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Full text of "Beiträge zur Theorie und Praxis der Schwefelsäure-fabrikation"

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BEITRÄGE 



ZUR 



THEORIE UND PRAXIS 



DER 



SCHWEFELSÄURE - FABRIKATION 



VON 



FRIEDRICH BODE, 



i 



INGENIEUR UND ASSISTENT IN M. GERSTKNHOEFER S TECHNISCHEM BUREAU; 

FREIBERO IN SACHSEN. 



BERLIN. 
VERLAG VON ROBERT OPPENHEIM. 

1872. 



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Inhalt. 

Seite 

I. Wärmeentwicklung bei der Verbrennung verschiedener 

Schwefelmetalle 4 

II. Beleuchtung einiger dem Schüttofen gemachten Vorwürfe . 32 

III. Betrachtungen über die Rostung einiger Schwefelmetalle 

mit Rücksicht auf ihre Verröstung in Schüttofen und nach- 
folgender Schwefelsäurefabrikation 63 

1. Bleiglanz 63 

2. Zinkblende 71 

3. Rohstein (Mansfelder) 83 

4. Konzentrationsstein oder Spurstein (Mansfelder) . 87 

5. Einfach - Schwefeleisen 89 

6. Schwefelkies 91 

IV. Verbesserungen an den Schüttofen 97 

1. Zum Ziehen der Anbrande 97 

2. Abänderungen zur Verminderung der Flugstaub - 

mengen 105 

3. Luftzuführung 105 

V. Vergleichende Betrachtung einiger anderer Rostöfen für 

alleinige oder theilweise Verbrennung von klaren Schwe- 
felkiesen oder anderen klaren Schwefelmetallen . . . 110 
Statistik des Schüttofens 128 



Der weitaus grösste Theil der heute in Deutschland 
dargestellten Schwefelsäure wird nicht mehr aus Schwefel, 
sondern aus Schwefelmetallen erhalten, die natürlich vor- 
kommen oder künstlich gewonnen werden. Mit der 
Verwendung von Schwefelkies beginnend, ist man zu 
kupferhaltigen Schwefelkiesen übergegangen, es folgte 
dann die Anwendung von blendigen und glanzigen 
Kiesen, ferner von Hüttenprodukten, wie Kupferrohstein 
in Mansfeld und Swansea und gegenwärtig verarbeiten 
die Freiberger Hütten, woran vor einigen Jahren viel- 
leicht noch Keiner gedacht hätte, sogar arme Bleisteine 
von etwa 22 Proc. Schwefelgehalt. 

Von der Benutzung des Bleiglanzes auf Schwefel- 
säure wird wohl, aus später zu entwickelnden Gründen, 
für immer abzusehen sein. Dagegen muss die Zinkblende, 
obgleich ihre Benutzung bisher nur in ganz vereinzelten 
Fällen und noch nicht mit dem Erfolg, den man erwar- 
ten darf, versucht worden ist, als ein Material bezeichnet 
werden, welches unter geeigneten Verhältnissen rentabel 
zur Schwefelsäurefabrikation gebraucht werden kann. 

Obschon sonach nicht mehr die Verbrennung von 
Schwefel als solchem, sondern die Abröstung von Schwefel- 
metallen im Vordergrunde der Praxis der Schwefelsäure- 
fabrikation steht, so sind gleichwohl die Angaben, welche 
die besten der vorhandenen Lehr- und Handbücher über 

Bodo, Beiträge. 1 



- 2 — 

die anzuwendenden oder angewendeten Oefen zur Ab- 
rüstung der Schwefelmetalle machen, sehr wenig voll- 
ständig und nicht befriedigend. Meistenteils findet man 
eine wahre Musterkarte von Oefen angeführt, die ent- 
weder lange abgeschafft -sind oder doch lange abge- 
schafft sein könnten, insbesondere vermisst man, auch in 
den ausführlichen Werken, Angaben darüber, welche 
Gesichtspunkte bei Anlage der Röstöfen hinsichtlich der 
besten Entschwefelung zu beobachten sind und welche 
Anforderungen man an die Anordnung, Aufstellung und 
Konstruktion der Röstöfen in Hinsicht auf die bequemste 
Ausführung der vorkommenden Manipulationen zu stel- " 
len hat. 

Der Röstprozess, diese wichtige Einleitung zum 
Bleikammerprozess, wird fast durchweg mit Stillschwei- 
gen tibergangen. — 

Die zur Schwefelsäurefabrikation benutzten Schwefel- 
metalle liegen in den meisten Fällen und auch der grös- 
seren Menge nach, in Stücken, als sogenanntes Stuff- 
werk, vor; seltener in feiner Form, als Scbliege. Nur 
in Bezug auf die zur Verbrennung von Schliegen an- 
zuwendenden oder angewendeten Oefen beabsichtige ich, 
in den nachfolgenden Blättern etwas ausführlich abzu- 
handeln. Es haben jedoch hin und wieder auch Be- 
merkungen über Oefen f&r Stuffwerk Platz gefunden. 

Feine Schwefelmetalle kann man entweder in Muffel- 
öfen mit Anwendung von Brennmaterial oder in Oefen 
mit der vom verbrennenden Schwefel metall selbst gelie- 
ferten Hitze abrosten. Es dürfte heutzutage wohl kaum 
noch Jemand ernstlich daran denken, eine zur Gewin- 
nung von schwefliger Säure für Bleikammern vorzu- 
nehmende Röstung von feinen Materialien (etwa Zink- 
blende ausgenommen, aber auch da ist es noch sehr 



— 3 — 

fraglich, ob es anders nicht vortheil hafte r ist) mit An- 
wendung von Brennmaterial in einem Gefassofen aus- 
zuführen. Die Zahl der Oefen, in denen Schliege selbst- 
ständig verbrannt werden können, ist beschränkt. Streng 
genommen giebt es eigentlich nur Einen solchen Ofen, 
das ist der Schüttofen' Von Gerstenhöfer. Denn 
bei zwei anderen Apparaten, die zur Schliegverbrennung 
angegeben sind, muss man Stuffwerk als Brennmaterial 
ansehen, ohne welches die Schliegverbrennung nicht 
möglich ist. 

Der Gerstenhöfer'sche Schüttofen, bei seinem Er- 
scheinen allgemein bewillkommnet, hat reichlich Gelegen- 
heit gehabt, sich im Laufe von acht Jahren in der 
Praxis einzubürgern und zu erproben. Gleichwohl ist 
er in letzter Zeit theils wegen übertriebener Anforderun- 
gen, tbeils bei Gelegenheit neu auftauchender Oefen^ 
•die ähnliche Zwecke verfolgten, Gegenstand von Angriffen 
gewesen. 

Ich werde, nach Vorausschickung von einigen all- 
gemeinen Betrachtungen über die Röstung verschiedener 
Schwefelmetalle, im Folgenden diese Angriffe widerlegen 
oder auf ihr richtiges Mass zurückfuhren, die Verbesse- 
rungen erwähnen, welcher der Gerstenhöfer'sche Ofen 
erfahren hat und endlich die neueren Röstöfen bespre- 
chen, welche ebenfalls zur Schliegverbrennung angege- 
ben sind. Es wird mir dabei vielfach Gelegenheit ge- 
geben sein, auch andere Punkte aus der Technik der 
Schwefelsäurefabrikation zu berühren und damit um so 
mehr dem Titel gerecht zu werden, welcher diesen 
Blättern vorgesetzt wurde. 



I. Wärmeentwicklung bei der Verbrennung 
verschiedener Schwefelmetalle. 

Während einige chemisch -technologische Werke 
dem Gerstenhöfer'schen Schüttofen gerade ausschliess- 
lich für die Metallurgie eine Zukunft ankündigen, seine 
Wichtigkeit für die Schwefelsäurefabrikation dagegen 
weniger gelten lassen wollen, habe ich andererseits um- 
gekehrt in der Praxis häufig die Ansicht vertreten ge- 
funden, dass der Schüttofen wenigstens für die metallur- 
gische Abrüstung von Bleiglanz und Zinkblende aus 
dem Grunde unzureichend sei, weil diese beiden Schwefel- 
metalle in Folge ihres niedrigen Schwefelgehaltes nicht 
im Stande wären, hinreichende Wärme zur Unterhaltung 
der ferneren Röstung zu entwickeln. 

Was zunächst die letztere Ansicht anbetrifft, so ist 
von vornherein nicht zu vergessen, dass bei allen Röst- 
prozessen der Schwefel nicht allein als wärmeentwickelnde 
Substanz anzusehen ist, sondern als solche ebensogut 
auch die mit dem Schwefel verbundenen Metalle gelten 
müssen. Ausserdem aber dürfte sich zeigen lassen, dass 
die Ansicht, wenigstens was die Zinkblende anbetrifft 
(für den Bleiglanz fehlen die zur Rechnung erforder- 
lichen Grundlagen), geradezu irrig und die bei der Ver- 
brennung von Zinkblende entwickelte Temperatur zur 
Unterhaltung der ferneren Röstung nicht allein ausreicht, 
sondern sogar noch höher ist, als die Verbrennungs- 
temperatur des Schwefelkieses und anderer in Schüttöfen 
bereits mit Erfolg verrosteter Schwefelmetalle. 

Die Verbrennungswärme des Schwefelkieses berech- 
net sich wie folgt. 

Nach Dulong entwickelt 1 Gewichtstheil Sauer- 



— 5 — 

Stoff, wenn derselbe mit 2,333 . . . Gewichtstheilen Eisen 

zu Eisenoxyd verbrennt, 4327 Wärmeeinheiten. Es 

werden mithin bei Verbrennung von 1 Gewichtstheil 

4327 
Eisen QQQ = 1855 Wärmeeinheiten frei. 

Ferner resultiren nach Dulong bei der Verbren- 
nung von 1 Gewichtstheil Schwefel zu schwefliger Säure 
2601 Wärmeeinheiten. Hiernach geben: 

2 . 16 = 32 Gewth. Schwefel 32 . 2601 = 83232 Calor., 
28 - Eisen 28.1855 =51 940 Ca lor. 
folglich 60 Gewth. Eisenbisulfuret . . 135172 Calor. 

Die Verbrennungswärme des Schwefelkieses ist hier- 
nach: 

^Ü"! — 2253 Calorien, 
oü 

wenn die vollständige Verbrennung zu schwefliger Säure 
und Eisenoxyd angenommen wird. 

Die Verbrennungstemperatur lässt sich hieraus ab- 
leiten, indem man diese Zahl durch die Summe der den 
Verbrennungsprodukten zukommenden absoluten Wärme- 
mengen dividirt. 

Die Verbrennungsprodukte zunächst ergeben sich 
in folgender Weise. 32 Gewichtstheile Schwefel geben 
64 Gewichtstheile schweflige Säure, welche 32 Gewichts- 
theile Sauerstoff erfordern. 

80 28 
28 Gewichtstheile Eisen liefern — ^r— = 40 Ge- 

oo 

wichtstheile Eisenoxyd, wozu 12 Gewichtstheile Sauer- 
stoff erforderlich sind. 

Endlich hinterlassen 32 -i- 12 = 44 Gewichtstheile 
aus der atmosphärischen Luft entnommenen Sauerstoffs 
145,77 Gewichtstheile Stickstoff. 



— 6 — 

Nach Regnaalt sind die spezifischen Wärmen 

von: 

Stickstoff . . . 0,2440 ) , . , x x ^ , 

, «,. OB n ikko } " ei konstantem Druck, 

schwefliger Säure 0,1553 ) 

Eisenoxyd . . . 0,1681 (stark geglüht). 

Die absoluten Wärmemengen sind also: 

0,2440 . 145,77 = 35,568 

0,1553. 64, «= 9,939 

0,1681 . 40, = 6,724 

Summe 52,231 

Die Verbrennungstemperatur des Schwefelkieses ist 

nun: 

2253 • 60 

52,931 * 2588 °' 

Hierbei ist vorausgesetzt, dass sich die spezifische 
Wärme der Verbrennungsprodukte mit höherer Tempe- 
ratur nicht ändert; eine Voraussetzung, die jedoch nur 
für Gase ihre Richtigkeit hat, für feste Substanzen aber 
nicht ganz zutreffend sein dürfte. 

Enthält der Schwefelkies noch ] Gangarten, so re- 
duzirt sich die gefundene Temperatur, wenn die spezi- 
fische Wärme dieser Gangarten zu 0,2 angesetzt wird, 

auf: 

2253 . 60 _ , 

52,231 -+-30.02 
Führt man dieselben Rechnungen für Zinkblende 
durch, so giebt nach Du long 1 Gewichtstheil Sauerstoff 
mit 4,0625 Gewichtstheilen Zink zu Zinkoxyd verbren- 
nend 5275 Wärmeeinheiten, wonach bei Verbrennung 
von 1 Gewichtstheil Zink 

5275 



4,0625 
entwickelt werden. 



= 1299 Calorien 



— 7 — 

Hiernach erhält man die Verbrennungswärme der 
Zinkblende zu: 

16 . 2601 -+- 32,5 . 1299 . __. _ . . 
16 + 32^5 = 1729 Calonen - 

Als Verbrennungsprodukte hat man bei der voll- 
ständigen Verbrennung zu schwefliger Säure und Zink- 
oxyd: aus 16 Gewichtstheilen Schwefel 32 Gewichts- 
theile schweflige Säure, wobei 16 Gewichtstheile Sauer- 
stoff verbraucht werden. 

Aus 32,5 Gewichtstheilen Zink resultiren 40,5 Ge- 
wichtstheile Zinkoxyd bei einem Verbrauch von 8 Ge- 
wichtstheilen Sauerstoff. 

16 -f- 8 = 24 Gewichtstheile Sauerstoff waren ^mit 
79,515 Gewichtstheilen Stickstoff zu atmosphärischer Luft 
vereinigt. 

Die spezifische Wärme von Zinkoxyd =» 0,1248 
nach Regnault gesetzt, erhält man die absolute Wärme 
der Verbrennungsprodukte zu: 

0,1248 . 40,5 -+- 0,1553 . 32 -h 0,244 . 79,515 = 29,425, 

und folglich die Verbrennungstemperatur der Zinkblende 
zu 

* 

Nimmt man wiederum den dritten Theil Gangart 
an, so ermässigt sich diese Temperatur auf: 

1729 -i^ =2447 o C 

29,425 -+- 24,25 . 0,2 
Diesen Zahlen braucht, mit den oben für Schwefel- 
kies erhaltenen verglichen, nichts weiter zugefügt zu 
werden. Die von Zinkblende mit | Bergart entwickelte 
Temperatur ist sogar nur um ein Geringes niedriger, 
als die von reinem Schwefelkies entwickelte. 



— 8 — 

Es dürfte nicht ganz ohne Interesse sein, die Ver- 
brennungswärmen und Verbrennungstemperaturen eini- 
ger anderer mehr oder weniger häufig vorkommender 
Schwefelmetalle kennen zu lernen. Die folgende Tabelle 
(S.9) giebt zunächst in Columnel. die Verbrennungswärme 
von 15 Schwefelmetallen, in Columne II. das Verh&ltniss 
der Verbrennungswärmen zu derjenigen des Schwefel- 
kieses, endlich in Columne III. das Gewicht der ver- 
schiedenen Schwefelmetalle, welches dieselbe Wärme- 
menge wie 1 Theil Schwefelkies entwickelt. 

Es ist zu dieser Tabelle nur noch zu bemerken, 
dasß die Zahlen durchweg in gleicher Weise erhalten 
worden sind, wie an den vorhergehenden Beispielen 
gezeigt wurde und dass überall die vollständige Ver- 
brennung zu schwefliger Säure und beziehungsweise 
Eisenoxyd, Kupferoxyd, Zinkoxyd, Nickeloxyd, Kobalt- 
oxyd, Antimonoxyd und Zinnoxyd angenommen wor- 
den ist. 

Ferner ist nach Dulong angenommen, dass bei 
Verbrennung von 1 Gewichtstheil Sauerstoff mit Kupfer 
2591, mit Nickel 3706, mit Kobalt 3983, mit Antimon 
3818 und mit Zinn 4513 Wärmeeinheiten frei werden. 

Die folgende Zusammenstellung giebt die Verbren- 
nungstemperaturen, welche den in der vorhergehenden 
Tabelle aufgeführten Schwefelmetallen bei ihrer Ver- 
brennung zu schwefliger Säure und Metalloxyd zukom- 
men, sowie das Verhältniss dieser Temperaturen, wenn 
die des reinen Schwefelkieses = 1 gesetzt wird. 

1) Schwefelkies, reiner . . 2588° C. . 1,000. 

desgl. mit J Gangarten . 2322° C. . 0,897. 

2) Magnetkies 2698° C. . 1,043. 

3) Einfach-Schwefeleisen . . 2725° C. . 1,053. 

4) Rohstein 2810° C. . 1,088. 



— 9 — 



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— 10 - 

5) Kupferkies 2425° C. . 0,937. 

6) Kupferglanz .... 1976° C. . 0,764. 

7) Kupferrohstein (Mans- 

felder) 2391° C. . 0,924. 

8) Spurstein, desgl. . . . 2161° C. . 0,835. 

9) Buntkupfer 2246° C. . 0,868. 

10) Zinkblende, reine . . . 2850° C. . 1,101. 

desgl. mit J Gangarten 2447° C. . 0,946. 

11) desgl. schwarze . . . 2815° C. . 1,088. 

12) Nickelkies 2551° C. . 0,986. 

13) CobaJtkies 2572° C. . 0,994. 

14) Antimonglanz .... 2517° C. . 0,973. 

15) Zinnkies 2456° C. . 0,949. 

Zu dieser Zusammenstellung muss noch Folgendes 

bemerkt werden. Die Berechnung ist in derselben 
Weise vorgenommen, wie an den Beispielen mit Schwefel- 
kies und Zinkblende im Einzelnen durchgeführt ist. Es 
sind ferner die Zahlen für die spezifischen Wärmen 
nach Regnault und zwar für Kupferoxyd =0,1420, 
für Zinnoxyd = 0,0933 und fiär Antimonoxyd = 0,0901 
genommen. Für Nickeloxyd und Kobaltoxyd liegen, 
wie es scheint, direkte Bestimmungen nicht vor. Die 
spezifischen Wärmen wurden daher aus den Atomwärmen 
der betreffenden Oxyde ermittelt. Nun kann zwar die 
Atomwärme einer Verbindung (bekanntlich das Produkt 
aus Atomgewicht und spezifischer Wärme) selbst erst 
gefunden werden, wenn die spezifische Wärme bereits 
bekannt ist. Doch bleibt für grosse Gruppen ähnlich 
zusammengesetzter Verbindungen die Atomwärme immer 
die gleiche und demgemäss wurde nach Regnault 's 
Bestimmungen die Atomwärme für die nach der allge- 
meinen Formel R 2 3 zusammengesetzten Oxyde im 
Mittel zu 12,3 angenommen. Man erhält dann, bei den 



— 11 — 

1 

nahezu übereinstimmenden Atomzahlen von Kobalt und 
Nickel, die spezifische Wärme der Oxyde nahezu über- 
einstimmend zu: 

12*30 _ 015 
2.30 + 3.8 - u ' D ' 

Nach Pouillet entspricht der Glühzustand des 
Eisens, den man blendendes Weissglühen nennt, einer 
Temperatur von 1500° C, und das Platinmetall schmilzt 
bei 2500° C. Unter den errechneten Verbrennungs- 
temperaturen findet sich keine einzige, die unter 1500°C, 
wohl aber mehrere, die über dem Schmelzpunkte des 
Platins liegen. Es kann daher auch, selbst wenn man 
annimmt, dass die Hälfte der Wärme durch Transmission 
verloren geht, kein Zweifel darüber obwalten, dass die 
genannten Schwefelmetalle durch die eigene Verbrennung 
genügende Wärme zur weiteren Fortführung der Röstung 
entwickeln, mögen sie als Stuffwerk oder in Schliegform 
zur Verbrennung gelangen. 

Allerdings lässt sich gegen die zuletzt vorgeführten 
Zahlen der Einwand erheben, dass sie mit einer der 
Wirklichkeit wenig entsprechenden Annahme ermittelt 
sind. Es ist nämlich vorausgesetzt, einerseits, dass das 
ganze Schwefelmetall nur zu schwefliger Säure und 
freiem Metalloxyd verbrenne, und andererseits eben nur 
soviel Luftzutritt stattfinde, als zur Bildung der schwef- 
ligen Säure und der resp. Oxyde nothwendig ist. 

Was zunächst die festen Röstprodukte anbelangt, 
so lässt sich wohl bei keinem Röstprozesse, der nur 
durch die von den verbrennenden Schwefelmetallen ent- 
wickelte Wärme, ohne Mitanwendung von Brennmaterial, 
unterhalten wird, die alleinige Bildung von schwefliger 
Säure und Metalloxyd erreichen; es werden auch immer, 
je nach dem Luftzutritt und der Natur der resultiren- 



— 12 — 

den Oxyde mehr oder weniger schwefelsaure Salze mit 
nebenher fallen. Und schon hieraus würde sich auch 
eine wesentlich andere Zusammensetzung der flüchtigen 
Röstprodukte ergeben, da nicht nur ein gewisser An- 
theil schwefliger Säure fehlen, sondern auch eine ge- 
wisse Menge Stickstoff, herrührend von der Sulfatbildung, 
überschüssig vorhanden sein würde. 

Bei Röstprozessen, hinter welchen die produzirte 
schweflige Säure nicht kondensirt werden soll (sei es 
zu Schwefelsäure oder auf eine andere Weise), wo folg- 
lich der Luftzutritt garnicht mit Rücksicht auf die ent- 
stehendeu Röstgase, sondern einzig mit Rücksicht auf 
die zu erzielende Zusammensetzung des Röstgutes re- 
gulirt wird und wobei dann in der Regel bei weitem 
grössere Luftmengen in Anspruch genommen werden, 
als, nach der Theorie, nothwendig sind, würden aller- 
dings die mitgetheilten Verbrennungstemperaturen eine 
Reduktion erfahren müssen, dieselbe lässt sich aber auf 
vollkommen wissenschaftlichem Wege vornehmen, sobald 
man nur den Prozentgehalt der Röstgase an schwefliger 
Säure kennt, welcher mittels des Reich'schen Apparates 
sehr schnell und leicht gefunden wird, und ferner die 
Zusammensetzung des Röstgutes gegeben ist. 

Es giebt aber auch eine Anzahl Fälle, wo an den 
Röstprozess die doppelte Anforderung gestellt wird, dass 
die Röstgase möglichst reich an schwefliger Säure, das 
Röstgut möglichst arm an Schwefel sein soll. Diese 
Fälle liegen überall da vor, wo die entwickelte schwef- 
lige Säure durch Erzeugung von Schwefelsäure, Schwefel, 
unterschwefligsaurem Natron u. s. w. unschädlich ge- 
macht werden soll oder wo sie gar zur Schwefelsäure- 
fabrikation eigens dargestellt wird. Bei allen hierher- 
gehörigen Prozessen ohne Ausnahme kann die Konden- 



— 13 — 

sation weniger energisch stattfinden, wenn die nieder- 
zuschlagende schweflige Säure in einem grossen Gas- 
volumen vertheilt ist, ganz abgesehen davon, dass die 
«rforderlichen Apparate mit der Verdünnung der schwef- 
ligen Säure an Grösse zunehmen müssen. 

Man wende hier nicht ein, dass die Anforderung der 
möglichsten Abtreibung des Schwefels auf solchen metallur- 
gischen Werken gar nicht in Betracht kommen könne, wel- 
che einerseits die erzeugte schweflige Säure nur in lästiger 
Nebenarbeit kondensiren und andererseits die gerösteten 
Produkte häufig gar nicht mit dem möglichst geringsten 
Schwefelgehalt bedürfen, um sie weiter zu verarbeiten. 
Um diesen Einwand durch ein Beispiel zu illustriren, 
so kann der Fall vorliegen, dass ein Kupferwerk die 
Abröstung seines Rohsteines mit Schwefelsäuregewinnung 
verbunden hat, aus welchem zur Vorbereitung der wei- 
teren Operationen etwa die Hälfte des Schwefelgehaltes 
abgetrieben werden müsste. Nun wäre man aber im 
Stande, mehr als die Hälfte, etwa | des Schwefelgehaltes, 
durch die Böstung zu entfernen. Hier würde man trotz- 
dem allemal besser thun, die Röstung soweit als thun- 
lich zu treiben und den mehr vertriebenen Schwefel 
durch entsprechenden Zusatz von ungeröstetem Produkt 
bei den späteren Operationen zu ersetzen. Der Vortheil 
würde darin liegen, dass man weniger Massen in Arbeit 
zu nehmen braucht und es würde sonach auch hier nicht 
allein die Anforderung gelten, an schwefliger Säure 
reiche Röstgase zu erzielen, sondern auch die der mög- 
lichsten Entschwefelung. 

Unter den eben näher bezeichneten Röstprozessen 
nun nehmen unzweifelhaft diejenigen die wichtigste 
Stelle ein, welche der Schwefelsäurefabrikation voraus- 
gehen. Bei derselben ist, von der unvermeidlichen 



— 14 — 

Sulfatbildung vorläufig ganz abgesehen, gegen die zur- 
reinen Verbrennung noth wendige Luftmenge, in doppelter 
Hinsicht ein Ueberschuss an Luft erforderlich. Erstens 
tritt nämlich diejenige Luftmenge noch mit auf, deren 
Sauerstoffgehalt in den Bleikammern zur Bildung der 
Schwefelsäure in Anspruch genommen wird. Zweitens 
ist über dieses Quantum hinaus noch ein Ueberschuss 
von atmosphärischer Luft vonnöthen, durch welches die 
Regeneration des Stickstoffoxyds zu Untersalpetersäure 
wesentlich beschleunigt wird. Dieses letztere Quantum 
wird gewöhnlich in der Weise bestimmt, dass man den 
Sauerstoffgehalt der abziehenden Kammergase, aus denen 
in den Kammern schweflige Säure mit dem betreffenden 
Antheil Sauerstoff, sowie im Gay-Lussac'schen Konden- 
sationsapparat die Salpetergase als salpetrige Säure ver- 
schwunden sind, mit noch 6 Volumenprozenten freien 
Sauerstoffs verlangt. Einen Luftüberschuss von der 
bezeichneten Grösse kann man füglich verlangen auf 
die Gefahr hin, mit einer Anzahl von Lehrbüchern in 
Widerspruch zu gerathen. So heisst es im Lehrbuch 
der ehem. Technologie von Knapp (3. Aufl.) I. 2. 
Seite 299 : „Selbstredend muss bei Mangel an Luft die 
Bildung der Schwefelsäure unvollständig bleiben; aber 
nach der übereinstimmenden Erfahrung aller 
Praktiker ist Ueberschuss von Luft ebenso 
schädlich, als ein Mangel daran." Nach Wagner,, 
ehem. Technologie (7. Aufl.) Seite 210, soll „die aus 
den Kammern tretende Luft nicht mehr als 2 — 3Proz. 
Sauerstoff enthalten. u de Hemptinne (Annal. des 
mines, 1865, p. 366) wünscht nicht mehr als 2 — 2\ Proz* 
Luftüberschuss. 

Fabrikanten, welche nach Knapp ohne Luftüber- 
schuss arbeiten wollten, würden sehr üble Erfahrungen 



— 15 — 

machen. Dass die Vermeidung eines Luftüberschusses 
übereinstimmende Erfahrung aller Praktiker sei, habe 
ich übrigens keineswegs bestätigt gefunden. Eine grosse 
Anzahl derselben hat im Gegentheil über diesen Punkt 
gar keine Ansichten und Erfahrungen, weil man in einer 
grossen Anzahl von Fabriken die schweflige Säure so 
in die Kammern gehen lässt, wie sie in den Schwefel- 
öfen oder in den Röstöfen eben fallt, weil man ferner 
die in den Oefen produzirten Gase gar nicht auf ihren 
Gehalt an schwefliger Säure untersucht und weil man 
endlich auch vielfach gar nicht die Mittel hat, zu star- 
ken Luftzutritt schon in den Schwefelöfen und Röstöfen 
zu verhindern. 

Bei Versuchen über die zweckmässige Höhe dea 
Luftüberschusses würde man sich aber bald entschlossen, 
auch über die von R. Wagner mitgetheilte Forderung 
noch hinaus zu gehen. Wenn oben 6 Volumenprozente* 
freien Sauerstoffs in den abziehenden Gasen verlangt 
werden, so ist das eher ein Minimum als ein Maximum. 
Ich habe bei zwei gleich grossen, in ganz gleicher- 
weise angelegten und nebeneinander stehenden Kammer- 
systemen, denen aus Schwefel erzeugte schweflige Säure^ 
zugeführt wurde, gefunden, dass das eine mit gegen 
8 Volumenprozenten freien Sauerstoffs in den Austritts- 
gasen (und also auch mit entsprechend weniger Volum- 
prozenten schwefliger Säure in den Eintrittsgasen) den- 
noch im Ausbringen ebenso gut, im Salpeterverbrauch 
um ein Geringes besser arbeitete, als das andere, wo 
die Eintrittsgase entsprechend stärker fielen und der 
Sauerstoffgehalt der Austrittsgase sich bei 6 Volumen- 
prozenten hielt. 

In ganz entsprechender Weise habe ich in meiner 
Praxis mit Schwefel arbeitende Systeme gefunden, wa 



— 16 — 

die Untersuchung der Eintrittsgase nur 5 und 4 Volu- 
menprozente schweflige Säure auswies, während doch 
die Verbrennung des Schwefels zur Schwefelsäurefabri- 
kation mit Berücksichtigung der erwähnten 6 Volumen- 
prozente freien Sauerstoffs so geleitet werden kann, 
dass man Gase mit über 10 Volumenprozenten schwef- 
liger Säure erhält. Dennoch war bei diesen Systemen 
neben befriedigendem Ausbringen weder der in Anspruch 
genommene Kammerraum, noch der Salpeteraufwand so 
gross, als man nach Analogie von solchen Kammer- 
systemen hätte erwarten sollen, welche mit an schwef- 
liger Säure zwar gleichprocentigen, aber an Stickstoff 
viel reicheren Gasen arbeiten, wie sie z. B. bei der 
Abröstung zinkischer und bleiischer Erze oder Produkte 
oder von Kupferrohstein fallen. 

