a immefolngai cesad 




50 a nitechta sain itdöliueht 


209 b imfolngai cesad 




221b doopir sens 


„ immefolngai ce- 


M. 


39 c doadbat cosmailius 


s(ad) 




55 d doformaig cach pec- 


107 a foddli cenä 




cad 


121b foddli cenel 




56 b immfolngi comroreuin 


201b arföim törmay 




61b duairci cloini 


188 a ni forcml tuisel 




64 a forceilla trummae 


72 a dofoirnde persain 




20 a dogni trumai 


197 a cenud sluindi per- 




36 a asren fuüem 


sin 




77 d immfolngi fuasnad 


6 b nidiuschi fog(ur) 




68 a immefolngi sonartugud 


25 b nad sluindi folad 




81c immefolngi suthehai 


26 a nad sluindi folad 


W. 


lc dobeir cach maid 



*) Is this an instance of dan as 8 pl. pron. infix. (cf. Windisch, 
Wort. 515)? Z. 2 380 cites it as 3 sg. (cum eum cecidit), but the mea- 
ning surely is, „when (the) sword slew them" (ut inimici ejus gladio 
caedente conruerant). 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 



103 



sg. 3. W. 4 c innätechta m- 
machte 
6 a dofeich cach nolcc 
6 c nadchaithi cach 
twiri 
9d imfolngi corp 
13 c arafoim cach sil 

rel. W. *) 25 c caras foigdi cdich 
30 d iccas corpu 

pl. 1. W. 15 d dogniamcechtardt 
15 d focertam fial 

pL2. W. 9c dioipred*) chdch 
13 a dogneid cachreit 
13 b ciddiaUicid cun- 
dubairt 

pl. 3. S. 65 b oosciget chenil 

197 a nifodlat chenil 

198 b fodalet chenel 
65 b nicurnsciget cenel 

167 b forcomat osoin 
25 b nddtoirndetfolad 



W. 



29 b doictr cc$# 

15 a doiciV tfc&tf (bis) 
3 c donadbat pecthu 

10 d dobeir fochricc 
14 c fodera f dilti 

16 b immafolngi f dilti 
28 b m iJ /7m*. 

31b fccas corp 
31b Äiccas corp. 

14 c pridchimmi soscäe 

15 c nitaibrem seire. 

27 a cid arandluthid cara- 
trad 
23 a pridchid soscäe 
23 c fodaimid fochidi. 

12 a immefolnget corp 
27 d nifoiret cumtach 

30 c dogniat cach pecad 
12 b nidinat fertu 

31b doesmet füüi 
10 b nadtechtat setchi 



27 a asrenat frecrae Cod. Bed. Car. dongniat'cercd 
202 b nitechtat sens Berne 31 b togluaset chombairt. 



pl.&rel.S.200b foilsigdde pher- 

sin 

197 a cfap cwite ^?cr- 

sawa 



W. 15 a wrfd crc#c erfMJ 
30 a /cc/e corpu 
2 c tfccAte foirbthetith. 



Conjunctive. 
sg. 1. W. 7 a oral cuairt. 

sg« 2. M. 37 c manidene chathu 
56 c ni dene chomgnim 



78 a conimforlainge failü 
W. 5d w/ den^ comrud. 



*) [M. 129c Mo» m beres cluind.] «) Stokes (E. Z. XXVIII 100) 
qnotes this example as a proof that this form originally ended in a 
vowel. As the whole sentence runs arcelith archdch et dioiprtd chdch, 
it is possible that the second chdch is an error due to the preceding, 
so that the termination may have been -te$ as in Latin. 



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104 J. Strachan 

gg. 3. M. 44 d cothirmaigid cach 20 b artiafoircnea forcrar 

süg bud. 

W. 4 a conaderna peccad 

pl.2. W. 32 a arachomalnid 3 b nitadbaridfar mbatdlu 

cach maid 23 b coropridchid soscüe. 

pl. 3. W. 30 c consoibat cdch. 

Imperative, 
gg. 2. W. 10 a natuic stächt. 

pl.2. W. 9a gaibid comarbus „ 14 d taidbdid for ndeserc. 
33 a gnid cach degnim 

Secondary Present. 
sg. 1. W. 10 c cedugnSn cachng- 26 d oroissinn cutrumtnus. 

nim 

sg. 2. W. 15 d ciadoberthe testas. 

sg. 3. S. 188 a nad techtad cetni- M. 14 a cocarad chaingnimu 

detait dudenum 

162 a dofoirnded persin 39 a odenad figail. 

6 b taibsed sainred 

pl. 1. W. 10 c cedumelmis cech 26 b manicloimmis forn- 

tuarx drogscäa. 

pl. 3. M. 22 a dognüis cech ndo- 15 c nitibertais piana 

chrad 38 a naitnfolngüis foirbthe- 

54 c dobertis cech nolc taid. 

*-preterite. 
sg. 3. M. 59 c nkumtacht cu- W. 32 d arr&U colinn. 
machtae 

pl. 3. W. 2 a doracartmar cois 7 b höre donarnactar 

cr(ist). 

s-preterite. 
sg. 1. M. 47 b dorignius chomgnimu. 

sg.3. M. (38 r rogab chrine) 36 a ni orogab terochraic 

27 b dorigenicechnduü 69 c condergeni forcenn 

22 d huasringaib corp 40 c duic fersu 

58 a dorosluind cain- 
chomrac 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 105 

sg. 3. W. 26 d tuargab cenn Tur. 48 dorigni tochmare. 

10 d donuic testimni 

pl. 2. W. 15 a caniralsid suü 15 d rolasid mil 

pl. 3. M. 24 c rolegsat candin 56 b ramarbsat saul 

61b dudrchomraicset W. 5 c rochrochsat cr(üt) 

cloini 6 c tüercömlasscU comtinol. 

46 d duairübset forbi- 

siu:: 

Perfect 
sg. 3. M. 61 b imforlaing failti. W. 10 c imtnoforling cretim. 
62 b immeforlaing dan- 
tid 

pl. 1. S. 26 b manidecamar 

sainfolad (Z.' 450). 

Reduplicated future. 
sg. 3. M. 27 a dombera fortoch- W. 26 a dogina sdibfirtu. 

tain 

i-future. 
sg. 3. W. 4 b ciaconesfea tuic- 26 a pridchibid smactu 

siu de rechte 

pl. 1. M. 14 d doaidlibem cech- 
noin dliged. 

pl. 3. M. 69 a niconfoigehat ei- 
nlud. 

Futsec.sg.3.M.25a nolinfed W. 32 d s&irfed edeh. 
preeept 

0-future and conj. 

sg. 2. S. 229 ni rüs cMuitn. W. 30 b annongeiss edeh. 

pl.2. W.20b nidtrsid farsöiri 27 c cofessid fiss seil. 

Fut. sec. sg. 3. M. 87 d mafessed 
comdidnad. 

Aorist forms. 
M. 46 b inraba cech ndeithidin gl. abieeta omni cura. 
W. 32 a act dorronai c6re modo feceris pacem. 

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106 J. Strachan 

Deponent. 

Present indicative. 
sg. 1. W. 23 d rocloor forcäin- 

sciilsi. 
sg. 3. S. 63 a nimidedar cenel M. 38 d dutfduchedar techt 
166 a nihilaigedartair- W. 19 b firianigedar cdch 
moirc- 23 a rofitir forsercsL 

pl. 1. W. 16a höre nadfitemmar 
fius seil 
pl. 3. W. 5a immechuretar cori 5b m irmadatar firinni. 

20 d comalnatar toil 
dee (bis) 

Pres.conj.sg.3.W.31c arincho- 

tnalnathar cachngdd. 

s-pret. sg. 1, W. 3 c intainnd- 

drairigsiur peccad. 

Perf. jH.3M.66dnadch oimnaetar W. 20c dofuthraetar fornim- 
cathugud dibese. 

s-fut. W. 12 drofestarcachmbelre 6b ciniestar cachttiarL 

Substantive Verb *)• 

In arranging tbe many instances of the Substantive verb 
I have had more regard to identity of form than to identity 
of funetion. Tbus bd (= *bät) is used as preterite, conjunetive, 
and present indicative, but as it would serve no purpose for 
tbe present investigation to separate tbem I have put them all 
togetber; bia, biam, biat &c. are used both as conjunetive and 
as future, but the future seems to be only a particular use of 
the conjunetive. So too I have not distinguished the third 
person singular of the secondary present and the third plural 
conjunetive from the third persons of the imperative. Amid 
such a multitude of forms I must ask the reader's indulgence 
if the Classification adopted is not always tbe best 

6-forms. 
biid &c. 
S. IIb biid cachae alailiu 39b bid cuimrechta 

J ) Cf. Stokes K. Z. XXVIII 66 ff. ~~~ ~ " 

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Postverbal aspiration in Old Irish. 



107 



159 a airbid coms- 


13 a Wtd cackgnhn 


106b biid for deib n diüib 


18a Wd cumme 


M. 56b biid chicUU) 


26 a Wd cotarsne 


16 a bid cuimlengaigthe 


13 b Wrfd crtcA 


16 a bid conflectaigthi 


2b Wd /io<?A 


16 a bid comsrithi 


14 d Wd /WU» 


44 c asberat bid cobuir 


ld Wd /err 


49 a aüi bid*) coscrad 


2c Wd /Yr 


63 c arhbid claind noclantis 


4d Wd /Yrwin 


42 b indaas bid praeceptoir 


18 a bid frühorcon 


33 a cein nadmbid fortacht 


26c Wd fir 


57 c bith soer som 


4a Wd «antttd 


74 d biid samlaid 


9 b bid sldn 


W. 3d bid core 


6b Wtd saw 


4 a ciabeid er (ist) 


10 a bid samlid 


7 bid corp sin 


29b Wd sere. 


bi 

S. 29 b huarerombi cechtar (bis) 


57 d niW c&wd 


45a otribt oddg 


82 d roaW comrorcon dnd 


54 b nadrh bi oson 


31c conoW fofam and 


138 b hibi cosmailius 


47 d frisambi ferc do 


164 b AimW oson 


86 d tmW /aötd 


197 b diambi foraithmet 


W. 28 c nipi cian 


212 a «ä/ /Ww 


29b n/p* <*a« 


200 a forsambi sliueht 


12 c nipi firderb 


M. 35 d mW chondumu*) 


18 b arnipi fomraid 


50 d nadmbi ciall 


6 b «<W sainlaa. 


50 d lasmbi ciall 




bis*) 




S. 45 a arfcfe ondelgg 


M. 16 b 




161b Aware mM? forgare 


23 a 


bis foraib 


207 a 6& /öraift 


51b 


214 a 66 foraÄA 


75 b W« fuammam 



*) Perhaps achiatt (of. 60 c tW t'nto «fe achiatt, 51b), „Mailgaimrid 
says that the meaning of it is &c." f ) amal followed by bid seems re- 
gularly to want tbe relative particle. Gf. Ebel Beitrage V46. *) The 
aspiration is irregulär. *) When the forma Wt, bias, btmnri, bUe take 
the relative particle, it is put before the verb. 



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108 J. Sti 


•achi 


in 


W. 19 amal rh biis cometid 




9 b bis farsinmertrich 


28 b intain bis cengrad 




10 b ambis forattMr. 


15a bis ptn 






bimmi 






W. 12 c bimmi foirbthi. 

bit 
S. 4 b airbit comöuidech- 






W. 


7d imbit cristidi 


M. 85b bit flathi 




29 a biit sualchi and. 


bite 






S. 220 b intan m bite centuisliu 


M. 


40 c Wte frie anechtair 


212 a intan m bite fodeid 


W. 


9d Mte foroitunertrich. 


bia 






M. 26 d niconbia cumscugnd 


W. 


25 d tresindabia pian 


61 b connaconbiaforaithmet 




10 d nimbia fochricc 


86 c nimbia fortacht 




13 d arnibia senim. 


27 a arrambia soirad 






bias 






S. 207 a bias forsindainmnid 


M. 


56 a immeit mbias firinne 


„ bias forsnaib camthuis- 




neich 




W. 


4d ftww /"orift. 


biam 






W. 30 b nipiam friaithirgi 




15 a inbiam fristra. 


biat 






S. 212 a combiat fodeod 


W. 


25 d tresindippiat fochricci. 


bin 






M. 44 c airbin flu. 






bith 






S. 6 b bith charac- naill 


W. 


20 b fe&A formenme and 


M. 62 b ni bith choindidnad 




11c indiumsa na bith fo- 


77 a coropith ch::som 




chunn. 


87 a nabith chiniud 






bimmi s 






M. 63 d am ni bimmis fiu 


W. 


17 b ama2 mbimmis cu- 
trutnmi. 


bitis 






M. 71b nubitis fuamdam 


W. 


10 d !ott imbttis primsa- 


85 d nubitis fomaam 




cairt. 

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Postverbal aspiration in Old Irish. 



109 



biad 
M. 33 b rondabiad cechmaith 
W. 9d nobiad chdch 

ba 
8g. 2. W. 30 b armba chainchom- 
raccachso 
8g. 3 ^S. 50 a aniba choitchen 
45 a nibba cenadaers- 
cugud 
117 a ba tickte 
43 a airba firianu 
69 a ba sainred 
M. 56 d niba Man 
76 b ba choir 
28 a niba cfan 
43d ba cumdubart 
45 b ba coru 
56 c niba cian 
66 d m'6a cian 
23 b Auare 6a /m* 

53 d ba fotnraid 
64a ba fou 

76 b air6a frecndaire 

36 a cta/a /frtan 
27 c n*6a sarnlid 

37 c n*6a sarnlid 

54 c wi6a *erc 
84 c Ja sarnlid 

W. 10 b 6a cAoir 

21a ba chomadas do 
ban 
pl. 1 W. 33b ban chosmaili. 

bat*) 
pL 3 S. 199 a acht ropat saini 
W. 9d nibat chutrummi 
17 c bat chosmidi 



16 b rondbiad fdilte. 



22 c coro6a soüsesiu. 

5 b 6a cofttt cara* Www 
10 c 6a coir 
13a 6a awr 

14 a niba mit 

15 d 6a coir 

25 d nipa cosmuil 

5 c 6a torad 

6d 6rf tualang cdch 

5b 6a fotiAtt 
29 d 6a *o*c& «fei* 

4d ropa farnainmsi 

9 c 6a /"«fr 

9d iwi6a /ZaftA 
12 c 6a /lerr 
10 b 6a ferr (bis) 
19 a sechba foirbthe 
22 b ropa ^r 
23b 6a ferrson 

29 d ar6a foirbthe 

30 d n&a fochenn 

31 d 6a firinne 
10 d 6a saithar 

19 d ac£ 6a sarnlid. 



IIA ad nirobat pecthi 

12 d ttipal ferr 

13 d combat foirbthiu. 



l ) Instances like amfta cloithe, amba cocuibsid (M. 32 b), aw&a taireide 
(M. 27 c) hftve been omitted, as aw6a n-indrisse M. 18 a shews that the 
relative particle has here been lost before c, t, &c. *) [M. 180a arm- 
bat chosmaili.] 



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110 J. Strachan 


bet 




W. 7d imbet cristidi. 




Ipy.sg.2.M.41b ba chuimnech 


29 d noia thoirsech. 


W.31 c napa chondarceU 




pl.2.W.24biad chensi 


24 a fcarf /iai%. 


4d bad foditnich 




bad*) (sg. 3) 




S. 72 a combadchoit(chen) 


13 a 6ad chdck 


30 a cotnbad chircumflex 


24 b woiorf chotarme 


148 a bad carthi 


27 d ftarf <*<$re <W& 


90a rapad far nöen 


16 c conrobad cuit 


deilb 


25 c cotnbad (c)eUbrad 


4 b nibad öamlaidson 


27 b na&od ct*# 


207 b nibad samlaid 


34 a orabad cech brathair 


M. 21 d cotnbad chomaic- 


3 c armbad peccad 


siu 


29 a artnad pecthad 


65 d cotnbad cutrutn- 


5d 6ad f itairr eck cdch 


mae 


„ iotf /aÄte 


74 a am nibad cencinta 


„ ftafoui fornert 


21c conapad firdia 


10 a arwiod /"err 


mac 


„ artnad forngaire 


35 b cotnbad fou 


13 a Jod foammamigthe 


56 b nabad format lat 


„ ftad ffoJ 


63 d am niiad /w 


„ iad /«de 


39 c cotnbad frisna 


18 a conabad fir 


gruade 


27 a ftad /iwVWAe 


44b secknirobad fris- 


13 a 6ad fricumtach 


som 


6 a 6od sochrud 


27 b cotnbad sechtna- 


12 d 6ad samlith 


dachtae 


13 a 6od satnlid (bis) 


66 c 6ad satnlid 


14 c cotnbad sain 


W. 7 a 6ad <?A($re dtlt'6 


26 b cotnbad suaichnid. 


4«d*) (sg. 3) 




S. 162 a bed choit(chen) 


211a «o&ed foihigvd 


68 a wf6w tnachad bed 


39 b dindinit bed idstai 


coit(chen) 


68 a caÄA 6ed rfretfW 



*) These forme are somctimes followed by the relative partiole. cf. 
Stokes E. Z. XXVIII G9. 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 



111 



M. 29 c ncch bed chare do 
67 d cobed chiall 
46 a bed ctnmrechta 
27 d combeth cendkjail 
41a nombeth cenolc 
43 a bed peccad sön 
22 d onabeth foraith- 
tnet 
35 b toimtiu bed fou 



W. 



44 b frisambeth free- 
64 b dünni bed fortachtigthi 
43 d robeth fordib milib ech 
51 d combed samlid dagneth 
78 a nimboi ni bed sruühiu 
33 d bed chuimnech 
• 9d arminibed cröis 
18 d dusimbed comrorcon 
13 c ted foammamichte. 



23 b ted frühduntae 
bas. None of the following instances prove anything. 



M. 35 d amias foirethe 
W. 5d tfojgr 6as /Vr 

bes*) 

S. 202 b wt tes chechtar in- 

darann 

169 a wip he som bes 

forcenn 

M. 63 a nanni bes chosse- 

carthae 

23 d bes foir 

betis 9 ) 
M. 36 d comtis catrai 
72 b amtis coirthi 
33d betis fu:tib 
34 a am£& foremachti 

beta*)*) 
S. 207 b tefo coms- 
W. 4 c tefa titaüm 



17 d höre bas fir. 



W. IIa bes chotarsne 
20 c ished bes chobuir 
32 a bieid bes ferr. 

4 c bes (s)6ir 

8d Je« «ton 
14 b 6es son/r*. 



63 b tetäs fortachtaigthib 

68 c tetig foirdhib 

85 d amfis forbristi indrig. 



29 a teto fe'fc 
(M.126c ieto cä^i). 



Perfect. 

sg. 3. S. 140a romböi fo 

178 b robböi fora ind- 
iliuchtsom 
M. (37r robäi chocad) 



20 d nirubai cennib 
55 c rotei cwci* 
78 b roftcJi cowart 
29 c dn imbai forlongais 



*) Sometimes haa the relative e. g. S. 27 a bes A Arär«- K. Z. XXVIII 
67. n. 7. °) Ascoli (Note Irlandesi 86 note) quotes an instance with 
aspiration from M. 131 d, donaib dSedib betis chloühib gl. ad comiincendoe 
deeides. *) [Another form bata y bata chorai M. 125 b.] 



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L12 J. Strachan 


46 a robdi forsnaib 


15 d roWt crfw^ foaKfui 


doirsib 


26 a ciarudböi colinn imbi 


60 a airroboi frescissiu 


29 d roia* cfawd 


84 d roboi forsinddib 


15 a romböi fial 


73 c nimrabae soirad 


23 d arnaJ romböi fdilte 


W. 2 b rambdicachmaith 


20 d intan romböi fricroich, 


5d amal romböi cuit 




S. 21b nirubi tinfed 


98 b romW fritobar-. 


M. 20 d darube cenni 


14 d Aore nddrobe tit 


W. 24 b ntrofe cachreit 


3d trofo pecead. 


S. 197 a rofto /W- dtf- 


lc n#o comitesti 


W. 4 b nipo chöim 


24 b ropo cof dilti 


5 a napo chenid 


24 c n&o cenfochidi 


4 c nipo Atfcfo'r 


14b ropo tto/ 


14 c rodbocho8tni(liu)s 


21b rojpo *Ar(fy 


22 a amaJ romfco chu- 


24 d romfro ttoZ 


imse 


14 b ropo tochomracht 


24 c nirbo chuit eperthe 


3 c ropo fochonn 


13 a ac£ ropo chonet- 


26 d romto foirbthe 


arceirt 


19 a n/rfco srfr 


„ ac£ ropo chotorbu 


33 d ropo sa#A. 


S. 153 b roiw frecndairc 


34 c wVftw toraisse les 


203 b roit* samlid 


53 d nambu tressa 


M. 22 a troiw cäojV 


14 b arnibu fuareir fesin 


30 d robuchoadersatar 


87 c rotte /m* 


72 b amÜM chumach- 


18 d roro&w suidigthe 


tach som 


48 d arrombu suidigthe 


63 b wtrfcu cenfrithor- 


W. 9 c wt&w chummi 


cuin 


33 a m'r&tt choimdiu 


22 a diambu thabarthi 


„ rotttfo thoissech 


33 a nannirobutholdo 


33 b arnibu thaeair 


54 a am roit* *Ao/ doü 


13 d w*r6u /«<** 


63 b rwftw thoissech 


33 a rt/iw fersom 


71b rop* *AoZ 


33 b fttrfo foirbthe 


86 d anarbuthurgabthi 


2 c c«pf« friaicnid. 


pl. 1. M. 43 d robumar cum- • 


W. 26b ntrbommar tromdi. 


drichthi 





pL2. W. 3 b cerubaid fopheccad. 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 



113 



74 a rombatar forlongais 

76 d rubatar fuatnäm 

49 a airroptar sonartu 

Ha robtar tuicsi 

14 d rodbatar tirbitfii. 



pl. 3. S. 31 b amtar forngarti 
45 b ndd robatar suin 
M. 31a airbatar carait 

71 c rubatar peccthi W. 

less 
40 d coruptar fadirci 

The regularity of the aspiration after bu bo is against the 
hypothesis tbat they originally ended in t (Stokes K. Z. 
XXVIII 90). After forms like bd that certainly ended in t 
aspiration, as we have seen, is very rare. 

Short forms chiefly conjunctive. 
sg. 1. W. 15 b arnaptronu 
s.3. S. 2 a arnaroibcumma8C 
4 b eonroib comöui- 
dig- 
189 b condib sinunnper- 
san 
M. 17 c airndip tosach 
45 c diaroih tofortach- 
tsu lium 
24 c cenib fir intitul 
31 d canaib fir 
35 d dondib sainemail 
W. 3 b cib cenel 
12 dp crtäh 
14 a condib cuimse 
20 d rop corae doib 

23 b ocä rop er (ist) 

24 a <*0ttcti6 cumme 
26 b £>ro#> core 

9d manip toi 
The total absence of aspiration indicates that these forms 
probably ended originally in a consonant. -b without infection 
of the preceding vowel may be regarded as an enclitic form 
of bd (Zimmer, Keltische Studien II 129). On the other hand 
in forms like eonroib b must have been once followed by some 
vowel that could cause infection. It is not likely that they 
are curtailed from böi, bu, for then we should have expected 
aspiration. Can it be that in them we have an aorist *bhvet 

Itottrig» z. kund« d. indg. iprachon. XV. 8 

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14 a arnap trom 
21a eonaroib temel 
30 d nip tarisse 
12 c eondip follus 
16 c condib ferr 
20a corop füg 

22 a corrop föirbthe cäch 

23 b corrop ferr 

26 b duus indip fochunn 
29 d condib föirbthe 

27 c arnäp foröü 

28 d condib föirbthe 
32 a arimp follus 

5d nip sain 

9 b rondip sldn 
22 c arndip satnlid 
28 c nip sain 
31b nip sartholach. 



114 J. Strachan 

from ybheu? Besides e-bhu%om there may quite well have 
been ander other accentaal conditions e-bhyom, just as in Sanskrit 
there exist side by side dhuvam and dhvam. According to 
Ost hoff M. U. IV 367 the same form of the root is found in 
01dslav s bi (= *6t?-«tf) as oompared with &q>vt) (= iqnif-fj-v). 

Forms from -^es. 
am 
S. 143 a am sldn W. 27 c am ämbidse 

M. 40 h am togaitaese 10 c höre am forciüid. 

at 
M. 36 a at firiansu. 
is. This form is found so frequently and so regularly 
without aspiration that it is useless to enumerate the instances. 
The only certain case, where I have found aspiration, is S. 140a 
isehiall chfoto where ch is probably an error due to the follo- 
wing eh. M. 57c airisehride has been corrected by Ascoli 
(Note Irlandesi 34) to air is irchride. 

as. I have omitted instances where as is preceded by 
words like haare, amal &c. which require the relative particle, 
and otherß where the context proves certainly that -» has been 
lost With regard to the other cases, as the usage varies (cf. 
S. 207 b doadiadar as choms (uidigthe) with W. 9 a doadbadar 
as coir), I have thought it best to give them in füll. 
S. 54 b as c(h)oimtig 78 b as fds 

40 b öw choir W. 17 d as chotarsne 

59 a as choms- and 33 c as choir 

72 b as chentarchu 16 c as chomaitile 

207 b as choms- 21a as chorp (bis) 

28 a as coit(chen) „ as chenn 

41a os comparit 6 a as comalnad 

39a as posit 9a as coir 

M. 44 c as chetnae ndis 29 d as persan 

57 d as choir 6d as fir 

51 c ani as chithara 9d as ferr 

64a as comacus 11 d as ferr 

65 d as coimdiu 13 b as fir 

24d as fir 14c as flu 

37 c as fortachtaid 19 c as fir 

45 c as fiese 24 a as firinne. 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 



115 



ammi 1 ) 




M. 43 d ami (Stok es ammi) 


13 c crwmi cosmili 


cumgabthi 


17 b ammi tuaünge 


W. 5d ammi cor}) 


24 d ammi techtire 


12b höre ammi corp 


16a ammt /tit7tf. 


adib 




W. 10 a adib cretmech 


16a adift foirbthisi. 


19 c adib cland 


. 


«■) 




S. 3 a ä# cenelcha 


45 b iJ fechemain 


10 a ft coitchena 


29 c «V firiana 


21b ö comsuidig- 


W. 5 c # caW< 


56 b Ä citnidi 


12 a tt corp 


59 a ar# cosmaili 


28 d ft cairigthi 


197 a •'* citni(di) 


28 c ft preceptori 


203 a Ä commidigfhi 


7 a ö fiachaich 


212 b ff cAffidi 


14 a # foirbthi 


215 a tV coitchena 


26 b ä /iwrfoAi 


M. 2 c t£ coicsalmsecht 


29 a t£ mrifci. 



a£. In the two following instances where this form is 
found, M. 75 b awa* frühortai, 81b awa* suthcha, the relative 
particle has been lost. 

a£a s ). Aspiration prevails except where the relative 
particle has been lost. I have followed the same course here 
as with as. 



S. 16 b dobre- ata chom- 
mi(digthi) 
197 a asbertar ata cit- 
nidi (bis) 



201 b iu& aciallsom ata com- 
midigthi (bis) 
7 a ata saini 
M. 16 b innahi ata chosmailiu 



') To these must be added W. 26b ammi torisnig if Zimmer's 
readiDg is correct. Cf. Stok es, Old Irish Glosses 352. *) A solitary 
instance of aspiration after ü is found Cod. Bed. Car 42 o itchethtrchet, 
where however the ch of cheihir is again probably an error due to the 
following eh. ») On this form see Stokes, K. Z. XXVIII 95 f., and 
As coli, Note Irlandesi, 20 note. To the instances quoted there may be 
added S. 91a. 8, U7a. 1, 188a. 4, 154b, 197a. 2 (ata); M. 30 b. 3, 
33 d. 5, 44c. 1, 56a. 20, 58a. 20, 62b. 10, 64c. 3, 67b. 17, 69b. 1, 
76a. 5, 76 d. 14, 83b. 4; W. 19b. 15, 21c. 5, 30b. 23. This form is 
clearly distinguished from ata or ata, 3 sg. from ^stä, by the fact that 
the former aspirates, the latter does not. 



8* 



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116 



J. Strachan 



M. 50a doretaib ata chos- W. 19 c itsib ata chomarpid 
maili 30 a immairb ata thestis. 

57 a ata thimmartu 



Form8 from -y/stä (cf. Zimmer, 

ag.l.^W.üOc nita chummese 
friusom 

8g. 2. M. 58 b annunda chocutb- 

sickiu 

sg. 3. S. 197 a huare atd cinniud 
persine 
203 a atd coitchennas 
220 a atd tairmthechtas 
67 b ata farbart 
179 a quia ata sech- natu 
W. 4 a ntia cutnasc 
15 b sftf ctf&y 

pL 1. W. 15 b nüatn toirsich 

pL 2. W. 5 c arnidad ferrsi 

14 a arnidad foirbthisi 

pL 3. S. 28 a atawtf chttnaidi 
201b nandat choms- 
203 b olaa* ^ersw 
M. 18 b att(&rt setchi 
76 a *7t<fat «Jrfw 
W. 7d nitat cosnama 
9 b wttaof cosmuli 
34 d ntfctf cosmili 

Conjunctive 

pl. 1. W. 14 c nidan ohnmächtig 



Keltische Studien II 128). 
9 b an.nonda frecndircesa. 

38 c anunda frecndairc. 

21a atd comarde 

13 a itda cumtubairt 
19 a Aon afci cr(ist) 
27 a afcf comessSirge 
19 b niUrf fori* 

8d nimtha firion 

27 c a£rf farcöimdiu innim. 

15 a atoaw forteetiri. 
4 a cenutad suiri. 

4 a wVörf /ttdAi 

6 j|wfo*fo% 

8 c n#af foirbthi 
12 b wtta* forcülidi 
26 b nandat foirbthi 
12 b m&rt sö/r 

28 b cirf nafatf sZa'w. 

14 d ntTfan chosmüi. 



As relative form 8 of sta may be reckoned indaas, oldaas, 
indate, oldate. 
S. 42 b oldaas posit 64 c indaas cechterchüal 

M. 26 b indaas chumach- 83 d tnrfaa* cechteduar 

tai (gen.) 85 c f'wtfaa* cechcri 

62 b indaas cechtir 42 c i'ndas fograigte 



x ) [anunda thinnaehtat se M. »20 d.] 



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Postverbal aspiration in Old Irisb. 117 

W. 16 c oldaas cdch 20 b oldaas fornimdibesi. 

18 d oldaas persan 

M. 77a huiUiu ... indate W. 13b oldate cöiccet fer 
chlaidib 9d oldate pecthe. 

48 c oldate cedair 
The relative is found in M. 36 r oldaas nermitnigthi feid. 

Short (enclitic) forms. 



S. 200 a arndid coitchen 


W. 6 a diandid cur 


123 b conid fem- 


10 a manid cosiitchi 


M. 69 a conid cummae 


2 a condid firianu 


14d conid sain 


9d condid flaith 


24 a conid soirad 


13 b manid ffr. 


mad 




S. 197 a mad citnide 


2 b mad fochricc 


208 a air mad free- 


9 a mad /err (2 pl.) 


M. 2d tnad forcenn 


11 d mad fleteg 


43 a mad frifrecur 


14 a mad fiu 


cheill 


8 a mad sulbair 


W. 2 c mad costnil 


12 b mad diaan 


20 c mad cumme 


25 a mad samlid. 


28 c warf cofoirbthetu 




nad 




M. 37 a wad cAoir 


25 d wo* comroreun 


40 a norf cAoir 


16 b wod /fr. 


53 a nad cho- neck 




nand 




S. 5 a nand cumachte 


180 b nand seeft-. 


cid 




S. 197 c cid chentl 


13 d eidfognim eidfoches 


25 b cid folad äuindes 


27 a cid atdWr. 


W. 3 c cid dan cid gair 




cit 
S. 190 b cit coitchenna 


207 b eft comsuid(igthi). 


Forms 


in u. 


S. 62 a cetu chummase- 


75 a c*Ätt choms- 


thai 


78 b c«8ti cAen- ra/w- do 



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118 J. Strachan 

M. 68 b ciasu chosmaü 18 d ceto thöisegu 

W. lüa tnassu cutsiitchi 21 d cesu thrlde. 

10 d massu thol 

manud 
S. 197 a manud chinn. 

I have only collected the instances where these words are 
followed by adjectives or nouns. 

Fil. 
fil 

S. 29 b cenodfil chotars- M. 30 a cenidß chairi 

nataith 55 d nifil chosmailius 

134b nifil chumtubairt 30b nifil ci:::: 

215 a nifailchutnscugud 57 c nifil cumachtae 

52 b nifil comthod 42 c fil foraib 

46 a cenidfil comparit 68 c /K fordeil(b) 

192 b cenodfil posit 48 c m/H saithar 

4b orddairecfilfuiri W. 4d do/K cr(ist) 

159 b /ff forai6 28 b w//ff cewerf 

197 a watf/K /br tf-jper- 15 a w/ff /VaZ 

sam 18 c nifil folad naill. 

file 
S. 29 b filechoimdithleiss 204 a /?Z« fordiull 

151b /i/e choibnius W. 23a /Ke cuimrecha fonnsa. 

The aspiration after /K I cannot account for. Gan it have 
been influenced by the relative form? 

The above lists speak for themselves. After forms that 
certainly ended originally in a conjonant (putting aside the 
doubtful fil), aspiration is exceedingly rare. On the other 
hand after endings originally vocalic it is very often neglected. 
To a certain extent no doubt the aspiration or want of aspira- 
tion in such cases is due to the closeness with which the 
words are connected together; hence it is found oftener in the 
object than in the subject, and very rarely in adverbial phrases. 
At the same tirae it is, I think, impossible to say in each Single 
case where there is aspiration that there is a closer connection 
between the verb and the following word than in each Single 
case where aspiration is absent. In these as in other cases 
(e. g. after ocus and no [or]) there is as a great lack of con- 



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Postverbal aspiration in Old Irish. 119 

sistency in the glosses. Hence, unless the instances are toler- 
ably numerous, it is dangerous to say that such and such a 
form must bave ended in a consonant because it does not 
cause aspiration. 

There is one curious point to which I wish to call atten- 
tion — the almost total absence of aspiration after forma 
originally ending in short i, the 3 sing. abs. pres. ind., and 
bid, bit, is, and iL To this I have found only three exceptions, 
which have discussed in their respective places, M. 56 b biid 
chiatt, S. 140a is chiatt chSsto, Cod. Bed. Gar. 42 c it chethirchet. 
This is especially striking in the case of is. I have not füll 
statistics, but to say that the proportion of instances where 
aspiration is absent to those where it is present is 150 : 1 is 
probably under the truth. Surely it cannot be said that here 
the connection is less close than after such forms as bed, bad, 
bäh. The question at once presents itself, did final i produce 
aspiration? As a proof that it did, might be cited, perhaps, 
the dative case. Bat is there any evidence that Irish consonantal 
stems did not preserve the Idg. ending ai? Apart from the 
dative there are the prepositions ar, air, and imm, imtne. At to 
the former Curtius Grundz. 5 269 says, „ob als ihre grundform 
pari, parai oder para anzunehmen ist, lässt sich kaum ent- 
scheiden". Cf. Ebel, Beiträge III. 36. The Welsh er, yr, 
üornish er are in favour of * parai as % does not produce in- 
fection. ar might stand for *para or *pari. In the case of 
imm, imme, the Brythonic am is in favour of ambü, but forms 
ein, ym are found in compositum, so that there may have been 
two forms. The inseparable particles prove nothing either way. 

In conclusion I may be allowed to revert to the point 
which led me to this investigation, the question, namely, whether 
a form such as berat goes back to % bheront or *bheronto. In 
B. B. XIII 130 I purposely abstained from bringing for ward 
aspiration as a proof of a vocalic ending, as I was not sure 
that the aspiration might not be due to the analogy of the 
absolute form berit « *bheronVL I have found no instances 
of such absolute forms, but it is not probable that % should 
have acted here otherwise than in other verbal forms. The 
evidence of aspiration is, therefore, valid in support of the 
vocalic ending. 



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120 J. Strachan Postverbal aspiration in Old Irish. 

Since tbe above article was written another part of Ascoli's 
edition of the Milan glosses has appeared. Below are the in- 
stances in it with the exception of words beginning with f and 
5. In the Substantive verb only those forms are given which 
seemed to require more illustration. 
Pre8.Ind.sg.3. 106 c dvgni trocairi 



114d intan dungni co- 
tadud. 



pl.l. 112 b adciam teüciud. 
pl.3. 94 b ni cumgat comal- 
lad innafirinne. 
pl.3rel.102c air nocainte tob- 

chetcU 
Pres.Sec.sg.3. 95a immefolnged chos- 

cur. 
s-pret. sg. 3. 99 a rouc cechn ilrda- 

taid 
91c retarscar cairde 
Deponent 111 c rufiastar cumach- 

tae 



114 b indi 



chomallaite 
timnae. 



114 b connafataib cech- 
rann. 



94 b intain nacomaUa- 
tar timnae. 



Substantive verb 
bit 99b bit cornlin. 

bin 91b combin cosmail. 

bed 92a bed chuinti 

93 d bed chuintechti 
bes 94b ni bes chotarsne. 

bitis 92 d bitis cranna. 

betis 102d betis chumachtaib. 
ia£(3.pl.)115b nidat chummai. 
ammi 101 d amtni cland ni. 
ata (3. pl.) 91c ata tuasilcthi 

b ata here — ata-n? 

Manchester. 



113 b combed clainde. 



116d ata comforaitmiti. 



John Strachan. 



[In revising the proof I have added sorae instances from 
the lately published part of the Milan glosses. It would serve 
no purpose to give all. J. S.] 



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R. Pischel Pili thahati und dahati. 121 



Päli thahati und dahati. 

In Verbindung mit praefixen erscheint im Päli neben thdti 
im praesens auch thahati und der stamm thaha- ist auch 
in allgemeinen formen und nominalen ableitungen verwendet 
worden. So stehen neben einander adhitthdti und adhifthahati, 
utfhdti und uffhahati, upatäidti und upatthahati, patitthäti und 
patitfhahati , ausserdem samutthahati. Fausböll hat zum 
Dhammapadam p. 116 dazu Päli dahati von i/dhä gestellt und 
die erklärung gegeben, in thd und dhd sei die aspiration los- 
gelöst und zu einem eigenen consonanten geworden. Diese er- 
klärung ist allgemein angenommen worden. Weber, Bhagavati 
p. 428 erklärt Jainapräkrit utthahinti als praesens zu -\/sthd 
(ebenso E. Müller, Jainapräkrit p. 57) „mit derselben aus- 
einanderziehung des sthd in thaha wie im Päli". utthahinti 
ist vielleicht futurum, was nur der Zusammenhang zeigen 
kann. Ernst Kuhn (Beiträge zur Päligrammatik p. 96) und 
E. Müller (Simplified Grammar of the Päli Language London 
1884 p. 98) schliessen sich ganz Fausböll an. 

Es ist klar, dass die entwicklung von thahati und dahati 
nicht durchaus analog ist, sobald man von thd und dhd aus- 
geht. In thahati wäre die aspiration auch nach der „ausein- 
anderziehung" noch geblieben, in dahati aber geschwunden. 
Der ganze Vorgang ist aber sprachgeschichtlich so gar nicht 
zu begreifen, dahati ist = Sanskrit * dadhati -- dadhdtu Im 
RV. ist dadhate als 3. Singular, siebenmal belegt, dadhanti und 
dadhantu je einmal; episch ist adadhat (Holtzmann, Gramma- 
tisches aus dem Mahäbhärata Leipzig 1884 p. 22 zu § 672). 
Von dd ist dadati als 3. sing, episch, dadate vedisch; im 
Päli ist vijahati = vijahdti, juvhati « juhoti (Kuhn p. 98; 
E. Müller p. 100) d. h. wie bei der deklination die a-stämme 
das übergewicht erlangt haben, so bei der conjugation die the- 
matischen verben, was genügend bekannt ist Von alters her 
sagt man ja nur pibati, tisthati, jighrati. Im Präkrit ist dahat 
bisher nur in Verbindung mit päd nachgewiesen als saddahai, 
entsprechend Hemac. 4, 9; cfr. 1, 12 mit anmerkung. Päli 
dahati ist also « Sanskrit * dadhati mit Übergang von dh in 
h wie in sähu neben sddhu, ruhira — rudhira (E. Müller 
p. 37; E. Kuhn p. 42.) 



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122 R. Pischel 

Nach dahati ist auch ätahati zu erklären. Es liegt am 
nächsten an ystabh zu denken und Päli utthahati zu setzen — 
Skt *uttabhate oder, der form entsprechend, = *utstabhate. 
Dagegen erheben sich jedoch bedenken. Das vedische Sanskrit 
kennt neben ystabh in gleicher bedeutung auch yskabh. Wäh- 
rend yskabh im klassischen Sanskrit verschwunden ist, hat sie 
sich im Mittel- und Neuindischen lebendig erhalten. Im Päli 
haben wir chambhati, chambhitattam und khambhati (Therigäthä 
28), khambho und in khambhakato und ürukkhambho (Majjhi- 
manikäya vol. I, p. 237, 26. 238, 5), im Präkrit khambho (He- 
mac. 2, 8 mit anmerkung). Die wurzel stabh hat im Präkrit 
tha und tha im anlaut nach Hemac. 2, 9, der thambho und 
thambho, thambhijjat und thambhijjat citiert Belegt habe ich 
thambho, das auch Qak. 27, 1 ürutthambha (so auch die v. 1. 
im Majjhimanikäya 1. c), Setub. 12, 93, Erzählungen ed. Jacobi 
82, 21. 22 u. s. w. steht Belegt sind jetzt auch formen von 
ystahh, namentlich öfter thambhia. Ueberall steht dentales tha, 
nirgends cerebrales. Und ebenso ist es im Päli, wo wir thambho, 
thaddho, upalthambhati , nitthaddho, vitthambhanam, saniham- 
bhati haben. Die birmanischen handschriften schreiben zuweilen 
th, wie Suttanipäta 701 santhambhassu für santhambhassu der 
singhalesischen handschriften. Ueberwiegend ist aber jedenfalls 
dentales tha und ebenso haftet der nasal im praesens und seinen 
ableitungen sehr fest. Das macht es nicht wahrscheinlich, dass 
in uttfiahati, das stets nur cerebrales tha zeigt, die wurzel stabh 
zu suchen ist und wir müssen uns nach einem andern originale 
für thaha umsehen. Kuhn erwähnt p. 96 san, thihanti und ver- 
weist auf die gäthäform sthihati. Diese findet sich auch in 
Verbindung mit praefixen, wie utthihet, ufthihate (E. Müller, 
Der dialekt der g&th&s des Lalitavistara Weimar 1874 p. 23), 
pratisthihimsu Mahävastu p. 203, 4, samsthihati ibid. p. 241, 4. 
Die Übertragung von Päli thihati mit sthihati ist nur halbrichtig; 
correct ist thihati = *stighati d. h. es liegt die alte wurzel 
stigh „steigen" vor, die jetzt genügend aus der Maiträyanisam- 
hitä bekannt ist. Mithin ist Päli thahati = Skt. *staghati und 
die *ystagh ist im Präkrit mehrfach zu belegen. Die meisten 
wurzeln auf gh sind uns bisher nur aus dem Dhätupätha be- 
kannt und ihre flexion wird dort vorzugsweise nach der 5. classe 
angegeben. Wie nun stigh bildet stighnoti t so konnte *stagh 
bilden *staghnoti und daraus musste im Präkrit werden thanghat 



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Päli thahati und dahati. 123 

oder thangat. Die alte 5. classe des Sanskrit ist nämlich bis 
auf wenige reste, wie sakkunomi, im Präkrit verschwunden. Die 
meisten wurzeln sind der analogie der 9. classe gefolgt, flectieren 
aber thematisch, wie schon oft im epischen Sanskrit und Päli 
(E. Kuhn p. 99). Für grnomi, frno?i, grnoti sagt man im 
Präkrit sunämi, sunasi, sunat. Consonantisch schließende 
wurzeln nahmen dann nach analogie der 7. classe den nasal 
aus den schwachen formen auch in die starken hinüber. Für 
badhndti sagt man im Präkrit bandhat, für grathndü sagt man 
ganfhat, für grhndti sagt man genhat und so musste man für 
*staghnäti sagen thanghai. Ebenso bildet man von der alten 
7. classe bhinda'i, rundhat, chindat, jufijat u. a. Dieses thanghai 
liegt vor in utthanghat Hemac. 4, 36. 144, im pari praet pass. 
uähangio im Setubandha oft belegt (S. Goldschmidt, Index 
s. y. atambh und Prakrtica Strassburg 1879 p. 4 f.), ausserdem 
im Gaüdavaha in utthanghana und uühanghi vorkommend. 
Zweifelhaft ist utihanghei Hala v. 724, worüber gleich. Weber 
hat dazu bereits bemerkt, dass in thangh wohl „eine ganz 
selbständige Weiterbildung aus sthä vorliege, die in . . . stigh ihr 
altes correlat habe 11 . Dazu gehören die prakritwörter thdho, 
thaggho, otthdhaih, atthaggham, die ich Götting. gel. anzeigen 
1880 p. 333 f. besprochen habe; thdho hat Rämadäsa, ein 
8choliast des Setubandha, mit sthdgha wiedergegeben, wie ich 
dort erwähnt habe. Ferner gehört dazu das degl-wort thaho 
„wohnung" De$inämamälä 5, 24 und die von mir in diesen 
Beiträgen 3, 258. 6, 85 f. erschlossene ysthak, eine doublette 
von 8tagh. Alle diese worte haben dentalen anlaut. Cerebraler 
anlaut erscheint in fhaddho Hemac. 2, 39, wozu man Hala 
304. 537 mit der v. 1. vergleiche. Hemacandra leitet fhaddho 
von stäbdha ab. Weber hat zu Häla 537 bemerkt, das ddh 
sei befremdlich und das ist es gewiss bei der von Hemac. gege- 
benen herleitung. bdh wird im Mittelindischen nur ddh; labdha 
wird laddho, lubdha wird luddho (in der bedeutung „Jäger" im 
Päli luddo), drabdha wird draddho und stabdha wird thaddho 
z. b. Suttanipäta v. 104. Saddhammopayana v. 90 (Journal of 
the Päli Text Society 1887 p. 41), upastabdha wird upaühaddho 
Therigätha v. 72, auch im Präkrit thaddho bei E. Müller, 
Jainapräkrit p. 59 anm. 1. Eine ausnähme macht scheinbar 
chüdha und composita, was die einheimischen grammatiker » 
ksipta, die europäischen meist = kfiibdha setzen. S. Gold- 



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124 R. Pischel 

Schmidt hat (Präkrtica p. 20) gegen die ableitung von kpubdha 
den einwand erhoben, das k?a von yksubh ginge nie in cha 
über, wie die grammatiker ausdrücklich lehrten. Aber Vara- 
ruci 3, 30 steht im gana aksyädisu gerade auch chuddho = 
kfubdhah und wenn Hemac. 4, 154 khubbai hat, so hat er 
3, 142 vicchuhire, das er mit vikfubhyanti erklärt. Es wechselt 
also kha mit cha im anlaut und die sogenannte ychuh ist 
nichts anderes als ksubh; Ausgewählte erzählungen p. 71, 38 
lesen die mss. chobhe. So auch Leu mann, Aupap&tikasütra 
8. y. ucchüdha. Daraus folgt aber nicht, dass bdha etwa in 
ddha übergegangen, also die reihenfolge ksubdha : *chuddha : 
chüdha anzusetzen ist Vararuci lehrt ausdrücklich chuddho, 
und chuddho verhält sich zu chüdha wie Skt. mugdha zu 
müdha. Die bedeutungsdifferenz wird den Wechsel von kha 
und cha bestimmt haben, wie in khamd und chamd, khana und 
chana, und ebenso die übrige gestalt des Wortes, chüdha ist 
erst auf spezifisch pr&kritischem boden entstanden, als ksubh 
zu chuh geworden war, also auf h auslautete. Lautgesetzlich 
kann dh nur entstehen, wenn h auf altes palatales gh zurück- 
geht, wie lidhd, üdhd. chüdha ist analogiebildung, gerade so 
wie Sanskrit rüdhd von yruh, die alt rudh lautet, also mit gh 
nichts zu thun hat, trotzdem aber im Veda auch drukfat, 
rürukfatas, gartärük, im klassischen Sanskrit rüdha, rodhum, 
rüdhvd, rodhä und roksyati bildet und zu der vedisch ruksa 
„bäum" «• Mittelindisch rukkho gehört, chüdha beweist also 
nichts für einen Übergang von bdha in ddha und thaddho stände 
ganz vereinzelt. Seine erklärung findet es nur im zusammen- 
hange mit uttharhghai, Päli tJiahati. Von altem *stagh lautete 
das part. praet. pass. *stagdhd und wie dagdhd (von ydah, alt 
dagh) im Pr&krit wird daddho, vidagdha wird viaddho (Hemac 
2, 40 mit anmerkg.), so musste *stagdhd werden zu thaddho, 
was uns vorliegt. Päli thahati ist also = altem *staghati mit 
Übergang von gh in A wie Päli lahu = laghu, momüho ■== mo- 
mugha (E. Kuhn p. 42). Ausgegangen ist der wandel jeden- 
falls von den compositen. 

Sehr zweifelhaft ist mir, ob zu unserer wurzel auch Hemac. 
4, 133 gehört ) rudher uüamghah || So lesen dort meine hand- 
schriften. Die Bombayer ausgäbe hat uUharhghah und später 
utthanu/hat und so hat Weber, H&la 724 utthamghet corrigiert 
für utthagge'i der handschrift mit verweis auf Hemac 4, 36. 144. 



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Päli thahati und dahati. 125 

Trivikrama hat utthaghghai (MS. Tanjore no. 10006 ist hier 
verdorben und verstümmelt) und De$inämamälä 1, 93 steht 
utthaggho — sathmardah, im Setubandha 6, 33 aber utthatigha 
in jcdutthangha „druck, andrang des wassers". Ich glaube, 
dass die richtige lesart ist utthagghat und utthaggho und dass 
die worte auf eine doublette von y$thag, nämlich *8thagh 
zurückzuführen sind. Der Dhätupätha kennt eine wurzel stak 
„widerstand leisten" und diese liegt vor im Päli thaketi „ver- 
hüllen", „verbergen", stak verhält sich seiner bedeutung nach 
zu thaketi, wie Skt. var „verhüllen" zu var „abhalten", „hem- 
men"; ebenso ist sthag „bedecken" und sthagh „verhindern"» 
„hemmen". Dem Päli thaketi setzt das Präkrit gegenüber 
dhakkai Hemac. 4, 21 mit anmerkg. Wie im Sanskrit k$a die 
&- und ^-reihen zusammengefallen sind, so in sta, stha die 
reihen sta- und zda- und wie uns das Präkrit über die ersten 
noch auskunfb giebt (Wackernagel, Literaturblatt für orien- 
tal. philologie 3, 54*), so auch über die letzteren, dhakkai 
setzt ein *zdakyaii voraus mit der von dem Präkrit bevorzugten 
flexion nach der 4. classe (verf. oben 13, 9 f.). Sehr irrtüm- 
lich urteilt über dieses wort sowie über Päli thaketi S. Gold- 
schmidt, Präkrtica p. 2 f. Im gründe werden thakkai und 
thaketi ebenso identisch sein, wie täthanghat und utthagghet 
(causativ nach der 4. classe). Im praesens ist bisher nur 
dhakkei belegt (auch Häla 459 hat die v. 1. dhakkenti) und 
Häla 724 ist utthagghet zu lesen im sinne von runaddhi. Ur- 
sprünglich waren also dhakkei' und utthagghet causativa und 
das verlangt auch der sinn. Wenn die bedeutung der wurzeln 
war „stehen", „still stehen", so ergiebt sich für das causativum 
die bedeutung „stehen machen" = „hemmen", „hindern" u. dgl. 
ohne Schwierigkeit 

Die präkritgrammatiker lehren, dass sthagüa zuweilen auch 
cha'to bilde: Hemac. 2, 17. Trivikrama 1, 4, 22. Dieses chaio 
ist Sanskrit * chadita von •tfchad. In bezug auf die bildung des 
part. praet. pass. von wurzeln auf d stimmen Sanskrit und 
Mittelindisch im ganzen überein. Wo dies nicht der fall ist, 
gehen die einheimischen grammatiker (und die europäischen 
mit ihnen) meist fehl. So hier bei chaio, so auch bei khudio, 
das Hemac. 1, 53. Trivikrama 1, 2, 19, Weber zum Häla, 
S. Gold Schmidt zum Setub. zu ykhand ziehen, was auch ich 
früher geglaubt habe. Dass dies sprachlich unmöglich ist, liegt 



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126 R. Pischel P&li thahati und dahati. 

auf der hand. khudio ist = Skt. *k?udita von yk?ud, die im 
Skt. ksunna bildet. Umgekehrt bildet yt*ud im Pr&krit runna 
für Skt. rudita und ydd dinna für Skt. datta. Diese form 
dinna ist bisher falsch beurteilt worden. Lassen (Inst. PräGrit, 
p. 125) verglich das i mit dem i in sthita, hita, alle übrigen 
begnügen sich mit der angäbe a sei in i übergegangen, was 
gar keine erklärung ist. Das i ist kein anderes als v in dldwfu 
d. h. der alte reduplicationsvocal, wie im Skt in tistkati, pibati, 
jighrati, bibharti u. 8. w. Aus ydd wurde gebildet *di-d-nd 
d. h. Päli dinna, Präkrit dinna. Ebenso ist zu erklären Pili 
nisinno neben Präkrit nisanno. sad bildet das praesens sidati 
d. h. *si-zda-ti; das particip. praet. pass. im Mittelindischen 
geht zurück auf *sid-nd, woraus sinno. Es liegt also hier nur 
ableitung vom praesensstamme vor. 

Der alte reduplicationsvocal des praesens i liegt auch vor 
in P&li dcikkhati, das Fausböll (Ten Jätakas p. 93) und 
E. Kuhn p. 22 auf ycak? zurückführen. Childers s. v. suchte 
darin ein frequentativum von ykhyd, wobei er der Wahrheit 
nahe kam. Ein altes redupliciertes praesens von -\/khyä musste 
lauten *dkhydti und dies wurde im Pfili regelrecht zu cikkhati. 
Im Präkrit liegt dieses alte praesens vor im Jainapr&krit dückhat 
und Weber, Bhagavati p. 251 war auf der richtigen fährte 
als er*cik$d als mögliche grundform ansetzte. Auch Warren 
(Over de goodsdienstige en wijsgeerige begrippen der Jainas 
Zwolle 1875 p. 51) leitete die form von ykhyd ab, aber „met 
onregelmatige of verbasterde reduplicatie* 4 , während die redu- 
plication gerade ganz regelmässig ist. E. Müller hat Jaina- 
präkrit p. 14 cikkh = cakkh gesetzt, später aber (p. 25 und 
besonders p. 57) diese erklärung verworfen. Die übrigen prär 
kritdialecte kennen (bis jetzt) nur ycaks. Die formen ähiyanti, 
dhie, die Weber, Bhagavati p. 251 anführt und auf eine zu 
hi geschwächte form der wurzel khyd zurückführen will, ge- 
hören zu ydh, wovon das Sanskrit nur die perfektformen äha, 
dttha, ahathus, ähatus, dhas kennt, das P&li aber auch noch 
die aoristform ähariisu hat. 

Halle (Saale). R. Pischel. 



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0. Schrader Studien auf dem gebiete d. gr. Wortbildung. I. 127 



Stadien auf dem gebiete der griechischen Wort- 
bildung. 

I. Griechische vögel- und säugetiernamen auf -ovqoq, -ovqiq. 

Es kommen hierbei in betracht: die namen der bach- 
stelze xill-ovQog (Hes.), des rotschwänzchens (poivlx-ovQog 
(Ari8tot.), deswiesels ccUI-ovqoq (Herod.), cuI-ovqos (Aristot.), 
des eichhörnchens oxi-ovqoq (Oppian. Cyn. 2, 586), %ai*\pl- 
ovqoq (Hes.)i f7t7t-ovQog (Hes.) und des fuchses kxtiTt-ovQig 
(Aesch. frgm. 397 Dind.), oxay-wQT] (Aelian. vgl. unten), xo'#- 
ovQog, xo&-ovqis (Hes.), xol~ovQig (Timocr. b. Plut vgl. Bergk 
Poet lyric. III 8 , 1203). — Dass die Griechen in allen diesen Wör- 
tern, welche tierarten bezeichnen, die durch die Schönheit oder 
beweglichkeit ihres Schwanzes charakterisiert sind, als schluss- 
teil ovqol „der schwänz 41 empfunden haben, liegt auf der hand. 
Die frage ist nur, ob dieser bestandteil zu der organischen 
bildung aller dieser Wörter von haus aus gehörte, oder ob er 
etwa in einem oder dem anderen falle erst durch eine art 
volksetymologischer um- oder andeutung in dieselben hinein- 
getragen worden sei. Es scheint mir nun in der that aus der 
vergleichung der verwandten sprachen hervorzugehen, dass 
mehreren der aufgezählten tiernamen einfachere bildungen zu 
gründe liegen, welche den bestandteil ovqol „der schwänz" 
ursprünglich nicht enthielten. 

Ich werde, um dies nachzuweisen, die namen der bach- 
stelze, des wieseis, des eichhörnchens und des fuchses, um die 
es sich hierbei wesentlich handelt, der reihe nach durch- 
sprechen, bei dieser gelegenheit aber auch einige andere, 
bisher dunkle beneimungen dieser tiere, namentlich in den 
europäisch-indogermanischen sprachen, in den kreis dieser be- 
trachtungen ziehn. 

1. Die bachstelze. 

Der name dieses vogels wird auf allen Sprachgebieten sehr 
häufig von dem beständigen wippen seines Schwänzchens her- 
genommen: so nordd. wedelsterz , wippsterz, it. codatremola, 
quassacoda, frz. brenle-queue, engl, icag-tail u. 8. w. (vgl. A. v. 
Edlinger Erklärung der tiernamen p. 11 und G. Stier K. Z. 



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128 0. Schrader 

XI, 231). Auch im Griechischen ist in dieser weise gebildet 
osioo-ttvyig und oeio-ovQa, kret. aetaovQada. 

Trotzdem kann xiXXovqoq nicht als eine ursprüngliche Zu- 
sammensetzung mit ovqd betrachtet werden. Weder lässt sich 
der erste bestandteil xtAA-, woran W. Glemm De compositis 
graecis quae a verbis incipiunt p. 7 (vgl. auch Curtius Grundz. 4 
p. 146 und Vaniöek E. W. p. 122) zu denken scheint, mit 
xilXto, dessen bedeutung ausserdem von einem verbum wie 0€i<o 
weit abliegt, lautlich vermitteln, noch ist es richtig, wenn 
Benfey Gr. w. II, 288 xlXXovqoq mit x/U*£, xiXi^ (Hesych) 
„krummhörnig" in Verbindung bringt; denn alsdann würde 
xiXXovqoq höchstens „krummschwanz" bedeuten, was nicht 
passt. 

Es kann vielmehr keinem zweifei unterliegen, dass in 
unserem wort ein einfaches *xtXXa. aus xi-X-ia (wie xiaaa 
„häher" aus *xix-%a = ahd. hehara) versteckt ist, welches 
genau der litauischen benennung der bachstelze kidi, kyle 
(Kur 8 chat) aus *kei-l-£e (w. ke£ : ki) entspricht Dass die 
Kurschat'sche Schreibung wirklich einen i-diphthongen bezeich- 
net, beweist das lettische z'ämva „die bachstelze". An das ein- 
fache griechische *xiXXa trat dann nach der analogie von 
bezeichnungen wie oeioo-Ttvyig, aeia-ovQa, q>oivix-ovQog weiter- 
bildend -ovqo an. So entstand xiXXovqoq. 

Die wurzel ke£, ki kehrt wieder in griech. xia> „sich be- 
wegen", xi-veco „bewegen", lat. cito „schnell" etc., so dass das 
vorauszusetzende griech. *xiXXa „die bewegliche" bedeutete. 
Ebenso war wol auch lat. möta-citta, welches freilich in seiner 
bildung nicht durchsichtig ist, „die kleine bewegliche". 

2. Das wiesel. 
Ueber die für uns hier wichtigsten namen des wieseis 
aliX-ovQog, cuX-ovqoq habe ich bereits K. Z. XXX p. 462 ge- 
handelt. Ich habe daselbst die griechischen Wörter den germa- 
nischen ahd. wisula, wisala, wisila, wisela, agls. wesole, wesulae, 
weosule, deren e allerdings etwas auffällig ist, zur seite gestellt 
Aus einer grundform *vis-elo, *vis-lo musste sich mit prothese 
im Griechischen *a-vis-elo, *a-vi$-lo = *aieXo, *aiXo ergeben. 
Wir erhalten also die gleichung: 

aleX-ovQog : * ccl'eXo aus *vi$-elo (ahd. wisila) =» 
xlXX-ovQog : * xlXXa aus *xt,-X-ja (lit kiele). 



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Stadien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. I. 129 

Oder mit anderen worten: es gab im Griechischen ein einfaches 
*aYeXo-g für wiesei, welches durch -ovqoq weiter gebildet wurde. 
Als wurzel dieses griechisch-germanischen wortes möchte ich 
das skrt. vish (itiveshti, töshati, vsveshfi) „t hat ig sein", „voll- 
bringen", „dienen", deren grundbedeutung leicht ein „geschäf- 
tig, beweglich sein" gewesen sein kann, auffassen. 

An gleicher stelle habe ich eine zweite griechische benen- 
nung des wieseis als urverwandt zu erweisen gesucht, indem 
ich yaAijf mit cymr. bele „marder" (ahd. büih, altsl. plüchü, 
entlehnt) verglichen habe. In dem XXX. band von K. Z. p. 351 
hat nun auch Johansson für cymr. bele eine anknüpfung ge- 
sucht und glaubt sie, wie übrigens schon V. Hehn (Kultur- 
pflanzen 8 p. 542) vermutete, in dem lat. felis (ablaut bhsl : 
bhel = fj7iaQ : lat iecur) gefunden zu haben. 

Hierbei haben aber beide übersehen, dass sich in sehr 
guten handschriften , namentlich bei Varro und Cicero, neben 
fites die Schreibung fades findet, was deutlich nicht auf idg. 9, 
sondern auf idg. ai hinweist. Ich halte also an der von mir 
aufgestellten gleichung: 

griech. yakrj = cymr. bele 
fest. 

Was nun faelSs betrifft, wozu in gleicher oder ähnlicher 
bedeutung maetes, mtäs hinzukommt, so betreten wir mit diesen 
Wörtern vielleicht schon das gebiet der kose- und schmeichcl- 
namen, an denen die nomenclatur des wieseis so reich ist. 
So könnte sich faeles an das lit. dailüs „zierlich, nett, nied- 
lich", maetis vielleicht an altsl. mÜtikü „klein" anschliessen. 
Aehnliche benennungen sind dän. kjönne, italienische ableitungen 
aus lat. bellus u. s. w. (Arch. glott. it. U, 49 f.). 

Besonders häufig wird aber auf den verschiedensten Sprach- 
gebieten das wiesei schmeichelnd als „braut" und , junge frau", 
auch als „Schwiegertochter" bezeichnet. So it. donnola, neugr. 
rvfKpirct, alb. „des bruders frau", slav. nevistäka : nev&sta „braut, 
junge frau, Schwiegertochter" u. s. w. Vgl. V. Hehn a. a. o. 
p. 542, J. Grimm D. myth. III 4 , 324. Aus derartigen benen- 
nungen erklären sich die zahlreichen sagen, welche von der 
Verwandlung eines wieseis in eine junge frau und umgekehrt 
erzählen oder, was für uns hier gleichgiltig ist, die namen sind 
aus den sagen entstanden. Jedenfalls aber fallt in diesem Zu- 
sammenhang ein neues licht auf die germanische bezeichnung 

Btttrlff» z. kund« d. indg. sprachen. XV. 9 



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130 0. Schrader 

des marders, der sprachlich, namentlich in älterer zeit, nicht 
von wiesei und ilüs geschieden wird. Altn. mördr, ahd. mar dar, 
agk. meard (auch „wiesei 14 ) stellt sich nämlich ansprechend 
zu lit. marti, marciiös „braut, Schwiegertochter". In den Wörter- 
büchern pflegt mit ahd. mardw ein lat. martes „der marder" 
verglichen zu werden, das sich jedoch bei näherer betrachtung 

— wie manche andere bestandteile etymologischer Wörterbücher 

— als ein „corpus inane animae" erweist Es stützt sich 
lediglich auf eine stelle des Martial X, 37, 18: venator capta 
marte superbus adest, wo aber die guten handschriften mde, 
melle, auch male, tneate haben. Die neuen ausgaben des Mar- 
tial von Fried länder und Gilbert lesen daher auch an 
der angegebenen stelle maele. In das Mittellateinische ist das 
wort offenbar aus dem Germanischen eingedrungen. 

Das wiesei ist aber auch ein geheimnisvolles, heiliges, 
vorbedeutendes, glück wie unglück ansagendes tier. Vgl. 
P. Schwarz Menschen und tiere im aberglauben der Griechen 
und Römer Gelle 1888. 

Gewöhnlich verkündet es unglück. Glückbringend ist es 
Plaut. Stich. III, 2, 6: auspicio hodie optimo exivi foras, 
mustela murem abstulit praeter pedes. Sollte diese auffassung 
des tieres in der spräche keine spuren zurückgelassen haben? 
So sagt V. Hehn von lit szarmü (— ahd. harmo) und anderen 
ihm unklaren namen des wieseis: „Sie mögen euphemistische 
Umschreibungen enthalten; denn das wiesei wird wegen 
seiner beweglichkeit und seines unterirdischen thuns als dämo- 
nisches wesen empfunden, ein solches aber darf nicht genannt 
werden, sonst ist es da". Ist es unter diesen umständen zufall, 
dass lit. szarmü -= ahd. harmo laut für laut dem skrt gärman 
„schirm, schütz, heil, rettung" entspricht? 

Lat. mustela bedeutet „mausediebin". Ich fasse es als 
compositum nach den mustern von mus-ciptda „mausefalle", 
mus-cerda „mäusekot" aus tnus und einem sonst verlorenen 
*stae-la } *ste4a, *tö4a : skrt sti-nd „dieb", stä-ya „diebstahl". 
Lautgesetzlich hätte aus einem solchen *mus-staela (vgl. müri- 
cida) allerdings *mu8tüa werden sollen; aber das wort musste 
nach Verdunkelung seiner etymologie frühzeitig in die analogie 
der mit dem suffix -ela gebildeten Wörter (quer-Sla, tut-Ha etc.) 
eintreten. Hierzu stimmt auch die vorkommende Schreibung 
mustella; vgl. E. See 1 mann Die ausspräche des Latein p. 131. 



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Studien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. L 131 

Im Altsl. heisst der marder kuna, hunica =- lit kiaune. 
Ich habe bereits Handelsgeschichte und Warenkunde I, 87 die 
Vermutung ausgesprochen, dass die letztgenannten Wörter die 
quelle der benennung der ersten in Griechenland aus dem 
Norden eingeführten pelzgattung xawaxrjg sein möchten. 

3. Das eichhörnchen. 

Man pflegt oxiovQog zu deuten als dasjenige tier, welches 
sich mit seinem schwänze (ovgd) „gewisser massen u schatten 
(pvua) zuwedelt 1 ). Ich glaube nicht, dass es einen Sprach- 
forscher geben wird, welcher eine solche bildung für organisch 
halten wird. Es ist fast selbstverständlich, dass dieser schein- 
baren Zusammensetzung irgend eine einfachere benennung des 
tieres zu gründe liegt. Aber welche? 

Ich möchte nun den versuch machen, oxiovQog an das 
ahd. adj. sciri, adv. sciro (sciaro, sciero) „schnell", sciaren 
„beschleunigen" anzuknüpfen. 

Ahd. sceri gehört bekanntlich zu jener kleinen gruppe von 
Wörtern (vgl. Braune Ahd. gr. § 36a), welche eiu urgerm. 5 
zeigen, welches nicht auf idg. S zurückgeht, ohne dass es bis 
jetzt, auch nicht durch Singer (Paul u. Braune's Beitr. XI, 
295, 302), gelungen wäre, den Ursprung dieses e zu ermitteln. 

Sehen wir hierbei von mita (= got. mizdö) und meas (= 
got. mis aus lat. mönsa), vielleicht auch von ein (*» agls. c$n 
aus *kiz-n?) ab, so bleiben als hierher gehörig nach Braune 
ausser seiri, ahd. h€r, hear, hiar (got. altn. agls. her) „hier**, 
z$ri, ziari, ziert (alts. tir> agls. tir, altn. Urr „rühm, ehre") 
„schmuck, zier", wiara (agls. vir, altn. virr) „feines gold", 
„golddraht" und fSra, fiara, feara (got fSra) „seite" übrig, 
im ganzen also 5 gleichartige fälle, in denen urgerm. S = ahd. 
i, ea, ia von r begleitet war. 

Gehen wir von her aus, so kann dies einerseits nicht von 
dem pronominalstamm *hi, andererseits nicht von den got. 
adverbien hvar, ßar, jainar, cüjar getrennt werden. Es gewinnt 
hieraus den anschein, als ob her urgermanisch aus hi-fa-r con- 
trahiert wäre, eine ansieht, die für das Westgermanische schon 

') Vgl. schon Oppian. Cyn. 2, 586: 

Ulnm xtA Idawv yivos ovrdavoZo axiovgov, 

Zs (d vv tot &£oovs fuaatov <ploytoyl<Hv iv tyatf 

ovorp dvriXUi üxinae avroo6(poH> ptXa&Qov. 

9* 



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132 0. Schrader 

Mahlow Die langen vocale p. 163 ausgesprochen hat Wie 
nun her zu einem pronominalstamm *hi, so gehört *wera un- 
zweifelhaft zur w. vi „winden" (grundbedeutung „gewundenes 
gold") und kann aus *vi-i~ara entstanden sein. Aber auch 
ziri, welches keinesfalls zu lat. decus, decet passt, stellt sich 
ansprechend zur w. di, di (skrt. didi, dideti, didiU, didyat) 
„scheinen, glänzen, leuchten, hervorleuchten, sich be- 
merklich machen", so dass zeri einem ursprünglichen *di- 
i-ara entspräche. 

Schwierigkeiten machen die nordischen und angelsächsi- 
schen formen mit l. Vielleicht könnten dieselben durch einen 
t-umlaut aus e erklärt werden. Vgl. über altn. Urr A. Noreen 
Altn. gr. I p. 109: gen. Urs und tirar wie staStar (st. stadi-). 
Auch wäre es möglich, neben einer suffixgestaltung *vi-j-ora 
mm *vi-i~ar<* — *tcera, ahd. wiara und *di-j-ora == *ti-£-ara 
*» *terä, ahd. zeri ein auf abstuf ung des Suffixes beruhendes 
*vi-i-era, vi-i-ira = agls. vir und di-frera, ti-j-ira = altn. Urr 
anzunehmen. 

Mit lat. viriae, viriolae das Plinius hist. nat. 33, 3, 12 
ausdrücklich als keltisch bezeichnet — Thurneysen Kelto- 
romanisches p. 82 vergleicht ir. ferenn „gürtel" — ist ahd. 
wiara nur wurzelverwandt. Kögel Literaturbl. für germ. u. 
rom. philologie 1887 no. 3 möchte ahd. wiara = lit. wirwe 
„strick" setzen und ia als eine gesetzmässige vocalbrechung 
beurteilen, die durch folgendes h oder r+ö oder w hervor- 
gerufen werde (??). 

Wir kommen nun zu urgerm. *f&ra (ahd. got fera) „seite, 
gegend", über welches ich nicht völlig ins klare gekommen bin. 
Immerhin dürfte folgende combination wenigstens auf möglich- 
keit ansprach machen. Ich deute das noch völlig dunkle fera 
aus *pi-$~ara und vergleiche es mit der altir. praeposition iar-n- 
(« *pi-i-ar<*-m) „nach" (von zeit und räum , auch «=* secun- 
dum), für die ebenfalls eine befriedigende erklärung fehlt 1 ). 

Got. fera, ahd. fiara bedeutet „seite, gegend" (qatn ana 
fsra magdolan Mc. 8, 10) und wird, ähnlich wie das cambrische 
tu — ir. töeb „seite" (vgl. Zeus 8 Gr. celt» p. 694), im Ahd. 

*) Man hat (ar-n mit skrt dvara verglichen. Windisch „Keltische 
sprachen" (Ersoh und Gruber p. 189) identificiert iar-n „nach" mit ttor 
„westlich" = lat. *#rt<m, frz. soir, was wegen des aldann einmal bleiben- 
den! das andre mal schwindenden anlauts « auch nicht angeht. 



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Studien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. I 133 

besonders in adverbialen Wendungen gebraucht. So bei Otfried : 
in fiara keren, in fiara lazan, in fiara duan. Vgl. auch pi 
fearu „ex adverso« (Graff DI, 579). Nehmen wir nun an, 
dass ein adverbial gebrauchter accusativ *pi~i-aram bedeutet 
habe „in der gegend von", „auf der seite von", „in der nähe 
von" (vgl lat. circum „im kreise von", coratn, palam etc.), 80 
konnte sich aus demselben sehr wohl eine praeposition mit der 
bedeutung „nach" entwickeln. Hat doch fast ganz derselbe 
Vorgang bei unserer praeposition nach, urspr. „nahe bei", „in 
der nähe von" stattgefunden. Ist dies richtig, so muss iar-n 
allerdings von haus aus zweisilbig gewesen sein, und ia wäre 
erst nach dem muster der übrigen einsilbigen praepositionen 
und unter einfluss des folgenden wortaccents zum diphthongen 
ia zusammen gezogen worden. Will man diese unleugbare 
Schwierigkeit vermeiden, so könnte man annehmen, dass, wie 
neben urgerm. *vi-£ara = ahd. wiara ein urkeltisches *vei-ro, 
+vfrro — altir. fiar „umgebogen, schief" (vgl. Thurneysen 
1. c.) lag, so neben urgermanisch *pi-i-ara = got fera ein 
urkeltisches *pei-ra, *pe-ra bestand, aus welchem dann iar-n 
lautgesetzlich entstehen musste. — Aber mag sich nun got. 
fSra etymologisch verhalten, wie es will, jedenfalls scheinen 
mir schon die fälle ahd. hSr, ztri und wiara es wahrscheinlich 
gemacht zu haben, dass die lautverbindung ija im Urgermani- 
schen vor r zu jenem merkwürdigen ? zusammengezogen wurde, 
welches im Ahd. durch e, ea, ia reflectiert wird. 

U ebertragen wir dies auf ahd. scSro, scSri, von welchem 
wir ausgingen, so würde diesem ein urgermanisches *8ki-£-ara, 
ein griech. *axiaQO (vgl. ßqiaQog, fuctQog, xliotQog) „schnell", 
„hurtig" entsprechen. Aus einer solchen form ging oxi-ovqos 
„das eichhömchen" unter volkstümlicher anlehnung an die 
gleichbedeutenden Wörter xaftipi-ovQog und Zmt-ovQOs hervor. 
Die wurzel von ahd. sciro = griech. oxIovqoq liegt allerdings 
im dunkeln. Vielleicht lag in der urzeit neben der oben be- 
sprochenen w. ke%: ki ein skei : ski. 

Altn. 8kjarr „shy, timid" (vgl. Singer 1. c.) aus *8kXro ist 
von ahd. sdSro natürlich zu trennen; eher gehört es zu altsL 
skorü „schnell" (Miklosich Et w.). 

Dass aber eine benennung des eichhörnchens aus einem 
adjectivum mit der bedeutung „schnell", „behend" hervorgehn 
konnte, liegt an sich auf der hand und wird ausserdem durch 



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134 O. Schrader 

die germanischen namen des tieres bestätigt. Dieselben sind: 
ahd. eihhorn, agls. äcweorna, altn. {körne. 

Dass diese Wörter mit der eiche ursprünglich nichts zu 
thun haben, geht schon daraus hervor, dass das eichhörnchen 
in erster linie nicht auf eichen, sondern auf lichten sein nest 
baut. Ganz von der hand ist auch der gedanke J. Grimm's 
zu weisen, die germanischen wörter möchten aus dem lat. 
sciürus, frz. tcurmil u. s. w. entstanden sein. Es scheint mir 
vielmehr nicht zweifelhaft, dass unter den zahlreichen deutern 
der germanischen namen des eichhörnchens allein A. Fick das 
richtige gesehen hat, indem er Vergl. w. III, 31 dieselben mit 
skrt. ing, ingcAi, ingafö „sich bewegen", altsl. igra „spiel" ver- 
gleicht. Stellen wir hierzu noch das skrt. ij, Sjati „sich be- 
wegen", welches nach P. W. zu ingati gehört, so konnten im 
Germanischen aus einer w. aig : ig adjectiva mit der bedeutung 
„schnell", „behend" wie *aikva, *ikvd hervorgehen. Durch 
erweiterung mittelst einer diminutivendung -erna entstand dann 
einerseits *aikv-erna = agls. dcwern, ahd. eihhorn, andererseits 
*ikv-erna = altn. {körne, beide mit der bedeutung „das kleine 
bewegliche". 

Ist dies richtig, so bedeutete also auf griechischem wie 
auf germanischem Sprachgebiet der name des eichhorns so viel 
wie „schnell", „behend". Hier wie dort fanden volksetymolo- 
gische anlehnungen des ursprünglichen wortes statt, im Griechi- 
schen an ovqa „schwänz", im Germanischen an eiche und hörn; 
denn immer ist festzuhalten, dass es bei derartigen neubil- 
dungen dem sprechenden gar nicht auf einen richtigen und 
tiefen sinn, sondern lediglich auf dem ohre bekannte klänge 
ankommt. 

Bemerkt sei noch, dass die späte Überlieferung des griech. 
aiäovQog (Oppian), während die lat. entlehnung sciürus schon 
bei Varro L.L. 8, 68 bezeugt ist, auffallt 1 ). 

Das nur bei Plinius überlieferte viverra halte ich mit 

*) Dass aber das eichhorn den alten wol bekannt war, beweisen 
ausser der angefahrten stelle des Oppian: Plin. hist. nat. 11, 48, 49: 
„Sciuri admovent cibum ad os pedibus prioribus", 8, 38, 58: „Provident 
tempestatem si sciuri obturatisque, qua spiraturus est ventus, cavernis, ex 
alia parte aperiunt forea: de cetero ipsis villosior cauda pro tegumento 
est", und Martial. 5, 38: Cut (pueüae) comparatue indecen* erat pavo, 
Immobilie sciürus et frequens phoenix. 



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Studien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. I. 135 

Miklosich (Et. w.) und W. Meyer (K. Z. XXVHI, 169) für 
übernommen aus dem slavo-litauischen altel. v&verica, lit. vai- 
varas (vgl oben xawdxrjg). 

4. Der fuchs. 

Der gemeinsam europäische name des fuchses ist erhalten 
in griech. d-lw7t-t]!;, d-lwn-og — lit. läpi (laplnis). Dasfl 
auch das skrt. löpä~gd hierher gehöre, ist mir trotz K luge's 
Etymologica (in Festgruss an 0. v. Böhtlingk, Stuttgart 1888) 
unwahrscheinlich. Skrt löpargd gehört offenbar zu w. lup 
„rauben", während np. rubäh, kum. raun, oss. rubas sich an 
die wurzelform rup - altn. rjüfa „rauben" anschliessen. 
Der fuchs ist also hier „der räuber" *). 

Im Lateinischen könnte man zu dlcondg, lit. läpt, laplnis 
(löp : läp : lap) vulpes stellen , wenn man sich für dieses wort 
entschliessen könnte, von einer tiefstufenform lp-€s = *tdp€s 
(erhalten in den eigennamen Ulpius, Ulpianus) auszugehen und 
volksetymologische anlehnung des anlaute etwa an vellö, vulsi, 
tmlsum „raufen, reissen" (der fuchs als Verfolger des geflügels 
gedacht) anzunehmen. 

Nicht aber wüsste ich, wie man das altsl. lisü „fuchs", 
das Fick Vergl. w. II 8 , 650 mit lit. Iäp4 vergleicht, mit diesem 
vermitteln will; denn von einem vorauszusetzenden *{p-8-ü 
könnte man zwar zu einem altsl. *Usü (vgl. vom „wespe" = 
lit. vap-*-a), nicht aber zu lisü gelangen. 

Wohl aber möchte ich noch eine zweite benennung des 
fuchses in den sprachen Europas auf Urverwandtschaft beruhen 
lassen. Ich stelle nämlich die gleichung auf: 

got. faühö „fuchs", ahd. foha „füchsin" (ahd. fuh-s) 

ss griech. laconisch tpovac aXam&Lsg (Hes.). 

Und zwar entsprechen die germanischen Wörter den idg. 

grundformen *phuk~ön, *phvk-*-o } das griechische einem idg. 

*phük-ja. 

Dass im Griechischen das aus der Verbindung Ag" hervor- 

*) Es liegt nahe, auch das altn. refr „fuchs" so zn deuten und es zu 
lat. rapiö „raube" zu stellen. Doch geht r*fr (aus *r0poz t finn. rtpo) 
unzweifelhaft auf eine w. rep zurück, mit der sich rapiö nur durch fp-io 
vermitteln Hesse, indem man annähme, f sei wegen der daneben liegenden 
mittelstufigen formen r«p- zu rap- und nicht zu *arp (vgl. arduw, artnus, 
ars) geworden. 



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136 O. Schrader 

gehende <hf, nach vocallänge, zu a vereinfacht werden 
konnte, scheint mir durch die gleichungen 

alaa aus * aiq-ia : aequus (G. Meyer Gr. gr. f p. 118) 
und durch 

Qvoog „runzelig" aus rüq-io : lit. raükai (vf. K. Z. XXX, 481) 
sehr wahrscheinlich gemacht Besonders lehrreich aber für 
unsere gleichung: 

got. faühö — lac. (povai 
erscheint mir griech. cpvoa „das blasen, der blasebalg" mit 
seinen ableitungen <pvodw, (pvoidw, (pvaaXtg u. 8. w. Dass die 
hier zu gründe liegende w. von haus aus auf einen guttural 
auslautete , zeigen die formen rtoi-qwoow aus *noi-ipvx-j<a 
„schnaube 14 , nol-qwy-fiia „geschnaube", izoi-q>vy-drpr. Hieraus 
aber folgt, dass qwoa aus *q*m-jct entstanden ist, und dass 
auch dies aus £g hervorgegangene o im Laconischen verhaucht 
wurde, zeigt die als laconisch überlieferte form tpoviJ; «= att 
gwoiyg. So erhalten wir die reihe: 

lac. qnva = attisch *<pvoa — urgr. *phük-fa : got. faühö. 
Uebrigen8 mag gxwt^ qwoiy!;, <pvoa, 7toupvooa> im gründe 
mit (pova = faühö auf dieselbe wurzel phtik, phuk (=^ nhd. 
fauchen) zurückgehn, so dass der fuchs in diesem falle als 
„der faucher" benannt wäre. 



Wir wenden uns nun zu denjenigen benennungen des 
fuchses, welche in ihrem zweiten bestandteil an ovQa „der 
schwänz" anklingen. 

Das frühest bezeugte ist Xdjtirc-ovQig, das Photius aus 
Aeschylus beibringt. Der accent ist durch das Et. M. ge- 
sichert; vgl. Lobeck Path. sermonis graeci proleg. p. 460. 
Obgleich auch hier eine volksetymologische Verdrehung eines 
an a-ktort-ög anklingenden fuchsnamens (vgl. thessalonik. aA- 
rtcxQog) denkbar wäre, so scheint doch hier eine wirkliche Zu- 
sammensetzung mit ovqd, sei es nun ein Xdfin-ovQig : Xapitw, 
oder, was wahrscheinlicher ist, ein * XafirtQ-ovQig = XdfircovQig 
(vgl. ÖQV<paxTog für d(wq>(>axTog , ßd%Qa%og für ßQGTQaxog, 3k- 
nayXog für exnXayXog u. s. w.) vorzuliegen. 

Eine andere benennung des fuchses oder der füchsin ist 
axaqxoQt]. Vgl. Aelian H. A. VII, 47: äXwnUwv di xä exyora 
äXumexideig xixXrjrraiy avrrj di tj fifotjQ xai xsqöw xai oxa- 
q>WQt] xal oxivdaqwg. 



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Studien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. I. 137 

Die wurzel dieses wortes finde ich mit G. Curtius (Gründz. 4 
166) in axartTio „grabe", o*aq>evg „gräber", axdtpog „das 
graben 44 etc. Die gleiche auffassung des fuchses als des grä- 
bers (des fuchsbaues) kehrt in dem altn. skotti, skollr „fuchs 14 
wieder, das ich aus *8kfadn, *8k\-zd (über das tiersuffix -* 
▼gl. Kluge Nominale stammbildungslehre § 28) deute und zu 
griech. mal-oty „der maulwurf" von axdXXw „scharre, grabe" 
— *8kl-j(f, lit. skeliü „spalte", w. sqel stelle. Aus dem Alba* 
nesischen möchte vielleicht das gegische axiX-je „fuchs 4 ' (geg. 
i = ie = i, vgl. G. Meyer Kurzgef. alb. gr. 1888 § 6) hierher 
gehören; doch sei nicht verschwiegen, dass G. Stier K. Z. 
XI, 144 das albanesische wort, wol als entlehnt, zu griech. 
oxvXXog, axvXal; »jedes tierjunge" stellt. 

Dem bedeutungswechsel von 

altn. skotti „fuchs" : griech. a%dloip „maulwurf 4 
entspricht aber genau eine andere gleichung, durch welche 
wiederum einer der zahlreichen fuchsnamen des Griechischen 
deutlich wird. Ich stelle nämlich 

ahd. 8c2ro „maulwurf 1 — lac. xlgacpog „fuchs 44 (Hes.). 

Die grundform des letzteren lautete demnach: 
*8kir-yd>ho-8; vgl. elacpog aus *d-tf-6Äo-* : Bxm.jden „hirsch 44 . 
Mit ahd. sefran =- xetQia, das eben nur „scheeren" bedeutet, 
hat ahd. scSro = xiQcupog demnach nichts zu schaffen. 

Ist aber «ncaqp-c«^, zu dem wir nunmehr zurückkehren, 
demnach unbedenklich „die gräberin 44 , so bleibt doch das suffix 
-<DQr], das sonst abstracta wie izXrj&-olQt] , dXe-wQy, iXn-wQri, 
&aX7T-iOQYi (vgl. L. Meyer Vergl. gr. II, 212) bildet, auffallend. 
Ich vermute daher, dass auch hier ovqcI „der schwänz 44 , nur 
nicht in der attisch-ionischen, sondern in der vorauszusetzenden 
dorischen form wQa versteckt liegt. Der gedanke aber, dass in 
oxaqxoQfi eigentlich ein dorisches oxaqxoQa (mit anlehnung an 
iiqa „schwänz" etwa aus einem adjectivum *oxa<pa(>6g „gra- 
bend 44 gebildet) zu erblicken sei, liegt um so näher, als wir 
schon zweimal speciell laconischen namen des tieres (cpovac 
und xiqcupog) begegnet sind. Auch das gleich zu besprechende 
xoXovQtg begegnet in einem dorisierenden fragment des Rhodiers 
Timokreon: 

om fyu> fiova aoXovQig, 
hrl xaXXai dXtA/tsxeg. 

Vielleicht waren fuchse in den dorischen teilen des Pelo- 



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138 0. Schrader 

ponneses besonders häufig; bekannt ist auch die rolle, welche 
der fuchs in der sage von Aristomenes spielt. — 

Es bleiben nun noch das eben genannte xolovqig und 
x6&ot>(>og' aXvjTtrj^y xo&ovqiv aXoinexa (Hesych) zu erklären 
übrig. 

Nehmen wir an, dass, wie neben axag>wQrj ein xaqxoQr], 
neben xiQcupog ein oxiQCtcpog , neben oxivdwpog ein xivScupog 
(vgl. das folgende), wahrscheinlich auch neben xo&ovfog ein 
*oxo&ov(>oq (siehe das folgende) lag, so neben xoXovqiq ein 
*oxdk-ovQi$ bestand, so verknüpft sich dies passend mit den 
oben besprochenen altn. skoüi, alb. oxll-je : w. sqel „graben". 
Mit xok-ovqog „stutzschwanz" hat das wort natürlich ursprüng- 
lich nichts zu thun. 

Anders istxo&ovQog, xo&ovQig zu beurteilen. Ich habe im 
XXX. band von K. Z. p. 463 ff. darauf hingewiesen, dass in der 
homerischen zeit der fuchs noch nicht als repräsentant der 
Schlauheit und listigen Schurkerei bekannt war, und dass auf 
diese eigenschaften des tieres erst die seit Archilochos auftre- 
tende tierfabel aufmerksam machte. Speciell die einfügung 
der charakteristischen persönlichkeit des fuchses in dieselbe 
scheint von einem semitischen volke ausgegangen zu sein« 

Nachdem sich aber diese auffiassung des fuchses in Griechen- 
land festgesetzt hatte, war es natürlich, dass dieselbe wie auf 
anderen Sprachgebieten so auch im munde des griechischen 
volkes zum ausdruck kam. So steht neben xifcupog ein oxi- 
Qcupog „rzavoveytjfia", oxiQacpsiv „xaxoTtQayfiovelv u y welche Lo- 
beck Pathol. serm. graec. proleg. p. 292 mit lat. vulpinari 
vergleichen möchte. Ferner bietet Hesych die glossen xidcupog 
(nach Fick Vergl. wb. I 8 , 806 skrt chidura „schlau" (?))• doliog 
xai 1; dkwnri^y xidcupsvBiv navovqyüv . xiöcuffj (xivdaqnj) yotQ 
äkw7Vt]l; t xiöag>lwv (xivöcuplwv)* ftavovQywv . xiödiprjp (vgL oben 
bei Aelian oxlvdaqwg) yctQ trjv dlwrt&ca Ityovai. Vgl. auch 
die ausdrücke aXtanvuCjuv etc. und xtQÖcA „fuchs" (siehe oben) : 
xi(fdog „klugheit, gewinn". 

In diese kategorie gehört nun auch xo&ovQog, das neben 
aXianr}}; auch äfflnog, xaxovoyog und ähnliches bei Hesych be- 
deutet; denn es ist eine offenbare ableitung von dem ebenfalls 
durch Hesych überlieferten xo&ti • ßlaßi) : -ovqo kann auch hier 
nur durch andeutung in das suffix gekommen sein. Ko&a 
selbst stelle ich, unter annähme eines dialektischen wechseis 



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Stadien auf dem gebiete der griech. Wortbildung. I. 139 

von o:a (vgl. elisch, heracl. xo&aQog : xo&rgo'g, G. Meyer 
Gr. gr. s p. 63 ff.), als aus *oxa9*& entstanden, zu ä-oxrjd , -yQ 
, „ungeschädigt", ahd. scado „schaden" u. s. w. 



Ausser den besprochenen vögel- und säugetiernamen auf 
-ovqog, -° v QiS giebt es noch eine ganze reihe anderer tiernamen 
mit gleichem ausgang, so der des leuchtkäfers (Xa^novQi^ 
XafiTtvqig), einer Schlangenart OuoAovfOg), einer heuschrecken- 
oder quappenart (fiokovQig, fielovQig, fiolvfig) und namentlich 
die mehrerer fische (aUovgog, titTtovqog* rtdyovQog, xignovQog^ 
%QaxcvQog). Eine erklärung aller dieser ausdrücke dürfte jedoch 
sehr schwierig sein. 

Jena. 0, Sehrader. 



Ein altes denkmal der litauischen spräche. 

•A-NO 1512 PAS MAMUZES AUGAU WARGA NE 
ZINOJAU PO DARZITI WAIKSZ CZ<>DAMA WAINI- 
KITI PINAU EJAU ISZ DARZICZE DARZA AlVR- 
TA A1ERAÜ PU<>LE MANA WAINI KITIS NU MA- 
NA GALAVUZES MANA g 

Durch die grosse gefälligkeit des herrn P. Pöge in Dresden 
ist mir ein seidenband zugeschickt worden, welches wogen 
der oben angeführten darin eingewebten inschrift geeignet 
ist, die aufmerksamkeit litauischer Sprachforscher und alter- 
thumskenner auf sich zu lenken. 

Das band, 1,8 ctm. breit, 1,87 na« lang, hat an beiden enden 
fransen, ist von beiden rändern her mit blau, gelb, grünen 
streifen eingefasst, während der verbleibende mittelstreifen 
röthlich bez. bräunlich ist. Die eingewebte schritt sieht heute 
lichtgelb, fast weisslich aus. Das bändchen befindet sich als 
ein altes familienstück in dem besitz des oben genannten ver- 
ehrten herrn und trägt alle zeichen eines hohen alters an sich: 
Die Jahreszahl ano (sie) 1512 ist deutlich zu lesen, ausserdem 
versichern kenner alter Webereien, dass die sonne und luft 
mehrerer Jahrhunderte die feinen seidenen faden des bandes 



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140 W. Nehring 

der frische der färben ganz beraubt hat; die färben sind näm- 
lich gänzlich verblasst, so dass man nur mehr mit mühe die- 
selben und deren ursprüngliche reinheit erräth. 

Die buchstaben sind etwa 7 mm. hoch; zwischen den 
einzelnen Wörtern und worttheilen sind ziemlich grosse leere 
Zwischenräume, der grösste in der mitte zwischen den Wörtern 
pinau und ejau. Der text ist selbstverständlich mit der grössten 
genauigkeit hier wiedergegeben und es ist ebenso natürlich, 
dass er an einigen stellen richtig gestellt werden muss; so ist 
also zu lesen warta und werau, ebenso wie galwuzes (d. h. 
galwuzes) 9 wo w (in warta auch a) verkehrt eingewebt ist; 
ebenso ist es einleuchtend, dass die getrennten worttheile waiksz 
czodama und waini kitis zusammengefasst und toaikszczodama 
und wainikitis gelesen werden müssen. 

Bemerkenswert!! ist die angäbe des Jahres in lateinischer 
spräche: anno 1512, das band scheint für eine vornehme und 
gebildete dame bestimmt gewesen zu sein, auch der stoff, näm- 
lich seide, dürfte dafür sprechen, denn gewöhnlich werden 
ähnliche bänder von wolle angefertigt. Um so mehr wäre das 
interesse für die volksthümliche sitte und — für das Volkslied 
hervorzuheben, denn die worte scheinen eine alte daina zu 
sein, mit andeutungen auf Verlobung und heirath. „Bei mütter- 
chen wuchs ich auf, noth kannte ich nicht, im gärtchen wan- 
delnd kränzchen flocht ich. Ich ging aus dem gärtchen, des 
gartens thür öffnete ich, fiel mein kränzchen von meinem köpf- 
lein mein". Wenn diese Vermutung richtig ist, so würden die 
worte so zu ordnen sein: 

Pas mamuzes augau, 

warga ne zinojau, 

po darzyt\ toaikszczodama 

wainikytj pynau. 

Ejau isz darzycze, 

darza wartq werau, 

püle tnana wainikytis 

nu mana galwuzes (mana). 
Den Sprachforscher werden einige, wie es scheint, dia- 
betische eigenthümlichkeiten interessiren, besonders einige ge- 
nitivformen, wie z. b. darza- (s. Bezzenberger Beiträge zur 
gesch. der lit spr. 129); bemerkenswert!) ist, dass pas mit dem 
genitiv verbunden ist. Vor allem muss das kleine sprach- 



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Ein altes denkmal der litauischen spräche. 141 

denkmal wegen des hoben alters beachtung verdienen: schrift- 
liche niederschlage der litauischen spräche beginnen erst gegen 
die mitte des XVI. Jahrhunderts. Da ferner die ältesten be- 
kannten litauischen texte meist kirchlich-religiösen inhalts sind, 
abgesehen von einigen Urkunden (Bezzenberger in Götting. 
nachrichten 1877 no. 12, diese Zeitschrift II, 119), so glaube 
ich, dass der hier oben mitgetbeilte text von 1512 Veröffent- 
lichung und beachtung verdient. 

Nach eingezogenen erkundigungen werden ähnliche bänder 
mit eingewebten Sprüchen, liedchen u. 8. w. von den fleissigen 
Litauerinnen noch jetzt angefertigt, und ich hatte, durch die 
gefalligkeit meines verehrten collegen prof. Fick, gelegenheit, 
ein ähnliches, ganz modernes, vor wenigen jähren angefertigtes 
band mit eingewebter inschrift zu sehen, welches dem alten 
aus dem XVI. jabrh. stammenden (auch in der wähl der färben) 
im allgemeinen ähnlich ist, nur schmäler, länger und von wolle, 
während jenes viel ältere von seide ist. Dieses moderne band 
hat die folgende, recht poetische inschrift, aus welcher sich 
auch eine daina construiren Hesse: Mergaüe)(8tow)(pri)(nama- 
na X ir X *w X typ X srowe X beg X greita %pro X szale )(jei X to- 
lin X tolin X Jos X <*mze X J e X drauge X wadne X eiksz X *u X ma- 
rtern X mergait X graze X i X iures X beksawa X abe X i ^ X wres X ne X 
apmatomas X hur X koznas X sawo X mite X ras X ah X apsestok X 
srowel X meto X draugeman X bekt Y^ner ^galema \turu ){dar){ 
swete X asz X szeme X atlelkt X kaltie. 

Nach diesen zwei bändchen und nach eingezogenen, freilich 
sehr unvollständigen erkundigungen zu urtheilen, sollen ahn» 
liehe bänder, das erzeugniss einer sehr beachtenswerten haus- 
indu8trie seit alter zeit, noch jetzt üblich sein in dem jensei- 
tigen Litauen, ob auch diesseits der Memel in dem litauischen 
theil von Ostpreussen, vermag ich nicht zu sagen. 

Breslau. W. Nehring. 



Herr professor Nehring hat mich aufgefordert, dem vor- 
stehenden einige bemerkungen hinzuzufügen, und ich komme 
diesem wünsche um so lieber nach, als mir dadurch gelegen- 
heit wird, ihm auch öffentlich für diese, rücksichtlich der 
geschichte der litauischen spräche und des litauischen volks- 
gesanges gleich wertvolle mitteilung zu danken. 



