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Full text of "Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, celtischen und slawischen Sprachen"

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BEITRÄGE 


ZUR 


VEEGLEICHENDEN 

SPRACHFORSCHUNG 


AUF   DKM   GEBIETE 


DBK 


ARISCHEN,  OELTISCHEN  UND  SLAWISCHEN 

SPRACHEN. 


HERAUSQKQEßBN 


VON 


:1JBH  and  A.  SCBItSZCBBR. 


fOnfteb  band. 


BERLIN, 
FERD.  dOMMLBR'S  VERLAGSBUCHHANDLUNG. 

HARRWITZ  UND  GOSSHANN. 
1868. 


Verzeichnis  der  mitarbeiter. 


C.  Arendt  s.  z.  in  Peking. 

Prof.  Dr.  O.  I.  Ascoli  in  Mailand. 

Prof.  Dr.  Th.  Aufrecht  in  Edinburg. 

Prof.  Dr.  J.  Becker  in  Frankfurt  a. M. 

Prof.  Dr.  Sophns  Bugge  in  Christiania. 

Oberlehrer  J.  G.  Cnno  in  Graudens. 

Stadtbibliothekar  Dr.  Lorenz  Diefenbach  in 
Frankfiirt  a.  M. 

Dr.  H.  Ebel  in  Schneidemühl. 

Chr.  W.  Qlück  in  München. 

Pro£  Dr.  H.  Kiepert  in  Berlin. 

Pro£  Dr.  A.  Kuhn  in  Berlin. 

Dr.  A.  Leskien  in  Göttingen. 

Dr.  Lorenz  im  Haag. 

Prof.  Dr.  C.  Lottner  in  Dublin. 

Prof.  Dr.  Miclosich  in  Wien. 

Pro£  Dr.  Max  Müller  in  Oxford. 

Prof.  Dr.  Friedrich  Müller  in  Wien. 

Prof.  Dr.  Th.  Nöldeke  in  Kiel. 

Pro£  Dr.  Noyotny  in  Prag. 

Pro£  Dr.  Ign.  Petters  in  Leitmeritz. 

Pro£  Dr.  C.  T.  Pfuhl  in  Dresden. 


IV  Verzeichnis  der  bisherigeo  mltarbeiter. 

Prof.  Dr.  A.  Pictet  in  Genf. 

Prof.  Dr.  A.  P.  Pott  in  Halle. 

Prof.  Dr.  A.  Schleicher  in  Jena. 

Prof.  Dr.  Moriz  Schmidt  in  Jena. 

Dr.  Johannes  Schmidt  in  Jena. 

Prof.  Dr.  H.  Schweizer-Sidler  in  Zürich. 

Prof.  Dr.  Smith  in  Kopenhagen. 

Prof.  Dr.  Spiegel  in  Erlangen. 

Prof.  Dr  H.  Steinthal  in  Berlin. 

Whitley  Stokes,    Secretary  to  the  Legislative 
Council,  CalcQtta. 

Prof.  Dr.  A.  Weber  in  Berlin. 

Prof.  Dr.  Whitney,   New-Haven,   Connecticut, 

Ü.  St. 


Inhalt. 


Seite 

Keltiiidie  Stadien,  Ton  H.  Eb«l 1 

SfynehwiflsenschafUlclie  fnigmente,  von  Q.  I.  AbcoÜ  81 

CeltM,    Ton  Chr.  W.  Glück 97 

Die  d«clination  des  nenpenischen  nnd  ossetischen,  von  F.  Müller  .  98 

ArmeBiaea,  von  demselben 106 

SpradiwissenechaftUche  desiderata,  von  Aug.  Schleicher      ....   109 

Got.  manage,  altbnlg.  munogu,  von  de  ms ....  118 

Lit.  ^al  SS  griech.  -g^  umbr.  -^i  (-i  -%)f  von  dems 118 

Ana  «niem  briefe  von  Ifr.  Whitley  Stokes 114 

Anzeigen:  Lexicon  palaeoslovenico-graeco-latinnm  emendatnm  auctnm 
ed.  Fr.  Miclosich.  —  V.  J.  Dahls  mssisches  wSrterbnch  nnd 
«inige  andere  neuere  rtisaische  werke.  —  Kratkij  oöerkiz  doistori- 
ceskoj  iizm   severo-vostoönago  otd^la  indo-germanskichü  jazykovo. 

A.  Slejchera  u.  s.  f. —  Christian  Donaleitis  litanische  dich- 
tnngen.  Erste  vollBtftndige  ausgäbe  mit  glossar.  Von  Aug.  Schlei- 
cher.    Angezeigt  von  Aug.  Schleicher 116 

Pascon  agan  arluth.  The  Passion  of  our  Lord,  a  Middle-Comish 
Poem,  edited,  with  a  translation  and  notes,  b7W[itley]  Sftokes]. 
—  Gwreans  an  bys.  The  Creation  of  the  World,  a  Comish 
Mystery,  edited,  with  a  translation  and  notes,  by  Whitley  Sto- 
kes.    Angezeigt  von  H.  Ebel 128 

Die  bedentnng  der  pommerschen  stildtenamen ,   von  Th.  Schmidt.  — 

Angezeigt  von  Job.  Schmidt 184 

Armeniaca,  von  Friedr.  Müller 187 

Addenda,  von  Whitley  Stokes 142 

Unuchreibnng  des  ahindiscfaen  und  altbaktrischen  alphabets    .     .     .     .144 

Comiea,  von  H.  Ebel 146 

In  memoriam,  von  A.  Weber 190 

Bemerkungen  über  die  spräche   der  Iflneburger  Polaben.  —  Polabische 

eprachproben,   von  C.  T.  Pfuhl 104 

Die  etmakischen  zahlurSrter,  von  dr.  Lorenz 204 

Eine  fabel  in  indog^rm.  Ursprache,  von  Aug.  Schleicher      .     .     .     .  206 
Noch    einige   sprachliche    curiosa.     Nachtrag   zu   beitr.  II,  891  ff.,   von 

dems 208 

Ein  rest  des  imperfsets  in  der  russischen  Umgangssprache,  von  dems.  .  209 

6riaica,  von  G.  I.  Ascoli 210 

Anzeigen:  Le  grand  Myst^re  de  J^sus,  Passion  et  B&urrection,  Drame 
Breton  du  moyen  Age  etc.     Par  le  Yicomte  Hersart  de  la  Vil- 

lemarqn^.     Angezeigt  von  Whitley  Stokes 218 

On  the  Interpretation  of  the  Veda.  By  J.  Muir,  Esq.  Angezeigt 
von  A.  Kuhn 284 


VI  InhalL 

A.  Schleicher.    Die  nntencheidimg  von  nomen  und  verbum  in  der 

lautlichen  form.     Angezeigt  von  Fr.  Mttller 241 

Eine  sprachwiBsenachaftliche  Zeitschrift  in  Bufsland.  —  Die  neuesten 
hilfsmittel    ftir   das   Studium    der    obersorbischen  spräche.  —    Die 
Sprachwissenschaft  in  Polen.     Von  Aug.  Schleicher     ....  244 
A  Sanskrit  grammar  for  beginners  in  DevanSgari  and  Boman  letters 
throughout  hy  Max  Mttller.     Angezeigt  von  A.  Kuhn      .     .     .  250 

Corrigenda,  von  Whitley  Stokes 262 

trinicsL,  von  Friedr.  Mttller 266 

Vorstudien  zur  entzifferung   der  lykischen  Sprachdenkmale,   von  Moriz 

Schmidt 257 

Die  mittelbretonischen  unregelrnKTsigen  verba,  von  Whitley  Stokes  .  806 

Zwei  altceltische  bilingues,  von  dems 868 

Anzeigen:  G.  I.  As  coli  Stu^j  Irani.   Articolo  primo:  Sfaldatnre  dell' 

antica  aspirata.     Angezeigt  von  Fr.  Spiegel 867 

Grammatik  der  altbaktr.  spräche,  von  Fr.  Spiegel.  —  Die  fremd- 
Wörter  in  den  slavischen  sprachen,  von  dr.  Franz  Ritter  von 
Miclosich.  —  Reise  der  Ssterreichischen  fregatte  Novara  u.s.  w. 
Linguistischer  theil  von  dr.  Friedr.  Mttller.  Angezeigt  von  Aug. 

Schleicher 872 

Zum  Donaleitis,  von  Aug.  Schleieher 880 

irinica,  von  Fr.  Mttller 880 

Die  lehre  von  der  majestät  im  Avesta,  von  Fr.  Spiegel.     .     .     •     .  885 
Die  namen  der  hiomielBgegenden  im  altbaktrischen,  von  dems.    .     .     .896 

bikhtar  und  khavar  im  neupersischen,  von  dems 898 

fpei&ta,  von  dems 401 

Zur  neusten  geschichte  der  slawischen  Sprachforschung,  von  A.  Leskien  408 

Miscellaoea  Comica,  von  Whitley  Stokes 445 

Comisch  f  im  inlaut,  von  dems 455 

Anzeigen:  Goidilica,  or  notes  on  the  gaelic  manuscripts  preserved 
at  Turin,  Milan,  Beme,  Leyden,  the  monasteiy  of  S.  Paul,  Carin- 
thia,  and  Cambridge,  with  eight  hymns  from  the  Liber  Hymno- 
mm,   and  the  old-irish   notes  in  the  Book  of  Armagh  edited  by 

W.  S.,  angezeigt  von  H.  Ebel 466 

Etymologische  forschungen  auf  dem  gebiete  der  indogerm.  sprachen 
unter  berttcksichtigung  ihrer  hauptformen,  sanskrit;  zend-persisch; 
griechisch -lateinisch:  littauisch- slawisch;  germanisch  und  keltisch, 
von  Aug.  Friedr.  Pott  Zweite  aufläge  in  völlig  neuer  Umar- 
beitung. Zweiten  theiles  zweite  abtheilung.  A.  u.  d.  T.  Wurzel- 
wörterbuch der  indogerm.  sprachen  von  A.  F.  Pott.  Erster  band. 
Wurzeln  mit  vocalbcbem  ausgange.  Erste  abtheilung:  Wurzeln  auf 
a-  und  i- laute.  Zweite  abtheilung:  Wurzeln  auf  u,  n  und  v.  An- 
gezeigt von  Johannes  Schmidt 460 

P.  Bronis,  die  slavischen  familiennamen  in  der  Niederlausitz.  An- 
gezeigt von  dems. 474 

Die  Sprachwissenschaft  in  Kroatien,  von  Aug.  Schleicher   .     .     .     .  475 

Inschrift  von  Xanthus  N.  6,  von  Moriz  Schmidt  .     , 477 

Kachruf  an  Franz  Bopp,    von  A.  Kuhn  und  A.  Schleicher       .     .  479 
Saoh-  und  Wortregister 484 


Keltische  Studien. 

12.     Das  verbum. 

Wfthrend  ans  die  keltische  declination,  sobald  wir  auf 
die  altirischen  formen  zurückgingen  und  diese  mit  hülfe 
der  Tergleichenden  Sprachforschung  zu  erklären  versuchten, 
auf  den  ersten  blick  ein  so  klares  gesammtbild  darbot,  und 
das  in  der  hauptsache  in  so  scharfen  umrissen  abgezeich- 
net, dals  nur  wenige  punkte  in  zweiM  gehüllt  und  erneu- 
ter Untersuchung  vorbehalten  blieben,  treten  wir  dagegen 
mit  der  betrachtung  der  keltischen  conjugation  in  ein  so 
geheimnilsvoUes  helldunkel,  in  ein  solches  labyrinth  rftth- 
selhafter  erscbeinungen  ein,  dais  es  hier  mehr  als  irgendwo 
eines  langsamen  vorschreitens  und  bedächtigen  um-  und 
rOckschauens  bedarf,  um  den  ariadnefaden  zu  finden,  der 
ans  durch  diese  r&thselwelt  glücklich  hindurchfQhre  und 
das  anscheinende  chaos  entwirren  helfe.  Ich  muis  daher 
die  leeer  von  vom  herein  um  etwas  geduld  bitten,  wenn 
ich  hier  noch  weniger  als  damals  direct  auf  das  ziel  los- 
gebe, sondern  sie  ersuche,  mich  schritt  f&r  schritt  auf  den 
ouuicherlei  Wendungen  und  Windungen  einer  etwas  verwik- 
kelten  analyse  zu  begleiten. 

Das  neuirische  (grofsentiieils  schon  das  mitteliri- 
sche) verbum  stellt  sich  uns  insofern  in  einer  einfacheren 
gestalt  dar,  als  es  erstens  ähnlich  dem  mittel-  und  neu- 
hochdeutschen, die  sogenannten  anomala  abgerechnet,  nur 
zwei  conjugationen  zeigt,  deren  unterschied  einzig  und  a1- 

B«itellg»  z.  Tgl.  •pnehf.  V.  1.  1 


2  Ebel 

lein  durch  die  alle  formen  durchziehende  Verschiedenheit 
des  stammvocals  bedingt  ist,  molaim  ich  lobe,  ceilim  ich 
hehle,  und  als  zweitens  die  verbalformen  (abgesehen  von 
dem  emphatischen  se  u.  s.  w.,  das  hier  noch  dazu  ins  äuge 
fallend  durch  einen  strich  getrennt  ist)  dem  anschein  nach 
ohne  fremdartige  zusätze  auftreten.  Anders  im  altiri- 
schen. Hier  änden  wir  nicht  allein  statt  der  anscheinend 
einfachen  formen  des  neuirischen  mehrfache  gestaltungen, 
aus  deneir  schon  Zeufs  vier  verschiedene  conjugationsclas- 
sen  zusammengestellt  hat,  ohne  doch  alle  Unterscheidungen 
zu  erkennen,  sondern  auch  die  mehrzahl  der  vorkommen- 
den formen  ganz  offenbar  darch  vorgesetzte,  angeschobene 
und  angehängte  silben  und  laute  aller  art  (selbst  nicht 
mehr  vorhandene,  nur  noch  aus  lautaffectionen  oder  deren 
abwesenheit  zu  crschliefsende!)  so  verdeckt  und  theil weise 
entstellt,  dafs  es  nicht  immer  leicht  ist,  den  eigentlichen 
körper  der  verbalformen  unter  der  menge  der  ihn  überwu- 
chernden prä-,  in-  und  suffixe  herauszufinden,  noch  schwe- 
rer aber,  einem  jeden  dieser  fremden  lautelemente  seine  ge- 
bohrende  Stellung  und  bedeutung  zuzuweisen.  Nehmen  wir 
z.  b.  aus  Cod.  Wb.  bei  Z.  1039  die  form  oondatuarga- 
busa,  eo  sondern  sich  hier  zunächst  die  conjunction  con 
und  das  emphatische  sa  ab,  vor  welchem  datuargabus 
in  der  schrift  seinen  eadconsonanteo  eiogebQfst  hat;  von 
letzterem  ist  wiederum  da  als  pronominaler  bestandtbeil 
abzutrennen,  welches,  wenn  die  Schreibung  völlig  genau 
wäre,  vor  der  dura  t  ein  n  verloren  hätte,  und  es  bleibt 
tuargabus  (als  erste  person  zu  dem  tuargab  der  fol- 
genden glosse)  übrig,  das  wieder  iu  tuar  und  gabus  zer- 
fällt; eine  genauere  Untersuchung  zeigt  aber,  dafs  weder 
taär  =  tör,  welches  selbst  aus  do-for  zusammengesetzt 
ist,  noch  da,  das  in  d-a  zerlegt  werden  muis  (IV,  177), 
einfache  formen  sind,  ja  dafs  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
auch  con  aus  zwei  dementen  co-n  besteht,  deren  zwei- 
tes (ebenso  wie  das  d  von  da)  erst  näherer  grammatischer 
bestinunung  bedarf;  in  den  sechs  silben  von  con-da- 
-tuär-gafaus-sa  (donec   id    protuli  ipse)    stecken    also, 


keltische  itodien.  3 

wcDD  wir  das  verbale  gabus  nicht  weiter  zerlegeQ  wollen, 
mindestens  sieben,  höchst  wahrscheinlich  aber  acht  ele- 
mente:  co-n-d-a-do-for-gabus-sa.  Diese  fremdartigen 
bestand theile  auszuscheiden  wird  also  nnsre  erste  aufgäbe 
sein,  oft  eine  unsäglich  mfiheToUe,  aber  eine  aufgäbe,  bei 
der  sicli  die  Wahrheit  der  schönen  werte  fiber  die  bedeut- 
samkeit  des  laats,  mit  denen  Pott  die  erste  aufläge  seiner 
etymologischen  forschungen  eröfinete,  in  vollem  mafse 
zeigt. 

Da  es  nun  hier  zum  theil  auf  sehr  minutiöse  und  ver- 
steckte unterschiede  in  laut  und  schrift  ankommt,  so  ha- 
ben wir  zunächst  eine  genauere  angäbe  der  quellen  nach- 
zuholen, aus  denen  die  beispiele  bei  Z.  geschöpft  sind,  was 
bei  den  irfiheren  Untersuchungen  unterblieben  ist,  meist 
auch  unbeschadet  der  riohtigkeit  der  ergebntsse  unterblei- 
ben konnte.  Wie  nämlich  Zeufs  63.  66  bemerkt  hat,  fin- 
det bei  den  Spiranten  s  und  f  die  genaueste  bezeichnung 
der  mortification  durch  das  punctum  delens  nur  im  Cod. 
Sg.  statt,  auch  hier  nicht  einmal  immer;  alle  andern  hand- 
sohriften,  die  Z.  benutzt  hat,  lassen  entweder  s ,  f  einfach 
fort  oder  bezeichnen  die  lauttilgung  gar  nicht.  Weil  aber 
zu  einer  genauen  anaiyse  der  formen  viel  mehr,  als  man 
bis  jetzt  geahnt  hat,  auf  das  eintreten  oder  die  abwesen- 
heit  der  aspiration  ankommt,  und  wir  alle,  wie  man  im 
▼eriauf  der  nntersuchnng  sehen  wird,  in  diesem  punkte  die 
genaaigkeit  der  handscbriften  vielfach  unterschätzt  haben, 
80  genAgt  die  bisher  angewandte  bezeichnungsweise  nicht 
mehr;  ich  werde  daher  von  jetzt  an  bei  den  beispielen  aus 
Z.  jedesmal  aufeer  der  Seitenzahl  auch  den  codex  angeben, 
aus  dem  sie  entnommen  sind,  der  kürze  halber  jedoch  das 
Z.  fortlassen  und  den  Pr.  Cr.  einfach  durch  Pr.  bezeich- 
neu.  Vorläufig  sei  hier  nur  bemerkt,  daÜB  von  den  drei 
haoptquelleD  Sg.  (offenbare  Schreibfehler  abgerechnet)  in 
dieser  beziefaung  am  sorgftltigeten.  Ml.  am  ungenaueien 
geschrieben  ist,  wie  sich  denn  letzterer  auch  im  vocalismas 
bisweilen  dem  mitteliriseben  nähert. 

1* 


Ebel 


I.     Die  fremdartigen  bestandtheile. 

Die  fremden  elemente,  die  sich  mit  den  ver baiformen 
mehr  oder  minder  eng  verwachsen  finden,  sind  in  der  haupt- 
sach^  von  dreierlei  art:  1)  conjunctionen  und  negativ-  oder 
fragepartikeln,  2)  prftpositionale  und  3)  pronominale  de- 
mente; unter  allen  drei  arten  gibt  es  aber  mehrere  abstu* 
fnngen  nach  herkunft,  bedentung  und  Stellung  im  satze. 

I.  Am  leichtesten  lassen  sich  in  der  regel  die  con- 
junctionen, negativ-  und  fr ageparti kein  ausschei- 
den, die  meist  einfach  vor-  oder  nachgestellt  sind,  wie 
oous  (et),  dim  (ergo),  höchstens  durch  die  Schreibung  mit 
den  verbalformen  verbunden,  wie  noch  (tamen)  mit  is  (est), 
ar  (nam)  allgemein.  Die  bekannten  lautgesetzlichen  ver- 
ftnderungen  erleiden  die  pronominalen  conjunctionen  an 
(cum),  dian  (si),  aran  (ut),  deren  nasal  (gerade  wie  im 
einfachen  relativum)  vor  tenuis  und  spirans  ausftllt,  vor 
b  in  m  übergeht,  den  liquidis  assimiliert  und  dann  oft  in 
der  Schrift  ausgelassen  wird,  z.  b.  acosmiligiaer  Sg. 
cum  eomparamus)  670,  diacomalnammar  Wb.  (si  im- 
plemus)  446,  aratucca  Wb.  (ut  intellegat)  1042,  diam- 
bed  Sg.  (si  esset)  670,  arrucestaigser  Ml.  (cum  dispu- 
tasti)  1064,  araroib  Wb.  (ut  sit)  680;  bei  aran  tritt 
aniserdem  (ebenfalls  wie  beim  einfachen  relativum)  der  aus- 
fall  dee  a  —  arm'ba  Wb.  (ut  sis)  1055,  arndomroibse 
Wb.  (ut  mihi  sit)  680,  arndip  Wb.  (ut  sit)  1047.  1054, 
sogar  airndip  Wb.  235;  regelm&fisig  vor  der  negation: 
arnap  Wb.  (ne  sit)  459.  485.  598.  1050,  arnab  Sg.  283, 
arnaroib  Sg.  600,  Wb.  353.  1050,  arnaconroib  Wb. 
666  —  und  Übergang  in  i  ein:  arimp  Wb.  (ut  sit)  462. 
485.  1062,  arimbad  Lib.  Ardm.  bei  O'D.  439  (beitr.  III, 
61).  Sorgfältige  beachtung  dieser  lautgesetze  schützt  uns 
zwar  vor  verkennung  solcher  formen  wie  dianchomal- 
ninn,  arinchomalnathar,  arinohrinat,  arintai- 
brid,  die  ein  pronomen  enthalten  (s.  unten),  aber  nicht 
immer  vor  Verwechslungen  mit  dem  relativum  an,  der 
conjunction  ar,  den  praepositionen  ar,  di,  do  allein  oder 


keltische  ttndien.  5 

iD  TerbinduDg  mit  dem  relatiTum.   Besondre  erscbeinangen 
treten  hinter  ma  (ei),  ce  cia  (quod,  quam  vis),  der  nega- 
tion  na  und  der  fr^epartikel  in  ein»    indem  sie  mit  ge- 
wissen  lauten    und  silben  zu  yerbindungen  verschmelzen, 
QOter   denen    nur  n4ob,   naich  =  na  +  oi  (/En^rt)  und 
imp,  imb,  imassin  +  ba  völlig  klar  ihren  Ursprung  zur 
schan  tragen,    dagegen  mad,  oid,  nad,   masu,  ciasu 
hinsichtlich   ihres  schlufsbestandtfaeils  einige  zweifei  übrig 
lassen,   von   denen  weiter  unten  die  rede  sein  wird.     Ge- 
ringere Veränderungen    sind    die   Umgestaltung    des  mani 
(d  non),  das  in  dieser  gestalt  etwa  30  mal  bei  Z.  erscheint, 
übrigens  nie  aspiration  bewirkt,  —  mani  comollnither 
side  Wb.  (si  non  impletur  haec,  lex)  679,    mani  c4i- 
nairlither  (nisi  bene  obeditur)  827,  mani  cretem  (nisi 
credimus)   1055,    mani  cumsciget  Sg.  (si  non  mutant) 
843,  mani  cometsam  deartolaib  Cam.  (si  non  indul- 
serimus  cnpiditatibus  nostris)  1004  —  zu   maini,    main 
Wb.  614-  701.  702.  1062  und  mini  Wb.  670,  ebenso  des 
cani,   eoni   (nonne?    eigentlich:    quid  non?)  zu  caini, 
cain,  cini  Wb.  709,  die  Verschmelzung  des  cia  mit  fol- 
gendem a  — ciatbela  Sg.  (quamvis  intereat)  1031,  cias- 
biörsa  Wb.  (quamvis  dicam)  672         und  der  Übergang 
des  ce  in  ci  vor  dem  ni  von  cinip,  cinibet  Wb.  485. 
486,   cinith  müt  Sg.  (quamquam  non  est  muta^   gl.  m) 
1014,  cinid  fil  Ml.  (quamvis  non  sit)  894,  cininfil  Wb. 
(quamvis  non  simus)  479.    Ob  übrigens  dies  ce,  cia,  wie 
es  den  anschein  hat,  mit  dem  fragepronomen  identisch  ist, 
wird  durch  die  kymrischen  formen  kyn,  kan  (die  ihr  k, 
nicht  p  entschieden  davon  trennt)  einigermaTsen  zweifel- 
haft. Eine  Verschmelzung  des  verb.  subst.  is  (oder  as)  mit 
der  präpositionalen  conjunction  6  scheint  in  den  emphati- 
schen formein  osme  (gl.  ego)  Wb.Ml.333.  1053,  ostü  (gl. 
tote)  Sg.  333,  osni  (nos)  Wb.  333  Sg.  1024  stattgefund^i 
20  haben,  wiewohl  nirgends  ein  längenzeichen  steht. 

Auf  die  pbrasen  mit  möit,  c^in,  d^g,  6re,  amal, 
iotao,  cruth,  fubith,  ol,  arindi,  lasse  kommen  wir 
später  bei   der  besprechung  des  relative  zurtlok;    dagegen 


6  Ebel 

haben  wir  jetzt  schon  einer  conjonction  präpositionalen  ur- 
sprangs  va  erwähnen,  die  Z«  anfangs  (417.  682)  in  folge 
mangelhafter  analyse  völlig  verkannt  und  selbst  später 
(1131)  nioht  gehöriger  beachtung  gewürdigt  hat,  nämlich 
CO  (ut).  Unzweifelhaft  rein  erscheint  dieselbe  in  oooho- 
tabosadst  ML  (gl.  ut  vos  comminueret)  66,  cochutrum- 
naigidir  Ml.  (gl.  exaequet)  1131,  cochonerchloatar 
Wb.  (at  simul  agantar;  falsch  erklärt  und  abgeleitet  491, 
vergl.  eotomerchloither  8g.  (gl.  agor)  336  und  im* 
ehlöud,  imchloud  Sg.  (inversio,  mutatio)  768.  664), 
coduaircemni  Ml.  (gl.  ut  afferamus),  codufobath  ML 
(gl.  incideret),  codufobither  Ml.  (gl.  ut  succidatnr)  1131, 
cododonat  Wb.  (ut  consolentur)  1040,  coijnm&nad  Cr. 
(gl.  ut  delegaret)  1131,  ooetercerta  Wb.  (ut  interpre- 
tetur)  997,  coarmentar  Wb.  (gl.  revereatur)  1060,  ooar- 
femat  Ml.  (gl.  ut  excipiant)  1071),  coasagnoither  Sg. 
(ut  intellegatur)  704,  coasmecnugursa  ML  (gL  ut  era- 
dicem)  444,  ooatomsnassar  Wb.  (gl.  ut  ego  inserar) 
336}  wohl  auch  in  cofardunith^sidse  Wb.  (ut  adju- 
v6tis  me)  578  oder  cofordumtb^sidse  335,  cofesid 
cofessid  Wb.  (ut  sciatis)  1044,  da  Wb.  kein  f  bezeich- 
net; höchst  wahrscheinlich  in  den  Verbindungen  cono-  [die 
niemals  conno-  geschrieben  ist,  übrigens  durch  die  dura 
—  nicht  blofs  in  conopredohinn  Wb.  (ut  praedicarem) 
1045,  was  öfter  wiederkehrende  nachlässigkeit  (p  statt  ph) 
sein  könnte,  sondern  auch  in  conocomalnithe,  oono- 
comalnide  Wb.  (ut  impleretur)  470  —  auf  eine  beson- 
dre erscheinung  hindeutet,  wovon  beim  relätivum  die  rede 
sein  wird],  cona-  und  conÄch  [conafitir  nech  Wb. 
(ut  nesciat  quisquam)  706,  conabad  6icen  Wb.  (gl.  utine 
...  ^x  necessitate  ...  esset)  1062,  conabad  flr  Wb.  (ut 
non  esset  verum)  451,  conaroib  Wb.  (ne  sit)  365. 993 sq., 
oonarobat  Wb.  (ne  sint)  1055,  oonafil  dualchi  Wb. 
(ut  non  Sint  mdefacta)  237,  con4cbfil  etir  Wb.  (ut  non 
sit  omnino)  1041,  conalch  a^icen  Sg.  (ut  non  sit  necesse), 
conaich  rann  insce  Sg.  (ut  non  sit  pars  orationis)  706] 
und  conioloitis  Wb.  (qudd  non  audissent)  491.    In  co- 


keltische  Studien.  7 

oidbarat    aoorpa  Wb.  (ut  ei,   immunditiae,    immolent 
Corpora  sua)  682,    connacb  moidea  nech  Wb.  (ne  se 
laadet  qnis)  679  «cheint  das  proDomen  der  3.  siog.  einge« 
schoben;    dagegen  tritt  ganz  entschieden  con  aaf  in  co* 
carad  Ml.  (ut  amaret)  1065,  oocomalnammar  Wb.  (ut 
impleamna)  1060,  conidfil  inindocb&il  Wb.  (at  id,  cor- 
pus,   rit    in   glofia)  478,    conitucoa  [con-id-tncca]  in 
aetarcne   caich  Wb.  (ut  id  ferat  in  Cognitionen!  cajoi- 
vis)  997,  condonrolb  indocbal  (ut  nobis  sit  gloria)  Wb. 
337,  condomarrgabadsa  (ut  me  comprehenderet)  Wb. 
451,  condid,  condip,  condib  (ut  sit),  combad,  com- 
bed  (nt  esset),    comman  Wb.  (ut  simus)  1060,    com- 
oiimmis  Wb.  (ut  essemus)  483«  596.  1053  [=  combau, 
comhimmis]  and  in  der  Verbindung  conro-  oder  corro-, 
so  daCb  corop   fast  aachiftssige  Schreibung  scheint.     Nur 
con,    nieoials   co,    erscheint  dagegen  in  der  bedeutung: 
donee,  denn  coti  Wb.  Ml.  (donec  venit)  493  zeigt  eben 
durch   die  dura  t  den  ausfall  eines   u  an.     Bedenkt  man 
nun,  dafs  neben  diesen  conjunetiven  das  pronomen  oo  (quid?), 
die  Partikel  coni  (nenne?)  und  die  präpositionen  con  und 
cot-  (oder  coth-?)   in  yerschiedenen   gestalten  auftreten., 
so  leuchtet   von   selbst  ein,    mit  welchen    Schwierigkeiten 
hier  schon   eine   sorgfältige  snalyse  zu  kämpfen  hat.     So 
hat  z.  b.  ZeuTs    in  conohoimnucuir  ein  decompositum 
gesucht,  also  wohl  auch  in  conchoscram,  jedenüalls  aber 
conchechrat  für  ein  compositum  gehalten,   während  bei 
den  beiden   ersten   schon  die  Wiederholung  derselben  prä- 
Position    höchst  unwahrscheinlich   wäre,    bei   allen    dreien 
aber  die  erhaltung  des  o  vor  der  tenuis  und  die  aspiration 
der  letzteren  gleich  entschieden  gegen  die  präposition  con 
sprechen;  offenbar  haben  wir  hier  die  conjunction  oo  (dals) 
odw  con   vor  uns,    und  die  aspiration  verräth  (wenn  das 
n  richtig  gelasen  ist,    worüber  Z.  1133  einige  zweifei  er- 
regt) ein  pronominales  element,  wovon  später  die  rede  sein 
wird,  in  übereinstimmender  constrüction:   ni  coochoim- 
nncuiir  rect  firianugud  Wb.  (non  quod  communicet  lex 
jastificationem )  853,    ui   conchoscram  Wb.  (uon  quod 


8  Ebel 

eam,  legem,  destruamus)  711,  nicoDchechrat  Wb.  (non 
quod  amaverint,  amaturi  sint)  1056;  ebenso  sind  folglich 
ni  conlaimemmarni  6n  (non  quod  audeamus  id)  446, 
airni  conbia  som  Sg.  (nam  non  qnod  sit  ipsum)  1030, 
ni  confitir  cid  asbeir  Wb.  (non  quod  sciat  quid  dicat) 
361  zu  fassen.  Leider  hat  Z.  durch  seine  autorität  mehr- 
fach sowohl  Stokes  als  mich  zu  ähnlichen  irrthQmem  ver- 
leitet, und  sehr  vieles  ist  mir  erst  im  verlauf  dieser  arbeit 
in  einem  richtigeren  lichte  erschienen. 

Um  übrigens  das  sogleich  zu  bemerken,  das  n  der 
conjunction  c  o  n ,  die  ich  früher  schon  mit  6<pQa  verglichen 
habe,  halte  ich  für  das  relativum,  so  dafs  sich  con  zu 
cosse  verh&lt  wie  otpQa  zu  tocpga;  die  gründe  folgen  un* 
ten.  In  ocus  (et)  vermuthe  ich  eine  Zusammensetzung 
aus  oc  (apud)  und  dem  pronomen  sa,  analog  dem  occa, 
occo  (etiam),  so  dafs  es  also  mit  ocus,  accus  (vicinos) 
zwar  wurzelverwandt,  aber  keinesweges  davon  abgeleitet 
wäre;  namm&  (solum)  —  einmal  nanmd  Wb.  66ö  — 
scheint  die  negation  na  und  den  comparativ  mk  (majos, 
magis)  zu  enthalten,  durch  das  relativ  verbunden,  quod 
non  magis  est;  in  cammaib,  cammaif  Wb.,  camaiph 
Sg.,  also  *cammaibh  (tamen)  scheint  der  anfang  das  in- 
terrogativum,  der  schlufs  der  conjunctiv  des  verb.  subst., 
die  mitte  ist  mir  jedoch  noch  nicht  klar,  die  bedeutnng 
etwa:  quidquid  id  est. 

U.  Die  Präpositionen  sind  als  solche  zwar  in  den 
meisten  fiülen  deutlich  zu  erkennen,  abgesehen  von  einigen 
leicht  möglichen  Verwechslungen  theils,  wie  schon  ange- 
deutet, mit  präpositionalen  conjunctionen  ar,  aran,  dian, 
CO,  con  und  den  fürwörtem  an,  co,  theils  unter  sich  wie 
zwischen  ad-  und  ath-,  di  und  du-  (namentlich  vor  a), 
in-  und  ind-.  Aber  die  Schwierigkeit  steigert  sich,  wenn 
mehrere  präpositionen  verschmelzen,  wie  do-alr-  zu 
tair-,  do-air-chon  zu  tairn-,  in-do-  zu  int-,  die 
man  sorgfältig  von  tairm-  und  ind-  zu  scheiden  hat; 
und  aufserdem  entsteht,  wenn  pronominale  demente  da- 
zwischen treten,  häufig  die  frage,  ob  die  präposition  zum 


keltische  Stadien.  9 

Terbnm  oder  zum  pronomen  gehöre.  So  sind  unter  den 
bäspideii,  die  Z.  349  sq.  ftkr  das  rel.  inf.  beibringt,  streng 
geDomxnen  nar  drei  —  dongneid  Wb.  (quam  facitis),  dom- 
beisom  Sg.  (qaae  profert  ipse),  frisiiuceaisiu  Pr.  (quod 
praestolaris)  —  wirklich  hierher  zu  rechnen,  alle  übrigen 
seigen  das  relativum  von  der  prftposition  abhftngig;  so 
nimmt  das  element  d-,  welches  zur  hervorhebung  des  per- 
sSnlichen  ftrworts  dient,  mit  demselben  meist  genau  die- 
sdbe  gestalt  an,  wie  die  präposition  du-,  wenn  sie  zum 
Terbum  gehört,  dum-  oder  dom-  u.  s.  w.  Uebrigens  ist 
woU  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  wie  in  andern  gliedern  un- 
sers  Sprachstammes  so  auch  im  keltischen  eine  eigentliche 
▼erbalzQsanunensetznng  nur  mit  echten  alten  präpositionen 
stattfinden  kann,  dafs  also  z.  b.  olfoirbthe  Sg.  (plusqnam- 
perfectnm)  nicht  mit  Z.  849  unter  diese  art  zusammensez« 
zoogeo  gestellt  werden  darf,  sondern  ähnlich  dem  entspre- 
chendeo  lateinischen  ausdruck  eine  Zusammenstellung  aus 
ol  (super)  und  dem  fertigen  worte  foirbthe  (perfectum) 
ist;  femer  dafs  eine  präposition  wie  la,  die  fbr  sich  allein 
nicht  Zusammensetzungen  eingeht*),  auch  nicht  in  decom- 
positis  erscheinen  kann;  ich  theile  daher  das  von  Z.  858 
aogefilhrte  tarlasechae  Wb.  (yoUständiger  989  no.  8)  in 
tarla  sechae  ab,  worin  tarla  aus*  tar-  =  do-ar  und 
der  verbalform  la**)  zusammengesetzt,    sechae  die  prä- 


^)  meh  wohl    sls   nominale   präposition  nicht  eingehn   kann;    la  (ur- 
sprBDglich  *las,    wie  die  fonnen  lassinfer,   lasna  firn,  lasmhi  Z.  608 
sq.  scigen)  ist  nftmlich  eine  eben  solche  abstnmpfüng  von  leth,   leith  (la- 
tas)  wie  fri  (s:  ^fris,  ngoq)  von  frith  (nQOTi)i   so  dafs  liämm  —  ge- 
bildet wie  samlmn-sa  (instar  mei),   dessnm,  tuathom  Z.  848  —  eigentlich 
•sn  meiner  seite,  meineneits"  bedeutet.     Das  beweisen  die  adverbialen  ans- 
drftoke  bei  01>.  268:  a77a  fuitr,  alla  thoir  (on  the  eastside),    alla  thiar  (on 
tbe  westside),  alla  mmgh  (on  the  ontside),  alhuügh  (on   the  inside)  neben 
inohk  ammgk^    taohk  attigh  269;    so   schon  mittelirisch  zu  Oild.  Lor.  alla- 
fflaigh  (gl.  forte)   250a  und  alla  astig  (gl.  intus)  251:  wortlich  in  latere 
(altir.  tUeith)  in  campo,  domi.     Auch  in  illei  (hnc)  Wb.  568.  1057  und 
immallei,    immalle  (una,  simnl)  Wb.  708.  1044.  62.  617.  569   erblicke 
ich  nichts  ander»  als  ^nleith  (in,  ad  latus)  und  *lmm-an-leith  (circa  eomm 

laCBs). 

•*)  m.  ir.  tnrla  srnth  d{-mör  dtfibh  B.  of  Lism.  bei  O'D.  819 
(obrenit  iia  ingene  amnis),  auch  n.  ir.  tarla  ^  pI.  tdrladar  (met,  arose)  bei 
0*0.  100.  102.  296.  898;  dahin  wohl  auch  nitdirle  lat  Wb.  1058  (ne  oc- 


10  Ebel 

Position  86 oh  (ultra)  mit  dem  acc.  fem.  3.  sg,  ist,  und 
übersetze:  donec  saper  eam  (buäid  f.)  perveniat;  die  an« 
dre  form,  die  Z.  dahin  stellt,  tarilbae  Wb.  1052  gehört 
entweder  derselben  wurzel  an,  oder  steht  mit  arileet  Wb. 
(meruerunt)  435  im  Zusammenhang. 

Lautveränderungen,  die  tbeils  die  präposition, 
theils  den  anlaut  der  wurzel  unkenntlich  maohen,  sind  na- 
mentlich der  abfall  des  vocals  von  du  und  die  yerbArtong 
der  media:,  beides  verbunden  in  tuocu  (intellego)  =  do- 
uccu,  ticcfa  (veniet),  tanicc  (vSnit)  s=3  do-icfa,  do-aoic, 
t4u  (sum)  nach  Stokes  :=  do-fasu,  tair  (veni)  Tir.  bei 
O'D.  437  =  do<air  (wurzel  skr.  ar),  taithesc  (responsuro)' 
Wb.  1043  =  do-aitheso,  tascide  Ml.  988  Pr.  1033,  tas- 
cbide  Wb.  989  (congruus,  necessarius,  eigentlich:  corre- 
spondens?)  s«  do-ascide  [oder  statt  toscide  sss  do-ifos^ide? 
—  vgl.  toisc  Wb.  991.  lOCl  (necesse),  toschith  Wb. 
73.82,  toschid  607.988,  tasgid  1050  (victus  neoesssr 
rius)  — jedenfalls  von  Tasgetius,  Moritasgus  zu  tren* 
nen,  womit  es  Z.  71  zusammenstellt],  torbe  (utilis)  =s:  do- 

• 

-forbe,  vermuthlich  auch  tan  (tempus)  und  tanaise  (se- 
cundus)  aus  do-an  (morari)  zu  erklären;  media  nach  r  ver- 
härtet in  arna  farcabtis  Wb.  (ne  remanerent)  1061,  do- 
furcabar  Sg.  (profertur)  611,  tercbal  Cr.  (prolatio,  or- 
tus)  731,  sämmtlich  von  der  wurzel  gab,  forcell  Wb. 
(nuntius,  institutio,  testimonium)  235.  468.  582,  vergl.  na- 
mentlich: aforcell  forrogclsamni  düib845,  forbbart 
Sg.  (gl.  abolitio)  70,  g.  forggnuso  (formae),  d.  forg- 
gnuis  Sg.  768.  971,  etarcne  (cognitio)  Wb.  1038,  g. 
etarcni  Wb.  1038.  1042.  Ml.  1066,  etarccnai  Ml.  1067; 
media  hinter  mutis  verhärtet  in  i dparat  Wb.  (immolant) 
350  =  aith-barat,    imcaib  Wb.  (deviU)  1048  und   im- 

cumt  tibi?)  Das  aimplex  erflcheint  in  rola  (jacit)  Eumann  bei  St.  Ir.  gl 
pag.  74  und  rolasid,  ralsid  (jeciati«,  vertitti»)  Wb.  618,  m.  ir.  ro  la- 
sat,  ro  laesat  (they  caat)  CD.  8X4.  259.  326;  mit  einer  präposition  ba 
h4  aridräilastar  (Aiit  ia  qui  eum  convenit)  Fiacc.  hymn.  24,  mit  der  gloaae 
arrile  (convenit)»  und  dorala,  doraU  («•  traf  aich,  er  landete)  bei  O'D. 
7.  123  nnd  Stokes  (beitr.  I,  336);  doppelte  aUBammensetzung  etwa  in  act 
immCau)  irladmar  Wb.  1068? 


keltische  Studien.  11 

maninicab  (devita  enm)  1058  =  iinbKgaib,  imb-gab;  letz* 
leres  mit  aaslall  oder  assimilation  des  th,  d  verbunden  in 
cpil  8g.  1031.  Wb.  1057  (interit)  =  aith-bil ,  epur  Wb. 
267.  Sg.  352  (dico)  =  aith*biar,  taipe  ML  (concisio)  1067 
[bei  O'Davoren  (v.  tobaide)  tepe  geschrieben:  tobaide 
.i.  tepe  .i.  cinnti  (concisus,  praecisus,  distinctns)  p.  120 
bei  St.J  3s  do-aith-be  [vergL  tobe  (deeisio)  =  do-fo-be, 
imdibe  (circumcisio)  von  der  wurzel  ben],  frecre  Wb. 
(respoQSum)  365  «=  irith*g(a)re  [frisgair  Sg.  (contradicit) 
738,  frisgart  Tir.  (he  answered)  bei  O^D.  436],  adopar- 
tar  Wb.  (offeruntur)  856  =»  ath-6d-bartar,  doopir  Sg. 
(privat)  856  =  di-öd-bir,  indöcbal  Cr.  608,  indocbal 
Wb^  inducbal  Sg.  Wb.  (splendor^  gloria)  =:  ind-6d-ga- 
bÜ,  accaldam  (allocutio)  Wb.  462  =  adgaldam  [ad* 
gladur  (appello  ngogayogevon)  Sg.  1037],  accur  Wb.  1053 
(oonreiiiens?)  =  ad-*gur,  tacair  Wb.  594.  755.  1045. 1059. 
1061,  tacair  592,  tacir  1058  (decens)  =  do-ath-galr, 
doracartmar  cois  (gl.  causati  snmus)  Wb.  443  ==  do- 
-nnath-gartmar,  taicc^ra  Wb.  437  (rationem  reddet)  = 
ilo->aith*gera,  ocföcru  Wb.  (in  monendo)  1060,  foröcrad 
d6ib  (descriptns  vobis  est)  588,  fosrocurt  (eos  descripsi) 
442,  fodüacair  (qui  id  indicat)  705  von  fo-öd-gar,  fo- 
oäd-gar,  arfocarar  Wb.  (monetär),  airöcre  (monitio) 
619=sirf6cre  600  von  ar-fo-6d-gar  und  in  manchem  an- 
dern falle;  ich  halte  daher  auch  das  t,  tt  in  atluchur 
Wb.  (gratias  ago)  704,  attlugud  1040.1042. 1048,  adtlu- 
gud  1048  (gratiarnm  actio)  nicht  f&r  eine  einfache  verhär* 
toDg  des  th  von  aith-,  sondern  für  eine  Umwandlung  des 
tbd  von  *ath-dittchur,  *ath-dlugud,  vgl.  dlegair  (debetur, 
oportet)  Wb.  460.  598.  Assimilation  (ausfall)  vor  einer 
urepiUnglichen  tenuis  findet  z.  b.  in  titacht  (adventns) 
Wb.  262,  m.  ir.  tidecht,  taidecht  O'D.  254.  396  = 
do-alth-techt  statt;  etwas  derartiges  muis  auch  in  itge 
(precatio)  —  scheinbar  masc,  wie  der  acc.  innitge  Lib. 
Ardm.  (beitr.  II,  106)  andeutet,  doch  vermuthe  ich  einen 
fehler,  da  dergleichen  Verbalsubstantive  sonst  immer  fem. 
oder  neutra  sind,  das  synonyme  gulde  z.  b.  in  beiden  for- 


12  Ebel 

men  vorkommt,  so  vielleicht  auch  ^iDoitgi  f.,  dagegen 
ferid  itge  Wb.  (fert  precationem)  608,  laitge  patraic 
Lib.  HymD.  (beitr.  I,  343)  etwa  u.  —  nebst  dem  zugehö- 
rigen verbum  eingetreten  sein,  dessen  1.  sg.  praes.  ateoch 
(obsecro)  beitr.  I,  458.  465  und  bei  O'Curry  App.  CXXII, 
m.  ir.  aitchimm  bei  St.  App.  141,  atchimm  App.  52, 
aitchim  (gl.  atsluinniu)  O'Dav.  gloss.  (p.  50  bei  Stokes) 
lautet;,  ich  vermuthe  darin  *ad«tiuch,  *adtegim  oder  *aith- 
tiuch  und  vergleiche  cuintgim  (quaero)  Wb.  431  u.  s.  w. 
(wie  lat.  adeo,  coSo  aliquem).  Alle  diese  lautver&nderun- 
gen  und  die  dadurch  entstehenden  Schwierigkeiten  der  ana- 
lyse  steigern  sich  natürlich  noch  bedeutend,  wenn  prono- 
minale elemente  zwischen  präposition  und  wnrzel  treten, 
vielleicht  selbst  durch  ein  (pr&positionales?)  dement  ge- 
stQtzt,  wie  im  obigen  coatomsnassar  =  co-ad-dom^- 
-snassar.  In  den  formen  cotom-,  cotot-,  coton-,  co- 
tob-  Z.  336,  worin  Stokes  beitr.  II,  106  eine  präposition 
*cot-  s=s  kymr.  ,cant-  erkennen  wollte,  möchte  ich  fast 
eher  *ooth-  ^  kymr.  ket-,  cyd-  ^  gall.  cata-  wieder- 
finden, da  dem  cant-  vielmehr  das  ir.  oit-  in  c^tbuid 
(consensus)  zu  entsprechen  scheint;  vergl.  d^t  (dens),  dt 
(centum)  neben  kymr.  dant,  cant. 

Bisweilen  erschwert  nicht  sowohl  die  entstellung  der 
präposition  als  vielmehr  die  synoope  des  wurzelvocals  die 
richtige  Zerlegung,  namentlich  in  abgeleiteten  Substantiven. 
So  hat  z.  b.  bis  jetzt  meines  wissens  niemand  in  foigde 
Wb.  (bettelei)  —  näher  erläutert  bei  St.  Ir.  gl.  p.  98  — 
eine  Zusammensetzung  aus  *fo-guide  geahnt,  obwohl  das 
wort  ganz  so  umgeformt  ist  wie  foirbthe  Wb.  Ml.  Sg. 
(firmus,  perfectus)  aus  forbuide  Sg.  (gl.  intensivos)*); 
wie  aus  den  formen  bei  Zeufs  hervorgeht,   n.  g.  foigde 


♦)  ptc.  pf.  pass.  von  forbmd  (perfieere),  wovon  rorbaither  Bfl.  106S 
(perfectam  est)  =  ro-forbaither;  den  dat.  fem.  citiert  Stokes  III,  158  aiu 
Vit.  Col.  in  der  fonn  foirptht  (6  hinter  r  verhÄrtet),  die  nenirische  form 
foirjt  (old,  aneient,  perfeot),  deren  zweites  /  aus  bth  (bhth,  d.  h.  vh)  ent- 
standen ist,  vergleicht  Pictet  II,  86  fUschlich  Wieder  mit  skr.  pürva,  mit 
dem  es  gar  nichts  gemein  hat  als  xufUllig  den  anlant  (for  :s  npari). 


keltische  itodien.  13 

999.  10d9,  d.  a.  foigdi  481.  370,  ist  dasselbe  ein  fem.; 
das  fo  (sab)  hat  hier  (wie  im  lat.  subfascas  etc.)  demina- 
tivkraft  wie  bei  uns  die  ableitungsenduDg.  So  schwächen 
sich  die  beiden  wurzeln  *sak  (folgen)  and  *sak  (sagen)  in 
composition  nnd  derivation  mehrfach  zu  sc,  seh,  sg, 
wobei  der  consonantenwechsel  besondere  beachtung  ver- 
dient; beispiele:  1)  cosc  Wb.  (correptio,  institutio)  1043. 
10dl,  inchosc  (significatio)  Sg.  1018.  1026,  diuschi  (ex- 
eitat)  Sg.  1016,  diusgea  Wb.  (expergefaciat)  856,  honaib 
ascadaib  (gl.  ab  aemulis)  Ml.  1064  neben  aissecht  .i. 
imrisain  (^  altir.  imbressan)  Ir.  gl.  28  (lis,  contentio)  aus 
*aith-sech-,  2)  scäl  (nuntins,  narratio,  fabula)  =s  ^scethl, 
insce  (sermo),  toisc,  toschith,  tascide  s.  oben, 
aithescc  Wb.  234,  taithesc  (responsum)  entsprechend 
dem  kymr.  (w.  2)  atep,  (3)  atteb;  im  letzten  beispiele 
erscheint  s<^ar  —  wie  in  aithirge  (poenitentia)  neben 
aithrech  (poenitens),  comalnad  (impletis)  neben  \kn  — 
die  prftposition  in  folge  dieser  syncope  des  wurzelvocals 
mit  einem  endvocal,  den  sie  sonst  nirgend  zeigt. 

Zu  den  pr&positionen  gehören  aber  auch  die  beiden 
▼erbalpartikeln  des  altirischen,  ru-  und  nu-,  deren 
erstere  schon  I,  310  mit  skr.  pra,  die  andere  von  Stokes 
I,  470  mit  skr.  anü  yerglichen  wurde,  sowie  die  kymrische 
Partikel  w.  2  ed*,  3.  -yd,  arm.  ez-,  deren  Identität  mit 
skr.  ati  ich  IQ,  6  vermuthet  habe.  Ueber  die  erste,  die 
das  Präteritum,  hie  und  da  auch  das  futurum  und  den 
conjunctiv  b^leitet,  namentlich  hinter  co,  con(ut),  ist  das 
wichtigste  bereits  früher  an  verschiedenen  stellen  bemerkt, 
m  formeller  beziehung  etwa  darauf  noch  hinzuweisen,  dafs 
sie  ihres  vooalischen  auslautes  wegen  aspiration  bewirkt^ 
und  wie  sie  meist  zu  ro-  geschwächt,  oft  durch  nmlant 
zu  rui-,  roi»,  ri-  geworden  ist,  so  auch  gel^entlich  ein- 
mal ihren  vocal  ganz  eingebOfst  hat.  Man  hat  hierauf  be- 
sonders hinter  der  präposition  f o  zu  achten,  um  verwechs- 
langen mit  for  zu  vermeiden,  z.  b.  forgensam  Wb.  (ser- 
vivimus)  703  neben  foruigini  Wb.  (servivit)  481,  im- 
forling  Wb.  (effecit)  934  neben  arnarimfolngar  Wb. 


14  £bel 

(oe  fiat)  705  —  also  statt  fo-ro^geDsam,  fo*ro-liDg  —  von 
formen  wie  forrochongart  Wb.  (praecepit)  442,  wie- 
derom  for6crad  Wb.  (descriptus  est)  588  =  fo-ro-6d- 
-grad  von  foracab  Inc.  (reliquit)  =  fo-ro-ad-gab  oder 
von  farcabtis  Wb.  (remanerent)  1061  richtig  zu  sdiei- 
den.  —  Hinsichtlich  des  nu-  (no-)  müssen  wir  dagegen 
von  vornherein  einen  irrthum  beseitigen,  der  von  Zeuft 
ausgegangen,  von  Stokes  und  sehr  lange  zeit  auch  von  mir 
getheilt,  mir  erst  ganz  neuerdings  durch  eine  schärfere 
analyse  der  betreffenden  formen  klar  geworden  ist.  Zeuüs 
346.  417  sqq.  nimmt  nämlieh  an,  dafs  die  verbalpartikel 
no  nur  dem  secundären  präsens  und  futurum  gebühre,  in 
den  primärzeiten  nur  ausnahmsweise  und  zu  dem  zwecke 
stehe,  die  pron.  iofixa  zu  tragen,  ferner  dafs  dies  no  von 
andern  partikeln  nur  oon  vor  sich  dulde;  er  scheidet  da^ 
gegen  hiervon  ein  relatives  no,  welches  vor  mediis  biswei^ 
len  zu  einem  blofsen  n,  m  zusammengeschrumpft  sei;  die 
frage,  ob  beide  partikeln  verwandt  seien,  tfaut  Z.  auch 
schon,  Stokes  1, 470  und  ich  III,  272  haben  sie  fälsch  be- 
antwortet, und  Stokes  hat  überdies  irrig  behauptet,  dals 
gerade  dw  relative  no  aspirationskraft  habe,  die  verbal- 
pjBrtikel  nicht,  während  man  weit  eher  das  gegentheil  auf- 
stellen könnte,  freilich  auch  nur  zur  hälfte  wahr.  Alles 
das  ist  nun  in  vielen  beziehungen  unrichtig  und  leidet  vor 
allen  dingen  an  einem  haupt-  und  grundfiefaler:  es  gibt 
gar  keine  relativpartikel  no-,  und  diese  fiction,  de- 
ren unhaltbarkeit  mir  erst  allmählich  klar  geworden  ist, 
hat  Zeufs  zu  mehreren  andern  irrthömem  verleitet.  Voll- 
ständig einleuchtend  wird  sich  das  allerdings  erst  bei  der 
besprechung  des  relative  herausstellen;  hier  sei  indessen 
zunächst  soviel  bemerkt,  dafs  theils  das  relativum  neben 
dieser  partikel  erscheint,  nnd  zwar  gerade  in  solchen  Al- 
len, wo  Z.  das  „no  loco  notae  rdativae^  postuliert,  wie 
höre  nofidobmolorsa  Wb.  (quia  laude  voe)  336,  theils 
das  verbum  in  denselben  fällen  dem  anschein  nach  ohne 
eiaes  von  beiden  auftritt,  z.  b.  höre  predohas  Wb.  (quia 
praedicat)  563;  eine  partikel  aber,  die  bald  das  relativum 


keltische  Studien.  J5 

oeben  sieh  hat,  bald  mit  dem  relativam  zugleich  fehlt,  kann 
doch  weder  das  relativum  ersetzen,  noch  durch  dasselbe 
eraetzt  werden.  Cbenso  unhaltbar  ist  die  annähme,  dafs 
dies  no  vor  mediis  bisweilen  zu  bloisem  n,  m  zusammen- 
schrompfe;  denn  wir  finden  no  selbst  vor  vocalen  erhal-- 
teil  in  noadamrugur  Wb.  (admiror)  444,  noainfeda 
Wb.  (remanerea)  1045,  noacuitigfide  Sg.  (acuenda  es» 
set)  471,  Doerladaigtis  Ml.  (gl.  parebant)  452,  noind- 
badaifgfitis  Ml.  (lucrificarent)  1070,  nur  vor  dem  pro- 
Domen  der  dritten  person  a  abgestumpft  in  nanglanad 
Wb.  (porgei  se)  582,  nagniusa  (facio  id)  Wb.  600,  na- 
chomalnith  Wb.  (impleatis  ea)446,  cenachomalnithe 
Wb.  (qoia  id  implebatis)  889,  isfrissnasamlur  Wb.  (cum 
eo  eo6(eum?)  comparo)  444;  auch  erscheint  gerade  in  der 
stelhmg,  wo  die«  n  am  häufigsten  auftritt,  vor  dem  söge- 
naoiiten  verbnm  relativum,  niemals  no.  Wahr  ist,  dafs 
meist  ein  pronominales  dement  hinter  nu-  folgt,  das  rela- 
tiv z.  b.  in  noaguidimse  diä  nerutsu  Wb.  (quod  pre- 
oor  deom  pro  te)  1044  und  in  sehr  vielen  fällen,  wo  man 
es  bisher  verkannt  hat;  die  partikel  nu-  hat  nämlich  as- 
piratioDskraft  gerade  wie  tu-,  und  wo  hinter  ihr  die  tenuis 
erhalten  wird,  da  ist  das  n  des  relativs  der  grund;  indes- 
sen kommt  nu-  doch  auch  mehrfach  ohne  jedes  pronomen 
vor,  nicht  allein  vor  secundärformen  wie  am.  nobed  Sg. 
(acsi  esset)  666.  979,  sondern  auch  vor  primären:  ished 
inso  nochairigur  itossuch  Wb.  (est  hoc  id  quod  vi- 
topero  primnm)  444,  ished  noadamrugur  Wb.  (est 
hoc  quod  miror)  ib.,  ished  inso  anaithescc  noberid 
aairam  Wb.  (est  hoc  id  responsum  quod  fertis  a  me)  234. 
348,  wo  das  relativum  ausgelassen  ist,  und  eben  dieser 
amstand  —  verbunden  mit  mangelhafter  analyse  von  bei- 
«pielen  wie  höre  nopredcbimse  Wb.  592  (quia  prae- 
dico),  wo  die  erhaltong  der  tenuis  dem  relativen  n  zu  ver- 
danken ist  —  hat  wohl  hauptsächlich  Zeufs  zu  der  irrigen 
aonainne  eines  rdativeo  no  verlötet.  Uebertriebea  ist  au- 
iserdem  die  bebauptung,  dafs  nu,  welches  also  durchweg 
Partikel   der   an  vollendeten  handlung  (wie  ru   partikel  der 


16  Ebel 

▼ollendeten)  ist,  aufiier  co  (wie  es  nach  dem  obigen  heilsen 
muls)  keine  andre  partikel  vor  sich  dalde,  denn  wir  finden 
es  nicht  blofs  hinter  ma:  mannmgaibi  Wb.  (si  me  su- 
mis)  1062,  manudubfeil  Wb.  (si  estis)  620,  manudfel 
Wb.  (si  est)  590,  manosoomalnnamar  Cam.  (si  ea  im- 
plemus)  1009,  manaddlegar  ni  do  Wb.  (si  qnid  debet) 
1062,  sondern  anch,  wie  Z.  672  selbst  bemerkt  hat,  hinter 
ce:  cenotad  maicsi  raith  Wb.  (quamvis  sitis  filii  gra- 
tiae),  cenodfil  ohotarsnataith  etarrn  Sg.  (quamvis 
sit  oppositio  inter  ea)1031,  cenonmolid  cenonairid  Wb. 
(sive  nos  laudatis  sive  nos  vitnperatis)  673,  sogar  hinter 
an  (cum):  annudacomart  chlaideb  Ml.  (gl.  gladio  cae* 
dente)  442,  und  dem  relativpronomen  forsanobith  Wb. 
(super  quem  estis)  583;  nur  dürfen  allerdings  weder  prä- 
Positionen,  die  zum  verbum  gehören,  noch  die  partikeln 
in,  ni  (hinter  denen  ru  seine  Stellung  verändert,  Z.  4i5) 
vorhergehen,  es  wird  ako  in  keiner  weise  eigentlich  infi- 
giert.  Ausgeschlossen  ist  diese  partikel  von  der  sogenann- 
ten relativform,  vor  der  das  relativum  in  allen  abstufungen 
erscheint,  am  bis  Wb.  (quod  est)  989,  huare  mbis  Sg. 
(quia  est)  487,  niemals  aber  eine  verbalpartikel,  weder  nu 
noch  ru  (vgl.  cretsite  Wb.  312). 

in.  Die  meisten  irrthflmer,  die  überhaupt  bei  der 
analyse  der  verbalformen  vorgekommen  sind,  knOpfen  sich 
an  das  übersehen  der  pronominalen  elemente,  deren 
erkenntnifs  um  so  schwieriger  ist,  weil  sie  nicht  nur  mei- 
stentheils  aus  einem  einzigen  buchstaben  bestehen,  son- 
dern anch  sehr  h&ufig  selbst  geschwunden  sind  und  in  der 
affection  oder  nichtafFection  des  folgenden  consonanten  das 
einzige  zeichen  ihrer  anwesenheit  zurückgelassen  haben. 
Auf  einige  irrthümer  dieser  art  habe  ich  schon  lY,  177 
aufmerksam  gemacht,  sie  betrafen  aber  mehr  einzelne  fUle; 
schlimmere,  die  von  nachtheiligem  einflufii  auf  die  ganze 
theorie  des  verbi  auch  in  sjmtactischer  hinsieht  gewesen 
sind,  hat  namentlich  das  verkennen  des  relativs  veran- 
lafst. 


keltische  stndten.  17 

1)  Das  relativum. 

Hier  erscheint  sowohl  mit  pronomiDaler  als  mit  con« 
junctioiialer  bedeatung  eine  doppelte  form,  eine  voUstän» 
dige:  an  (san)  und  eine  verkQrzte:  n  (sn);  Zeufs  hat 
jene  als  pron.  rel.  absolntum,  diese  als  pron.  rel.  infixnm 
bezeichnet,  jedoch  nicht  ganz  passend,  wie  sich  sogleich 
elf  eben  wird,  da  beide  formen  in  beiden  Stellungen  und 
mehrfacher  anwendung  auftreten. 

A.  Die  volle  form  an,  welche  natürlich  vor  tennes 
and  Spiranten  in  a  übergeht,  auch  sonst  die  regelmftfsigen 
Wandlungen  erleidet,  findet  sich 

1)  vor  einfachen  und  zusammengesetzten  for-> 
men  jeder  art:  a)  als  subject:  ni  4irmi  oinbis  iama- 
chüal  dinds^it  acht  aoibis  arachiünn  Wb.  (non  numerat 
qaod  est  post  tergnm  ipsius  de  via,  sed  quod  est  ante  fa- 
ciem  ipsins)  989,  nip  sain  anasberthar  hogiun  et  ombess 
bicridiu  (ne  sit  diversum  quod  ore  dieatur  et  quod  sit  in 
corde)  986,  aitasolcc  lasinbrathir  (quod  est  malum  penes 
fratrem)  603,  aitastechte  (quod  est  decens)  1 046,  anasmaith 
la  c&ch  (quod  est  bonum  secundum  quemvis)  603,  anastor- 
gabthe  Ml.  (quod  commissum  est)  854,  anrofiugrad  Wb.  (quod 
figuratum  est)  348,  anadiadar  1040  ss  anadfiadar  Ml.  1066 
(quod  profertur),  anadchither  Wb.  (quod  cemitur)  991, 
maaberar  (quod  dicitur)  995,  aitasrobrad  (quod  dictum  est) 
371,  ondndesta  (quod  deest)  348,  andobeir  fochricc  (quod 
fert  mercedem)  361,  andnrairngred  (quod  promissum  est) 
470.  481 ,  arrupredchad,  arropredchad  (quod  praedicatum 
est,  nachlässig  geschrieben  statt  arruphredchad?)  348;  — 
b)  als  object  z.  b.  in  angaibes  insalm  Wb.  (quod  conti- 
Det  psaknus)  456,  ocanas  (quod  docet)  1 042,  ac^sme  (quod 
patimur),  apredchimme  (quod  praedicamus),  anroscribus 
(quod  scripsi)  348,  anrolegais  (quod  legisti)  1049,  anroga- 
dammar  (quod  rogavimus)  443,  anasbiur  703,  anasbiursa 
348  (quod  dico),  anasberith441,  anasberid  491,  anasberaifd 
589  (quod  dicitis),  anasberat  (quod  dicunt)  1047,  anasbö- 
rat  (quod  dicent)  443,    andogniamni  (quod  facimus)  680, 

B«itrlf(e  <.  vgt  sprachf.  T.  1.  2 


18  Ebel 

ofidorig^ni  595  =  andurigni  MI.  490  (quod  fe<;it),  ando- 
rogbid  etrulb  Wb.  (qood  commiseritis  inter  vos)  1042,  an- 
durrnrngert  986.  1055,  midorairngert  1058  (quod  promisit), 
ofiarrubartaiar  biutb  Ml.  (quo  fruiti  sunt)  443,  onatdenat 
Wb.  (quod  non  faoiunt)  433;  —  c)  tou  präpositionen 
abh&npgi  arand^ntar  Wb.  (propter  quod  fit)  595,  arofi« 
dlnthid  (propter  quod  figitis)  104t;  aeambi  Cr.  (ex  qua 
est)  350,  asatuiter  Sg.  (ex  quo  caditur)  975;  diandenidsi 
deu  Wb.  (ex  quibus  facitis  deos)  363,  dianepirsom  666, 
dioiieper  8g.  286,  dianaiper  Ml.  1068  (de  quo  dicit),  dia- 
robe  [statt  diarrobe]  briäthar  Sg.  (de  quo  fiiit  8erino)481, 
diaforcamnacair  (unde  fit)  1032,  diatremdirgedar  (qua  per- 
yaditur?)  850;  dianduthraccarsa  Wb.  (cui  opto)  444,  dian- 
aircfaissi  (cui  parcit)  350,  dianaccomaltar  Sg.  (cui  jungi- 
tur)  ib.,  dianacomlatar  (quibus  jungnutur)  1030,  diandtd 
c61r  iufogDam  Wb.  (quibus  servire  justum  est)  598,  dia- 
fbi^nsam  (cui  servivimus)  703,  diatabarr  (quibus  datur) 
466;  eterorrobae  (inter  quam  fnit)  1047;  forfambi  Sg.  (su- 
per quod  est)  970,  for^anairisedar  (super  quem  factus  erit), 
for^aforcongair  (cui  imperat)  350,  for^ataitb,  for^oftobith 
'Wb.  (super  quem  estis)  583  neben  foranidparat  (super 
quod  immolant)  350,  foratuitsom  (super  quem  is  cadit)  609, 
forataibre  gr&d  (in  quem  conferas  gradum)  1051*);  fris- 
sand^ntar  (ad  quod  fit)^  fristoroecar  som  (a  quo  secesnt) 
350,  frisfosennar  (ad  quod  sonatur)  361,  fri^ateioomnacbt 
(ad  quod  communicata  est,  lex)  858,  fri^ombed  Sg.  (contra 
quod  esset)  707,  firisan^rbrath  (ad  quam  dictum  est)  351, 
friMsamaltar  (cui  comparatur)  609,  fri^aitacomiatar  (quibus 
junguntur)  984  neben  frioitdecfaraifged  (a  quo  differret)  1028 
[entweder  Schreibfehler  oder  aus  der  volleren  form  frith' 
(d.  h.  frih,  fri)  as  skr.  prati  zu  erklären] ;  immbambi  (circa 
quod  est)  C.  gl.  himbas  forosnai;  m.  ir.  '«a  tacraid  ocus 
^sa  timsaigbit  (in  which   they    nnite   and  in  whioh  they 


*)  Dieses  foran  halte  ich  aber  nicht  xait  ZenTs  fHar  naehlllatige  ichni> 
bniig,  Bondern  für  eine  nachwirkung  der  älteren  form  for*  ^  skr.  apari; 
vgl.  unteti. 


keltische  Stadien.  19 

meet)  M.  IL  bei  O^D.  132^  afarsechmaillios  ananmaiid  (gl. 
qaonim  praeterii  oomiDa,  d.  h.  in  quibns  praetierii  eoram 
Domina)  Gild.Lor.  gl.  240.  241,  aber  aoch:  in-abhfoilem  B. 
Leinst,  (in  wfaicb  we  are)  O^D.  380,  inategim  Oild.  Lor.  (in 
which  I  go)  gl.  262;  taratoiBsed  Wb.  (per  qaem  juraret)  677; 
trejoiffccatar  (per  quam  salyantur)  1043,  tre^ambi  (per 
quam  est)  611,  mit  Übergang  in  «in:  tre^tndippiat  (per 
quam  vobis  erunt)  nnd  tre^indabia  (per  qaam  iis  erit)  371 ; 
olombieidsi  (quam  estis),  eigentlich:  super  (id)  quod  estis) 
104Ö  nach  dem  comparativ.  Hierher  gehören  denn  auch 
die  oben  erwähnten  conjunctionen  dian  (de  eo  quod)  und 
a ran  (ob  id  nt);  —  d)  die  oben  angefahrte  conjnnction 
an  (com)  gehört  gleichfalls  hierher,  und  ist  wohl  ursprüng- 
lich als  ein  (temporal  gebrauchter)  locativ  zu  fassen,  ana- 
log  dem  demonstrativen  and,  welches  noch  die  drei  be- 
deotongen  „in  eo,  ibi,  tum^  zeigt  Das  entsprechende  re« 
lalivum  kommt  freilich  nar  in  temporaler  anwendung  vor 
(ist  auch  vielleicht  eher  ein  accusativus  temporis),  z.  b. 
anaslui  gri^n  foafuined  Cr.  (cum  exceditr  sol  sub  oc- 
casum  suum)  669,  [was  Zeufs  ganz  falsch  erklärt  hat: 
gfihn  ist  die  im  Cod. Cr.  gebrauchte  nebenform  von  griän, 
Tgl.  griöntaiirisem  (solstitium)  12,  gridnde  (solaris)  764, 
der  acc.  heifst  gröin  Ml.  22  wie  der  dat  Cr.  1073,  da 
das  wort  fem.  ist  wie  dos  deutsche  sonne;  as-lui  ist  der 
^.  zo  as-luat  hiris  Wb.  (quae  egrediuntur  fidem)  1050, 
das  perf.  asruluüs  (effiigi)  Wb.  568],  andechrigeddar  Sg. 
(gl.  distantia),  oformenatar  Ml.  (gl.  invidentes)  447,  ondus- 
tecet  Cr.  (cum  residunt),  andoforsat  (cum  condidit)  670, 
omudacomart  ML  (cnm  eum  caederet)  442,  amtar  [=  am- 
b(a)tar]  forngarti  Sg.  (gl.  Cecropidae  jussi)  473,  afiasro» 
chumlai  Sg.  (gl.  profectnm)  1018,  ombas  cete  Cr.  (cum 
cantatus  erit)  1075,  andonaidbdem  .i.  ocosmiligmmer  Sg. 
(cum  demonstramus  i.  e.  cum  comparamus)  670.  Hierher 
rechne  ich  auch;  ocarthar  (cum  amatur)  und  arrocar  (eum 
amaTit)  Sg.  348.  Auf  eine  eigenthttmliche  lanterscheinung 
in  andonaidbdem,  wie  in  annoitgeiss  Wb.  (cum  pe- 

2* 


20  Ebel 

tit)  1053,  acofifoiremai  (gl.  comparantes)  841,  anara- 
netheni  (gl.  expectantes)  1060,  anaranegi  ML  (gl.  con- 
querens)  839,  afrisnoirc  (gl.  iofensus)  845,  arrocar  Sg. 
(gl.  qui  amavit)  348  kommen  wir  später  zurück. 

2)  In  zusammengesetzten  formen  findet  sieb 
an  zwisohen  präposition  (partikel)  und  verbum  oder  zwi- 
schen zwei  Präpositionen  eingeschoben,  allerdings  sehr 
selten  und  fast  nur  hinter  ar'  (zwei  oder  dreimal  hinter 
imtn^),  aber  in  allen  anwendungen,  die  sonst  die  verkürzte 
form  zuläfst.  Ich  habe  bis  jetzt  folgende  beispiele  gefun- 
den: a)  für  das  subject  vielleicht:  itheside  immafoln- 
get  [=s  imm'-an-fo-langet]  imdibe  6  dualchib  Wb.  (sunt 
haec  quae  efficiunt  circumcisionem  a  malefactis)  1040,  nicht 
ganz  sicher,  weil  man  allenfalls  auch  immafolnget  lesen  und 
das  pron.  3.  pl.  im  dat.  darin  finden  könnte  mit  regelrechter 
auslassung  des  relativs  (quae  iis  efficiunt),  doch  ist  das  we- 
niger wahrscheinlich;  —  b)  f&r  das  ob  je  et:  nip  sain  anas- 
berat  et  immarädat  Wb.  (ne  sit  dtversum  quod  loquantur 
et  quod  cogitent)  1047,  isnaib  dulib  doforsat  [=  do-n^fo- 
rosat]  7  immonaccal  Ml.  (in  rebus  quas  creavit  et  perspicit) 
702,  iarsindindnidin  araneutsa  Wb.  (secundnm  expectatio« 
nem  quam  expecto)  602,  cach  r^t  ararogartsom  nani  araro« 
gartsom  Wb.  (omnem  rem  quam  mandavit,  res  quas  m.) 
442,  isiodalmsan  arafocaiir  anüas*  Wb.  (est  eleemosyna, 
quam  memorat,  de  qua  monet  supra)  619  —  arfocarar 
und  airöcre  in  derselben  stelle  —  von  ar'-fo-6d-gar, 
isachorp  fessln  araföim  cach  sil  Wb.  (est  suum  ipsius  cor- 
pus quod  accipit  quod  vis  semen)  1000;  hierher  oder  zum 
folgenden  araneiget  MI.  (quod  queruntur)  839;  —  c)  in 
indirekter  beziehung,  conjunctional  =  franz.  que:  cesu 
meinciu  aranecar  Sg.  (quamvis  frequentius  inveniatur)  673 ; 
forcane  et  arambere  biuth  Wb.  (gl.  quomodo  oporteat  te 
in  domo  conversari,  d.  h.  te  docere  et  vesci)  1048;  so 
hinter  läse  und  in  tan:  läse  aral^gatar  Sg.  (cum  reci- 
tantur)  984,  intan  aroftecatar  (quando  inveniuntur)  1018, 
intan,  intaln  aramberar  (cum  profertur,  adhibetur)  978, 
intan  ararubartatar  bith  (cum  fmiti  sunt)  443,  intan,  intain 


keltische  Btudien.  21 

araflegthar  Wb.   (cum  recitatur)  465.    Nicht  hierher  rechne 
ich:   inti    arafoim  Mi.  681,    wo  a   vielmehr  3.  sg.   scheint 
auf  cumacte  (potestas)  bezogen  (qui  eam  accipit);     are- 
gel  Ml.   (gl.  qoerentium)  7,   arafoimat  Sg.  41   sind  un- 
klar und  mögen  fehler  enthalten,    wie  auman   araf6im- 
tar  Sg.  (,,noniina  quae  accipiuntur^)   467.     Dagegen  er- 
scheint das  relativ  in  in  verwandelt  in:  höre  armrobe  [s: 
ar-in-n-robe]  buith  inellueh  coTrp  er.  Wb.  (qnia  nohis  su- 
pererat  esse  in  unione  corporis  Christi)  1053  [ohne  prono- 
men:  arrobe  scribent  doiib  (supererat  scribere  ad  eos)  1044J, 
höre  artitchrinat  [=  ar-in-n-chrinat]  Wb.  (qnia  marcescunt?) 
1041,  araail  immtndraiset  Lib.  Ardm.  (ut  id  inter  se  locuti 
sant;  =  imm-in-d-r4idset?)  O'D.437,  amail  assmdbeir  Cam. 
(ut  id,  dicit)  1005.  1006   und   am.  astndbiürsa  Wb.  (ut  id 
dico)  338,  ni61  aimsir  nadmdbed  [=  nad-in-d-bed]  All.  (non 
est  tempus  quo  id  non  sit)  894;    man  vergleiche  die  oben 
angeführten  beispiele,  in  denen  arin  statt  der  conjunction 
aran  erscheint,  und  tresindippiat,  tresindabia*). 

B.  Durchweg  und  ohne  ausnähme  tritt  die  form  in 
ein,  wenn  der  locativ  in  seiner  wahren  ursprünglichen 
gehong  erscheint.  Der  Übergang  in  i  vor  tenues  und  Spi- 
ranten  beweist,    wie  Stokes  I,  336  ganz  richtig  bemerkt, 


*)  Formen    wie  tresindippiat,    assindbeir,    nadindbed    könnten 
avf  die  renanthnng  leiten,    dafs  das  i  hier  duroh  Msimilation  (nmlaat)  her- 
beigeführt wäre,  da  sich  die  form  id  httufig  findet,  namentlich  aach  in  as- 
biijr  eingeschoben,  z.  b.  ciasiVfbinrsa  Sg.  (quamvis  id  dicam),  indi  as/ctrubart 
(ea  quae  id  dixit)   609;    indessen   lassen   die   andern  oben  angeführten  for- 
■leD  arimp,  arimbad,  arinrobe,  arintaibrid,    arinchomalnathar, 
trcsindabia    eine   solche   erklärung   nicht   zu.     Dagegen   ist  zu   beachten, 
dafs  in  sümmtUchen  belspielen  entweder  eine  media  folgt  (in  arimp  nur  im 
asilaat  rerhlrtet),     oder  das  n   die  gemination   nn   vertritt  (n  l.plur.  oder 
3.1g.);  wir  haben  also  hier  denselben  lautwandel  vor  uns,  den  wir  auch  im 
•rtikel  ind,    inn,  in  Lsg.  praes.  secund.  carinn  (vergl.  111,278),    in  ind 
(ende,  spitxe,  scheitßl)  s=  skr.  anta,  imb  (butymro)  s=s  skr.  anji,  in  gor 
(ancora),  auch  wohl  in  inderb,  indenmi,    indirge  neben  anecne,    an- 
fisi  0.  8.  w.  (Z.  S29  sq.)  wahrnehmen,    i  statt  a  vor  nasal  mit  media  oder 
gtufaiiertem  djumiI*      Dieser  conaonantenfolge,  nicht  dem  umlaut,  schreibe  ich 
•och  den  vocal  von  imme  (um)  &=  gall.  ambi,  kymr.  am  und  ind-  (ent-) 
=  gall.  an  de    za>     ^^  ^   ^^^  tenuis   mit   ausgefallenem  nasal  steht  damit 
in  einer  gewissen  ttbereinstimmung,  da  es  ebensowohl  für  an  als  ftlr  in  ein- 
tritt,   vgl,  c^t  (centnm)  ==  kymr.  cant  und   c^t  (primus)  =  kymr.  kynt 
I    (prior,  anteaj,  ao   dtSs  auch  hier  an  zuerst  in  in  übergegangen  scheint. 


22  £b«l 

dab  Zeula  sich  im  irrthum  befand,  wenn  er  hierin  das  re- 
lativam  n.  mit  der  praeposition  i  n  verbunden  sehen  wollte, 
denn  eine  solche  Verbindung  könnte  nur  eine  form  '^ist&u 
oder  *intÄu,  *indau  (i(n)  +  8(n)  oder  in  +  n)  ergeben,  nie- 
mals it&u  oder  ittöo  (in  quo  sum),  wie  wir  bei  Z.  476 
sq.  wirklich  lesen;  vorhin  ist  aber  auch  gezeigt,  dafs  im 
mittelirischen  das  relativum  hinter  in  in  vollerer  geatalt 
auftritt,  also  mit  der  praeposition  isan  (^san,  asan)  oder 
in  an  bildet,  wof&r  ich  aus  altirischen  quellen  kein  beispiel 
gefunden  habe.  Die  möglichkeit  ist  allerdings  nicht  abzu- 
leugnen, dais  das  relativum  hinter  der  praeposition  im  alt- 
irischen  ganz  ausgefallen  wäre,  folglich  it&u  Wb.  mit  for- 
men wie  italam  (in  terra)  u.  a.  ö80sq.  auf  einer  linie 
st&nde;  um  so  mehr,  als  auch  der  artikel  sich  hinter  in 
wenigstens  in  einem  beispiele  ishibithsa  Wb.  (in  hunc 
mundum)  1051  ganz  abgestumpft  hat  (ishi  iarfaigid  ML 
581  ist  zweifelhaft,  denn  is  kann  verb.  subst.,  hi  prono- 
men  sein:  haec  est  inquisitio);  jedoch  wäre  dann  wohl  eher 
die  vollere  form  ind*  wie  vor  pronominalsuffixen  oder  ver- 
bia  2SU  erwarten,  auch  widersprechen  dieser  annähme  die 
angeführten  mittelirischen  formen;  es  scheint  also  etwae 
natürlicher,  bei  der  Voraussetzung  eines  wirklichen  locativs 
stehen  zu  bleiben,  obwohl  die  form  nicht  leicht  zu  erklä- 
ren ist.  Merkwürdig  ist  hibi  cosmailiu^  Sg.  (in  quibus 
est  similitas)  581  mit  völligem  ausfalle  des  n  statt  himbL 
Mit  dem  erlöschen  des  locativs  trat  dann  im  mittelirischen 
der  ausdruck  durch  die  präposition  ein. 

C.  Die  verkürzte  form  n,  die  sich  vor  einer  te- 
nuis  oder  spirans  nur  noch  durch  die  abwesenheit  der  aa- 
piration  kund  gibt,  vor  liquidis  bisweilen  durch  Unterlas- 
sung der  gemination  ebenfalls  verschwunden  ist,  tritt  ebenso 
wie  die  volle  bald  zu  anfang,  bald  in  der  mitte  auf,  und 
zwar  in  allen  drei  beziehungen,  als.  subject,  directes  object 
und  in  indirecter  beziehung,  sowohl  hinter  präpositionen 
als  conjunctional;  nur  ist  allerdings  zu  bemerken,  dafs  das 
sogenannte  pron.  infixum  und  die  indirecte  beziehung  häu- 
figer vorkommen.     Wenn  die  volle  form  nur  in  der  mitte 


keltische  Studien.  28 

der  irarwecbsluDg  mit  dem.  pronomen  der  3.  ag.  an  ausge» 
setzt,  zu  anfang  höchetene  hie  und  da  in  ihrer  grammati* 
sehen  Beziehung  unklar  war,  so  unterliegt  dagegen  diese 
verkürzte  nicht  nur  der  mifsdeutung  durch  yerwechslung 
mit  den  fiürwörtem  n  (eum),  n  (nos)  und  vor  labialen  mit 
m  (me),  sondern  sie  ist  auch  vielfach  ganz  Qbersehen  wer* 
den,  wenn  den  lautgesetzen  zufolge  das  n  ausfallen  muiate 
oder  aus  nachlässigkeit  die  gemination  der  liquida  unter* 
blieb.  Dal's  man  das  pronomen  in  dieser  form  oft  so  v5l«- 
iig  verkannt  hat,  beruht  neben  mangelhaher  analyae  gröft* 
tentheils  auf  einer  vorgefafsten  meinung,  als  ob  das  rela- 
tivum  in  allen  Stellungen  und  Wendungen  ohne  weiteres 
fehlen  kdnne,  wovon  unten  mehr.  Es  zeigt  sich  auch  hier 
wieder,  dals  wir  ohne  genaue  kenntnifs  der  syntaz  in  kei- 
ner spräche  sichere  und  richtige  resultate  erzielen  können, 
vielmehr  bei  jedem,  schritte  in  gefahr  sind ,  auf  die  wun- 
derlichsten abwege  zu  gerathen.  Die  verkürzte  form  fin- 
det sich  nun  in  dreierlei  Stellungen  gebraucht: 

1)  am  h&ufigsten  eingeschoben  zwischen  präposi- 
tion,  Yerbal-  oder  negativpartikel  und  verbum  oder  per- 
sönliches fbrwort,  oder  zwischen  zwei  pr&positionen  eines 
decompoeitum:  a)  als  subject  seltener:  inde  consechat 
Dulcu  Wb.  (ii  qui  corripiunt  malos)  457  [in  einer  Stellung, 
wo  das  relativ  zu  fehlen  pflegt,  das  n  ist  aber  — •  dem  re- 
gelrecbten  cosecha  (corripit)  998,  coscitir  (corripiun* 
tor)  618,  coisctir  1059  gegenüber  —  nur  entweder  durch 
das  relativum  oder  durch  einen  pleonasmus  (qui  eos  coiji- 
piont  malos)  zu  erklären,  jedenfalls  ss  nnj,  aforcital  fom- 
dobcanar  Wb.  (doctrina  quae  vobis  praeoipitur)  234  sq.; 
die  abwesenheit  der  aspiration  zeugt  für  das  ausgefallene 
n  in  arlaa  Sg.  (gl.  mei  super,  d.  h.  quod  superest)  477, 
cenachomalnithe  ropredchad  'Wb.  (quia  id  implebatis  quod 
praedicatum  est)  889,  nad/bdlaiter  Sg.  (gl.  individuis,  d.  h. 
qoae  non  dividuntur)  1029,  con6enguth  uo/ilte  (ut  una  vox 
[esset]  quae  flecteretur)  972,  rofoltanaigestar  (gl.  placitum, 
d.h.  quod  placuit)  1018;  —  b)  als  object  viel  häufiger, 
mehrfach   auch  bei  emphatischer  hervorhebung:   atathestis 


24  Ebei 

dofiuocussa  Wb.  (sunt  testes  quos  protuli)  1054,  ethemla* 
i^as  donadbat  hio  Sg.  (etymologia  quam  demonstrat  hie) 
1027,  inna  tri  domber  som  (triam  quae  profert)  310,  ced 
molad  ced  tath4ifr  domberaidsi  domsa  Wb.  (sive  laus  sive 
reprehensio  est  quam  vos  mihi  fertis)  673,  ithä  ronlco  (sunt 
hi  quos  salvavit)  1046,  nisi  dongniat  (non  ea  est  quam  fa- 
üiunt)  1056,  cech  iroigde  dongneid  (omnis  precatio  quam 
facitis)  349,  bid  mö  dongenaesiu  (erit  majus  quod  facies) 
1063,  cinnisin  [ce-in-ni-siuj  frisnaiccaislu  Pr.  (quae  est  haec 
res  quam  expectas?)  350,  ith^  guimi  epscuip  asuibeir  sis 
Wb.  (sunt  haec  opera  episcopi  quae  dicit  hie)  1047,  bith^ 
magistir  dongegat  (erunt  hi  magistri  quos  eligent  St.  III,  48) 
1057,  ni  ogthindnacul  asmbeir  som  (non  est  integra  attri- 
butio  quam  dicit)  596,  issiide  [cf.  issiede,  isiede  Wb.  355] 
asmberse  archinn  Cr.  (est  hoc  quod  dicit  antea)  1074;  mit 
assimilation  z.  b.  ithä  dorraidcbiuir  Wb.  (sunt  hi  quos  re- 
demit)  493,  ni  legend  ro/Iegusa  (non  fuit  lectio  quam  legi) 
603,  cid  indfochith  fo//ongam  (quaecunque  est  tribulatio 
quam  patimur)  992 ;  ausgefallen,  aber  durch  die  dura  mar- 
kiert: isnaib  dülaib  do/brsat  7  immanaccai  Ml.  (s.  oben 
A.  2),  nant  hoc  rocrochsat  (quod  non  est  is  quem  cruci- 
fixerunt)  704,  issi  rün  indforcillsin  nopredchimse  Wb«  (hoc 
est  mysterium  hujus  doctrinae  quam  praedico)  1046,  no* 
predchimse  (gl.  sanis  sermonibus,  d.  h.  quos  praedico) 
1051,  cenchomalnad  indi  nopredchim  (sine  impletione  ejus 
quod  praedico)  352,  bithe  na  precepta  c^tni  nopredchoh 
doib  (erunt  haec  prima  praecepta  quae  praedicabo  iis) 
349,  mathä  na  briäthrasa  forcane  (si  haec  sunt  ea  yerba 
quae  docebis)  1048*),  fochith  nad/bchomolsam  (tribula- 
tionem  quam  non  toleraverimus)  992,  ani  nad  comnactar 
(id  quod  non  comprehendunt)  702;  —  c)  am  allerhäu- 
iigsten  in    indirecter  beziehung,  conjunctional  (dafs 


*)  Ohne  relativum  forchun,  forchanim,  forchain,  forchanat, 
forchana  Wb.  448.  440.  441.  1048.  1050.  1056.  1059,  selten  forc;  vgl. 
forchon grimm  und  die  anm.  zu  foran. 


keltische  itad^en.  25 

=:  franz.  que}^  theils  ohne  weiteres,  dem  lat.  quod  oder 
dem  acc.  c.  in  f.  entsprechend,  auch  geradezu  statt  des 
infioitivs,  oder  bei  emphatischer  hervorhebung,  theils 
in  Terbindung  mit  den  nominalen  oder  praepositionalen  aus- 
drücken meit,  d^g,  öre,  fubith,  amail,  intain, 
crath,  cein  und  ol,  isindi,  airindi,  lasse,  die  erst 
durch  das  hinzugeftlgte  relativum  zu  conjunctionen  wer- 
den (wie  franz.  afinque,  parceque).     Beispiele: 

a)  noifibith  Sg.  (gl.  esse  dicebant)  482,  doarrchet  di- 
chdb  noflibiad  adrad  de  lagenti  Wb.  (dudum  praedictum 
eat  fore  adorationem  dei  apud  gentes)  602,  mÄdodrume- 
natar  alaaili  nombetis  in  oen  rainn  Sg.  (si  id  putaverunt 
quidam,  ea  esse  in  una  parte)  1026,  isderb  linn  dam  non- 
dasoirfea  diä  7  dombera  fortachtain  doib  airchiünn  Ml.  (per- 
suasom  nobis  est,  etiam  eos  salvaturum  deum  et  auxilium 
iis  latunim  aliquando)  339,  islerithir  inso  nonguidimse  diä 
nenitsa  Wb.  (est  magis  sollicitnm  hoc,  quod  precor  deum 
pro  te)  1044,  nongabthe  desemrecht  dünn  (quod  sumebatis 
exemplum  de  nobis)  452,  rofessursa  indas  nombiedsi  (scio 
statum  quo  estis,  scio  quales  sitis)  363,  combed  huad  nu^- 
gabad  alocc  Lib.  Ardm.  =  nungabad  Stokes  Ir.  gl.  105 
(ut  ab  eo  (esset  quod)  acciperet  locum);  asrubartatar  rombo 
descipulsom  aps.  Wb.  (dixerunt  illum  fuisse  discipulum 
apostolorum)  618,  doraimgred  dam  rombad  oirdnide 
acUand  (promissum  quoque  est  ordinatam  esse,  fore  ejus 
prolem)  473,  nibo  decming  rombed  imthauad  hisuidib  (uon 
fiiit  fortuitum  quod  esset  alternatio  in  his)  889,  laithe  ron- 
genair  som  Sg.  (dies  quo  natus  est)  469,  rotignith  Ml.  (gl. 
actum,  d.  h.  actum  esse)  1065,  epert  frissom  rondbiad  fällte 
libsi  Wb.  (dicere  ei,  fore  ei  gaudium  apud  vos)  484,  am. 
noioect  rombebe  (ut  semel  [est]  quod  mortuus  est)  496, 
acht  rofldasaibset  som  Ml.  (nisi  quod  ea  falsarunt  illi)  339; 
donaurchain,  dinaürchein  Cr.  (gl.  portendere)  8,  donicfad 
cacann  Wb.  (gl.  speravimus,  sc.  eum  venturum  ad  nos) 
587,  corrop  ferr  assa  ferr  donimdigid  deseirc  (ut  melius 
meliusque  (sit  quod)  augeatis  amorem)286;  fombia  ML  (gl. 
ntiare,   d.  h.  subesse)  1069;    frisnorc    (gl.  inficere)  ib., 


26  Ebel 

firismberat  (gl.  obesse)  1067;  imfiimgaba  (gl.  devitare)  1069; 
bad  nertad  düib  inso  asneirsid  Wb.  (sit  firmatio  Tobis  haec 
quod  resurgetis)  454,  combi  oinchorp  pectho  asmberar  (ut 
unam  corpus  peccati  dicatur)  587;     aeber  iafeotso  aamag 
et  nancolmdiu  (dicit  nunc  e^se  servum  et  non  esse  domi- 
oum)  702  —  wo  das  verb.  subst.   wie  nach  ni  fehlt  — , 
bied  aimser  namba  lobur  (erit  tempus  quo  non  sit  infirmus) 
482,   asbert  Fiacc  fris  in  aingel  nandrigad  Lib.  Ardmacb. 
(dixit  F.  ad  angelum,  id  se  non  aggressurum)  O'D.  439, 
coasagnoither   nand    sech.  Sg.    (nt   intellegatur   non   esse 
praeteritum)  704,  isbec  nand  sinunn  and^e  nislu  (pauUum 
est  quod  non  est,    paullum   abest  ut   sint  idem  haec  duo) 
ib.,  isfollus  asin  tra  nand  ainm  7  nand  cumacbte  legas  do 
lechdagaib  (apparet  ex   hoc  ergo  non  esse  nomen  neque 
esse  potestateni  quae  liquescat  liquidis)  1014,  isfollus  nan- 
dat  foirbthi  uili  Wb.  (apparet  non  esse  firmos  omnes)  477, 
ni  nadinbed    arse    dichorp   (non  quod  non  esset   ideo  de 
corpore)  991,   isfoluss  dün  tra  asriagoldu  leosom  nadmbiet 
cid  intäuperlati  Sg.  (apparet  nobis  ergo  magis  reguläre  esse 
apud  eos,  quod  ne  superlaüvi  quidem  fiant)  973»  nadndene 
olc  Ml.  (quod  non  facis  malum)  609,  nadndixnigedar  nech 
(neminem  esse)  781.     Man  kann  aus  diesen  beispielen  er- 
sehen, dais  das  relative  n  ziemlich  hinter  jeder  partikel  er- 
scheint,   namentlich  auch   hinter  no   und  den  negationen 
na  und  nad,  wo  es  Zeufs  völlig  verkannt  zu  haben  scheint. 
Assimilation  findet  sich  z.  b.  in  (oUo  Ml.  (gl.  perferre) 
992,    dorrigeni  mör  nuHc  frimsa  Wb.  (quod  fecit  multum 
mali  ad  versus  me)  1058,    nochis  ösuidiu  dorratad  (tarnen 
ex  hoc  (est  quod)  data  est)  667,    dorratad  teist  de  (quod 
datum  est  testimonium  de  eo)  1046;    ausgefallen,   aber 
durch  nichtaspiration  verratben  ist  das  n  in.isdoimmarchor 
chore  dofiagat  Wb.  (ad  pacem  uegotiandam  (est  quod)  ve- 
niunt)  679,    am.  btd  fiadib  nocrochthe  (acsi  ooram  vobis 
(esset  quod)  cruoifigeretur)  471,  combad  arthoil  doine  no- 
predchinn  (ut  secundum  voluntatem   hominum  (esset  quod) 
praedicarem)  417,    fooertam   fial  diinn  (gl.  revelata  facie, 
d.  h   quod  ponimus  velamentum  de  nobis)  596,  foroane  et 


keltische  atudien.  27 

• 

arambere   biüth  (vgl.  A.  2),  aroanar  Cr.  (gl.  caoatur)  1075, 
ioooisgedar  Sg.  (gl.  inielligi  possuot,  L  incoiegefar)  1029) 
isdo  remi^uidigddis  (ad  hoc  (est  quod)  anteponebant)  1027, 
cid  na/at  sl^ui  indhuli  Wb.  (quid  quod,  cur  non  sunt  salvi 
omoed)  1046,    doadbadar  bic  nad  roscribad  dosnidib  (de- 
moDstratar    bic   eum    non   acripsisso    (oder   scriptum  non 
fuisse?)  ad  Los)  1044,  bieid  aimser  nad  creitfider  (erit  tem- 
pu8  quo  non  credetur)  1048,  ba  uephimmaircide  nad  ^ecb- 
tad  som  dliged   coimdemnachtae   ML   (inconveniens  esset 
qaod  DOD  haberet  ipse  jus  dominationis)  702;    unkenntlich 
geworden  ist  das  relativ  in:   isderb    Iinn  nonsöirfea  Wb. 
(persaasum  nobis  est  eum  nos  salvaturum)  337,  wo  n  ss 
m  (reL  und  1.  pl.)  ist;  in  no6cara  huili  (quod  vos  amat 
onuies)  1044   mag  der  ausfall  gesetzmäfsig  sein,    da  das 
proncxmen  b  (vos)  vielmehr  6A  =  t>  ist,  also  mit  f  auf  ei- 
ner ünie  stehen  wird;    ein  Schreibfehler  mufs  vorliegen  in 
ciasberat    doaidbdetar  fisi  doib  Wb,  (quamvis  di- 
caot  moDstrari  visiones  silH)  1041    statt  donaidbdetar, 
wie  das  folgende  et  doHagat  [d.h.  do-n-tiägat]  angil 
an  doch  um  (et  venire  angelos  post  se)  zeigt. 

ß)  Nach  Substantiven  und  adjectiven  („conjunc- 
tiones  nominales^  Z.):  meit  donindnagar  fornni  fochith 
issi  meit  iQsin  donindnagar  indithnad  Wb.  (magnitudo 
qua  nobis  tribuitnr  tribulatio,  est  eadem  magnitudo  qua 
tribuitur  solatium,  d.  h.  quantum  n.  tr.  tribulationis,  tan- 
tom  tr.  solatii)  991  sq.,  noch  ism^it  foniüai6lich[ther] 
8Ön  Sg.  (sed  quantum  superextenditur  hoc)  1013,  nabad 
hed  am^it  nadmbä  rl.  Wb.  (non  solum  ne  sit)  675,  mit 
ansiall  vor  tennis:  ins!  ameit  friscomartatar  (num  tantum 
offenderunt?)  673;  d^g  rombu  ^cndaurc  do  Sg.  (quia  fuit 
sbsens  ipse)  675;  dath  donic  irt  (quia  venit  mors  —  eine 
andere  glosse  sagt:  dath  .i.  uaire)  Ir.  gl.  v.  anairt;  fu- 
bith  dongniat  cercol  Cr.  (quia  faciunt  circulum)  594;  bore 
xxMidobmolorsa  Wb.  (quia  ego  vos  laude)  336,  oire  nuit- 
dem  Cam.  (quia  sumus)  1006,  bore  rombo  Wb.  (quia  fuit) 
1054,  bore  romtar  (quia  fuerunt)  481,  huäre  rombi  Sg. 
(quia  fit)  1031,  höre  roifibebe  er.  Wb.  (quia  Chr.  mortuus 


28  Gbe) 

• 

est)  496,  huare  rongoith  MI.  (quia  factum  est)  996,  öre 
doit^comnacht  spm.  scm.  Wb.  (quia  communicavit  spiritnm 
sanctum)  676,  bore  doninfet  anaccobor  donduini  (quia  in- 
spirat  voIuDtatem  homini)  855,  bore  doninfedam  etargne 
er.  dochäch  (quia  inspiramus  cognitionem  Christi  cuivis) 
441,  bore  dongniitbsi  arnintsamiini  (quia  vos  facitis  imita- 
tionem  nostri)  367,  bore  dunnanic  fius  scel  u&ib  (quia  no- 
bis  venit  scientia  nuntiorum  de  vobis)  821,  huare  nändnn- 
tanaic  acarachtar  Sg.  (quia  ad  nos  non  pervenit  character) 
1024,  huare  nadmbiat  oa  compariti  (quia  non  finnt  com- 
parativi)  973;  mit  assimilation :  bore  dorrigeni  er.  anuiieso 
Wb.  (quia  Chr.  fecit  hoc  omne)  578;  ausgefallen  in  folge 
unterlassener  gemination:  bore  ronsoir  (quia  uos  salavit) 
337,  huare  conecat  andäde  Sg.  (quia  possunt  utrumque) 
319,  bore  ronortigestar  diä  (quia  deus  eam,  potestatem, 
ordinavit)  665,  höre  romiscsigestar  alalle  Wb.  (quia  odio 
babuit  alterum)  448,  bore  narbo  lour  ünn  (quia  non  fuit 
sufficiens  nobis)  481,  bore  n4rbubae  laiudeu  creitem  (quia 
non  fuit  apud  Judaeos  fides)  602,  bore  nä^rairigsiur  (quia 
id  non  perfeci)  995,  huare  nadrobe  ni  MI.  (quia  non  fuit 
quidquam)  1071,  bore  nadrobe  tit  armocbiünn  Wb.  (quia 
Titus  non  fuit  coram  me)  821,  h6re  nadmair  peccad  (quia 
non  vivit  peceatum)  703,  hüaire  nadriarfact,  huäire  n&d- 
riarfactatar  (quia  non  quaesivit,  quaesiverunt)  ib.;  ausge- 
fallen vor  tenuis  oder  spirans,  die  als  dura  auftritt:  bore 
nocomalnid  timne  er.  Wb.  (quia  impletis  mandatum  Chri- 
sti), bore  nocomalnid  et  nopredchid  sosfcele]  (quia  impletis 
et  praedicatis  evangelium)  348,  bore  nopredchimse  (quia 
ego  praedico)  592,  bore  nocretim  (quia  credo)  676,  b6re 
no^möidet  (quia  se  laudant)  609,  büare  rocreitset  (quia 
crediderunt)  676,  bore  ro^itis  (quia  scitis)  489,  huare  do- 
^oTrndet  gnim  et  passionem  Sg.  (quia  significant  actionem 
et  p.)  1025,  höre  a(reba  [=  ad-n-treba]  er.  indib  Wb.  (quia 
Chr.  habitat  in  iis)  582,  höre  atta  innarleid  (quia  est  in 
nostro  latere),  höre  a(aad  icath  (quia  estis  in  pugna),  bore 
aiaaitbsi  immelei  quia  vos  estis  una)  477,  huare  a<a  tt. 
persin  immechomarcatar  Sg.  (quia  tertiae  personae  inter- 


keltische  Studien.  29 

rogantur)  .'il7,  hiiäre  nadcomsuidigther  (quia  non  compo- 
DJtur)  373,  buäre  n4dlechtat  tinf.  (quia  non  babent  aspira- 
tioDem)  1022,  haare  näd/ail  praeno.  (quia  non  est  praeno- 
men)  1028,  huäre  nädtuiter  (quia  non  caditur)  974,  buäre 
oad/brcmat  inninni  (quia  non  servant  scnsum)  703,  büare 
Dad<ucQ8  acht  ani  rupu  thascide  Pr.  (quia  non  protuli  nisi 
id  quod  fait  necessarium)  1033,  bore  nadcomeicnigtber 
Decb  Wb.  (quia  non  cogitur  quisquam)  1046,  bore  nad- 
comaloat  q.  praedicant  (quia  non  implent  q.  pr.)  1 059,  bore 
lUid^aircbechnatar  (quia  non  sunt  yaticinati)  496;  —  in« 
chruth  donelltar  müs  Sg.  (quomodo  declinatur  mus)  677, 
iüchmth  nand  rann  insce  (quomodo  non  est  pars  orationis) 
704,  crutb  nandat  choms[urdigtbiJ  (ut  non  sunt  composita) 
ib.^  «echichruth  dondron  [=»  do-n-d-ron]  Wb.  (quomodo- 
cunque  id  fecit)  682;  —  intain  nombiu  Wb.  (cum  sum) 
479,  intain  nombeid  arsüTl  (cum  estis  ante  ooulum)  1043, 
iotain  roflibd  (cum  fui)  480,  intain  romboT  (cum  iuit)  607. 
677. 1049.  1050  s=  intain  rombo  1058,  intain  roiticub  föin 
(cum  Teniam  ipse)  677,  intain  ronicfea  (cum  veniet)  495, 
intain  ronanisaiu  (cum  remansisti)  105ii,  intain  dombera 
digaÜ  (cum  feret  vindictam)  584,  intain  dondiccfa  (cum 
iii  Teniet)  495,  intain  domberam  armenmuifn  intiu  Ml.  (cum 
applicamus  meutern  nostram  in  eos)  582,  intan  foradalm 
Sg.  (cum  patitur)  981,  intan  asmbiürsa  (cum  dico)  884, 
intan  asmbirso,  intain  asmbirsiu  (cum  dicis)  440,  intan 
asmbersom  Ml.  (cum  dicit)  465,  intain  asmberar  Wb.  (cum 
dicitur)  466,  intan  asmberar  Sg.  466  [aber  in  derselben 
stelle  1029:  asberarl],  intan  nädmbi  conson  (cum  non  est 
consona)  968,  intan  nadnacastar*)  et  näd/brchluinter  Wb. 
(cum  non  videtur  neque  auditur)  884;  mit  assimilation: 
iotain  dorratad  gr4d  fort  Wb.  (cum  gradus  tibi  datus  est) 
1049;    mit  ausfall:  intain  ronmoitsem  (cum   nos  laudavi- 


*)  S2  nad-n-accastar  von  der  wnrzel  cas,  deren  b  zwischen  vo- 
licD  Mhirind«t,  aber  vor  consonAnten  wieder  hervortritt  in  adchess  Wb. 
^▼iAim  tat)  491,  imcasti  Ml.  (circamspidendns)  474,  dfln  anbst.  imm- 
cauia,  remcaiasin,  frescfliup  deren  s,  ss  s=  st  ist;  in  nädfor- 
cblntoter  ict  f  s=  nf. 


36  Ebel 

mus)  43  D,  intafn  ropo  (cum  fuit)  603,  intan  incosaig  pri- 
mam  Sg.  (cum  significat  pr.)  970  [ohne  rdativ  incho-' 
saig],  intan  nadfeohtat  (cum  non  habent)  1014,  intan  nM- 
rairigsiur  peccad  Wb.  (cum  non  feci  peccatum)  995,  in- 
tarn  n&dtomnibther  (cum  non  expectabitur)  884;  —  amal 
donuic  testimni  Wb.  (ut  protulit  testimonia)  676,  am.  don^ 
gniat  beritic  (ut  faciunt  haeretici)  1055,  am.  dongnitis  sen- 
greife  Sg.  (ut  faciebant  veteres  Graeci)  1025,  am.  dondri- 
geni  er.  Wb.  (ut  id  fecit  Chr.)  338,  am.  dondrig^nsat  dmid 
(ut  id  fecemnt  druidae)  611,  am.  donducet  (ut  id  iotelle* 
gunt)  438,  am.  donarchet  (ut  praedictum  est)  1052  »s  am. 
doitairchet  580,  am.  fongni  (ut  servit)  590,  am.  fongniter 
idil  (ut  servitur  idolis)  1041 ,  am.  fo»drodil  (dicut  id  di Vi- 
sit) 230,  am.  foriribeir  (ut  crescit)  1 038,  am.  asnindedar  (ot 
pronuntiatur)  998,  am.  nondubcaifrimse  (ut  ego  yos  amo) 
995,  am.  nondad  (ut  estis)  1042,  am.  nombemmis  ^rchoilti 
(ut  eramus  destinati)  483 9  ad^*  romböi  (ut  fuit)  357.  367. 
599  =s  am.  rumböi  610  =  am.  rombo  1039,  am.  rotiga- 
bussa  (ut  sum)  434,  am.  rongab  (ut  est)  1040  Sg.  895. 
975,  am.  rongabsat  Sg.  (ut  sunt)  974,  mit  eingeschobenem 
pron.  d:  am.  roitdgab  973,  am.  rondgabsat  979,  am.  rond- 
promsom  Wb,  (ut  id  probavit  ipse)  338,  am.  rondobear- 
samnt  (ut  nos  vos  amavimus)  336,  am.  rundalegsamni  Ml* 
(ut  nos  eos  legimus)  339,  am.  n4ngabimmse  Wb.  (ut  non 
aecipio  ego)  432,  am.  nädndöni  Sg.  (ut  non  facit)  ib«;  we- 
niger kenntlich  ist  das  pronomen  vor  tenuis  und  spirane: 
am.  roj^redchad  Wb.  (ut  praedicatum  est)  1046,  am.  ro/iii- 
grad  (ut  figuratum  est)  580,  am.  a^aat  Sg.  (ut  sunt)  1030, 
amaifl  ata  Wb.  (ut  est)  676,  am.  adcethe  (acsi  videretis) 
452,  am.  do<6it  side  (ut  venit  ille)  884,  am.  foreirt  necb 
asetaoh  de  (ut  quis  ponit  vestem  suam  de  se)  997,  am. 
farcuimsitis  Sg.  (gl.  ut  facta  esse  potnerint)  62,  oder  mit 
unterlassener  gemination  der  liquida:  am.  nonnertarni  Wb. 
(ut  confortamur),  am.  nonaeicdichtherni  (gl.  sicut  blasphe- 
mamur)  475,  am.  nofipredchimse  (ut  id  praedico)  1054, 
am.  roilsöir  fesin  (ut  semet  ipsnm  salTavit)  436,  am.  roit- 
predchlssemni  (ut  nos  id  praedicayimus)  435,   amal  forui^ 


keltische  ttadien.  31 

gensid  (at  serTivistis)  676,  am.  n&drobe  mesrugud  (tit  non 
fbit  moderatio)  703 ;  —  cein  rongabus  icarcair  Wb.  (quam- 
diu  sam  in  carcere)  617,  c^in  romboi  in  carne  (quamdiu 
foit  i.  c.)  675,  c^ln  aamberr  (dum  dicitur)  ib. ,  unkenntlich 
▼or  der  spirans :  ceine  notoifesiu,  ceine  no^oisiu  buaim  MI. 
jdooec  YerteSj  vertis  a  me)  ib. 

Ebenso  nach  den  praepositionalen  ausdrQcken  mit 
Qod  ohne  demonatrativnm :   lasse  nondobsommigetar  Wb. 
(tun  com   locupletant   vos)  419,     lasse  donindin  inmacc 
(tarn  com  tradit  filius)  352,  lasse  adnelliub  (cum  devertar) 
436,  lasse  forcongnr  (cum  doceo,  c  =  nc)  440,  läse  asm« 
biür  Sg.  (cnm  dico)  1031,  läse  oonrotbinoll  (cum  coUegit, 
n  =  nn)  683,   läse  doluit  indainmnid  (cum  cadit  nomina- 
tiTitt,  t  ses  nt)  975;  isindi  rondainmnigestar  ML  (gl.  cu- 
jus memof,     d.  h.  in  eo  quod   eum   nominavit)  448;     ni 
airindi  nmg^enadsooi  isindlucsin  Sg.  (non  quod  natus  es- 
set illo  loco)   679,    ni  arindi  nombetis  (non  quod  essent) 
484,  ni  arindi  asndarobartis  Ml.  (non  quod  ea  proferebaut) 
996,  mehr  oder  weniger  unkenntlich  in:  arindi  contetarrat 
[coiHn-do-etar-ratJ  som  Sg.  (quia  comprehendit)  1030,    ai- 
rindi asrenat  ...  .i.  do/üasaOoet  (quia  reddunt  ...  i.  e.  re- 
solTunt)  1025,  a(i)rindi  afreba  (quia  habitat,  possidet)  258. 
284.359.  679.  840.  887,    a(i)rindi  alrebat  (quia  possident) 
359.6799  Arindi  nadcumung  (quia  non  potest)  441,  ni  arindi 
dam  nad  tntdigthe  som  (non  etiam  quod  non  poneretur) 
1025;    ol  dofiecmaing  Sg.  (quia  accidit)  681,    mit  ausfall 
vor  tenois:    ol   afa  lee  dam  aningnadso  (quod  est  in  ea 
etiam  hie  nsns)  ib.  —  Die  angeführten  beispiele,   die  sich 
leieht  Termehren  liefsen,   werden  wiedemm  zum   beweise 
geoflgen,   dafs  das  relativum  weder  durch  no  (die  angeb- 
Kche  particnla  relativa)  noch  durch  n4,  nkd  ersetzt  wer- 
den kann,  rielmehr  in  den  meisten  Allen,  wo  es  zu  fehlen 
Bcbant,  nur  scheinbar  fehlt,  entweder  in  folge  eines  be- 
itimmten  lautgesetzes  (wie  das  unterbleiben  der  aspiration 
zeigt)  oder  durch  Unterlassung  der  gemination  vor  liquidis 
Qokeontiich  geworden  ist;    in  andern  wie  huare  n4dde- 
ligedar  Sg.  (qvdi^  non  distingnitnr)  1028,    läse  coc^it- 


32  Ebel 

bani  Wb.  (cum  coDsentis)  683  ist  wohl  nachlässige  schrei* 
buDg  der  grund;  in  tan  asberar  (s.  oben)  scheint  blosser 
druckfehler. 

Zeafs  hat  zwar  richtig  bemerkt,  dals  die  sogenannten 
nominalen  und  präpositionalen  conjunctionen  ein  relativ  ver- 
langen,  sich  aber  leider  durch  seine  vorgefafste  meinung 
Ober  no  (wie  es  scheint,  auch  über  n4,  näd)  in  dercon- 
sequenten  durchführung  seiner  beobachtung  stören  lassen. 
Ganz  entgangen  ist  ihm  aber,  dals  auch  hinter  cono  und 
act  das  relativum  eintritt;  oder  wie  will  man  sonst  die 
dura  nicht  blofs  in  conopredchinn  (ut  praedicarem), 
wop  eine  nicht  seltene  nachlässigkeit  statt  ph  sein  könnte, 
sondern  auch  in  conocomalnithe,  conocomalnide  (ut 
impleretur)  Wb.  418,  conucoined  Ml.  (gl.  ut  deploraret) 
451,  in  act  rocloor  (modo  audierim)^  act  rocomalni- 
ther  (modo  impletum  fuerit),  act  rocretem  (modo  cre- 
diderimus),  act  ropo  (modo  fuerit)  Wb.  668sq.,  act  ro- 
cretea  (modo  crediderit)  1042,  die  gemination  in  act 
dorronai  cori  frissom  (modo  feceris  pacem  cum  eo) 
1063,  anders  erklären  als  durch  den  phonetischen  einflnfs 
des  relativen  n?  Auch  begreift  sich  in  beiden  Verbindun- 
gen das  relativ  sehr  gut:  ersteres,  die  partikel  co  mit 
nachfolgendem  hinter  no  infigierten  relativum,  entspricht 
dem  con  =  co  +  n  (bis  dafs),  welches  ebenso  in  die  be- 
deutung  „ut"^  übergeht;  in  letzterem  vermittelt  das  relativ 
eben  die  bedeutungen:  act  (solum,  but)  im  selbständigen 
satze,  act  +  n  (büt  that,  dummodo)  im  nebensatze,  den 
Übergang  zeigt  uns  das  oben  angefikhrte  acht  ronda- 
saibset  (nur  dafs)  Ml.  Zwei  beispieleohnerelativum,  co- 
nulintae  Ml.  (ut  compleretur)  470  und  act  arroilgi- 
ther  indepistilse  düibsi  Wb.  (modo  recitata  fuerit 
haec  epistola  vobis)  1044,  widersprechen  nicht  eben;  dort 
ist  die  gemination  des  1  wie  oft  unterblieben,  hier  muTste 
sogar  das  n  (r)  zwischen  r-r  schwinden.  —  Auffallend  ist 
dagegen  eine  andere  erscheinung,  der  wir  doch  zu  oft  be- 
gegnen, als  dafs  es  blolser  zufall  (Schreibfehler)  sein  könnte, 
die  einschiebung  des  relativen  n  in  compositis   hinter  dem 


keltische  Studien.  3:i 

temporalen   an:   an donaidbdem  Sg.  (cum  demonstramus) 
670,  afirisnoirc  Ml.   (cum  offendit)  441,    annongeiss  Wb. 
(cum  petit)   1055,    aconfoiremni  (gl.  comparantes)  841,  ar- 
rocar  Sg.  (gl.   qui   amavit,  doch  wohl:   cum  amavit?)  34^, 
wohin  man  allenfalls  auch  arrupredchad,  arropredcbad  Wb. 
34B  rechnen    könnte;    damit  stehen   nicht  nur  (nach  dem 
A.  2  bemerkten)  anaranethem  Wb.  (gl.  expectantes)  1060 
[statt  an-ar-an-netbem;     arnentsa  (expecto)  440,     ara- 
nentsa  (qua  expecto)  602],  anaranegi  Ml.  (gl.  coquerens) 
839,  sondern  auch,  wie  sich  sogleich  ergeben  wird,  ambas 
cete  Cr.  (cam   cantatus  erit)    1075         dura  in  folge  des 
ansgefallenen  n  —  und  anasfiiarmuidigthe  .r.  Sg.  (cum  est 
postposita  r)  1011  im  einklang;  ja  bei  genauerer  besichti- 
gong  findet   man  in   den  beispielen  ohne  dies  n  entweder 
ein  Simplex   ( andechrigeddar ,  acosmiligmer)   oder  grönde 
fbr  den  aasfall  (anaslui,  aformenatar),  so  dafs  hier  eine  feste 
regel  vorliegt  and  der  gedanke  an  ein  anderes  pronomen, 
womit  man  allenfalls  annongeiss,  anaranethem  erklä- 
ren könnte,  au&ugeben  ist.    Eine  erklärung  dieser  befrem- 
denden erscbeinung  wird  unten  versucht  werden. 

2)  Eine    ganz    besondre    einschiebung    findet 
statt,    wenn  das  verbum  substantivum  als  copula  vor 
das  pr&dicat  (sei  es  Substantiv  oder  adjectiv)  tritt.     Dann 
nimmt  das  verkürzte  relativum  die  Stellung  zwischen  co- 
pula nnd    prädicat  (hie  und  da  auch  zwischen  verb. 
8abet.  nnd  subject)  ein,   und  hierher  gehören  manche  bei- 
spiele  des  n,  die  mir  früher  (11,  66  sq.)  räthselhaft  geblie- 
ben sind.     Dieses  n  findet  sich   am   häufigsten  hinter  as 
(nie  hinter  is)  nnd  bes,  vereinzelt  aber  auch  hinter  bed, 
ata,  tat;  es  kann  kein  ephelkystisches  sein,  wie  ich  frü- 
her vermutbet  habe,  weil  es  auch  vor  consonanten  auftritt; 
da(s  aber  prädicat  nnd  copula  so  eng  verbunden  sind,  dafs 
eine  derartige  infigierung  ihr  auffallendes  verliert,  das  be- 
weisen  1)  die  Stellung  der  nota  augens,  welche  sonst  im- 
mer hinter  dem   verbum  steht,   hinter  dem  prädicatssnb* 
slantiv   oder    -adjectiv:    asrubartatar    rombo    descipnl^om 
(I.e.),  isairi   am   cimbid^e  Wb.  (propterea  sum  captivus) 

BeiCrtg«  s.  Tgl.  Bpnchf.  V.  1.  3 


34  Eb«l 

1043,  h6re  am  easaminte  (quia  sum  confidene)  592,  ceoo- 
tad  maic^i  (quam vis  sitis  filii)  672,  arisbidixnichthe  Mom 
(nam  perpetuo  e&tans  est)  1039,  arnidad  foirbthi  si  (nam 
noD  estis  firmi)  477,  nabad  anfoTrbtbi  si  dam  (ne  sitis  in- 
firmi  vos  etiam)  333;  und  2)  die  infigierung  des  persön- 
lichen fbrworts:  issumecen  precept  Wb.  (necessarium  mihi 
est  docere)  988,  nipadtiaidrech  [nipa-dn-aidrecb?]  (non  poe- 
nitebit  eum)  442,  sogar  ui  rubanand  Sg.  (non  erit  id  ibi) 
1011.  Da  das  reiativum  als  subject  Qberhaupt  selten  in 
verkürzter  gestalt  erscheint,  ein  object  aber  in  dieser  satz- 
f&gung  nicht  vorkommen  kann,  so  zeigen  natürlich  alle 
beispiele  dieser  art  das  reiativum  in  indirecter,  con- 
junctionaler  beziehung,  aber  in  den  beiden  arten,  die  wir 
schon  kennen:  a)  asagnintar  asnduine  7  as/'ili  Sg.  (intelli- 
gitur  esse  bominem  et  esse  poötam)  1029,  dothudbsiu 
asniress  n6ibas  Wb.  (ad  demonstrandum,  esse  fidem  quae 
sanctificet)  456,  isfollus  doib  asnoipred  fir  oidnithi  (est  ma- 
nifestum ÜB,  esse  operationem  viri  cleoti)  476,  condarta 
c4cb  teist  fo{r  asnulsse  grad  foir  (ut  det  quivis  testimo- 
nium  de  eo,  esse  justum  gradum  super  eum,  ut  gradus  in 
eum  conferatur)  1047,  doimthrenugud  asnuisse  (ad  oonfir- 
mandum  justum  esse)  1050,  seoh  racualid  asnä  (quamquam 
eum  audivistis  esse  ipsum)  491,  oonicc  bes  ndobre[thir]  7  bes 
rems[uidigud]  Sg.  (potest  esse  adverbium  et  esse  praepo- 
sitio)  1026,  ni  cumcat  camaiph  ille  7  iste  beta  naithfoil- 
sighthecha  dondi  as  ipse  (non  possunt  tamen  ....  esse  re- 
ferentia  ad  id  quod  est  ipse)  667,  doig  linn  bed  viacuit 
(verisimile  nobis,  quod  esset  acutus)  1031,  nifil  chumtu- 
baurt  ata  itanman  sidi  (dubitatio  non  est  quin  sint  nomina 
haec)  894,  doadbatar  sunt  at&nili  dana  inspirto  et  asitöin- 
dae  inspirut  Wb.  (demonstratur  hie  esse  multa  dona  Spi- 
ritus et  esse  unicum  spiritum)  360;  hierher  gehört  jeden- 
falls auch  das  aufser  dem  Zusammenhang  mitgetheilte  as»- 
dirruidig[thel  anainmsin  Sg.  (quod  derivatum  eat 
hoc  nomen)  265.  Ausfallen  mufste  das  n  in:  asfili,  bes 
remsuidigud  (s.  oben),  isfollus  dün  tra  asriagoldu  leosom 
Sg*  (apparet  igitur  nobis,    magis  reguläre  esse  apud  eos) 


keltisdi«  atudien.  35 

973,  aspersaD  oirdnithe  Wk.  (persooam  dectam  esse,  wio) 

1053,  dobiuna  teist  asmör  farserosi  lese  (testimonian  do, 

esse  magntun  amorem  restri  in   eo)   1044,    rofitemmami 

bes  JODirt  fomireBBi  (sciiniis  flrmam  esae  fidem  veetram) 

992.  -r  ß)  meit  asädosoriband  Sg.  (qaantnm  ad  scriptu- 

ram)  1011,    nihed  amet  asned  a8ech[madacbte}creui  (dou 

sofaun  boc  est  praeteritum  orevi)  675,    ore  asfidoil  foruH 

gvotat  Wb.  (quia  est  oreatura  cai  serrieraDt)  703,    bore 

asaamatressaob   fodiliaeair  (qoia  est   infidelis  qui  id  indi-* 

cat)  705 9    intaiQ  bes  ninun  aocobor  lenn  (cum  est  eadem 

ToluDtas  Dobis)  603,  am.  asne  assplendor  (ut  ipse  est  splen- 

dor)  333,  am.  asnoindia  omnium  (ut  est  anus  deus  omninm) 

1046,    am.  as^dliged  aicend  Sg.  (ut  est  lex  aeeentuum) 

376,  an.  asiidi.  (at  est  digamma)  1021,  am.  asmbriatb.gnima 

(nt  est  verbam  aotivum)  1036,    cäin  bas  mhio  infer  Wb« 

(quamdhi  est  yiyus  vir)  675,    lasse  bas  nnair  (MS.  nuÄin) 

do  (gL  oam  ei  vacnum  fuerit)  229;    so  auch  anasfiiarmm« 

digthe  .r.  Sg.  (cum  est  postposita  r),   secbitatfie  Cr.  (gl« 

qoibuscQDque)  682.     Ausfallen  mniste  das  n  in:  buäre  as- 

ooiboesta  Sg.  (quia  cogoatum  est)  492,    buäre  as^aldmide 

ioposit  (quia  positivus  fixus  (?)  est)  973,    bu&re  astimorte 

peneullt  (quia  paenultima  correpta  est)  471,  intan  asrems. 

(com  est  praepomtio)  982,  intan  astuag  nime,  intain  as^d* 

bocc  (oam  est  arous  caeli,   cum  est  arons  ligneus)  976, 

intao  aspersan  tanaise  (cum  est  persona  secunda)  977,  cruth 

asiechidi  Wb.  (quomodo  sectanda  est)  1053,  ol  asrann  Sg 

(quia  est  pars)  68],    olsodain  as^ainretb  (propterea  quod 

est  pecoliare)  680  sq.,  ni  arindi  bed  fetfa  ngotbo  (non  quod 

esset  dimidium  vods)  1013,  nihed  am^t  ascoitchen  (non  so- 

Inm  eet  conimune)  675,  ambas  cete  (s.  oben).    Ohne  relativ: 

soi  tra  asojkotarane  Wb.  (id  quod  contrarium  est)  607.  (D.  2.) 

3)  Seltner  erscheint  das  relative  n  zu  an  fang,    wo 

an  faSnfiger  ist,   doch  findet  es  sich  auch  hier  namentlich 

bei  indireoter  baoiehung,  theils  a)  von  präpositionen 

sbhii^ig:  inti  lasmbi  »cne  Wb.  (is  apud  quem   est  sa- 

piflitia)  350,   inti  lasmbi  indencae  Ml.  (is  apnd  quem  est 

ionocentia)  1003,  onaib  rannaib  frismbiat  Sg.  (ab  iis  par* 

3* 


36  Ebel 

tibus  a  quibas  8UDt)  350,  cid  armad  [=  armbad]  machdad 
anisin  (quid  propter  quod  esset  mirum  hoc?)  681  —  wo 
Zeufs  armad  ftlr  den  inf.  (numerare)  hält,  aber  vergilst, 
dafs  als  inf.  4raiii  gebraucht  wird:  is  la  bre[thir]  an&ram 
(apud  verbum  enameranda  sunt)  1025,  und  dafs  dies  ver- 
bum  mit  ar  construiert  wird:  ni  armisom  archumactte  (non 
numerat  tanquam  potestatem)  Wb.  494,  ni  turmitbi  arai- 
this  (non  numerandum  est  tanquam  culpa)  578,  ni  airmithi 
arni  (non  numerandum  est  tanquam  quidquam)  473  — ,  cid 
arndid  (quid  propter  quod  sit),  cid  arna  airecht  (arna 
s=  arnna  fbr  aran  nÄ,  d  i.  quid  propter  quod  non  sit 
efFectum)  Sg.  983;  regelmäfsig  hinter  la  und  uä:  ondid  Wb. 
(ex  quo  est)  589,  ömbi,  hombi,  huambi  (ex  quo  est),  uämbiat, 
huiimbiat  (ex  quo  sunt)  Sg.  349  —  nur  einmal  oairtbiat 
Sg.  973  —  ani  huä[nai]thgnintar  7  huäitainmnigter  (sie! ) 
Sg.  (id  unde  intelligitur  et  nominatur)  1030,  ani  hnäniun- 
mnichfide  (id  unde  nominaretur)  1031,  huäiidirrudigeddar 
(a  quibus  derivantur)  349;  mit  ausfall  des  n:  huätinscana 
Sg.  (a  quo  incipit)  590,  huäliuscanat  (a  quo  incipiunt), 
huälaat  (a  quibus  sunt)  350;  ganz  einzeln  steht  dindapir 
Sg.  280,  wohl  Schreibfehler  für  *diandapir  (de  quo  id 
dicis);  hierher  rechne  ich  auch  con  (jusqu^ä  ce  que,  afin 
que)  seiner  form  nach;  —  theils  b)als  conjunction  ge- 
braucht, und  zwar  ganz  wie  in  der  mitte:  a)  dem  lat. 
quod  oder  acc.  c.  inf.  entsprechend  oder  bei  emphati- 
scher hervorhebung  eines  Satzgliedes:  nuraigedar  Ml.  (gl. 
virere)  1070,  aris  airchenn  nibes  salt  Cr.  (nam  in  initio 
est  saltus)  1076,  cid  druäilnide  inbes  chechtar  indarann 
Sg.  (quamvis  corrupta  sit  utraque  pars)  368,  cia  eret  mbete 
ocmingraimmaimse  Ml.  (quamdiu  erunt  in  persecutione 
mea?)  362,  amdip  malth  nairlethar  Wb.  (ut  bene  obediat) 
1047,  issinmiit  mbis  indepert  Sg.  (in  quantitate  est  dictio) 
710;  —  ß)  nach  den  erwähnten  nominalen  oder 
präpositionalen  ausdrücken:  hukre  nengraicigetar 
proa.  anman  Sg.  (quia  pronomina  locum  tenent  nominum) 
447,  faukre  mbis  (quia  est)  487,  intan  inbis  (cum  est)  349. 
1016  —  intan  mbfe  1015.  1023,    intain  mbis,   intan  mbis 


keltische  Studien.  37 

675,  intaln  -mbis  677  Wb.  55  —  intan  mbimmi  ML  (com 
Mimas)  1068,  intan  mbite  Sg.  (cum  sant)  487.  967,  am. 
nguidess  atbir  amacc  Wb.  (ut  pater  rogat  filium   sunm) 

676,  am.  mbis  cometid  lammaccu  (sicnt  est  paedagogus) 
603,  ciiiu  mbiis  ocfognam  diacboimdid  (quamdiu  est  ser» 
?ieD8  domiDO  suo)  987,  ceifo  mbimme  in  corpore  (quamdiu 
sumos  i.  c.)  675 ;  so  auch  mit  auslassung  des  verb.  subst. 
am.  noineet  rombebe  (ut  eemel  (est  quod)  mortuus  est)  496. 
Aus  lautlichen  gründen  fehlt  das  n  in:  höre  predchas  Wb* 
(quia  praedicat)  563,  deg  einte  persana  Sg.  (quia  finidnt 
personas)  675  sq.,  am.  /ilter  ainm  (ut  flectitur  nomen)  972, 
c^m  mardda  (quamdiu  manent)  929,  cia  chruth  predchim- 
meni  Wb.  (quomodo  praedicemus)  362,  läse  celebirsimme 
liib.  Ardm.  („cum  valefecissemus ^)  beitr.  lU.  56;  nach« 
lässige  Schreibung  zeigen:  lasse  ^abas  immbi  Wb.  (cum 
iodaet)  588,  c^in  falbes  (quamdiu  tenet)  456,  intaln  b^rthar 
indöiri  (cum  feretur  in  captiyitatem)  258,  intain  diagmani 
fobaithis  (cum  subimus  baptismum)  663,  cein  6es  ichomus 
coirp  [1.  icomus  choirp]  ocus  anme  Cam.  (quamdiu  est  in 
potestate  corporis  et  animi)  1003. 

Zeufs  hSlt  dies  n  Oberall  Ton  dem  infigierten  verscbieden 
fllr  eine,  wie  oben  gezeigt,  an  sich  schon  unwahrschein- 
liche abschwächung  von  no,  das  wir  selbst  vor  vocalen 
selten  abgestumpft  fanden;  ganz  entschieden  spricht  aber 
gegen  seine  annähme:  1)  dafs  n  alsdann  nicht  in  m  über- 
gehn  und  vor  tenuis  und  liquida  fortfallen  könnte,  sondern 
überall  unverändert  bleiben  und  aspiration  erzeugen  müfste, 
2)  dafr  nur  n,  niemals  no  vor  dem  verbum  relativum  anf- 
tritt,  endlich  3)  dafs  wir  anderwärts  no  und  n  verbunden 
finden.  Man  hat  daher  auch  die  oben  besprochene  Par- 
tikel con  (donec,  ut),  deren  n  ganz  ebenso  behandelt  wird, 
corrici,  combi,  coti  Wb.  683,  nicht  etwa  för  eine  Ver- 
kürzung von  cono  zu  halten^  worauf  con  feser,  conta- 
nic  fthhren  könnten,  sondern  in  ihr,  wie  oben  bereits  be- 
merkt, Zusammensetzung  mit  dem  pronomen  anzuerkennen, 
80  dafs  sich  z.  b.  cocomalnammar  =  co-n-comaln.  zu 
conocomalnithe  =  co*no-n-comaln.  ganz  so  verhält  wie 


Sß  Ebd 

am.  ffifbie  zu  am.  nombemmiB;  flberdies  ist  es  unmög- 
lich, in  conro-  die  partikel  no  zu  finden,  da  sich  no  und 
ro  nicht  verbinden  können.  —  Wir  werden  vielmehr  einen 
schritt  weiter  gehen  dürfen  und  nach  der  analogie  von 
höre  predchas  neben  huäre  mbis  in  manchen  beispie- 
len  des  verb.  relat.  auch  c)  in  direkter  beziehung  (als 
subject  oder  object)  eine  durch  bestimmte  lautgesetze  be- 
wirkte Unterdrückung  des  rel.  n  voraussetzen ;  am  deutlich- 
sten scheint  dieser  fall  in  inti  cretfes  Wb.  (is  qui  credet) 
457,  indl  erettes,  dondi  creitas  (ejus,  ei  qui  credit)  456, 
innani  lechte  (eorum  qui  habent)  352,  forsnahi  comalnatar 
(super  eos  qui  implent)  584,  innahi  tiagta  hi  ster  Sg.  (ea 
quae  exeunt  in  —  ster)  457  vorzuliegen,  wie  im  gegensatz 
dazu  die  aspiration  in  innani  cAöinte  Ml.  (gl.  deplorantium) 
ib.,  dineuch  (Aornther  (sicl)  Sg.  (ejus  quod  signifioatur)  595 
zeigt  (auch  das  neuirische  an  U  chreideas  (is  qui  credit), 
wovon  unten  mehr). 

Man  wird  aas  den  beigebrachten  beispielen  ersehen 
haben,  dafs  das  relativum  in  allen  Stellungen  sehr  oft  nur 
scheinbar  fehlt,  z.  b.  wenn  nach  no  oder  nAd  eine  un- 
aspirierte tenuis  oder  spirans  folgt;  gleich wol  giebt  es 
fälle,  in  denen  dasselbe  wie  im  englischen  wirklich  fort- 
bleiben kann. 

D.  Bei  genauerer  betrachtung  zeigt  sich  jedoch,  dalis 
diese  auslassung  des  relativs  im  irischen  ebenso  we- 
nig regellos  eintritt,  als  etwa  im  englischen.  Sie  findet 
nämlich  statt  : 

1)  nach  jeder  emphatischen  hervorhebung  eines 
Satzgliedes  durch  einen  satz  mit  dem  verbum  substantivum 
(welches  aber  nach  ni  und  den  fragewörtern  fortbleibt), 
sei  es  im  haupt-  oder  nebensatz,  bejahend,  verneinend  oder 
fragend,  bei  direkter  oder  indirekter  beziehung,  und  zwar 
so  häufig,  dais  die  anwendnng  des  relativs  fast  als  aus- 
nähme erscheint.  So  fehlt  a)  das  subject:  a)  nacheinem 
hauptsatze  mit  bejahung:  ismesse  rophroidech  doib 
Wb.  (c'est  moi  [qui]  leur  ai  (wörtlich:  a)  prtebä),  isme 
asapstal  gente  (ego  sum  apostolus  gentium)  332,  ish^ 


keltische  Btudien.  39 

asairchinnech  (iJle  C8t  princepe)  248,  ish^  dobeir  log 
deit   (is   dat  remonerationem  tibi)   617,  ished   ^rthk  inso 
(ho€  superest)    1057,  isbed   ascAomairlle  limm  (hoc  est 
coQ&iliiun  meum)  605,  isbed  dim  desta  disuidiu  (hoc  ergo 
deest  de  illo)   1039,   isbed   inso  nodascara  firie  (boc  se- 
)ttng^t  eoB  ^  ea)  1048,  isbed  6u  guiter  and  (boc  petitar 
ibt)  1057,  isiesae  asbunad  dossom  (Jesse  est  origo  ipsi) 
601,  Übe  rogabsat  airegas  (bi  ceperont  primatam)  885, 
ithe  sidi  beta  bictbi  (bi  erunt  sakati)  668,  it  boill  im- 
mefolüget  corp  (inembra  efficiunt  corpus)  990,  itbö  do- 
formagddar  8g.  (baec  adjungantur)  1029  —  mit  relativ 
etwa:  itheaide  immafologet  Wb.  (s.  A..2.),  isb^  cetn  rupre- 
dacfa  düib  (is  primus  praedicavit  vobis)  1038,  zweifelhaft :, 
iihe  Do<aIl  (is  te  alit)  333,  isbe  ro^tir  (is  seit)  885,  isirese 
er.  nonbeoigedar  (fides  Cbr.  me  Tivificat)  673,  isbires  astoi- 
aediMl.  (fides  est  princeps)  1066  sq.;  mit  frage:  oia  fop- 
ceoo  dobertbar  foraib  MI.  (quis  finis  fertor  iis?)  362, 
cid  em  nodomberasa  cucuibsi   Wb.  (quid    autem  feret 
nie  ad  vos?)  677;   mit  verueinung:   ni  m^  asb^o  (nou 
^o  TiTUB  snm)  885,  ni  tu  nodnai[li]  (non  tu  eum  alis) 
333,  Ol  nach  alle  assidbeir  (üod  aliüs  quis  id  dicit)  338, 
nip  si  bes  aifrcbinnScb  (oe  illa  sit  princeps)  1046,  ni 
arlesB  rob6i  aod  (oon  auxilium  nostrum  fuit  in  eo)  1041, 
—  zweifelhaft:  nihed  no^beir  inem  (non  boc  tc  fert  in  cae- 
Imn)  262;  —  ^)   nach   einem  nebensatze:  asme  möinur 
aridrocbeil  Sg.  (quod  ego   solus  id  rapui)  338,   massu 
recht  firianigedar  nech  Wb.  (si  quem  lex  justiticat)  671, 
corruph^   bas  6§naircbinnecb  (ut  ipse  sit  unus   prin- 
ceps) 1039,  am.  bid  me  fiin  notbeised  cucut  (ac  si  ego 
ipse  ad   te  venissem)   1062;   cia  randdatu  bis  indi,  cisi 
rann  dog^ntar   di  8g.  (quae  partialitas  sit  in  ea,  quae 
pars  facienda  ait  ex  ea)  1025,  cisi  cbiäll   bis  indib  (quae 
significatio  ait  in  iis)  362;  nand  ainm  7   nand  cumachte 
legas  (ooD  nomen  neque  potestatem  liquescere)  1014  (C. 
I.e.  ff),   ni  arindi   bed  letb  ngotho  nobed  indibsem  (non 
quod  dimidkiin  vocis  esset  in  ipsis)  1013   —   mit  relativ: 
mad  grainne    crnithnecbte  focelrr  Wb.  (si  granum  fru- 


40  £bel 

menti  ponitur)  997,  —  zweifelhaft:  masau  thol  alomalg  do 
(si  volantas  me  ad  id  impellit)  G7U  —  b)  Das  objeot  ist 
ausgelassen:  ä)  nachdem  hauptsatze:  ism^  fein  asbiur 
itossuch  Wb.  (me  ipsum  primum  profero)  579,  ished  inso 
nochairigur  itossuch  (hoc  primum  vitupero)  444,  ished 
insin  forcbun  dochach  (hoc  cuivis  praecipia)  440,  ished 
inso  forchongrimm  (hoc  praecipio)  ib.,  iXed  domoi- 
niür  (hoc  puto)  444,  ished  asbeirsom  hie  (hoc  dicit 
ipse  hio)  680,  ised  berat  indheritic  Ml.  (hoc  dicunt  hae- 
retici)  681,  isöin  rann  far dingrat  Sg.  (unam  partem  signi* 
ficant)  1025;  cid  asrobart  incoimdiu  Wb.  (quid  dixit 
dominus?)  361;  niforcital  6isa  foifrbthi  forchanim  düib 
(non  doctrinam  aetatis  firmae  praecipio  vobis)  440,  nin- 
dias  biis  archiünn  focheirt  (gl.  non  corpus  quod  futurum 
est  seminas  1.  Cor.  15,  37,  d.  h.  non  eum  calamum,  qui  erit 
aliquando,  seminas)  577  [gegen  Stokes'  erklärung  (Ir.gl.  pag. 
40)  „non  ?}  spica  est  antequam  seminas^  sprechen  aufser 
dem  text  der  glosse  der  artikel,  die  relativform  biis,  die 
bedeutung  von  archiünn  (airchiünn)  Ml.  339  und  die 
auslassung  des  relativs],  ni  delb  adrorsat  Wb.  (non  ima- 
ginem  adoraverunt)  665  —  mit  relativ:  ni  legend  ro/fegusa 
(non  lectionem  legi)  603;  —  ß)  nach  einem  nebensatze: 
masued  sluinde«  indrann  Sg.  (si  hoc  significat  pars)  1025, 
masued  doroigaid  Wb.  (si  hoc  elegistis)  671,  armad 
forngaire  dognein  do  coischifed  piän  athairmthecht  (nam 
si  mandatum  ei  darem,  consequeretur  poena  ejus  trans- 
gressionem;  Zeufs  verbindet  dound  coischifed  zu  einem 
decompositum,  dann  mQfste  es  aber  dochoischifed  hei- 
isen)  454,  asberat  istol  d^  forchanat  (dicunt  voluntatem 
dei  se  praecipere)  1056;  arascnita  cid  forchana  (ut  scru- 
tetur  quid  praecipiat)  1059,  cid  folad  sluindes  Sg.  (gl. 
significationem  agnosco,  d.  h.  quem  intellectum  significet) 
1023,  coneperthae  cia  aiccent  7  cisi  aimser  derb  thech- 
tas  (ut  dicatur,  quem  accentum  et  quod  tempus  certum 
habeat)  ib.  —  mit  relativ:  nant  hae  rocrochsat  Ml.  (non 
esse  eum  quem  crucifizerint)  704.  —  c)  Das  relativum  in 
indirecter  beziehung  («=  franz.  que)  fehlt:  a)  nach  dem 


keltische  Studien.  41 

hauptsatse  :  istree  robhicad  Wb.  (per  eam  salvati  estis) 

475,  isdo  inso  noainfeda  (ad  hoc  remaneres)  1045,  isdo« 

thsbiri  diglae  berid  inclaidebsin  (ad  ferendam  viDdictam 

{athimc  gladium)  441,  isairi  is  indocb&l  or.  predchimme 

(propterea  eat   gloria  Chr.  quam  praedicamus)  433,  is^ri 

ifiretigath[aigthi]   8oidig[ther]  Sg.  (propterea  ante  to- 

calem  ponitur)  1020,  isand  istuäUng  anerta  Wb.  (tunc 

est  aptus  ad  eos  hortandos)  1059,  arisand  isecne  et  is- 

fisaid  c&ch  (nam  in   eo  est  sapiens  et  est  sciens  quivis) 

1040,  issamlid  istorbe  son  (ita  est  utile  hoc)  997,  ni  duit- 
Bia  ismug  (non  tibi  est  servus)  598,  nip  and  nobirpaid 
(ne  in  ea  confidatis)  337,  ni  issiansib  spiritaldib  möiti 
l=m6idithi]  (non  in  sensibus  spiritualibus  landandns  est) 

1041,  :—  mit  relativ  z.  b.  isinoena  focerddar  Sg.  (gl.  in  id 

ipsmn  desolvnntur)  997,  sid  fucertar  cech  ingor  Wb.  (in- 

fra  deponitur  quaevis  ancora)  ib.;  —  ß)  nach  dem  neben- 

satze:  mad  önchetnidiu  nobed  Sg.  (si  a  primitive  esset) 

483,  armad  iamaicniüd  adrimther  Cr.  (nam  si  secum- 

dam  oaturam  computatur)  1076,  huäre  ishitilchaib  ardub 

nobitis  adi  Ml.  (quia  in   collibns  arduis  erant  hi)    1065 

—  mit  relativ  z.  b.  bore  isfiide  imfiagam  Wb.  (quia  inter- 

dio  ambnlamus)  847,  wie  die  dura  t  zeigt. 

2)  Ohne  diese  emphatische  hervorhebung,  die  wie  im 
fnnz,  (c'est  —  qae)  die  stelle  der  inversion  vertritt  und 
bald  die  relative,  bald  die  gewöhnliche  form  des  verbi  hin- 
ter sich  bat,  also  an  stellen,  wo  ein  echter  relativsatz 
verlangt  wird,  findet  die  anslassung  hauptsächlich  bei  di- 
recter  beziehung  des  relativs  statt,  wenn  ein  Substantiv 
oder  pronomen  vorangeht.  So  finden  wir  a)  das  subject 
ausgelassen:  o)  hinter  Substantiven  (einige  fälle  mögen 
zor  empbase  gerechnet  werden):  ropia  indfochricc  dober- 
thar  dünni  Wb.  (erit  vobis  ea  merces  qnae  dabitur  nobis) 
470,  isd  inso  fedb  asuisse  dogoiri  inaedis  (haec  est  vidua 
quae^justa  eat  ad  eligendum,  quam  justum  est  eligare  in 
ecdesiam)  1049,  iüi&e  inso  b^si  nodaberat  inseclis  (hi 
aiot  mores  quae  eam  fernnt  in  ecclesiam)  ib.,  badh^  in- 
messo  doberthar  form  (hoc  esto  Judicium  quod  feratnr 


4t  Ebe) 

de  oobie)  585,  saobiphe  d&n  doberthar  doneüch  (quod* 
cunque  est  donam  quod  datur  alioui)  368,  iDdioduobal  do- 
berthar dorn  ioim  (gloria  quae  mihi  dabitur  in  caelo) 
470,  treaiUi  galbther  reproinn  (per  laudem  qaae  aumi- 
tur,  caDitur  ante  prandiam)  1048,  indflepistil  scribthir 
dosiudib  (epistola  quae  äcribitur  ad  hos)  1044,  dundöis  nad- 
chaithi  cach  tuari  (aetati  quae  dod  edit  omnem  cibam) 
370,  aris  innoD  iress  nodonfirianigedar  (nam  est  eadem 
fides  quae  nos  justificat)  665,  combad  notire  rodscribad 
cosae  (ut  sit  notarius  qai  id  soripserit  hoonsque)  1044,  ind- 
sillab  diuit  nad  slulndi  folad  Sg.  (syllaba  simplex  quae 
noa  significat  intelieotum)  1023,  maoip  sin  sill.  si  bes  rann 
insce  (nisi  haeo  est  syllaba  quae  est  pars  oratioois)  ib., 
ualailiu  mud  frisillaba  nadtöirndet  folad  (aho  modo  at- 
qiie  syllabac  quae  non  significabt  iDtellectum)  ib.,  indfogalr 
mair  bis  isingutti  (soni  magni  qui  est  in  vocali)  1020: 
so  auch  das  substantivisch  gebrauchte  anuile  roböi  ifetar- 
licci  Wb.  (id  omne  quod  fuit  in  vetustate)  1041;  —  ß) 
fast  regelmäfsig  hinter  fQrwörtern  (namentlich  inti  und 
nech):  inti  dothuit  foir  Wb.  (is  qui  cadit  saper  eum) 
609,  ani  asberar  iodi  (id  quod  dicitur  in  ea)  992,  indü 
gnite  (ii  qui  faeiunt)  352,  indhi  rochualatar  (qui  audie- 
runt)  1054,  inti  nad  imdibthe  (is  qui  non  est  circum- 
cisus)  702,  am.  nahL  nadchiat,  am.  nahi  nadchrenat 
(eorum  instar  qui  non  flent,  non  possident)  ib.,  issaio  indi 
asidrubart  Sg.  (est  diversa  ea  quae  id  dixit)  351,  dondi 
asipse  (ei  qnod  est  ipse)  667,  innani  chointe  MI.  (eomni 
qui  deplorant)  457;  acht  nech  dogned  nagnimusin  Wb. 
(nisi  qui  faceret  häec  opera)  666,  ni  lanech  nodohomal* 
nadar  act  is  lanech  nadidchreti  (non  est  apud  eum  qui 
id  implet,  sed  est  apud  eum  qui  id  non  credit)  671;  — 
Beispiele  der  anwendung  des  relativs  sind  unter  A.  2.  C. 
1.  a.  gegeben.  —  b)  Auch  das  object  fehlt  gar  nicht  sei* 
ten:  a)  hinter  Substantiven:  indleire  doratsam 'Wb. 
(operam  quam  dedimus)  435,  ore  asiiduil  foruigensat  (C. 
2),  ainm  dano  dorigeni  itossug  (nomen  artis  quam  fecit 
initio)  1044,  öntr^diu  asr-ubart  riam  (a  tribus  quae  dixit 


keltische  Studien.  43 

iDte&)t046»  oi  näd  accobra  (rem  quam  non  cupit)  702, 
imbed indraSth   tecomnaoht  diä  doib  (copia  gratiae  quam 
deos  ÜB  impertitas   est)  1040,  lehed  ineo  aniuthescc  nobe» 
rid  uUmm  (hoc  est  responsum  quod  ferds  a  me)  234.  348, 
rochüala   uaimse   (gl   doctriDae,  quam  assecutas  es,  d.h. 
quam  audisti   a  me)  1048;  —   ß)  nach  Fürwörtern  noch 
hiafigeT:   inti    adrabartmar  Sg.  (is  quem  diximus),  ani 
asTobartmar  cose  (id  quod  diximua  bucusque)  443|  ani 
forcbanat  et  dogniat  Wb.  (id  quod  praecipiimt  et  fa* 
ciimt)  1048,   foraani  asruburt  (super  id  quod  dixi)  352, 
indä  adchobra   som  dobicc  (ii  quos  yult  ipse  salvare) 
t046)  ianabi  dorigeni  d]4  (ea  quae  fbcit  deus)  579;  oo- 
mihiad  neich  forcbanat  (impletio  ejus  quod  praecipiunt) 
\QM,  denom   neich  forohongair  recht  (facere  id  quod 
praed^i  lex)  368,  do  d^nnm  neioh  asberat  (ad  faden- 
dam  id  quod  dicunt)  ib.,  tre  chomalnad  et  intsamil  n^cb 
dogniamni   (impletione  et  imitatione   ejus  quod  facimu^ 
noa)  ib.,  hi  firad  necb  [sicl]  dorairngert  (in  verificando 
eo  qood  promisit)  1055,  inneüch  roch^ssusa  (in  eo  quod 
passus  sum;  wol  kaum  mit  Z.  in  quo  passus  sum)  703, 
doneüch  rocbuale  c&ch  hnänni,  doneucb  rochualam- 
marni  huUtsifu  (ei  quod  audivit  quivis.a  nobis,  ei  quod 
aodivimus  nos  a  te)  590,  crete  doneüch  asberat  som  Ml. 
(qiii  oredant  ei  quod  dicunt  Uli)  368.    Namentlich  nech 
(aliquis)  vertritt  in  diesen  beispielen  fast  die  stelle  des  re- 
lattTs;  in  demjenigen  jedoch,  in  welchem  es  am  meisten 
dieaen  schein  annimmt,  folgt  das  relative  n  (zu  r  assimi- 
liert) wegen  der  indirecten  beziehung;  cia  ar  neoch  dor» 
rignis  Sg.  (quid  ad  quod  fecisti?  gl.  ad  quid  hoc  fecisti) 
362;  OD  andermal  wird  das  possessivum  zu  hülfe  genommen^ 
am  den  geniliv  auszudrücken:  neich  roiccu  aless  Wb. 
(cigiis  AiiTiiiofn  adeo,  quo  mihi  opus  est,  wörtlich  alioujus, 
ejos  auxilium)  349,  ganz  nach  kymrischer  art  (Z.397)*). 


*|    Ebeiwo   auf  ricu    aless  Wb.  1062,   sechihed  rii   aless  (qnicl- 
iid  ci  opas  est)  498,    icach   r^it   roh{   aless  (in   omni  re  qua  ei  opus 


«laid  ci  opas  est) 
«it)  112S. 


44  Ebel 

3)  Bei  indireoter  beziehang  fehlt  das  relativ  aufaer 
der  emphatiscfaen  constniction  viel  seltener,  doch  erscheint 
die  anslasBung  als  gesetz:  a)  wenn  statt  der  formen 
des  indirecten  satzes  as,  na,  nad  diejenigen  des  di- 
recten  is  und  ni  angewendet  werden  (so  dafs  der  satz 
ganz  den  anschein- eines  hauptsatzes  annimmt),  z.  b.  in  den 
bejahenden  s&tzen:  huäre  isdilmain  ndo  chechtarnh4i 
Sg.  (quia  est  licitum  ei  ntrumque  hoc,  falsch  Z.  und  da- 
nach IL  64)  369,  höre  isimmarmus  (quia  est  scandalum) 
603,  höre  is6in  chorp  (quia  est  unum  corpus)  991,  höre 
isin6in  chorp  ataat  (quia  in  uno  corpore  sunt)  ib.,  höre 
isfride  (quia  interdiu  est)  847,  höre  iscuci  rigmi  (quia  ad 
eum  venimus)  587,  höre  isamne  dognither  (quia  ita  fit) 
568,  höre  isö^n  rad  fil  linn  (quia  una  gratia  nobis  est) 
606,  höre  isincotumiliam  dünni  (quia  est  in  contumeliam 
nobis)  1055,  huäre  ishitilchiub  ardaib  nobitis  adi  Ml.  (s. 
oben  1.  c.)  ukire  is  indiguthaigthi  airdixi  dofuasailcther 
deoger  Sg.  (quia  in  duas  vocales  prodnctas  solvitur  diph- 
thongus)  966;  in  den  verneinenden:  höre  ni  roundibed 
Wb.  (quia  non  est  circumcisus)  470,  höre  nimtha  laam 
(quia  non  sum  manus)  991 ,  huäre  ni  in  öendiaithir  doib 
Cr.  (quia  non  sunt  in  uno  centro  ipsi)  892,  am.  ni  cuimsin 
Wb.  (acsi  non  possem)  450,  am.  ni  cuimsimmis  (acsi  non 
possemus)  462,  am.  ni  airbertis  bith  (acsi  non  uterentur) 
703.  Hier  liefs  die  anscheinend  directe  satzform  kein 
relativ  zu.  —  b)  Auch  hinter  nach  finden  wir  nirgend 
ein  relativum,  nicht  blofs  bei  directer  beziehung  wie: 
indi  nachidchualatar  Wb.  (qui  id  non  audierunt)  704,  do- 
neüch  naichidfitir  Ml.  (alicui  qui  id  nescit)  ib.,  sondern 
auch  bei  indirecter:  am.  n4ch  annse  ndüib  Wb.  (ut  non 
est  difficile  vobis)  703,  cid  nich  intsamlid  (quid  est  qnod 
non  imitemini?  cur  non  imitamini?)  ib.,  isindi  nachimrind- 
arpaise  (in  eo  quod  me  non  repulit)  357,  nach  g4o  dorn 
anasbiur  (gl.  deus  seit  quod  non  mentior,  d.  h.  quod  non 
falsum  est  mihi  quod  dico)  703,  atluchur  dodiä  cembaid 
fopheccad  naohibfel  (gratias  ago  deo,  quia  fuistis  sub  pec- 
cato,  quod  non  estis)  704,  uäre  naifch  hi  sus  tiagait  Sg. 


keltische  Stadien.  45 

(quia  Don  in  aus   exeunt)  703,  ore  ....  nach  dülem  Wb. 
(quia....   non  est   creator)  ib.;  in  naicbndelrsed  Sg.  (se 
eam  non    desertarum)  ib.  ist  n   das   pronomen   der  3.  sg* 
Hier  acheint  der    grund  in  dem  pronominalen  zasatz  -ch 
(-ich)  zu  liegen,  den  wir  in  dem  vorerwähnten  nech  wie- 
derfinden, und    der  jedenfalls  dem  interrogativstamrae  an- 
gehört,   hier    aber   als  indefinitnm   zu  fassen  ist,  so   dafs 
naich  eigentlich   f^iiri  bedeutet    und  wie  dies   und    lat. 
nihil  eine  verst&rkung  der  negation  ist;  auch  nach  nech 
bleibt  ja  das  relativurn  fast  ohne  ausnähme  fort,  und  nach 
dem  interrogativum  cia,  ce,  cid  tritt  es  fast  nur  von  prä- 
pontionen  abhängig  auf:  cid  fris^osennar  Wb.  (quid  sit  ad 
qoodaonetar)  361,  cid  dianepirsom  anisiu  (quid  est  de  quo 
didt  hoc?)  666,  ciadiocumachtaigther  Sg.  (quis  sit  quo  quis 
potiaioi)  710;  nur  in  cia  eret  mbete  Ml.  (quamdiu  erunt?) 
362,  cid  rombetha  imetarceirt  amessa  imdia  Wb. 
(qoid  quod  fores  circa  interpretationem  judicii  ejus  circa 
deom?  —  unklar,  etwa:  quomodo  interpretari  velies  ejus 
judicinm?)  484,    can  rofestasu  Wb.  (unde  scis?   d.h. 
quid  quod  scias?  =  ca-an)  356  —  wenn  dies  nicht  etwa 
bloike  nebenform  von  cani,  cain  ist  (nonne  scis?)  —  fin- 
den wir  ein  relativum,  und  hinter  cote  in:  cote  andobeir 
fochricc  domsa  Wb.  (quid  est  quod  fert  mihi  mercedem?) 
361.  —  c)  Einige  flüle  der  auslassung  sind  mir  noch  dun- 
kel«   Bisweilen  scheint  das  relativum  vor  einem  andern 
pronomen  ausgefallen  zu  sein,  so  in:   bore  domelat 
[=s  do-a^melat]  Wb.  (quia  ea  manducant)  441,  und  hier- 
her lassen  sich  auch  f&Ue  wie  am.  nonnertarni  (s.  oben) 
rechnen,  doch   bleibt  dies  zweifelhaft,   nnd  in  damelat 
ktente  wol  ein  fehler  stecken.     Dagegen  scheint  es  kein 
zuiaU,  dafs  wir  —  trotz  nombith,   ni  nadmbed,  na- 
dindbed,  bed  nacuit,  rombed,  rombad,  nombiad, 
rondbiad  (s.  oben)  —  consequent  am.  bid  (acsi  esset) 
Sg.  373. 483. 1034.  Wb.  471.491.895. 1049. 1062.  MI.  451, 
aofljgeschrieben  isamal  bid  Wb.  676,  ebenso  iscumme 
d6  bid  imdibthe  (est  idem  ei  acsi  esset  circumcisus) 


46  Ebel 

Wb.  483,  iscumnie  doib  bid  idalte  domeltiB  (est 
idem  iis  acsi  idolothytum  ederent)  452,  am«  nobed  Sg. 
666.  979  und  mad  önchetnidiu  nobed  (ri  a  primitiTO 
esset)  483  findoi,  nur  rermag  ich  den  gniod  der  auslassuog 
nicht  zu  entdecken.  In  einigen  beispielen  indirecter 
rede  schliefst  sich  das  irische  an  das  deutsche  an:  itolm- 
tia  n&bad  do  hierüsalem  Wb.  (in  dem  gedanken,  er 
w&re  nicht  in  Jerosalem)  59?,  arnatomnathar  bed  fo- 
ammamichthe  deacht  dondöinacht  (damit  man  nicht 
denke,  die  gottheit  sei  der  menscbheit  unterworfen)  473, 
doch  sind  hier  leicht  Schreibfehler  möglich.  Auffallend  ist, 
dafs  weder  nach  resiu  (antequam)  noch  nach  ö  (ex  quo) 
das  zu  erwartende  n  folgt:  cid  risiu  robä  cland  les  (etiam 
antequam  ei  proles  sit),  cid  risiu  robeimmis  etir  (etiam 
antequam  essemus  omnino)  Wb.  1053,  resiu  rissa  (ante- 
quam veniam)  458,  resiu  tised  (antequam  Teniret)  1043, 
—  nur  rosiu  docöi  grad  form  (antequam  venit  gradoe 
super  eos?)  1051  deutet  mit  der  dura  e  auf  n  hin,  — 
ochretsit  (ex  quo  crediderunt)  1060;  dem  entsprechend 
zeigt  auch  das  neuirische  hinter  sul  (before)*)  und  ö  (since) 
aspiration. 


Die  mancherlei  vorurtheile  und  irrtflmer,  die  hinsicht- 
lich des  relativs  zu  beseitigen  waren,  haben  eine  gewisse 
Zersplitterung  der  imtersuchung  unvermeidlich  gemadit,  bei 
der  wir  uns  zunächst  vorzugsweise  an  die  form  gehalten 
haben;  es  dürfte  daher  zweckm&isig  sein,  die  gewonnenen 
resultate  noch  einmal  in  einem  kurzen  ftberbKck  zusammen- 
zuikssen,  mit  besonderer  rücksicht  auf  die  syntax  des  re- 
lative und  die  bedeutung  der  verschiedenen  formen.    Die 


*)  loh  habe  lange  nicht  g&wnfsty  wie  ich  tui  erklären  sollte;  es  ist  je- 
doch offenbar  durch  apocope  ans  *ro8ftlf  einer  dissimilation  von  *rosur  = 
res  in  -f-  ro,  entetanden^  nnd  das  entstellte  ro-  bewirkt  die  aspivatioit»  wie 
in  gvr  ^  co-ro,  corro;  die  form  sear,  die  nach  O'D.  168  als  «a  mere 
local  barbaritj*  in  einigen  gegenden  von  Kilkenny  statt  sul  ablich  ist, 
schliefst  sich  noch  trener  der  alten  form  an. 


keltische  Stadien.  47 

beiden   hariiptformen,  die  wir  gefiinden  haben,  an  und  n, 
geben  sieb  durch    die  behandlung  des  n,  welches   danach 
als  ursprünglicher  aaslaut  erscheint,  als  ein  neutrum  kund, 
dfts  entweder  —   analog  dem  polnischen  oo   (was?)  statt 
kiory  (welcher)   —  auch  fikr  die  beiden   persönlichen  go- 
acklechter  eintritt,  oder  ^*  wie  griech.  ort^  episch  o,  lat. 
qnod,  unser  dafs  —  conjunction  geworden  ist;  dnrch  den 
Mdaat  s,   der  hinter  den  präpositionen  as,  in,  for,  fri, 
la,  tri  herrortritt,  Terraten  sie  identität  mit  dem  neutrum 
des  mm   artikd   herabgesunkenen   demonstrativpronomens. 
Beide  werden  als  subject,  object  und  von  präpositionen  ab* 
hiogig,  beide  sowol  zu  anfang  als  in  der  mitte  gebraucht, 
so  dals  die  bexeiobnung  des  an  als  pron.  rel.  absolutum, 
des  a  als  pron.  rel.  infixnm  weder  in  formeller  beziehung 
dnrckMiB  sutriflft,  noch  den  unterschied  der  bedeutung  hio- 
retcbeod  angibt.     Man  bat  zunächst  die  Stellung  hinter 
präpositionen  und  in  der  mitte  streng  von  der  zu  an* 
fiuig  zo  sebeiden.    In  jener  ist  der  unterschied  zwischen 
beiden  formen  nur  euphonischer  art^  so  dafs  bald  die  eine, 
hald  die  andere  die  herschende  ist,  in  einigen  Verbindungen 
beide  (nebst  der  form  in)  vorkommen,  z.  b.  aran-deutar 
neben  arn-did  und  armad  [s»  arm-bad],  tresambi  ne» 
ben  tresindabia,  frisambed  neben  frisinbiat;  intan 
ar*am*-berar    neben   höre    ar-in-robe,  immanaccai 
neben   imnimgaba,    amail   assindbeir    neben   intan 
aambersom;  obwol  im  allgemeinen  von  präpositionen  re- 
giert an,  eingeschoben  aber  n  vorgezogen  wird.    Hier  ist 
ako  n  (sn)  offenbar  eine  bloise  abschwächung  von  an  (san), 
nad  der  gebrauch  desselben  hinter  präpositionen  f&r  be^- 
Kebige  casus,  numeri  und  geschlechter  zeigt  die  abstumpfung 
des  spradbgefilhls,  die  im  mittel-  und  nenirischen  so  zer- 
störend anf  die  dedination  eingewirkt  hat,  dafs  nominativ 
und  accnsativ  gar  nicht  mehr,  dativ  und  accusativ  kaum 
noch  hie  and   da  unterschieden  werden,   (III.  25  sqq.)  in 
ihren  anfangen:  dian  (de,  do  mit  dem  acc.  statt  des  dat.) 
stimmt  ganz   Tum  mittellateinischen   und  romanischen  de 
illnm,  and  der  gebrauch  dieser  ursprQnglich  neutralen  und 


48  Ebel 

singttlaren  formen  för's  maso.  und  fem.  und  f&r  den  plural 
schliefst  sich  genau  an  diejenige  art  von  nachläsdigkeit  im 
deutschen,  die  wir  im  gemeinen  leben  häufig  hören,  wenn 
wovon  (vgl.  kymr.  paham?  pahar?)  statt  von  dem? 
von  der,  von  denen  ohne  unterschied  gesagt  wird.  Zu 
anfang  dagegen  findet  ein  sehr  wesentlicher  unterschied 
im  gebrauche  der  beiden  formen  statt.  Hier  &fst  nämlich 
an,  mag  es  nun  als  subject  oder  object  stehen,  allemal  das 
demonstrativum  in  sich,  wie  man  bei  einer  genaueren 
betrachtung  der  oben  angefahrten  formen  finden  wird;  ein 
paar  beispiele  mögen  genOgen:  nip  sain  anasberthar  ho- 
giun  et  ambess  hicridiü  Wb.  (ne  sit  diversum  id  quod  di- 
catur  ore  et  id  quod  sit  in  corde),  nebchretem  anadiadar 
dicr.  (non  credere  id  quod  profertur  de  Christo),  tuicci 
angaibes  insalm  (intellegit  id  quod  continet  psalmns),  nip 
sain  anasberat  et  immaradat  (ne  sit  diversum  id  quod  lo» 
quantnr  et  quod  cogitent);  ebenso  liegt  in  der  conjunction 
an  das  demonstrative  adverbinm:  anaslui  grien  Cr.  (tum 
cum  excedit  sol),  und  das  ft,  welches  in  mehreren  beispie- 
len  hinterher  folgt,  (C.  1.  zu  ende)  weist  darauf  hin,  dafs 
hier  im  an  nur  ein  demonstrativum  (schwächer  als  and) 
enthalten  sei,  dem  das  relative  n  nachfolge,  also  an  do- 
n-aidbdem  Sg.  wörtlich  heilse:  tum,  cum  demonstramus; 
ja  vielleicht  ist  sogar  im  pronomen  an  nur  ein  demonstra- 
tivum zu  erkennen,  hinter  dem  das  relativum  (nach  D.  2) 
ganz  fehlte.  Jedenfalls  sagt  anasberar  Wb.  995  ganz 
dasselbe  aus  wie  ani  asberar  Wb.  992  (id  quod  dicitur), 
zu  dem  es  sich  formell  so  verhält  wie  unser  das  (rel.) 
zum  got.  t  hat  ei;  man  würde  auch  i  geradezu  fikr  ein  re- 
latives adverb  (nicht  pronomen*),  denn  inti  tball  Sg. 
(gl.  ille)  566  zeigt,  dais  der  auslaut  überall  vocalisch,  also 
das  wörtchen  indeclinabel  ist)  halten  können,  wenn  nicht 


*)  Die  beispiele  mit  iBsi,  iai,  die  Z.  851  fttr  das  i  »absolatam  et 
soliUurinm"  anflihrt,  gehören  nicht  hierher,  sondern  znm  ftm.  sf  (ea);  bei 
aris{  absolntum  verbnm  Pr.  und  iss^  regnnm  im.  anfsin  Wb.  be- 
rflcksichtige  man,  dafs  brikthar  (Terbom)  and  flaith  (regnnm)  im  iri- 
schen fem.  sind. 


keltische  Studien.  49 

DebeD  phrasen    i^ie    intf  dothuit   foir    viele   andre  wie 
iDti  cretfes,    indi    consecbat  (s.  oben)  ganz  deutlich 
das  relative  n   zeigen  oder  durch  die  lautverhftltnisse  ver- 
rieten, 80  dafs   i   vielmehr  als  demonstratives  adverb  (etwa 
loc&tif  von  e  oder  vom  stamme  a)  erscheint.    Daher  findet 
sich  an  ebensoinrol  vor  zusammengesetzten  als  vor  einfachen 
formen,  während  n  jenen  immer  infigiert  wird,  niemals  aber 
ittch  Bubstantiven  oder  f&rwörtern  irgend  welcher  art,  nach 
denen  entweder  n   (oder  eingeschobenes  an)  oder  gar  kein 
relativ  steht,  z.  b.   aforcetal  fomdobcanar,  ethemlagas  don- 
adbii  bic,  indi  crettes,  cenachomalnithe  rqpredchad,  intain 
iMwheid  arsüil,   isnaib  dulib  —  immonaccai,  intan  arane- 
*:alar;  so  genügte  in  nip  sain  anasberat  et  immar4- 
d%t  das  vorangestellte  an  im  ersten  gliede  (denn  das  a  in 
immaifkdat  atebt   dem  n  gleich),  während   es  sich  in  nip 
sain  anasberthar   hogiün   et  ambess  hicridiu  wie- 
deriiolt  findet.     Daher  erscheint  nur  n  (oder  eingeschobenes 
o«),  niemals  vorangestelltes  an  an  solchen  stellen,  wo  das 
relativam  fortbleiben  kann,  wie  in  der  emphase,  hinter  inti, 
nech,  cid.     Das  tonlose  n  dagegen,  welches  zusammen- 
gesetzten formen  nie  vortritt,  womit  aber  das  infigierte  an 
identisch  ist,  bedarf  zur  erg&nzung  immer  eines  bestimmten 
aoadrucks  der  demonstration  durch  ein  Substantiv  oder  pro* 
nomeo,  erscheint  daher  auch  als  die  einfachste  conjunction 
wie  als  ergftnznng  adverbialer  ausdrücke  zu   conjunctionen 
(s=s  firanz.  gue).    Die  auslassung  des  relativs  endlich,  um 
anch  das  noch  einmal  zusammenzufassen,  ist  in  keiner  weise 
«"twa  durch  die  partikeln  no  oder  na,  nad  bedingt,  wol 
aber  durch  n4ch   und   die  formen  des   directen  satzes  is 
und  ni;  sie  ist  gestattet  bei  directer  beziehung  nach  einem 
Substantiv  oder  pronomen,  vermutlich  auch  vor  andern  pron- 
idC  (wie  ro  hinter  prftpositionen  wegbleiben  kann,  no  re- 
gelmätkig  wegbleibt),  und  besonders  beliebt  nach  emphati- 
•cber  hervorfaebung. 

[Diese  ist  übrigens  etwas  so  häufiges,  dafs  man  sie  in 
Tieleo  fiüien  auf  den  ersten  blick  verkennt;  so  hat  auch 
Zealk  884  Bqq*  zwar  bemerkt,  dafs  negative  sätze   wie 


50  Ebel 

nim^  asb^o  Wb.  (ce  n'est  pas  moi  qui  suis  (w5rtliob:  est) 
▼ivant)  mit  auslassung  des  is  hierher  gehören,  aber  über- 
sehen, dafs  in  Fragesätzen  wie  indoich  side  do  Wb.' 
(nnm  hoc  ei  verisimile  est?)  710  dasselbe  stattfindet,  also 
ce  bi  roscrib  Sg.  (quis  est  is  qui  scripsit?)  und  cid 
asrobart  incoimdiu  Wb.  (quid  est  quod  dixit  domi- 
nus?) 361  auf  dieselbe  weise  aufzulösen  sind  wie  cote 
andobeir  Wb.  (quid  est  id  quod  fert?)  oder  ciada- 
neuch  Ml.  (quis  est  ad  quem?)  362;  und  doch  flQhrt  schon 
O'D.  355.  379.  410.  an,  dafs  das  prftsens  is  hinter  eia 
(who?)  in  der  regel,  hinter  an  (whether?)  aber  ebenso  be- 
ständig wegbleibt  wie  hinter  m,  nocha  (not);  auch  deutet' 
die  ecHpse  hinter  cd(where?)  O'D.  63.  134  —  cag-cuirßr 
i  (where  wilt  thou  put  it?)  cd  bh-fitil  tu  (where  art  thou?)*) 
—  klar  genug  darauf  bin,  dafs  hier  ein  relativ,  also  em- 
phatische construction  (oü  est-ce  que)  vorliegt.] 

Die  gewonnenen  resultate,  zu  denen  uns  zunfichst  nur 
eine  sorgfältige  beobachtung  und  vergleichung  der  altiri- 
schen beispiele  geführt  hat,  werden  nun  in  allen  wesent- 
lichen punkten  durch  das  neu  irische  bestätigt,  so  ab- 
weichend dies  auf  den  ersten  blick  erscheint. 

Im  neu-  und  mittelirischen  werden  nämlich  verschi^ 
dene  formen  als  relativpronomina  angegeben;  unter  diesen 
sind  aber  zunächst  noch  (who,  which)  und  nach  (which 
not)  auszuscheiden,  den  vorerwähnten  altir.  nech  (aliquis) 
und  n&ch  (qui  non,  quod  non)  entsprechend,  die  nur  sehr 
nneigentlicb  relativa  genannt  werden  können,  sowie  mittelir. 
nad,  nat.  Sodann  entspricht  im  nom.  und  acc.  nicht  das 
gewöhnliche  a  (who,  which)  in  an  fear  a  bkuaileas  (the 
man  who  strikes),  welchem  wie  allen  seinen  Substituten 
0*D.  355.  349.  375  aspirationskraft  beigemessen  wird,  dem 
altir.  an,  als  dessen  grundbedeutong  wir  id  quod  (ce  qui, 
ce  que)  erklärt  haben,  sondern  das  a  (what,  that  which, 
all  that),  welches  eclipse  erzeugt  und  deshalb  vielmehr  an 


*)   Das  oben  erwähnte  can  rofestasa  Wb.  856  (nnde  scis?)  ist  viel- 
leicht diesem  ga  oder  ffä  an  die  seite  eu  stellen. 


keltische  stedien.  5| 

oder  o{n)  geech rieben    werden  sollte,  z.  b.  a  bkfuil  beo  de 

ikmribh  Keat.    (all   tbat  are  —  vielmehr:  ie  —  living  of 

Bco)  O'D.   131;    hinter  diesem   steht,  wo  es  sabjeet  ist, 

sdner  bedeutung  (id  qaod,  quidquid)  gemfifs  ohne  aasnahme 

der  siogular  im   neu-  wie  im  altirischen.     [Ich  kann  daher 

aocb  nicht  mit   Zi«  348  eioe  wirkliche  „forma  primaria  pro 

tribu  generibas^   darin  finden  und  die  glossen  acarthar, 

arrocar  Sg  ,  ia   denen  letzterer  flberdies  die  dura  in  der 

mitte  auf  eine  andre   fährte  (tum  cum  amavit)  weist,  f&r 

treoe  ftberaetznng  des  lateinischen  textes  (qui  amatur,  qoi 

anaTit)  halten].     Hinter  präpositionen  dagegen  tritt  -^  aus- 

genooimeo  natQrlich,    wenn  r  (d.  h.  ro)  folgt  —  flberall 

eclipse  ein:    an  fear  (T  d  d-tugas  6  (the  man  to  whom  I 

gat«  \t)  O^D.  376;   hier -entspricht  da  (d'4)  genau  dem 

altir.  dl  an;    aber  anch   die  Verkürzung  n  findet  sich  noch 

bis  auf  den  heutigen  tag  erhalten:   an  U  len   ab  mian  (is 

apadqoem  est  desiderium)  CD.  377  =»  altir.  inti  lasmbi 

mian;  so  vor  r:  an  fear  örckeatmägheas  6  (the  man  from 

whom  I  bought  it).     Mit  präpositionen  zusammengesetzt 

erscbeiDt    das   rel.  in  ^sa  (in   which):    m.ir.  'sa  tacraid 

ocas  'sa  timsaighit  (s.  oben)  nnd  dd  =  dian,  auch  wo 

es  den  nominativ  zu  vertreten  scheint,  und  nach  O'D.  133 

y^bejond  dispute,  a  simple  relative^  w&re,  z.  b.  an  ti  as 

itie    do    na  cuitinihh   da  n^aitighionn  •«  in  brproibhinnse 

galida  Keat.  (wörtlich:  deijenige,  der  der  niedrigste  von 

colonisten  ist,   von  allem,  was  in  der  englisohen  pro- 

wobot)*).     Wie  der  angebliche  gen.  isa,  asa  zu  er* 

klaren  ist,  weift  ich  noch  nicht,  da  mir  die  stellen  im  Pö* 

lire,  aof  die  sich  Stokes  Ir.  Gl.  p.  1 50  bezieht,  leider  nicht 

war  hsod  sind,  und  das  entsprechende  ciasa  (cujus?)  — 

ciasa  cend  (cujus  caput  esset)  C.  gl.  Coire  Brecain  — 

^eicb   dunkel  ist;    in  asarsechmaiUins  (s.  oben  A.  1.) 

finde    ich  die  prAposition  in  mit  dem  relativum,  dagegen 


^  Gans  ebenso  findet  rieh  in  einigen  mittelirisclien  beispielen  O'D.  189 
^oaeoeh  g^nnehl,  wo  wir  nom.  oder  acc.  erwarteo  wttrden. 

4* 


52  Kbel 

in  isa  gart,  isa  bladh,  isa  cloth  M.  R.  (whose  renown, 
whose  fame,  whose  celebrity)  O'D.  132,  welchea  ioh  am 
liebsten  demonstrativ  mit  nachfolgendem  nebensatz  (est 
ejus  fama  —  (qnae)  narratur)  fassen  möchte,  machen  die 
lautyerhftltnisse  Schwierigkeit,  da  die  folgende  dura  weder 
sa  a  (ejus)  noch  zu  isau  (in  quo)  ganz  pafst.  Offenbar 
mit  verbalformen  zusammengesetzt  sind  die  ebenda  ange- 
fibhrten  „dative^  m.  ir.  danadh  (=s  altir.  diandid),  das 
n.ir.  ddrab  darb  (=  ^diarrop,  vgl.  diarrobe),  danab  («s 
dian-no-p?),  z.  b.  danad  ainm  (cui  nomen  est)  M.  R., 
fear  ddrab  atnm  Domhnail  (vir  cui  est  nomen  est  D.),  in 
denen  also  nur  der  anfang  dd{n)  =  altir.  dian  (=  do -f- 
an)  ein  dativ  zu  nennen  ist;  nicht  ganz  klar  ist  mir  dana 
—  dana  craeth  coibhneasa  ro  riidhsiumar  ro- 
maind  M.  R.  (dessen  Stammbaum  wir  vorher  angegeben 
haben)  132  —  in  seinem  letzten  bestandt heile.  Gar  kein  re- 
lativ steckt  in  dem  zuerst  erwähnten  a  .(who,  which),  wel- 
ches an  die  kymrische  verbalpartikel  a  erinnert,  der  jedoch 
im  altirischen,  soweit  es  mir  bis  jetzt  klar  geworden  ist, 
nichts  entspricht;  entweder  haben  wir  hierin  ein  demon- 
stratives element  (dem  altir.  pron.  inf.  -a  entsprechend), 
hinter  dem  dieselbe  lautver&nderung  eintritt  wie  hinter  an 
U  (altir.  in ti)  oder  wenn  gar  kein  ersatz  des  relativs  statt- 
findet, also  nicht  geradezu  durch  das  a  bedingt,  oder  es 
ist  die  Verstümmlung  einer  alten  verbalpartikel,  die  bald 
als  a  erhalten,  bald  ganz  und  gar  abgefallen  ist  (no?  oder 
do?).  —  Dagegen  liegt  das  relative  n  als  scblufsbestand- 
teil  in  mehreren  Wörtern  versteckt,  die  gemeiniglich  nicht 
hierher  gerechnet  werden ,  aber  eclipse  erzeugen,  O'D.  63- 
1 58.  400.  Unter  diesen  sohliefsen  sich  genau  ans  altirische 
go  (ut,  utinam)  =  con,  dd  (if)  =  dian,  auch  wol  ca 
(where?)  ==  can  (can  rofestasn?  s.  oben);  in  tnara  (where, 
in  which),  dessen  erster  bestandteil  tnar  (as,  like  as)  mir 
nicht  klar  ist,  gibt  sich  wenigstens  das  a{n)  deutlich  als 
das  oben  (B.)  besprochene  in  (in  quo)  kund;  nocha  (not) 
vertritt  die  stelle  des  unter  I.  behandelten  ni  con-,  bei 
dem   uns  freilich  noch    die   aspiration  zu  erkl&ren   bleibt, 


kelÜBcln  itudien.  53 

uod  das  n  (nicht  bk)  vor  ^  z.  b.  nocha  n-fagham  (we  do  not 
find),  nocha  n-fitir  scheint  sich  sogar  genau  an  ni  con- 
fitir  aiizuschliersen,  jedenfalls  heifst  also  nocha{n)  eigent- 
lich: quod  non.  Ueber  das  altirische  hinaus,  ohne  ihm 
geradesu  zu  widersprechen,  geht  muna  (unless),  dessen  na 
auch  altirisch  ein  relativ  erfordern  wQrde,  statt  mani, 
hinter  dem  wir  übrigens  auch  nie  sspiration  fanden.  Auf- 
fallend ist  die  eclipse  nach  nach  in  allen  bedeutungen  (quod 
Dou,  qui  non,  nonne?),  da  gerade  nach  nach  im  altirischen 
niemals  das  relativum  auftrat ;  dabei  verdient  aber  eine  pro- 
vincielle  ausspräche  beachtung,  die  hier  (wie  oft)  das  alter- 
tümliche bewahrt  hat:  in  den  grafschaften  Kilkenuy,  Wa- 
teriord  uod  Tipperary  wird  hinter  nach  (meist  nä  ausge- 
sprocheo)  nie  eclipsiert,  und  das  stimmt  zu  Keating^s  Schreib- 
weise, der  die  anfaogsconsonsanten  der  verba  nie  nach  nach 
»crilDdert,  O'D.   159. 

VoD  der  Vertretung  des  relativs  durch  demonstrativa 
wird  gp&ter  die  rede  sein. 

2.    Infigierte  persönliche  (und  demonstrative) 

fQrwörter. 

Die  persönlichen  fttrwörter  verursachen  im  ganzen  we- 
niger Schwierigkeiten  bei  der  analyse  der  verbalformen, 
wenngleich  ihre  urform  oft  nicht  leicht  herzustellen  ist. 
Die  pronomina  infixa  der  ersten  person  sg.  -m,  pl.  -n, 
Mod  zwar  hie  und  da  der  Verwechslung  mit  dem  relativum 
Mwgesetzt,  indessen  kann  dieser  fall  bei  -m  nur  vor  m  und 
^  bei  -n  nur  vor  n,  W,  g  eintreten.  FOr  die  1.  sg.  be- 
weist  die  aspiration  der  tenues  {s  und  f  sind  nach  dem 
anfangs  bemerkten  selten  genau  bezeichnet)  in  nudam- 
cbrocha  Ml.  (gl.  discruciat  me)  335,  fomchridich- 
ndcrsa  (gl.  acciogar)  475,  condamchloithersa  6n  (ut 
audiar  hoc  Z.)  4:^1,  fordomchomaither  Sg.  (gl.  servor) 
335,  fritamthiagar  (gl.  aboleor)  336,  nomthachtar 
'gl*  Agor)  474,  nimcharatsa  Wb.  (non  amant  me)  337, 
cofordumtb^sidse  (ut  adjuvetis  me)  578,  manimcho- 


M  Ebil 

brad  (si  me  non  juvaret)  667,  nimtha  (non  sum)  991, 
m.ir.  ramcbaraBtar  (amavit  me)  933  ursprCknglich  to- 
calischeD  auslaut  wie  im  lat.  und  griech.,  und  das  u  oder 
o,  welches  wir  hinter  coosonanten  mit  geringen  ausnahmen 
als  hQlftvocal  finden,  deutet  auf  eine  urform  *mu:  issnm* 
ecen  precept  Wb.  (est  mihi  opus  doctrina)  988,  im- 
mumruTdbed  (circnmcisus  sum)  475,  aromfoimfea  (ac- 
cipiet  me)  I058>  immumforling  Ml.  (efifecit  me)  336. 
Eine  ausnähme  scheint  die  partikel  n4eh  zu  bewirken,  die 
hier  wie  überall  ein  t  hinter  sich  annimmt:  nachimrin- 
darpaise  Wb.  (quod  non  reppulit  me)  357;  jedenfalls 
gehört  aber  hier  wie  in  nimtha  das  •  zum  stamme  der 
partikel,  die  wir  oben  in  nä  +  ci  zerlegt  haben,  wie  denn 
auch  n4ich  vorkommt*  In  dem  a,  welches  der  Cod.  MI. 
mehrfach  bei  anwendung  der  erweiterten  form  dam  statt 
dum  (dorn)  zeigt,  nudamchrocha,  condamchloi- 
thersa,  fritammiorsa  (gl.  me  adficiet)  und  fritam- 
miurat  (aificiunt  me)  336,  eotammeicnigthersa  (gl. 
conpellor)  ib.,  iudi  fodamsegatsa  (gl.  qui  tribulant  me) 
1007,  erblicke  ich  eine  annäherung  an  den  mittelirischen 
Tocalismus,  die  sich  in  rodamchloathar  (audit  me)  beitr. 
1.469,  ramcharastar,  naramillet  (ne  me  perdant),  na- 
ramgonat  (ne  me  vulnerent),  naramtairthea  (mir  noch 
unklar,  jedenfalls  aber  mit  tairthet  cach  fer  imma- 
laUe  Wb.  1045  zu  vergleichen,  etwa  von  der  wurzel  reth 
(currere)  mit  do-air-  oder  do-aith-?)  Z.  933  wieder- 
findet. Das  mm,  woraus  Stokes  auf  eine  reduplicierte  form 
geschlussen  hat,  das  jedoch  die  möglichkeit  einer  andern 
erklftrung  nicht  ausschliefst  (III.  11),  erscheint  in  fomma- 
lagar  Pr.  (gl.  consternor)  1037,  fomchain  Sg.  (succinit 
mihi)  929,  fritammiiorsa,  fritammiurat,  cotam- 
meicnigther  Ml.;  dagegen  gehört  in  nommoidim  Wb. 
(glorior)  896,  rommünus  rommuuus  (docui  me,  d.  h. 
didici  IV.  177)  434  das  zweite  m  dem  verbum  an,  in  na- 
ramillet  ist  sogar  ein  m  ausgefallen,  wenn  es  nicht  f&r 
n&ramfillet  (ne  me  fleotant)  steht? —  FOr  die  Verschmel- 
zung des  relativs  mit  dem  persönlichen  fürwort  habe  ich 
kein  sicheres  beispiel  gefunden,  da  in  f&llen  wie  isiress 


keltische  Studien.  &5 

er.  oombeoigedar  Wb.  das  relativ  gern  fehlt  Der  vo- 
cal  11  findet  sich  übrigens  (eo  wie  das  mm)  im  suf&zpro- 
oomen,  nameDtlich  hinter  den  präpositionen,  die  den  acou- 
sativ  regieren^  sodann  aber  auch  im  locativverhältnis  viel** 
üeb  wieder,  am  deutlichsten  in  airiani  Wb.  (pro  me) 
578,  indiumm  (in  me)  581,  friumm  (adversus  me)  1053, 
liumm  (apud  nae)  333.  1050,  trium  (per  me)  611,  vergl. 
samlumsa  (mei  instar)  343,  während  der  dat.  (abl.)  der 
richtnng  in  dum  (de  me)  595.  1094  and  noch  deutlicher 
in  uaim  (a  me)  1058,  uaimm  590  ein  t  zeigt,  welches 
mit  dem  proD.  absei,  m^  mehr  übereinstimmt;  es  scheint 
demnach  fast,  als  wenn  bei  der  infigierung  der  accusativ 
den  dativ  mitvertrete,  doch  verdient  berücksichtigung,  dafs 
auch  der  geu.  (das  possessivum)  nio,  noch  älter  mu  lautet. 
—  Das  pron.  inf.  der  1.  pl.  zeigt  in  keinem  beispiele,  das 
ich  geAmden  habe,  die  von  Stokes  (I.  4G9)  behauptete  aspi- 
rationskraft,  vielmehr  in  fordoncain  Wb.  (praecipit 
nobis)  1060  ganz  deutlich  die  erhaltung  der  folgende^  dura, 
womit  auch  das  A  in  renn  hie  (quod  nos  salvavit)  1061 
übereinstimmt;  ich  vermute  daher  eine  entweder  dem  skr. 
nas  oder  dem  lat.  nös  entsprechende  urform,  und  zwar 
*nD8  (*DÜs)  wegen  des  u  in  aruntaa  Wb.  (supcrest  no- 
bis) 577,  immunrordad  (ordinati  sumus)  478.  In  im- 
mintimcheltisni  Mi.  (eingebaut  nos)  452  scheint  das 
doppelte  t,  vorn  und  hinten,  eingewirkt  zu  haben,  während 
nachinrogba  Wb.  (ne  capiat  nos)  992  auf  das  Ursprung* 
liehe  *nachi  zurückweist;  doch  zeigt  auch  mod  condin- 
roirea  (gl.  alimenta  et  quibus  tegamur)  1051  ein  t.  Dop- 
peltes n  findet  sich  sicher  in  ronnain  (möge  er  uns  be- 
schützen) beitr.  III.  59,  zweifelhaft  in  ronnhic  und  isa- 
ratbsom  ronniccni  Wb.  (gratia  ejus  nos  salvavit)  337, 
da  in  beiden  stellen  das  relativ  stehen  oder  fehlen  kann; 
in  h6re  dunnanic  Wb.  (quia  venit  nobis)  821  gehört 
das  erste  n  dem  relativum;  in  am.  nonnertarni  (ut  con- 
fortamur)  475,  wo  das  zweite  n  zum  verbum  gehört,  höre 
roosöir  (quia  nos  salvavit)  337,  nonsöirfea  (quod  nos 
saltabit)  ib.,  intain  ronmöitsem  (cum  gloriati  sumus) 


56  Kbel 

452,  am.  nouseicdichtherni  (gl.  sicut  blasphemaimir) 
475),  condib  ferr  donberaidsi  (ut  sit  melius  quod  fer- 
tis  nobis)  485,  höre  arinrobe  (quia  nobis  supererat)  1053 
(s.  oben)  sind  die  beiden  pronomina  Terschmolzen.  Auch 
hier  stimmt  das  saffizpronomen  im  accQsatiy  (und  locativ) 
zum  infixum:  erunn  Wb.  (pro  nobis)  578,  indiunn  (in 
nobis)  582,  triunni  (per  nos)  611,  immunn  (circam  nos) 
588,  etrunn  (inter  nos)  1058,  torunn  (super  nos)  613, 
während  der  abl.  in  dünn  452.  596.  1061,  uainn  590 
dem  pron.  abs.  ni  [ursprünglicher  wol  nai,  vgl.  dunnai 
Cr.  (nobis)  599,  artomusnai  Ml.  (mensura  nostra)  681] 
näher  steht;  auch  in  siunn  (nos)  beitr.  I.  468  tritt  dies  u 
auf.  Auffallend  ist  die  Stellung  des  n  in  dorondonadni 
Wb.  (wir  sind  getröstet  worden)  475,  "wofür  man  don- 
rodonadni  erwarten  sollte. 

Das  pron.  inf.  der  2.  sg.  sseigt  ursprünglich  vocali- 
sehen  auslaut  durch  die  aspiration  in  imetchomairc  Sg. 
(interrogat  te)  441,  rotchechladar  Wb.  (qui  te  audi- 
erit)  1049,  attotchomnicc  (es)  362*);  verstärkten  anlaut 
(tv  oder  reduplication?)  durch  die  erhaltung  seiner  tenuis 
in  rotbia  Wb.  (erit  tibi)  337,  attotäig  (impellit  te)  ib., 
arnachitrindarpither  (ne  exheredatus  sis)  475,  fot- 
racbussa  (reliqui  te)  1058,  cototnertsu  (confirma  te) 
1054,  während  am.  rotgädsa  (ut  te  rogavi)  1044  be- 
stimmt das  relativ  enthält,  ishe  notail  (is  te  alit)  333 
und  nihed  notbeir  '  non  hoc  te  fert)  262  es  wenigstens 
enthalten  könnten**).  Der  ursprüngliche  endvocal  lä&t  sich 
dagegen  aus  verbalformen  nicht  feststellen,  da  die  einzige 
form,  die  nach  Z.  und  St.  einen  hülfsvocal  zeigt,  in- 
datbendachub  Wb.  (gl.  benedicens  benedicam  te)  853 
zweideutig  ist,  und  nach  meiner  ansieht  vielmehr  zwei  (oder 


*)  Vgl.  fritotäamlor  a  thethna(te  comparo,  o  Tetnia)  Ailbhe,  bei 
O'G.  476  raisversuuden. 

**)  In  hotuislider  Ml.  (gl.  qao  laberis)  1064  würden  aogar  zwei  pro- 
nomina (n-t)  mit  dem  t  dw  verbi  venchmolsen  Bein,  wenn  die  erkllnmg 
von  Zeafa  475  richtig  wftre;  doch  findet  sich  die  nnpenteliche  conatmction 
sonst  nur  beim  passiv,  nicht  beim  deponens.  Ich  halte  daher  hotuislider 
ftlr  eine  passivform:  quo  caditnr. 


keltische  Studien.  57 

drä)  pr&positioiien  ind-aiftb  (oder  in-do-aith,  in  wel- 
chem falle  maD  jedoch  *intatbendachub  erwarten  sollte) 
enthält,   also:    ind-aith-t-bendachnb.     Das  sufBxpro- 
Domen    bietet    ein   u  nur  in  erntsu  Wb.  (pro  te)  1044. 
1053,  friutt  {ngog  ai)  Pr.  341,  friat,  ML  609,  cenatsa 
(sbe  te)  Wb.614,  torntsu  (per  te)  Sg.613,  welches  ebenso 
wie  das   tt,    welches  sich  mehrfach  findet  und  durch  die 
dara  bezeugt   wird,    auch   ans  dem  v  einer  etwanigen  Ur- 
form *tTa  (*tvä)  erklärt  werden  könnte;   cucut  Wb.  (ad 
te)  1062.  1063    beweist   so    wenig   als   die   deshalb  oben 
nicht  angef&hrten  cnccumsa,    cucunn  587,    da  -hier  u 
zum  stamme  der  prftposition  (*cun-cu?)  2u  gehören  scheint; 
latsn  Wb.  (apud  te)  1053.  1062  ffibrt  dagegen  mit  eini- 
ger Wahrscheinlichkeit  auf  *tTa;  auch  verdient  beachtung, 
dab  das  t,  welches  wir  bei  der  ersten  person  nur  im  rich- 
tongsablativ  (bei  u&imm,  uäinn  und  dfimm,  dünn)  fan- 
den, hier  nicht  nur  in  u4it  Wb.  590.  1054  und  dfit  Wb. 
1049,  sondern  auch  (im  locativ)  dem  indiumm,  indiunn 
gegenQber   in  indit  Wb.  (in  te)   582   und  sogar  neben 
dorn,  dünn  in  duit  Wb.  Sg.  (ad  te,  tibi)  598  auftritt  — 
Dem  infixum  der  2.  pl.  liegt  jedenfalls  wie  in    l.pl.  eine 
form   mit  consonantischem  auslant  (analog  dem   skr.  vas, 
lat.  vös)  zu  gründe,  da  die  tenuis  dahinter  überall  erhal- 
ten ist:  nobcara  Wb.  (quod  amat  vos)   1044,  nobcarad 
(amabat  vo8)4l7,  robclandad  (radicati  estis)  999,  rob- 
carsi  (amavit  vos)  337,   am.  nondubcalrimse  (ut  ego 
vos  amo)  995,    am.  rondobcarsamni  (ut  nos  amavirnus 
▼os)  336,  fordnbcechna  (vos  docuerit)  455,   forndob- 
canar  (quod  vobis  praecipitnr)  235,    atobci  (novit  vos) 
337,   dobtromma  (gravat  vos)  ib.     Damit  stimmt  das  h 
in  robhicad  (salvati  estis)  611*).    Als  vocal  der  urform 


*)  Demnach   ist  Aid  übel  Hub  Wb.  (vos  visam,   ad  vos  devertar)  486 

nicht  mit  Z.  18  als  *addnbfelliub  (videbo  vos)  xu  deaten,  sondern  nebst 
adeillinb  (devertar)  ond  lasse  adnellinb  (cum  devertar)  ib.  —  mit  dem 
reL  inf ,  da«  folglich,  wenn  Z.  recht  haben  sollte,  ^adfelliub  heifsen  mttfste  — 
mit  enit  adfll  494  ans  derselben  steUe  (1.  Cor.  16|6~7)  und  cnit  tadill 
1042  an  vatgUieh«!,  ferner  mit  diall  8g.  (diverticnlnm)  844  und  dir  eil- 
sat  Cr.  (dariarnnt)  486,    [diall  (declinatlo)  scheint  Ittr  *doall  au  stahen, 


.j.^Am 


58  Ebel 

tritt  f  zwar  nur  in  zwei  beispielen  hervor:  tresindippiat 
Wb.  (per  quam  vobis  erunt)  371  und  oondibfeil  (ut  gi- 
tis)  47 ö,  während  sonst  das  eingeschobene  du  (do)  unver- 
ändert bleibt,  manudubfeil  Wb.  (si  estis)  620,  höre 
nondobmolorsa  (quia  laudo  tos)  444,  und  im  Ml.  wie- 
der a  erscheint:  cochotabosadsi  =»  co-chot(h)-dob- 
-bosad-si  (ut  vos  confringeret)  66,  atabgabed  farcaire 
(unklar)  336;  indessen  erscheinen  jene  beiden,  namentlich 
condibfeil  dem  condumfel  (ut  sim)  gegenüber,  um  so 
bedeutungsvoller,  als  sich  das  «  in  allen  fällen  der  sufBgie- 
rung  auf's  unzweideutigste  zeigte  sogar  in  cuccuib  Wb. 
(ad  vos)  998,  cenuibsi  (sine  vobis)  604,  etruib  (inter 
▼os)  616.  1042,  und  der  einzigen  ausnähme  airiubsi  (pro 
vobis)  578  die  formen  airib  1043^  airib,  airibsi,  airi- 
uibsi  578  und  eruibsi  1044  zur  seite  stehen;  auch  sib 
(vos)  Wb.  333  ist  zu  vergleichen.  Ueber  die  Verschmel- 
zung dieses  pronomens,  dessen  vermuthliche  urform  also 
*bis  (d.  h.  vis)  lautet,  mit  folgendem  b  (ropia,  tres- 
indippiat)  ist  schon  IV,  177  gesprochen. 