Dies Alles deutet darauf hin, dass der Sauerstoff- 
überschuss, trotzdem seine Gegenwart das Gasvolumen 
vergrössert, doch dafür die Energie der Aktion in den 
Kammern erhöht und die Ermittelung, wie weit man 
mit dem Sauer stoffüberschuss gehen dürfte, um bei Ver- 
meidung zu starker Verdünnung der Gase den grösst- 
moglichsten Nutzen zu schaffen, wäre eine in doppelter 
Beziehung lohnende Aufgabe. 

Bleibt man jedoch bei den von den gewiegteren 
Praktikern geforderten 6 Volumprozenten Sauerstoff in 
den Austrittsgasen stehen, so ermittelt sich, um nunmehr 
wieder auf die Berechnung der Verbrennungstempe- 
raturen zurückzukommen, die Verbrennungstemperatur 
des Schwefelkieses, wenn seine Röstung in der für 
die Schwefelsäurefabrikation erforderlichen angedeuteten 
Weise geleitet wird, in folgender Weise. 

Bei der Annahme der vollkommenen Verbrennung 
des Schwefelkieses zu schwefliger Säure und Eisenoxyd 



r 



— 17 — 

wurden oben als Röstprodukte aus 1 Gewichtstheil Kies 
erhalten: 

64 Gewichtstheile schweflige Säure, 
40 - Eisenoxyd, 

145,77 - Stickstoff. 

Um 64 Gewichtstheile schweflige Säure in Schwe- 
felsäure zu verwandeln, sind noch 16 Gewichtstheile 
Sauerstoff erforderlich, welche ferneren 53,01 Gewichts- 
theilen Stickstoff entsprechen. 

Von den genannten Gasmengen sind 145,77+ 53,01 
= 198,78 Gewichtstheile Stickstoff unter allen Umständen 
aus den Kammern abzuführen. Sie repräsentiren für 
Metermass bei 0° C. und 760 mm. Bar. 

158,1913 Volumina. 
Setzt man den Stickstoffgehalt der atmosphärischen 
Luft, welche den Beitrag von 6 Volumenprozenten freien 
Sauerstoffs in den Austrittsgasen nunmehr noch zu 
liefern hat, = #, den Sauerstoffgehalt = y, so hat man 
zur Bestimmung dieses Luftquantums: 

x : y = 79,04 : 20,96, 
sowie auch: 

158,1913 -+- x — y : y = 94 : 6. 

Aus diesen Gleichungen bestimmt sich 

das Stickstoffvolumen a = 46,364, 

das Sauerstoffvolumen y = 12,295. 

Diese Volumina entsprechen: 

58,260 Gewichtstheilen Stickstoff, 

17,585 - Sauerstoff. 

Die Röstgase bestehen nunmehr aus: 

64 Ge wichtstheilen schwefliger 

Säure. 

16 + 17,585 = 33,585 - Sauerstoff, 

198,78 + 58,26 =257,04 - Stickstoff. 

Bode, Beiträge. 2 



— 18 — 

und die Verbrennungstemperatur des Schwefelkieses ist 
hiernach (die spezifische Wärme des Sauerstoffs gleich 
0,2182): 

64.0,1553 -+- 33,585. 0,2182+257,04. 0,244+40.0,1681 — 

Diese Temperatur repräsentirt noch immer ein hef- 
tiges Weissglühen, bei welcher der Schmelzpunkt des 
Gusseisens (1100 — 1200° C.) bereits wesentlich über- 
schritten ist. 

Für reine Zinkblende würde man, die Rechnung in 
gleicher Weise durchgeführt, eine Verbrennungstempe- 
ratur erhalten von 

1712° C., 

also auch hier wiederum wesentlich höher, als die des 
Schwefelkieses, wie sich das schon bei der Verbrennung 
ohne jeden Luftüberschuss herausstellte. 

Die folgende Zusammenstellung giebt die Verbren- 
nungstemperaturen einiger Schwefelmetalle für den Fall 
berechnet, dass die Röstung der Kondensation der 
schwefligen Säure zu Schwefelsäure vorausgeht und 
die aus den Bleikammern tretenden Gase noch 6 Volu- 
menprozente freien Sauerstoff enthalten. 

Prozentale Zusammensetzung. 



1) Schwefelkies . . 


1563° C. 


53,33 S, 46,67 Fe. 


2) desgl. mit | Gang- 




- 


arten .... 


1459° C. 


35,55 S, 31,12 Fe, 
33,33 Gangarten. 


3) Rohstein . . . 


1887° C. 


27,59 S, 72,41 Fe. 


4) Zinkblende, reine . 


1712° C. 


32,99 S, 67,01 Zn. 


5) desgl. mit £ Gang- 






arten .... 


1558° C. 


21,99 S, 44,67 Zn, 
33,33 Gangarten. 



- 19 - ! 

I 
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l 

i 

Man sieht aus dieser Zusammenstellung, wenn man 
die Schwefelgehalte und die Temperaturen vergleicht, 
dass die landläufige Ansicht, nach welcher die Hitze* 
entwicklung eines Schwefelmetalles nach seinem Schwe- 
felgehalte beurtheilt wird, in keiner Beziehung haltbar 
ist, wie dies auch schon von vornherein vermuthet wer- 
den konnte. 

Nach diesen Ermittelungen war es nun für den 
Verfasser noch von besonderem Interesse, die Verbren- 
nungstemperaturen vollständig nach den Verhältnissen 
der Wirklichkeit zu ermitteln, d. h. mit Berücksichtigung 
der festen Röstprodukte, wie sie wirklich fallen oder 
fallen können und mit Beibehaltung der mehrfach er- 
wähnten 6 Volumenprozente freien Sauerstoffe in den 
Austrittsgasen. 

Doch stösst man bei diesem Versuche auf einige 
Schwierigkeiten. Wie schon erwähnt, lässt sich bei 
keinem der hier in Rede stehenden Röstprozesse die 
Bildung von Sulfaten ganz vermeiden. Es fehlen aber, 
soviel mir bekannt, mit alleiniger Ausnahme des schwefel- 
sauren Bleioxydes y alle Angaben über die spezifischen 
Wärmen der Sulfate mit metallischer Basis. Für dem 
Bleioxyd ähnlich zusammengesetzte Sulfate nun könnte 
man wohl die aus der Atomwärme berechnete spezifische 
Wärme zu Grunde legen. Für die Eisensulfate, welche 
nicht mehr in die Gruppe RO, S0 3 passen, ist dies 
aber nicht zulässig, und man muss sich deswegen, um 
die Rechnung zu Ende zu führen, auf willkürliche An- 
nahmen einlassen, welche auch wenn man die spezifische 
Wärme scheinbar sehr hoch annimmt, doch immer will- 
kürlich und unzuverlässig bleiben. Dennoch ist im 
Folgenden filr 2 Schwefelmetalle der Versuch durch- 
geführt. 

2* 



— 20 — 

Nimmt man im Röstgut von reiner Blende 9 Prozent 
rückständigen Schwefel an, wovon | auf intakt geblie- 
benes Sulfuret, | auf neutrales schwefelsaures Zinkoxyd 
gerechnet werden, so ergiebt sich folgende Zusammen- 
setzung des Röstgutes: 



ZnS 



ö • • • 

Zn . . 


• 3,0 I 
. 6,1 i 


ZnO . 
SO, . 


. 15,2 | 
. 15,0 i 





Zn. 


9,1 


6,1 


30,2 


12,2 


60,7 


48,7 



ZnO 

"100,0 mit 67,0 Zink. 

Die in 100 Gewichtstheilen dieser Röstmasse ent- 
haltenen 67 Gewichtstheile Zink bildeten vor der Röstung 

mit * , = 33 Gewichtstheilen Schwefel 100 Gewichts- 
theile Zinkblende und es würde sonach bei einem in 
dieser Weise verlaufenen Röstprozess das Röstgut das 
Gewicht der angewandten Blende beibehalten. Es wür- 
den also 48,5 Gewichtstheile Blende an Röstgut aus- 
geben: 

S. 

HL':::*;**! 4 -» 6 i - u 

ZnO 20,50 



48,50 mit 4,33 S. 

Von 16 Gewichtstheilen Schwefel, welche die Blende 
enthielt, sind also nur 16 — 4,33 = 11,67 Gewichtstheile 
Schwefel zur Verbrennung zu schwefliger Säure ge- 
kommen, wobei 2 . 11,67 == 23,34 Gewichtstheile schwef- 
lige Säure, so wie durch den Verbrauch von 11,67 Ge- 



■ — 21 — 

wichtstheilen Sauerstoff 38,66 Gewichtetbeile Stickstoff 
resultiren. 

Zur Bildung von 14,64 Gewichtstheilen schwefel- 
saurem Zinkoxyd gehören 4,55 Gewichtstheile Sauerstoff, 
und in 29,5 Gewichtstheilen Zinkoxyd sind 5,83 Gewichts- 
theile Sauerstoff enthalten. 

Zur Verwandlung in Schwefelsäure beanspruchen 
23,24 Gewichtstheile schweflige Säure 5,83 Gewichts- 
theile Sauerstoff. 4,55 -+- 5,83 •+• 5,83 «=16,21 Gewichts- 
theile Sauerstoff, aus der atmosphärischen Luft entnom- 
men, hinterlassen an Stickstoff 53,69 Gewichtstheile. 
Die gesammte Stickstoffmenge würde also sein: 
53,69 H- 38,66 = 92,35 Gewichtstheile = 73,493 Vol. 
An überschüssiger atmosphärischer Luft würde, um 
den ^ustrittsgasen einen Gehalt von 6 Volumenprozen- 
ten Sauerstoff zu ertheilen, noch hinzukommen: 
Stickstoff 21,491 Vol. = 27,005 Gewichtstheile, 
Sauerstoff 5,699 - =8,151 
und die festen und flüchtigen Röstprodukte würden so- 
mit sein: 

Schwefelzink 4,36 Gewichtstheile, 

schwefeis. Zinkoxyd .... 14,94 

Zinkoxyd 29,50 

schweflige Säure 23,34 

Stickstoff (92,35 -h 27,00) = 119,35 
Sauerstoff (5,83 -H 8,15) = 13,98 

Die spezifische Wärme der Zinkblende ist = 0,1230 
(Begnault), die des schwefelsauren Zinkoxydes ist 
nicht bekannt, ergiebt sich aber durch Rechnung, wenn 
die Atomwärme nach vorliegenden Bestimmungen an- 
derer ähnlich zusammengesetzter Sulfate zu 13,2 ange- 

13 2 
nommen wird, zu ^\= s 0,164. 



— 22 — 

Die absolute Wärme der Verbrennungsprodukte ist 
mitbin: 

4,36 . 0,1230 •+- 14,64. 0,164 -H 29,50 . 0,1248 ■+■ 
-+■ 23,34 . 0,1553 -+- 119,35 . 0,2440 -4- 13,98 . 0,2182 = 

= 42,4153 
und sonach die Verbrennungstemperatur der Zinkblende : 

1729.48,5 . 
42,4153 — 18 "' ^ 

Ueberraschend an diesem Resultate ist der Umstand, 
dass die Verbrennungstemperatur hier bei einem grosse- 
ren zur Verbrennung nöthigen Luftquantum dennoch 
höher ausfallt, als vorher fiir den Fall ermittelt wurde, 
wo die Röstung in idealer Weise ohne Sulfatbildung 
abgeht und wo sich nur 1712° C. herausgestellt haben. 
Die Mengen von Stickstoff und Sauerstoff nämlich, 
welche in die Bleikammern eintreten, sind fiir den Fall, 
wo die Sulfatbildung keine Berücksichtigung fand (und 
sich die Temperatur 1712° C. ergab): 

Stickstoff 137,02 Gewichtstheile, 
Sauerstoff 25,358 

för den Fall, wo die Sulfatbildung berücksichtigt wurde 
(Temperatur 1977° C): 

Stickstoff 119,35 Gewichtstheile, 
Sauerstoff 13,98 

Bevor weitere Bemerkungen an diese Resultate ge- 
knüpft werden, möge noch die analoge Berechnung für 
Schwefelkies, wenigstens in kurzer Andeutung des Gan- 
ges, vorangehen. 

Eine Schwefelkiesröstung, welche auf 60 Gewichts- 
theile Schwefelkies 11 Gewichtstheile Schwefel (d. h. 
also den dritten Theil des ursprünglichen Schwefel- 
gehaltes) in dem Röstgut lässt, kann als eine befriedi- 



— 23 — 

gende durchaus nicht angesehen werden. Yertheilen 
sich von jenen 11 Theilen Schwefel 2 Theile auf intakt 
gebliebenes Bisulfuret, 3 Theile auf Monosulfuret, 6 Theile 
auf Sulfate, so liefern 60 Gewichtstheile Schwefelkies 
in festen Röstprodukten: 

3,75 Bisulfuret mit 2 Schwefel und 1,75 Eisen, 

5,25 Monosulfuret .... 3 - - 2,25 - 

45,00 Sulfat(Fe,0 8 ,S0 3 ) - 6 - 21,00 - 

4,30 Eisenoxyd ..... L _ 1 ^_ ± _ 1 _ L _. . . . 3,00 - 

11 Schwefel und 28,00 Eisen. 

Zur Bildung von schwefliger Säure sind daher nur 
32 — 11 = 21 Gewichtstheile Schwefel gekommen. 

Werden nun weiter in der früheren Weise die 
Mengen der flüchtigen Röstprodukte berechnet und die 
spezifischen Wärmen von Eisenbisulfuret und Eisen- 
monosulfuret nach Regnault zu 0,1301 bez. 0,1357 
angesetzt, ferner die spezifische Wärme der Eisensulfate 
willkürlich zu 0,4 genommen, so stellt sich die Ver- 
brennungstemperatur des Schwefelkieses heraus zu: 

1602° C; 

also wiederum höher, als früher ohne Berücksichtigung 
irgend welcher Sulfatbildung gefunden wurde (nämlich 
1563° C). 

So vorsichtig man sich nun auch gegen die zuletzt 
errechneten Resultate verhalten muss, so scheinen sie 
mir doch in der That eine Bestätigung in der Praxis 
zu finden. Ich habe nämlich schon öfter die Beobach- 
tung, besonders bei Inbetriebsetzungen von Schüttöfen 
und Stuffkiesöfen gemacht, dass sich die Temperatur 
nach einiger Zeit des Beginnens, wo an die Nachwir- 
kung der Anheizung nicht mehr zu denken ist, ungemein 
heftig steigert und bei anscheinend genügendem Luft- 



— 24 — 

zuge einerseits die Abbrände eine weniger gute Ent- 
schwefelung, andererseits die Röstgase weniger Volumen- 
prozente an schwefliger Säure auf weiden. Bessere Ent- 
schwefelung und normal fallende Gase stellten sich nach 
und nach mit einem merklichen Sinken der Temperatur 
ein. Ich habe bisher nicht Gelegenheit gehabt, in sol- 
chem Falle die Abbrände vergleichend auf ihren Gehalt 
an Sulfaten zu untersuchen. Fände man in der That, 
dass mit reichlicher Sulfatbildung eine höhere Tempe- 
ratur verbunden ist, so würden damit allerdings die 
durchgeführten Rechnungen eine wesentliche Stütze er- 
halten; für die Praxis würde aber bei dem Umstände,, 
dass die Schwefelkiesröstung bei nicht hinreichendem 
Luftzutritt allemal reichliche Sulfatbildung aufweist, da- 
raus folgen, mehr Luft zutreten zu lassen, welche die 
Sulfatbildung vermindern und die Temperatur herab- 
ziehen würde. 

Allerdings ist auch für den Schwefelkies, wie es 
schon bei der Blende der Fall war, das aus 60 Gewichts- 
theilen Kies erwachsende Gasquantum mit Berücksich- 
tigung der Sulfate wesentlich geringer, als das ohne 
Sulfatbildung sich ergebende. Das Quantum ist nämlich 
dem Gewicht nach: 

a) ohne Sulfatbildung: 64 S0 2 4- 33,585 O -h 257,04N 

— 354,625 Gewichtstheile (vergl. S. 17); 

b) mit Sulfatbildung: 42 S0 2 -h 25,179 O -f- 214,93N 

= 282,109 Gewichtstheile. 

Aber dieses durch Sulfatbildung erkaufte geringere 
Gasquantum kann doch nur der ersten oberflächlichen 
Betrachtung als ein Vortheil erscheinen, der bei näherer 
Betrachtung sich vollständig in das Gegentheil auflöftt. 
Verwandelt man nämlich die einzelnen sub a und b an- 



— 25 — 

gegebenen Gewichtsmenge n der Gase in Volumina, so 
resultiren: 

a b 

Stickstoff . . . 204,555 Vol. 171,043 Vol. 
Sauerstoff . • . 23,482 - 17,604 - 

schwef 1. Säure . 22,373 - 14,682 - 

250,410 Vol.. 203,429 Vol. 

Bei einem gewissen Salpeteraitfwande und gemäss 
dem nach der Natur der Schwefelmetalle zu erzielenden 
Gehalte der Röstgase an schwefliger Säure ist die Pro- 
duktionsfahigkeit eines gewissen Kammerraumes gegeben. 

Nun enthalten die sub a gefundenen 250,41 Volu- 
mina Gase — ' _ * — = 8,9346 Volumenproz. schwef- 

250,41 

lige Säure, dagegen die sub b erhaltenen 203,429 Volu- 
mina Gase nur 7,2173 Volumenprozente schweflige 
Säure. Ist also auch die absolute Menge der Gase für 
gleiche Gewichtstheile Schwefelkies mit Sulfatbildung 
geringer, als ohne dieselbe, so ist doch dafür im ersteren 
Falle der relative Gehalt der Gase an schwefliger Säure 
auch wiederum niedriger. Hieraus würde, wenn eine 
bestimmte Produktion an Schwefelsäure verlangt wird, 
entweder eine Vergrößerung des Kammerraumes, oder 
eine Vermehrung des Salpeteraufwandes oder endlich 
auch eventuell beides zugleich folgen. 

Mit dieser Vergrösserung resp. Vermehrung wäre 
man aber keineswegs am Ende. Denn wenn man nun 
weiter auch den Sauerstoffgehalt der betreffenden % Gas- 
mengen in's Auge fasst, so erweist sich derselbe bei 

der Röstung ohne Sulfatbildung zu — * . * — = 

9,3773 Volumenprozenten (a); bei der Röstung mit Sul- 



— 28 — 

metallen durchaus nicht hoch; ist diese erreicht, bo tritt 
neben starker oder schwacher Entwicklung von schwef- 
liger Säure (dies richtet sich darnach, was für Schwefe- 
lungsstufen in der Röstpost vorhanden) auch die Bildung 
von schwefelsauren Salzen ein. Zur Zersetzung derselben 
bis zu dem in jedem einzelnen Falle gewünschten Grade 
ist aber eine ganz andere, viel höhere Temperatur noth- 
wendig, als zur blossen Entzündung der Masse. Die- 
selbe erfolgt, in feinvertheiltem Zustande : beim Schwefel- 
kies bei einer Temperatur, hoch genug um Schwefel an 
der Luft zu entzünden ; beim Magnetkies : bei angehen- 
der dunkler Rothglühhitze; ebenso beim Kupferstein und 
Bleiglanz; bei der Zinkblende: bei massiger Rothglut; 
ebenso beim Schwefelmangan; beim Speisskobalt bei 
angehender Rothglühhitze (vergl. Plattner, metallurg. 
Röstprozesse, Seite 81 u. ff.). 

Zur Zersetzung der Sulfate dagegen sind fast durch- 
gängig höhere Temperaturen erforderlich. Es ist nicht 
ohne Interesse, wenn man sich hier das Verhalten der 
wichtigsten Sulfate zur Hitze vergegenwärtigt. Denn 
dass in der Rothglühhitze alle schwefelsauren Salze aus- 
genommen die der schwefelsauren Alkalien und Erden 
zerlegt werden, wie man in einigen Werken lesen kann, 
ist keineswegs richtig. Das neutrale schwefelsaure 
Bleioxyd ist bei starker Rothglut ohne Zersetzung 
schmelzbar und verliert erst in der Weissglut einen 
Theil seiner Schwefelsäure bei Hinterlassung von ba- 
sischem Bleisulfat (Percy, Metallurgie des Bleies). 
Neutrales schwefelsaures Zinkoxyd wird bei höherer 
Temperatur, als bei welcher die Blende sich entzündet, 
in basisch schwefelsaures Zinkoxyd verwandelt, welches 
erst in der Weissglühhitze zerlegt wird; schwefelsaures 
Manganoxydul erleidet erst bei heftiger Rothglut Zer- 



— 29 — 

setzung. Schwefelsaures Eisenoxyd wird durch andau- 
ernde Rothglut in freies Eisenoxyd und Schwefelsäure 
zersetzt; zur Zerlegung des schwefelsauren Kupferoxydes 
ist eine etwas höhere Temperatur erforderlich, als zu 
-derjenigen von schwefelsaurem Eisenoxyd. 

Der Zeitpunkt, in welchem die Zersetzung der in 
-der Röstpost vorhandenen Sulfate eintritt, lässt sich in 
der Regel leicht erkennen ; er wird durch einen wolligen 
Zustand der Röstmasse, die dabei ungemein leicht be- 
weglich, fast fliessend, ist und dem Röstgezäh ausweicht, 
bezeichnet; Erscheinungen, welche die Folge von dampf- 
förmig entweichender Schwefelsäure sind. 

Aus den soeben gemachten Angaben über die Ent- 
zündbarkeit verschiedener Schwefelmetalle geht hervor, 
dass bei allen solchen, welche in der Technik eine 
Rolle spielen, die Entzündung bei etwas über massiger 
Rothglut sicher eintritt, und bis zu dieser Temperatur 
wären also die Röstöfen mindestens vorzuwärmen. Bei 
solchen Röstöfen, wo das Einbringen der Röstposten 
einige Zeit anhält und gleichzeitig der Zutritt von Luft, 
welche wieder abkühlt, nicht gehindert werden kann, 
ivürde man von vornherein auf eine etwas höhere Tem- 
peratur anzuwärmen haben, keinesfalls aber bis zu leb- 
hafter Rothglut. 

Die Gerstenhöfer'schen Schüttölen werden schon 
4seit Jahren so konstruirt, dass in keiner Weise mehr 
unnütz abkühlend wirkende atmosphärische Luft in den 
Ofen treten kann, weder bei Beginn des Betriebes, wo 
«s sich darum handelt, den für das Brennmaterial pro- 
visorisch eingelegten Rost aus dem Ofen zu entfernen, 
noch auch im laufenden Betriebe, wo die früheren Kon- 
struktionen in der Regel beim Ausziehen der gerösteten 
Masse einen nicht nothwendigen Zugang von Luft ge- 



I 



— 30 — 

statteten, der sich indessen durch einige Vorsicht beim 
Aaskrücken der Abbrände selbst, dann aber auch durch 
weniger häufiges Ausziehen ermässigen Hess. Aus die- 
sem Grunde Hess schon früher die gleichmassige Be- 
schaffenheit des nach den Bleikammern gehenden Gas- 
stromes bei den Schüttöfeu wenig zu wünschen übrige 
ein Umstand, welcher sich an der gleichmässigen Aktion 
in den Bleikammern am vorteilhaftesten bemerklich 
machte. Immerhin ist aber auch die Beseitigung dieses- 
kleinen Uebelstandes in einfacher Weise erreicht worden. 
Ich habe in meiner eingangs angezogenen Abhand- 
lung „über die Röstung des Kupferrohsteines auf Eckardt- 
hütte bei Leimbach" die Anheizung der dortigen Schütt- 
öfen ziemlich umständlich angegeben und von einer 
circa drei Wochen andauernden Anwärmung und An- 
heizung erzählt. Diese Angaben sind, obgleich nur 
einen speziellen Fall betreffend, gleichwohl in einer 
Weise wiederholt worden, als müssten sie absolut all- 
gemein eingehalten werden. Dem gegenüber kann ich 
konstatiren, dass man einen Schüttofen für Schwefelkiese,, 
dessen Mauerwerk bereits ausgetrocknet ist, nach einer 
ganz gelinden Anwärmung von drei bis vier Tagen un- 
bedenklich in Betrieb nehmen kann und die Temperatur 
nicht höher zu treiben braucht, als dass man in den 
mittleren Trägerreihen eben wahrnehmbare dunkelste 
Rothglut bemerkt. Hierbei ist die Temperatur der obe- 
ren Ofenzonen eine hinreichend hohe, dass von dem 
durch die Schüttvorrichtung eingestreuten Kiese schon 
im Erzzufuhrungsschlitz des Ofengewölbes und im Ofen 
unter dem letzteren sofort das erste Atom Schwefel ab- 
destillirt und der ganze Raum bis in die Abzüge hinein, 
mit einer blauen Flamme ausgefüllt ist. Die Tempera- 
tur nimmt dann von selbst sehr schnell zu. 



— 31 — 

Dass man Schüttöfen för schwerer entzündliche 
Materialien etwas höher erhitzt, möchte auf der Hand 
liegen, aber auch för Blende und Kupferrohstein braucht 
man nicht bis zu lebhafter Rothglut zu gehen. 

Indem ich also hiermit die Notwendigkeit der Er- 
wärmung des Ofens bis zur Weissglut gegen meine 
frühere Angabe ausdrücklich auch für Kupferrohstein in 
Abrede stelle, bleibt mir nur noch zu erinnern, dass 
wenn dieselbe auch för letzteres Material ihre Richtig- 
keit hätte, es doch nicht statthaft erscheinen kann, die- 
selbe schlechtweg för Schwefelkies herüberzunehmen, 
wie es, indem der Schüttofen als „Kiesbrenner" bespro- 
chen wird, im Lehrbuch der ehem. Technnlogie von 
Fr. Knapp und im Handbuch der ehem. Technologie 
von Ph. Schwarzenberg (begründet von Bolley) 
geschehen ist. Gleichviel ob mit oder ohne meine 
Schuld eine Uebertreibung berichtet worden ist ; dieselbe 
wird dadurch nur noch vergrössert. 

Es ist bereits gezeigt worden, dass die Möglichkeit 
der Röstung von Schwefelmetallen, gleichgiltig ob diese 
als Stuffwerk oder als Schliege vorliegen, ohne Anwen- 
dung von Brennmaterial durch die bei der Röstung ent- 
wickelte Hitze allein, nicht ausschliesslich abhängig ist 
von dem Prozentgehalte an Schwefel, und es musste 
von diesen Betrachtungen unter den wichtigeren und 
häufigeren Schwefelmetallen nur der Bleiglanz ausge- 
schlossen bleiben, da die Unterlagen zur Rechnung 
fehlen. 



— 32 — 



II. Beleuchtung einiger dem ScMttofen 

gemachten Vorwürfe. 

Es gilt nun, auch die andere eingangs schon er- 
wähnte Ansicht, nach welcher der Schüttofen nur ffcr 
die metallurgische Röstung überhaupt oder speciell in 
Verbindung mit Schwefelsäurefabrikation so recht am 
Platze sein soll, auf ihr richtiges Mass zurückzuführen. 
Diese Behauptung ist gerade auch in voller Deutlichkeit 
in dem genannten Werke von Ph. Schwarzenberg 
ausgesprochen. Die nähere Beleuchtung der beigebrach- 
ten Gründe dürfte nicht ohne Interesse sein, da sich so 
am besten einige Bemerkungen von allgemeiner Wich- 
tigkeit mit anbringen lassen. Zuvor aber muss ich eine 
eigene früher ausgesprochene Ansicht, die ich längst 
als Illusion erkannt habe, hier noch besonders als solche 
hervorheben. 

Wenn ich früher (1. c. Seite 25) an die Anwendung 
von Schüttöfen zur Röstung von Bleiglanz gedacht habe, 
so ist dies eigentlich fast mehr als eine Illusion; es ist 
ein vollständiges Ignoriren des Verhaltens von Schwefel- 
blei bei der oxydirenden Röstung. Abgesehen davon, 
dass man reinen Bleiglanz oder an solchem reiche Erze 
schwerlich nach einer Methode auf Blei verschmelzen 
wird, welche die vorherige Abrüstung der Erze in einem 
besonderen Apparate erforderlich macht, verhält sich 
Schwefelblei bei der Röstung derartig, dass schweflige 
Säure, freies und schwefelsaures Bleioxyd entsteht. Das 
letztere ist bei höherer Temperatur schmelzbar; wenn 
nun schon in den gewöhnlichen Kilns bei der Röstung 
von Stuffwerk Schmelzungen durch Bildung von mehr 



l 

\ 



— 33 — 

oder weniger grossen Klumpen eine höchst lästige Zu- 
gabe sind, so würden sich dieselben in Schüttofen, wo 
die Freihaltung der Zwischenräume zwischen den Trä- 
gern Hauptbedingung ist f&r gleichmässigen Niedergang 
des röstenden Materials und für gleichmässiges Aufsteigen 
der Oxydationsluft, bis zur Unerträglichkeit potenziren. 
Wäre an einer Stelle der Zugang der Luft aufgehoben 
oder nur wesentlich vermindert, so würde der noch 
unzersetzte Bleiglanz nicht sowohl rösten, als vielmehr 
ebenfalls schmelzen. Die weitere Ausführung hiervon 
mache man sich nun selbst; nur an die bekannte That- 
sache sei noch erinnert, dass Schwefelblei, schmelzend, 
durch irdene Gefasse hindurchgeht: die Träger des 
Ofens sowie die Seitenwände würden also sehr bald 
energisch angegriffen und bis zur Unbrauchbarkeit zer- 
stört werden. 

Von Plattner ist (1. c. Seite 96 u. ff.) nachgewie- 
sen worden, dass sich die meisten Metalle und ihre 
Oxyde, besonders wenn sie sich in fein vertheiltem 
Zustande befinden, bei Gegenwart von atmosphärischer 
Luft und schwefliger Säure in der Hitze durch Kontakt- 
wirkung in schwefelsaure Salze verwandeln. Sind auch 
durch höhere Temperatur die entstandenen Salze meist 
wieder zerlegbar, so ist dies doch beim schwefelsauren 
Bleioxyd nicht, bei einigen anderen Sulfaten nur sehr 
schwierig der Fall. 

Wendet man diese Erscheinung auf die Röstung 
von solchem Bleiglanz und solcher Zinkblende an, welche 
als Beimengungen Schwefelkies oder Einfach-Schwefel- 
eisen, überhaupt solche Schwefelmetalle enthalten, welche 
reichlich schweflige Säure ausgeben, so wird man auch 
allemal in einem solchen Falle eine reichlichere Bildung 
von Sulfaten zu erwarten haben , welche, mögen Stücke 

Bode, Beiträge. 3 



— 34 — 

oder Schliege vorliegen, unzersetzt aus dem Ofen hervor* 
gehen. Diese Erwartung stimmt vollkommen mit der 
Erfahrung überein. Ist also an die Röstung von reinem 
Bleiglanz im Schüttofen nicht zu denken, so muss man 
auch noch auf die Röstung kiesigen Bleiglanzes darin 
verzichten und erst bei glanzigen Kiesen von einem 
gewissen Gehalt an Bleiglanz ab, über welchen später 
die Rede sein wird, kann man den Schüttofen anwenden. 