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142 W. Nehring 

Bisher sind mir 3 gegenstücke zu dem Dresdener seiden- 
band von 1512 bekannt geworden. Das erste derselben, viel 
kürzer und frischer erhalten als dieses, sonst aber ihm über- 
aus ähnlich, zeigt nur die inschrift ATSIMINIMAS — ein un- 
verkennbarer germanismus — und befindet sich in Lobarten bei 
Memel; das andere, mit eingewebtem GUTEN : MORGEN, 
ist angeblich erst vor einigen decennien und in der gegend 
von Mehlauken gewirkt; das dritte, in Stannaitschen bei Gum- 
binnen und «war von blassroten seiden- und silberfaden ge- 
fertigt, besteht in zwei zusammengehörigen bändern (je 2 cm. 
breit, 106 cm. lang), in deren eines ausser einigen litauischen 
musterfiguren das datum DEN 12. SEPTBR: 1788, und in 
deren anderes ein deutscher sprach gewebt ist Diese beiden 
bänder sehen vollkommen wie neu aus. — Ueber das Löbartener 
seidenband hatte ich gelegenheit mit Litauerinnen aus der Memeler 
gegend zu sprechen; sie erklärten es übereinstimmend für un- 
litauisch, jedoch eigentlich nur seines Stoffes wegen, und gaben 
zu, dass eine geschickte litauische jostenweberin seidene bänder 
wohl herstellen könne. Ich habe die probe hierauf noch nicht 
anstellen können, doch machte es nichts aus, wenn sie ver- 
sagte, da aus dem jähre 1690 folgende nachricht vorliegt: „Sie 
[die Litauerinnen] verfertigen artige vielfarbige eggen, hosen- 
bänder, (pakeles [s. w. u.]) welche auch vornehmen leuten an- 
genehm sind; wenn man ihnen seyde dazu giebet, • machen sie 
selbige von lauter seyde, auch mit gold und silber durch- 
würcket" Lepner Der preusche Littauer s. 77. Vgl. auch Bock 
Versuch einer wirtschaftlichen naturgeschichte von dem könig- 
reich Ost- und Westpreussen I, Dessau 1782, s. 164, wo seidene 
haarbänder aus der Insterburger gegend erwähnt werden. 

Während im norden des preussischen Litauens das weben 
von bändern zu den gewöhnlichen fertigkeiten des weiblichen 
geschlechtes gehört, scheint es im preussischen Südlitauen heute 
gar nicht betrieben zu werden. Früher war dies jedoch anders, 
wie schon nicht nur aus den angeführten Worten Lepners (er war 
pfarrer in Budwethen, kr. Ragnit), sondern auch daraus hervor- 
geht, dass Praetorius, dessen Schilderungen doch im allge- 
meinen auf Niebudszen bei Gumbinnen zu beziehen sind, eine 
josta als „beworkene leib-band" erklärt (Deliciae prussicae ed. 
Pierson 8. 73). Hierzu kommt, dass nach ausweis alter 
Stickereien gerade dieser teil Litauens sich vordem in betreff 



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Ein altes denkmal der litauischen spräche. 143 

der weiblichen kunstfertigkeit ausgezeichnet hat. — Was das 
russische Litauen betrifft, so weiss ich mit bestimmtheit nur 
zu sagen, dass in Ostlitauen selbstgefertigte bänder vorkommen, 
welche aber hinter den preussischlitauischen weit zurückstehen 
und zurückstehen müssen, weil die Werkzeuge, mit deren hülfe 
sie verfertigt werden, viel unvollkommener sind, als der webe- 
apparat der preussischen Litauerinnen. Dieselben sind : 1) der 
lunks, 2) der szakunußis. Jener besteht aus einem gebogenen 
holz, zwischen dessen enden die aufzugfaden ausgespannt sind; 
die stelle des Schiffchens vertritt ein garnknäuel und die kamm- 
lade ein falzbeinartiges holz. Auf ihm wird gewebt, mit hülfe 
des szakunrälis (eines gegabelten Stockes) dagegen, an dessen 
gabel wollfäden gebunden werden, wird geflochten, indem er 
gegen den körper gestemmt wird. 

Der preussischlitauische handwebeapparat (nordlit. skdtäks 
d. i. sk&ükas „kleines weberblatt") wird durch ausschneiden 
eines rechteckigen dünnen brettes verfertigt und stellt einen 
rahmen dar, welcher eine anzahl gleich grosser Stäbchen ein- 
schliesst, welche durch ebenso grosse lücken von einander ge- 
trennt, je in der mitte mit einem loch versehen und den 
schmalen rändern parallel sind. Durch diese Stäbchen und 
lücken wird, von der mitte des apparats nach rechts und links 
gehend, je 1 faden geführt, bis man die beabsichtigte faden- 
zahl, welche immer ungleich ist, erreicht hat, und zwar sind 
heute die äusseren faden auf beiden Seiten meist von baumwolle, 
seltener linnen, während in der mitte je 2 baumwollene (bez. lin- 
nene) faden und 1 wollener faden abwechseln: mit den baumwolle- 
nen (linnenen) faden werden die ränder (üszkrasztä; der ganze 
innere teil heisst wedurys) und der grund (grunta), mit den wollenen 
die musterfiguren (sing, pdwyzdis, um Kinten pdwyze) und ev. die 
buchstaben hergestellt. Die zahl der für die bildung des grundes 
verwendeten faden ist maassgebend für die breite eines bandes 
und seine allgemeinbezeichnung (septynäms, dewynäms u. s. w. 
[ac.tcUnäms] keln&'ts 1 ); wir würden sagen „siebenfadig 44 , „neun- 
fadig" u. 8. w.). Ausser allen diesen faden kommt dann noch 
ein baumwollener (bez. linnener), der einschlagfaden (ätauds) 
zur an wendung; seine färbe entspricht der des grundes, und 
er wird mit einem ende mit dem der übrigen faden zusammen- 

*) Man sagt auch pSr dewytu* u. 0. w. hd*Xt. Mehr als siebaehn- 
fadige bänder dürften heute kaum vorkommen. 



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144 W. Nehring 

gebunden, am anderen bleibt er lose. Das weben wird im 
sitzen verrichtet, nachdem die betr. person das fadenende mit 
dem einschlagfaden an ihrer taüle, das andere an einem tisch- 
bein oder dgl., oder auch wohl an ihrem fasse befestigt hat: 
sie hebt (kelnä') nun mit der rechten hand den auf armeslänge 
von ihr entfernten sköt'äks, greift mit der linken vor diesem in 
die gespannten fäden, hebt die zur gestaltung des mustere 
(rdsztai) je nötigen etwas in die höhe, zieht mit der rechten 
hand den einschlagfaden unter diesen durch, senkt mit der 
linken den sköt'äks, wodurch sich die durch dessen stabchen 
laufenden faden mit den durch seine lücken geführten kreuzen 
und der einschlagfaden von beiden eingeschlossen wird u* 8. w. 
u. s. w. Man vergleiche „Die modenweit" vom 1. Nov. 1883 
(no. 3), wo eine „durch patent geschützte" erfindung beschrieben 
ist, die lediglich wie eine salenausgabe des sköt'äks aussieht. 
Die mit hülfe des letzteren gewebten bänder werden teils als 
strumpf-, teils als schürzenbänder, teils als gurten (so von den 
männern, um den pelzrock oder den mantel zusammenzuhalten) 
gebraucht und sind demgemäss verschieden lang und breit. 
Während sie um Prökuls in allen diesen Verwendungen „josten" 
heissen, unterscheidet man in anderen nordlitauischen gegenden 
zwischen jfata (breiteres band) und pakele (plur. pdkeles) 
(schmales band, besonders Strumpfband), oder zwischen jdsta 
(gurt) und resztäws (strumpf-, schürzenband). Sie spielen als 
geschenke eine grosse rolle und zwar besonders bei hochzeiten 
(vgl. Praetorius a. a. o. s. 84, Lepner a. a. o. s. 41 ff., 76, 
Bock a. a. o. 8. 165 und auch Lasiczki De diis Samagitarum 
s. 45 [Magazin d. lett.-liter. gesellsch. XIV, 1. 86]); deutschen 
gasten werden sie oft, allein oder mit einem taschentuch oder 
ein paar handschuhen, angebunden, wofür man bei weniger 
bemittelten iq 8 } düd } d. h. ein geldgeschenk für die kinder des 
wirts hinterlässt. Ihre mannigfaltigkeit ist so gross, dass man 
nur sehr selten zwei ganz gleiche finden wird. Jede muster- 
figur hat ihren bestimmten namen; ich führe als solche namen 
aus der Memeler gegend hier an: blak 9 , blakytäji kekf, kidury- 
tdji hM } 8ukab\ntä& hohes, Uakytais käszUis, ragä'tyjc käfszei, 
dubultins, lapttis, nuüUis („nullchen"), pentlns, püspentmäkai, 
pyle, raktUei, sigü\h\ pussigilikes, wicUes, zhrgla wdrle (andere 
in meinen Lit. forschungen). 

Mit eingewebter schritt versehene litauische bänder scheinen 



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Ein altes denkmal der litauischen spräche. 



145 



heute namentlich im Heydekruger kreis gewebt zu werden. Ich 
habe 3 solche zur band, von welchen das erste in Jonaten bei 
Heydekrug verfertigt, das zweite in Schwarzort (kurische neh- 
rung) und das dritte in Löbarten (bei Memel) gekauft ist; die 
beiden letzteren, in welchen zwischen den einzelnen Wörtern 
musterfiguren stehen, stammen jedoch höchst wahrscheinlich 
aus dem genannten kreise. Ich lasse ihre inschriften folgen. 

1) AN AÜDZAU KAIP MOKEIAÜ DEWAÜ KAM 
NOREIAÜ NE PADIWIK KAD IR PRASTA DOWA- 
NEKE DEL PAKELEKE TOS PAKELIS PRL- Sämmt- 
liche R sind linksläufig gewebt Die beiden ersten buchstaben 
sind wohl nur ein missglücktes AU[DZAU]; vgl. das unrichtige 
PAKELES vor dem richtigen PAKELEEES am anfang der 
dritten inschrift 

2) AUDZAU EAIP MOEEIAÜ DEWEAU EAM 
NOREIAÜ EAS GAL PASEAITITE ÖAL PASEA. — 
Die vorkommenden S sind linksläufig und von dem Z in AU- 
DZAU nicht zu unterscheiden. 

3) PAEELES PAEELEEES AUSTAS NO MERGI- 
TES GAUTAS PAEELEEES ISZ RASZITAS NO MER- 
GITES ISZ PRASZITAS NE PADIWIE IAUNS BER- 
NITE EAIP MOEEIAU TEIP RASZAU E. — Wegen 
des Schlusses dieser drei inschriften sei bemerkt, dass alle drei 
bänder vollständig sind. Vgl. das Dresdener band. 

Man beachte die dialektische färbung auch der vorste- 
henden texte. 

Die auf dem Dresdener band stehenden verse sind meines 
Wissens sonst nicht nachzuweisen, doch gibt es einige dainos, 
welche sich mehr oder weniger eng an einander und an jene 
anschliessen und die Volkstümlichkeit und echtheit jener ausser 
frage stellen. Man vergleiche: 



Bartsch Dainu 
balßai no. 15 

Pas rcoczut? jaugau, 
Warga, n'iszpazinau, 
Kas dienel?, jadynel$ 
Wainik61\ pynau. 



Befolge z. künde d. indg. 



Dowkont Dajnes 
Ziamajtiü no. 40 
Pas matusz$ augau, 
Wargo neregiejau, 
Zalius rutus skyniau, 
Wajnikel\ pyniau; 
Ir nuskyniau 
Ir nupyniau 
i,9.\\ wajnikel\. 
Ejto par kijmeli 
sprachen. XV 



JaSkeviS Svotbines 
däjnos no. 691 

l.Pas mo&üt? augau, 
Vargu n'iSpaiinau, 
Kas di&nele, vaiandSle 
VajnikSlj pyniau. 

8. VandenSlu öjaü, 
Vanu vartüs kelau, 
Te nukrltu, te nuskräju 
Rütu vajnikllis. 



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146 W. Nehring 

I c nauj\ swirneli, 
Ir nupute, wajnikel\ 
Nu mano galwele*. 

Leskien-Brugman Volks- Nesselmann Volkslieder 

lieder u. s. w. s. 59 no. 108 no. 170 

1. Pas mamüzes 1 ) äugau, 1. Po moczuiee augau, 

Värga nezinojau; Didzoj' walej' buwau, 

Uz stalelie eededama Uz stalelio sededama 

Vainikel\ pyniau. Wainikel\ pyniau. 

3. Per kemel\ ejaü, 6. Per kemel\ ejau, 

Svirnas duris veriau: £alia. weje, myniau, 

Cze nukrita, cze nüczuze Gze nupule, cze nukrito 

Mana vainikelis. Mano wainikelis. 

Vgl. auch Fortunatov- Miller Litovskija narodnyja 
pßsni no. X, Juäkeviö LiötüviSkos ddjnos no. 1001. ' 

In nicht wenigen punkten weichen die dainos, welchen die 
o. ausgehobenen stellen angehören, von einander ab; es unter- 
liegt aber trotzdem für mich keinem zweifei, dass sie und die 
verse des Dresdener bandes auf einem und demselben text und 
zwar einem hochzeitsliede beruhen, dessen gedankengang auch 
ohne z. b. folgende stellen zu erkennen wäre: 

rsa am ayray nac Moqiyrji mnpAAJui, 

Raj japauLiaj poÄH^e auiAejay; 

Kan nareaay am TaM mejibmy 6epmi.uy, 

cyAKOBMio msha jayHa aan pyTa (Fort an atow -Mi 11 er no. 70); 

Siesuteia, seso jaunoja, praz'udej wajnikieli *Wajnikielis 
jaunu dienelu, lingwi tawa galwela *Nuometelis wargiu dienelu, 
siuruosi kajp nindrala (PaI$ngos Juze s. 84). 

Auch in den lettischen Volksliedern begegnet, und zwar 
recht oft, dieser gedankengang; vgl. z. b. Latweeschu tautas 
dfeesmas no. 444, 450, 3323, 3457. 

In mundartlicher beziehung bemerke ich, dass die yerse 
von 1512 weder preussisch- schriftlitauisch — oder, wie ich 
dafür lieber sagen möchte, sudauisch — sind (vgl. mana, warga, 
darzycze), noch nordlitauisch (vgl. waikszczodama, puole, pynau, 
werau und bez. mana), noch Ragnitisch (vgl. augau, waiksz- 
czodama, pynau, werau). Sie können ferner auch nicht den 
Äemaiten — von deren kunstfertigkeit ich übrigens recht wenig 
halte — zugewiesen werden (vgl. mana, puole) und sind weder 

*) Zur construction vgl. das. s. 12 und Mitteilungen der lit. litter. 
gesellscb. II 37 anm. 36. 



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Ein altes denkraal der litauischen spräche. 147 

im eigentlichen Ostlitauen, noch südlich von der Wilia mund- 
artlich concipiert (vgl. z. b. E. Wolter Litovskij katichizisü 
N. Dauksi s. 153). Dagegen lassen sie sich sowohl an den 
Szauleschen dialekt (vgl. o. IX 292 und z. b. Geitler Lit 
Studien s. 26 no. 4), wie an die spräche des Striches Inster- 
burg — Norkitten anschliessen: hier wie dort begegnen alle 
mundartlichen erscheinungen , die sich aus ihnen herauslesen 
lassen. Eine entscheidung zwischen diesen möglichkeiten lässt 
sich ohne genauere kenntniss der geschichte des Dresdener 
bandes — das wohl als litauisches hochzeitsgeschenk an eine 
dame zu betrachten ist — nicht treffen, doch neige ich mit 
entschiedenheit zu der letzteren, da es mir schwer wird zu 
glauben, dass zu anfang des 16. Jahrhunderts eine so zierliche 
arbeit im inneren des russischen Litauens habe angefertigt 
werden können. 

Das vorstehende war schon niedergeschrieben, als ich von 
heim professor Nehring folgende, es zum teil bestätigende mit- 
teilung empfing: 

„Ich erhielt soeben aus Litauen von befreundeter hand die 
folgenden mittheilungen eines herrn, der mit litauischen alter- 
thümern wohl bekannt ist (herrn M. v. Sylwestrowicz aus 
Rossieny, gouv. Kowno), über wollene, linnene und baum- 
wollene bänder und deren gebrauch. In seiner gegend werden 
solche 2 — 3 eilen lange, schmale bänder, mit eingewebten 
mustern, ohne worte, selten noch gebraucht, meist zur umgür- 
tung und zur befestigung der Stiefelschäfte auf den in diese ein- 
gesteckten hosen, wobei sie durch die öhsen gezogen und unter 
dem knie gebunden werden; dieser brauch soll im verschwinden 
begriffen sein. 

In der gegend von Poniewieä sollen ähnliche bänder bei 
bauernhochzeiten unter angesehene hochzeitsgäste (wohl von 
der braut) vertheilt werden. 

Nach einer erkundigung desselben herrn sollen in der 
gegend um Grodno und Lida herum ähnliche bänder, auch 
mit eingewebten worten (sprächen, liedern) von kleinen mäd- 
chen auf dem felde, beim hüten des viehs, ziemlich massen- 
haft verfertigt werden, wobei die mädchen das eine ende des 
bandes um den fuss legen und sich beim weben eines einfachen 
Webekammes bedienen; bei den bauernhochzeiten sollen solche 

10* 

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148 W. Prellwitz 

bänder von den neuvermählten unter die hochzeitsgäste vertheilt 
werden, tbeils 'auf dem wege von der kircbe nach hause (nach 
dem trauungsakt), theils zu hause'. 

Das seidenband von 1512 wird von dem genannten herrn 
als ein hochzeitsgeschenk , an eine angesehene persönlichkeit 
erklärt, wahrscheinlich weil er stets nur von wollenen, baum- 
wollenen und linnenen bändern gehört hat u . 

A. Bezzenberger. 



Die Telchinen. 



0. Seh rader nimmt in seinem trefflichen buche „Sprach- 
vergleichung und Urgeschichte" zwei indogermanische bezeich- 
nungen des kupfers an: 1) ai. äyas, abaktr. ayanh, 1. aes, 
g. aiz, an. eir, ags. dr, ahd. er. Im historischen verlauf der 
arischen spräche bedeutet das wort „eisen", in den veden be- 
zeichnet es aber noch das „kupfer" oder „erz". 2) Ai. lohä 
„kupfer", armen, aroyr „messing", lat. raudus, aslav. ruda, 
an. rauäi „das rote" metall. 

Hingegen zwischen litt, gelegls, asl. gelego „eisen" will er 
nur alte entlehnung aus griech. %aXx6g (oder vielmehr einem 
nur von ihm angesetzten *%ak%6g) zugeben. Dem muss ich 
entschieden widersprechen. Wie ist es denkbar, dass die Litu- 
Slaven gr. % d. h. kh in die media sollten verwandelt haben 
und zwar einmal in die gutturale, das andere mal in die pala- 
tale, die doch gar keine ähnlichkeit mit jener hat? Ganz zu 
schweigen von den vocalverhältnissen. 

Vielmehr waltet zwischen lii gelegls (bei Tilsit und Bernau 
gelgls), preuss. gelso, lett. dfe'lfis, altsl. geligo unter einander 
und gr. %aX*6$ andrerseits ein vollkommen gesetzliches Ver- 
hältnis. Den baltischen sprachen gemeinsam ist der stamm 
geig- = idg. ghelgh. Neben ihm zeigt das Litauische auch 
geleg-, zu jenem sich verhaltend wie ai. paragu zu pargu, oder 
gr. tz&Xe&qov zu TtXi&Qov; noch vollere vocalisation enthält das 
altsl. gelego. Die schwächste form des indogermanischen Stam- 
mes ghelgh-, welche bei betonter endung entstand, lautete ghfyh- 
und hierauf geht griech. %aht6g zurück, dessen endbetonung 



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Die Teichinen. 149 

und stammstufe also gut zu einander passen. Mitbin ist die 
vergleichung völlig tadellos und Urverwandtschaft ohne be- 
denken anzunehmen (vgl. Joh. Schmidt Gesch. des idg. voca- 
lismus IL s. 66 u. 208; Fick Wörterb. I». 578). 

Verweilen wir noch ein wenig bei der starken Stammform 
idg. ghelgh-. Dieselbe rausste gh vor e lautgesetzlich palatali- 
sieren und im Griechischen musste aus gh & werden. Ausserdem 
konnten die beiden aspiraten nicht neben einander bestehen. 
Blieb # (x), so musste gh (x) zu y oder x werden (%crAxog), 
erhielt sich die zweite aspirata, %, so musste am anfang aus 
# ein t (d) werden: es lassen sich als lautgesetzliche ent- 
sprechungen zu balt. geig- zeXx- und &eXy- construieren und es 
liegt nahe, diese formen in dem namen der TeXxiveg oder QeX- 
•ylveg wieder zu erkennen. Ich setze einige auf sie bezügliche 
stellen der alten hierher. Hesych: QeXytveg' ol TeXxiveg, yd*\- 
TCg, izavovqyoi (pao/ttaxevzai, cf. Eustath. p. 771. 59. Et magn. 
751, 46: TeX%lv ov ftovov 6 lo%vv vnsQ dv&owrtov e%tov fxiaobg 
xai xaxovoyog, dXXd xai tovg vvv Korjtag, xai tijv Korjti\v 
TeXxivtav Xeyovoi. TeXxiv xai fj elg &dvazov xazaq>ood* xai 
%eX%iviidrig de 6 TQaxijXt(6drjQ' xai xeXxizaivei* dvreot&i, oxAjj- 
QOTQaxijXel. Aeyovtai de TeXxiveg ol q>&oveooi xai ftorrjQoi 
xai ßdaxavot daijuoveg, naod zo d'iXytj zo dfiiavow xai oxo- 
Wfw, öeXyive'g ttveg ovteg' ir} naod to öeXyctv xai ditaxav 
tovg äv&Qvlnovg. Eustath. ad Dion. Perieg. 504 über Rhodos: 
elta TeXxivtg, dto tovg ix Koytrjg Tel%ivag olxrjoavzag ixel, 
avdoag yorpag xai ßaoxdvovg. Kai tot ttvig jndtr/v dva<pt]^rj- 
dijvaL tovtovg (paai. Baoxavdrjvai yag uäXXov lud ttov dvzi- 
i£%vwv avrovg doiaxovg v7tdoj;avzag ioydzag %aAxot; xai <ridij- 
qov, ol xai ttjv äoTtqv T(j> Kooviwvi i&qfiiovoyrjaav. Nach 
Callimachus (Hymn. in Del. 35) verfertigten sie dem Neptun 
seinen dreizack. Der erste schriftsteiler, der das wort teXxig, 
wie es scheint, ganz gelegentlich, brauchte, ist Stesichorus. 
Er nannte te Xxlvag tag x^oag xai oxoziiaeig. Leider wissen 
wir über den Zusammenhang nicht das geringste. Es lässt 
sich mit Lobeck und Welcker vermuten, dass teXxig hier 
adjectivisch gebraucht war und als attribut zu xfjoeg „neidisch, 
grausam 14 bedeutete. Indessen ist völlige klarheit hier nicht 
zu gewinnen und noch weniger über die ähnliche glosse des 
Stephanus (Herod. von Lentz I. 17) Xiyovtai de TeXxiveg *ty- 
Xvxwg al vnb rtXrjyrjg eig &dvazov xataq>ooal. Es erscheint 



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150 W. Prellwitz 

hier substantivisches TeX%ig, aber, wie das genus femininum 
beweist, in übertragener bedeutung. War auch hier etwa xrJQeg 
zu ergänzen? 

Jedenfalls wurde relxig schon früh zur bezeichnung grau- 
samer tücke verwendet. Doch hat ausser dieser beiläufigen 
anwendung das wort xelxk keinen beleg in der älteren litte- 
ratur. Erst die Alexandriner wenden den Teichinen ihre auf- 
merksamkeit zu und ziehen ihr wesen aus dem dunkel des 
localmythus an's licht. Wenn der Verfasser der wittia nun 
schmiede in ihnen erkennt, so darf das nicht so ohne weiteres 
für unbegründet gehalten werden, sondern ist für ein wichtiges 
zeugnis zu halten. Ohne zweifei war in Rhodos auch zur zeit 
Alexanders und später das wesen der Teichinen in den volks- 
sagen noch erkennbar, aus dieser quelle schöpften die Alexan- 
driner und sie ist lauterer als das zeugnis des Stesichorus, der 
eben nur auf die allgemein bekannte grausame bosheit der 
Teichinen anspielte. 

Und so berichten alle späteren, dass die Teichinen viele 
notwendige dinge erfunden, die ersten götterbilder verfertigt 
hätten u. a. ; am ausführlichsten Diodor V, 55, dessen quelle 
nach Lobeck Zeno, ein Zeitgenosse des Polybios, ist. Daneben 
freilich beschreibt er auch ihre Zauberkraft, die sie zum schaden 
der menschen anwandten. 

Abweichend von Lobeck und Kuhn (K. Z. I, 193 ff.) u. a. 
halte ich mit Welcker (Trilogie 182 ff), Scheiffele (Stutt- 
garter real-encycl. bd. VI. 2 s. 1650 f.) u. a. für das eigent- 
liche wesen der Teichinen ihre Schmiedefertigkeit. Sie sind 
Xcckxelg. Wie der ruf der Zauberei in den alten zeiten überall 
den schmied umgiebt, hat Seh rader im 3. kapitel (nament- 
lich s. 233) sehr schön auseinander gesetzt. Dadurch erklären 
sich die deutungen ydyg, {uctQog, q>d-ovBQog u. s. w. auf das 
beste, und der, wie es scheint, rein zufällige anklang zwischen 
Gelylvsg und öilya) musste den übertragenen gebrauch nur 
befördern *). 

Darin aber, dass als wohnstätte der Teichinen stets ent- 



*) Welcker's herleitung der „schmelzenden" Teichinen von £&yai 
(Tril. 186) wird von Lobeck (Agl. 1199 n. e) durch die bemerkung 
widerlegt, dass &£Xy<o nie und nirgends „schmelzen" bedeutet. — De 
La gar de Ges. abhandlungen s. 290 anm. hat Ttt/fr nri* ahd. zwerg 
verglichen, doch stehen dem lautliche Schwierigkeiten entgegen. 



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Die Teichinen. 151 

weder Kypros, welches dem kupfer (%ahu6g) seinen lateinischen 
namen gegeben hat, oder Rhodos und Kreta, die früh durch 
ihre kunsterzeugnisse berühmt wurden, angegeben werden, darf 
ich wohl eine geeignete stütze meiner deutung TeXxiveg = X<*1- 
xeig sehen 1 ). 

Von den hergehörigen glossen, die zum teil bereits oben 
citiert sind, bedürfen einige noch der erklär ung. In ibXxivw- 
di)Q* TQCtxrjXniidrjQ bedeutet letzteres so viel wie OKXrjQOTQaxrjXwv 
(„hartnäckig") in der glosse des Hesych veXxirevorueg' oxXijqo- 
TQaxrjXovrteg. Letzterer stellt sich das obige %ek%i%aivw dvre- 
QiCßi, odrjQOTQaxrjlel (E. M.) an die seite (vgl. Photius 575, 9 ; 
Bach mann Anecdota Graeca I, 383. 30). Wichtig sind diese 
glossen deswegen, weil in ihrem ersten teil nicht veXxiv- son- 
dern entweder ein stamm *t«A%io- (cf. xcrAx/otxos „die mit dem 
ehernen hause") oder *teXxi- =» lit. geljfi-s (gen. geljfis) stecken 
muss, welcher der bedeutung nach direct gleich xcrAxovg resp. 
X<*Xxog zu setzen ist. 

Für den zweiten teil zog H. Stephanus die Schreibung 
des Hesych mit e vor, Lob eck dagegen aus analogischen 
gründen die andere mit ai (Rhemat. 23. 7). An sich lässt die 
form mit e zwei erklärungen zu. Sie vergleicht sich nämlich 
entweder mit dem beiwort des stieres nQrfitivwv (Phil. 27. 
Anth. IX, 299) und dann müsste man „erznackig" übersetzen, 
was ja durch die erklärung oxXr]QO-TQaxr)Xovvr€g gut ausgedrückt 
sein würde; oder man fasst reviov in seiner ursprünglichen, 
participialen bedeutung (wurzel tevo- ,,dehne u ) als „spannend, 
dehnend" (daher „sehne, nacken"). In diesem falle bietet sich 
das beiwort der krebse xetioreyco»' (Batr. 299) zur vergleichung 
dar. Dann wäre zu deuten „kupfer spannend, dehnend" d. h. 
„bearbeitend" (vgl. „wo der Märker eisen reckt"). Diese 
letztere erklärung verdient wol den vorzug, weil sie zugleich 
der anderen form gerecht wird. 

Der zweite teil in zeXxi-rctivei, -taivw für *tyio, verhält 
sich zu reivo) für tinjö wie q>&ai(x6 zu q>&€iQto u. a. m. 
(Ahrens II, 186; G. Meyer 8 § 517). Die ursprüngliche be- 
deutung wäre dann „ich bearbeite erz" d. h. „bin Teichin" 

*) Wenn auch Sikyon und Argos als sitze der Teichinen angegeben 
werden, so beruht dies auf der Verbindung von Sikyon mit Kypros 
(Golgoi), von Argos mit Rhodos; vgl. Lob eck s. 1195. 



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152 W. Prellwitz 

(%aXxevg) und wie das nomen zu der bedeutung [iioQog, so 
kam das verbum zu der von av%B^lCfitv y oxXijQOVQaxqleiv. 

Dabei mag man die möglichkeit bedenken, dass velx 1 ' 
tivow&g für * %eX%txaivowBg in einer art, sei es volksetymolo- 
gischer, sei es gelehrter anlehnung an die erklärung oxXtjqo- 
tQaxrjXovvreg (tsviov = TQaxrjXog) zu seinem « kommen konnte. 

Neben dem gesamtnamen TsXxiveg („schmiede") finden sich 
nun noch namen dreier einzelner Teichinen besonders genannt 
und diese sind, wie ich es gleich aussprechen will, gewissen 
hervorragend wichtigen zweigen der ältesten schmiedekunst ent- 
nommen. 

Die dreizahl bei diesen einzeltelchinen zu finden, wird 
niemanden überraschen, eher der erwartung entsprechen. So 
kennt die Phoronis drei Idäische Dactylen (Loh eck 1157, 
Schrader 233): 

"Ev&cl yotjteg 

'Idaiot Q>Qvyeg arÖQ€g OQaozeQOi olxC evaiov 

KilfAig, Japvapevevg zs fxiyag xal vit*Qßiog y !Axntav t 

Ev/taXa/AOi &€Qa7torr£g OQsirjg \AdQTflXBLtjg 

Ol Ttqwxoi %i%vriv TtoXvjLtiJTiog 'HqxxiaToio 

Evqoy iv ovQetyai vdnaig, losrta oi'drjQOv, 

*Eg nvq % ijvsyxav xal äQin^eneg SQyov eds^av. 
Drei Teichinen nennt Eustathius : Chalkon, Argyron, Ghry- 
8on, drei auch Nonnus: yX&e Avxog xal KiX/utg iqtiartevo 
Jafivaiisvfji, und wenn Tzetzes (bei Lobeck 1198) mehr 
nennt, so verdient er hier eben so wenig glauben wie oft 

Doch haben wir noch eine bessere quelle als diese drei, 
deren namen teils offenbar jung erfunden, teils mit denen der 
Dactylen verwechselt sind. Es ist das lexicon des Hesychius, 
welches so häufig allein noch derartige localmythische namen 
erhalten hat 

Dasselbe überliefert: MvXag dg %ig %&v TeXxlvwv, og %ä 
iv KajLteiQW leqä MvXavtelwy lÖQvaato. Dazu gehört: Mv- 
Xavxeioi &eol- emtivXiot (Hes.) und Steph. Byz. 461, 41: 
MvXavtla axQa h Kaf4iQ<p tijg^odov MvXavreioi &eol [ßm- 
fivXioi]. dnb MvXavtog äu<p6teQa 9 %ov xal ttqwtöv evQOvrog 
iv x<p ßlifi Ttjv tov pvXov XQrjOtv. Hieraus geht wol hervor, 
dass die Teichinen sich um die mühle wesentliche Verdienste 
erworben haben. Dass sie den gebrauch der mühle erfunden, 
ist nicht wahrscheinlich, da die Überstimmung der europäischen 



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Die Telchinen. 153 

sprachen für die gruppe gr. ^tvlt] (dleco aus yUtj'ö), lat meiere, 
ir. tndim, g. mahn, altsl. mrf/if, lit mdlü nach forin und be- 
dentnng beweist, dass die kenntnis einer primitiven mühle schon 
einer vorgriechischen periode zuzuweisen ist (Seh ra der a. a. o. 
356). So ist es annehmbar, dass das verdienst der Telchinen 
um die mühle in der anwendung von metallteilen, also wol in 
einer gänzlichen Umgestaltung des mühlenbaues bestand. Mv- 
Xag ist der Vertreter dieses zweiges der ältesten schmiede- 
kunst '). 

Der zweite telchinenname bei Hesych ist Aixog. Unter 
diesem worte hat das lexicon folgende erklärungen: %b %ov 
Uq4u>q av&og (lies: "Iqmq, Iridis herbae flores H. St.) xai noibg 
l%9vg xai %b iv %o%g %aXiyo%g oiÖtjqov xai 6 aQTta}; 
vwv elg %ä q>Q€txza xadioxiov [Poll. 10.31 Xvxog axevog % 
4* rovg ix7teaov%ag %&v xadwv ix %wv (pQedxiov ävi- 
OTtwv], xal 6 %rjg &vq<xq judvdalog xal dqd%viov u*). xai 
6 elg vwv TeX%Lvo)v [xai] rcorafiog. Dazu kommt Xvxoi 
fiidvdaloi &vqwv (Hes.) und ein küchengerät Xvxog bei PolL 
6, 88 und 10, 88 gleich xQedyQa und aqndyi]. Also dieser 
Teichin heisst Aixog, wie auch das eisen am zügel, der 
brunnenhaken, der thürriegel und die fleischzange. Was liegt 
näher als die annähme, dass auch er wie MvXag seinen namen 
nach so wichtigen erzeugnissen der jungen schmiedekunst er- 
halten habe? Woher jene gerate den namen Xvxog („wolf") 
hatten, geht uns hier nichts an. Darf man vermuten, dass 
vor der erfindung der schmiedekunst, also in der Steinzeit, an 
ihrer stelle teile (die zahne z. b.) des wolfsgerippes verwendet 
wurden ? 8 ) 

Der dritte telchinenname bei Hesych beruht allerdings nur 
auf einer Vermutung von M. Schmidt. Er stellt KÖQv&og elg 
%ig %üv TeX%iviav aus elg %tg %(av %qo%lhav her. Da die ände- 
rung von tqoxiXwv notwendig, TeX%ivwv paläographisch nahe 

5 "" ' 

*) Ueber die construetion der mühlen des altertums vgl. Blümner 
Techn. n. term. I. 27. f ) Hei big Das Homerische epos aus den denk- 
mälern erläutert s. 854 f. giebt abbildungen der xQedyQa, des ntfAnioßoXov, 
welche an eine spinne auffallend erinnern. Sollte das spinnchen so zu 
seinem namen Xvxoe (=* xQtdyQa) gekommen sein? 8 ) Die Litauer 

nennen einen teil des webestuhls tcilks v wolf" Bezzenberger Lit. forsch. 
8. 198. Der name Avxog gab später anlass zur Verknüpfung der Telchinen 
mit Lykien und IdnoXXotv Aixto$\ vgl. Lob eck 1)86. 



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154 W. Prellwitz 

liegend ist, endlich die nennung eines dritten Teichinen, wie 
wir oben sahen, sehr wahrscheinlich, so trage ich kein be- 
denken, die conjectur anzunehmen. Die namenbildung passt 
gut zu den beiden ersten: Koqv&oq wäre der „helmschmied" x ). 

So passen die einzelnamen aufs beste zu der erklärung des 
gesamtnamens , wie ich sie versucht habe. Die TeX%ivag sind 
„kupferschmiede", Mvlag, Avxog und Koqvd-og die Vertreter 
dreier wichtiger zweige des ältesten schmiedehandwerks : des 
mühlenbaues, der hausgeräte - Verfertigung und der waffen- 
schmiedekunst. 

Königsberg i. Pr. W. Pretttcite. 



*Exuvoq — xtjpog, äoL xjj und verwandtes. 

Von dem pronomen bcelvog sagt G. Meyer 8 § 434. s. 397: 
„Ursprung und bildungsweise sind unklar". Hier ein versuch 
zur aufklärung. 

Ionisch-attisch heisst unser pronomen bcelvog und xeivog. 
Doch lehrt die Schreibung voreuklidischer Inschriften mit E, 
dass u hier kein alter diphthong war. Es muss also durch 
ersatzdehnung oder contraction entstanden sein. Beide ge- 
nannten Vorgänge konnten auch dor. xrjvog, xeivog hervor- 
bringen, lesb. xrjvog aber zeigt, dass contraction vorliegt und 
zwar von e — e. 

Da sich ferner nirgends, weder bei Homer noch in irgend 



') Vgl. <fc KoQv&og "lßr\(> xb yivog wv xal 'Hqaxltovg tQu/uevog n^tarog 
xoQv&a xarecrxevaoev , ££ ov xal typ inwvvfiCav Xaßelv (pial to onlop. 
Ptolem. Hephaest. exe. ed. Roulez s. 16 f. 

Die drei Idäen heissen KiXfiig, Japvafjuvevs „gewaltbändiger" „zwinge- 
kraft" und "Axfiw „amboss". Den namen des ersten bin ich sehr ver- 
sucht gleich KoQv&og zu setzen und von idg. *k£hno9 herzuleiten. Auf 
dieses geht nhd. heim, g. hüms, ahd. ags. alts. heim, altn. fy'dlmr zurück, 
aus dem Slavischen entweder altsl. ißmo, altruss. ielom (lit sziahnas) 
oder, wenn diese wörter wirklich mit Schrader für uralte germanische 
entlehnung zu halten sein sollten, asl. calma. Dass dem urvolke eine 
eigne „wenn auch noch so barbarische kopfbedeckung u zugesprochen 
werden muss, giebt auch Schrader zu (s. 824). — Indessen werden 
hier Vermutungen auf Vermutungen gebaut. 



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^Exslvog — xfjvog, äol. xij und verwandtes. 155 

einem dialect, eine offene form erhalten hat, mussj ausgefallen 
sein, nach dessen Schwund am frühesten zusammenziehung der 
vocale eingetreten ist. 

Daher ist als grundform *i-itijevog anzusetzen. Ich habe 
dies bereits De dial. thess. 41 n. gethan, indem ich *i-xeje-vog 
abteilte und osk. e-tanto und lit. szis verglich. Dieses halte ich 
noch für richtig — bis auf den zweiten teilungsstrich. Es muss 
vielmehr *i-x€j'-svog abgeteilt werden: dann erscheint hteivog 
als regelmässige ableitung von exsl durch suffix -evo-. 

Dieses, aus -«*- erweitert, steht im ablaut zu -ijy-, -a>y-, 
-v-. Das suffix -o/v- hat im Griechischen eine weitgehende 
an wendung zur bezeichnung von localitäten gefunden: ilauov 
„Olivenhain 11 , naQd-evciv „jnngfrauengemach", aixvwv „gurken- 
garten" u. v. a. Ueber den ablaut -«y-o : otv vergleiche gr. 
naQd-ivog : 1. virgö (gen. virginis aus -enis) , idg. nom. ghirghö 
(1. virgo), loc. qhrghini (gr. ttaQ&iv-og); Xei(idv : Xifiyv, fo- 
fiivog u. a. m. 

Jenes alte suffix hat das Lettische in der form -ene be- 
wahrt und zwar mit einer weite der an wendung, welche noch 
die des Griechischen übertrifft: z. b. rdwene „morast" von 
rdw(a)s „moorig", smi'Uene, demin. smi'ltenite „gottesacker" 
(eigl. „sandstellchen") von sm?l(k)-t(i)s „sand". Bielenstein 
„Die lettische spräche" handelt darüber I. s. 284 und ich hebe 
folgende stelle heraus: „Besonders beliebt sind die gewisser- 
massen von adverbien abgeleiteten localitätsbezeichnungen auf 
-ene: drene, das draussen, cf. drd, draussen; tdiene, die ferne, cf. 
falsch, fern; .... lkschene, das drin, cf. Vcscha, das innere; prlk- 
schene, das vorn, cf. prikscha, das vordere; .... hur ene, das wo, 
von kur, wo; turene, das dort, von tur, dort; tii-j-ene, das da, 
von te, tu, da; schiijene, das hier, von sehe, schii, hier". 

Diese substantiva auf -ene sind aus *-eniä (masc. en+£o), 
hteivog aus ixel+ev-o entstanden. Jene, substantivierte femi- 
nina, bedeuten den ort: schiijene „das hier", dieses adjeetivisch 
„der hier" oder „der da" d. h. „jener". Man könnte lett. 
8chiijen[ r e~] direct gleich gr. $-']iisiv[-og'] setzen, wenn dem gr. x 
im Lettischen nicht vielmehr $ entspräche. Lett. seh muss aus 
sj (< &/), schii also aus *kjei erklärt werden. Dieses kommt 
von dem stamme ki, kio (lit. szis, szio), der neben ko, ke (dazu 
!-x€t loc.) liegt wie lat. hie neben hoc, quis, rig neben qtiod. 

Dagegen dor. rrjvog (z. b. I. G. A. 345 %ivo = wjvov) aus 



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156 W. Prellwitz 

*%ij-ev-og ist auch dem stamme nach vollständig gleich dem 
lett. Uij-en-e (aus tei-en-ia). Beides sind ableitungen vom idg. 
locativ zu, dessen bildung gr. ei (GIG. 5594 öfters), kret ftel 
(Cauer Del.» 121 C 4 o), corcyr. bnel (CIG. 1844 i 5 ), av-zel, 
xel-ds wiedergeben (G. Meyer* § 352. 8. 341), ebenso lat hv-c 
aus *hei-ce, sie aus sei-ce. 

Die von Bielenstein neben schei genannte form sehe aber 
ist kein locativ, sondern instrumentalis. Ihm entspricht litt. 
8ze und äol. xr) =— ixet Die bildung erscheint im kret. Stvtj 
I. v. Gort. I 49 , lak. nrj-7toxa IAG. 79 6 , got. ße (nhd. da\ 
g. hvS, 8V3 G. Meyer § 388. 

Aeol. xr] wird An. Ox. II, 155, 17 überliefert: zd elg rj 
Xrjyovta im$r)nata /novoavkkaßa dta zov rj yQcupovzac olov 
ixrjj vrj, rj avzi zov tog, o xai daovvezai, xr) dvzi zov ixet, 
TQortfj zr)g ei di<p&6yyov elg rj (cod. rjv) Alohxwg. Das ist 
nun freilich arg entstellt Den anfang stellt Lentz (Uerodian 
I, 492. 11) so her: zd pivvoi zd rj e%ovza /novoovkXaßa, ftr) 
TtQooxei/iivov zov 1 ogvvszai und das scheint mir ganz richtig. 
Dann aber zerreisst er die folgenden beispiele und stellt gar 
zu willkürlich, wie mich dünkt, xrj als xfj zu dem von ihm aus 
Are. 183. 6 hinzugefügten gegensatz . . . zov i rtQooxeijuivov 
TteQionärcu wg xai zo nfj zd €Q(üTt]/ucmxov xal zd xfj dvzi tov 
ixel tQony zijg et diq>&6yyov elg ij uilohxßg u. 8. w. Dies 
scheint mir schon deswegen verfehlt, weil xfj neben e-xel 
schlechterdings unerklärlich ist, xr] aber die beste erklärung 
findet. Ausserdem kann die stelle der An. Ox. ganz verständ- 
lich werden, wenn man nur, wie schon Ähren s that, tjv der 
handschrift in rj ändert. 

Freilich hat auch Ähren 8 und nach ihm Meister xrj ge- 
schrieben (Ahrens I. 90 n. 5), Meister I. 67 n. 3)). Dann aber 
müssen sie, abgesehen von der änderung der überlieferten 
Schreibung, auf jeden sinn der stelle verzichten, welche doch 
über die betonung handelt und /urj, vrj, rj als beispiele neben 
xrj nennt 1 ). 

Die stelle selbst fordert xrj 9 wie die Überlieferung ist, und 

') Was Meister mit der änderang in ij meint, ist mir unverständlich: 
tj {fripis toxi) ist instrumental wie xi}. Vgl. Lehr 8 Quaest. epp. p. 44 f. 
Auch das auf dorischen in Schriften erscheinende n = «/, ei ist instru- 
mentalis, nicht locativus, wie Hoffmann De mixtis graec. 1. dial. p. 48 
meint. Daselbst die belege. 



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Exsivog — xtjvog, äol. x ' und verwandtes. 157 

wohl nur eine nnrichtige ansieht der neueren über den äoli- 
schen accent trieb sie zu der änderung in xrj. Meister (I. 36) 
und vor ihm ähnlich Ahrens (I. 11) übersetzen die regel des 
Gramm. Meermann. 662: nzQiaitiüGiv tog inlnav xa (xovoovX- 
Xaßa ovofiiara. (fc5£, 7Ffrw£, ÖQwxp , XQOvg .... x*j v , Ze%S m 't: 
„Die einsilbigen Wörter (Ahrens: monosyllaba) a) wenn sie 
langen vokal oder diphthong haben, sind perispomena" und 
mussten also xrj schreiben. Allein die Übersetzung ist falsch: 
Die einsilbigen nomina, nicht Wörter, muss es heissen, und 
zu denen gehören doch die eTtifärj/ucna, adverbia, nicht! 

Damit ist bewiesen, dass äol. xt/ seinen accent behalten 
darf und es zeigt, wie ausgezeichnet die beobachtungen der 
alten grammatiker gewesen sind. Denn wir sind hier einmal 
in der glücklichen läge, die mittel zu ihrer controlle in den 
händen zu haben und diese erweisen als den altererbten accent 
für %r\ den acut. Krj nämlich ist, wie gesagt, gleich lit. szk 
Nach dem Leskien'schen gesetz nun (Archiv für slav. philo- 
logie Y, 188 ff.) konnte die lange endsilbe im Litauischen nur 
dann verkürzt werden, wenn sie gestossenen ton trug; szb geht 
also auf 82&, idg. ke zurück. Bezzenberger und Hanssen 
haben bewiesen, dass gestossenem ton im Littauischen der 
griechische acut, geschliffenem ton der circumflex entspricht: 
folglich verlangt lit. sze griech. xj/. Die barytonese der Aeolier 
aber beruht, wie Wheeler Der griech. nominalaccent s. 11. 25 
treffend vermutet hat und ich in einer anzeige dieses buches 
Gott. gel. anz. 1886. s. 75 ff. näher begründet zu haben glaube, 
ganz auf dem dreisilbenaccent und berührt als betonungs- 
prineip die einsilbigen und trochäischen Wörter gar nicht. Die 
nominative Zwg, ÖQioxp u. s. w. sind auf andere weise, viel- 
leicht ebenso wie att. elg, nag zu ihrem circumflex gekommen, 
xi], der aus aller flexion losgelöste instrumental, bewahrte den 
acut 

Dem €, welches in £-xei gegenüber äol. xif, hom. xel&ev, 
xei&i, xeioe erscheint und welches sich dem pronomen xeivog 
beliebig vorsetzen lässt, ist zunächst das e- des osk. e-tanto 
gleich. Vgl. Tab. Bant. V, 5 multo etanto estud » multa 
tanta esto. Weiter aber vergleiche ich ihm das augmentum 
verbi, welches eine ähnliche beweglichkeit besitzt. Diese pro- 
nominale deiktische partikel £ konnte vor das demonstrativ und 
das verb treten, um dem hörer deren beziehung auf ein im 

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158 W. Prellwitz 

räum, der zeit (imperf. aor.) oder der Vorstellung (mod. irreal, 
imp., aor., conditionalis des Altiudiscben) weiter zurückliegendes 
deutlich zu machen. W. Prdlwüz. 



Einige verwandte der Wurzel pä nnd die präposition 
lat. ad, osk. az im Griechischen. 

Die wurzel pä, pä hat bekanntlich eine menge ableitungen 
in den indogermanischen sprachen. Um ihre grundbedeutung 
zu ermitteln, will ich hier zunächst an einige derselben erinnern. 
Ai. pä heisst „schützen, hüten", pä4as „hüter, fürst", nr-pa-s 
„könig", eigl. „männerhirt" ; lat. pa-sco „weide, lasse fressen", 
pascor „weide, fresse", pä-bulum „futter", pa-nis „brot"; böhm. 
pän (lit. pö-nas) „herr", asl. pasq, inf. pa-sti „hüten"; gr. dor. 
Ttäofiai „erwerbe" (lat mihi pa-ro), TtafiTtrjala „besitz", dor. 
rtaSg, hom. 7trj6g „verwandter" (für *pä-86$, nach Fröhde im 
lat. parriclda, päricida), rcawtaf ovyy&veig, olxsloi (Hes.). 
Eine indogermanische ableitung ist pä-ter- : 7tarqQ, ai. pitd, 
paler „vater" u. s. w. 

Danach ergiebt sich mir als grundbedeutung „zu sich 
nehmen", sei es als speise, sei es als besitz oder als haus und 
familienglied. Für die bedeutung „weiden" aus „nehmen" bietet 
gr. vi/*(o } veuofiai eine schlagende analogie. 

Zu dieser wurzel pä stelle ich dya7caw 9 das bei Homer 
gewöhnlich „willkommen heissen" bedeutet, einmal (Od. q> 289) 
„zufrieden sein" übersetzt wird. Ovx ayarcqg 6 Sxrjlog v7teQ- 
(ptaloiot, i*e& y rjfiiv Jalvvocu; „Heissest du es nicht willkom- 
men, dass du ruhig ... speisest?" kann man aber auch hier 
ohne allen zwang übersetzen. Später heisst dyaTcdo) „zufrieden 
sein, loben, lieben" und es wurde das neutestamentliche dyditr\ 
„die liebe" gebildet. Gleich dyandw ist dyarcdtw „begrüssen", 
auch medial, bei Homer fast stets mit x^crtV, (Wfijf, ertsoai 
fieihxloiacv verbunden, und endlich gehört do7id£opai, eben- 
falls „begrüssen", hierher. 

„Jemand begrüssen, willkommen heissen" ist soviel als ihn in 
den schütz seines hauses, den kreis seiner naüvai aufnehmen, 
oder wenn es heute das nicht sein sollte, so war es das in der 
urzeit. Man erinnere sich, wie rechtlos ein fremder („pere- 



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Einige verwandte der wurzel pä u. s. w. 159 

grinus") im altertum war, wie sehr er eines pa-tronus bedurfte. 
Konnte doch idg. *ghosti-s (asl. gosfä, nhd. gast, alat. hostis 
fremdling) im Lateinischen die bedeutung des staatsfeindes an- 
nehmen und als verbannter in die fremde gestossen zu werden 
galt der todesstrafe gleich. Zu diesen Verhältnissen passt dya- 
Ttdto „ich nehme jemanden herzlich (äya- = f*fyct y rpya) auf", 
begrüsse ihn. liya-, tonlose stufe zu n&ya y ist verstärkende 
vorsilbe, wie bekannt. 

Verba auf -a£a> liegen sehr häufig neben denen auf -croi 
(vgl Gurtius Grdz. 6 627) und so auch dyandfya, dorrd&fuai 
neben dyandta. !/ia7tdatog für ao-fid-tiog zeigt noch den 
reinen stamm pä. 

Weiter gehören zu wurzel pä mit beziehung auf den geist 
ifX7tatofxat „kümmere mich um etwas", xareti7cd£a) (Nie.) xara- 
Xafjißavia ich verstehe, „begreife", efinaiog „erfahren, kundig". 
Das letzte hat nicht einen Spiranten eingebüsst, sondern geht 
auf die uncomponierte form *naiog zurück, welches des fol- 
genden accentes wegen das i bewahrte (vgl. Fick B. B. IX. 
317 ff.; verf. G.g.a. 1886. 762; Bezzenberger G.g.a. 1887. 
429; Bechtel Nachr. d. ges. d. wiss. zu Gott. 1888. 407 f.), 
wie GKOiog {oiua, ai. chäyä), doidg (ai. dvayäs-). 

Für ef47taiog und ifindtyftai haben Bezzenberger und 
Fick BB. VL236. 239 abweichende etymologieen, indem sie ersteres 
zu lat. quaero, wurzel qei, letzteres zu ksl. paziti „attendere", 
an. spakr „verständig" stellen. Doch sind beide wohl nicht 
zu trennen und verhalten sich zu einander wie die verba auf 
-ato> zu den daneben liegenden auf -aCjto. 

Eine erklärung verlangt noch der erste teil von do-nd£oficu» 
Ich erkenne darin wie in ifi-7td£ofiai eine präposition und zwar 
die im Griechischen bisher noch gar nicht nachgewiesene ent- 
sprechung zu lat. ad. Ganz genau deckt sich unser da- mit 
osk. az: beide gehen auf ad +8 zurück. Dieses ad ohne 8 er- 
scheint in lat. ad, g. ai, ahd. az, lit. at, sl. ofä. Ueber das «* 
vergleiche z. b. Bechtel B. B. X. 287; verf. G.g.a. 1887. 440 f. 

Noch in einem andern worte kann ich unsere neu ent- 
deckte präposition nachweisen. "Aoßoh>g tj (Ar. Th. 254) oder 
6 (Hippon. 110), später daßokt] „der russ" deute ich als „an- 
warf", „angeworfenes". „Anwurf l ist der sich ansetzende russ; 
vgl. lit. s&'dzei „der russ", apsüdinti „mit russ besudeln", von 
sSstu Wegen der form entstehen keinerlei Schwierigkeiten , vgl. 



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160 W. Prellwitz Einige verwandte der wurzel pä u. 8. w. 

z. b. exßoXog „ausgeworfen"; der Wechsel des geschlechts deutet 
auf ursprünglich adjectivische geltung. 

Bisher hat man aaßoXog „russ" zu xpoXog „qualm" gestellt 
J. Schmidt sah (K. Z. XXII. 314) a-oßoXog für ii-ofoXog als 
mittelform zwischen xpoXog „qualm", q>ix}iaXog „rauch, qualm" 
und unseren nhd. „schwelen, schwül" an, was Gurtius Grdz. 6 
699 billigte. Bei dem fortschritt, den die Wissenschaft seitdem 
gemacht, ist es nicht mehr nötig, diese annähme ausführlich 
zu widerlegen. Uebergang von sv, af zu xp oder aß darf in 
keinem falle angenommen werden und zwischen xp und aß giebt 
es nur eine brücke: ßo. Ausserdem ist xpoXog jetzt bereits 
richtig zu squalor gestellt worden : sq wurde vor o lautgesetzlich 
an und dies zu xp umgestellt (vgl. aniXtov % xpeXiov Curtius 
Grdz. 6 699); zwischen sq und aß aber giebt es keine Vermittlung. 

Meine oben gegebene deutung glaube ich direct beweisen 
zu können. Hesych hat die glosse doßoX&iv fiiya, ixprjXov, 
fxeXav. Zu ihr bemerkt M. Schmidt „doßoXtj&iv Phavorin 
293. 47. Toup. Em. III, p. 263. daßoXoev Albertus, utrumque 
recte". Dass die form verdorben ist, glaube ich auch, doch 
ist nur die erste, von Jo. Toupius vorgeschlagene Verbesserung 
annehmbar. Phavorinus bietet s. 293 z. 45 (ed. Basel 1538): 
daßoXrj fj aaig b' iaxi ^vttov ßdXXovaa xard oxpewg, xai oonoia 
xeoaaßoXa naoä nXowdo%ü) xal exiooig xd dtSQd[iova 9 daßoXrj 
yaq pr) Xeye, dXXä aaßoXog. *!Aoßt)voi oovi&eg (auch bei Hes.). 
IdaßoXrj&iv piya, vxprjXoy piXav. 'LloßoXog xal ai&aXog ol 
doxtfi(axaxa y ovx daßoXrj ovdi ald-dXtj. Hier haben wir die 
unversehrte glosse, interessant ist ausserdem die etymologie 
qoiv — (>v7Xov — ßdXXovaa: ao-ßoXog. 

^aßoXri&iv — *doßoX4a> kommt von aaßoXog „anwurf 4 . 
Die erklärung ftiXav will sagen „berusst", die anderen vxprjXw 
und piya gehen auf die grundbedeutung zurück („adjectum, 
auctum, durch anwurf vergrössert") und zeigen deutlich die 
entstehung aus da- = ad und ßdXXto jacio. 

Der einwand, dass sonst eine präposition dg im Griechi- 
schen nicht belegt sei, wäre verfehlt So manche alte präpo- 
sition hat sich in ganz seltenen spuren erhalten (vgl. verf. 
a. a. o.), wie z. b. kypr. v — ai. ud sich in der Überlieferung 
nur in vo-nXrj}; (yaxBoog = ai. tittara) nachweisen lässt (Gur- 
tius Grdz.* 228.) W. Prdlwitz. 



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161 



Adolf Fritsoh, Zum vokalismus des herodotischen 
dialekts. Programm der gelehrtenschule des Johanneums. 
Hamburg 1888. 47 s. 4. 

Die letzten fünfzehn jähre sind durch eine ziemlich rege Wirksamkeit 
auf dem gebiete der entstehungsgeschichte und handschriftlichen Über- 
lieferung des herodotischen geschiohtswerkes ausgezeichnet. Die Unter- 
suchungen von A. Kirchhoff Ueber die entsteh ungszeit des herodotischen 
geschieht s werkee (zum ersten mal in den Abhandl. der Berliner akad. d. 
wies. 1868, 1871, Monatsber. 1878, in einer 2. aufl. 1878), Ueber ein selbst- 
citat Herodots (Sitzungsber. der kön. pr. akad. d. wiss. 1885, 801 ff.) 
riefen eine ganze reihe von zum theil ablehnenden arbeiten hervor, be- 
sonders von Th. Gomperz (Herodot. Studien I, SitzungBber. der phil.- 
hist. classe der kais. akad. d. wiss. CHI, 171 ff., II, ib. 521 ff.). Auf 
dem gebiete der handschriftlichen Überlieferung sind mehrere ansichten 
über den wert der verschiedenen handschriften und handschriftsgrappen 
zur spräche gekommen z. b. von Abi cht und Stein, besonders von dem 
letzteren in seinen bekannten editionen 1869 — 71 und 1884 (vgl. Bursian- 
Müllers Jahresber. jahrg. X b. 80 s. 186 ff.; jahrg. XIII b. 42 s. 181 ff.), 
von Cobet (Var. lect.* 406; Mnemosyne n. s. X, 400 ff., XI, 69 ff., 
122 ff., 262 ff., XII, 79 ff. 129 ff., 246 ff., 378 ff.), welchem sich 
Gomperz in den erwähnten arbeiten in der hauptsache angeschlossen 
hat, von Herwerden (Comment. crit. in Herodoti libros I et II Traj. 
ad. Rh. 1883; Mnemosyne XII, 405 ff., XIII, 15 ff., 135 ff., 405 ff.; und in 
seiner edition Traj. ad Rh. 1884) und von Kallenberg (Comment 
critica in Herod. Progr. des Friedr.-Werder'schen gymn. in Berl. 1884; 
jahresber. des phil. Vereins [in Zs. f. gymn.-wes.] VII, 29 ff. , IX, 1 ff., 
X, 43 ff., XII, 294 ff., XIV, 192 ff.; jahresber. über Herod. in Philologus 
b. 44, 1885, p.717 ff., b. 46, 1888, p.705 ff.; in der 2. aufl. von Dietsch's 
ausgäbe Leipz. 1884—85); vgl. beitrage von M advig in Adv. I, III, 
Naber in Mnemosyne XIII, 55 ff. u. s. w. Mehrere abhandlungen über 
Herodots Sprachgebrauch und syntaktische eigentüm Henkelten haben 
die kenntnis über Herodot erheblich erweitert (über die gesammte auf 
Her. bezügliche litteratur der zwei letzten decennien s. Stein in Bur- 
sian-Müller's Jahresber. jahrg. II— III, b. 8, s. 721 ff., jahrg. V, b. 9, 
s. 326 ff., jahrg. VI, b. 18, s. 177 ff., jahrg. VII, b. 17, s. 87 ff., jahrg. 
IX, b. 26, s. 96 ff., jahrg. X, b. 30, s. 106 ff., jahrg. XII, b. 42, s. 127 ff.; 
sowie die schon genannten jahresber. von Kallenberg im Philol. und 
in Zeitschr. f. d. gymn.-wes. XXXI [1877] jb. III, 386 ff., XXXII [1878] 
IV, 171 ff., XXXIV [1880] VI, 86 ff., XXXV [1881] VII, 284 ff. und oben 
gen. jber.). 

Aber trotzdem ist der gewinn in bezug auf die feststellung der 
spräche und ihrer dialektischen Stellung ein sehr kleiner. Die gramma- 
tischen arbeiten von Struve, Lhardy, Dindorf, Krüger und be- 
sonders von Bredow (Quaestionum criticarum de dialecto herodotea 
Bdtrlge z. knndo d. indg. sprachen. XV. 11 

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162 Karl Ferdinand Johansson 

libri IV) sind natürlich immer bei forschungen über den dialekt Herodots 
zu berücksichtigen; sie können jedoch bei dem jetzigen stand der Sprach- 
forschung keineswegs befriedigen. Wohl sind auch einige andre beach- 
tenswerte einzeluntersuch ungen über die herodoteische laut- and formen- 
lehre erschienen, z. b. AI. L. Spreer De verbis contractis ap. Her. 
Stettin, progr. 1874 und besonders R. Merzdorf Qaaestiones grammaticae 
de vocalium in dialecto herodotea concnrsn modo admisso modo evitato 
G. St. VIII, 126 ff.; Vokal Verkürzung vor vokalen und quantitative meta- 
thesis im Ionischen C. St. IX, 201 ff. Aber auch Merzdorf läset sich 
unter ablehnung der benutzung der inschriften bei statuierung von hero- 
doteischen formen von den handschriften leiten, „und zwar so, dass er 
die richtigkeit oder Unrichtigkeit einer form je nach der majoritat ihres 
Vorkommens in den handschriften entscheidet". Gegen diese methode 
nun hat der verf. der vorliegenden abhandlung sowohl früher in Fleck- 
eisen's Jahrb. 1876, s. 108 ff. als in der einleitung dieser arbeit entschie- 
denen Widerspruch erhoben — in der hauptsache gewiss mit vollem 
recht. Selbst hatte ich in meiner abhandlung De derivat. vb. contr. 
gelegenheit in dem umfang, den ich da angemessen fand, auf den herod. 
dialekt zu kommen und glaubte wenigstens in bezug auf zusammen- 
stosBende vokale, deren erster kurz war, mich in der hauptsache an 
Merzdorf anschliessen zu müssen, p. 62 f. In bezug aber auf die all- 
gemeine erklärung und behandlung der verba contr. sah ich mich schon 
damals veranlasst Merzdorfs Untersuchungen zu widersprechen, p. 142 ff., 
153 ff. 

Der verf. der vorliegenden abhandlung, der schon in seiner G. St. 
VI, 87 ff. veröffentlichten abh. De vocalium graecarum hyphaeresi (p. 93, 
95, 113, 125 ff.) wie auch in seiner schon genannten anzeige von Merz- 
dorfs erster abhandlung in Fleckeisen's Jahrb. gelegenheit hatte die 
spräche Herodots ein wenig zu berühren, hat sich diesem Schriftsteller 
nun besonders zugewandt und eine Untersuchung gemacht, die ich nicht 
anstehe als eine sorgfältige und die forschung sehr fordernde zn be- 
zeichnen. 

Ich werde im folgenden die wichtigsten punkte erwähnen, worin ich 
dem verf. recht geben zu können mich freue, wie auch die einzelnen be- 
hauptungen, denen ich widersprechen zu müssen glaube. 

Der verf. behauptet mit entsohiedenheit , dass mit ausschliesslicher 
bezugnahme auf die handschriften sichere auskunft über Herodots spräche 
weder gewonnen noch zu gewinnen sei. Die handschriften müssten ihre 
jetzige gestalt erst nach vielen änderungen und Umgestaltungen des 
ursprünglichen textes bekommen haben, und zwar seien diese Umgestal- 
tungen auf einen „einschneidenden und verderblichen fAnaxttqatnjiQitSfio^ 
zurückzuführen (vgl. v. Wilamowitz-Möllendorff Hom. unters. 315). 
Dieser [itraxttQaxTriQtopoQ sei so vor sich gegangen, dass die Alexandriner, 
denen die spräche deB Herodot als kaum verschieden von der des Homer 
galt, eine menge diesem gehöriger formen in jenen einführten, wodurch 
sich allmählich ein wesentlich unursprünglicher text eingebürgert habe. 
Die gruppen eo, eo>, eov z. b. waren unkontrahiert sowohl bei Homer als 



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Anzeige. 163 

bei Herodot. Folge davon sei gewesen, dass man analogice nach Hom. 
yrse, anovita&cu, Soxiu u. s. w. (vgl. Fick BB. XI, 260 f.) derartige 
formen auch bei Herodot einführte. Zudem wurden auch dialektische 
formen durch attische ersetzt. 

Die einzig sichere grundlage für eine Wiederherstellung des herod. 
textes findet der verf. in der benutzung der inschriften und behauptet 
dies energisch gegen die von Stein zuletzt in Bursian-Mülier's Jahresb. 
jahrg. XIII, b. 42, s. 182 f. dagegen erhobenen einwände. Und man kann 
nicht umhin, scheint mir, dieser ansieht beizutreten. Er sucht sodann 
in einzelnen punkten z. b. in bezug auf kontraktionen von gleich- 
artigen vokalen, psilosis, v t<f sIxvötixov nachzuweisen, dass 
die formen der inschriften sowohl mit den a priori als richtig anzuneh- 
menden und übrigens durch die handschriften am besten bezeugten 
herod. formen völlig übereinstimmen, als auch in bezug auf Unrichtig- 
keiten und inkonsequenzen bei dem geltenden herodotischen texte die 
Vorbilder sein müssen, nach denen jene zu heben seien. Und wo die 
inschriften keinen aufschluss geben können, habe man als zweite quelle 
bei feststellung des herod. textes die jonischen dichter zu rathe zu 
ziehen. 

Ich bin nun auch der ansieht, dass sowohl die inschriften als die 
jonischen dichter für die Herstellung des herod. textes herangezogen 
werden müssen. Wenigstens haben solche formen keine berechtigung im 
texte zu verbleiben, die nicht nur gegen die sprachliche probabilität, 
sondern auch gegen inBchriftlich bezeugte formen streiten, auch wenn 
die handschriften einstimmig sind. Und es ist wirklich zu verwundern, 
dass man von diesem auskunftsraittel nicht mehr gebrauch gemacht hat 1 ). 
Der grund ist wol z. t. in dem umstände zu suchen, dass es bei Herodot 
eine beträchtliche anzahl von erscheinungen giebt, die man schwerlich 
— weil man keine muster, keinen grund zu spüren im stand ist — als 
Produkte von gekünstelten textänderungen ansehen darf, für welche aber 
man sich in den inschriften vergebens um eine entscheidung umsieht. 
Da nun die handschriften, die viele durch die inschriften als echt gewähr- 
leistete züge sehr treu bewahrt haben, erscheinungen zeigen, die freilich * 
nicht inschriftlich bezeugt sind, an deren richtigkeit man aber keines- 
wegs zweifeln kann (z. b. st. xo- statt aro-), so hat man sich ganz natür- 
lich gescheut, andre obwohl weniger echt aussehende züge zu entfernen. 
Auch die Untersuchung des Verfassers zeigt doch, dass die handschriften 
im allgemeinen das richtige an die hand geben können. Warum sollten 
sie es nicht tun auch in den fallen, wo uns die inschriftliche kontrolle 
nicht zu geböte steht? 

Aber auch wo keine andren Zeugnisse zur hand sind, hat man doch 
recht, die handschriftliche Überlieferung da zu bezweifeln und zu bean- 
standen, wo sie sich in streit mit der historischen entwickelung über- 
haupt sowohl des jonischen als andrer dialekte zeigt. In solchen fallen 

s ) Fick BB. XI, 245 ff., 258 ff. erklärt ganz natürlich formen wie 
Soxtti, Soxfy, öoxitiv für unmöglich. 

11* 



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164 Karl Ferdinand Johansson 

maße die entscheidung , wenn überhaupt möglich, durch eine ziemlich 
komplizierte erwägung der handschriftlichen Überlieferungen und der 
sprachgeschichtlichen tatflachen im allgemeinen getroffen werden. Es 
mag gestattet sein — ehe ich auf die eigentliche Untersuchung des Ver- 
fassers näher eingehe — hier einen punkt etwas ausführlicher zu behandeln. 



Ich werde hier die frage über die behandlung der verba contraria, 
welche einen stamm auf langem vokal (ä, e, o) voraussetzen , von neuem 
ein wenig beleuchten. Es berührt sich dies z. t. mit einigen ausfuh- 
rungen, die ich schon' in meiner abhandlung De deriv. vb. contra et is 
p. 60 ff., 139 ff. gemacht habe. Etwa gleichzeitig erschien eine von 
andren gesichtspunkten aus gehaltene Untersuchung von v. d. Pfordten 
Zur gesch. der gr. denom. Leipz. 1886, und später als die genannten 
arbeiten die dissertation von Mekler Beitrage z. bild. des gr. verb., 
dessen abschnitt I über verba contr. mit langem Stammvokal handelt. 
Ich beschranke mich hier auf die erörterung dieser verba im Alt- und 
Mittel- jonischen , um davon aus möglicherweise einige gesichtspunkte für 
den herodotischen text zu gewinnen. 

Von etwa massgebenden inschriftsformen sind so wenige bezeugt, 
dass sie fast keinen aufschluss geben über die frage, wie diese verba 
mittel- (und neu-) jonisch gelautet haben, somit keine muster abgeben 
können, nach denen vermutete Unrichtigkeiten aus dem herodotischen 
texte entfernt werden könnten. Wir sind also in dieser hinsieht auf 
theoretische erwägungen über die entstehung und geschiente dieser verba 
beschrankt. Danach würde es sich auch ergeben, ob und in wie weit 
die handschriften und die auf diesen fussende methodische textkritik 
wenigstens in diesem punkt massgebend sein können. 

Es darf wohl als ausgemacht gelten, dass es im Idg. „primäre" und 
„sekundäre" verba gab, die sowohl kurze als lange vokale vor dem präs.-suff. 
hatten, sonach -ä-*ö .• -d-jjo, -e-jö : -V-iö (~9-jö) y -ö-jo .• -o-tö (-9-0). Ich habe 
, auch zu zeigen gesucht, dass der Wechsel zwischen den langen und kurzen 
vokalen aus einem einheitlichen idg. paradigma herzuleiten sei, in welchem 
der bewegliche accent gewirkt habe, so dass in gewissen formen z. b. 
-ö'-jp, -*'& -o'-jß, in andern etwa -£-j$ -*■#- (~ 9 -ie-)i -^*jj^- (~ 9 "i&~) laut- 
gesetzlich waren. Sonach entstandeu im Gr. ursprüngliche paradigmata 

wie -«-(*> — -«-CO«-; -*-Gö« - -«-Ute- [-«-(i)H> -«-OD« — Hö* 

[-«-(*)*-]. Diese paradigmata sind ganz natürlich in je zwei verallge- 
meinert worden, so daBS -«-( i)ta «-(*)*- und -a-(j»)w «-(jÖ € i -^-(jÖ * 

— -iHt> und -Mi)» «-(i)«- HMi)« «-(jöH» -»-Q> — »-(*>- 

und -o-(xJ(o — -o-(jfl*- [-«-(jÖ w — -«-(*)*-] entstanden. Nun war doch 
durch das überwiegen der formen des ursprünglichen paradigmas, in 
welchen die kurzen vokale heimisch waren, die ausgleichung in die 
richtung gegangen, dass sich nur eine minderzahl von verba auf -ä-(*)a>> 
-1 HjÖ w » -»-(*)» behaupteten, während sich die grosse masse zu einem 
typus -«-(jö», -M*)»> -°-(i) w vereinigte. Mit den so entstandenen verbis 



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Anzeige. 165 

auf -«-<i)w [und -#-(i)a>] vereinigten «ich auch andre sowohl ursprüngliche 
als später entstandene verba auf -*-(*)« [und -o-(j()ai] 1 ). 

Ich verzeichne zuerst die verba mit langem Stammvokal, die bei 
Homer vorkommen, ohne dass ich damit etwas über den ursprünglichen 
dialekt Homers gesagt haben will (im allgemeinen vgl. Verf. De deriv. 
vb. contr. 139 ff., Bechtel Gott, nachr. 1886, 375 ff., Mekler p. 14 ff.). 

Verba auf -fiw sind bei Homer durch folgende formen und kate- 
gorieen repräsentiert — wobei ich die mechanisch zerdehnten formen 
folgerichtig in die vorauszusetzenden ursprünglichen umsetze — : Sgaot-fii, 
(ÖQoioipi) o 317, naqaSqaatai (-öqühoöi) o 327, vnoÖQä'axn (-Sgaioai) o 333; 
fjiväofiivtp (pvw>(i4vtp) $ 106, lAväopivto (pvoopfru) o 400, fivaovxo (pvto- 
ovro) X 287. B 686. A 71. II 697. 771, pvattu (fivatf) n 431, vntpva- 
täte (-praeter te) x 38, (iväw&ai (jivaaoöai) a 89; Sityawv X 584; äva- 
fiaifAau Y 490, pttifiawti (fiaifitooiHti) N 75, pcu/uawv (paifitmv) O 742, 
fiaifxä'ovaa (pai(iwoo«) E 661. O 542 (neq*-) fi 95; juvoivä'to (pevoivwo) 
iV79, [AtvoivaH (pivotvatu) T 164, (jitvoivayai oder ptvoivriyai, O 82; 
nttvawv r 25, nnvaovre IT 758, neivä'ovra 2 162, (7iuvrjfievai v 137); 
W&'so&t ijyaao&e) e 122; nßaotfit(riß(ootfxt) H 157. A 670. W 629. 1468. 
503, qßäovra (rjßtoovra) I 446, rjßä'ovrts (rjßtoovres) Ä 604. * 6, rjßaovaa 
(ijßwoaa) c 69, vgl. rjßä'oi (rjßoboi) Hes. Op. 698. In allen den eben ge- 
nannten fallen wäre es freilich — was auch geschehen ist — möglich, 
metrische dehnung anzunehmen, weil Bie sich sonst nicht dem verse fugen 
könnten. Dieser ausweg ist jedoch wenigstens in bezug auf öttfiaiw und 
nuvauv wenig annehmbar, weil diese verba auch sonst überall im Jon. 
und Att. den stamm nswr\- t öixprj- zeigen, und man kaum glauben 
kann, dass sich hier poetische formen eingebürgert haben. Noch minder 
liegt ein anlass vor, in den folgenden v erben metrische dehnung anzu- 
nehmen, weil sie ja ohnedies sich dem vers ganz fügen können: äfüi'civ 
Hes. Op. 892; ytXä'ovreg (yeXatovrts , was doch richtig sein kann, von 
♦yfAw-jjw) a 111, vgl. v 890, yiXäov (ytXoüov, ytX<a<av, vielleicht yiXmov) 
v 347. Ueber die bei Hom. begegnenden mittel- und neu-jonischen formen 
s. unten*). 

Verba auf -i^w bei Homer: d-rjo&ai (falls es * d-ti-jt-a&cu und nicht 
schlechthin &tj-o&ai ist) cf 88; XQ^ (X9 i£wv ) * 79 v S l - n - n - H> 21S (da- 
gegen 75. 115 xQtw zu lesen); oxvrfcj (öxve(oj) E 255; vfivr^ovaat (vfjLV&t- 



*) Sogen, ursprüngliche verba auf -€-(»)a> können durch Verallgemei- 
nerung der starken form eines ursprünglichen paradigmas -£*d .• -jÄ- (vgl. 
-6-jö .' -#-) entstanden sein. Dies urspr. paradigroa wird durch xeXa&ia} 
einerseits : äyytXXu anderseits reprasentirt. Es giebt auch ein vb., das 
dies Verhältnis deutlich beleuchtet, nämlich atyto. Dies ist entstanden 
durch kontamination der beiden ursprünglichen formen des paradigmas, 
einerseits *aQi-($m .• anderseits *«?-#- > *«fp-£- (*«??«), d. h. zwei Para- 
digmata *ttQfa und *cttQQ), woraus atyto kontaminiert ist (s. ver£ De 
der. vb. contr. p. 18 n., 185, 193 f. ; add. ad 136). *) Ich brauche hier 
nicht die formen wie awavrrJTTiv n 333, nQooavärJTriv A 396. X 90, 
övXrpyp N 202, woaqTTjv M 266, ä(njf*€vcu x 322, yorjfievM 8 502, neivy- 
ptvai v 187, Svrjfievoe ß 38 näher zu discutieren, s. verf. De deriv. vb. 
contr. 166 ff. 



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166 Karl Ferdinand Johansson 

ovacu) Hes. Op. 2; otxycw (olxtfwr) Hes. Theog. 330, wie auch fiaxno- 
ptvog (fiaxtiofjievos) ^ 471 und vielleicht auch anderes (verf. De deriv. 
vb. contr. 153 1 )) können freilich durch annähme von ictusverschärfung 
erklärt werden, ich zweifle aber, ob man dazu genügenden grund hat; 
wenigstens darf wohl XQV tav a ^ 8 sicher gelten. Ist teUfa (z. b. A 5) 
nicht aus *TeUa«o zu erklären — was freilich sehr möglich ist — so 
braucht es doch keineswegs durch ictusverschärfung entstanden Bein, 
sondern kann für reAijai stehn (s. B echte 1 Gott, nachr. 1886, 375 f., vgl. 
Smyth Diphtb. EI 70; s. verf. De deriv. vb. contr. 152 f. und die das. 
cit. üt.)*). Ueber neujon. formen s. unten. 

Verba auf -ww bei Homer: nXt&ouv e 240, nXßov 4» 302. h. h. 
XXI, 7; von fax» z. b. £w€t ß 182. -2 61, ttfciv 6 540, fworros (so zu lesen 
auch A 88, s.Fick IL XVIII, 76), Uwtv Hes. Op. 113. 183; Quoptu z. b. 
$(jjovto 2 411, iqqtüovro tf' 367; ^ft5o/ua* z. b. x** !**' 1 ' * ß 80> möglicher- 
weise ffcuo» z. b. aaovreg i 430 (wo vielleicht besser aaoovrsg); vnvtoovrag 
€ 48. w 4. Ä 344 ; ISqtowva Z 872, l&Qtoovrag 9 543. S 39, lÖQ<oovatu A 119 
(so auch A 598 zu lesen statt tÖQwacu, vgl. Fick II. 82); vielleicht auch 
ysXtoovrig s. oben 8 ), inixvQTiaovre lies. Asp. 234. 

Obwohl die homerischen gedichte der hauptmasse nach nicht im 
jonischen dialekte abgefasst worden sein können, so habe ich doch meiner 
besprechung der langvokalischen abgeleiteten verba im Jonischen die 
homerischen formen vorausschicken wollen. Die entsprechenden alt- 
jonischen formen können indessen kaum anders gelautet haben, natür- 
licherweise mit ausnähme der verba auf -äo>, die im Altjonischen sehr 
wahrscheinlich als verba auf -ijoi erschienen. Dies erhellt aus den un- 
zweifelhaft jonischen formen bei Homer (s. G. Meyer Gr.* § 133. 136. 
138 u. s. w., Wackernagel KZ. XXVII, 262 ff. u. a.). Auch bei den 
ältesten jonischen dichtem finden sich noch formen ohne quantitätsver- 
setzung. Ich werde einige beispiele erwähnen. So von (« > rj) ij + U*> *i) 
3 + vok. : Xrjov Hippon. 88 (wonach Fick BB. XI, 249 f. 267 Xagüric 
Archil. 79, 'IoXyog ib. 119 herstellen will, wie auch Xyioi Kallin. 1, 18, 
Xt]oi(ft Xenophan. 2, 15, Xrjovg Tyrt. 12, 24), nauqova Archil. 76 4 ), vr^og 
Archil. 4, 1, noQrjOQog Archil. 56, 5, 'Htog Mimnerm. 12, 3. 10 (urgr. 
*äftös verf. KZ. XXX, 422 n. 2), rjtXtog nur in der altertümlichen elegie 
z. b. Mimnerm. 14, 11 (Fick BB. XI, 266), rifirjev Kallin. 1, 6, T*/4ij«nr« 
Mimnerm. 6, 5, rififarrog ib. 12, 7, x anr l£ a{f W Phokyl. 3, 8, «fijVdri/ra 
Kallin. 1, 14 5 ), 6tfi£ Archil. 82, 1, B^ixitig Anakr. 96, Bqrfxwv Tyrt. 



x ) Wozu vielleicht nach Kretschmer KZ. XXIX, 417 xqtjw, xgn- 
ovaa (statt xQttov, xqtlovaa\ vgl. indessen Bechtel Gott, nachr. 1888, 
406 ff.). *) In bezug auf äntürptip X 313, ofiaQ^Tipf N 584, {öoQnyTrjv 
o 301), xaXrtfxtvcu K 125, nevdyfAevtu a 174. r 120, iftAyficvai X 265, 
(fOQWevtu O 310. P 224, (fOQrjvcu B 107. H 149, äXir^uevog S 807 (tXri&i 
y 380. n 184 vgl. h. h. XXIII. 4), o^cu | 343 vgl. verf. De deriv. 
vb. contr. 166 ff. •) Ueber adto v 230. q 595, n 368 imp., 

* 238 impf, aQtjfiivat Hes. Op. 22 (wo Fick Od. 21, Hes. 44 aqofifisvtu 
liest) äolisch flectiert, vgl. die vorige note. 4 ) Hiernach will Fick 
BB. XI, 267 üoatidrivpog Archil. 10, 1 lesen, vgl. Archil. 114. 5 ) StyVP 



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Anzeige. 167 

12, 4 (fär Gqvx'iv, S^uciri Anakr. 49. 75, 1 fordert Fiok BB. XI, 267 
9q(ixCijv, &(xix(ti), noaidriiwv Anakr. 6, 1. Von i; + (j, *,) f* + vok. : 
(povrjtg Archil. 59, 'Hatovrjcts Kallin. 5, ßaaiXrfi Tyrt. 5, 1, ßaotirjag ib. 
4, 3, vgl. auch IlQiti(v)if£ (Bechtel Inschr. 212, b. Fritsch 8. 29), "Apios 
Tyrt. 11, 7 (Archil. 48 schreibt Fick ^?qo), NuXri'Cov Mimnerm. 9, 1, 
rgoniftov (xqonr{iov) Hippon. 57. Von o» -f (j, *,) u + vok. : üeov (utov) 
Semon. 11, faiftw Semon. 13, 2, Xtittov Semon. 7, 30, &(orf Archil. 109 
(aber <pahöag Hippon. 59, 2), C<oos Tyrt. 10, SO, aber £ow (fdoi/) Archil. 63. 
Nehme ich noXrios Hippon. 47, 1, n6Xr\C Tyrt. 12, 15 und möglicherweise 
r{ia Semon. 32 aas, so erhalten nur solche Wörter den ersten vokal lang, 
in welchen nach diesem ursprünglich ein ß stand. Und auch diese, 
scheint es, nur als altertümlichkeit. Tatsächlich ist die behandlung auch 
bei den ältesten jonischen lyrikern im ganzen eine andre, nämlich die 
Verkürzung des ersten vokale mit oder ohne quantitätsversetzung (im 
allgemeinen vgl. hierüber G. Meyer Gr.* § 133 u. s. w.; Brugmann 
Gr. gr. § 19 und das. citierte litteratur). 

Bekanntlich behauptet Merz dorf C. St. IX, 226 ff. — und Wacker- 
nag el KZ. XXVII, 262 ff. stimmt ihm bei, vgl. auch J. Schmidt ib. 
297 — dass 170 = ao zu et» wurde, urgr. yo aber zu $0 ward. Diese 
ansieht ist wohl jetzt von den meisten forschem aufgegeben (s. z. b. 
Osthoff Phil, rundsch. I, 933; Brugmann Gr. gr. § 19; Bechtel 
BB. X, 280 f., Gott nachr. 1886. s. 878, Thas. inschr. s. 12, Jon. inschr. 
s. 69. 107. 109. 126; verf. De deriv. vb. contr. 153 f.). Und dies gewiss 
mit recht. Denn einerseits beweisen die jonischen gen. auf -cv von 
masculina der a-deklination , dass -ä(ß)o auch zu -to ward, anderseits 
ergiebt sich aus "Aqcu Archil. 48, feptfu GIG. 2058, 22. 23. 59 (Bechtel 
n. 128, vgl. Dittenberger Syll. 248; G. Meyer Gr.* § 328), dass 
•ri(/)o auch zu -*w werden konnte, vgl. auch noXt&g (Bechtel n. 174) 
aus noXr^og (Hom. noXrjog, noXtfi, noXrjts, noXrjag, s. auch Theogn. 767; 
[noXria] Hes. Scut. 105; Hes. fr. 46, 3; Hippon. 47, 1, vgl. Bechtel Jon. 
inschr. zu 32; Tyrt. 12, 15; Älo. 23 8. Meister I, 155 f., inschriftlich 
Epidaur. Baunack Stud. n. 84 [s. 147], 14. [s. 159], 71. Argol. GIG. 
1167, 8; noXrjag Abdera Bechtel n. 162; über die erklärung vgl. 
Wackernagel KZ. XX Vü, 266 ganz unwahrscheinlich; weiterhin Joh. 
Schmidt ib. 293 ff.; verf. De deriv. vb. contr. 154. 216; G. Meyer 
Gr. 4 § 340. 848. 331. 360; Bechtel Ion. inschr. 107. 126 u. a.) und 
XPV V > X9*l a $ ai unten. Tatsächlich giebt es keinen unterschied in der 
behandlung von ao und 170; beide können -co und eo> werden, nur ist zu 
entscheiden, wo das eine oder andre gesetzmässig erscheinen soll: vgl. 
unten. 

Eine andre Vorfrage muss auch berührt werden. Wackernagel 
(KZ. XXVII, 266) behauptet, dass (vokalverkürzung und) quantitätsver- 
setzung im Attischen nur dann eintritt, wenn zwischen et, 17 und dem 
folgenden vokal ein ß statt fand. Dass diese ansieht unrichtig ist, kann 

Mimnerm. 14, 9. — Vgl. übrigens Äijfy Bachyl. 48, Kffi'a Timokr. 10, 
«fyity Tyrt. 11, 18, «Jijior ib. 80, aber 6%wv ib. 12, 12. 



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168 Karl Ferdinand Johansson 

von vornherein als wahrscheinlich gelten. Und falle wie x<P»f**vos aas 
*XQ6(ü/xtvos < *xQiop€vog < *x(»li6pevos oder £afrro? <*C«5iorrof durch 
*t£onTog sind beweisend. Ich zweifle auch sehr, ob z. b. arioQ aus 
*stä%ar herzuleiten ist. Wahrscheinlich beruht es auf *OTrjjaQ (Da- 
niel sson Gramm, anm. I, 17; Grammatische und etymol. Studien 52; 
Schulze KZ. XXVII, 427). Für die formen von yn ist wenigstens *gava~ 
nicht zu grund zu legen; ein paradigma *yä'i«, gen. *yct*jj«'ff hat gewiss 
einst bestsnden. Att. XQ* * ist nicht unbedingt aus *khreftoa herzuleiten; 
ebensowohl ist *khre-i-os anzunehmen, wozu ablaut ^f^a-*-<y- in jfpatoyilo». 
Jedenfalls lässt sich diese behauptung nicht auf das Jonische übertragen, 
wie Wackernagel selbst zugiebt. Wir werden nun sehen, wie die 
vokalverbindungen mit erstem langen vokal im Neujon. behandelt worden 
sind (vgl. ausser den genannten orten vor allem Fick BB. VII, 146 f.; 
Od. 16 f., 302 zu « 185; 305 zu oi 343; BB. IX, 317; II. XXXV, 225 zu 
A 808; BB. Xu, 7; Hes. 9; BB. XI, 265 ff). Es scheint mir glaublich, 
dass nach reduktion der spiranien j, s, u die langen vokale %> y, at 
im Jon. -Att. verkürzt worden sind. Die Schreibung ij statt e auf der 
alten naxischen inschrift Bechtel n. 23 drückt wohl nur die noch offene 
qualitat des ff-lautes aus, Dittenberger Hermes XV, 229; Blass* 24 f. 
Aus %, n + o-, a-, e- *) vok. entstand sonach e + o-, a-, e-vok. , aus w + 
0-, a-, c-vok. o 4- 0-, «-, c-vok. War dann der folgende vokal kurz , so 
wurde er gedehnt, d. h. die genannten Verbindungen wurden zunächst 
€o>, ea, €tj, oto, o«, 017. Es ist wohl nicht zu bestimmen, welche quantität 
die langen vokale dieser Verbindungen hatten. Wahrscheinlich waren 
sie nimmer völlig zweimorig, die kurzen auch nicht bloss einmorig. Die 
Verbindungen waren wohl ursprünglich dreimorige Verbindungen, deren 
letzter teil im allgemeinen ein quantitätsübergewicht über den ersten 
hatte. Aus den gleichen so entstandenen komponenten entstanden durch 
zusammenziehung lange vokale tj, a>. Die übrigen Verbindungen wurden 
wohl sowohl im Jonischen als Attischen dreimorige diphthonge. Fürs 
Jonische ist die diphthongische natur zur genüge bewährt durch die 
jonischen lyriker. Unter gewissen bedingungen konnten sich daraus zwei- 
morige sei es diphthonge oder monophthonge entwickeln. Diese be- 
dingungen zu kontrollieren sind wir kaum in stand; indessen im Joni- 
schen kommt nur die entwickelung zu diphthong vor, nämlich ew, eo, tv 
in gen. der maskulinen öF-stämme aus Erythrae und in • einigen andren 
fallen (Bechtel BB X, 280 ff., Jon. inschr. 109), es sei denn, dass *Av- 
vixü, I4a(w, nu&id, Avato monophthongisch (aus -tu) aufzufassen sind. 
Trifft diese auffassung — wie ich glauben möchte — zu, so haben wir 
es entweder mit dialektischen vokal Verschiedenheiten zu tun, oder -lai 



*) Vor t scheint die entwickelung eine andre gewesen zu sein s. 
unten; auch in bezug auf lang. vok. + « ist nicht unbedingt Fick's 
regel anzunehmen. Es könnte sich nämlich so verhalten, dass in dem 
falle der lange vokal verkürzt worden ist ohne den folgenden zu dehnen. 
In dem falle wären ifrArr« Archil. 74, 8, x aiT ^ eaa * Semon. 7, 57, viel- 
leicht jilüvxog Mimnerm. 9, 6, wie auch vitg, ßnad&g als lautgesetzlich 
entwickelt anzusehen. 



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Anzeige. 169 

ist zu-cü z.b. nach vokalen gesetzmässig geworden (s. Bochtel 
Jon. insohr. 12, 39 f., 109, 141; Fritsch s. 6, G. St. VI, 126; G. Meyer 
Gr. 9 § 183). Bechtel vermutet, dass in ungedecktem auslaut -tv ent- 
standen sei; man könnte jedoch — falls die erscheinung nicht lokal- 
dialektisch ist — auch an ursprungliche accentverschiedenheit als Ursache 
der ungleichen behandlungBweise denken. 

Im Jonischen scheint kein unterschied vorzuliegen , sei es , dass i, * 
oder g ursprünglich zwischen den vokalen stand. Die hier erörterte be- 
handlungsweise von vokalen, deren erster lang war, hat im Jon.- Att. 
sehr lange bestanden. Ist aber g* (*) am spätesten gefallen, so hat man 
von vornherein anlass zu vermuten, dass an gewissen orten, wenn i oder 
s ursprünglich zwischen den vokalen stand, weitere lautveränderungen 
stattgefunden haben. Dies ist auch im Attischen z. t. der fall. Im allge- 
meinen behauptete sich daselbst die getrennte oder diphthongische aus- 
spräche, wenn ein ß ursprünglich zwischen den ungleichen vokalen stand ; 
&{a> fxta, %toe, ßaatXiats. Die anscheinend zusammengezogenen formen 
z. b. TifitaqoSy nvXwqos, iffrefc sind aus * ttfiajoQwg, nvXatoQos, *ioarasok 
hervorgegangen (Wackernagel KZ. XXVII, 263; Osthoff Perf. 366 ff.; 
Brugmann Gr. gr. § 19; G. Meyer Gr. 9 § 134). Ich kann mich des- 
halb nicht entschlieBsen att. UotniStov aus -itov zu erklären. Einstweilen 
bleibt diese form im verhältniss zu den in den übrigen dial. üblichen Stamm- 
formen auf -cc/-w unklar, insbesondere weil auch das Thessalisohe eine 
zu dem Att. stimmende form noretöow bietet (SGD. 1321 f., s. Prell- 
witz BB. IX, 327 ff., De dial. thess. 21). Und der att vok. dürfte nicht 
unbedingt als analogiebildung nnch jinoXXov gelten 1 ). Att. ngtav, nauav 
navüvoq (Solon. 13, 57), "Itweg sind aus att. -äcov, -aov- direkt, nicht über 
«w, -«ow- entstanden (Bechtel BB. X, 283)«). 

Dagegen hat es im Attischen eine andre bewantniss mit den fallen, 
wo ursprünglich ein jf oder * zwischen den vokalen stand. Hier ist, 
meine ich, folgende regel aufzustellen. Wenn der griechische aocent — 
entweder ursprünglich oder sekundär — auf dem einen der bezüglichen 
vokale ruhte, entstand freilich zunächst aus («o, ata > ) qo, qa> und aus 
ursprünglichem no, qo> im oder ««, aber dies wurde dann kontrahiert zu 
w: *fAovaa<Hov >• *(iovan<uv >• *[xova£w >• povütSv, , (F*i//«|0/u«y >• *<J«/ni- 
ofAtv > *#up£(Of*(v > ÖHpöftev, * xQnx°t** V0 $ > *XQ f t°f jL ^ v °t *> * ZO***!*** * 
> xQvutvos. Lag aber der (sekundäre) hauptaccent auf einer andern 
silbe (-'i?o-, oder -vo-'), so wurden die vokale nicht zu monophthong 
zusammen gezogen. So erklärt sich, glaube ich, noXtfos aus noXrjog ( < 
*potöips). Att. yiio- in komposita wird somit auch verständlich; sowohl 

*) Immerhin wäre es freilich möglich, dass die vok.-form als prius 
(vgl. Wheeler Nom.-acc. 50) den nom. JToaa^wv statt ITooettetav hervor- 

Serufen hat. Thess. IToretSow wäre dann als durch das Att. beein- 
usste form anzusehen. 2 )JEb gab wohl ursprünglich in einigen fällen 
doppel8tämme auf -<u-r und -a-swv z. b. *JToaet6(0'V und * noaetfä-faiv. 
Dies verhältniss kann in andren fallen doppelformen hervorgerufen haben, 
wo sie ursprünglich nicht vorhanden waren, und besonders die verschie- 
dene accentuation wie sie z. b. für nalw : Httuov, v Iwv v Itavts •' * Wahres 
u. s. w. bewirkt. 



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170 Karl Ferdinand Johansson 

in U7n6ytto€ u. s. w., als in yecjfier^a, yewpoQos n. s. w. bedingt der 
accent die entwickelang von *y?*o- zu *yrjo >- yew- (vgl. unten). Ist, 
wie ich oben annahm, XQV°Sy XQ*** ao8 * XWtiP* hervorgegangen, so kann 
die offene form durch einfluss der zusammengesetzten Wörter wie «|*d- 
XQeo*, vntqxQivSf vtioxqsws 1 ) entstanden sein. 

Wenden wir nun zum Jonischen zurück, so können wir ohne be- 
denken behaupten, dass sowohl die aus -aju entstandenen, als die ur- 
sprünglich auf -qg'a» > 1701 ausgehenden verba nach den oben erörterten 
regeln behandelt worden sind, d. h. in der behandlung gleich sind. Kie- 
mais erfolgt bei ungleichen vokalen kontraktion zu monophthong, aber 
die entstandenen lautverbindungen eto bez. eo (tv) sind gewöhnlich als 
diphthongisch anzusehen; wenigstens ist dies der fall bei den jonischen 
dichtem. Bei diesen begegnen folgende formen: <h^äw Archil. 66, 1 
(wonach Fick BB. XI, 265 JixpTwvra Anakr. 57 liest); fyW ( au8 **JtW< 
**XQ r l € von/^w <.XQfa) Tyrt. 8, 3; £aW erscheint freilich Kallin. 1, 19, 
übrigens aber entweder tomptv Semon. 1, 4 (so Fick BB. XIII, 189, 
Bergk: ßor atel Züfitv), Corjv (statt toeiv) ib. 1, 17 oder kontrahiert 
töfiev Semon. 8, 2 und <J*ye3 Hippon. 16, 2. 17, 1, Qvyüoa Semon. 7, 26 
(entwiokelung Qiytm > Qiyocj > Qiyü u. s. w.). 

Mit diesen Voraussetzungen werden wir nun die bei Herodot befind- 
lichen verba mit langem Stammvokal zu beurteilen im stände sein. Ich 
beginne mit den 

Verba auf -1701. Von vrjv „aufhäufen' 1 hat Herod. imvfovct, IV, 62 
— ib. owv€v£(mu (awiaiat R.) — ntQiviHv VI, 80. Die letztere form 
ist unmöglich: entweder muss es ntQivetv oder neQivtjv heisBen. Wenn 
das erste, so ist negiriovat richtig und das vb. ist aus den langstammigen 
(auf -1701) in die kurzstämmigen übergegangen. Ist aber vrjv zu schreiben, 
so muss viovot in viwst geändert werden 9 ). Von £rjv erscheint nur diese 
form V, 6, übrigens nur formen vom vb. £»«. Ob <ty£^i> (z. b. £71*0/19 
Kratin. 90 Kock) aus *0fxa<o oder OfiTjio gebildet ist, ist kaum zu ent- 
scheiden (s. verf. De deriv. vb. contr. 149); jedenfalls muss, falls afiijp 
und nicht öfiäv als jonisch zu gelten hat, S laa^tovrtg II, 87 (C l z; Stein, 
Kallenberg öutafimvng) beibehalten werden und l&apw III, 148 in 
t&apeoyv zu ändern*). — Von xül* „götterbescheid erteilen", x(W a & at 
„das orakel fragen": £p&>ffa VII, 111, xQ* a) ?*t V(H(U IV, 161 (so Kallen- 
berg), i X qimno I, 53. III, 57. IV, 157 (**<tforro BPR). V, 82 fe^owo 
Pr.). VII, 141 (ixQiovro P.); übrigens bieten die handschriften statt der 

x ) Ich halte *x<Wi°S för substantiviertes n. des komparativs. *) viöircr 
cftoQtvovra ist wohl als attisch anzusehen; vy\w aaqevu Hes. ist entweder 
aus einem dial. geholt, wo weder metathese noch kontraktion stattge- 
funden hat, oder ist mit M. Schmidt in vrjtl zu ändern. Von rfjv 
„spinnen" ist wohl mit M ekler s. 18 bei Hes. Op. 777 v$ (statt vet) 
und bei Hes. vrjv* vfi&uv (statt vitv) zu schreiben. *) Bei andren joni- 
kern: <txy*<xi Hippokr. Kühn s. 797 hält M ekler 8. 20 mit recht für 
sehr unsicher; dagegen xvrjrcu Hippokr. 8, 490 (Littre) ist wahrschein- 
lich (vgl. xvrja&M Plat. Gorg. 494 C, nqoaxvrja&cu Xenoph. Mem. I, 2, 80); 
jedenfalls unsicher, ob ff/«-, xva- oder tfx*i-, xvri- zu grund zu legen sind 
(verf. De deriv. vb. contr. 149). 