Etwas  mehr  Schwierigkeit  als  m,  n,  f,  b  machen  dem 
erklärer  der  verbalformen  die  pronomina  der  3ten  per- 
son,  da  sich  hier  im  singular  wie  im  plurnl  mehrere  stamme 
zeigen,  die  unter  sich  wie  mit  andern  fürwörtern  verwech- 
eelt  werden  können,  zum  theil  auch  übersehen  worden 
sind. 

1)  Einen  stamm  a,  den  Zeufs  gänzlich  verkannt  hat, 
habe  ich  bereits  IV,  177  in  einigen  beispielen  nachgewie- 
sen; es  scheint  (wenn  nicht  a  hier  für  sa  steht,  wie  beim 
relativ  und  beim  artikel,  in  welchem  falle  doch  wohl  ta 
f&r  da  =  do  +  sa  stehen  würde)  derselbe,   dessen  gen. 


vgl.  doellatar,  duellatar,  donelltar,  duelltis  Sg.  466.  677.  1012] 
also  aus  *ad-all  oder  *aTth-all  zu  erkllLreii.  In  dem  gen.  sg.  adfll  steckt 
entweder  das  poasessivuin,  also  dnissdiill  (snl  deverticuli),  und  in  tadHl 
ist  dann  das  t  von  cuit  irrthümlich  wiederliolt,  oder  der  accent  ist  über- 
fltisaigv  und  adill  stimmt  genau  zu  adeiUinbi  tadill  enthält  doppelte 
Präposition  do-aith-.  Die  stellen  lauten:  nfba  cuit  adÜl  cucnibsi 
acht  ainfa  lib  (non  erit  ratione  devertendi  ad  vos,  sed  manebit  apnd  vos) 
und:  bad  atrab  nibad  cuit  tadill  (esto  habitatio,  ne  sit  ratione  de- 
vertendi). 


keltiselie  Studien.  59 

aiDg.  und  phir.  die  posseesiya  a  (ejus)  uud  an  (eonun)  dar- 
stellen,   kann  aber,    da  f>  meist  zwisohen  vocalen  spurlos 
ausflült,  sehr  wohl  auch  das  im  6raoisoheD,  litauischen  und 
slaTischen  erhaltene  aya  sein.    Wir  fiodeo  hier  zum  ersten 
mal  deutiioh  erkennbare  casusformen  im  pron.  inf.,  nämlich 
im  sing,  die  aceusativform  aiü  (ftn,  vermuthlich  =  ^avarn, 
'ayftm)  für  masc.  und  fem.,    a  (ss  *ava  wie  im   altpersi- 
schen) fllr   das   nentrum,    was  ich  damals  noch  nicht  er- 
kannt hatte;    im  plur.  a  (ä  =s  ^ava),   worin  entweder  das 
ihm  gebührende  s  wie  in  du-  (övg^)  und  mi-  (mis*)  sehr 
früh  Yerloren  oder  das  ueutrum  auf  beide  geschlechter  mit 
ftbertragen  ist,  da  es  aspiration  bewirkt;   wie  bei  den  vo- 
Tigeu  filrwörtern  vertritt  auch  hier  der  acousativ  den  dativ 
mit.    Ohne    wettere  zusätze  erscheint  dies  pronomen  ein- 
gesdioben:  a)  im  sibg.  m.  f.  nanglanad  [=noan-glanad] 
Wh.  (purget  se)  d82,    act  ranglana  (modo  se  emunda^ 
▼erit)  1055,  rambia  digal  (erit  ei  vindicta)  1043,  ram- 
b&i  cacfa  maith  (fuit  ei  omne  bonum)  481,    rafiriani- 
gestar    (justificavit   eiim)    448,     sech    raoualid    asne 
(quamqiiam  cum  audivistis  esse  iUum)49l,  horaoumach- 
taigset  Ml.  (ex  quo  eo  potiti  sunt)  436,  dandonid  [ae 
do-an-donid]  Wb.  (consolamini  enm)  705,  darrat  f^ssin 
hicrofch  (semet  ipsum  in  crucem  dedit)  1046,    alrda- 
nimmart  greim  4aite   ML  (nam  eum  cohibuit  pauUu- 
lum  *)  ejus  nutricius)  1066,    immanimcab  Wb.  (devita 
eum)  1058,  maconatil  biucc  (si  obdormivit  paullulum, 
gratia)  1053  s=  m.  ir.  cona  d-tuil  Tadhg  B.  Lism.  (T. 
obdormivit)  O'D.  260  — reflexiv  conran-til,   con-an- 
tuii,  vgl.  contuil  c4ch  uadib  Fiacc.  hymn.  31   (obdor- 
mivit nnus  qnisque  eorum),  d.  h.  ''con-n-tuil  oder  *con- 
'd--tuil,  s.  unten;  dagegen  ni  cbotlu  (non  dormio)  beitr. 
ni,  48  (bis),  n.  ir.  eodlaim  (I  sleep),  fat.  coideölad  —  an- 
uodacomart  chlaideb  Ml.  (cum  eum  caederet  gladins) 


^)  wSrtiich:  ein  bitGb«n,  vgl.  greim  buocella  Stokes  Ir.  gl.  144  ss 
0.  ir.  ^enn  (a  bis  or  mocMl);  zu  danimmart  vergl.  ni  timmorc^r  Sg. 
(dqu  eoarctatnr)  S55  und  timmorte,  timmarte  (correpta,  vocalis);  aite 
tdieifit  s=3  ^atlüthe  von  der  wnrsel  atb:  ithim  (edo). 


60  Ebel 

442  [vergl.  docomartatar  (gl.  attriveruot)  443  entweder 
statt  doch,  oder  mit  eingeschobenem  relativ],  manid  tes- 
arbi  f=  do-es-anrobi]  ni  Wb.  (si  non  defuit  ei,  viduae, 
res)  lOöO,    auch  tesarbae  852?  —   b)  im  plur.  und  im 
ueutr.,   wobei  sing,  und  plur.  oft  schwer  zu  scheiden  ist, 
nagniusa  Wb.  (facio  id)  600,    bad  samlith  nacho- 
malnith  Wb.  (sie  esto  ut  td  (ea)  teneatis)  446,  ba  coir 
cenachomalnithe     ropredcbad     mör    namri    düib 
(consentaneuni  erat,  quia  id   implebatis  qnod  praedicatum 
erat,  multum  commodi  vobis)  889  [falsch  erklärt  von  Zeufs; 
mit  negation  steht  nicht  cena,  sondern  cini;    ohne   vor- 
aufgehendes   pronomen    wQrde    auch    nicht    ropredcbad 
stehen,  sondern  arrop(h)redchad  vgl.  348,]   am  bid  o 
dia  rachlöithe  (acsi  a  deo  id  (ea)  audissetis)  und  ra- 
chualatar  (audiverunt  id,  vaticinium)  491,  rachretsidsi 
(credidistis  id)  435,    act   rachomalnathar  rennapre- 
oept  (modo   impleverit  ea,    antequam^  ea  doceat)    1059, 
dalte   petir    rachomalnastar    sede    dam    (discipulus 
Petri  implevit  id  (ea?)  quoque  355,  ni  asse  acleith  ra- 
fitir  aslia  (non  facilis  eorum  absconditio,  sciunt  ea  quam 
plurimi)  286,  ni  uälnn  raucsat  (non  a  nobis  ea  (id)  ac*- 
ceperunt)  413,  ramüinset  (docuerunt  se,  didicerunt)  436, 
rageni  (fecit  ea,  id?)  439,    raaera  dia  duün  em  (prae- 
beat  (?)  autem  id  nobis  deus)678,    arachrinim  Sg.  (gl. 
difficiscor;  exsicco  id?)  1035,   dagnitis  dam  intsabin- 
dai   anisin  immenetor  (faoiebant  iis  etiam  Sabini  hoc 
invicem)  1027,  dagena  cammaib  Wb.  (faciet  id  tarnen) 
667,   daadbat  som  (demonstrat  iis  (id?)  ipse)  456,  da- 
beridsi  (dabitis  ea,  testimonia)  372,    dabir  Inc.  (pone 
ea),    höre   damelat  Wb.   (quia  ea  (?)  manducant)  441, 
daucci  feissin  (intellegit  id  (ea?)  ipse)  373,  dahucci 
438,    daucbaidsi  (intellegetis  id,  ea)  439,    dagniusa 
sin  (facio  hoc)  353,    dalugnbsa  dam  (ignoscam  id  ego 
quoque)  987,   dalugnb  son  (condonabo  illud)  1063,   da- 
rolgea  dia  doib  (ignoscat  id  deus  iis)  1058,  ciafadam 
(quod  ea  patior)  1053,    fadidmed  [reduplicierter  condi- 
cionalis,  8.  fosdidniat,  fondidmaesTu  III,  264]  alcned 


kdtiache  stildien.  61 

Sg.  (pateretar  id  natura)  1001,    inti  arafoim  (qtii  eam 

accipit)  ML  681,    arafoimtis  intiu  sön  (reciperent  hoc 

iD  se)  582y    fagebtis  Wb.  (baberent  ea)  453,   facheirt 

in  alios  sonos  Sg.  (deponit,    abdit  se)  1012,    conru- 

failnitber  Wb.  (at  id  iispleatur?    wenn   hier  nicht  fa- 

Btatt  fo»  geschrieben  ist)  348,  indi  iülaimgaib  Sg.  (ejus, 

qoi  id   vitat)   855,    tarsatharmthiagat  Cr.   (trans   ea 

transgrediuntur?    scheint    verschrieben    statt  tarsatarm- 

thiagat:  trans  quae  tr.)  1072;  sweifelhafit,  ob  sing,  oder 

plur.,  -ist  z.  b.  isfrissnasamlur  Wb.  (cum  eo  eum  (eos, 

id?)  oomparo)  444,    weil  wir  nicht  wissen,  ob  s  mit  oder 

ohne  punkt  zu  lesen  ist,  und  Zeufs  weder  Zusammenhang 

noeh  text  mittheilt;    ebenso  rap'ridchaisem  (praedicavi- 

mag  id?)  435,    da  bei  p  öfter  die  aspiration  unbezeichnet 

bläbi.    Pleonastisch  erscheint  das   pronomen  in  noch  ni 

rabatar    indfirso    riam    forecht    fetar[licce]  Wb. 

(oon  tarnen   id   fuerunt  hi  viri  antea,    sub  lege  vetustatis) 

666  und   foragab    duaid    inna   anman    adiecta  cen 

tabairt  anman  tren  friu  Ml.  (posuit  ea  David,  nomina 

ftdjectiva,    sine   additione  nominum  substantivorum  ad  ea) 

253,  wo  indessen  Z.  vielleicht  ein  .i.  (idön)  ausgelassen 

hat   wie    öfter.  —    Mit  vorgeschlagenem  d  (wie    dumm 

u.  8.  w.)  finden  wir  beide  formen  ebenfalls:    a)  sechiphä 

nodapredcha  Wb.  (quisquis  est,  qui  eum  praedicat,  so. 

Satanam,  2.  Cor.  2,  11)  682,    ith6  inso  bäsi  nodabe- 

rat  [ungenau    statt    nodamberat]    ineclis    (sunt  hice 

mores  qui  eam,  viduam,  feruntin  ecclesiam)  1049,  rudan- 

ordan  (ordinavit  eum)  338,  fristacuirther  Sg.  (gl.  ob- 

jiettor  autem  huic)  465  —  von  Z.  857  zu  den  decomposi- 

tis  gerechnet  — ,  fritataibret  na  dorche  donsoilsi  Sg. 

opponant  eam  tenebrae  luci)  846;  —  b)  nodascara  Wb. 

(separavit  eos)  1048,    nodaengraicigetar  Sg.  (eorum 

locum  obtinent)  339,    fogur   tm.  nodadeligedar  fri- 

mnta  (sonus  tantum  eas  distinguit  a  mutis,  semivocales) 

1015,    nondasoirfäa  Ml.  (quod  salvabit  eos)  339,   am. 

rondalegsamni,  acht  rondasaibset  som  (ut  nos  eos 

legimus,  nisi  quod  fal^mnt  eos  ipsi)  ib.,'  sochide  roda* 


6*2  Kbel 

scrib  hüan  Cr.  (multi  id  transcripserunt  a  Dobis)  1074, 
tresindabia  Wb.  (per  quam  iis  erit)  371,  ni  arindi 
asDdarobartis  Ml.  (non  quod  ea  dixissent)  996,  con- 
dagaibtis  Ml.  (ut  eoe  caperent)  453,  coodatanic  int- 
apstal  Fiacc.  b.  20  (doneo  iis  venit  apostolus),  conda* 
tüargabasa  Wb.  (donec  id  protuli,  sc.  evaDgeliam)  1039 
•^  beide  beispiele  mit  t  statt  th  — ,  acht  daduthrac- 
car  (sed  opto  id,  booum)  444,  madacboisged  dilgud 
(ei  id  consequeretttr  remissio)  665  [kein  decomp«;  vgl.  was 
obea  über  do  coischifed  454  bemerkt  ist],  la  .q.  7  ia- 
singutai  dodaiarmorat  Sg.  (apud  q  et  vooalem  qoi 
id,  so.  u,  seqaitur)  1016^  isinlitir  comfograigthi  do- 
daiarmorat (in  litteram  simul  pronuntiandam  quaeidse- 
quitor)  855,  isdia  cotaöei  ade  Wb.  (deus  id  servat) 
1054  =ss  *cot(b)-da-öeI  —  vgl.  connöi  (qui  servat  ei) 
ib.  — ,  cptaucbat  Cr.  1072  =s  cotaocbat  858  (attol- 
luQt  se)  d.  h.  *cot(h)-da-ukd-gabat,  atarimtis  Sg.  (ea  ad- 
nnmerabant)  620  und  ataruirmiset  (ea  adDumeraverimt) 
33  d.  h.  "ad-da-rimtis,  *ad-da-ro-rimiset;  hierher  scheint 
auch  nadfrithtasgat  [ss  frith-da-segatP]  friusom  Ml. 
(qui  noD  oppoount  se  iis)  846  za  gehören.  —  Für  das 
fem.  sing,  sind  tesarbi,  nodaberat,  fritataibret  — 
besogen  auf  dondfritobairt  maill  (oppositione  lenta)  — 
beweisend.  Zeuft,  der  dies  pronomen  im  sing,  gar  nicht 
als  ein  von  n  wesentlich  verschiedenes  erkannt,  im  plor. 
nur  in  der  erweiterten  form  da  angesetzt  hat,  nimmt  an, 
dafs  das  a  auch  fehlen  könne,  rechnet  also  im  plur.  ro- 
dordigestar  ebenfalls  hierher;  das  ist  jedoch  höchst  un« 
wahrscbeinlich ,  sdbst  wenn  da  nicht  aus  d-a  entstanden 
sein  sollte,  da  wir  wenigstens  im  sing,  ganz  entschiedeB 
neben  an  (dan)  zwei  deutlich  davon  gesonderte  elemente 
n  (dn)  und  d  finden. 

2)  Das  pron.  inf.  n  könnte  auf  den  ersten  blick  eine 
abschwächung  von  an  scheinen  wie  beim  pron.  rel.;  diese 
Voraussetzung,  die  bei  flüchtiger  betrachtung  möglich  wftre^ 
wird  indessen  schon  dadurch  widerlegt,  dafs  dies  i»- nicht 
nur  nirgends  ausftUt  oder  assimiliert  wird^  sondern  sogar 


keltifche  stndien.  63 

eine  folgende  tenois  aspiriert:  nihed  am^it  noncAretidsi  Wb. 
(ooQ  hoc  solam  ot  in  eum  credatis)  578,  diancAomalDinn 
(ffl  id  implerem,  mandatum)  450,  arincAomalaatbar  (ut  eam 
impleat,  doctrinam)  1060,  bore  arincArinat  (quia  se  siccant, 
marcescunt?)  1041,  mit  ausnähme  des  i  natQrlich:  arintaa« 
brid  di  (at  id  detis  ei)  493;  nachlässige  Schreibung  ist: 
am.  nonpredchimse  (ut  id  (eum?)  praedico)  1054  und  am. 
ronpredchissemni  (ut  id  praedicavimus)  435.  Hierdurch 
aoterscheidet  es  sich  zugleich  in  vielen  f&Uen  deutlich  vom 
rel.  n  und  von  n  (nos).  In  allen  diesen  beispielen  ist  das- 
selbe mit  dem  relativum  (der  conjnnction)  verschmolzen, 
sowie  in  am.  rons6ir  fesin  (ut  semet  ipsum  salvavit)  436, 
b6re  n^sirairigsiur  (quia  id  non  perpetravi,  peccad  m.)  995, 
sm.  dongni  ade  (sicut  facit  hoc)  356;  allein  tritt  es  auf 
in  Todbo  dia  adroni  et  connoi  arrad  (fuit  deus  qui 
iepomat  et  servavit  ei  gratiam)  1054  —  zu  con-n-6i 
▼gl  cotaöei  ib.  — ,  contuil  c&ch  uädib  Fiacc.  h.  31 
(obdormivit  unns  qaisque  eorum;  reflexiv,  s.  oben  cona- 
til),  dondiut  Sg.  (sisto  eum)  338,  naichfideirsed  (se 
eum  non  desertnrum)  451.  Ein  beispiel  fbr  den  plural 
habe  ich  aufter  bore  arinchrinat  Wb.  nicht  gefunden; 
dsgegen  verdient  die  einschiebung  hinter  dem  verb.  subst. 
(wie  b^m  rel.  n)  in  ni  ruban  and  Sg.  (non  erit,  esse 
potest  id  ibi)  1011  und  (mit  vorgeschobnem  d)nipadnai- 
dreck  Wb.  (non  poenifcebit  eum)  442  besondre  beachtung. 
Mit  vorgeschobenem  d  finden  wir  au(ser  dem  eben  citier- 
ten  nipadnaidrech  noch:  doini  nodnoirdnet  Wb. 
(homines'eum  ordinant)  338,  ni  tti  nodnai[li]  (non  tu 
emn  alia)  333f  AariMiud  nodnicad  (suum  meritnm  quod 
se  aalvaret),  dondi  rodndolbi  (ei  qui  cum  finxit)  338; 
merkwürdiger  weise  lauter  beispiele,  in  denen  ein  relativnm 
fehlt,  so  dafs  man  sich  versucht  fahlen  könnte,  dieses  im 
II  ZD  Sachen  und  d  fbr  das  persönliche  f&rwort  zu  halten, 
wenn  nicht  sonst  fiberall  das  relativum  vor  diesem' stände; 
ein  andrer  verdacht,  dafs  dn  acc«  m.f.  zum  neutr.  d  sei, 
wozu  dann  da  der  plur.  wftre,  wird  durch  rodchürsach, 
sdidgeAIn  (s-  unten)  so  ziemlich  beseitigt.     Zweifelhafte 


64  Ebel 

beispiele  sind  donaisilbub  Wb.  (gl.  hoc  cum  assigna- 
▼ero,  iis  fructum)  338  =  436,  fondidmaesiu  Ml.  (gl. 
patiaris)  432,  rundlüth  (gl.  dcDsaverat)  437,  deren  n  das 
relativ  sein  kann ;  hingegen  scheinen  die  anfangs  angefbhr- 
ten  beispiele  des  con  mit  folgender  aspiration,  Oberhaupt 
mit  aufTallender  erhaltung  des  n,  hierher  zu  gehören,  theils 
mit  einem  wirklichen  pronomen:  nandrigad  contised 
Patrice  Lib.  Ardm.  (id  se  non  aggressnrum  esse,  donec 
sibi  yeniret  P.)  O'D.  439,  conn&ch  moldea  nech  Wb. 
(ne  se  landet  quis  —  wo  das  pronomen  gar  nicht  zu  ent- 
behren ist)  679,  conidbarat  acorpu  (ut  ei  immolent 
Corpora  sua)  682,  ni  conchoscram  (non  quod  eam  de- 
struamus,  legem  Rom.  III,  31)  711,  ni  conlaimmemarni 
6n  (non  quod  audeamus  id)  446,  wozu  man  istorbe  ciid 
ed  ön,  ishßd  6n  asfir  Wb.  334  vergleichen  mag,  theils 
mit  adverbialem  gebrauch  des  n  (wie  beim  relativum):  con- 
festar  cach  dofoirbthetu  (dafs  da  ein  jeder  wisse 
deine  festigkeit)  1049,  ni  conchoimnucuir  rect  firi- 
anugud  (nicht  dafs  da  das  gesetz  die  rechtfertigung  be- 
wirkte) 853.  Pleonastische  häufung  der  pronomina  (und 
Pronominaladverbien)  ist  im  irischen  nichts  seltenes,  vergl. 
ished  inso  sis,  ishe  se  sis  andechor  Sg.  365,  und 
mehrere  pronomina  sind  gerade  mit  n  zusammengesetzt: 
sin,  sodin  neben  se,  side,  auch  ön,  aon;  auch  begreift 
sich  leicht,  dals  das  n  (man  vergleiche  den  lateinischen 
gebrauch  des  quod  in  quodsi)  adverbial  gebraucht  wer- 
den konnte.  Die  erhaltung  des  n  und  die  aspirationskrafty 
die  dasselbe  deutlich  von  an  scheiden,  weisen  darauf  bin, 
dafs  es  ursprünglich  ein  neatrum  vom  stamme  (na)  ana 
sei  =  slav.  ono,  das  sich  ebenso  wie  das  rel.  n  im  ge- 
brauche weiter  ausgedehnt  h&tte. 

3)  Auch  das  d,  wofür  hinter  consonanten  mehrfach 
i  d  auftritt,  verräth  seinen  ursprünglich  vocalischen  auslaut 
durch  die  aspiration  der  tenuis:  lanech  nodcAomalnadar, 
lanech  nadidcAreti  Wb.  (apud  eum  qui  id  implet,  qui  id 
non  credit)  671,  doch&ob  rodc/Uuinetbar  (omni  qui  id 
audivit)  1042  und  inlinn  rodcAluinetbar  (numerus  qui  id 


keltische  »tudien,  85 

aa^vit)  1050,  inlinn  nodcAreitfea  (numems  qai  id  credet) 
436,  issochuide  rodcAürsach  (est  multitado  qnae  eam  ob- 
jurgavit)  338,  indi  QachidcAQäla(ar  (qai  id  (eum?)  non  ao- 
diernnt)  704;  marudcAoiscset,  ciarudcAuälatar,  manidcAre- 
tid,  maoidcAoaialnid  s.  unten.  Wegen  des  i  in  den  bei- 
spielen:  ni  nach  alle  asstcnbeir  Wb.  (non  alias  quis  id  di-> 
cit)  338,  ciastdbYÖrsa  (quamqaam  id  dico)  Sg.  609,  cias- 
üRriur,  ciastdrubort  (qaamquam  id  dixi)  Sg.  488,  ciastdni- 
bartaa  ML  1064,  indi  astdrnbart  (ea  quae  id  dixit)  Sg.  467, 
artdrochell  (id  rapait)  338,  artdriilastar  (enm  conrenit) 
Fiacc.  hjmn.  24,  andfetis  (eum  evehebant?  cf.  donfe  beitr. 
1,470)  ib.  32,  anima  tm.  adtdgetiin  Wb.  (anima  tantnm 
eam  cognoscit),  immtdforling  domsa  (effecit  id  mihi)  338, 
conidrofoilsigsetar  apstil  doib  (donec  id  manifestarerint 
apottoU  iis)  449,  conitucca  s.  unten,  conid&l  inindoob&il 
(at  id  (corpus)  sit  in  gloria)  478  —  doneüch  nucbuifitir 
Ml.  (ei  qai  eam  nes€it,  rationem)  704  ist  wegen  des  naich 
nicht  mitznrechnen  —  könnte  man  an  ein  nentrum  i  d  ne- 
bea  dem  prcm.  abs.  ed,  6d  denken,  ftlr  welehes  dann  (II, 
188)  eine  dem  got.ita  entsprechende  nrform  anzunehmen 
wire;  indessen  findet  sich  best&ndig  rud-,  rod-,  nie  ruifd- 
oder  rid-,  von  andern  gründen  gegen  eine  solche  annähme 
wird  unten  die  rede  sein;  man  geht  also  wohl  am  natQr- 
liebsten  auf  ta  (sss  skr.  tad),  oder  wegen  des  t  auf  die 
nebenform  tya  (ved.  tyad)  zurück,  so  dafs  d  als  kürzere 
form  des  in  den  compositis  aide,  ade  auftretenden  de 
erscheint.  Beispiele  mit  dem  relativum  sind:  immindrai- 
«et  (?),  nandrigad  L.  Ardm.  (O'D.  437.  439),  rondbiad  failte 
Ubd  Wb.  484,  sechicbruth  dondrön  682,  am.  rondpromsom, 
am.  domirig^ni  338,  am.  dondrig^nsat  611,  am.  dondneet 
438,  am.  fbndrodil  230,  am«  roitdgab  Sg.  973,  am.  rofid- 
gabaal  979,  dindapir  280,  isindi  roiidaintnnigestar  Ml.  448, 
nifil  aimsir  nadiitdbed  894,  am.  asindbiursa  Ml.  338,  amail 
asaindbetr  Cam.  —  s&mmtlich  oben  erklärt  -^  und  isciftr- 
sagad  rondcArsam  Wb.  603  (?  scheint  verschrieben,  auch 
die  dura  e  fSllt  anf);  "vorgeschlagenes  d  hat  condidmolo^ 
iat  eäth  Wb.  (ul  eum.  landet  quivis)  338.    Das  fem.  be- 

BttMge  s.  Tgl.  sprmchf.  V.  1.  5 


66  Ebel 

zeichnet  adidgeüio,  den  plaral  isdia  rodordigestar  Wb. 
(deus  eas  ordinavit,  potestates)  339,  mit  relativ:  intain 
domäecfa,  [intain]  dondviga  (cum  veniet  iis)  495,  wovon 
letzteres  namentlich  gegen  Zeufs'  annähme  spricht,  dals  d 
aus  da  gekürzt  sei.  Andre  beispiele:  nodmoladar  fesin 
Wb.  (gl.  qui  se  ipsum  commendat)  338,  iscr.  dodlugi  lim 
(Christus  id  ignoscit  apud  me)  987,  combad  notire  rocfscri- 
bad  cosse  (ut  sit  notarius  qui  id  scripserit  hucusque)  1044, 
fodüacair  (id  indicat)  705,  is^side  rodfinnad  Sg.  (se  id 
scire)  451,  hithä  dodmainetar  insin  (illi  putant  hoc)  1013, 
infers  .  .  dodiarmorat  (versus  .  .  qui  eum  sequitur)  985; 
dodfetis  Fiacc.  h.  7  (eum  advehebant?  cf  donfe,  aridfe- 
tis;  oder  eum,  id  nuntiabant?  cf.  adfiadat  —  die  glosse 
dobertis  ist  ebenfalls  zweideutig:  afferebant  oder  dice- 
baut),  ni  tidbarid  farmbaüllu  Wb.)  ne  detis  ei,  peccato, 
membra  vestra)  993  [vgl.  ni  tiberthar  (non  dabitur)  470, 
ni  tibertais  piäna  Ml.  (non  darent  poenas)  1070,  nach 
tibred  Corm.  (which  he  would  not  give)  O'D.  216,  co 
na  tibratis  L.  Br.  (so  that  they  should  not  give)  ib.  217, 
n.  ir.  fiit.  und  cond.  tiubhrad,  iiubhrainn].  —  Formelle 
Veränderungen,  die  bisweilen  zu  völliger  verkennung 
dieses  pronomens  gefbhrt  haben,  sind  die  Verwandlung  des 
d  in  t  vor  d:  sech  is  öen  spirut  fotd&lY  Wb.  (quamquam 
est  unus  Spiritus  qui  ea  dispensat)  682  [vgl.  oben  anat- 
denat  ^  an-nad-denat],  mit  ausfall  verbunden:  coni- 
tucca  in  »tarcne  caich  (ut  id  ferat  in  cognitionem 
cujusvis)  997;  und  die  Verschmelzung  desselben  mit  dem 
th  oder  d  der  präposition  zu  t:  atbeir  Wb.  (dioit  id)  441, 
atbeirmis  frib  (dicebamus  id  vobis)  417,  nitussu  tböenor 
ciatbere  (non  tu  solus,  quamvis  id  dicas)  333  [ganz  falsch 
Z.  443],  aütrubert  ind.  noeb.  apostol  inso  Cam.  (dixit 
hoc  sanctus  apostolus)  1006  [^aithber  erscheint  aufser 
adbeir  Wb.  (dicit)  564,  ni  »dparthi'inso  Sg.  (non 
dicendum  hoc)  1016  —  natfirlich  auch  inti  adrubart» 
mar  (is  quem  dizimus)  443  —  stets  ohne  tk,  d  in  der 
form  aper  oder  eper,  aber  das  constantep  bezeugt  eben 
den  ausfall  des  fA],  so  auch  m&tchobra  Wb.  (si  id  vult) 


keltische  stodien.  67 

1046  =  ma-ad-d-chobra,  dessen  ch  also  ganz  in  der  ord- 
nuDg  ist,  yermuthlicb  aach  atebi  Wb.  (videt  eum,  id?) 
839,  atmuilniur  (iterum  id  dico)  840,  atgairith  (recla- 
matis  eam;  ancride  n.  injuriam)  987;  die  folgende  me- 
dia ist  verh&rtet  in  aadpartbi  Sg.  (s.  oben). 

Pleonastiscb  erscbeint  d  noch  häufiger  als  it.    Bei- 
spiele wie  dodmainetar  insin,  ni  sedparthi  inso  Sg., 
aütmbert  • .  inso  Cam.  haben  f&r  den,  der  anf  die  hän- 
fbog    der  pronominalen  bestandtheile  in    ished   insosis 
Q.  8. 1^.  achtsam  geworden  ist,  nichts  auffallendes  mehr;  in 
ciasidruburt  ambuifth,   ciasidbiur  abuith  huandf 
asuitis  Sg.  (quamquam  id  dixi,   esse  ea;    quamquam  id 
dico,   id  esse  ab  eo  quod  est  vitis)  488,    mädodrume- 
naiar  alaaili  nombetis  (si  id  putarunt  alii,  ea  esse) 
1026  schliefst  sich  der  pleonasmus  an  fthnlicbes  im  dent- 
8cb&i^  in  rodbo  diä  adroni  Wb.  1054  an  das  französi- 
sehe  (ce  ftit  dien  qui  etc.)  an,  so  lielse  sich  auch  arndip 
rncce  doib  (damit  es  ihnen  schände  sei)  1054  erklären. 
In  anderen  beispielen  ist  es  jedoch  entweder  absolut  un- 
zDö^ch    oder   nur   durch    die   unnatürlichsten   deutungen 
mdgKch,  ein  wirkliches  pronomen  herauszubringen,  es  bleibt 
also  nichts  übrig,    als  dem  d  (wie  dem  n)  bisweilen  ad- 
verbiale geltung  beizulegen  (wie  sie  ja  dem  accusativ  im 
griechischen   und  lateinischen  auch  zukommt);    auf  diese 
weise  sinkt  das  d  („in  dieser  beziehung^)  gleich  dem  lat. 
qaod  in  quodsi  u.  s.  w.  zu  einem  blofsen  ezpletiv  herab, 
wie  unser  »da^  nach  dem  relativum,  in:  cenodfil  posit 
grecda  do  Sg.  (quod  quamquam  ei  est  positivus  grae- 
cus)  419,    cenodfil  chotarsnataith  etarru  (quod  etsi 
est    oppositio    inter    ea)   1031,    cenotad  [=  cenodtad] 
maicsi  raith  Wb.  (quod  etsi  filii  gratiae  esti8)672,  cinid- 
fil  chairi  linn  Ml.  (quod   etsi  non  est  culpa  apud  nos) 
894,    cenidrubat  Sg.  (quamquam   non  erunt,  esse  non 
posaunt)  970,    ciadudrigni  diä   mör  dimaith  erriu 
Wb.  (quamquam  deus  fecit  multum  boni  iis)  579,    cia- 
Todbatar   tirbithi    aili   fornn   Wb.   (quamvis  fiierint 
sKae  angnstiae  nobis)  596,    ciarudchuälatar  ilbölre 


68  Ebd 

Wb.  (quod  etsi  audienint  multas  linguae)  665,  manu d fei 
inspirut  noib  indiamsa  Wb.  (quodsi  Spiritus  sanctus 
in  me  est)  483,  marudbaitsius  nech  naile  (si  quem 
alium  baptizavi)  434,  madudrignius  ni  Ml.  (si  quid 
feci)  891,  madudrimtbirid  öis  carcre  Wb.  (si  mini- 
stravit  aetati  carceris)  1050,  marudchoiscset  ammuin- 
tir  (si  familiam  suam  cohibuerunt)  1048,  marudscarsid 
fritola  (si  a  cnpiditatibus  recessistis)  1041,  mannddle^ 
gar  ni  do  (quodsi  quid  debet)  1062,  manidohomalnid 
arropredchad  düib  (quodsi  non  impletis  quod  praedi- 
catum  est  vobis)  348,  manidtesarbi  ni  (quodsi  non  de- 
faerit  ei  quidquam)  1050,  manidchretid  ess^irge  er. 
(quodsi  non  creditis  resurrectionem  Christi)  436,  conid 
fargaib  Fiacc.  h.  5  (donec  remanet).  Wir  werden  also 
auch  in  andudesta  difoirbthetu  fornirisse  Wb. 
(quod  deest  de  firmitate  fidei  vestrae)  348,  madudeata 
ni  dibarniris  (si  quid  deest  de  fide  vestra)  469,  andn- 
desta  airibsi  (quod  deest  in  vobis)  578,  ani  dodesta 
dichomalnad  caesta  er.  dpmsa  (quod  deest  de  imple- 
tione  mea  passionis  Christi)  1039  neben  ished  dim  de- 
fita  disuidiu  (id  ergo  deest  de  hoc)  ib.  nicht  eine  über- 
flüssige Zusammensetzung  aus  dodo-es-ta,  sondern  viel- 
mehr dies  ezpletiv  du-d-es-ta  zu  erkennen  haben  (was 
da  fehlt,  quodsi  deest);  dasselbe  d  tritt  uns  ferner  in  arn- 
dip  maith  nairlethar  amuntir  Wb.  (ut  bene  oboediat 
ejus  familia)  1047,  airndip  maith  aforcell  (ut  boDus 
Sit  nuntius)  235,  condip  slan  aanim  (ut  saaus  sit 
animus  ejus)  485,  condib  foirbthe  (ut  sit  firmus,  firma) 
1039.  1049  und  vielen  ähnlichen  beispielen  entgegen,  wenn 
gleich  einige  wie  condib  ferr  donberaidsi  (ut  sit  me- 
lius quod  nobis  detis)  485  die  erklärung  durch  das  subject 
(id)  zulassen.  Auch  duüs  indip  fochnnn  icce  do  ain- 
darpe  aogntu  (num  forte  sit  causa  salntis  ei  ejus  excom- 
municatio)  708,  düus  indaithirset  (num  forte  eos  poe- 
niteat)  709  scheinen  hierher  za  gehören;  doch  enth&lt  die 
fragepartikel  in  überhaupt  (ausgenommen  vor  der  würzet 
ba:  imbed,  imba,  imb)  ein  fremdes  element  hinter  dem 


keltische  gtudien.  69 

A,  wie  die  ▼erbindungen  incomalnid,  inrictar  und  das 
neoirische  an  mit  folgender  eclipse  (also  ann)  beweisen. 

Wir    dQrfen    aber  noch  einen    schritt   weiter   gehen: 

wenniD  manudfel,  marudcboTscset,  madudrignius, 

manidchomalnid,  cenodfil,  ciaradchuälatar,  cia- 

dudrigni,  cinidfil  ein  pronominales  dement  steckt,  das 

wir  in  der  Übersetzung  kanm  wiederzugeben  vermögen,  so 

wird    es    in    hohem    grade    wahrscheinlich,    dafs   auch  in 

mad,  cid,  ced  nicht  ein  yerstflmmeltes  verbum,  sondern 

eben  dieses  pronomen  oder  pronominaladverb  den  schlufis- 

bestandtheil  bildet.     Ich  weifs  recht  wohl,    dafs  in  vielen 

ftllen  das  verbum  sein  sehr  gut  passen  wQrde:   mad  in- 

£b  nuarib    deac    namma   bas  laigu   (si  duodecim   tantum 

hom  (est  quod)  est  minor),  arm  ad  iarnaicniüd  adrimther 

(nam  a  secundum  naturam   (est  quod)  computatnr)  Cr. 

1076,  armad  pecthad  inti  forataibre  gräd  Wb.  (nam  si 
peeeator  sit  is  in  quem  conferas  gradum)  1051,  armad 
forngalre  dognein  do  (nam  si  esset  mandatum  quod  ei  fa- 
cerem)  454,  mad  forcenn  libuir  nach  raageu  imbeth  amen 
indib  lil.  (si  finis  libri  esset  aliquis  locus  quo  est  amen 
in  üb)  1063,  mad  önchetnidiu  nobed  Sg.  (si  a  primitive 
(esset  quod)  esset)  483,  mad  cofoirbthetu  hirisse  arfenithar 
Wb.  (si  ad  firmitatem  fidei  (Test  quod)  percipitur)  1048, 
mad  inchrudso  bemmi  (si  hoc  modo  (est  quod)  sumus) 
1060,  mad  inchruthsin  beithc,  bethe  (si  hoc  modo  essetis)^ 
4S4,  mad  mald  la  diä  (si  bonum  erit  secundum  deum), 
act  mad  melltach  lasinfer  (praeterquam  si  placitum  est 
viro)  603,  mad  fiu  lib  moamechsa  (si  dignum  secundum 
vos  erit  aaxilinm  meum)  463,  mad  snlbair  et  mad  an  in- 
precept  (si  eloquens  et  si  dives  est  doctrina)  678,  mad 
tafrismech  hifochidib  et  mad  maith  ignim  (si  constans 
est  in  tribniationibus  et  si  bona  est  actio  ejus)  671,  act 
mad  6§ntu  düib  occa  (praeterquam  si  unitas  vobis  est 
apnd  id)  ib.,  mad  sla4n  inball  (si  Sanum  est  membrum) 
991 ,  mad  olcc  amuntar  (si  mala  est  ejus  familia)  1059, 
mad  ferr  cotobsechfider  (si  melius  erit,  corripieraini)  998, 
mad  adchoifflchtadach  Sg.  (si  reciprocum  est)  977>    mad 


70  Ebel 

binoDQ  tarmorcenn  ndöib  (si  eadem  iis  terminatio  est)  971, 
mad  cotecht  di  cofer  Wb.  (si  aditus  ei  est  ad  virum)  884, 
mad  griunne  cruithnechte  foceirr  (si  granum  frumenti  est 
quod  ponitur)  997,  madbö  farmbethusi  er.  (si  ipse  est  vita 
Chr.)  1041;  cid  do  uÄir  Wb«  (etsi  ad  horam  est),  cid 
aingel  dianglib  nime  predchas  duibsi  (etsi  angeius  est  de 
aDgelis  caeli  qui  praedicat  vobis)  672,  cid  glicc  et  cid 
sulbir  (quamyis  pmdens  et  quamvis  eloqaens  sit)  1040, 
cidcian  cidgair  (sive  longom  sive  breve  est),  eed  molad 
ced  tatbÄir  domberaidsi  dotinsa  (sive  laus  sive  reprehensio 
est  quam  fertis  mihi)  673,  cid  precept  cid  labrad  ilb^be 
(sive  doctrina  sive  locutio  multanim  liDguarum  est)  ib.,  cid 
indfochith  foUongam  (quamvis  sit  tribulatio  quam  ferimus) 
992,  cid  tren  (quamvis  fortis  esset)  593;  ja  das  vorkom- 
men der  formen  mat,  cit,  matu,  cetu,  die  entschieden 
einen  plural  (it,  at)  enthalten,  und  der  einzelnen  form  matis 
tuicsi  Wb.  (si  essent  electi)  493,  die  die  endung  der  seonn- 
därtempora  an  sich  trägt,  scheint  ein  grofses  gewicht  für 
diese  erkiftrung  in  die  wagschale  zu  legen.  Jedoch  mols 
es  schon  auffallen,  dafs  wir  f&r  das  eine  d  bei  der  Über- 
setzung allerlei  verschiedene  formen  (est,  sid,  erit,  esset) 
zu  hülfe  nehmen  müfsten;  aufserdem  gibt  es  aber  auch 
beispiele,  in  denen  dies  verbum  nur  sehr  gezwungen  eine 
stelle  finden  kann,  cid  armuintemi  madtü  (etiam  familia 
nostra  si  tu,  gl.  discant  autem  et  nostri)  Wb.  1061,  aot 
mad  aclaind  (praeterquam  si  familiam  suam,  gl.  docere 
autem  mulieri  non  permitto)  1046,  cid  acomroir[c]niu  Sg. 
(etiam  errores  eorum,  sequimurj  1033,  oder  der  singular 
nicht  pafst,  ni  comalnat  som  cid  feissne  recht  Wb.  (illi 
ne  ipsi  quidem  legem  implent)  673;  ja  in  madesgre  Cam. 
(si  edicis,  scilicet)  1007  scheint  ein  verbum  vor  dem  ver- 
bum geradezu  unmöglich,  wiewol  nicht  undenkbar  ist,  dals 
esgre  ein  Substantiv  wie  tairngire,  forngaire  w&re. 
Dagegen  ist  ein  fehlen  der  copnla  (nach  analogie  von 
nim^  asbeo,  ceh^  roscrib,  cid  asrobart  incoimdiu, 
indoich  side  do,  auch  in  nebens&tzen  am.  n&ch  annse 
ndäib)  im  irischen  durchaus  nichts  auffitllendes,  also  wol 


keltische  Studien.  71 

audi  manid  iiioonn  forcital  linn  Wb.  (quodsi  non  eadem 
doctrina  nobis)  358,    manid  cos^itcbi  rocretis  (si  ce  n'eat 
pas  avec  ton  ^pouse  que  tu  as  cru)  434  dem  obigen  ma- 
nidchretid,    manidtesarbi  analog  zu  erklären,  und  in 
mebreren    der    angefahrten  beispiele  läTst  sich  d  geradezu 
aU  nominativ   (es,  ce)  Obersetzen.     Noch  mehr  empfiehlt 
sich  eine  solche  erklärnng  fär  cid,   welches  trotz  der  be- 
denken, die  kymr.  kan,  kyn  erregen  könnte,  doch  wol  mit 
dem  fragepronomen  identisch  ist;   daflir  spricht  schon  der 
umstand,  dafs   cid  (adeo,  etiam)  gerade  so  gebraucht  wird, 
wie  im  affect  das  lat.  quid?  und  namentlich  quid  quod? 
Entscheidend  aber  ist  unter  dieser  Voraussetzung  der  ge- 
gensatz    zwischen    cid    atobaich,    cid    atobaig    (quid 
Vm^peQit  yos?)    cid   asrobart  (quid  dixit?),   cid   asbeir 
(quid  dicit?),    cid  frissasennar  (quid  ad  quod  sonetur?), 
wo  wir  wie   in  ce  h^  roscrib   (quis  scripsit?)   entweder 
gar  kein  relativ  oder  das  tonlose  finden,   und  cote   an- 
dobeir  (quid  est  quod  fert?)  Wb.  361,  wo  das  volltonige 
an  (id  quod)  auftritt,  zum  beweise,  dafs  dort  ein  demon- 
strativum  im  hauptsatze  steht  (quid  id  quod  vos  impellit? 
qnid  id  quod  dixit?  quid  id  quod  dicit?  quid  id  ad  quod 
sooetor?  —  quis  is  qui  scripsit?),  hier  nicht,  also  te  wirk- 
lich eine  schw&chung  der  verbalform  tk  ist,  d  dagegen  das 
nentrum  ro.     Freilich  haben   bis  jetzt  weder  Stokes  noch 
Schleicher  meiner  folgning,   dafs  das  irische  ursprünglich 
von  consonanten  nnr  «,  r,  n  am  ende  geduldet  hat,  aber 
kein  f,   (I.  166.  176.  II.  68)  genau   wie  das  griechische, 
ihren  beifall  geschenkt,  vielmehr  hat  jener  (I.  454)  einige 
adverbia  aaf  -id  als  ablative  gedeutet,  dieser  (in  seinem 
oompeiidiam)  ed  (id)  und  cid  (quid?)  geradezu  mit  den 
lateinischen   formen  identificiert.     Ich   habe  jedoch  schon 
(rfther  alaill  sain  Sg.  1016  zum  beweise  fbr  den  vocali- 
lischen  ansgang  des  pronominalnentrums  beigebracht  und 
oben  gezeigt,   dafs  a,  da  fQr  das  neutrum  ebensowol  als 
H^  den  plural  gilt  (neben  dem  masc.  fem.  an^  dan)',  dafs 
aber  ancb  cid,  ced  und  ed  nicht  das  reine  neutrum  von 
cia  und  e  ohne  beimischung  eines  fremden  Clements  ent- 


79  Ebel 

halten,  ergibt  sieb  schon  diu'aas,  dais  wir  nicht  itllein  cia, 
ce  vor  Substantiven  aller  geschlechter  —  fem.  cemilt 
(qaae  magnitudo?),  ces^rc  (quam  caritatem?),  neutr.  ce 
torbe  (quae  utilitas?),  cetorad  (quem  fractum?)  Wb., 
cia  förcenu  (qui  finis?)  Ml.  362.  363  —  und.  sogar 
(nebst  CO,  ca)  als  absolutes  neutrum  —  cedono,  cepu- 
dono,  ciapudono  Wb.  (quid  ergo?)  u.  s.  w.  665  —  fin- 
den, sondern  auch  e  als  neutrum,  was  Zeufs  entgangen 
ist,  in  ishese  sis  andechor  Sg.  (est  haec  eorum  di£k- 
rentia)  334,  als  neutr.  oder  fem.  in  ishä  adülchinne 
sidi  Wb.  (haec  est  ejus  remuneratio)  98i).  Wenn  nun 
femer  e  mit  de,  se  und  side  —  issi  ede  dulohinne  inmilti 
Wb.  (est  haec  remuneratio),  isi  ede  indail  runde  (haec  est 
esca  mysteriosa)  989,  ise  side  rodfinnad  Sg.  (se  ipsum  id 
soire)  451  —  sowie  ce  und  hö,  ce  und  si  unter  einander 
verbunden  werden,  so  dafs  cid  chen^l  [man  beachte  die 
aspirationi]  nö  cesi  aram  Sg.  362  (quod  genus  vel  qoi 
numerus  sit)  neben  einander  erscheinen,  so  bleibt  wohl 
kaum  ein  zweifei,  dafs  eine  zasammenfftgung  zweier  prono- 
mina  wie  in  cesi  (quae  ea?)  so  auch  in  cid  (quid  hoc?) 
und  ed  (vergl.  skr.  dtad,  lat  istud)  stattgefunden  bat, 
also  cid  mit  dem  slavischen  küto  ganz  auf  einer  linie 
steht.  —  Noch  weniger  zweifelhaft  kann  die  pronominale 
natur  des  d  in  nad  sein,  dem  in  der  mehrzahl  der  beispiele 
ein  verbum  folgt,  in  nadmbed  Wb.  991  sogar  das  verb. 
subst.;  nand  könnte  dasselbe  mit  eingeschobenem  relativum 
sein,  doch  scheint  hier  die  wurzel  tä  näher' zu  liegen,  wo» 
f&r  auch  derplur.  nandat  spricht. 

Habe  ich  nun  in  diesen  folgerungen  recht,  so  dafs 
mad,  manid,  cid,  cinid  zu  manud,  marud,  cenod, 
ciarud  sich  ähnlich  verhalten  wie  con  zu  conon,  so 
f&llt  auch  ein  neues  licht  auf  eine  andre  eigenthOmlicbkeit 
des  irischen.  Es  ist  bekannt,  dals  in  gewissen  Verbindun- 
gen der  lautkörper  der  pron.  inf.  zu  schwach  erscbeint, 
und  dafs  man,  um  sie  zu  stützen,  ein  d  vorschiebt.  Die- 
ser fall  tritt  zwar  auch  hinter  präpositionen  bisweilen  ein, 
fordomcbomaither ,   iri^umthiägar,  aKotaig,   co^ammetcnig- 


keltische  Studien.  73 

thena,  inrie   hinter  dea  verbalpartikeln,  nudamcbrocha,  rud- 
anordaa,  Torzugs weise  aber  hinter  dem  relativum:  tres* 
iQ^ppiat,  treaiodabia,  noDdobmoIorsa,  noDdubcafrimse,  non- 
dasoirfea^    nondobeofninigetar,   roni/obcarsamni,   rundaleg- 
sanmi,  rondasaibset,  asndarobaFtis,  forndobcanar,  nandun- 
tanalc  —  und   hinter   der  conjunction  co,   con:  coalom- 
fioassar,  cofordamth^idse,  cooho^abosadsi,   condamfel,  con«* 
Abfeil,  condamcbloithersa,  condomarrgabadsa,  condk>nro{b, 
concfinroirea,  condidmolodar,  coocfidtanicc  fessin  Wb.  (do- 
oec  id  (bas  n.  mors)  venit  ipsum)  286,  condagaibtis,  con- 
«iatamc,  condattiargabusa;    hinter  aran  in  arndomroibse; 
hinter  ma  in  maiiachoisged  und  manuciabfeil  (s.  oben).  Ich 
habe  darin  firüher  die  präposition  do  vermuthet,  theils  we- 
gen der  meist   ähnlichen  gestalt,    die  dieselbe  in  solchen 
▼ecbmdnngen  annimmt,  theils  wegen  der  Z.  892  aufgeführ- 
ten beispiele  ähnlicher  constmctionen:  dö  (ille),  doib  (illi) 
n«  a  w.;    ich  bin   aber  jetzt  ron  dieser  ansieht  zurückge- 
luMnmen,    da  sich  einerseits  zwischen  condibfcil,  tres- 
indippiat  and  dobrograd,  dobröigu,  zwischen  con- 
didmolodar  und  dodmainetar,  dodiarm6rat,  dod- 
felis  doch   formelle  unterschiede  zeigen,    andrerseits  die 
aaalogie   zwischen  arndip,    condip,    madesgre,    ma- 
nndfel  und  arndomroibse,  condonroib,  madacho- 
laged,    manudubfeil  zu  sehr  hervortritt,    um  sich  so 
schlechthin  von  der  band  weisen  zu  lassen.   Ich  halte  dem- 
nach auch  dieses  d  fflr  dasselbe  pronominale  dement  wie 
im  Torigen  falle;    man  könnte  sich  sogar  auf  siunn,  sib 
berufen  9   am  unmittelbare  Zusammensetzung  zweier  prono- 
niina  in   dun  u.  s.  w.  zu  finden,   doch  scheint  mir  das  d 
auch  hier  vielmehr  adverbialen  Charakter  za  haben. 

4)  Gar  keine  casusform  zeigt  sn  mit  festem  anlaut, 
also  mit  se,  stiT  verwandt,  das  zwar  den  anstrich  eines 
aca  sing,  hat,  aber  gerade  als  plural  am  häufigsten  vor- 
kommt, ohne  dafs  in  der  behandlnng  des  n,  die  dieses  als 
orBprfioglichen  aaslaut  erweist,  ein  unterschied  einträte. 
Im  sing,  ist  sn  bei  Zeuis  nur  als  fem.  belegt:  ni^narroet- 
oianu  sidi  Sg-  (non  recepimus  hanc)  338,  isalri  nkitairmim 


74  Ebel 

sidi  (ideo  doq  numero  hanc)  339,  isairi  nutabur  la  k7q 
(ideo  non  pono  eam  juxta  k  et  q)  1013;  das  ist  indessea 
wohl  blofser  zufall  und  darf  uns  nicht  hiDderu,  das  masc. 
sing,  in  nisgebed  tart  (non  eum  capiebat  sitis)  Fiacc. 
hymn.lö,  —  in  cach  dosfuc  do  bethu  (quivis,  eum  — 
statt  des  relativs:  quem  cunque  —  ad  vitam  conduxit)  18, 
lasin.slög  costiagat  (apud  agmen  ad  quod  (eigentlich: 
ad  id)  eunt)  F^lire  Epil.  59  —  beide  stellen  III,  64  von 
Stokes  besprochen  —  anzuerkennen,  das  neutr.  etwa^  in 
marusböi  dihumaldöit  Wb.  (si  id  fuit  humilitate)  1059. 
Beispiele  des  plurals:  no^nguidsom  Wb.  (rogat  eos)  416, 
no^moidet  (gloriantur)  1059,  höre  no^moidet  (quia  glori- 
antur)  609,  no^carimse  (amo  eqs)  430,  no^gaibtis  forclais 
Ml.  (canebant  eos  choro)  452,  na  tricoicat  no^canad  Fiacc. 
hymn.  13  (tres  pentecontades,  eas  canebat),  rusmböi  Wb. 
(fuit  iis)  340,  roirpredach  ro«comal[nastar]  roirdanigestar 
dün  codo^^nemi  (praedicavit  ea,  implevit  ea,  donavit  ea 
nobis,  ut  faceremus  ea)  ib.,  nofniessammar  (judicamus  eos) 
446,  manofcomalnnamar  Cam.  (si  implemns  ea)  1009,  ma- 
ni^comalnadar  (si  non  implet  ea)1050,  mani^glana  (si  non 
purgat  eos)  1059,  niani^tiibe  (si  non  est  iis)  339,  cenuila- 
bratar  (quam vis  ea  loquantur)  665,  cono«berinn  (ut  eos 
ferrem)  450,  nf^nagathar  (non  timet  eos)  445,  am.  ni^lecti- 
tis  (acsi  non  haberent  eas,  uxores  1.  Cor.  7, 29)  453,  nisfi-. 
tir  (nescit  eas)  340,  ni«fitemmar  (nescimus  eas)  ib.,  ni^fil 
Sg.  (non  sunt)  479,  ni^fuarascbat  (non  proferunt  se)  1017, 
ni<rabae  Wb.  (non  fuit  illis)  481 ,  maise  döine  ni^tomled 
Fiacc;  h.  3  (cibi  hominum,  non  edebat  eos),  andu^/eicet  Cr. 
(cum  se  demittunt)  1072,  do^naidlibea  (uleiscetur  eos)  339, 
do^ngniithsi  (facite  ea),  do«mbera  (dabit  eos),  far  süli 
dosmberthe  dorn  (oculi  vestri,  daretis  eos  mihi)  ib.,  malrb 
dosfuisced  do  bethu  Fiacc.  hymn.  17  (moftui,  resuscitabat 
eos  ad  vitam),  do^cfed  (iis  venturum  esse)  ib.  7.  10,  fo«* 
rocurt  (descripsi,  indicavi  eos)  Wb.  442,  fosdidmat  MI. 
(sustinebunt  ea)  1070,  fo«rolaic  Fiacc.  hymn.  19.  31  (pro- 
jecit  eos). 

Auch  dies  pronomen  findet  sich  pleonastisch,  theils 


keltische  Stadien.  75 

odt  folgeDdem  z'weiten  demoDstrativum:  Disnarro^tmarni 
sidi,   nisnairxnim    sidi  (ganz  wie  cotaöei  ade,   du- 
gniosa  sin,  arafoimtis  intiu  son,  rachomalnastar 
sede;      am.    dongni    ad^,     niconlaifmeinmarni    6n; 
dodmainetar    insio,    ni  aedparthi  inso,  autrubert 
..  iDBo),    theils   mit  emphatischer  voraastellung  des  Sub- 
stantivs, das  eigentlich  das  object  ist,  im  nominativ:  far- 
84U  dosmb^rthe  dorn,   mairb  dosfuisced,    na  tri- 
coieat    noscanad,    maise    doinc   nisfomled,    aber 
auch  ezpletiv  (adverbial)  gebraucht  wie  di    dosber  a  di 
boiss  (ponit  suas  duas  pabnas)  Corm.  gl.  himbas  forosnai, 
▼iellöcht  auch  asbert  mosnicfed  patricc  Fiacc.  h.  27 
(dixit  ventornm  esse  P.),  wo  indessen  Stokes  Ir.  gl.  p.  107 
monicfed   schreibt.     Namentlich   aber  dient  dies  demon- 
stnüvum  zur  Vertretung  des  relativs[wie  das  verwandte 
proiLsoff.  im  nenirischen:    an  6  sin  an  fear  a  raibh  tu 
ag  camt  leis?    (is  that  the  man  who  thou   wert  talking 
to?)  O'D.  376],  z.  b.  noscomalnithe  Wb.  (quam  (quae?) 
implevisti)  1054,    morigtiuse  mosricoubsa  (adventum 
meum  quo  adveniam)  1048,  s.  oben  lasin  slög  costia- 
gat,  in  cäch  dosfuc  [vgl.  dondfritobairt  maill  fri- 
tataibret  na  dorche  donsoilsi]  daher  bemerkt  O'D. 
131,  da(s  in  alten  handschriften  nos,  res  u.  s.  w.  oft  f&r 
das  relativ  ständen,  m.  ir.  muintir  in  fir   ros  marbh 
ILB.  (the  people  of  the  man  whom  he  had  slain);    viel* 
leicht  ist  aiao  anch  das  oben  erwähnte  asbert  mosnic- 
fed so  zn  erklären. 


Von  diesen  verschiedenen  stammen  findet  sich  im  pron. 
soff«  gar  nicht,  d  sicher  nur  in  indid  (in  eo)  Wb.  582. 
Cr.  317,  vielleicht  in  uad  (ab  eo)  Sg.  977  =  hüad  Wb. 
590,  Lib.  Ardm.  O'D.439,  ood  Cam.  1003,  uädi  (ab  ea) 
Sg.d90,  uadisi  Sg.  1012,  üadib  (ab  iis)  Wb.,  huadib 
8g.59U  UÄidibWb.591. 1044.1061,  huaidib  Wb.  1063, 
—  zweifelhaft,  weil  die  form  uad,  od  auch  in  der  com- 
position  mit  verbis  auftritt  —  und  in  triit  (per  cum)  Wb. 


76  •  Ebel 

611.  997.  1038.  Sg.  975;  s  mit  festem  anlaut  (ss)  wie  id 
sn  erscheint  nar  in  lais  (apud  eum),  frie  friss  (Tigog 
ctvTov)^  WO  s  zum  stamme  der  praeposition  gehören  könnte, 
wie  in  ass  (ex  eo)  Wb.  1051.  Sg.  978.  Ml.  931  —  und 
in  tarais  (per  eum)  Wb.  671;  dagegen  tritt  einfaches  s 
(i),  wie  bereits  II,  188  und  III,  9  sq.  gezeigt  ist,  im  acc. 
sing.  fem.  inte,  acc.  plur.  intiu  u.  s.  w.  ganz  consequent 
auf,  vielleicht  ohne  ausnähme,  da  sich  frie  (noog  avn^v) 
Sg.  565.  Wb.  595.  1048  und  laee  (apud  eam)  Wb.  606, 
lee  Sg.  681,  I^  Wb.  606,  ebenso  friu  und  leu  allen- 
falls aus  ^frithise,  *lathT§e  erklären  lassen.  Am  stärk- 
sten ist  a  (oder  ava?)  vertreten:  im  dat.  sg.  fem.  und  pl. 
durchweg  (mit  ausnähme  von  uädi,  uädib  etwa),  im  dat. 
sg.  m.  n.  in  occa,  ooco  (apud  eum),  dö  (ei)  und  de  (de 
eo,  ab  eo);  den  dat.  fem.  indi,  fuiri  u.  s.  w.  könnte  man 
zwar  auch  auf  den  nebenstamm  t  beziehen,  der  sich  im 
acc.  m.  n.  airi  (propter  eum,  id),  immbi  (circum  eum, 
id),  cucci  (ad  eum,  id),  foTr  (super  eum)  zeigt,  indessen 
nöthigt  uns  nichts  dazu,  da  -i  genau  zum  dativ  der  d- 
stämme  pafst,  und  selbst  in  airi^  immbi,  foir  das  t  in 
der  Urform  dieser  präpositionen  begründet  sein  könnte. 
Der  dat.  plur.  -aib,  -ib  schliefst  sich  an  skr.  äbhis, 
Sbhyas,  ist  also  entschieden  auf  a  zurückzuführen,  «= 
*abis  oder^abias;  der  dat.  sg.  m.  n.  läfst  sich  ebensowohl 
aus  ava  als  aus  a  ableiten,  und  die  höchst  interessante 
form  daü  (ad  eum)  Lib.  Ardm.  bei  Stokes  Ir.  gl.  p.  92  filr 
das  spätere  do  deutet  fast  noch  mehr  auf  ava  hin. 

3.     Die  Zusätze  am  ende. 

Am  ende  der  verbalformen  erscheinen  zweierlei  fremd- 
artige Zusätze,  theils  solche,  die  sich  auch  hinter  persön- 
lichen und  possessiven  ftlrwörtern  wiederfinden,  theils  dem 
verbum  eigenthümliche  begleiter.  Unter  jenen  (den  soge- 
nannten notae  augentes)-  tritt  besonders  im  singular 
der  stamm  ssa  hervor,  den  ich  jetzt  geneigt  bin  mit  dem 
sa  se  so  sTu  hinter  Substantiven  (III,  27 2 sqq.)  zu  identi- 


keltische  Studien.  77 

fixeren.     Der    unterschied  zwischen  -ea  (hinter  i  assimi- 
liert za   -8Q,     z.  b.  fodaimimse  (tolero)  Wb.  253)  und 
•SU  (bisweilen  -so  oder  zu  -siu  assimiliert:  intan  asm- 
birso,  intaln   asmbirsiu  (cum  dicis)  Sg.440)  ist  schwer- 
lich ursprüDglicb,   sondern  wohl  nur  folge  einer  progressi- 
Tea  assimilation,    die  in  tussu  (tu)  ganz  natürlich  eintrat, 
dum  aber   als   ein  willkommenes  symbolisches  unterschei- 
dungsmittel  der  beiden  personen  auch  auf  andre  Stellungen 
übertragen  wnrde.    Eine  nebenform  si  f&r  die  zweite  per- 
aon,  die  ZteuEß  in  biada  milsi  annimmt,  beruht  auf  einer 
inigen  ▼orauasetzung;    milsi  in   leTo   üait  inna  biada 
milsi  Wb.  253  (sine  a  te  cibos  dulces)  ist  nichts  als  acc. 
plor.  zu  *mili8  (m^is?),    das  im  nemr.  milia  (sweet)  er- 
halten, im  altir.  somailse  (gl.  dulcedo)  Sg.  749  [=  *bu- 
-maliaaa,    su-malistia?]  als   Stammwort  wiederzuerkennen 
ist    Dafs  ich  sa,  su  hier  sowohl  wie  hinter  Substantiven 
ab  adverbia  looi  und  das  s  der  sogenannten  relativformen 
*  als  stammverwandt  ansehe,    habe  ich  bereits  IQ,  266 sqq. 
ansgesprochen.   Die  notae  äugen tes  im  plur.  1)  -ni,  2)  -si 
seheinen  dagegen  (wie  im  kymrischen  alle)  unmittelbar  den 
Stämmen   der  entsprechenden  persönlichen  flirwörter  anzu- 
gehören,  da  sie  mit  dem  pron«  absolutum  und  den  kymri- 
schen ni^  chwi  übereinstimmen;    nur  ist  der  casus  zwei- 
fdhaft:    ni  (ursprünglich  wohl  nai,    wie  oben  bemerkt) 
könnte  ein    nach   analogie    der   gewöhnlichen    declination 
nachgebildeter  nomin.  zum  acc.  *nÜ8  sein,    ebenso  si  = 
kymr.  chwi  (d.  b.  *svi,  *svai?  vgl.  o^pwi);  da  wir  jedoch 
gerade  bei  f&rwörtem  frühere  und  gröfsere  formenverstüm- 
melai^  als  anderw&rta  annehmen  müssen,  so  können  auch 
aUe  dative  *nalb,   ^svib  zu  gründe  liegen,   und  dazu  pafst 
aoiser  der  bereits  erwähnten  syntaktischen  eigenheit  des 
irischen    namentlich  der  umfassende  gebrauch  dieser  for- 
men.   Ebenso   wie  sa,  su  werden   nämlich  auch  ni  und 
si  sowohl  dem  pron«abs.  angehängt,  messe  meisse  (ego- 
met),    tnssn  (tute),    kymr.  nini,    wof&r  ir.  snini  oder 
■aisni  [also  mit  abermaliger  Zusammensetzung:  aa+ni+ni, 

ni]  eintritt,  (nosmet),  sisi,  sissi  (vosmet), 


78  Ebel 

als  dem  pron.  suffizum,  domsa,  doitsia,  dünni^  du* 
ibsi,  aber  auch  hinter  dem  pron.  pers.  infixum  wie  hinter 
dem  posseseivum  verbis  und  substantivis  angef&gt:  mo- 
imradudsa,  tremintsamilse;  dohiresso,  ocdngui- 
diusiu;  arsöireni;  fornindassi.  Hinter  verfalformen 
aber  dienen  sie  sowohl  zur  hervorhebung  des  objects  nach 
dem  pron.  inf.  —  nimcharatsa  Wb.  (non  amant  me) 
433,  cototnertsu  (conforta  te)  1054,  ronfitidni  (scitis 
nos)  333,  robcarsi  (amavit  vos)  337  —  als  des  subjects: 
domuinursa  Sg.  (ego  puto)  495,  ciasberasu  (quamvis 
tu  dicas)  455,  robgadammarni  Wb.  (nos  rogavimus 
vos)  676,  asberidsi  (vos  dicitis)  441;  so  auch  wenn  eine 
copula  voraufgeht  ^  hinter  dem  prädicatssubstantiv  oder 
adjectiv,  wovon  früher  beispiele  gegeben  sind. 

In  der  dritten  person  treten  einige  ab  weichungen 
ein,  denn  som  findet  sich  zwar  hinter  e:  ishä  som  ro- 
fitir  Wb.  (ipse  seit)  362,  isb^  som  adroni  (ipse  man- 
davit)  1054,  h6som  triuss  (ipse  tertius)  316,  so  mittelir. 
eisim  —  Ir.  gl.  l^san  .i.  les  cach  folc  imbi  linn.  sie 
eisim  (les  omnis  uter  in  quo  est  liquor  (cerevisia?).  Sic 
ipse)  — ,  som  (assimiliert  sem)  und  sf  hinter  dem  pos- 
sessivum:  amontar  som  (ejus  familia),  aaltramsi  (ejus 
nntritionem)  Wb.  345,  sogar  ohne  poesessivum:  inmaicsi 
Wb.  (filii  ipsius)  1049,  wie  hinter  dem  suffixpronomen: 
foirsom  foirsem,  intesi,  uadisi,  doibsom,  form- 
som,  aber  nicht  hinter  dem  pron.  infixum^  so  dals  hinter 
▼erbis  nur  das  subject  —  n&dcarad  som  Wb.  (quod  non 
amaret  ipse)  451,  cedoinscana  si  Sg.  (quam vis  incipiat 
ipsa)  1015,  nithucsat  som  Wb.  (non  intellexerunt  ipsi) 
439  —  auf  diese  weise  bezeichnet  erscheint,  nicht  aber 
das  object;  dag^en  treten  andre  pronomina  mehrfach  als 
notae  augentes  hinter  dem  pron.  inf.  auf,  wovon  oben  bei- 
spiele gegeben  sind. 

Dem  verbnm  eigenthflmlich  ist  die  anhängung  eines  e 
(welches  mit  dem  absolutum  ^,  dem  infixum  a,  dem  i  in 
inti  verwandt  scheint)  im  plural,  wofiür  03,  266 sq.  bei- 
spiele beigebracht  sind.    Ffir  die  zweite  person  habe  ich 


keltische  stodien.  79 

keine  neaen  belege  gefiincleii,  ftlr  die  erste  noch  all^ic- 
fimme  (cum  relinquemos)  MI.  1068,  afedme  (cum  cir- 
oumferimus)  Wb. 441,  predchimme433,  apridchimme 
446,  mit  angehängtem  ni:  issamlid  leicfimmini  Ml. 
(ita  relinquemus  nos)  1068,  intain  guidmeni  Wb.  (cum 
rogamus)  598  und  guidmini  235.  441.  Wie  a.  a.  o.  be- 
merkt, halte  ich  die  endung  des  sogenannten  relativum  im 
plaral  f&r  identisch  damit;  aber  auch  das  e  von  file, 
tete,  böie  (lU,  64)  scheint  mir  jetzt  hierher  zu  gehören, 
als  demonstratiyum  statt  des  relativs,  wie  sonst  $> 

Die  betrachtung  der  personenendungen  wird  noch  mehr 

später  angef&gte   pronominale  demente  ergeben,    die  wir 

f&r  jetzt  bei  seite  lassen,  um  dort  den  Zusammenhang  nicht 

zn  stören.     Statt  dessen  mögen  hier  noch  ein  paar  bemer- 

kungen  über  kymrisches  platz  finden. 

Unter  den  partikeln  ist  den  kymrischen  dialekten 
besonders  w.  2  ed,  3*  yd,  arm.  ez  (vor  vocalen  y,  e,  cor- 
nisch  überall  y)  eigenthQmlich,  welches  bereits  früher  mit 
skr.  ati,  griech.  iti  verglichen  wurde;  von  dieser  partikel 
nun  glaube  ich  eine  spur  schon  im  gallischen  zu  fin- 
den, in  dem  etic  gobedbi  der  inschrift  von  Alisia.  Sto- 
kes  nahm  II,  107  eine  Zusammensetzung  aus  eti  und  einer 
enclitica  c  an  und  verglich  jenes  mit  skr.  ati,  jfri,  et, 
aber  auch  mit  dem  ir.  es,  is  (et);  er  hat  jedoch  die  letz- 
tere vergleichung  HI,  75  mit  recht  zurückgenommen,  da 
nach  O'D.  320  t'«,  a'«,  '«  nichts  als  eine  Verkürzung  von 
agug  s=  altir.  ocus  ist  Die  darauf  folgende  verbalform 
wollte  er  in  cobedbi  corrigieren,  womit  er  welsch  bod- 
dau  (ge£EÜlen,  zufriedenstellen)  verglich;  dazu  liefseoTsich 
w.  3  bod  (voluntas,  ixovcia\  ombod  (ez  mea  voluntate), 
anvod  {dxovöia)^  omhanuod  (me  invito),  altir.  buifdi 
(gratiae),  bnidech  (gratus,  gl.  contentus  Ml.  1064)  stel- 
len, vielleicht  aber  auch  inchobaifd  (gl.  concinenter)  MI. 
1068,  der  comparativ  cuibhdhi  (more  fit)  m.  ir.  bei 
O'D.  162,  oder  der  gen.  beda  Tir.  (of  flattery)  O'D.436; 
jedenfalls  erscheint  eine  Übersetzung  „propitiare^  durchaus 
angemessen,  nur  kann  ich  nach  analogie  der  andern  kelti- 


80  Ebel 

sehen  spraehen  kein  perfectum  in  der  form  finden,  son- 
dern höchstens  ein  futarum.  Ich  vermuthe  also,  dafs  der 
Steinschneider  irrthQmlich  eti  gobedbi  statt  '^eti  co- 
bedbi  geschrieben,  dann  aber,  als  er  seinen  irrtham  be- 
merkt, das  c  in  den  leeren  räum  hinter  eti  eingetragen 
hat,  so  dafs  wir  uns  unter  g  gewissermafsen  ein  pnnctum 
deleus  zu  denken  haben;  ist  nun,  wie  ich  glaube,  eti  das 
kymr.  yd,  so  entspricht  der  satz  eti  cobedbi  dngiion- 
tio*)  Ucuetin  (propitiabit  sinceritas  (?)  U.)  in  seiner 
Wortfügung  genau  dem  kymrischen  y  dywedwn  ynneu 
yr  ymadrawt  hwnnw  (dicebam  ego  hunc  nantium) 
Z.  903. 

Meine  yermuthung  ober  pei  III,  271  wird  durch  zwei 
umstände  bestätigt.  Erstlich  folgt  dahinter  stets  eine  se- 
cundärform  (in  strenger  consecutio  temporum)  z.  b.  pei 
gwypei  ef  Mab.  (fiit-ce  qu'il  süt)  689,  pei  gwypwn 
(fbt^ce  que  je  süsse)  545,  pei  rodut  ti  (f&t-ce  qae  tu 
donnasses)  508,  und  zweitens  erscheint  hier  niemals  yd  wie 
hinter  andern  conjunctionen,  wohl  aber  a  (vor  pron.  inf.): 
pei  asgwypwn  (si  id  scirem)  508,  pei  as  mynhut  (ci 
si  id  Teiles),  pei  ath  ledit  ti  (si  tu  interficereris),  pei 
ath  gymerwn  (si  te  sumerem)  424,  und  na  (quod  non): 
pei  nam  goganewch  (nisi  me  tnrbaretis),  bei  na  thy* 
byckwn  (nisi  cogitarem)  689,  also  die  partikeln  des  ab- 
hängigen (relativen)  satzes. 

Von  den  ffirwörtern  der  dritten  person  finden  sich  in- 
figiert  e  («=  ir«  a)  und  s  im  welschen^  n  und  s  im  comi- 
sehen,  n  und  e  im  armorischen  wieder,  von  denen  j  und  it 


*)  dngiiontiio  scheint  nicht  sowohl  nominatir  einsa  n- Stammes  wie 
ir.  d{tin,  da  wir  nach  analogie  von  Frontu  und  dativen  wie  Alisanu 
gallisches  u  in  den  endangen  dem  nmbrischen  nnd  oskischen  entsprechend 
an  stelle  des  lat.  ö  erwarten  miUsen,  als  vielmehr  eines  A-stammes  wie  nmhr. 
toto,  osk.  iovto\  auch  Tarkno  Yosseno  (no.  17)  scheint  nom.  fem.;  dann 
ist  aber  *dugiant-iA  ableitong  von  einem  participinm  *dagiant  (ent- 
sprechend in  der  form  dem  lat.  sapientia,  in  der  wonel  dem  ahd.  tn« 
gnndi)  oder  yon  einem  a^jectiv  *dngianta,  wie  altir.  diutte,  dinite 
Wb.  606.  614  (sinceritas,  simplicitas)  von  dinit,  vieUeicht  mit  beiden  wer- 
tem (tnguAi  nnd  dintte)  identisch. 


keltische  atndien.  81 

mit  den  verbalpartikeln  derartig  yerschmelzen,  dafs  Z.  382 
nicht  alle  formen  genau  anfgelöst  hat;  im  pleural  erschei- 
nen s  and  e  wieder,  anfser  im  armorisohen,  welches  o  (wie 
als  saffixnm)  dafffr  setzt.  Uebrigens  leugnet  Zeuls  die 
▼enehmelxang  des  o  mit  der  negation  mit  unrecht,  vergl* 
oo  deceffont  (ne  eos  dedpiant)  515.  —  Von  d  (stamm 
ta)  habe  ich  keine  spur  im  kymrischen  pron.  inf.  gefun- 
den, der  adverbiale  (pleonastische)  gebrauch  desselben 
scheint  sich  in  den  erweiterten  formen  der  negationen 
welsch  njt  und  nat  wiederzufinden,  wohin  Z.  712  wohl 
mit  recht  auch  ny  und  na  mit  folgender  aspiration  rech- 
ne^ Ffir  das  «  im  arm.  maz  dagegen  scheint  das  enU 
sprechende  com.  may  (als  relativpartikel  690.691)  viel- 
mehr auf  die  verbalpartikel  com.  y,  arm.  ez-  hinzuweisen, 
sowie  im  welschen  mar  und  or  (si)  die  partikel  ry-  ab- 
gestompft  scheint. 

26.  märz  1865.  H.  Ebel. 


Sprachwissenschaftliche  fragmente. 

1)  Nenpersisch  vj^>  o^^^^'  ^j^^gu^t,  khüb,  kh(v)a- 

sten,  QStnkh(v)ftn;  armenisch  4o,  qar,  qsan;  deutsch 

sübar;    queror,    spTro,    os[su];    oatiov;    kymrisohes 

chw-;  albanesisches  jj^.  —  2)  Zur  coDJugationslehre*). 

I. 


Bekanntlich  steht  im  neupersischen:  j3"  (1^),  ^ 
(kh[v]a,  kh[v]ft,  khu),  ursprünglichem  (skr.)  sva,  su 
gegenflber;  z.  b.  uiit^  kh[v]db  schlaf,  ^y^As>  ,khuf-ten 
schlafen,  von  der  (skr.)  wurzel  svap,  contrahirt  sup;  — 

kh[v]ar  sonne,  aus  urspr.  (sanskr.)  svar  strahlend. 


*)  Geg«nwlrtiger  anftats   ist  in  etwas  ansfthrlicherer  fassnng  dem  k. 
Iflütato  Lombardo  (dtsimg  yom  16.  december  186i)  in  italiXniacher  spraobe 
Twg>fagt  word«n.  Docb  ist  in  d«r  oben  stebendon  redaction  detselben  man- 
dict  BCM  biozDS^oounon. 
BcitHg«  X.  Tgl.  spracbf.  Y.  1.  6 


S2  AtcoU 

soime,  himmel;  ^f*^  khusrav  Chosroes,  s»  skr.  su* 
pravas  der  mit  schönem  rahme  begabte  u.  s.  w.*).  Die 
zendformen  bieten  dafür  hva,  qha,ha;  als:  hvare  sonne, 
qhaf-na  schlaf,  hupravanh**)  s=  Kosroes.  Die  ver«- 
dicbtang  des  nach  iranischem  geeetze  aus  nrsprflngl.  s 
entstandenen  h  macht  sich  folglich  unter  einfluls  des  bei- 
folgenden labialen  halbvocals  (y)  immer  allgemeiner,  und 
findet  endlich  auch  unter  einflufs  des  einfachen  labialen 
▼ocals  (u)  statt. 

Darf  es  nun  auch  angenommen  werden,  dais  auch 
skr.-zendiscbem  ^  (=s  ursprQngl.  k)  sich  neupersisches  (neu- 
iranisches)  h  derart  gegenüberstellen  könne,  dafs  z.  b.  sans- 
kritisch-zendisches  anlautendes  ^u  sich  zu  neupersiachem 
(neuiranischem)  hu,  endlich  khu,  umgestalte?  Zwar  scheint 
Spiegel  (grammatik  der  huzvareschsprache,  s.  42)  darauf 
bejahend  zu  antworten,  indem  er  zendisches  9  ohne  weite- 
res in  den  neueren  sprachen  gewöhnlich  in  h  flbergehen 
l&Ist;  doch  tritt  bei  ihm  selbst  die  richtige  beschr&nkung 
(ebendas.  s.  50)  hervor.  Durch  die  mittelstufe  von  s,  dem 
rechtmäfsigen  neuiranischen  Vertreter  des  sanskritisch -zen- 
dischen  9,  gelangt  man  wirklich  zu  neupersischem  (neu- 
iranischem) h  an  der  stelle  eines  solchen  9  (die  nämliche 
erscheinung  kommt  auch  im  prfikrit  und  Nemndien  Tor), 
jedoch  besonders,  wenn  nicht  aussohliefslioh,  am  wortende, 
z.  b.  lO  deh  zehn  =  da^a  u.  s.  w. *''*);   während  im  an* 


*)  kSv***"^  khnspl  Japiter,  planeta,  ist  wohl  auch  als  der  hell- 
gl&nzende,  hellweifse,  skr.  sa-f-9veta,  z.  hn+fpa6tai  hiehenn- 
lieheii. 

**)  (üravanh  wäre  im  send«  mit  der  bedentmig  rahm,  blofs  in  zwei 
oompoaitis  (hnfravanh,  d^nsfravanh)  zu  belegen;  gewohnlich  heiTst  es 
wort,  gebet  (logische  bedentongsreihe  etwa:  mhm,  loblled,  gebet,  wort). 
Die  besondere  bedeutangstibereiDstimmiing  mit  dem  slawischen  (sl ovo  wort, 
slava  rphm)  verdient  doch  hervorgehoben  zn  werden.  —  Sn^ravas  ^ 
Pn^Ja^Uka,  s.  m.  stn^  Orient,  e  ling.,  I,  188. 

***)  Es  scheint  mir  dorohaos  nnzweckmftTsig,  wenn  Fr.  Müller  (sltsnngs- 
berichte  der  kaiserl.  akademie  der  Wissenschaften,  ZZXIX,  896),  par  abns 
de  ajat^me,  die  fllUe,  wo  nenpen.  h  ans  zend.  f  oder  s  doreh  die  mittel- 
ttuft  von  s  «Btfteht,  mit  demjenigen  vermengt,  wo  es  wirkiieh  als  neaperti* 
selM  8ehwidi«ng  ans  alter  gotturalis  aasnsehen  ist.  0er  naehthaü  der  ver* 
mengmig  geht  ttbrigens  bei  Malier  selbst  sogleich  hervor,  indem  ea  ebenda- 


sprachwissenschaftliehe  iVagmente.  83 

laute  eine   Solche    Schwächung  niemand  zu  belegen  weifs 
(ond  aacli  aus  Indien  kenne  ich  kein  beispiel  daf&r).   An- 
laatmdes  zendisches  q  spiegelt  sich  beständig  in  neupers. 
j»  b(i^  S)  ab  9   mag  nun  jenes  einem  skr.  p  entsprechen, 
od»  aber  nach  zendischem  gesetze  einem  altind.  s  gegen- 
überstehen,   wenn  anch  im  neupersischen,  durch  vocalein- 
aebnb,  die  nraache  der  zendischen  Umgestaltung  aufgehört 
hat;  daher:  ^jm*  surkh  roth,  z.  pukhra,  s.  pukra(glän- 
K&d,  feaer);    ^^.^^^  sutün  säule,   z.  ptüna,   s.  sthünfi 
Q.  s.  w.  u.  8.  w.    Es  ist  uns  folglich  nicht  erlaubt,  neupers. 
kha  =  zend.  oder  skr.  pu  (urspr.  ku)  anzunehmen*);  und 

der  glächung:  neupers.  j3*  (1^^)  hh[v]a  (kh[y]ä)=B8kr. 
9Ta  (urspr.  kva)  steht  noch  ganz  besonders  das  iranische 
lantg^esetz  entgegen,  wonach  altes  ▼  sich  hinter  9  zu  p 
Terdichtet,  so  z.  b.  skr.  pveta,  weÜB,  z.  ppaeta,  neupers. 
sipid,  armen,  spit-ak,  kurd.  spi  u.  s.  w.**). 

Anlautendes  skr.  pva  pu  ist  aber  bekanntlich  öfters, 
nadi  dem  nnabweisbaren  Zeugnisse  der  europäischen  schwe- 
stersprachen,  aus  älterem  sva  su  entstanden.  In  solchen 
flülen  haben  wir  zwar  neupers.  kha  skr.  pva  pu  gegen- 
über; die  etymologische  lautcorrespondenz  ist  indefs  dabei 
Mos  scheinbar,  da  sich  die  persische  form,  wie  auch  das 


heiCrt:    «Am  ende  der  wSrter  steht  dem  nenpers.  h  im  pehlewi  nnd 

in   diesem  falle  ein  k  gegenttber*;    was  augenscheinlich  (uid 

sehaiflüBniger  forscher  weifs  es  am  besten)  zu  den  vorangehenden  bei- 

nicht  paftt. 

*)  So  sind  die  ossetischen  namen  des  hundes  (khn^,  hhnj, 
khvds),  die  Jnsti  (handbnch  der  zendsprache,  Leipzig  1864)  mit  ^ van 
«.  ••  w.  sanmDMibriBgt,  davon  gewiSk  sn  trennen.  Eine  sichere  etymologie 
veifis  ich  freilich  dafttr  nicht  anzngeben;  da  Jedoch  das  ossetische  wort  anf 
VBSBHtelbar  früheres  hn^  oder  hak  zorfickkonimt,  nnd  diese  lantform  (s. 
«iitar  antaii)  sieh  «of  llteves  thnks  snrflokitihren  läfst,  so  mag  an  s. 
ihvakksa,  np.  takhsS  eifrig,  schnelli  erinnert  werden;  vgl.  z.  anrvafi(, 
•ckasll,  stark,  kAropfrofs. 

^)  (MegeDdiiA  eiinnere  ich  an  eine  Schwierigkeit,  worauf  die  susam- 
■■BstellBiig  lai.  ereta  =>  skr.  f  vetä  zu  stefsen  scheinti  nnd  hebe  sie  viel- 
Ueht  SB  ^«idier  seit  auf.  Es  ist  nlLmlich  sehr  wahrscheinlich  (s.  Vofs), 
^>6  4ar  thon  von.  der  insel  (Crete)  seinen  namen  erhalten  habe.  Der  in- 
silbsl  mMg  aber  selimeils  die  weifse  bedeutet  haben,   und  die 

der  inMl  und  ihrer  hanptstadt  (Oandla,  H7aadida)  in  ro- 

ggagedMM  nämliche  besagen. 

6* 


bA  AbcoU 

zend  zeigt,  auf  die  araprOngliche  stützt;  folglich  skr.  (va- 
^ara,  (va^rQ,  aus  'sva^ura  *sva^ru  =  lat.  soccnr, 
socrus  n.  s.  w.,  neuper8.y«u^  khusur,  3^««^  kbusurü; 
skr.  ^udka  trocken,  aas  *8uä-ka,  lit.  sattsas  u.  s.  w.^ 
neopers.  \^jSij>  khudk  (z.  baSka);  sanskr.  ^äkara  und 
zugleich  sGkara,  schwein,  lat.  sus  a.  s.  w.,  neupers.  %4>^ 
khük  (z.  hu  sau),  wobei  Vullers  gerade  die  erstere  saxis- 
kritform  berbeizieht. 

Nun  glaube  iob  nocb  ein  paar  äbnlicbe  Alle  aufwei- 
sen zu  können.  1)  Persiscb  u^^  kbQb  pulcber  bringen 
Bopp  und  Vullers  mit  skr.  ^ubba,  ^ubbra  sobön,  glfin- 
zend  .zusammen,  indem  letzterer  noch  z.  ^uwra*)  bei- 
fügt und  dadurch  die  scheinbare  etymologische  correspon- 
denz  9U  ^=^y^  noch  TerfÜhrerischer  macht.  Gegen  diese 
Zusammenstellung  mahnt  uns  aber  einerseits  unsere  erste 
pflicht,  die  etymologische  strenge,  und  andererseits  spre- 
chen dagegen  die  von  Bopp  angeführten  deutschen  paral- 
lelen (sübar,  sauber,  syfr),  welche  augenscheinlich  auf 
urspr.  s  hindeuten.  Wir  haben  es  hier,  wenn  mich  nicht 
alles  trügt,  mit  zwei  ganz  verschiedenen  Wörtern  zu  thnn, 
die  durch  die  eben  berührte  neigung  des  altindischen,  ur- 
sprüngliches anlautendes  s  vor  v  und  u  zu  9  zu  alteriren, 
um  so  leichter  zusammenfielen,  als  sich  die  gleichheit  der 
bedeutung  dazu  geseUte.  Skr.  ^nbhra  glänzend  geht 
neben  dessen  armen,  reflex.  sürb  rein,  heilig**)  auf  Wur- 
zel 9ubh  (urspr.  kubh)  zurück,  woraus  auch  9  üb  ha  er- 
klärt werden  kann;  das  neupersische  khüb  setzt  hingegen 
ein  ursprüngliches  (sanskritisches)  subha  (su-f-bha;  vgl. 
ni+bha  und  äbha  =  neupers.  \J\  Ab  venustas,  elegan- 
tia  etc.)  voraus,  das  gleichfalls  glanzreich  besagt,  und 
reiht  sich  folglich  an  z.  hu-bä-mya  schöner  glänz  an. 
Auch  ist  die  skr.  wurzelform  subh  =  9ubh  zu  vergleichen. 
Die  deutschen  formen  sind  auf  ursprüngliches  subhara. 


*)  Ueber  dieaes  auch  von  Bopp  (veiigL  gnunm.  §§.  45 ,  988)  b«rtlhrte 
wort  rgL  Jnsti  a.  a.  o.  unter  fnfra. 

**)  F.  MttUer  a.  a.  o.  XXXVm»  578a. 


sprachwiMenschaftlicfae  iraginente.  85 

oder   eher    saubhara,    nach    altiDdischem   principe  etwa 
subh&ra  oder  saubhära  (vgl.  dip-ra),  zurüokzufbhrea. 

2)  Das  ▼ielbesprocbene  neupers.  ^yu^l^  k|b[T]fi8ten 
wQnschen,   wollen,   fragen.    Bopp  im  glossar  und  VuUers 
iD  der   grammatik   haben  es  bekanntlich  mit  skr.  ^as  cu» 
pere  in  verbindang  gebracbt,  was  ganz  unzalftssig  ist,  da 
obendrein  der  u-laot  in  der  sanskritform  fehlt;  YuUers  bat 
aber  im  lexicon  niebt  das  nämliche  wiederbolt,    wie  Fr. 
Mflller  (in  d.  beitragen  U,  399)  angibt,  sondern  mit  nocb 
grölserem  mifsgeschicke  zu  skr.  va^  seine  Zuflucht  genom- 
men*   Spiegel  gesteht  (ebend.  478),   dafs  ihm  die  wurzel 
dieses  persischen  verbnm  (cbvästan)  ganz  unbekannt  sei. 
Fr.  Mflller  schlägt  (ebend.  399,  vgl.  111,84)  vor,    es  mit 
skr.  Bväd   schmecken  zu  vereinigen,    und   betracbtet  spä- 
ter diese  Vereinigung  als  eine  bewiesene  tbatsaohe;    dazu 
stellt  Josti   (a.  a.  o.)  eine    zendiscbe  wurzel  qhää  essen, 
kochen   auf,    die  er  mit  skr.  sväd  zusammenbringt    und 
unserem    kh[vjästen    zu   gründe  legt.     Aber  seben   wir 
auch  von  der  lantlicben  Schwierigkeit  ab,  auf  die  wir,  wenn 
wir  nns  an  Justi  halten,  beim  prä8ens(^l^  kb[v]äbem) 
sto&en*),   so  bleibt  noch  immer  das  fbr  micb  nicbt  leicht 
ZQ  flberwindende  bindernifs  der  grofsen  verschiedenbeit  der 
bedeutungen,    indem  wir  die  Iranier  vom  geniefsen,  ja 
vom  essen,  zum  einfachen  wünschen,  darnach  stre- 
ben  wflrden   herabsteigen    lassen.     Meiner   ansieht   nach 
ist    sanskr.  (vas  spirare,   suspirare  auf  ursprünglicheres 


*)  U^briguui  gestehe  ich  ttber  die  wnnelform  qhis  sUrke  zweifei  su 
h«gieo.  Jutl  weiTs  einzig  das  particip  qhifta  darunter  zu  belegen ,  wel- 
ches regelmaTslg,  neben  qhiftra  schmackhaft  aus  einem  zend.  qhäd,  d.i. 
dea  regelrechten  zendischen  reflexe  von  skr.  sväd,  seine  erklKmng  fände; 
imd  wohl  hat  Bnmonf  keine  andere  form  als  qhäd  aufgestellt.  Es  blieben 
qhäsar  and  qhäsa,  zwei  anal  Xiyofiira^  zurück,  wovon  ersteres,  welches 
dvreh  -tar  abgeleitet  wftre,  zweifelsohne  eine  gewifs  nicht  unbedeutende 
lautliche  alterimsg  erlitten  hat.  Koch  hebe  ich  hier  gelegentlich  hervor,  dafs 
J«sti*s  etjmologie  Ton  z.  nyäka  avns  von  derjenigen  nicht  verschieden  ist, 
<&e  ich  in  der  zeitschr.  XII,  169  (158)  gegeben  habe,  und  thue  dies  blos 
deswegen,  um  daran  die  trkUrung  anzuknüpfen,  dafs  der  bezügliche  anfsatz, 
den  ich  italiAnUcb  schrieb,  durch  den  eiligen  Übersetzer  leider  vielfach 
totstellt  wurde. 


86  Aicoli 

*8va8  genau  so  wie  ^vapura,  puäka  u.  s.  w.  auf  ur- 
sprünglicheres sva^ura,  suäka  u.  s.  w.  zurückzuführen 
und  pers.  kh[v]äs-ten*)  wftre  der  ganz  rechtm&£Bige 
lautliche  reflex  der  älteren  form  jener  skr.  wnrzel,  genau 
so  wie  khusur^  khuök  u.  s,  w.  die  der  filteren  formen 
von  ^Ta^ura  u.  s.  w.  sind,  wfthrend  das  übereinkonunen 
der  bedeutungen  einem  jeden,  besonders  aber  einem  ItaliA- 
ner  einleuchtend  ist,  der  durch  anelare  und  sospirare 
sich  die  gleichstellung  von  seufzen  und  wünschen  an- 
gewöhnt hat. 

Dieser  restitution  scheint  die  lat.  wurzel  ques  (quer- 
-o-r,  ques-tus)  entgegenzutreten,  die  mit  ^yas,  sowohl  dem 
laute  als  der  bedeutung  nach,  auf  das  befriedigendste  fiber- 
einstimmen soll.  Die  Übereinstimmung  (pvas  s=s  ques) 
war  aber,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf,  fast  zu  ge- 
nau, indem  lat  qv  in  der  regel  einfaches  skr.  k  (]£)  oder  9 
voraussetzt  (quod  =  kat;  qui-6t  =  9i),  und  ein  siche- 
res beispiel  von  wurzelhaftem  lat.  qv  skr.  kv  oder  ^v  ge- 
genüber kaum  aufzustellen  ist.  Lat  ques  entspricht  laut- 
lich und  logisch  der  skr.  wurzel  fAS,  paus  (womit  man 
kh[v]ästen  hat  zusammenbringen  wollen),  die  im  medium 
wünschen,  sich  darnach  sehnen,  heifst,  ¥rie  eben 
ques  ak  deponens  eigentlich  seufzen  (klagen)  bedeutet 
So  erhalten  wir  zwei  indogermanische  wurzeln,  welche  die 
bedeutung  anhelare  getragen  haben :  kas  und  svas;  auf 
erstere  führen  skr.  9a s  und  lat.  ques,  auf  letztere  (aulser 
skr.fvas  =  *svas)  das  iranische  hvas  (kh[v]as)  und 
wahrscheinlich  noch  ein  italisches  spis  (spir-o)  zurück, 
das  Bopp  umsonst  mit  ^vas  zu  vereinigen  versuchte,  so 
lange  pvas  die  echte  form  und  das  indische  Seitenstück 
zu  latein.  ques  sein  sollte. 

Wir  berühren  später,  beim  kymr.  chw-,  unser  svas 


*)  Die  länge  des  i  beduf  wohl  bei  unserer  iantgruppe  einer  etymolo- 
gisohen  begifindnng  nicht;  vgL  die  Schreibung  kh[v] asten  neben  kh[T]i- 
sten;  so  neben  khvarden  essen  (as  s.  qhar)  noch  khvärden,  und 
khTinden  cantare  etc.  (bb  s.  qhan,  skr.  svan)  neben  khanlden  Tocem 
reddere,  resonare. 


sprachwiasenscbaftiiche  firagmente.  87 

wieder  nnd  geben  jeist  za  einem  verschiedenen  falle  von  neu- 
pers.  (^  kh[v]ä  über,  an  dessen  erkUmng  sich  meines 
wksens  noch  oienoand  gewagt  hat  Nenpers.  ^y\jJp^jjJ 
üBiukh[v]S,u.  knochen  (das  man  immer  und  richtig  mit 
z.  apta,  a^ti,  skr.  asthan,  -astha,  asthi,  oariw^ 
o0[sq]  o.  s.  w.  snsammengestellt  hat)  stand  bis  jetzt  hin- 
sichtlich des  auf  die  indisch -zendischen  formen  nicht  fii- 
ÜBenden  worttheik  (q|>^  kh[T]än)  ganz  aenigmatisoh  da, 
wie  auch  die  besondere  endung  der  gräco-italischen  formen 
einer  historischen  begrflndong  immer  entbehrte.  Ustnkh- 
[▼]än  fi&hrt  uns  aber,  wie  die  iranische  lautgeschichte  uns 
gelehrt  (Tgl.  die  oben  angefahrten  beispiele  und  F.  Müller, 
wiener  sitznngaber.  XXXIX,  410,  dies,  beitr.  III,  483),  in 
oner  nnmittelbar  früheren  periode  anf  ustuhyän  zurück. 
littMn  wir  nan  hier  neupers.  h,  zend.  th,  skr.  t  yor  halb* 
▼ocal,  wie  2.  b.  in  np.  mihir  liebe  n.  s.  w.,  z.  mithra, 
••nitra,  sich  entsprechen,  so  springt  uns  ein  zend.  ^a^ta- 
tiiTaDa=  skr.  ^asthatvana,  gleichsam  gebein,  hervor, 
d.i  indogerm.  asta  um  eines  jener  uralten  abstractions- 
aoffixe  vermehrt,  die  bekanntlich  mit  geringer  und  auch 
koner  ab&nderung  der  bedeutuug  hinzutreten  konnten,  z.b. 
▼edisch  asta,  astatfiti,  beides:  heimath,  heimwesen*). 
Asthatwana-m  ist  nun  femer,  wie  jedermann  weils,  eine 
ond  dasselbe  mit  asthatva-m,  und  letztere  form  führt 
ans,  dorch  die  natürliche  ekthlipse,  die  z«  b.  quartus  ans 
*qoatartus  schafit,  zu  ocxkov  und  os-tu"^*).  ^Astvam 
ist  aoCs  genaueste  durch  oaxiov  wiedergegeben;  vgl.  iov 
»  svam. 

Die  besondere,  jedoch  durchaus  regelrechte  entste- 
bongsgeschichte,  die  wir  für  np.^^  kh  [v]  in  ustukh[v]än 
m  entdecken  glauben,  d.  i.  kh  =  früherem  hv  =  altem 
thv,  erklärt  uns  weiter  sogleich  auf  das  befriedigendste 
die  armenischen  formen  kho  (qo)  deiner,  tui;    khar  (qar  ) 


*)  YeigL  noch  dStrati  gottheit»  gott    im  kUssiBchen  Ban«krit    und  a. 
noch  B«ii/ej,  voUsi.  skr.-gramm.»  $.566,  IX. 

**)  S.  Benfey  zeitochr.  11,  228  f.    Vgl.  auch  tu  sa  tyam. 


86  AbcoU 

vier.  Es  sind  nämlich  diese  gewifs  nicht,  wie  Bopp  (vgL 
gramm.  2teaa8g.II,  71. 108)  will,  aas  va,  var,  nach  aphft- 
rese  von  t,  zu  deaten,  aber  auch  nicht,  wie  Fr.  Müller 
(wiener  sitzangsberichte,  XXXVIII,  586)  es  that,  unmit- 
telbar mit  skr.  tva  -tvarzu  Tereinigen,  sondern  einfach  aas 
zend.  thwa-  (thwat  u.s.w.)  -thwdr  za  erkl&ren,  woraus 
hwahwfir,  die  ans  noth wendig  zu  der  jetzigen  lautform 
f&hren.  Vgl.  noch  oben  s.  83  anm.  die  ossetischen  formen 
fbr  hund.  —  Armen,  khsan  (qsan)  zwanzig  ist  aber 
gftnzlich  von  den  beideo  eben  besprochenen  fiülen  zu  tren- 
nen. Es  entsteht  nämlich  durch  physiologische  nothwen- 
digkeit  (g+s=sx)  aus  g'san  (gisan,  visan;  anlaut.  g 
as  urspr.  V,  wie  öfters  im  armenischen*)  und  in  anderen 
iraniden;  vergl.  belutschisch  gist  zwanzig). 

Es  ist  schon  längst  bemerkt  worden**)  dafs  die  irw» 
nische  erscheinung  kh[v]a  =5  urspr.  sva  u.  s.  w.  ihr  kym- 
risches  gegenbild  hat.  Ursprüngl.  s  sinkt  auch  hier  zu  h 
herab  und  h  verdichtet  sich  auch  hier  vor  v  (o,  u),  so 
dafs  beispielweise  ursprünglichem  svasar  oder  svastar 
(skr.  svasar  Schwester)  gegenüber  altwallie.  chwior**^), 
armor.  o'hoar,  neben  neupers.  kh[v]aher,  armen,  khoyr 
(qujr)  stehen,  und  aus  der  ursprüngl.  (skr.)  warzel  svid 
schwitzen,  wallis.  chwys,  armor.  dhon^z,  wie  in  Iranien 
esset,  khed  (ched,  ^ed)  u.  s.  w.j  sämmtlich  fbr  schweife, 
entstehen t).  Und  kymr.  chw-  hat  man  gleichfalls  als  ge- 
meinsamen Vertreter  von  skr.  sv  und  9  V  aufstellen  wollen, 
was  dadurch  noch  unzulässiger  wird,  dafs  hinsichtlich  der 
kymrischen  reflexe  skr.  9  als  k  angesehen  werden  muüs. 
Dafs    Wallis,  chwegyr   Schwiegermutter,    skr.  ^va^rO, 


*)  Als  merkwttrdiges  beispiel,  mit  g  statt  nrspr.  inlantendem  v, 
führt  F.  Maller  armen,  tagr  schwager,  skr.  dSTar,  wiederholt  an.  Es 
wftre  nicht  unpassend  gewesen  dabei  an  angelsttchs.  täcor  zn  erinnern. 

**)  S.  Pictet,   de  l'affinit^  des  langues  celtiqnes  avec  le  sanscrit,  Pa- 
ris 1837  8.  74. 

***)  Zenfs,  grammatica  celtica,  b.  145;  Ebel  in  d.  beitr.  11,  164. 

t)  Sehr  bemerkenswerth  ist  auch  komisch  hoch,  hSh  (daa  komische 
entnehme  ich  hier  ans  Borlase's  vocabnlar,  da  mir  leider  Pryce's  archaeo- 
logia  nicht  znr  band  ist)  sow,  pig  (vergl.  engl,  bog),  armor.  honc'h 
Schwein  ^  neupers.  khük,  urspr«  sGk-. 


■prachwisseiuchtftlicbe  fragmente.  89 

eine  scheinbare  ausnähme  ausmache  (pva^rü  ist  näm- 
fich  in  echterer  gestalt  sya^rü),    weüs  heutzutage  jeder- 
mann. Zeufs  fragt  sich,  gramm.  celt  s.  145,  ob  nicht  (alt- 
UDd  neawallisisches)  chw-  aus  einfachem  s  manchmal  ent- 
stdie,  ,»e.  gr.  in  numerali  chwech  (sex),  in  quo  nulla  lin- 
goa  exhibet  sw,    in  subst.  chwant  (desiderium),   hibem. 
TeL  sant^.     Zweifelsohne  bietet  uns  das  heutige  armori- 
tche:   6hw  (£ha)  as  s   in  dhoalen  (in  Vannes:  halen) 
Mb,    neuwallis.  halen,    altirländ.  salann,    und  es  wäre 
wohl  möglich,    dafs  andere  kyrnrische  beispiele  dazu  kä- 
men; bemerkenswerth  ist  es  jedoch  immer,  dafs  flir  wallis. 
chwechy    armor.  dhoueäh    sechs  gegen  Zeuss'  behaup- 
teng  ein   altes  sv-  keineswegs  fehlen  wQrde*)  und  dafs 
walfis.  chwant    desiderium    (armor.  dhoafit,    komisch 
whans)  zu  einer  an  unser  obiges  svas  (spirare  und  aspi- 
nmej  grftnzenden  wurzelform  zurQckkommen  dürfte**).  Eine 
nrkdtische  wurzel  st  ad  spirare  käme  noch  hinzu,    denn 
auf  diese  laatform  sind  regelrecht   gäl.  söid***)  to  blow 
(seideadh    blowing,    seidte  blown),     wallis.  chwyth, 
armor.  dhou^z  (vent)  souffle  (vgl.  kom.  chuyth,  huethia, 
bei  Boriase),  welche  beide  letztere  Pictet  mit  skr.  ^vasa  ha- 
litns  zusammengestellt,    wie    auch   wohl   armor.  öhou^z 
dhouös,  odeur,  Sensation  de  Todorat,  ezhalation  odorante 
d'on  Corps  (hauch  =  duft)  zurflckzuf&hren.   Weiter  bemerkt 
Zenas  a.  a.  o.  dafs  chw,  der  regel  zuwider,  bei  altwallis. 
gware,  spiel  statt  gw  (w)  auftritt****).  Beachten  wir  aber 
kom  (Borlase).choarion  Sports  neben  huare  und  guare 

*)  Zenditch  khartfl  (Uisvas),  woraus  afghan.  spaz,  annen.  ves. 
Die  abwesenbeit  des  v  in  der  gadbelischen  form  wttrde  nicht  stören,  veiigi. 
Zenfs  ebcDd.  6S,  Ebel  a.  a.  o.  278,  nnd  hier  sogleich.  Den  kymrischen 
anlast  unseres  Zahlwortes  hatBopp  (vergleich,  accentuationssjst.  261 ;  auch 
Stier,  seitsehr.  Xy  288)  nicht  glücklich  anfgefafst,  und  so  auch  den  alba- 
pgaiscfaen  (s.  ebend.  und  vergl.  gramm.  2te  ausg.  II,  74),  wie  wir  sogleich 
enchen  werden.  —  Wegen  des  sweiten  d'h  in  der  armorischen  form  mag  an 
vaanea.  c*boac*h  encore,  c'hoarc'h  ris  8=s  c'hoaz,  c'hoarz  (auch  van- 
Ms^  c'hotttfe'hein  ss  c'hou^za,  nnt.  soufQer)  erinnert  werden. 

*^)  und  ***)  Wegen  der  ab  Wesenheit  des  u  in  der  gadhel.  form  (altirl. 
**nt,  giL  sannt  desiderium),  s.  die  vor.  note. 

****)  Cobtrs   Unguae  regulam  chw  obtinet  (obtinet  sstritt  auf,    wenn 
Kb  ihn  richtig  rerstehe)   pro  gw,   w   in  Toce  gware  (Indus;   guaroi  gl. 

OXOB.). 


90  AicoU 

sport,  armor.  ^hoarz  ris  uad  dboari  jeu,  amusemeiit, 
neuwallis.  öhoaraä*)  id.,  so  werden  wir  schon  zu  der 
meinung  stark  binneigen,  dais  die  von  Zeoss  als  regelwi- 
drig aufgefaßte  form  (chware)  eigentlich  die  echte  sei; 
jeder  zweifei  hört  aber  auf,  wenn  wir  noch,  und  zwar  ba- 
sten rechtes,  altwallis.  chwerthin  risus  (vgl.  kom.  huer- 
hen,  huerthyn,  hwerwin,  bei  Borlase)  dazunehmen, 
welches  Zeuss  selbst  auf  der  nämlichen  seite  anführt  Diese 
kjmrische  wurzel  chwar,  chwer  lachen,  scherzen,  sfMe* 
len  setzt  nun  regelmälaig  ein  früheres  svar  voraus,  das 
wir  doch  vom  srischen  svar  glänzen,  leuchten  (skr.  sur, 
svar,  zend.  qhar,  hvare)  nicht  werden  trennen  wollen, 
da  jede  Schwierigkeit  in  betreff  der  bedeutung  wohl  durch 
div  au%ehoben  wird,  welches  im  sanskrit  selbst  glän- 
zen und  scherzen,  spielen  in  sich  vereinigt**). 

Während  ich  iranisch- kymr.  chw-'  näher  ins  äuge 
faiste,  wurde  ich  gewahr,  dais  altem  s  vor  v  oder  u  in 
manchem  beispiel  albanes.  yj^  (>»ghy)  entgegengestellt  wer- 
den könnte,  und  es  möchte  sich  vielleicht  jemand  dadurch 
in  der  wenigstens  verfrüheten  meinung  bestärkt  fohlen,'  daft 
das  albanesische  mit  den  iranischen  sprachen  in  engerem 
Verwandtschaftsverhältnisse  stehe***).  Es  wäre  dies  aber 
blofse  täuschung.  Denn  wollen  wir  auch  davon  absehen, 
dais  albanes.  yj^  an  der  stelle  eines  ursprüngl.  s  auch  vor 
a  und  e  erscheinen  würde,  so  ist  noch  inm^r  eine  wirk- 
liche ähnlichkeit  zwischen  der  albanesischen  und  der  ira- 
nisch-kymrischen  erscheinung  deswegen  nicht  annehmbar, 
weil  wir  in  der  skipetarensprache  jenes  lautgesetz  nicht 
wahrnehmen  (auch  behauptet  niemand  es  wahrgenommen 
zu  haben),  worauf  sich  iranisch-kymr.  khv  =  alt.  sv  stützt. 


*)  Durch   den  heransgeber   des   Le  Gooidec'echen  Wörterbuches  beige- 
brachte form. 

*^)  Den  gadhel.  reiiex  unserer  wurzel  mag  man  im  irl.  suaire  (suairc?) 
agr^ble,  Pictet  a.  a.  o.  72,  gül.  suairc  ciril,  kind,  afiable,  polite,  er- 
blicken. 

***)  s.  O.  Blau,    zeitschr.  d.  deutsch,  morgenl.  ges.  XVII,  662  —  655; 
Jttsti  a.  a.  o.  s.  X. 


8prftchwi88«ii8chftftliohe  fragmeate.  91 

(Li.  das  griech.-iran.-kymr.  herabsinken  des  alten  s  zu  h*). 
Ist  nun  die  etymologische  correspondenz  alban.  jj  =s  alt.  s 
anzunehmen  (und  sie  moGs  zweifelsohne  angenommen  wer- 
den), 80  muls  die  entartong  auf  einem  anderen  wege  er- 
folgt adin^  den  ich  nan  nachzuweisen  versuche. 

Seihr  oft  gibt  das  albanesische  altes  s,  sowohl  vor  vo- 

cakn  als  vor  consonanten,   durch  i  (a)  wieder**);   z.  b* 

iürs  häUg  (santo);  iixovl  weltaXlj  weit  (secolo)***);  aiiya 

gh^.  zeichen  (segno);    äevrit  (rum.  senetate)  gesundheit; 

tfo^T  looB  (sorte);    öxovfiB  schäum  (schiuma);  äxäka  stufe, 

trappe  n.  s.  w*  (soala);  änipr  geist,  seele  u.  s.  w.  (spirito); 

Snati  (griech*  ana&ti)  schwert;    ärgaT  bettstdle  n.  s.  w. 

(Stratum)  a«  8.  w.  n.  s.  w. ;  auch  in  Wörtern,  die  als  uraltes 

albamsches  gut  angesehen  werden  dfirfen:  aar  (skr.  asthi, 

aatknß)  knochen;    fui  (skr.  mfisa,  sl.  m^so;   schwerlich 

kommt  skr.  fimiia  id.  in  betracht)  fleisch;    ßeä  (skr.  vas) 

idi  kleide  an,  wickle  ein.    Wird  nun  manchmal  in  Spa- 

iiien  altes  i  zu  j  (as  deutschem  ch)****)  und  haben  wir  in 

Calabrien  hhume,  hhuri,  hhiacari  =  neap.  sciume, 

sctore,  sciaccare  (fiume,  fiore,  fiaocare),  so  mag  noch 

kicbter  die  albanesische  media  gutl  aspir.  aus  etlichen 

derlei  anlautenden  ä  entstanden  seint).    So  kommt  yjää^re 

secha,  wofllr  man  zu  weit  ausgeholt  hat,  einfach  auf  daS 

sorfiok,  nnd  anlautendes  s  haben  wir  hier,  vom  slawischen 


*)  Dies  BChexnt  Bopp  (ttber  das  albaa.  in  seinen  verwandtscbafUichen 
beiidniiigeB)  sn  vergeflsen,  wenn  er  in  Alb.  -;^.,  -j^e  das  unpr.  (sanskr.)  re- 
ßitxxram  (.ava)  erblickt 

'^)  Es  gescluebt  dies,  in  bescbrllnkterem  maafse,  aucb  im  rumnniscben, 
wie  nna  ein  paar  beispiele  sogleich  zeigen  werden. 

***)  Merkwürdige  ttbertragnng  der  nnennelUicbkeit  der  zeit  auf  jene  der 
BStnr;  so  kommt  im  chaldftischen  und  im  nachbiblischen  hebr.  'alam 
'91  im  ewigkeit  zn  der  bedentnng  weit 

****)  8.  Dies«  grammatik  der  romanischen  sprachen,   2te  ansg.  I,  865. 

f)  So  findet  das  j^*-  des  alb.  reflezes  von  lat.  Judicare  {fjointoiY) 
im  i  (^  frinz.  j,  und  folglich  an  s  grunzend)  der  nunenischen  form 
(faidekk)  seine  erkttrong.  Bopp  (a.  a.  o.  JULViii  anm.)  hat  hingegen  Aber 
fieses  wort  nnd  Aber  yjagnsv  (-ff§()t  worauf  wir  gleich  kommen,  vermu- 
tkangen  anfj^teUt,  die  er  jetzt  woÜ  selbst  aufgeben  wllrde.  Das  j  (in  der 
gr^pe  yj)  macht  keine  Schwierigkeit;  yj  ist  als  lautliche  einheit  zu  be- 
tntitn  (s.  Hahn  11,  2.  8);  auch  s  enthMIt  einigermafsen  den  nlmlichen 
balbrocat. 


/ 


92  AbcoU 

des-tj  abgesehen,  auch  in  der  romanischen  form:  aase, 
die  sieh  mit  der  albanesischen  identificiert;  —  gheg.  jjäg^ 
ncv  schlänge  wird  sich  einfach  als  romanisches  wort 
(äarpen)  ergeben,  und  auch  hier  wird  die  rumänische 
form  anlautendes  S  und  auch  das  besondere  a  (äarpe) 
aufweisen;  —  und  yjzQnovv  verschlingen  (ich  verschlinge), 
das  man  mit  yjagnev  zu  verbinden  versucht  hat*),  ist  hin- 
gegen mit  dem  korrekteren  aovghoiy^  gheg.  aov^n  ich 
schlQrfe  (rumun.  sörbu)  zusammenzustellen;  anlautendes 
d,  sowie  e  statt  o,  finden  wir  hier  in  dem  sinnverwand- 
ten arabisch  -  türkisch  -  rumenischen  d  e  r  b  e  t ,  sorbetto, 
wieder.  Wir  können  folglich  mit  voller  Sicherheit  yjovpie 
schlaf  aus  dom  (rumun.  somn)  deuten,  und  die  irani- 
schen anklänge  werden  uns  nicht  verführen;  —  jjvai  der 
grofsvater,  pl.  rJväege-Te,  wird  wohl  ursprünglich  Schwie- 
gervater bedeutet  haben,  jedoch  auf  iranisch,  khusur**) 
uns  keineswegs  führen,  da  wir  öus(ere)  als  frühere  form 
erschlielBen ,  und  die  romanischen  (ital.)  socero  sös- 
sero'^*'')  dafür  gleich  an  der  band  sind.  Sichere  beispiele, 
wo  albanes.  yj  einem  asiatischen  s  (oder  sv)  direkt  ent- 
spräche, habe  ich  keine.  Gheg.  yjav  (tosk.  yje  yfsQi  gj^i^i) 
etwas,  Sache,  eigenthum,  vermögen  erinnert  lebhaft  an 
skr.  sva-m  vermögen,  eigenthum,  und  die  iranischen  an- 
klänge (hva-  kha-)  drängen  sich  gleich  auf;  wir  müssen 
aber   auf  *iav  *aw  zurückgehen,   und  so  streifen  wir  an 


*)  S.  Stier,  zeitschr.  XI,  285 f.  —  Gelegentlich  würde  ich  mir  von 
dieaem  gelehrten  einige  beispiele  von  den  von  mir  in  meinen  gaunerspra> 
chen  nicht  erkannten  entlehnangen  ans  dem  hebriUschen  (s.  ebend.  XII,  167), 
erbitten. 

**)  Als  direkter  albanes.  reflex  von  nrspr.  svaknra  (skr.  9va^nra) 
Schwiegervater  ist  von  Bopp  a.  a.  o.  (und  früher  von  Diefenbach,  cel- 
tica  I,  40)  gheg. -^V/f^  aufgestellt  worden,  wobei  ßgi  =  «▼a-,  wie  in 
tosk.  ^^-Tf  u.  s.  w.  =~sva  (XLI  anm.).  Wenn  aber  ßUxtQ  ^^  Blau  (s. 
oben  p.  90  n.  *^)  unter  den  Zeugnissen  der  besonderen  Verwandtschaft  zwi- 
schen dem  albanesischen  und  den  iranischen  sprachen  erscheini,  so  tinde  ich 
dies  (trotz  der.  Übrigens  von  Blau  nicht  erwähnten,  altpers.  behandlnng  von 
urspr.  sv)  wirklich  zu  gewagt. 

***)  Die  alb.  form  stimmte  hier  wieder  mit  der  italischen  besser  als  mit 
der  rumunischen  (sokm)  ttberein;  v^.  firOher  dTcr/e,  &kov fi§  eegno,  schiuma, 
mm.  semn,  spnme. 


sprachwiflsenschAftliche  Augmente.  93 

gheg.  asvdj  sache,  res*),  worin  wir  vielleicht  ein  überaus 
kostbares  indogerm.  kleinod  (*sant,  '^asant  ro  6v)  zu  er- 
bUcken  haben. 


n. 

Eis  steht  nunmehr,  und  mit  gutem  rechte,  in  der  ver- 
gleichenden grammatik  fest,   dafs  die  2*  pers.  plur.  im  lat. 
medio-passiv  weiter  nichts  ist,    als  ein  nom.  (masc.)  plur. 
des  medio-passivpartic.,   welches  im  sanskrit  durch  suff. 
-mdna,   griech.  -^€vo,  gebildet  wird;  so  dafs  beispielweise 
ferimini  eigentlich  blois  getragen  (m.  pl.),  (ptgofiBVo*, 
besagt.     Doch  scheint  es  mir,   dafs  Bopp,    dem  wir  die 
wichtige  entdeckung  Terdanlen,  und  dessen  nachfolger  mit 
aDzngrolaer  leichtigkeit  diese  erscheinung  haben  rechtfer- 
tigen wollen,   indem  sie  sich  auf  das  participium  (nomen 
agentis)  beriefen,  welches  Air  sich  allein,  im  sanskrit  oder 
im  türkischen,    die  stelle  einer  dritten  person  des  präsens 
oder  dee  futurums  vertritt.  Die  beiden  falle  sind  aber  au- 
genscheinlich nicht  wenig  von  einander  verschieden.    Dafs 
s.  b«  amans  als  (der)  liebt  au%efalst  werde,  ist  etwas 
ganz  natürliches;  denn  entweder  ist  die  dritte  person  eine 
unbestimmte,  und  dann  ist  ein  solches  subjeot  in  unserem 
pridicate,   dem   geiste   und    der  form  nach,   einbegriffen 
(amans  =s  qui  est  amans  =  qui  amat),  oder  aber  es  han- 
delt sich  um  eine  bestimmte  person,  und  dann  mufs  un- 
umgänglich das  subjeot  selbst  in  die  rede  eingefbhrt  wer- 
den (Caesar  amans  =  est  amans  s=  amat).    Die  blofsen 
pirtic.  als  3.  verbalpersonen  sind  uns  folglich  dadurch  voU- 
koomien  klar,  dals  ein  subject,  das  weder  der  redende  noch 
der  angesprochene  ist,   nirgends  dabei  fehlt.    Das  blofse 
amans  hingegen,  als  amo  s=s  ego-qui-amat,  oder  als 
amas  ss  tu-qui-amat,   ist  an  und  f&r  sich  rein  unbe- 


*)  Auch  bei  t.  H*hn  wird  unter  (ftvd  an  yjä  erinnert,   jedoch,   wie 
8*v8laUdi,  bloe  der  eTnonTmie  lialber. 


94  AflcoU 

greif  lieh;  das  subject,  d«  i.  das  den  redenden  oder  den 
aDgesprochenen  andeutende  pronomen,  sei  es  nun  im  iso- 
lirten  oder  im  zusammengesetzten  zustande  (ani  poqed; 
bodhämi,  d.  i.  bodha+ma),  erscheint  hier  als  durch- 
aus unentbehrlich.  Amamini  (d.  i.  amati)  s=  amati- 
-vos  ist  folglich  ohne  weiteres  nicht  leicht  annehmbar. 
Es  Heise  sich  denken,  dafs  man  einst,  auf  semitische  weise, 
DOS  amamini,  tos  amamini,  (illi)  amamini  gesagt 
hfttte,  und  dafs  später,  nachdem  die  erste  und  die  dritte 
person  durch  die  reflexivformen  (*amam'-u-se  *amant- 
-n-se,  amamur  amantur)  besetzt  wurden,  die  zweite 
sich  mit  dem  blofsen,  vom  ftkrworte  nicht  begleiteten  par- 
ticip  begnügen  konnte,  da  eine  Zweideutigkeit  nicht  mehr 
zu  filrchten  war.  Warum  aber  gerade  bei  der  zweiten 
person,  die  doch  ihre  reflexivform  ohne  irgend  eine  Schwie- 
rigkeit hätte  bilden  können  (legitis+i+se  =s*legite- 
riS)  wie  legis-^-i+se  =  legeris),  diese  sonderbare 
ausdrucksweise  in  so  auffälliger  weise  vorgezogen  worden 
sei,  wäre  durchaus  nicht  zu  ersehen. 

Ich  glaube  nun,  dals  die  lat.  2.  pers.  auf  -mini  zu* 
erst  dem  blofsen  imperativ  angehört  hat,  wo  wir  bekannt- 
lich auch  die  archaistische  2.  (und  3.)  sing,  aof  -mino 
treffen,  und  dais  sie  vom  imperativ  in  das  präsens  (später 
aach  in  die  übrigen  zeiten),  insbesondere  wegen  der  bei- 
nahe völligen  Identität  der  beiderseitigen  3.  pL  (amantnr, 
amantor),  eingedrungen  ist.  Beim  imperativ  aber  ist  die 
oben  gegen  das  auftreten  eines  bloisen  participiums  an  der 
stelle  einer  2«  verbalperson  eingeworfene  Schwierigkeit  des- 
wegen nicht  mehr  vorhanden,  weil  hier  durch  die  an-  und 
ansrufung  das  verbalnomen  auf  die  angeredete  person 
bezogen,  und  folglich  das  pronomen  entbehrlich  wird.  Ich 
fasse  nämlich  die  lateinische  2«  pers.  imperät.  pass.  (d.  i., 
wie  fiberall,  die  einzig  wahrhaft  imperativische)  als  einen 
vocativ  des  participiums  (-mino  wäre  der  regelrechte  vo- 
cativ  sing,  zu  der  alten  nominativform  -minop);  und 
gleichwie  docte,  der  vocativ  von  doctus,  eigentlich:  o 
dn  belehrter  bedeutet,    so  hiefsen  ursprünglich  dooe- 


BpradiwittenaehaftUche  fragment4S.  95 

minol    doceminil    ebeofallfi  da  der  belehrtel  ihr  die 
belehrten!  =  sei  du  der  belehrte,  seid  ihr  die  belehrten. 

Aber   nicht  minder  sind  wir,    wenn  mich  nicht  alles 

Mgt,    dazu  berechtigt   die  indogermanische  2.  pers.  sing. 

imperat.  aci.  ebenfalls  als  ein  im  vocativ  stehendes  verbal- 

Qomen  (nomen  agentis)  au&ufassen.    Skr.  ap-äna*)  ils, 

oder  griech.  SaQ&^avn^  skr.  bodh-a  erkenne  oder  griech. 

im-T«,  lat.  leg-e,  erscheinen  sämmtlich  als  reine  vobativ- 

fonaen  zu  themen  aaf  urspr.  -a;    d.  i.  genauer,  wir  haben 

darin   das    ansrafangsweise   ausgesprochene   nackte  thema 

des  Qomen  agentis  zu  erblicken,  welches  der  ganzen  con- 

jogation  zu  gmnde  Hegt**).     Was  aber  skr. -dhi,  griech. 

-^1  anbelangt,  das  in  beiden  sprachen  hinter  unserem  vo« 

eatiT,  jedoch  blos  nach  sogenannten  präsensstämmen  die 

anf  unpr.  a  nicht  ausgehen,  erscheint,   so  möchte  ich  es 

^)  Die  sanakritiBcbeii  accente  vergesse  ich  nicht,   werde  aber  von  den- 
Mlbai  keineswegB  aufgehalten. 

^)  a.  m.  leltere  sul  neaso  ärioHieinitioo,  über  deren  thema  ich  dem  k. 
institot  eine  minder  unreife  arbeit  vorzulegen  gedenke,  und  vgl.  F.  Müller, 
der  vcrbalaosdruck  im  arisch-semitischen  sprachkreise  (wiener  Sitzungsberichte 
2XT.  bd.).  LetEtere  schrift  war  mir,  als  ich  jene  lettere  heransgab,  noch 
nicht  bekamit,  und  scheint  ihrerseits  das  Übersehen  zu  haben,  was  bereits 
Benfej  (kurze  skr.  gramm.)  über  die  sogenannten  prilsensstämme  auseinan- 
deigtaetat  hatte,  citirt  aber  g^ten  rechtes  Kuhn  in  der  zeitschr.  11,  465  — 
477.  üebrigens  ist  bei  Müller  von  der  besondem  analyse  des  semit.  ver- 
babomena,  worin  die  neuheit  meiner  ansichten  hauptsttehlich  beruht,  (keine 
spar,  noch  hat  ttberhaupt  der  seharfiiinnige  forscher  in  jener  arbeit  eine  reelle 
Tcri^dumg  der  beiden  sprachstämme  beabsichtigt.  Aber  auch  die  erkennt- 
nift  der  verschiedenen  gestalten  des  nom.  ag.  in  der  indogerm.  conjugation 
mnft  gewift  weiter  um  sich  greiftn  als  ea  bia  jetzt  geschehen;  so  ist  z.  b. 
«in  nom.  ag.  anf  urspr. -ka  -aka  in  f^^tpii  u.  s.  w.  (*a-tha-aka-t  u.  s.  w.) 
SU  erkennen,  und  im  lat.  fac'-io  u.  s.w.  ist  ein  solches  nom.  ag.  (fac*  = 
dhaka)  genaa  so  zu  erblicken  wie  in  fac'-s  (fac*  s=  bhaka);  ebenfalls  ent- 
hm  plac*-eo  ein  urspr.  praka  (pra  =s  pii-f-ka),  und  wftre  somit  mit 
dem  von  mir  zu  der  bezüglichen  wuizel  zurückgeführten  sem.  pharakha 
▼fllig  gleich.  FreOlch  ist  diese  Zusammenstellung  nicht  hinlinglich  gesichert, 
wefl  die  arab.  bedeutnng  (laetus  ftiit)  blos  eine  übertragene  sein  mag;  der 
Verlust  eines  beispielea  vermöchte  aber  nicht  uns  zu  erschüttern.  —  Weil 
ieih  aber  meine  arisch  •semitischen  streifereien  berührt  habe,  so  erlaube  ich 
■ir  noeh  hinsnznillgen,  da&  die  semitischen  formen  des  demonstrativs  (4^^ 
4at  n.  s.  w.)  anf  nraemitisch  dam,  dat,  d.  i.  zu  lautformen  zurUckkom- 
acttf  die  mit  den  indogermanischen  (vgl.  die  anlautende  media  im  zend)  zu- 

Mmmimfallftn i  nnd  dafs  hebr&isch  und  aram.  ttäl  gleichen  ein  da-ma 
d.  i.  glefehaam  9mt  auperlatiWbrm  voraussetzt,  die  logisch  nnd  grammatika- 
lisch mit  indogenn.  f  a-mi  o-fgo  zuaammenfiuit.  (Es  ut  jetst  stn^j  ^rio- 
stailid,  I.  n.,  BCaünnd  1865  zu  vergleichen). 


96  Afecoli,  sprachwiflsenschaftliehe  fimgmente. 

als  ein  gleichsam  isolirt  darauf  folgendes  localadverbiam 
auffassen  und  es  mit  griech.  -d-i^  welches  in  präpositio- 
neller  Wirksamkeit  in  o^i,  ovgavo&i  n.  s«  w.  auftritt,  in 
Verbindung  bringen,  so  dafs  z.  b.  dBlxw-d'^  ^eichsam  he 
da  der  zeiger!  eigentlich  bedeuten  wfirde*).  Will 
man  -dhi  auf  das  pronomen  2.  pers.  zurflckfbhren,  so 
stellt  man  eine  ganz  einsame  form  auf  (dh  erscheint  sonst 
n&mli'ch  blofs  im  medium,  und  zwar  blos  im  plural  und 
in  begleitung  von  t),  weshalb  sich  auch  Benfey  (kurze 
skr.  gramm.  s«  92  f.)  zu  einem  anderen  deutungsversuche 
entschlofs.  Auch  das  einsame  -sva  der  2.  sing,  imperat. 
med.  dürfte  vielleicht  vom  pronomen  2.  pers.  zu  trennen 
sein,  um  darin  einfach  das  refiex.  pron.,  und  somit  gleich- 
sam den  keim  des  italolituslawischen  (und  keltischen)  me- 
dio-passivs  zu  erblicken,  wozu  es  befremdend  wäre,  kein 
bestimmtes  asiatisches  vorbild  aufweisen  zu  können.  So 
würde  die  von  Bopp  vergl.  gramm.  §.  477  (zu  ende)  vor- 
geschlagene Zusammenstellung,  jedoch  mit  umgekehrtem 
Verhältnisse  in  betreff  der  einzelnheit  der  form,  anzuneh- 
men sein. 


*)  Wegen  eines  Ähnlichen,  ja  vielleicht  eines  doppelten  dergleichen  ele- 
mentes  in  einer  litanischen  imperatiTform  s.  Schleicher,  compend.  der 
veigL  grumn.,  s.  688.  Aach  ist  Pott,  etym.  forsch.  I*,  396  (n*,  660)  zu 
▼eigleiehen. 

Mailand,  31.  december  1864. 

O.  J.  Ascoli. 


Glück,  CelUe.  97 


Celtae. 


Kiepert  sagt  in  seinem  beitrage  zur  alten  ethoogra* 
phie  der  iberischen  halbinsel,  es  sei  nirgend  erwiesen,  dais 
bei  den  Kelten  der  name  Kelten  in  gebrauche  und  in 
ihrer  spräche  bedeutsam  gewesen  sei;  vielmehr  sei  Galli 
ihre  einheimische  benennung,  Celtae  dagegen  vermuthlich 
ligorischen  oder  iberischen  Ursprunges.  Mit  dieser  meinung 
aber  steht  das,  was  Cäsar  gleich  im  anfange  seines  galli* 
sehen  krieges  über  jene  nanien  sagt,  in  geradem  wider- 
spracbe.  „Qui  ipsorum  lingna  Celtae,  heifst  es  dort, 
nostra  (sc.  romana)  Galli  appellantur^.  Cäsar  erklärt 
ako  hier,  dafs  Celtae  die  einbeimische,  Galli  dagegen 
die  römische  benennung  des  volkes  war.  Wir  wollen  nun 
zeigen,  dafs  Celtae  auch  wirklich  ein  keltisches  wort  ist. 

Bei  den  Kelten  lautete  der  name  Celti  (bei  den  £d- 
mem  Celtae,  bei  den  Griechen  KelTai  und  Kelrol)^ 
in  der  einheit  Celtos,  ein  durch  das  sufBx  to  von  der 
9z-  cel  gebildetes  part.  perf.  pass.,  wie  die  gallischen  per« 
sooeDDamen  Con-tex-to-s  (in  einer  gall.  inschr.  in  d. 
beitr.  m,  164,6),  Mel-tu-s  (Fröhner  1562.  no.),  Cres- 
-tu-8  (ebend.  847—49.  51 — 54.  no.),  Grap-tu-s  (Steiner 
1741.  no.)  ti.  8.  w.  Die  WZ.  cel,  früher  cal,  bedeutet,  wie 
uns  die  davon  stammenden  litauischen  Zeitwörter  käl-ti 
(toUere),  kll-ti  (toUi,  exsurgere)  zeigen,  erheben,  sich 
erheben*).  Dafs  nun  jene  wurzel  auch  im  gallischen  ein- 
heimisch war,  beweist  der  vindelikische  bergname  Cel- 
-iu-s  Itin.  Änt.  250  s.,  d.  h.  hOgel,  berg,  als  der  sich  er- 
hebende (wie  der  britt.  bergname  Grau p-iu-s,  Tac.  Agr. 
29.  c,  d.  h.  berg,  als  der  sich  wölbende,  erhebende,  von 
der  zu  granp  gesteigerten  wz.  grup,  flectere,  wovon  das 
griech.  ygvnog  stammt),  sowie  das  in  einer  gall.  inschrift 
(d.  beitr.  III,  163,3)   vorkommende   sächliche  wort  celi- 

*)  Die  wnrzel  cal  lautet  in  ihrer  vollen  gestalt  cval.  Hieraus  ward 
Dämlich  dorch  aa««la88aDg  des  v  cal  und  durch  ausstofsung  des  a  cul. 
Die  gmndbedeutttng  der  wz.  cyal=cyar  (car,  cur)  ist  biegen,  krttm- 
nen,  drehen.  Ana  dem  begriffe  der  biegung,  krttmmung  aber  entwickelt 
«ich  d6r  der  w51bnng,  erhebung. 

Beitrtge  z.  vgl.  aprachf.  V.  1.  7 


98  MttUer 

-cno*n,  dessen  bedeutung  wir  darch  das  aus  dem  kelti- 
scheD  entlehnte  goth.  kelikn  {nvgyog^  äpwyaiop)  kennen 
lernen.  Aus  den  verwandten  sprachen  führen  wir  hier  die 
folgenden  ableitungen  von  der  wz.  cal  an:  griech.  xoA- 
-0)1/0-^,  xoX-'civi]^  xoX'O'tpciv^  lat.  cel-8u-8  fQr  cel- 
-tu*s,  ex-cel*lo  fär  ex-cel*jo,  col-n-mna,  col-li-s 
(ÜT  col-ni-s*),  lit.  k&l-na-s  (berg,  höhe),  kil-na-8 
(hoch),  alts.  hol-m  (hügel,  höbe).  Längst  hätte  man 
erkennen  sollen,  dais  das  galL  celtos  mit  dem  lat.  celsus 
Ar  celtus  dasselbe  wort  ist.  Celtae  bedeutet  also  die 
erhabenen,  hervorragenden.  Da  indefs  aus  dem  be- 
griffe der  erhebung  leicht  der  des  muthes  hervorgeht, 
so  kann  Celtae  auch  die  muthigen,  tapferen  (fortes) 
bedeuten. 

Von  Celtos  entspringt  der  verkleinerungsname  Cel- 
tillus  (Caes.  b.  G.  VII,  4),  wie  von  Kdvagog  (Polyb. 
IV,  46e  und  oft.)  Cavarillus  (Caes.  b.  G.  VII,  67),  von 
Carantns  (Steiner  261  no.  und  oft.),  Carantillus  (Gru* 
ter862, 2),  von  tarvos  (Orelli  1993  no.,  kymr.  tarn,  jetzt 
tarw,  ir.  tarb,  jetzt  tarbh,  taurns),  Tarvillus (Steiner 
1484  no.)  n.  s.  w. 

Chr.  W.  Glück. 


Die  dediiiation  des  neupersischen  und 

ossetischen. 

Das  neupersische  und  ossetische  fallen  einerseits  im 
principe  der  declination  zusammen,  andererseits  bilden  sie 
zum  verwandten  armenischen  einen  gegensatz.  Denn  wäh- 
rend dieses  in  seiner  declination  ganz  organisch  ist, 
d.  h.  seine  flexionselemente  unmittelbar  auf  die  altindoger- 
manischen formen  zurückgehen  (vergl.  meine  beitrage  zur 
declination  des  armenischen  nomens),  haben  die  beiden  er- 


*)  Nach  CorBften  (krit.  beitrage  Eur  Ut.  formcnlehre  808  0.)  wäre  col 
lis  von  cello  abgeleitet. 


die  deciinatioii  des  noupeniflchen  und  ossetiBcbeD.  99 

Stereo  eine  vollkommen  anorganische  declination  ent- 
wickelt.  Die  flezionflelemente,  sowohl  zahl-  als  casuszei* 
chen,  sind  als  solche  späteren  Ursprungs,  und  lehnen  sich 
ganz  Sulserlicb  an  die  form  des  nomens  an,  wobei  das  Zahl- 
zeichen dem  casuszeichen  jedesmal  vorausgeht  Ein  Vor- 
gang, der  ganz  an  jenen  der  nichtflectirenden  sprachen,  z.  b. 
der  ural-altaischen,  erinnert. 

Ich  will  im  vorliegenden  aufsatze  eine  Untersuchung 
dieser  elemente  liefern  und  dabei  zuerst  die  Zahlzeichen, 
dann  die  Casuselemente  besprechen« 

I.     Zahlzeichen, 
a)  Neupersisch. 

Das  neupersisohe  besitzt  zwei  zeichen  des  plurals:  an 
und  hä.  Davon  wird  ersteres  bei  ausdrucken,  welche  be- 
lebte Wesen  bezeichnen,  gebraucht,  während  letzteres  bei 
Bolchen,  welche  unbelebte  wesen  bezeichnen,  zur  anwen- 
doDg  kommt.  —  So  wenigstens  ist  es  der  usus  der  classi- 
schen  Schriftsprache;  in  der  modernen  Umgangssprache 
dagegen  verwendet  man  häufiger  hä,  auch  bei  ausdrücken, 
welche  belebte  wesen  bezeichnen  (vgl.  Mirza  Mohammed 
Ibrahim,  grammatik  der  lebenden  pers.  spräche  s.  22). 

In  den  älteren  dialekten  ist  der  gebrauch  gerade  ein 
umgekehrter.  Das  pehlewi  bezeichnet  fast  durchgehends 
den  plnral  mittelst  an  (vgl.  Spiegel,  grammatik  der  huzvä- 
reschsprache  s.  63);.  nur  in  einigen  späteren  stücken  der 
hnzväreschliteratur  findet  sich  auch  die  endung  i-hä  vor 
(Spiegel  ebend.  s.  64).  Auch  im  pars!  gehört  i-hä  oder 
hä  zn  den  selteneren  endungen  und  wird  oft  von  dem  Sub- 
stantiv, zu  dem  es  gehört,  durch  einen  punkt  getrennt 
(Spiegel  parsigramm.  s.  49). 

b)  Ossetisch. 

Das  ossetische  kennt  nur  die  eine  endung  tha,  thä, 
welche,  wie  ich  (orient  und  occident  II,  s.  583)  bewiesen 
habe,  mit  dem  neupers.  hä  identisch  ist. 

Fragen  wir  nach  dem  Ursprünge  dieser  beiden  suffiz- 


100  Mttller 

elemenie,  so  müssen  wir  vor  allem  andern  die  ansieht  des 
meisters  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft,  Bopp,  ver- 
nehmen. —  Bopp  (vergl.  gramm.  I,  480)  erblickt  in  dem 
saffix  an  das  zeichen  des  acc.  plur.  der  a-themen  s=  altind. 
an,  altindogerm.  an-s  gegen  Spiegel  (Hoefers  zeitschr.  für 
wissensch.  der  spräche  I,  220),  der  die  formen  in  an  als 
gen.  plur.  =  altb.  an  am  erklärt.  —  Abgesehen  von  der 
Schwierigkeit,  die  formen  des  pronomens  (vergl.  meine  ab- 
handlung:  Ober  das  pronomen  in  den  modernen  eränischen 
sprachen)  mit  einem  solchen  principe  in  einklang  zu  brin- 
gen, erhebt  sich  gegen  Bopps  erklärung  ein  grofses  be- 
denken vom  lautlichen  Standpunkte.  Wir  finden  näm- 
lich altes  auslautendes  m,  n  in  den  modernen 
eränischen  sprachen  dnrchgehends  abgefallen; 
wo  ein  solches  nun  im  auslaute  vorkommt,  ist  es  immer 
durch  einen  folgenden  vocal  geschützt  gewesen.  Ich  zweifle 
daher  gar  nicht  an  der  vollkommenen  richtigkeit  der  Spie- 
geischen erklärung,  die  allein  mit  den  lautgesetzen  der  mo- 
dernen eräuischen  sprachen  im  vollsten  cinklange  steht. 

Was  die  andere  endung  hä  betrifit,  so  erklärt  sie 
Bopp  (tergl.  gramm.  I,  481  ff.)  aus  dem  neutralzeichcn  äo 
(nach  ihm  für  äonha),  woraus  er  ein  nicht  zu  belegen- 
des altpersisches  ähä,  ahä  erschliefst,  entstanden.  Gegen 
diese  aoffassung  sprechen  aber  vom  lautlichen  Standpunkte 
mehrere  gründe.  —  Erstens  läfst  sich,  wie  ich  bereits  be- 
merkt  habe,  die  erhaltung  eines  schliefsenden  alten  vocals 
in  den  neueren  eränischen  sprachen  schlechterdings  nicht 
nachweisen,  indem  derselbe  (und  vor  allem  a)  abfallt,  und 
zweitens  legt  besonders  die  mit  hä  identische  ossetische 
form  tha,  thä  dagegen  ihr  veto  ein.  —  Ferner  spricht 
der  gebrauch  in  den  älteren  dialekten,  wie  ich  ihn  am 
anfange  dieses  aufsatzes  dargelegt  habe,  entschieden  da- 
gegen. 

Ich  schliefse  mich  daher  auch  in  der  erklärung  dieses 
Suffixes  an  Spiegel  (grammatik  der  huzvareschsprache  s.  64) 
an,  und  erkläre  es  für  ein  älteres,  in  seiner  form  noch  nicht 
hinlänglich  aufgeklärtes  adverbialbildungselement. 


die  declinatioQ  des  neu  persischen  und  üssetiächeu.  101 

Die  snflSxe  neup.  an,  hä,  osset.  tha,  thä  werden  an 
die  singularform  des  jeweiligen  nomens  gehängt.  Dabei 
treten  im  neapersischen  folgende  anomalien,  welche  sämmt- 
lieh  den  auslaut  des  vrorhergebenden  nomens  betreffen,  ein. 

I.  Jene  nomina,  welche  auf  ein  sogenanntes  verbor- 
genes h  ausgehen,  verwandeln  dieses  vor  der  endung  -an 
in  g,  z.  b.  bandab,  diener,  sciave,  plur.  bandag&n,  fi- 
ristah,  abgesandter,  plur.  firiätagän. 

Diese  formen  gehen  im  pelüewi  statt  auf  h  in  k  aus; 
ebenso  hat  das  armenische,  welches  in  dieser  hinsieht  ganz 
auf  der  stufe  des  pehlewi  steht,  das  k  hier  beibehalten.  — 
Diese  formen  lauten  darnach  pehlewT  bandak,  armen. 
kriStak. 

Es  ist  daher  das  g  in  diesen  pluralformen  aus  k  (das 
zwischen  zwei  vocalen  herabgesetzt  werden  mufs)  entstan- 
den und  hat  sich  als  solches  im  inlaute  behauptet,  wäh- 
rend es  im  auslaute  aspirirt  wurde  und  sich  nach  und  nach 
in  h  abschliff. 

IL  Die  meisten  formen  in  ft  und  ü  nehmen  zwischen 
sich  und  die  endnng  an  ein  y  auf,  z.  b.  danä,  wissend, 
plur.  dänä-y-an,  binä,  sehend,  plur.  blnä-y-än. 

Die  formen  gehen  im  pärsi  in  gän  aus;  z.  b.  danä- 
gän,  vindgän.  Im  pehlewi  finden  sich  dieselben  so  ge- 
schriebeo,  dafs  man  sie  entweder  in  ägän  oder  äyän  aus- 
gehend fassen  kann  (vgl.  Spiegel  huzvareschgramm.  s.  63). 
Spiegel  entscheidet  sich  für  die  letztere  lesung,  die  sich 
an  die  neueren  erdnischen  sprachen  anschliefst.  Ich  ziehe 
es  vor  die  formen  als  ägän  zu  lesen,  indem  dies  mit  dem 
sonstigen  charakter  des  pehlewi  (das  nie  dem  parsi  an  al- 
terthdmlichkeit  nachsteht)  sich  besser  vereinigen  läfst,  und 
aoeh  das  ossetische,  das  in  seiner  lauteigenthümlichkeit 
ans  pehlewi  sich  anschliefst,  seine  part.  praes«  act.  in  -ag 
(=s  neop.  ä)  bildet. 

Das  neupersische  kennt  in  der  älteren  zeit  (Firdausi) 
Doch  die  form  niyägän,  vorfahren,  ahnen  plur.  von  niyä, 
das  wir  im  pehlewi  noch  mit  k  =  niyäkänn  ss  altb. 
nyäka  geschrieben  vorfinden. 


102  MttUer 

Man  siebt  daraus,  dals  diese  formen  ehemals  in  k 
ausgegangen  sind,  das  sich  später  in  g  herabsetzen  mufste, 
und  dann  endlich  in  y  (wahrscheinlich  durch  die  mittel- 
stttfe  ^)  überging« 

Anders  zu  erkl&ren  ist  das  y  in  formen  wie  päibfi, 
fbfse  plural  von  pfi,  abrQihä,  augenbrauen  plural  von 
abrü,  wo  es  aus  einem  älteren  dental  hervorgegangen  ist; 
denn  diese  formen  lauten  altbaktr.  pädha,  brvat.  Es 
kommen  aber  auch  selbst  im  neupersischen  die  organischen 
formen  päi,  abrüi  vor. 

n.    Casuszeichen. 

Diese  treten  im  singular  an  die  nackte  nominalform 
an,  während  sie  sich  im  plural  an  die  mit  den  eben  erör- 
terten pluralzeichen  behaftete  form  anschliefsen. 

a)  Neupersisch. 

Das  neupersische  unterscheidet  formell  den  genitiv, 
dativ  und  accusativ  und  verwendet  dazu  die  zeichen  i,  rä, 
mar  und  ba,  bah. 

Genitiv.  Der  genitiv  wird  gebildet,  indem  man  zwi- 
schen den  ausdruck  des  besessenen  und  besitzenden  gegen- 
ständes, wovon  ersterer  dem  letzteren  stets  vorangehen 
mufs,  ein  i  einschiebt.  Z.b.  sag-i-pidar,  der  hund  des 
vaters,  6agan-i«pidar,  die  hunde  des  vaters,  dast-i- 
-pusar,  die  band  des  sohnes,  dasthä-i-pusar,  die  bände 
des  sohnes. 

Dieses  i  ist  Überbleibsel  des  alten  relativums  ya,  wel- 
cher, das  in  den  altpersischen  dialekten  eine  attributiwer- 
bindung  herstellt,  und  nun,  nachdem  der  eigentliche  Cha- 
rakter des  genitivs  ganz  verschwunden  ist,  zum  förmlichen 
zeichen  desselben  erhoben  wurde. 

Obige  phrasen  heifsen  darnach  wörtlich:  der  hund 
—  welcher  —  des  vaters  (altbaktr.  ^pä-yö-pithrö),  die 
band  —  welche  —  des  sohnes  (altbaktr.  zapto-yö-pu- 
thrahe)  u.  s.  w. 

Dativ.     Der  dativ  wird  durch  Versetzung  der  par- 


die  decUnation  des  neupersischen  und  ossetischen.  103 

tikel  bah  oder  ba-  auegedrOckt,  z.  b.  bah  pidar  oder 
ba-pidar,  dem  vater,  bah  pidarän  oder  ba-pidarSn, 
den  Yätem. 

Dieses  bah,  ba*  schlielst  sich  zunächst  an  avghanisch 
wä  (vergl.  meine  abhandlung:  die  spräche  der  Ayghänen 
Pa;rto  8.  6).  —  Beide  sind  aus  dem  pärsi  ö ,  ö  i ,  pehlewi 
aw,  altb.  aiwi  entstanden.  Ein  zweites  zeichen  des  da- 
tivs  ist  rä,  das  dem  jedesmaligen  werte  nachgesetzt  wird.  % 
Z.  b.  pidar-rä,  dem  vater,  pidarän-rä,  den  vätem, 
dasträ,  der  hand,  dastbä-ra,  den  bänden. 

Bei  genitiTTerbindungen  wird  das  dativzeichen  dem 
letzten  Worte  angehängt,  so:  sagan-i-pidar-rä,  den,hnn- 
den  des  vaters,  päihä-i-sagän-i-pidar-rä,  den  fiifsen 
der  blinde  des  vaters  u.  s.  w. 

Dieses  ra  lautet  im  peblewi  räi.  Es  entspricht  ganz 
dem  altpersischen  rädiy,  einem  local  von  räd,  besehlie- 
ben,  im  adverbialen  sinne  ^  wegen  (vergl.  Spiegel,  huzva- 
reschgramm.  s.  67  und  keilinschriften  s.  215). 

Dieses  dativzeichen  rä  wurde  auch  später  auf  den  ac- 
cusativ  ausgedehnt,  der  dann  ganz  mit  dem  dativ  zusam- 
menfiel. Die  älteren  dialekte,  wie  pehlewi,  parsi  lassen 
den  accnsativ  ganz  nnbezeichnet,  der  dann  mit  dem  no- 
minativ  vollkommen  übereinstimmt  und  aus  der  wortstel- 
long  im  satze  erkannt  werden  mufs  (vgl.  Spiegel,  grammar 
tik  der  huzväreschsprache  s.  65  und  grammatik  der  parsi- 
spräche  s.  55). 

Das  Suffix  rä  wird  im  neupersischen,  besonders  in  der 
dichtersprache,  mit  dem  präfixe  mar  verbunden,  z.  b. 
mar  pidar-rä,  mar  pidarän-rä.  Dieses  präfix  kommt 
im  parsi  nicht  vor  (Spiegel,  parsigramm.  56);  es  ist  daher 
^ine  erklärung  ziemlich  schwer.  Liefse  sich  ein  Wechsel 
zwischen  m  mid  n  nachweisen,  so  läge  eine  anknfipfting 
aa  das  peblewipräfix  nar  nahe.  Jedoch  macht  auch  hier 
die  nebenform  nar  man  Schwierigkeiten,  da  sie  darauf  hin- 
zuweisen scheint,  dafs  wir  ein  semitisches  dement  vor  uns 
haben  und  die  form  dann  vielleicht  mit  b  zusammenhän- 
gen dürfte.     Nach  allem  diesem  halte  ich  mar  für  iden- 


104  Müller 

tisch  mit  altbaktr.  mara  „wort^  iin  sinne  von  „nämlich^, 
das  der  betreffenden  bereits  mit  einem  Casuselement  ver- 
sehenen form  vorgesetzt  erscheint,  um  sie  als  oblique  ca- 
susform aus  ihrer  Umgebung  hervorzuheben. 

b)  Ossetisch. 

Ueicher  als  das  neupersische  stellt  sich  uns  das  osse- 
tische in  seinen  casusformen  dar.  Es  unterscheidet  neben 
dem  nominativ  den  genitiv,  local  interior,  mit  dem  mei- 
stens der  accusativ  zusammenfällt,  dativ,  local  exterior  und 
ablativ,  also  nebst  dem  nominativ  (und  dem  damit  gleichen 
vocativ)  noch  vier,  respective  f&nf  casus.  Die  demente, 
welche  hierbei  zur  Verwendung  kommen,  sind  folgende: 

Genitiv.  Das  zeichen  des  genitivs  ist  i  (j)*),  das 
an  die  formen  des  nom.  sing,  oder  plur.  angehängt  wird, 
z.  b.  tag.  cho,  Schwester,  gen.  choi  (choj),  dig.  chore, 
gen.  chorij,  plur.  tag.  chothä,  gen.  chothüi,  dig.  cho- 
re thä,  gen.  chorethij.  Der  genitiv  steht  immer  vor 
dem  nomen,  zu  welchem  er  gehört,  z.  b.  fidQi  bach  das 
pferd  des  vaters  (wörtlich  vaters  pferd),  bachüi  sargh 
der  Sattel  des  pferdes  (wörtl.  pferdes  sattel). 

Merkwürdig  ist  die  Übereinstimmung  des  genitivs  mit 
dem  adjectivum,  sowohl  was  form  als  Stellung  im  satze 
betriffl;.  Pas  ossetische  besitzt  keine  sogenannten  adjectiva 
relativa,  sondern  mufs  dieselben  überall  dort,  wo  sie  ge- 
bildet werden  sollen,  nach  der  ansieht  Sjögren's  (ossetische 
Sprachlehre  s.  68)  durch  den  genitiv  des  Substantivs,  von 
dem  sie  abzuleiten  sind,  umschreiben.  Ferner  wird  das 
adjectivum,  das,  wie  im  neupersischen  nicht  flectirt  wird, 
dem  nomen,  zu  welchem  es  gehört,  immer  vorgesetzt,  z.  b. 
sau  bach  schwarzes  pferd,  sau  bachthä  schwarze 
pferde. 

Der  oben  angeführte  Zusammenhang  des  genitivs  mit 


*)  Die  vom  hm.  verf.  in  SjogrenB  scbrift  aDgefUhrten  oSBetischen  for- 
men habe  ich,  da  uns  die  nothigen  typen  nicht  zur  Verfügung  stehen,  nach 
Sjögrens  angäbe  der  geltong  seines  alphabets  (ossetische  Sprachlehre  s.  24 flg.), 
omschrieben.  A.  S. 


die  deelination  des  neuperaischen  und  ossetischen.  105 

der  adjeciivbildung  fbhrt  uns  auf  deo  weg,  die  natur  des 
ossetischen  genitivzeichens  richtig  zu  erklären.  Offenbar 
haben  wir  im  genitiv  eine  reine  adjeciivbildung  (in  -  y  a  = 
oeapers.  i  z.  b.  yazd-i  göttlich,  khänag-i  häuslich,  auf 
das  haus  bezQglich)  vor  uns  und  die  oben  angeführte  Sjö- 
gren^sche  ansieht  ist,  wenn  sie  richtig  sein  soll,  umzukeh- 
ren. Das  ossetische  besitzt  darnach  keine  eigentliche  ge- 
oitivform,  sondern  mufs  sie  mittelst  jener  adjeciivbildung 
umschreiben. 

£inen  analogen  Vorgang  finden  wir  in  den  neuindischen 
sprachen.   So  bildet  das  urdu  den  genitiv  mittelst  des  Suf- 
fixes ka,  das  in  Übereinstimmung  mit  dem  werte,  zu  wel- 
chem der  genitiv  gehört,    movirt  und  flectirt  wird.  —  Es 
verwandelt  sich  daher  in  ki,  ke,  z«  b.  bat-kä,  bät-kl, 
bät-ke.     Das  Guzarali  yerwendet  hierzu  das  suffix  -na, 
welches  je  nach  dem  geschlechte  «und  der  zahl  des  wertes, 
zu  welchem   der  genitiv  gehört,    nö,   ni,  nun,  nä,  ni, 
n&n  lautet,     z.  b.  dcv-nö  (masc.  sing.),    dev-nl  (fem- 
sing.),     dev-uun    (neutr.  sing.),     dev-nä   (masc.  plur.), 
dev-ni  (fem.  plur.),  dev-nän  (neutr.  plur.).    Das  maräthl 
verwendet  das  suffix  Kä,   das  dann  Kä  (masc),  ki  (fem.), 
äa  (neutr.),    ke  (plur.)  lautet;    das  Pangäbl  das  suffix  da 
(masc.  sing.),   di  (fem.  sing.),  de  (masc.  plur.),  diän  (fem. 
plur.). 

Accusativ«  Der  accusaliv  fällt  meistens  mit  der 
eben  besprochenen  form  des  genitiv  und  local.  interior  zu- 
sammen. —  Meiner  ansieht  nach  hat  hier  eine  entlehnung 
vom  genitiv  stattgefunden,  was  uns  nicht  wundern  darf, 
wenn  wir  bedenken,  welche  rolle  der  genitiv  überhaupt  in 
den  modernen  eränischen  sprachen  spielt  (vgl.  meine  ab- 
handlung:  das  pronomen  in  den  modernen  eränischen  spra- 
chen) und  dafs  eine  solche  entlehnung  sich  auch  unter 
andern  in  den  modernen  slavischen  sprachen  nachweisen 
lä&t. 

Ablativ.  Der  ablativ  hat  das  zeichen  i  (j).  Dieses 
i  (j)  unterscheidet  sich  von  dem  gleichen  zeichen  des  ge- 
Ditivs  dadurch,  dafs  es  den  a-laut  vor  sich  festhält,  wäh- 


106  Mttller 

rend  derselbe  vor  dem  i  (j)  des  genitivs  in  i  geschwächt 
wird.  Dadurch  werden  manche  vorhergehende  consonan- 
teu  afficirt  (erweicht),  während  sie  in  der  form  des  abla- 
tivB  unversehrt  bleiben,  z.  b.  tag.  lag  mann,  genit.  lad  ij 
(lädjij),  ablat.  lägei  (lägej),  dig.  lag  gen.  lagij  (lag- 
jij),  abl.  lagei  (lagej). 

Das  ablativzeicben  i  (j)  stimmt,  wie  ich  bereits  an- 
derswo (declination  des  armenischen  nomens  s.  9)  mit  dem 
armenischen  zeichen  oj  (aj,  e)  Oberein,  und  ist  auf  die 
altbaktrische  ablativform  -at  zurückzufahren. 

Dativ  und  local.  exterior.  Der  erstere  casus  hat 
das  zeichen' an,  en,  der  letztere  zeichen  ma,  mä,  ftm. 
Ich  erkläre  ersteres  aus  altind.  asmäi,  altb.  ahmäi,  wor- 
aus durch  assimilation  des  h  an  m  und  Verwandlung  des 
letzteren  in  n  (nachdem  der  schlufshafte  vocal  abfallen 
mufste)  die  ossetische  form  än^  en  entstand,  letzteres  aus 
altind.  asmin,  altb.  ahmi,  woraus  durch  denselben  pro- 
cefs  die  ossetischen  formen  hervorgingen. 

Darnach  sind  diese  beiden  casus  im  gegensatze  zu  den 
beiden  früheren  (genitiv  und  ablativ)  mit  pronominalele- 
menten  zusammengesetzt.  Es  ist  derselbe  Vorgang,  den 
wir  in  der  declination  des  griechischen  und  lateinischen  in 
den  Casusendungen  -rvi,  -o/,  -<x(av  (=  ^aauiv)  -arum,  -oriim 
(=  -asum,  -osum)  ausgeprägt  finden. 

Friedrich  Müller. 


Armeniaca. 

aspatak. 

Dieses  wort  bedeutet  „räuber,  herumstreicher^,  dann 
iMich  ^angrifi*,  anfall  ^.  Davon  kommen  aspatakSl,  ein 
denominativverbum  von  der  zweiten  bedeutung:  „einen  an- 
griflf  machen,  rauben^  aspatakavor,  aspatakidh  „rau- 
her, freibeuter^,  aspatakuthiun  „räuberei,  angriffe*  Am 
nächsten  steht  unserem  aspat ak  osset«  afsad  |,abthei!ung 


armeniaca.  107 

▼OD  personen,  heer^,  das  wieder  an  altbaktr.  ^pädlia  sich 
aDScbliefst.  —  Neupers.  sipäh  zeigt  das  alte  dh  in  b  ab- 
geschwächt und  ist  auch  ins  armenische  als  späh,  spaj 
in  der  bedeutang  ^beer^  als  lehnwort  übergegangen. 

Was  die  bedeatung  unseres  aspatak  gegenüber  dem 
altbaktr.  9p&dba  betri£%,  so  vergleiche  man  damit  armen, 
hen  „räuber,  hemmstreicher^,  das  dem  altbaktr.  haena, 
altind.  seng  »iherr^  entspricht. 

aäel. 

Dieses  wort  bedeutet  „beaufsichtigen,  bewachen,  bc- 
traditen^.  Es  entspricht  sowohl  lautlich  als  begrifflich 
vollkommen  dem  altbaktr.  akhs,  altpers.  akhs,  wovon 
enteres  mit  aiwi-,  letzteres  mit  pati-  zusammengesetzt 
sich  nachweisen  Iftfst.  Die  armenische  form  ist  deswegen 
merkwürdig,  weil  sie  in  betreff  des  vocals  a  sich  an  die 
alter&Diseben  formen  anschliefst,  gegenüber  altind.  Tks,  wo 
wir  a  in  1  verlängert  vorfinden.  —  lieber  s  =  altem  ks 
▼gl.  meine  beitrage  zur  lautlehre  der  armenischen  spräche. 

amehi. 

c 

Die  bedeutung  dieses  Wortes  ist  ^wild^.  Wie  aus  der 
flexion  desselben  und  den  ableitungen  davon  am Sh anal 
„wild  werden^,  amehuthiun  „Wildheit^  hervorgeht,  ist 
amehi  von  einem  nicht  gebräuchlichen  ameh  mittelst  des 
safiSxes  -7a  abgeleitet.  Dieses  ameh  entspricht  vollkom- 
men einem  vorauszusetzenden  altbaktr.  ämä^a  „rohes  es- 
send^, gebildet  wie  altind.  ämäd  j^Mfioffayot;^. 

a^biur. 

Dieses  wort,  das  „quelle '^  bedeutet,  hängt  unstreitig 
wurzelbaft  mit  a()b  „bodensatz,  unreinlichkeit,  dünger^ 
zusammen.  Ist  dies  der  fall,  so  ist  -iur  als  suffix  davon 
abzutrennen.  a(>b  entspricht  vollkommen  altbaktr.  awra 
nwolke^,  altind.  ab hra  „wölke,  gewölk,  staub  (vgl.  Böht- 
lingk-Both  sanskriUex.  1, 363),  im  griech.  atfQoq  „schäum^ 
aber  auch  „unreimlicbkeit^  (vgl.  Stephanus  Thesaurus  un- 


10»  Müller 

ter  cc(p^6g).  Halten  wir  alle  diese  formen  zusammen,  so 
ist  der  Übergang  der  Bedeutungen  „gewölk,  staub,  schäum, 
bodensatz,  unreinlicbkeit^  nicht  schwer  einzusehen. 

Von  a()b  in  einer  an  griech.  aipQog  sich  anlehnenden 
bedeutung  ist  a()b-iur  mittelst  des  Suffixes  -vat  abgelei- 
tet. Es  setzt  eine  altbaktr.  form  awravat,  altind.  abhra- 
vat,  griech.  acp^ufsvv' {d(p()i6eig)  voraus.  —  Darnach  wäre 
die  bedeutung  der  quelle  als  „der  schäumenden^  eine  ganz 
passende  und  sinnige. 

aragel. 

Dieses  wort  bedeutet  „hüten,  weiden^.  Am  nächsten 
steht  demselben  osset.  arazin  „  regieren  %  araz-kanin 
„leiten^.  Beide  gehen  auf  altbaktr.  wz.  räz  ordnen  (als 
causale  gebr.)  zurück,  das  altind.  rag  „regieren^  entspricht, 
lieber  den  Übergang  der  bedeutungeu  „ordnen,  schützen, 
weiden^  bieten  fast  alle  indogermanischen  sprachen  hin- 
reichende belege. 

arbSnak,  arbunq. 

Davon  bedeutet  ersteres  „diener,  junge",  letzteres  ,ju- 
gend,  alter  der  reife".  Beide  hängen  mit  der  bekannten 
armenischen  wurzel  arb-  (vgl.  arbenal  „saufen")  =  gr. 
(?ü</:-  {(fQoqh)^  latein.  sorb-  nicht  zusammen,  sondern  sind 
an  eine  andere  wurzel  anzuschliefsen.  —  Ich  halte  arbS- 
uak  für  identisch  mit  altind.  rbhu  „geschickt,  anstellig" 
von  WZ.  rabh  (vergl.  Böhtlingk-Roth  I,  1058),  wovon  es 
mittelst  der  beiden  detcrminativsufBxe  -an  und  -ak  (vgl. 
über  beide  d.  beitr.  III,  481  f.)  abgeleitet  ist.  Aus  rbhu  in 
der  specifisch  armenischen  bedeutung  „diener,  junge"  ent- 
wickelte sich  mittelst  des  abstractsuffixes  -un  das  zweite 
wort  arburnq  in  der  bedeutung  „Jugendalter". 

ar^ak  (ham-arfak),  ar^an. 

Ersteres  bedeutet  „frei,  ungebunden"^  letzteres  „säule* 
Statue".  Beiden  liegt,  wie  aus  den  zahlreichen  ableitungeu 
davon  hervorgeht,  die  bedeutung  des  geradestehenden,  fe- 


armen  iftca.  ]09 

«ten  zii  gründe.  Ich  halte  beide  dem  altbaktr.  erezu 
,8ich  streckend,  gerade**,  altind.  rgu  y,gerade,  recht,  auf- 
richtig' entsprossen,  wobei  ar^ak  mittelst  des  Suffixes 
-ak,  arCfan  mittelst  des  sufßxes  -an  abgeleitet  erscheint. 

dsrow. 

Dieses  wort   bedeutet:   „übler  ruf,  tadel^.     In  betrefi 
des  ausganges  zeigt  es  sich  verwandt  mit  khosrow,   des 
dem    nenpers.    khusrav  (XoaQotjg)^    altbaktr.   hu^raväo 
{tioclh}^)  entspricht.    Es  ist  daher  -srow  abzutrennen  = 
altb.  ^ravanh,   altind. -pravas,  griech.  xA^oc;.    Das  Qbrig 
bleibende  d-    ist    meines  daf&rhaltens  Überbleibsel  des  alt- 
baktr. du 8,     griecb.  Svg-^    dessen  s   sich   im   vorliegenden 
falle  dem  9    assimiliren   mufste.     Es  ist  daher  für  dsrow 
ein    nicht     gebräuchliches    altbaktr.   du^^ravaiih    anzu- 
setzen *). 

Fr.  Müller. 


Sprachwissenschaftliche  desiderata. 

Von  der  Voraussetzung  ausgehend,  dafs  die  hilfsmittel, 
deren  nicfatvorhandensein  meine  arbeiten  mehr  oder  min- 
der erschwert,  nicht  von  mir  allein,  sondern  von  allen  de- 
nen vermist  werden,  welche  auf  den  betreffenden  gebieten 
der  Sprachwissenschaft  thätig  sind,  erlaube  ich  mir  im  fol- 
genden auf  einige  lücken  in  unserem  apparate  hinzuweisen; 
vielleicht  dienen  diese  Zeilen  dazu,  zur  ausf&llung  einer 
oder  der  anderen  dieser  lücken  anzuregen.  Ich  beschränke 
mich  natQrlich  auf  den  indogermanischen  sprachstamm. 

Weniger  dem  gelehrten  apparat  als  dem  practischen 
bedflrfnisse  akademischer  Vorlesungen  fehlen  fbr  das  alt- 
indische und  altbaktrische  kurze,  wohlfeil  zu  beschaf- 
fende  lehrbflcher,  welche,  aufser  einigen  bogen  sorgfältig 


*)  erscheint  mit  »teigerang  des  u  zn  ^a  in  d^oB^ravanb  vgl.  JuRti  p.  160 
ukd  S67.     Anm.  d.  red. 


HO  Schleicher 

gewählter  texte,  erschöpfende  glossare  und  möglichst  kurz 
und  übersichtlich  gefafste  grammatiken  zu  enthalten  haben. 
Ueber  diesen  punct  habe  ich  mich  bereits  früher  ausge- 
sprochen (IV,  116). 

Dem  altitalischen  mangelt  eine  übersichtliche,  kri- 
tische Zusammenstellung  der  bisher  auf  dem  gebiete  des 
altlateinischen,  oskischen  und  umbrischen  gewonnenen  er- 
gebnisse.  Ein  index  priscae  latinitatis  dürfte  einen  haupt- 
theil  eines  derartigen  werkes  bilden. 

Dem  altirischen  wünschen  wir  Wörterbuch  und  gram- 
matik  (beide  mit  zugäbe  der  sicher  erklärten  gallischen 
Worte  und  formen).  Möchte  es  herrn  Whitley  Stokes  mög- 
lich werden,  diese  empfindliche  lücke  unserer  litteratur 
auszufallen ! 

Dem  slawischen  fehlt,  abgesehen  vom  mangel  eines 
kleinrussischen  und  eines  umfassenden  neubulgarischen  Wör- 
terbuches (ich  kenne  wenigstens  nur  die  wortsam  mlung  in 
A.  und  D.  Kyriak  Cankofs  grammatik,  Wien  1852)  und 
eingehender  grammatischer  darstellnng  einiger  dialecte  vor 
allem  ein  Wörterbuch  über  sämmtliche  slawische  sprachen 
und  dialecte.  Gegenwärtig  mit  arbeiten  auf  slawischem 
Sprachgebiete  beschäftigt,  vermisse  ich  ein  solches  buch 
täglich  auf  das  lebhafteste.  Ein  solches  Verzeichnis  aller 
Worte,  die,  ohne  entlehnt  zu  sein,  in  mehr  als  einem  der 
slawischen  dialecte  vorkommen,  würde  nicht  nur  die  Sprach- 
studien, sondern  auch  die  slawische  geschichtsforschung 
und  ethnographie  ungemein  fördern.  Es  versteht  sich,  dala 
die  Worte  der  hier  in  betracht  kommenden  sprachen  (alt- 
bulgarisch, neubulgarisch,  serbisch,  slowenisch,  russisch, 
kleinrussisch,  polnisch,  öeehisch  und  slowakisch,  oberser- 
bisch ,  niederserbiscb ,  polabisch ,  so  weit  uns  letzteres  zu- 
gänglich ist)  durchweg  mit  kritischer  genanigkeit  und  in 
der  ihnen  eigenen  Schreibung  aufzuf&hren  sind  (nicht  etwa 
in  einem  panslawistischen  alphabete,  wie  dies  einst  Franta 
Schumavsky  in  Prag  versuchte).  Die  ganze  darstellnng 
müste,  um  den  umfang  des  buches  nicht  allzusehr  anzu- 
schwellen und  Übersichtlichkeit  und  bequemes  nachschla- 


sprachwissenschailfcliche  desiderata.  111 

geo  uicht  zu  beeiDträchtigen,  möglichst  knapp  sein;  die 
bedeutuDgen  wären  nur  ganz  kurz  anzugeben  und  etymo- 
logische auseinandersetzungen  völlig  ferne  zu  halten.  Die 
anordnung  müsste  natürlich  die  alphabetische  (nach  den 
wurzelanlauten)  sein  und  zwar  die  des  altbulgarischen  al- 
pbabets,  da  in  allen  fallen,  in  welchen  ein  wort  in  dieser 
spräche  vorkommt,  dies  an  die  spitze  der  artikel  zu  treten 
hat.  Beizugeben  wären  indices  über  sämmtliche  worte  je- 
der einzelnen  spräche  mit  hinweisung  auf  seite  und  zeile 
des  Wörterbuches  selbst,  wo  sich  das  gesuchte  wort  findet. 
Was  die  auswahl  der  aufzunehmenden  worte  betrifit,  die 
entscheidung  darüber,  ob  alle  ableitungen,  alle  Zusammen- 
setzungen mit  Präpositionen  u.  s.  f.  aufzuführen  sind  oder 
mcht,  so  mufs  hier  der  takt  des  Verfassers  das  richtige 
und  practische  treffen. 

Eid  solches  Wörterbuch  über  die  sprachen  der  litaui- 
schen familie  (litauisch,  lettisch,  preui'sisch)  wäre  ebenfalls 
sehr  erwünscht.  Vor  allem  aber  gebricht  es  hier  an  einem 
flir  lautliche  Untersuchungen  brauchbaren  litauischen  wör- 
terboche  (vgl.  Donaleitis  ed.  Schleicher,  Petersburg  1865, 
8.  9).  Hoffen  wir,  dals  das  preufsisch-litauische  nicht  aus- 
sterbe ohne  zuvor  eine  zuverlässige  lexicalische  bearbei- 
tong  seitens  eines  dieser  spräche  völlig  mächtigen  gefun- 
den zu  haben. 

Desgleichen  würde  einem  viel  arbeit  und  zeit  erspart, 
wenn  über  die  älteren  deutschen  sprachen  (gotisch,  alt- 
hochdeutsch, altsächsisch,  angelsächsisch,  altfriesisch,  alt- 
nordisch) ein  zuverlässiges  lexicalisches  Verzeichnis  aller 
in  mehr  als  einer  spräche  vorkommenden  worte  vorhanden 
wäre.  Für  die  älteren  sprachen  hätten  dann  die  späteren 
sprachformen  (mittelhochdeutsch,  neuhochdeutsch  u.  s.  f.) 
einzutreten,  wenn  ein  wort  nur  in  diesen  nachweisbar  wäre. 

Freilich  ist  es  keine  leichte  sache  dergleichen  werke 
ZQ  verfassen  (wer  dies  etwa  bezweifelt,  der  versuche  sich 
QQT  emmal  selbst  an  ein  par  artikeln  eines  panslawischen 
oder  pangermanischen  Wörterbuches)  und  es  dürfte  meist 
gerathen  sein,    die  kräfte  mehrerer  zu  einer  arbeit  in  an- 


112  Schleicher 

Spruch  zu  nehmen.  Der  grofse  vortheil,  den  solche  reper- 
torien  bieten  würden,  liegt  jedoch  zu  sehr  auf  der  hand, 
als  dafs  wir  uns  nicht  der  hofihung  hingeben  sollten,  iu 
nicht  zu  ferner  zukunft  bei  unseren  arbeiten  uns  solcher 
bequemer  hilfsmittel  bedienen  zu  können. 

Jena,  dec.  1865.  Aug.  Schleicher. 


Got.  manags,  altbulg.  umon  münogü. 

Das  gotische  manags  entspricht  vollkommen  dem  alt- 
bulgar.  MiHori  munogu  (gewöhnlich  unorh  mnogü  ge- 
schrieben; die  ältere  und  richtigere  Schreibung  uMore 
münogü  ist  jedoch  die  alter  und  guter  handschriften,  z.  b. 
der  Cod.  Ostrom.,  Suprasl.  u.  and.;  vgl.  Miklosich  lesdcon 
palaeoslovenico-graeco-latinum  emendatnm  auctum.  Vindob. 
1863  s.  V.  MHonb  s.  377).  Ich  sehe  keinen  grund,  das  sla- 
wische wort  (mit  Haupt,  wiener  jahrbb.  76.  123;  s.  Miklo- 
sich, bildung  der  nomina  im  altslovenischen ,  Wien  1858, 
s.  85)  ftkr  aus  dem  gotischen  entlehnt  zu  halten.  Die  ety- 
mologie  Miklosichs  (a.  a.  o.)  von  der  würz.  MbH  min  mi- 
nuere  mit  dem  sonst  kaum  sicher  nachweisbaren  suffix 
-agü,  nach  welcher  „mnogü  dann  eigentlich  minutus  be- 
deuten und  ein  seitenstück  zum  lateinischen  multus  von 
molo  abgeben'^  würde,  will  mir  auch  nicht  recht  zu  köpfe. 
Auch  ist  die  Schreibung  MkHore  minogü  meines  wisseos 
unerhört.  Ebel  (beitr.  II,  171)  setzt  altir.  menicc,  me- 
nic,  kymr.  mynych,  corn.  menough  (frequens)  =  got. 
manags,  slaw.  münogü.  Was  das  altirische  cc,  c  = 
got.  slaw.  g  betriff;,  so  vergl.  altir.  macc  filius  (got.  ma- 
gu-s  puer),  cumacc  (potens)  neben  cumaing,  cumü- 
ing  (valet),  cumang  (potestas,  posse;  bei  Ebel  a.  a.  o.j, 
würz,  mang,  macc,  die  auf  ein  mag,  urspr.  niagh,  got. 
mag,  slaw.  mog,  altind.  mah  (mäh)  hinführt.  Die 
keltischen  formen  hindern  also  nicht  in  manags  münogü 
die  regelmäfsigen   Vertreter  einer  grundform  managbas, 


got.  manags,  altbnlg.  mänogä.  113 

▼idleicht  managhas  za  sehen.    Es  scheint  mir  nun  sehr 
nahezuliegen,  diesen  stamm  managha-  oder  manägha- 
eb^ifidls  auf  die  wurzel  urspr.  magh  cresoere,  augeri  (alt« 
ind.  mab,  mäh,   got.  mag,  slaw.  mog  n.  s.  f.)  zurück- 
zofllhren.     Wir  hfttten   dann   hier   allerdings   das  einzige 
beispiel  des  infizes  -na-  (oder  seiner  Steigerung  -na-)  bei 
einem  als  nomen  fungierenden  stamme.    Bekanntlich  findet 
sich  dieses  infix  in  altindischen  praesensstämmen,  wie  ju- 
-Da-g-,  bhi-n&-d-  n.s.f.  zu  wz.  ju^,  bhid.  Ist  das  kel- 
tiflche  menic  n.  s.  f.  nicht  entlehnt,    so  dflrfen  wir  den 
stamm  naa-na-gh-a-  der  indogerm.  Ursprache  zuschrei- 
ben,  wofbr   auch  die  nasalierung  im   altindischen  mäh, 
kelimang  spricht.     Diese  wurzelformen  lassen  auf  einen 
Qxipcünglichen  praesensstamm  ma-na-gh-  8chliersen(l.sg. 
maoagb-mi  u.  s.  f.),    welchem    sich    der    nominalstamm 
ffls-oa-gh-a-  (nom.  sing.  msc.  managha-s  es  got.  ma- 
DSgs,  slaw«  münogü),  der  aufser  dem  infix  na  noch  das 
soffizahat,  zunächst  anreiht;  stamm  managha-  :  stamm 
managh-  =  altind.  veda-  :  ved-  (vcd-mi),  =s  aja- 
:  e-  (e-mi)  u.  s.  f. 

Ist  diese  vermuthung  begründet,  so  haben  wir  in  ma- 
•na-gh-a-  einen  neuen  beweis  dafikr,  dafs  das  infix  na 
(in  der  regel  in  den  vorliegenden  sprachst  verkürzt  zu  n, 
m,  n  je  nach  dem  auslautenden  consonant^i  der  wurzel), 
das  einzige  infix  des  indogermanischen,  bereits  der  indo- 
germanischen Ursprache  zukommt. 

Aug.  Schleicher. 


Lit.  -ai  =  griech.  -i,  umbr.  -ei  (-i,  -e). 

Zu  griech.  -I  in  ovrog-i^  umbr.  pir-I,  pir-6  perM-ei 
▼gL  Ut  -ai  in  tas-ai,  jis-ai,  toks-ai,  kits-ai  u.  s.  f 
(tiis  der^  jis  er,  toks  solcher,  kitas  anderer)  das  in  be- 
toDong  und  Ainction  vollkommen  dem  griech.  -e  entspricht 
(lii  gramm.  §.  92,  3  s.  201).     In  russisch -litauischen  dia- 

B«Ltrlge  z.  Tgl.  sprachf.  V.  1.  8 


1 14  Schleicher,  lit.  -«i  is  griech.  -i,  nmbr.  ei. 

lecten  ist  dies  -at  auch  zur  bervorhebung  von  adjectiVen, 
besonders  von  steigerungsformen  derselben,  gebrftuchlicb, 
z.  b.  viresnias-aj  =  preiifs.  lit.  'vyresnis-ai  (der  äl- 
tere), SU  tajs  gra2ej8-ej  rubajs=s=sü  tais  *gra2eis- 
-ai  rübais  (mit  den  schönen  —  schönsten  —  kleidem). 
Mir  schien  diese  hervorbebende  anhftngepartikel  im  ras- 
sisch-litauischen überhaupt  eher  -ei  als  -ai  zu  lauten*). 

Aug.  Schleicher. 


Aus  einem  briefe  von  Mr.  Whitley  Stokes. 

Williams  and  Norgate  sent  me  Flechia^s  paper  on  the 
Novarese  inscription  and  I  read  it  with  extreme  interest; 
snrely  now  the  scholars  of  Germany  will  admit  that  I  was 
rigUt  in  daiming  the  Todi  inscription  as  Celtic.  Flechia 
bas  overlooked  the  fact  that  a  third  person  plnral  in  us 
oecurs  in  Old  Irish  (filns  „sunt^  Z.  1007,  1009,  and 
often  in  the  Brehon  laws).  This  form  Stands  to  EIARNI- 
DVS  as  the  Old  Irish  Singular  forms  in  a  stand  to  lEVBV, 
$mgov^  KARNIDV. 

I  do  not  know  whether  you  agree  with  Gurtius  and 
Müller  in  thinking  the  augment  A,  ^  a  demonstrative  pro* 
Doun;  I  do,  and  wonld  now  identify  the  Old  Irish  verbal 
prefiz  no  with  the  demonstrative  NA. 

Lat.  münus  from  moenus  is  the  O.  Ir.  möin  in 
m6in-dönmidetu  „beneficentia^  and  the  Lat.  mitis 
firom  'moitis  is  the  Ir.  möith,  or  moeth  „teoer^.  (So 
vinum,  vicns  from  *voinom,  "^voicos.)  Here,  as  in 
other  instances,  Celtic  throws  valuable  lights  on  Latin  ety- 
mology. 

*)  Nach  BchriftUcher  and  mündlicher  mittheilung  des  hrn.  Baranowski, 
Priester»  aus  An^accsei  in  der  gegend  von  Wilkomir,  gaben.  Kowno,  von 
dem  wir  eine  darrtellnng  der  eigienthttmliohkeitea  eeiaei  alterthflBÜichen  h«. 
mathdialectes  an  erhalten  hoffen.  Das  litauische  von  An^ksscsei  ist  echtes 
litanisch,  nicht  iemaitisch;  in  klangfarbe  der  vocale  und  ausspräche  der 
oonaonanten  ist  ttbereirmtimnuing  mit  dtm  benachbaitea  alawisehen  naver- 
kennbar.     Vergl.  nunmehr  meine  ausgäbe  des  Donaleitis  s.  888  flg. 


Schleieher,  anceigeo.  115 

L«sicon  palaeofiloTenieo-graeco-UtiBiiiii  emendatom  ftuetum  edidit  Fr.  Mi- 
klosich.     Vindobonae  1862—1865.    gr.  8.    XXll  und  11718. 

Miklosich  altkirchenslawisches  (altbulgarisohes)  Wörter- 
bach  liegt  nun  zu  unserer  frende  vollendet  vor  uns;  ein 
beqnemes  und  zuverlfissiges  studienhilfsmittel  fbr  die  sla- 
wische Sprachforschung  und  die  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft überhaupt.  Der  unermfidliche  Verfasser  hat 
sich  durch  dieses  werk,  die  frucht  zehnjähriger  arbeit,  fbr 
welches  viele  drucke  und  noch  mehr  handschriften  ausge- 
zogen wurden,  ein  neues  grofses  verdienst  um  unsere,  wis- 
aenschaft  erworben.  Hoffen  wir,  dais  nunmehr  endlich  das 
slawische  von  jedem,  der  auf  den  namen  eines  sprachfor* 
Sehers  auf  indogermanischem  gebiete  anspmch  macht,  so 
studirt  werde,  wie  es  die  bedeutung  dieser  spräche  er- 
heisdit.  Die  ausrede,  dais  es  an  genügenden  Studienhilfs- 
mitteln fehle,  ist  von  nun  an  völlig  unstatthaft. 

Es  kann  nicht  meine  absieht  sein,  den  hauptinhalt  des 
Wörterbuches,  die  altbulgarischen  werte  und  ihre  bedeu- 
tungsangabe,  einer  kritischen  betrachtung  zu  unterziehen; 
hierzu  gebörai  Studien  in  den  quellen,  die  mir  abgehen. 
Den  einzelnen  artikeln  sind  da,  wo  es  dem  verf.  nöthig 
sduen,  die  entsprechenden  werte  anderer  sprachen  zur 
Seite  gesetzt  worden.  Nur  diese  Seite,  also  eine  der  neben- 
bei in  betracht  kommenden,  möge  im  folgenden  kurz  be- 
sprochen werden,  und  zwar  beschrftnke  ich  mich  auf  die 
aus  dem  litauischen  beigebrachten  vocabeln ,  weil  sich  hier 
eine  beobachtung  aufdr&ngt,  zu  welcher  nicht  blos  das  vor- 
liegende  buch,  sondern  fast  alle  arbeiten  anlafs  geben,  in 
welchen  das  litauische  berücksichtigt  wird. 

Es  werden  n&mlich  häufig  werte,  welche  aus  dem  sla- 
wischen entlehnt  sind  —  und  die  zahl  der  slawischen  lebn- 
worte  im  litauischen  ist  eine  sehr  grofse  —  so  den  ent- 
sprechenden der  anderen  indogerm.  sprachen,  namentlich 
denen  des  slawischen,  zur  seite  gestellt,  als  wären  sie  mit 
diesen  verwandt  Es  wäre  deshalb  recht  dankenswerth,  wenn 
jemand  die  l^nworte  des  litauischen  einer  eing^enden 
besrbeitnng  unterzöge,  um  dem  gerügten  übelstande  gründlich 

8* 


116  Schleicher 

abzuhelfen.  Freilich  ist  es  nicht  immer  leicht  die  frage 
zu  entscheiden,  ob  ein  litauisches  wort  zum  entsprechenden 
slawischen  im  verhältnifs  der  Urverwandtschaft  steht,  d.  h. 
ob  das  wort  aus  der  litauisch-slaw.  grundsprache  stammt, 
oder  ob  es  durch  entlehnung  ins  litauische  gekommen  ist. 
Das  consonantenBystem  des  litauischen  stimmt  in  vielen 
fällen  zu  sehr  mit  dem  des  slawischen  überein  und  die  Li- 
tauer verstehen  es  sehr  gut  den  fremdworten  das  litauische 
gepräge  zu  geben.  So  dürfte  es  schwer  sein  hinsichtlich 
solcher  worte,  wie  z.  b.  altbulg.  soci»  bosä,  litb&sas  (bar- 
fnfs);  poln.  pa'n  d.  i.  nan  panu,  lit.  pönas  (herr)  u.  s.  f. 
zu  einer  sicheren  entscheidung  zu  gelangen.  Doch  sind 
dies  im  ganzen  ausnahmen;  in  der  regel  geben  die  laut» 
geeetze  den  ausschlag. 

Wenn  z.  b.  im  vorliegenden  werke  zu  mcamith  Saliti, 
lit.  ^6l6ti  und  zu  »axoBATM  i^alovati,  lit.  2ölav6ti  ge- 
stellt wird,  so  sind  hier  sicher  nur  aus  dem  «lawisohen 
entlehnte  worte  angeführt,  denn  slaw.  2al-  steht  ftkr  Älte- 
res *i6l'  (wie  z.  b.  wiiiaTN  2adati  für  sng(-  2ed-,  lit. 
geid-  in  geid:fcü,  geisti;  yaci  6asö  fbr  Ytc%  6c8Ü, 
lit.  cz6'sas  entlehnt  ans  slaw.  öSsü  u.  a.),  welchem  ein 
lit.  £^1-  phonetisch,  aber  nicht  etymologisch  entsprioht. 
Grundform  von  £al-  iil-  ist  gaiU,  würz,  gil,  und  dies 
findet  sich  im  lit.  gail-6'ti  (leid  thun),  welches  also  hier, 
nicht  aber  bei  sseiitTii  ielSti,  wurzel  urspr.  ghar,  anzu* 
fahren  war,  wie  dies  auch  zu  msnh  2  all  richtig  geschehen 
ist  (wo  jedoch  g^lti  femer  liegt,  da  dies  auf  den  worzel- 
vocal  a  hinweist).  So  ist  entlehnt  lit  i&yv&tas,  sl.  SKHionk 
2ivotu  (vgl.  lit.  g^vas,  urverwandt  =  slaw.  mnvk  Hyü); 
lit.  £ydas,  rufs.  «114%  i^idü;  lit.  izbonas,  rnss.  dial. 
NitfaHOirb  ibanoku  was,  neben  poln.  dz  bau,  auf  ein 
iban  schliefsen  Iftlst,  dem  lit.  izb6nas  entspricht  (s.  v. 
ybbvl);  lit.  cz;^stas,  sl.  VHcrmcistü;  czelas,  sl.  t^vPk 
oilu;  küdas,  sl.  ;cofj^%  chudü;  kytrüs,  sl.  KVTf  1^  chy- 
tru;  8 mortis,  sl.  sümruti,  sümriti,  wäre  das  litaui- 
sche wort  nicht  entlehnt,  so  würde  es  *su-mirti8  lau- 
ten;   grömata,  sl.  rfMUSTS  gramata,  das  litauische  wort 


anxeigan.  117 

stammt  sicher  niclit  direct  vom  griecb.  yfßäfÄfiarot^  sondern 
durch  Termittelong  des  slawischen;  ebenso  kar41ius,  k4. 
tilas  durch  sl.  v^Mb  krali,  mss.  Ropojib  koröli,  kotuk% 
▼oo  carolns  und  catinus;  glüpas^  sl«  raafn  glupu; 
gramäjdas,  grumödas  ist  das  ross.  rpoHa^a  grom4da; 
grekaa  sl.  fpVk  gröohü;  d6vyti,  1.  sg«  pr.  dövyju, 
ist  höchst  wahrscheinlich  das  sl.  ^umm  daviti,  ebenso  ist 
d^Tas  (bei  Miklosich  unter  f^u»)  wohl  sl.  ^n  dtvü; 
iökas  (anter  A>»^)  i^t  das  poln.  iak;  dumk  und  dn- 
möti  ist  ross.  Ajna  düma  und  4jHaiiifc  dümati;  dnsciä, 
sl.  Aefaa  duia,  vergl.  lit.  gramm.  §.  75  s.  168;  ködis  ist 
das  slaw.  «g^  kadi,  poln.  kadi;  karczamä  ist  das  poln. 
karczma;  lenciügas  das  poln.  lancuch;  loskä,  sl. 
HÖH  laska  u.  s.  f. 

Solche  ins  litauische  Qbergegangene  slaw.  werte  hftt- 
teo  leicht  noch  mehr  angefbhrt  werden  können,  z.  b.  ba* 
infeztk  asu  BettHHi|a  bo2ifnica;  bögünas  zuswwfn  bö* 
gunu;  küila  zu  rasA  kyla;  küpczus  zu  ROfaki|ii  ku* 
picl  u.  s.  f.  Nach  unserer  ansieht  war  es  vorzuziehen, 
sie  sftmmtlich  hinweg  zu  lassen;  etwa  mit  ausnähme  der- 
jenigen, welche  ftkr  die  lautform  des  slawischen  wertes 
von  bedeutung  sind,  wie  z.  b.  lit.  cz^'sas,  das  für  vtn 
6£sä  zeugt  und  dergl.,  welche  dann  als  entlehnt  zu  be- 
zeichnen waren. 

Wir  scheiden  vom   verf.  mit  aufrichtigem  danke  f&r 
ein  buch,  das  unseren  sprachwissenschaftlichen  apparat  we- 
sentlich vervoUst&ndigt  hat. 
Jena,  dec.  1865.  Aug.  Schleicher. 


V.  J.  Dabls  nucisches  wSiterbach    und  doige  andere    neuere  nurische 
werke. 

In  neuerer  zeit  haben  sich  meine  Studien  wieder  fast 
susschliefslich  auf  das  slawische  gerichtet.  Es  war  mir 
▼on  jeher  bedfirfnifs,  mich  mit  den  sprachen,  deren  laute 
und  formen  mich  beschäftigen,  so  vidi  als  möglich  genauer 


118  SchUicher 

bekannt  zu  machen,  um  so  wenigstens  einigermalseD  des 
vortheils  theilhaflig  zu  werden,  den  doch  stftts  der  einge- 
borene vor  dem  fremden  voraus  hat.  Sprachen  wissen* 
sehaftlich  zu  behandeln,  die  man  nur  aus  lezicon  und 
grammatik  kennt,  ist  und  bleibt  eine  mifsliche  sache;  die 
spräche  steht  einem  da  immer  fremd  gegenflber,  man  läuft 
gefahr  manches  yöllig  schief  zu  fadsen  und  man  wird  nie 
so  recht  aus  dem  volleo  schöpfen  können.  Es  ist  etwas 
ganz  anderes  um  die  auffassung  einer  spräche,  die  einem 
so  zu  sagen  lebendig  geworden  ist,  fbr  die  man  wenig* 
stens  einigermafsen  das  hat,  was  man  Sprachgefühl  zu  neu« 
neu  pflegt.  Deshalb  suchte  ich  gleich  beim  beginne  mei* 
ner  slawischen  Sprachstudien  mir  wenigstens  eine  der  sla- 
wischen sprachen  geläufig  zu  machen:  in  Bonn  war  es 
das  polnische,  weil  mir  hierzu  dort  gelegenheit  geboten 
war,  in  Prag  das  böhmische  und  hier  in  Jena  ist  es  jetzt 
das  russische,  mit  dem  ich  einigermafsen  vertraut  zu  wer- 
den suche,  ohne  natOrlich  dabei  die  anderen  Slawinen  völ- 
lig zu  vernachlässigen. 

Bei  dieser  gelegenheit  ward  ich  nun,  wenn  auch  nur 
in  beschränktem  mafse,  mit  der  russischen  littoratur  be- 
kannt. Das  wenige,  was  ich  so  kennen  lernte,  hat  mich 
jedoch  in  ungewöhnlicher  weise  angezogen.  Die  neuere 
russische  litteratur,  so  wohl  die  belletristische  als  die  wis- 
senschaftliche, zeugt  offenbar  von  einem  regen  geistigen 
leben,  das  in  rascher  entwickelung  begriffen  ist,  eine  ent- 
wickelung,  die  sich,  bis  auf  die  ausdrucksweise,  bis  auf 
die  spräche  selbst  erstreckt.  Die  meisterwerke  eines  Pu- 
äkin,  Gogoli,  Turgeniev,  deren  lectQre  mir  einen  hohen 
genufs  gewährte,  sind  eben  deshalb,  zum  theile  wenigstens, 
kaum  Qbersetzbar;  wenigstens  werden  sie  in  einer  wenn 
auch  noch  so  guten  Übertragung  nie  die  Wirkung  äufsem 
können,  wie  im  originale,  weil  ein  nicht  ganz  geringer 
tbeil  ihres  reizes  in  der  spräche  liegt,  die  in  dieser  art 
hier  zum  ersten  male  in  der  litteratur  erscheint.  Die  mög- 
lichkeit  einer  solchen  weiterentwickeluqg  der  spräche  ist 
bedingt  durch  die  entstehung  der  russischen  schriftspraobe 


«nzeigen.  119 

aus  dem  kircheoslawischeo  unter  einwirkuog  des  eigentlich 
russischen  elementes.  Dieses  letztere  ist  es,  welches  im- 
mer stärker  in  den  Vordergrund  tritt,  die  spräche  wird  im^ 
mer  mehr  und  mehr  echt  russisch.  Doch  ich  komme  auf 
diesen  pnnkt  bei  der  besprechung  des  Dahlsohen  Wörter- 
bacbes  zurflck. 

Aber  auch  auf  wissenschaftlichem  gebiete  zeigt  sich 
in  der  neueren  zeit  in  der  russischen  litteratur  ein  reges 
leben.  Ein  bedeutendes  werk  erscheint  nach  dem  andern. 
E»  genflgt  zum  beweise  des  gesagten  auf  einige  hervorra- 
gende leistungen  im  gebiete  der  Sprachwissenschaft  und 
der  iitteraturgeschichte  hinzuweisen,  wobei  ich  mich  jedoch 
nur  auf  die  werke  beschränke,  die  mir  vorliegen.  Sicher- 
lich ist  dies  nur  ein  bruchtheil  des  wirklich  vorhandenen. 

Tb.  Buslajevs  gelehrtes  werk  „historische  umrisse  der 
nisdscfaen  nationalen  litteratur  und  kunst^  (istorißeskie 
o6eiid  ruskoj  narodnoj  slovesnosti  i  iskusstva;  I.  band  die 
rassische  nationale  litteratur  und  kunst,  St.  Petersb.  1861), 
zwei  starke  bände  in  gröstem  octav  mit  vielen  Zeichnun- 
gen, giebt  eiue  reihe  theils  schon  früher  veröffentlichter, 
theils  hier  zum  ersten  male  gedruckter  Untersuchungen 
and  characteristiken ,  welche  aufser  der  litteratur  und  der 
kunst  auch  den  mythus  und  die  spräche  zum  gegenstände 
haben.  —  Namentlich  auch  fQr  kunstgeschichte  wichtig  ist 
die  sammt  allen  bildern  facsimilirte  prachtausgabe  einer 
bandschrift  des  XIV.  jahrh.,  enthaltend  die  legende  der 
heiligen  Boris  und  Glßb  (skazanija  o  svjatychü  Borisä  i 
6lib§,  gr.  4;  147  facsimilirte  Seiten  aufser  dem  gedruck- 
ten entblutend)  von  J.  J.  Sreznevskij.  St.  Petersb.  1860. 

Die  litteraturen  aller  slawenstämme  behandeln  in  ge- 
drängter darstellung  A.  N.  Pypin  und  V.  D.  Spasovic  (von 
letzterem  ist  der  die  polnische  litteratur  betreffende  ab- 
schnitt) in  der  als  beilage  zu  Scherrs  allgemeiner  literatur- 
gescbichte  erschienenen  „Qbersicbt  der  geschichte  der  sla- 
wischen literaturen^  (obzorö  istorii  slavjanskichü  litera- 
torti,  St.  Petersburg  1865.  gr.  8.  VI  und  530  s.),  ein  werk, 
welches  ich  mit  dem  grösten  Interesse  gelesen  habe.     Die 


120  Schleiober 

sohlnftabhaDdlong  ^Wiedergeburt  und  panalavismuB^  (voauro* 
idenie  i  panslayiasmii,  8.  492 — 530)  ist  nach  meiner  ansieht 
ein  wahres  meisterstflek;  ruhige,  Terstftndige  ansohauung 
der  dinge,  wie  sie  wirklich  sind,  zeichnen  sie  eben  so  aus, 
als  lebendige,  bisweilen  etwas  journalistisch  g^efibrbte  d.ar- 
stellnng.  Wir  wünschen  diesem  buche,  Tor  aUem  aber  der 
schlu&abhandlnng,  eine  gute  deutsche  flbersetsung. 