Was nun die Gründe anbetrifft, denen zufolge 
Schwarzenberg dem Schüttofen nur für die Metallur- 
gie Wichtigkeit beimisst, so führe ich hier gleich die 
betreffende Stelle ganz an (1. c. Seite 421): »Die höchst 
sinnreiche Erfindu ng Gerstenhöfe r 's wird wahrschein- 
lich für die Metallurgie von der grössten Wichtigkeit 
werden, weil mit keiner anderen Ofeneinrichtung eine 
so gleichmässige Röstung erzielt werden kann. Man 
hat indessen beim Betrieb der Schüttöfen mit bedeuten- 
den Schwierigkeiten zu kämpfen, welche durch die 
grossen Mengen von Flugstaub, die fortwährend alle 
Durchgangsöffnungen zu sperren drohen, und durch die 
geringe Haltbarkeit der Erzträger verursacht werden. 
Wegen dieses letzteren Umstandes soll es nöthig sein, 
Oefen, welche in Betrieb gesetzt werden, vor Beginn 
der Röstung drei Wochen lang dergestalt zu feuern, 
dass die Hitze nach und nach bis zur Weissglut ge- 
steigert wird. Diese Schwierigkeiten haben wahrschein- 
lich zur Folge, dass man für die Röstung von Schwefel- 
kiesen, aus denen nur allein Schwefelsäure fabrizirt 
werden soll, den von Olivier und Perret konstruirten 
Ofen vorziehen wird." 

Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, hier 
gleich auch noch eine Stelle aus Knapp's Lehrbuch 
(I. 2. Seite 314) anzuziehen. Es heisst daselbst: „Die 



— 35 — 

sehr sinnreiche Einrichtung von Gerstenhöfer, die wie 
es scheint, eine Zukunft hat und dazu beitragen dürfte, 
die Frage von der Verbindung der metallurgischen 
Röstung der Erze mit der Schwefelsäurefabrikation zur 
Lösung zn bringen, enthält namentlich zwei Schwierig- 
keiten. Die eine ist die Haltbarkeit der thönernen 
Bänke, die sich wohl gern durchgeben oder springen 
(man soll aus diesem Grunde drei Wochen lang bei 
neuen Oefen langsam anfeuern, ehe man Beschickung 
aufgiebt); die andere ist die grosse Menge Flugstaub, 
die unaufhörlich alle Durchgänge zu verlegen droht 
und ein häufiges lästiges Aufräumen der Kanäle u. s. f. 
erfordert. Die Zwischenräume zwischen den Bänken 
müssen alle drei Stunden, der Kanal nach der Flug- 
kammer alle drei Tage gereinigt werden. " 

Für diejenigen, denen die Uebereinstimmung dieser 
beiden Stellen interessant ist, sei bemerkt, dass Knapp 's 
Buch aus dem Jahre 1866, das von Schwarzenberg 
aus dem Jahre 1869 ist. 

Eingehend auf Schwarzenberg 's Ausführungen, 
so ist es zunächst eine Uebertreibung, dass mit keinem 
anderen Ofen eine so gleichmässige Röstung erzielt 
werden kann. Sieht man auch von Schachtröstöfen fttr 
stückige Materialien ab, bei welchen sich im Allgemeinen 
ganz ähnliche Betrachtungen in Bezug auf gleichmässige 
Abrüstung anstellen lassen, wie fiir Schüttöfen, und bei 
welchen nur für den aufsteigenden Strom der Röstgase 
etwas andere Verhältnisse stattfinden, als im Schüttofen, 
so ist nicht einzusehen, weshalb in anderen Röstöfen 
mit kontinuirlichem Betriebe nicht dieselbe Gleichmässig- 
keit der Abrüstung zu erreichen sein soll. Ich erinnere 
in dieser Beziehung nur an den vom Amerikaner Keith 
schon vor dem Bekanntwerden des Schüttofens ange- 

3* 



— 36 — 

wendeten Ofen, welcher nichts weiter als eine überwölbte 
schiefe Ebene bildet, auf welcher die zu röstenden 
Massen abwärts gleiten, während ihnen entgegen der 
Luftstrom aufwärts steigt (der Keith'sche Ofen ist be- 
schrieben: Berg* und hüttenmännische Zeitung, 1870, 
Seite 417 und abgebildet ibidem, Tafel 12). Hier ist 
den Bedingungen einer gleichmässigen Entschwefe- 
lung vollkommen genügt; freilich nicht auch gleichzeitig 
der Bedingung der vollständigsten Entschwefelung. 

Ferner ist aber eine möglichst gleichmässige Ab- 
röstung nicht allein das Desideratum des Metallurgen, 
sondern ebensogut auch des Schwefelsäurefabrikanten. 
Der Unterschied liegt nur darin, dass der Schwefelsäure- 
fabrikant unter allen Umständen eine möglichst weit 
getriebene (aber doch immerhin gleichmässige) Ent- 
schwefelung anstreben muss, während der Metallurg 
dies nicht in allen Fällen braucht. Es ist aber schon 
früher darauf hingewiesen worden, dass auch in der 
Metallurgie eine Abröstung, welche über den gerade 
nothwendigen Grad hinausgeht, mit Vortheil verbunden 
sein und vielfach durch Zuschlag von ungeröstetem 
Material bei den späteren Operationen wieder ausge- 
glichen werden kann. 

Doch giebt es auch metallurgische Röstprozesse, 
bei denen die fast vollständige Abtreibung des Schwe- 
fels unerlässlich ist. So müssen bei der Zinkgewinnung 
aus Blende die Rückstände von der Röstung bis auf 
2 Prozent, besser noch weniger, Schwefel abgeröstet 
sein. Man kann aber im Schüttofen die Entschwefelung 
der Blende nur bis auf 6 Prozent Schwefel in den 
Rückständen erreichen. Kann in diesem Falle durch 
die Anwendung des Schüttofens kein Vortheil gegen 
das bisherige Verfahren erreicht werden, sei es durch 



— 37 — 

Gewinn an Schwefelsäure und Verminderung der Aus- 
gabe für Hüttenrauchentschädigung, sei es durch gerin- 
geren Aufwand an Brennmaterial und Arbeitslöhnen, 
so wird wohl auch der wärmste Freund des Schüttofens 
seine Anwendung in der Metallurgie des Zinks unter- 
lassen. 

Noch ein Umstand ist hervorzuheben. Es können 
den Schüttöfen nur feine Materialien übergeben werden; 
die Zerkleinerung muss um so sorgfaltiger bewirkt sein, 
je schwieriger das betreffende Schwefelmetall röstet. 
Für solche metallurgische Werke also, die nur mit 
stückigen Erzen und Produkten arbeiten, würde wieder 
die Frage zu beantworten sein, ob die mit der Zerklei- 
nerung verbundenen Kosten auf andere Weise durch 
den Betrieb mit klarem Material aufgewogen werden. 
Wäre dies nicht der Fall, so dürfte auch hier, trotz der 
gleichmässigen Abröstung, vom Schüttofen Abstand zu 
nehmen sein. 

Anknüpfend an die von Knapp und Schwarzen- 
berg so übereinstimmend geschilderten Schwierigkeiten 
im Betriebe der Schüttöfen, ist nun noch Einiges über 
Flugstaubbildung und Zerbrechlichkeit der Träger zu 
sagen. In meiner früheren Abhandlung habe ich be- 
richtet, dass Versuche mit Trägern aus verschiedenen 
Bezugsquellen ungünstig ausfielen, indem dieselben theils 
bei der Anheizung des Ofens, theils nach eröflhetem 
Betriebe zersprangen, dass aber schliesslich Träger aus 
Meissen bezogen die gewünschte Haltbarkeit zeigten. 
Es ist mir nicht bekannt, dass über diesen Punkt ausser 
von mir noch von anderer Seite öffentlich berichtet 
worden ist. Da nun bei allen später erbauten Schütt- 
öfen niemals dergleichen Versuche mit Trägern aus un- 
geeignetem Material wieder vorgenommen, sondern von 



— 38 — 

Anfang an Träger aus passendem Material angewandt 
worden sind, also über diesen Punkt nirgends Klage 
geführt sein kann, so ist die erwähnte Schwierigkeit in 
Betreff der geringen Haltbarkeit der Träger wohl nur 
aus meinem Bericht abstrahirt. Zu bedauern bleibt nur, 
dass nicht der Zusatz gemacht ist, dass wenigstens von 
Meissen sich brauchbare Träger« beschaffen lassen. 
Knapp hat aber noch ein Uebriges thun zu sollen ge- 
glaubt. Nach ihm sollen die Träger „sich wohl gern 
durchgeben oder springen". Es ist nicht recht klar, 
was mit dem „Sich wohl gern durchgeben " gemeint ist 
und man darf billig zweifeln, dass er selbst eine be- 
stimmte Vorstellung damit verbunden hat. 

Die erste Anforderung, welche an Träger fiir Schütfc- 
öfen zu stellen ist, besteht nicht sowohl in grosser 
Feuerfestigkeit des Materials, als vielmehr in der Eigen- 
schaft desselben, bei Temperaturdifferenzen nicht zu 
springen. Geeignete Thone (mit einem Zusatz von 
Quarz oder Chamotte) sind durchaus nicht selten und 
es sind bereits aus den verschiedensten Gegenden Deutsch- 
lands, sowie auch aus Frankreich und Belgien vortreff- 
liche Träger bezogen. Das Morgensterner Werk zu 
Merzdorf in Schlesien hat z. B. 2 Jahre lang mit Schütt- 
öfen gearbeitet, bevor ein einziger Träger gesprungen 
ist. Aehnliches werden andere Werke bestätigen können. 
Mehrfach habe ich selbst die Güte der Materialien ver- 
sucht, indem ich beim Anheizen, wo die untersten Träger- 
reihen am meisten erhitzt werden, absichtlich viel kalte 
Luft über dem Roste zusetzen liess, ohne dass Brüche 
eingetreten wären. Ueberhaupt fanden früher, die Brüche 
fast nur in den unteren Reihen der Träger beim Weg- 
nehmen des Rostes statt, weil sich der Zugang von 



— 39 — 

zuviel kalter Luft nicht gut vermeiden liess. Dies ist 
nach den neueren Konstruktionen nicht mehr möglich. 

R. Hasenclever (Zeitschrift des Vereins deutscher 
Ingenieure, 1870, Seite 705 u. ff.) behauptet ebenfalls, 
<lass es schwer sei, haltbare Prismen für den Schüttofen 
herzustellen und fugt hinzu, dass dieselben, einmal zer- 
brochen, nicht auszuwechseln sind, ohne den Ofen zu 
arretiren. Hierzu ist zu bemerken, dass es nicht gar 
viel zu bedeuten hat, wenn ein zerbrochener Träger im 
Ofen liegt. Derselbe arbeitet deswegen doeh weiter, 
ohne dass man einen nennenswerthen Unterschied in 
der Abröstung merkt und nur das Eine ist zu beobach- 
ten, dass die Stelle, wo der gebrochene Träger liegt, 
fleissiger, als die übrigen Träger zu reinigen ist, um 
Anhäufungen des Materiales zu verhüten. Es ist aber 
auch gar nicht nöthig, den zerbrochenen Träger, der 
immer nur zwei Stücke bilden wird, im Ofen liegen zu 
lassen. Man kann dieselben während des Betriebes, 
obgleich Hasenclever das Gegentheil behauptet, mit 
Anwendung einiger Vorsicht in kurzer Zeit heraus- 
nehmen und, wenn es noch nicht genügen sollte, dass 
wenigstens die Stücke entfernt sind, selbst durch einen 
neuen ersetzen. 

Was nun die Flugstaubbildung anbetrifft, so wird 
man allerdings bei einem Ofen, in welchem ein herab- 
fallender Strom staubförmiger Substanzen einem aufstei- 
genden Luftstrom begegnet, mehr Flugstaub zu erwarten 
haben, als in Gefässöfen, in welchen die zu röstenden 
Substanzen flach ausgebreitet liegen und nur künstlich 
bewegt werden. Dieser Vorwurf liegt im System und 
wird durch die Vorzüge desselben reichlich aufgewogen. 

Es lässt sich jedoch behaupten, dass alle Diejenigen, 



— 40 — 

welche die grossen mit dem Betriebe von Schüttöfen 
verbundenen Flugstaubmengen so sehr betonen (dahin 
gehört auch Stetefeldt, Berg- und hüttenmännische 
Zeitung, 1871, Seite 42, welcher gar von ungeröste- 
tem Flugstaub spricht — als ob die grösseren schwie- 
riger röstenden Körner der Beschickung am leichtesten 
davonfliegen — ), nicht wissen wie hoch denn eigentlich 
der Flugstaubfall, in Prozenten der Beschickung ausge- 
drückt, sich herausstellt. 

Die Flugstaubmengen wechseln naturgemäss mit 
den Durchsetzmengen. Sie werden auch, selbst bei 
gleichen Durchsetzmengen veränderlich sein, je nachdem 
man die Beschickung in drei Staubströmen (wie es früher 
geschah), oder in Einem Strom in den Ofen treten lässt 
(wie es später eingeführt wurde). Die grössten Durch- 
setzmengen werden im Mansfeld'schen durch die Schütt- 
öfen getrieben. Von unter 50 Ztr. Rohstein in 24 Stun- 
den beginnend, ist man aufgestiegen zu 200 Ztr. in 
24 Stunden und soll, wenn ich recht unterrichtet bin, 
in Perioden, wo der Zug lebhaft genug ist, auf 300 Ztr. 
Rohstein gekommen sein. Die Mehle oder Granalien 
sind dabei überspurgar abgeröstet. Bei diesen Durch- 
setzmengen beträgt der Flugstaubfall durchschnittlich 
5 Prozent des durchgesetzten Rohsteines. Ueber den 
Grad der Entschwefelung des Flugstaubes kann ich 
allerdings keine positiven Zahlen beibringen; ich kann 
jedoch anführen, dass in der ersten Zeit des auf Kupfer- 
kammerhütte eingeführten Schüttofenbetriebes die manch- 
mal nicht spurgar abgerösteten Steine auf Zuschlag von 
Flugstaub allemal Spursteine von der gewünschten 
Konzentration an Kupfer gaben (66 Prozent), was be- 
weist, dass der Flugstaub besser als spurgar abgeröstet 
war. 



— 41 — 

Herr Direktor Wo at (vom fürstlich Auersperg'sehen 
Bergamte zu Lukawitz bei Cfarudim in Böhmen) theilt 
mir über Flugstaubfall und Abrüstung des Staubes Fol- 
gendes mit. Die Flugstaubmenge beträgt 1,7 Prozent 
des Durchsetzquantums, wozu bemerkt werden muss, 
dass die Beschickung (pptr. 35 Ztr. Schwefelkies in 
24 Stunden mit 35 Prozent Schwefelgehalt) auf einem 
Kollergange vorbereitet wird, der ziemlich viel sehr 
feines, leicht mit davonfliegendes Mehl erzeugt. Der in 
der Flugstaubkammer sich ansammelnde Staub enthält 
im Mittel 1,12 Prozent Schwefel, von welchem sich 
gegen 0,2 Prozent als Schwefelsäure mit Wasser aus- 
laugen lassen. Ein Flugstaub aus dem vom Ende der 
Flugstaubkammer nach der Bleikammer fuhrenden Gas- 
rohre entnommen, zeigte naturgemäss, da die Probe 
weiter vom Ofen entfernt gezogen wurde, also aus um 
so feineren mitgerissenen Theilchen bestehen musste, 
einen noch geringeren Schwefelgehalt. Beiläufig sei 
hier bemerkt, dass auf dem genannten Werke die Ab- 
röstung der Beschickung auf durchschnittlich 2,75 Proz. 
Schwefel in den Abbränden erfolgt. Es zeigen sich 
also hier ebenfalls die Flugstaube besser entschwefelt, 
als die Beschickung. Dieses Verhältniss ist auch so 
natürlich, dass man es von vornherein erwarten muss 
und es bleibt daher ein wenig überlegter und aus der 
Praxis gar nicht zu erhärtender Vorwurf, welchen 
Stete feldt den Schüttöfen macht, wenn er von be- 
deutenden Mengen ungerösteten Flugstaubes spricht. 

Die im Mansfeld'schen üblichen Durchsetzmengen 
sind die grössten, -welche man den Schüttöfen zu bieten 
vermag. Zur Zeit, als ich über die Verhältnisse auf 
Eckardthütte berichtete (1865), waren 100 Ztr. Rohstein 
in 24 Stunden das übliche Durchsetzquantum. Diese 



— 42 — 

Menge wird von Knapp ohne Bedenken auch für 
Schwefelkies angegeben, ist aber für dieses Schwefel- 
metall viel zu hoch und noch nirgends versucht. Doch 
kann man bis auf 50 — 60 Ztr. Durchsetzquantum an 
Schwefelkies in die Höhe gehen. Auch die Art der 
Reinigung, wie ich sie für Rohstein bei hohem Durch- 
setzquantum angegeben, muss für Knapp auch für 
Schwefelkies unbedenklich gültig sein. 



Die grossen Fingstaubmengen, welche unaufhörlich 
alle Durchgänge zu versperren drohen und ein häufiges 
lästiges Aufräumen der Kanäle erfordern sollen, sind 
Erfindung von Knapp, welche Schwarzenberg nach- 
geschrieben hat. Auf dem Morgensterner Werk bei 
Merzdorf in Schlesien reinigt man die Flugstaubkammern 
jährlich Ein Mal. Herr Wo at theilt mir in dieser Be- 



— 43 - 

ziehung Folgendes mit: »Der Bchfittofen kann 5 bis 
6 Monate fortbetrieben werden, ohne dass man den 
Flugstaub aus der Flugstaubkammer zu ziehen braucht 
(was in einigen Stunden geschehen ist); die Träger 
werden in dem oberen Drittel 4 mal, im unteren Theile 
1 — 2 mal täglich gereinigt; die oberen Zug« (vergl. bb 
Fig. t. 



Fig. 3) werden höchstens alle 2 — 3 Wochen einmal 
durchgekrückt." Zum weiteren Beweise, dass es mit 
dem unaufhörlichen Verlegen der Durchgänge und dem 
häufigen lästigen Aufräumen nicht so schlimm bestellt 
sein kann, als dargestellt wird, möge hier gleich eine 
an dem Ofen angebrachte Vereinfachung erwähnt wer- 
den, welche geradezu widersinnig wäre, wenn die Auf- 
räumutig so häufig stattfinden mfisste, dass sie lästig wird. 



— 44 — 

In den Oefen früherer Konstruktion fand nämlich 
der Abzug der flüchtigen Röstprodukte unter dem obe- 
ren Gewölbe in der Hinterwand des Ofens statt, welche 
hier bei 18 Zoll Abstand vom Gewölbe abgesetzt war 
und solchergestalt einen Durchgang von 4J . 1 ) = 6| Qua- 

Fig. 3. 



dratfuss für die Röstgase frei liess (vergl. die Skizzen 1 
and 2). Bei den neueren Konstruktionen ist diese Art 
und Weise, die Gase abzuführen, verlassen; aus sogleich 
naher zu erwähnenden Gründen. Die Skizzen 3 und 4 
zeigen die neuere, bessere Anordnung. Es sind aaaa 
vier seitliche Oeähungen in dem Ofengewölbe, von wel- 



- 45 — 

oben allemal je zwei mit den seitlichen Zögen bb in 
Verbindung stehen. Die letzteren münden nach rück- 
wärts direkt in die Flugstaubkammer bei c aus, treffen 
aber gegenüber noch einmal einen gemauerten Vorhang d, 

Fig. *. 



durch welchen dem Gasstrom eine niedergehende Rich- 
tung ertheilt und somit gleich im vorderen Theile der 
Flugstaubkammer das Ausfallen der Staubtheilchen wirk- 
sam befördert wird. Nach vorn, in der Arbeitsseite 
des Ofens sind die beiden Züge bb fortgesetzt and 
können hier durch eine vorgesetzte Platte e geschlossen 



— 46 — 

werden. Um die Züge zu reinigen, wird letztere entfernt, 
eine Krücke eingeführt und der Flugstaub theils durch 
die Oeffnungen a in den Ofenschacht hinein, theils 
weiter hinten bei c in die Flugstaubkammer hinabge- 
stossen. Mit einer zweimaligen Bewegung der Krücke 
nach hinten kann dies geschehen und die ganze Arbeit 
für beide Züge einschliesslich des Zusetzens und Wieder- 
verschmierens der Platte mit Lehm oder Thon ohne 
irgend welche nennenswerthe Belästigung durch schwef- 
lige Säure in einigen Minuten beendigt sein. 

Bei grossen Durchsetzmengen, z. B. bei 200 Ztr. 
Rohstein ist in 24 Stunden diese Operation kaum zwei 
Mal zu wiederholen, bei geringeren dagegen, z. B. bei 
dem normalen Durchsetzquantum für Kiese von 40 Ztr. 
jede Woche, wie schon erwähnt, kaum einmal und noch 
seltener. Vergleicht man den Durchgang der Gase in 
der früheren mit dem der neueren Konstruktion, so hat 
man im ersten Falle 6| Quadratfuss, im andern für die 
beiden Züge b 2 . | . 1 J = 2 Quadratfuss , für die vier 
Oeffnungen a aber gar nur 4 . \ . \ = 1 Quadratfuss 
Durchgang. Schwerlich würde diese Art und Weise 
der Abführung der Gase aus dem Ofen mit gegen frü- 
her so bedeutend reduzirtem Durchgang adoptirt worden 
sein, wenn wirklich Schwierigkeiten in der von Knapp 
und Schwarzenberg angedeuteten Richtung bestanden 
hätten. 

Die skizzirte neuere Konstruktion entstand aus 
dem Bestreben, die Menge des Flugstaubes überhaupt 
zu reduziren. In der That, wenn man die ältere Kon- 
struktion genauer betrachtet, so ist nicht zu verkennen, 
dass die Art der Einfuhrung des zu röstenden Materials 
verbunden mit der Gasabführung der Bildung einer un- 
nützen Menge Flugstaub, welche sich recht wohl ver- 



— 47 — 

meiden lässt, geradezu förderlich ist. Man sieht, dass 
die staubförmigen Massen, noch dazu in drei Strahlen, 
gerade da herabfallen, wo der Strom der Röstgase den 
Ofen verlässt. Dieses Verhältniss ist der vermehrten 
Flugstaubbildung günstig. Die Skizzen 3 und 4 zeigen 
in dieser Beziehung wesentliche Verbesserungen. Zu- 
nächst geschieht die Einführung der Schliege oder Gra- 
nalien nur noch in Einem Strahl, aber mit 2 Walzen, 
womit gleichzeitig eine Vereinfachung der Schüttvor- 
richtung verbunden war. Sodann ist der Abzug der 
Gase durch die 4 Oeffnungen a in die Seiten des Deck- 
gewölbes verlegt, also möglichst weit von dem einfallen- 
den Strom der zu verbrennenden Produkte entfernt. 
Die eben beschriebene Neuerung hat sich gut bewährt. 

Gesetzt aber auch, die Schwierigkeiten in Bezug 
auf massenhafte Bildung wären wirklich so gross , als 
dargestellt wird, so wäre dies doch gar kein Grund, 
die Schüttöfen nur ftir die Metallurgie brauchbar, für 
die Schwefelsäurefabrikation aber nicht empfehlenswerth 
zu finden. Denn erstens ist nicht einzusehen , weshalb 
der Metallurg im Betriebe seiner Röstöfen mit Schwierig- 
keiten zu kämpfen mehr Neigung haben sollte, als der 
Schwefelsäurefabrikant; sodann würde umgekehrt für 
solche metallurgische Werke, welche sehr werthvolle 
Metalle in den zu röstenden Erzen oder Produkten 
haben, wegen der Flugstaubbildung eher die Vermeidung, 
als die Anwendung des Schüttofens folgen. 

Die Befürchtung vor Silberverlusten hat aber z. B. 
die Mansfelder Gewerkschaft, sowie Vivian in Swansea 
nicht von der Einführung von Schüttöfen abgehalten. 
Jeder Ofen, auch für Schwefelkiese, erhält eine Flug- 
staubkammer, die man nur genügend zu vergrössern 
hat, um bei Gegenwart werthvoller Metalle einen ge- 



— 48 — 

nfigenden Niederschlag des Flugstaubes zu erzielen und 
Verlusten vorzubeugen. 

In Muspratt's Chemie (2. Auflage) 4. Band, 
Seite 1381 wird angefahrt, dass das Mauerwerk der 
Flugstaubkammern von den heissen schwefligsauren 
Oasen stark angegriffen werde. Mir ist in dieser Be- 
ziehung nur Ein Fall bekannt geworden und in diesem 
Falle wäre das Mauerwerk auch angegriffen worden, 
wenn durch die Flugstaubkammer andere als im Schütt- 
ofen erzeugte schwefligsaure Gase gezogen wären. Aus 
einem einzelnen Falle sollte man aber noch keine Regel 
machen. Auf Muldener- Hütten bei Freiberg arbeiten 
die zuerst angelegten Oefen seit acht Jahren noch heute 
mit den damals angebauten Flugstaubkammern und bis 
jetzt kann man ihnen noch nicht ansehen, wann sie ein- 
mal zu erneuern sein werden. 

Man darf eben bei Herstellung solcher Flugstaub- 
kammern, gleichviel ob sie hinter Kilns, Schüttöfen oder 
was immer für Röstöfen zu stehen kommen, nicht jede 
beliebige Sorte von Mauersteinen und namentlich auch 
keinen kalkhaltigen Mörtel, am allerwenigsten Kalk- 
mörtel selbst verwenden. In letzterer Beziehung ist 
entweder fetter, möglichst kalkfreier Thon oder eben 
solcher Lehm oder auch, wenn man ganz sicher gehen 
will, Theermörtel zu empfehlen, welcher hergestellt wird, 
indem man gemahlenen Thon in kochenden Theer unter 
Umrühren einträgt, bis die Masse Mörtelkonsistenz hat. 
Dünne Mörtelfugen und gehöriges Zusammentreiben der 
Steine sind bei allen dergleichen Ausführungen sehr am 
Platze. Die Steine müssen möglichst kalkfrei und scharf 
gebrannt sein, weil im anderen Falle die Thonerde als 
löslich vorhanden ist und mit Schwefelsäure Salze bil- 
det, welche, krystallisirend, die Fugen auseinandertreiben. 



— 49 — 

Dichte Steine bewähren sich besser, als poröse. Beob- 
achtet man diese Vorsichtsmaassregeln, die man sich 
sämmtlich vor der Ausführung abstrahiren kann, so ist 
die Möglichkeit der Bildung von Gyps und schwefel- 
saurer Thonerde ausgeschlossen und man wird dann auch 
eine dauerhafte Flugstaubkammer erhalten. 

Bei Muspratt (a. a. O.) wird auch eine starke 
Verunreinigung der Kammersäure durch den noch bis 
in die Bleikammern gelangenden Flugstaub erwähnt. 
Schon beim Betriebe mit Stuffkiesen ist es, wenn nicht 
ganz besondere Einrichtungen getroffen sind, unmöglich, 
eine eisenfreie Schwefelsäure in den Kammern zu er- 
zeugen. Das Uebel wird also bei feinen Kiesen und 
überhaupt feinen Materialien sicher noch stärker auf- 
treten. Doch lässt sich der Eisengehalt, abgesehen da- 
von, dass sich in der Regel ein grosser Tbeil Säure 
mit demselben unbeanstandet absetzen lässt, je nach 
Bedürfniss sehr vermindern oder auch ganz beseitigen. 

Die auf Eckardthütte produzirte Kammersäure ist 
auf ihren Gehalt an Kupfer untersucht worden, wobei 
sich herausgestellt hat, dass in der jährlich erzeugten 
Schwefelsäure, wenn ich mich noch recht erinnere, gegen 
7 Ztr. Kupfer mit verkauft werden. Als später von 
der Mansfelder Gewerkschaft die grosse Rösthütte mit 
Schwefelsäurefabrik auf Kupferkammerhütte bei Hett- 
städt angelegt wurde, errichtete man, ausser den Flug- 
staubkammern direkt hinter den Oefen, noch eine nach 
Art der Bleikammern ausgeführte bleierne Flugstaub- 
kammer, welche im Kammerhause aufgestellt wurde und 
durch welche die Röstgase ihren Weg nehmen müssen, 
bevor sie in der ersten Schwefelsäurekammer mit Sal- 
petersäure zusammentreffen. Ferner wurde den in diese 

Bode, Beiträge. 4 



*** * 



— 50 — 

Flugstaubkammer eintretenden Gasen durch ein Bleirohr 
noch ein dünner Strahl Wasserdampf beigemengt. Der 
Erfolg war ein zugleich ausserordentlich günstiger und 
merkwürdiger. 

Bekanntlich scheiden sich die in der Kammersäure 
in Lösung vorhandenen Eisensalze beim Verstärken der 
Kammersäure und besonders bei der Konzentration auf 
66° Be. durch Wasserentziehung seitens der starken 
Schwefelsäure als neutrales schwefelsaures Eisenoxyd 
aus, welches, in konzentrirter Schwefelsäure vollkommen 
unlöslich, sich als weisser Niederschlag in Krusten theils 
an die Gefasse ansetzt, theils in feinen, glänzenden 
Flocken in der konzentrirten Säure suspendirt bleibt. 
Die Untersuchung dieses aus dem Platinkessel auf 
Kupferkammerhütte entnommenen Niederschlages ergab 
neben dem genannten Eisenoxydsalz nur eine ganz ge- 
ringe Menge von Blei, herrührend von dem Bleiblech 
der Kammern, aber kein Kupfer. Ob dieses Metall 
trotzdem in der Kammersäure vorhanden , ist mir bis 
jetzt nicht bekannt geworden. 