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zu erwartenden and zweifellos richtigen formen XW V > XW*> XQV XQ" V 
IV, 155. VIII, 185 (bis), XW* IV, 165, xq$ I, 55. 62. 63. 66. 174. IV, 67. 
150. 155. 157. 163 (bis), V, 43. 67. VII, 140. 141. 220. Von dem mit dem 
letzten vb. ursprünglich etymologisch identischen vb. /(w/uat „brauche" 
Jon. x^uai z- b.: x^oivrai I, 84. 94. 132. 215. II, 37. V, 68, (fw/^ortriu 
II, 77, ixtfanno I, 108. VI, 46, öux&wvro III, 66, ^^ew^yoj V, 72, XQ*°>~ 
(itvtp I, 14. 203. II, 11, XF**P* V0 * It 9 7 - H, 62. III, 111. IV, 152. VII, 236, 
dnoxQttofifrajv I, 37 — warum Kallenberg z. b. I, 131 x9*°t*4vovs 
schreibt, ist nicht ersichtlich — u. 8. w. In einigen stellen schwanken 
die handschriften, im allgemeinen herrschen jedoch die angeführten formen ; 
nur P. bietet von II, 77 an konsequent xQ& OVTtu > XQ^ovro, XQ^h lV0 ^> weiter 
XQio AB gegen XQ* * der übrigen handschriften (s. Merzdorf C. St. 
IX, 236 f.) , über andre in hdschr. jonischer Schriftsteller vorkommende 
formen s. Renner G. St. I, 2. 43, Merzdorf C. St. VIII, 201 ff. 
u. n. 42, verf. De deriv. vb. contr. 155 f. Von den aktiven, mit 
ano und xard zusammengesetzten verben begegnen statt der zu er- 
wartenden -XQ1 V u - B * w * in den hdschr. formen wie anoxq&v III, 138. 
VI, 137. VII, 148. IX, 48. 94, äno X w IX, 79, anixq* {dnfyW *>d Aid.) 
I, 66, xaxaxQ^ I, 164, xarixQ* VII, 70. Ueber den handschriftlichen 
formenbestand von med. XQV°^ a h wovon formen wie £?«<r&xt u. s. w. am 
häufigsten vorkommen, dann xQn<*&* 1 u. s. w., schließlich x^id&tu u - &. w. 
(meist CPz) s. Merzdorf C. St. VIII, 209 ff. 

Diese verba XQ$ V XW a & ai ' « n d bekanntlich nach ausweis der meisten 
griechischen dialekte mit langem Stammvokal und zwar mit urgr. ij 
(idg. e) anzusetzen (verf. De deriv. vb. contr. 155 ff). Dies gilt be- 
sonders von dem Jon. -Attischen (vgl. die schon angeführten formen 
aus der „homerischen' 1 spräche und jonischen lyrikern). In den in- 
Schriften liegt nur eine auf dem steine freilich verstümmelte aber un- 
zweifelhaft sichere form vor nämlich [x]QV a ^[ nt ] Bechtel 43, 12 x ). 
Und die herodoteisohen handschriften haben in ihrer überwiegenden 
Schreibung XQ e0} - eine gewähr, dass die herodoteisohen formen aus *£?>}*>, 
*XW f ia * herzuleiten sind. Schwieriger wird die frage bei den formen 
X(>£o- in P von II, 77 an. Dass r\o und %o unter gewissen bedingungen 
als io (et/) auftreten können ist bekant; aber es lässt sich bezweifeln, ob 
dies ausser bei („ungedeckten") schlusssilben der fall ist. Man könnte 
vermuten, das die jonische (sekundär)betonung bei der entwickelung zu 
eo> oder eo wirksam gewesen sein kann, so dass z. b. 170, r\6 > 4t* , eti, 
aber -'170-, -rio- >• -'«>-, -€o-' *) (dagegen würde freilich noXe&s Bechtel 
n. 174 wie auch Xenoph. 2, 9. 22 sprechen); ich weiss indessen eine 
solche Vermutung nicht näher zu begründen. Man hat sich zu vergegen- 

*) Unsicher ist n^utavimio^ CIG. 2909 == Bechtel n. 144, 10. Es 
kann = * nQVTttvr\<nvos sein; könnte jedoch vielleicht auf gleiche linie 
mit ßaaiUovTos (CIG. 2107 add) gestellt werden (s. Erman C. St. V, 273). 
3 ) Jedenfalls hat es mit ßaaiXfos, nXios, XQ*°S sicher eine andre bewant- 
nis ; sie sind gewiss durch anlehnuug an die grossen formkategorieen 
analogice umgebildet. So sind wohl auch z. b. att. ßaoiXelg, jon. (Eretria) 
*Eq€t^uTs Bechtel 14 analogisch neugebildete formen. 



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172 Karl Ferdinand Johansson 

wärtigen, dass es sich bei der „metathesis quantitatis" nicht am volle 
oder stabile vokallangen handelt, sondern am halblange , jedenfalls nicht 
ganz bestimmte qnantitäten, die verschieden wiedergegeben werden konnten, 
and deren entwickelung zu langem oder kurzem vokal und die dabei 
wirkenden gesetze sich einer festen kontrolle entziehen. Man könnte 
sonach vermuten, dass z. b. *x^ofiat, *x^ f \ofjLfvog zu jf^äu//«*, j^u/mvo; 
worden, dagegen z. b. *x(W°p£ vop ' * Xfpl 01 *** ** * *^X9 r i ov zu XQ^pt* 01 '» 
XQtopivois , ?xQ fov - Daraus hätten etwa die doppelformen ^plopuu 
und xQt°t l(a entstehen können. Natürlich ist dabei auf analogiebildung 
als mitwirkende Ursache zu denken: x& m: 9**&i = *'• i(f(Uov, weshalb 
x = tx^ov u - 8 - w * Dies aber zu beweisen scheint mir unmöglich. 

Auf die Schreibungen XQ €0 " des P von II, 77 an etwas zu bauen, ist 
wohl misslich. Darf man auch nicht mit Merzdorf C. St. VIII, 200 f. 
annehmen , dass gerade der Schreiber von P selbst j|f?£a>- in XQ* ' g°~ 
ändert hat — denn solche formen wie XQ* ' begegnen ja sonst in hand- 
schriften jonischer schriftsteiler sehr häufig — sondern muss für wahr- 
scheinlich halten, dass er eine vorläge mit XQ*°~ gehabt hat, so ist dies 
doch kaum genügender grund XQ*°~ zu billigen; es kann wohl einem 
schon früh vorgenommenen metacharakterismos zugeschrieben werden. 
In dem fall aber müsste xQ£°f* ai > — auf welche weise es immer entstanden 
sein mag — einigen auch tatsächlichen anhält gehabt haben. 
" Der typus xQ£ t* ttl ist aU8 andern dialekten — inseldorischen und 
nordgriechischen — bezeugt. Da kann es jedoch aus *xQ^°f lai analogice 
entstanden sein (Blase Fleckeis. jahrb. 1885, 480, verf. De deriv. vb. 
contr. 161). Es wäre doch möglich, dass das jon. xQ£°t* ai damit auf 
gleicher linie stände ; somit wäre es nicht aus dem Herodot zu entfernen. 
Obwol ich nun angegeben habe, wie ich mir denke, dass x&opai gerettet 
werden könnte — entweder als parallelform zu x^ b, f i(tl oder als gleich- 
wertig mit dor. /plo/ucu — so machen doch apriorische gründe und die 
autorität der hand Schriften klar, dass man j^lupat als die echte hero* 
doteische form anzusehen hat. 

Ist dies aber der fall, so muss man XW Tcn > X^ a ^ (U u * 8 * w - *k °^ e 
einzig berechtigten formen ansehen. Jedenfalls ist x&crai, XQ&<*& a * 
u. s. w. unmöglich. Aus einem xQ^ ^ 1 » gleichwertig mit dor. XQ* ! 1 * 1 * 
hätte man notwendigerweise ££€ttat, ^pefotat u. s. w. zu erwarten. 

Die formen XQ$S> XQ$> XQ** XQ* Ttt *> XQ** ^ 1 u - 8 * w - sind, wie her- 
vorgehoben, von den hdsebr. besser beglaubigt als XQV*> XQ$> XW V > XW~ 
tat, xQ^ a ^ tti u. 8. w. Sollten sich nun solche formen als rein jonisch 
erweisen — was ich sehr bezweifle — dann hätten wir meiner meinung 
nach für's Jonische bewahrung eines ursprünglichen vorgriechischen para- 
digmas wie 9 ghre'jomai — *ghrai&ai (*ghr9-jetaQ anzunehmen; daraus 
• xQlofAtti — */p«6Tru >• xQ* (0 H cu — XQ*™ u « ■■ w « Dies scheint mir 
nun unwahrscheinlich besonders aus dem gründe, weil die formen mit ä 
statt j\ im Attischen wenigstens später bezeugt sind. Daraus schliesst 
man am nächsten, dass sie in irgend einer weise analogisch neu ge- 
schaffen worden sind. Ueberhaupt sind die formen mit « in den verben, 
die im Attischen ursprünglich j\ als kontraktionsprodukt zeigen, durch 



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Anzeige. 173 

folgenden proceRS zustande gekommen. Die echt attischen formen waren 
XQtäpat, xQi* XQV Ttti °* 8 - w * aU8 *#CW a '> *XQ r l* < * tti > *XQV €Teti u « 8 - w. 
Nach der analogie X9^h ttl : Tl P<*>f*<u = x : rtfiurat entstand xQ" Tat u - 8 - w . 
formen, die sich im spätattischen and in der xoivrj einbürgerten (inschrift- 
lich vgl. Dittenberger Syll. 126, 60. 59; 170, 19). Sodann wurden 
diese formen von der metacharakterisatoren auch im Herod. eingeführt 
(übrigens s. verf. De deriv. vb. contr. 155 ff.) J ). 

Verba auf -i?« aus -aw. Diese sind nach dem vorher gesagten 
formell ganz und gar mit den ursprünglichen auf -1701 zusammengefallen. 
Sicher ist Jixprjv II, 24 (wozu ittifnj Hippokr. III, 36, 42; nach ausweis 
von att. nenrijv ist newrj Hippokr. VI, 488 als richtig anzusehen *)). Nach 
ausweis der homerischen formen könnte man erwarten, da» fxvaofiai bei 
Herod. /xvfopai laute. Und ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass 
furtufisvos 1, 96 CPz [fivtüfitvog ABRd) „gedenkend" und pveojfievov (pv<a- 
fxivov alle hdschr.) I, 205 zu schreiben sind; dann ist aber auch ifiväto 
„freite" I, 205 in ipvrjto zu ändern. Ein vb. auf « ist auch ÖQtjv Hip- 
pokr. III, 290. 

Ganz unsicher ist die Schreibung i&rjijTo, das bisweilen Rbdz bieten, 
wo die meisten hdschr. l£i}tfro haben I, 10. 68; IV, 85; VII, 44. 56. 
100. 208. Dagegen scheint mir i&tijTO — So bei Hippokr. — nicht nur 
möglich, sondern sogar wahrscheinlich, besonders falls wir von *$ösaofiai 
= altjon. *&r\iiOfiat > njon. &tqofiat ausgehen. Dies wäre dann eine 
parallelbildung zu *9afao(itu > altjon. ^rjuo^iat > jon.-att. &taopat; 
ötüffierog III, 32; VI, 67; VII, 208 ist mehrdeutig. Aber auch l&ritlro 
von &r}£oficu (= Pind. £ä*o/u«*), d. h. i&ijsro, scheint i&crJTo geworden 
sein zu müssen, es sei denn, dass &T}£oficu — das wol nicht weiter ent- 
wickelt worden ist — eine neubildung hervorgerufen hat*), s. übrigens 
Wackernagel KZ. XXVII, 369, verf. De deriv. vb. contr. 149 f., 
Bechtel Ion. inschr. 101. — Auf övfiirjTcu IV, 75 (^umxt«* A*R, Stein, 
Kallenberg u. s. w.) ist wol nichts zu bauen. 

Es kommt nunmehr eine von Merzdorf C. St. VIU, 190 ff. verzeich- 
nete anzahl von verben zur spräche, denen gem. -griechische vb. auf -am 
entsprechen, die aber in einigen Codices so geschrieben sind, als ob sie 
auf ursprüngliches -ijgi (= -Heu) zurückgingen. Es sind deren 18 oder — 
mit ausnähme von den schon besprochenen tiutOfiianrres u. s. w., fivaa- 
fjievos u. s. w. — 16, die in den cod. ABU freilich gewöhnlich kontrahiert 
und übrigens wie die vb. auf -aw behandelt worden sind, in den übrigen 
cod. aber als ob sie ursprüngliche vb. auf -1701 wären. Früher glaubte 
ich annehmen zu dürfen, dass dies vielleicht so zu erklären sei, dass der 
jonische dialekt Herodots mehr vb. auf «w bewahrt habe als die übrigen 
oder sogar den ursprünglichen flexionsbestand -ajeu aber äji- unversehrt 
erhalten habe. Dies erschien mir um so wahrscheinlicher, als von den 

*) Die formen Ixt in o, ixriaio VIII, 112 sind ebenso falsch wie $xQ& TO > 
die wz. mag xra- oder xttj- sein. *) Ziemlich sichere bei Hippokr. sind 
auch ÖQtjvllI, 290 und yekrjv, ytXrj. Anderes unsichere s. verf. De deriv. vb 
contr. 148, M ekler 84. *) Uebrigens ist schon hervorgehoben, dass 
rje — wie entschieden 17* — sich länger erhielt als z. b. 1717. 



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174 Karl Ferdinand Johansson 

bezeichneten vb. niemals 5#- (statt «#-) d. b. jon. ij- vorkam, sondern 
immer das ursprüngliche «tf- > jon. «-. Die Schreibung tta (so) < rjm 
wäre somit eine altertümlichkeit, die entweder dem herodoteischen ur- 
sprünglichen text zukam — ABR wären demnach atticiert — oder einer 
bestimmten dialektischen lx#6<ns eigen war. Obwol ich dies noch als 
möglich ansehe, so scheint mir doch — weil man in den inschriften 
noch keinen anhält für eine solche annähme hat — ratsamer anzunehmen, 
dass in diesen fallen eine willkürliche änderung des ursprünglichen textes 
vorgenommen worden ist, zwar nicht, wie Merzdorf annimmt, von den 
Schreibern der betreffenden Codices, sondern von älteren metacharakteri- 
sierenden redaktoren, deren text die Schreiber als vorlagen benutzten. 
Es ist nämlich nicht leicht einzusehen, wie, was häufig angenommen 
worden ist, diese ganze falschung auf beobachtungen über die Schreibung 
XQtu- (XQ*°-) beruhen sollte. Vielmehr muss man , um diesen umstand 
erklären zu können, von einem älteren textbestand ausgehen. Dieser 
aber wäre nach dem massstab homerischer formen wie opoxXiw u. s. w. 
entstanden. 

Am sichersten wird man wol noch wenigstens bei Herodot die nach 
den aw-vb. contrahierten formen fordern. 

Für den fall endlich, dass die formen der genannten 18 vb. nicht 
ganz auf früheren textänderungen beruhen , könnte man freilich mittel- 
alterliche fälschungen annehmen; sie sind aber nicht durch die Schrei- 
bung x$ ((ü * veranlasst worden, sondern von drei vb. ausgegangen, die 
sonst auf -«« endigen, in deren Schreibung aber die herodotischen hdschr. 
noch mehr schwanken als bei den soeben genannten verben. Es sind 
dies oQaa), elowrdto, (foirdu). In bezug auf sie aber sind zwei möglich- 
keiten denkbar. Entweder könnten sie schon früher — und zwar nach 
für jonisch geltenden homerischen formen — umgebildet worden sein, 
und die abschreiber wären dann weiter gegangen. Oder sie könnten doch 
wirklich ursprünglich im Jonischen dqqto, sloanijw, (foarja) > 6q£(o, tlQanto, 
<pon£ü> gelautet haben und wären selbst die muster für die älteren form- 
änderungen gewesen 1 ). Sichere resultate hier zu erreichen ist nicht mög- 
lich, so lange nicht entscheidende inschriftliche formen vorliegen. 

Die gewähr der Schreibung so auch bei diesen verbiß ist ebenso gross 
oder ebenso klein wie bei £?*>-. In dem fall aber um so viel kleiner, 
je gewisser die 18 bez. 16 verba, vielleicht aber auch die 3 zu den verba 
auf -«« gerechnet werden dürfen. 

Ich habe oben auf die bei Homer begegnenden formen auf -tu von 
verben, die sonst «w- verba sind, bezug genommen. Solche sind rivtsov, 
psvotviov, opoxUov {p^ioxXiofxiv), Diese können freilich als parallelbildungen 
erklärt werden; die Wahrscheinlichkeit aber spricht dafür, dass wir es 
hier mit neujonischen aus verben auf -«« entwickelten gebilden zu tun 
haben. Zwar würden wir rjvrsaw, dfxoxXiiafAsv u. s. w. erwarten. Diese 
sind aber analogice in die echte ao-konjugation übergegangen: tpiXito: 

*) Und zwar wäre dpi}<u mit urgr. *, was im lesb. oorjfii, hom. ootjtu 
erscheint. Zenodot schrieb A 56 oqtjto d. h. lesb. oorfto nach Fick IL 77. 



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Anzeige. 175 

ävit<o = l<p(Uov: rjvTtov. Auch hier steht der ausweg offen, wie bei^^a»- 
fjiat: £plo/u<u, sowol die genannten homerischen formen als die schrei- 
bangen auf 10 neben tu von «w- verben sowol bei Herodot in den schon 
genannten fallen als bei den übrigen jonischen Schriftstellern (verf. De 
deriv. vb. contr. 146 f.) auf lautlicher entwickelung beruhen zu lassen. 
Verba auf -cum. Hier ist nur £aia> zu berücksichtigen: C«fo 
III, 22, CatowH II, 36, Haov IV, 112, Z*kiv VU, 46, Cüoa IV, 206, tun« 
bis I, 86 aber Ctoovrwv ib. Hier ist das gegenüberstehen von fafact, £tavra 
einerseits, von tatovai, Zatovrw u. b. w. anderseits sehr befremdend. Sind 
beide formenkategorien richtig, so wäre es wol nach den formen bei den 
jonischen lyrikern zu beurteilen ; richtig ist, tüvr«, CaJtora als die lautgesetz- 
lich entwickelten formen zu betrachten ; statt £& tr, £<&* sollte man Couv, 
Cou (oder nach Fick Cojjv, Corj) erwarten. Diese mögen aber bald nach 
dem ansserpräsentischen stamm und den zusammengezogenen formen zu 
C<o€iv, £<u£t neugebildet worden sein ; darnach wäre Cworrw u. s. w. wieder 
aufgefrischt. — Qvyovv V, 92 n statt $iyt5v ist schwerlich richtig. 



Wir kehren nun zur Untersuchung des Verfassers zurück. Es war 
seine absieht alle die falle zu besprechen, „in denen ein langer vokal 
einem attischen kurzen entspricht". Von solchen fallen beginnt er mit 
den Wörtern auf -if*o-, wovon die vorliegende arbeit sich mit einer Zusammen- 
stellung der nomina auf -17*0- (=3it?t) und-£to- in ableitungssilben, 
denen -eto- im Att. entspricht, beschäftigt. Ueber -1710- = ävi 
wie über Krjios wird er gesondert handeln. Er sammelt nun von diesem 
gesichtspunkte aus die bei Herodot vorkommenden ableitungen auf -17*0-, 
-tto- unter folgenden rubriken 1. Von -«/-stammen abgel. nom. auf -riiQ- 
a) -ijioy = -tlov, -rilm = -«/«, b) -ijW = -€tov, -r\ln « */«, c) weibliche 
benennungen auf -tue. 2. Nom. auf -rjto-, denen keine -tu-stärame zur 
seite stehen a) -17*0- » -tfo-, b) -tpo- « -wo. 3. Von -tg-stämmen abgel. 
nom. auf -«o-, inj a) abstr. fem. auf -*/i?, b) andre nom. auf -«o- von 
-cg-stämmen. 4. Sonstige nom. auf -tto-. 5. Nom. auf -r\iov im Aeol. u. 
Dor. 6. Patronym. auf -5s -itör\q von -«u-stämmen bei Herodot. In einem 
anhang werden specielle fragen erörtert. 

Diese Sammlung ist aus Steins grösserer ausgäbe mit angäbe der 
Varianten gemacht , wobei die auskunft im allgemeinen aus den besten 
hdechr. selbst gewonnen wird; zur bestätigung oder als kontrolle, bis- 
weilen als berichtigung werden die betreffenden Wörter aus der home- 
rischen spräche, den jon. dichtern und inschriften belegt, wobei natürlich 
nicht Vollständigkeit beabsichtigt war. 

Zunächst folgen hier einige minder bedeutende detailanmerkungen. 

S. 13. Dass Eur. Or. 261 statt Uqlat Uqhcu (mit kurzem €i) zu 
schreiben sei, ist nicht selbstverständlich; denn Uq(* kann doch wol auf 
sufßxvertauschung beruhen wie tvacßfa statt tvoißcta. 

ib. Wenn an sich die Schreibung avS^^ VII, 99 nichts beweist, 
so macht doch kret dvSQtjtov wahrscheinlich, dass es eine solche bildung 
gegeben hat, auch wenn es analogisch entstanden ist. An sich könnte 



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176 Karl Ferdinand Johansson 

es ebensowol eine ursprüngliche bildung * fbrfpe^(t)go- gegeben haben wie 
ywatxuov Archil. 9, 10, ywaixitw Phokyl. 8, 2 8. Fick BB. XI, 272. 
Her. V, 20 ist y\r»*ixr\h{ überliefert; unsicher ist auch KaöfAtitog = 
Kaöptiog. 

S. 15. Hier behauptet Fritsch, dass olxyiog deswegen von olxevg 
„verwandter; diener" nicht abgeleitet werden könne, weil es dann „dem 
hausgenossen gehörig" habe bedeuten müssen. Ursprünglich bedeutete 
aber wohl olxevg nichts anderes als „dem hause zugehörig" ; olxqtog könnte 
nun eine neue ableitung von diesem worte sein, deren bedeutung von der 
des olxevg ursprünglich nicht erheblich verschieden gewesen wäre; diese 
ableitung könnte ein mittel gewesen sein, olxevg zu adj aktivieren und 
solche häufung von Suffixen ohne dass dadurch bedeutende funktions- 
and orangen hervorgerufen werden, sind häufig genug. Es ist nun aber 
auch möglich, dass für olxrjtog ein e- {&•) stamm zu grund liegt, wie der 
verf. selbst annimmt s. 29, vgl. unten. Somit kann freilich olxf t iog in 
bestimmter beziehung zu olxfa stehen, was jedoch keineswegs notwendig 
ist, obwohl immerhin wahrscheinlich, wenn wir einen mit *%ojkÖ- ablau- 
tenden stamm * ftoiki- zu gründe legen, olxia ist wahrscheinlich eine fem.- 
bildung zu otxtog. Dies brauchte freilich nicht in bestimmter funktions- 
beziehung zu olxfa zu stehen; es ist aber wahrscheinlich, dass dies der 
fall gewesen ist: d. h. der ursprüngliche stamm uojkßjjp- liegt zu grund 
sowohl der nominal- als der verbalbildung. Jedenfalls hat sich, was 
s. 22 hervorgehoben ist, eine bestimmte beziehung zwischen den abstr. 
fem. auf -fo und den verba auf -£» entwickelt. Somit sollten auch olxrjwg 
und olxta sich funktionell und historisch berühren. 

S. 15. Der ausdruck „Zacher, Nom. in -atog s. 20 legt dar, dass 
ßoQrjiog att. ßoQ€iog aus ßoQ€-ioQ oder ßoq-tiog entstanden sei", ist wenig- 
stens irreleitend. Das wort ist aus dem stamm ßoQr\- weiter gebildet, s. unten. 

S. 18. Das bei Hippon. 57 überlieferte t^on^tov braucht wohl nicht 
in direkter beziehung zu TQantto zu stehen, jedenfalls nicht in TQanrjtov 
geändert zu werden : TQonr\iov ist sogar um so mehr unanfechtbar, weil das 
verb — obwohl nicht bezeugt — eben richtig rgonieo hat heissen können. 

S. 19. Es ist nicht ausgemacht, dass firrj- in ^fiifiv^tov urgr. i} ist. 

ib. Att. alxta ist nicht dem herod. nom. äeucttri gleichzustellen, 
weder in bezog auf «/- noch in bezug auf die ableitung. Die ableitung 
-ia ist vielleicht durch Zusammensetzung von zwei verschiedenen fem.- 
suffixen entstanden oder sogar als eine kontamination aus *auiki und 
*a%ikixäs > *autkUä(~s) anzusehen, vgl. Danielsson Gramm, anm. 
I, 40 ff. Hinsichtlich des diphthoges «J- macht sich hier die zweifellos 
unrichtige ansieht geltend , dass «£* (= a + « + i) zu ai (a + i) werden 
könne; at(H» ist nicht aus äetQw (ccsqu) entstanden, sondern aus *(-f)agjo>, 
alxrjs nicht aus aß$ixr^g — daraus cfctxyg — sondern aus dsixrjg (vgl. 
atxtog <P 386), wie Brugmann KZ. XXVII, 196 f. gezeigt hat. Weder 
die berufung auf Fick BB. XI. 261 *) noch auf Bechtel Ion. i nachr. 
91 trifft zu: cuöu bei dem ersteren so viel als v ? Ja> aus *as£tö(ü, der 

') Fick ist das inkonsequent: aiöw aber alxi{olps&a. 

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Anzeige. 177 



J r> 



letztere spricht nur von kontr. von « + e t (= £), nicht, so viel ich sehe, 
von « + €*(-= € -f- #). 

S. 24. Die Vermutung, dass Ariof „glatt" im Jon. Jt^^o^ heissen müsse, 
ist unstatthaft; 1. levis beweist doch nichts; auch wenn le%- vorauszusetzen 
ist, d. h. *leuio-, so soll daraus nur *leujo- >> Xelos werden, wie schon 
Homer hat. 

In ci taten herrscht grosse genauigkeit. Eine sich über die ersten 
10 Seiten streckende detailuntersuchung ergab: s. 6 steht tfktaawv I, 38 
statt II, 88; I, 17 steht zweimal x«r(ßalle(v) , nicht xttr£ßaXe(v); s. 9 ist 
&eQanr)irj I, 199 statt I, 99 zu lesen; statt terfiov IV, 6. 61 (5 mal) ist 
(6 mal) zu lesen. • 

Ich werde nun in anschluss an die allgemeinen Schlussfolgerungen 
des Verfassers 8. 26 ff. einige erscheinungen besprechen , die entweder 
nicht in direktem Zusammenhang mit der Untersuchung stehen, oder teil- 
weise anders zu fassen sind als der Verfasser es getan. 

Die ableitung -rjios muss — und dies ist gegen G. Meyer Gr. 8 § 67, 
Baunack Inschr. v. Gort. 52 u. a. besonders hervorzuheben (vgl. verf. 
De deriv. vb. contr. 216) — mit urgr. langem vokal e (rf) angesetzt 
werden; es ist somit keine dehnende einwirkung des i anzunehmen, und 
zwar ist dies -ij«> als dreisilbig anzusehen. Es fragt sich nun, wie -rj'C, 
-rfio- jonisch behandelt worden ist. Wir haben oben gesehen, dass bei 
den jonischen dichtem -ij* -tfio im allgemeinen erhalten ist; auch der 
dat. der -cu-stamme ist für das ältere Jonisch als -77V anzusetzen , und 
wenn Herodot und etwas jüngere inschr. ~t t haben , so könnte dies wohl 
auf lautlicher entwickelung von r\t > ei beruhen — vielleicht in ge- 
schlossener silbe — , aber es kann auch analogice durch den einfluss der 
kasus mit * erklärt werden; r\ erhielt sich somit länger intakt vor i als 
vor den übrigen vokalen. Ob rj'C, wenn es zu h wurde, das mittelstadium 
«F durchlief (Fick BB. XI, 267 f.), ist zweifelhaft; GgeTxtw Hippon. 42, 1 
würde eine andre erklärung zulassen (Osthoff M. H. IV, 209 f.). Im 
Attischen herrscht eine dnrchgehends verschiedene behandlung. je nach- 
dem vor t — so wohl in offener als geschlossener silbe — ein «, w, oder r\ 
stand: aus «*", tu entstanden «, a), aus rfi gewönlich h; darüber, ob wenig- 
stens früher ein unterschied bestand zwischen rj'C aus tt'i und urspr. 17V, 
s. Wackernagel KZ. XXVII, 269 ff.; aus rfi, w entstand durch all- 
mähliche kürzung von 17 und damit hand in hand gehende qualitätsver- 
schiebung nach dem 1 hin et, worüber 8. Meisterhans* p. 28 ff., 50 
und die in den noten 171, 192 citierte litteratur, ausserdem Blass 8 46; 
CurtiusEt. 6 117; J.Schmidt KZ. XXV, 151; Collitz KZ. XXVII, 187; 
Mahlow L. v. 52; verf. De deriv. vb. contr. 164 f., 216; Fritsch 27 ff.; 
nicht richtig scheint mir der hergang beurteilt von G. Meyer Gr.* § 71 ff. 
und Brugmann Hdb. II, 620. Die hier behandelte ableitung auf -rnog 
lautet sonach folgerichtig im Alt. -eioe. In den übrigen dialekten ist -r\tog 
wie im Jon. erhalten, sofern nicht specielle gesetze gewirkt haben, vgl. 
z. b. böot. -€uog. 

Als Ursprung des ausganges -tpos statuiert nun Fritsch 1. -v\f-u>s 
gebildet aus dem starken stamm der nom. auf -€vg. 2. -17- w, gebildet 
Beiträge z. kundo d. indg. sprachen. XV. 12 



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178 Karl Ferdinand Johansson 

aus stammen auf -tj (olxr\- in o/xij-tfu, ofxij-fi« u. 8. w.). 3. aoalogiebil- 
dungen, in denen -r^os als suffix — naturlich aus den beiden ersten klassen ge- 
löst — erscheint. Besonders ist das Jonische an solchen neubildungen reich. 

Alle diese gesichtspunkte sind richtig. Ich werde mich hier ein 
wenig mit dem zweiten aufhalten. 

Dass es idg. sowohl maskuline als fem. «-stamme gegeben hat, gilt 
mir längst als wahrscheinlich. Fürs Lateinische sind sie nachgewiesen 
worden von Hayet in Büchel er-Havet Precis d. 1. decl. 214 f., dann 
bisher am ausführlichsten auch fürs Griechische von Danielsson Gramm, 
anm. I, 23 ff., 28 ff., 84 ff., 64; weiterhin verf. De deriv. vb. contr. 75 f.; 
Smyth EI 41 und ausführlicher Bechtel Gott nachr. 1866, 378 ff., 
Ion. inschr. 66; Fick Hes. 6, 9, vgl. Od. 30, 824, BB. IX, 203; J. Schmidt 
KZ. XXVII, 283 n. f.; material ausserdem bei Blas s Rh. mus. 1881, 604 ff., 
vgl. auch BB. XII, 212 f.; Bechtel zuSGD. 3025; Meister I, 154, 272. 
Die wichtigsten von diesen bisher erwiesenen stammen wie £«17-, tUi|-, 
£i/jj-, Twfy-, X)(Hpri-, Krjiffti', äQtj-, Zspij- *) u. a. s. bes. bei Danielsson 
a. o. 85 f., 54 und Bechtel a. 0. Hieran schliessen sich z. b. Tuwö-aqn-, 
Bfi-aw-, uiptp-iaQn- (vgl. Kretschmer KZ. XXIX, 172, 415 ff.) und 
meiner meinung nach auch ßoQfj-, 

Es gab ein idg. subst. *Qore-, -»- oder *g*r«-, -#-. Der nom. hiess 
*'Q4r9 gen. * gare's oder *Q9re-s; *gör* erscheint in zd. gairi- und mit 
übertragener schwacher wz.-form *gar*- in s. giri-. Die beiden verall- 
gemeinerten stamme *gore- und *Q»re- erscheinen in abg. gora statt 
*gar$*) und lit g\ri „wald u mit ursprünglichem *-stamm. Mit *Qore- 
stimmt nun ßoQrj- in Jon. ßoorjtos att. ßoQtwg. In der auffassung, dass 
wir einen stamm *gore-, ßo^ij- anzunehmen haben, bin ich bestärkt durch die 
form ßoQivg, das freilich spät vorkommt, nichtsdestoweniger wohl alt 
sein muss. Auf die formen erklärung von ßoqtag jon. ßootijg (ßoorjg) att. 
ßotftas werde ich anderswo zurückkommen *). 

Solche *-stämme liegen nun zu grossem teil zu grund den gr. und 
lat. kongugationen auf -ew, -eo sowohl im präsens- als besonders im ausser- 
prasentischem stamm, wie ich ausführlich dargetan habe. Somit ist es 
völlig statthaft, wenn der verf. bildungen wie o/xjjto?: olxita, nokeptjtoe: 
noliftiw, TQonqiov; xqani(a zusammenstellt (s. 15, 18 f., 29). Nur darf 
man nicht in diesen formenpaaren anlass nehmen, einen ursprünglichen 

*) Ich vermute, dass dieser stamm auch s. ttä (idä, t'te), irä stecke. Es gab 
dig. doppelstamme *is9re- und *izre'. Aus *izre entstand wohl zunächst 
*ii$ä woraus doppelformen *\iä und *i&$ä. Aus dem ersten entstand zd. 
iSä und vielleicht s. ira, aus *iiXä > *&d$ä > *ildä > idä, üä. Diese 
entwickelung dürfte sich vielleicht besser empfehlen als die von Bartho- 
lomae Ar. f. III, 52 f., weil ursprüngliches intervokalisches z sonst nir- 
gends nachgewiesen worden ist, vgl. indessen Geldner KZ. XXVIII, 402, 
Th. Baunack Stud. I, 374; 391. Und die bedeutungen der verschiedenen 
sanskritischen und gr. Wörter werden sich schlagend vereinigen lassen. 
a ) Schon idg. mag noch Übertragung aus der e- in die ä-deklination statt- 
gefunden haben , veranlasst durch die gleichheit gewisser ablau tsformen 
des Suffixes. Die f-deklinaticn ist am besten bewahrt im Litauischen und 
Lateinischen. *) Die Zusammenstellung Kozlovskijs im Arch. f. sl. 
pbil. XI, 394 ist mir unwahrscheinlich \ abg. burja ist vielleicht lehnwort. 



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7-stamm auch immer anzunehmen. Die analogie konnte ja in verschiedenen 
richtungen wirksam gewesen sein, wie ja oft ein ausserpräsentischer stamm 
auf e zu einem vb. auf -a» neugebildet worden ist Manchmal berühren 
sich nun die *- und i~%- stamme; es ist somit oft schwer zu entscheiden, 
ob für die bildung auf -qto; -r\sios zu grund zu legen ist. Doch können 
wir bedingungslos nach dem vorhergehenden -rjws auf urgr. -ij-*jo- d. h. 
idg. -i-tgo- zurückfahren. Dieser bildungtypus ist aller Wahrscheinlichkeit 
nach idg., und -*-#<>-.• -e-ip- sind parallelformen, die sehr deutlich im Skr. 
auftreten. Es kommen hier die sogen, suff. -eya, -eyya (-*yifl), -*yya (äyia) in 
betracht, die alle das suff. -ya, -lya (-{a, -yä) enthalten (Whitney § 966c; 
1216; 1218, Lindner 55, 67 f., 128). Von denen auf -tya sind mehrere 
aus stammen auf 3 + suff. -iya entstanden. Unter diesen gab es natürlich 
solche mit stammen auf urspr. ?, und diese sind mit den hier in frage 
kommenden gr. nom. auf -i?w identisch (vgl. Ludwig Inf. 108; Benfey 
BB. I, 48 f.; Bechtel GGA. 1879, 270. 277; L. Meyer BB. IV, 20) »). 

Beide typen -egtVo- -Äjfo- haben gewiss in grossem maasse als muster 
für neubildangen gedient besonders im Jon., d. h. -iy«o, auf welche weise 
je entstanden, ist als suffix angewendet worden. 

Es giebt nun im Aeol. und Dor. einige Wörter mit i}(t) statt des zu 
erwartenden «*, besonders von -«g-stämmen, die somit nicht unter die 
beiden ersten gesichtspunkten fallen können. Die fraglichen bildungen 
sind öfters berührt worden: ausser bei Ähren s II, 163 s. z. b. Brug- 
m an n G.St. IV, 180 f.; Meister 1,92; Zacher Nom. in iuo?7; Smyth 
El 51 f.; G. Meyer Gr.* § 67; verf. De deriv. vb. contr. 216; Fritsch 
25 f. u. a. Die von Meister als äol. angeführten Tyuiv Alk. 43, nolrjoc 
Alk. 23, övrjartt An. ox. II, 245, 21 sind selbstverständlich richtig und 
erklärbar. Dagegen ist naxfa Sa. 55 rätselhaft. Möglicherweise ist dies 
so entstanden, dass ein aus na^tia entwickeltes nd^tt von den gramma- 
tischen redaktoren, weil es unter iotus stand, in na^a geändert wurde. 
Denn eine fem.-bildung mit langem stamm von adj. auf -vg etwa *pvg?üyä 
oder pngh*%(i)jä (zum anlaut vgl. Bezzenberger BB. XII, 241) anzu- 
nehmen, dafür mangeln tatsächliche anhaltspunkte. Dieselbe bewandtnis 
möchte es mit dor. otija, raxijai, ßaQijai, 7i£Xtja haben. Dagegen kann 
sehr wohl nepnfßoria Sa. 98 aus einem nepntßoriios zu erklären sein, 
dessen i verhaucht worden ist. Selbst kann es analogiebildung sein nach 
andren adj. auf -i\ios f wie es sich auch sehr wahrscheinlich mit TuQQaörjy 
MvpjiXriQ) Alk. 94 verhält 

Falls Av%r\ta Alkm. 73, Avxi]og 83. 84 nicht auf graromatikerkon- 

*) S. -eya kann ausserdem aus urind. -ai-ya- d. h. idg. -ai-jp-, -0*-ji'0-, 
-ov-jo-, die im Gr. als -tuog, -etog, -oiog reflektiert werden müssten, ent- 
standen sein (b. Brugmann Grundr. II, 120 f., verf. De deriv. vb. contr. 
215 f.). In solchen fallen sehe ich grösstenteils die stamme als lokative an, 
die mit -jo- suffix ausgebildet worden sind. Die s. Wörter auf -eya konnten 
dann leicht für das Sprachgefühl in ~ey-a aufgelöst werden, wodurch 
neue suffigirung vom -ya- (-ia)- suffix ermöglicht wird, wodurch -lyya, 
ganz wie ~äya durch neue suff. zu -äyya werden konnte. Die Ludwig- 
Benfey'sche ansieht von der entsteh nng dieses suff. kann natürlich nicht 
aufrecht erhalten werden. 



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180 Karl Ferdinand Johansson 

struktionen beruhen , könnten sie als metrische dehnungen für Avxim, 
uivxeog angesen werden ; mit o^os, nur von grammatikern bezeugt, durfte 
er dieselbe bewandtnis haben (vielleicht statt ogeos). 

Wir kommen nun zu einigen formen, denen mit mehr oder minder 
Wahrscheinlichkeit «-stamme zu grund liegen. Zum teil mnss ich mich 
auch da auf alternativen beschränken. T€j*£vrjos Alk. 152 (Cr am. An. ox. 
I, 342, 1), wie das sehr unsichere mQaßttQrjojv bei Hes. Alk. 154 (s. Bergk* 
III, 964, Meister I, 155) sind wohl, falls richtig, durch ictuß Verschär- 
fung zu erklären (vgl. Fick Od. 21, 189). In anbetracbt von övoarjcjv 
v 99 x ) könnte man sich auch eine andre allerdings nicht gerade wahr- 
scheinliche möglichkeit denken a ). Es könnte darin die lange Stammform 
-es- (ablautend mit ~Ö s-) stecken, die doch nach den Untersuchungen von 
Collitz (BB. X, 1 ff.) in der kasusbildung von vornherein wahrscheinlich 
sein sollte, vgl. 8. töfäsä Rv. VIII, 38, 2, sapsaräsas Rv. I, 168, 9 (un- 
sicher, 8. Brugmann KZ. XXIV, 24), zd. n. pl. raoeäo (vgl. s. nabhä-n-si 
u. b. w. b. Lanman 545; Brugmann KZ. XXIV, 18 ff., 46 ff. ; J. Schmidt 
KZ. XXV, 21 ff., XXVI, 340 f.; Mahlow L. v. 74 f.; Möller P.-BB. 
VII, 504; verf. KZ. XXX, 416 f.). Wagt man nun nicht 77«<r*/«^a 
Alkm. 27 aus * -gharesa oder * -gharesfijiä zu deuten, so ist es wohl zu 
erklären wie ogrja, ra^ai u. s. w. oben. Auch Kvnqoyivi\tt Alk. 60, 
Theokr. 31, 31 ist entweder aus * ^yevrjaa, * -ytvr\o{t)iä oder durch Vor- 
aussetzung folgender entwickelungsstufen : -yiveta >• -yfvea >- -y£vr\* zu 
erklären; die annähme der letzten entwickelung scheint geboten bei Kv- 
&{Q7\a Sa. 62. Dass eine grundform *-yevrjiia nicht eben unerhört ist, 
beweisen bildungen wie TQurrjQ^g und böot. laqu[a\ SGD. 718, ßaolXsia 
SGD. 723. 735. 950, Atßtöiwv SGD. 491, 18, Acßaättrj SGD. 425, 4 u. a. 
(Meister I, 223 f.), die aus -ysiia erklärt werden müssen 8 ), auch wenn 
sie durch anlehnung an adj. auf -rjsiips entstanden sein sollten. 

Ich habe nunmehr die mir für die einzelnen fälle möglichen er- 
klärungen vorgebracht. Man hat nun freilich (vgl. G. Meyer Gr.* § 67, 
F ritsch 27) gemeint, dass rj in den genannten fällen dem in der augus- 
tischen zeit auf inschriften auftretenden gebrauch, statt et i\ zu schreiben, an- 
zuschliessen sei (M e i s t e r h a n s 2 37 f.). Diese Schreibung aber ist ja nur für 
attische, d. h. hellenistische, Urkunden aus den ersten vor- und nachchrist- 
lichen Jahrhunderten bezeugt. Es wäre also anzunehmen, dass die gramma- 
tiker und abschreiber denselben gebrauch in die texte eingeführt oder ihn 
darin vorgefunden hätten. Dies ist doch wenig wahrscheinlich. Die 
grammatiker waren wohl wie die abschreiber durch die litterarische 

*) Nur als_eine unsichere Vermutung soll hier die Zusammenstellung 
von äuo-arjs (« durch metrische dehnung entstanden) mit s. ayas acc. 
ayasam pl. n. a. ayasas (v. ayäsas) g. ayä'säm (marutäm Rv. I, 168, 9; 
169, 7) erwähnt werden; die Zusammenstellung von Windisch KZ. 
XXVII, 170 ff. ist jedenfalls unmöglich. a ) Die formen x^W 1 * Z^ 7 !*» X* m 
QTjes sind verschieden beurteilt: Brugmann KZ. XXIV, 31 ; J. Schmidt 
KZ. XXVI, 881; Mahlow L. v. 46; Fröhde BB. III, 5 n.; Collitz BB. 
X, 306 n. 8 ) Es sei denn, dass * so spät reduciert worden ist, dass 
der dadurch entstandene echte diphthong et nicht die entwickelung von 
«*>>«■ mitmachen konnte. 



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iradition und Are vorlagen gebunden. Eber könnte das von Blass* 59 
hervorgehobene verhältniss verglichen werden, wonach rj und € statt et 
vor vokalen wechselten (vgl. bes. z. b. delph. Xalijug KaXXtxqaTt\a *Hjpa- 
xXrflv aber ävÖQiov, ywaixiov, 8. Allen G. St. III, 232, Blass 8 59 u. 
n. 195 f.). Aber es handelt sich hier wieder um die in schriftliche, 
sicher mehr phonetische Schreibung, nicht aber um die litterarische 
textüberlieferung und grammatische editorentätigkeit. Entweder sind die 
genannten falle hyperdialektische konstruktionen , beruhend lauf missver- 
standenen theoretischen erwägungen, oder, wenn dies nicht einleuchtet, 
Bind sie zu erklaren, wie ich für sie im einzelnen vorgeschlagen habe. 

Fritsch hat unzweifelhaft darin recht -qto? bei Herodot den eg- 
stammen abzusprechen« Er behauptet nun auch, dass überhaupt niemals 
im Griechischen ein -rjwg von einem -«(-stamm vorliegt. Dies scheint 
mir nicht ganz richtig. Dass r\io auf -csijp- in einigen fallen zurückgeht, 
ist wohl sicher (vgl. Froehde BB. III, 6 f.). Das boeot. k[vr]iy[cve]Uat 
S6D. 570 ist doch, auch wenn tve konjiciert ist, ganz sicher; dies beweist 
ji[v)Toptiät[i(\u) derselben inschrift: dass vor -tfo ein e gestanden hat, 
beweist £ (vor [*{]) des letzteren; dies aber muss ganz natürlich nach 
dem ersten mit U ergänzt worden. Wir gewinnen demnach unzweifelhaft 
— faUs die inschriftlichen Publikationen genau sind — die stamme -y«- 
vtfio-, -fjLHÖtfio-. Dass u hin, wie F. will, Schreibung für i (aus «) sei, 
verbietet der umstand, dass diese Schreibung nur vor o- und «-vokalen 
vorzukommen scheint (vgl. Meister 1,244; G. Meyer Gr. 4 §60; Mei- 
sterhans 4 85 f.), wie auch i (aus £) nur vor denselben vokalen vor- 
kommt (G. Meyer a. o., verf. De deriv. vb. contr. 9 f., 18 f., 46 ff.). 
Aber auch angenommen, dass es ein -yev&o- gegeben hat, so müsste doch 
wohl daraus (entweder -yivtto- oder) -yw«o- entstehen, nicht aber -y£- 
veüo- 1 ). Ist aber die letzte form richtig, so müssen wir ein urboeot. 
-ytvrjio- annehmen. Wagen wir nun nicht eine ursprüngliche form *y«- 
vyoto- zu gestatten, so sehe ich nicht ein, warum man nicht mit Meister 
für das Boeot. eine analogiebildung annehmen könnte: die namen auf 
-xXag verhalten sich zu den namen auf -yeveis, wie die patronymika auf 
-xJtctto- zu eben solchen auf -yevtiio-; eine analogiebildung, die um so 
einleuchtender ist, als die flexivischen berührungen der «^-stamme auch 
mit den ^-stammen sehr häufig waren *). Somit sind wir berechtigt auch 
die übrigen bei Meister I, 224 verzeichneten patron. adj. auf -tt{C)os 
von e?-stämmen auf urboeot. -!?(i)o$ zurückzuführen. Auch auf diesem 
wege könnte man Kvnqoytvria im lesb. aus -yevrjta herleiten; man hätte 
nur anzunehmen, dass die nom. auf -«« nach den adj. auf auf -ytos um- 
gebildet worden sind. 

Ob der verf. in seinen behauptungen über den accent der nomina 
auf -yiog (s. 30) das rechte getroffen hat, bezweifle ich. Dass bildungen 
wie ßaaikrjiog und somit äväofyos u. s. w. ursprünglich -ijio$ hiessen, ist 

*) Vgl. abstrakta und movierte fem. auf -ia Meister I, 229. *) Ich 
glaube, dass wir für die verschiedenen formen der namen auf -xXrjg in 
den verschiedenen dialekten zwei stamme : auf -xXtj- und -xXisis- annehmen 
müssen, was ich hier nicht näher nachweisen kann. 

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182 Karl Ferdinand Johansson. 

in der entstehung begründet Wie lange -iji'oc dreisilbig gesprochen 
wurde, ist nicht leicht zu sagen. Sicher ist , dass die Jon. dichter es im 
allgemeinen dreisilbig messen und dies wahrscheinlich nicht auf grund 
von poetischer licenz; wenn -ijw auch mit diphthongischem rji gelesen 
wird, so beweist dies nur, dass rfi in der entwickelung zum diphthong 
begriffen war. Wenn dieser diphthong im Attischen « ward, so behielt 
er auch den accent, wenn einer von den ursprünglichen komponenten 
accentuiert war. Es ist nicht befremdend, dass es att. dvdQtTog, wohl 
aber dass es ßctottetog heisst. ßaalXtutg konnte erst dann eintreten, 
als rji zweimorig geworden war; die tatsächliche accentverschiebung ist 
nur unter analogischem einfluss vor sich gegangen und zwar z. b. nach 
folgender proportion : noXtpfag; noXtpiog = ßcuXtfag: x, weshalb x = fiaat- 
Xtiog; dass diese Verschiebung nicht alle adj. getroffen hat, darf eben- 
sowenig befremden als der umstand, dass es tc^yvgovg nach a^yvQov, 
aber evvov nach tvvovg heisst (Osthoff Zs. f. d. österr. gymn. 1880, 59). 
Jon. ßaalXi\u>g zu schreiben, streitet gegen das dreimoren-gesetz. Es ist 
nämlich keineswegs bewiesen, dass rjt in ßattiXijiog ein ö(<f&oyyog xat 
tmxQaT€ucv (Blass* 22) war 1 ). Dagegen spricht meiner meinung nach 
die verschiedene behandlung von fit: ei in inlaut *) und vor konsonant, 
ff (mit fast unerhörbarem *) in pausa. Ob man aber -ijtog -^Zog oder 
-rjtof schreibt, dürfte so ziemlich auf dasselbe herauskommen. Und dass 
7Ttn()tjtos naxQtoiog gemessen werden kann, beruht doch wohl eben auf 
dem ursprünglichen z. t. bewahrten dreimorigen charakter des toi. 



In einem anhang hat der verf. folgendes verdienstlich bebandelt: 
1. Kontraktion von tri zu 17, die für Herodot gilt, vgl. Bechtel 
Ion. inschr. zu n. 41; 2. Dat. pl. -oiai, -01g; -rjiai, -aig mit dem 
resultat, dass -yoi und outi bei Herod. richtig überliefert sind; 8. ItQog 
oder tQog, wo er mir keine sicheren ergebnisse gewonnen zu haben 
scheint; 4. Die diphthonge «*, **, o* vor vokalen. Ich werde 
mir gestatten hier einiges hinzuzufügen. 

Ueber die Vereinfachung von t-dipbthongen vor folgenden konsonanten 
in den gr. dialekten handeln Zacher Nom. in cuog 1 ff. (wo doch die 
§ 5 gemachten erörterungen besonders verfehlt sind) und 6. Meyer Gr.* 
§ 155. Es scheint die regel geltung zu haben, dass 1 vor palatalen vokalen 
reduciert wird. Der dialekt, in welchem dies besonders der fall ist, ist 
der attische. Aus xatio xa(ug wurde wohl xa(ta xa*tig und att. verallge- 
meinert xa'o>, aus nouü notiig entstand wohl zunächst lautgesetzlich nouS 
noeTg (vgl. Meisterhans 8 44). Dass die tendenz 1 zu verhauchen im 
Attischen dann weiter gewuchert hat (wie dies auch im Lesb. der fall ist) 
erhellt aus Meisterhans* 24 f., 81 ff., 44 f. Für das Jonische gelangt 
der verf. zu folgendem resultat: „d&ss aus dem asiat. Jon. ausser den 

') Das meint zwar auch nicht Fritsch, aber er scheint anzunehmen, 
dass r\i zweimorig geworden ist. *) Man wende nicht ein, dass es <fiXq$ 
heisst: dies beruht nämlich auf analogischer anlehnung an ripfg u. s.w., 
was nicht gehindert hat, dass ij* auch da sporadisch aber lautgesetzlich 
zu « werden konnte. 



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Anzeige. 183 

Beispielen bei den dichtem keine beweise vorliegen für den sporadischen 
Wegfall von iota. Was sich an formen ohne * findet, kann ebenso gut 
attisch sein 14 . In der hauptsache scheint diese regel richtig zu sein; viel- 
leicht können einige modifikationen gemacht werden. Die beispiele aus 
dem Chalkidischen , Eretrischen und Kykladischen stehen derselben er* 
scheinung im Attischen sehr nahe, d. h. es herscht in bezug auf * die- 
selbe tendenz wie im Attisohen: l4&tjvdtjg Bechtel n. 54 (Delos) wie 
Nixäv aus -aijv Bechtel n. 72 (Thasos), vgl. Java =» Javtrj Hekat., 
könnte vielleicht auf regelrechter verhauchung vor ij beruhen. Allerdings 
kann es mit diesem worte auch eine andere bewandtniss haben. 

Das im Att. von 362 an regelmässig erscheinende Zijhjvä kann gewiss 
aus *A&rpala hergeleitet werden; aber ich zweifle, ob dieselbe erklärung 
auf das schon im VI. jh. auftretende .^#77*« angewandt werden darf. Ich 
glaube, es gab ursprünglich doppelformen, sei es dass sie als „hypokori- 
stische' 1 nebenformen zu erklären sind wieget: fiala, yä, yi\\ yaia, 7<rrl- 
aia, Ntxata, üoitöata (-das), <P<oxcua u. 8. w. (Herod. I, 271 f., s. Daniels- 
so n Gramm, anm. I, 33, vgl. Zacher 109 ff., 131) oder in andrer weise. 
In letzterem falle wäre folgende möglichkeit nicht ausser acht zu lassen. 
£8 gab eine ursprüngliche flexion *ä&rjvqjä gen. * ä$nvaijäg. Daraus durch 
Verallgemeinerung des Stammes ä&ijva'i *afrrivaj}5t gen. *ä&qvaijäg >• 
*ä&riva'a gen. *d$rivaiag; so entstand durch Verallgemeinerung von 
beiden stammen sowohl *ä1hpaa gen. *d&nvaag > att. (VI. jh.) Ad-qvä, 
als d&rjvafä gen. d&tjvatäg > att. !ddr]vaCa Jon. It&rpatri. Diese entwicke- 
lung wird bezeugt durch einen andern fall. P. 39 n. 2 sagt der verf., 
dass Bechtel Ion. inschr. 54 zu n. 62 behauptet habe, „dass tu im Ion. 
zu e geworden sei". Ich meinerseits finde Be cht eis auseinandersetzung 
ganz korrekt, es ist nicht pvai- (in lokr. pvaiaiog) gemeint, sondern 
pvä(-ia), woraus das betr. s entstanden sein soll. Ebensowenig ist « aus 
m entstanden in IdXxptwv, dCpvtotg, wie Wackernagel KZ. XXVII, 267 
behauptet, sondern aus 'AXxpawv, *<fyuy«o- (Kretzschmer KZ. XXIX, 
416, Fritsch 39 n. 2) 1 ). *(fyur«o- ißt aus *Stpvajlp- hervorgegangen, 
ganz wie dvvytwv, UniwyuoQ aus *-yajp- oder *^o-. Auch wenn fw* 
lehnwort ist, scheint man von einem urgriechischen paradigma ausgehen 
zu müssen, wie *^y«'i« gen. * (iviujag. Aus *(jivaju entstand Jon. *pvrfi 
> fit da; und durch Verallgemeinerung des langen vokals der kas. 
obl.: *pvt&h > ion. att. *pvrin > *^y^ > pvij, was jedoch nicht belegt 
worden ist. Die gemeingriechische Stammform der kas. obl. erscheint 
nur in ableitungen oder Zusammensetzungen: pvcuog, pvauttog, fopvaiog 
u. s, w. (8. Lobeck Phryn. 551, Zacher 133). Es konnte nun aber auch, 
wie bei 'id-tpä, der wz.-stamm pva- der kas. obl. in den nom. eindringen, 
wodurch statt *(Ava'jü gen. *(ivatjug *(ivu'0i gen. *ppcujäg entstand. Aus 
diesem ftvajja, oder mit verallgemeinertem suffix « der obl. kasus *tivajjx, 
entstand jon.-att. 'pva'Ü oder *pvdri, aus welchen beiden die tatsächliche 
jon. und attische form fivü erklärt wird. In ebenderselben weise lassen 
sich nun die formen von yr\ erklären. Aus * y*jtj& gen. * yeujag entstand 

*) Ilotufodirig (: Ilorttfaut) ist vielleicht aus -124«- (: -tiijäg). 

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184 Karl Ferdinand Johansson Anzeige. 

jon.-att. *yrja gen. *yautg. Indem *yra oder das suffix-a der ob], kaeus 
verallgemeinert wurde, entstand einerseits Jon. yia im acc. pl. yiag 
u. s. w. and möglicherweise att. yij, andrerseits jon. -(att.) *yrfl > 
*yirj > yrj. Für ableitungen konnte entweder der stamm des nom. 
*yaja oder der der obl. kasns *yaiiä-g zu grund gelegt werden; 
im ersten falle -ytwg, ytm-, im letzten -yawg, was nicht auf entstellung 
beruht, und yato- (Zacher 114 ff), -yetog, yno- beruhen auf neubil- 
dungen aus yi\. {yrj'fog >> yiTog). 

Auch die herodoteische fem.-bildong auf -*« aus adj. auf -vg mag 
hier kurz besprochen werden. Die fem.-bildung auf -««* von -v-stämmen 
ist bekanntlich aus -fsuc 1 ) entstanden. Ueberall tritt dies als -suc auf, 
in allen dialekten von ältester zeit an bis auf die hellenistische. Inschrift- 
lieb ist freilich im Att. vom V. jh. ab die Schreibung -*« belegt (Meister- 
hans 9 31 f.), von einem adj. auf -vg aber nicht früher als 345. Und in 
der Schriftsprache ist -e$a das allein bezeugte. Nun findet sich bei Herodot 
4a statt -«i« (Bredow 167; G. Meyer 8 § 156, vgl. Greg. Cor. 440 
Schäfer). F ritsch erklärt dies so, dass -*ec die jüngere jon. form sei, 
die in den Herodot falschlich eingeführt worden sei. Aber es ist nicht 
bezeugt, dass -**« spater im Jonischen ea geworden ist. Gregorii Corinthii 
äusserung bezieht Bich nur auf Herodot; nichts kann für später entstan- 
denes -tu in ansprach genommen werden: verschwindet doch vom IV. 
und III. jh. das Jonische mehr und mehr und wird durch die xoivtj er- 
setzt, und in echtjonischen Inschriften ist ja ** erhalten noch 334 $aaslr\g 
Bechtel n. 114 e (Zeleia). Wenn nun Herodot -ea nicht aus dem 
späteren Jon. erhalten hat und auch nicht aus einem andern dialekt — 
etwa durch missverstandene puristische tätigkeit eines redaktors -^ so 
muss es entweder ganz willkürlich eingeführt worden sein, oder (wenn 
dies nicht glaublich ist), muss -ft* doch wirklich richtig sein. Wenn nun 
auch bei Homer formen vorkommen wie 'Pitt (neben 'Pctrj), ßa&ia O 606. 
IT 766 (Fick II. 84, 86, 380 ändert an diesen stellen, weil ßa&ia unho- 
merisoh sei, vgl. auch 482; # 218 wird für späteren jon. zusatz erklärt 
Fick II. 512), wxia in der stehenden Verbindung vxia *Ioig z. b. £ 116. 
*f'139, h. Ap. del. 107 (Fick II. 281. 233 ändert), ra^iSv (Theogon.715); 
so läset sich kaum verkennen, dass -icc schon früh existiert hat. Ich habe 
nun KZ. XXX, 404 f., 409 eine erklärung vorgeschlagen. Sollte aber 
diese nicht richtig sein, so sehe ich keine andre auskunft als eine jonische 
lautregel anzunehmen, wonach -tut erhalten wurde, aber z. b. ctijt u. s. w. 
wegen des palatalen rj in itjg überging. In Herodots spräche wären dann 
-ir\g u. s. w. durchgeführt worden, übrigens aber hätte der typus -att 
die obmacht erhalten (vgl. verf. KZ. XXX, 405 n. 2, wo i*i zu lesen). 
Eine solche regel würde eine stütze in jon. ^Eofiir^g haben, falls aus '25p- 
(iiirig (Fick II. XXXV), was aber nicht ausgemacht ist. Jedenfalls 
kann äaaiav Bechtel n. 100, 6 (Milet) eine mit herod. -«r gleichwertige 
form sein. 

Herod. ävd-Qmnii muss = dv&<>amiti sein (vgl. Fritsch 15, 32, 44); 
ob dies aber auf äv&ovmsln zurückgeführt werden darf, hängt davon ab, 
ob wir äv&Qwneiog (nicht äv&Qamrjiog) neben äv&Qwnsog, ßottog neben 
ßotog annehmen können ; solche doppelformen sind ganz wohl möglich 
(vgl. Fick II. 551 ff.). Dagegen scheint horj Bechtel n. 123 III. jh. 
JPantikapaion), 150 z. Hadrians (Ephesos) aus Ugitj, vgl. Kai lim epigr. 40: 
Ieoirj, und dies aus Uq(£t) statt tiotia mit Verallgemeinerung der Stamm- 
form der obl. kas. (vgl. Bechtel Ion. inschr. 58. 82. 93) entstanden 
zu sein, 

s ) Oft mit diaeresis -ii'a zu lesen Smyth EI 88 f., Fick Hes. 9. 

Upsala. Karl Ferdinand Johansson. 



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Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht in Gtfttingeti. 

Soeben ist erschienen: 

Grieehisehe 
Grammatik fttr Gymnasien, 

Auf Grund der vergleichenden Sprachforschung bearbeitet 

von H. D. Malier und J. Lattmann. 

II. Teil Ausgabe B. 

Syntax der attischen Prosa 

von H. D. Möller. 

VIII, 116 S. gr. 8. Preis geh. 1 Mk. 40 Pf. 

Im Jahre 1887 ist erschienen: 

IL Teil. Ausgabe A. 

Syntax 

von demselben. 
X, 214 S. gr. 6. Preis geb. 2 Mk. 40 Pf. 

Diese grössere, die gesammte griech. Sprache berücksichtigende Aus- 
gabe, aas welcher die Ausgabe B anf vielseitigen Wunsch der Herren Recen- 
senten und anderer Fachmänner hervorgegangen ist, wird in allen Fachzeit- 
schriften zu eingehendem Studium empfohlen. Die Anschaffung ist durch den 
überaus billigen Preis leicht gemacht. Von den .zahlreichen günstigen Be- 
sprechungen erwähnen wir nur die folgenden : 

Aus Korrespondensblatt f. d. Gelahrten- und Sealseholea Wfirtembergs. 1887. 
Haft 9. 10: „Verf. will kein Lernbuch schaffen mit den nötigsten Regeln für die 
Komposition, sondern ein Lehrbuch, das einerseits praktisch brauchbar sein soll, 
anderseits aber sich aufbaut auf den Ergebnissen der vergleich. Forschung und 
ebenso einen Einblick in die geschieh tl. Entstehung der Gebrauchstypen ge- 
währt, wie das analyt. Verständnis der Schriftsteller bei der Exposition voll er- 
möglicht. Deshalb ist die Verglefchung mit dem Latein, streng durchgeführt 
und werden nicht bloss die Attiker, sondern voran auch Homer, der älteste 

Zeuge, berücksichtigt Wir schliessen mit der Bemerkung, dass 

in dem Buche sich wissenschaftliche Forschung mit schulmänni- 
scher Erfahrung verbindet. Kein Leser wird dasselbe ohne reiche 
Anregung aus der Hand legen". 

Aus Wochenschrift für Masaisehe Philologie 1887, Ho. 89/80i: „An erster Stelle 
möchte ich das Studium dieser Syntax allen Lehrern des Griechischen, dann 
aber überhaupt allen, jlie im Griechischen schon etwas weiter vorgeschritten sind, 
empfehlen ; sie werden daraus eine Fülle von Belehrung und Anregung schöpfen. 
In der Schule wird sich das Buch meiner Meinung nach nur in der Hand eines 
tüchtigen und erfahrenen Lehrers bewähren." ( J. S i t z 1 e r , Tauberbischofsheim.) 

Im Jahre 1886 erschien derselben Grammatik I. Theil: 

Formenlehre. 

4. verbesserte Aufl. VIII, 179 S. geb. 2 Mk. 20 Pf. 

Aus Zeitschrift f. d. Oymnasialwasen 1886 Heft 9: „Zum Schluss kann ReL es 
sich nicht versagen, dem vorliegendem Werke, das bei guter Ausstattung und 
verhältnismässig billigem Preise allen wissenschaftl. und didaktischen Anforde- 
rungen der heutigen Zeit entspricht, was auch von kompetenter Seite genugsam 
. hervorgehoben ist — vgl. Zoitschr. f. östereich. G. W. 1864 S. 877, Jahrb. für 
Phil. u. Pädagogik 1865 8. 834 ff., 1877 S. 468, Ztschr. f. d. Gymnasialw. 1878 
S. 242 — die wohlverdiente Anerkennung zu wünschen , die bei der grossen 
FüHe von grieeb. Grammatiken und bei dem zur Zeit so beliebten Gebrauch von 
Kompendien nicht so leicht zu erreichen ist. Wenn die augenblicklich unter 
der Fresse befindliche, jedenfalls nach ähnlichen Principien wie die Formenlehre 
bearbeitete Syntax derselben Verfasser an das vorliegende Werk auoh nur 
einigermaßen heranreicht, so ist damit der Schule ein Gesamtwerk geliefert, das 
in der Hand jedes Secundaners und Primaners zu sehen der Wunsch aller der- 
jenigen Lehrer sein wird, welche an der dem griechischen Unterricht gebührenden 
Bedeutung nicht gerüttelt sehen wollen". Wongrowitz. R. Schröter. 



• Verlag von Vandenhoeck 4 Ruprecht in Göttingen. 

Hesiods Gedichte 

in ihrer ursprünglichen Fassung und Sprachform 
wiederhergestellt 

von 
August Fick, 

Mit einem Anhange über die Versabzählung in den homerischen Epen. 
1887. IV, 131 Seiten. Lex-8. Preis 4 Mark. 
A. H. Sayoe schreibt in der Academy am Anfang einer eingehenden 
Besprechung: „Die einfacheren Aufgaben, welche der Text des Hemod, ver- 

S liehen mit dem Homerischen, darbietet, sind durch den von Prof. Fick be- 
errschten Zauberstab vergleichender Sprachwissenschaft, Kenntniss d. griech. 
Dialecte und gesunden Menschenverstandes entsprechend leichter bewältigt. 
Ohne alle seine Folgerungen anzunehmen, muss ich anerkennen, dass seine 
Beweise und Ergebnisse gröastentheÜs richtig sind. Wenn auch noch viele 
Einselfragen zu lösen bleiben, die Gr un dlini e n, auf welchen die künftige Kritik 
der Hesiodischen Dichtungen fortschreiten muss, sind gezogen. Der echte 
Hesiod ist von späteren Znsätzen befreit, der ursprüngliche 
Text wieder hergestellt. 

Die Mundart 

der 

slovakisehen Zigeuner. 

Herausgegeben mit Unterstützung d, kais. Akademie dersWissen- 

schaften in Wien 

von 

Dr. Rudolf von Sowa, 

k. k. GymiMdalproftoKor. 

X, 194 S. 1887. gr. 8. Preis 7 d 
„Bei aller Kürze ein gründliches gelehrtes Werk, durchgeführt mit sorg- 
fältiger Benutzung der wichtigsten Nebenquellen und unter Befolgung der 
strengsten Methode laut* und sprachvergleiohender Forschung". (Literar. Central« 
blatt 1887, No. 37.) 

Parallel-Homer 

oder 

Index aller homerischen Iterati in lexikalischer Anordnung 

zusammengestellt von Dr. C. Ed. Schmidt, 

1885. Yin, 260 S. Lex.-8. Preis 6 Mk. 

Literar. Centralblatt 1886 9. 41: „Das Buch enthält die Ausführung eines 
Planes, von dem der Verf. bereits im Programm des Progymnasiums zu Lotsen 
1881 eine Probe gegeben hatte : Znsammenstellung aller Parallelstellen, die 
sich in Hiaa und Odyssee finden, bis auf den Umfang von sechs Moren herab. 
Bei dem hohen Preise, den Prachtwerke wie das von Dunbar, A complete 
Concordance to the Odyssey and Hvmns of Homer, Oxford 1880, haben, muss 
man Schmidt's Arbeit als eine willkommene Gabe begrüssen." 

Deutsche Llteratorseitung 1886 V. 48 : „ Demgegenüber ist Sehe, plan* 

massiges, wolfeile« und solid gedrucktes Lexikon der Iterati, die Frucht eines 
unverdrossen ausdauernden zehnjährigen Fleisses, durchaus kein überflüssiges 
Werk, sondern es verdient den aufrichtigen Dank aller, die den kritischen 
nnd exegetischen Wert der Wiederholungen zu schätzen wissen." 

American Joursal of Psilology VI, S8: „Dr. Schmidt will not be disap~ 
pointed in his expeetation, that Homeric critics will make large use of ms 
coilection". 



Druck der Univ.-Buchdruckerei von E. A. Huth in Göttingen. 



ew?.ä</ 






B elTrä g e 



zur künde der 



indogermanischen sprachen 



herausgegeben 



Dr. Adalbert Bezzenberger. 



Fünfzehnter band. 
Drittes und viertes Heft. 




.YiGöttingen, 

Vandenhoeck und Ruprecht's verlag, 
1889. 



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1 



Inhalt. 

S«it» 

Arisches. (Fortsetzung.) Von Chr. Bartholomae - - . 185 

Yasna 88. Von K. Geldner 248 

Ueber die durch anhängung der dativisch flektirten wurzel dha, 
dha, dhb, dhü an beliebige andere wurzeln gebildeten infinitive 
des Veda und Avesta. Mit einer kritik Pänini's and dessen infi- 

nitivsuffixes adhyai. Von Hermann Brunnhofer ------ 262 

Zur geschiente des rhotacismus in den germanischen sprachen. L 

Eine ausnähme des Verner'schen gesetses. Von G. Sarrazin - - 270. 

Einige deutsche baumnamen und verwandtes. Von O. Schröder - 284 

Thessalisch $&v, *#t/«. Von A. Fick 290 

Grundsprachliches m und n am wortende. Von A. Fick • - - 291 

.Zur lettischen declination. Von A. Bezzenberger 294 

Morphologische Studien. IL Von J5T. F. Johansson 304 

Anculus, dfupüioios. Von JET. Osthoff 316 

Awest. apäkhtara. Von W. Bang 817 

Haoma yö gava. Von C. de Harlez 317 

Heinrich Leberecht Fleischer. (Nekrolog.) Von A. Malier - - - 819 

Berichtigungen - 887 

Register. Von W. PreUwitz 388 



Alle für die redaction dieser Zeitschrift bestimmten Sendungen wolle 
man richten an Professor Dr. Adalbert Bezzenberger , Königeberg t. /V., 
BeeeeUtraese 2. 

Die geehrten herren mitarbeiter werden um schleunige erledigung 
der correcturen ergebenst gebeten. 



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9" ':•■»' 185 



Arisches. 

(Fortsetzung, s. diesen band, s. 1 ff.) 
XII. Ai. usräs, gen. sing. 

Kaegi, festgruss an 0. von Böhtlingk, 8. 48 f. hat die 
mehrfach wiederkehrende Verbindung vdsta usrdh richtig als 
„beim aufleuchten der morgenröte" gedeutet. Zu usräs wird 
bemerkt, die form sei als gen. sing, nicht auffälliger denn usräm 
RV. 10. 6. 5 als lok. sing. Kaegi scheint nicht beachtet zu 
haben, dass usräs auch noch an andern stellen zweifellos als 
genetiv gebraucht ist. Es sind das: 

1) RV. 6. 62. 1: ja sadjd usrä vjü$i gmo dntän 

jüjüsatah pdrj urü' vdrqsi | 
d. i. „die beiden, die auf einmal beim aufleuchten der morgen- 
röte der erde enden rings umfassen wollen, die weiten räume". 
Dass die herkömmliche fassung von usrä als nom. dual, unzu- 
länglich ist, hat schon Ludwig gesehen, der rigveda IV, s. 57 
usrä als „gen. plur. mit Verlust des m u nimmt, vjüai ist stäts 
— RV. 5. 3. 8, 45. 8, 7. 81. 2, 8. 46. 21 — mit einem (vor- 
anstehenden) genetiv verbunden. 

2) RV. 2. 23.-2; usrä iva surjö gjotifü maho 

vüvesäm ig ganitd brdhmanäm asi \ 
Hier hat man usräs als akk. plur. genommen. Das objekt zu 
ganitä wäre also einmal durch den akkusativ, einmal durch 
den genetiv (brdhmanäm) gegeben. Es ist doch zweifellos 
natürlicher, auch usräs als genetiv zu fassen. Also: „Wie der 
Sonnengott der erzeuger der morgenröte ist durch sein grosses 
licht, so bist du der erzeuger aller gebete". 

3) RV. 4. 45. 5: svadhvaräsö mddhumantö agndja 

usrä garante prdti västör asvinä \ 

4) RV. 2. 39. 3: Icakraväkeva prdti vdstör usrä 

arvänfcä juiam rathjeva sakra ( 
Ich lese an der zweiten stelle usrä und mache dies beide male 
von vdstör abhängig; vgl. RV. 1. 79. 6: vdstör utofäsah und 
vdsta usräk an den bei Kaegi angefdrten stellen, prdti mit 
vdstös zu verbinden geht nicht an, da prdti stäts den akkusativ 
nach sich hat. Höchstens könnte man prdtivastö? lesen. Das 
richtige ist, prdti an den obigen stellen, und ebenso RV. 10. 

Beitrüge z. kunde d. indg. sprechen. XV. 13 



186 Chr. Bartholomae 

189. 3 und 6. 3. 6 (wo prdti västa usräh) zum verbum zu 
ziehen; vgl. Kaegi, a. o. Freilich ist es ja auffällig, dass 
prdti viermal unmittelbar vor vdd° auftritt Doch lässt sich 
denken, dass eine der stellen den „dichtem" der übrigen als 
Vorbild gedient hat. Man beachte auch, dass in RV. 4. 45. 5 f 
2. 39. 3 und 6. 3. 6 die worte prdti vdst° innerhalb der zeile 
genau die selbe stelle einnehmen; sie bilden die sechste bis 
neunte silbe 1 ). 

Es ist zu übersetzen, zu RV. 4. 45. 5: „Die schön opfernden 
metreichen feuerflammen, sie knistern beim aufleuchten der 
morgenröte den ASvinen entgegen"; — zu 2. 39. 3: „Wie zwei 
Uakraväka*) kommt beim aufleuchten der morgenröte nahe 
herbei, wie zwei wagenlenker, ihr starken". Ueber västös 
s. unten s. 205 ff. 

Wie der stamm (ai.) usas- zu seinen r-formen gelangt ist, 
habe ich Bezzenberger's beitrage XV, s. 15 zu zeigen versucht. 



XIII. RV. 1. 123. 4. 

Der überlieferte text lautet: 

gfhamgrham ahand jatj dlchä 

divedivS ddhi ndmä dddhänä | 

sifäsanti djötand sdsvad agäd 

ägramagram id bhagatE vdsünäm || 
Grassmann übersetzt: „Die tageshelle kommt zu jedem hause 
und jedem tage gibt sie ihren namen; zu spenden willig, stra- 
lend naht sie immer . . .". Ludwig: „Haus für haus besucht 
sie mit dem tage, tag für tag kennzeichen setzend ; zu gewinnen 
bestrebt immer ist die blitzende gekommen . . .". Benfey 
(Bezzenberger's beitrage VII, s. 295): „Von haus zu haus 
schreitet die morgenröte und tag für tag vermehret sie die 
namen; beständig naht sie glänzendes zu spenden . . .". Del- 
brück, ai. tempuslehre, s. 11: „Zu jedem haus kommt sie 
aufleuchtend, tag für tag ihr wesen zeigend, um zu spenden 
ist die lichte . . ."• 

Das schwierigste wort der Strophe ist ahana, das sich nur 

*) S. dazu unten b. 215. *) Was sollen hier die t Sakra vakaganse? 
Vielleicht stand ursprunglich eine Zusammensetzung mit kakrd- „rad" im 
text. Das würde ganz gut zum folgenden rathßva passen. 



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Arisches. 187 

hier findet. Im naighantuka 1. 8 steht es, ebenso wie das fol- 
gende djötanä, unter den usönämani: das heisst also, es war 
schon damals unverständlich. Sa Jana weiss auch nicht mehr. 
Roth, im Petersburger Wörterbuch s. v., meint es „könnte s. 
v. a. ordnend sein, wenn es auf 1. ah zurückgefürt wird". 
Aber die „wurzel 1. ah- fugen, reihen, rüsten" hat ihr dasein 
längst beschlossen; vgl. Aufrecht, Zeitschrift d. dtsch. mgl. 
ges. XXV, s. 234 ff. Benfey erklärt es als eine adjektivbildung 
aus ähan- „tag", wärend es nach Ludwig und Böhtlingk 
ein — unregelmässig betonter — instrumental dazu wäre. 

Ich fasse, und das ist jedenfalls das natürlichste, akani 
formell wie djötanä, und zwar als nom. sing. fem. des partizips 
im medium, s. djutänäm . . ufdsam 7. 75. 6. and- ist die 
schwächste postkonsonantische gestalt des Suffixes manch. Im 
avesta ist sie ganz gewönlich (vgl. verf., altir. verbum, s. 156, 
handbuch, § 358), im veda nicht gerade selten (Whitney, 
grammatik, § 1150. 2 a). Dass die formen in unseren indi- 
schen grammatiken nicht als partizipien aufgefürt werden, hat 
keinen tiefern grund als den, dass es auch Panini nicht tut. 
Um das iranische hat sich ja bekanntlich der Sanskritist nicht 
zu kümmern. — Wegen der wurzelform in djötanä und dessen 
verhältniss zu djutänds und djütänäd verweise ich auf meine 
bemerkungen zu stavänm > stuvänd > stdvänas in meinen bei- 
tragen, s. 132, 144. 

Die wurzel, die in ahanä steckt, ist also ah-. Ich nehme 
an, dass ah- ein arisches adh- vertritt, wozu man ja one weitres 
berechtigt ist. In adh- aber finde ich die selbe wurzel, die 
auch in ai. addhä = av. azdä, ap. azdä „künde, gewissheit" 
(verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 15 f.), in av. aidi jt. 8. 48 
(Geldner, ebd. XXX, s. 323), in ai. attha^ aha etc. vor- 
liegt 2 ). Die wurzel vereinigte in sich die beiden bedeutungen 
„kennen" und „kennen machen, kund tun" (= „sagen"). Das 
ist ganz und gar nicht selten. Man vergleiche z. b. lat disco 
(aus *di-dkskhö) > gr. diödaxw (aus *di-ddk-8khö)*)\ die prae- 

*) Wegen tth vgl. dhatthä* u. s. w.; verf., ar. forschungeil I, 8. 11. 
*) Vielleicht auoh in av. adcp j. 46. 5? Znr stelle s. verf., beitrage, 
s. 27, 260 und Geldner, Bezzenberger's beitrage XIV, s. 12. •) Ich 
setze für das indische inchoativsuffix Ich? auch jetzt noch idg. *M° »n, 
trotz Burg's aufsatz in Kuhn's zeitschr. XXIX, s. 868 ff. Auf das arm. fax 
> ai. iakhä, lit. szakä (bei verf., Bezzenberger's beitrage X, s. 290) hat 

13* 



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.188 Chr. Bartholomae 

sensbildung ist ganz dieselbe. Als bedeutung für das partizip 
ahand nehme ich „kennend" an. gxhdmgfham gehört dazu als 
objekt 

Ich wende mich zunächst zur zweiten zeile. Grassmann 
übersetzt div&dittä mit „jedem tage", nimmt es also als dativ. 
Er hat dabei vergessen, was er selbst im Wörterbuch gegen 
die Fassung des Petersburger Wörterbuchs bemerkt hatte. Das 
„amredita" dive dive bedeutet in der tat, wie daselbst richtig 
angegeben ist, an allen 47 stellen im RV. nur „tag für tag", 
in zeitlichem sinn, dive ist also lokativ; so auch Delbrück, 
syntax, s. 149. Die wal der lokativform dive — nach der 
a-flexion — statt divi mag hier, wie in dem gleichartigen 
viäevisS „haus für haus", durch den rhythraus v,_ u_ be- 
günstigt worden sein; man halte dazu Delbrücks bemer- 
kungen zu den aoristformen wie aplpatat (verbum, s. 110). 

ädhi dädhäna: medialformen von dha- mit ddhi verbunden 
finden sich im rgveda an zehn stellen. Die bedeutung deckt 
sich mit der im Petersburger Wörterbuch unter 1. dhä~ 8), 10) 

sich Burg mit keiner silbe eingelassen. Man vergleiche noch ai. pükhat, 
av. pusqm > got. fauKo (mit h =* kji wie in haban, Feist, grundr. d. 
got. etym., s. 46 f.), sowie ai. rapi- „schwellen", rapi- gilt als wnrzel. 
Es gibt aber keine wurzeln, die auf zwei versohlusslaute ausgehen. Viel- 
mehr ist rapi- wie praUh~ u. a. verallgemeinerter inchoativstamm. Aus 
ar. pih wurde ai. pi, noch ehe die Umwandlung des anlautenden und 
intersonoren ih in kh begonnen hatte. — Was Burg mit seiner gegen- 
überstellung von ai. paspaie und kikhide (a. o., s. 866 f.) besagen will, ist 
mir nioht ganz klar geworden. Idg. kji und sk t h füren beide zu ai. kh, 
wenigstens im anlaut. Im inlaut wäre streng genommen für k t h M, für 
sk t h kkh zu erwarten; cf. tnagga, rdggus u. a. mit §g für zg. Aber kh 
und kkh werden in der schrift nicht auseinandergehalten. — Das anlau- 
tende k in kikhide weist unter allen umständen, mag man kh aus «ä, oder 
sk x h oder kji erklären, auf neubildung hin; zu erwarten wäre i. — 
Brugmann nimmt, um von sk t auf kh zu kommen, folgende entwick- 
lung an: $k t = urar. si = urind. U = hist. kh. Wie mir scheint, geht 
er dabei von einer irrigen auffassung des sandhi kkh = t+i aus. Nach 
Panini 8. 4. 40 wird t+i zu ki — das ist der ausspräche nach nichts 
andres als ti — , und nach 8. 4. 63 ist es gestattet, nach tonlosen ver- 
schlusslauten — auch nach k, t und p! — statt « kh zu schreiben. Also 
agnikit iete > °kik i° > °kik kh°. — Dass idg. s im indischen irgendwo 
lautgesetzlich zu k oder t geworden wäre, glaube ich nicht mehr. Wegen 
jfcf, angeblich aus ar. ii s. verf., beitrage, 8. 154 f.; auf ts, angeblich aus 
ss werde ich später zurückkommen; s. 199 note 2. 



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Arisches. 189 

und 11) angegebenen. Das gewönliche objekt dazu ist ärijas 
oder — einmal — srijam „pracht"; so RV. 1. 85. 2, 2. 8. 5, 
8. 28. 5, 10. 21. 3, 127. 1, 110. 6 (~ AV. 5. 12. 6). Hier 
und 9. 71. 9, wo tvisls statt srifas, bedeutet ädhi dhä-, med. 
„entfalten, an sich zur erscheinung bringen". — In 1. 73. 10 
ist zu übersetzen „göttergeschenkten rum empfangend". — 
1. 146. 3 steht visvän kety ädhi maho dddhane. Grassmann 
übersetzt „der grosse zeichen alle an sich nehmend". Es heisst 
aber k&tän, nicht ketun. Ludwig hat „alle wünsche dem 
grossen verleihend", wozu in den anmerkungen (rigveda IV, 
s. 283) gesagt wird „mahah: der grosse, eine geradezu ab- 
scheuliche erklärung; Agni ist der Vermittler aller wünsche" • 
Ich halte auch Ludwig's Übersetzung für unrichtig. 

keta- ist unbestreitbar nur „verlangen, begehren"; so 
auch im avesta, wo zu jt. 5. 73 düra$ka$tem überliefert ist, 
d. i. „ihn, dessen begehr sich in die ferne richtet" *). Ich über- 
setze: „die kühe (d. i. nacht und morgen) gehen nach ver- 
schiedenen richtungen auseinander, alle wünsche gern mit- 
nehmend", nämlich um sie der erfüllung zuzufüren. maho 
stelle ich zu 2. mahds im Petersburger Wörterbuch. — dddhäna- 
gilt den grammatikern nur als partizip des praesens. Für's 
perfekt wird die betonung auf der Schlusssilbe verlangt. Aber 
auch beim partizip des praesens ist die betonung verschieden, 
teils auf der würzet, teils auf dem stammauslaut, cf. dühä- 
nas > duhänds u. a., vgl. auch äsdjänas > loxeavog (von 
Fierlinger, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 477). Und im per- 
fekt haben wir das sichere dddrsanas. Auch dddhäna- ist an 
mehreren stellen zweifellos perfektisch zu nehmen. So RV. 2. 
12. 10: jäh säsvatö mahj enö dädhänän, ämanjamänän tchdrvä 
gaghdna „der schon immer die, so eine grosse schuld auf sich 
geladen haben, ehe sie sich's versahen, mit dem pfeil ge- 
troffen hat". Ferner RV. 1. 141. 13: dstavj agnih Mmivadbhir 
arkäih, sdmrägjaja pratardm dddhänah »jetzt ward Agni mit 
eifervollen liedern gepriesen, er der sich vorgenommen 
hat 8 ), auch ferner die allherrschaft zu füren". RV. 10. 15. 10: 
fl satjasö havirddö havi$pd, indrena diväth sardthaw dddhänäfr 
(wofür AV. 18. 3. 48 lur&na) „die warhaftigen, die haviS- 

*) Die wurzel hajc steckt vielleicht — gegen verf., beitrage, 8. 31 — 
in av. kafi j. 33. 6. *) Vgl. zur bedeutuug unten. 



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190 , Chr. Bartholomae 

essenden, haviftrinkenden, die sich mit Indra, mit den göttern 
zusammen getan haben". So noch 4. 22. 3, 9. 90. 1, 10. 
7. 2 u. a. Und partizip des perfekts ist auch dddhäne in 
in 1. 146. 3; wörtlich wäre zu übersetzen „alle wünsche an 
sich genommen habend". Und part. perf. ist endlich auch 
dddhanä in 1. 123. 4. 

Wer fortgeht, nimmt mit, was er bei sich hat; wer her- 
kommt, bringt es mit Danach sind wir berechtigt jdtj äfchä 
. . ddhi nämä dädhänä zu übersetzen „sie kommt heran die 
namen mit sich bringend". 

Die ganze strophe übersetze ich nun so: 

„Jedes haus kennend kommt sie heran tag für tag die 
namen mitbringend. Um zu spenden ist die leuchtende jetzt 
wiederum hergekommen. Alles höchste der guter besitzt sie". 

Was soll nun die zweite zeile bedeuten? — Wir sagen 
„bei nacht sind alle katzen grau". Damit meinen wir, bei 
nacht sind gleichartige wesen und dinge mit dem äuge nicht 
von einander zu unterscheiden, weil die besondern merkmale 
nicht zu erkennen sind. Das ist es, worauf unsre stelle an- 
spielt. Bei nacht sieht ein haus aus wie's andre. Die häuser 
verlieren in der nacht ihre namen. Wenn aber Uäas er- 
scheint, werden dio besondern kennzeichen derselben wieder 
sichtbar; sie bekommen ihre namen wieder. Es ist also die 
U§as, die bei ihrem allmorgendlichen kommen den häusern ihre 
namen wieder mitbringt und verleiht. 



XIV. RV. 4. 11. 6 und zur metrik. 

drtf asmdd dmatim ürtf qha 

äre vtiväm durmatin. jdn nipäsi | 

dö$d Hväh sahasah sünö agnS 

jdm dem d 1cit säfeas? svaati ) 
Grassmann übersetzt: „Halt fern von uns die armut, fern 
bedrängniss, und jede missgunst fern du, uns beschützend; 
gesegnet ist, o son der kraft, o Agni, wen abends du, o gott, 
zum heil geleitest". Ludwig hat: „Fern von uns die dürftig- 
keit [schaffst du], fern die bedrängnis, fern alles übelwollen, 
wenn du schützest; unversehrt ist am abend, o son der kraft, 
o Agni, den als gott du begleitest zu wolsein". 

Beide Übersetzungen sind falsch. Das adjektiv sivä- be- 



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Arisches. 191 

deutet im veda nirgend „gesegnet, glücklich, heil" oder dergl., 
sondern stäts (in aktivem sinn) „segnend, beglückend, heilsam 44 . 
sivdh kann also nur auf das folgende devd bezogen werden (wie 
Grassmann im Wörterbuch auch richtig angibt). Daraus folgt 
dann aber, dass entweder die dritte und vierte zeile in einen 
einzigen satz, einen relativsatz zusammengezogen werden müssen 
(„wen du im dunkeln, ein huldreicher gott, zum heile gelei- 
test"), oder dass dö$d siväh an die letzten worte der zweiten 
zeile anzuschliessen sind (Jan huldreich im dunkeln schirmst"). 

Die weitern folgen liegen auf der hand: Einmal kann jdn 
nicht jdd sein, sondern muss — nach Panini 8. 4. 59 — 
gleichem, akk. sing, gesetzt werden 1 ). Und dann kann der 
ablativ asmdd nicht zum pron. 1. person gehören. Er ist viel- 
mehr zu ajdm zu stellen, also in asmäd zu ändern, sofern man 
nicht vorziehen sollte, asmdd neben asmäd wie im avestischen 
ahmaj> neben ahmäß zu beurteilen *). 

Nach diesen bemerkungen übersetze ich: „Fern von dem 
[hältst du] 8 ) die dürftigkeit, fern bedrängung, fern jeglich 
übelwollen, den du unter obhut nimmst, den du auch im 
dunkeln, ein huldreicher gott zum heile geleitest, o Agni, son 
der kraft". 

Die erste zeile der Strophe habe ich schon ar. forschungen 
II, 8. 18 zu jenen triStubhzeilen gerechnet, welche in 7 + 4 
silben zu zerlegen sind. Oldenberg, hymnen des rigveda, 
s. 42 n. schreibt, er könne sich meine auffassung über die 
Stellung der zäsur nach der siebenten silbe in bezug auf den 
veda nicht aneignen. Die Sache ist doch nicht so unwichtig 4 ), 

*) In Whitney 's gramraatik, § 213 ist über die behandlang des aus- 
lautenden m vor nasalen nichts zu finden. Unter 6 wäre zu lesen : „Vor 
einer muta und einem nasal jeder andern ...". *) Doch ist die 
form mit kurzem a nur im Jüngern avesta nachweisbar. Die gegenteilige 
angäbe in meinem handbuch, § 268 ist irrig. In j. 44. 13 ist es abl., in 
34. 9, 35. 5, 40. 1 nom. des pron. 1. pers.; of. verf., Bezzenberger's 
beitrage XIII, s. 87 f. Th. Baunaok's erklärung, in seinen und J. Bau- 
nack's Studien I, s. 349 f., 390 überzeugt mich nicht. — Schreibt man 
asmad, so erhält man den gewöhnlichen rhythmus der triStubhzeile : 
tt— tj-üüü— ü— tr, Die Schreibung asmdd wird durch RV. «?. 8. 2 
veranlasst sein. ■) Das verbum ist weggelassen; zu ergänzen &fpöfi, 
cf. RV. 2. 29. 1 oder badhau. cf. 3. 8. 2. Die stelle fehlt bei Delbrück, 
syntax, s. 7 f. *) Im gegen teil. Die rhythmik muss in noch viel 

höherem grade für die erklärung der vedischen hymnen ausgenutzt 
werden, als es bis jetzt geschehen ist. 8 unten. 



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192 



Chr. Bartholomae 



so dass die ablehnung meiner anname schon mit ein par worten 
hätte begründet werden sollen, um so mehr, als ich mit meiner 
ansieht nicht mehr allein stehe: wie ich wenigstens aus den 
beurteilungen meiner schrift glaube schliessen zu dürfen 1 ). 
Insbesondere wünschte ich zu erfaren, was Oldenberg bezüg- 
lich der 44 fälle denkt, da die prohibitivpartikel md in tristubh- 
zeilen auf die achte silbe fällt (verf., a. o., s. 25 n.). Gesetzt, 
Oldenberg's anname sei richtig: so würde im rgveda md bei 
ungefär 400 maligem vorkommen einige sechzig male in unregel- 
mässiger Stellung, d. h. im innern eines versglieds, statt am 
anfang desselben, auftreten. In zwei dritteln dieser fälle aber 
nimmt md den platz hinter der siebenten silbe ein. Ist das 
nicht auffallend ? Und sollte das zusammentreffen dieser tat- 
sache mit der andern tatsache, dass in den gatha's des avesta 
bei elf- und zwölfsilbigen Zeilen die zäsur in zalreichen fällen 
hinter die siebente silbe zu stehen kommt — es wird das auch 
vonGeldner in der neuausgabe anerkannt — , sollte das etwas 
zufälliges sein? Ich empfehle einmal die hymnen RV. 7. 17 
und 35 genau und sinnentsprechend durch zu lesen, und bei 
der letztern insbesondre die Stellung von sdm zu beachten. 

Noch einer andren auffälligen erscheinung in der rgvedi- 
schen metrik will ich hier erwänung tun. Oldenberg, a. o., 
8. 45 fürt aus dem siebenten mandala 15 beispiele für gänz- 
liche Vernachlässigung der zäsur in tristubhzeilen an: ist es 
nun nicht seltsam, dass 14 dieser zeilen sich aufs bequemste 
der von mir a. o., s. 30 f. vorgeschlagenen einteilung in 3+5+3 
silben fügen? Cf.: 

adhvardm kftam hdvesu | *), 
spfhajdjiah sahasri \ , 

väginatn hise ndmöbhih \ , 

bhrepate gänö na resan \ , 

leitriam bhara rajim nah \ , 

bäbadhe n?bh{h stdväna \ , 
nämabhir närö hdvjsi | ; 
süria brävö änägä \ , 

märtiesu ä Uiketa \ , 

sätäjs kfiam vasüjüm \ , 



7. 2. 7 c: ürdhväm nö 

4. 9d: sdm raji 

7. lb: asvdm nd 

20. 6a: nu Uit sd 

7d: a Ultra 
36. 5 c: vi pr'ksö 
57. 6b: vt&vebhir 
1 a : jdd adjd 
ld: $d manjtim 



60. 
61. 



67. 5b: dmfdhräm 



') Deutsche literaturzeitung 1887, 8p. 1172; Kuhn 's literaturblatt III, 
b. 52*. ") S. auch den vorhergehenden vers. 



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Arisches. 193 

68. 3 c: asmäbhjam süriävasü ij'ändh \ , 

88. 3d: prä priwkhd Snkhajävahäi äubhtf kam \ , 

97. 3b: suäe'vair^ brdhmanas pätim gxrüse \ , 

9 a: ijdm väm brahmanas pats suvfktir \ *). 

Und ist es nicht ein gerade zu wundersames zusammen- 
treffen, dass alle diese angeblich verunglückten Zeilen mit einer 
einzigen ausname den gleichen rhythmus aufweisen? nämlich 

TT TT | U U | U — TT | 

Nur 7. 4. 9d weicht etwas ab, es hat statt des jambischen 
eingangs einen trochäischen: _o_ | w—v— \ v |. 

Ich gestehe, dass ich nur sehr ungern an wunder und 
zufall glaube. Zäsurloser triStubh- und dzagatizeilen gibt es 
nur ganz verschwindend wenige. Auch das letzte (15.) der 
Oldenberg'schen beispiele 7. 88. 6 c ermangelt der zäsur nicht. 
So gut die zäsur vor das Superlativsuffix tama- fallen kann 
(Oldenberg, a. o.), so gut kann sie auch vor vant- und mant- 
eintreten, die sicher deutlich als suffixe empfunden wurden und 
jedenfalls auch einen nebenakzent besassen (verf., beitrage, 
s. 108). Man vergleiche die zeile RY. 8. 35. 13 a, wo mitra- 
vdrunavantä utd dhdrmavantä überliefert, aber offenbar 

mitravdrunä \ utd dhdrmavantä \ 
zu lesen ist. Der fall gehört zu den von Roth unter dem 
titel „über gewisse kürzungen des wortendes im veda" behan- 
delten. Zu übersetzen ist: „von Mitra-Varuna und von Dharma 
begleitet". Die ausdrucksweise ist genau die selbe, wie wenn 
wir sagen „sang und klanglos". Vgl. dazu verf., a. o., s. 163 f. 
Ein weitres beispiel s. unten s. 200 n. 

Um die richtigen anschauungen bezüglich des aufbaus der 
vedischen triStubhzeilen zu gewinnen darf man nur eben keine 
vorgefassten meinungen mitbringen, nicht erwarten, in den 
gegebenen tatsachen grundsätze bestätigt zu finden, die nicht 
aus einer unbefangenen beobachtung derselben abgeleitet sind. 
Ich muss Oldenberg den gleichen Vorwurf machen, den er 
a. o., 8. 47 n. Benfey und Kaegi — und mit recht — gemacht 
hat: den Vorwurf der schematisirung. Oldenberg, a. o., 8. 5 
sagt selbst, über „die versuche, einen gemeinbesitz metrischer 

*) Vergessen ist bei Oldenberg die zeile 7. 26. 5b, die sieb eben- 
falls in 8+&+3 silben zerlegt. Vgl. ferner 7. 1. 15a, 4. 5c, 38. 2d, 
öd, 60. 8d, 68. 8d, 88. 8c. 



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194 Chr. Bartholomae 

formen in die ferne nebelweit der indogermanischen vorzeit 
zurückzuverfolgen", könne man verschiedener meinung sein. 
„Aber die frage nach dem aussehen der indoiranischen poesie 
liegt unbedingt innerhalb der gränzen, bis zu welchen die 
Untersuchung gehen darf und muss". Ich kann leider nur 
sagen, Oldenberg hat diese frage der lösung nicht näher 
gebracht. Und zwar, weil er die indische metrik weder vor- 
urteilslos genug, noch mit der nötigen berücksichtigung der 
avestischen metrik dargestellt hat. Wenn er z. b. a. o., s. 44 n. 
den geschichtlichen Zusammenhang der zwölfsilbigen reihe der 
gatha's mit der indischen dzagatizeile für „überaus zweifelhaft" 
erklärt, weil jene die grundform 7+5 silben habe, so kann ich 
mir nur denken, Oldenberg hat, als er das niederschrieb, 
weder meine abhandlung über die gathischen zeilen noch Geld- 
ner's bemerkung zu j. 48. 5 ff. in der neuausgabe im gedächt- 
niss oder zur hand gehabt. In der tat finden sich in den 
gatha's nicht viel weniger zwölferzeilen mit der teilung 5+7 
als mit der umgekehrten. 