Eine  der  wichtigsten  arbeiten  der  neueren  zeit  ist  ohne 
zweifei  die  Bybnikovsche  tommlung  russischer  Volkslieder 
(Pteni  sobrannyja  P.  N.  Bybnikovymü.  III  ziemlich  starke 
bAnde,  gr.  8;  I  und  11,  Moskau  1861  und  1862,  heraus« 
gegeben  von  F.  Bezsonov  und  D.  Ghomjakov;  III  Petro- 
zaTodsk  1864,  herausgegeben  vom  Olonetzer  statistischen 
comite),  welche  auch  abhandlungen  Ober  den  inhalt  der 
lieder,  mittheUnngen  über  die  sftnger  derselben  u.  s.  f.,  so- 
wie ein  glossar  über  die  in  der  gewöhnlichen  spräche  nicht 
vorkommenden  worte  enth&lt.  Diese  russischen  lieder,  na- 
mentlich  die  zum  theile  uralten  epischen  lieder,  sind  nebst 
den  serbischen  epischen  volksges&ngen  das  bedeutendste, 
was  die  slawische  volksm&fsige  litteratur  aufzuweisen  hat. 
Diese  wunderbaren  gesänge  haben  ihre  eigene  alterthüm- 
liehe  spräche,  die  manche  wichtige  form  bietet  Wer  fiEür 
volkspoesie,  für  volksmäfsige  gestaltung  der  geschichte  und 
f&r  ssge  Interesse  hat,  wird  nicht  umhin  können  das  in 
rede  stehende  buch  zu  studieren.  Eine  deutsche  bearbei- 
tung  dieser  russischen  dichtungen  wird  wahrscheinlich  nicht 
ausbleiben,  wie  ja  auch  die  serbischen  lieder  ins  dent* 
sehe  übertragen  worden  sind.  Uebrigens  giebt  es  auiser 
der  Bybnikovschen  noch  andere  Sammlungen  russischer 
Volksdichtungen,  die  mir  jedoch  nicht  zur  band  sind.  Bus- 
sische märchen  hat  bekanntlich  Athanasiev  gesammelt,  die 
russischen  Sprichworte  hat  Dahl  herausgegeben  (Poslovicy 
Buskago  Naroda  Sprichworte  des  russischen  volkes). 

Von  sprachwissenschaftlichen  werken  liegt  mir  vor 
„Migkovs  geschichte  der  serbischen  spräche  nach  den  cy- 
rillisch geschriebenen  denkmalen  in  Verbindung  mit  der  ge- 
schichte der  nation  (Istorija  serbskago  jazyka  po  pamjat- 


aJUMgen.  J21 

nikamü,  pi8aiuiym&  kirilicejo  m  syjaei  6ü  istorieju  naroda. 
Socineote  A.  Majkova.  Moskva  1857.  gr.  8.  840  8.);  ein 
werk,  welches  mit  groieer  ausfbhrliohkeit  und  genauigkeit  • 
die  quellen  filr  die  erkenntnis  des  altserbischen  Terwerthet 
Von  Buslajevs  historischer  grammatik  der  russischen  spra- 
eile,  2te  aiisg«  Moskau  1863  war  im  vorigen  bände  dieser 
beitrige  (IV,  368)  bereits  die  rede.  Dem  sprachwissen* 
sduftlicben  gebiete  gehören  ferner  mehrere  bedeutende  ar- 
beiten an  in  den  von  Sreznevski}  redigierten  „gelehrten 
deoksdiriften  der  zweiten  abtheilung  der  Kaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  ^  (uöenyja  zapiski  vtorago  otd^Ienija 
Imper.  Akad.  Naukü)  nnd  in  den  russisch  geschriebenen 
„deskschriften  der  Kaiserl.  Akad.  der  Wissenschaften^  (za^ 
pUti  Imp.  Akad.  Nankü),  welche  in  rascher  folge  er- 
sdieifien. 

Za  den  wichtigsten  lexicalischen  arbeiten  auf  slawi« 
ttkem  Sprachgebiete  gehören  vor  allem  das  Vostokovsche 
wdrterbuch  der  kirchenslawischen  spräche  (Slovan  Cer- 
kovno-slayjanskago  jazyka,  sostavlennyj  Akademikomü  A. 
Cb.  Vostokovymii),  herausgegeben  von  der  zweiten  abthei- 
loDg  der  Kaiserl.  Akad.  der  Wies.  2  bände,  St.  Petersb. 
1858.  1861  und  das  von  derselben  abtheilung  herausgege- 
bene Wörterbuch  der  grolsrussischen  provinciellen  werte 
and  wortformen,  welches,  nach  den  umfangreichen  ergftn- 
zQogen  za  schliefsen  (nur  diese,  nicht  das  eigentliche  werk, 
Kegen  mir  vor)  eine  reiche  fQlle  dialectischer  formen  bie- 
ten mufs  (nach  Dabl,  einleitung  zum  wörterb.  s.  XIII, 
enthält  es  114,749  werte).  Letzteres  werk  fahrt  den  titel 
»ergänzung  zu  dem  versuche  eines  grofsrussischen  provin- 
ciellen Wörterbuches^  (dopolnenie  kii  opytu  oblastnago 
▼elikorusskago  slovaija),  herausgeg.  von  der  2ten  abth.  der 
Kais.  Akad.  der  Wiss.  St.  Petersb.  1858,  gr.  4.,  328  s. 
FOr  die  slawische  Sprachwissenschaft  sind  die  russischen 
profinciellen  werte  geradezu  unentbehrlich. 

Eboo  deshalb  hat  auch  das  im  folgenden  zu  bespre- 
chende werk  von  Dahl  nicht  blofs  eine  practische  bedeu- 
toog  f)kr  den  russisch  sehreibenden  und  redenden,  sondern 


Vit  Schleicher 

auch  einen  entschiedenen  werth  f&r  die  alawisehe  Sprach- 
wissenschaft, weshalb  es  gerechtfertigt  erscheint,  in  diesen 
blättern  auf  dasselbe  näher  einzugehen.  Der  tiiel  dessel- 
ben lautet:  Tolkovyj  slovarT  £iyago  velikoruskago  jazyka 
V.  J.  Daija  (erklärendes  Wörterbuch  der  lebenden  grofsru»- 
rischen  spräche  von  V.  J.  Dahl),  1.  theil  A — Z,  Moskau 
1863,  folio  (grofsquartformat),  UV  und  627  s.  Vom 
zweiten  bände  sind  bis  jetst  erschienen  5  liefemngen  (lief. 
7 — 11  des  ganzen  werkes)  bis  s.  1280  (letzter  artikel  ostol* 
benjati)  und  11  nachtrage  aus  je  einem  oder  zwei  blät- 
tern bestehend*).  Die  mittel  zur  herausgäbe  beschaffte 
theils  die  gesellschaft  der  freunde  der  russischen  literatur 
zu  Moskau,  theils  das  Unterrichtsministerium  (ministerinm 
der  Yolksaufklärung). 

Die  üblichen  russischen  wörterbQcher  geben  die  worte, 
welche  in  der  bisherigen  Schriftsprache  gebräuchlich  waren, 
also  auch  die  dem  altbulgarischen  entnommenen;  ihnen 
fehlt  aber  die  grofse  menge  der  in  der  russischen  Volks- 
sprache Qblichen  worte,  die  noch  nicht  in  die  Schriftsprache 
eingang  fanden,  obschon  sie  acht  russisch  und  oorrect  ge- 
bildet sind.  Mir  stehn  freilich  nur  geringe  lexioalische 
hilftmittel  im  russischen  zu  geböte,  doch  glaube  ich  mit 
recht  behaupten  zu  können,  dals  in  den  bisherigen  Wörter^ 
büchern  sehr  viele  worte  der  neueren  Schriftsteller  (Oogoi, 
Turgeaiev  u.  s.  f.)  nicht  verzeichnet  sind.  Der  gnind  die- 
ser mangelhaftigkeit  der  Wörterbücher  ist  in  dem  oben  be- 
reits berührten  umstände  zu  suchen,  dals  die  russische 
Schriftsprache  gerade  in  der  neueren  zeit  einen  mehr  na* 
tionalen  anlauf  genommen  hat  und  den  reichen  schätz  volks- 
thflmlicher  wortformen  von  Schriftsteller  zu  schriftsteiler 
in  höherem  grade  verwerthet.  Diesem  streben,  die  spräche 
zu  einer  wahrhaft  russischen  zu  machen,    will  vor  allem 


*)  Da  auch  dieses  Wörterbuch  für  jeden  slawisten  und  fttr  jede  sprach- 
wissenschaftliche  bibliothek  unentbehrlich  ist,  so  mag  hier  angefllhrt  werden, 
dafs  die  liefemng  einen  rubel  kostet  (bei  aehn  ezemplaren  mit  16  kopeken 
rabatt  vom  rubel)  und  dafs  das  werk  durch  die  moskauer  buchhäodler  au 
beziehen  ist.  Dafs  alle  akademischen  werke  bei  L.  Vors  in  Leipzig  zu  ha- 
ben sind,  ist  bekannt. 


ameigeo.  128 

Dahls  Wörterbuch  Vorschub  leisten;  es  soll  eine  fundgrube 
sein  der  wahren  und  ächten  russischen  spräche.  Hierin 
liegt  die  praktische  bedeutung  dieses  werkes,  aber  auch  sein 
werth  för  den  Sprachforscher,  dem  es  ja  gerade  darauf  an- 
kommt das  echt  russische  kennen  zu  lernen.  Uebrigens 
giebt  das  Dahlsohe  Wörterbuch  auch  die  lehnworte  und 
firemdworte  vollständig;  überhaupt  ist  erschöpfende  darle«- 
gong  des  gesammten  Wortschatzes  ausgesprochenes  ziel  des 
verfiisBers. 

Dem  wörterbuehe  gehen  voraus  ^ein  wort  auf  den  weg^, 
ein  Vortrag  ^flber'das  russische  Wörterbuch^  und  eine  ab- 
haadlong  ^fiber  die  dialeote  der  russischen  spräche^.  Diese 
stücke  sind  mit  jugendlicher  frische  (obgleich  der  verf.  be- 
reits ein  sechziger  ist;  s.  XIV)  in  acht  russischem,  leben- 
digem aasdrucke  und  mit  warmer  begeisterung  Air  die 
saefae  geschrieben,  so  dafs  sie  auch  aufser  der  reichen  be- 
lehraog,  die  »e  bieten,  von  interesse  sind.  Der  Verfasser 
entwickelt  in  den  ersten  beiden  stücken  die  grundsätze, 
die  er  bei  abfaasung  seines  grofsen  Werkes  befolgt.  Wir 
erfahren  hier  unter  anderem  auch,  dals  seine  aufeeiohnun- 
gen,  die  er  unmittelbar  dem  volksmnnde  entnahm,  schon 
im  jähre  1829  zu  einem  sehr  beträchtlichen  umfange  an- 
gewachsen waren.  Die  abhandlung  über  die  russischen 
dialecte  ist  in  hohem  grade  wichtig  filr  die  slawische  Sprach- 
wissenschaft; ich  fand  darin  den  Schlüssel  zur  erklärung 
mancher  lautwechsel,  die  mir  vorher  räthselhaft  erschienen. 
Doch  mufs  ich  mir  versagen  auf  einzelnes  hier  einzugehen, 
um  diese  besprechung  nicht  allzusehr  auszudehnen. 

Die  einrichtung  des  in  rede  stehenden  thesaurus  der 
ungemein  wortreichen  grofsrussischen  Volkssprache  ist  fol- 
gende.   Die  anordnung  ist  alphabetisch,  zusammengesetzte 
Worte  sind  also  unter  dem  anlaute  des  ganzen  wertes,  nicht 
unter  dem  wurzelanlaute  zu  suchen  (z.  b.  zastupati  un- 
ter za-  nicht  unter  stup).     Die  werte  sind  mit  accenten 
▼ersehen.     Bei  der  reichen  fülle  von  werten,  die  sich  nur 
durch  ihre  suffixa  unterscheiden,   wäre  es  jedoch  unthun- 
licb  gewesen  aus  jedem  worte    einen    artikel    zu  machen 


124  ScUeiciMr 

(man  denke  an  fUle  wie  d6'va  Jungfrau  mit  den  deminu- 
tiven  u.  8.  f.  divica,  dä'vica;  dö'Tka,  diVoöka,  d^'- 
vttika;  döv6üga,  dävöüika,  divdnri,  d£v6ürka, 
vävöüroöka;  dSvöonka,  devööno6ka;  div(4,  dö» 
▼ojka,  di'vonika,  dövönika,  dävönja,  div6n- 
judka,  divünja^  divacha;  divöina;  däViäöa,  di- 
▼iiiöa,  d£v6iniiia).  Der  Terf.  hat  daher  die  worte, 
die  ohne  weiteres  atudinm  eich  als  sneammengehörig  er- 
geben, zQ  je  einem  artikel  zneammengefafist.  Diese  arti» 
kel,  in  welchen  also  gröfsere  oder  kleinere  wortreihen  zu- 
sammengestellt sind,  nennt  er  ,,nester^.  '  Durch  den  druck 
ist  daftkr  gesorgt,  dafs  diese  nester  leicht  durchlaufen  wer- 
den können.  Wo  es  nöthig  schien,  sind  die  werte  an  ih- 
rer alphabetischen  stelle  angeführt  und  mit  hinweis  auf  das 
nest  versehen,  wo  sie  erklärt  sind.  Der  verf.  ist  hier  über- 
all mit  richtigem  practischen  tacte  zu  wege  gegangen;  we- 
nigstens habe  ich  bisher  noch  jedes  wort  leicht  und  schnell 
gefunden.  Die  bedeutungen  der  werte  werden  durch  Sy- 
nonyma oder  Umschreibungen  und  begriffiientwickelnngen 
in  russischer  spräche  dargelegt.  Spricbworte,  sprichwört- 
liche redensarten,  übliche  Wendungen  und  Verbindungen 
hat  der  verf.  überall  in  reichstem  maJbe  beigef&gt.  Ci- 
täte  finden  sich  nirgends,  alles  gelehrte  wesen  ist  völlig 
ferne  gehalten.  Das  buch  Hberuit  sich  nur  aufr  volk  und 
es  ist  zunftchst  auch  nur  für  das  russische  volk  ge- 
schrieben. 

Hier  ist  also  der  slawischen  Sprachwissenschaft  ein 
wirklich  und  ficht  russisches  Wörterbuch  geboten;  ein  sol- 
ches war  bisher  ein  lebhaft  vermiistes  desiderat  dieser  die- 
ciplin. 

Dem  Verfasser  danken  wir  fbr  die  reiche  belehrung, 
die  er  uns  in  seinem  grofsartigen  werke  bietet  und  wün- 
schen, dafs  es  ihm  verstattet  sein  möge,  dasselbe  rasch 
und  ungestört  zu  f&rdem. 

Jena,  dec.  1865«  Aug.  Schleicher. 


anceigen.  12ft 

Kntkij  o^ku  doistoriceskoj  iizni  .severo-vostocnago  otdeU  indo-ger- 
miBakichit  jazjkoTÜ.  A.  Slejchera  a.  8.  f.  Kurzer  abrifs  des  vor- 
hittoriBchen  lobens  der  nordöstlichen  abtheilong  der  indogermanischen 
sprachen.  Von  A.  Schleicher.  Beilage  snm  YIII.  bände  der  denk- 
sehrifken  (sapiaki)  der  Kaiserl.  Akad.  der  Wissensch«  No.  2.  St.  Pc- 
(enbnig  1865.     gr.  8.     64  s. 


kleine  schrift  von  mir  liegt  allerdings  den  mei- 
steo  lesem  unserer  beitrage  ziemlich  ferne,  da  sie  aus  dem 
maooscript  ins  russisohe  übertragen  ward  und  in  dieser 
spräche  zum  abdrucke  kam;  es  mag  mir  jedoch  ^erstattet 
sm  in  kürze  über  dieselbe  za  berichten,  enmal  sie  eine 
amfbhroDg  des  anfsatzes  ist,  mit  welchem  einst  diese  bei- 
tii^  eröffnet  wurden  (I,  1  flg.). 

Die  einleitung  legt  zunächst  die  mittel  nnd  wege  dar, 
wdche  die  Wissenschaft  besitzt,  um  von  den  perioden  des 
spneUebens,  welche  vor  die  zeit  der  unmittelbaren  beob-» 
achtong  der  spräche  (vor  die  historische  zeit)  fallen,  sich 
ooe  aaschautmg  zu  bilden.  ^  werden  hier  angeführt 
1)  die  iehnworte  der  sprachen,  welche  fUr  die  nächstver- 
gsogeoe  zeit  zeugnifs  ablegen,  indem  sie  darthun,  mit  wel- 
eheo  saderen  sprachen  die  zu  erforschende  spräche  in  be- 
ifthrung  gestanden  habe  und  welcher  art  das  oulturge- 
flchichüiche  verhältnifs  der  die  sprachen  redenden  Tölker 
gewesen  sei.  Beispiele  ans  den  lehn  Worten  der  Slawen, 
liitaner  nnd  Deutschen  gew&hlt,  erläutern  das  gesagte  in 
bezog  auf  diese  sprachen.  2)  Die  verwandtschaftsverhält- 
inse  der  sprachen,  aus  welchen  man  nun  bereits  weiter 
io  die  Tergangenheit  zurück  Schlüsse  ziehen  kann ;  in  die- 
Km  abschnitte  werden  die  Verwandtschaftsverhältnisse  des 
ilawieohen,  litauischen,  deutschen  und  ihr  verhältnifs  zu 
den  Qbrigen  indogermanischen  sprachen  dargelegt  3)  Der 
bao  der  spräche. 

Führten  uns  die  verwandtscbaftsyerhältnisse  der  indo* 
germanischen  sprachen  zurück  bis  zu  der  indogermanischen 
onprache,  so  zeigt  uns  die  betrachtung  des  indogermani- 
M!bea  Sprachbaues,  dals  auch  diese  Ursprache  das  prodnct 
eioee  allmählichen  Werdens  war.   . 


126  Scbltieher 

Nachdem  so  das  material  fQr  die  entwickelungsge- 
schichte  der  slawodeutschen  abtheilung  des  iDdogermaDi- 
schen  sprachstammes  vorbereitet  ist,  wird  (s.  30)  zur  skiz- 
zieruDg  eines  Umrisses  derselben  geschritten.  Die  entwik- 
kelung  der  indogermanischen  Ursprache  aus  unveränder- 
lichen einsilbigen  wurzeln  zu  einer  hoch  ausgebildeten  flec- 
tierenden  spräche  wird  zunächst  an  einigen  beispielen  ge- 
zeigt; sodann  folgt  eine  etwas  genauere  beschreibung  der 
indogerm.  Ursprache  in  ihrer  vollendeten  entwickelung,  ihrer 
laute  und  formen  und  der  versuch  einer  Schilderung  des 
culturzttstandes  des  volkes,  welches  diese  spräche  redete 
(bis  s.  47).  Die  zweite  periode  im  leben  des  slawodeut^ 
sehen  beginnt  mit  der  ersten  trehnung  des  indogeritflmi- 
schen,  durch  welche  das  slawodeutsche  ausschied;  diese 
annähme  wird  durch  hinweis  auf  die  lautlichen,  morpho- 
logiechen und  lezicalischen  eigenthflmlichkeiten  der  nörd- 
lichen europäischen  abtheilung  des  indogermanischen  zu 
begründen  versucht.  Als  dritte  lebensperiode  folgt  sodann 
die  Spaltung  des  slawodeutschen  in  deutsch  und  lettosla- 
wisch  und  es  wird  auch  dieser  gegensatz  an  einigen  bei- 
spielen dargelegt.  Die  vierte  periode  des  slawodeutscben 
ist  die  der  drei  grundspraohen,  deutsch,  slawisch,  litauisch. 
Hier  wird  der  gegensatz  der  beiden  zuletzt  genannten  epra» 
eben  in  so  weit  entwickelt,  als  diefe  vor  der  hand  ttuin- 
lieh  ist;  fllr  eine  genauere  darlegung  dieser  Verhältnisse 
ist  allerdings  die  reconstruotion  der  slawischen  und  der 
litauischen  grundsprache  Vorbedingung.  Als  f&nfte  und 
letzte  lebensperiode  wird  die  in  die  geschichte  herein  ra^ 
gende  Spaltung  dieser  drei  sprachen  in  drei  sprachfiamiien 
genauer  betrachtet  und  f&r  jede  der  drei  familien  eine 
schematische  Zeichnung  zur  veranschauliohung  der  verwandt* 
Schaftsverhältnisse  innerhalb  jeder  derselben  beigegeben. 
Vom  slawischen  wird  angenommen,  dafs  sich  die  slawi- 
sche grundsprache  zuerst  in  westslawisch  und  südoatola- 
wisch  getrennt  habe;  letzteres  theilte  sich  dann  in  msaiach 
und  sfldslawisch^  dieses  sodann  in  serbo-sloweniach  und 
bulgarisch. 


anzeigen.  127 

Die  kleine  schrift,  deren  inbait  ich  mir  erlaubt  habe 
hier  kurz  mitzutheileo,  sollte  eine  Torl&ufige  Obersiobt  ge- 
ben Aber  eine  folge  von  arbeiten,  die  mich  gegenwärtig 
beschfiftigen.  Diese  arbeiten  werden  das  genauer  ausftkh- 
reD,  was  f&r  jetzt  nur  mit  flOchtigen  strichen  angedeutet 
werden  konnte. 
Jena,  dec.  1865.  Aug.  Schleicher. 


Christian  Donaleitia  litatiische  dichtnngen.  Erste  voUstlindige  ans- 
gsbe  mit  gloMar.  Von  Aug.  Schleicher.  St.  Petersburg  1865. 
gr.  8.     886  8. 

T>er  monificenz  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten m  gt.  Petersburg  verdanken  wir  diese  ausgäbe  der 
werke  des  einzigen  Schriftstellers,  welchen  die  preufsisch- 
litaaische  nation  hervorgebracht  hat.  Die  gesammte  litaoi- 
sehe  kunstdichtung  liegt  nns  in  diesem  nicht  umfangrei- 
chen buche  vor. 

Das  hauptwerk  des  1714  geborenen  und  1780  als 
ptmer  su  Tolmingkemen  bei  Oumbinnen  gestorbenen  ver- 
fittsers,  das  ^ Jabr^  war  bereits  1818  von  Khesa  mit  deut- 
scher fiberaetsung  herausgegeben  worden,  woferne  der  um 
fiist  ein  halbes  tausend  verse  verkürste  und  auch  sonst 
wiUkflrUoh  veränderte  text  Rhesas  den  namen  einer  aus- 
gäbe verdient.  Hier  erscheint  es  zum  ersten  male  voU- 
stiodig,  wie  es  in  den  handschriften  vorliegt,  die  mir  mit 
daakeaawerthester  liberalitftt  aus  dem  Königl.  Provincial- 
arefaive  nnd  der  bibliothek  der  Alterthumsgesellschaft  Prns- 
IQ  Königsberg  mitgetheilt  wurden,  zugleich  mit  den 
stücken,  die  von  Donaleitis  auf  uns  gekommen 
Die  einleitnng  (s.  1 — 21)  giebt  anskunft  Ober  die 
bei  der  herausgäbe  befolgten  grunds&tze.  Aber  die  benutz- 
tem hilftmittel,  Aber  den  diebter  u.  s.  f. ;  ein  hoffentlich  er^ 
^ctapfisndes  gloesar  ist  ftr  die  bedQrfnisse  des  anfitogers 
^>ci«dm0t,  während  unter  dem  text  nur  kritische  noten 
suid. 


128  Bbel 

Nicht  Dur  in  spradilicber  beziehuDg  sind  diese  dich- 
tung^i  von  werth,  sie  haben  ein  besonderes  interesse  auch 
dadurch,  dafs  sie  in  echt  litauischem  geiste  geschrieben 
und  auch  in  ziemlich  hohem  grade  formTollendet  sind.  Do- 
naleitis  dichtete  in  hezametem. 

Wer  litauisch  lernen  will,  der  wird,  so  hoffe  ich,  in 
dieser  ausgäbe  des  Donaleitis,   die  mehr  mQhe  und  arbeit 
gemacht  hat,    als  mancher  in  diesen  dingen  nicht  bewan- 
derte voraussetzen  dürfte,  ein  bequemes  lesebuch  finden. 
Jena,  dec.  1865.  Aug.  Schleicher. 


1)  Pascon  agan  arlath.  The  Passion  of  our  Lord,  a  Middle-Cornish 
Poem,  edited,  with  a  translation  and  notes,  b7W[hitl6y]  8  [tokos]. 
Beriis»  1862. 

2)  Gwroans  an  bys.  The  Creation  of  the  World»  a  Comish  Mjstarf, 
editedy  with  a  translation  and  notes,  by  Whitley  8 tokos,  Esq. 
London  and  Edinburgh,  1864. 

Unser  unermüdlicher  mitarbeiter  hat  seinen  Verdien- 
sten um  die  keltische  philologie  ein  nicht  geringes  hinan- 
gefligt  durch  die  herausgäbe  zweier  denkmäler,  die  mit 
dem  alten  Vocabularium  und  den  drei  von  Edwin  Norrie 
edierten  dramen  (Passio  Domini  nostri,  Origo  mundi  und 
Besurrectio  Domini,  Ton  St«  mit  D.,  O.,  B.  bezeichnet) 
ziemlich  die  ganze  literatur  ein  durch  ihre  eigenthüm- 
liche  Stellung  zwischen  welsch  und  armorisoh  wie  durch 
ihre  besondem  Schicksale  höchst  interessanten  spräche  bil- 
den, und  von  denen  Zeufs  das  eine  nnr  in  einer  durohana 
unkritischen  ausgäbe  gekannt  hat,  das  andere  (von  den- 
selben bänden  gleich  jämmerlich  zugerichtet)  vermntUich 
gar  nicht,  da  er  es  nirgend  erwähnt«  Der  herausgebe 
berichtet  jedesmal  zunächst  in  der  vorrede  über  die  vor- 
handenen manuscripte  (vier  von  jedem  stücke),  zeigt  an 
proben,  wie  fehlerhaft  text  und  Übersetzung  in  der  einzi* 
gen  früheren  ausgäbe  sind,  liefert  sodann  den  text  getreu 
nach  der  ältesten  handschrift,  mit  allen  Unebenheiten  und 


anzeigen.  129 

(grofstentheils  in  klammern  oder  in  den  noten  be- 
richtigt) und  namentlich  bei  der  P.  mit  genauer  bezeich« 
ooDg  der  abkürzungen,  nebst  gegenüberstehender  überset* 
zDDg,  and  fügt  endlich  noten  kritischen,  exegetischen,  ety- 
mologischen und  grammatischen,  besonders  phonologischen 
Inhalts  hinzu,  vorzugsweise  zur  P.,  wogegen  die  vorrede 
rar  jüngeren  Cr.  die  hauptsächlichsten  abweichungen  die- 
ser in  spräche  und  schrift  hervorhebt. 

Wie  viel  der  text  der  P.  hier  gegen  den  Gilbert'- 
sdien  druck  gewonnen  hat,  mögen  folgende  proben  zeigen: 
sncl  2, 1.  79, 2  (Z.  516. 686  cuell,  cuel)  wie  119, 4.  213,2, 
Gr.  99  seyl  geschrieben,  von  St.  mit  w.  sawl  verglichen; 
&  levn  golon  1,  1  (Z.  624  kon)  =s  a  leun  golon  25,  3 
i2i.ll6lenn)  30,  1.  228,2;  ebenso  leun  3, 3.  75,4  (Z.  112 
ko);  hdheys  —  avel  carow  2,  2  „gehetzt  wie  ein  hirsch" 
(Z.  206  tarow);  ragon  menough  rebekis  2,  3  „for  us  of- 
ten  lebuked«  (Z.  394  rebillis)  =  rebukis  156,  1,  in  der 
Hüte  mit  bret.  rebech  verglichen;  dijskynna  4, 3  (Z.521 
djakynna)  getrennt  zn  sprechen  wie  dijskyn  (desceude) 
14,  4,  deyskynnas  (descendit)  5,  2  und  wie  dyantell 
(dangerons)  13,  3,  asdy erbynnas  (qui  iis  occurrit)  174,1 ; 
bombronkyas  16,1.  76,3.  114,3  (Z.  381.650  hom- 
broukyas),  wozu  w.  hebrwng  verglichen  ist;  dyfout 
192,3  =  defanlt  (Z.  537  dyfont);  pencon  38,  2  =  pen- 
akm  (Z.  241  penton);  yn  pub  gwythres  17,2  (Z.  425 
gwythreo)  =s  w.  2  gueythret,  gueisret  Z.  180.  420;  mas 
nyn  iough  ol  da  47,  2  (sed  non  omnes  boni  estis,  Z.537 
nynio  ol  da)  liefert  die  bei  Z.  vermifste  2.  plur.;  a 
ster  (o  Master)  65,  2  (Z.  629  owa  vester)  und  a  thn 
246, 2  (o  God)  beweisen  den  von  Z.  721  geleugneten  ge- 
brauch des  a  vor  dem  vocativ;  50  worth  an  prius  88,  1, 
mit  regelrechtem  anlaut  (Z.  214  the  worth  an  brins, 
ihn  an  seiner  richtigen  Voraussetzung  irre  gemacht 
hat;  daft  ins  m.  sei,  ist  ein  irrthum  von  Zeufs);  5en  dor 
ke  14,4,  yn  dour  33,3  (Z.«ö52.  573.  564.  699  dore); 
broes  259,  2  (Z.  112  braes)  einsilbig,  wozu  auf  brusy 
verwiesen  ist:   5c  urusy  113,4,  5y  vrvsy  117,4  (to  judge, 

/  Btitrflg«  s.  Tgl.  sprmchf.  V.  1.  9 


130  Ebel 

to  jBdge  him);  ebenao  fehlerhaft  Bind  die  Z.  112  citierten 
formen  mear,  mar  (magnus),  bei  St.  überall  mur;  lear, 
clear,  fynteon,  hier  leur,  cleyr,  fynten;  peb  (qni- 
vis)  (br  das  pob  der  handschrift  7^  4  kann  richtig  sein, 
da  dag  substantiypronomen  sonst  peb  lautet:  33,  3.  77,  1. 
189,  2,  anch  Cr.  1176,  obwohl  sich  pob  Cr.  1498  wieder- 
findet; das  a  vell  du  6,4  der  handschrift  ist  von  Zeuis 
206  richtig  geändert;  dagegen  werden  efa  dalvyth  3is 
115,4  (ia  tibi  pendet)  und  lowarth  140,  1.  233,  1  (hor- 
tus)  durch  hinweisung  auf  w.  talu,  zahlen,  und  ir.  lub- 
gort  gegen  Zenls  878.  817.  961  vertheidigt,  vielmdir  lu- 
▼orch  guit  V.  in  Invorth  ge&ndert.  Ein  grofser  vor- 
aug  dieser  ausgäbe  ist  ferner  die  herstellung  der  von  Gil- 
bert verwischten  Unterscheidung  zwischen  3  (=  dh)  und 
tb,  die  der  P.  eigenthümlich  scheint;  Verwechslungen  kom- 
men zwar  in  der  handschrift  vor,  wovon  die  vorrede  einige 
beispiele  anfilhrt,  doch  fallt  manches  davon  einem  bestimm- 
ten gesetze  anheim,  wie  die  regelmäfsige  Verhärtung  des  3 
im  auslaut  So  findet  sich  z.  b.  yn  meth  (16,  3  u.  s.  w. 
24mal;  In  meth  50,  1  u.  s.  w.  an  14  stellen  immer  zu 
anfang  der  Strophe)  überall,  wo  ein  Substantiv  folgt  (orist, 
pedyr,  lesua*),  pylat,  ludas,  an  ioul,  an  goyflE^  an  lader, 
gurek  an  goff,  y  wrek)  ohne  ausnähme  mit  th  geschrie- 
ben; dagegen  tritt  nicht  nur  im  plural  yn  mejens  y  (id 
ajunt  ii)  99,4.  148,3  (ym  mesens  32,4  ist  offenbarer 
schreib-  oder  druckfehler,  da  n  das  unveränderliche  inf. 
der  3.8g.  ist;  nur  einmal  steht  yn  methens  155,2)  das 
ursprüngliche  5  wieder  hervor  —  zu  str.  34  werden  aufser 
w.  med  auch  bret.  e-mi  und  die  irische  glosse  daith- 
medh  .i.  uaire  aisneid  [ss  *aisndeid]  verglichen  —  son- 
dern auch  im  sing,  vor  dem  pronomen  ef  in  e  [wie  gen e ff 
(mecum)  63,  3  zu  gene  166,  3J  oder  hy  in  y  geschwächt: 
yn  me3e  103,  4.  220,  2  (me3a  198,  3  verschrieben,  wie 
der  reim  zeigt),   yn  me3y  34,3.     Ganz  ebenso  verhalten 


*)  Mt,  Stokes  198t  die  abbreviatur  in  Ihesns  auf,   doch  beniht  das  b 
wohl  nur  auf  dem  griecfa.  tHC  ohne  lantliohe  bedMtmg. 


anzeigen.  131 

sich  den-lath  (homicidium)  124,  2  zu  Ie5y8  (occisus), 
Ia3e  (occidere)  und  läse  (oocide  eam)  142,2,  beth  (se- 
pulcrom)  242^  1  und  meneth  (mons)  16,  1  zam  plnr.be- 
]ow210,  1  und  menysyow  170,  1,  deth  259,2  oder 
iytli  IO9  3  (dies)  zu  de^jow  169,2  and  pub  tesoll 
228,1  (every  day)  —  vergl.  pub  eroll  23,  1,  pub  erol 
87,3  (quavis  faora)  und  pub  onan  ol  43,2,  pub  onan 
oll  199, 1  (every  one).  Von  den  vielen  emendationen  f&h- 
teowirbmapielsiiveise  an:  pub  er  t[h]e  jen  gura  lewte 

175.3  (always  do  thou  loyalty  to  man;  bei  Z.  630  tu  fa- 
des nobis)  nnd  may  fe  an  dre  krehellys  31,4  (so  that 
tbe  town  was  shaken)  fllr  Gilbert's  hier  sinnloses  cusu- 
lya.  län  paar  stellen  bedürfen  allerdings  noch  einer  nach- 
besMTung:  in  ha  3050  y  tysquesas  cals  meyn  hay  le- 
aeris  11,  2  verlangt  z.  b.  das  yersmaTs  f&r  cals  (hard), 
obschon  in   der  note  belegt,    die  form  calys  wie  196,4. 

209.4  =  callys  Cr.  2191,  da  hay  überall  einsilbig  ist; 
umgekehrt  in  3y  3ey  yvggye  118,4  und  5e  3yveyth 
▼eth  17,  3  die  tilgung  des  3ey  und  veth:  3y  iuggye 
(to  jadge  him),  36  3yYeyth  (to  a  wildemess).  FOr  hema 
yw  goys  45,2  (this  is  blood)  vermathen  wir  hema  ow 
goys  (this  18  my  blood);  fbr  pema  34,2  (ubi  est?)  dürfte 
▼ieÜeicht  plema  wie  78,  1  [plemeve  147,3;  ple  wie  in 
able  (unde?)  144,  1  f&r  das  vollere  pele  (quo?)  245,3] 
m  schreiben  sein,  obschon  Cr.  1144.  1191  pyma,  1139. 
1550  pymava  vorkommt. 

Wesentliche  Verbesserungen  der  Übersetzung  sind 

z.  b.  an    deppro   gans    cregyans   da  44,4  „who  so 

«hall  eat  it  with  good  faith^  (Z.  382  edite  cum),    vgl.  die 

kymrischen  und  armorischen  formen  bei  Z.  507.  514;    3e 

W63yll  dris  y  vynnas  68,4  „to  do  beyond  bis  will* 

(Z.  700  in  der  anm.  widerlegt);  navngo  176,3,  nevngo 

200,  1,  nango  209,  1    „now  it  was«  (Z.  537.  532  non 

erat),   ebenso  navnio  160,2  und  nan8o230,  1;    vergl. 

nangew  (it  is  now)  Cr.  1334.  1792.   Mit  der  Übersetzung 

yn  growys   2,4  (einsilbig,    Z.  schreibt  grows)   „on  a 

croes'  kann  sich  ref.  jedoch  nicht  einverstanden  erklären, 

9* 


132  Ebel 

da  die  media  —  im  gegensatze  zu  yn  crows  146,3  — 
auf  den  artikel  hinweist:  on  the  cross;  presonys  24,  3, 
hier  „imprisonment^,  scheint  beitr.III«  160  richtiger  als  part 
,,gefangen^  gefafst,  yergl.  124,  2;  eyn  207,  4  unübersetzt 
gelassen,  235,  4  zweifelnd  y^right^  übersetzt,  scheint  mit 
evn  18,  2.  147,2,  ewn  218,4  (own  174,  1)  identisch, 
in  den  begriffswendungen  dem  lat.  justus  entsprechend; 
rag  y  eysye  137,2,  ebenfalls  nicht  erklärt,  erinnert  an 
yn  ges  (in  a  jeer)  95,4.  136^  2.  191,2,  also  etwa:  „ad 
eum  deludendum^? 

Von  den  vielen  interessanten  und  wichtigen  an  mer- 
kungen heben  wir  hier  nur  folgende  hervor:  za  96,  1 
und  217,  2  banna  (gutta)  bei  der  negation  wie  bret. 
bannä,  franz.  goutte  (ebenso  Cr.  1474,  1622,  1652,  vn 
banna  1461);  13,  1.  85,  1  cam  in  gleicher  Stellung  wie 
franz.  pas;  170,  4  seygh  =  w.  sych,  bret.  sec^h,  ir. 
secc,  gegen  ref.  11,  164  durch  die  vergleichung  der  an- 
dern (urverwandten)  form  bret.  hesk,  w.  hysp,  ir.  sesc 
als  lehn  wort  aus  siccus  nachgewiesen;  zu  1,1  leun- 
golon  die  Sammlung  von  beispielen  für  die  vocalinfection 
des  zweiten  theils  in  (getrennt  geschriebenen)  compositis; 
zu  90,  4  purre  (74,  4  purra)  fiber  assimilation  des  y  in 
comparativen  wie  lowenna  115,2,  tecke  226,4,  lelle 
(more  loyal)  O.  IUI  [vergl.  auch  haccra  (uglier)  151,2 
gegen  hager  (ugly)  196,  1.  122,3].  Manches  ist  uosem 
lesern  aus  beitr.  U.  III.  bekannt;  aus  anderem  hat  der 
verf.  noch  nicht  alle  consequenzen  gezogen,  wie  aus  der 
aspirierenden  Wirkung  des  s  in  deyow  hablys  41,3  = 
dies  Jovis  capitilavii  (ir.  caplait  bei  Cormac)  und  tre- 
hans  36,  1  =  *tres  cant  zwar  auf  denselben  grnnd  fQr 
die  aspiration  hinter  y  (ejus  fcminae)  geschlossen  ist,  aber 
nicht  hinter  ow  (mein)  und  aga  (eorum,  earum).  Na^ 
mentlich  ist  die  treffende  und  mit  ähnlichem  im  irischen 
(III,  17.  30)  harmonierende  bemerkung  über  en  debell- 
wrek  casadow  159,  1,  wo  c  hinter  k  unverändert  bleibt, 
nicht  in  ihrer  ganzen  tragweite  ausgebeutet,  da  den  ange- 
führten un  venyn  da  177,1,  an  dreyn  134,3  nicht  al- 


anzeigen.  133 

lein  pan  do3ye  63,  1,  pan  do5yan8  65,  1,  pan  de30Ds 
258,  1,  pan  de3eD8  y  242,  1  (when  he,  they  came),  pan 
dyffy  193,  2  (when  thou  wilt  come),  pan  deyskynnaa 
5,2,  pan  dyspresyas  104,4  (when  he  descended,  mia- 
prized)  an  die  seite  zu  stellen  sind  *),  sondern  auch  del 
deih  244,  2  (ut  venit),  del  dyskas  64,4  (ut  docuit), 
del  dyswy5y  65,4  (as  he  shewed),  fatel  dons  61,4 
(how  they  should  come),  ferner  ketelma  und  ketella 
(=  keth  delma,  keth  delna),  vor  allen  dingen  aber  die  be- 
merknng  über  y  ty8que3a8  11,  2  (he  shewed)  danach  zu 
berichtigen  ist.  Die  Verhärtung  der  reinen  media  findet 
nämlich  hinter  y  (may)  und  yn  nur  statt,  wenn  d  folgt, 
aas  demselben  gründe;  die  andern  mediae  erleiden  aspira- 
tion  mit  Verhärtung,  wovon  nächstens  mehr,  wenn  zeit 
und  ranm  uns  weniger  knapp  zugemessen  sind.  Auch 
woteweth  38,  3  ist  schwerlich  mit  recht  aus  guo  =  ir. 
fo  gedeutet,  wobei  das  t  unbegreiflich  bleibt,  vielmehr 
wohl  aus  worth  deweth  zu  erklären,  mit  ausfall  des  r 
wie  im  arm.  oz,  ouz  und  com.  ow  p renne  (redimens). 

Die  auch  durch  die  Originalität  des  inhalts  interessante 
Cr.  (die  zugleich  den  sündenfall  und  die  fluth  umfalst) 
unterscheidet  sich,  wie  die  vorrede  hervorhebt,  sprachlich 
besonders  durch  verstummen  des  th  und  gh,  die  in  folge 
dessen  auch  vertauscht  werden,  durch  bm  und  du  fbr 
mm  und  nn,  häufigere  Verwendung  der  absoluten  prono- 
mina  statt  der  iufixa  und  noch  gröfseres  überhandnehmen 
englischer  bestandtheile,  in  der  schrift  namentlich  durch 
die  vertauschung  des  i  und  u  und  die  bezeichnung  des  ä 
durch  ae,  des  e  durch  ea,  des  ö  durch  oo  oder  oe;  bei- 
spiele:  bean  für  beghan  klein,  segh  für  seth  pfeil, 
marth  f&r  margh  pferd,  lebmyn  för  lemmyn  jetzt, 
udn  idn  (dr  un  eins,  un  fQr  in  in,  taes  f&r  tas  vater, 
eall  f&r  el   engel,   oole  fbr  ole  weinen,    boes  fQr  bos 


*)Iin  bretonischen  gehört  dahin  die  erhaltung  des  anlauta  d  auch 
im  fem.  nach  dem  n  des  artikels,  des  anlants  p  nach  dem  pron.  Inf.  -am» 
-m,  wfthrend  in  jenem  falle  t  erweicht,  in  diesem  k  und  t  aspiriert  werden 
(Z.  204.  210.  214). 


134  Schmidt 

sein.  Der  gebrauch  des  a  fbr  e,  des  g  mit  und  ohne  y, 
auch  dg  oder  j  geschriebeu,  DatQrlich  mit  dem  laut  des  engl. 
j  an  stelle  des  s,  wie  St  sagt,  [wir  würden  lieber  sagen  : 
an  stelle  des  d,  da  auch  im  anlaut  z.  b.  gyth  P.  41,  3. 
243,  1.  244, 1.  252, 1.  259,4,  geyth  20,3  neben  dyth 
(dies)  10,  3.  91,  3.  124,  3.  201, 1.  209, 1.  229,  2.  238,  4. 
240,  2  und  deth  259,2,  ioull,  ioul  s^  Cr.  Jowle,  bret. 
diaoul  (diabolus)  neben  dem  pl.  dewolow  212,  2,  dy- 
wolow  106,  3  erscheint;  ebenso  chy  159, 1  fllr  ti  Voc. 
(domus),  in  dre  geryte  38,  1  ist  sogar  das  ch  von  che- 
ry te  35,  1,  cheryta  45,  2  erweicht]  findet  sich,  obwohl 
in  geringerem  mafse,  schon  in  P.,  wie  neffra  5,4  für 
neffre  (semper),  arta34, 3.  56,1  für  arte  (rursus),  cre- 
gyans  (fides)  44,4  neben  cresyn  (credimus)  258,4,  a 
begyas  (cessavit,  defecit)  201,  1  =w.peidio  (to  cease); 
ebenso  die  Schreibung  eines  stummen  e,  z.  b.  ryche  (rieh) 
35,  1  neben  rych  136, 1.  259, 3,  garlont  sperne  (a  gar- 
land  of  thorns)  133, 1.  Von  sonstigen  eigenthümlichbeiten 
heben  wir  die  Umstellung  des  kepar  P.  39,  3  etc.  in  pe- 
kare  Cr.  2199  hervor,  wozu  der  herausgeber,  dem  wir 
auch  hier  wieder  viel  belehrung  verdanken,  pokara  ny 
gava  (as  we  forgive)  aus  einem  PN.  beibringt,  offenbar 
=  kepar  ha  (pariter  ac). 

15.  febr.  66.  H.  Ebel. 


Jubelschrift  zur  fänfundzivaozigjährigen  Stiftungsfeier  der  Friedrich -Wil- 
helms-schule  in  Stettin.  Die  bedeutung  der  pommerschen  Städtenamen 
verfafst   von  Th.  Schmidt.     Stettin  1866.     4.     38  pp. 

Ist  es  schon  schwer,  ja  oft  geradezu  unmöglich,  worte, 
welche  in  der  spräche  noch  leben,  etymologisch  genügend 
zu  erklären,  so  steigert  sich  diese  Schwierigkeit  in  hohem 
grade,  wenn  eigennamen  in  den  kreis  der  forschung  gezo- 
gen werden,  da  diese  als  sprachliche  petrefacten  vielfachen 
mifsverst&ndnissen  ausgesetzt  sind  und,  einmal  miisverstan- 


anseigen.  135 

den,  die  Volksetymologie  heraasfordeni.     Rühren  diese  ei- 
gemuuneQ  nun  gar  von  einer  sprachfiremden  nation  her,  so 
ist  ihre  entstellaDg  im  volksmunde  unausbleiblich,  und  man 
ksnn  es  kaum   für  mehr  als  einen  glücklichen  aufall  hal- 
ten,  wenn   es   dennoch  gelingt  ihren  ursprünglichen  sinn 
ftofeufindeo.     Die  vorliegende  echrift  behandelt  die.pom- 
inerschen   st^tenamen   alphabetisch   geordnet.     Bei  einer 
ganzen  reibe  von  ihnen  ist  der  Verfasser  selbst  rathlos,  bei 
anderen  kommt  er  zu  einer  erklärung.    Doch  wer  will  sa- 
gen, ob  er  richtig,  ob  falsch  erklftrt  hat?  Verunstaltet  sind 
die  meisten  namen  auf  uns  gekommen,  und  daher  ist  der 
sobjectiven  vermnthung  ein  fast  grenzenloser  Spielraum  ge- 
lassen,  zomal  wenn  es  auf  einen  laut  mehr  oder  weniger 
ludit  ankommt.     Bei  den  lebendigen  worten  der  sprachen 
bietet  die  bedeutnng  derselben  wenigstens  einige  controle 
der  etymologie.   Wo  bleibt  diese  aber  bei  Ortsnamen?  Kurz 
die  in  der  abhandlung  gegebenen  namenserklftmngen  kön- 
oea  zum  grösten  theil  nur  den  anspruch  erheben  als  con- 
jectoren  zu  gelten,  denen  man  mit  gleichem  rechte  andere 
gegeafiberstellen  kann.     Die  arbeit  hat  aber  das  verdienst 
▼oa  jedem    der  73  behandelten  namen   eine  ganze  reihe 
von  formen  zusammengestellt  zu  haben,  welche  sich  in  äl- 
teren Urkunden  finden. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  einigen  einzelheiten.  Es  hat 
aas  wunder  genommen,  dafs  dem  verf.  für  Cörlin,  älter 
Coriklin,  nicht  die  möglichkeit  einer  herleitung  von  alt- 
balg, krall,  russ.  koroli,  poln.  kr61  rex  eingefallen  ist: 
*kralinü  ist  zwar  nicht  belegt,  aber  wohl  denkbar.  Cor» 
lin  wäre  nach  dieser  erklärung  etwa  urbs  regia.  Cöslin 
lifiit  sich  kaum  trennen  von  altbulg.  kozilü  TQccyog^  russ. 
kozlina  bocksfell,  kozlinyj  zum  bocke  gehörig,  poln. 
kozlina  i)  bockfleisch,  2)  wasser weide,  bach weide.  Die 
letztgenannten  worte  stimmen  genau  zu  der  alten  form 
Cufslin,  Gosselin  und  Buttmann  wird  doch  wohl  recht 
bebalten  mit  seiner  herleitung  des  namens  von  koza  ca- 
pra.  Damm,  älter  Damba,  Dambe  leitet  verf.  von 
dob  eiche;  zur  stütze  dieser  behau ptuug  hätte  er  die  alt- 


136  Schmidt 

bulgarische  und  polnische  form  des  wortes  d§bü,  d^b  an- 
führen können,  welche  auf  eine  grundform  ^dambas  weist. 

Bei  Jarmen,  älter  Germin,  Jermin,  liegt  nahe 
an  das  russ.  jarmo  joch,  bürde  zu  denken;  lat.  germen 
hat  gar  nichts  damit  zu  thun.. 

Was  die  auffassung  von  Pasewalk,  Pozdewolk 
als  „nach  dem  wolfe'^  (böhm.  pozde,  altbulg.  pozde  und 
vilk,  altbulg.  vlükü)  besagen  soll,  ist  ganz  unklar. 

Die  erklärung  von  Stettin  als  confluxus  aquarum  ist 
lautlich  wie  sachlich  unhaltbar.  Sollte  es  wirklich  von 
russ.  stekati,  steci,  altbulg.  sü-testi  zusammenfliefsen 
herkommen,  so  hätte  man  *Stektin  zu  erwarten.  Und 
wie  kann  man  denn  den  ort  „zusamtnenflufs^  nennen,  an 
welchem  sich  ein  flufs  in  verschiedene  arme  theilt?  Der 
Verfasser  hilft  sich  über  diese  Schwierigkeit  sehr  naiv  hin- 
weg: „Im  frühjahre  ist  öfter  das  bruch  in  der  nähe  der 
Stadt  mit  wasser  bedeckt,  so  dafs  der  räum  zwischen  den 
nebenarmen  vollständig  durch  wasser  ausgefbUt  ist  (p.  29)^, 
und  der  „reichthum  an  wasser^  läfst  dann  „sachlich^  auch 
diese  erklärung  „als  annehmbar  erscheinen^.  Also  im 
frühjahre  ist  Stettin  benannt,  und  wie  es  scheint  von  blin- 
den! Vor  dieser  etymologie  verdient  wahrlich  die  vom 
verf.  verworfene  erklärung  des  polnischen  historikers  Diu- 
gosz  den  vorzug,  welcher  den  namen  sczecino*)  schreibt 
mit  anlehnung  an  poln.  szczecina  börste.  Hierzu  stimmt, 
dafs  in  der  Knytlinga-saga  von  einer  stadt  Burstaborg 
im  Wendenlande  die  rede  ist.  Giesebrecht  hat  nun  be- 
stritten, dafs  burstaborg  borstenburg  bedeuten  könnte, 
weil  im  altnordischen  kein  dem  deutschen  börste  entspre- 
chendes wort  vorkäme.  Der  Verfasser  schliefst  sich  dem 
an.  Es  gibt  aber  im  nordischen  ein  wort  burst,  welches 
die  haare  des  Schweines  bezeichnet,  z.  b.  Skäldskaparmäl35: 
ok  var  pat  göltr,  ok  var  burstin  or  gulli  (und  es  war 
das  ein  eher,  und   es  war  die  bürste  —  die  gesammtbeit 

*)  In  Bandtkes  poln.  Wörterbuch  finde  ich  Szczecin  und  Sztetyn 
als  namen  der  pommerschen  hauptstadt;  Linde,  s.  v.  szczeö,  hat  ebenftU« 
Szczecin. 


«aeigen.  137 

seiner  borsten  —  aus  golde).  Gegen  ein  nord.Bursta- 
borg  mit  der  bedeutang  Borstenburg  wird  sich  also  wohl 
nichts  einwenden  lassen,  und  dies  könnte  die  Übersetzung 
des  polnischen  szczecino,  jetzigen  Stettin,  sein,  zumal 
da  auch  das  rnssische  wort  fbr  börste  ööetina  auf  eine 
ältere  form  itetina,  böhmisch  dtetina,  hinweist. 

Die  abhandlung  beschränkt  sich  nicht  auf  die  etymo- 
logische erklärung  der  namen,  sondern  fügt  noch  localsa- 
gen  und  Sprichwörter  hinzu. 

Dr.  Johannes  Schmidt. 


Armeniaca. 

Ueber  das  armenische  verbalpräfix  z-. 

Das  armenische  verbalpräfix  z*  wird  von  Spiegel 
(grammattk  der  huzväreschsprache  94)  mit  dem  im  pehlewT 
vorkommenden  und  mit  verben  semitischer  abkunft  ver- 
bundenen präfixe  d  (so  lese  ich  mit  Spiegel)  für  identisch 
gehalten.  Das  pehlewTpräfix  d  ist  aber,  wie  ich  anderswo 
(beitrage  zur  kenntniis  der  neupersischen  dialekte)  nach- 
gewiesen habe,  das  in  den  neueren  persischen  dialekten  und 
dem  kurdischen  vorkommende  präjSx  d.  —  Wir  haben 
daher  das  armenische  präfix  z-  an  ein  anderes  dement 
anzuknüpfen. 

Falls  Justi's  bemerkung  (zendlexicon  unter  up)  rich- 
tig ist,  dals  das  neupersische  die  präposition  up-,  uz-  in 
der  form  z-  noch  besitzt,  so  hätten  wir  ein  dement  ge- 
funden, das  mit  dem  armenischen  z-  sowohl  lautlich  als 
begrifflich  sich  vollkommen  deckt.  Justi  citirt  f&r  z-  aus 
dem  nenpersischen  die  form  zidüdan  „reinigen^  das  er 
wahrscheinlich  aus  uz+dhäv  ableitet.  Gegen  diese  ab- 
Idtong  spricht  aber  armen,  züt  »rein^,  davon  zt-el  „rei- 
nigen", womach  das  anlautende  z-  nicht  als  präposition 
ge&bt  werden  darf.  Ein  anderer  &11  jRir  die  präposition 
z  als  das  von  Justi  angefahrte  zidüdan  ist  mir  nicht  be- 


138  MttUer 

kannt,  so  dafs  ich  glaube,  die  existenz  derselbeo  im  neu* 
peraischen  fiberhaupt  läogoen  2U  müssen. 

Wenn  wir  nun  auch  nicht  im  neuperaischen  das  äqui- 
valent des  armenischen  z*  nachweisen  können,  so  ist  die- 
ses daf&r  im  pehlewi  möglich«  Dort  lautet  diese  prftposi- 
tion  uz-,  ug-,  schliefst  sich  daher  vollkommen  an  die  alt- 
baktrische  form  uz-  an  (vergl.  Spiegel  gramm.  der  huvä- 
reschsprache  s.  96). 

Während  das  pehlewi  die  eine  form  uz-  bewahrt  hat, 
können  wir  die  zweite  form  up-  in  einer  anderen  erani- 
schen  spräche,  dem  ossetischen,  nachweisen.  Wir  finden 
da  in  dem,  zeitworte  is-zayn  „aufgehen^  noch  die  volle 
form  der  präposition,  während  meistens  der  anlautende  vo- 
cal  abgefallen  und  nur  der  consonant  s  davon  übrig  ge- 
blieben ist.  Beispiele  dafür  sind:  s-khanyn  ,, bewirken^ 
=  up-+-kere,  s-fizun  „aufkochen*  =  up-|-paK,  s-zeyn 
^aufgehen'^  =  up+äu. 

Als  beispiele  fürs  armenische  mögen  folgende  falle 
dienen: 

z-arthnul  ^wachen*,  z-arthnzanel  „erwecken^ 
vergl.  arthun  „wach*,  wahrscheinlich  von  altb.  irith 
(ere+th)  „sich  erheben*;  z-arkanel  „schlagen*  vergl. 
harkanel  von  altb.  harek;  z-e^^ul  „ausgießen*  vei^l. 
he()ul  von  wz.  sal  als  causale  gefBJst;  z-genul  „sich  an- 
kleiden*, z-gest  „kleid*  vgl  agu3anel  „bekleiden*  and 
af-agast  „schleier,  verhäng*,  wahrscheinlich  altb.  &-f-vah 
(altind.  vas);  z-an5anel  „vorübergehen*  vergl.  ansanel 
von  WZ.  ank,  z-atanel  „abhauen*  vgl.  hatanel  altind. 
pätayami  und  osset.  sattyn. 

Merkwürdig  ist  z-guiä  „aufinerksam*,  das  ich  mit 
altbaktr.  uz-gaoäa  „mit  aufgerichteten  (aufinerksamen) 
obren  versehen*  identificire. 

aparasan. 

Das  wort  bedeutet  „zügellos*.  Ich  zerlege  es  in  apa 
+rasan;  apa  Iftfst  sich  in  der  bedeutnng  einer  fdraüichen 
negativpartikel   oft   nachweisen,    wie   z.  b.  apa-l-snorh 


mlsceUen.  139 

,oime  anmutfa ^,  apa+^ajn  „ohne  stioune^  apa4-2a- 
man  ^unz^t^.  Das  zweite  element  rasan  identificire  ich 
mit  Deapers.  rasan,  res  man  „schnür,  strick^«  In  betreff 
der  bedeutoDg  vergleiche  man  altind.  uk-khrnkhala, 
Yi-^rnkhala  „zfigellos^  ans  nt,  vi+^rnkhalfi  „kette". 

hanapaz,  hanöz  (neup.). 

Eine  genügende  etymologie  des  sonderbaren  nenper- 
nachen  hanöz  aus  dem  nenpersischen  oder  altbaktrischen 
wollte  mir  immer  nicht  recht  gelingen.  Die  armenische 
tonn  hanapaz  brachte  mir,  wenigstens  in  betreff  des  wur- 
zeltheiles,  anerwartetes  licht.  —  Durch  dieselbe  wurde  mir 
Uar,  dala  neupers.  hanöz  (Üx  hanavaz  steht  und  mit 
althaktr.  hana  altind.  sana  zusammenhängt.  Wie  das 
mffix  paz  zu  erklären  sei,  ist  mir  leider  noch  nicht  ganz 
Uar  geworden. 

gazan. 

Dieses  wort  bedeutet  „thier",  besonders  wildes,  aber 
auch  „hausthier".  Es  entspricht  altbaktr.  vazana,  altind. 
▼fthana  ,jumentum"  mit  Verwandlung  des  anlautenden  v 
in  g  (vergl.  darüber  diese  beitrage  11,  498).  Vergl.  auch 
altbaktr.  vazi  „kuh". 

cartasan. 

Das  wort  bedeutet  „beredt".    Ich  theile  es  in  cart- 
-asan  ab,  wovon  das  letzte  glied  gewifs  mit  as-el  reden 
zQsammenhängt.     Das  erste  glied  cart-  erklärt  sich  aus 
cartar  „gewandt,  geschickt",    wahrscheinlich  =  altind. 
Jcatara+ra  (woraus  catr  und,  mit  Umstellung  des  tr  in 
rt,  cart).     Damach  bedeutet  cart-asan  „geschickt  re- 
dende 

wstah,   stahak. 

Bekanntlich  entspricht  wstah  dem  neupersischen  gu- 
at&kh,  welches  auf  ein  nicht  gebräuchliches  *vl-9takhra 
(Spiegel  commentar  zum  avesta  I,  s.  64)  zurückgeht.   Da- 


HO  Malier 

▼OD  läfst  sich  ptakbra  ^fest,  steift  im  altbaktrischen 
wirklich  nachweisen.  Im  neupersischen  entspricht  demsel- 
ben iptakhr,  name  der  bekannten  Stadt,  wörtlich  ,,veste*. 
Auch  im  armenischen  läfst  es  sich  nachweisen  als  stah-ak, 
wovon  8tahak->il.  stahak-uthinn.     Das  damit  warzel- 

C  '  c 

verwandte  neupers.  sitam,  parsi  9t ahm  setzt  altbaktr. 
*9takhma  voraus. 

spananeL 

.Dieses  verbum  bedeutet:  „zu  gründe  richten,  tödten^. 
Damit  im  Zusammenhang  steht  offenbar  spi  „Mrunde^. 
Letzterem  entspräche  altbaktr.  *9paja,  das  sich  zwar 
nicht  nachweisen  läfst,  aber  aus  ^pajathra,  ^paiti  „Ver- 
nichtung, Verwüstung^  erschlossen  werden  kann.  Letztere 
formen  stehen  mit  9p  ä  „fallen  machen,  verderben^  im  Zu- 
sammenhang. Darnach  ist  spananel  ein  denominativ ver- 
bum von  einem  vorauszusetzenden  altbaktr.  *9päna  „töd- 
tung'^  mittelst  des  classenzeichens  -ana  (vergl.  meine  bei- 
trage zur  conjugation  des  armen,  verbums)  abgeleitet. 

sartnul. 

Das  wort  bedeutet:  ,jemandem  feindlich  gesinnt  sein, 
abneigung  fühlen^.  Ich  vermittele  es  mit  altind.  ^rdh 
„trotzen**  (vergl.  Benfey  glossar  zum  Sämaveda),  davon 
^ardha  „stärke,  macht^.  Von  prdh  ist  sartnul  mittelst 
-na,  -nu  (cl.  IX,  VIII)  und  weiter  mittelst  -ava  (vergl. 
meine  Armeniaca  I,  Wien  1865)  ebenso  abgeleitet,  wie 
1-n-ul  „fQllen**  von  pere  (nach  cl.  IX  und  -ava-). 

kalanq,   kalanel. 

Ersteres  bedeutet  „gefängnifs,  haft^,  letzteres  „ins  ge- 
f&ngnifs  sperren^,  offenbar  ein  denominativverbum  von  dem- 
selben. Ich  vergleiche  damit  altind.  kärä,  woraus  mittelst 
des  suflfixes  -an  karan  =  armen,  kalanq.  Justi  (zend- 
lexicon)  vergleicht  armen,  kalan-q  mit  altbaktr.  garäfa 
(Rftm.  Jescht.  52),  welches  aber  wohl  zu  armen,  gerphel 
gehören  dürfte. 


mucelloi.  141 

kardal. 
Das  wort  bedeutet  „rufen'',  dann  ^lesen^  (ygl.  semit. 
qara'a).  Es  entspricht  vollkommen  altbaktr.  gerSd  ^m* 
feo,  heolen^  altind.  gard. 

ket. 
Es  bedeutet:  ^zeichen,  gegenständ'^,  dann  „Zeitraum''. 
Ich  identijGciFe  es  mit  altbaktr.  kaeta  j^bemerklich,  offen- 
bar'^,  altind.  ketn  „gestalt,  bild,  gegenständ''. 

kr  iv. 

Die  bedentung  desselben  ist  „krieg,  streit",  kriv 
steht  fltr  kr  ov,  wie  aus  der  flexion  und  composition  her- 
vorgeht Es  entspricht  vollkommen  dem  altbaktr.  khru 
^ect  ^furohtbar",  subst.  „gräuel". 

handart. 

Die  bedeutnng  davon  ist  „rohig,  heiter".  Lautlich 
eoUpridit  es  einem  vorauszusetzenden  altbaktr.  *h&m-da- 
reta  „zosammengehalten"  —  eine  wendung,  die  sich  im 
oeopersischen  ^^^^  n^  »nihig  sein",  ^^  m>  9» ruhig 
fluchen"  nachweisen  lä&t. 

karg. 

Das  wort  bedeutet  ^^reihe,  Ordnung"  und  liegt  einer 
groben  anzahl  von  bildungen  zu  gründe.  Ich  schliefse  es 
ui  altind.  varga  an,  wovon  anlautendes  v  in  g  fiberging 
nnd  dieses  sich  gleichwie  in  kn^b  „biber"  ss  altind.  ba- 
bhra,  vabhru  (vgl.  meine  Armeniaca  I.)  in  k  erhärtete. 

khnjr. 

Die  bedeutnng  davon  ist  „heim,  hut,  kappe".  Es  ent- 
spricht altbaktr.  khaodha,  neup.  khöd.  In  betre£P  des 
Abergaoges  von  altem  d,  dh  in  r  vergleiche  man  armen. 
I^arastan  9garten"  =  neup.  bös  tan  von  böi,  und  burel 
»riechen"  3=  altbaktr.  baodha,  baoidhi  „geruch,  wohl- 
genich"  und  bud  „riechen". 


142  Stokes 

Cet. 
Das  wort  bedeutet  „hintertheil,  schwänz^.    Es  ent- 
spricht Tollkomiiien  altbaktr.  zadhanb  (Justi  zendlexicön 
s.  121  )j   dessen  richtige  erklärang  dadurch  eine  neue  be- 
stfitigang  erhält. 

hala^el. 

Die  bedeutang  desselben  ist:  ^ zerstreuen,  austreiben, 
verfolgen'^.    Es  entspricht  altbaktr.  herez  altind.  sr^  und 
steht  denselben  viel  näher  als  neup.  hidtan  präs.  hilam. 
Wien,  9.  april  1865.  Friedr.  Mfiller. 


Addenda« 

(Beitr.  IV,  886— 428). 

p.  386  n.  f&ge  hinzu:  skr.  gäh  submergi  (agädhä)  sehr 
tief  von  GVADH?  Bopp  vergl.  gramm.  I,  183). 

p.  387  z.  15  mit  guru,  guraff  lacio  vergl.  altn.  görva^ 
ahd.  garawjan,  ags.  garvian^  engl.  gear. 

p.  392  nouinn  guofricu  »egeticion  würde  jetzt  heifsen 
naw  ngodrigion  hygedigion  „nine  favoured  delays^  i.  e.  die 
neun  monate  von  Elisabeth's  Schwangerschaft  (Lucas  cap. 
11,57).  nouinn  {dr  nouin  wie  hirwm  (p.  51  des  mannscr.), 
irhinn  (81)^  archinn  (66),  cilurnn  (40)  und  circhinn  (84)  ftb: 
ir-wiy  ir-hin,  archin,  cibtrny  circhin.  Vergl.  in  betreff  der 
vokale  nouitiou  (gl.  unndinae)  Z.  1080  und  das  altir.  noin 
aus^  no{t>)in  in  Noin-drommo.  —  segetician  besser  seceticiany 
ein  part.  pass.  im  plnral,  wie  termisceticion  (beitr.  IV,  421) 
von  einem  verbum  cctu  jetzt  cedu  „the  confer  a  benefit* 
und  dem  präfix  se  (ir.  «u-,  bV')j  jetzt  hy  (vergl.  hy^ed 
„bounteons^).  In  betreff  der  bewahrung  des  s  im  anlaut 
vergl.  Succat  (leg.  $tM^t)  den  britischen  namen  ftlr  S.  Pa- 
trick in  Fiacc^s  hymnus  und  dort  durch  deu9  belli  erklärt. 
Hier  ist  Su  das  neuere  J7fi,  ein  allgemeiner  welscher  name 
für  die  gottheit,  meist  in  Verbindung  mit  dem  bei  wort  co- 
dam  (Hu  gadam). 


addend«.  143 

Mit  isUwnit^  gilitinim  vgl.  ir.  (od)  sbiinnim  (gl.  appello)  ;' 
so  w.  ystlys  =  ir.  slis  nnd  w.  struHu  =  ir.  «rtitfftt. 

P.  394  z.  19  «ctpour  vgl.  ir.  scopthe  (gl.  scopata)  Turin. 

P.  402  D.  1  G^lfa  nom.  pl.  von  cital  kommt  in  Sanct4in^8 
hymous  vor. 

P.  402  n.  2  ieuru  cantalon:  vergl.  vä^am  äirayat  und 
stomin  iyamti  ahhriyft  iva  väta:  ^hyms  I  send  forth  as 
ihe  wind  [drives]  eloods^  Rv.  1, 116.  1  und  andre  beispide 
der  verwendoDg  der  warzel  r  für  den  begriff  preisen  bei 
Mttir  Sanskrit  Texta  III,  136.  Ich  bin  gewüs,  daia  ieuru 
?0D  der  w.  AR  stammt,  welche  ich  bereits  im  ir.  iarraim 
(tar-ofotsi),  mxijgtE&gt  habe,  obgleich  die  form  noch  schwie* 
ligkeiten  bietet,  die  ich  noch  nicht  zu  lösen  vermag. 

p.  403  z.  21  tal  f&r  stal?  vergl.  arigvov^  stirne,  torus 
(Curting  G.  E.  I ',  184). 

p.  405  z.  5  V.  u.  liquidus  für  vliquidus?  vergL  /tiptis, 
Avw  f&r  *vlupusy  vlorum  (Curtius  G.  £.  II ',  143). 

Ib.  z.  4  V.  u.  tannou  aus  *tondau?  warzel  TYD  vgl. 
Per^hrndOj  TvS&ig,  TwSd^eonj  goth.  stauta^  ahd.  stöju 
(Curtins  G.  E.  P,  192;  U\  264). 

P.  407  n.  ar^chy-nu^  erchynu  „elevare^  vgl.  cum  ,,alti- 
todo''  Z.  109.  867. 

P.  413  z.  8  V.  u.  ruim^  com.  ruif=s  remus  hat  nichts 
ZQ  thon  mit  ir.  räm^  wie  Ebel  irrthümlich  annimmt,  beitr. 
Qfl52.  rofi»,  lat.  ränuis  =  w.  rhato  „a  shovel^  wie  läm 
«maniis**  =  w.  /fcwo. 

p.  415  z.  14  linisant  vgl.  bret.  lin  ^P^s,  mati^re'^,  ir. 
stfenamai  (gl.  luo)  Z.  430,  as-ru^lenki  (gl.  inquinatae)  Z. 
468,  dihlmim  (gl.  mano,  gl.  polluceo),  do4inad  (gl.  pol- 
hebst)  Mailand. 

p.  421    z.  10  dadltig  ^  ir.  dd/lec^  (gl.  forum)  Lib. 
Ann.  189  b.  2. 
Calcutta,  Weihnachten  1865.        Whitley  Stokes. 


144 


ÄDkUndigang. 


Umschreibung  des  altindischen  und  altbaktri- 

schen  alphabets. 

Der  wanscb,  das  altindische  and  altbaktrische  aipha- 
bet in  einer  den  laut  möglichst  getrea  darstellenden,  Ar 
beide  sprachen  flbereinstimmenden  schrifl  wiederzugeben, 
hat  uns  veranla&t  mit  diesem  bände  der  beitrage  (und  f&r 
die  Zeitschrift  mit  dem  XVI.  bände)  die  nachfolgende  Um- 
schreibung beider  alphabete,  die  sich  im  ganzen  an  Lepsius 
Standard  aiphabet  anschlieist,  einzuführen: 


k  g  kh 
K  g  kh 
t  d  th 
t  d  tb 
p  b  ph 
anusYära: 


Altindisch: 

dh 

• 

• 
• 

h 

• 
J 

n 

r 

n 

n    r    1 

• 

a 

• 
1 

r 

• 

dh 

8 

n 

bh 

V 

m 

u 

a 

fti 


ö     fiu 


k      g    kh 
K      k 

t,t    d    th 

p"    b 
a 


Altbaktrisch: 


gh    qh    h         n 
9     j         n 

dh    s     z         n 


V,  w    m 


a    & 

m  ^ 

1        1 


U      U 


ehe 


o     ö 


Die  redaction. 


Ebel,  corntca.  HS 

Coraica. 

Kein  theil  der  gramm.  celt.  wird  durch  die  Vermeh- 
rung und  Verbesserung  des  materials  so  wesentlich  verän- 
dert  als  die  behandlung  des  cornischen.  Das  gilt  zwar 
TOD  allen  abschnitten  der  grammatik,  von  keinem  jedoch 
mehr  als  von  der  lantlehre;  im  folgenden  sollen  daher  vor- 
zflglicfa  einige  punkte  ans  dieser  zur  spräche  kommen,  die 
sich  uns  seit  Stokes^  verdienstvollen  arbeiten  in  ganz  neuem 
lichte  darstellen;  dabei  werden  wir  uns  zun&chst  an  die 
Passion  halten,  die  Creation  in  der  regel  nur  da  heranzie« 
heu,  wo  sie  eine  aufklärung  gibt,  die  uns  die  P.  versagt. 

I.    Orthographie    und    ausspräche  jder   con- 

sonanten. 

Nichts  ist  freilich  schwieriger,  als  die  ausspräche  einer 
erioscbenen  spräche  zu  bestimmen,  und  manches  wird  uns 
deshalb  in  der  cornischen  ausspräche  noch  lange  zweifel- 
haft bleiben;  indessen  läfst  sich  hierin  einiges  doch  jetzt 
schon  mit  leidlicher  Sicherheit  feststellen,  theils  durch  ver- 
gleichang  der  andern  dialekte,  namentlich  des  armorischen, 
dem  das  comische  in  manchem  betracht  näher  steht  als 
dem  welschen,  theils  durch  consequenzen  wie  Schwankun- 
gen der  Schreibung.  Was  Zeufs  comische  Orthographie 
nennt,  ist  zum  gröfsten  theil  englische;  dahin  gehört  z.  b. 
der  gebrauch  des  gb  f&r  ch,  des  wh  f&r  hw  (w.  ohw) 
wie  in  neb  a  wheleugh  why  (quem  quaeritis)  P.  68,  2 
(mehrfach  auch  nachlässig  ohne  h  geschrieben  wie  neb  a 
weleugh  wy  69,  2),  wof&r  sich  hie  und  da  auch  h  und 
hw  finden:  nyth  nahaff  (non  negabo  te)  49,4  neben  te  am 
nagh  (tu  me  negabis)  49,3,  y  hwalsons  (quaesiverunt) 
154,  2  neben  y  whela  (quaerit)  21,  3.  Ersteres  zeigt  sich 
selbst  in  der  Cr.  gtorewh  (facite)  1073.  2419  neben  gtcrewgh 
2341,  und  ein  Wechsel  der  ausspräche  ist  in  diesem  falle 
schwerlich  dadurch  bezeichnet,  sondern  eben  nur  der  kämpf 
der  englischen  mit  der  älteren  brittischen  Orthographie.  Eben 
darauf  beruht  der  gebrauch  des  th  fSr  den  weichen  laut  dh , 
wof&r  5  das  eigentlich  cornische  zeichen  scheint. 

Btitrig«  z.  Tgl.  sprachf.  ¥.2.  10 


146  Kbel 

Verweiftfsluug  zwischen  th  und  3  ist  zwar  schon  in 
der  P.  mehrfach  eingetreten,  wie  denn  für  *ow  thas  (pa- 
ter  mens)  an  allen  stellen  (52,  3.  55,  1 .  72, 4  73,  4«  75, 3. 
185,  3)  ow  3a8  steht,  umgekehrt  5e  thu  (deum  tuum)  15, 1 
statt  30  5 u,  richtig  17,  2,  ebenso  3e  thu  (deo)  1,  4  neben 
36  5U  27,  4,  auch  Th  consequent  statt  der  fehlenden  ma- 
juskel  des  3  eintritt:  Then  tyller  (ad  locum)  33,1,  The 
herodes  (ad  H.)  110,  1;  doch  ist  hier  im  allgemeinen 
der  unterschied  noch  deutlich  zu  erkennen.  Th  erscheint, 
auf  doppelte  weise  entstanden:  1)  als  aspiration  der  tenuis: 
in  nertb  (fortitudo)  91,  4.  224,  2  .3  =  ir.  nert,  vnwyth 
<una  vice)  130,  2  =  ir.  oinfecht,  seth  223,  1.  2.  224,  1  = 
sagitta;  2)  als  Verhärtung  der  aspirierten  media,  im  aus- 
laut  des  wortes:  gweth  (arbores)  16,  2  =  w.  gwyd 
gtoydd^  arluth  (dominus)  4,  4  u.  s.  w.  =  w.  arglwyd  ar^ 
glwydd^  und  der  silbe:  a  wothfe  (qui  scirct)  158,4  =  w. 
a  wyppei  (Vyd-bei),  ysethva  13,  4,  asethva  143,  4  (se- 
des).  Im  inlaut  vor  vocalen  scheint  dagegen  die  erwei- 
chung  des  th  zu  dh  hinter  vocalen  und  r  regel  geworden 
zu  sein,  da  wir  hier  neben  dem  ursprünglichen  dh  —  me- 
3ens  (inquiunt),  be30w  (sepulcra),  meny5yow  (montes)  — 
auch  ursprüngliches  th  entweder  constant  durch  3  vertre- 
ten finden  wie  in  e3ys  (ivisti)  157,  4,  e3ons  (iverunt)  34,  1. 
154,  3.  257,  3  neben  eth  (ivit)  18,  1  u.  s.  w.  —  w.  aethoet, 
aethant,  aeth  —  oder  zwischen  beiden  Schreibarten  schwan- 
kend: mar3U8  (miraculum)  200,  4  neben  marthus  254,  4, 
moIo3ek  (maledictns)  47,  3  neben  moleythy  (maledicere) 
18,  2*  Sonach  beruht  der  unterschied  zwischen  th  und  5 
in  der  ausspräche  vielmehr  auf  der  Stellung  als  auf  dem 
Ursprünge,  der  für  beide  laute  ein  doppelter  ist;  daher 
kommt  das  nencornische  mit  einem  zeichen  th  ans  (in  Cr. 
findet  sich  3  mehrmals  mit  ganz  andrer  geltung  in  eja 
(erat)  2456^  nyngeya  (non  erat)  2426  statt  eines  scharfen  jr, 
wie  die  Schreibart  tiyn^e^«a  2429  anzudeuten  scheint);  und 
hierin  stimmt  das  cornische  mit  dem  armorischen  Oberen, 
dessen  s  gleichfalls  aus  th  und  dh  hervorgegangen  ist,  ge- 
genüber dem  welschen,  welches  th  und  dd  soi^ftltig  schei- 


cornica.  147 

(let  Wenn  also  im  auslaut  3  vereinzelt  nicht  blofs  unver* 
ändert  bleibt,  sondern  sogar  statt  th  eintritt  wie  in  moIIo3 
(maledictio)  66,  3  statt  *molloth  =  ir.  maldacht  maUacht^ 
iQch  wohl  in  ord  (ngog)  80,  2.  179,  2  statt  orth  111,  1. 
144,  1.  196,  2.  202,  3  (sonst  worth),  womit  die  altcomi- 
sehe  Schreibart  —  gnid  (vena),  gneid  (opus),  chefuidoc 
(omnipotens)  im  Voc.  —  zu  yergleichen  ist,  so  hat  das  fflr 
die  Muspracbe  jedenfalls  nicht  mehr  zu  bedeuten,  als  wenn 
sonst  die  media  im  aaslaute  erscheint,  z.  b.  mab  (filius) 
mit  einer  ausnähme,  pub  (omnis)  ohne  ausnähme  überall 
fltittmap  199,4  und  *pup,  peb  (quivis)  33,4.  165,2. 
189, 2  —  pob  7,  4  —  und  marreg  (miles)  190,  2.  217, 1. 
218,2  neben  pep  77,  1,  marrek  241,4.  242, 1.  244,  1. 
'U5,l  oder  marrak  246,  1  geschrieben  steht  Gesprochen 
(wie  loDst  auch  geschrieben)  ist  hier  wie  im  nhd.  (hund 
^mhd.  hunt)  gewils  nur  die  tenuis,  wie  sich  in  pub  te5oll 
(nooqaoque  die)  228,  1  deutlich  zeigt,  einem  in  doppelter 
beaehoDg  lehrreichen  beispiel:  erstlich  beweist  die  Verhär- 
tung der  anl&ntenden  media  von  deth,  dals  pub  trotz  dieser 
schrabcmg  doch  tenuis  im  auslaut  hatte,  und  erklärt  uns, 
waniin  in  flUIen  wie  an  barth  cleth  186,  1.  259,  4  ss  an 
bsrth  cleyth  191, 1  (a  parte  sinistra)  oder  30  wrek  py- 
Ut  (ad  uxorem  Pilati)  122,  2  nicht  die  hinter  dem  fem.  zu 
ttwartende  erweichung  des  anlauts  eingetreten  ist;  zwei- 
tens zeigt  der  auslaut  desselben  worts  vor  dem  angehängten 
oll  dieselbe  erweichung,  die  sich  nicht  nur  in  la3e  (oc- 
cide  eum)  142,  2,  me3e  (ait  is)  103,4  und  me3y  (ait  ea) 
34, 3  findet,  wo  wie  hier  eine  rückkehr  zum  ursprdnglichen 
Isute  stattgehabt  hat,  sondern  auch  in  whegol  (tota  dulcis) 
164, 1,  dessen  g  aus  dem  ursprQnglichen  k  von  whek  77, 4. 
171, 1.  185,  3  hervorgegangen  ist.  Jene  erscheinung  be- 
niht  auf  der  assimilationskraft  der  voraufgehenden  (reinen 
oder  a^irierten)  tennis,  wozu  Grimmas  treffende  bemer- 
bngen  fiber  die  Notker'sche  regel  (GDS  364  %d.)  zu  ver- 
gleichen  sind;  diese  darauf,  dafs  durch  die  indination  des 
Ugenden  wortes  der  auslaut  des  vorigen  zum  inlaut  ge- 
worden ist.    Eine  gleiche  erweichung  in  folge  proclitischer 

10* 


148  Ebel 

anlehnuDg  findet  (vielleicht  in  obigem  ow  538,  wo  sie  den 
anlaut  träfe)  sicherlich  in  750  109,2.  152,3.  201,4  ne- 
ben ytho  41,  2.  124,  1  (erat),  in  den  handschriften  y  50, 
y  tho  geschrieben,  und  ähnlichen  fällen  statt,  wo  der  aus- 
laut  th  zum  ursprQnglichen  5  zurückkehrt. 

Ich  benutze  diese  gelegenheit  zur  berichtigung  eines 
irrthums,  worin  Stokes  und  ich  uns  bisher  gegenseitig  be- 
stärkt haben.  Mit  skr.  4ti  und  gall.  ate-  darf  nämlich  we- 
der das  cornische  yth-  oder  y3-  noch  das  armorische  ez- 
verglichen  werden,  wie  wir  beide  gethan  haben,  da  schon 
die  consonanten  widersprechen,  die  entweder  auf  aspirier- 
tes t  (also  tt  oder  et)  oder  auf  erweichtes  d  hinweisen; 
das  kymrische  yd-  entscheidet  diese  frage  zu  gunsten  der 
letzteren  annähme,  bei  der  sich  auch  der  abfall  des  Aus- 
lauts in  der  form  y-,  e-  besser  erklärt.  Aber  auch  die 
vocale  stimmen  besser  zu  der  Voraussetzung,  daDs  vielmehr 
in  der  ersten  silbe  ursprünglich  ein  i,  in  der  zweiten  ein 
a  gestanden  hat,  als  umgekehrt;  wir  kommen  somit  auf 
eine  grundf.  *ida,  zu  der  sich  yd-,  y3-,  ez-  gerade  so 
verhalten  wie  w.  gwynn  gwyn^  com.  gwyn,  arm.  guen 
(albus)  zu  der  grundform  Mnda.  Für  *ida  scheinen  sieb 
nun  auf  den  ersten  blick  zwei  adverbia  im  sanskrit  zur 
vergleichung  zu  bieten,  das  vedische  idi  (jam)  und  das 
aus  idha  entstandene  iha  (hic,  vedisch  aber  auch:  jam), 
das  sich  im  zend.  idha  und  altpers.  idä  wiederfindet;  be- 
denkt man  aber,  dafs  dem  m.  gwynn  im  kymrischen  ein 
f.  g wenn  entspricht,  so  schwindet  jeder  zweifei,  dafs  man 
sich  nicht  an  idä,  welchem  ein  welsches  *ed  entsprechen 
würde,  sondern  an  idha  zu  halten  hat,  welches  sich  über- 
dies nach  Bopp  (dem  ich  jetzt  ebenfalls  gegen  meine  frü- 
here vergleichung  mit  skr.  äti  beitrete)  auch  im  got.lt h 
wiederfindet.  (Sätze  wie  y  dywedassant  wynte  Mab. 
I,  36  entsprechen  also  wort  für  wort  genau  unserm :  ,,da 
sprachen  jene^.) 

Ein  ähnliches  verhältnifs  wie  zwischen  th  und  3  fin- 
det zwischen  gh  und  h  statt.  Wir  finden  gh  wie  das  arm. 
c'h  1)  an  stelle  des  kymrischen  ch,  und  zwar  sowohl,  wemi 
es  die  Spirans  s  (oder  x)  vertritt  wie  in  der  endung  der 


cornica.  149 

2.  plur.  -ugh  =  kymr.  -weh  (deren  u  offenbar  ebenso  aus 
dciu  w  von  chwi,  com.  why  öbergetreten  ist  wie  im  got. 
uh  (que)  aus  der  grundform  *hya),  als  wenn  es  durch  aspi^ 
ratioo  aus  der  tenuis  entwickelt  ist  wie  in  seygh  170,  4 
SB  w.  sych  (siccas),  yrghys  (mandavit)  28, 1.  72,1.  147,4. 
241, 1  =  w.  erchis  (ir.  w.  arc);  2)  aus  ursprflnglichem  g 
her?orgegangen  in  arghans  (argentum)  16,  2.  103,  2,  war 
lyrgh  (post)  7,  1.  91,  3.  199, 1.  236,  4.  240,  2.  247,  4. 
[vergL  ir.  lorg  (trames)  =  lorc  Sg.  bei  Z.  78  mit  der  be- 
kannten Verhärtung  hinter  r.]  Dagegen  tritt  h  ebenfalls 
I)  ftr  kymr.  eh  ein ,  mag  es  aus  s  entstanden  sein  wie  in 
der  Verbindung  wh  =  kymr.  chw,  oder  aus  k:  y  ho  Ion 
(cor  malieris)  164,2.  225,2  aus  colon,  50  wolby  (ad 
Uvaadam)  46,  1  =w.  golcbi  (ir.  folcaiih,  lavo),  peha- 
doryon  (peccatores)  5,  3  neben  peghe  (peccare)  23,  2. 
iS5. 4  [w.  pechawt  (peccatum)  =  ir.  peocath],  arhadow 
(mandata)  247,4  und  yrhys  218,2  neben,  obigem  yr- 
ghya;  2)  f&r  ursprüngliches  g  namentlich  im  anlaut:  y 
bjrller  (quitur)20,  1  vom  stamme  gall,  y  whelas  (vidit) 
219,4  vgl.  hy  an  guelas  171,  3  (vidit  eum)  —  unter  be- 
dingongen,  die  nachher  erörtert  werden  sollen.  Man  sieht, 
auch  hier  beruht  der  unterschied  beider  laute  vielmehr  auf 
der  stellnng  als  auf  der  art  ihrer  entstehung.  Wir  finden 
in  der  P.  (die  Cr.  hat  schon  allerlei  entstellungen)  im  ans- 
taut durchweg  gh  (englische  Schreibung  ftkr  ch):  whe- 
leogb,  nagh,  seygh,  lyrgh,  im  anlaut  durchweg  h: 
bwalsons,  whela,  whelas,  hyller,  holen;  Schwan- 
kung tritt  nur  im  inlaut  vor  vocalen  ein:  yrhys  neben 
yrghys,  pehadoryon  neben  peghe,  nahaff  und  nahe 
(negare)87,  2  neben  nagbe  85,  1,  nagha  86,4  und  na- 
ghas  (negavit)  84,  2.  147,  4,  flehys  149,  4.  168,  3  neben 
neghys  169,  1.  246,3  (liberi)  von  flough  (puer)  254,3, 
während  vor  consonanten  (also  im  auslaut  der  silbe)  nur 
gh  gilt:  may  peghse  (quod  peccaverat)  152,4,  del  re- 
beghse  (ut  p.)  86,3.  Wir  werden  also  wohl  nicht  irren, 
wenn  wir  ftkr  die  schwankende  bezeichnung  im  inlaut  als 
norm  die  ausspräche  gh  (unser  norddeutsches  g  in  nagen, 


160  Ebel 

bogen^  kugel)  amfehmen,  zumal  da  sich  Beispiele  eines  völ- 
ligen ausfalls  finden,  selbst  bei  ursprflnglich  hartem  laut 
(rch  3=  rgh  =  rh  =s  rr)  wie  marrek  (miles)  =  w.  mar- 
ohawc  (eques),  dessen  plur.  sogar  mit  einfachem  r  ge- 
schrieben ist:  marogyon  251,  1,  morogyon  250,  1 
(vennuthlich  in  folge  der  accentverrQckung:  m&rrek, 
aber  marögyon,  wie  mol^ythy  und  molÖ3ek  neben 
möllo3). 

Das  zeichen  ch  tritt  mit  sehr  verschiedenartiger  gel- 
tnng  auf.  Im  altcornischen  Voc.  vertritt  es  1)  k  vor  c 
und  i  (wie  im  italienischen):  chefuidoc  (omnipotens)  ssc  w. 
kyfoethawc,  chelioc  (gallns)  =  colyek  P.  49,  2.  86,  1, 
chein  (dorsum)  sss  w.  cefyn,  chetua  (conventus,  conventio) 
=  w.  cydfa^  cancher  =  Cancer,  chic  neben  kig  (caro)  = 
w.  cic,  während  P.  in  der  regel  (V.  bisweilen  auch)  nach 
englischer  weise  k  und  c  unterscheidet;  daneben  bezeich- 
net es  aber  2)  auch  die  aspirata:  march  (equus),  boch  (ca- 
per  1.  hyrcus),  hoch  (porcus),  selbst  im  inlaut:  archail  (ar- 
changelus),  flechet  (liberi),  neben  h:  floh  (puer).  In  der 
P.  dagegen,  wo  c  vor  e,  i  fast  ohne  ausnähme  den  jungem 
laut  hat,  —  daher  sesar  146^2. 4  neben  Cesar  148, 4;  der 
eenturio  heifst  vn  den  henwys  sentury  (homo  quidam 
nominatus  S.)  208,  1  —  entspricht  ch  durchaus  dem  engL 
ch  in  lehnwörtem:  rych  (rieh)  136,  1.  259,3,  chyffar 
(chafier)  40,  2,  chery ta  (charity)  45,  2  =  cheryte  35,  1, 
me  an  chasty(I  chastise  him)  127,3,  plynchye  (flinch) 
130,2,  rag  y  chasye  (tochase  him)  163,4,  toche (a  touch) 
158,2  und  5e  doohye  (to  touch)  14,3,  a  gachyas  (cat> 
ched)  143,3,  und  hat  sogar  in  zwei  fällen  erweichung  erfahren: 
dre  geryte  (through  charity)  38,  1,  y  a  gangyes  (they 
changed)  68,  3.  Offenbar  denselben  laut  hat  ch  in  yn 
chy  159,  1  von  ti  (domus)  V.,  hier  dem  einzigen  beispiel 
einer  art  zetacismus,  die  sich  bei  d  hftufig  wiederfindet. 

Der  entsprechende  weiche  laut  wird  in  verschiedener 
weise  bezeichnet,  durch  i  (in  der  Cr.  auch  j,  welches  zei- 
chen in  der  P.  noch  nicht  anders  vorkommt  als  in  der 
Verbindung  ij,    also  mit  vocalischem  laut),   durch  gy  (gi 


cornica.  151 

^'^^  ])^    SSy«  ^Syy    ^^^^  durch  g  alleiu  (sogar  vor  a  wie 
oben  gangy  es).  Anlautendes  i  hat  in  P.  immer  diesen  laut, 
Ja  der  vocal  i   sowohl   wie  unser  j   im  aulaut  ausscbliefs- 
lich  durch  y  bezeichnet  werden;   nur  die  majuskel  ist  im- 
mer I,  daher  y  sesa  (erat)  13,4,    aber  I  sesa  33,2,    y 
vam  (mater  ejus)  43,  4.  198,1.  2.  199,  2.  3,  aber  I  vam 
10,1.  164,  1.   171,  1,    ein  einziges  mal  Y  thewleff  (ejus 
daae  manne)   149,  1;  so  yonk  (juvenis)  175,3.  254,3  wie 
eogL  young,  aber 'dagegen  engl,  j  in  den  lehn  Wörtern  iun« 
ctis  (joints)  181,4,  ioy  (joy  21,4.  30,1.  226,  1.  258,3, 
iostis  (justice)  81, 4,  lutter  (justicer)  76,4,  pl.  lucters 
156, 1,  jedenfalls    also   auch    in   den    eigennamen   lesus 
(meist  Ihüs  geschrieben,  doch  auch  ziemlich  häufig  ihüs, 
Lb.  4,2.  11,4.28,1),    ierusalem  29,  1,    iudas  41,  1, 
low  an  (Johannes)  53, 1  anzunehmen.  In  der  mitte  schwankt 
die  Schreibart:    neben  an  scorgyas  (scourged  bim)  und 
ij  scorgye  (two  scourges)  130,3,  plur.  In  scorgijs  (in 
the  scourges?)    131,  1,    ol  y  sogete  (all  bis  subjects) 
211,4  findet  sich  nicht  allein  cf  a  luggyas  (he  judged) 
150,3,  y  fe  luggijs  (it  was  adjudged)  160,4,    sondern 
auch  rag   iudgye  (to  judge)  116,  1,    selbst  y  sordyas 
(s=r  surged,   bedeutung:  arose)  238,  1    zum  deutlichen  be- 
weise,  dafs  nicht  etwa  die  stumpfe  französische,    sondern 
die  englische  ausspräche   anzusetzen  ist;    i  =  j  erscheint 
in  der  mitte  in  venions  (vengeance)  122, 4.  123,4.  149,2. 
Die  bisherigen   beispiele  beschränkten   sich   auf  entlehnte 
Wörter  und  nanien;    dafs  aber  der  Obergang  des  d  in  dz, 
so  wunderbar  er  auf  keltischem  gebiet  erscheint,  dem  cor- 
oiscben  auch  aufserdem  nicht  fremd  ist,  zeigen  die  in  mei- 
ner anzeige  von  Stokes'  ausgaben  der  P.  und  Cr.  ange- 
flkhrien  formen,    denen  ich  hier  noch  einige  bemerkungen 
widmen  mufs.     Zwei  Wörter  zeigen  diesen  lautwandel  im 
aolaot,  und  zwar  ist  in  ioul  (diabolus)  sss  arm.  diaoul  (im 
V^oc.  noch  sach  diauol  (gl.  daemoniacus,  d.  h.  Saccus  dia» 
bolij,  wozu  der  plur.  dewolow,  dywolow  212,2.  106,3 
•timml)  di,  dj,  in  gyth  (dies)  dagegen  das  d  vor  dem  y  (e) 
wichtiger  aber  erscheint,   dafs  in  beiden  wör« 


152  Ebel 

lern  die  assibilata  mit  einer  einzigen  ausnähme  nur  nach 
n  auftritt:  an  ioul  6,  3.  14,  1.  1$,  3.  16,  3.  18,  1.  22, 1. 
47,4  (han  iouUll,l),  Then  ioul  115,1,  en  gyth  41,3, 
an  gyth  244,  1,  han  gyth  243, 1,  yn  geyth  20,3,  yn 
gythna  259,  4,  dagegen  hanter  dyth  (meridies)  201,1. 

209.1,  war  dyth  pasch  124,3,  devguans  [leg.denugans] 
dyth  (40  dies)  10,3,  tressa  dyth  (dies  tertius) 9 1,3. 238,4. 

240.2.  259,  1,    dyth  vghel  (dies  sublimis)  229,2,  deth 
b  r  u  e  8  (dies  judicii)  259, 2  und  p  u  b  t  e  3  o  11  (s.  oben) ;  ausge- 
nommen ist  nur  In  keth  gythna  (eodem  die)  252,  1,  wo- 
gegen sich  auch  en  de5yow  169,  2  findet.   Sogar  in  Cr., 
wo  das  j,  g,  dg  yiel  h&ufiger  geschrieben  ist,   finden  wir 
neben  an  JofoU  1003,    an  iatok  1462,  1818,    than  Jowle 
1027,    ren  iowle  2065,    an  gyth  85  doch  noch  an  iry$$a 
dyth  92,  tft  peswera  dyth  100,  in  pimpas  dyth  106,  whea 
dyth  413,  $ytht>as  dyth  415  (merkwürdiger  weise  auch  an 
dyth  416).   Dadurch  stellt  sich  eine  analogie  zwischen  die- 
sem Übergänge  des  d  in  dj   und  dem  des  t  in  s  heraus, 
welcher  im  Voc.  nur  nach  n  und  1  eintritt,  nans  (vallis), 
mols  (venrex),  erst  in  der  P.  auch  einzeln  stehendes  t  im 
in-  und  auslaut  ergrifien  hat:  tas  (pater),   pesy  (petero) 
53,  3  n.  s.  w.,  hier  aber  nicht  nur  dem  d  der  andern  dia- 
lekte  zur  seite  steht,  sondern  auch  im  comischen  selbst  mit 
d  wechselt  —  vgl.  peswar  m.,  pedar  peder  f.  —  nach 
bedingungen,  die  wir  fireilich  durchaus  noch  nicht  kennen. 
Wenn  nun  theilweise  schon  im  mittelcornisohen,  noch  häu- 
figer aber  in  der  Cr.  die  assibilation  auch  da  stattfindet, 
wo  t  sonst  zu  s,  in  andern  dialekten  aber  zu  d  zu  werden 
pflegt,  wie  in  cregyans  44,  4  (fides)  neben  cresyn  (cre- 
dimus)  258,  4,  so  dürfen  wir  wohl  annehmen,  dals  in  die- 
sem falle  auch  im  cornischen  eine  mittelstufe  mit  d  sowohl 
dem  (hier  gewifs  weichen)  s  als  dem  dj   vorangegangen 
ist,    was  durch  bochodoc  (pauper)  V.  neben  bohoso* 
gyon  (pauperes)  P.  37,  3  (36,  3)  zur  evidenz  erhoben  zu 
werden  scheint,   dagegen  im  ersten  falle  s  scharfen  laut 
(▼ermuthlich  den  des  deutschen  z)  gehabt  hat,    wie  die 
Schreibart  nanssow  (valles)  P.  170,2  andeutet.    Ist,  wie 


cornica.  153 

Stokes  annimmt,  das  dj  erst  aus  dem  S  entstanden,  so 
mflssen  wir  diesem  etwa  den  laut  des  griech.  ^  beilegen, 
was  in  formen  wie  kerense  (Caritas)  sehr  wohl  angeht*)« 
Besonders  wichtig  sind  einige  verschlingungen  von  verbal- 
formen mit  Partikeln  und  fdrwörtem,  die  diesen  lautwan- 
del  zeigen. 

Zunfichst  die  Verbindungen  von  ew,  yw  (est),  o  (erat) 
0.8.  w.  mit  der  negation  ny  und  mit  nau  (jam):  nyngew 
(non  est)  P.  123,  2.  166,  2.  255,  4  =  nyngy  w  82,  4,  wo- 
fer  in  Cr.  (neben  nyngew  1094.  1214.  1236.  1794.  2386) 
ancb  nynjew  263  und  nynseto  1048  erscheint;  nangew  (nunc 
«t,  nicht  in  P.)  1334.  1792.  2403.  2420.  2431. 2448. 2466; 
voD  andern  personen  finde  ich  nyniough  in  mas  nyn 
iough  ol  da  na  whek  (sed  non  omnes  estis  boni  aut 
saafes)  P.  47,  2  und  nyngof  in  my  nyngof  war  den  thotha 
(egonon  sum  custos  ei)  Cr.  1148;  nynio  (non  erat)  P. 
6, 4.  10, 2.  1 51,  3.  167,  4.  187, 3.  214, 4.  233, 2.  234, 2**) 
-  nyngo  154,  1.  206,  4  (nygo  225,  2  gehört  wohl  mit 
aosgefallenexn  n- strich  gleichfalls  hierher);  navnio  (jam 
erat)  160,  ^  =  navngo  176,  3,  nevngo  200,  1,  nango 
209,1,  nanso  230,  1;  nyngens  (non  erant)  41,  2.  68,  4. 
352,4.  Bbenso  mit  es  (extat)  und  ese  (extabat):  nynges 
(DOD  est)  32,4.  34,3.  128,4.  192,3.  245,4,  in  Cr.  (ne- 
ben nynges  1996.  2194.  2224.  2327.  2336.  2415.  2515)  auch 
ifjfngeii  1132  und  nygeas  (corr.  nyngeas?)  1972  geschrie- 
ben; nyngese  (non  erat)  P.  75,  2.  157,  2  =  nyngesa 
140,2  {nyngessa  Cr.  2429,  nyngesa  2426).  Eine  räthsel- 
bafte  form  ist  nyngugy  P.  102,  1:  nyn  gvgy  ow  me* 
sternges  [sie!  St.  mygternes]  yn  bysma  (non  est  meum 
regno  in  hoc  mundo);  da  sich  neben  vs  (qui  est)  16,  3. 
24,1.2.  53,2.  166,2  noch  einmal  ugy  findet:  3y  5as 
jn  weth  vgy  a  van  (ad  patrem  suum  simul  qui  est  su- 


*)  Jedtnfalli  itt  das  s,   dem  ein  dj  zur  seile  steht ,   niemals  ursprttng- 
^  sondera  immer  ans  t  entstanden. 

**)  Irrthftmlieh  anch  288,  1,  wo  vielmehr  beth  io  parys  (nach  Z.  961) 
II  kscn  ist  (sepalcrum  paratnm  erat)  nach  £v.  Joh.  19,  41,  nicht  mit  St. 
^«th  Te  parys,  dann  das  wtirde  heifsen:  sepulcrum  paratnm  est. 


154  Ebel 

pra)  53,4,  aber  einsilbig,  während  in  unsrer  stelle  sowie 
in  mar  a  sugy  yn  wlas  (si  est  in  terra)  R.  1636  gy  eine 
besondre  silbe  bildet;  so  scheint  y  die  Umwandlung  von 
US  in  uj  bewirkt  zu  haben;  vielleicht  ist  aber  anders  ab* 
zutbeilen,  v  f&r  ew  zu  nehmen  —  wie  dem  du  (deus), 
tu  (latus)  der  P.  in  Cr.  consequent  deto,  ^eto  entspricht  — 
und  gy  für  ein  angehängtes  pronomen  [wie  in  able  ota 
gy  (unde  es  tu?)  144,  1,  mar  söge  (si  es)  197,  2  ne- 
ben mygtern  ote  se  (tu  es  rex)  102,3  und  lustis 
otese  (tu  es  judex)  107,  2,  vergl.  otta  marow  (es  mor- 
tuus)  Cr.  1124,  del  ota  (ut  es)  1207,  ythota  gy  (tu  es) 
2324,  ythota  2398,  ythoes  2302,  mar  sota  P.  129,3. 
191,  2,  mar  sos  11,3.  14,  4.  93,  2]  hier  aber  mit  da- 
tivsinn  wie  griechisch  toi.  —  In  allen  diesen  formen  ge- 
gehört wohl  nj  zusammen,  obgleich  die  handschriften  meist 
nyn  abtrennen,  als  ein  fremdartiger  einschub,  der  kaum 
anders  als  pronominalen  Ursprungs  sein  kann.  Man  erin- 
nert sich  dabei  des  pleonastischen  gebrauchs  der  prono- 
mina  3ter  person  im  mittel*,  theilweise  schon  im  altiri- 
sohen,  und  zugleich  des  vereinzelten  warn  ans  (super 
eum)  177,4*),  womit  St.  das  altir.  trit  (per  eum)  und 
das  -ns  in  3.  sg.  der  cornischen  imperative  vergleicht;  ein 
-nt  (woraus  ns  entstanden  ist)  liegt  aber  auch  formen  wie 
nanquelse  (quod  non  vidisset  eum)  85,4  zu  gründe,  in 
denen  die  Verhärtung  der  media  sonst  nicht  zu  begreifen 
ist:  nanquelse  =  *nantgwelse  wie  canquyth  (centum 
vicibus)  t>.  574  =  "^cantgwyth.  Dasselbe  (nt)  ns  in  der 
erweichung  zu  (nd)  nj  erkenne  ich  in  den  formen  ny- 
-ng-ew  u,  8.  w,  wieder,  wobei  nur  auffällt,  dals  diese  er* 
weichung  auch  vor  o  in  nynio,  nyniough  eingetreten 
ist,  anscheinend  ohne  veranlassung.  Diese  Veranlassung 
finden  wir  vielleicht  auf,  wenn  wir  die  letzte  und  schwie- 


*)  war  oaos  205»  2  gehört  nicht  hierher,  sondern  ist  einfaeh  ^  ahd. 
inhd.  ze  tale,  setal  (deorsom);  die  stelle  bedarf  keiner  verbesienuig:  ca- 
vere  non  poterat,  ne  caput  snnm  demitteret,  vgL  207,  1  rys  o  jojo  gase 
y  ben  jegrcgr  (es  war  ihm  nothwendig  sein  haupt  bangen  zu  lassen). 
Zu  war  nans  vgl.  war  rag  (vorwärts)  206,  1,  war  tu  (seitwärts)  207,3. 


Comic«.  1&5 

rigsle  reihe  solcher  formen  betrachten,  eigenthümliche  aus- 
drücke f&r  haben,  die  selbst  Stokes  nicht  immer  richtig 
voo  ähnlich  aussehenden  formen  geschieden  hat. 

Neben  den  formen  von  cafos  (capere,  in  venire)  — 
wy  an  kyff  (inveoietis  eum)  256,  3,  wy  a  gyff  (inv.)  37,  3, 
Dao  caffim  ny  (ut  non  inveniremus  eum)  240,  3,  me  ny  gafc 
(oon  inveniebam)  116,3  =  me  ny  gafa  117,  4,  me  ny 
gaSe  142,  4,  y  keffy  (inveniebat)  187,  4,  mar  caffons  (si 
ioveniant)  154,  2,  cafas  (invenit)  105,  4,  yscafas  (invenit 
eo8)  55,3,  crist  a  gafas  30,  3,  ef  ny  gaf&s  116,  4,  pan 
yn  cifions  (cum  eum  invenenint)  142,  1,  an  caffans  ny 
(quem  capturi  snmus,  wörtlich:  quem  capito  nos)  67,  3, 
pirticip.kefi8  6,2.  151,4-  206,4,  kefys*)  98,3.  246,4, 
^1  128,  4.  1 19,  3,  kyfys  141,  2  —  die,  wie  man  sieht, 
^wdm^  auf  kaf  zurflckweisen,  finden  sich  n&mlich  eine 
^ttaU  fiHrmen,  die  zwar  begrifisverwandt  sind,  aber  stets 
out  g  b^inneo,  ohne  dafs  dieses  nach  irgend  einem  laut- 
geietze  ans  k  entstanden  sein  könnte,  in  der  regel  v  oder 
Q  festhalten ,  das  in  jenen  nie  erscheint,  ond  selbst  vor  a 
oder  0  niemals  den  vocal  a*^)  zeigen,  also  formell  so 
deotlich  als  möglich  von  jenen  geschieden;  und  vor  allen 
dieten  formen  (mit  einer  einzigen,  jedenfalls  fehlerhaften 
ausnähme)  tritt  ein  n  auf.  Ich  habe  folgende  hetspiele  ge> 
fisadeii,  die  sich  sftmmtlich  dem  begriff  haben  fügen,  wenn 
num  die  aoristbedeutung  bekommen  (&T;fov,  j'eus,  j'aurai) 
hmzimiQimt:  mab  den  heb  ken  ys  bara  nyn  geuas  oll  y 
vewDss  (filins  hominis  sine  alia  re  ac  pane  non  habet 
omnem  suam  vitam)  12,  1;  gober  tek  eff  an  geuy  th  (prae- 
ndttm  pnlchrum  habebit)  44,4;  gwan  wecor  nyn  geve 
pv  (debilis  mercator,  non  habuit  aequnm)  40,  1,  Cryst 
kymmys  payn  yn  geve  (Chr.  tantum  doloris  habnit)59,  1, 


*)  FOr  gefys  1S4|  8  ist  offenbar  gc'ys  ^on  gase  (sin^re)  ku  lesen: 
'at  hy  •  ve  gesys  je  goja  (ibi  illa,  crux,  sita  est  cadere);  vgl.  ha  na 
^0  gesTs  je  goll  an  lahjs  (et  ne  sinantur  perire  leges)  192,  4. 

**)  Dadarcfa  auch  ftnfMrlich  gesondert  Ton  dem  begrifflich  gana  ver- 
*c^Jcdeiien  gavas  (ignovit):  a  ayas  P.  280,  4,  part.  gevys  9,  1.  28,  8. 
^^'.3,  Inf.gava  Cr.  1694.  1697.  1867,  vergl.  gevyons  (venia)  P.  104,  8, 
feTTtns  220,  2. 


156  Kbel 

oll  myns  peyoys  an  geve  (omnem  magnitudinem  dolorum 
quam  babuit)  59,  4,  an  paynys  bras  an  geve  (magnos  do- 
lores, quos  babuit)  139,2,    eff  an  geue  awell  boys  (ipse 
habuit  desiderium  cibi)  10,  4,  ef  an  geve  strocosow  (ipse 
babuit  verbera)  174,3,  own....  an  tebel  el  an  geve  (ti- 
inorem  .  . .  malus  angelus  habuit)  122,  1,  man  geve  marth 
(ut  haberet  mirum)  111,2,  manna  [lies:  manan]  geve 
goth  na  leyth  (ut  non  haberet  venam  nee  artum)  132,2; 
yn  vn  lowarth  an  gevo  (in  horto  quem  habebat)  140,  1; 
an  geffo  pows  (qui  tunicam  habeat)  51,  2,     man  geffo 
tregva  yn  nef  (ut  habeat  domicilium  in  caelo)  213,2,  ma- 
nan geffo  ef  sor  bras  (ut  non  habeat  ipse  magnam  mo- 
lestiam)  150,  2;  oll  an  bows  pyv  an  gyffe  (omnem  tuni- 
cam quis  haberet)  190,  4;  dazu  aus  Cr.  eve  an  gevyth  mj 
kemmys  (ipse  septuplum  habebit)  1180,  ny  an  gevyth  sure 
drohe  lam  (habebimus  certo  roalum  saltum)  806,  me  an  ge-- 
eyth  oll  an  blame  (ego  habebo  omnem  reprehensionem)  809, 
oume ....  dean  an  geeyth  (timorem  .  . .  homo  habebit)  911, 
ef  an  geva  yddrage  tyn  (ipse  habuit  poenitentiam  acrem) 
2043  >    mes  y  bartef  an  geffa  (sed  partem  suam  ille  ha- 
beat) 681.     Offenbar  gehört  auch  hier  überall  das  ng  zu- 
sammen, und  dafs  darin  eine  er  weichung  des  (nt)  ns  vor- 
liegt, daf&r  sprechen:    1)  armorische  formen  wie  nep  en 
deueux,  nep  en  deuez  (qui  habet),  en  devezo  (habebit), 
en  doa  (habebat),  en  divhe,  en  defe  (haberet)  s.  Zeufs  p. 
556,  in  denen  theils  nd,  theils  ndeu  das  pronomen  ver- 
tritt,  und  zwei   verschiedene  wurzeln  des  verb.  subet.  zu 
erkennen  sind,  gerade  wie  im  cornischen  ange-uyth,  ange-ve 
auf  byth,  be,  dagegen  angev-o,  nyngeu-as  auf  o,  es  zurOck- 
weist;   2)  comische  formen  mit  gleich  pleonastischem  aus- 
druck  andrer  personen  wie  marth  am  be8(mirQm  habeo) 
120,  1,  d.h.  a-mb-es,  genough  me  nvm  [1.  nym?]  byth 
trege  (vobiscum  mihi  non  erit  versari)  37,  2,     gevyons 
me  nvm  [nym?]  byth  (veniam  non  habebo)  104,  3,    am 
bes  (?)  Cr.  1979,  nymbes  1141.  1260.  1506.  1571,  nymbeas 
1966  (habeo,  non  habeo)  s=  arm.  ameux,   emeux,    me 
meux,  wozu  ambus  0.371,    nymbus  356  noch  besser 


cortiica.  157 

Stimmt;    my    ambe  (habiii)  Cr.  1986,     nie  ambe  761,   me 
nemhti  551  (non  habeo),  ny  an  bythe  (habebimus)  662,  me 
am  byik   (quod    habebo)   658,     te    a    feth  (habebis)   P. 
16,3  =  te  a   fyth  136,3  —  dagegen  te  a  vyth  (eris) 
193,4  —   wie  arm.  ez  peze,   es  poa  n.  s.w.;    doch  auch 
te  ny    vea   (non   haberes)   145,  1;     Cr.  ty   a  vyth  848. 
1736;    vor    allem    zwei   formen    der   dritten  person:    ny- 
steva  wbans  (non  habuit  desiderium,  femina)  P.  222,  1, 
^itevyth  (non   habebit)  Cr.  900  und  resteffo  mur  vy- 
lyny  (ut  habeant  niagnam  nequitiam,  vgl.  ann.  ro  defe) 
P.  216,  1,    die   das  t  noch  deutlich  zeigen  und  davor  das 
gewöhnliche  proo.  inf.  dieser  personen;  hieran  schliefst  sich 
deim  aach  ef  asteüyih  vij  plague  moy  (is  habebit  septuplo 
plu)  Cr.  13789    ^o  ausnahmsweise  s  auf  das  masc.  geht. 
Jeden  iweifel>  dafs  g  hier  =  j  sei,  heben  aber  stellen  wie 
Djfl  ieves  (non  habet)  D.  66  =  nyn  jeyes862,  mara 
ieves  (si  h.)    47,  an  ieues  1776.   NatOrlich  steht  das  ver- 
bom  immer  in  der  3.  sing.,   daambes,   afyth  (unten  zu 
erklären),   angevyth  u.  s.w.  nichts    anderes    heifst   als: 
mibi,  tibi,   ei  est,  erit*).     Del  iove  P.  227,2  erinnert 
an  das  armorische  ne  deux  quet  (il   n^  &  point)  und 
spricht  dafbr,    dals  auch  einige  formen,    die  Zeufs  unter 
venire  aufl&hrt,   hierher  zu  ziehen  sind.     Neben  de  (ve- 
Dit,  Teniet)  —  ^e  66,  3.   149,  2.  169,  2  =  athe  12,  2. 
30,2.  37,  2,  mar  te  149,  3.  203,  3,  mara  te  170,  3;  deth 
(▼*iat)  182,  1.  244,  2  —  a  seth  67,  1.  252,  2,  a  theth8,4. 
74, 1,  niatetb  59,  2.  134,  3,  may  teth  153,  4,  sogar  ef  a 
thaeth  107,  3;    de5ons  (venerunt)  258, 1,  de3ens  242,  i 
(veoerant)  und  ähnlichen,  die  unverkennbar  aus  entsprechen- 
dea  formen  von  af  (eo)  mit  *du  (ad)  zusammengesetzt  sind, 
crscbeineD  n&mlich  mehrere,  die  sowohl  von  diesen  als  von 
allen  kymrischen  und  armorischen  abweichen,  dagegen  of- 
fenbare analogie  mit  den  oben  angeführten  yn  geve,  au- 
geve,  angeffo,  angyffe  zeigen;    dabei  lassen  sie  zum 

*)  Cr.  bietet  noch  kyn  namboma  (quamvis  non  habeam)  928.  1526, 
**  pa»  9«uutr  yn  bona  (auf  welch«  art  ich  ihn  bekam)  766 ,  why  asbythe 
'>>«bebitia)2U4;  ein  einfacherer  anadmck  ist  vielleicht  aus  ayanbeP.  50,  8 
^■^riutenen :  pandra  ejom  agan  be  (qnid  opns  nobiB  esset). 


158  Ebel 

theil  andre   flbersetziing  zu  als  durch  venire,    oder  dies 
wort  wird  nneigentlich  gebraucht,  und  wo  dies  nicht  der 
fall  ist,  da  zeigt  uns  das  griech.  yipia&ai^  wie  dieser  be- 
griff auf  ganz  andre  weise  ausgedrückt  werden  kann.   Die 
beispiele  sind:  mar  teffa  tus  (wenn  leute  da  sein  soll- 
ten) 27,4,  may  teffe  tus  (ut  existerent  homines)  249,4, 
3e  lesus  crist  may  teffe  ol  an  greff(ut  Jesu  Christo 
fieret  omnis  aerumna)  162,4;  an  termyn  re  deve  48,  3 
und  lemmyn  deve  ken  termyn  75,  3  (tempus,  nunc 
aliud  tempus  incidit);    pan  dyffy  5 et  pow  (cum  veneris 
in  regnum  tuum)  193,  2;    endlich  ein  fall,  wo  d  offenbar 
auf  t  zurückweist,  weil  a  Senkung  der  muta  fordert,  obe- 
reth  dremas  a  dyff  259,3  (nach  St.  „füll  of  works  tbe 
very  good  shall  eome%  vielleicht:  qui  habebit  opera  per- 
bona?).     Von    diesen  formen  schliefsen   sich    mar   teffa 
und  may  teffe  zu  augenscheinlich  an  man  geffo  und 
resteffo,  als  dafs  ich  sie  davon  trennen  könnte,  vgl.  auch 
arm.  mar  deuz  (si  habet);  re  deve  und  lemmyn  deve 
könnten  freilich   auch  aus  be  und  de  (statt  do)  zusam- 
mengesetzt sein  (;7(»o^;'£i'8(Ti9at),  wiewohl  dos  (venire)  63,1. 
106,  1.  256,  2  =  doys  171,  2    sicherlich    aus    ""devos 
d.  h.  do  und  bos,  boys  (esse)  entstanden  ist,  devones 
61,3.  93,4  wahrscheinlich  aus  bonas  (esse)   mit  dersel- 
ben praeposition;    pan    dyffy  und   a  dyff  sind  mir  bis 
jetzt  ihrer  bildung  nach  räthselbaft. 

Die  letzte  buchstabenreihe,  die  einer  näheren  beleach- 
tung  bedarf,  ehe  wir  uns  an  die  lautgesetze  wagen  dQr- 
fen,  ist  f,  V,  u,  w.  Hier  sind  zunächst  v  und  u  ziemlich 
unterschiedslos  gebraucht,  so  dafs  wir  z.  b.  die  formen  von 
1  a  va  r  (=s  labar)  fast  durchweg  mit  u  geschrieben  finden,  doch 
lavarsans  250,  2,  lavarsons  98,  3,  lavarsa  112, 1,  fe- 
ver 135,  4;  ebenso  steht  30  urusy  (ad  judicandum)  113,  4, 
neben  5y  vrvsy  (ad  eum  j.)  117,  4;  doch  tritt  zu  anfaug 
des  Wortes  mit  geringen  ausnahmen  f>  in  beiden  geltongen 
auf,    im   innern   häu6ger  u*).     Gleiches  schwanken  sehen 

*)  vuell  (hamilis)  P.  19,  8  ist  also  well  zu  lesen,  wie  die  nebenfomi 
evall  Cr.  1061  zeigt. 


cornicd.  159 

wir  zwischen  u  und  w^  namentlich  steht  in  diplithongen 
liäufig  nach  englischer  Schreibweise  fr,  so  daf's  z.  b.  in 
crous  (crax)   alle    drei  Schreibarten   vorkommen:    crous 

152.3.  184,  I.  189,  1,  crovs  180,  1.  181,2,  crows  am 
häufigsten  151,3.  153,  1.  160,3  u.  s.  w.;  im  auslaute,  wo 
0  nur  als  einfacher  vocal  vorkommt:  du  (deus),  tu  (latus) 
vielleicht  mit  englischer  geltung  (s.  oben),  wechseln  «  und 
tr,  daher  yv  (est)  nicht  selten  neben  dem  allerdings  un« 
gleich  häufigeren  yw.  Umgekehrt  findet  sich  u  statt  u> 
Dach  alter  Schreibart  besonders  in  der  Verbindung  gw,  so 
immer  gura  (fac)  11,3.  55,1.  154,4.  175,3.  191,3.  193,2 
^faciet)  158,3,  gureugh  (facite)  69,4,  gurelle  (faceret) 

158.4,  gnregh  (sie!  —  fecit)  45,  4,  guris  3,3.  32,4  etc. 
gvTyB6,4.  8,3  (factus)  neben  wra  (fac)  34,4  (faoit,  faciet) 
12,4.  16,4.  21,3.  43,3.  66,4.  99,4.  111,3.  158,3, 
iJS,3,  wrellons  (facerent)  229,3,  wreg(fecit)  27,  2,  wo 
^  metrum  überall  consonantische  geltung  verlangt,  da- 
tier aach  völliger  ausfall  des  tr  eintritt,  wie  in  roe  a  ra 
(faciam)  39,  2.  63, 4,  theilweise  mit  Qbertritt  des  folgenden 
ein«:  rüg  statt  wreg  (fecit)  7,4.  28,  1.  30,4.  65,3. 
117,1.118,4.  162,3.  229,3.  [Man  vergleiche  grueg 
fmolier),  greg  cans  gur  (uxor)  Voc,  wofQr  P.  66,  3 
gwrek  steht^  aber  158,  1  gurek,  beidemal  einsilbig.]  In 
allen  diesen  fällen  ist  jedoch  leicht  entweder  aus  den  gren- 
zen der  Schwankung  oder  aus  dem  versmafs  oder  aus  der 
etymologie  zn  ermitteln,  ob  vocal  oder  consonant  und  in 
leUteretn  falle,  welcher  consonantische  laut  vorliegt.  Un- 
gleich wichtiger  ist  för  alle  ferneren  Untersuchungen  das 
verblltnifs  zwischen  f  und  0,  und  daran,  dafs  dies  nicht 
klar  festgestellt  war,  mufste  bisher  eine  richtige  auffassung 
der  lautgesetze  scheitern. 

Zeals  nahm  an  (und  konnte  nach  dem  schauderhaft 
zuteilten  text,  der  ihm  vorlag,  nicht  wohl  anders),  dafs 
fijf,  9,  11  gleichmäfsig  erweichungen  von  b  und  m,  also 
ttor  darch  die  Schreibart  verschieden  wären,  wozu  dann 
io  emigen  fällen  noch  10  als  erweichung  des  m  käme.  Auf- 
merksame bcobachtang  auf  grund    des  jetzt  vorliegendep 


160  Ebel 

texies  bat  mir  aber  gezeigt,  dafs  diese  Voraussetzung  durcb« 
aus  irrig  war,  vielmebr  zwiscben  f  und  ▼  ein  ganz  fihn- 
liebes  verbältnifs  stattfindet  wie  zwischen  th  und  3,  in  ge- 
wisser beziebung  aucb,  da  f  aucb  ursprfingliebe  spirans  ist, 
wie  zwiscben  gb  und  b«  Es  erscheint  nämlicb  f :  1 )  als 
spirans  namentlicb  im  anlaut,  wie  kymriscb  und  armoriscb, 
dem  iriseben  s  entsprechend,  entweder  in  lebnwörtern  gleich 
lateinischen:  und  germanischem  f:  fo  (fuga),  forth  (via, 
engl,  ford),  oder  in  keltischen  Wörtern  gleich  ursprüng- 
lichem 5,  namentlich  vor  r:  frot  (alveus)  Voo.  =  in  sroth, 
in  einigen  noch  unerklärt  wie  floh  V.,  flough  P.  (puer); 
—  2)  als  aspiration  der  tenuis  p  an  jeder  stelle  des  Wor- 
tes: ov  feynys  168,4  =  ow  faynys  166,2  (dolores 
mei),  corff  227,  1  =  corf  235,  2  (corpus),  corfow  pl. 
210,  2;  —  3)  als  Verhärtung  des  o,  mag  dies  aus  b  oder 
aus  m  entstanden  sein,  überall  im  auslaut:  goff  154,2. 
156,3.  158,  1,  goyff  155,  1  (faber)  «  ir.  goba,  eneff 
(anima)  106,  1  (plur.  enevow  1,4),  wof&r  Cr.  zum  theil 
oe,  auch  o  schreibt,  so  in  ythove  1213,  ythov  2096  neben 
yihof  (sum)  1935.  2098.  2234;  unter  ganz  bestimmten  be- 
dingungen  (s.  unten)  im  anlaut:  y  fe  (fnit)  7,  1.  18,  2.  4/ 
58,  2.  160,  4.  189,  4.  200,  2  aus  *yth  ve  (be),  y  fyn  (vult) 
111,4  aus  *yth  vyn  (myn);  noch  zu  erklären  bleibt  das  f 
im  inlaut  statt  «,  das  sich  z.  b.  in  kaf-  (s.  oben)  conse- 
quent  findet,  in  re  saffe  (quod  surrexisset)  248, 3,  a  wo- 
3affo  (qui  patiatur)  24,  2  neben  sevys  (surrexit)  81,  1. 
166,  1.  245,  1.  255,  3.  259, 1,  gojevys  (passus  est)  92,4. 
172,  4.  173,  1.  211,  2.  223,  4,  gotheuys  6,  1.  Da  hier  /f 
entweder  allein  oder  doch  neben  f  vorkommt,  vermuthe  ich 
assimilation,  wobei  das  erste  f  sich  als  silbenauslaut  —  wie 
in  seff  (surgit)  259,2.  226,3  oder  go5aff  (pati)  3,4. 
60,2.3.  211,2  —  rechtfertigen  würde,  aber  woraus?  im 
inf.  caffos  148,  4  etwa  aus  *caf-vös  d.  i.  *oaf -f-  bös.  — 
Dagegen  tritt  v  auf:  1)  hinter  vorhandenen  oder  ausgefalle- 
nen vocalen  als  er  weichung  des  b  oder  m  im  an-  und  in- 
laut. 3e  voth  (voluntas  tua)  48,2.  55,  1.2  aus  botb, 
3e  vab  (filius  tuus)  198, 3  aus  mab,  lauar  (verbum)  68, 1, 


coniica.  161 

aas  *labar,  neuera  183,  3  (numerare)  aus  ""nemera;  2)  als 
eine  art  aspiration  (analog  dem  gh  in  arghans)  hinter  r 
▼ielleiclit  in  arvow  (arma,  armatura)  74,  1.  64,2,  yrvys 
(annatns)  241,  4.  242,  2.  250,  3,  womit  das  f  im  aaslaut 
▼on  palf  (palma),  barf  (barba)  Voc.  übereinstimmt.  Da 
die  liquidae  in  vielen  sprachen  gern  vocale  zu  beiden  Sei- 
ten haben,  vgl.  naXdfif^^  so  könnte  man  auch  dies  v  dem  er- 
sten falle  zurechnen,  wofür  formen  wie  baref  neben  barf, 
cornf  coref  (cerevisia)  Voc.  neben  xovgfjii  sprächen,  auch 
bleibt  in  garme  (clamare)  37,  3  das  m  stets  unverändert; 
doch  vgl.  ger  vas  83, 3.  Soviel  steht  fest,  fnad  v  sind  in 
der  P.  bis  auf  ein  paar  ganz  vereinzelte  ausnahmen,  von 
denen  später  die  rede  sein  wird,  jedenfalls  im  anlaut,  wahr- 
schänlich  auch  im  inlaut  (auslautend  nur  f,  ff)  durchweg, 
streng  geschieden,  theils  durch  die  entstehungsweise,  theils 
durch  die  Stellung  bedingt;  ein  bedeutender  vorzug  der 
coniiscben  Orthographie  vor  der  gleichzeitigen  kymrischen 
ond  armorischen,  ohne  den  wir  uns  in  den  ziemlich  ver- 
wickelten, aber  äulserst  fein  entwickelten  lautgesetzen  die- 
ses dialekts  nimmermehr  zurecht  finden  könnten.  Das 
V  wird  einigermalsen  beeinträchtigt  dorch  die  erweichong 
zu  «  (w)  im  in-  und  auslaut,  die  namentlich  vor  oder 
hinter  u^  o  eintritt:  own  (timor)  53,4.  68,  3.  83,  3 
Q,  8.  w.  =  ir.  omun,  hanow  (nomen)  17,  2.  30,  2.  93,  1. 
218,2,  davon  henwys  208,  1  «s  hynwys  (nominatus) 
214, 1.  217, 1;  dour  (aqua)  45,  3.  219, 1  =  dowr  58,4 

211.1  (dür,  douer  V.),  tu  Gatus)  77,  1-  105,3.  163,2 
—  vergL  ir.  dobur,  täib  —  und  durch  gänzlichen  aus- 
und  abfall:  schon  im  Voc.  chein  (dorsum)  sss  w.  kevyn, 
plai  =  plebs;  so  in  der  P.  dewle  48,4.  130,4.  131,1. 
157,1.  158,2.217,3.219,2  neben  dewleff  149,1.  156,2. 
178,  3  und  ij  leyff  159,  3  (duae  manus),  e  in  la3-e  (oc- 
cide  eam)  142,2  und  me3-o  (inquit  is)  103,4.  (198,3.) 

220.2  neben  dem  gewöhnlichen  ef,  eff  (is),  gene  166,  3 
statt  geneff  63,3  (mecum).  —  Ursprüngliches  v  (sonst 
wie  welsch  und  arm.  gw,  gu,  das  ganz  der  analogie  des 
9  folgt)  erfährt  dieselbe  erweichong  in  marow  (mortuus) 

Beitrüge  s.  vgl.  sprochf.  V.  2.  1 1 


162  Ebel 

215,4.  233,2.  234,3,  carow  (cervus)  2,2,  ganow  (ös) 
106,  I.  2  —  vgl.  Genava;  in  fremdwörtern  bleibt  v  im  in- 
laut:  eeruys  41,4.  67,2.  237,3  =  Service,  zum  tbeil 
auch  im  anlaut  vir  tu  3,  1.  68,  1,  wäbrend  anderwärts  fr 
dafar  eintritt:  belyny  82,  4.  146,2.  162,4,  bylyny 
188,  1  =  villainy. 


II.     Die    einwirkuDg    des    auslauts   auf  den 

anlaut. 

Die  gesetze,  nach  denen  im  cornischen  der  anlaut 
durch  den  voraufgehenden  auslaut  erhalten  oder  verändert 
wird,  weichen  in  mehrereu  punkten  wesentlich  von  denen 
des  welschen  ab  und  nähern  sich  denen  des  armorischen; 
einiges  eigenthflmliche  hat  das  cornische  selbst  vor  dem 
armorischen  voraus.  Nach  dem  obigen  können  wir  mit 
Obergehung  des  m  und  gw  folgende  reihen  der  veränder- 
lichen consonanten  im  anlaut  ansetzen: 

f  h  th 

p  k  t 

b  g  d 

V  —        3- 

Hier  stehen  die  grundlaute  in  den  beiden  mittleren  reihen; 

beide  können  in  die  höhere  wie  in  die  niedere  reihe  Über- 
treten, Qbereinstimmend  mit  dem  armorischen,  abweichend 
vom  kymrischen,  dem  der  gesetzmäfsige  Übergang  der  me-. 
dia  in  tenuis  fremd  ist,  dagegen  fehlt  hier  wie  im  jetzigen 
armorischen  die  nasale  infection  des  anlauts^  die  im  kym- 
rischen eine  so  grofse  rolle  spielt;  die  dritte  reihe  kann 
aber  auch  in  die  erste  flbertreten  (durch  die  vierte  vermiß 
telt),  was  sogar  dem  armorischen  im  anlaut  unbekannt  ist, 
nur  ein  aus  d  entstandenes  th  scheint  zu  fehlen,  gw  folgt 
der  analogie  des  g,  kann  also  zu  qu  steigen,  zu  w  sin- 
ken, aber  auch  in  hw  (wh)  Qbergehen;  m  erfthrt  wie  b 
Übergang  in  v  und  f,  nur  nicht  in  p.  Beispiele:  an  pey- 
nys  (dolores)  P.  6,  1 .  o w  fey nys  (d.  mei)  1 68,  4.  y  bey- 
nys  (d.  hominis)  56,  3;  3en  corf  (corpori)  241,  2.    ow  horf 


cornica.  163 

(corpus  meum)  44,  2.  y  gorf  (c.  homiDis)  165,  3;  tus  (po- 
pulus)  77,  1*  ow  tbtis  (p.  meus)  102,  2.  36  das  (p.  tuus) 
78,2;  nym  (?)  bytb  (non  erit  mihi)  37,2.  104,3.  mar 
pyth  (81  8it)  95,  1.  211,3,  a  vyth  (quod  erit)  17,4.  44,3, 
7  fyth  (erit)  72,  2.  239,  4;  gallus  (posse,  potentia)  113,  4. 
mara  kyll  (si  polest)  71,  2,  ny  yll  (non  p.)  194,  4,  may 
ballo  (ut  possit)  32,  4 ;  en  da  (boniim)  24,  2.  yn  ta  (bene) 
21,3,  du  (deaa)  3,  1.  36  3Q  (deo)  27, 4;  gura  (fac)  11, 3.  mar 
qwreik  (si  facis)  Cr.  220.  y  wkreth  (facis)  635.  in  ny  wreth 
(noone  facies?)  P.  146,3;  mar  mynnyth  (si  vis)  16,4. 
175,4.  ny  vannaff  (noio)  155,  4.  y  fyn  (vult)  111,  4.  Da- 
üach  erscheinen  die  tenues  nnd  m  in  dreifacher,  die  me- 
diae  (anfter  d)  und  gw  in  vierfacher  gestalt,  wenn  man 
den  grandlaut  mitrechnet. 

In  der  anwendang  dieser  verschiedenen  lautstufen  tre- 
ten  000  anscheinend  die  gröfsten  Widersprüche  ein,  indem 
nicht  allein  oft  die  media  unverändert  bleibt,  wo  die  tenuis 
verändert  wird:  ow  mab  (filium  meum)  166,4  neben  ow 
faynys  (dolores  mei)  166,2,  oder  umgekehrt:  y  C03as(ce- 
cidit)220,2  neben  y  hylwys  (clamavit)  121,  3,  heb  ken 
(rine  alio)  12,  1  neben  heb  wow  (sine  mendacio)  76,  3. 
174,2,  sondern  auch  die  laute  des  einen  organs  anders 
bebandelt  werden  als  die  des  andern:  fatel  dons  (quomodo 
veniaot)  61,  4  neben  fatell  vye  (quomodo  esset)  73,  2. 
245,2,  y  to  (veniat)  87, 4.  122,4.  123,4  neben  y  hyller 
(qoitor)  20,  1  und  y  fe  (fuit)  7,  1  u.  s.  w.  Diese  schein- 
baren widersprflche  lösen  sich  indessen  befriedigend,  so- 
bald man  nur  die  verschiedenen,  allerdings  einander  oft 
widerstrebenden  factoren,  die  dabei  mitwirken,  genauer  ins 
«Ige  fofst. 

Betrachten  wir  zonftchst  die  lauterscheinungen ,  ohne 
ihren  gründen  nachzuspQren,  so.  ergeben  sich  uns  folgende 
i^bs  stufen: 

1)  alle  consonanten  bleiben  unverändert.  So 
nach  einem  masc.  im  sing.,  gleichviel  in  welchem  casus, 
im  anlaut  des  Substantivs  und  adjectivs  nach  dem  artikel, 
des  adjectivs   nach   dem   Substantiv,    des  Substantivs  nach 

ir 


164  Ebel 

dem  adjectiv  (falls  nicht,  wie  allerdings  meist  geschieht,  Zu- 
sammensetzung eingetreten  ist),  des  genetivs  nach  dem  Sub- 
stantiv: an  pren  (arbor)  205,4,  an  bara  (panem)  44,  1, 
3en  menetfa  (ad  montem)  52,  1 ,  en  colyek  (gallum)  86,  1, 
gurek  an  goff  (mulier  fabri)  1 58,  1 ,  an  termyn  (tempus) 
48,  3,  vn  den  (homo  quidam)  174,  1.  208,  1.  234,  1 ,  en 
tebell  el  (malus  angelus)  13,2,  mester  bras  (magister  ma- 
gnus)  89,  1.  111,  4,  an  guella  gwas  (optimus  puer)  112,4, 
ort  kensa  dean  (primus  homo)  Cr.  2089,  yn  tressa  dyth 
P.  91,  3.  238,  4,  3en  tressa  dyth  240,  2.  259,  1  (die  tertio, 
ad  diem  tertium),  mab  du  (filius  dei)  8,  4,  mab  marya 
(f.  Mariae)  52,  1 ;  dasselbe  findet  ohne  zweifei  nach  dem 
fem.  im  plur.  statt,  wo  die  belege  unzureichend  sind,  hin- 
ter dem  artikel  z.  b.  en  benenas  (mulieres)  253,  3.  254,  1, 
hau  benenas  (et  mulieres)  169,4.  [Schwankungen  treten 
beim  masc.  im  plur.  ein:  an  peynys  6, 1.  251,  3,  an  pey- 
nys  bras  86,  2,  die  beynys  bras  9,3  (dolores,  ex  dolori- 
bus  magnis,  per  dolores  maguos)  neben  dem  erweichten 
an  veyn  ma  (hos  lapides)  11,  3,  laddron  dres  (latrones  au- 
daces)  192,  4,  an  e3ewon  debel  (Judaei  mali)  140,4,  sogar 
orth  en  e36won  woky  (ad  Judaeos  stultos)  69,  1  neben 
gans  an  e3ewon  goky  238^1.]  So  nach  den  meisten  Zahl- 
wörtern: tergweyth  18,  2,  tergweth  49,  3  (tribus  vicibus), 
peswar  marrek  241,  4,  p.  marreg  190,  2  (quattuor  milites), 
pymp  myll  (quinque  milia)  227,2,  pym3ek  pater  (15  Va- 
terunser) 228,  1,  cans  goly  (centum  vulnera)  227,2;  die 
hauptausnahmen  machen  dow,  dew  (duo),  tri  (tres)  m.  und 
myll  (mille).  Desgleichen  nach  den  fQr Wörtern  -m,  am  (me, 
mens),  agan  (nos,  noster),  agis  (vos,  vester),  -n  (eum),  -s 
(eam,  id,  eos):  präg  omgwysketh  (cur  me  verberas?)  82,4, 
ham  gallus  (et  potestas  mea)  113,  4,  gans  am  car  (cum 
parente  meo)  93,  3,  neb  agan  pernas  (qui  nos  redemit)  5, 4, 
agan  pegh  (peccatum  nostrum)  9,  2,  me  agis  pys  oll  (rogo 
vos  omnes)  182,  3,  agis  meystry  (negotium  *)  Te6trum)69,4. 

*)  nicht:  potentiam,  in  welcher  bedeutnng  immer  mestry  (r^magiste- 
rinm)  steht:  17»  4.  57,  2.  144,  8.  194,  8.  197,  8,  vgl.  mester  (ax magister) 
89,  1.  111,4.  122,4.  215,  1.  Meystry  ist  s=:  engl,  myttery,  franz.  m^Uer, 
arm.  mecher  Z.  962  (ss  ministerinm). 


cornica.  165 

75,4,  why   an   clewa«i  (emn  audistis)  95,  1,    ys  degy  (eam 
ferret)  160,  4,  ef  astewlys  (ipse  id  projecit)  103, 3,  yscafas 
ol  (invenit  eos  omnes)  55,  3;   auch  nach  te  und  why:  te 
gura  (tu  fac)  154,  4,  te  ke  (tu  i)  48>  2,  te  kemer  (tu  sume) 
B,3,  te  dok  (tu  fer)  82,  2,  te  crist  (tu  Chriete)  78,  1,  why 
dampnowgha  (tos  damnatis?)  99,3;    beständig  nach  ken 
(alias),    selbst  im   fem.  ken  mam  (aliam  matrem)  198,  4, 
mit  ausnähme   eines  beispiels   von  Verhärtung  auch  nach 
pub  (quivis) :  pnb  termyn  (omni  tempore)  66,  4,  pub  maner 
(qoovis  modo)  199,  3.  Ebenso  nach  den  praepositionen  yn, 
rag,  gans,  worth  (sobald  nicht  Verstümmelung  zu  ow,  o, 
wo  eingetreten  ist),  dris,yntre,  a  ugh:  yn  memans  crist 
(in  morte  Christi)  214,2,  rag  pobyl  an  wlas  (pro  populo 
regoi)  89,  3,     gans  dour  (aqua)  45,  2   [die  einzige    aus* 
nähme  gans   golon   vras   (magna  ira)  126,4  —  gegen 
gans  kerense  (cum  amore)  223,3,  gans  queth  (ve8te)96,l. 
97,  1.  136,  1,  gans  kenter  179,  4,  gans  kentrow  2,4  (clavo, 
clavis),  gans  cronow  (loris)  76, 1  —  ist  jedenfalls  ein  Schreib- 
fehler,   durch  das  erste  g  veranlafst]  worth  meyn  (contra 
lapidem)  14,  3,  orth  gwelen  (ad  virgam)  202,  3,  dris  pub 
ira  (super  omnem  rem)  24,  1,  yntre  dew  (in  duo,  entzwei) 
209,3,  a  vgh  pen  crist  (supra  caput  Christi)  189,  2;  nach 
deo  conjunctionen  ha  (et),    na  (nee),  avel  (ut),  agis,  ys 
(quam):  yntre  du  ha  pehadur  (inter  deum  et  peccatorem) 
8,  2,  dal  na  bojar  ny  ase  ....  na  claff  vyth  (caecum  aut 
surdum  non  sinebat .  .  .  nee  aegrotum  quemquam)  25,  2.  3, 
avel  carow   (ut  cervus)  2,  2,    gweth  agis   cronek  (pejor 
quam  bufö)  47,  4,  kyns  ys  coske  (prius,  potius  quam  dor* 
mire)  51,  1;  natOrlich  auch  nach  diesen  partikeln  mit  aus- 
nähme solcher  Wörter,  die  beständig  mit  geschwächtem  an- 
laot  auftreten,  wie  ow  und  5e:  gans  ow  thraytor  (per  pro- 
ditorem   meam)  61,  3,    orth  ov  5rayta  (in   me  tradendo) 
145,  3,  rag  30  gerense  (propter  amorem  tui)  58,  4.  70,  4. 
139,3,    yntre  30  3ewle  (inter  manus  tuas)  204,4.     Nach 
dem  verbum  bleibt  der  anlaut  zwar  in  den  meisten  fällen 
unverändert,    doch   treten   mancherlei  ausnahmen  ein,    f&r 
die  eine  feste  regel  schwer  zu  finden  ist.    Im  übrigen  gilt 


166  Ebel 

die  erhaltung  des  anlauts  unter   den  angegebenen  bedin«> 
gungen  ohne  ausnähme;  melirfach  tritt  sogar 

2)  neben  unveränderter  tenuis  eine  Verhär- 
tung der  media  ein,  wie  z.b.  in  pub  te5oIl  (unoquoque 
die)228,l,  dek  can  quyth  (decies  centum  vicibus)  D.574, 
efnan  quelse(8e  non  vidisse  eum)  P.  85,4,  einmal  sogar 
zu  anfang  der  zweiten  vershälfte:  I  wortos  hj  a  vynnaa 
quelas  lesus  a  gare  (obviam  ei  fieri  voluit,  videre  Jesuni 
quem  amabat)  1 64,  4.  Diese  Verhärtung  erscheint  in  aus- 
gedehnter weise  namentlich:  a)  hinter  der  abgestumpften 
form  von  worth,  dem  ow  mit  dem  infinitiv,  wo  ow  pewe 
(in  vivendo)  220,  3.  223,  4.  256,  4.  258,  2,  ow  tybbry  (in 
cdendo)  43,  1,  ow  tene  (in  sugendo)  161,  3,  ov  tos  (in  ve- 
niendo)  63,  1,  ow  tevones  (id.)  61,  3.  93,  4,  ov  tesky  (in 
docendo)  107,  4  =  ow  tysky  75,  1,  ow  town  (in  ferendo) 
166,4,  ow  carme  (in  clamando)  37,  3,  ow  kelwell  (in  vo- 
cando)  203,  2,  ow  cull  (in  faciendo)  165, 2,  au  cuthyll  (id.) 
26,  1  s  ow  ku3yll  96, 2 ,  ov  quer  je  ( in  vendcndo)  1 04,  2, 
ow  co3aff  (in  patiendo)  211,  2  ==  ow  cojevell  134,  4,  ow 
crowethe  (in  jacendo,  statt  *qurowethe)  25,  3  dadurch  auf 
eine  stufe  gerflckt  sind  mit  ow  penys  (poenitentiam  faciens) 
10,  3,  ow  peghe  (in  peccando)  185,4,  ow  pesy  (in  orando) 
62,  1.  65,  1,  ow  prenne  (in  redimendo)  196,4,  ov  plentye 
(in  accusando)  33,3,  ov  tryle  107,4  =  ow  tryle  40,  1 
(convertens),  ow  cafos  (in  inveniendo)  39,  2,  ow  coske  (in 
dormieudo)  55,  3,  ow  care  (in  amando)  26^  2,  ow  cane  (in 
canendo)  86,  1^  ow  coje  (in  cadendo)  171,3,  ow  crenne 
(in  tremendo)  53,4,  ow  cows  (in  loquendo)  95,  1  =  ov 
cows251,  1,  ow  cregy  (in  pendendo)  216,  2.  227,1.  229,1, 
ow  cronkye  (in  flagellando)  132,  1.  NatOrlich  wflrde  m 
dabei  unverändert  bleiben,  doch  finde  ich  kein  derartiges 
beispiel;  dagegen  gehören  vermuthlich  omgwysketh  (me 
▼erberas)  82,  4,  om  dcwleff  (in  manus  meas)  156,  3,  om 
negis  (in  negotio  meo)  63,2  hierher,  deren  o  ebenso  wie 
das  wo  in  woteweth  (in  fine,  denique)  10,  4.  38,3  nichts 
weiter  scheint  als  abschwächung  von  orth,  worth.  [Vor 
dem  infinitiv  treten  die  pronomina  hinter  die  volle  form: 


curnica.  Iß7 

worth  ow  blii3ye  (ine  crueDtaus)  53,  2,  orth  ov  3rayta  (me 
prodeM)  145,  3,  orth  ^e  vlamye  (te  vituperans)  120,  3, 
worth  56  vetye  (te  adiens)  20,  2 ,  worth  50  wy3e  ( te  ser- 
vaütes)  14,  2,  worth  39  welas  (te  videns)  172,  3,  worth  y 
5ygtye  (cum  tractantes)  164,  1,  worth  y  dormoDtye  (eum 
craciantes)  97,  1,  worth  y  homfortye  (eam  confortantes) 
167,1].  —  b)  Hinter  den  partikela  a  (si),  mar  (si,  auch 
fragend)  und  mara,  mar  a  (aus  beiden  zusammengesetzt?) 
gilt  dasselbe:  a  pe  (si  esset)  73,  1.  102,2,  a  peva  Cr.  64), 
a  pony  (si  simus)  812,  mar  pyth  (si  erit,  sitne)  P. 
S5,l.  211,  3.  Cr.  377,  mar  peiha  (si  sit)  2519,  mar  pe 
750,  mara  pe5a  P.  240,  3,  mara  pethowgh  (si  sitis)  Cr. 
2344;  a  callan  (si  possem)  785,  a  calla  (si  posset)  P. 
21,4,  mar  calle  15,  3.  164,  3,  mar  callo  (si  possit) 
ii)-3,3.  4,  mar  calla f  (si  possum)  Cr.  466.  2039,  mar  hyl- 
ieii  (si  potes)  1735,  mar  kyll  (possitne)  2452  =  mar  kill 
-Mö'),  mar  a  calle  (sicut  posset)  P.  38,  2,  mara  kyll  (si 
potest)  21,-  2,  mara  calla f  Cr.  442  =  mar  a  calla f  1444 
(«,  fiicut  possum);  a  cuffan  (si  scirem)  672,  mar  co3as  (si 
sciebas)  P.  92,  3,  mar  qwra  (si  faciet)  Cr.  1 179,  mar  qtoreih 
(si  faciea)  220  —  fehlerhaft  gtoreth  573.  619  ^,  mara 
outa  (si  scis)  2331,  mara  qwrees  (si  facis)  577,  mara 
qwrewgk  (si  facitis)  2143;  mar  te  (si  veniet)  P.  149,  3 
(TentaruBOC  sit)  203,3,  mar  a  te  (si  venit,  fit)  170,3. 
Unverftoderten  anlaut  zeigen  mar  pesy  (si  orabat)  25,  3, 
mar  posse  (si  reponebat)  205,  3;  mar  caffons  (si  inveniant) 
154,2,  mar  a  cresyn  (si  credimus)  258,4,  mara  kewsys 
(si  dixi)  82,  1.  3;  marteffa  (s.  oben)  27,4;  a  mynnen  (si 
Tellern)  72,  4,  mar  a  mynnyth  (si  Tis)  80,  2,  mara  mynta 
(81  Tis)  Cr.  1635,  mar  a  mynna  (si  vellet)  470.  2393. 
Vor  Tocalen  findet  sich  sin  mar  sew(si  est)  P.  61,  2. 
Cr.  732.  1650.  1801.  1887.  2468,  mar  sos  (si  es)  P.  11,  3. 
14,  4.  (num  sis)  93,  2,  mar  söge  (si  es)  197,  2,  mar  sota 
(Dum  sis)  129,3.  (si  es)  191,2,  marstwhy  (si  estis)  Cr. 
2166,  wiarsses  (si  est)  1193*),  mara  sew  (si  est)  P.  55, 1, 

*)  Dafegen  gehört  mar  syna  d*  78,  3  (if  they  hold  good,  noch  bei 


168  Ebel 

mara  sewa  Cr.  742.  —  Aufserdem  tritt  die  dentale  media 
in  die  tenuis  über,  in  fällen,  wo  die  beiden  andern  organe 
die  aspirata  hervorbringen;  davon  mehr  unter  no.  5. 

Auch  in  diesem  falle  standen  tenuis  und  media  in  ei- 
ner gewissen  Übereinstimmung  mit  einander,  dagegen  findet 

3)  gleichmäfsige  Senkung  der  tenues  und  me- 
diae  nur  unter  vielfachen  ausnahmen  statt.  Sie  gilt  z.  b. 
im  anlaut  des  fem.  im  sing.  (Substantiv  oder  adjectiv)  hin- 
ter dem  artikel,  gleichviel  in  welchem  casus:  an  bows  (tn- 
nicam)  161,  4.  190,  4,  an  venyn  (mulier)  33,  2,  vn  venyn 
(m.  quaedam)  84,  1.  177,  1,  an  dus,  en  dus  (popnlus,  ho- 
mines  wie  mhd.  diet)  4,  1.  213,3  —  ein  fem.  mit  ur- 
sprQnglichem  d  habe  ich  in  dieser  Verbindung  nicht  gefun- 
den —  yn  growys  (in  cruce)  2,4,  an  arlont  (coronam) 
134,  2,  drys  an  wlas  (per  terram)  249,  3,  an  debell  wrek 
(mala  mulier)  159,  1,  an  debel  dus  (mali  homines)  143,  1 
—  so  allgemein,  dafs  mir  nur  drei  abweichungen  aufgestofsen 
sind:  war  en  foys  (in  mensa)  45,1,  nachlässig  geschrie- 
ben statt  Voys  (moys),  gans  an  keth  welen  (esdem 
yirga)  138,  1  (aber  keth  verhält  sich  überhaupt  aufiTallendl), 
endlich  das  höchst  anfällige  an  tyr  marea  (amabilis 
Maria)  253, 1,  was  blofser  Schreibfehler  scheint.  Dagegen 
folgt  von  den  adjectiven  und  genetiven  hinter  dem  Sub- 
stantiv nur  ein  theil  dieser  regel,  s.  no.  4.  Begelmäfsig 
tritt  die  Senkung  ein  im  dualis  beider  geschlechter  des 
subst.  nach  dem  zahl  wort,  des  adj.  nach  dem  Substantiv: 
ij  droys  (duo  pedes)  159,3,  ij  doli  (duo  foramina)  178,2, 
ij  venjm  (duae  mulieres)  167,  1,  dew3en  (duos  homines) 
42, 1,  war  y  3ewver  (ad  crura  ejus,  ber?)  173, 3,  56  5ewen 
138,4,  bys  yn  3ewen  242,2  (ad  genas,  usque  ad  malas, 
gen),  war  ben  dowlyn,  dewlynl71,  3.  58,  1,  30  ben  dow- 
lyn,  dewlyn  137,  1.  196,  1  (in  caput  gennum,  in  genna), 
war  ben  y  3ewleyn  54,  4,  3y  ben  dowlyn  220,  2  (in  genua 


St  irrig:  .if  they  are  good*")  —  vgl.  me  a  syns  211,  8,  me  an  syns  118,2 
(ich  halte,  ich  halte  ihn)  —  nebst  ny  a  grys  .  .  .  hag  ad  syns  197,3 
(credemas  ...  et  te  habebimus)  zn  den  beispielen  fUr  die  regel,  dafs  das  ver- 
bnm  nach  dem  snbject  im  plural,  hier  an  lahys  (leges),  im  singnlar  steht 


cornica.  169 

saa,  giyn),  dew  lader  drevs  (duo  latrones  audaces)  163, 1 
—  ohoe  weitere  auflnahme  als  y  3efregb  76,  1,  hay  3ef- 
fregh  232, 1  (brachia,  et  br.  ejus)  statt  *vregh  von  bregh, 
vielleicht  wegen  des  folgenden  r,  vielleicht  reine  nachlas- 
sigkeit;  ebenso  im  zahlwort  selbst  nach  dem  artikel:  han 
5ewiia  (et  illi  dno)  132,  1,  en  thyv  grous  (duae  cruces)  D. 
2820.  Ebenso  nach  myll  (als  subst.  fem.  nach  Stokes): 
myl  woly  (mille  volnera)  R.  998,  myl  vyl  (mille  milia)  R. 
142,  myl  vap  mam  (mille  filii  matrom)  O.  324;  ausgenom- 
men yntre  myll  dam  (in  mille  frusta)  P.  166,3.  Nach 
deo  filrwörtern  50  (tuus),  y  (hominis),  py,  pan  (quis?)  — 
er5ebyn  (ante  caput  tuum,  coram  te)66, 3,  5e  vestry  (po- 
teotia  tua)  197,  3,  y  das  (patrem  suum,  patris  sui)  9, 1. 
213, 2,  y  anow  (ös  ejus)  106,  1.  2,  py  gymmys  (quae  ma- 
gnitodo?  quantum?)  185,  4,  pandra  (quae  res?  quid?)  46, 2. 
d0)3.  67,  2.  80, 1  *)  —  finden  sich  weiter  keine  ausnah- 
men als  ein  paar  offenbare  nachlässigkeiten  und  Schreib- 
fehler: y  pray  (praedam  suam)  21,  3,  3y  tyller  (ad  regio- 
oem  suam)  18,  1,  gans  oll  y  tretury  (omni  sua  proditione) 
194,4,  wo  die  tennis,  3y  delyffre  (ad  eum  liberandum) 
203, 4,  y  dampnye  (eum  damnare)  107, 2.  116,  4,  3y  dyer- 
byne  (ad  cum  visendum)  167,  3,  heb  y  dylly  (sine  ejus 
merito)56,  3.  139,2,  wo  die  media  stehengeblieben,  und 
37  5a8  (ad  patrem  suum)  53,4,  wo  der  Schreiber  jedenfalls 
darch  das  vorige  5  verleitet  ist,  3  statt  d  (tas)  zu  setzen. 
Sonach  den  präpositionen  36,  dre  (dyr),  war,  a:  36  gryst 
(adChristom,  Christo)  14, 1.  83,  1.  138,  4.  186, 1.  197,  1. 
198, 1.  202,  3.  232, 1.  236,  2.  259,  4,  30  grist  81,  2,  the 
gryst  97, 4  [woneben  30  cri st  184,4,  the  cri8t63,4.  206,4 
offenbare  nachlässigkeit  ist  wie  3ecreatur  (creaturae)  151,2 


*)  Ans  pandra  ew  zusammengezogen  scheint  pandrcw  105,  1:  paudrew 
la^ima  jynoj  njr  (quid  hoc  ad  nos?  cf.  Matth.  27,  4).  Stokes  »wby  bring  ye 
^t  to  as?**  scheint  anzunehmen,  dafs  in  drew  ein  h  vor  dem  folgenden 
'ItgefaUen  sei,  aber  P.  schreibt  den  auslaut  gh  nie  ohne  g ;  aufserdem  würde 
*lttBre?  durch  pan  a  dta  (qua  ex  re?)  ausgedrückt  sein  wiu  09,  1 :  pan 
*^  a  ynnyougbwy  (quaro  instatis  vos?)  höchstens  etwa  wie  80,  1 :  pan 
^  a  woTcnte  se  (quid  quod  quaeris?).  Beide  stellen  sind  bei  St.  ebenfalls 


^ugenan  abersetst. 


170  Kbel 

und  56  galyle87,  4  —  richtig  56  alyle  256,2.  258,1,-  ein 
eotgegengesetzter  fehler  steckt  in  56  welas  (ad  quaeren- 
dum)  94,4  statt  *3c  wbelas,  da  die  spiranteu  b,  s,  f  uo- 
veränderlich  sind,  also  auch  hw  (wh);  der  fehler  kehrt  bei 
whj  häufig  wieder,  namentlich  hinter  der  endung  -ugb] 
dre  gen  re  (per  alios)  101,  2,  sogar  dre  geryte  38,  1  ne- 
ben dyr  vur  cheryte  (per  magnam  caritatem)  35,  1,  war 
ben  (super  caput,  in  capite)  16,  1  —  vergL  oben  die  aus- 
drücke mit  glyn  [nachlässig  war  penakyll(in  pinnaculo) 
13,  3,  war  crist  132,  1  (richtig  war  gryst  201,  4),  war 
dyth  pasch  (die  paschali)  124,  3,  war  tu  (ad  latus)  207,  3J 
a  5yghow  (a  dextra)97,  3.  186,  2.  236,  2.  242,  3;  nachläs- 
sig a  crist  123,  1  neben  a  gryst  211,  2,  absichtlich  viel- 
leicht a  galyle  85,  2.  107,  3.  108,  1  zur  Vermeidung  des 
mifsklangs,  sowie  in  a  haramat  (Arimathia)  214,1  ein  h 
eingeschoben  ist.  Nach  der  verbalpartikela  [die  vor  ur- 
sprünglich vocalischem  anlaut  fortbleibt,  daher  pv  y  w  (qnis 
est?)  69,  2,  me  yw  (ego  sum)  68,  2^  onon  esa  (erat  qui- 
dam)  124,  1,  pub  tra  vs  yn  bys  (omnem  rem  quae  est  in 
mundo)  24,  1,  pu  eile  (quis  iret)  160,  3,  y  eth  (Uli  ive* 
runt)  29,  2  —  neben  pv  a  yl  (quis  potest?)  42,  4,  me  a 
veth  (ego  ero)  49,  1,  te  a  5ek  (tu  feres)  174,  2,  venions  a 
36  (vindicta  veniet)  149,2,  why  a  theth  (venistis)  74,  IJ 
habe  ich  in  der  P.  aufser  dem  häufigen  th  statt  5  (wie  im 
letzten  beispiel)  nur  vier  ausnahmen  von  der  regel  gefun- 
den, von  denen  zwei  leicht  zu  beseitigen  sind,  die  dritte 
nur  scheinbar  ist:  afye  203,  4  (bau  scherewys  prest  a  bell 
30  worth  an  gwyr  afye)  wflrde,  wenn  es  wirklich  f&r  a  vye 
(erat)  stände,  ein  ganz  vereinzeltes  beispiel  dieser  nachlas- 
sigkeit  in  diesem  worte  sein,  vgl.  del  vye  (ut  erat)  130, 1. 
86,  4.  248,  2,  y  a  vye  (crant)  228,  3,  na  vye  (non  esset) 
85,4.  91,4.  152,2,  ny  vye  (non  erat)  151,2,  aufserdem 
vye  38,3.  72, 3,  ich  vergleiche  daher  fy  an  (fugiamus)246,4, 
fijs  (fugatus)  48,  4,  3en  fo  (ad  fugam)  250,4,  deren  f  na- 
türlich keine  Veränderung  duldet,  und  übersetze:  et  scele- 
rati  admodum  procul  a  veritate  refugiebant,  aberrabant; 
a  pesys  10, 2,  aufser  a  tryly as  der  einzige  fall,  wo  die  te- 


cornica.  1 7 1 

nais  erbalteo  scheiut,  ist  gewifs  in  apesys  (appetivit)  zu 
verbinden,  was  weit  bessern  sinn  gibt:  gull  penans  ef  ape- 
sys  (poenitentiam  facere  ipse  appetivit);  endlich  te  a  fyth 
136,  3,  te  ä  fetb  16,  3  (tibi  erit,  habebis)  —  wie  oben  be- 
reits erwähnt,  deutlich  von  te  a  vyth  (tu  eris)  193,  4  nn- 
tersebieden  wie  eff  angeuyth  (is  habebit)  von  ef  a  vyth 
(is  erit),  oder  wie  arm.  te  ez  peio  von  te  vezo  —  erklärt 
sich,  wie  unten  näher  erörtert  werden  soll,  einfach  und 
befriedigend  aus  *te  ad  vyth;  somit  bleibt  nur  a  try- 
lyas  übrig:  an  ioul  a  trylyas  sperys  (»the  devil  lost  hearf^) 
18, 1,  worin  ich  jedoch  auch  wegen  der  etwas  abweichenden 
bedeutung  (sonst:  convertit,  conversus  est)  ein  compositum 
atrylyas  vermuthe.  Nach  der  fragepartikel  a  scheint 
die  Senkung  vorzuliegen  in  a  wotta  P.  195,  3.  255,  4 
(scisne?)  —  aus  *wo5ta  *wothta?  vgl.  a  na  wylta  (nonne 
vides?)  120,3  —  wogegen  ich  in  a  wottense  ow  kelwell 
203,2  die  gewöhnliche  (relative)  partikel  annehme:  qui 
sciebant  eum  (wottens-e)  vocare;  nach  der  interjection  ist 
sie  nnverkennbar  in  a  v  est  er  (o  magister)  65,  2,  a  thu  (o 
deus)  246,  2.  Nach  den  conjunctionen  pan  (cum)  und  del 
(ut),  wie  nach  dem  damit  zusammengesetzten  fatel  (quo- 
modo?)  bleibt  nur  d  unverändert:  pan  welas  (cum  vidit) 
13, 1  etc.,  del  ve  (ut  fuit)  2,  2.  8, 2.  55,  2,  fatell  vye  (quo- 
modo  esset?)  73,2.  245,2,  aber  pan  deth  (cum  venit) 
182^  1,  del  dyskas  (ut  docuit)  64,  4,  fatel  dons  (ut  ve- 
niant)  61,4  [blofse  nachlässigkeit  ist  pan  prederis  (cum 
cogitavit)  19,  2];  nach  ny  und  na  (non,  ne)  ist  die  einzige 
ausnähme  na  peghy  (ne  pecces)  20,3;  offenbar  auch  blofse 
nachlässigkeit.  Aufserdem  findet  sich  der  aolaut  des  verb. 
Rubst.  mehrmals  geschwächt  wie  in  lader  vye  (latro  erat) 
38,3;  Tielleicht  eine  nachwirkung  des  ausgefallenen  a?  Hin- 
ter dem  verbum  ist  me  als  object  beständig  geschwächt: 
pragh(sicl)  y  hysta  vy  (cur  mc  relinquis?)  201,  3,  dylyr 
vy  (libera  me)  57,3,  holyough  ve  (sequimini  me)  53,  1. 
63,3,  wozu  wohl  auch  kepar  ha  del  veua  ve  (pariter  ac 
si  essem  ego)  74,  4  zu  rechnen  ist;  dagegen  ist  te  unver- 
ändert in  saw  te  ha  me  (salva  te  ac  me)  191,4.     Sonst 


172  Ebel 

habe  ich  Senkung  des  anlau^  nur  in  na  wre  vry  (quod 
non  faceret  momentum,  bry)26,  2,  kyinmys  yn  bys  vs 
vas  (quidquid  in  mundo  est  bonum,  mas)  16,3)  cusyll 
nago  vas  (consilium  quod  non  erat  bonum)  31,  3,  mar  a 
cresyn  ha  bos  vas  (si  oredimus  et  sumus  (eig.  esse)  boni) 
258,4  wahrgenommen,  während  iny  vosmarow  (eum  esse 
mortuum)  216,3,  bys  pan  ve  marow  (doneo  mortuus 
est)  2, 4  und  ungemein  vielen  föUen  selbst  nach  dem  verb. 
subst.  der  anlaut  bleibt  oder  gar  anderweitige  Veränderun- 
gen erfährt. 

Beständige  Schwächung,  ganz  unabhängig  vom  vorher- 
gehenden auslaut,  zeigen  5  c  (tuus),  5e  (ad),  ow  (mens),  ow 
und  worih  {tiqoq)^  dre(per)^  drys(trans),  g ans  (cum);  m 
dustuny  (testimonium)  82,2.  111,3.  208,5,  pl.  dustu- 
neow  90,  1,  dusteneow  94,  3  ist  das  d  statt  des  urspr.  t 
—  noch  im  Voc.  tist  (testis),  tistuni*)  (testimonium)  — 
so  heimisch  geworden,  dafs  es  ganz  wie  ursprüngliches  d 
behandelt  wird:  30  3ustvnee  (ad  testandum)  210,4,  wäh- 
rend dre,  drys,  gans  keine  weitere  Schwächung  dulden. 

In  vielen  fällen  wird,  wie  schon  angedeutet,  die  vorige 
regel  nur  zum  theil  angewandt,  indem 

4)  nur  die  mediae  und  m  erweicht  werden, 
während  jede  tenuis  stehen  bleibt.  Wir  können  das 
vielfach  schon  am  adjectiv  oder  genetiv  hinter  dem  sing, 
eines  subst.  fem.  wahrnehmen,  wo  z.  b.  an  dus  vas  4,  1, 
en  dus  vas  213,  3  (boni  homines),  ran  vras  (magnam  par- 
tem)  38,2,  gwelen  wyn  (virga  alba)  136,4,  Marya  wyn 
(M.  Candida)  171,  1.  221,  1,  scyle  vas  (causam  bonam) 
116,3.  142,4,  tus  ven  (homines  fortes)  64,2,  gans  tus 
ven  (cum  h.  f.)  88,  2,  ruth  veyr  (turba  magna)  108,  4,  yn 
y  leff  3yghow  (in  manu  ejus  dextra)  136,  4,'  ebenso  fynten 
woys  (fons  sanguinis)  224, 2,  kemys  velyny  (tantum  mali- 
tiae)  1 66,  4,  a  gymmys  ras  (tanta  virtute)  235, 2  die  erwei- 
chung  des  anlauts  von  mas,  bras,  gwyu,  men,  meyr, 


*)  Von  Zeufs  tistain,  von  Stokes  tistum  gelesen;    mir  scheint  aber 
mittelcom.  dustnny  iUr  altcom.  tistnni  zu  eDtacheiden. 


cornica.  173 

dyghow,  goys,  belyny,  gras  zeigen;  dagegen  an  de* 
beliwrek  casadow  (mala  mulier  abominanda)  159,  1,  a 
vgh  egloB  tek  (supra  ecclesiam  pulchram)  13, 4,  an  barth  cletb 

186.1.  259,4  =  cleyth  191,  1  (a  parte  sinistra),  wie 
kymmys  pay n  59,  1.  135,  4,  kymmys  peynys  223,  4  (tan- 
tum  doloris,  dolor  um),  kymmys  tra  (tan  tum  verum)  112, 1, 
kymmys  cueth  (tantnm  aerumnae)  225,  3,  a  gymmys  colon 
(taota  cum  ira)  181,3,    tus  crist  (populus  Cbr.)  77,  1. 

257.2,  heys  crist  (longitudinem  Chr.)  178,  1,  enafi'  crist 
{anima  Chr.)  212,  1,  levflp  crist  182,  1,  worth  levff  crist 
181, 1,  yn  leyff  crist  138, 1  (manus,  ad  roanum,  in  manum 
Chr.),  3e  wrek  pylat  (ad  uxorem  Pilati)  122,  2  die  anlau* 
tende  tenuis  unverändert  behalten.  Aufserdem  bleibt  auch 
d  anveränderi  (wie  hinter  pan,  del,  fatel)  in  vn  venyn 
da  (mulier  quaedam  bona)  177,  1,  an  barth  dyghow  (a  parte 
dextra)  93,  3.  193,  1.  218,  1,  colon  den  (cor  hominis) 
139,1,  mollo3  den  (maledictio  hominum)  66,3,  kymmes 
drok  (tantam  mali)  120,  1;  dagegen  ist  y  eneff  gwyn 
(äDima  ejus  Candida)  2U4,  2  für  ein  blofses  versehen  zu 
halten.  Dieselbe  erscheinung  finden  wir  mehrfach  in  der 
oomposition  wieder,  wovon  später;  aufserdem  tritt  sie  uns 
namentlich  hinter  dem  pron.  inf.  -^,  -d  (te,  tuus)  und  der 
Präposition  heb  (sine)  entgegen:  yt  alles  (in  potestate  tua, 
gallos)  22,3,  me  ad  wra  arluth  (te  faciam  dominum) 
16, 4,  peynys  ad  wra  more5ek  (dolores  te  facient  maestum) 
66,4,  me  ad  welas  (te  vidi)  84,  3,  mar  nyth  wolhaff  (si 
noD  lavo  te)  46,3;  aber  yt  colon  (in  corde  tuo)  61,4, 
3et  pow  (ad  regnum  tuum)  193,  2,  ny  ad  cusyll  (tibi  sua- 
demus)  116,2,  nyth  kemerse  (non  ceperat  te)  157,  4  —  und 
me  nyth  dam pnyaf(ego  te  non  damnabo)  34, 4.  Ebenso 
heb  velyny  (sine  malitia)  80,  4.  127,  2,  heb  wow  (sine 
mendacio)  76,  3.  174,  2  «  heb  ow  Cr.  2195  [freilich  ne- 
ben heb  gow^  heb  gawe  2020.2073];  aber  heb  pystege 
(?  „without  magic**  St.)  P.  197,  2,  heb  pedry  (non  pu- 
tresoens)  235,  2,  heb  paroWj  heb  parowe  (ohne  gleichen) 
Cr.  79.  186,  heb  cows  (non  loquens)  P.  165,  4,  heb  ken 
(»ine  alio)  12,  1,  (sine  dementia)  138,2.  178,2,    heb  ko- 


174  Ebel 

weras  (sine  paratioue)  83, 4  —  und  beb  dascor  (sine  se- 
cessione)  204,  2,  heb  dowi  {shie  dubitatione,  meto)  Cr.  516. 
711  sss  heb  dowie  462.  Hinter  dem  pron.  inf.  -t  begeg- 
net uns  aufserdem,  in  y  ret  flamyas  (illi  te  vitupera- 
runt)  P.  92,  2  mit  erhaltong,  in  dem  obigen  te  a  fytb, 
te  a  feth  mit  ausfall  des  t,  eine  lautverftnderung,  die  sieb 
in  einer  reihe  formen  wiederfindet,  n&mlich: 

5)  die  mediae  und  m  geben  in  die  entspre- 
chenden harten  aspiraten  Qber,  die  dentale  me- 
dia jedoch  in  die  reine  tenuis,  während  alle  te- 
nues  stehen  bleiben.  Diese  regel  g^t:  a)  hinter  der 
verbalpartikel  ytb,  y  und  der  damit  zusammengesetzten 
conjunction  may:  y  fe  (fttit)  7,  1.  18,  2.  4.  58,  2.  160,4. 
189,  4.  2U0,  2,  may  fe  (ut  esset,  quod  fiiit)  3,  3.  9, 1. 
23,3.  31,4.  32,1.  88,3.  116,4.  118,4.  119,2-  153,1.3. 
184,4,  y  fye  (erat)  161,3,  y  fytb  (erit)  72,2.  (128,2.) 
259,  4,  may  fytb  (quod  erit,  ut  sit)  48,  3.  1 69,  3,  y  fese 
(erat)  25,  4,  y  fethyth  (erit)  6,  4,  y  fons  (fuerunt)  39,  3. 
132,  1.  179,4.  210,3,  may  fons  (ut  sint)  18,3.  131,3, 
may  fo  (ut  sii)  1,4.  9,2.  31,3.  48,2.  98,2.  142,4. 
239,  4,  may  fen  (quod  fuimus)  153,  4.  (ut  simus)  191, 4, 
may  fes  (ut  sis)  144,  4,  may  fens  (ut  essent)  159,2.  163,2; 
y  fyn  (vult)  111,4*),  y  fenne  (volebat)  91,2,  may  fenne 
(nt  vellet)  41,  3,  may  fynne  (quod  volebat)  243,  2,  y  fense 
(▼oluisset)  188,  3,  may  farwe  (ut  moreretur)  151,  1  —  y 
yerwy  56,4  (se  moritumm)  ist  entweder  in  diesem  falle 
das  einzige  beispiel  einer  yerwechslung  des  anlautenden  f 
mit  V  in  der  P.  [selbst  in  Cr.  sind  mir  nur  selten  verse- 
ben wie  y  vosta  2295  und  y  bosia  ge  1610  (fuisti)  be- 
gegnet neben  y  fyth  2165.  2289.  2500  =  y  fyihe  2320, 
y  fowns  1003,  may  fosia  2112,  may  fyth  2152.  2163  = 
may  fythe  2230  u.  s.  w.]  oder  eine  nebenform  des  infinitivs 
fflr  das   gewöhnliche  m  er  well:   suam  mortem,    was  ich 


*)  Vielleicht  ist  auch  y  fyutLS  synsy  (vellet  eom  tenere)  62,  8,  wo  das 
einfache  n  auffUllt,  in  y  fyn  as  iynny  zu  ändern,  ao  dafs  aa  aynsy  nicht 
inf.,  sondern  praes.  secund.  war«. 


cornica.  175 

wibreebeiDÜcher  finde;  y  hyllcr  (quitur)  20,  I,  may  hallo 
(Qt  po6eit)  32,  4 ,  may  hallough  (ut  possitis)  52,  3.  63,  4, 
may  balle  (ut  poöset)  53,  3.  70,4.  171,  2,  may  hylly  (quod 
poterat,  ut  posset)  189,2.  199,3,  may  hallan  (ut  possi- 
moB)  Cr.  2547,  may  heliyn  1016,  ma  hallaf  (ut  possim) 
919,  ytk  haUan  (potuisaem)  607  [=  yth  alsan  601 J, 
y  bylwya  (clamavit)  P.  121,  3  =  I  helwys  30,  1.  128,  1, 
y  bawlsoos  (clamaruot)  126,  4.  128,  3,  y  byata  (sinis) 
201,3;  y  whelas  (vidit)  219,4,  y  wbolbaa  (la^it) 
219,3,  may  whaoe  (ut  perforaret)218, 2,  may  wbothfough 
(ut  sciatia)  D.  2156,  y  whreth  (facis)  Cr.  635,  y  whressan 
(feciBwm)  58f>,  y  tchon  (scio)  860.  1991.  1999.  2003  —  öf- 
tere ungenaa  ohne  h  geschrieben:  y  wolhas  P.  45,  3,  y 
welsons  (viderunt)  154,3,  y  wreg  (fecit)  27,  2  =  y  rüg 
V),  3,  y  wrene  (faciebant)  39, 4,  may  wrellons  (ut  facerent) 

229.3,  y  worsebys  (reapondit)  155,  4,  may  we5e  (ut 
Wfaret)  235,  2;  —  dagegen  y  to  (veniat)  87,  4.  122,  4. 

123. 4,  y  tons  (venerunt)  97, 4,  may  teth  (ut  venerit)  153, 4 
-  mateth  59,  2.  134,  3,  y  tanvonas  (misit)  108,  3.  11«,  1, 
J  tefeoaa  (experrectus  est)  244, 1,  y  tewe3a8  (finivit)  186, 4, 
ytterevys  (declaravit)  94,3,  yttaseffsons  (cupierunt)  2l6, 4, 
y  tjsquesas  (ostendit)  11,  2  =s  y  tysquethas  16,  2,  may 
trehevys  (at  snrrexerit)  224, 4,  yth  towtys  (timui)  Cr.  798; 
--  ebenso  wie  bei  ursprünglicher  tennis:  y  trylyas  (versus 
est)  P.55,  3.  143, 4,  may  tensons  hy  (quod  tetenderunt  eam) 
1^2,1;  y  clamderis  (collapsa  est)  165,4,  may  clamderas 
ky  (ut  collapsa  sit)  171,4,  y  kewsens  (loquebantur)  137,1, 
may  cowsas  (ut  locutus  sit)  89,2,  y  ketfy  (inveniebat) 
187,4,  may  caifons  y  (ut  inveniant)  114,4,  y  coth  (con- 
▼eoit,  decet)  17,2,  y  co3as  (oecidit)  220,2,  y  quesens 
(tegebant)  96,  1  =  y  cusens  97,  1,  may  olewo  (ut  audiat) 
77,  4,  may  crunys  (ut  coorta  sit)  224,  2;  y  pesys  (rogavit) 
9, 1.  57,  3,  y  ponyas  (cucurrit)  38,  4.  164,  3,  may  peghse 
(quod  peccayerat)  152,  4.  —  b)  Dafs  hinter  kyn  (quam- 
vifl)  di^elbe  regel  gilt,  obwohl  ich  nur  beispiele  mit  f  bei- 
bringen kann:  kyn  fo  (quam vis  sit)  99,4,  kyn  fy  (q.  sis) 
22, 1,  kyn  fes  (q.  esses)  22,  4,  kyn  fen  (q.  essem)  49,  4,  kyn 


176  Ebel 

fons  (q.  sint)  211,  4.  Cr.  2322,  kyn  fova  (q.  sit)  2288'=^ken 
fova  1135,  ken  fama  (q.  sim)  1022,  dafs  also  kyn  tcrug 
(q.  fecerit)  2042  naohl&ssige  Schreibung  statt  *kyü  wbrug 
ist,  daffir  spricht  das  3,  th,  welches  sich  auch  hier  (wie 
hinter  j)  vor  vocalen  findet:  kyn  30  (q.  esset)  P.  163,4, 
kynthaw  (q.  sit)  Gr.  960,  kynthota  (q.  sis)  2306 ;  ke  thewe 
(q.  18  sit)  1142  scheint  Schreibfehler  statt  *ken  thew-e'); 
—  c)  hinter  yn,  wenn  ein  adjectiy  folgt,  verschieden  von 
yn  (in)  vor  Substantiven,  in  den  adverbialen  ausdrücken: 
yn  fräs  (magnopere,  bras)  149,4,  yn  fas  (beue,  mas) 
64,  3.  156,  4.  220,  3,  yn  fen  (valde,  men)  113, 1.  167,3. 
256,  1  —  ungenau  yn  ven  57,  2;  yn  harow  (ruditer,  ga- 
row)  2,  3;  dagegen  yn  ta  (bene,  da)  21,  3.  60,  1.  63,  2. 
82,  3.  127, 1.  145, 3.  194, 2  —  ebenso  wie  yn  tebel  (male) 
130,  3,  yn  creff  (fortiter)  104,  2;  —  d)  dafs  hierher  auch 
maga  (aeque)  gehört,  schlofs  ich  aus  maga  t>ra$  (aeque 
magnus)  Cr.  137,  da  die  erhaltung  der  tenuis  in  maga  tek 
(aeque  pulchram)  P.  71,  4  und  die  verhfirtung  der  denta^ 
len  media  in  maga  ta  (aeque  bene)  198,  2,  maga  town 
(aeque  profundum)  85,  3  beweist,  dais  tr€k$  hier  ungenaue 
Schreibung  statt  fräs  ist,  und  finde  es  jetzt  best&tigt  durch 
maga  whyn  (aeque  albus)  D.  3138. 

Endlich,  der  einzige  fall,  in  dem  unver&nderte  media 
neben  veränderter  tenuis  auftritt, 

6)  die  tenuis  wird  aspiriert,  die  mediae  und  m 
bleiben  stehen.  Dies  geschieht  vorzugsweise  —  und  ohne 
ausnähme  weiter  als  ein  paar  nachlfissigkeiten:  ow  3a8  (pa- 
trem  meum)  52,3  u.  s.  w.,  orth  ov  srayta  (in  me  pro- 
dendo)  145,  3,  hay  veynys  (et  dolores  ejus)  225,  3,  wo  3, 
V  statt  th,  f  stehen  —  hinter  den  pron.  poss.  ow  (meus), 
y  (mulieris),  aga(eorum,  earum):  ow  faynys  (dolores  mei) 


*)  Dagegen  irrt  vrohl  Stokes,  wenn  er  in  kyns  yn  ta  ef  a  ylly  P.194|  2 
eine  ncbenform  von  kyn  sucht:  „though  well  he  waa  able*;  es  ist  gar  kein 
grund  da,  hier  von  kyn 8  (prina)  abzugehen,  dem  im  folgenden  verse  lern- 
myn  (nuic)  gegenüber  steht:  „sonst  konnte  er  wohl  lente  von  aUem  ttbel 
retten;  jetzt  weifs  er  mit  aller  seiner  meisterschaft  sich  nicht  vor  uns  zu 
wahren*. 


cornica.  177 

166. 2,  ow  thu8  (populu8  meus)  102,  2,  ow  holon  (cor  meum) 

166.3.  172,2,  I  feynys  (dolores  ejus)  226,  1,  y  holon  (cor 
ejus)  164,  2.  225,  2,  aga  fen  (caput  soum)  195,  2,  dre  aga 
hiisyll  ol  (per  consilium  eonim  omnium)  133, 2;  ow  bos  (me 
esse)  220,  3,  ow  mab  (filium  meum)  166,  4,  ow  dyskas 
(doctrinam  meam)  79,  1,  dre  ow  gras  (per  gratiam  meam) 
46,  3,  y  both  (voluntatem  ejus)  226, 3,  y  mab  (filium  suum) 
164,3.  165,  1.  171,  2,  thy  gour  (ad  virum  suum)  123,  1, 
haj  dagrow  (et  lacrimae  ejus)  222,2,  aga  both  (volunta- 
tem 8aam)  175,  2,  aga  meyu  (ora  sua)  137,  2.  196,  2,  aga 
garrow  (femora  eorum)  45,  3,  aga  dyns  (dentes  suos)  96,  3. 
Aafserdem  findet  sich  die  aspiration  nach  tri  in  trehans 
itrecenti)  36,  1  und  try  fersons  (tres  personae)  Cr.  1960 
-  neben  try  person  6  —  und  in  vereinzelten  beispielen 
»iedeyow  hablys  (dies  Jovis  capitolavii)  P.  41,  3  und 
talys  feyn  (durus  dolor)  196,4. 

Diese  verschiedenen  gestaltungen  des  anlauts  sind  nun 
durch  verschiedene  factoren  hervorgebracht,  die  in  ver- 
schiedenen Sprachperioden  ihre  einwirkung  ausgeübt 
babea.  Zun&chst  ist  nftmlich  eine  frühere  periode  zu  un- 
terscheiden land  in  ihren  nach  Wirkungen  zu  erkennen,  in 
der  2.  b.  das  fem.  noch  auf  einen  vocal  ausging  wie  *fynt^na 
oder  etwa  dem  französischen  analog  *fynt^ne;  dieser  pe* 
riode  gehören  offenbar  die  Senkungen  des  anlauts  in  fyn- 
ten  woys,  an  dus,  tus  ven,  yt  allos,  heb  velyny 
an;  ebenso  die  aspiration  der  tenuis  in  owthus,  y  holon, 
^ga  fen,  die  aus  der  historisch  nachweislichen  gestalt  des 
aoslaats  nicht  zu  begreifen  ist.  Nicht  minder  deutlich  gibt 
sich  aber  in  andern  f&llen  der  lautbestand  als  das  ergebnifs 
eioer  sp&teren  historischen  periode  kund,  so  die  erhal- 
toDg  des  d  in  vn  venyn  da,  colon  den,  heb  dascor, 
dertennisin  kymmys  payn,  eglos  tek,  heb  cows,  yt 
Colon,  maga  tek,  die  Verhärtung  der  media  in  pub 
t^5oll,  nan  qne]se,ow  pewe,  a  pe,mar  calle,  maga 
^e.  Endlich  ist  die  doppelte  Wirkung  des  filteren  und  des 
>p&t«ren  auslaute  unverkennbar  in  der  ohne  diese  annähme 
i^  onerklftrlichen  Verwandlung  der  media  in  die  aspirata : 

B«itrlge  t.  vgl.  »prachf.  V.  2.  12 


178  Bbal 

yfytb,  may  hallo,  kyn  fo,  yn  barow,ret  flamyas. 
Es  versteht  sich  dud  vod  selbst,  dafs  im  allgemeiuen  die  ge- 
staltung  des  anlaute  in  beiden  perioden  auf  dieselben  princi- 
pien  surückzuftlhren  ist,  die  Oberhaupt,  also  auch  im  innern 
der  Wörter  bei  der  erhaltung  oder  Verwandlung  der  laute 
gewaltet  haben;  nur  hat  man  dabei  geringe  abweichungen 
nicht  aufser  acht  zu  lassen,  wie  z.  b.  das  gänzliche  fehlen 
einer  nasalen  infection  des  anlautes,  während  im  innern 
des  Wortes  assimilationen  wie  dijskynna  (descendere)  P. 
4,3,  a  gamma  (curvabat)  137,  2  aus  *di-iskynda,  *camha 
nicht  ausbleiben« 

DaTs  im  auslant  ein  ursprünglicher  nasal,  gerade  wie 
(mit  wenigen  ausnahmen,  z.  b.  ital.  speme,  franz.  rien)  in 
den  romanischen  sprachen,  abgefallen  war,  als  die  anlaute* 
Veränderungen  eintraten,  zeigt  sich  am  deutlichsten  in  der 
behandlung  des  anlauts  nach  naw  (novem),  wo  nicht  nur 
naw  cans  (nongenti)  Cr.  1976,  sondern  auch  naw  arder 
(novem  ordines)  27.  248  =  nawe  order  299  ohne  irgend 
eine  spur  des  ursprQngUchen  n  erscheint,  analog  dem  hea- 
tigen  armorischen.  Wir  finden  aber  auch  im  in  laut  mehr- 
fach cornisch  wie  armorisch  nicht  allein  den  nasal  ausge- 
fallen, selbst  in  lehn  Wörtern:  cusul  (consilium)  V.,  ousyll 
P.  31,  3  (Buh.  cusul  Z.  137),  theilweise  in  Obereinstimmnng 
mit  dem  kymrischen:  yfarn  (infernum)  P.  106,3,  yffam 
66, 4.  212,  1  (Leg.  vfern,  Mab.  uffern)  ^  vergl.  beitr.  IV, 
175  sq.  — ,  sondern  auch  den  folgenden  consonanten  er- 
weicht, als  wenn  er  von  anfang  an  zwischen  vocalen  ge- 
standen hätte:  ogas  (vicinus,  prope)  P.  19,  4.  140,2,  189, 3. 
200,  1.  233,  1  (kymr«  agos)  =  ir.  accus  Wb.  ocns  Pr.  (Z. 
490.  979);  ail  (angelus)  V.,  el  P.  13,2.  58,  2.  122,  1.  3, 
eyll  254,  3.  255,  1,  eall  Cr.  47.  311,  eai  827  (arm.  ael  el 
hei  Z.  139)  =  ir.  aingel  Wb.  Tir.  (Z.  672.  O'Don.  438), 
welsch  egyl,  pl.  egylion  Mab.  1,237,  d.  h.  engyl  vergl. 
auch  kymmys  (aequa  multitudo,  tantum)  P.  9,4  16,3. 
24,  2.  31,  4.  58,  3  etc.,  kymmes  120,  1,  kemmys 
171,2,  kemys  166,  4  neben  myns  (magnitudo,  mul- 
tnm)40,  2.  59,  4.  117,  3,  bewnas  12, 1  —  durch  den  reim 


eonlca.  179 

bestittigt  :—  neben  bewnans  (vito)  73,  2.  103, 1.  125,  1. 
191,4.  241,1.  246,3;  7t  colon,  yt  allos  (s.  oben), 
während  sonst  yn  (in)  stets  sein  n  behält.  Um  so  weni- 
ger darf  ans  der  abfall  des  n  im  auslant  wunder  nehmen. 
Wenn  also  in  3en  ne5yn  (avibus)  206,3,  3en  nempyn- 
njon  (ad  cerebnun)  134,  3,  han  nohan  (et  boves)  Cr.  1069 
eia  herübergezogenes  n  vor  dem  ursprünglichen  anlaut  er^ 
scheint,  so  hat  das  nichts  mit  dem  ursprünglichen  anslaut 
zu  schaffen,  ist  folglich  in  keiner  weise  mit  dem  „trans- 
portierten n^  im  irischen  zu  vergleichen,  sondern  vielmehr, 
wie  Stokes  richtig  bemerkt  hat,  mit  dem  nd  des  irischen 
arttkels,  welches  dundaib  abstolaib  Cam.  (Z.  1008) 
aoch  im  inlaut  zeigt,  und  3en(n)  verhfilt  sich  zu  dund 
vie  etwa  gwyn  (oandidus)  zum  gall.  vindos  (in  Vindo- 
booa).  Auch  yn  (in),  das  bis  auf  sehr  wenige  stellen, 
die  St  wohlberechtigt  war  nach  der  grofsen  mehrzabl  zu 
corrigieren,  sein  n  durchweg  behält,  werden  wir  demnach 
oidit  mit  der  form  in  im  altirischen  >  sondern  mit  ind' 
vor  fl&rwOrtem  (in'  in  znsanunensetzungen  III,  36)  zu  ver- 
gleichen haben. 

Ursprünglicher  vocalauslaut  bewirkt  natürlich  wie 
io  allen  britiischen  dialekten  Senkung  des  folgenden  anlanta- 
ooDsonanten,  gerade  wie  im  inläut  popel  (gl.  populus)  V. 
M  pobel  <gl.  vulgus)  V.,  pobyl  P.89,  3.  4,  pobyll  6,2.  67, 1. 
97,3,  *abal  (malnm)  zu  avel  P.  6,  2,  avell  152,4  erweicht 
ist.  Jedoch  ist  an  Wörtern  wie  worth,  orth  {=s  ngori)^ 
ctns  V.  gans  F.  (grnndform  *oanta  «s  xara?),  die  den 
folgendeo  anlaut  unverändert  lassen  oder  gar  von  ihrem 
denaaligen  auslaut  noch  etwas  einbüfsen  ~  wie  orth  vor 
dem  infinitiv  zu  ow,  *gant  vor  Suffixen  zu  gen-  wird:  ge- 
oeff  P.  63,  3,  gene  166,  3,  genama  193,  4  (mecum),  genas 
(tecom)  78,  2.  82,  2.  172, 2,  genen  (nobiscum)  43, 1.  192,2, 
geooungh  (vobiscum)  37,  2  —  leicht  zu  ersehen,  dafs  in 
der  Periode,  in  welcher  die  anlautsveränderungen  begonnen 
hAben,  bereits  mehrfach  der  anslautsvocal  geschwunden 
war.  Damals  müssen  vocalisch  ausgelantet  haben:  1)  das 
tthhrort  dou  dyu,  P.  dow  dew  (duo,  duae),   die  prono- 

12* 


180  Ebel 

mina  56  (tuus),  y  (ejus,  m.),  py  (quis?),  die  präpositionen 
30  (ad),  dre  (per),  a  (ex,  a,  de),  die  partikeln  a  vor  dem 
rerbiim,  a(o!),  ny,  na  (non,  qaod  non,  ne),  in  denen  der 
yocal  noch  existiert;  2)  das  fem.  sg.  des  artikels,  der  snb- 
stantiva  und  adjectiva,  das  zahl  wort  myl  (raille),  das  fär- 
wort  pan  (qui?),  die  präposition  war  (super,  ad),  die  par- 
tikeln pan  (cum),  del  und  fatel  (ut),  sowie  einige  verbal- 
formen, in  denen  dieser  auslaut  verloren  ist  Ebenso  zeigt 
sich  in  der  composition  vocaliseher  auslaut  des  ersten 
gliedes  nicht  blofs  in  dow3ek  (duodeeim)  47,  1.  61,  1  = 
dew3ek  72,3,  govyn  (quaerere)  124,4,  go3aff  (pati)  3,4. 
60,  2.  3.  211,  2,  koweras  (paratio)  83,  4,  cowe3e  (sodalis) 
41,2.  150,^2,  cowezas  (sodalitas)  110,2,  dyveth  (impu- 
dens)  191,  1  =  deveth  242,  4,  dygonfortys  (infirmatus) 
58,  1,  hyblyth  (flexibilis)  131,  3,  hegar  (amicus)  40,3,  son- 
dern er  verräth  sich  auch  in  vielen  ftllen,  wo  er  nicht 
mehr  vorhanden  ist,  durch  die  Senkung  der  ursprQnglichen 
anlautsconsonanten  des  zweiten  gliedes.  So  im  ersten  theil 
der  substantiva:  redegua  (cursus)  V.,  tregva  (habitatio)  P. 
213,2,  olua  (lamentatio)  4,2,  ysethva  (sedes)  13,4  s=s 
asethva  143,  4,  luworth  (hortus)  140,  1.  233,  1,  fynweth 
(finis)  2 1 2,  4,  moruil  (cetus),  ofergugol  (casula)  V. ;  hendat 
(avus),  hirgorn  (tuba),  ucheluair  (vicecomes)  V.  und  vieler, 
in  denen  adj.  und  subst.  in  der  schrift  getrennt  erscheinen, 
wie  drok-3en  (malus  homo)  P.  192,  1.  259,  4,  tebel-was 
(malus  puer)  38,  3,  mur*byte  (magna  misericordia)  132,  2. 
134, 4;  chetva  (conventus,  conventio)  V.  —  der  adiectiva, 
die  wir  ebenfalls  durch  die  schrift  getrennt  finden,  mar- 
wan  (tarn  debilis)  6,  2.  166,  4,  mar-vur  (tantus)  8,  3  s== 
mar-ver  224,  3,  mar-vras  31,2,  mar*vold  (tam  audax,  engl, 
hold)  78,  2,  mar-dek  (tam  pulcher)  190,  3,  mar-3a  (tam 
bonus)  251,  3,  pur-wyr  (pure  verus)  68,  1.  91,  2  u.  s.  w., 
pur*vore3ek  (pure  maestus)  77,  1 ,  pur-dek  (pure  pulcher) 
66,  1.  232,  2,  pur -debell  (pure  malus)  195,  2,  pur-barjs 
(pure  paratus)  72,  4  [purparys  105,  4  ist  nichts  als  nach- 
lAssigkeit  des  Schreibers]  —  des  zahlworts  pym3ek(quin- 
decim)228, 1  —  der  verba  mit  präpositionen  omgamme 


cornica.  181 

(curvabat  se)  196,  2,  om3yghtyn  (paremus  nos)  246,4, 
omwra  (facit  se)  143,2,  omdennas  (se  convertit)  33,4« 
6S,  2.  86,  3  und  vieler  anderu;  der  znsammeDgesetzteD  ver- 
balformeu  ef  a  daWyth  (ipse  pendet)  115,4,  gwylvyth 
(Tidebit)  93,  4,  asswonvos  (cognoscere)  63,  4,  gothvejough 
(scite)  63,  3.  141^  3,  in  denen  den  verbalstämmen  taP,  gwiP, 
godh'  (=  gaidh'),  ass  (=  'ate) -+-  gwon'  (==  gwind')  die 
wQrzel  bu  (allein  oder  mit  da  componiert)  angehängt  ist. 
So  erweicht  sich  das  verstärkende  byth  (omnino)  —  das 
vor  Substantiven  und  adjectiven  stets  in  ungeschwächter 
form  anftritt:  cafos  byth  reson  (invcnire  omnino  causam, 
noQ  poteram)  121,  2,  byth  reson  .  .  .  nynges  keffys  (nulla 
cattsa  .  .  inventa  est)  128,4,  na  byth  moy  (nee  unquam 
magis)  116,4.  198,4,  oder  gar  zu  pyth  verhärtet  ist: 
arell  pyth  foll  (tanquam  plane  amens)  182,2  —  hinter 
dem  sobst.  oder  adj.  jedesmal  zu  vyth:  cleves  vyth 
(morbus  ooknino,  non  ceperat  te)  157,4,  na  claff  vyth 
(nee  aegrot.um  unquam)  25,  3,  ger  vyth(verbum  unquam) 

92.3,  den  vyth  (homo  quisquam)  34,  3.  40,2.  59,3,  tre- 
vyth  (ulla  res)  50,2.  68,4.  111,2;  beweis  genug,  dafs  wie 
ioi  letzten  falle  in  der  schrifb  bezeichnet,  auch  in  allen  an- 
dern eine  wirkliche  composition  stattgefunden  hat.  Erken- 
oeo  wir  nun  in  dergleichen  compositis  die  lautveränderung 
als  eine  wirkung  des  vocalischen  Stammauslauts  der  subst. 
and  adj.  oder  des  ursprünglichen  vocals  im  auslaut  von 
om-  (=  ambi),  ass-  (=  ate),  chet-,  kes-  (=  cate-)  u,  a. 
an,  so  kommen  wir  ganz  natürlich  zu  der  Voraussetzung, 
dafs  auch  in  widerstrebenden  beispielen  wie  mygtern 
(rex)  108,2.  111,4  u.  s.  w.,  brathky  (canis  molossus) 
65,2,  pl.  brathken  96,3,  kepar  (pariter  =  *keth-par?) 

24.4.  39,  3.  40,  3  u.  s.w.,  kekyffris  (simul,  una)  29,  4. 
12),  2.  138,3  ursprünglich  die  gleiche  erweichung  statt- 
gefunden habe,  also  ein  *myg-dern,  *brathgy,  'keth-bar, 
'keth-gyfiris  der  vorliegenden  form  vorangegangen  sei. 
Ebenso  lassen  in  der  construction  Verbindungen  wie  an 
dosvas,  fynten  woys  auch  ein  entsprechendes  *an  barth 
gleth,  'tns  grist  voraussetzen,    und  die  abweichenden  an 


182  Ebel 

bartb  cletfa,  tue  crist  u.  s.  w.,  die  sich  statt  des- 
sen wirklich  finden,  müssen  ihre  tenais  einem  andern  um- 
stände verdanken.  Dieser  umstand  kann  nur  in  der  spä- 
teren gestalt  des  vorhergehenden  auslauts  liegen,  und  der 
grund,  warum  dieselbe  hemmend  (oder  vielmehr  rQckbil- 
dend)  auf  das  frühere  gesetz  einwirkte,  kann  nur  die  in  allen 
sprachen  auftretende  assimilationskraft  sein.  Diese 
assimilationskraft,  die  in  den  keltischen  sprachen  (im  ge- 
gensatz  zu  den  meisten  andern)  vorzugsweise  der  vorherge- 
hende auf  den  folgenden  consonanten  ausübt,  wirkt  wiederum 
namentlich  in  zwei  richtungen,  aber  mit  ungleicher  stärke. 