Beim Betriebe mit stückigen Materialien wird sich 
das Erscheinen des besprochenen weissen Niederschlages 
kaum je in einer Weise fühlbar machen, dass man an 
Abhilfe denken müsste. Beim Betriebe mit feinen Ma- 
terialien können aber in doppelter Beziehung Unannehm- 
lichkeiten daraus entspringen. Einerseits nämlich macht 
das krustenartige Auftreten des Niederschlages selbst 
hin und wieder Stillstände im Gange der Konzentration 
im Platinkessel nöthig, um die Krusten, die sich übrigens 
ganz leicht von den Kesselwänden abblättern, zu ent- 
fernen; andererseits ist für manche Verwendungen der 
Schwefelsäure die Gegenwart der Eisensalze nicht er- 
wünscht. Oft auch versuchen nur die Abnehmer in 



— 51 — 

Folge des Niederschlages, weil er sichtbar vor Augen 
gelegt werden kann, den Preis der Schwefelsäure herab- 
zudrücken, während bei demselben Eisengehalte, wäre 
er in gelöstem Zustande vorhanden, kein Monitum er- 
folgen würde. Die letzteren Fälle, vielleicht die häufig- 
sten, vermögen gleichwohl dem Fabrikanten manche 
Unannehmlichkeiten zu bereiten. 

In beiden Beziehungen hat Gerstenhöfe r Abhilfe 
geschaffen. Zunächst wurde eine Porzellanschale, so 
gross als man sie bequem durch den Hals des Platin- 
kessels bringen kann, an Platindrähten in den Kessel 
eingehängt, so dass sie vollständig in Säure eintaucht. 
In dieser Schale sammeln und häufen sich in Folge der 
kochenden Bewegung der Flüssigkeit alle von den Kessel- 
wänden sich ablösenden Krustenstücke an und der Be- 
trieb kann daher so lange ohne eine Unterbrechung fort- 
geführt werden, bis sich die Porzellanschale mit den Ab- 
sätzen angehäuft hat. Die Unterbrechung, welche dann 
nothwendig wird, ist nur von kurzer Dauer. Es braucht 
nämlich nur die Schale aus dem Kessel genommen, ent- 
leert und wieder eingehängt zu werden, wobei allerdings 
die Gegenwart aus dem Kessel heraustretender schwefel- 
saurer Dämpfe nicht erwünscht ist, jedoch auch die 
Feuerung nicht vollständig kalt gelegt zu werden braucht» 
Die Unterbrechungen des Betriebes sind also seltener 
und auch kürzer. 

Die Beseitigung des in der bereits aus dem Kessel 
abgezogenen Säure noch vorhandenen Niederschlags ist 
durch eine sehr einfache und geschickt angelegte Klär- 
vorrichtung gelungen, auf deren nähere Beschreibung 
ich hier nicht eingehen will. Die geklärte Säure kann 
ohne jedweden Niederschlag erhalten werden. 

Es verdient bemerkt zu werden, dass sich . die bei- 



— 52 — 

den zuletzt erwähnten Vorrichtungen meines Wissens 
nur auf den Freiberger Hütten bis jetzt als nothwendig 
erwiesen haben. Hier ist von allen mir bekannten mit 
stückigen oder pulverformigen Materialien arbeitenden 
Hütten und Schwefelsäurefabriken der Absatz von Flug- 
staub in den Bleikammern weitaus am bedeutendsten, 
obgleich kaum ein anderes Werk zu finden sein dürfte, 
wo die Röstgase vor dem Eintritt in die Bleikammern 
so sorgfältig von Flugstaub zu befreien gesucht werden 
und so grosse Flugstaubkammern und lange Kanäle zu 
passiren haben. Man wird nicht fehlgehen, wenn man 
diese grossen noch in die Bleikammern gelangenden 
Flugstaubmengen dem durchschnittlich hohen Gehalte 
von Arsen in den Freiberger Erzen zuschreibt. Wäh- 
rend ich Beispiele kenne, dass Bleikammern monatelang 
mit reinen Kiesen in Sohliegform betrieben worden sind, 
ohne dass sich im Platinkessel ein nennenswerther Ab- 
satz des unlöslichen Eisensalzes zeigte, könnte man den- 
selben auf den Freiberger Hütten in derselben Zeit 
pfundweise sammeln. Die bei der Röstung entwickelte 
arsenige Säure scheint eben in diesem Falle ein Träger 
der Eisensalze zu sein und sie weiter mit fortzuschleppen, 
als sonst geschehen würde. Dass es aber nicht leicht 
ist, die sonst so leicht verdichtbare arsenige Säure bei 
den Temperaturen, wie sie in den Bleikammern herr- 
schen, zum absoluten Ausfall zu bringen, beweist der 
Umstand, dass sie sich noch immer in den hinter dem 
Gay-Lussac'schen Apparat stattfindenden geringen Nie- 
derschlägen nachweisen lässt, nachdem die Gase Flug- 
staubkammern, lange Kanäle, Bleikammern und einen 
mit 60 grädiger Schwefelsäure berieselten Koksthurm 
passirt haben. 

Dr. Grüneberg hat im Kölner Bezirksverein 



— 53 — 

deutscher Ingenieure (vergl. Zeitschrift desselben, 1871, 
Seite 342 u. ff.) einen Vortrag über „Verwendung von 
Schwefelkiesen und schwefelhaltigen Erzen zur Schwefel- 
säurefabrikation" gehalten, worin er die verschiedenen 
Methoden der Abröstung mit Rücksicht auf die in Frage 
kommenden Oefen bespricht und dabei als einen Nach- 
theil des Gerstenhöfer'schen Schüttofens hervorhebt, 
dass man die zu röstenden Erze fein pulvern müsse, 
was fast genau so viel sagen will, als wenn man einem 
Ofen fiflr Stuflwerk zum Nachtheil anrechnen wollte, 
dass man Stücke darin verbrennen muss. 

Den Umstand, dass man im Schüttofen nur pulver- 
förmige Materialien rösten kann, als einen Nachtheil 
desselben auszugeben, beruht auf einer vollständigen 
Yerkennung seiner Anwendung, die sich eben nur auf 
bereits vorliegende pulverförmige Materialien erstrecken, 
soll. Niemals ist vom Erfinder verlangt worden, dass 
man Schwefelmetalle blos um deswillen pulvern solle, 
damit sie nur in seinen Oefen geröstet werden könnten. 
Es möge hierfür nur beiläufig angeführt werden, dass 
in dem Jahre 1870 — 71 nach Gerstenhöfer'schen Plänen 
in verschiedenen neuen und alten Schwefelsäurefabriken 
allein vierzig Stuffkiesröstöfen in Betrieb gesetzt wurden 
oder noch in der Anlage begriffen sind, mit. welchen 
sich jährlich nahezu 300000 Ztr. westphälischer oder 
norwegischer Stückkiese verarbeiten lassen. Dagegen 
kamen im gleichen Zeiträume nur neun Schüttöfen in 
Betrieb oder zur Anlage. Dieselben kamen ausschliess- 
lich auf solchen Werken zur Anwendung, welche ent- 
weder die benutzten Schwefelkiese in Folge von Auf- 
bereitungsarbeiten in Pulverform zur Disposition haben 
oder aber sie in der Grube in feinem Zustande bereits, 
vorfinden. 



— 54 — 

Schwarzenberg meint, dass die Schwefelsäure- 
fabrikanten den. Ofen von Olivier und Perret dem Ger- 
stenhöfer sehen Schüttofen wegen der mit seinem Be- 
triebe verbundenen Schwierigkeiten vorziehen werden. 
Nun setzt aber die Abröstung von Feinkiesen in dem 
erstgenannten Ofen die gleichzeitige Abröstung von 
Stuffwerk voraus, wie dies auchjjbei dem Hasenclever- 
schen Röstofen der Fall ist, welcher allerdings auch so 
angelegt sein kann, dass das Verbrennen von Stuffwerk 
durch künstliche Feuerung entbehrlich gemacht wird. 
Dies wäre aber für Kiesröstung eine Verschwendung. 
Es leuchtet also ein, dass solche Schwefelsäurefabrikan- 
ten, die nur feine Schwefelkiese, aber Stuffwerk gar 
nicht oder nur mit vermehrten Kosten zur Verfugung 
haben, durch Anwendung der Oefen nach Olivier- 
Perret oder Hasenclever-Helbig sich wesentlich 
im Lichte stehen würden. 

B. Kerl (in Muspratt's Chemie, 4. Bd., S. 1381) 
sagt von den Schüttöfen: sie erfordern eine sorgfaltige 
Wartung, wenn der Schlieg nicht auf den Bänken fest- 
sintern soll. Man kann damit, bis auf das Festsintern, 
einverstanden sein, welches höchstens beim Kupferroh- 
stein, aber nicht bei Schwefelkies vorkommt, welcher 
sich, durch Sulfatbildungen, nur ganz lose zusammen- 
legt. Man würde aber im Irrthum sein, wenn man an- 
nehmen wollte, dass die sorgfältige Wartung der Schütt- 
öfen mehr Arbeitskraft erfordert, als diejenige anderer 
Oefen für Stuffwerk. 

Häufig sind mir auch Besorgnisse um geeignete 
Arbeiter ausgesprochen worden, an denen man zur Be- 
dienung der Schüttöfen eine höhere Intelligenz für er- 
forderlich hielt. Dem gegenüber kann versichert wer- 
den, dass spätestens nach einer Woche die Arbeiter 



— 55 — 

überall genügend eingeübt waren, um von selbst das 
Noth wendige zu thun und dass ferner zu Neu-Moldowa 
im *Banat Zigeuner und Wallachen von Anfang an die 
Schüttöfen bedienen. 

Hasenclever (1. c. Seite 710) behauptet, dass, 
neben schon erwähnten Ausstellungen, auch die Ab- 
rüstung des feinen Schwefelkieses im Schüttofen nicht 
immer befriedigend sei, so dass trotz der sinnreichen 
und originellen Erfindung, der Ofen sich im Ganzen 
wenig Eingang verschafft habe. Keine Behauptung kann 
grundloser sein, als diese zuletzt ausgesprochene. Die 
Statistik des Schüttofens am Schlüsse dieser Blätter mag 
dies beweisen. Was aber die fernere Behauptung an- 
langt, dass der Ofen „nicht immer" befriedigend abröste, 
so giebt sie von selbst zu, dass er es wenigstens zu- 
weilen thut. Ein derartiger Apparat mag an sich noch 
so sehr geeignet sein, befriedigende Resultate zu ge- 
ben, dennoch wird es immer sehr leicht bleiben, auch 
schlechte Resultate damit zu erzielen; es bleibt also eine 
sachgemässe Handhabung und Kontrole immerhin noth- 
wendig. Auch ist dem Verfasser nicht unbekannt ge- 
blieben, wie der eine Erfinder des Hasenclever-Helbig- 
schen Ofens gegen verschiedene Personen, welche auf 
der Waldmeister -Hütte bei Stollberg, wo der Apparat 
unter Hasenclever's Augen arbeitet, Proben von der 
Röstmasse ziehen wollten, geäussert hat, dass diese 
Proben kein Urtheil zulassen würden, da der Ofen 
gegenwärtig gerade nicht normal arbeite. 

Wenn man auch annimmt, dass es böser Zufall ist, 
dass der Ofen in diesen verschiedenen Fällen jedesmal 
eine Unart hatte, so geht aber aus dem Gesagten doch 
mit Sicherheit soviel hervor, dass der Ofen von Hasen- 
clever & Heibig die Klippe, „nicht immer" befriedigend 



— 56 — 

zu arbeiten, ebenfalls nicht vermieden hat und dasa da- 
her Hasenclever den nämlichen Vorwurf, dein Gersten- 
höfer'schen Schüttofen gemacht, besser weggelassen h&tte» 

Es mag an dieser Stelle noch ein anderer Punkt 
besprochen werden, welchen Hasenclever in dem er- 
wähnten Artikel (Zeitschrift des Vereins deutscher In- 
genieure, 1870, Seite 706) ebenfalls berührt und welcher,. 
wenn auch nicht speciell in dieses Kapitel, so doch 
ganz unter den Titel gehört, welcher diesen Blättern 
vorgesetzt ist. In der etwas akademisch gehaltenen 
Einleitung des Artikels wird der Leser zunächst über 
Verwendung der schwefligen Säure überhaupt, sowie 
im Besonderen über Verwendung auf Schwefelsäure und 
sodann über den Bleikammerprozess durch chemische 
Formeln aufgeklärt. Hasenclever lässt sodann der Di- 
rektion der Freiberger Hütten eine Belobigung zukom- 
men für vortreffliche Leistungen in der Schwefelsäure- 
fabrikation. Dieses Lob, in welches übrigens Jeder- 
mann, und zwar nicht allein in Hinsicht auf Schwefel- 
säurefabrikation, einstimmen wird, ist u. A. auch durch 
die Win kl er'sche Arbeit (Untersuchungen über die 
chemischen Vorgänge in den Gay-Lussac'schen Kon- 
densationsapparaten der Schwefelsäurefabriken, Freiberg 
1867) begründet, obgleich, beiläufig erwähnt, Winkler'a 
Arbeit gar nicht auf Veranlassung der genannten Di- 
rektion entstanden ist und Winkler selbst den Frei- 
berger Hütten auch nicht angehört. 

Dieser Winkler'schen Arbeit nun wird nachgerühmt, 
dass sie Klarheit gebracht habe in die Reaktionen der 
Stickstoffverbindungen beim Austritt aus den Kammern. 
Auch hierin muss ich Hasenclever Recht geben, muss 
jedoch bemerken, dass derselbe bei aller Anerkennung 
das Schriftchen doch nicht vollständig durch- oder 



— 57 — 

mindestens sehr oberflächlich gelesen hat. Sonst mftsste 
«r sich ans den mitgetheilten Versuchen Konsequenzen 
gezogen haben, welche, von Winkler bereits selbst an* 
gedeutet, mit den von Hasenclever zur Illustration des 
Kammerprozesses mitgetheilten Formeln unvereinbar sind. 

Hasenclever dozirt nämlich (a. a. O.): „Der 
Prozess in den Bleikammern beginnt damit, dass bei 
Gegenwart von Wasserdampf aus 

3 SO, -+- NO, = 3 SO s -h NO, 
entstehen; dann folgen folgende Reaktionen: 

N0 1 -hLuft=.NO s , 
xHO-t-SO,-f-N0 3 = S0 3 , xHO + NO„ 

NO a -+-Luft = N0 3 , 
xHÖ + SO a + NO a » SO a , xHO + NO,D.8.f.« 

Nach diesen Formeln müsste in den Kammern die 
Zersetzung und Neubildung der salpetrigen Säure unter 
gleichen Bedingungen gleichzeitig von statten gehen, 
eine Vorstellung, die einerseits gegen das logische 
Denken verstösst, andererseits eben mit Wink ler und 
mit bekannten chemischen Sätzen in Widerspruch steht, 
welcher am Schlüsse seines Resume (Seite 20 1. c.) fol- 
gende Hauptsätze aufstellt, die Hasenclever, wie es 
scheint, übersehen bat: 

„Es dürfte sehr wahrscheinlich sein, dass der Pro- 
zess der Schwefelsäurebildung zur Hauptsache auf der 
Wechselwirkung zwischen schwefliger Säure und Unter- 
salpetersäure unter Einfiuss des Wasserdampfes beruhe. 
Es entsteht hierbei die Verbindung von Schwefelsäure 
und salpetriger Säure, welche sich in Form der oft be- 
obachteten weissen Nebel zu Boden senkt, hier mit der 
dünnen heissen (?) Kammersäure in Berührung kommt 
und sich in derselben auflöst, wobei salpetrige Säure 
in Gasform frei wird, welche ein neues Quantum schwef- 



— 58 — 

liger Säure oxydirt, sich dabei in Stickoxyd verwandelnd, 
das, indem es sich des vorhandenen Sauerstoffs bemäch- 
tigt, zu Untersalpetersäure wird und so den Kreislauf 
auf's Neue eröflhet." 

Dieser Seitenblick von den Untersuchungen über 
die Vorgänge im Gay-Lussac'schen Apparat aus auf die 
Vorgänge in den Kammern muss sich übrigens jedem 
aufmerksamen Leser des Schriftchens auch ohne Wink- 
let s Anregung von selbst aufdrängen, so dass es auf- 
fallend bleibt, wie man den von Winkler mitgetheilten 
Thatsachen zustimmen, die sich von selbst ergebenden 
Schlüsse aber ignoriren kann. 

Will man nach den Winkler'schen Sätzen die Vor- 
gänge in den Kammern durch Formeln ausdrücken, so 
ist es am Besten, von der Salpetersäure, deren Reduk- 
tion leicht erklärlich ist, abzusehen und mit dem Vor- 
handensein von Untersalpetersäure zu beginnen. Man 
hat dann Folgendes: 

1) Untersalpetersäure, schweflige Säure und Wasser- 
dampf geben, wie der direkte Versuch beweist (man 
vergl. Winkler, 1. c. Seite 16), bei ihrem Zusammen- 
treffen die als sogenannte „Kammerkrystalle" oder „ni- 
trose Schwefelsäure" bekannte Verbindung. 

N0 4 -*-SO a -f-HO = S0 3 , HO + NO,. 

2) Diese Verbindung wird theils in der Bodensäure 
der Kammer, theils durch den überschüssigen Wasser- 
dampf zersetzt und die salpetrige Säure gasformig in 
Freiheit gesetzt. 

(SO it HO -t- NO,) ■+- 3 HO = SO,, 4HO + NO s : 

3) Die freigewordene salpetrige Säure erleidet beim 
Zusammentreffen mit schwefliger Säure Reduktion zu 
Stickoxydgas, während sich wiederum Schwefelsäure 



i 



— 59 — 

bildet, von der man annehmen mag, dass sie sich sofort 
des vorhandenen Wassers bemächtigt und in vierfaches 
Hydrat übergeht (Winkler, 1. c. Seite 14). 

N0 3 + S0 2 -f-4HO = S0 3 , 4 HO -h NO,. 

4) Das gebildete Stickoxydgas vereinigt sich mit 
dem vorhandenen Sauerstoff zu Untersalpetersäure, wel- 
che ihrerseits einen neuen Turnus wie bei No. 1 eröffnet 
(Winkler, 1. c. Seite 15). 

Sollte sich Hasenclever daran gestossen haben, dass 
Winkler selbst diese Vorgänge nur als wahrscheinlich 
hinstellt, so ist daran zu erinnern, dass sieSchwarzen- 
berg nicht anders auffasst. Das Buch desselben ist 
von Hasenclever wiederum mit einem Lobe bedacht, 
ohne dass sich derselbe das Gute daraus angeeignet 
hätte. Vereinigt man nämlich die oben getrennt dar- 
gestellten Vorgänge zu Einer Formel, aus der aber kein 
so klares, anschauliches Bild der einzelnen durch das 
Experiment ermittelten Reaktionen erhalten wird, so er- 
hält man Folgendes: 

20 -hN0 4 4-8HO+2SO a = 20-hN0 2 +2(SO„ 4H0), 

= N0 4 + 2(SO a ,4HO). 
und ferner: 

0-r-N0 3 -l-4HO-r- S0 2 = 0-hN0 2 + S0 3 , 4 HO 

= N0 8 -r-S0 3 ,4HO. 

Das aber sind genau die Formeln, die Schwarzen- 
berg (Seite 330 seines Buches) zur Erklärung des 
Kammerprozesses beibringt, mit dem Hinzufügen, dass 
eigentlich schon logische Schlussfolgerungen zur Auf- 
stellung dieser Formeln hätten führen sollen, bevor 
ihre Richtigkeit durch die Beobachtung dargethan war. 

Käst und Bräuning machen Mittheilungen über 
die Freiberger Hüttenprozesse (in der Zeitschrift für 



— 60 — 

das Berg-, Hütten- und Salinen -Wesen im preaes. 
Staate, 1870, S. 183), worin sie ebenfalls den Schatt- 
öfen verschiedene Vorwürfe machen. 

Es wird angegeben, dass das Röstgut von kiesigen 
Erzen, nachdem es durch die Schüttöfen gegangen ist, 
noch immer 12 bis 13 Proz. Schwefel enthält und dass 
zu diesem geringen Effekt noch der Uebelstand hinzu- 
trete, dass die Röstung nicht immer gleichmässig aus- 
fällt. Ohne behaupten zu wollen, dass die Röstung in 
den Schüttöfen auf den königlichen Hütten bei Freiberg 
durchweg gleichmässig ausfallt, muss doch daran erin- 
nert werden, dass die Beschickung ebensowenig gleich- 
mässig ist, dass nicht allein der Gehalt derselben an 
Schwefel, sondern auch an Blei und Zink sehr häufigen 
Variationen unterworfen ist. Es ist bereits ausgeführt, 
inwiefern Gehalte an Schwefelzink und Schwefelblei in 
der Beschickung einer möglichst vollkommenen Ent- 
schwefelung nicht günstig sind. Kann nun auch nicht 
bestritten werden, dass in der That zuweilen noch 
Gehalte von 12 bis 13 Prozent Schwefel in dem Röst- 
gut auftreten, so sollte doch auch wenigstens der Grund 
des schlechten Resultates angegeben sein. Auf der 
Halsbrückener Hütte erfolgt die Abröstung durchschnitt- 
lich auf 7 bis 9 Prozent Schwefel in dem Röstgut und 
die Erze bestehen aus Gemengen von } Bleierz mit 25 
bis 30 Prozent Blei und § kiesigem Erz. Früher, als 
die kiesigen Erze überhaupt noch in grösserer Menge 
und freier von Schwefelblei und Schwefelzink angeliefert 
wurden, war auch die Abröstung eine bessere. 

Nach den Genannten werden in Freiberg die Schütt- 
öfen allgemein für Apparate gehalten, die weit entfernt 
sind, allen technischen Anforderungen zu genügen, die 
man jedoch in Ermangelung von Besserem vorläufig 



— 61 — 

beibehalten muss. Die Ansicht, dass die Schüttöfen 
unvollkommene Apparate sind, kann man gelten lassen, 
insofern nichts Vollkommenes ist unter der Sonne. So- 
weit ich meinerseits jedoch Erkundigungen in Freiberg 
eingezogen habe, wird den Aeusserungen von Käst und 
Bräuning nicht beigestimmt, und soweit ich keine Er- 
kundigungen eingezogen habe, muss ich daran erinnern, 
dass es sich auf den Freiberger Hütten keineswegs um 
blosse Beibehaltung und Ausnutzung der vorhandenen 
Schüttöfen handelt, wie das die Thatsache beweist, dass 
im Jahre 1870/71 auf Muldener Hütten vier, auf Hals- 
brückener Hütten zwei neue Schüttöfen erbaut worden 
sind. Uebrigens vergleiche man mit dem abfeiligen 
Urtheil von Käst und Bräuning über die Schüttöfen 
dasjenige von Leus chner, welcher den Schüttöfen die 
vollständigste Anerkennung ausspricht (Zeitschrift für 
das Berg-, Hütten- und Salinen -Wesen im preussischen 
Staate, XVH, Seite 159). 

Käst und Bräuning sprechen im weiteren Ver- 
laufe ihrer Mittheilungen die Ansicht aus, dass es nicht 
gerade verwerflich sein möchte, zur Abröstung kleinerer 
Mengen kiesiger Schliege die letzteren mit Thon oder 
Lehm und angesäuerten vitriolischen Laugen zu Batzen 
anzubinden und in Kilns zu rösten, obgleich sie vorher 
selbst angeben, dass auf diese Weise und bei Verwen- 
dung jugendlicher Arbeiter das Anbatzen von 1 Ztr. 
Erz 2£ Groschen kostet. Nach meinem Dafürhalten ist 
hier allemal die Anwendung eines Schüttofens vorzu- 
ziehen, sofern das Erzquantum zum Betriebe eines sol- 
chen ausreicht und ein etwaiger Gehalt der Erze an 
Schwefelblei nicht so hoch steigt, dass die Röstung in 
Schüttöfen erschwert oder unmöglich gemacht wird. 
In diesem letzteren Falle würde aber auch die Röstung 



— 62 — 

der Batzen in Kilns ungenügend ausfallen. Sind ausser- 
dem die kiesigen Erze noch frei oder arm an edlen 
Metallen, wie es z. B. den meisten ausschliesslich zur 
Schwefelsäurefabrikation verwendeten Schwefelkiesen der 
Fall ist, so dürfte es sehr häufig vorkommen, dass der 
an sich nicht sehr werthvolle Schwefelkies einen Auf- 
schlag von 2\ Groschen pro Zentner für eine blosse 
Yorbereitungsarbeit nicht mehr vertragen kann. Sollte 
der klare Schwefelkies auch selbst noch nicht in hin- 
reichend feiner Form vorhanden sein, um in Schüttöfen 
geröstet werden zu können, so würde die Vorbereitung 
hierzu etwa mittelst eines Mahlganges immer noch we- 
niger als die Hälfte der Kosten erfordern, welche zum 
Anbatzen nöthig sind. 

Endlich ist als Kuriosum noch eine Auffassung zu 
erwähnen, die Dr. H. Grothe (in seinem Werke: Die 
Brennmaterialien und die Feuerungsanlagen) beibringt. 
Derselbe lässt nämlich den Schüttofen unter den Köst- 
öfen mit intermittirendem Betriebe rangiren, indem er 
die Träger voll Material fallen, dieses rösten, dann her- 
unterstossen und diese Operationen wieder von Neuem 
beginnen lässt. Es braucht wohl kaum gesagt zu wer- 
den, dass an eine solche Betriebsweise in der Praxis 
niemals ernstlich gedacht worden ist. 



— 63 — 



HI. Betrachtungen über die Röstung eini- 
ger Schwef elmetalle mit Rücksicht auf ihre 
Verröstnng in Schüttöfen und nachfolgen* 
der Schwefelsänrefahrikation. 

Es ist im Vorhergehenden schon mehrfach darauf 
hingewiesen worden, dass die Anerkennung der Erfin- 
dung des Schüttofens ausschliesslich für die Metallurgie 
völlig einseitig ist. Um klar zu stellen, wie weit und 
wo die Anwendung des Schüttofens auch in der Me- 
tallurgie angezeigt ist, sollen nun die wichtigsten der 
etwa in Frage kommenden Schwefelmetalle näher be- 
trachtet werden. 

I. Bleiglanz. 

Dass der Schüttofen zur Röstung dieses Schwefel- 
metalles nicht praktikabel ist, wurde bereits mit Grün- 
den belegt. Es lassen sich jedoch auch Betrachtungen 
anstellen, denen zufolge für die Metallurgie des Bleies 
die Beseitigung der durch die Röstprozesse entwickelten 
schwefligen Säure von Seiten der Schwefelsäurefabrikation 
überhaupt sehr wenig zu hoffen ist. 

Bei der Gewinnung des Bleies aus Bleiglanz wird 
bekanntlich auf dreierlei Weise vorgegangen und zwar 
durch partielle Röstung und darauf folgende Schmelzung, 
durch Zersetzung des Schwefelbleies mittelst Eisen und 
endlich durch Röstung und nachherige Reduktion mit- 
tels Kohle. Die Methode mit partieller Röstung ver- 
langt möglichst reine Erze, die Methode der Ausfällung 
des Bleies mittels Eisen (die sogenannte Niederschlags- 
arbeit) ist für ärmere Erze mit kiesigen Beimengungen 



- 64 — 

oder auch schwer schmelzbaren Gangarten geeignet; 
während endlich die Rost -Reduktionsarbeit (oder die 
„gemeine Bleiarbeit a ) fiär Erze mit mehrerlei beigemeng- 
ten Schwefelmetallen und viel beigemengten Gangarten 
angezeigt ist. Nur bei der letztgenannten Arbeit findet 
also ein Röstprozess separat filr sich statt; bei der Me- 
thode der partiellen Röstung erfolgt die der Röstung 
folgende Schmelzung unmittelbar in demselben Ofen. 

Wenn auch ein beträchtlicher Theil des Schwefels 
sowohl bei der Methode mit partieller Röstung, als auch 
bei der Niederschlagsarbeit in Steine übergeht, die bei 
den etwa nothwendigen späteren Veränderungen und 
Repetitionsarbeiten sich recht wohl so rösten lassen, 
dass man auf einigermassen gleichmässige und nicht zu 
verdünnte Röstgase rechnen kann (welche beiden An- 
forderungen Voraussetzungen zur Schwefelsäurefabrika- 
tion sind), so wird doch immerhin ein grosser Theil 
Schwefel, namentlich bei der Methode mit partieller 
Röstung, schon von vornherein als schweflige Säure 
vertrieben, welche theils zu verdünnt, theils in zu un- 
gleichmässiger Entwicklung auftritt, als dass sich ihre 
Kondensation in Bleikammern mit einiger Aussicht auf 
einen regulären Kammerbetrieb durchführen Hesse, ganz 
abgesehen von der Schwierigkeit, die gebräuchlichen 
Oefen passend mit Bleikammern zu verbinden, eine 
Schwierigkeit, die sich aber jedenfalls heben lassen 
dürfte. 

Plattner (metallurgische Röstprozesse Seite 145) 
fand, dass 100 Gewichtstheile reinen Bleiglanzes, „mit 
aller Vorsicht vollständig abgeröstet" (und zwar im 
Kleinen), 3 Prozent an Gewicht zunehmen und dass die 
Röstmasse zusammengesetzt war aus: 



— 65 — 

66,3 freiem Bleioxyd, 

36,7 schwefelsaurem Bleioxyd, 



• 103,0. 
100 Theile Bleiglanz enthalten 13,33 Theile Schwefel. 
In 36,7 Theilen schwefelsaurem Bleioxyd hat man 3,96 
Theile Schwefel; man würde somit aus 100 Gewichts- 
theilen Bleiglanz, mit aller Vorsicht vollständig 
abgeröstet, 13,43—3,96=9,47 Gewichtstheile Schwe- 
fel gewinnen können. 

Vorausgesetzt, dass sich die Röstung mit aller 
Vorsicht auch noch in der angegebenen Weise bewirken 
liesse, wenn man auf die Zusammensetzung der Röst- 
gase behufs Kondensation der schwefligen Säure in 
Bleikammern Rücksicht zu nehmen hätte, würde man 
aus 100 Gewichtstheilen reinen Bleiglanzes folgendes 
Gasgemenge erhalten. 

9,47 Gewichtstheile Schwefel geben 18,94 Gewichts- 
theile schweflige Säure; zur Bildung derselben sind 
9,47 Gewichtstheile Sauerstoff, zur Ueberfiihrung der- 
selben in Schwefelsäure 4,74 Gewichtstheile Sauerstoff 
erforderlich. Ferner kommen auf 66,3 Gewichtstheile 
freies Bleioxyd 4,76 Gewichtstheile Sauerstoff; ingleichen 
auf 36,7 Gewichtstheile Bleisulfat 7,75 Gewichtstheile 
Sauerstoff. Im Ganzen werden also verbraucht: 9,47 •+- 
4,74 -+- 4,76 + 7,75 = 26,72 Gewichtstheile Sauerstoff, 
welche, aus atmosphärischer Luft entnommen, 88,52 Ge- 
wichtstheile Stickstoff hinterlassen. Diese Gasmengen 
entsprechen folgenden Voluminibus: 

18,94 Gewichtstheile schweflige Säure 6^621 Vol., 
4,74 - Sauerstoff. . . 3,314 - 

88,52 - Stickstoff . . . 61,890 - 

zusammen 71,825 Vol. 