XV. Ai. dämünas-. 

So klar die bedeutung des worts zu sein scheint, so sehr 
muss uns auf den ersten blick seine bildung befremden. Whit- 
ney, ind. gramm., § 1152 schreibt: „auch in drdvinas und 
pärinas- 1 ) liegt warscheinlich dasselbe suffix — (nämlich nas) 
— vor, mit vorgesetzten dementen, die die geltung von binde- 
vokalen haben. Vermutlich gilt dasselbe von clämünas- 'haus- 
genosse'". Ich glaube, eine erklärung, die das Vorhandensein 
von „bindevokalen" voraussetzt, wird heutzutage nicht mehr 
viele überzeugen können. — Benfey, vollst, gramm., 8. 159 
bezeichnet dämünas- als „primäres nominalthema" mit dem 
suffix ünas-. Man vergleiche dazu Sajana zu RV. 1. 141. 11 
und Grassmann, Wörterbuch, sp. 1736. Mit dieser Zerlegung 
ist aber auch nichts gedient. Die aufstellung aller möglichen 
suffixe, wie sie nach dem vorbild der indischen grammatiker 
gang und gäbe ist, hat zwar den vorzug bequem, nicht aber 
auch den besonders wissenschaftlich zu sein. Eine lautver- 

*) Lies pärinas-. 

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Arisches. 195 

bindung wie ünas würden wir jedenfalls nur dann als ablei- 
tungssuffix bezeichnen dürfen, wenn sie sich in einer grössern 
anzal von Wörtern und überall in der gleichen bedeutung nach- 
weisen liesse. Das ist aber nicht der fall. Denn das von 
Benfey und Grassmann noch aufgefürte rgünasi, das sich 
val. 4. 2 unter einer aufzälung von eigennamen findet, wird 
vom Petersburger Wörterbuch trotz des auffälligen akzents 
richtiger als Zusammensetzung mit nas- „nase" gefasst 1 ). Vgl« 
urünasäü RV. 10. 14. 12. — Anderweite erklärungen von 
dämünas- sind mir nicht aufgestossen. Bei Lind ner, nominal- 
bildung habe ich das wort nicht finden können. 

Ich kann in dämünas- nichts andres sehen, als die zum 
kompositum gewordene Verbindung der beiden wörter ddmü 
und nas; vgl. Paul, prinzipien 8 , 8. 274 f.: „Letztere — die 
jüngere schiebt von komposita — sehen wir grossenteils vor 
unsern äugen entstehen, und zwar durchgängig aus der syntak- 
tischen aneinanderreihung ursprünglich selbständiger elemente. 
Es sind dazu Verbindungen jeglicher art tauglich 44 , dämü ist 
ein alter «-lokalis aus dam- „haus", vgl. lat. dotna, mit dem 
es gleichzusetzen, noctü, diu u. a. m. (cf. verf., Bezzenberger's 
beitrage XV, s. 23), und nas der enklitische genetiv des pro- 
nomens erster person im plural. Die Umgestaltung von sä 
ddmü nas „der in unserm haus" in sä dämünäs gewissermassen 
„der unserhäusige" vollzog sich ebenso wie im griechischen die 
von 6 iv dogif in 6 evdogog u. s. w. Die flexion nach dem 
muster der ««-stamme mag in erster linie durch einen zu sä 
ddmü nas gebildeten akkusativ täm dämü nasam veranlasst 
worden sein. 

Für ein par stellen möchte ich annehmen, es habe dort 
die Verbindung dämü nas „in unserm hause, bei uns zu hause, 
daheim bei uns" im ursprünglichen text gestanden. Der vor- 
liegende text hat überall dämünas dafür. Die stellen, die ich 
im äuge habe, sind die folgenden: 

RV. 6. 19. 3: jütkeva pasväh pasupd dämana 
asmq indräbhj a vavrtsvägäu | 

*) Dass in Zusammensetzungen, die als eigennamen gebraucht wurden, 
später, als das geful für die Zusammensetzung verloren gegangen und die 
eigentliche bedeutung vergessen war, der ton auf die erste silbe ruckte, 
läset sich wol erklären. Eigennamen werden häufig im vokativ gebraucht; 
im vokativ aber wird der ton auf die erste silbe zurückgezogen. 

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196 Chr. Bartholomae 

Grassmann übersetzt: „wie zu den herden sich des hauses 
viehhirt, so wende Indra dich zu uns im kämpfe"; Ludwig: 
„wie zu den Viehherden der hirte, der zum hause gehörige, geh 
uns Indra zu in der Schlacht". Liest man dämü nö, so ge- 
winnt man einen gegensatz zu ägaü und damit einen viel 
bessern sinn: „Wie bei uns zu hause der viehhirt sich zur 
viehherde wendet, so wende dich du, o Indra, draussen auf 
dem kampffeld zu uns". 

RV. 10. 31. 4: nttjas IcakanjäJt sväpatir ddmunä 
jdsma u devdh savitä gagdHa \ 
bhägö vä gtfbhir arjam&m anagjät 
so asmäi tcarus Jchadajad utd sjäJt | 
Grassmann übersetzt das: „Der ewge herrscher sei erfreut, 
der hausfreund, und wem genuss gott Savitar erzeugt hat; 
ihn schmücke Bhaga, Arjaman mit kühen; er möge lieb ihm 
dünken, lieb ihm sein auch". Ludwig hat: „Gefallen finde 
der nie versagende selbstherr, der hausfreundliche [an dem], 
dem auch Savitar der gott gezeugt hat; auch Bhaga, Arjaman 
verleihe als zier ihm rinder, er erscheine ihm schön und sei 
es auch". Liest man wiederum damit wo, so wird auch hier 
das ganze klarer und einfacher, jede zutat in der Übersetzung 
ist dann überflüssig. Ich übersetze: „Der ewige selbstherr 
möge an unserm haus gefallen haben, nachdem ihm (dem 
hause) der gott Savitar gezeugt hat. Bhaga, Arjaman möge 
es mit rindern salben (ausstatten); lieb und wert soll es ihm 
erscheinen und sein". Der „ewige selbstherr" ist Varuna. Die 
zeugung Savitar's kann nur das licht sein. Beim ersten sonnen- 
stral, der in's haus fällt, werden die Aditja's um gnade ange- 
rufen: Varuna, Savitar — an Mitra's stelle — , Arjaman und 
Bhaga. Dass jdsmäi im sinn von jdd asmäi genommen wurde, 
wird keinem vedisten auffällig erscheinen. — vä ist s. v. a, väi 
RV. 3. 5. 4: mitro adhvarjür i§iro ddmüna 

mitrdh sindhänäm utd pdrvatänäm 1 
Grassmann's Übersetzung lautet: „Ein freund als diener und 
als tät'ger hausherr, ein freund der ströme und der hohen 
berge". DieLudwig's: „Mitra als adhvarju, der rüstige, haus- 
freundliche, Mitra der ströme, Mitra der gebirge". Durch die 
änderung ddmü nö wird die letzte zeile deutlich, die sonst 
ganz in der luft hängt. Es ist zu übersetzen: „Als muntrer 
adhvarju wird er (Agni) zum Mitra in unserm haus, zum 



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Arisches. 197 

Mitra der ströme und der gebirge". Also Mitra daheim und 
draussen. 

KV. 5. 1. 8: märgcUjo mrgy'ate sve ddmünah 
kavipraiastö' dtithih sivo nah | 
Grassmann: „Der schmucke hausfreund wird geschmückt im 
heimsitz . . ."; Ludwig: „[Selbst] reiniger wird geschmückt 
rein dargestellt als hausgewonter im eigenen, als heilbringender 
gast in unserm hause der von den weisen gepriesene". Mit 
sve ist bei dem überlieferten Wortlaut nichts rechtes anzu- 
fangen. Grassmann im Wörterbuch, sp. 1620 heisst uns ddtne 
zu ergänzen. Ludwig's Übersetzung enthält mehr als im text 
steht. Ich lese ddmü nah. Dadurch kommt auch diese stelle 
in Ordnung. Bezüglich der Verbindung sve ddmü nah „in 
unserm hause" verweise ich auf die bei Grassmann, Wörter- 
buch, unter svd- 7) angefürten stellen. Es ist zu übersetzen: 
„In unserm hause wird jetzt der glanzliebende zu hellem 
glänz gebracht, der dichtergepriesene, er der unser huldvoller 
gast ist". 

RV. 5. 4. 5: güffö ddmünä dtithir durönd 
(= AV. 7. 73. 9) imdm nö j'agndm üpa jähi vidvdn \ 
Ich lese ddmü nö und übersetze: „Willkommen in unserm 
hause, als gast in unserm heimsitz komm her zu diesem 
upsern opfer, von dem du ja weisst". 

Weniger gesichert scheint mir die vorgeschlagene fassung 
für die folgenden drei stellen: 

RV. 1. 68. 10: vi räja aumöd durah puruksuh 
pipesa ndkam stföhtr ddmünah \\ 
Ich ändere das letzte wort in ddmü nah. näka- nehme ich 
entgegen der gewönlichen auffassung als „dach". Das dach im 
höchsten sinn ist der „himmel". Vgl. RV. 4. 13. 5: diväh 
skambhdh sdmj-tah pali näkam „als säule des himmels einge- 
fügt stützt er dessen dach". Die obige stelle übersetze ich: 
„Des reichtums pforten hat der narungsspender erschlossen. 
Mit Sternen hat er in unserm haus das dach geschmückt". 
Die sterne sind die funken, die vom herd zum dachfirst (nd- 
kasja prsthdm RV. 1. 125. 5) emporfliegen. 

RV. 6. 71. 4: tid u §jd devdh savitd ddmünä 
hiranjapänih pratidösdm asthät \ 
ddmü nö lesend übersetze ich: „Jetzt ist hier der gott Savitar, 
der goldhändige in unserm hause dem dunkel entgegen ge- 

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198 Chr. Bartholomae 

treten". D. h.: In unser bis dahin dunkles haus ist jetzt der 
erste sonnenstral gefallen 1 ). 

RV. 3. 1. 17: prdti mdrtq avasajö ddmünä 

dnu dsvän rathiro jasi sädhan | 
Liest man ddmü nö, so ergibt sich die Übersetzung: „Den 
sterblichen in unserm hause hast du dein licht entgegen stralen 
lassen. Nun fährst du auf deinem wagen stracks zu den himm- 
lischen empor". 

Man vergleiche noch RV. 1. 123. 3, wo man dira ddmü, nö 
zusammen nehmen könnte „in diesem unsern hause". 



XVI. Ai. durönä-. 

Das wort ist nur in der altern spräche üblich und vor- 
wiegend im lokativ durötie, der im RV. und AV. zusammen 
35 mal an 31 verschiedenen stellen vorkommt. 17 (19) mal 
steht es allein, 4 (5) mal folgt die postposition ä — 3 (4) mal 
am schluss einer zwölferzeile — , 5 mal ist es mit einem ad- 
jektiv — sve*, mädhje* — verbunden, in 7 (8) fällen hängt 
ein genetiv — mdnu$ö*, däsusö, apäm — davon ab. Der 
akkusativ findet sich nur 4 mal, einmal mit iddm verbunden, 
dreimal mit dem genetiv sukftö. Sonst treffen wir das wort 
noch in den komposita durönasdt RV. 4. 40. 5, durönajüs 
8. 49 (60). 19. 

Die bedeutung des worts war niemals strittig. Im nai- 
ghantuka steht es unter den grhanämäni. Es bedeutet unzwei- 
felhaft „heim, heimstätte", im lokativ insbesondre „daheim, bei 
sich zu hause". Aber eine brauchbare erklärung habe ich 
nirgend finden können. Jaska, nir. 4. 5 brachte dur- mit 
du? „übel" zusammen. Davon ist man längst abgekommen. 
Man stellt es jetzt allgemein zu dur- „tor, tür". Und das ist 

*) dsthäd . . pratidösdm auch RV. 1. 35. 10: „fortscheuchend die 
zauberischen unholde ist jetzt der gott dem dunkel entgegengetreten, 
der gepriesene". Ludwig übersetzt hier „abend für abend", an der 
andern stelle „der nacht entgegen" ; 6 rassmann (im Wörterbuch) „gegen 
abend", döt° ist nicht „abend", sondern „dunkel, dämmerung" über- 
haupt; Geldner, 70 lieder, s. 42 übersetzt zu 10. 39. 1 dösam u*asö 
richtig mit „im morgengrauen", one sich weiter darüber zu äussern. Den 
hymnus £.71 fasse ich (mit Sa Jana) als morgenlied. — Ueber die be- 
deutung von dösa västös a. and. o. (unten s. 205 ff.). 



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Arisches. 199 

gewiss das allein richtige. Es bleibt aber -önd-. Grassmann 
zerlegt das in -a, Stammauslaut, +unä-, suffix. Das ist falsch; 
una- und ina- stehen nur hinter konsonanten; s. Lindner, 
nominalbildung, s. 65 und 59. Bei Lindner und Whitney 
habe ich das wort nicht gefunden. 

Ich denke mir die entstehung von durönd- ganz änlich 
wie die von ddmünas-, und zwar aus duros, dem gen.-lok. dual. 
Yon dv(ä)r- „tür, tor" + nas, dem enklitischen gen.-plur. des 
pron. l.person. Die Verwandlung von (s+n durch) z+n in n 
ist ganz regelmässig; vgl. dünäsam RV. 6. 45. 26 u. ö., wort- 
text duh-ndsam. „Ersatzdehnung" konnte hier natürlich nicht 
eintreten, da die silbe one dies schon langen vokal hatte. 

*duronas bedeutete sonach zunächst „innerhalb unsrer 
beiden türen", dann weiter „bei uns daheim, bei uns zu hause". 
Der lautgesetzliche wandel von zn in n brachte es mit sich, 
dass in der folge die Zugehörigkeit des -nas zum pronomen der 
ersten person in Vergessenheit geriet *duronas wurde adver- 
bium und bekam die allgemeinere bedeutung „zu hause, daheim" 
und konnte nun auch bei zweiten und dritten personen ge- 
braucht werden; vgl. dazu Paul, prinzipien*, 8. 195 f. Gleich- 
zeitig damit erfolgte eine Verschiebung des tons auf die letzte 
silbe: * durönds, wie sie bei adverbien nicht selten ist; vgl. 
Whitney, grammatik, § 1111 e, 1112 e und dazu verf., Bezzen- 
berger's beitrage XV, s. 20 f. note. 

Der scbluss der entwicklung war, dass man durönds „da- 
heim" als Substantiv gebrauchte „das daheim" *) und dann nach 
dem nächst besten muster, also nach der a-deklination, flektirte. 
durönds zu duröne verhält sich nicht anders als im deutschen 
jenseits zu in dem jenseits. Das kompositum durönasdt könnte 
aus durönds +sdt hervorgegangen *) und dann seinerseits dazu 
beigetragen haben, den neuen „stamm" durönd- zu schaffen. 

*) Das daheim im sinn von das heim, die heimat kann man jetzt 
öfter hören und lesen: „In Amerika hat er sich ein neues daheim ge- 
gründet" u. anl. a ) Vgl. rahasuh RV. 2. 29. 1 aus °has+s°. — loh 
glaube nicht mehr daran, dass im indischen ts irgendwo auf lautgesetz- 
lichem weg aus s+8 hervorgegangen ist, ebenso wenig wie an die ent- 
stehung von ks aus (ar.) *+'; s. verf., beitrage, s. 154 f. In den zu 
Panini 8. 2. 72 angefurten beispielen: ukhäsradbhjäm, °dbhis zu °sras\ 
parnadhvadbhjäm, °dbhi$ zu °dhvas ist °dbh° ganz regelrecht aus °zbh° 
hervorgegangen. Und wenn dazu ein nom. sing. °srat 1 °dhvat, ein lok. 
plur. °tsu vorkamen, so ist eben der dental von den M-kasus her über- 



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200 Chr. Bartholomae 

Dreimal findet sich statt duräntf die form durjöne : RV. 
1. 174. 7, 5. 29. 10 — 32. 8. Das wort fällt auf die 2. bis 
4. silbe der trifitubhzeile. durjöne ist eine mischbildung aus 
duröne und dürfe: zu deren wal das metrische bedürfnis bei- 
getragen haben mag. 

XVII. Der sog. genetivus temporis im veda. 

Unter dieser bezeichnung fürt Delbrück, altind. syntax, 
s. 164 fünf formen auf: aktos, ksapds und ksdpas „bei nacht", 
västös und usdsas „am morgen 11 . Siecke, de genetivi in lingua 
. . vedica usu (Berl. diss. 1869), s. 65 fügt noch dhnas hinzu. 
Das beruht aber wol auf einem irrtum. Wo soll dhnas in 
adverbialem gebrauch vorkommen, one dass ein andres adver- 
bium, wie Ms, idänirn etc. dabei stände? 1 ) Whitney, ind. 

tragen, ebenso wie f in vif, spät u. a.; e. verf., ebd., s. 159. Die falle 
vatsjati, avatsjat, vivatsati zu vas- „wonen", gighatsati zu ghas- „essen 6 ', 
zu Panini 7. 4. 69 angefürt, sind unter dem selben gesichtspunkt zu 
betrachten wie adbhis zu apas und sqsrdbhis zu sqsfpäm; vgl. Brug- 
mann, grundriss I, § 328 anm. 2. In der 3. sing. akt. der unthema- 
tisehen praeterita konnten wurzeln auf dentale und auf s im ausgang 
zusammenfallen. Zur 1. und 2. sing, des «-aorist aus ^vas-: *aväsam, 
*aväs lautete die 3. *avät; cf. vjäiät, ahinat (J. Schmidt, Kuhn's Zeit- 
schrift XXVI, s. 408). Da nun anderseits neben aiväitsam die 3. sing. 
akväit stand, so konnte zu *avät leicht eine 1. sing, avätsam gefolgert 
werden. Ich bitte danach das a. o., s. 102 und 161 f. gesagte berichtigen 
zu wollen. — Dass in der Ursprache *+* nirgend zu ts geworden ist, habe 
ich bereits a. o., s. 102 ff. gezeigt; «« ist entweder geblieben oder zu s 
geworden; cf. gr. taai = arm. es > «7 « ai. äst, av. ahi. (Ein versuch 
zur erklärung bei Osthoff, zur gesch. d. perf., s. 18 f. note.) ln's 
arische scheinen nur formen mit einfachem s übergegangen zu sein. Wo 
das indische m oder hs zeigt, haben wir es mit neubildungen zu tun; 
vgl. verf., a. o., s. 154 zu ss und hs. 

*) dha in KV. 6. 48. 17 wird im worttext für dhar genommen. Es 
könnte wol genetiv sein, cf. verf., Bezzenberger's Zeitschrift XV, s. 16. 
Aber die stelle ist ganz verzweifelt. Ludwig's Übersetzung, die ädddhate 
zu rria als verbum finitum nimmt, ist zweifellos falsch. Grassmann 
scheint dha als partikel zu fassen. Auch metrisch sind die beiden Zeilen 
nicht in Ordnung. — In RV. 10. 169. 3 steht Aha djübhis: zweifellos eine 
abkürzung für ähabhir djübhis, wie 10. 7. 4 lehrt; vgl. dazu verf., bei- 
trage, s. 163 f. und oben s. 193. In AV. 6. 31. 3 ist dha djübhis in 
dhar djübhis „verbessert". Die TS. 1. 5. 3. 1 will uns ein vaha djübhis 
weiss machen. VS. 3. 8 stimmt zu RV. Ganz abweichend ist die lesart 
der MS. i. 6. 1. 



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Arisches. 201 

grainmatik, § 1115 kennt für die adverbiale Verwendung des 
genetivs in der altern spräche nur zwei beispiele: aktos und 
vdstös. 

Ist die anname des genetivus temporis für die ältere 
vedische zeit begründet? Es dürfte sich wol Ionen, die frage 
durch eine genauere Untersuchung der einzelnen falle zur ent- 
scheidung zu bringen. 

1) USdsOS. 

Hier können, so viel ich sehe, nur drei rgvedastellen in 
betracht kommen: RV. 1. 34. 3, 79. 6 und 10. 39. 1, wo der 
satztext ufäsö hat. Mir scheint der adverbiale gebrauch des 
genetivs an keiner dieser stellen irgendwie gesichert. — In 
1. 79. 6: 

ksapö' rügann utd tmdna 

dgixe vdstör utosdsafr \ 
ist usdsas gegen Grassmann, Wörterbuch, sp. 268 als gen. 
subj. von vdstös abhängig zu machen, wie dies Grassmann 
selbst später (u. d. w. västu-) richtig angibt. So auch Ludwig. 
Man vergleiche dazu 7. 10. 2, wo vdstör usäsäm, und oben 
s. 185 f. zu usräs. — In 1. 34. 3: 

trir vagavatir isö asvinä juvdm 

dösä asmdbhjam usdsas lea pinvatam \ 
kann man zwei andre wege einschlagen. Entweder man nimmt 
dösä usdsas ka als akk. plur. (Delbrück, a. o., s. 184) — 
vgl. auch 7. 15. 8, wo ksdpa usrds 1ca — , oder man verbindet 
sie als gen. sing, mit tris (ebd., s. 163). — Endlich 10. 39. 1: 

jo väm pdrigmä sutfd asvinä r&thö 

dösdm usäsö hdvjö havlsmatä \ 
Nach den verfertigern des worttexts hätten wir es hier bei 
usäsö mit einer metrischen Verlängerung zu tun. Dieselben 
schreiben bekanntlich auch im akk. sing, usdsam statt usäsam 
des satztextes. Aber hier liegt metrische dehnung zweifellos 
nicht vor: das alter der länge wird ja durch av. uääwhem er- 
wiesen. Anders bei usäsö. Mag man es als gen. sing, oder, 
wie L an man will, als akk. plur. fassen, die form bleibt gleich 
auffallig. Es ist ja gewiss richtig, dass in tri&tubh- und d£a- 
gatizeilen, die den einschnitt nach der fünften silbe haben, in 
der vierten silbe die länge vorherrscht. Doch findet sich der 
rhythmus tt-ou- | in unserm Med noch viermal: 5b, 7d, 
9 b, 12 d, und ist überhaupt, wie aus Oldenberg's zusammen- 

B«itrig« x. kunde d. indg. sprachen. XV. 14 

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202 Chr. Bartholomae 

Stellungen, hymnen des rigveda, 8. 49 f. hervorgeht, unter allen 
„unregelmässigen" verseingängen der gewönlichste. Es fallt mir 
danach schwer zu glauben, dass die dichterin der hymne aus 
metrischen gründen die auffällige form gebraucht haben sollte. 
Eher möchte ich annehmen, dass die rezensenten den text, der 
ihnen unverständlich schien, geändert haben. Vielleicht hiess 
es früher dösäm ufäfs] so' h°, das wäre: „Euer schön rollender 
wagen, ihr ASvinen, der in der morgendämmerung die erde 
umkreist, er ist von dem opferer anzurufen" usus wäre der 
gen. sing, mit dem femininalausgang, und würde sich zu u$ds 
stellen wie usras zu usrds (oben s. 185 f.); man vergleiche auch 
den lok. sing, ufäm (verf., beitrage, 8. 155) und dazu u&rdm. 
Auch für RV. 9. 41. 5: 

sä pavasva vikar$ana 

a mahl' rödast prn<* [ 

u$äh sü'rjö nd rasmibhih 1 
scheint es mir weit besser, zu übersetzen: „Du lautre dich 
jetzt, durchdringender, erfülle die beiden grossen weiten, wie 
der Sonnengott mit den stralenbündeln der morgenröte", als 
so, wie es bei Ludwig geschieht, der u$dh als nom. sing, 
nimmt. Man erwartete sonst, dass nd zweimal, mindestens 
aber dass es hinter dem ersten Vergleichsworte stünde. Gewön- 
lich heisst es, der Sonnengott folge der morgenröte; hier liegt 
die anschauung zu gründe, dass er sie vorausschickt Gras 8- 
mann's Übersetzung, bei der usäs nach dem Petersburger 
Wörterbuch als akk. plur. genommen ist, behagt mir noch 
weniger als die von Ludwig. 

Aber auch angenommen, es seien die worte dösdtn upasö 
richtig überliefert: auch dann kann u§äsö keinesfalls als genetiv 
der zeit gefasst werden. Die Übersetzung der beiden Zeilen 
würde sich von der oben gegebenen nur in so fern zu unter- 
scheiden haben, als die worte hdvjö havfsmata noch zum Vorder- 
satz zu ziehen wären. 

2) k$dpas und Jcsapds. 

Die form fydpas findet sich im rgveda acht mal, kfapds 
fünf mal. In 1. 64. 8, 116. 4, 4. 16. 19, 6. 52. 15, 7. 15. 8, 
8. 26. 3, 4L 3 und 10. 77. 2 haben wir zweifellos einen akk. 
plur. vor uns. Es bleiben dann noch: 1. 4A. 8, 70. 7, 79. 6, 
2. 2. 2, 8. 19. 31. — An der stelle 1. 70. 7: 



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Arisches. 203 

vdrdhän jdtn pürvih ksapo' virüpa 

sthätüs Jcardtham ftäpravitam \ 
wird ksapo von L an man als akk. plur. angesehen (tbrough 
many nights and mornings), von Grassmann als nom. 
plur., von Ludwig als abl. sing., abhängig von virüpa. — Zu 
2. 2. 2: 

divd ivtfd aratir manusä jugd 

d ksdpö bhäsi puruvära smnjdtah || 
wollte Grassmann, Wörterbuch, sp. 362 ksdpö als gen. sing, 
der zeit nehmen; auf sp. 1438 erklärt er es aber als akk. 
plur. Und da ksdpö doch sicher mit samjdtah verbunden 
werden muss, ist meines erachtens die anname eines andern 
kasus gänzlich ausgeschlossen, mag man nun ksdpö als akku- 
sativ der zeit nehmen oder, wie La n man will, als Objekts- 
akkusativ zu a bhäsi. — Genetiv, aber gen. subjektivus ist das 
wort in 1. 44. 8, wo vjüstisu ksdpah, und 8. 19. 31, wo ksapo 
vdstusu „beim hellwerden der nacht", d. i. wenn die nacht 
anfängt hell zu werden, in den tag übergeht. Statt ksapds 
wird auch aktos gebraucht. Cf. 5. 30. 13: aktor vjüstäu pdri- 
takmjäjah „beim hellwerden der nacht, als sie auf der wende 
stand 4 * 1 ); 6. 24. 9: aktö'r vjüstäu pdritakmjäjäm „beim hell- 
werden der nacht, zur zeit der wende". — Grassmann 
schwankt zwischen zwei auffassungen hin und her; cf. sein 
Wörterbuch unter ksdp-, vdstu- und vjüsti-. Auch Ludwig 

übersetzt ungleich; s. rigveda I, s. 285, 426. An der letzten 

noch übrigen stelle, 1. 79. 6 lesen wir: 

ksapo rägann utd tmdnä 

*) Wenn aktdv- auch femininal gebraucht wurde, was es jedenfalls 
von haus aus war; cf. verf., Bezzenberger's beitrage XV, s. 20. Sonst 
vrkre pdritaknyäjäm zu lesen. — Zur bedeutung von pdrüakmja- cf. Lud- 
wig, rigveda IV, s. 83 f., V, s. 111. Als adjektiv besagt es „im um- 
(ab)lauf begriffen, auf der wende, kippe, neige stehend"; als feminines 
Substantiv „um(ab)lauf, wende, neige", ausser 18. 108. 4 — wo „weges- 
wende" — nur von der wende der nacht zum morgen und nur im lok. 
sing, gebraucht. — Adjektiv ist das wort ausser in. 5. 30. 18 (cf. oben) 
noch 1. 81. 6: tärasütä pdritakmfi dkdris „im m&nnerkampf , wenn der 
preis auf der kippe steht", und 1. 116. 15: üga kkelfoja päritakmjäjam 
„als der kampfpreis des Khela auf der kippe stand". — In 5. 80. 14 ist 
offenbar statt des überlieferten pdrUakmjä ja t vielmehr pdrüokmjäjäm zu 
lesen; so Pischel, ved. Studien I, s. 82. 

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204 Chr. Bartholomae 

dgnS vdstör utosdsah \ 
sd tigmagambha raksdsö daha prdti \\ 
lux Petersburger Wörterbuch III, sp. 407 werden die beiden 
ersten Zeilen übersetzt: „bei nacht und auch in der dämmerung 
und morgens". Diese Übersetzung kann keinesfalls als richtig 
gelten ; sie berücksichtigt nicht, dass utd tmdnä dem wort, das 
es hervorheben soll, stäts folgt, und übersieht, dass usdsah 
von vdstör abhängig ist, cf. oben s. 201. Die Stellung von utd 
zwischen den beiden zusammenzunehmenden Wörtern ist ganz 
so, wie zu erwarten; cf. 2. 27. 8: tisro bhumlr dhärajan trfr 
utd djü'n (nicht utd tr°df). Grassmann übersetzt: „0 der 
du stralst bei nacht zumal, o Agni, und beim morgenlicht, 
. . .". rägan wird also hier als vokativ des partizips zu rägati 
„leuchtet" genommen, wärend es im Wörterbuch zu rägan- 
„könig" gezogen war. Auch Benfey nam es als partizipial- 
form: „Bei nacht, o leuchtender! — bei tag und morgens, 
Agni! . . ." Ludwig hat: „Bei der nacht selbst und der Uäas 
aufgang, o Agni . . .". rägan ist in der Übersetzung vergessen. 
Im kommentar findet sich die bemerkung: „ragan ist hier viel- 
leicht infinitiv". Wol zu rdgati „er herrscht"? Dann wäre zu 
betonen rdgann . . Die Vieldeutigkeit von rägan macht die 
Übersetzung der stelle unsicher. Jedenfalls aber sind wir nicht 
gezwungen, ksapds als zeitgenetiv zu nehmen. Man kann es 
als genetiv von rägan „könig" abhängig machen („der du auch 
der nacht könig bist, o Agni, und der morgendäminerung") oder 
auch, was ich vorziehe, als akkusativ fassen („der du auch die 
nachte hindurch erstralst, o Agni, und in .der morgendäm- 
merung"). — Also auch k§dpas und ksapds sind unter den 
beispielen des zeitlich gebrauchten genetivs zu streichen. 

3) aktos. 

Bei Grassmann werden für den zeitlichen gebrauch des 
worts fünf rgvedastellen angefürt: 4. 10. 5, 6. 3. 3, 5, 38. 4, 
7. 11. 3. — In 4. 10. 5 steht idd leid aktoh neben ida kid 
dhnah. Hier wie dort ist der genetiv von ida abhängig zu 
machen; vgl. Delbrück, a. o., s. 163(, wo aber unsre stelle 
übersehen ist). — In 7. 11. 3: Ms leid aktoh hängt der genetiv 
von tris ab, wie Grassmann unter tris selber angibt — In 
6. 38. 4 ist aktoh, ebenso wie 3. 30. 13 mit jäman zu ver- 
binden; jämann aktoh ist „an der gränze der nacht", d. i. 
sowol beim hereinbrechen als beim verschwinden der nacht; 



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Arisches. 205 

das davor stehende updsö geht in beiden stellen auf morgen- 
und abendröte. In 6. 38. 4: 

vdrdhähäinam u?dsö jdmann aktor 

värdhan mdsah sarddö djäva indram [| 
ist gegen den worttext die erste gruppe in vdrdha dha Znatn 
aufzulösen, vdrdha muss instrumental sein; zu vdrdha . . 
vdrdhän vergleiche man tdpä tdpasä u. änl. Wie man eine 
2. sing, des imperativs unterbringen will (Grassmann), ver- 
mag ich nicht zu sehen. — In 6. 3. 5: 

kitrddhragatir aratir jo aktor 
übersetze ich mit Ludwig: „der nacht (oder besser noch: des 
frühlich ts) ^ böte mit farbenbunter ban"; aktoh ist also pos- 
sessiver genetiv. — Es bleibt dann noch die schwierige stelle 
6. 3. 3. Ich werde später darauf zurück kommen. Zunächst 
wende ich mich zum letzten noch übrigen gen. teinp.: 
4) vdstös. 

Nach Grassmann ist vdstö? an allen rgvedastellen, wo es 
vorkommt, zeitlich gebrauchter genetiv, mit ausname von 2. 
39. 3, 4. 45. 5 und 10. 189. 3, wo es als ablativ von dem 
vorhergehenden prdti abhängen soll. Die (24) stellen sind: 
RV. 1. 104. 1, 179. 1, 5. 32. 11, 6. 5. 2, 39. 3, 7. 1. 6, 8. 
25. 21, 10. 40. 4; — 1. 177. 5, 6. 25. 9, 10. 89. 17; - 
1. 79. 6, 7. 10. 2; — 1. 116. 21, 10. 110. 4; — 10. 40. 1, 3; 
— 1. 174. 3, 4. 16. 4, 6. 4. 2; — 10. 40. 2. An den erst 
angefürten acht stellen steht dö§a vdstör (und zwar überall am 
Zeilenanfang). An den nächsten drei stellen ist der text gleich- 
lautend: vidjäma vdstöf dvasa grndntö. An den beiden fol- 
genden stellen steht ein genetiv von u$ds- daneben; an den 
nächsten beiden ein femininer genetiv: tfkasjas und asjäs. An 
den zwei nächsten finden wir vdstörvastös. Bei den folgenden 
drei bildet vdstöh den zeilenschluss. In 10. 40. 2 steht: küha 
8vid dö§a küha vdstör asvinä. Endlich kommen dazu noch die 
drei stellen mit prdti vdstöf. Die von Grassmann vorge- 
schlagene Verbindung der beiden wörter ist, wie oben s. 185 f. 
gezeigt wurde, abzuweisen. 

Zunächst zu dösd vdstöh. Der worttext hat überall dö$a, 

*) Agni wird im morgengrauen entzündet, er kann also wol der 
böte and ankündiger des frühlichts genannt werden; vgl. dazu RV. 6. 
4. 2, unten s. 212. Zar etymologie der beiden wörter aktuf s. weiter 
anten. 



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206 Chr. Bartholomae 

ausser 1. 179. 1, wo er dö?ah bietet Was bedeutet döfä vdstöh? 
Die herkömmliche Übersetzung ist „abends und morgens". Dann 
wäre allerdings vdstöh als genetiv der zeit zu nehmen. Aber 
jene Übersetzung ist nicht richtig. Der stamm, der jenem dö$d 
u. 8. w. zu gründe liegt, bedeutet zunächst „dunkel, dämrae- 
rung" im allgemeinen, wie ich schon oben s. 198 zu pratidöf&m 
bemerkt habe; im naighantuka 1. 7 steht dö$a unter den rüiri- 
nämani, nicht weit von tdmas und rdgas, mit denen es ungefär 
gleichbedeutend ist. Das zweite wort aber, vdstöh ist dem 
vorhergehenden dö§& nicht gleichgeordnet, sondern davon ab- 
hängig, dösd vdstöh bedeutet „im dunkel des tagesanbruchs, 
im morgenzwielicht, im morgengrauen". Als schwerwiegendster 
beweis dafür gilt mir die stelle RV. 1. 104. 1, wo es heisst: 
„Eine statte ist dir, Indra, zum sitz bereitet; auf ihr lass dich 
nieder, wie ein schnaubender renner, nachdem du die vögel 
abgespannt, die rosse ausgeschirrt hast" dö$d vastör vdhijasah 
prapitvd 1 ). GraBsmann übersetzt die letzte zeile „die treff- 
lich faren früh, am tag, am abend"; aber nach seinem Wörter- 
buch, das prapitvd- als „tagesanbruch" und dösa vdstöh als 
„am abend und morgen" erklärt, sehe ich nicht, wie diese 
Übersetzung herauskommen soll. Ludwig hat „die dich abends 
und morgens schnell in die nähe füren". Aber auch das ist 
unrichtig, prapitvd- bedeutet nicht „nähe", sondern im gegen- 
teil „entfernung", insbesondere ist es vom weggang der sonne, 
des tages gebraucht, also im sinn von „abend": eine bedeutung, 
die insbesondere durch RV. 8. 1. 29 bewiesen wird, wo auch 
Grass mann nicht umhin kann prapitvd apüarvartf im gegen- 
satz zu sü'ra Mite und madhjdthdinE divdh auf den abend 
zu beziehen. Das neue Petersburger Wörterbuch weicht unter 
prapitvd- mit gutem gründe vom alten ab 8 ). — Wenn nun 

*) Gaedicke, akkusativ, b. 177 lässt gerade das entscheidende wort 
weg. *) Zur etymologie von prapitvdm etc. vgl. Geldner, Studien I, 
s. 52 f. und 162 f. Aber wenn pa£- „weichen*', „zum weichen bringen" 
als grundbedeutung hat, verstehe ich av. arempißwä, rapißwinem etc. 
nicht, pai' ist wol einfach „rücken". *arampitva- „mittagszeit" wäre 
also „das sich zurecht rücken (der sonne)". Wenn die sonne hoch steht, 
ist ihre bewegung nicht so deutlich zu sehen, als früh und abends. Die 
festen punkte, nach denen man das auf- und absteigen bemisst, sind 
dann zu fern, und die schatten verändern sich nur wenig und langsam. Das 
könnte zu dem ausdruck anlass gegeben haben. Die sonne bewegt sich 
scheinbar nicht in einer bestimmten richtung, sondern rückt sich nur 



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Arisches. 207 

aber prapUve weder „in der nähe", noch „am morgen" be- 
sagen kann, sondern nur „am abend", so kann dösd vdstöb an 
der in rede stehenden stelle unmöglich „abends und mor- 
gens" bedeuten. Da bekämen wir „abends" ja zweimal. Die 
worte dösd vdstöh gehören zusammen, bilden zusammen den 
gegensatz zu prapitve. Sonach ist die Schlusszeile Zu über- 
setzen: „die dich im morgengrauen gleich . trefflich faren wie 
am späten abend". 

Unter den übrigen stellen mit dö$d vdstöh ist keine, die 
gegen die gegebene fassung spräche. RV. 10. 40. 4 z. b. lässt 
sich eher dafür als dagegen anfüren. Es heisst da „wie wol 
jäger wilde tiere 1 ) (mit köder locken), so rufen wir euch zu 
uns hernieder dö$ä vdstöh mit haviä". Es ist von den beiden 
ASvinen die rede, welche „im morgengrauen, noch vor der 
morgenröte" (Geldner, 70 lieder, s. 41) erscheinen und zur 
selben zeit auch das opfer entgegen nehmen*). Man beachte 
insbesondre KV. 5. 77. 2, wo der nachdruck immer auf dem 
prätdr liegen bleibt, auch wenn man die zweite zeile so, wie 
Ludwig will, übersetzt: „Früh verehrt, reizt die Asvinen an; 
nd säjäm asti devajd dgusfam*); auch noch der und jener 
andre als wir verehrt sie vi kdvah 4 )-, immer wer sie früher 
verehrt, der gewinnt". — Gleichbedeutend mit dö$ä vdstöh ist 
der ausdruck dösdm usd oder usasö an der oben s. 201 f. be- 
sprochenen stelle RV. 10. 39. 1, die sich ebenfalls an die 
ASvinen richtet. 

Die Übersetzung von dö?ä vdstöh mit „abends und mor- 
gens" ist vielleicht durch die viermal vorkommende Verbindung 
von döfä mit Ufäsi veranlasst oder doch begünstigt worden; 
cf. RV. 2. 8. 3, 4. 2. 8, 7. 3. 5, 8. 22. 14. Aber auch hier 
geht dö?ä nicht auf das abenddunkel, sondern auf das dunkel 

gewisserraassen zurecht; und zwar zurecht, damit man sie überall und 
zugleich sehen kann : was in gebirgsgegenden allerdings weder früh noch 
abends der fall ist. Vgl. dazu RV. 7. 66. 14: viivasmäi kdkfast dram. 

*) Elefanten. 9 ) Doch vgl. auch Bollensen, zeitschr. d. dtsch- 
mgl. ges. XLI, s. 496 ff. s j Vielleicht als frage ? Dann devaja s. v. a. 
devatra; s. verf., Bezzenberger's beitrage XV, s. 20 f. *) Alte Ver- 
derbnis; s. MS. 4. 12. 6. 16 , TBr. 2, 4. 3. 18 , Nir. 12. 5. Vielleicht 
vivakah „da und dort rufend"; die reihenfolge der buchstaben wurde ver- 
ändert. Die Verbindung von atyo, sing, mit viväkah , plur. würde sich 
der von tvö mit guhvati (Delbrück, syntax, 8. 83) an die seite stellen 



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208 Chr. Bartholomae 

überhaupt. Ich verweise insbesondre auf 8. 22. 14, wo wie- 
derum von den ASvinen die rede ist; also „ehrerbietig gehen 
wir sie an, im morgendunkel, im frühlicht, die glanzesherrn" ; 
vgl. dazu noch RV. 10. 40. 2, worüber später. 

In RV. 2. 8. 3: jd u erijä ddtneav a dösosdsi p-asazjdle 
Hesse sich unter hin weis auf das oben s. 201 f. besprochene dö- 
8dm usäsö RV. 10. 39. 1 und auf Bergaigne's bemerkung zu 
tdmqsj aktan RV. 10. 1. 2 im Journal as. 1883. II, s. 478 
allenfalls auch „in der dämmerung des morgens" übersetzen. 
Doch müsste Bergaigne's ansieht erst ausreichender begründet 
werden; jedenfalls ist sein beispiel für „la construetion para- 
tactique frequente mais souvent meconnue" an stelle der hypo- 
taktischen nicht beweiskräftig, da aktü'n auch der form nach 
one weitres als genetiv genommen werden kann 1 ). Notwendig 
ist jene Übersetzung auf keinen fall. Die zusammen- und 
gegenüberstellung von dös° „dunkel" und usds „morgen" — 
ausser im lok. sing, noch im akk. sing, und plur.: dösäm usa- 
sam RV. 4. 12. 2, 5. 5. 6, dösa . . usdsas ha 1. 34. 3, usdsö 
dösdsas lea AV. 16. 4. 6 — unterscheidet sich hinsichtlich der 
bedeutung kaum merklich oder gar nicht von der gewönlichen 
Verbindung von ndkt° mit usds , oder von aktu° mit usds° (z. b. 
RV. 7. 39. 2). Aus dem rgveda ist meines erachtens keine 
stelle beizubringen, an der dös° gerade auf das abenddunkel 
zu beziehen wäre — mit ausname höchstens von 1. 191. 5, wo 
pradösdm im sinn von „gegen abend, wenn's dunkel wird" ge- 
braucht zu sein scheint; das lied ist zweifellos Jüngern Ursprungs. 
Auch in 4. 11. 6 bedeutet dösd, trotz Ludwig's bemerkungen 
a. o. IV, s. 321, einfach nur „im dunkeln"*). Ebenso ist 
dösavastar nur „der du im dunkeln aufleuchtest", ein syno- 
nymon von ksapam vastd 3. 49. 4 8 ). Besondre beachtung ver- 

*) So Ludwig, a. a. o. VI, 8. 248. Gleich gebildet sind: dayun^ 
sürl'n, rifn, devdn u. a., worüber an and. orte. — Wegen bhumim prthi- 
tf%m RV. 5. 85. 4 verweise ich auf Bollensen, zeitschr. d. dtsch. ragl. 
ges. XU, s. 494 ff., wegen faama budhndm 4. 19. 4 auf vor f., Bezzen- 
berger's beitrage XV, s. 29. ') Die atrophe wird übrigens sowol von 
Lndwig als von Grassinann falsch übersetzt; hierüber an and. o. 
•) Die Übersetzung „erleuchter" oder „erheller der nachte" ist falsch. 
Die „wurzel" vcu- „aufleuchten" wird nirgend transitiv gebraucht, hfa- 
pam ist nicht gen. plur., sondern lok. sing. (Zu vjü^tüu fyapdh cf. oben 
s. 203). vdstur ffünam RV. 8. 60. 15 (Ludwig: „der die feuerbrande 
leuchten macht") scheint verderbt; vgl. unten. 



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Arisches. 209 

dient auch das vedische zitat im nirukta 4. 17: ajdrn hi väm 
ütdje vdndanäja warn väjasö' dösä ddjcmänö abübudhat; hier 
kann doch dö§ä ganz entschieden nur auf das morgendunkel 
gehen 1 ). 

Später ist ja allerdings dösä ausschliesslich im sinne von 
„abends" gebraucht worden. Das beweist aber für die alte 
und eigentliche bedeutung durchaus nichts. Der bedeutungs- 
übergang ist ja einfach genug. Wir dürfen unserm satz „es 
ist dunkel 11 nur ein „noch" oder „schon" einfügen, um zwei 
ganz verschiedene zeitanschauungen zu erhalten. 

Das wort begegnet uns auch auf iranischem gebiet; auch 
hier in der bedeutung „dunkel". Das avestische hat daoäatara, 
d. i. „westlich". Der westen ist die seite des dunkeis, da das 
licht verschwindet und das dunkel heraufkommt, im gegensatz 
zum osten, uiastara, der das licht bringt. Eine beziehung zur 
abendzeit ist in dem ausdruck nicht enthalten. Zur gegen« 
überstellung dao&atara — uäastara cf. ai. dösä — u#dsi, oben 
s. 207 f. — In den neuiranischen dialekten treffen wir Wörter, 
die mit ai. dö?ä verwant sind, in der bedeutung „gestern 
abend"; z. b. neup. dös. Auch sie knüpfen an die bedeutung 
„dunkel" an. Gemeint ist eigentlich „als es noch dunkel 
war", d. i. in der zeit vom letzten Sonnenuntergang bis zum 
letzten Sonnenaufgang, von gestern abend bis heute morgen. 

Es ist verlockend, in Zusammenhang damit auch die avesti- 
schen Wörter daozauäß jt. 4. 7, daozanhahe v. 19. 47, aog. 28 
und duzcmha jt. 19. 44 zu bringen, die entweder als bezeich- 
nung der hölle oder als beiwort derselben gebraucht sind; cf. 
eregataji haha daozayßjß (oder <fo£°), bunem anh€uä femawhahf 
jaß eregatö daoza*hah$, eregafa haha duzanha. Die hölle wird 
überall im avesta als finster geschildert. Wärend die fromme 
seele ins anfanglose licht kommt (anaqra$&%a raoköhxa), ge- 
langt die des Sünders in die anfanglose finsternis (anagraffya 
temöhya); cf. jt. 22. 15, 33. Hinsichtlich der bedeutung würde 
also nichts im wege stehen. Auch die lautlehre würde nicht 
dagegen sprechen. Ai. dö?ä etc., av. dao&a und daozankahf, 
duzanha würden einen arischen stamm dauzas- (duzas-) voraus- 

*) mam ist wol zu sireichen and vdndanäja dann auf den mehrfach 
genannten günstling der ABvinen zu beziehen. Also: „Hat euch ja doch 
die krähe aus mitleid erweckt, als es noch dunkel war, damit ihr dem 
Vandana zu hilfe kämet". 



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210 Chr. Bartholomae 

setzen, zu dem sich der instr. sing. *dau&ä — ai. dösd, av. dao- 
ba(tara) verhielte, wie ai. usä zu u$äs-; ä wäre das ergebnis 
aus i und s, cf. verf., beitrage, s. 154 ff. 1 ). Freilich will 
Geld n er zu jt. 19. 44 daozawhua, zu v. 19. 47 daoza*uhah§ 
und zu jt. 4. 7 daozanhuqß gelesen wissen und das wort aus 
du&- „schlecht" und anhuä „leben" deuten; cf. drei yasht, 8. 27 
und die neuausgabe zur letzten stelle. Und allerdings scheinen 
die moderniranischen Wörter für hölle zu Geldner's gunsten 
zu sprechen. Aber anderseits kann man auch sagen, die 
Geldner'sche änderung findet an den handschriften — soweit 
ich bis jetzt beurteilen kann — keine ausreichende Unter- 
stützung, und was die mittel- und neuiranischen wörter an- 
langt, so ist die möglichkeit doch nicht ausgeschlossen, dass 
sie auf neubildung oder volksetymologischer Umbildung des 
alten worts beruhen. Ja, Geldner's ändrung würde sogar als 
sicher irrig gelten müssen, wenn der zu v. 19. 1, 2 belegte 
nom. sing. mask. doozd, vielleicht auch die wörter duzainfa- 
und duzaka- mit den oben genannten Wörtern zusammenge- 
hören. Bezüglich des erstem scheint J. Darmesteter das 
anzunehmen. Er übersetzt „hell born". In der tat würde die 
bedeutung „finster" oder auch „höllisch 14 für daozä, das als 
beiwort eines dämonen gebraucht ist, ganz gut passen, duzai- 
niatiqm oder duzaininqm in v. 14. 5 ist beiwort von ameisen. 
Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 566 deutet es „übel- 
atmend u » „übelausdünstend". Es könnte geradesogut „schwärz- 
lich" bedeuten, duzaka* endlich steht v. 13. 2 ff. als Schimpf- 
wort des hundes „vanghapara" ; mit toiana- zusammengesetzt 
— duzaköJajanem — ist es v. 1. 10 beiwort des landes Vai- 
kerta. Was bedeutet duzaka-? Zu v. 13 wird das wort vom 
zendisten bloss umschrieben, wärend duzaköJa^anem „mit bösem 
schatten" (düäsäjak) wiedergegeben wird: was jedenfalls un- 

') döfam in RV. 10. 39. 1 wäre lok. sing, wie usam 1. 181. 9 (verf., 
a. o.). Die akk. sing, und plur. dösam und döfaa wären entweder neu- 
bildungen (cf. Ufam, Ufas), oder sie hätten ihr ? statt r (ar. *dauXäm wäre 
*döräm geworden) von dösä etc. eingetauscht, wol unter der mitwirkung 
von ujam u. s. w., womit es ja gewönlich zusammengestellt wird. Sicher 
unter dem einfiuss von u^ds- ist die bildung döfdsas AV. IS. 4. 6 zu 
stände gekommen; cf. L an man, journ. of the am. or. soc. X, s. 468; 
verf., a. o., s. 106. — Ein weitres beispiel für ar. i aus s+s ist av. usi 
> kel. usese\ cf. verf., Bezzenberger's beitrage XV, s. 33 n. 



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Arisches. 211 

sinnig ist — Das wort äarvari- „nacht" wird im Petersburger 
Wörterbuch (und danach von Grass mann) als „die durch die 
gestirne bunte" gedeutet. Aber der hinweis auf die spät erst 
auftretenden Wörter karburä-, karbaroh (u. a.) „gesprenkelt" 
bildet keine ausreichende stütze für diese deutung. Ich denke 
mir sarvart- ist einfach „die dunkle", wie tdmisrä-; in RV. 5. 
52. 3 ist das wort von den dunkeln gewitterwolken gebraucht: 
„wie hurtige hengste springen sie über die dunkeln (wölken) 
hinweg"; vgl. Ludwig, rigveda V, 8. 245. apisarvard- heisst 
„noch" oder „schon dunkel"; eigentlich „in der nähe des 
(völligen) dunkeis"; atiiarvard- ist „das völlige dunkel". Nun 
hat man schon längst den griechischen höllenhund Taiqß^og 
mit jenem sarvard- (äarbard-) zusammengestellt; so zuerst, 
wenn ich nicht irre, M. Müller. xeQßtQog wäre also eigent- 
lich „der dunkle", oder auch „der mit dem dunkel, der unter- 
weit in beziehung stehende". Ganz die gleiche bedeutung 
würde sich für den avestischen hundeschimpfnamen duzakö er- 
geben, wenn man das wort mit daozanha, däsd u. 8. w. ver- 
binden darf. Welche hundeart mit dem spa vanhäparö gemeint 
ist, hat noch niemand zu sagen gewusst 

An die alte ableitung des ai. dösa „im dunkeln" aus der 
„würzet du$- verderben", welche erst in jüngster zeit wieder 
einen anwalt gefunden hat (Bezzenberger's beitrage XIII, s. 16), 
glaube ich ganz und gar nicht. Die von den indischen gram- 
matikern uns überkommene sucht, alles und alles auf verbal- 
wurzeln zurückzufuren, wird sich hoffentlich ja auch einmal 
überleben. 

Nach dem gesagten darf es wol für unzweifelhaft gelten, 
dass an den sieben stellen, wo der worttext dö§d \ vdstöh | bietet« 
vdstöb nicht als zeitlicher, sondern als possessiver genetiv — 
„im dunkel des tagesanbruchs" — zu nehmen ist. — Zu 1. 
179. 1, wo dösäh | vddöh im worttext steht, s. unten. 

Ich wende mich zunächst zu 1. 174. 3, wo es heisst: 
rdkfö agnim asüfam ttfrvajanam 
sfho nd ddtne dpqsi rdstöh || 
Grassmann übersetzt die letzten worte: „im haus des mor- 
gens werke"; Ludwig; „davor, dass er im haus in unsern 
werken wone"; Roth im Wörterbuch: „dass es nicht wie ein 
löwe auf die werke im hause sich stürze"; endlich Geldner, 
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 217: „dass es nicht wie ein löwe 



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212 Chr. Bartholomae 

die gerate im hause fresse". Es steht, wie mir scheint, ausser 
frage, dass vdstöh als ablativischer infinitiv, abhängig von rdksö 
„wäre, hüte" genommen werden muss. Am meisten spricht 
mich die Übersetzung Geldner's an. Doch darf man s(ho nd 
nicht, wie er und Roth es tun, auf das satzobjekt agnim be- 
ziehen; 8. Pischel, vedische Studien I, s. 91 ff. — vdstöh in 
1. 174. 3 ist also ganz auszuscheiden. Zur bedeutung s. noch 
unten 8. 213. 

6. 4. 2: sd nö vibhdvä 1cak?dnir nd vdstör 
agnir vanddru vedjas Udnö dhät \ 
Grassmann übersetzt die letzten worte der ersten zeile: „als 
des morgens leuchte"; Ludwig: „anzeiger gleichsam des tages- 
anbruchs". Man mag das an. Xey. Jeaksdnih fassen, wie 
man will: jedenfalls ist vdstöh davon abhängig zu machen, 
sei es als gen. obj. — was mir das warscheinlichste l ) — oder 
sonstwie. 

4. 16. 4: svär jdd vedi sudf'Sikam arkäir 

mihi gjotl rurutcur jdd dha vdstöh \ 
Hier lässt sich vdstöh von gjö'tih abhängig machen, wie 
Ludwig angibt. Doch weiche ich von ihm in so fern ab, als 
ich das zweite jdd wie das der ersten zeile als konjunktion 
nehme und dann, wie notwendig, rurukür, mit akzent, schreibe. 
Also: „Als das Sonnenlicht, das schöne, sich mit seinen stralen 
ankündigte, als sie des tagesanbruchs grossen schein hatten 
aufleuchten lassen: da . . .". 

Ini. 177. 5, 6. 25. 9, 10. 89. 17 lautet die vorletzte zeile 
übereinstimmend: vidjama vdstör ävasä gpidntö. In der fol- 
genden aber treffen sie nicht mehr zusammen. An den beiden 
letzten stellen wird der mit vidjdma begonnene satz fortgefürt: 
bhärddväga utd fa indra nündm , bzw. visvamiträ utd . . An 
der ersten hebt ein neuer satz an: vidjamesdm vrgdnam gird- 
dänum. Derselbe kehrt auch in den nachbarhymnen mehr- 
fach wieder und bietet der Übersetzung keine Schwierigkeit: 
„fettes gelände wollen wir haben mit rieselndem wasser". Das 
übrige ist leider nicht so einfach. Grassmann und Ludwig 
übersetzen überall anders. Ersterer hat der reihe nach: „Uns 
Sängern sei zu teil des morgens labsal . . .". „Wir sänger 

x ) „Der das tagen gleichsam ankündigt"; vgl. dazu KV. 6. 3. 5, 
oben b. 205 n. 



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Arisches. 213 

seien deiner hilfe teilhaft, wir Bharadvadäa's, Indra, jetzt und 
morgen". „(Wir wollen) durch deine huld das morgenlicht 
erleben, wir Viävamitra's, jetzt auch dich besingend". Lud- 
wig: „Mögen wir des tages licht finden, singend durch gnade 
• . .". „Mögen wir dich finden des morgens mit gnade, indem 
wir singen, wir Bharadvadza's, und auch jetzt o Indra". „Mit 
liebe singend mögen wir des tages licht erleben, wir Viäva- 
mitra's, auch jetzt durch dich, Indra". Zu 1. 177. 5 wird im 
kommentar bemerkt: „dvasa, unklar; jetzt vermuten wir, dass 
es für dvasäm steht". (In VI, s. 250 finde ich es aber nicht 
aufgefiirt.) 1 ) Unter den vielen von einander abweichenden Über- 
setzungen kann natürlich nur eine richtig sein; in Wirklichkeit 
aber sind sie wol alle falsch. 

Sicher scheint mir, dass die beiden zeilen vidjama vdstör 
und vidjäme$dm von alters her zusammen gehörten, dass sie 
von andren dichtem benutzt wurden, und dass dabei die zweite 
zeile durch einen refrainartigen schluss ersetzt worden ist, eine 
erscheinung, die wir ja häufigst beobachten. Die zeile vidjama 
vdstör bildet an der Mutterstelle einen satz für sich, muss also 
für sich einen abgeschlossenen gedanken enthalten, der einer 
ergänzung nicht bedarf. Was soll aber vidjama vdstör dvasa 
grndntö heissen? So, wie die zeile überliefert ist, nur: „wir, 
die sänger, wollen durch die hilfe teilhaftig werden des vdstu". 
Zu dvasa wäre ein te hinzuzudenken, vgl. Sajana's erklärung: 
tvadruk?ena rakfitäh. Mag nun vdstöh an unsrer stelle be- 
deuten was immer, jedenfalls ist es auch hier nicht adverbial 
gebraucht. Ob freilich die Überlieferung völlig richtig, möchte 
ich bezweifeln. Für die geeignetste und einfachste änderung 
halte ich die von dvasa in avasä, das leicht in das geläufige 
dvasä verballhornt werden konnte, vdstör avasä wäre „der 
narung labsal": zu avasä- f akk. plur. vidjama wäre dann in 
beiden zeilen gleichmässig mit dem akkusativ verbunden, und 
zugleich bekämen wir so einen bessern, fortschreitenden ge- 
danken: für uns wollen wir labende narung, für unser vieh 
fette triften haben, vdstös würde also eine weitre ableitung 
aus der von Geld n er aufgestellten wurzel vas- darstellen 
(oben s. 211 f.); vgl. noch J. Baunack, Kuhn's Zeitschrift XXVII, 
s. 561 ff. 

*) So übrigens (oder dvasö) schon Gae dielte, akkusativ, s. 46 n. 

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214 Chr. Bartholomae 

Wie sich freilich die dichter von 6. 25 und 10. 89 den 
sinn der zeile zurecht gelegt haben, ist schwer zu sagen. Falsch 
ist sicherlich Grassmann's erste Übersetzung, wo vdstös — 
nün&tn als „morgen und jetzt" genommen wird; vds&öf kann 
doch höchstens n mane u , nicht aber „craa" bedeuten. Besser 
gefällt mir seine und Ludwig's Übersetzung zu 10. 89. 17, wo 
vdstöf von vidjdma abhängig gemacht wird. Aber die Stellung 
von utd ist ganz auffallig, und ta hängt völlig in der luft. 
Vermutlich sind die worte verderbt. Ich denke mir, es hat statt 
utd ta vielmehr u tvdta im alten text gestanden, und in der 
ersten zeile avasä wie an der mutterstelle. Dann wäre zu 
übersetzen: „Der narung labsal wollen wir erhalten, wir die 
sänger, die Bharadvadäa's, von dir, o Indra, jetzo". Der kün- 
heit meiner ändrung bin ich mir wol bewusst tvätas wäre ein 
ablativ des pronominalstamms tvd- mit dem suffix -tos. Ein 
solcher kommt sonst nicht vor; auch von ma- in der ersten 
person nicht. Die später auftretenden ablative tvattas, a&maüas 
u. s. w. lassen sich natürlich nicht vergleichen 1 ). Aber doch 
wäre tvdtas nicht ganz one analogie. svatas findet sich aller- 
dings erst in nachvedischer zeit, ist aber zweifellos alt, wie 
das avestische hatö zeigt; und die griechischen i/ii&e*, ci&& 
machen es warscheinlich , dass solche bildungen schon in der 
Ursprache vorhanden waren. Gerade aber die Seltenheit der 
form kann ihre beseitigung und ersetzung durch zwei geläufige, 
aber nichtssagende Wörter veranlasst haben. 

Es bleiben nun noch elf stellen mit vdsto$ zu erledigen. 
Bei zweien: zu 1. 79. 6 und 179. 1 kann man über dessen 
fassung zweifelhaft sein. An den übrigen neun aber bedeutet 
es ganz zweifellos „beim aufleuchten, hell werden, wenn es 
tagt u . Also hätten wir doch einen genetiv der zeit anzuer- 
kennen? 

Nach Delbrück wäre vdstö? einfach „des morgens". Allein 
mit dieser bedeutung Hesse sich doch nur an vier von jenen 
neun stellen auskommen: 10. 40. 1, 2, 3 und 189. 3. An den 
übrigen fünf ist ein genetiv: usrds (s. oben s. 185 f.), ufdsätn, 
aqjds, eka#jä8 davon abhängig. Lässt sich nun denken, der 

*) Whitney, gramm., § 1098 a. mdttas AV. 6. 20. 1, nach Whit- 
ney da« einzige vedische beispiel dieser bildung, heisst vielmehr „be- 
trunken"; cf. Ludwig, rigveda III, 8. 511, Florenz, Bezzenberger's 
beitrage XII, s. 273. 



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Arisches. 215 

Inder babe „des morgens der morgenröte" oder gar „der 
morgenröten" gesagt? Das wort vdstav- wird in Wirklichkeit 
gar nirgend als ausdruck für eine bestimmte tageszeit ge- 
braucht, sondern hat überall die bedeutung eines nomen actio- 
nis: „das aufleuchten, das hellwerden/ das tagen". Nur so 
versteht man dessen Verbindung mit den erwänten genetiven 
(vgl. noch 8. 19. 31, oben s. 203 und 8. 60. 15): es sind gene- 
tive des Subjekts; zu asjäs, ekasjäs ist ein genetiv von u?ds~ 
hinzuzudenken. Lässt sich aber von einem wort, das gar keine 
zeit, sondern eine tätigkeit bezeichnet, ein genetiv der zeit 
bilden? In der tat ist uns ein genetiv daraus überliefert, der 
„beim tagen" also „zur zeit des tagens" bedeuten muss. Wie 
reimt sich das zusammen? 

Zum glück hilft uns die rhythmik des rgveda über alle 
Schwierigkeiten hinweg. Sie erweist mit Sicherheit, dass an 
drei von jenen neun stellen nicht das spondäisch zu messende 
vdstör im alten text gestanden haben kann, sondern ein wort 
mit trochäischem silbenfall. Es sind das die stellen: 

2. 39. 3: Jcakravakeva prdti vdstör usra *), 

4. 45. 5: usra garante prdti vdstör asvinä \ *) und 
10. 40. 2: küha svid döpä küha vdstör asvinä 
Ueberall fällt vdstör auf die 8. und 9. silbe, welche not- 
wendig einen trochäus verlangen. Welche form aber hier der 
alte text enthalten hat, darüber kann meines erachtens nach 
dem, was Kaegi zn vdsta usrdh beigebracht hat (s. oben 
s. 185 f.), gar kein zweifei bestehen. Die dichter brauchten nicht 
den genetiv, sondern, wie von vornherein zu erwarten, den 
lokativ, und zwar den auf -au (-ö). Die richtige — d. h. nach den 
in der vorliegenden 8$hita befolgten orthographischen grundsätzen 
richtige — lesart wäre also für die erste stelle vdsta usra, für 
die beiden andern vdstö asvinä. Und vdsta oder vdstö ist auch 
an allen übrigen stellen zu schreiben, wo das überlieferte vdstör 
im sinn von „beim hellwerden u gebraucht erscheint 

Das wort vdstau oder vdstö — ob in den ältesten texten 
noch au oder bereits ö geschrieben wurde, tut hier nichts zur 
sache — , bezw. dessen sandhiform, war den verfertigern der 
auf uns gekommenen hymnensammlung offenbar unklar; den 
ausgang -ö gegenüber nominativischem -u? erkannten sie eben 

*) Zur stelle s. oben s. 165 f. *) Zar stelle s. oben 8. 185 f. 

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216 Chr. Bartholomae 

nur als aasgang des vokativs an, ein kasus, der an keiner der 
vielen stellen unterzubringen war. Wir treffen sonst nur noch 
eine lokativform auf -ö: sdnö. Dieselbe kommt ausschliesslich 
in der formelhaften Verbindung mit dvje oder avjdje vor, und 
zwar neunmal. Dies und der umstand, dass sich diese Ver- 
bindung nur in Somapavamana-hymnen findet, hat die form 
sanö vor änderungen seitens der Sammler und rezensenten be- 
wart Bei vdstö lag die sache aber anders. Es trat ihnen in 
verschiedenartigsten hymnen entgegen und in Verbindungen 
manchfachster art So konnte es kommen, dass sie die Iden- 
tität des Wortes übersahen, und dass sie es sich dann an ver- 
schiedenen stellen in verschiedener weise zurecht legten. In 

6. 3. 6 schrieben sie vasta, one akzent, fassten also sicher das 
wort, wie der verfertiger des worttextes, als verbum auf. Das- 
selbe gilt höchst warscheinlich auch für 4. 25. 2, 5. 49. 3, 

7. 69. ö und 8. 46. 26 (vgl. Kaegi, a. o.). Es folgt an diesen 
fünf stellen usras oder usrds, das der redaktor als akk. plur. 
genommen haben wird. An den übrigen stellen war eine ent- 
sprechende erklärung untunlich. Und nun half man sich eben, 
so gut es gehen wollte. Der offenbare parallelismus von 2. 39. 3 
und 4. 45. 5 (s. oben s. 185) mit den oben benannten stellen 
wurde ganz verkannt, usrä wurde einmal zum vokativ, einmal 
zum nom. dual, gestempelt, das anstössige vdstö aber hier 
und an allen übrigen stellen durch das von dem aus- 
druck dö?ä vdstö? her geläufige und grammatisch klare vdstö? 
ersetzt Die eigentliche bedeutung von dö?ä vdstö» war höchst 
warscheinlich schon damals nicht mehr bekannt (cf. oben 

8. 206 ff.). Um so leichtern herzens konnte man sich demnach 
zu jener änderung entschliessen. 

Die ergebnisse meiner Untersuchung über vdstö? u. 8. w. 
sind also die folgenden: 1) vdstö? RV. 1. 174. 3 ist ablativischer 
infinitiv zu vas- „essen, verzehren 44 . — 2) vdstö? 1. 177. 5, 
6. 25. 9, 10. 89. 17 ist genetiv eines nomens vdstav- m. „essen, 
narung". — 3) vdstö? nach dö?a (ausser 1. 179. 1), sowie in 
6. 4. 2, vielleicht auch in 4. 16. 4 ist genetiv vom stamm 
vdstav-, mask. l ) „das hellwerden, aufleuchten, tagen". — 4) An 
allen übrigen stellen, warscheinlich auch 4. 16. 4, ist vdstö? in 

*) Warum das wort feminin sein soll, sehe ich nicht ein. Wegen 
v&ttor asja und ekasja vdHSr 8. oben s. 215. 



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Arisches. 217 

vdstö (oder die sandhiform dafür) zu ändern: d. i. der lokativ 
des gleichen Stammes wie zu 3). 

In 1. 179. 1 ist danach zu übersetzen: „viele herbste, die 
alt machen, habe ich mich abgemüht, im dunkel (dösa, nicht 
döfas) und beim aufleuchten der morgenröte". — Vermutlich 
ist auch in'& 60 (71). 15 statt vdstur rfünäm vdstö r?° zu schreiben, 
also: „wie einen gönner soll man ihn in allen häusern rufen 
beim aufleuchten der flammen". r?° als gen. obj. zu fassen 
geht nicht an; s. oben s. 208. 

Es erübrigt noch die oben s. 205 ausgesetzte besprechung 
der stelle 6. 3. 3: 

sü'rö nd jd8ja dfiatir arSpd 

bhimä jad titi äukatas ta ä dht& | 

he?asvatab iurMhö ndjdm aktoi 

kuträ leid ranvo vasatir vantgdk | 
Das schwierige ndjdm darin ist jüngst von Pischel, ved. 
Studien I, s. 37 ff. eingehend behandelt worden. Nach dem, 
was dort ausgefürt wird, scheint es mir zweifellos, dass ndjdm 
hier und zu 1. 121. 13, 130. 1, 8. 2. 28, 33. 13, und ebenso 
ndjdm zu 6. 24. 10, 46. 11, 9. 91. 4 in ndjam zu ändern 
ist 1 ). Nach Pischel wäre das ein absolutivum in passivem 
sinn: „herbeigebracht werdend" — „herbeikommend", und stünde 
der bildung nach mit dem passivaorist dnäji in engerem Zu- 
sammenhang. Hierin vermag ich ihm nicht zu folgen. Seine 
8. 49 f. gegebene Übersetzung zu 6. 3. 3 c kann nicht befriedigen. 
Piß che 1 nam offenbar an der länge des wurzelvokals anstoss, 
aber, wie sich zeigen wird, one grund. 

ndjam hat eine zweifache geltung: es ist 1. infinitiv, 
2. absolutivum. [Die beiden formationen stehen unter sich 
und mit der des gerundivs in engstem Zusammenhang; s. unten 
zu den vedischen infinitiven auf -taväi, s. 227 ff.]. In beiden 
geltungen hat die bildung ihre analoga. Als infinitiv verhält 
sich ndjam zu ndjati wie vijbhägam MS. 1. 6. 4, TB. 1. 1. 5. s 
zu vijbhdgati, als absolutivum wie anuparijUäram TS. 5. 4. 5. s 
zu cuwparijUdrati. Vgl. noch Ludwig, rigveda IV, s. 6, 
Delbrück, syntax, 8.429 f. Eine Schwierigkeit bleibt freilich 
immer bestehen: das suffix -am kommt sonst in beiden ver- 

*) Wegen des aksents bin ich jedoch nicht ganz sicher. Man ver- 
gleiche den infinitiv upaväkäm RV. 2. 164. 8 „verehrungsvoll gingen sie 
anzurufen". 

Befolge t. kund« d. Indg. •pnüran. XV. 15 

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218 Chr. Bartholomae 

Wendungen, insbesondere in der zweiten fast nur bei zusammen- 
gesetzten verben vor; doch sind ausnamen wenigstens nicht 
unerhört. 

Auch im avesta scheinen ein par formen der art vorzu- 
kommen. So: ärem j. 43. 10, wenn Geldner's Übersetzung 
und erklärung der Strophe in Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 319, 
328 das richtige trifft Doch halte ich die daselbst vorge- 
schlagene Zerlegung in ä+arem nicht für zulässig. Die länge 
des wurzelvokals kann nach dem, was oben bemerkt wurde, 
nicht auffallig erscheinen. Vgl. auch paitiärem. — Sodann: 
frauäkem j. 19. 14, 20. 3. Die stelle vlspem valcö frayäkem 
haurum vdkö ahurahe mazdä wäre zu übersetzen: „das ge- 
sammte ist ein sprach zum hersagen, das ganze ein sprach 
des Ahura Mazda" 1 ). 

Eine infinitiv- oder auch absolutivbildung gleicher art, die 
beiden arischen dialekten gemeinsam wäre, könnte wol dram > 
arem sein (s. Ludwig, infinitiv, s. 52). Das wort hängt gewiss 
mit gr. aQaQioxeiv zusammen. Die eigentliche bedeutung wäre 
also „sich zu fügen, zu passen" oder „sich fugend, passend"; 
dann weiter „zu pass, zu recht, zur hand, bereit". Gewönlicb 
steht ein dativ dabei. Man vergleiche z. b. RV. 8. 81 (92). 27: 
dram gamama te vajäm „wir wollen dir zu pass kommen"; 
— 3. 35. 5: atjdjühi sdsvatö vaj'dm ts dram sutebhih krna- 
vätna sotnaih „hinweg über alle andern komm (zu uns) her; wir 
wollen's dir zu pass machen mit gepressten somatränken"; — 
7. 86. 7: dram däso nd milhüse karäni ahdm dsväja bhur- 
naje 9 nägäh „wie ein sklave will ich's dem gott, wenn er 
gnädig ist, zu pass machen, damit ich ihm, wenn er zürnt, 
schuldlos erscheine"; zu ergänzen ist der im indischen fehlende 
infinitiv aus as- „sein"; cf. vsp. 3. 7 im avesta, wozu verf., 

l ) Doch läset sich frauakem auch als gerandivnm fassen , das leicht 
ans dem infinitiv hervorgehen kann; s. noch unten. Th. Baunack, 
J. und Th. Baunack's Studien I, s. 809 übersetzt „ein zu feierlichem auf- 
sagen dienender sprach", was wegen j. 19. 20 = 20. 4 hätte erläutert 
werden sollen. — Uebrigens, wenn ebenda die worte haurum va&ö mit 
„ein rettender sprach" übersetzt werden, so läuft das auf ein etymologi- 
sches kunststückchen hinaus, das ich nicht gutheissen kann, sdrva- be- 
deutete im arischen nichts andres mehr als „ganz"; vgl. dazu verf., 
Bezzenberger's beitrage XIII, s. 62, wo es sich um einen änlichen fall 
handelt. 



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Arisches. 219 

Bezzenberger's beitrage XV, s. 12 1 ). Schwierigkeit macht die 
avestastelle j. 51. 14, wo aretn, wie es scheint, mit dem vorher-, 
gebenden ablativ vaslr($ zu verbinden ist; vgl. verf., ar. 
forschungen II, s. 166, Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, 
8. 583; zu beachten hä; uryflßä ist an. ley. 

Formell betrachtet sind jene am-infinitive natürlich akku- 
sative aus konsonantischen stammen 2 ). Auch der dazu gehörige 
dativ hat in ein par fällen langen wurzelvokal: ai. pravdla 
RV. 9. 95. 2, vidhärS 9. 110. 3, vdhe 7. 24. 5 und vielleicht 
väse 5. 43. 14; ferner av. fra%akaf[1ca vsp. 15. 2. 

Auffällig ist es ja freilich auch, dass eine im ganzen so 
seltene bildung gerade von der einen wurzel so häufig vorkommt. 
Doch berücksichtige man, dass an drei stellen übereinstimmend 
najärn älcha am Zeilenanfang steht Es lässt das auf ent- 
lehnung schliessen. Vielleicht entstammt das wort einer alten 
formelhaften wendung. 

Was nun des weiteren die bedeutung von ndjam anlangt, 
so ist dieselbe: 1) „bringend, zu bringen"; vgl. ndjate im 
Petersburger Wörterbuch u. d. w. 3); bhdrat . . näj'am 1. 121. 13 
ist ein ausdruck wie gr. ßrj tf tyievai; vgl. auch ai. gtnl^d u 
stuftf (inf.) RV. 8. 54 (65). 5, nudata pranodam 10. 165. 5 und av. 
staomainf stüiäi ; — 2) mit den richtungswörtern üpa, älcha 
und abhike „her-, heranlenkend", mit dva „herablenkend" 8 ) ; 
one objekt gebraucht wie unser deutsches wort; sc. die rosse, 
den wagen. Vergleiche dazu den gebrauch von ai. vdhati, ägati, 
wo ein änliches objekt zu ergänzen ist; cf. Gaedicke, akku- 
sativ, s. 53, 57. 

Nach ( diesen bemerkungen übersetze ich die Strophe so: 
„Da ja doch dein, des glänzenden, dessen aussehen fleckenlos 
ist, wie das der sonne, fester wille hierher strebt: des lichtes 

x ) Die strophe RV. 2. 5. 8 hat weder Grassmann und Ludwig 
richtig verstanden. Es ist zu übersetzen: „Wie eben ein verständiger es 
allen göttern zu pass machen will: auch für dich ist hier ein opfer, das 
wir bereitet haben*. Der dichter fällt aus der konstruktion ; man sieht 
aber doch, was er sagen will. 9 ) upaväkäm (oben s. 217 n.) aber muss 
der betonung wegen auf einen a -stamm zurückgefürt werden. Dasselbe 
würde von nqjdm zu gelten haben, wenn die form richtig überliefert ist. 
*) RV. 6. 46. 11; ich lese indra najam dva (statt ava) judhi und über- 
setze: „so steh uns jetzt bei, o Indra, herablenkend zur schlacht". Zur 
dehnung des auslautenden a (an der sechsten stelle der gajatrizeile) cf. 
RV. 1. 7. 6 dpa Vfdhi u. a. 

15* 



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220 Chr. Bartholomae 

flammende gaben bringe, wo du auch lustig weilen magst, im 
holz erzeugter". — Wegen der Verwendung des akkusativischen 
infinitivs statt, wie man erwarten sollte, des dativischen s. 8. 218 
zu ai. äram und zu av. frayäketn. Die verse 3 und 4 des 
liedes knüpfen, wie es scheint, an das geschäft der feuerborung 
an; und zwar vers 3 an den beginn desselben, wärend vers 4 
bereits den erfolg der bemühung erkennen lässt. Dass aktos 
„in der nacht" oder gar, wie Pischel will „am abend" be- 
deutet habe 1 ), dafür gewärt meines erachtens auch diese stelle 
keinerlei anhaltspunkt. Doch will ich nicht behaupten, dass 
nicht schon frühzeitig aktos eine missdeutung erfaren haben 
kann. Die stelle VS. 28. 12: vdstör Vfidm prdktor bhjidm . . 
lässt sich sogar zu gunsten dieser anname an füren. Doch 
könnte aktor auch von vdstör veranlasst sein. Auf keinen fall 
darf man die stelle etwa dafür geltend machen, dass die worte 
die gleiche bedeutung, die man ihnen hier notwendig beilegen 
muss, schon im munde der alten hymnendichter gehabt haben. 
Die feststellung aller spätem vedentexte erfolgte unter dem ein- 
flus8 des rgvedischen, und zwar des rgvedischen in der gestalt, 
die er in der kanonisch gewordenen Sammlung erhalten hatte. 
Fehler und irrtümer, die in dieser Sammlung vorkamen, wurden 
auch auf die spätem vedatexte verschleppt; vgl. Oldenberg, 
hymnen des rigveda, s. 328 f. 

Das endergebnis meiner Untersuchung ist also: Der ge- 
brauch des genetivs von Wörtern, die einen Zeitabschnitt be- 
zeichnen, wie tag, nacht u. s. w., auf die frage wann? ist im 

*) Pischel war sich offenbar des Zusammenhangs von akto? mit 
näktam nicht beweiset; vgl. verf., Bezzenberger's beitrage XV, s. 20. 
Auch das germanische hat beide Stammformen, cf. nhd. nacht > auchUn. 
— Dass aktüs „nacht" and aktüf „licht" — insbesondre „frühlicht", z. b. 
RV. 4. 53. 1, 3 — eigentlich dasselbe wort sind, wie man angenommen 
hat, ist falsch. Letzteres gehört mit lit. ankst\ „früh", got. ühtvö in air 
uhtvon Mc. 1. 35 „noch vor morgen", ahd. uohtlieh „matntinus" zusammen. 
Es ist verlockend auch das lat. mäne dazu zu stellen. Mit dem lit. 
anks-Ü (cf. ar-tl) Hesse es sich allenfalls auf einer grundlage ipks- ver- 
einigen. Lat. mäne aus *mäks-ne, wie lüna > av. rao\inem. j, y werden 
im lat. zu an-, am- im absoluten anlaut, sonst zu na, mä, ganz ent- 
sprechend den langen liquidavokalen; tnäne wäre also satzinlautsfoim. 
Im lit. wird $, 9» zu an, am; cf. äntis > ai. ät(f, gr. vijooa. Wie steht 

es aber dann mit mätutinus? Ein drittes ind. aktüf „salbe" ist im 

neuen Petersburger Wörterbuch mit recht gestrichen. 



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Arisches. 221 

rgveda nicht nachweisbar, ausser in Verbindung mit multi- 
plikativen und adverbien. 



XVIII. Zur bildung des dat. sing, der a-stämme. 

Auf das Vorhandensein vedischer dative singularis aus a- 
stämmen mit dem ausgang ä wurde jüngsthin ungefär gleich- 
zeitig von zwei verschiedenen Seiten aufmerksam gemacht: von 
Aufrecht, festgruss an 0. von Böhtlingk, s. 1 ff. (vgl. auch 
Ludwig, rigveda VI, 8. 254) und von Pischel, ved. Studien 
I, s. 61 ff. Ihr Vorhandensein scheint mir durch die daselbst 
angefürten stellen bewiesen, wenn auch die auffassung nicht 
überall unbestreitbar ist 1 ). Auf s. 44 der genannten schrift 
will Pischel auch einige ä-formen des altern avesta als dative 
nehmen. Bei der engen sprachlichen verwantschaft zwischen 
dem veda und dem avesta ist grundsätzlich nichts dagegen 
einzuwenden 9 ). Anderseits folgt aber eben daraus, dass eine 

') Aufrecht's beispiele sind: sakhja RV. 10. 10. 1, rainadhejä 4. 
34. 1, pqusjä 9. 111. 3, 9. 99. 1 (wo hdss. °jam), mar ja (hdss. marjä) 1. 
6. 3; — PischePs: sakhja 10. 10. 1, rdnä 9. 7. 7, mddä 8. 49 (60). 3, rat- 
nadheja 4. 34. 1, däna 5. 42. 14 u. ö\, kräna 1. 58. 3 u. ö. — Lud- 
wig's: sakhja 10. 10. 1, suttrjä 1. 86. 6, anägöhatja AV. 10. 1. 29. Das 
folgende wird weitre beispiele bringen. *) Die beispiele, die Pischel 
bringt, sind nicht gerade sehr glücklich gewält. Es sind dies: asä y 30. 1, 
51. 2, ahurä 34. 3 (das ist doch wol gemeint?), maiä 29. 11, mazdä 29. 8, 
32. 6, 9, mqfrä 28. 7. — Zu 34. 3 . . töi . . ahurä . . aiäikä und 32. 6 
. . ve mazdä . . asäikä hätte 28. 3 . . v& asä . . manaskä vohü . ., 28. 9 
, . vä . . ahurä mazdä assmkä und 49. 6 . . v& mazdä . . asemkä berück- 
sichtigt werden müssen, welche stellen zeigen, dass ahurä und mazdä 
daselbst als vokative zu nehmen sind. Das gilt wol auch für 32. 9 
. • mazdä asäikn jüsmaibjä . . — asä 30. 1 und mazdä 29. 8 sind instru- 
mentale \ 8. Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 93, verf., ar. 
forschungen III, s. 55 f. — maiä 29. 11 ist wol eher vok. plur.; s. verf., 
a. o., s. 61, Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 330. — Die stelle mit 
mqprä 28. 7 ist noch nicht immer aufgeklart. — So bleibt denn von 
Pischel's beispielen nur asä 51. 2 übrig, wo die neuausgabe mit der 
mehrzal der bessern handschriften asäi bietet. — Nichts desto weniger 
gebe ich Pischel recht, wenn er ä- dative auch für das avesta annimmt, 
nur hätte er eben andre belege geben sollen. Dativ ist z. b. asä j.50.6 
in der Verbindung uruapö asä; uruapö „getreu" hat stäts den dativ bei 
■ich; cf. 51. 11: uruapö spüamäi zarafmiträi; 46. 14: uruafo maxöi magäi; 
31. 22: . . höi . . uruapö. — Ferner j. 44. 14, wo asä — J 2, K 5, K 4, 



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222 Chr. Bartholomae 

erklärung jener formen nur dann zutreffend genannt werden 
kann, wenn sie auf beide dialekte gleich anwendbar ist. S. 77 
sagt Pischel: „Es wäre ganz irrtümlich darin — in jenen 
ä-dativen — eine hohe altertümlichkeit sehen zu wollen. Es 
sind vielmehr lediglich abgekürzte formen". Die abkürzung 
soll zum teil der zwang des metrums, in den meisten fällen 
aber der wolklang herbeigefürt haben : so in sakhjd RV. 10. 10. 1 
für sakhjdja, in ratnadheja üpa jäta 4. 34. 1 für ratnadhejäja 
üpa jäta, wegen der häufung der silbe ja, ja. — Nicht viel 
anders ist Aufrecht's erklärung, der auf s. 2 schreibt: „Die 
vier formen sakhjä, ratnadhejä, pqüsja, mär ja haben ja als 
schlusssilbe, und es scheint, dass wir es hier mit einem rein 
lautlichen Vorgang zu tun haben. Die dem ton nach stärkere 
silbe ja hat das folgende anklingende schwächere ja in sich 
aufgenommen". Aufrecht, der von entsprechenden iranischen 
formen nichts weiss, war von seinem Standpunkt aus berechtigt 
eine solche erklärung zu geben. Pischel von dem seinigen 
aus war es nicht. Denn seine deutung der vedischen a-dative 
ist für die von ihm angenommenen avestischen zweifellos unzu- 
lässig. Mindestens hätte Pischel sich darüber äussern sollen, 
welche gründe ihn veranlasst haben, das zusammentreffen zwi- 
schen dem veda und -dem avesta in diesem stück für ein zu- 
fälliges zu halten. Denn das darf als feststehend gelten: die 
beziehungen der beiden altarischen mundarten — der altern 
veden und der gatha's — zu einander sind derart enge *), dass 
eine beiden mundarten gemeinsame erscheinung, sofern nicht 
ganz besondre umstände dagegen sprechen, auch als auf 

Ft 4, Jp 1 — entschieden besser beglaubigt ist als das von Geldner 
wol wegen 30. 8 aufgenommene aiäi. — Die beiden nach Geldner wert- 
vollsten und dabei von einander unabhängigen jasnahandschriften , K 5 
und J 2, haben auch sonst mehrere male den dativausgang -5 gegenüber 
anderweitigem -äi, z. b. j. 46. 18 qstä (so auch J 3, K 4, Mf 2 und Jp 1); 
ma&jä 48. 5; scpträ 46. 3; värtrjä 29. 6. Ueberhaupt gehen im dativ der 
nominalen a-stämme -5 und -äi vielfach in den handschriften durchein- 
ander, warend sonst diese ausgänge ziemlich reinlich geschieden sind. — 
Zwei ö-dative aus der einleitung zum glaubensbekenntniss (j. 11. 17) sind 
aibigairjä und paüirikjä % worüber unten 8. 287. — Aus dem jüngeren 
avesta mag z. b. \snaopra jt. 1. hierher gehören; ferner frayüza 
v. 3. 31. 

x ) Ich stehe nicht an die beiden teile der bei von Bradke, fest- 
gruse etc., s. 9 unten aufgeworfenen frage zu bejahen. 



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Arisches. 223 

gemeinschaftlicher entwicklung beruhend angesehen worden 
muss ! ). 

Die richtige erklärung der indischen Ä-dative hat sich der 
von J. Schmidt, festgruss etc., 6. 102 für got wtdfa u. 8. w. 
gegebenen anzuschliessen. 

Dass die indischen dativformen auf -aja : dsvaja etc. älter 
seien als die avestischen auf -üi : aspäi etc., ist von Mahlow, 
AEO, s. 90 behauptet, von mir im handbuch, s. 95 n., ar. 
forschungen II, s. 169, III, 8. 63 bestritten worden. Ich habe 
dort das ind. -äja als eine Verbindung von -äi mit der enkliti- 
schen postposition a erklärt, unter hinweis auf die avestischen 
Verbindungen wie ahuräi ä und zalreiche andre. Es scheint 
mir auch ganz unbestreitbar, dass das av. -äi der ältere aus- 
gang ist: dafür stimmen ja fast alle europäischen sprachen, 
wärend dem ind. -äja auf dem ganzen westlichen gebiet nichts 
entsprechendes zur seite steht. Ich nehme mit J. Schmidt 
an, dass im indogermanischen der dativausgang , je nach dem 
er betont war oder nicht, -e'i oder -öi lautete; und ferner 
nehme ich mit ihm an, dass bereits in der Ursprache ein aus- 
lautendes i nach ä, l und ö, und ebenso ein auslautendes u 
nach diesen vokalen, unter gewissen, noch nicht genügend auf- 
geklärten bedingungen verloren ging; vgl. dazu verf., Bezzen- 
berger's beitrage XV, s. 17 n. Die ererbten dativausgänge der 
arischen dialekte sind also -äi und -ä. 

Im indischen ist beim nomen das auf -äi zurückfürende 
-äja fast zur ausschliesslichen herrschaft gelangt. Die arischen 
ausgänge sind nur noch in wenigen beispielen vorhanden, -ä 
als dativausgang ist von Aufrecht und Ludwig nachgewiesen. 
Dass er uns erhalten geblieben ist, verdanken wir wol lediglich 
dem umstand, dass die Ordner der alten texte die form miss- 
verstanden, als instrumental oder sonst wie gedeutet haben. 
Bei den formen auf -äi war das schon wegen des entsprechenden 
ausgangs der pronomina nicht der fall: sie wurden daher alle, 
mit ausname vielleicht von svapatjäi RV. i. 83. 11 (s. 4. 2. 11), 
von den vedisten durch die „richtigen" formen ersetzt. Der 
beweis für diese anname ist nicht schwer zu erbringen. 

RV. 9. 87. 5 b steht: mähe vdgäjämftäja srdvqsi. Statt 

') Auf der nichtbeachtung diese/ fordrang beruht zum nicht geringen 
teil die schiefe beurteilang des altpersischen in seinem Verhältnis zum 
avestischen; cf. verf., beitrage, s. 153 f. 



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224 Chr. Bartholomae 

dessen ist zu lesen . . °gäjamrt° . . Dann ergibt sich die nach 
silbenzal und rhythmus durchaus richtige zeile: 
malte vagäi amftaja srdvqsi. 

Der silbenfall ist der gewönliche: t7_-ü-_, u^ u_ xr. 

Wollte man kontraktion über die zäsur hinweg annehmen — 
und es kommt das allerdings ab und zu vor — , so bekämen 
wir den ungewönlichen silbenfall -er— -er — , _u_ u_ xr. 

Genau das gleiche gilt für die zeile I. 118. 7 c, wo juvdm 
kdnvajdpiriptaja kdkfuh überliefert ist. Es muss . . °ajdpir° . . 
gelesen werden, worauf man die tadellose zeile erhält: 
juvdm kdnväi dpiriptäja fedkpub* 

In 8. 22. 14c steht: ma nö mdrtaja ripdvS väginivasiL 
Das ist eine zeile mit dreizehn silben. Lies mdrtäi. Die an- 
derung war durch 8. 49 (60). 8, wo tnd nö mdrtaja ripdve 
rakfosvine (und auch 6. 67. 4) ausserordentlich nahe gelegt 

Yal. 11. 7d lautet in der vorliegenden rezension: dirgha- 
julväja prd tiratam na äju&, das ist eine triStubhzeile mit zwölf 
silben. Die änderung von -dja in -di verschafft uns die richtige 
silbenzal und den richtigen rhythmus. 

So ferner 4. 25. 4d: ndrl ndriüi nftamäja np}äm; ndrja- 
ist wie überall dreisilbig; — 1. 92. 6d: suprdtikä säumanasat 
aglgai; der rhythmus verlangt in der 8. zeile kurzes a; — 
so noch 1. 25. 5c, 5. 5. IIa, b, 5. 29. 10b u. ö. S. noch s. 247. 

In grösserem umfang hat sich der ausgang -äi nur in 
infinitivbildungen erhalten. Hier haben die rezensenten nicht 
geändert, einmal wegen der menge, in der die formen auf- 
treten, und dann wegen der besonderen bedeutung, die ihnen 
zukommt; sie fallen dadurch aus dem ramen der kasusformen 
heraus und werden nicht mehr als solche gefult. Dass sich 
gerade in infinitivbildungen altertümliche kasusausgänge er- 
halten haben, die sonst verloren sind, ist nichts auffallendes 
und nichts neues. Man vgl. z. b. die griechischen infinitive 
auf -<u, worin uns allein der alte dativausgang konsonantischer 
stamme bewart ist; cf. 6. Meyer, gr. grammatik*, § 347. 

Ich stelle voran die infinitive auf -taväi. Dieselben können 
formell nur als dative aus a-stämmen gefasst werden. Aus 
einem tag- > to-stamm lassen sie sich keinesfalls ableiten, auch 
wenn man ihn feminin nehmen wollte, was übrigens an sich 
schon bedenklich wäre *). Der rg- und atharvaveda kennen als 

*} Lindner, nominalbildnng , 8. 80 fort drei feminine stamme auf 



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Arisches. 225 

dativausgang femininer jf-stämme nur -av8 und — einmal, in 

einem jungen, spät eingeschobenen lied (RV. 6. 75) vät; 

s. unten s. 229 note. -aväi aber kommt nirgend vor; s. Lan- 
man, journ. of the am. or. soc. X, s. 409. Ich fasse also z. b. 
sdrtaväi RV. 1. 55. 6 u. ö. als dativ eines Stamms särtavd-. 

Für diese anname spricht auch der umstand, dass einmal 
der ausgang -tava vorkommt: d. i. eine dativform wie die von 
Aufrecht und Pischel nachgewiesenen; s. oben s. 221 f. und 
unten s. 236 f. In RV. 3. 32. 6 steht dtjq iva präsrgah sdrta- 
vdgäü. Der worttext hat freilich auch hier °taväi agäu. Aber 
daraus hätte doch nur °vä agäü hervorgehen können; vgl. sdr~ 
tava apäs 1. 55. 6, 57. 6, etavä astu 10. 108. 6 u. s. w. sdr- 
tava als dativ kann nur zu einem o-stamm gezogen werden. 

Delbrück, ai. verbum, s. 224, § 204 zält aus dem rgveda 
13 verschiedene taräf-infinitive auf, die zusammen 25, oder, da 
särtavd 3. 32. 6, wie wir eben sahen, in wegfall kommt, 24 mal 
auftreten 1 ). In 18 dieser fälle folgt u; also z. b. gdntavä u. 
Grassmann, Wörterbuch, sp. 242 sagt, es sei dieses u „unbe- 
rechtigt und nur bezeichnung eines anderweitigen lautlichen 
Vorgangs". Auch Delbrück, syntax, s. 413 weiss sich das u 
nicht zu erklären. Ich will jedenfalls darauf hinweisen, dass 
sich das u einmal wenigstens auch nach einem andern infinitiv 
findet, hier verbunden mit fü; cf. RV. 8. 24. 1 : stu?ä u sü vö 
nftamaja dhr?ndv$ „um damit eurem mannhaften helden zu 
lobsingen 11 . Auffällig bleibt es ja immer, dass hinter den taväi- 
infinitiven das u so häufig vorkommt. Vielleicht stand in einer 
anzal von fällen °taväja im alten text, wofür die rezensenten, 
ihrem bestreben auszugleichen entsprechend, °tavä u eingefürt 
haben. 

Es bleibt freilich immer noch eine Schwierigkeit zu beheben. 

tu- an: vdstu- „morgen", iü'tu- „Schwangerschaft", fivatu- „leben". Wegen 
vdstu- s. oben s. 216 f.; es Hegt keinerlei Veranlassung vor, es feminin zu 
nehmen. — fivUu- ist KV. 10. 27. 24 maskulin gebraucht: sa U fiv&ur 
utd tdsja viddhi, wenn wenigstens, was doch das warscbeinlichste, tdsfa 
auf jivatur zurück weist; cf. Delbrück, syntax, s. 210 ff . sa ist dann 
hier, wie sicher in RV. 1. 145. 1, mit dem av. hau zusammenzustellen; 
vgl. astäü. ;> asta u. s. w. AV. 7. 17. 2 ist fivatum allerdings feminin. 
iü'tu» ist AV. 1. 11. 1 mask., TS. 2. 1. 5. , fem. — Im avesta findet sich 
kein einziger fo-stamm feminin gebraucht; auch ßSto- nicht, entgegen 
Justi's und SpiegePs angäbe (vgl. gramm., s. 183). 
*) Unter hdntaväi lies iO. 125. 6 statt 10. 125. 



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226 Chr. Bartholomae 

Wie kommt die form zu den beiden akzenten? Vgl. Panini 
6. 2. 51. Blosses missverständnis seitens der diaskeuasten, 
wie z. b. bei ndjarn, das man in nd ajdm zerlegte und dess- 
halb näjätn schrieb (s. oben 8. 217 ff.), kann hier nicht wol 
angenommen werden. Die formen sind sicherlich von den 
diaskeuasten nicht anders verstanden worden, als sie von den 
dichtem gemeint waren, d. h. eben als Infinitive; sie kommen 
ja auch noch in den brahmana's vor. Sonst sind nur einige 
komposita doppelt akzentuirt, vgl. Whitney, ind. graramatik, 
§ 94, 1255, 1267. Liegt auch bei jenen infinitiven eine Zu- 
sammensetzung vor? 

Die arische spräche hatte eine „wurzel" tau-, die als verb 
im sinn unsres „können, vermögen, fähig sein, im stände sein" 
gebraucht wurde. Besonders deutlich tritt dieser gebrauch im 
avesta hervor; z. b. v. 6. 51 jezi tajtqn . . . jezi nöi£ tayqn 
„wenn sie es vermögen, wenn sie in der läge sind"; — v. 6. 32 
jezi tütaua nayäji tüta#a „je nachdem man kann", tau- und 
is- gelten als Synonyma; cf. j. 28. 4 isäi tatjäkä, 50. 11 ta^aka 
isäika, und wie is-, ts- gebraucht wurde, können v. 8. 10 („zwei 
männer können [isöiße] ihn . . niederlegen"), v. 8. 100 („er 
könnte [isafta] mich reinigen") und die bei Delbrück, syntax, 
s. 417 f., 428 und 430 angefürten stellen lehren. 

Ein aus jener wurzel gebildeter «-stamm: td#a- oder ta#d- 
würde sonach als Substantiv „vermögen, fähigkeit, möglichkeit" 
bedeu n. Nun betrachte man vedastellen wie z. b. RV. 1. 24. 8 
„einen breiten pfad ja hat der könig Varuna der sonne ge- 
macht, ihm entlang zu gehen" [dnveHavd «]; — J. 28. 4 „wo 
sie an den borer 1 ) auf beiden Seiten die zügel anbinden, um 
ihn gleichsam zu lenken" [jämitavä ivd]. Man könnte ganz 
gut übersetzen „zur möglichkeit des entlanggehens", „zur lenk- 
möglichkeit gleichsam". Der ausgang taväi wäre also der dativ 
des oben erschlossenen nominalstamms tavä-. 

Nun fällt es mir gar nicht ein zu behaupten, dass wirklich 
-taväi jener dativ sei, wol aber möchte ich zu erwägen geben, 
ob nicht der Inder den ausgang taväi als zweites kompositions- 
glied, und dann eben als kasusform jenes Stammes tavä- aufge- 
fasst haben kann. Eine entsprechende auffassung eines nomi- 
nalsuffixes setzt av. jauafka taite j. 62. 6 voraus, täite in 

') Akkusativ der richtung. 

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Arisches. 227 

ja#a$täite muss als selbständiges wort empfanden worden 
sein, sonst hätte jene zerreissung nicht vorgenommen werden 
können. 