Erstlich  sucht  der  eine  consonant  sich  den  andern 
homogen  zu  machen,  d.  b.  um  die  ausdrücke  der  sans- 
kritgrammatik  zu  brauchen,  der  tönende  sucht  sich  den 
dumpfen,  der  dumpfe  den  tönenden  anzugleichen;  wenn 
also  im  griechischen  /aixTog  die  tenuis  r  sich  die  vorher- 
gehende media  ^  zu  x  assimiliert,  so  wandelt  im  cornischen 
canquyth  (*cantguyth)  umgekehrt  die  tenuis  t  die  fol- 
gende media  g  in  die  tenuis  k  um,  und  die  Wirkung  bleibt 
auch  nach  dem  ausfall  des  t  (oder  vielmehr  der  assimila- 
tion  desselben  zu  n).  Diese  richtung  der  assimilations- 
kraft, die  aber  surda  auf  sonans  ausübt,  nicht  umgekehrt, 
ist  die  bedeutsamste  im  cornischen  (wie  auch  im  armori- 
sehen),  und  durch  sie  erklären  sich  die  meisten  Schwierig- 
keiten in  den  anlautsgesetzen.  Ihre  Wirkung  tritt  unter 
dreierlei  umständen  ein: 

1)  wenn  das  erste  wort  zur  zeit  der  eintretenden  anlauts- 
veränderungen  consonantisch  endete.  So  in  den  fällen 
unter  no.  2,  wo  die  auslautende  tenuis  in  pub  te5oll  (wenn 
gleich  pub  geschrieben)  noch  erhalten,  in  canquyth, 
nan  quelse,  ow  pewe,  a  pe,  mar  te,  mara  kyll  an 
der  assimilierenden  wirkung  auf  die  media  zu  erkennen 
ist.  In  can  ist  offenbar  das  t  von  *cant  (centum)  =  cans 
P.  dem  n  assimiliert  —  wie  im  altcomischen  pencangner 
(gl.  centurio,  i.  e.  capüt  centum  virorum)  V.  —  in  nan 
(quod  non  eum)  das  t  des  pronomens,  das  sich  in  warnans 
(super  eum)  und  den  unter  I.  besprocboen  formen  angeve 


cornica.  183 

etc.  wiederfindet,  beidemal  aber  mit  Dach  Wirkung  aaf  die 
folgende  media;  in  ow  vor  dem  inf.  erkennt  man  an  formen 
wie  orth  ov  jrayta  und  dem  arm.  oz,  ouz  deutlich 
die  abschw&chung  aus  orth,  das  damals  schon  den  ur- 
sprQnglichen  auslaut  verloren  hatte  (wie  lat  ab,  ob,  sub). 
Ueber  den  abgefallenen  auslautsconsonanten  von  a  (si) 
bleiben  wir  in  zweifei;  hinter  mara  und  mar  dagegen  weist 
das  8,  das  vor  vocalischem  anlaut  auftritt  (mar  sew  u.8.w.)' 
mit  ziemlicher  Sicherheit  darauf  hin,  dafs  hier  ebenfalls 
ein  t  abgefallen  ist,  welches  nach  bekanntem  gesetz  im 
«idaot  zu  8  wurde  (denn  man  hat  vielmehr  maras  ew  zu 
schreiben,  welches  dann  in  mara  sew  zusammengesprochen 
wurde);  '^mar-s  ist  aber  jedenfalls  verkürzte  form  von  *ma- 
ras,  sonst  ivttrde  vielmehr  *marth  eingetreten  sein,  und 
mar  halte  ich  ftkr  nichts  anderes  als  das  bekannte  adver- 
biom  mar  (sie)  vor  adjectiven,  so  dais  *maras,  *mars  ei- 
geDÜich  hiefse:  sicut.  —  Aus  der  composition  gehören 
hierher  gwortos  (expectare)  164,  4.  250,  4  aus  gworth-dos 
(obfiam  venire)  —  vergl.  gourtos  Buh.,  gorqvyth  (cura) 
139,4  aus  gorth-gwyth  [dagegen  gorweyth  107,2  aus 
gor-gweyth?],  etwa  auch  bythqueth  (semper,  unquam) 
49,3.  84,4.  85,  4.  169,3.  22?,  4  =  bytqueth  91,  4. 
172,4.  176,4.  204,2-  214,2  aus  byth-gweth,  wobei  frei- 
lieh  das  arm.  bezcoat  Schwierigkeiten  macht.  —  In  allen 
diesen  ftUen  blieb  die  anlautende  tenuis  unverändert,  die  me- 
dia wurde  verhärtet.  Damit  stimmt  das  heutige  armorische 
Qberein,  wenn  es  (allerdings  an  andrer  stelle)  nach  is,  o»  (te) 
uodfto  (vos,  vester)  —  ältere  form  oz,  hoz  —  die  tenuis 
erhält,  die  media  verhärtet,  offenbar  aus  demselben  gründe, 
weil  $  im  auslaut  surda  ist  (=  th). 

2)  Wenn  das  erste  wort  vocalisch  auslautete,  mufste 
oatürlicb  der  folgende  anlaut  erweicht  werden.  Trat  nun 
aber  durch  den  wegfall  des  vocals  eine  surda  in  den  aus- 
laot,  so  konnte  diese  derartig  assimilierend  auf  die  folgende 
media  wirken,  dafs  diese  zur  tenuis  zurückkehrte,  während 
sich  die  erweichungen  des  m  und  der  mediae  v,  — ,  z 
meiat  ihrer  einwirkung  entzogen  (no.  4).     So  finden  wir 


184  £bel 

die  tenuifl  erhalten  hinter  k:  an  debeli-wrek  casadow,  56 
wrek  pylat;  hinter  t:  yt  Colon,  5et  pow,  ad  cusyll;  hinter 
th:  nyth  kemerse,  an  barth  cleth,  an  barth  cleyth;  hinter 
p  (trotz  der  Schreibung  b):  heb  pystege,  heb  pedry,  heb 
cowB,  heb  ken,  heb  koweras;  hinter  s:  eglos  tek,  kymmys 
payn,  kymmys  peynys,  a  gymmys  Colon,  kymmys  cueth, 
tus  crist,  heys  crist,  kymmys  tra;  hinter  ff:  enaff  crist^ 
levff  crist,  leyff  crist;  man  sieht,  dafs  die  geschriebene 
media  (in  ad,  heb)  auch  hier  nicht  in  betracht  kommt, 
und  dafs  selbst  die  erweichung  einer  sonans  {v  aus  m), 
wenn  sie  im  auslaut  zur  surda  wird  (jf),  eine  solche  ver- 
härtende Wirkung  Qben  kann.  Dieselbe  erscheinung  ist  in  der 
composition  wahrzunehmen  in  mygtern,  dessen  g  fQr 
k  steht  —  etwa  von  maga  (nutrire)  P.  12,  4,  so  dafs  myg- 
tern dem  ags.  hläford,  hläfdige  (engl,  lord,  lady)  an  die 
Seite  träte?  —  in  brathky,  keskewe3a  (gleichsam:  conso- 
dalis)  110,4,  kescolon  (unanimus)  D.  2,  kveff-colon  P. 
101,  1  =  kuf-colon  (mansueti  animi)  256,  3,  kepar,  kekyf- 
fris  (mit  ausfall  des  t?);  in  ketoponon  (singuli,  unus  quis- 
que)  141,  3.  181,  4  scheint  umgekehrt  das  p  von  *ket-pop- 
onon  ausgefallen  und  deshalb  das  t  nicht  zu  s  überge- 
gangen zu  sein.  —  Wenn  sich  t  noch  in  andern  fällen  er- 
balten oder  statt  d  findet,  so  hat  das  einen  andern  grund. 

3)  In  einigen  fällen  endlich  no.  5  flbt  die  nach  abfall 
des  vocals  in  den  auslaut  getretene  surda  ihre  Wirkung 
nicht  allein  auf  die  folgende  tenuis,  die  dadurch  aus  der 
erweichung  zur  media  wieder  zur  tenuis  zurückkehrt,  son- 
dern auch  auf  die  erweichte  media  (nebst  m),  die  nun 
aus  der  erweichung  (o,  — -)  zur  aspirata  f,  h  verhärtet  wird. 
Diesen  einflufs  übt  aber  nur  t  oder  th  aus,  das  dabei  in 
den  seltensten  Allen  erhalten  bleibt,  so  in  y  ret  flamyas 
(ii  te  vituperarunt)  P.  92,  2,  yih  halsan  (potuissem)  Cr.  607, 
ungenau  yth  aUan  601,  sonst  fast  überall  vor  der  folgen- 
den aspirata  sowohl  als  vor  der  tenuis  ausfiillt;  deshalb 
findet  sich  hier  nirgends  der  anlaut  d  in  th  verwandelt, 
wovon  unten  mehr.  Die  Verwandlung  des  v  (aus  b  und 
m)  in  f,  des  —  (aus  g)  in  h  tritt  ein:   1)  nach  Ursprung- 


cornica.  185 

liebem  f,  welches  zu  d  erweicht  durch  die  Stellung  im  aus- 
laut  wieder  zu  t  verhärtet  wurde,  in  ret  flaroyas;  mit 
aufifall  des  t  \u  te  a  feth,  te  a  fyth  (habebis)  zunächst 
aus  *at  fyth  (verhärtet  aus  *at  vyth,  dem  ein  *ad 
▼jth  zu  gründe  liegt;  vielleicht  ist  der  ausfall  durch  eine 
Torgängige  aspiration  des  t  vor  f  vermittelt);  ebenso  mit 
aasfall  des  I  in  yn  fas  (bene),  yn  harow  (ruditer),  da 
das  yu  durch  diese  lauterscheinung  deutlich  von  yn  (in) 
geschieden,  also  wohl  mit  dem  griech.  avri  (in  avri&eog) 
zasammenzastellen  ist;  höchst  wahrscheinlich  auch  in 
maga  whyn  da  maga  tek  (aeque  pulcher)  mit  kepar, 
kekyffris  auf  einer  linie  steht,  also  maga  vermuth- 
Kcb  aus  ma  (das  wir  in  mar  (tarn),  mar,  mars,  mara, 
maras  (si)  und  mayth  wiederfinden)  und  ke  =  ket  mit 
assifflilation  des  vocals  zusammengesetzt  ist;  —  2)  nach 
ursprflnglicbem  d,  das  zu  5  erweicht  im  auslaut  zu  th  ver- 
härtet wurde  [daher  die  doppelte  Schreibart  y  thew  (est) 
P.  14,  2  und  y  3ew  85,  2  u.  a.  *)]  ebenfalls  fast  durchgän- 
gig mit  ausfall  des  th  in  y  fyth  (erit),  may  fyth  (quod 
erit,  ut  sit)  u.  s.  w.,  da  yth  y3-,  wie  oben  gezeigt,  auf  in- 
dogerm.  idha  zurückzuführen  ist,  mayth  offenbar  eine  Zu- 
sammensetzung aus  ma  (dem  demonstrativen  adverbium) 
uid  yth  enthält;  so  vermuthlich  auch  nach  kyn,  dessen 
älterer  auslaut  in  kyn  30  (quam vis  esset)  noch  hervortritt; 
da  aber  nach  n  weder  t  noch  d  in  th  oder  3  übergehen 
könnten,  ist  anzunehmen,  dafs  zwischen  n  und  3  ein  vocal 
ausgefallen,  also  kyn3  etwa  aus  kyn  +  yth  zusammenge- 
setzt sei,  wie  wir  ja  auch  neben  mayth  die  form  math 
finden.  —  Aus  der  composition  gehört  hierher  wahrschein- 
lich dyffry  (sine  dubio)  P.  146,  4,  da  über  die  bedeutung 
nach   den   vielfachen  stellen  der  Cr.,    wo  das  wort  vor- 


*)  Die  constante  bewahruDg  diese«  auslaute  vor  vocalischem  anlaut  nicht 
BOT  in  den  fonnen  des  verb.  subst,  sondern  anch  in  y  thenn  (ibant)  187,  2, 
mty  the  (nbi  ibat)26, 1|  j  jeth  (ivit)  62, 1  etc.,  may  jelle  (ut  iret)  181,4. 
160,  4,  may  jello  (ut  eat)  178,  8  sichert  auch  die  form  y  jolyas  287,  8 
(a«Tit)  ~  vergL  olongh  (flete)  169,  1,  ole  (flere)  87,  8.  168,  4  —  gegen 
Stekes*  safechtungen. 


186  Ebel 

kommt  —  vgl.  deffry  224,  deffry  606,  defry  182,  pur  tke- 
fry  632,  deeery  136.  169,  in  tevery  101  (wo  St.  irrt)  531  — 
kaum  ein  zweifei  bleiben  kann,  also  auch  [trotz  der  Schwan- 
kungen zwischen  f  und  v  im  inlaut,  wo  z.  b.  deflam  (ex- 
cusatio)  P.  32,  4  statt  Mevlam  (=  de  +  blam),  umgekehrt 
keven/M  Cr«  956  statt  des  kyffrys  der  P.  (uno  tempore, 
prys)  geschrieben  ist]  die  vergleichung  des  ir.  dethbir 
(indubius,  necessarius),  nach  Corm.  aus  diathbir(de  quo 
verbis  certari  nequit),  =  dedbir  Wb.  (Z.  606)  am  mei- 
sten ansprechendes  hat;  sicher  einige  verbalformen,  in  de- 
nen die  Wurzel  bu  den  zweiten  theil  bildet:  a  wothfe. 
(qui  sciret;  goth  aus  g03  (vid)  verhärtet  4-be,  ve,  fe)  P. 
158,  4,  may  whothfough  (ut  sciatis)  D.  2156  —  neben 
den  oben  angefahrten  talvyth,  gwylvyth,  asswonvos, 
gothve3ough  (dies  vielleicht  nachlässiger  geschrieben). 

Dafs  diese  schwierigste  aller  lautwandlungen  im  cor- 
nischen  in  der  angegebenen  weise  zu  erklären  ist,  nicht 
etwa  in  umgekehrter  folge  durch  vorangegangne  Verhär- 
tung und  demnächstige  aspiration,  wie  man  auf  den  ersten 
blick  auch  meinen  könnte,  das  beweist  das  verhalten  der 
tenues,  die  unter  dieser  Voraussetzung  jedenfalls  auch  aspi- 
riert worden  wären,  ebenso  wie  das  der  dentale« 

Die  zweite  art  der  assimilation  nämlich,  wo  ein  con- 
sonant  sich  den  andern  homorgan  zu  machen  sucht,  ist 
in  allen  keltischen  sprachen  von  weit  geringerem  umfange 
als  z.  b.  im  lateinischen,  in  den  brittischen  dialekten  viel- 
leicht noch  mehr  beschränkt  als  im  irischen.  Abgesehen 
von  der  assimilation  des  nasals  an  die  folgende  muta,  also 
einer  regressiven  assimilation,  worin  nur  das  irische  be- 
sondere eigenthfimlichkeiten  zeigt,  tritt  die  progressive 
assimilation  hier  fast  nur  negativ  auf,  insofern  beim  zu- 
sammentreffen homorganer  consonanten  die  regelitiUsigen 
lautvcränderungen  unterbleiben,  wie  z.  b.  im  irischen  trö- 
caire  (misericordia)  hinter  dem  g  von  trog  das  c  von 
caire  nicht  wie  sonst  aspiriert  wird,  wozu  in  diesem  falle 
noch  die  erste  art  der  assimilation  (g  zu  c)  hinzukommt. 
Aber  auch  diese  conservierung  der  laute  durch  assimila- 


cornica.  167 

tionskraft  beschränkt  sieb  im  corniscben,  wo  sie  uns  baapt- 
slchlich  entgegentritt,  aossebliefslich  auf  die  eonsonanten 
des  Organs,  bei  dem  sie  auch  im  irischen  am  regelmäfsig- 
8teD  darcbgeftlhrt  ist,  auf  die  dentale.  Ich  habe  zwar  an- 
fÜDglich  in  Qbereinstimmung  mit  Stokes  geglaubt,  dafs  die 
erhaltnng  dee  c  in  an  debell  wrek  casadow  zu  dieser 
art  von  aasimilation  zu  rechnen  w&re;  durch  die  erhaltung 
der  teouis  in  wrek  pylat  u.  s.  w.,  wo  beide  eonsonanten 
ganz  verschiedenen  Organen  angehören,  wie  durch  die  er- 
weicbang  der  media  in  heb  velyny,  wo  in  der  schrift 
derselbe  consonant  vorherging,  bin  ich  jedoch  zu  der  über- 
zeagoDg gekommen,  dafs  das  c  in  casadow  durchaus  der 
ersten  art  (erhaltung  der  surda  durch  surda)  zuzuschrei- 
ben ist.  Die  dentale  dagegen  zeigen  die  conservierende 
Wirkung  der  homorganitfit  ganz  unverkennbar,  indem  1 )  die 
media  d  erhalten  bleibt  hinter  th  (3):  parth  dyghow, 
1D0II03  ^^^^  nyth  dampnyaf,  hinter  I:  del  dyskas, 
fatel  dons,  meist  auch  hinter  n:  pan  deth,  wovon  nur 
ban  5ewna  (et  illi  duo)  132,  1  und  bys  yn  3ewen  (usque 
ad  malas)  242,  2  merkwürdige  ausnahmen  machen ;  2)  die 
tenuis  t  erhalten  oder  vielmehr  wiederhergestellt,  die  media 
ZQ  t  verhärtet  wird,  durch  hinzutreten  der  ersten  assimila- 
tioDsart,  hinter  (ausgefallenem)  t:  yn  tebel,  yn  ta,  maga 
tek,  maga  town,  hinter  (ebenfalls  ausgefallnem)  th:  y 
trylyas,  y  to,  may  tensons,  may  teth.  Das  zusam- 
wirkenmen  beider  assimilationskräfte  in  diesem  falle  erklärt, 
waram  hier  dem  f  ans  b  und  m,  dem  h  aus  g  kein  th  aus  d 
tnr  Seite  ateht,  und  bestätigt  außerdem,  dafs  der  lautwandel 
bioter  yth,  yn  (no.  5)  in  der  oben  angenommenen  folge  vor 
sich  gegangen  ist,  —  In  der  composition  zeigen  diese 
doppelte  aasimilation  yn  ketelma  (hoc  modo)  54,4  und 
yn  ketella  (illo  modo)  170,2  aus  keth-delma,  keth- 
*della(auch  das  oben  erwähnte  gortos,  das  jedoch,  wie 
wir  oben  sahen,  schon  consonantischen  auslaut  des  ersten 
gliedes  voraussetzt). 

Weiter  gehende  assimilation  zeigt  della  aus  del- na 
(ebenso  ketella)  und  die   oben  erwähnte  nasalierung  im 


188  Ebel 

inlaut.  Keine  derartige  wirkung  flbi  r  auf  dentale,  offen- 
bar weil  es  selbst  kein  reiner  dental  ist,  sondern  lingual 
(guttural).  Es  stellt  sieb  daher  mit  ch  (und  s)  auf  eine 
linie  und  wirkt  aspirierend  auf  dentale  ebensowohl  wie  auf 
jeden  andern  consonanten. 

Aspiration  entsteht  bekanntlich  im  inlaut  (und  auslaut), 
wenn  tenues  geminirt  (cc,  tt)  oder  verbunden  (et)  werden 
oder  r,  1  vor  sich  haben.  Doch  Qbt  1  seine  aspirierende 
Wirkung  nicht  auf  t  aus,  indem  It  und  nt  vielmehr  all- 
mählich in  Is,  ns  Qbergehen,  die  gemination  und  Verbin- 
dung zweier  mutae  erzeugt  keine  aspiration,  wenn  beide 
verschiedenen  Wörtern  angehören,  daher  ensteht  sogar  ke- 
telma  aus  keth-delma  u.  s.w.*);  dagegen  aspiriert  r 
nicht  blofs  jede  tenuis,  auch  die  dentale,  selbst  m  in  ar- 
vow  (arma),  yrvys  (armatus),  sondern  es  wirkt  auch  auf 
den  folgenden  anlaut  wenigstens  in  einem  beispiele  ganz 
unzweideutig:  ger  vas  (verbum  bonum)  83,3.  Die  ge- 
wöhnliche erweichung  hinter  vocalischem  auslaut  kann  dies 
e  statt  m'(mas)  nicht  sein,  da  ger  sich  auPs  deutlichste 
als  masc.  zu  erkennen  gibt:  vn  ger  96,  4.  129,3,  vd 
ger  gow  (unum  verbum  falsum)  247,  3;  folglich  ist  ger 
vas  dem  arvow  an  die  seite  zu  stellen,  und  v  ist  durch 
r  bewirkte  aspiration.  Daraus  ergibt  sich  nun  femer,  dafs 
wir  für  die  cornischen  laut  Verhältnisse  hinter  dem  masc. 
von  einer  form  mit  abgefallener  endung  auszugehen  haben 
(analog  dem  französischen,  wie  oben  schon  fynt^n  mit 
fontaine  auf  eine  linie  gestellt  wurde);  also  nicht  das 
ursprüngliche  s  am  ende  (wie  im  irischen)  hat  den  folgen- 
den anlaut  erhalten,  sondern  der  meist  consonantische  aus- 
gang  nach  abfall  der  endung.  Die  erhaltung  des  anlauts 
in  en  mab  (filius)  3,  2  legt  somit  der  erklärung  der  aspi- 
ration im  anlaut  hinter  ow  (mens),  y  (mulieris),  aga  (eo- 


*)  Ich  kann  daher  Stokes  nicht  beistimmen,  wenn  er  pymjek  (quinde. 
cim)  für  fehlerhafte  schreibang  statt  pymthek  ans  *pymptek  hält,  nehme 
vielmehr  regelrechten  Übergang  aus  pymmdek  an,  wie  mir  aaeh  seith 
(Septem)  nicht  unmittelbar  aus  sept,  sondern  zunächst  aus  secht  entstan- 
den scheint.  (Zeitschr.  XIV,  249  fgd.). 


cornica.  189 

rom,  earum)  durch  8  kein  hindernifs  in  den  weg.  Eine 
Schwierigkeit  erhebt  sich  allerdings  dadurch,  dafs  wir  im 
iolaat  niemals  durch  s  aspiration  bewirkt  finden,  auch  nicht 
nach  agis  (vester);  diese  wird  aber,  denke  ich,  bei  der 
annähme  beseitigt,  dafs  in  diesen  einsilbigen  Wörtern  — 
denn  dazu  dQrfeo  wir  ag-a  bei  seiner  offenbaren  Zusam- 
mensetzung (s.  Stokes,  beitr.  III,  156)  ohne  weiteres  rech- 
nen —  das  schlnfs-s  länger  erhalten  sei,  aber  nicht  als  s, 
sondern  in  b,  ch  übergangen,  entsprechend  dem  skr.  vi- 
sarga  und  dem  h,  das  wir  uns  als  auslaut  des  altpers. 
and  altbaktr.  noroinativs  denken  müssen  (11, 24).  Bewirkte 
nnn  dies  h  ch  aspiration,  so  war  dazu  einerseits  eine  Vor- 
bereitung schon  im  sanskrit  zu  erkennen  (zeitschr.  XIII, 
277  sq),  andrerseits  stimmte  das  ganz  mit  dem  Übergang 
des  et  in  irisches  cht,  brittisches  th  (ith)  überein,  ohne 
der  bewahmng  des  sc,  sp,  st  im  inlaut  zu  widersprechen. 
Den  kämpf  zwischen  bewahrung  und  abfall  des  6  (h)  zeigt 
noch  das  zahlwort  tri  (tres)  in  den  oben  angeführten  tre- 
bans  P.  und  try  fersons  neben  try  person  Cr.  Auch  in 
deyow  (dies  Jovis)  nehme  ich  deshalb  zunächst  einen  aus- 
laut h  statt  s  an,  der  die  aspiration  in  hablys  hervorge- 
bracht hätte.  Auffallend  ist  das  einzige  beispiel  einer  as- 
piration nach  wirklichem  s:  calys  feyn. —  Diesem  h,  ch 
steht  nnn  das  cornische  r  offenbar  sehr  nahe,  wie  sich  au- 
fser  seiner  aspirationskraft  am  deutlichsten  im  ausfall  des- 
selben in  ow  (für  orth)  zeigt. 


Indem  ich  diesen  beitrag  zur  cornischen  lautlehre  am 
heutigen  ehrentage  unseres  meisters  schliefse,  wiederhole 
ich  zugleich  den  ausdruck  des  dankes,  den  die  jüngste 
tochter  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  dem  Mr. 
Stokes  fQr  seine  trefflichen  kritischen  ausgaben  schuldet. 
Gelegentlich  noch  eine  bemerkung:  in  neffre  gans  an 
fals  na  soth  P«  175,  4  („ever  with  the  falsc  or  the  true^ 
St.)  sdie  ich  vielmehr  einen  imperativ:  „never  with  the 
falae  do  sooth^,   und  vermuthe  in  ganso  try  21,  1  (von 


190  Webar 


St.  mit  recht  angezweifelt)  eine  entsteüung  aus  gans  bo- 
try  (oder  sothry?),  von  soth  abgeleitet,  also:  9,mit 
Schmeichelei,  liebkosang^. 

16.  mai  1866.  H.  Ebel. 


In  memoriam. 

Es  ist  von  besonderem  interesse,  den  ersten  anfingen 
unserer  vergleichenden  Sprachforschung  nachzugehen.  Brtel 
hat  kürzlich  in  seiner  vorrede  zu  der  Übersetzung  von 
Bopp's  vergleichender  grammatik  auf  den  pater  Coear- 
doux  hingewiesen,  der  bereits  im  jähre  1767  höchst  ge- 
sunde ansichten  hierüber  entwickelte,  die  aber  erst  im  jähre 
1808  als  Appendix  zu  einem  Memoire  von  Anquetil  Da- 
perron  im  druck  erschienen.  —  Durch  einen  eignen  zufall 
bin  ich  in  den  stand  gesetzt,  noch  einen  andern  vorgftnger 
Bopp^s  der  Vergessenheit  zu  entreifsen.  Familienforschun- 
gen nämlich  f&hrten  mir  vor  einiger  zeit  durch  die  gute 
eines  anvcrwandten,  des  buchhändlers  Eduard  Anton  in 
Halle,  ein  schriftchen  in  die  bände,  betitelt:  „zum  anden- 
ken an  Konrad  Gottlob  Anton,  womit  zu  dem  feier- 
liehen  kür-aktus,  welcher  am  17.  juli  1816  früh  um  9  uhr 
in  dem  hörsaale  der  ersten  classe  des  gymnasiums  ange- 
stellt werden  soll,  einladet  Karl  Gottlieb  Anton,  dr.  der 
phil.  und  rektor.  Görlitz,  gedruckt  bei  Karl  Gottlob  Schi- 
rach  ^  24  pp.  4.  In  diesem  programme  nun  findet  sich 
ein  verzeichnifs  der  Schriften  des  verewigten  auf  p.  17—22, 
und  darunter  sind  einige,  die  uns  in  obiger  beziehung  ganz 
speciell  angehen.  Die  eine  führt  den  titel:  „de  lingua 
Russica  ex  eadem  cum  Samscredamica  matre  orien- 
tali  prognata.  Adjectae  sunt  observationes  de  eiusdem  lin- 
guae  cum  aliis  cognatione  et  de  primis  Russorum  sedibus^ 
und  ist  Vitebergae  1809  erschienen  (46  Seiten,  8.).  Die 
königl.  bibliothek  hierselbst  ist  im  besitz  eines  exemplars, 
und  es  ergiebt  sich  daraus,   was  schon  aus  der  barbari- 


in  memoriam.  101 

sehen  form  des  namens:  Samscredamica  zu  schliefsen  war, 
dafs  sie  sich  hauptsächlich  auf  das  Sidharnbam  des  Pater 
Paollino  a  S.  Bartholomaeo  stützt.  Dieser  quelle  entspricht 
deno  auch  der  gehalt  des  schriftchens  selbst,  welches  der 
?erf.  schrieb,  um  der  Moskauer  „Societas  universitatis  li- 
tenurum'^,  die  ihn  zum  ehrenmitgliede  erwfthlt  hatte,  sei- 
oea  dank  abzustatten.  Als  ziel  desselben  nennt  die  wid- 
mnng  an  kaiser  Alexander  den  nachweis  des  Ursprunges 
der  russischen  spräche  „ex  Media  antiqua'^.  Schon  Aug. 
Ludw.  Schlözer  habe  das  russische  zu  den  occidentali- 
Bchea  sprachen  gestellt,  und  der  verf.  selbst  habe  bereits 
(irOher  in  seinem  schriftchen  „versuch  das  zuverlässigste 
anteischeidongszeichen  der  orientalischen  und  occidenta- 
tachcD  sprachen  zu  entdecken  (Leipzig  1792  pp.  108)  das 
gleiche  gethan,  auf  grund  dessen  nämlich,  dafs  das  russi- 
sche sein  praesens  nicht,  wie  die  orientalischen  spräche^ 
ihre  aoriste,  durch  anfügung  von  den  personal pronominen 
endehDten  personalendungen  an  verbaladjektiva,  resp.  sub* 
stantiva,  sondern  vielmehr  durch  anfügung  des  verbum 
substantivuin  an  dieselben  bilde.  Jetzt  sei  ihm  indefs  klar 
geworden,  dais  nicht  das  praesens,  sondern  das  praeteri- 
tom  im  rassischen  die  einfachste  verbalform  sei,  da  es 
durch  vorfbgung  von  personal -pronominen  vor  ein  par- 
ticip  oder  verhaladjektiv  gebildet  werde,  buil  entspreche 
dem  Samscred.  abäval  (das  1  ist  hier  bei  Pater  PauUiao 
ein  druckfehl^r  {für  t!)  einem  ursprünglichen  part.  praes. 
gen.  neutr.  etc.  etc.  Und  zwar  stelle  sich  dadurch  das 
russische  zu  den  ältesten  sprachen  des  Orients,  dem  he- 
bräischen und  chaldäischen.  Andrerseits  indessen  stehe  es 
dem  Samscredamischen  überaus  nahe,  wie  besonders  die 
▼5llige  Identität  des  verbum  substantivum  etc.  darthue.  Zu 
dieser  intimen  beziehung  des  baues  beider  sprachen  träte 
femer  auch  die  lexikalische  Verwandtschaft,  obschon  „soli 
▼ocabnloram  similitudini  nihil  tribuendum^  sein  würde. 
Beide  mü&ten  daher  aus  derselben  quelle  stammen,  und 
zwar  sei  dies  höchst  wahrscheinlich  das  altpersische, 
wie  denn  in  der  that  zend   und  pehlevi  zahlreiche  Wörter 


192  Weber 

mit  dem  russischen  gemein  hätten  (z.  b.  semlja  und  zemo, 
anaxa  Herod.  I,  1 10  und  sowaka  etc.).     Da  übrigens  das 
russische   in   verschiedenen   beziehungen   die    kennzeichen 
einer  orientalischen  spräche  fester  bewahrt  habe,    als  das 
Samscred.,    sei  es  als  dessen  ältere  Schwester  zu  erach- 
ten, und  müsse  somit  aus  dem  alten  medischen  sich  ge- 
bildet haben,   noch  bevor  dieses  „degeneraret  in  occiden- 
talem  linguam  sive  Persicam  sive  Samscredamicam '',   also 
lange  vor  1280  a.  Chr.,  in  welchem  jähre  nach  Jones  Ma- 
nuls gesetzbuch  bereits  in  Samscred.  spräche  abgefafst  sei. 
Es  sei  resp.  Schroekh's  ansieht  festzuhalten,    dafs  nfimlich 
die  Boxolanen  am  Tanais  und  Borysthenes^  wohin  Strabo 
noch  zu  Tiberius'  zeit  dieselben  setzt,    die  vorfahren  der 
Bussen  gewesen  seien.  —   Die  ganze  darstellnng  leidet, 
wie  dieser  kurze  auszug  wohl  schon  zeigt,  unter  mehreren 
gebrechen,    einmal  n&mlich  an  der  unzureichenden  kennt- 
nifs  des  „Samscredamischen'^,  sodann  daran,  dafs  der  verf. 
an  dem   in  seiner  früheren  Schrift  vom  jähre  1792  aufge- 
stellten unterscheidungsprincipe  festhält,  wonach  der  unter- 
schied der  orientalischen  von  den  occidentalischen  sprachen 
darin  besteben   soll,    dafs  jene  das  verbum   durch  Zusam- 
mensetzung von  Substantiven  (verbaladjektiven)  mit  perso- 
nalpronominen ,    diese   dagegen  (und  zu  ihnen  rechnet  der 
verf.  das  armenische  und  persische)  durch  Verbindung  von 
dergl.  mit  dem  verbum  substantivum  bilden,  endlich  daran, 
dafs  dem  verf.  das  hebräische   immer  noch  %l8  die  erste 
spräche  gilt,  als  die,  welche  „der  Ursprache  am  nächsten 
kommt^  (Versuch  p.  60).     Bei  alledem  aber  ist  die  unter* 
suchung  doch  eine  höchst  scharfsinnige,  durchweg  auf  den 
kern,  auf  die  innere  bildung  der  sprachen,  insbesondere 
aber  auf  das  gegenseitige  verhältnifs  der  pronomina  und 
der   personalendungen    gerichtete.     Es    zeigt    sich    in  der 
Schrift  von  1809  ein  erheblicher  fortschritt  über  den  „ver- 
such^ von  1792,   und  es  läfst  sich  daher  wohl  annehmen, 
dafs  der  verf.  durch  die  eröfinung  besserer  quellen  für  die 
kenntnifs  des  sanskrit  auch  zu  immer  reiferen,   klareren 
ansichten   gelangt   sein    wird.     Es    ist   daher  in   der  that 


in  memoriam.  193 

wohl  zu  bedanera,  daTs  von  einer  dritten  scfarift  über 
diesen  gegenständ  nnr  der  titel  erhalten  scheint.  Derselbe 
ist  glflcklioberweise  sehr  ausAkbrlich  und  giebt  uns  dadurch 
ffir  den  inhalt  eine  ziemlich  ausreichende  anweisung.  Da- 
nach fnfst  diese  Schrift  theils  eben  wirklich  auf  reineren 
qaeUen  in  bezug  auf  das  ^sanskrit^  welches  unter  die- 
sem namen  (nicht  mehr:  Samscredamisch)  darin  au^efilhrt 
wird,  theils  erscheint  sie  im  Qbrigen  in  der  that  eine  un- 
mittelbare Vorstufe  von  Bopp's  erstlingsschrift  zu  reprä- 
sentiren,  geht  resp«  in  dem  kreise  der  herangezogenen 
spräche  noch  wesentlich  darüber  hinansl  Sie  ist  leider 
eben  nicht  gedruckt  worden,  und  wird  im  programm  (p.  22) 
nur  als  zweite  der  ,»hinterla88enen  aber  noch  nicht  her- 
aittgegebenen  Schriften^  anfgef&hrt:  vermuthlich  ist  sie 
abo  ferloren  gegangen.  Der  titel  lautet:  ,,der  zuveriAs- 
agßte  bestimmungsgmnd  des  grades  der  Verwandtschaft 
nnd  der  sionpleren  oder  kOnstlicheren  anläge  der  spräche, 
weicher  in  der  art  und  weise,  die  einfachsten  tempora  der 
Zeitwörter  2u  formiren  und  zu  flektiren  enthalten  ist,  durch 
?ergleiehnng  der  persischen  dialekte,  der  deutschen,  der 
kteiiiischen ,  der  griechischen,  der  armenischen,  der 
slavischen  und  der  zeltischen  sprachen  mit  dem 
Sanskrit  erwiesen,  —  nebst  einem  anhange,  in  welchem 
die  bis  jetzt  unbekannte  abstammung  der  baskischen 
Sprache,  dorch  den  in  vorstehenrier  abhandinng  erwiesenm 
bestimmungsgmnd  dargethan  wird^.  (Die  separate  auffbh- 
rnng  des  baskischen  deutet  wohl  darauf  hin,  dafs  dar 
▼erf.  dasselbe  nicht  mit  den  flbrigen  genannten  sprachen 
in  ein  verwandtschaftliches  verhfiltnifs  brachte,  sondern 
dafr  er  eben  nur  dasselbe  princip,  die  tempusbildung  näm- 
lich, als  criterium  fbr  dessen  Verwandtschaft  —  mit  welcher 
spräche?  giebt  der  titel  leider  nicht  an  —  verwerthete). 

Karl  Gottlob  Anton,  der  verf.  dieser  Schriften,  ward 
UB  29.  nov.  1745  in  Lauban  geboren,  war  seit  1775  pro- 
fessor  der  orientalischen  sprachen  in  Wittenberg,  und  starb 
sm  4.  juK  1814  in  Dresden.     Ehre  seinem  angedenken! 
Berlin,  17.juli  1866.  A.  Weber. 

Beitriffe  s.  vgl.  »prachf.  ¥.2.  13 


194  Pfühl 

I. 

Bemerkungen  über  die  spräche  der  lünebur- 
ger Polaben. 

Von  der  spradie  der  lüneburger  Eibslawen  haben  rieb 
glQeklicherweiae  einige  grOfaere  flberreste  erhalten.  Die- 
selben waren  bisher  in  Alteren  wissenschaftlichen  Schriften 
zerstreut.  Eine  kleine  Sammlung  mit  erlAntorungen  gab 
kürzlich  A.  Hilferding  („die  sprachlichen  denkmAler  der 
Drevjaner  und  Glinjaner  Elbslaven  im  Iflnebnrger  Wend- 
lande^,  deutsch  von  J.  E.  Schmaler,  Bautzen  1857),  dem 
jedoch  gerade  die  Sltesten  Zeugnisse  yon  jenem  flberans 
interessanten  sprachzweige  nicht  zugänglich  gewesen  wa- 
ren: das  von  Leibnitz  (Collectanea  Etymolopca  1717  s. 
335  ff)  mitgetheilte  polabische  Taterunser  (1691),  ein  klei- 
nes wfirtenrerzeicbnirs  und  «aige  andere  (slawische  wie 
flteutsche)  schriftstAcke.  Letzterer  umstand  nun  bestimmte 
den  verf.  dieses  artikels,  zunftohst  die  bei  Leibnitz  befind- 
iidien  sprachproben  als  „  sprachdenkmftler  der  Eibslawen 
(pomniki  Potobjan  stowjauiöiny^)  fllr  die  (in  Bautzen  er* 
sdieinende)  wendische  wissenschaftliche  Zeitschrift  (Gaso* 
pis  towarstwa  Madicy  Serbskeje)  kritisch  zu  bearbeiten,  in 
welcher  dieselben  dann  1863  (heft  27)  FeröflGoitlicht  wor^ 
den  sind.  Hieran  haben  sich  nachher  —  immer  unter  be- 
Mitzung  der  ersten  drucke  —  die  übrigen  Sprachdenkmal 
1er  nebst  einigen  erreichbaren  vocabeln  aus  dem  meoklen- 
borgisohen  angeschlossen,  nach  bedür&ifs  mit  erklimagen 
(in  wendischer  spräche).  So  dflrfte,  wenn  auch  aus  dem 
▼on  Dobrofsk^  benutzten  wörterbuche  nur  die  von  ihm 
herrflhrenden  auszflge  voigelegt  sind,  das  material  tttr  wei* 
tere  forscbung  im  öasopis  im  wesentlidien  ▼ollständig  ge- 
geben seb. 

Das  polabische,  wie  es  in  aufieeichnungen  aus  dem 
ende  des  17.  und  dem  anfange  des  18.  jahriranderts  uae 
Aberliefert  ist,  befindet  sich  bereits  in  einer  gewissen  anf- 
U^snng^  indem  der  wörterschats  allmfthlich  schwindet  und 
die    grammatischen    formen    mehr    und    mdur    absterben. 


bemerkangen    Über  die  spräche  der  lanebnrger  Polaben.  I9S 

Doeh  htti   die   spräche,  was  jedenfalls  bis  an  ihrem  völii- 
gen  erlSachen   om    das  jähr   1800  niofat  anders  geworden 
w»,  den   riawiacfaen  typos  im  grofsen  ganzen  Tollstibidig 
hevthrt:    nur   dafa  die  laiiie»  die  vocale  sowohl  wie  die 
coQflonanten ,    mannigfaltig  gelitten   haben*    RflchsicfatUeh 
£eKr  eracheinoDg  nun  will  ich,  indem  ich  das  alt-  oder 
kircbenala wische  zur  Tergleichang  voranstelle,  hier  einige 
beobaohtangen  zur  spräche  bringen,  neben  denen  nach  be- 
dfirhifs  noch   bemerkungen  allgemeinerer  nator  plats  fifv- 
den  sollen.     Beim  wiedergeben  des  polabiscben  aber,  des- 
sen Überreste  nach  dem  blofsen  klänge  niedergeschrieben 
and,  werde  ich,  wie  die  redaction  der  beitrAge  auch  an- 
derweit gethan,  mich  der  sogenannten  analogen  orthogra* 
fUe  bedienen,  welche  bei  dem  gröfsten  theile  der  latei- 
inecli*8chreibenden  Slawen  gebrftuchlioh  ist. 

Ä.    Vocale. 

1.  a«  Das  wurzelhafte  a  sinkt  im  polabiscben  gern 
zo  dem  tieferen  o  herab:  z«  b.  malü  —  mole  (yergl.  im 
wendischen  maly  —  mölöki,  rad  —  r6d),  daj  —  doj. 
—  6.  Aehnlich  stumpft  sich  das  hohe  (weiche)  i  in  der 
<ii^nng  leicht  zu  dem  tieferen  (harten)  e  ab:  z,  b.  mi  —  me, 
wendisch  na  zemi  —  polab.  n6  zime. 

2.  umgekehrt  wird  ein  tieferer  vocal,  besonders  o 
und  e,  gern  zu  i  oder  ü  emporgehoben:  z.  b.  noga  —  niga, 
mokru  —  mikre  oder  mflkre,  moj  —  mi],  we6eru  — 
wicir,  jego  «ego  —  jig,  cig,  Bogfi  (Bug)  —  (Bog) 
demin.  Bfizac;  neben  doj  (no.  1)  auch  dflj. 

3.  Bisweilen  erhebt  sich  wie  im  plattdeutschen  (vgl. 
de  söhn  SS  der  söhn)  o  zu  ö:  z.  b.  nosfi  —  nös,  und 
5  dann  wieder  zu  Q:  z.  b.  wfi  nosS  —  wa  nflse. 

4.  Das  i  erscheint,  besonders  unter  dem  acoent,  gern 
in  diphthongischer  gestalt  als  ei  oder  auch  oi  (vgl.  im  wen- 
tBachco:  wjes  Kina  —  deutsch:  dorf  Kayna):  z.  b.  wina 
(gen.)  —  weina,    piwo  —   poiwi,  tri  (gleichsam  turi, 

oaSi)  —  tar6i. 

13  • 


196  Pfübl 

5.  Ebenso  zeigt  sioh  das  u,  und  zwar  wiederam  unter 
dem  accent,  nicht  selten  als  au  und  eu  oder  auch  als  oi 
(ygl.  Stadt  Bttdissin  —  [graf  Baudissin]  Bautzen  [d.i. 
Baudsin,  Baudsen]):  z.  b.  dnfo  —  dausa  und  deusa, 
usta  (wueta,  no.  166)  —  woista. 

6.  Das  altslawische  diphthongische  i,  ^  tritt  biswei- 
len noch  als  doppellaut  anf ,  meist  jedoch  als  jS  oder  j6 
(st.  i£,  io):  z.  b.  grechü  —  graich  und  grjöcb,  d^wa — 
dj^wa,  bÄlü  —  bjöte,  m^ra  —  mjörd  (no.  1). 

7.  Das  altslawische  gleichfalls  diphthongische  ii,  u\ 
(jetzt  gewöhnlich  zu  y  zusammengezogen)  pflegt  seine  bei- 
den bestandtheile  festzuhalten  als  oi,  ei,  ai:  z.  b.  riiiba  — 
roibd  oder  reibö,  zi^b  —  plural  zqbai. 

8.  a.  Die  halbvocale  u  und  i  werden  in  der  mitte  des 
Wortes  durch  einen  entsprechenden  vollen  vocal  ausge- 
drückt: z.  b.  du2di  —  dost  oder  daste,  dini  —  daii 
(gleichsam  von  dum,  wie  im  südslawischen),  srupu  — 
sarpe  (vgl.  no.  18),  trunije  —  trjenfl  oder  (trinO)  treinß 
(no.  4).  Auch  am  ende  des  wertes  haben  sie^  wie  wir 
gleichfalls  an  den  oben  angeführten  beispielen  ersehen,  ir- 
gend welche  spur  ihres  früheren  daseins  hinterlassen. 

6.  In  der  mitte  des  wertes  findet  sich  der  balbvocai 
%j  ü  nicht  selten  an  solchen  stellen,  wo  im  altslawischen 
zwei  (gefilgige)  consonanten  zusammenzutrefien  pflegen:  z.b. 
dwa  (auch  düwa)  —  däwoi  (wend.  dwaj),  tri  —  täroi 
(no.  4),  kruwi  (vgl.  cruküi  und  cruküwi)  —  käroi. 

9.  Der  altslawische  tiefere  (harte)  nasalvocal  a,  den 
wir  durch  q  bezeichnen  wollen,  und  der  sich  im  polnischen 
in  q  und  §  spaltet,  wird  in  den  polabischen  denkmälern 
—  was  wir  hier  durch  die  zeichen  ^,  q,  q  wiedergeben  — 
zum  theil  durch  ang,  am,  zum  theil  durch  ung,  un  oder 
ong,  on  ausgedrückt:  z.  b.  pqti  —  p^t  (geschrieben  pangt 
oder  pant),  nika,  poln.  r^ka  —  rqka  oder  rqka. 

10.  Dem  altslawischen  »b(Vheren  (weichen)  nasalvecale 
a,  9  entspricht  im  eibslawischen  jang,  jung,  joog,  zu  schrei- 
ben j^,  jt|,   jq:    z.  b.  m§so,    poln.  mi^so   — mj^st  (ge- 


bemerkungen  über  die  spräche  der  Ittneburger  Polaben.  197 

schrieben  mansi),   sw^tü,   polo.  swi^ty  —  s[w]jqte  oder 
sfwjjo  te. 


B.     Consonanten. 

11.  In  fällen  von  muta  cum  liquida  erscheint  der  fbl- 
geode  Tocal  nicht  selten  zwischen  den  beiden  consonan- 
ten:  z.  b.  pras-^  —  pors-j^  (porc-us,  ferk-cl),  wrana, 
wend.  wrona  —  worna  oder  rofna  (xo^mVi;,  corn-ix). 

12.  Die  vollen  Zischlaute  6  (tsch),  6  (seh),  i  (franz.  j) 
werden  gewöhnlich  durch  die  einfachen  (c,  s,  z)  vertre- 
ten: z.  b.  j^Simem  —  j^cmin,  naäi  —  nös,  iena  —  zena 
loebcQ  i^eua),  wäza  —  wiza  (haus).  Umgekehrt  und  ftlsch- 
Henreise  hat  man  beim  aufzeichnen  bisweilen  ä  £ßr  s 
odpT  auch  für  c  (i)  in  anwendung  gebracht:  z.  b.  änjeg, 
^'owjak  statt  snjeg  (oder  höchstens  snjeg),  clowjak  oder 
clovjak;  ebenso  dlama  und  äwjScja  statt  siama  (ilama), 
»wjeqa  (swjScja). 

13.  Die  kehllaute  gehen,  wie  auch  anderwärts  im  sla- 
wischen, in  bestimmten  ftlien  in  die  entsprechenden  Sibi- 
lanten ftber:  z.  b.  n|ka  —  rqce,  graich  oder  grjich  — 
graisi  oder  grjdsi,  Büg  —  Btizac  (-ac  =  -ici). 

14.  Hinter  den  gutturalen  pflegt  sich,  was  bei  der 
oatur  derselben  nicht  auffällig  ist  (vergl.  16  a),  der  laut  j 
einzuschleichen,  worauf  der  guttural  in  den  entsprechen- 
den dental  übergeht:  z.  b.  gora  —  (gjöra)  djöra  (nicht 
^ra  zu  schreiben),  nokütl  —  nitjid,  wend.  wulki  (oder 
wilki)  pale  (der  daumen)  —  wiltje  polac,  kok)  (rad)  — 
tjdli  (wagen).  —  Von  skywa  (böhm.)  oder  skiba  (wend.) 
findet  sieb  sowohl  skyaibe  (1.  skjeiba)  als  auch  stjeiba. 

15.  Auch  hinter  dem  Sibilanten  c  wird  (wie  die  Zisch- 
laute bereits  iui  altslawischen  eine  gewisse  neigung  zu  wei- 
eben  vocalen  verrathen)  in  der  enduug  -ca  das  erwei- 
chende j  (no.  16)  eingeschoben:  z.  b.  owTca  —  wicja, 
«end.  mtyuica  (mQhlhaus)  —  malneicja  (mühle).  —  So 
^klären  sich  dnrch  den  Obergang  von  cja  in  ca  zugleich 
wendische  formen  wie  ptokafnica,  rcznica. 


198  PAibl 

C.     Anhaucbung  der  vocale. 

16.  o.  Das  hoch  oben  im  gaumen  gebildete  i  uod 
das  demselben  genetisch  nahestehende  e  pflegen  im  slawi- 
schen etwas  von  der  weichen  natur  des  gleichfalls  im  gan- 
mea  entstehenden  j-Iautes  ansunehmen,  so  dsTs  die  genann- 
ten vocale  Bdiit  einem  gelinden  j-vorsohlag6  gesjurochcD  wer- 
den. Dafs  nun  dieser  „weiche  beihauch*'  auch  dem  pola- 
bisohen  nicht  fremd  gewesen  ist,  ergiebt  sich  aweifeUos 
ans  der  gestalte  in  welcher  manche  werter  uns  ttberliefert 
vorliegen:  s.  b.  pipe£l  (asche),  ditf  (deutsch:  dieb)|  d.  i. 
oflfeabar  pipjAl,  c^tf.  —  Jener  weiche  hauch  ist  wie  im  sla- 
wischen Oberhaupt,  so  nicht  minder  im  polabisch^i  all- 
mlUicb  auch  an  die  tieferen  vocale  herangetreten:  i«  b. 
simea  d.  i.  aimja  (erde).  Wenn  er  hier  in  den  sprach- 
denkaälem  vielfiich  nicht  besonders  ansgedrflckt  ersoheiiity 
so  liegt  dies  jedenfalls  daran,  daft  die  auCeeichner  ihn  für 
etwas  im  werte  unwesentliches  ansahen  oder  ihn  wohl  auch 
nicht  SU  fiziren  im  stände  waren,  Ahnlich  wie  derselbe, 
obechon  er  bis  sur  stunde  fast  durchgängig  noch  unver- 
Andert  im  volksmunde  fortlebt,  in  der  Alteren  wendisefaen 
Orthographie  mehrfach  unberflcksichtigt  geblieben  ist*). 

6.  Bei  dieser  neigung  der  spräche,  dem  vocale  gleich- 
sam einen  Vorläufer  voranszusducken,  kann  es  nicht  be- 
fremden, dafs  auch  das  eibslawische  den  vocalischen  an- 
laut  nicht  liebte»  Die  beeren  vocale  (mit  einschlufs  von 
1,  9)  wurden  mit  dem  hohen  j  angehaucht  wie  bereits  im 
altslawischen  (z,  b.  aUuka  — jablüka,  polabisch  jAbka), 
die  tirferen,  besonders  das  o,  mit  dem  ihnen  genetisch  nä- 
her stehenden  lippenlaute  w  (der  im  chorwatischen  ganz 
richtig  fOr  das  tiefe  u  reservirt  wird):  z«  b.  owSbö  — 
wowjes  oder  wuwjes,  otü  —  wot  und  später  (ao.  2) 
wit* 


*)  Dasselbe  gilt  vom  prearsisch-UtauischeD,  wo  erst  Knnchat  «nd  dann 
leb  die  erweichoog  in  der  edirift  ToUstttndlg  beseidiDet  haben.  —  Im  la- 
laate  ist  jedoch  das  j  vor  vocalen  nicht  phonetischen  nnpmnge^  win  der 
verf.  anannehmen  scheint,  sondern  im  grammatischen  bane  der  apracho  be- 
gründet   A.  & 


bemerkuDgen  Über  die  apnclie  der  lUnebiirger  PoUben.  1^9 

e.  Der  natürlicbste  aahaudb  f&r  dm  den  gutturalen 
verwaodte,  awucheu  den  hoben  und  tiefen  stimnilauten  in 
der  mitte  stehende  a*)  ist  jedenfalls  der  wie  von  selbst 
«18  der  kehle  borvordringeBde,  dem  voeale  fiist  uawillkflr- 
lieh  vorgeschlagene  coosonant  h,  der  im  lausitaer  wendisch 
hier  tbatsAchlich  vielfach  zur  Anwendung  geUagt  (2.  b. 
ba,  hale  statt  a,  ale)^  obschon  derselbe  bei  seiner  mittel- 
stellang  offenbar  ganz  geeignet  war,  auch  bei  den  übrigen 
vocsleo  (was  gleichfalls  im  wendischen  geschieht)  nach  be- 
finden  die  verm|};derrolle  zu  dbernehmen**)« 

d.  So  sehen  wir  wie  der  anhauch,  der  als  ein  ge- 
wities  sioh-geben-lassen  zu  beaeichneo  sein  dQrfte***),  nach 
iet  beschaffenbeit  des  folgenden  vooales  oonsequent^rweise 
ä&  dreifaeher  werden  mufste.  Ebenso  haben  wir  erkannt, 
<la&  es  dann  wieder  an  der  natur  dieser  consonanten  liegt, 
veDD  sie  sich  zugleich  auch  milP  anderweiten  vocalen  ver- 
binden. Nehmen  wir  endlich  hinzu,  dafs  die  consonanten 
—  was  eine  in  den  sprachen  nicht  seltene  erscheinung  ist  — 
von  der  statte  ihrer  eotstehung  leicht  in  eine  andre  laut- 
ngioD  überspringen  (so  dafs  z.  b.  die  kehUaute  zu  labialen 
werden),  so  müssen  wir  es  ganz  erkl&rUch  finden,  dais 
bisweilen  (was  wir  wiederum  an  dem  wendischen  beobach- 
ten köoDen)  der  anhauch  der  höhe  (j)  und  jener  der  tiefe 
(w)  gerade  den  ihnen  entgegengesetzten  vocalen  sich  bei- 
gesellen: z.  b.  Qtro  —  jutro  und  witfe. 

D.     Endungen. 

17.  Die  nomioativendungen  der  substantiva  sind 
zum  theil  verderbt  (mitunter  vielleicht  nur  durch  den  auf- 
zeicbner),  zum  theil  auch  ganz  abgeworfen :  z.  b.  woda  — 
vode  oder  (nach  dem  urtheil  eines  deutschen  obres)  wade, 
statt  woda;  m£ra  —  mjörö,  statt  mjär4  (no.  1  und  6). 

^)  Man  beachte  y  dafs  die  oflfensten  unter  den  gutturalen  mit  a  Toca- 
Ittiit  erMjieiDen  (h-a,  k-a). 

**)  leh  »precha  hier  Mlbsiverstäadliob  von  einem  primären^  naturwikoh- 
^gen  b,  nicht  von  einem  durch  abschwächung  entstandenen. 

**^)  Vgl.  den  anlaut  von  esp^rer  mit  dem  uraprUnglichen  sperare. 


200  Pfahl 

18.  Die  nomiaatiTendungen  der  adjectiva  sind  e 
(d.  K  altsl.  ü)  oder  i,  a,  e:  z.  b.  matö  •—  mole,  nii^tikä, 
wendisch  nizki  —  neiztji  (no.  4  und  14),  mokru  —  mfl- 
kri.  Auch  findet  sieb  in  folge  einer  veratümmelang  das 
maflculinam  ohne  0ine  besondere  endung:  b^ii  —  bjäl, 
d.  i.  bj&lj  oder  ursprünglicher  bjäii  *).  Bisweilen  wird  ein 
masciilinisches  a,  das  hier  aus  dem  altsl.  i,  u  hervorge- 
gangen sein  mufs  (vergl.  wa,  sa  sss  wu,  sü),  fllr  alle  ge- 
schlechter  zusammen  in  anwendung  gebracht.  —  Die  en- 
dungen  der  (wenigen  erhaltenen)  participia  sind  in  Ver- 
wirrung gerathen. 

19.  Der  infinitiv  geht  auf  t  aus.  —  Einfache 
präterita,  wie  sie  z.  b.  das  wendische  noch  kennt,  durf- 
ten zur  zeit  der  abfassung  der  denkmäler  bereits  verkhiii- 
gen  gewesen  sein**).  - 

E.     Acceut« 

20.  Der  aceent  mehrsilbiger  Wörter  ruht,  so  weit  ich 
s^ien  kann,  in  der  regel  auf  der  penultima  (vgl.  das  pol- 
nische), selbst  wenn  die  ultima  (no.  1 7)  verloren  gegangen 
ist:  z.  b.  usta  — -  woista  (no.  5),  sukno  —  seukna  (rock), 
owica  —  wieja,  we6eru  —  wicir  (statt  wicire),  konicl 
—  kincic  (no.  1,  2,  4;  statt  kineici  oder  kineice),  slepice 
böhm.  die  henne)  —  slepeio  (statt  slepdcja).  Natürliche 
lAngen  dürften  aber  den  aceent  festgehalten  haben,  z.  b. 
eupoistat,  so  dafs  oi  zu  betonen  wftre,  obsehon  es  ei- 
gentlich in  der  drittletzten  silbe  steht  (upuätati).  —  Eine 
vocalisch  auslautende  praeposition  (z.  b.  nö  =  na,  auf) 
absorbirt,  wie  im  wendischen,  den  aceent  eines  folgenden 
paroxytonon:  z.  b.  nö  zime,  zu  sprechen  nözTme. 


^)  dies  ist  doch   wohl  anders  zu  fassen  und  einfach  als  schwand  des 
.u  zu  erfcliren.    J^  S. 

^)  in  den  folgenden  sprachproben   finden  sich  zwar  aorist  und  imper- 
fectom,  doch  halte  ich  das  fttr  ttberreste  ans  einer  ftlteren  sprachperiode. 


poUbische  ipracbproben.  201 

II. 

Polabische  sprachproben. 

Es  mögen  nunmehr  ganz  in  der  gestalt  wie  Leibnitz 
(s.  340)  sie  slawisch  und  deutsch  darbietet,  zwei  kurze 
polabische  schriftstQcke  folgen,  denen  wir  den  berichtigten 
text  nnd  die  erforderlichen  bemerkungen  bmfOgen« 

1. 

PlotQs     Wasang     drenü    Wotfcong    rösgung    suitsj 
Plot&s     waz^  trjenüwoto  rözgq,       suici 

Wargnflme       Büsje    nosQje       prowa     tsilesoi     coquile 
Warchnüane      Büzje    no  sfljc     prowa     cilesoi.   Kok  wile 

Wvgoe       Büsaz      copcung      caroi      aipoistas     toqüile 
Warchne    BQzac      kopkq         karowi  eupoistas,   tok  wile 

Iforoika     slase    apoistas,    Tiirooleis. 
Moroika     slaze    eupoistas.  Tjirooleis. 

Teutsch: 
Pilatus   nahm    eine    dornen-ruthe,    schlug  Gott   dem 
Herren  auff  seine  backen.    WieTiel  tropffen  blut  Gott  dem 
Herren  von  seinen  backen  fliefsen,  so  viel  thränen  Mariae 
aus  ihren  Augen  rinnen.    Kyrieleis. 

2. 

Maroia    güdi    vTackaarst    tserk  Weitse    sat    taraime 
Maroia   jQdi     wakärst        cjerkweice        sa     tareime 

snetskome    soikas    BOsie    nem   jalojick  nit  jidde    noocht, 
au^ome,    soikat    Büzi;     ujemgalo  jig   nitjide        nöjt. 

seidec   lümang    tsoome   dreine  techung  Büsie  wir  diattai 
zeidai    lümq        cörne      treine,  tjechq      Büzi    wirdjat;  taj 

tu  my    BOsaz    nibas  vvaine     vissang  lidaug  prilidiot  por 
to  mij    Büzac   nibas  weinne.  Wisj^     lid^       prilidjot   por 

Qoosse    grees  neitje. 
noae       grjteneitje. 

Tentsch: 
Maria  gieng  um  die  Kirche  mit  drei  leuchtem,  suchte 
Gott,  konnte  ihn  nicht  finden.     Die  Juden  brachen  Dor- 


202  Pftibl 

Den-8treuche,  ▼▼ölten  Gott  damit  streichen,  deren  mein 
Gott  nicht  vverth  ▼▼ar.  Alle  das  leyden  hat  er  gelitten 
flir  uns  arme  Sünder. 

Anmerkungen. 
1. 

Plotfis  ist  Pilatus:  Tgl.  oben  regel  I  und  2.  —  Was^, 
^nahm^,  aorist  von  dem  vorauszusetzenden  Infinitiv  wäz^t 
oder  besser  wäzj^ti,   altsl.  wuzj^ti,    von  waz  =  wüzu  in 
der  bedeutung  „empor^  und  dem  verbum  j§t(i),  altsl.  )^ti, 
nehmen.  —    trjenOwoto,  adjectiv  von  trjenü  (oben  re- 
gel 8a):  domig,  dornen*.    Es  ist  überraschend,  dafs  der 
adjectivische  accus,  feminini  im  polabischen  genau  dieselbe 
endung  hat  wie  im  polnischen  (w&hrend  das  folgende  Sub- 
stantiv auf  q,  polnisch  auf^,  ausgeht):  cierniowat^  rozg^. 
Aus  der  aufzeichnung  drenfl  Wottong  ersehmi  wir,    dafs 
der  accent   des    wertes   auf  der   vorletzten  silbe   lag.  — 
suici  ist  erweicht  aus  swioi,   wie  weiter  unten  sflje  (statt 
süje  oder  suoje)   aus  swoje.     In  suici  aber  (statt  swicje, 
regel  2)  sehen  wir  die  dritte  praesentis  von  einem  stamme 
swik,    der  sich  im  wendischen  in  der  form  iwik^ad  ,» peit- 
schen, geifseln'^   erhalten  hat.     Warchnflme  Büzje,   daiiv 
von  Warchne  Büg  „gott  in  der  höhe^,    wrüchäni  Bogü^ 
wendisch  Boh  wjefäny.  —  nö  statt  na  (regel  1).  —  sQje 
(suum),  statt  des  regelrechten  jig  (ejus).  —  prowa  oile- 
sai  (phiral,  auch  cOlisai  geschrieben)  „die  rechte  backe ^, 
von  prawü  in  der  bedeutung  „der  rechte,  rechts,  dexter^, 
und  ciles  statt  ciljusti  „kinnlade^,  im  wendischen  in  der 
abgeleiteten  form  öelestno  (vulgo  6elesno)  gebräuchlich.  — 
kok  wile  .  . .  tok  wile,   wie  viel  ...  so  viel,  quantum 
.  .  .  tantum,  mufs  den  genitiv  regieren,  der  denn  auch  in 
der  merkwürdigen  nasalirten  form  kopki|  (statt  kopku)  nach- 
folgt,  welche  lebhaft  an  das  Iat.-griech.  um,  fvv  erinnert 
(altsl.  kaplja,  wend.  kap-ka  „tropfen^).     Wile  entspriobt 
dem  altslawischen  welije   „ein  grofses  (multum)%    wend. 
wjele.  —  Büzac:  regel  13.  —  Caroi  lese  ich  kar6wi,  als 
genitiv  von  kar6i  (regd  86).  —  eapoistas  (regel  20),  prae» 


polabische  sprachproben.  203 

teritum  von  eopoistat,  d.  i.  u-pu8tati  (u  ss  eu  und  oi,  re- 
ge! 5),  wend.  wu-pu$<5ed,  dimittere.  —  Moroika,  deminuti- 
Tum  von  Moroia  (regel  1)  oder  (wie  es  in  der  zweiten 
sprachprobe  heifst)  Maroia,  d.  i.  Maria  (regel  4).  —  slazc 
ist  der  gen.  plur.,  sliizä.  —  Tjirooleis:  interessante  dissi- 
milation. 

2. 

Jfidi  statt  ide  oder  mit  weichem  anhauch  jide  (re- 
gel 2)  „er  geht^.  Das  t  der  dritten  person  fehlt  auch  dem 
polabischen.  —  wakärst  =  okrustü,  um,  neoL  —  cjer- 
kweic  (accent  auf  ei)  abgestumpft  aus  cjerkwcici  (regel  1 6), 
genitiv  von  dem  deminutivum  cjerkweicja.  —  sa  ss  sü 
mit  —  tareime,  d.  i  tarimi  (regel  4  und  16).  —  soikas 
Ktserfehler  statt  soikat,  suchen.  —  BQzi  d.i.  Bo2ij.  — 
ojemgalo  statt  njemogala  oder  njemgala  wohl  nach  re- 
gel 1,  von  mog-1)  „ich  kann*.  —  jig  ss  jego  (regel  2).  — 
nitjidje,  niküde  (regel  13).  —  nöjt  :  na-iti,  najti,  wend. 
nanö.  —  Seidec  verlesen  statt  Seidei,  d.i.  zeidai,  plur. 
▼00  zeid  d.i.  £id  (regel  4),  Jude.  —  lüm^  praesens  statt 
praeteritam,  wie  das  folgende  tjechi|  zeigt,  das  aus  chu- 
tjechii  oder  chtjechq  (wend.  chcychu)  verstQmmelt  ist.  — 
c6rne  (^ regel  12),  schwarz.  —  wirdjat  (accent  auf  ul- 
tima, wie  man  der  gestalt  der  vorliegenden  aufzeichnnng 
entnehnaen  kann:  vgl.  regel  20)  statt  wirdj&ti  oder  vielmehr 
wirgati  (regel  14),  wendisch  wjergaö,  reiften,  zerren,  altsl. 
WTiig*Qi|ti,  werfen.  -^  taj  bedeutet  aber  (es  kommt  auch 
bei  Eckart  im  vaterunser  vor).  —  my  ss  moj  (regel  2).  — 
nibas  (vgl.  oben  eupoistae),  von  ne  (nicht)  und  buiti  (sein): 
ne  bfiaje,  wend.  njeb&Se.  —  wein-ne,  von  weina  (wina, 
regel  4),  schuld.  —  Wisj^  lid§.  Aus  dem  deutschen  aC- 
cnsativ  „leiden*  hat  sich  der  Polabe  einen  femininalen  accu- 
sativ  (wie  von  lida)  zurecht  gemacht;  dabei  ist  wisi  (wTsi, 
all)  natflrlicb  in  dasselbe  geschlecht  eingetreten:  wisj^. — 
prilidjot:  pri  (statt  pre,  durch,  er-)  ist  slawisch,  lidjot 
deatech  „er  leidet*.  —  por  ist  nicht  deutsch  (vor,  f&r), 
soadem  slawisch  (regel  11),  böhm.  pro,  lat.  pro,  fflr.  — 


2114  '  Lorenz 

DÖ^e,  ua8u.  —  grjeeneitje  (accent  auf  ei)  vom  sing. 
gije8neik(e),  gresiniku;  die  endiing  ist  i  itlr  üi:  grjesDeik-i 
oder  vielmehr  grjesneikji,  woraus  (nach  regel  14  und  2) 
ganz  natürlich  grjesneitji  und  zuletzt  gijesneitje  geworden 
ist.  —  Das  wort  „arme^  steht  im  polabischen  texte  nicht. 
Der  aut'zeichner  mag  es  in  der  von  ihm  getrennt  geschrie- 
benen silbe  grees  gesucht  haben. 

Dresden.  C.  T.  Pfuhl. 


Die  etruskischen  Zahlwörter. 

In  meinen  frQhern  beitragen  zur  kenntnifs  der  etru^ 
kischen  spräche  hatte  ich  ein  in  betreff  der  Zahlwörter 
höchst  wichtiges  monument  Qbersehen,  was  mehr  als  jedes 
andere  feststehende  aufschitisse  gibt  und  zu  weiterer  for- 
schung  den  weg  bahnt.  Im  Bulletino  della  societ^  archool. 
1848  8.  4D  wurde  die  entdeckung  zweier  wQrfel  mit  etrus- 
kischen Zahlwörtern  folgendermafsen  angekündigt:  ^11  dott. 
Braun  communico  una  lettera  dal  sign.  Campanari  che  con- 
tiene  la  iscrizione  di  due  dadi  d'avorio,  od  esso  che  sia, 
con  leggende  etrusche,  in  cui  esso  archeologo  ricouobbe 
con  buon  diritto  Tindicazione  vocale  dei  primi  sei  numeri, 
che  sono:  1  mach,  2  thu,  3  xal  (oder  zal)  4  huth, 
5  ci,  6  sa.  Die  würfel  waren  mit  anderen  verglicbeo 
worden,  die  mit  ^zahlen  versehen  waren^  und  so  ergab  sich 
hier  die  reihenfolge,  so  dafs  z.  b.  wo  dort  1  stand,  hier 
mach  gelesen  wurde,  wo  dort  2,  hier  thu  u  s.w.  Man 
besafs  also  mit  gewifsheit  die  etruskischen  Wörter  fiir  die 
sechs  ersten  zahlen. 

Einige  dieser  Zahlwörter  kommen  aber  auch  in  ande- 
ren Inschriften  vor,  die  hiedurch  sicher  zu  deuten  sind. 
Meine  inschrift  no.  80  hat  avils.machs .  semcnalchls 
.lupu.  No.  72  avils  .  (m)  achs  .  me.Ichlsc  (1.  mu- 
valchlsc).  Das  wort  wird  also  declinirt,  und  machs 
ist  der  von  avils  abhängige  genitiv.   Man  hat  es  mit  dem 


die  etruäkiachen  zahlwdrter.  205 

grieeb./4m  vergleichen  wollen,  was  mir  aber  noch  bedenk- 
lieb scheint.  Thu  ist  2,  darf  also  mit  der  form  thunesi 
zttsaminenges teilt  werden,  in  no.  134:  avils.thunesi . 
mnvlohls  .  lupu,  die  gleichfalls  ein  genitiv  sein  mufs. 

Das  dritte  zahl  wort  heifst  xal,  oder  wie  einige  lesen 
wollen  zai.  Dieses  hat  man  mit  dem  hebräischen  vergli- 
chen nnd  daraus  den  semitischen  Ursprung  der  etrnskischen 
spräche  gefolgert.  Es  zeigt  aber  blos,  dafs  die  alten  spra« 
eben  noch  andere  jetzt  verlorene  Zahlwörter  kannten,  wie 
ja  auch  das  persische  noch  seh  f&r  3  kennt.  Au&erdem 
besafs  aber  das  etruskische  zugleich  das  wort  thri,  wie 
tm  der  form  ihr  ms  in  no.  79  zu  ersehen  ist. 

Die  zahl  4  wird  durch  huth  vertreten.  Es  findet  sich 
^abracheinlich  in  der  perusinischen  inschrift  wieder  hut. 
otpen  Die  buchstaben  t  und  th  wechseln  bekanntlich 
ittfig  in  dieser  spräche. 

Ci  heilst  5.  Der  genitiv  eis  findet  sich  no.  70:  avils 
•  cis.cealchs,  und  137  avils  .  eis.  muvalchl(s).  Viel- 
leicht  liefse  sich  die  form  eis  um  in  no.  72  ebenfalls  zu 
diesem  thema  zurQckftthren ,  was  aber  sehr  ungewifs  ist. 
Endlich  flir  6  ist  das  etruskische  wort  sa,  was  mir  bis 
jetzt  noch  in  keiner  inschrift  begegnete. 

Die  namen  der  drei  übrigen  zahlen  7,  8,  9  sind  bis 
jetzt  noch  nicht  bekannt  geworden ;  wir  trefien  aber  in  den 
uuchriften  noch  einige  andere  Zahlwörter  an,  die  eine  nä- 
here betrachtung  verdienen,  \ind  irre  ich  nicht  auch  auf 
diese  drei  zahlen  einiges  licht  werfen. 

Man  findet  n&mlicb  wiederholt  zwei  Zahlwörter  neben 
«naiider,  wie  aus  den  oben  angeführten  stellen  deutlich 
ist  Das  erste  ist  immer  die  einzahl  mach,  thu,  hut, 
ci,  folglich  muis  das  zweite  wort  die  zehner-  anzeigen 
cealch,  muvalch,  semcoalch,  stets  mit  der  endung 
tich.  Cealch  ist  unzweifelhaft  entsprungen  ans  ci,  be- 
deutet also  50.  Semrpalch  stimmt  zu  keinen  der  oben 
Wührten  Zahlwörter  und  scheint  70  zu  bedeuten.  Es  steht 
iK>.  126  in  der  form  aemwB  und  ohne  begleitung  eines 
äderen  zabiworts,  avils  .  semcos  .  lupuce.     Wenn  dies 


«206  Schleicher 

keine  abkOrzung  ist,  so  ist  es  die  zahl  7  im  genitiv. 
MuTalch  ist  bis  jetzt  noch  nicht  sicher  zu  deuten,  80 
oder  90  wird  es  aber  schwerlich  sein,  da  es  in  den  weni- 
gen  inschriften  dreimal  angetroffen  wird.  Hier  sind  wir 
also  genöthigt  neue  entdeokangen  abzuwarten« 

In  der  pemsinischen  insobrift  findet  sich  einmal  hnt 
naper  und  zweimal  hen  naper.  Wenn  hut,  wie  ich 
glaube  annehmen  zu  können,  die  zahl  4  ist,  so  könnte  man 
geneigt  sein  in  hen  die  zahl  9,  ipvia  zu  muthmaisen. 
Man  hflte  sich  aber  zu  viel  darauf  zu  bauen«  Bndlich 
haben  wir  noch  mit  einer  andern  form  zu  thun«  Die  In- 
schrift no.  79  lautet:  Larth  .  ohurohles  .  arnthal. 
ohurchles  •  thanchvilusv  .  craoial  .  clan  .  avils  . 
ciemv  •  thrms  •  lupu.  Die  endung  m  scheint  wohl  ad- 
jectivisch  und  erinnert  an  das  lateinische  mus  in  septi- 
mus,  decimus.  Sind  hier  nun  zwei  kinder  erw&hnt,  n. 
Larthal  Curcilius  und  Amthai  Curcilius,  so  könnte  das 
^ne  im  fünften,  das  zweite  im  dritten  jähre  seines  alters 
gestorben  sein;  es  scheint  mir  aber  richtiger  nur  eine  per- 
son  anzunehmen  und  in  dem  fall  kann  thrms  nicht  an« 
ders  als  eine  vielleicht  abgekürzte  ordinalform  sein  flIrSO, 
also  im  3d.  jähre  seines  alters. 

Dr.  Lorenz. 


Eine  fabel  in  indogermanischer  Ursprache. 

Theils  um  darzuthun,  dafs,  wenn  anch  mit  mühe,  zu- 
sammenhangende s&tze  in  indogermanischer  urspradie  ge- 
bildet werden  können,  theils  animi  causa,  machte  ich  den 
versuch  in  dieser  erschlossenen  spräche  einige  seilen  zn 
schreiben.  Mit  öbersetzungen  glückte  es  mir  nicht,  so 
mnfste  ich  denn  wohl  oder  übel  zu  eigenem  machwerke 
mich  entschliefsen.  Der  geringe  vorrath  an  halbweges  si* 
eher  zu  ersohliefsenden  werten,  vor  allem  aber  der  faat 
gänzliche  mangel  an  partikeln,  erschwert  die  biidung  von 
sfttzen  in  indogermanischer  nrsprache  sehr.  In  der  folgen- 


eine  fabel  in  indogermanischer  Ursprache.  207 

den  kleinen  fabel  habe  ich  mich,  wie  der  loser  leicht  er- 
kennt, drücken  and  schmiegen  müssen,  um  die  worte  f&r 
das  zu  finden,  was  ich  sagen  wollte. 

Avis    akvasas   ka*). 

Avis,  jalsmin  Tarnä  na  a**)  ast,  dadarka  ak- 
vams,  tarn,  vägham  garum  vaghantam,  tarn,  bhä* 
ram  magham  ***),  tarn,  manum****)  äku  bharantam. 
Avis  akvabhjams  fi  Tavakat:  kard  aghnutai  *****) 
mai  vidanti   manum  akvams  agantam. 

AkvSsas  ä  yavakant:  krudbi  avai,  kard  agh- 
DQtai  Tividvant-  svas:  manus  patis  yarnfim  avi* 
säma  karnauti  svabhjam  gharmam  vastram  avi- 
^Itjams    ka  varnft   na  asti. 

Tat  kokravants  ayis  agram  ft  bhugat. 

Die  folgende  Qbersetsnng  ist  natfirlich  f&r  jeden,  der 
im  iQdogermanischen   einigermafsen   zu   hause   ist,    über- 

Die  im  texte  nicht  vorhandenen  worte  sind  in  eckige, 
evilirende  Umschreibungen  in  runde  klammem  einge- 
Khloasen. 

[Das]  schaf  und  [die]  rosse. 

[Ein]  schaf,  [auf]  welchem  wolle  nicht  war  (ein  ge^ 
ichoreoes  schaf)  sah  rosse,  das  [einen]  schweren  wagen 
fiihrend,  das  [eine]  grofse  last,  das  [einen]  menschen  schnell 
tragend.  [Das]  schaf  sprach  [zu  den]  rossen:  [Das]  hens 
wird  beengt  [in]  mir  (es  thut  mir  herzlich  leid),  sehend 
[den]  menschen  [die]  rosse  treibend. 

[Die]  rosse  sprachen :  Höre  schaf,  [das]  herz  wird  be» 
engt  [in  den]  gesehen-habenden  (es  thut  uns  herzlich  leid. 


^)  Di«  nbcrsiatUninBimg  von  gotitch,  aliinditch,   griechisch  und  Utei- 
Buch  steüt  die  nreprttiigliehkeit  dieser  pvtikel  sicher. 
**)  Comp.  2te  aufl.  §.  992  anm. 
***)  CMqi.  §.  215. 

****)  oder  ist  im  got.  stamme  man-  die  älteste  form  erhalten? 
*****)  nach   dem   griechischen,    das  hier  wahrscheinlich   die   älteste  form 
^  pnsfnmlaiimsi  erkalten  hat. 


208  Schleicher 

da  wir  wissen):  [der]  mensch,  [der]  herr  nnacfat  [die]  wolle 
[der]  schafe  [zu  einem]  warmen  kleide  [ftlr]  sich  und  [den] 
Schafen  ist  nicht  wolle  (die  schafe  aber  haben  keine  wolle 
mehr,  sie  werden  geschoren;  es  geht  ihnen  noch  schlech- 
ter als  den  rossen). 

Dies  gehört-habend  bog  (entwich)  [das]  schaf  [aaf  das] 
feld  (es  machte  sich  aus  dem  staube). 
Jena.  Aug.  Schleicher. 


Noch  einige  sprachliche  curiosa.    Nachtrag  zu 

beitr.  ü,  391  flg. 

1.  Einen  gegensatz  ssn  dem  lat.  i  bildet  das  siebzehn- 
silbige  Cherokeewort:  winitotigeginaliskolfitanone- 
litisesti  sie  werden  zu  jener  zeit  ziemlich  aufgehört  ha* 
ben  dich  und  mich  aus  der  ferne  zu  begfinstigen  (Worce* 
ster  in  Archaeologia  Americana,  Cambridge  1836,  II,  8. 249 
und  daher  bei  y.  d.  Gabelentz,  Höfers  zeitschr.  III,  s.  260). 

2.  Zu  den  lautlich  ungleich  gewordenen  ursprflDglich 
identischen  werten  flkge  bei:  slaw.  8*6  vö  =  deutsch  an 
(vü  nach  den  lautgesetzen  flkr  *ü  und  diefs  f&r  ^;  Comp. 
§.  84,  2). 

3.  Neben  zdm  beziehungselementen  ist  die  würze! 
durch  einen  einzigen  laut  vertreten  im  russischen  cyn^ecm- 
BHraejibTioe  suäcestvitelinoje  (nämlich  hma  imja  no- 
men)  substantivuni. 

Die  grundform  dieses  wertes  ist  s-ant-ja-stva-ja* 
-tal-ja*na-t-ja-t;  s  ist  rest  der  wurzel  as  sein;  -^ant- 
Sttffix  des  partic.  praes.  activi,  hier  weiter  gebildet  durch 
•ja-;  -stva-  ist  abstracta  bildendens  sufSx  {cyn\ecmmo 
suScestvö  wesen);  -ja-  ist  hier  das  abgeleitete  verba 
bildende  sofBx  (comp.  §.  209,  3),  obschon  das  verbum  nicht 
gebräuchlich  ist,  Ton  welchem  hier  mit  dem  weiter  gebil- 
deten sufRxe  -tar-ja-  ein  ebenfalls  nicht  vorkommendes 
nomen  agentis  (comp.  §.  225)  ?orliegt,    von  welchem   mit- 


ein  rest  des  imperfecta  in  der  niBsischen  Umgangssprache.  209 

tds  saffix  -na-  ein  adjectivam  abgeleitet  ist.  Dieses  ad- 
jectivnm  steht  im  neutram  -t-;  es  hat  die  bestimmte  form 
und  ist  ihm  das  pronomen  -ja-,  nom.  acc.  sg.  neutr.  -ja-t 
angetreten  (comp.  §.  264). 

In  ru88.  no^B,  pi.  H04Hnie  podi,  podite,  spr.  pad'i, 
pad'i't'e  ('  an   consonanten  bezeichnet  die  innige  verbin- 
duDg  derselben    mit  j,    die   erweichang)  komm,    kommt 
ist  aber  von  der  wurzel  i  (geben)  gar  nichts  mehr  vorhan- 
den, nur  die  praeposition  po-  und  die  sufBxa  sind  geblie- 
ben;   gmndfbrm    der   verbalform   ist   (i)-dh-jft-8,   plar. 
(i)-dh-jä-ta8  (2.  sg.  plur.  imperat.,  urspr.  optativi;  vergl. 
onnp.  §.  290  and  §.  293,  altbulg.,  anmerk.  am  schlnsse). 
Jena.  Aag.  Schleicher. 


Em  rest  des  imperfects  in  der  russischen  Um- 
gangssprache. 

Im  rassischen  6hiui»  biäü,  das  namentlich  in  der  ver- 
hfodoDg  KaKTt  öum'b  häufig  ist,  die  man  braucht,  wenn 
man  sich  auf  etwas  besinnt  (wie  war  es  doch?),  aber  auch 
in  anderen  Wendungen  (vgl.  Dahls  Wörterbuch  s.  v.  tinrnnb) 
vorkommt,  nunmehr  aber  als  partikel  empfunden  wird,  er- 
kenne ich  die  3.  sg.  imperfecti,  altbulg.  B«auie  bäade,  Btnie 
heie  (er  war).  Der  ausla\it  e  ist  geschwunden;  i  fOr  & 
findet  sich  nicht  nur  im  kleinrussischen  sondern  auch  in 
maaischen  mundarten  sehr  häufig,  in  cn^'femb  sidäti  spr. 
sid'^t'  (S  weiches  e,  e  ferm^)  =  altbulg.  ctA^^»  s£d£ti 
(nizen)  ist  es  ebenfalls  in  die  Schriftsprache  eingedrungen. 
In  Verbindungen  wie  bjih  6nm'h  so  PsfceB-fe  ili  biäu  vo 
Rievi  (Dahl)  oder  war  es  in  R.  liegt  die  verbale  natnr 
dieses  wortes  noch  deutlich  vor. 
Jena.  Aug.  Schleicher. 


Beifericse  s.  rgi.  apnchf.  V.  2.  14 


210  Aacoli 

Eränica. 

1.     Zoroaster. 

Die  ursprQDgliche  gestalt  dieses  namens  war,  meiner 
meinung  nacb^  zarat-Y&9tra,  waraus  zarath-vftptra, 
zarath-ustra.  Es  ist  wohl  nicht  zu  gewagt  bei  einem 
60  stark  gebrauchten  eigennamen  einen  phonetischen  Vor- 
gang, nämlich  th-v  (thw)  aus  t+v,  anzunehmen,  der  sich 
gewöhnlich  in  der  zendorthoepie  blofs  bei  einheitlicher 
wortform  ereignet.  Viel  gewagter  war  es,  wie  es  bei  frü- 
heren versuchen  geschah,  th  aus  t  vor  u  in  unserem  com- 
positum entstehen  zu  lassen.  Durch  den  besonders  häufi- 
gen gebrauch  des  wertes  ist  weiter  auch  die  zusammen- 
ziehung  u  e=  vä  (vergl.  altbaktr.  i  =  j&,  Justi  360a)  be- 
dingt, die  lautgerecht  die  Wandlung  des  darauf  folgenden 
9  in  s  mit  sich  f&hrt;  vergl.  z.  b.  altbaktr.  usti,  wille,  c== 
*va9-ti,  das  uns,  bis  auf  die  Iftnge  des  vocals,  die  ge- 
naue lautparallele  zu  zarathustra  aus  zarathvfi^tra 
liefert. 

Nun  ist  einerseits  durch  jene  sehr  oft  eintretende 
verflflchtigung  der  alteränischen  aspirata,  wofbr  ich  in  ei- 
nem aufsatze  (studj  iräni  I,  Mailand  1866)  zahlreiche  be- 
lege zusammengestellt  habe,  aus  zarathvä^tra  in  irgend 
einem  alteränischen  dialekte  die  form  zarahvä^tra  zu 
erwarten  (vgl.  z.  b.  *äghra-,  anhra-,  ahra-  im  namen 
Ahrimans;  verethraghna,  huzv.  varahrahn,  n.  s.  w. 
u.  s.  w.).  Dazu  stimmt  ganz  genau  die  uns  von  den  Grie- 
chen überlieferte  form  ZiaQodöXQog,  ZeoQodavQrjg'y  die  folg- 
lich, wenn  wir  nicht  irren,  weit  entfernt  eine  kühne  ety- 
mologiesimng  (^wgog,  aatijg)  des  geheiligten  namens  sn 
sein,  auf  eine  lautform  ganz  getreu  zurückgeht,  die  das 
altbaktr.  zarathustra  an  alterthümlichkeit  übertrifft.  Die 
nachchristlichen  Orthographien  ZdgaSog,  ZagdSrig^  Zoga^ 
8fig  u.  s.  w.  stützen  sich  hingegen  augenscheinlich  auf  pfirsi 
zarathust,  neupers.  zardudt. 

Andererseits  aber  ftllt  zarat+vä^tra  mit  i^at-f- 
vä^tra,  d.  i.  mit  dem  namen  des  ältesten  sohnes  dee  Zo^ 


ärinica.  211 

roaster,  merkmrOrdig  zusammeD.    I^atva^tra,  nach  Justi 
»weide  wünschend^,   ist  wohl  genauer  als  „die  bebaaung 
des  feldes  erstrebend^  (vergl.  Justi  selbst  unter  yä^tra  und 
T^tija)  za    fassen,     wodurch  dieser  eigenname,    und  Zu- 
gloch zarat-v&9tra,  eine  besondere  kulturgeschichtliche 
bedeatung  ge^nnen  dürfte,     lieber  zarat,  woför  sich  zu 
Tidee  aufdrängt,    ist   es  einstweilen  schwierig  etwas  ganz 
eDUchiedenes    auszusprechen.     Wie  aber,  wenn  unser  mit 
i^at  in  i^at-vä^tra  parallel  laufendes  participium  (we- 
gen der  art   solcher  composita  vgl.  z.  b,  Benfey  vollst,  gr. 
§.  6d3 1.)  eine  davon  kaum  verschiedene  bedeutung  tragen 
Mute?   Aus    zar  =  skr.  har    kennt   nämlich   Justi    blofs 
folgende  altbaktr.  ableitungen:   zara,   bund,   zaranh,  er- 
gebeDheit  (zarazdä  =  zaranh+dä,  ergeben);  dazu  ist 
tonet  skr.  harj  y^lieben,  wohl  eigentl.  har  nach  der  vier- 
ten,  welches    zu    einer   neuen    wurzelform   geworden   ist: 
nehmen^  (Benfey  sämav.  gloss.)  herbeizuziehen ;  auch  habe 
ich  anderswo  schon  bemerkt,  dafs  sich,  in  betreff  der  be- 
deutong,  skr.  harj,  lieben,  zu  har,  nehmen,  verhält^  wie 
Inbh  lubbjati,  cupere,  zu  labh,  adipisci,  und  wie  sprha, 
desiderium,  sprhajati,  appetit,  zu   spr^ati,  tangit«  — 
Also    der   vater  wie  der  söhn   ^der  bebauung  des  feldes 
gewogen,  zugethan^. 

£in    verschiedenes    altbaktr.  zar,    das  Justi  mit  skr. 
har  nach  der  neunten  (hr-nl-)  zusammenstellt,  ladet  mich 
weiter  zu  einer  grammatikalischen  bemerkung  ein,  die  hier 
platz   finden   mag.     Justi  flQhrt  nämlich   die  potentialform 
zaranadmä    unter    den  beispielen  von  eingeschobenem  a 
auf:     es    stünde    folglich    f&r    organischeres   zar-na^ma 
sarenaSma,  zerena^ma),  d.i.,  wenn  wir  der  sanskrit- 
grammaiik  gehör  schenken,   eine  in   die  analogie  der  er- 
sten conjugation   übergegangene  form  der  neunten  classe. 
Sollten   wir   aber    nicht   vielmehr  in  zar-ana6-ma   eine 
kostbare  spur  des  alterthümlichen  -ana-  (woraus  na  u.  s.  w. 
^  ich  anderswo   zu  beweisen  versucht  habe)  erblicken, 
<iis  bekanntlich   aus  Griechenland  und  Westiranien  reich- 
/fcb  zuflieist  (Sag^-avo-;  armen,  harc-an^-m,  ich  frage, 

14* 


212  Ascoli,  Crimen. 

u.  8.  w.  u.  8.  w.)?  Eine  andere  zendische  spur  ist  mir  da« 
fbr  altbaktr.  9pan  (^panvanti)  fördern,  wachsen,  dasJusti 
gewifs  richtig  als  Fortbildung  von  ^u,  ebenso  wie  9p i, 
wachsen,  schwellen,  fafst,  also  mit  verwachsenem  an (a); 
▼gl.  xvaivoi  neben  xvof.  Sanskritische  spuren  sind  bekannt- 
lich -äna  in  der  2.  pers.  imp.  sing,  und  id-ana*t.  Folg- 
lich zar-anad-ma  auf  einer  und  derselben  linie  mit  lafiß- 


2.     Armen,  hariur,  hundert. 

Man  hat,  wie  es  mir  scheint,  die  hoffiiung  einer  ety- 
mologischen erkenntnifs  dieses  Zahlwortes  zu  leicht  aufge- 
geben (vergl.  F.  Müller  sitzungsber.  d.  wien.  akad.  XXXV, 
199).  Bekanntlich  geht  sehr  oft  anlautendes  armen,  h  auf 
altes  p  zurQck;  auch  liegt  im  armen,  -thiun  =  altbaktr. 
-thwan(a),  skr.  tvan(a)  [griech.  awij]^  um  uns  auf  die- 
sen fall  zu  beschränken,  ein  allgemein  bekanntes  beispiel 
von  armen,  iu  zwischen  consonanten  an  der  stelle  von  al- 
tem va  vor.  Dadurch  gelangen  wir  von  armen,  hariur 
zu  einem  altwesteränischen  parvar,  volle,  ftüle,  Vielheit; 
vgl.  altbaktr.  und  altpers.  paru,  griech.  nokkS^  (nol-^og) 
U.8.W.,  viel,  WZ.  par,  und  altbaktr.  primftre  nomina  auf 
-vare.  Es  ist  also  hariur  eine  an  skr.  sahas-ra  u.  s.  w. 
(stark,  kräftig),  und  ähnliche  sich  anreihende  benennung 
einer  grofsen  zahl. 

Unser  wort  wird  im  armenischen  als  ein  vooalisches 
thema  behandelt  (hariuro-h,  hariuro-v);  es  vermag 
dies  aber  unserer  etymologie  um  so  weniger  eintrag  zu 
thun,  als  sich  bei  biur  (biuro-h,  biuro-v),  zehntau* 
send,  =  altbaktr.  baövare  der  nämliche  Übergang  genaa 
wiederholt;  auch  wird  dagegen,  bei  dem  gewiis  sehr  frü- 
hen erlöschen  des  etymologischen  bewnfstseins  des  uralten 
Wortes,  nicht  eingewendet  werden  können,  dafs  ws.  par, 
füllen,  anderwärts  im  armenischen  in  verschiedener,  und 
zwar  entarteter  gestalt,  d.  i.  mit  verflüchtung  des  h  und  1 
statt  r,  erscheine. 


Stokes,  anzeigen.  213 

Ganz  genau  wie  altbaktr.  thanvare  (^nävare)  zu 
4r.  dhanvan  dbanus,  bogen ,  verhält  sich  femer  das 
>0D  üDB  erschlossene  altwesteränische  parvar  zu  skr.  par- 
van  parus,  als  dessen  gmndbedeutnng  knoten  am 
rohre,  d.  i.  knollen  als  dickgewachsenes,  fliUe,  voUes, 
g3t  Dadurch  erhält  *parvar  =  hariur,  sowohl  der 
form  als  der  bedentung  nach,  eine,  wie  mir  scheint,  sehr 
bemerkenswerthe  bestätigung. 

Mailand,  augnst  1866.  G.  J.  Ascoli. 


U  grand  Mystäre  de  Jdsos,  Passion  et  Rtfanrrection ,  Drame  Breton  du 
Boyen  age,  avec  une  etade  sor  le  th^atre  chez  les  nationa  celtiques. 
Par  le  Yicomte  Hersart  de  la  Villemarqu^.  Paris  1866.  pp.  CXXXV 
ond  268. 

Jeder  dialect,  so  unbedeutend  er  sein  mag,  kann,  wenn 
nicht  auf  die  entstehung,  so  wenigstens  auf  die  ausbildung 
und  den  phonetischen  verfall  der  verwandten  und  benach- 
barten sprachen  einiges  licht  werfen.  Das  bretonische  aber 
namentlich  ist  in  dreifacher  hinsieht  wichtig,  erstens  weil  es 
in  ziemlicher  ausdehnung  den  Wortschatz  und  vielleicht  die 
sjntax  des  französischen  beeinflufst  hat,  dann  weil  es 
gnunmatische  formen,  die  wie  das  futurum  auf  i  in  den  an- 
dern keltischen  sprachen  gänzlich  oder  beinahe  verloren 
sind,  bewahrt  hat,  und  drittens  wegen  seiner  reichen  und 
interessanten  balladen-  und  dramenliteratur.  Der  hauptsäch- 
lichste bearbeiter  dieser  interessanten  spräche  ist  der  ge- 
lehrte, den  Zeufs  bezeichnete  als  „vir  de  literis  armoricis 
in  primis  meritus,  cujus  nomen  clarissimum  est  Th.  Hersart 
de  la  Villemarque^  *),  dessen  1839  herausgegsbene  Barzaz 
Breiz  —  lieder  des  bretonischen  volks  —  nicht  nur  eine 
bewundernswerthe  Sammlung  frischer,  röhrender  und  sinni- 
ger Volkslieder  sind,  sondern  auch  ein  wichtiger  beitrag  zum 

*)  Zeafa  Gramm.  Celtic.  p.  969. 


214  Stokes 

4 

materialc  der  celtischen  philologie.  Aufgemuntert  durch 
den  erfolg  dieses  schönen  buches  hat  herr  de  Villemar- 
que  nicht  aufgehört  die  dichtung  und  die  sprachen  der 
Gelten  ssu  studieren.  Aufser  kürzeren  arbeiten  (unter  de- 
nen ich  die  Über  die  glocke  von  Stival,  mit  ihrer  alt- 
bretonischen  inschrifb  Pirturfic  isti  süfsstimmig  bist  du 
erw&hnen  will)  hat  er  Legonidec's  breton.-französ.  und 
franzö9.-bretoniscbe8  Wörterbuch  herausgegeben,  einen  werth- 
vollen  bericht  Über  die  wichtigsten  welschen  manuscripte 
veröffentlicht 9  in  seinen  Bardes  Bretons  die  schwie- 
rigen verse  bearbeitet,  welche  den  alt  welschen  Bar- 
den des  6.  jahrh.  zugeschrieben  werden  und  anerkennens- 
werthe  versuche  zu  ihrer  erklärung  gemacht.  In  seinen 
Romans  de  la  Table  Ronde  (gegründet  auf  der  Lady 
Charlotte  Guest  Mabinogion)  und  im  Myrdhinn  hat 
er  das,  was  er  die  Inspiration  romanesque  der  Gel- 
ten neunt,  zu  würdigen  unternommen.  In  seiner  Lögende 
Geltique  hat  er  ihre  religiöse  epopöe  skizzirt.  Jetzt  be- 
handelt er  ihre  dramatische  literatur  und  druckt  ihren  wich- 
tigsten Überrest  wieder  ab  nach  der  ältesten  vorhandenen 
ausgäbe  von  1530,  von  der  eine  copie,  ein  band  in  24% 
bezeichnet  Y  no.  6,  183,  sich  in  der  kaiserlichen  bibliotbek 
vorfindet.  Dazu  fügt  er  einige  bisher  unveröffentlichte 
Volkslieder  über  Christi  passion,  welche,  um  seinen  eignen 
hübschen  ausdruck  zu  gebrauchen  „sentent  moins  Pencens 
que  1h  fleur  de  rajonc  ou  de  Taubepine^.  Ich  hoffe  von 
ganzem  herzen,  dafs  seine  energie  und  begeisterung  ihn 
veranlassen  wird,  nicht  nur  Tremenvan  an  ytron  Ma- 
ria ha  he  pemzec  levenez  („Tröpas  de  Madame  Marie 
et  ses  quinze  joies^)  und  Buhez  mab  den  ()»Vie  de 
l'bomme^),  welche  in  demselben  bände  enthalten  sind,  her- 
auszugeben, sondern  auch  das  Livre  d^heures,  latein  und 
bretonisch,  gedruckt  1524,  von  dem  eine  einzige  oopie 
jetzt,  wie  ich  glaube,  in  der  bibliotbek  eines  bretonischen 
edelmanns  sich  vorfindet. 

Diese  Zeitschrift  ist  nicht  der  ort  einen  abrifs  zu  ge- 
ben von  dem  hübschen  versuch  über  das  celtische  theater. 


anzeigen.  215 

welchen  herr  de  la  V.  dem  jetzt  veröfTentlichten  mittel- 
bretonischen  stück  vorausgeschickt  hat,  denn  ich  schreibe 
hier  als  philolog  und  nicht  als  literarischer  kritiker; 
aber  doch  mula  ich  mit  besonderem  vergnügen  bemerken, 
dafs  er  in  dieser  arbeit  herm  Edward  Norris  gerechtig- 
keit  erweist,  dessen  Ancient  Cornish  Drama  der  wich- 
tigste beitrag,  der  seit  Zeui's'  tode  zur  celtischen  lingui- 
8tik  geliefert  worden  ist.  Anderseits  mufs  ich  das  still- 
schweigen des  herrn  de  la  V.  hinsichtlich  der  von  Souve- 
stre  in  seinen  Derniers  Bretons  analysierten  weltlichen 
bretonischen  stücke  und  der  andern,  wie  ich  glaube,  noch 
im  manuscript  vorhandenen  religiösen  bretonischen  dramen 
bedauern.  Herr  de  la  V.  unterläfst  auch  jede  bczugnahme 
auf  das  merkwürdige  cornische  stück,  Gwreans  an  Bys 
(«Creation  of  the  world^),  welches  (freilich  sehr  incorrect) 
sowohl  früher  als  1827  gedruckt  wurde.  Ich  mufs  auch 
einspruch  erheben  gegen  seinen  versuch  (p.  LXI)  die  Ma- 
ximilla  eines  der  cornischen  dramen,  die  durch  einen  bi- 
Bchof  zum  tode  verurtheilt  wird,  mit  der  Jungfrau  von 
Orleans  zu  identificieren.  Die  halb  cornischen,  halb  eng- 
lischen Worte:  Thow  harlot,  for  goddys  bloud!  ro 
thym  cu  syl  avel  den^  (gib  mir  rath  wie  ein  mann), 
i^uf  die  herr  de  la  V.  seine  theorie  gründet,  sind  —  wie 
aus  dem  zusammenhange  bei  Norris  I,  202  zu  ersehen, 
nicht  an  ein  weib,  sondern  an  einen  mann,  des  bischofs 
krummst  ab  träger,  gerichtet.  Das  engl,  harlot  (i.  e.  lot- 
terbabc),  obgleich  jetzt  „metze''  bedeutend,  ist  hier  wie 
stets  ion  mittelenglischen  auf  einen  mann  angewendet  (s. 
Chaocer^s  The  Sompnoure's  Tale;  Diez  et  wtb.  32).  So 
wurden  auch  bawd,  concubine,  courtesan,  hag, 
hoyden,  shrew  etc.  früher  auf  beide  geschlechter  ange- 
wendet. Und  zuletzt  was  Zeufs,  unsern  verstorbenen  mei- 
ster,  anbetrifil,  so  mufs  ich  erklären,  dafs  herrn  de  la 
V/8  behauptung  beziehentlich  der  altwelschen  glosse  zu 
theatra  in  einer  note  zu  p.  XVI  völlig  irrig  ist.  Das 
Oxforder  manuscript  list,  wie  Zeufs  sagt,  guaroimaou. 
Ich  prüfte  es  sorgfältig,  ehe  ich  England  verliefs. 


216  Stokef 

Was  den  text  des  nun  publicierten  mysteriums  anl 
80  stimme  ich  mit  herm  de  la  Y.  darin  fiberein,  dafs  die 
spräche  bemerkenswerthe  übereinstimmangen  mit  der  des 
Bnhez  Santez  Nonn  zeigt,  der  fandgrube  aus  welcher 
Zeuis  fast  ansschlieislich  das  material  zum  bretonischen 
theil  seiner  Gramm.  Celtioa  schöpfte.  Aber  ich  möchte 
nicht  so  weit  gehen,  „l'un  et  l'autre  ä  un  mßme  antear^ 
zuzusprechen.  Abgesehen  von  der  künstlerischen  flberle- 
genheit  des  mysteriums  über  das  Buhez  finde  ich  solche 
unterschiede,  nicht  nur  in  der  rechtschreibung  sondern  auch 
in  den  Wörtern,  dais  ich  sie  verschiedenen,  doch  mög- 
licherweise gleichzeitigen  Verfassern  zuschreibe.  Der  verf« 
des  Buhez  z.  b.  schreibt  die  dem  gall.  ver,  w.  guor,  ir. 
for  entsprechende  praeposition  stets  voar,  wfthrend  der 
des  mysteriums  stets  oar  hat.  Das  Buhez  (fortan  durch 
B.  bezeichnet)  hat  sc,  wo  das  mysterium  (fortan  durch 
M.  bezeichnet)  cz  oder  s  hat.  Für  den  unbestimmten  ar- 
tikel  hat  B.  öfter  ung,  M.  stets  un.  B.  hat  ao,  wo  M. 
au  hat  (taol  B.  10  =s  taul  M.  lila).  B.  hat  aou,  wo 
M.  ou  hat  (laouenbat  B.  44  =  louenhat  M.  9b.  B.  10 
hat  argant,  während  M.  lob  archant  Silber  hat.  B« 
hat  composita  mit.guir  gut  gern,  während  M.  die  mit 
drouc  böse  liebt.  B.  bildet  seine  refiexiva  gern  mit  dop- 
peltem em-em-,  während  M.  im  allgemeinen  mit  dem 
einfachen  em-  sich  begnügt.  Diese  liste  von  Verschieden- 
heiten könnte  leicht  verlängert  werden.  Bezüglich  der  zeit 
ihrer  composition  meint  herr  de  V.,  dafs  beide,  B.  und  M., 
spätestens  dem  14ten  sec.  angehören  und  dafs  letzteres 
grammatische  formen  enthält,  die  ihm  sogar  ein  höheres 
alter  zuweisen.  Er  f&hrt  diese  formen  auf  Seite  CXIII 
auf,  und  darunter  sind  acht,  die  er  partic.  pass.  auf  at 
nennt.  Wenn  wir  aber  den  Zusammenhang  betrachten,  so 
finden  wir,  dafs  mit  ausnähme  von  zweien  (santiffiat 
M.  76b  und  cruciffiat  M.  178a)  —  von  denen  das  eine 
ein  fehler  ist,  das  andere  des  reims  wegen  steht  —  die 
übrigen  sechs  (a  cruciffiat  M.  173b,  2i8a)  ez  stlegat 
M.  76a,    ne  guelat  M.  93a,    ez  cannat  M.  105a,    ez 


anzeigen.  217 

barnatM.  106iH  ez  lacatM.  122b,  a  fnrmat  M.  127a) 
sSmmtlich  reguläre  beispiele  der  3ten  8g.  praet.  pass*  siod, 
B.  Zeois  G.  C.  525  and  wegen  der  erklämng  des  bretoni- 
schen pari.  pass.  Ebel,  Beitr.  III,  269).  Herr  de  la  V- 
könnte  sich  gewifs  mit  einem  so  respcctabeln  alterthum  wie 
dem  14ten  aec.  begnügen,  einem  datum,  das  mir  in  bin- 
blick  anf  die  vielen  französischen  lehnwörter  und  die  ver" 
gleichongsweise  moderne  form  derselben  fast  noch  et- 
was zu  hoch  gegriffen  scheinen  könnte.  Man  sehe  z.  b. 
crachyt  M.  82a  =  crachez.  Dies  kann  kaum  sehr 
früh  entlehnt  sein,  denn  die  altfir.  form  von  er  acher  ist 
racher,  altnord.  hrsekia,  so  dafs,  wenn  M.  wirklich  vor 
dem  14ten  sec.  geschrieben  wäre,  wir  rachyt  erwarten 
mflisten. 

Interessant  sind  einige  dieser  lehnwörter,  z.  b. : 
abaff  M.  183a  verwundert,  bestürzt,  altfr.  balf  *). 
anoaz  M.  134a  ennui,   in  odio:    anoazet  M.  61a 

ennuyä. 
azeul    M.  174a  adore  (3.  sing,  praes.),    w.  addoli 

adorare,  altir.  adrad. 
benin   M.  54b,    bilen  M.  74a,    bisaig  M.  33a  von 
venin,  vilain,  visage.     So  beronic  B.  120  von 
veronique. 
bloQch  M.  75a  franz.   bloc  (en  bloc),    ahd.  bloc, 

bloch. 
boutaf  M.  13a  frz.  bouter,'mhd.  bözen  stofsen,  engl. 

to  butt. 
bouzellou  M.  98b,  pl.  von  bouzell-en,  it.  budello 

(lat.  böte II us),  altfr.  boel  „boyan^. 
quaez  M.  14la  =  captus,  w.  caeth,  corn.  caid  (gl. 

servus),  caites  (gl.  ancilla):  ir.  cacht. 
castizaf  M.  108a  engl,  to  chastise,  mfr.  chätier. 
cauteriou  M.  12a  plur.  von  cauter,  miat.  caldaria, 
altw.  calaur  Juv.  p.  48,  corn.  caltor. 


^)  Corn.  bvhgh  O.  122,   vas  NorrU  zweifelnd   mit  „mistake*  wieder- 
K^h,  kommt  vom  ft-anz.  (<$)bahir. 


218  Stokes 

cedr  M.  109a  sceptre. 

queguyn  M.  202a  coquiDa,    w.   cegin,    coro,  ke- 

ghyn,  ir.  cucann. 
coantis  M.  12a  von  coant  =  altfr.  cointe  zierlich, 

aomuthig. 
quemyat  M.  46a    it.  commiato,    coro,  cummyas, 

kemeas. 
coan  M.  5b  ^  cSna,  com.  coyn,  w.  cwynos. 
contrel    M.  197a,   84  b    mit    zwei   bedeutungen    con- 

traire  und  d^mon  (cf.  Satan).     So  oeuw.  cytbrawl 

contrarius    und    mittelwelsch    kythreul    daemon 

Z.  549. 
couFiaf  M.  22a  convier,  couvy  M.  4a  convive. 
crizer  M.  234b  cruditas  von  criz  sss  crüdus. 
esfreiz  M.  151a  altfr.  esfroi,  aber  prov.  esfreidar 

in  schrecken  setzen  Diez. 
feur  M.  118a  altfr.  feur  gesetz,  taxe  (forum  markt), 
feuzr  M.  74a  got.  födr  scheide,  frz.  fourreau. 
frim  M.  IIa  frz.  frimas,  altn.  hrim,  engl.rime. 
goaf  M.  148a  frz.  gaffe,   welches  Diez  mit  obd.  gai- 

fen  vergleicht.     Bret.  oa  hier  =  ai  wie  in  goa  ss 

yaicov  etc. 
chom  M.  44a  frz.  chömer. 
Jalm  M.  195b  Jacobus. 
labezet  M.  58b  lapidatus  oder  frz.  lapidö. 
lausq  M.  11  la  laxus,  "W.  Uesg,  ir.  lese, 
lenn  M.  116b  legendum,  w.  dar-llen,  ir.  I^genn. 
lyam  M.  174b  ligamen,  frz.  lien. 
mastinet  M.  98a  plur.  von  mastin  frz.  m&tin,  engl. 

mastiff. 
meux  M.  14a  altfr.  mes,  jetzt  mets,  w.  mes,    engl. 

mess. 
moez  M.  71  b  und  voez  M.  231b  voix. 
munut  M.  22b  minutns,  com.  munys,  menys,  altw. 

munutolou  (gl.  fornilia). 
ortolan  M.  186a  hortulanus^  it.  ortolano. 
pechezres  M.  87b  peccatrix,  p^cheresse,  w.  pe- 

chadures,  corn.  peghadures. 


anzeigen.  219 

pirchyrin  M.  206a  peregrinus,   w.  pererin,  franz. 
p^lerin,  engl,  pilgrim. 

popin  M.  I54b  pampinus,  frz.  pampre. 

poabr  M.  108b  frz.  pourpre,  w.  porphor. 

prenden  M.  64  b  franz.  brandon,  wie  pisaar  B.  154 
franz.  bizarre. 

pancc  M.  97b  (pl.  punczaii  M.  13a),  frz.  paits. 

rambre  M.  225b  reverie. 

rustony  M.  230a  gabst,  von  rust  altfr.  rüste  derb, 
heftig. 

squeul  M.  157b  seäla,  w.  ysgawl. 

sclacc  M.  Ha  glace  mit  praefig.  s. 

sicbou  M.  20b  sieges. 

sordour  M.  82a  kommt  wie  sp.  sortero  von  sortä- 
rius  (frz.  sorcier  von  sortiarius). 

sponnt,    spont  M.  223a,  10b    it.  spavento,    franz. 
epoayante. 

tatin  M.  202a  frz.  taquin. 

taul    M.  58b    tabula,    taulen    M.  138b    tablet,    w. 
taflen. 

terzyen  M.  129a  tertiana,  w.  teirthon. 

tisyc  M.  143a  (f&taixvi^  frz.  etisie. 

trahinet  M.  119a  frz.  tra(h)in^,  tratnö. 

▼  elim  M.  114b  vilain.  Dieses  wort,  wie  patroum 
von  patronus  und  andere  neubretonische  Wörter, 
gibt  ein  beispiel  von  dem  übergange  von  n  in  m, 
welcher  im  franz.  venimeux  (mittelbret.  venimus 
M«  IIa),  etamer  und  häufig  im  englischen*)  vor- 
kömmt. 
Auch  in  dem  Buhez  Santez  Nonn  sind  einige  in- 


*)  Z.  b.  grogram  von  grosgrain,  megrim  von  migraine  riftixQavtat 
tutuhroom  von  moufseron,  uagloir.  masharoon,  plum  prnn,  prnnum, 
loreme  lorein,  pilgrim  p^lerin  peregrinus,  at  random  k  randon,  ve- 
nom  venin,  roaijoram  marjolaine,  vellum  velin;  so  im  inlaut  Latimer 
▼OD  Latiner,  so  wie  Hr.  Joyce  bemerkt  hat  (Proceedings  R.  I.  Academy 
^i  235)  in  den  angloir.  corruptionen  irischer  Ortsnamen  Kilmainham  cell 
Maignenn,  Hojacomb  ^  mag  da  chon,  Slieve  Eelim  =s  sliab  Ei- 
blinne.    So  ireläch  Uatwm,  saffrwm,  offrwm. 


220  Stokes 

teressante    lehn  Wörter,   auf  die  —  denk  ich  —   bis  jetzt 
noch  nicht  aufmerksam  gemacht  ist.    So: 
alusenou    B.  26  pl.    von   alusenn  eleemosyna,    w. 

elusen,  ir.  almsan. 
aviel  plur.  avielon  B.  52.  B.  50  evangelium,   corn. 

awayl  D.  924,  aweyl  R.  2464. 
banel  B.  156  frz.  venelle  g&fschen. 
koarays  B.  132  quadragesima,    car^me  (w.  gra- 

wys  ir.  corgais). 
elanvet")  B.  8.  B.  102  61ev4. 
fillor  B.  106  filiolus,  filleul. 
forbany  B.  6  altfr.  forbanir  (for  =s  foras). 
foultr  B.  92  fulgor,   altfr.  es-fouldre. 
chaloniet  B.  186   chanoines,  canonici,  altir.  acc. 

du.  canoin. 
iun  B.  4  jeüne,  jejunium. 
jolis  B  40  joli  (woher  das  s  des  bret.  wertes?  müssen 

wir  etwa  jolif  lesen?), 
podou  B.  180  plur.  von   pdt,   franz.  pot*'),    w.  pot, 

potyn. 
aebezaff  B.  4  stupidare. 
tensor   B.  96,     lat.  thensaurus  (Plaut.);   w.  trysor 

kommt  von  tresor  lat.  thesaurus. 
urz  B.  176  ordo,  w.  urdd. 

So  viel  Ober  die  lehnwörter  in  M.  und  B.,  von  denen 
ich  eine  liste  von  nahe  1200  angefertigt  habe.  Ich  will 
nun  einige  der  rein  celtischen  Wörter  in  diesen  zwei  dra- 
men  erwähnen,  die  mir  lehrreich  zu  sein  scheinen  und  bis- 
her noch  nicht  besprochen  sind. 

*)  falsch  erklärt  von  Legonidec  und  von  mir  beitr.  III,  164. 
**)  diese  Wörter  führen  auf  ein  lat.  *pötu8  oder  *p6tam  topf  von  der 
WZ.  PA,  wie  skr.  pä-tra,  pä-nam.  Diez  s.  v.  pot  genügt  nicht.  Die 
celt.  potf  poit,  puite,  welche  er  citiert,  sind  augenscheinlich  lehnwSrter. 
Ich  weifs  von  keinen  celtischen  ableitungen  derwz.  PA,  ausgenommen  altir. 
an,  fl.  f.  ein  trinkgcjfltrs  =  «tkr.  pänam  triokgeschirr  B.  R.,  mit  dem  ge- 
wöhnlichen Verlust  des  anlautenden  p^  und  altir.  ibiu,  ibimm  ^  bibo, 
skr.  pivämi  pibami  '*'pipämi,  was  wir  auch  in  den  britischen  sprachen 
finden:  w.  yfed  (altw.  ♦ibet  —  cf.  iben  im  Jnvencus),  com.  evc,  bret. 
eva. 


anzeigen.  221 

Amiegues  B.  90,  jetzt  ami^ges  bebamme,  yielleicbt 
verwandt  mit  lat.  amicio,  i.  e.  'amb-jacio,  womit  Pott 
jäpajämi  and  Lottner  idnro)  zusammenstellt.  Ist  diese 
Tergleicbang  richtig,  so  könnte  amieges  deutscb  mit  um- 
hQllerin  wiedergegeben  werden. 

Azrec  B.  16  reue,  sorge  (com.  eddrek  pl.  edrege, 
ir.aidrech,  aitbrechas,  aitbirge  Z.  986,  O'Don.  Gr. 
309.  Ebel  hat  got.  idreiga  verglichen.  Aber  da  RIK  die 
eeltiscbe  wnrzel  scheint,  so  fehlt  die  lautverschiebung. 
Vielleicht  haben  die  Goten  idreiga  wie  kSlikn  von  den 
Gelten  entlehnt«  Die  altirische  form  aitherrech  verftn* 
derung  (aitherrech  forsna  sunu  Mil.,  dat.  sg.  dom-ai- 
therriuch)  welche  Zeufs  mit  aithrige  in  Verbindung 
setzt,  scheint  zu  einer  andern  wurzel  zu  gehören,  und  ich 
möchte  dies  subst.  aithirrech  (*ati+er-eri-co?)  und  das 
adj.  oitherroch  ander  mit  dem  lat.  per-pera-m  äXkwg 
vergleichen. 

bervet  M.  12b  p.  p.  von  birvif  bouillir  M.  i2a,  w. 
berwi,  altir.  berbad,  i.e.  bervad,  jetzt  bearbhadh, 
lat  ferveo.  Die  vergleiohungen  von  Curtius  (G.  E.  I,  268) 
und  Meyer  (zeitschr.  VIII,  274)  zu  ferveo  scheinen  mir 

Behr  zweifelhaft.   Die  italocelt.  formen  führen  auf  indogerm. 

BHARV. 

bestl  (vestl  M.  143a  ist  augenscheinlich  druckfeh- 

1er)  galle,  com.  bistel   (gl.  fei)  bestyll  P.  202,2,    w. 

bostl,    got.  beist  ^1/^17  (Dief.  got.  wtb.  I,  292).     Kann 

Utfel,  fellis  f&r  'fesl,  ""festli  stehen?  Der  verlust  von 

8t  im  inlaut  ist  nicht  mehr  überraschend  als  der  im  an- 

hüte  von  (st)lis,  (st)locus. 

beure  M.  214a  der  morgen,     cf.  w.  bore,  ir.  b&- 

raoh  (arn-a-b&raoh  Lib.  Hymn.  fo.  8b)  und  buarach  .i. 

matan  moch  Corm.  Gloss.  die  etymologie  ist  dunkel, 
blein  M.  105a.  190a  gipfel,  jetzt  lein  oder  nein, 

w.  blaen. 

bleat  M.  201b,  jetzt  bleüd  blumenstaub,  w.  blawd, 

altw.  bloteit   (gl.  spumaticum),    com.  blot  (gl.  farina), 

ir*  bl4th   biQthe.    J.  Grimm  vergleicht  franz.  bl^,  altfr. 


222  Stokes 

bied,  it.  biado,  aber  Diez  I,  64  leitet  diese  Wörter  sehr 
geistreich  von  lat.  ablata  („miat.  ablatum  etc.  fUr  messis 
kommt  wirklich  vor^)  ab.  Dies  hätte  coro,  hit-aduer 
(gl.  messis)  anf&hren  können,  wo  adver  =  w.  adfer  ein- 
gebracht bedentet. 

bront  M.  101  a,  jetzt  brond  Stachel  =  com.  bros 
(gl.  aculeus).  w.  brwyd  ist  eine  breche,  nenir.  bröd 
Stachel,  altir.  *bröt.  Dies  sind  alles,  wie  ich  glanbe,  lehn- 
Wörter,  denn  wie  sollte  sonst  das  t  sowohl  irisch,  als  britisch 
hart  sein?  Cf.  vielleicht  span.  brote,  prov.  brot,  abd. 
bros  bei  Diez  1,90. 

qnehezl  B.  30  (pl.  qneheziou  M.  162a,  162b,  189a, 
queheslou  M.  48b),  jetzt  k^el,  k^al,  kel  nouvelle, 
bruit,  fable,  conte.  Ich  erwfthne  diese  Wörter  blos  des- 
halb, weil  es  gerade  die  form  ist,  die  man  f&r  das  galL 
cosedlon  der  inschrift  von  Autun  im  bretonischen  erwar- 
ten kann. 

qneynias  M.  105b  se  lamenta:  ci  w.  cwyno,  com. 
kyny,  altir.  cöinim  deploro.  Diefenbach  vgl.  got.  qvai- 
non;  aber  wo  ist  die  laut  Verschiebung?  Vergl.  vielmehr 
ags.  hvtnan,  altn.  hvtna  stridere. 

knech  M.  13a.  40a.  133a  etc.  „haut^,  meistens  ver* 
banden  mit  tnou  thal  (cf.  den  engl,  aasdrack  „by  hill  aod 
dale^,  franz.  |,par  monts  et  vaux*).  Dies  ist  das  ir.  cnocc 
(gl.  gibber,  gl.  olcas)  monticulas,  w.  cnwc  (waram  nicht 
cnwch)  beule,  geschwulst,  knorren.  Zeufs  praef.  VII  ver* 
bindet  mit  cnocc  das  altcelt.  cnno-,  jig-Ttivta^  nnd  w. 
cwn,  cwnwg,  erchyniad.  Die  neuere  form  von  kneoh 
ist  krdach. 

dazlou  li.  4b.  190a.  204a  zähren,  SaTt^va^  jetzt 
da^lon,  plur.  von  da^raonen  oder  daälaouen,  altw. 
dacr,  jetzt  dagr^  com.  pl.  dagrow,  ir.  d^r.  Dazlou 
mala  entstanden  sein  aus  *dachron,  c  durch  r  aspiriert* 
Der  Qbergang  von  r  in  1  ist  häufig  im  bretonisohen,  der 
von  ch  in  z  bereits  von  Zeufs  (G.  C.  182)  erwtimt,  der 
dezrou  incipere  =  dechreu,  hoz  euer  =  mittel w.  a weh 
tt.  a.  beibringt. 


anzeigen.  223 

diaoc  M.  73a  entwischen,  w.  di-anc,  com.  dy-anc, 
de-anc,  von  di  und  der  wz.  ANK  skr.  aüK,  welche  Sieg- 
fried (beitr.  11,  396)  redupliciert  fand  in  altir.  t-dnac-sa 
▼eni,  rancatar  (ro-&nac-atar)  venerunt. 

fri  M.  78b  (pL  fryou  M.  104b),  jetzt  fri  nase,  corn. 
friic  —  leg.  frtc  —  (gl.  naris),  fri  dg,  freyge  CW. 
134. 140.  Das  bret.  fron  oder  fren  nasenloch^  w.  ffroen, 
das  corn.  (rein  (gl.  nasus),  w.  trwyn,  ir.  srön  —  viel* 
leicht  auch  lat.  truo,  truonis  ein  dicknasiger  mensch  — 
alle  acheinen  verwandt  und  herzukommen  von  einer  wz. 
STSU,  wie  w.  ffrwd,  ir.  sruth,  skr.  sröta,  z.  thra- 
ota.    S.  Knhn  zeitschr.  XIV,  224. 

galvet  M.  55a.  189b  gerufen,  p.  p.  von  gervel  ru- 
fen, skr.  wz.  gf.  Die  britischen  sprachen  haben  wie  das 
griechische  (äyyHXw  =  ava-yeX'Va)  grnämi  Benf.,  yr^QVü)) 
diese  wurzel  io  zwei  formen  6AL  und  OAR:  w.  galw, 
coro,  galow,  w.  gair,  gawr.  Irisch  finden  wir  nur  die 
r-form:  gair  vox,  gair  geschrei,  diucaire  (=  do  + 
od-f-gaire)  id.,  do-ro-gar-t,  dorincart  (=  do-ro- 
•od-gar-t)  er  schrie.  In  den  germanischen  sprachen  cf. 
ags. ceallan  und  calla  in  hilde-calla  praeco. 

gobr  M.  83  b  praemium,  w.  gobr,  altbret.  und  altw. 
*goprasir.  fo-chr-icc.  Diese  formen  nebst  w.  go-brwy 
belohnnng,  ir.  fo«cbr-icc,  ir.  crithid  (gl.emax)  f&hren  anf 
altcdt  *vo-pri8,  vopraio8(=skr.  avakraja  precium?)^ 
*voprioioD,  *prititis.  CL  nQi-a^iAai ^  lat.  pre-c-ium, 
altir.  creic  lohn,  lit.  prekia  ^Curt.  G.  E.  1, 239). 

go^el  B.  14  segel,  wie  ir.  fial  velamen  vielleicht  ent- 
lehnt von  lat.  vßlum.  Com.  guil  (gl.  velum)  goyl  B. 
2331. 

goelaff  M.  3a.  99a,  w.  gwylo,  engl,  wail  (Dief.). 

groaff  B.  204,  graf  M.  6b  facio,  altw.  guru,  corn. 
garaff  P.  155,  1,  ir.  feraim  facio:  wz.  VAR  machen, 
womit  gall.  ieurn  faciebat,  skr.  vrata  handlung,  werk 
▼erwandt  sein  mag. 

gourtoet  B.  22,  gourtos  M.  36b.  B.  26,  gortos 
M.  38b,   gourtoz  M.  162b  corn.  gortos,  got  vardja, 


224  Stokes 

abd.  warten,  nhcl.  warten.  Da  die  lautverschiebung  fehlt, 
das  t  der  celtischen  formen  nicht  aspiriert  ist  und  das  .wort 
welsch  und  arisch  nicht  vorkommt^  so  vermuthe  ich,  dafs 
es  ein  lehnwort 

griziou  M.  222a  wurzeln,  pl.  von  *grizi-enn,  jetzt 
grisien.  w.  gwreiddyn,  corn.  grueiten  —  leg.  gruei- 
dhen  —  (gl  .radix),  pl.  gwrythyow  O.  687,  gwrethow 
CW.  1828;  vielleicht  ir.  fr^m  flir  *frÄd-m,  lat.  (v)r&- 
dix,  pi^a  BMB  ^Qiditty  got.  vaurts. 

hentet  M.  21b  2.  pL  imperat.  von  *hentiff,  jetzt 
henti,  firz.  hanter,  engl,  haunt.  Diez  et.  wtb.  11,328 
leitet  das  französische  wort  von  altn.  hcimta,  einen  verlo- 
renen oder  abwesenden  gegenständ  zurflckverlangen  oder 
aufiiehmen,  ab.  Wäre  dies  der  fall,  so  w&re  hentiff  von 
haut  er  entlehnt.  Wahrscheinlich  ist  das  umgekehrte  der 
fall.  Ich  stimme  mit  herrn  de  la  V.  in  der  meinung  fiber* 
ein,  dafs  hentiff  celtisch  ist  und  wie  w.  hyntiaw  arbeit- 
ten abgeleitet  von  hent  =  ir.  set,  got.  sinths. 

hoer  M.  130a.  hoar  M.  9b  (f&r  choer,  choar) 
Schwester,  com.  huir  (gl.  soror)  —  von  Z.  flüschlich  als 
piur  gegeben.  Eine  spätere  comische  form  ist  hoer,  was 
zweimal  in  CW.  96  begegnet.  Andere  celtische  formen 
sind  w.  chwaer,  mittelw.  plur.  chwioryd  Z.  303,  jetzt 
ohwiorydd,  ir.  siur,  fiar,  fiur  und  pinthair  gen« 
pethar;  chw,  s,  f,  p  alle  aus  SV. 

liorz  M.64a  garten,  com.  luworth  in  luworthgnith 
—  MS.  luporchguit  —  4g'.  virgultum),  lowarth  P. 
140,  1.  233, 1  =  altir.  lub-gort  Lib.  Armach.  cf.  lub- 
gartöir  (gl.  olitor)  Z.  45,  744  =  bret.  liorzer.  Hier 
ist  lub  SS  ags.  le&f,  nhd.  laub  und  gort  ss  xoprogj 
hortus. 

lo  dies?  (peoch  deoch  lo  man  M.  212b  pax  vobia 
hodie.  goa  ny  lo  man  pan  viomp  ganet  M.  223a 
(wehe  uns  an  dem  tage,  da  wir  geboren  sind!),  ir.  laa,  14, 
Ebel  beitr.  II,  130  glaubt,  dafs  laa  und  laithe  dieselben 
Worte  sind  und  vergleicht  geistreich  altsl.  ISto,  ahd.  lenzo, 
engl.  lent.  Aber  ich  kenne  kein  beispiel  im  bretonischen  oder 


a&seigen.  225 

iriacken,    inro  t    s wischen  Tocalen  aoagefallen  (en,  cen^h 

berftr,  airecar,   dal  f&r  *ethn,  *cenethl,  *berthar, 

^airecthar^    *^d&thl  beweisen  nur,  daft  irisch  aspiriertes 

t  in  berCkhrang   mit  gutturalis  oder  liquida  zuweilen  aus- 

fiUt    Deshalb  9    obwohl  die  vergleichong  von  laithe  mit 

UtO)  lenzo  wahrscheinlich  richtig  ist,  möchte  ich  geneigt 

Min,  mich   anderwftrts  nach  verwandten  von  laa  und  lo 

naxoschauen     und    etwa    skr.    rfi^    leuchtend    zu    ver- 

g^cben,  da  g  nach  vocalen  öfters  wegfiült. 

luffet  B.  94  blitz  (w.  Uuched,  com«  luhet  (gl.  ful- 
gur),  luhes  R.  129,  Inghas  P.  207,  2)  ist  jetzt  luo'h^- 
den«  Ich  kenne  kein  anderes  beispiel  im  bretonischen  filr 
den  Abei|^g  der  gutturalaspirata  in  f ,  welcher  im  en^^ir 
sehen  so  häufig  ist  und  hin  und  wieder  im  neuirischen  be- 
gegnet, so  in  fuaidh  f&r  (do)ohuaidh  ivit  O'Don.  Qr.48, 
Brabh  flir  Brugh  u.  s.  w. 

matez  M.  77b  dienerin^  com.  mahtheid  (gl.  virgo), 
maghteth  D.  1727,  maghtyth  D.  3027,  maytethCW. 
S31 :  altin  ro-macdacht  (gl.  superadulta  virgo)  Z.  1103. 

mezur  M.  235a  nourriture:  cf.  com.  maidor  (gl. 
caopo),  w.  maethwr,  von  maethu  n&hren,  *mactn  wz. 
ICAC. 

noaz  M.  82a  nackt,  w.  und  com.  noeth,  ir.  nocht, 
lat.  nüdus  aus  *noidns,  *nogvidu8  (wie  fruor  aus 
*fhigTor),  got.  naqvaths. 

poaz  M.  134a.  B.  174  w.poeth  »s  coctus,  woher 
w.  coeth  gereinigt,  n^nrog^  lit.  kep-tas,  skr.  pakva  un- 
legeLoi&isig  für  pakta. 

reau  B.  32,  riou  M.  77b,  jetzt  r^ö  kalt  =  w.  rhew, 
cora.  reu  (gl.  geln),  reaw  CW.  120,  altir.  röud  (gl.  gelu) 
Z.  42,    ireuth  (gL  in  praina)  Southampton  Psalter  (Li- 
brary St.  John^s,  Cambridge)  fo.  36a.     Wenn  das  anlau- 
tende p  hier  verloren  gegangen  ist,  können  wir  die  briti- 
sehen  formen  mit  got.  fr  ins  kalt,    die  irischen  mit  ags. 
frost,   forst   und    alle   mit   lat.  prutna    f&r   *prusina 
(Froh de  zeitschr.  XIV,  433),   skr.  pruö  brennen,    ahd. 
frinsan,  engL  freeze  vergleichen.  Unmöglich  können  wir 

B«itif9i  s.  T^.  tiMchf.  V.  s.  15 


226  Stokes 

mit  Diefenbacb  plyog  yergleichen,  wenn  dieses  und  lat.  f ri- 
gU8  verwandt  sind. 

reaz  M.  Ha  unglQck,  woher  das  adj.  renaendic 
M.  164b  malbeureax,  ist  Tielleicht  com.  wryth  (leg.  ryth?) 
R.  850.  Gf.  skr.  rnd  weinen,  lat.  rudere,  womit  Lottner 
(zeitschr.  VII,  20)  ahd.  riozan,  lit.  raudoju  vergleicht. 

tom  M.  44a.  i09a  heifs  &»  w.  twym,  com.  toim 
(gl.  calidam).  Die  einzige  irische  verwandte  ist  timme 
wärme,  wovon  der  dat.  sg.  timmi  vorkömmt  Fiacc's  hymn. 
V.  32.  Die  h&rte  des  m  und  der  diphthong  ui,  wy,  oi  in 
den  britischen  formen  ftkhren  auf  einen  ausgefallenen  con- 
sonanten.     Cf.  vielleicht  skr.  tigma,  wz.  TIG'. 

Nachdem  ich  so  eine  anzahl  der  vom  vergleichend- 
etymologischen Standpunkte  aus  interessanten  Wörter  er- 
wähnt habe,  will  ich  jetzt  einige  im  Mysterium  und  den» 
Buhez  vorkommende  grammatische  formen  —  die  der  Zahl- 
wörter und  des  verbums  —  besprechen.  Dabei  will  ich 
die  gelegenheit  benutzen  in  dem  bretonischen  theile  der 
Gramm.  Celtica  einige  lücken  auszuftlllen  und  einige  irr- 
thQmer  zu  verbessern.  Zunächst  hinsichtlich  der  Zahlwör- 
ter. Mit  ausnähme  der  cardinalia  f&r  1,  2,  3  (msc),  10, 
15,  30,  100,  1000  und  der  ordinalia  fQr  1  und  2  gibt  Zeuft 
keine  mittelbretonischen  Zahlwörter.  Hier  folgen  die,  welche 
ich  gefunden  habe. 

Cardinalia.  I  un  M.  4a  unan  M.  57  b.  II  m.  dou, 
daou  M.26b.  5ib.  120af.  diu  M.52a.  diou  M.19b.  27a. 
den  B.  168.  III  m.  try  M.  78b.  tri  B.  66  f  teyr  M.  151a. 
IV  m.  pevar  M.  26a  f.  peder  M.  i45a.  V  pemp  M. 
146b.  VI  huech  M.  146b.  Vn  seiz  M.  13b.  X  dec 
B.  158.  decc  B.  118.  XII  douzec  M.  74b.  XV  pemdec 
B.12.  pemzec  M.  praef.  III.  XXIV  pevar  bloaz  war- 
nuguent  praef.  CVII.  XXX  tregont  M.  15b.  C  cant 
B. 86, 172.  CCC  try  cant  M.  15b.  M  mil  M.  61a.  End- 
lich 100,000  ist  ausgedrückt  durch  cant  mil  M.  89b. 
128  a. 

Ordinalia.  I  quentaf  M.  88a.  II  eil,  eylM.  SOa. 
7bb  (skr.  anja).  III  trede  M.  34b.  IV  m.  pevare  M. 
38b.  f.  pedervet  M.  37b.     M  milvet  M.  13b. 


anzeigen.  %^7 

Im  verbum  iiidefa  ist  ee,  wo  die  oben  erwfthnten  iQk- 
kea  und  irrthOmer  am  ernstlicbsten  sind.  So  gibt  Zenfs 
kdoe  besspiele  der  dten  plor.  praes.  aot.,  nocb  der  2teQ  sg. 
and  der  1.,  2.,  3ten  plnr.praet.act.  Er  belegt  die  2te 
sg.fbt.  nur  mit  vizi  eris,  die  2te  sg.  iiit.  Ton  iem  unre- 
gelmAikigen  verbnui  bont  ss  q/vaig^  *(pvtigj  bhüti,  das 
secnndftre  praeteritnm  nur  mit  rosecb,  der  2ten  plmr.  des 
second.  praet.  von  reiff  geben,  skr.  rä.  Vizit  sit,  esto 
ist  sein  einziges  boispiel  der  3ten  sing,  imperativi  nnd  er 
gibt  keine  Beispiele  der  3ten  pl.  imperat.  und  kaum  eins  von 
den  secand.  temporibus  von  bout.  Das  umfangreichere 
durch  herrn  de  la  Y.  jetzt  verGflfeptlichte  material  setzt  uns 
m  stand  die  meisten  dieser  iQcken  auszufüllen.     So: 

praea.  ind.  act.  3te  plur.  fi- stamme:  casont  M.  139b 
odemnt,  cessont  M.  29b  desinunt.  ia-sUhnme:  leve- 
ront  M.  227a  loquuntur,  rencont  M.  24a  debenl  In« 
leveront  und  rencont  deutet  der  umlant  auf  die  ia- 
coDJug.,  obgleich  die  endung  der  ä-conjug.  angehört.  In 
einem  falle  indessen  finden  wir  augenscheinlich  die  der  ia- 
coDJ.  eigenthflmliche  endung:  Pa  em  sentent  ez  dalchent 
ann  beut  beu  M.  177  a  wenn  sie  mir  gehorchen,  besitzen 
sie  den  weg  des  lebens. 

praet.  aot.  2te  sg.  guerzsot  M.  129b  vendidisti. 
Ite  pl.  gresomp  M.  230a  fecimns. 
2te  pl.  lequesot  M.  183a  posuistis. 
3te  pl.  lequesont  M.  115a.  118b  posucrunt: 

disquensont  M.  152a. 

iiitact.  2tesg.  ft-stftmme:  query,  quiry  M.  57a.  153a 
umMs,  coezy  M.  115b  cades,  chomy  M.  122a  remaoe- 
bit.    ia*8Umme:    quifi  B.  64  «=  capies,   mirvy  M.  65a 

laorieria. 

Seound.  praet.  Ite  sg.  quevssenn  M.  218a  cepisatBi. 
^retaen  (leg.  cretsenn).B.  122  oredidissem.  grasenn 
H.  82b  fecissem. 

2ie  sg.  galses  iL  15b.  galses-de  B.  74  poiuisass. 
goelses  M.  213b  Tidisses. 

3te  8g.  cafse  M.  234b  cepisset.    chomse  M.  e06a 

15* 


228  Stokes 

remansisaet.  diliuree  M.  183b  liberasaet.  daceorchse 
M.167a  ezpergefecisset.  guelse  M.  102b  vidisset.  marrse 
M.  64  a  mortaas  esset,  mirse  M.  204b  protexisset.  sc  ose 
M.  39  b  pnlsasset. 

2te  plur.  galsech  M.  153a  potaissetis,  gonzafseeh 
M.  40b  sustalissetis.    marvsech  M.  21a  mortui  essetis. 
Secund.  fiit  3te  sg.  casfe  M.  204b  oderit,    deurfe 

M.  72  b. 
2te  p1.  lesfech  M.  21a  liqueritis. 
Imperat.     3te  sg.  chomet  B.  28.    fallet  M.  70b. 

manet  M.  7b  =  lat.  xnaneto. 
3te  pI.  bezent  B.  68  sunto. 

Die  secttndftren  formen  tod  bout  sind  wie  folgt: 

Sg.  benn  M.  6b.  24b.   1.  pl.  bemp  M.  117a 
bez  M.  92a.       2.   bech  M.  7a. 
be  M.  92b.        3.   bent  M.  10b. 

Secimd.  fütnr: 

Sg.  bihennM.30b.  l.pl.  bihomp  (leg.  bihemp?)M.220b. 
bihes  M.  2l3b.  2.      bihet  M.  229a. 
bihe  M.  58b.     3.      bient  M.  219a. 

Zeufs  hat  auch  kaum  irgend  eine  form  der  unregelmftfsi- 
gen  verba  gegeben.  Es  ist  mir  aber  gelungen  eine  ziem- 
lich vollständige  Sammlung  derselben  zu  stände  zu  bringen 
und  ich  werde  sie  nächstens  als  eine  eigene  abhandlnng 
▼eröffentlichen. 

Von  den  irrthfimern,  in  die  Zeufs  bei  behandlung  des 
mittelbretonischen  verbums  ▼erfallen,  ist  der  hauptsächlich- 
ste die  Vermischung  der  formen  des  praes.  und  ful  ind. 
Das  bretonische  fut.  act.  scheint  mir,  wie  den  einheimischen 
grrammatikem,  deutlich  vom  praesens  zu  unterscheiden.  Und 
ferner  —  in  der  ersten  und  zweiten  person  wenigstens  — 
scheint  es  mir  eine  genaue  und  interessante  analogie  zu 
bieten  zum  altlat.  fut.  der  3ten  conj.,  das  unzweifelhaft  ur- 
sprünglich Optativ  war  (siehe  Schleicher  Comp.  p.  549). 
Vergl.  z.  b. : 


anzeigen.  2^ 

credif  M.  148b    mit  altlat.  *credeiii  (dicem  für 

^deika^im  findet  sich). 

credy    M.   183a   mit  altlat.  c red ds 

cafhym-p  M.  154b  mit  altlat.  capiernua 

qaifit    B.  152       j       ,     ,„  , 

^r  ±  \M  o/\oL  1  ni^t  altlat.  capietis. 
queffet  M.  208b  )  *^ 

Die  3te  sg.  dieses  tempus  auf  -o  und  die  3te  pL  auf  -ont 
möchte  ich  mit  den  altlat.  conjunctivendungen  -ät  und 
-ant  Tergleichen,  besonders  da  -o  und  -ont  auch  die  en- 
dong^  der  3ten  sg.  und  3ten  pl.  des  bret.  conj,  sind:  s. 
Zeals  515.  So  ist  im  elassischen  latein  die  Iste  ps.  sing, 
fat.  der  Sten  conjugation  wirklich  eine  conjunctivform. 

Ein  zweiter  von  Zeufs  begangener  irrthum  ist  auf  p.  504 
IS  als  eine  endung  der  3ten  sing,  praet.  act.  Die  endung 
dieser  person  ist  unveränderlich  ÄS,  und  die  von  Zeufs 
eitierten  zwei  beispiele  aus  B.  sind  erste  personen  des  sing. 
Ez  breiniz  ist  nicht  putrefactus  est  (Z.  143),  sondern 
putrefactus  sum,  und  was  me  ho  prestis  praestiti  ea,  von 
Z.  als  beispiel  der  imperson.  conjug.  citiert,  anbetriffi;,  so 
ist  me  in  Lionnets  ausgäbe  des  Buhez  p.  158  eingeklam- 
mert und  steht,  wie  ich  glaube,  nicht  in  der  handschrift, 
sondern  ist  von  dem  herausgeber  mit  Störung  des  metrums 
eingeschaltet: 

na  graben  quet  rao  seeret  voe 

[me]ho  prestis  en  un  ylis  ploe 

I  would  not  do  it,  for  it  was  secretly. 

I  lent  them  in  a  country  church. 
Ferner  irrt  sich  Z.  p.  502  in  dem  tempus  von  gel- 
ses-de  (einem  secundären  praeter.)  und  fbhrt  es  als  die  2te 
sg.  praet.  auf,  die  stets  auf  -sot  endigt.  Dann  übersetzt 
er  p.  517  monet  ire  mit  ite,  und  p.  521  heuliy  sequaris 
als  ob  es  ein  infinitiv  wftre,  während  es  eine  2te  sg.  conj. 
ist  Auf  s.  526  behauptet  er,  das  welsche  habe  von  den  briti- 
schen sprachen  allein  die  secundären  passivformen  bewahrt. 
Aber  die  fraglichen  formen  sind  im  bretonischen  noch  in  ge- 
brauch, und  er  würde  sie  in  Legonidec's  gramm.  p.  54  gefun- 
den haben,  wo  kared  on  aimait,  on  aima  und  karred  oder 


390  StokM 

karfed  od  ahnerait  gegebtn  sind,  und  M.  58a  finden  wir 
▼e  bezet  da  nep  pe  gant  ez  en  clevet  map  den 
traysset  wehe  dem,  Ton  dem  es  gebort  werden  wird,  dafs 
des  menschen  söhn  yerrathen  worden  und  M.  134a  ez  yoe 
quen  tennet  sclaer  maz  niveret  e  esquern  sacret 
er,  Christas,  war  so  angestrengt,  dafs  seine  heiligen  gebeine 
dentlich  geafthlt  werden  konnten.  Hier  sind  trayfset  ond 
niveret  die  resp.  3ten  sg.  des  second.  praes.  pass.  Ton 
irayfsaf  und  niveraf«  So  haben  wir  M.  84b  graet  = 
M.  95b  göret  Ton  groaff  facio,  B.  190  proficiet  guel 
so  ....  qnent  maz  ganset  es  war  wohl  prophezeit,  ehe 
er  geboren  worden,  wo  ganset  die  3te  sing,  des  secnnd. 
praet.  pass.  von  guenel  B.  44,  jetzt  gänel,  skr.  ^an. 
Im  comiscben  f&hrt  herr  Norrie  g  als  er  D.  537  als  beispiel 
derselben  zeit  und  person  an.  Hier  hat  das  r  des  praes. 
die  stelle  des  t  (oder^  wie  es  im  comischen  sein  wflrde, 
des  s)  des  secundfiren  tempus  eingenommen;  danvansys 
P.  93,  2  wftre  ein  besseres  beispiel  gewesen. 

Dann  p.  538  schreibt  Zeufs  —  in  beziehnng  auf  das 
Terb.  snbst«  w.  mae  pl.  maent  =  oorn.  ma  pL  mons  (cf. 
▼ielleidht  altn.  m&  ond  nhd.  Ter-mögen)  —  „Annoricae 
lingnae  ignotae  sunt  hae  formae.  Aber  B.  12  finde  ich 
ma  oz  gourvez  en  bez  man  er  liegt  (ist  liegend)  in 
diesem  grabe  und  in  M.  folgendes:  na  biscoaz  a  nep  grec 
ma  qnen  hirvoudet  en  bet  man  M.  14a  nimmer  waren 
solche  Seufzer  ii^nd  eines  weibes  in  dieser  weit,  ema  ann 
esqnep  ouz  da  gortos  M.  61  b  die  bischöfe  erwarten  dich, 
ema  an  hoary  entre  me  ha  huy  M.  146b  das  spiel  ist 
zwischen  mir  und  euch. 

Bndlich  p.  552  sagt  Zeufs,  dafs  die  armorischen  yerba 
mit  der  bedeutung  ire,  yenire  und  facere  der  eigenthflm* 
liehen  form  des  praeter,  ermangeln.  Dies  ist  richtig  bei 
obel:  facere.  Aber  ich  finde  ayez,  ez,  aez,  daez  irit 
M.  151b.  181a.  194b  &s  w.  a  aeth,  corn.  eth,  ytbeth, 
theth.  Ich  finde  auch  deuz  yenit  M.  4a  =  w.  doeth, 
oom.  dneth,  dnth,  und  denzoch  yenistis  M.  174b  ss 
w.  doethawcfa,  com.  dutheugh. 


Ich  habe  mir  selbst  nur  wenig  räum  gelassen,  um  Ober 
die  art,  wie  herr  de  la  V.  seinen  text  herausgegeben  und 
seine  Übersetzung  angefertigt  hat,    meine  meinnng  auszu- 
sprechen.    In   beiden  beziehungen    verdient   er  hohes  lob 
und  die  aufrichtigste  dankbarkeit  der  celtischen  forscher. 
Nichts  destoweniger  sind  einige  druckfehler  in  dem  texte, 
von  welchen    ich    zum  nutzen   derer,    die  kQnflighin  daa 
buch  studieren,  ein  Verzeichnis  angelegt  habe*),  und  was 
die    Übersetzung   anbetrifil,    so  gestehe  ich,   dals  es  mir 
angenehmer  sein  wfirde,  wäre  sie  hie  und  da  weniger  um- 
schreibend  und  an  einigen  wenigen  stellen  correcter.    So 
ist  p.  13b   an  punczau  man  so  leun  a  tan  poanyus 
dan  tut  hudur  fibersetzt:   de  ces  puits-lä  s'elancent  des 
flammes  cruelles  destin^es  aux  impudiques.   Sicherlich  w&re 
herr  de  la  V.  „toujours  fran^ais^  (praef.  p.  IX)  geblieben^ 
liätte  er  sich  strenger  an  sein  bretonisch  gehalten  und  ge- 
schrieben: ces  puits-lä  sont  pleins  d'un  feu  penible  pour  les 
impudiques.     So  ist  p.  14a   eno   ne  deux  na  meux  na 
mann,  Qbersetzt:  il  n^y  a  rien  que  desordre  et  confusion, 
vielmehr:    il  y  a  la  ni  mets  ni  manne.     P.  62a  dahem 
avys  [leg.  da  em-avys],  wiedergegeben  mit:  c'est  mon 
opinion,   ist  vielmehr:   avise-toi.    P.  78b  ist  me  a  gruy 
berrbat  e  rempsy  [nicht  remp  sy]  quent  try  dez 
so  wiedergegeben:  je  ferai  si  bien  qu'  avant  trois  jours  le 
oombre   des  siens  sera  diminue.    Ich  würde  so  Qberseta;en: 

• 

j'abregerai  son  existence  avant  trois  jours.  P.  82a  sagt 
Christus  Pezr,  ma  car,  te  a  goar  mez  care  und  das. 
ist  übersetzt:  Pierre,  mon  ami,  toi  qui  m^aimais,  tu  le  sais. 
Aber  sicher  wfirde  die  richtige  fibersetzung  sein:  Pierre, 
mon  ami,  tu  sais  que  je  t'aimais.   Dann  p.  91  b  sagt  Judas: 

*)  P.  12b  iUr  ezomeyen  lies  ezomegen  (=  com.  ezomogyon 
P.  36,  3).  P.  14a  t  guiyone»  l.  gniryones.  P.  16b  f.  tragout  1. 
iregont.  P.  17b  f.  prinet  1.  princet  P.  82a  f.  quem  1.  quen.  P.  7Ib 
f.  Bcezct  1.  soezet.  P.  115a  f.  lias  tiz  1.  hastiz.  P.  121b  f.  gat  1. 
goat  P.  128*  f.  eompses  1.  compsez.  P.  129b  f.  gnersse  vendldia- 
ses  1.  goerzsea.  P.  188b  f.  crif  L  acrif.  P.  182b  f.  aenytet  1.  acuy- 
teL  P.  189b  f.  per  if  1.  perif.  P.  190b  f.  glig  1.  plig.  P.  221a  f. 
goozvet  L  goQZvezet.  P.  282b  f.  rep  l.  nep.  P.  284b  f.  propbe- 
cion  1.  prophocion.     P.  236a  f.  onrenx   I.  onneax. 


232  Stokei 

Oarse  clouar  dre  trugarez 
Pardonet  goar  a  pep  carez 
Bn  divez  ez  gallaf  bezoat 
Herr  de  la  V.  übersetzt  das:  je  peux  donc  recevoir  anssi  de 
sa  bontd  mis^ricordiecise,  qni  snrpasse  toute  bontd,  mon  par- 
don  k  la  fin.    Offenbar  b&lt  er  goar  f&r  gldohbedeutend 
mit  der  praep.  voar  oder  oar  sur  und  carez  bedeutet 
ihm  bont^.  Aber  seine  Übersetzung  übersieht  zanAchst  das 
hinter  goar  folgende  a,   zweitens  hat,   so  viel  ich  weifr, 
oar  oder  yoar  nie  die  form  goar,   drittens  bedeutet  ca- 
rez nicht  bont^,  sondern  faute,  bl&me  oder  p6ch^  und  ist 
▼erwandt  mit  altw.  cared  (gl.  nota  gl.  nequitiae),  keryd 
Z.  538  ae  neuw.  cerydd,  com.  cara,  ir.  caire,  oairi- 
gud.    Das  wort  findet  sich  wieder  M.  101b,    wo  Annas 
SU  Pilatus  von  Jesus  sagt: 

Christ  ha  mab  doe  ha  roe  yvez 

En  hem  gra  plen,  ha  certen  bez 

a  vezaf  carez  mar  bez  cuyt 
was  ich  so  übersetzen  würde:  il  se  fait  le  Christ  et  le  Fils 
de  Dien  et  aussi  roi;  et  sois  certain  qu'il  y  aurait  du 
blftme,  8*il  serait  libre*).  Dann  B.  50  te  goar  guirionez 
mar  emeux  carez  dellezet  du  weifst  die  Wahrheit,  ob  ich 
tadel  verdient  habe  und  B.  174:  mazoff  e  cals  mez  care- 
zet  so  dafs  ich  getadelt  bin  im  übermafs  von  schäm.  Nach- 
dem man  so  eine  Vorstellung  von  der  bedeutung  des  carez 
gewonnen  hat,  könnte  man  obige  stelle  M.91b  so  zu  über- 
setzen wagen:  Puis  doucement  de  sa  mis^ricorde,  h  la  fin 
je  pourrais  dtre  un  homme  (goar)  pardonnö  de  chaque 
pAchi.  P.  99  b  sagt  Judas  in  verzweifelnng  zu  den  teu- 
fein: dnet  gant  mil  safar  dam  arhvest,  was  herr  de 
la  y*  übersetzt:  venez,  regardez-moi  au  fracas  du  ton- 
nerre:  jedenfalls  ist  es  schon  schrecklich  genug,  wenn  wört- 
lich übersetzt  wird:  venez  avec  mille  cris  pour  me  regarder. 
P.  105  b  sagt  der  test  oder  ,,temoin^,  der  jede  scene  mit 

*)  .H«rm  de  U  V.V  flbenetsimg  ist:  il  se  fait  paner  pow  le  Christ  et 
le  Fils  de  Dien,  poor  roi  mnssi;  et  certeinemeiit  il  le  deyiendra,  qa'on  y 
prsime  garde,  si  on  le  Uisse  libre. 


Aoseigen.  233 

einer  inhaltsangabe  in  einem  filnfsilbigen  metrum  einleitet 
von  Gbristus: 

Eguyt  penn  na  qnein 
Nac  eren  dren  mein 
Byscoaz  ne  queynias 

i.  e.  nach  herm  de  la  V. :  Et  pourtant  il  ne  se  plaignit 
jamaia  ni  de  la  täte,  ni  dn  dos,  ni  des  liens  qui  le  serrai- 
ent  par  le  milien  du  Corps.  Mein  ist  hier  wie  M.  144a 
entschieden  der  plur.  von  maen  stein.  Ich  wQrde  so  fiber- 
Betzen:  il  ne  se  plaignit  jamais  ni  de  la  t^te,  ni  du  dos, 
ni  dn  trdnement  pardessus  les  pierres.  P.  150  sagt  Ma- 
ria von  den  Verbrechern: 

A  die  mervell  dre  ho  dellit 
Ha  dre  merit  disheritet 

L  e.  qni  m^ritent  la  mort  pour  leur  pSch^  et  (sont)  digne- 
ment  dteherit^s.  Dies  übersetzt  herr  de  la  V.  mit:  dignes 
de  mort  et  indignes  d'ägards.  Dies  gibt  sicher  in  keiner 
weise  die  meinang  des  bretonischen  dichters  wieder.  Zu- 
letzt p.  185  b  nach  Christi  auferstehung  beauftragt  der 
test,  indem  er  die  worte  des  engeis  singt,  die  töchter  von 
Bethania  das  ereignis  den  jflngem  Jesn  und  Petrus  mit- 
zntbeilen : 

Hac  en  galile 
Ho  gnelo  arre 
Rac  maz  voe  e  bry 

i.  e.  et  quHl  les  reverra  en  Galile,  car  c^^tait  sa  parole. 
Herrn  de  la  V/s  Übersetzung  (dites  leur  qu'il  vous  reverra 
en  Galil^e,  car  c^^tait  son  intention)  scheint  hier  an  zwei 
stellen  falsch  zu  sein,  erstens  durch  zu  engen  anschlufs  an 
den  text  der  Vulgata  Marc.  XVI,  7  (sicut  dixit  vobis)  und 
Übersetzung  von  ho  mit  „vous^,  zweitens  durch  wieder- 
gebe von  brj  mit  „intention^.  „Vous^  wäre  mittelbret. 
hoz  oder  oz  (me  oz  supli  B.  98:  hoz  pedaff  B.  36), 
woraus  das  heutige  ho  vos  wohl  verderbt  ist.  Ho  findet 
sich  oft  in  B.  und  M.,  bedeutet  aber  überall  „sie*'.  So 
mar  ho  casaf  si  je  les  trouve  B.  32,  bo  goestlo  B.  204 


234  Kuhn 

oppignerabo  eos*),  boprestisB.  158  praestiti  ea  (acuta), 
ho  sechas  M.  4b  sicca vit  eos  (pedes  Cbristi).  Mitteibret. 
ho,  wie  altir.  *8u,  '^so  in  etarru,  etarro  Zeufs  342  = 
etar+8u,  etar+so,  ist  =  altlat.  sos  eo8.  Bry  (was 
auch  in  der  redensart  men-bry  M.  141b,  membry  M. 
10a.  43b.  207b  vorzukommen  Scheint)  scheint  mit  ir.  bria- 
thar  verbum,  altw.  co-brouol  (gl.  verbalia),  mittel w. 
breu  mugire,  skr.  brü  loqoi  verwandt  zu  sein,  rac  maz 
voe  e  bry  ist  eine  leidlich  genaue  Übersetzung  des  Satzes 
Marc.  XVI,  7  xa&a>g  elneVy  sicut  dixit. 

.  Zum  Schlüsse  hoffe  ich,  dafs  herr  de  la  V.,  wenn  er 
sich  herbeiläfst  diese  kritischen  hemerkungen  zu  lesen,  sich 
von  ihnen  nicht  wird  verletzen  lassen.  Es  gibt  kein  gött- 
liches recht  in  der  republik  der  Wissenschaften.  Wenn 
meine  folgerungen  richtig  sind,  wird  er  sie  unzweifelhaft 
mit  der  aufrichtigkeit  eines  wahren  gelehrten  hinnehmen; 
wenn  sie  falsch  sind,  so  werden  meine  irrthümer  jedenfalls 
die  stellen  anzeigen,  wo  der  gröfseste  lebende  meister  der 
bretonischen  spräche  misverständnissen  seiner  leser  in  zweck- 
mäfsiger  weise  wird  begegnen  können. 

Simla,  30.juni  1866.  Whitley  Stokes. 


On   the   Interpretation   of  the  Veda.     By  J.  Mair,  Esq.  (Royal  Asiatic 
Society  of  Great  Britain  and  Ireland). 

Die  nächste  veranlassung  zur  abfassung  dieser  klei- 
nen Schrift  hat  dem  herrn  verf.  eine  stelle  in  Mr.  CowelFs 
vorrede  zum  kürzlich  erschienenen  vierten  bände  der  Wil- 
sonschen  Übersetzung  des  Rigveda  gegeben,  in  welcher 
h.  C.  zwar  sagt: 

„AsVaidik  studies  progress,  and  more  texts  are  published 
and  studied,  fresh  light  will  be  thrown  on  these  records 
of  the  ancient  world;  and  we  may  gradually  attain  a  dee- 


*)  Zenfs  ttbersetzt  unrichtig  (O.  C  888)  foyeani  eos. 


anzeigen.  235 

per  insigbt  into  their  meaning  tban  the  mediaeval  Hindus 
conld  possess,  just  as  a  modern  scholar  may  understand 
Homer  more  thoroagbly  than  the  Byzantine  scholiasts^ 

aber  dann  fortfäbrt: 
„It  18  easy  to  depreciate  native  commentators,  but  it  is 
Dot  80  easy  to  supersede  tbem ;  and  while  I  would  by  no 
means  uphold  S&yana  as  infallible,  I  confess  tbat,  in  tbe 
present  early  atage  of  Vaidik  studiea  in  Eorope,  it  seems 
to  me  the  safer  course  to  follow  native  tradition  ratber 
than  to  aecept  too  readily  the  arbitrary  conjectures  which 
oontioental  scholars  so  often  hazard^. 

Herr  Muir  findet  in  diesen  worten  eine  ungebührliche 
herabsetzung  der  Verdienste  jener  hervorragenden  gelehrten 
Bowobl  in  Deutschland  als  in  England,  welche  begonnen 
liaben,  das  wissenschafUiche  verfahren  der  modernen  phi* 
lologie  auf  die  erkiftrung  der  alten  bymnensammlung  anzu- 
vrenden  und  liefert  im  folgenden  dann  eine  durch  schla- 
gende tbatsachen  glänzende  rechtfertigung  dieses  verfab- 
reoB,  indem  er  eine  grofse  reihe  von  fällen  aus  Jäska  und 
Sfijaoa  aufweist,  aus  deuen  hervorgeht,  dafs  von  einer 
festen  und  ununterbrochenen  Überlieferung  ftkr  die  erklärung 
der  lieder  kaum  die  rede  sein  könne,  wie  sich  aus  den 
sdiwankenden  und  mehrfach  sich  widersprechenden  erklfi- 
rangen  desselben  wertes  in  gleichen  oder  ähnlichen  ver- 
bbdungen  aufs  deutlichste  ergibt. 

Da  indessen  Cowell  mit  seiner  oben  angeführten  an- 
flicht nicht  allein  steht,  sondern  sowohl  der  verstorbene 
Wilson  als  auch  professer  Ooldstücker  als  die  hauptver- 
treter  derselben  anzusehen  sind,  so  werden  auch  d^ren 
aQ88prftcbe  über  die  erklärung  der  vedischen  lieder  beige- 
bracht und  ihnen  dagegen  die  ausführlichere  begründung 
Boths,  die  er  für  seine  ansieht  in  der  vorrede  zum  Iten 
theile  des  Wörterbuchs  gegeben  hat,  so  wie  die  mehr  oder 
minder  sich  ihm  anscblieisenden  ansichten  Müller^s,  We- 
ber's  und  Benfey's  entgegengestellt. 

Darauf  wendet  sich  der  hr.  verf.  zu  der  frage,  ob  ir- 
gend beträchtliche   spuren    einer   tradition  des  sinns  der 


236  Kuhn 

vedischen  lieder  in  den  älteren  Schriften,  namentlich  in 
den  brähmanas  oder  bei  Jäska  zu  finden  seien  und  ?er- 
neint  dieselbe,  was  die  ersteren  betrifil,  zum  theit  gestfitzt 
auf  Müller.  Was  aber  Jäska  und  seine  Vorgänger  betriA, 
so  zeigt  er,  dafs  von  einer  festen  Überlieferung  bei  ihnen 
keine  spur  sei,  und  dafs  frühzeitig  manigfache  abweichungen 
in  der  auffassung  des  Sinnes  der  lieder  vorhanden  gewesen 
seien.  Bedeutung  ftkr  die  erklärung  komme  Yäska  nur  dadurch 
zu,  dafs  er  etwa  2000  jähre  vor  Säjana  lebte  und  so  man* 
ches  noch  aus  dem  lebendigen  Sprachgebrauch  erklären 
konnte,  wälirend  er  bei  ihm  selbst  dunklen  Wörtern  zeige, 
dafs  ihm  fQr  die  bedeutung  derselben  keine  sichere  Überlie- 
ferung zu  geböte  stand,  da  er  sie  erst  aus  der  etymologie 
zu  gewinnen  sucht  und  diese  oft  ein  durchaus  schwan- 
kendes resultat  ergiebt.  Herr  Muir  geht  darauf  zu  einer 
aufführung  solcher  fälle  über,  und  zieht  da,  wo  ihm  der 
gedruckte  text  Säjana^s  zn  geböte  steht,  auch  diesen  zur 
vergleichung  herbei,  aus  der  sich  ergiebt»  dafs  Säjana 
mehrfach  von  Jäska  abweicht,  dafs  also  auch  in  solchen 
fällen  Säjana  selbst  nicht  an  eine  feste  Überlieferung  ge- 
glaubt habe.  Die  erklärungen  Roth's  und  anderer,  die 
mit  ihm  auf  gleichem  boden  stehen,  werden  dabei  vergli- 
chen und  vom  verf.  meist  als  die  haltbareren  nachgewiesen. 
Zugleich  ist  mit  dieser  anfzählung  eine  reihe  von  wertem 
verbunden,  deren  erklärung  sich  bei  Jäska  nicht  findet, 
f&r  die  aber  Säjana  selbst,  sei  es  an  derselben  oder  an 
verschiedenen  stellen,  verschiedene  erklärungen  beibringt 
und  dadurch  zeigt,  dafs  er  sich  selbst  durchaus  nicht  durch 
eine  feste  Überlieferung  gebunden  fühlte.  Eine  solche  be- 
obachtung  läfst  sich  auch  mehrfach  an  solchen  stellen  der 
lieder  machen,  die  schon  in  den  brshmanas  eine  kurze  er- 
klärung erhalten  haben,  so  erklärt  das  Aitargja  Brähmana 
n,  2  die  conjunctive  tidthäs  und  ksajas  in  dem  verse  jad 
Qrdhvas  tisthä  dravin^ha  dhattäd  jad  vä  käajö  mätur  asjä 
upasthe  Rigv.  III ,  8.  1  durch  die  worte  jadi  Ka  tisthäsi 
jadi  Ka  ^ajäsäi;  Säjana  kennt  diese  erklärung,  da  er  sie 
anführt,  er  zieht  aber  die  von  Jäska  Nir.  YIIT,  18  gege- 


anzeigen.  237 

bene  voTj  der  käajas  f&r  das  sabstantiv  nimint.  Jedenfalls 
sah  er  die  erklärung  des  brähmana  nicht  als  eine  ihn  bin- 
dende an  9  obgleich  sie  gewifs  die  richtigere  ist  und  auch 
Roth  ihr  (vergl.  käi  1.  z.  10)  gefolgt  ist.  Dabei  möge  be- 
merkt werden,  dafs  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dafs  dem 
brfihmana  noch  der  enge  Wurzelzusammenhang  zwischen 
kii  und  91  (praes.  käeti  und  ^ötö)  lebendig  gewesen  sei. 

In  dem  Terse  Rigv.  IV,  53.  7  erklärt  S&jana  die  werte 
ägan  ddva:  durch  ägaMhatu  de.,  während  das  Ait. Br. 
1, 13  die  richtige  erklfirung  hat:  Bgaiö  hi  sa  tarhi  bhavati. 
So  lautet  denn  die  Übersetzung  dieser  stelle  bei  Hang: 
The  Hotar  repeats:  ftgan  deva  (IV,  53.  7)  i.  e,  May  the 

divine  mover  Savitar  come „ägan  means:  he  (the 

Soma)  has  come  and  is  bere  by  that  time  (after  having 
been  bought).  Wahrscheinlich  rührt  die  erste  erklärung 
▼OD  Säjana  her,  was  der  Wortlaut  des  commentars  ergeben 
würde,  und  die  ^eichfolgende  des  brähmana  kümmert  ihn 
dorchaus  nicht.  Soll  man  da  noch  glauben,  dafs  es  the 
safer  course  sei,  der  einheimischen  Überlieferung  (soll 
heifsen:  Säjana's  erklärung)  zu  folgen?  Oder  hat  etwa  nur 
Hang  Säjana's  erklärung  aus  dem  Rigryeda  hierher  her- 
flbei^nommen  ? 

Hr.  M.  weist  dann  ferner  nach,  dafs  Säjana  in  einer 
reihe  Yon  fällen  die  mythologischen  auffassungen  einer 
späteren  oder  seiner  zeit  zur  erklärung  des  Inhalts  der 
▼ediseben  lieder  herbeizieht,  dafs  er  in  dieser  weise  z.  b. 
den  Vamna  zum  gott  der  'gewässer,  dafs  er  den  Tijambaka 
zum  vater  yon  Brahma,  Viänu  und  Rudra  macht  und  der- 
gleichen mehr,  alles  nach  Vorstellungen,  die  nicht  nur  den 
Bedem  sondern  mehrfach  auch  noch  den  brähmanas  ganz 
fem  liegen. 

Darauf  wendet  sich  der  Verfasser  zum  nachweis^  dals 
selbst  diejenigen,  welche  denSftjana  als  die  einzige  richtschnur 
betrachten,  der  wir  bei  erklärung  der  lieder  zu  folgen  haben, 
gelegentlich  nicht  umhin  können,  die  richtigkeit  seiner 
auslassungen  zu  bezweifeln;  zu  diesem  zweck  führt  er  eine 
reihe   von    stellen    aus  Wilson'»  Übersetzung  des  Rigveda 


anzeigen.  239 

ihnen  irrtbfimer  vorgekommen,  diese  leicht  aus  der  kQrze 
der  zeit,  seit  welcher  der  neue  weg  betreten,  und  der  geringen 
zahl  der  arbeiter  auf  diesem  felde  erklärlich  sei  und  schliefst 
daran  einen  ansspruch  Roths  (wb.  I,  p.  VI),  der  zeige, 
dafs  er  fem  davon  sei  auf  untrüglichkeit  ansprach  zu  ma* 
chen.  Dafs  er  sein  wort  auch  durch  die  that  bewähre,  weist 
er  an  einigen  beispiel^n  nach,  in  welchen  derselbe  frühere 
irrige  deutungen  bereits  selber  im  fortgange  des  mit  Böbt» 
lingk  herausgegebenen  werkes  aufgegeben  habe. 

Herr  Muir  hat  sich  durch  seine  ebenso  mit  Unpar- 
teilichkeit wie  mit  gründlichkeit  verfafste  schrift  ein  gro- 
fses  yerdienst  um  die  altindische  philologie,  namenüicb 
in  England,  erworben,  denn  wir  zweifeln  nicht,  dafs  diese 
nur  durch  thatsachen  widerlegende  schrift,  die  nach  ge- 
rade dort  fast  zum  glaubenssatz  werdende  tradition  von  den 
mere  oder  bad  guesses  doch  einigermafsen  zu  er- 
schfittem  geeignet  sein  dürfte.  In  der  that  muls  sich  ja 
jedem,  der  sich  mit  Säjana  eingehender  beschäftigt,  das 
resnltat  aufdrängen,  dafs  derselbe  sehr  oft  ein  unzuverläs- 
siger f&hrer  ist,  wie  ja  denn  hr.  Muir  auch  gezeigt  hat, 
dafs  seine  eifrigsten  vertheidiger,  Wilson  und  Goldstücker, 
mehr&ch  nidit  umhin  können  seine  erklärangen  anzufech- 
ten. Man  ^rd  in  diesen  bedenken  noch  um  so  mehr  be- 
stallt, wenn  man  auch  einmal  auf  seine  grammatischen 
crklftmngen  einen  prüfenden  blick  wirft  und  wahrnimmt, 
dar«  er  z.  b.  von  der  regel  Pänini's  VII,  1,  39  (supft  su 
log  i.  ä.)  eine  an  Wendung  macht,  die  weit  über  Pänini  und 
seine  erklärer  hinausgeht.  Wird  man  z.  b.  mit  Säjana  an* 
nehmen  wollen,  dafs  tvävrdhä  Rv.  I,  56,  4  acc.  sing.  masc. 
sei  und  ftkr  tvävrdham  stehe,  oder  dafs  vdu  Kid  drlhä  R. 
I)  71,  2  in  gleicher  weise  accusati^e  sg.  masc.  und  zu  adrim 
gehörig  seien  und  dafs  dies  aufserdem  noch  hier  den  Pa- 
ninämftnam  asnram  bedeute,  wenn  man  diesen  vers  vilu 
Ind  drlhä  pitarö  na  ukthäir  adri  ru^ann  angirasö  ravöna 
mit  Rv.  111,32.  16  jad  indra  drlhan  lud  aru^ö  gavjam 
ürvam  (nebst  Rv.  IV,  1 6.  8  goträ  ru^ann  angiröbhir  grnä- 
Dfc,  Rv.  VII,  75.  7   rugÄd   drlhäni  u.  a.  st.)   vergleicht? 


238  Kulm 

ao,  in  welchen  derselbe  ansdrficklioh  von  Säjana  abweicht 
und  an  einer  stelle  sogar  so  weit  geht  za  sagen:  ^It  is 
more  them  probable,  that  the  origin  and  the  import  of  the 
term  (ehimäjäsa:)  were  forgotten,  when  Säyana  wrote^. 
Wozu  hr.  M.  mit  recht  bemerkt:  „But  if  such  was  the 
case  in  this  instance,  why  not  also  in  many  others,  in 
which  Sftjana  appears  to  have  had  no  other  guide  than  a 
fanciful  etymology  ?  ^  Die  hier  von  hm.  M.  gegebenen  nach- 
weise sind  in  sehr  kurzer  zeit  zusammengestellt,  es  sei 
daher  bemerkt,  dafs  sie  sich  sehr  erheblich  vermehren  las« 
sen,  indefs  genügen  sie  immerhin  hier  yollst&ndig.  An 
diese  stellen  aus  Wilson^s  Übersetzung  schliefsen  sich  dann 
solche  aus  Goldstücker^s  dictionary,  in  welchen  auch  dieser 
nicht  selten  Säjana^s  erklärungen  ftkr  doubtful,  artificial  und 
dgl.  hält.  Dazu  bemerkt  hr.  M.  mit  recht:  „If  the  prin- 
ciple  that  Säyana  is  open  to  free  criticism  of  this  descrip- 
tion  be  admitted  at  all,  the  lengths  to  which  dissent  from 
bis  conclusions  may  be  allowed  to  go  must  depend  upon 
the  discretion  of  the  critic,  and  upon  the  philological 
principles  he  adopts^. 

Nach  diesen  beweisen  f&r  die  unzulässigkeit  der  an- 
nähme einer  überall  zuverlässigen  tradition  über  den  inhalt 
der  vedischen  lieder  bei  Säjana,  läfst  der  verf.  demselben 
doch  volles  recht  über  die  bedeutung  seines  grofsen  wer* 
kes  angedeihen  und  sagt,  dafs  sein  commentar  f&r  die  er- 
leichterung  und  besehleunigung  des  Verständnisses  des  veda 
die  trefflichsten  dienste  geleistet  habe,  dafs  aber,  wie  sehr 
wir  auch  ihm  und  Jäska  verpflichtet  seien,  doch  kein  grund 
vorhanden  sei,  weshalb  wir  an  dem  punkte,  zu  dem  sie 
uns  geführt  haben,  still  stehen  sollten,  wenn  wir  die  mittel 
haben  weiter  vorzuschreiten.  Und  dafs  diese  mittel  in  den 
grundsätzen  der  modernen  philologie  vorhanden  seien,  wird 
niemand  läugnen  können.  Hr.  Muir  schliefst  daher  mit 
der  erklärung,  dais  nach  seiner  Überzeugung  kein  zweifei 
sein  könne,  dafs  die  arbeiten  Both's  und  anderer  philolo- 
gen,  die  seiner  schule  angehören,  das  verständnils  des  veda 
wesentlich  gefördert  haben  und  dafs  selbst,  wenn  aoch  bei 


anzeigen.  2^ 

ihnen  irrthfimer  vorgekozninen,  diese  leicht  aus  der  kflrze 
der  zeit,  seit  welcher  der  neue  weg  betreten,  und  der  geringen 
zahl  der  arbeiter  anf  diesem  felde  erklärlich  sei  und  schliefst 
daran  einen  ausspruch  Roths  (wb.  I,  p.  VI),  der  zeige, 
dafs  er  fern  davon  sei  auf  untrQglichkeit  anspruch  zu  ma- 
chen. Dafs  er  sein  wort  auch  durch  die  that  bewähre,  weist 
er  an  einigen  beispielön  nach,  in  welchen  derselbe  frühere 
irrige  deutongen  bereits  selber  im  fortgange  des  mit  Böht- 
lingk  herausgegebenen  Werkes  aufgegeben  habe. 

Herr  Muir  hat  sich  durch  seine  ebenso  mit  unpar- 
teilichkeit  wie  mit  gründiichkeit  verfafste  schrift  ein  gro- 
fses  verdienst  um  die  altindische  philologie,  namentlich 
in  England,  erworben,  denn  wir  zweifeln  nicht,  dafs  diese 
Dor  durch  thatsachen  widerlegende  schrift,  die  nach  ge- 
rade dort  fast  zum  glaubenssatz  werdende  tradition  von  den 
mere  oder  bad  guesses  doch  einigermafsen  zu  er- 
sebfittem  geeignet  sein  dOrfte.  In  der  that  muls  sich  ja 
jedem,  der  sich  mit  Säjana  eingehender  beschäftigt,  das 
resultat  aufdrängen,  dafs  derselbe  sehr  oft  ein  unzuverläs- 
siger ffthrer  ist,  wie  ja  denn  hr.  Muir  auch  gezeigt  hat, 
dafs  seine  eifrigsten  vertheidiger,  Wilson  und  Goldstücker, 
mehrfach  nicht  umhin  können  seine  erkiärungen  anzufech- 
ten. Man  wird  in  diesen  bedenken  noch  um  so  mehr  be- 
stärkt, wenn  man  auch  einmal  auf  seine  grammatischen 
crklämngen  einen  prüfenden  blick  wirft  und  wahrnimmt, 
dafs  er  z.  b.  von  der  regel  Pänini's  VII,  1,  39  (supä  su 
Ing  i.  ä.)  eine  an  Wendung  macht,  die  weit  über  Pänini  und 
seine  erklärer  hinausgeht.  Wird  man  z.  b.  mit  Säjana  an- 
nehmen wollen,  dafs  tvävrdhä  Rv.  I,  56,  4  acc.  sing.  masc. 
sei  und  f&r  tvävrdham  stehe,  oder  dafs  vdu  Kid  drlhä  R. 
1, 71,  2  in  gleicher  weise  accusative  sg.  masc.  und  zu  adrim 
gehörig  seien  und  dafs  dies  aufserdem  noch  hier  den  Pa- 
ninämänam  aanram  bedeute,  wenn  man  diesen  vers  vllu 
lad  drlhfi  pitarö  na  ukthäir  adrf  ru^ann  angirasö  ravdna 
mit  Rv.  111,32.  16  jad  indrä  drlhan  kid  aru^ö  gavjam 
tlrvam  (nebst  Rv.  IV,  1 6.  8  gotrft  ru^ann  angiröbhir  grnä- 
os:,   Rv.  VII,  75.  7   rng&d   drlhäni  u.  a.  st)   vergleicht? 


240  Kuhn 

Oder  will  man  etura  mit  Ssjaoa  zu  Rv.  III,  31.  19  anneh- 
men, dalB  svapKa  in  dem  halbverse  sva^Ka  nö  maghavant 
sfttaje  dhft:  darch  syft  dhanam  zu  erklären  sei,  während 
der  padap.  ausdrücklich  svar  iti  sva:  hat?  Dann  mülste 
man  zuerst  nachweisen ,  dals  das  neutrum  von  STa  jemals 
svar  gelautet  habe  und  solche  yerbindungen  wie  Rv.  m, 
34.  8  sasavftsa  svar  apapKa  dövl:  und  composita  wie 
svarte  Ry.  I,  91.  21;  100, 13;  3,  34.  4  und  svarifiti  Rv.  X, 
99.  3  ganz  unberücksichtigt  lassen.  Das  ist  ja  eben  der 
hanptmangel  in  Sftjana's  erklftrungen,  dafs  er  fast  immer 
nur  die  eine  stelle,  die  er  erklärt  ins  äuge  fafst,  und  f&r 
eine  umfiissende  berficksichtigung  des  Sprachgebrauchs  kei- 
nen sinn  hat,  weshalb  er  auch  nur  selten  parallelstellen 
beibringt  und  meist  nur  solche,  die  den  sachlichen  inhalt 
betreffen. 

Daher  übergeht  er  auch  oft  mit  stillschweigen,  wenn 
ein  vers  bereits  in  einem  andern  liede  dagewesen  und  gibt 
mehr£»ch  zum  theil  ganz  abweichende  erklärungen  dersel- 
ben Worte  in  solchen  wiederkehrenden  stellen.  So  findet 
sich  derselbe  vers  Rigv.  111^47.5  und  VI,  19.  11  ma- 
rutvanta  vriabhä  vävrdhänam  akavftrl  divjä  ^Ssam  in- 
dram  |  vi9vSsäham  avas€  nütanäjogrä  sahödäm  iha  ta 
huvdma  ||  Zu  jener  stelle  erklärt  er  vräabham  durch  m€- 
ghabhedanadväräpä  varäakam,  zu  dieser  durch  kämänä 
varditäram,  divjam  zu  jener  durch  divi  svargalökö  varta- 
mänam,  zu  dieser  durch  djötamänam,  ugram  dort  durch 
^atruifldgOrnam,  hier  durch  ö^asvinam,  huvfima  dort  durch 
ähvajäma:,  hier  durch  stuma:  |  ähyajämö  vä  |  .  In  dem 
fast  übereinstimmend  wiederkehrenden  verse  Rv.  I,  118«  3 
und  III,  58.  3  erklärt  er,  obwohl  er  sich  selbst  an  der  letzt- 
genannten stelle  auf  die  des  ersten  buches  bezieht,  dort 
ä  suvjrtfi  durch  ^bhanavartan^na,  hier  durch  puna:  punar 
vartata  iti  vrk  Ibikram  |  ^öbhanaKakröpötöna,  dort  dasräu 
durch  dar^anijäu,  hier  durch  ^atrünäm  upakäapajitärän, 
adr^:  dort  durch  ftdaran  kurvata:  stötu:,  hier  durch 
adrijate  sarväir  itj  adri:  stötä  i  . 

Solche  und  ähnliche  Widersprüche  lassen  sich  in  ziem- 


anzeigen.  241 


licher  atizahl  nachweifien  und  mQssen  die  Überzeugung,  dafs 
Säjana  kein  durchaus  zuverlässiger  f&hrer  sei,  jedem  klar 
machen. 

A.  Kuhn. 


Schleicher,  A«  Die  Unterscheidung  von  nomen  nnd  verbnm  in  der 
Iftntlicben  form.  Leipzig  1S65.  8.  (Abhandlungen  der  phil.-hifltor. 
daaae  der  kdnigl.  s&chsischen  gesellschaft  der  Wissenschaften  bd.  lY). 

Niemand,  der  sich  mit  Sprachwissenschaft  in  weiterem 
umfange  beschäftiget  hat,  wird  läugnen,  dafs  die  beant- 
wortung  von  fragen,  wie  die  in  der  vorliegenden  abhand- 
lang erörterte,  zu  den  wichtigsten  und  interessantesten,  aber 
auch  zu  den  schwierigsten  gehört.  Wichtig  ist  sie  insofern 
als  sie  ja  einen  punkt  betrifft,  der  immer  als  ziel  wahrhaft 
sprachwissenschaftlicher,  philosophischer  forschung  aner- 
kannt werden  wird,  schwierig  deswegen,  weil  der  forscher 
aus  dem  gebiete  der  commensurablen  gröisen  in  jenes  der 
strenge  genommen  incommensurablen  fibertritt  und  sich 
selbstständig  ein  mafs  zu  schaffen  genöthigt  ist. 

Herr  prof.  Schleicher  greift  «die  in  rede  stehende 
trage  vom.  historischen  Standpunkt  auf,  indem  er  nach  ei- 
ner kurzen  einleitung  Aber  den  innigen  Zusammenhang  der 
äulseren  und  inneren  form  der  spräche  zur  näheren  be- 
trachtung  von  fiber  ein  halbhundert  sprachen  der  vier 
näher  bekannten  welttheile  übergeht.  Dabei  wird  von 
denjenigen  sprachen  ausgegangen,  denen  wir  die  Scheidung 
der  wortformen  in  die  zwei  gruppen,  nomen  und  verbum, 
vor  allem  verdanken,  nämlich  den  indogermanischen,  und 
darauf  durch  die  semitischen  sprachen,  das  ägyptische 
auf  die  sogenannten  ural-altaischen,  kaukasischen,  ame- 
rikamschen,  afrikanischen,  malayischen  und  einsilbigen 
sprachen  Qbergegangen.  Die  darstellung  ist  zwar  —  be- 
sondeni  in  den  letzteren  —  nicht  erschöpfend,  aber  fllr 
den  zweck  der  vorliegenden  Untersuchung,  die  nach  des 
verf.  eigenem  geständnifs  hiermit  nicht  ganz  abgeschlossen 
ist  —  im  ganzen  vollkommen  hinreichend. 

Beitrage  z.  Tgl.  spracbf.  V.  2.  16 


242  Mttller 

FrageD  wir  nach  dem  resultate  der  geftkhrten  Unter- 
suchung, 60  ist  es  dieses:  „Nur  im  indogermani- 
schen finden  wir  nomen  und  verbum  lautlich 
strenge  geschieden^  nur  dx>rt  kann  einebewufste 
und  klare  auffassung  der  beiden  categorien,  no- 
men und  verbum,  angenommen  werden.^  Fragen 
wir  nun  weiter,  wie  sich  prof.  Schleicher  diese  beiden  ka- 
tegorien  denkt,  so  finden  wir  seine  antwort  auf  s.  12  (508) 
wo  es  heifst:  „Im  indogermanischen  sind  die  worte  nomina, 
welche  ein  casussuffix  haben,  die  worte  sind  verba,  welche 
ein  personalsufBx  haben^.  Weiter  bemerkt  er:  „Es  versteht 
sich,  dafs  der  Sachverhalt  derselbe  wäre,  wenn  die  casus - 
und  personalelemente  nicht  gerade  als  Suffixe  erschie- 
nen ;  die  Stellung  thut  ja  nichts  zur  sache.  Dafs  in  sp&teren 
Perioden  des  Sprachlebens  in  den  indogermanischen  spra- 
chen sehr  häufig  casussufBxe  und  personalendungen  ge- 
schwunden sind  .  . .  hebt  die  an  die  spitze  gestellte  defini- 
tion  nicht  auf^.  Ferner  s.  13  (509):  „In  den  stammen  liegt 
der  unterschied  von  verbum  und  nomen  nicht^.  — 

Wenn  wir  nun  z.  b.  auf  die  semitischen  und  weiter 
auf  die  finnisch -tatarischen  sprachen  einen  blick  werfen, 
so  müssen  wir  gestehen,  dafs  auf  dieselben  obige  auf  die 
indogermanischen  sprachen  passenden  sätze  ebenfalls  passen. 
Sowohl  in  den  semitischen  als  finnisch/- tatarischen  spra- 
chen haben  die  nomina  casussuiBxe  (wenn  sie  auch  in 
den  ersteren  meistens  abgefallen  sind),  in  beiden  werden 
die  verba  durch  personalsuffixe  vom  nomen  geschieden.  — 
Die  Stellung  der  letzteren  in  einigen  f&llen  vor  statt  nach 
dem  stamme  in  den  semitischen  sprachen  kann  nach  der 
obeu  citirten  bemerkung  nicht  in  die  wagschale  gelegt 
werden. 

Doch  man  wird  uns  z.  b.  auf  die  s.  31  (527)  und 
8.  39  (535)  dem  magyarischen  und  ostjakischen  entnomme- 
nen fälle  verweisen,  in  denen  gleichheit  der  behandlnng 
des  verbums  und  nomens  (insofern  es  mit  einem  possessiv- 
suffixe  verbunden  wird)  unverkennbar  hervortritt.  In  die- 
sem  falle  ist   das  verbum   ein  nomen,  das  mit  einem  pos- 


anxeigen.  243 

sessifsuffixe  vereinigt  auftritt  und  z.  b.  „  ich  habe  geliebt 
da  hast  geliebt^  —  bedeutet  dann  „geliebt  haben  —  mein^ 
»gefiebt  haben  —  dein^  etc. 

Ein  solcher  fall  ist  daa  osmanische  sävd-im,  aäv-d-in 
etc.,  das  vollkommen  mit  kitftb-im,  kitäb-in  Qbereinstimmt, 
aber  auch  lautlich  von  der  anderen  form  sftv-ftr-im,  s&v- 
-är-8in  etc.  geschieden  ist. 

Betrachten  wir  aber  die  letzteren  formen  und  fragen 
wir  wodurch  sie  dem  baue  nach  sich  von  den  indogerma- 
nischen tudSrmi,  tuda^si  etc.  unterscheiden,  so  können  wir, 
wenn  wir  davon  absehen,  dais  in  den  ersteren  die  prono* 
minabuffixe  als  Stoff,  in  den  letzteren  als  reine  form  auf- 
treten, antworten:  Sie  unterscheiden  sich  gar  nicht!  Man 
wende,  um  die  exceptionelle  Stellung  der  indogermanischen 
sprachen  zu  retten,  ja  nicht  ein,  die  pronomina  seien  in 
ihnen  rein  formal,  in  den  anderen  sprachen  aber  stofflicher 
natur,  da  man  nur  die  semitischen  sprachen  zu  citiren 
braucht,  in  denen  die  pronominalsufHxe  und  pr&fixe  ebenso 
rein  formal,  wenn  nicht  noch  formaler  auftreten  wie  in 
den  indogermanischen  sprachen. 

Wir  baben  darnach  sowohl  in  den  semitischen  spra* 
<*beQ  als  auch  theilweise  in  den  finnisch-tatarischen  reine 
verbalausdrQcke  vor  uns. 

Wodurch  unterscheiden  sich  nun  die  reinen  verbalaus- 
drflcke  -von  den  uneigentlichen  auf  nominalbildungen  he- 
nihenden  formationen?  Offenbar  durch  den  verschicdeneo 
werth  <les  personalelementes.  —  Während  dieses  im  ver- 
balansdrucke  rein  subjectiver  natur  ist,  und  das  verbal- 
thema  zu  ihm  im  prädicativen  Verhältnisse  steht  (tu- 
dSmi  ich  schlage  =  schlagend  +  ich)  erscheint  im  unei- 
gentlichen verbalausdrucke  das  pronominalelement  zum  ver- 
balthema  in  possessiver,  abhängiger  form  hingestellt. 
Während  der  reine  verbalausdruck  an  und  £&r  sich  einen 
vollständigen  satz  zu  bilden  im  stände  ist,  ist  die  nnei- 
gentliehe  verbalform  ein  wort,  das  erst  im  sat'/e  eine  be- 
dentong  erlangt  und  von  diesem  abhängig  ist. 

Damach  werden  wir  die  definition  der  beiden  uns  nm 

16* 


244  Schleicher 

beschäftigenden  categorien,  nomen  und  verbum,  also  fassen 
müssen : 

Verbum  ist  die  Verbindung  eines  indifferenten  prftdi» 
cativ  gefafsten  themas  mit  einem  zu  demselben  im  sub- 
jeotSTerbältnisse  stehenden  pronominalelemente.  Nomen  ist 
die  Verbindung  eines  indifferenten  themas  mit  einem  es 
determinirenden,  mithin  von  ihm  abhängigen  pronominal- 
elemente. 

Daraus  folgt,  daüs  nicht  nur  die  indogermanischen 
sprachen  allein,  sondern  auch  andere  sprachen  verbum  und 
nomen  von  einander  lautlich  scheiden.  Dies  im  einzelnen 
durchzufahren  mfissen  wir  uns  hier  versagen;  wir  werden 
an  einem  andern  orte  ausfiQhrlicber  darauf  zurückkommen. 
Wien.  Friedr.  Malier. 


Eine  sprachwissenschaftliche  Zeitschrift  in 

Rnssland. 

Vor  mir  liegt  der  vierte  und  fünfte  Jahrgang  der  filo- 
logiceskija  zapiski  (philologische  denkschriflen),  deren  ti- 
tel  in  iil)ersetzung  also  lautet:  philologische  denkschriflen; 
Zeitschrift  f&r  forschungen  und  bearbeitung  verschiedener 
fragen  über  spräche  und  literatur  überhaupt,  vergleichende 
Sprachwissenschaft,  russische  spräche  und  literatur  insbe- 
sondere und  die  slawischen  dialekte,  herausgegeben  von 
A.  Chovanskij.  Woronez,  seit  1862.  J&hrlich  erscheinen 
sechs  lieferungen.  Man  sieht,  eine  theilung  der  arbeit  ist 
bei  unserer  russischen  collegin,  die  auch  mythologisches  und 
practische  Unterrichts  werke  bietet,  noch  nicht  eingetreten. 
Das  bisher  veröffentlichte  kann  man  f&glich  in  übersetzun» 
gen  und  originalarbeiten  theilen.  Lieferungsweise  wird  in 
Übersetzungen  unter  anderem  hier  geboten:  E.Renan,  über 
den  Ursprung  der  spräche;  Max  Müller,  die  Sprachwis- 
senschaft, neue  folge  der  lectures;  Aug.  Schleicher,  Com- 
pend.  der  vgl.  gramm.  der  indpgerman.  sprachen;  Steinthal 


anseigen.  245 

nod  Lazarus,  gedanken  Qber  Völkerpsychologie.  Von  den 
origiDalarbeiten  erwähne  ich  nur  A.  Potebnja,  zwei  iinter- 
SQcIiaDgen  Qber  die  laute  der  russ.  spräche,  I.  Qber  den 
Tollaut  (o  polnoglasii;  so  nennt  man  das  lautgesetz,  dem 
zQ  folge  russisches  oro,  olo,  ere,  ele  altbnlgarischem 
ra,  la,  r£,  li  entspricht),  II.  Qber  die  lautlichen  eigen- 
thQmlicbkeiten  der  russischen  dialecte  (diese  abhandlungen 
sind  fSr  die  slawische  Sprachwissenschaft  von  bedeutung); 
A.  N.  Athanasievü  (sprich  Afanasjef)  poetische  vorstellun» 
geo  vom  regenbogen  beim  volke;  baron  D.  O.  Schepping, 
der  Werwolf  in  seinen  mythischen  und  plastischen  per- 
MDificatioDen ;  D.  A.  Lavrenko,  die  spräche  des  thier- und* 
TernoniUebens,  eine  physiologische  skizze;  derselbe,  die 
dänische  familie  in  den  Volksliedern  u.  s.  f.  Ich  mufs 
mir  versagen  auf  den  reichen  inhalt  der,  der  spräche  we- 
gen, unseren  lesern  femer  liegenden  Zeitschrift  hier  weiter 
eiozngehen,  und  erwähne  nur,  dafs  auch  krittken,  Qber- 
richteo  Qber  die  einschlägigen  literaturerscheinungen  und 
dgl.  geboten  werden. 
Jena.  Aug.  Schleicher. 


Die  neuesten  hilfsmittel  fiir  das  Studium  der 
obersorbischen  spräche. 

För  dea  Slawisten  unentbehrlich,  doch  auch  in  man- 
cher anderen  beziehung  von  interesse  und  bedeutung  ist 
die  kenntnifs  der  beiden  dialecte  der  sorbischen  Sprach- 
insel. 

FQr  das  niedersorbiscbe  ist  man  bezüglich  der  gram- 
nuitik  noch  immer  auf  Hausmanns  nunmehr  selten  gewor- 
dene, (tkr  ihre  zeit  recht  gute  grammatik  (LQbben  l^bl)  an- 
pjwiesen.  Zwahrs  band  Wörterbuch  (Spremberg  1847)  hat 
cbeafallg  noch  die  alte  Schreibweise,  die  fQr  den  in  slavicis 
weniger  geQbten  störend,  f))r  jeden  aber  unbequem  ist. 


246  Schleicher 

Es  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  in  der  „Oram- 
matik  der  Niederlausitzer  Sprache^  von  Ebert,  welche  bei 
Schmaler  und  Pech  in  Bautzen  erscheinen  soll  (Pfuhl,  Laut- 
nnd  Formenlehre  der  oberlaus. -wend.  spr.  s.  1,  anm.))  die 
neuere,  beim  obersorbischen  nunmehr  eingeführte  soge- 
nannte „analoge"  Schreibung  zur  anwendung  kommen  wird. 

Desto  regere  thätigkeit  legt  man  fbr  das  obersorbische 
an  den  tag.  Ich  beschr&nke  mich  auf  eine  kurze  bespre- 
chung  und  erwähnung  der  neuesten  erscheinungen.  Diese 
bestehen  in  einer  laut-  und  formenlehre,  einem  lexicon  und 
einem  lesebuche,  umfassen  also  das,  was  man  znn&chst 
braucht,  wenn  man  sich  mit  einer  spräche  bekannt  machen 
will.  Die  verhältnifsmäfsig  zahlreichen  grammatiken  von 
Seiler  (1830),  Jordan  (1841;  diese  grammatik  bezeichnete 
einen  wesentlichen  fortschritt  und  ist  auch  noch  jetzt  neben 
Pfuhls  werk  wenigstens  f&r  die  theile  der  grammatik  zu 
rathe  zu  ziehen,  die  dieses  nicht  umfafst),  Schneider  (1853), 
Schmaler  (1861)  bleiben  hier  anfser  betracht. 

Der  neueste  bearbeiter  der  obersorbischen  grammatik 
ist  prof.  dr.  C.  T.  Pfuhl,  Tertius  am  Vitzthumschen  gym- 
nasium  in  Dresden.  Von  demselben  erschien  bereits  1861 
eine  vergleichende  lautlehre  des  obersorbischen  in  obersor- 
bischer spräche  (in  der  Zeitschrift  der  gesellschaft  des  sor- 
bischen mutterfonds  —  casopis  towar'stwa  Madicy  Serbs- 
keje*)  —  auch  in  besonderem  abdrucke  zu  haben,  Bautzen 
1862).  So  eben  verliefs  desselben  Verfassers:  „Laut-  und 
Formenlehre  der  oberlausitzisch- wendischen  Sprache.  Mit 
besonderer  Rücksicht  auf  das  Altslawische*^  die  presse 
(Bautzen,  Schmaler  und  Pech  1867.  8.    124  Seiten). 

Da  diefs  in  deutscher  spräche  verfafste  werk  natürlich 
auch  f&r  den  anfänger  im  slawischen  berechnet  ist,  so  ist 
f&r  folgende  auflagen  die  angäbe  der  bedeutung  zu  sftmmt- 


*)  in  denelben  Zeitschrift  jahrg.  1868.  1864  findet  eich  von  PAihl  eine 
erschöpfende,  sorgfllltige  Sammlung  und  bearbeitung  der  sprachlichen  reste 
der  Elbeslawen  in  obersorbischer  spräche,  die  ftlr  jeden,  der  sich  mit  diesen 
dingen  beschiftigt,  geradeso  nnentbehrlich  ist.  Die  jahrginge  jener  xeitschrilt 
sind  auch  einzeln  zu  haben  (in  Bautzen,  bei  Schmaler  und  Pech). 


anseigeD.  247 

fichen   als    beispiele  aDgefbbrten   worten  dringend  zu  em- 
pfehlen.    Die   bequeme  brauchbarkeit  und  der  nutzen  einer 
punmatik   i^ird  durch  flbersetzung  der  beispiele  ungemein 
gefordert    und    es  iat    deshalb   vollkommen  gerechtfertigt, 
wenu  uian  an  die  Verfasser  von  grammatiken  die  forderung 
stellt   sich    dieser  kleinen  Unbequemlichkeit  nicht  zu  ent- 
ziehen. 