Bode, Beiträge. 5 



„ - 66 - 

Dem Volumen von 61,890 Stickstoff wäre nun noch 
so viel atmosphärische Luft zuzuführen, dass der Sauer- 
stoffgehalt des Gemenges 6 Volumenprozente ausmacht. 
Die Rechnung, in bekannter Weise durchgeführt, giebt: 

Stickstoff 18,098 Vol., 
Sauerstoff 4,799 - 
zusammen 22,897 Vol. 

Man hat also im Ganzen 71,825 + 22,897 = 94,722 
Volumina Gase, in diesen 6,621 Volumina schweflige 
Säure ©der 

— q~2~7~99 — === ^990 Volumenprozente S0 2 . 

Wenn nun allerdings zugegeben werden muss, dass 
bei Röstgasen von diesem Gehalte an schwefliger Säure 
die Kondensation derselben zu Schwefelsäure gar keinen 
Schwierigkeiten unterliegt, so ist es auf der anderen 
Seite nur bedauerlich, dass man in der Praxis diesen 
Prozentsatz eben keineswegs erreichen kann. Es ist 
nicht zu vergessen, dass die Rechnung von einem im 
Kleinen mit aller. Vorsicht ausgeführten Versuche aus- 
gegangen ist. Im Grossen wird die Menge des gebil- 
deten Bleisulfates wahrscheinlich grösser sein, sicher 
aber ganz bedeutend zunehmen, sobald der zu röstende 
Bleiglanz auch nur geringe Mengen anderer reichlich 
schweflige Säure ausgebender Schwefelmetalle beige- 
mengt enthält. 

Plattner (a. a. O. Seite 146) fuhrt in dieser Be- 
ziehung ein Beispiel an, welches kaum schlagender ge- 
dacht werden kann. Er fand in einem dem oberen 
Heerde der Doppelöfen zu Bleiberg in Kärnthen ent- 
nommenen vollständig durchgerösteten Bleiglanzschlieg 
in 100 Theilen: 



— 67 — 

•15,4 Schwefelsäure, 
76,9 Bleioxyd, 
5,4 Zinkoxyd, 
2,1 E isenoxyd, 
99,8. 
„Nimmt man an, dass bei einer so vorsichtigen 
Röstung, wie sie in Bleiberg betrieben wird, das Zink- 
oxyd etwa 2 Prozent Schwefelsäure zurückbehalten hat, 
so bleiben 15,4 — 2,0 = 13,4 Prozent Schwefelsäure für 

das Bleioxyd. Der geröstete Bleiglanzschlieg dürfte 

demnach zusammengesetzt zu betrachten sein aus: 
39,5 freiem Bleioxyd, 
50,8 schwefelsaurem Bleioxyd, 
7,4 freiem und schwefelsaurem Zinkoxyd, 
2,1 Eisenoxyd. 
99,8 wie oben.« 
Dieses Röstgut ist, Eisenoxyd und Zinkoxyd als 
von Schwefelkies bezw. Zinklblende herrührend betrach- 
tet, entstanden aus: 

82,4 Bleiglanz, entsprechend 11,03 Schwefel, 
6,5 Zinkblende, - 2,14 

3,1 Schwefelkies, - 1,65 

92,0 Theilen Erz. "l4782~Schwefel. 

Es resultirten somit aus 100 Gewichtstheilen Erz 

an Röstgut ^z = 108,7 Gewichtstheile. Die Ge- 
wichtszunahme ist also hier wesentlich höher, als bei 
dem Versuche im Kleinen beobachtet wurde. 
Das Erz bestand prozental aus: 

89,56 Bleiglanz, 
7,07 Zinkblende, 
3,37 Schwefelkies. 
100,00. 



— 68 — 

Die Menge der Röstgase würde man im vor- 
liegenden Falle in folgender Weise erhalten. Von den 
in 92 Gewichtstheilen Erz enthaltenen 14,82 Gewichts- 

15 4 . 16 
theilen Schwefel sind in Schwefelsäure — —^ — = 6,16 

40 

Gewichtstheile im Röstgut zurückgeblieben, mithin im 
Ganzen nur 14,82 — 6,16 = 8,66 Gewichtstheile Schwe- 
fel als schweflige Säure abgetrieben. Es entstanden 
also 17,32 Gewichtstheile schweflige Säure bei einem 
Sauerstoffverbrauch von 8,66 Gewichtstheilen. Zur Um- 
wandlung in Schwefelsäure sind fernere 4,33 Gewichts- 
theile Sauerstoff erforderlich. 

Im Röstprodukt sind folgende Sauerstoffmengen ge- 
bunden: in 15,4 Schwefelsäure 9,24 Gewichtstheile; in 
76,9 Bleioxyd 5,52 Gewichtstheile; in 5,4 Zinkoxyd 
1,06 Gewichtstheile; in 2,1 Eisenoxyd 0,63 Gewichts- 
theile; zusammen also 9,24 -h 5,52 -f- 1,06 -+- 0,63 = 
16,45 Gewichtstheile Sauerstoff. Der ganze Sauerstoff- 
verbrauch ist also : 8,66 -+- 4,33 -+- 16,45 = 29,44 Ge- 
wichtstheile ; mithin die übrig bleibende Stickstoffmenge: 
97,54 Gewichtstheile, welche einen Raum von 77,62 Vol. 
ausfällen. 

Um den austretenden Gasen die bekannten 6 Vo- 
lumenprozente freien Sauerstoffs beizumischen, würde 
an atmosphärischer Luft noch zuzuführen sein: 

22,70 Vol. Stickstoff, 
6,02 - Sauerstoff. 

Die gesammte Menge der Röstgase wäre also: 

schweflige Säure 6,118 VoL 

Stickstoff 77,62 -+- 22,70 = 100,320 - 

Sauerstoff 4,33 Gewichtsth. H- 6,02 Vol. = 9,047 - 

zusammen 115,485 VoL 



_ 69 - , 
und der Gehalt an schwefliger Säure ist: 

"mit" = **>^ Volumenprozente. 

Auch dieser Gehalt, wenn schon beträchtlich nie- 
driger, als der für reinen Bleiglanz nach dem Versuche 
im Kleinen aus dem Rostprodukt ermittelte, würde noch 
recht gut die Kondensation der schwefligen Säure zu 
Schwefelsäure zulassen. Allein in doppelter Hinsicht 
würde man in Wirklichkeit viel schwächere Gase er- 
halten, als die Rechnung giebt, die sich allein auf die 
Zusammensetzung des angewandten Erzes und des ent- 
standenen Röstgutes stützt. Einerseits nämlich ist die 
Röstung der untersuchten Probe bewirkt mit alleiniger 
Berücksichtigung auf die zu erzielende Zusammensetzung 
der Röstmasse, während die Zusammensetzung der Röst- 
gase vollständig unbeachtet gelassen wird; auch findet 
die Anwendung von Brennmaterial statt. Es ist gar 
keinem Zweifel unterworfen, dass hierbei um vieles 
grössere Luftmengen durch die Oefen gehen, als in der 
Rechnung auftreten. Andererseits ist auch nicht zu 
erwarten, dass bei einer sich selbst überlassenen Röstung 
der Erzmasse die von Plattner angegebene Entschwe- 
felung erreicht werde. Wenn auch von unzersetztem 
Schwefelblei, welches von schmelzendem Bleisulfat ein- 
gehüllt, vor der ferneren Berührung mit Sauerstoff hier- 
bei vollständig geschützt sein kann, abgesehen wird, so 
dürfte doch schon die Sulfatbildung reichlicher und die 
Bildung an freiem Bleioxyd geringer sein. Und dies 
wird eintreten unabhängig davon, ob das Erz in Stücken 
oder in Pulverform zur Röstung angewendet wird. 

Was nun den maximalen Gehalt an Bleiglanz an- 
betrifft, mit welchem man andere Schwefelmetalle in 
Schüttöfen, ohne Schwierigkeiten im Betriebe derselben 



— 70 — 

zu bekommen, so wird dieser Gehalt nach der Natur 
der anderen Schwefelmetalle verschieden sein. Bei 
Gegenwart von reichlich schweflige Säure ausgebenden 
Schwefelmetallen ist, wie erwähnt, die Bildung von 
schwefelsaurem Bleioxyd auch allemal reichlicher und 
aus diesem Grunde darf man die folgenden Angaben, 
welche das Maximum des Bleiglanzgehaltes in kiesiger 
Beschickung angeben, nicht auch gleichzeitig als Maxima 
für andere Beschickungen ansehen, in welchen die übri- 
gen Schwefelmetalle weniger schweflige Säure liefern, 
als der Schwefelkies. 

Für kiesige Erze, welche in Schüttöfen verröstet 
werden sollen, wird der Gehalt an Bleiglanz nicht wohl 
über 18 bis 20 Prozent steigen dürfen, entsprechend 
einem Bleigehalt von gegen 16 bis 17 Prozent. Es soll 
damit nicht gesagt sein, dass darüber hinaus die Röstung 
unmöglich wird. Doch wird die Arbeit schwieriger, 
folglich mehr Arbeitskraft erforderlich. Während für 
die an den Oefen nöthigen Arbeiten bei bleiglanzleeren 
oder bleiglanzarmen Kiesen zum Betriebe von 6 Oefen 
a etwa 40 Ztr. Durchsetzquantum in 24 Stunden 2 Mann 
in der zwölfstündigen Schicht erforderlich sind, würde 
man bei Erzen mit höheren Bleigehalten in der zwölf- 
stündigen Schicht etwa 3 bis 4 Mann brauchen, aber 
trotz des Mehraufwandes an Arbeit, doch nicht ent- 
sprechend gut abrosten. 

Nimmt man für die eben bezeichneten kiesigen Erze 
mit 18 Prozent Bleiglanz 35 Prozent Schwefel an, so 
ist die durchschnittliche Zusammensetzung derselben, 
von einem geringen Blendegehalt, welcher für den Be- 
trieb der Oefen keine Schwierigkeit bildet, wohl aber 
wegen reichlicher Sulfatbildung zu ärmeren Röstgasen 
Anlass giebt, abgesehen: 



- 71 — 

60 Schwefelkies, 
18 Bleiglanz, 
22 Gangarten. 



100. 

Erze von ähnlicher Beschaffenheit, mit 30 — 33 Pro- 
zent Schwefelgehalt, werden auf den Freiberger Hütten 
bis auf 7 bis 10 Prozent Schwefel in den Rückständen 
heruntergeröstet. Man wird nicht fehlgehen, wenn man 
den Hauptantheil davon auf Rechnung von Sulfaten 
setzt. 

Uebrigens sind in Bezug auf den in Rede stehen- 
den Bleigehalt mit der Zeit Fortschritte gemacht wor- 
den. Der Erfinder der Schüttöfen war in der ersten 
Zeit, als dieselben in Freiberg in die Praxis übergegan- 
gen waren, sorgfältig bemüht, womöglich jede bleiische 
Beschickung von denselben fern zu halten und erst als 
die Notwendigkeit dazu vorlag, wurden Beschickungen 
mit geringem Gehalt an Bleiglanz aufgegeben, welcher 
mit der Zeit immer mehr gestiegen ist. So werden 
jetzt Bleierze von 25 bis 30 Prozent Blei nach vorheri- 
ger Vermischung mit kiesigen Erzen oder auch zum 
Theil mit einem Zuschlag von bereits geröstetem Erz 
in den Schüttöfen abgeröstet. 

2. Zinkblende. 

Genügend fein zertheilte Zinkblende lässt sich im 
Schüttofen auf 5 bis 6 Prozent Schwefel in den Rück- 
ständen abrosten. 

Geht man von vollkommener Abröstung der Blende 
zu Zinkoxyd aus, so würden zur Schwefelsäurefabrika- 
tion geeignete Röstgase mit 8,45 Volumenprozenten 
schwefliger Säure fallen. 



— 72 — 

Rechnet man dagegen die obigen 6 Prozent rück- 
ständigen Schwefel auf neutrales schwefelsaures Zink- 
oxyd, so würden 100 Theile der Röstmasse bestehen 
aus: 30,2 Gewichtstheilen schwefelsaurem Zinkoxyd und 
69,8 Gewichtstheilen Zinkoxyd. Diese 100 Theile wür- 
den aus 101,8 Gewichtstheilen Blende entstanden sein 
und es geben daher 100 Gewichtstheile Blende 29,67 
Gewichtstheile schwefelsaures Zinkoxyd plus 68,56 Ge- 
wichtstheile Zinkoxyd = 98,23 Gewichtstheile Röstgut. 

In letzterem sind gebunden 5,90 Gewichtstheile 
Schwefel und 25,37 Gewichtstheile Sauerstoff. Die 
Röstgase würden also, mit Ansatz von 6 Volumenpro- 
zenten freien Sauerstoffs in den Austrittsgasen, fallen zu : 
7,10 Volumenprozenten schwefliger Säure. 

Eine Blenderöstung, welche in der früher angedeu- 
teten Weise verläuft (wo von 9 Prozent Schwefel im 
Röstgut } auf intakt gebliebenes Sulfuret, \ auf neutrales 
schwefelsaures Zinkoxyd gerechnet wurden), würde noch 
immer, mit Berücksichtigung von 6 Volumenprozenten 
freien Sauerstoffs in den Austrittsgasen, Röstgase liefern 
von : 

6,05 Volumenprozenten schwefliger Säure. 

Bei allen diesen Gehalten ist die Kondensation der 
bei der Blenderöstung fallenden schwefligen Säure mit 
keinen Schwierigkeiten verknüpft. Wenn gleichwohl 
die auf Blende angewiesenen Zinkhütten, soviel mir 
bekannt, bisjetzt noch nicht versucht haben, die auf 
ihnen lastenden Entschädigungen für Hüttenrauch durch 
Fabrikation von Schwefelsäure, wenn nicht auszugleichen, 
so doch wenigstens zu vermindern, so dürfte der Grund 
wohl weniger in der geringen Höhe dieser Entschädi- 
gungen, als vielmehr in dem Umstände zu suchen sein, 
dass bei der Zinkgewinnung aus Blende, wenn die Ver- 



— 73 — 

luste nicht zu bedeutend sein sollen, eine möglichste 
Entschwefelung der Blende (1 bis höchstens 2 Prozent 
Schwefel im Röstgut) Bedingung ist, welche nur durch 
Anwendung von Brennmaterial erreicht werden kann. 
Die zur Blenderöstung angewandten Oefen sind meisten- 
theils Flammenöfen mit einem oder, häufiger, mit zwei 
übereinander liegenden Heerden; fast nur ausnahms- 
weise sind auch Muffelöfen oder Muffel- und Flammen- 
öfen kombinirt in Gebrauch. 

Wenn nun die Gase von der Blenderöstung zur 
Schwefelsäurefabrikation benutzt werden sollen, so müsste 
zunächst, da man die aus den Brennmaterialien herrüh- 
renden Verbrennungsgase nicht mit in die Bleikammern 
nehmen kann, von den üblichen Flammenöfen vollstän- 
dig abgegangen werden. Es würde dann die weitere 
Frage entstehen, ob man nun, um für die »Schwefelsäure- 
fabrikation geeignete Gase zu erhalten, gleich die voll- 
ständige Abröstung der Blende in Muffelöfen oder den 
grössten Theil der Röstung in Schüttöfen, den Rest 
der Entschwefelung aber in Flammenöfen, wie bisher, 
vorzunehmen hätte. 

Für Muffelöfen spricht von vornherein der Umstand, 
dass in ihnen die vollständige Abröstung möglich, folg- 
lich nicht eine Theilung der Röstarbeit in zwei ganz 
getrennte Operationen erforderlich ist; bei vollständiger 
Abröstung würde man auch die schweflige Säure voll- 
ständig zu Schwefelsäure kondensiren können; bei ge- 
theilter Röstarbeit jedoch noch immer einen Rest schwef- 
liger Säure übrig behalten, der entweder in alter Weise 
noch in's Freie geht oder auf andere Art unschädlich 
gemacht werden müsste. Dagegen ist der Mehraufwand 
an Brennmaterial bei Muffelöfen schon gegen Flammen- 
öfen wesentlich höher, während die Schüttöfen keines 



— 74 — 

c 

solchen bedürfen. Auch die nothwendige Arbeitskraft 
ist für Muffelöfen (auch Flammenöfen) wesentlich höher 
anzusetzen, als für Schüttöfen. Da ferner in Muffelöfen 
der Röstprozess unter ungünstigeren Verhältnissen statt- 
findet, als in Schüttöfen, so werden die Röstgase mit 
geringen Gehalten an schwefliger Säure erfolgen, za 
deren Kondensation dann vermehrter Kammerraum von- 
nöthen ist. 

Nach Kerl (Handbuch der metallurg. Hüttenkunde, 
II, Seite 650) werden auf der Borbecker Zinkhütte in 
Westphalen in einem Röstflammenofen mit doppeltem 
Heerd (Abbildung: ibidem, L, Tafel X, Figg. 245 bis 
247) „je nach der schweren oder leichteren Röstbarkeit 
der Erze Posten von 18 bis 20 Zentner auf der oberen 
Sohle 12 Stunden, dann ebenso lange auf der unteren 
Sohle abgeröstet, indem man alle 20 Minuten umrührt. 
Bei 16 Prozent Gewichtsverlust gehen auf 100 Zentner 
geröstetes Erz 40 preuss. Scheffel Kohlen." Aehnliches 
wird von Oberhausen und von Llansamlet in Wales 
angegeben. Zu Oberhausen und Borbeck kommen auf 
100 Kilo geröstete Blende, aus welcher man 36 Prozent 
Zink ausbringt, 45 Kilo Steinkohlen und 1,4 bis 1,5 Frc. 
Kosten, worunter 0,25 bis 0,3 Francs für die Zerkleine- 
rung der Blende (Kerl, 1. c. II, Seite 648). 

Bei der Röstung in Muffelöfen würde der Kohlen- 
aufwand bedeutend höher, der Lohnaufwand jedenfalls 
nicht geringer sein. Nach dem eben angezogenen Zitat 
beträgt zu Borbeck für einen Doppelofen das Durch- 
eetzquantum 27 bis 30 Zentner in 24 Stunden, aus wel- 
chen 22,68 bis 25,20 Zentner Geröstetes resultiren. In 
der nachfolgenden Vergleichung sollen zu Ungunsten 
des Schüttofens für die Doppelöfen stets die günstigsten 
Zahlen, also die höchsten Leistungen bei den geringsten 



— 75 — 

Kosten, in Ansatz gebracht werden. Wird beispiels- 
weise eine tägliche Menge von 550 Zentner gerösteter 
Blende verlangt, so sind dazu 12 Doppelöfen erforder- 
lich, welche in der Herstellung mit 12 . 800 = 9600 Thlr. 
(wohl sehr niedrig) angesetzt werden. 

Der Aufwand an Steinkohlen ist dabei 247| Zent- 
ner, wovon der Zentner mit 2 Groschen in Rechnung 
gebracht wird. Die Lohnausgabe excl. 0,03 Francs per 

1 1 
100 Kilo für Zerkleinerung ist pro Zentner -^-Frcs. =» 

4,4 Groschen. 

In einem Schüttofen lassen sich in 24 Stunden 100 
bis 125 Zentner Blende abrosten; zur Abröstung von 
550 Zentner Blende würden also 5 Schüttöfen nöthig 
sein, welche sich mit 5500 Thalern herstellen lassen. 
Rechnet man zur schliesslichen Abröstung noch 5 Doppel- 
röstöfen ä 800 Thaler, so würde das Anlagekapital auf 
9500 Thaler steigen, also ebensohoch wie vorher sein. 
Da für Instandhaltung der Apparate gleiche Prozent- 
sätze zu rechnen sind, so kann dieselbe bei der gleichen 
Höhe der Anlagekapitalien ausser Acht gelassen werden. 

Der Steinkohlenaufwand ist bei den Schüttöfen so 
gut wie Null. Für die schliessliche Abröstung in fünf 
Doppelöfen kann die halbe Kohlenmenge vom ersten 
Falle angenommen werden, was reichlich ist, da die aus 
den Schüttöfen gezogenen Massen direkt noch glühend 
in die Doppelöfen gebracht werden können. Den Dienst 
an den 5 Schüttöfen können zwölfstündig 2 Mann ver- 
sehen; zum Ueberflusse werden noch 2 Mann zum 
Trocknen der Blende, sowie zur Förderung von Erz 
und Röstgut (zusammen 4 Mann mit 4 Thlr. und 4 Mann 
mit 3 Thaler 10 Groschen Lohn) in Ansatz gebracht; 
ferner wird der Aufwand für die Betriebskraft der 



— 76 — 

Schüttöfen mit 1 Thaler täglich berechnet und endlich 
sollen diesen Sätzen, welche durchschnittlich hoch sind, 
noch 20 Groschen extra zugeschlagen werden. 

Bei der schliesslichen Abröstung in Flammenöfen 
wird als Lohn die Hälfte des früheren Satzes, also 
2,2 Groschen pro Zentner gerechnet. 

Die Kalkulation der Röstkosten von 550 Zentner 
Blende gestaltet sich nun wie folgt. 

A. Für Flammenöfen allein. 

1) 247£ Ztr. Steinkohlen ä 2 Gr. 16 Thl. 15 Gr. — Pf. 

2) Löhne: 550 4,4 Gr. . . . 80 - 20 - — - 

Summa 97 Thl. 5 Gr. — Pf. 
oder pro Zentner geröstete Blende 5,3 Groschen. 

B. Für Schüttöfen und Flammenöfen 

kombinirt. 

1) 1232 Ztr. Steinkohlen ä 2 Gr. 8 Thl. 7 Gr. 5 Pf. 

2) Löhne: 550 2,2 Gr. ... 40 - 10 

3) Löhne u. sonstige Ausgaben 9 - — - — - 

Summa 57 Thl. 17 Gr. 5 Pf. 

oder pro Zentner geröstete Blende 3,14 Groschen. 

Die Differenz auf das tägliche Quantum von 550 Ztr. 
gerösteter Blende ist also 39 Thaler 18 Groschen. Bei 
dreihundert jährlichen Arbeitstagen wäre der Lohn- 
gewinn 11880 Thaler, von welchen sich, auch wenn 
keine Kondensation der schwefligen Säure stattfände, 
die Hüttenrauchentschädigung wenn nicht ganz, so doch 
sicher zum grössten Theile decken Hesse. 

Es bleibt nun noch die Frage zu erörtern, wie sich 
die Verhältnisse gestalten, wenn man die bei der Schütt- 
öfenröstung erhaltene schweflige Säure zu Schwefelsäure 



— 77 — 

kondensiren will. Es soll auch hier wieder zum Nach- 
theil für die Schwefelsäurefabrikation von den ungün- 
stigsten Umständen, nämlich von hohen Löhnen und 
hohen Preisen der Materialien, sowie von geringem 
Schwefelgewinn (also mangelhafter Abröstung) bei nie- 
drigen Preisen der Schwefelsäure ausgegangen werden. 

Zur Abröstung von 100 Zentner Blende täglich 
würde bei der Verröstung 1 Schüttofen erforderlich 
sein ; 12 Prozent Schwefel der Blende als in den Rück- 
ständen bleibend gerechnet, wären täglich 33 — 12 s= 
21 Zentner Schwefel in Schwefelsäure zu verwandeln. 
Bei 320 Arbeitstagen hätte man also eine Produktion 
von etwa 3 . 21 . 320 == 20160 Zentner Schwefelsäure 
66 ö Be. = 31500 Zentner Kammersäure (50° Be.) zu 
erwarten. 

Bei dem Kostenüberschlag des Anlagekapitals einer 
Schwefelsäurefabrik von genannter Produktionsföhigkeit 
müssen zunächst zwei Fälle unterschieden werden, näm- 
lich 1) ob der Absatz der produzirten Säure in Form 
von Kammersäure und 60grädiger Säure ohne Schwie- 
rigkeiten möglich oder 2) ob auch noch auf die Konzen- 
tration auf 66° Be. Rücksicht zu nehmen und die Anlage 
eines Platinkessels nöthig ist. 

Kann von der Aufstellung eines Platingefässes Ab- 
stand genommen werden, so lässt sich, wenn man die 
Röstgase nur mit 6 Volumenprozenten schwefliger Säure 
und folglich einen reichlichen Bedarf an Kammeraum 
annimmt, eine Schwefelsäurefabrik von obiger Produk- 
tion mit allen Apparaten, als: Schüttofen, Bleikammern, 
Gay -Lussac- Apparat zur Wiedergewinnung der salpe- 
trigen Säure, Pfannenofen zur Konzentration auf 60° Be., 
Luftkompressionspumpe und Druckzylinder, Apparat zur 
getrennten Darstellung von Salpetersäure, Dampfkessel 



- 78 — 

und Schüttofenmaschine, bei Zugrundelegung höherer 
als solcher Preise, die man in Rheinland und West- 
phalen Durchschnittspreise nennen würde, mit 40000 Thl. 
bequem herstellen. Hierbei ist darauf Rücksicht ge- 
nommen, dass die Bleikammern und alle Apparate unter 
Dach und Fach stehen. 

Der Betriebskalkulation sei noch Folgendes voraus- 
geschickt. Der in der Blende zur Disposition stehende 
Schwefel kostet einer Zinkhütte zwar Nichts, ist aber 
doch mit 2 Groschen pro Zentner angesetzt worden. 
Die Kohlenpreise sind mit 7 Groschen pro Zentner und 
die Löhne mit 1 Thaler respektive 27£ Groschen für die 
zwölfstündige Schicht berechnet. Obgleich nur 320 Be- 
triebstage angesetzt wurden, sind für die Lohnausgabe 
doch 350 Arbeitstage genommen. Instandhaltung der 
Apparate und Gebäude, sowie Beiträge für Regie und 
Aufsicht sind sehr auskömmlich bemessen. Es ist fer- 
ner angenommen, dass sich der Absatz zu | der Pro- 
duktion als Kammersäure (50° Be.), zu f als 60 grädige 
Säure bewirken lässt. 

Die Kalkulation gestaltet sich nun wie folgt. 

1) Schwefel, 320 . 21 = 6720 Ztr. ä 2Gr. 448 Thl. 

2) Chilisalpeter, 453,60 Ztr. ä 5| Thl. . 2646 - 

3) Steinkohlen, 

a) zur Erzeugung von 
Dampf für die Blei- 
kammern .... 4725 Ztr. 

b) zur Salpeterzerset- 
zung 500 - __ 

Latus 5225 Ztr7~ 3094 Thl. 



— 79 — 

t Transport 5225 Ztr. 3094 ThL 

c) Maschinenbetrieb: 

Schüttofenmaschine 
und Luftkompres- 
sionspumpe . . . 1000 - 

d) für Konzentration 
der 60° Säure zur 
Absorption der 
salpetrigen Säure . 1728 - 



zusammen 7953 Ztr. ä 7 Gr. 1895 - 

4) diverse Materialien 300 - 

5) Löhne (täglich): 

2 Mann am Schüttofen 2 Thl. — Gr. 
2 - zur Ueber- 

wachung der 

Kammern u. 

Konzentration 2 - — - 
2 - zum Heizen 

des Kessels u. 

der sonstigen 

Feuerungen . 2 - — - 
2 - zur Förderung 

von Erzen, 

Röstgut und 

Kohlen . . 1 - 25 - 
2 - für Platzarbeit 1 - 25 - 
1 - in der Salpe- 
tersäurefabrik 1 - — - 



11 Mann täglich mit 

einem Lohn von 10 Thl. 20 Gr. 
Lohnaufwand bei 350 Arbeitstagen . . 3733 - 



Latus 9022 ThL 



— 80 



Transpott 


9022 Thl. 


6) Instandhaltung der Apparate und 




Gebäude. 




10 Prozent von 25000 Thl. . • . 


25Ö0 - 


5 - von 15000 - . . . 


750 - 


7) Allgemeine Regiekosten. 




pro Zentner 66° Säure 2 Gr. . . 


1344 - 


8) Aufsicht. 




pro Zentner 66° Säure 1\ Gr. . . 


840 - 



zusammen 14456 Thl. 

Die Produktion besteht in 31500 Zentner Schwefel- 
säure 50° Be., wovon aber gegen 550 Zentner (50° Be.) 
abgehen, welche in Form von 60° Säure zur Salpeter- 
zersetzung verbraucht werden. Zur Verrechnung blei- 
ben also 30950 Zentner Kammersäure 50° Be. 

Als Nebenprodukt fallen etwa 454 Zentner saures 
schwefelsaures Natron von der Salpetersäurefabrikation, 
wovon sich der Zentner mit 20 Groschen verwerthen 
lässt. Die Einnahme ist also 302 Thaler und es bleiben 
daher zur Verrechnung 14783 — 302 = 14154 Thaler. 

Es kostet mithin der Zentner Kammersäure 50° Be.: 

14154 Thl. , 0#ytftri 

3Q950 — = 13,719 Groschen; 

und der Zentner 60° Säure in Form von Kammersäure : 

16,935 Groschen. 
Für die Konzentration auf 60° Be. ist 1| Groschen 
auf Kohlen, Löhne und Instandhaltung des Apparates 
reichlich gerechnet und die Selbstkosten pro Zentner 
60° Säure würden also betragen: 

18,685 Groschen. 
Nimmt man die Verwerthung nur zu 22| Groschen 
und 29 Groschen pro Zentner Kammersäure 50° Be. 



— 81 — 

beziehungsweise pro Zentner 60° Säure an, so ist die 
Einnahme für: 

30950 Ztr. Kammersäure ....'.. 7738 Thl. 

20633 - desgl. = 16715 Ztr. 60° Säure . 15636 - 

Einnahme 23374 Thl. 

Ausgabe 14154 - 

Unterschied 9220 Thl. 

Zieht man hiervon noch für Verzinsung des An- 
lagekapitals mit 6 Prozent 2400 Thaler ab, so bleiben 
6820 Thaler übrig, welche dann noch immer das Anlage- 
kapital von 40000 Thalern mit 17,05 Prozent verzinsen. 