Auf diese weise würde sich die in der doppelbetonung der 
faväl-infinitive liegende Schwierigkeit beheben. In Wirklichkeit 
stehen sie, das scheint mir durchaus zweifellos, mit den infini- 
tiven auf -tum, -töf, -tave, den gerundiven auf tva- und den 
absolutiven auf -tva (instr.), -tväja (s. unten), -tvl (lok.) in Zu- 
sammenhang. Absolutiva, gerundia und infinitive berüren sich 
aufs allernächste 1 ). Ar. -tavai (— ai. -tavS) verhält sich zu 
-tavüi, wie -tnai (=• av. -pn$ in aitviäöißne; vgl. auch ap. Uar- 
tanaij etc., bei verf., Bezzenberger's beitrage XV, 8. 13) zu 
-tnai (in av. äjaofanäi j. 34. 5, cf. Geldner, Kuhn's Zeit- 
schrift XXVIII, s. 262, und in ai. 1cjäutnaj-a RV. 6. 18. 8 „so 
dass ihre bürgen wankten und jetzt daniederliegen 11 ). Wir 
haben, was die form anlangt, einmal einen lokativ und einmal 
einen dativ, oder richtiger wol, einmal — wenn man sich so 
ausdrücken darf — einen unthematischen und einmal einen 
thematischen dativ. Für diese letztere anname spricht ent- 
schieden das Verhältnis von ai. pravdfte > av. fra#äka?[Ua 
(oben s. 219) zu adhiväkdjfa RV. 8. 16. 5 — frayükäi jt. 16. 3. 
frayäkazfca steht in einer reihe dativischer infinitive (fr° 
paitjästa%a$tca mazdötajfl%1ca zarazdataxafka framereta£a$ka 
frctofyaiafkay, wird also auch selber dativ sein. Auch ai. pra- 
vake kann nur als dativ genommen werden , sonst würden wir 
den ton auf der letzten haben ; vgl. adhiväkäja, namöväke u. a. 
Aenlichen Verhältnissen werden wir noch im folgenden begegnen. 
S. noch oben s. 219 zu upaväkdm. 



Ursprachliches -öi oder -»" des dativs liegt ferner vor in 
den arischen Infinitiven auf -ja», die allerdings bisher die an- 
erkennung als solche noch nicht gefunden haben. Doch s. 
Brunnhof er, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 333 ff. 

*) S. oben zu najdm s. 217 ff. und unten 8. 231 ff.; ferner Brugmann, 
am. journ. of philol. VIII, no. 4, 17; Benfey, quantitätsverschiedenheiten 
IV. 3 und 4, s. 40 (abh. d. kgl. ges. d. w. zu Qöttingen XXV). — Die 
gerundiva auf ajja- (d. i. «gia-) sehen mir gerade so aus, als ob sie aus 
äi-infinitiven mit dem nominalsuffix ja- gebildet wären; vgl. unten 
s. 232 ff. 



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228 Chr. Bartholomae 

Für das avesta ist das Vorhandensein von iäi-infinitiven 
meines erachtens unbestreitbar. In j. 60. 4 heisst es: üiee 
vanhanhqm paitiätatie ätaranqm fraäa.m%Sjäi rajymka hart- 
nawhqmlca. Wie man sieht, steht fraäa.va%Sjäi mit iStie und 
paitiätätee ganz und gar gleich. Wer die letzten als infinitive 
bezeichnet — und das tut man ja allgemein — , muss diese 
bezeichnung auch für fraäa.vafy&iäi gelten lassen. Uebrigens 
tut der name natürlich gar nichts zur sache; es handelt sich 
hier für mich lediglich um die form. 

Weitre infinitive — oder wenn man so lieber will, finale 
dative — auf -£ai sind: man%ai j. 43. 9 1 ), vafdiäi j. 44. 8, 
fitfft' j- *3. 15 (Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 334); 
framainißi jt. 16. 3, merenlciäi v. 1. 15, zaradagnjäi v. L 15, 
vereßragnjai vsp. 5. 1, hazanraqniäi j. 10. 6, jt 13. 45 und 
vielleicht baf&az%äi jt. 10. 5 (, wo Geldner mit allen gegen 
eine handschrift °zäi schreibt). 

Die formen auf /-stamme zurückzufuren , unter berufung 
auf die bei Lanman, Journal of the am. or. soc. X, 8. 383 
aufgezälten vedischen formen wie dSvdhütjai geht nicht an. 
Die jät-dative bei /-stammen sind so wenig wie die trö-dative 
aus ^-stammen zu dem aus dem arischen ererbten sprachgut 
zu rechnen. Lanman zält im rgveda nur 9 falle 1 ) gegen 507, 
worin das regelmässige -aß auftritt, und von diesen 9 fallen 
sind, wie sich zeigen wird, noch einige in abzug zu bringen. 
Im avesta aber finde ich überhaupt kein beispiel dafür *). Vom 

*) manjä j. 35. 9 ist instr. sing, zu manä- = ai. mana- (Ludwig, 
rigyeda V, s. 45); zur form vergleiche man ur#äzjä j. 36. 2 neben dem 
nom. sing, uryäzä j. 30. 1. Geldner's erklärung von manjä (Kuhn's 
Zeitschrift XXX, s. 328; doch s. auch XXVIII, s. 404 n.) ist, was das 
grammatische anlangt, unrichtig, ja- instrumentale aus .{-stammen sind 
im altiranischen nicht — nicht mehr — in lebendigem gebrauch. Wegen 
des in meinem bandbuch, § 224 aufgefürten ap. apifi s. jetzt Bezzen- 
berger's beitrage XIV, s. 244. *) S. noch unten s. 232 ff. ■) Ebenso 
wenig finden sich hier formen, die den indischen genetiven und lokativen 
wie nirftjäs, tittjämu.*. (Lanman, 8.386, 389) entsprechen. In meinem 
bandbuch, § 224 sind bümjfi und karsja aufgefurt. Ersteres gehört zu 
einem »-stamm; auch der RV. hat nur bhumjäs (nicht °mif; Brugmann, 
grundriss II, s. 414, 273 hat das nicht berücksichtigt; auch im lokativ 
hat der RV. nur bhumjam, nicht °mäu). — Statt karijä ist karsujß (j. 
11. 2) zu lesen; s. die neuausgabe. Was ich ar. forscbungen II, s. 104 
über jao&dja und °djqn gesagt, ist falsch. 



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Arisches. 229 

w 

Standpunkt der avestischen grammatik aus lassen sich die for- 
men maniäi, merenkiai u. s. w. nur erklären als dative: ent- 
weder der I- oder der a-deklination. Eine dritte möglichkeit, 
sie auf ö-stämme zurückzufüren — vgl. gcßßiäi zu gafßqm — 
wäre nur dann gegeben, wenn die formen auf das jüngere 
avesta beschränkt wären: was sie in der tat nicht sind. In 
den hyinnen findet sich nur der ausgang -a&äi: dahmajßi, das- 
najtäi*, frasaiäi, und bei wurzelstämraen -äi: ädai, mazdäi. Es 
ist mir auch nicht zweifelhaft, dass die £ä/-formen bei der 
ä-deklination jungen Ursprungs und aus den ogat-formen hervor- 
gegangen sind. Anlass zu der scheinbaren Verkürzung wird die 
häufige Zusammenstellung von ö-stämmen mit solchen auf -i 
gegeben haben, z. b. j. 9. 3: astyaipiäi .. gaffiiäi 1 ). Allein 
befriedigend scheint mir die herleitung der jät-infinitive aus j&- 
stammen. Neben merenkiai steht ga?ßö.meren&jänahe (vgl. dazu 
Justi, handbuch, 8. 374, § 323) *), neben verepragnißi vere- 
ßragnjqfäu. Dieselben setzen zweifellos einen maskulin-neutralen 
ia-stamm voraus, und nur ganz besondre gründe könnten mich 
veranlassen, sie von jenen infinitiven zu trennen. 

Die gleiche infinitivbildung ist auch fürs indische anzu- 
erkennen. Panini (3. 4. 10) fürt als vedische Infinitive die 
beiden formen rohifjai und avfdthifjäi auf. Dieselben sind 
jetzt auch als wirklich vorkommend nachgewiesen. Ersterer 
steht TS. 1. 3. 10. », letzterer Kap. S. 2. 14 und — mit einem 
leichten fehler: °sjäi statt °?jai — K. 3. 7; vgl. von Schroe- 
der's bemerkungen zu MS. 1. 2. 17. Gewönlich werden sie, 
wol mit rücksicht auf tdvifi-, als dative eines femininalstamms 
auf isi- erklärt; s. Delbrück, verbum, s. 222 8 ). Dem stehen 
aber die avestischen formen entgegen, für die eine solche 
fassung ganz und gar unwarscheinlich ist, und die anderseits 
doch auch nicht von den indischen formen getrennt werden 
dürfen. Dass sich das avestische merenkiai an die praesens- 
formen wie merenkaüe u. s. w. anlehnt, ist nicht zu verkennen. 
Es geschieht das bei infinitiven auch sonst häufig genug, dass 
sie sich irgend einem tempusstamm anschliessen; vgl. z. b. ai. 

*) Vgl. auch ifväi d&vjai. ifväi ist der einzige ät-dati? der g-dekü- 
nation im rgveda. Gleiche bedeutung, gleicher ausgang. *) Whitney, 
grammatik, § 1223b. •) Whitney, grammatik, § 970g: AU infinitive 
dienen „von Substantiven auf dhi und fi dative auf dfyäi and c/at". — An- 
ders J. Schmidt, Kahn's Zeitschrift XXVII, s. 383. 

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230 Chr. Bartholomae 

rngcai, av. vaokawhg u. a. Das gleiche treffen wir auch bei 
jenen beiden formen: sie stehen in beziehung zum t'4-aorisL 
Bei der einen wurzel ist derselbe auch wirklich zu belegen, 
cf. vjathiffhäs, vjathiftnahi im AV. u. a. m. Ein dröhifi u. dgl. 
ist freilich nicht nachzuweisen. Doch ist damit nicht gesagt, 
dass es nicht existirt haben kann. Jedenfalls ist meine erkla- 
rung darum nicht hinfällig. Denn der aoristische infinitivaus- 
gang -ifjüi konnte natürlich ebenso gut verschleppt werden, 
wie z. b. im griechischen der aoristische pluralausgang -oa»; 
ein avestisches beispiel dafür findet sich weiter unten. — Für 
meine anname spricht anderseits die lesung der MS. 1. 2. 17: 
avjdthifS, die mit von Schroeder, monatsber. d. ak. d. w. zu 
Berlin 1879, s. 686 einfach für eine verderbte zu halten, ein 
ausreichender grund mir nicht vorzuliegen scheint; s. unten 
s. 231 zu sdmarinvan. avjdthife ist ebenfalls aus dem *>- 
aoriststamm gebildet, nur das suffix ist ein andres: nämlich 
das bekannte infinitivsuffix -tri. Auch dafür gibt es noch 
analoga. Mit dem selben suffix und jedenfalls aus dem sigma- 
tischen aoriststamm formirt sind gi§e und stufe (s. Delbrück, 
verbum, s. 223) *). Warscheinlich auch Öhi& RV. 1. 128. 6, 
das der worttext in ä+ühi$8, 2. sing. perf. zerlegt wissen will 
Aber eine zweite person und eine perfektform passen gar nicht 
in den Zusammenhang. Ich möchte es vielmehr in ä+ukise 
auflösen und uhi$e abermals als infinitiv aus dem t>-aorist 
nehmen. Dann ist zu übersetzen: „für jeden flehenden ist (von 
ihm, nämlich Agni) das opfer götterwärts zu faren". Wegen 
der bedeutung des infinitivs s. unten s. 233. Wegen der 
wurzelform hier, sowie mgi$e } stu$& s. verf., beitrage, 8. 21 ff. 
— Auch sonst erscheint das infinitivsuffix -ai hinter ausge- 
sprochenen tempusstämmen. Ai. sisndthe RV. 3. 31. 13 schliesst 
sich an den reduplizirten aorist an. Av. vayene (? vayane) 
und zaze (richtig zaze) a. 1. 17 s ) gehen ebenfalls auf einen 
reduplizirten tempusstamm. — Aber auch das beim sigmati- 
schen aorist entstandene -sai wurde noch verschleppt (s. oben 
zu ai. rohifjäi); av. anää$ j. 44. 14 — parallel mit den infini- 
tiven mer<fzd£äi und dävöi — ist mit -sai aus dem redupli- 

*) Ebenso griech. Xvatu. G. Meyer's bedenken (gr. gramm. 9 , § 699) 
scheint mir nicht gerechtfertigt. *) Die neuausgabe hat zu j. 62. 6 
zaiebutf; doch 8. die Varianten. Zar bedeutung des worts s. j. 30. 10, 
worauf offenbar angespielt wird. 



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Arisches. 231 

zirten perfektstamm gebildet; 8. verf., Bezzenberger's beitrage 
XIII, 8. 78. Ueber ai. Udrkrse, das ich ebenda mit anäif hin- 
sichtlich der bildung verglichen habe, s. jetzt Geld n er, ved. 
Studien I, s. 128 ff. *) 

Die beiden von Panini erwänten jftli-infinitive stehen nicht 
allein. Wenn wir das, was uns an den parallelstellen MS. A 
2. 17, TS. 1. 3. 10, VS. 6. 18 und K. 3. 7 überliefert ist, zu 
einem lesbaren ganzen zusammenstellen, so bekommen wir fol- 
gendes als den warscheinlichen urtext: agnis tvä srlnäiv; apas 
tvä 8dm arinvan*), vätasja*) dhrägjäi, pu^no rqhjä, üftndnö 
'vjäthifja 4 ), apäm o?adhlnüm rohiyäi, d. i. „Agni (das feuer) 
soll dich kochen, die wasser sollen zu dir zusammenströmen: 
damit der wind streiche, Puäan (die sonne) eile, der dampf 
gerade aufsteige, damit wasser und kräuter spriessen". In der 
gleichen syntaktischen fügung wie die beiden infinitive auf 
-ifjäi erscheinen noch dhrdgjäi und rqhjäu Gegen die im 
Petersburger Wörterbuch vorgenommene einstellung unter den 
femininstämmen dhrdgi- und rqhi- sprechen die gleichen gründe, 
die oben bei den formen auf -isjäi geltend gemacht wurden. 

Ich habe schon oben s. 217 auf die nahen beziehungen 
zwischen den infinitiven und den gerundiven und gerundien 
hingewiesen. Das gibt uns auch hier den fingerzeig zur richtigen 
erklärung. Es gilt mir für feststehend, dass die ^-infinitive 
mit den gerundiven auf ia- und den gerundien auf -ja (-ja) 
aufs allerengste zusammengehören. 

Im indischen finden wir zalreiche dativformen auf -jäja, 
die durchaus im sinn des infinitivs verwendet werden. Im RV. 
und AV. z. b. ranjaja AV. 9. 3. 6, in der Zusammensetzung: 
sämapejäja*, vasudejäja*, vrtrahdtjäfa*, karmakftjäja, sadha- 
sttttjäja, devajdgj&ja, abhibhujäja, admasddjüja, sirsabhidjäja, 

') Die infinitive auf -Mai: ai. pu*jä$c, av. räsajfrfthf haben meines 
erachtens eine andre entsteh ung. Das -asai entstammt den neutralnomina 
auf tu-. *bhdrasai (— ai. bhdrase RV. 5. 15. 4, cf. vüvdbharatam) in 
Verbindung mit *bhdrati rief zu *tugäti ein *tugdsai (= ai. tugdse 4. 
23. 7), zu *äräudjati ein *irä%äja8ai (= av. sräjfajfanhf j. 29. 8) hervor. 
Diese neubildungen sind zum guten teil schon vorarisch. In ai. puydü 
könnte die alte betonung der j-praesentien gewart geblieben sein ; doch 
s. iobhds*. *) Oder arinan. Beide lesarten sind gleichberechtigt. Ich 
empfehle obige form Brugmann, zu grundrissl, s. 159 unten. a ) Hier 
folgt tvä: eine stumpfsinnige Wiederholung. 4 ) Oder °ifs; s. s. 280. 



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232 Chr. Bartholoma© 

saha&jjäja, nr?ähjäja*u.B.w. Whitney, grammatik, § 1213c 
schreibt dazu: „Durch die ältere spräche hindurch sind neu- 
trale abstrakta, die von der selben bildung sind wie die erstere 
dieser Hassen — [nämlich die gerundiva auf ja-] — in gewön- 
lichem gebrauch. Sie .... werden häufig im dativ nach art 
der dativischen infinitive gebraucht". S. auch Brunnhofer, 
a. o. In der tat ist die bildung in jeder hinsieht und voll- 
kommen übereinstimmend. Das e in d#ja°, peja° u. 8. w., das 
jj in täjja°, das t in kftja-, stutja-: es gibt keines der für die 
gerundiva bezeichnenden merkmale, das nicht auch bei jenen 
dativen vorhanden wäre. Tatsächlich ist eben auch das sddjäja 
in upasddjäja RV. 7. 15. 1 „zu dem man sich hinsetzen muss" 
und in adtnasddjäja 8. 43. 19 „sich zum male zu setzen" 
durchaus dasselbe; und ai. vedjaja RV. 5. 15. 1 „dem kund- 
baren 14 deckt sich ebenso, bis auf das angeschobene a (s. oben 
8. 223) mit av. vafdiai „zu erkennen". Was wir also oben, 
vom avestischen ausgehend, als warscheinlich bezeichnen konnten, 
das wird durch das indische zur vollen gewissheit erhoben: die 
iai-infinitive gehören mit den ia-gerundiven zusammen, sie gehen 
also als dative auf ja-stämme zurück 1 ). 

Nachdem das festgestellt, werden wir auch noch ein par 
weitre infinitivformen hierher zu ziehen haben, die man bisher 
in andrer weise zu erklären versucht hat. Zunächst itjäi RV. 
1. 113. 6, 124. 1*); wegen des t vergleiche pratitjam und oben. 
Die betonung auf der Wurzelsilbe darf nicht auffallen; vgl. 
Whitney, a. o., § 1213 a. In anbetracht der schwachen form 
der wurzel muss sie sogar für die ältere gelten. — Ferner 
srütjäi 2. 2. 7, 10. 111. 3. An der ersten stelle ist zu über- 
setzen: „wie tore schliess uns reiches gut auf, dass man davon 
höre" 8 ). An der zweiten hängt srütjäi von vSda ab, vgl. 8. 18. 5: 
vidur . . j'otavE. Doch ist mir die stelle nicht klar. So wie 
der text lautet, kann ich nur übersetzen: „Indra fürwar weiss 
es (oder ihn) zu hören". Vgl. das Petersburger Wörterbuch 
unter 3. iruti. — Weitre solche formen sind noch turjäi und 
bhugjäi RV. 10. 106. 4, bhrtjäi 10. 29. 4. Wegen des akzents 
vergleiche das zu itjäi bemerkte. [ — Ihnen hat sich mafiijäi 

*) rqhjäi stellt sich also zu rqhja- > av. renfip. *) Vielleicht 
auch RV. 7. 36. 3: a vatasja dhrdfatö ranta Uja, äptp° d. i. „des winde* 
zage [dhräyatö nom. plur. zu dhrdfat-, cf. vahdt- u. a., sowie litrddhrajatit) 
machen sich auf heranzukommen". •) D. i. dass davon gesprochen wird. 



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Arisches. 233 

1. 113. 6 angeschlossen, das zu einem praesens mahijäte ge- 
hört; ygl. dazu sravasjd zu iravasjdti, unten s. 236. — ] 

Wurde der ausgang -iäi erst als infinitivsuffix empfunden, 
so war es die, ich möchte sagen, notwendige folge, dass er von 
seiner eigentlichen stelle hinter wurzeln aus auch hinter tempus- 
stämme verschleppt wurde. Auf drei solcher formen habe ich 
bereits aufmerksam gemacht. Das avesta hat merenkiäi aus 
dem praesensstamm 7. klasse. Das kathakam rohifjäi und 
avjäthifjäi aus dem sigmatischen aorist. Eine vierte form der 
art dürfte karifjai RV. 4. 30. 23 sein. Es heisst da: utd nü- 
ndm jdd indrijdm karifjä indra pqusjam | adjd ndki§ fad d 
minat | Der worttext hat karifjdb* Danach hat man das 
wort als 2. sing, des konjunktivs vom futurstamm genommen. 
Aber konjunktivformen des futurs sind sonst in den altern 
texten nirgend zu finden. Whitney, grammatik, § 938 weiss 
aus der ganzen vedischen literatur überhaupt nur drei formen 
anzufuren, 1. plur. med., alle drei aus dem 6B. Auch die 
praeteritalformen vom futurstamm sind in der altern zeit noch 
so gut wie unbekannt. Der RV. hat nur dbharisjat 2. 30. 2. 
Nimmt man kariyä für °jä4, so wäre zu übersetzen: „auch 
das indrahafte manneswerk, das jetzt zu tun ist, das soll dir 
auch heute keiner hindern 14 . Delbrück, syntax, s. 415 ff. 
scheint freilich die prädikative bedeutung des infinitivs nur für 
den fall anzuerkennen, dass die negation na vorhergeht. Mit 
unrecht Weitre beispiele für diesen gebrauch in positiven 
Sätzen sind: RV. 1. 122. 7: stuse sä väm varuna mitra räUr 
„zu preisen ist diese eure gäbe, o Varuna, Mitra 44 ; 5. 45. 4: 
süktebhir vö väköbhir devdguffäir indra nv ägni' ävase hu- 
vädhjäi „mit gesängen, mit gottgefälligen worten sind Indra 
und Agni nun von euch um hilfe anzurufen"; bei Delbrücks 
Übersetzung dieser stelle (a. o., 8. 412) vermisse ich vö 1 ); 
Ludwig übersetzt, als ob väm im text stünde; — ein drittes 
beispiel ist oben s. 230 gegeben. 

Eine zweite stelle mit kari?ja ist RV. 1. 165. 9. Hier hat 
man ebenfalls einen konjunktiv des futurs herstellen wollen; 
so Roth und Grassmann. Sie lautet: jdni kari§jä kpiuM. 
Wie kar° hier zu fassen ist, zeigt RV. 2. 30. 10, wo vir ja 

*) Oder soll auch hier vas im sinn des griechischen rjroi gebraucht 
sein? Gf. a. o., s. 206. 

Befolge *. künde d. indg. sprachen. XV. ' 16 



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234 Chr. Bartholomae 

kfdhi jdni te kdrtväni. Sajana erklärt ganz richtig kartavjäm. 
Eine entsprechende bildung des gerundivums — aus dem sig- 
matischen aorist — ist jdkfjas RV. 8. 49 (60). 3, von Sajana 
richtig als ja$tavjas gedeutet. Ein drittes beispiel aus spätrer 
zeit bringt Ludwig, a. o. V, s. 500 bei: pravatsjam zu avaisit 
„er wonte" 1 ). 

Auch der ausgang -tjäi scheint im indischen in ein par 
fällen verschleppt worden zu sein. So RV. 10. 106. 4, wo 
putfjäi neben turjäi und bhugjai steht 1 ). So vielleicht auch 
sddhjäi MS. 1. 6. 3. Ursprünglich stand tja- doch wol nur 
hinter kurzem vokal. Eine grössere anzal von £/Vft-infinitiven 
bringt Brunnhofer, Bezzenberger's beitrage X, 8. 250 f. aus 
dem QBr. bei. Ob man in ihnen etwas altertümliches finden, 
sie mit den vedischen infinitiven wie itjai gleichstellen darf, 
will ich dahin gestellt sein lassen. Ein güptjai z. b. ist wol 
einfach der dativ zu güptü. 



Zu der eben besprochenen ios-klasse gehören auch die 
sämmtlichen infinitive auf ai. -dhjai, av. -dißi^ -3jäi. Ar. *dhjai 
ist der dativ eines nominalstamms *dhia-*) 9 der sich zu wurzel 
dha- nicht anders verhält als *£ugga~ (ai. jügjch) zu %aug- f 
*bhidia- (ai. bhidja-) zu bhaid-, *df*|a- (ai. dfija-) zu dar*** 
Vor dem suffix %a- tritt hier wie dort die wurzel in schwächster 
tiefstufenform auf. Im avesta scheint dhia- noch als verbal- 
adjektiv gebräuchlich gewesen zu sein, und zwar in der Zu- 
sammensetzung mit jauä. Av. ajpozdjp- bedeutet „nicht zu 
reinigen"; so v. 7. 24, 27, 3. 14. Doch machen freilich ein 
par andre stellen Schwierigkeit Was ich ar. forschungen II, 
s. 104 darüber bemerkt habe, nehme ich als unhaltbar zurück; 
s. noch unten s. 243 f. 

Ich setze ai. bhdradhjäi, sdhadhjai, sajddhjai mit ii r$abhid- 
*) Ueber den sigmatischen aorist in der Wortbildung Hesse sich ein 
langes kapitel schreiben. S. verf., ar. forschungen II[, s. 85, wo ich 
merkwürdiger weise ein gotisches hliusa anfüre. Ich habe jedenfalls ahd. 
hlosen im köpf gehabt und dies mit got. hliuma kombinirt]. *) Aach 
ruka (ebd.) muss wol dativischer infinitiv sein; das verlangte wenigstens 
der parallel ißmu8 mit dem folgenden, rukä (aus rukäi) würde sich zu dem 
öfter vorkommenden rukt verhalten wie av. frauäkäi zu ai. pravate, cf. 
8. 227. Weitre av. formen der art sind: gajäi v. 18. 6, vindäi v. 19. 6, 
afrapatäif uzraoUafit jt. 19. 48. 50. 3 ) Aenlich schon Ludwig, infi- 
nitiv, s. 135. 



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Arisches. 236 

jäja, devcydgjäja u. s. w. (s. oben s. 281 f.) ganz auf gleiche 
stufe. Der akzent ist ja allerdings verschieden; aber die be- 
tonung der kaeual bestimmten komposita war überhaupt keine 
einheitliche. Neben sotnapUaje steht sömapejaja; s. Whit- 
ney, grammatik, § 1272 a, 1274. Die bedeutung jener infini- 
tive war also von haus aus „tragung zu machen", „bewältigung 
zu machen", „liegen zu machen"; $.v.9L.*bharadföjaja, *saha- 
dhejäja, *äajadhejaja. Später — aber schon in arischer zeit 
— ging das gefül für den Zusammenhang von *dhiäi mit 
*dhadhati u. s. w. verloren: es wurde zum suffix; s. Paul, 
Prinzipien 8 , 8. 294 1 ). Die indischen infinitive mit -dhjäi, zu- 
sammengestellt bei Delbrück, verbum, 8. 226, schliessen sich 
an die alten muster noch treuer an als die avestischen, inso- 
fern sie vor dem suffix stäts a aufweisen: d. i. eigentlich der 
Stammausgang des ersten Zusammensetzungsgliedes, bhäradhjäi 
fcf. bhdräja) yrurde in beziehung zum praesens bhdrati gesetzt. 
Das gab den anstoss zu den bildungen: huvddhjäi zu huväti, 
pibadhjäi zu pibati, ifajddhjäi ') zu ifajdti, ppiädhjäi zu prndti 
u. s. w. Auf der andern seite erzeugte das musterverhältnis 
von sajddhjäi (zum akzent cf. pröffkeäajas) zu sdji sakddhjäi 
zu sdJce, vartaj&dhjäi zu vartäj'i u. 8. w. Ans perfekt schüesst 
sich vävrdhddhjäi an. 

Im avestischen ist die bildung dieser infinitive etwas manch- 
faltiger. -dfci tritt auch hinter konsonanten und hinter ä, i etc. 
auf. Dem alten muster entspricht nur noch das eine vazaiä%äi. 
diwzaidiäi, verezjfetäiäi,? f>rä$edjäi (hdss. °öid , j. 34. 5) 8 ), *ra- 
uaieiäiäi, daidjäi (cf. dadufe) und fr%#iäiäi erklären sich wie 
ai. pibadhjäi. verendfai stellt sich zu verente (3. sing, med., 
verf., ar. forschungen II, s. 89) wie vazaifijai zu vazaite. 
Ebenso erledigen sich dazdj&i, merengeidiäi, merazdißi, uzirei- 
djßi (Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXX, s. 320 n.). Der rest 
zeigt vor dem -dj@i die wurzelform, wie sie in unthematischen 
aorist- und perfektformen, oder vor den Suffixen ta- des part. 
perf. pass. und tajr des verbaJnomens erscheint; so: äzdjäi — 
auch in haptäidjfii j. IL 9 — , vikidfäi, gaidiäi, däidjäi, dere- 
djüi, büzdjäi, vöizdjäi (perfekt), mzdjßi, süidiäi, sruidjßi 1 ). 

*) Damit ging vielleicht eine Verschiebung des akzents hand in hand; 
doch 8. das vorhergehende. *) Bei Delbrück falsch betont. So auch 
das nächste beispiel. Lies irqjddhjai. *) Oder ist präjäi ein at-infinitiv, 
wie Ludwig, rigveda IV, s. 374 will? S. s. 288 f. *) Nach Spiegel, 

16* 

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236 Chr. Bartholomae 

Aufrecht und Pischel haben in ihren oben s. 221 
angefürten abhandlungen einen finalen dativ (oder infinitiv) 
ratnadtäja neben dem gewönlichen auf °dhejäja nachgewiesen. 
Die form steht keineswegs vereinzelt. In RV. 10. 30. 11 lesen 
wir: hinota nö adhvaräm devajagja hinota brdhma sandje 
dhdnänäm | Ludwig übersetzt: „Entsendet unser opfer mit 
der götterverehrung, entsendet das brahma zu gewinn von 
reichtum u . Aber der parallelismus fordert dazu auf, devajagja 
dem folgenden sandje gleichzustellen. Die Verbindung von 
hinoti mit einem finalen dativ ist mehrfach anzutreffen. Z. b. 
RV. 8. 43. 19: agnim . . admasddjaja hinvire „den Agni regen 
sie an, sich zum mal zu setzen"; — 9. 97. 4: sotnam hinota 
mahatrf dhdnäja „den Soma regt an zu reichlichem schenken"; 
— 9. 65. 27: tarn tvä .. hinvirrf devdtatajg „dich regen sie an 
zum gottesdienste". Dem entsprechend ist auch devajagja als 
finaler dativ zu nehmen, und die angefurte stelle demnach zu 
übersetzen: „Regt unser opfer an, dass es zur Verehrung der 
götter diene, regt unser gebet an, dass es uns zur gewinnung 
von habe diene". 

Finaler dativ ist d&oajagja auch RV. 10. 70. 1: ürdhvö' 
bhava sukratö devajagja d. i. „richte dich hoch auf, weiser, die 
götter zu verehren"; vgl. dazu RV. 1. 30. 6, 36. 13, 8. 10. 10, 
doch auch 6. 24. 9 (s. unten s. 245). Ludwig, rigveda V, 
8. 322 bemerkt richtig: „devajagja (ist) lokal oder dativ". 
Der unterschied in der betonung zwischen devajdgjäja 7. 3. 9 
und °jagjd ist nicht von ausschlaggebender bedeutung; vgl. 
oben 8. 235. 

Bemerkenswert sind die dative auf -sjä und -sja; urusjd 
RV. 6. 44. 7, varivasja 1. 181. 9, sravasjä 1. 61. 5. Die finale 
bedeutung ist besonders an der letzten stelle unverkennbar, wo 
es heisst: asmd id u sdptim iva Sravasjendrajarkdm guhvä 
sdm ange | vir dm dänäükasam vandddhjäi . . ., d. i. „ihm rüst 
ich jetzt mit der zunge ein preislied zu, dass es den schenk- 
frohen helden begrüsse, wie ein rennpferd (man zurüstet), dass 
es um den preis laufe"; mavasjä und vandddhjäi stehen ein- 
ander gegenüber. — huve jdd väw variva&jä grnano (1. 181. 9) 
ist „wenn ich euch preisend rufe, räum zu schaffen"; — uru§ja 

vergl. gramm., s. 386 gehört frasrüidxäi „offenbar zum kausativ". Das 
verstehe ich nicht. 



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Arisches. 237 

pajür abkamt sdkhibhjab (6. 44. 7) „um räum zu gewinnen (d. i. 
damit sie räum gewännen), stand er den freunden zur seite". 
Es lassen sich noch ein par weitre dieser formen als dative 
nehmen; doch bin ich bei ihnen nicht so sicher. — Sie gehören 
zweifellos zu denominativen v erben; man vergleiche dazu das 
oben 8. 232 f. erwänte mahijai zu rnahijäti. Durch sravasjäs RV. 
2. 10. 1 neben marmrgJnjas wird auch hier die beziehung zum 
gerundivum hergestellt 

Ein par infinitive auf -iä sind auch im avesta nachzu- 
weisen. Zuj.ü. 17 lesen wir: aibigairiß daißf vispä humatäfca 
hüfyäfcä hyarätäkä, paitirilciß daipt vispä duämatäUä duzüJjtäfcä 
dHzyaritä&a. Die Justi'sehe erklärung der beiden formen auf 
-%a als gerundien lässt erhebliche syntaktische Schwierigkeiten 
zurück. In RV. 1. 85. 9 heisst es: „als TvaStar den goldenen 
donnerkeil, den schöngefertigten, tausendzackigen künstlerisch 
gedreht hatte", dhattd indrö ndrj dpqsi *) kärtavi „da nam sich 
Indra vor, heldenhafte werke zu tun"; wörtlich wäre das „er 
setzt(e) sich werke (sie) zu tun". Ebenso 3. 31. 13 u. ö. (vgl. unten 
s. 239). Ferner im avesta j. 46. 8: jß vä möi jd ga#d dazdf 
afnawhf „wer sich vornimmt, mir haus und hof zu vergewal- 
tigen"; — j. 36. 1: jem a%töjöi ddnh? „den du siech zu machen 
vor hast"; — j.46. 18: jß nd qstäi daiditä „wer sich vornimmt, 
uns in leid zu bringen"; vgl. verf, zeitschr. d. dtsch. mgl. 
ges. XXXVIII, s. 129(, Roth, ebd., s. 437), Geldner, Bezzen- 
berger'B beitrage XIV, s. 21. Ganz entsprechend ist unsre 
stelle zu fassen, aibigairiß und paitiritcja sind dativische infini- 
tive. daißf heisst „ich nehme mir vor" (oder perfektisch „ich 
habe vor"). Also „ich nehme mir vor (ich habe vor) alles, 
was gut gedacht, gesagt, getan ist, anzunehmen, ich nehme mir 
vor (ich habe vor) alles, was übel gedacht, gesagt, getan ist, 
abzutun (oder zu unterlassen)". — So ist auch die zweite stelle 
mit paüirifciä zu fassen, v. 5. 60: „Ahura Mazda hat nicht 
vor (ist nicht gewillt), von abgelegten kleidungsstücken etwas 
bei seite liegen zu lassen". 

*) Zu lesen mit Grassmann ndrjapäsi. Was Ludwig, rigveda V, 
8. 282 zu av. nairimanä sagt, ist hinfällig; s. die neuausgabe. — Hat 
Wilhelm, als er über nap, ndbh (Bezzenberger's beitrage XII, s. 105 ff.) 
schrieb, das zweite heft derselben noch nicht gehabt? Oder hält Wil- 
helm auch jetzt noch an adenaba- „one stützen" fest? Schon Hang 
hat das richtige gewnsst. 



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238 Chr. Bartholomae 

Ueber das vielfach vor dem ja- des gerundivs etc. auf- 
tretende t hat sich jüngst Brugmann, grundriss II, s. 117 
dahin ausgesprochen: es stamme das t von solchen Stamm- 
formen wie krt- „machend", an die man das gerundiv etc. 
angeschlossen habe. Wie dem auch sei, jedenfalls darf das t 
in tjß- u. 8. w. von dem t in tya- u. s. w. nicht getrennt 
werden. Die formen mit i° und #°, t%° und J#° — gerundiva, 
gerundia und infinitive — laufen vielfach parallel neben ein- 
ander her. Ich gebe im folgenden eine Zusammenstellung der 
hierher gehörigen infinitiv- und gerundiehausgänge — in arischer 
form angesetzt — , wie sie mir im veda und avesta aufge- 
8tos8en sind. 

I. Dative. 

1. -afai: infinitiv. Im veda: dftöje u. 8. w., Delbrück, 
ai. verbum, s. 225. Im Jüngern avesta: ayahiSUe v. 8. 100, 
wo der infinitivausgang hinter dem praesensstamm erscheint. 
Einzige, vielleicht verderbte form. — In Kuhn's Zeitschrift 
XXVIII, s. 20 habe ich den Vorschlag gemacht, av. sayaiö 
j. 51. 9 in °iöi zu ändern. Dagegen erklärt sich Geldner, 
ebd., 8. 261. Ich gebe Geldner recht, verez\ö j. 30. 5, i8jö 
Ol*<w) 32. 5, ayß 32. 14, manö 48. 4, a*hö 71. 16, tauryafi 
jt. 1. 10 auf ar. °<w, akkusativ zu G asai — ai. °ase, av. °a*h§ 
zurückzufuren; vereziö erklärt sich wie sra#axehh2, s. oben 
8. 231 n. Für sa%aiö halte ich gleichwol meinen Vorschlag 
aufrecht. Der cw-infinitiv aus dem kausativum müsste *sä%aiö 
lauten 1 ). — aiwiHty jt. 13. 67 (bei verf., air. verbum, s. 153) 
ist, wenn die form überhaupt richtig, aus °8ih+tafci entstanden; 
s. unten zu III. 4 und J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXV, 
s. 28 f. - Vgl. 2, 3, 4. 

2. -taiai: infinitiv. Ai. pitdjg u. s. w.; Delbrück, vb., 
s. 225; — av. afyöiöi j. 36. 1 (s. oben 8. 237), ükantee, para- 
kantaiae[1ea ; verf., vb., s. 153. Dazu noch zazäitSe aus dem 
praesensstamm; vielleicht aiwiUee (s. I. 1). — Wegen astaiö 
j. 46. 11 bei verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 21 verweise 
ich jetzt auf Bezzenberger's beitrage XV, 8. 11. — Vgl. 1, 3, 4. 

3. -ayai: infinitiv. Nur im veda in tdkave RV. 9. 97. 52. 
S. Ludwig, infinitiv, s. 60, rigveda II, s. 507, V, s. 375. Der 

') Wie Geldner, a. o. allerdings schreibt. Doch beruht das 
nur auf einem versehen. Die handsohriften haben alle a. — Zu astafi 
s. unter 2. 



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Arisches. 239 

SV. liest tdkave . . dhät, was mir besser scheint als dät; zur kon- 
struktion vgl. sisndthö dhät RV. 3. 31. 13, indram 8vd dhifdnä 
sätdjs dhät RV. 6. 19. 2, ;5 tfa£ mawö vaÄ/ö mazdä (instr.) 
a^iasfcx j. 48. 4 und oben s. 237. — Vgl. 1, 2, 4. 

4. -tayai: infinitiv. Im veda: kdrtavS u. 8. w.; Delbrück, 
vb., s. 223 f. — Av. vantays v. 3. 25 hatte Geldner, Kuhn's 
Zeitschrift XXIV, 8. 548 als infinitiv genommen; doch s. Geiger, 
Zeitschrift d. dtsch. mgl. ges. XXXIV, s. 422; Geldner, Studien 
I, s. 154 f. — Vgl 1, 2, 3. 

5. -tayäi: infinitiv. Nur im veda: hdntaväi u. 8. w. S. 
oben s. 224 ff. — Vgl. 4, 6. 

6. -ta#ä: infinitiv. Nur im veda in sdrtavä RV. 3. 32. 6. 
S. oben s. 225. - Vgl. 4, 5. 

7. -idi: infinitiv. Ai. dhrdgjüi, bhugjäi, rtfhifjäi, vdhadhjäi 
u. s. w.; — av. manjßi, vafdjäi, meren1c%üi, vazaiä£äi u. s. w.; 
Delbrück, vb., 8. 226 und oben s. 227 ff., 234f. — Vgl. 8, 9, 10. 

8. -iä: infinitiv. Ai. devajagjä; av. aibigairjs, paüiritciß; 
s. oben s. 236 f. — Vgl. 7. 

9. -ißi-ax infinitiv. Im indischen: ranjdja, dgvajdgjäja 
u. 8. w.; 8. oben s. 231 f. Wegen des angefügten a verweise ich 
noch auf av. fradapäi ä j. 34. 11 neben fradafäi j. 31. 16; 
cf. verf., ar. forschungen III, 8. 63. — Vgl. 7, 11. 

Als gerundium Hesse sich upasddjäja RV. 7. 15. 1 fassen 
„herantretend giesst dem huldreichen butter in den mund". 
Doch ist diese fassung nicht nötig. Man kann auch übersetzen 
„dem zu verehrenden . .". 

10. -#äi: infinitiv. Im veda: itjäi, srüijäi u. a.; oben 
s. 232. — Vgl. 7, 11. 

11. ~tjä£-a: infinitiv. Im veda: vftrahatjöja, karmakftjäfa 
u. a.; oben s. 231 f. - Vgl. 7, 9, 10. 

12. 4ybäi-a: gerundium. Im veda: hatvdja u. s. w.; Del- 
brück, vb., 8. 228. So, wenn die formen richtig überliefert 
sind. Das ist aber nicht der fall. Der RV. hat 8 formen — 
bei Delbrück fehlt gatvaja 8. 89 (100). 8 -, der AV. 2, gatvaja 
und hatvdja (4. 31. 2 = RV. 10. 84. 2): zusammen 11 mal an 
10 verschiedenen stellen. Ueberall nun, wo die rhythmik ent- 
scheidend ist, erweist sich die länge der ersten suffixsilbe als 
fehlerhaft Die rhythmik verlangt, dass die formen als amphi- 
macer _u_ gemessen werden. Man vergleiche die gajatri- 
zeilen: 



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240 Chr. Bartholomae 

RV. 8. 89. 8 c: dfoam suparnö' gatvdja \ , 
10. 85. 33 c: säubhagjam asjäi datvdja | , 
109. 7 c: urgam pjihivjd bhaktvdja | *), 
146. 5c: svadoh phälasja gagdhvdja | , 
AV. 20. 128. 5c: surjö divam iva*) gatvdja | . 
Die gerundien auf -tvdja sind, ""das geht ans dem obigen aufs 
bestimmteste hervor, von den rezensenten an statt solcher auf 
-tvdjä oder -tvdja in den text eingefiirt worden. Die Verwen- 
dung von dativen als gerundien hätte von vorne herein be- 
denken erwecken sollen. Ich nehme an, dass die alten texte 
-tvdjä, mit langem schlussvokal enthielten. Das ist entweder 
der lok. sing, eines neutralen tva -Stamms mit angehängtem 
enklitischen ä, wie av. zastajß, ap. dastajä und die von mir in 
Bezzenberger's beitragen XV, s. 20 f. note nachgewiesenen indi- 
schen formen — auch die fri-gerundien sind lokale — ; oder 
aber -tväjä ist der instrumentalauggang eines femininen Stamms 
auf tvd-. Ich möchte der ersten deutung den vorzug geben. — 
Zur ganzen erscheinung vgl. Oldenberg, a. o., 8. 476 ff. 
IL Lokative. 

1. -iai: infinitiv. Nur im avesta und nur in vereidje 
j. 9. 24. Die Zerlegung vereidj+$ unter hinweis auf ai. sisndihe 
u. 8. w. (oben s. 230) geht nicht an, da es zu #ardh- kein 
^-praesens gab. — Vgl. 2 und 4. 

2. -tjßi\ infinitiv. Nur im avesta und nur in U2üißjöi 
j. 46. 5. S. Geldner, Bezzenberger's beitrage XIV, s. 13. — 
Vgl. 1. 

3. -yai: infinitiv. Nur im avesta in da%öi* und Vidujfe 1 
(d. i. vidj&). — Vgl. 1 und 4. 

4. -tyai: infinitiv. Nur im avesta, und auch hier nicht 
sicher. So vielleicht in äMißtwi j. 32. 14, nach K 5, J 2 u. a., 
wo Geldner nach Pt 4, K 4 u. a. °ßöi liest. — Vielleicht auch 
in fräiaätyfi jt. 13. 153; die lesung ist unsicher; die neuausgabe 
reicht noch nicht so weit; der infinitiv wäre prädikativ zu 
nehmen. — Vgl. 3 und 5. 

*) AV. 5. 17. 11: bhaktva. ») Cf. Oldenberg, hymnen des rig- 
veda, 8. 460 n. Vielleicht ist doch in solchen fällen va zu schreiben. 
Man stellt iva zum pronoroinalstamra t. Mir Bcheint es besser, tva mit 
u } «, v«, vä{, utd zu verbinden, und = idg. 9fM zu setzen; va wäre dann 
die schwächere nebenform zu tva, die die rezensenten allgemein durch 
letztere ersetzt haben, evd zu *va mag sich verhalten wie etdd zu t&d. 



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Arisches. 241 

5. -tyai-ä: gerundium. Im Yeda. S. oben L 12. — Vgl. 4. 
6* -*#" gerundium. Im yeda: krtvi\ hatvx u. 8. w.; Del- 
brück, vb. f 8. 228 f. 

7. -toi: infinitiv. Im avesta. In den hymnen: tVp j. 31. 9, 
43. 13, mrüitf 49. 6, säst? 30. 8, 46. 12*), Mi 31. 8, 34. 4, 
45. 10, 46. 16, 49. 2, 50. 2, 6; mit praesensreduplikation dast? 
34. 1. Cf. verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIH, s. 21 — wo 
apaj&tf (unten V, 5) und dazdf (Geldner, Bezzenberger's 
beitrage XII, s. 97, verf., Kuhn's Zeitschrift XXIX, s. 286) zu 
streichen — , Geldner, ebd. XXVIII, s. 206 und — wegen 
gqßtf, gaftöi — ebd. XXX, s. 322, Th. Baunack, Studien I, 
s. 317 n. — Das jüngere avesta hat noch: mrüitf j. 0. 3, 8. 4 
u. ö., «/? vsp. 3. 7, jUe jt. 10. 68, äste v. 5. 53 f. (s. unten 
s. 244)»), doste vsp. 15. 1. — Vgl. 8, 9, 10. 

8. -tau: infinitiv. Im avesta, und nur in aüö j. 51. 12; 
cf. verf., Bezzenberger's beitrage XV, s. 12. — Vgl. 7, 9, 10. 

9. -tau: infinitiv. Im veda: abhtytäu, sdtaü u. a. In RV. 
10. 150. 4 steht agnim maho dhdnasätäv ahdm huvi mr^kdm 
dhänasätajt. Ludwig übersetzt „Agni ruf ich zu grosses 
reichtums gewinne, den gnädigen 8 ) zu grosses reich tuins ge- 
winne 4 '; Grassmann „den Agni ruf ich zur erlangung grossen 
gute, zur gutserlangung uns zur huld". dhdnasätäu und dhäna- 
satajö galten dem dichter offenbar für gleichwertig. Vgl. dazu 
Lanman, Journal of the am. or. soc. X, s. 388. — In RV. 
6. 60. 13 lesen wir ubha vägasja sätdje huvS väm, in 7. 21. 7 
indram vägasja göhuvanta sätaü: es ist nicht anzunehmen, dass 
vägasja sätäti sollte in andrem sinn verstanden worden sein 
als vägasja sätdje. — In RV. 4. 16. 9 heisst es: cJchä kavim 
nrmanö gü abhisfäu svärfätä 4 ) maghavan nrtdhatnänam, d. i. 



s ) So die neuausgabe. Doch scheint Geldner jetzt wieder schwan- 
kend geworden zu sein, ob °t? oder °ft das richtigere ist; s. Bezzen- 
berger's beitrage XIV, 8. 11. ») Statt tarotdüe j. 14 ist in Überein- 
stimmung mit n. i. 1, jt. 1. °ti zu lesen. •) So richtig, mpdikd- ist 
auch sonst als adjektiv gebraucht; so RV. 7. 86. 2 „wann wird er one 
groll mein opfer sich gefallen lassen, wann werde ich ihn getröstet als 
einen gnädigen erschauen?"; — 6. 33. 5: „sei gnädig und steh uns bei" 
(wörtlich „und sei uns zum beistand", infinitiv, s. s. 245 n.). *) Es war 
der unter bestimmten umständen lautgesetzliche znsammenfall der lokativ- 
ausgänge -öt und -äu in -«, der im indischen die überfürung des -äu in 
die j-deklination veranlasste. Aenliches vielleicht auch im avesta; vgl. 



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242 Chr. Bartholomae 

„zum bedrängten sänger komm, o heldenmütiger Maghavan, 
heran ihm zu helfen, damit er das Sonnenlicht gewinne". — 
RV. 4. 16. 4: andhä tdrnqsi düdhitä viUdkfe nrbhjai Asakära 
nftamö abhifpau „das blinde, wüste dunkel hat er durch- 
sichtig gemacht, der beste held, den männern zur hilfe". 
Ludwig übersetzt hier „mit seiner hilfe", Grrassmann „hilf- 
reich". — Vgl. 8 und 10. 

10. -tä (aus -täi und [Jäu]): infinitiv. Im veda: sätd in 
Zusammensetzungen. RV. 6. 33. 4: svärtatä jdd dhvdjätnasi 
tvä jüdhjaniö ntmddhitä prtsu iura. Ludwig „wenn zu 
des lichtes gewinnung wir dich rufen, kämpfend in gehalbter 
schar in den schlachten, o held"; Grassmann „wenn wir dich, 
held, um glucks erlangung anflehen, wir kämpfende beim an- 
griff in den schlachten". — 6. 46. 1 : tväm id dhi hdvämahi 
sota vagasja kärdvah; vgl. dazu 6. 60. 13 und oben unter 9. 
— Vgl 7, 8 und 9. 

Das zusammentreffen des indischen und iranischen zeigt, 
dass die lokatdve der fo*- und fou-stämme bereits im arischen 
als finale infinitive gebraucht wurden. Der dichter von RV. 
7. 82 hat, vom metrum bedrängt, auch einen lok. plur. in 
gleichem sinn gewagt In vers 9 steht: jdd vom hdvanta vbhajl 
ädha spfdhi ndras tökdsja tinajasja satifu. Ludwig übersetzt 
„zur erlangung von samen und nachkommenschafb". Der dichter 
hat wol die stelle 4. 24. 3 im köpf gehabt, wo naras tökdsja 
tänajasja sätäü steht. — Die bei Delbrück, syntax, s. 119 
unten erwänten fälle für den gleichen gebrauch andrer lokative, 
wozu auch noch RV. 7. 30. 2 tanu$u „um das leben" u. a., 
beruhen nach meiner ansieht auf syntaktischer analogiebildung. 
In RV. 1. 10. 6 steht tdm id sakhitvä (lok.) imahe tdm rajs' 
(dat.) tdm suvtrjs (lok.); hier könnte das streben nach gleich- 
klang der ausgänge massgebend gewesen sein« Vgl. noch 
5. 69. 3, 6. 15. 18 und dazu die bemerkung Grassmann's 
im Wörterbuch unter sarvdtät, sarväUUi und Lanman's, a. o., 
s. 386. 

III. Akkusative. 

1. -iatn: infinitiv. Im veda. Selten, patividjam RV. 10. 
102. 11: parivfktäva patividjam anat „obwol so zu sagen ver- 
ver f., Bezzenberger's beitrage IX, 8. 808, wo vadätö v. 13. 49 hinzuzu- 
fügen. 



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Arisches. 243 

stossen, gelang es ihr doch den (einen) gatten zu finden"; zur 
Verbindung von ans- mit dem akkusativischen infinitiv vgl. 
Delbrück, syntax, s. 417. — rdgjam RV. 7. 6. 2: havim . . 
hinvdnti sdm ragjam rodayöh „den weisen regen sie an, zum 
heil die herrschaft über beide weiten zu füren"; gewönlich steht 
bei hinoti in gleichem sinn ein dativischer infinitiv, s. s. 236. 

Zwei ihnen entsprechende infinitive des avesta sind nach 
Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, 8. 160 f. zfyim j. 31. 4 
und sreyitn j. 28. 7. Ich bezweifle die richtigkeit seiner erklä- 
rung; vgl. verf., ebd. XIII, s. 89 n., beitrage, 8. 21. Dazu 
noch Jackson, jasna 31, s. 28, der wie ich konstruirt, und 
Pischel, ved. Studien I, s. 44, der aber zu j. 31. 4 die stelle 
30. 9 nicht berücksichtigt hat {a$em . . mazddsUä ahurdnhö, 
nom. > mazdäska ahurdnhö . . asälcä, vok.) 1 ). 

Wegen der von Gaedicke, akkusativ, s. 168 f. als gerun- 
dien bezeichneten jam-formen wie asambhavjdm AV. 15. 11. 12, 
anapagajjäm TS. 1. 7. 5.4 verweise ich auf Delbrück, syntax, 
8. 187. In der angefurten AV.-stelle wäre wörtlich zu über- 
setzen „das geschlecht der brahmanen verletzt habend gingen 
sie zu gründe als etwas nicht wieder entstehendes". — Vgl. 2, 3. 

2. -tfam: gerundium. Im veda, und nur in mantrasrütjam 
RV. 10. 134. 7 „auf die göttlichen Sprüche hörend**. Doch 
lässt sich über die fassung des wort« streiten. Ludwig über- 
setzt „nach dem inhalt der mantra wandeln wir" (fcarämasi); 
Grassmann „wir wandeln ihnen (den mantra) gehorsam". 
Nach den Petersburger Wörterbüchern aber wäre m° akkusativ 
eines nominalstamms °tja- „folgsamkeit", als objekt zu kara- 
masi gehörig. — Vgl. 1. 

3. -%äm\ infinitiv. Im Jüngern avesta« Vgl. Geld n er, 
Kuhn's Zeitschrift XXV, 8. 581 n. 8, verf., ar. forschungen II, 
s. 140 n. Statt °iqm wird °jfan geschrieben; verf., handbuch, 
§ 47. Die beispiele sind: kairjqn j. 9. 4 — jt. 15. 16 „dass 
er machte (ich mache) zu essen unversiegliche speise"; jt. 13. 50 
„dass ihm zu essen sei unversiegliche speise für immer und 
ewig"; — nidaißjtfn (aus dem praesensstamm) v. 8. 10 „zwei 
männor können ihn auf der erde niederlegen"; zur konstruktion 
vgl. v. 8. 100 (s. unten, 8. 244); — jaozdiqn (so überall zu 

*) PiBchel schreibt dort „*e%im anhen entspricht einem skr. *gäv<i- 
jäm äsan". Nein. Weder der bedeutung noch der form nach, fävajäm 
wäre eben zauajcpn (oder °*4n), nichts andres. 



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244 Chr. Bartholomae 

lesen) v. 5. 54 f. „um sie so wieder zu reinigen 1 '; v. 8. 35 f. 
„sind die männer zu reinigen, welche . .?" „. . sie sind zu 
reinigen"; so noch öfter; — räzfan v. 8. 100 „wenn ihm dann 
irgend ein mensch entgegen (kommt), soll er stehen bleiben 
und (oder: um) laut den ruf ergehen (zu) lassen" '). — rao- 
ä&nm in der glosse zu v. 5. 7 ist wie v. 6. 6 und 14. 13 adjek- 
tivisch zu nehmen. — Vgl. 1. 

4. -tim: infinitiv. Im avesta. Selten. So j. 33. 2: astim 
(aus *a-sth-tim) „dem frommen aber beizustehen bedacht ist"; 
cf. verf., Bezzenberger's beitrage XIII, s. 81 f. Anders Geld- 
ner, ebd. XIV, s. 21; doch ergibt sich dann kein rechter 
gegensatz zum vorhergehenden. — jaozdäitim v. 8. 100 ff. „er 
könnte mich reinigen (entsünen)". — Vgl. 5. 

Gae dicke, akkusativ, s. 171 nimmt anukrtim AB. 1. 27 
als absolutivum. So ist vielleicht auch upamaitim v. 5. 53 f. 
zu fassen: „drei nachte sollen sie (sie) warten lassen; drei 
nachte abwartend soll sie sitzen (äst?, inf.)') milch geniessend 
und . . ." Doch sind sprachliche erscheinungen der brahmana- 
und der jungavestischen zeit nur mit vorsieht zu vergleichen. — 

5. -tum: infinitiv. Im veda: datum, prdffum u. s. w.; 
Delbrück, vb., s. 227. — Vgl 4 

IV. Genetiv-ablative. 

1. -teuf: infinitiv: Im avesta: ayapastöü j. 44. 4, darUatt 
und hSmparitöÜ j. 33. 6, frö.eretöü j. 46. 4 (so wol zu lesen) *). 

- Vgl 2. 

2. -taui: infinitiv. Im veda: gdntöf, dato? u. a.; Del- 
brück, vb., s. 227. — Vgl. 1. 

V. Instrumentale. 

1. -iä: gerundium. Im veda: nifädjä, abhifcdksja u. s. w.*); 
Delbrück, vb., 8. 229. Dazu Benfey, quantitätsverschieden- 

*) Gehört räzjftn mit ai. $rjäti zusammen? Cf. RV. 1. 9. 4, 181. 7 
u. a. Die gründe der Umstellung des r bei wurzeln von der form XarX 

— ai. asräk > saearga — sind noch nicht aufgeklärt. rösjYp» wäre ein 
weitres beispiel für av. r aas sr im anlaut; s. verf., ar. forschungen II, 
s. 179. [Fehlt bei Brugmann, grdr. I, § 568. 3.] ■) Zu diesem ge- 
brauch des infinitivs s. vsp. 3. 6 f.: mrütf, st$\ Geld n er, drei yasht, 
s. 101. •) Die neuausgabe h&t fror etöu; s. verf., Bezzenberger's bei- 
trage XIII, s. 74. <) Dass abhikhji RV. 1. 148. 5, 8. 23. 6, 10. 112. 10 
„eine abkürzung des absolutiv abhtkhjkja ist und angeblickt habend be- 
deutet", wie Aufrecht, festgruss, s. 2 annimmt, glaube ich nicht loh 



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Arisches. 245 

heiten IV. 3 und 4, s. 40 f. (abh. d. kgl. ges. d. w. zu Göttingen 
XXV), wo auch die formen mit gekürziem auslau t: nisäd/a etc. 
besprochen sind. 

2. -t%ß\ gerundium. Im veda: ägätjä, vihdtjä u. s. w.; 
Delbrück, ebd.; Benfey, ebd. 

3. -tvä: gerundium. Im veda: pUvä, hatvä u. s. w.; Del- 
brück, vb., 8. 228. 

4. -t%&jä(?): gerundium. Im veda. S. oben L 12. 

5. -ti: infinitiv. Ai.: üti, viti und mit gekürztem end- 
vokal svasti; Lanman, a. o., 8. 380 ff.; — av. apaieifij. 32. 11, 
eneiti und kiti[ka 30. 11 (?, so Geldner, Kuhn's Zeit- 
schrift XXVIII, s. 405), räiti 40. 1 (?, so verf., Bezzenberger's 
beitrage XIII, s. 88; anders Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, 
s. 238 f., Th. Baunack, a. o., s. 339, 390); ferner^« j. 2. 1 ff., 
fra808ti 8. 1, taröiditi jt 1. 0, a}ti, pauiti, atüi v. 5. 27 u. a. 
(Geld n er, drei yasht, s. 101, 137). 

Die hier angeförten infinitive haben ganz unzweifelhaft 
finale bedeutung. Lanman, a. o., s. 382 f. will sie daher auch 
formell als dative nehmen; ebenso Whitney, grammatik, § 336 
— „das feminin hat . . bisweilen die (aus j€) kontrahirte form 
i wie im instrumental" — ; verf., handbuch, § 224; Geldner, 
Studien I, s. 115. Die Unrichtigkeit dieser erklärung liegt auf 
der hand. Von einer zusammenziehung von ai. -jat in -* kann 
gar keine rede sein. 

Die ft -infinitive stammen, wie das zusammentreffen beider 
dialekte dartut, aus der arischen grundsprache. Sie sind der 
form nach sicher instrumentale. Eben so sicher aber ist es, 
dass den instrumentalen die finale bedeutung von haus aus 
nicht zukam. Ich schliesse, dass sie dieselbe auf dem weg 

nehme abhikJya an der ersten stelle als instrumental, an den beiden 
andern als dativ, rar abhihfyäi, s. oben s. 223. Der ausdrnok abhikfya 
(dat.) bödhi „sei cum ansehen", s. v. a. „sieh an" in 10. 112. 10 ist eu 
vergleichen mit bhütd nö . . dvas* 7. 48. 4 „seid uns zum helfen", s. v. a. 
„helft uns", äbhüd agnih samidhe manufänäm 7. 77. 1 ,jetzt ward das 
feuer der menschen zum aufflammen", s. v. a. „jetzt ist es aufgeflammt" 
n. a. m.; im avesta ni^enf buj# vUpf du&nainjaffa a. 1. 17 „um zum 
niederschlagen zu sein", s. v. a. „um niederzuschlagen alle feinde" u. a 
Danach bitte ich die Bezzenberger's beitrage XII, s, 91 f. gegebene er- 
klärung des italischen / f&>praeteritums abzuändern. Das für lat. sedi- 
bam vorausgesetzte *8ed4bh%äm enthält als erstes glied einen dativ, nicht 
einen instrumental. 



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246 Chr. Bartbolomae 

der analogie erhalten haben. Im arischen gab es aus a-stämmen 
finale dative auf -äi und auf -o. Die letztern fielen der form 
nach mit den instrumentalen zusammen. Das gab den anlass, 
auch bei den Abstammen die instrumentale auf 4% neben den 
dativen auf -tajai in finalem sinn zu verwenden. Das neben- 
einander von redewendungen wie *a gamat dvasa „er komme 
heran mit hilfe" und *d gamat ävasai „er komme heran zur 
hilfe" (s. verf., ar. forschungen III, s. 35 f.) mag seinerseits 
dazu beigetragen haben, dass jener gebrauch der ^-formen sich 
festigte und weitern umfang gewann *), 



Die ergebnisse meiner Untersuchung sind: 

Das arische hat bei der nominalen o-dcklination für den 
dativ des Singular aus der Ursprache zwei ausgänge geerbt: -ö» 
und -ä. Die formen auf -ff* wurden häufig mit der postposition 
ä oder a verbunden. 

Im indischen sind die ausgänge -ff* und -ff in lebendig- 
dativischem gebrauch nur noch selten anzutreffen; dafür tritt 
der neue ausgang -äja auf. Dagegen hat sich -ff und insbe- 
sondre -ff* in zalreichen infinitivbildungen erhalten. 

Im av es tischen ist -ff* der gewönliche ausgang, dem 
gegenüber -ff sehr in den hintergrund tritt. Die Verbindung 
von -ff* mit der postposition ä ist nicht selten; cf. verf., ar. 
forschungen III, s. 63; doch ist das a noch nicht festgewachsen, 
wie im indischen und wie in den lokativen. Beachtenswert ist 
es, dass das postfigirte a hinter andern als ffi-dativen nicht 
vorkommt. Die Verbindung -ff* ä ist also aus dem arischen 
stammgut ererbt. 



Weitre ausgänge für den dativ sing, der a-stämme vermag 
ich nicht anzuerkennen. Roth, verhandl. d. VII. intern, orien- 
talistenkongr., ar. Sektion, 8. 4 hält W-fsäna in RV. L 31. 7 
für eine abkürzung von tätr?änäja. Daran glaube ich nicht, 
wie ich denn überhaupt hinsichtlich jener „abkürzungen" andrer 
meinung bin als Roth; 8. beitrage, 8. 163 f. Es wird im alten 
text °wrf, dativ wie sakhjä u. s. w. gestanden haben, das die 

*) Wie ist av. paüiditi jt. 7. 1 zu verstehen? Etwa „damit er sieh 
wieder schauen lasse"? 



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Arisches. 247 

rezensenten, da sie es nicht verstanden, in °nd umänderten. — 
Noch weniger kann ich mich für die dativform stavän be- 
geistern, die Pischel, ved. Studien I, s. 44 in RV. 2. 19. 5 
a, b: sä sunvatd indrak surjam ä dem rinan mdrtjäja stavän 
(so dessen teilung) finden will. Pischel schreibt dort: „stavän 
steht für stavänäja im sinn von stuvattf, wie Ludwig 5. 61 
bemerkt 1 ). Im texte stand ursprünglich arinan". Setzt man 
<m° für ri° ein, so erhält man allerdings, wenn man indrah 
und sü'tjam drei-, tnärtjaja viersilbig nimmt, zwei zeilen von 
je elf silben. Aber tristubhzeilen sind es nicht Dazu gehört 
doch noch etwas mehr als einfach elf silben. Die erste zeile 

hätte den silbenfall: u_uu, _u uu_ ; die zweite uv-, 

_u u_ Das sind, wie gesagt keine triStubhzeilen. — In 

der ersten zeile fehlt eine silbe und zwar hinter surjam; cf. 
Oldenberg, hymnen, s. 69. Die zweite beginnt natürlich mit 
a. Aber die beiden letzten Wörter sind fehlerhaft überliefert. 
stavän steht hier und 2. 20. 5, 6. 24. 8 am schluss einer elfer- 

zeile; die vorhergehenden Wörter sind: mdrtjäja (_u u_ ), 

su r jena (_ o *■>—)> ddsjugütäja (_u u_ ). Alle drei 

stellen zeigen den gleichen metrisch fehlerhaften ausgang _u_ 

statt u . Nach dem Petersburger Wörterbuch bedeutet stavän 

„der gewaltige", nach Grassmann „der donnerer", wärend 
Ludwig überall „gepriesen" übersetzt. Ich halte Ludwig's 
erklärung, insbesondre mit rücksicht auf 2. 19. 5, für die beste. 
Aber stavän passt weder ins metrum, noch ins Satzgefüge. Das 
wort ist also verderbt. Ich kurire alle drei stellen in gleicher 
weise. Statt stavän schreibe ich stavändh, bzw. ö nö — es folgt 
zweimal a°, einmal a° — , und dem vorhergehenden wort streiche 
ich eine silbe, die letzte ab, wobei natürlich statt surjena surjä 
zu schreiben ist. Man vergleiche dazu 1. 51. 9, 130. 10, 
6. 46. 2, 50. 6 u. a. Wir erhalten so zu den oben s. 220 ff., 245 
angefiirten d*-dativen zwei weitre, mdrtjai und ddsjugatäi. Ihre 
ändrung in °äja war zweifellos die Ursache der jetzt vorlie- 
genden textverderbnis. 

f ) Pischel hat Ludwig's bemerkung offenbar missverstanden, was 
bei Ludwig's seltsamer art sich auszudrücken freilich nicht gerade 
wunder nehmen darf. — Das park med. zu stav- hat im RV. höchstens 
1. 51. 9 aktiven sinn, sonst wird es immer passivisch gebraucht. 
[Eingesant: 80. dezember 1888.] 

Chr. Bartholomae (Münster-W.). 



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248 K. Geldner 



Taana 38. 



1. yathä du ithä vareäaitS *) 

yd data atihiud paouruyehyd | 
ratüd 1 ) äyaoihand raziitd 

dregvataScd hyafed aädunS | 
yShydcd hSmemydsatä 1 ) 

mithahyä ydcd Mi drezvd 1 ) \ 
„Wie er es nach dem, was die gesetze für das erste 
leben sind, sollte, so übt der meister das gerechteste ver- 
fahren wider den ketzer und auch wider den gerechten und 
wider den bei welchem falsches mit rechtem gemischt ist". 

2. af yS aketn dregcdite 

vacanhd vd af vd mananhd \ 
zastöibyd vd vareäaiü 

vanhdu vd cöithaifö astim \ 
töi vdrdi rädehti 

ahurahyd zaoSS mazddo \ 
„Und wer dem ketzer übles thut mit wort oder mit ge- 
danken oder mit fausten, oder dessen anhänger zum guten 
bekehrt^ die machen es seinem willen recht, nach dem wünsche 
des Ahura Mazda". 

3. yi aidunS vahiHö 

hvfötd vd af vd verezinyö \ 
airyamnd vd ahurd 

vidäs vd thwakhSanlid gavöi | 
af hvö aäahyd anhat 

vanhSuäcd vdstre mananhd | 
„Der es aber mit dem gerechten am besten meint, sei es 
mit seiner sippe, sei es als haupt der gemeine, sei es mit seinem 
anhang oder wer mit eifer für das vieh schafft, der aber soll 
unter der herde des Asha und des guten geistes sich be- 
finden". 

4. yS thwaf mazdd asruMim 

akemcd mand yazdi apd \ 
hvaStSudcä tarimaiüm 

verezSnahydcd nazdiitäm drujem \ 



>) So auch Mf4. 

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Yasna 33. 249 

airyamanascd nadefUÖ 

gSuScd vdsträt acutem mafitüm | 
„Der ich durch gebet von dir, o Mazda, den ungehorsam 
und den bösen geist abwende, von meiner sippe die hoffahrt, 
von der gemeine den satan in nächster nachbarschaft, von der 
freundschaft die spötter und von der Viehweide den gar üblen 
hirten". 

5. yaste vispt-mazütem 

sraoöem zbayä avanhdne \ 
apdnö daregd-jyditim 

d khiathrem vanhSuä mananhd \ 
aidf d erezüä pathö 

yaSäü mazdäo ahurö äaGti \ 
„Der ich deinen Sraosha als allergrössten preisen will am 
ende der reise, wann ich zum ewigen leben ins reich des guten 
geistes, dank dem Asha auf die rechten wege dahin wo Ahura 
Mazda wohnt, gelangt bin". 

6. yS zaotä aäd erezüi 

hvd manytuä d vahütdf kayd \ 
ahmät avd mananhd 

yd verezytidydi maftid vdstryd \ 
td töi izydi ahurd \ 

tnazdd darätdücd h$m-parätöi$cd | 
„Da ich — ein Zaota — o Asha, die rechten (wege) 
und auch von diesem besten geist die Viehzucht kennen lernen 
will in demselben sinn, in welchem er beschloss, dass sie be- 
trieben werden soll: darum verlangt mich, dich zu sehen und 
mit dir zu berathen, o Ahura Mazda". 

7. d-md didüm vahtitd 

d hvaithydcd mazdd dareiafcd | 
a$d vohü mananhd 

yd sruyi pari magdund \ 
dviä ndo afttare htfttü 

nemahvaitiä cithrdo rdtayd \ 
„Kommt herbei zu mir, du bester, und herbei dein gefolge, 
o Mazda, und es soll mit Asha und dem guten geist zu- 
sehen, wie ich vor den bundesgenossen gehör finde! Bekannt 
soll die sichtbare ehrfurchtsvolle eintracht unter uns werden". 

8. frö mdi fravöizdüm arethd td 

yd vohü Syavdi mananhd | 

Britrig* i. künde d. indg. iprwhen. XV. 17 

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250 K. Geldner 

yasnem mazdd khSmdvcUÖ 

at vd asä staomyä vacäo | 
ddtd vi ameretdoscd 

utayüiti haurvatds draonö \ 
„Erhöret meine wünsche, wonach ich mit hilfe des guten 
geistes strebe, mein gebet an euch, Mazda, und, o Asha, die 
worte des liedes; gebt euer theil dazu, Ameretatat und Haur- 
vatät, das ewig währen wird! u 

9. at töi mazdd Um mainyäm 

ashaoJchäayafitdo saredyaydo | 
hvdthrd maethd mayd 

vahiMd baretü mananhd \ 
aydo drdi hdkurenem 

yaydo hacifiU urvänd \ 
„Und von den beiden genossen, die das reich des guten 
erhöhen, soll diesen deinen geist sammt der Seligkeit und dem 
heil der Umschwung mit hilfe des besten geistes herbei- 
bringen; deren beider hilfe habe ich verdient, deren seelen 
zusammenhalten". 

10. vispdos töi hujitayö 

ydo zi donharö ydoscd heftti \ 
ydoscd mazdd bavaiftti 

thwahmi MS zaoS9 dbakhäöhvd \ 
vohü ukhäyd mananhd 

khäathrd aSdcd uätd tanüm | 
„Alle guten fruchte des lebens sind dein, die vergangenen, 
die gegenwärtigen und auch die künftigen, o Mazda; erstatte 
sie zurück nach deinem wünsche, erhöhe die person durch 
den guten geist, das gesetz und das reich nach deinem 
willen". 

11. yi sevüto ahurö 

mazddoscd drmaitiäcd \ 
aSemcd frädat-gazthem 

manascd vohü khäathremcd | 
sraotä möi merezddtd mdi 
dddi kahydicif paitl | 
„Der allmächtige Ahura Mazda und die Armaiti und das 
gesetz, das die menschheit fördert und der gute geist und 
das reich, ihr sollt mich erhören und mir gnädig sein bei 
einer jeglichen Vergeltung". 



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Yasna 33. 251 

12. us möi uzdreävd ahurd 

drmaiti tevtiim dasvd | 
speniMd mainyü mazdä 
vanhuyd zavö ddä \ 
aSd hazö Smavaf 

vohü tnananhd feseratüm \ 
„Erhebe dich für mich, o Ahura, schaffe durch Aramaiti 
stärke und durch den heiligsten geist mittelst der guten 
Vergeltung macht und durch As ha gewaltige kraft und durch 
den guten geist die erfüllung!" 

13. rafedhrdi vourucaädng 

ddiäi möi yd vi obifrd \ 
td khiathrahyd ahurd 

yd vanhSuä aäiä mananho | 
frd spefiid drmaite 

aid daSndo fraddkhfayd \ 
„Zu meiner stütze, du weitausschauender, versprich mir das, 
was in eurem reiche, o Ahura, ohne gleichen ist, die belohnung 
des guten geistes. Belehre, o gute Aramaiti im verein mit 
Asha die herzen!" 

14. af rdtäm zarathuifrd 

tanvasdf hvahydo uitanem | 
daddüi paurvatdtem 

mananhascd vanhiud mazddi \ 
äyaothanahyd ashdi ydcd 

ukhdhahydcd serao&em khSathremcd \ 
„Und Zoroaster weiht als ein opfer das leben seines 
leibes und das vorbild guten denkens dem Mazda und (das 
vorbild guten) thuns und redens dem Asha, und den gehorsam 
und die oberherrlichkeit 1 '. 

Erläuterungen. 

1. Zu dieser str. sind zu vergleichen Bartholomae ZDM6. 
35, 157 und Roth ib. 37, 223. In einzelheiten weiche ich von 
diesen ratavö ab. Im Vordersatz yathd diS ist nochmals vare£- 
aite zu denken; ebenso ist in str. 6 aus dem zweiten satz hvö 
— kayd das verben kayd im ersten satz yi — erezüi zu 
supplieren. Dann entsprechen sich yathd — iihd wie in Y. 46, 3. 
dii ist an allen stellen instr. pl. du — yd ddtd s. v. a. ydü 

17* 



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252 K. Geldner 

dätäiä; darnach, was die gesetze sind, statt: nach den gesetzen. 
Ueber die beliebte Vertretung eines obliquen casus durch nomi- 
nativ mit relativum in den g&th&s vgl. str. 13 yä vanhiuä aäiä 
mananhd statt vanhiuä aäim mananhd; 49, 4 yä dregvatö daend 
st. dregvatö daettäm. Zwischen die zusammengehörigen äiä und 
yd data sind ithd vareäaüe eingeschoben, was um so eher an- 
geht, als äiä yd data zum ersten wie zum zweiten satz gehören. 
Wörtlich ist also a) zu übersetzen: Wie er darnach, sothuter, 
was die gesetze für das frühere leben sind. 

b) ratüä nom. sg. für ratuä kann nach 29, 2 b; 31, 2; 
44, 16 nur auf den irdischen meister, also auf Zar athushtra 
bezogen werden. Die ganze Strophe wird so auf die erde gerückt. 
Es ist nicht von dem letzten gerichtsakt die rede, sondern der 
Ratu gibt eine art von rechtfertigung seines Verhaltens. — 
rozütü äyaothanä acc. pl., hyaf cä zur Verknüpfung wie 28, 2 
und hyaf dp in 30, 1. 

c) An dem Zusammenhang des letzten satzes mit den späteren 
hamestak&n, den Bartholomae zuerst erkannt hat, rüttelt meine 
deutung nicht. Den etymologischen werth der neuen lesart 
hhne-myäsaite hat Bartholomae A. f. 3, 61 sofort erkannt. 

Die „gemischten" oder halben, welche weder den himmel 
noch die hölle verdienen, sind die, bei welchen sich im leben, 
folglich auch in ihren lebensbüchern gutes und böses die wage 
hält Sie sind hamdstak&n auch schon ehe sie gerichtet 
werden. 

2. Nur 2 b macht Schwierigkeit. Meine Übersetzung gründet 
sich auf die erwägung, dass den eigentlichen gegensatz zu str. 2 
erst die folgende Strophe enthält und dass vanhu in den g&th&s 
nicht auf personen angewendet wird 1 ). vanhäu kann also nicht 
gegensatz zu dregvaflt sein; es ist auch in 2b noch davon die 
rede, wie dem falschgläubigen abbrach geschehen kann. Die 
bedeutung von asti und cith ergibt sich aus unserer stelle zur 
evidenz. asti = anhänger. cith =» auf den rechten weg fuhren, 
belehren und bekehren. 46, 9 ki hvö yS mä aredrd cöithat 
pouruyd yathä thwä — uzemöhi — ahurem „wer war der erste 
fromme, der mich belehrte, dass wir dich als den — Ahura — 

*) So sind auch 43, 5 die worte dkSm akdi vabuhim asim vatihave 
besser zu fassen: „übles für übles, eine gute belohnung für gutes". Das 
ist noch zarathustriscber. — Personifikationen wie vohü mono sprechen 
natürlich nicht dagegen. 



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Yasna 33. 253 

respektieren sollen?" Eine rhetorische frage! Vlsp. 12, 4 atha 
zt nS humäyötara anhen; humaya täta dämän dademaidS hu- 
maya ctimaidi humaya mainyämaids yä dathaf ahurd mazdäo 
aäava, thraoMa vohu mananha vakhät aäa yä hätäm maziUaca 
vahWaca sraiMaca; atha zi [n$] humäyötaraca Uydtaraca äon- 
hdma yäiS spefltahS mainytuö dämän, yat hiä humayoca izyäca 
cinathämaide „und sie sollen uns noch heilsamer sein 1 ); 
heilig 1 ) machen wir diese geschöpfe, als heilig verheissen wir 
sie und für heilig halten wir sie, welche Ahura Mazda der 
gute schuf und durch Vohu manö vollbereitet 8 ), durch Asha 
erhöht, welche die aller grössten besten und schönsten sind; 
und wir 4 ) wollen noch heiliger und gesegneter sein als 6 ) die 
geschöpfe des heiligen geistes, weil wir sie zu heiligen und 
gesegneten bekehren". — Dagegen gehört cinas 44, 6 wegen 
des abgefallenen t zu cü: taibyd khäathrem vohü cinas mananhd 
„dein •) reich hat sie (Aramaiti) durch Vohu manö 7 ) verheissen". 
c) Nach unserer stelle kann räd = skr. rädh ebenso wohl 
den dativ als den locativ regieren. 

3. Die strophe enthält den gegensatz zu str. 2 und zu- 
gleich eine klimax. Gemeint ist wie 43, 3 der ratu selbst. 
Ueber verezSna und den Zusammenhang mit urväzUta vgl. jetzt 
besonders Th. Baunack Studien 1, 2, 354. ib. s. 364 ist 
auch urvdziita zum ersten mal richtig erklärt, verezina be- 
zeichnet in den gathäs die religiöse gemeinde, zu deren thätig- 
sten mitgliedern er seine sippe (hva&u), wie Maidhyöimaonha, 
und airyaman d. i. wohl die schwägerschaft, wie Frashaoshtra, 
J&mäspa, zählt. Der parallelismus ist dadurch durchbrochen, 
dass neben den instr. hxaUu und airyamnd der nominativ 

x ) uns, d. b. den priestern; sie, die in den vorhergehenden §§ ge- 
nannten dinge- *) = das heil verdienend. •) thraoita muss darnach 
doch verbal form sein: dath thraoi vakhi bezeichnen die drei Stadien, 
welche die menschheit durchläuft, dath „schaffen 11 , thraoi „vollenden" d. h. 
fertig (cf. thraoiti), vollkommen machen (für das künftige leben), oder 
für voll, reif, vollkommen erklären, vakhi „erheben, erhöhen" in den 
zustand nnd das reich der seligen. Darnach mnss auch thraoitd in 34, 3 
46, 7 gefasst werden. In den gäthas ist thraoi die unmittelbare Vorstufe, 
vakhi die Vollendung des neuen reiches. Der ausdruck „vollbereitet" bei 
Luther 1. Petr. 5, 10. 4 ) die priester. •) Der comparativ mit dem 
instrumental verbunden. •) tatbyö khiathrem dein reich auch 30, 8 
und 84, 1, wo ich mich habe verführen lassen taeibyö zu lesen. *) Cf. 
aidcä ctä 81, 8; cinas könnte aber auch 2. sg. sein. 



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254 K. Geldner 

verezSnyd erscheint. verezSnya ist der Vertreter und vorstand 
der gemeine. 

c) vanheuS västre mananhö wörtlich: auf der weide des 
guten geistes. 

4. b) verezinahyäcä durch attraktion an die benachbarten 
gen. abl. für den ablativ. Zu nazdiUa druj vgl. nazdWäm 
gaUhäm „das nächste anwesen, das benachbarte hauswesen" 
50, 3, nazdiHat haca „aus der nachbarschaft" Vd. 8, 96. na- 
defttd: Nach Bartholomae (Ar. f. 2, 84) ist skr. nind der 
reduplicierte schwache stamm zu nad. Die bedeutung von nind 
würde für das o/r. Xey. nadefitd passen. Ein engerer Zusammen- 
hang zwischen nadefitd und näisrni besteht nicht. 

5. Das leben des menschen ist mit einer Wanderung oder 
reise verglichen, avanhane locat, sg. — skr. avasäne doppel- 
sinnig, vom ende der reise und dem erwarteten ende dieser 
dinge, zbayd, um ihm zu danken. sraoSa der gläubige gehorsam 
oder gehorsame glaube personificiert apäna partic. perf. von 
ap mm dp; ebenso Yt. 19, 44 

ava apanem gayehz \ 
. . . sdnetn uätänahz \ 
„als er eben die blüthe seines lebens und seiner lebenskrafb 
erlangt hatte". Dass vor sänem etwas ausgefallen sei, zeigt 
deutlich die beste yashthandschrift Fl. Es ist darum sehr 
möglich, dass sänem der rest eines verstümmelten wortes ist, 
das nach dem Zusammenhang (cf. oben äperenäyu — perendyü) 
„höhepunkt" bedeuten muss. — Zu diesem apana gehört auch 
apandtema, eine art von Sportausdruck: der zuerst am ziel 
angelangt ist (beim Wettrennen etc.), also der erste, beste. 
Ein ähnlicher dem Wettrennen entlehnter ausdruck begegnet 
uns schon in den gäthäs, 51, 15 

hyat mizdem zarathuMrd 

magavabyö cdiät pard \ 
gart demdne ahurö 

mazddo jamt pouruyd \ 
„welchen lohn Zarathustra den genossen des bundes zuvor ver- 
heissen hat, den wird Ahura Mazda im paradies noch über- 
treffen 14 , pouruyd jas früher ankommen, voraus kommen, 
überholen, übertreffen. 

Von diesem apdno hängen drei accusative ab, die wie die 
instrumentale in 9 b, und ähnliche häufungen gleicher casus in 



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Yasna 33. 255 

den g&th&s, logisch nicht coordiniert sind, apänö daregö-jyäüim 
ä khiathrem erezüi paiho sind voxhqov nqpxeqov (dieselbe rede- 
fignr z. b. auch 53, 9 jyateni vasS-itöiicä) : gelangt seiend auf 
den rechten weg in (d) das reich zum ewigen (wörtlich: langen, 
dauernden) leben. 

c) aiät ä von Asha aus, durch Asha's anstoss und leitung, 
wie in aiäf apanötema. yaUü prägnant: auf welcher = welche 
dahin fuhren, wo — . 

6* Der nachsatz beginnt mit tä in c); a — b) enthalten 
zwei Vordersätze; hvö rekapituliert das Subjekt y$, ebenso ye — 
hvö 48, 4, na — hvö 51, 21, dui-sastii — hvö 32, 9. Genau die- 
selbe satzcon8truktion hat 31, 7 yaetä — hvö — tä; auch dort be- 
ginnt der nachsatz erst mit c). Str. 5 und 6 hängen eng zu- 
sammen , zu erezüi ist aus str. 5 pathö zu supplieren. erezu 
ist in den g&thäs nur beiwort von path. Wie in str. 1 so ist 
auch hier das verbum Jcayä doppelt zu denken. Dass sich 
Zarathushtra hier einen zaotar nennt, ist bemerkenswerth. 

kayä 1. 8g. stellt sich zu wz. kä/ci in ä-Jcä, arena-tkcß-ia; 
dazu auch ein theil von skr. 2. cL 

b) ahmäf zu manyiui d vdhiitdt Das objekt des zweiten 
Vordersatzes ist nach der beliebten wortverschränkung in den 
relativsatz gestellt; cf. 31, 2 yathä ratüm — vcßdä, 53, 2 1 ) yäm 
dainäm — dadäf. — mafltä, nämlich mainyui vahiitö. 

a— b) enthalten also in kürze die beiden fundamentalsätze 
der zoroastrischen Verkündigung, den rechten heilsweg und die 
pflege der Viehzucht. 

c) dariti die audienz, Mm-pariti die consultation. Die 
einzelnen Strophen dieser g&th& hängen eng zusammen. 

7. a) enthält wieder eine ächte gäth&konstruktion, die Ver- 
bindung eines vocativs (vahiitä — mazdä) und eines andern 
casus (hvaühyäeä), cf. mazdä aiemcä 49, 6. Diese construktion 
findet sich besonders da, wo wie hier das eine der beiden 
glieder ein neutrum ist, dessen vocativ vermieden wird, darum 
besonders bei ashem; daher auch ni mazdä — aiäicä *) 29, 8, 
vi mazdä — aiäicä 32, 6. — vahiitä vocat. zu mazdä wie 28, 8. 



*) Mit dem zarathuitris spüdmö ist jedenfalls Zarathushtra'B ältester 
söhn Isatvästra gemeint, der auch y. 26, 5 unmittelbar hinter könig 
Vishtaspa genannt ist. *) Im sinn des genitiv; die atrophe wird nur 
verstandlieh, wenn sie dem Asha in den mund gelegt wird. 



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256 K. Geldner 

d nimmt idüm wieder auf. hvaithydca (nom. plur. neutr.) 
ist doch die bestbezeugte lesart; die deutung des an. ley. ist 
unsicher. Ich denke mir ein subst hva-thya, gebildet wie skr. 
apa-tya n., altpers. anu-Hya; die bedeutung wäre: anhang, 
Umgebung, gefolge, die deinigen. In dareiafcä (conj. aor. von 
dares) ist nur hvaithyä Subjekt Von dem gefolge werden in b) 
die beiden hervorragendsten noch besonders namhaft gemacht. 
Die erklärung des zweitens Stollens in b) befriedigt mich noch 
nicht ganz. Die magavänd sind entweder alle mitglieder des 
neuen religionsbundes (maga, cf. Euhn's Zt. 28, 200), oder die 
häupter desselben. 

c) näo nämlich Zoroaster, den magavan, und Ormazd. r&ti 
zu arem, skr. aratn (cf. Euhn's Zt. 27, 238), ebenso das gleich- 
bedeutende frärditi 55, 3 u. ö. 

8. fra-vid (zu 2. vid) bedeutet a) „annehmen, erhören, 
erfüllen", auch passivisch gebraucht; b) „erreichen"; cf. 44, 11 

kathä t&hg & vtjimyäf ärmaitiä \ 

yaeibyd tnazdä thwöi vaiy&e daenä \ 

azSm toi äii pouruyd fravdimde \ 

vispSflg anyfäg manyeuä spasyä dvaeäanhä \ 
„Wird zu allen die Aramaiti kommen, welchen deine lehre, 
o Mazda, gepredigt werden wird? Ich bin dir von diesen 1 ) 
zuerst erhört worden, alle andern 9 ) betrachte ich mit feind- 
schaft im herzen". Damit hängt zusammen Yt 13, 88 paoiryäi 
fravaSdhäi paoiryäi fravaSdheninäi (Zarathushtra) dem ersten 
der annahm (den neuen glauben), dem ersten der gehör fand. 
fravistö y. 68, 21 ist s. v. a. erreicht, erlangt, aretha ist das 
was man erstrebt, gegenständ des strebens, wünsch im kon- 
kreten sinn. Zu fravöizdüin arethd ist zu vergleichen 43, 13 
aretha vdizdyäi (auch zu 2. vid) Jcämahyä „um die wünsche 
meines sehnens zu erfüllen". 

b) yasna das gebet als bitte, staomyä vacäo sind eben 
reden wie die g&thäs, deren hauptinhalt die hofihung auf das 
himmelreich ist. 

c) ameretäoscä, haurvatäs nominative statt des nicht bild- 
baren vocativs. Das was beide genien als beitrag (draonö) 
zur erfullung seiner wünsche beitragen sollen, ist das was ihre 
namen ursprünglich aussagen: Unsterblichkeit und heil. 

') Der gemeinde, vor welcher er spricht. *) d. h. andersgläubigen. 

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Yasna 33. 257 

9. Der schwierige vers löst sich einfach, sobald man das 
Subjekt — maethä — richtig erkannt hat. Der text ist ganz 
korrekt. 

a) a&aokhSayaitt = aäa-ukhäayant ukhä, vdkhä ist ein dog- 
matischer begriff und bezeichnet den schlussakt in der thätig- 
keit des Ormazd und seiner genien; Y. 33, 10; Visp. 12,4 er- 
höhen 1 ), in bezug auf die menschen; Y. 31,6; 34, 11 zu 
voller grosse bringen, vom reich gottes, dem annoch durch 
die macht des bösen schranken auferlegt sind. Hier vom oäa, 
dem reich des guten (diese Zt. 14, 10). saredya, zu skr. gardha, 
herde, eigentlich „was zusammenhält", saredya also: zusammen- 
haltend, wie räna. Gemeint ist das paar, das wir aus 46, 7 
und 47, 6, wo es räna genannt wird , kennen : das feuer und 
der heilige geist, welche die letzten dinge herbeiführen werden 
(ganz wie in Luc. 3, 16). Das feuer ist schon auf erden; also 
braucht der prophet nur um den andern der beiden genossen, 
den heiligen geist, zu bitten. 

Nicht eine yage exegese, die immer mit einer hand im Veda 
herumtastet, sondern die richtige erkenntniss der zoroastrischen 
dogmatik fordert das verständniss dieser lieder. 

b) mcßtha bedeutet nicht „falsch, verkehrt". Wohl gehört 
es zu wz. müh; aber diese bedeutet wechseln und ver- 
wechseln. Aus letzterem begriff leitet sich mithd, mühahya 
(33,1) ab; aus ersterem ist mcßtha zu erklären. maStha ist 
was gewechselt wird, und subst Wechsel, Umschwung; 
vom Wechsel des glaubens und dem erwarteten Wechsel, Um- 
schwung aller dinge gebraucht. Y. 30, 9 hyat hathrä manäo 
bavat yathrd cistiä anhat maethä „dass die sinne bei einander 
seien (d.h. dass man seine sinne zusammen nehme), wo der 
glaube gewechselt wird". Der gedanke knüpft an den in st. 2 
ausgesprochenen an. 

31, 12 äntcä-hakhä ärmaitiä mainyü peresdfö yathrd maethä 
„nachgehend wird die Aramaiti mit dem geist ausforschen, wo 
ein Wechsel (des glaubens, zum guten oder schlimmen, cf. a— b) 
stattfindet". 

34, 6 yezi athd std haithtm 

mazdä aäd vohü mananhd \ 
at tat möi dakhätem ddtd 

ahyd ahheuä vtspd maHhd j 

*) wie N. T. vtpo* Lw>- 14, 11. ~ ~~~~ 

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268 K. Geldner 

„Wenn ihr denn wirklich bestehet, o Mazda, sammt Asha 
und dem guten geist, so gebt mir das als ein zeichen: den voll- 
ständigen Umschwung dieses lebens". Hier wie in 33, 9 
eschatologisch. 

tnasthä ist also neutr. plur., dazu das verbum — baretü — 
im singular. Ueber die nicht ganz coordinirten instrumentale 
mayä (zu humaya, cf. mdydo 43, 2) und hväthrä einer- und 
vahiätä mananhd andererseits vgl. oben s. 255. 

c) Zu dröi ist namentlich draecd Y. 56, 3 heranzuziehen ; 
vanhuydoscd a&öiä yd nS draecd erenavataevd , „des guten Ver- 
dienstes, das wir uns schon verdient haben und noch verdienen 
werden". 

10. a) Ueber hujUi vgl. Th. Baunack a.a.O. 312. hujiti 
ist alles was gut gelebt, d. h. im leben gut gethan ist, jede be- 
thätigung eines frommen lebenswandels. Diese hujitayo kommen 
nicht nur dem Ormazd zu gute, sofern sie seine macht, welche 
eben in der summe des guten besteht, stärken, sondern sie 
werden auch — als konkrete dinge gedacht — von ihm 
aufgehoben zur dereinstigen Vergeltung. Auf diese spielen 
b— oan. 

In b - c stehen zaoäe — uätd locat von uäti (cf. zooäifig 
uätiS [acc. pl.] 48,4 und die fügung hväm anu uMim zaoäetnca 
Vd. 2,11), dbakhSdhvd — ukhhyd parallel. 

dbakhädhva gehört zu bakhä in der bedeutung „austheilen, 
schenken", bedeutet aber nicht einfach „vertheilen u , d-bakhä ist 
synonym mit d-dd (im subst. ddd). bakhä und dd sind = do; 
drbakhä, d-dd — reddo, zurückerstatten s. v. a. vergelten, htö 
acc. pl., nämlich hujitU. 

c) Ueber ukhfyä 2. sg. imperat vgl. oben s. 257. tan um wird 
durch Y. 14, 2 erläutert. Dort ist gleichfalls den hujitayo die 
eigene person des frommen gegenübergestellt: pairi vi ameid 
spefdd — dadhämi tanvascip hvahyäo uHanem, pairi vispdo 
hujitayo „euch, ihr Amesha Spenta, übergebe ich das leben der 
eignen person, und alle guten fruchte des lebens". Die person 
ist die, welche ihren guten lebenswandel bethätigt hat. Die er- 
höhung derselben in c ist das resultat der Vergeltung in b. 

11. c) ddd, add habe ich früher (Kuhn's Zt. 27, 239) 
unrichtig definirt. Es hat jedenfalls nur eine bedeutung, die 
sich aus dem zu str. 10 gesagten ergibt, ddd ist eigentlich die 
herausgäbe, zurückgäbe. Daraus entwickelt sich die bedeutung; 



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Yasna 33. 

abrechnung, Vergeltung, lohn. Im plural wird es theil- 
weise als neutrum flektirt, adäiä, instr. 

Einmal wird ädä noch als verbalnomen konstruirt (cf. 
Baunack zu 35,8). Das was als lohn gegeben wird, steht im 
acc. (jijiääm vahiätäm 35, 8), das, wofür der lohn gegeben wird, 
im instr. (äyaothanäiä 35,4; die stelle wird unten erklärt), ddd 
steht neben aäi: 68, 21 vanuhim idhäf ädäm vahuhim aäim äca 
nica mrümaidg; aäi ist verdienst, das was einer verdient hat; 
ädä der lohn, wie äyapta in Y. 9,3: 

kd ahmäi aäiä erenävi \ 
cit ahmäi jasat äyaptem \ 
„welches verdienst hat er sich verdient ; welcher lohn kam ihm 
zu?" Beide begriffe aäi vanuhi und ädä vanuhi liegen nahe 
bei einander und ergänzen sich; oft fliessen sie fast zusammen 
und können vertauscht werden. So ist Y. 33, 12 und 49, 1 
vanuhi ädä personificiert — aäi vanuhi 1 ): 

49, 1 vanuhi ädä ') gaidi mdi ä möi arapä \ „gute Ada, 
komm und hilf mir ! c( 

In 35, 8, 40, 1 und 33, 11 ist ddd auf die diesseitigen wie 
jenseitigen belohnungen zu beziehen; cf. uböibyd ahubyä 35,8; 
ahyä*) hvö ne däidi ahmäicä ahuye manahydicd 40, 2 und 
28,2 ahväo astvatascä hyatcä mananhö äyaptä. 

Den den allgemeinen Umschwung einleitenden grossen ver- 
geltungsakt bezeichnet adäiä in 48, 1: yezi adäiä aää drujem 
vinghaiti \ „wenn er mit hilfe des Asha den satan durch den ver- 
geltungsakt überwunden haben wird". — 

12. die bedeutung von fseratu muss nahe bei ädä, aäi liegen; 
es ist gleichfalls, wie unsere stelle erkennen lässt, ein eschato- 
logischer begriff. Es mag im anschluss an meine frühere deu- 
tung (Euhn's Zt. 27,583) ungefähr definiert werden: resultat, 
frucht, reife, erfüll ung, insbesondere die erfüllung alles dessen, 
was der mensch dereinst zu erwarten hat, Vollstreckung, 
Vergeltung. Das passt neben dem guten glauben oder glaubens- 
bekenntniss (vanuhtm da&iäm 37, 5; 39, 5), denn der richtige 
glaube schlie8st in sich die hoffnung und anwartschaft auf das 

s ) ebenso tuind-maüi» y. 43, 15 = drmaitu. *) Vocativ; instru- 
mental ist auch formell nicht zulässig. *) sc. tn&dakyd; müdem 
tnaväethem in 40, 1 ist der lohn, der nicht wanken soll (md [/xtj] + vdetha 
zu skr. vith, vyath), unwandelbar, zur bildung vergleiche mataftd etc. 
in Yt. 5, 92. 



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260 K. Geldner 

jenseits. Doch kann fseratu in dieser Verbindung auch schlecht- 
weg die guten fruchte, die der rechte glaube zeitigt, bedeuten. 

Bestätigt wird diese erklärung ferner durch den parallelis- 
mus der stellen 

51, 4 ktrthrä drdiä ä fseratuä und 

51, 14 nöit urvdthd dätöibyascä 

karapanö västrdß arim *) | 
gavdi drdiä d sSfcdä 

hväiä äyaothandiäcd s&lghäiäcä \ 
ye*) U sefighö apSmem 
drüjd demäne dddt \ 

Hier entsprächen sich begrifflich drdiä ä und fseratuä — 
8$fldä. drdiä ist genitiv von dri „verdienst", zu ar in aäi, 
draScä (cf. oben s. 258) ärdii d nach verdienst, wie sichs ge- 
bührt. sSüdd ist 2. imperat. zu der in dieser Zt. 14, 28 be- 
sprochenen wurzel sand, die in 46, 19 (dort eschatologisch), 
Visp. 8, 1 mit „erfüllen", vollstrecken wiederzugeben ist Also 
51, 4 „wann findet die Vollstreckung (des grossen gerichtes) nach 
verdienst statt?" 