Eine  besprechung  des  einzelnen  liegt  nicht  in  meiner 
absieht,  obachon  ich  nicht  Qberall  mit  dem  verf.  einver- 
standen biu  (ob  z.  b. ,  wie  §.  4,  2,  y  und  sonst  behauptet 
wird,  prob  u.  s.  f.  eine  contraction  von  *poroh  =  russ. 
porog  ist,  dQrfle  mehr  als  zweifelhaft  sein;  in  den  for- 
men der  3.  plur.  wie  wjedieja,  pijeja,  §.  5,  2,  b,  ist 
wohl  ohne  zweifei  nur  die  analogie  der  verba  auf  -ä-ti, 
-«•T»  zu  sehen,  -eja  =»  *-Äj?,  *-«a;  die  §.  32  versuchte 
erkläruug  der  allerdings  dunkelen  dualendung  -aj  trifft 
wohl  schwerlich  das  rechte,  vgl.  das  im  dat.  instr.  loc.  er- 
scheinende -maj  ftkr  -mau.  a ).  Der  verf.  hat  sich  nicht 
nur  mit  slawischer  grammatik  überhaupt,  sondern  auch  mit 
der  indogermanischen  Sprachwissenschaft  beschäftigt,  wie 
sein  werk  mehrfach  beweist.  Da  derselbe,  wie  viele  stellen 
seines  buches  zeigen,  zugleich  den  zweck  verfolgt,  den  le- 
ser  mit  den  für  die  grammatik  nöthigsten  ergebnissen  der 
vergleichenden  Sprachwissenschaft  bekannt  zu  machen,  so 
hätte  doch  die  anordnung  der  declination  der  nomina  nach 
den  Stammanslauten  (wie  in  Miklos.  vgl.  gramm.;  vgl.  §.  54 
bis  56  des  in  rede  stehenden  werks)  manches  für  sich  ge- 
habt. Besonders  hervorzuheben  ist  die  durchgängige  be- 
rficksicbtigung  der  ftlr  die  Sprachforschung  oft  so  wich- 
tigen mundartlichen  und  älteren  formen. 

Diese  neueste  obersorbische  laut-  und  formenlehre  ist 
demnach  eine  willkommene  bereicherung  unseres  slawisti- 
scben  apparats  und  jedem  über  diese  spräche  belehrung 
suchenden  zu  empfehlen. 

Die  erste  umfassende  lezicalische  bearbeitung  des  sor- 
bischen (zunächst  des  obersorbischen,  doch  mit  berflcksich'* 
tigoDg  des  niedersorbischen)  erschien  in  diesem  jähre  von 


248  Schleicher 

dem  verf.  der  laut-  und  formeolehre  unter  dem  titel:  Lau- 
sitzisch Wendisches  Wörterbuch.  Verfafst  und  unter  Mit- 
wirkung von  Pfarrer  Seiler  in  Lohsa  und  Domvicar  Hor- 
nig in  Budissin  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Pfuhl  in  Dres- 
den. Budissin  1866.  Verlag  der  Matica  Serbska.  In 
Comm.  bei  Schmaler  und  Pech.  Auch  mit  obersorbischem 
titel.  8.  XXXVI  und  1210  Seiten. 

Wer  obersorbische  texte  lesen  will,  findet  ein  treffli- 
ches hilfsmittel  in  Homigs  lesebuch,  einer  kleinen  auswahl 
aus  der  volksliteratur  und  den  werken  der  neueren  Schrift« 
steller,  mit  obersorb.- deutschem  glossar  (titel:  öitanka. 
Maty  wubjerk  z  narodneho  a  nowideho  pismowstwa  hor- 
njotuiiskicb  Serbow.  Zrjadowa)  Mich.  H6rnik.  W  Budydinje 
1863). 

Jena,  im  nov.  1866.  Aug.  Schleicher. 


Die  Sprachwissenschaft  in  Polen. 

Fflr  die  Vertreter  der  nun  in  das  zweite  halhjahrhun- 
dert  ihrer  entwickelung  getretenen  Sprachwissenschaft  ist 
es  wohlthuend  wahrzunehmen,  wie  die  neue  disciplio 
auch  aufser  ihrer  deutschen  geburtsstfttte  immer  weiteren 
boden  gewinnt.  Die  nflchterne,  strenge  methode  der  glot- 
tik  scheint  gerade  bei  den  Polen  nicht  leicht  eingang  ge- 
funden zu  haben,  doch  beweisen  zwei  mir  vorliegende 
bflcher,  freilich,  wie  es  scheint,  bis  jetzt  die  einzigen  in 
ihrer  art,  dafs  der  dämm  gebrochen  imd  der  ström  im  gange 
ist.  Eine  genauere  besprechung  dieser  werke  liegt  nicht  in 
meiner  absieht;  da  sie  in  polnischer  spräche  geschrieben 
sind,  so  dürften  sie  der  mebrzahl  unserer  leser  unzugäng- 
lich sein.  Aber  nicht  nur  deshalb,  weil  sie  flQr  die  ge- 
schichte  unserer  Wissenschaft  ein  interesse  bieten,  sondern 
auch  aus  dem  gründe,  weil  sie  fOr  den>  der  sich  speciell 
mit  slawischen  Sprachstudien  beschäftigt,  von  bedeutung 
sind,  mag  ein  hinweis  auf  dieselben  in  diesen  blättern  am 
platze  sein. 


anzeigen.  249 

Das  zuerst  zii  erwfthnende  der  in  r^de  steheDden  werke 
ist  die  grammatik  der  polniscben  spräche  von  Matecki 
(Gramatyka  j^yka  polskiego  wi^ksza  przez  Dra.  Antoniego 
Maleckiego,  profesora  jfzyka  i  historyi  literatnry  polskiäj 
w  ÜDiwersytecie  Iwowskim.     Lwöw  [Lemberg]  1863). 

Dieses  werk  schlieist  sich  besonders  in  der  anordnung 
der  declinations-  und  conjngationslehre  an  Miklosichs  ver- 
gleichende  grammtik  der  slawischen  sprachen  an.  Der  laui- 
lehre  ist  die  ihr  gebührende  bedeutung  eingeräumt,  auf 
das  altpolnische  und  altbulgarische  überall  beziehnng  genom* 
men  und  die  syntax  ausführlich  dargelegt.  Für  den  we- 
nigstens, der  zu  wissenschaftlichen  zwecken  sich  mit  der 
polnischen  spräche  beschäftigt,  sind  durch  die  Maleckische 
grammatik  die  früheren  polnischen  grammatiken  antiquiert. 
Auf  die  puncto  einzugehen,  in  denen  ich  vom  verf.  abweichen- 
der ansieht  bin,  ist  hier  nicht  der  ort.  Möchte  es  hrn.  Ma- 
tecki  gefallen  auch  eine  ausfbhrliche  altpolnische  lauf-  und 
formenlebre  zu  schreiben,  in  welcher  nicht  nur  die  formen 
zn  yerzeichnen  wären,  welche  von  denen  der  jetzigen  schrifl- 
spräche  abweichen,  sondern  auch  die  noch  bestehenden 
wenigstens  aus  den  ältesten  sprachquellen  belegt  würden. 
Eine  berüoksichtigung  der  in  den  polnischen  mundarten 
noch  fortlebenden  arcbaismen  könnte  mit  der  darlegung 
der  altpohiischen  sprachformen  füglich  verbunden  werden. 

Das  zweite,  weniger  umfangreiche  der  hier  zu  be- 
sprechenden werke  führt  den  titel:  Nauka  o  pierwiastkachi 
trödioslowacb  j^zyka  polskiego  ze  stanowiska  poröwnawczoj 
gramatyki  przez  Bronistawa  Trzaskowskiego  (lehre  von 
den  wurzeln  und  stammen  der  polnischen  spräche.  Von 
Bronislaw  Trzaskoweki.  Besonderer  abdruck  aus  d.  XXXIV. 
bände  der  jahrb.  der  k.  k.  gesellschafb  der  Wissenschaften  zu 
Krakau).    Krakau  1S66. 

Der  verf.,  dessen  im  jähre  1861  erschienene  lautlehre 
der  polnischen  spräche  mir  nicht  bekannt  ist,  bat  sich 
wesentlich  an  mein  compendium  gehalten,  wie  er  denn 
überhaupt  (s.  21)  die  sprachwissenschaftlichen  werke  der 
neuzeit  zu  rat  he  gezogen  hat. 


250  Kuhn 

Er  bandelt  zunächst  von  den  wurzeln  und  stammen 
im  allgemeinen,  sodann  von  den  verbalstämmen  (st&mme 
der  abgeleiteten  verba,  tempusstämme,  modusst&mme),  den 
nominalstftmmen,  den  st&mmen  der  zahlworte,  der  prono- 
mina  und  schliefslich  von  den  partikeln;  eine  anordnung, 
die,  ans  herkömmliche  sich  anschliefsend,  mehr  dem  prac- 
tiscben  bedQrfnisse  leichteren  nachschlagens  als  streng  wis- 
senschaftlichen anforderungen  genflgt  (vgl.  Comp.  2te  anfl. 
§.  207). 

Im  einzelnen  hätten  wir  freilich  gar  manches  zu  be- 
merken (so  z  b.  ist  §.11  in  byt,  trujf  nicht  die  wnrzel 
selbst  stamm,  sondern,  vgl.  §.  72,  es  liegen  hier  stamme 
mit  den  suffixen  la  und  ja  vor  u.  s.  f.)  und  über  manche 
Schwierigkeiten  geht  der  verf.  etwas  leicht  hinweg  (so 
wird  z.  b.  §.  12  s.  29  plak-aö  ohne  weiteres  zu  wz.  ptuk 
gestellt  u.  a ) ;  doch  ist  im  ganzen  die  arbeit  eine  anerken- 
nenswerthe  anwendung  der  methode  und  der  ergebnisse 
der  neueren  Sprachwissenschaft  auf  das  gebiet  der  polni- 
schen spräche. 

Wir  wünschen  der  Sprachwissenschaft  in  Polen  eine 
gedeihliche  weitercnt Wickelung;  der  in  den  besprochenen 
werken  gemachte  anfang  berechtigt  uns  zur  hoffnung,  dafs 
dieser  wünsch  in  erf&llung  gehen  werde. 

Jena.  Aug.  Schleicher 


(Handbooks  for  the  study  of  Sanskrit  edited  by  Max  Mttller,  H.A.,  Tay- 
lorian  Professor  of  modern  European  languages  and  literature,  aud 
Sub-librarian  at  the  Bodleian  library).  A  Sanskrit  grammar  for  be> 
^nnncrs  in  DevanSgan  and  Roman  letters  throoghont  by  Max  Mlll« 
1er.     London,  Longmans,  Green  and  Co.    1866.   XXIV.  808  pp. 

Obwohl  der  Verfasser  die  vorliegende  grammatik  nur 
zum  gebrauche  ftkr  anftnger  bestimmt  hat,  wird  sie  doch 
auch  dem  weiter  vorgeschrittenen  vielftltig  eine  willkom- 
mene gäbe  sein,  da  derselbe,  wenn  er  auch  die  bedQrfnisse 
jener  vorzugsweise  im  äuge  hatte,  doch  auch  für  diese  ein 


anzeigen.  251 

sebr  brauchbares  material  in  Obersichtlicher  weise  ziisam* 
mengestellt  hat,  wie  es  sich  z.  b.  in  der  umfasseoden  dar- 
stelluDg  über  den  gebrauch  des  bindevokals  i  in  §.331 — 41 
findet.  Er  ist,  wie  er  in  der  vorrede  sagt,  hauptsächlich 
bemOht  gewesen  die  klarheit  der  Boppschen  mit  der  ge« 
nanigkeit  der  Colebrookeschen  grainmatik  zu  vereinen  und 
hat  zur  erreichung  des  letzteren  Zweckes  die  grainmatik 
des  P&nini  sowie  die  werke  anderer  indischen  grammati- 
ker  sorgftltig  durchforscht,  um  ober  zweifelhafte  punkte, 
die  oft  aus  einer  gramroatik  in  die  andre  übergegangen 
sind,  zur  gewifsbeit  zu  gelangen.  Die  sich  durch  das 
ganze  buch  hindurchziehende  Verweisung  auf  Pänini  und 
andre  grammatische  werke,  zeugt  von  diesem  streben  und 
sie  sowie  die  einftlhrung  der  technischen  ausdrücke  der 
indischen  grammatiker  neben  denen  der  europäischen  ist 
daher  zugleich  eine  gute  Vorschule  ftlr  diejenigen,  welche 
an  das  Studium  der  einheimischen  grammatik  gehen  wol- 
len« Was  den  grammatischen  Stoff  betrifft,  so  hat  sich 
der  Verfasser  einmal  auf  das  gewöhnliche  sanskrit  be- 
schränkt und  das  der  Vedas  ausgeschlossen,  dann  aber 
auch  die  syntax  unberücksichtigt  gelassen,  da  eine  sich 
auf  Pänini  und  die  andern  einheimischen  grammatiker 
stützende  bearbeitnng  derselben  durch  prof.  Bohler  in 
bälde  erscheinen  wird.  Im  übrigen  ist  er  um  möglichste 
Vollständigkeit  bemüht  gewesen;  um  aber  den  anfinger 
nicht  mit  einer  allzugrofsen  masse  von  regeln  und  namentlich 
ausnahmen  zu  überfüllen,  hat  er  diejenigen,  welche  zunächst 
unberücksichtigt  bleiben  können,  im  inhaltsverzeichnifs  mit 
einem  sterneben  bezeichnet.  Dies  erscheint  uns  nicht  ganz 
praktisch  und  möchten  wir  fQr  eine  folgende  anfinge  die- 
selbe bezeichnung  unmittelbar  vor  der  regcl  empfehlen, 
wenn  nicht  etwa  kleinerer  druck  in  solchen  fällen  noch 
zweckmäfsiger  erseheinen  möchte,  was  zugleich  eine  erheb- 
liche ranmersparuifs  liefern  würde,  da  z.  b.  von  den  125 
Paragraphen  der  wohllautsregeln  fast  die  hälfte  (60)  mit 
dem  Sternchen  gezeichnet  sind.  In  der  darstellung  der 
declination  und  conjugation  ist  der  verf.  des  praktischen 


2&2  Stokes 

bedärfnisses  halber  in  mehreren  punkten  von  der  bisheri* 
gen  methode  abgewichen,  wir  nennen  z.  b.  die  behandlang 
der  consonantischen  nominalst&mme  vor  den  vokalisoben, 
die  bezeiohnung  der  verbalklassen  nicht  nach  zahlen  son- 
dern im  anschlufs  an  die  indischen  grammatiker  nach  den 
anfangswurzeln  (bhvädaja:  u.  s.  w. ),  die  aufstellung  der 
Verbalendungen  nach  rein  praktischen  gesichtspunkten  §.321, 
über  welche  punkte  alle  nur  die  praxis  entscheiden 
kann.  Nur  dem  praktischen  bedOrfnisse  dient  auch  das 
im  anhang  gegebene  verbal  verzeichnifs  §.  244 — 99,  das 
mit  dem  alphabetischen  index  p.  304 — 7  und  den  Verwei- 
sungen auf  die  in  der  grammatik  gegebenen  regeln  auch 
ein  wesentliches  erleichterungsmittel  f&r  den  anf&nger 
bildet,  aber  auch  den  vorgeschritteneren  oft  ein  willkom- 
mener rathgeber  sein  wird.  Die  behandlung  des  accents 
hat  der  verf.  nicht  in  seine  darstellung  aufgenommen  oder 
ihn  doch  nur  da  erwähnt,  wo  er  auf  bestimmte  bildun- 
gen  licht  wirft,  wie  z.  b.  §.  296.  1—4  note;  wenn  nun 
auch  das  gewöhnliche  sanskrit  denselben  unbezeichnet  lälst, 
so  mochte  doch  die  einfbhrung  desselben  in  die  gramma- 
tik immerhin  zweckmäfsig  sein.  In  §.  298,  3  a  mufs  es 
statt  „na  before  streng  terminations '^  n  heifsen,  und  in 
§.  261  im  acc.  du.  des  pron.  2.  pers.  ist  väm  statt  väu  zu 
setzen. 

A.  Kuhn. 


Corrigenda. 

Bei  erneuter  lectüre  der  Passion  und  Creation  habe 
ich  aufser  Ebels  Verbesserungen  (beitr.  V,  131,  132)  mei- 
ner Übersetzung  des  corn.  yn  grows  on  the  cross*)  und 
presonys  gefangen  noch  die  folgenden  gefunden. 


*)  So  yn  wlas  P.  18,  4.  100,  2.  166,  1.  209,  1.  R.  1636  s  in  wUse 
Cr.  2327.  yn  woly  R.  1540.  in  wethan  Cr.  548.  827  =  in  weathan 
Ct.  762.  yn  golon  P.  26, 4  ^  in  golan  Cr.  806.  yn  grows-pren 
D.  766.     R.  818.  in    gollan   Cr.  888.     yn    dre  P.  97,  2.     yn  drynsys 


corrigenda.  ^53 

Passion  1,4  360  enevow  uosern  seelen  (cf.  eu  unser 
P.  17,4:  an  bewnans  unser  leben  P  246,  3:  an  lagha 
ny  unser  gesetz  R.  11:  an  las  ny  es  yn  nef  unser  va- 
ter  der  du  bist  im  himmel  P.  N.  Dieses  en  oder  an  ist 
w.  ein).  P.  12,  1  nyu  gevas  hat  nicht  (gevas  oder 
jeveB  =  m.bret.  deveux).  P.19,3  spernabyll  willing  to 
be  spurned  (Mr. Pedler).  P. 23,2  an  pregotb  das  predigen. 
P  24,2  a  wo5affo  wird  ertragen.  P.  28,3  warne5y  rag 
68656  dyllas  pan  a  ve  gorris  auf  sie  wurde  zum  sit- 
zen eine  decke  von  kleidern  gelegt  (pan  von  pannus). 
P.  33,  3  streiche  „of  her^.  P.  41,  1  gans  iudas  del  b 
tewlys  drey  Jesus  sur  del  vynne  as  it  was  planncd 
by  Judas  to  bring. Jesus  surely  as  he  would.  P.  53,2  ha 
me  gwan:  trystyns  us  worth  ow  blu3ye  und  ich 
(bin)  krank,  kummer  zerrfittet  mich.  P.  64,  2  keparhadel 
ens  3en  gas  ebenso  als  sie  zur  schlacht  gehen.  P.  78,2 
re  5yssy8  f&r  re  3yscsys  didicisti.  P.  79,4  yn  un 
hanas  im  flflstem  (hanas  =  in  sanas,  Pedler).  P.  82,2 
ha  fals  te  dok  dustuny  of  (the)  false,  bear  thou  witness. 
P.  93, 2  danvansys  missns  fuerit,  3te  sg.  secund.  praet. 
pass.  P.  105, 1  pan  drew  (=  pa  -h  an  -h  tra  +  ew) 
henna  3ynny  ny  was  geht  uns  das  an?  P.  l07,2PyIat 
justis  otese  Pilatus  du  bist  ein  richten  P.  115,1  then 
ioul  mur  neb  o  tus  keth  einige  die  dem  grofsen  teufel 
nnterthan  sind  (keth  sss  captus).  P.  121,  1  me  ny  won 
yn  crist  cafos  byth  reson  merwell  präg  y[w] 
reys  3030  Ich  kann  an  Christus  keine  Ursache  finden  (je 
ne  sais  (gon)  trouver),  warum  er  sterben  sollte.  173,1 
golyas  wachend.  175,3  pub  er  te  3en  gura  lewte, 
beva  den  yonk  bo  den  coth  stets  thu  das  rechte,  du 
mann,  seiest  du  ein  jnnger,  seiest  du  ein  alter  mann  (cf. 
P.  144,1  te  3en  able  ota  gy  du  mann,  woher  bist  du? 
beva  —  bo  gilt  gleich  po  —  po  beitr.  III,  160).     180,2 


O.  1784,  2660.  yn  vaner  P.  282,  2.  yn  vryongen  D.  1007.  Dieses 
yn,  in  mit  seinem  slten  voealischen  anslant  scheint  ein  loc.  Hm,  sg.  des 
■rtikelB.     cf.  lit.  anoj^,  an^? 


f.' 


254  Stokes 

streiobe  so  that.  187,1  a  vewDans  crist  acheson 
eine  anklage  Ton  Cbrieti  leben.  P.  195,  4  dowatoU  all 
gwese  to  du8t  (Pedler),  ef.  dowst  Cr.  953,954.  F.  196,2 

03 7 ans  aga  meyn  so  scblecht  als  ibr  mund  nur  konnte. 

.203,4  5e  wortb  an  gwyr  a-fye  dem  glauben  ent- 
flohen. F.  204,  2  byt(b)quetb  yn  lan  re-vewse 
stets  rein  (*yn-hl an,  y  n -f-  glan)  bat  er  gelebt.  F.  208, 2. 
P.  223, 1  weise  hat  gesebn.  F.  208,3  dascorse  hat  auf- 
gegeben. F.  211,  4  syns  heilige.  F.  216,1  res-teffo 
mur-vylyny  viel  schäm  mögen  sie  empfinden!  (deffo 
cf.  Br.  d6vez6).  F.  222,  1  a  wole  klagte.  F.  230,  4 
tyr  marya  three  Maries  (Fedler).  F.  237,3  y  5olyas 
(leg.  ytb  olyas)  weinte.  F.  238,  3  ny  wozyens  y  sy- 
st rowy  sie  könnten  ihn  nicbt  zerstören.  F.  252, 2.  253, 1 
tyr  marea,  tyr  marya  drei  Marien.  F.  252, 3  ganse 
mit  ihnen.  P.  253,2  y  an  guelas  sie  sahen  es.  F.  253,  4 
an  meyn-ma  dieser  stein.  P. 254,4  re  welsens  sie  hat- 
ten gesehn. 

Creation  61  arthelatb  Glr  argh-elath  archangels 
(Norris).  Cr.8l  gwraf  broster  ich  will  etwas  grofsestbun. 
Cr.  149  a-bashe  Qbertrifil  (fr.  passe).  Cr.  270  trebytcha 
zu  boden  werfen  (siehe  Diez  et.  wtb.  1,93  trebucher). 
Cr.  369  bays  für  häs  same.  Cr.  616,  1217, 1761,  2039 
kyns  es  bythy,  kyns  es  hethy  unmittelbar,  buchst 
▼or  dem  aufhören.  Cr.  650  men  tha  gesky  wfinsche  zu 
lernen!  (gesky  ftir  desky  =  mittelbret.  disquif). 
Cr.  690  ra  pell  zu  lang.  Cr.  703  thewhy  euch.  Cr.  726 
pythesta  wo  bist  du?  Cr.  783  maga  fnrre  als  ausneh- 
mend weise  (furre  ist  der  superlat.  von  für).  Cr.  847 
drevon  bew  ow  harenga  ty  a  vytb  so  lange  ich  am 
leben  bin,  sollst  du  meine  liebe  haben.  Cr.  900  floghe 
kind  (von  lat.  floccus?).  Cr.  980  trohan  daras  zur 
thOre  hin.  Cr.  1036  aparell  a  thyllas  apparel  of  clothes. 
Cr.  1062  my  a  vvn  thewhy  poyntya  Service  tha 
teag  (leg.  deag?)  hay  gela  I  will  appoint  unto  you  and 
the  other  to  bear  Service.  Cr.  1124  otta  marow  siehe! 
todt  ist.  Cr.  1193  marsses  predar  if  there  is  care. 
Cr.  1258  drevon  bew  so  lange  ich  am  leben  bin.  Cr.  1289 
bythqwath  me  nyn  kerys  nie  liebte  ich  ihn  (Abel). 
Cr.  1292  US  latha  for  slaying  (us  fbr  a  us  Cr.  1735). 
Cr.  1293  ow  fegans  my  needments  (?)  Cr.  1305  bram 
an  gathe  the  cat's  fart.  Cr.  1355  ffwaile  gala  Stroh- 
halme. Cr.  1420  par  dell  vo  as  sball  be.     Cr.  1443  ow 


I 


I 


corrigenda.  2.>5 

pela  warraying  (bela).  Cr.  1470  a  us  kyek  as  to  flesb. 
Cr.  2498   me  a   wra  —  benytha  yn  ybberii   y   byth 

gwelys   .—    an    gabm-thavas pesqwythe 

mays  gw<^llawhy  hy  remembra  ahanaf  why  my  a 
wra  Ich  will  machen  —  stets  am.himmel  soll  er  gesehen 
werden  —  den  regenbogen,  so  dafs  ich  euch,  so  oft  ihr  ihn 
seht,  an  mich  erinnere.  Cr.  2548  geys  gewohnheit  von 
mittelengl.  get  (gl.  modus,  consuetudo)  Prompt.     Parr. 

Was  yermuthungsweise  Verbesserungen  des  textes  an* 
betrifft,  so  möchte  ich  P.  21, 1  statt  ganso  try  lesen  gans 
sotry  mit  Schlauheit?   P. 33,  1  ow  dygnas  statt  o  dy- 

nas.  P.45, 1  voys  undyntrese  st.  foysundyn  tre3a. 

.43,2  cheryte  st.  cheryta.  P.  45,3  y  wholhas  st. 
y  wolhas.    P.  33,4  3y  das  st.  3y  5as.   P.35,  1  gase  st. 

aßa.     P.  72, 1    gor   yn  y   goyn  5e  gle3e.     P.  13%  4 

el  an  levar  lever  3yn.  P.  145,2  warnaff  st.  waraff. 
P.  154,3  whelsons  st.  welsons.  yn  me3e  P.  198,3 
8t.  yn  me3a.  y  whrellons  P.  229,  3.  may  whe3e 
P.  235, 2. 

Druckfehler  sind  yn  crow  P.  128, 3  leg.  yn  crows. 
gefys  P.  184,3  leg.  gesys  lefl.  vgha  Cr.  47  leg.  vghe. 
Ferner  lese  man  paynes  Cr.  162.  golha  Cr.  193.  boma 
Cr.  332.  tasCr.  344.  wheras  Cr.  553.  cotheCr.  583. 
heb  y  shara  Cr.  686.  hemma  Cr.  736.  fus  guryes 
953.  kemmys  1018.  cayme  1065.  cooge  1090.  challa 
1117.  bydnar  re  thocka  n6h  hagl406.  kyek  1470. 
Strang  1558.  seath  1559.  po  peb  beast  1594.  pewe 
1601.  gymmar  1744.  wythan  1825.  pane  1886.  adam 
2060.  neffe  2105.  me  a  ra  2279.  gybmar  2304. 
droge  2398.    gwyle  2424.     abervathe  2440. 

Eine  interessante  spur  des  acc.  pl.  im  corn.  ist  bis 
jetzt  nicht  beachtet  worden.  Der  nom.  du.  von  bregh 
brachinm  ist  dyw-vregh  O.  688.  D.  1189  (b  zu  v 
erweicht  durch  den  vocalischen  auslaut  des  Zahlwortes). 
Aber  der  acc.  ist  de-fregh  P.  76,1  oder  de-ffregh 
P.  232, 1.  Hier  ist  der  Übergang  von  b  zu  f  durch  das  s 
des  pluralendung  veranlafst,  die  im  corn.  wie  im  lat.  acc 
du.  die  ursprflngliche  endung  ersetzt  hat.  Eine  spur  des 
acc.  sg.  findet  sich  im  neucom.  trenzha  (Lhuyd  A.  B.  249) 
=  w.  trennydd  i.e.  *tren-f-dyd,  'tretn-hdyd  pe- 
rendie,  wörtlich  tertium  diem.  So  corn.  boyn-edh  =  w. 
peun-yd  quotidie.     Ebel  beitr.  IV,  280. 

1.  September  1866.  Whitley  Stokes. 


2&6  MUUer,  miscellen. 

Eränica. 

1)  aothra. 

Dieses  wort,  das  unter  anderm  Vendid.  VI,  56  vor- 
kommt, Qbersetzt  dort  die  buzyäresch-übersetssung  mit  ^yü 
(mök)  uschuh^.  Spiegel  (Comm.  zum  Avesta  1, 194)  be- 
merkt, dafs  die  etymologie  nicht  ganz  klar  sei,  und  bringt 
es  mit  ve  ^^weben^  in  Zusammenhang.  Justi  stellt  es  zu 
av  in  der  von  ihm.  angegebenen  zweiten  bedeutnng.  Am 
passendsten  läfst  sich  damit  litauisch  ad-ti  „fufsbeklei- 
dung  anlegen '^  und  aü-tas  „fufslappeu^*)  vergleichen, 
welches,  nebstdem  dafs  es  die  richtige  etymologie  an  die 
band  gibt,  die  richtigkeit  der  huzv&resch-flbersetzung  glän- 
zend bestätigt. 

2)  balon,  balan. 

Dieses  wort  bedeutet  im  ossetischen  eine  taube  gro- 
fser  art.  Identisch  damit  ist  litauisch  baländis  „taube^. 


3)  khur  n. 

Dieses  wort  bedeutet  im  armenischen  als  Substantiv 
„häufen,  menge''  als  adject.  und  adverb.  „dicht,  haufen- 
weise *'.  Ableitungen  davon  sind:  khr'nel  „aufhäufen^ 
khrnil  „aufgehäuft  sein^,  khrnuthiun  „aufhäufung, 
menge*'.  In  erstercr  bedeutung  entspricht  demselben  voU- 
kommen  lit.  krüvä  „häufen'',  in  letzterer  krüvoms,  krü- 
vömis,  adverbieller  instr.  plur. ,  „haufenweise,  dicht,  in 
menge"  von  k  r&u-ti  „häufen"  (von  wz.  kru).  khur  n  steht 
statt  khr  uv-n  wie  gunr  ftkr  ^nur  etc. 

Wien.  F.  Mflller. 


*)  alar.  u-ti  in  ob-u-ti  fafBbekleidiing  anlegen,  Ut.  ind-u-o,  ex-n-o, 
WZ.  n.  Auch  Pictet  Origines  II,  803  hat  bereits  das  altbaktrische  wort  mit 
den  ttbrigen  hier  erwfthnten  xnsammengestellt.  Vgl.  Cnrtlas,  Orunds.  Ste 
anS.  661.     (Anm.  d.  red.). 


Hoiiz  Schmidt,  voratadien  zur  «nCaiiffBrnng  der  lyk.  Sprachdenkmale.    2^7 

Vorstudien  zur  entzifferung  der  lykischen 

sprachdenkmide. 

Das  lykisehe  alpliabei 

Das  lykisehe  aipbabet  besteht  aus  folgenden  25  aei- 
chen: 

^B(<)AEFI♦  +  lK'^'*NIo^P5TV 

X  y  3c  x 

Was  sonst  in  den  Inschriften  an  zeichen  erscheint,  sind 
Dor  verschiedene  formen  desselben  Zeichens. 
^  erscheint  noch  als  Al^f^P,  seltner  A,   daher  oft  mit 
^,  P,  A,  ^  '^  verschrieben. 

B  als    BB^b^. 

<  Oberhaupt  nur  vereinzelt  als  Stellvertreter  von  y 
(Pell.  21). 

A,  namentlich  wenn  es  verdoppelt  auftritt,  steht  gewöhn- 
lich in  veijüngtem  mafse  über  der  linie  AA. 

E  begegnet  in  der  form  von  )$^  ^  und  £ ,  sehr  selten  B. 

F  auch  in  schräger  läge  >r. 

4  verlängert  gewöhnlich  den  schaft  und  verkürzt  die 
schenke!  des  winkeis,  in  der  karisch-lykischen  Inschrift 
hat  es  die  form  j^. 

+,  wenn  es  als  X  erscheint,  ist  verschrieben. 

i  wird  gern  verjüngt. 

K  wird  gebildet  |C  |^  K  N  T^ »  vereinzelt  begegnet  Kopps 

A  liebt  die  Schenkel  zu  kürzen,  so  dais  sie  nicht  auf 
die  linie  reichen:   "^ 

M  erscbdnt  aoch  öfter  mit  ähnlicher  Verkürzung  als  ^ 
oder  /^  /^  und  in  den  ungewöhnlichen  seltnen  for- 
men m,  n. 

K  verkürzt  **,  oder  als  NV^y\^  und  einmal  als  J. 

3E  in  der  form  von  E  beruht  auf  fehler  der  Steinmetzen 
oder  des  stebs. 

Bdtrilge  z.  Tgl.  Bprachf.  V.  8.  1 7 


258  Moriz  Schmidt 

0  oft  als  ^,  und  unzählige  male  in  P  verschrieben.  Sel- 
ten o- 

r  nimmt  die  form  an  von:   ^^^^^^^• 

P  ist  oft  schwer  von  h  zu  unterscheiden,  wenn  es  ^ 
geformt  wird;  andre  bildungen  sind  99^ t' 

$  der  Zischlaut  gleicht  gewöhnlich  einem  /,  seltener  in 
affectirter  schrift  einem  3  3,  höchst  selten  einem  /. 

T  hat  ab  und  zu  noch  einen  querstrich  T. 

Y  offenbar  das  v  griechischer  und  italischer  alphabete, 
mit  eingesetztem  phönizischen  u  (ajin),  erinnert  in  sei- 
nen mannigfaltigen  formen  doch  stark  an  das  kypri- 
otische  aiphabet«    Seine  bildungen  sind: 

^  \j^  \l^  w  >y  \;^^  ^ 
und:    TY^YYYY^'V'^^ 

wie  denn  auch  in  griechischen  inschriften  y  und  Y, 
nebst  der  affectirteren  form   ¥  erscheinen. 
X  hin  und  wieder  auch  >^  (Pinara  2).     Ob  auch  X  das- 
selbe oder  eine  form  des  ^  ist? 
"V  tritt  auf  als  Y  y  V  \/V,  ein  oder  zweimal  als  <  und  T. 
X  fast  immer  verjüngt,   namentlich  vor  P  und  wenn  es 
verdoppelt  wird,    z.  b.  F^^^E.     Auch   der  kretische 
dialekt  vertr&gt  &&i  ^äXa&&a. 
X;    so  gewöhnlich;    affectirte  bildungen  >K  -^  ,    wie  ))(■ 
auf  der  tafel  von  Idalion. 
Die  quelle  dieser  25  zeichen  ist  das  ionische  aiphabet. 
Bis  y  inclusive  begegnen  uns  nur  die  zwei  zeichen  ^  und 
+,  welche  abweichende  form  verrathen.   Doch  ist  unschwer 
zu  erkennen,    dafs  +  seine  entstehung  dem  ®,    ^  einer 
form  des  Chetfa  verdankt.   Hinzu  genommene  zeichen  sind 
nur  ^  und  3C. 

Was  nun  zunächst  die  vocale  anbelangt,  so  ist  vor  al- 
lem I  als  solcher  auszuscheiden.  1  bezeichnet  den  fricativ- 
laut  jod.  Derselbe  tritt  im  inlaut  eines  worts  zwischen 
zwei  vocale,  wie  in  der  häufigen  endung  Eih  (ija)  und 
tritt  zwischen  zwei  worte,  die  mit  vocalen  schliefsen  und 
beginnen,  bald  dem  ersten  anhängend,  bald  dem  zweiten  vor- 


vontndien  zur  entziffenmg  der  lykiechen  Sprachdenkmale.  259 

geschobeo:  z.  b.  ^tTT'^M  :  ♦n^,  f^  :  i*TPE,  /♦  :  iM^E. 
Dals  £  keiD  Iura  ist,  wie  allgemein  angenominen  wird, 
glaube  ich  gegen  ende  dieser  antersuchangen  klar  bewie- 
sen zu  haben.  Hatten  also  die  Lykier  kein  jota?  Sie  hat- 
ten den  laut  allerdings,  doch  war  es  ein  dem  E  in  2%^ 
xovtiv  ähnlicher  laut,  wie  die  lykische  Schreibung  der  worte 
^ibaQiQQ^  Molhoig,  /Ivgifiaug,  IlvßiaXriq^  n^QtxXfjq^"Ixvaq^ 
£ixag,  TifioTig  zeigen  kann.  Da  i  als  consonant  verge- 
ben war,  wird  E  als  zeichen  f&r  den  i-laut  verwendet: 
und  den  e-laut  vertritt  nunmehr  A.  Das  zeichen  0  ^  giebt 
unbestreitbar  den  o-laut  wieder,  wenn  auch  die  gräcisi- 
mng  lykischer  eigennamen  in  einzelnen  fällen  dies  0  durch 
V  umschreibt.  Da  nun  X  ftkr  v  aus  Ilvßiakijg  Javäaag 
sicher  steht,  kann  V  nur  zeichen  ftür  das  verdumpfte  o, 
f&r  das  oc;,  gewesen  sein  und  wechselt  daher  oft  in  der 
schteibung  desselben  wertes  mit  o:  H^iThBoph  (BVP^). 
Zu  diesen  vocalen  treten  nun  noch  die  zwei  nasalhaltigeu 
▼ocale  X  a  (an)  und  £  i  (in),  von  denen  unten  ansfQhr- 
lieh  die  rede  sein  wird,  und  P  als  r-vocal  wegen  PPPE, 
PZIE  und  dergl.  Die  tafel  der  ly kischen  vocale  ist  da- 
nach folgende- 
re      =    ä    ä) 


X         =     a 

E        == 

I      =   i 


0       W 

ov 


X       =    V    V  )  auch  als  u-consonan8(griech./9) 
p        ^     r  verwendet. 

Nach  dieser  darstellung  erweist  sich  die  annähme  mei- 
ner Vorgänger,  dafs  das  lykische  aiphabet  die  vocale  nach 
ihrer  quantität  durch  besondere  zeichen  unterschieden  und 
solche  auch  für  diphthonge  gehabt  habe,  als  völlig  unbe- 
gründet« h  z.  b.  ist  lang  in  +'^M-  =  Aä^  kurz  in  VOPh 
>yoro,    vor*,    ^KK^T^'^ni.  -„  'Enaxouvag.     ♦  ist  kurz  in 

17* 


260  MoriK  Schmidt 

♦K^T^«^^,  r^PEK'^*+,  T^'^^fB^+E+'K,  aber  lang  in  der 
ersten  silbe  des  worts  Trjk€(pog.  Das  ^  ist  kurz  in  den 
mi^  Mo\  —  beginnenden  eigennamen,  lang  in  KO/\^^^+, 
vgl.  KfidaXog.  —  Wir  kommen  auf  die  consonanten.  Von 
resonanten  begegnen  ^  ^,  von  siscbem  wie  in  allen  indo* 
germanischen  sprachen  nur  $  und  1  (s.  z),  von  fricativen 
I  und  ^,  der  zitterlaut  P,  von  muten  die  tenues  K  T  f 
und  die  aspir.  med.  F.  Endlich  glaube  ich  zuversichtlich 
den  hauch  als  +  unten  nachgewiesen  zu  haben.  E2e 
bleiben 

B  <  A  y,  X 
zu  bestimmen  übrig.     Nach  der  geltung  nun,    welche  die 
ersten    vier  buchstaben  im  griechischen  alphabete  haben, 
sollte  man  vermuthen,   dafs  drei  medien  und  eine  aspirate 
vorliegen. 

Dieser  annähme  stellen  sich  jedoch  erhebliche  beden- 
ken entgegen^  namentlich  dann,  wenn  man  V  ohne  weiteres 
griechischem  jfi  gleichsetzen  wollte.  Dieses  V  nämlich  ist 
gerade  als  x^  ^^'^  grftcisirungen  gar  nicht  nachweisbar,  als 
y  zwar  einmal  in  ^P^^^yo+ ;  TEMEME  —  'jiQudyov  viog^ 
aber  streng  genommen  nur  als  x,  z.  b.  EyTT^  a=s  **IxTagj 
VTThPX**h  =  KraQäfiwg,  yoAP^^+EA^,  ^gET*NOB^+^ 
^y^T^Eih.  Nun  ist  aber  doch  x  bereits  als  besonderer 
laut  durch  ein  entsprechendes  zeichen  vertreten;  welcher 
art  soll  also  der  laut  y  gewesen  sein?  Ich  glaube  die  ein- 
zig mögliche  annähme  ist,  dafs  es  zwar  kein  x  {^^h  wohl 
.aber  ein  kh  (wie  die  sanskritische  tenuis  aspirata)  war. 
Denn  nur  so  erklärt  sich,  warum  ihn  zwar  die  Griechen 
durch  X  wiedergaben,  die  Lykier  aber  dasselbe  zeichen  f&r 
ihn  wählten,  welches  die  eine  klasse  des  griechischen  al- 
phabets  fbr  das  x^  festgesetzt  hatte.  Der  name  hPfP^y^ 
steht  dem  nicht  im  wege;  wahrscheinlich  hätten  auch  ihn 
die  Griechen  durch  x  ausgedrückt,  wenn  sie  ihn  zuerst 
oder  nur  durch  die  Lykier  kennen  gelernt  hätten.  Wer 
weifs,  ob  nicht  die  Kreter  jignaxog  wie  axa96g  axrttog 
sagten?  Danach  fehlt  also  im  lykischen  aiphabet  das  y. 
Sie  kannten  zwar  das  ionische  zeichen,    verwendeten  es 


Vorstudien  zur  enUifferong  der  lykiichen  sprAchdenkmale. 


261 


aach  wohl  ab  und  an  einmal,  aber  wie  ans  <or^3ayor4>^ 
erhellt,  an  der  »teile  des  V;  und  streng  genommen  war 
der  bnchstabe  überflüssig,  da  der  laut  fehlte,  der  erstorben 
war.  Anders  steht  es  ipit  der  dentalen  media.  Diese  war 
vorhanden  (A);  denn  flir  A  kann  nicht  =  &  stehen,  da  ^ 
kaum  eine  andre  geltung  gehabt  haben  kann,  als  &.  Vgl. 
*^E3cp^^^T^  Obel  O.  S.  Z.  16,  "V^^^t^,  K^POoce,  Pxm^- 
X^TfyP^^  u.  dgl.  (sprich:  Mi&gandra  (Strab.  Mi&gwnd- 

Nnr  mit  ^  ist  nach  meines  collegen  A.  Merx^  und 
meiner  Überzeugung  in  allen  uns  bekannten  worten,  welche 
dies  3C  enthalten,  sei  es  im  anlaut  ^c  (XopTTh,  xy,  xpxMv, 
3cpEAii^),  oder  verdoppelt  im  inlaut  »c  (g.  b.  poNK^hOCXE, 
wie  im  kretischen  d-dXmJOa)  F^K^^cg^  ^^^^E,  durchzukom- 
men. Aus  diesem  gründe  trage  ich  aber  auch  kein  be- 
denken neben  A  auch  die  labiale  media  B  zuzulassen,  wie- 
wohl in  gr&cisimngen  daf&r  nicht  durchweg  ß^  sondern 
aasnahmsweise,  aber  aus  mifsverstAndnifs,  auch  ein  ip 
(T4^4^BA+E+A)  eintritt.  Die  consonantentafel  ist  nach  die- 
sen  ermittelungen  genau  dieselbe  wie  die  altpersische  bei 
Spiegel«  Das  verhältnifs  des  altpersischen  zum  neupersi- 
schen hilft  sogar  das  fehlende  ydfi^ta  erklären,  da  auch  im 
nenpersischen  altpersisch  y  zu  j  wurde  oder  g&nzlich  ab- 
fiel. —  Für  I  und  ip  besitzt  das  lykische  keine  besonde- 
ren zeichen,  sondern  gab  die  laute  durch  MGEJ,  W/,  W, 
r//  wieder.  Unsicher  PIX  Ob.  2,  16.  4,  42  wegen  inscr. 
Liimyr.  1.  Schönb.  Doch  s.  Ob.  3,  9.     Ich  ordne  also: 

Pal.:      Ling.:  Dent.:     Lab.:     Liqaid.:       Hauch: 


tenues 

tenues  aspir. 

mediae 

med.  aspir. 


resonanten 


Zischlaute 


fricative 


zitterlaut 


K  (k) 

y  (kh) 
[<] 


ttT 

VA».' 


B 

F 
(X) 


N 


M 


n   I  ^ 


A   AA 


2<{2  Horiz  Schmidt 

Am  scblois  der  worte  finden  sich  davon  nnr  I^  X^  fL 
unä  der  hauch  + ;  niemals  '^  P  V//  P//.  Als  euphonische 
stOtze  zwischen  vocalen  dient  i,  sowohl  im  inlaut  wie  im 
anlaut  und  auslaut. 

Wie  wir  uns  die  reihenfolge  der  zeichen  im  lykischen 
aiphabet  zu  denken  haben,  ist  schwer  zu  sagen,  doch  scheint 
mir,  als  dQrfle  die  oben  gegebene  anordnung  sich  nicht 
allzuweit  von  der  Wahrheit  entfernen.  Die  Ljkier  sind 
mit  dem  griechischen  aiphabet  genau  so  verfahren,  wie  die 
Griechen  (lonier)  mit  dem  phönikischen.  Wie  diese  dem 
He  den  werth  eines  e  beilegen,  so  die  Lykier  dem  e- zei- 
chen (E)  den  werth  eines  i;  und  dasselbe  phönizische  Cheth, 
welches  bei  den  loniern  bald  als  H,  bald  als  hauch  (^) 
verwendet  wird,  dient  bei  den  Lykiern  ausschliefslich  als 
bezeichnung  des  e-lauts,  ohne  unterschied  der  quantität. 
Das  waw  von  der  stelle  zu  rflcken  war  kein  grund;  wohl 
aber  mufste  für  den  hauch,  der  im  lykischen  eine  starke 
rolle  spielt,  ein  platz  gefunden  worden,  nachdem  die  8te 
stelle,  welche  derselbe  im  ionischen  aiphabet  einmal  ein- 
nahm, sowohl  bereits  im  ionischen  als  auch  im  lykischen 
an  den  e-laut,  resp.  die  e- laute,  vergeben  war.  Und  da 
frAgt  es  sich  nun  allerdings,  ob  man  ihm  die  9te  oder  die 
24te  stelle  angewiesen  haben  werde.  Da  neu  geschaffene 
zeichen  den  adoptirten  nachgestellt  zu  werden  pflegen, 
sollte  man  meinen,  das  +  werde  eher  eine  der  letzten  stel- 
len im  aiphabet  eingenommen  haben,  allmi  da  die  spräche 
ein  O  hatte,  warum  nahm  sie  nicht  einfach  das  ®  oder 
0  aus  dem  mutteralphabet  an  9ter  stelle  herüber,  sondern 
schuf  dafür  das  neue  zeichen  ^?  Dafs  sie  es  nicht  gethan, 
dient  mir  als  sicherer  beweis,  dafs  der  platz  für  d-  .bereits 
anderweitig  vergeben  war.  Ueberdies  ist  +  offenbar  mit 
aufopferung  des  schildrandes  oder  kreises  aus  ®  entstan- 
den und  durfte  seinen  platz  um  so  mehr  neben  dem  A 
beanspruchen,  als  das  ionische  aiphabet  zuerst  gerade  dies 
zeichen  H  als  hauch  an  8ter  stelle  verwendet  hatte.  Mit 
andern  werten:  der  doppelte  werth  des  ionischen  H  ist 
im    lykischen   durch    zwei   besondere  nach  bar  zeichen  A 


vontndlen  zur  entziffemng  der  lykischen  Bpxmchdenkmale.  263 

und  +  wiedergegeben,  i,  obschon  coneonantteob,  behaup« 
teie  wohl  seine  alte  stelle,  da  der  i«laut  bereits  unterge- 
bracht war.  Jener  nasalhaltige  i-laat  aber,  gltichsam  ein 
BE,  war  um  einen  platz  in  keiner  Verlegenheit,  da  das 
dorch  W/,  Vn  ausgedröckte  ^l  keinen  bedurfte,  und  sein 
zeichen  um  so  fbglicher  an  diesen  laut  abtreten  konnte, 
ala  seiner  gestalt  nach  £  von  E  nicht  allzuweit  abliegt, 
und  ein  nasalhaltiges  i  nicht  ungeschickt  auf  Ny  folgt. 
Was  den  klang  des  £  betrifft,  so  denke  man  an  das 
ägyptische  Ntris  (Darius),  dessen  N  grade  so  vor  t  steht» 
wie  3E  vor  T  zu  stehen  pflegt,  aber  so  dafs  es  dem  T  of- 
fenbar den  klang  des  griechischen  S  verleiht.  0  blieb  o 
und  oi,  aber  fiQr  den  u-laut  fehlte  ein  zeichen.  Es  lag 
den  Lykiern  grade  so  nahe,  wie  andern  Völkern,  daf&r  das 
V  in  der  form  eines  V  zu  wählen  * ).  Warum  sie,  da  sie 
den  u-laut  auch  hatten,  nicht  sein  ionisches  zeichen  YV 
dafttr  verbrauchten,  und  lieber  ßXr  das  ov  ein  neues  er- 
fanden, weifs  ich  nicht  anzugeben.  Der  fall  liegt  ähnlich, 
wie  bei  +  und  ^.  Indessen  wie  die  lonier  zu  dem  0 
(sB  o,  ctf,  ov)  ein  V  (als  v)  hinzutbaten,  thaten  eben  die 
Liykier  zu  den  zeichen  der  älteren  u-gruppe,  0  und  V, 
fOr  ihren  u-Iaut  ein  neues  zeichen  hinzu.  Der  nächste 
ionische  character  war,  da  er  nicht  als  palatale  tenuis  as- 
pirata  (X)  verbraucht  werden  konnte,  vaeant.  Die  Ly- 
kier  sparten  sich  daher  die  mühe  fbr  ihr  nasalhaltiges  a 
(an,  am)  ein  neues  zeichen  zu  erfinden,  werden  aber  höchst 
wahrscheinlich  das  vorgefundene  zeichen  trotz  seiner  neuen 
geltung  an  seiner  alten  stelle  belassen  und  nicht  hinter  das 
h  gerflckt  haben.  Mit  y  als  kh,  jedenfalls  palatal,  da  ipi 
durch  r//  ausgedrückt  wird,  findet  das  entlehnte  aiphabet 
seinen  abschlufs.  Eines  Q  bedurfte  das  lykische  nicht  und 
fSuid  es  wohl  auch  im  mutteralphabet  noch  nicht  vor.  Wie 
aber  die  lonier  das  phönizische  aiphabet  nach  dem  T  um 


*)  ^  selbst  iit  nichts  anderes  als  die  sweite  fonn  des  phonizisclien  7. 
Die  eine  geschlossene  0  wählte  der  lonier  für  öi  die  andere  offene  v.j  für  {/ 
in  der  form   V  •     Durch  Verdoppelung  dieser  letzten   V^  (V)  gewinnt  der 

LjrUcr  fein  ov* 


26  t  Moris  Bcharidt 

4)  reap.  5  seiobeD  ▼ermehrteo,  so  die  Lykier  das  ionisehe 
eben&Us  wohl  am  schlnsae  mn  swei:  ^  X  von  einleach- 
tender  Ähnlichkeit  Ob  ^  X  oder  X  ^  zu  ordnen,  steht 
freilich  dahin.  Doch  ist  die  erste  anordnnng  glflcklicher, 
denn  bei  ihr  treten  die  zwei  aspiraten  Hf  ^  (kh,  &)  zu* 
samaien  und  das  Tocalzeicben  schliefst;  wie  auch  bei  den 
loniem  die  aspirata  0  ond  X  (y)  zosammentreten  and  Q 
absohliefst.  Auch  ist  es  wahrscheinlich,  dals  man  dem 
oben  verdrAngten  6  (^  die  erste,  dem  weiterhin  zu  erset- 
zenden Y  (X)  die  zweite  stelle  werde  eingeräamt  haben. 
B  ond  y  rflcken  nunmehr  freilich  weit  von  einander  und 
zwischen  B  und  A  bleibt  eine  nur  durch  das  obscure  dem 
y  identische  <  zu  flUlende  iQcke,  doch  liegt  die  richtige 
erklftrting  dafitr  in  den  eben  behandelten  lautgesetzen  der 
lykischen  spräche.  Ob  die  Zahlzeichen  die  phdnizischen 
smd,  läftt  sich  aus  mangel  an  material  nicht  zur  entscheidung 
m.  Es  finden  sich  (s.  Merz  Gramm.  Syriac  p«  17): 

=    2 

—    3 

=S5  12  (Vgl.  J.  Brandis  daa  mans-, 
p  maafs-  und  gewiehtwesen  in 
^      Yorder-Aflien  bis  Mif  Alezia- 

s"(i5?)  dear  dm  Oroteu  Beriin  1866 


Buch  Stäben  Verdopplung. 

Von  unsrer  betrachtung  der  Verdopplung  der  bnchsta- 
ben  in  der  schrift  schliefsen  wir  von  vornherein  die  dop* 
pelconsonanten  f//  und  W/,  »QZ  aus,  die  flbrigens  aoch 
mit  einfachem  zischlaut  geschrieben  erscheinen,  lieber  die 
Verbindung  PIX  sehe  ich  nicht  klar;  Obel.  2, 16.  4,  42. 
3,  9,  vergl.  mit  Inscr.  Limyr.  1  Schönb.,  reichen  nicht  ans 
sie  anzunehmen.  Auch  wie  T//  Obel.  2,  69  (KET//4^  — ) 
anzusehen  ist,  steht  dahin:  ein  zweites  beispiel  fbr  T// 
liegt  nicht  vor. 

Nie  verdoppelt  werden:  i  K  ^  (/^?)  ^  P  und  wahr- 


Fellows  14: 

II 

Fo.  20: 

III 

FeU.T.  21: 

III 

Fell.  6: 

II  — 

T.  21  b: 

0- 

Fo.  24: 

> 

Fo.  23: 

^ 

▼ontndien  siir  entiiffBrnng  der  lykischen  Bpnchdenkmale.         205 


lieh  F  +  trotz  Ob.  2,  41  und  des  einmal  vorkoni'- 
iMDden  ^F+hVTE.  Daft  trotzdem  Jifi  vv  gehört  wurde, 
geht  herror  aus  XM,  SN  aes  äjüfi,  wi  und  dem  namen 
IIoffifMawi»  anf  einer  lykisch-griechiechen  inschrift. 

^_i^?^^^       im  anlant:  zwiachen  yocalen:       nach  den  consonanten : 

(p/)? 
(/)? 

(POb. 
1,40) 

{/) 


A 

T 

X 

B 

r 

A 

I 
/ 
[Ä 


TT  bes.  vor  '^ 


AA 

TT 


? 
n.TelinM8.3     — 


—  (Ob.2,61) 
AA 


?  Antiph.  1 

XX  »  v/9 


r 

BTR/V 
P  t 
P 

P/I 
/I 

Kr[P] 

p 

p 

-] 


Verdoppelnd   wirken  also: 


p 

z 

I 

(B)r 

K 

(A 


anf 


—  A 


T  * 

T 

T 
T  Ä 


-       T) 


an/ 
r       y 
r       v 

A 

Ob.  N.  s.  40. 


zweifelhaft  ob  auf: 

A       AVX(My) 
BAI  (selten) 


Danach  besitzen  also  der  zitterlant,  selbst  als  halbvo- 
cal,  and  die  Zischlaute,  aber  Überwiegend  der  erste,  eine 
aof  folgende  consonanten,  wenigstens  graphisch,  verdoppelnd 
einwirkende  kraft.  Als  verdopplungsfiUiig  aber  erweisen 
sich  vor  allen  andern  die  dentalen,  und  der  zischlaut  J, 
insofern  dieselben  mit  ausnähme  des  ^  s=s  ^  auch  im  an- 
laute and  ^  inclusive  auch  nach  V  und  P  verdoppelt  zu 
werden  lieben:  AAhXh/h,  TT'^EAE,  HE^ME,  TAA*, 
m>P^  t«^h,  yiTB^AE,  ifSrn^+E  :  «oPTTY,  yEJTT^, 
K4P9CXE.  Hierbei  verdient  bemerkt  zu  werden,  dals  auch 
der  kretische  dialekt,  den  wir  bereits  im  inlaut  zwischen 
▼ocaleo  &&  vertragen  sahen  {i&&ävTi)^  auch  im  anlaut  rr 


286  Moriz  Schmidt 

▼erträgt,  z.  b.  Txijva^  xxafiia^  ttwva^  trwfAog  Hesycb«  vol. 
IV,  p.  127,  99.  Eine  blofse  schreibercaprice  soheint  das 
nicht  zu  sein,  sondern  läfst  eher  auf  eine  besondere  aus- 
spräche des  rr  schliefsen.  Vertreten  vielleicht  hier  und  im 
lykisehen  AA,  TT  eine  linguale  tenuis  und  media?  In  die- 
sem falle  würde  die  verdoppelnde  kraft  ausschlielslich  dem 
g  und  dem  zischlaut  innewohnen,  die  Verdoppelung  der 
drei  dentalen  nach  C  (P)  und  y  dagegen  nur  eine  schein- 
bare sein,  und  der  auffassung  des  verdoppelten  Zeichens 
als  linguale  weichen  mQssen.  Denn  wenn  nach  P  resp. 
K  auch  ^  verdoppelt  auftritt,  bleibt  auch  hier  die  auffas- 
sung des  ^^  als  eines  t  flbrig.  —  Dafs  übrigens  der  Schrei- 
ber solche  verdoppelte  buchstaben  nur  als  einen  laut  be- 
trachtet, geht  aus  einzelnen  stellen  der  Xanthischen  Stele 
hervor,  in  welchen,  obschon  dieselbe  bekanntlich  genau 
buchstabe  unter  buchstabe  setzt,  doch  solche  PBB  u.  8.  w. 
nur  zweien  buchstaben  der  obem  und  untern  zeile  entspre- 
chen. Auch  das  euphonische  I  gilt  nicht  Oberall  als  be- 
sonderer buchstabe,  sondern  f&Ilt  oft  mit  seinem  E  (El) 
nur  den  räum  eines  buchstaben. 


Umschreibung  einiger  insohriften. 

Xanthus  felsengrab  4  Schönb. 

ebuinu  prinafo  meti  prinafatu 

mumrofi  khitenobeh  tideimi 

hrppi  esedeinefi  khinahi 

ehbiehi  se  i^orttui  lada:  seine  samati 

tijni  kbijehis:  meine  nijeso 

esedeinefi  epttehi  itepi  tan  (lies  tadi   "^  =  aE): 

seije  itatutu  tesi  miiti 

aladahäli  ada  III 

Lewisü  n.  1  Schönborn  (Daniell  n.  2) 

ebuinu  itatu  mcne  prinafut . .  olenida  mollihe[i?l8eh  se 
dapafa  (lies  lapara)  polenidah  porihimef  tehe  prinezij^ 
hrppi  lada  epttehe  se  tideime :  seije  ti  (e)seritadi  (so 


▼oretudien  zur  entziffernng  der  lykischen  Sprachdenkmale.  267 

ist  statt  tiseritjdi  zu  corrigiren)  ti(k)e  itat(u)  ebehi : 
meije  -«-  oeti  ponama^^i  aladahadi  ada  ^. 

Limyra  o.  36  Schönbom. 

ina(f)ate    hrppi  ladi  ehbi  mene  itepituti  eb(u)inu  se 

ladu  ehbi 
osekhai  rtto  :  seije  ti  eseritadi  tike  khopa  ebehi :  tibete 

alahadi 
ttadi    tike   hrottia   ebeija :  mettlidi  uni  ölahi    ebijehi 

noitota 
fEisenijepi  :  zadato   settiti   nni   fllahi    ebijehi    ramasa- 

takhi^]9-a:  si  ada 
ahati  tafa 

Antiphellus  n.  3  (Daniell  n.  3) 

ebuina  prinufo  meti  prinafatu 
ikhtta  hlah  tideimi  hrppi  ladi  ehbi 
se  tideime  ehbije:  seije  ti  edi  tike  mutu 
mene  flastto  uni  Qlahi  ebijehi  sc  fedri  fehitezi. 
Hier  wird  zeile  3  in  ^AE  (edi)  ein  fehler  stecken:  es  scheint 
eine   längere  verbalform    auf   AE  dagestanden    zu  haben. 
Uebrigens  habe  ich  absichtlich  gerade  die  vorstehenden  in- 
schriften  zur  Umschreibung  gewählt,  weil  sie  im  syntakti- 
schen bau  und  dem  Wortschatz  grofse  Übereinstimmung  ver- 
rathen.   So  sind  z.  b.  auch  zadato  und  üastto  die  entspre- 
chenden (imperativ-?)  formen  verschiedener  verba,  wenn 
auch  vielleicht   im  activ    und  passiv.    Hinter  dem  worte 
^Pafifiaaataxd'&a  vermuthe  ich  den  Apollo  oder  die  Leto. 
Der  vorsuch  einer  andeutung  der  interpunktion  kann  ge- 
wagt erscheinen ;  doch  halte  ich  ihn  nicht  fQr  mifslungen. 

Lykisches  ^   und  griechisches  Y. 

Das  griechische  Y  ist  oft  der  Vertreter  eines  lyki- 
schen  ^.  Zwar  entspricht  auf  dem  basrelief  von  Kadyanda 
**o^h  einem  Mol  —  (vgl.  MolvpSeia  und  MoXvpSivg  bei 
Steph.Byz.),  ro^m£it^+  griechischem  jino}ikatviSov(C.I.Q. 


268  Moriz  Schmidt 

.4224  f.  p.1120),  '^OAAE+E^4^+  griechischem  MokUciog,  was 
richtiger  ist  als  MoXXiaiog  vgl.  MoXXiavog  C.  I.  G.  I  904 
p.  529,  und  so  würde  wohl  auch  /iTO'^*+  (Porb.  14, 1) 
oder  wie  aus  der  Fellowschen  copie  18,  1  hervorgeht 
j^OA^-f  griechisch  durch  —  ohog  wiedergegeben  worden 
sein.  Aber  der  genetiv  des  eigennamens,  den  Fellows 
roPE+ETA+,  Forbes  ropE+E***(  )TA+*  schreibt,  Schön- 
bom  wie  Forbes  schreibt,  aber  wie  Fellows  corrigirt,  wird 
im  griechischen  theile  der  bilingue  /TvQifAceviog  wiederge- 
geben. Der  nominativ  des  namens  lautete  also  griechisch 
/IvgifiOTtg,  lykisch  POPE+E'^ATE,  wie  in  der  inschrift  bei 
Forbes  7,  1  zu  corrigiren  ist.  Aehnlicher  bildung  ist  bei 
Forbes  26,  3  POPE+E  ^AEXh  und  der  lykische  kampier 
bei  Homer  II.  XVI,  41 G  TIvQig^  dessen  name  mir  ebenso 
wenig  wie  Mdgig  II.  XVI,  319  unter  die  opofiara  ns^Xa- 
Gliiva  zu  gehören  scheint.  Zum  fiberfluTs  vergleiche  man 
noch  die  notiz  des  Herod.  IV,  48,  dafs  der  flufs  Pruth, 
welcher  skythisch  JloQctra  heilst,  von  den  Griechen  /7i;- 
gsTog  genannt  würde,  obschon  sie  in  den  thrakischen  und 
bithynischen  namen  Rhescnporis^  Mocaporis,  Dindiporis 
(Böckh.  C.  I.  G.  n  p.  974  n.  3795)  AYAYnOPIZ  C.  I.  G. 
II  p.  1017  n.  2143  g.  das  ö  beibehielten.  Uebrigens  fasse 
ich  bei  Böckh  Moxanogi,  JivSinogi  als  vocative.  —  Da- 
nach würde  yoPE  ( Porb.  6,  1 )  einem  Kvgig  entsprechen, 
wie  denn  z.  b.  Strabo  denselben  persischen  flufs,  welchen 
Dion.  Perieg.  1073  Kogog  nennt,  Kvgog  heifst.  Ein  zweites 
ezempel  der  Vertretung  von  5  durch  v  sei:  'Oatrvßag  im 
C.  I.  G.  III  p.  1124  no.  4269  D.  neben  j^II0B4^X4i+  in 
der  inschrift  von  Pinara  bei  Fellows  no.  21  *).  Bin  drittes 
liefert  KivSdvvßog  C.  I.  G.  4315  h.  neben  >I^ITiKNOB4^+  auf 
dem  grabe  zu  Xanthus  (Fellows  taf.  21,  wo  B  in  der  form 
b  erscheint)**).     Und  wenn   wir  zufällig   den  namen  des 

*)  Vorausgesetzt  dafs  ^  s=  ^  and  nicht  ^  y,  wofür  freilich  die 
Verbindung  VTT  in  andern  Worten  (ä  ^  und  Porb.  19,  8  El^TP^^Aj^ 
(*ItitQOKkri<:)  spricht. 

^)  Von  XT  »  ivd,  ^  sss  X  und  der{^.  tpiterl 


vontodian  zar  entsiffeniog  der  lykiMhen  Sprachdenkmale.  269 

Deucalioniden  KavSvßog  (Steph.  Byz.)  lykisch,  oder  den 
des  ^H*OB^  bei  Forbes  12,  1  griechisch  erhalten  hätten, 
so  wflrde  wahrscheinlich  auch  in  ihnen  ^  durch  i^  und 
umgekehrt  wiedergegeben  sein.  Ein  viertes  beispiel  ist 
das  lykische  y^AP^+E^h  (Forb.  V,  1 )  was  bei  Forb.  9,  1 
unter  dem  verstflmmelten  O'^P^+E^P  verborgen  liegt.  Man 
beachte  zunftchst,  dafs  im  lykischen  die  griechische  tenuiö 
X  durch  y  oder  W  wiegergegeben  zu  werden  pflegt.  So 
finden  wir  "Ixtag  ausgedrückt  durch  VTT^  (Grotefend) 
LVTT>  (Forbes)  EMOTh  L.  Ross  und  O.  Blau,  letzteres  al- 
lein  richtig  copirt.  (VergL  ÄMBPOiKI  Fellows  12,2  Tc-^ 
Sixra  C.  I.  G.  4315  f.  und  worte  wie  yiTB^AE  Forb.  28,2 
+PEyTTBEAE  Fo.  36,  1).  So  hatten  wir  ferner  kurz  vor- 
her >»gET*NOBM-  flir  KivSavvßov,  Ei^TPoy^^  für  largo- 
xA^^,  und  wiewohl  auf  dem  bilinguen  basrelief  von  Kady* 
anda  der  griechischen  legende  KI/IPAMSl  die  lykische 
y^l^^^^^F  nicht  genau  entspricht,  so  ist  doch  so  viel 
klar,  daüs  auch  hier  V  ein  V  sein  soll,  also  V  (kh)  f&r  x 
steht.  Danach  ist  yoAPA+E^^  etwa  griechischen  Kv8q^ 
log  gleichzusetzen.  So  aber  hieis  nach  Strabo  XIV  1  p. 
633  der  söhn  des  Kodrus,  grflnder  des  karischen  Myus. 
Karische  namen  in  Lykien  zu  finden  befremdet  nicht.  Auf 
den  mehrfach  erw&hnten  basrelief  haben  wir  'Exaro^vag 
^  ♦K^P^^*^^  und  allem  anschein  nach  sind  auch  **M-E'^Mh 
Forb.  II,  2  und  M^JSyt  KOATA  Forb.  34,  1  harischen 
Ursprungs;  vgl.  bei  Steph.  Byz.  den  Karer  Maüaptioaöog, 
söhn  des  Kindapsos.  —  Die  Griechen  scheinen  also  lyki- 
sches  ÖÄ  durch  oA,  lykisches  OB,  ÖÄ,  ÖP  meist  durch  vß^ 
vJ*),  VQ  wiedergegeben  zu  haben.  —  Was  aber  ^P  be- 
trifft, so  wissen  wir,  dafs  das  7n  des  kretischen  dialektes 
vnlgirgrieehischem  ^  entspricht  {aßXonig^  aQonijaai^  pki- 
tfona)j  und  können  aus  der  griechischen  form  KaßaXig  des 
lykischen  st&dtenamens  K^P^E  oder  K^PP^E  schliefsen, 
dafs  der  lykische  dialekt  diese  eigenthflmlichkeit  mit  sei* 


^)  Vgl-  '^M^^^OAE  und  Mtriftvöiq  C.  I.  O.  m  p.  1064  n.  8SS7  a. 
Meiatk.  AUien.  IV  p.  S6S.  867.     Doch  sieh«  Uodakua  St.  Byz.  680,  6. 


270  Moriz  Schmidt 

nem  verwandten,  dem  kretischen,  theilte.  Diese  beobach- 
tung  hilft  uns  den  eigennamen  bei  Forb.  20,  1.  Fo.  25,  6 
^PME  *)  verstehen.  Es  wird  ihm  ein  mit  ^Aß-  beginnender 
name  entsprechen,  der  denn  durch  einen  glücklichen  zufidl 
auch  wirklich  in  griechischer  schrift  erhalten  ist.  Im  C.  I.  GK 
lU  n.  4315d  begegnet  *!Aßaaog.  Da  das  ein  genetiv  sein 
mufs,  vermuthete  Jo.  Franz  ABAEQZ  vom  nominativ  i^/9a~ 
Bvg.  Nun  kommen  allerdings  gräcisirte  lykische  namen  auf 
€1^  vor,  wie  *I(pevg  JSxvTalsvgi  allein  unser  ^PME  zeigt, 
dals  Franz  mit  seiner  vermuthung  hier  in  die  irre  ging. 
Der  name  lautet  jißaaig^  und  Franz  hätte  ABAZ[IJOZ  cor- 
rigiren  Sollen.  Analoger  bildung  ist  /W^TPME.  Dieses 
Hißaatg  stellt  sich  aber  zu  !^ßag  wie  ^Oacvßaaig  zu  'Offtfii- 
ßag.  Vgl.  oben  —  vfifta^ig  C.  L  G.  4303  e',  'Egfiaydsi- 
fiatftg  4269  d. 

Das   zeichen:     DIC**), 

nOCEi^^E  ist  wiedergegeben  durch  Ilvßiäktjg,  Folg- 
lieh  hat,  obschon  in  andern  f&Uen  die  Griechen  OB  durch 
vß  wiedergäben,  X  hier  sowohl  den  werth  eines  lateini- 
schen u  vocalis  als  v  consonans,  wie  in  uiuus,  Pacuuius 
u.  s.  w.  Wir  finden  es  wieder  in  dem  eigennamen  AA^X^/^ 
Forb.  14,  2,  in  einer  von  Fellows  n.  18  lOderlich  copirten 
inschrift  von  Myre.  Forb.  14,  1  steht  zwar  AA^X^X^/^, 
aber  das  ist  ein  versehen  des  Steinmetzen  oder  copisten, 
wie  wenn  Fellows  AA^X^  giebt.  Dafs  der  name  äavdaag^ 
oder  möglicherweise  auch  um  eine  silbe  verkOrzt  Javag, 
zu  übertragen  ist,  ist  klar  aus  *£kfÄi8ava  C.  I.  Gr.  III  p.  1146 
n.  4315b.  Ferner  lesen  wir  **hDh/H"  bei  Forbes  7,  1. 
Da  3  sonst  interpunktionsmittel  ist,  kann  es  hier  nur  ein 
schriftzeichen  ftkr  /  oder  für  X  sein,  und  dafs  neben  dem 


*)  Denn   bis   hierher  reicht   das  erste  wort.     Vgl.  9,  1:  >]/N^:  ^h  ^ 

yIT^^^♦N>^  =  ygETA^  :  i^N^  nnd  10, 1  MGETAK-.  —  /aETo^>^+ 

(Forb.  14,  1)  wäre  ZINAABOY. 

^*)  Dies  zeichen   theilt  das  kypriotische  alpbabet  mit   dem  lykischen. 
IL  de  Lnynes  Numismatique  et  Inscriptions  Cjrpriotes  p.  44  (Paris  1862). 


voTstndien  znr  entsifflmiDg  der  Ijkischen  Sprachdenkmale.  271 

öfter  Torkommenden  nanien  ^^/^/^  wirklich  ein  name 
Mavaaag  vorkommen  konnte,  ist  ersichtlich  aus  der  weih- 
Uchen  form  desselben  namens  Megiftaväaa  C.  I.  G.  III 
p.  1117  n.  4216;  vgl.  MiavoBi  C.  I.Gr.  p.  1146  n. 41 15b. 
Mit  beiden  namen  ygL  den  stAdtenamen  Tgavdla  St  Bjz» 
63I9  19.  Danach  ist  zu  beurtheilen  der  name  ^+30C^AE 
•am  grabe  zu  Xanthus  tab.  21,  sei  es  nun,  dafs  derselbe 
auf  adig  endete,  wie  'EgfiivSaäig  (C.  I.  6.  Add.  4315  f.) 
oder  auf  adtjg^  wie  JidSr^g  bei  Steph.  Byz.,  wenn  nicht 
auch  dieser  Diades  einem  /llaSig  seinen  Ursprung  ver- 
dankt. [Ob  in  Movidäßti  C.  I.  Gr.  p.  1124  n.  4269 d,  das 
d^  durch  AhX  oder  durch  A^P  auszudrücken  wär6,  lassen 
wir  dahingestellt.]  Danach  wflrde  ^EX  griechischem  sv 
entsprechen ;  z.  b.  im  namen  foPE+E^^EXh.  Der  diph- 
thoDg  ii;  war  wenigstens  f&r  das  griechische  ohr  im  lyki- 
schen  vorhanden.  Wir  wollen  auf  den  göttemamen  der 
*Ektv&tii  kein  besonderes  gewicht  legen,  aber  das  nom.pr. 
Ilevivdtfov  C.  LG.  4315  h  und  die  nymphe  'Egsva  nebst 
dem  ethnikon  'Eg^wittig  (Steph.  Byz.,  vgL  'Egtidaag  C.I.G. 
4313  p.  163)  zeugen  dafbr.  Ffir  denansatzX  =  t;  spricht 
auch  unsre  vergleichung  von  ♦Pt^^NXNE  mit  Phi'^^Ni^ 
IlagfMtvovioc^  da  der  Grieche  bei  Übertragung  fremdl.  na- 
men zwischen  u  und  v  keinen  grofsen  unterschied  macht; 
und  die  vei^leichung  von  "Ykapioi  St.  Byz.  mit  dem  öfter 
vorkommenden  X^M-E  Forb.  3,4.  16,4.  32,6.  25,27. 
PeU.  2,  4.  XA^BE  Obel.  IV,  47. 

Die  nasalhaltigen  vocale  S  und  X  (x). 

Grotefend,  Sharpe  und  Lassen   gingen  von  der  an- 
nähme ans,   dafs  das  lykische  aiphabet  lange  und  kurze 
vocale  unterscheide,  da  die  grofse  masse  von  vocalzeichen 
kaum  anders  zu  bew&ltigen  schien.  Grotefend  setzte  daher: 
^  =  a,  X  =  a,  E  =  e,  I  =  fe.   Sharpe  in  ähnlicher  Weise: 
V  —  a,  X  =  a,  E  s=s  €,  £  =  i*,     Chr.  Lassen  dagegen : 
h  =:  a,  X  ass  a,  E  =  6,  £  S3S  i.    Otto  Blau  endlieh : 
^  =  a,  Xssa«,  AE  =  ef ,  £  =  17,  c  an. 


272  Mom  Schmidt 

FQr  den  ansatz  S  ss  i  spricht  Üä^a  (ji^og)  ^PI^, 
wie  Prooina  s=s  ÜQOxvri^  voraosgesetst,  dafs  wir  in  dem 
Worte  wirklich  den  lykischen  namen  der  etadt  Xanthot  so 
suchen  haben,  wie  allgemein  angenommen  wird.  Denn 
wenn  der  Grieche  das  X  so  ohne  weiteres  aasstofsen  konnte, 
mufs  allerdings  der  eingeschobene  Yocal  von  grofser  kflrse, 
fast  sohewa^äbnlich  gewesen  sein.  Aber  schon  auf  PPP'hPSk 
findet  diese  annähme  keine  rechte  anwoidung  mehr;  hier 
könnte  der  vocal  nur  schlechtweg  kurs,  aber  nicht  brevi 
brevior  gewesen  sein.  Bei  all  ihren  ansfttzen  haben  die 
genannten  gelehrten  einen  wichtigen  umstand  ganz  anÜMr 
acht  gelassen,  dafs  nämlich  sowohl  X*)  wie  X  nur  vor 
ganz  bestimmten  consonanten  oder  am  ende  des  wertes 
erscheinen,  so  dais  sie  schon  aus  diesem  gründe  allein  un- 
möglich zur  bezeichnung  der  länge  und  kürze  gedient  h»> 
ben  können.  Im  besondem  aber  gerathen  Sharpe  und 
Lassen  bei  ihrer  annähme  X  sei  =  <  noch  dadurch  in  die 
klemme,  daüs  sie  nun  /  as  j  ansetzen  müssen,  wovor  schon 
die  am  frühsten  bekannten  eigennamen  hjPo^f'^iAh  und 
^EA^PEih  hätten  warnen  können,  in  denen  doch  wahrlich, 
zugegeben  ^OA^'«lA^  und  nicht  Toa^ne^^  ^  ^^  richtige, 
ein  langes  l&ta  absolut  nicht  stattfinden  kann«  Von  die- 
sem irrthum  wenigstens  haben  sich  Grotefend  und  Blau 
freigehalten,  wenn  ersterer  l  =  i^  letzterer  l^smi  schlecht* 
weg  ansetzt.  Um  mit  3E  zu  beginnen,  liegt  die  saohe  viel- 
mehr so.  Das  zeichen  erscheint  nur  vor  N  und  T  und 
am  ende  der  worte,  am  häufigsten  i4>er  vor  T.  Die  mehr- 
zahl  der  widerstrebenden  fUle  beruht  auf  fehlem  der  ab- 
schriften  oder  Steinmetzen  und  gewöhnlich  reichen  schon 
unsere  beschränkten  mittel  aus  dieselben  zu  heben.  Wenn 
z.  b.  Grotefends  copie  und  Schönbom  inscr.  Limyr.  n.  36 
SPfPE  bieten^  so  weifs  heut  zu  tage  jeder,  dais  das  +PrrE 

*)  Dies  3E  gehört  ontor  diejenigen  seichen,  welche  das  kypriotieche 
alph«bet  mit  dem  lykischen  gemein  hat.  S.  H.  de  Lnynes  Nnmismatiqae 
et  inscriptions  Gypriotes  P«r.  1862  p.  44.  Von  griechischen  alphabeten 
hat  nur  das  eoreyrlische  I  In  der  form  von  3  o<l<f  3  (I^i|/Hf^.  '/er.  1S45 
n.  29). 


Tontudien  zur  entziflinmiig  der  lykuchen  »pnchdenkmale.         273 

m  cörrigiren  ist.  Ferner  ^♦aE+PEPirTE  (Fell,  2,  2)  ist 
nach  Schönborn  **♦  :  ITErETTTE,  >^B♦Il^  (F.  3,  1)  =» 
♦ftfEih  rPiN^iE  (Fell.  11,2)  =  TP^N/ME,  KPiAiAT* 
(F.  9,  1 )  nichts  anderes  als  (r)PF<^FI>>T>f'  wie  Schönboms 
oopie  wirklich  ^ebt  u.  s.  f.  Dieser  verschwindenden  Min- 
derzahl von  fällen  stellen  sich  nun  folgende  massen  gegen- 
nber,  in  denen  die  richtige  Orthographie  gewahrt  ist: 
♦Bi«N* .  rPINp-F* .  rPiN^F^T* .  rPiN^IE  .TPInmei^+E 
((pxuuaoTo^  olxetot).  //M^^  (Pell.  taf.  21a  4)  fi^Hrf' 
(Forb.  17,  3)  /-f«^*  (Fell.  taf.  21b  6)  «/H^^  (Fell.  taf. 
21  a  5)  «♦iNE  (Fell.  18,  3)  «n|,  (PeU.  23, 1)  AMf^N-^F-f+ 
(FeD.  8,  1)  hriN^rTX«!^  (FeU.  15,  2)  ♦^»»♦»E  (FeU.  taf.  4a 
fig.  38)  riNOTM-E  (Forb.  10,  2)  PInoT*  (Fell.  17,2) 
fT*T>ifINE  [?]  (Forb.  16,4)  ♦/M-flN^FE  (F.  16,  3)  — 
^AS(^AEV('  (F.  19,  2)  vom  vorigen  kaum  unterschieden,  da 
öfters  in  dem  n&mlichen  worte  ^  und  A  wechseln*); 
ypNM-E]  F.  16,  3.  —  E'wiNO  —  (Fell.  13,  1)  iN-KTE 
(Forb.  17,  2).  Danach  beurtheile  man  Bidivagig  C.  L  G. 
4315d,  Utviväaov  C.  LG.  4315h  und  den  st&dtenamen 
nivaga.  Hiezn  kommen  von  den  Obelisken  zu  Xanthns: 
M^Nf>  z.  b.  m  29.  IV  49.  53.  >HnM-P>  IV  58.  M^M-E 
m  24.  TPE/fNE  IV  45.  'V^£\ ...  H  18.  SVB^  IV  28. 29. 
¥S*  n  41.  ra^E  II  62.  FT^-f  n40.  «NE  I  31. 48.  XS^V 

1 35.  n  a  IV  52.  —  ♦=?•♦  n  66.  in  27.  iv  le.  ipi^ke 

1 35.  ♦/THENEo  n  47.  -f+JN-fAE  IV  31.  2)  OPEIT^  (FeO. 
7,2).  »EITE  (11,3  taf:  21a  7b  3)  —  HTT  —  (11,  2) 
TfTTMM-  (12,  2)  TEi .  E  (12, 3,  Kes  MEITE)  —  TT^nrx 
(14,2)  iTP'A*  (14,4)  TETT/K  (Forb.  16,2.  FeU.  15,  4) 
ü>Ei^  (16, 4)  ^AAVN'^T^  (21,2)  TVTEaETE  (18, 3)  IT*^E 
(18,  5.  19, 1)  T^^ITE  (19,  2)  ♦  T*  (22, 1.  Forb.  16,  3) 
nrrE  (22,5)  yiT*NOB^+  (taf.  21a  2)  IT^rBT>  (taf. 
21a  6)  iTPTYT*  (taf.  21a  7.  Forb.  20,  3)  irMP-O*  (taf. 
21b  3)  iT^T^  (taf.  21b  4.  Forb.  20,  4)  PHEIT^V  (taf. 
21b  5)  n>T'*'  (taf.  21b  7)  F^-«T-f+E  (Boss.)  H^T^f- 
(Forb.  10,  1.   11,  1)  ♦fTTEBMM-  (Forb.  11)  n>T*7Y 


•)  FMP^I^E  Fo.  SS,  4.  7.  F*APV«N-M-E  Fo.  »7,  8. 
BdMg»  (.  Tgl.  «pnchf.  T. 8.  lg 


274  Moriz  Schmidt 

(Forb.  19,  7)  «-ETE  (Fo.  19, 8)  «EäETh  (Fo.  20,4)  /aETO'^*+ 
(Forb.  14,  1)  ST^rETVTE,  iT-frETVTo,  ^T♦^^T♦IE, 
5T♦^ET^AE,  IT*  (Fo.  14,  3.  5.  15,  7)  ♦PiT*  (Fo.  t7,  3) 
»EIT^+E  (Fo.  17,  1).  ITAX«*  ObelisL  I  3  iT-f^*  1 17. 
M^ETf-Bf-ZE  1 25.  HT^^B^E«E  1 27.  TTOFEJ'¥*E  129.  HSl. 
IT-fN*— 130.  -«ThF*I38-iT'f'^Eir'I40.  yoiPn>/I45. 
=ET^A^  II 18.  VOIPIThV  118.  T^X)ICIT^/ 146.  TPJOraTE 
n  17.  71.  IV  52.  —  ♦IT>^:T/^-  n  22.  —  f^T^P*  —  n23. 
Tf/TTophAE?   II  27.     hm>AE  U  23.     iT-f«  —  H  39. 

VIT^Bo^♦II4l.  KiTP*n4i.  ^^STEII6l.IV5.^^^T^F«^ 

n  67.  —  .^T-f  —  n  68.  —  TO/TTETE  —  IH  6.  /♦EU*'*«' 
m  7.  IT*F*  III  20.  2 1 .  IV  63.  62.  IT^P-fl  XU  29.  IV  8. 
*EA^/«ETPV  m  39.  TEir*PE,  ^r/^PE  ni  18  (Forb.  13, 3) 
44.  ^iTT^F^TM-E  III  45.  ^iTTP-F^T*  IV  37.  ^^TP-FME 
IV  58. 63.  62.  S^TiFMEi*  IV  64.  '«'^aET  IV  3  (Forb.  13,2). 
+iTE  IV  23.  IT-fF*  IV  3?.  /^aET^rA  —  IV  45.  /♦  ITo^♦ 
IV  56.  ITP-PEi*  rV  59.  3)  T^X^E/BE  Fell.  11,2.  **Er3E 
(Fell.  15, 4)  TPM-i  (22,  2)  -fPiE  (Forb.  18,  2)  —  /Pa^33E 
Obel.  I  32.  »♦«♦H  II  28.  A-fPi  H  32.  r^P^Pi  II  51. 
ra^I  (E  ? )  n  62.  T/KPI  m  9. 46. 50. 49. 1 V 1 6. 35.  POF-fi*r« 

ni  35.   r^pi  m  38.  42.   t^h^  ni  4o.  ♦4^pi  in  4i. 

T*HE  in  44.  P-Po/i  IV  6.  VBM^  IV  14.  VBE-HE  IV  5. 
TPO/i  IV  15.  —  E/i  IV  27.  EiVNE/3  IV  27.  Mögen 
auch  in  diesen  worten  noch  manche  fehler*)  stecken,  so 
viel  wird  diese  Obersicht  immer  lehren,  dafs  unser  kanon 
richtig  ist.  Auf  dem  obelisken  begegnet  uns  £  wenigstens 
sonst  nur  noch  15mal(I21.  1119.22.35.42.44.47.55.71- 
m  11.  47.  IV  12.  29.  34.  54),  wo  es  nicht  hingehört.  Aber 
gleich  solche  f&lle,  wie  II  71  vgl.  mit  I  25.  27,  zeigen,  wie 
wenig  sie  ins  gewicht  fallen.  Fragt  man  nun,  welchen 
werth  ein  solches  X  habe,  so  giebt,  glaube  ich,  darflber 
der  eigennamen  1GET<^'*OB'f+  einige  auskunft.  Wir  erblick« 


»)  F«Uowi  17,  2  gi«bt  PiNOT/^.  Schenboro  Ti^OTM.  Wenn  T 
nnd  "^  richtig  Bind,  wu  ich  bei  der  genaoigkeit  der  SchSnbomachen  copieen 
nicht  bezweifle,  ao  ist  £  ein  iteinmetzrersehen  fllr  E  oder  einen  andein 
bachetaben.    Vaht  liegt  aber  oa  TV/ioMo«  in  denlcen. 


Vorstudien  zur  entziffenmg  der  lykischen  Sprachdenkmale.  275 

ten  in  ihm  das  griechische:    KivSdvvßog  im  genetiv.     Da- 
aaeb  stünden  XT  und  Ijij,  I^  sich  gleich,  und  X  hätte  die 
geltung  von  ^.     j4i)va  steht  der  annähme  nicht  im  wege. 
Denn  ^P3E'^^  wäre  genau  fibertragen  jiQivva^  wie  MvQiwa. 
Gesetzt   aber   auch,   diese  werthbestimmuog  wäre   falsch, 
so  kann  das  an  der  richtigkeit  der  Observation  selbst  nichts 
ändern.     Auf  keinen  fall  dfirfen  wir  zu  dem  alten  ansatze 
£  SS  1    zurückkehren.     Denn    da  der  Lykier  die  verbin* 
düng  yr,  >nT  zu  scheuen  weit  entfernt  ist,  und  doch  f&r 
>I^IT  zahlreiche  beispiele  vorliegen,  kann  £  unmöglich  die 
stelle  eines  schewa  haben  vertreten  sollen.   Vielmehr  müfs- 
ten  wir,  wenn  S  nicht  sowohl  eine  ligatur  von  17,  sondern 
ein  nach  dem  verlust  des  nasals  zurückgebliebenes  i>  wäre, 
dasselbe  als  lang  betrachten,    weshalb  ich  die  Zusammen- 
stellung von  vindami,  IvSdUofia^,  /ideiv^  videre  nicht  ftkr 
zutreffend  halten  kann.     Dag^en  ist   ein   dem  lykischen 
ganz   analoger  fall,    wenn  der  erste  theil  des  gräcisirten 
n.  pr.  '  IvTaq>(}evrig  dem  vtdh  —  vtt  —  des  zend  und  der 
persischen  keilschriften   gleichgesetzt  wird,  oder  wenn  im 
lithaoischen  das  n  in  der  gewöhnlichen  (nicht  in  der  schrift*-) 
spräche  vor  dem  ti  des  infinitivs,  oder  dem  tas  des  part 
praet.  pass.  und  dem  d  des  imperfekts  ausgestofsen  und  der 
vocal  gedehnt  wird  (pin-ti,  pi-ti;  b41tin-ti,  b&lti-ti,  gyväiti, 
gyv^'ti);  s.  A.  Schleicher  lit.  gramm.  p.  74  §.  26,  2.     Da- 
bei  ist  nicht  uninteressant,    dafs  die  gewöhnlichen  drucke 
solches  i  durch  t  wiedergaben.     Derselbe  p.  7  §.5,  1*). 
Udbrigens  erhält  unser  ansatz  über  den  werth  des  £  eine 
nicht  Dobedeutende  stütze  durch    die  Variante   bei   Forb. 
16,  4  riNT^iHNE  ftr  riTP/MNE  (gebildet  wie  RMP^E^E), 
wie  Forb.  32,  6  geschrieben  wird;    und  wenn   wir   oben 
nicht  ohne  grund  ^P<o+^  dem  Miviag  gleichgesetzt  har 
ben,  wäre  selbst  die  quantität  des  £  (als  länge)  erwiesen, 
wenn  nicht  bei  Panyas.  Steph.  Byz.  633,  13  üivagog  als 
tribracbys  gemessen  vor  voreiligen  Schlüssen  aus  der  grie- 
chischen prosodie  warnte. 

Bei  den  Aegyptern  erscheint  ein  ähnlicher  laut  um  A 
autzndrfiokeoy  z.  b. 


276  Moriz  Schmidt 

ntris 
(Darius) 

Bei  den  Pamphyliem,  welche  in  ihrem  aiphabet  auch 
E+E,  E+0  aufweisen,  gilt  EA  ebenfalls  als  ^.  M.  de 
Lnynes  theilt  in  seinen  Numismatique  et  inscr.  Cypriotes 
(Par.  1852.  4.)  Planch.  VII  n.  6  die  münze  von  Aspendus 
mit,  auf  welcher  der  name  der  Stadt  EZT^EAIIY^  geschrie- 
ben wird,  nicht  wie  dr.  J.  Savelsberg  de  digammo  ejusque 
immutationibus  diss.  part.  11  (Aquisgr.  1866.  4.)  p.  3 1  an- 
giebt  EZTFEAIIYM.  Bei  den  Römern  ist  Lintemum  und 
Litemum  verschiedene  Schreibart  derselben  campanischen 
Stadt.  Vgl.  noch  Budolphi  über  die  erweiterung  der  wur- 
zelsylbe  deutscher  Wörter  durch  die  nasale  m  und  ü.  Er- 
furt 1864.  —  Schlieislich  mache  ich  auf  einen  umstand 
aufmerksam,  welcher  bei  dieser  frage  am  meisten  ins  ge- 
wicht fallen  dürfte«  Bei  Lykiem,  Karern  und  überhaupt 
den  Völkern  der  kleinasiatischen  küste  begegnen  wir  keiner 
endung  öfter  als  —  vdog,  —  vSa^  und  doch  zeigen  alle  nnsre 
lykischen  inschrifien  die  Verbindung  ^A  nirgends.  Dieser 
befremdliche  Widerspruch  löst  sich  am  befriedigendsten, 
wenn  wir  £T  =  Ivs  fassen.  Auf  die  frage  nun,  wie  es 
gekommen  sei,  dafs  die  Lykier  f&r  ^  grade  das  zeichen  3E 
gewählt  haben,  giebt  es  eine,  wie  ich  ho£Pe,  befriedigende 
antwort.  Im  ionischen  aiphabet  ^  das  auch  die  grundlage 
des  lykischen  bildet,  bedeutet  3E  eine  Verbindung  der  gut- 
tural- und  Palatallaute  mit  dem  zischlaut,  ein  £.  Die  Ly- 
kier folgen  jedoch  in  der  bezeichnungsweise  dieses  lautes 
der  andern  weise  der  Griechen,  x^  nebeneinander  zu  setzen, 
und  schreiben  y//,  z.  b.  EAH^hW/h,  yMEl*N^y//^, 
W/hAPhrH*E.  Das  ionische  zdchen  3E  ftkr  |  war  also  vacant, 
und  so  lag  nichts  näher,  als  es  für  einen  der  der  lyki- 
schen spräche  eigenthümlichen  nasallaute  zu  verwenden  und 
auf  den  nasal  N,  das  nasalhaltige  ^  als  X  folgen  zu  lassen. 

Etwas  schwieriger  fUlt  die  entscheidung  über  das  X  (xi), 
sei  es,  weil  die  Orthographie  überhaupt  hier  schwankender 
war,  sei  es,  dais  die  Steinmetzen  in  bezug  auf  dieses  zei- 


Vorstudien  zur  entziffemng  der  lykischen  Sprachdenkmale.  277 

chen  eine  mindere  consequenz  beobachteten,  als  besfiglich 
des  X.  Indessen  bleibt  doch  so  viel  gewifs,  dafs  1)  h  und 
X  nicht  darch  die  prosodie  unterschieden  sind,  weil  z.  b. 
in  dem  eigennamen  +^h,  genet.  +^^t+  =  -^a^,  yiä  schon 
das  h  eine  unbestrittene  lauge  ist  und  auch  in  den  gene- 
tiven  auf  ^+  schwerlich  erst  durch  +  lang  wird ;  2)  dafs 
vor  ^  durchweg,  gewöhnlich  auch  vor  X  und  P,  ein  X 
steht.  1)  ♦PX^ENXNE  Fell.  5, 1.  AA^^//X'»^  Pell.  11, 1. 
OAPX**^  11, 1.  r^XWE/111,2.  /AX«*— 17,2.  -KX^E 
18,4.  TPX^EAE  18, 5.  19,  3.  taf.  1,2.  Forb.  15, 7.  +PENO<wv 
22,2.  /X«*hTE  taf.  21, 4.  VPr^P^^P  taf.5.  >fK^TA^h  taf.  5. 
jofx  ^M^  Forb.  15, 4.  hX'^V  Forb.  16, 4.  +Yf^E  Forb.  17,1. 
lox«*  (bis)  Forb.  17,  2.  3ETAX'^>^  Obelisk.  1,  3.  TPX**E^E 
I  22.  IV  49.  59.  TPX^E^^/K  II 11.  25.  45.  71.  TPX'^E^E/ 
ra  32.  29.  30.  TPX'^E'^EI  I  36.  «^TX^4^  I  47.  DIOflX^E 
n  6.  lUlX^E  n  38.  /X***!^  II  60.  61.  TPX'^E^Eih  H  62. 

Kx*^^/^AE  n  62.  —  kx^*te  n  64.  x^^^et  iii  a  x^  in  35. 

^AX*M-E  IV  9.  :TPX'*E/I  IV  28.  T^X^hAAE  IV  30- 
H-X^**Th  IV  41.  3cpxM,jr  IV  43.  2)  XXP*  I  24.  H 
1. 54  cf.  II 42. 66. 30.  —  TXXPE/iT^  II 68.  3)  +xrPV'**+ 
tab.  21  b.  3.  +XrPVN^  taf.  4  a  fig.  38.  ^PTToX^^P*  taf. 
30,  3  (mtozlegende)  XrhPF+4^  ibid.  TXr*F*TE  Obel.  1 42. 

n  57.  ^*x^i^  1 47.  ^*xr^  1 47.  hrxnr  11 10.  —  x:Tpe 

n  70.  j.xrA^  [?]  II  45.  xJp^Ph  Fell.  11.  3.  Aufserdem 
findet  sich  das  zeichen  Fell.  5,  2.  19,4.  23,  1.  Forb.  17,1. 
18, 1.  Obelisk.  I  26.  H  22.  36.  56.  68.  65.  III  5  — EX,  an 
steOen  wo  die  wortabtheilung  nicht  klar  ist.  ^  vor  ^  finde 
ich  nur  Fell.  15,  2.  23,  2.  Forb.  13,  1.  15,  1.  An  letzter 
stelle  scheint  es  richtig  zu  sein,  an  der  ersten  und  dritten 
in  X  corrigirt  werden  zu  müssen.  Welchen  werth  hat  nun 
dieses  X?  Erwfigen  wir,  dafs  es  vor  ^  und  P  zu  stehen 
pfl^t,  wie  £  vor  ^  und  T,  X  aber  ein  ^  zu  sein  schien, 
80  dürfte  sich  am  meisten  die  annähme  empfehlen,  dafs  es 
^  bedeute.  Die  eigennamen  auf  atta<;  würden  demnach 
richtiger  a/i/<a«  zu  sprechen  sein,  und  könnten  verglichen 
werden  TdfAfjiag  (Müller  Orohom.  161,  1.  Gerhard  mytfa. 
§.  686, 16)    das  mysische  'uätäfiag  Mionet  S.  V,  288  und 


278  Moriz  Schmidt 

!^^afi€cg;  ^jii)vßaq  'Aqvßßag  'jQVfAßag-,  VA/WATlXO!  und 
VAMMATiX^Z  u.  dgl.  Hatten  auch  die  Phrygier  ein  sol- 
ches a?  und  ist  darum  z.  b.  in  ^Andpia,  /iTidut]^  *AndfjLBia 
das  zweite  ä  eine  länge;  Dion.  Per.  918.  C.  L  G.  II  p.  936 
n.  3672.  nou}xt)v  iöxt^aav  lAnafiia  Md^ifiov  dttroi^  Denn 
der  Lykier  mufste  hier  hPX^h  schreiben. 


Das  zeichen:  +. 

(Siehe  H.  de  Luynes  Kumismatique    et  inscriptions  Cypriotes  p.  44. 

Paris  1852). 

Dies  zeichen,  welches  am  häufigsten  als  genetivendung 
(z.  b.  /^^oT^+)  und  in  der  praeposition  +PrrE,  aber  auch 
sonst  in  der  mitte  der  worte  zwischen  vocalen,  zwischen 
vocalen  und  B,  im  anlaute  vor  allen  vocalen  und  vor  B  ^  P 
erscheint,  einmal  sogar  verdoppelt  vorkommt  (Fell.  11,3) 
wird  von  dr.  Sharpe  als  ein  langes  ^,  nicht  wesentlich 
verschieden  von  B  b  X^)  ^  und  >K  gefafst;  von  Grote- 
fend  als  langes  I,  von  Lassen  als  ^,  bald  vocalischem 
langen  ü,  bald  consonantisch  einem  v  entsprechend;  von 
A.  Kirchhoff  Studien  zur  geschichte  des  griech.  alphabets 
p.  248  als  ein  zischlaut  (|),  ebenso  von  J.  Brandis,  end- 
lich von  O.  Blau  als  ein  s-laut  (mit  hinweisung  auf  das 
albanesiscfae,  den  er  durch  ^  wiedergiebt).  Die  unhaltbarste 
ansieht  ist  die  letzte.  Denn  nach  ihr  wQrde  die  präposi« 
tion  +PrrE,  welche  auch  blos  PPPE  geschrieben  wird, 
durch  ö'QnnB  zu  umschreiben  sein,  was  rein  weg  unmög- 
lich ist.  Herr  Blau  selbst  liest  freilich  d'Qvt^  indem  er 
rr  =  t;  ansetzt,  gestützt  auf  das  mit  bilinguen  inschriften 
bedeckte  monument  von  Kadyanda,  auf  dem  sich 

KiAPA^Q 
Vpr^p^Mp 

entsprechen   sollen.    Allein   so   gewifs   sich    die  elemente 
^PX'^P  (denn  so  ist  offenbar  zu  lesen,   da  P  und  F  eine 


*)  Wenn  Fellows  m,  8  i^DICBE  Ar  >^+BE  «teht,  lo  tat  da«  wohl  air 
blodier  «cbreibfehkr,  trota  te  dialektiachen  nabenf^nn  ^(^E^. 


voratudien  zur  entzifferung  der  lykischen  Sprachdenkmale.  279 

andre  form  des  ^  unzählige  male  verschrieben  iverden)  und 
APA^Q  (=  aQceftag)  decken,  so  fest  steht  mir,  dafs  wir 
unser  urtheil  über  die  ersten  elemente  zu  suspendiren  ha- 
ben, bis  wir  durch  genauere  copien*  belehrt  sind,  ob  der 
fehler  im  griechischen  oder  lykischen  texte  zu  suchen  ist. 
Meiner  meinung  nach  sind  beide  von  Fellows  schlecht  co- 
pirt  und 

KTAPAyV\AZ  oder  KTAPAMQZ  (wie  'LxarotAvag  = 

'  ExatofAVtog) 

yiT^PXMP 
dCkrften  die  richtigen  legenden  sein.  Unter  allen  umstän- 
den aber  ist  CC  als  ^  vollständig  gesichert  durch  Obelisk. 
I  41,  42  hPrr^VO  und  IH  24  hPrrhyo+,  welche  den  wor- 
ten  *dQndyov  mog  des  griechischen  epigramms  so  evident 
entsprechen,  dafs  niemand  an  lAQvayo  denken  kann.  Die 
Verdoppelung  des  ü  ist  eine  folge  des  voraufgehenden  ^  in 
diesem  eigennamen  sowohl,  wie  in  +PrrE.  Die  erschei- 
nung  ist  zu  beurtheilen  nach  der  analogen  im  sanskrit,  wo 
jeder  consonant  mit  ausnähme  der  zischlaute  (im  lykischen 
auch  diese)  und  des  h  verdoppelt  geschrieben  werden 
kann,  wenn  ein  r  in  demselben  worte,  oder  als  endconsor 
nant  des  vorangehenden  wertes  unmittelbar  vor  dem  con- 
sonanten  vorausgeht.  So  wird  nach  willkür  sarwa  oder 
sarwwa  geschrieben  (Bopp  krit.  gramm.  der  sanskritspr. 
§.  105).  Und  wie  würde  der  Grieche  aus  IIoQE&ifiitB  oder 
MokZiO-eas  ein  IIvQlfAatig  und  MokXtüig  gemacht  haben?  — 
Der  geltang  des  +  als  6  oder  ü  wiederstreben  dagegen 
die  genetivformen,  wie  z.  b.  ^o'^'^^EAH•  {*AnoXXwvi5ov) 
**o^E+E/^+  ^P^^^yo+.  Die  dialekte  geben  wohl  !Anol- 
XwviSao  und  !AnoXX(ovi8av  (=  ao)  aber  doch  nicht  Apo- 
lönidäü.  —  Grotefend  endlich  vergafs  bei  seinem  ansatze 
das  +  =  «,  dafs  in  ^o^E+E/*+,  POPE+E'^^ME  (=  Mol- 
JiMig,  Ilvgl^aug)  ein  ete  doch  kein  i  ergeben  kann,  wäh* 
rend  die  erklärung  von  MokXiöig  aus  ^oaa^/e^  ^ie  jj^ 
Lykier  selbst  den  namen  contrahirten,  gar  keine  Schwie- 
rigkeiten macht,  da  ♦  griechisches  E  vertritt  (AKMX^^h). 
Zur  beantwortung  der  frage  nach  der  bedeutung  des  zei- 


280  Moriz  Schmidt 

chens  +  gehen  wir  am  besten  von  der  bilingaen  inschrift 
von  Antiphellus  ans.  In  ihr  entspricht  dem  griechischen 
IKTA2AAu9^c\i  Grotefends  copie  VTTM^^+,  bei  Schön- 
bprnLVTThi+^M-,  bei  Forbes  hVn>:+^h+,  bei  Ross  und 
Blau  EVTTh:-Kh+;  und  das  ist  entschieden  richtig.  EVTT> 
ist  der  nominativ,  der  wie  im  kretischen  sein  schlufssigma 
eingebüfst  hat,  also  genau  dem  IKTji2  des  griechischen 
theils  der  inschrift  entspricht  Mithin  entspricht  -H^H-, 
eine  genetivform,  dem  griechischen  AA  (Aä\  vom  nomi- 
nativ Aäg.  Das  grab  baute  Iktas,  söhn  des  Las  aus  An- 
tiphellus. Blau,  welcher  "Ixta  Qläd'  umschreibt,  h&tte 
doch  daran  denken  sollen,  dafs  im  vulgärgriechisch  des 
zweiten  theils  der  bilingue,  die  streng  dialektische,  kreti- 
sche form  '7xra  als  nominativ  unerhört  wäre.  C.  L  Gr. 
3415  f.  ist  Tsdixra  genetiv  wie  ^/xa  bei  Herodot.  Uebri- 
gens  würde  der  Grieche  sich  gar  nicht  bedacht  haben, 
wenn  Qkäd'  ein  Ijkischer  eigenname  wäre,  ihn  in  dieser 
form  0AA0  wiederzugeben,  da  &ka  —  obenein  eine  ganz 
erlaubte  buchstaben Verbindung  ist;  vgl.  &kadiag  &kd(mig 
u.  dgl.  m.  Ein  ^Aa|  aber,  und  noch  dazu  ein  genetiv  Shi^, 
wäre  vollends  unerhört.  Alles  weitere  ergiebt  sich  jetzt 
von  selbst.  Wenn  AS  =  +^^+  ist,  kann  das  zeichen  + 
nur  den  werth  eines  aus  /  entstandenen  h,  resp.  spir.  asper 
haben.  Ein  aspirirtes  ^  hat  nichts  anstöisiges  (vgl.  Xux- 
govj  x^^Q^'^i  hleiter  u.  dgl.),  +PPrE,  was  wie  gesagt  öf- 
ter auch  blos  PfPE  geschrieben  wird  +PXXE  u.  dgl.*,  ent- 
halten das  pw  als  halbvokal;  h  als  genetivzeichen  aber 
befremdet  noch  weniger.  Es  ist  ein  Wechsel  von  s  und  h 
anzunehmen,  der  freilich  im  anlaut  besonders  häufig  ist, 
jedoch  auch  im  auslaut  im  sanskrit  nachgewiesen  werden 
kann,  wenn  an  stelle  eines  ursprönglichen  s  und  f,  die 
vor  dumpfen  gutturalen  und  labialen  (k,  kh,  p,  ph)  in 
h  übergehen,  im  auslaut  die  durch  Wisarga  bezeichnete 
aspiration  eintritt.  H  f&r  s  im  inlaut  weist  auch  das  per^ 
sische  auf.  Dafs  aber  im  inlaut  +  =  h  &ss  s  ist,  zeigt, 
so  verstümmelt  auch  die  bilingue  Forb.  34  ist,  d^r  o£Pen- 
bare   Zusammenhang  zwischen  griechischem  MA2A  und 


▼ontodien  zur  entslflinnuig  d«r  lykitchen  Sprachdenkmale.  281 

lykischem  J*H-^nm-E  (cf.  35,  2).  Endlich  spricht  nichts 
80  deutlich  fbr  den  ansatz  des  +  als  h,  wie  die  namen 
*OAAE+E/E  nnd  roPE+E**4iTE  sowohl  in  ihrer  grieohi- 
sehen  form  MoXXiüig  (MokXig),  Tlvglfiarig,  als  auch  der 
entere  in  seiner  lykischen  nebenform  "^^^/E,  worin,  wie 
ich  fast  glauben  möchte^  A  diphthongische  geltung  von  ^ 
hat  Wenigstens  möchte  ich  aus  werten  wie  X^H-E  (nach- 
kommen), y//^/\Ph  jrH-E  {^axQanai)  den  schlufs  ziehen, 
dafs  +  zur  bildnng  von  diphthongen  verwendet  worden 
Qod  ^+E  =  ^  anzusetzen  sey.  Das  einzig  befremdliche 
bleibt:  ^h  I  I  ♦TE  wegen  der  Verdoppelung,  doch  ists  viel- 
leicht nicht  ein  wort.  Aller  zweifei  wOrde  schwinden, 
wenn  feststände,  dab  +APEK^^  auf  dem  obelisk  S.  s«  45 
'HQaxlijg  bedeutete. 

« 

Bie  a-declination. 
Nomina  auf  lykisch  h  =  griechischem  ö^. 

Paradigma. 

lykisch:  altpersisGh:     altbaktr.:       sanskrit: 

nom.  ^^**M^  a  ö  as 

acc.    r^^'^MV  am  em         am 

gen.  r^^MM-  ahyft  ahe         asya 

ahyä 

dat.    ^o'^MM♦[M-^]  ai  fiya  (fii) 

litaniach :  lykiach : 

nom.  äs  a 

acc.    %  o  (n) 

gen.   o  (ssaa)  ah 

dat.    ui  (=  ai)  ay6 

Das  nomen  V^'^tXh  (Pomasa)  steht  in  der  inschrifl  von 
Limyra  bei  Fellows  no.  7.  —  lieber  den  genetiv  kann  kein 
zweifei  obwalten.  Wir  haben  dasselbe  nomen  !/4nokl(avi8ag 
m  der  biüngne  C.  I.  Or.  4224  f.  vol.  IH  p.  1120  (Spratt 
nnd  Forbes  II,  1)  erst  im  nominativ  AÄ^^^^^^^j  darauf 
im  genetiv   P^^A'^iAH-.    In   beiden  namen   dürfte  -EAh, 

18* 


282  Moris  Schmidt 

EAH-  beraustellen  sdn.  Ferner  bei  Forbes  17,1  /BE9M^*) 
und  in  der  inscbrift  Ton  Pinara  bei  Fellows  10, 1  /BtiMH- 
oder  /BKMH-;  sodann  bei  Forbes  11,  1  naoh  richtiger 
wortabtheilung  "VST^f^  und  Forb.  10, 1  M^iT^M-.  Bei  Forb. 
3,  2  begegnet  der  eigenname  EHTTh  (das  griechische  "Ixtctg) 
und  C.  L  O.  4315  f.  der  genetiy  Tedlxra^  dessen  lykieche 
endung  TM-  sicher  aus  Forb.  13, 1  AAhFVrhPTM-  (Schön- 
bom  AA^FV^^PT^)  erschlossen  werden  kann.  Endlich 
endet  bei  Fellows  taf.  15,  3  ein  TerstOmmelter  eigenname 
auf  •  •  •  •  PH-.  Es  ist  der  genetiv  eines  nomens  auf  QÖg^ 
wie  ^hfhPh  (denn  nnr  so  ist,  wie  ich  wegen  D.  Sharpe 
proceedings  of  the  philol.  society  1. 1  p.  199«  1844  bemer- 
ken mnfs,  der  fehler  des  Steinmetzen  oder  der  abschrift 
bei  Forbes  aus  dem  griechischen  texte  C.  I.  G.  toL  m 
p.  1120  n.  4224  f.  zu  eorrigiren,  weil  AhPhFh  (Dapafa) 
vielmehr  AA^^^F^  geschrieben  werden  müJbte),  Phi^Ph  bei 
Fellows  t.  15  (rCihFl"  t.  4a  fig.  40)  auf  einer  inachriftvon 
Xanthus,  El^**^P^  Forb.  27,  2  [^PTToxr^P^(V)  bei  FeUows 
11,  3.  Forb.  22,  3  sss  !äQTBfißdQf]g  und  auf  einer  schönen 
mQnze  im  britischen  museum  mit  schrift  yon  links  nach 
rechts  nm  einen  löwen  Fellows  XVII  7]*  Hiemach  kann 
kein  zweifei  sein,  wie  wir  die  nominative  zu  erhaltenen  ge- 
netiyformen  auf  h+  und  die  genetive  zu  n.  propr.  auf  h 
zu  bilden  haben.  Solcher  formen  sind  in  grolser  menge 
erhalten,  und  wollen  wir  dieselben  nach  den  endungen  zu- 
sammenstellen. Von  einsylbigen  ist  nur  eine  erhalten: 
-f^H-  in  der  bilingne  von  AntipheUos  (Habessus)  bei  Forb. 
3,  2  durch  das  griechische  ji^,  d.  i.  jiä  (nominativ  ^a^, 
▼ergl.  Philolog.  bd.  IV  s.  384 )  wiedergegeben.  Denselben 
glaube  ich  wiederzuerkennen  bei  Schönbom  inscr.  Limyr. 
n.  33  4^r+ . . . .,  was  kaum  die  dentong  von  X^^+E  zn- 
Iftlst.    Mehrsylbige  namen  sind: 


^)  FaU.  tiif.  21b  1  (Xanthu)  iit  ftwilich  9  eine  fonii  des  M  ia 
POS^^FV^  ftber  nur  neeh  Fellows',  nicht  nftch  Sehfinbons  kopie^  wiche 
P  giebt;  dagegen  loheint  FeUows  /BE9^X^  richtiger  s«  lesen,  alt  SohSo- 

bom  /BEOMK 


▼onCodien  sur  «nttUrenmg  der  lyklac]i«ii  apnchdenkiiial«.         283 

1)  TOFhAh  (Xaothas)  bei  FeUows  14. 
K♦P«E+^BOAM•  [?]  (Kaodyba)  Sohönborn  n.  2  = 

Forb.  12.  [K^FOCE  und  KiftP^^E  (?)  s.  Obelisk.  IV 
48.  ö4]. 
TfoxovSag  C.  I.  G.  4300  m.  p.  1131.  4321  b.c.  4341c. 
4366k.  4367g.  Vol.  I  d.  904  TqohovS^  ijQm  MoX- 
havog  TiQfitiaüwg. 

2)  ^OMM^  (Limyra)  8.  o. 

[MM-EN^I^  (Limyra)  Forb.  11,  2.  Scheint  kein  ei- 
genname,  sondern  ein  cvyyBVMov^  wie  das  Forb. 
19,  4  Yorkommende  Fh/Mh:]. 

/BMB  SchOnb.  MH-  (Pinara).  /BE9M^  (Limyra 
n.  8.  Sohönborn,  wo  das  9  j^och  <>  geschrieben 
ist)  s.  ▼. 

:  rrFOTH-  Loew  bei  Sohönborn  n.  3  richtig,  falsch 
l/^^aEn^M•  (Telmessus)  Fellows  12.  Man  vergl. 
den  bergnamen  niv8a<fog  und  'EgmSatfij. 

♦riTEBMM-  (Limyra)  Forb.  11,  2. 

EAH*h>iaih  (AntipheUus)  Forb.  15, 1- 

Mopn^+  (Felsengrab  in  Sara)  Forb.  25, 1. 

[MAO+EAM^  (ebendas.)  Forb.  25, 1.  4]. 

*Eg7]d0as  C.  L  O.  vol.  m  p.  163  n.  4313  von  Jo- 
hannes Franz  irrig  in  'Egfiäg  oonigirt 
2a)  Ä^oFAi  (so)  d.  i-  »^OFM-  (Limyra)  Schönbom  no. 

37,  1. 

^^|^F^  bei  Schönbom  inscr.  Xanth.  5,1.  (Fellows 
ta£  15)  FeU.  t.  4a.  fig.  40. 

3)  2ixa  (genetiv  bei  Herodot.  VII  98).  Ein  andrer  ei- 
gennamen  auf  xag  ist  nicht  nachweisbar.  Sollte  also 
JSlxccg  die  gräcisirung  von  /BKMh  sein,  um  eine 
sylbe  verkürzt,  wie  '^ßag  aus  ^PME,  Javccg  ans 
AA«Kh,  'Oacvßag  aus  VHOß^IE,  MoUug,  Mol- 
ha^g  aus  MoXkliSiaig  (resp.  MoXXlidig). 

4)  KOAK^-f-  (am  sarkophaggrab  bei  XanUius)  Forb.  10, 1. 
Vgl.  KüiSaXog. 

EAA7I^A^  (am  basrelief  von  Eadyanda)  Fellows  t.  5; 
grieohisch  £Iäji22AAA  wiedergegeben,  mithin 


284  Moris  Sehmidt 

in  EAAMlKh  zu  corrigiren,  vne'EStßijWog^  EA- 
^^^>IGIX^  und  nach  analogie  Ton  Idebeflsos  "ISag 
n.  dgl.,  in  der  ersten  sylbe  wie  T  za  sprechen. 
'EQiAaadhzQ  C.  I.  Gr.  4303h*  p.  1141  Addend.,  vgl 

Kein  eigenname,  doch  gleicher  bildnng  ist  ^/^Pf^JK^ 

(Loew-Schönbom  n.  2  Telmessus). 
HP^P,  griech.  ^  ^P/K  \ 

XIPAp^^  griech.  ^  AAA^  ^  /  basrelief  TonKadyanda, 
UK,    griech.  ^^\EJ      (    bei FeU. taf. 5  fig. 74. 

(yo/^PA+E^h  (ans  Kyane  »r  Koorostan)  Forb.  5. 1. 

I  o^PA+EAp.  (Limyra)  Forb.  9, 1.  Sharpe  irrte,  wenn 
er  hier  op♦BE'^^  corrigirte.  Kvd^fjlog  vaid''YSgfiXa 
sind  karische  namen;  doch  \rird  hier  wohl  derselbe 
name  yorliegen. 

MOA^  griech.  MOA . . .  (Kadyanda)  Fell.  taf.  5. 

y£T^h  (Limyra  und  Xanthns)  s.  o.  Sharpe  irrte, 
wenn  er  einen  namen  >I^XT^^^^A  statuirte.  Es  ist 
zu  lesen  WJET^f^ :  ^^^ .  (.  r^^)^  obwohl  noch  nicht 
sicher  steht,  was  das  zweite  wort  bedeutet.  Ich 
glaube  ^wv. 

5)  AA^^//XM^  (Pinara)  Fell.  11, 1;    sprich  JSayßd/ifmg 
und  Tgl.  unten. 
I|.(+)f.M|.  (Limyra)  Forb.  13,  2.    Bei  Schönbom  ^ 

statt  +.    Richtiger  ist  die  Orthographie  JH-X^h, 

wovon  unten  die  rede  sein  wird. 

^^APA'*^  (ebenfaUs  ^^APX^^  herzusteUen)  FeU.  11, 
Pinara. 

^nNrr>**^  (Myra)  FeUows  14,  lies  X*^h;  obschon 
auch  Schönbom  ^  giebt. 

VPrhP[>'^F(basrelief  vonE^adyanda)  griechisch  durch 
KIAPAMÜ  wiedergegeben,  also  wohl  yTt^PX*^ 
s=  KraQafAfjiag. 

op/ZX*^  Schönbom  inscr.  Limyr.  n.  15, 1. 
opf/X...  den.  n.  25, 1. 


vontndien  zur  entsiffeniDg  der  lykischen  Sprachdenkmale.  285 

+PE>IO< . . .  FcU.  22  (Myra)  +PEyx*  . . .  Schönborn 

Myr.  inscr.  6. 
/>^X*...  FeU.  17  (Pinara). 
THCA  •  .*AC  C.  I.  Gr.  DI  p.  1116,  d.  i.  wohl  I^+^w^ 

sprich  JSaaduiAag.  Es  ist  also  ein  ^  zu  ergänzen. 
AAPFP.  V^^P-f  Schönbom  inscr.  Limyr.  n.  15,  2. 

Ein  buohstabe  ist  ausgefallen« 
AFFh .  1«*F .    Ders.  n.  25, 2. 

+XPPVw^  (Xanthus)  Schönbom  no.  2,  5.  6.    Siehe 

unten  +hrPVNh. 
nE>(0<**iH-  (lies  M-)    Schönbom   inscr.  Limyr.  no. 

18,  1. 
fpt^fia^,  avrog  Quint.  Smym.  3,  231,    wohl  auf  (la 

(  ^H-)  gebildet,  da  auch  das  griechische  üaQfiivoV" 

TOff  in  der  bilingue  als  P^ /////////// '^♦+  erscheint,  wie 

von  üagfievig. 
6)  ['*^+^N^  (Tlos)?  Doch  wird  inPo.35,2die  abtheilung 
*iM-hNA+  zweifelhaft  durch  Fo.  34,  2  nenph^mh-E: 
d.  i.  NE:MM-hNM-E:    und    durch   Forbes  36,  1.  2. 
**^[+^]NM-E]. 
PAPTE^h  (?)  Kanduba,  Forb.  12, 1.  Aber  bei  Schön- 

bom  no.  2  und  einer  inschrift  von  Limyra  no.  37 

bei  Schönbom  steht  wohl  conservirt:  P^PTE^A. 
:W+B:yiMENM-  Obelisk.  3,  25. 
[+XrPVN|w  (Xanthus)  Fellows  taf.  4a  fig.  38.    Aber 

Schönbora  las  '^h,  was  richtiger. 
^  Schönbom.  no.  1. 
[YopEi:VN[.  (Kandyba  =  Gandyva)  Forb.  6,  1  [?] 

Wohl  yopE:i*N^,  so  dais  "VOPE  =  KvQig:  oder  ein 

name  wie  VA^EiNfN^y/zi^? 
^K^jAMA^  (Kadyanda),  griech.  'üxcerofjivag.    Es  wird 

wohl  zu  lesen  sein  AKhTX^^K 
MoQvtf  (dativ)  C.  I.  O.  4315b  p.  1146  Add. 
./v^/i^Nf.,^.  (Limyra)  Forb.  30,  2.     Siehe  unten. 

Für  /A/N  steht  ^A^A  (Schönborn  n.  14). 
7)  Namen   auf  gag   sind   bereits  oben  eine  partie  auf- 
gef&hrt.    Ffige  bei: 


Moris  Schmidt 

T<f^AUop^  (yon  einer  münze,  no.  6  bei  Spratt  nnd 
Porbes,  Fellows  XIV  !•  3. 

I.V^A<^^...  (mOnze  no.  7). 

*IiXdgag  nach  Plutarch  de  Tirt.  mal.  der  lyldscbe  name 
des  !Afiia(ii8aQog^  der  allerdings  mehr  kariacben 
klang  hat,  obgleich  Homer.  II.  XVI  317  und  andre 
auch  den  Amisodarus  Lykier  nennen.  Indessen 
mag  Plutarch  recht  haben,  wenn  auch  üi^wdaQoq^ 
Ilrj^didaQogj  üifSiSagog^  auf  münzlegenden,  wie  ich 
vermuthe,  in  TT^y//^P*  und  F♦y///^P4^  wieder  zu 
erkennen  ist.  Was  Aandgag  betriflEt,  so  erinnert 
er  an  den  lykischen  namen  Aanmv  {Aanauieiß  Mei- 
neke)  Steph.  Byz.  und  dieser  an  das  kretische 
Aanna^  wie  auch  Meineke  anmerkt. 

8)  y*^EiVNhy//M-  Schönbom  inscr.  Limyr.  no.  18,  2. 
Ovava^og  auch  karisch. 

AA^X^/^  (Myra)  Forb.  14,  2.    Falsch  ist  bei'Forb. 

14, 1  AA^X«^/^  und  bei  Fell.  18, 1  AAh». 
MhDh/M-  Forb.  7,  1  (bei  Schönbom  no.  2  ^^^^^^ 

no.35  ^h^h5M-);  *^^/^/^X  Schönbom  inscr.  Limyr. 

20, 1.  «*h/h/M-  inscr.  Antiph.  2, 1. 
'MfAiSavif  C.  I.  Gr.  Add.  vol.  UI  p.  1146  n.  43 15  b. 

9)  ^AAWXT^  (Pinara)  Fell.  21.  Zusammensetzung  mit 

TAAV. 

radatov^  ff  C.  I.  G.  4300  e.  Beachte  das  F. 

'EQfjLaxoraq  C.  I.  G.  4300  n.  4255.  4278. 

A/^^FVrhPTM-  (Limyra)  Forb.  13, 1  (h  fllr  P  Schön- 
bora). 

EyTT^  =  "Ixtaq  (Antiphellus)  s.  oben. 

TBSlKta  C.  I.  Gr.  n.  4315  f. 
10)  JOTPEH-  [?]  Telmessus,  Fellows  9.  Schönbora  nach 
dr.  Loew's  copie  n.  1,  2;    ob  der  name  I^TPEM- 
oder  TPEH-  war  ist  unsicher,    da  die  interpunk- 
tion  fehlt. 

'OngafAoav  (accus.)  C.  L  G.  III  p.  166  n.  4324. 
Ungewisser  endung  sind  11)  'A^ytag?  uify^ddiiv  Hom*  D. 
XVI  417. 


▼oratadiea  snr  entsiffoning  der  lyUscben  Sprachdenkmale.  287 

ED'fhJI^  (Limyra)  Forb.  21,  2.  IIM^M-  Schön- 

bom  n.  6. 
«..♦IIh...P  (Tlofl)  Forb.  4,  2. 
^    E*«P«ojh  (Myra)  FeU.  13.    ^PE^^I^o+h  Schön- 
born inscr.  Myr.  2.    Es  wird  yon  Grotefend  irrig 
mit  dem  namen  ^PX^E'OKT^E  zusammengestellt,  wäh- 
rend  es   offenbar   eine   composition   mit   m^o^.^ 
(Forb.  30,  1)  ist. 
Endlich  der  vater-  und  sohneename  in  der  alterthflm- 
Uehea  inschrifl  yon  Telmessns  (Fellows  6),  welche  ich  nach 
der  goianen  copie  von  dr.  Loew  bei  Schönborn  inscr.  Tel- 
miss.  D.  2  ganz  hinsetze: 

P9W^foIo 

o+p|V>f*ioYM-M-/ME^*E^E 

^EaETE:P^P:ll  — 

Der  name  des  sohnes  scheint  auf o-f-^  zn  endigen,  mit 

K  der  des  vaters  zu  beginnen.    A  vor  T  ist  wohl: 

oPifBE^H-h  (Pinara)  Fell.  11  scheint  unter  n.  4  zu 
gehören;  es  scheint  ein  datiy,  vielleicht  unrichtig 
copirt  oder  schon  unrichtig  eingemeiselt.  S.  unten. 
Was  den  dativ  angeht,  so  sind  wir  leider  durch  den 
mangel  an  beispielen  übler  daran,  da  die  erbauer  der  grab- 
ttfttte  selten  den  namen  ihrer  frau  und  kinder  haben  ein- 
graben lassen.  Trotzdem  ist  die  sache  sicher  zu  stellen. 
Wir  werdoi  bei  besprechnng  der  i-declination  fürnomina 
auf  4^E  und  ♦^^E  die  dative  ♦^♦i*  und  "i^^^i^  kennen 
lernen,  und  mögen,  da  wir  die  npr.  auf  E  (ss  griechischem 
ig)  ihre  genetive  auf  A-l-  werden  bilden  sehen ,  aus  ihnen 
von  vom  herein  auf  eine  ihren  dativen  ähnliche  dativbil- 
dong  derer  in  ag  schliei'sen.  Diese  vermuthung  trügt  auch 
nicht.  Bei  Forbes  n.  30  baut  ein  ^^'^o+a  (Minos?)  der 
Bohn  eines  TX^  ^E^E  (doch  ist  das  X  oder  das  ^  im  namen 
bedenklich)  irgend  wem  und  seinem  söhne  /A/Il^^hi^ 
(^A^AP'^lA)  ein  erbbegr&bnifs.  Da(s  der  name  des  soh- 
nes im  anfang  zerstört,  wenigstens  unsicher  ist,  thut  wenig 
ZOT  Sache.  Wichtig  ist,  dals  hier  der  name  überhaupt  ein- 


288  Moriz  Schmidt 

mal  genannt  ist.  Denn  da  hinter  diesem  worte  stark  zu 
interpungiren  ist,  weil  mit  der  phrase  ^^:3EK^:  (lies/^:VKA) 
ein  neuer  eatz  beginnt,  so  kann,  was  zwischen  TEAAE^E : 
+BE  (corr.  A+BE)  und  ^^:£KA  steht,  nur  der  name  des 
Sohnes  sein,  der  natQrlich  im  dativ  steht,  abhängig  von 
pp^^p^j^^  (xaT€öX€vdaaTo),  Ferner  kennen  wir  aus  Forb. 
27,  2  bereits  den  eigennamen  El^^^P^.  Ebenda  steht  aber 
EiM^hPhiA  (28,  1)  als  zweites,  respeotive  viertes,  sicheres 
dativbeispiel,  wenn  wir  die  weiterhin  zu  besprechenden 
worte  nOCEi^^^fiA  und  ^/^A^r^^fr'*^!^  einrechnen,  welche 
Sharps  proceedings  p.  211  freilich  alle  als  possessive  ad- 
jective  ansieht.  Endlich  müssen  wir  zurückkommen  auf 
das  grab  zu  Pinara  bei  Fellows  11,  1:  oPABE^H-h.  Es 
ist  der  name  des  olxüog  {olxovofAog  C.  L  G.  3777)  oder 
rPS^AJE,  welchem  -das  grab  gesetzt  ist,  im  dativ:  PPS- 
N4^IE:A+BE:OPABE'^M-h:  Wir  fanden  aber  oben  E'^^ 
als  endung  mehrer  eigennamen.  Sollte  nicht  auch  dieser 
name  op^BE^^  (vgl.  monument  von  Kadyanda  PA^B^)  ge- 
heilsen  haben  und  sein  dativ  ^P^BE^hiA  herzustellen  sein? 
Oder  war  wirklich  +h  eine  dativendung?  Auff&llig  ist  auch 
+hrPV^>i'  (geschlecht  unbekannt)  Fjll.  t  4a  fig.  38. 

Ganz  sicher  stehen  endlich  die  accusative  auf  V,  wenn 
sie  auch  nicht  durch  eine  grofse  menge  von  beispiden  zu 
belegen  sind,  und  über  der  Integrität  der  nom.  pr.,  welche 
sowohl  im  nominativ  als  im  accusativ  erhalten  sind,  ein 
eigner  unstern  gewaltet  hat.  VoUständig  gut  conservirt 
erscheint  zwar  ein  einziges  wort  bei  Forbes  25,1.4:  zwei- 
mal in  der  form  «^o+EAM^,  einmal  als  ^o+EAMVE. 
Wir  wissen  jedoch  nicht,  ob  ^corttvE  Forb.  17,  1.  3, 
/A^A¥E  Forb.  18, 1,  ^V+¥E,  ^^o+EAMVE  u:  dgl.  eigen- 
namen  sind,  ^^e  es  allerdings  den  anschein  hat*),  und 
sehen  daher  von  ihnen  ab. 


*)  Ich  folgere  es  ans  der  inschrift  von  Armostel  Forb.  18: 

MtAE :  »♦TE/E  I  <¥*ET4>^ :  /-^A^A^ :  /-fTEA*E»E :  -Ik+BE : 

C/A^AyE :  -f  BTT-f+E : 

Dm  anfiuig  lllmdt  Forb.  17,  1:  <fB4^XEyor^ :  "M^ETE/EWP'^E  «>d  M 


vontndien  znr  entziffening  der  lykischen  Sprachdenkmale.  289 

Der  leser  wolle  uns  zuD&chst  durch  eine  reibe  in  den 
grabBchriften  öfter  wiederkehrender  phrasen  folgen: 


hier  nnter  vergleichnng  von  Fo.  24,  2  (denn  28,  2  ist  stark  verschrieben) 
heixasteUen:  ^B>f+E:yorh:^>f[E]TE9  so  mnfs  es  18,  1  natürlich  Un- 
ten (yorh:)>fB4^+E:'**TE:  Vergl.  Fellows  19,  1.  Nach  analogie  der 
ahligen  sepulkralinschriften  mnfs  femer  /El><)^^E  ^^^  verbalform  praeteriti 
•ein,  nnd  zwar  8.  person  plnr.  oder  sing.  Der  setz  lautet:  dieses  erbbe- 
giibniTa  bereiteten  Teles  nnd  sein  weib  und  sein  söhn  sich  selber.  Denn 
4^BTT^+E  in  <ler  bedeutung  sibimetipsis  steht  fest  Folglich  kann 
/^^AVE  >^u'  ^^  name  des  sohnes  im  nominativ  sein.  Da  wir  aber  neben 
*^<M-EAMh  *ttch  MAO+EAMVE,  ™d  XOp-n>  neben  XOpjjyE 
finden,  so  scheini  es  dafs  die  formen  auf  — VE  (vergl.  ^^XVE)  for- 
men auf  ^  gleichstehen,    wenn  auch  nicht  erhellt,   ob  sie  als  ovlq  oder 

öt^  zn  fassen  sind.  Tergl.  bei  Böckh  C.  I.  6*  n  p.  114  Koaaoq  Koa- 
9ovaq  Koa^räq^  "jiya&oq  *Aya&ovq  *Aya0üvaq9  *Arrout6aq  'AToxovaq 
und  dgil. 


Bdtrftge  ».  vgl.  sprachf.  V.  8.  19 


ICoric  Schmidt 


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▼ontadien  snr  entsiffenmg  der  lykiaciien  fprmehdeiikmale.  281 

MftD  erkennt,  dafii  die  nnmmeni  1  — 4  und  aodrenoite  5. 6 
denselben  cliarakter  haben,  entspreobend  den  abweeheelad 
gebranchten  phrasen  griechisoh  abgefalster  inechriften  Lj- 
kiens: 

1)  o  düva  xoTiCXeiaatv  inl  r^  ta<p^vcu  rovg  9igo8tiko9H 
fiivovg*)^  und 

2)  6  dtiiva  xaT%tfK9vafSw  to  ptvnifAüov^  kv  ^  ß^ovktjvai 
taqnpßa$  futa  r^v  anoßi^dv  iavvov  re  Mai  njv  yv- 
väixa  ctvTOV  xtL 


*)  Die  vier  beiepiele  flir  die  erste  phmse  leasea  eich  noch  vermehieii 
ma  FellowB  2,  2: 

/♦^^AE:>^+PE:^♦aE+^EPr^E:KX'*E/:/4^El♦^'^+^^^ETPAE 

TEK^  //;/////////  tc. 

Hü  /AEf4^  beginnt  die  flnchformel,  die  wir  aus  der  bilingne  von  Anti- 
pb«I]iu  kennen;  naeh  **>f^iT^ :  PETZTE : KX*^E/  (denn  diete  meine 
iMBtellang  bestätigt  Sebdnboms  copie  no.  IS,  wo  M^äET4^ : PEPTTE 
•lebt)  ist  steril  eu  iaterpvngiren,  and  a«  tbersetaen;  «Diesen  begräbniXaplalK 
erwarb  Hedemodls  nnd  sein  weib,  nm  hieiselbst  beiausetsen  KX^E/ 
(tovc  nQodfikov/iirovt;?).  Wenn  aber  jemand  n.  s.  f.**  FUr  die  acca- 
aativformen  im  singnlaris  ist  allerdings  ans  diesem  beispiel  nichts  an  ge- 
wimica,  aber  als  accns.  plnr.  ist  KX^E/  ▼ielleicbt  weiteibin  sn  verwerthen. 
Ferner  aetsen  wir  her  die  inachiift  vom  Cblaengimb  sn  Mjrra  bei  PeUom 
19,  1.  2: 

YPnf:^B*P^:«**N|.^*  ^N^^♦:♦+BEl♦:*l♦E£T 

♦hET>5ITE:*N*+E2+PE  M*iN^E*:^AE*^i*: 

dcrsn  aerstdmng  gerade  in  dem  fllr  nns  belangreichsten  theil  wohl  an  be- 
4Uaera  ist.  Denn  hier  gerade  kommen  die  aocnsative  anf  ^  zam  Vorschein. 
Das  erhaltene  ist  unschwer  zu  corrigiren: 

♦PET^^ITE :  ♦•<♦+£ :  ♦+BE[i*+E  :  /♦ :]  [♦/j^A'WN^F*  t 

^AEM4^l^: 

W«8n  dar  ergliisang  [4^f]  $.  F«U.  tU.  Slb7  and  4'/4^643?</^FE{^^) 
16,  9.  U£  21  «6  Fotb.  S6,  4  eolL  36,  1.  Endlieb  reiben  wir  an:  inaohrift 
TOB  Limyra  (Scbönbom  no.  86,  1 ,  wo  leider  der  anfluig  verloren,  aber  dia 
aceoeatiTfonDen  klar  yoriiegen: 

Wf- .  ^T♦3EP^^EA^AE :  ♦+BE :  *«♦»«♦  :IT-frET*TEAB=P*» : 

/-f^^AV:-(k+BE: 

(Kes  rRP«hFM*:+PrTE:  ««d  :*B*»**:). 


292  Moriz  Schmidt 

Beiden  formen  gemeinsam  ist  nun  zwar  die  Wiederho- 
lung vom  namen  des  erbauers  des  erbbegr&bnisses,  aber  das 
eine  mal  steht  er  im  hauptsatz  im  nominativ,  im  abhängi* 
gen  Satze  im  accusativ;  das  andre  mal  im  hauptsatz  wie 
im  nebensatze  im  nominativ.     Z.  b. : 

a)  Idamaxa  erwarb  diesen  platz  hier  als  eigenthum,  hier- 
selbst  beizusetzen  den  Idamaxa  und  seine  frau  etc. 

b)  Dauasa  erwarb  diesen  platz  als  eigenthum,  und  es 
bestimmt  Dauasa  bierselbst  beizusetzen  ihn  selbst, 
seine  frau  und  kinder. 

Für  unsre  frage  sind  daher  nur  die  ersten  vier  nummem 
Ton  belang;  aber  auch  in  ihrer  uniformität  von  entscheid 
dender  beweiskraft.  Denn  '^^NaI\f  ist  zu  [EA^]^^yI^^f  zu 
ergänzen  und  accusativ  zu  dem  voranstehenden  EAh^hyjJP-. 
Ingleichen  nimmt  der  accusativ  XH-\f^  (wie  auch  Scbön- 
borns  copie  no.4  giebt)das  nomen  des  hauptsatzes  Jh(+)h^h 
wieder  auf,  und  ist  es  fdr  die  frage  nach  der  flexion  des 
nomens  gleichgiltig,  ob  der  nominativ  I^+X**^  oder  IM-V^^ 
lautete.  Das  wahrscheinlichere  ist,  dafs  der  Steinmetz  an 
zweiter  stelle  irrte  und  Jh+X''^V  zu  corrigiren  ist,  wie  sich 
gleich  unter  no.  4  mit  hilfe  von  +PEyX^V  der  zerstörte 
nominativ  zu  +PEyX'^^  erg&nzt.  No.  2  geht  uns  hier 
nichts  an,  da  der  eigenname  /W^TPhXE  in  die  i-decli- 
nation  ( — aUig)  gehört,  erschliefst  uns  aber  glQcklicher- 
weise  den  accusativ  auch  dieser  declination.  Hier  begeg- 
net uns  also  Qberall  — V,  d.  i.  ^^,  mit  abstofsung  des  ^ 
und  eintritt  von  vocaltrübung.  —  Sonst  bleibt  zu  den  oben 
ausgehobenen  grabinschriftcn  nur  noch  folgendes  zu  be- 
merken. In  no.  6  steht  das  fünfte  und  das  sechszehnte 
wort  in  demselben  casus.  D.  Sharpe  fiberträgt  es  ganz 
falsch  in  Munoue.  Statt  4^+no+^  oder  w+no+4^  und 
Aj^Tf  l^^iN^Y*  öder  ^^^EnOvI^...  (Schönb.)  ist  das  eine  mal: 
**iNo4-^^  dag  andremal  '^hTE;''^3ENO+^  zu  corrigiren.  Für 
^ET>^^^XE  aber,  was  Sharpe  proceedings  p.  207  ganz  ver- 
kehrt mit:  which  he  inscribed  to  Itepatftze  übersetzt,  als 
ob  Itepatöze  der  eigenname  eines  mannes  wäre,  dem 
Dauasa  (no.  5),  welcher  das  erbbegräbnifs  fllr  sich  und  die 


▼ontadien  rar  entsiffBraag  der  Ijkischen  sprachdeiikmmle.  293 

seinen  gebaut  hatte,  die  erlaubnifs  gegeben  hätte ,  auch 
sich  und  sein  weib  darin  beisetzen  zu  lassen,  glaube  ich 
mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  >^^i  l^+E  (iavtov)  vorzu- 
schlagen, obschon  möglich  ist,  dafs  mit  Wiederholung  des 
begrifb  „hinein'^:  iT^:^rTT>f+E  zu  corrigiren  ist  üeber 
dieses  ♦fTT^+E  vergl.  Fell.  taf.  21a,  6:  ♦nT4^+*  Forb. 
2,  2:  ♦PTT^^  Fell.  5,  2  und  die  nebenform  ♦PMT^  Fell, 
tat  1;  neben  ^BTT*+/f  Fo.  18, 1  ^BTT^  Fo.  18, 2.  ♦B^TT* 
Fo.  28,  1 3.  Stand  no.  5  eine  dieser  langem  nebenformen, 
so  lieise  sich  auch  an  £T>^:^^^TT^+E  denken.  —  An  wei^ 
tem  accusativformen  entnehmen  wir  aus  diesen  monumen- 
ten  noch  ^*n^,  '^♦TE,  '^hAV,  V«..,  yopV,  PPaEN^Rf, 
f1>T^,  ^Bf3P^.  Für  letzteres  erscheint  zwar  einmal 
Mf^4^  Fo.  19,  1,  einmal  ^^BI^QtC  Fo.  31,  1,  doch  dürfte 
aaf  3C  wenig  zu  geben  und  geringer  verlafs  sein.  Beach- 
tenswerther  sind  die  Varianten  zu  Hf^Hf  *),  zweimal  VOpo 
Fo.8, 1.  15,  3,  viermal  VoPh  (**orh)  Fo.  16.  1.  •23,  2. 
24,2.  17,  1  und  TPiN^FV,  PPIn^fo  Fo.  3,  1.  19, 1.  Fell. 
t.21,  I.  Doch  helfen  sie  uns  wenig,  ehe  wir  den  nomi- 
nativ  und  das  genus  der  werte  kennen. 

Unberflcksichtigt  blieb  bisher  eine  klasse  von  eigen- 
munen  auf  h,  welche  allerdings  ziemlich  selten  zu  sein 
scheint 9  mir  wenigstens  nur  aus  6  beispielen  bekannt  ist: 
ich  meine  namen  auf  El  h,  denen  ein  griechischer  in  — lög 
entspricht.  In  der  bilingue  von  Limyra  Fellows  no.  3  cor« 
respondiren  ^$Sdgiog  (vgl.  ^idagovg  St.  Byz.  Skylaz.  Stadt 
und  hafen  in  Lykien,  Koner  in  M.  Finder  und  J.  Fried- 
länder beitr.  zur  alten  münzkunde  I  p.  100  no.  39)  und 
lEA^PEIh.  Eine  inschrift  von  Limyra  bei  Schönbom 
00.26  giebt  AV>^T^El^  (Exaratog?),  die  karische  in  lyki- 
scher  schrift  bei  Beaufort  und  Walpole  Travels  p.  530 
bat  aCJEiP,  worin  nach  der  ganzen  fassung  der  eigenname 
des  erbaners  steckt,   der  name  des  vaters  begann  mit  ^. 


•)  yopA  FeU.  9,  1   scheint  yoph  (yopK).     TE^^E^V  Fo.  18 
bcralit  auf  eintm  TerMhen  dmr  copie.  Schönbom  hat  richtig  TE^^KE'^E^  ; 

♦+BE . . ;  «fao  ♦H-BE^: 


294  M«riz  Schmidt 


Danach  iat  zu  beurtheilen  der  im  anfang  Terletlte  Dame 
bei  Forb.  35,  2  in  einer  grabschrift  nicht  beseichneten  fond- 
orts,  der  aber  nach  Schönbom  inscr.  Myr.  no.  8  Myra  iat: 


]rrE^hAE4^BE+iA 


oPTTEih     Schönbom. 

rPE 

Zeile  1  fehlt  ^],  zeile  3  ein  P] :  es  fehlt  also  aoch  zeile  2 
nur  ein  bocbstabe.  Welcher?  zeigt  der  eigenname  bei 
Forb.  19,  3  +opTTOF*T^+,  in  welchem  das  doppelte  TT 
(Schönborn  TT)  schreibercaprice  oder  folge  des  ^ä  ist. 
Stellen  wir  [+]  her,  so  entspricht,  wiewohl  auch  an  ^  ge* 
dacht  werden  könnte,  +oPTTEih  genau  dem  namen  eines 
lykischen  kämpfers  Tor  Troja  bei  Hom.  II.  S  511,  dem 
"Yguog  rvQTidör^g.  Ueber  griechisches  v  tfßiXov  als  Vertre- 
ter des  lykischen  o  fiixgov  s.  oben*).  Das  dritte  und  vierte 
beispiel  sind  nur  griechisch  erhalten:  *£QB&vfiiog  (Hesych. 
vol.  II  p.  184,  5716  ed.  M.  Schm.)  ein  beinamen  des  Apoll 
bei  den  Lykiern,  und  jitvfiviog,  ein  held  vor  Troja  bei 
Hom.  II.  XVI  317.  Die  gräcisirung  des  ersten  scheint  das 
lykische  gepräge  nicht  allzustark  angegriffen  zu  haben.  — 
Wie  nun  diese  klasse  flectirt  wurde,  wissen  wir  nicht.  Ich 
glaube  jedoch,  ganz  wie  die  eben  besprochenen,  f&r  die 
ich  das  paradigma  ^o^^X^  gew&hlt  habe;  aufser  im  gene* 
tiv  (-A+).  Merkenswerth  bleibt  nur,  dafs  Mkaoq  im  lyki- 
schen ^Ejo  ist,  wfthrend  SiSagiog  zu  /EMPEih  wird. 

Die  u-deolination  ( 0  =  vg). 

skr.:         altUktr.:       lit.: 

nom.  ^p^^^yo(-/)    us        us         us 

acc.  ? 

gen.    ^P^^^yo+       avas         Aus,  vö,    aus. 

dat.  ? 

Ueber  sie  sind  wir  am  schlechtesten  unterrichtet.  Die 
ausätze  des  paradigma  sind  entlehnt  aus  dem  Obelisken  zu 


*)  Forb.  26,  1.  8.  7.  /OP/^JE  ^^  »•&  «b  J?or^fi^,    als  eÜmlkOD 
von  Sovf^a^  wu  AeUan  Sv^a  sehreibt. 


Tontadien  znr  enUifTtnuig  der  lyklflch«n  tprachdenkmale.         295 

Xanthas  (t  I  41.  42.  III  24).  Weitere  beispiele  liegen  in 
lykischer  schrift  f&r  jeden  kasus  nur  noch  je  eines  vor: 
^E3E  ^E^  o^   aaf  dem  bilinguen  basrelief  von  Cadyanda, 

womit  noch  von  ebendaher  AiE^^^  verglichen  werden 
kann,  y*PTOi  bei  Schönborn  Limyra  no.  10  (Hos  V>fPTC4- : 
T0+^/)  und  .iCEPO+:  bei  Forbes  9,  1  in  einer  kurzen 
grabinschrift  von  Limyra.  Ueber  ^AKEI^  vgl.  oben  ^AKE 
und  lOTPEh.  Den  nominativ  zu  AE'^EHiOY  C.  I.  Gr. 
4300,  o  kennen  wir  nicht;  ^aploaXog  ebend.  4300,  t;  p.  1134 
lautete  lykisch  vermuthlich  in  —  JJh^h  aus:  und  ebenso 
wenig  glaube  ich,  dafs  KivSavvßov,  ÜBvivdaov  C.  I.  O. 
4315  h  KdvSvßog  St.  Byz.  in  die  u-deklination  gehörten. 
Von  TtQfjLiQog  wissen  wir  ja  aus  St.  Byz.  647,  7  bestimmt, 
dals  es  auch  TigiAtgig  lautete,  wie  TovßBQiq.  Homer  bie* 
tet  an  lykischen  namen  FXavxog  üdvöagog  GgatWfirfXog 
Hokvfifilog  *AfA(poT%Q6g  Evmnog  *Exiog  (II.  XVI  417):  da- 
mit ist  so  wenig  anzufangen  als  mit  dem  stark  gräcisirten 
Kvß^Qvittxog  bei  Herodot  VJI  98  und  dem  TltinolBfjiog  bei 
Paasan.  und  II.  XVI  416.  Nicht  einmal  alle  namen  bei 
Steph.  Byz.  tragen  ein  so  reines  lykisches  gepräge,  wie 
:Sigßog  (IPrrE,  wovon  IPPPM^ne  =  2agnri86vig^  der 
alte  name  des  flnsses  Xanthus)  l4gvog  üdragog  TXwog 
IHvagog\  ein  gut  theil,  wie  Ugwroyovog  JaiSakog  (vergl. 
^AKE  und  KOA^'^^^h)  '^Ixagog  Bdlßovgog  Kgdyog  sind 
mehr  oder  weniger  stark  gräcisirt.  Lykische  schrift  und 
formbildung  liegt  in  merkwürdigem  kämpfe  Inscr.  Limyr,  5 
FelL  25  SchÖnb. 

T^MIOZNIKAPXOY  Pell. 
ATT>A*oZNiXAPXOY    Schönb. 
was  fibrigens  bezüglich  der  form  des  ^  A  auch  inscr.  Li* 
myr.  37.  38  Schönbom,   vielleicht  auch  in  der  karischen 
inschrift  (Walpole  p.  530)  der  fall  ist,  wenn  nicht  in  letz- 
terer  ftr:  ABxExxxPf^  zu  lesen  ist:  ♦B(*)i(N*:Y)orY. 


296 


Horlz  Sohmidt 


Die  i-daeluiatioii. 
(Nomina  in  E  =s  griechisch  ig).  ' 
aom.  [nOCE-f^E]  T*Bop//*AE  /WOTPME  ♦/♦MpASf^E 
acc.  [nOCE-I^E]  /WOTPME 

gen.  [niOKEMA+]  [—  ♦?]  +f'rPY'*^+ 

dat.    n«XE(i)M-M*  if/ifA'frA*'«^!^ 


lykisch : 

pers. : 

altbaktr.: 

uom.   i  ' 

• 
.18 

acc.     i 

im 

Tm 

gen.    dh 

ais 

öis 

dat.    ey@ 

aja6-I£a 

litaniflch : 

is 

l 

es  (£'8) 
ei 


aanskr. : 

is 
im 

es 

ijö,6ö   ay€ 

Wir  beginnen  hier  mit  dem  accusativ.  Aas  Forb.  16,  2 
wissen  wir,  dafs  /W^TPME  das  eine  mal  nominativ,  das 
andre  mal  accusativ  ist,  entsprechend  griechischen  formen 
auf  — a(f$g  und  — a(fiv.  Nach  abfall  des  sigma  und  ny 
(resp.  ju)  bleibt  jenes  lykische  E  übrig,  welches  griechi- 
schem läva  ziemlich  gleichkam ;  vgl.  Sidagiog  /EA^El^, 
HvßidXy  r}DICE*^>MA,  mgifiang  noPE+E^*TE,  Molhaig 
MOAAE+E/>f+,  EVTT^  "/xraff,  daher  denn  auch  'Eäsßijtfaog 
nnd  'Ideßriaaov  (Spratt  und  Forbes  Lycia  II  p.  281)  £1- 
Satfaäkag  und  EAMXKh  in  der  bilingue  von  Kadyanda 
gleichstehen.  Der  accusativ  aller  solcher  nomina  auf  E  (jig) 
ist  also  dem  nominativ  völlig  gleich,  wenn  auch  die  spra- 
che  dies  resultat  auf  verschiedenedi  wege  gewann.  Ich 
knüpfe  hieran  die  bemerkung,  dafs,  wenn  irgend  ein  mo- 
ment,  gerade  diese  Übereinstimmung  der  beiden  hauptcasus 
der  i-declination,  für  die  einreihung  des  lykischen  unter  die 
indogermanischen  sprachen  ins  gewicht  fällt,  da  in  den  no- 
minibus  dieser  declination  der  variable  kennlaut  in  diesen 
casibus  unverändert  bleibt,  wie  dr.  Franke  progr.  des  gym- 
nas.  zu  Lingen  1866  p.  44.  4.  richtig  bemerkt.  Den  da- 
tiv  bestimmen  wir  durch  folgende  erwägungen.  In  der  bi- 
lingue von  Limyra  (Fellows  3,  Forb.  1)  erscheint  ein  grft- 
cisirter  lykischer  elgenname  im  dativ  Ilvßidlp,  Die  litho- 
graphie  bei  Fellows  giebt  TIYP-iA^  Hierin  ist  A  richtig 
erhalten,   nach  E  immer  entsprechend  lykischem  ^,   wfth- 


vontndien  zur  entsifRniiiig  4tr  Ijldicfaeii  Bprachdeiikni«le.  297 


read  die  endong  in  der  copie  von  Sharpe  aad  fiayle 
Frans  C.  I.  Gr.  III  p.  1145  Addend.  n.  4306  OYBiaah 
(Schönbom  FYPi^^H)  richtiger  gegeben  ist.  Der  name  ooi^ 
reepondirt  einem  lykischen,  den  Fellows  X3CE4^  a^i^^  Spmtt 

nnd  Forbes  Tjr  JH^  ^^lA,  Schönbom  i iN^i4^  gelesen 

haben.  Beide  legenden  vereinen  sich  mit  leichtigkeit  2a 
rxXEA4^i^  oder  richtiger  HOCEi^^f  lA.  Es  fragt  sich, 
wie  daam  der  nominativ  lauten  mufs.  Nun  finden  wir  in 
einer  inschrift  von  Limyra  bei  FeUows  n.  20  den  eigenni^ 
men  ♦/'f  A^r^^E,  und  bei  Forbes  n.  23,  1 .  24,  1  densel- 
ben namen  in  einem  andern  casus  ^/^A^rA^ffM^^i^,  A/^^AAf: 
A^I^M^i^,  Zwar  verstehen  wir  den  inhalt  dieser  inschriften 
nicht  gane,  allein  —  ein  accusativ  kann  die  form  nicht 
sein,  da  selbiger  wie  der  nominativ  lauten  muTste,  und 
nach  analogie  von  rDDCEA^ifi^,  Eih^^l^PMA,  /A/»qENh* 
mala  ee  fQr  einen  dativ  um  so  mehr  angesehen  werden,  als 
der  form  das  genetivzeichen  +  (h  =»  g}  fehlt  Folglich 
kntete  der  lykische  name  im  nominativus  rXDCEMM^E.  Hier» 
mit  stimmt  aber  vortreflnich  ein  dritter  eigennamen  der  un- 
ter der  schlachtscene  von  Limyra  bei  Forbes  21.  22  drei- 
mal im  nominativ  vorkommt  TAB<^P//^E  *)•  Anfi&llig 
bleibt  dabei  nur  eins,  dafs  die  lykische  endong  — A^E 
griechiachem  — ^ä»c  entspricht,  während  HvßidXri  einen  no- 
minativ Hvßidkfjg  voraussetzt.  Doch  vermag  dieser  ein^ 
irarf  unsre  beweisftlhrung  nicht  zu  entkräften.  Wir  be- 
gegnen solchem  schwanken  der  Griechen  in  wiedergäbe  der 
endnng  in  gräcisirten  fremdnamen  au  oft.  Machten  sie 
doch  aus  dem  ägyptischen  /litMig  einen  IHr^g.  Vergl. 
J.  Zflndel  rhein.  mus.  1866.  n.  f.  XXI,  3  p.437.  —  üebrig 
Ueibt  der  genetiv.  Das  sanskrit  verlangt  es.  Weggewor- 
fen konnte  im  genetiv  das  sigma  nicht  ganz  werden:  es 
Qoiste  in  h  Qbergehen  mit  suppletorischer  Verlängerung 
des  endvocals.  Also  T>^Bop//^E,  —^+.  Und  in  der 
that  begegnen  wir  nächst  ^+  keiner  genetivmdong  öfter, 
als  4^+.     Dafs  sie  aber  griechischem  Tag  gleichsteht  und 

^)  Der  name  fthrt  auf  ziuamDieiihaiig  mit  Bhodns.    WenigitMU  malmt 
Tafiv^aktq  an  *Aiußv^la%  *A%ußvmoff  *ItaßvQ»09  v.  s.  w. 

19* 


296  Moris  Schmidt 

SU  nominibos  auf  Ji  gebort,  dafilr  giebt  es  wenigstens  zwei 
ganz  sichere  beispiele:  Mokkiaig  Mokkiaiog^  Ilvgifiarig  llv- 
QkiAdxtoq.  Der  letzte  name  schreibt  sich  bei  Schönbom 
n«  2»  n.  35  Lioiyra  and  Forbes  n.  7, 1,  Candyba  =  Schön- 
bom inscr.  Candub.  n.  3  überall  popE+E^^TETE,  doch 
ist  das  zweite  TE,  wenn  nicht  +E,  offenbar  dittographie 
ans  versehen  des  Steinmetzen,  nnd  f^PE+E^TE  der  rich- 
tige nominativ.  Den  genetiv  dazu  finden  wir  auf  der  bi- 
linguen^  inschrift  von  Lewisfl  bei  Forbes  2,  1.  2.  P^PE 
+E(  )  'T^+^  leider  auch  nicht  ganz  fehlerlos  geschrieben, 
aber  über  die  richtigkeit  der  correctur  röPE+E'*^*T^+ 
kann  kaum  ein  zweifei  sein,  da  andre  copien  das  letzte  A 
nicht  anerkennen  und  man  in  der  nftmlichen  inschrift  MaX- 
Uüioq  durch  ^^^E\'t^I^+  (so  Forbes,  andre  «*oaaE+E/^+) 
wiedergegeben  findet.  Ueber  M6kki(fig  MoXXsaig  Mow^ 
aig  8.  C.  I.  Gn  4224  f ,  4380  k  4.  Demnach  dürften  we- 
nigstens die  mehrzahl  der  genetive  auf  ^+  auf  nominative 
auf  E  zurückzufikhren  sein.  Wie  P^PE+E^TE  geht  aus 
PEXIETE  auf  der  inschrift  von  Limyra  Fellows  n.  8.  Wie 
MOAAE+^/E  endet  ♦PT^aEi^M+  (Limyra)  Fellows  n.  7 
und  ein  verstümmelter  name  . . .  EiA/A+  auf  dem  Obelisken 
zu  Xanthus  IV  21.  Doch  wird  es  zweckentsprechender 
sein  9  auch  hier  eine  Übersicht  der  erhaltenen  eigennamen 
nach  den  endongen  geordnet  zu  geben. 

A«    Nominative. 

1)  H->iOChAE  (Xanthns)  FeU.  taf.  21.   Vgl.  Obel.  niSl 

:3IXAhE.    Für  >K  hat  Schönbom  TL. 

M4^A4^Mo/^E  (Limyra)  Fell.  2.  Vgl.  den  fthnlibh  aus- 
lautenden namen  MwtfivSiog  (genet.).  C.  I.  Gr. 
ni  p.  1054.  3827  s.  und  den  Sarmatennamen  an 
der  Mäotis  Bausimodns  bei  Zosim.  11^  21^  1.  Der 
name  ^AAA  Fell.  t.  4  a  fig.  38,  doch'  ist  das  gre- 
schlecht  nicht  ersichtlich.  Ifit  MevifM.vS$g  aber 
vgl.  St.  N.  MsvtSijfuov  St.  Byz.  444,  21. 

'EQiAivSaÖig  C.  L  Gr.  4315  f. 

'EQ/Aowdig  C.  L  Gr.  4269  d. 


▼ontttdien  zur  entxtffenmg  der  lykischen  spraehdenkmale.  299 

2)  M^pipoFE  (Xanthus)  PeU.  taf.  21. 

3)  /nfOTPME,  /f/oTPME  Forb.16,2. 
orMEPorb.20,1-  Vgl.  jedoch  Forb.  25, 6 :  oPMEi*^: 
Üdßaüig  C.  I.  Gr.  4315 d,   nach  meiner  emendation. 

S.  oben. 
..vfÄfiaaig  C.  I.  Gr.  4303e  p.  1139. 

4)  <^ÄKE  (?)  inscr.  Telmiss.    n.  1.    Schönbom-Loew; 

wenn  anders  dahinter  zu  interpungiren  ist.  Andern- 
falls wäre  der  name  ^Ah'^EI  oder  oapaeio  gewe- 
sen. Indessen  vgl.  den  namen  K^Ah^M-  nnd  mit 
lo—    anfangende   werte,    wie  I^X^V.  I^XTEiK 

T♦Bop//>^AE  (Limyra)  Forb.  21.  22. 

nOCEi^^E  (Limyra)  Forb.  1.  Fell.  3  nvßlaliq.  Die 
endnng  hat  ähnlichkeit  mit  dem  bithynischen  namen 
ZimXiQ  C.  I.  Gr.  II  p.  981  n.  3808. 

[+PE>nTßE^E  Forb.  36, 1  ?]. 

5)  ♦/^^A^PA^^E  (Limyra)  20.    *a*^  Forb.  23, 1.  24, 1. 

Vgl.  Forb.  32,  2  ...oF***E. 
yAopVNE^E  (Limyra)  Walpole  Travels  n.  3  =  Schön- 
bom  n.  38.  Beachte  A  statt  h. 

6)  ♦PX^ENXNE  (Limyra)  Fell.  5.  [IPPPMone  Ob.  = 

^agntidovig  feminin.?]. 

7)  rEJlETE  8.  oben.     Schönbom  n.  1  giebt  ^,  nicht 

P  als  anfangsbuchstaben :  entschieden  richtig;  eine 
Übertragung  ins  griechische  ergiebt  Illtf^Sig  und 
stellt  sich  dazu  wie  das  galatische  Ili^ivovg  und 
das  karische  Iliailig  zu  dem  phrygischen  /7<(r- 
aivovg, 

roPE+E**>^TE[TE]  s.  oben*). 

...LE>k^^TE  Schönbom  Inscr.  Limyr.  n.  18, 1. 

8)  yoPE  Forb.  6,  1.     Mdoig  ]    .     ,    „.       _  ,_  .  . 
'      Hom.  II.  XVI  317.  ^'^t  K  T 

/2t;ei.Hom.Il./I416.       )      '^^  ^''^^' 


*)  Aach  die  femiDina  auf  — Iq  enden  im  lykiBchen  anf  E,  >•  b* 
KOpAAE  und  K^rh^^E  '^  ^^  mttnsen  Ton  Kaßctliq.  Danach  benr- 
Ukeile  man  die  franennamen  popM/^Ji^  (nomin.)  P^P'^^^ATl'*  (accna.) 
bei  TeUowB  imd  B^atpoqiq  G.  L  6.  4816d  (PEIS^^^PE?),  "IXaq^  stadt 
Staph.  Byz.  880,  12. 


300  Moris  Schmidt 

^  \  Steph.  Byz.  a.  a.  o.    Ueber  den  weobsel 

rp^a         >     der  endang  ig  und  og  8.  Böckh  C.  I.  G. 
iovpsQig  ^     jj  p  jpg  j^^  introductio. 

[^P*+E  (Xanthus)  Forb.  10, 1.  Etwa  =  Mdgi^?] 
9)  [MA^-M*E  (Limyra)  Fell.  n.  4  [?]  bei  Schönbom 
n.  24  jedoch  *^*TM*P . . .] 

[hPOF*TEi*-E  (mfinze  n.  17  bei  Sharpe  proceed.)]? 
Vgl.  B  6b. 

^^T<^E  (bilingue  von  Pinara)  Fell.  10;  Schönborns 
copie  giebt  A^TXE,  was  kaum  recht  glaublich,  we- 
niger wegen  der  form  des  A,  als  wegen  X  vor  E. 

X  Loew-Sehönbom  3. 
TM'E^^T^E  (Telmessus)  FeU.  12. 

VAäE^Ei^E  Schönbom  inscr.  Limyr.  n.  20, 1 . 

APTE  TAAPOYE  (griech.  inschr.  von  Pinara)  Fell,  II 

p.  144,  wo  Sharpe  wahrscheinlich  ohne  grund  Uq^ 

TifAiSdigov  conjicirt. 
TofAAjwXrE  (AntipheUus)  Schöübom  n.  2, 1. 

B.    Genetive. 

1)  *TTi^NOB*+  (Xanthus)  Fell.  taf.  21.    Vgl.  ♦BENOß^ 

Ob.  N.S.40  und  o+oßA: 
Ib)  AEIEBEM+  (Xanthus)   taf.  21.     Danach    würde 
wahrscheinlich  das  n.  pr.  Bufivaglg  zu  umschreiben 
sein:  TEISN^pe.     rEIEBEA4+  gibt  Schönborn. 

2)  ^IIoB^*+  (Pinara)  FeU.  n.  21. 

3)  AMr3EN*FA+  (Limyra>  Fell.  n.  8. 

4)  TAP/ZEV^^+S  (RhodiopoKs)  Forb.  27,  2.    Den  de- 

fecten  buchstaben  ergänze  ich  zu  A,  wegen /EV^h, 
womit  der  name  zusammengesetzt  scheint. 

♦/♦T.  0^  :4^+  Schönb.(IIiOM+  (Myra)  Fell.  I8i 
inscr.  Limyr.  n.  28,2(/ITO/A+  (Myra)  Fo.  u\ 
I3ETo^*+?   d.  i.  StväoJUog  wie  2iv8ia  Steph. 
Byz.  569,  23. 

TOPAA4+  Foü.  n.  16. 

rPAAA+  OboÜ8k.3,25  C?]. 


▼ontodien  sur  entzifftmiig  der  lykischen  Sprachdenkmale.  301 

5)  TXr^EM*+  (Limypa).  Porb.  30, 1  hat  ^  sfÄtt  P.  Vor 
^  wird  'aber  alpha  nicht  in  der  form  von  X  ge- 
schrieben, sondern  nur  vor  ^X  und  P.  Die  überlie- 
femng  ist  also  fehlerhaft  und  Schönborn  n.  14  hat 
wirklich  T>r*E**A+  (sie). 

'V4IPE'^4^+  (Telmessas)  Fell.  9.  Erinnert  an  Ka- 
Sgefia  Steph.  Bjz.  346,  11. 

+hr>V*^*+  (Xanthus)  Pell.  taf.  21b  3.  Der  vierte 
bnchstabe  scheint  pw;  denn  A  würde  nach  P  ver- 
doppelt sein. 

..NE;'**+  (Limyra)  F.  n.4;  .•♦**  **♦+:  Schönbom 
n.  24. 

AP**AMPiMiO^  Pell,  griech.  inschr. 
6)  ri^....'*A  (bilingue  von  Limyra)  n.  3  einem  PAP^E- 
NONjo^*)  entsprechend;  cf.  .P3ENOT*.  —  Forb. 
33,  1  (Limyra)  TPBB*ENi^+:TEA>^PE:  (sie);  was 
sehr  an  die  mfinzlegende  TPBB^^E^E  und  Obel. 
III 38.   IV  11  erinnert. 

-.£+£/*+ Pell...  \    ^.c.l0.1A3. 

ÄOA^'»/f+  (Limyra  Schönborn  n.  7). 
OFhTE/*+  (KyaneÄ)  Forb.  26, 3?  Vgl.  C.  L  Gr.  7459 

oEATiE^  d.  i.  Qfarifjg. 
♦/♦TA-.^^<:*+  (Limyra)  Porb.  8,  2.  Sharpe  ergänzt: 

—  op*/*+,  Schönborn  ♦/♦T*o^^:*+M'^E. 

*'^^Eii/t+  i®'  ^*^®°'  ^'^  ^^'^^  *^  ^POF♦TEl♦/E? 
^EgfiavÖBifjiaaiog  (Telmessus)  Pell.  4208  c.  (Kadyanda) 
4228  b. 


•)  PAPMnOINTO^  giebt  Fofbet,  PMlENjTOZ  Schönbom 
mit  T.  ^^  erwArten  aber  dafUr  ein  I :  nctQ/ti*6vioq  vom  nominativ  Ua^ 
f$i9on^  Und  das  könnte  wohl  die  richtige  form  sein,  da  in  XPPP>fA^^E 
and  i^PS(^A^OIC'*'E  FeUowf  6,  1  eine  ganz  »hnliche  bildnng  Torliegt  und 
8eliönb<9m  PM^^j^if  giebt.  Dieae  inschrift  ist  Obrigena  allem  anachein 
nach  iohr  schlecht  copirt.  Ich  yerrnnthe  i^+BE : +P[^E :  FT^P  *  4^PTTA 

:/A:r^PaEN(>ME)l*+E; 


a02  Motu  Schmidt 

Tg^ßavGiog  C.  L  G.  p.  1128  n.  4269d.  Man  ver- 
gleiche den  dativ  MXfxvazi  C.  I.  G.  p.ll46  n. 4315b, 
wo  Job.  Franz,  unbekannt  mit  der  lykischen  syn- 
taxis  der  buchstaben,  welche  ^^  gestattet,  verkehr- 
ter weise  M[A]MYZEI  corrigiren  wollte. 
7)  +opTTOFiMif+  (Xanthus)  Forb.  19,  3. 

roPE+E«^*T^+  8,  oben.   ) 

nVQlfAOTVOq  C.  I.  G.  4224.1 

/♦**oTiK+  (Myra)  Fell.  13. 

.P3ENOTif[+]  (Pinara)  Fell.  n.  17-  Schönborn  inscr. 
Pinar.  n.  3  las  das  wort  T3P*oT^.^.  An  der  rich- 
tigkeit  von  — ^^7^+  (so  stelle  her)  zweifle  ich 
nicht.  Anch  T  mag  recht  sein.  Aber  3E  ist  un- 
möglich. Vielleicht  TE~oT^+  =  T^fAo9iov} 
Nicht  ohne  einiges  bedenken  reihe  ich  an: 
9)  VO^^TEi>f+  (Limyra)  Fell.  7. 

o+^PEi*+  (Antiphellus)  Forb.  15, 1. 
~EI^i^TEl♦ 
^EirMEi^+* 
cf.  **MrETE  Fo.  28,  9.    (Sura)  Forb.  25,  1.6.     Das  wort 
(eigenname?)  ist  zusammengesetzt  mit  ^EX  (Obelisk),  wie 
andre  mit  +PE,  ^Z*,  +oPTTo,  ♦Pi,  hPI,  iT^,  *qENC4-*, 
PAAV.    Denn  möglicherweise  entsprechen  V<^*^*TEiA+  etc. 
nicht  griechischen  namen  auf — iq^  sondern  wären  zu  ver- 
gleichen mit  eigeonamen  wie:  o+oß^  Forb.  12,  2,  Ei*TPO- 
V^^  Fo.  19,  3  (7ar(»oxAw?),  '^*^  Forb.  18,  1  *),  ~3Eno+A 
(Forb.  30, 1  =  Schönbom  14  cf.  F.  13, 1),  ?{T\)V¥IfkP*^ 
(münzlegende)   und    dem  nicht  seltenen  P^PEKM  (Forb. 


*)  T>f^4^  mahnt  an  T^^>fBA~hE*4~^  ^'^  mfinzen,  worin  man  den 
7  Stadien  von  Patara  gelegenen  drifio^  Ti^Xi^io;  mit  der  achmntzigen  qnelle, 
in  der  sich  Telephns  gebadet  haben  soll  (ethnikon  Ti/lf^ccvc)  Steph.  Byz. 
620,  21  Mainek.  an  finden  meint  Der  Grieche  ftnd  natttrlicfa  im  namen 
des  Gaus  anklAnge  an  seinen  Telephns.  Wir  werden  wohl  T4^4^*BA'HE"h^ 
an  theilen  und  in  B>f'f'E"f'4^  dieselbe  adjectivendung  wiedervnericennen  ha- 
ben,   mit  der  if  —  B4^+E  nn^  ^ B4^El^  gebUdet  aind  (yeigl.  ^^i 

yop^.Mj^JE.ß^Ell^  Forb.  16,  1)  .sam  Teles  gehörig«  s  T«|A«mc. 
Aehnlich  (+)i^PEK^iKB>f  Ob.  W.  8.  z.  17. 


▼ontadien  zur  entziff^rnng  der  lykischen  Sprachdenkmale.         903 

22,  2).  üeber  ^>^PEK^^  tirtheile  ich  anders  als  W.  Koner 
bei  Pinder  und  Friedl.  beitr.  zur  &ltem  mOnzk.  I  p.  97,  14 
nach  DSbarpe  thut.  Es  tritt  auch  in  den  formen  TT^ 
PEKM+  Forb.  11,  1,  Walpole  Travels  n.  3  ^>^PEK'^E+♦ 
Forb.  21,  3,  TAPEK^+A  Forb.  9,  1  auf.  Da  nämlich  un- 
ter den  lykischen  namen  auch  ein  'Enixlijg  (II.  M  379) 
[▼gl.  'EnälTfig]  ^largoxliig  [?]  auftritt  und  ein  fQrst  Peri- 
kles  aus  Phot.  Bibl.  bekannt  ist,  liegt  es  doch  wahrlich 
viel  nfther  an  IlegixXfjg  als  an  'HgaxkBia  zu  denken,  also 
an  formen  auf  — '^g.  Den  namen  n^QixXijg  f&hrt  auch  ein 
Myser  aus  Parium  C.  I.  G.  3648.  Haguck^g  und  ^>^PEK^ 
brauchen  deshalb  noch  gar  nicht  der  etymologie  nach  der- 
selbe namen  zu  sein,  so  wenig  wie  *Emxkr^g  und  ^^fPEK^^. 
Bei  den  Kretern  steht  ütig  =  tibqS —  (vgl.  fl^gdixia  Steph. 
Bjz.  517,  12).  Dem  sei  wie  ihm  wolle.  Sehen  wir  von 
o.  9fi  ab,  so  finden  sich  die  beiden  tabellen  A  und  B  in 
bester  Übereinstimmung,  abgerechnet,  dafs  wir  zufällig  keine 
Dominative  auf  BE  {*ßi>g)  und  keine  genetive  von  nomini- 
bns  auf  gtg,  P^TE,  >fE,  ^E  übrig  haben.  Ich  glaube  da- 
her annehmen  zu  dürfen,  dafs  lykisches  AE,  FE,  JE,  /E, 
Ag^  **E,  ^E,  TE,  +E  griechischem  Sig,  (pig,  avg,  A*^,  png^ 
v$qj  rig  u.  s.  f.  gleichstehen  und  zu  ihnen  die  genetivfor- 
men auf  — A+,  die  accusativformen  auf  AE,  FE  u.  s.  f. 
griechischem  Siv^  (piv  u.  s.  f.  entsprechend  gehören. 


In  griechischen  Inschriften  begegnen  wir  hftufig  der 
formel  ^äv  oder  ^av  (pgovwv  oder  iüv  xai  (pgovwv  (letzte- 
res offenbar  in  der  bedeutung  „  dispositionsfähig  ^)  z.  b. 
C.LG.  n  n.3787: 

SOOR  ATE8 .  VIVVS .  SIBI .  ET .  AELI  AE 
MAMT  AE .  HOC .  MON  VMENTVM .  FECIT 
20KPATH2  SSiNSEAYTilKAI  AlAIAI 
MAPITAI  TOYTO  MNEMEION 
KATE2KEYA2EN 


304  Moris  Schmidt 

Dies  ^cov  steht  entweder  im  sasammenhang  der  rede 
verbanden  mit  der  dritten  oder  ersten  person  des  Terbi, 
C«  I.  O.  3809  /iifKtroyivfig  Qiayivovg  ^äv  (pQOvwy  tctriaa 
TOP  ßwpLQv  kfjiavT^  xal  X^<fif  t^  avfißi(p  jiAVTJfAfjg  ;|fa(MV.  — 
3793. 3778. 3777. 3757. 3737. 3736. 35. 3722  (?)  3702. 3693. 
3691. 3588b.  3387. 3382. 3381. 3377. 3369.  70. 3365b.3361. 
3363.  3355.  3349. 3319. 3314. 3303. 3294. 3292. 3289. 3270. 
3268.  3267.  3265.  3122.  3113.  3108.  3104.  3098  (3024  £^ 
ftr  ^äp)  2343.  2201.  2203.  1954.  1956. 1958.  1981.  1991. 
2001.  2002.  2015.  2032.  2043.  2044.  2055b.  2007c  2146b. 
24390.  Anth.  PaL  VII,  330  p.  400.  T^p  tjogov  ijv  iao- 
Qag  ^üiv  Md^ifAog  aifvog  iavnp  QijxBV*     C.  L  G.  I,  1023. 

Oder  mehr  oder  weniger  selbststftndig  am  ende:  630. 
787.  1151.  3806.  3796.  3396.  3301.  3259.  3040.  3029.  3028. 
3017.  3009.  3006.  2951.  2939.  2938.  2918.  2901.  2.  2825. 
2771.  2728.  2700b.  2520.  2326.  1971b.  1977.  1984. 1994. 
1957  c.  1994  b.  1997e.  2007  m. 

Oder  am  anfang:  3100.2846.2687.2667.  FellowB 
p.  243. 

Im  lateinischen  y(ivu8)  F(ecit)  oder  y(ivns)  F(acioD- 
dum)  C(nravit)  oder  y(ivtts)  H(oc)  S(ibi)  F(ecit)  M(ono- 
mentum)  V.  S.  P.  oder  Y.  S.  L.  M.  Hoc  sepnlcrum  vivus 
comparavit.  Se  vivo  fecit  Sibi.  Mommsen  inscr.  regn« 
Neapel,  n.  2634.    Vgl.  Kirchmann  de  funerib.  p.  398  S. 

Dieselbe  formal  nun  erkenne  ich  wieder  in  dem  lyki- 
schen  <^^^. 
Forb.  6  (Gandyva)  ♦B*!    ^^     n'  >frPINhFM*:yoPEi:VN|. 

+PrrE'vhAE^+ 'E/>fTEM  E~4i 
Ich  corrigire  V<^PE:i>f^^A  und  fibersetze:  ,,Dies  (denkmal) 
hier  errichtete  Kyris  bei  lebzeiten  f&r  seine  frau  and  kin- 
der^.  Das  zeichen  i  ist  nur  zur  Vermeidung  des  hiatos 
eingeschaltet^  und  kann,  wie  es  scheint,  beliebig  dem  er- 
sten Worte  angehängt  oder  dem  zweiten  voi^eschoben  wer- 
den. Doch  dflrfte  letzteres,  namentlich  vor  ^  (z«  b.  /^: 
i^'TPE),  das  gewöhnlichere  sein.  Uebrigens  ist  z.  1  yof^ 
♦B^J^N,^  ^^N,f^  z.  2  'f+BE  zu  ergänzen. 

Forb.  20, 1  (Ozunlu  =  Kadyanda): 


Tontadien  zur  entsifferung  der  lykischen  Sprachdenkmale.  305 

o^«El♦N,^:^P5N^F^Ti^ 

+PPrhE:rP3E   >ME:>f+BE 
Hier  ist  za  theilen  ^PME:!^^^  and  zn  übersetzen:  Abasie 
hat  (es)  bei  lebzeiten  errichtet  f&r  seinen  dienstmann.  Die 
erste  zeile  fehlt  und  enthielt  das  bekannte  >fB>¥^3E^:yof\{|>. 
«♦TE-     Vgl.  Porb.  25,  6. 

Forb.  9  (Limyra): 
o/P^+E^P .  iCEPo+  :TE  AifE'^E :  ^^/^4^t^EK^4<+^. 
Man  leseyoAP♦+EA^:XEPo+  und  deute:  Kydrelos,  Biros 
söhn,  bei  lebzeiten  dem  Perikles.    ^k^  und  >)^^^  sind  das» 
selbe,  vgl.  ^^^^  und  ^^^4^. 

Forb.  11,  1  (Limyra,  Armostel) 

VaET'^h/^NA:  ^P3EN^F^Ti^:  rifPEK'^A+ 

^H-ENMh :  ♦^iTEBM^+ 

TEA^E^E 

Auch  hier  ist  abzutheilen  M^ST^^:l>¥^^^.    Der  satz  enthält 

drei  nominative  und  zwei  genetive.     Mithin  haben  wir  zu 

dem  subjeet  MGET^h  zwei  appositionen  und  zu  übersetzen: 

Khintlas  (Kindalos?)  hat  (dies  denkmal)  bei  lebzeiten  er* 

richtet,  des  Perikles    angenommener,  (?)  des  Epindibasa 

rechter  söhn.    Sharpe  proceedings  p.  205  übersetzt  native 

of  PericlS  und   a  magistrate  of  PericIS.     Doch  halte  ich 

naeine  Übersetzung  f&r  richtig,  mindestens  ungezwungener. 

Mit  *^h+ENMh  vergl.  den  verwandtschaftsnamen  Fo.  19,4 

FKMh  und  Fell.  7,2  IIE'^ME  (feminin.)*)  xdaig;  Fell. 

20,  2    erscheinen   TEA>^P*♦:+ow♦AEl>^,  {(pvaixoi  2837b?) 

bei  FcUows  12  ein  h/M=*IKh  TEA>fE«^E.    Vergl.  C.  I.  G. 

11,3778:    *EQ(ia(piXog   XprjöTitovog  (pvaai  Si   Mevsxgdrovs 

PttvxltjQog  ^ü)P  to  fjLvrifitiov  xartaxivaaev.  Femer  3141.  73. 

3081.  2842.  2772.  2771.  2759  b.  2748.  2539.  2524  yovip  Si 

606a.  643.  654.  II,  3570.  71  mog  Tijg  noksutg^  q/uaei  Si  t5 

Suva. 


*)  Die  endnngen  Xh  maekol.  und  XE  ^omin.  stehn  zu  einander  wie 
Molmraq  xnasc.  und  Molwiiq  femin.  —  Ob  Forb.  10,  1  Mi^Pi^-f•E: 
KO^^A^.^^[7AH-:TEA4^E^E  Khintlaa  mit  Sharpe  als  grofsvater  dei 
Haria  anfirafawen  ist,  Kodala  als  adoptivrater,  bleibt  nneicher. 

Dr.  Moriz  Schmidt. 


Beitrüge  z.  vgl.  sprachf.  V.  8.  20 


306  Stokes 

Die  mittelbretonischen  unregelmäfsigen  verba. 

Diese  werden  in  folgender  reihenfolge  behandelt  wer* 
den:  I.  Die  verba  sabstantiva  und  ihre  composita.  11.  Das 
verbum  mit  der  bedeutung  haben.  III.  DOEN  bringen. 
IV.  DONET  kommen.  V.  MONET  gehen,  VI.  OBER 
thnn.    Vn.  REIFF  geben. 

I.     Die  verba  substantiva  und  ihre  composita. 

Sieben  wurzeln  werden  in  der  bedeutung  des  verbum 
substantivum  angewandt:  1)  I.  2)  AS.  3)  AS.  4)  AV. 
5)  MAG.  6)  stA.  7)  BU.  Ich  gebe  diese  wurzeln  in 
der  gestalt,  die  ich  als  ihre  altceltischen  formen  voraussetze. 
Im  Sanskrit  erscheinen  sie  resp.  als  I  ire,  AS  esse,  AS 
^a-^cu,  AV  sich  bewegen,  MAH  f&r  MA6H  magnus  esse, 
STHA  Stare,  BHÜ  (=  lat.  fu-)  esse.  BU  findet  sich 
aniserdem  mit  der  wz.  DA  (skr.  DELA  ponere)  zusammen- 
gesetzt. 

1.    Von  der  wurzel  I. 

Diese  wurzel  findet  sich  nur  im  praes.  und  secund. 
praes.  indicat.  a)  in  ihrer  einfachen  form,  b)  in  Zusammen- 
setzung mit  der  praepos.  d  e  (=  ir.  du),  c )  in  Zusammen- 
setzung mit  der  praepos.  ed  (von  ati)  und  de. 

Prftesens: 

Sg.  1.  ouf,  ouff,  of,  off,  douf-me,  edouf,  aedouf 

-  2.  out,  oude,  doude 

-  3.  edi,  aedi. 
Plur.  1.  omp,  edomp 

2.  ouch,  och,  douch,  douchuy,  edouch 

3.  edont. 

SecnndKres  praesens: 

Sg.  oann,  doann,  edoenn  1.  pl.  oamp 
oas  2.  -  oach 

oa,     oe,   doa  i   o    «   ^ 
'      , '    ,   J   3.  -   oant. 
aedoae,  edoa,  edo 


die  mittelbretonischen  nnregelmttrsigen  verba.  907 

Beispiele.  Praes.  1.  sing,  pan  ouf  dall  Da  ich 
blind  bin  B.  104.  prest  ouf  pepret  Ich  bin  stets  bereit 
M.  56b.  ez  ouf  duet  Ich  bin  gekommen  M«  20a.  ez  ouf 
em-graet  den  Je  me  suis  fait  homme  M.  29  b.  meurbet 
of  claff  bac  ezaf  fall  Ich  bin  sehr  krank  und  gehe  unsi- 
cher B.  90.  coz  off  Ich  bin  alt  B.  8.  coezet  off  Ich  bin 
gefisdlen  B.  4.  ez  off  soezet  Ich  bin  bekümmert  B.  4.  ez 
off  prenet  Ich  bin  losgekauft  B.  10.  nen  douf  pas  fan- 
tasj  Ich  bin  kein  gespenst  M.  183b.  mar  douf  forget  a 
dioac-metal  Wenn  ich  aus  schlechtem  metall  geschmiedet 
bin  M.  94b.  mar  douf-me  entre  dou  stouet  Wenn  ich 
entzwei  gebogen  bin  M.  54a.  oz  crenaff  bepret  ezaedonff 
In  furcht  bin  ich  stets  B.  198.  en  quic  ganet  maz-edouf 
trist  meurbet  ouf  pa  en  couf  haff  Da  ich  im  fleische  gebo- 
ren bin,  bin  ich  sehr  traurig,  wenn  ich  daran  denke  M.65a. 
pan  aedoff  aman  voar  an  hent  O bschon  ich  hier  auf  der 
reise  bin  B.  36.  n-edoff  oz  nep  re  disleal  Ich  bin  ge- 
gen niemand  ungetreu  B.  144.  suppli  eguidoff,  e  penet 
meurbet  ez-edoff  Bitte  fQr  mich,  greatly  am  I  in  pe- 
nance  B.  198. 

2.  sg.  pardonet  out,  breman  ez  out  diu  ha  dinam 
Du  bist  begnadigt,  jetzt  bist  du  würdig  und  sündelos  M* 
15a.  rac  maz  out  a  Adam  lamet  Denn  du  bist  von  Adam 
entsprungen  M.  65a.  pan  out  dre  fez  a  buhez  mat  Da 
du  durch  den  glauben  einem  guten  leben  (angehörig)  bist 
B.  178.  piou  oude,  peban  oude  duet?  Wer  bist  du,  wo- 
her bist  du  gekommen?  M.  18a.  piou  oude  dre  ma  gla- 
char  a  lavar  dif?  Wer  bist  du,  der  du  in  meiner  betrübnis 
zu  mir  sprichst?  M.  89a.  ma  oar,  pe  da  tra  ez  oude 
deuet?  Mein  freund,  weswegen  bist  du  gekommen?  M.  70a. 
hau  maz-oude  disemperancc?  Ha!  wo  bist  du,  tollheit? 
M.  88a.  ac  a  galile  oude  querz?  Bist  du  gewifs  aus  Ga- 
lilaea?  M.  103  b.  mar  dou  de  da  drouc  enolinet  Wenn 
du  zum  bösen  geneigt  bist  M.  95  a. 

3.  sg.  pan  aedy  pardon,  autronez,  cals  a  bontez  gouez- 
himp  Da  ein  pardon  („assembl^e  religieuse^)  da  ist,  ihr 
herren,  werden  wir   eine  fülle  der  gute  erkennen  B.  52. 

20* 


30H  Stoken 

lauar  dezaff  diuset  ezaedi  Sage  ihm,  er  ist  aaserwählt 
B.  2.  ez  Toe  an  barados  closet  hac  evelse  ez  edi  Das 
paradies  war  verschlossen  und  so  isfs  M.  35  b.  en  qaic 
hamen  boz  eux  quemeret,  ezedy  carantez  a  mam  ha  mab 
In  dem  menschlichen  fleisch,  das  ihr  angenommen  habt, 
ist  matter-  und  sohnesliebe  M.  27b.  decedet  ezedy  Sie 
ist  gestorben  B.  146.  m-edy  ma  mab  huec?  certes,  ytron, 
edy  ouz  monet  da  mont  calvar?  Wo  ist  them  lieber  söhn? 
gewifs,  edle  frau,  geht  er  ( ist  gehend)  nach  dem  Calvarien- 
berg  M.  126b.  dr-ez-edy  scrivet  en  lefroa  bras  Wie  in 
grofsen  bOchern  geschrieben  ist  M.  30  b.  roet  ezeux  da 
corff  drez  edy  hon  enef  biniguet  Du  hast  deinen  leib 
hingegeben,  wobei  unsere  seele  beglQckt  wird  M.  57a« 
ahanen  reson  eo  monet  gant  ma  mab  ganet  pan  edy  Hier 
ist  ein  grund  von  hinnen  zu  gehen  mit  meinem  kinde,  da 
es  geboren  ist  M.  98. 

1 .  pl.  soezet  o  m  p  Wir  sind  bennruhigt  M.  59  b.  pau- 
risset  omp  breman  Jetzt  sind  wir  verarmt  B.  126.  duet 
omp  doz  guelet  Wir  sind  gekommen  euch  zu  sehn  B.  140. 
184.  maz  omp  sourprenet  So  dafs  wir  flberrascht  (?) 
sind  M.  70b.  ez-omp  deuet  eguyt  e  quempret  Wir  sind 
gekommen  in  der  absieht  ihn  zu  ergreifen  M.  71a.  pan 
edomp  aman  didan  coat  Da  wir  hier  unter  dem  holze 
sind  B.  32. 

2.  pl.  pan  ouch  plen  ordrenet  Da  ihr  völlig  einge- 
richtet seid  B.  54.  pan  ouch  diuset  Da  ihr  erw&hlt  seid 
B.  188.  duet  mat  ouch  huy  Willkommen  seid  ihr  B.  186. 
ma  z-ouch  oll  en  strif  So  dafs  ihr  alle  in  streit  seid  M. 
101a.  ez  ooh  choaset  Ihr  seid  auserwählt  M.  186.  mar 
dottch  ressuscitet  Wenn  ihr  auferweckt  seid  M.  194a« 
ne  douch  quet  oll  net  Ihr  seid  nicht  alle  rein  M.  53  a. 
an  douchuy  glan  breman  huy  ac  an  bro  contant  Seid 
ihr  jetzt  —  ihr  und  das  land  —  nicht  völlig  zufrieden 
M.  112  a.  an  douchuy  a  drouc-preder  Seid  ihr  nicht  bö- 
ser gesinnung  M.  234a.  pan  aedouch  breman  voar  an 
bet  Da  ihr  jetzt  in  der  weit  seid  B.  142.  pan  aedouch 
aman   diamüBT  Da  ihr  hier  unbefleckt   seid  B.  142.    pan 


die  mittelbretonischen  unregelmäfsigen  verba.  309 

edouch    certeD   en  enes  Da  ihr  gewifs  auf  der  insel  seid 
B.  16. 

3.  pl.  ouz  miret  ez  edont  sie  verwahren  M.  217  b. 
Vielleicht  an-edind-y  duet  gueoede  Sind  sie  nicht  mit 
dir  gekommen?  B.  18. 

Seoundäres  praes.  Lsg.  dif  a  lavaras  ez-oann  guen- 
▼idic  Er  sagte  mir,  dafs  ich  glQcklich  w&re  M.  127  b.  en 
tooU  man  ez  oann  manet  In  dieser  höhle  war  ich  geblie- 
ben M.  183b.  eno  ez  oann  clos  hac  obscur  Dort  war 
ich  eingeschlossen  und  im  dunkeln  M.  230  b.  nen  doann 
qnet  qnen  ferm  dan  termen  Ich  war  nicht  so  entschlossen 
zo  der  zeit  M.  231a.  bezgoaz  gant  goas  ne  doan  boaset 
Ich  war  nie  gewohnt  mit  einem  jQngling  beisammen  zu 
sein  B.  50.  an  tour  maz  edoenn  me  Der  thurm,  in  wel* 
cheai  ich  war  M.  231a. 

2.  sg.  petra  neuez  so  hoarvezet maz  oas  dre 

burzut  symudet  Welches  neue  ereignis  hat  sich  zugetra- 
gen, dafs  du  durch  ein  wunder  (burzut  =  virtus)  stumm  ge- 
worden bist  B.  74. 

3.  sg.  pan  oa  en  couvy  entre  tut  e  ty  Da  er  als  gast 
(en  convive)  war  unter  dem  volke  seines  hauses  M. 4a. 
pan  oa  dastumet  cusul  an  princet  Als  sich  der  rath  der 
forsten  versammelt  hatte  M.  16b.  pan  oa  golchet  net  ho 
treit  Als  ihre  fbfse  rein  gewaschen  waren  M.  19  b.  rac 
se  ez-oa  arretaff  Deshalb  war  es  nöthig  zu  verhüten  B.  78. 
dre  z-oa  proficiet  Wie  prophezeit  war  B.  184.  poz  fantasy 
oe  dit  traissaf  an  heny  az  glorifias  Was  ftkr  ein  wahn  war 
es  von  dir  ihn  zu  verrathen,  der  dich  verherrlichte?  M.  129  a. 
ez  arriuas  Mari  Magdalen  a  yoa  en  penet  Da  kam  M.  M., 
welche  bufse  that  M.4b.  Da  scouarn  blouch  a  yoa  trouchet 
Dein  ohr  war  völlig  abgehauen  (truncatus)  M«  75  a.  pell 
ayoa  aban  enioa  hoant  daz  guelet  Lange  war's,  dafs  ich  dich 
zu  sehen  wQnschte  M.  103  b.  achiuet  eo  spes  ma  desir  a 
yoa  hir  oz  ma  inspirafF  Erfüllt  ist  mein  verlangen^  wel- 
ches mich  lange  beseelte  B.  182.  an  place  man  aioa 
diouganet  Dieser  platz  war  vorhergesagt  B.  190.  he  man 
aioa  goar  hegarat  Das  war  ein  liebenswerther  mann  B.208. 


310  Stokes 

mar  doa  ret  Wenn  es  nöthig  wäre  M.  129b.  me  aedoae 
ma  hunan  manet  egait  da  clevet  Ich  war  allein  zurückge- 
blieben in  der  absieht  dich  zu  hören  B.  60.  pan  edoa 
gryet  Als  er  befestigt  war  M.  134  a.  gueneomp  asezet  ez 
edoa  Mit  uns  hatte  er  sich  niedergesetzt  M.  211b.  pan 
edo  en  croas  an  lazr  en  pedas  Als  er  am  kreuze  war, 
flehte  der  räuber  (latro)  ihn  an  M.  139b.  han  bez  a  edo 
dygoret  Und  das  grab  war  geöffnet  M.  200  a. 

1.  pl.  ez  oamp  meurbet  tristidic  Wir  waren  sehr  in 
sorgen  M.  199b.  quen  astut  evel  tut  mudet  ez  ez  oamp 
neuse  Wir  waren  so  thöricht  wie  dumme  leute  M.219b. 

2.  pl.  ha  pan  oach  a  pep  tu  sugit  a  Egypt  en  houz 
acnytas  Und  wenn  ihr  aller  orten  Aegypten  unterworfen 
wärt,  er  befreite  euch  M.  128  b. 

Bemerkungen.  Die  erste  sing,  des  praes.  ouf  (=s 
w.  wyf,  corn.  of,  off)  mit  ihrem  f  =  aspiriertem  m  weist 
auf  ein  altkeit.  *6mi,  welches  ich  trotz  der  verschie- 
denen bedeutung  mit  skr.  6mi^  griech.  cijui,  lat.  eo*)  ver- 
gleichen möchte.  (Altir.  amm  Z.  702,  am  Z.  476  mit  ih- 
rem harten  m  weisen  auf  altkeit.  *ammi  =  aeol.  fu^u,  skr. 
asmi,  lat.  sum).  Die  wurzel  I  ist  bereits  von  Glück  im 
gallischen  Aivog^  Aenus,  jetzt  In n  nachgewiesen  worden. 
Die  2.  sing,  ou-t  (w.  wy-t,  com.  o-s  aus  o-t)  enthält 
eine  i^glutination  des  pers.  pron.  zweiter  person  an  eine 
altkeltische  form  wie  *e,  *ehi  ==  skr.  eäi,  lat.  ts.  In  der 
3.  sg.  ed-i  =  w.  yd-i  (Pugbe  II,  615)  steht  i  für  it  (Juv. 
p.  32,  BeitnIV,  386.  399),  *iti  (ir.  id,  -d  in  man-id 
„nisi  est^,  con-id  „ut  vit**,  deand-id  „cui  est^,  ma-d 
„si  est^,  ci-d  ^quamvis  est^  etc.),  unguniert  wie  lat.  it. 
Im  plur.  führt  om-p,  wie  corn.  on,  auf  eine  gunierte  form 
wie  *$mas,  lat.  imus,  während  w.  ym  =  skr.  imas, 
ipL^g*    Auch  ou-ch  (com.  ough)  enthält  eine  agglutina^ 


*)  Bopp  vgl.  gramm.  II'i  165  zieht  60  za  skr.  ji,  aber  wie  kann  er 
dann  die  Stepers.  it  erklären?  imus  mag  ein  indogerm.  ^aimas  Ton  I 
wiedergeben,  und  dafs  gunienmg  vor  schweren  endongen  statthaben  könne, 
scheint  mir  bewiesen  durch  n§ifu&a,  fimahi,  die  doch  sicher  von  KI,  cf. 
slay.  öi-ji|  qniesco. 


die  miUelbretoniflcheii  tmregelmäfaigen  verba.  311 

tion  des  pera.  pron.  2ter  pl.  an  eine  wie  lat.  ttis  durch 
ganierung  entstandene  form;  im  welschen  7 -weh  wie  im 
skr.  i-tha,  griech.  he  ist  die  wurzel  nicht  guniert. 

Die  Iste  sing,  des  secund.  praesens  (oder  imperfect) 
oann  (com.  on)  ist  rücksichtlich  ihres  gunierten  i  =s 
ibam,  rficksichtlich  der  endung  ss  skr.  äjam,  griech.  ^«iv; 
das  n  als  personalendung  scheint  bewahrt  ond  verdichtet, 
wie  das  m  in  der  irischen  1.  sg.  praes.  indic.  act  Die  2te 
sing,  oas  steht  unzweifelhaft  ftr  oaz  (cf.  gouzafvez  to- 
lerabas  M.  67  a  und  grez  faciebas  B.  164)  —  z  entstan- 
den aus  dem  suffigierten  t  des  pronomen  —  und  die  ähn- 
lichkeit  in  der  endung  mit  äis,  ^Big  ist  eine  nur  schein- 
bare. Die  3te  sg.  oa,  oe  (com.  o  P.  214.  3,  4)  kann  wohl 
mit  %\tj  jfet  verglichen  werden;  der  abfall  des  t  muls  vor 
der  voealischen  infection  von  com.  o  stattgefunden  haben. 
Die  1.  pl.  oam-p  ist  =  äima,  yf4€v.  In  der  2«  pl.  oa-ch, 
skr.  fiita,  ^"Tb  haben  wir  wieder  das  suffigierte  pronomen. 
Die  3.  pl.  habe  ich  mittelbretonisch  nicht  angetroffen,  un- 
zweifelhaft war  sie  gleich  der  heutigen  oant,  skr.  ajan 
(ftkr  *SjBxxi).  Die  be Währung  des  t  scheint  daf&r  zu  spre- 
chen, daJfo  eine  primäre  endung  statt  einer  secundären  ge- 
wählt ist*). 