Muss man noch einen Platinkessel zur Aufstellung 
bringen, so steigt das Anlagekapital auf etwa 50000 Thl. 
Der Platinapparat würde etwa | der täglichen Produk- 
tion in 66° Säure verwandeln können. Die Kosten der 
Konzentration von 60° auf 66° Be. werden für Kohlen 
und Löhne mit 2£ Groschen pro Zentner 66° Säure 
reichlich angesetzt. Findet der Absatz der Säure nun 
zu | als 66°, zu f als 60° und zu f als 50° Säure statt, 
so ist die Einnahme, den Zentner 66° Säure zu 1 Thl. 
1\ Gr. angesetzt, für: 

3869 Ztr. 50° Säure . . . . ä 22| Gr. 2902 Thl. 

7737 - desgl. = 6268 Ztr. 

60° ä 29 - 6059 - 

19344 - desgl. = 12380 Ztr. 

66° ä 11 Thl. 15475 - 

30950 Ztr. 50° Säure Einnahme 24436 Thl. 

Dem gegenüber steht die frühere Ausgabe von 
14154 Thalern plus 1000 Thaler für Instandhaltung des 
Apparates (10 Prozent); macht im Ganzen 15154 Thl. 
Die Differenz ist hier 9282 Thaler und es stellt sich 

Bode, Beiträge. 6 



— 82 — 

auch hier nach vorherigem Abzug der Zinsen von 
40000 Thaler zu 6 Prozent die Verzinsung des Anlage- 
kapitals noch auf 17,205 Prozent. 

Hiernach ist gar nicht zu bezweifeln, dass die mit 
Blende arbeitenden Zinkhütten recht wohl im Stande 
sind, sich ihrer Hüttenrauchentschädigungen mit einem 
erwachsenden Gewinn zu entledigen, welcher mehr als 
genügend ist, die Schäden für den noch in früherer 
Weise in's Freie gehenden Rest der schwefligen Säure 
zu decken. 

Aber auch dieser Rest kann noch ohne Kosten, 
freilich auch ohne Gewinn, kondensirt werden. Für 
alle solche Fälle, wo die entwickelte schweflige Säure 
in zu grosser Verdünnung (bis zu £ Volumenprozent und 
darunter) auftritt, als dass an eine mit Vortheil ver- 
knüpfte Kondensation zu Schwefelsäure noch zu denken 
wäre — und ein solcher Fall dürfte bei der Nachröstung 
von im Schüttofen bereits verrosteter Blende vorliegen 
— sind in neuester Zeit zwei Kondensationsprozesse 
aufgetaucht, die alle Beachtung verdienen und wovon 
der eine auf die Herstellung von krystallisirtem Glauber- 
salz (auch wohl von unterschwefligsaurem Natron), der 
andere auf Fabrikation von Schwefel hinausläuft. 

Es sei noch bemerkt, dass sich die Blenderostung 
in Schüttöfen mit einer Hilfsfeuerung (vergl. die Figg. 8 
und 9) auch direkt im Schüttofen für die Zinkdestilla- 
tion genügend bewirken lässt. Da aber die Gase der 
Feuerung den Röstgasen beigemengt sind, so müsste 
von der Verwerthung der letzteren auf Schwefelsäure 
abgestanden werden; für Gewinnung von Schwefel da- 
gegen würde die Beimengung der Feuerungsgase kein 
Hinderniss sein. 



— 83 



3. Rohstein (Mansfelder). 

Die Mansfelder Bobsteine, im Allgemeinen isomorphe 
Mischungen von Halbschwefelkupfer und Einfachschwefel- 
eisen, zeigen nach den bisher bekannt gemachten Ana- 
lysen (die aber meistentheils mit Produkten des früheren 
Betriebes angestellt wurden) eine ziemlich wechselnde 
Zusammensetzung in demVerhältniss der beiden Schwefel- 
metalle zu einander. Man wird wohl nicht fehlgehen, 
wenn man die den neueren Betriebsverhältnissen am 
besten entsprechende Zusammensetzung der Rohsteine 
nach dem Typus Cu 2 S, 2 Fe S zusammengesetzt be- 
trachtet, womit nicht behauptet sein soll, dass geringe 
Schwankungen im Verhältniss der beiden Schwefelme- 
talle über oder unter die in der Formel ausgedrückte 
Grenze in der That nicht vorkämen. Bei dem der 
Konzentration vorangehenden Röstprozess müssen, wenn 
Konzentrationssteine mit 65 bis 66 Pfund Kupfer erzielt 
werden sollen (unter welchem Gehalte sich die Entsil- 
berung weniger vortheilhaft bewirken lässt), bei einem 
durchschnittlichen Schwefelgehalt der Rohsteine von 25 
bis 29 Prozent etwa 12 bis 14 Prozent Schwefel ver- 
flüchtigt werden (Leuschner, über den gegenwärtigen 
Hüttenbetrieb im Bereiche des Mansfeld'schen Kupfer- 
schieferbergbaues; in der preussischen Zeitschrift, XVII, 
Seite 159). 

Es sind daher bei Zugrundelegung obiger Formel, 
welche eine Zusammensetzung giebt von: 

63,4 Kupfer, 

56,0 Eisen, 

48,0 Sch wefel, 
~167,4 



— 84 — 

aus 167,4 Gewichtstheilen Stein etwa 24 Gewichtstheile 
Schwefel fortzuschaffen. 

In der früher von mir veröffentlichten Arbeit „über 
die Röstung des Kupferrohsteines auf Eckardthütte 4 * 
(preussische Zeitschrift, XIV, Seite 1 u. w.) sind zwar 
neue Analysen der Röstprodukte mitgetheilt, welche aber 
leider nicht ganz vorwurfsfrei sind. Zunächst ist die 
in den Röstprodukten vorhandene Sauerstoflinenge be- 
rechnet und zwar mit der sicherlich nicht zutreffenden 
Annahme, dass bei der Röstung das im Stein vorhan- 
dene Halbschwefelkupfer intakt bleibt, in der Röstmasse 
selbst also nur Eisensalze vorhanden sind. Es wäre 
sicher ein Leichtes gewesen, schon durch kaltes Wasser 
aus der Röstmasse neben Schwefelsäure und Eisen auch 
Kupfer auszuziehen und in der Lauge nachzuweisen. 
Dieser Versuch und die Bestimmung, wie viel Schwefel- 
säure an Eisen, wie viel an Kupfer gebunden war, ist 
leider unterblieben. 

Ferner ist aus dem Umstände, dass die mit obiger 
Annahme berechnete Sauerstoffmenge die direkt bestimmte 
Menge der übrigen Bestandtheile der Röstmasse gerade 
auf 100 ergänzt, der Schluss gezogen, dass „die befrie- 
digenden Resultate die Richtigkeit der gemachten Vor- 
aussetzungen bestätigen. u Dieser Schluss ist aber ein 
sehr irriger und wäre kaum erklärlich, wenn eben nicht 
versäumt wäre, die wässerigen Laugen der Röstmasse 
schon qualitativ auf Kupfer zu prüfen. Es ist gar nicht 
zu bezweifeln, dass die Resultate auch befriedigend aus- 
gefallen wären, wenn die mit Wasser ausziehbaren 
Mengen von schwefelsaurem Kupferoxyd und schwefel- 
saurem Eisenoxyd einzeln bestimmt und wenn ferner 
ermittelt worden wäre, welches von den verschiedenen 



— 85 — 

Salzen des Eisenoxyds und der Schwefelsäure in der 
Röstmasse gegenwärtig war. 

Obgleich nun das Fehlen dieser Momente allerdings 
keine absolut genaue Berechnung der Röstmassen zu- 
lässt, so geben doch die Analysen hinreichende Anhalt- 
punkte zur Aufstellung einer Zusammensetzung, die 
sicher wenigstens nicht weit von der Wahrheit entfernt 
ist. Ohne auf die zu Grunde gelegten Betrachtungen 
näher einzugehen, da sie sich für denjenigen, der ein 
Interesse daran hat, aus der Zusammenstellung selbst 
ermitteln lassen, wird aus 167,4 Gewichtstheilen Stein 
folgende Röstmasse angenommen: 

76,59 Cu 2 S, 

10,61 FeS, 

27,00 Fe a 8 , S0 3 , 

5,60 CuO, S0 8 , 
52,34 F e, 3 - 
172,14 

172,14 Gewichtstheile Röstgut, spurgar, aber nicht weiter 
abgeröstet. 

Neben diesen festen resultiren dann bei Annahme 
von 6 Volumenprozenten Sauerstoff in den Austrittsgasen 
als flüchtige Röstprodukte : 

16,78 Vol. schweflige Säure, 

21,63 - Sauerstoff, 

_220,65j - Stickstoff. 

259,05 Vol. Röstgase. 

und der Prozentgehalt an schwefliger Säure ist N also: 
100 . 16,78 



259,06 



= 6,477 Volumenprozente. 



— 86 — 

Will man einer reichlichen Bildung von Eisensulfat 
vorbeugen, von welchen beim Konzentriren im Flammen- 
ofen ein gewisser Theil zur Rückbildung von Sulfureten 
Veranlassung giebt, so thut man besser, einen noch 
grösseren Ueberschuss von Luft anzuwenden, die Röst- 
gase also etwas schwächer an schwefliger Säure zu 
halten. Man kann dann aber noch immer Röstgase mit 
5£ bis 5 Volumenprozenten schwefliger Säure erzielen, 
wobei der Rechnung nach ein Gehalt an Sauerstoff in 
den Abzugsgasen von gegen 10 Volumenprozenten sich 
ergiebt. 

Direkte Bestimmungen, mit Phosphor ausgeführt, 
gaben mir früher (im Jahre 1868) bei 5 Volumenprozen- 
ten schwefliger Säure in den Röstgasen über ll|Proz. 
Sauerstoff in den Abgangsgasen hinter dem Gay-Lussac- 
Apparat. Zur Anbringung der nöthigen Korrektionen 
wegen des Gehaltes der Gase an Wasserdampf, der 
Temperatur und de* Barometerstandes fehlen mir die 
Angaben. Aber auch dann würde die Differenz wohl 
noch keineswegs ausgeglichen sein, da die Methode der 
Sauerstoff bestimmung mittelst Phosphor, wie ich sie an- 
gewandt habe, zu wünschen übrig lässt, und da ferner 
die wirkliche Zusammensetzung des Röstgutes nicht 
nothwendig absolut genau mit der hier untergelegten 
übereinstimmen muss, endlich auch schon der gerade 
in den Oefen röstende Stein nicht absolut genau die 
hier angegebene Zusammensetzung haben mochte. 

Die Abrüstung des Rohsteins, welche man gegen- 
wärtig auf Kupferkammerhütte erreicht, ist sehr günstig ; 
nämlich derart, dass man die Spursteine bei einem Zu- 
schlag von 15 Proz. ungeröstetem Rohstein, mit 70 Pfd. 
Kupfer erhält. 



— 87 — 



4. . Konzentrationsstein oder Spurstein (Mansfelder). 

Bei 65 bis 66 Prozent Kupfergehalt der Spursteine 
«ergiebt sich die Zusammensetzung derselben, den Kupfer- 
gehalt als Halbschwefelkupfer, den Best unter Vernach- 
lässigung der sonstigen in den Steinen auftretenden 
Metalle als Eisenmonosulfuret gerechnet, zu 

65,36 Kupfer, 
23,09 Eisen, 
_1 1 ,55 Sc hwefel. 
100,00. 

Dieser Zusammensetzung entspricht die schon früher 
gebrauchte Formel 5 Cu 2 S, 2FeS. 

Der Röstprozess, welchen die Mansfelder Spursteine 
vor ihrer Entsilberung mit warmem Wasser unterworfen 
werden, gehört vielleicht zu den subtilsten Prozessen in 
der ganzen Metallurgie. Die Abröstung muss nahezu 
auf eine völlige Todtröstung hinauslaufen. Es ist nicht 
-daran zu denken, dieses Resultat durch eine sich selbst 
überlassene Röstung zu erreichen. 

Nach Dr. Steinbeck, der eine ausgezeichnete 
Arbeit über den der Entsilberung nach Ziervogel'scher 
Methode vorangehenden Röstprozess geliefert hat (preus- 
sische Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- 
Wesen, XI, Seite 95), sind für den ganzen Röstprozess 
drei Perioden zu unterscheiden, nämlich die Vorröstungs- 
periode, die Oxydationsperiode und die Gutröstungs- 
periode. Nach demselben besteht das Wesen der erste- 
ren in der Bildung von Eisen- und Kupfervitriol, während 
in der Oxydationsperiode die Zerlegung des Eisenvitriols 
bezweckt und in der dritten Periode endlich neben der 



— 88 — 

Zersetzung der übrigen basischen und neutralen schwefel- 
sauren Salze, besonders des Kupfervitriols, die möglichst 
vollständige Bildung von Silbervitriol zu bewirken ist. 

Es ist mir nicht bekannt, ob bereits Versuche statt- 
gefunden haben, welche die Möglichkeit einer Verröstung 
der Spursteine in Schüttöfen darthun. Es scheint mir 
aber wenig zweifelhaft zu sein, dass man mit dieser 
Verröstung in Schüttöfen bis zur Zerlegung des Eisen- 
vitriols, also bis in die zweite der Steinbeck'schen Pe- 
rioden gelangen kann. Da bei der oxydirenden Röstung 
von Schwefelkupfer vorwiegend starke Sulfatbildung ein- 
tritt, sobald die Temperatur unter starke Rothglut herab- 
geht, so würde für den Betrieb von Scbüttöfen mit 
Spursteinmehl folgen, jeden Luftüberschuss, welcher zur 
Verminderung der Temperatur beiträgt, zu vermeiden, 
also auf möglichst reiche schwefligsaure Gase hinzu- 
arbeiten. Ich muss dahingestellt sein lassen, ob in star- 
ker Rothglut bei dieser Verröstung schon die Bildung 
oder eventuell gar die Zerlegung von schwefelsaurem 
Silberoxyd stattfinden würde. Träte nur erst eine be- 
ginnende Bildung von Silbervitriol ein , so würde dies 
bei dem Umstände, dass derselbe sich erst bei etwas 
höherer Temperatur zersetzt, als der Kupfervitriol und 
sich folglich bei der nachfolgenden Nach- oder Gut- 
röstung mit Brennmaterial so lange hält, als noch 
Schwefelsäure aus dem Kupfersulfat davongeht, noch 
keine Schwierigkeit ausmachen. Stellte sich aber die 
bereits erfolgende Zersetzung des Silbervitriols bei der 
Vorröstung im Schüttofen heraus, so müsste man den- 
selben kurzweg als für die Röstung des Kupfersteins 
behufs dessen Entsilberung durch die Ziervogel'sche 
Extraktionsmethode unbrauchbar bezeichnen. 

Ob bei der Verröstung die Kondensation der schwef- 



— 89 — 

ligen Säure zu Schwefelsäure lohnend sein würde, kann 
ich wegen mangelnder Unterlagen nicht beurtheilen. 
Doch glaube ich nicht, dass durch zu grosse Verdün- 
nung der Gase ein Hinderniss erwachsen würde. Würde 
überhaupt die Verrentung des 'Spursteinmehles als zu- 
lässig befunden, so wäre mit derselben wohl nicht allein 
eine Ersparniss an Brennmaterial, sondern auch an 
Löhnen zu erwarten. 

Die Röstung des Mansfelder Kupfersteins, wie sie 
gegenwärtig in Oefen mit doppelter Sohle (neuerdings 
sogar mit dreifacher) und von vornherein mit Zuhilfe- 
nahme von Brennmaterial ausgeführt wird, liefert jeden- 
falls an schwefliger Säure ziemlich arme Röstgase, deren 
Volumen viel zu bedeutend ist, als dass an die Kon- 
densation der in Form von schwefliger Säure vertrie- 
benen Schwefelmengen ohne eine bedeutende Zubusse 
zu denken wäre. Die schon erwähnten beiden Verfah- 
ren zur Kondensation von in starker Verdünnung auf- 
tretender schwefliger Säure, über welche einmal beson- 
ders zu berichten sein wird, dürften daher hier um so 
mehr am Orte sein, als bei keinem derselben erwiesener- 
massen die Gegenwart der aus dem Brennmaterial her- 
rührenden Verbrennungsgase und Russmengen irgendwie 
hinderlich ist. 



5. Einfach - Schwefeleisen. 

Für sich allein kommt das Eisenmonosulfuret nicht 
im Mineralreich vor; auch als Produkt von Schmelz- 
prozessen ist es in den Steinen stets mit noch anderen 
Sulfureten gemengt. Dagegen giebt es eine hütten- 
männische Sublimationsarbeit, bei welcher der Rückstand 
fast ausschliesslich Einfach -Schwefeleisen ist. Diese 



— 90 — 

Arbeit besteht in der Darstellung von rohem Schwefel- 
arsen (dem sog. rothen Arsenikglas) durch Erhitzen von 
zufallig vorhandenen oder besonders hergestellten Ge- 
mengen von pulverformigem Arsenikkies und Schwefel- 
kies. Die hierbei fallenden Rückstände werden in Frei- 
berg noch weiter nutzbar gemacht, indem man sie in 
Schüttöfen röstet. Die schweflige Säure geht nach den 
Bleikammern, während das noch rückständige Arsen 
(nicht über 2 Prozent) als arsenige Säure in den Flug- 
staubkammern gewonnen wird. 

Es lassen sich bei der Röstung von Einfach-Schwe- 
feleisen der bereits mehrfach durchgeführten Rechnung 
nach die Röstgase, wenn sie zur Schwefelsäurefabrikation 
verwendet werden und den bekannten Ueberschuss von 
6 Volumenprozenten freien Sauerstoffs in den aus den 
Bleikammern abziehenden Gasen haben sollen, mit 

7,62 Volumenprozenten schwefliger Säure 
herstellen. 

Auf den Freiberger Hütten fallen jedoch die Röst- 
gase nur mit 4 bis 5 Volumenprozenten schwefliger 
Säure, wenn man die Rückstände von der Schwefelarsen- 
Sublimation für sich allein in Schüttöfen abröstet. In 
dem Röstgut bleiben dabei bis 13 Prozent Schwefel, 
welcher zum grössten Theile unzersetzten , rohen Par- 
tikeln von den Rückständen angehört. 

Wenn man auch in der Praxis überhaupt darauf 
verzichten muss, den durch die Rechnung ermittelten 
Prozentgehalt der Röstgase an schwefliger Säure zu 
erreichen — und im vorliegenden Falle muss man dies 
ganz besonders, da das in den Rückständen enthaltene 
Arsen sich mit oxydirt, ohne doch schweflige Säure 
auszugeben, sondern vielmehr Stickstoff zu hinterlassen 
— so muss man dennoch den genannten Prozentgehalt 



_ 91 — 

an schwefliger Säure einen ungünstigen nennen. Der- 
selbe erklärt sich aber leicht aus folgenden Umständen. 

Die Rückstände, wie sie von der Darstellung des 
rothen Rohglases kommen, enthalten nur 20 bis 25 Proz. 
Schwefel. Es leuchtet ein, dass bei einem solchen 
Schwefelgehalt das Durchsetzquantum sehr hoch ge- 
nommen werden muss, damit die zu einer guten Ab- 
rüstung nöthige Hitze erzielt werde. Der Umstand, 
dass die abgerösteten Rückstände noch immer bis zu 
13 Prozent Schwefel enthalten, beweist entweder, dass 
nicht die genügende Temperatur im Ofen vorhanden 
war, oder auch, dass die Korngrösse der Rückstände 
eine bessere Abröstung nicht zulässt. 

Da die Rückstände im allgemeinen Hütteninteresse 
von der Schwefelsäurefabrik nicht zurückgewiesen wer- 
den können, so mengt man sie, um bessere Resultate 
zu erzielen, vor der Röstung mit anderen schwefel- 
reicheren Schiiegen, was sich auch schon deswegen 
empfiehlt , weil man täglich nicht eine hinreichende 
Menge von Rückständen erhält, um damit konstant 
einen Schüttofen so zu betreiben, dass die Temperatur 
in demselben nicht zu weit herabsinkt. 



6. Schwefelkies. 

Die bei der Verbrennung von reinem Schwefelkies 
aus 28 -+- 2 . 16 = 60 Gewichtstheilen entstehenden flüch- 
tigen Röstprodukte sind, mit Berücksichtigung von 
6 Volumenprozenten freien Sauerstoffs in den aus den 
Bleikammern abziehenden Gasen, wenn die Verbrennung 
absolut ist, d. h. wenn Eisen nur zu Eisenoxyd, Schwe- 
fel nur zu schwefliger Säure verbrennt, nach den früher 
bereits ermittelten Gewichtsmengen: 



— 92. — 

22,373 Vol. schweflige Säure, 
23,480 - Sauerstoff, 
204,560 - Stickstoff. 



250,413 Vol. 
Man hat daher in diesem Gasgemisch: 

' _ * = 8,93 Volumenproz. schwefliger Säure. 
250,41 o 

In der Praxis gelingt es bei der Röstung von Stuff- 
tdesen und* Feinkiesen unschwer, die Rostgase mit 7| 
bis 8 Volumenprozenten schwefliger Säure zu erzielen. 
Feinkiese, in Schüttöfen geröstet, geben, auch bei Gegen- 
wart von viel beibrechenden Gangarten, stärkere Röst- 
gase, als Stuffkiese mit gleichem Schwefelgehalt. Man 
wird aus diesem Grunde — und dies bestätigt auch 
die Erfahrung — bei Anwendung von Feinkiesen und 
Schüttöfen auf gleiche Kammerräume und gleichen Sal- 
peteraufwand eine höhere Produktion an Schwefelsäure 
oder auch, bei gleich bleibender Produktion, Ersparnisse 
an Salpeter zu erwarten haben. Auch ist die Abröstung 
von Feinkiesen in der Regel etwas besser, als die von 
Stuffwerk mit gleichem Gehalt an Schwefel. Die Gründe 
für diese beiden Thatsachen lassen sich sehr leicht er- 
kennen. 

Im Schüttofen fallen die Körner der Beschickung 
grösstenteils frei durch den Röstraum, bieten aber dem 
aufsteigenden Luftstrom, indem sie in kurzen Intervallen 
auf einen Erzträger treffen und von diesem herabrollen, 
immer neue Oberflächen dar, so dass die Röstung in 
der kurzen Zeit von höchstens 1 Minute vollendet sein 
kann. Sind somit die Bedingungen zur Erzielüng einer 
intensiven Einwirkung der Oxydationsluft auf das Schwe- 
felmetall am günstigsten gewählt, so kommt noch hinzu, 



— 93 — 

dass bei dem Schüttofen das Aufgeben der Beschickung 
ohne jedweden Zutritt von unnütz einströmender atmo- 
sphärischer Luft geschieht, das Ausziehen der Abbrände 
aber leicht ohne einen solchen geschehen kann. Es 
lässt daher die Stärke der Röstgase an schwefliger 
Säure nicht nur nichts zu wünschen übrig, sondern 
auch ebensowenig die Gleichmässigkeit des Gasstroms 
in Bezug auf seinen Gehalt an schwefliger Säure und 
Sauerstoff. Dieser Umstand übt wiederum den günstig- 
sten Einfluss auf den Gang der Bleikammern aus. Ar- 
beitet man mit Stuffkiesen, so können die zur Verbren- 
nung derselben angewendeten Oefen in Bezug auf das 
Einbringen der neuen Chargen auf zweierlei Art kon- 
struirt sein (die Entleerung der Oefen von den Ab- 
bränden findet stets von unten durch den Rost statt, 
durch welchen entweder die Abbrände gestochert wer- 
den, oder dessen Stäbe drehbar sind, in welchem Falle 
die ausgebrannten Stücke durch die bei Drehung der 
Stäbe erweiterten Zwischenräume von selbst fallen). 
Das Chargiren findet nämlich entweder von oben durch 
Oeflhungen im Deckengewölbe, oder von den Seiten aus 
statt. Nach ersterer Art werden z. B. die Stuffkiesöfen 
beschickt, welche R. Hasenclever (Zeitschrift des Ver- 
eins deutscher Ingenieure, 1870, Seite 705; vergl. auch 
Dingler's Journal, 1871, erste Hälfte) kombinirt mit 
einem Plattenröstofen für Peinkiese abbildet. 

So einfach und empfehlen swerth auch das Beschicken 
von oben auf den ersten Blick erscheinen mag, so ist 
es doch gerade das schlechteste Arrangement, welches 
sich denken lässt. Zunächst müssen die Chargen auf 
die Oefen gehoben werden. Man entfernt sodann den 
Deckel der Oefihung und lässt die Charge in den Ofen 
fallen, wo sie einen Haufen bildet. Um diesen flach 



— 94 — 

über die ganze Rostfläche mit einem Krahl oder einer 
Krücke auszubreiten, bedarf man noch einer oder meh- 
rerer Oeflhungen in den Seitenwänden. Bei dem Ar- 
beiten mit der Krücke oder dem Krahl werden die 
früheren bereits brennender* Chargen in ihrer Lage 
leicht gestört, so dass mehr oder weniger ausgebrannte 
Stücke wieder mit nach oben gezogen werden, Stücke 
von der frisch aufgegebenen Post aber in die Vertie- 
fungen gelangen und noch unvollkommen abgerostet aus 
dem Bereich der Glühschicht kommen. 

Beim Aufgeben der Charge durch das Ofengewölbe 
kann es nicht fehlen, dass Röstgase aus dem Ofen in 
das Lokal und in die Umgebung gelangen. Durch 
Anwendung eines Doppelschiebers lässt sich dieser Uebel- 
stand nur in etwas vermindern, nicht ganz beseitigen. 
Was das Oeflhen der seitlichen Thüren zum Ausbreiten 
der von oben eingestürzten Chargen anbetrifft, so kommt 
es auf die Zugverhältnisse an, unter welchen die Oefen 
und das ganze System arbeiten, ob hierbei ebenfalls 
schwefligsaure Gase aus dem Ofen stossen, oder ob 
Luft in den Ofen einzieht, welche zur Verbrennung fast 
gar nichts beiträgt, sondern lediglich das Gasvolumen 
vergrössert. Beides ist vom Uebel. 

Man kann sich bei so konstruirten Oefen nicht 
wundern, wenn einerseits die Fabrikanten sehr grosser 
Kammerräume oder hoher Salpetersätze bedürfen, um 
eine gewisse Produktion an Schwefelsäure zu leisten 
und wenn andererseits das Publikum wegen der Schäden 
die von der entweichenden schwefligen Säure angerich- 
tet werden, sich der Anlage neuer Schwefelsäurefabriken 
energisch widersetzt. Und doch lassen sich gerade die 
Kiesöfen mit seitlichen Oeffnungen zum Beschicken so 
konstruiren, dass das Austreten von schwefliger Säure 



\ 



— 95 — 

aus dem Ofen gar nicht stattfindet und nur ein Mini- 
mum überschüssiger Luft durch die Oeffnungen während 
des Chargirens in die Oefen tritt. Das Einwerfen der 
Kiese geschieht direkt mit Schaufeln, mit welchen die 
ganze Charge schrittweise über die ganze Röstfläche 
sogleich ausgebreitet wird, so dass das Ebnen der Be- 
schickung nur in den einzelnen seltenen Fällen nothig 
wird, wo durch das Stochern oder Durchdrehen der 
Abbrände Unebenheiten entstanden sind. Da in der 
Decke des Ofens die Oeffnungen zum Chargiren weg- 
fallen, so kann man Pfannen auf die Oefen setzen und 
in denselben die Kammersäure auf 60° Be. konzentriren, 
was einem Gewinn von mindestens 1 Groschen pro 
Zentner 60° Säure entspricht, der bei den von R. Hasen- 
clever abgebildeten Oefen verschwendet wird. 

Dass die Abrüstung in Stuffkiesöfen überhaupt 
etwas hinter derjenigen in Schüttöfen zurückbleibt, hat 
seinen Grund darin, dass die Lage der Stücke im Gan- 
zen genommen vom Chargiren bis zum Decbargiren 
wesentlich dieselbe bleibt. Die Veränderungen in der 
Lage der Stücke, welche etwa beim Stochern oder 
Drehen der Röststäbe stattfinden, gehen verhältniss- 
mässig nur selten vor sich. Die Verbrennung ist bald 
nach dem Einwerfen der frischen Post am intensivsten 
und da die Oxydation von der Oberfläche nach dem 
Innern der Stücke stetig fortschreitet, so wird die Ver- 
brennung eines einzelnen Stückes von Unten aus leb- 
hafter erfolgen, als von den übrigen Seiten. Dies ist 
ohne Zweifel auch der Grund, weshalb man bei solchen 
Stücken, welche im Innern noch unzersetzte Kerne von 
unzersetztem Bisulfiiret oder von gebildetem Monosul- 
furet (richtiger wohl: Achtsiebentel -Schwefeleisen) ent- 
halten, sehr häufig finden kann, dass der übrig geblie- 



N 



— 96 — 

bene Kern nicht gerade in der Mitte des Stückes liegt, 
sondern mehr nach einer Seite hin, welche derjenigen 
entgegengesetzt war, auf welcher die Verbrennung am 
schnellsten eingeleitet und unterhalten wurde. 

Während bei Röstgasen von 8,93 Volumenprozenten 
schwefliger Säure der Sauerstoffgehalt der Abgangs- 
gase der Rechnung nach 6 Volumenprozente beträgt, 
stellt sich bei Röstgasen von 1\ Volumenprozenten 
schwefliger Säure der Sauerstoffgehalt der Austrittsgase 
auf fast genau ebenfalls 7J Volumenprozente, wofern 
absolute Verbrennung zu schwefliger Säure und Eisen- 
oxyd angenommen wird. In der Praxis hat man aber 
neben Eisenoxyd auch noch eine gewisse Menge von 
Eisensulfaten mit in den Abbränden und da in den- 
selben ein gewisser Antheil Sauerstoff gebunden ist, so 
wird sich in der Regel der wirkliche Sauerstoffgehalt 
der tödten Kammergase etwas niedriger herausstellen, 
als die Rechnung bei Zugrundelegung der durch den 
Versuch gefundenen Menge an schwefliger Säure mit 
der Annahme ergiebt, dass der in Freiheit gesetzte 
Stickstoff ausschliesslich von der Bildung von Eisenoxyd, 
schwefliger Säure und von Ueberfiihrung der letzteren 
in Schwefelsäure herrührt. 

Zur Beurtheilung der Resultate, welche sich mit 
dem Schüttofen in der Verbrennung von Schwefelkies 
erreichen lassen, sei Folgendes angeführt. 