51, 14 „Nicht sind die karapan unsere auserwählten, weil 
sie den gesetzen und der Viehzucht abhold sind; nach ihren 
thaten und worten wider das vieh vollstrecke, wie sie es ver- 
dienen, so dass sie der richterspruch in das haus des satans 
überantworten wird". 

Eine deutliche anspielung an Y. 51, 14 steckt in 35, 4 
gavdi addiä tdiä äyaothandiä ydiä vahiätdiä fraSäydmahi 
rdmdcd västremca dazdyäi „durch die belohnungen für solche 
besten werke zu gunsten des viehs spornen wir an, (ihm) ruhe 
und futter zu gönnen", gavdi gehört zu tdiä äyaothandiä y. vaK, 
wie in Y. 51, 14 zu hvdii äyaothandiä etc. Diese besten werke 
bestehen eben im rdmdcd vdstremcd dazdyäi. Der instr. tdiä 
äyaothandiä hängt von dddiä ab, belohnungen nach oder für — 
vgl. 43, 16 aäim äyaothandiä vohü daidU mananhd „sie soll den 
lohn nach den (für die) thaten geben mit dem guten geist". 

') arem mit ablat. abgewaudt, abhold (cf. skr. jrU mit ausachluss 
von, ohne), das gegentheil von skr. aram mit dat. und drem mit aco. 
(mä 48, 10) und in drmaiti. Von arem hängen die ablative dätotbyatcd 
(cd an erster stelle) und vdstrdt ab. Ueber die fundamentalbegriffe data 
und vdstra vgl. oben s. 256. Ebenso in spateren texten gamcd aiemcd 
37, 1. ■) yi wieder mit attraktion für yaf hvö. 



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Yasna 33. 261 

adäiä prägnant: durch belohnungen — durch die aussieht auf 
die belohnungen. Ganz ebenso 47, 6 hd z\ pourüä iäefitd 
väuraite „denn dieses (gericht d. h. die erwartung desselben) 
wird noch viele freiwillig bekehren". 

sSflgha ist der r ichterspruch ; cf. 32, 6 thwahmi vi mazdä 
khiathrdi aääicd s&lghö vidäm „in deinem reich 1 ) soll euer, 
o Mazda, und des Asha Spruch richten 4 ', vidäm 3. imperat. von 
tü-dä in vidditi. 

51, 7. däidi mdi y6 gäm taäö 
aposed urvaräoscä \ 
ameretätä haurvätä 

spinütä mainyü mazdä | 
tetiiH utayüiti 

mananhd vohü sefinhe \ 
„Verleihe mir, der du die kuh erschufst und die wasser und 
kräuter, Unsterblichkeit und heil durch den heiligsten geist, o 
Mazda, kraft und lebensdauer durch den guten geist bei dem 
richterspruch (im gericht)!" 

13. vourucaääne, vouru weit d. h. in die zukunft. ddiü ist 
die 5* -form (wie Skr. yotei) von dis = Skr. dig in der bedeutung 
zusagen, zuweisen, verheissen; vgl. die Verbindung von 
dis mit müdem x düyät (s-aorist optat.) — avaf müdem 
Afr. 1, 7b. 

abifrä von bifra gleichniss, ähnlichkeit Vd. 13,44. 

b) Ueber yä — aiii vgl. oben str. 1. 

c) Für daZna sind nicht zwei ganz verschiedene bedeutungen 
anzusetzen, sondern eine bedeutung ist in eine subjektive und 
eine objektiv seite zu scheiden. Etymon ist di „sehen" im geistigen 
sinn. Subjektiv ist daöna die erkenntniss als psychischer 
faktor, objektiv die erkenntniss als das als wahr erkannte, 
glaube, bekenntniss. Letzteres öfters dem menschen gegen- 
übergestellt und personificiert und in den gath&s der Vorläufer 
der späteren Fravashi („glaubensbekenntniss"). 

14« yäcd, sc. haurvatäs, auch hier wieder der nominativ 
mit einkleidung in einen relativsatz. da ist hier mit den ver- 
schiedensten Objekten verbunden, so dass die Übersetzung im 
Deutschen Schwierigkeiten macht Zu sraaSem da vgl. 45, 5 yti 
mdi ahmdi seraoSem dän , „gehör schenken, willfahren", zu 
khäaihrem da vgl 35, 5 hukhöathrdtemäi bdaf khäaihrem — 
*) dem neuen gottesreich. 



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262 Hermann Brunnhofer 

dademahi „die herrschaft einräumen". Die grundbedeutung von 
8rao8a erhellt aus Yt. 13,88, wo zugleich eine anspielung an 
33, 14: — ukhdhemca uhhdhahydca 1 ) sraoäem khiathremca „das 
wort und die erhörung (annähme) des Wortes und das reich". 
Halle. K. Geldner. 



lieber die durch anhängung der dativisch flektirten 

Wurzel dha, dhä, dhi, dhü. an beliebige andere wurzeln 

gebildeten infinitive des Veda und Avesta. 

Mit einer kritik P&ninis und dessen infinitivsnfnxes adhyai. 

I. Die wurzel dhft. 
A. Sie wurzel dh& tritt unmittelbar an die vorhergehende wurzeL 
Einziges beispiel: yraddhi, eig. verknüpfen thun, d. h. glauben. 
RV.I, 102,2. 

B. Die wurzel tritt durch vermittelung der hülftwurzel ai 
(des verbum substantivum) an die wurzel. 
Diese form erscheint nur in einem beispiel, welches Max 
Müller in Kuhns Ztschr. f. vgl. sprachf., bd. XV, pag. 219 
zum gegenständ einer besondern Untersuchung gemacht hat. 
Es unterliegt keinem zweifei, dass es diese und nicht die 
folgende form auf dhyai ist, welche der griechischen infinitiv- 
endung o-9ai entspricht. RV. X, 55, 1 ; 67, 1 : vayo-dhai, d. h. 
vayah-dhaL 

II. Die wurzel erscheint in der form dhi (vgl. dhita für hita). 

Die vermittelung mit dem vorhergehenden verbalstamm 
erfolgt durch das verbum substantivum as, form adhyai, d. L 
der verbalstamm, von dem ein infinitiv auf dhyai gebildet 
werden soll, wird vor dem antritt von dhyai mit einem suffi- 
gierten a versehen. Ich glaube mit Benfey (Sanskritgrammatik 
pag. 432), dass wir es in diesem a mit dem verbum substan- 
tivum zu thun haben, dessen s sich im griechischen a vor &at 
erhalten zeigt. Die form vayodhai, d. h. vayas + dhat, giebt 
uns den willkommensten aufschluss. Hier ist an die wurzel vi, 

*) ist g&th&formt 

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Ueber die durch anhängung u. 8. w. gebildeten infinitive. 263 

kräftigen, das verbum substantivum in gestalt des neutralsuffixes 
as getreten. Dasselbe bewirkt nun guna und wir gewinnen aus 
v%-\- äs das nomen actionis vayas, eig. das (zum) kräftigen sein, 
d. h. kräftigung. Nun hat nur noch die wurzel des thuns, des 
ausführens, im dativ, dem casus des Zweckes, anzutreten und 
der infinitiv ist hergestellt So geschieht es dann mit dhyai 

P&ipni nennt diese infinitivform adhyai und theilt dieselbe 
in seinem ashtakam III, 4, 9 nach der Steigerungsfähigkeit des 
vorhergehenden verbalthemas, sowie nach der fahigkeit, die 
verbalform der Specialtempora vor sich zu nehmen, in drei 
grössere klassen ein, von welchen jede, nach der läge des 
accentes, wieder in zwei unterabtheilungen zerfallt. Pä^ini 
erhält also folgende sechs klassen dAyaa-infinitive : 

1. adhyai: carddhyai, jar adhyai, tarddhyai, mandddhyai, 
yajddhyai, vandddhyai, gayddhyai, sacddhyai, stavddhyai. 

2. adhyai n: kshdradhyai, ydjadhyai, vdhadhyai, sdhadhyai. 

3. kadhyai: iyddhyai, irddhyai, ühddhyai, duhädhyai, 
dhiyddhyai, prinddhyai *)/ vrijddhyai, vävridhädhyai, gucddhyai, 
griyddhyai, huvddhyai. 

4. k adhyai n: fehlt im Veda, zu belegen aus dem Avesta. 
S. weiter unten pag. 269. 

5. (adhyai: ishayddhyai, trayddhyai, paritatiisayddhyai, 
nägayddhyaiy mädayddhyai, rishayddhyai, vartayddhyai, vdjayd- 
dhyai, syandayädhyai, 

6. (adhyain: pibadhyai. 

Diese eintheilung vedischer flexionsformen kann nun schon 
deswegen nicht stichhaltig sein, weil sie auf die grammatik 
des klassischen Sanskrit mit seiner ängstlichen abgrenzung der 
särvadbätuka- und ärdhadhätukaformen gegründet worden ist. 
Jeder aufmerksame beobachter des vedischen Sprachgebrauches 
weiss jedoch sehr wohl, dass die völlige freiheit in der benutzung 
der verbalstämme, des s&rvadhatuka für das Ardhadh&tuka und 
des ärdhadhätuka für das s&rvadh&tuka die eintheilung vedischer 

x ) Der commentar znr Siddhänta-kaumudi giebt diese form za Pän. III, 
4,9, als beleg für adhyain und bemerkt: „pakshe ddhyxtddttah y im vor- 
liegenden falle hat die form den accent auf der Wurzelsilbe". Allein 
RV. VI, 67, 7, woher die belegsteile entnommen , ist prinddhyai ein ka- 
dhyai, und die form ist sonst weiter nirgends nachzuweisen. Zur ver- 
gleichung empfiehlt sich yajadhyai, das sowohl als adhyai wie als adhyain 
nachweisbar ist. 



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264 Hermann Brunnhofer 

conjugation nach dem Systeme P&jdnis, in welchem die spräche 
der veden ja ohnehin nur als merkwürdige ausnähme gilt, für 
wissenschaftliche zwecke völlig verbietet. Im klassischen Sanskrit 
ist die specialtempusform der wurzel gam ausnahmslos gach, 
d. h. die wurzel gach, griechisch ßdaxo). Der Veda kennt diese 
wurzelform gach zwar ebenfalls, ist jedoch weit entfernt, die 
specialtempusform nur aus ihr zu bilden. Es giebt kein special- 
tempus, für welches der Veda nicht auch die wurzel gam statt 
gach verwendete. Für diese erscheinung liessen sich die bei- 
spiele massenhaft herbeischaffen. 

Wenn nun der Veda noch keinen unterschied zwischen 
special- und haupttempusformen kennt, oder aber, wenn, falls 
die Unterscheidung zwischen diesen beiden tempusformen schon 
für das vedische sprachbewusstsein existirt hätte, die unaufhör- 
liche Verwechselung derselben diese Unterscheidung wieder auf- 
hebt, wo soll dann eine p&nineische eintheilung der vedischen 
infinitive auf adhyai hinaus? Wenn nun gar ein verbum noch 
nach verschiedenen conjugationsclassen flektirt wird — und 
dieses ist mit der mehrzahl der vedischen verben der fall — , 
wenn dann das präsensthema der einen conjugationsclasse das 
aori8tthema der andern sein kann, wer sagt uns dann, zu welcher 
von beiden tempusformen ein infinitiv gezählt werden müsse? 
Etwa die syntax? Das wäre wohl wünschenswerth ! Aber es 
giebt in den veden auch noch nicht die ahnung eines Unter- 
schiedes der temporen im syntaktischen gebrauche der infinitiv- 
formen. Es ist deshalb werthlos, unterschiede zn setzen, wo 
keine mehr sind oder noch niemals gewesen waren. Dann ist 
aber auch jede möglichkeit ausgeschlossen, in gamddhyai nach 
dem vorgange Bopps, Benfeys und Schleichers einen in- 
finitiv des Aorist zu erblicken. 

Im Pr&krit und P&li allerdings kann von einer trübung 
des sprachbewusstseins über den unterschied der special- und 
baupttempusthemen gesprochen werden. Diese sprachen sind 
als Schriftsprachen erst dann aufgetreten, als das classische 
Sanskrit, „die grammatisch vollendete spräche", aufgehört hatte, 
Volkssprache zu sein. Sie sind nicht aus dem classischen 
Sanskrit hervorgegangen, haben aber doch ihre grammatik an 
demselben gebildet Wenn nun zwar das volk, welches Pr&krit 
sprach, durch den beständigen verkehr mit den gebildeten, den 
sanskritsprechenden, ein bewusstsein von dem im classischen 



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Ueber die durch anhängung u. 8. w. gebildeten infinitive. 266 

Sanskrit wirklich vorhandenen unterschied zwischen den special- 
und haupttempusthemen gewann, diesen unterschied praktisch 
jedoch nicht durchzuführen vermochte, so darf es uns wenig 
wunder nehmen, wenn wir im Pr&krit und Päli formen finden, 
die auf einer vollständigen Verwirrung des sprachbewusstseins 
beruhen. Da giebt es nicht nur futurformen, wie guniggam 
(eigentl. * grin(u)ishyami für groshyami) Mrichak. 21, 8; gen- 
hissam (eig. *grinhishyämi — * grihnishyami für grahishyämi), 
Mrichak. 74, 9; wir finden aus solchen specialtempusthemen 
sogar infinitive gebildet, wie sunidun (eig. *grin(u)itum für 
grotum) Vikr. 34, 3; gachidun (für gantum) Q&k. 59, 15; pu- 
chidun (eig. *prichitum für prashtum) Prabodha 55, 15. Im 
Päli begegnet sogar päpunitum (für präptum) in Rasavah. (ed. 
Spiegel, 8. 62), worin un durch metathesis für nu steht, also 
das infinitivsuffix tum durch Vermittlung des bindevocales i an 
das volle specialtempusthema der VIII. conjugationsclasse ge- 
treten ist. 

Gäbe es nun im Veda auch nur eine einzige form des 
infinitivs auf adhyai, worin dieses suffix, wie wir es der kürze 
wegen mit Pänini nennen wollen, an das unverkennbare special- 
tempusthema getreten wäre, hätten wir, nach analogie der 
präkritischen infinitive wie gachidun, sunidun, puchidun, im 
Veda formen wie *gachadhyai, *grin(u)adhyai, * prichadhyai, 
so liesse sich unbestreitbar behaupten, der Veda vermöge, gleich 
dem Pr&krit und Päli, seinen infinitiv gelegentlich auch vom 
thema der specialtemporen aus zu bilden. Solche formen 
müssten aber erst noch entdeckt werden. Doch wird man sie 
im Veda vergeblich suchen. 

Die schlimmste klippe jedoch, an welcher diese theorie 
scheitern muss, ist folgender übelstand. P&Qini kennt offenbar 
im sütra III, 4, 9, wo er die infinitive auf dhyai classificirt, 
nur ein suffix adhyai, das seines anfangs-a niemals verlustig 
geht Die letzte seiner drei hauptklassen, unter welchen er 
die infinitive auf adhyai classificirt, fuhrt den kunstnamen 
gadhyai, gadhyain. Das stumme g zeigt an, dass die Wurzel, 
wenn sie mit dem suffix adhyai vereinigt werden soll, die form 
der specialtemporen anzunehmen habe. Das specialtempusthema 
lautet aber in allen conjugationsclassen, von welchen infinitive 
auf dhyai, soweit uns solche vorliegen, gebildet werden, auf 
a aus. Da nun das suffix adhyai mit a beginnt, so würden 

Beitrtge z. Jrande d. indg. sprachen. XY. 18 



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266 Hermann Brunnhofer 

wir die endung a+adhyai «=» ädhyai erhalten, welche absurd 
wäre. 

Ein beispiel möge diese consequenz veranschaulichen. 
Nehmen wir die wurzel mad, sich berauschen, und behandeln 
dieselbe nach den Vorschriften P&ninis, bis sie als causativ so- 
weit in stand gesetzt sein wird, mit dem suffix adliyai ver- 
bunden werden zu können. 

Um das anga des cau6ativs zu bilden, tritt zuvörderst, 
nach Pariini III, 1, 25, an die wurzel mad das suffix n-i. Wir 
erhalten alsdann mad+i. Aber in demselben moment ver- 
wandelt sich dieses in tnäd+i, nach P&p. VII, 2, 116, wo für 
die penultima a eines causativanga vriddhi gefordert wird. 
Unser tnädi ist bis jetzt nur ärdhadhituka, nur thema der 
haupttemporen. Das suffix adhyai darf desswegen noch nicht 
antreten. Denn adhyai ist fit und verlangt als solches das 
-s&rvadh&tuka, das specialtempusthema. Das s&rvadhätuka des 
ni, ctes causativs, erhält aber, nach P&n. III, 1, 85, das vika* 
rana gap, den classencharakter a. Aus mädi+a wird nun 
zunächst madi-a. Allein gap ist ein pit und dieses bewirkt, 
nach P&ti. VII, 3, 89; 90, vriddhi des vorhergehenden vocals. 
So gewinnen wir endlich das wahre s&rvadh&tuka des ni, das 
wirkliche specialtempusthema des causativs und die formel 
lautet nun mädaya+ adhyai. Aber nun kommt kein sütra und 
wirft mit einem gapo luk sein veto zwischen das end-a des 
causalthemas und das anfangs-a des Suffixes. Nach dem laut- 
gesetze des Sanskrit: a + a «~ d, erhalten wir desshalb die 
unvermeidliche, aber absurde form mddayddhyai. So wider- 
spricht sich P&nini selbst. Sein eigenes System zeugt wider 
ihn. Es construirt, in seiner consequenz, formen, die den that- 
sächlichen vedischen, die es erklären wollte, widersprechen. 

Ganz anders stellt sich die sache, wenn man vom äussern 
schein, dem P&nini gefolgt ist, sich nicht blenden lässt. Pänini 
und die indischen grammatiker überhaupt, urtheilen nur allzu- 
häufig, gleich den griechischen etymologen, blos nach der 
äussern gestalt der Wörter. Nun ist es unverkennbar: aus 
iformen wie mddayddhyai konnte nur allzuleicht das special- 
tempusthema mddaya herausgelesen werden. Was dann her- 
nach aus dem anfangs-a des Suffixes adhyai werden sollte, war 
eine frage, die keinem indischen grammatiker jemals in den 
sinn gekommen zu sein scheint Hätte P&nini gewusst, dass 



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Üeber die durch anhängung u. 8. w. gebildeten infinitive. 267 

das anfangs-a von adhyai, ebenso wie das as der vedischen 
infinitive auf ase, dem verbum substantivum entstammt, so 
hätte er es sich wohl nicht entgehen lassen, mädayddhyai, in 
Übereinstimmung mit den übrigen formen auf adhyai, als düh- 
adhyai, (ucddhyai, nicht in mädaya+ adhyai , sondern in mdday 
+ adhyai und dann in mäday+a+dhyai zu zerlegen. Viel- 
leicht mochte er auch mdday + adhyai getrennt haben. Dann 
aber musste ihm die frage zum stein des anstosses geworden 
sein: wie kommt adhyai, wenn es an das thema des causativs, 
wenn es an mädi antritt, zu der fähigkeit, das i desselben 
ausnahmslos zu guniren, da doch dasselbe suffix adhyai an 
die einfachen wurzeln tritt, ohne deren vocal guniren zu 
müssen? 

Für uns ist die Schwierigkeit gehoben. Das anfangs-a des 
Suffixes adhyai muss die guniren de kraft am vorhergehenden i 
des causativthemas mädi ausnahmslos bewähren, weil sonst die 
form *mädyddhyai neben mädayddhyai möglich, dann aber ein 
äusserer unterschied zwischen dem passivthema mädi und dem 
causativthema mädi, resp. ein unterschied zwischen aktiv- und 
passivforin des verbalthemas gänzlich unmöglich wäre. 

Es ist nunmehr klar: die eintheilung vedischer sprach- 
formen nach dem, der vedensprache gegenüber beschränkten 
Systeme Päninis, fügt dem Veda kein geringeres unrecht zu, 
als das unterfangen späterer indischer philosophen, die im 
freien ergusse vedischer dichtergedanken die gleichsam vorzeit- 
lich schon festgerammten lehrsätze ihrer theologischen Weisheit 
erkennen wollten. Die einzig mögliche eintheilung vedischer 
infinitive, welche der Standpunkt der historischen Sprachfor- 
schung noch zulässt, ist diejenige, welche von dem versuche 
absteht, die vedischen wurzeln nach ihrer Verwendbarkeit im 
classischen Sanskrit betrachten zu wollen und in den formen, 
welche nach Pä^inis System specialtempusformen sein sollen, 
nur die reiche mannigfaltigkeit erblickt, in welcher die fülle 
vedischer wurzeln sich vor unsern äugen ausbreitet 

Was nun das vorkommen dieser infinitive auf dhyai be- 
trifft, so besitzt dieselbe, ausser dem Veda, nur der Avesta. 
Das griechische a-&ai, welches man sonst mit dhyai zu identi- 
ficiren liebte und welches allerdings nur eine spielform von 
dhyai genannt werden kann , ist schon oben , nach dem vor- 
gange -von Max Müller, zu dhal gestellt worden.. Da nun 

18* 

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268 Hermann Brunnhofer 

noch niemals eine Classification des zendinfinitivs auf dyai 
unternommen worden ist, so will ich versuchen, denselben in 
das System des vedischen Infinitivs auf dhyai miteinzuflechten. 

A. Der accent liegt auf der Wurzelsilbe: 
kshdradhyai, gämadhyai, pibadhyai, bhdradhyai, yäjadhyai, 
vdJiadhyai, sähadhyai. 

B. Der accent ruht auf dem anfangs-a des suffixes adhyai. 

a) Die wurzel endigt consonantisch. 
aa) Die wurzel ist einfach: 
irddhyai, ishddhyai, carddhyai, jarddhyai, tarddhyai, duhä- 
dhyai, prinddhyai, mandddhyai, vandddhyai, gucdilhyai, med- 
dhyai, yaj&dhyai. 

ßß) Das suffix tritt an die reduplicirte wurzel des intensivs: 
vavridhddhyai. 

yy) Das suffix tritt an den verbalstamm des causativs und 
denominativs: 
ishayddhyai, irayädhyai, pari-tamsayddhyai, nagayädhyai, 
mädayddhyaif rishayddhyai, vartayddhyai, väjayädhyai, syan- 
dayddhyai. 

b) Die wurzel endigt voealiseb. 
aa) Wurzeln auf i mit bindevocal i (resp. y): 
iyädhyai, dhiyddhyai, griyddhyai (dieses letztere nur im 
coramentar zu P&ij. HI, 4, 9). 

ßß) Wurzeln auf u mit bindevocal u (resp. v): 
huvädhyai, ä-hurddhyau 

yy) Der wurzelvocal wird guijirt: 
gay adhyai, stavddhyal. 

C. Das suffix dhyai tritt unmittelbar an die wuriel. 
Von dieser ganzen abtheilung vedischer Infinitive lässt sich 
bis jetzt aus sämmtlichen uns bekannten vedischen texten keine 
spur nachweisen. Die einzige andeutung, dass diese gattung 
der vedischen infinitive auf dhyai einst wirklich vorhanden 
gewesen sein muss, giebt uns Pänini, der uns zwei gattungen 
dieser form überliefert. Die eine derselben benennt er kadhyaw, 



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Üeber die durch anhängung u. 8. w. gebildeten infinitive. 269 

für die andere gattung, für welche er ein beispiel, aber kein 
suffix erwähnt, wollen wir im Zusammenhang des Systems etwa 
das suffix *p-dhyain aufstellen. 

1. kadhyain Pän. III, 4, 9. Selbst der commentar kennt 
kein beispiel mehr für diese infinitivgattung. Die wurzol wider- 
steht als kit der Steigerung und hat als nit den accent Vgl. 
etwa ved. grad-dhS, glauben, oben pag. 262. 

2. *p-dhyain. Denn so etwa müsste das sog. suffix 
lauten, welches dem von P&nini VI, 3, 113 aufgeführten, aber 
unbelegbaren infinitiv sddhyai von wurzel sah zu gründe läge. 
Als gesteigerte wurzel ist nämlich sah, d. h. dann sah, ein pit 
und da sie den ton hat, ist sie nit 

Dass nun P&nini vedische infinitive kennt, für welche sich 
den vedischen texten kein beispiel mehr abgewinnen lässt, ist 
nun schon an und für sich ein starker beweis für das hohe 
alter P&ninis. Die kraft dieses beweises wird aber noch be- 
deutend erhöht durch die erstaunliche thatsache, dass die be- 
treffenden infinitivgattungen kadhyain und das von uns erfun- 
dene * p-dhyain zwar nicht in unser m Veda vorkommen, 
dagegen im g&thädialekt des Avesta in hülle und fülle be- 
gegnen. Hiermit wäre denn aber auch der beweis geleistet, 
dass, nach Max Müller's ansieht, die regeln, welche Pänini 
über die spräche des chandas, d. i. des Veda, aufstellt, in 
den meisten fällen auch auf die älteste spräche des Avesta, 
d. h. auf den gäth&dialekt, anwendung finden. 

1. kadhyain. 
a) Die wurzel endigt consonantisch. 
dazhdydi von wurzel dadh =■ da => Sanskrit dhä, machen, 
geben, merengedyai von wurzel marenc tödten. meräzhdyai 
nach Justi vom futur der wurzel marenc, tödten. verendyäi 
von wurzel veren = Skt. *vrin = vor, schützen, qazdyai von 
wurzel garüi — Skt. gans, belehren. 

b) Die wurzel endigt vocalisch. 
In den Veden dürfte man etwa *hüdhyai, *cidhyai er- 
warten. Für letztere form gewährt das Zend die entsprechende 
bildung vi-cidy&L 

2. *p-dhyain. 
Einzig die von Pänini überlieferte form sddhyai zeugt 



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270 G. Sarrazin 

noch für die existenz dieser form im Veda. Dieselbe empfängt 
jedoch bestätigung und interessante aufklärung durch die ent- 
sprechenden formen im Avesta. Es begegnen da nämlich die 
infinitive äzhdyäi von zendwurzel az «■ Skt. ag, erlangen, 
ferner voizhdyai (etwa für vedisches *veddhyai von wurzel vid, 
wissen) lehren. 

III. Die wurzel dhü. 

Die wurzel dhü =* dhä, thun, hat sich im Sanskrit unter 
anderm erhalten im nomen vi-dhü, der ordner, ferner in dem 
vocativ vayodho = vayah-dho Rigv. IV, 81, 3. Denn dieser 
kann nur von einem thema vayah-dhu = vayah-dhä herrühren. 
Das Zend besitzt diese wurzel noch in voller thätigkeit (vgl. 3. 
du in Justi's Zendwörterbuch s. 157), welche genügendes licht 
auf die herkunft der infinitivform dhvai im Veda wirft. Eine 
solche findet sich allerdings nur Väjasaneyi-Saqahitä, III, 13 
(ed. Weber p. 67) in mädayädhvai, einer auch durch den 
commentator bezeugten Variante zu mädayddhyai Rigv. VI, 60, 13. 
Der commentator Mahldhara zu der erwähnten Yajus-stelle ist 
naiv genug, die form mädayädhvai durch gadhyai zu erklären. 
Die echtheit dieser vedischen infinitivform findet ihre stütze an 
der, lautlich völlig entsprechenden, infinitivform düy$, bewirken, 
im Zend, in der form merengedüyi von wurzel marenc, tödten. 
Auch begegnet der zendinfinitiv düye selbständig in Yasht 
47, 7. Hermann Brunnhofer. 



Zur geschichte des rhotacismus in den germanischen 

sprachen. 

I. Eine ausnähme des Verner'schen gesetzes. 

Nach der gewöhnlichen ansieht der lautphysiologen unter- 
scheiden sich die stimmhaften oder weichen Spiranten 
von den entsprechenden stimmlosen oder scharfen lediglich durch 
den begleitenden stimmton und durch den schwächeren 
exspirationsdruck, mit welchem sie hervorgestossen werden. 
Zu diesen beiden Unterscheidungsmerkmalen kommt indessen 
ein drittes, welches bisher noch wenig beachtet worden ist: bei 



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Zur geschieht^ des rhotacismus in den german. sprachen. 271 

den stimmhaften Spiranten werden durch die erschütterungea 
der luft, welche vom kehlkopf in die inundhöhle sich fort- 
pflanzen, die beweglichen teile der articulationsstellen (lippen, 
zangenspitze, zungensaum, weicher gaumen, [zäpfchen]) in eine 
vibrirende, schwirrende bewegung versetzt, was bei den 
stimmlosen nicht (oder doch nur in weit geringerem grad) der 
fall ist, weil da die ausgeblasene luft in continuirlichem ström 
durch die mundenge streicht 1 ). 

Ganz deutlich ist namentlich bei den labialen und zungen- 
spitzenspiranten , wenn sie mit stimmton gebildet werden, ab- 
gesehen von dem kehlkopfton und dem eigentlichen reibungs- 
geräusch, noch ein schwirren oder summen hörbar, und durch, 
anlegen etwa eines fingers an die lippen oder Zungenspitze, vor- 
halten oder auflegen einer feder oder eines schmalen, dünnen 
papierstreifens auch fühlbar. Beim Übergang in eine stimmlose 
spirans hört das nebengeräusch alsbald auf. Gelegentlich haben 
schon frühere forscher auf diese charakteristische eigentümlich- 
keit der stimmhaften Spiranten hingewiesen. Hoffory (Zschr. 
f. vgl. sprf. XXIII, 533) sagt: „Die Erschütterungen und bebungen 
des bodens oder der unterem fläche des schallspalts', welche 
Merkel als charakteristisch für das ( r linguale non vibrans' 
ansieht, fiuden sich bei jedem tönenden reibelaute". Auch 
Sievers hat (Grundzüge der phonetik s. 57*) auf das „neben- 
geräusch" bei tönendem s aufmerksam gemacht. 

Die stimmhaften Spiranten sind also schwirr- oder 
zitterlaute, die stimmlosen (mit ausnähme der stimmlosen 
zäpfchen -spirans, bei welcher das charakteristische schwirren 
auch auftritt) nicht. Die ersteren stehen den stimmhaften 
r-lauten sehr nahe, während die stimmlosen Spiranten wenig 
mit den stimmlosen r-lauten gemein haben. 

Besonders die tönenden s-, und noch mehr die scA-laute, 
sind in der articulationsweise dem gewöhnlichen r sehr ähnlich. 

Der unterschied ist ausser einer geringen differenz der 
zungenlage wesentlich ein gradueller: bei dem gerollten r sind 
dje Vibrationen stärker und langsamer als bei den stimmhaften 
Spiranten. Mit je stärkerem und tieferem stimmklang 

*) Auf diese tatsache hat mich herr Dr. Graf Ferdinand von Spee, 
privatdocent für physiologie zu Kiel, aufmerksam gemacht, für dessen 
freundliche belehrung ich auch an diesem orte meinen verbindlichsten 
dank ausspreche. 



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272 G. Sarrazin 

nun ein tönendes 8 (z) oder seh (zh, zj ausgesprochen 
wird, um so ähnlicher wird es naturgemäss einem 
r-laut, da sich die schwere und langsamkeit der vom kehlkopf 
ausgehenden lufterschiitterungen (Schallwellen) auf die Vibra- 
tionen der Zungenspitze überträgt. So hat das polnische iz.b. 
einen r-ähnlichen klang (=* rz) , welcher dem entsprechenden 
stimmlosen Zischlaut (sz) fehlt, und welcher um so stärker 
hervortritt, je voller und tiefer der stimmklang ist Es scheint 
mir, dass namentlich in der ausspräche von männern poln. 
moie („kann") von morze („meer") kaum zu unterscheiden ist 
Die spirantischen r-laute stellen die Übergangsstufen zwischen 
beiden lautklassen dar. 

Aus diesen bisher wenig beachteten, für die classificirung 
der laute und die Sprachgeschichte noch gar nicht verwerteten, 
lautphysiologischen tatsachen lassen sich m. e. manche bisher 
unerklärte sprachhistorische Vorgänge erklären. Die tönen- 
den Spiranten spielen bekanntlich im sprachleben eine ganz 
ähnliche rolle, wie die eigentlichen zitterlaute. Sie beeinflussen 
die benachbarten laute in analoger weise. Prothesis eines 
vokals, epenthese, brechung, svarabhakti, vokaldehnung werden 
durch tönende Spiranten ebenso oder doch fast in demselben 
masse verursacht, wie durch die r-laute. Der halbvokalische 
Charakter der tönenden Spiranten, welcher aus diesen lautbeein- 
flussungen hervorgeht, scheint, wie bei den r-lauten, dadurch 
bedingt zu sein, dass das resonirende, summende nebengeräusch 
zum stimmton verstärkend hinzutritt. 

Besonders aber erklärt sich nunmehr der häufige Übergang von 
tönenden Spiranten in r-laute, sowie der umgekehrte lautwandel. 

Rhotacismus (d. h. Übergang eines s-lautes in r) ist be- 
kanntlich in den germanischen sprachen, wie im lateinischen 
und anderen italischen sprachen regelmässig unter gewissen 
bedingungen eingetreten, während die übrigen sprachen des 
arischen Stammes den lautwandel nur sporadisch und facultativ 
zulassen. 

Die günstigen bedingungen für den Übergang von s in r 
sind nach den obigen ausführungen starker stimmton und tiefe 
Stimmlage. Theoretisch kann nur ein tönendes, niemals ein 
tonloses s in r übergehen ; mindestens ist überall die Zwischen- 
stufe eines tönenden 8 anzunehmen. Für die germanischen 
sprachen wenigstens lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit 



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Zur geschieht» des rhotacismus in den german. sprachen. 273 

dartun, dass der Übergang vom stimmlosen 8 in r nicht direkt 
sondern durch die Zwischenstufe eines stimmhaften s (z) erfolgt 
ist; denn die gotische spräche zeigt zum teil noch jene Zwischen- 
stufe, und das Verner'sche gesetz hat gelehrt, dass dieselbe 
auch für die übrigen germanischen sprachen anzunehmen ist. 
Da auch im Lateinischen nur ein zwischen tönenden lauten 
stehendes s zu r geworden ist, dürfen wir auch für diese 
spräche vorherigen Übergang von 8 in z voraussetzen. Im all- 
gemeinen scheint, wie aus dem volleren, reicheren vokalismus 
der älteren sprachen hervorgeht, früher mit kräftigerem stimm- 
ton gesprochen worden zu sein, als gegenwärtig. Die neigung 
zu svarabhakti und vokalepenthese, brechung, welche im Alt- 
latein, und in den germanischen sprachen, besonders im Althochd. 
und Altnord., sehr stark hervortritt, verrät dies gleichfalls. 

Auch die zweite bedingung: tiefe Stimmlage scheint für 
die germanischen sprachen ebenso wie für das Lateinische zuzu- 
treffen. Die lateinische spräche hat bekanntlich namentlich in 
in der älteren periode, zumal mit der griechischen verglichen, 
einen dumpfen klangeharakter und eine Vorliebe für tiefe vokale. 
Bezeichnend ist die entwicklung von ü aus eu, oi und ou, 
die erhaltung des diphthongs au, andererseits die Zerstörung 
der i-diphthonge (ae, oe), besonders aber die begünstigung tiefer, 
dunkler vokale in flexions- und ableitungssilben : -t/s, -um, 
-örum, -umus, -unf, -o, -os, gen. -örus, später -öris, -us, gen. 
-eru8, später -eris, -ürus, -örus. Es soll nicht grade behauptet 
werden, dass der eintritt des rhotacismus durch benachbarte 
vokale mit tiefem eigenton (o, u) bedingt sei. Auch vokale 
mit höherem eigenton können in tiefer Stimmlage gesprochen, 
wie gesungen werden. Aber ein besonders tiefer eigenton des 
vor- oder nachklingenden vokals wird natürlich der entwicklung 
von z zu r günstig, ein besonders hoher hinderlich sein. 

Der systemzwang und die formenanalogie sind jedoch in 
rechnung zu ziehen, welche einen lautwandel selbst da zur 
geltung bringen konnten, wo die in den lautverhältnissen liegen- 
den bedingungen nicht günstig waren. Doch scheint es mir, 
wenn ich auf einem gebiet eine ansieht äussern darf, welches 
ich nicht vollständig beherrsche, dass auch im Lateinischen in 
der weitaus überwiegenden mehrzahl der falle der rhotacismus 
bei vorhergehendem und nachfolgendem dunklen vokal (u, o) 
(oder dunklem sonant [m, n, v } g]) eingetreten ist; und wenn 



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274 G. Sarrazin 

ich fälle vergleiche, wie spes, spei — spero; dies, diei — dierum, 
diurnus; esse (aus *esese) — era; miser — maeror; quaesivi, quae- 
silum — quaero; caesius — caeruleus; amasius — amor, amoris 
(altlat. *amörus); ver (aus *veser) — soror aus *svesor, so 
meine ich, dass ein gewisser einfluss des vorhergehenden oder 
nachfolgenden vokals je nach seiner klangfarbe auf den Über- 
gang von s in r, beziehungsweise ausfull oder erhaltung des s 
unverkennbar ist Ich will mir indessen kein urteil über die 
erscheinungen dieses Sprachgebiets anmassen. 

Die sporadischen fälle von rhotacismus in den romanischen 
sprachen scheinen ebenfalls die begünstigende einwirkung tief- 
klingender sonanten zu verraten: ital. ciurma, orma, prov. 
altnoma, frz. orfraie (Diez, Etyra. wb. s. v. ciurma, Paul 
Meyer, Romania IV, 184). 

Viel sicherer glaube ich auf germanischem Sprachgebiet die ab- 
hängigkeit des rhotacismus vom vokalklang nachweisen zu können. 

Es ist zunächst bemerkenswert, dass unter den germanischen 
sprachen gerade diejenige den rhotacismus gar nicht kennt, 
welche am meisten zum itacismus neigt, und dadurch ihren 
helleren klangcharakter kundgiebt: die gotische. Andererseite 
ist der rhotacismus im weitesten umfange durchgeführt gerade 
in denjenigen sprachen, welche durch den Übergang von germ. 
e zu d in der tonsilbe, durch die abneigung gegen t in der 
endsilbe, durch die häufige verdumpfung eines a, 6 der endsilbe 
zu o, u ihren dunkleren klangcharakter verraten: im Urnordi- 
schen und Althochdeutschen (vgl. Scherer Zgdds.* s. 67). 

Ausserdem erhellt aus dem Verner'schen gesetz, dass rhota- 
cismus in den germanischen sprachen nur eintreten kann im 
auslaut solcher silben, welche nach ursprünglicher accentuatkux 
nicht den hochton trugen. Wenn nun auch der Übergang von 
z in r erst eintrat, nachdem das germanische accentprineip der 
stammsilbenbetonung schon in kraft war, so ist doch anzu- 
nehmen, dass Stammsilben, die früher tieftonig oder tonlos 
waren, auch nachdem sie den hauptaccent erhalten hatten, doch 
noch eine geraume zeit mit der alten tieferen intonation aus« 
gesprochen wurden, wie z. t im Schwedischen noch heute. 

Besonders aber lässt sich genau feststellen, dass der 
eintritt des rhotacismus an tieferen eigenton des unmittelbar 
vorhergehenden (oder folgenden) vokals gebunden ist Und 
zwar scheint für die Wurzelsilben wesentlich der vorhergehende 



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Zur geschichte des rhotacismus in den german. sprachen. 275 

vokal massgebend zu sein, während in den ableitungs- und 
flexionssilben neben dem vorhergehenden auch der nachfolgende 
vokal in betracht kommt 

Die Verhältnisse liegen klarer in den westgermanischen 
sprachen als im Altnordischen, und sind wiederum im Alteng« 
lischen und Altniederdeutschen durchsichtiger als im Althoch- 
deutschen, vermutlich weil in den sprachen des niederdeutschen 
zweiges die lautlichen besonderheiten durch die ausgleichende 
Wirkung der formenanalogie am wenigsten beeinträchtigt wor- 
den sind. 

Die betrachtung geht am besten von den fällen des sogen, 
grammatischen wechseis in den westgermanischen sprachen aus. 
Nach der Verner'schen regel soll bekanntlich in den verschie- 
denen ablautsformen solcher starken verba, deren stamm ur- 
sprünglich auf s ausgeht, ein regelmässiger Wechsel in der ge- 
staltung des stammauslauts stattfinden, derart, dass im praesens 
und praeter, sing, das 8 erhalten bleibt, im praeter, plur. und 
parte, praet. dagegen in r übergeht. Der westgermanische 
Wechsel zwischen $ und r entspricht einem vorauszusetzenden 
urgermanischen Wechsel zwischen s und z, welcher seinerseits 
nach dem von Verner gefundenen gesetz durch den ursprüng- 
lichen accent bedingt ist (Zschr. f. vgl. sprf. XXIII, 113). 

Die regel des grammatischen wechseis erleidet indessen in 
bezug auf den eintritt des r manche ausnahmen, welche durch 
die Voraussetzung einer ursprünglichen ausgleichung des wurzel- 
oder stammauslautes nicht genügend erklärt werden. Denn 
einerseits, sind die ausnahmen schon in frühester zeit nach- 
weisbar und finden sich ziemlich übereinstimmend in den ver- 
schiedenen westgermanischen sprachen; andererseits zeigen sie 
alle eine gewisse gleichartigkeit der lautlichen Verhältnisse, 
welche darauf schliessen lässt, dass hier das eine lautgesetz 
von einem anderen durchkreuzt und in seiner Wirksamkeit be- 
einträchtigt wird. Am deutlichsten sprechen die tatsachen der 
altenglischen spräche, welche unter allen westgermanischen den 
grammatischen Wechsel mit der grössten consequenz durch- 
geführt hat. 

Im Altenglischen ist der grammat. Wechsel von nur 
ganz regelmässig eingetreten bei sämmtlichen verben der IL klasse 
(Sievers), bei solchen also, die einen «-vokal (u, o) vor dem 
stammauslaut zeigen : forleosan, dreosan, freosan, hreosat^ ceosan 



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276 G. Sarrazin 

bilden die entsprechenden formen ganz nach der regel: forluron, 
forloren u. s.w. (Sievers Ags. gr. § 384, Anm. 1*). 

Der grammatische Wechsel ist aber nicht durchgeführt bei 
den verben der I. und V. klasse, welche in den entsprechenden 
formen einen /-vokal (i , e) vor dem Stammauslaut zeigen: 
drisan, lesan, genesan bilden die entsprechenden formen gegen 
die regel mit unverändertem stammauslaut (Sievers a. a. o. 
§§ 382, 391): drison , weisen u. s. w., gelesen. Wesan hat im 
prt. plur. allerdings tcceron (westgerm. *icdrun)\ ptc. pr. fehlt; 
nur einmal kommt eine form forweorone vor (vgl. Sievers 
a. a. o. § 382, aimi. 3). 

Im Altniederdeutschen und Mittelniederdeutschen 
sind die Verhältnisse ganz analog. Altndd. farliosan , kiosan 
mit grammat. Wechsel; von icesan prt. plur. wdrun, aber ptc. 
wesen (Heyne, glossar zum Heliand); Mndd. kesen, vorlesen, 
vresen mit grammat. Wechsel (Lübben, Mndd. gr. § 53), aber 
risen, lesen ohne denselben. 

Im Mittelniederländischen erscheinen mit regel- 
mässigem grammat. Wechsel Verliesen, kiesen , vriesen, aber ohne 
denselben risen, gerlsen, wisen, prfsen, lesen, genesen. Von wesen 
lauten die entsprechenden formen was, waren, ghewesen (Franck, 
Mittelniederl. grammatik §§ 139, 140, 145). 

Die im Altfriesischen (Mittelfriesischen) nach Richt- 
hof en (Altfriesisches Wörterbuch) belegten formen sind folgende: 



praes. 


prt plur. 


part. perf. 


tziesa 


keron 


ekeren 


urliesa 




urloren, urlerren 


risa 




eriseti 


lesa 




gelesen 


wesa 


tceron 


ewesen. 



Im Althochdeutschen sind durch systerazwang und ana- 
logiewirkung die ursprünglichen Verhältnisse des grammatischen 
wechseis schon etwas geändert; indessen ist auch hier die ab- 
neigung gegen den rhotacismus bei unmittelbar vorhergehendem 
e oder i bemerkbar. 

Von risan finden finden sich zwar ahd. formen mit grammat. 
Wechsel: rtrum, giriran (Braune, Ahd. gr. § 330; vgl. ahd. 
scrirum, ghcriran) aber schon früh, im Mhd. tauchen daneben 
formen mit s auf : risen, gerisen, die wohl nicht erst auf nach- 
träglicher ausgleichung beruhen, sondern von anfang an neben 



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Zar geschichte des rhotacisraus in den german. sprachen. 277 

den r- formen bestanden haben werden. Von wisan kommen 
keine formen mit grammat. Wechsel vor. 

Bei lesan, jesav, kresan, ginesan treten r-formen nur ganz 
vereinzelt auf: lärum, gileran u. s. w., aber läsum, güesen sind 
schon im IX. Jahrhundert üblicher (Braune, § 343, anm. 3). 
Von wesan lautet praet. plur. wdrun aber das partic. im Mhd. 
(ahd. ist es nicht belegt) regelgelmässig gewesen. 

Bei den ahd. verben kiosan, firliosan, friosan besteht da- 
gegen gar keine abneigung gegen r-formen. 

Die differenz in der gestaltung des wurzelauslauts bei nhd. 
verloren, erfroren, erkoren, (gegoren), gegenüber gewiesen, gelesen, 
genesen, gewesen scheint also den ursprünglichen Verhältnissen 
noch zu entsprechen und durch den vorhergehenden vokal be- 
dingt zu sein. 

Die übrigen fälle von germ. z in Wurzelsilben sind darum 
schwerer zu beurteilen, weil das Vergleichsmaterial aus dem 
Gotischen sehr dürftig ist, und die ursprünglichen betonungs- 
verhältnisse in ihnen nicht so klar liegen. 

Regelmässig scheint germ. z zu westgerm. r gewandelt nach 
«-vokalen *) : 

altengl. snoru, fnoru?, com, lor, forlor, hord, ord, brord, 
cy™* 9 r y™<> hrgre, lyre, dryre, deor, drtor, dreorig, hlSor, 
(bSor?), eare, hyran, ahd. rör. 
Dem präfix got. uz- entsprächt altengl. or-, ahd. ur-, ar- u.s.w. ; 
daneben eine (unbetonte) nebenform altengl. d-. 

Auch nach a -vokalen scheint noch ziemlich consequent 
rhotacismus eingetreten zu sein: 
altengl. beer (= ksl. bosu), naru, tearu (aufenthalt) , hara< 
tnearg, (bunden)heord(e), reord, gierd, cern, heern, betige, neri- 
gan, herigean (got hazjan), (ge-)werian (got. wasjan), ahd. 
aran, vgl. altengl. earnian; ahd. kar. 

Allein hier zeigt sich schon bisweilen ein schwanken: ahd. 

') Ich wähle die altengl. formen gewöhnlich als repräsentanten des 
Westgermanischen, weil die denkmäler der altenglischen spräche in 
frühere zeit zurückreichen als die der anderen westgermanischen, und 
weil dieselbe den westgerm. konsonantenbestand im allgemeinen wohl 
getreuer bewahrt bat als andere. Nur wo die anderen sprachen in 
der durchfuhrung des rhotacismus abweichen, oder wo das altengl. 
wort nicht belegt ist, führe ich beispiele aus den nächstverwandten 
sprachen an. 



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278 G. Sarrazin 

haso neben altengl. Aara 1 ); niederl. bes neben altengl. berie (vgl. 
Kluge, PBB. VIII, 523); ahd. asni, asneri, altengl. esne neben 
ahd. aran, altengl. earnian; altengl. glces, ahd. glas neben 
altnord. gier, vgl. altengl. glcer(e). Ob und wieweit in den 
anderen zahlreichen fällen, wo intervokalisches s nach a-vokalen 
vorliegt, vielleicht urgerm. z anzunehmen ist, welches sich 
gegen die regel erhalten hätte, ist nicht zu entscheiden; vgl. 
z. b. altengl. hcesel, ahd. hasala zu lat corylus. Merk- 
würdig ist westgerm. askdn (altengl. asce u. 8. w.), verglichen 
mit got. azgö. 

Auch nach urgerm. ai (westgerm. ae?, anglo-fries. d) lässt 
sich rhotacismus noch in mehreren fällen belegen: 

altengl. dr, cer (erz), dr (gnade), lar, gär, mdra, r&ran, Iwran. 

Ob in Wörtern wie ahd. reisa, leisa, freisa urgerm. tönendes z 

vorliegt, lässt sich nicht feststellen, obgleich die analogie der 

entsprechend gebildeten, und übereinstimmend vokalisirten wie 

ahd. $ra, Ura es einigermassen wahrscheinlich macht. 

Nach anderen t-vokalen aber scheint merkwürdiger weise 
der Übergang von germ. z in westgerm. r nicht durchgedrungen 
zu sein. Es giebt keinen einzigen fall, in welchem 
durchgehend westgerm. er, ir, %r in der Wurzelsilbe 
einem urgerm. ez, iz, iz entspräche. Vielmehr zeigt sich 
bei den in betracht kommenden Wörtern ein auffallendes schwan- 
ken in der wiedergäbe der urgerm. lautverbindungen ez, iz (iz), 
und eine abneigung gegen den rhotacismus, wie die folgenden 
beispiele zeigen: 

got izwis = altengl. eovc(ic), althd. iuw(ih) u. 8. w. 

got izwara — altengl. Sotrer, althd. iuwar u. s. w. 

got. mizdö — altengl. med neben meord, ahd. miata u. s. w. 

germ. *tmzna- — altengl. twin, niederl. twijn, mhd. zwirn 

germ. *twiz- (vgl. got. twis-stass) =» altengl. twi-, tweo-, ahd. 
zwi-, zm- u. 8. w. 

(germ. *ttoizwar (vgl. altnd. tysvar) =» altengl. twiwa, tutca, 
ahd. zwiro(r)?) 

(germ. *ßrizwar (vgl. altnord. prystcar) — altengl. ßritoa, 
ahd. driror?)*). 

*) Bezzen berger (Gott. gel. anz. 1880, s. 154) und Joh. Schmidt 
(Zb. f. vgl. sprf. XXVI, 8. 8) erklären die diflerenz aus ursprünglich ver- 
schiedener betonung der casus. *) Vgl. Bezzenberger in diesen 
beitr. VII, 77. 



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Zur geschickte des rhotacismus in den germafc. sprachen. 279 

♦gerra. *liznaja- = altengl. hornige, andd. ltnd(m), althd. 
lirne(m) 

(a) 

[germ. *«m l ) = altengl. eom?~\ 

germ. *tiz- (vgl. got. rfi*-) — altengl. td-, altndd. Ü-, ti-, 

ahd. zir- 
germ. *(h)iz, (h)ez «= niederd.-engl. Ac, hochd. er 
germ. *mfe, »i«2f — niederd.-engl. mS, mi, hochd. wir 
germ. *thiz, thez — niederd.-engl. *A£, thi, hochd. dir 
germ. *w?te = niederd.-engl. wS, wi, hochd. wir 
westgerm. *hwez « niederd. hwi, hwie, hochd. (h)wer. 
Dass die letzteren Wörter in bezug auf den abfall des aus- 
lautenden z nicht etwa unter das westgermanische konsonantische 
äuslautsgesetz fallen, scheint mir aus den entsprechenden ahd. 
wortformen hervorzugehen. Jenes gesetz bezieht sich nur auf 
unbetonten auslaut. Das Ahd. unterscheidet sich in diesen 
fallen, wie in anderen von den übrigen westgermanischen 
sprachen dadurch, dass es der entwicklung von iz, ez zu ir, er 
keinen solchen widerstand entgegensetzt. Ahd. et\ mir, dir, 
wir, wer verhalten sich zu altenglisch h$, mi, ß$, wi, gi, hwd 
wie ahd. zir- zu altengl. /o-, wie mhd. zwirn zu altengl. ttcin, 
wie ahd. zwiror zu altengl. twiwa, ähnlich auch wie ahd. rirun 
zu altengl. rison (vgl. Paul in Paul u. Braune's beitragen VI, 

551 *)). Bei ahd. wir kann die analogie von ier, ir => got jus 
mitgewirkt haben. Nahe läge es auch ahd. birum, birut mit 
altengl. beod zu vergleichen, ahd. kiscrerot, anasterozun, caple- 
ruzzi mit entsprechenden altenglischen formen, wenn nur nicht 
jene ahd. formen selbst in ihrem Ursprung unklar und streitig 
wären (vgl. Joh. Schmidt, Zs. f. vgl. sprf. XXV, 598 ff.). 

') Diese grandform vermute ich wegen des (brechungs-)diphthongs 
in altengl. eom, der von einer grdf. em, im aus nicht zu erklären ist. 
Vgl. Joh. Schmidt in der Zschr. f. vgl. sprf. XXV, 598, Kluge in 
Paul u. Bräune's beitr. VI, 388. Die vielbesprochenen altengl. formen 
eart, earon möchte ich ebenso wie die altnord. ert, eru nicht aus urgerm. 
+ et(-t), *ezun erklären, sondern ähnlich wie Kluge aus tieftonigen neben- 
formen *azt, *azun, welche sich zu den hochtonigen *trf, *i*um etwa 
verhalten, wie altnord.- englisch *hwaz (urnord. hwa, altengl. hwd) zu 
deuUeh *hwez, *hwiz (althd. wer, altndd. hui). In altnd. eri f eru könnte e 
aus a durch r-umlaut entstanden sein (doch vgl. Sievers in Paul u. 
Braune's beitr. VI, 572). *) Schon Paul hat a. a. o. vermutet, dass der 
Ausfall Ües z in tntda, ttntin, $ow, wie in mi, wi u. s. w. durch das vorher- 
gehende t bedingt sei. 



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280 6. Sarrazin 

Jedenfalls wird aus den vorher angeführten beispielen her- 
vorgegangen sein, dass urgerm. iz im allgemeinen sich nicht zu 
westgerm. er, ir entwickelt, während doch ein urgerm. uz regel- 
mässig in or, ur übergeht. Vielmehr scheint in der laut- 
Verbindung iz regelmässig (soweit nicht wie bei alt- 
engl. leornian, ahd. lirnSn analogie oder systemzwang 
im spiele war) das tönende z vor konsonanten aus- 
gefallen zu sein (mit ersatzdehnung), zwischen vokalen 
sich als s erhalten zu haben. 

Dass bei urgerm. aiz sich kein widerstand gegen den rho- 
tacismus geltend macht, scheint darauf hinzuweisen, dass der 
urgerm. diphthong ai schon im Westgerm, zu ae geworden war, 
was ja auch durch die monophthongirung zu d im Anglofriesi- 
schen wahrscheinlich wird. 

Die von der allgemeinen rhotacismusregel abweichende be- 
handlung der lautverbindung iz, welche nach dem im eingang 
gesagten einen lautphysiologischen grund hat, veranlasste be- 
greiflicherweise eine gewisse Unsicherheit in der lautlichen ent- 
wicklung der betreffenden worte. Formenanalogie und system- 
zwang strebten die lautliche abweichung zu unterdrücken ; dass 
dies nur in geringem grade gelang, hat die betrachtung der 
fälle mit grammatischem Wechsel gezeigt. Eine folge jenes 
Schwankens war die Zerrüttung in der flexion mancher starken 
verba, aufgeben der unsicheren formen und neubildung nach 
analogie anderer verba. Dass z. b. im Nhd. reisen, verwesen 
schwache verba geworden sind, dass das participium perf., 
welches dem deutschen gewesen entspricht, im Englischen schon 
in frühester zeit aufgegeben ist, dass die altengL verba lesan, 
genesan später unüblich werden, wird hierin seinen grund 
haben. Auch dass von den in rede stehenden verben keine 
ableitungen in brauch kommen, welche nach dem Verner'schen 
gesetz rhotacismus zeigen müssten , dass z. b. im Altengl. keine 
substantiva zu risan, lesan, genesan gebildet werden, welche 
den Substantiven cyre, dryre, hryre u. s. w. analog wären, mag 
mit der durch die lautliche abweichung bedingten Unsicherheit 
des Sprachgefühls zusammenhängen ; die ableitungen von risan 
im Altengl. haben durchgäng s: cnio-ris (?), gerisne, andrysno. 
In ableitungs- und flexionssilben scheint der rhota- 
cismus weniger durch die klangfarbe des vorhergehenden vokals 
bedingt zu sein, vermutlich weil hier formenanalogie und system- 



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Zur geschichte des rhotacismus in den german. sprachen. 281 

zwang eine grössere macht hatten, wohl auch, weil gewöhnlich 
ein tiefer vokal folgte. So ist es z. b. leicht begreiflich , dass 
den gotischen endungen -zds, -zai, -ze, -zo der pronominal- und 
adjectiv-flexion im Westgermanischen regelmässig rhotacisirte 
entsprechen, gleichgültig welcher vokal vorherging, um so mehr 
als der folgende vokal im Westgerm, wohl dunkel gefärbt war. 
Auch bei dem comparativsuffix trat regelmässig rhotacismus 
ein, nicht bloss wenn got. -oza, sondern auch wenn -iza ent- 
sprach. 

Als ausnahmen beachtenswert sind die altenglischen compara- 
tive Icessa, afries. lissa und toyrsa, vgl. altniederd. urirso, ahd. 
wirsiro, got. wairsiza, altnord. verru Ausfall oder assimilation 
eines r lässt sich nicht annehmen, weil die altenglische spräche 
beim zusammentreffen von r und s eher das s ausstösst oder 
as8imilirt (vgl. altengl. dear, durron, Jiyrre, üre *) mit got. ga- 
dars, gadaursum, ßaursus, unsara). Hier scheinen mir vielmehr 
formen zu gründe zu liegen, in welchen sich das tönende s des 
Suffixes erhalten hatte (wie in altengl. gerisen, gelesen, genesen), 
vielleicht durch assimilation an das vorhergehende stimmlose s 
geschützt. Ein anderes Überbleibsel eines unrhotacisirten com- 
parativsuffixes glaube ich in dem abgeleiteten verbum altengl. 
minsian, altniederd. minsön (vermindern) zu entdecken, vgl. got. 
minniza, minznan, ahd. minnirdfi. 

Recht interessant ist die gestaltung der neutralen substantiv- 
8tämme auf -oz, -ez im Westgermanischen. Nach dem Verner- 
schen gesetz sollte man bei consequenter durchfuhrung des rho- 
tacismus das ableitungssuffix in den formen westgerm. or, ir, er 
zu finden erwarten. Allein die tr-formen kommen nur im Ahd. 
vor; die übrigen westgermanischen sprachen haben den rhota- 
cismus nur in den or- formen; daneben kommen bildungen auf 
-es, -is, -e, oder ohne ableitungssilbe mit oder ohne umlaut vor, 
welche den gotischen auf iz (z. b. hatis, hatizis) entsprechen. 
So finden sich im Altengl. salor, sigor, hdlor, hröäör, ddgor, 
lombor, lombru, cealfru, wgru (ohne umlaut !) ; daneben sde, ege, 
hete, sige, bere (vgl. got. barizeins); hcel, ceg, cecUf, lomb, dceg, 
hrtä; auch eges- in egesltc (ahd. egislih), altndd. filis (= altnord. 
fjall), sigis in Sigismund nehen Stgemund (Tacitus : Segimundus). 
Vgl. Kluge, Nominale Stammbildungslehre § 84 ff., § 145. Wegen 

1 ) Die formen 4««6«, üssum für üsres, üsrum beruhen offenbar weniger 
auf assimilation des r, als auf angleichung an (U, User. 
Poltrig© z. Icnndo d. indg. sprachen. XV. 19 



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282 G. Sarrazin 

der /«-formen ist nicht mit Müllenhoff (Zscbr. f. d. a. n. f. XI, 
172) eine von der gewöhnlichen abweichende betonung anzu- 
nehmen; das erhaltene s erklärt sich wie in gerisen, gelesen, 
genesen, gewesen. 

Das Althochdeutsche geht auch hier in der durchiiihrung 
des rhotacismus weiter, als die anderen westgerm. sprachen; 
aber es wendet die ?V-form fast nur 1 ) im plural an, wo als 
ursprüngliche endungen *-i>«, *-?Vo, *-irum anzusetzen sind; 
hier scheint also der folgende tiefe vocal mitzuspielen. Das 
vereinzelte ahd. demar zeigt die or-form. 

Bei den anderen nominalsuffixen, welche die lautverbindung 
iz im Germanischen enthielten, ist im Westgerm, das s bewahrt 
(vgl. Kluge, Nominale stammbildungslehre §§ 85 ff., 98, 143 ff.): 
einem got. aqizi entspricht altengl. cex, ahd. acchus; altengl. 
egesa, ahd. egiso; altengl. bltps « germ. *blipizi?\ altengl. rA- 
dels, gyrdds, rycels, byrgels, ahd. rdtisal, truobisai = germ. *ri- 
dizlo- u. s. w. (vgl. got. swartizl). Eine ausnähme wäre altengl. 
tynder, ahd. zuntira, falls hier suffix izjd vorläge (Kluge § 85); 
auffallend ist ndl. eis neben ahd. dira, altengl. alor (Kluge, 
PBB. VIII, 523). Auch das verbalableitungssuffix germ. izdja-, 
got. izd- (z. b. hatizo) erscheint im Westgermanischen regel- 
mässig mit bewahrtem «-laut z. b. altengl. rixian, egsian, ahd. 
rihhisön, egisön. Ein ahd. ubarsigirön ist ganz vereinzelt. 

Auch in ableitungssilben scheint also ein vorhergehendes i 
den rhotacismus verhindert zu haben. 

Im Altnordischen sind die Verhältnisse ähnlich, wenn 
auch wegen einer grösseren macht des systemzwanges weniger 
durchsichtig. In Wurzelsilben wenigstens besteht eine deutlich 
erkennbare abneigung gegen den wandel von iz, ez in ir, er. 
Bei Hsa, fisa tritt kein grammatischer Wechsel ein (Noreen, 
Altnord, gramm. § 399), während kjösa, frjösa den Wechsel zu- 
lassen. Auch in ableitungen wie bldärisa, reisa (= altengl. 
rceran) beibt der s-laut. Von vesa (vera) lautet das parte, 
praet. veset neben veret. Dem got. izvis, izvar entspricht ydr, 
ydvarr; in tysvar, ßrisvar scheint tönendes s erhalten oder in 
tonloses gewandelt zu sein, wenn die gewöhnlich angenommene 
identität mit ahd. zwiro(r), driror richtig ist. Dem got. tioiz- 

*) Die ausnahmsweiden singularformen ahir, trestir erklären sich 
durch den häufigen gebrauch dieser Wörter im plural (vgl. Braune, 
Ahd. gr. § 197). 



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Zur geschieht« des rhotacismus in den german. sprachen. 283 

entspricht tvi- (in tvfoetr). Im übrigen fehlt material zur 
beurteilung. 

Bei den einsilbigen pronominalformen mir, ßir, str, vir ist 
allerdings rhotacismus eingetreten, wie im Ahd. Die lautliche 
entwicklung dieser formen ist schwierig zu erklären. Joh. 
Schmidt nahm (Zgdigvok. II, 415) Zwischenstufen *meor, 
*ßeor u. 8. w. an. Ich möchte noch eine frühere Übergangs- 
stufe *meoz, *ßeoz vermuten, d.h. ich glaube, dass in folge 
des tieferen satztons dieser wörtchen trotz des vorhergehenden 
hellen vokals der auslautende spirant dumpf ausgesprochen 
wurde und daher einen w-vocal (brechung) vor sich entwickelte 1 ). 
Die analogie von ir = got. jus könnte mitgewirkt haben. 

In ableitungssilben ist altnord. ir aus iz, ez kaum zu be- 
legen. Bei den Substantivstämmen auf -oz , -ez ist rhotacismus 
gewöhnlich nur in solchen fällen eingetreten, wo kein t-umlaut 
vorliegt, z. b. hrödr, hatr, setr; ausnahmsweise auch in deegr — 
altengl. dögor; sonst ist bei uinlaut das z entweder abgefallen, 
wie in altnord. klcede oder als s erhalten, wie in hxens. 

Dem got. aqizi entspricht altnord. öx, ex; dem got sub- 
8tantivsuffix -izl, altnord. -sl, -eise in smyrsl, reykdse (Kluge, 
Nominale stammbildungslehre § 98) ; das got. verbal-suffix -izön 
erscheint im Altnord, als -sa, z. b. heilsa. 

In flexionssilben dagegen scheint der rhotacismus ohne jede 
rücksicht auf den vorhergehenden vocal durchgeführt Nur in 
einem falle ist ein urgerm. tönendes 8 im anlaut nicht in r 
übergegangen, sondern der regel nach abgefallen: im nom. sg. 
der weiblichen t-stämme , z. b. äst =. urgerm. *atistiz. Nur 
ausnahmsweise finden sich hier formen mit r im auslaut Bei den 
männlichen t-stämmen dagegen hat sich regelmässig die endung r 
entwickelt, wohl durch die analogie der männlichen a- und 
«-stamme geschützt 

Immerhin erklären sich auch im Altnord, mehrere singu- 
lare lautwandelungen einheitlich durch die lautphysiologisch 
begründete annähme, dass die spräche eine abneigung gegen 
die entwicklung von iz zu ir hatte. 

*) Brechung vor Spiranten ist auch sonst auf germanischem Sprach- 
gebiet nicht unerhört: altengl. steeostor , geostrandag, ceaster, seoddan 
(Paul in Paul u. Braune's beitragen VI, 62). 

Kiel. ö. Sarrazin. 



19* 

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284 0. Schrader 



Einige deutsche baumnamen und verwandtes. 

Nur wenige Übereinstimmungen, wie die namen der birke 
oder weide, reichen auf dem gebiet der bnunmamen von Europa 
nach Asien herüber. Um so zahlreicher werden dieselben, sobald 
man sich auf die vergleichung der europäischen sprachen be- 
schränkt. Fast die gesamte waldflora Europas lässt sich durch 
sprachliche gleichungen belegen. Ja, dieselben können, wie der 
Verfasser glaubt, noch vermehrt werden, wenn man einerseits 
die zahlreichen in den dialekten zerstreuten baumnamen zur 
vergleichung heranzieht und andererseits einem hier näher aus- 
zuführenden punkt beachtung schenkt, welcher auf dem ge- 
biete des bedeutungswandels und der bedeutungsdifferenzierung 
liegt- 

Die idg. urzeit gehörte bekanntlich im wesentlichen der 
metallosen zeit an, so dass man für die herstellung der in 
jeder epoche der menschheit notwendigen waffen, von stein und 
hörn abgesehn, auf das holz der waldbäume angewiesen war. 
Hiervon legt die spräche ein vollgiltiges Zeugnis ab: griech. 
fißXir] ist „esche" und „lanze", griech. \%ia „weide" und „Schild", 
altn. älmr „ulme" und „bogen". In diesen fällen deckt sich, 
wie man sieht, die benennung des baumes mit der der waffe 
vollkommen: nur der sinn entscheidet, was von beiden gemeint 
ist. Je mehr nun aber die waffen, namentlich nach bekannt- 
werden der metalle, einen eigenartigen charakter annahmen, 
um so mehr musste das, natürlich unbewusste streben auftreten, 
waffen- und baumnamen von einander zu differenzieren. Dies 
konnte in verschiedener weise geschehen. 

Ein baumname konnte einmal sich als bezeich nung einer 
bestimmten Waffengattung so fest setzen, dass die ursprüngliche 
bedeutung zu verblassen anfing und von anderen Wörtern über- 
nommen wurde. Dies scheint mir z. b. der fall gewesen zu sein 
bei griech. alyavirj „speer" (vgl. meMt] „ulme", ovxet] „feige", 
Iter/ „weide" etc.), welches, wie ich K. Z. 30,461 näher aus- 
geführt habe, ursprünglich „eiche" (= ahd. eih), dann „eichener 
speer" (öoqv) bezeichnete, in der ersteren bedeutung aber durch 
dQvg „eiche", eigentlich „bäum" (skrt. zend dru, alban. drü) 
verdrängt wurde. 

Ferner konnte aber eine differenzierung zwischen baum- 



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Einige deutsche baumnamen und verwandtes. 285 

und waffennamen auch in der art zu stände kommen, dass sich 
beide auf die verschiedenen Suffixgestaltungen oder auch auf 
die verschiedenen ablautsstufen eines und desselben Stammes 
verteilten. Das erstere möchte ich annehmen bei griech. aon-id 
„Schild", das ich lautlich nicht mit skydas (vgl. Bezzenberger 
in diesen beitragen I, 337) vermitteln kann, und zu griech. 
aort-QO-g, aa/t-pi-g ,, eiche" (vgl. auch aox-Qa • öqvq a*aQ7zoq 
Hesych, w. asq, altn. askr „esche") stelle 1 ). Der zweite 
Vorgang, zugleich mit Suffixverschiebung, hat meines erachtens 
stattgehabt bei griech. eyxog „lanze", für das es an einer an- 
sprechenden deutung durchaus fehlt (vgl. Fick in diesen bei- 
trügen I, 341). "Eyxo-g bildet meines erachtens die mittelstufe 
zu der hochstufe öyx'vrj nder veredelte bimbaum" und zu der 
tiefstufe dx-Qag (*WH<*S) n<ter wilde bimbaum". Gerade aber 
das holz dieses namentlich im Peloponnes ungemein häufigen 
baumes diente in der ältesten zeit zu Schnitzereien aller art. 
Vgl. z. b. Paus. II, 17,5: ab de daxaiozatov {ayaXfia tf Hqag) 
Tte7iotr]tac fuv ef dxQadog. Ist aber diese Zusammenstellung 
richtig, so würden damit sämtliche benennungen der lanze aus 
der homerischen spräche (öoqv, ^eXirj, alyavt'rj, £vatov „das 
geglättete" und eyxog) auf benennungen des holzes oder be- 
stimmter holzarten zurückzuführen sein. 

Nach diesen Vorbemerkungen werde ich einige deutsche 
bäum-, holz- und waldnamen einer kurzen besprechung 
unterziehn. 

1. Mhd. zirbe, zirbel „pinus cembra" L., altn. tyrvi-tri 

„a resinous fir-tree", lit. derwä „kienholz", 

altsl. drevo „holz, bäum". 

zirbe, zirbel, zirbdnuss etc. erscheint zuerst in spätmhd., 
österreichischen und bairischen quellen. Neben zirbe aus *zirwe 

*) Hingegen gebort y($Qov „der geflochtene, mit rohem rindsleder 
überzogene schild" in die analogie von benennungen des Schildes wie 
lat. acutum = griech. axürog, griech. aaxog = skrt. tvdc „baut", griech. 
ßovg (acc. ßtüv) „stier" und „schild", griech. Qlvog „haut" und „schild" etc. 
Ich setze nämlich yifäov aus *g4rson = skrt. grsh-ti , junges rind", ahd. 
chursina „pelzwerk" (altsl. krüzno „pelz" daher entlehnt) «= *gf8-ina. 
rtQQov begegnet ausser bei Herodot zuerst bei Xenophon. Vgl. Anab. IV, 
7,22: ol Sk y($fa fXaßov tiaaiow ßodiv (opoßoiva u. s. w. Gewöhnlich ist 
ein persischer schild gemeint Wegen r« = ^ vgl. o$$og und Wacker- 
nagel K. Z. XXIX, 127 ff. 



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286 0. Schrader 

kommen im Oberdeutschen auch formen mit m und n vor: 
zirm, zirn, zirmenes holz, zirmnüzl, zirmach „gehölz yon zirm- 
bäumen" etc. (vgl. Seh melier B. W. II 8 , 1151). Auch diese 
formen konnten lautgesetzlich aus *zirwe hervorgehen, wie der 
schwalm = schwalbe, mhd. swalwe und zesem, zesm — got. taihsvö 
(Seh melier II 9 , 631 u. 1155) zeigen. Offenbar ist aus diesen 
formen der lat. artname pinus cembra (norclital. cirmolo, cembro^ 
span. cembra , vgl. H. Grassman Deutsche pflanzennamen 
p. 213) hervorgegangen. 

Seh melier (a. a. o.) berichtet, dass die zirbelfichte, aus 
deren wohlriechendem und sehr dauerhaften holz allerlei figuren 
und gerätschaften geschnitzt werden, im aussterben begriffen sei. 

Selbstverständig gehören zu der oben angeführten wort- 
gruppe auch got. triu „bäum 44 und altn. tjara, ndl. teer „teer". 

2. Mhd. larche „pinus larix" L. aus lat. lärix = altir. 
dair, daur (gen. darach) „eiche", maked. daqvXXog 

„eiche". 
Da das deutsche wort, das in den dialekten in vielfacher 
Verstümmelung auftritt (bair. lärch, lärk, auch lorche, lerche, 
lerbaum, löhrbaum Schmeller I a , 1500, Grimms W. s. v.) aus 
dem Lateinischen entlehnt ist, so handelt es sich allein um die 
deutung des lat. läric-. Dieses stelle ich unter annähme des 
bekannten Übergangs von d in l dem ir. daracli (gen.: dair 
„eiche") gleich 1 ). Hierbei hat der bedeutungsüborgang nichts 
befremdliches. An der wurzel d-r haftet, wie schon bemerkt, 
von haus aus wahrscheinlich die bedeutung „bäum", welche 
dann, je nachdem eichen oder flehten in einer bestimmten 
gegend vorherrschten, sich auf die eine oder die andere baum- 
art specialisieren konnte (vgl. oben auch altsl. drevo „bäum 44 — 
mhd. zirbel). Aber auch, wenn wir von der bedeutung „eiche", 
die ja auch das Makedonische teilt, ausgehn, würde der be- 
deutungswechsel eiche — fichte nicht ohne analoga dastehn. So 
bedeutete unser fahre (longob. fereh-eih) = lat. querem (quer-q-us, 
quernus : griech. 7ZqZ-vo-q „Steineiche?* 4 ) ganz sicher ursprünglich 
„eiche 4 '. Ich erkläre mir dies aus dem umstand, dass eichenwaldun- 
gen im alten Europa viel häufiger waren als im neuen, und dass 
dieselben in der regel durch fichtenbestände verdrängt wurden. 

*) Nachträglich bemerke ich, dass schon Stokes in diesen Beitr. 
IX, 88 diese Zusammenstellung bietet. 



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Einige deutsche baunmamen und verwandtes. 287 

In Deutschland lässt sich dies noch durch archivalische Zeug- 
nisse verfolgen (Grisebach Die Vegetation der erde I, 156). 

3. Ahd. apfal, altn. eple „pyrus malus" L., ir. aball, 

uball, lit. obülys, altsl. ablüko: lat. malifera Abella 

Verg. Aen. VII, 740. 

Diese Zusammenstellung habe ich bereits anderwärts aus- 
geführt. Sie hat beifall, aber auch zweifei gefunden (vgl. Kluge 
Et. W.4 p. 10), und in der that ist die vollkommene regel- 
mässigkeit der lauten tsprechung bei einer auf entlehnung be- 
ruhenden wortreihe auffällig. 

Man muss meines erachtens annehmen, dass aus dem itali- 
schen städtenamen zuerst auf keltischem boden die bezeich- 
nung des apfels geschaffen wurde und von diesem aus, noch 
geraume zeit vor dem beginn unserer Zeitrechnung, nach dem 
osten wanderte. Ein analogon hierzu würde vielleicht die ger- 
manisch? benennung des äffen (ahd. affo, altn. ape = *ap-ari) 
bieten, die doch sicher von aussen her zu den Germanen ge- 
kommen sein muss. Nun hat Hesychius die glosse aßQavaq' 
Toig xsQxoTvifrqxovg KsItoL Nimmt man hier eine leichte Ver- 
stümmelung aus *aß-dv-ag an, so erhält man die grundform, 
welche das germ. *ap-an voraussetzt. Die Kelten konnten aber 
auf ihren beutezügen sehr frühzeitig die bekanntschaft # des tieres 
gemacht haben. 

4. Agls. bearu „wald", altn. bprr desgl., altsl. borü 
„fichte, fichtenwald". 

Die germanische grundform ist *bar-wa. Vgl. auch altn. 
(Vigfusson) barr „the needles or spines of a fir-tree u , bar-skögr 
„needle wood". Wie hier die ursprüngliche bedeutung des wortes 
gewahrt ist, so geht andererseits das slavische wort in die all- 
gemeine bedeutung von „wald u über. Vgl. Miklosich Et. W. 
Der gleiche bedeutungswandel findet sich im Deutschen in der 
tmm: die tanne, der oder das buech: die buche, das esch, das 
asp. Vgl. Schraeller Bair. W. I», 196. 

Im Ahd. gehört parawari „priester" hierher; vgl. harugari: 
haruc „wald". Stützte sich die these Brugmann's Grundriss I, 
p. 408, dass die idg. tenuis aspirata im Slavischen ausser nach 
s mit der media aspirata zusammenfalle, auf zahlreichere bei- 
spiele als auf altsl. nogüfi, lit. nägas: skrt. nakhds, so könnte 



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288 0. Schrader 

man als zu derselben Sphäre des bedeutungswandels gehörig 
ahd.: forst =» altsl. bristü „ulme" (grdf. *phersto) hierher- 
stellen. Doch hat gegen Brugmanns anschauung Ign. Kozlov skij 
Archiv f. slav. philologie XI, 387 ff. nicht unbegründete be- 
denken erhoben. 

5. Nhd. ebresche „sorbus aucuparia" L., ir. ibar 
„taxus baccata" „eberesche" (Windisch I. T. p. 613). 

Die nhd. Wörter ebresche, eibrisch etc., die man fälschlich 
aus *aber-esche „falsche esche" gedeutet hat (Grassmann 
p. 87), gehen auf ein ursprüngliches *ebarisc, *ebrisc zurück, 
so dass esche erst durch umdeutung in das wort hineingetragen 
worden ist. 

' Eine andere, früher bezeugte, in den mannigfaltigsten Um- 
gestaltungen vorliegende benennung desselben baumes ist spör- 
ling, spierling, spirboum, speirling u. s. w. (Grass mann 87, 
Sc hm eil er II 9 , 682). Man könnte in erinnerung au unser 
vogeUbeere hierbei zunächst an sperlings-baum (ahd. sparo, got. 
sparwa „sperling") denken ; - doch würde bei einer solchen auf- 
fassuug eher ein mhd. oder ahd. *spar-boutn, *sparo-boum zu 
erwarten sein. Der bäum heisst aber mhd. sper-boum, spirpoum, 
ahd. spereboum (Graff VI, 350), welches letztere freilich mit 
„aesculus 4 . 1 „speiseeiche 41 glossiert wird. 

Es ist mir daher viel wahrscheinlicher, dass diesen viel- 
fach umgedeuteten Wörtern (vgl. sperber-baum) ein ursprüng- 
licher bauraname spero „serbus 44 oder „aesculus" zu gründe liegt, 
der vielleicht völlig identisch mit ahd. sper, agls. spere, altn. 
spjpr „speer 44 ist. Vgl. askr „esche" und „speer 44 und oben 
über ty%-o<;. Das holz der eberesche ist hart und konnte daher 
wohl zur herstellung von waffen verwendet werden. 

6. Mhd. rüster „ulmus", ir. rüaim „eine erlenart" 

(Windisch LT. p. 749). 
Die deutschen formen rüster, reuster, ryster (Weigand 
D.W. II», 525) neben die rusch (Schindler II», 157), ahd. 
ruzboum (Graff III, 866) führen auf eine grundform *rens-tro, 
*rus~tro. Ueber ~tro als baumnamensuffix vgl. Kluge Nomi- 
nale stammbildungslehre § 94 u. 96. Das irische wort läset 
sich auf *reus-min (srüaim «• *sreu-min) zurückführen ; doch ist 
mir dasselbe nur bekannt aus einer stelle in O'Curry's Manners 



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Einige deutsche baumnamen und verwandtes. 289 

and customs III, 119, wo von einer benutzung der rüaims zu 
zwecken der färberei, wozu auch bei uns erlenrinde verwendet 
wird, die rede ist 

Die bedeutungen „erle" und „ulme" wechseln wie bei den 
von der wurzel al (ahd. elira „erle" und elme „ulme") abge- 
leiteten baumnamen. 

7. Nhd. ludere, ludern „betula nana", „Alpen-erle", 
griech. xlijd-Qr] „erle". 
Die deutschen Wörter siehe ' bei Grassmann p. 207 und 
Schmeller II*, 1542. Die idg. grundform dürfte *klä-dhro 
oder *klä-thro gewesen sein. 

8. Ahd. seit, altn. skia „holzscheit", ir. sciath, 
altsl. ätitü, „schild". 

Idg. grundform *8keito-. Altsl. ätitü : *$keito = altsl. 
*Miry-jt (russ. Söiryj, öech. ciry) : got skeirs, vgl. Brugmann 
Grundri8s I, 306. Det nordische schild war eben nichts an- 
deres als ein, gewöhnlich viereckiges, grosses, bunt bemaltes 
holzbrett (Sprachvergleichung und Urgeschichte p. 322). 

Das litauische skydas gehört nicht unmittelbar hierher. 
Es lehnt sich an griech. <J%ita „holzscheit", lit. sk'edrä „spahn" 
an. Got. skildus u. s. w. ist mir nicht klar geworden. 

9. Ahd. tanna „tanne", skrt. dhdnvan „bogen". 

Der doppelte nasal des germanischen wortes weist von vorn 
herein auf eine grundform *dhan-va (vgl. Iva „eibe", sliva 
„schiebe"), *dhan-van. Wie griech. xo^ov der bogen aus taxus- 
holz (lat. taxus), altn. almr der aus ulmenholz, altn. yr der 
aus eibenholz, ebenso ir. ibar, so ist also skrt. dhdnvan der 
bogen aus tannenholz. Vielleicht bedeutete indessen ahd. tanna 
ursprünglich eine andere coniferenart, eben die eibe, aus deren 
holz mit Vorliebe auf die dauer berechnete gegenstände, nament- 
lich waffen hergestellt wurden. So heisst im Litauischen eglius 
„die eibe", egl'e = altsl. jela (*jedla) „die tanne". Ebenso 
wechseln die bedeutungen im altsl. tisü „taxus" und „pinus". 

10. Nhd. arfe, arbe „pinus cembra", lat. arcus „bogen", 
got. arhvazna „pfeil". 
Ist die voraufgehende gleichung richtig, so gewinnt die hier 
gegebene Zusammenstellung an Wahrscheinlichkeit. Lat. arcus 



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290 A. Fick 

(arquitenens) setzt einen stamm *arqu voraus, welcher im Ger- 
manischen durch *drfu;*arbu = arfe ; arbe wiedergegeben 
werden konnte (vgl. Brugmann Grundriss I, 331). Daneben 
konnte ein stamm *drqo bestehen, welcher im Germanischen 
als *arhva = got arhvazna erscheinen musste. Bei der über- 
aus verschiedenartigen Überlieferung des deutschen baumnamens 
aber {arbe, arobe, arve, araf f orfle, arfle, arfel, arole, arle, 
Grimm D. W. unter arfel und arbe, Grass mann p. 213) 
wird es kaum möglich sein , v die germanische grundform mit 
Sicherheit zu erschliessen , und so dürfte die obige Zusammen- 
stellung nur eine vermutungsweise bleiben. 

Jena. 0. Schrader. 



Thessalisch k'dv, $&voe. 

Der anfang der inschrift Collitz Smlg. 1286 lautet nach 
Durrbachs neuer lesung Bull, de corr. hell. X 435 Ed-vid- 
Aovv : xo xoivov : EigaxXel. Der sechste buchstabe kann nach 
Durrbach A oder J sein „on doit lire soit y Edviddovv, soit 
'E&viddovv". Prellwitz zieht o. XIV 300 letztere lesung vor 
und meint, dass i&vtddovv einem attischen i&vitov entspreche. 
Aber das £ der verba auf itxo lautet thessalisch in dem ein- 
zigen uns bisher bekannten beispiele h&qwviaaosv = eveqxivi&v 
vielmehr oa, auch müsste die endung ja nach eben diesem 
beispiele nicht ovv sondern oev heissen. Wollte man nach 
Prellwitz scharfsinniger deutung von iddla dd in e&viddow 
aus öj für gemeingriechisches dt erklären, so käme man viel- 
mehr auf den ausgang -diwv und erhielte so ein verb fruiöioa). 
Aber eine solche bildung wäre ganz unerhört. Auch fordert 
%b %oivov eine nähere bestimmung, und die Verbindung von 
koivov mit dem plural des verbs ist jedenfalls sehr ungewöhn- 
lich; ich kenne nur ein beispiel 'ETreQwziovTi zb noivbv %wv ... 
bleitäfelchen von Dodona Fleckeisens Jahrbb. XXIX s. 316. 

Lesen wir, was uns nach Durrbach freisteht, den sechsten 
buchstaben als A, so erhalten wir den satz: "E&v 'Idaovv to 
xoivöv EiQaxXei. Das uoivdv ist das der y £ddoi = 'Idcuot. Ida 
ist bekannter berg- und Ortsname, 'Idcfioi gab es am Ida in der 



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Thessalisch e&v, e&voe. 291 

Troas, und kann es sehr wohl auch in Thessalien gegeben 
haben, um so eher, als l'drj ein altes appellativ in der bedeu- 
tung „saltus" war. 

Aber was ist adv? Das wort kann nur bedeuten „stiftete, 
weihte'S also soviel als exhpte, ävexhpce. Dasselbe bedeutet 
i'&vas auf der jedenfalls nach Thessalien gehörenden Kafiovv- 
inschrift: Kd/uovv l'&vas tat KoQfai, wo die ableitung von &vco 
unmöglich ist. Vielmehr verhält sich sdvas zu unserem l'dv, 
wie scpvae zu ecpv. e&v ist aorist und gehört zu dem ursprüng- 
lich aoristischem stamme 9ffa~, d-efe-, einer nebenform zu &rj y 
welcher auch in e-&sav — efcfav, u-d-iaoi, &ofa-xog («ÄxSxog), 
&eivai — &€f€vaii sowie im altlateinischen creduam (d. i. crtd- 
dudtn) und im Sanskrit in dhüs der 3. pl. des aorists vorliegt 
Noch reicher ist der stamm do/a-, dofe- von dio „geben" ent- 
wickelt: a/rv-do'ag, di-doaoi, dofivai, lat. duint, adduis, lit. 
daviaü „gab", s. aor. dtis und pf. daddu, dadvdms. Vgl. über 
diese t?-bildung jetzt auch Bechtel in NGW. 1888 s. 409. 

A. Fick. 



Grundsprachliches m und n am wortende. 

Wo am Schlüsse grundsprachlicher formen m und wo n 
anzusetzen sei, ist eine noch offene frage, welche sehr ver- 
schieden beantwortet worden ist. Um hier eine sichere ent- 
Scheidung treffen zu können, haben wir die abweichende 
behandlung des tönenden nasals am wortende in den verschie- 
denen sprachen, insbesondere im Sanskrit (Arischen), Griechi- 
schen und Gotischen (Germanischen) ins äuge zu fassen. 

Es heisst im Sanskrit: im acc. sg. svdsäram pitdram, aber 
ddga zehn; im Griechischen gleichmässig fdjavioQa naviga und 
dixa, im Gotischen svistar fadar, aber weit abweichend taihun» 

Da in g. taihun deutlich schliessendes n hervortritt, müssen 
wir als gemeinsame grundform von s. ddga dha und g. taihun 
grundsprachliches dg$$ mit tönendem n am Schlüsse ansetzen. 
Dies ursprünglich schliessende y, wird im Sanskrit wie im 
Griechischen den lautgesetzen dieser sprachen gemäss zum 
nasalvocal ssk. a, griechisch a wie im ssk. gatd = h-xaxov; 

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292 A. Fick 

im Gotischen wird schliessendes # ebenso regelrecht zu un 
wie im got. hund — e-xccTÖv =» 8. gatd — grundsprachlich 

£Q,t6~. 

Ganz anders als in de<w wird der grundsprachlich schlies- 
sende nasal in s. svdsäram pitdram, naxiqa^ got. svistar fa- 
dar behandelt Wir müssen daraus folgern, dass hier (in 
s. svdsäram u. s. w.) ursprünglich ein anderer laut als # das 
wort schloss, denn dass in 8. pitäram, natiqa, got. fadar ver- 
schiedene bildungen vorlägen, wäre eine abenteuerliche annähme. 
War in den angeführten akkusativen der ursprünglich auslau- 
tende tönende nasal nicht q, so kann er nur ni gewesen sein, 
es beruhen also die genannten formen auf wfaönji, pattryi. 

Die behandlung dieses auslautenden yi ist nun wieder in 
den drei sprachen ganz den lautgesetzen derselben gemäss. Im 
Sanskrit muss der wi- laut am ende bleiben, und kann nicht 
der nasalvocal a eintreten, weil im Arischen (im Sanskrit wie 
im Zend) die vollen silben am ma gar nicht die Verkürzung zu 
a erleiden, welche für an und na die regel ist. Dem wider- 
sprechen bildungen wie gatd von gam, oder der acc. pl. vtfcas 
keineswegs, denn vor dentalen und s verwandelt sich m zu- 
nächst in w, es stehen also gatd, vacas nicht für giptd, vä'crps, 
sondern für giQJtd (vgl. gdntave), vtfcQ&t wie auch got. fadruns 
ganz regelrecht dem 8. pitr n (für pitfns) entspricht. 

Das a in naxeQa für ursprüngliches pa&lrm entspricht 
durchaus der sonstigen behandlung des m im Griechischen. 
Hier wird nämlich und hier allein die vollsilbe mit fi (e/i, oft, 
fis, fio) wenn sie den ton verliert, wie die vollsilbe mit v be- 
handelt, also ebenfalls zum nasalvocal a: a-nhoog : lat. simplus, 
aya- : fteya, a%Qi : fiixQi, äoxog : ftioxog u. s. w. sodass das a 
in natiQct genau der laut ist, welcher als der reflex des grund- 
sprachlich schliessenden yi nach den griechischen lautgesetzen 
zu erwarten war. 

Erkennt man im got. svistar die Vertretung des grund- 
sprachlichen svhörrrtj so fugt sich die behandlung der ur- 
sprünglich auslautenden vi und m im Gotischen einer einzigen 
regel. -m und -71 sind nämlich bereits abgefallen, ehe noch 
die sonstigen gesetze des auslauts eintraten, welche also erst 
auf die nach einbusse des -m und -7/1 verbleibenden wort- 
schlüsse eingewirkt haben (vgl. acc. sg. staina, wolafa auf 
älteren runeninschriften B.). Dieser regel fügen sich sämmtliche 



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Grundsprachliches m und n am wortende. 293 

formen des akkusativs, als dessen zeichen wir ursprüngliches 
-m, -w erkannt haben. 

fish vaürd giba entstanden aus fiska vurda (vgl. horna in 
der inschrift des goldnen horns B.) gtbö, diese aus fiskam vurdatn 
gibdm, balg aus balgt : balgim, sunu aus sunum, während fafhu 
— lat. pecu unverändert blieb. Der akk. guman geht auf 
gumdn, und dies auf gumdnrji vgl. lat hetnönem zurück. Für 
tugg&n hätte man hiernach tuggan erwartet, wenn man tuggdmp, 
zu gründe legt, doch kann hier sehr wohl übertritt in die 
j-weise stattgefunden haben: tuggönim. Svistar entspricht genau 
dem s. svdsäram lat. sorörem, so dass svistar zunächst für 
svistdr weiter für svistörni steht. Hiernach ist fadar behandelt: 
pattrip, hätte fadir : fadr gegeben; man kann got. fadar auch 
als reflex eines sehr wohl denkbaren vorgermanischen patfrqi 
fassen. Got. ija „sie" ist — lat eam (gf. ej'dm), ß6 „die" 
« 8. td'm; das neutrum hva „was" kann nur aus kam ent- 
standen sein (wenn man nicht alten abfall von d annimmt, 
also hva = qo-d B.). 

Gegen -m als ausgang des akkusativs lässt sich im Goti- 
schen nur der akkusativ der pronomina: ßana hvana, oder viel- 
mehr eigentlich nur die herkömmliche deutung dieser form 
geltend machen. Man erklärt, unter h inweis auf pata, pana 
als entstanden aus ßan — xov 9 acc. auf n, und dem deikti- 
schen S. Aber man kann got. hvana auch mit dem zend. 
kimnd „wen denn" gleichsetzen, vgl. lat quem-nam; nach got 
hvand-h wäre dann als grundform qom nö oder qom nä zu 
denken, woraus qo nö (nä) und got hvana geworden wäre. 
Andere werden vielleicht an den altpers. instrumental auf nä 
in tya-nd, jedenfalls eine sehr alte bildung erinnern; die er- 
weiterung durch ne } ne ist beim pronomen sehr beliebt, man 
denke nur an got jains, z. cUnem = tiW, thessalisch ' o-ve y 
To'-w, xet-vog, preuss. tans und anderes. 

Durch vorgermanischen abfall von -m lässt sich auch der 
genetiv des plurals got axäisne erklären. Hier ist mit Scherer 
Zur geschichte d. deutsch, spräche* s. 207 von der volleren 
form auszugehen, die so oft im Veda begegnet. Dass vedische 
formen wie uk^ndam neben ukynä'm einen lebendigen grund 
haben und nicht willkürliche „zerdehnungen" der dichter sind, 
versteht sich von selbst: was würde man von einem deutschen 
dichter halten, der uns ochseen im anmuthigen Wechsel mit 

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294 A. Bezzenberger 

ochsen vorführte. Denkt man sich ved. uksnäatn als ursprüng- 
liches uksneom, so würde hieraus regelrecht got. aulisne hervor- 
gehen; das schliessende 6 in tuggönö wäre dann aus dorn ent- 
standen. 

Sskr. d'sam „ich war" ist nach dem vorstehenden der ge- 
setzliche Vertreter von ya, dessen a natürlich mit dem a in 
Sag, lat. er äs, s. d'sis nichts zu thun hat. S. d'sam wie rja 
beruhen auf esrp, mit tönendem m; diese form trat ursprünglich 
nur vor folgenden consonanten ein, vor vocal hiess es ösqi = 
ijv. Ebenso verhalten sich s. bhäreyam d. i. bharaiyip, und das 
attische cpegoiv, dagegen wird man altpersisch dha „sie waren" 
wohl nicht als dsq denken und zum dorischen tjv = rjov „sie 
waren" stellen dürfen, sondern vielmehr dem s. d'san gleich- 
setzen müssen. 

Breslau. A. Fick. 



Zur lettischen declination. 

1. Die locative kani^ tani, schini, schani. 

Von den in der Überschrift aufgeführten formen kommen 
mehrere bereits im 17. Jahrhundert vor: fchinny Paffaideh „auf 
dieser weit" Mancelius Postille, 3. ausgäbe, I 7; „Es ist bey 
denen Letten ein Ablativus localis, so zu nennen, und heij&et 
hier beim Articulo sing. Tawwy, plur. Tannyms" Dressell Anleitung, 
Riga 1685, 8. 5, fchynny (masc.) das. s. 13; tanni (femin.), 
fchinni (masc. und femin.), fchanni (femin.) Adolphi Anleitung, 
Mitau 1685, s. 44 ff. Gleichzeitig mit diesen erscheinen die 
locative tammi, fchimmi (Adolphi S. 44 f.) und zwar beide nur 
masculinisch gebraucht und ohne dass ein schami daneben zu 
belegen wäre. Diese Verhältnisse sowie die beispiellosigkeit des 
Überganges von intervokalischem m in n im Lettischen machen 
es unmöglich, in tarnt, schimi (mit unursprünglicher dehnung 
des auslauts nach der analogie andrer locative) = lit. tatnq, 
szimq (vgl. o. X 312, J. Schmidt KZs. XXVII 385) die grund- 
lage von tani, schini, schani zu sehen. Ebensowenig verhelfen 
apr. tans (accus, tennan) oder lit. szinai, lett. schenene zu ihrer 
erklärung. Wenn Brückner Archiv f. slav. philologie III 283 



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Zur lettischen declination. 295 

tani in tan = ta+n(a) (vgl. dran) +1 zerlegt, welches letztere 
den persönlichen fürwörtern entnommen sein könne, so ist das 
eine seiner dutzenderklärungen, mit denen wissenschaftlich nicht 
zu rechnen ist. Sie erledigt sich übrigens sehr einfach schon da- 
durch, dass das Personalpronomen im Lettischen sonst auf die 
declination der unpersönlichen pronomina nicht eingewirkt hat. 
Und wenn endlich Leskien Die declination im Slav.-Lit. und Ger- 
man. s. 118 in tani eine abkürzung von *tanije sieht, „gebildet 
wie die locativformen der persönlichen pronomina nach der ana- 
logie der nominalen t-stämme", so ist er die erklärung von 
tan- schuldig geblieben und hat übersehen, dass nach ausweis 
von hochlett. kimä, szymä, tymd für einen Letten in dem 
betr. falle die analogie der ä-stämme wohl näher gelegen hätte, 
als diejenige der «-stamme. 

Ich erkläre kani, tan{, schini, schani (das Adolphi, wohlge- 
merkt! ebenso wie schanis[&. u.] nur als femin. auffuhrt) nach dem 
vorbild von umbr. Akeruniam-em, anglom-e, osk. censtom-en, lit. 
tüsq, wilkäsq (Mahlow Die langen vocale s. 124fr, J. Schmidt 
a. a. o. 8. 307) und führe sie also zurück auf kan, tan, schin, schan, 
accus, sing. (=- lit. kan, tan, szin o. VII 164 f., sziq, apr. schan) 
+ *en (vgl. lett. l-kschä, o. IX 334). Indem diese Verbindungen 
— mit welchen man lehkd nelajmi u. a., Lett. dialektstudien 
8. 34 anm. 3 u. dgl. und die im preuss. Nordlitauen übliche 
Vertretung des locativs durch j c. accus, vergleichen wolle — 
schon frühzeitig fest zusammenwuchsen, wurde der damals noch 
bestehende accusativische nasal intervocalisch , und in folge 
dessen wurden kan, tan (bez. tän), schin, schan (bez. schän) in 
diesen ihren altertümlichen formen erhalten; zugleich bewirkte 
diese feste Vereinigung, dass *en seinen eigenton verlor, worauf 
es zu i werden musste (vgl. fali =- lit. zölq; mani = lat. man\). 
Dies i wurde nachmals gedehnt (vgl. o. tarnt, schimi). Wir 
haben also in kanl, tani, schini, schani die singularischen gegen- 
stücke zu lit. tüsq, wilkäsq (s. o.), lett. tös, tvi'lküs. Dass nicht 
auch in diesen lett. formen — deren ü verlust eines auslau- 
tenden vocales beweist — i erhalten, bez. gedehnt ist, kommt 
wohl daher, dass dasselbe hier durch analogien weniger ge- 
schützt war. Uebrigens sehe ich nichts, was uns hindern 
könnte, z. b. tan wackarran (Lit u. lett. drucke II s. VII, vgl. 
die anmerkung zu 1, 28 der „Vndeudschen psalmen"), pirman- 
kdrtan, pattaban, äran u. s. w. auf tani tcakarani (vgl. z. b. 