2.    Von  der  wurzel  AS. 

Diese  wurzel  findet  sich  nur  in  der  3.  sg.  praes.  ind. 
in  der  form  is  est  und  der  3.  pl.  int  oder  mit  praeposi- 
tion  d-int  sunt. 

Beispiele.  Von  der  3.  sg.  kann  ich  nur  ein  einzi- 
ges beispiel  beibringen  in  der  vom  Vic.  de  la  Villemarqud 
veröffentlichten  inschrift  der  glocke  von  Stival:  Pirturfic 
isti  Süfsstimmig  bist  du. 

3.  pl.  nao  ynt  licit  da  recitaff  Es  ist  nicht  gestattet 
ne  herzusagen  M.  62a.  presant  ynt  rac  drem  a  breman 
Sie  sind  jetzt  vor  eurem  angesicht  gegenwärtig  B.  158. 

*)  80  in  der  8.  pl.  des  ir.  bog.  praes.  asbeirtia  dicebant,  efferebant; 
hier  steht  beirtis  (wz.  bhar)  fUr  ber-anti+s:  primäre  endnng  mit  snf- 
Hfßiiem  pronomen. 


312  Stokes 

an  aer  flaerias  maz  int  confos  raset  Eine  stinkende  luft, 
in  der  eie  wirr  heramgezogen  werden  M.  13  b.  parfet  meur- 
bet  dint  Sie  sind  sehr  ▼oUkommen  M.  7a.  mar  dint 
bihan  Wenn  sie  staabig  sind  M.  52  b. 

Bemerkungen,  is  (w.  und  ir.  is)  =  as-ti,  irr-ri, 
es-t:  das  s  ist  beibehalten,  weil  die  personalendung  von 
alters  her  direct  an  dieses  verbom  angehängt  wurde.  Der 
plur.  int  (altir.  it)  hat  ein  h  verloren  (noch  erhalten  ist 
dies  im  altw.  hint  Z.  1090),  welches  —  wie  das  von  zend. 
henti  —  aas  dem  im  skr.  s-anti  (*as-anti),  lat  s-unt 
erhaltenen  s  der  wurzel  entsprang. 

3.     Von  der  wurzel  AS. 

Diese  wurzel  findet  sich  nur  in  der  3.  sg.  praes.,  von 
der  die  reguläre  bretonische  form  eus  sein  wflrde,  aber 
durch  den  einfluTs  der  französischen  Orthographie  finden 
wir  allgemein  eux,  euz  oder  mit  praep.  deux,  deuz. 

Beispiele,  nac  eux  den  ganet  en  crethe  Es  ist 
kein  mensch  geboren,  der  es  glauben  mochte  M.  28  b.  eno 
ne  deux  na  meux  na  mann  Weder  speise  noch  manna 
ist  dort  M.  14a.  en  bet  ne  deux  quet  nemet  poan  In  der 
weit  ist  nichts  wie  pein  B.  16.  ne  deuz  sy  Das  ist  kein 
fehler  M.  23a.  ne  deuz  quet  sy  M.  28a.  ne  deuz  mar 
en  bet  Darüber  ist  kein  zweifei  in  der  weit  M.  81  a.  aour 
nac  argant  mar  deux  gantaff  Wenn  gold  oder  silber  bei 
ihm  ist  B.  10.  entre  meneziou  tan  ez  eux  rodou  gant 
poanyou  Zwischen  feuerbergen  sind  dort  wegc  der  pein 
M.  10b.  ivez  ez  eux  un  rifier  sclacc  Dort  ist  auch  ein 
fluls  von  eis  M.  IIa.  (sclacc  =  frz.  glace,  wie  com. 
squenip  gl.  incestus,  ==  frz.  guenipe)  me  meux  clevet 
hac  ez  credaff  ez  eux  feunteun  oz  eyennaf  Ich  habe  ge- 
hört und  glaube,  eine  quelle  ist  im  entspringen  B.  104. 
lauar  breman  dirac  an  face  pa  ez  eux  spacc  voar  an 
placen  Sprich  nun  zugleich  (wörtlich  vor  dem  angesicht), 
denn  an  dieser  stelle  hier  ist  räum  B.  162.  Siehe  weitere 
beispiele  unter  11. 

Bemerkungen,    eux  oder  organischer  eus  ist  ss 


die  mittelbretonischen  unregelmäTBigen  verba.  313 

com.  ens  oder  us,  altir.  as;  im  altwelschen  habe  ioh  die 
entsprechende  form  nicht  gefunden.  Die  Bewahrung  des  s, 
das  eu  welches  bretonisch  regelmäfsig  einem  a  entspricht, 
die  thatsache,  dafs  corn.  us*)  und  ir.  as  vocalische  in- 
fection  veranlassen,  das  fehlen  des  umlauts  alle  fahren  auf 
eine  altkeltiscbe  form  gleich  skr.  ästö,  griech.  ^(Trae,  wo- 
rin der  spir.  asp.  unorganisch.  Wegen  des  gebrauchs  eines 
sedere  bedeutenden  Tcrbums  fQr  die  bedeutung  esse  Tgl. 
span«  ser  =  lat,  sedere. 

4.     Von  der  wurzel  AV. 

Diese  wurzel  findet  sich  bretonisch  nur  in  der  3.  sg. 
praes.  in  den  formen  eu,  eo  —  mit  praepos.  deu,  deo. 

Beispiele,  me  goar  ez-eu  sapient,  me  conclu  ez-eo 
a  tat  prudant  Ich  weifs ,  sie  ist  verständig ;  ich  schliefse, 
dais  sie  zu  den  ehrenwerthen  leuten  gehört  B.  24.  nac 
eu  mar  fier  Wie  stolz  er  auch  sein  mag  M.  3  a.  nac  eu 
mar  net  Wie  rein  er  auch  sein  mag  M.36b.  ma  z-eu 
ma  calon  estonet  So  dafs  mein  herz  erstaunt  ist  M.  40  b. 
mar  deu  ret  Wenn  es  nöthig  ist  M.  37b.  mar  deu  duet 
an  pret  Wenn  die  zeit  gekommen  ist  M.  46a.  mar  deu 
possibi  Wenn  es  möglich  ist  M.  65a.  mar  deu  gant  el 
revelet  Wie  durch  einen  engel  offenbart  ist  B.  82.  ne 
deu  quet,  men-goar  net  parfet  Er  ist,  weifs  ich,  nicht  ganz 
rein  M.  53a.  eff  na  deu  ganet  Er  ist  nicht  geboren  B.82. 
mar  deo  gueneochuy  studiet  Wenn  es  von  euch  studiert 
wird  B.  116. 

Bemerkungen,  eu  oder  eo  ist  das  welsche  yw^ 
com.  yw,  ew.  Ich  habe  es  bereits  auf  eine  wurzel  AV 
bezogen,  welche  im  sanskrit  movere  bedeuten  soll  und  von 
der  avana  festinatio,  avanicursus,  fluvius  abgeleitet  sind. 
Hieher  zieht  GlQck  auch  die  ^Itkel tischen  flufsnamen  Avos, 
Avara,  Ava  und  w.  awon.  Im  irischen  mag  vielleicht 
bieher  gehören  das  verb.  subst.  t4u  „ich  bin^  =  do+ävu, 
im  lateinischen  -vi,  -ui,  in  amavi,  monui. 

*)  kymmys  yn  bys  as  vas  Was  nur  in  der  weit  gut  sein^mag  (mas, 
mat)  P.  16,  8. 


314  Stokes 

5.  Von  der  wurzel  MAG. 

Diese  wurzel  findet  sich  bretonisch  nur  in  der  3.  sg. 
praes.  (ma  und  mit  praef.  e  ema)  und  der  3.  sing,  impe- 
rativ! (ma). 

Beispiele.  3. sg.  praes.  ma  oz  gonrvez  en  bez  man 
Er  liegt  in  seinem  grabe  B.  12.  na  biscoaz  a  nep  grec 
ma  quen  hirvondet  Nie  gibt  es  (gab  es?)  solche  seufzer 
eines  weibes  M.  14a.  ema  ann  esquep  ouz  da  gortos  Die 
bischöfe  erwarten  dich  M.  61b.  ema  an  hoary  entre  me  ha 
huy  Das  spiel  gilt  zwischen  euch  und  mir  M.  146b.  ema 
en  abaty  Er  ist  in  der  abtei  B.  184. 

3.  sing,  imperat.  Mal  em-refferaf  a  graf  me  de  infinit 
divinite  £s  seil  ich  berufe  mich  selbst  auf  seine  unendliche 
gottlichkeit  M.  198  a. 

Bemerkung.  Diese  form  findet  sich  mit  dem  regel- 
mäfsigen  ausfall  des  g  zwischen  vocalen  im  w.  mae  est, 
pl.  maent  sunt  =  corn.  ma,  pl.  mons.  Vgl.  aufser  skr. 
mah  goth.  ahd.  ags.  magan  posse.  Wegen  des  bedea- 
tungswechsels  vgl.  das  altir.  verb.  subst.  fil  e8t=:valet. 

6.  Von  der  wurzel  STA. 

Diese  wurzel  findet  sich  wie  die  vier  letzten  nnr  in 
3.  sg.  praes. 

Beispiele,  an  boet  so  prest  Die  speise  ist  fertig 
M.  7b.  heman  so  dan  tut  burzut  Dies  ist  ein  wunder  fbr 
das  Volk  B.  46.  rac  an  madaelez  anezaf  so  da  priaaf 
Denn  seine  gOte  ist  zu  preisen  M.  6  b.  Es  wird  oft  mit 
dem  plur.  gebraucht:  ma  requetou  so  compson  ven  Meine 
bitten  sind  vergebliche  worte  M.  41a.  a  querden  so?  Sind 
stricke  da?  M.  73b.  te  ha  Mary  so  exceptet  Du  und 
Maria  ihr  seid  ausgenommen  M.  68  b.  Es  wird  auch  un- 
persönlich gebraucht:  me  so,  me  zo  Ich  bin  M.  14a.  18b; 
ni  so  Wir  sind  B.  128;  huy  so  Ihr  seid  M.  53a.  165a. 

Die  dunkle  form  sus  (oar-sus  aet  en  hent  M.  203b 
quoique  je  me  sois  mis  en  route  V.)  scheint  dieser  wurzel 
anzugehören. 


die  mittelbretonischen  unregelrnKTsigen  verba.  315 

Bemerkungen.  Weder  form  noch  bedeutung  bin- 
dern uns  80  mit  lat.  stat  zu  vergleichen,  st  im  anlaut 
wird  auch  sonst  im  bretonischen  zu  s,  cf.  sav  posture  d'un 
Corps  qui  est  debout  (w.  saf),  sÄvel  lever,  w.  sefyll,  wel- 
che wie  ir.  sessam  (redupL)  bestimmt  von  STÄ,  skr.  sth& 
herkommen.  Vgl.  auch  sebezaff  stupid are,  sanka  e.  to 
sting  (praet.  stang)  stechen,  goth.  stigqvan  (stagqv), 
serc'hek  amant  von  *serc'h,  w.  serch,  ir.  serc,  welche 
Siegfried  mit  gr.  arcQyrj  verglich*).  Wegen  der  bedeu- 
tung vgl.  span.  estar. 

7.     Von  Bu  und  Buia. 

Praeteritum : 

Sg.  biouf,  biof    1.  pl.  biomp 

2.         bioch 
boe,  boa        3. 

Beispiele.  Sing.  1.  pers.  uniet  ouf  ann  heur  maz 
viouf  den  ouz  an  divinite  Zu  der  stunde,  als  ich  mensch 
ward,  wurde  ich  mit  der  gottheit  vereint  M.  177  b.  pan 
viof  presantet  iouanc  en  templ  Salomon  Als  ich  in  mei- 
ner Jugend  im  tempel  Salomonis  dargestellt  wurde  M.  39  a. 
dre  doe  beu,  ne  oun  piou  eu  quet  na  ne  viof  e  re  nepret 
Beim  lebendigen  gottl  ich  weifs  nicht,  woher  er  ist  und 
habe  nie  zu  seinen  leuten  gehört  M.  81b. 

3.  pers.  nem  boe  quet  dram  fez  Non  fuit  mihi,  per 
fidem  meam  B.  158.  hanvet  voe  Juzas  Er  war  Judas 
genannt  M.  5a.  pan  voe  debret  an  oan  Als  das  lamm 
gegessen  war  M.  19a.  goude  c  quempret  ez  voe  dereet 
da  Annas  Nach  seiner  gefangennähme  ward  er  zu  Annas 
geschleppt  M.  75b.  comps  deoch  penaux  voa  nampech  am 
mecher  Euch  zu  erzählen  wie  mein  werk  verhindert  wurde 
B.  74.     sanct   voa  heman  Er  war  heilig  B.  208.    Mma 


*)  Im  welschen  vergl.  die  folgenden:  sarnu  =:  lat.  sternere,  ser  = 
engl.  Stars  laL  stellae  *Bternlae,  sen  =s  engl,  stain,  sofl  =  engl, 
stubble,  syrth  fall  =  nhd.  stürz,  syrthio  fallen  :=  phd.  stürzen , 
saer  handwerker  (ir.  saer  maurer,  com.  sair^pren  gl.  lignarius)  vielleicht 
für  *8tag-ro,  skr.  wz.  sthag. 


316  Stokes 

studi  ma  opinion  voa  gneneoch  ha  reson  monet  Mein 
wünsch  und  meine  absieht  war  mit  euch  za  gehen  und  zu 
disputieren  B.  14. 

Plur.  1.  pers.  ez  yiomp  spontet  Wir  sind  erschreckt 
worden  M.  219a.  ^goa  ny  lo  man  pan  viomp  ganet  Wehe 
uns  an  dem  tage,  da  wir  geboren  sind  M.  223  a. 

2.  pers.  en  signifiancc  maz  vioch  lamet  Zum  zeichen, 
dafs  ihr  frei  wäret  M.  117  a. 

Bemerkungen,  biouf  (corn.  buef,  buf),  boe  (com. 
bue),  biomp,  bioch  (corn.  buen,  beugh)  scheinendem 
praesensstamm  bhuja  der  wurzel  bhü  anzugehören,  wel- 
chen Schleicher  im  griechischen  nachgewiesen  hat  {(pvo)^ 
aber  aeol.  (fviu)),  umbr.  *fuiu  (cf.  das  fut.  fuiest),  ir.  biü 
Ich  bin. 

Futaram: 

Sg.  bezaf,  bezif,  biziff  l.pl.  *bezimp,  bizimp,  biomp 
bezi,    bizi     2.       *bezit,      *bizit,   bihet 
bez,     bezo  3.       bezint,     bizint. 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  ma  na  vezaf  mam  e  berr 
amser  ez  rentif  ma  speret  Wenn  ich  nicht  in  kurzer  zeit 
mutter  sein  werde,  werde  ich  meinen  geist  aufgeben  B.  96. 
na  flaig  quet  diouzif  her  dra  bezif  beu  Weiche  nicht  von 
mir,  so  lange  ich  am  leben  sein  werde  M.  100  a.  dre  hen- 
nez  traysset  viziff  Von  ihm  werde  ich  verrathen  werden 
M.  60a.  mar  cruel  dre  ma  ysily  ez  viziff  griet  So  grau- 
sam werde  ich  an  meinen  gliedern  gefesselt  werden  M.  43  a. 
oz  absantif  ez  vizif  cuit  Indem  ich  weggehe,  werde  ich 
frei  sein  B.  60. 

Sg.  2«  pers.  mar  fellez  ez  vezi  mezet  ha  punisset 
Wenn  du  sündigst,  wirst  du  beschämt  und  bestraft  wer- 
den M.  62a.  traytour  vizy  bizhuyquen  dalchet  Du  wirst 
stets  für  einen  verräthcr  gehalten  werden  M.  61b.  en 
lech  maz  vizy  bizhuiquen  An  dem  orte,  wo  du  stets  sein 
wirst  M.  89b.  Autrou  pan  vizy  ez  roantelaez  an  oaez 
man  couf  Herr,  wenn  du  in  deinem  reiche  sein  wirst,  er- 
innere  dich    dieses    elenden  M.  141  a.     men   lavar   dit  ez 


die  mittelbretonifichen  unregelmüfsigeii  verba.  317 

Yizy   en  dez  man  gaenef  en  baradoes  Ich  sage  dir,  heute 
wirst  du  mit  mir  im  paradiese  sein  M.  141b. 

Sg.   3.  pers.     mar  bez  da  grat  Wenn  es  dein  wille 
sein  sollte  B.  48.    mar  bez  mat,  mar  bez  profit,  mar  bez 
leal  Wenn  es  gut  sein  sollte,  wenn   es  vortheilbafl  sein 
sollte,  wenn  es  redlich  sein   sollte  B.  128.     mar  bez  ret 
dif  Wenn  es  fbr  dich  nothwendig  sein  sollte  M.  2 1  a.    certen 
bez  a  vezaf  carez  mar  bez  cuyt  Sei  des  gewifs,   dafs  es 
eine   schände  ist,  wenn   er  frei  sein  sollte  M.  101  b.     me 
men  beut  crouguet  ma  nem  bez  e  pris  Ich  will  mich  hän- 
gen lassen,  wenn  ich  nicht  seinen  werth  haben  sollte  Ml  6a. 
eno   ez   vez  nos  ha  des  an  re  dieng  Dort  soll  der  träge 
tag  und  nacht  sein  M.  12  a.     a  pep  lignez  hcp  finvez  em 
bez  couf  Jedes  Stammes  werde  ich  mich  ohne  ende  erinnern 
M.  177b.     goude  e  offeren  ez   vez  santel  oz  hon  quelen 
Nacii  seiner  messe  wird  uns  der  heilige  unterrichten  B.  184. 
da  hanter  an  creis  dez  yezo  Es  wird  mittag  sein  M.  42a. 
nem  bezo  Er  wird  nicht  haben  B.  5ü.     petra  am   bezo 
me?  Was  werde  ich  haben?  M.  18a.     az  vezo  Du  wirst 
haben  (tibi  erit)  M.  18b.     non    bezo  Wir   werden   nicht 
haben  (non  nobis  erit)  M.  17  b. 

PI.  1.  pers.    drez  vizimp  beo  So  lange  wir  am  leben 

sein  werden  B.  52.     mezequaet vihomp  dren  drase 

mar  be  gouzv[ez]et  Wir  werden  wegen  dieser  sache  be- 
schämt werden,  wenn  sie  bekannt  wird  M.  220  b. 

PI.  2.  pers.  refuset  Tibet  an  pret  man  Ihr  werdet 
zu  dieser  zeit  zurQckgewiesen  werden  M.  35  b.  henoz  ez 
yihet  enonfme  scandalizet  Diese  nacht  werdet  ihr  euch 
Aber  mich  ärgern  M.  63b.  eno  gueneompni  ez  yihet  quen 
na  cleybet  quehezlou  Ionen  Dort  werdet  ihr  mit  uns  wei- 
len, bis  ihr  freudige  nachrichten  hört  M.  162  a. 

PI.  3.  ps.  maz  bezint  laquaet  en  semblant  a  ynoczantet 
So  dals  sie  in  den  schein  der  Unschuld  werden  versetzt 
werden  M.  45  a.  me  a  cafo  tut  deputet  oar  ez  vezint  gac 
9oadaet  Ich  werde  auserwählte  leute  finden  unter  der  be- 
diogung,  daiä  sie  gut  bezahlt  werden  M.  168b.   maz  vizint 


318  Stokes 

diprisonet  Da(s   sie   der   gefaogenscbaft  ledig  sein  sollen 
B.  204. 

Bemerkung.  Schleicher  (beitr.  I,  50ö)  verglich  be- 
zaff  (mittelw.  bydaf,  com.  bethaff  für  bedhaff)  mit 
sl.  b§-dq,  einem  praesens  mit  futurbedeutung,  zusammen- 
gesetzt aus  bha+dhä.  Er  hätte  auch  die  slavische  form 
mit  dem  breton.,  welsch,  und  corn.  imperativ  vergleichen 
können,  wo  sich  dieselbe  Zusammensetzung  findet,  be-zaf 
ero  =  altsl.  bqd^,  bez  erit  (corn.  byth)  =  altsl.  b^deti. 
In  den  formen  be-zif,  be-zi,  be-zimp,  be-zint  erkenne 
ich  ursprüngliche  optativformen  und  vergleiche  mit  dem 
-dif,  -di,  -dim-p,  -dint  (woraus  -zif  u.  s.  w.)  lateini- 
sche formen  wie  *crS-dSm,  cre-des,  cre-d6mus, 
crS-dent.  das  -zo  aus  -do  in  der  3.  sg.  be-zo  ist  eine 
conjunctivform  und  =  -dät  in  altlat.  cre-dät  Die  erste 
und  zweite  pl.  biomp,  bihet  (=  altir.  biam,  bieid  Z. 
482.  1040)  sind  augenscheinlich  von  der  abgeleiteten  wz. 
bhuja  gebildet.- 

Secundäres  praesens: 

Sg.  benn,  ben   1.  pl.  bemp 
bez,  bes    2.   bech 
be  3.   beut. 

Dieses  tempus  heifst  bei  Legonidec  Conditionnel. 

Beispiele,  me  a  ve  bizhuyquen  den  gae  pan  venu 
gantaf  Ich  würde  stets  ein  munterer  bursche  sein,  wenn 
ich  bei  ihm  wäre  M.  6  b.  mar  galhe  na  mar  die  bezaf  ez 
venu  recevet  da  quentaf  Wenn  es  könnte  und  mülste  sein, 
dafs  ich  zuerst  zugelassen  würde  M.  24  b.  petra  hoarfe 
na  venu  me  diu?  Was  sollte  geschehen,  dessen  ich  nicht 
werth  wäre?  M.  92  a.  mervell  a  graf  gant  oun  ha  poan 
na  ven  [leg.  venu?]  daffnet  Ich  sterbe  mit  furcht  und 
sorge,  dafs  ich  verdammt  werde  B.  162. 

Sg.  2.  pers.  foU  cref  ouz  e  desevout  vez  edivout  dre 
nac  out  diu  Hecht  thöricht  wärest  du,  daran  zu  denken, 
da  du  dessen  nicht  würdig  bist  M.  92  a.  chenchet  eu  liu 
voar  da  diu  guen  rac  na  ves  public  bizuiquen  Verändert 


die  mittelbretonischen  unregelmärsigen  verba.  319 

ist  die    färbe  auf  deinen  beiden  wangen,  lest  thou  be  pu- 
blic always  B.  166. 

Sg.  3.  pera.  ne  galhe  quet  pardonaf  da  den  en  bet 
mar  be  coezet  en  pechet  bras  Er  (Christus)  könnte  nicht 
jedem  in  der  weit  verzeihen,  wenn  er  in  schwere  sünde 
verfallen  wäre  M.  92  b.  me  gray  euezhat  oz  an  mab  man 
na  be  ganet  Ich  will  wachen,  was  dies  kind  anbetrifit, 
daCs  es  geboren  werde  B.  90.  ahanen  reson  eo  monet  rac 
oam  b  e  blam  oz  chom  aman  Hier  ist  grund  von  hinnen  zu 
gehen,  so  dals  es  mir  nicht  zum  tadel  gereicht,  hier  zu 
bleiben  B.  98. 

PI.  1.  pers.  rac  mar  bemp  re  prim  estimet  ez  vemp 
tamallet  Denn  wenn  wir  zu  geschwind  sein  würden,  wor- 
den wir  getadelt  werden  M.  117a.  ny  a  scohe  salv  ez 
vemp  ny  licenciet  Wir  würden  schlagen,  vorausgesetzt 
dafi  es  uns  erlaubt  wäre  M.  72  b. 

PL  2.  pers.  ne  ve  quet  se  enor  deoch  guelet  ho  guyrmab 
onz  mervell  en  croas  hac  ez  vech  neuse  hep  boutbuanec 
gant  regret  Das  wäre  keine  ehre  für  euch,  wenn  ihr  euem 
wahrhaften  söhn  am  kreuze  sterben  sähet  und  dann  nicht 
in  bekflmmemifs  aufser  euch  wäret  M.  38  b.  hennez  ne  ve 
qnet  competant  ez  vech  huy  hep  compassion  Das  wäre 
nicht  angemessen,  wenn  ihr  mitleidslos  wäret  M.  39  a.  mar 
en  lesser  ez  vech  foU  Würde  er  entlassen,  ihr  wäret  toll 
M.  70a.  ne  vech  quet  car  Cesar  dezaf  mar  gruet  gracc 
Ihr  wäret  nicht  Caesar's  freund,  erwieset  ihr  ihm  gnade 
M.  112a.  a  dlehech  pan  vech  für  da  dilivraf  Ihr  müls« 
tei,  wäret  ihr  weise,  ihn  gehen  lassen  M.  llda.  mar  bech 
ama[n]  en  ty  man  leanes  Wäret  ihr  eine  nonne  hier  in  die- 
sem hause  B.  20.  maz  goulen  oll  mar  bech  a  un  opinion 
Ich  frage,  ob  ihr  alle  einer  meinung  seid  6.  22. 

PI.  3.  pers.  pan  ve  quement  den  vo  en  bet  guytibunan 
ne  vent  hanter  da  disclaeriaf  Wenn  alle  menschlichen 
Wesen,  die  es  in  der  weit  gibt,  zusammen  wären,  sie  wür- 
den nicht  die  hälfte  enthüllen  M.  10  b.  ha  ho  crim  ez 
▼ent  redimet  ne  cessont  quet  ouz  ma  pidif  Und  sie  hö- 
ren nicht  auf  mich  zu  bitten,  dafs  sie  von  ihren  verbre-    ^ 


320  Stokei 

chen  losgekauft  werden  M.  29b.  pe  ez  vent  en  poan 
mauet  Oder  wo  nicht,  so  würden  sie  in  sorge  zarQckblei- 
ben  M.  23b.  pe  ez  vent  manet  hep  trete  Autrement  ils 
demeureraient  sans  ranpon  M,  24  a. 

Secundäres  praeteritum. 

Von  diesem  tempus  habe  ich  nar  die  3.  sg.  gefunden  : 
bise,  bize  und  Aber  die  bedeutung  bin  ich  nicht  ganz 
sicher,  da  der  Zusammenhang  zweifelhaft  ist.     me  guelas 

un  blason ez  vise  ganet  ha  dreist  pep  re  ez  vize 

sant  Ich  sah  ein  Wappenschild dafs  er  würde  ge- 
boren werden  und  ein  heiliger  sein  vor  allen  andern  B.  90. 
Die  neubret.  formen  sind:  sg.  bizenn,  bizez,  biz£;  pL 
bizemp,  bizec^h  oder  bizac^h,  bizent.  Hier  scheint 
keine  Zusammensetzung  der  wz.  bhü+dhä  vorzuliegen  wie 
im  welschen  imperf.  byddwn,  bydditu.  s.  w«,  sondern 
z  ist  f&r  s  geschrieben  und  die  entsprechenden  welschen 
formen  sind  buaswn  u.  s.  w. 

Zweite  fonn : 

Sing,  bihenn     1.  pl.  *bihemp 
bihes       2.       *bihech 
bihe         3.         bient. 
Beispiele.     Sing.  1.  pers.     pan   lavaras  ez  vihenn 
reet  evcl  davat  Als  er  sagte,  ich  sollte  wie  ein  schaf  ge- 
bunden werden  M.  30b.     quet  nen  grasenn  pan  vihenn 
für  Ich  h&tte  es  nicht  thun  sollen,  wenn  ich  weise  gewe- 
sen wäre  M.  82  b. 

Sg.  2.  pers.  pan  vihes  chomet  hon  Autrou  ez  guel- 
ses  Wenn  du  geblieben  wfirst,  würdest  du  unsem  herm 
gesehen  haben  M.  213  b. 

Sg.  3.  pers.  guell  vi  he  dezaff  na  vi  he  quet  ganet 
Es  wftre  besser  für  ihn  gewesen,  dafs  er  nie  wäre  geboren 
worden  M.  58  b.  an  oignamant  a  vihe  guerzet  try  cant 
diner  Die  salbe,  die  f&r  300  denare  verkauft  worden  wäre 
M.  15b.  pan  na  ve  drouc-graer  ne  vihe  quet  dereet  dit 
Wenn  er  kein  übelthäter  wäre,  würde  er  nicht  zu  dir  ge- 
1^   bracht  worden  sein  M.  101a. 


die  mitteibretoniichtn  onregeliiiKAigisii  verba.  321 

PI.  3.  pers.  DJ  a  caffe  [var.  cafse]  aoo  faeczon  do 
lacat  en  prison  maz  yieot  dpn  questionet  Wir  h&tten  ge- 
ofigend  dafllr  sorgen  sollen  sie  in  das  gefftognifs  zu  wer^ 
feo,  wo  sie  im  geheimen  verhört  werden  können  M.  219  a. 

Imperativ : 

Sing.  1.  pl.  *bezomp 

bez         2.         bezet,  bet 
bezet    3.         bezent. 

Sg.  2.  pers«    cont  y:  e  ty  na  vez  diec  Count  them 
Sei  nicht  träge  in  diesem  hause  M.  18  b.    antrou  courtes 
....  bez   vertuzas  ha  couraigus  Courteous  Lord,  be  vir- 
inons  and  courageous  M.  69a.     bez  soutil  em  delivrancc 
Sei  listig  in  meiner  befreiung  M.  96  a.     na  vez  flatrer  na 
hent  ingrateri  Sei  kein  Verleumder,  noch  habe  mit  Undank- 
barkeit zu  schaffen  B.  68.   bez  liberal  Sei  freigebig  B.  68. 
na  vez  quet  couetns  Sei  nicht  habsflchtig  B.  68*    rac  se 
bez  car  Deswegen  sei  freundlich  B.  70. 

Sg.  3.  pers.  en  nos  bezet  Lafst  es  in  der  nacht  sein 
11.42  a«  ve  oarse  bezet  da  nep  pe  gant  ez  en  clevet 
mab  den  trajsset  Wehe  sei  dann  dem,  von  dem  man  h5- 
reo  wird,  dals  er  des  menschen  söhn  verrathen  hat  M.  58a. 
mar  deu  possibl  bezet  lamet  an  maro  man  han  bam 
dioamouf  Wenn  es  möglich  ist,  lafs  diesen  tod  und  die 
Verdammung  von  mir  fem  sein  M.  65  a.  bezet  cruoi£Get 
Er  werde  gekreuzigt  M.  106  b.  naz  vez  et  douet  Ne  sit 
tibi  dnbium  B.  102.  ozif  truez  hoz  bezet  Mit  mir  habet 
mitleid  B.  120.  ach  ouzif  truhez  hoz  bezet  Ach!  mit 
mir  habet  mitleid  B.  194. 

PL  2.  pers.  secret  bezet  Seid  verschwiegen  M.  19  a. 
ma  mam,  en  berr  ez  duy  an  termen  maz  achefheur,  bezel 
certen,  an  pez  so  ordrenet  Meine  mutter,  bald  wird  die 
zeit  kommen,  zu  welcher  —  seid  des  gewils  —  die  Sache, 
die  bestimmt  ist,  beendet  sein  wird  M.  21  b.  huy  em  ty 
dreist  pep  croeadnr  bezet  Seid  in  meinem  hause  Qber 
jeglicher  creatur  M.  182a.  ahano  pur  bet  aseuret 
des  versichert  M.  58  a. 

BalMge  s.  vgl.  aprachf.  V.  8.  2  t 


922  Stokes 

PI.  3.  pers.  an  peoryen  bezent  plen  soutenet  Die 
armen  sollen  vollst&ndig  nnterstQtzt  werden  B.  68. 

Bemerkung«  Hier  finden  wir  wie  im  slayiscben 
oomposita  von  bhü  und  dhä.  be-zom-p  (w.  by-ddwn) 
und  be-zet  (w.  by-ddwch,  com.  be-dhough)  sind  ge- 
nau altsl.  b^-d6mü  und  bq-dSte  Bopp  vergl.  gramm.  II, 
521.  bet  ist  altir.  bed,  bith  Z.  488.  be-zet  ist  ss  w. 
by-dded. 

Optativ: 

Sing.  *ra  vezif  1.  pl.  *ra  vezimp 

ra  yezy,  ra  vizi      2.  ra  yihet 

ravezo  3.  ra  vezint 

Sing«  *ra  venu  1.  pl.  *ra  vemp 

*ra  vez  2.         ra  vech 

ra  ve  3.        *ra  vent. 

Von  diesem  modus,  den  Legonidec  subjnnctiT  und 
und  Zeuls  426  conjunctiv  nennt,  habe  ich  nur  wenige  bei- 
spiele  gefunden«  Er  vermischt  zwei  tempora,  deren  erstes 
Legonidec  ein  fiitur  nennt,  und  mit  „que  je  sois^  über- 
setzt, das  zweite  heifst  ihm  ein  conditional  und  wird  mit 
,,que  je  fusse^  übersetzt.  Das  erstere  ist  nur  das  fiit.  indic 
mit  dem  praef.  ra  (com.  re,  ir.ro),  das  zweite  das  se- 
cundäre  praesens  mit  demselben  praefix. 

Beispiele.  Fut.  sg.  2.  pers.  duet  mat  ra  vezy, 
Gabriel  Que  tu  sois  le  bienvenu,  Gabriel  M.  180  b.  duet 
mat  ra  vizi  Nonita  B.  76.  duet  mat  Davy  ra  vizi  net 
B.  178. 

Sg.  3.  pers.  joa  roz  (=  ra+hoz)  bezo,  hon  ostys 
Freude  sei  euch  zu  theil,  unser  wirth  (hospes)  M.  48  b. 
roz  bezo  ioa  B.  114.  hoz  peuch  ron  (=  ra+hon)  bezo 
Euer  friede  möge  mit  uns  sein  M.  80  a.  peoch  Doe 
ro  (=  ra+ho)  bezo  huy  Gottes  friede  sei  mit  euch 
M.161b. 

PI«  2.  pers.  deut  mat  ra  vihet  Que  vous  soyez  les 
bienvenus  M.  48b.  duet  mat  en  ty  huy  ha  huy  rabihet 
Willkommen  im  hause  seid  ihr  und  ihr  B.  112. 

Secund.  praes. 4g.  3.  pers.    Jesus,  huy  ra  ve  graciet 


die  mittelbretonischen  nnregelinftrsigen  verba.  323 

Jesus,  dir  sei  gedankt  M.  1835.  doe  re  [I^.  ra?J  ve 
meulet  Gott  sei  gepriesen  B.  108.  doe  ra  ve  meulet  da 
quentaff  Gott  sei  zuerst  gepriesen  6.  130. 

Plur.  2.  pers.  deut  mat  ra  Tech  Seid  willkommen 
M.  50a.  ra  Tech  damonet  Würdet  ihr  in  stQcken  gehauen! 
M.  147  a. 

Bemerkung.  Diese  art,  den  optatiT  mit  dem  praefix 
ro,  re  zu  bilden,  ist  sehr  häufig  im  comischen  (s.  Nor- 
ris  Corn.  Drama  II,  265)  und  altirischen  (cf.  ro-n-snadeu 
Möge  sie  uns  beschützen,  r-isam  huili  sith  ind  rig,  rois- 
sam  bi  flaith  nime  Möchten  wir  alle  erlangen  den  frieden 
des  königs,  möchten  wir  alle  gelangen  zum  königreiche 
des  himmels!  Colm&n's  hymnus). 

Infinitiv: 

Von  diesem  giebt  es  formen  flQr  praes.  und  fut«: 

praes.  bout,  bezaf  (beza). 

fut.  .bezout. 
Beispiele.  Praes.  inf.  me  men  lout  crouguet  Ich 
wOnscbe  gehängt  zu  werden  M.  16a.  bout  cruciffiet  Ge- 
kreuzigt zu  werden  M.  30b.  goude  bout  e  maestr  a 
ty  Nachdem  er  sein  hausmeister  gewesen  M.  16  b.  endan 
poan  a  bout  lazet  In  angst  getödtet  zu  werden  M.  18a. 
quent  bout  dez  Vor  dem  tagwerden  M.  61a. 

Pan  deuont  da  bezaf  anafv'ou  Wenn  sie  dahin  kom- 
men Seelen  zu  werden  M.  13a.  pa  songiaf  ho  bezaf  duet 
hac  em-graet  den  Wenn  ich  denke,  dafs  ihr  gekom- 
men und  selbst  zum  menschen  geworden  seid  M.  24  a.  hep 
bezaf  lentOhne  rückwärts  (lentus)  zu  sein  B.36.  bezaff 
auster  a  prederaff  hac  abstinaf  a  men[n]af  Strenge  zu  sein, 
zo  meditieren  und  enthaltsam  zu  sein  wünsche  ich  B.  50. 

hep  bezaf  anaffet  Ohne zu  sein  B.  66.    laqneomp 

Irotant  e  tourmantaf  rac  maz  soingaf  e  bezaf  sant  Lalst 
uns  geschwind  beschliefsen  ihn  zu  martern,  denn  ich  denke, 
dais  er  ein  heiliger  ist  (oder:  sein  wird?)  B.  86.  ez  och 
cboasset  da  bout  deomp  patron,  don  instruaff,  da  bezaff 
tat  ha  guir^prellat  Ihr  seid  erkoren  uns  ein  Schützer  zu 
sein,  uns  zu  unterrichten,  ein  Tater  und  echter  praelat  zu 

21* 


324  Stoket 


sein  B.  186.  ez  galhe  beza  eher  mat  em  poellat  Könnte 
guter  muth  in  meinem  herzen  sein!  M.  9b.  me  a  crede 
beza  crouguet  Ich  dachte,  ich  sollte  gehängt  werden. 
M.  119a. 

Fut.  inf.  ha  bezout  ene  apoe  an  Maestr  an  Roe 
hac  an  croer  Und  der  meister,  der  könig  und  schöpfer 
zur  unterstfitsung  (appui)  dessen  zu  gereichen  M.  8a. 
pardonet  en  divez  ez  gallaf  bezout  Mir  möchte  am  ende 
verziehen  werden  M.  91b.  scrif  ez  lavar  bezout  roe^o 
Juzevien  Schreib,  daia  er  sagt,  er  werde  könig  der  Juden 
sein  M.  139a.  arriu  eo  dez  maz  gouznezher  bezout 
un  mab  bihan  ganet  Grekommen  ist  der  tag,  an  welchem, 
wie  bekannt  ist,  ein  kleines  kind  wird  geboren  werden 
B.  84.  bezout  baelec  a  allegaff  Ich  beabsichtige  ein 
priester  zu  werden  B.  176. 

Das  part  praes.  wird,  denke  ich,  in  der  gewöhnlichen 
weise  durch  ouz  und  den  infin.  ansgedrQckt,  aber  ich  habe 
kein  beispiel  gefunden. 

Particip.  praeteiit.  pus.: 

BEZET.  quement  unan  so  ganet  so  bezet  forget  a 
nn  pry  Alle  die  geboren  werden,  sind  aus  demselben  thon 
gefertigt  M.  95a.  goude  bout  bezet  lazet  Nachdem  er 
getödtet  worden  M.  209  a.  nag  oann  bezet  Ich  war  nicht 
gewesen  M.  197.  ez  omp  bezet  Wir  sind  gewesen  M.  199a. 
ne  domp  bezet  sur  Wir  sind  nicht  sicher  gewesen  M.235a. 

Eine  passivform  auf  r  findet  sich  B.  16:  pan  vezer 
aman  ganet  Wenn  einer  geboren  worden  sein  wird. 

Composita  mit  BhiL 

Einige  wurzeln  ^  z.  b.  VID,  GNA,  ELU  (skr.  vid, 
^i&ft,  pru)  treten  mit  bhu  in  den  britischen  sprachen  in 
composition,  namentlich  im  welschen.  Von  diesen  finde 
ich  indefs  im  bretonischen  nur  gonzout,  aznavont 
(»s  az-gn^bont)  wissen,  darvezont  und  hoarvezont 
sich  ereignen  und  weiTs  beispiele  nur  von  dreien:  hoarvezont, 
jetzt  c^hoarvezout,  aznavont,  gonzont 

Ez  gonz  evd  maz  hoarvoe  Eb  ist  bekannt,  wie  es 


die  mittelbratonischen  imregelmHf8ig»n  verba.  92(1 

nch  zutrug  M.  221b.  un  guez  arall  an  tra  se  rac  na 
koarfe  goall  another  lime  that  this  thing  roay  not  happen 
evilly  B.  74.  en  drase  a  possibl  ve  ez  hoarfe  quet?  Wäre 
es  möglich,  dafa  dieses  sich  ereignete?  M.  167  a.  en  divez 
ez  hoarvezo  Am  ende  wird  es  sich  ereignen  M.  119b. 
hoaryezet  rez  a  hoarvezo  Let  happen  the  right  that 
will  happen  B.  168.  petra  nevez  so  hoarvezet  Welches 
neue  ereignils  hat  sich  zugetragen?  B.  56,  74.  pe  huy  na 
gnel  pebez  sjnou  so  hoarvezet  en  hoz  metou  Seht  ihr 
nicht,  was  fOr  zeichen  unter  uns  geschehen  sind?  M.  147b* 

AZNAVOUT  wissen.  Praes.  indic.  sing.  3.  pers. 
ezneu:  ma  fragilite  a  eznev  Er  kennt  meine  schwäche 
M.  90a.  a  Galile  en,  hervez  pep  unan  a  ezneu  Aus  Gar 
lilaea  ist  er,  wie  jeder  weifs  M.  101b.  quen  cannet  eu 
nra  ezneu  den  So  geschlagen  ist  er,  niemand  kennt  ihn 
Af.  130b.  Unpersönlich:  me  a  ezneu  en  mat  Ich  weifs 
wohl  M.  65  b.  men  ezneu  Ich  weifs  es  M.  86  a.  huy  a 
ezneu  ma  hell  secret  Ihr  wifst  mein  ganzes  geheimnils 
M.  25a.  hu7  a  ezneu  plen  pep  heny  Ihr  kennt  jeglichen 
▼öUig  M.  53  a. 

Imperf.  3.  sg.  dre  an  bara  y  en  aznavoe  Bei  dem 
brote  kannten  sie  ihn  M.  202  b.  Fut.  2.  pl.  ny  ho  gray 
qneo  enserret  ma  aznavihet  ezouch  fallet  Wir  werden 
euch  so  klug  machen,  dafs  ihr  erkennen  sollt,  wie  ihr  ge» 
täuscht  worden  seid  M.  164a.  Part,  praet.  pass.  azna- 
▼ezet  eu  guenez  glan  Es  ist  euch  wohl  bekannt  M.  67  b. 

Bemerkung,  aznavout,  jetzt  anavout  ist  das 
w.  adnabot  Z.  545,  jetzt  adnabod  (warum  nicht  ad* 
naTod?),  eigentlich  wiedererkennen  von  lat.  ad-,  gnä  und 
dem  infiu«  bout. 

Gouzout  wissen. 

Pnesena: 

8g.  goun,       gon  1.  pl.  gousomp 

gousot,  gousode         2.        gonsooh 
gous,  goar,  ezneu      3.        gousont. 
Beispiele.   Sg.  1.  pers.   ne  goun  tenn  na  cas  apenn 


826  Stokes 

ennhaf  Ich  weifs  nicht  (oder:  Ich  kann  nicht*) an 

ihm  M.  114a.  oe  oun  pez  a  leyerez  te  Ich  weifs  nicht, 
was  da  sagen  willst  M.  78  a.  ne  gon,  gant  glachar,  pez 
a  grif  Ich  weüs  nicht,  voll  gram,  was  ich  thun  soll  M.  21  a. 

Sg.  2.  pers.  Pezr,  ne  gousot  quet  breman  perac  ez 
graf  me  Petrus,  du  weifst  nicht,  warum  ich  (dies)  thue 
M.  52a.  na  gousot  tra  mistr  an  myster?  Weifst  du 
nicht  etwas  too  dem  geheimnifs  der  geheimnisse?  M.  206  a. 
a  ne  gousode  ez  gallafme  da  achap  Weifst  du  nicht, 
da(s  ich  dich  befreien  kann?  M.  113b. 

Sg.  3.  pers.  memeux  clevet,  ne  gous  pet  guez  Ich 
habe  gehört,  ich  weifs  nicht  wann  B.  84.  en  kaer  man  ha 
oar  an  ploe  ez  gouz  a  certen  evel  maz  hoarvoe  In  dieser 
Stadt  und  durch  die  landscbaft  ist  sicher  bekannt,  wie  es 
sich  zugetragen  hat  M.  221b.  ez  goar  an  hol  ardou  Er 
kennt  alle  künste  B.  116.  doe  a  goar  (=  w.  duw  awyr, 
com«  dew  a  wor)  ma  poan  oar  an  bet  Gott  kennt  meine 
pein  in  der  weit  M.  14a.  Unpersönlich:  me  goar  dre  da 
natur  a  pechet  ezout  pur  Ich  weifs,  dafs  du  vermöge  dei- 
ner natur  von  Sünde  rein  bist  M.  66a.  me  goar  ez  eu 
sapient  Ich  weifs,  sie  ist  verständig  B.24.  ne  deu  men*goar 
net  parfet  Er  ist,  weifs  ich,  nicht  ganz  vollkommen  M.  53  a. 
Pezr  ma  car,  te  a  goar,  mez  care  Petrus,  mein  freund, 
du  weifst,  dafs  ich  dich  liebte  M.  82a.  te  a  goar  doe 
neu  autreis  Du  weist,  Gott,  I  yielded  not  to  him  B.  44. 
ny  en  goar  acc  Wir  wissen  es  genugsam  (acc  franz.  as- 
sez)  M.  112a.  ny  en  goar  certen  Wir  wissen  es  bestimmt 
M.  165a.  huy  goar  net  a  hy  so  parfet  acc  Ihr  wifst 
wohl,  ob  sie  vollkommen  genug  ist  B.  22.  huy  en  goar 
Ihr  wiist  es  M.  22  b. 


*)  Ich  kann  nicht  die  ganze  stelle  ttbenetzen.  Ich  vermuthe,  dafs  gönn 
hier  «ich  kann"  bedeutet,  wie  in  der  entsprechenden  stelle  der  com.  Pas- 
sion 121,  1:  me  ny  won  cafos  Je  ne  sais  tronver,  ich  kann  nicht  fin- 
den. Hier  wird,  wie  im  deutschen  knnnan,  kann  nnd  im  frana.  saroir 
die  bedentong  posse  ans  der  bedentnng  nosse  entsprangen  sein.  Andere 
dergleichen  beispiele  im  cornischen  sind:  ny  won  eonvethas  agea  dewan 
Cr.  1282  je  ne  sais  comprendre  votre  chagrin.  my  ny  won  leverel  prak 
gans  pnp  na  veüiaf  lethys  O.  696  je  ne  sais  dire  pourquoi  je  ne  serai  pas 
tntf  par  chacmi. 


die  mittelbretoiiiachen  nnregdmACsigeii  verba.  dS7 

Bemerkungen,  gönn,  gon  (begser  gounn,  gönn) 
ist,  wie  com.  gon,  w«  gwnn  Z.  557,  ir.  finnaim  (O'Don. 
gr.  258)  fibr  *findaim  s«  vindämi*),  wz.  vid.  Zu  die- 
ser interessanten  spur  der  7ten  classe  des  sanskrit  kann 
gestellt  werden  altir.  leicim  ss  li-n-quo,  ri-na-Kmi, 
worüber  Lottner  (beitr.  11,  322)  schon  gesprochen  hat.  Die 
formen  des  plur.  und  gou-sot,  gou-s  im  sing,  (aus 
*goud-8omp,  *goud-soch,  *goud-sont,  *goud-sot, 
*goad-s)8ind  praeteritopraesentia  der  nnnasalierten  Wur- 
zel Tid. 

Die  form  goar  (=  w.  gwyr,  com.  gor)  weist  auf 
altcelt.  *v£r-ati  und  dies  möchte  ich  mit  nhd.  wahren, 
wahrnehmen  verbinden. 

Fntniuiii: 

8g.  1.  pl.  gouezhimp 

gouzvezy  2.  gouzvihet. 
Beispiele,  ez  duy  ann  dez  ma  en  gouzvezy  Der 
tag  wird  kommen,  da  du  es  wissen  wirst  M.  52a.  pan 
aedy  pardon,  autronez,  cals  a  bontez  a  gouezhimp  Da, 
ihr  herren,  ein  ^pardon^  da  ist,  werden  wir  eine  fülle  von 
gflte  kennen  lernen  B.  52.  hoguen  huy  ma  en  gouzvihet 
so  en  malicc  quen  torticet  Aber  ihr  —  wenn  ihr  es  wis- 
sen wollt  —  seid  so  in  sQnde  verstrickt  M.  164  b.  rac 
biscoaz  quement  anquen  ne  dougas  grec  par  doz  heny, 
ma  en  gouzvihet  Denn  nimmer  trug  ein  weih  schmerz 
gleich  dem  eurigen,  wenn  ihr  es  wissen  wollt  M.  39  b. 

^  Bemerkung.  Die  formen  gouz-ve-zy  und  gouz- 
-vihet  sind  composita,  jene  aus  den  wz.  vid,  bhü  und 
dhfi,  diese  aus  vid  und  bhü  oder  vielmehr  dem  stamme 


*)  Lottner  hat,  denke  ich,  zuerst  die  formen  finnad,  fintar,  finna- 
tar  Z.  49Ö  su  vind,    Tid  gestellt     Zu  diesen  kann  ich  hinzufügen:  no- 

finnad  sciebat  (Conn.  s.v.  ICanannan  mac  lir)  und  cofinnam  nt  sciamns, 
«oflnatis  nt  seirent  aas  mittelirischen  Schriften,  finnad h  scire  O'Don. 
■opplement  zn  O'Beillv.  Lottner  irrt,  wenn  er  voraossetzt,  dafs  die  wz.  vid 
stets  als  fit  im  celtischen  erscheint.  Wäre  dies  so,  so  wflrden  wir  sie  aspiriert 
(*fith)  haben,  fetar,  fitir,  fitemmar  Z.489,  fitetar  Z.1040  stehen  für 
fad-dar,  fid-dir,  fid-demmar,  fid-detar  und  sind  praeteritoprttsentia 
(wie  oi3a)f  entstanden  dorch  componierung  der  wz.  dha  mit  vid.  Wegen 
der  ■ehreibmig  t  ittr  hartes  d  siehe  Zeufs  69,  70. 


328  Sfcokea 

bhttja.  Vezy  und  vi  bei  bedeaten,  wie  wir  geseben  ha- 
ben, eris  und  eritis.  In  gouezhimp,  jetzt  gw^zimp, 
haben  wir  eine  regclmäfsige  form  der  wz.  vid. 

Secondäres  futurum: 

8g.  gouffenn     1.  pl.  goufbemp. 

Beispiele,  ret  ez  gouffenn  me  maz  e  (leg.  eu?) 
aet  Es  ist  nöthig,  dafs  ich  weifs,  wohin  er  gegangen  ist 
M.  210  b.  pa  goufbemp  piou  ve  a  gra  ann  trayson  man 
ez  ve  hep  truez  labezet  Wenn  wir  wQfsten,  wer  es  ist, 
der  diesen  verrath  begehen  wird,  er  wflrde  ohne  gnade 
gesteinigt  werden  M.  58  b. 

Bemerkung.  Diese  formen  —  jetzt  goufenn  je 
saurais, goufemp  nous  saurions  —  stehen  ftkr  gouz-venn, 
gonz-vemp  und  sind  composita  aus  den  wz.  vid  und 
bhü. 

Imperativ : 

sg«  2.  ps.  gouzvez  pl.  2.  ps.  gouzvizit,   gouzvezet. 

Beispiele.  Sg.  2.  pers.  gouzvez  bref,  Joseph,  dit 
dre  nep  hent  ne'  galhent  qnet  ober  nep  torfet  Wisse  in 
kfirze,  J.,  dir  können  sie  auf  keine  weise  ein  flbles  anthun 
M.  184  a.  pl.  2.  pers.  gouzvizit  ha  na  tardit  pas  Wisset 
und  zögert  nicht  B.  150.  eno  ez  vez  nos  ha  des,  gouz- 
vez et,  an  re  dieug  Dort  werden  sein  tag  und  nacht,  wisset 
es,  die  trägen  M.  12a.  en  faeezon  se,  gonzvezet,  ez  sa- 
tisfihet  doe  Auf  diese  art,  wisset,  befriedigt  ihr  Gott  M.  1 4b. 
me  menn  yvez,  gouzvezet,  ez  ve  an  prophecy  achiuet 
Ich  wünsche  auch,  wisset,  dafs  die  prophezeiung  sich  er- 
ftüle  M.  30  b.  hac  an  gnirionez  gouzvezet  Und  wisset  die 
Wahrheit  B.  36* 

Infinitiv  gonsout: 

Beispiele,  ret  eu  teureul  sort  da  gouzout  certen 
pe  heny  he  gounezo  Es  ist  nöthig  das  loos  zu  werfen, 
um  sicher  zu  wissen,  wer  es  gewinnen  soll  M.  145a.  ma 
carhe  gouzout  an  dout  se  Ich  sollte  glauben,  dafs  er  die- 
sen zweifei  kannte  M.  205b.  me  aia  da  gouzout  diouty 
petra  a  mat  a  gra  en  abaty  Ich  will  gehen,  um  von  ihr 
zu  erfahren,  was  sie  in  der  abtei  gutes  thut  B.  18. 


die  mittelbretonischeii  nnregelmältigen  verba.  329 

PaaBivuni: 

arrhi  eo  dez  maz  gonzvezher  bezoot  un  mab  bihan 
ganet  Grekommen  ist  der  tag,  an  welchem,  wie  bekannt, 
ein  kleines  kind  wird  geboren  werden  B.  84»  Part,  praet« 
paas.  me  meaz  conjaret  hac  amenx  evez  gouezet  Ich 
habe  mich  ▼erschworen  und  auch  dayon  gewofst  B.  88. 

IL     Das  verbum   „haben*^. 

Praesens: 

fig.  ameux,  emenx,  meux     1.  pl.  honnenz,  onnenz 
azenz,  ezenx  2.        hozeuz,  ozeux 

m«  en  deveux  3.        ho  deveux 

f.    he  devenx. 

Beispiele.     Sing.  1.  pers.  gouden  tristez  han  truez 
smeux  guelet  Nach  der  betrObnis  und  dem  elend,  das  ich 
gesehen  habe  M.  9b.    dren  carantez  am   eux  ouz  ma  tat 
Vermöge  der  liebe,  die  ich  fQr  meinen  vater  habe  M.30a. 
joa  ameax  glan  Ich  habe  reine  freude  B.  26.     me  ameuz 
hoant  donz   contentaf  Ich   habe  den  wansch  euch  zu  be- 
friedigen M.  7  b.     me    meux    conjuret   hac   am  eux   euez 
gouezet  B.  88  (s.  oben  z.  5).     emenx  un  bech   am  nech 
Ich  habe  eine  last,  die  mich  bekfimmert  M.  123b.     gant 
qaeaz   bras  erneu z  ef  dasquet  Mit  grofser  bekflmmernis 
habe  ich  ihn  gesucht  M.  189  a.     em  concianzc  emeux  un 
doetancc  In  meinem  gewissen  habe  ich  einen  zweifei  B.  30. 
me  meux  un  braouhet  Ich  habe  eine  flüssigkeit  (liqueur)M. 
143a.  me  meux  clevet  Ich  habe  gehört  B.  104.  me  meux 
anaf  dioutaff  Ich  habe  einen  nachtheil  durch  ihn  B.  58. 
me  meux  coezet  e  clevet  Ich  bin  in  krankheit  verfallen  B. 
174.    memeuz  unan  Ich  habe  einen  M.  145b.  a  me  na- 
menz  lech?  N*ai  je  pas  lieu?  M.  nemeuz  esper  a  dibriff 
nac  evaf  gneneoch  en  bet  man  Ich  habe  nicht  hoffnung 
io  dieser  weit  mit  euch  zu  essen  oder  zu  trinken  M.  54  b- 
nemeaz  na  joa  na  cuff  na  car  Ich  habe  weder  freude, 
noch  fireond,  noch  bekanntschaft  B.  8. 

Sg-  2.  pers.  hon  secret  az  eux  enJentet  Du  hast  un- 


330  StokeB 

ser  geheimnis  gehört  M.  18  b.  an  Mat  din  divin  infinit 
az  eux  depitet  Da  hast  die  wflrdige,  göttliche,  unendliche 
gute  erzürnt  M.  85a.  ha  te  den  dali  azeuz  gallont  Und 
dn,  blinder  mann,  hast  macht  B.  102»  roet  ezeux  difme 
da.  corff  Du  hast  mir  deinen  leib  gegeben  M.  57  a.  discuez 
ez  eux  nerz  Zeige,  dals  du  macht  hast  M«  142b.  eguyt 
naz  eux  quet  dalchet  pur  an  hent  evel  croeadur  eguyt 
se  te  az  eux  quemeret  quic  a  den  Obgleich  du  nicht  ganz 
den  weg  wie  eine  creatur  innegehalten,  hast  du  doch  fleiscli 
eines  menschlichen  wesens  angenommen  M.  67  a.  te  zeox 
graet  trayson  Da  hast  verrath  begangen  M.  84b.  naz 
eux  nep  remet  Du  hast  kein  heilmittel  M.  92 b.  nez  enx 
mecher  a  mennat  delchell  e  querell  Du  hast  keine  veran- 
lassung (mutier)  zu  wünschen  seinen  zank  fortzusetzen  M. 
106b.  a  te  zeux*)  hy  santiffiat?  Hast  du  es  geheiligt? 
M.  76  b. 

Sg.  3.  pers.  masc.  e  dorn  en  deveux  leqoaet  en  plat 
guenef  me  Seine  band  hat  er  mit  mir  auf  die  Schüssel  ge- 
legt M.  58a.  nep  en  deveux  graet  an  fet  se  Er  der 
diese  that  begangen  hat  M.  58a.  nep  en  deuenx  cas  He 
who  has  a  case(procef8)B.  150.  ef  en  deveux  gallout  divin 
Er  hat  göttliche  macht  M.  92  a.  heman  dihuy  so  digacet 
eguyt  gardis  ma  en  punisset,  dren  deveux  dellezet  Er 
ist  zu  euch  gesendet,  dafs  ihr  ihn  strenge  bestrafet,  denn 
er  hat  es  verdient  M.  lOOb.  nen  deveux  quet  dellezet 
blam  Er  hat  nicht  tadel  verdient  M.  149  b.  aoun  cref 
amenx  nen  deveux  nech  Ich  f&rchte  sehr,  dafs  er  nicht 
bereut  M.  123b.  nep  en  deuez  gant  fez  carantez  Er  der 
glauben  mit  liebe  hat  B.  62. 

Sing.  3.  pers.  fem.  deuotion  he  deueux  da  donet  da 
seruich  doe  Andacht  hat  sie  zu  kommen  nm  gott  zu  die- 
nen B.  22.  rac  se  monet  he  deueux  hoantet  Deshalb  hat 
sie  zu  gehen  gewünscht  B.  138. 

PI.  1.  pers.  testeny  honneux  ny  Wir  haben  zeugnis 


*)  Dies  Ut  die  in  der  note  gegebene  Variante,  der  text  hat:  a  te  enxi 
was  irrig  au  sein  scheint. 


di«  mittelbretonucheii  anregelmäTsigen  verba.  331 

M.  23a.  ivez  cafet  entren  bedis  onneux  ef  Ueberdies  ha- 
ben wir  ihn  anter  dem  volke  gefiinden  M.  101  b.  ha  Je- 
ans, onneux  concluet  da  bout  cruciffiet  Und  wir  haben 
bestimmt,  dals  Jesus  gekreuzigt  werde  M.  118a.  eno  ann 
ael  onn  euz  guelet  Dort  haben  wir  den  engel  gesehen 
M.  199b.  gant  estlam  hon  [leg.  honn]  euz  aman  me 
lese  an  place  man  Auf  grnnd  der  Verwirrung  (?)  hier  will 
ich  diesen  platz  yerlassen  B.  94.  pebez  mecher  onneux 
n^  a  quen  testeny?  Was  haben  wir  mit  einem  anderen 
beweise  zu  schaffen?  M. 80b.  a  ny  onneux  oll  hon  me- 
cherou?  Haben  wir  alle  unsere  gerftthschaften?  M.  135  b. 
nonneux  roe  en  bet  nemet  Cesar  Wir  haben  keinen  kö- 
nig  in  der  weit  aufser  Caesar  M.  113b.  mecher  noneux 
[leg.  nonneux]  quet  a  roedou  Wir  haben  nichts  mit  net- 
zen zu  schaffen  B.  32. 

Plur.  2.  pers.  hoz  eux  quemeret  Ihr  habt  genommen 
M.  27b.  hoz  eux  diouganet  Ihr  habt  vorhergesagt  B. 26. 
honz  eux  j  lamet  Ihr  habt  sie  befreit  M.  175a.  meur 
tmez  ouz  eux  bezet  Grofse  gnade  habt  ihr  gehabt  M. 
175a.  oz  eux  hanvet  Ihr  habt  genannt  M.  40b.  ouz  eux 
goelet  Ihr  habt  gesehen  M.  54b«  ouz  eux  lavaret  Ihr 
habt  gesagt  M.  59b.  mar  oz  eux  hoant  presant  dam  ca- 
rantez  Wenn  ihr  jetzt  ein  verlangen  nach  meiner  liebe 
habt  B.  120.  studiet  a  huy  oz  eux  eff  evez  nezet  Sehet 
zo,  ob  ihr  es  auch  gesponnen  habt  B.  170.  ozeux  dif 
graet  You  have  done  to  meM.  153a.  noz  eux  great[leg. 
graet]  Ihr  habt  nicht  gethan  M.  36b..  pan  noz  eux  difme 
autreet  an  teir  requet  Da  ihr  mir  die  drei  bitten  nicht  ge- 
währt habt  M.  37b.  pa  noz  eux  danvet  Da  ihr  nichts 
körperliches  habtB.  204.  nouz  eux  mecher  a  ober  goap 
Ihr  habt  keine  veranlassung  spott  zu  treiben  M.  165  a.  Die 
geq>errten  formen  in  nob  eux  car  Ihr  habt  keinen  freund 
M.  21b  und  huy  ho  eux  gouzafvet  cals  a  poan  Ihr  habt 
viel  pein  ansgehalten  M.  174b  sollen  wohl  noz  eux  und 
hoz  eux  sein. 

Plur.  3.  pers.  ho  deveux  quet  dellezet  qnen  Sie  ha- 
ben es  nicht  anders  verdient  M.  99  a. 


332  Stokes 

Bemerkung.  Die  einzige  ach wierigkeit,  die  flftr  dieee 
formen  entsteht,  liegt  in  en-dev-eax  er  hat  (=  com. 
an  geves,  an  jeves)  he  dev-eux  sie  hat  und  ho 
dev-eux  sie  haben.  En,  he  und  ho  aind  natflrlich  er, 
sie,  sie  und  eux  oder  euz  =s  ftstd  ist  bereits  erwähnt 
worden.  Aber  was  ist  dey?  Die  form  weist  auf  ein  b  ent- 
haltendes pronomen.  Eine  solche  form  ist  lat.  ibt  (Bof^ 
yergl.gramm.  P, 342),  plur.  ibus  (ibid.  II',  263)*).  Das 
bret.  dev  möchte  ich  in  d-ev  zerlegen  und  mit  rQcksicht 
auf  das  oben  citierte  deux,  wo  d  der  rest  der  praep«  de» 
ir.  du,  möchte  ich  dem  d-ev-eux  die  bedeutung  ei  (iis) 
ade  st  beilegen.  Die  absoluten  pron.  en,  he,  ho  wären 
praefigiert,  um  Zweideutigkeiten  zu  verhüten. 

Praeteritnm: 

sg.  amoae,  amboe  1.  pl.  *honn  oae,  *honn  boe 

*azoae  2.        ouz  oae 

en  dcToe,  en  deffoe  3.        ho  devoe. 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  gouden  queuz  amoae  car- 
guet  eu  ma  couraig  a  ioae  Nach  dem  kummer,  den  ich 
gehabt  habe,  ist  mein  herz  mit  freude  erflQllt  M.  180  b.  nen 
doann  quet  quen  ferm  nam  boe  un  spont  yen  Ich  war 
nicht  so  entschlossen,  dafs  ich  nicht  einen  furchtschauer 
hatte  M.  231a.  da  ober  nem  boe  quet  en  bet  man  Ich 
hatte  nicht  zu  wirken  in  dieser  weit  B.  50.  nem  boe 
quet  anezeff  Ich  hatte  nichts  von  ihm  B.  158.  nem  boe 
netra  digant  alan  Ich  hatte  nichts  von  Alan  B.166.  nem 
boe  netra  eux  a  madou  Ich  hatte' nichts  von  seinen  grQ. 
tem  B.  170. 

Sg.  2.  pers.  jetzt  az  oder  ez  pö& 

Sg.  3.  pers.  en  devoe  joa  bras  Er  hatte  grofse  fireade 
M.  102b.  en  devoe  sechet  Er  hatte  durst  (siocitas) 
M.  139b.  dren  guerches  dinam  en  deffoe  da  mam  Durch 


*)  Im  alt-  und  mittelirischen  Tergl.  sg.  hnadaib  »ab  eo*  (as Iniset 
hnadaib  («they  escaped  from  bim*,  Asal,  Senehas  Mdr,  p.  64),  ocaib 
„apnd  eam"  ib.  p.  180,  dib  »de  eA*  ib.  p.  210.  PI.  esib  »ex  eis*,  da- 
dib  »ab  eis*  Zeoss  342,  ocaib  »apnd  eos*  (Seirglige  Conc.  Beitr.m,  166), 
dib  »de  iUis*  Z.  842  etc. 


die  mittelbretonisch«!  nnregelrnftAigen  rerba.  333 

die  unbefleckte  Jungfrau,  (welche)  er  zur  mutter  hatte  M.  4a. 
en  deffe  hoant  Sie  hat  ein  verlangen  gehabt  M.  216  a. 

PI.  1.  pere.  jetzt  hon  b6ä. 

PI.  2.  pers.  goude  ann  angoes  ouz  oae  dif  Nach  der 
angst,  die  ihr  um  mich  gehabt  habt  M.  181b. 

PL  3.  pers.  huy  ouz  eux  paeet  an  die  ho  devoae 
quemeret  Ihr  habt  die  schuld,  welche  sie  gemacht  hatten, 
bezahlt  M.  175  a.  no  devoe  nepret  contredy  Sie  hatten 
keinen  Widerspruch  M.  28  a. 

Fntarnm: 

8g.  am  bezo,   em  bezo  1.  pl.  on  bezo 

ez  vezo  2.   oz  bezo 
en  deyezo  3.   *ho  devezo. 

Beispiele.  Sg.  l.pers.  an  tut  ha  autronez  am  bezo 
Das  Volk  und  die  herren  werde  ich  haben  B.  34.  m em  bezo 
menr  soncy  Ich  werde  viel  sorge  haben  M.  61  a.  na  nem 
bezo  muy  bizniquen  Ich  will  nicht  mehr  haben  f&r  immer 
B.  50.  ma  em  bezo  hoz  bennoez  So  dafs  ich  euero  Se- 
gen haben  werde  B.  180. 

Sg.  2.  pers.  ez  vezo  un  chotat  Du  wirst  einen  faust« 
schlag  bekommen  M.  77  b.  guenefme  queffrann  na  rann 
cuyt  nez  vezo  quet  With  me  co-share  nor  freehold  shalt 
thon  have  M.  52  b. 

Sg.  3.  pers.  gant  ma  scourgez  en  devezo  Mit  meiner 
geiiael  soll  er  (es)  erlangen  M.  107  b.  pidiff  gant  au  anaf- 
fnon  nen  deuezo  den  dieznes  Ich  werde  beten  mit  den 
Seelen,  dafs  keiner  pein  habe  B.  134. 

PI.  1.  pers.  rac  tremenidy  chetu  y;  hoaz  on  bezo 
ouz  tremen  henoaz  entromp  Sehet  sie  f&r  wanderer  an! 
wir  werden  (sie)  sogar  heut  abend  unter  uns  weilend  ha- 
ben M.  200a.  Ef,  non  bezo  quet!  rac  Barrabas  onneux 
choaset  Ihnl  wir  wollen  (ihn)  nicht  haben,  denn  wir  haben 
Barrabas  erwfthlt  M.  118a.  non  bezo  certen  den  en  bet 
Wir  werden  sicherlich  keinen  menschen  in  der  weit  haben 
B.  188. 

PL  2.  pers.  oz  bezo  oar  ho  crochenni  Ihr  sollt  (es) 
auf  eurer  baut  haben!  M.  73b.    oz  bezo  ef  Ihr  wollt  es 


336  StokM 

PI.  2.  pers.  ozif  truez  hoz  bezet  Mit  mir  habt  er- 
barmen B.  120  =s  ouzif  truhez  hoz  bezet  B.  194  =  oziff 
trubez  hoz  bezet  B.  196.  nep  aoan  nouz  bezet  Habt 
keine  furcht  M.  73a  =  nep  aoun  noz  bezet  M.  t55a=s 
noz  bezet  aoun  quet  M.  185b. 

Infinitiv : 

Fflr  den  infinitiv  ist  cafout  (corn.  cafos,  w.  ca- 
ffael)  gebräuchlich. 

Beispiele,  a  quement  se  eu  ma  pechet  na  galhenn 
quet  cafout  remet?  Ist  meine  sQnde  so  grofs,  dafs  ich 
kein  mittel  dagegen  haben  kann?  M.  89b.  cafout  pardon 
.  . .  regalles  quet  Du  kannst  nicht  verzeihuug  erlangen 
M.  92  a. 

Partidpiom : 

houz  eux  y  lamet  dren  trugarez  han  meur  truez  ouz 
eux  bezet  Ihr  habt  sie  freigelassen  aus  gnade  und  dem 
groisen  erbarmen,  das  ihr  gehabt  habt  M.  175  a. 

m.     DOEN  tragen. 

Act.  Praes.  sg.  1.  dongaf.    3.  douc 
Praet.  sg.  3.  dougas 
Fut.  sg.  1.  douguif.     3.  dougo 
See.  Praes.  sg.  3.  douque 
Imperat.  sg.  2.  douc 

pl.  1.  dougomp.  2.douget,  douguit 
Optat.  sg.  1.  ra  dougo 
Infin.  doen.    Part,  praes.  oz  doen 
Pass.  Praes.  sg.  3.  d  o  u  q  u  e  r. 
Beispiele.     Act.  Praes.  sg.  1.  pers.   vetez    ouz    an 
knech    an  bech  man  ne  dougaf  tarn  Heute  schaife  ich 
diese  last  nicht  auf  den  berg*)  M.  133  a.   Sg.  3.  pers.  pion 
eu    heman  a  douc   an  dour?  Wer  ist  der,   welcher  das 
wasser  trftgt?  M.  48b.  chede  pez  firoez  a  douc  moezploe 
Siehe,  was  für  eine  frucht  des  volkes  stimme  trägt  M.  120b. 


*)  »jasqn^an  bont*  H.  de  Im  V.     Aber  besieht  eich  die  steUe  nieht  «af 
den  Calvarienberg?  Der  Sprecher  itt  Simon  von  Cyrene. 


di«  mittallKrttoBiBelien  nnwgalmKfwgro  yerbm.  337 


Praet.  8g.  3.  pers.  oar  fae  [leg.  e]  chouo  hon  drouo  a 
doQgas  Auf  seiner  Schulter  trug  er  unsere  sflnde  M.  3  b. 
rac  biscoaz  qnement  anquen  ne  dougas  grec  Denn  nie 
trug  ein  weih  solchen  kummer  M.  39  b.  pan  oa  corff  Je- 
sus lienet  Michodemus  ha  Joseph  en  dougas  hac  en  creis 
an  bea  y  en  anhezas  Als  Jesu  leib  eingewickelt  war,  tru- 
gen ihn  N.  und  J.  und  sie  legten  ihn  mitten  in  das  grab 
M.  156a. 

Fat.  sg.  1.  pers.  ne  donguif  quet  Ich  will  (es)  nicht 
tragen  M.  131  b.  querz  en  he  douguif  me  Freilich  will 
ich  es  tragen  M.  132  a.  sing.  3.  pers.  mar  deu  da  drouc, 
hny  en  dougo  Wenn  Abel  kömmt,  sollt  ihr  es  tragen 
M.  119b. 

Secund.  praes.  sg.  3.  pers.  douque.  Ich  habe  mir  zu 
notieren  yergessen,  wo  diese  form  vorkömmt. 

Imper.  sg.  2.  pers.  chede  un  corden ,  da  em-douc  dan 
croue  ha  douc  hy  Siehe  einen  strick,  nimm  den  galgen 
auf  dich  und  trage  ihn  M.  96  b.  dal  an  lyzer  man,  douo 
ef  ma  en  lenno  Nimm  diesen  brief:  überbringe  ihn,  dafs 
er  lim  lese  M.  116b.  douc  ef  breman  daz  contenancc 
Trage  es  jetzt  auf  deiner  stim  M.  181  a. 

PL  1.  pers.  douguomp  goasoniez  dezy  Lafstunsihr 
dienst  erweisen  B.  54.  2.  pl.  douguit  an  mab  bihan  da 
badezaff  Bringet  das  kleine  kind,  um  getauft  zu  werden^) 
B.  98.  huy  mar  queret,  douget  hy  Wenn  es  euch  be- 
liebt, traget  es  M.  131b. 

Optat.  sg«  3.  pers.  an-dyaoul  ra  dougo  an  eneff  Mag 
der  teufel  die  seele  holen!  M.  15b.  dren  doe  me[n]  enoeo 


•)  Aadere  beitpiele  vom  gebrauch  de«  infln.  act  statt  des  infin.  pass.  im 
bratonisehen  (worflber  man  yergL  Schleieher  Beitr.  I,  605)  sind:  rac  an  ma- 
daeka  anesaf  ao  da  prisaf  Denn  seine  gtite  ist  an  preisen  M.  6b.  na^ut 
lieit  da  recitaff  Sie  dürfen  niobt  erc&hlt  werden  M.  62a.  ex  Toe  dereet 
da  Annas  da  qnestionnaff  Er  wurde  an  Annas  gebracht  nm  verhört  lu 
werden  M.  76b.  ma  ne  qneret  e  bam  tismat  da  crnciffiaf  Wenn  ihr  ihn 
sidit  sngleich  Terortheilen  wollt  gekrenaigt  an  werden  M.  118  b.  Die  yon 
Sddeiefaer  angeführte  oomische  redensart  gyller  y  welas  —  wörtlich  se- 
hsD  (gwelas)  von  ihm  (y)  ist  möglich  sa  er  kann  gesehen  werden,  ist  an 

athsn scheint  kein  gntes  beispiel  dieser  erscheinnng  an  sein.  Siehe  andere 

•siehe  redanatftan  bei  Norrie  Gomish  Drama  ü,  271. 
Beititge  a.  TgL  spraohf.  Y.  8.  22 


336  StokM 

pen  diaoul  ram  dougo  Bei  gott,  ich  will  ihm  Terdruls 
machen  oder  der  teufel  soll  mich  holen  I  B.  88* 

Infinitiv,  ez  deuz  en  douar  da  daen  hon  glachar  Er 
kam  auf  die  erde  unsern  kummer  zu  tragen  M.  4  a.  dre 
hoz  caret  ha  doen  ho  bech  ez  ouf  em-graet  den  Aus  liebe 
zu  euch  und  um  eure  last  zu  tragen,  bin  ich  selbst  mensch 
geworden  M.  29  b.  ne  dleaf  quct  en  marv  yen  doen  an- 
quen  Ich  mufste  nicht  in  den  kalten  tod  um  kummer  so 
tragen  M.  67b.  adref  ez  chimyf  da  doen  ma  anquen  Ich 
will  zurfickbleiben  (je  chömerai)  meinen  kummer  zutra- 
gen B.  54.  doen  penet  an  pechedou  Die  strafe  der  sfin* 
den  zu  tragen  M.  68b.  da  doen  merit  an  trajtour  Den 
lohn  des  verräthers  davon  tragen  M.  96b.  hep  doen  da 
den  pris  Ohne  irgend  wem  werth  zu  tragen  [i.  e.  ehre  zu 
erweisen]  M.  101b. 

Part  praes.  act.  oz  doen  dour  Wasser  tragend  M. 
47a.  oz  doen  an  croas  Das  kreuz  tragend  M.  130b.  oz 
doen  fals  testeny  Indem  er  falsches  Zeugnis  ablegt  B.174. 

Pass.  3.  sg.  praes.  ind.  na  gon  pe  en  manyer  en  dou- 
qner  quet  Ich  weifs  nicht,  in  welcher  weise  es  getragen 
wird  M.  25  b. 

Bemerkung.  Ebel  (Beitr.  IV,  175)  hat  das  uk,  ucc 
der  entsprechenden  welschen,  comischen  und  irischen  for- 
men mit  griech.  iyx  in  ijviyxov^  kvijvoxa^  sl.  nes  verg^ 
chen.  Dieses  iyx  ist  nach  Max  Malier  (Zeitschr.  I V,  272) 
durch  nasalen  guna,  wie  er  es  nennt,  aus  EK,  skr.  a^  ent- 
standen. Der  inf.  doen  (=  w.  dwyn,  com.  dön,  doyn, 
vielleicht  ir.  dönom)  ist  möglicherweise  aus  *duk-na 
entstanden,  doch  ist  mir  die  etymologie  sehr  dunkel  und 
ungewifs. 


IV.    DONET  kommen. 

Pnteseni: 

Sg.  *deuaff  1.  pl.  *deuomp 
dnez  2.  deuhech 
deu    3.    deuont,  deont 


die  mittelbretonischen  unregelmäTsigeii  verb«.  339 

Beispiele.  Sing.  2.  pers.  pebao  duez  te?  Woher 
kommst  du?  M.  89b. 

Sg.  3.  pers.  an  poan  se  a  deu  dre  pechet  Diese  strafe 
kömmt  wegen  der  Sünde  M.  68  a. 

PI.  2.  pers.  mar  em  queret  ret  eu  huy  bo  tut  deputet 
e?  deahech  gueneff  Wenn  ihr  mich  liebt,  so  ist  es  nö- 
thig,  dals  ihr  und  eure  erwählten  leute  mit  mir  kommt 
M.  5  a. 

PI.  3.  pers.  homan  eu  guis  da  punissaf  an  tat  gloat[on] 
pan  denont  da  besaf  anafvon  Dies  ist  der  weg  die  fre»- 
ser  zu  bestrafen,  wenn  sie  dabin  kommen  seelen  zn  wer- 
den M.  13a.  mar  deont  da  fin  hac  obtinaf  ho  saesinaf 
Wenn  sie  ihre  absieht  erreichen  und  es  durchsetzen  euch 
zn  ergreifen  M.  22  a. 

Bemerkung,  duez  =s  corn.  dueth,  dnth;  den 
=  w.  daw;  deuhech  b=  w.  deuwch,  com.  dengh; 
denont  ==  w.  denant. 

IVaeteritnm : 

8g.  1.  pl.  ^deuzomp 

*deuzout   2.    deuzoch 

denz      3.    deuzont« 

Beispiele.  Sg.  3.  pers.  ez  deuz  en  douar  da  doen 
hon  glachar  Er  kam  auf  die  erde  unsere  sorge  zu  tragen 
M.  4  a.  evel  quy  dimez  a  deuz  da  querzaf  e  tat  Wie  ein 
achamloser  hund  kam  er  seinen  vater  zu  verkaufen  M.  16b. 
ez  deuz  de  quempret  cals  a  tut  Da  kam  ihn  za  ergreifen 
eine  menge  volks  M.  64b«  te  az  eux  qnemeret  quic  a  den 
pan  denz  dit  donet  en  bet  man  Du  hast  fleisch  eines 
menschen  angenommen,  als  es  dir  bevorstand  in  diese  weit 
zu  kommen  M.  67a.  ez  deuz  un  flater  ha  gant  quil  e 
palv  a  scoaz  hon  salver  Da  kam  ein  schlftger  (?  vgl.  altfrz. 
flat  „schlagt)  und  mit  dem  rQcken  seiner  band  schlug 
er  unsern  erlöser  M.  76  a. 

PI.  2.  pers.  dan  dra  se  ez  deuzoch  en  bet  Deswegen 
kamt  ihr  in  die  weit  M.  174  b. 

Bemerkung,  deuz  =  w.  dueth,  com.  dneth; 
deuzoch  s=  w.  doethawch,  com.  deutheugb. 

22* 


340  St^es 

Fvtnniiii* 

8g.  1.  pK  deabymp 

dy  2.       det 

dny         3. 

Beispiele.  Sg.  2.  pers.  gant  an  princet  ne  dy  qaei 
cayt  Von  den  Anten  wirst  da  nicht  firei  kommen  M.  62a. 

Sg.  3.  pers.  en  berr  ez  dny  an  termen  Bald  wird  die 
zeit  kommen  M.  21b.  pan  duy  temptation  da  faezaf  en- 
clination  roet  eu  raeson  Wenn  die  versachung  kommen 
wird  die  neignng  zu  besiegen,  so  ist  yemonft  gegeben  M. 
95a.  en  berr  ez  dny  an  amser  Die  zeit  wird  bald  kommen 
M.  125b.  maz  dny  dan  pret  caezret  stat  So  dals  zn  der 
zeit  ein  schöner  zustand  kommen  mag  (wird?)  B.  104*). 

PI.  1.  pers.  pan  deubymp  arre  ny  a  paeo  Wenn  wir 
wiederkommen,  werden  wir  bezahlen  M.  210  b. 

PI.  2.  pers.  mar  det  en  ho  rancun  un  dro  piu  vezo 
oz  dilivro  huy?  Wenn  ihr  ihnen  einmal  verhafst  geworden 
seid,  wo  wird  der  sein,  der  euch  befreit?  M.  22a. 

Bemerkung,  duy,  jetzt  deüiö  »=  com.  de,  dy, 
w.  deua,  daw,  altir.  tö. 

Seenndires  prmeiieDs: 

Sg.  3.  pers.  na  eil  den  en  bet  chom  y  vez  en  tal  an 
bez  yen  ma  ne  deuhe  am  doanhye  plen  Keiner  in  der 
weit  könnte  auch  sich  in  der  nfthe  des  kalten  grabes  auf- 
halten, es  kftme  denn  er,  der  mich  schmerzlich  betrttbt 
hat  M.  192a.  maz  ve  huy  en  quemennhe  me  a  crethe 
ez  deuhe  prest  Wenn  es  gesch&he,  dafs  ihr  ihm  befehlet, 
so  sollte  ich  denken,  er  mülste  gleich  kommen  M.  223  b. 

Secandlrea  pneteritum: 

Sg.  3.  pers.  ez  lavaras  ez  deuzye  Er  sagte,  er  wtkrde 
kommen  M.  232a.  PI.  2.  pers.  deut  mat  ra  Tech  pan  deu- 
zech  quent  Seid  willkommen,  da  ihr  zuerst  gekommen 
seid  M.  7  a. 


*)  Zmtk  begeht  «nf  dieeer  eeite  einen  merkwilrdigen  irrthnm  (O.  G.  896)» 
indem  er  (dal)  linfre  gnen  ei  qnerchen  (tline)  einen  weiteee  gewand 
nm  dich  mit  v^oUere  elbnm  in  eoUo  tno**  flbenetst. 


4ie  mittelbittoiiiaclMii  naregdmllUgtii  T«rbm.  341 

Bemerkung,  deahe  Bcbeintaw.  denai;  deuzech 
(=  w.  deuthecb)  ist  vidleicbt  ein  fehler  f&r  denzoch 
(w.  dentliooh,  coro,  dutheugh),  die  2.  pl.  praet 


8g.  1.  pl.  'deuomp 

deox,  deoz    2.        denet,  dent 
deut  3.        deaent. 

Beispiele,  sg.  2.  pera.  deux  aleese,  na  dale  quet 
Komm  Yon  binnen,  zögere  nicbt  M.  61b.  deux  gantape- 
tii,  Boniter  Komm  mit  verlangen,  R.  B.  14.  deuz,  compe 
mi  dra  Komm  und  sage  etwas  M.  112  b. 

Sg.  3.  pers.  deut  hon  maeetr  pan  caro  Laftt  unsem 
■Miater  kommen,  wenn  es  ihm  beliebt  M.  49  b. 

PL  2.  pers.  deuet  gnenempny  m'atrou  Pylat  Konmit 
mit  ans,  mein  herr  Pilatus  M.  228a.  deut  guenef  bac  en 
bo  tretif  guelhaf  maz  guillif  Kommt  mit  mir  und  ich  will 
euch  bewirtben,  so  gut  ich  nur  kann  M.  5  b.  dyaoulou, 
Lncifer  ha  te  Satbanas  deut  em  requet  na  feilet  tami  Ihr 
teufel,  L.  und  du  S.,  kommt  auf  meinen  ruf,  verfehlet 
nichtl  M.  97  a. 

PL  3.  pers.  mar  mennont  comps  outaf  deuent  tizmat 
Wenn  sie  mit  mir  zu  sprechen  wünschen,  lals  sie  gleich 
kommen  M.  226  a. 

Bemerkung,  deux  =  corn.  dus,  dues;  deut  ss 
w.  deoed;  deuet  »s  w.  denwch,  dewch,  com.  duegh 
dengb;  deuent  =  w.  deuant,  com.  dens  D.  694. 

Infloitiv: 

donet,  dont  (ss  com.  dones,  altir.  toiniud). 

Beispiele,  saeson  da  donet  Die  zeit  des  kommens 
IL  37b.  eguyt  ma  donet  en  bet  man  Wegen  meines  kom- 
mens in  diese  weit  M.  67  a.  guell  eu  deoch  avisaf  pe  en 
fikeezon  ez  guell  donet  Es  wftre  besser  ftkr  euch  zu  be- 
tracbten,  in  welcher  art  es  kommen  mag  M.  116  b.  deuo- 
tion  be  deueux  da  donet  da  seraich  doe  Andacht  hat  sie 
zu  kommen  um  Gott  zu  dienen  B.  22.  gret  dezi  donet 
Lafii  sie  kommen  B.  74.  so  be  study  dont  don  ty  alies 
Ihr  wünsch  ist  öfter  zu  dem  hause  zu  kommen  B.  18.  troet 


342  Stekes 

eo  em  brut*)  dont  daaedouoh  huj  en  ty  man  Mein  sinn 
ist  darauf  gerichtet  zu  euch  in  dies  haus  zu  kommen  B.20. 

Part«  praes.  act.  oz  donet  an  traytour  so  oz  donet 
dam  quempret  Der  verräiher  kommt  (ist  kommend)  mich 
zu  ergreifen  69  b. 

Part,  praet.  pass.  deuet,  duet,  deut. 

Beispiele,  ma  car,  pe  da  traez  oude  deuet?  Mein 
freund,  warum  bist  du  gekommen?  M.  70a.  piou  oude, 
peban  oude  duet?  Wer  bist  du,  woher  bist  du  gekom* 
men?  M.  18a.  da  comps  deoch  ez  ouf  duet.  Zu  euch 
zu  sprechen  bin  ich  gekommen  M.  20a.  mar  den  duet 
an  pret  Wenn  die  zeit  gekommen  ist  M.  46a.  duet  eo 
unan  ama[D]  da  bout  leanes  Gekommen  ist  eine,  hier  eine 
nonne  zu  sein  B.  22.  duet  off  diapell  doz  seilet  Ich  bin 
von  ferne  gekommen  euch  zu  sehen  B.  38.  deut  mat  ra 
vech  Seid  willkommen  M.  7  a. 

Bemerkung.  Der  inf.  donet,  verglichen  mit  alür. 
t-oiniud,  scheint  abgeleitet  zu  sein  von  einem  composi* 


*)  cf.  altw.br at  (gl.  animns)  Beitr.  lY,  406.  Es  verlohnt  sich  wdU 
daaiif  fainznireiseii,  daft  die  keltischen  formen  BB-T  (galL  ß^rot^it  («x 
▼oto?),  w.  brydsraltw.  *brit  gemflth;  brant,  brawd  nrtheil;  com.  brySy 
bres,  bms;  ir.  breth,  brath)  vielleicht  licht  werfen  können  anf  das  sa- 
bellische  brat.,  nnd  osk.  ßgat^fi.,  brateis  (s.  Corasen  in  Zeitschr.  XY» 
841,  247,  248).  Bngge's  identification  des  osk.  brateis  mit  lat.  paratis 
(ib.  VI,  29),  weil  embratnr  :=  lat.  Imperator  scheint  falsch,  d*  das  b 
in  embratnr  von  dem  erweichenden  elnflnsse  des  vorhergehenden  m  vera»- 
UTst  sein  durfte.     Die  stelle  in  der  TabnUi  Bantina:  snae  pis  pertemnst 

prnter  pan deivatnd  sipns  comonei  pernm  dolum 

mallom,  siom  ioc  comono  mais  eg[mas  tovti]ca8  amnnd  pan 
pieisnm  brateis  anti  cadeis  amnnd,  inim  idie  siom  dat  sena- 
te[is]   tanginnd  maimas  carneis  pertumnm  mag  wohl  sn  Qbersetsen 

sein:  Sl   qnis  peremerit  (comitia)  prtnsqnam jniato  sdens   in 

oomitio  sine  dolo  malo,  se  ea  oomitia  magis  reipnblicae  cansft  quam  alicnjns 
voti  ant  petitionis  [?  Corssen]  cansA,  idque  se  de  senatns  sententia  mazimae 
partis  perimere.  Ein  anderes  oskisches  wort,  welches  durch  das  celtisefae 
erläutert  werden  kann,  ist  wohl  afkdafed  aedificabit,  mit  welchem  ich  alt» 
irisch  aicde  gebände  verbinden  möchte  (Corssen  in  Zeitschrift  V^  96  verma' 
thet  flberhastig,  wie  ich  meine,  dafs  afkdafed  für  afdkafed  verschrieben 
sei).  So  manche  thSrichte  versuche  sind  gemacht  worden,  namentlich  von 
dem  Engländer  Betham,  altitalische  Wörter  durch  das,  was  man  für  keltisch 
hielt,  zu  erklären,  dafs  man  nur  sehr  schüchtern  solche  vermuthungen,  wie 
die  eben  gemachten,  vorzubringen  wagt  Aber  ich  stelle  mich  unter  die  flQ- 
gel  Ebers  (Bdtr.  11,487,  wo  beiläufig  ftir  späthe,  spod,  yspoden  zu 
lesen  ist  sn4the,  snod,  ysnoden)  und  Zejfs' (Zeitschr. XII,  74.  75). 


die    mittalbretoniseheii  nnregelmUTBigeii  verba.  343 

tum  aas  der  praep.  de,  du  zu  und  der  wurzel  *ON,  in 
welcher  wir  vielleicht  die  ekr.  wz.  AM,  gehen,  wiederei>- 
kennen  dOrfen  mit  der  im  celtischen  so  gewöhnlichen  er^ 
weichung  des  vocals  und  des  labialen  nasals.  Dafs  AM 
auf  europäischem  boden  existiert,  ist  bereits  von  Bopp  V. 
G.  1%  491  bewiesen,  derlat.  annus  Air  *am-nus  mit  der 
in  frage  stehenden  wurzel  verbindet.  Die  andern  formen 
sind  von  der  wurzel  AV  „movere^,  in  Zusammensetzung 
mit  der  praep.  de  (sss  du). 


V.    MONET  gehen. 

Praesens: 

sg.  äff,  af-me    1.  pl.  deomp 
ez  2«        aet 

a,  ia  3. 

Beispiele.  Sg.  t.  pers.  quement  maz  äff  ne  guelaff 
gour  Wie  viel  ich  auch  immer  gehe,  ich  sehe  keinen  mann 
B.  96.  pan  äff  dren  bro  me  so  noaz  Wenn  ich  durch 
die  landschaft  gehe,  bin  ich  nackt  B.  206.  penaux  ezafme 
60  he  face?  How  do  I  go  in  her  face?  M.  124b. 

Sg.  2.  pers.  preder  maz  ez  na  maz  dleez  bezaf  Be- 
denke, vro  du  gehst  und  wo  du  sein  solltest  B.  72.  penaux 
ez  ez  plen  diguenef?  Wie  gehst  du  ganz  von  mir?  M.127b. 

Sg*  3.  pers.  pan  a  digueneff  Da  er  von  mir  geht  M. 
130  a.  quet  ne  caffech  un  banhe  laez,  rao  oll  gant  an 
matez  es  a  Ihr  würdet  keinen  tropfen  milch  bekommen, 
denn  alles  geht  mit  der  dienerin  M.  201  a.  ez-a  merdeidi 
Seemänner  gehen  B.  14.  me  ya  dezo  da  guerzaf  Ich  gehe 
zu  ihnen  um  zu  handeln  M.  18  a.  e  hol!  goat  aya  digan- 
taf  AU  sein  blut  geht  von  ihm  M.  108a.  unpersönlich: 
me  ia  dan  offeren  Ich  gehe  zur  messe  B.  44.  me  ya  gant 
bmt  da  saludif  Ich  will  gern  gehen  (sie)  zu  begrüfsen 
B.  18.  me  ya  breman  da  afvet  doz  dou  dorn  Ich  gehe 
jetzt  eure  beiden  bände  zu  küssen  M.  46b.  me  ya  en 
kaer  Ich  gehe  in  (die)  stadt  M.  61  a.  me  ya  maz  guyiy 
ma  squienfc  Ich  gehe,  dafs  ihr  meine  kenntnis  sehet  M.88b. 


344  Btoket 

117  a  7  a  oar  se  dayeclaff  Wir  geben  deshalb  zu  ihm  M.  47  b. 
Die  donkle  form  tha  in:  me  tha  lern  hant  Nichodenuis 
M.  227  a,  was  herr  de  la  V.  ^j'arriye  de  chez  N.^  flber- 
setzt,  gehört  yielleicht  zu  diesem  verbum. 

PL  1.  pers.  mar  deomp  quersomp  soaf  Wenn  wir  g^- 
hen,  lafst  uns  unbehindert  (leicht)  reisen  M.  184  b. 

PI.  2.  pers.  ne  oun  pez  a  leverez  te,  na  piou  eu  an 
den  se  hac  aet  evel  se  en  e  rout  Ich  weift  nicht,  was  du 
sagst,  noch  wer  der  mann  ist,  dessen  weg  ihr  also  gehet 
[wörtlich:  der  mann  ist  und  ihr  geht  wie  dieser  auf  sei- 
nem wege]  M.  78  a. 

Bemerkung,  äff,  ez,  a  sind  =  com.  af,  eth,  a. 
Im  welschen  werden  die  formen  af,  ai,  a  jetzt  fbr  das 
erste  futurum  gebraucht.  Die  wurzel  der  mit  a  und  e  be- 
ginnenden formen  ist  yielleicht  AS  gehen,  was  indefs  nicht 
belegt  ist.  Die  der  3.  pers.  ia  ist  vielleicht  jfi  gehen,  wel- 
ches in  li'Vat,  und  lat  Ja-nus,  ja-nua  sich  wiederzufin- 
den scheint  (Benfe7). 

Pneteritnm: 

Von  diesem  tempus  habe  ich  nur  die  3.  pers.  sing,  g^ 
iunden. 

Beispiele,  ez  aez  adarre  Jesus  J.  gieng  wieder  zu- 
rfick  M.  181a.  Autrou,  lavar  dif  mar  daez  guenet  Heir, 
erzähle  mir,  ob  er  mit  dir  gieng  M.  194  b.  Joseph  ab  Ari- 
mathia  a  7ez  da  P7lat  da  mennat  corff  hon  roe  Jesus 
Joseph  von  A.  gieng  zu  P.,  den  leib  unsere  könig  J.  zu 
erbitten  M.  151b.  Joseph  quent  abardahez  a  7ez  de  be- 
zhat  J.  gieng  vor  dem  abend  ihn  zu  begraben  M.  156  a. 

Bemerkung,  aez  (jetzt  äaz)  =>  w«  aeth,  com« 
eth.  Das  welsche  aeth  scheint  auf  ftlteres  *act  (wie 
laeth  milch  sss  *lact*))  *ank-t  zu  deuten,  in  welchem 
t  das  tempuszeichen.  Als  wurzel  betrachte  ich  ANK»  skr. 
anK,  die  Siegfried  zuerst  im  keltischen  nachgewiesen  hat 


*)  So  such  amaeth  es  ambaetat,  maethn  emllimi  as  mactafo 
Teriierrllcfaen,  paeth  Tertrag  ss  paotum  und  Tielleiebt  ff  aeth  ang^baat 
(tir  ffaetb),  r«if  ▼on  faetns,  wober  aiieb  com.  dj-yeytb  wQdiiiA  ?• 
17,  8;  mor  di-foid  (gL  pelagni)  a  w.  mor  diffaith  atandieh«  ta«- 


die  mUtelbretonitchen  nnregeliiillfBigen  verb«.  545 

d-aes  ist  compositum  aas  der  praep.  de  +  aez.  jez 
kann  ich  nur  erklären  als  eine  formation  mittels  dbft  aus 
der  oben  erw&hnten  wnrzel  jft. 

rutiimin ; 

Sg.  iff,  if  1.  pl.  ahimp,  aimp 

7  2.        dahech,  eheut 

afay,  ay,  iel,  ielo  3.        ahint. 

Beispiele.    Sg.  1.  ps.  rac  se  bede  Devy  ez  iff  hac 

en  pediff  Deshalb  will  ich  zu  D.  gehen  und  ihn  bitten 

B.  198.    gneneoch  ha  Martha  jvez  eeyf  Mit  euch  und 

auch   M.  will  ich   gehen   M.  162a.    deut,  maz-if  gant 

laognis  ha  tristez  Kommet,  dafs  ich  mit  mattigkeit  und 

betrfibnis  gehen  mag  M.  98  a.    rac  se  ham  bezet  hy  maz 

if  ganty  dan  lech  uhel  en  maes  a  quaer  Deswegen  lalst 

es  mich  haben,   auf  dais  ich  damit  gehe  zu  dem  hohen 

platse  auTserhalb  der  Stadt  M.  132b.    an  hoU  douar  ez  if 

Die  ganze  erde  will  ich  durchwandern  M.  189  b. 

Sg.  2.  pers.  quefErann  pan  y  ahanan  nez  vezo  quet 
Wenn  du  fortgehst,  wirst  du  keinen  antheil  haben  M.  52  b. 
ret  eu  ez  mirvy  hac  ez  y  en  bez  Es  ist  nöthig,  dafs  du 
stirbst  und  in  das  grab  gehst  M.  65  a. 

Sg.  3.  pers.  me  men  gouzout  diouty  pe  a  lech  voa  na 
pelecb  ez  ahy  Ich  wünsche  von  ihr  zu  wissen,  woher  sie 
war  und  wohin  sie  gehen  will  B.  34.  mar  comsez  gou 
ez*ay  da  hol  mat  Wenn  du  falsch  redest,  wird  all  dein 
eigenthum  vergehen  B.  172.  pan  ay  ma  speret  an  bet 
man  Wenn  mein  geist  von  dieser  weit  gehen  wird  B.  202. 
daa  cador  etemel  ez  ay  Zum  ewigen  sitze  wird  es  gehen 
M.  36  b.  lyyyrit  dan  autrou  an  ty  maestr  an  rez  en  que. 
menn  dezaf  e  aprestaf  hac  ez  ay  hep  tardaf  quet  Sage  dem 
herm  des  hanses,  dafs  der  meister  des  gesetzes  ihm  be- 
fiehlt es  bereit  zu  machen,  und  dafs  er  ohne  verzng  kom- 
men will  M.  47b.  mar  en  barn  an  gentil  Pylat  ez  ay 
hon  stat  en  drouc-atret  Wenn  der  edle  P.  ihn  verurtheilt, 
wird  unser  zustand  in  übeln  verfall  gerathen  M.  116  a.  en 
ty  maz  ay,  antreyt  tizmat  In  das  haus,  in  welches  er  ge- 
hen wird,  tretet  schnell  ein  M.  47  a.  —  me  yel  gneneoch 


34i  fluok« 


boj  Ich  will  mit  eaeh  geheo  M.  155a.  ca  kdi  maz  qoer- 
het  deomp  hetiis,  me  yel  joaos  bns  Lalst  vos  fiiwlig 
geben,  wobio  ibr  immer  wftnscfaei:  Ich  werde  sdir  gern 
geben  IL  228a.  Maryet,  a  n j  a  eietbe  monet  de  godet? 
Man/  Salomei  a  jel?  ya  mir  assoret  O  ibr  Ifarien,  soll- 
ten wir  daran  denken  m  geben  um  ibn  sn  aeben?  M.  S.: 
soDen  wir  geben?  ja  sicberiicb  M.  184b.  oll  ny  a-iel 
de  gnelet  Wir  wollen  alle  geben  sie  co  seben  B.  140.  me 
a  yelo  bep  qnet  dale  muy  leb  will  geben  <dine  jeden  wei- 
teren Terzng  IL  60b.  (Die  Variante  ist  bier  yel,  and  das 
metmm  beweist,  dala  yelo  falacb  ist),  aielo  (leg.  m'a 
ido)  prest  dren  forest  man  leb  wiU  dnrdi  diesen  forst  ge- 
ben B.  34.  me  yelo  presant  do  rentaff  Idi  will  jeUt  ge- 
ben sie  znrOckzugeben  B.  116. 

PI.  l.pers.  hac  ez-abimp  breman  dan  joa  Und  wir 
werden  jetzt  zur  freade  gehen  M.  182  b.  es-ii  merdeW 
maz-aimp  en  an  lestrat  Seelente  sind  im  begriff  zu  ge- 
ben, so  dals  wir  anf  eine  seereise  gehen  werden  B.  14. 

PI.  2.  pers.  me  ya  da  na  lech  dy  ne  dabech  dez 
qaen  nooz  be  brassoch  fez  Ich  gehe  zo  einem  ort,  wohin 
ibr  nicht  einen  tag  eher  gehen  werdet,  als  ibr  gröfteren 
glaoben  habt  M.  62  b.  en  etat  so  dibny  predestinet  pan 
e  h  e  a  t  an  beth  In  (dem)  zustand,  der  euch  Torberbestimmt 
ist,  wenn  ihr  die  weit  verlassen  sollet  M.  37  a.  Niehodem 
a  menn  ez  eheot  bet  ety  N.  wttnscht,  dafs  ihr  in  sein 
bans  kommen  sollet  M.  227  a.  ouz  pet  ez  ebent  Er  bittet 
eacb  zu  kommen  M.  227  b. 

PI.  3.  pers.  me  a  men  dastom  lignez  hamen  ha  ho  di- 
saeren  maz  ah  int  guenef  dan  nef  Ich  wünsche  das 
menschliche  geachlecht  zu  versammeln  nnd  sie  zo  erlösen, 
auf  dafs  sie  mit  mir  zum  himmel  gehen  M.  20b. 

Bemerkungen.  Diese  formen  sind  in  den  personal- 
endungen,  wie  es  in  den  bretonischen  futuris  gebrftocblico 
ist,  optativisch.  Was  die  wurzeln  anbetriffl;  —  denn  es 
sind  zwei  ^  so  scheint  das  h  in  ahy,  ahimp,  d^-aheon 
und  ah  int  auf  das  s  der  wz.  AS  zu  deuten,  welches  zwi- 
schen vooalen  aspiriert  worden  ist    lel  ist  nicht  leioh 


die  mittelbretoniBehen  nnregelmifaigeii  verba.  347 

za  erklären,  anfser  als  compositum  aus  jft+Ar.    Im  wel- 
schen haben  wir  letztere  wurzel  einfach:  el,  ela  ibit. 

Seeandilres  praesens: 

flg.  ahen,  dahenn    1.  pl.  *ehemp 
*ahes  2.    ehet 

ahe,  yae,  ye    3.   *ehent* 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  ez  ahen  [leg.  ahenh?]  bre- 
man  ahanen  Ich  bin  nun  fortgegangen  B.  16.  mar  em 
scohet  ne  dahenn,  na  ne  gallhenn  qnet  If  you  beat  me, 
I  ebonld  not  go  nor  conld  I  M.  133a.    ahensw.  awn. 

Sg.  3.  pers.  pe  en  lech  enta  ezahe  den  hem-repos  dam 
gourtos  me?  Wohin  denn  würde  sie  gehen  dort  zu  bleiben 
um  mich  zu  erwarten?  M.  36b.  curun  bras  a  spem  ayae 
drenn  esquem  A  great  crown  of  thoms  went  through  the 
bcmes  M.  115.a.  dan  non  disqnibl  mat  a  ye  oar  ho  troat 
en  em-discuezas  Den  beiden  guten  jungem,  die  zu  fufs 
giengen,  enthüllte  er  sich  selbst  M.  202  b. 

PI.  2.  pers.  quent  ez  ehet,  paet  Bevor  ihr  geht,  be- 
zahlt M.  210  a. 

Seeundftres  praeteritum: 

Von  diesem  tempns  habe  ich  nur  die  2.  sg.  azes,  jetzt 
azez  sss  w.  aethit  geftinden.  a  ret  oa  ez  azes  breman 
ahanen?  War  es  nöthig,  dafs  du  nun  von  uns  g^engest^ 
M.  213  b. 

Imperativ: 

Sg.  1.  pl.    comp 

quae,  quea,  que  2.         et,  it 
aet  3.       *aent. 

Beispiele.  Sg.  2.  pers.  Juzas,  dal  an  tarn  bara  man, 
debre  ha  quae  Judas,  nimm  dies  stück  brod,  ifs  und  geh 
M.  60b.  quae  gant  diligancc  dave  Jnzas  Geh  mit  fleifs 
zu  Judas  M.  88a.  quae,  lavar  dam  priet  na  consanto  en 
marv  Jesu  Geh,  sage  meinem  gemahl,  dafs  er  zu  (dem) 
tode  Jesu  seine  Zustimmung  nicht  geben  soll  M.  116a.  ael 
mat  quae  .  .  .  bede  patricius  Guter  engel,  geh  du  zu  P. 
B.  2.  ael  flam  quae  abreman  bed  patric  Leuchtender  en- 
gel, geh  jetzt  zu  P.  B.  6.    quea  [leg.  quae?]  oarse  afvet. 


348  StokM 

i^ao  pret  ye  Geh  denn  (von  mir)  geküist,  denn  es  ist  zeit 
M.  100b.  que  bede  an  tirant  Geh  zn  dem  tyrannen 
B.  86. 

Sg.  3.  pers.  leqaet  sae  am  FoU  oar  e  cbooc  bac  aet 
da  Fylat  Ziehet  ihm  mein  thorengewand  aaf  den  rOcken 
und  iafst  ihn  zu  P.  gehen  M.  104b.  aet  gneneoch,  me 
en  ro  dihuy  Lafst  ihn  mit  euch  gehen  —  ich  gebe  ihn 
euch  M.  118b. 

PI.  l.pers.  cza,  comp,  na  gorteomp  den  Kommtl  lalkt 
uns  gehen,  laist  uns  nicht  irgend  wen  erwarten  M.  6a. 
cza,  oar  se  comp  prent,  ny  hon  try  Kommt,  dann  laftt 
uns  drei*)  schnell  gehen  M.  155b.  Jahann,  deomp  bet 
ennhaff  Johannes,  laftt  uns  zu  ihm  gehen  M.  47b.  deomp 
oar  se,  pan  querhet  Lafet  uns  denn  geben,  da  ihr  es 
wünscht  M.  48  a.  sevet,  deomp  a  pret,  ma  brender  Er- 
hebt euch,  la&t  uns  jetzt  gehen,  meine  brflder  M.  69b. 
deomp  da  guelet  pebez  divez  a  graer  dezaf  Lalst  uns 
gehen  zu  sehen ,  welches  ende  ihm  bereitet  wird  M.  1 29  b. 
en  lech  maz  queret  deomp  hetus  Wohin  es  immer  euch 
beliebt,  lalst  uns  freudig  gehen  M.  228  a. 

PL  2.  pers.  Yahann  ha  Pezr  et  breman  da  Hiemsa- 
lem  Johannes  und  Petrus,  geht  jetzt,  nach  J.  M.  46b.  eth 
ha  leveret  dan  disquiblyen  ez  eu  daczorchet  Geht  jetzt 
und  sagt  seinen  jungem,  dafs  er  auferstanden  ist  M.  185  b. 
ed-oll  en  maes,  ma  list  da  ehanaf  Gteht  alle  fort,  lafst 
mich  bleiben  B.  56.  it  de  hambrouc  Geht  ihn  zu  geleiten 
M.  104b.  it  scaf  gantaf  Geht  unbehindert  mit  ihm  M. 
118b.  it  oar  se  apret,  qnerzet  scaf  Gehet  denn  zugleich, 
reiset  unbehindert  M.  226a.  aelez  mat  it  breman  oz  an 
tnou  Gute  engel,  geht  nun  herab  B.  144.  yt  gantafi^ 
lyvyrit  scaff  hep  bezaff  ven  Geht  mit  ihm,  sprecht  unbe* 
hindert  ohne  eitel  zu  sein  M.47a.  dalet  hoz  archant  yt 
gante  Behaltet  euer  silber,  geht  mit  ihm  M.  86a.  yt  da 
guitty  da  comps  outy  try  guer  Greht  zu  ihr  mit  ihr  dni 
Worte  zu  reden  B.  34.    ma  aelez  net,  yt  huy  breman  da 


*)  wörtlich:  wir,  unser  drei  oder:  wir,  drei  von  imi.    cd  dat  altir.  «r 
ndiie  wir,  ein  pmar  von  one. 


die  mittolbntoiiiseheii  mmgelmibigen  rerba.  349 

querebat  Devy  Meine  reinen  engel,  geht  jetzt  D.  zn  suchen 

B.208.       • 

Bemerkungen,  quae  (=  com.  ke)  ist  offenbar 
▼on  der  wz.  KI,  welche  wir  in  ir.  c^im  gressus,  c&i  land* 
stralse,  griecb.  x/o»,  lat  cio,  cieo  wiederfinden;  Curtius 
verbindet  xita  mit  skr.  pi  acuere.  aet  sss  w.  aed  nnd  aent 
(w.  aent,  com.  ens)  scheinen  von  wz.  I  zu  kommen.  In 
aet  (=  skr.  etu)  und  aent  haben  wir  guna;  1.  pL  eomp 
(w.  awn)  =  ajäma,  twfjiiv;  2.  pl.  et,  it  ^  skr.  ita,  in. 
In  dieser  person  hat  das  comische  zwei  formen:  eugh  B. 
179  (=  w.  e  weh)  von  wz.  I  und  kewgh  Cr.  324  von  KI. 

Infinitiv  monet.  Part,  praes.  oz  monet.  Part, 
praet.  aet. 

Beispiele.  Infin.  ez  stndiaf  monet  e  kaer  Ich  be- 
gehre in  die  Stadt  zn  gehen  M.  17  b.  a  quen  striz  en 
hent  ne  galhenn  me  quet  gneneochuy  monet  en  pret 
man?  Ist  die  stralse  so  eng  (striz  von  lat.  strictus), 
daJb  ich  jetzt  nicht  mit  ench  gehen  kdnnte?  M.  62  b.  guell 
en  monet  hep  dale  muy  Es  ist  besser  zu  gehen  ohne  län- 
ger zn  verteilen  M.  124  b. 

Part,  praes.  me  g^el  espres  Jesu  oz  monet  aman  dre 
an  ra  Ich  sehe  J.  deutlich  durch  die  strafse  gehen  M.  124b. 
me  gnel  ung  merch  en  oreson  quen  dison  oz  monet  Ich 
sehe  eine  Jungfrau  im  gebet  so  ruhig  gehen  B.  34.  ou  z 
monet  me  a  gnel  irj  Ich  sehe  drei  gehen  M.  130a. 

Part,  praet.  aet  eu  dan  place  yen  dignenef  Ich  bin  zu 
dem  kalten  orte  gegangen  (wörtlich :  es  ist  von  mir  gegan- 
gen worden)  M.  74a.  daz  em-coU  az  youll  mat  ezout  aet 
Dich  selbst  zu  tödten  bist  du  aus  gutem  willen  gegangen 
M.  94a.  setn  me  graet  franc  am  langonr  dre  gracc  sanot 
Devy  settny  aet  Siehe  mich  firei  gemacht  von  meiner 
sehwiohe,  siehe  sie  dahingegangen  durch  St.  D.'s  gnade 

ai9& 

Bemerkung.  Der  infin.  monet  («b  com.  mones, 
moB,  aber  w.  myned,  mynd)  Ähnelt  in  seiner  bildung 
dem  lat  *minere  in  e-minere,  pro-minere,  welches 
Benfey  (Zeitschr.  VII,  53)  auf  skr.  ml,  minftti  gehen  zu- 


3&0  Stokes 

rückfübrt,  von  dem  der  flufsname  Moinos  und  welsch 
myned  gehen  abgeleitet  sind.  Hier  haben  wir  denn  viel* 
leicht  eine  zweite  spur  der  sanskritischen  9tea  classe  za 
cluinim  von  KLU,  xAv,  skn  pru  (Lottner  Beitr.  11,  322) 
binzuzufQgen.  Was  den  vocal  von  mö-ne-t  anbetriffi;,  so 
stimmt  er  mit  dem  von  lat.  möveo  ich  mache  gehen« 

Das  part.  praet.  pass.  aet  kommt  offenbar  von  wz.  i, 
doch  ist  der  diphthong  nicht  leicht  zu  erklären« 

VI.     OBER  thun. 

Praesens: 

8g.  groaff,  graff    1.  pL 

gruez,  grez       2.        gruyt,  gruet,  greit,  gret 
groa,  gra  3.        greont. 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  ne  groaff  en  bei  man  conta* 
nancc  I  do  no  favour  (?)  in  this  world  B.  204.  anezaff  eo 
ez  groaff  fae  Mit  ihm  mache  ich  ein  spiel  (?)  B.  172. 
ez  graf  joae  Ich  bin  froh  M.  6  b.  hoz  trugarecat  a  raf 
oz  gueriou  Ich  danke  (thue  danken)  ench  f&r  emre  worte 
M.  15a.  ma  mestr  Paulinus  hoz  caret  a  graf  Mein  mei- 
ster  P.  ich  liebe  (thue  lieben)  euch  B.  114«  petra  a  grafme 
da  Jesu  Was  soll  ich  Jesu  thun?  M.  113a.  ne  graf  sy 
Ich  mache  keinen  fehler  M.  35  b»  ne  raff  le  Ich  sohwAre 
nicht  (leg.  me  r.  1.  Ich  schwöre?)  M.  61  a. 

Sg.  2.  pers.  rac  maz  gruez  dem  Bevor  dn  klage  an- 
stellst B.  124.  nez  priso  den  mar  grez  quen  dalch  da 
termenyou  Keiner  wird  dich  schätzen,  wenn  da  so  deine 
zwecke  festhfiltst  M.  61b.  petra  eu  a  gres  te  aman  WaB 
ist^s,  das  du  hier  thust?  M.  77  b.  hoguen  dren  pez  yvez 
ma  em-grez  roe?  Aber  warum  auch  machst  du  dieh  selbst 
znm  könig?  M.  120b.  cd  a  grez  manen  grez  Dn  ver- 
lierst, wenn  du  es  nicht  thnst  B.  164.  pan  gousoch  ma 
naquat  ha  na  rez  nep  digaret  mat  Da  ihr  mein  verlangen 
(?)  kennt  und  du  keinerlei  gute  entschuldigong  machst 
B.40« 

Sg.  3.  pers.  hoz  comzou  cref  am  groa  grevei  Bore 


die  mittolbretonischen  nnregelmifoigen  verba.  351 

gewaltsamen  worte  machen  mich  bekümmert  M.  ö9a.  co- 
mancc  a  groa  ma  anquen  Mein  kummer  beginnt  6.  92. 
gnelet  emeux  un  hunTre  bras  am  gra  dreist  muy  pridiriet 
Ich  habe  eine  groise  erscheinung  gesehen,  welche  mich 
höchst  bekümmert  macht  M.  115b — 116a. 

PL  2»  pers.  me  cret  ez  gruyt  gou  Ich  meine ,  ihr 
handelt  falsch  M.  104  a.  pez  dem  em  drem  a  heman  a 
gret  breman?  Was  ftkr  eine  klage  über  ihn  stellt  ihr  jetzt 
vor  mir  [wörtlich:  in  meinem  angesicht]  an  M.  101a.  ne 
▼ech  qnet  car  Cesar  dezaf  mar  gruet  gracc  Ihr  wäret 
kein  frennd  Caesar^s,  wenn  ihr  ihm  gnade  erwieset  M.  112a. 
pell  cre  diouch  ma  joull  ez  gret  breman  ann  oll  dan  oll 
Dan  sehr  lange  seitdem  handelt  ihr  ganz  und  gar  wider 
meinen  willen  M.  42b.  gon  a  ret  mar  em  hastet  huy  Ihr 
handelt  falsch,  wenn  ihr  mich  antreibt  M.  133  a. 

PL  3.  pers.  na  gousont  pez  a  greont  quet  Sie  wissen 
nicht  was  sie  thun  M.  139  b. 

Bemerkung,  groaff  ist  t=  corn.  guraff,  altkymr. 
guru,  ir.  feraim  ,,facio^,  würze!  VAR.  Die  vergleichung 
von  altn.  görva  etc.  (Beitr.  V,  142)  ist  zu  tilgen. 

PrAeteritnm : 

8g.  gryis,  gris    1.  pL    greomp 
gres  3.         ^gresont. 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  en  gryis  [leg.  grys?]  me 
dre  apetit  a  equite  Ich  habe  es  gethan  aus  verlangen  nach 
biUigkeit  M.  164  a.  cofes  a  gris,  ne  nachis  quet  Ich  habe 
ein  gestftndnifs  (oonfessio,  ir.  coibse)  gemacht,  ich  habe 
nicht  geleugnet  M.  91a. 

Sg.  3.  pers.  ho  pascaf  e  grez  Moyses  en  deserz  gant 
an  mann  Moses  nfthrte  euch  in  einer  wüste  mit  dem  manna 
M.129a. 

PL  1.  pers.  ez  gresomp  ny  rustony  re  ouzide  Wir 
haben  dir  groüse  rohheit  angethan  M.  230  a. 

FntiuTun* 

Sg.  gruif,  grif  1.  pL  grahimp 

gruy,  gry  2.        greheut,  grehet 

groay,  gray,  gruy  3.        grahint 


3M  StokM 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  fallacryez  sorcerezoo  agruif 
hep  goa  a  parz  doa  dez  Täoschung,  hezereien  will  ich 
binnen  zwei  tagen  begehen  B.  84.  pidiff  sent  ha  santeset 
a  grif  Ich  will  beten  za  heiligen  und  ^ heiliginnen ^  B. 
136.  ne  grif  quen  loh  will  nicht  anders  thnn  M.  5b. 
130b.  ne  gon  pez  a  grif  Ich  weifs  nicht,  was  ich  than 
soll  M.  21  a.  dif  lavar  pez  a  grif  Sage  mir,  was  ich  thnn 
soll  M.  95b.  da  heul  evel  tat  ha  patron  a  grif  da  Yaei^ 
don  Folgen  will  ich  dir  wie  ein  vater  und  beschOtzer  nach 
Irland  B.  14.  alias  pe  rif  na  maz  if  me  daz  cafTont  Wehe, 
was  soll  ich  thun  und  wohin  soll  ich  gehen  dich  zu  fin- 
den M.  191a. 

Sg.  2.  pers.  me  az  snply  ez  gruy  un  sin  Ich  bitte 
dich,  dafs  du  ein  zeichen  thust  B.  124.  mir  na  gruy  dt 
damnation  Hüte  dich,  dais  du  nicht  deine  Verdammung 
bewirkst  B.  166.  autrou  huec,  quet  nen  gry,  ma  treit  ne 
guelchy  bizhuyquen  Sflfser  herr,  du  sollst  es  nicht  thnn, 
meine  f&fse  sollst  du  nimmer  waschen  M.  52  a. 

Sg.  3.  pers.  me  a  groay  ma  oreson  Ich  will  mein  ge- 
bet thun  B.  134.  me  a  groay  hoantec  un  requet  loh  will 
ernstlich  eine  bitte  thun  B.  176.  men  groay  doarec  Ich 
will  ihn  zum  geistlichen  machen  B.  112.  Autrou  Doe  eza 
pez  a  gray  ma  calon  Herr  Gott,  was  soll  dann  mein  herz 
thun?  M.34a.  ez  disgray  hon  scrit  Er  will  unser  schreiben 
ungeschehen  machen  B.  86.  pan  duy  dit  a  gray  mes  Wenn 
er  kommen  wird,  wird  er  dich  beschämt  machen  B.  86. 
me  gray  ma  grat,  ma  pligadur  Ich  will  meinen  willen 
thun  (und)  mein  vergnügen  B.  40.  me  ray  antier  ho  ma- 
tery  Ich  will  euer  geschftft  vollständig  thun  M.  18  b.  me 
he  gray  ez  presant  Ich  will  es  in  deiner  gegen  wart  thon 
M.  97a.  hoaz  me  a  gray  hac  alieux  muy  a  reux  eguet 
nameux  graet  Ich  will  immer  und  oft  mehr  fibd  thnn, 
als  ich  gethan  habe*)  M.  119b.    me  en  gray,   me  hoz 


^)  Man  beachte  hier  das  negaüve  n-ameux.  So  frans.:  Je  feni  plof 
de  mal  qne  je  n'en  ai  fait  Siehe  Dies  UI  *,  880.  410.  Sine  IhnUehe  ei- 
genthttmliöhkeit  des  welschen  ist  von  SpuireU  (Qrammar  p.  127)  bemeilEt  wor- 
den; er  vergleicht:  y  mae  Awdyr  a  yagriliMiant  yn  weU  nag  j  Uefiirant  mit 


die  mittelbretonischan  luiregelmürsigeii  verba.  3S8 

gray  B.  112.  ny  ho  gray  en  berr  quen  enserret  Wir 
werden  euch  so  eingeengt  machen  M.  164a,  ny  en  gray 
raliet  B.  112.  y  a  gray  prest  cals  festou  hac  enoroa  ha 
madou  dit  Sie  werden  feste  veranstalten  und  ehrenbezei- 
gangen  und  dir  göter  (geben)  M.  62a.  me  a  gray  [leg. 
graypj  berrhat  e  rempsy  Ich  will  sein  dasein  abkörzen 
M.  78b. 

PL  1.  pers.  deux  guenef  bede  Hiberdon  [leg.  Iverdon?J 
maz  groahimp  hon  trette  Komm  mit  mir  nach  Irland, 
dals  wir  unsern  vertrag  machen  B.  14.  deom  da  clefaet 
8tat  a  badez  haz  [leg.  ha?]  maz  groahimp  oreson  Laftt 
uns  gehen  (den)  stand  der  taufe  zu  vernehmen  und  nnser 
gebet  za  thun  B.  52.  na  ne  grahymp  quet  quen  trete 
Und  wir  wollen  nicht  irgend  eine  andere  anordnung  treffen 
M.  Il8a.  mar  bez  marv  hon  disparty,  pez  a  rahimp  m? 
Wenn  der  tod  kommen  wird  uns  zu  trennen,  was  sollen 
wir  thun  M.  27  b. 

PL  2.  pers.  certen  nen  grehent  bizfaayquen  Gewifs 
sollt  ihr  es  nimmer  thun  M.  51b.  pan  grebeut  hny  ob- 
latioD  Wenn  ihr  eine  darbringung  machen  werdet  M.  56  b. 
ne  reheut?  grebeut  pe  me  torro  houz  fry  Wollt  ihr  es 
nicht  thun?  ihr  sollt  es  thun,  oder  ich  vnll  euch  die  nase 
zerschlagen  M.  131b.  servig  cuf  ufvel  evel  se  an  eil  d^ 
guile  a  grehet  Liebenden  (und)  demüthigen  dienst  wie 
diesen  sollt  ihr  einer  dem  andern*)  thun  M.  54b. 

PL  3.  pers.  quement  [a]vezo  en  ho  cas  maz  grahint 
toullou  goulyou  bras  em  membrou  So  Tiel  hau  wird  in 
ihnen  sein,  dais  sie  löcher,  tiefe  wunden  in  meine  glieder 
machen  werden  M.  43a.  ma  guyscfimant  goenn  a  grahint 
y  quen  ruz  gant  ma  goat  Mein  weifses  gewand  vrerden  sie 
so  roth  machen  mit  meinem  blute  M.  43  b. 


ü  7  a  des  aatecm  qoi  ^crivent  mieux  qu'ils  ne  parlent  Vergleichung  von 
grSfserem  oder  kleinerem  Mhlietbt  stets  eine  Temeiniing  ein.  Wie  SpnrreU 
bemerkt,  ist  A.  sydd  fwy  na  B.  (A.  ist  gröfter  denn  B.)  gUicbbedentend  mit 
nid  yw  B.  mor  fawr  ag  A.  (B.  ist  nlclit  so  grofs  wie  A). 

*)  wortlicli:  seinem  gef)lhrten  (eile).     Siehe  meine  note  zn  der  comi- 
scfaan  Passion  179,  8. 

BeitrSge  z.  vgl.  spracbf.  V.  8.  23 


3M  StokM 

V  ^ 

Secmidires  pnestiiB:       > 

8g.  grahenn,  gren  1.  pl.gr ah emp 

2«      grabech, grabet 
guerea,  guerue,  gueore  I  3      ,       y^^^,^ 
grabe,  grae  )  ^ 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  deocb  ez  grahenn  plen  yi- 
leny  boaz  roe  buy  mar  cruciffibenn  Euch  würde  ich  einen 
grofsen  Bcbimpf  anthun,  wenn  ich  euren  köiUg  kreuzigte 
M.  ItSb.  ne  gon  pebez  tra  a  grahenn  Ich  weife  nicht, 
was  ich  thun  sollte  M.  218  a«  evel  goas  lig  en  semieben 
gnellaff  mas  gallen,  ne  gren  [leg.  grenn]  quen  Wie  ein 
untergebener  lebnsmann  diente  ich  ihm,  so  gut  ich  konnte; 
ich  that  nicht  anders  B.  6. 

Sg.  3.  pers.  gouden  madou  ha  beneficzou,  an  manrail- 
lou  han  eufrou  bras  a  guerue  douz  re  hep  merit  Nach 
den  guten  dingen  und  wohlthaten,  den  wundem  und  grois- 
thaten,  (die)  er  vollbrachte  f&r  euer  volk  ohne  yerdienst 
M.  128b.  ha  boaz  muy  ez  guereu  digor  an  mor  mz 
Und  noch  mehr,  er  öffiiete  das  mthe  meer  M.  128b.  da 
reparaf  an  orim  a  gueure  den  en  beth  da  quentaf  Das 
yerbrecben  wieder  gut  zu  machen,  welches  der  mensch 
zuerst  in  der  weit  b^ieng  M.  27  a.  pion  voen  foU  a 
gueure  an  toll  man?  Wer  war  der  thor,  der  dies  loch 
machte?  M.  137a.  certes,  me  a  goar,  ne  grabe  Gewifs 
—  ich  glaube  es  —  er  wird  (es)  nicht  thun  M.  90  a.  na 
ve  quen  em  grabe  Ionen  Nichts  sonst  würde  mich  glück- 
lich machen  M.  191a.  pell  en  arbvestas,  ha  dre  na  grae 
brot  un  sot  ef  en  reputas  Lange  betrachtete  er  ihn  und 
da  er  keinen  laut  (bruit*))  yon  sich  gab,  hielt  er  ihn  für 
einen  narren  M.  102b.  refus  a  grae  hi  alies  Sie  verwei- 
gerte oft  B.  42. 

PL  1.  pers.  me  cret  ne  carech  quet  ez  grahemp  pe- 
chet  en  bet  man  Ich  glaube,  ihr  würdet  nicht  billigen, 
(dafs)  wir  Sünde  in  dieser  weit  begiengen  B.  38. 

PI.  2.  pers.  mar  debatech  ez  grahech  gon  Wenn  ihr 

*)  Herr  de  U  V.  ttbersetzt:  comme  U  ne  faisait  inciine  merTeille. 


,die  mittolbretoniicben  imregelmäfiigeii  Terba.  3ft5 

Strittet,  wOrdet  ihr  falsch  bandeln  M.  147a.-  ho  graheoh 
diremet  hetas  Ihr  wflrdet  sie  sehr  glQcklioh  machen  M. 
225a.  ne  falhe  quet  ez  grahet  quen*)  II  ne  faudrait 
pas,  que  vous  fassiez  autrement  M.  40a. 

Secnndäres  praeteritam : 

Von  diesem  tempus  habe  ich  nur  die  1.  und  3«  sing, 
grase nn  und  grase  gefunden. 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  quet  nen  grasenn  pan  vi- 
henn  für  Ich  hätte  es  nicht  gethan  haben  sollen,  wenn  ich 
verst&ndig  gewesen  wftre  M.  82  b. 

Sg.  3.  pers.  en  devoe  joa  bras  Herodes  dre  se,  cre- 

dont**)  ez  guelse  hac  ez  grace  [leg.  grase]  prest  un  sin 

Herodes  hatte  darüber  grofse  freude:  er  glaubte,   dafs  er 

sehen  und  er  (Jesus)  geradeswegs  ein  zeichen  thun  würde 

M.102b. 

Imperativ : 

Sg.  l.pl.greomp,  graeomp 

groa,  gra  2.  gruyt,  gruet,  graet,  grit,  gret 
Beispiele.  Sg.  2.  pers.  ma  groa  preservet  guerchez 
douar  Mache  mich  wohlbehalten,  reine  jungfiBuI  B.  92. 
groa  sin  an  croas  Toar  ma  enep  Mache  das  zeichen  des 
kreuzes  auf  mein  angesicht  B.  124.  groa  da  requet  pa 
ez  pedaff,  goulen  scler  an  pez  a  quin  Thue  deine  bitte, 
weil  ich  dich  auffordere,  fordere  deutlich  die  sache,  welche 
du  wünschen  wirst  B.  178.  gra  da  echec,  na  prezec  mny 
Halte  ein,  predige  nicht  weiter  M.  19a.  gra  an  meoher 
azeux  prederet  Thue  das  geschftft,  an  welches  du  gedacht 
hast  M.  61b.  gra  ef  guyridic,  pistiguet  Mache  es  scharf 
und  durchbohrend  M.  lila. 

PL  1.  pers.  greomp  für  un  cusul  singulier  Laistuns 
vorsichtig  eine  geheime  berathung  halten  M.  17a.  greomp 
dezaf  pepret  guyr-peden  ha  lequeomp  hon  creden  enhaf 
LaTst  uns  stets  zu  ihm  ein  wahrhaftes  gebet  thun  und  setzet 
eueren  glauben  auf  ihn  M.  212a.    deomp  oarse  ha  grae- 


*)  Herr  de  la  T.  flbersetzt:  voofl  ne  deriez  pas  le  fture. 
**)  Scheint  ein  inf.  hiatoricna. 

23* 


356  Stokes 

omp  hon  propos  rac  chetu  an  no8  bogos  daet  Lafst  ans 
denn  gehen  und  unsere  absieht  vollfbhren,  denn  sehet,  die 
nadit  (ist)  nahe  gekommen  M.  161a.  greomp  ung  anelin 
dan  trindet  Wir  wollen  uns  der  dreieinigkeit  verneigen 
B.  72.  anterin  ha  dinam  greomp  an  enterramant  Voll- 
stindig  und  fehlerfrei  lafst  uns  das  leichenbegängnis  be- 
gehen B.  146. 

PL  2.  pers.  gruyt  e  eren  ha  duet  gneneoch  Bindet 
ihn  und  lafst  ihn  mit  euch  kommen  M.  70  a.  pan  edy  en 
hoz  ty  gruyt  e  matery  Da  er  in  eurem  hause  ist,  so  thuet 
sein  geschftft  M.  79b.  na  gruet  quen'uemet  antren  Thuet 
sonst  nichts,  sondern  tretet  ein  M.  49  a.  hennez  heulyet 
ha  na  graet  quen  Folgt  ihm  und  thut  nicht- anders  M.47a. 
na  graet  sy  Macht  keinen  fehler  M.  49a.  na  graet  mar 
Hegt  keinen  zweifei  M.  59  b.  ma  mam  flam  net,  maz  pet, 
graet  joae  Meine  gl&nzende,  reine  mutter,  ich  bitte  euch, 
seid  froh  M.  181b.  maestr,  assezit,  me  oz  pet,  gryt  fest 
Meister,  setzt  euch  nieder,  ich  bitte  euch,  veranstaltet  ein 
fest  M.  7b.  ma  maestr  quer  grit  eher  mat  Mein  theurer 
meister,  veranstaltet  eine  gute  bewirthung  M.  9a.  na  grit 
dif  caffi>u  na  saouzan  Macht  mir  nicht  kummer  noch  sorge 
B.  38.  na  gret  quet  ho  pidif  Ne  vous  faites  donc  pas 
prier  [wörtlich:  verursacht  Qberhaupt  kein  gebet  von  euch] 
M.  5  b.  pan  noz  eux  difme  autreet  an  teir  requet,  an  pe- 
dervet  gret  Da  ihr  mir  die  drei  bitten  nicht  gewfthrt  habt, 
gewährt  [macht]  die  vierte  M.  37b.  me  en  renoncc  net 
na  gret  douet  loh  verleugne  ihn  durchaus,  hegt  keinen 
sweilelM.  81b.  crachyt  oar  he  fry  ha  gret  e  aeren  Speit 
auf  seine  nase  und  bindet  ihn  [wörtl. :  macht  eine  bindung 
von  ihm]  M.  82  a. 

Optothr: 

Sg.  3.  pers.  doe  an  autrou  ro  greay  Ionen  Möge  Gott 
der  herr  euch  freudevoll  machen  M.  9  a.  da  doe  reomp 
graczou  e  madou:  ma  hon  gray  Ionen  An  Gott  lafst  uns 
dank  richten  fE&r  seine  wohlthaten,  möge  er  uns  freudevoll 
machen  M.  63  b. 

Infinit,  act.  ober. 


die  mittelbretonischen  unregelmäTsigen  verba.  357 

Beispiele,    mez  goaranto  de  ober  Ich  verspreche 
dir  es  zu  thun  M.  14b.     clescont  prob  ma  disober  Sie 
suchen  einen  beweis  mich  zu  verderben  M.  23  b.    Dies  ist 
offenbar  ein  lehnwort  von  opera;  so  corn.  ober  P.  31   2 
pl.  oberow  K.  2599. 

Passivnni: 

Praes.  ind.  me  venn  ez  grab  er  rac  ma  emenx  [leg. 
memeuxj  se  diliberet  Ich  wünsche,  dafs  es  gethan  wird, 
denn  ich  habe  darüber  entschieden  M.  23b.  an  volante 
divin  a  venn  ez  grabe r  anterin  an  fin  din  a  determinas 
Der  göttliche  wille  (voluntas  divina)  wünscht,  dafs  der  treff- 
liche zweck,  für  den  er  es  bestimmt  hat,  vollständig  er- 
tollt  wird  M.  41  b.  petra  voe  da  doe  goazaf  an  chancc 
han  viltancc  las  a  graer  dit  dre  cas?  Warum  duldete 
Gott  [wörtlich:  was  war  es  Gott  zu  dulden]  das  Schick- 
sal und  die  grausame  nichtswürdigkeit,  die  dir  aus  hals  zu- 
gef&gt  worden  ist?  M.  127  a. 

Secundfires  praesens,  da  mab  an  guerchez  ez  graet 
encres  bras  Dem  söhn  der  Jungfrau  ward  da  grofse  gewalt 
angetban  M.  84a.  göret  an  cas  Die  sache  ist  abgemacht 
M.  95b. 

Part,  praet  graet,  gret. 

Beispiele,  pan  voe  graet  an  pechet  quentaf  Als 
die  erste  sünde  begangen  ward  M.  30a  =  p.  v.  great 
[leg.  graet?]  a.  p.  q.  M.  35b.  goude  bout  graet  salv  Nach- 
dem er  ganz  gemacht  worden  M.  76  a.  pa  songiaf  ho  be- 
zaf  duet  hac  em- graet  den  Wenn  ich  denke,  dafs  ihr 
gekommen  und  selbst  mensch  geworden  seid  M.  24  a.  ez 
oof  en  effet  em -graet  den  Ich  bin  in  der  that  selbst 
mensch  geworden  M.  29  b.  reson  ez  ve  gret  (Es  ist)  grund 
(da),  dafs  es  gethan  werden  sollte  B.  124.  rentaf  gracou 
a  griff  dan  trindet  pan  off  gret  mam  laouen  loh  will  der 
dreieinigkeit  danken,  da  ich  eine  freudevolle  mutter  gewor- 
den bin  B.  98. 


358  Stokes 

VIL    REIF  geben. 

Praesens: 

Sg.    roaf,  rof    1.  pl.  rehomp 
*rehez  2.       rehet,  reit 

re,  ro  3.        reont 

Beispiele.  Sg.  1.  pers.  dihuy  oar  nndro  ez  roaf 
aa  gallont  man  Zu  derselben  zeit  gebe  ich  each  diese 
macht  M.  56a.  ma  malloez  a  roaf  dan  bilen  Meinen  flach 
gebe  ich  dem  Schurken  M.  74  a.  ma  bouzellou  da  mil  ton- 
cec  a  roaf  an  quentaf  pret  hac  ez  roaf  ma  fry  da  santaf 
pep  fler  infernal  Meine  eingeweide  gebe  ich  an  dem  ersten 
ort  an, tausend  kröten,  und  meine  nase  gebe  ich,  jeden 
höllischen  gestank  zu  riechen  M.  98b.  un  chapelet  a  rof 
dit  en  signifiancc  ez  out  souveren  oar  holl  heraudet  Einen 
kränz  gebe  ich  dir  zum  zeichen,  dafs  du  oberherr  bist 
Aber  alle  herolde  M.  180  b. 

Sg.  3.  pers.  Grec  man  re  dit  da  mab  Weib,  ich  gebe 
ihn  dir  zum  söhne  M.  140  b.  na  perac  hoaz  voe  dit  lazaf 
nep  a  re  buhez  Und  warum  ferner  muistest  du  den  tödten, 
der  leben  gibt*)  M.  150b.  men  re  dit  da  ober  pez  a 
quirj  Ich  gebe  ihn  dir,  zu  thun  was  du  fbr  gut  hältst 
M*  153a.  Me  Juzas  am  em-ro  dihuy,  Lucifer  Ich  Judas 
gebe  mich  selbst  dir,  Lucifer  M.  97b.  Unpersönlich:  me 
en  ro  dihuy  Ich  gebe  ihn  euch  M.  118b.  dida  me  ro  hy 
da  bout  dit  mam  Dir  gebe  ich  sie,  da&  sie  dir  eine  mut- 
ter  sei  M.  140  b. 

PI.  1.  pers.  ez  eu  ret  en  rehomp  de  mam  Es  ist  n5- 
thig,  dafs  wir  ihn  seiner  mutter  geben  M.  159  b. 

PI.  2.  pers.  dan  diot  se  en  e  rehet  ha  me  cbommo 
noaz  Ihr  gebt  es  diesem  schwachkopf  und  ich  soll  nackt 
bleiben  M.  104b.  na  reit  diffme  nep  respont  mat  Hur 
gebt  mir  keine  gute  antwort  M.  43  a. 

PI.  3.  pers.  pez   testeny   ha  pez  respont  a  reont  y 


*)  na  h«t  miUelbretonisch  6fter8  die  bodentang  «und«  oder  »ja*.    So 
denke  ich  aacb  in  der  cornischen  Passion  26,  8.    VgL  vielleiebt  pai,  nae. 


die  mittalbratonisehen  muregftlmäMgm  verb«.  359 

oArnoof  Welches  sengnilB  und  welche  aatwort  geben  air 
mir?  M.  112b. 

Bemerkung.  Die  1.,  2.  und  3.  pers.  sg.  dieses  tem- 
pus  lauten  com.  rof,  retb  oder  reyth,  re  oder  rea; 
1.  pers.  pl.  ren. 

Pntterittiiii: 

Von  diesem  tempus  habe  ich  nur  die  3.  sg.  gefunden 
reas,  roas  (roaz),  res. 

Beispiele,  ahane  en  lamas  ha  da  Galile  en  reas 
Da  lieA  er  ihn  frei  und  beschenkte  ihn  in  Galilaea  M. 
215a.  eu  pnnission  en  roas  ma  tat  da  hat  Adam  Es  ist 
eine  strafe,  die  mein  vater  Adam's  samen  auferlegte  M.  65a. 
da  pep  unan  dan  bihannaf  *)  ez  roas  ment,  squient,  jonll 
frsnc  gantaf  da  bezaf  fiir  Jedem ,  dem  geringsten  gab  er 
▼eistand,  erkenntniis,  freien  willen  damit  weise  zu  sein 
M.  94a.  de  quer  mam  Mary,  da  bout  map  dezy,  ez  roas 
Jahan  he  ny,  hac  en  roas  hy  da  mam  benniguet  dezaf 
Seiner  theuren  mutter  Maria  gab  er,  ihr  ein  söhn  zu  sein, 
ihren  nefFen  Johannes,  und  er  gab  sie  ihm  als  eine  geseg- 
nete mutter  M.  140  a.  ez  roaz  dezei  e  corff  glorius  Er 
gab  ihnen  seinen  herrlichen  leib  M.  19a.  me  ho  ros  ho* 
antec  en  scecret  Ich  gab  sie  willig  im  geheimen  B.  164. 
me  ros  dezi  un  poes  lin  Ich  gab  ihr  ein  pfond  flachs 
B.  168. 

Fntamm: 

Sg.  reif    1.  pL 

roy     3.        rohint. 

Beispiele.  Sg.  l.pers.  nep  pe  da  ez  reif  me  an 
bara  gluibyet,  dre  hennez  traysset  viziff  Der,  dem  ich  das 
eingeweichte  brot  geben  werde,  von  ihm  werde  ich  ver- 
ratben  werden  M.  60  a. 

Sg.  3.  pers.  men  roy  deoch  Ich  will  ihn  euch  geben 
M.  18a.  goulen  sder  an  pez  a  quin  ha  dit  men  roy  Er* 


*)  ICftn  beachte  die  Terdoppelang  des  n  in  diesem  snperlAtiTy  herrtthrend 
Ton  einem  aBsimilieiten  y:  bihannaf  sa  altcelt.  *biccaniAmo-s.  Da»- 
ialbe  flsdet  sidi  in  den  oomisdien  comparaüven. 


aOO  Stokes 

bitte  deutlich,  wss  du  wflnsehest)  und  ich  will  es  dir  ge- 
ben B,  178. 

PI.  3«  pers.  mar  hen  entent  an  tut  a  prts  nan  re  ysel 
ez  rohint  deomp  croel  bresel  Wenn  die  edeln  oder  das 
▼olk  dies  hören,  werden  sie  gegen  uns  einen  grausamen 
krieg  führen  [wörtlich:  werden  sie  uns  geben]  M.  217b. 

Secmic^äreB  pFaesens: 

sg.  rohe  3.  pl.  rohent. 
Beispiele,  mar  carhe  men  rohe  dezaff  Wenn  es 
ihm  recht  wäre,  wQrde  ich  es  ihm  geben  B.  164.  (me) 
amen  [leg.  a  menn]  pidy  ma  disquiblion  maz  rohent  hy 
ho  benediction  Ich  wOrde  meine  jQnger  bitten,  dafs  sie 
ihren  s^en  gäben  B.  118. 

Secundttres  praeterituni: 

Von  diesem  tempus  habe  ich  nur  die  2.  pl.  rosech 
gefunden. 

Beispiel,     a  huy  proffe ez  rosech  lin  de 

yuynou?  Wfirdet  ihr  beweisen,  dafs  ihr  flachs  in  ihre  bände 
[wörtlich:  „ihren  nageln«"]  gabt?  B.  170. 

Optativ; 

1^.  3.  pers.  doe  ra  roy  deoch  ioa  paradoes!  Gott 
gebe  euch  frende  des  paradiesesl  B.  16. 

Imperativ: 

8g.  1.  pl.  reomp 

ro  2.        reit 

*roet  3.        roent 

Beispiele.  Sg.  2.  pers.  ro  avanc  dif  Gewährt  mir 
beistand  M.  95b.  ro  dif  oarse  manyer  da  menrell  garv  a 
un  marv  vil  Gib  mir  dann  einen  weg  an,  grausam  eines 
denden  todes  zu  sterben  M.  96  a«  me  az  pet,  ro  un  re- 
quet  dif  Ich  bitte  dich,  verleihe  mir  eine  gäbe  M.  152b. 
ro  y  [MS.  roy]  breman  a  goez  an  tut  maz  vezo  burzut 
reputet  Gib  ihnen  jetzt  vor  dem  volke,  dals  es  itkr  ein 
wunder  gehalten  wird  B.  128  (burzut,  wie  com.  barthus, 
marthus,  ir.  fert,  von  lat.  virtus). 

PI.  1.  pers.  da  doe  en  place  reomp  graczou  e  madon 
Gott  lasset  uns  jetzt  danken  [wörtlich:   dank  geben]  f&r 


die  mittelbretonischeD  nnregelmäfsigen  verba.  961 

seine  gQter  M.  63a.    un  cedr  yvez  reompny  dezaf  Ein 
scepter  auch  lasset  uns  ihm  geben  M.  109  a. 

PI.  2.  pers.  onan  a  pevar  reqaet  da  bihanhaf  reit  dif 
pan  ho  pedaf  Eine  wenigstens  von  vier  gaben  gewährt  mir, 
da  ich  auch  bitte  M.  26a.  de  roe  reit  e  glan  Gebt  ihn 
zugleich  seinem  könige  M.  102a.  reit  dif  oar  se  loman 
an  croas  Gebt  mir  dann  den  schalt  des  kreuzes  M.  132b. 
dihuy  ny  a  snply,  Pylat^  reit  deomp  tut  a  armen  eguyt 
evezhat  an  bez  Wir  bitten  euch,  Pilatus,  gebt  uns  bewaffnete 
mfinner  [wörtlich:  volk  der  waffen]  um  das  grab  zu  be« 
wachen  M.  166b.  pan  edomp  aman  didan  coat,  reit  diff 
tizmat  ma  pligadur  Da  wir  hier  in  einem  walde  sind,  ge- 
währt mir  rasch  meine  lust  B.  40. 

PL  3.  pers.  roent  ef  tiz  do  em-acuytaf  Lct  them  give 
him  (up  in  order)  to  acquit  themselves  M.  214  b. 

Infinitiv,    reiff,  reif,  rei. 

Beispiele,  bennoez  roe  tron  ren  preseruo  da  reiff 
dezaf  buhez  mat  Der  segen  des  königs  der  throne  bewahre 
ihn,  um  ihm  ein  gutes  leben  zu  gebenl  B.  200.  try  cant  di- 
ner,  hep  reif  termen,  da  reiff  da  peauryen  Dreihundert 
Pfennige,  ohne  zeit  zu  gewähren,  dem  armen  manne  zu 
geben  M.  15b.  goude  reif  dit  auctorite  Nachdem  er  dir 
ermächtigung  gegeben  M.  85  a.  reif  rez  dezaf  a  un  be- 
vraig  cref  da  efvaf  (Es  ist)  ndthig  ihm  ein  starkes  getränk 
zu  trinken  zu  geben  M.  143a.  nep  na  pris  quet  rei  da 
peauryen  Er  der  kein  acht  darauf  hat  den  armen  leuten 
zu  geben  M.  12a.  deomp  aßb  da  rei  da  gouzout  dan  tut 
so  edivottt  hyrvoudus  Lafst  uns  schnell  gehen,  den  leuten 
kenntnifs  zu  geben,  die  um  ihn  betrübt  sind  M.  209  b. 

Part,  praes.  act.  oz  reif.     Part  praet.  pass.  roet. 

Beispiele,  oz  reif  da  gouzout  Dir  zu  erkennen 
gebend  B.  50.  maestr,  roet  ezeux  difme  da  corff  Meister, 
du  hast  mir  deinen  leib  gegeben  M.  57  a.  da  faezaf  en* 
clination  roet  eu  Raeson  so  ytron  bras  Neigung  zu  er- 
obern ist  Vernunft  gegeben,  die  eine  grofse  dame  ist  M.  95a. 
(b)a  gracc  (h)a  gallout  hac  an  guir  ordren  da  renaff  so 
roet  dezaf  Beides,  gnade  und  macht  und  die  wahre  würde 
zu  herschen  sind  ihm  gegeben  B.  78. 


a02  8tok«s 

Bemerkangen.  Die  worzel  dieses  Wortes  ist  rä 
geben,  welches  in  einigen  fonnen  regelmftftig  zn  ro  er- 
weicht wird;  das  re  in  andern  (wie  in  lat.  re-or  rd-ri) 
scheint  auf  ein  thema  rftja  hinzudeuten  (Zeitschr.  VIII, 
69).  Ueber  entsprechende  comische  formen  vergl.  Norris 
C.  D.  II,  282.  Im  welschen  ist  das  Terbum  „geben»  rhoi 
(rown  darem,  rhoid  dares  Pughe  s.  y.).  Im  irischen 
habe  ich  das  verbum  gefunden  in  der  3.  pl.  imperat.  act. 
und  der  3.  sg.  des  secnnd&ren  praes«  pass.  ni-riat  [leg.  ni 
riat]  na-d&nu  diadi  ar-an-indeb  domunde  (gL  non  turpe  lu« 
crom  sectantes)  Lalst  sie  nicht  die  göttlichen  gaben  zu  dem 
weltlichen  gewinne  verleihen  Z«  1047.  dig^ni  cummen  o^ 
taig  rith»  fri-^ladach  macmaile  odr»  • .  •  •  ar-ech .  n  •  donn. 
rithae  int-ech-sin  fri-colman  nam-bretan  ar-chumil.n.arg- 
git  Gammen  machte  ein  gewand,  (welches)  an  E.,  den 
söhn  Mael  Odrae^s,  fbr  ein  braunes  rofs  gegeben  wurde. 
Dieses  rols  ward  an  Colmin  von  den  Briten  gegeben  f&r 
einen  camal  silber  Lib.  Arm.  17b.  1. 

Andere  verba,  die  von  Legonidec  als  unregelmfUmg 
verzeichnet  worden,  sind  entweder  ft-  oder  ia»st&mme:  z.  b. 
gallout  im  stände  sein,  ein  ia-stamm,  wie  alle  verba,  de- 
ren infinitiv  auf  -out  endet. 

Pneaens  indicsct: 

Sg.  gallaff  M.  29a  1.  pl.  galhemp  M.  223b. 

galhes  M.88b  2.      guelhet*),  galletM.45b.B.118. 

guell*)  M.138a  3.  galhent  M.  184b. 
Praet.  sg.  3.  person.  g alias  M.  95b.  fut.  sg.  1.  pers. 
guillif  M.  5b.  Sg.  3.  pers.  gallo  B.  48.  Secund.  praes. 
sg.  1.  pers.  gallhenn  M.  133a.  Sg.  3.  pers.  galhe  M.24b. 
Secund.  praet.  sg.  2.  pers.  galses  M.  15b.  Sg.  3.  pers. 
galse  M.  205a.  PI.  2.  pers.  galsech  M.  153a.  Conj. 
sg.  3*  pers.  gallo  M.  138a.  Pass.  praes.  sg.  3.  pers.  gal« 
her  M.  34b. 


^  Man  beaolito  dan  wnlAnt. 

Simla,  31.juli  1866.  Whitley  Stokes. 


zwei  altceltiBche  bilingaes.  363 

Zwei  altceltische  bilingues. 

Die  erste  dieser  bilingues  wurde  zu  St.  DogmaePs  bei 
Cardigan  in  Wales  aufgefunden  und  mit  einem  genauen 
facsimile  von  Mr.  Westwood  in  der  Arcbaeologia  Cam- 
brensis  fbr  April  1860  veröffentlicht.  Sie  ist  auch  abge- 
druckt in  meinen  „Three  Irish  Glossaries^  praef.  LVI : 

SAGRANI  FILI 
CVNOTAMI 

-ir»-+ir-+^-~^-T*-f-~ 

Die  zweite  wurde  1860  zu  Killeen  Cormac,  einem  alten 
kirchbof  bei  Dunlavin  in  der  grafschaft  Kildare,  Irland, 
durch  den  Rev.  John  F.  Shearman,  einen  irischen  katho* 
fischen  geistlichen,  aufgefunden.  Sie  ist  mit  einer  interes* 
santen  abhandlung  des  entdeckers  in  den  Proceedings  of 
the  Royal  Irish  Academy  vol.  IX,  part  III,  p.  293  veröf- 
fentlicht. Die  zQge  der  inschrift  sind  dort  sehr  genau 
wiedergegeben  (ich  kann  dies  mit  bestimmtheit  versichern, 
da  Mr.  Shearman  mir  freundlichst  einen  abklatsch  von  dem 
monumente  selbst  zugesendet  hat) ;  und  der  einzige  irrthnm 
ist  der,  dafs  der  zweite  strich  des  D  (jj),  mit  welchem 
der  Oghamtheil  beginnt,  nicht  ganz  auf  die  linie  herabge- 

ftihrt  ist: 

IVVElfiDRVVIDBg 

-" — Br'"-mr-iiir — ir-^-"-ir 

Der  Oghamtheil  der  inschrift  von  St.  DogmaePs  lautet  von 
links  nach  rechts  (auf  dem  atein  vom  boden  aufwärts): 

SAGRAMNIMAQICUNATAMI. 
Der  Oghamtheil  der  inschrift  von  Killeen  Cormac  lautet: 

DÜFTANOSAEISAHATTOS. 
Daa  Ogham  des  ersten  steins  führt  darauf  das  lat.  Sagrani 
als  einen  irrthum  des  Steinmetzen  f&r  SAGRAMNI  anzu- 
sehen. Dies  halte  ich  ftlr  den  gen.  von  *sagramnos, 
einem  particip  auf  m(e)no  ss  skr.  mftna,  griech.  fievo, 
lat.  mno  (in  al-umnus,  Yertu-mnus,  da-mnum).  Die 


364  Stokes 

Wurzel  SAG,  woher  auch  SAGARBTTOS*),  scheint  er- 
weicht aus  SAC,  skr.  saK,  womit  Benfey  lat.  sacer  ver- 
bunden hat.  So  entstanden  die  altir.  denominativa  auf 
-aigim  (w.  -ah am,  -aam)  nach  Siegfried  aus  *-akjämi, 
so  lat.  digitus,  viginti  aus  *dicitus  (wz.  dip),  *yi- 
ciuti,  jreixoau  Der  name  Sagramnos  wQrde  also  sacratus 
bedeuten. 

Cunatami  oder,  wie  im  lat.,  Cunotami,  scheint  der 
gen.  sing.  masc.  von  dem  e.  n.  Cnnatamos  (mittelw.  Con- 
daf  Lib.  Land.),  dem  Superlativ  des  adj.  cuno-s  altus. 
Die  Casusendung  -i  ist  durch  den  umlaut  im  altir.  com- 
-nessim  proximi  Z.287  angedeutet.  Das  suff.  tamo  möchte 
ich  mit  skr.  tama,  lat.  timo,  got.  duma  (thuma?)  in 
hin  du  man  vergleichen.  Das  adj.  cuno  ist  häufig  in  alt- 
britischen namen,  so  Cunobilinus,  Cunomaglus,  Maglocu- 
nus  u.  s.  w.  Siehe  Zeufs  praef.  VII,  wo  auch  verglichen 
werden:  gall.  aQ-xvvia  oqh}^  w.  cwn  summitas,  in  compos. 
altus  und  ir.  cnocc  coUiculus,  ulcer,  gibbus,  welches  =: 
mittelbret.  knech.  Mit  cuno  verbindet  Siegfried  w.  cy- 
nawg  chief  und  mittelir.  conaichi  (gl.  felicior);  würzet 
scheint  KU,  wozu  vielleicht  lat.  cuneus,  cautes,  skr. 
wz.  90. 

maqi  filii,  wovon  Cunatami  abhängt,  ist  der  geu* 
sing,  von  maqos  =  gall.  *mapos  (ir.  macc,  w.  map), 
woher  das  diminutiv  mapilus  Fröhner  1453,  bei  Glück 
Kenos,  Moinos  und  Mogontiäcon  27. 

Ich  übersetze  also  den  celtischen  theil  der  inschrift: 
(Lapis  sepulcralis)  Sagramni  filii  Cunotami. 

In  der  inschrift  von  Killeen  Cormac  sind  die  wortc 
gleichfalls  im  gen.  sg.  zu  verstehen,  regiert  durch  ein  wort 
mit  der  bedeutung  grabstein.  Dies  scheint  die  regel  in 
solchen  altceltischen  monumenten,  und  ich  erinnere  nur  an 
ein  beispiel  — >  Lie  luguaedon  maccimenueh,  die  in- 


*)  Ich  finde  diese  form  in  einer  inschrift  —  TOGITACCMAQQISAGAR- 
ETTOS  —  von  welcher  eine  copie  unter  Siegfried*s  papieren;  den  ftindort 
hat  er  nicht  angegeben.  Mit  Togitacc  (abgekürzt  für  Togita cci?)  vgl. 
Togirix  Duchalais  286,  ir.  toigh  jacandos. 


zwei  altceltiflche  bilingues.  ')65 

Schrift  auf  einem  grabstein  za  Inchaguile  in  Lough  Cor- 
rib  (O'DoD.  Gr.  lii),  wo  ein  wort  mit  der  bedeutung  stein 
wirklich  vorliegt.  Das  lateinische  ist  wohl  verderbt.  Ich 
mGchte  emendieren: 

(Lapis  sepulcralis)  lUVENEs  DRÜIDES, 
wo  juvenes  druides  genitive  sg.  fdr  juvenis  druidis*). 
Vgl.  den  altir.  stammnamen  Maccudruad. 

Den  Oghamtbeil  der  inschrift  möchte  ich  so  abtheilen: 
DUFTANO  SAEI  SAHATTOS 
Duftano  fbr  ^Duftanos  —  mit  verlast  des  s  vor  dem 
s  des  folgenden  wertes  —  nehme  ich  A)r  den  gen.  sg.  ei- 
nes Stammes  auf  -n,  wie  das  oben  citierte  Lugnaedon 
(lugu  s  kkaxv^  aedon  =  ctid'covog?)  und  Nemauidon 
(filium  nemanidon  mocu sogin  Adamn4n's  Vita  Colum- 
bae,  ed.  Reeves,  p.  108);  wurzelhaft  mag  es  verwandt 
sein  mit  dem  gewöhnlichen  irischen  namen  Dubhthach, 
mit  f  (oder  v?)  für  bh.^ 

Sa  ei  nehme  ich  f&r  den  gen.  sing,  von  *8aeos  oder 
saios,  altir.  sai  sophus  (nie  s6i  Beitr.  IV,  174).  Indem 
ich  hier  den  häufigen  ausfall  von  p  im  inlaut  annehme 
—  z.  b.  caut  =  Caput,  oa  =  rjnag^  suan  =  svapna 
foaid  sopiebat,  cf.  sväpajämi  —  möchte  ich  säi  mit  lat. 
sapins  in  ne-sapius  vergleichen. 

In  sahattos  mag  h  nur  eingeschoben  sein,  um  den 
durch  ausfall  des  p  erzeugten  hiatus  zu  vermeiden,  denn 
anch  dieses  wort  ziehe  ich  zur  wz.  sap,  woher  lat.  sapio, 
sapiens,  ahd.  antseffan  intelligere.  Ich  will  hier  be* 
merken,  dafs  —  mit  aller  achtung  vor  Curtius  —  aatpriq^ 
ö6q>og^  2iawfog  mir  mit  dieser  wurzel  nichts  zu  thun  zu 
haben  scheinen.  Diese  griechischen  Wörter  vergleiche  ich 
mit  lat.  sibus  callidus  sive  acutus,  womit  Siegfried  trotz 
der  verschiedenen  bedeutung  altir.  sab  firmus,  fortis  zu« 
sammenbrachte.  Nach  seiner  form  schiene  sahattos  (fbr 
*8apattos  *sapantos)  ein  adj.  stamm   auf  nt  zu  sein, 


^  So   steht  in   dem   irisch-lateinischen   commentar  zum  Marcus   in  der 
uniTentt&tsbibliothek  zo  Turin  os  turtores  f&r  os  turturis. 


366  Stokes 

und  der  aasfall  (oder  assimilation?)  yon  n  vor  t  —  wie  in 
altir.  participialformen  wie  tee,  jetzt  teo  warm,  plur.  teit 
luxuriosae  Z.  80;  cara  gen.  carat  amicus  u.  s.  w.  (s.  beitr. 
I,  457)  bereits  stattgefunden  zu  baben.  Eine  ähnliche  en- 
dung  findet  sich  in  dem  oben  erw&hnten  SAGARETTOS. 
In  der  bedeutung  wie  in  der  wurzel  fasseich  also  sahat- 
tos  als  identisch  mit  lat.  sapientis  und  übersetze  dem- 
nach den  celtischen  theil  der  inschrifl: 

(lapis  sepnlcralis)  Dubtanis  sophi  sapientis. 
lob  nehme  die  gelegenheit  wahr  einer  celtischen  in- 
schrift  zu  erwähnen,  welche  noch  nicht  die  beachtung  ge- 
funden hat,  die  sie  verdient.  Ihr  fundort  —  Forfarshire 
in  Schottland  und  der  name  mit  dem  sie  beginnt,  schei- 
nen sie  als  pictisch  zu  erweisen.  Die  folgende  copie  ist 
von  einem  abdruck  im  besitze  meines  verstorbenen  freun- 
des dr.  Petrie.  Die  inschrift  ist  auf  einem  steinkreuz  ein- 
gegraben und  mag  aus  dem  6ten  oder  7ten  Jahrhundert 
sein. 

DROSTEN  • 

IPE  UORET 

ELT  FOR 

GÜS 
Drosten,  Uoret  und  Forgus  sind  offenbar  eigennamen. 
Der  erste  ist  allen,  die  sich  mit  der  alten  schottischen  ge- 
schichte  beschäftigen,  bekannt  und  mag  vielleicht  von  der 
WZ.  dhrä  herstammen,  von  der  ägaavg^  O^gaittiq  undgot 
gadaursan  ö'oqqüv.  Uoret  ist  gall.  Voretus  (bibl.  d.  ob. 
IV,  326),  Voreto-virius  Beitr.  III,  167,  w.  guoret-ris 
(lib.  land.  206),  bret  Pasc-uuoret  (Cart.  roton.  ed.  Cour- 
son,  97),  Vuor- uoret  (ibid.  app. 359).  Bud-woret  (Glück 
K.N.81).  Es  kann  nach  der  gleichungPean-fahelsPen- 
guaal  nicht  bezweifelt  werden,  dafs  altcelt.  v  im  anlaut  vor 
vocalen  pictisch  als  f  erscheinen  kann.  Wir  können  deshalb 
Forgus  mit  dem  ir.  Fergus  identificieren.  Das  vorletzte 
wort  elt  scheint  =  com.  eis  (gl.  privignus).  EU  erscheint 
als  theil  eines  eigennamens  in  altw.  eltguhebrie,  elt- 
guebrie,  eltguobri  (L  e.  gloriae  privignus?)  Z.  139,  627, 


zwei  altcelftisehe  bilmgiies.  367 

und  da  es  somit  wahrscheinlich  ein  verwandtschaftsDamo 
ist,  so  dürfte  von  ipe  dasselbe  gelten.  Ich  möchte  es 
etwa  za  skr.  äpja  verwandter  stellen,  womit  Anfreobt 
(zeitschr.y,  359)  ^mog^  lat.  äp  in  apisci,  aptus,  apere 
anbinden  zusammenbringt.  Ich  gebe  zu,  dafs  ich  in  den  bri- 
tischen dialecten  keine  verwandten  von  ipe  gefunden  habe 
(ir.  eipi  in  Cormac's  glossar  s.  v.  Epscop  fina  ist  viel- 
leicht  dasselbe  wort,  doch  ist  die  stelle  leider  verderbt), 
aber  dasselbe  kann  man  von  dem  pictischen,  von  Mr.  Skene 
aas  der  pict.  chronik  angeführten  duipr  dives  sagen, 
das  nahezu  gewifs  =  skr.  dipra  leuchtend:  cf.  lat.  dives 
von  DIV  leuchten. 
Simla,  aug.  1866.  Whitley  Stokes. 


Stn^j  IrSnx  del  m.  «ff.  6. 1.  As  coli  Articolo  primo:  SfUdatare  dell 
«Dtica  Mpirata.  Aus  den  Memorie  del  R.  Istitnto  Lombardo  T.  X, 
della  Serie  m. 

Die  vorliegende  abhandlung  berührt  einen  gegenständ, 
den  wir  ftkr  einen  der  wichtigsten  in  der  iranischen  laut- 
lehre  halten  mflssen  und  von  welchem  auch  in  dieser  Zeit- 
schrift schon  (^fter  die  rede  war;  das  alter  und  die  entste- 
hong  der  alt^ränischen  harten  und  weichen  aspiraten  und 
ihr  verhSltniüs  zu  den  sanskritischen.  Es  ist  dies  eine  von 
jenen  fragen,  welche  kaum  von  der  linguistik  allein  gelöst 
werden  können,  bei  welchen  diese  selbst  von  gewissen  ge- 
schichtlichen Voraussetzungen  auszugehen  pflegt.  Um  den 
gang  der  entwicklung  dieser  buchstabenklasse  zu  verfolgen, 
mufs  man  sich  eine  bestimmte  ansieht  Ober  die  reihenfolge 
der  alter&nischen  dialekte  gebildet  haben.  Nimmt  man 
mit  Lepsius  und  anderen  an,  das  altbaktrische  sei  der  äl- 
teste unter  den  iranischen  dialekten  und  das  altbaktrische 
aiphabet  sei  eigens  fllr  diesen  erfunden  und  in  Baktrien 
selbst  festgesetzt  worden,  so  wird  man  auch  von  allem  an- 
fange an  behaupten,  das  alteränische  habe  stets  die  harte 
und  weiche   aspirata  besessen,   ebensogut  wie  das  sans- 


368  Spiegel 

krit,  aber  der  gäthadialekt  und  das  altpersisohe  hätten  die 
weiche  aspirata  eingebOfst.  Ordnet  man  aber  nach  der  an- 
sieht, welche  ich  in  meiner  altbaktrischen  grammatik  aus- 
gesprochen habe,  das  altbaktrische  als  das  jüngste  glied 
in  die  alteränischen  sprachen  ein,  so  wird  man  zu  der 
Überzeugung  gedrängt,  das  alteränische  habe  die  weiche 
Spirans  ursprünglich  nicht  besessen  oder,  richtiger  ausge- 
drückt, die  altindogermanische  aspirata  media  sei  ihm  ver- 
loren gegangen  und  die  altbaktrische  weiche  spirans  sei 
eine  spätere  entwicklung,  welche  mit  der  alten  aspirate 
ebensowenig  zu  thun  hat,  als  etwa  die  italienischen  pala- 
talen  mit  denen  des  sanskrit  und  altbaktrischen. 

Der  verf.  der  vorliegenden  abhandlung  verfolgt  indefs 
den  gegenständ  nicht  bis  in  die  arische  oder  indogerma- 
nische zeit  hinauf,  sondern  spricht  blos  von  der  aspiration 
innerhalb  der  eränischen  sprachen,  wobei  aber  die  eben 
berührte  Vorfrage  nicht  ganz  zu  umgehen  ist.  Seinen  re- 
snltaten  müssen  wir  theils  zustimmen,  zum  theil  aber  auch 
von  ihnen  abweichen.  Richtig  scheint  es  uns  zu  sein,  wenn 
hr.  A.  gegen  Fr.  Müller  und  den  ref.  die  ansieht  festhält, 
es  sei  nicht  nothwendig,  dafs  altb.  th  immer  erst  in  9  und 
von  da  in  h  übergegangen  sei.  Wir  geben  jetzt  unbedingt 
zu,  dafs  die  harten  aspiraten  des  altbaktrischen  und  alt- 
persischen wirkliche  aspiraten  waren,  wie  sie  denn  auch 
vielfach  den  sanskritischen  —  und  namentlich  altb.  th  dem 
skr.  th  —  entsprechen;  es  ist  daher  auch  nicht  nothwen- 
dig, dafs  th  sich  erst  durch  Vermittlung  von  9  in  h  ver- 
wandeln müfste,  es  konnte  neup.  pah  an  breit  unmittelbar 
aus  pathana,  göhän  weit  aus  gaßtha  abgeleitet  werden. 
Zu  diesen  beispielen  ist  wohl  auch  neup.  diham,  ich  gebe, 
zti  fbgen,  das  ich,  abweichend  von  hrn.  Ä.,  nicht  auf  da- 
dhämi,  sondern  auf  dathämi  zurückleite.  Wie  mit  dem 
neupersischen  verhält  es  sich  auch  mit  dem  armenischen, 
fbr  die  Verwandlung  eines  alteränischen  th  in  h  in  dieser 
Sprache,  hat  noch  neulich  de  Lagarde  (gesammelte  abhand- 
lungen  p.  8  fg.)  genügende  beispiele  gegeben.  Weniger 
einverstanden  können  wir  sein,  wenn  hr.  A.  (p.  9)  annimmt, 


aiaeigen.  309 

d&b  aich  th  in  p  verliftrte,  ähnlich  wie  dh  in  z.  In  Auen 
wie  ba^ta  aus  band  scheint  mir  doch  der  weg  der  sein 
SU  mOssen,  dafs  sich  bad-ta  in  bath-ta  umsetzte  (wie 
thakhta  aus  than^)  und  erst  dann  in  ba^ta  Überging. 
Wenn  daher  im  altpersischen  yith  dem  altbaktrischen  vi 9 
entspricht,  so  kann  ich  darin  nur  sehen,  dals  die  ausspräche 
von  th  uud  9  sich  sehr  nahe  standen,  eine  thatsache,  welche 
auch  durch  andere  erscheinungen  bestätigt  wird.  Ebenso 
6ollten  wir  im  altbaktrischen  dem  altp.  mathista  gegen- 
über einen  Superlativ  mapista  erwarten  und  es  ist  wohl 
blolser  zufall,  dafs  derselbe  nicht  vorkommt,  denn  das  alt- 
baktrische  kennt  ein  thema  map,  groüs  (cf.  die  belegstellen 
bei  Justi),  dessen  comparativ  mapjanh  ist  und  zu  wel- 
chen noch  ein  Superlativ  mapista  gebildet  werden  sollte. 
Daneben  finden  wir  aber  auch  noch  ein  thema  mazat, 
comp,  mazjanh,  superl.  ma5ista.  Das  verhältnils  ist  also 
dasselbe  wie  im  griechischen,  es  entspricht  map,  map- 
janli  dem  gr.  fjiaxgogj  firjxiutVy  fjiTjxKfvog,  dagegen  mazat, 
mazjanh  mazista  dem  gr.  ^ä^^a^*,  fAsiCwv^  fieyurrog. —  Nur 
in  wenigen  fällen  hat  das  neuer&nische  die  aspiration  fallen 
lassen  und  die  muta  in  die  mediale  Spirans  umgewandelt 
cf.  idar  =3  ithra  Sdar  aus  ätars  oder  vielmehr  aus  dem 
schwachen  stamme  äthra.  In  ardaäer,  das  auf  den  Sä- 
sänideninschriften  noch  artaäetr  lautet,  ist  die  sprachein 
Terhältnifsmäfsig  kurzer  zeit  noch  weiter  gegangen  und 
bereits  bei  dem  erst  aus  d  entstandenen  j,  e  angekommen. 
Weniger  einleuchtend  als  der  Übergang  von  th  in  h 
ist  uns  die  annähme  hrn.  A.'s,  dafs  auch  gh,  dh  erst  in  h 
and  von  da  aus  in  j  übergegangen  seien.  Zuerst  das  ar- 
menische. Wir  glauben  allerdings  nicht,  wie  Fr.  Müller 
annimmt,  dafs  die  armenischen  formen  wie  hajr  vater, 
majr  mutter,  egbajr  bruder  so  zu  erklären  seien,  dafs 
sich  die  schwachen  formen  pathr,  mäthr,  bräthr  erst 
in  papr,  mäpr,  bräpr  dann  in  pahr,  mähr,  brähr 
aufgelöst  hätten  und  so  endlich  bei  den  anderen  armeni- 
schen formen  angelangt  wären.  Bei  dieser  annähme  bliebe 
uns  khojr,   Schwester,  unerklärt,  denn  dieses  wort  mufs 

B«itrige  z.  Tgl.  sprachf.  V.  8.  24 


370  Spiegel 

anf  qhanha  zurflckgefbhrt  Verden,  j  würde  also  in  diesem 
beispiele  dem  altbaktr.  nh  ss  altindogerm.  s,  in  den  übri- 
gen aber  dem  th  entsprechen«    Nach  hm.  A-'s  annähme 
entgeht  man  dieser  Schwierigkeit  allerdings:   wir  kommen 
von  pathr,  mathr  etc.  unmittelbar  auf  die  formen  pahr, 
mähr  ohne  den  laut  h  erst  noch  durch  die  Sibilanten  hin- 
durch gehen  zu  lassen.  Allein  die  abstufung  pathr,  pahr, 
faajr  kehrt  das  historische  verhältnifs  um,  welches  Peter- 
mann (vgl.  dessen  gramm.  ling.  Armeniacae  p.  31  fg.)  mit 
hülfe  der  armenischen  bibelübersetzung  ermittelt  hat.    Es 
kann  nicht  zweifelhaft  sein,   dafs  j  die  ursprüngliche  gel- 
tung  des  fraglichen  armenischen  lautes  war  und  dafs  er 
erst  später  die  ausspräche  eines  h  erbalten  hat  und  sehr 
richtig  weist  Petermann  bereits  auf  die  hebräischen  verba 
n^'b  hin,   in  welchen  gleichfalls  ein  ursprüngliches  j  in  h 
übergegangen  ist.  Es  scheinen  mir  daher  die  formen  hajr 
majr  aus  erweichten  formen  fadhr,   mädhrzu  erklären, 
solche  er  weichungen  sind  ja  im  altbaktrischen  nicht  selten 
und    die    form   fedrö   findet    sich   sogar   in    den  gätbSs. 
Auch  khojr  schwester  ftigt  sich    dieser  regel,   nur  darf 
man  als  urbild  nicht  das  altbaktrische  qhanha,   sondern 
eine  nebenform,   etwa  qapta,   annehmen,    welche  unsem 
svistar  entsprechen  würde,    9  ist  ausgefallen  und  t  hat 
sich  erst  in  dh  später  in  j  verwandelt.    Wegen  des  Über- 
gangs  von  gh,  dh  in  h  und  von  da  in  j  müssen,  wir  be- 
merken, dafs  es  eben  an  beispielen  für  die  Zwischenstufe 
mit  h  fehlt.     Wir  kennen  im  huzväresch  rustäkän  pärn 
ru^tägän   neup.  rustäjän,  huzv.  dänäkän  pärsi  dänä- 
gän  neup.  dänäjän  aber  nirgends  eine  form  mit  b.   Das- 
selbe ist  der  fall  mit  d,  dh.     Wir  kennen  huzv.  patmfi- 
tan  pärsi  padmüdan  neup.  paimüdan,   huzv.  patmän 
pärsi  päd  man  neup.  pai  man;   es  läfst  sich  nicht  anneb- 
men   der    vocal   i   entspreche  dem  endvocale  von  paiti, 
denn  dieses  schliefsende  i,  war,  wie  man  aus  dem  huzvä- 
resch und  pärsi  ersieht,   längst  abgefallen.    Die  von  v^ 
angenommene  form  Adarbädagän  findet  ihre  stütze  tbeils 
an  Neriosengh  (cf.  p.  106.  not  meiner  ausg.),   dem  huzv- 


anzeigen.  371 

atunpätakdn  und  armenifich  atrpätakan,  auch  uitoa- 
naxaxav  (cf.  de  Lagarde  ges.  abh.  p.  178).  Hieraus  entsteht 
nach  unserer  theorie  ganz  regelrecht  Ädarbaig&n,  Adar- 
baigän.  Parallel  hiermit  geht  auch  die  entwickinng  des 
w,  welches  in  neup.  zu  v  geworden,  zum  theil  auch  ganz 
▼okalisirt  worden  ist.  Ohne  anhaltspunkte  ist  indefs  auch 
hr.  A.  fbr  seine  ansieht  nicht,  dies  mufs  zugegeben  wer- 
den, selbst  wenn  es  gelingen  sollte  von  den  durch  hm.  A. 
angeführten  beispielen  noch  einige  zu  streichen:  so  gehört 
arm,  pa hei  wohl  schwerlich  zu  altb.  päd,  sondern  eher 
zu  9pa9,  über  diham  =b  dathämi  haben  wir  bereits 
gesprochen.  Zweifelhaft  ist  mir  auch  nihuftan  (verber- 
gen) das  h.  A.  auf  skr.  gup  zurückleitet,  nicht  blos  weil 
die  Wurzel  gup  bis  jetzt  im  iranischen  sprachenkreise 
nicht  nachgewiesen  ist,  sondern  auch,  weil  die  älteren  for* 
men  nahunbet  und  dgl.  lauten  (cf.  meine  pärsigr.  97). 
Aber  unzweifelhaft  ist  das  aus  Bayiaravov  entstandene 
Behistän  oder  Behistün*),  wofür  sich  auch  bei  Fir- 
dosi  bereits  Bisutün  findet,  was  ich,  einer  Volksetymolo- 
gie zu  lieb  (bi  sutfln,  ohne  Säulen)  aus  Beyistün  um- 
gelautet halte.  Es  scheinen  mir  aber  nicht  diese  formen 
nacheinander,  sondern  gleichzeitig  nebeneinander  bestanden 
zu  haben.  Unleugbar  ist  femer  dafs  altb.  9  p  ad  ha  dem 
neuem  sipäh,  zrädha  dem  neuem  zrah,  zara  entspricht, 
ebenso  nihädan  aus  nidhä  entstanden  ist.  Ich  kann  die 
gründe  nicht  nachweisen  durch  welche  in  diesem  Wörtern 
dh  in  b  umgewandelt  worden  ist,  sie  gelten  mir  aber  f&r 
blolse  ausnahmen  von  der  allgemeinen  regel. 

Sehr  ansprechend  ist  auch  hrn.  A.'s  vermuthung,  dais 
das  altp.  zeichen,  welches  man  gewöhnlich  tr  liefst  und 
das  Lepsius  s  zu  lesen  vorschlägt,  hr  zu  lesen  sei,  es 
würde  dadurch  erklärt,  warum  man  in  der  inschrift  von 
Artaxerxes  III  mithra  und  nicht  mitra  geschrieben  fin- 
det.   Anderseits  macht  uns  auch  wieder  bedenklich,   dafs 


*)  Mit  rttcksicht  auf  da»  bei  Diodor  vorkommende  BayiaTavov  ist  ohne 
zweifei  die  fonn  Behistän  die  ttltere  and  ä  bloa  vor  n  in  fi  umgelentet. 
Die  form  Be  hie  tun  findet  sicli  übrigens  schon  bei  Jaqfit 

24* 


872  Spiegel 

nach  hrn.  A.'s  tbeorie  Artakhsahra  zu  lesen  w&re,  wäh- 
rend doch  noch  die  Säsänideninschriften  artakhsetr  zei- 
gen. Wir  wfiDBchen  aufrichtig,  dafs  hr.  A.  seine  aufmerk- 
samkeit  auch  femer  dem  eranischen  Sprachgebiete  zuwen- 
den möge,  welches  ihm  schon  mehr  als  eine  scharfsinnige 
aufklärung  verdankt. 

F.  Spiegel. 


Gmnmatik    der   altbaktrisehen  Sprache    nedst    einem  Anhange  ttber  den 
G4thfidlalekt.     Von  Friedr.  Spiegel.     Leipzig  1867. 

Dem  hochverdienten  Verfasser  der  vorliegenden  gram- 
matik  des  altbaktrisehen  gebohrt  auch  fbr  dieses  werk,  das 
nur  er  zu  schreiben  im  stände  war,  der  vollste  dank  sei- 
tens aller,  welche  sich  mit  indogermanischer  sprachwissen- 
Schaft  beschäftigen.  Justis  grammatische  Zusammenstel- 
lungen sind  nicht  leicht  zu  benutzen,  jetzt  liegt  uns  zum 
ersten  male  eine  eigentliche  grammatik,  die  auch  die  Syn- 
tax ausführlich  darstellt,  zu  bequemem  gebrauche  vor; 
überdies  ist  es  vom  gröaten  werthe  neben  Justis  ansichteo 
die  Spiegels  zu  besitzen.  Beide  werke  habe  ich  fQr  mein 
oompendium  durchgenommen;  das  was  ich  dem  Spiegel- 
sohen  buche  verdanke  wird  in  den  nachtragen  und  berich- 
tigungen  zum  compendium^  welche  der  indogermanischen 
Chrestomathie  beigegeben  werden,  zu  lesen  sein.  Im  gro- 
isen  und  ganzen  stimmen  Spiegel  und  Justi  flberein,  da 
ja  letzterer  zumeist  nach  •  Spiegels  ausgäbe  des  Avesta  ge- 
arbeitet hat.  Wo  beide  von  einander  abweichen,  z.  b.  be- 
züglich des  augments,  das  Justi  dem  altbaktrisehen  ab- 
spricht, der  2.  pers.  dual.,  die  Justi  als  3.  deutet,  der 
3«  plur.  medii  optativi,  die  Justi  als  3.  plur.  imperf.  indica- 
tivi  des  causalstammes  fafst  u.  s.  w.,  muls  refer.  die  ent- 
scheidung  denen  überlassen^  die  das  altbaktrische  zum 
specieUen  gegenstände  ihrer  Studien  gemacht  haben.  Selbst 
da,  wo  ich  eine  entscheidnng  getrofim  habe,  nehme  ich 
anstand  dieselbe  hier  zu  erwähnen;    überhaupt  bescheide 


azizeigen.  373 

ich  mich  auf  den  Inhalt  des  buches  einzugehen,  wozu  ich 
nur  denjenigen  für  vollkommen  befähigt  halte,  der  die  alt» 
baktrischen  Sprachdenkmale  in  ihrem  ganzen  umfange,  die 
art  ihrer  fiberlieferung  und  die  commentare  und  Über- 
setzungen zu  denselben  erschöpfend  studiert  hat.  Da  ich 
diese  Studien  nicht  gemacht  habe,  so  kann  ich  das  vom 
verf.  gegebene  nur  mit  dank  auf  seine  autorität  hin  an- 
nebmen,  wobei  freilich  nicht  ausgeschlossen  ist,  dafs  ich 
zweifelhaftes  erst  genauer  prüfe  und  nachschlage,  ehe  ich 
es  für  meine  zwecke  verwende.  Hier  will  ich  nur  über 
die  anordnung  und  die  darstelluugsweise  sprechen,  die 
Spiegel  gewählt  hat. 

In  diesem  puncte  kann  ich  aber  in  vielem  dem  hoch- 
geehrten verf.  nicht  beistimmen  und  möge  mir  derselbe 
ZQ  gute  halten,  wenn  ich  es  offen  ausspreche,  dafis  er 
seinen  trefflichen  neuen  wein  in  alte  schlauche  gefalst  hat 
Es  ist  eher  noch  dem  verf.  einer  schnlgrammatik  zu  verzei- 
hen, wenn  er  den  alten  schlendrian  über  gebühr  beibehAlt; 
in  einer  grammatik  jedoch,  die  nur  für  Sprachforscher  und 
solche  die  es  werden  wollen,  geschrieben  ist,  ist  es  durch- 
aas nicht  zu  billigen,  wenn  z.  b.  die  lehre  von  der  bildung 
des  comparativs  und  Superlativs,  der  zahl  werte  (cardinal- 
zahlen,  Ordinalzahlen  n.  s.  f.),  der  causativstämme  u.  s.  f.  des 
verbums,  der  participia,  des  infinitivs  u.  s.  f.  u.  a.  dergl.  bei 
der  sogenannten  „flexionslehre^  anstatt  bei  der  lehre  von 
der  Stammbildung  ihren  platz  findet.  Der  „bindevocaI% 
dem  nun  Georg  Curtius  (zur  Chronologie  der  indogerma- 
nischen Sprachforschung,  Leipzig  1867,  s.  40  flg.)  den 
gnadenstois  gegeben  hat,  spielt  noch  die  alte  rolle  bei 
Spiegel;  ja  wir  lesen  sogar  §.  119,  s.  120  von  einem  „Bin- 
devocal  n^  im  gen.  plur.  und  §.108,  s.  115  von  einem 
^Bindevocal  j^  im  ablat.  sing.;  auch  a  in  fSÜlen  wie  van- 
hav-^  zu  stamm  vanhn-  (§.  107,  s.  114)  wird  „Binde- 
vocal^  genannt.  Dergleichen  verstölst  doch  geradezu  ge- 
gen das  grammatische  decorum.  Wie  vieles  ich  aufserdem 
in  der  fassuog  und  anordnung  anders  wünschte,  wird  je- 
dem klar  sein,  der  mein  compendium  kennt. 

Ferner  schadet  es  der  bequemen  benutzung  des  bu- 


374  Sehleioher 

ches  ungemein,  dafs  in  der  laut-  und  wortbildungslehre 
(bei  Spiegel  „  Flexionslebre^ )  die  beispiele  ohne  angäbe 
der  bedeutung  gelassen  sind  und  dais  in  der  stammbil- 
dungslehre  (bei  Sp.  „Wortbildung^),  auch  da  wo  es  thun- 
lich  war,  die  wurzeln  nicht  beigesetzt  wurden.  Freilich  ist 
solche  genauere  erklärung  der  gewählten  beispiele  für  den 
▼erf.  der  grammatik  eine  kleine  Unbequemlichkeit,  aber 
man  schreibt  ja  doch  die  bficher  zunächst  gerade  ffir  die, 
welche  mit  der  sache  noch  nicht  näher  vertraut  sind. 

So  viel  ich  sehen  kann  ist  die  Scheidung  von  e  und 
e  (§.  13,  8.  21)  weder  in  der  spräche,  noch  in  der  Über- 
lieferung begründet.  Auch  das  über  das  gewöhnlich  äo 
gelesene  zeichen  gesagte  (§.  20,  s.  26)  hat  mich  nicht  über- 
zeugt, lieber  a3  als  ai  gefafst  (§.21)  habe  ich  mich  schon 
im  comp,  ausgesprochen,  wo  ich  nicht  gesagt  habe,  dafs 
beide,  a6  und  ai,  nur  in  der  „Umschreibung^  zusammen- 
fallen würden  (vgl.  comp.  §.16  am  ende).  Warum  (§.  47, 
8.45)  das  gewöhnlich  als  s  gelesene  zeichen  „seh  oder 
sh^  gelten  soll,  vermag  ich  nicht  einzusehen,  ebenso  we- 
nig, dafs  der  gewöhnlich  als  i  gelesene  buchstabe,  nach 
Spiegel  shh  oder  hsh,  „überzählig^  sei  (§.  48,  s.  45).  Im 
folgenden  (s.  46)  widerlegt  Spiegel  auch  selbst  diesen  aus- 
spruch.  Die  anordnung  der  laute  §.  57  s.  55  ist  nicht  lo- 
gisch. Man  kann  „Gutturale,  Palatale,  Dentale,  Labiale, 
Halbvocale,  Sibilanten,  Hauchlaut,  Nasale,  Ligaturen^ 
nicht  .als  coordinierte  rubriken  neben  einander  stellen. 
Handelte  es  sich  blofs  um  festsetzung  einer  alphabetischen 
reihenfolge,  so  war  vom  scheine  einer  physiologischen  ein- 
theilung  entweder  abzusehen,  ^oder  ein  princip  darchzu- 
fbhren. 

Doch  genug  der  den  eigentlichen  werth  des  buches 
nicht  einmal  berührenden  ausstellungen,  die  uns  der  verf. 
nicht  übel  nehmen  möge,  da  sie  in  der  that  nur  dem 
wünsche  entstammen  ein  so  verdienstliches  werk  auch  in 
einer  seinem  Inhalte  würdigen  form  zu  sehen. 

Jena,  im  juli  1867.  Aug.  Schleicher. 


anzeigen.  375 

Die  Fremdwörter  in  den  slayischen  Sprachen*  Von  Dr.  Franz  Ritter 
von  Hiklosich,  wirkl.  Mitgliede  der  Kais.  Ak.  der  Wise.  Wien  1867. 
Besonders  abgedmckt  aus  dem  XV.  Bande  der  Denkschriften  der  ph.- 
bist.  CL  der  Kais.  Ak.  d.  W.  gr.  4.    68  seiten. 

lieber    den    umfang    dieser   überans   dankenswerthen 
und  fleifsigen  arbeit  sagt  der  verf.  im  beigegebenen  kurzen 
nach  Worte  (s.  68):    j^Die  Abhandlung    enthält   nur  jene 
Fremdwörter,  die  f&r  den  Sprach-  oder  Alterthumsforscher 
eine  gröfsere  Wichtigkeit  haben;   ferner  diejenigen,  deren 
Ursprung  schwieriger  zu  erkennen  ist,   entweder  weil  be- 
deatende  Veränderungen  des  Lautes  oder  der  Bedeutung 
eingetreten  sind,  oder  weil  die  Sprache,  aus  der  das  Wort 
mtlehnt  ist,  zu  den  weniger  bekannten  gehört.   Von  Eigen- 
mmen  habe  ich  nur  jene  aufgenommen,  die  man  irrig  ftlr 
slayische  gehalten  hat^.  Es  ist  überflQssig  Ober  den  hohen 
wertb,  den  eine  solche  Zusammenstellung  der  fremdworte 
einer  spräche  f&r  Sprachwissenschaft  und  geschichte  hat, 
Worte  zu  machen.    Eine  besprechung  der  einzelnen  artikel 
Uegt  aufserhalb  der  absieht  dieser  kurzen  anzeige.    Sind 
einmal  erst  die  polabischen  sprachreste  vollständig  in  einer 
kritischen  ausgäbe  mit  alphabetischem  glossar  verbanden, 
80  dOrfte  ein  nicht  geringer  Zuwachs  interessanten  Stoffes 
fflr  das  slaw.  fremd  Wörterbuch  sich  ergeben,   da  das  pola- 
bische  tief  vom  deutschen  durchdrungen  ist,  wie  besonders 
slawische  worte  in  deutscher  function  gebraucht  beweisen; 
80  z.  b.  polab.  gleupa  (mit  a  bez.  ich  einen  kurz  verhal- 
lenden vocal)  d.i.  altbulg.  glupö  (stultus)  in  der  function 
^ung^  durch  einflufs  des  mhd.  tump  „dumm^  und  „jung^; 
6o\  (tsiöol   auf  eure  gesundheit  Pfeff.     tsiol    eure   ge- 
sundheit  Dom.)  d.  i.  altb.  cSlü  (totus,  integer)  =  deutsch 
heil  im  sinne  eines  grufses,  vgl.  das  bekannte  inter  hails 
goticum  u.  a.  dergl.  Auch  von  den  anderen  sprachen  fehlt 
manches   interessante  wort,   z.  b.  2ech.  svestka,   wie  es 
scheint,   aus  pruna    sebastica  oder  sebasta  (Jungm. 
lex.  8.  V.),  das  ins  deutsche  (zwetschke,  f&r  welches  sich 
ein  moderneres  „zwetsche^  einzubürgern  beginnt)  über- 
^ng;   polnisch  stos,  stosowaö,  stosunek  u.  s.  w.  aus 


376  SchUicher 

deutsch  stofs,  stofsen,  stofBUDg(bei  uns  im  sinne  tod 
^verhtitnis^  so  ungebränchlich  als  z.  b.  parterre  imfran- 
zOs.  in  dem  von  ,,zu  ebner  erde^)  u.  a. 

Nor  zu  einem   artikel  gestatte  ich  mir  eine  bemer- 
kung.     Zu  nsl.  kroat.  iSereg,   russ.  derenga  u.  s.  f.  ver- 
gleicht MikL  nhd.  sc  haar«    Mir  scheint  die  älteste  form 
des  Wortes  im  rassischen  Serenga  (glied,  reihe  Soldaten) 
vorzuliegen,  von  dem  ich  vermuthe,  dafs  es,  jedoch  nicht 
unmittelbar,  das  persische  f^J^  Setreng  (jetzt,  soviel 
ich  mich  erinnere,  nur  „Schachspiel'')  ist,  welches  let2tere 
zweifelsohne  das  entlehnte  altind.  ]£aturafiga-  (vierglie- 
derig,  viergliederiges,  vollständiges  heer;  vgl.  das  Petersb. 
wtb.  s.  V.)  ist.   Von  den  Slawen  wanderte  das  wort  weiter 
zu  den  Magyaren  (dereg  schaar,  armee).  Ob  an  klingende 
Worte  ftkr  „ reihe ^  im  tatarischen  (jerge),    mongolischen 
(dzerge)  und   mandschur.  (dSergi,    v.  d.  Gab.  jergi) 
und   für    „heer^  im  mongolischen  (cerik,    auch  6irik) 
hierher  gehören,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.   Auf  diese 
formen  machte  mich  Schiefner  brieflich  aufmerksam,   der 
jedoch  an  der  richtigkeit  meiner  herleitung  von  deren ga 
zweifelt.  * 
Jena,  im  juli  1867.  Aug.  Schleicher. 


Reise  der  Oesterreiehiechen  Fregatte  Novara  um  die  Erde  in  den  Jahren 
1867,  1868,  1869  unter  den  Befehlen  des  Commodore  B.  von  Wfll- 
lerstorf-ürbair.  Lingnistiacher  Theil  von  Dr.  Friedrich  MttUer, 
ProfiBssor  der  orientalischen  Linguistik  an  der  Wiener  UniTcrsitlU.  Her- 
ausgegeben im  Allerhöchsten  Auftrage  unter  der  Leitung  der  kaiser- 
lichen Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,  aus  der  k.  k.  Hof-  und 
Staatsdmckerei  1867.  In  Comm.  bei  K.  Gezold's  Sohn.  gr.  4.  VHI 
und  867  selten. 

Ein  zweiter  theil,  die  auf  der  reise  der  Novara  durch 
dr.  E.  V.  Scherzer  gesammelten  materialien  enthaltend,  nach 
denen  unter  Zuziehung  der  bereits  vorliegenden  hilftmittel 
dieser  erste  theil  gearbeitet  ist,  soll  demnächst  erscheineB 


anzeigen.  377 

(8.  IV  und  letzte  seite  des  werkes).  Bis  dahin  ist  es  nur 
dem,  dem  die  bisher  gedruckten  quellen  über  die  hier  be- 
handelten sprachen  s&mmtlich  zu  geböte  stehen,  durch  ge- 
naue yergleichung  derselben  mit  dem  vorliegenden  werke 
möglich  zu  ermitteln,  in  wie  weit  hier  neues  geboten  ist. 
Eine  solche  Untersuchung  hat  ref.  aus  naheliegenden  grün- 
den nicht  angestellt.  Er  muis  sich  wesentlich  darauf  be- 
schränken über  den  inhalt  des  umfassenden  werkes  in  kürze 
zu  berichten. 

Es  zerfällt  in  vier  abtheilungen: 

^L  Abtheilung.  Afrikanische  Sprachen.  Hottentotisch. 
Bantu- Sprachen.  Hamitische  Sprachen.  11.  Abtheilung. 
Indische  Sprachen.  Dr&vida-Sprachen.  Sanskrit-Sprachen. 
Stnghalesisch.  Ueber  Ursprung,  Entwicklung  und  Ver- 
breitung der  indischen  Schrift.  III.  Abtheilung.  Austra- 
lische Sprachen.  IV.  Abtheilung.  Malayo-polynesische 
Spnchen.    Polynesische  Sprachen.  Malayische  Sprachen^. 

Ueber  die  art  der  darstellung  sagt  der  verf.  (s.  VI): 
»Dss  ganze  Werk  habe  ich  in  einer  Weise  abgefafst,  dafs 
ich  damit  nicht  nur  dem  Sprachforscher,  sondern  auch 
dem  Philosophen  und  Naturforscher,  der  sich  mit  dem 
Menschen  und  seiner  Sprache  beschäftigt,  ein  nützliches 
Rüstzeug  geliefert  zu  haben  glaube".  Demgemäfs  ist  über- 
all den  originalcharacteren  (koptisch  ausgenommen)  Um- 
schreibung in  lateinischer  schrift, beigegeben  und  überhaupt 
eine  leichtfafsliche  darstellung  gewählt  worden.  Die  in 
den  kreis  der  arbeit  fallenden  sprachen  (es  sind  jedes  falles 
die  sprachen  der  Völkerschaften,  deren  gebiet  die  Novara- 
expedition  berührte)  werden  nach  einer  einleitung  über  dia- 
lecte,  vorhandene  bearbeitungen  u.  s.  f.  zunächst  im  all- 
gemeinen characterisiert,  sodann  folgt  lautlehre  und  for- 
menlehre  (bei  den  sanskritsprachen  mit  vergleichung  des 
altindischen),  mehrfach  sind  auch  wörtlich  übersetzte  sprach- 
proben beigefikgt.  Nach  bedürfnis  sind  nachweise  über 
die  Zusammengehörigkeit  verschiedener  sprachen  zu  einem 
and  demselben  sprachstamme  und  ähnliches  gegeben. 

Für    die    darlegung    des    baues    des  Hottentotischen 


378  Schleicher 

(8.7 — 19)  sind  die  arbeiten  von  Wallmann  und  Tindall 
verwerthet;  auch  für  die  hier  berücksichtigten  Vertreter 
des  von  Bleek  Bantu- sprachen  genannten  Stammes  (s.  21 
bis  50)  lagen  bereits  bekannte  brauchbare  darstellungen 
vor.  Unter  der  benennung  ^hamitische  sprachen^  fafst 
der  verf.  folgende  sprachen  zusammen: 

I.    AegTptische  gruppe.    Altägyptisch.    Koptisch. 
II.    Libysche  gruppe.    Ta^Maseq. 
in.     Aethiopische  gruppe.    1)  Be^a,  2)  Saho,  3)  Galla, 
4)  Dankäli,  5)  Somali,   deren  verwantschaft  durch  Zusam- 
menstellungen ihrer  formen  darzuthun  versucht  wird  (s.  51 
bis  70). 