Auf dem Fürstlich Auersperg'schen Werke zu 
Lukawitz bei Chrudim in Böhmen röstet man Schwefel- 
kiese von durchschnittlich 35 Prozent Schwefel auf 
durchschnittlich 2| Prozent Schwefel ab. Das Durch- 
setzquantum pro Ofen ist 36 Wiener Zentner Schwefel- 
kies 'in 24 Stunden , auf welches 34 Wiener Zentner 
Schwefelsäure von 66° Be. fallen. Der disponible 



— 97 — 

Kammerraum ist nur 35000 Wiener Kubikfuss und der 
Salpeteraufwand beträgt, bei Anwendung eines Gay- 
Lmssac'schen Apparates, 1£ bis lf Pfund pro Zentner 
66° Säure. 

Auf dem Morgensterner Werk bei Merzdorf an 
der Niederschlesischen Gebirgsbahn werden aus Schwefel- 
kiesen mit 47 Prozent Schwefel 126 Pfund Schwefel- 
satirehydrat (S0 3 , HO) gewonnen. Der Schwefelgehalt 
der Rückstände beträgt durchschnittlich 4 Prozent. 

Auf Augustenhütte zu Beuel bei Bonn bringt man 
aus 80 Zentner Schwelmer Schwefelkies 100 Zentner 
Schwefelsäurehydrat ans und die Rückstände sind ent- 
schwefelt bis auf 3 bis 5 Prozent Schwefel. 



TV. Verbesserungen an den ScMttöfen. 

1. Zum Ziehen der Abbrände. 

Sehr zweckmässige Anordnungen sind zum Ent- 
leeren der Oefen vom Röstgut getroffen worden, welche 
sogleich näher beschrieben werden sollen. Bei der 
Wahl derselben lag ein doppeltes Bestreben zu Grunde. 
Es konnte nämlich bei der ursprünglichen Art und 
Weise der Entleerung, bei welcher eine Thür unten im 
Sammelraum geöflhet und das Röstgut mit Krücken in 
einen vor den Ofen gestellten Wagen gezogen wurde, 
nicht umgangen werden, dass während des Ziehens ein 

Bode, Beiträge. 7 



— 98 — 

grosser Ueberschuss von Luft in die Oefen eintrat und 
somit einerseits die Kammergase täglich periodenweise 
(so oft nämlich das Ziehen der Abbrände stattfand) an 
einer nicht wünschenswerten Verdünnung der schwef- 
ligen Säure zu leiden hatten, andererseits ein Heraus- 
treten der Röstgase aus den oberen Beobachtungsbüchsen 
in der Vorderwand eintrat, welches sich allerdings durch 
Schliessung der Büchsenlöcher auf die Zeit des Ziehens 
ziemlich verhindern Hess. 

In Betreff der Verdünnung der Röstgase hatte man 
bei diesem Modus allerdings die Wahl zwischen seltener 
und öfters wiederholter Entleerung. Doch dürfte der 
Effekt schliesslich derselbe sein, gleichviel ob man selten 
Abbrände zieht — was dann dafür um so längere Zeit 
in Anspruch nimmt — oder öfter entleert, was zwar 
schneller bewirkt werden kann, wobei sich aber auch 
der jedesmalige nachtheilige Einfluss um so mehr sum- 
mirt. 

Das Auskrücken der Abbrände aus dem Sammel- 
raum in den vor den Ofen geschobenen Hund liess sich 
zwar meistentheils ohne vor den Mund gebundenen 
Schwamm, doch aber nicht ganz ohne Vermeidung jeder 
Belästigung durch schweflige Säure bewirken. 

Alle diese Uebelstände sind beseitigt durch die in 
den Skizzen 5, 6, 7, 8 und 9 dargestellten Anordnungen, 
welchen sämmtlich gemein ist, dass die zur Aufnahme 
des Röstgutes bestimmten Wagen nicht vor, sondern 
unter den Ofen geschoben werden können. Um dies 
zu ermöglichen, ist der Sammelraum für das Röstgut 
unter dem Röstschacht durch eine gusseiserne Platte 
abgeschlossen, welche den erforderlichen Durchgang für 
die Abbrände frei lässt. Zur mehreren Sicherheit kann 
man sowohl in der Vorderwand als auch in der Rück- 



_ 99 — 

wand des Ofens anmittelbar Über dieser Platte Ent- 
lastungsbogen schlagen, welche seitlich durch Anker 
verwahrt sind, die den Druck aufnehmen. 

In Fig. 5 (in welcher beide Hälften symmetrisch 
sind) ist die Platt« a einfach mit einem viereckigen 
Loch versehen, Ober welchem beim Anheizen des Ofens 
der Kost b liegt. Der Verschluss wird durch Klappen 
cc mit belasteten Hebeln d bewirkt. Beim Entleeren 
werden die Klappen durch Entlastung der Hebel nur 

Fig. 5. 



wenig geöffnet, damit der entstandene Schlitz stets von 
Abbränden ausgefüllt bleibt und kein Luftzutritt in den 
Ofen stattfinden kann, 

Diese Anordnung ist deshalb weniger elegant, als 
die nunmehr zu beschreibenden, weil sich zwischen die 
Klappe und die Platte aehr bald Unreinigkeiten ein- 
legen, wodurch der genaue Schluss vereitelt wird, ohne 
dass jedoch deswegen von unten Luft in den Ofen tre- 
ten könnte, da diee die Anbrande verhindern. 



— 100 — 

Id den Figg. 6 und 7 ist die Oeffnung der Platte a 
nach unten zu einem kurzen Hals verlängert, unter 
welchem der Schieber b geht. Beim Anheizen des Ofens 
werden die Roststabe c quer in den Ofen auf Vorsprünge 
der Platte a gelegt und der Schieber geöfihet. Soll 



zum Betriebe übergegangen werden, so kann der pro- 
visorische Rost bequem so vorsichtig aus dem Ofen 
genommen werden, dass sich der Zutritt von abkühlen- 
der Luft fast gänzlich vermeiden lässt. Man beginnt 
nämlich mit dem Herausnehmen der Röststäbe an der 
Vorderseite des Ofens und schiebt, sobald ein Roststab 



— 101 — 

entfernt ist, jedesmal den Schieber entsprechend nach. 
Damit durch die vordere noch freie Sohieberseite und 
zu beiden Seiten keine Luft zusetzen kann, wirft man 
den Schieber voll trockenen Sand, später dichten die 

Fig. 7. 



Abbrände. Mit diesem Schieber lassen sich, bei der 
Inbetriebsetzung in der angedeuteten Weise vorgegangen, 
die früher in einigen Fällen in Folge plötzlicher Ab- 
kühlung durch viel kalte Luft vorgekommenen Bruche 
von Trägern in den beiden unteren Reihen gänzlich 
vermeiden, so daas es Schüttöfen giebt, welche an zwei 



— 102 — 

Jahre mit den zuerst eingelegten Trägern ohne vorge- 
kommenen Bruch gearbeitet haben. 

Auch bei diesem Schieber kann während des Her- 
auslasBens der Abbrände jeder unnütze Luftzutritt in 

Fig. 6. 



nach ab 



den Röstraum des Ofens vermieden werden, wenn man 
die Oefihung nicht zu weit herstellt, was bei der Leich- 
tigkeit, mit welcher die Abbrände durch die entstandene 
Lücke heraustreten, auch gar nicht nöthig ist. Da man 
den Schiober wegen der unter Umstanden bedeutenden 



— 103 — 

Belastung etwas stark konstruiren muss, wodurch seine 
bequeme Handhabung einig er mausen erschwert wird, so 
empfiehlt es sich, ihn entweder auf den Schienen dd in 
kleinen Radern gehen zu lassen oder ihn mittelst einer 
Kurbel durch eine Schraube mit fester Mutter vor- und 
rückwärts zu bewegen. 

Fig. 9. 



Eine dritte Einrichtung zum Entleeren des Ofens 
vom Röstgut ist in den Skizzen 8 und 9 dargestellt. 
In Fig. 8 ist gleichzeitig eine gesonderte ausserhalb des 
Ofens liegende Feuerung b angedeutet, mit welcher man 
sowohl anheizen, als auch nöthigen Falls bei der Rüstung 
selbst mit Brennmaterial nachhelfen kann. Die Platte a 



— 104 — 

unter dem Sammelraum lässt eine viereckige Oeffiiung 
frei, durch welche die Abbrände in ein guaseisernes 
Gehäuse e treten, in welchem eine Schnecke mittels 
vorn am Vierkant angesetzter Kurbel bewegt werden 
kftnn, Die Abbrände fallen bei Drehung der Schnecke 
durch eine Oeffnung im vorderen Theil des Gehäuses 
in den unter gestellten Erzhund. Die Abbrände selbst 
verhindern auch hier das Zutreten von Luft in den 
Röstraum. 

Um den Arbeitern jede Belästigung durch die 
immer noch mehr oder weniger aus den Abbränden 
aufsteigende schweflige Säure zu ersparen, ist in dem 
freien Theile unter dem Ofen in einer Ecke ein kleiner 
nach dem Schornstein führender Zug von etwa 16 Qua- 
dratzoll Querschnitt angebracht. Um ein lebhafteres 
Saugen durch die Oefihung desselben zu erhalten, ver- 
setzt man die vordere Seite des Zuganges unter dem 
Ofen mit zwei Blechen, wodurch der unter der Platte 
eingesaugte Luftstrom alle aus dem gezogenen Röstgut 
etwa noch austretende schweflige Säure mit nach dem 
Zuge d fortfuhrt. Hört die Entwicklung der schwef- 
ligen Säure auf, so bedeckt man die Oeflhung von d 
mit einer Platte, damit die übrigen Feuerungen durch 
Zutritt von kalter Luft in den Kamin nicht leiden. 

Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass 
sich diese Absaugung der aus den Abbränden herrüh- 
renden schwefligen Säure auch bei den beiden vorher 
beschriebenen Anordnungen anbringen lässt. 



— 105 — 



2. Abänderungen zur Verminderung der Flugstaubmengen. 

Von den hierhergehörigen Verbesserungen der Ofen- 
konstruktion ist eine im Vorhergehenden bereits beschrie- 
ben und in den Skizzen 3 und 4 abgebildet. Die mit 
dieser Aenderung im Zusammenhang stehende Verein- 
fachung der Vorrichtung zum Aufgeben der Schliege 
oder Granalien geht aus den Skizzen ebenfalls hervor. 
Eine andere hierher gehörige Abänderung ist in den 
Skizzen 10 und 11 dargestellt. Man sieht wie hier 
zwar die zu röstenden Massen in zwei Strahlen in den 
Ofen eingetragen werden, wie aber vermieden ist, die 
eingeführten Massen direkt vor der Oefinung der ab- 
ziehenden Röstgase vorbei fallen zu lassen. Da nur die 
feinsten unc^ leichtesten Theile als Flugstaub von dem 
Gasstrom mitgenommen werden, diese Theilchen aber 
ihrerseits viel schneller verbrennen, als das Gröbere, so 
erklärt sich vollkommen die Thatsache, dass nämlich 
der in den Flugstaubkammern abgeröstete Flugstaub 
sich besser entschwefelt zeigt, als die durch den Ofen 
gegangenen Massen. Je feiner die Beschickung für den 
Schüttofen aufbereitet wird, um so besser ist die Ab- 
röstung, allerdings auch gleichzeitig um so grösser die 
Flugstaubmenge. 

3. Luftzuführung. 

Bei den zuerst ausgeführten Gerstenhöfer'schen 
Oefen war auf die Anwendung von schwach gepresster 
Luft, welche auch noch durch die abgehende Wärme 
der Röstgase in einem sehr sinnreich angeordneten 
Apparat erwärmt werden konnte, Bedacht genommen. 



— 106 — 

In meiner mehrfach erwähnten Abhandlung Bind die 
betreffenden Einrichtungen ausführlich beschrieben und 
abgebildet. 

Heeren (im 5. Supplementbande zu Prechtl's tech- 
nologische Enzyklopädie, Artikel „Schwefelsäure") be- 
Fig. 10. 



grflsst die Anwendung gepresster und erwärmter Luft 
zum Abrösten von Schwefelmetallen behufs Verwerthung 
der schwefligen Säure zu Schwefelsäure als einen wich- 
tigen Fortschritt. So schön auch der Erwärmungs- 
apparat erdacht und ausgeführt war, so fehlerfrei die 



— 107 — 

Führung der Luft stattfand, ehe aie in den Ofen aus- 
strömte, das ganze Arrangement hat sich nichtsdesto- 
weniger nicht bewährt und wird schon 'seit dem Jahre 
1865 gar nicht mehr in Ausführung gebracht. 

Zunächst hatte die Pressung der Oxydationsluft 

Fig. 11. 



eine vermehrte Bildung von Flugstaub, sowie ein theil- 
weisee Herausstossen von Röstgasen aus dem Ofenschacht 
durch die in der vorderen Ofenwand befindlichen Beob- 

achtungs - und Arbeits Öffnungen im Gefolge. Die ratio- 
nelle Erwärmung der Luft verlangte eine vielfach ge- 



— 108 — 

wundene Führung derselben von unten nach oben durch 
die Röhren des Erwärmungsapparates, dann wieder, der 
Tendenz erwärmter Luft aufzusteigen entgegen, die Füh- 
rung von oben nach der unter der tiefsten Trägerreihe 
in der Hinterwand liegenden Austrittsöflhung. Diese 
Führung bildete ein Hemmniss für den Zug und da 
sehr bald die Beobachtung gemacht wurde, dass die 
Röstung mit erwärmter Luft nicht wesentlich besser 
verläuft, als mit kalter, so wurde zuerst von der Er- 
wärmung abgesehen. 

Bei der alleinigen Anwendung von gepresster Luft 
die noch immer durch die Hinterwand unter der tiefsten 
Trägerreihe in den Ofen eintrat, erschien aber ein neues 
Missverhältniss. Um die Entschwefelung der Beschickung 
so vollkommen wie möglich zu erreichen, muss man die 
Zone der höchsten Temperatur im Ofen so hoch wie 
möglich zu rücken suchen, damit hier schon eine mög- 
lichste Verbrennung erzielt werde und dem im Ofen 
niederfallenden Material noch hinreichende Zeit und 
Gelegenheit durch Berührung mit Sauerstoff bleibe, bis 
auf das Maximum zu verbrennen. Soll aber die höchste 
Temperatur und die möglichste Verbrennung schon im 
oberen Theile des Ofens erreicht werden, so muss dem 
entsprechend auch im oberen Theile das Maximum des 
Luftzutrittes stattfinden. Die einmal in Glut befind- 
lichen Massen bedürfen dann beim weiteren Niedergange 
nur noch wenig Sauerstoff und dem entsprechend kann 
auch der Luftzutritt in den unteren Partien des Ofens 
sehr massig gehalten werden. 

Lässt man nun, wie es früher geschah, alle Luft 
in Einem Strome unterhalb der Trägerreihen (gleichviel 
ob gepresst oder nicht) in den Ofen eintreten, so ist 
dies in doppelter Beziehung nicht vortheilhaft. Die 



— 109 — 

grosse Menge der kalten Luft findet nämlich zunächst 
nur Material vor, welches den ganzen Ofenschacht be- 
reits durchlaufen und die möglichste Verbrennung er- 
litten hat. Die Folge davon ist, dass die Verbrennung 
der noch nicht verbrannten Theile bei dem schon sehr 
im Abnehmen begriffenen Glühzustande der Röstmasse 
nicht nur nicht weiterschreitet, sondern sofort unter- 
brochen wird, da das Glühen der Masse bei dem Ueber- 
schusse an kalter Luft aufhört. Aus diesem Grunde 
sahen die unteren Partien der in dieser Weise arbeiten- 
den Oefen meist ziemlich dunkel aus und nur hin und 
wieder waren von dem vorbeifallenden Material einige 
Körner noch glühend zu bemerken. 

Eine weitere Folge war nun aber auch, dass die 
möglichste Entschwefelung im oberen Theile des Ofens 
um deswillen weniger energisch vor sich gehen konnte, 
weil die unten in den Ofenraum eingetretene Luft, bei 
ihrem Aufsteigen bereits zu einem Theile ihres Sauer- 
stoffs beraubt und dafür schon schweflige Säure und 
Stickstoff im Ueberschuss haltend, nicht mehr so kräf- 
tig oxydirend wirken konnte, als dies möglich wäre, 
wenn man da, wo mit der höchsten Temperatur die 
intensivste Verbrennung herrschen soll, auch erst die 
reine atmosphärische Luft zusetzen lässt. 

Aus allen diesen Gründen ist nicht allein die Zu- 
fuhrung von gepresster Luft, sondern auch die Zufuhrung 
der Luft in Einem Strome verlassen worden. Es ar- 
beiten gegenwärtig alle Schüttöfen mit natürlichem Luft- 
zuge; die Verbrennungsluft tritt einfach durch die Oeff- 
nungen in den Beobachtungsbüchsen ein, aus welchen 
nach Bedarf die Thonstopfen herausgenommen werden. 
Man muss es sich hierbei zum Grundsatz machen, im 
oberen Theile möglichst viel Luft zutreten zu lassen 



— 110 — 

(man kann unter Umständen aus drei horizontalen Reihen 
der Büchsen die Stopfen herausnehmen), tiefer hinab 
nicht mehr, als man dadurch nicht eine Abkühlung des 
Ofens bemerkt; unten ist es gar nicht nöthig, besonders 
Stopfen aus den Büchsen zu nehmen, da diese nie so 
absolut dicht schliessen, als dass nicht noch eine gewisse 
Menge Luft in den Ofen gelangen könnte. 

Durch Anwendung des natürlichen Luftzuges ist 
neben den schon erwähnten Vortheilen auch die Beob- 
achtung und Regulirung des Ofenganges leichter und 
bequemer geworden, wie man auch die Arbeiter selbst 
zur Führung der Schüttöfen mit natürlichem Luftzuge 
viel leichter anlernen kann, als zur Führung derselben 
mit gepresster und erwärmter Luft. 



V. Vergleichende Betrachtung einiger an- 
derer Röstöfen für alleinige oder theilweise 
Verbrennung von klaren Schwefelkiesen 
oder anderen klaren Schwefelmetallen. 

Die Röstöfen, welche hier noch einer kurzen Be- 
sprechung unterworfen werden sollen, sind folgende: 

1) der Ofen von Olivier und Perret (vergl. 
Handbuch der chemischen Technologie von Bolley; 
Schwefelsäure etc. von Ph. Schwarzenberg; ferner Mus- 
pratt's Chemie, 2. Aufl. Artikel „Schwefel" ; auch Rap- 
ports du Jury international, Paris 1868, tome 7, groupe 5, 
p. 19); 



— 111 — 

2) der Ofen von Hasenclever und Heibig (vergL 
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1870, S. 706; 
auch Dingler's Journal, 1871, erste Hälfte, und Berg- 
und Hüttenmännische Zeitung, 1871, No. 21); 

3) der Ofen von Stete feldt (vergl. Berg- und 
Hüttenmännische Zeitung, 1870, No. 12 und 1871, 
No. 21). 

Der Ofen von Olivier und Perret zunächst ist 
der Hauptsache nach ein Stuffkiesofen mit drehbaren 
Roststäben, über welchem noch eine Vorrichtung zur 
Schliegverbrennung aufgeführt ist. Die Abbrände von 
den Stuffkiesen werden durch Thüren unter dem Roste 
(durch welche gleichzeitig die zur Verbrennung nöthige 
Luft zutritt) entfernt, während über dem Roste in der 
Vorderwand des Ofens die Thüren zum Einwerfen der 
frischen Kiese angeordnet sind. 

Oberhalb des Röstraumes über den zum Beschicken 
dienenden Oeffnungen sind sieben horizontale Thon- 
platten in senkrechten Abständen von 20 Centimeter im 
Lichten angebracht, auf welchen das zu röstende Kies- 
klein ausgebreitet wird. Die von demselben herrühren- 
den Abbrände werden durch Oefinungen in den Seiten- 
wänden ausgezogen. Ueber der obersten Platte sind 
noch Bleipfannen aufgestellt, in welchen mittels der aus 
dem Ofen abgehenden Wärme Kammersäure auf 60° B6. 
konzentrirt wird. 

Es muss jedoch bemerkt werden, dass der Ofen 
durch den Aufbau der Platten eine nicht unbeträcht- 
liche Höhe (nahezu 6,5 Meter) erreicht und dass, wenn 
im Terrain keine Niveaudifferenzen vorhanden sind, mit 
deren Benutzung man den Ofen so tief unter den Boden 
der Bleikammern stellen kann, dass die Kammersäure 
mit natürlichem Fall in die Pfannen läuft, man genöthigt 



— 112 — 

ist, die zu konzentrirende Kammers&ure erst noch ein- 
mal in ein über den Pfannen des Ofens aufgestelltes 
Reservoir zu pumpen oder mit komprimirter Luft zu 
drücken, was eine kleine Komplikation in der Anlage 
und im Betriebe abgiebt, immerhin aber durch die Er- 
sparnis« an Kohlen für die Konzentration auch bei den 
niedrigsten Kohlenpreisen sich bezahlt machen wird. 

Nach den Abbildungen, welche in Schwarzenberg's 
Werke von dem Ofen gegeben werden, schätze ich die 
Menge Kammersäure, welche man mit der abgehenden 
Wärme auf 60° B£. verstärken kann, auf etwa die Hälfte 
der mit einem Ofen erzielbaren täglichen Säureproduk- 
tion} was weit hinter dem Erreichbaren zurückbleiben 
würde. 

Jeder Ofen hat zwei Arbeitsseiten, eine för die 
Stückkiese, die zweite, um 90° gegen die vorige gelegene, 
für Feinkiese. Hieraus geht hervor, dass man, um diese 
Seiten frei zu behalten, immer nur vier Oefen an ein- 
ander bauen kann. Mit der Grosse der Rostfläche jedes 
einzelnen Ofens kann zwar variirt werden, indessen ist 
die Vergrösserung der Rostfläche doch sehr begrenzt 
durch die über den Röstraum gelegten Chamotteplatten, 
mit deren Vergrösserung man nur bis zu einer gewissen 
Grenze gehen kann. 

Hieraus geht hervor, dass man bei grösseren Kammer- 
systemen, wo vier aneinander gebaute Oefen mit den 
grössten möglichen Rostflächen nicht ausreichen würden, 
für einen gewissen nöthigen Betrag an Rostfläche ziem- 
lich viel Raum im Grundriss in Anspruch nehmen muss, 
wie es auch ferner nöthig ist, die jedesmal von vier 
Oefen gelieferten Gase schliesslich in Eine Leitung zu 
vereinigen. 

Die aus dem Stuflwerk entwickelten Gase streichen 



- 113 - 

über die auf den Thonplatten ausgebreiteten Kiesabfälle, 
welche von unten und oben erwärmt und durch den in 
den Röstgasen noch vorhandenen disponiblen Sauerstoff 
nach und nach oxydirt werden. Die Gase gelangen, 
nachdem sie noch gemeinschaftlich unter den Blei- 
pfannen entlang gezogen sind, in die Bleikammern. 

Der Ofen von Hasenclever und Heibig kann 
eine veränderte, indess nicht überall verbesserte Auflage 
des eben beschriebenen Ofens von Olivier und Perret 
genannt werden. Die feinen Kiese, welche hier eben- 
falls mit der Wärme der Stuffkiesverbrennung rösten, 
liegen ebenfalls auf Thonplatten, nur sind dieselben nicht 
horizontal, sondern um 38° gegen die Horizontale ge- 
neigt, angeordnet. Es sind im Ganzen sechs solcher 
geneigter Platten vorhanden, wovon indessen für die 
Röstung nur fünf aktiv sind. Da durch den Neigungs- 
winkel der Platten der ganze Apparat eine viel grössere 
Höhe erhielt, als bei . horizontaler Lage der Platten, so 
war der Aufbau des Feinkiesofens als ein gesonderter, 
neben den Stuff kiesöfen stehender und sich an dieselben 
anschliessender Apparat nöthig. Die feinen Kiese wer- 
den oben in eine trichterartige Erweiterung des Ofens 
aufgegeben, und rutschen in dem Masse, als unten eine 
gerippte Walze Abbrände wegnimmt, in den Ofen. 
Derselbe ist im Lichten 1,00 Meter breit, 3,00 Meter 
tief und erhebt sich, wenn man die Abbrände direkt in 
untergefahrene eiserne Erzhunde entleeren will, 8,50 Meter 
über die Schienenbahn derselben. Die geneigten Platten 
liegen alternirend auf einer Seite bündig an der Ofen- 
wand, während auf der anderen Seite der Durchgang 
für die Röstgase frei bleibt, so dass dieselben schrauben- 
förmig im Ofen aufsteigen. 

Bode, Beiträge. 8 



— in — 

Wie bei dem Ofen von OhVier and Perret, so setzt 
auch bei dem Ofen von Hasenclever and Heibig die 
Verbrennung feiner Kiese (resp. Sehwefelmetalle) die 
Verbrennung von Staffwerk voraus. Das ist ein grosser 
Uebelstand, wenn gar kein Stauwerk, Schliege dagegen 
in Menge zur Verfugung stehen, wie dies oft der Fall 
ist Beide Oefen sind daher nur einer beschrankten 
Anwendung fähig. 

Die in doppelter Beziehung vortheflhafte Konzen- 
tration von Kammersaure, welche bei dem Ofen von 
Ohvier und Perret, wenn auch etwas umständlich, noch 
möglich ist, ist bei demHasenclever-Helbig'schen Schlieg- 
ofen nicht möglich. Dagegen wäre sie bei den mit dem- 
selben kombinirten Stuffkiesöfen recht bequem anzubrin- 
gen, ist aber nicht angebracht Statt dessen ist die 
Oefihung zum Chargiren in die Decke des Stuffkkff- 
ofens gelegt und hiermit der mehr als zweifelhafte Vor- 
theil erreicht, dass man allerdings die ganze Kiesportion 
in den Ofen fallen lassen kann, dafür aber auch, wenn 
keine bequeme Niveaudifferenz vorhanden, die Abbrände 
wieder heben muss. 

Hasenclever theilt auch eine Kombination mit, nach 
welcher der Schliegofen mit einem Muffelofen zusammen 
angewandt werden kann, in der Weise, dass die Etf- 
gase aus der Muffel, welche selbstverständlich ext» 
geheizt werden muss, durch den Schliegofen in der an- 
gegebenen Weise zienen und hier die Röstung des 
feinen Materials bewirken sollen. Er ist sogar der An- 
sicht, dass man feine Kiesgraupen in dieser Weise rösten 
werde, wenn sich dieselben so billig stellen, dass der 
Ankauf trotz der Ausgabe für Kohlen noch gewinn- 
bringend ist. Man kann nur sagen, dass Jeder, der 
nach dieser Idee Schwefelkiese zur Schwefelsäurefabri- 



-. J" 



— 115 — 

kation verbrennen wollte, sehr gegen sein Interesse Ver- 
stössen würde. 

Zunächst theilt Hasenclever in dem mehrfach 
erwähnten Artikel leider die Hauptsachen nicht mit, 
welche zur Beurtheilung seines Ofens unumgänglich 
nöthig sind. In derselben fehlen nämlich die Angaben 
über den Grad der Entschwefelung und über die Durch- 
setzmengen und man legt aus diesem Grunde die Ab- 
handlung mit zwei Hauptfragen, die unbeantwortet blei- 
ben, aus der Hand. Es ist dies dem Verfasser nicht 
allein so ergangen, eine grosse Zahl von Chemikern und 
Technikern haben in gleicher Weise demselben ihr Be- 
dauern über das Fehlen dieser Angaben ausgedrückt 
und es wäre daher sehr erwünscht, wenn man etwas 
Bestimmtes in dieser Beziehung von Hasenclever selbst 
erfahren könnte. Nach Nachrichten, welche dem Ver- 
fasser von unterrichteten und zuverlässigen Technikern 
zugegangen sind, sollen jedoch die Resultate rücksicht- 
lich der Abröstung trotz Hasenclever's gegentheiliger 
Versicherung keineswegs gut sein. 

Was das Durchsetzquantum anbetrifft, so soll das- 
selbe, nach ebensolchen Nachrichten, 10 Zentner in ma- 
ximo in 24 Stunden betragen, ein ungemein niedriges 
Quantum, was aber an sich nichts Unwahrscheinliches 
hat Ich bescheide mich, wenn ich in Betreff dieser 
Angaben eines Besseren belehrt werde und würde mich 
freuen, wenn diese Mittheilungen zu einer Berichtigung 
Veranlassung gäben. 

Es sei jedoch der Fall angenommen, dass die Ab- 
rostung der Kiese nichts zu wünschen übrig lasse. 
Man müsste dann, um nach Hasenclever's Idee feine 
3 °^ Kiesgraupen abzurosten, einen Muffelofen heizen und 
den Hasenclever'schen Schliegofen daranhängen. Die 

8» 



ü* 



— 116 — 

aufgehenden Kohlen für die Heizung der Muffel müsste 
man allein auf Rechnung des Umstandes setzen, dass 
man einen Hasenclever'schen Ofen anwendet. Hasenclever 
glaubt zwar, dass der Kohlenaufwand unter Umständen 
ausser Betracht kommt, dann nämlich, wenn man die 
Graupen sehr billig kaufen kann. Das ist indessen eine 
Täuschung. Nach grösseren Durchschnitten verbrauchte 
man ehedem auf Kupferkammerhütte (im Mansfeld' sehen) 
zur Röstung von Rohstein in Muffelöfen auf 100 Ztr. 
vorgelaufenen Rohstein 4,15 Tonnen Steinkohlen und 
5,25 Tonnen Braunkohlen oder 15,75 Zentner Steinkohlen 
und 14,20 Zentner Braunkohlen. Aus dem Rohstein 
war nicht ganz die Hälfte des Schwefels zu entfernen; 
bei Kiesen, welche zur Schwefelsäurefabrikation benutzt 
werden, würde es sich aber um eine möglichst voll- 
ständige Entschwefelung handeln und man kann daher 
ohne Uebertreibung in Ermangelung anderer Zahlen die 
oben verzeichneten Kohlenmengen für 100 Ztr. Schwefel- 
kies annehmen. Setzt man die Preise der Kohlen nur 
zu 3| Groschen für den Zentner Steinkohle und zu 
2£ Groschen für den Zentner Braunkohle, so würden 
nach Hasenclever's Projekt zur Abröstung von 100 Ztr. 
Schwefelkies nöthig sein: 

3,75 . 15,75 = 59,06 Groschen, 

2,50 . 14,20 » 35,50 

zusammen 94,56 Groschen 
oder beinahe 1 Groschen pro Zentner, wobei die Kohlen 
so billig angesetzt sind, wie sie für nicht viele Schwefel- 
säurefabriken zu erlangen sein dürften. 