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296 A. Bezzenberger 

lit. täsq daiktüsq), pirtnani-kdrtani, patlabam (sc. laiku), ärani 
u. 8. w. zurückzuführen. — Was das feminin, schini betrifft, 
so hat diese form in hinblick auf gen. sg., nom. acc. plur. fem- 
schis, dat. plur. fem. schim (alle vier formen bereits bei Dressell, 
die drei ersten auch bei Adolphi) nichts verwunderliches. 
Wegen des kurzen vocals in den femin. tan{, schini, schani 
vgl. lit. tan, szin (femin.) o. VII 164 f.; er wird hier wie dort 
aus den mascul. tan, szin eingedrungen sein. 

Dass die pluralformen tanis, schinis, schanis neubildungen 
von tani, schini, schani aus sind, haben Leskien und Brück- 
ner bereits erkannt. 

Betreffs der mit dem vorstehenden zusammenhängenden 
frage,- ob m oder n als die grundsprachliche endung des accus, 
sing, anzusetzen sei, beschränke ich mich hier darauf, zu consta- 
tieren, dass wir als endung dieses casus in den „eistischen" l ) 
sprachen, wie im Altirischen und bei vocalisch auslautenden 
stammen auch im Griechischen, — von sandhistörungen abge- 
sehen — ausschliesslich n kennen. 

IL Einige vocativformen. 
P&nini lehrt einerseits, dass der vocativ immer den acut 
auf der ersten silbe habe (VI, 1, 198), andrerseits, dass — 
unbeschadet dieser accentuation (VIII, 2, 1) — der auslaut 
eines am satzende stehenden vocativs gedehnt und mit acut 
ausgesprochen werde bei der erwiderung eines grusses, ausser 
wenn diese an einen güdra gerichtet sei (VIII, 2, 83), und 
beim ruf aus der ferne (VIII, 2, 84), dass ferner die endsilbe 
eines bei einer drohung wiederholten vocativs plutiert werde 
(VIII, 2, 95) und dass die des ersten von zwei gleichlautenden 
vocativen am anfange eines Satzes pluta und svarita sei, wenn 
neid, lob, ärger oder tadel ausgesprochen werde (VIII, 2, 103). 
Genaueres hierüber bei Böhtlingk Ein erster versuch über 
den accent im Sanskrit s. 48 f. Dass vocative auf a von ä- 
stämmen in den veden vorkommen, ist bekannt; auch den 
brähmaiias sind sie, wie Kiel hörn mir schreibt, nicht fremd. 
Ueber ihr vorkommen im Pili, Avestischen und Altpersischen 
8. E. Kuhn Beiträge zur P&li-grammatik 8. 71, Bartholomae 

*) Diese benennung der litauisch-lettisch-preussischen sprachgruppe 
ist vor Müllenhoff Altertumskunde II 11 schon von Neu mann Neue 
preuss. prov.-blätter, andere folge, VI 871 anm. vorgeschlagen. 



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Zur lettischen declination. 297 

Handbuch s. 94. Sie für unursprünglich zu halten liegt nicht 
der mindeste grund vor. 

Ah grundsprachliche form eines arischen vocativs *virä 
oder *d£vä (von vlrd, devd) lässt sich nur bez. mrd deivd auf- 
stellen. Diese bildung finde ich auf europäischer seite wieder 
in den lett. masculin. vocativen auf -w, -ö wie boisu (Magazin 
der lett-liter. gesellschaft XIV, 2, 204 no. 157 1 )), dltou, zlnigö, 
über welche ich mir Lett. dialektstudien 8. 158 f. noch nicht 
klar war. Den ersten nachweis solcher formen — die vielleicht 
schon in den ältesten lettischen drucken vorkommen, vgl. die 
anmerkung zu 5, 5 der „Vndeudschen psalmen" — verdanken 
wir Bielenstein Lett. spräche 88. 9, 11, 59 f.; die von ihm 
daselbst versuchte erklärung derselben hat er mittlerweile wohl 
aufgegeben, und sie ist auf keinen fall aufrecht zu erhalten. 

Von den erwähnten lettischen vocativendungen gehört die 
erste, -w, der unbestimmten, die zweite, -ö, der bestimmten 
declination an. Sie verhalten sich also der hauptsache nach 
zu einander, wie acc. sing., gen. plur. masc. griku (subst) zu 
acc. sg., gen. plur. masc. labü (bestimmt, adject.). Wie hier 
nun labü hinsichtlich seines auslautes altertümlicher ist als 
grtku, so ist in derselben hinsieht der vocativ zlnigö altertüm- 
licher als das ihm entsprechende dltvu. Das letztere ist nach 
einem lettischen auslautsgesetze aus *diwÖ verkürzt (vgl. o. 
IX 248 f. ')) ; das erstere verdankt die erhaltung des ö — grund- 
sprachl. 6 dem umstände, dass es bei eintritt jenes gesetzes 
nicht auf Ö endigte, sondern um eine endsilbe reicher war. 
Dass diese silbe ju lautete, ergibt sich aus labbdju kumelimi 
Bielenstein a. a. o. II 59, in welchem man aber nicht die 
Vorstufe des vocativs *labö sehen darf, da, wie Leskien richtig 
erkannt hat (a. a. o. s. 136), für die lett. bestimmte adjeetiv- 
declination die allgemeine regel gilt, dass „das angefügte pro- 

1 ) Nach Karmin ist bois mascul. (gen. botsa). *) Ein dort nicht 
erwähnter moderner ablativ ist munu in munu däi „meinetwegen" (con- 
cessiv), wie man nach herrn Kau Hb in Sanssen und Fehteln neben und 
im gegensatz zu muini» däi „in meinem interesse" sagt. Einige alte 
ablativformen s. in der anmerkung zu 18,24 der „Vndeudschen psalmen". 
Aus Mancelius' postille lassen sich sehr viele nachweisen; so steht da- 
selbst, 8. ausgäbe, I 6 dicht hinter kad tu dfirrdi no tha Kungha JJfyu 

e 

Chrifti Nabbadftbas runajam : tahdas Nabbadßba» deht nhe buhs tote no 
to Kunghu JJifu raujlüee$. 

Beiträge f. künde d. indff. sprachen. XV. 20 



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298 A. Bezzenberger 

nomen jedesmal abgeworfen, also nur noch an der quantitat 
(länge oder diphthong) der jetzt auslautenden, einst inlautenden 
silbe wahrnehmbar ist". *labö beruht demnach auf *laböju, 
und das obige labdju ist eine ebensolche neubildung wie der 
acc. sing, saläju, der gen. plur. sikdju u. 8. w. 

Beachtung verdient ausser der form auch die betonung 
von zlnigö. Ich zweifle nicht, dass wir seinen geschliffenen 
auslaut als grundsprachlich anzunehmen haben, und es ist 
wohl kein zufall, dass die griechische vocativparticel w den 
dazu stimmenden circumflex trägt. 

Fassen wir nunmehr die grundsprachlichen vocative auf -e 
in das äuge, so ist es durch den vorstehenden nachweis wohl 
noch einleuchtender geworden, als es bereits gewesen sein mag, 
dass nicht ved. diva, gr. adshpe u. s. w. deren grundsprach- 
liehe betonung erhalten haben, sondern lit d$vi (woneben aber 
auch deve vorkommt, das ich von Kurschat selbst in dessen 
predigten gehört habe; vgl. Beiträge z. gesch. d. lit spräche 
s. 123). Wie aber verhielten sich die grundsprachlichen voca- 
tive vir 6 und vird (bez. viri) begrifflich zu einander? Die 
oben angeführten lehren P&ninis und ihre erläuterungen legen 
die Vermutung nahe, dass die erste form dem ruf in die ferne, 
der feierlichen oder nachdrücklichen anspräche, die letztere 
dem kurzen anruf, der geringschätzigen anrede diente. Im 
laufe der zeit mögen die functionellen schranken zwischen 
beiden formationen verwischt sein, und indem der hauptton 
der so zu sagen vornehmeren, höflicheren form durchgeführt, 
bez. bevorzugt wurde, mögen diva, ädelye u. s. w. ihre vom 
lautlichen Standpunkte aus unbegreifliche betonung erhalten 
haben. Ist dies richtig, so haben y£Qcui y vU die grundsprach- 
liche endbetonung bewahrt, und das verhältniss von altind. ägne, 
sa'no zu gr. \n7tev, Arpoi (vgl. Prellwitz Gott. gel. anz. 
1886 s. 767), lit. nakt%, sünaü ist an sich klar. 

Neben vocativen wie *irtru kennt das Lettische auch solche 
wie *uftri (Bielenstein a. a. o. II 9). Dass ihr -t möglicher- 
weise Umwandlung von -e sei, will ich nicht verreden, aber es 
gibt auch noch andere möglichkeiten, sie zu erklären, und von 
diesen möchte ich die nächstliegende hier zur spräche bringen. 
Es ist nämlich nichts weniger als undenkbar, dass diese voca- 
tive den litauischen auf -ai (bez. -ei) entsprechen: wiji « v$jei 



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Zur lettischen declination. 299 

Leskien-Brugman Lit Volkslieder u. 8. w. 8. 169 z. 12 v. o. 
J. Schmidt, welcher KZs. XXVII 381 anui. „tevai u. dergl. 
für den voc. nicht von tevas sondern von teväitis Väterchen 
hält, welcher ausser dem i auch noch das t verloren habe" — 
was, wenn richtig, freilich die gleichsetzung von wöji und vHJei 
ausschliessen würde — hat 1) versäumt, ein lit teväitis nachzu- 
weisen (über dessen bedenklichkeit s. u. a. Eurschat Lit gramm. 
§ 358), 2) nicht bedacht, dass das fehlen von feminin, voca- 
tiven auf -ai gegen seine o. angeführte erklärung vielleicht noch 
lauter spricht, als gegen die von ihm ebenda bestrittene (denn 
weshalb wäre wohl, wie von dem unlitauischen * teväitis tevai, 
nicht von dem regelrechteren mergaite [o. s. \4\)*mirgai gebildet?), 
3) übersehen, dass einerseits die endung -äitis mehr nord- 
litauisch ist und im Südlitauischen — ich habe hier nur das 
preuss. Litauen im äuge — durch -ätis vertreten zu werden 
pflegt (s. Eurschat a. a. o. §§ 358, 365; ich kann zahlreiche 
belege für die richtigkeit dieser beobachtung geben), andrer- 
seits die betr. locative gerade in Südlitauen durchweg auf -ai 
endigen (auch dafür habe ich viele belege zur band), wofür im 
grösseren teile Nordlitauens -ö (bez. ä) zu erwarten ist — Was 
er gegen die Verbindung des vocat. tiSvai mit den arischen 
femin. vocat. auf -e sagt, ist auch nicht stichhaltig, denn 
1) lehrt die dualform ranlA mit ihrem früher gestossenen ton 
(vgl. ger$ji-dvi Eurschat a. a. o. § 942) keineswegs, „dass 
ein weiblicher vocativ auf skr. -€ im Litauischen nur -t, nicht 
-ai als endung haben könnte", und 2) sind die angeblich 
spurlos verschwundenen vocative auf -ai von femin. d-stämmen 
vielleicht in den livländischen vocativen äiti, mdsi (Bielen- 
stein a. a. o. II 10) zu erkennen. Immerhin aber ist, wie ich 
gern zugebe, die Verbindung der vocative ttvai und altind. 
kdnye unsicher. 

III. Die Oberbartauer dative auf i. 
In dem im südwestlichsten teile Kurlands gelegnen Ober- 
bartau und dem hieran stossenden kleinen gebiete Leitischen 
(vgl. Ueber die spräche d. preuss. Letten s. 1 15) erscheint statt 
der femin. dativendungen -di, -ii -I 1 ) ausser in der decli- 

1 ) Vgl. meine mitteilungen in Ueber die spräche der preuss. Letten 
s. 121 f. Von z. b. rüka kann ich ausser rüki ans Oberbartau folgende 

20* 



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300 A. Bezzenberger 

nation der bestimmten adjectiva, des pronomens tos und ver- 
mutlich der reflexiven nomina auf -schands 1 ). Ich gebe hier- 
für folgende belege, die ich, soweit nicht das gegenteil vermerkt 
ist, der gute des lehrers heim Bergmann in Oberbartau ver- 
danke: 

A. tdi ktddi (der stumpfen) adati, tdi strupdi asti, tdi 
hüddi awi*), azi, tdi apaidi düfi, tdi gardi egli, tdi plcUdi 
jüsti, kdji, tdi schdurdi Idipi, m&ti, tdi resndi miiti, tdi 
plakandi pusi, rüki (nicht räki), si'rdi, tddi druwi daudf 
gräwju wdig, tddi miiti wdidßtu labi mdziti büt, zepuri, 
tdi trekndi züki, tdi llsdi gali, stirna ir sawi göii sunas 
atkasusi, tdi pirmdi fini wH newar isti tizit; dafchi labi 
mätes miiti Latweeschu tautas dfeesmas, Leipzig 1874, 1875, 
no. 791, 4107, mdmuUti das. no. 804, bititi das. no. 821, 
kö atnesi mdmuUti? kur mdmini schütas ku'rpes das. no. 845, 
tdi mdsini das. no. 856, wlni mdsi das. no. 892 s ); endlich: 

ne&t&pu sweschi mdti 

dinas, naktes strddddama! 

sauf mdmini es tiapu 

skdidu Idipi Inesusi (von mir in Oberbartau gehört). 

B. apaidi, gardi, küddi, kuldi, llsdi, pirmdi, pla- 
kandi, platdi, resndi, schdurdi, trekndi, tdi, tdi Ötrdi 
(accus, tö Öträ, genit. tds Ötrds). 

Die unter B aufgeführten formen sind — von unwesent- 
lichem abgesehen — allgemein -lettisch und haben nirgends 
nebenformen auf -I zur seite; die unter A nachgewiesenen da- 
gegen sind mit nur einer sicheren ausnähme dem gesammten 
übrigen Lettisch fremd, und ihr I wird hier — wiederum 
unwesentliches abgerechnet — durchweg durch di, also die 
endung von tdi, apaidi u. s. w. vertreten. Die erwähnte aus- 
nähme ist räki in den festen Wendungen pa rÜki, pa labi rüki, 
pa kriisi rüki (Bielen stein a. a. o. II 297, 299; mir um 

flexionsformen belegen: Bing. acc. räku, genit. rükas, locat. räkd; plur. 
gen. rüku, locat. rükds. 

*) Möglicherweise sind solche dative auf t in den ältesten lett. 
drucken anzunehmen, vgl. die anmerkung zu 54, 21 der „Vndeudschen 
psalmen" (wo Nieder- Bartau unrichtig) und z. b. fchay lele ßetUjlxbe 
das. 51, 8. *) Die t-declination ist in der betr. gegend in der «-decli- 
nation aufgegangen. *) mätei das. no. 871 ist dialektwidrige, schrift- 
sprachliche form. 



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Zur lettischen declination. 301 

Doblen vorgekommen), während der dativ von räka im freien 
gebrauch überall der grammatischen analogie folgt (also schrift- 
leti räkdi). Ob dem pa räki die Verbindungen pa krlwiski, 
pa lattmski, pa wäziski gleichzustellen sind, ist zweifelhaft, 
ebenso , ob mit den Oberbartauer dativen adati, awi u. 8, w. 
die dative schi (so in Oberbartau und sonst; schon Adolphi 
a. a. o. s. 46 fuhrt schi [so!] neben schai auf) und mani, tewi, 
sem in Verbindung gebracht werden dürfen 1 ). Denn die her- 
kunft von schi ist wegen schts, schim u. s. w. unbestimmbar, und 
auf mani (das Bielen stein a. a. o. II 83 in Volksliedern aus 
Zirau und Dferwen, Mefoten und Switten, Angermünde nach- 
weist), tewi, sewi haben altlit mani, tavi, savi viel älteren an- 
sprach als mdnei (Leskien-Brugman a. a. o. s. 49 no. 83, 
Strophe 2). Das manei Schleichers (Grammatik s. 216) beruht 
auf einem missverständniss; Dowkonts grammatik lehrt, dass 
das mqnej seiner 10. daina für rnqnqj (bez. mqnfj) steht, und 
diess lässt sich nach Schleichers orthographischen regeln nur 
mit mqne (=» mdnie Eurschat Gramm. § 847?) wiedergeben. 
Gesprochen lautet es etwa mäni*. 

Dass die dative räki und räkdi ursprünglich verschiedene for- 
men seien, dass etwa räki griech. locativen auf -ot (Benfey Orient 
u. oeeid. II 656, G. Meyer Griech. gramm.' § 351; über xotfiai 
s. V. Henry Memoires de la societe de linguist. VI 95), räkdi 
dem griech. dativ auf $ entspreche, lässt sich weder beweisen 
(s. das unten über die behandlung von auslautendem ai und ai 
im Lettischen gesagte), noch — da das Lettische in dem 
locativ seiner a- und «-declination bereits eine alte locativ- 
bildung dieser declinationen bewahrt hat — wahrscheinlich 
machen, noch überhaupt annehmen. Denn die sonstige Stel- 
lung der unbestimmten zu der bestimmten adjeetivdeclination 
zwingt, in dem -ai von apaidi, gar dt u. s. w. (s. o. unter B) 
die nächste Vorstufe des 4 von dafchi, labt u. s. w. (s. o. unter 
A) zu sehen, und wie ihr *, so ist natürlich auch das von räki 
u. 8. w. aus -ai entstanden. Aber ist es nun denkbar, dass 
sich -ai (bez. -ei) im dat. sing. fem. teils erhalten habe, teils 
zu i geworden sei? Ehe diese frage beantwortet wird, muss 

*) Ueber sfrdi für si'rdi, sfrdjj 8. Bielen stein a. a. o. II 48. Zu 
si'rdi, ri'rdij vgl. lit urießpatii, wiefzpdti, wießpat Beitrage z. gesch. d. 
lit spräche s. 127, Lit. n. lett. drucke IV s. XLI. 



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302 A. Bezzenberger 

die behandlang von altem -ai und -äi im lettischen auslaut in 
betracbt gezogen werden. 

1) altind. dv4, dut f lat. duae, grundform dual : lit dvi, lett 
diwi (vgl Brugman KZs. XXVII 200 f.); 

2) altind. dgve u. s. w., vocat sing., grundform dgvai : lit 
Und, lett diH (? s. o. s. 299); 

3) lit kra8ztar, tUtai, rugef, nom. plur. msc. (-ai [-ei] nach 
J. Schmidt Die pluralbildungen der indogerm. neutra ss. 41, 
231 aus -a-i bez. -tä-t-), — lett krasti, tüti, rudfl; 

4) lit dugai, prataf, biref (-ai [-ei] aus -äi [-iäri], vgl. 
HI sg, plur. -o, I plur. -o-me, TL plur. -o4e) — lett dugi, 
prati, bSri; 

5) lit labaT, säldzei und saldzef, meiüngai, wisdi, adverb. 
(Vermutungen über das -ai bei J oh. Schmidt a. a. o. s. 228): 
lett. labi, sa'ldi, mttigi, wisdi (vgl. tdddi, nekdddi, tikdi, wislabti 
Bielenstein a. a. o. II 269) *). 

Die unter 1)— 4) in betracht gezogenen lett formen haben 
keine nebenformen auf -ai zur seite, und es sind also nur 
einige adverbia, welche die gleichmäßige zurückfuhrung von r&ki 
und rükdi auf rankäi — so ist, abgesehen vom accent, die 
grundform dieser dative zweifellos anzusetzen, vgl. lit ränkai, 
russ. ruk&, griech. %i^ u. s. w. — zu rechtfertigen scheinen. 
Indessen bei genauerem zusehen verlieren wisdi, tdddi u. 8. w. 
ihre beweiskraft, denn wisdi lässt sich bis auf weiteres von 
lit. visdi nicht trennen, und dessen ai ist nach ausweis seines 
gestossenen tones keine ursprüngliche endung. Wie es zu er- 
klären ist, weiss ich freilich nicht 

Wollte man hiernach noch die gleichaltrigkeit von räki 

*) Von ltdja Latweeschu tautas dfeesmas no. 921, Tautas dfeesmas 
Balasitas Wentas krastos Leischmalö, Leepaja 1876, no. 9, 60, 61, Ueber 
die spräche d. preuss. Letten 8. 45 ist hier abzusehen, da es nicht dem 
lit lygei entspricht (das sich vielmehr mit lidfi Bielenstein a. a. o. 
II 271 deckt), sondern locat. sing, ist (vgl. lidfti, IMf* and Udfd$ Bie- 
lenstein a. a. o.). — Ebensowenig kommen hier kd „wie", td „eo" in 
betracht; wenn aber lit. kai, tal aus Ä5-t, tä-i entstanden sind (Joh. 
Schmidt a. a. o. s. 228), so enthalten diese vielleicht lett. hd> td als 
ersten bestand teil. Der gestossene ton dieser einsilbigen Wörter würde 
gegen diese Vermutung nicht unbedingt sprechen (vgl. jü). Uebrigens 
begegnen auch kdi „wie" und toi (tdi) „so" im Lettischen (Lett. dialekt- 
stud. ss. 17 ff., 87, Kurmin Siownik unter jak, tak), vielleicht jedoch 
nur als lituanismen. 



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Zur lettischen declination. 303 

und rtikdi behaupten, so müsste man schon, mit berufung auf 
den gegensatz tdi — rüki, annehmen, dass der dativ sing, der 
mehrsilbigen ö- und ^-stamme im Lettischen früher teils auf der 
endung, teils auf einer dieser vorangehenden silbe betont ge- 
wesen sei, dass im ersteren falle -at (bez. -äi) geblieben, im 
letzteren dagegen zu -t geworden sei, und dass sich durch 
local verschiedene benutzung dieser beiden endungen dann das 
verhältniss zwischen der Oberbartau-Leitischener mundart und 
dem übrigen Lettisch herausgebildet habe, welches o. s. 300 
festgestellt ist. Ein sachliches bedenken spricht gegen eine 
solche annähme nicht, denn die gleichmässige betonung von 
lit tnhrgai, ränkai, pdbaigai, gtraijei, sukanczei, sükusei (anal 
katraf, kuref kommen kaum in betracht) ist zweifellos unur- 
sprünglich; vgl. russ. rutä — sil£, griech. Tipi}, äyvitf — x°>Q<ft 
altind. svapatyäi^ devyäi — vigpdtniäi. Allein trotzdem versagt 
dieser aus weg, da der scharfe und unzweideutige gegensatz 
zwischen tdi und allen nicht durch besondere bedingungen ge- 
schützten dativen sg. fem., also zwischen tdi und adati, asti, 
räki, labi, mdzüi u. 8. w., welchen wir in Oberbartau und Leiti- 
schen fanden, und der lediglich als ein gegensatz zwischen heute 
betonten und unbetonten flexionssilben erscheint, mit notwen- 
digkeit die heutige anfangsbetonung des Lettischen voraussetzt 1 ). 
Nur unter dieser Voraussetzung verstehen wir, weshalb es in 
Oberbartau nicht ti statt tdi heisst, und weshalb es hier nicht 
auch dative wie rükdi gibt. 

Was die schriftlett. dative rükdi, egUi u. 8. w. betrifft, so 
folgt aus dem vorstehenden unab weislich, dass sie weniger 
ursprünglich als räki, egli u. s. w. und an stelle derselben ge- 
treten sind. Sie sind angleichungen an tdi, läbdi (bestimmte 
declination) u. s. w. Die umgekehrte angleichung erscheint in 
pa labi r&ki, pa krüsi rtiki, die nach ausweis von pa labü 
r&ku, pa kriisü ruh* (so in Oberbartau auf die frage wohin? 
neben pa labi, kriisi räki auf die frage wo?) für pa labdi, 
kriisdi rtiki stehen. Man wird annehmen dürfen, dass für die 
letztere entwicklung das feste pa rüki (z. b. in td iskapte neu? 
man pa rtiki) von bestimmender bedeutung war, und dass sich 

l ) Folglich sind auch prati (II. praet.) = lit. pratai, alus (gen. 8g.) 
~= lit alaüs, dfaou (vocat.) = *d%wö (o. s. 297) n. b. w. jünger, als die 
einfuhrung der anfangsbetonung. 



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304 E. F. Johansson 

r&ki in dieser wendung erhielt, weil es hier einer Verbindung 
mit täi, labdi u. 8. w. nicht ausgesetzt war. 

Ich will schliesslich darauf hinweisen, dass die declination 
von tos, bez. schis und die der bestimmten adjectiva nicht nur 
in dem besprochenen fall entstellungen alter flexionsformen be- 
wirkt haben; vgl. toueffo Kungo in den „Vndeudschen psalmen" 
(anm. zu 54, 8. 9 der ausgäbe), to wihro „den kerl", „derer 
kerl", tohfs szehtvos „die weiber" (acc. pl., aber tahps szehwafs 
nom. pl.) (Rehehusen Manuductio, Riga 1644), muhso, juhso 
„unser, euer" (daneben muhsu, juhsu; Adolphi a. a. o. s. 43), 
wiero „der männer", seewo „derer weiber", rudfo-pälawas jtb 
aufo „roggen- oder haberkaff" (Dressell a. a. o. s. 6 f., Zehen 
gespräche [Riga 1685] s. 29). Freilich waren dies nur fehler, 
welche Deutsche in die lettische spräche hineintrugen, aber sie 
zeigen doch, wie nahe angleichungen der besprochenen art 
lagen. Selbst Mancelius hat sich von unformen wie muhsso 
„unser", däbbässo „des himmels" nicht freigehalten. 

A. Bezzenberger. 



Morphologische Studien. 
II. 

Ehe ich weiter gehe, muss ich gewisse ablautserscheinungen 
berühren *). 

Brugmann sagt Grundriss I p. 246 f.: „unter ablaut oder 
vocalabstufung verstehen wir solche quantitative, qualitative 
und accentuelle differenzen des sonantischen elementes einer 
wurzel oder suffix-ailbe, die nicht durch lautgesetze, welche zur 
zeit der einzelentwickelung der idg. sprachen wirkten, hervor- 
gerufen sind, sondern entweder direct oder indirect in bereits 
uridg. Verschiedenheiten wurzeln". Ich meine zwar, dass wir 
innerhalb einer spräche (oder eines dialectes) jeden Wechsel 

*) Hier kann ich nur zerstreute andeutungen geben. Ich habe die 
hier zu behandelnden erscheinungen bereits in meiner abhandlang De 
derivatie verbis contractis linguae graecae quaestiones, Upsala universiteta 
irsskrift 1886, p. 89 ff., ebenso BB. XIII 113 ff. berührt und hoffe meine 
ansieht durch ausführliche beispielsammlungen bald näher zu begründen. 



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Morphologische Studien. II. 305 

von vocalen, in welcher zeit und aus welchen Ursachen er auch 
entstanden ist, ablaut nennen können (besonders, wenn die 
verschiedenen vocale einer verwandten wort- oder suffix-gruppe 
ihren bestimmten sitz haben, d. h. eine gewisse function tragen). 
Z. b. wie binden — band — bände — gebunden ablaut ist, so ist 
im Lat, Video : vidi — ganz abgesehen davon, welchen Ursprung 
i im vidi hat — ein ablaut, insofern sich ein gefuhl heraus gebil- 
det hat, welches das perfect von dem praesens durch einen langen 
vocal unterscheidet, was in gewissen fällen regel ist (scabo — 
scübi, ägo — 2gi, sedeo — ssdi u. s. w.). Von dieser anschauungs- 
weise aus will ich jeden vocalischen unterschied innerhalb einer 
Sprache oder einer sprachgruppe als eines ganzen — d. h. hier 
sofern sie gemeinsame entwickelung aufweist — ablaut nennen. 
Und dieser ablaut kann entweder ererbt sein, oder innerhalb 
der einzelentwickelung entstanden. Wollen wir nun die ablauts- 
erscheinungen der idg. sprachen einheitlich betrachten, so müssen 
wir einen dementsprechenden Ursprung, d. h. ererbung aus 
einem einheitlichen zustande annehmen. Und die Brug- 
mann'sche definition wird in diesem punkte stichhaltig sein. 
Aber wie wir den ablaut in einer beliebigen neueren spräche 
auffassen, müssen wir ihn auch für das Idg. auffassen. Ab- 
laut ist sonach jeder Wechsel der sonantischen ele- 
mente in einer verwandten wort- oder suffix-gruppe 
auf welche weise er auch in der idg. gemeinschaft 
entstanden ist. Wir mögen demnach für diese zeit ablaut 
nennen sowohl den Wechsel, der durch mechanische lautgesetze 
entstanden ist, als den, welcher durch associationen hervor- 
gerufen ist. Wir können demnach gewissermassen ei:ey, 9 so- 
fern dies in einer deutlich verwandten gruppe wiederkehrt 
(wurzelvariation z. b.: schw. rem < *rat"-w-, ahd. riumo < 
*ret*-t»-) ablaut nennen. Ist dies der fall, dann können wir 
um so viel mehr den Brugmann'schen worten p. 249 bei- 
stimmen, wo er auf ein ganz durchgeführtes System der ablauts- 
reihen verzichtet. — In bezug auf die ablautwirkenden factoren 
hat man folgende grössere gesichtspunkte aufgedeckt und ver- 
wertet: 1. der qualitative ablaut beruht wahrscheinlich auf 
musicalischen tonverhältnissen; 2. der quantitative oder 
reductions-ablaut auf exspiratorischen accentverhältnispen 
(tonstärke). Diese beiden gesetze haben sich natürlich gekreuzt 
und eine grosse menge von stufen hervorgerufen. Nun muss 



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306 E. F. Johansson 

man aber folgende gesichtspunkte einräumen: 3. andere laut- 
gesetze (auch solche, welche man vielleicht erst noch ent- 
deckt), die einfluss auf die vocale gehabt haben können; 4. die 
analog ie. Und die analogische ein Wirkung kann sowohl 
a) yon verschiedenen satzworten, die zu einer gewissen zeit für 
das bewusstsein als zusammengehörige serie gefühlt worden 
sind (vgl. cap. I, wo ich hervorhob, wie anfangs eigentlich ver- 
schiedene Wörter oder formen das paradigma gebildet haben) 
ausgegangen sein, als b) von einer schon wechselnden serie, 
auf welche weise auch dieser Wechsel entstanden ist 

Wenn nun in den idg. sprachen in einer gruppe von zu- 
sammengehörigen Wörtern ein Wechsel vorliegt, der nicht in 
die einzelnen sprachen verlegt werden kann, so haben wir das 
recht diesen Wechsel als idg. ablaut zu bezeichnen, sei es, dass 
er durch tonhöhe oder tonstärke — zumal in verschiedenen 
Perioden — , oder durch andere lautgesetzliche einwirkungen 
oder auf analogischem wege geschaffen ist. Ich will besonders 
hervorgehoben haben, dass diese betrachtungsweise, wie sie auf 
heutige sprachen angewendet wird, notwendigerweise auch auf 
die idg. Ursprache als einheit übertragen werden muss. Es 
ist demnach unmöglich nur eine gewisse zahl von ablaute- 
reihen für das Idg. aufzustellen, wie auch zu erwarten, dass 
eine gruppe notwendigerweise alle stufen, die man theoretisch 
anerkennen oder in gewissen Serien tatsächlich belegen kann, 
aufweisen muss. 

Wenn also in den idg. sprachen in derselben wurzel- 
oder suffix-silbe entweder in derselben oder in verschiedenen 
sprachen ein vocalwechsel vorkommt, der, so weit wir jetzt 
urteilen können, nicht durch einzelsprachliche neuschöpfungen 
hervorgerufen ist, so sind wir berechtigt, diesen Wechsel als 
einen idg. ablaut zu charakterisieren. 

Hier kann ich, wie gesagt ist, nur einige zerstreute andeu- 
tungen geben. 

1. In bezug auf den qualitativen ablaut. Es ist wohl 
glaublich aber nichts weniger als ausgemacht, dass der ablaut 
e : o, e : ö, ä : ö auf musicalischen accentverhältnissen beruht, 
und so lasse ich dies auf sich beruhen. Eine andere frage ist, 
ob ein ä und ä in den £» und e-serien als ablaut gesichert 
werden kann. Dass ä in der «-serie auftreten kann, ist von 
Fick und Bremer behauptet. Wiewohl es nicht ausgemacht 



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Morphologische Studien. IL 307 

ist, dass wir diesen ablaut als einen quantitativen aufzufassen 
haben — , wenigstens erscheinen mir die ausfuhrungen Bre- 
mens nicht stichhaltig — , so glaube ich doch, dass wir ä in 
der e-serie einführen müssen, obwohl ich die Ursachen durch- 
aus nicht ermittelt ansehen kann. Möglicherweise beruht dieser 
ablaut entweder auf tonhöhe oder auf analogie (beispiele bei 
Fick GGA. 1881, 1425 ff., Bremer P.-B. B. XI 262 ff, vgl 
1. fö-tialis : 1. fä-ri, ahd. $tä-n : 1. starre, ahd. mägo : ttaxaw, 
1. pegi : compages, 1. cera : xöqoq, vgl. ahd. quirit : yaQvg, 
(A&lka : liiiiäXa u. s. w.). Vielleicht kann es auch bewiesen 
werden, dass £ zu ä in etwa demselben ablautsverhältnisse 
steht 1 ). Teils leuchtet dies hervor aus den in der note ver- 
zeichneten beispielen, die vermehrt werden können, teils aus 
der allgemeinen erwägung, dass die e- ut c-serien nicht zu 
scheiden sind (de Saussure u. a. vgl. unten). Wir haben 
demnach die e- reihen so aufzustellen: # ä und G ä. 

Nun aber glaube ich 

*) Ein nahe liegender gedanke ist, in diesem a den allgemeinen euro- 
päischen Vertreter des 9 (= ar. t) d. h. der Bchwa- oder Schwundstufe 
von sämmtlichen „a- vokalen " a, o, a (= ar. a) zu sehen, wie es z. b. 
mein College Danielsson in seinen Vorlesungen über den griechischen 
und lateinischen vocalismus getan hat. Die besonders im Latein recht 
häufigen ä in der sogen. ?- reihe (quattuor, pateo .- nerawvfit, aper : ahd. 
Sbur, labium, labrum: ags. lippa, as. lepur, saxum, vgl. sacena und germ. 
sahsa- : secare, rapio : lAqtn-vut, gradier : 1. gressus, abg. grqdq, g. grtds, 
fragüis : g. brikan [: brtkum], nachts : yfenek- öuxvexije, IveyxeTv, maneo ; 
fitvto, sdorv : yf^ese-, ßamafa : 1. gestus u. ä. m.) könnte man mit D. als 
genaue parallele der neben * {d-nos, hos) stehenden ä (1. datus, satus) 
in der sogen, i-reihe fassen, wonach der quantitative ablaut sich so 
gliedern würde: e — X (ar. a) — 9 (= eur. a, ar. t) — seh wund; ebenso in 
der ä-reihe ä — ä (eur. und ar. a) — 9 (eur. a, ar. •') — Schwund. Dass 
der in diesem ablaut gemeinhin angenommene unmittelbare Übergang 
vom langen e (dhe) zur reducierten, d. h. überkurzen (und infolge dessen 
auch qualitativ modifizierten) stufe 9 (dh») desselben vocals wenigstens 
theoretisch als ein gar zu jäher sprang erscheint und dass hier zum 
mindesten eine Zwischenstufe und zwar kurzes ? (was unbedingt in gr. 
&st6s u. s. w. vorliegen kann) vom gedanken gefordert wird, hatD. mit 
recht hervorgehoben. Indessen gelingt es ihm nicht, von dieser auf- 
fassung aus das neben * auch vorkommende lange ä befriedigend zu 
deuten, da er es, soweit es auf ablaut beruht, nur als eine durch die in 
der ä- wie in der l-reihe vorkommende ablautsstufe 6 (dhö-, Bio-) und 
9 sb 2 veranlasste analogische „entgleisung" erklären kann. 



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308 K. F. Johansson 

2. in bezug auf den quantitativen ablaut, dass es 
keinen eigentlichen unterschied zwischen der #■ und der 2-reihe 
giebt; dies geht hervor teils aus der allgemeinen erwägung, 
dass e nicht mit einem sprung zu einen irrationellen vocal 9 
geworden sein kann, teils sprechen die beispiele dagegen: fj7ta(>, 
zd. yäkare : l.jecur, 8. ydkrt vgl. 1. jocin-oris ; fjaaatv : l.süquius; 
1. tegula : tego; Qrjywfiii : g. vrikan; 1. veni g. qemum : venio 
qiman; isl. vera : g. vösum isL öre und eine menge nord. praet. 
mit abl. ö, die man bei Noreen Ark. III, 38 sehen kann, 
g. nemum : niman vifitco (vgl. vwindw); g. birum : q>£Qio; 1. sedi : 
sedeo; 1. frtgi : g. brikan u. s. w. l ). Fällt nun die e-reihe mit 
der e-reihe zusammen, so ist, glaube ich, dies der fall auch 
bei den sogen, ä- und ä-, ö- und o-reiben. Sind nun diese ä 
und ä, ö und o nicht von den in der ?-serie erscheinenden ä 
und 6 qualitativ zu scheiden, so können wir folgende einheit- 
liche reihe aufstellen: 

l ÜL — 9 — (9) — 0. 

Nö/ 

Dies sind, wie gesagt, nur unbewiesene behauptungen, die 
hier nicht der ort zu beweisen ist. Aber was ich hier mehr 
betont haben will, ist der folgende umstand. Es ist besonders 
nach de Saussure und Fick a. o. von Danielsson in Vor- 
lesungen hervorgehoben, dass die zweisilbigen basen in gene- 
u. s. w. mit gne- u. 8. w. gleichwertig sind, wie (bei Fick) tela- 
— Üa-, Ich habe in meiner abhandlung De derivatis verbis 
contractis p. 89 ff. angedeutet, dass diese regel dahin verallge- 
meinert werden kann, dass wir die Stufenfolge g&n gene — 

gne- als gleichwertig aufstellen. Ich habe in BB. XIII 115 
den namen schwebe-, oder gleichgewichts- (schwed. ba- 
lans-) ablaut vorgeschlagen, worunter ich folgendes verstehe: 
eine ursprünglich zweizeitige basis konnte (zu einem gewissen 
Zeitpunkte) unter einem hauptaccent zu einer einheit zusammen- 
gefasst werden, und wenigstens wenn der eine vocal qualita- 
tiven ablaut aufweist, kann diese zweisilbigkeit ohne reduction 
bewahrt sein: wie in yivo-q (yovo-, möglicherweise auch y«*«- 
ttjo). Wenn aber die eine von den als einheit aufgefassten 
silben (moren) der basis mit stärkerem ton ausgesprochen ward, 

*} leb glaube nicht, dass die Osthof fache theorie von perf. stich- 
haltig sei. 



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Morphologische Studien. II. 



309 



wurde die andere silbe allmählich geschwächt, sank zu einem 
minimum herab oder schwand völlig. Ward dies letztere der 
fall, so musste der übrige vocal gleichwertig mit den vorigen 
zwei moren werden und wurde dann zum ersatz verlängert. 
Natürlich gab es auch Zwischenstufen mit halblangen vocalen, 
die factisch mit langem vocale bezeichnet sind. Als beispiel 
verzeichne ich folgende stufen: 

gen- [gen(d-)] und gern- gene- gane- und [g(*)nr~] gne- 
vgl. 8. jän-i- und a-jän-i s. jäni- vgl. qxxvq- yvrj-tog 
1. pSgi yevs-? 

mit ä: mit äi mit ä: 

vgl. nay-wniy pi-näXa, vgl. itaxa-yog vgl. 8. tulä, \.gnä-tus, 
lelrj&a < *Uläth» n%ä- (ntrjoow u. s. w.) 



mit öi 


mit öi 


mit o: 


*y£y(ov£, *XiX(o&e 9 


yovo- 


yviazog 


dq>4(o-*a y qxoo 







U. 8. W. 

Nun konnte jede form der basis durch mehrere mittelformen 
zu einem minimum durch reductionsablaut herabsinken, und es 
können demnach mehrere stufenformen gedacht werden. Aller- 
dings meine ich nun aber nicht, dass es ein so einheitliches 
system gegeben hat. Im gegensatz: ich meine, dass dies ein 
System sei, das auf grund einer menge von wurzelcombinationen 
gebaut ist, wovon die einen aus einem gründe einen Wechsel 
aufwiesen, die andren aus einem anderen; und so konnten 
durch gegenseitige analogiebildungen und lautgesetze neue 
Serien entstehen, die eine andre Verteilung des Schemas dar- 
bieten. Es konnte dabei auch geschehen, dass eine oder 
mehrere reihen durch eine grosse anzahl von einwirkungen fast 
in allen denkbaren wechselformen d. h. in dem ganzen variant- 
apparat von ablautsformen auftraten (vgl. binden — band — bän- 
de — gebunden — bündig u. s. w.). Eigentlich aber zerfällt das 
verzeichnete System, sofern es durch vorhandene formen be- 
zeugt ist, in eine recht grosse anzahl von ablautsreihen z. b. 
£ : ö, ö : ö, e : ö, ä : o, ä : ö, 8 : ä u. 8. w. 

Die hauptsächlichsten beispiele des wechseis gen — gene- 
— gnl- u. s. w. (ya-yccw-Au, möglicherweise s. jänäti : 8. jila-, 
e-yvio-v; dal, daf/ia, g. temum : dipio, depe-ig : &vdpr]-Tog; abg. 



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310 K. F. Johansson 

möniti : fusvo-g, luvt}-; xw/ia : s. gami-tär- : XjUiy-; a-xt]Qa-<nog : 
xiga/uai : s. grä-ti ; <pu)Q, g. herum : gxQw, (f^QS-ig : m-qtfnj-fii; 
yaQvg, ahd. chwdrun : lit. gr6-ju; xS-qvI; : isl. hröär; oxcjq : 

I. ea?-scre-wewta; abg. fietö, vgl. lit. iäJu : 1. flatus, isl. Krfr; 1. «e- 
/«m ; A^vog, 1. läna; 1. cSfo ; dam u. 8. w.) kann ich hier nicht 
verzeichnen. Nur hinsichtlich der pronominalstämme will ich 
etwas ausführlicher sein. 

1. a m na»- (neg.) a) ä M n- : ahd. dno (< *&t-), isl. pn, dn; 
b) a*«a«- : äva-fslntog u. s. w., zd. ana-zdtha u. s. w. (Job. 
Schmidt KZ. XXIII, 271 ff.) 1 ); <0 nä M - : va-noivog u. s. w., 
s. na, g. h£, 1. ne, nö-quam (Darme steter Mem. d. 1. soc. d. 1. 

II, 316; Thurneysen's vergleichung [KZ. XXVII, 175] von 
1. ne [damit nicht] mit 8. ned, zd. nöif kann nicht richtig sein). 
Ausserdem haben wir an- : ose. an-censto „incensa", am-prufid 
„improbe" u. s. w. (Buche ler Lex. it. IV f.), umbr. an-hostatir 
„inhastatis", am-peäia „a7iodl<f" u. 8. w. (Bücheier Umbrica 
p. 133, vgl. Havet Mem. d. 1. soc. d. 1. IV, 231), arm. an-anun 
(= äv-tiwfitog), an-ban (=» a-qxovog), cfr. afi-qxxotr) (Hübsch- 
mann Arm. st. p. 19), möglicherweise av-aixiog y 8. an-ägäs-, 
worin doch $n- oder $- (q-) stecken kann; na,- : s. na, L ne, 
osk. ne-p, ni-p («- neque). Sonantische formen ^-: a-dr}log, 
s. a-mrt6r (Sft-ßQOtoQ kann *av-ßQo%og sein), 1. tu- germ. w«-. 
Mit einem auffix tritt dieser stamm auf in: ave-v, s. anö 
(gramm., Boehtlingk Skt. wb.), got. in-u mit abl. 8 : ä; 
av-ig; möglicherweise mit praefix s: 8. s-anu-tdr, 8-ani-ttlr, 
g. sundro, 1. s-ine vgl. zd. hanare (Bugge BB. III, 120, Da- 
nielsson in vorles.). Ich glaube nicht, dass diese Wörter mit 
negat bedeutung von st. a s na,- „in, ad u geschieden zu werden 
brauchen. 

2. a»na M - „in, ad" a) ä M n-: möglicherweise ags. 6n (von 
der ansieht Möller's P.-B. B. VII, 475 n. 1, dass 6n aus änä 
in germanischer zeit entstanden sei, werde ich unten handeln); 
b) a x na M - : zd. ana „auf, dvd 9 ahd. g. ana (vgl. J. Schmidt 
KZ. XXVI, 27 ff.); c) na x - : abg. na „auf", lit. nü, nu- (vgl. 
Pott Et. f. I 8 , 308; Mahlow Die 1. v. p. 86), vgl pr. no, na, 
gr. avw 8 ). Die form a*n- begegnet in |y, M, 1. in u. s. w., 

*) Auch in pr&krit ana- : ana-hiaa (= ahfdaya) (Goldschmidt 
ZDMG. XXXII, 29 ff., KZ. XXIV, 426, vgl. auch Hübschmann ZDMG. 
XXXVIII, 427) und im celtischen an-fiss (Zimmer KZ. XXIV, 623, 632 f.). 
*) Möglicherweise gehört dazu die versicherungspart, ri?, 1. ne. Ausser* 



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Morphologische Studien. II. 311 

thess. 6v (= ava), 1. an-hdare, u. an-getuzet, part. av 1. an-ne 
(fragepart); übrigens vgl. zd. na-zdyö u. s. w. — s. nediyas 
u. s. w. ; & : dva, ana = Ivrrfff, evrsQCt : osk. afiter, u. ander, 
vgl. 8. awfcir, &w : OL7i6 — tri ; 1. a£ u. s. w. unten, also abl. 
£ : & Nun glaube ich , dass der pron.-st a s tia x - auch nicht 
hiervon zu trennen sei: 8. zd. instr. ana, and, abg. pron. onü 
und pron. pers. zd. ndo, 1. nös, du. n6 u. s. w., vgl. unten. 

3. a M pa s - a) a„p- : ags. 6f, cef(?) f aschw. aaf (nschw. 
dial. df) y ^7t€Q07tsv€iv „anders reden" wäre ein s. *äpara- = 
apara-(??); vgl. Curtius Et. 6 p. 263; b) a.pa M - : s. dpa, 
zd. apa, äno, 1. apo-r, vgl. 1. ape (gl. Philoxeni), &re-/; 
c) (a)pü s - : ä7tf]-vt]Q, s. apä-fca- (?), äntA-TSQog, lit po, abg. |>a, 
1. pö-ne(?). Die form 5,/?- ist zu finden in: 1. ab, ap-erio, lit. 
ape; im ablautsverhaltnis (£ .» 3) stehen möglicherweise: ene-i, 
irt-iy 8. dp* und der pron. stamm *ep-so- > L ipse (Danielsson 
in Pauli's Altlit st. III p. 155). pä M - finden wir: 1. po-r- (: pe-r 
u. s. w., s. Persson St. et p. 93 f.), po-sino u. s. w. (Ost- 
hoff MU. IV, 340), lit pa „neben" pa-daryti, abg. po (vgl. 
apr. po) t ahd. fo-na, s. ti-pa, v-no, zd. pai-ti, no-rl. Vgl. cty 
1. abs-que : 1. po5-^ ; s. pag-cä, lit. paskuL In bezug auf die 
entgegengesetzten bedeutungen, die in den genannten Wörtern 
begegnen, verweise ich auf Persson St et. p. 13 f. Mit dem 
pron.-st. a M ra M - combiniert haben wir: 

4. (a)pa M -ra M - (vgl. s. apara-) a) pä s r- : s. apära-, para-, 
ortcoQa (Persson) möglicherweise in lett. pSrns und as. firn 
(weil ein langer vocal in dieser Stellung wohl schon idg. ver- 
kürzt worden ist) u. 8. w.; b) pa,ra^: s. pdra-s, para-m, osk. 
perum u. 8. w.; c) prä M - : s. purd, g. fatira, 7tQä-vi]Q, 1. prd- 
vus (vgl. s. pdrä, 7t€Qä(v), 7tQto-t y 1. prö(d), 8. />ra, zd. /r£, 
ahd. fruo). Von den weiteren formen pä s r- : 1. |>e-r (po-r) 
7tOQ-*i; und jwä«- : 8. prd, zd. /ra, 1. pro, itqo, rtQO-ri, 7ZQO-g, 
ft(>£-Q, nqi-iivov; pr- : naq (l. por?). Uebrigens findet sich 
vollständiges formverzeichniss bei Persson St et. p. 93 ff. 

5. a x da M - a) ä x d-:ags. 6t, afr. et, anorw. dt (Fritzner 
Ordb. 8 79), aschwed. aat, nschwed. dt; vielleicht s. ad, zd. dt; 
b) a»da M - s. add-s (n. von asäü), vgl. zd. addis „tum"; c) da*- : 
8. -da (in ka-dä, ta-dä, ya-dd, i-dä u. 8. w. *=* got *kvata, 

dem sind vielleicht hierherzuziehen -nä» in mehreren wortcomplexen 8. 
w-M0, l. pone, *uper-ne, germ. Jona (öu-va, t-va, s. i-tia u. 8. w.) vgl. unten. 



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312 K. F. Johansson 

ßata, ita), dij, ij-drj dij-Tcr, adv. -dij-v 1 ), g. un-ti < *und-te 
(Noreen), vgl. engl, unto, abg. de, adv. -n-de (vgl. Scherer 
ZGDS.* p. 427, Breal Mem. d. L soc. d. 1. I p. 193), 1. dö- 
nicum, dö-nique, dö-nec (vgl. 8. i-dä-ni-m [Persson], quan-dö- 
quidern, quan-dö-que, in-do, in-du (indu-perator, endoplorato 
u. s. w.), as. tö, ags. tö, engl, un-to, ahd. zuo, wahrscheinlich 
auch abg. da „Iva, wg, wäre". In ablautsverhältniss zu 1. de 
u. s. w. (vgl. ti& : vä-, ark. alX^ lac. mj : na u. 8. w.) stehen 
osk. dat (T. B., eigentlich dä-d), da-dicatted „dedicavit", u. da- 
etom „deeraptum" (Buche ler Umbrica 57) oder „*de-itum u 
(Bugge Altit. st. p. 13). Von den kürzeren formen ä^d- : da*- 
(=* äxd- : dä s ~) sind zu verzeichnen: 1. äd, u. ad- ars- (ar-?) f 
asam-ad „ad aram", osk. az (< *ad-s, vgl. aty y 1. afe), g. a*, 
nord. at, schwed. att „zu" vor inf. : zd. vaegmen-da — oliufv-de, 
di y ev&£v-de, €v9a-de, o-de (to-6s ; 8. tadd = thess. %6-vs : 
germ. pa-na < *to~näj;) f de-v-Qo (; 34 > äve-v : av«-), l. in-de, 
un-de, möglicherweise u. ponne, pone (< *quom-de), 1. quam-de, 
u. pane, übrigens as. te, ahd. zi, abg. de. Idg. da- : lit. da, 
abg. do (= usque ad), ahd. za, ev-öo-v. Idg. da- (; de-) er- 
scheint in -da (dvQ-da* ega) . l^Qxddsg Hes.). Ausserdem tritt 
dieser pron.-stamm in seiner kürzesten form auf als praefix 
as. t-ögian (.- g. at-aug]an\ ahd. z-ougen u. 8. w. (Kluge KZ. 
XXVII, 69) und möglicherweise als neutrales suffix bei pron. 
*to-d und im abl. auf -d: s. tadd — zöds — 8. tdd, abl. 8. md-d 
(vgl. Persson St. et. p. 91) *). Hinsichtlich der verschiedenen 
bedeutung z. b. 1. ad : de vgl. adimere : demere, advenire : de- 
venire u. s. w. 

6. a x ra x - (Persson St. et. p. 1 ff.) a) ä x r- : s. ärtf, arät, 
lit. 6ras, ore, lett. drs, drä u. 8. w. .• a x ra x - : s. ära-na, ära-m, 
zd. amw ; ixQa (kann anders gedeutet werden) : rä x - : möglicher- 
weise 1. re-duco, re-ido (über diese ganze frage Persson St et 
p. 64 ff.), vgl. adv. -ra K - (öev-(>u>\ -t-rä x (s. -trä) 5 ), abg. ra-zü 

*) örjv „lange" muss mit tioav zusammengehalten werden; wenn dies 
für *6oßttv steht, müssen wir «fijv aus *drffv aus einem stamme * <fa«ga* er- 
klären, vgl. 8. dür&s- u. 8. w. *) Ausserdem giebt es eine menge von 
Partikeln, die diesen pron.-st. zu enthalten scheinen vgl. s. i-dä-m (1. idem) 
1. -dem, -dum, -<Jo-r, allv-öi -s u. s. w., ygl. ThurneysenKZ. XXVII, 175; 
übrigens s. über diesen pron.-st Br6al Mem. d. 1. soc. d. 1. I, 193 f., 
G. Meyer Gr. gr.* § 441. 8 ) Gewöhnlich begegnen wir adv. -ä*-r : 
adj. -e-ro-, -o-ro- : adv. -rä* wie L supe-r .• 1. superus : tuprä, supre- 



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Morphologische Studien. II. 313 

kann *or- sein. Von den kürzeren formen a*r- : 1. ar-fuisse, 
ar-cesso, volsc. ar-patitu (anders Corssen Ausspr. 2 I, 238 f., 
s. besonders Persson St. et. p. 59 ff.) u. s. w., gr. oq (=- Uqu) 
lett ar, lit. ar. Idg. rä x - : 1. r$, red (; *rSd = s. tndd : 
1. med =» apo-d, istu-d : prö-d, abl. -ö-d = sed [conj.] : sSd-itio 
u. 8. w.; 8. mdd, tvdd, asmdd, iddd-vasu : asmad, tdsmäd, amü- 
smad); rä x - möglicherweise gr. <Sa. Von noch schwächeren 
formen vr- } f- oder -r-: lit. Ir (Brugmann Ber. d. sächs. ges. 
der wiss. 1883 p. 38 ff.), 8. td-r-hi, r-te, apr. er-gi, 1. po-r, apu-r 
finem (vgl. Jordan Hermes XV, 5 f.), u.pu-r- u. s w. [apu-d : 
apu-r = (<*)d(a) : (a)r(a)] ; andres bei Persson. 

7. a B ka M - a) die volltonige form ä M k- kann ich nicht be- 
legen; b) ajca x - : it. st. eko- : osk. ekas „hae 44 u. 8. w. (Bü- 
cheier Lex. it. VIII), ekso- : eko- =» epso- : epo- (Danielsson 
Paulrs Altit. st. III p. 152 ff.), ixe-l; c) kä s - : xrj, xrj-vog y 1. ce-ve, 
ce-teri, as. hie, hS (vgl. unten). Schwächere formen in, ig, 
1. ec, ex (vgl. G. Meyer Gr.* § 278 n. 2) : xe, xe-v, 1. -ce, osk. 
ce-bnust; a*-olov&€(o> ax-ovu> : xa (anders Ost ho ff Perf. 327 ff.); 
x-ilev&egy got. h-ausjan (: ovg, g. ausö). 

8. asSa M - a) ä m 8- kann ich nicht belegen; b) osk. st. eso-, 
ezo- (esei terei u. 8. w.), u. ero- {erak, erer f erar, erim); 
c) $a M - : möglicherweise s. asäü statt *sau, zd. hau (vgl. Bar- 
tholomae BB. IX, 310), s. sa (statt sa[h] Rv. I, 145, 1: sä 
cikitvan lyate sä nü lyais). Kürzere formen ä^- möglicher- 
weise in as-yä (Mahlow Die 1. v. p. 168, vgl. Brugmann 
KZ. XXVII, 399, Danielsson a. a. o. p. 158) und vielleicht 
ig, !ot£, anders Brugmann Ber. d. sächs. ges. d. wiss. 1883 
p. 181 ff., was nahezu mit s. dccha, 1. usque zusammentrifft 
(< *os-que, vgl. Bloomfield The am. journ. of phil. VI, 41 f.) ; 
sä M - in 8. sa, 6, 1. se-bei und übrigens in st *se%o- 9 *semo-; idg. 
äs- möglicherweise in aa<pi, ixoys (vgl. doch Brugmann KZ. 
XXVII, 399, Gr. gr. § 53 und noch anders Wackernagel 
KZ. XXVIII, 141). Die schwächste stufe möglicherweise als 
gen.-abl.-8uff. -ä und praefix s-ine u. s. w. Hierher gehören 
übrigens: 

(-mm), 1. per, ntQ u. 8. w. .• 8. pdras : 1. pro, und adv. -t&m-r : adj. 
te-ro-, -to-ro- : adv. -t-ra» wie s. atUdr, 1. inter .• s. äntaras, iriCQo-v, 
1. interu-8 .• 1. inträ, vgl. 1. exteru s .• exträ, extref-musj u. 8. w. (b. 
Persson St. et. p. 100 ff.). 

ltaitripo i. knnde rt. fml*. Bprnrhnn. XV. 21 



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314 K. F. Johansson 

A) sa M ua x - a) sä x y,- : vgl. zd. hdu, 8. asäü oben 1 ); b) sa.tfa,- : 
zd. hava, *$e#o- > 1. sovos, ifog; c) s#ä s - : g. sve-s, zd. hväc 
„er selbst", auch g. adv. svS, vgl. ahd. sd. Uebrigens st. s#«- 
— Sjio- in /€, I, /dg, oq u. s. w. Hiermit ist zu vergleichen 

B) sa x %a M - a) sä x %- in zd. d g. hS, shi, höi, apr. saij, prakr. 
«6/ b) einen stamm seio- könnte man als gen. finden in hom. 
?o (anaphor.); c) siä x - als flectierter stamm in s. syd- und 
wahrscheinlich im germ. siu u. 8. w. 

9. aJa M - a) ä a t- : isL dar, däan u. 8. w. (< *et-) s. verf., 
BB. XIII, 126, wo andre zugehörige Wörter behandelt sind; 
b) a x ta a -, möglicherweise s. ata-s, vgl. abg. otü (s. dti, 
Sri); c) ta 9 - : Ttj, lit Ü, g. Jban-dS (ahd. danta, huuanta, as. 
huanda, afr. hwande, hwende : kürzere form as. hwand, afr. 
hwant), t(6, xd-Tto, s. «*-£«, as. ahd. thie (< *£e) und die for- 
men, die von urg. *ße-r ausgehen, s. unten. Kürzere formen 
1. et, Iw, 8. dt-i : pron.-st. to- — te-, to, germ. f>a-, 8. Urtd, 

ati-Tfi, flw-T(J-g, st. te-w) t-uo-, te-fo t-io- u. 8. w. Mit 

ablaut ä (< * : e) : 1. af, ört-tam*n, atf-at>M.9 (vgl. abg. otü) : 
zitu-xuy %a-Tci u. s. w. Uebrigens: 

A) ta u vßx- a) ta x %- kann ich nicht belegen; b) ta x ^a x - : 
s. gen. tdva, adj. * teuo- > 1. fovos, to/os u. 8. w. ; c) t#ä x - nur 
in kürzerer form t%o ty,e- : s. tvd-m, oog u. 8. w. 

B) ta x ja x - a) tä%- in 8. d. g. te (vgl. oben), %oi (möglicher- 
weise ist n. pl. te nichts als ein urspr. localwort), als st. in 
te-bhyas, tti-§am, ts-#u u. s. w. (vgl. abg. te-mi u. s. w.); 
b) ta M £a M - möglicherweise als gen. tbo tov, vgl. s. i. f. tdyä, 
du. g. 1. tdyös, abg. d. toji, i. tojq, g. toje, u. s. w.; c) tiä x - als 
pron.-st. 8. fya- und vielleicht im germ. ahd. fem. diu u. s. w. 

10. a x ma x - a) ö,wt- kann ich nicht belegen; b) a x ma x - : 
ifii y ifiög; c) tnä x - : s. acc. maf-m), pari md, py. Kürzere 
formen a x m- in s. aw-M-, aw-f-, qu/y ; ps, pe-v (pron. und adv.), 
s. md-rna, zd. ma-na, md-d, po-g^ g. ww'-jfc. In seiner kürzesten 
form mag vielleicht dieser stamm als casussuffix angewendet 
worden sein: -% -w (vgl. Leskien Ber. d. sächs. ges. d. wiss. 
1884 p. 94 ff.). 

11. a x %a x - der dem.-rel. stamm, der möglicherweise im 
zweiten element von *seio-, *teio- (s. oben) steckt, ebenso als 
casussuffix in mehreren formen: a) £«|- kann ich nicht belegen, 

*) Vgl. Windisch C. st. II, 361. 

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Morphologische Studien. IL 315 

es sei denn, dass die part. */' (=» wenn, im Cret.), praep. s. ä, 
1. ä, rj (c5- vgl. Bartholomae Ar. f. II, 169, v. Fierlinger 
KZ. XXVII, 477 ff.) u. s. w. nach J. Schmidt's regel als äj 
> ä M (wenigstens in gewissen fällen) sich erklären lasse, 
b) a x ia„- : s. ayd-m, 1. eutn (< *^o-w), vgl. s. instr. ayä, g. 
1. du. ayos u. s. w. ; c) iä M - : fj 9 lit. jh. Als kürzere formen 
schlage ich vor zu fassen: s. c-wa u. 8. w. (vgl. s. g-va, eka-, 
Uta-) und ei (=* wenn), al (< ?i?) , das natürlich von 1. si, 
osk. svae geschieden werden muss (wie auch \ = el oben): 
dem.-rel. st. ia,- : s. ya-, og> lit. y/s u. 8. w. Die kürzeste 
form haben wir in dem dem,-st. *i- (s. i~dd-m, 1. idem vgl. 
s. i-va), g. is, ita u. 8. w., die gewiss nicht vom rel. *io- ge- 
trennt werden können (vgl. Wind i seh C. St. II, 217 ff.). 

Die übrigen stamme, die möglicherweise hierher gezogen 
werden können (z. b. *ebho- 8. verf. BB. XIII, 124, *edho- in 
8. -tfAdf, -#«, -#cr, 8. atfAi u. s. w. und *egho~ in abg. asw [< 
*eghoiri] : ahd-m : ghä, ha, gha, ha, ye y ya u. 8. w.), übergehe 
ich hier ausser den folgenden zwei wichtigen pronom.-stämmen. 

12. Ich habe oben den pron.-st. a x na x - behandelt, wo 
ich vai, 1. nös, zd. ndo verzeichnete. Man könnte nun auch 
einen componierten stamm etwa * na x sa x - aufstellen (vgl. 1. nos- 
ter, ves-ter) und folgende ablautsformen denken 1. nös, zd. ndo : 
*neso- was sich nicht bezeugen lässt: *#sä,- (*v*8-)> was ich in 
ahd. unstr wieder finde, s. unten. 

13. a x y,a x - a) ä x yr : s. 1. p. n. du. ävd-m (Ved. u. Br.), 
n. a. v. du. ä-vä-m 1 ) (i. d. ab. äväbhyäm, g., 1. ävdyös), 
av&-t TS., möglicherweise yi (< *ij/fi), vgl. rfixs (< *8%9-te? 
anders Brugmann Gr. gr. § 201); b) a x ^a x - : zd. pr.-st. ava^, 
8. praep. ava (vgl. ved. du. g. 1. dvös, avani- ,,ordo u ), abg. ovü 
pron. „dieser"; c) uä x - : s. part. va „oder", 1. v8, 1. vS-sanus 
u. s. w. (vgl. sa-vd), 8. 1. p. n. du. va-vn (Rv. VI, 54, 1), 2. p. a. 
g. d. du. vü-m, wahrscheinlich auch 2. p. n. a. v. du. yu-vä-m 
(i. d. ab. ju~vd-bhyäm) 9 zd. väo (a. pl.), 1. vö-s 9 abg. va (2. p. du.), 
isl. g. pl. vd-r (< *#£-r) vgl. pr. poss. vdrr, wovon und von 
ahd. iutver (2. p. g. pl. und n. sg. pron. poss.) ich unten handeln 
werde. Kürzere formen a x %- : ort;, ai-Jig, cro-r«, av-%6$ 9 1. au-t, 

*) Baunacks erklärung von 8. 1. du. n. (Mem. d. 1. eoc. d. 1. Y, 20 ff.) 
aus ä+väm befriedigt nicht; eher haben wir einen comproraiss zwischen 
den formen *ä#- und *g*- vgl. ävdm : väm (Rv.). 

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316 H. Osthoff Anculus, afiqtltzoXog. 

autem, osk. au-ti, u. o-te, 1. au-fero u. s. w., apr. au-müsnan 
acc., g. aw-Ä; (=* aiye) : 8. t?a (va = ava), e-va, i-va, L -ve, 
ir. /b (vgl. st *te-%o- oben), 8. 1. p. pl. va-yäm, 2. p. a. d. g. pl* 
va-s vgl. 1. ves-ter; u- : s. u, 7tdv-v, o-v-vog, s. t*-ta (Del- 
brück Synt. f. IV, 139 f., Osthoff MU. IV, 257 f., av-vog : 
(o)-£f-*og, u-ta = av : u), 1. u-li 9 ut u. 8. w. ; von u-bhäu, fi- 
x<m oben. 

(Fortsetzung folgt.) 

Upsala. K. F. Johansson. 



Anculus, äfiqtiTtoXög. 

Es ist die gewöhnliche behandlung der präposition alat. 
ambe «= gr. äpqti, dass sie als erstes glied nominaler und ver- 
baler composita, deren zweiter teil consonantisch anlautet, ihren 
schlussvocal synkopiert und darnach dann am(b)-, an- als die zu- 
letzt übrig bleibende lautform aufweist. So in am-plecti, am-putäre, 
an-quirere, an-ceps 7 an-clsus. Auf grund dessen an-culus „diener, 
knecht" aus * amb(i)~quolo-s = gr. dnq>l-7tolo-g zu deuten, wird 
einleuchtend sein. Wird aind. abhi-cara-s m. „begleiter, 
diener" mit in betracht genommen, so drängt sich die Ver- 
mutung auf, dass schon das indogermanische urvolk aus *am- 
bhi-, *rpbhi- und einem nomen agentis der zu aind. car-ämi 
„rege mich, treibe mich um", gr. Ttil-a), nil-opai, lat. col-o 
enthaltenen wurzel qel- eine bezeichnung der diensttuend um 
eine andere sich herumtummelnden person gebildet habe. 

Während gr. ctnyl-noXo-g als als commune, masc. „diener, 
besorger, pfleger", fem. „dienerin, zofe", auftritt, schufen die 
Lateiner für das feminin ihr ancula, das nach Paul. Fest. 
p. 20, 2 M. von dienenden göttinnen gesagt wurde; von da aus 
weiter diminutivisch anciUa „magd, dienerin". Von anculus 
auch als denominativ das verb anculäre (andäre) „dienen, 
dienend besorgen". 

Dass der eigenname Ancus (Martins) jemals appellativisch 
„diener" bedeutet habe, ist unerweislich. Er könnte aber, unbe- 
schadet unserer etymologie von anculus, immerhin mit diesem 
als abgestutzte koseform (kurzname) zusammengehangen haben. 

Heidelberg. H. Osthoff. 



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W. Bang Awest. apäkhtara. 317 

Awest. apäkhtara 1 ). 

Die von Burnouf geforderte bedeutung „nördlich" ist in 
der letzten zeit bezweifelt worden; mit unrecht, wie mir scheint. 
Die Pehlevi-glosse zu Vend. XIX. 19 (Sp.) lautet: aigh khöräit 
pavan yöm mähest lata datunit vad zak ziväk, aigh pavan yöm 
Jäh est lälä datünlt höäastar; min zak ziväk, aigh pavan yöm 
Wiest lala dätünit vad zak ziväk, aigh pavan yöm Iahest fröt 
vazrünU rapltvintar; min zak ziväk, aigh pavan yöm leihest fröt 
vazrünit vad zak ziväk, aigh pavan zak mähest fröt vazrünU 
döhastar; avänik ap$khtar. 

„Wo die sonne am längsten tage aufgeht bis zu dem ort, 
wo sie am kürzesten tage aufgeht (ist) östlich (osten); von 
dem ort, wo sie am kürzesten tage aufgeht bis zu dem ort, 
wo sie am kürzesten tage untergeht (ist) süden; von dem orte, 
wo sie am kürzesten tage untergeht bis zu dem ort, wo sie am 
längsten tage untergeht (ist) westen; das übrige (ist) norden". 

Die bedeutung kann nach dieser stelle nicht mehr zweifel- 
haft erscheinen; ich teile apa-*akhtara (cf. apa-khäatra), wie es 
schon längst geschehen ist. Selbstredend kann apäkhtara nicht 
„ohne gestirne etc." heissen; ein blick auf den himmel hätte 
uns das schon längst zeigen können. Die bedeutung ist viel- 
mehr „ohne das gestirn xav i&xyv", „ohne die sonne, sonnen- 
los". Daher denn auch der norden der aufenthalt der Daevas. 

W. Bang. 

Haoma yö gava. 

Im letzten hefte von Kuhn's Zeitschrift (XXX 459) hat 
herr W. Caland eine erklärung der avestischen worte yazata 
. . . haoma yd gava gegeben , nach welcher haoma yd für hao- 
mayü verschrieben und einem hypothetischen vedischen somayu 
gleichzustellen sein soll. Haomayö gava soll „mit milch welche 
mit haoma vermischt ist" bedeuten. Am anfang seiner aus- 
einandersetzung sagt der Verfasser: „de Harlez (übersetzt): 
'avec le Haoma Joint au Myazda'. Woher hat er aber dieses 
'Joint'? Geldner ist dem sinn der worte am nächsten ge- 
kommen, .... er nimmt eine lücke hinter gava an und conjiciert: 
haoma y ö gava (hämiristd?)". 

*) SpTegel Com. Aw. I. 206, 412; Ar. per. 31; Harlez Aw. tr." 
p. 78 not 1; Bartholomae ZDMG. XLIL 154. 



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318 C de Harlez Haoma yö gava. 

Ich muss bekennen, dass, als ich im jähre 1881 die Über- 
setzung des Avesta (2. aufl.) veröffentlichte, ich nie vermuthete, 
dass so viele, ganz einfache erklärungen gewissen fachmännern 
unverständlich bleiben würden *). In allen fällen, wo die recht- 
fertigung durch die worte selbst gegeben war, hielt ich es für 
müssig, sie auszuführen, indem ich auf den Scharfsinn und die 
redlichkeit der eranisten rechnete. 

Was haoma yö gava betrifft, so liegt dieser fall überaus 
einfach. Das wort , Joint" liegt in dem komitativ- instru- 
mental gava. Yö gava (wie ydis' Ahurahe *) construirt) ist dem 
vedischen Agng devebhis „Agni! mit den göttern" ähnlich; 
„Joint" ist = „qui est avec", da zwei „avec" in einem einzigen 
Satzglied e nicht zusammenstehen konnten. 

Was herrn Galand's erklärung anbelangt, so muss ich 
gestehen, dass sie sehr gut ersonnen ist und keine gramma- 
tische Schwierigkeit macht. Sie ist aber trotzdem schwerlich 
anzunehmen, da sie lediglich auf einer den thatsachen wider- 
sprechenden hypothese beruht. Die Verbesserung haomayu hat 
die handschriften gegen sich. Ausserdem findet sich dieses 
zusammengesetzte wort und seinesgleichen in den avestischen 
büchern ganz und gar nicht Dazu ist somayu auch den Veden 
fremd. 

Wenn solche Veränderungen des textes und solche Schöpfun- 
gen unbelegbaren Wörtern erlaubt wären, so würde die aufgäbe 
des avestaübersetzers eine sehr viel leichtere sein. Ich kann 
mich aber dazu nicht für autorisirt halten, und gewiss würde 
eine solche behandlung der classischen texte im kreise der 
Philologen keinen beifall finden. Es liegen also nun drei erklä- 
rungen von haoma yö gava vor: 

1. Geldner's: gava (hämiristö), welche eine lücke im text an- 

nimmt; 

2. Calan d's: haomayu gava, eine ebenfalls unbegründete hypo- 

these ; 

3. meine: haoma yö gava „durch haoma welcher mit milch 
etc. (geopfert wird)" — - einfache Übersetzung. 

x ) Cf. herrn Burg's abhandlung in Kuhn's Zeitschrift XXIX 358 und 
Museon VI 642, wo die missgriffe des herrn Burg von herrn Müller 
angedeutet wurden. *) Cf. Spiegel Vergleichende grammatik der alt- 
eranischen sprachen (Leipzig 1882) s. 424. 

C. de Harlez. 



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319 



Heinrioh Leberecht Fleisolier. 

Soll von den vielen herrlichen eigenschaften des grossen gelehrten 
and guten mannes, welchem diese zeilen gewidmet sind, die seltenste 
und bewundernswerteste bezeichnet werden , so zögere ich nicht , die 
vollendete Selbstlosigkeit zu nennen, mit der er alle zeit ein wissen ohne 
gleichen in den dienst anderer gestellt hat. Sehe ich von den assyriologen 
ab, so finde ich wenige unter der zahl der deutschen Orientalisten, 
welchen diese Selbstlosigkeit nicht zu gute gekommen wäre, und manchen 
im auslande, der ihr zu gleichem danke verpflichtet ist. Wir haben ihn 
alle zu finden gewusst, wenn es mit unserer karglichen habe auf die 
neige ging und wir der gaben bedurften, die er aus seinen überreichen 
Schatzkammern mit immer offner hand unermüdlich und unterschiedslos 
an gross und klein verteilte, wie gottes sonne über gerechte und unge- 
rechte scheint. Nun ist über ein jähr verflossen, seit die hand erstarrt, 
das licht erloschen : wo aber zögern die schritte derer , welche an sein 
grab treten sollten, einen kränz dankbarer erinnerung auf den hügel zu 
legen, den auch das langsame walten der natur nun schon zum zweiten 
male mit frischem grün umzieht? Ich tadle niemand, ich klage nie- 
manden an. Lieber birgt manches zartfühlende herz seine dankbarkeit 
unter ehrfurchtsvollem schweigen, als dass es seine besten empfindungcn 
auf dem markte der öffentlichkeit auskramen möchte; widerwillig gewis 
sehen andere durch sorgen des lebens, durch täglich erneute arbeits- 
lasten sich gezwungen, dem noch so lebhaft gefühlten verlangen die er- 
füllung zu versagen; und einer oder der andere geht gewis, wie der 
Schreiber dieser worte, noch jetzt mit unverschuldeter Verspätung an das 
längst geplante werk der pietät. Betrübend bleibt trotz allem die. that- 
sache, dass neben den aus naheliegenden gründen ziemlich geschäfts- 
roä8sig, wenn auch nicht teilnahmslos gefassten Worten der Vertreter des 
französischen institutes und der bayerischen akademie, einigen das wohl- 
getroffne bildnis Fleischer's begleitenden bemerkungen in der Leipziger 
illustrirten zeitung, einem artikel der New- York Times und einem dürftigen 
nekrologe des Londoner Athenaeums bisher nur zwei versuche einer aus- 
führlicheren Würdigung dieser bedeutenden persönlichkeit an das licht 
getreten sind: Thorb ecke's nachruf in der Zeitschrift der deutschen 
morgenländischen gesellschaft, und die umfangreichere denkrede Gold- 
ziher's *) in der ungarischen akademie. Und es bleibt beschämend für 
uns deutsche Orientalisten, dass die einzige bis über ein jähr nach Fleischer's 
tode gedruckte eingehende entwicklung seiner grossen thätigkeit als ge- 
lehrter und lebrer — eine solche stellt augenscheinlich Goldziher's auf- 

*) Emlekbeszed Fleischer Leberecht Henrik a M. Tud. Aka- 
demia kültagja felett. Goldziher Ignäcz. (A Magy. Tud. Ak. elhünyt 
tagjai fölott tarttot emlekbeszedek. V köt. 4. szäm). Budapest, M. T. 
Ak., 1889. 44 s. 8. 



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320 Heinrich Leberecht Fleischer. 

satz dar — von einem Ungarn in seiner spräche geschrieben ist, die von 
uns niemand versteht. 

Nicht sehr gross freilich ist unter ans die zahl derjenigen, die es 
ohne vermessenheit unternehmen dürften, einem solchen gelehrtenleben 
nach seiner ganzen ausdehnung und nach allen Seiten gleichmassig gerecht 
zu werden. Ich bin weit entfernt, mich unter diese zahl rechnen zu 
wollen; aber ich glaube so viel gelernt su haben, dass ich einigermassen 
beurteilen kann, was es bedeutet haben muss , eine solche gelehrsamkeit 
vermöge eigner arbeit sein zu nennen, und ich hoffe so viel urteil zu 
besitzen, dass ich wenigstens im allgemeinen den rang und die Stellung 
anzudeuten im stände bin, die in der geschiente unserer Wissenschaft 
meinem verewigten lehrer zukommen. Ich darf mich von dem versuche 
einer solchen andeutung durch den beweggrund der bescheidenheit gerade 
an diesem orte nicht abhalten lassen ; denn mit recht wird der leser von 
beitragen zur indogermanischen Sprachwissenschaft eine Vorstellung von 
der allgemeineren bedeutung eines forschere zu gewinnen wünschen, dessen 
thätigkeit sein besonderes Interessengebiet nur eben gestreift hat. Es 
macht mich in meiner absieht nicht irre, dass ihre ausführung mir die 
pflicht auferlegt , mit von den grenzen zu reden , welche auch diesem 
wirken von der allgemeinen menschlicben un Vollkommenheit gesteckt 
worden sind: nächst der Selbstlosigkeit ist die Wahrheitsliebe der bervor- 
tretendste zug in Fleischer's wissenschaftlicher persönlichkeit gewesen, 
und er selbst wäre der erste es zu tadeln, wollte ich diese seine persön- 
lichkeit nach neuestem malerrecepte weiss auf weiss entwerfen. Bewun- 
derung ohne kritik ist wertlos; wenn ich grade aus jener heraus mich 
zu dieser emporwage, so darf mir niemand das als anmassung auslegen. 
Es ist ein schlechter lehrer, der kritiklose schüler heranzieht, ein schlechter 
Schüler, der sich kritiklos auch dem verehrtesten lehrer an die schleppe 
hängt: ich bin mir des unerm esslichen abstandes zwischen meinen geringen 
leistungen und dem grossartigen können des meisters bewusst, aber ein 
schlechter schüler hoffe ich nicht zu sein, und ein schlechter lehrer 
war er ganz gewis nicht. Nur davon muss ich absehen, auch die rein 
menschliche seite seines wesens und lebens eingehender zu schildern, so 
unvollständig das bild ohne sie bleiben wird: einer auf eingehendster 
kenntnis aller persönlichen umstände und Verhältnisse beruhenden dar- 
stellung von näher berechtigter seite vorzugreifen halte ich für unpassend, 
und nur das äusserlichste soll in dieser beziehung hier gesagt werden 
auf grund von mitteilungen, welche der gute des Herrn professors dr. 
Curt Fleischer zu Meissen verdankt werden und den abweichungen 
anderweit gedruckter angaben gegenüber als zuverlässig zu gelten 
beanspruchen. 

Heinrich Leberecht Fleischer wurde zu Schandau am 21. Fe- 
bruar 1801 geboren als söhn des geleitschreibers beim steueramt Johann 
Gottfried Fleischer, der am 24. August 1860 in Pirna als pensio- 
nierter hauptsteuercontroleur im alter von 89 jähren starb, und seiner 
gattin Johanna Christiane, geb. Unruh, der tochter eines kirch- 
schullehrers in Prietitz bei Pulsnitz, welche schon am 10. August 1825 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 321 

den ihrigen entrissen wurde. In Schandau besuchte der knabe die Volks- 
schule, in welcher seine begabung bald die aufmerksamkeit des ihr vor- 
gesetzten magisters Edelmann erregte; derselbe übernahm es, ihn die 
anfangsgründe des Lateinischen zu lehren, und so konnte ihn der vater 
im jähre 1814 auf das gymnasium zu Bautzen bringen, das er bis 1819 
besuchte Der hebräische Unterricht daselbst brachte ihm die erste be- 
rührung mit dem orient; die zweite, die für sein leben entschied, ver- 
dankte er einem zufnll, welcher ihn auf dem markte unter der makulatur 
einer käsefrau eine arabische grammatik finden Hess, deren inhalt er so- 
gleich sich anzueignen beflissen war. Sein interesse ward dadurch so rege, 
dass er, als er Ostern 1819 die Universität Leipzig bezog, zwar die 
theologischen Studien nach gebühr betrieb, und nicht minder von Gott- 
fried Hermann sich die klassiker empfohlen sein liess: aber seine 
neigung zog ihn mehr und mehr zum morgenlande hin, so dass er nach 
rühmlich bestandenem theologischem examen noch ein jähr ausschliesslich 
der beschäftigung mit den orientalischen sprachen widmete. Dabei wurde 
ihm klar, dass er nach Paris zu de Sacy müsse: und durch Vermittlung 
eines jungen französischen kaufmanne namens Bernard, den er kennen 
gelernt hatte, gelang es ihm, für Ostern 1824 eine hauslehrerstelle beim 
herrn von Gaulaincourt (unter Napoleon Herzog von Vicenza) zu er- 
halten. Nachdem er am 4. märz promoviert hatte, trat er am 18. april 
die reise nach Paris an. Dort lebte er l 1 /* jähre bei Caulaincourt, später, 
seinen unterhalt durch stundengeben sich erwerbend, allein, immer seinen 
Studien, insbesondere des Arabischen, Persischen und Türkischen, unter 
de Sacy's leitung auf das eifrigste nachgehend. Den eindruck, welchen 
der grosse französische gelehrte auf ihn machte , hat sein ganzes langes, 
an arbeit, erfolg und ehren reiches leben niemals verwischt: liebe und 
Verehrung hat er dem „altmeister" weiter gezollt, als er längst selbst der 
altmeister der arabisten geworden war. Fleissig hat er dabei die hand- 
schriftlichen schätze der bibliothek ausgenutzt: im Journal asiatique von 
1827 erschien als seine erste gedruckte arbeit eine besprechung des eben 
herausgekommenen ersten bandes von Habicht's ausgäbe der 1001 nacht 
auf grund der Galland'schen handschrift, und seine späteren ausgaben des 
Abulfeda und Beidhawi wie die schrift De glossis Habichtianis weisen auf 
die in Paris gesammelten materialien zurück. Gleichzeitig suchte und 
fand er den umgang verschiedener Orientalen, insbesondere zweier Aegypter, 
de 8 mohammedaners Refä'a und des Christen Ayde, die er in der ge- 
nannten abhandlung „honoris causa*' nennt Obwohl ihn der angeführte 
artikel im Journal asiatique schon als fertigen gelehrten zeigt, widmete 
er nach seiner im herbste 1828 erfolgten rückkehr sich zunächst noch 
weiteren privatstudien, teils im hause seines vaters, teils in Dresden, wo 
er die arabischen, persischen und türkischen handschriften der königlichen 
bibliothek katalogisierte. Der katalog erschien im druck zu Leipzig 1831 ; 
in demselben jähre ebenda seine ausgäbe und Übersetzung von A b u 1 f ed a's 
Historia anteislamica. Beide Veröffentlichungen legten zeugnis dafür ab, 
dass das ziel, welchem er in zwölfjähriger unverdrossener, vielfach ent- 
sagungsvoller vorbereitungszeit mit klarem bewusstsein nachgestrebt hatte, 



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322 Heinrich Leberecht Fleischer. 

erreicht war: bittet er auch in der vorrede zum Abulfeda noch für die 
spärlichkeit seiner noten um nachsieht für einen homo lectionis paucae, 
memoriae paucioris, otii pancissimi, so bietet das werk doch keine Ver- 
anlassung einen andern als den dritten dieser gründe gelten zu lassen. 
Inzwischen hatte er 1831 eine lehrerstelle am kreuzgymnasium zu Dresden 
angenommen, die er verwaltete, bis 1886 dem durch jene arbeiten vor- 
teilhaft bekannt gewordenen die spater von Dorn eingenommene professur 
in St. Petersburg angetragen wurde. Schon war er im begriffe, nach 
Russland abzugehen, als ihn eben noch zur rechten zeit ein ruf als 
ordentlicher professor der orientalischen sprachen an die heimische Uni- 
versität Leipzig erreichte. Unter dem 19. Oktober 1835 ward seine er- 
nennung ausgefertigt, Ostern 1836 trat er in seine stelluug ein — vor- 
läufig noch als mitglied der theologischen facultät, aus welcher er erst 
zu aufang der vierziger jähre den von ihm eifrig betriebenen übertritt 
in die philosophische facultät vollziehen durfte. Am 27. September 1836 
verheiratete er sich mit Ernestine Mathilde Jässing, geb. zu 
Bautzen, tochter des zu Dresden lebenden kgl. sächsischen brigade-audi- 
teurs a. d. Friedrich Leberecht Jässing. Er hat seine goldene 
hochzeit mit der ihn nun überlebenden treuen und fürsorglichen gefahrtin 
seines lebens feiern dürfen, und das älternpaar hatte die freilich durch 
den verlust der ältesten tochter getrübte freude, seine kinder zu seiner 
ehre heranwachsen zu sehen. Dem glücklichen familienleben entsprach 
die an erfolgen und ehren reiche amtliche und wissenschaftliche thätig- 
keit. Als 1846 die kgl. sächsische gesell seh aft der Wissenschaften ge- 
gründet wurde, trat er als ordentliches mitglied in dieselbe ein; 1855 
warde er stellvertretender, weiterhin erster sekretär derselben, welches amt 
er bis 1883 mit der ihm eignen peinlichen gewissenhaftigkeit verwaltete. 
1860 erhielt er einen ehrenvollen ruf nach Berlin ; er lehnte ihn ab, um 
bis an's ende seiner heimat treu zu bleiben. — 

Als Fleischer im jähre 1836 sein lehramt in Leipzig antrat, waren 
die arabisch-muhammedanischen Studien in Deutschland bereits überall 
im aufblühen begriffen. Zwischen 1819 und 1829 waren fünf von den 
Mo'allnqät mit den Bcholien des Zauzani durch Kos eg arten, Heng- 
stenberg, Rosenmüller und Vullers, 1828 der text der Hamasa 
von Frey tag herausgegeben worden, 1825—81 die ersten 6 bändchen 
von Habicht' s 1001 nacht, 1828 Kosegar ten's Chrestomathie er- 
schienen; und Frey tag 's verskunst (1830), der erste band seines grossen 
lexicons (1830) wie der anfang von Ewald's Grammatica critica (1831) 
hatten gezeigt, dass mit der herausgäbe von texten die förderung des 
sprachlichen Verständnisses hand in hand gehen sollte. Inzwischen war 
auf fremdem boden, aber von deutscher hand die wissenschaftliche isla- 
mische numismatik durch Frähn's Recensio (1826) begründet, und eben 
schickte Dorn sich an, dem Petersburger meister helfend zur seite zu 
treten, während Hammer-Purgstall in Wien seine grossartige thätig- 
keit unermüdlich fortsetzte. Legen die letztgenannten zeugnis dafür ab, 
dass der neue aufschwung nicht durch äussere anregungen allein hervor- 
gerufen wurde, sondern mit dem allgemeinen wiedererwachen der histo- 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 323 

risch-philologischen studien in Deutschland im zusammenhange Btand, so 
sind andererseits die bestrebungen jener übrigen von der Wirksamkeit 
de Sacy's abhängig, dessen schüler Kosegarten und Frey tag direkt, 
Vullers und Hengstenberg durch ihren lehrer Freytag gewesen waren; 
und Ewald, der in selbständiger grosse mit der bewussten absieht auftrat, 
das von den arabischen nationalgrammatikern überlieferte material sprach- 
wissenschaftlich zu durchdringen, konnte sich bei durchfuhrung seines 
planes in der hauptsache doch auch wieder nur auf de Sacy stützen. 

Die zeiten sind gewesen, wo nicht bei Fleischer selbst, aber bei dem 
und jenem seiner schüler eine gewisse geringschätzung dessen anzutreffen 
war, was männer wie Frey tag und Hammer-Purgstall für die 
arabische philologie geleistet haben. Ich selbst bin mir der Jugendsünde 
bewusst, in meiner ersten, noch dazu recht mangelhaften arbeit von 
Hammer in einer weise gesprochen zu haben, die kaum durch die frische 
erinnerung an Ahlwardt's Ghalaf entschuldigt, geschweige denn gerecht- 
fertigt werden konnte, und Verdientermassen sofort von einem verstän- 
digeren fachgenossen gerügt wurde *). Weniger streng, doch immer noch 
abfallig genug, ist vielfach Frey tag beurteilt worden; aber auch die 
zahllosen Verbesserungen, die zu seinem wörterbuche notwendig geworden 
sind und immer notwendig bleiben werden, hindern die anerkennung 
nicht, dass es seiner zeit eine hervorragende leistung war und noch 
heute ein höchst brauchbares werk ist. Aber freilich, den vergleich mit 
dem grossen meister in Paris selbst halten weder Hammer noch Freytag, 
weder Kosegarten noch Vullers aus. Sind diese drei gute schüler, welche 
mit rühmlichem fleisse und achtbarer kenntnis den spuren des lehrers 
folgen, ohne ihn auch in ihren glücklichsten momenten zu erreichen, so 
ist und bleibt Hammer ein genialer dilettant, welchem der drang nach 
dem neuen die fahigkeit geraubt hat, irgend etwas ausreifen zu lassen, 
dessen ungeheure arbeitskraft in zahllosen bänden die ausgedehntesten 
aufgaben der geschiente und litteraturkunde doch nur scheinbar löst. 
Ihm wird immer der rühm bleiben, durch seine kühnen streifzüge in 
bisher unzugängliche, mit richtigem blick als erforschungswert von ihm 
herausgefundene gebiete eine art vorläufigen Überblickes ermöglicht zu 
haben, der auch für uns noch überall von wert ist, wo die gewissenhaft 
nachbessernde einzelforschung seine oberflächlichen mitteilungen nicht 
durch zuverlässigere angaben ersetzt hat. Um so weniger ist das ansehen 
und der einfluss erstaunlich, dessen sich der Wiener Orientalist während 
des ersten dritteis unseres Jahrhunderts so gut wie unbestritten erfreute; 
um so dringender aber war die gefahr, dass, wie häufig in solchen fallen, 
seine Vorzüge mit ihm selbst einmal zu grabe gehen, seine schwächen 
von Schülern und nachahmern zu einer grundfalschen und höchst schäd- 
lichen richtung fortentwickelt werden möchten. Ob die sonstigen Ver- 
treter von de Sacy's schule in Deutschland im stände gewesen wären, einer 
solchen richtung erfolgreich entgegenzutreten, erscheint zweifelhaft; bei 
allen ihren Verdiensten stellte sich doch in keinem der genannten forscher 

x ) S. H. Derenbourg, Revue crit. 1869 no. 35 s. 132. 

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324 Heinrich Leberecht Fleischer. 

jene Verbindung überlegener kenntnis und philologischer genauigkeit dar, 
welche de Sacy ausgezeichnet hatte und nach dessen für eine nahe Zu- 
kunft vorauszusehendem ende *) einen nachfolger auszeichnen musste, 
wenn dessen ansehen dem einflusse Hammers gewachsen sein sollte. Am 
nächsten kam von jenen dem ideale wohl Kosegarten; mehr noch der, 
wenn nicht unabhängig von de Sacy, doch ausserhalb von dessen schule 
gebildete R ö d i g e r. Beide aber wandten der arabisch-mohammedanischen 
Philologie nur einen teil ihrer kraft zu, noch stärker abgelenkt durch 
sein vor allem andern poetisches interesse erscheint Rückert: und voü 
verwirklicht erschien das ideal auch eben nur in Fleischer. Ihm fiel 
darum von selbst die aufgäbe zu, unsere Wissenschaft in Deutschland auf 
die volle höhe dessen zu bringen, was sie in Frankreich durch de Sacy 
geworden war, gleichzeitig aber ihren weg dauernd an der schiefen ebene 
vorbei zuleiten , auf welche Hammer's einfluss sie hätte drängen können. 
Mir fehlt die raöglichkeit zu beurteilen, ob so klar, wie sie nach- 
träglich unschwer zu formulieren ist, Fleischer jene aufgäbe sich vor- 
gezeichnet hatte, als er seine Leipziger professur antrat. Jedenfalls sehen 
heute die beiden Schriften, mit denen er sich an der statte seiner ruhm- 
reichen zukanft einführte, einem unzweideutigen ausdrucke des bewussten 
strebens nach solchem ziele gleich. Noch als „designirter ordentlicher 
professor der morgenländischen sprachen an der Universität Leipzig*' ver- 
öffentlichte er (1835) von Dresden aus seine Übersetzung von Samachschari's 
„Goldenen halsbändern" mit einer vorrede und anmerkungen, die nach 
form und inhalt einen scharfen angriff auf Hammer's ausgäbe und 
Übersetzung desselben textes darstellen. Wenn er, der in seiner fast 
gleichzeitigen besprechung der Habicht'schen glossen, in denen es wahr- 
lich nicht an schlimmen fehlem mangelte, sich des denkbar mildesten 
tones befliss und später sein ganzes leben hindurch auch den ärgsten 
stümpern gegenüber nicht einmal heftig geworden ist, grade hier sich 
einer stärkeren spräche bediente, so musste eine ernste und weitgehende 
absieht zu gründe liegen — er äussert sie gleich zu anfang der vorrede 
in den Worten: „liefern . . hochangesehene gelehrte im mannesalter der 
„Wissenschaft, im besitze aller äusseren hülfsmittel, völlig unbrauchbare 
„arbeiten .... was soll die kritik dann thunt Wir meinen: ihre schärfsten 
»wafftn gegen solche ungebtihr richten , und , damit das beispiel nicht an- 
steckend werde, in diesem falle selbst dinge bekämpfen, die eigentlich 
„unter aller kritik sind". Der mann, der, vergleichsweise gesprochen, 
als anfanger gegen den in der ganzen weit als der bedeutendste Orien- 
talist Deutschlands berühmten gelehrten in solcher weise auftrat, musste 
seiner sache sehr gewis sein; dass er es durfte, bewies der inhalt der 
ganzen schritt, bewies mehr noch die „Dissertatio critica de glossls Ha- 
bich tianis in quatuor priores tomos MI noctium", mit welcher er im fol- 
genden jähre (1886) von seinem lehrstuhle besitz ergriff. Die 1001 nacht 
erfordern vermöge ihres alle einzelheiten des täglichen lebens der mittel- 
alterlichen muslime umfassenden inhaltes für das volle sprachliche und 

x ) Es trat bekanntlich schon 1838 ein. 

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Heinrich Leberecht Fleischer. 325 

sachliche Verständnis eine unbedingte herrschaft über das ganze gebiet 
des arabisch-mohammedanischen wesens: diese herrschaft bezeugt jede 
zeile der schrift nicht minder, wie den sicheren philologischen takt des 
kritikers, dessen emendationen keineswegs nur als einfalle eines glück- 
lichen Scharfsinnes, vielmehr als ergebnisse einer vollkommenen sprach- und 
Sachkenntnis und einer nicht minder vollkommenen Vertrautheit mit den 
gewobnheiten der abschreiber und der ganzen art der handschriftlichen 
Überlieferung erscheinen. 

Es ist heutzutage schon aus äusseren gründen nicht leicht und mir 
im augenblicke unmöglich, den eindruck zu verfolgen, welchen die beiden 
Schriften bei ihrem erscheinen hier und dort hervorriefen; aber der er- 
folg zeigt, dass dieser eindruck ein schlagender und für die ganze Zu- 
kunft massgebender gewesen sein muß 8. So deutlich auch die nächsten 
Veröffentlichungen Fleischer's — „Alfs 100 Sprüche" (1887), die beschrei- 
bung der arabischen , persischen und türkischen hss. in dem „Catalogus 
librorum mss. bibl. civit lipsiensis" (1838) die Vollendung von Habicht 's 
ausgäbe der 1001 nacht (bd. 9—12, 1842—43), — die spuren derselben 
roeisterschaft tragen: eine bahnbrechende Wirkung zu üben waren sie 
schon dem gegenstände nach weniger geeignet; und auch die 1847 zuerst 
erschienene bearbeitung von Mirza Mohammed Ibrahim 's „Gram- 
matik der lebenden persischen spräche" (2. ausgäbe 1875) verstärkte 
höchstens den aus den „Sprüchen Ali's" gewonnenen eindruck, dass diesem 
gelehrten das Persische nicht weniger unterthan war als das Arabische. 
Wenn also schon zu anfang der vierziger jähre Fleischer überall, viel- 
leicht mit ausnähme einiger Hammer nahestehender kreise, als das haupt 
der deutschen Orientalisten neidlos anerkannt erscheint, und um dieselbe 
zeit, wie nachher fast ein halbes Jahrhundert hindurch , beinahe jeder 
Deutsche und zahlreiche ausländer, denen es um gründliche Schulung in 
der arabisch-mohammedanischen philologie zu thun war, ihn sich zum 
lehrer wählten, so ist das, unmittelbar oder mittelbar, eine nachwirkung 
des eindruck es gewesen, den jene beiden äusserlich so wenig umfang- 
reichen Schriften hervorgerufen hatten. Und dieser eindruck ist deswegen 
so mächtig gewesen, weil in ihnen sich vollendet darstellte, was nach 
dem tode Reiske's, des vir incomparabilis, die deutschen arabisten erst 
wieder von dem Franzosen de Sacy hatten lernen müssen: die philolo- 
gische methode, die nichts ist, als die anwendung des gesunden menschen- 
verstandes auf die Überlieferung bei treuem, unermüdlichem streben nach 
erreichung der peinlichsten genauigkeit und möglichsten Vollständigkeit 
in der Sammlung und Verarbeitung des überlieferten, und unter ausschluss 
aller geistreich sein wollenden willkür, aller grossartig auftretenden Ober- 
flächlichkeit. Nicht als ob der philologe nicht geistreich sein dürfte, 
was es ihm seine mittel erlauben: aber der geist muss die erforschten 
einzelheiten durchdringen und ordnen, nicht die lücken der forsch ung 
mit glänzenden trugbildern Überschleiern wollen, indem er sich bestenfalls 
mit dem gewissen durch ängstliche beobachtung eines als „methode u 
überlieferten Schematismus abfindet. Darin, dass Fleischer dieses ideal 
eines philologen in sich dargestellt, durch beispiel und lehre es einem 



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326 Heinrich Leberecht Fleischer. 

jeden ermöglicht hat, die einsieht in die rechte art der philologischen 
arbeit auf unserem gebiete zu gewinnen, darin besteht die eine, vielleicht 
die grössere hälfte seiner bedeutung in der geschiente der Wissenschaft. 
Viele grade der bedeutendsten gelehrten der gegenwart haben diese ein- 
sieht auf anderem wege sich erworben oder als ein glückliches geschenk 
des himmeis zu ihren Studien mitgebracht: dass sie aber gemeingat der 
weitesten kreise geworden ist, verdanken wir Fleischer, und ihm allein. 
Wie wenig Fleischer geneigt war, das wesen der philologischen me- 
thode in einer äusserlichen Schablone zu finden, zeigte er in dem werke, 
das seinen wissenschaftlichen rühm vollendete und, äusserlich genommen, 
das bedeutendste seines leben 8 geblieben ist, in seiner ausgäbe des koran- 
kommen tares von Beidhawi. Er, der schüler Gottfried Hermann's, der 
ganz genau wusste, was zu einer „methodisch 41 gearbeiteten ausgäbe ge- 
hört, hat den umfangreichen und schwierigen text ohne jede Variante ge- 
geben. Ich habe schon an einem anderen orte *) gelegentlich angedeutet, 
was ihn zu diesem verfahren, das auch von seiner sonstigen gepflogenheit 
abweicht, nach meinem gefühl veranlasste und berechtigte. Ein koran- 
kommentar ist nach allen seinen Seiten hin ein text technischer natur; 
wer ihn verstehen und wer ihn herausgeben will, muss vor allem über 
inhalt und technik des theologisch- juris tischen und des grammatischen 
systemes des Islams in voller ausdehnung und bis ins kleinste bescheid 
wissen. Wer aber in dieser beneidenswerten läge sich befindet, ist bei 
der anzahl der verfügbaren handschriften und superkoramentare überall 
im stände, mit Sicherheit die richtige lesart festzustellen : und auf weniger 
kundige leser können überflüssige Varianten immer nur irreführend wirken. 
Die Verantwortung, die auch in einem solchen falle der herausgeber 
durch ganzliche fortlassung des apparates übernimmt, ist eine ent- 
sprechend erhöhte : wer aber einmal Fleischer selbst seinen Beidhawi hat 
interpretieren hören, der wird von jeder etwaigen unruhe , ob er solcher 
Verantwortlichkeit auch gewachsen war, für immer befreit gewesen sein. 
Frei von allen fehlem ist diese ausgäbe so wenig wie irgend ein 
men sehen w erk ; Fleischer selbst sprach sich einmal in einer Vorlesung 
ärgerlich darüber aus, dass ihm I, 13, 21 nach dem femininum JülX^i^ 

ein "M c^-mhjJ statt des richtigen i^^j^wJ entschlüpft sei. (Vgl. FelPs Index 
S. 67.) Zahlreich sind aber solche stellen schwerlich. Mit behagen erzahlte er ein 
andermal, wie ein exemplar des buches — ich weiss nicht mehr wie und bei 
welcher gclegenheit — in Constantinopel dem Scheich-ul-Islara vorgelegt 
worden sei, und dieser es zunächst unter seiner würde gefunden habe, 
das classische werk der mohammedanischen theologie in der von einem 
unwissenden Giaur herrührenden verballhornung auch nur einer ober- 
flächlichen betrachtuug zu unterziehen. Schliesslich habe er doch einen 
blick hineingeworfen und ein par zeilen angesehen, dann erstaunt auf- 
geblickt, immer eifriger weiter gelesen und schliesslich seiner bewunde- 
rung ausdruck gegeben, dass es im abendlande einen mann gebe, der 
den Beidhawi verstehen müsse, wie ein rechtgläubiger achriftgelehrter. 
*) Gott gel. anz. 1884 no. 24 s. 961. 