Mit  recht  erkennt  der  verf.  in  den  Dr&vidasprachen 
(die  man  auch  dekhanische  sprachen  nennt)  einen  beson- 
deren sprachstamm,  der  mit  den  morphologisch  gleich  ge- 
bauten sogenannten  ural-altaischen  sprachen  nicht  verwaot 
ist.  Bei  der  darstellung  der  laute  und  formen  des  drävi- 
dischen  (s.  71—104)  fehlt  s.  78  und  79  Umschreibung  in 
lateinische  schrift.  Die  sanskritsprachen,  d.  h.  die  jetzt 
lebenden  abkömmlinge  des  altindischen,  die  der  verf.  in 
sechs  gruppen  theilt,  werden  ziemlich  ausführlich  behan- 
delt (s.  105 — 202).  Bei  der  Zusammenstellung  ihrer  laute 
und  formen  mit  dem  altindischen  sind  vielleicht  manche 
Worte  mit  untergelaufen,  welche  erst  spätere  gelehrsamkeit 
aus  dem  sanskrit  eingef&hrt  hat;  dergleichen  auszuscheiden 
ist  freilich  keine  leichte  aufgäbe.  Dieser  abschnitt  ist  für 
den  indogermanischen  Sprachforscher  von  gro&em  Interesse. 
Wir  haben  in  dieser  abtheilung  die  promulsis  einer  gröise- 
ren  arbeit  über  diesen  gegenständ  vor  uns;  vgl.  vorr.  s.  V: 
„wenn  die  Vollendung  anderer  bereits  lange  begonnener 
Arbeiten  mir  die  nöthige  Mufse  schenkt,  wird  es  mein 
erstes  Geschäft  sein,  das  Capitel  über  die  indischen  Sans- 
krit-Sprachen in  umfassenderer  Weise  neu  zu  bearbeiten 
und  in  Verbindung  mit  meinen  Arbeiten  über  die  irani- 
schen Idiome,  deren  Untersuchung  seit  Jahren  zu  meinen 
Lieblingsbeschäftigungen  gehört,  als  „Vergleichende  Gram« 
matik  der  arischen  Sprachen^  herauszugeben^.    Es  bedari 


anzeigen.  379 

keiner  weiteren  anafthrung^  dafs  eine  vergleichende  und 
erklärende  grammatische  darstellung  der  neuindischen  und 
neuerftniflchen  sprachen  eine  wesentliche  iQcke  der  indo- 
germanischen grammatischen  litteratur  ausfallen  und  na- 
mentlich ftkr  die  lehre  vom  leben  der  sprachen  Oberhaupt 
and  dem  des  indogermanischen  ins  besondere  reich  an 
wichtigen  ergebnissen  sein  wQrde.  Hoffen  wir,  dafs  die 
absieht  des  SXr  ein  solches  unternehmen  wohl  gerüsteten 
hm.  verf.  in  erwünschte  erftülung  gehe« 

Das  singhalesische  trennt  Fr.  Müller  von  den  drävi- 
disohen  sprachen  und  behandelt  es  (s.  203 — 218)  ,,als  eine 
onter  den  Sprachen  Indiens  allein  dastehende  selbstst&n- 
dige  Sprache«"  (s.  203). 

In  der  abhandlung  „über  Ursprung,  Entwicklung  und 
Verbreitung  der  indischen  Schrift^  (s.  219  —  238)  ist  im 
eingange  die  bedeutung  der  schrift  für  das  leben  der 
spräche  überschätzt.  Auf  jeden  fall  dürfen  wir  vorschla- 
gen 8.  219  anstatt  „sprachen^  ^Schriftsprachen^  zu  lesen, 
denn  f&r  diese  ist  allerdings  die  schrift  von  mafsgebender 
bedeutung.  Der  Ursprung  der  altindischen  schrift  Tst  dem 
verf.  nach  A.  Weber  „kein  anderer,  als  derselbe,  welcher 
den  Schriftarten  der  Semiten  und  der  abendländischen  Völ- 
ker zu  gründe  liegt,  nämlich  der  phönikische  oder  richti- 
ger der  babylonische^  (s.  220).  Gelegentlich  spricht  verf. 
aus,  dafs  semitisch  und  indogermanisch  „grundverschie- 
dene^ sprachen  sind  (s.  221),  worin  wir  ihm  natüriich  nur 
beipflichten  können.  Auch  in  diesem  abschnitte  verweist 
der  hr.  verf.  auf  eine  zu  erwartende  ausführlichere  darstel- 
lung des  gegenständes  („Näheres  in  meiner  Geschichte 
der  Schrift^  s.  225).  Die  entstehung  des  indischen  alpha- 
bets  aus  dem  semitischen,  so  wie  die  der  aus  dem  indi- 
schen hervor  gegangenen  neuindischen  alphabete  und  der 
alphabete  der  „Drävida- Völker,  der  Singhalesen  und  B&> 
wohner  der  Malediven,  der  Tibetaner  und  Mongolen^,  der 
htnterindischen  Völker  (Barmanen,  Siamesen),  und  der  ma- 
layisehen  Völker  wird  durch  mittheilung  dieser  alphabete 
anschaulich  gemacht. 


380  MttUer 

Es  folgt  nun  der  abschnitt  über  die  australiscben 
sprachen  (s.  241—266),  die  Fr.  Müller  mit  recht  keines- 
Weges  sfimmtlich  als  stammverwandt  betrachtet  (noch  we- 
niger glaubt  er  an  einen  „turanischen'^  sprachstamm,  der 
alle  sprachen  von  ähnlichem  morphologischen  baue  um- 
fafst).  Die  vierte  abtheilung,  die  malayo-polynesiscben 
sprachen  enthaltend,  bildet  den  schlufs  des  werkes  (s.  269 
,  — 357).  Die  sprachen  der  hellen  rasse  der  bewohner  der 
südlichen  inselwelt,  die  malayo-polynesischen,  hält  verf. 
nach  W.V.Humboldt  für  „Abkömmlinge  einer  nun  nicht 
mehr  existirenden  in  ihnen  aufgegangenen  Ursprache^.  Sie 
bilden  demnach  einen  sprachstamm,  der  mit  keiner  anderen 
spräche  in  Zusammenhang  steht  (s.  271  flg.).  Wer  seinen 
gesichtskreis  in  sprachlichen  dingen  zu  erweitern  sucht,  fin- 
det im  vorliegenden  werke  ein  bequemes  hilfsmittel,  wel- 
ches das  zusammenbringen  vieler  und  zum  theile  seltener 
bücher  erspart. 

Jena,  im  juli  1867.  Aug.  Schleicher. 


Zum  Donaleitis. 

Zu  meiner  ausgäbe  der  litauischen  dichtungen  des 
Christ.  Donaleitis,  St.  Petersburg  1865,  ist  ein  halber  bo- 
gen „nachträgliche  bemerkungen^  erschienen,  berichtigun- 
gen  des  textes  und  nachtrage  zum  glossar  enthaltend,  der 
auf  postfreies  verlangen  von  mir  und  von  den  Conunissio- 
nären  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  St.  Pe- 
tersburg gratis  und  postfrei  zu  beziehen  ist. 

Jena,  im  aug.  1867.  Aug.  Schleicher. 


Eränica, 

1)  lieber  das  neupersische  dativpräfix  ba-,  bah. 

Ich  habe  in  meinem  aufsatze  über  die  deolinatkm  des 
neupersischen  und  ossetischen  das  neupersische  dativpräfix 


miscellen.  981 

ba-,  bah  mit  dem  avghsniscben  wa,  dem  pärsi  ö,  öi,  dem 
peblewi  aw,  und  dem  altbaktrischen  aiwi  (altiod.  abhi) 
identificirt.  Dies  ist  unrichtig,  da  neup.  bah  einerseits 
vielmehr  dem  pärsi  pa  zu  entsprechen  scheint,  anderer- 
seits vor  an,  In,  mit  denen  es  unmittelbar  verbunden  wird, 
bad-  (bad-än,  bad-ln)  lautet.  Es  ist  daher  bah  offen- 
bar nichts  anderes  als  das  altbaktrische  paiti  (verwandt 
mit  dem  altindischen  prati),  griech.  ;ior«. 

2)  Ueber  das  armenische  ö. 

Das  armenische  ö  ist  nicht  etwa  altes  ö  (guna  von 
n),  da  dieses  immer  als  oj  (spr.  uj)  auftritt,  sondern  im- 
mer eine  contraction  Ton  altem  au,  durch  welches  es  in 
den  älteren  texten  vertreten  wird.  Diese  fälle  habe  ich 
in  meinen  beitragen  zur  lautlehre  der  armenischen  spräche 
genngsam  beleuchtet.  Es  entspricht  aber  ö  auch  älterem 
an  durch  Übergang  des  nasals  in  den  labial.  Unzweifel- 
hatte  belege  fiSr  dieses  gesetz  sind:  özit  „geschenk,  gabe^ 
:=  altind.  ähiti,  ähati,  das  einem  altbaktr.  äiiti,  ent- 
spricht; öganel  „salben,  bestreichen^  =  altind.  ang;  öc^ 
«schlänge  (altind.  ahi,  altbaktr.  azi,  im  armenischen  ii 
«viper^)  das  an  eine  nasalirte  form  anzuschlielsen  ist,  die 
im  litauischen  angis,  lat.  anguis  und  griechischen  llyx' 
'bXvs  „aal^  (schlangenförmigcr  fisch)  vorliegt.  Als  nach- 
trag  zu  den  in  meinem  oben  erwähnten  aufsatze  gegebe- 
nen fällen  f&ge  man  noch  folgende  hinzu:  ögn  „hilfe^ 
ögn-el  „helfen,  beispringen^  =  altb.  aiwi-4-gam  (ga), 
orhnel  „segnen**  =  altb.  aiwi -f-frU-nä  (IX.  Cl.),  das 
zwar  nicht  vorkommt,  aber  aus  ä-4-f rl+nä  =  neup.  qJu^^ 
(ä-frl-dan)  praes.  ^il  (ä-frl-nam)  erschlossen  werden 
kann. 

3)  sag. 

Der  ausdruck  fflr  „gans^  im  armenischen  erscheint 
auf  den  ersten  anblick  fremd,  und  ich  hielt  denselben  lange 
fär  ein  lehenwort.  Er  ist  aber  nichts  anderes  denn  das 
altind.  häsa,    das  auch  den  graeco- italienischen  und  ger- 


382  MfUler 

mano-slavischen  ausdrücken  daf&r  zu  grande  liegt.  Alt- 
ind.  häsa  lautet  im  altbaktriscfaen  zanba,  desssen  anlau- 
tendes SS  im  armenischen  (wie  in  sirt  „herz^  es  ^»ich^) 
in  s  verschoben  worden  ist.  nh  verhärtete  sich  im  armeni- 
schen in  g  ähnlich  wie  es  in  pataskhani  „antwort^ 
neup.  g^b  (päsukh)  von  altbaktr.  paiti  +  panb  (aI^ 
pers.  thah,  altind.  ^äs)  in  kh  überging. 

4)  tram. 
Dieses  wort,  das  „fest^  bedeutet  und  als  erstes  glied 
einer  menge  von  Zusammensetzungen  zu  gründe  liegt,  re- 
präsentirt  offenbar  in  betreff  des  anlautes  nicht  mehr  die 
alte  form,  da  altes  tr  in  den  eränischen  sprachen  als  thr 
(armen,  hr)  auftreten  müfste.  Ich  halte  tram  aus  tarm 
entstanden,  und  identificiere  es  mit  altind.  dharma,  lat. 
firm  US.  dh  respective  d  ist  im  anlaute  in  t  verschoben 
wie  in  ta^anil  „leiden,  gepeinigt  werden '^  ==  altbaktr. 
da2  altind.  d ah,  tara^  ji^^^gj  ausgedehnt^  =  altb.  da- 
regha,  altind.  dirgha,  tasn  „zehn'^  =  altb.  dapan  etc. 
Wien,  august  1866.  Fried.  Müller. 

5)  altbaktr.  s  a=s  alt.  rt. 
madja  „mensch^  wird  von  Justi  und  anderen  forschera 
(vgl.  zendlexicon  p.230)  von  ameäa  „unsterblich^  getrennt. 
Letzteres  wort  wird  von  demselben  gelehrten  sammt  meäa 
„todt^  auf  mareä  „sterben^,  eine  fortbildung  von  mar, 
bezogen.  Dies  ist  nach  meiner  ansieht  nicht  ganz  richtig, 
masja  entspricht  vollkommen  altind.  martja,  altpers. 
martija,  gerade  so  wie  meäa  =s  altind.  mrta  (marta) 
und  ameda  =5  altind.  amrta  (amarta).  In  allen  diesen 
f&llen  ist  rt  in  ä  Übergegangen,  ein  altbaktrisches  lautge* 
setz,  dem  wir  auch  noch  in  asa  „wahr,  rein^  =  areta 
(arta),  pesana  „Schlacht^  =s  altind.  prtanS  (partanä), 
pesu  „fürt"  3Bperetu(partu)  „brücke"  begegnen.  Viel- 
leicht gehört  auch  peso-tanus  „leib  eines  Sünders"  und 
„sündhaften  leib  habend"  hieher,  dessen  erstes  glied  ich 
als  part.  praes.  von  ped  (part)  „gewaltthaten  üben,  sün- 
digen" auffassen  möchte. 


misoellen.  383 

6)  Armen.  ^  =  6. 
Armen.  ^  entspricht  in  einigen  formen  —  aber  nnr  im 
anlaute  —  neupersischem  3,  d.  h.  ist  aus  altem  d  durch  eine 
art   von  aspiration    hervorgegangen.     Dieses  gesetz   steht 
mit  einem  anderen,  wonach  arm.  th  altem  t,   arm.  h  altem 
f)  und  arm.  kh  altem  k  gleich  ist,  im  vollsten  einklange. 
Sichere    beispiele    daf&r   sind:    hau -des    ^Untersuchung, 
Schauspiel,  fest,  festliche  erscheinung,  ceremonie^  von  di^, 
daneben  aber  auch  g^s   „ceremonie,  ritus^,    dirt  „hefe, 
unreinigkeit^,  daneben  ^irt  „unreinigkeit^,  gajr  „spitze^ 
=s  altind.  dhärft,  ^ar  „baum^  =  altbaktr.  dfturu,  peh- 
Icwl  nfilT,    pfirsi  dar;    drakht   gehört  zu  pehlewi  tmm 
und  neup.  dirakht.     Vielleicht   ist   armen,  gochachod 
,tabak^    wörtl.  „ rauchkraut ^   von  gchel  „rauchen^  = 
arab.  qI30  kein  lehnwort,   sondern  umgekehrt  der  arabi- 
sche ausdruck  dem  indogermanischen  entlehnt;    wie  dies 
auch  bei  j^  wahrscheinlich  ist. 

Arm.  hajt  „oflPenbar^,  davon  hajt-nel  „offenbaren, 
veröffentlichen^,  schliefst  sich  genau  an  altbaktr.  haithya 
9offenba.r,  wirklich^  (Justi  p.  311)  an.  Hieher  gehört  auch 
altpers.  hasija  Behist.  IV,  44*)  im  sinne  des  altind.  satja. 
Spiegel  (keilinschr.  222)  bemerkt,  die  etymologie  des  ha- 
sija sei  zweifelhaft.  Dafs  aber  altpers.  s  =  altbaktr.  th 
vor  j  sei,  beweisen  uvaipasija  =  qhaSpaithja,  uvä- 
marsijus  ==  qhämerethjus« 
Wien,  im  märz  1867. 


hfiru  (nipfill)  und  verwandtes. 

Das  nipäll-pluralsuffix  h^ru  (so  schreibt  Ayton  und 
die  sirämpurer-bibelübersetzung)   oder  hfiru  (so  schreibt 

*)  An  dieser  BtoUe  lese  ich  maijija  statt  taijija  bei  Spiegel  (dessen 
ende  so  richtiger  ist  gegen  glossar  p.  197,  wo  taijij  steht;  es  kann  aber 
keine  Terbalform  sein,  sondern  ist  nom.  sing,  masc.)  und  Übersetze:  „Es 
spricht  der  konig  Darajayns:  Anramazda  sei  zeuge,  dafs  dieses  als  wahr, 
nicht  als  erlogen  ich  gemacht  habe  in  jeder  weise.*  —  Ist  die  wurzel  da- 
von mi  im  sinne  von  «aussagen*,  oder  ist  maijija  ^  altbr.  mävöja? 


384  Mttller,  misceUen. 

E.  Trumpp)  wird  von  dem  letztgenannten  gelehrten  mit  dem 
präkritsuffix  äbu  =  altind.  äsö  (äsas)  identificirt.  Dabei 
wird  h  =  r  angenommen,  was  nach  den  lautgesetzen  des 
nipfili  nicht  möglich  ist.  Ich  halte  häru,  b^ru  fQr  identisch 
mit  altind.  hära  „band,  kette^,  wobei  häru  =  hSrö  (häras) 
sich  ungezwungen  erklärt.  Begrifflich  findet  heru  an  dem 
bangälischen  dal  =  altind.  dala  ein  passendes  seitenstQck. 
Aus  hära  entwickelte  sich  bang&ll  -rä,  durch  abfall  des  an- 
lautenden ha.  Es  scheint  daher  das  bangäll  von  der  älte- 
ren pluralbezeichnung  alle  spur  verloren  zu  haben  und 
mufs  nun  durchweg  zu  Wörtern  wie  „schaar,  Versammlung, 
band^  seine  Zuflucht  nehmen.  Darnach  ist  das  im  lingui- 
stischen theile  der  Novara- reise  s.  140  gesagte  zu  berich- 
tigen. 


mugh-  tu^h  (neuindisch). 

Die  themen  mugh-,  tu^h-,  welche  im  Urdu  (Hindü- 
stäni)  den  obliquen  casus  sing,  mit  ausnähme  des  genitiv 
und  instrumental  der  pronomina  der  ersten  und  zweiten 
person  zu  gründe  liegen,  entsprechen  bekanntlich  den  prä- 
kritischen genitiven  maggha,  tu^gha.  Diese  beiden  formen 
habe  ich  im  linguistischen  theile  der  Novara -reise  s.  115 
mit  den  altindischen  mahyam,  tubhyam  verglichen,  was 
wohl  im  ganzen  richtig  ist,  aber  den  gang  der  lautwand- 
lung  h-f-y  und  bh+y  =  gh  nicht  begreifen  läTst.  Wie  ich 
nun  eingesehen  habe,  sind  alle  diese  elemente  zunächst  an 
die  paliformen  mayha,  tuyha  anzulehnen,  welche  f&r  mayham, 
tuyham  (y-+-h  =  h+y  nach  einer  im  päli  geltenden  laut- 
regel)  öfter  vorkommen  und  dort  als  ächte  genitivformen 
gebraucht  werden.  So  sagt  man  mayha  oder  mayham 
putto  „mein  sohn^,  tuyha  oder  tuyham  dhltä  „deine  toch- 
ter''.  Aus  y  +  h  läfst  sieh  dann  ^+h  leicht  erklären. 
Wien,  im  September  1867.  Priedr.  Müller. 


Spiegel,  die  lebre  von  der  majestät  im  Avesta.  385 

Die  lehre  von  der  majestät  im  Avesta. 

Nachdem  nun  nicht  nor  der  text  des  ganzen  Avesta 
zugänglich  geworden  ist,  sondern  auch  die  hülfsmittel  zum 
Verständnisse  desselben  im  ganzen  und  einzelnen  in  erfreu« 
lieber  veeise  sich  mehren,  wird  es  nicht  mehr  zu  frQhe 
sein  die  frage  nach  der  eutstebung  dieser  mazdaya^nischen 
religion  aufzuwerfen,  welche  nicht  nur  in  ihrem  eigenen 
vaterlande  sondern  in  der  civilisation  Asiens  Oberhaupt 
eioe  so  wichtige  rolle  gespielt  hat.  Es  dürfte  sogar  ge- 
ratben  sein,  gerade  jetzt  eine  solche  Untersuchung  anzu- 
stellen, um  die  quellen  zu  ermitteln,  an  die  man  sich  be- 
hufs weiterer  aufklärung  zu  wenden  hat,  um  einen  voll- 
ständigen einblick  in  die»entwicklung  der  alt^räniscben  re- 
ligion zu  erlangen.  Bisher  hat  man  dieselbe  vorzugsweise 
nur  von  einer  Seite  betrachtet:  man  hat  ihren  Zusammen- 
hang mit  der  ältesten  religionsform  der  arischen  Inder 
nacligewiesen.  Durch  diese  Untersuchungen  ist  festgestellt, 
data  die  spräche  des  Avesta,  wenn  auch  ein  eigenthüm- 
licber  zweig  des  indogermanischen  Stammes,  doch  mit  kei- 
ner andern  sprachgruppe  so  genau  verwandt  ist  als  mit 
den  indischen  sprachen.  Diese  sprachlichen  grönde  f&r 
die  enge  Zusammengehörigkeit  der  Inder  und  Eranier  wer- 
den noch  bedeutend  verstärkt  durch  verschiedene  flbereuoh 
Stimmungen  im  gebiete  der  mythologie,  des  rechts,  der 
sitte  n«  8.  w.  Durch  solche  nachweisungen  wird  nun  aller- 
dbgs  der  genaue  Zusammenhang  der  J^ränier  mit  den  ari- 
schen Indern  erwiesen,  allein  zur  erklärung  der  entstehung 
der  mazdaya^nischen  religion  reichen  sie  nicht  aus,  im 
gegentheil  der  abstand  zwischen  jenen  altarischen  bestand- 
theilen  und  dem  Systeme  der  mazdaya^nischen  religion 
selbst  wird  nur  um  so  fQhlbarer;  die  brQcke,  welche  uns 
aus  jenen  Urzuständen  in  die  geschichtlichen  zeiten  der 
eränischen  religion  hinüberführt,  ist  die  ein  Wirkung  des 
semitismus.  Die  ein  Wirkungen  der  Semiten  sind  in  den 
älteren  zeiten  der  iranischen  religion  nicht  weniger  mafs- 
gebend  gewesen  als  in  den  spätem  und  es  läfst  sich  nicht 

Beitrftge  z,  vgl.  aprachf.  V.  4.  25 


386  Spiegel 

blos  nacbweiseD,  dafs  sie  vorhanden  waren,  sondern  selbst 
dals  sie  sich -die  eränischen  elemente  bis  zu  einem  gewis- 
sen grade  dienstbar  gemacht  haben.  Diese  einwirknng  des 
semitismus  liegt  ebenso  zu  tage  und  läfst  sich  eben  so 
leicht  beweisen  als  die  Verwandtschaft  der  Eränier  mit  den 
Indem.  Sie  zeigt  sich  am  wenigsten  da,  wo  sie  im  spä- 
tem iranischen  am  deutlichsten  hervortritt:  an  den  in  den 
Wortschatz  aufgenommenen  semitischen  Wörtern,  doch  dürf* 
ten  tanüra  Schmelzofen  und  napka  abschrift,  buch  un- 
widerlegliche Zeugnisse  auch  dieser  einmischung  sein.  Deut- 
licher schon  erweist  sich  die  einwirkung  in  einer  anzahl 
anderer  Wörter,  die  zwar  nicht  lautlich  mit  den  semitischen 
verwandt  sind,  aber  dieselben  ideeu Verbindungen  aufzei- 
gen; dahin  rechnen  wir  z.  b.  ahura  der  seiende,  herr  (vgl. 
auch  skr.  bhavant,  nom.  bha  vän),  dessen  begriffliche  iden- 
tität  mit  T^'TV  zuerst  P.  Boetticher  (Rudimenta  mythologiae 
semiticae  p.  1)  nachgewiesen  hat,  an  den  sich  später  Schlott- 
mann und  F.  Müller  angeschlossen  haben.  Hieher  gehört 
ferner  thwere9,  schneiden  und  schaffen,  ganz  wie  das 
hebräische  M^s,  paitita  das  entgegengehen,  die  reue 
und  das  hebr.  arj^  u.  a.  m.  Es  zeigen  sich  ferner  mehrere 
syntaktische  Wendungen  im  altbaktrischen,  welche  sich  nur 
durch  die  einwirkung  des  semitischen  erklären  lassen,  wie 
ich  in  meiner  altbaktrischen  grammatik  dargethan  habe. 
Auch  der  sachlichen  berührungen  gicbt  es  gar  mancherlei: 
ich  darf  nur  an  den  zuerst  von  Schlottmann  besprochenen 
Zusammenhang  der  lehre  von  der  unendlichen  zeit  mit  dem 
"irPH  bn  der  Babylonier  und  den  ^^ibti  '^?a  der  Phönizier 
(Weber  ind.  stud.  I^  378)  erinnern,  sowie  au  die  Verfolgung; 
der  anklänge  und  beruhrungspunkte,  die  sich  zwischen  dem 
avesta  und  der  genesis  finden  und  die  man  theils  in  Win- 
dischmanns zoroastrischen  Studien,  theils  in  meinem  buche 
Ober  J^rän  gesammelt  findet.  Die  zahl  solcher  berührun- 
gen ist  aber  noch  lange  nicht  erschöpft  und  in  der  lehre 
von  der  göttlichen  und  königlichen  majestät  sehen  wir  ein 
neues  beispiel  des  semitischen  einfiusses.  Wir  werden  zu- 
erst aus  den  texten  darstellen,  wie  sich  diese  anscbauung 


die  lehre  von  der  majeetät  im  Avesta.  387 

tfaeila  im  Avesta,  theils  bei  den  übrigen  i^räDiern  zu  er- 
kennen  giebt  und  daran  zuletzt  nocii  einige  nachweisun- 
gen  fügen  über  die  spuren  derselben  anschauung  bei  den 
Semiten. 

Man  wird  von  vorne  herein  zugestehen  müssen,  dafs 
die  lehre  von  der  göttlichen  und  königlichen  majestät  im 
avesta  durchaus  nicht  den  eindruck  einer  entlehnung  macht, 
sondern  mit  dem  ganzen  zarathustrischen  religionssysteme 
im  schönsten  einklange  steht.  Das  wort,  mit  welchen  die 
majestät  im  avesta  bezeichnet  wird,  ist  qharenanh  und 
ich  habe  schon  in  der  einleilung  zum  dritten  bände  meiner 
avestaübersetzung  (p.  XXX VII)  auf  die  wichtigsten  stel- 
len aufmerksam  gemacht,  wo  sie  sich  erwähnt  findet.  Es 
ist  ein  beiwort,  mit  dem  vor  allem  himmlische  wesen  aus- 
gezeichnet werden,  wie  Ardvi-püra  (Yt.  5,  9)  die  sonne 
(Yt.  6,  1  und  6)  der  mond  (Yt.  7,  6)  Tistrja  (Yt.  8,  3) 
Goschurun  oder  Drväppa  (Yt.  9,  6)  Mithra  (Yt.  10,  4) 
praoäa  (Yt.  11,  8.  9)  die  Fravasi  (Yt.  13,2)  Vere- 
thraghna  (Yt.  14,  5)  Asis-vanuhi  (Yt.  15,  5)  das  ge- 
setz  (Yt.  16,  4)  die  luft  (Yt.  17,  3)  u.  s.  w.,  auch  noch  an- 
dre wesen  wie  Manthra-^penta  werden  öfter  als  mit  sehr 
grofser  majestät  begabt  (as-qharenäo)  geschildert.  Es 
ist  ganz  in  der  Ordnung,  wenn  die  oberste  gottheit  Ahura- 
Mazda  nicht  blos  als  majestätisch,  sondern  als  die  maje- 
stätiscbste  (qharenanha^tema)  geschildert  wird  (Yt. 
1,  12).  Doch  ist  auch  dieser  Superlativ  nicht  auf  Ahura- 
Mazda  allein  beschränkt,  sondern  kommt  auch  andern  we- 
sen z.  b.  dem  Mithra  zu  (cf.  Vd.  XIX,  52).  Ueberhaupt 
aber  ist  dieses  beiwort  nicht  auf  die  geistige  weit  allein 
eingeschränkt,  sondern  ragt  auch  in  die  irdische  herein, 
einmal  alskava^m  qharenö,  die  königliche  majestät (Y9. 
I,  42  fg.  Sir.  1,  9.  Yt.  1,  33  etc.),  welcher  insbesondere  der 
ganze  neunzehnte  jast  gewidmet  ist,  dann  in  der  damit 
enge  verbundenen  majestät  der  arischen  gegenden  (qha- 
renö airjanäm  daqhjunäm),  die  nicht  viel  verschie- 
den gewesen  sein  kann  (cf.  Vd.  XIX,  132.  Yt.  18,  1.  19, 
56).     Weiter  steht  aber  daneben   auch    noch  die  unver- 

25* 


388  Spiegel 

wÜBtliche  majestat  (aqharetem  qharenö),  von  welcher 
uns  die  tradition  sagt,  dafs  sich  die  priester  dieselbe  durch 
frömmigkeit  zu  eigen  machen  können :  es  ist  also  die  geist- 
liche majestAt.  Was  nun  das  wort  qharenanh  anbelangt, 
so  giebt  es  die  huzväresch-flbersersetzung  durch  yion:> 
gadman  und  ich  habe  schon  früher  gezeigt  (Weber  in- 
dische Studien  111,412),  dafs  dieses  das  syrische  ly  ist, 
welches  in  derselben  bedeutung  vorkommt.   Noch  genauer 

hat  das  heutige  neupersische  das  wort  erhalten  in  nJ> 
khurra  (die  Verdoppelung  dfis  r  ist  eine  folge  der  assi- 
milirung  des  n),  womit  man  den  glänz  der  sonne,  des  feuers 

u.  8.  w.  bezeichnen  kann.  Ingleichen  ist  ^Li'  9y>,  das  kö- 
nigliche licht,  noch  nach  neuerer  ansieht  ein  göttlicher 
glänz,  welcher  den  verstand  erleuchtet,  so  dafs  man  über 
andere  herrschen  kann,  durch  welchen  die  könige  über- 
haupt eine  eigene  kraft  erhalten.  —  Da,  wie  gesagt,  der 
neunzehnte  jadt  die  Vorstellungen  der  alten  Eränier  über 
die  königliche  majestät  ausführlich  erörtert,  so  sind  wir 
im  Stande  uns  einen  begriff  von  ihr  machen  zu  können. 
Es  ist  zuerst  festzuhalten,  dafs  sie  ein  ding  ist,  welches 
nach  belieben  bleiben  oder  fortgehen  kann;  man  wird  sie 
sich  also  wohl  als  einen  sichtbaren  lichtglanz,  etwa  nach 
art  der  heiligenscheine,  zu  denken  haben.  Femer  sieht 
man,  dafs  sie  eigenthum  so  ziemlich  aller  iranischen  kö- 
nige der  vorzeit  ist,  wie  Haoäjanha  (Yt.  19,26)  Takhma 
urupa  (Yt.  19,  28)  Jima  (Yt.  19,  31)  Thraetaona  (Yt. 
19,36)  Kavi  Kaväta  (Yt.  19,71)  Kavi  Upadhan  und 
pyävarsäna  (ibid.)  Kavi  Hu^rava  (Yt.  19,74),  end- 
lich Kavi  Vistäppa  (Yt.  19,  84).  Es  mag  blos  zufall 
sein,  wenn  nicht  auch  Manuscithra  und  Äurvat-a^pa 
unter  den  trägern  der  königlichen  majestät  genannt  wer- 
den, die  ihnen  gewifs  auch  zukam,  der  erstere  wird  über- 
haupt im  avesta  nur  wenig  genannt,  der  zweite  ist  eine 
sehr  unbedeutende  persönlichkeit.  Dagegen  hat  es  seinen 
guten  grund,  wenn  nicht  auch  Dahäka  und  Franra9e 
diese  königliche  majest&t  besitzen.  Der  erste  wird  be- 
kanntlich  stets   unter   die  alten  könige  J^räns   gerechnet. 


die  lehre  von  der  majestftt  im  Avesta.  389 

aach  der  zweite  erscheint  in  königslisten ,  welche  eich 
ziemlich  genau  an  das  avesta  aoschliefsen  eine  zeiüang  als 
könig  von  !ärän,  in  der  zeit  nämlich,  in  welcher  das  kö- 
nigsbuch  die  regierungen  des  Naudar,  Zav  und  Ger- 
sa^p  ansetzt,  die  man,  wie  es  scheint,  Air  blose  unterkö- 
nige  ansah,  während  Afrasiäb  das  land  besetzt  hielt. 
Keiner  von  diesen  beiden  besafs  die  k()nigliche  majestät, 
es  wird  uns  aber  ausdrQcklich  gesagt,  dafs  sowohl  Da- 
häka  (Yt.  19,47)  als  Franrage  (Yt  19,56)  nach  ihr 
streben,  aber  sie  verbirgt  sich  Tor  ihnen  im  wasser,  wo 
Apäm  napat  sie  behütet.  Durch  die  abwesenheit  dieses 
königlichen  glanzes  erscheinen  nun  beide  herrscher  als 
Usurpatoren,  es  geht  ihnen  auch  die  richtige  mit  diesem 
glänze  verbundene  kraft  ab,  um  die  iranischen  lande  zu 
regieren.  Die  rechtmäfsigen  könige  besitzen  natürlich  die- 
sen glänz,  doch  können  sie  ihn  auch  verlieren;  ein  beispiel 
ist  Jima,  von  dem  auch  Yt.  19,  34  die  majestät  sich  ent- 
fernte, als  er  lügnerische  rede  zu  sprechen  anfieng,  und  da- 
mit stimmen  auch  spätere  erzählungen  überein.  Wenn 
nach  Yt.  19,  38  auch  dem  Kere^ä^pa  die  königliche  ma- 
jestät zugeschrieben  wird,  so  kann  uns  dies  nicht  sehr  auf- 
fallen, er  gehörte  zwar  zu  einer  nebenlinie,  doch  leitete 
diese  ihren  Ursprung  auf  die  iranischen  könige  zurück. 
Ebenso  wenig  ist  es  eine  ab  weichung,  wenn  wir  aus  Yt. 
19,  79  erfahren,  dafs  auch  Zarathustra  und  aus  Yt.  19,  89, 
dafs  (paoäjäp  ein  träger  der  königlichen  majestät  sei, 
denn  auch  das  geschlecht  des  Zarathustra  geht  auf  Ma- 
nuscithra,  mithin  auf  das  königliche  geschlecht  zurück 
und  Qaodjäp  ist  ja  ein  nachkomme  desselben.  Aus  dem- 
selben gründe  ist  auch  das  aqharetem  qharenö  zu  er- 
klären, welches  die  priester  tragen,  denn  auch  die  priester 
stammen  nach  ansieht  des  Avesta  geraden  wegs  von  Za- 
rathustra ab  und  gehören  mithin  zur  königlichen  familie. 
Die  lehre  von  der  majestät,  wie  sie  im  Avesta  erscheint, 
ist  also  in  kürze  die  folgende:  die  majestät  ist  ein  licht- 
glanz,  der  besonders  in  der  geistigen  weit  den  wesen  hö- 
herer art  eigen  ist.     Aber  auch  in  dieser  weit  hat  sich 


d90  Spiegel 

dieses  licht  noch  bei  einzelDen  erhalten,  bei  denjenigen  fa- 
milien  und  personen,   welche  gott  für  die  höchsten  weit» 
liehen  nnd  geistlichen  würden  bestimmt  hat.   Dieser  licht> 
gUoz  zeichnet  diese  höchsten  herrscher  aus  und  macht  sie 
gleichsam   zu  Vermittlern  zwischen  der  geistigen  und  irdi- 
schen weit.     Zeigen  sie  sich  durch  ihre  tbaten  des  ihnen 
von  gott  verliehenen  glanzes  unwürdig,  so  können  sie  den- 
selben verlieren,  aber  nur  um  ihn  an  andere  personen  ihrer 
familie  zu  übergeben.    Wollen  andere  sterbliche,  die  nicht 
zu  dieser  familie  gehören,  sich  anmafsen   die  stelle  dieser 
bevorzugten  wesen  zu  vertreten,  so  fehlt  ihnen  dieser  licbt- 
glanz  und  dadurch   die  rechte  weihe,   sowie  ihren  hand- 
lungen  der  nöthige  segen.     Man  sieht,  es  bedarf  von  die- 
0en  Vorstellungen  aus  nur  eines  kleinen  Schrittes,  um  aus 
den  menschlichen  königen  vollends  götter  zu  machen,  wie 
sich  ja  die  Säsänidenkönige  zum  wenigsten  diesen  titel  bei- 
legten.  Es  wird  nun  auch  begreiflich,  warum  sich  die  6r&- 
nischen  könige  dem  volke  so  selten  zeigten:  man  hätte  sonst 
das  fehlen  dieses  lichtglanzes  an  ihnen  entdecken  können. 
Treten  wir  nun  aus  dem  kreise  des  Avesta  heraus, 
so  finden  wir  die  ansiebt  von  der  majestftt  noch  sonst  hd 
den  Erftniern,    aber  unter  einem  etwas  verschiedenen  na- 
men.   In  der  armenischen  bibelübersetznng  findet  sich  nach 
de  Lagarde  (gesammelte  abhandlungen  p.  149)  f&r  das  grie- 
chische  36ia  gewöhnlich  farkb  und  Eznik  (p.  113.  5  ed. 
Yen.)  so  wie  andre  Armenier  erkl&ren  diese  benennung  für 
einen  namen  des  zeitgottes  (Zrvan)  oder  Schicksals.  Die- 
ses armenische  wort  farkh  ist,  wie  gleichfalls  de  Lagarde 

bereits  gezeigt  hat,  ganz  dasselbe  wie  neup.  J  farf,  das 
bei    Firdosi    ganz    in    demselben    sinne    gebraucht    wird 

wie  das  oben  erwähnte  83-  khurra.  Die  Verdoppelung 
des  consonanten  zeigt  im  neupersischen  die  assimilation 
eines  vorhergehenden  oder  nachfolgenden  buchstaben  an, 
meist  das  letztere  und  zwar  ist  namentlich  die  verscblin- 

gong  des  n  sehr  häufig  (cf.  83>  und  qharenanh,  ^  und 
parena,  vj^  und  darcna),  es  hat  also  die  ursprüngliche 


die  lehre  von  der  jnajeatlU  im  Avesta.  391 

form  TOD  farr  wahrscheinlich  frana,  farna  gelautet,  mit- 
bin dürften  die  altpersischen  formen  Vindafrana,  'IvTa- 
(pkQvriQ,  und  das  spätere  damit  identische  rwdoqfkg^q  zur 
vergleicbung  heranzuziehen  sein,  auch  die  eigennamen  0<- 
invSccTfjg,  fpägraxog,  ^l^agvovxog  etc.  werden  damit  zusam- 

inenhSngen ,  zu  dem  letzteren  namen  vergl.  m.  neup.  a.  i 
farmkb,  felix,  fortunatus,  das  noch  jetzt  häufig  in  eigennamen 
vorkommt.  Dafs  aber  farr,  bei  Firdosi  wenigstens,  wiric- 
lich  dasselbe  bedeute  wie  qharenanh  im  Avesta,  werden 
die  folgenden  beispiele  klar  machen.  Der  farr  ist  ebenso 
etwas  mit  dem  könige  verbundenes  wie  das  qharenanh. 
Daher  wird  uns  Tahmuras  als  damit  versehen  beschrieben 
(Sahn.  17,  14.  Mac.) 

Ebenso  heifst  es  von  Gamäed  (Sahn.  18,  13): 

Diese  majestät  des  Gamsed  entweicht^  nachdem  derselbe 
seine  stolze  rede  ausgesprochen  hatte  (Sahn.  21, 10  v.  u.) 

<S^j\p^^ß  >  ^   '^  O^^  >^ 
Später  geht  diese  majestät  auf  Fredün  über  (ib.  31,9): 

Diese  majestät  ist  ein  sicherer  schütz,  zu  dem  die  men- 
schen flüchten.  So  fordert  Käve  seine  genossen  auf  mit 
ihm  zu  Fredün  zu  gehen,  um  unter  dem  schütze  von  des- 
sen majestät  zu  schlafen  (ib.  36,  6  v.u.): 

majestät  ist  fthig  grofse  dinge  zu  vollbringen.     So 


392  Spiegel 

lehnt  Gev  das  verdienst  seiner  heldentbaten  ab  und  schreibt 
sie  der  majestät  des  ihn  begleitenden  Eai-Khosrav  zn 
(523,  5): 

m§ 

Afräsiab  und  seine  familie  kann  vollkommen  nur  durch 
solche  personen  besiegt  werden,  welche  die  majestät  be- 
sitzen (922,  3) : 

Auch  Kai-Khosrav  wird  einmal  von  Säm  daran  erinnert, 
dafs  er  die  majestät  verlieren  könne  (1011,  3  v.  u.): 

Es  wäre  leicht  diese  belegsteilen  noch  sehr  zu  ver- 
mehren, aber  schon  die  vorstehenden  werden  für  unsem 
zweck  hinreichen  und  gezeigt  haben,  dafs  ein  begrifflicher 
unterschied  zwischen  farr  und  qharenanh  nicht  vorhan- 
den ist.  Dadurch,  dafs  farr  auch  dem  schicksalsgotte  zu- 
geschrieben wird,  ist  klar,  dafs  auch  diese  majestät  in  die 
jenseitige  weit  hinQberreicht. 

Noch  ein  neupersisches  wort  ist  hieher  zu  ziehen:  es 

ist  ^3  farrihi  pracht,  glänz.  Das  wort  ist  in  der  persi- 
schen literatur  nicht  selten  und  namentlich  aus  Firdosi 
würden  sich  zahlreiche  belege  daf&r  beibringen  lassen, 
wenn  es  nöthig  wäre.  Das  schliefsende  i  zeigt  sich  uns 
auf  den  ersten  blick  als  die  neupersische  abstraktendung, 

es  bleibt  uns  also  als  grundform  s3,  welches  wort  farr  ah 
(mit  sogenanntem  «^^sJLo  ^L^)  gesprochen  worden  sein 
mufs,  denn  wäre  das  schliefsende  h  schwach  gewesen 
(farra),  so  würde  das  abstraktum  farragl  gelautet  ha- 
ben. Die  grundform  von  farrah  dürfte  farnanh  oder 
frananh  gelautet  haben,  denn  das  dem  altb.  nh  entspre- 
chende altp.  h  giebt  im  neup.  »Jbyij^  ^Ip  cf.  danhu  altp. 


die  lehre  von  der  majestät  im  Avesta.  393 

dabjn  neup.  dih,  ranha  vohu  neup.  bib.  Aus  dieser 
form  farnanh  erkläre  ich  mir  nun  den  von  Blaa  (zeitschr. 
d.  d.  morgen!,  ges.  IX,  87  flg.)  auf  münzen  von  Sinope  nach- 
gewiesenen namen  Pharnäk,  Pharnük,  woraus  nicht 
nur  die  oben  schon  besprochenen  eigennamen  Pharna- 
kes,  Pharnnchos  und  Phamos  (Diod.  II,  1)  stammen, 
sondern  auch  der  gleichnamige  gott,  dessen  cnltus  na- 
mentlich um  Pontus  heimisch  war.  An  einer  stelle  (Auson. 
epigr.  XXX)  wird  er  geradezu  als  Sonnengott*)  definirt 
und,  wie  Blau  richtig  bemerkt,  durch  den  namen  Auto- 
lycus,  welcher  als  grfinder  von  Sinope  gilt,  bezeichnet. 
Dieser  name  mufs  „der  selbstleuchtende,  das  lichtwesen^ 
übersetzt  werden,  man  sieht,  wie  nahe  diese  bedeutung 
an  die  von  Pharnäk  herankömmt.  Auch  braucht  wohl 
kaum  bemerkt  zu  werden,  dafs  der  letztere  name  für  gott- 
heiten  wie  für  kdnige  gleich  sehr  geeignet  ist. 

Ueber  die  etymologie  des  Wortes  qharenanh  brauchen 
wir  uns  nicht  weitläufig  zu  verbreiten,  da  es  nicht  bestrit- 
ten werden  wird,  dafs  es  von  der  wurzel  qhar  abzuleiten 
sei,  welche  mit  skr.  svar  glänzen  zusammenhängt  und  von 
welcher  auch  qh^ng,  hvare  sonne  abstammt  =  skr.  svar. 
Nor  eine  'spielart  der  wurzel  qhar  ist  qhan,  die  durch 
formen  wie  qhanvat,  qhäthra  bezeugt  ist.  Diese  wur- 
zel svar  hat  sich  auch  in  andern  indogermanischen  spra- 
chen bemerklich  gemacht,  namentlich  in  den  namen  der 
sonne,  dann  auch  in  einigen  andern  fällen,  wegen  welcher 
ich  auf  die  bemerknngen  von  Sonne  (zeitschr.  XII,  358  flg.) 
verweise.  Das  wort  svar  wird  auch  bei  den  Indern  schon 
mit  dem  begriffe  des  himmels  verbunden  und  es  dürfte 
somit  diese  bezeichnung  des  göttlichen  als  des  lichten  be- 
reits in.  die  indogermanische  zeit  zurückgehen.  Das  wort 
qharenanh  selbst  oder  den  begriff  der  majestät  wüfste  ich 
dort  nicht  nachzuweisen.  Die  wurzel  von  farr  mit  dem 
begriff  des  glänzens  zu  verbinden  will  mir  nicht  gelingen, 

*)  anderes  in  einer  merkwürdigen  stelle  des  syrischen  Alexanderromana 
Joum.  of  the  Amer.  Orient.  Soc.  IV,  879:  „and  keeper  of  hoors  (Satom) 
called  ia  the  Penian  Pharnoog**.     Anm.  d.  red. 


394  Spiegel 

es  zeigen  sich  höchstens  einige  entfernte  möglicbkeiten,  die 
sich  aber  nicht  zur  gewifsheit  erheben  lassen.  Der  begriff 
der  eränisehen  majestät  zeigt  sich  aber  auch  gegen  westen 
verbreitet  und  wir  finden  ihn  zunächst  bei  den  spätem 
Juden  wieder  in  der  Vorstellung  von  der  Schechina.  Es 
wird  am  besten  sein  die  erklärung  herzusetzen,  welche 
Buxtorf  in  seinem  grofsen  talmudischen  lexikon  von  ihr 
giebt.  Apud  Rabbinos  multa  passim  de  Schechina  mentio. 
Divina  praesentia  non  quiescit  in  tristitia,  sed  in  laetitia, 
id  est,  super  homines  tristes  et  melancholicos,  sed  super 
laetos  et  alacres.  Inde  dicunt,  divinam  majestatem  dis- 
cessisse  a  Jacobe,  quando  Josephum  a  feris  dilaniatum  (ut 
putabat)  nimio  plus  lugebat.  Postea  vero,  cum  intelle- 
xisset,  Josephum  adhuc  in  Aegypto  vivere,  et  quidem  io 
maxima  dignitate,  exhilaratum  fuisse  et  divinam  majesta- 
tem ad  ipsum  rediisse  —  —  Dicunt  etiam:  divina  gratia 
habitat  cum  mansuetis  et  humilibus:  fugit  autem  a  super- 
bis  et  iracundis.  Item:  deus  non  habitare  facit  divinita- 
tem  suam,  nisi  super  forti,  divite,  sapiente  et  hnmili. 
Wenn  sich  alles  dies  mit  der  oben  besprochenen  könig" 
liehen  majestät  vergleichen  läfst,  so  zeigt  das  folgende, 
dafs  bei  den  Juden  auch  eine  Vorstellung  geherrscht  haben 
mufs,  welche  der  arischen  majestät  analog  war:  A  die  quo 
quievit  divinitas  in  monte  Sinai  in  datione  legis,  non  re- 
cessit  ab  Israele,  usque  dum  vastata  esset  domus  sanctua- 
rii  prima.  A  quo  autem  tempore  vastata  fuit  domus  primsy 
non  habitavit  divinitas  in  Israele.  Durch  diese  mitthei- 
lung  ist  wohl  der  Zusammenhang  der  iranischen  lehre  von 
der  majestät  mit  der  späteren  jüdischen  von  der  Sche- 
china aufser  zweifel  gesetzt.  Es  ist  daran  nichts  auffal* 
lendes,  es  giebt  solcher  zum  theil  wörtlich  übereinstim- 
mender berührungen  sehr  viele,  wir  können  darüber  der 
kürze  wegen  auf  das  buch  von  Kohut  über  die  jüdische 
angelologie  und  dämonologie  und  ihre  abhängigkeit  ▼om 
parsismus  verweisen.  Mag  es  nun  auch  vor  der  band  fc^gr 
lieh  bleiben,  ob  die  spätem  Juden  direct  aus  dem  parsis* 
mus  entlehnt  oder  mit  diesem  ans  einer  gemeinsamen  qneU^ 


die  lehre  von  der  majestttt  im  Avesta.  395 

geschöpft  haben,   man  wird  nicht  bezweifeln  können,   dafs 
die  lehre  von  der  Schechina  jünger   sei   als  das  Avesta. 
Unter  diesen  umständen  ist  es  nun  wichtig,  dafs  auch  be- 
reits das  A.  T.  den  begriff  msr»  Ta^  oder  der  herrlichkeit 
gottes  kennt.    Dieselbe  wird  öfter  erwähnt  (z.  b.  Ex.  16, 10. 
24,  1 6  etc.),    sie  wohnt  auf  Sinai  (Ex.  24,  1 6 ),    später  im 
stiflszelte  (Ex.  40,  34)  und  noch  später  im  tempel  zu  Jeru- 
salem  (l.Reg.  8,  11)-     Sie  erscheint  gewöhnlich  in  einer 
wölke  und  ist  nach  Ex.  24,  17  als  ein  feuerglanz  zu  den- 
ken; auch  die  erscheinung  im  brennenden  dornbusche  (Ex. 
3,  2)  ist  hieher  zu  ziehen  und  überhaupt  erscheint  im  A.T. 
gott  öfter  in  einem  lichtglanze  wie  feuer.   Zunächst  gehört 
dieser  lichtglanz  nur  den  himmlischen  wesen  an,   da  aber 
an  verschiedenen  stellen  auch  von  einem  b2<(nur  Tias  oder 
einer  herrlichkeit  Israels  die  rede  ist  (cf.  Jes.  5,  13.   17, 
3.4.  Mich.  1,  15)  und  von  einem   mtö«   TiaD  (Jes.  8,  7), 
so  wird  man  nach  obigen  andeutungen  nicht  anstehen  dür- 
fen auch  darunter  einen  lichtglanz  zu  verstehen,   welcher 
der  arischen  majestät  der  Parsen  entspricht '^).     Auch  der 
name  "pnB  (Num.  34,  25)   mufs  als  hieher  gehörend  er- 
wähnt werden. 

Eine  frage  von  grofsem  interesse  wäre:  von  welchem 
Volke  diese  lehre  von  der  göttlichen  und  königlichen  ma- 
jestät ausgieng,  ob  von  einem  indogermanischen  oder  semi- 
tischen? Dafs  die  anschauung  im  alten  semitischen  Orient 
schon  verbreitet  war,  werden  die  vorstehenden  bemerkun- 
gen  gezeigt  haben,  dafs  sie  sich  aber  auch  an  indische 
Vorstellungen  unschwer  anknüpfen  läfst,  haben  wir  gleich- 
falls gesehen.  Dieselbe  frage  kehrt  bei  gar  mancher  my- 
thologischen und  sprachlichen  anschauung  der  alten  Bak- 
trier  wieder  und  es  ist  nach  meiner  ansieht  noch  zu  früh, 
um  darauf  mit  bestimmtheit  zu  antworten,  wir  werden  uns 
einstweilen  noch  begnügen  müssen  das  hier  einschlagende 
maierial  zu  sammeln  in  der  hoffnung,    dafs  es  uns  seiner 


*)  Cf.  Aach  J.  A.  Danzii  Schechina  cum  püs  cohahitans  in  Menschen: 
HoYum  Teatamentum  ex  Talmnde  illostratum.  Ich  verdanke  die  kenntnifs 
dieeer  abhandlimg  der  gfttigen  mittheilnng  des  herm  prof.  Delitzsch. 


39t>  Spiegel 

zeit  einen  schritt  weiter  fhhren  wird  in  die  so  dunkle  ge- 
schichte  der  ältesten  menschheit. 

Fr.  Spiegel. 


Die  namen  der  himmelsgegenden  im  alt- 

baktrischen. 

.  Hebräer  und  Inder  gehen  bekanntlich  bei  der  benen- 
nung  der  himmelsgegenden  von  derselben  anscbauung  aus. 
Bei  den  Hebräern  ist  qedem  (von  qadam  .vorne  sein) 
der  Osten,  ä;^ör  (eigentlich:  der  hintere  theil)  westen,  yä- 
mln  (rechte  seite)  Süden,  sdm'öl  (linke  seite)  norden. 
Ganz  entsprechend  ist  im  sanskrit  parva,  pränk  (was 
vorne  ist)  der  Osten,  dagegen  apänk,  papkima  (was  rück- 
wärts ist)  Westen,  dakäina  (rechts)  süden  und  uttara 
(links;  die  bedeutungen  b.  c.  im  petersburger  wörterbuche 
dürften  umzustellen  sein)  nördlich,  norden.  Woher  diese 
anordnung  im  hebräischen  kommt,  ist  längst  kein  geheim- 
nifs  mehr:  der  Hebräer  wandte  sich  beim  gebete  mit  dem 
gesiebte  nach  osten  und  von  diesem  Standpunkte  aus  be- 
zeichnete er  die  einzelnen  himmelsgegenden.  Es  ist  jetzt 
ziemlich  allgemein  angenommen,  dafs  bei  den  Indern  der- 
selbe grund  mafsgebend  gewesen  sei.  —  Haben  die  alten 
Baktrier  die  himmelsgegenden  nach  denselben  anschaunn- 
gen  benannt  wie  die  alten  Inder?  Man  hat  diese  frage  bis 
jetzt  bejaht,  aber  mehr  von  der  Voraussetzung  ausgehend, 
dafs  das  sanskrit  und  altbaktrische  so  ziemlich  identisch 
seien  als  im  anschlusse  an  die  Schriftwerke.  Einige  An- 
haltspunkte zwar  glaubte  man  zu  haben,  so  in  dem  worte 
paourva  =  pürva,  welches  Burnouf  mit  „östlich^  über- 
setzt hat,  aber  man  lese  nur  seine  eigenen  bemerkungen 
nach  (Comm.  sur  le  Ya^na  Not.  et.  Ecl.  p.  LXV  not.)  und 
man  wird  finden,  wie  zweifelhaft  ihm  selbst  die  Sache  war; 
es  haben  darum  alle  neuern  erklärer  (Windischmann,  Justi, 
Kossowicz,  um  von  mir  selbst  zu  schweigen)  diese  bedeu- 
tung  wieder  fallen  lassen,  paourva  heifst  in  der  that  stets 


die  namen  der  himmelsgegenden  im  altbaktrischen.  997 

„der  vordere^.  Es  scheint  ferner  an  einer  stelle  der  keil- 
Inschriften  (J.  15)  ein  wort  parauva  vorzukommen,  das 
man  gewöhnlich  mit  „östlich^  übersetzt,  allein  die  bedea- 
tung  ist  nur  aus  dem  zusammenhange  gerathen  und  das 
wort  selbst  ist  sehr  zweifelhaft  und  auf  dem  stein  ver- 
stQmmelt,  so  dafs  daraus  nichts  geschlossen  werden  kann. 
Die  wirklichen  altbaktrischen  namen  für  die  himmelsge- 
genden  kennen  wir  nun  aus  den  texten:  östlich  ist  uä- 
aptara,  westlich  daosatara  oder  daosaptara*),  süd- 
lich rapithwitara  und  nördlich  apakhtara.  Alle  diese 
Wörter,  das  letzte  ausgenommen,  sind  etymologisch  klar: 
es  sind  secund&rbildungen  aus  usanh,  daosa  oder 
daosat,  das  dritte  wort  geht  in  ähnlicher  weise  auf  das 
thema  rapithwin  zurück. 

Das  wort  apakhtara  hat  Burnouf  (Commentaire  s. 
le  Ya^na  Not.  et  Ecl.  p.  CXI)  auf  skr.  apänk  zurückge- 
führt and  es  l&fst  sich  nicht  läugnen,  dafs  diese  ableitung 
auf  den  ersten  blick  viel  bestechendes  hat,  vor  allem,  weil 
sie  möglich  macht  in  -tara  dieselbe  endung  zu  sehen,  die 
zu  der  bezeichnung  der  übrigen  himmelsgegenden  verwen- 
det wird.  Allein  wenn  man  die  sache  näher  bedenkt,  so 
finden  sich  Schwierigkeiten:  apänk  heifst  im  sanskrit  zu- 
nächst rückwärts  gelegen  und  daraus  entwickelt  sich 
erst  die  bedeutung  westlich,  welche  dieses  wort  ebenso 
wie  apara,  papkima  hat,  weil  es  dem  prahl,  pürva 
entgegengesetzt  ist.  Hiernach  müfste  apakhtara  wie 
apaia  (das  Justi  wohl  mit  recht  mit  skr.  apäuk  zusam- 
mengestellt hat)  zunächst  „rückwärts^  bedeuten  und  dar- 
aus erst  die  bedeutung  „nördlich*^  sich  entwickelt  haben, 
es  würden  also  die  Eränier  sich  mit  dem  gesiebte  gegen 
Süden  gewendet  haben,  als  sie  die  bezeichnungen  der  him- 
melsgegenden festsetzten;  eine  behauptung,  die  sich  nicht 
im  mindesten  wahrscheinlich  machen  läfst    Ein  weiterer 


*)  Beide  formen  sind  durch  handächriften  gestützt,  die  letztere  nocb 
durch  die  hnzvireschform  dosa^tarnn,  man  würde  ihretwegen  ein  thema 
daoiftl  annehmen  müssen. 


398  Spiegel 

gegengrund  läfst  sich  aus  den  iranischen  sprachen  selbst 
hernehmen,  im  neupersischen  finden  wir  das  wort  akhtar, 
gestirn,  ebenso  im  armenischen  akhtarkh  (buon  augurio, 
presagio)  dann  akhtaräkkh  le  passione  natnrali,  genio, 
natura;  akhtarmol  genetliaco  endlich  apakhtarkh 
funesto,  mal  augnrio.  Im  huzväresch  und  pärsi  heifsen 
duäzdah  akhtar  die  zwölf  zeichen  des  thierkreises,  haft 
awäkhtar  dagegen  die  sieben  planeten.  Man  sollte  nun 
denken,  dieses  wort  akhtar  müsse  doch  auch  irgendwo 
herkommen  und  könne  von  apäkhtara  nicht  getrennt  wer- 
den. Es  wird  für  dieses  wort  akhtar  ein  alter  Vorgänger 
akhtar a  angenommen  werden  müssen  und  eine  ableitung 
dieses  Wortes  fallt  nicht  schwer,  die  von  J.  Schmidt  (die 
Wurzel  ak  p.  83)  versuchte  zurOckftihrung  auf  ak  und  die 
nahe  Verbindung  mit  skr.  aktu  griech.  dxriv  scheint  mir 
vollkommen  zu  genügen.  Akhtara  hiefse  in  den  irani- 
schen sprachen  glücksgestirn  Oberhaupt,  dann  besonders 
das  zeichen  des  zodiacus,  entgegengesetzt  wäre  apäkh- 
tara (gebildet  wie  apakhsathra)  dann  das  unglOcksge- 
stirn,  der  planet.  Daraus  würde  dann  die  benennung 
apäkhtara  für  norden  folgen:  es  ist  die  gegend,  wo  keine 
glücksgestirne  stehen. 

Pr.  Spiegel. 


bakhtar  und  khävar  im  neupersischen. 

In  einem  sehr  engen  Verhältnisse  zu  dem  eben  bespro* 
ebenen  apäkhtara  scheint  auch  neup.  bäkhtar  zu  ste- 
hen. Nach  Vullers  bedeutet  das  wort  1)  occidens,  2)  oriens, 
und  ganz  ähnlich  khävar:  1)  oriens,  2)  occidenä.  Ueber 
diesen  sonderbaren  gegensatz  der  bedeutungen  hat  schon 
Rückert  gesprochen  (zeitschr.  d.  d.  morgen!,  ges.  X,  166)9 
so  sonderbar  er  aber  auch  sein  mag,  er  läfst  sich  nicht 
blos  durch  die  Versicherungen  der  einheimischen  Wörter- 
bücher,   sondern    auch    durch   den  gebrauch  der  dichter, 


bäkbtar  und  khävar  im  neupersischen.  .199 

namentlich  Firdodis,  vollständig  erweisen.  Ueber  den  grund 
dieser  yereinigung  so  verschiedener  bedeutungen  in  einem 
werte  wird  uns  nur  die  etymologie  belehren  können,  denn 
die  grundbedentungen  der  beiden  obengenannten  Wörter 
müssen  offenbar  solche  sein,  aus  welchen  sich  beide  ent- 
gegengesetzte bedeutungen  entwickeln  konnten.  Ueber 
bäkhtar  hat  froher  schon  Burnouf  gesprochen  (1.  c.  p.CXI 
flg.)  und  er  läi'st,  wie  später  Vullers,  die  möglichkeit  of- 
fen, dafs  das  wort  vermittelst  der  pärsiform  awäkhtar 
auf  altbaktr.  apäkhtara  zurückgeführt  werden  könnte. 
Allein  wenn  man  dies  lautlich  auch  zugeben  kann,  die  be« 
deatang  bietet  unübersteigliche  hindernisse  —  wie  soll  aus 
der  bedeutang  „norden"  plötzlich  „osten**  oder  „westen** 
geworden  sein?  Wie  ich  glaube  hängt  das  wort  zwar  mit 
äkhtar,  nicht  aber  mit  apäkhtara  zusammen  und  ist 
nur  aus  dem  neueränischen  zu  erklären.  Nicht  selten  trifft 
man  im  neupersischen  Wörter,  welche  eigentlich  mit  einer 
Präposition  zusammengesetzt  sind.  So  haben  pinhän 
▼erborgen,  pagäh  morgens,  morgendämmerung  die  präp. 
ba  in  ihrer  alten  pärsiform  erhalten,  zibün  rückwärts  die 
präp.  az,  bakhrad  verständig  die  präp.  bä  mit.  An  letz- 
teres wort  schliefst  sich  nun  auch  noch  bäkhtar  an,  heifst 
also  eigentlich:  „mit  glücksgestirnen  versehen'',  dann  Rosten 
und  Westen".  Um  dies  begreiflich  zu  finden  mufs  man 
wissen,  dafs  die  alten  Eränier  die  himmelsgegenden  so  gut 
wie  alles  übrige  unter  die  beiden  entgegengesetzten  princi- 
pien  vertbeilen.  Aus  norden  kommen  die  bösen  geister 
herbeigestörzt,  nach  dem  Süden  hin  verschwinden  sie,  osten 
Qod  Westen,  die  gegenden  wo  die  sonne  auf-  und  unter- 
geht, gehören  dem  guten  geiste  an.  In  diesen  beiden  him- 
melsgegenden müssen  sich  also  auch  die  glückbringenden 
gestime  befunden  haben.  —  Für  khävar  scheint  mir  die 
^he  etwas  anders  zu  liegen.  Zwar  die  entgegengesetz- 
ten bedeutungen,  osten  und  westen,  lassen  sich  auch  hier 
beweisen.  Obwohl  khävar  bei  Firdosi  bestimmt  „westen" 
bedeatet,  so  findet  es  sich  doch  namentlich  von  gegenden 
gebraucht,    die  nun    einmal   nicht  im   westen   sondern   im 


400  Spiegel 

Osten  liegen.  Eine  ableitang  f&r  das  wort  in  den  altern 
sprachen  zu  finden,  ist  mir  bis  jetzt  nicht  gelangen,  auch 
mit  huzv.  ']M7i~iiM  scheint  mir  das  wort  nicht  zusammen» 
gestellt  werden  zu  dürfen,  wie  man  wohl  geglaubt  hat,  die 
lautlichen  Schwierigkeiten  scheinen  mir  unüberwindlich. 
Nur  im  armenischen  findet  sich  das  ganz  gleichlautende 
khavar,  welches  dasselbe  wort  sein  mufs  und  ,)finsternir8^ 
bedeutet.  Diese  bedeutung  scheint  mir  nun  die  grundbe- 
deutung  zu  sein;  die  sonne  kommt  aus  der  finsternifs  her- 
aus und  geht  wieder  in  dieselbe  zurück,  man  wird  also 
den  ausdruck  sowohl  für  osten  als  für  westen  gebrauchen 
können. 

Aus  diesen  Untersuchungen  geht  nun  hervor,  dals  das 
eränische,  ebenso  wie  die  mehrzahl  der  übrigen  indoger- 
manischen sprachen,  in  der  bezeichnung  der  himmelsge- 
genden  mit  dem.  sanskrit  nicht  übereinstimmt.  Es  sind 
nur  zwei  falle  denkbar:  entweder  die  himmelsgegenden  wa- 
ren noch  nicht  fest  bestimmt  als  die  Indogermanen  sich 
trennten  und  jedes  volk  hat  sich  später  eigene  bezeich- 
nungen  erfunden.  Für  diese  ansieht  könnte  es  nun  na* 
mentlich  sprechen,  dafs  auch  Inder  und  Eränier  in  der  be- 
zeichnung der  himmelsgegenden  nicht  übereinstimmen,  wo- 
nach dieselben  also  auch  in  der  arischen  periode  noch  nicht 
fest  bestimmt  gewesen  wären.  Die  Inder  hätten  demnach 
ihre  bezeichnungen  selbständig  erfunden  oder  auch  durch 
entlehnung  erhalten,  entweder  von  den  Semiten  oder  von 
den  Äegyptern,  die  nach  Plutarch  (de  Is.  et.  Os.  32)  die- 
selbe anschauung  gehabt  haben.  Es  ist  aber  auch  die 
zweite  möglichkeit  denkbar  dafs  diese  bezeichnungen  wirk- 
lich schon  in  der  urzeit  festgesetzt  wurden  und  die  mei- 
sten indogermanischen  Völker  dieselben  nur  vergessen  ha- 
ben. In  dieser  ansieht  mufs  uns  bestärken,  dafs  gerade 
das  celtische  —  also  derjenige  zweig  der  indogermanischen 
Sprachfamilie,  der  sich  am  frühesten  abgetrennt  hat  —  aafe 
schönste  mit  dem  sanskrit  übereinstimmt.  Vgl.  Pictet  Ori- 
gines  II,  495  und  die  noch  ausführlicheren  mittheilungen 
bei  Pott  Zählmethode  p.  261  flg.     Vollkommen  erledigt  ist 


fpenU.  401 

aber  die  sache  auch  hiermit  noch  nicht  und  bedarf  noch 
fernerer  antersnchung. 

Fr.  Spiegel. 


gpen'ta. 

Die  Bedeutungen  des  in  der  Qberschrift  genannten  Wor- 
tes im  altbaktrischen  sind  in  Justis  Wörterbuche  ganz  rich- 
tig entwickelt,  blos  vom  Standpunkte  der  Sprachverglei- 
chung aus  erlaube  ich  mir  noch  einige  zus&tze  zu  machen. 
Die  ableitung  des  wertes  ppenta  ist  klar:  es  ist  mit  dem 
Buffixe  ta  aus  der  wurzel  9p an  abgeleitet,  welche  selbst, 
nach  cl.  8  flectirt,  einmal  (Yt.  21,  4)  im  Avesta  vorkommt. 
Dafs  vor  t  ein  schliefsendes  n  abgeworfen  werde,  ist  im 
avesta  noch  viel  weniger  durchgreifende  regel  als  im  Sans- 
krit, wie  dies  Wörter  wie  granta,  avakanta  u.  a.  m. 
beweisen.  Ueber  die  bedeutung  ist  die  tradition  einstim- 
mig: sie  übersetzt  ^pan  durch  afzQdan,  vermehren,  und 
9penta  durch  afzflnik  vermehrend.  Das  letztere  wort 
wird  an  einigen  stellen  weiter  dahin  erklärt:  ein  vermeh- 
rer  sei,  der  aus  einer  sache  deren  viele  mache,  demnach 
wäre  9penta  in  der  bedeutung  eines  part.  perf.  act  auf- 
zufassen. Es  ist  längst  bemerkt  worden,  dals  ein  unserem 
9penta  ensprechendes  afzün  oder  afzUt  auf  den  münzen 
der  Sfisfiniden  als  beiwort  der  könige  neben  gadman  (ss 
qharenanh)  majestät,  vorkommt.  Die  Säsäniden  rühmten 
sich  mitbin  ebensowohl  als  spätere  abendländische  könige 
allzeit  mehrer  des  reiches  zu  sein.  Der  ausdruck  ^penta 
nnd  sein  späteres  äquivalent  afzün  war  mithin  ein  ehren- 
titel,  der  den  höchsten  geistigen  und  irdischen  gewalten 
beigelegt  wurde,  und  es  begreift  sich  mithin  leicht,  wie  die 
bedeutung  „vermehrend^  in  die  von  „ehrwQrdig,  heiligt 
übergehen  konnte.  Dafs  wirklich  schon  die  Parsen  dem 
werte  ppenta  diese  bedeutung  zutheilten,  erhellt  aus  den 
Schriften  Neriosenghs,    der  dasselbe  durch  guru  wieder- 

s.  Tgl.  •pnehf.  V.  4.  26 


402  Spiegel,  fpdita. 

giebt  und  die  ameia-fpeäta  meist  amarft:  gurava: 
benennt.  Der  bedentangsObergang  ist  also  ein  ganz  ähn- 
licber  wie  im  lat.  augustus  (vergl.  besonders  Corssen  in 
d.  zeitscbr.  III,  269  fg.). 

Aus  dem  sanskrit  bat  man  ^penta  öfter  sn  erklären 
gesucht  and  bat  es  stets  auf  die  wurzel  ^vi,  9U  zurQck- 
gef&hrt,  welche  theils  ,, wachsen,  schwellen^  (Bopp),  theils 
„glänzen,  belle  sein^  (Benfey)  bedeuten  sollte.  Noch  nft- 
her  liegt  aber  das  lautlich  vollkommen  entsprechende  ^van, 
das  sich  in  den  veden  einige  male  am  ende  von  oomposi- 
ten  findet,  wie  mfttari^van  in  der  mutter  schwellend  (cf* 
Roth  zu  Nir.  YII,  26)  durgrbhi^van.  Die  erklärung, 
welche  die  scboliasten  von  9 van  geben,  stimmt  zu  der, 
welche  wir  oben  ftr  9pan  gefunden  haben.  Aus  dem  wei* 
tem  kreise  der  indogermanischen  sprachen  schliefst  sich, 
wie  längst  bekannt,  slav.  sv^tö  und  lit.  szvintas  heilig 
an  9penta  an,  auch  das  deutsche  hun,  hflne  (vgl.  Ger- 
land in  d.  zeitschr.  X,  275  flg.)  scheint  sich  mir  besser  an 
9van  als  an  (vi  anzuschlieisen*). 


*)  Dem  slaw.  sr^tii  entspricht  genau  svnftchst  got  syinths  (stark, 
gesoad);  ygl.  Hiklosich  les.  palaeo-sloT.  s.  t.  sTf  tS.  anm.  d.  red. 

Fr.  Spiegel. 


Leakien,  zur  neusten  geschichte  der  slawischen  sprechforachnag.     403 

Zur  neusten  geschichte  der  slawischen 

Sprachforschung. 

In  Dummer  347  (30.  deo.  186(i)  der  Petersbarger  Zei- 
tung ( Peterburgskija  vödomosti)  erzählt  jemand,  der  sich 
io  Prag  aufgebalten  hatte,  unter  anderm  sein  letztes  ge- 
sprach  mit  dem  dortigen  professor  Uattala,  das  sich  auf 
Rosshmd,  namentlich  auf  dessen  Stellung  zum  slawentbum 
bezog.  Nachdem  erwähnt  ist,  dafs  die  slawische  philolo- 
gie  den  russischen  gelehrten  sehr  verpflichtet  F,ei,  nament- 
lich Vostokov's  Verdienste  hervorgehoben  sind,  beifst  es 
weiter:  „Schleicher  (vormaligen  professor  an  der  Universi- 
tät Prag,  jetzt  in  Jena)  hält  er  (d.  i.  Hattala)  fQr  einen 
sehr  oberflächlichen  philologen,  und  was  die  hauptsacbe 
ist,  kann  ihm  nicht  verzeihen,  dafs  er  das  slawen- 
tbum von  oben  herab  behandelt,  als  ein  abgeleb- 
tes dement.  Jetzt  ist  professor  Hattala  damit  beschäf- 
tigt, seine  lateinisch  geschriebene  abhandlung  zu  beenden 
mit  dem  zwecke,  die  fehler  und  unzuverlässigkeiten  (nev^r- 
nosti )  nachzuweisen,  die  von  Schleicher  in  bezug  auf  sla- 
wische pbilologie  begangen  sind.  Da  er  den  von  unsern 
(d.  h.  den  russischen)  slawisten  (Sreznevskij,  Biljarskij, 
Grigorovic)  erreichten  resultaten  gerechtigkeit  widerfahren 
läist,  vermag  er  sich  auf  keine  weise  zu  erklären,  warum 
viele  bis  auf  die  gegenwart  deutschen  gelehrten  den  Vor- 
zug geben,  sogar  in  solchen  fragen,  die  vorzugsweise  von 
rassischen  oder  auch  gelehrten  andrer  slawischer 
Völker  gelost  werden  könnten.  Professor  Hattala  glaubt, 
dafs  die  deutsche  'Wissenschaft  sich  niema^  unparteiisch 
zum  slawentbum  verhalten  wird^. 

Wir  schicken  diese  stelle  der  Petersburger  Zeitung 
der  besprechung  der  darin  angekündigten  schrift  voraus, 
weil  durch  sie  die  tendenz  und  der  eigentliche  zweck  die- 
ser letzteren  klar  genug  dargelegt  wird.  Der  titel  der 
Hattala^schen  schrift  lautet:  De  contiguanim  consonantium 
matatione  in  unguis  slavicis  scripsit  Martinus  Hattala  (ex 

2()  * 


404  Leskien 

• 

actis  reg.  scient.  societ.  Bohemicae.  Ser.  V.  tom.  XIV) 
Pragae  1865  (doch  erst  1867  erschienen).  Was  den  vor- 
warf gegen  die  deutsche  Wissenschaft  betrifft,  deren  un- 
parteiUcbkeit  in  der  ganzen  weit  anerkannt  ist,  so  können 
wir  den  f&glich  auf  sich  beruhen  lassen.  Wenn  aber  herr 
Hattala  Schleicher  Verachtung  des  slawenthums  vorwirft, 
so  möchten  wir  ihn  aufmerksam  machen  auf  eine  stelle 
der  Schleicherschen  Schriften,  die  er,  der  diese  schrifl^en 
durchsucht  hat,  um  angrifispunkte  zu  finden,  sicher  kannte, 
aber  zu  ignoriren  f&r  gut  fand,  sprachen  Europas  p.  200: 
„Zu  diesem  echt  flezivischen  und  alterthOmlichen  formen- 
reichthum  gesellt  sich  noch,  oder  es  folgt  vielmehr  aus 
ihm,  eine  grofse  durchsichtigkeit  des  grammatischen  baues; 
aus  jeder  wurzel  erw&chst  ein  weitverzweigter  Stammbaum 
von  ableitungen,  die  klar  als  solche  erkennbar  sind  und 
deren  jede  eine  bestimmte  beziehung  ausdrückt.  Frisch 
ist  noch  das  leben  im  slawischen  im  vergleich  mit 
unsem  abgelebten  sprachen  uud  diese  fthigkeit,  ableitun- 
gen aller  art  zu  bilden  (das  uomen  ist  nicht  minder  le- 
benskräftig) ersetzt  den  mangel,  welcher  der  spräche  dar- 
aus erw&chst,  dafs  sie  in  der  Zusammensetzung  viel  mehr 
gehemmt  ist,  als  namentlich  deutsch  und  griechisch^. 
Spricht  man  so  von  sprachen  und  Völkern,  die  man  f&r 
abgelebt  und  verfallend  hält?  Wunderbar  w&re  es  auch, 
wenn  herr  Hattala  nicht  gewufst  hätte,  dafs  Schleicher  in 
zwei  slawischen  sprachen,  im  böhmischen  und  russischen, 
sohriftstellerisch  thätig  gewesen  ist;  er  citirt  sogar  p.  54, 
n.  144  eine  russische  abhandlung  von  Schleicher.  Hält 
man  es  denn  für  der  mOhe  werth  in  sprachen  zu  schrei- 
ben, denen  oder  deren  trägern  man  keinen  cultureinflufs 
mehr  zugesteht?  Jene  äufserung  war  also,  um  kein  stär- 
keres wort  zu  brauchen,  sicher  nicht  unparteiisch.  Aber 
partei  oder  nicht,  sehen  wir,  worauf  es  vor  allem  ankommt, 
ob  Hattala  durch  seine  schrift  die  Schleicherschen  for- 
schungen  beseitigt  und  etwas  besseres  an  deren  stelle  ge- 
setzt hat.  Erreichte  er  das,  so  wird  jeder,  und  Schleicher 
zuerst,  bereit  sein  das  verdienst  anzuerkennen. 


»vr  nousten  geschiohte  d«r  slawksclieB  sprachfonehimg*  405 

Hattala   meint  also,   in  der  bisherigen  indogermani- 
schen Sprachforschung  seien  die  consonanten  schlecht  weg* 
gekommen,   die   vocale  bevorzugt;    bei  diesen  hfttten  die 
grammatiker  allen  Feinheiten  der  entwickelnng  naohgespQrt, 
die  Veränderungen  jener  kurz   behandelt.    Das  sei  unbe- 
rechtigt und  um  zu  zeigen,  wie  unberechtigt,  demonstrirt 
ans  Hattala  (p.  7)  die  sache  an  einem  beispiel:    im  deut- 
schen gibt  es  weit  mehr  consonanten  als  vocale,  folglich 
mafs  die  behandlung  der  consonanten  mehr  räum  einneh- 
men als   die  der  vocale.    Nun  hat  einmal  Schleicher  ein. 
buch  geschrieben,  betitelt  „die  deutsche  spräche^  in  dem 
aufser  von  andern  dingen  auch  von  vocalen  und  consonan- 
ten  die   rede  ist,   und  siehe  da,    die  vocale  werden  auf 
63  selten,    die   consonanten  aber  nur  auf  etwas  über  20 
besprochen.    Herr  Hattala  ist  so  gfltig  beizuf&gen,   dafs 
in  der   ersten   aufläge   des   compendiums   das  verbältniss 
doch  ein   etwas  besseres  sei,  da  auf  die  vocale  des  goti- 
schen 10  9   auf  die  consonanten   15  selten   kommen.     Den 
werth  einer  solchen  rechnerei  überlassen  wir  dem  urtheile 
jedes  unbefangenen,  f&r  die  art  aber,  wie   man  beispiele 
nicht  wählen  soll,  ist  Hattala^s  verfahren  lehrreich.  Schlei- 
cher's  buch  über  die  deutsche  spräche  soll  nach  des  Ver- 
fassers ausdrOcklicher  bcstimmung  ein  populäres  sein.  Gte- 
setzt  auch,  die  deutschen  consonanten  verlangten  eine  zehn«» 
mal  genauere  wissenschaftliche  durchforschung,  als  ihnen 
bisher  zu  theil  geworden  ist,  wie  kann  man  sie  in  einem 
solchen  buche  erwarten?  Femer  steht  in  der  vorrede  des- 
selben Werkes:   „auf  mittelhochdeutsche  und  neuhochdeut^ 
sehe  spräche  beschränkt  sich  mein  buch^;  alles,  was  vom 
gotischen   oder  andern  älteren  Sprachperioden  darin  steht, 
dient  nur  zur  erläuterung  und  ist  auf  das  knappste  mafs 
beschränkt.     Wollte  man  also  aus  diesem  buche  das  bei- 
spiel wählen,  so  war  mittelhochdeutsch  und  neuhochdeutsch 
anzusehen.   Im  mittelhochdeutschen  gibt  es  22  vocale  und 
18  consonanten.     Herr  Hattala    wird   so    gut   wissen   wie 
andre  leute,  dafs  der  unterschied  des  mittelhochdeutschen 
vom    althochdeutschen    hauptsächlich   im    vocalsystem   zu 


406  Leskien 

suchen  ist,  dais  ferner  beim  Übergang  ins  neuhochdeutsche 
mit  jenen  18  consonanten  ▼ielleioht  nicht  der  dritte  theil 
der  verftudernngen  vor  sich  gegangen  ist,  wie  mit  den 
22  Tocalen,  die  auf  die  mannigfachste  art  verändert  sind; 
und  doch  verlangt  er,  die  consonanten  h&tten  ausflkhrlicher 
behandelt  werden  sollen.  Es  kam  ihm  eben  auf  ein  bei- 
spiel  an,  fQr  seine  zwecke  passend,  aber  sehr  unpassend 
war  es,  mit  der  wähl  eines  solchen  die  leser  t&uschen  zu 
wollen.  Da  es  Hattala  doch  zunächst  um  das  slawische 
SU  thnn  war,  ist  es  wohl  erlaubt  zu  fragen,  warum  er 
nicht  das  altbulgarische  im  Schleicherschen  compendium 
dieser  zftblmethode  unterworfen  hat.  Der  grund  ist  ein- 
fach: in  diesem  buche  sind  die  altbulgarischen  vocale  auf 
14  Seiten,  die  consonanten  auf  19,  in  der  zweiten  aufläge 
(die  vor  Hattala's  scbrift  erschienen  ist)  jene  auf  16,  diese 
auf  20  Seiten  behandelL  Diese  zahlen  passten  nicht,  also 
wurden  sie  verschwiegen. 

Doch  genug  von  dieser  unnfltzen  seitenzfthlerei ;  sehen 
wir  uns  um  nach  den  principien,  die  Hattala  bei  seiner 
behandlung  der  consonanten  anzuwenden  gedenkt«  P.  7 
wird  uns  zweck  und  inhalt  der  schrift  kurz  angegeben: 
de  mutationibns  consonantium  imprimis  contiguarum  seu 
quarum  binae  aut  plures  colliduntur  in  unguis  slavicis 
quaestionem  instituere  et  quidem  eo  diligentiorem,  quo  vi- 
cissitudines  iliae  et  frequentiores  sunt  ceteris  majorisqne 
momenti  et  quo  facilius  demonstrari  potest,  Schleicberum 
ipsum  in  iis  explanandis  parum  profecisse,  quamvis  etiam 
in  lingtiis  slavicis  comparandis  merito  magna  vigeat  aucto- 
ritate.  Man  könnte  hier  versucht  sein  zu  fragen,  in  wel- 
chem buche  denn  bis  jetzt  Schleicher  unternahm  die  sämmt* 
liehen  consonantenverbindungen  sämmtlicher  slawischer 
sprachen  zu  behandeln,  es  h&tte  gerechter  weise  doch  we- 
nigstens heilsen  müssen  „in  palaeobulgaricis  explanandis'', 
da  sich  Schleicher's  gröfsere  arbeiten  über  das  slawische 
auf  das  altbulgarische  beschränken.  Allein  wollte  man  mit 
solcheu  fragen  an  die  Hattala'sohen  behauptnugen  kommen, 
so  wäre  des  fragens  kein  ende,   und  wir  werden  gleich 


zur  neoften  gescbiehte  der  aUwischen  sprachfonchuDg.  4(^7 

weiter  eehen,  wie  herr  Hattala  ee  versteht,  sich  den  kampf- 
platz  zu  seinem  vortheil  einzurichten. 

Er   erklärt    n&mlich  (p.  7  u.  w,))   die   zeit  sei  noch 
nicht   gekommen,   bei  der  erkiftmng  der  consonanten Ver- 
hältnisse  nnd    der  andern  eigenthflmlichkeiten  der  slawi- 
schen sprachen  mehr  die  übrigen  indogermanischen  spra» 
eben    ztt   rathe   zu   ziehen,   als   die  slawischen  selber  zu 
darcbforschen.      Dann    folgt    eine    auslassung    gegen    die 
Schleichersche  methode,  die  formen  der  einzelsprachen  auf 
ihre  gmndformen  znrflckftlhren  nnd  Hattala  beehrt  diese 
anter  heranziehung  einiger  stellen  aus  Ovid,  Cicero,  Se- 
oeca  mit  dem  titel  monstra.     Wir  können  uns  nicht  ent- 
halten hier  wieder  eine  unbequeme  frage  aufzuwerfen:  wem 
ist  es  je  eingefallen,  die  eigen thümlichkeiten  des  sla* 
wischen   aus  dem  sanskrit  oder  dem  deutschen  oder  allen 
übrigen  indogermanischen  sprachen  lernen  zu  wollen.  Eins 
ist,   einzelne   sprachen    lernen  und  ihre  eigenthfimlichkeit 
erforschen,  etwas  anderes,  deren  entwickeluog  aus  der  ge- 
meinsamen gnmdsprache  bis  zu  dem  punkte,  wo  ihr  in- 
dividuelles leben  anfängt,  verfolgen  und  darstellen.    Wenn 
die  zeit  dazu  auch  nicht  gekommen  ist,  waren  alle  arbei- 
ten Bopp's  und  seiner  nachfolger  vergebens«    In  der  that 
kam  es  Hattala  auch  nur  darauf  an,  Schleicher's  bestre- 
bongen   in  einem  falschen  lichte  darzustellen.     Sowohl  im 
eompendium  als  auch  in  der  „formenlehre  der  kirchensla- 
wischen spräche^  handelt  es  sich,  in  jenem  einzig,  in  die- 
ser wesentlich  darum,  das  verhältniss  der  altbulgarischen 
laute  zu   den  ursprünglich  indogermanischen  festzustellen. 
Das    eompendium    behandelt    seinem   zwecke   angemessen 
nur   diejenigen   lautgesetze   des   altbulgarischen,   die  man 
kennen  mufs,  um  von  jenem  Verhältnisse  die  richtige  an- 
schauung  zu  gewinnen.    Und  doch  thut  herr  Hattala  so, 
als  mOfsten  in  den  erwähnten  werken  die  sämmtlichen  ge- 
setze  sämmtlicher  consonantenverbindungen  aller  slawischen 
sprachen  zu  finden  sein.    Sein  boden  sind  die  consonan- 
tenveränderungen   innerhalb   der    besonderen   entwickelung 
der  slawischen  sprachen,  diesen  boden  hütet  er  sich  sorg- 


408  Lwkien 

fiUtig  ZU  verlassen ,  sein  gegner  aber  steht  auf  einem  ganz 
anderen  und  den  vermag  er  nur  zu  treffen,  wenn  er  ihn 
erst  noch  seinem  sinne  zustutzt.  t>aher  jene  mit  classi- 
sehen  citaten  gewürzten  tiraden  gegen  die  Schleicherschen 
grundformen.  Wie  aber,  auf  p.  12  erklärt  Hattala,  auch 
er  brauche  zuweilen  jene  monstra,  nur  mit  dem  vorbehält: 
er  sei  weit  entfernt,  den  leser  überreden  zu  wollen,  illas 
unquam  prorsns  ita,  ut  a  me  efBctae  sunt,  in  usu  fuisse. 
Contra  extremum,  quod  hac  ratione  postulandum  mihi  vi- 
detur,  in  eo  consistit,  ut  conoedatur,  formas  vocum  snper- 
stites  aut  vigentes  duntaxat  eatenus  rite  rednctas  esse  ad 
pristinas,  quatenus  de  Ulis  agitur.  Vortrefflich,  aber  wo 
steht  denn  geschrieben,  dafs  Schleicher  je  etwas,  anderes 
f&r  seine  erschlossenen  formen  verlangt  hat?  Wenn  man 
z.  b.  sagt,  vom  altbulg.  s^d^  sei  die  grundform  sandfimi, 
hat  man  damit  etwa  behauptet,  die  Indogermanea  h&tten 
vor  der  Völkertrennung  in  ihrer  spräche  das  wort  san- 
dämi  gehabt.  Dies  sandämi  ist  weiter  nichts  und  soll 
weiter  nichts  sein  als  der  kurze  ausdruck,  gewisser  mafsen 
die  formel,  für  das,  was  sonst  durch  den  langen  satz  aus- 
zudrücken wäre:  Sfd^  kommt  von  einer  wurzel  sad,  die 
im  praesensstamme  nasalirt  wird;  die  personalendnng  der 
ersten  person  hat  im  slawischen  den  auslautenden  vocal 
verloren,  der  so  in  den  anlaut  getretene  nasal  geht  mit 
dem  vorhergehenden  vocal  in  einen  nasalvocal  über.  Dies 
ist  so  klar,  dafs  es  bei  Hattala  sicher  nicht  mangel  an 
Scharfsinn  war,  wenn  er  die  Wahrheit  nicht  erkannte.  Dafs 
übrigens  unter  den  erschlossenen  formen  eine  grofse  zahl 
solcher  ist,  Jie  wirklich  so,  wie  sie  erschlossen  sind,  von 
den  Indogermanen  gesprochen  wurden,  bedarf  keines  be- 
weises,  und  wer  nicht  glauben  will,  dafs  die  Indogermanen 
einmal  den  wolf  varkas  genannt  haben,  obwohl  das  wort 
so  in  keiner  spräche  vorkommt,  der  mag  von  der  indo- 
germ.  Sprachforschung  fem  bleiben.  Herr  Hattala  rühmt 
sich  überdies  in  seiner  Verachtung  der  Schleicherschen  me- 
thode  mit  bedeutenden  Sprachforschern  übereinzustimmen. 
In  diesen  tagen  ist  ein  buch  erschienen  („Wörterbuch  der 


zxa  nenaten  geschichte  der  slawischen  sprachfonchong.  409 

indogerm.  grundsprache  in  ihrem  bestände  vor  der  töI- 
kertrennong  yon  F.  C.  Augast  Fick.  Mit  einem  vorwort 
von  prof.  dr.  Theodor  Benfey^),  in  welchem  geradezu  der 
versuch  gemacht  ist,  die  indogermanische  grundsprache 
zu  reconstruiren.  Niemand,  der  die  geschichte  unsrer  dis- 
ciplin  innerhalb  der  letzten  Jahrzehnte  kennt,  wird  in  dem 
60  angekündigten  werke  eine  parteigängerei  f&r  Schleicher 
vermuthen.  Also  gibt  es  auch  noch  andre  leute,  die  von 
den  grundformen  etwas  halten  und  herr  Hattala  hätte 
in  der  verurtheilung  derselben  etwas  vorsichtiger  sein 
können. 

Eine  lange  note  zu  den  bemerkungen  über  die  grund- 
formen (p.  10,  n.  24)  erfordert  auch  von  unsrer  seite  einige 
aomerkuDgen.  In  derselben  macht  Hattala  Schleicher  ei- 
nen grofsen  Vorwurf  daraus^  dais  dieser  nicht  seine  in  ei- 
ner abhandlung  über  den  ablativ  im  slawischen  und  litaui- 
schen (casopis  mus.  kral.  öesk.  1857  und  58)  ausgespro- 
chene ansieht  angenommen  hat,  nach  der  die  genitive  der 
a-stämme  dieser  beiden  familien  ursprüngliche  ablativfor- 
men sein  sollen,  w&hrend  Schleicher  sie  für  ursprOngliche 
genitive  b&lt,  vlüka  für  entstanden  aus  "^vläkasja.  Lei- 
der ist  mir  die  citierte  abhandlung  nicht  zugänglich,  in 
der  note  holt  Hettala  seinen  beweis  aus  der  pronominalen 

declination  her:  aus  varkasja  hätte  im  slaw.  vlukoso 
oder    vlükosa   werden  müssen,   da  aufser  togo,    cego 

anch  ceso,  6iso  oder  öisa  gebraucht  werden.  Auch 
Miklosich  vergl.  gramm.  III,  4  ist  der  ansieht,  dafs  *vlQ- 
kasja  zu  *vlükogo  gefQhrt  haben  würde.  Der  schlufs 
scheint  mir  übereilt.  Aus  ursprünglichem  varkasja  hätte 
nach  slawischen  sonst  allgemein  geltenden  lautgesetzen 
*vlüko8i,  ^vlüküdi,  aus  tasja  ebenso  toäi  oder  tuäi 
werden  mQssen.  Bei  der  herleitung  von  togo  aus  tasja 
nimmt  man  also  zwei  unregelmäfsigkeiten  an,  einmal  die 
erhaltung  des  vollen  vocals  im  auslaut,  dann  den  Über- 
gang VCD  sj  in  g  oder,  wie  Schleicher  compend.  2.  aufl. 
p.  628  will,  den  Übergang  von  j  in  g  mit  aesimilation  des 
8.    Schleicher   stützt   diese  vermuthung  durch  altbulgari- 


410  L«8kieii 

sehe  formen  wie  paraskevgij  =  TtaQaaxew]  und  durch 
beispiele  aus  russischen  dialekten,  die  zuweilen  j  durch  g 
ersetzen.  Schleicher  wird  selbst  einräumen,  dals  diese  bei- 
spiele  nicht  sehr  beweiskräftig  sind,  zumal  da  bei  dem 
sonst  ganz  wie  tu  declinirten  pronomen  6i-to  dieselbe 
lautverbindung  sj  durch  s  ersetzt  wird  und  auch  hier  auf- 
fallender weise  der  volle  vocal  im  auslaute  bleibt.  Zu  al- 
lem dem  kopimt  nun  noch  das  litauische,  dessen  pronomi- 
nale declination,  sonst  ganz  der  slawischen  entsprechend, 
eine  ähnliche  genitivform  gar  nicht  kennt;  der  gen.  von 
tks  lautet  tö  wie  beim  nomen  (vilko).  Es  liegt  daher 
nahe,  das  slawische  togo,  ciso  für  jQngere  bildungen  zu 
halten,  durch  die  das  slawische  die  verlornen  genitive  der 
pronomina  ersetzt  hat,  fbr  neubildungen,  die  bis  jetzt  nicht 
erklärt  sind.  Wie  die  Sachen  jetzt  stehen  und  darauf 
kommt  es  hier  zunächst  an,  läfst  sich  aus  den  formen 
togo,  ciso,  die  selber  dunkel  sind,  nicht  der  beweis  her- 
holen, dafe  nominale  genitive  wie  vlüka  nicht  aus  var- 
kasja  entstehen  konnten.  Wenn  man  vluka  und  vilko 
f&r  wirkliche  genitive  hält,  mufs  man  natfirlich  den  ausfall 
von  sj  schon  in  die  zeit  der  litauisch -slawischen  grund- 
sprache  verlegen.  Die  moglichkeit  einer  solchen  erschei- 
nung  lä&t  sich  vorläufig,  d.  h.  bis  zu  dem  Zeitpunkte,  wo 
wir  eine  systematische  vergleichung  der  litauischen  und 
slawischen  familie,  mit  andern  werten  die  reconstruction 
der  litauisch-slawischen  grundsprache  besitzen,  nur  vermu- 
then,  nicht  beweisen,  und  deswegen  steht  im  Schleicher- 
sehen  compendium  „wahrscheinlich  aus  varkasja^,  mehr 
nicht.  Herrn  Hattala's  theorie  vom  ablativ  ist  auch  nur 
eine  vermuthung,  die  wahrlich  dadurch  nicht  an  Sicher- 
heit gewinnt,  dafs  auch  das  sauskrit,  wie  in  der  ci- 
tierten  note  bemerkt  wird,  einen  ablativ  der  masculinen 
und  neutralen  a- stamme  besitzt,  und  dadurch  sehr  un- 
wahrscheinlich wird,  dafs  das  deutsche,  und  dieses  haben 
wir  doch  bei  fragen  aus  dem  litauischen  und  slawischen 
zuerst  zu  rathe  zu  ziehen,  den  alten  ablativ  sicher  verlo- 
ren hat.    Im  deutschen  hat  dieser  casus  seine  fimction  an 


zur  neuflten  geschichte  der  slawischen  Bprachfonchnng.  411 

genitiv,  dativ  und  instrumentalis  abgetreten,  und  die  syn* 
taktischen  Verhältnisse  im  litauischen  und  slawischen  spre- 
oben  nicht  gegen  eine  ähnliche  annähme  auch  f&r  diese 
sprachen. 

Wir  sind  mit  der  erwähnten  note  noch  nicht  fertig. 
Hattala  findet  den  grund,  dafs  seine  ansieht  vom  slawi- 
schen ablativ  keinen  anklang  gefunden  hat,  in  der  beut 
zu  tage  bestehenden  ungebührlichen  Vernachlässigung  der 
Syntax,  und  meint  Schleicher  damit  zu  verhöhnen,  wenn 
er  anfbhrt,  dafs  dieser  in  der  vorrede  seiner  litauischen 
grammatik  die  behandlung  der  syntax  in  Ostermeyer's  li- 
tauischer grammatik  (Königsberg  1791)  lobt.  Dafs  nicht 
alle  bQcher,  die  heute  oder  gestern  geschrieben  sind,  etwas 
taugen 9  ho£Fen  wir  noch  zu  zeigen  und  dals  ein  buch  von 
1791  ein  lob  verdienen  kann,  bedarf  keiner  weiteren  be- 
merkung.  Es  kommt  uns  nur  darauf  an  zu  constatiren, 
dafii  herr  Hattala  eine  entstellung  der  thatsachen  auch 
hier  nicht  scheut.  Bei  Schleicher,  litauische  grammatik 
p.  IX,  heifst  es  nämlich:  „bei  ausarbeitung  der  syntax 
fand  ich  eine  gute  stütze  an  Ostermeyer's  litauischer 
grammatik  (Königsberg  1791)  und  an  Curtius  griechischer 
schnigrammatik.  Beide  werke  haben  im  ganzen  und  gro- 
ßen dieselbe  behandlung  und  anordnung  des  Stoffes  und 
zwar  diejenige,  welche  nach  meiner  meinung  die  einzig 
verständige  und  zweckdienliche  ist;  es  wird  nämlich  alles 
philosophische  wesen  ferne  gehalten,  dafür  aber  findet  man 
die  erscheinungeu  in  lichtvoller  Ordnung  dargelegt".  Dann 
folgt  eine  auseinandersetzung  über  philosophisches  unwesen 
io  der  grammatik.  Aus  der  fassung  der  stelle  mufs  aber 
jedem  klar  sein,  dafs  mindestens  eben  so  viel  von  Curtius 
als  von  Ostermeyer  die  rede  ist,  und  das  nennt  herr  Hat- 
tala die  grammatik  Ostermeyer^s  miris  laudibus  praedi- 
care. 

Herr  Hattala  kann  es  nicht  lassen  an  passenden  und 
unpassenden  stellen  alles  auszuschütten,  was  er  auf  dem 
herzen  hat,  so  tischt  er  uns  hier  in  derselben  unendlichen 
note,   man  begriffe  nicht  warum,  vermuthetc  man  nicht. 


412  Leskien 

es  käme  ihm  Dur  darauf  an  seinem  zorne  gegen  Schleicher 
irgendwo  luft  zu  machen,  einen  alten  irrthum  von  ihm 
selber  auf,  dessen  aufdeckung  durch  Schleicher  ihm  sehr 
misfallen  hat.  Hattala  hatte  nämlich  in  seiner  „Srovna- 
vaei  mluvnice  jazyka  cesköho  a  slovansk^ho^  §•  160  ge- 
sagt: „ob  ein  einziger  vocal  als  wurzel  angesehen  werden 
darf,  ist  nicht  leicht  zu  entscheiden.  Bisher  scheint  nur 
i  im  laUire  eine  rein  vocalische  wurzel  zu  sein,  dem  ent- 
spricht bei  uns  id  im  slov.  id-em  und  Is-t'  statt  id-t', 
£ech.jd-u  statt  id-n  und  ji-ti,  cyr.  i«ti  statt  id-ti  etwa 
wie  jato  (speise)  statt  jad-to  von  jad-jasti,  öech.  jed- 
-jisti'^.  Schleicher  in  einer  ausführlichen  und  anerken* 
nenden  recension  des  werkes  (beitr.  I,  245)  erklärte  es  Ar 
unmöglich,  id  als  wurzel  anzusehen,  da  aus  einem  Infinitiv 
id-ti  nach  slawischen  lautgesetzen  hätte  is-ti  werden 
müssen,  wie  aus  jad  jasti,  es  sei  also  auch  im  slawi* 
sehen  i  die  wurzel,  id  das  resultat  einer  Stammbildung. 
Hattala  gibt  das  jetzt  zu,  aber,  fthrt  er  fort,  Schleicher 
hat  sich  noch  gröber  geirrt  als  ich,  da  er  ja  selbst  im 
compendium  (1.  aufl.  p.  287  „es  finden  sich  folgende  laut- 
gestaltungen  der  wurzeln:  1)  vocal,  d.  h.  genau  genommen, 
spir.  lenis  +  vocal  ^ )  die  existenz  rein  vocalischer  wurzeln 
leugnet.  Hier  ist  wieder  mit  jener  schon  bekannten  ge- 
schicklichkeit  der  kämpf  auf  ein  ganz  anderes  feld  hinüber 
gespielt.  War  denn  bei  Hattala  in  seiner  theorie  von  iti 
etwa  vom  spir.  lenis  die  rede,  ist  ihm  nicht  hinterher  erst 
eingefallen,  dafs,  scharf  gefafst,  ein  vocal  als  solcher  allein 
nicht  ausgesprochen  werden  kann?  Ist  es  aber,  weil  dies 
feststeht,  verboten,  von  vocalischem  anlaut  und  rein  voca- 
iischen  wurzeln  zu  reden;  ist  nicht  vielmehr  stets,  wenn 
man  von  solchen  redet;  der  anlautende  spir.  lenis  still- 
schweigend vorausgesetzt,  der  Widerspruch  also  zwischen 
Schleicher's  behauptungen  beitr.  I  p.  253  und  comp.  p.  287 
ein  blofs  scheinbarer?  Doch  es  handelt  sich  hier  noch  um 
eine  allgemeinere  frage.  Obwohl  Hattala  die  entstehung 
von  iti  aus  id-ti  aufgibt,  behauptet  er  doch,  aus  den  lant* 
gruppen  dt,  tt  könne  durch  elision  t  werden.  Er  findet  den 


zur  nensten  geschieht«  der  slawischen  Sprachforschung.  41*) 

beweis  in  dem  bereits  angefbhrten  einzigen  worte  jato, 
das  an  einer  einzigen  stelle  des  codex  suprasliensis  vor- 
kommt; in  andern  quellen  steht  das  zu  erwartende  jasto, 
und  allgemein  gebräuchlich  ist  das  daraus  weiter  gebildete 
jastije.  Miklosisch  verweist  bei  jato  auf  utro,  nach 
ihm  von  der  wurzel  us,  grundform  also  austram.  Der 
fall  ist  ein  andrer,  denn  hier  wäre  ursprüngliches  s  vor  t 
weggefallen,  und  überdies  ist  die  herleitung  eine  blofse 
vermuthuDg,  deren  bedenken  hier  nicht  weiter  verfolgt  zu 
werden  brauchen.  Was  bedeutet  also  das  eine  jato?  Das 
wort  kommt  in  keiner  lebenden  slawischen  spräche  vor; 
wo  diese  ähnliche  ableitungen  von  jad  haben,  steht  über- 
all das  s:  serb.  jestiva  neutr.  plur.  (speisen),  slov.  jest- 
vina  (speise),  neubulg.  jestije  (dass.),  russ.  jastva*)  (dass.), 
im  altbulg.  selbst  jasto,  jastije,  jastva,  jastvina. 
Was  ist  nun  wahrscheinlicher:  dafs  wir  es  in  jato  mit  ei- 
ner sonst  unerhörten  lauterschcinung  zu  thun  haben,  oder 
dafs  in  diesem  einen  wort  an  der  einen  stelle,  wo  es  vor- 
kommt, ein  fehler  vorliegt?  Ich  denke  doch  das  letztere, 
wenigstens  kann  niemand  verlangen,  so  lange  nicht  irgend 
ein  sonstiger  beleg  für  das  wort  erscheint,  dafs  man  dem- 
selben beweiskrafl  zuschreibe.  Und  doch  verlangt  Hattala 
das,  wundert  sich  sogar,  dafs  der  fall  nicht  im  Schleicher- 
schen  compendium  besprochen  ist,  einem  buche,  wo  solche 
zweifelhafte  raritäten  am  allerwenigsten  hingehören.  Um 
seiner  Verwunderung  einen  ausdruck  zu  geben,  citiert  Hat- 
tala nach  seiner  beliebten  manier  wieder  Livius,  J.  Grimm, 
G.  Herrmann,  Demetrius  Cynicus  u.  a.  Classische  bildung 
ist  ein  gut  ding,  aber  citatenkrämerei  ist  unnütz  und  lang- 
weilig. Besser  wäre  es  gewesen,  herr  Hattala  hätte  durch 
eine  etwas  anständigere  art  der  argumentation  gezeigt, 
dafs  er  den  studiis  humanitatis  nicht  ohne  nutzen  obgele- 
gen habe.  Oder  wie  soll  man  es  nennen ,  wenn  es  in  je- 
ner inhaltsreichen  note  heifst  (p.  11):  celavit  (Schleicher) 
lectorem  aut,  quod  mihi  verisimilius  videtur,  dubitavit  de 

*)  dafs  diese  und  ähnliche  formen  nicht  aus  den  altbnlgarischen  ent- 
lehnt sind,  beweist  dos  vorkommen  in  der  volkspoesie,  z.  b.  ^Btvnski  Sa- 
chs rnija,  Pesni  sobrannyja  Bybnikovymu,  theil  I,  8  v.  152. 


414  Letkien 

pbulg.  vocabiilo  jato?  Wenn  Hattala  selber  glaubte, 
Schleicher  erwähne  jenes  wort  nicht,  weil  er  es  flBr  un- 
richtig hielt,  80  war  es  eine  perfidie,  die  leser  glauben 
machen  zu  wollen,  derselbe  könne  es  auch  aus  andern 
gründen  verschwiegen  haben. 

P.  12  kommen  wir  endlich  zur  Sache.    Hattala  stellt 
noch  einmal  die  grundsätze  seiner  behandlung  voran:  die 
resultate  der  vergleichenden  Sprachforschung  mit  vorsieht 
und  mafs  zu  benutzen,  wie  er  es  immer  gethan  habe,  die 
gnindformen  (formas  vocum  fictas)  in  der  bereits  oben  ci- 
tierten  weise  zu  benutzen,  und  will  dann  zeigen,  dafs  der 
weg,^  den  er  bereits  vor  11  jähren  namentlich  nach  Böht* 
lingk's  Vorgang  in  der  behandlung  der  slawischen  conso- 
nanten  eingeschlagen  habe,   sicherer  und  richtiger  sei  als 
der  Schleichers.     Böhtlingk    sprach    nämlich  in  einer  ab- 
handlung  „beitrage    zur   russischen  grammatik^  (Bulletin 
de  la  classe  histor.-philol.  de  PAcad.  de  St.  Pötersbourg  1852, 
H.  I,  p.  94  u.  w.)  die  vermuthung  aus,   die  Slawen,    da 
sie  ursprünglichen  consonantischen  auslaut  nicht  duldeten, 
möchten   überhaupt   eine    abneigung   gegen   consonantisch 
schliefsende   silben   gehabt  haben;    es  pflegten  im  innem 
eines    wertes  nur  dann  zwei  oder  mehr  consonanten  auf 
einander  zu  folgen,  wenn  diese  consonanten  im  anlaut  einer 
silbe  ohne  die  geringste  Schwierigkeit  auszusprechen  sei^; 
dals  ein  consonant  niemals  verdoppelt  erscheine,  erkläre  sich 
ebenfalls  dadurch,  dafs  keine  silbe  consonantisch  auslautete. 
Böhtlingk,  um  sich  eine   Übersicht  der  im  slawischen  be- 
liebten consonantenverbindungen  zu  verschaffen,  stellt  dann 
nach  Miklosich  lexicon  linguae  slovenicae  veteris  dialecti 
(d.  h.  der  ersten  aufläge  des  Mikl.  Wörterbuchs)  die  dort 
vorkommenden  anlaute  zusammen.     Da  die  im  inlaut  vor- 
kommenden consonantengruppen  nicht  angezahlt  sind,  blieb 
die  ganze  sache  eine  vermuthung.     Hattala,  auf  umfassen- 
dere beobachtungen  gestützt,   will  diese  vermuthung  zum 
gesetz  erheben  und  stellt  p.  23  den  satz  auf:   die  alten 
Bulgaren    pflegten    vorzüglich  deswegen   conso- 
nantengruppen   zu    verändern,    um    in    der    mitte 
der     wortc    consonantengruppen     vermeiden     zu 


zur  neusten  geschichte  der  elawisclien  Sprachforschung.  415 

köDDen,  die  denen  uD&hnlicb   waren,  welche  sie 
im   anlaut    der    worte   gebrauchten  (Bulgari    prisci 
contignas   consonantes   potissimum  ideo  mntare  consueve- 
niDt,  ut  in  mediis  Tocabolis  acervos  earum  dissimiles  iis, 
quibns  in  initiis  vocnm  utebantur,  evitare  possent).   Dieser 
groodsatz  ist  neu,  von  allen  bisherigen,  nicht  blols  von  de- 
nen Schleichers  abweichend;  von  Böhtlingk's  oben  citierter 
Termnthung    entfernt   er   sich   schön    bedeutend    dadurch, 
dals  dieser   nur   vom   silbenanlaut  im  allgemeinen,   nicht 
aber  vom  wortanlaut  spricht.     Doch  bleiben  wir  bei  der 
Schleicherschen  ansieht,  wie  sie  im  compendium  erscheint, 
denn  dies  buch  mufs  doch   wohl  als  mafsstab  f&r  Schlei- 
cher's  jetzige  ansichten  gelten,    nicht  die  vor   15  jähren 
erschienene     formenlehre    des     kirchenslawischen.      Nach 
Schleicher's  nicht  sowohl  als  besonderer  satz  ausgesproche- 
ner^ als  in  seiner  ganzen  darstellung  erkennbarer  auffassung 
beruhen  alle  Veränderungen  unmittelbar  neben  einander  ste- 
hender   consonanten    auf  deren   gegenseitiger   einwirkung 
anf  einander,  auf  assimilation  im  weitesten  sinne  und  auf 
dissimilation.     Also    nach  Schleicher  liegt  der  grund   der 
Veränderungen   von   consonantengruppen   in  diesen  selbst, 
nach  Hattala  aufser  ihnen  in  einer  gevnssen  beschaffenheit 
der  in   der   spräche    gebräuchlichen    wortanlante.     Sehen 
wir,  bevor  vnr  zur  prüfung  der  einzelnen  erscheinungen 
Qbergehen,    die    entgegenstehenden    ansichten   einmal    auf 
ihre  innere  Wahrscheinlichkeit  hin  an.     Dafs  consonanten, 
die  neben  einander  gesprochen  werden,  aufeinander  wirken; 
dals  diese  Wirkung  allemal  das  ziel  hat  die  sprechbarkeit 
za  erhöhen;  dafs  dies  geschieht  vermittelst  einer  Verände- 
rung der  läge  der  Sprachorgane ,  wodurch  der  flbergang 
vom  einen  zum  andern  laute  bequemer  wird  (anähnlichung), 
bis  schiiefslich  die  läge  der  organe  sich  ganz  ausgeglichen 
hat  und   man  nicht  mehr  zwei,    sondern  einen  laut  hört 
(aogleichung,  vollständige  assimilation),  dies  alles  sind  that- 
sachen,  die  durch  eine  grofse  falle  physiologischer  und  sprach- 
geschichilicher  beobachtungen  so  sicher  stehen,  dafs  niemand 
daran  zweifelt,  an  einigen  punkten,  wie  wir  später  sehen 
werden,  sogar  herr  Hattala  nicht.     Die  dissimilation,  ob- 


416  Leskien 

wohl  physiologisch  weniger  klar,  ist  ebenfalls  eine  that- 
sache  und  beruht  auf  demselben  princip,  der  leichteren 
sprechbarkeit.  Die  sogenannte  dissimilation  und  die  assi- 
milation  sind  also  in  ihrem  wesen  eigentlich  nicht  ver- 
schieden. Diese  gesetze  sind  in  jeder  bisher  beobachteten 
spräche  irgendwie  in  anwendnng  gefunden.  Anzunehmen, 
dafs  sie  auch  f&rs  altbulgarische  geltung  haben,  liegt  ako 

durchaus  im  bereiche  der  Wahrscheinlichkeit.  Wie  steht 
es  in  der  beziehung  mit  Hattala's  grundsatz?  Angenom- 
men, es  sei  im  altbulgarischen  jede  silbe  eine  offene,  also 
jede  consonantengruppe  auch  im  inlaut  als  anlant  (einer 
silbe)  anzusehen,  so  würde  daraus  allerdings  folgen,  dafs 
ein  solcher  silbenanlaut  nur  consonantengruppen  enthalten 
kann,  die  nach  dem  sprachvermögen  des  volkes  als  ganzes 
im  anlaute  sprechbar  sind,  wie  dies  Böhtlingk  hervorhebt. 
Aber  brauchen  denn  alle  sprechbaren  consonantengruppen 
auch  im  wortanlaut  vorzukommen,  folgt  also  aus  jenem 
Satze,  dafs  alle  silbenanlaute  im  innern  der  worte  mit  wortr 
anlauten  übereinstimmen  müssen?  Der  fall  ist  doch  in  der 
that  sehr  denkbar,  das  unter  den  für  ein  volk  sprechbaren 
consonantenverbindungen  manche  nur  im  anlaut,  manche 
nur  im  inlaut  der  worte  vorkommen.  Wer  die  gescbichte 
der  indogermanischen  sprachen  kennt,  weifs,  dafs  eine 
grofse  anzahl  von  consonantenverbindungen,  wie  wir  sie  in 
den  einzelnen  sprachen  finden,  gemeingut  aller  ist  und 
längst  vor  der  Sprachtrennung  gerade  so  vorhanden  war. 
Für  die  grundsprache  kann  von  einem  gesetze,  nach  wel- 
chem inlaute  und  anlaute  sich  entsprechen  müssen,  nicht 
die  rede  sein;  f&nden  wir  also  eine  spräche,  in  der  die 
consonantenverbindungen  des  inlauts  nach  denen  des  an- 
lauts  umgewandelt  wären,  so  mfifste  uns  in  dieser  eine 
gewaltige  Zerstörung  des  ursprünglichen  sprachgutes,  der 
älteren  gestalt  der  worte  begegnen.  Sehr  zwingende  gründe 
müfsten  herankommen,  uns  einen  solchen  Vorgang  glaublich 
zu  machen.  Doch  vielleicht  gelingt  es  herrn  Hattala  das 
altbulgarische  als  eine  solche  spräche  zu  erweisen.  Wohlan, 
wo  thatsachen  reden,  mnfs  das  raisonnement  schweigen. 


zur  neusten  geechicbte  der  slawUchen  Sprachforschung.  417 

Hattala  stellt  also  (wesentlich,  wie  er  sagt,  nach  Mi- 
klosich  lexicon  palae^lovenico-fgraeco-Iatinum,  emendatam 
aactum.  Vindob.  1862 — 65)  erstens  die  ijp.  altbulgariscbcn 
vorkommenden  anlautenden  eonsonantengruppen  zusammen, 
zweitens  die  im  inlaut  gebräuchlichen  Verbindungen.  Von 
der  betraehtung  sind  gröfstentheils  ausgeschlossen  die 
fremd-  und  lehnworte,  bei  der  zweiten  aufzählung  einge- 
rechnet, aber  durch  besonderen  druck  hervorgehoben,  die 
durch  composition  (vorzüglich  durch  Zusammensetzung  von 
praepositionen  mit  verben)  entstehenden  consonantenver- 
bindungen.  Wir  müssen  hier  Hattala's  Zusammenstellun- 
gen vollständig  geben,  weil  ohne  dieselben  keine  Vorstel- 
lung vom  gange  der  uutersuchung  gewonnen  werden  kann; 
um  aber  die  übersieht  zu  erleichtern,  stellen  wir  bei  jeder 
classe  von  eonsonantengruppen  anlaut  und  inlaut  neben- 
einander *): 

I.     zweiconsonantige  gruppen. 

1.  anlaut:  kr,  gr,  tr,  dr,  pr,  br,  mr,  nr,  ehr**),  vr, 
sr,  dr,  zr,  2r,  2r,  er. 

inlaut,  dieselben. 

2.  anlaut:  kl,  gl,  tl,  dl,  pl,  bl,  ml,  cht,  vi,  sl,  äl,  zl, 
il,  61 

inlaut,  dieselben,  aber  21,  il  zweifelhaft. 

3.  anlaut:  kv,  gv,  tv,  dv,  chv,  sv,  zv,  iv,  cv,  öv. 
inlaut:  kv,  gv,  tv,  dv,  chv,  sv,  zv,  2v,  cv  (?),  ie. 

4.  anlaut:   kn,  gn,   dn,  mn,  sn,  zu  (dn,  mn  zwei- 
felhaft). 

inlaut:  kn,  gn,  dn,  mn,  sn,  zn,  cAft,  i&  (d.  i.  dnj),  ih 
(d.  i.  inj),  tHj  pn,  bn  (von  den  cursiv  gedruckten 
nur  die  3  ersten  gebräuchlicher). 


^)  die  nnr  im  inlant  yorkommoiden  gruppen  sind  cnniv  gedruckt,  die 
nur  in  compositionen  ▼orkommenden  nicht  hervorgehoben*  Auf  diesen  un- 
lenchied  nimmt  HsttaU  selbst  im  folgenden  wenig  rttekticht,  und  er  exi- 
stiert auch  nicht,  sobald  man  alle  Verbindungen  des  inUnts  ala  sUbenanlaute 
ansehen  soll. 

^  bei  HatUla  hr  geschrieben,  gemeint  ist  j^p. 

Beitfftge  s.  vgl.  sprachf.  V.  4.  27 


418  Leikien 

5.  anlaiit:  cbm,  sm,  äi»,  zm,  im,  km  (letzteres  zwei- 
felhaft. 

inlaat:  dieselben,  doch  km,  2m  nur  in  fremdworten; 
dazu  dm. 

6.  anlaut:  sk,  8t,  sp,  ät,  zd,  id,  2b,  6b. 

inlaut:  ft^,  zb  aufser  den  im  anlaut  gebräuchlichen. 

7.  anlaut:    so,    dessen   ursprünglichkeit   von  Hattala 
selbst  bezweifelt  wird. 

inlaut:  sc,  schj  si. 

8.  anlaut:  bd,  gd  (zweifelhaft), 
inlaut:  gb  (zweifelhaft),  gd. 

IL     dreiconsonantige  gruppen. 

1.  anlaut:  skr,  skl,  skv,  str,  stl,  stv,  spr,  smr,  svr, 
Str,  zdr,  zml,  idr,  övr,  chvr. 

inlaut:  dieselben,  dazu  spl^  $chr.  schl^  «cAe,  ici>, 
ite,  ivl\  zgr^  zgl,  «</t?,  sd/,  sd«,  s6r,  ;jfr/,  «or,  ^el, 
iioV,  Jimr^  »fir,  ndr, 

2.  anlaut:  kvr  (zweifelhaft),  tvr. 
inlaut:  kvr,  tvr. 

3.  inlaut:  stn^  zdn,  «An,  »gn. 

4.  inlaut:  pst. 

III.     vierconsonantige  gruppen. 

anlaut:  skvr. 
inlaut:  skvr,  stvl\  &tvl\ 

Herr  Hattala  findet  nun  darin  einen  singularis  und 
eximius  concentus  von  in-  und  anlaut.  Wir  wollen  vor- 
läufig constatiren,  dafs  nach  seiner  eigenen  vorstehenden 
aufzählung  nicht  weniger  als  40  verschiedene  consonanten- 
Verbindungen,  die  im  inlaut  vorkommen,  sich  im  anlaut 
nicht  finden.  Bedenkt  man  dazu,  dafs  die  Verbindungen 
muta  +  r,  l  oder  e  und  s  +  muta  Oberhaupt  im  indoger- 
manischen ursprünglich  die  häufigsten  sind,  so  schwächt 
dies  die  bedeutung  der  Übereinstimmung,  wie  sie  bei  Hat- 
tala z.  b.  unter  1,1,2,3  erscheint,  beträchtlich.  Wahr- 
scheinlich, um  die  starke  abweichung  geringer  erscheinen 
zu  lassen,  macht  Hattala  darauf  aufinerksam  (p*  31),  dafs 


zur  neusten  geachiehte  der  slawischen  Sprachforschung.  419 

wenn  von  einigen  dreiconsonantigen  grappen,  die  im  in* 
laut  nicht  vorkommen,  ein  consonant  weggenommen  werde, 
gebräuchliche  zweiconsonantige  gruppen  übrig  bleiben,  z.  b. 
zgr  ohne  z  gebe  die  als  anlaut  gebräuchliche  Verbindung 
gr,  ohne  r  die  im  inlaut  vorkommende  grnppe  zg.  Allein 
was  hilft  uns  das?  Durch  solches  abschneiden  lä&t  sich 
aus  allem  alles-  machen.  Wenn  es  richtig  ist,  wie  Hattala 
es  annimmt,  da(s  jede  von  den  aufgezählten  consonanten* 
Verbindungen  einen  silbenanlaut  bildet,  so  müssen  auch 
dreiconsonantige  gruppen  gewisser  mafsen  als  eine  conso- 
nantische  einheit  angesehen  werden,  und  wenn  es  deren 
40  gibt,  die  im  wortanlaut  nicht  vorkommen,  so  sieht  es 
mit  der  Hattala^schen  theorie  bedenklich  aus.  Das  zeigt 
sich  schon  bei  der  ganz  äufserlichen  z&hlang  der  betref- 
fenden consonantenverbindungen.  Hattala  fQgt  zwar  zq- 
weilen  bei,  diese  oder  jene  derselben  komme  nur  einmal 
oder  selten  vor,  oder  sei  zweifelhaft,  es  dürfte  aber  der 
mühe  werth  sein,  auf  einzelnes  etwas  näher  einzugehen. 

Zu  I,  2.  tl,  dl  sind  ohne  zweifei  gebräuchliche  wort* 
anlaute  (tliti,  tlükü,  dlügü  u.  s.  f.);  woher  kommt  es 
denn,  falls  die  beziehung  des  inlauts  zum  anlaut  im  alt« 
bulgarischen  eine  so  sehr  enge  war,  dafs  vor  dem  suf&xe 
-lü  des  part.  praet.  act.  t  und  d  in  dieser  spräche  nicht 
geduldet  werden;  warum  heilst  es  nicht  padlu,  pletlö, 
sondern  palü,  plelu,  und  wie  stimmt  diese  erscheinung 
zu  Hattala^s  princip? 

Zu  I,  4  bemerkt  Hattala,  die  anlaute  dn,  mn  seien 
zweifelhaft;  mit  recht,  denn  von  mnogü,  dem  einzigen 
fall,  wo  mu  vorkommt,  ist  die  ältere  form  münogü,  statt 
dno  (grund,  boden)  ist  richtiger  däno,  aufserdem  steht 
bei  Miklosich  unter  diesem  anlaut  nur  noch  das  dunkle 
und  seltene  dna  (morbus  quidam,  uterns).  Warum  macht 
nun  nicht  Hattala  dieselben  vortrefflichen  bemerkungen 
Qber  den  anlaut  kn.  Bei  Miklosich  findet  er  sich  in  den 
Worten  kniga  (buch),  knutü  (peitsche),  kn^gü  (kn^zi, 
fbrst).  Das  zweite  wort  ist  nicht  altbulgarisoh,  sondern 
russisch,  sein  Ursprung  dunkel  (vergl.  got.  hnutö  peitsche, 

27* 


41B0  Leskien 

Stachel;  Miklosich,  die  fremd  Wörter  in  den  8lav.  sprachen, 
Wien  1867,   s.  v.  knuti),   es  kommt  also  gar  nicht  in 
betracbt;    kn^gu,  kn^zi  ist   bekannter  ipaTsen  aus  dem 
deutseben  entlehnt  und  die  &ltere  form  kün^gu,  kün^zT; 
kniga    endlich    kommt   mit   seinen    ableitungen   z.  b.  im 
Ostromirschen  evangelium  sehr  oft  vor,  nur  zweimal  ist 
knig-  geschrieben,  in  allen   andern  fällen*  kün ig-;  dafs 
letztere   Schreibung   auch  in  andern  quellen  gebräuchlich 
ist,  steht  fest,  küniga  ist  also  die  vorzuziehende  schrei- 
bang.   Warum  erwähnt  Hattala  das  alles  nicht?    Ist  der 
grund  vielleicht  dieser?  dn,  mn  sind  auch  als  inlaute  un- 
gebräuchlich, es  passte  also  herm  Hattala,  dafs  sie  sich 
auch  aus  dem  anlaut  entfernen  liefsen;  kn  ist  aber  ein  ge- 
bräuchlicher Inlaut,  es  passte  also  zur  sache,  ihn  trotz  sei- 
ner   Unsicherheit    auch    als    anlaut    aufzuzählen.      Hieran 
knQpft  sich  eine  allgemeinere  frage:  die  spräche  welcher 
zeit  und  welcher  quellen  gilt  denn  als  norm  fbr  das  alt- 
bulgarische?   Die  im  einzelnen  oft  aufserordentlich  schwer 
zu  beantwortende  frage,  was  ist  altbulgarisch  und  was  ist 
das  resultat  einer  anbequemung  der  schreibenden  an  spä- 
tere sprachzustände  oder  an  den  dialekt  ihrer  heimat,  mulste 
bei  einer  Untersuchung,  wie  sie  Hattala  vorhat,  von  der  gröls- 
ten  Wichtigkeit  sein,    und  doch  ist  sie  mit  keinem  worte 
bertkhrt.    In  sehr  alten  quellen  kommt  schon  mnogu  vor, 
hier  ist  munogü  richtiger;    in  ebenfalls  sehr  alten  quel- 
len steht  kun^zi,  hier,  so  muls  man  aus  seiner  darstel- 
lang  schlielsen,   zieht  er  kn^zi  vor.    Bei  einem  manne, 
der  in  classiscbem  und  unclassischem  latein  nicht  genug 
gegen  die  vermeinte  kritiklosigkeit  seiner  gegner  zu  felde 
ziehen  kann,  ist  eine  solche  unkritik  doppelt  verwerflich. 
Zu  I,  6.    Die  anlaute  zd,  zd  geben  zu  ähnlichen  be- 
merkungen  anlafs.    zd  kommt  nur  vor  in  zdati  (bauen), 
1.  pers.  ziidq  und  seinen  ableitungen,  und  in  ableitungen 
von  zidü  (thon),  z.  b.  zdari  (töpfer).     Wie  zidü  das  ur- 
sprünglichere ist,  so  natürlich  auch  zTdari  u.  a.,  die  ne- 
ben  zdari  u.  a.  gebräuchliche   Schreibung.     Die   formen 
von  zdati  mit  allen  ableitungen  haben  ebenfalls  die  ne- 


zur  neiuten  gescfaichte  der  slawischen  spnchforschnng.  421 

benform  zidati  und  diese  ist  die  filtere.  Wo  bleibt  also 
der  anlaot  zd,  denn  Hattala  wird  doch  anmöglich  spfttere 
Schreibungen  wie  zdSlifnikö  f&r  su-döliniku  (mitarbei- 
ter)  oder  zde  f&r  side  (hier)  als  beispiele  gezfthlt  haben. 
Unter  dem  anlaut  £d  stehen  bei  Miklosich  £dati  (war- 
ten), bei  dem  dieser  einfach  auf  iidati  verweist  (es  ist 
dasselbe  verhältnifs,  wie  zwischen  zdati  und  zidati),  und 
£deäti  s  2esti  (verbrennen)  aus  einer  serbischen  quelle 
und  der  serbischen  neigung  entsprungen,  zuweilen  2d  Ar 
z  eintreten  zu  lassen,  vergl.  altbulg.  iriii  (fressen)  mit 
serb.  £derati.  Das  ist  alles,  mit  andern  werten:  einen 
anlaut  id  gibt  es  nicht.*  Aber  einen  inlaut  £d  gibt  es 
und  zwar  ungemein  häufig,  da  er  die  regelmäfsige  Vertre- 
tung von  dj  im  altbulg.  ist.  Also  wie  steht  es  hier  mit 
der  corresponsion  von  in-  und  anlaut? 

Femer  gibt  es  einen  inlaut  zb,  freilich  nur  in  Zu- 
sammensetzungen, da  aber  auch  innerhalb  dieser  jede  con- 
sonantengruppe  als  anlaut  einer  silbe  gelten  soll,  fällt  er 
nach  Hattala  unter  dasselbe  gesetz.  Einen  anlaut  zb  gibt 
68  nicht.  Nun  möchten  wir  doch  fragen,  wie  kamen  die 
die  alten  Bulgaren  dazu,  die  nach  Hattala  darauf  ausgin- 
gen, möglichst  nur  in  consonantenverbindungen  zu  spre- 
chen, die  im  anlaut  vorkamen,  wie  kamen  sie  dazu,  in  Zu- 
sammensetzungen mit  izu  und  vüzü  auch  vor  anlauten- 
dem b  regelmäfsig  den  halbvocal  auszustofsen  und  so  in 
izbaviti,  vuzbiti  u.  s.  f.  die  ihnen  gehässige  lautverbin- 
dung  erst  zu  schaffen,  während  sie  es  ganz  und  gar  nicht 
nöthig  hatten. 

Zu  I,  8  räumt  Hattala  ein,  dafs  muta+muta  im  anlaut 
altbulgarischer  worte  nicht  vorkomme;  gd  aber  ist  ein  ganz 
geläufiger  inlaut  in  einer  dem  altbulgarischen  eigenthOm- 
Üchen  adverbialbildung:  tügda,  kögda,  jegda,  vi- 
segda,  inogda,  ovogda.  Hattala  erwähnt  das  p.  31 
ebräfalls,  solche  Alle  verdienen  aber  hervorgehoben  zu 
werden,  weil  sie  zeigen,  wie  wenig  das  von  ihm  angenom- 
mene princip  in  der  spräche  liegt. 

Zu  II,  1.     Die  lautgruppe  stv  kommt  im  anlaut  nur 


422  L«fki«D 

in  einem  einzigen  seltenen  worte  vor,  wie  Hattala  auch 
selbst  angibt,  in  stvolije  (xovv^a^  Urtica  Mikl.).  Eb 
scheint  zusammenznbangen  mit  dem  russischen  stvolü 
(Stengel),  im  serbischen  gibt  es  eine  form  ovolika  mit 
ähnlicher  bedeutung  (vergl.  Vuk.  Steph.  s.  v«  cvolika  und 
baiva),  ferner  hat  Miklosich  cvolü  (bei  ihm  in  der  be- 
deutung folium),  so  dafs  man  Ober  den  ursprünglichen  an- 
laut  Ton  stvolije  noch  zweifeln  kann*).  Dies  eine  bei- 
spiel  f&llt  also  sicher  wenig  ins  gewicht.  Hattala  erwähnt 
nun  selbst,  stv  sei  eine  im  inlaut  sehr  beliebte  lautverbin- 
düng,  die  immer  eintrete  im  sufEx  -stvo  fflr  -tvo.  Ganz 
richtig;  aber  betrachten  wir  diese  erscheinung  im  lichte 
des  von  ihm  aufgestelltsn  princips,  so  ergibt  sich  die  merk- 
wtlrdige  thatsache:  die  consonantengruppe  tv  ist  eine  im 
anlaut  gebräuchliche  (tvoriti  u.  s.  w. ),  hätte  also  nach 
Hattala  im  inlaut  willkommen  sein  müssen;  trotzdem  fällt 
es  den  alten  Bulgaren  ein,  ihrem  eigenen  Sprachgefühl  ins 
gesiebt  zu  schlagen  und  dem  tv  im  inlaut  ein  s  vorzu- 
aetzen,  um  so  eine  lautgruppe  zu  schaffen,  die  im' anlaut 
ungebräuchlich  ist  oder  gar  nicht  existiert. 

Ferner  ist  es  eine  bekannte  sache,  dafs  in  Zusammen- 
setzungen mit  den  praepositionen  iz-,  vuz-,  raz-  vor 
anlautendem  r  zwischen  z  und  r  d  eingeschoben  wird  (iz- 
-d-ryti,  vüz-d-ry vati,  raz-d-rSzati),  dasselbe  ist 
der  fall,  wo  sonst  im  inlaut  zr  steht,  z.  b.  in  izdraili  für 
izraili.  Nun  ist  der  anlaut  zr  zwar  kein  häufiger,  aber 
er  kommt  unbestritten  vor,  zrakü  (gesiebt),  zrüno  (körn), 
zr^lü  (reif),  abgesehen  von  zreti  (blicken),  wo  man  zwei- 
feln kann,  ob  nicht  zireti  älter  sei.  Oder  ist  etwa  des- 
wegen der  anlaut  zr  so  selten,  weil  auch  dieser  durch  zdr 
ersetzt  wird?  Keineswegs,  denn  einen  anlaut  zdr  gibt  es 
nicht,  herr  Hattala  mfifste  denn  wieder  so  unkritisch  sein 
zdravu  für  sudravu,  zdrüzati  für  südrüzati,   oder 


*)  wilre  G  der  anprfliigUche  anlast,  ao  hätten  wir  eioeii  ttbergsag  tob 
c  ^  tB  in  8t»  analog  dem  von  tj,  ti  in  st.  Vielleicht  erklären  aich  dorcb 
diesen  formen  wie  ijudejst^  neben  ijudejsc^,  beide  loc.  fem.  sing,  von 
judejskä,  indaia  ans  aoi  s-sti,  d.  i.  »ti  ward. 


xnr  naiuten  geschichte  d«r  alawiachen  sprachfonehimg.  423 

das  TOD  Mikloeich  aus  der  Lavrovskij'schen  beachrabong 
von  handacbriften  der  Petersburger  bibliothek  citierte 
zdraku  f&r  zrakü  als  unzweifeibaft  echt  altbulgarisoh 
aosasehen.  Also  hier  wird  eine  im  anlant  uDgebrftuchliche 
coosoDantengruppe  geschaffen,  nicht  etwa  um  eine  andre 
ebenfalls  im  anlaot  nicht  vorkommende  zu  ersetzen,  son- 
dern an  die  stelle  einer  zu  treten,  die  im  anlaut  vorkommt. 
Aeholicb  steht  es  mit  der  lautgruppe  pst  in  den  infiniti- 
▼en  tepsti,  grepsti  neben  teti,  greti,  testi,  gresti, 
alle  aas  tep-ti,  greb-ti.  Hattala  hatte  schon  p.  24  be* 
hanptet  teti,  greti  entstanden  durch  einfache  elision  aus 
^^P'^i)  greb^ti,  auiserdem  werde  die  lautgruppe  pt 
durch  einscbiebung  von  üs  (da  auch  tepusti  vorkommt) 
oder  s  vermieden.  Ich  vermag  nicht  zu  entscheiden,  ob 
tepusti  oder  tepsti  die  ältere  form  ist,  weil  mir  die 
Übersicht  Ober  das  vorkommen  dieser  formen  in  den  quel- 
len fehlt,  vermntbe  jedoch,  dafs  tepsti  älter  und  richtiger 
ist,  denn  wäre  es  nur  darauf  angekommen  p  und  t  zu 
scheiden,  so  hätte  ü  oder  s  genOgt,  au&erdem  ist  mir  von 
einer  einscbiebung  ganzer  Silben  sonst  nichts  bekannt. 
Nach  Mikl.  vergl.  gramm.  III,  116  sind  sowohl  tepusti, 
als  tepsti  als  testi  den  späteren  quellen  eigenthflmlich, 
um  so  eher  ist  es  möglich,  dafs  ü  rein  mifsverständlich 
ist.  Doch  wie  dem  auch  sei,  f&r  unsem  zweck  genflgt  ee 
zu  bemerken,  dafs  die  lautgruppe  pst  in  diesen  formen 
vorkommt,  dafs  sie  eben  so  sicher  im  anlaut  sich  nicht 
findet.  Was  f&r  wunderbare  leute  mOfsten  nun  die  alten 
Bulgaren  gewesen  sein,  wenn  sie  eine  ihnen  unbequeme 
consonantenverbindung  erst  schufen  und  dann  durch  elision 
wieder  entfernten,  indem  sie  aus  tepsti  nun  wieder  testi 
machten. 

Es  wird  niemand  von  uns  verlangen,  alle  von  Hattala 
zusammengestellten  consonantengruppen  in  dieser  weise 
durchzugehen,  und  wir  vertrauen  darauf,  dafs  die  ange- 
fahrten beiapiele  zur  genflge  nachweisen,  wie  leichtsinnig 
herm  Hattala^s  bebauptung  war,  die  alten  Bulgaren  hätten 
darnach  gestrebt  im  inlaut  nur  solche  coospnantenverbin- 


424  Leskien 

doDgen  zu  haben,  wie  im  anlaot,  und  hAtten  vorzQglich 
deswegen  verftndemngen  von  consonantengruppen  vorge- 
nommen. Aus  der  ganzen  mflhseligen  znsammenstellang 
Hattala's  geht  nach  dieser  richtung  blofs  das  eine  hervor, 
dafi)  die  alten  Bulgaren  nur  solche  consonantenverbindun- 
gen  hatten,  die  sie  aussprechen  konnten,  und  diese  hohe 
Weisheit  war  dem  menschengeschlecht  auch  vor  Hattala 
nicht  verborgen,  Uebrigens  wollen  wir  keineswegs  yer- 
kennen,  dafs  solche  Zusammenstellungen  ihren  werth  haben 
und  noch  mehr  werth  haben,  wenn  sie  mit  etwas  mehr 
aufrichtiger  kritik  gemacht  sind,  allein  dazu,  wozu  Hattala 
sie  brauchen  will,  sind  sie  nicht  zu  gebrauchen. 

Es  wird  unsern  lesern  vielleicht  aufgefallen  sein,  dafs 
in  Hattala's  aufzfthlungen  der  consonant  j  gar  nicht  vor- 
kommt. Er  mufs  also  annehmen,  dafs  nach  andern  con- 
sonanten  j  als  solches  nicht  vorkomme,  daher  die  Schrei- 
bung SvT,  Sä,  woj  blofs  in  der  er  weichung  des  vorher- 
gehenden lautes  angezeigt  wird.  Wir  wollen  mit  ihm  dar- 
fiber  nicht  rechten,  denn  weder  ist  es  physiologisch  klar, 
ob  die  consonanten  mit  erweichung  f&r  einen  oder  zwei  laote 
gelten  müssen,  noch  Ififst  sich  aus  den  altbulgar.  quellen 
mit  Sicherheit  nachweisen,  ob  Ij,  rj,  uj  als  vollkommen 
gesonderte  laute  gehört  wurden  oder  bereits  nach  sp&terer 
weise  verschmolzen  waren.  Aber  jedenfalls  gibt  es  einen 
consonanten  j  nach  und  zwischen  vocaien,  der  Hattala's 
theorie  einen  stein  in  den  weg  zu  werfen  drohte  und  zur 
beseitigung  des  anstofses  von  ihm  ziemlich  ausführlich 
(p.  33 — 39)  besprochen  wird.  Hattala^s  ansieht,  dab  ur- 
sprQnglich  in  beiden  slawischen  alphabeten  die  zeichen 
f&r  i  und  j  streng  geschieden  (■  ss  i;  i  es  j)  und  erst 
später  durch  einander  geworfen  wurden,  obwohl  sie  uns 
ganz  unerwiesen  scheint,  können  wir  hier  unberOcksichtigt 
lassen,  da  uns  das  factum  geuQgt,  dafs  die  alten  Bulgaren 
den  laut  j  wirklich  besafsen.  Die  hauptfrage  ist  hier  nun, 
wie  das  altbulgariscbe  silbeu-  und  wortauslautende  tt  auf- 
zufassen sei.  Hattala  ist  mit  Safarik  und  lüklosich  der 
meinung,  dals  eli,  aR,  eii  nicht  als  eigentliche  diphth<»ige 


sar  neuAteB  geschichte  der  slawischen  spnushfonchung.  4*25 

=  oi,  ai,  ei  gelten  können,  sondern  als  oj,  aj,  ej  mit 
bewahrang  des  consonantischen  elementes  j.  Dafs  im  alt- 
bolgariscben,  wenigstens  f&r  die  ältere  zeit,  die  diphthonge 
gefehlt  haben,  ist  sicher,  denn  fQr  ai  als  erste  Steigerungs- 
stufe von  i  ist  £,  fflr  au  von  u  ist  u  eingetreten,  vor  vo- 
calen  o-j,  o-v;  die  zweite  Steigerung  findet  sich  überhaupt 
nur  vor  vocalen,  aufgelöst  in  a-j,  a-v.  Hattala  f&brt 
anlserdem  als  beweis,  dafs  die  Slawen  diphthonge  gescheut 
haben,  den  fall  an,  dafs  aus  au  durch  Umstellung  va  ge- 
worden sei.  Er  hat  dafQr  das  beispiel  kys-n^ti  (gftren), 
kvasu  (fermentum);  bei  Mikl.  vergl.  gramm.  I,  145  finde 
ich  noch  chytiti  (reifsen),  chvatiti  (dass.);  dalschvala, 
von  Miklosich  a.  a.  o.  mit  skr.  hu  zusammengestellt,  nichts 
beweist,  braucht  nicht  weiter  ausgeftlhrt  zu  werden.  Hat- 
tala benutzt  die  gelegenheit,  um  einmal  wieder  gegen 
Schleicher  einen  unberechtigten  Vorwurf  zu  erheben.  Die- 
ser erwähnt  im  compendium  jene  erscheinung  nicht,  natür- 
lich desiwegen,  weil  die  beiden  vereinzelten  beispiele  f&r 
das  verhalten  der  u -reihe  im  slawischen  und  deren  Ver- 
hältnis zu  den  indogermanischen  u- vocalen  ganz  gleich- 
gültig sind,  während  die  Vertretung  von  urspr.  au  durch 
u  im  slawischen  gesetz  ist.  Darauf  kam  es  im  compen- 
dium an,  und  das  konnte  herr  Hattala  sehr  gut  wissen. 

Abweichend  von  der  Safarik-,  Miklosich-,  Hattala'- 
sehen  ansieht  sprach  Böhtlingk  in  den  erwähnten  aufsätzen 
p.  107  sich  dahin  aus,  dafs  ü  (in  allen  älteren  quellen  blofs 
■  geschrieben)  im  altbulgarischen  ji  zu  sprechen  sei,  und 
berief  sich  dabei  auf  die  gleicbheit  der  formation  in  wer- 
ten wie  raoa  und  n^oj^o»,  beide  durch  suffix  \  =  ur- 
spr. a  gebildet  (ähnlicher  ansieht  ist  Schleicher  compend. 
§.  87,  2,  nachtr.  zu  p.  129).  Hattala  sucht  dies  zu  wider- 
legen, indem  er  einmal  behauptet,  der  erfinder  des  cyrilli- 
schen alphabets,  der  vocales  puras  ab  affSsctis  litera  j  sub- 
tilissime  unterschieden  habe,  könne  nicht  das  zeichen  ■  flkr 
ji  verwendet  haben.  Das  läfst  sich  leichter  behaupten  als 
beweisen,  denn  trotz  aller  feinen  Unterscheidung  steht  es 
fest,  dafs  in  der  lautverbindnng  j  i  (d.  h.  j  +  vollem  i)  nie- 


426  Leskien 

mala  ein  zeichen  Rir  j  geschrieben  wird,  sondern  stets  nnr 
R,  d.  i.  i.  Die  Verbindung  ji  konnte  schwerlich  viel  anders 
ausgesprochen  werden  als  ji,  die  möglichkeit  also,  auch 
jene  durch  blofses  i ,  h  auszadrQcken,  läfst  sich  nicht  ohne 
weiteres  leugnen.  Und  wenigstens  ein  beispiel  scheint  mir 
zu  beweisen,  dafs  es  wirklich  geschehen  ist,  nämlich  ige 
=  urspr.  jugam;  das  anlautende  j  ist  nicht  geschrieben, 
aus  urspr.  u  konnte  im  slawischen  unmöglich  i  werden, 
sondern  nur  ü  und  nach  j  i,  wir  haben  also  gar  keine 
andre  wähl  als  igo=jigo  anzusetzen  und  die  Schreibung 
H,  i  ft)r  ji  zu  nehmen.  Hattala  sucht  seine  ansieht  aber 
auch  mit  innern  gründen  zu  stützen,  indem  er  die  beiden 
Worte  fNOH  (mofi,  eiter)  und  Npoci  (dach)  vergleicht.  Beide 
sind  auf  gleiche  weise  durch  erste  Steigerung  der  wurzeln 
gni  (gniti  faulen)  und  kry  (kryti  decken)  mit  sufBx  a, 
i  gebildet,  grundformen  also,  was  wir  mit  Hattala^s  er- 
laubnis  hiuzufCkgen,  gnajas,  kravas.  Hattala  argumen- 
tirt  nun  folgender  mafsen:  aus  den  grundformen  wurden 
zunächst  im  slawischen  gnojo,  krovo;  ein  altbulgarisches 
lautgesetz  verlangt  aber,  dafs  o  nach  j  zu  e  werde^  folglich 
mufste  gnojo  gnoje  werden,  das  somit  der  gnmdform 
um  eine  stufe  ferner  steht  als  krovo.  Weder  krovo  noch 
gnoje  blieben  stehen,  jenes  ging  in  krovu  über,  dieses, 
das  schon  eine  stufe  weiter  verwandelt  war,  mufste  auch 
bei  dieser  zweiten  Wandlung  dem  krovü  um  eine  stufe 
voraus  sein,  und  diesen  fortschritt  findet  Hattala  in  dem 
vollständigen  verlust  des  auslautenden  vocals,  so  dafs  nur 
gnoj  blieb.  Ein  leichtfertigerer  schlufs  konnte  gar  nicht 
gemacht  werden.  Herr  Hattala  wird  schwerlich  leugnen, 
dafs  z.  b.  das  adj.  ryidi  (roth)  von  der  würz,  rüd,  nrspr. 
rudh,  mit  suff.  urspr.  ja  abgeleitet,  grundform  also  rudh- 
jas  ist.  Daraus  mflfste  nach  der  Hattala'sohen  theorie  ge- 
worden sein  rydjo,  rydje,  rydj  d.  i.  ryäd;  warum 
heifst  es  denn  aber  rjidX  mit  einem  von  den  alten  Bul- 
garen wirklich  ausgesprochenen  vocal  am  ende.  Ist  hier 
etwa  das  e  zu  i  geworden?  Das  wird  herr  Hattala  selber 
nicht   behaupten,   denn   einen   solchen   Übergang   gibt  es 


zur  neoBten  geschichte  der  slawischen  Sprachforschung.  427 

nicfal  Also  wie  hängt  es  zusammen?  Die  sache  ist  flQr 
jeden,  der  sehen  will,  ganz  klar:  rydjo  ist  zunächst  zu 
rydjii  geworden,  wie  kr  ovo  zu  krovu,  ü  nach  j  später 
ED  1,  also  ryzdi  statt  rydjif,  und  ü  verhält  sich  zu  i 
genau  so  wie  o  :  e;  mit  andern  Worten:  das  gesetz,  nach 
welchem  auslautendes  a  zu  ü  wird  ist  älter  als  das,  nach 
welchem  auf  j  palatale  vocale  folgen  müssen.  Das  zeigt  sich 
auch  ganz  deutlich  darin,  dafs  im  altbulgar.  j  nur  auf  o, 
ö,  ü,  y  wirkt,  während  in  den  neueren  slawischen  sprachen 
zum  theil  auch  ja  injc,  ji;  juinji  übergeht  Die 
gmndform  gnajas  nun  steht  dem  rudhjas  ganz  gleich, 
gnajas  wurde  gnojo  s=  rydjo,  dies  gnojü  =  rydju, 
schliefslich  gnoji  sss  rydjif,  ry^di.  Die  alten  Bulgaren 
müssen  einmal  eine  form  gnoji  gehabt  haben.  Es  kann 
nur  noch  die  frage  entstehen,  sprachen  sie  das  auslautende 
1  noch?  Auch  darauf  kann  die  antwort  nicht  zweifelhaft  sein: 
80  lange  man  annimmt,  dafs  sie  den  halbvocal  in  ry£di 
und  krovü  sprachen,  und  das  nimmt  jedermann  an,  mufs 
man  auch  annehmen,  dafs  sie  gnojT  sprachen.  Dafs  später, 
als  man  nur  noch  ry£d,  krov  (vgl.  slov.  ridj)  sprach,  auch 
gnoj  gesagt  wurde,  ist  eben  so  gewifs,  geht  uns  hier  aber 
gar  nichts  an.  Femer  hat  Hattala  den  für  diese  frage 
wichtigen  gen.  plur.  ganz  vergessen.  Dessen  ursprüngliche 
endung  war  -am,  daraus  im  slawischen  -^,  -u,  -ü  (wie 
8^-,  SU-,  sü  =  urspr.  sam,  vergl.  Hattala  selbst  p.  54); 
r^ka  (band),  gen.  plur.  r^kü,  sv^äta  (lampe)  svSsti 
mit  i  statt  ü  wegen  des  j.  Hier  kann  also  i  gar  nicht  die 
▼oritufe  je  gehabt  haben,  weil  eine  solche  in  diesen  for- 
men nie  entstehen  konnte;  wenn  daher  der  genitiv  von 
xmija  (schlänge)  ;mhh  lautet,  so  kann  das  nicht  aus  zmije 
geworden,  sondern  mufs  =  zmiji  sein.  Wir  haben  noch 
einige  worte  über  ■  as  ji  im  inlaut  zu  sagen.  Adjectiva 
wie  AOCToan,  afarai  unterscheiden  sich  in  der  art  der  ab- 
leitnng  gar  nicht  von  atpuii  u.  a.  Das  suiBx  ist  -inü, 
vor  dem  der  auslaut  des  Stammes  wegfällt;  geht  diesem  j 
voran,  so  entsteht  die  lautverbindung  ji,  geschrieben  i,  ■• 
So  erklärt  es  sich  auch,  dafs  diese  adjectiva  später. auf 


428  Leftkien 

-jenü  endigen;  Miklosiob,  die  bildung  der  nominlt  im 
altsloTenischen  (denkschriften  der  Wiener  akademie,  phi- 
lo8.*hi8t.  classe,  b.  IX,  p.  180)  fQhrt  z.  b.  gnojenii  f&r 
noiiai,  d.  i.  gnojinü  an,  da  bekanntlich  in  der  späteren 
spräche  und  den  neueren  dialekten  fQr  i  sehr  häufig  e 
eintritt.  Mit  den  comparativen  auf  aa  verhält  es  sich 
nicht  anders;  der  gen.  dobrSjSa,  AOBfaiiBa,  entspricht  ge- 
nau dem  gen.  mifniSa,  das  comparativsuflBx  ist  in  beiden 
jus,  jis  =s  urspr.  Jans,  im  ersteren  beispiel  durch  i  ver- 
mehrt, daher  ö  (vergl.  Schleicher  comp.  2.  aufl.  §.  232, 
p.  483).  Fflr  die  ältere  zeit  gilt  daher  ohne  zweifei  die 
lesung  dobr^jTsa.  Natürlich  ist  hier  dasselbe  zu  bemer- 
ken wie  beim  auslaut,  dafs  in  späterer  zeit  so  gut  do- 
brSjda  gesagt  werden  konnte,  wie  mit  dem  gleichen  aus- 
fall  des  1  mendimi  fbr  miniiSimi.  Wir  glauben  damit 
genügend  gezeigt  zu  haben,  dafs  Hattala^s  lehre  von  j  als 
Silbenauslaut  völlig  unhaltbar  ist 

Aber  genug,  Hattala  nimmt  j  als  consonanten  am  ende 
der  Silben  an,  mufste  also  bemerken,  dafs  wenn  j  ein'con* 
sonant  war  wie  alle  übrigen,  es  mit  dem  vocalischen  aus- 
laut der  altbulgarischen  silben  seine  bedenken  habe,  seine 
eigne  behauptung  aber,  die  alten  Bulgaren  hätten  gesucht, 
im  inlaut  nur  solche  consonantenverbindungen  zu  haben, 
die  sie  auch  im  anlaut  hatten,  gänzlich  hinfllllig  werde, 
da  gruppen  wie  jn  z.  b.  in  dostojnü  im  anlaut  nie  und 
nirgends  vorkommen.  Um  diesem  Widerspruch  zu  entge- 
hen, kommt  Hattala  auf  den  gedanken:  j  sei  zwar  in  die- 
sem falle  ein  consonant  aber  lenissima  consonans  und  apud 
Bulgarorum  majores  consonantem  j  in  extremis  vocabulia 
et  syllabis  cum  antecedentibus  propemodum  ita  leniter  nt 
illud  n,  quod  in  nasalibus  vocalibus  ^  et  ^  haeret,  so- 
nuisse.  Sehr  fein,  leider  nur  nicht  wahr,  denn  wer  in  den 
nasalvocalen  noch  irgend  etwas  consonantisches  zu  hören 
glaubt,  irrt  sich  sehr,  und  wir  empfehlen  herm  Hattala 
für  diesen  punkt  das  Studium  der  lautphysiologie,  die  er 
mehrfach  hätte  brauchen  können«  Entweder  das  j  hört 
völlig  auf  consonant  zu  sein,  und  dann  sind  aj ,  o j  u.  8.  w. 


snr  neiMten  gesehicbte  der  slawischen  Bprechforscbnng.  429 

wirkliche  diphthonge  rein  vocalischen  klanges,  oder  e» 
bleibt  etwas  consoQaDtisches  übrig  und  sei  auch  der  laut 
ooch  so  schwach,  dann  aber  schliefst  die  silbe  consonan- 
tisch  und  im  Hattala'schen  System  bleibt  ein  widersprach. 
Dieser  wird  nur  dadurch  bemäntelt,  wenn  Htfttala  sagt^ 
keine  altbulgarische  silbe  ende  auf  einen  reinen  consonan- 
ten  (pura  consonans);  denn  was  ist  ein  unreiner  consonant 
in  diesem  zusammenhange?  etwa  ein  laut,  der  zwischen 
consonant  und  vocal  in  der  mitte  steht? 

P.  41 — 43  wird  besprochen,  dafs  mit  dem  auslautsge- 
setz,  nach  welchem  nur  vocale  im  auslaut  geduldet  wer- 
den, die  neigung  zusammenhange,  vocalischen  anlaut  zq 
▼ermeiden.  Wir  erfahren  damit  nichts  neues  und  es 
scheint  beinahe,  als  werde  die  sache  nur  angef&hrt,  um 
Schleicher's  werte  (beitrage  1,402)  citieren  zu  können: 
„mit  der  ausschliefslichen  verliebe  des  altbulgarischen  fQr 
vocalischen  auslaut  hängt,  wie  bereits  von  slawischen  ge 
lehrten  vermuthet,  seine  verliebe  für  consonantischen  an- 
laut zusammen  u.  s  w.  ^.  Nachdem  nämlich  Hattala  aus- 
gesprochen hat,  Schleicher^s  zeugniss  habe  eigentlich  nicht 
den  geringsten  werth ,  aber  justitiam  etiam  adversus  infi- 
mos  (d.h.  gegen  Schleicher)*)  esse  servandam,  geht  er 
in  seinem  blinden  eifer  so  weit,  Schleicher  einen  Vorwurf 
daraus  zu  machen,  dafs  er  jene  slawischen  gelehrten  nicht 
namentlich  angeführt  hat.  Es  lohnt  sich  kaum  der  mühe, 
über  solche  dinge  ein  wort  zu  verlieren,  aber  wenn  herr 
Hattala  die  stirn  hat  auf  lateinisch  so  zu  reden,  kann  ihm 
ein  andrer  wohl  auf  deutsch  sagen,  dafs  es  unverschämt 
ist  in  dieser  weise  aufzutreten.  Nebenbei:  in  dem  oben 
citierten  Böhtlingk'schen  aufsatz  p.  95  steht  der  satz:  „so 
scheint  die  schon  von  andern  ausgesprochene  ver- 
muthung,  dafs  im  altslawischen  jede  silbe  vocalisch  aus- 
gelautet habe  u.  s.  w.'^.  Hattala  übersetzt  p.  15  diese 
stelle.     Was  dem  einen  recht  ist,  ist  dem  andern  billig; 

**)  vergleiche  hierzu  p.  76  ,,  Schleicher!  aliommqve  ejnsdem  farinae  ho* 
minom  more  ficta"  und  die  p.  16,  n.  85  und  p.  96,  n.  257  beliebte  aua- 
diuckaweiae. 


430  Leskien 

waram  tadelt  er  Böhtlingk  nicht  wegen  dieser  vermeinteD 
nachlässigkeit? 

Hattala  verspricht  weiter,  ehe  er  zur  einzeluntersu- 
chang  der  Veränderungen  von  consonantengruppen  fiber- 
gehe, zwet  fragen  allgemeineren  inhalts  zu  beantworten,  wel- 
ches die  tiefer  liegenden  Ursachen  (causae  remotiores)  jenes 
mirabilis  concentus  von  in-  und  anlaut  seien  und  in  wel- 
cher weise  er  in  den  fibrigen  slawischen  sprachen  zurgel- 
tung  komme.  Wir  haben  schon  gesehen,  was  es  mit  dem 
mirabilis  concentus  ftkr  eine  bewandnis  hat,  aber  immer- 
hin, vielleicht  thnn  wir  doch  dabei  einen  tiefen  blick  in 
das  wesen  und  den  bau  der  spräche.  Wie  also  entwickelt 
Hattala  jene  causae  remotiores?  Zuerst  wird  uns  durch 
sieben  citate  aus  Cicero  dargetban:  hominem  de  Ciceronis 
sententia  a  bestia  animo  ratione  libertateque  praedito  et 
immortali  nee  non  corpore  ad  cogitata  animi  exprimenda 
apto  differre.  Weiter  belehrt  nns  ein  langes  citat  ans 
J.  Grimm,  Ursprung  der  Sprache,  zwischen  denken  and 
reden  bestehe  der  engste  Zusammenhang,  aber,  fOgt  Hat* 
tala  hinzu,  sie  sind  keineswegs  identisch,  wie  die  materia- 
listen  meinen  (sie  sind  doch  wohl  gemeint  unter  denen, 
qui  nihil  in  rerum  natura  statuunt  nisi  corpora),  contra  ne 
minime  quidem  dubito,  quin  sermo  humanus  reapse  duplici 
nitatur  efScacia,  quarum  unam  animus  ratione  liberoque 
arbitrio  praeditus  et  immortalis,  alteram  autem  corpus  ad 
colloquendum  aptum  necessitatique  et  morti  obnoxium 
exercent  (p.  46).  Die  art,  wie  diese  beiden  kräfte  zur 
einheit  werden,  sei  ffir  den  menschlichen  verstand  nnfind- 
bar.  Und  nun  kommt  der  grofse  schlufs:  die  besondere 
bescbaffenheit  der  altbulgarischen  consonantengruppen  ist 
nicht  nur  von  der  körperlichen,  sondern  auch  von  der 
geistigen  eigenthOmlichkeit  der  alten  Bulgaren  abb&ngig, 
also  um  die  causae  remotiores,  aus  denen  diese  anders 
geartete  consonantenverbindungen  mieden,  zu  erkennen, 
müfste  uns  die  wahre  bescbaffenheit  des  körpers  und  gei- 
stes  der  alten  Bulgaren  bekannt  sein,  dazu  ist  aber  nicht 
die  geringste  hofihung.     (Ut  igitur  causae  remotiores,  ob 


snr  neoBten  geschiebte  der  slawischen  Sprachforschung.  431 

qua»  Balgaroram  majores  aliter  comparatos  consoDantium 
camuloB  aversati  sint,  perfecte  explicari  possint,  vera  tarn 
animi  quam  corporis  pbulgarici  indoles  et  cultura  probe 
Dota  sit  oportet;  atqui  ne  sperare  quidem  licet,  fore,  ut 
eae  nnqoam  ita  cogoosci  possint  p.  47).  Mit  einem  worte: 
causae  remotiores  gibt  es,  nur  leider  wissen  wir  nichts 
davoj^  und  zum  tröste  citiert  uns  Hattala  Job.  3,8:  der 
wind  blaset,  wo  er  will  und  du  borest  sein  sausen  wobl, 
aber  du  weifst  nicht,  von  wannen  er  kommt  und  wohin  er 
fahrt.  So  sind  wir  durch  dies  wunderbare  raisonnement 
in  die  dicke  finsterniss  hineingeführt  und  bleiben  darin; 
die  causae  remotiores  sind  glQcklich  remotae  und  mit  ei- 
nem wahrlich  ersehnten  tandem  aliquando  werden  wir  zu 
der  betrachtung  hinübergeleitet,  wie  sich  die  übrigen  sla- 
wischen sprachen  zu  dem  roirabilis  concentus  verhalten. 

Hattala  behauptet  also,  es  habe  sich  mit  den  conso- 
nanten  auch  der  übrigen  slawischen  sprachen  oder,  wie 
wir  von  unserm  Standpunkte  sagen  würden,  mit  denen  der 
slawischen  grundsprache  ebenso  verhalten  wie  mit  den  alt- 
bulgarischen,  es  habe  hier  ein  similis  consonantium  con- 
centus bestanden,  jedes  wort  und  jede  silbe  auf  vocale 
ausgelautet.  Dafs  in  der  slawischen  grundsprache  jedes 
wort  vocalisch  auslautete,  ist  eine  unbestreitbare  thatsache, 
dafs  auch  jede  inlautende  silbe  eine  offene  gewesen 
sei,  will  bewiesen  sein.  In  keiner  jetzt  lebenden  slawischen 
spräche  ist  der  wortauslaut  ausnahmslos  vocalisch,  folglich 
gibt  es  in  diesen  wenigstens  consonantisch  auslautende 
endsilben,  z.  b.  das  russische  volku  (spr.  volk)  =  alt- 
bolg.  vlükü  ist  einsilbig,  also  eine  auf  Ik  auslautende  silbe. 
Dies  ist  nachweislich  das  resultat  späteren  lautverlustes; 
wie  aber  verhält  es  sich  hier  mit  den  consonantengruppen 
des  inlauts,  haben  wir  instr.  plur.  volkami  abzutbeilen 
vo-lka-mi  oder  vol-ka-mi?  Hattala  spricht  sich  über 
diese  frage  im  ganzen  verlauf  der  folgenden  Untersuchung 
nirgends  deutlich  aus;  da  er  jedoch  sagt,  in  den  neueren 
slawischen  Dialekten  sei  jene  Übereinstimmung  von  in-  und 
anlaut  allmählich  getrübt  worden,  müssen  wir  annehmen, 


4.?2  Leskien 

dafs   er  in  diesen  auch  conaonantisch  schliefaende  silben 
gelten  Iftfst.  Daus  sehr  viele  abweichnngen  im  auslaat  und 
inlaut  der  übrigen  slawischen  sprachen  vom  alibnlgarischen 
durch   vocalverlust,     namentlich    durch    Schwund    von   u 
und  1,  wie  Hattala  p.  48  u.  w.  erwähnt,  herbeigeftlhrt  sind, 
ist  sicher.     Aber  eine  andre  frage  ist  es,  ob  alle  abwei- 
chuijgen  dieser  art  erst  secundär  ^ind,   oder  mit  ^dem 
Worten,    ob    das    altbulgarische   in    allen    consonantischen 
Verhältnissen  die  slawische  grundsprache  repräsentiert.    Es 
handelt  sich  hier  namentlich  um  die  f&r  das  altbulgarische 
geforderte  Stellung  der  vocale  nach  1  und  r  bei  folgendem 
consonanten  (plünü,    vrüg^,    vlad^,    gradü  u.  s.  w.). 
In  folge  dieses  gesetzes  gibt  es  im  altbulgarischen  keine 
consonantenverbindungen   aus   1  oder  r  +  consonant.     Im 
anlaut  sind  solche  gruppen  im  indogermanischen  ursprüng- 
lich auch  nicht  vorhanden,  und  ebenfalls  in  der  späteren 
entwicklung  der  einzelsprachen  sehr  selten,  im  inlaut  da- 
gegen ursprünglich  und  später  häufig,  alle  neueren  slawi- 
schen  sprachen    haben  sie  gleichfalls.     Hattala  nun,   der 
von  p.  50 — 62  darstellt,  wie  die  altbulg.  lautverbindnngen 
lu,  rü,  li,  ri  vor  consonanten  in  diesen  sprachen  erschei- 
nen, ohne  etwas  wesentlich  neues  hinzuzufügen,  nimmt  ohne 
weiteres  an,  dafs  jenes  gesetz  des  altbulgarischen  auch  f&r 
alle  andern  slawischen  sprachen  mafsgebend  sei.  War  denn 
das  so  ganz  zweifellos?  Das  altbulgarische  ist  doch  sicher 
nicht  die  grund-  und  muttersprache  der  Übrigen  dialekte, 
wie    es    nach  Hattala's    auseinandersetzung   den    anschein 
haben  könnte;    also  ist  es,   wie  in  andern  beispielen  wirk- 
lich der  fall,  auch  hier  denkbar,  dafs  das  altbulgarische 
gesetze  habe,  die  in  den  übrigen   sprachen  nicht  gelten. 
Nicht  einmal  die  älteren  altbulgarischen  quellen  sind,  ab- 
gesehen  von   der  vielfach  unentschiedenen   frage,    ob  der 
halbvocal  als  fi  oder  i  anzusetzen  sei,   in  der  Stellung  lu, 
ru,  li,  rif  constant.    Aber   auch  zugegeben,  alle  abwei- 
chnngen davon  seien  einflösse  andrer  dialekte,   also  nicht 
rein  altbulgarisch,  so  kennt  doch  eben  keiner  dieser  andern 
dialekte,    wir  mögen  ihn  zurück  verfolgen,    so  weit  wir 


zur  nensten  gescbichte  der  slawischen  sprachforBchnng.  433 

wollen,  jene  Stellung  als  ein  gesetz.  Im  nenbnlgarischen 
ist  die  Stellung  des  halbvocals  völlig  frei,  man  kann  sagen 
prüyi  nnd  pürvi  =  altbulg.  pruvyj,  6run  und  därn, 
d.i.  cirn  =  altbulg.  jirünü  (vgl.  Kyriak  Cankof,  Gram- 
matik der  bulgarischen  Sprache,  p.  4).  Das  serbische  er* 
setzt  ru,  ri  durch  den  vocal  r,  lü  durch  u.  Dafs  dies 
wenigstens  schon  im  14.  Jahrhundert  der  fall  war,  führt 
Hattala  p.  58  au.  Wenn  aber  z.  b.  altbulgarischem  vlükü 
serb.  vük  entspricht,  so  kann  dies  nur  aus  vülku  gewor- 
den sein,  denn  unmittelbar  nach  consonanten  bleibt  1  er- 
halten. Dasselbe  gilt  vom  polabischen  vauk  (wolf),  paun 
(toU),  dang  (schuld)  n.  s.  f.,  die  auf  vulku  pulnü, 
dulgü  u.  8.  f.  (polab.  a  =  ^,  fi),  nicht  auf  vlükfi,  plunu, 
dlügü  u.  8.  f.  hinweisen.  Im  Ostromirschen  evangelium 
(geschrieben  1056  —  57)  kommen  etwas  über  4<i0  hierher 
gehörige  fSUe  vor  (alle  gleich  geschriebenen  nur  einmal 
gezählt)  und  in  nur  etwas  über  200  ist  die  ftlr  das  alt- 
bulgarische  geforderte  Stellung  beobachtet.  Zugegeben, 
dies  sei  ein  russismus  (womit  ich  keineswegs  gesagt  haben 
will,  es  sei  wirklich  ein  solcher,  da  mir  kein  beispiel  be- 
kannt, in  welchem  diese  quelle,  die  einzelne  russismen  hat, 
solche  in  der  weise  durchftkhrte),  so  zeigt  sich  darin  doch, 
dafs  auch  im  russischen  damals  jenes  gesetz  nicht  galt. 
Es  kann  hier  nicht  unsre  au%abe  sein,  die  erscheinung 
durch  alle  slawischen  sprachen  zu  verfolgen  und  durch  die 
gemachten  bemerkungen  kann  die  frage  nicht  entschieden 
werden,  wie  in  der  slawischen  grundsprache  das  verhält- 
niss  war,  aber  sie  genügen  hervorzuheben,  dafs  es  f&r 
Hattala  nothwendig  war  zu  beweisen,  jenes  altbulga- 
rische gesetz  sei  f&r  alle  slawischen  sprachen  einst  gül- 
tig gewesen;  die  blofse  Voraussetzung  genügte  da  nicht. 
Aber  gehen  wir  einmal  von  der  Hattalaschen  Voraussetzung 
aus.  Es  ist  sicher,  dafs  z.  b.  die  grundform  des  ersten 
theiles  von  srudice  (herz)  kard-  war,  vergl.  xagd^ia^ 
cord-,  hairt-o,  szird-is.  Nach  Hattala's  auffassung 
der  consonantengrnppan  des  slawischen  mufs  ans  der  ur- 
sprünglichen lautverbindung  vooal  -+-  r  deswegen  r  H-  vocal 

Beitrüge  t.  vgl.  sprachf.  V.  4.  28 


434  Leskien 

geworden  seiO)  weil  das  slawische  den  inlaut  rd  als  eine 
im  anlaut  gar  nicht  vorhandene  lautgruppe  nicht  duldete. 
Da,  wie  schon  erwähnt,  alle  Verbindungen  von  r  oder 
1  +  consonant  im  anlaut  ursprQnglich  gar  nicht  vorkom- 
men, so  hätte  man,  wenn  einmal  im  älteren  slawisch  die 
allgemeine  neigung  herrschte,  nur  solche  consonautengrup- 
pen  im  inlaut  zu  haben,  die  auch  im  anlaut  gebräuchlich 
waren,  wenigstens  in  diesem  so  sehr  auffallenden  beispiel 
ein  fortwirken  des  gesetzes  in  der  weiteren  entwickelung 
der  slawischen  sprachen  erwartet.  Statt  dessen  findet  sich 
die  vollständigste  gleichgflltigkeit  dagegen,  lautverbindun- 
gen  von  r  und  1  +  consonant  sind  in-  und  auslautend 
häufig.  Warum  sprachen  denn  die  Russen  polnü  und 
nicht  plonu  fnr  iJtbulg.  plünü,  da  bei  ihnen  doch  z.  b« 
dem  altbulg.  pluti  ploti  entspricht,  die  lautverbindung 
pl  eine  im  anlaut  häufige,  In  eine  ungebräuchliche  ist? 
Was  ist  da  wahrscheinlicher:  dafs  die  Slawen  ohne  alle 
noth  fortwährend  gegen  ihr  eignes  Sprachgefühl  sündigten, 
oder  dafs  jenes  von  Hattala  aufgestellte  princip  in  der 
spräche  nie  gelegen  hat? 

Um  nicht  aus  dem  zusammenhange  zu  kommen,  ha» 
ben  wir  einige  anmerkungen  Hattala's  übergangen.  Da 
er  es  aber  zu  seinem  grundsatz  gemacht  hat,  justiiiam 
esse  'servandam  und  mit  seiner  Unparteilichkeit  grols  thut, 
wollen  wir  ihm  wenigstens  zeigen,  dafs  dieser  grundsatz 
eine  etwas  strictere  anwendung  zulä&t,  als  er  ihm  hier 
einige  male  verliehen  hat  P.  49,  n.  131  wird  gesagt:  von 
Miklosich,  Bopp,  Buslajev,  Schleicher  werde  verkehrter 
weise  %  kurzem  u  gleich  gesetzt  Wo  ist  denn  das  von 
Schleicher  geschehen?  Formenlehre  der  kirchenslawischen 
Sprache  p.  35  heifst  es:  „so  stehen  wir  nicht  an,  diese 
("E,  k)  mit  Miklosich  als  u,  i  anzusetzen,  dazu  kommt,  daft 
%  noch  bis  jetzt  im  bulgarischen  seine  geltung  als  ü  (wie 
im  englischen  büt)  bewahrt  hat^  (▼ergl.  Kyr.  Cankof, 
Bulg.  Gramm.,  p.  1 ).  Im  compendium  §.  76  steht  in  bei- 
den auflagen  „i  und  ii  verhallend  kurz  und  trüb  nach  e 
und  o  hin^.     Also  vpn  kurzem  u  keine  rede.  —  P.  60, 


zur  neusten  gescbichte  der  slawischen  sprachforschnng.  435 

n.  153  wird  die  alte  geschichte  von  der  Eöniginhofer  hand* 
schrijft  anfgerflhrt  und  Mikloeich  aufgefordert,  endlich  ein- 
mal seine  grQnde  tdr  den  verdacht  gegen  die  echtbeit  an- 
zugeben. Schleicher  sprach  Beitr.  II,  482  ebenfalls  seinen 
zweifei  aus  und  wird  dafür  von  Hattala  mit  einem  citat 
aas  Phädrus  gezüchtigt.  Es  sei  hier  nur  bemerkt,  dafs 
ftr  jeden  vernünftigen  die  sache  so  liegt:  man  mag  von 
der  ecbtheit  der  Königinhofer  handschrift  denken,  was 
man  will>  so  lange  irgend  ein  zweifei  oder  streit  darüber 
besteht  und  der  besteht  doch  wahrlich,  mufs  es  jedem, 
der  nicht  in  der  läge  ist  mit  eignen  äugen  die  genaue  Un- 
tersuchung der  handschrift  anzustellen,  frei  stehen,  ob  er 
sie  zu  sprachlichen  Untersuchungen  verwenden  will  oder 
nicht;  weder  aus  dem  einen  noch  aus  dem  andern  kann 
jemandem  ein  Vorwurf  gemacht  werden.  Diese  regel  gilt 
Qberall  f&r  alle  dergleichen  falle,  warum  sollte  sie  f&r  böh- 
mische handschriften  weniger  gelten. 

Wir  sahen  oben,  dafs  Hattala's  darstellung  des  Ver- 
haltens von  lü  u.  s.  w.  in  den  slawischen  sprachen  nur 
geeignet  war,  zweifei  gegen  das  von  ihm  ausgesprochene 
princip  za  erregen.  Hattala  wiederholt  p.  63  seine  be- 
baaptung:  fuisse  tempus  eum  praeter  bulgaricam  reliquae 
quoque  linguae  slavicae  tam  a  vocabulis  quam  a  syllabis 
in  consonantes  exeuntibus  vehementer  abhorrerent  itaqne 
compositis  consonantibus  suis  pbulgaricae  simillimae  essent 
Er  weist  dann  an  der  Zählung  der  wortauslaute  des  Vater- 
unsers in  den  Übersetzungen  der  verschiedenen  slawischen 
sprachen  nach,  dafs  noch  heut  zu  tage  die  mehrzahl  der 
werte  vocalisch  auslaute.  Eine  solche  Zählung  mag  ihr 
interesse  für  die  allgemeine  anschauung  von  diesen  spra- 
chen haben,  ist  aber  f&r  die  hier  vorliegenden  fragen  in 
80  fern  gleichgiltig,  als  in  allen  jetzigen  slawischen  dialek- 
ten  das  gesetz  vom  vocalischen  auslaut  entschieden  nicht 
mehr  besteht.  Wir  hätten  nun  erwartet,  dafs  Hattala 
auch  für  die  neueren  dialekte  an  beispielen  nachwiese,  wie 
trotz  aller  Veränderungen  doch  noch,  was  er  behauptet, 
eine  groise  Übereinstimmung  des  in-  und  anlauts  in  bezng 

28* 


4%  Leskieu 

auf  coosonantenverbiDdaDgen  stattfinde.  Statt  dessen  wer- 
den p.  64  —  75  die  in  den  jetzigen  slawischen  sprachen 
vorkommenden  auslaute,  d.  h.  die  nach  dem  verlust  der 
auslautenden  vocale  in  den  auslaut  gekommenen  conso- 
nantengrnppen,  aufgezählt.  Das  mag  ein  verdienstliches 
werk  sein,  wir  sehen  nur  nicht  ein,  was  es  eigentlich  mit 
der  Sache  zu  thnn  hat,  es  sei  denn,  dafs  Hattala  zeige, 
die  slawischen  sprachen  hätten  das  bestreben,  auch  im 
auslaut  oonsonanten Verbindungen  zu  meiden,  die  sie  im 
anlaut  .nicht  liebten.  Dies  aber  zeigt  er  nicht,  weil  es 
sich  eben  nicht  zeigen  liefs.  Derselbe  abschnitt  enthält 
eine  kurze  bemerkung  Aber  die  jetzt  vereinzelt  in  den 
slawischen  sprachen  geschriebenen  doppelconsonanten  und 
einige  worte  über  die  behandlung  von  auslautendem  1  im 
serbischen,  slowenischen  und  kleinrussischen. 

Bisher  war  bei  Hattala  im  ganzen  und  grofsen,  abge- 
sehen von  den  vielen  excursen  Ober  dies  und  jenes,  nur 
die  rede  von  den  in  den  slawischen  sprachen  thatsächlicfa 
vorhandenen  consonantengruppen ,  erst  p.  79  kommen  wir 
zu  dem  eigentlichen  thema,  der  mutatio  consonan* 
tiura,  die  Hattala  eintheilt  in  eine  allgemeine,  den  Slawen 
mit  den  übrigen  Völkern  gemeinsame,  und  eine  specielle, 
den  Slawen  eigenthühaliche.  P.  79 — 81  wird  die  gene- 
ralis consonantium  mutatio  behandelt,  und  zu  un- 
serm  nicht  geringen  erstaunen  erfahren  wir,  das  die  ein- 
zige consonantenveränderung,  die  den  Slawen  mit  andern 
Völkern  gemein  ist,  die  unvollkommene  assimilation  (an- 
ähnlichung)  sein  soll,  diese  sogar  noch  beschränkt  auf  das 
bekannte  gesetz,  dafs  vor  stummen  nur  stumme,  vor  tö- 
nenden nur  tönende  consonanten  stehen  können.  Unmit* 
telbar  einander  berührende  consonanten  wirken  so  aufein- 
ander, z.  b.  zdravyj  fbr  sdravyj  aus  südravyj,  aber 
auch  zwei  auf  einander  folgende  silben  können  so  behan- 
delt werden,  z.  b.  findet  sich  zluza  fQr  sluza  geschrie- 
ben. Hattala  ftihrt  beispiele  aus  den  verschiedenen  slawi- 
schen dialekten  an  und  bemerkt,  dafs  die  Schreibung  nicht 
immer  dem  phonetischen  werth  folge,  sondern  oft  etymo- 
logisch sei,  wie  das  bekannt  ist. 


ZOT  neusten  geschichte  der  slawischen  sprachfonchvng.  437 

Der  dann  folgenden  specialis  oonsonantium  mu- 
tatio  schickt  Hattala  die  bemerkung  voraus,  vollständige 
assimilation  (angleichung)  gebe  es  in  den  slawischen  spra- 
chen nicht,  wie  er  bereits  p.  22,76,77  dargethan  habe. 
P.  22  steht  nur  die   behauptung,  statt  vollständiger  assi- 
milation    sei    elision  anzunehmen,    die  nach  Hattala's  be- 
kanntem princip  deswegen  geschehen  sein  mufs,  um  con- 
sonantisch    auslautende    silben    zu   vermeiden;    Schleicher 
habe  einen   argen  Widerspruch  begangen,   wenn  er  einmal 
behaupte,  im  slawischen  kämen  keine  doppelconsonanten 
vor,  und  doch  lehre,  es  gebe  assimilationen,  die  doppel- 
consonanten erzeugen  mOfsten;    quo  enim  quaeso  ratione 
potuissent  majores  nostri   unquam  eo  ineptiae  adduci,  ut 
odiosissimam  sibi  consonantium  geminationem  ideo  praeci- 
pue  cierent,    ut  ab  eo  liberarentur.     P..76,77  erwähnen 
Dar,  dafs  noch  jetzt  die  Schreibung  von  doppelconsonanten 
im  slawischen  vereinzelt  ist.   Das  sind  also  Hattala's  grQnde 
gegen    die    annähme  einer  vollständigen   assimilation.     Es 
hat   herrn  Hattala,   wie    schon   bei   andern  gelegenheiten, 
auch   hier   wieder  an  einem   begriff  von  der  entwickelung 
der  spräche  gefehlt.     Wir  möchten  folgende  frage  an  ihn 
richten.    Er,  der  im  latein  so  belesen  ist,  weifs  doch  ohne 
zweifei,   dafs  in  der  älteren  latinität  kein  doppelconsonant 
geschriebcD  wird ,  in  dem  langen  senatus  consultum  z.  b. 
vom  jähre  186  kommt  kein  einziger  vor.     Warum  schrie- 
ben die  späteren  Römer,  die  doch  keine  gewiegten  etymo- 
logen  waren,  nun  allemal  da  einen  doppelconsonanten,  wo 
wir  mit  unsrer  Sprachwissenschaft  erkennen,  dafs  ursprüng- 
lich zwei  consonanten  vorhanden  waren?   Doch  wohl  des- 
halb, weil  sie  noch  in   der  ausspräche  einen  unterschied 
vom  einfachen  lant  hörten.     Dieser  unterschied  mufs  fftr 
die  ältere  zeit  natürlich  noch  mehr  bestanden  haben,  trotz- 
dem war  es  möglich,  dafs  man  doppelconsonanten  in  der 
Schrift  unbezeichnet  liefe.    Dafs  dies  auch  bei  andern  Völ- 
kern vorkam,  kann  herr  Hattala  ersehen  aus  Corp.  Inscr. 
Graec.  11.     Also  lälst  sich  aus  der  Schreibweise  unmittel- 
bar keineswegs  etwas  über  das  Vorhandensein  oder  fehlen 


438  Leskien 

von  doppelconsonaDten  in  der  spräche  entnebmeD.  Umge- 
kehrt kommt  der  fall  vor,  dals  doppelconsonanten  ge- 
aohrieben^  aber  nicht  mehr  gesprochen  werden,  wie  z.  b. 
im  beatigen  deutsch.  Wer  daraus  scbliefsen  wollte,  es 
habe  auch  nie  solche,  also  auch  nie  vollständige  assimila- 
tion  gegeben,  den  würde  man  keiner  Widerlegung  werth 
halten.  Das  deutsche  hat  also  den  weg  von  zwiefacher 
consonanz  zu  vollständiger  assimilation,  d.  h.  doppelconso- 
nanz,  die  einst  wirklich  gesprochen  wurde,  von  da  zu  ein- 
facher consonanz  gemacht.  Verhält  es  sich  mit  dem  li- 
tauischen etwas  anders?  Auch  hier  gibt  es  im  heutigen 
Stande  der  Sprache  keine  doppelcoosonanteu;  ich  verwahre 
mich  nur  dagegen ,  dafs  Hattala  sich  etwa  auf  die  gang- 
bare Orthographie  berufe,  in  der  doppelconsonanten  nach 
kurzen  vocalen  ohne  consequenz  bald  geschrieben  werden 
bald  nicht,  wo  sie  etymologisch  gerechtfertigt  sind  und 
wo  nicht;  gehört  werden  in  der  spräche  keine.  Da  nun 
im  litauischen  von  einem  gesetze,  das  gebieterisch  vocali- 
schen  silbenauslaut  verlange,  keine  rede  sein  kann,  elision 
durch  keine  gesetze  der  spräche  bedingt  war,  was  bleibt 
uns  Qbrig  als  assimilation  anzunehmen.  Wer  also  be- 
hauptet, dafs  im  slawischen  auch  einmal  vollständige  assi- 
milation stattgefunden  habe,  trotzdem  aber  keine  doppel- 
consonanten geschrieben  werden,  ist  von  einem  Wider- 
spruche weit  entfernt.  Hattala  wird  vielleiclit  entgegnen, 
was  die  fibrigen  sprachen  thun,  gehe  die  slawischen  nichts 
an.  Doch  zuweilen,  herr  Hattala,  denn  es  handelt  sich 
hier  gar  nicht  um  eine  eigenthümlichkeit  des  slawischen. 
Wenn  der  dativ  des  pronominalstamm  es  ta  im  slaw.  tomu, 
im  lit.  tamui,  im  got.  thamma  lautet,  alle  drei  formen 
im  stamme  dem  skr.  tasmäi  entsprechen  und  das  gotische 
die  assimilation  deutlich  zeigt;  wenn  ferner  diese  drei  fa- 
milien  einer  besonderen  abtheilung  des  indogermanischen 
angehören  und  einmal  eine  einheit  bildeten,  so  ist  aus  die- 
sen praemissen  der  schlufs  zu  ziehen,  dafs  die  assimilation 
von  sm  in  mm  bereits  der  slawo-letto- deutschen  grund- 
sprache  angehörte.     Wo  bleibt  also  die  behauptete  elision 


zur  neusten  geschiebte  der  slawischen  spimchforschung.  438 

im  slawischen?  Wie  mit  dem  angefahrten  beispiel  verhüll 
es  sich  mit  deszin^'  und  desinü,  aszis  und  osl,  ttk^ 
szyti  und  tesati  (s.  Schleicher,  comp.  §.  191).  Hat  berr 
Hattala  denn  gar  nicht  bedacht,  dafs  er  so  sein  ganzes 
elisionsgesetz  auf  das  litauische  ausdehnen  mflfste,  und 
dafs  es  sich  fbr  diese  spräche  unmöglich  halten  Iftfst?  Und 
der  mann,  der  mit  einer  so  gedankenlosen  oberfl Achlich  keit 
arbeitet,  wagt  es,  leuten  wie  Schleicher  und  Miklosich 
vermeinte  fehler  in  einem  tone  vorznwerfeki,  als  seien  sie 
gegen  ihn  nur  schulbuben. 

Da  Hattala  die  voUstftndige  assimilation  ganz  aus- 
schliefst, behandelt  er  die  slawischen  consonantenverftnde- 
ningen  unter  den  gesichtspunkten  der  trajectio,  elisio,  ad- 
jectio  und  dissimilatio.  Unter  der  trajectio  wird  der 
bereits  oben  von  uns  besprochene  punkt,  die  Stellung  von 
I,  r  +  vocal,  behandelt.  Aufserdem  ftkhrt  Hattala  eine 
anzahl  beispiele  merkwOrdiger  consonantenversetzungen  aus 
▼erschiedenen  slawischen  sprachen  an,  z.  b.  kleinruss.  ved- 
m6dT  fbr  medvidl,  serb.  tko  fbr  kto  =  käto  u.  a. 
Von  durchgehenden  gesetzen  ist  bei  diesen  Veränderungen 
keine  rede  und  Ahnliche  Umstellungen  finden  sich  ebenso 
vereinzelt  in  vielen  sprachen.  Sie  verdienen  bemerkt  zu 
werden,  ohne  im  ganzen  unsre  erkenntniss  der  lautbewe- 
gang  einer  spräche  besonders  zu  fördern.  Für  die  Hatta- 
lausche  auffassung  des  slawischen  consonantismus  verdient 
es  nur  bemerkt  zu  werden,  dafs,  wie  er  selbst  aufzählt, 
derartige  Umstellungen  20  consonantengmppen  treffen,  die 
im  altbulgarischen  nicht  vorkommen,  die  aber  nicht  so 
behandelt  werden,  dafs  durch  die  trajectio  gebräuchliche 
entstehen,  sondern  in  11  f&llen  wieder  Verbindungen  her- 
auskommen,  die  weder  im  inlaut  noch  im  anlaut  des  alt- 
bolg.  stehen. 

Unter  der  elisio  ist  zuerst  von  der  aphaeresis  die 
rede.  In  derselben  weise  wie  vorher  werden  einzelne  bei- 
spiele derselben  aufgezählt,  wiepoln.  tza  (br  stzas=altb. 
sluza,  serb.-kroat.  äteta  f&r  täteta  =  tiiäteta,  serb. 
tica   ffir   ptica  =  pütica   u.  s.  w.  u.  s.  w.     Allgemeine 


440  Le8ki«a 

gesetze  lassen  sich  daraus  nicht  ableiten.  —  Die  zweite 
abtheilung  der  elisio  ist  die  ecthlipsis  oder  syncope. 
Hier  kommen  einige  allgemeinere  fUIe  in  betracbt:  tl,  dl 
im  part.  praet.  act.,  d,  t  vor  n,  das  verhalten  der  wurzd- 
auslaute  im  zusammengesetzten  aorist,  v  im  wurzelauslaut 
vor  consonanten,  lauter  fUle,  die  von  Schleicher  in  das 
gebiet  der  assimilation  verlegt  sind.  Von  der  allgemeinen 
berechtigung  der  annähme  vollständiger  assimilation  auch 
im  slawischen  war  bereits  die  rede.  Wir  heben  nur  einen 
fall  hervor,  die  bildung  des  zusammengesetzten  aorists. 
Schleicher  behandelt  comp.  §.  182  den  dort  vorkommenden 
vocalwebhsel  als  ersatzdehnung,  so  bas^  aus  *bod-8^, 
cisü  aus  *6it-sü,  r^chü  aus  *rek-sü.  Hattala  erwi- 
dert p.  90  darauf:  Schleicher  mQsse  zugeben,  dafs  im  alt- 
bulgarischen fast  jeder  unterschied  der  quantität  aufgeho- 
ben sei,  also  keine  dehnung  eintreten  könne.  Ich  wQfste 
nicht,  warum  Schleicher  das  zugeben  mQfste.  Von  der 
quantität  der  altbulgarischen  vocale  weifs  Hattala  so  wenig 
etwas  wie  andre  leute,  sie  ist  eben  ganz  unbekannt.  Dals 
aber  einmal  z.  b.  der  durch  «  oder  of  repräsentierte  laut 
lang  gewesen,  ist  unzweifelhaft,  und  dafs  auch  in  andern 
f&llen  einmal  ein  unterschied  der  quantität  bestanden  hat, 
zeigt  das  vocalsystem  des  slawischen  auf  den  ersten  blick. 
Hattala  nimmt  das  altbulgarische,  wie  es  in  seiner  Vorstellung 
fertig  daliegt  und  operiert  iiamit,  als  hätte  es  in  dieser  sprä- 
che keine  entwickelung  voii  Siteren  zu  jüngeren  lautverhält- 
nissen  gegeben.  Er  sieht  in  dem  vocalwechsel  des  aorists 
Steigerung  (so  verstehe  ich  wenigstens  den  ausdruck  jp.  89 
vocales  radicum  propriae  plerumque  augentur);  darauf  ge- 
nügt die  bemerkung,  dafs  dann  der  aorist  von  cit§  nicht 
cisü,  sondern  c^su  heifsen  müfste,  ganz  abgesehen  davon, 
dals  Steigerung  vom  aorist  überhaupt  ausgeschlossen  ist.  — 
Es  folgen  dann  viele  beispiele  von  consonantenverlust  in 
den  neueren  slawischen  sprachen,  theils  ganz  vereinzelte, 
theils  weiter  greifende,  wie  das  in  allen  jüngeren  sprach- 
zuständen vorkommt.  —  Von  der  dritten  art  der  elision, 
der  apocope  ist  nicht  weiter  die  rede,  als  dafs  auf  das 
auslautsgeaetz   des   altbulgarisohen   und  auf  einzelne  ftlle 


zur  netuten  geschichte  der  sUwischen  spraehfonchung.  441 

von  coDSODaDteDerleichteruDg  im  auslaut  verwiesen  wird, 
die  Hattala  in  dem  abschDÜt  über  die  in  den  neueren  sla- 
wischen sprachen  auslautenden  consonantenverbindungen 
erw&hnt  hat. 

Unter  der  rubrik  adjeotio  befaist  Hattala  zuerst  die 
prosthesis,  bei  der  die  neigung  des  slawischen  ange- 
deutet wird,  Tocalischen  anlaut  durch  zusatz  von  j,  h,  v, 
zuweilen  g  zu  vermeiden.  Aufserdem  werden  vereinzelte 
Zusätze  andrer  art  angef&hrt,  z.  b.  böhm.  stfizvy  =  alt- 
balg.  trSzvü  (nQchtem).  Als  zweite  unterabtheilung  folgt 
die  epenthesis.'  Es  wird  die  erscheinung  erwähnt,  dafs 
im  russischen  statt  la,  ra,  le,  ri  in  manchen  f&Uen  olo, 
oro,  ele,  ere  eintritt.  Zur  erläuterung  dieses  schwierigen 
punktes  wird  nichts  neues  geboten;  derselbe  wird,  wie 
Hattala  bemerkt,  dadurch  nicht  aufgeklärt,  wenn  man  an- 
nimmt, dies  geschehe  zur  Vermeidung  von  consonanteu'* 
grappen  mit  1,  r  an  zweiter  stelle,  denn  solche  lautver- 
bindungen  sind  im  russischen  häufig  (die  ausführlichste 
behandlung  dieses  gegenständes  von  Potebnja,  Dva  izsl^ 
dovanija  o  zvukachü  russkago  jazyka.  VoroneSii  1866,  er- 
wähnt Hattala  nicht).  Dann  folgt  die  epenthese  von  1 
zwischen  labialen  und  j  im  altbulgarischen,  serb.-slow.  und 
rassischen,  und  die  von  n  yor  den  casus  des  pronomens  i 
Dach  praepositionen.  ftattala  hat  darin  gegen  Miklosich 
recht,  dafs  n  nicht  zur  Vermeidung  des  hiatus  eingeschoben 
sein  kann,  da  ein  solcher  ja  z.  b.  in  otü  jego  nicht  be- 
steht Nur  ist  damit  absolut  nichts  gewonnen,  wenn  man 
sich  wie  Hattala  so  ausdrückt:  n  werde  eingefügt  zur  ver^ 
meidung  der  consonantengruppen  k j ,  t j ,  dj ,  v j ,  s j  u.  s.  w. ; 
denn  wer  sagt  uns,  dafs  in  otfi,  vu^  kü,  sü  u.  s.  w.  die 
alten  Bulgaren  den  auslautenden  halbvocal  vor  den  casus 
von  i  nicht  gesprochen  haben  und  daher  jene  consonanten- 
gruppen entstanden.  Die  gelegentliche,  verhältnissmäfsig 
seltene  Schreibung  änjejq  f&r  sü  njej^  beweist  nur,  dafs 
man  später  den  halbvocal  niphi  sprach  und  dann  s  an  der 
erweichung  des  n  participierte.  Es  spricht  vielmehr  alles 
daf&r,  dafs  man  wirklich  einmal  so  njej^  gesagt  habe; 
Bänuntliche  slawische  dialekte  nämlich  kennen  diesen  ge- 


442  Leskien 

brauch,  der  also  vor  ihrer  trennaDg  schon  vorhanden  ge- 
wesen sein  mufs.  In  der  zeit  waren  doch  unzweifelhaft 
die  halbvocale  nicht  abgeworfen,  also  von  einer  unmittel- 
baren beruhrung  der  consonanten  s,  v,  k  u,  s.  w.  mit  j 
keine  rede.  Folglich  kann  n  nicht  zur  erleichterung  der 
consonantengruppen  sj ,  v j ,  kj  eingeschoben  sein.  —  Dann 
kommen  wieder  einzelne  beispiele  von  epenthesen;  von  pst 
sprachen  wir  bereits;  das  vor  den  Suffixen  ni,  ti,  kü  ein- 
tretende s,  z  erwähnt  p,  101.  Die  dritte  unterabtheilung 
-der  adjectio,  die  epithesis  lAfst  Hattala  als  von  keinem 
belang  imbesprochen. 