Wählt man statt des Hasenclever'schen Ofens einen 
Gerstenhöfer'schen Schüttofen, so fallt zwar der Kohlen- 
aufwand für die Heizung der Muffel weg, dagegen müsste 
das Material, welches in Form von Graupen nicht an- 



-, 117 — 

gewandt werden kann, in die passende Form gebracht 
werden, was am einfachsten durch einen Kollergang 
erfolgt. So geschieht es z. B. auf dem Fürstlich Auer- 
sperg'schen Werke zu Lukawitz bei Chrudim in Böhmen 
nnd es kostet daselbst nach freundlicher Mittheilung 
des Herrn Direktors Woat ein Zollzentner Kies zu 
zerkleinern nnd dann nass aufzubereiten 1,246 Kreu- 
zer östr. Währung oder noch nicht 3 Pfennige. 

Setzte man aber auch die Kosten für die bei An- 
wendung von Gerstenhöfer'schen Schüttöfen nöthige Zer- 
kleinerung dreimal oder auch ebenso hoch, als die Kohlen- 
kosten für die Muffelofenheizung bei der Hasenclever' 
sehen Kombination, so wäre der starke Verbrauch an 
Arbeitskraft, den die Muffelofenröstung naturgemäss er- 
fordert und welcher sich nur schwierig durch mechani- 
sche Vorrichtungen ersetzen lässt, noch nicht kompensirt. 

Ferner ist auch nicht unerwähnt zu lassen, dass 
znr Erzeugung derjenigen Menge Schwefelsäure, welche 
man mit Einem Gerstenhöfer'schen Schüttofen erzielen 
kann, zwei Muffelöfen mit mindestens einem Hasen- 
clever'schen Schliegofen kombinirt anzuwenden wären, 
von welchen ein Muffelofen allein ziemlich dasselbe 
kosten wird, was ein Schüttofen kostet. 

Aus alledem leuchtet ein, dass es in den Fällen, 
wo Kiesgraupen auf Schwefelsäure benutzt werden sollen, 
in Bezug auf die Anwendung von Muffelöfen mit Hasen- 
clever'schen Oefen kombinirt gar nicht auf den höheren 
oder niederen Preis dieser Graupen ankommt und eine 
weitere für den Gerstenhöfer'schen Schüttofen passende 
Zerkleinerung sowie die Anwendung desselben vorzu- 
ziehen ist. 

Werden die Stückkiese mit der Hand geschlägelt, 
so erhält man etwa 1\ Prozent Abfälle, die zu fein sind, 



- 118 — 

als dass man sie direkt in die Oefen werfen könnte, 
und welche daher mit Thon oder Lehm zu Batzen an« 
gebunden werden müssen. Ich stimme mit Hasenclever 
vollständig darin überein, dass diese Batzen in grösserer 
Menge dem Ofengange nicht nützlich sind. Allein in 
solchen Fabriken, welche eben ihre Kiese nicht mit dem 
Steinbrecher knacken, sondern nur mit Hand schlägein 
lassen und wo die obigen 7£ Prozent nicht überschritten 
werden, habe ich noch nirgends Klagen Über Verschlech- 
terung des Ofenganges durch die geringe Menge zu- 
gesetzter Stöckel gehört Ich kenne sogar Fälle, wo 
man die Abfalle bis zu 10 Prozent in Form von Batzen 
ohne Nachtheil für den Ofengang mit im Stuffkiesofen 
verbreimt. Ebenso könnte ich mehrere Beispiele an- 
fuhren, welche beweisen, dass die Stöckel, in dieser 
Menge zugesetzt, ebensogut abrosten, als die Kiese. 

Was die Kosten anbetrifft, welche die Stöckelbil- 
dung verursacht, so betragen dieselben nach Angaben 
vo& mehreren Fabriken incl. Material und Lohn nicht 
über 2\ Pfennige bei Anwendung von Lehm und etwa 
3J Pfennige bei Anwendung von Thon , welche Posten 
sich auf 1 Zentner ungeschlägeltem Stückkies beziehen, 
der durch Schlägeln 10 Pfund Abfälle giebt. 

Es haben daher solche Fabriken, welche wegen 
Kleinheit des Betriebes zur Zerkleinerung der Kiese 
keine Steinbrecher anwenden, sondern auf das Schlägeln 
mit Hand angewiesen sind, durchaus keine Ursache, für 
die Beseitigung der Abfalle einen besonderen Apparat 
anzuwenden, sei dies nun ein Ofen nach Olivier-Perret, 
nach Hasenclever-Helbig oder nach Gerstenhöfer. 

Werden die Stückkiese mit dem Steinbrecher ge- 
brochen, so hat man auf 15 bis 20 Prozent Abfalle zu 
rechnen, welche in den Stuft kiesöfen zu verbrennen 



— 119 — 

Schwierigkeiten macht. Auch in diesem Falle würde aber 
der Verfasser die Anwendung des Hasenclever'schen 
Ofens aus sogleich näher zu entwickelnden Gründen 
nicht empfehlen. Es kommt auf die Menge der Abfalle 
an, ob man einen Gerstenhöfer'schen Schüttofen damit 
betreiben kann (was schon mit 25 Zentner Kies mit 
40 Prozent Schwefel mit Erfolg geschehen kann). Sollte 
die Menge der Abfälle aber noch etwas zu gering sein, 
so sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass man seit 
Beginn des Jahres 1870 ziemlich feine Kiese, welche 
nur noch einer ganz geringen Nachhilfe in der Zer- 
kleinerung bedürfen, aus den Schwelmer Gruben (im 
Besitz von Harkort's Erben in Haspe, Westphalen) be- 
ziehen kann, welche durchschnittlich den Schwefelkies 
nicht allein reicher, sondern auch billiger liefern, als die 
meisten anderen Bezugsquellen für Schwefelkiese. Auch 
die Gewerkschaft Sicilia zu Altenhundem in Westphalen 
würde ohne Zweifel die sich massenhaft aufspeichernden 
Kiesabfalle zu einem äusserst billigen Preise ablassen, 
da dieselben nicht allein Terrain zum Aufstürzen ein- 
nehmen, sondern auch durch Auslaugung der Sulfate 
Schaden verursachen, den die Gewerkschaft ausgleichen 
muss. 

Es erübrigt nun noch, auf die Bedingungen etwas 
näher einzugehen, unter welchen im Hasenclever-Helbig- 
schen Ofen die zu röstenden Schwefelmetalle der Oxy- 
dation dargeboten werden. Zunächst ist vorauszu- 
schicken, dass wenn irgend ein Röstprozess, gleichviel 
ob derselbe in freien Haufen oder in einem Ofen vor 
»ich geht, gleichmässig verlaufen, d. h. wenn das ge- 
röstete Material gleichmässig bis auf einen gewissen 
Grad entschwefelt werden soll — dieser gewisse Grad 
ist fÄr den Schwefelsäurefabrikanten bei der Schwefel- 



— 120 — 

kiesröstung ein möglichstes Minimum Schwefel in dea 
Bückständen — so gehört dazu vor allen Dingen eine 
möglichst gleiche Grösse (ja sogar möglichst gleiche 
Form) der angewandten Stücke oder gleiches Korn des 
angewandten Pulvers. Denn der Sauerstoff verbindet 
sich mit dem Schwefel und dem Metall Schritt für 
Schritt von der Oberfläche des Stückes oder Kornes 
aus, wie die jedem Metallurgen bekannte Kernröstung, 
aber auch jede Kiesröstung beweist, bei welcher man 
häufig beobachten kann, wie im Innern mancher aus 
dem Ofen gekommener Stücke ein den Umrissen der- 
selben konformer Kern von Monosulfuret (oder Acht- 
siebentel-Schwefeleisen), ja zuweilen in diesem Kern 
noch ein solcher von vollkommen intakt gebliebenem 
Bisulfuret vorhanden ist. Wegen dieser Forderung, 
den Röstöfen möglichst gleich grosse Stücke zu über- 
geben, scheuen sich manche Schwefelsäurefabrikanten, 
zur Zerkleinerung der Kiese Steinbrecher anzuwenden, 
welche allerdings besonders bei nicht entsprechender 
Konstruktion der Brechbacken ein nicht durchweg glei- 
ches Material liefern und zwar nicht allein rücksichtlich 
der Grösse, sondern auch rücksichtlich der Form, da 
die Stücke bald flach und länglich, bald rundlich und 
knollig ausfallen. 

Nun ist klar, dass man keine gleichmässige Röstung 
erzielen kann, dafern man die Röstmasse aus dem Ofen 
entfernt, wenn die kleinen Stücke ausgebrannt sind, die 
grossen aber noch unentschwefelte Kerne enthalten. 
Will man sich den in letzteren enthaltenen Schwefel 
nicht entgehen lassen, so kann man allerdings das Ma- 
terial längere Zeit im Ofen liegen lassen. Man wird 
dann zwar noch einen Theil dieses Schwefels nutzbar 
machen, indessen liegen die kleinen ausgebrannten Stücke 



— 121 — 

in Bezug auf Wärmeentwicklung passiv im Ofen, ja sie 
absorbiren sogar nutzlos einen Theil der von der neuen 
Charge entwickelten Wärme. 

Wie man sieht, läuft man also bei dem Bestreben, 
ungleich grosse Stücke der Beschickung doch gleich- 
massig abzuschwefeln, unvermeidlich Gefahr, sowohl das 
Durchsetzquantum vermindern zu müssen, als auch die 
Ofentemperatur herabzustimmen. Es wäre, aber irrig, 
wenn man glauben wollte, dass sich durch Annahme 
geringerer Durchsetzmengen die ungleiche Abrostung 
doch gänzlich beseitigen liesse. Viele von den grösse- 
ren noch nicht genügend entschwefelten Stücken kommen 
nach und nach doch aus dem Bereiche der Glühschicht, 
erkalten und geben keine schweflige Säure mehr aus. 

Hasenclever empfiehlt seinen Ofen hauptsächlich 
auch für die Kiesabfälle, welche beim Brechen der Stück- 
kiese mit dem Steinbrecher resultiren und er setzt hinzu, 
dass dieser nützliche Apparat bisher' nur deshalb nicht 
in der Praxis eingeführt worden sei, weil er von 100 Stück- 
erz 20 unter 12 mm. Korngrösse liefert. Zunächst ist 
hier zu erinnern, dass der Steinbrecher doch schon viel- 
fach auch zum Zerkleinern von Schwefelkies angewandt" 
wird und ferner ist zu erwähnen , dass wenn manche 
Schwefelsäurefabriken, in denen die Anschaffung eines 
Kiesbrechers sich recht wohl bezahlt machen würde, 
dennoch von der Anschaffung Abstand nehmen, dies 
aus der schon früher angeführten Ursache und aus dem 
Grunde geschieht, weil die Erfahrung keine seltene ist, 
dass auch die besten und in diesen Sachen erfahrensten 
Maschinenfabriken noch nicht eine Konstruktion geliefert 
haben, welche für Schwefelkiese ganz befriedigen könnte. 
Insbesondere werden Klagen über viel zu schwache und 
unzweckmässige Konstruktion der Brechbacken geführt. 



— 122 — 

Die bei Anwendung des Steinbrechers fallenden 
Feinkiese sind nun keineswegs von einem gleichmässigen 
Korn und man muss demnach schliessen, dass sie, in 
was für einem Ofen immer ihre Verbrennung erfolgen 
mag (Gefassöfen mit künstlicher Heizung ausgenommen) 
entweder sehr mangelhaft abrosten oder sehr lange im 
Ofen bleiben müssen. Aus diesem Grunde wurde oben 
behauptet, dass die Angabe, nach welcher der Hasen* 
clever-Helbig'sche Ofen das ungemein niedrige Durch- 
setzquantum 10 Zentner in 24 Stunden verarbeitet, durch- 
aus nicht unwahrscheinlich ist. 

Es drängen sich jedoch noch weitere Betrachtungen 
auf, welche zu demselben Resultate fuhren. In dem 
Hasenclever -Helbig'schen Ofen streichen Rost gase, 
nicht Luft über die von Zeit zu Zeit, nicht kontinuir- 
lich, tiefer rutschende Röstmasse. Nur die oberen Par- 
tien derselben sind mit Gasen in Berührung und auch 
diese oberen Partien bieten nur unvollkommen dem 
Sauerstoff neue Oberflächen dar. Es liegen hier also 
zwei weitere Momente vor, welche auf den Gang der 
Röstung verzögernd einwirken. 

Wollte man jedoch eine lebhaftere Oxydation im 
Schliegofen herbeifuhren, so müsste man die in denselben 
eintretenden Gase derStuffkiesöfen etwas sauerstoffreicher 
halten, also mehr Luft, als nothwendig ist, in die letzteren 
einströmen lassen. Dieser Luftüberschuss würde auf die 
Stuffkiesöfen abkühlend einwirken. Es sei indess ange- 
nommen, dass diese Abkühlung noch nicht so bedeutend 
ist, dass dadurch einer guten Abröstung des Stuffwerks 
Nachtheile erwachsen. Es ist dann immer nicht zu 
vergessen, dass die Kiesschicht im Stuffkiesöfen von 
dem aufsteigenden Luftstrom allseitig umspült wird — 
ein Verhältniss, das in Anbetracht der Vorgänge, die 



— 123 — 

sich vollziehen sollen, das günstigste genannt werden 
muss — während im Schliegofen der Gasstrom nur 
mehr über die Oberfläche der Kiesschicht hinstreicht 
— ein Verhältniss, das viel weniger günstig genannt 
werden kann, als das vorige. Es kann also der Luft* 
überschuss, den man etwa durch die Stuffkiesöfen ziehen 
läs8t, im Schliegofen nicht unter so günstigen Bedin- 
gungen wirken, als die Luft in jenen wirkt und es 
könnten somit bei angehängtem Schliegofen sogar 
ärmere Röstgase resultiren, als ohne denselben. Ich 
sage wohlbedacht: „es könnten". Denn wenn man den 
Schliegofen nur recht hoch macht, so lässt sich das 
ungünstige Moment der mangelhaften Berührung von 
Sauerstoff und Röstmasse schliesslich wohl paralysiren. 

Doch ist nicht zu vergessen, dass der Ofen schon 
jetzt 26 Fuss über das Niveau der Schienenbahn fiär die 
Erzhunde steigt. 

Einige Praktiker haben mir als eine gute Eigen- 
schaft der Hasenclever-Helbig'schen Kombination ange- 
führt, dass man damit reiche Röstgase erhalte und folg- 
lich mit einem gegebenen Bleikammerraume eine hohe 
Produktion an Schwefelsäure erzielen könne. Der ma- 
ximale Gehalt an schwefliger Säure, welchen man bei 
Verbrennung von Schwefelkies behufs Schwefelsäure- 
fabrikation erlangen kann, wurde zu 8,93 Volumen- 
prozenten schwefliger Säure berechnet. Nahezu so 
stark kann man aber auch bei Stuffkiesen allein die 
Röstgase ohne Schwierigkeiten herstellen, besonders also 
ohne mangelhafte Abröstung der Kiese, Schwefelsubli- 
mationen und Sauenbildung durch schmelzendes Mono- 
8iüfuret im Ofen befürchten zu müssen. Es ist aber 
sehr die Frage, ob damit Etwas gewonnen ist. Zunächst 
ist zu bedenken, dass wenn man auch Gase von der 



— 124 — 

angegebenen Stärke durch verminderte Luftzuführung 
präpariren wollte, man doch keineswegs das Gasgemenge 
von derjenigen prozentalen Zusammensetzung hätte, wel- 
che man findet, wenn man die Rechnungen mit Annah- 
men durchführt, die in Wirklichkeit keineswegs zutreffen. 
So gründet sich die oben gefundene Zahl von 8,93 auf 
die Annahme , dass^ eine vollständige Verbrennung des 
Schwefelkieses zu Eisenoxyd und schwefliger Säure 
stattfindet, während in Wahrheit stets ein Theil schwefel- 
saurer Salze entsteht, welche Sauerstoff binden und 
Stickstoff übrig lassen, der nach der Rechnung nicht 
vorhanden sein sollte. 

Es ist mithin klar, dass wenn man in der Praxis 
den Gehalt der Röstgase an schwefliger Säure ebenso 
hoch hält, als er sich auf dem Papier berechnet mit 
der Annahme von 3, 5, 6 — wie es Jedem am besten 
scheint — Volumenprozenten freien Sauerstoffs in den 
Austrittsgasen, man faktisch weniger Sauerstoff darin 
hat, als angenommen wurde. Es ist folglich ebenso 
klar, dass die Bestimmung der schwefligen Säure allein 
- kein ausreichendes Bild mehr giebt von der Zusammen- 
setzung des in die Kammern gelangenden Gasstroms 
— wie dies allerdings bei aus Schwefel erzeugten Gasen 
der Fall ist — sondern dass hierzu auch noch die Be- 
stimmung des Sauerstoffs in den Gasen oder in den 
Abbränden gehört. 

Man kann daher nur sagen, dass alle diejenigen, 
welche als erstes Desideratum bei solchen Röstprozessen, 
welche Schwefelsäurefabrikation im Gefolge haben, die 
Erzeugung schwefligsäure reicher Gase hinstellen, da- 
mit eine wenig präzise Forderung erheben, um so mehr, 
als sich die Röstung ein und desselben Schwefelmetalles 
so führen lässt, dass der Gehalt an schwefliger Säure 



— 125 — 

in den Röstgasen nur sehr wenig, dagegen der Gehalt 
an Sulfaten in der Röstmasse und also auch der Gehalt 
der Gase an Stickstoff sehr bedeutend differirt. 

Indessen auch wenn man die entstehenden Sulfate 
ganz aus dem Spiele lässt, bleibt es, wie gesagt, immerhin 
noch sehr fraglich, ob es am nützlichsten ist, gerade 
mit 8,93 Volumenprozenten schwefliger Säure in den 
Eintrittsgasen und mit 6 Volumenprozenten Sauerstoff 
in den Austrittsgasen zu arbeiten. Ich habe in dieser 
Beziehung mehrfach gegenteilige Erfahrungen gemacht 
und bin darin mit verschiedenen Praktikern zusammen- 
getroffen. Es lässt sich jedoch vorläufig etwas Bestimm- 
tes in dieser Richtung nicht mittheilen, weil eben die 
Untersuchung der Gase auf schweflige Säure allein nicht 
ausreicht,, weil ferner die üblichen Bestimmungen des 
Sauerstoffs mit Phosphor oder Stickoxydgas zu wünschen 
übrig lassen, also genaue gasometrische Bestimmungen 
erforderlich sind, die ich bis jetzt noch nicht vornehmen 
konnte. — 

Die Betrachtungen, welche bei dem Ofen von 
Hasenclever und Heibig angestellt wurden, lassen sich, 
was Gang der Abröstung und Durchsetzquantum an- 
betrifft, in ganz gleicher Weise mit Veränderung nur 
einiger Worte für den Ofen von Olivier und Perret 
wiederholen. Auch hinsichtlich dieses Ofens sucht man 
vergebens nach den Angaben über Abröstung der Be- 
schickung und Menge derselben. Nur Schwarzenberg 
giebt die Notiz, dass in einem Ofen nach Olivier und 
Perret auf je 35 Theile Stuffwerk 65 Theile Kleinkies 
gerechnet werden können, eine Angabe, die nicht ge- 
nügt, weil man nicht weiss, wie viel Stuff kiese im un- 
teren Ofen auf dem Roste verbrannt werden und aus 
der Grösse des letzteren die Durchsetzmenge nicht mit 



— 126 — 

Sicherheit erschlossen werden kann, da das Kiesquantum, 
welches man in 24 Stunden auf den Quadratmeter Rost- 
fläche zu verbrennen vermag, mit dem mehr oder minder 
lebhaften Zuge bedeutend varürt. Dennoch erscheint 
die Menge von 65 Kleinkies auf 35 Stückkies immerhin 
etwas hoch und man muss daraus schliessen, einerseits, 
dass man sich bei diesem Verhältniss mit einer nicht 
gar zu vollkommenen Abröstung begnügt, andererseits, 
dass der verwendete Kleinkies nicht hoch berechnet 
wird und unter allen Umständen aufgebraucht werden 
muss. — 

Der Röstofen von Stete feldt wurde zunächst ftir 
chlorirende Röstung erfanden, ist aber neuerdings von 
seinem Erfinder auch für oxydirende Röstung empfohlen 
(Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1871, No. 5), 
Der Ofen besteht nach der neueren Konstruktion aus 
einem 28 Fuss hohen Schacht, der unten 5 zu 5 Fuss 
Grundfläche im Lichten hat und sich bis auf gegen 
3 Fuss verjüngt. Die Erze werden oben durch eine 
Schüttelvorrichtung in den Ofen gestreut, das Röstgut 
wird uuten in der Vorderwand ausgezogen. Seitlich 
von dem Ofen sind zwei Generatoren aufgestellt, welche 
die nöthige Wärme zu liefern haben. Die Gase mit dem 
fortgerissenen Flugstaub ziehen oben in der Hinterwand 
des Ofens ab und treten durch den Fuchs in Flugstaub- 
kammern. Hinter diesem Fuchs ist ein dritter Genera- 
tor aufgestellt, um den aus dem Ofen mitgerissenen 
Flugstaub vor seinem Eintritt in die Flugstaubkammer 
nochmals zu erhitzen und abzurosten. 

Das Erz durchläuft den Röstraum ausschliesslich 
in freiem Falle, die Generatorgase steigen den Erz- 
partikelchen entgegen aufwärts. 

Wenn man in Hinsicht auf den Gerstenhöfer'schen 



— 127 — 

Schüttofen den Ofen von Hasenclever und Heibig einen 
Rückschritt nennen muss (wie derselbe denn eigentlich 
nur eine Rückkehr zu dem Röstofen Ton Keith [Berg- 
und Hüttenmännische Zeitung, 1870, Seite 417, mit Ab- 
bildungen auf Tafel 12) vorstellt], so muss man den 
Ofen von Stetefeldt einen Fortschritt nennen, sofern dem 
Prinzip der Staubstrommethode hier am vollkommensten 
Rechnung getragen ist und die im Ofen niederfallende 
Erzmasse, wie es im Gerstenhöfer' sehen Ofen durch die 
Prismen geschieht, gar nicht mehr aufgehalten wird. 
Hierdurch wird indessen, trotzdem der Röstschacht we- 
sentlich höher, als beim Gerstenhöfer'schen Ofen ge- 
nommen worden ist, die Röstzeit so wesentlich abgekürzt, 
dass einerseits künstliche Feuerung nothwendig wird, 
andererseits die zu röstenden Erze ein noch feineres 
Korn haben müssen, als beim Gerstenhöfer'schen Ofen. 
Es wird daher auch ein stärkerer Flugstaubfall statt- 
finden und vielleicht erklärt sich aus der Nichtbeachtung 
dieses Umstandes und der Thatsache, dass man im 
Gerstenhöfer'schen Ofen nicht die Erzmengen durchsetzt, 
welche man dem Ofen von Stetefeldt bieten kann (500 
bis 600 Zentner in 24 Stunden, allerdings mit Hilfe der 
Feuerungen!), weshalb Stetefeldt den Schüttöfen bedeu- 
tende Mengen von (ungeröstetem?) Flugstaub nachsagt. 
Da der Ofen von Stetefeldt für alle die Röstprozesse, 
welche von Schwefelsäurefabrikation gefolgt werden, 
nicht in Betracht kommt, weil die Feuergase den Rösi>* 
gasen beigemengt sind, so gilt fiir ihn dasselbe, was 
Stetefeldt vom Schüttofen behauptet, dass nämlich der- 
selbe nur einer beschränkten Anwendung fähig ist Es 
dürfte überhaupt schwer sein, einen Universalröstofen 
herzustellen. Gerstenhöfer hat nie von seinem Ofen 
behauptet, dass derselbe zur Abröstung bleiglanzreicher 



— 128 — 

Erze anwendbar sei, sondern hat im Gegentheil Aufträge 
abgelehnt, nach welchen eine solche Anwendung von 
seinem Ofen gemacht werden sollte. Ebenso ist auch 
stets zugegeben worden, dass man im Schüttofen Zink- 
blende nicht bis zu dem Grade entschwefeln kann, wie 
es die Zinkdestillation verlangt. Ob dies mit dem Ofen 
von Stetefeldt möglich ist, muss jedoch der Versuch 
auch erst noch ausweisen. Dagegen unterliegt es gar 
keinem Zweifel, dass die Zinkblenderöstung im Schütt- 
ofen, wenn sie dem Metallurgen nicht genügt, doch für 
den Sphwefelsäurefabrikanten recht lohnend ausgeführt 
werden kann. 



Statistik des Schüttofens. 

Obgleich die schönsten Resultate des Schüttofens 
gerade auf dem Gebiete der Schwefelkiesröstung behufs 
Fabrikation von Schwefelsäure zu suchen sind, so ar- 
beiten doch zur Zeit wenigstens noch die Mehrzahl der 
Schüttöfen in metallurgischen Werken, denen die Schwe- 
felsäurefabrikation nicht in erster Linie steht. Diese 
Werke haben das in den Schüttöfen zu röstende Ma- 
terial theils ursprünglich in Schliegform, theils können 
sie es leicht in dieselbe oder in die von Granalien brin- 
gen, theils auch müssen sie es. Es ist dies ein neuer 



— 129 — 

Beleg dafür, dass die Anwendung des Schüttofens eben 
am meisten indicirt ist, wenn die Materialien eben schon 
in Pulverform vorhanden sind. 

In der nachfolgenden Aufzählung der ausgeführten 
Schüttöfen ist gleichzeitig das darin verarbeitete Mate- 
rial und die Art seiner Gewinnung angegeben. 

Bis Mitte 1871 existiren Schüttöfen an folgenden 
Orten: 

1) 8 Stück auf den Königl. Sachs. Muldener Hütten 

bei Freiberg. Kiesige Erze mit wech- 
selnden Gehalten an Bleiglanz und Blende, 
Arsen und Silber werden von den Gru- 
ben als Schliege angeliefert. 
4 - kürzlich neu erbaut. 

2) 4 - auf den Königl. Sachs. Halsbrückener 

Hütten bei Freiberg; Erze wie vorher. 
2 - ebenda in der Anlage begriffen. 

3) 3 - auf Eckardthütte bei Leimbach im Mans- 

feld'schen; Kupferrohstein, granulirt oder 
als Pulver, das theils durch Besprengen 
des heissen Steins mit Wasser, theils 
durch Mahlen erhalten wird. 

4) 10 - auf Kupferkammerhütte bei Hettstädt im 

Mansfeld'schen ; Kupferrohstein, wie oben. 

5) 2 - auf dem fürstlich Auersperg'schen Werke 

zu Lukawitz bei Chrudim in Böhmen; 
Schwefelkies, aufbereitet aus armen und 
reicherem Stuffwerk durch Mahlen und 
Waschen. 

6) 2 auf dem Werke der österreichischen 

Staatseisenbahngesellschaft zu Neu-Mol- 
dova im Banat; Schwefelkies, aus alten 
Halden durch Waschen gewonnen. 

Bode, Beiträge. 9 



— 180 — 

7) 2 Stück auf dem Morgensterner Werk sbu Merz* 

dorf an der Niederschlesischen Gebirge« 
bahn; Schwefelkies durch Pochen und 
Waschen aus krystallinischen Schiefern 
gewonnen, deren Kiesgehalt etwa 10 Pro- 
zent beträgt. 

8) 1 auf der Schwefelsäurefabrik zu Sohwan- 

dorf in der bayrischen Oberpfalz; Schwe- 
felkies von den Gruben bei Lam im bay- 
rischen Walde, durch Pochen und Wa- 
schen gewonnen. 

9) 1 auf der chemischen Fabrik zu Nienburg 

an der Weser; Schwefelkiesabfälle von 
Altenhundener Stückkiesen, beim Brechen 
mit dem Steinbrecher gesammelt. 

10) 4 - auf der Augustenhütte zu Beuel bei Bonn; 

Schwefelkiesabfälle von Altenhunden oder 
versuchsweise auch Schwefelkiese aus den 
Schwelmer Gruben. Beide bedürfen einer 
geringen Nachhilfe in der Zerkleinerung. 

11) 6 - worunter 4 Stück im Bau begriffen, auf 

der chemischen Fabrik von Harkort's 
Erben zu Harkorten bei Haspe in West- 
phalen; Schwelmer Kiese mit gegen 
50 Prozent Schwefel im staubtrockenen 
Zustande. 

12) 2 - auf der Superphosphatfabrik von Ohlen- 

dorff&Co. in Hamburg; theils Schwefel- 
kiesabfälle von Altenhundener und nor- 
wegischen Stückkiesen, theils Kiese aus 
den Schwelmer Gruben (im Bau be- 
griffen). 



— 131 — 

13) 6 Stück (im Jahre 1867) auf der chemischen Fa- 

brik zu Vedrin in Belgien; Schwefelkiese. 

14) 2 - auf der Sodafabrik zu Chauny in Frank- 

reich; Schwefelkiese. 

15) 38 - (im Jahre 1866) auf den Hüttenwerken 

von Vivian und Sons zu Swansea in 
Wales. 

16) 12 - (?) zu Huelva in Spanien; kupferhaltige 

Schwefelkiese. 

17) 1 - auf der Zinkhütte der Vieille Montagne 

zu Flöne in Belgien; Zinkblende. 

18) 1 - au f der Zinkhütte der Vieille Montagne 

zu Berge -Borbeck bei Essen. 

19) 3 - auf der Waldmeister Hütte bei Stollberg; 

Schwefelkies und kiesige Zinkblende. 

20) 4 - auf der ungarisch-schweizerischen Soda- 

fabrik zu Nagy-Bocsko im Marmaroser 
Komitat; kupferhaltige Schwefelkiese, 
welche von der Grube als Schliege an- 
geliefert und, abgeröstet, an dieselbe 
wieder zurückgegeben werden. Die Ab- 
röstung musä vertragsmässig bis auf 
5 Prozent Schwefel in den Rückständen 
erfolgen. 

Diese Zusammenstellung weist im Ganzen 120 Oefen 
aus. Wie viel in Amerika existiren, ist nicht bekannt; 
ebensowenig kann Näheres über den Zuwachs in Eng- 
land angegeben werden. 



A. W. SehacU't B«chdraek«r*i (L. Sch»dt) in Btrlin, 8t*lltchr«U>«ritr, 47 



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