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Heinrich Loberecht Fleischer. 327 

Ich führe diese äusserungen Fleischer's, die ich selbst mit angehört habe, 
an, weil ich es für eine anmassung halten würde, wollte ich seinen 
Beidhawi loben. Das darf schliesslich nur, wer selbst ein so kundiger 
muslimischer theologe ist, dass er unter anderen umständen die ausgäbe 
auch tadeln könnte: ob es im abendlande mehr als ein kleines halbes 
dutzend Orientalisten gibt, die das von sich sagen könnten, bezweifle ich 
— ich gehöre jedenfalls nicht dazu. 

Der Beidhawi ist — abgesehen von der 1870 als festschrift erschienenen 
kleinen ausgäbe des Hermes trismegistus — das letzte werk, welches 
Fleischer in selbständiger gestalt herausgegeben hat. Ja, der Beidhawi 
selbst ist bekanntlich aus der band seines herausgebers nicht vollständig 
hervorgegangen : die schon auf dem titelblatte versprochenen Indices, die 
Jahrzehnte lang dem gewissenhaften manne schwer auf der seele ge- 
legen haben, sind erst 1878 durch das hilfreiche eintreten Foll's zu 
8 tan de gekommen. Wenn Fleischer in der vorrede, durch welche er die 
arbeit seines schülers eingeleitet hat, mit bezug auf die ungewöhnlich 
grosse Verspätung sagt »Qui me resque meas norunt, eoe me nitro txcu- 
satum habere scio" — so wusste jeder, was er darunter zu verstehen hatte. 
In den jähren bis zum abschlusse des Beidhawitextes hatten sich mit dem 
steigenden ansehn des gelehrten die ansprüche gesteigert, welche von 
allen Seiten auf ihn eindrängten. Sie sind von drei seiten hauptsächlich 
erhoben worden: von seinen Schülern, von seinen mitarbeiten! , von der 
allgemeinheit. Die art, wie er ihnen genügt hat, zeigt im engen bunde 
die schönsten eigenschaften seines Charakters: peinliche ge wissen haftig - 
keit und treue im kleinen, wohlwollende gute und vollendete Selbst- 
losigkeit. 

Seine gewissenhaftigkeit und treue bewährte er vor allem in seiner 
thätigkeit als akademischer lehrer, wie ich sie aus eigner erfahrung in 
den jahren 1867/68 gegenwärtig habe. Er kannte seinen Beidhawi von 
grund aus; täglich konnte man bewundern, wie er bei jeder zufallig ge- 
gebenen gelegenheit die schulbegriffe der mohammedanischen Scholastik 
nicht minder klar und sicher darlegte, als er die geschichte und die be- 
griffsentwicklung eines beliebigen Wortes vom Arabischen durch das Per- 
sische bis ins Türkische hinein zu verfolgen pflegte, ohne, ausser in den 
seltensten fallen, auf seinen berühmten durchschossenen und auf den 
text- wie auf den durchschussblättern von oben bis unten vollgeschriebenen 
Freytag zurückzugehen: und dabei bat er keine Beidbawivorlesung ge- 
halten, ohne sich vorzubereiten — häufig fanden ihn seine schüler, wenn 
sie in früher morgenstund e zum collegium seine studierstube betraten, 
an seinem Stehpulte, den text vor sich, die abschrift von scheicb Zäde's 
8uperkommentar daneben. Zu dem erwähnten Zeitpunkte bestand sein 
Unterricht, abgesehen von der „arabischen gesellschaft", in welcher 
schwierige textstellen besprochen, Übungen im handschriftenlesen u. dergl. 
vorgenommen wurden, lediglich in der erklärung arabischer, persischer 
und türkischer schriftsteiler. Die gelesenen texte wechselten je nachdem, 
häufig nach den wünschen der zuhörer selbst; unverbrüchlich aber waren 
die zwei wöchentlichen Beidhawistunden, in welchen er selbst übersetzte 



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328 Heinrich Leberecht Fleischer. 

und erklärte, des Verständnisses wie der fortschritte der hörer sich durch 
häufige zwischen fragen versichernd. In den übrigen 4—6 wochenstunden 
wurden arabische, persische und türkische texte den schülern vorgelegt, 
an deren Übersetzung sich die berichtigungen und erläuterungen des 
lehrers anschlössen. Dabei kam er häufig vom einen auf das andere, so 
dass nicht sowohl die lectüre an sich als das wesentliche erschien, sondern 
die menge der manchmal sachlichen, überwiegend aber sprachlichen 
mitteilungen , die er aus dem unerschöpflichen füllhorn seines Wissens 
auf die eifrig zuhörenden, emsig notierenden teilnehmer herabschüttete. 
Der vorteil seiner, auf den ersten blick regellosen und abschweifenden 
lehrweise bestand ganz abgesehen von der raschen zunähme der positiven 
kenntnisse darin, dass man von den verschiedensten Seiten her in den 
sprach- und gedan kenkreis der mohammedanischen weit eingeführt wurde, 
dass man von dem reichtum und der ausdruckfahigkeit insbesondere des 
Arabischen eine lebendige anscbauung erhielt, endlich aber bei jeder ge- 
legcnheit nachdrücklichst auf die notwendigkeit hingewiesen wurde, es 
mit allem und jedem genau zu nehmen. Dass man durch fleissiges häus- 
liches Studium sich selbst systematisch fortbildete, war dabei natürlich 
notwendig, wurde indes eben als selbstverständlich vorausgesetzt: so 
musste, wer arbeiten konnte und wollte, sich rasch die Sprachkenntnisse 
aneignen und die gewohnheit peinlicher genauigkeit auerziehen lassen, 
welche nun einmal die ersten grundlagen der arabischen wie jeder philo- 
logie sind. Die notwendigkeit, in jedem falle zunächst auf dieser grund- 
lage den schülern festen fuss fassen zu helfen, rechtfertigt die nicht 
abzuläugnende, ohne zweifei aber gewollte einseitigkeit dieses Unterrichts ; 
bin ich recht berichtet , so hat Fleischer in früheren jähren auch syste- 
matische collegien, z. b. über islamische dogmatik gehalten — schon 
daraus ergibt sich, dass die spätere lehrweise eben nur eine stärkere 
concentrierung seiner immer gleich lebhaften bemühungen auf das wich- 
tigste und unumgänglichste darstellt. Wir sollten Arabisch, Persisch und 
Türkisch lernen und uns jeder neigung zu oberflächlicher arbeit ent- 
fremden: hatten wir das gethan, so waren wir ausgerüstet genug, auf 
jedem arbeitsfelde , welches sich der einzelne wählen mochte, nach dem 
verschiedenen masse unserer kräfte, aber im geiste philologischer ge- 
wissenhaftigkeit selbständig weiter zu arbeiten. Was man, auch unter 
diesem gesichtspunkte , an dem unterrichte vermissen konnte: eine für 
den zukünftigen philologen unter allen umständen höchst wünschenswerte 
einführung in die grundsätze der philologischen technik, das zu gewinnen 
hatte jeder gelegenheit, wenn er an die ausarbeitung seiner doctor-disser- 
tation ging. Denn mit den 8 oder 10 wöchentlichen collegstunden war 
Fleischer's lehrthätigkeit bei weitem nicht erschöpft Wie seine bibliothek, 
so stand sein wissen und können jedem seiner schüler zur verfugung; 
und wenn einer von ihnen in den handschriften , aus denen er seinen 
ersten text herausgeben wollte, an einer schwierigen stelle hängen blieb, 
brauchte er nur zu dem allzeit hilfsbereiten lehrer zu gehen , um sich 
den ausweg eröffnen zu lassen. Er mochte sich begnügen, die gewöhn- 
lich sofort bereite erklär ung oder emendation mit nach hause zu nehmen; 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 329 

spitzte er aber das ohr, so konnte er dabei die wenigen methodischen 
Grundsätze und kunstgriffe in den kauf bekommen, die schliesslich alle 
darauf hinauslaufen, dass man sich seine handschriften recht genau 
ansieht, dabei aber die zwei hauptsächlichsten von Lehrs' philologischen 
zehn geboten in obacht behält: „Du sollst nicht vor handschriften nieder- 
fallen" und „Du sollst den namen methode nicht unnützlich im munde 
führen". — Und hatte schliesslich der junge gelehrte mit der erreichung 
des doctortitels oder bald nachher seine Leipziger Studienzeit abge- 
schlossen, so war das band zwischen ihm und dem meister dadurch nur 
äusserlich gelockert. Wann und wie er wollte, mochte er sich an Fleischer 
-wenden mit bedenken und fragen jeder art: unermüdlich gab der gütige 
mann antwort und auskunft, sah oft genug selbst correcturbogen um 
correcturbogen durch — jeder von uns durfte, so lange er lebte, in ihm 
seine nie versagende wissenschaftliche stütze sehen. Ich mag in dies 
rührende bild selbstloser lehrertreue keinen störenden strich dadurch 
bringen, dass ich die frage aufwerfe, ob sie immer mit der einem so 
schrankenlosen wohlwollen gegenüber doppelt notwendigen Zurückhaltung 
ausgenutzt worden ist. Er hat an eine solche frage nie gedacht: er war 
für seine schüler da, so lange er irgend wissenschaftliches streben bei 
ihnen voraussetzen konnte, und darum nannte ihn — soweit nicht die 
unter jugendlich-mutwilliger form doch unsern grenzenlosen respekt aus- 
drückende Übersetzung „der alte" gelegentlich unterlief — keiner anders 
als „den scheich." Denn der arabische ehrenname Bchliesst eine andeu« 
tung jenes väterlichen Verhältnisses des lehres zum schüler ein, welches 
im mohammedanischen Oriente selbstverständlich ist 

Aber er war nicht unser scheich allein, er war, als ich in die reihen 
seiner schüler treten durfte, längst der „scheich-usch-schujüch" geworden, 
der „meister der meister". In gewisser weise ist er das von selbst ge- 
worden, seit mehr und mehr die schüler in die Stellungen von mitforschern 
hineinwuchsen: die konnten nicht wohl auf den gedanken kommen, über 
den meister zu sein. So gross aber ihre zahl war, neben ihnen fehlte es 
nicht an gelehrten, die aus der schule Ewald's, Rödiger's, Freytag's und 
anderer hervorgegangen ihre Selbständigkeit behaupten durften; in noch 
höherem masse war das bei ungefähren Zeitgenossen, wie Dorn und 
R öd ig er selbst der fall. Niemand wird läugnen, dass dies zum heile 
unserer Wissenschaft geschehen ist. Es ist unter allen umständen ein 
unglück, wenn eine schule, und sei sie in ihrer richtung wie in ihren 
persönlichkeiten so vortrefflich sie wolle, auf irgend einem gebiete eine 
alleinherrschaft ausübt, denn in gewisser weise muss sie immer einseitig 
sein und die einseitigkeit ist der tod der Wissenschaft. Nun folgt zwar 
schon aus dem über Fleischer' s lehrthätigkeit gesagten, dass ihm selbst 
nichts ferner lag, als seine schüler in eine einseitige richtung zu drängen : 
wer trotzdem diese ansieht zu vertreten geneigt wäre, braucht nur 
Fleischers vorwort zu Behrnauer's Übersetzung der „Vierzig vezire** 
(Leipzig 1851) zu lesen, um sich eines besseren zu belehren. Natur- 
gemäßes aber folgten die schüler zunächst seinen spuren, und wenn er sie 
notwendig immer auf die arabische grammatik verweisen musste, wenn 
Beitrlg* i. Irande d. lad*, sprachen. XV. 22 

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330 Heinrich Leberecht Fleischer. 

andererseits als airfang selbständigen forschens die bearbeitung gramma- 
tischer, für den richtig geschulten arabisten immer am leichtesten zu be- 
herrschender texte sich empfahl, so konnte es nicht ausbleiben, dass 
eine Zeitlang die arabische grammatik in diesem kreise etwas zu über- 
wuchern schien. Die folge hat gezeigt, dass die gefahr so dringend nicht 
gewesen ist; zu ihrer vollständigen beseitiguog hat indes zweifellos die 
thätigkeit jener gelehrten erheblich beigetragen, die von Fleischers Unter- 
richt unabhängig geblieben sind. Von seinem Unterricht, aber nicht von 
seinem einflusse. Er war nun einmal von den kenntnisreichen der kennt- 
nisreichste, von den genauen der genauste: kein wunder, dass sich die 
anerkennung, welche mit einer oder zwei ausnahmen seiner wissenschaft- 
lichen grosse von denen selbst am bereitwilligsten gezollt wurde, die 
selbst die bedeutendsten waren, naturgemäss allmählich in persönliche 
Verbindungen umsetzte, bei welchen er zuletzt immer der am meisten 
gebende blieb. Mehr und mehr gewöhnten sich in Deutschland wie in 
nicht bloß einem fremden lande die fachgenossen daran , seinen rat ein- 
zuholen, seine hilfe in ansprach zu nehmen, die den fremden so wenig 
wie einem seiner schüler jemals versagt wurde. So kam es dazu, dass 
schliesslich in Deutschland Jahrzehnte lang kaum ein umfangreicherer 
arabischer text gedruckt worden ist, zu dessen Vervollkommnung er nicht 
in ausgedehntem masse beigetragen hätte, und mehr als ein namhaftes 
werk ausländischer arabisten hat in derselben weise seine mitwirkung 
erfahren — sei es dass er während des druckes die einzelnen bogen 
durcharbeitete, oder nach Vollendung eines bandes die ergebnisse seiner 
aufmerksamen lectüre zusammenfasste , damit sie für etwaige nachtrage 
verwerthet werden könnten. Es ist eine ganze bibliothek arabischer 
Schriftsteller, zu deren Herstellung er auf diese weise geholfen hat: 
Amari'8 Bibliotheca arabo-sicula, Juynboll's Abulmahäsin, der Mak- 
kari, Tornberg's Ibn el-Athir, Wüstenfeld's Jacut, Flügel's 
Fihrist, Wright's Kamil, de 6 oe je' s Bibliotheca geographorum, Jahn's 
Ibn Ja'isch — um nur aufs gerathewohl einige der wichtigsten heraus- 
zugreifen. Hand in hand mit der eignen kritischen thätigkeit dabei 
musste natürlich eine umfangreiche correspondenz gehen — um so zeit- 
raubender, als auch sie mit einer fast umständlich zu nennenden ge- 
wissenhaftigkeit behandelt wurde, ohne welche doch die regelmässigkeit 
und Sicherheit dieser zahllosen Verbindungen nicht hätte aufrecht erhalten 
werden können. 

Mit dem fortschritte der orientalischen Studien in Deutschland hatte 
schon seit den dreissiger jähren sich das bedürfnis nach herstellung eines 
näheren Zusammenhanges zwischen den Vertretern der verschiedenen 
fach er dieser Wissenschaft lebhaft fühlbar gemacht Einen solchen her- 
zustellen hatten 18S7 Ewald, Kosegarten, Rödiger und Rückert 
mit einigen anderen die „Zeitschrift für die künde des morgenlandes" 
gegründet; seit 1838 boten die philologenversammlungen ort und ge- 
legenheit, mit fachgenossen im weiteren sinne persönlichen verkehr za 
pflegen. So lag der gedanke in der luft, den im September 1848 bei 
einem besuche mit Pott, Olshausen, v. d. Gabelentz, Brockhaus 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 331 

in Fleischer 's hause R ö d i g e r aussprach : im anschlusse an die philo- 
iogenversammlungen jährliche Zusammenkünfte deutscher Orientalisten zu 
veranstalten. Es ist bekannt, wie dieser gedanke gleich 1844 auf der 
Dresdner philologenversammlung zur ausfuhrung kam, und wie in folge 
dort gepflogener beratungen auf der Versammlung des nächsten Jahres 
in Darmstadt am 2. october 1845 nach dem vorbilde der Societe Asiatique 
und der Royal Asiatic Society die deutsche morgenländische ge- 
sell schaft gestiftet wurde, in deren „Zeitschrift" von 1847 an die 
„Zeitschrift für die k. d. m." aufging. Von anfang hatte Fleischer 
mit besonderem eifer sich der sache angenommen, die Dresdner Verhand- 
lungen waren unter seinem Vorsitze gepflogen worden, der Statutenentwurf 
seiner feder entflossen; und wie sein mitgliedsdiplom die nummer eins 
getragen hat, so ist er, unbeschadet der treuen mitarbeit zahlreicher und 
verdienter männer, bis zu seinem austritte aus dem vorstände (1880) die 
eigentliche seele der gesellschaft gewesen, wiederum vermöge jener Selbst- 
losigkeit, welche ihn seine kräfte stets in den dienst des allgemeinen 
besten treten liess. Ueberall, wo not am mann war, ist er eingesprungen, 
bald als redacteur der Zeitschrift, bald als jahresberichtserstatter, bald 
als begutachter und verbesserer fremder arbeiten, welche unter der auto- 
rität der gesellschaft gedruckt werden sollten, bald als vermittler zwischen 
gegenBätzen, die sich in gesellschaftskreisen gebildet hatten. Wie ein 
kind, das er unter vielen mühen und mancher sorge grossgezogen, war 
ihm darum die gesellschaft an's herz gewachsen; nirgends, ausser wo 
ihm unwahrhaftigkeit entgegentrat, konnte er so böse werden, als wenn 
jemand die interessen der gesellschaft verletzt hatte oder seinen Ver- 
pflichtungen gegen sie nicht pünktlich nachgekommen war. Er selbst 
legte sich, so lange er im vorstände als bibliotheksbevollmächtigter waltete, 
vierteljährlich die strafe auf, alle bei ihm inzwischen eingelaufhen bücher 
und hefte zu verzeichnen und die liste der an den bibliothekar 
nach Halle wandernden kiste beizulegen. Später ist durch herstellung 
direkten Verkehrs zwischen der bibliothek und den correspondenten der 
gesellschaft diese arbeit in wegfall gekommen; bis dahin ist, als ich 
bibliothekar der gesellschaft war, manche solche liste von seiner band durch 
die meine gegangen. Ich kann mich nicht entsinnen je ein versehen 
darin gefunden zu haben, wohl aber, dass ich oft den wünsch fühlte, 
er möchte durch solche h and 1 angerar b ei t , für die er willige hände zu 
dutzenden um sich gefunden hätte, nicht stunden seiner kostbaren zeit 
sich rauben lassen. Aber er würde den bedenklich angesehen haben, 
der ihm zugemuthet hätte anderen zu übertragen, was zu thun er als 
seine pflicht betrachtete. Und darin hatte er ohne zweifei recht: die 
gesellschaft wäre nicht das geworden, was sie ist, hätte er Beine pflichten 
nicht in so weitgehender weise aufgefasst. Dafür hatte er denn auch 
die freude, sie wachsen und gedeihen zu sehn, dass sie bald ebenbürtig 
den älteren vereinen des ausländes zur seite trat und in der reihe der 
gelehrten vereine Deutschlands eine geachtete Stellung einnahm. Einmal 
freilich hat ihm diese Stellung ungelegenheiten geschaffen: als der vor- 
stand in die läge versetzt wurde, den ankauf der gefälschten moabitischen 

22* 

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332 Heinrich Leberecht Fleischer. 

altertümer der preussischen regierung zu empfehlen. Es ist hier nicht 
der ort und wäre nirgends meine sache, den staub, unter welchem diese 
unglückliche angelegenheit endlich begraben ist, von neuem aufzuwirbeln. 
Es ist gewis eine richtige auffassung der aufgäbe eines geschäftsführenden 
ausschusses, die nachmals zu dem beschluase der generalversammlung 
der d. m. g. gefuhrt hat „dass gutachten über wissenschaftliche und ins- 
besondere über streitige fragen, welche der geschäftsführende vorstand er- 
„teilt, gemäss der dem letzteren in den Statuten gegebenen Stellung nicht 
„als meinungsausdruck der gesellschaft gelten können 1 ' 1 ). Hat Fleischer 
hier einen verhängnisvollen formfehler passieren lassen, so hat er nachher 
in der grossmütigsten weise mehr von der ganzen Verantwortung sich 
mit zuschreiben lassen, als er nötig gehabt hätte. — 

Wer noch einmal die ausgedehnte und vielseitige thätigkeit über- 
blickt, die ich eben, immer noch unvollständig genug, zu schildern ver- 
sucht habe, wird wahrlich keinen grund zum zweifei finden, wenn Fleischer 
an der oben angeführten stelle seiner vorrede zu Fell's Indices fort- 
fahrt: „ceteris adsevero otium mihi et vires defuisse, non voluntatem et 
Studium^. Um so weniger konnte er noch müsse finden zur Vorbereitung 
und ausführung grösserer, zusammenhängender werke selbständiger ge- 
stalt; die koran Übersetzung , an der er oft und lange gearbeitet, ist un- 
vollendet zurückgeblieben. Trotzdem ging sein wirken in seiner thätig- 
keit für schüler, fachgenossen und allgemeinheit nicht auf; jede freie 
minute widmete er wieder jener aufgäbe, die er sich gestellt sah: die 
arabisch -mohammedanische philologie auf der höhe, welche sie durch 
de Sacy erreicht hatte, zu halten, wo möglich eine weitere stufe sie 
erreichen zu lassen. Die kritische thätigkeit, durch welche sein auftreten 
bahnbrechend wurde, hat er bis zuletzt auf das eifrigste fortgesetzt : lange 
zeit durch besprechung neuer bücher in der Halliachen litteraturzeitung, 
Gersdorf 8 repertorium u. s. w., später ausschliesslich in der Zeitschrift 
der d. m. g. : hier mögen für die leser der „Beiträge 4 ' seine ausführlichen 
anzeigen der neubearbeitung von Rückert's Poetik und rhetorik der 
Perser und der Bach er 'sehen ausgäbe von Sa'di's kleinen gedienten 
hervorgehoben werden, die im 8. bände der „Kleineren Schriften" wieder 
abgedruckt sind. Daneben liefen umfangreichere kritische beitrage zur 
Verbesserung arabischer textausgaben, besonders des Makkari und Abul- 
m aha sin, endlich eine menge kleinerer arbeiten zur arabischen, per- 
sischen und türkischen litteratur, geschiente und archäologie, wie sie ihm 
der zufall weniger als gelegentliche Vorkommnisse in seiner correspondenz, 
in der gesohäftsführung für die d. m. g. u. dergl. nahelegten. Zwei 
grosse Serien treten zwischen all dem, so reiche belehrung im einzelnen 
auch darin zu finden ist, mächtig hervor: die berühmten „Beiträge", 
erst zu de Sacy 's Qrammaire arabe, dann zu Dozy's Supplement aux 
dictionnaires arabes. 

„Grammatici Arabes utüissimi nobis (sunt enim thesauri formarum 
totiusque antiquitatis promi condi/ 1 hat kein anderer als Ewald*) ge- 

*) ZDMG. bd. 81 s. XV. *) Gramm, crit ling. ar. I s. IV. 

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Heinrich Leberecht Fleischer. 333 

urteilt. Es ist eins der grössten, wenn nicht das grösste verdienst 
de Sacy's, die ganze arabische philologie auf diese grundlage gestellt 
zu haben; und es ist ein nicht minder grosses verdienst Fleischer' s, 
dass er grade in dieser grundlage das werk seines meistere ergänzt und 
vollendet hat, im geiste jener bescheidenheit und pietät gegen den ge- 
liebten lehrer, die ihn bis an sein lebensende beseelten, aber mit der 
überlegenen kenntnis, die sich zu erringen ein mann wie er eben in der 
schule de Sacy's gelernt hatte. Ein hervorragendes talent, das mit einem 
besonderen Sprachgefühl für das Arabische ausgestattet ist, mag es fertig 
bringen, wirklich Arabisch zu verstehen und die vielen kleinen fallen zu 
vermeiden, welche schrift, formenschatz und syntax dieser hinterlistigsten 
der mir bekannten sprachen dem harmlosen leser zu stellen wetteifern: 
der durchschnittsgelehrte wird, wenn er nicht seinen de Sacy mit 
Fleischer's beitragen in sich verarbeitet hat, immer verloren sein, wenn 
verloren sein für einen philologen bedeutet, auf eine längst überwundene 
stufe wissenschaftlicher entwickelung kläglich zurücksinken. Dass nie- 
mand, der fleiss und guten willen besitzt, solcher gefahr mehr ausgesetzt 
ist, haben wir alle dem „alten" zu verdanken. Und was seiner zeit der 
durchschossene und zerlesen e Freytag für uns war, dasselbe was in der 
grammatik de Sacy mit den „Beitragen* 1 bedeutet, das ist für das lexikon 
Dozy's Supplement mit den berichtigungen und Zusätzen Fleischet^: 
die „Kleineren schritten", deren insgesamt 2225 Seiten diese schätze mit 
den früher erwähnten umfassen, sind ein Vermächtnis, dessen gewissen- 
hafteste Verwertung noch auf lange zeit hinaus die erste pflicht jedes 
wissenschaftlichen arabisten sein wird. 

Gewissenhafteste Verwertung — nicht minder aber dankbarste. Um 
seinen schülern und fachgenossen werden zu können, was er ihnen ge- 
wesen ist, hat er um die zeit, wo seine kraft ihre grösste reife, sein 
wissen seinen vollsten umfang erreicht hatte, darauf verzichtet, anders 
für sich zu arbeiten, als indem er für andere arbeitete. Vielleicht hat 
mancher schon das gefühl gehabt, das mir vor einigen jähren ein be- 
deutender und ideenreicher fachgenosse aussprach : er könne Fleischer 
ordentlich böse sein, wenn er sehe, wie er mit diesem wissen und können 
auf die lösung der höchsten aufgaben verzichte. Ich kann dem unge- 
nannten freunde nicht recht geben. Mancherlei gaben, ein geist: dem 
einen ist gegeben, in kühnem wagen neue länder zu entdecken, dem 
andern, daheim gesetze und Ordnungen zu schaffen — nicht eins oder das 
andere ist das rechte, sondern keins kann ohne das andere bestehen. 
Als Fleischer auftrat, brauchten wir gesetze und Ordnungen: er hat sie 
geschaffen, nun mögen die mutigen auf entdeckungen ausgehen, die minder 
bedeutenden werden gut thun daheim zu bleiben und zu achten, dass 
gesetze und Ordnungen nicht von neuem untergraben werden. Gewis wäre 
es etwas grosses gewesen, hätte unser scheich uns etwa das gebäude einer 
islamischen dogmatik geschaffen : aber ist es nicht grösser, dass er ganzen 
generationen die Werkzeuge geschliffen und sie ihren gebrauch gelehrt 
hat, dass sie nun selbst bauen können, nicht so rasch und nicht so hoch, 
aber vielarmig in die weite? 



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334 Heinrich Leberecht Fleischer. 

»Dass ich dir' 8 mit einem worie sage, mich selbst , ganz, wie ich da 
»bin, auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein wünsch und meine 
„absieht" schreibt Wilhelm Meister an den klugen Werner. Es ist noch 
nirgend treffender ausgedrückt worden, was der mensch mit sich selber 
anzufangen hat. Fleisch er war eine durchweg klare, scharfsinnige und 
verständige natur, allem mystischen und verschwommenen wesen abge- 
neigt, zum kritiker geboren, aber nicht nur zum kritiker für andere, 
sondern vor allen für sich selbst. Dazu kamen in seinem wesen die 
herrlichen eigenschaften der pflichttreue, der Wahrhaftigkeit, des Wohl- 
wollens und der nur auf die sache gerichteten, bescheidenen Selbstlosig- 
keit. Es ist keine dieser anlagen, die er nicht auf das gewissenhafteste 
ausgebildet hätte ; und es Riebt keine andere , die er versucht hätte sich 
anzudichten. Einem solchen manne konnte es nie verborgen bleiben, dass 
eine reine ausbildung des eignen weseDS niemandem gelingt ausser durch 
selb8tbeschränkung. Er war in keiner weise einseitig, weder in seinen 
anschauungen noch in seinen Studien; aber er wusste genau, wo seine 
stärke lag, und war zu weise, gegen den sprach zu fehlen : Qui trop em- 
brasse, mal etreint. „// ne faut pas courir deux Uevres ä la fois", schrieb 
er mir einmal — er bediente sich gern des Französischen, das er voll- 
ständig beherrschte — und diesen grundsatz hat er in der bewusstesten 
weise in Beinern ganzen wissenschaftlichen leben durchgeführt. Er spricht 
es schon in der vorrede zu den „Goldenen halsbändern" mit klarer be- 
stimmtheit aus: „dass im Arabischen weder guter wille, noch fleiss, noch 
„Scharfsinn, noch witz, noch sonstige Sprachgelehrsamkeit, noch irgend etwas 
»auf der weit von der nothwendigkeit entbinden kann, bey den arabischen 
v philologen selbst, und hier in Europa zunächst bey Meister de Sacy, ganz 
»bescheiden, und lange, und treußeissig in die schule zu gehn; — womit 
»ich übrigens keineswegs gesagt haben will, dass es nicht den Bemühungen 
»Ewald* s und seiner geistesverwandten mit der zeit gelingen werde, das 
„unendlich reiche material arabischer Sprachgelehrsamkeit in eine ange- 
„messnere form und bequemere übersieht zu britigen, so wie auch für manches 
»eine bessere erklürung und tiefere Begründung zu finden*". Kr übersieht 
die berechtigung von Ewald 's sprachwissenschaftlicher richtung so wenig, 
wie Ewald es übersieht, dass die arabischen grammatiker die promi condi 
totius antiquitatis sind: aber er beschränkt sich mit vollem bewusstsein 
auf die rein philologische seile der aufgäbe , denn il ne faut pas courir 
deux Uevres ä la fois. Eine abweichung von dem grundsatze hat er sich 
eigentlich nur an einer stelle gestattet, auf einem grenzgebiete , dessen 
betreten sich schwer vermeiden Hess — dem der gemeinsemitischen 
etymologie: wer deswegen einen stein auf ihn werfen will, thue es auf 
Joh. 8, 7 hin. Dieser Selbstbeschränkung, neben anderem, verdankt er 
seine unvergleichliche grosse auf dem philologischen gebiete, das, wie 
man will, von ihm erwählt oder ihm naturgemäss zugewachsen war. 
Jedenfalls hätte kaum ein anderes in dem grade seiner natur entsprochen. 
Die consequente gesetzmässigkeit und durchsichtige klarheit des arabischen 
Sprachbaus musate seiner geistesart ebenso zusagen, wie die unendliche 
fülle und scheinbare verwickeltheit der sprachlichen erscheinungen seinem 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 335 

Scharfsinne willkommne aufgaben bot; and die ihrer spräche analoge 
art der arabischen dichter und Schriftsteller machte ihn zu deren ge- 
borenem erklärer. Diese teilweise congenialität — denn auf der andern 
seite war er ein ächter Deutscher mit einem ganz unarabischen gemüt — 
im verein mit der fülle seiner sprach- und Sachkenntnis hat ihn zu der 
gradezu beispiellosen Virtuosität und Sicherheit in der kritik arabischer 
texte gelangen lassen, die wohl, für den augenblick wenigstens, seinen 
rühm am meisten gesteigert hat. So wenig grundsätzlich irgend ein 
unterschied zwischen der richtigen philologischen behandlung eines 
griechischen oder lateinischen und eines arabischen oder persischen textes 
besteht, so bringen es doch mancherlei äusserliche besonderheiten der 
mohammedanischen litteratur — die geringere zeitentfernung zwischen 
dem autograph und den vorliegenden handschriften, die art der arabischen 
schriftzüge u. dergl. — zu wege, dass auf unserem gebiete, um die schul- 
worte zu gebrauchen, mit der recensxo zwar bisweilen das wesentlichste, 
in der mehrzahl der falle aber das geringste geschehen ist, der Schwer- 
punkt der kritischen arbeit da in die emendatio fallt; und mit ähnlichen 
umständen hängt es zusammen, dass die conjeetur bei uns verhältnis- 
mässig seltener, als bei den dasei sehen philologen, + probabilis, sondern 
meistens entweder richtig oder falsch ist. Daher kann man sagen, dass, 
von blossen Schreibfehlern abgesehen, conjicieren überhaupt in der clas- 
sischen philologie, richtig conjicieren, also emendieren bei uns ceteris 
paribus leichter ist; und aus beiden gründen dürfen wir uns bei der 
blossen recensio viel weniger beruhigen, als unter umständen unsere 
griechisch-römischen col legen. Es folgt, dass ein mann wie Fleischer 
nicht etwa, weil er tausende von Verbesserungsvorschlägen gemacht hat, 
mit dem lobenden epitheton „glückliches conjecturentalent" in die grosse 
rumpelkammer der vereinigten apparate zu verweisen ist: seine conjeeturen 
sind — wenn eine solche Schätzung zulässig erscheint — mindestens zu 
zwei dritteln emendationen. Und so hätte er noch ein halbes dutzend 
texte wie den Beidhawi herausgeben können, die leistung wäre weder so 
grossartig noch so fördernd für unsere Wissenschaft gewesen, wie die- 
jenige, welche seine kritischen beitrage zu den von anderen herausge- 
gebenen texten darstellen. Wer das zugiebt, wird darin mir ebenfalls 
beistimmen, dass der selbstlosen und in weiser beschrankung zielbewussten 
arbeit auch hier der ungewollte preis von selbst zufallen musste. 

Es ist zeit, abzuschliessen. Fleischer's bedeutung in der geschiente 
unserer Wissenschaft besteht darin, dass er die von de Sacy begründete 
wissenschaftliche behandlung der arabisch-mohammedanischen philologie 
durch lehre und beispiel in Deutschland heimisch machte, generationen 
von schülern in diesem sinne erzog, in dem gleichen sinne auf die mit- 
forscher in Deutschland wie in der fremde einwirkte; dass er die summe 
des von de Sacy erreichten auf dem besonderen gebiete der arabischen 
spräche und litteratur verdoppelte; dass er die arbeiten seiner Zeit- 
genossen durch seine hilfe auf die höhe des eignen Standpunktes empor- 
hob. Weder an bedeutenden mitarbeitern noch an solchen, die an den 
von ihm selbst gezogenen grenzen seines wirkens ergänzend einsetzten, 



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336 Heinrich Leberecht Fleischer. 

hat es ihm gefehlt; trotzdem bleibt er und kein anderer der wahre erbe 
und nachfolger de Sacy's. An positivem wissen und können bat er 
seinen grossen lehrer vielfach übertroffen, aber er selbst würde zornig 
den heimgesandt haben, der ihm als wissenschaftlicher Persönlichkeit den 
Vorrang vor dem altmeister zugesprochen hätte : *t\£XjÜ J^aail „die ehre 
dem der vorangeht". — 

Dem Verdienste des grossen gelehrten entsprach die ehrende aner- 
kennung, die ihm von allen Seiten zu teil wurde. Die hervorragendsten 
Orientalisten Deutschlands und des ausländes erkannten bereitwillig sein 
einziges wisBen und können an, die gelehrten gesellschafben belehnten 
eine nach der andern ihn mit ihrer ehrenmitgliedschaft, und zu mehreren 
sächsischen orden und dem türkischen Medjidie fügten sich die beiden 
höchsten anszeichnungen , welche Deutschland für wissenschaftliche Ver- 
dienste zu spenden hat: der bayerische Maximilian und der preussische 
pour le merüe. Dabei schien es lange zeit, als könnte auch das alter 
nicht der arbeitskraft noch der arbeitslust des achtzigjährigen etwas an- 
haben. Im frühjahr 1884 indes traten die ersten anzeichen eines unter- 
leibsleidens hervor, das nach längerem hin- und herschwanken sich all- 
mählich doch verschlimmerte. Aber wer ihn in guten tagen sah, merkte 
kaum etwas von einer Veränderung in seinem aussehen, nicht« von irgend 
welcher in seinem wesen. Am 19. October 1885 durfte ich ihn zu seinem 
60 jährigen amtsjubiläum mit vielen anderen begrüssen, und am 4. October 
1886, wo ich ihn abermals in seinem herbstaufenthalt zu Neu-Schöne- 
feld aufsuchte, konnte ich in mein tagebuch eintragen „Fleischer frisch 
wie immer". Doch hatte er schon 1886 von dem seit dem amtsjubiläum 
ihm gewährten dispens von den sommervorlesungen gebrauch machen 
müssen, auch die arbeit beschränkte mehr und mehr das gebot des arztes. 
Als ich ihn am 7. October 1887 wieder in Leipzig aufsuchte, sah ich, 
dass ich Bchweigend für dieses leben von ihm abschied nehmen musste. 
Er hat trotz der zunehmenden schwäche noch die Wintervorlesungen des 
Jahres angefangen und sie bis zum 17. November durchgeführt; aber der 
18. warf ihn auf das lager, von dem er sich nicht mehr erheben Bollte. 
Die grossen schmerzen seiner krankheit ertrug er mit grossartiger geduld ; 
nie ist eine klage über seine lippen gekommen, bis ihn am 10. Februar 
1888, kurz vor der Vollendung seines 87. lebensjahres , der tod erlöste. 

Diegrundzüge in Fleischer' s wesen sind Wahrhaftigkeit, gewissen- 
haftigkeit, Selbstlosigkeit und Pünktlichkeit gewesen. Ich habe niemals 
unterscheiden können, was er dabei der natur, was der früh geübten 
strengen Selbstzucht schuldig war. Aber zur natur war ihm auch das 
geworden, was er der gewöhnung verdanken mochte: sein gemüt empörte 
sich, er wurde zornig und fast schien es, als verliesse ihn das grandgütige, 
im besten sinne gutmütige wolwollen, das schon in seinen zügen aus- 
geprägt lag, wenn ihm Unwahrheit, leichtfertigkeit oder unpünktlichkeit 
entgegentrat. So lange keine beweise von unwahrhaftigkeit anderer vor- 
lagen, war er arglos, ab und an vielleicht zu sehr; aber wer ihm in 
seinem zarten sinn für das rechte anstoss gab, mochte seinen Unwillen 
scheuen. Doch war jede rechthaberei seinem wesen fremd; es ist wohl 



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Heinrich Leberecht Fleischer. 337 

vorgekommen, dass er den oder jenen unrichtig beurtheilt hat, aber da 
hat er bei der ersten Veranlassung sein urteil geändert, bereitwilliger 
zum günstigen, doch, wo gewichtige gründe vorlagen, zum ungünstigen. 
Es lag eine strenge und ruhige Sachlichkeit in allem, was er dachte und 
that: auch bei wissenschaftlichen Verhandlungen erwartete er, dass man 
dem, was er als richtig erkannt hatte, sich nicht verschluss; aber von 
dem jüngsten seiner schüler nahm er belehrnng an, wenn es dem zufallig 
gelungen war, etwas zu finden, was der scheich nicht gesehen hatte. 
Eine andere als eine sachliche polemik hat er nie gekannt, mit einer ein- 
zigen ausnähme: als ihn Ewald in der weise, die leider dem andenken 
des gewaltigen mannes noch heute abbrach thut, anschuldigte, dass bei 
ihm „unlautere antriebe in die Wissenschaft eingreifen 1 ', hat er in einer 
gedruckten „auseinandersetzung mit herrn professor dr. Ewald in Göt- 
tingen" seinem berechtigten Unwillen deutlichen, obwol immer noch mass- 
vollen ausdruck verliehen. Das bekannte misverständnis mit Dozy, den 
Fleischer ohne jede absieht verletzt hatte, ist in der für beide grosse 
gelehrte ehrenvollsten weise gelöst worden. Was er konnte und leistete, 
dessen war er sich bewusst: aber er machte sich kein verdienst daraus. 
Jede leistung eineB anderen , sei es auf dessen oder auf seinem eignen 
gebiete, erkannte er auf das freudigste an; und de Sa cy 's ganzer person 
wie Lane's nach seinem urteile ihm selbst überlegener kenntnis des 
Arabischen hat er sich stets ohne zögern untergeordnet. Er ist nie eitler 
ehre geizig gewesen; er hat nie das seine gesucht. 

Was man wohl Fleischer' s Bchule genannt hat, ist als ein ganzes 
kaum noch zu betrachten. Die arabischen Studien, deren überwiegen 
eines der kenntlichsten merkmale des Zusammenhanges bildeten, haben 
in Deutschland einbusse erlitten. Vor allem durch die härte des Schick- 
sals, welches grade von den besten arabischen philologen aus Fleischers 
schule mehrere vorzeitig dahin gerafft hat: Ralfs, Loth, Spitta, in 
zweiter linie KoSut und Hub er. Manche von uns haben sich neue 
wege gesucht, das allgemeine interesse lenkt sich vielfach auf die assy- 
riologischen und sprachwissenschaftlichen facher ab; die fuhrung auf dem 
arabischen gebiete ist im begriffe auf die holländische schule über- 
zugehen. Aber es ist gleich, was wir treiben, so lange wir unserem 
scheich in dem nachstreben, was uns kleineren erreichbar ist: zu arbeiten 
um der sache willen, ehrlich, fleissig, gewissenhaft und bescheiden. 

Königsberg, 14. april 1889. A. Müller. 



Berichtigungen. 

S. 48, z. 14 lies „triefaugig" für „tiefäugig". 
„ z. 34 „ „marenc" für „merenf". 
„ z. 35 „ „merk" für „rnerp". 



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338 



Register. 



I. Sachregister. 



Ablaut: definition des a. 304 ff.; 
ablautsreihen 806 ff.; an den pro- 
nominalstämmen dargethan 3 10 ff.; 
a. in casusendungen 16 n. 

Accent: ursprünglicher a. der vo- 
cative 296 ff., zweifacher a. un- 
eigentlicher composita im Skr. 
15; Vereinigung zweier häufig ver- 
bundener Wörter unter einem a. 
im Skr. 27; der äolische a. 
eine folge des secundäraccents 
157; Zurückziehung des a. im Ky- 
prischen 74. 

Apokope der präpositionen im 
Kyprischen 53. 

Aspiration im Altirischen nach 
verben 100 ff.; hinter ehemaligem 
-* keine a. 119. 

Augment: Ursprung des a. 157 f. 

Auslaut: behandlung von altem 
auslautendem äi und ai im Lett. 
299. 301 f. — Ausl. m und y 
fielen im Got. vor Inkrafttreten 
der übrigen auslautsgesetze ab 
292. 

Avesta: Y. 9, 4 s. 259. — 13, 2 
s. 11. — 17, 11 s. 12. - 31, 8 
8. 38; 22 s. 11. - 33 übersetzt 
248 ff., erläutert 251 ff. - 34. 4 
s. 12; 6 s. 257. — 35, 4 s. 260. 

— 44, 3 8. 9; 11 s. 256. — 45, 
8 s. 38.— 46. 11 s. 11; 16 8. 14. 

— 48, 1 s. 259. — 49, 11 s. 11. 

— 50, 2 8. 14. — 51, 4 s. 260; 
7 s. 261; 12 s. 12; 14 s 260. — 
70, 4 s. 11. — Yt. 19, 44 s.254. 

— 22, 8 8. 38. — V. 2, 25 8. 13. 

— 3, 32 b. 42. — 19, 40 s. 20. 

— Vsp. 3, 7 s. 12. 
Bedeutungsentwickelung: 50. 

89. 129 f. 133. 284 f. 
Conjugation: inchoativa auf idg. 
ßk^h 187 f. n.; vcrbalendungen mit 
r im Arischen 41 n. Nahe bc- 
ziehung der infinitive zu gerun- 
dien und gerundiven 217. 231. 
238 f. Infinitive mit dativendung 
224 ff. 238 ff. ; infinitive und ge- 
rundien mit locativendung 240 f., 



mit accusativendung 242 ff. — 
Infinitive auf ar. -am 217 ff., -yäi 
227 ff. 239, -yä236f., -«*, sai 
230 f., -asai 231 n.; ai. taväi 224 f. 
239 ; -tyäi 232. 234, -dhyäi 234 f. 
262 ff.; av. -dyüi, -dhyäi 235 f.; 
zwei neue av. infinitive 12 f.; ge- 
gerundium auf tväya (tvdyä) im 
Skrt. 239 f. Partie, med. auf 
-and im Skrt. 187. 189. — Ver- 
schwinden der alten 5. klasse im 
PrSkrit 123. - G riech, infi- 
nitive auf -<r&tu 262. 267. Yerba 
contractu bei Herodot auf -4m 
162 f., mit langem vocal vor der 
endung 164 ff.; c. im Kypr. 
75 ff; verba auf -£o) im Kypr. 
78 f. — Das 6-praeteritum im 
Lat 245 n. — Aspiration nach 
verbalformen im Altirischen 
100 f. , nach dem verb. substant. 
106 fi". — Germ, verba auf -izän 
282 f. 
Consonanten: Arisches gh ge- 
genüber europ. g und umgekehrt 
25; Umstellung der anlautsgruppe 
Zischlaut + verschlusslaut in ge- 
wissen fallen des sandhi 25, von 
an zu ^ 160; idg. k t h, sk^h zu 
skrt. ch 187 f. n.; s+s wird nie 
zu t + s 188 n. 199 f. n.; skrt 
d + h im sandhi zu jfh 28 n.; 
Übergang von skrt. dh zu h 121, 
$rA zu A im Päli 124; skrtfottim 
Mittclind. nur zu ddh 123 f. 

— Dissimilation zweier r im Skrt. 
18, im G riech. 136, zweier Jl 
73. — a aus kj, zwischen vocalen 
im Lak. verhaucht 136. Ky- 
prisch: behandlung des s 60 f., 
des a im anlaut 64 f., zwischen 
vocalen 65 f. , im auslaut 61. 67, 
des | 68 f.; j nach * entwickelt 
69, nach y vor tt (yu zu £«) 70, 
auslautender nasal abgeworfen 73. 

— Behandlung alter tenuis aspi- 
rata im Slav. 287. — Rhotacis- 
mus im Lat und German. 272 ff., 
begünstigt durch die naebbar- 



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Register. 339 

Schaft dunkler laute 278 f., in tiger stimmton der latein. und 

den romanischen sprachen 274; altgerm. sprachen 273. 

ausnahmen von dem grammati- Lehnwörter: im Kypr.-Griech. 

Bchen Wechsel zwischen * und r aus dem Semitischen 82, im 

nach hellem vocal im Germ. Griech. aus dem Lituslav. 131, 

(Altengl., Altfries., Ahd.) 276 ff., im Lat. aus dem Lituslav. 184, 

(An.) 282; behandlung von ur- im Alb an. aus dem Griech. 137, 

germ. z in Stammsilben nach t im Altsl. aus dem Ahd. 285. 

280, nach ai 278. 280, in flexions- Mythologie: wesen der T e 1 - 

endungen 280 ff.; silbenbildendes chinen 148 ff. 

$», p 8. vocale; vgl. lautphysio- P&nini über die betonung des vo- 

logie. cativs 296 f. — P.'s infinitivendung 

Declination: Heter oclisie nirgends adhyäi 263 ff. 

ursprünglich 30 f.; alte casusaus- Pronomina: s. ablaut. 

gange in infinitiven erhalten 224, Kgveda: 1, 24, 8 s. 21 n. 1; 34, 6 

8. conjngation. — Acc. sing. ■■ lj 62, 8 s. 20 n.; 90, 7 s. 20; 

idg. auf -m 292 ff., auf -n 296. U6, * s. 30; 124, 7 s. 2. — 2, 

Zwei verschiedene formen des 33, 16 s. 7. — 4, 2, 12 a. 3 f.; 

idg. vocativs erhalten im Skrt. 2, 14 s 4; 2, 16 s. 28; 19, 4 

und Lit. Lett. 296 ff. — Dat. «• 28 f.; 38, 3 s. 6. — 5, 37, 4 

sing, von o-st. im Veda und 8. 84n.; 64, 7 8. 3. 6. — 6, 5, 2 

Avesta auf -5 221 ff., auf -ai im »• 28 f.; 48, 17 s. 16; 51, 11 

Veda 223 f. 247, entstehung der b. 28 f. - 7, 21, 6 b. 26; 39, 3 

endung >äya 223. — Locative *• 21 n. 26; 60, 2 s. 26; 69, 4 

sing, auf -r 14 ff.; auf n 14. s- 1 *•; 71, 1 s. 21. — 8, 27, 2 

18 f. 25 ff. 39. 42; auf -in 18; auf s. 20; 41, 2 s. 31 n.; 67, 3 s. 26 n. 

•u neben solchen auf -t 23, auf o — 10, 45. 4 s. 28; 61, 9 s. 42; 

im Skrt. 216 f., auf -/* {vt) 77, 74, 6 s. 13; 79, 2 s. 5; 99, 12 

auf -et im Griech. Lat. 156. - 8, 4 ff.; 106, 10 s. 28; 176, 1 

Ablativ auf -tos 32. — Gen. •■ 28. 

plur. im Veda mit zerdehnung Stamm: stamme auf -ii im Griech. 

-äam= got auf.« 293f — Instr. 178, st. auf -o«, -c« im Germ, 

plur. mit -U im Av. Griech. 281 ff. Bildung von r- und n- 

16. — Gen. sing, der «-stamme stammen aus locativen 39. 42, 

im Ion. 167 ff. — Zur d. im nebeneinanderliegen beider 40 f., 

Kypr. 77 ff — Dat. sing, im Übergang von n- in «-stamme 30. 

Irischen 119. — Lettische 43 i von r- in «-stamme 43. Bil- 

ablative 297 n.; vocative auf -u, o düng von «-stammen aus ablativen 

296 ff, auf-*, lit. -a* 298 f. — auf -tos 32. Stammbildung aus 

Ahd. neutr. pl. auf -ir 282. casusformen, die erster teil eines 

Denkmal d. litauischen spräche Q n com f ° itu A m r 8 8 „ in * **• 2 jL fftm 

auf einem seidenbande vom jähre Su i' lX R e ,\ A ft r ; %Z %*%'JZ' 

1MO jqq J tka ot. ar. tem. -wt zu masc. 

1DU 8. 1ÖV. ^ 9 adyerbia auf g 21 n-) 

Dialect: Homerische worter im auf -ter 23. Ortssuffix -w, -tvo-, 

kypr. d. 83; s. glossen, Herodot. lett m6ne 155; Bm m%to (=== ^ 

Glossen: die kyprischen g. als 175. 

quelle des dialects 44 ff., mit un- Syntax: ein genet. temporis 

recht als kyprisch bezeichnete g. im Rgv. nicht nachweisbar ausser 

46. — Alt irische g., welche bei adverbien 200 ff. — Pradica- 

postverbale aspiration zeigen tiver gebrauch des infinitivs im 

100 ff. Veda 233. — Av. vac mit acc. c. 

Herodot: über die spräche des H. inf. 13 f. 

161 ff. Taittiriyasamhitft 4, 6, l. t 

Lautphysiologischer unter- s. 26. 

schied zwischen weichen und VajaBaneyisamhitS 13, SO 

scharfen Spiranten 270 ff. — s. 40 n. — 17, 6 s. 26. 28. — 

Dumpfer klangeharakter und kraf- 23, 13 8. 7. 



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340 



Register. 



Verwandtschaftsverhältnisse 
der Kyprier 93. 

Vocale: behandlung von ä«, eu, 
du vor consonanten 17 n.; t, l im 
8k rt. wurzelauslaut vor suffix 
gegenüber schwächerer form im 
Äv 10. Ar. a aus p (an, na) % 
nie aus tp (am, ma) 292. G riech, 
et ans p und p 292 ; Schwund des 
* von diphthongen vor palatalen 
vocalen 182, fem auf -£a von 
adj. auf -vg bei Herodot 184; 
contraction von «a> im Att. 169, 



quantitatsurasetzung im Ion. 166 ff., 
zusammenziehung von tat im Att. 
wenn nicht f ausgefallen war und 
der ton auf einem der beiden vo- 
cale lag 169; die vocale im Kypr. 
47 ff., entwickelung von v vor f 
57. — Behandlung von $•, p im 
Latein. 220 n. — Urgerm. e vor 
r aus ija, ahd. *, «a, ia 133. — 
Entwickelung eines u-vocals vor 
sonanten im 6 er man. 283. 
Webewerkzeuge der Litauerin- 
nen 142 ff. 



Sanskrit. 
akti 20 
aktüf 220 n. 
aktof 22. 204 f. 
aktäü 20. 22 
akfän 37 
dkfi 37 
dechä 813 
ätithif 10 ff. 
adds 311 
adhi 815 
addha 187 
andk 87 
anaähä 38 
anufthu 23 
anö '810 

atUdrifyam 27 n. 
apära 811 
dpi 311 

abhikhya 244 f. n. 
abhicara 316 
4ya* 148 
aya* 180 n. 
<frana 812 
drarn 218. 266. 812 
<Srt*Ä*a< 124 
ava 78. 315 
dt>«w 43 

avydthisyäi 229 f. 233 
d$i 200 n. 
d« r Ä 41 n. 
a9äü 813 f. 
drfAt 88 
asthnds 38 
dAa 16 

dA<w 16. 24. 29. 39 
ahana 186 f. 
ahdm 315 

<*Aar 16. 24. 29. 89 
dhöbhis 30 n. 



II. Wortregister. 

ätif 220 n. 
ättha 187 
ä<Z 311 
änarfcti 18 
ärat 812 
ärr 312 
äfdyanas 189 
äsan 83. 294 
äsam 294 
ä*ayä 34 
äsä 34 
asi« 294 
ä*na* 83 
äsyäm 83 
öäö 126. 187 
iüg 134 
wfö 178 n. 
i'da 311 
frä 178 n. 
ilä 178 n. 
tca 240 
{*us 17 

tüyäi 232. 234. 239 
ugrds 60 
ujjhitds 28 n. 
t<*a 314. 316 
tittara 160 
utsas 33 
wd 160 
udakdm SS 
tu/an 30 f. 
udaye 81 n 
wdnaj 31 f. 
tufafs 82 
üpajman 28 
ürujman 28 
usarbhüt 15 
«ja* 33 
tffifoa* 201 f. 
u#rä« 185 



ä'rfAan 40 
öVAar 40. 42 
ena 315 
o/Vw 43 
ohifd 230 
Aa<fö 311 
kapälas 97 
kari^yäi 233 
forrfiui 97 
fctrtto 97 
ÄtWta 97 
Ar* 96 
keta 189 
Afa/xz« 202 ff. 
kfopäbhif 19 n. 
jfciama 29 f. 89 
kfäman 25. 28 ff. 39 
k*ud 126 
Ä*v6A 124 
kfmayä 25. 26 n. 
gdmbhan 40 f. 
gambhdrefu 41 
jwufe 25. 40 n. 
grdsämi 93 
gj-dhyati 7 
gffti 285 n. 
car 816 
cyäutnaya 227 
cW 126 
chidura 138 
janä* 10 
jartärük 124 
jdvasä 48 
jänäti 309 
jighrati 121 
jm<fn 14. 24. 25 
jmaya 25. 26 n. 
tat? 226 
täiffäiid 246 
ttfttatt 121 



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Register. 



341 



turyai 232 f. 

dadati 121 

dadaU 121 

daddu 291 

dadvams 291 

dadhak 121 

dadhanti 121 

dadhantu 121 

ddmünas 194 

dasyujütäi 2A1 

divas- 15 

rftdt 132 

Aritt» 132 

rfurona 198 ff. 

duryöne 200 

du* 291 

döri 312 n. 

dötanifrUam 37 

<faa' 19Hn. 208 

dvibdrhajmä 28 

dhanvan 289 

dhrdjyüi 231 

waA 19 

naktayä 20 f. n. 

ndAfa 22 

nakh'ds 2-7 

«5 310 

»«y«m 217 ff. 

w««S 38 

nif. med 21 f. 

n/ct&z 22 

nrjpa* 15S 

padbhif 3 ff. 

patangds 34 

patordm 19 

/>ara 311 

pärijman 25. 26 n. 27 

pdrijmä 26 

pdrijmänam 27 

jnirttakmya 203 n. 

2?accä 31 1 

pastyöt 33 

/?öra 811 

pä£a* 158 

/?ää 158 

/>i&atf 121 

pücchas 188 n. 

pünar 18 

jwra 311 

puffyäl 234 

pftstifu 15 

pfthugmanam 25. 28 

pfiKtyman 28 

j?ra 811 

prapüvd 206 f. 

j>ra 811 

or5*aY 23 

Mü* 91 



bhujyäi 232 f. 
Mf-fyät 232 
ftArmt 78 
maAfii 17 n. 23 
makfü' 23 
maj)a 25. 188 n. 
m<2^ 312 
madhyä 21 n. 
mdrtyäi 247 
tnaA 88 
maA» 25 
mahtyäi 232 
roa 314 

mädayddhväi 270 
mäAu 23 f. 
mt'A 84 
mugdha 124 
muAu 18. 23 
muhukdm 18 
mtiAur 17. 18. 23 
muhürtdm 17 ff. 
müdha 124 
megha 84 
rnähati 84 
ydA r < 41. 808 
yaknä* 41 
yaAu* 9 
ramhyäi 281 
rdjytt* 188 n. 
rape 188 n. 
r^'aW 24. 40 
rufaa 124 
rurukfatas 124 
rifc/Aa 124 
roktyati 124 
rodAä 124 
rohityäi 229 f. 233 
teca 57 
lävaka 57 
föpacd" 135 
JäAä 148 
va 316 
vaUard- 19 
oa^ari'na 19 
©an 15 
vanar 14 f. 
vdnas 89 
vänaspätif 15 
tw'nu« 89 
vanomi 89 
vayödhäi 262 
vayödhö 270 
va« 233 n. 
vasarha 15 
txirfä? 205 
oä 315 
vq/a 11 
t?idAu" 270 



W 129 
tvp c 48 
vraid 61 
paA r < 41 
paM 291 f. 
famitdr 310 
pdrman 180 
farvart 211 
fjrAAä 187 n. 
cira* 34 
firtatds 32. 34 
ptr^an 84 
fraddh* 262 
grutyäi 232 
samvat 19 
*aȊdr 16 f. 23 
«am/teir 16 f. 23. 310 
sdntdyas 17 
«aäarrfAuA 17 
sämäm 19 n. 
«dmä« 24 
«aVtow« 225. 239 
sarpi» 70 
8otvdr 17 
sasvdrtä 17 
sädhyäi 234 
*af»ö 17. 126 
sünaras 24 
sünj-tä 24 
«ä'r* duhita 1 . 
*rgr<fct 244 n. 
«Aa&A 122 
rfavan 247 
*%A 122 
*föid 130 
«fifya ISO 
svapnayä 21 n. 
war 40. 42 
Aanu? 25 
Aawrft 3 
Aajrä 2 f. 
häyanas 36 
AaraV 38 
Aima 36 
At'ruA 16 
Aura« 16 
hurük 16 
hfdayam 31 
A r di 31 n. 
he man 36 
ApäVa« 43 n. 91 
hvära 91 

P&li. 
äcikkhati 126 
ähathsu 126 
khambati 122 
chambhati 123 



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342 



Register. 



•uvhati 121 
thahati 121. 124 
'thäti 121 
thihati 122 
thaketi 125 
thaddo 122 
thambo 122 
<faA«tt 121 
dt'nna 126 
nisinno 126 
vijahati 121 

PrSkrit. 

anahiaa 310 n. 
akhagham 123 
atthdham 123 
iftfcfc* 126 
öAü 126 
ahiyanti 126 
uttagghäi 124 f. 
utthdhgio 123 
utthafighaX 122 ff. 
ttithatykana 123 
uUhafighi 123 
utthatyheX 123 
utthahtnti 121 
uühaggho 125 
hhambho 122 
AAt«&> 125 f. 
cAöVo 125 
cAttaÄa 123 
«AatyaV 123 
iAa<&Ao 123. 124 
ViAaJUfeaV 125 
fßa^Ao 123 
thambia 122 
thambho 122 
*A4Ao 123 
dwna 126 
ntffapno 126 
rw**Ao 124 
saddahäi 121 

Iranisch (Avestisch 
unbezeichuet). 

aitcisöithne 13. 227 
aogare 48 
ogrttttä 40 n. 
ap. az<te 187 
azd»&«r 38 
ap. adakaiy 80. 33 
acte»« 311 
<ma 310 
anazätha 310 
apakktara 317 
ap. aptvä 228 
ayaozhdya 234 



ayoftA 148 

ayare 40 

arew 218 f. 256. 260 n. 

312 
arimpühwä 206 
at?arl 43 
am' 62 
a^ca 88 
Of*W 10 f. 
afnät 33 
afw'33 
afaya 21 n. 
Oft 259 
ap. atnaiy 34 
atlö 12 
ahi 200 n. 
oÄmt 18 
äoühänö 33 
äoAAö 33 
ät 311 
arfä 258 f. 
ärem 218. 260 
äfuya 21 n. 
Zfnaeca 33 
ap. «Aa 294 
ifare 17 
ukhfäno 39 
udrem 31 
upairizema- 28 
tirttfAtoan 41 
uruthware 41 
urväta 61 
tm 38. 210 n. 
Äayä 189 
har»yäo 228 n. 
A»rfrare 41 
Aarfträn 41 
A^mna 293 
qairyan 243 
ap. khsapa 34. 89 
kh?apanö 19 
khfapanem 34 
. ap. khfapavä 19 
khtapäyaona 19 d. 
khsafnö 19 
ap. cartanaiy 13 
casärü 18 
einem 293 
jahikS 2 f. 
zao?ö 40 n. 
zafano 40 
zo/are 40. 42 
zayana 36 
zayene 86 
zaredhaem 31 
zaftaya 21 n. 
zävare 48 
stmö 36 



semare 14. 24. 28 
zemargüzö 14 
semä 25 f. n. 
zep?m 243 
ap. z«ra 43 n. 
zuröjata 43 n. 
sdtAa 9 
zyäo 86 
focare 41 
tfacaAi 41 
ap. tyanä 293 
thanvanät 41 
thanvare 41 
thrikhtaparät 19 
thrizafäo 40* 
.(2a 312 
<fa*»a 261 
daozhahhaJü 209 
daozhavät 209 
daozhäo 210 
rfotf?a 36 
daoftatara 209 
danare 43 
ap. daftaya 21 n. 
duzhainya 210 
duzhaka 210 
duzhaüha 209 
rföye 270 
np. efc? 209 
tfrti 284 
naktiiouwu 19 
näo 311. 315 
näohhan 38 
näonhaya 38 
näham 38 
nidaühyän 243 
pairikä 8 
pataretäcxbya 19 
parehtare 23 
pufäm 188 n. 
peretö 17 
/ra 311 

frapterejäiäm 19 n. 
fravakem 218. 220 
/>« 311 
/f^raitf 259 f. 
bdevare 41 
baevan 41 
bikhtaparem 19 
bümyäo 228 n. 
rn^Aa 237 f. 
mithwaire 24. 89 
mithwana 39 
merengedüye 270 
merenc 48 
merencyäi 228 f. 
yaozhdya 228 n. 
yaozhdyan 243 f. 



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343 



yäkare 41 

yezivl 9 

raokhsnem 220 n. 

ratus 11 

rapithwinem 206 

räzare 24. 40 

räzeng 24 

räzyan 244 

np. n/6äA 135 

vaidhim 81 

oatW« 31. 33 

vahhuya 21 n. 

vaftAr* 16 

vaidhim 31 

fäo 315 

väzüta 11 

vyänayä 21 n. 

faqäre 40 

faqeni 40 

farahu 34 

cfö 12 

frfoi 12 ff. 

frevim 243 

crvara 14 n. 

»yaothanäi 227 

Aanare 16. 23. 33. 310 

Aamö 24 

/tat* 313 f. 

hunarä 24 

hunaretätä 24 

hvaithyäca 256 

A&are 40 

Attfc 314 

Ossetisch. 
ru5a« 135 

Armenisch. 
amarn 24 
anannu 310 
anfte» 310 
aroyr 148 
e* 200 n. 
>k» 137 
,/twn 36 
,/meftt 36 f. 
JtarcJ 41 n. 
pas 187 n. 

Griechisch. 
(Kyprisch besonders.) 
dßqivd (Hes.) 47 
äyandCt» 158 
dyanda) 15<H 
dyytXXto 165 
Her. (foxiä? 176 
U&rpä 183 
a* 156 n. 



alyavir] 284 
aUXovqog 127 f. 
a/x»fc 176 
«/xfa 176 
AlXivog 99 
alXovgog 127 f. 
«/<*« 165 
af<>a> 176 
a?<ra 136 
äxoXov&fa 313 
axoffrij 83 
dxovto 313 
«A«^«Cftv 95 
«te 16 
*AXxti4<at> 183 
aJUwfcf 312 n. 
lilotivdvrt 31 
ciAcoa 56 
dptpaatri 310 
dfiiftnoloe 316 
«v 311 
ar« 310 f. 
kret. itrctyijtoi' 175 
«Mi; 16 f. 23. 310 
dv&Qionrj 184 
am? 16. 23. 310 
«tt«£ 16 n. 
dnrpfc 311 
axJlooff 292 
«;rd 311 
änotQOtu 86 
dnoXovaiptv 87 
«n MtQOS 311 
ap 313 

«?« 48. 312 f. 
äqaQlaxuv 218 
Uqinvia 307 n. 
aQiauQog 16 n. 
daloity 159 f. 
doßoXr\tev (Hes.) 160 
aafioXog 159 f. 
^a/w 168 
doxrj&TJs 139 
acrxo; 292 
a<rx?a (Hes.) 285 
äandCojucu 158 
atfw/ff 285 
da n Qi^ 285 
aanQog 285 
«cry* 313 
an? 16. 33 
aj5 316 
ctvQios 59 
ainovvxC 21 
<w<fc 314 ff. 
«<pa? 17 
acpw 18 
a^cfe 285 



«> 311 f. 

hom. /Sa/tor 184 

j9aU(» 84 

hoeot. ßaalUut 180 

ßaardCa) 307 n. 

thess. ßiXXofiai 84 

/tyJLdff 72 

ßoXofiai 84 

/?o^«ff 178 

/?o^tv 178 

ßotfios 176 

/9(>«$i/ 93 

kret. ßQivxos 59 

ßQOVTfj 85 

ßQvxos (Hes.) 59 
ßgifxia 59 
yaA^ 129 
yafißqog 36 n. 
y«?i/C 307 n. 310 
y« 315 
lon. yla 184 
yiycwlca 309 
ytfyitf 25 
y^$or 285 n. 
yrj 168. 183 
yQdartg 93 
ypa« 93 
Jayo? 43 

inak. ddqvXXog 286 
-<te 312 
M 312 
Jftr« 311 n. 
ötxa 291 
ark. MU« 84 
dtonoTtjs 32 n. 
cfcupo 312 
Jsvqw 312 
dor. <f jjA<Y*a* 84 
tty 312 
cTj}v 312 n. 
cfijr« 312 
Jwo'txTJc 307 n. 
diddaxo* 187 
Mpvetog 183 
(Toto? 159 
Jpfc 284 
övaäris 180 n. 

tiv<rx*((**Q°e 37 
öixsxtpos 36 
ff w 309 
datfiarog 32 n. 

i«e 41 

?«? 294 
iytVTo 85 
tyx^otfiuQog 88 
!y/o* 285 
fyw 25 
I*€«y 291 



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344 



Register. 



tbess. t&v 290 
tbess. i&voe 291 
tl 156 n. 815 
tl 156 
tlaq 16 
tlaQonÜTig 85 
tl&aQ 86 
Ixet 82. 313 
txitvog 154 
?Aay^ 137 
tXnog (Hes.) 70 
tfjMttCofuu 159 
ifinaiog 159 
fr 310 
*r<far 312 
IvtyxtTv 307 n. 
*W 311 
fcr€(>« 311 
&ro$ 311 
tt 313 
?$at(fvris 18 
tSaixm (Hes.) 65 
*wtf 311 
fcr* 311 

imOfjivycfHüs 52 
'JEgiovviog 88 f. 
ion.'.£mili}cl84 
tyüa 57 
fc 313 
fotf* 200 n. 
I<rre 313 
tora* 169 
*r* 311. 314 
äol. /-dXXog 72 
sdarv 807 n. 
C«AT«s(Hes.)78 
Zci)( 17 
ti 156 n. 
* 156 n. 815 
na 294 
^cTi7 312 
{{ 315 
#U>* 72 

dor. pl. J?r 294 
Ätt«? 41 f. 308 
vntQonevuv Sil 
Vl5 
r\<36<av 308 
i}i/r* 315 
£efr<u 291 
StXyivtg 149 f. 
£ifc 54 
Barjixlw 177 
#i/p<f« 812 
laQndXapog 86 
thess. 7<f«ow 290 
thess. /cMS« 290 
fc?ij 184 



fra 311 d. 

iopuQog 88 

Xnnovfng 127. 133. 139 

"/ftweff 169 

xa&avaai (Hes.) 65 

xafjiyjfovQos 127. 183 

x«£« 81 n. 35 

äol. xaqia 74 

x<x?i/| 310 

xaia 314 

xajavau (Hes.) 65 

xtcri/indfa 159 

xctTA» 314 

xawdxrjg 131 

xe 313 

xtfro* 82. 154. 293 

xelateat 165 

xiUv&og 313 

xt*lff«f 152. 154 n. 

xtgßegog 211 

xtoxovQog 189 

äol. xij 156 f. 

dor. lesb. xjjvo; 154. 

813 
xtfo 88 

xtöatpcvtiv (Hes.) 138 
xwFayij (Hes.) 138 
xtfayog (Hes.) 138 
xllXovqog (Hes.) 127 f. 
xdilot;^ 127. 137 f. 
xtW« 128 

lak. xtQatpos (Hes.) 137 
thess. xfc 84 
xfo 128 
xiij^f 289 
xo$ot>e<K 127. 138 
xo&w (Hes.) 138 
xoTXog 98 
xongog 41 
Koqu&og 153 
äol. XQawa 72 
xqdxog 35 

XQfj&tV 35 

xt/Ä?« 98 

xrfiU* 98 

xvfißog 98 

äol. Kvnqoyivria 181 

xi/ro? 98 

xatto? 47 

xo7/ua 310 

2«xft 55 

iöxo? 55 

XafinovQig 127. 136 

Xandaauv 95 

boeot. AfßdtiHttv 180 

itfos 177 

Jt^rof 310 

XoTa&og 87 



Avxog 151 f. 
iwto<r 61. 153 
Ai/^rdf (Hes.) 81 
^wrw 168 
Avoi 58 
ptya 25 
fityatqto 87 f. 
fitiovQk 139 
/ily 814 
/x/rof 810 
p&xoff (Hes.) 292 
fjHTuEu 17 n. 
^117 314 
pr« 183 
poXovQtg 139 
fioXovQog 139 
fAoXvotg 139 
pwAoff 99 
MvXdvTftoi 151 
Mvlavtto 151 
AfÄUcf 151 
fct/Alif 99 
vdnoivog 810 
r^uw 308 
yqmra 220 n. 
yntm? 55 
rt^w 55 
vi/xrepwcfc 20 
vvxulafin^g 23 
yuxrai? 20. 23 
»w{ 19 
reu 811. 315 
vtjudto 308 

0«(K>f 48 

^W 1 ? 285 
otxrfcos 176 
d«r**fc 62 
dcu/la» 84 
the*s. 3r Sil 
tbess. ov€ 293 
ottij 156 
6na>Qa 311 
fo 315 
oy^ap 42 
ark. ovvti 88 
oi^rto^ 88 
ovg 33 n. 
oSrof 316 
ndyovgog 139 
7i cuwv 169 
7raJlir 18 
nauni)a(a 158 
naiwxog 21 
7r«ri/ 316 
ndofiai 158 
7r«6c 158 
n^ 311 

TTttTI^ 158 



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äol. n «xfo 179 
nadhat 158 
ntiQaQ 86 
ntXdvog 48 
ntXiog 48 
niXog 48 
w#a> 316 

äol. mpneßorja 179 
7ilpör 311 
7ityi$ 16 n. 
7i€Tdwvfii 307 n. 
7i Tjnoxa 156 

71UJTTI()C0V 98 

7r«rrof 98 
nlarqa 98 
7i OMpvy&riv 136 
notyvyfia 136 
noufvoaco 136 
aro^r/ 311 
IToau&tov 169 
thess. IToTtMow 169 

7TOT* 311 

7iQävrjg 811 
tiq£{xvov 311 
71^ 311 
7r^y 18 
irqlvog 286 

*r<X> 311 
7T(K)C Sil 
7T(K)T* 811 

7T^i>A^ 89 
7i()<ü/: 28. 311 
7rpü/v 169 
iZi/^di 168 

7Tl/yUu(K>? 169 

f l¥« 184 
äriypvfn 308 
gwroV 136 
atrto-nvytg 128 
osioovQct 128 
aeiaovQada 128 
alXovqog 139 
0x«JUa> 187 
oxaloifr 187 
ZxafAavÜQog 25 
axa<fa>Q7) 127. 136 f. 
axtovQog 127. 131 ff. 
oxiQctytiv 138 
<fx(Qa(fog 138 
<rxoM)^ 159 
crxöty 310 
<n*«e 168 
o*tf« 289 
r«r 156 
re/y 18 
TfJltfo 166 
7tt/?w 149 ff. 
TfXxwurirjs 149. 151 



Register. 

TtXxnaCvei 149. 151 
tsXx it £ vovt *S 151 f. 
T£pivr\o<; 180 
äol. TfTQußaQrjwv 180 
dor. Ttfyoc 155 
Ttfia^og 169 
thess. Tore 312 
To|oy 289 
xqdxovqog 139 
TQonqtov 176 

vyiij? 60 
tief«* 33 
tfctyv 32 
&fa>? 32 
vXaxo/uwQog 88 
{faurlqt 160 
uarepo; 160 
tpfyaXog 160 
IpoivlxovQog 127 
lak. <fot/at 135 
lak. yofc* 136 
yutf« 136 
*«Axos 148 
X«f*rjX6g 25 
/et/ia 36 
X^fiaxog 82 n. 
XHfJLiqivog 86 f. 
Xtiptyiog 37 
X*ip<ov 36 
X^tXfiaXog 25 
jjfijAof 55 
jije 72 
/«ur 36 
XQttutftfo 168 
XQäo&cu 171 f. 
/ptoff 168 
/oi^ft 16 
i//o>lo<r 160 
rixl« 184 
wxfavo? 188 

Kypriech. 
dßaQundv 47. 54. 60. 

86 
a/tta£ 60. 74 
«yay« 54. 64. 71. 73 
dyxovQog 59 
«Jeto? 65 

äÖQV« 91 

atfJai 62 
a£«#o? 70 
att« 58 
alnoXog 62. 78 

«*X€l5« 60 
«XGpCUTOf 66 

aJla 91 
«>L^i;(K>r 92 



345 



aAoi/a 56 f. 
dpix&ctXoeig 84 
ttveexreg 92 
avaoatu 92 
airfa 54. 92 
doQlfav 50 
aopop 68 
^Ticaa^ 58 
dniXqxa 54. 60 f. 
dnXctvi) 55 f. 
dnoytfM 84 
dnoXolo&uv 74. 87 
dnoXovotpevtu 58 
dnoXvyfJLorog 81 
«*(># 72 
a(?<£off 70. 82 
aQfivXa 79 
aQ^noarog 64. 71. 81 
«^*| 70. 72 
«ü^«()of 60. 74 
«yf(Jl)x/C€* 61 
/SaJIAa* 72. 74. 79 
/Sarm 93 
0Aaorra 79 f. 
ßoovrpd 55. 77 
ßovxavq 67. 77 
/towo's 93 
ßQiv&tv 93 
/?(rfr**| 93 
ft>^x« 48. 60 
ßQoxoi 59 
ßQovxa 59. 80 
ßQOvxtrog 67 f. 
y^uou 84 
yfOT« 70 
ytOTQa 70 
yoefar 81 
yfla 93 
yqda&i 93 
<fetr 94 
titmvov 85 
<ft/<fta 94 
*«(> 85 
€?«£ 85 
*x*e<w 96 
'Maovg 94 
Wal//« 95 
£A(/>oc 70. 71 
ivavov 65 
tnavov 65 
im&evoai 94 
intöc(v)oov 94 
intxoQov 95 
Inroxaöiv 51. 69 
# 48 

iQoro&ev 86 
lf 68 f. 
ItroJUt* 50. 53. 68 



BeltrÄg« z. künde d. indg. sprachen* XV. 



23 



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346 



Register. 



?<TT« 70 
torr\ 70. 74 
ev 50 

Evdtöw 96 f. 
tvTQoooto&cu 50. 78 
svyovs 78. 95 
i£x 95 
Ca 70 
£«/teroc 70 
tfet 55. 68. 73 
CakficcTiov 70. 82 
f<Up«TOff 70. 81 
£ara? 64 

d-OQUVÖi 50 

£odra 86 f. 

Sva 80 

ry« 64. 71 

lyyut 70 

frx«<por£i/e 49. 52. 53 

tphqaov 49. 53. 66 

Ifinataov 49. 66 

fy 96 

ivalaltoptva 92 

fr Ti/fr 49. 77 

ta&fitov 96 

xdßetog 96 

xoäJLij 63. 55. 67. 77 

xay<M* 53. 67. 77. 93 

xadapog 87 

xa<f/a 73 

xaivfra 67. 87 

xatvCxag 67. 87 

xaxxtf(e)cw 53. 95. 96 

xaxoQttg 53. 66. 74. 95 

xalliut 47 

xandrag 53. 66. 74 

x«7T«r 96 f. 

x«ff 97 

xax «7«v 67. 83 

xa/aa 72 f. 

xiQapog 87 

x#oi> 97 

xidvov 82 

«Öle* 97 

xivctvQov 97 

xf<K£ 97 

xlxxaqig 97 

xCttuqoi 97 

xixyrog 55 

xogitfitj 98 

xoeC« 53. 6a 74 

X01/UX 52 

xvßdßda 98 

x^off 98 

xu/j/fa 98 

xwvntafjLa 98 

xvntlkov 98 

>U/V(f«) 55 



Jl^ujfr 98 
lovfiaxa 58. 87 
ioi/orov 68. 87 
Xoyvtöia 52. 71 
Jlo<pW; 52. 71 
poQov 88 
[loxpos 99 
uvldoaö&cu 99 
<Utt« 99 
oprdff 99 
ot/apo? 48 
ouyo; 88 
nalaplg 80 

7T£ftKt 84 

ninafa 70 

7r^aov 68 

TrUrov 48 

nqinov 100 

nrolepog 69. 90 

wroiUr 69. 90 

£€to; 90 

^«ya 55. 61. 74. 90. 96 

ad*«* 68 

aig 68 

<rf«i 65. 66 

aC BoU 67. 84 

öxoU(o) 52 

axvda 54. 81 

a/uoyiQOV 50. 90 

ffdara 51. 54. 68 

aoXoCrvnog 100 

or^oTri} 53 

rdW 52 

(piTQog 90 

a>da 52. 80 

v 78 

vyytpog 64. 60. 85 

&<r* 57. 61. 67. 74. 77 

vvTtTQd<XT(o)v 64. 74. 79 

vxiQog 78 

X«QiT€g 91 

XQtxvCousvov 79 

ipctiÖQov 74 

Neugriechisch. 
vvfuftta 129 

Lateinisch. 
3 315 
a6 177 
^ietfa 287 
absque 311 
öä* 159 
addues 291 
aequus 136 
ae* 148 
alioquln 18 



am&e 316 
ancldre 316 
ancula, ancilla 316 
anhelare 311 
aper 307 n. 
aperio 311 
apor 311 
aptir 313 
arcesso 313 
arci## 289 
ar/uisse 312 
volsc. arpalitu 313 
a* 311 
atavus 814 
acuZto 61 
auf er o 315 
atirt> 33 n. 
aurora 59 
atrf 315 
atitem 315 
brüma 86 n. 
ftröfo* 36 n. 
caesius 74 
eapwf 97 
eepe, eaepa 96 
c*ra 307 
e«Jo 310 
cerebrum 36 
eifert 313 
et* 82 
eäer 82 
eäö 128 
c/am 310 
eofo 316 
compäges 307 
eorylus 178 
de 312 
a7«eo 187 
rftä 28. 195 
dorne 312 
dönicum 312 
dönique 312 
<fct»t 291 
erä« 293 
ex 313 

e«crm*ft<ttm 310 
/aefc« 129 
fetee 129 
fetnur 42 
^iaZw 307 
findet t 91 
/aiw« 810 
^ <?ǣȥ 36 n. 
^erfu* 307 n. 
gradior 807 n. 
grämen 93 
Ai&erfM* 36 n. 
Atem« 36 



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Register. 



347 



308 



hortis 169 

idem 312 n. 

in 311 

inde 312 

indo 812 

ipse 811 
jecur 41 f. 
jocini* 308 

labium 307 n. 

/oftrum 307 n. 

laeer 55 

/äna 810 

larxx 286 

fcw* 177 

/«na 220 n. 

lüo 58 

maculare 09 

m«M&< 129 f. 

mä»e 220 n. 

maneo 307 n. 

m*fc* 129 

mingo 84 

rmtacüla 128 

mox 17 n. 

mustela 130 

nac^tM 307 n. 

«5 310 

nlquan) 310 

noctüuca 23 

nocäi 22 f. 195 

nocfoa 22 

nd* 311. 315 

norfer 815 

nox 19 

5» 83 

päbuhtm 158 

j»ant« 158 

|>aro 158 

parriexda 158 

p<wco 158 

jsa&o 307 n. 

paUr 158 

jwr 311 

pone 311 

jw 311. 313 

post 811 

jwrfw 33 

pr am** 811 

jwo 311 

proelium 89 
quamde 812 
quattuor 807 n. 
quercus 286 
quernus 286 
rapto 307 n. 
rawdtM 148 
ri- 312 
reteo 58 



Bocena 307 n. 
sanguis 41 n. 
*a£tim 807 n. 
secare 307 n. 
s%* 313 
sequius 308 
simplus 292 
«w« 16. 23. 810 
sinüter 16 n. 
sqtudor 159 
twperoe 311 n. 
ttaufa 808 
töfor 36 n. 
toȊ*a 31 
tinä« 312 
turnte 313 
ttft 316 
vatfu« 72 
vi/um 310 
ttfr 16 
twro 48 
wWas 182 
viverra 134 
vö« 315 
twipM 135 

Oskisch. 
amprufid 810 
ancensto 310 
anter 311 
atrft 316 
as 159. 812 
cebnust 813 
cemtfowwn 295 
da- 812 
dat 312 
cfcw 313 
esei 813 

^a/^o 155. 157 ff. 
hürtln 18 n. 
perum 311 

Umbrißch. 
Akeruniamem 295 
ampedia 310 
anglome 295 
anhostatir 310 
daetfom 312 
ero- 313 
o«« 816 
jwr 318 

Italienisch, 
nordit. cembro 286 
,. cirmolo 286 
ciurrna 274 
codatremola 127 
donnola 129 
orma 274 



Provengalisch. 
almorna 274 

Französisch. 
brenle-queue 127 
icureuü 134 
orfraie 274 

Spanisch. 
c<jm&ra 286 

Albanesisch. 

drt* 284 

geg. <rx4/e 137 

Keltisch (Irisch 
unbezeiohnet). 
a5otf 287 

«flp]«i>«C (Hes.) 287 
adt6 115 
atr 119 
am 114. 119 
ammt 113. 115. 120 
ar 119 
a« 114 
at 114 f. 
ato 115. 120 
-6 113 f. 

6a* 106. 109. 113 
lad HO. 119 
ban 109 
6a« HO f. 
bat 109 

5«c* 110. 119. 120 
cymr. bete 129 
5e* 111 f. 
bei HO 
5rfa 111 
betu 111 
5t 107 
bia 106 
Wart* 108 
Warn 108 
.bias 108 
Wa* 108 
bid 119 
Wti 106 f. 119 
bimmi 108 
bimmis 108 
5tn 108 
5fo 107 

5^ 108. 119. 120 
biU 108 
bith 108. 119 
W**> 108. 120 
bo 113 
5t« 113 



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348 



Register. 



dair 286 
daur 286 
w. com. er 119 
ferenn 182 
fiar 132 
ßi 118 
file 118 
acymr. jf«am 36 
iarn 132 
Aar 288 f. 
imm 119 
tmme 119 
w 114. 119 
ä 115. 119 
rüaim 288 
*$*& 132 
cambr. tu 132 
triatf 287 
w. yr 119 

Slavisch. 
aWÖÄo 287 
azt? 315 
Nf 114 
bm 310 
5orö 287 
5r&tö 287 
burja 178 n. 
ca&na 154 
Sech. Äry 289 
da 812 
de 312 
a*S 312 
rfo 312 
drh)o 285 
serb. äVti 284 
go8ti 159 
^r^ 307 
igra 134 
/efo 289 
Ätma 131 
kunica 131 
/wm 135 
mmkü 129 
m£mtt 310 
myfo 99 
na 310 
nw&fo 129 
nevtstuka 128 
noptför 287 
otö 159 
ovu 815 
pa 811 

böhm. pän 1 58 
/>a*g 158 
paziti 159 
j>/ifcAtf 129 
razu 312 



r«a"a 148 

«fcorw 138 

russ. sciryj 289 

iftfmo 154 n. 

altruss. iehm 154 n. 

tisü 289 

mcAö 33 n. 

usese 210 

va 315 

vZverica 135 

votfa 32 

stma 36 

Xettzo 148 

Altpreussisch. 

erat 313 
geiso 148 
na 310 
no 310 
tans 293 f. 

Litauisch. 

an£«ft 220 n. 
dntis 220 n. 
apt 311 
o< 159 
at««}« 33 n. 
auszrä 59 
fci/ä 310 
da 812 
ä*at7Ä* 129 
daviaü 291 
a«rt?ä 285 
eaß 289 
eglius 289 
$re&*i* 148 
girt 178 
ard;'M 310 
ir 313 
jis 315 
£af 302 n. 
kidune 131 
JU» 128 
kyle 128 
töp<* 135 
marfl 180 
ndgas 287 
naktvöju 22 
naktvynt 22 
nu- 810 
ml 310 
o5ä#* 287 
tfra* 312 
pa 311 
j?a#Attl 311 
j>o 311 



raukau 135 
skaistas 74 
«Att/u* 137 
«ftftira 289 
«fcytfa« 285. 289 
smdugti 52 
«za&a 187 n. 
szarmu 130 
*z£tat 294 
sziaimas 154 n. 
*ztm£ 294 
szU 155. 157 
*af 302 n. 
tarnf 294 
träfe» 50 
tag 295 
vaivaras 185 
t?anatT 31 
rtrt?* 132 
M 302 
^'mc 36 

Lettisch. 

4rd 312 

dran 295 f. 

a7^(/t« 148 

kd 302 

Äiani 294 

kimä 295 

#4/ä 302 n. 

patlaban 295 f. 

j?£w 811 

pirman-kdrian 295 f. 

räfe* 300 ff. 

sdhani 294 

«cAeV 155 

schiene 155 

schenene 294 

«cAtW 294 

schini 294 f. 

jzymrf 295 

td 302 

fam^ 294 

tani 294 

tö* 295 

fyro4 295 

wis&i 302 

z*Jau>a 128 

Gotisch. 

atz 148 
ana 310 
aatzt 283 
arhvazna 289 
a< 159 
aühsne 293 



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Register. 



349 



auk 315 


Vt 287 


aueins 88 n. 


doegr 283 


azgö 278 


etr 148 


brikan 807 n. 


epfc 287 


fadar 293 


er 283 


faüho 135. 188 n. 


er« 279 n. 


faüra 311 


eru 279 n. 


fera 181 f. 


ex 283 


gamaurgjan 48 
yrtVfr 307 


gier 178 
W 283 


guman 293 


heiha 283 


Äafom 188 n. 


Arddr 283 


hausjan 313 


fAorne 134 


A*7m* 154 n. 


mir 283 


Attnd 292 


mflrdr 130 


At?a 293 


6re 308 


At?a*a 293 


0* 283 


At>anöA 293 


pn 810 


Attf 156 


raudi 148 


t/a 293 


re/r 185 


tnti 810 


reykelse 283 


izvara 278 


r/ti/a 135 


«t?t* 278. 282 


r<* 57 


jains 293 


setr 283 


merjan 88 


«er 283 


minznan 281 


skid 289 


mwrfö 278 


*#arr 188 


qiman 808 


*Äo//* 137 f. 


eaföän 70 


skoür 137 


**e*r* 289 


emyrel 283 


tft&fe* 289 


spakr 159 


eunäYö 310 


«ß/pr 288 


svartizl 282 


sureygr 48 


«v? 156. 814 


tfrr 132 


etnefcir 293 


#ara 286 


taihun 291 


tvevetr 282 


<riM 286 


tyrvüri 285 


tuggön 293 


^et7ar 282 


£awa 293. 312 


£*r 283 
prysvar 278. 282 


pata 312 


Je 156 


**r 283 


/ö 293 


vera 308 


ühtvö 220 n. 


verri 281 


tinfö 812 


trfrr 131 


vairsiza 281 


ydr 282 


t?<rfm* 31. 33 d. 


ydparr 282 
yr 289 


vrikan 308 


Altnordisch. 


Dänisch. 


dlmr 289 
an 310 


kjönne 129 


ape 287 


Angelsachsisch. 


aekr 285 
arf 283 


(Altenglisch.) 


at 312 


äcweorna 134 


awrfr 60 


a/or 282 


5arr 287 


mr 278 


blär 310 


«wee 278 



«s 282 
andrysno 280 
är 248. 278 
bearu 287 
Mo* 279 
forte 278 
blips 282 
<%or 282 
ealu 91 
earnian 278 
earon 279 n. 
eartf 279 n. 
egesa 282 
«om 279 
iotoer 278 
«Wie 278 
eewe 278 
gär 278 
geriene 280 
yJ*re 178 
afcee 278 
Aeeee/ 178 
hara 278 
AeJm 154 n. 
hwä 279 
/«ran 278 
lasset 281 
«r 278 
hornige 278 
%a 807 n. 
mara 278 
meard 130 
m*<* 278 
tneord 278 
minsian 281 
tfn 310 
ft 311 
r«ran 278 
rison 279 
rJxi'an 282 
rtfu> 57 
sealßan 70 
epere 288 
tö 812 
fotra 278 
totfn 278 f. 
turitoa 278 f. 
tynder 282 
/rwa 278 
<lre 281 
48868 281 
trfr 131 f. 
toeosule 128 
t<?e*0& 128 
tcyrsa 281 



afe 91 



Englisch. 



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350 



Register. 



unto 312 
wagtail 127 

Altsächsisch, 
JUie 281 
firn 31 1 
heim 154 d. 
Ufpur 807 n. 
flndm 278. 279 n. 
minsön 281 
fo 812 
tf- U- 279 
tfr 131 
tf 312 
iöaian 312 
«w#o 281 

Altfriesisch. 
eis 282 
Ä 311 
inruhte 61 
Mt«a 281 
rtMM 61 
rueka 61 

Niederländisch. 
&m 278 
teer 286 
topn 278 

Longobardisch. 
fercheich 286 

Althochdeutsch, 
a/o 287 
ahir 282 n. 
accAtt* 282 
ana 310 
anasteroiun 279 
4*o 310 
ap/a/ 267 
aran 278 
az 159 
WÄÄ 129 
birum 279 
cAur*wa 285 n. 
demar 282 
drVror 278. 282 
egeetth 281 
epwo 282 
epüdn 282 
eih 284 
et&Aorn 184 
elira 282. 289 
*&ne 289 
Sr 148 



/«V« 131 f. 
foha 185 
/ona 311 
jforrf 267 
freisa 278 
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caplemmi 279 
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JtrnÄ» 278. 280 
mardar 130 
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nahtigala 28 
paratcari 287 
r^Ma/ 282 
r«*»a 278 
rihhüön 282 
rtrwn 279 
rwotoa 57 
ruzboum 288 
*a# 70 
«afta 70 
«aufo 189 
*c«W 181 
«c*Vo 187 
seiaren 131 
«ctt 289 
sö 314 
«per 288 
sperebom 288 
«tf* 307 
sumar 24 
eürougi 48 
toww 289 
tratir 282 n. 
truobieal 282 
t*n**V 815 
uochüich 220 n. 
82 



ttwtra 181 f. 
toirsiro 281 
trwwia 128 
«a 312 
z«ri 131 f. 
» 812 
ztV- 279 
-tougen 812 
zw 812 
tuntira 282 
stwror 278 f. 282 

Mittelhochdeutsch. 

gerieen 276 

geweeen 276. 280. 282 

larcA« 286 

m«n 276 

rüstet 288 

schwalm 286 

sperboum 288 

ipirpoum 288 

«tmätr 233 

sMem 286 

j»r&« 284 

ztrM 285 

zirm 286 

zM7«rn 278 f. 

Neuhochdeutsch. 

arbe 289 f 
arfe 289 f. 
da 156 
dir 279 
ebreschs 288 
et&rücA 288 
/»Ar« 286 
?a*t 159 
Wm 154 n. 
ferftatim 286 
fcrcA« 286 
fafer« 289 
/tulsrn 289 
mark 25 
imr 279 
nach 133 
rtwcA 288 
speirlina 288 
sperberbaum 288 
epierling 288 
epörling 288 
wedeleterz 127 
wippeiert 127 
toer 279 
w 279 
swr^ 150 n. 



Druck der Univ.-Buchdruckerei von £. A. Huth in Göttingen. 

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Neuester Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. 

Soeben ist erschienen: ' 

Oas Praesens der indog. Grundsprache 

in seiner r 

Flexion nnd Stammbildung. 

Ein Beitrag zur Indogermanischen Formenlehre 

von 

Dr. Otto Hoffmann, 

Privatdoeent in Königsberg. 

IV, 145 & gr. 8. Preis 3 Mk. 60 Pf. 
Im Vorjahre ist von demselben Verfasser erschienen: 

De mixtis graeeae linguae dialeetis. 

72 S. Lex.-8. Preis 1 Mk. 60 Pf. 



Vierteljährliche 

Wissenschaftliche Fach-Bibliographie. 

ttF In unserem Verlage erscheint im 43* Jahrgange: 

Bibliotheca philologic * 

oder vierteljährliche systematisch geordnete Ueber 
dem Gebiete der gesammten Philologie in Deutschland und d 
Auslande neu erschienenen Schriften und Zeitschriften-Aufsätze. 

Hrsg. v. Aug. Blau, Dr. phil. 

Custos an der Königlichen UiÜTersittta-Bibliothek zu Breslau, 

Preis jahrlich 5 — 6 Mark. 

Inhalt: A. Allgemeiner Teil. — B. Classische Philologie und Altertums- 
wissenschaft. — C. Die übrigen Sprachen und Literaturen. 

Wir glauben, diese Bibliographie allen denen, welche sich auf dem Ge- 
sammtge biete der philologischen Literatur sicher, schnell und bequem 
orientiren wollen, jetzt als das zweckmässigste , vollständigste und verhältniss- 
mässig billigste Hülfsmittel und Nachschlagewerk von dauerndem Werth 
empfehlen zu können. 

Mit dem Jahrgange 1886 ist die „Bibliotheca philologica" wesentlich ver- 
vollkommnet worden. Dieselbe erscheint seitdem vierteljährlich und verzeichnet 
die Aufsätze in Zeitschriften einzeln unter den entsprechenden Abtheilungen, 
sowie in dem alphabetischen Register, welches mit dem letzten Hefte 
jeden Jahrganges ausgegeben wird. 

Die Jahrgänge 1869—1885 sind von 54 Mk. 80 Pf. auf 20 Mark im Preise 
ormftssigt. 



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Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. 

Soeben ist erschienen: 

Die griechischen Dialekte. 

Auf Grundlage des Werkes: 
„De Graecae linguae dialectis ed. Ahrens" 

neu bearbeitet 
von 

Richard Heister. 

/ 2. Bd. 

Eleisch, Arkadisch, Kypriscb. Verzeichnisse zum ersten and 
zweiten Bande. 

XIII, 850 S. gr. 8. Preis 7 oÄ 

Im Jahre 1882 erschien: 

1. Bd. 

Astatisch-äolisch, Böotisch, Thessalisch. 

20 Bog. gr. 8, Preis 6 JC 



Soeben ist ferner erschienen: 

Deutsch - Griechisches Wörterbuch 

von 

V. Chr. Fr. Rost. 

11. Auflage 

neu bearbeitet 

von 

Dr. E. Albrecht. 

ord. Lehrer am Friedrichagymnasium in Berlin. 

IV, 888 S. Preis geh. 8 Mk., geb. 9 Mk. 60 Pf. 

In dieser neuen Bearbeitung erscheint das altberijhmte Wörterbuch in 
wesentlich verbesserter Gestalt. Durch die Streichung vieles Ueberflussigen 
ist eine wesentliche Kürzung (damit auch Preisermassigung) erzielt und zugleich 
Raum für wichtige Zusätze gewonnen. 



Druck der Univ.- Bach druck er ei von CA Huth in Göttingen. 

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