Alle  übrigen  consonanten verftnderungen  endlich  fallen 
ihm  unter  den  begriff  der  dissimilatio.  Diese  kann  be- 
stehen in  einer  mutatio  consonantium  in  vocales;  so 
nennt  Hattala  den  ersatz  von  nasal  auslautenden  silben 
durch  nasal vocale,  das  eintreten  von  o,  u  im  serbischen 
ftkr  1,  den  ersatz  von  vu  durch  u  u.  a.  Alle  diese  erschei- 
nungen  werden  nur  angedeutet,  nicht  besprochen.  Wie 
sie  zu  dem  namen  dissimilatio  kommen,  da  von  einer  ahn- 
lichkeit,  die  dadurch  aufgehoben  wQrde,  nichts  existierte, 
ist  uns  völlig  unbegreiflich.  Es  folgt  die  mutatio  con* 
sonantium  in  alias.  Hattala  nimmt  an,  dafs  z.  b.  im 
serb.  majka  j  aus  t  (matka)  geworden  sei,  wie  im  slo- 
wenischen kjer  =  kder  d.  i.  altbulg.  küde-i^e  ans  d.  — 
Dafs  dentale  vor  dentalen  zu  s  werden  ist  bekannt,  Hat- 
tala behauptet,  dafs  dieselbe  Wandlung  auch  gutturale  vor 
dentalen  erleiden.  Seine  beispiele  sind:  chlastü  (Jungge- 
selle) neben  chlakü;  i^estokü  (hart),  nach  ihm  Weiterbil- 
dung eines  part.  praet.  pass.  'iestü  von  2eg-4  (verbren- 
nen); prüstT  (staub)  von  einer  w.  prüoh  (volandi,  saliendi 
vim  habet.  Miklos.);  srüsti  (haar)  von  einer  w.  srüch  in 
sruchükü  (rauh);  aufserdem  fbhrt  Hattala  listinü  (fa- 
cilis),  serb.  last  (facultas),  las  an  (facilis),  neubnlg.  lesen 
(dass.)  auf  die  w.  lagh  in  ligükü  (leicht)  zurück.  Von 
diesen  beispielen  beweist  kein  einziges  etwas.  Dads  fe- 
ste kü  von  zeg  herkomme,  ist  blofse  vermutbnng,  die 
durch  die  bedeutung  der  worte  nicht  bestätigt  wird;  prü- 
sti,  srusti  beweisen  nur,  dais  Hattala  nicht  gewnat  oder 


zur  neusten  geschichte  der  slawischen  Sprachforschung.  443 

nicht  daran  gedacht  hat,  dals  s,  nicht  ch  die  ältere  laut- 
atnfe  ist,  also  prüsti  gar  kein  *prü cht!  voraussetzt;  dals 
listinü  mit  ligukü  zusammenhange  ist  eine  kQhne  be- 
hauptong,  weiter  nichts;  das  wort  kommt,  wie  mir  scheint, 
Ton  einem  abstractum  *listi  (serb.  last),  dies  aber  von 
der  in  leti  (l^ti  jesti  i^e(STiv)  steckenden  wurzel  lU, 
listinü  bedeutet  also  »was  möglich,  ausfahrbar  ist^,  wie 
dies  die  bedeutungen  in  den  neueren  dialekten  bestätigen. 
Bleibt  nur  chlakü,  chlastü,  mit  dem  ich  nichts  anzu- 
fangen weiis,  jeder  urtheile  aber,  ob  dies  eine  völlig  dunkle 
wort  hinreicht,  den  von  Hattala  behaupteten  lautQbergang 
zu  beweisen.  —  Endlich  unter  der  Überschrift  contusio 
als  dritter  unterabtheilung  der  dissimilation ,  werden  die 
Verwandlungen  von  dj,  tj,  kt,  gt,  cht  (letztere  drei  vor 
palatalen  vocalen),  femer  kj,  gj,  chj  und  der  ersatz  von 
kv,  pv,  chv  in  einzelnen  dialekten  durch  f  in  15  Zeilen 
p.  104  erwähnt,  nicht  besprochen,  und  was  man  sich  eigent- 
lieb  unter  der  räthselhaften  contusio  zu  denken  habe^  bleibt 
nnerörtert.  Und  doch  wäre  hier  vor  allen  dingen  eine 
auseinandersetzung  über  das  wesen  dieser  im  slawischen 
so  ungemein  häufigen  Veränderungen  der  consonanten  mit 
j  nnd  vor  palatalen  vocalen  wünschenswerth  gewesen. 
Schleicher  und  mit  ihm  bisher  jedermann  glaubte,  dieselben 
seien  das  resultat  von  assimilationen  und  zwar  einer  in 
vielen  sprachen  verbreiteten  art  der  assimilation,  des  soge- 
nannten zetacismus.  Wie  denkt  sich  denn  Hattala  den 
Übergang  von  tj  in  st,  oder  von  kj  in  c  und  c  im  altbul- 
garischen. Dieser  kann  doch  unmöglich  folge  der  neigung 
sein,  den  inlaut  den»  anlaut  entsprechend  zu  machen,  denn 
als  man  noch  tj  sprach,  und  das  hat  man  doch  sicher  ein- 
mal gethan,  gab  es  eben  auch  keinen  anlaut  ät.  Diese 
bemerkung  kann  bei  jeder  hier  in  betracht  kommenden 
consonantengruppe  gemacht  werden.  Wir  brauchen  ja  hier 
die  bekannten  Vorgänge  des  zetacismus  nicht  auseinander- 
setzen, noch  die  richtigkeit  der  darauf  begründeten  annah- 
men zu  vertheidigen,  da  diese  allgemein  anerkannt  ist,  son- 
dern heben  nur  hervor,  dafs  sich  bei  diesen  consonanten- 
verbindungen  klarer  als  bei  allen  andern   zeigt,  wie  der 


444     Leskien,.  zur  netuten  geschichte  der  aUwischen  sprachfoncfaimg. 

grund  ihrer  Veränderungen  in  ihnen  selbst,  nicht  in  einer 
bestimmten  beschaffenheit  der  in  der  spräche  vorkommen- 
den wortanlaute  liegt. 

Die  Unrichtigkeit  des  von  Hatttala  fbr  die  benrthei- 
Inng  des  slawischen  consonantismus  aufgestellten  princips 
ist  handgreiflich  und  vermag  auch  nicht  eine  einzige  er- 
scheinung  dieses  consonantismus  genfigend  zu  erklären. 
Während  jenes  princip  im  allgemeinen  theil  der  schrift 
(p.  1 — 78)  immer  wieder  als  die  wahre  leuchte  der  slawi- 
schen lautlehre  aufgestellt  wird,  bleibt  es  im  speciellen  theil 
(p.  78 —'104)  fast  ganz  unberücksichtigt;  statt  dessen  tönen 
uns  die  alten  wohlbekannten  phrasen  entgegen  abjecta  litera, 
ejecta  litera,  mntata  litera  x  in  literam  y,  die  immer  eine 
so  bequeme  hülfe  sind,  wenn  man  nichts  zu  erklären  ver- 
mag. Trotz  der  mühe,  die  sich  Hattala  gegeben  hat,  seine 
Zusammenstellungen  zu  machen  und  seine  beispiele  zu  sam- 
meln, haben  wir  durch  seine  behandlung  nichts  wesentli- 
ches für  unsere  erkenntniss  des  slawischen  consonantismus 
gewonnen,  und  wenn  herr  Hattala  nicht  andre  proben  sei- 
nes geschickes  in  der  behandlung  der  lautlehre  gibt,  so 
wird  er  vergebens  den  ansprach  gemacht  haben,  von  den 
slawischen  consonanten  mehr  zu  wissen  als  seine  Vorgän- 
ger, unter  ihnen  Schleicher  und  Miklosich.  So  unglaub- 
lich es  scheinen  mag,  so  kommt  es  einem  beim  lesen  der 
schrifl  je  länger  je  mehr  vor,  als  sei  der  ganze  slawische 
consonantismus  dem  Verfasser  eigentlich  nur  nebensacbe 
und  die  langen  ausfälle  gegen  Schleicher  und  gelegentlich 
gegen  Miklosich  die  hauptsache.  Wer  aber  in  dem  im 
anfang  unsrer  besprechnng  aus  der  Petersburger  zeitung 
übersetzten  abschnitt  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  versteht, 
wird  auch  die  veranlassung  dieser  erbitterung  Hattala's 
gegen  Schleicher  leicht  erkennen.  Da  jedoch  persönliches 
mit  der  Wissenschaft  nichts  zu  thun  hat,  können  wir  na- 
türlich auf  diese  dinge  hier  nicht  eingeben. 

Göttingen,  december  1867.  A.  Leskien. 


StokeSi  Miscellanea  Cornica.  445 

Miscellanea  Cornica. 

a-barth  s=  frz.de  psr(t)  in  de  par  le  roi  etc. 

aidlen  (gl.  abies)  =  bret.  aedlen  oder  ädlen  sapin. 

aneth  rast  R.  1302  =  altir.  anad. 

annabow  novit  R.  2120  =  w.  adnabu  (ate  +  gnä  + 
bbü). 

antromet  gl.  sexus,  i.e.  die  geschlechtsorgane.  antro- 
ist  vielleicht  von  avdgo^  entlehnt,  met  von  fiTjösa. 

awell  8.  verlangen  P.  10,  4,  awel  O.  366  =  w.  ewyll 
m.  Wille.  Cf.  w.  awydd  heftiges  verlangen,  lat.  avidus, 
avärus,  avere  (unihil  est  quam  cupere^  Festus),  avus, 
skr.  WZ.  AV.  Vielleicht  ist  altfrz.  avel  inbegriff  alles 
wflnschenswerthen  aus  dem  celtischen  entlehnt,  doch 
Diez  und  Burgny  leiten  es  von  lapillus  her.  Siegfried 
vergleicht  mit  w.  ewyll  das  altir.  adv.  indeolid  gl. 
gratis  Z.  42.  Das  mittelbret.  youll  M.  10a,  jetzt  ioul 
scheint  das  welsche  ewyll  zu  sein,  obgleich  das  genus 
abweicht. 

baiol  gl.  enula.  Diese  glosse  findet  sich  in  dem  alten 
vocabular  zwischen  diploma  und  pergamenum.  Ich 
möchte  daher  enula  f&r  *penula,  poenula  couvert, 
Umschlag  eines  briefes  nehmen  und  baiol  von  lat.  ba- 
julus  in  der  bedeutung  briefbote  herleiten,  von  dem 
sich  romanische  derivata  vorfinden  (Diez  £•  W.  I,  45, 
s.  V.  bailo).  Zu  dem  Verluste  des  p  in  enula  vergl. 
das  von  Ducange  angef&hrte  etlehas  Capitulare  de  vil- 
lis  cap.  40:  ut  unusquisque  judex  per  villas  nostras  sin- 

gulares  [frz.  sangliers],  etlehas,  pavones,  fasianos 

semper  habeant,  wo  etlehas  augenscheinlich  acc.  plur. 
eines  plattlateinischen,  von  neraklg  vg  eine  voll  ausge- 
wachsene sau  entlehnten  wertes.  Diez  hat  dies  nicht 
gesehen  (E.  W.  II,  344,  s.  v.  laie).  p  scheint  auch  ab- 
gefallen zu  sein  in  Varro's  opulus  (woher  it.  oppio) 
fftr  populus. 

banathel  (gl.  genista),  altw.  banadil  Lib.  land.  204,  mit- 
telbret. banazl  Legonidec   s.  v.  balan,  was  durch  me- 


446  Stokes. 

tatheeifi  aus  banaM.    Diez  E.  W.  II,  208  hat  dies  nicht 
gesehen. 

barthusek  R.  1177  wunderbar  von  *barthu8  =:  mittel- 
bret.  berzut  M.  142b  wunder,  jetzt  burzud.  Diese 
Wörter  kommen  wie  ir«  fert  von  prov.  vertut  oder  lat. 
virtus  (et  non  poterat  ibi  virtutem  ullam  facere 
Marc.  VI,  5). 

ben  weib  O.  92,  pl.  benow  O.  990,  1022,  w.  und  altir. 
ben.  Dies  ist  das  indoeuropäische  GVANA,  dessen  v 
im  gotischen  qvino  bewahrt  ist;  sein  früheres  Vorhan- 
densein wird  in  zend  ghena>  durch  die  aspiration  des 
g  und  in  griech.  yvvrj  durch  das  v  angedeutet. 

berthuan  gl.  parrax,  käuzchen,  wörtlich  nach  meiner 
vermuthung  bardeneule  von  barth  barde  und  uan  enle. 
Ein  anderer  cel tischer  vogelname  bardaea  oder  bar- 
dala  lerche  ist  gleichfalls  von  bardo-s  herzuleiten. 

bester  fenster  in  Ti-bester,  aus  fenestra  verderbt. 

bidn-epein  gl.  ancipiter.  von  bidn  =  lat.  buteo,  bu- 
teonis  und  ethein  vogel. 

hindern  gl.  refectorium,  von  viande  mit  einer  romani- 
schen endung? 

bisou  gl.  annlus,  bret.  bizou  (daher  frz.  bijou)  von  bis 
digitus. 

blattya  brüllen  (ow  plattya  Cr.  1547)  kommt  wie  bret. 
bl^ja  mugir  von  ags.  blaetan  balare. 

bony  heil  D.  2564,  vergl.  altir.  buain,  gen.  baana 
schnitt. 

boun-der  gl.  pascua  von  altfrz.  vuin  regain  Burgoy  III. 
178  und  ter. 

brak^y  R.  2108  malzhaus,  wirthshaus:  brak  =  mlat 
bracium  und  chy  für  ty,  tig  haus. 

bro  gegend,  ir.  brugh  .i.  ferann,  O'Don.    gallisch  brox, 

bros  gl.  aculeus,  altn.  broddr?  bros  brflhe  =  ags. 
bro0r. 

brybor  bettler  D.  375,  1452,  1710.  wallon.  briber,  brib 
Diez  E.  W.  I,  85  und  Burguy  III,  51. 

bysne  beispiel?  D.  2091  tou  ags.  bysen,  bisen. 


Miscelknea  Comica.  447 

caenrit  —  ms.  chahenrit  —  gl.  torrens:  von  caen, 
w.  cain  =  xaivog  receDS  und  rit,  bret.  red  ström  = 
altir.  rith  flufs;  so  sagen  wir  englisch  tbe  freshes, 
freshet  bochwasser,  icb  meine  obne  rficksicbt  auf  die 
oator  des  wassers. 

cafat  gl.  vas,  bret.  caff  vaisseau  ä  mettre  le  vin  De  Cour- 
son.  Hier  scbeint  f  aus  pp  entstanden:  cf.  cappa,  sp. 
capazo,  capacbo  korb,  eber  als  gabata. 

caugeon  D.  2921,  R.  137,  frz.  oochon? 

keber  gl.  tignum,  altw.  pl.  cipriou  (gl.  tigna)  Z.  1099 
kommt  wie  frz.  chevron  von  lat.  caper  Diez  E.W. 
II,  247. 

kelin  gl.  ulcia  =  ir.  cuilenn  =  ags.  bolen,  bolegn 
Stechpalme. 

doch  —  ms.  choch  —  diberi  gl.  cymbalum,  „das  glöck- 
chen,  das  die  mönche  zur  mahlzeit  rief^  Norris  C.  D. 
11,339.  diberi  =  altw.  diprim  cibus  wie  cader, 
{noderuy  =  cadr,  modrwy. 

clof  gl.  claudus>  w.  cloff,  lat.  cloppus  j^coAd^*,  Diez 
£.  W.  U,  251,  altfrz.  clop  boiteux.  f  (ff)  entsteht  im 
britischen  regulär  aus  pp  wie  ch  aus  cc  und  th  aus  tt 
Zeufs  173. 

cog  in  di*hog  gl.  proavus,  hen-gog  gl.  abavus,  gurh- 
-hog  gl«  atavus  ist  möglicher  weise  verwandt  mit  xoxvai 
vorfahren. 

coit  Silva  vielleicht  von  lat.  coetus  (arborum). 

coloin  gl.  catulus,  ir.  coile&n,  altir.  cuilenn  in  cui- 
lenn-bocc  (gl*  cynyps),  ags.  hvel-p  (Siegfried). 

comb-rican  lituus  in  der  glosse  ceniat  combrican  (gl. 
liticen)  kommt  von  comb  =  prov.  comb,  sp.  combo 
gebogen,  w.  com  krumme  linie,  und  rican  trompete  (?), 
was  verwandt  scheint  mit  altfrz.  recaner  wie  ein  esel 
schreien  (Diez  E.  W.I,  345);  cf.  die  engl,  redensart: 
tmrapets  bray. 

cothman  D.  1106  von  ags.  cüd  man. 

cough  roth  D.  2326,  altcorn.  coch  in  le8en-goc(h)  gl. 


448  Stokes 

solsequiom,   ir.  caicc  roth,  cocuir  gl.  murez,  corcn 

rubefacio  Beitr.  III,  48  f&r  *coccru. 
coal,  cowal-,  col-  voUstäDdig,  völlig  =  altw.  cuall  gl. 

matara  ftkr  *covall,    *comall;    cf.  ir.  comalnaim  ich 

ergänze  and  dies  steht  mit  metathesis  f&r  com-lanaim. 
cova  liegen  Cr.  1848  von  lat.  cubare. 
orac  kurz  —  bret.  orac,  altir.  croc  .i.  gairit  Corm.  Gl 

8.  y.  croicenn. 
crehyllys  erschüttert  ftlr  *ce-rylly8,  *co-rytlys,  co- 

-rotulatus;  cf.  prov.  crotlar  erschfittem,   frz.  cron- 

1er,  altfrz.  crouller  Diez  E.  W.  I,  146. 
cueth    sorge  von  altfranz.  cude,    cuidier  cogitare  Dicz 

E.  W.  I,  134. 
cummyas  abschied,  kemeas  P.  231,  1  von  prov.  com- 

jat,  it.  commiato,  frz.  cong6,  lat.  commeatas. 
dam    cliens  in  der  glosse  un  dam  si  (gl.  clientalns)  = 

w.  dann  gl.  cliens. 
dewar  in  bum  pur-^ewar  P.  138,  2  ist  entweder  altw. 

deurr  (gl.  acri)  Z.  1098  oder  lat.  dürus,  ir.  dür.     * 
d  oer  gl.  terram,  w.  dair  Lib.  land.  247,  cf.  vielleicht  skr. 

dhlra. 
dof  gl.  gener  scheint  verwandt  mit  dem  adj.  dof  zahm, 

willig  0. 1254  und  ist  offenbar  (wie  dre-mas  gatte  Cr. 

707,  wörtlich  sehr  gut)  ein  hypocoristischer  ausdrock. 

Ebenso  lat.  av-as,   av-unculus,   w.  ew-ithr,   coro. 

ew-iter   oheim,   lit.  av-ynas  von  der  wz.  av  avere, 

altir.  am-nair  (gl.  avuncolus)  und  lat.  am-ita  von  der 

wz.  AM  in  lat.  amo,  w.  tad-cu  grolsvater  und  mam» 

-gu  grofsmutter  von  tad  vater,  mam  matter  mit  dem 

adj.  cu  lieb  s=s  ir.  cöim,  desgleichen  frz.  bean-p^re, 

beau-fils,  belle-m^re,  belle«fille. 
dy-blans  adv.  unterschieden,   von  dem  neg.  praefiz  dy- 

nnd  blans  =  ags.  bland  mixtio. 
efan  ausgedehnt  D.  638,    altcom.  efand  in  Pol  efand, 

Doomsday   book  von  frz.  6pandu;    cf.  it  spandere, 

frz.  ^pandre,  lat  expandere. 
eneb  gl.  pagina  8=s  altw.  enep  (gl.  faciem)  s:  ir.  ainech, 


Miscellanea  Cornica.  449 

einech  t=  skr.  anlka,  send  ainika  angesicht. 

eoniou  gl.  cornmissura  vod  enn  =  ande  und  ion  = 
juguin;  cf.  kv^Bvyvvtit. 

eskidieu  (gl.  sotulares),  got^skauds  in  Bkaudaraip. 

eth  geruch  O.  1994  =  lat.  od-or,  gr.  oÖ^fitj,  dva-taSrjg. 

etb  beerd  D.  1244  =  w.  od-yo  ofen,  ir.  ath  gen.  &tha 
ofen. 

eythinen  gl.  ramnus  =  ir.  aittenn. 

falladow  fehler.  Dies,  vie  arbadow  befehl,  dydhewa- 
dow  versprecben,  pesadow  gebot,  plegadow  verlan- 
gen P.  90,  2,  ynniadow  an  urging  sehe  ich  jetzt  ftlr 
einen  singular  an,  nach  meiner  vennuthung  wie  got. 
thiva-dY  und  andere  secundäre  neutrale  abstracta  mit 
dem  Suffix  tva  gebildet. 

ferhiat  gl.  für  ist  vielleicht  abgeleitet  von  fer  gl.  crus. 
Cf.  engl.  foot*pad  und  lat.  grassator  von  grassor. 

floh  gl.  puer,  pl.  flechet  gl.  liberi  von  lat.  floccus.  So 
mag  vielleicht  it.  toso  (Diez  B.  W.  I,  417)  urspranglicb 
wollflocke  bedeutet  haben:  Burgny  III,  371  hat  altfrz. 
touseau  vliefs,  tousel,  tosel  enfant,  jeune  homme. 
Ein  anderes  celtisches  wort  für  puer,  welches  von  ei- 
nem unbedeutenden  und  verächtlichen  gegenstände  her- 
genommen ist,  ist  das  bret.  paotr,  welches  nichts  mit 
skr.  pntra  zu  tkun  bat,  sondern  regelmilfeig  für  *paltr 
steht;  dieses  ist  verwandt  mit  engl,  palt  lumpen,  nhd. 
palte  fetzen,  engl,  paltrj;  so  it.  ragazzo  von  ^dxrj. 
Das  span.  ebicote  endchen  tau  und  junger  mensch  ist 
ein  anderes  beispiel  dieser  wortclasse. 

fou  pl.  fowys  D.  336,  wie  w.  fau  von  lat.  fovea. 

fu  compes  D.  2351  für  *fual  »s  altw.  fual  gl.  compes 
von  lat.  fibula  und 

fu,  fou  figura  IL  741, 863,  469  fQr  *fuar  von  lat.  fignra 
mit  regulärem  ausfall  des  g  zwischen  vocalen.  Diese 
Worte  dürften  wahrscheinlich  unmittelbare  entlehnnngen 
aus  dem  wallonischen  oder  picardischen  sein,  diaiekten, 
in  welchen  1  und  r  im  auslaut  unterdrückt  werden..  Diez 
citiert  wall,  cop  :=  couple,  fib,  kouatt  ss  fibre,  qosh 

BeiMge  t.  vgl.  spraohf.  Y.  4.  29 


4M)  StokM 

tre;  picard.  röque,  aimape  =  r^gle,  aimable  ond 
ebene,  soufe  =s  cendre»  soufre.  So  w.  pair  von 
proy.  pairol. 

gal  bfee,  bret.  gwall  mauvais,  ir.  fei  .i.  olc,  welches  Büb- 
1er  mit  got.  vairs,  vairsiza  zusammenstellt. 

^e-aweil  gl.  evangelium  fOr  *de-aweil  bonum  evange- 
linm:  de  =»  ir.  deg;  aweil,  später  aweyl,  awayl, 
awell,  wie  bret.  ayiel  von  evangelium. 

^evan  dftmon  D.  1338  »s  jevan  B.  2282  kömmt  wie  ir. 
deman  von  daemonion. 

deskj  R.  1429,  Cr.  =  desky  P.  1Ü7,  4  von  dis- 

cere. 

gl^D  knie  =  ir.  glün  von  *glapno  *grup-no,  ws. 
grup  krümmen  (Beitr.  V,  97).  In  betreff  des  ausfalle 
von  p  vor  n  vgl.  hun  schlaf,  ir.  suan  ss  svapna,  tan 
feuer,  ir.  ten  =s  z.  tafnu  fQr  *tap*nu. 

gof  gl.  faber  =  altw.  gob:  nant  i  gob  Lib.  landav.  240, 
ir.  goba  gen.  gobann. 

gorth  surdus  R.  1470  von  lat.  gurdus,  frz.  gourd. 

gorthfel  gl.  coluber  von  gorth  surdus  und  mel,  xnil 
animal,  cf.  aspidis  surdae  Ps.  LVIII,  4.  Der  Übergang 
von  m  (v)  zu  f  nach  th  ist  der  regel  gemftfs;  so  guith- 
fei  gl.  fera. 

goyf  gl-  hyemps  sa  ^nuciv  von  wz.  ;^e  mit  gnna.  Aber 
altir.  gem  in  gem-iPu acht  winterkälte,  geim-red  Win- 
terquartier ist  =  skr.  hima  schnee,  lat.  'himus  in  bt- 
mns  für  *bihimus  (Aufrecht  zeitschr.  IV,  415). 

guaf  gl.  castus.  Hier  ist  wohl  f  wie  in  cafat,  clof  {= 
cloppus),  hanaf  :=s  it.  (h)anappo  aus  pp  entstanden 
nnd  guaf  zu  guappo,  guapo  Diez  E.  W.  1,230  m 
stellen. 

guahalech  gl.  satrapa  soll  gewift  gnahaleth  heifeen  = 
mittel w.  guahalaeth  welches  in  den  Gesetzen  II,  608 
als  der  söhn  eines  herm,  der  weder  ein  edeling  noch 
ein  geschlechtsoberhaupt  (mab  arglwydd  ny  bo  nac  ed- 
ling  na  phenteilu). 

gnathel  gl.  suppellez:  leg.  guadhelasmittelw.gttadaal 


Miscellanea  Cornica.  45] 

(Gesetze  1^522),  jetzt  gwaddol  heiratsgut,  was  einer 
frau  in  die  ehe  mitgegeben  wird. 

gueret  (gl.  humus)  franz.  guäret=:  vervactum  Diez 
E.  W.  I,  52. 

guilskin  —  ms.  guilschin  —  gl.  rana.  Die  wurzel 
scheint  V-LS,  V-RS,  skr.  vrä,  woher  värääbtl  und  viel- 
leicht lat.  rfina  för  *vrasna.  Ir.  loscan  fllr  *plo8C- 
-4n  (?)  scheint  verwandt  mit  frosch. 

guis  gl.  scroffa  =  ir.  feis,  gen.  feise  :  iomnocht  feise 
.i.  croiceann  muice,  haut  einer  sau. 

guyraf  gl.  fenum,  w.  gwair,  ir.  f6r,  skr.  virana  (Sieg- 
fried). 

hot  gl.  caputium  von  norm,  hut  pileus,  ahd.  huot. 

hudol  gl.  magus  von  *hut  =  hus  O.  2695,  w.  und  bret 
bud  bezaubernng.  Die  wurzel  ist  SI  binden,  woher 
nhd.  saite,  sei-1,  altn.  seififr  incantatio  magica,  ir. 
soeth  tribulatio  (so  ist  bret.  pistig  douleur  aiguS  ss 
com.  pistyk  Zauberei).  So  kömmt  von  der  indoeurop. 
WZ.  BHADH  binden  (skr.  ba-n-dh)  fasces,  fascino, 
ßacxctivia  und  nach  Wackernagels  vermuthung  it.  faci- 
mola,  facimolo  Zauberei. 

5®y  g'-  gJacies  =  w.  ia,  altir.  aig  för  *iagi,  altn.  iaki, 
iökull,  engl,  ic-icle  (Aufrecht). 

ithen  —  leg.  iteu  —  gl.  ticio  bret.  et 66  brandon  von 
nirvii  pinus  mit  abfall  des  anlautenden  p.  Hierher  viel- 
leicht auch  altir.  itharnae  (Cormac),  was  binsenlicht 
bedeuten  soll. 

lovan  gl.  funis,  ir.  loman,  wz.  LABH,  woher  auch  skr* 
labhasa  seil  um  pferde  anzubinden. 

lyw  fluth,  pl.  lyvyow  Cr.  2314  =  w.  llif,  wz.  LIB  in 
Xiißw,  loißtjj  Xixp,  Xißoq^  de-libutus,  Itbare  etc. 

marhvran  —  ms.  marburan  —  gl.  corvns,  später 
marghbran  O.  1106.  Buchstäblich  „rofskrähe*^  sagt 
Mr.  Norris,  der  zugleicht  bemerkt,  dafs  march  rofs  im 
welschen  zur  Verstärkung  der  bedeutung  gebraucht  wird 
wie  in  march-daran  lauter  donner  (taran),  march- 
-leidyr    ein    erzdieb  (dän.  heste-tyv),    march-fo- 

29* 


4S2  Stoket 

rioD  grofsflfigliche  ameisen  (morion).  So  im  engli- 
schen horse-ehestnut  rofskastanie,  horse-laagb, 
borse-Ieeoh  rofsegel,  horse-mackerel,  horse- 
mushroom  (agaricus  Georgii),  borse-play,  horse- 
pistol,  horse-radish.  Cf.  die  griech.  composita  mit 
Inno^  und  ßov-, 

marthus  wunder,  plur.  martho^ion  O.  2546,  ma- 
rodgyan  Cr.  1804  von  prov.  vertut  oder  lat.  virtna, 
wie  mittelbret.  moez  von  frz.  voix  entlebnt  ist.  So  w. 
mewiliau  von  vigiliae.     Siebe  oben  bartbusek. 

meddra  beabsicbtigen  Cr.  1552  =  w.  medru  f&r  *me«* 
tru,  *materu,  welcbes  GlOck  (K.  N.  135)  mit  gall. 
mataris  zusammenstellt  und  auf  eine  wz.  MAT  be- 
zieht. Diese  wurzel  sebe  icb  in  lit.  mett^  icb  werfe, 
üi-matas  Vorwurf  Bopp  V.  G.  IQ,  282 n. 

mein,  men  stark  (an-vein  gl.  invalidus)  von  *mogi* 
no-8,  vgl.  abd.  magan  magin  robur. 

mejny  O.  1018  ss  maynyCr.  465,  altfrz.  mesgn^e,  it. 
masnada  haushält. 

mds  SS  altw.  mais  campus,  vielleicht  von  'magistos 
=  fiiyiOTog^  got.  maist-s;  cf.  skr.  mahl. 

meugh  adv.  geschwind  D.  1118,  w.  moch,  lat.  mox,  skr. 
makäu  (Siegfried). 

nans  in  der  redensart  yn  nans  deorsum  O.  1998  ist 
nans  vallis.  So  im  mittelbr.  en  tnou  man  ici  bas. 
Der  gegensatz  zu  yn  nans  ist  yn  bau  sursum,  wo 
ban  ^  ir.  benn  mons. 

eilet  gl.  frixorium  fRr  *poilet,  frz.  poele? 

owerbyn  in  der  redensart  a  owerbyn  von  oben  Cr.  2288 
ist  ein  hybrides  compos.  aus  engl,  over  und  com.  pyo 
dat.  sg.  von  pen  haupt;  welsch  entspricht  uch*ben. 

pals  P.  165,  3  =  gael.  pailt,  bret.  paot  beaucoup,  plu- 
sieurs,  würz.  PAR,  skr.  pf. 

pridit  gl.  poeta,  cf.  altir.  rith  .i.  bard  O^Davoren's  gloss. 
s.  V.   arratb. 

prinnus-cloc  —  ms.  primuscloc  —  gl.  lippus.  Hier  ist 
prinnns  ein  adj.,  gebildet  von  *prinn  a^  altir.  crinne 


BCscelUaea  Gomico.  458 

taufe,  wie  badus,  gothus.  Das  anlautende  o  in  cloc 
ist  ein  durch  den  einfluTs  von  s  verschobenes  g  :  gloc 
=  golok  O.  1530. 

pry  lehm  «=  altw.  prid  in  prid-pull  lehmgrube  Ltb. 
iand.  241,  altir.  cre  gen.  er  lad. 

rounsan  esel,  4^  commandment,  =  altfrz.  roncin  klei* 
Des  pferd,  woher  w.  rhwnsi,  bret.  ronse. 

acottl  gl.  milvus  ss  frz.  äcoufle  bQhnergeier  Diez  E.  W. 
IL  272. 

seosy  ergreifen  fbr  ^sesny,  mittelbret.  saesinaf,  frz. 
saisine  Diez  £.  W.  I,  362. 

seysse  O.  2768  =»  frz.  saisir. 

smat  ein  guter  kerl  von  ags.  smaste  obryzus. 

sordya  =  frz.  sortir,  it.  sortire. 

6 ort  gl.  hyricus  vel  erinaceus,  besser  sart  =  w.sarth 
scheint  verwandt  mit  span.  zarza  dorn:  vgL  w.  drae- 
nog  Igel  von  draen  dorn. 

squardye  zerreifsen,  it.  squarciare. 

sqoenip  gl.  incestus,  frz.  guenipe  mit  prosthetischem  s 
und  verschobenem  g  wie  in  bret.  sclaoc,  jetzt  sklas 
von  frz.  glace. 

Stil  pl.  styllyow  Sparren,  ir.  sdiallach,  ahd.  stihhil, 
altfrz.  esteil. 

stons  stütze  it.  stanza,  frz.  4tanoe,  ätan^on,  woher 
engl.  stancheoD. 

tannen  in  glas-tannen  gl.  quercus,  bret.  tann  eiche, 
vgl.  frz.  und  engl.  tan. 

tava  fahlen  Cr.  1591.  an  dan  dava  D.  1002  „ä  t&tons<*. 
Die  ursprüngliche  bedeutung  ist  fühlen,  dann  tasten 
und  daher  tavas  zunge,  mittelw.  tavaut  Z.  110.  So 
ist  ir.  tenge  zunge,  auch  ting  (O'Clery),  verwandt  mit 
lat.  tango  und  hat  nichts  zu  thun  mit  dingua,  lin- 
goa,  und  tuggo.  Die  entwickelung  der  bedeutung 
in  den  zwei  redensarten  ä  tatons  und  an  dan  dava 
ist  genau  dieselbe,  denn  erstere  kömmt  von  t&ter  be- 
rühren, tasten,  *taxitare  von  tazare,  welches  „pressius 
crebriusque  est  quam  tangere^.    . 


454  StokeB 

tor  gl.  venter  =s  altw.  torr,  ir.  tarr  hypogastrium. 
trige  stillbalten,  verweilen,  w.  trigo;  cf.  proy.  trigar  an« 

halten,  lat.  tricari. 
troster   gl.  trabs  =  altir.  trost  Z.  143,    altfrz.  traste 

von  lat.  transtrum. 
trubit  D.  1575  von  tribntum;  so  w.  treth  f&r  *trept, 

*treb't. 
vil-lecur  —  ms.  vilecur  —  gl.  parasitus  :=  einem 
altfrz.  vil-Iecheor,  siehe  Diez  E.W.  s.v.  leccäre: 
zu  dem  ansfall  des  1  vergl.  prov.  vilandrier  (ib.  s.  y. 
landra)  f&r  vil-landrier. 
waludoc  gl.  dives  von  *walud  wealth  =  w.  golad,  alt- 
ir. foluth,  folud  (cach  nirt  ocus  cach  folud,  Senchas 
M6r  p.  242). 

Ein  seltsamer  Übergang  von  der  zweiten  zur  dritten 
pers.  sg.  begegnet  öfters  im  comischen.  Ich  setze  einige 
beispiele  hierher  als  beitrag  zn  den  materialien  f&r  eine 
vergleichende  syntax  der  indoeuropäischen  sprachen,  zn 
welcher  zeit  auch  dieses  sehr  vermifste  werk  mag  in  die 
band  genommen  werden.  A  leversys  ath  ganow  the  ho- 
nan,  py  gans  ken  yu  dyssys?  Hast  du  aus  eignem  munde 
geredet  oder  bist  du  (wörtlich:  ist  er)  durch  andere  be- 
lehrt worden?  D.  2002.  David  sagt  zu  Bersabe:  ou  holon 
ger  caradow,  dew  ruth  ros  flour  hy  hynse  Mein  theures, 
liebes  herz,  Gott  hat  dich  zur  blume  deines  (wörtlich:  ih- 
res) geschlechts  gemacht  0.2135.  Japhet  sagt  zu  der 
taube :  colom  whek,  glas  h  y  lagas,  ke  nyg  a-ugh  Ines  pow 
Sflfse  taube,  blau  ist  dein  (wörtlich:  ihr)  äuge,  geh,  fliege 
Ober  viele  länder  0.  1135.  te  dhen,  gura  lewte,  be-va 
den  yonk  bo  den  coth  Thu  das  rechte,  o  mensch,  magst 
du  (wörtlich:  mag  er)  ein  junger  mann  oder  ein  alter 
mann  sein  P.  175,3.  ty  losel,  foul  y  perhen,  ystyn  the 
vregh  Du  knabe,  elend  ist  dein  (wörtlich:  sein)  eigenthü- 
mer,  strecke  deinen  arm  aus  D.  2752.  me  a  vyn  thewhy 
poyntya  Service  tha  teag  (leg.  deag?)  hay  gela  Ich  werde 
dich  ond  deinen  (wörtlich:  seinen)  genossen  anweisen 
dienste  zu  leisten  Cr.  1062.  * 

Simla,  mai  18G7.  Whitley  Stokes. 


eorniich  f  Im  inlaut.  4g5 

Comisch  f  im  inlaut. 

„Noch  za  erklären  bleibt  das  f  im  inlaut  statt  y" 
sagt  Ebel  Beitr.  V,  1 60.  Das  f  (oder  ff)  in  den  dort  yon 
Ebel  citierten  f&Uen  ist  nur  ein  wegen  der  elision  des  fol- 
genden vocals  verschobenes  y.  Dies  ergiebt  sich  deutlich 
genug  aus  lehnworten.  So  steht  delyfre  oder  d^lyffre 
P.  150,  1  .  250,3  für  *delyvere  befreien,  lyffrow  für 
lyverow  pl.  von  lyver  buch(liber),  refrance  fftr're- 
▼erance  reverentia,  sefryn  fbr  'severyn  =  frz.  sou* 
verain.  Auf  dieselbe  weise  wird  das  aus  b  oder  m  enU 
standene  y  der  stamme  oav',  day%  say'  (aus  cab*  ca- 
pere,  d  a  m  ^  pati,  s  a  m '  surgere)  in  folge  der  elision  des  stamm* 
yocals  zu  f  in  der  compos.  mit  bos  (bot)  und  andern  for- 
men des  St.  bu  (=  bha)  sein.  So  ist  caffos  capere  P. 
148,4  ==  caf-f-vos  =  cav' -♦- vos  «=  cab^  +  bot, 
gozaffo  patiatur  P,  24,  2  =  guo-hdaf-f- vo  =  guo-t- 
day'+vo  8=s  guo  +  dam'  +  bo,  saffe  surrexisset  P. 
248,3  =  saf-+-ve  =  sav'-t-ve  =  sam'-+-be. 

Verschiebung  wird  ähnlich  hervorgerufen  bei  g  und 
anaspiriertem  b.  So  steht  haccra  häfslicher  ff\r  hagVa, 
""hager-a,  comparativ  von  hager  :  troplys  unruhig 
D.  26  flir  *trob'lys  *trobelys,  cf.  trobell  unruhe  Cr 
1674.  Derselbe  Vorgang  findet  sich  in  allen  neukeltischen 
sprachen. 

Simla,  IT.juli  1867.  Whitley  Stokes. 


466  Ebel 

Goidilicai  or  notes  on  the  gaelie  manugcripts  preserved  at Tarin,  Milan. 
Berne,  Leyden,  the  monasteiy  of  S.  Panl,  Garinthia,  and  Cambridge, 
with  eigbt  bymns  trom  the  Liber  Hymnornnii  and  the  old-iriah  notea 
in  the  Book  of  Armagh  edited  by  W.  S.     Calcntta,  1866. 

Unter  den  trefflieben  ausgaben  keltischer  spracbreste, 
die  wir  Mr.  Stokes  verdanken,  nimmt  das  vorliegende  werk 
wahrlich  nicht  den  untersten  platz  ein,,  und  ref.  bekennt 
«ioh  wie  ein  kind  gefreut  zu  haben,  als  er  unverhofft  diese 
schätze  vor  sich  sab,  die  Zeufs  theils  gar  nicht,  theils  nur 
in  entstellter  form  hatte  benutzen  können,  und  nur  das  eine 
zu  bedauern,  dafs  sie  den  ersten  bogen  der  Gramm,  Celt 
nicht  mehr  zu  gute  kommen  konnten.  Von  den  genann- 
ten handscbriften  bietet  die  Turin  er,  zwei  fragmente  ei- 
nes commentars  zum  £v.  Marei,  hier  vollständig  —  text 
und  glossen  —  mitgetheilt,  aufser  vielfachen  belegen  zu 
bekanntem  [wie  zu  den  V.  33.  35  besprochnen  anwendun- 
gen  des  rel.  n  :  am.  —  mbaithsetar,  am.  noingter  (ut 
baptizantur,  unguuntur)  gl.  49,  innandegnimaeso  «. 
gnite  (horum  operum  bonorum  quae  faciunt)  55,  mber- 
tatar  (quam  portavernnt)  130;  an  dumbertis  a  coib- 
sena  (cum  dabant  confessiones  suas)  ö8]  und  unbelegtem 
[wie  den  acc.  pl.  nathracha  (natrices)  gl.  11,  voc.  siftg. 
eines  neutrums:  a  bas  pene  (o  mors  poenae)  95,  Wörter 
wie  camull  (dat.  camelo)  60,  pardus  dat.,  parduis  gen. 
(paradisi)  17.  18.  19,  foraitbi  (risit)  62,  wozu  faitbe 
(risus)  O'Clery  citiert  wird,  offenbar  =  fo-ro'-aitb-tibi, 
wie  cuitbiud  (irrisio)  South.  Ps.  48,  cuitbedcba  (gl. 
frivolas)  Ml.  57  von  con-  (oder  cot-)  tib.,  vergl.  tibiu 
III,  48]  einiges  eigenthQmliche,  z.  b.  die  bei  Z.  sehr  sel- 
tene crhaltung  des  auslauts  im  acc.  des  artikels  vor  me- 
diis:  trisin  ntbrat  find  (per  pallium  album)  55,  die  bis 
jetzt  im  altirischen  nicht  nachgewiesene  demonstrativform 
San:  isindomunsan  (in  hoc  mundo)  16,  die  form  re- 
maisndes  (1.  -^s)  24  neben  der  gewöhnlichen  aisndis 
(1.  -is)  40,  ungewöhnliche  syncope  in  spiurt  (spiritus) 
98.  100,  irse  (fidei)  45,  indiumsa  (superbiae)  60;  bei 
Z.  1051  diummussag  (superbus),  später  allerdings  dium- 


anxeigen.  457 

saoh;  weniger  in  dincrae  (ezclamatio)  13,  das  zwar  bei 
Corm.,  wie  Stokes  anmerkt,  diucaire  lautet,  doch  mit 
den  ans  Z.  bekannten  frecre,  föcre  (V,  11)  im  einklang 
steht.  Die  Mailänder  („so  reichhaltig,  dafs  aus  ihr  al- 
lein eine  ziemlich  vollständige  altirische  grammatik  nebst 
lezicon  herzustellen  wäre^)  ist  hier  freilich  nur  zum  theil 
ausgezogen,  mit  besondrer  berflcksichtigung  des  theils,  den 
Z.  weniger  benutzt  hat;  doch  liefern  auch  diese  auszOge 
wichtiges  und  neues,  z.  b.  den  acc.  plur.  eines  r- Stammes 
aithrea  (patres)  p.  43,  den  nom.  (acc.)  zu  brotu,  brotto 
(Z.  312.  313):  brothad  p.  48,  die  interessante  form  gute 
(gl.  suplicantium)  ibid.  (=  guidite;  vgl.  guiter  Z.  1057); 
auiiserdem  sind  die  (nach  St.^s  wohlbegründeter  ansieht) 
beiden  gedichte  ( Z.  930  sq. )  einer  nochmaligen  durchsieht 
unterworfen,  die  mehrere  stellen  aufklärt.  Berner  und 
Leydener  codex  sind  arm  an  glossen,  die  des  erster A 
tbeilweise  so  unverständlich  und  unleserlich,  dafs  der  verf. 
vorgezogen  hat,  mehrere  gar  nicht  zu  geben;  desto  inter- 
essanter sind  drei  kleine  gedichte  aus  einer  handschrifb  des 
Kärthener  St.  Panik  loste  r  8,  deren  zweites  hier  aus  drei 
andern  handschriften  in  vollständigerer  form  geboten  wird. 
Wenige  glossen  liefert  der  sogenannte  Southampton- 
Psalter  (in  Cambridge),  uach  St.  sec.  II,  doch  dafür  in 
auffallend  reiner  spräche.  Sehr  dankenswerth  ist  die  erste 
mittheilung  aus  einem  älteren  gaelischen  manuseript, 
dem  buch  von  Deir  (in  Buchan),  ebenfalls  in  Cambridge 
aufbewahrt,  nebst  Übersetzung,  grammatischen  noten  und 
vollständigem  wortverzeichnifs.  Unter  den  hymnon  sind 
die  beiden  ersten,  Patricc^s  und  Fiacc's,  hier  am  reichsten 
mit  anmerkungen  versehen,  letzterer  auch  mit  der  vorrede 
und  den  alten  glossen;  weniger  reich  sind  die  Colman^s, 
Ultan's  (auf  Brigit),  Broccan^s,  Sanctain's,  Mäil-isu's  und 
das  gebet  Ninine's  ausgestattet.  Endlich  die  sogenannten 
anmerkungen  Tirechan's  aus  dem  buch  von  Ärmagh 
bleiben  allerdings  in  alter  (hier  auf  den  anfang  sec.  9  her- 
abgesetzt) und  umfang  etwas  hinter  den  erwartungen  zu- 
rück, die  frühere  äufserungen  darüber  erregt  haben,  doch 


458  Ebel 

auch  80  noch  höchst  werthvoll  als  reichhaltigste  probe  alt* 
irischer  prosa;  bemerkungen  und  parallelstellen,  nament- 
lich aus  dem  sogenannten  Tripartite  Life,  erhöhen  den 
nutzen  dieser  mittheilung.  Dafs  Oberhaupt  die  eigenen  zu* 
thaten  des  verf.  nicht  den  schlechtesten  theil  dieser  kost- 
baren gäbe  bilden,  die  er  uns  deutschen  forschem  geboten 
hat,  brauchen  wir  unsern  lesern  wohl  nicht  erst  zu  ver* 
sichern;  wir  heben  hier,  anfser  dem  oben  angefahrten,  nur 
einige  besonders  lehrreiche  bemerkungen  hervor. 

Zu  am.  nathracha  bodra  (gl.  sicut  aspides  surdae) 
Tr.  11  und  sonst  ist  nachgewiesen,  dafs  amal,  amail  den 
acc.  regiert,  nicht  den  gen.,  wie  Z.  und  nach  ihm  ref. 
(m,  280)  angenommen  hatte;  zu  den  citierten  und  den 
beiden  stellen  Z.  676  ftige  man  am.  indolainn  (richtiger 
inclainnd)  bunid  Z.  250  (ut  stirps  originis,  primitiva); 
ft)  derselben  glosse  hat  sich  der  verf.  aber  mit  der  Über- 
setzung von  am.  dungniat  sidi  (as  they  did)  versehen, 
vielmehr:  ut  faciunt  hae  (sidi  regelrechte  form  statt  des 
side  bei  Z.  355).  Zu  muintir  Ml.  20  wird  eine  annähme 
Siegfried^s  angefahrt,  die  uns  allerdings  nicht  überzeugt 
hat,  montar,  muinter  sei  ein  lehnwort  (=•  monasterium ; 
wii  denken  vielmehr  an  münud,  institutio,  trotz  der  ab- 
weichenden quantität),  dabei  aber,  was  wichtiger  ist,  durch 
den  ausfall  eines  s  zwischen  n  und  f,  r  und  t  anch  ein- 
teir  (sporn)  neben  xivtqov,  xiargov,  iart  neben  got.  thaur- 
stei  (durst)  erklärt,  womit  der  ausfall  desselben  in  ech* 
tar,  öchtar  (zeitschr.  XIV,  257)  zu  vergleichen  ist.  In 
anbsud,  anbsidi  (gl.  mutabiles)  Ml.  64,  womit  offenbar 
cobsud  (stabilis)  54  zu  vergleichen  ist,  wird  erweichung 
des  f  von  foss  (mauere)  nachgewiesen,  wie  cubus  (con- 
scientia)  aus  co(n)-fius,  coibse  =  confessio  erklärt. 
Sehr  gefreut  hat  es  uns,  dafs  der  verf.  von  Lottner's  an* 
nähme  über  die  scheinbaren  perfectformen  auf  -si  (beitr. 
11,318)  jetzt  zurückgetreten  ist  und  ein  angehängtes  pro- 
nomen  darin  annimmt,  was  ref.  von  anfang  an  gethan  hat; 
nur  vermutheten  wir  ein  pronomen  si  darin,  während  sich 
jetzt  durch  aliss  (rogavit),   anis  (mansit),   dlomis  (op- 


anzeigen.  459 

probravit)  Tir.  11.  14  vielmehr  i  als  der  pronomiDale  an- 
haog  in  baitzisi  (baptizavit  eum)  und  den  verkürzten 
ailsi  (rogavit  eum),  berrsi  (totondit  eum),  foidsi, 
foitsi  (misit  eum),  gabsi  (cepit  eum)  Tir.  8.  11.  14.  15, 
leicsi  (sivit  eum)  Ml.  erweist.  Kef.  hält  aber  auch  in 
gabsi  cadessin  abbaith  („he  himself  took  the  abbacy^) 
Tir.  15  das  pronomen  keineswegs  für  pleonastisch,  sondern 
sieht  abbaith  als  den  regelrechten  acc.  des  f- Stammes 
abb  (abbas)  an  —  vergl.  seondapid,  secndapthib  Z. 
274,  nom.  und  dat.  plur.  von  secndabb  (secundus  abbas) 
Corm.  —  und  übersetzt:  cepit  eum  ipsum  abbatem.  Auch 
hinsichtlich  des  am.  immindräitset  (wie  jetzt  Tir.  11 
statt  des  immindraiset  bei  O'Don.  lautet)  und  nan- 
drigad  ib.  13  mufs  ref.  an  seinen  früheren  erklärungen  (V, 
21.  26)  festhalten,  die  er  durch  die  parallelstellen  vor  Fiacc's 
hymnus  und  in  Trip.  Life  wie  durch  Colgan's  worte  (bei 
O^Don.)  bestätigt  findet.  Die  interessanten  formen  auf 
•sius,  -sus,  die  der  verf.  p.  21  und  in  den  Addendis 
mittheilt,  wie  mörsus  (laudavit),  guidsius  (rogavit), 
scheinen  relative  formen  des  perfects,  wie  der  pl.  cretsite 
Z.  312.  Die  dem  herausgeber  unverständliche  glosse  aus 
Cod.  Ld.  erklärt  sich  nach  der  uns  durch  hrn.  prof.  Pott's 
gute  zugekommenen  abschrifb  von  Hertz  sehr  einfach;  der 
text  lautet  (Prise.  XV,  i>,  35):  et  ex  hoc  componitur  ut 
(von  der  band  des  glossators  corrigiert:  utidem)  inveni- 
tur  etiam  pro  utinam,  über  ex  hoc  steht  .i.  ond  ut  so 
(i.e.  ex  hoc  ut),  über  invenitur  ar,  arecar  (nam  inveni- 
tur).  Konnten  wir  bisher  als  dank  für  die  schätzbare  gäbe 
nur  xfi^x^cc  y()V(rei(iiv  bieten,  so  ict  folgendes  vielleicht  nicht 
ganz  ein  ;^aAxsor.  Ml.  44  sind  die  worte  „opprimi  nequi- 
vimus^  glossiert:  nicoimnacmarni  .i.  sech  ni  coim- 
nactar  arnamit  son  etc.,  d.  h.  (nicht  wie  Mr.  St.  an- 
nimmt, non  possumus,  sondern)  non  potuimus,  non  potue* 
runt  hostes  nostri  etc.;  beides  sind  nämlich  formen  des 
reduplicirten  perfects  von  cumang  oder  conicc  (wie 
tanacc  von  ttc),  wie  dergleichen  formen  immer  im  plu* 
ral  mit  medialform;    dazu  vergl.  hei   Z.  ani  nad  com- 


460  Schmidt 

nactar  döini  triaoecne  Wb.  8a  (qood  Don  potuerunt 
homines  sapientia  sua)  und  2.  pl.  nad  coimnacaid  bri- 
themnact  frisincinsa  (gl.  non  est  bona  gloriatio  vestra, 
1.  Cor.  5,  6)  d.  h.  quod  non  potuistis  judicare  contra  hoc 
ecelus)  Wb.  9  b ;  dazu  gehört  aber  auch  3.  sg.  mit  medial- 
form:  ni  conchoimnucuir  rect  firianugud  Z.  853 
(non  quod  potuerit,  non  potuit  lex  justificare),  bis  jetzt  das 
einzige  beispiel  der  art,  wenn  wir  die  composita  nicht  be- 
sonders zählen  wollen:  teccomnocuir  Wb.  (evenit)  Z.  708, 
amail  tondechomnuchuir  (ut  id  accidit)  Cam.,  vom 
präs.  tecmaing  Sg.^  und  forcomnucuir,  forchomnu* 
cuir,  farcomnucuir  Wb.,  forcomnacair  Sg.  (factum 
est),  wozu  forchuimsed  und  farcuimsitis  gehören, 
also  von  Z.  unrichtig  in  fo-ro-ch.  zerlegt,  vielmehr  von 
for-cumang,  wie  schon  aforcm achte  (gl.  facticium)  Sg. 
30  b  (Z.  1032)  zeigt. 

l.mai  1867.  H.  Ebel. 


Etymologische  forschnngen  auf  dem  gebiete  der  indogennaiuscheo  Bpnchen 
unter  berUcksichtigung  ihrer  hauptformen,  sanskrit;  zend -persisch ; 
griechisch-lateinisch;  littanisch-slawiach ;  germanisch  nnd  keltisch,  von 
Aug.  Fried r.  Pott  Zweite  aufläge  in  völlig  neuer  Umarbeitung. 
Zweiten  theiles  zweite  abtheilnng.  A.  u.  d.  T.  Wurzelwörterbnch  der 
indogermanischen  sprachen  von  A.  F.  Pott.  Erster  band.  Wurseln  mit 
vocalischem  ausgange.  Erste  abtheilnng:  Wurzeln  auf  a-  nnd  i -laute. 
Zweite  abtheilnng:  Wurzeln  auf  u,  ü  und  v.  Detmold  1867.  2  bde. 
8.     XII  und   1879  ss. 

Die  vorliegenden  zwei  bände  geben  weit  mehr  als  ihr 
titel  verspricht.  Wer  nur  wurzeln  auf  vocalis^ea  auslaut 
zu  finden  wähnt,  dessen  er  Wartungen  werden  bei  weitem 
übertrofien;  eine  grofse  menge  der  consonantisch  auslau- 
tenden wird  schon  hier  behandelt.  Wohlfeilen  kaufes  aber 
seine  kenntnisse  den  mitforschern  herzugeben,  ist  der  Ver- 
fasser keineswegs  gesonnen.  Er  bietet  dem  leser  nicht  die 
gewonnenen  resultate  seiner  forschungen,  sondern  führt  ihn 
direct  in   die  werkstatte  und  zwingt  ihn  selbst  die  arbeit 


anzeigen.  44)1 

mit  durchzumachen.  Diese,  der  gelehrten  weit  schon  ge- 
nugsam bekannte  behandlungs weise  des  Verfassers  erschwert 
die  Benutzung  des  buchcs.  Ohne  index  wird  es  fflr  viele 
forscher  ein  todtes  capital  bleiben,  und  wir  können  daher 
nur  den  von  anderen  schon  öfter  geäufserten  wünsch  nach 
möglichst  baldiger  Vollendung  des  werkes  und  nach  anfer* 
tigung  des  index  wiederholen. 

Ein  indogermanisches  wurzelwörterbuch  I  Bin  grofsea 
antemehmen,  bei  dessen  ausfOhrung  sich  noch  sehr  viele 
Schwierigkeiten  in  den  weg  stellen.  Sind  wir  Oberhaupt 
schon  im  klaren  Ober  die  gestaltung  der  wurzeln?  Ist  ihr 
vocalismus  schon  untersucht?  Wie  steht  es  mit  den  soge- 
nannten wurzeldeterminativen?  Das  sind  alles  fragen,  welche 
in  den  voraufgehenden  theilen  der  etymologischen  forschun- 
gen  keineswegs  völlig  beantwortet  sind,  die  sich  aber  eben, 
weil  sie  noch  ungelöst  sind,  als  blocke  Ober  den  weg  la- 
gern, die  durchbrochen  oder  fortgeschafft  werden  mOssen. 
Gewifs  ist  es  aber  nöthig  von  zeit  zu  zeit  das  facit  der 
hie  und  da  zerstreuten  etymologischen  Untersuchungen  zu 
ziehen  und  es  in  einem  einzigen  werke  vereinigt  vorzule- 
gen. Das  von  diesem  Standpunkte  sehr  berechtigte  buch 
begrOfsen  wir  daher  mit  aufrichtiger  freude.  Dafs  aber 
ein  vollständiges  indogermanisches  wurzelwörterbuch,  d.  h. 
ein  solches,  in  welchem  jedes  wort  auf  seine  wurzel  za- 
rflckgeftlbrt  wird,  zur  zeit  noch  unmöglich  ist,  beweist  das 
vorliegende  werk,  in  welchem  viele  werte  blofs  verzeich- 
net, nicht  aber  erklärt  werden  konnten^  wie  z.  b.  mehrere 
artikel  aufs.  4,  ferner  no.  290,  s.  1098;  291,  s.  1100;  299, 
8.  1112;  304,  305,  s.  1137;  325—328  s.  1252  ff.  Der  Ver- 
fasser huldigt  aber  dem  grundsatze:  dem  muthigen  gehört 
die  weh,  wie  er  zum  öfteren  dadurch  kund  gibt,  dafs  er 
erklSrt  „muth  zu  einer  etymologie  zu  haben^  (s.  48,  53, 
192),  ja  „tollkOhn  genug  zu  sein^  (s.  127)^  Und  so  geht 
er  muthig  an  die  arbeit  und  läfst  nach  allen  selten  hin  die 
funken  seines  geistes  stieben. 

Was  nun  die  begränzung  des  Stoffes  betrifil,  so  ver- 
zichtet nach   unserer   ansieht    ein  Wörterbuch  schon  durch 


462  Schmidt 

seinen  titel  auf  die  erklärende  Behandlung  der  Wortbildung, 
d.  h.  der  declination  und  conjugation,  auf  welche  an  vielen 
stellen  des  vorliegenden  werkes  (s.  57,  657,  105 — 113, 
13Sff.,  396  ff.  und  sonst)  eingegangen  wird. 

Ferner  pflegt  man  mit  einem  wörterbuche  wesentlich 
den  begriff  eines  nacbschlagebuches  zu  verbinden,  das  erste 
postulat  fQr  die  anordnung  ist  also  die  Übersichtlichkeit.  Die 
anordnung  eines  Wörterbuches  ist  die  alphabetische.  Wie 
sollen  aber  die  wurzeln  so  vieler  sprachen  mit  so  verschie- 
denen lautsystemcn  alphabetisch  geordnet  werden?  Im  all- 
gemeinen hat  Pott  die  anordnung  der  wurzeln  bei  Wester- 
gaard  zu  gründe  gelegt  und  dazwischen  die  sich  in  andern 
indogermanischen  sprachen  ihm  ergebenden  wurzeln  einge- 
reiht. Wie  soll  man  sich  da  zurecht  finden?  Unseres  be- 
dQnkens  wäre  eine  sehr  einfache  auskunft  zu  finden  gewe- 
sen. Ein  indogermanisches  Wörterbuch  mufs  eben  die 
indogermanische  Ursprache  zum  ausgangspunkte  neh- 
men, jede  Wurzel  also  auf  die  urform  reducieren  und  dann 
nach  mafsgabe  der,  wo  möglich  physiologisch  geordneten, 
laute  der  Ursprache  verzeichnen.  Doch  der  verf,  leugnet 
(s.  494)  das  ganze  factum  der  Ursprache.  Als  probe  der 
anordnung  gebe  ich  die  auf  s.  4  verzeichneten  ersten  neun 
nummern  (die  beiden  bände  enthalten  357  nummern),  l)zd. 
kä,  2)xvdüfiai,  3)xpdutj  4)  xpet,  xegdvvvfit^  5)  illyr.  kla-tti, 
6)  lett.  klah-ti,  7)  altbulg.  kva-ti,  8)  skr.  khft,  9)  kbjft. 
Unter  dieser  zuletzt  genannten  wurzel  khjfi  wird  behan- 
delt: lat.  insece,  deutsch  sagen,  lit.  sak^ti  etc.,  griech. 
iwvtn^^  ivJTiTj^  kviaatii  (als  entstanden  aus  kvi'+'ldnTw)^  skr. 
sakhi  (als  sa+khjft)  etc.  Vgl.  aufserdem  z.  b.  wz.  tu 
(8.  793—903)  und  wz.div  (912—1063).  Durch  die  leben- 
den columnentitel  ist  nun  einigermafsen  das  nachschlagen 
erleichtert.  Aber  gerade  das  in  erster  linie  empfundene 
bedQrfniis  des  nachschlagenden,  zu  wissen,  welcher  wnrzel 
ein  wort  zugesprochen  wird,  was  oft  schwer  zu  ermitteln 
ist,  bleibt  unberücksichtigt.  Statt  dessen  tritt  irgend  eins 
der  vielen  auf  einer  seite  behandelten*worte  in  die  flberschrift« 
(S.  83  steht  statt  hft  in  der  Qberschrift  zweimal  ^nä). 


•Qieig«n.  463 

In  der  aufstellnog  der  wurzela  folgt  der  verf.  gänx 
den  indischen  grammatikern ,  setzt  also  die  auf  a  auslau- 
tenden mit  langem  vocale  an.  Er  sagt  darüber  s.  1:  ^Ge- 
gen dieses  „grammatische  dogma^  hat  sich  Schleicher  nicht 
mit  unrecht  aufgelehnt,  wenn  man  auch  nicht  gerade 
mit  allen  seinen  Voraussetzungen  sich  einverstanden  erklä« 
ren  möchte.^  Dafs  eine  menge  worte  vorkommen,  welche 
von  wurzeln,  deren  vocal  als  &  angesetzt  wird,  abgeleitet, 
thatsächlich  kurzes  a  als  wurzelhafb  erweisen,  ist  von  Schlei- 
cher und  anderen  schon  genugsam  betont  worden.  Es  ist 
also  durchaus  nicht  gewagter  die  wurzeln  auch  wirklich 
karzvocalig  anzusetzen,  als  Verkürzung  langer  vocale  in  so 
und  so  viel  formen  zu  statuieren.  So  z.  b.  wird  es  gewifs 
einleuchtender  sein,  dafs  in  skr.  dha-na  eine  würzet  dha 
vorliegt,  als  dafs  dies  wort  —  wie  Pott  s.  175  will  — 
aas  dh&  -f-  ana  (die  erste  silbe  also  ursprünglich  drei 
moren  enthaltend!)  entstanden  sei,  indem  das  ä  „aufgege- 
ben^ wurde.  Auch  bei  den  von  den  Indern  auf  6  und  äi 
auslautend  gesetzten  wurzeln  „würde  er  sich  scheuen^,  das 
i  mit  Schleicher  als  zum  praes.-suff.  gehörig  zu  betrachten. 

Die  praepositionentheorie  ist  auf  jeder  seite  dieses  bn- 
ches  reichlich  angewandt,  so  erklärt  verf.  s.  383  aaniÖBg 
aus  anoöTfcio);  402  onviw  aus  upa+i;  430  otofiai  = 
8kr.  ava+ßmi;  127  divido  ==  di-hvi-f-dä  (dö  schnei- 
den), „man  könnte  selbst  tollkühn  genug  sein  vid  scire 
als  vi-f-d&  „unterscheiden^  zu  erklären;  160  ahd.  widamo 
dotation  aus  vi+dh&,  wdchem  aber  das  von  ihm  gegen 
Richthofen  geltend  gemachte  ags.  veotoma  widerspricht, 
welches  vielmehr  auf  lat.  vas,  gen.  vadis,  griech.  hdvov 
weist  (letzteres  erklärt  Curt.*206  anders);  femer  161  lit. 
vidüs,  l&vg^  Bvdvs  =  vi-f-dhfi;  171  anm.  lit.  dumä 
(wohl  fremdwort;  vergl.  russ.  oder  poln.  duma)  aus  poln. 
doH-timas;  190  skr.  ap  aus  ä-f-pä  —  und  trotz  des  hier 
bereitwillig  angenommenen  Schwundes  des  vmrzelvocals, 
will  Pott  nicht  anerkennen,  dafs  die  wurzeln  auf  a,  nicht 
ä,  anzusetzen  seien!  — ;  239  und  298  portio  nicht  zu 
pars,  sondern  aus  pro+rata;  1111  fragt  verf.  hei  navan 


4(i4  Schmidt 

^docb  nicht  etwa  als  ein  wiederaufatbmen  zu  ar,fjiBvai  mit 
ano?^  ä>]ui  ward  aber  8.303  als  ä+vämi  erklärt,  navto 
wäre  also  apa+ä+vämi.  Ja  der  verf.  ist  so  fest  von 
der  untrQglicbkeit  dieser  ansichten  überzeugt,  dafs  er  (8.43) 
für  die  erklärung  von  Signum  =  sä-ghä  durcb  seine 
,,zablreicben  beispiele  von  analogien  nun  wobl  der  Wider- 
legung anderer  auffassungen  billigerweise  überboben  zu 
sein^  meint.  Oefter  (z.  b.  402)  spricht  er  von  ^^composi* 
tionsscheuen  ^.  £r  begeht  allerdings  einen  anachronisoins, 
trotz  der  434 ff.  versuchten  ableugnung  desselben,  indem 
er  wurzeln,  welche  als  solche  sicher  vor  beginn  der  stamm* 
und  Wortbildung  schon  vollendet  waren,  aus  praepositionen 
und  einfacheren  wurzeln  zusammengeschmolzen  annimmt. 
Die  praepositionen  sind  ja  alle,  wenn  auch  zum  theil  schwer 
nachzuweisende,  werte,  d.  h.  mit  wortbildungssuffixen  (im 
Schleicherschcn  sinne)  versehen.  Fertige  worte  aber  als 
bestandtheile  der  wurzeln  anzunehmen,  die  doch  selbst  erst 
die  basis  für  stammbildung  hergeben,  die  wieder  der  Wort- 
bildung voraufgeht,  ist  das  kein  anachronismus?  Der  verf. 
lehnt  sich  (s.  446)  mit  recht  gegen  die  erklärung  von  amv 
aus  au  (üv  auf,  weil  dei  ein  casus  sei;  macht  er  es  denu 
aber  mit  seinen  praepositionen,  die  doch  ursprünglich  auch 
casus  sind,  anders?  Er  führt  nun  s.  437  einige  verba  an, 
die  sicher  schon  im  vedischen  skr.  die  praeposition  und 
die  Wurzel  untrennbar  verschmolzen  hätten,  so  vor  allen 
aväimi  (ava+i),  welches  er  mit  oloua«  identifieiert.  Die 
bedeutung  „  schauen  auf,  betrachten ,  begreifen  ^  u.  s.  w., 
welche  er  für  dies  compositum  fordert,  ist  aber  im  petersb. 
wtb.  mit  keinem  einzigen  vedischen  beispiele  belegt,  und  dafs 
ava  6mi  in  den  veden  noch  als  getrennte  worte  vorkom- 
men, davon  hätte  den  verf.  die  im  petersb.  wtb.  abgedruckte 
stelle  Rv.  VII,  86,  4  überzeugen  sollen ;  an  der  stelle  des 
Bv.,  auf  welche  er  sich  beruft  (statt  V,  78)  8  ist  bei  ihm 
verdruckt  V,  5,  78),  bedeutet  avehi  nur  „geh  weg**. 
Ebenso  sind  im  petersb.  wtb.  stellen  zu  finden,  in  denen 
die  als  untrennbar  proelamierten  pari-i,  pra-i,  apa-i 
(Rv.  X,  108,  10)  durch  zwischen  ihnen  stehende  worte  oder 


anseigen.  465 

durch  Inversion  getrennt  sind.  Ehe  der  nach  weis  untrenn- 
barer Verschmelzung  von  praeposition  und  verbum  in  den 
veden  nicht  geliefert  ist,  bleibt  die  ganze  theorie  der  wur- 
zelzQsanimensetzung  mit  praepositionen  eine  durch  keine 
positive  thatsacbe  gestützte  hypothese,  welche  noch  dazu 
im  Widerspruche  mit  der  anderweitig  erkannten  Sprachge- 
schichte steht. 

Nicht  ganz  so  widerspruchsvoll  in  sich  selbst  ist  die 
neigung  des  Verfassers,  compositionen  zweier  wurzeln  an- 
zunehmen, die  man  jedoch,  wenn  überhaupt,  nur  mit  &us- 
serster  vorsieht  ansetzen  darf  So  erklärt  er  s.  69  anm«: 
merced-  aus  merc--Hced-  id  quod  in  mercis  locum 
cedit  oder  quod  pro  merce  cedit.  Auch  in  lat  heres 
(69 f.)  „wittert^  er  composition  aus  hQr  ^b  j^f^Qog  (wz.  hs) 
und  -hendere  (prae-hendere),  es  ist  aber  fllr  heres, 
herctum,  herciscere  ganz  unbeachtet  geblieben,  was 
Corssen  krit.  beitr.  133  darüber  ermittelt  hat.  Discipn» 
los  =  discens  puellus  (133);  skr.  adri  stein  aus 
a-f-dra  nicht  laufend  (s.  134  und  1065).  Wem  fällt  da- 
bei nicht  die  erklärung  von  asinus  als  sinus  mit  a  priva- 
tivimi  ein?  Skr.  bh&ä  =s  bh&+iä  „einleuchtend  machen 
wollen«  (258)  u.  s.  w. 

Sehr  bedauern  müssen  wir,  dafs  der  verf.  für  das  li- 
tanische  die  arbeiten  von  Schleicher  so  wenig  benutzt, 
Mieicke  and  Ostermeyer  hingegen  oft  citiert.  Die  Schrei- 
bung der  litauischen  werte  ist  incorrect  und  inconsequent. 
Den  in  der  spräche  geschwundenen  nasal,  welcher  nur  noch 
der  etymologischen  durchsichtigkeit  wegen  in  der  schrift 
angedeutet  und  von  Schleicher  durchweg  mit  einem  haken 
unter  dem  vorhergehenden  vocale  bezeichnet  wird,  schreibt 
Pott  bald  ebenso,  bald  n,  bald  n,  bald  gar  nicht,  so  z.  b. 
8.151  iii  kunningus,  in  (sie!)  sudzias  indeti,  als 
pfarrer,  als  richter  einsetzen,  statt  |  kün|gus,  \  sudtks 
ideti,  eine  zeile  später  dagegen  finden  wir  kunninga 
statt  künig^,  155  aber  richtig  k^  (k§'  quem).  Ferner 
unterscheidet  er  nicht  zwischen  ö,  dem  a-vocal,  und  6, 
dem  i-vocal,  welche  er  beide  mit  e  bezeichnet,  z.  b.  pr6- 

BeitrMg«  s.  vgl.  sprachf.  V.  4.  30 


466  Schmidt 

das  sugabc,  statt  prcdas  (157),  nusideti  und  pr^sz 
k§  (155)  statt  nnsid^'ti  und  prSsz  k^',  nusideda 
smutnus,  er  stellt  sich  betrübt,  statt  nusidöda  smiit- 
nas«  Manchmal  schreibt  er  statt  ä  auch  ie,  so  pienas 
milch  (190),  daneben  aber  auch  penas  (197),  statt  penas. 
Dies  ist  um  so  unbegreiflicher,  als  verf.  s.  233  selbst  von 
Schleicher  sagt,  dafs  er  „auf  eine  der  ausspräche  sich  mög- 
lichst anschliefsende  genaue  Schreibung  hält^.  Der  schlech- 
ten Schreibung  hat  der  verf  einen  grammatikalischen  fehler 
zu  danken,  welcher  sich  s.  316  eingeschlichen  hat.  Indem 
satze  j*!  moteriszkd  pastöjo  (ich  habe  gleich  die  ac- 
cente  beigefügt,  welche  den  irrthum  unmöglich  machen, 
aber  bei  Pott  fehlen),  sie  ist  schwanger  geworden,  erklftrt 
er  das  zweite  wort  ausdrücklich  f&r  einen  nominativ,  als 
solcher  hAtte  er  aber  moteriszkö  zu  lauten;  moteriszke 
ist  instr.  sg.  Ein  prAdicativer  nominativ  darf  bei  pastöti 
nicht  stehen,  vgl.  Schleicher  lit.  gr.  s.  270.  Gleich  darauf 
fahrt  Pott  ein  boispiel  an,  welches  ihn  über  den  casus 
hätte  belehren  müssen:  imogumi  stöjos  er  ist  mensch 
geworden.  S.  467  folgt  er  Nesselmann,  indem  er  weidas 
and  waidas  beide  als  „gesiebt^  erklftrt,  waidas  sei  ge- 
siebt SS  phantasiebild,  weidas  angesicht.  In  Schleichers 
glossar  zum  lesebuche  und  im  glossar  zum  Donaleitis  fin- 
den sich  aber  vaidas  zank,  hader,  v6idas  antlitz.  Ac- 
cente  setzt  Pott  meist  gar  nicht,  bisweilen  auch  falsch. 
Durch  das  ganze  buch  hindurch  ist  die  so  sehr  wichtige 
erweichung  der  consonanten  fast  nie  bezeichnet. 

Auch  die  wiedergäbe  der  altbulgarischen  worte  Iftftt 
an  genauigkeit  manches  zu  wünschen  übrig,  i  und  ^  (nach 
Schleicherscher  bezeichnnng)  drückt  Pott  beide  höchst  unbe- 
stimmt und  wechselnd  aus:  äljem  (s.  72)  fbr  £  lern  Tu 
ouserjag  (858)  fftr  user^gu,  mjesaetz^  (272)  far  m^- 
s^ci;  in  letzterem  beispiele  wendet  er  '  ftkr  i  an,  gewöbb- 
lioh  bezeichnet  er  diefs  aber  durch '\  z.  b.  zjat"  fär  zfti, 
hingegen  ö,  wie  auch  Öfter  i,  gar  nicht  oder  durch  das 
hier  ftkr  !  stehende  \  z^dati  (82)  filr  i^dati. 

Noch  müssen  wir  hier  eine  lieblingsansicht  des  veri' 


^ 


anzeigen.  4^7 

Ven«     Er  hält  die  palatalen  laute  der  arischen  spra- 

^^r  ursprüDglicb  (494  ff).     Physiologische  erwägun- 

\  er  als  unberechtigt  zurQck.     Wie  er  sich  nun 

^g  der  palatalen  iu  gutturale,  der  danach  in  so 

^llen  zu  statuieren  wäre,  denkt,  sagt  er  nicht. 

\  schwer  nachzuweisen  sein.    Besonders  steift 

\  ursprQnglichkeit  des  skr.  9  und  fQhrt  als 

*önde  dafür  an,    dafs  demselben  in  den 

\      %  ^„Zischlaute  begegnen  und  nie  k^  (496)» 

Hind ,  weshalb  er  s.  40  einen  engeren 
.  «vischen  den  slawischen  und  arischen  spra- 
^int.  Dafs  die  slawischen  palatalen  aber  factisch 
^  meist  genau  nachweisbaren  gesetzen  aus  gutturalen 
entstanden  siud,  sollte  doch  jetzt  nach  Schleichers  arbeiten 
allgemein  anerkannt  sein.  Auch  s,  welches  nach  Pott 
durcbgehends  auf  skr.  9  weisen  soll,  sehen  wir  in  histori- 
scher zeit  auf  speciell  slawischem  boden  aus  k  entstehen, 
z.  b.  in  sloniti  sq  acclinari  neben  dem  älteren  kloniti 
inclinare,  lit  klönioti-s,  griech.  xkivHv  etc.  S.  72  wird 
sogar  in  altbulg.  slSmä  galea  ein  skr.  9  gesucht,  das  wort 
steht  aber  lautgesetzlich  für  *chl§mü,  und  diefs  ist  aus 
dem  althochdeutschen  heim  entlehnt.  Ferner:  s.  502  wird 
altbulg.  kamy  =  apman  gesetzt,  545  pokoj  zu  ^i, 
802  svekrü  sss  ^va^ura,  468  bei  6istii  (lautgesetzlicb 
für  ""kistü)  an  pudh  erinnert.  Ja  s.  761  sagt  Pott  selbst: 
„skr.  k  froher  unstreitig  k^!  Wenn  der  ver&sser  selbst 
aber  sein  so  kategorisch  aufgestelltes  dogma  bei  passender 
gelegenheit  bricht,  so  kann  er  unmöglich  von  anderen 
verlangen  (wie  er  es  s.  496  vom  referenten  verlangt),  dafs 
sie  es  annehmen. 

Dies  sind  im  wesentlichen  die  principiellen  unter* 
schiede  zwischen  dem  Standpunkte  des  Verfassers  und  dem 
des  referenten.  An  bemerkenswerthen  einzelheiten  bietet 
das  mit  der  ganzen  fülle  tiefer  gelehrsamkeit  geschriebene 
buch  so  viel,  dals,  wollte  man  sie  alle  genügend  erörtern, 
wieder  ein  buch  entstehen  würde.  Wir  müssen  uns  daher 
auf  wenige   andeutungen  beschränken.     S.  19  wird  unter 

30* 


468  Schmidt 

gft  ire  das  got.  standan  als  abgeleitet  vom  latein.  part. 
staut-  erkl&rt.  Das  durch  die  conjugatioD  als  primär  er- 
wiesene verbam  soll  also  denominatiT  sein.  S.  47  f&r  die 
griechischen  namen  auf  »ivog  wie  XagiA-lvo^  liegt  es  doch 
wohl  nfther  "ivo*  mit  lat.  -ino-  zu  identificieren,  als  in 
ihnen  composita  mit  vovq  zu  sehen.  S.  49  wird  glöria 
ohne  wiederlegung  der  von  Kuhn  aufgestellten  erkl&mng 
als  (ravasja  (zeitschr.  in,  398ff.)  zu  wz.  ^nft  gezogen. 
Ebenda  erklärt  verf.  das  in-  von  ignoscere  als  privativ, 
eine  derartige  negation  ist  aber  bei  primären  verben  uner- 
hört.  Aniserdem  ist  ^nicht  kennen^  doch  kein  verzeihen. 
Viel  sinniger  hat  die  spräche  ignoscere  als  nhinein,  d.h. 
durch  und  durch  erkennen^  gebildet,  wobei  ich  an  das 
schöne  dictum  erinnere:  einen  fehler  begreifen,  heilst  ihn 
verzeihen.  Für  percontari  s.  50 f.  wäre  Corssen  krit. 
beitr.  4  zu  berOcksichtigen  gewesen.  S.  104  nutrire  als 
denom.  von  vmt^qog  würde  n jünger  machen^  bedeuten, 
aber  nicht,  wie  Pott  will,  „kinder  in  früherem  lebensalter 
ernähren^.  S.  134  wird  ahd.  dräju  drehe  u.  s.  w.  zu  skr. 
drä  laufen  gestellt,  während  es  erst  s.  104  mit  ags.  thrfive 
torqneo  zu  tar,  tra  gezogen  war.  S.  145  die  Benfeysche 
erklärung  von  prat  in  praddadhämi  cr^do  als  pari, 
aor.  von  pru,  welche  Pott  acceptiert,  hat  lautliche  beden- 
ken, zudem  liefse  die  Pottsche  aufFassung  des  compositum 
als  „ich  mache  den  hörenden''  allerwenigstens  das  medium 
dadhe  erwarten.  Solltet  das  wort  nicht  mit  prath  ne- 
ctere,  ligare  (vgl.  Weber,  Beitr.  IV,  284  **))  zusammen  han- 
gen? S.  149  bei  altbaktr.  mäzdra  verständig  hätte  eine 
Verweisung  auf  altbulg.  m^drü  prudens  sehr  nahe  gelegen. 
S.  153  altbulg.  zidati,  zidati  condere  hat  mit  skr.  dhä 
nichts  gemein.  Die  annähme  (180)  dhä  saugen,  trinken 
sei  aus  duh  verkürzt,  ist  doch  zu  gewaltsam  und  unbe- 
gründet S.  200  werden  compescere  und  dispescere 
von  dem  begrifflich  so  fern  liegenden  pascere  hergeleitet 
ohne  berücksichtigung  und  erwähnung  von  dem,  was  Cors- 
sen krit.  beitr.  398  über  diese  werte  beibringt.  S.  203  in 
altbulg.  pastuchu  pastor  sieht  verf.  das  suff.  -vas  despart. 


anzeigen.  4M 

perf.  act,  während  «tue hu  ein  zur  bildung  von  nomina 
agentis  besonders  im  russischen  öfters  gebrauchtes  sufBz 
ist,  vergl.  Miklosich,  die  bildung  der  nomina  im  altalov., 
Wien  1858,  §.  84,  s.  59. 

8.244  das  dem  lit.  jaunas,  lat.  juvenis,  skr.juvan 
u.  6.  w.  entsprechende  adjectivum  mangelt  den  slawischen 
sprachen  keineswegs,  ist  vielmehr  sowohl  einfach  als  alt- 
bulg.  junu  viog^  wie  in  vielen  ableitnngen  juniti  s^,ju- 
uaku,  junosti,  junota,  junoäa  u.  a.  bis  heute  er- 
halten. 

S.  261  in  ^ig  von  d-ia-rpavog  eine  verkOrzung  aus 
^toig  anzunehmen,  wird  wohl  den  meisten  zu  gewaltsam 
und  ohne  aiialogie  erscheinen.  Was  hat  man  darunter  zu 
verstehen,  wenn  es  s.  269  heifst,  aemulus  sei  vom  mit 
aequus,  hinten  mit  simulare  ähnlich?  S.  273  wird  der 
thatsächliche  verhalt  auf  den  köpf  gestellt,  indem  von  lit. 
m^'nesis  behauptet  wird,  es  sei  veraltet  und  komme  nur 
noch  im  ^emaatischen  zuweilen  vor,  statt  dessen  werde  jetzt 
im  preuis.  lit.  durchweg  mönä  gebraucht.  S.  282  anspre» 
chend  ist  die  deutung  von  ^fitagog  aus  fiifiaa.  8.  291  f&r 
klativw  wird  gar  keine  erklärung  noch  wurzel  angegeben; 
dafs  es  schon  mehrfach  gegenständ  der  Untersuchung  ge- 
wesen ist,  erfthrt  man  auch  durch  kein  wort.  Auch  alt- 
bulg.  plugü  steht  nicht  ohne  erklärung  da,  wie  P.  s.  293 
aom.  behauptet,  s.  Schleicher  formenl.  d.  kirchenslaw.  spr. 
8.  104.  Serb.  venuti  welken  wird  s.  299  unter  vä  wehen 
gestellt,  womit  es  gar  nichts  gemein  hat.  Die  wurzel  lau- 
tet nämlich  auf  d  aus ,  und  Mikl.  lex.  stellt  daher  altbulg. 
v^n^ti  marcescere,  v^diti  marcidum  reddere  mit  ahd. 
snindan  tabescere  zusammen. 

Die  behandlung  der  wurzel  sta  (312—372)  ist  sehr 
lehrreich  und  trefflich.  Die  von  Curtius  gegen  Potts  er- 
klärung von  vßgig  als  imig  +  wz.  i  gemachten  einwände 
sbd  durch  die  auseinandersetznng  s.  414  keineswegs  wi- 
derlegt. Im  Sanskrit  tritt  an  vocalisch  auslautende  wurzeln 
(auf  -],  -u,  -r)  am  Schlüsse  von  compositen  das  su£Bx 
-t-,  so  z.  b.  in  dem  von  Pott  417  erwähnten  artbet  aus 


470  Schmidt 

iirtha-it  emsig,  eilig.  Diefs  -t  sehe  ich  mit  Schleicher 
comp.  §.  226  als  Verkürzung  von  >ti-  an.  FOr  das  grie- 
chische leagnet  nun  P.  dergleichen  bildungen,  sie  sind  aber 
gar  nicht  selten,  z.  b.  wfio-ßqwx-  verzehrung  des  rohen  ha- 
bend, d.  h.  rohes  verzehrend,  a'ßXtJT"  keinen  wurf  habend, 
d.  h.  ungeworfen  u.  a.  bei  L.  Meyer,  vgl.  gr.  II,  318  ver- 
zeichnete.  Meyer  betrachtet  das  -r-  als  Verkürzung  von 
-To^,  auf  diese  weise  bliebe  die  active  bedeutung  von  üino' 
ß^wT'  unerklärlich;  nur  bei  unserer  auffassung  wird  sie 
gerechtfertigt.  Das  iat.  su£P.  -it-  wird  s.  415  trotz  allem 
von  vielen  Seiten  dagegen  gesagten  aus  wnrzel  i  erklärt 
Wenn  ap  wasser  zu  pa  trinken  gehören  soll  (s.  493),  wo 
bleiben  wir  dann  mit  aqua,  got.  ahva?  S.  498  erklärt  P. 
äxotmj  als  axovT^Tf],  abgeleitet  von  dfxoi/r-;  ein  ohne  vocal 
antretendes  secundärsufiSx  -to-,  -rrj-  gibt  es  aber  im  grie- 
chischen nicht.  Von  äxovT^  wäre  etwa  ein  *axow-£or»/  zu 
erwarten,  wie  aaXni^Yy'MTo-q  von  (TaXniyy-,  Ich  bleibe  da- 
her bei  meiner  erklärung  des  wertes  (wz.  Ak  s.  34),  die 
Pott  nicht  erwähnt.  S.  501  verwirft  er  meine  erklärung 
von  ascia^  azicia,  weil  die  bezeichnung  des  scharfen  f&r 
diese  worte  nicht  „  charakteristisch  ^  genug  sei.  Ich  be- 
zweifele aber,  dafs  die,  starke  Verstümmelungen  voraus- 
setzende, herleitung  von  ad  +  secare  eine  charakteristi- 
schere bedeutung  begründe.  Dafs  die  axt  und  ein  Instru- 
ment zum  schneiden  sehr  wohl  mit  demselben  worte  be- 
zeichnet werden  können,  beweist  lit.  peilis  messer,  welches 
ich  als  lehn  wort  auf  dtsch.  beil,  ahd.  pihal,  pll,  Hilde- 
brandslied 54  (Müllenh.  und  Scherer)  instr.  sg.  billju,  zu- 
rfickftkhre.  Zu  der  erklärung  von  tri-quetra  aus  tri-{> 
quatuor  „nur  eine  dreifache  vierung  von  ecken  habend* 
(s.  507)  macht  P.  selbst  ein  fragezeichcn.  Nach  dieser 
auffassung  müste  triqnetra  nicht  dreieck,  sondern  zwölf- 
eck bedeuten.  S.  541  mit  altbulg.  ko^uchu  vestis  pelli- 
cea,  koia  peilis  wäre  lautlich  und  begrifflich  ahd.  hachul 
casula,  cucullus,  ags.  hacele  chlamys,  nord.  hekla  tunica 
brevis,  hökull  thorax,  casula  wohl  vereinbar.  Wenn  ve- 
gere  s.  560  mit  ahd.  wcgan  wegjan  gleichgesetzt  wird, 


anzeigen.  471 

WO  bleiben  wir  dano  mit  vehere,  welches  doch  unstreitig 
oähere  Verwandtschaft  zu  den  deutschen  worten  hat?  S.  653 
auris,  lit.  ausis,  got.  auso  erklärt  P.  aus  ä  +  altbaktr. 
gaosa  ohr,  skr.  ghöäa  geräusch.  Dann  wird  noch  713 
naQjffCoVy  nagEtci,  na^ava  als  ^die  neben  .dem  ohre^  gedeu- 
tet, so  dafs  in  nct^ua  nur  praepositionen  und  snffixe  übrig 
geblieben,  das  ,,ohr^  aber  ganz  verschwunden  wftre.  Für 
die  eröriening  von  niti  670  ist  wieder  gans  unberücksich- 
tigt geblieben  Corssen  krit.  beitr.20ff.  Poln.  gi^c  biegen  ist 
8.  673  ganz  irrig  aufgefafst,  gi§(!:  ist  entstanden  aus  gn^d, 
altbulg.  gun^ti  movere  (s.  Afiklosich  vgl.  gr.  d.  slaw.  spr. 
1,468),  und  dies  hat,  wie  das  gleichbedeutende  gybati  be« 
zengt,  ein  b  vor  dem  nasal  eingebüfst,  weist  also  auf  wz. 
gub,  welche  denn  doch  von  got.  hn  ei  van  u.s.w.,  mit  denen 
F.  gi^c  verbindet,  weit  genug  abliegt.  Gegen  die  s.  759 £P. 
verfochtene  ansieht,  dafs  ydXa^  yXaxr-  aus  *ßXay,  *fAlay 
(aiiiXyu»)  entstanden  seien,  bleiben  die  einwände  von  Cur- 
tias'  158  in  ungescbwächter  krafl  bestehen*,  denn  einen 
positiven  beleg  des  Überganges  von  ^iX  in  yX  führt  F.  trotz 
der  sehr  ausführlichen  behandlung  des  wertes  nicht  an. 
Der  ausgaog  des  Stammes  yXaxt-  neben  yXay^  bleibt  auch 
bei  F.,  wie  bei  H.  Weber  et.  unters,  unerklärt  Umbrisch 
Ijovina  soll  zu  Jovis  gehören  s.  958.  Woher  dann  das 
anlautende  i?  Das  ältere  Jkuvio  soll  daraus  durch  Ver- 
härtung entstanden  sein!  Dafs  es  ein  umbrisches  adjectiv 
Jovia  gibt,  wird  dabei  gar  nicht  erwähnt.  Im  epitheton 
des  Mars  Gradivus  sieht  F.  gravis  oder  grandis  dens 
1010,  nmbr.krapuvi  ist  ihm :s gravis  Jovis,  in  Jove 
Grabovei  sei  nur  „ein  schein  von  tantologie^,  weil  es 
mehr  als  einen  Jovis  gegeben  habe.  In  diuturnus  hat 
(s.  1036)  „gleichsam  vermengung  von  diurnus  mit  diu- 
tinus  stattgefunden^.  Das  sufi.  -turnus  ist  aber  identisch 
mit  -ternus  in  ae«ternus,  hes-ternus,  sempi-ter* 
nus  U.S.  w.  S.  1072  mhd.  toum  dunst,  duft  entspricht 
ganz  genau  dem  lat.  fumus;  was  F.  über  die  vocalver- 
hältnisse  dieser  werte  sagt,  ist,  vielleicht  durch  druckfehler 
entstellt,    unklar.    S.  1085   öech.  „On    trwim   vmrze^ 


472  Schmidt 

(d.  i.  umfe)  heifst  nicht  „er  wird  gläubig  sterben^,  son- 
dern „er  wird,  glaube  ioh,  sterben^.  S.  1121  wie  es  mög- 
lich sein  soll,  eine  beziehung  zwischen  skr.  pu  (püj)  fau- 
len und  iit.  püsti  (wz.  put)  blasen  herzustellen,  bleibt  mir 
unklar,  da  P.  sie  gar  nicht  näher  darzulegen  versucht.  Lit. 
pupä  bohne  Obrigens,  welches  er  als  eine  redupliderte 
bildung  von  püsti  ansieht,  ist,  wie  das  glossar  zu  Dona- 
leitis  zeigt,  aus  russ.  6061,  (beb)  entlehnt,  also  zu  lat. 
faba  gehörig.  Das  1  in  altbulg.  pljuti  spuere,  welches 
dem  verf.  (1369)  grofse  noth  macht,  ist  nichts  weiter  als  der 
zwischen  labialen  und  j  $täts  entwickelte  hilfsconsonant 
(vgl.  Schleicher  comp.  307).  Mit  skr.  plu,  wozu  es  s.  1137 
gestellt  ist,  hat  daher  pljuti  gar  nichts  zu  thun,  ebenso 
wenig  wie  poln.  bluö  speien  mit  ffXvw^  bei  dem  es  s.  1208 
steht.  Schon  das  altbulgarische  hat  neben  pljuti,  plivati 
spuere  ein  bljuvati,  blivati  vomere,  in  welchen  wohl 
nur  eine  lautliche  modification  des  ersteren  vorliegt.  Auf 
jeden  fall  ist  auch  in  ihnen  das  1  unursprünglicher  parasit. 
S.  1176  in  lat.  ar-bos  glaubt  P.  ein  part.  perf.  act.  von 
WZ.  bhu  =3  natpvoig  zu  erkennen,  „jedoch  als  fem.,  wenn 
schon  nicht  mit  dem  schluTs-I  in  skr.  -ud-I^.  Ebenso  er- 
klärt er  in  arbütus  -bütus  =  fpvrog*  Pott  selbst  sieht 
die  bedenklichkeit  dieser  erklärung  ein,  dafs  ar-  hier  „auf- 
wärts^ bedeuten  müsse  und  dafs  *ar-futus  wie  ar-fuisse 
mit  bewahrtem  f  zu  erwarten  sei,  geht  aber  darüber  hin- 
weg, ohne  sie  zu  beseitigen,  denn  das  angefahrte  ad- 
-scendere  beweist  f&r  die  praepo^ition  keineswegs  die 
bedeutung  „hinauf,  aufwärts^;  adscendere  bedeutet  wei- 
ter nichts  als  heransteigen,  nämlich  an  etwas  höher  gele- 
genes. S.  1222  poln.  mowa  rede,  spräche,  möwiö  reden 
haben  ein  t  verloren  und  gehören  zu  aitbulg.  mluva  tu- 
multus,  mlüviti  tumultuari,  russ.  HOjiBHmb  sagen,  murren, 
nicht  zu  Wurzel  mu,  griech.  ftt;,  sondern  zu  altbaktrisch 
mrü,  auf  welches  ja  auch  Pott  selber  hinweist,  skr.  brü 
loqui.  S.  1236  in  got.  jukuzi  ist  Pott  geneigt  das  suffix 
des  part.  perf.  act.  fem.  skr.  -uäi  zu  finden.  Es  enthält 
aber  eine  Zusammensetzung  der  suiBxe  as+ja;  juk-uz-i 


anzeigen.  473 

verliftlt  sich  (von  der  Steigerung  des  wurzelvoeals  abgesehen) 
ZQ  ^wy-og  =  aq-iz-i  ;  *^X'Oq  =  glö-r-ia  :  xX^^og,  Was 
8. 1237 ff.  Ober  die  herleitung  des  suff.  »sv-g  aus  skr.  -ju-s 
gegen  Curtius  gesagt  wird,  ist  nicht  überzeugend.  Ja  P. 
ist  mit  sich  selbst  im  wiedersprucbe,  wenn  er  1240  einen 
za  vhl  erschlossenen  nom.  *vivig  abweist,  weil  ,,die  analo- 
gie  Ton  skr.  gan-jü-s  einen  nom.  *vit;^  erfordert^.  Also 
auch  nach  seiner  ansieht  entspräche  nicht  -€v^,  sondern 
'Vq  dem  skr.  -jus!  S.  1282  wz.  lup  sei  aus  Ifi  „gleichsam 
mittelst  des  caus.  p  weiter  gebildet^.  Was  heilst:  gleich- 
sam? Entweder  %$t  es  weiter  gebildet  oder  es  ist  ntcAl 
weiter  gebildet,  ein  mittelding  ist  nicht  möglich.  Lfige 
hier  ¥rirklich  das  causale  p  vor,  so  hätte  man  löpaj&mi 
zu  erwarten,  welches  auch  wirklich  existiert,  aber  nicht  als 
caosativum  zu  Ifi,  sondern  zu  lup.  Aufserdem  verhält 
sich  lup  seiner  bedeutung  nach  keineswegs  causativ  zu  Ifi. 
Mao  bat  also  dem  dinge  nur  einen  namen  gegeben,  der  es 
durch  seine  scheinbare  erklärung  nur  noch  mehr  verdunkelt. 
Was  sollen  wir  überhaupt  mit  den  so  vielfach  bereitwillig 
angenommenen  causativen  p  und  desiderativen  s  anfangen, 
wo  meist  die  bedeutung  der  so  erklärten  verba  auch  nicht 
das  mindeste  causative  oder  desiderative  zeigt?  Und  wei- 
ter: was  machen  wir  denn  mit  dem  für  causativ  erklärten 
p,  ist  diefs  etwa  klarer?  Man  erklärt  so  nur  eine  Schwie- 
rigkeit durch  die  andere.  S.  1304  f&r  lat.  dautia,  lau- 
tia  ist  zu  vergleichen  Fröhde  beitrage  zur  lat.  etymologie 
Liegnitz  1865  s.  Ylff.  S.  1308  das  s  in  Ifistrum,  lllfi- 
stris  u.  s.  w.,  mit  welchem  E«  nichts  anzufangen  weile, 
ist  von  Corssen  krit.  beitr.  410  erklärt:  Ifistrum  aus  *lov- 
-es-tru-m.  S.  1316  altnord.  sonar  ist  =a  skr.  sfinös, 
nicht,  wie  P.  wähnt  =  sfinasja.  Bei  rivus,  was  s.  1377 
aus  riguus  erklärt  wird,  ist  wieder  Corssens  (krit.  beitr. 
429)  vermittelung  mit  wz.  sru  gar  nicht  erwähnt. 

Hiermit  beschliefsen  wir  die  wenigen  bemerkungen, 
welche  der  räum  uns  über  das  so  ungemein  reichhaltige 
buch  zu  machen  gestattete.  Wir  haben  die  mängel,  welche 
ihm  nach  unserer  ansieht  anhaften,  mit  der  rückhaltslosen 


474  Schmidt,  anzeigen. 

Offenheit  dargelegt,  welche  wir  einer  so  grolsartigen  lei* 
stung  schuldig  zu  sein  glaubten.  Um  so  mehr  ftlhlen  wir 
uns  zum  Schlüsse  gedrungen,  dem  hrn.  Verfasser  f&r  sein 
grofses  werk,  das  des  gediegenen  und  trefflichen  so  viel 
bietet,  unseren  wärmsten  dank  auszusprechen. 
Jena.  Johannes  Schmidt. 


Die  slavischen  familiennamen  in  der  Niederlaiuitz,  von  P.  Bronis.   Bautzen, 
Schmaler  und  Pech  1867.     8.     31  ss. 

Dies  schriftchen  giebt  eine  ganz  dankenswerthe  Zu- 
sammenstellung sorbischer  eigennamen,  geordnet  nach  dem 
Ursprünge  der  namen :  1)  familiennamen,  die  aus  ursprüng- 
lichen taufnamen  entstanden  sind,  2)  die  von  standen,  äm- 
tern  und  gewerben  hergenommen  sind,  3)  von  freien  th&- 
tigkeiten  oder  von  gewissen  gewohnheiten  entlehnte  namen 
u.  s.  f.  Leider  hat  der  Verfasser  innerhalb  der  einzelnen 
rubriken  keine  bestimmte  Ordnung  verfolgt,  obwohl  sich 
gerade  in  solchen  Sammlungen  die  alphabetische  reihen- 
folge  besonders  empfiehlt.  Er  verwirrt  sich  daher  selbst 
einigemale  in  dem  ungeordneten  Stoffe,  z.  b.  s.  22  wird  der 
name  Stopa  (fufsspur)  innerhalb  vier  zeilen  zweimal  ver- 
zeichnet,  Polko  (feldchen)  erscheint  in  zwei  verschiedenen 
rubriken  (s.  20  und  s.  22). 

Aulserdem  charakterisiert  das  schriftchen  eine  sucht., 
deutsche  namen  als  ursprGnglich  slawisches  eigenthum  zu 
beanspruchen.  Geliert,  Lessing  und  sogar  der  Schwabe 
Schiller  sind  Slawen  (s.  3  =» jehlaf,  l^snik,  didlaf). 
Du  ring,  welcher  offenbar  nicht  vom  deutschen  stammna- 
men  der  DOringe  zu  trennen  ist,  soll  aus  Durnik  gei^ 
manisiert  sein  (s.  3),  Löwe  aus  LSwa  (die  linke  band) 
s.  21.  Sogar  unser  York  und  Kant,  dessen  familie  aus 
Schottland  stammte,  werden  (s.  1 6  und  25)  zu  Slawen  ge- 
macht. Dafs  der  Verfasser  der  Grammatica  Celtica  (Bronis 
s.  26   schreibt  ihn  Zeus  und  setzt  hinzu:   nicht  verwandt 


Schleicher,  anzeigen.  475 

mit  Zevg  Jovis  [sie!])  yod  einem  slawischen  orte  Zjezd 
oder  Zjazd  (zusammenfahrt)  benannt  sei,  ist  anch  nicht 
zweifellos.  Die  antideutsche  tendenz  des  Verfassers  spricht 
sich  noch  in  den  schlnfs werten  aus:  „Damit  man  nicht  an- 
stofs  nehme  an  manchen  Seltsamkeiten  wendischer  familien- 
namen,  fDge  ich  hier  einige  deutsche  bei,  die  ouriosa  in 
höherer  potenz  bis  zur  absurdität  bieten^. 

Jena.  Johannes  Schmidt. 


Die  Sprachwissenschaft  in  Kroatien. 

Die  Sprachwissenschaft  unserer  tage,  deren  strengere 
methode,  die  ihr  erst  das  recht  gibt  sich  Wissenschaft  zu 
nennen,  sie  gleich  auf  den  ersten  blick  vom  wüsten  treiben 
einer  leider  noch  nicht  völlig  vergessenen  Vergangenheit 
unterscheiden  läfst,  findet  in  erfreulicher  weise  immer  mehr 
tüchtige  Vertreter  bei  den  Slawen.  Vor  einiger  zeit  wie- 
sen wir  auf  sprachwissenschaftliche  werke  russischer  (Bei- 
träge V,  117.  244 ),  polnischer  ( V,  248 )  und  sorbischer 
(V,  245)  Verfasser  hin,  diesmal  will  ich  der  aufmerksam- 
keit  unserer  leser  einen  kroatischen  Sprachforscher  empfeh- 
len, dessen  arbeiten  wenigstens  dem,  der  sich  speciell  mit 
dem  slawischen  besch&ftigt,  nicht  unbekannt  und  unbenutzt 
bleiben  können.  Ich  meine  den  professor  Vatroslav  Jagid 
in  Agram.  Von  seinem  landsmanne  Gjuro  Daniöid  (jetzt 
secretär  der  südslawischen  akademie  der  Wissenschaften  in 
Agr«n),  einem  ausgezeichneten  förderer  slawischer  gram- 
matik  und  lexikographie,  war  in  diesen  blättern  schon  öf- 
ters, die  rede,  anderer  tüchtiger  Slawisten  südslawischer 
zunge  zu  geschweigen.  Von  seinen  arbeiten  liegt  mir  vor: 
1 )  Gramatika  jezika  h^rvatskoga.  Osnovana  na  starobu- 
garskoj  slov^ndtini.  Napisao  V.  Jagid.  Diopervi:  Glasovi. 
U  Zagrebu  1864  (grammatik  der  kroatischen  spräche.    Auf 


476  Schletcheri  anzeigtn. 

grundlage  des  altbulgarischeD.  Von  V.  Jagiö.  Erster  theil: 
Laute.  Agram  1864);  2)  Assemanov  ili  Vatikanski  Evao- 
gelistar.  Iznese  ga  na  svjetlo  Dr.  Franjo  Raöki.  U  Za- 
grebu  1865  (Das  Assemanische  oder  Vaticansche  Evange- 
lienbuch  *).  Herausgegeben  von  Dr.  Franz  Raöki.  Agram 
1865),  zu  welchem  werke  hr.  Jagiö  eine  grammatische,  lexi- 
calische  und  kritische  einleitung  geschrieben  hat,  die  jeder 
beachten  mufs,  dem  es  um  genaue  kenntnifs  des  altbulga- 
rischen zu  thun  ist.  Beide  werke  sind  in  kroatischer  (il- 
lyrischer,  serbischer  mit  lateinisch -slawischer  schrift  ge- 
schriebener) spräche  verfalst  und  liegen  deshalb  dem  leser- 
kreise  unserer  Beiträge  femer,  weshalb  ich  nicht  genauer 
auf  dieselben  eingehe.  Die  grammatik  zeugt  von  vertraut- 
sein mit  der  slawischen  und  indogermanischen  Sprachfor- 
schung der  gegenwart  und  von  selbständiger  arbeit  und 
forschung  auf  slawischem  gebiete  so  wie  von  kritischer  me- 
thode.  Der  verf.  schliefst  sich  wesentlich  meinen  arbeiten 
an  (wie  sofort  die  lauttafel  e.  10,  die  lautreihen  s.  34  und 
vieles  andere  zeigt),  ohne  jedoch  diese  oder  andere  hilfe- 
mittel  zu  nennen.  Aufgefallen  ist  mir,  dafs  er  auf  die 
wichtige  geltung  von  altbulg.  b  i  und  8  j  als  j  ü  gar  nicht 
eingegangen  ist,  wozu  ihn  doch  schon  das  s.  21  (§.  17, 2,  c) 
angeführte  beispiel  dostojanstvo  =  altbulg.  AOCToftakcnt 
(ja  =  S;  vgl.  dostojan  =  AoeroSn;  rajan  as  pt&m%) 
hätte  veranlassen  müssen. 

Diese  wenigen  werte  mögen  genügen,  um  auf  eine  er* 
freidiche  erscheinung  auf  unserem  gebiete  hinzuweisen. 


*)  Einefl  der  wichtigsten  altbulgariflchen  (altkirchenBlawiscben)  spradi- 
denkmale.  Mit  der  art  der  herausgäbe  bin  ich  freilich  nicht  ganz  einver- 
standen,  da  man  viel  eu  wenig  erführt,  was  und  wie  es  in  der  handacfarift 
steht  (vergl.  die  in  dieser  hinsieht  von  Sreznevskg  ausgesprochene  rOge  in 
Svidenija  i  zametki  o  maloizbestnychu  i  neizv^stnychu  panyatnikacbii.  St. 
Petersburg  1867,  XV,  s.  50). 

Jena.  Aug.  Schleicher. 


Schmidt,  tniscelle.  477 

Inschrift  von  Xanthus  N.  6. 

T0PAA4i+:TEA*E['ÄE:+PrrE: '.'.'.'.'/. 

/(:H/M^3EN>fFE :  y[iNh+E :  /f+BEi*+E :  f^Ei4^ :  TE : 
aEThEihThAV(:)Th/P[:  *^E3ETE :  Kh  M+h^E :  h  Al^ :  0  — 
/iMYTP4^(:)^A^:^ll[  — 

So  ist  diese  inscbrift  zu  ergänzen  und  zu  corrigiren.    Z.  1 
hat  der  stein  nach  Schönborns  zeugnifs  ^^5'^^P,  z.  3  FF : , 
z.  4  lies  iTMTMhA>il>:T>f/E  und  tilge  die  beiden   silben 
vor  der  phrase  als  dittographie.  —  Der  namen  des  man- 
nes,  der  das  erbbegräbnifs  anlegte,  ist  durch  die  iQcke  ab- 
sorbirt;  ein  langer  namen  kann  es  nicht  gewesen  sein.    Ob 
der  eigennamen    z,  2   T^P^^^+    vollständig   erhalten   ist, 
oder  ebenfalls  durch  die  verstOmmelung   der  ersten  zeile 
im  anfange  gelitten  hat,  ist  zwar  nicht  sicher  zu  entschei- 
den, jedoch  unwahrscheinlich.    Ein  ergänzungsversuch  der 
zweiten  zeile  darf  kaum  gewagt  werden:  denn  dafs  ^^AE: 
^+BE  den  räum  nicht  ausreichend  f&llt,  ist  klar.    Dagegen 
steht  z.  3  die  ergänzung  I^h+Ei^+BEi^+E:  aus  Xanth. 
4,3  fest.    Nach  dem  /  im  beginn  der  zeile  habe  ich  den 
doppelpunkt  ergänzt,    obwohl  denkbar  ist,    dafs  />^:^/>^- 
nicbt  dnrch  synekphonese  sondern  synizese  zu  />^/^-  copu- 
iirt  wurde.     Mit  /^Ei^:TE:  beginnt  ein   neues  Satzglied. 
Diese  ergänzung  und  correctur  der  folgenden  worte  liefern 
Xanth.  1,3.  3,  7.  8.     Der  schlufs  von  z.  4  ist  aus  Xanth. 
1i3  genommen.     Ende  der  fiinften  zeile  fehlt  wahrschein- 
lich nichts.     Von  der  formel  /^i>)kTPE  Xanth.  1,  4  scheint 
unser  /^i^TP^  der  pluralis. 

Da  nun  nach  unsern  zweifellos  sichern  Supplementen 
z*  3  und  4  jede  32  buchstaben  fast,  ist  klar,  dafs  fQr  den 
vatemamen  z.  1  sechs  buchstaben  fibrig  bleiben,  fl)r  die 
Verwandtschaftsbezeichnung  z.  2  aber  13  buchstaben.  Ge- 
nau in  die  letzte  iQcke  pafst  von  den  uns  bekannten  avy^ 
rivixolg  nur  das  eine:  X'^M-Ei^+BEi^+E:  Ich  habe  da- 
gegen nur  das  eine  bedenken,  dais  unter  allen  ffuyyevixoig 
grade  X^hfE  den  weitesten  umfang  zu  haben  und  descen- 


478  Schmidt 

denten  zu  bedeuten  scheint.  Denn  wenn  nach  Steph. 
Byzant.  vXauoi  =  xagnoi^  wird  wohl  X'^-M-E  (Ql-abi) 
^den  descendenten''  bedeuten.  —  Zur  rechtfertigung  der  Än- 
derung [BET^]£T^T^A^  bedarf  es  blos  der  hinweisong  auf 
folgende  parallelen: 
Xanth.  6,4  (/♦El>^):^T^T^A*:T>^/E:(^EiTE) 

1. 3  />^El^  :3BTMhA*:  '^EiTE  *) 

7.4  MEi^  :IThA*  :  T>^/E:^ETTE  (lies'^EiTE) 
3,  7  />fEi^  :  iTM/MV:  **)T>^/E :  '»iTE  (lies'^EITE) 
7,2   i4^E*:aET>M\rr(re8t  fehlt,  lies /i^El>^:IT(^T)>^Tlr: 

T(>f/E),   obwohl  möglicherweise 

BET^TV  zu  ITM^TV  steht,   wie 

aET^A♦  zu  iTMI^A*) 

4,7  /'^El/^:^T^TVT*:T^/E:^E^TE. 

Dies  sind  verbalformen ,  und  zwar  eine  3.  person  der  eio- 

zahl,   welche  äu  dem  nomen  3EThT^  imd  3ET^T^  so  steht, 

wie  die  verbalform  PPBE^hPhT*  zu  dem  accnsativus  PPI^hF*. 

Dies  nomen  ist  am  häufigsten  ebenfalls  in  den  Xanthusin- 

schriften,    während    andre   4^PhFMEih  ***),    andre   VOf* 

vorziehn.   So  ITMh  Xanth.  1  ?  3ETM*  und  ITh   V  Xanth. 

1,  6  LewisQ  1,  1.  1,  3  und  3EThU[^J  Tlos  2,  wo  allerdings 

[>ff  :M>)(f7Ej  eine  ergänzung,  aber  eine  durchaus  sichere  ist  t). 

*)  Da  T^/E  hiernach  fehlen  kann,  kann  es  nur  ein  entbehrlicher 
aocQsativ  sein,  wie  auch  in  griechischen  sepnlcralinschrifton  Ljkiens  ^air  6i 
%iq  Tiva  &jj  and  ia»'  8i  tk  ließiäatitai  {^diftt^)  ohne  T*rcr  wechseln.  Ich 
sehe  es  darum  fUr  gleichbedentend  mit  tc-cc  an,  /4^El^  =  oq  äw.  Hin- 
ter '*E±  I E  ßi*d  vor  ^A^  findet  sich  zuweilen  auch  noch  das  wort 
^^^AhH"^^E,  zuweilen  aber  auch  nicht  Dieser  umstand  weist  in  ^E£TE 
ebenfaUs  das  zeitwort  (6xf.nX^fft^,  otful^tw^  antnCati^  ^iaO-latt  (sie))  nach: 
das  entbehrliche  wort  bedeutet  also  entweder  n^offrlfiov  oder  einen  ansdmck 
wie  tta  dtiftifh  t^  ^'V^^  höchst  wahrscheinlich   i^  d^jnot. 

**)  geformt  wie  PEl^T^f'  ^  Xanth.  1,  6.  6,  was  auch  Xanth.  5,  6  ans 
El^^T^  in  der  zeile  vor  ^RhF^XElh  hensustellen  sein  dürfte. 
***)  Bedeutet  wohl  ^»^of. 

f )  Diese  Inschrift  von  Tlos  2  PL  V  Schonb.  liefert,  so  zerbrSckelt 
sie  ist,  wenn  man  anders  richtig  ergänzt,  noch  einen  eigennamen  anf -loc« 
oder  -ilo4,  der  mir  bisher  entgangen  isL     Man  ergänze  nämlich; 

♦B*P¥ :  lThT[* :  «l^TE 

^•p^N[^FJ^T*:*[.  .j-Mi 
H^N^l'  ■]^ 

Da  d«f  N  Tor  der  Ittcke  in  x.  2   eh«r  ein  Hj  als  ein  Ny  ist,    iat  vofal 
**AAATT^^^   zu  lesen.   —   Zwei   w^^e  eigennamen   gibt   der  Obelitk 


miacelle.  479 

Der  stamm  ist  hiernach  iThT-,  die  endung  -^T^  mit  ^A<(' 
wechselnd,  entsprechend  dem  activischen  hAE,  hTE. 

Endlich  erlaube  ich  mir  meine  ansieht  Ober  die  muth« 
mafsliche  bedeutung  von  "VTP^  vorzutragen.  Supplirt  mufs 
dazn  werden  der  accus,  plur.  femin.  3ET^Th.  Nach  Xanth. 
1,  4.  d.  6  sind  offenbare  gegensätze  +PXXE:fT^T^  imd 
♦TPE :  3ErhT>fr.  Folglich  ist  das  i  nach  f^  euphonisch,  /^ 
selbst  nicht  =  xai^  sondern  gleich  /^Ei^:TE  og  d'  äv. 
Nun  wird  aber  in  den  griechischen  grabtiteln  Lykiens  zwi- 
schen dem  aru)  atjxoi;  und  den  xaro)  atjxoi  unterschieden. 
Sollte  es  wirklich  eine  zu  gewagte  vermuthung  sein,  in 
+PIIE:3ET^T>J':  top  ävw  gjjxov^  in  ^TP♦:5^>T^  rovg 
•/.dta)  af^xovg  wieder  zu  finden? 

Dr.  Moriz  Schmidt. 


Franz  Bopp, 

geboren  den  14.  sept.  1791  so  Mainz,    gestorben  den  23.  oct.  1867. 

Der  tod  eines  mannes  wie  Franz  Bopp,  welcher  die 
Wissenschaft,  die  diese  Zeitschrift  weiter  auszubauen  sich 
zum  ziel  gesetzt  hat,  begründete,  schlielst  eine  epoche  der- 
selben ab  und  fordert  dazu  auf,  einen  kurzen  rQckblick 
auf  die  leistungen  des  verewigten  zu  werfen,  um  noch  ein- 
mal mit  dankbarkeit  sich  zu  vergegenwärtigen,  was  diese 
Wissenschaft  durch  ihn  geworden  sei. 

Gleich  mit  seinem  ersten  werke,  dem  conjugationssy- 
stem  der  sanskritsprache  in  vergleichung  mit  jenem  der 
griechischen,  lateinischen,  persischen  und  germanischen 
spräche,  betrat  Bopp  die  bahn,  auf  welcher  sich  von  da 
ab  die  forschnngen  seines  ganzen  lebens  bewegten.  Was 
hier  ftXr  ein  beschränktes  gebiet  von  ihm  begonnen  wurde. 


UL  IV  kone  vor  dem  griechischen  cpigramm:  3ET^h^^:/^r^X^+-  E> 
biefs  fto  der  verfaaser  des  epigramms  und  sein  vater.  Das  zwischen  beiden 
eigonnamen  im  lykischen  texte  stehende  wort  hPS^^T^  deute  ich  als 
ethnikon  'u4Qva'wiiq,  vgl.  Steph.  Byz.  u.  d.  werten  *A(iviaTfi<;  und  ^E^tvarti^. 
Aach  aolch  i&wutop  spricht  klar  Hlr  indogermanischen  Ursprung  der  spräche. 


480  Nftchruf. 

führte  er,  nachdem  er  es  schon  in  einzelnen  akademischen 
abhandlungen  vorbereitet,  in  seiner  im  jähre  1833  ange- 
fangenen vergleichenden  grammatik  weiter  aus,  indem  er 
hier  die  ganze  Wortbildung  der  bedeutendsten  indogerma- 
nischen sprachen  und  die  gesetze,  auf  denen  sie  berabt, 
entwickelte.  Das  grofse  resultat  dieser  arbeit  war  der 
unumstöfsliche  beweis,  dafs  die  indogermanischen  sprachen 
aus  einer  gemeinsamen,  uns  nicht  mehr  erhaltenen  Urspra- 
che hervorgegangen  sind,  dals  ihre  nicht  selten  auseinan- 
dergehenden spracbgebilde  in  deklination  und  conjugation 
auf  gemeinsame  grundformen  hinweisen,  die,  wenn  wir  vom 
geheimnifs  der  wurzelbildung  absehn,  uns  die  bis  dahin 
dem  verständnifs  verschlossene  bedeutung  einer  grofsen 
zahl  von  sprachlichen  bildungen  schon  oft  durch  die  ein- 
fache nebeneinanderstcUung,  dann  aber  durch  die  ans 
dem  nacheinander  der  formen  sich  von  selbst  ergebenden 
schlösse  in  einer  weise  darlegen,  dafs  jeder  zweifei  unmög- 
lich wird. 

Mit  diesem  grofsen  resultat  von  Bopps  forschungen 
war  denn  aber  auch  der  grund  fQr  die  neue  Sprachwissen- 
schaft Oberhaupt  gelegt.  Die  beobachtung  des  lebens  der 
indogermanischen  sprachen  in  ihrem  entstehen,  werden  und 
vergehen,  mufste  auch  f&r  die  erkenntnifs  der  übrigen  bis 
dahin  bekannten  sprachen  von  bedeutung  werden  und  ist 
es  geworden,  wie  zahlreiche  seit  dieser  zeit  erschienene 
sprachwissenschaftliche  werke  beweisen,  durch  die  wir  die 
verschiedenen  wege,  auf  denen  sich  der  geist  anderer  völ- 
kergruppen  seine  spräche  geschaffen,  kennen  lernen. 

Aber  aulser  dieser  rein  sprachlichen  seite  hatten  Bopps 
forschungen  auch  eine  geschichtliche  bedeutung,  indem 
durch  sie  zuerst  der  beweis  geliefert  wurde,  da(s  die  groüse 
mehrzahl  der  Völker  Europas  sowie  ein  beträchtlicher  theil 
derer  des  südwestlichen  Asiens  die  eine  grofse  völkerfa- 
milie  bilden,  welche  gewöhnlich  unter  dem  namen  der 
indogermanischen  oder  der  indoeuropäischen  Völker  zusam- 
mengefafst  wird.  Die  durch  diese  erkenntnifs  gewon- 
nenen andeutungen  über  die  ursprünglichen  sitze  des  in- 
dogermanischen urvolks,  über  engere  und  weitere  verwandt- 


Nachruf.  4^1 

Schaft  der  einzelnen  Völker  anter  einander,  über  ihre  über< 
einstimmungen  in  religion,  sitte  und  recht,  führten  zu  wei- 
teren forschnngen,  deren  resultate  zwar  noch  nicht  zu  so 
allgemein  anerkannten  Sätzen  wie  die  aus  den  untersnchun- 
gen  der  sprachen  hervorgegangenen  geführt  haben,  aber 
doch  bei  der  weiteren  entwickelang  und  Vertiefung  der 
Wissenschaft  zu  ebenso  sicheren  thatsachen  zu  fähren  ver* 
sprechen,  als  es  z.  b.  die  ist,  dafs  unsere  indogermanischen 
vorfahren  ein  bereits  geordnetes  familienleben  führten  und 
leuchtende,  himmlische  wesen  als  ihre  götter  verehrten. 

Waren  diese  der  Wissenschaft  gewonnenen  grofsen  re- 
sultate Bopps  auch  seinem  genialen  Scharfblick  entsprun- 
gen, der  sich  überall,  wo  es  die  klare  erfassung  der  grund- 
zflge  der  indogermanischen  Sprachbildung  galt,  auPs  glän- 
zendste offenbarte  und  ihn  nur  in  wenigen  seltenen  fällen, 
wie  z.  b.  in  der  arbeit  über  die  malayisch-polynesischen 
sprachen  verliefs,  so  waren  sie  doch  andererseits  auch  nur 
durch  das  umfassendste  Sprachstudium,  wie-  es  Bopp  schon 
in  seiner  erstlingsarbeit  bekundet  hatte,  möglich  gemacht 
worden.  Bis  in  die  letzten  jähre  seines  lebens  ruhte  er 
nicht  in  seinen  sphriften  den  blick  über  die  sprachbildang 
der  indogermanischen  Völker  immer  mehr  zu  erweitern  und 
zu  vertiefen.  Schon  in  der  ersten  liefemng  der  verglei- 
chenden grammatik  hatte  er  an  die  stelle  des  im  conjuga- 
tionsaystem  herangezogenen  persischen  das  zend  gesetzt, 
neben  dem  litauischen  zog  er  das  nicht  minder  bedeutende 
altslawische  herbei,  wie  er  auch  dem  altpreufsischen  spä- 
ter eine  besondre  abhandlung  widmete,  den  vokalismus  der 
germanischen  sprachen  behandelte  er  in  zwei  kritischen 
Schriften,  die  später  bedeutend  vermehrt  als  selbständiges 
werk  erschienen,  dann  wandte  er,  durch  Prichards  und 
Pictets  Schriften  zunächst  dazu  veranlafst,  sich  den  kelti- 
schen sprachen  zu,  in  besonderen  abhandlungen  behandelte 
er  die  kaukasischen  sprachen,  besonders  das  georgische, 
dann  das  albanesische  und  endlich  unterwarf  er  noch  in 
der  zweiten  ausgäbe  der  vergleichenden  grammatik  auch 
das  armenische  einer  schärferen  Untersuchung.   Die  ergeb- 

B«ititfce  s.  Tgl.  sprachf.  V.  4.  31 


482  Nachruf. 

nisse  dieser  arbeiten    legten  im   grofsen   und  ganzen  den 

Srund  für  alle  spätere  forschnng,  sie  führten  oft  die  auf 
en  ersten  blick  jegliche  Verwandtschaft  weit  abweisenden 
spraohgebilde  durcn  den  nachweis  eines  einfachen  lautge- 
setzes  in  den  kreis  der  indogermanischen  familie  zurück, 
wie  z.  b.  das  des  auslauts  mehrsilbiger  Wörter  im  slawi- 
schen, von  dem  Bopp  daher  in  der  vorrede  zur  zweiten 
abtbeilnng  seiner  vergleichenden  grammatik  (mai  1835)  mit 
recht  sagen  dorfte:  ,,dies  gesetz  war  nicht  so  leicht  zu 
erkennen  als  es  scheinen  mag,  nachdem  es  gefunden  ist^. 
Dasselbe  hfitte  er  von  seiner  entdeckung  der  gesetze  sagen 
dürfen,  welche  im  irischen  die  sogenannte  ekthlipse  und 
die  aspiration  hervorrufen. 

Wie  Bopp  sowohl  schon  bei  seiner  ersten  als  auch 
bei  allen  Späteren  arbeiten  vom  sanskrit  ausgegangen  war, 
durch  dessen  entdeckung,  „eines  neuen  sprachlichen  weit- 
theils^,  wie  er  in  der  vorrede  zur  ersten  abtheilung  der 
vergleichenden  grammatik  (märz  1833)  sagte,  „eine  neue 
epoche  in  der  behandlung  unserer  europäischen  sprachen 
eintreten  mufste**,  so  war  denn  auch  ein  grofser  theil  sei- 
ner ganzen  thätigkeit  der  darstellung  der  grammatik  dieser 
spräche  und  der  mittel  zu  ihrer  erlernung  gewidmet.  Seine 
in  mehreren  stets  verbesserten  und  vermehrten  auflagen 
erschienene  granunatik  ist  noch  heute  ein  trefflicher  ^h- 
rer,  seine  ausgaben  des  Nalas  und  verschiedener  anderer 
episoden  des  Mahäbhärata,  die  er  mit  feinem  gef&hl  aus 
einer  fast  wüst  zu  nennenden  masse  auszuwählen  verstand, 
sein  noch  kurz  vor  seinem  tode  in  dritter  aufläge  erschie- 
nenes glossar,  sind  ebenso  viele  zeugen  seines  rastlosen 
fleiises  wie  der  bedeutuuff,  die  er  dem  Studium  dieser  sprä- 
che beilegte,  denn  erst  durch  sie  war  ja  die  feste  grund- 
lage  fbr  das  begreifen  des  grammatischen  Verbandes  der 
indogermanischen  sprachen  unter  einander  gegeben.  Aber 
wie  sehr  er  auch  immer  diese  spräche  als  f&hrer  bei  sei- 
nen Untersuchungen  wählte,  so  nahm  er  doch  immer  wie- 
der und  wieder  gelegenheit  es  auszusprechen,  dafs  ihr  zwar 
in  vielen  punkten  der  vorrang  vor  den  anderen  Schwestern 
gebühre,  aber  dafs  auch  diese  in  nicht  wenigen  fUlen  äl- 
teres und  vollkommneres  gewahrt  hätten. 

Bopp  hatte  das  seltene  glück  noch  bei  seinem  leben 
die  fruchte  seiner  arbeit  zu  sehen;  sein  greises  werk  brach 
sich  vermöge  der  überzeugenden  kraft  der  in  ihm  nieder- 
gelegten resultate  bahn  zu  allen  oivilisirten  Völkern,  deren 
sprachen  er  behandelte;    es  wurde  frühsseitig  in  das  eng- 


Nachruf.  483 

lische  uDd  id  zweiter  aufläge  in  das  französische  Qbersetzt 
and  regte  überall  zu  neuen  und  tieferen  forschungen,  vor 
allem  in  Deutschland,  an.  Wie  grofs  die  zahl  derer  sei, 
die  sich  der  ganzen  Bedeutung  dessen,  was  der  meister  ge- 
lehrt hatte,  bewufst  waren,  zeigte  sich  im  vorigen  jähre, 
als  wir  den  tag  feierten,  wo  K.  I.  Windischmann  die  erst- 
lingsschrift  des  jungen  gelehrten  yor  f&nfzig  jähren  in  die 
weit  eingeführt  hatte.  Die  dankbare  anerkennung  seines 
gro&en  wirkens  fand  ihren  ausdruck  in  der  Stiftung,  die 
Bopps  namen  trägt  und  bestimmt  ist,  seinen  geist  auch  in 
kommenden  geschlechtern  fortleben  zu  lassen. 

Wie  sich  Bopp  als  gelehrter  nnsre  bewundernng  er- 
warb, so  gewann  er  sich  als  mensch  unsre  innige  hoch  ach- 
tung  und  liebe.  Alle  die,  welche  ihm  im  leben  näher  ge- 
treten sind,  werden  die  freundlichkeit  und  milde  seines  We- 
sens, die  Wahrheit  und  gerechtigkeit,  mit  der  er  alle  ver- 
bältoisse  beurtheilte,  die  treue  und  liebe,  mit  der  er  seiner 
Wissenschaft  wie  seiner  familie  und  seinen  freunden  anbieng, 
nie  vergessen.  Immer  gegenwärtig  wird  ihnen  auch  seine 
seltene  bescheidenheit  bleiben,  der  fem  zu  bleiben  manche 
fQr  eine  besondere  philologische  tugend  halten;  sie  war 
um  so  hoher  zu  schätzen,  als  er  oft  mit  einer  ungewöhn- 
lichen Zähigkeit  an  dem,  was  er  einmal  für  richtig  erkannt 
zu  haben  glaubte,  festhielt  und  seit  Jahren  gewohnt  war, 
seine  leistungen  tiberall  anerkannt  und  gefeiert  zu  sehen. 

Bopps  leben  war,  wie  schon  die  grofse  zahl  seiner 
Schriften  zeigt,  ein  stets  angestrengter  thätigkeit  hingege- 
benes, von  der  ihn  keine  äufseren  Schwierigkeiten  zurflck- 
zaschrecken  vermochten,  wie  er  denn  z.  b.  schon  seit  jäh- 
ren seiner  angenschwäche  durch  den  gebrauch  einer  lupe 
beim  lesen  trotzte.  Im  kreise  seiner  familie  und  im  Um- 
gänge mit  wenigen  freunden,  meist  genossen  seiner  Studien, 
fand  er  erholung  von  seiner  arbeit,  der  er  sich  selbst  bis 
in  die  letzten  tage  seines  lebens,  wo  das  alter  drückender 
ZQ  werden  begann,  nicht  entziehen  mochte.  Eine  kurze 
kraokheit  endete  sein  reiches  leben. 

Franz  Bopp  wird  eine  zierde  des  deutschen  volkes  sein 
und  bleiben,  so  lange  es  eine  Wissenschaft  der  spräche  ge- 
ben wird:  rot/r'  owfjt'   a&dvaxov. 

Die  redactionen  der  Zeitschrift  und  der  beitrage 
ftar  vergleichende  Sprachforschung. 

A.  Kuhn.     A.  Schleicher. 

31* 


1.    Sachregister. 


Adjectivnm.  znBammenhang  der 
adj.-  und  gen.-bildang  im  neapers., 
os8et.|  nenind.  104,  106.  —  ad- 
Jectiva  auf  inü,  inü  (jmü)  und  jenü 
im  altbolgar.  427.  428. 
A  d V e r b  i  nm.   Slawische  adverbia  auf 

gda  421. 
Altirisch  s.  Irisch. 
Altkeltisch  s.  Qallisch. 
Aspiraten,  yerfiachtignng  der  aspi- 
raten  su  h  im  ^rfnischen  210.    As- 
piraten und  Spiranten  in  den  ^rän. 
sprachen  868  f. 
Assimilation.   Assimilation  von  i,  j 
in     cofiuschen    comparaUven    182, 
869;   in  bretonischen  869.  —  con- 
sonantenverdoppelung  durch  assimi- 
lation  im  neupers.  890.  —  voUstttn- 
dige  assimilation   von    consonanten 
dem  slawischen  nicht  abzusprechen 
487  f.  —  über  assimilation  im  coi^ 
nischen  s.  unter  consonanten. 
Auslautsgesetz  des  altirischen  für 

consonanten  71. 
Breton iseh.  Sprachlicher  Charakter 
des  bretonischen  Grand  Mysttee  de 
J^sus  im  verhUtnis  zu  dem  des 
Buhez  Santez  Nonn  216  f.  —  ro- 
manische lehnwörter  in  diesen  wer- 
ken 217  —  220.  —  etymologisch 
wichtige,  rein  keltische  Wörter  221 
— 226.  —  angebl.  part  pass.  auf  at 
sind  vielmehr  dritte  sg.  praet.  pass. 
217.  —  Zahlwörter  des  mittelbret! 
S96.  —    mischnng  der  i-  und  ia- 

conjugation  im  mittelbret.  227.  

verbalformen  des  mittelbret  227  f.. 
insbesondere  nnregelm&fsige  verba 
806—862.  —  bildung  des  activen 
ftiturs  ^  dem  altlat.  AiC.  der  drit- 
ten conj.  228.  229. 


Conditionalis:  reduplicierter  c  im 

altir.  60. 
Consonanten  und  deren  Verände- 
rungen nach  den  Sprachfamilien  ge- 
ordnet (vgl.  auch  aspi raten,  as- 
similation, doppelconsonan- 
ten,  metathesis,  palatale,  po- 
labisch,  schwund,  zetacis« 
mus): 

äränische  sprachen:  neupers. 
kh(v)a  kh(v)I,  khu  ss  zend.  hva 
qha,  hu,  urspr.  sva,  su  81,  82. 
zend  9  wird  auslautend  durch  dia 
mittelstufe  s  zu  neupers.  h  82, 
anlautend  zu  neupers.  s  (s)  88. 
neupersisch  khu  scheinbar  =s  akr. 
fva,  9u  weist  auf  altes  sva,  so 
88,  84.  neupers.  h  vor  halbvo- 
calen  ^  zend  th,  skr.  t  87. 
neupen.  kh(v)  =s  altem  thw  tv 
87,  cf.  88.  armen,  s  sa  altem 
ks  107.  g  aus  altem  v  annen« 
zu  k  eriiärtet  141.  altb.  9  nach 
va  wird  s,  wenn  dies  zu  u  wird 
210.  anlautendes  h  armenisch 
aus  p  212.  armen,  s  =s  altb.  z 
882.  altbaktr.  nh  neupers.  zu 
kh,  armen,  zu  g,  kh  erhirtet 
882.  rt  wird  altbaktr.  zu  s  882. 
anlaut.  ^  armen,  as  altem  d  (ent- 
sprechend neupers.  ö )  388.     alt. 

pers.  s  vor  j  =3  altbaktr.  th  868. 
altp.  h  ^  altbaktr.  oh  wird  neu- 
persisch  tJbjilA  ^L^  892. 

Keltische  sprachen,  st  wird 
altirisch  s,  ss  29.  ursprOnglichea 
s  sinkt  kymrisch  zu  h  und  die- 
ses verdichtet  sich  vor  dem  la- 
bialen halbvocal  (auch  vor  o,  u) 
mit  diesem  zu  chw  88  f.     kjmr. 


Sachregister. 


485 


cbw  auch  aoB  blofsem  s  89.  ar- 
moriach  z  in-  und  auslautend  in 
c'h  Übergegangen  89.    altir.  ce,  c 

=s  got.  slaw.  g  112. Cor- 

Dische  conaonanten  146  AT.  (cf. 
4  45  ff.),  eindringen  englischer  Or- 
thographie in  die  comische  146. 
gebrauch  von  th  Air  dh,  woHlrj 
daa  eigentlich  comische  seichen 
146.  gebrauch  von  tfa  für  dh, 
wofttr  j  das  eigentlich  comische 
zeichen  146.  th  als  aspiration 
der  tenuisi  als  Verhärtung  der 
aspirierten  media  im  auslaut  146 
<cf.  180. 181).  th  und  j  werden 
neucora.  beide  zu  th,  armor.  zu 
z,  vrahrend  welsch  th  und  dd 
streng  geschieden  146.  j  für 
scharfes  s  146.  media  com.  im 
auslant  zwar  geschrieben,  aber 
als  tenuis  gesprochen  147  (cf.  184). 
orwetchung  einer  auslautenden  te- 
nuis, die  durch  proklitische  an- 
iehnung  in  Men  inlaut  tritt  147. 
h  und  gh  149;  ch  160;  g,  wei- 
cher laut  zu  ch,  bezeichnet  durch 

«  {))f  gy  (g>),  ggy,  <igy,  g  isi- 

Zetacismus  bei  t  und  d  150. 151  f. 
Übergang  von  t  in  s  und  d  152  ff. 
f,  V,  u,  w  168  ff.  f  =  altem  s, 
namentlich  vor  r  160;  als  aspi 
cation  der  tenuis  160.  ff,  f  im 
inlaut  fdr  v  160,  cf.  455.  v  in 
fremdw5rtem  im  anlaut  zu  b  ge- 
wandelt 162.  —  einwirknng  des 
aualauts  auf  den  anlaut  162  ff. 
(cf.  182.  188.  255)  und  die  da- 
bei zur  geltung  kommenden  facto- 
ren  177  ff.:  assimilation  zu  ho- 
mogenen lauten  182  — 186,  zu 
homorganen  lauten  186.  187,  as- 
piration 188.  189.  —  Schwächung 
anlautender  consonanten  ohne 
rücksicht  auf  den  vorhergehenden 
auslaut  172.  behandlung  des  al- 
ten auslautenden  s  189.  —  — 
Übergang  von  n  in  m  im  bret., 
wie  im  franz.  und  engl.  219.  Über- 
gang von  r  in  1  im  bret.  222, 
von  ch  in  z  bret.  222.  w^ch 
chw,  ir.  8,  f,  p  aus  sv  224.  th 
irisch  in  bertthrung  mit  guttaralis 
oder  liquida  ausfallend  225.  Über- 
gang   der   gntturalaspirata    in    f 


neuir.,  bret.,  engl.  225.  st  im 
anlaut  wird  bret.  s  815.  C  für 
hartes  d  im  ir.  827.  pictisch  an- 
laut. f  s  altkeit.  V  866.  Über- 
gang von  m  (v)  zu  f  nach  th 
im  com.  450.  inlautendes  v,  g, 
b  im  com.  nach  elision  des  fol- 
genden vocals  zu  f,  ce,  p  erhär- 
tet 455.  f  (ff)  aus  pp  wie  ch 
ans  ce,  th  ans  U  im  britischen 
447  (et  450). 

Slawische  sprachen.  Ersatz 
von  j  durch  g  in  russischen  dia- 
lekten  410.  angebliche  entste- 
hung  von  t  aus  dt,  tt  sehr  zwei- 
felhaft 418.  Consonantengroppen 
des  altbulg.  414—428;  481— 
448.  zd  für  altbulg.  i  ia  ser- 
bischen 421.  einschub  von  d 
zwischen  z  —  r  im  altbulg.  422. 
ttbergsng  von  *Q  ^ts  in  st  im  alt- 
bulg. 422.  möglicher  Übergang 
von  c  =s  ts  in  st  im  altbulg. 
422.     altbulg.  pst  428.    altbulg. 

Ü  (OH,  aS,  eK)  im  silben-  und 
wortauslaut  424  ff.,  cfl  476.  be- 
handlnng  der  consonantengmppea 
r  oder  1  +  consonant  im  altbulg. 
und  Verhältnis  dieser  behandlung 
zu  der  in  den  neuslaw.  sprachen 
482  ff.  (cf.  197).  —  1  als  hilfis- 
consonant  im  altbulg.  zwischen  la- 
bialen und  j  472.  —  kroat.  ja  s= 

aUbulg.  ii  476. 

Lateinisch  und  romanisch. 
Lat.  qu  in  der  regel  =  altem  k, 
selten  ^  kv  86.  calabr.  bh  s= 
neapol.  sei,  it.  fi  91.  altes  s  span. 
zuweilen  in  j  (=  nhd.  ch)  ver- 
wandelt 91.  rumun.  s  ans  s  92. 
Albanesisch.  a  ^  altem  s  91. 
fj  BS  altem  s  durch  die  mittel- 
stufe  s  :  8  (ff)  91  f. 

Declination  des  neupers.  und  osset 

99 — 106.  —  vergl.  auch  genetiv 

und  pluralis. 
Deminntiva  auf  -iUus  im  gallischen 

98. 
Denominativa.     Irische  denomina- 

tiva  auf  -aigim  (ss  welsch  -aham, 

-aam)  864. 
Diphthongierung  einfacher  vocale 

siehe  Polabisch. 


486 


SachregiBter. 


Doppelconsouanten:     im     slawi 
sehen  zu  einfachen  erleichtert  488. 
—  Vgl.  auch  assimilation. 

Eigennamen:  sorbische  474. 

lärSnisoh.  Semitische  elemente  in 
der  Sprache  und  religion  der  Erä- 
Bier  886.  —  lehre  ron  der  gött- 
lichen und  königlichen  majest&t  887 
— 898y  bertthmng  derselben  mit  se- 
mitischen (jüdischen)  anschauungen 
894  f.  —  iranische  benennnngen  der 
himmelsgegenden396 — 400.  —  ttber 
neu^Snisches  siehe  auch  adjecti- 
vum  und  declination. 

Ersatzdehnung  im  altbnlgarischen 
440. 

Etruskisch.  Zahlwörter  des  etrns- 
kischen  204  f. 

Futurum   s.  Bretonisch. 

Gallisch,  altkeltisch.  —  Inschrift 
▼on  Alisia  79.  80.  —  gallischer  no- 
minativ  auf  -o  yon  S- stammen  80, 
gallisch  -u  in  endung^  =s  lat.  -ö 
80. —  altkeltische  bilingnes  3 68  fr. 

Genetivus.  Genetivbildung  der  a- 
stämme  im  slawischen  und  litaui- 
schen 409 f.  —  vgl.  auch  adjec- 
tivum. 

Gunierung  der  wurzel  auch  vor 
schwerer  endnng  810. 

Imperativus.  Bildung  der  zweiten 
pers.  sing,  des  imperativ  96.  ad- 
verbiale anhänge  am  imperativ  96. 

Infinitivus  act.  statt  des  inf.  pass. 
im  bretonischen  887. 

Infixa.  na  als  infix  von  prttsens- 
stKmmen  118. 

Irisch.  Verschmelzung  der  altirischen 
verbalformen  mit  fremden  elementen 
1  ff. :  conjunctionen ,  negativ-  und 
fragepartikeln  4 — 8.  präpositionen 
8 — 18.  verbalpartikeln  rn-  und  nu- 
18—16.  relativum  17— 88.  47. — 
infigierte  personalpronomina  l.pers. 
58—66,  2ter66— 58,  8ter68— 76; 
pleonastische  häufiing  derselben  64. 
67.  75.  Verstärkung  durch  vorge- 
schobenes d  72  f.  vergleichung  mit 
den  suffigierten  pronom.  76.  —  no- 
tae  augentes  77.  78.  sonstige  Zu- 
sätze am  ende  78.  79. 

Litauisch.  Slawische  lehnworte  im 
litauischen  116. 


Lykisch.  Alphabet  257—281.  de- 
clination 281 — 808.  erklämng  eini- 
ger inschrifben  804 f.,  477  f. 

Metathesis  im  päli  884;  im  arme- 
nischen 189,  256,  882;  im  polabi- 
schen  197. 

Palatale:  deren  entstehung  im  sans^ 
krit  und  slawisch-litaniacfaeD  467. 

Passiv  um  Bildung  der  2.  pL  paas. 
im  lateinischen  auf  -mini  98  f. 

Perfectum.  Perfectbildnng  auf  u. 
-vi  im  lateinischen  und  deren  mög- 
liche verwandten .  im  keltischen  818. 
—  scheinbare  perfectformen  anf  -si 
im  altir.  458.  —  relative  fbnnen 
des  altir.  perfects  auf  -sius,  -sns 
459. 

P 1  u  r  a  1  i  s.  PluralbQdung  im  neupers. 
und  osset.  99 — 101.  im  nipfll  888, 
im  bangali  884. 

Polabis ch  194 ff.  Eigenthttmlichkei- 
tendervoeale  195.  196(1  wird,  be- 
sonders unter  dem  accent,  an  ei,  oi 
195,  ebenso  n  ^n  au,  en,  oi 
196).  consonanten  197  f.  (metathe- 
sis 197.  palatale  197.  ttbergang 
der  gutturale  in  dentale  durch  einflnfs 
eines  dahinter  entwickelten  j  197. 
erweichung  der  consonanten  durch 
dahinter  entwickeltes  j  198.  vor 
schlag  von  h,  w,  j  vor  vocalen  199. 
nominativendnngen  199.  —  accent 
200. 

Präteritopräsentia  im  irischen 
827. 

Pronominalinfixe.  Pronominalinf. 
8.  pers.  im  brit.  80.  81.  —  Vergl. 
femer  altirisch. 

Relativum.  Auslassung  desselben 
im  altir.  88—46,  cf.  81  f. 

Schwund.  Schwund  von  r  im  brit. 
188;  in-  und  auslautender  nasal 
com.  und  armor.  frtth  geschwunden 
1 78 f.;  Schwund  von  g  zwischen  vo- 
calen  im  kymr.314 ;  von  inlautendem 
p  im  ir.  865;  ausfall  (oder  assimila- 
tion)  von  n  vor  t  in  altir.  part.  formen 
866.  Schwund  von  s  zwischen  n-t. 
r*t,  ch-t  im  ir.  458;  von  g  zwi- 
schen vocalen  im  bret.  449;  von 
ausl.  r  und  1  im  wallen,  und  picard. 
449;  von  p  vor  n  im  keltischen 
450;  von  d  vor  n  im  sUw.  469. 
von  b  vor  n  ebenda  471;     von  \ 


S&chrogister. 


487 


nach  m  im  poln.  472.  —  Vgl.  auch 
ersatzdehnung. 

Suffix a.  Abstractionasuffixa  mehr- 
fach antretend,  ohne  die  bedentung 
des  Wortes  wesentlich  au  Kndem 
87.  —  saff.  -t  tritt  im  sanskr.  und 
grieeh.  an  vocal.  anal,  wurzeln  am 
schlösse  von  compos.  und  ist  aus 
•ti  verkOrzt  469.  470.  —  ^rfnische 
soffixn:  nenpers.  -i  ss  altem  -ja 
106,  armen,  thiun  as -tyan(a), -aririj 
213,  -i  nenpers.  abstracta  bildend 
892.  —  keltische  snffiza:  altkeit, 
-to  97.  altkeit,  -mno  ^  skr.  -mSna, 
lat.  -mno,  -/iciro  86S;  altkeit,  -tama 
^  skr.  -tama,  lat.  -timo,  got.  -dnma 
364;  com.  -dow  abstracta  bildend 
wie  skr.  -tva,  got  -dv  449.  —  sla- 
wisch tnchü,  nomine  agentis  bil- 
dend, namentlich  im  russischen  469 ; 
grieeh.  -tvq  478;  lat.  -tumns  = 
temns  471. 

Syntaktisches.  Uebergang  von  der 
zweiten  zur  dritten  person  im  cor- 
nischen  454. 

V  e  r  b  u  m .  Neuirische  verbalclassen 
nach  dem  stammvocal  verschie- 
den 2.  —  Komina  agentis  als  grund- 
lage  der  conjugation  des  indogerm. 
verbums  96.  —    grieeh. -west^räni- 


sche  verbalbildungen  mit  -ana  und 
spuren  derselben  im  sanskrit  und 
zend  SU,  212.  —  kriterium  für  die 
echten  verbalansdracke  gegenüber 
den  eig^tlich  auf  nominalbildungea 
beruhenden  248  f.  —  primKre  statt 
secundlrer  endung  im  mittelbreto- 
nischen  und  irischen  811. 

Voeale.  Arische:  nenpers.  €  neben 
i  ohne  etymologischen  gmnd  in  der 
lautgruppe  kh(v)a,  kh(v}i  86,  87. 
armen,  iu  sss  altem  va  218.  arman. 
o  ^  altem  au,  aber  auch  =s  aa 
881.  —  Keltische:  altir.  i  stott  a 
Yor  nasal  mit  media  oder  geminier- 
tem  nasal  21.  altir.  4  vor  tenuis 
mit  ausgefallenem  nasal  sowohl  itHx 
an  als  fllr  in  21.  bret  eu  sss  al- 
tem S  818.  bret.  oa  es  altem  ai 
218.  —  Slawische:  a  aus  i  nach 
palatalen  116.  i  ftlr  iim  mss.  209.. 
an  altbnlgarisch  zu  ya  umgestellt 
426.  e  Atr  1  im  spiteren  altbulga- 
risch und  den  neueren  slaw.  epra- 
ehen  428. 

Vocalisierung  von  act  zu  aeth  im 
welschen  844  (cf.  189). 

Zetacismus    im    comischen    160f., 
Im  altbulgarischen  448. 


1)  SaBskrIt 

Uiaü,  ihiti  881. 

sktn  898. 

agidha  142. 

WZ.  aott  228,  844. 

WZ.  an^  881. 

an^  21. 

ati  79,  148,  806. 

«nika  449. 

anu  21. 

enja  226. 


IL    Wortregister. 
A.    Arische  sprachen. 


apara  897. 

apänl  896. 

abhra  107. 

WZ.  am  (gehen)  848. 

WZ.  ar,  f  148. 

avakraja  228. 

avana  818. 

avani  818. 

WZ.  a9,  afnSmi  888. 

asUtati  87. 

asti  812. 

asmi  810. 


ipja  867. 

Sbhl  84. 

imisa  91. 

Sjam  u.  s.w.  811. 

fisti  818,  882. 

itha  811. 

idi  148. 

idha,  iha  148. 
,  imas  810. 
,  isa^at  212. 

WZ.  iks  107. 

uttara  896. 


488 


Wortregister. 


npari  12,  18. 

rbha  108. 

emi  810. 

Sai  810. 

kfri  140. 

kStn  141. 

WZ.  kBi  (habitare)  287. 

WZ.  gar,  grvSmi  228. 

WZ.  gab  142. 

WZ.  gup  871. 

Katuranga  876. 

WZ.  ^  280. 

pion.  st  ta  66. 

tigma  226. 

WZ.  ti^  226. 

pron.  St.  Ija  65. 

daksi^a  896. 

WZ.  div  90. 

WZ.  dif  864. 

dipra  867. 

dnrgrbbifvan  402. 

dSvatS  87. 

dbanvan,  dhanas  218. 

dharma  882. 

WZ.  dhars,  dhfs  866. 

dbCrS  888. 

dbira  448. 

nas  66. 

nibba  84. 

WZ.  par,  Pf  462. 

parvan,  parus  218. 

pa9kima  896. 

pätra  220. 

pänam  220. 

pibami  220. 

patra  449. 

WZ.  pnj  472. 

p&nra  12,  896. 

piptanf  882. 

prati  881. 

pranK  896. 

WZ.  pms  226. 

WZ.  pla  472. 

WZ.  bandh  461. 

babbm  141. 

WZ.  brG  284,  472. 

bbarant ,     nom.    bbavfin 

886. 
maksa  462. 
martja  882. 

WZ.  mab,  mäb  112,  814. 
mabi  462. 
mlsa  91. 
mitarifvan  402. 


WZ.  mi,  minSti  849. 

WZ.  ja  810,  844. 

jäpajämi  221. 

jnvan  469. 

WZ.  rabb  108. 

WZ.  rS  227,  862. 

WZ.  ri^  226. 

rivakmi  827. 

WZ.  rud  226. 

WZ.  labh  211,  451. 

labbasa  451. 

WZ.  Inp  478. 

WZ.  lobb,  Inbl^ati  211. 

WZ.  iQ  478. 

varga  141. 

yarsabbG  451. 

▼as  57. 

WZ.  vid  827. 

Tirana  451. 

vraU  228. 

WZ.  9ardb,  9rdb  140. 

WZ.  fas,  988  86. 

9StajSini  188. 

WZ.  9I  287. 

WZ.  9nbb  84. 

9nbha  84. 

9abbra  84. 

9emabe  810. 

WZ.  90,  91  849,  864. 

WZ.  9rath  468. 

9raddadhSmi  468. 

WZ.  9ni  850. 

-9van  402. 

WZ.  9ya8  86  f. 

WZ.  9vi,  9a  402. 

WZ.  saK  864. 

santi  812. 

sama  95 

sabasra  212. 

WZ.  snbb  84. 

WZ.  Btbag  816. 

WZ.  sthfi  815. 

WZ.  8par9,  sp|*9r  211. 

spfbajati  211. 

spjrbiE  211. 

sröta  228. 

svapna  866,  450. 

WZ.  svar  90,  893. 

häsa  881. 

WZ.  bar,  barati  211. 

WZ.  bar,  brnlti  211. 

WZ.  barj,  barjati  211. 

bSra  884. 

bima  450. 


2)  Pnkritlsoko  «i- 
lekte. 

bindost.  tn^b-  884. 
pHi  tojba  884. 
pili  majba  884. 
bindost.  mn^-  884. 


3)  Altbaktrisch. 

ainika  449. 
aiwi  108,  881. 
aotbra  256. 
WZ.  akbs  107. 
aii  881. 
apasa  897. 
apikbtara  897  f. 
amesa  882. 
areta  882. 
ava  69. 
awra  107. 
asa  882. 
ahura  886. 
Star,  Stbra-  869. 
itbra  869. 
idba  148. 
WZ.  iritb  188. 
i9a(yff9tra  211. 
uz-,  09-  187  f. 
asa9tara  897. 
osti  210. 
erezu  109. 
kaeta  141. 
qbaipaitl^a  888. 
qbanbar  870. 
WZ.  qban  898. 
qbanvat  898. 
WZ.  qbar  898. 
qbarenanb  887  ff. 
qbftthra  898. 
qbS9ta  86. 
qbS9tra  86. 
WZ.  qbSs  85. 
qbSsa  85. 
qbSsar  86. 
qbäng  898. 
kbaodba  141. 
kbm  141. 
kbsvas  89. 
gaitba  868. 
garSfa  140. 
WZ.  gared  141. 
gbena  446. 


Wortregister. 


489 


cadhanh  142. 
tan  211. 
zaranh  211. 
sarazdl  211. 
zaiathnstm  210. 
samnaemA  211. 
zrSdha  871. 
tanfira  886. 
taflrn  450. 
thanrare  218. 
thraota  228. 
thwakhaa  88. 
thwaref  886. 
daoMftara  897. 
daoha  892. 
WS.  dai  882. 
dathfmi  868,  871. 
dadhSmi  868. 
daregha  882. 
danm  888. 

d^sfravanh  82,  109. 
nafka  886. 
ojika  86,  101. 
paiti  870,  881. 
paitita  886. 
paonrra  896. 

pathana  868. 

vz.  päd  871. 

psdha  102. 

pereta  882. 

peia&a  882. 

pesn  382. 

pesötana  882. 

fcdhro  870. 

WZ.  fii4-S  881. 

baevare  212. 

baoidhi  141. 

baodha  141. 

WZ.  bud  141. 

hm\  102. 

mazat,  nuuEJanh  869. 

mara  104. 

WS.  marea  882. 

maf,  maganh  869. 

masja  882. 

mSvöja  888. 

mesa  882. 

mladra  468. 

WZ.  mrB  472. 

rapiüiwitara  897. 

WZ.  ria  108. 

vaohn,  vobu  898. 

vazana  189. 
vazi  189. 


yi9  869. 

verethraghna  210. 

WZ.  9anii  -f-  paiti  882. 

WZ.  9tt  212. 

fofra,  cnwra  84. 

ftakhra  140. 

fnfyare  218. 

cpaiti  140. 

WZ.  9pan  212,  401. 

fpajathra  140. 

WZ.  fpaf  871. 

WZ.  9p8  140. 

9pldba  107,  871. 

WZ.  9pi  212. 

9penta  401. 

9rayaoh  82. 

haitbja  888. 

haSna  107. 

hana  189. 

WZ.  hareK  188. 

WZ.  harez  142. 

hu9Tayanh  82,  109. 

hanti  812. 

hvare  898. 


4)  AltpersiscL 

idi  148. 
nyaipaaija  888. 
nySmars^aa  888. 
taijij(a)  888. 
dahju  898. 
pam  212. 
pamva  897. 
0o^voao«  891,  898. 
^a^ovxoq  891,  898. 
ftUgtrdaTtiq  891. 
Baytaiarov  871. 
maijij(a)  888. 
mathiata  869. 
martija  882. 
mithra  871. 
rsdij  108. 
vith  869. 

Yindafrana,   'InafptQrffq 
891. 


hasija  888. 


5)  Pehlfi,  Pani. 

aftün,  afzfit  401. 
akhtar  898. 


artaaetr  869. 
atunpStakSn  871. 
aw  108,  881. 
awSkhtar  898,  899. 
d-  187. 
dir  888. 
dosa9taraii  897. 
gadnian  888,  401. 
pfn!  nahoAbet  871. 
nar  108. 
narman  108.1 
niySkSliii  101. 
pfrsi  Ö,  oi  108,  881. 
pfrai  pa  881,  899. 
patmin  870. 
patmntan  870. 
rü  108. 

pirsi  atahm  140. 
ui'  188. 
yarahran  210. 
piral  zaratbnat  210. 


6)  leupersisch. 

Sb  (yenuataa)  84. 
abrfii  abrfiihs  102. 
akhUr  898. 
84ar  369. 
S4arbai^n  371. 
ardas^r  869. 
iatakbr  140. 
nBtukhyS&  87. 
Sfridan  881. 
abriman  210. 
i4ar  869. 
bSkhtar  898,  899. 
pfsnkb  382. 
pfi,  pSibI  102. 
bakbrad  899. 
badSn  881. 
badin  881. 
parr  890. 
biautfin  871. 
pagSb  899. 
pinbsn  899. 
böstan  141. 
böi  141. 

bab,  ba-  108,  881. 
bib  898. 

behiatfn,  -ün  871. 
paban  868. 
painUbi  870. 
paimGdan  870. 


490 


Wortregister. 


tuklaä  83. 
^an  868. 
khSvar  898,  899. 
khnrrah  888. 
khiupi  82. 
khasrav  109. 
khvSstan  85  f. 
khüb  84. 
khöd  141. 
khGk  88. 
dirakht  888. 
darrah  390. 
dih  898. 
diham  368»  871. 
-rS  108. 
rasmin  189. 
rasan  189. 
zib&n  899. 
zidGdan  137. 
zardnst  210. 
sipSh  107,  871. 
sitam  140. 
afgh.  Bpaz  89. 
setreng  876. 
farr  390  f. 
farrakh  891. 
farrihi  892. 
goatskh  189. 
baluK.  ^t  88. 
mar  103. 
nihsdan  371. 
nihaftan  371. 
DijSgSn  101. 
afgh.  wi  108,  881. 
histan  143. 
hanoz  139. 


7)  Änil8BlS6]L 

agujanSl  138. 
akhtarikkb  898. 
akhtariOi  398. 
amSh^i  107. 
anjanSl  188. 
apa-  138. 
apakhtarkh  898. 
aparaaan  138. 
ara^   108. 
arbSnak  108. 
arbSnal  108. 
arbunq'   108. 
arthun  138. 


ar^ak  108. 
ar^an  108. 
afagaat  188. 
a^b  107. 
a^biur  107. 
aa»  139. 
aapatak  106. 
as5l  107. 
atrpitakfn  871. 
binr  212. 
bnrastan  141. 
burSl  141. 
c'artar  189. 
c'artasan  189. 
dirt  883. 
dsrow  109. 
e^bajr  369  f. 
Ss  882. 
farkh  390. 
gazan  139. 
gSrph»  140. 
iajr  388. 
iar'  883. 
|kha  383. 
ids  383. 
iirt  383. 
iokhakhod  383. 
^nr  266. 
h.ajr  869f. 
h^ajt  383. 
h  ala^Sl  149. 
hlanapaz  139. 
h^andart  141. 
h|andefl  383. 
h|aritir  212. 
hukan^  188. 
h'atanSl  188. 
h]6n  107. 
h  «(^nl  188. 
ii  381. 
kalan^  140. 
kalanq*   140. 
kardal  141. 
karg  141. 
kSt  141. 
k/iv  141. 
ka^b  141. 
khavar  400. 
khosrow  109. 
khnjr  141. 
khur  n  266* 
Inul  140. 
majr  369  f. 


Sgn  381. 
ö^Sl  881. 
örhna  881. 
5iit  381. 
ö(  381. 
pabSl  371. 
pataBkhani  382. 
q'ar  87. 
q'o  87. 
q'ojr  869f. 
q'san  88. 
sag  381. 
sartnnl  140. 
sirt  882. 
späh,,  spaj  107. 
spananfil  140. 
spi  140. 
stahak  140. 
sörb  84. 
Ugr  88. 
tara^  882. 
tasn  882. 
taianil  882. 
tram  882. 
wes  89. 
wstah,  139. 
zanjanSl  138. 
zarkanfil  138. 
zarthnnl  188. 
zatanSl  138. 
zS^nl  138. 
zgSniil  188. 
zgfet  188. 
zgnls  138. 
zrah  871. 
zt»  137. 
ztt  187. 
^St  142. 


8)  Ossettich. 

aftad  106. 
arazin  108. 
arazkanin  108. 
balan,  balon  386. 
iszayn  138. 
khnds,  khn^  U114  88. 
sattjm  138. 
sfiznn  188. 
skhanyn  138. 
szeyn  188. 


Wortngistor. 


491 


B.    Celtische  sprachen. 


1)  AltkeltUcL 

jlroq,  Aeniis  810. 

Aliaana  80. 

ambactofl  844. 

«nbi  Sl. 

ande  21. 

A^Miivta  222,  86  C. 

ate-  148. 

Ära,  Ayara  818. 

Avos  818. 

bardaea  446. 

bardala  446. 

bardoa  446. 

ßlfaxovdf  842. 

brox  446. 

cata-  12. 

celicnon  97. 

Üeltae  97. 

CeltiUna  98. 

C«lfciiu  97. 

coaedlon  222. 

CimatamoB  864. 

euDO-  222,  864. 

Canobiliniu  864. 

Conomagliu  864. 

pictifch  Droaten  866. 

Dnftano  866. 

dngüontiio  80. 

picdsoh  dnipr  867. 

pictisch  elt  866. 

etic  79. 

pictiich  Forgus  866. 

Fronta  80. 

ydUrov  218. 

Genara  162. 

gobedbi  79. 

Graopiiu  97. 

ienrn,  imidov  114,  148, 

228. 
pictisch  ipe  867. 
kamidiiB  114. 
xavofti  161. 
Maglocums  864. 
MapiloB  864. 
maqoB  864. 
mataria  462. 
Moinoa  860. 
Moritasgna  10. 
pictisch  Pean-fahel  866. 
saei  866. 
Sagarettoa  864. 


Sagramnoa  868. 
aahattos  866. 
Tai^o  Yoflseno  80. 
TarriUua  98. 
tanroa  98. 
Tasgetiaa  10. 
Togirix  864. 
Togitaco  864. 
pictisch  üttorot  866. 
▼ei^  216. 
vindo-  148,  179. 
Yindobona  179. 
Yoretna  866. 
YoretoTirioa  866. 


2)  IrUch.   fiaelisch. 

a  (ejna)  69. 

a  (who,  whicfa)  60,  62. 

a  (what,  that  whieh)  60. 

abbaith  469. 

accaa  8,  178. 

ade  66. 

adfU  68. 

adrad  217. 

aförcmachte  460. 

agna  79. 

aicde  842. 

aidrech  221. 

aig  461. 

4ilsi  469. 

ain^ch  448. 

aingal  178. 

aiiecar  226. 

aitchimm,  atehimm  12. 

alte  69. 

aitherrech  221. 

aithirge  221. 

aithrea  467. 

aithrechas  221. 

aittenn  449. 

ilias  468. 

almsan  220. 

amal,  amall  468. 

amm,  am  810. 

amnair  448. 

an  (com)  4,  19. 

an  (relativom)  17  —  21, 

47. 
an  (eoram)  69. 
in  220. 


anad  446. 

anbaidi  468. 

anband  468. 

and  19. 

ania  468. 

aran  19. 

arfoearar  20. 

aa  818. 

aaa  61. 

aabeirtia  811. 

aalennaim  148. 

aalnat  19. 

aalni  19. 

aarulenta  148. 

aarnlniia  19. 

atdnbellinb  67. 

ateoch  12. 

dlth,  4tba  449. 

baiUiai  469. 

bärach  221. 

bed,  bith  822. 

ben  446. 

bann  462. 

benur  226. 

berbad,  bearbbad  221. 

bemi  469. 

biam  818. 

bieid  818. 

biii  816. 

hlith  221. 

brith  842. 

breth  842. 

brfathar  284. 

bröd  222. 

brothad  467. 

Brnbh  226. 

bragh  446. 

boain,  bnana  446. 

bnarach  221. 

cd  60,  62. 

cacht  217. 

dU  849. 

camaiph  8. 

cammaib,  cammaif  8. 

camnll  466. 

can  60,  62. 

canoin  220. 

caplait  182. 

cara,  carat  866. 

carinn  21. 

WS.  caa  29. 

caut  866. 


492 


Wortregistor. 


ce,  cia  5. 

ced  70. 

ceim  849. 

cen^l  226. 

c^t  (centam)  ll,  21. 

c^t  (primiu)  21. 

c^tbaid  12. 

c^tla  148. 

cetu  70. 

ciasa  51. 

cid  70,  810. 

cinteir  458. 

cit  70. 

clainim  850. 

cnocc  222,  864. 

CO  (ot)  6  f. 

cobsad  458. 

cocair  448. 

cofinnam  827. 

cofixmtia  827. 

coibse  851,  458. 

coileäA  447. 

cöim  448. 

coimnacaid  460. 

coimnactar  459. 

cöinim  222. 

comalnaim  448. 

comnossim  864. 

con  (donec,  ut)  8,  87. 

conaichi  864. 

conchoimniicair  460. 

conicc  459. 

conid  810. 

consechat  28. 

corca  448. 

corgaia  220. 

coMcha  28. 

coaae  8. 

cotom-,  cotot-  12. 

coton-,  cotob-  12. 

cr^.  crfad  458. 

creic  228. 

cretaite  459. 

crinne  452. 

crfthid  228. 

croc  448. 

cubas  458. 

cucann  218. 

cuicc  448. 

cnilenn  447. 

coUennbocc  447. 

camtgim  12. 

cuitbedcha  456. 

cttitbiud  456. 


camacc  112. 
cttinaiDg  112. 
cnmang  112,  459. 
camtüng  112. 
d^  52. 

daithmedh  180. 
ddU  225. 
d^tech  148. 
dana  52. 
danab  52. 
danadh  52. 
danimmart  59. 
d^ab,  darb  52. 
daii  76. 
deandid  810. 
dedbir  186. 
deg  450. 
deman  450. 
d^nom  388. 
d^r  222. 
d^t  11. 
dethbir  186. 
diall  57. 
dian  19,  51,  52. 
diandid  52. 
diarrobe  52. 
dib  882. 
d{b  882. 
dftin  80. 

diucaire  228,  457. 
diucrae  457. 
dioite  80. 
diummusaag  456. 
diumaach  456. 
diutte  80. 
dlomU  458. 
dobar  161. 
doforsAt  20. 
dolinad  148. 
dolinim  143. 
doriacart  228. 
dorogart  228. 
da  806,  882. 
Dabhthach  865. 
dilr  448. 
echtar  458. 
ed,  ^d  65. 
einech  449. 
eipi  867. 
^n  225. 
es,  ia  79. 
esib  882. 
etarro  284. 
etarrn  284. 


fadidmed  60. 
faitbe  456. 
farcatmsitia  460. 
fei  450. 
feis,  feise  451. 
ftfr  451. 

feraim  223,  851. 
Fergos  866. 
fort  860,  446. 
fetar  827. 
f{al  228. 
fiar  224. 
fil  814. 
filua  114. 
finnad  827. 
finnadh  827. 
finnaim  827. 
finnatar  827. 
fintar  827. 
fitemmar  827. 
fitetar  827. 
fltir  827. 
fiar  224. 
fo  188. 
foaid  865. 
fochricc  228. 
föcre  457. 
foidai,  foitsi  459. 
foirbthe  12. 
foirfe  12. 
foirpthi  12. 
folud,  folath  454. 
fondidmaena  60. 
for  12,  18,  216. 
forbad  12. 
foraitbi  456. 
foran  18. 
forcane  24. 
forchanim  24. 
forchoimsed  460. 
foreomiincair  460. 
fosdidmat  60. 
fo88  458. 
frecre  457. 
fr^m  224. 
fH  9,  18. 
frith  9,  18. 
fuaidh  225. 
gabsi  459. 

gair  223. 

giir  228. 

geimred  450. 

gemfaacht  450. 


Wortregister. 

gion  450. 

Inbgartoir  224. 

go  62. 

lubgort  180,  224. 

gob«,  gobann  460. 

macc  112,  864. 

greim  59. 

Maccadraad  865. 

grem  19. 

mad  69,  810. 

gri^n,  griln  19. 

mani  68. 

gaidite  457. 

manid  71,  810. 

goidrios  459. 

mara  62. 

giiiter  457. 

mat  70. 

gar  46. 

matifl  70. 

gate  467. 

mata  70. 

hib{  22. 

menicc,  menic  112. 

botnisUder  56. 

milia  77. 

boadaib  832. 

milBi  77. 

iairatm  143. 

mo,  mu  66. 

ibimm  220. 

möindtfnmideta  114. 

ibin  220. 

möith,  moetb  114. 

Oleitb  9. 

montar  468. 

imb  21. 

mtfrsus  469. 

immafoliiget  20. 

muinter  468. 

immallei,  immalle  9. 

muna  58. 

imme  21. 

munad  468. 

immindraiaet  21,  469. 

Däch|  nacb  60. 

immindrütaet  469. 

n^dforchluinter  29. 

ind,  tnn  (arükel)  21. 

nadindbed  21. 

ind  (ende,  spitze)  21. 

nidnaccastar  29. 

indeoUd  445. 

nammi  8. 

indlnmRa  456. 

nand,  nandat  72. 

ingot  21. 

nandrigad  26|  469. 

üreutb  225. 

nanma  8. 

iree  456. 

nathracba  466. 

u  312. 

Decb  48,  60. 

isa  61. 

nert  146. 

ishibitbsa  22. 

Di  66. 

Umdomonsaii  456. 

nicoimnacmami  469. 

it  812. 

niriat  362. 

italam  22. 

no  (yerbalpräf.)  18  flf.  114. 

iUn  22. 

no   (particnl.  relat.)  81, 

itge  11. 

82,  37. 

itharnae  451. 

nocb  60. 

ithim  69. 

nocha  62. 

ittdo  22. 

nofinnad  327. 

U  (prftporitioii)  9. 

Noindrommo  142. 

lu,  U  224. 

oa  365. 

Uitbe  224. 

oeaib  332. 

Um  148. 

Itfgenn  218. 
Ificim  827. 
leicsi  459. 

ocea,  occo  8. 

dcbtar  468. 

ocus  4,  8,  79,  178. 

« 

lese  218. 

oinfecht  146. 

l«th,  leitb  9. 

oitherrocb  221. 

loman  461. 

ön  64. 

lorc,  lorg  149. 

osme  5. 

loscin  461. 

osnf  6. 

493 

ostd  6. 

g&l.  pailt  462. 

pardais  466. 

pardue  466. 

piathair,  pethar  224. 

rim  148. 

räncatar  22.S. 

remaiendes  456. 

WZ.  retb  64. 

r^ud  226. 

rfsam  823. 

rith  (flofs)  447. 

rith  (barde)  462. 

r{thaa  862. 

ro  13  f.,  322. 

rofseam  828. 

romacdacbt  225. 

roDsn^ea  323. 

rorbaither  12. 

sab  866. 

saer  315. 

sAi  866. 

salann  89. 

Sanas  258. 

sant  89. 

scoptbe  143. 

sdiallach  468. 

se,  sa  73. 

sear  46. 

secc  182. 

secndapld ,     secndaptbib 

459. 
s^id  89. 
serc  315. 
sesc  182. 
sessam  816. 
s^t  224. 
sib  68. 

side  64,  66,  468. 
sidi  468. 
sin  64. 
siann  66. 
sior  224. 
alls  148. 
sodin  64. 
8beth  451. 
söi  865. 
somailse  77. 
sdn  64. 
spinrt  466. 
srdn  228. 
smithi  143. 
srotb  228. 
sn-  142. 


494 


Wortregister. 


gm.  suAirc  90. 

snaire  90. 

saan  865,  460. 

snl  46. 

tadHl  68. 

tairtbet  64. 

tanacc  459. 

tdnacsa  228. 

tarb,  Urbh  98. 

tarilbae  10, 

tarlasechae  9. 

tarr  454. 

Urt  458. 

tascide,  taschide  10. 

tasgid  10. 

tivL  10,  818. 

teccomnucuir  460. 

tecmaing  460.^ 

tee,  teo  866. 

t^it  866. 

ten  450. 

tenge  458. 

tibia  456. 

tic  459. 

tidecht,  taidecht  11. 

timmarte,  timmorte  59. 

iimmi  226. 

timmorcar  59. 

ting  458. 

titacht  11. 

t6  840. 

töib  161. 

toigh  864. 

toiniad  842. 

toiec  10. 

tondechomnncbiiir  460. 

toschld,  toschith  10. 

iresindabia  19,  21. 

tresindippiat  19,  21. 

trost  454. 

tnara  77. 

iSadib  882. 

WZ.  ncc  888. 


8)  Webch. 

a  844. 
fiddoli  217. 
adfer  222. 
adnabod  825. 
adnabot  825. 
adnaba  446. 
aed  849. 


aent  849.  * 

aeth  844. 

aethit  847. 

af  844. 

agos  178. 

ai  844. 

am  21. 

amaeth  844. 

archynu  148. 

arglwyd  146. 

awch  222. 

awn  847|  849. 

awon  318. 

awydd  445. 

banadU  445. 

ben  446. 

berwi  221. 

blaen  221. 

blawd  221. 

bloteit  221. 

boddan  79. 

bore  221. 

braut  842. 

bren  284. 

brawd  842. 

bmt  842. 

brwyd  222. 

bryd  842. 

bn^wn  820. 

boetl  221. 

bydaf  818. 

bydded  822. 

byddit  820. 

byddwn  820,  822. 

byddwch  822. 

cadr  447. 

caeth  217. 

caffaell  886. 

cain  447. 

calaur  217. 

cant  12,  21. 

cant-  12. 

cared  282. 

ceda  142. 

cegin  218. 

cerydd  282. 

chwaer  224. 

chwant  89. 

chwech  89. 

ohwerthin  90. 

chwioiyd,  chwior7dd224. 

chwyth  89. 

ciprioa  447. 

cloff  447. 


cnwc  222. 

cobronol  284. 

coeth  225. 

com  447. 

Condaf  864. 

cu  448. 

coall  448. 

cwD  148,  222,  864. 

cwnwg  222. 

owyno  222. 

cwjnos  218. 

cyd-  12. 

cjnawg  864. 

cythrawl  218. 

dacr,  dagr  222. 

dadltig  143. 

dair  448. 

dant  11. 

darHen  218. 

daun  448. 

daw  888,  889. 

deaa  889. 

deaai  841. 

deuant  889,  841. 

dened  841. 

demrr  448. 

denthech  841. 

deuthoch  341. 

deuwch  889,  841. 

dewch  841. 

dianc  228. 

diffaith  844. 

diprim  447. 

doeth  280. 

doethawch  280,  889. 

draenog  468. 

daeth  889. 

dwyn  888. 

ed,  yd  79. 

egyl,  egylion  178. 

ein  268. 

el,  ela  847. 

eltgahebiie,  eltgnobri  866. 

eliuen  220. 

enep  448. 

erchyniad  222. 

erchynn  148. 

ewithr  448. 

ewyU  446. 

fan  449. 

ffaeth  844. 

ffi>oen  228. 

ffirwyd  228. 

Aial  449. 


Wortregister. 


495 


gair  228. 

galw  228. 

gawr  228. 

gob  450. 

gobr  228. 

gobrwy  228. 

golad  454. 

grawy«  220. 

gnadAol  450. 

gnahalMth  460. 

gaaroinuioa  215. 

gnor  216. 

gaoret-rü  866. 

gum  142,  223,  351. 

gwaddol  451. 

gwair  451. 

gware  89. 

gwenn  148. 

gwim  827. 

gwreiddjn  224. 

gwyd  146. 

gwjlo  228. 

gwynn  148. 

gwyr  827. 

halen  89. 

hebrwng  129. 

hint  812. 

Hn  142. 

hod  451. 

hy  142. 

byntlaw  224. 

bysp  182. 

ia  461. 

iben  220. 

ind-  21. 

is  812. 

istliimit  148. 

it  310. 

kao,  kyn  5»  71. 

keiyd  282. 

ket-  12. 

kjnt  21. 

kythreal  218. 

Ueth  844. 

liniaant  148. 

Uatwm  219. 

Uaw  148. 

Uesg  218. 

Uacbed  225. 

mae  280,  814. 

maent  280,  814. 

maetbu  225,  844. 

maethwr  226. 

mais  46^2. 


I  mamgn  448. 
j  map  864. 
I  mar  81. 
!  march  451. 
,  marchawc  150. 
I  med  130. 
]  medm  452. 
!  mewUiau  452. 

moch  452. 

modrwy  447. 

mnnatoloQ  218. 

mynd  849. 

myned  849. 

mynjch  112. 

Dat  81. 

noniim  142. 

nouitiou  142. 

nyt  81. 

odyn  449. 

offirwm  219. 

or  81. 

paeth  844. 

paii  450. 

pecbadures  218. 

pei  80. 

peidio  184. 

pererin  219. 
-  pennyd  255. 
ipoetb  215. 

porpboT  219. 
I  pot  220. 
■  potyn  220. 

pridpall  458. 

rhaw  148. 

rhew  225. 

rboid  862. 

rhwnsi  458. 

rown  862. 

mim  148. 

saer  815. 

saf  815. 

aaffirwm  219. 

tamn  815. 

sartb  458. 

aawl  129. 

scipanr  148. 

sefyU  815. 
,  Begetieion  142. 
jaeitb  188. 

seil  815. 

•dr  815. 

aercb  815. 

sofl  815* 

atlinnim  148. 


strotia  148. 
Saccat  142. 
sych  182. 
syith  815.' 
sjrthio  315. 
tadcu  448. 
taflen  219. 
Ul  148. 
taln  180. 
tarn,  tarw  98. 
tavant  453. 
teirtbon  219. 
termisoeticiOD   142. 
tonoon  148. 
torr  454. 
treDnjdd  255. 
treib  454. 
trigo  454. 
trwyn  223. 
trysor  220. 
twym  226. 
ncbben  452. 
nffem  178. 
WZ.  uk  838. 
nrdd  220. 
wyf  810. 
wyt  810. 
yd-  148. 
ydi  810. 
yfed  220. 
3rm  810. 
ysgawl  219. 
ystlys  148. 
yw  818. 
ywch  811. 


4)  Cornisch, 

a  (si)  188. 
a  129,  844. 
a-barth  445. 
a-baabe  254. 
af  844. 
aga  189. 
agis  189. 
aidlen  446. 
ail  178. 
anetb  445. 
azmabow  445. 
Antromet  445. 
onvein  452. 
arbadow  449. 
arlntb  146. 


496 


Wortregistef*. 


artheUth  254. 

awayl,  aweyl  220. 

awel,  awell  445. 

baiol  445. 

ban  452. 

banathel  445. 

banna  132. 

baref  1^1. 

barf  161. 

bartboBek  446,  ef.  860. 

bedhongh  822. 

begyaa  184. 

belyny,  bylyny  162. 

ben  446. 

bertbnan  446. 

bester  446. 

bestyU  221. 

bethaff  818. 

beugfa  816. 

beva  —  bo  258. 

bidnejieiii  446. 

bindorn  446. 

biB  446. 

bisou  446. 

bifltel  221. 

blans  448. 

blattya  446. 

blot  221. 

bonaa  158. 

bonj  446. 

bos,  boys  158. 

bounder  446. 

boynedh  255. 

brak^  446. 

brathky  184. 

bres  842. 

bro  446. 

bros  (acnlens)  222,  446. 

broB  (brfihe)  446. 

brybor  446. 

biys,  bms  842. 

bne  816. 

bnef,  bnf  816. 

bnen  816. 

byhgh  217. 

bytoe  446. 

bytqaetli,  bTthqneth  188. 

cader  447. 

caenrith  447. 

cafat  447. 

caffoB  455. 

cafoB  155|  886. 

caid  217. 

caites  217. 


callys  181. 

calB  181. 

caltor  217. 

calys   181. 

canquyth  154. 

cans  179. 

cara  282. 

carow  162. 

caugeon  447. 

choarion  89. 

chnytb,  buethia  89. 

clof  447,  450. 

coch  447. 

cog  447. 

coit  447. 

coloin  447. 

combrican  447. 

QOTuf,  coief  161. 

cothman  447. 

cougb  447. 

conl-y  cowal-,  col-  448. 

cova  448. 

coyn  218. 

crac  448. 

crehylljs  448. 

cueth  448. 

cnmmjaB  448. 

cusyll  178. 

dagrow  222. 

dam  448. 

danvansys  280,  258. 

de,  dy  840. 

deffo  254. 

defregb,  deffingfa  255. 

della  187. 

delyfite  455. 

dens  841. 

desky  254. 

deagb  889. 

denthengfa  889. 

devoneB  158. 

dewar  448. 

dewolow,   dywolow  184, 

151. 
diberi  447. 
difeid  844. 
dibog  447. 
dijBkyn,    diJBkynna  129, 

178. 
doer  448. 
dof  448. 
ddn,  doyn  888. 
dones  841. 
dos,  doyB  (vanire)  158. 


dour,  dowT  161. 

dowBt,  dowBtoll  254. 

dl«  172. 

dremas  448. 

dryB  172. 

daegb,  dengh  841. 

daeth,  dath  280,  389. 

diiB,  dnea  841. 

duBtony  172. 

datbengb  280,  841. 

dyanc,  deanc  228. 

dyblaoB  448. 

dydhewadow  449. 

dyflry  185. 

dyfont  129. 

dyveyth  844. 

dywrregb  255. 

eal,  eall  178. 

eddrec,  edrege  221. 

efan  448. 

efand  448. 

elB  866. 

an,  an  258. 

eneb  448. 

enniou  449. 

enB  849. 

eskidiea  449. 

eth  (gemch)  449. 

eth  (heerd)  449. 

eth  (da  gehst)  844. 

engh  849. 

euB,  HB  818. 

eve  220. 

evn,  ewn  182. 

ewiter  448. 

eyll,  el  178. 

eyn  182. 

eythinen  449. 

ezomogyon  281. 

faUadow  449. 

fer  449. 

ferhiat  449. 

flechet  449. 

floghe  254. 

floh  449. 

ton  449. 

fnic,  fridg,  fireyge  223. 

ta  (compes)  449. 

fti,  fon  449.  * 

fhr  254. 
,'  faire  254. 
'  gal  450. 
'galow  228. 
'  galfler  280. 


Wortregiater. 


497 


gamma  178. 
ganow  162. 
gaoa  172,  179. 
gavaa  155. 
^weil  450. 
gefys  155. 
gen-  179. 
gwys  155. 
leyan,  Jevan  450. 
g«ak7»  ^ky  254,  450. 
geve  (haboit)  o.  8.  w.  1 5  5  f. 
leves,  jeyea   157,    258, 

882. 
gsv/B  155. 
geys  255. 
^jn  450. 
gof  450. 
golok  458. 
gon  827. 
g^r  827. 
gorqryth  188. 
gorth  450. 
gOTthfel  450. 
gortos  228. 
gonrejrth  188. 
goyf  450. 
gocaffo  455. 

graeiten,  gmeidhen  224. 
gnaf  450. 
goahalech  450. 
gaahaleth  450. 
gnare  89. 
goathel  450. 
gneret  451. 
gail,  goyl  228. 
goIUkin  451. 
gnis  451. 
gDithfel  450. 
gao  188. 

gnraff  142,  228,  851. 
gnrhhog  447. 
gnyraf  451. 
gweth  146. 
gwortos  188. 
gwrethow,     gwrvthyow 

224. 
gwyn  148,   179. 
gyth  151. 
hablys  182. 
haccra  132,  455. 
hager  182,  455. 
hanaf  450. 
hanaa  258. 
baya  254. 

Beitiige  s.  vgl.  aprachf. 


hengog  447. 

hitaduer  222. 

hoch,  höh  88. 

hoer  224. 

hombronkyaa  129. 

bot  451. 

haare  89. 

hadol451. 

buerhen,  haerthyn  90. 

hnir  224. 

hon  450. 

hwerwin  90. 

iey  451. 

ionl,  ionll  184,  151. 

jowle  184. 

itheu  451. 

ke  849. 

kegbyn  218. 

kemeaa  218,  448. 

kepar  184. 

keth  258. 

ketopoDon  184. 

kewgb  849. 

kymmya  178. 

kyn  176,  185. 

kyna  176. 

kyny  222. 

leaengoch  447. 

leun  129. 

lovan  451. 

lowarUi  180,  224. 

Ingbaa  225. 

lnbes,  Inhet  225. 

luporcbgnit  180,  224. 

lawortbgnith  180,  224. 

lyffrow  455. 

lyrgh  149. 

lyw  451. 

ma  280,  814. 

maga  (aeqne)  185. 

maga  (nntrire)  184. 

maghteth,  magbtjrth  225. 

mahtbeid,  mayteth  225. 

maidor  225. 

mar,  mara  188. 

roarhyraD ,     niargbbraii 

481. 
marogycn,  morogyon  150. 
marodgyan  452. 
marow  161. 
marrek  150. 
martho^on  452. 
marthua  860,  452. 
maih  185. 

V.  4. 


may  (relativpart.)  81. 

mayny  452. 

mayth  185. 

meddra  452. 

mein,  men  452. 

menongfa  112. 

menya  218. 

m$8  452. 

meater  164. 

meatry  164. 

meugh  452. 

meyny  452. 

meyatry  164. 

modemy  447. 

mones  849. 

mona  280,  814. 

moa  84i. 

monya  218. 

mygtem  184. 

myna  178. 

na  858. 

nanquelae  164. 

nana  452. 

nerth  146. 

noeth.225. 

nyngew  154. 

njnagngy  158. 

nynio  154. 

nyniougb  154. 

o  811. 

ober,  oberow  857. 

of,  off  810. 

ogaa  178. 

oilet  452. 

on  (wir  atnd)  310. 

on  (ich  war)  811. 

ortb  179. 

oa  810. 

ongh  810. 

ow  (SS  orth)  172,  179, 

189. 
ow   172. 
owerbyn  452. 
own  182. 
palf  161. 
pala  452. 
pan  258. 
pandrew  169. 
peb   180. 
peghadurea  218. 
pekare  184. 
pen  452. 
pencang^er  182. 
peaadow  449. 

32 


498 


Wortregister. 


pi8tyk^4öl. 

piur  224. 

plesadow  449. 

pob  180. 

pokara  184. 

presonys  182. 

pridit  452. 

prinnoscloc  452. 

piy  458. 

pymjek  188. 

pyn  452. 

re  832. 

rea  859. 

rebekis,  rebnkit  129. 

lefrance  455. 

ren  859. 

reth,  reytb  859. 

reu,  reaw  225. 

rof  859. 

rouDsan  458. 

ruif  148. 

taffe  455. 

sairpren  815. 

Bcoiil  458. 

seftyn  455.  « 

sensj  458. 

seth  146. 

seygh  182. 

seyl  129. 

seyfse  458. 

smat  458. 

•ordya  458. 

•ort  458. 

sqnardye  458. 

Bqnenip  ßl2,  468. 

8tU  459t 

Btons  458. 

suel  129. 

Un  450. 

Ulipen  458. 

tava  458. 

tavas  458. 

theth  280. 

tist  172. 

tiatnni    (  tistnin ,   tistiim ) 

172. 
toim  226. 
tor  454. 
trebytcha  254. 
trebana  182. 
trein  228. 
trenzba  255. 
trige  454. 
trobell  455. 


troplys  455. 

troster  454. 

trubit  454. 

tu  161. 

villecur  454. 

wamans  154. 

whans  89. 

won  826. 

worih  172,   179. 

woteweth  138. 

wiyth  226. 

woludoc  454. 

y  79,  81. 

yf(f)am  178. 

yn,  in  179,  185,  252. 

ynniadow  449. 

ynwyth  146. 

yth-,  yj-  148. 

ythetb  280. 

yw,  ew  818. 

je  (taas)  172. 

je  (ad)  172. 


5)  Bretonisch. 

abaff  217. 

acc  826. 

aedlen  445. 

aet  850. 

aez  230,  844. 

alnsenn,  alusenoa  220. 

ameux  n.  s.  w.  829  ff. 

amiegnes,  amUgea  221. 

anavout  825. 

anoaz  217. 

anoazet  217. 

apoe  824. 

aviel,  avielou  220,  450. 

ayez  280. 

az  188. 

a;^ul  217. 

aznavoat  825. 

azrec  221. 

balan  445. 

banazl  445. 

banel  220. 

bann^  182. 

benin  217. 

benn  n.  s.  w.  818. 

beronic  217. 

benret  221. 

beraut  446. 

bestl  221. 


beure  221. 

bez  u.  8.  w.  821. 

beza  828. 

bezaf  u.  s.w.  816. 

bezet  824. 

bezcoat  188. 

bezout  828. 

bibannaf  859. 

bihenn  n.  a.  w.  820. 

bilen  217. 

biouf  u.  8.  w.  815. 

binrif  221. 

bisaig  217. 

bise,  bize  820. 

bizenn  u.  s.  w.  820. 

bizou  146. 

bUja  446. 

blein  221. 

bleut,  bleüd  221. 

bloncb  217. 

bout  227,  828. 

bouUf  217. 

bouzellou  217. 

breiniz  227. 

brout,  broud  222. 

brat  342. 

brat  (=  fn.  bruit)  856. 

bfy  284. 

Bndworet  866. 

burzut,  bun«d  809,  860, 

446. 
caff  447. 
cafont   886. 
carez  282. 
caatizaf  217. 
cauteriou  217. 
cedr  218. 
chaloniet  220. 
clioac'h  89. 
c'hoalea  89. 
c'boant  89. 
c*boarc'h  89. 
c'hoarz  89. 
cbimyf  888. 
cbom  218. 
c*houec'h  89. 
clion^cliein  89. 
c'hou^,  clipu^  89. 
eile  858. 
coan  218. 
eoantia  218. 
cofas  851. 
contrel  218. 
couTier  218. 


WortrogiBter. 


4» 


coaviaf  218. 

couTj  218,  809. 

crac  448. 

crachyt  217. 

criz  218. 

crixer  218. 

da^oQ  222. 

da^onen,  da^aouen  222. 

daes  280. 

darvesont  824. 

daaloQ  222. 

den,  deo  318. 

deuzy  deoz  812. 

denz  (venit)  230. 

deuzoch  280. 

deveux  156,    268,   d29, 

882. 
d^T^z6  156,  254,  388. 
dezioa  222. 
dianc  288. 
diaul  184. 
diaonl  151. 
dint  811. 
diaquif  254. 
doen  u.  s.  w.   836  ff, 
donet  a.  8.  w.  888  ü. 
^dlen  445. 
eil,  ejl  226. 
eUnyet  220. 
ema  814. 
4me  180. 

ameux  n.  a.  w.  829  ff. 
eafreiz  218. 
en,  eo  818. 
eux,  enz  812. 
eva  220, 

ez  (Partikel)  79,  81. 
ez  (ivit)  280. 
ez-   148. 
fear  218. 
fenzr  218. 
fillor  220. 
flater  889. 
forbaov  220. 
foalfcr  220. 
fri,  fn  228. 
Mm  218. 
fros,  fren  228. 
firyou  228. 
gallout  n.  8.  w.  362. 
galTet  228. 
ganaet  280. 
gelaeade  229. 
geirel  228. 


goa  218. 

goaf  218. 

goar  232. 

gobr  228. 

goel  228. 

goelaff  228. 

göret  280. 

gourtoet  223. 

goiirtos,  gortofl  188,  228. 

gonzout  Q.  8.  w.  825  ff. 

graet  280. 

graf,     groaff  228,    230, 

850  ff. 
grisien  224. 
grizioa  224. 
guen  148. 
gaeDel,  g^nel  280. 
gwall  450. 
Laien  89. 
bentet  224. 
benti  224. 
besk  182. 
beuliy  229. 
bo  (neobret.  euch)   183, 

238. 
bo  (mittelbrei.  sie)  288. 
boarvezout  324. 
boer,  boar  224. 
boac*b  88. 

boz,  oz  (eucbj  183,  288. 
boz  (euer)  222. 
bnd  451. 
Jalm  218. 
iel  346. 
int  811. 
jolis  220. 
ioul  445. 
is  811. 
iiin  220. 
kared  224. 
karfed  230. 
karred  229. 
k^al,  k^el,  kel  222. 
knecb  222,  864. 
koarays  220. 
labezet  218. 
lansq  218. 
lein  221. 
lenn  218. 
lent  828. 
lin  148. 
Uorz  224. 
liorzer  224. 
lo  824. 


luc'b^den  825. 

laffet  225. 

Ijam  218. 

raa  314. 

maen  288. 

mastinet  218. 

matez  225. 

maz  81. 

mecher  164. 

mein  288. 

menbrj,  membiy  284. 

meux  218. 

meznr  225. 

moez  218. 

monet  229,  848  ff. 

mannt  218. 

na  858. 

nein  221. 

niveret  280. 

noaz  225. 

oar  216,  288. 

ober  356. 

ortolan  218. 

oaf  a.  8.  w.  806  ff. 

oz,  onz  188,  188. 

paot  452. 

paotr  449. 

Pascunoret  366. 

patroam  219. 

pecbezres  218. 

pircbyrin  219. 

pisaar  219. 

pistig  451. 

poaz  225. 

podoa  220. 

popin  219. 

poubr  219. 

prenden  219. 

prestis  229. 

pancc,  panczau  219. 

qaae  849. 

qaaez  217. 

quegoyn  818. 

qaebezl  222. 

quemyat  218. 

qaeynias  822. 

ra  822. 

rambre  219. 

rean,  riou  225. 

rebecb  129. 

r^d  447. 

reiff  227,  858  ff. 

r^ö  225. 

reaseudic  226. 

32* 


660 


Wortregtoter. 


rau  286. 

rofistf  468. 

roeech  237. 

nut  219. 

nutonj  219. 

saesinaf  468. 

Moka  816. 

sav  816. 

acUcc  219,  812,  468. 

sebesaff  220,  816. 

feo^  182. 

serc'hek  816. 

sevel  816. 

sichou  219. 


sklas  468. 
so  814. 
Bordoor  219. 
spount,  apont  219. 
squenl  219. 
808  814. 
tann  468. 
tatin  219. 
tanl,  tanlen  219. 
tensor  220. 
tenEyen  219. 
tba  844. 
tisyc  219. 
tnou  222. 


tom  226. 
trahinet  219. 
trayaaet  280. 
nn  220. 
velim  219. 
yenimus  219. 
vestl  221. 
visi  227. 
Visit  227. 
voar  216,  282. 
yoez  218. 
Vnonioret  866. 
yea  846. 
jonU  446. 


C.    LitoBlawisch. 


I)  UUiiick. 

-af,  -aj  118,  114. 
ang^ls  881. 
anö,  anoj^  268. 
«&ta8  266. 
adti  266. 
ayynas  448. 
baUmdiB  266. 

Wt'UB    116. 

döyyti  117. 
dumk  117,  468. 
dnasik  117. 
d^as  117. 
gaUe'ti  116. 
gtfoti  116. 
g^Ü  116. 
grömata  116. 
izbönas  116. 
j^imas  469. 
kÜDMB  98. 
kartaiuB  117. 
kitUaa  117. 
kAti  97. 
kUnaa  98. 
kklti  97. 

Ut.  klöniotia  467. 
kiiuü  266. 
kruYk  266. 
matk  462. 
peflia  470. 
prAis  228. 
piipk  472. 
pdtü  472. 
randöjtt  226. 


smtetis  116. 
8zvtota8  402. 
üimatas  462. 
ieUvöti  116. 
zelöti  116. 


2)  AttbulgariBch. 

b^df  818,  822. 

blivati,  b^nvati  472. 

cvolü  422. 

iasu  116,  117. 

£ego  409. 

£ij9  810. 

cuo,  ceao  409,  410. 

chlakü  448. 

chlasta  448. 

chyala  426. 

ehvatiti  426. 

chytiti  426. 

daviti  117. 

divii  117. 

d§ba  186. 

dna  419. 

duDO,  dno  419. 

gän^ti  471. 

gybaü  471. 

igo  426. 

ijudejsei  422. 

ijudeJBti  422. 

jarto  418. 

jato  418. 

Jana  469. 

kn^gii,  kn^zi  419  f. 


kniga,  kiSniga  419  f. 

kloDiti  467. 

kozüü  186. 

koia  470. 

koincha  470. 

krall  186. 

ky«8n  426. 

proD.  8t  kuto  72. 

kysngti  426. 

Uti  448. 

lito  224. 

ligSkü  448. 

listinü  448. 

m^dru  468. 

mfso  91. 

mläva  472. 

mlüviü  472. 

WZ.  mog  112. 

monogn,  nmogii  1 12, 419* 

WZ.  lies  888. 

obnti  266. 

proD.  8t.  ono  64. 

paiaskevgij  410. 

pastnchü  468. 

p\jati,  pliTati  472. 

prasti  442. 

8loDiti  467. 

sracbüktt  442. 

srfisti  442. 

8tyolije  422. 

sv^ta  402. 

sUmiü  467. 

togo  409,  410. 

trfavu  441. 

utro  418. 


Wortregister. 


SOI 


T^iti  469. 

vfDfti  469. 

zTdati,  sidaü  468. 

iadaü  116. 

uUti  116. 

zali  116. 

zalovati  116. 

zdieti  (»  iesti)  421. 

ieg«  442. 

ieUti  116. 

ieetokü  442. 

iHti  421. 


3)  lenere  slawische 
sprachen. 

ni88.  bisu  209. 
poln.  bind  472. 
niM.  bobu  472. 
serb.  cvolik«  422. 
pokb.  dol  375. 


poln.  damb  186. 
kroat.  dostojan  476. 
poln.  dsban  116. 
poln.  gifd  471. 
polab.  glenpa  876. 
roBS.  jarmo  186. 
slow,  kjer  442. 
ruas.  knntn  419. 
eerb.  lasan  442. 
serb.  last  442,  448. 
neubnlg.  lesen  442. 
serb.  majka  442. 
mss.  molviti  472. 
poln.  mowa  472. 
poln.  möwiö  472. 
mss.  podi  209. 
mis.  podite  209. 
kroat  rajan  476. 
|poln.  stos  376. 
poln.  stosowaö  875. 
bShm.  stKzvy  441. 
rusA.  stvolü  422. 


poln.  szczecina  186. 
mss.  sietina  187. 
neuslow.  kroat.  8ereg876. 
mss.  serenga  876. 
nus.  sideti  209. 
6ech.  svestka  876. 
serb.  tko  489. 
kleinmss.  vedmidi  489. 
serb.  vennti  469. 
mss.  zbanoktt  116. 
serb.  iderati  4SI. 


4)  Binige  slawische 
ortsnameii. 

Cdrlin  185. 
Cöslin  186. 
Damm  186. 
Jarmen  186. 
Pasewalk  186. 
Stettin  136. 


D.    Geimanische  sprachen. 


1)  fiotisch. 

beist  221. 
gsrdanrsan  866. 
fodr  218. 
frins  226. 
hmdnma  864. 
bneiyan  471. 
boato  419. 
idraga  221. 
iU  66. 
itb  148. 
JQknzi  472. 
kelikn  98,  221. 
OMg  112,  814. 
ouuMgs  112. 
Dtqaths  226. 
qainon  222. 
qino  446. 
sinths  224. 
skandaraip  449. 
»taatao  143. 
stigqan  815. 
STinths  402. 
•vSstar  870. 
tnggo  468. 
tbauntei  458. 


thivadv  449. 
vairs,  vairsiza  460. 
vafdja  228. 
vaurts  224. 


2)  Althochdentsch. 

antseffan  866. 
biUja  470. 
bloc,  bloeh  217. 
broz  222. 
Mnsan  225. 
garawjan  142. 
hachnl  470. 
heim  467. 
buot  451. 
lenzo  224. 
magan,  magin  462. 
pfhal,  pü  470. 
riozan  226. 
sUhhil  468. 
stdzu  148. 
sübar  84. 
snindan  469. 
tonm  471. 
tugondi  80. 


warten  224. 
wegan,  wegjan  470. 
widamo  468. 


3)  littelhochdeatsch 
and  nenhochdentsch. 

beU  470. 
mhd.  bdzen  217. 
froscb  451. 
oberd.  g^ifen  218. 
hUne  402. 
kann  326. 
lanb  224. 
'palte  449. 
saite  451. 
schaar  376. 
seil  451. 
Sturz  815. 
mbd.  tump  376. 
vermögen  230. 
wahren  327. 
wahrnehmen  827. 
warten  224. 
Zwetschke  876. 


&02 


Wortregister. 


4)  Altsicbsisch. 

holm  98. 

5)  AngelB&cbsiseh. 

bleetan  446. 
blmnd  448. 
brotS  446. 
bjBon,  bisen  446. 
ceallan  228. 
frost,  forst  225. 
ganrian  142. 
bacele  470. 
hUdecaUa  228. 
holen,  holegn  447. 
hvelp  447. 
hvSnan  222. 
leif  224. 
sm«te  468. 
UcoT  88. 
veotoma  468. 


6)  KiiglUoh. 

butt  217. 
chastise  217. 


foot-pad  449. 

fireeze  225. 

freähes,  fre8het-447. 

gear  142. 

niittelengl.  get  255. 

grogram  219« 

mittelengl.  hArlot215. 

bannt  224. 

bog  88. 

horse-  452. 

icide  451. 

lent  224. 

Latimer  219. 

loreme  219. 

maijoram  219. 

mastiff  218. 

niegrim  219. 

angloir.  mosharoon    219. 

mnshroom  219. 

mystery  164. 

palt  449. 

paltry  449. 

pilgrim  219. 

plum  219. 

rime  218. 

sUia  315. 

stancheon  453. 

Star  315. 

sting  315. 


stubble  815« 
tan  458. 
vellum  219. 
waU  228. 


7)  Altaordiseh. 

broddr  446. 

borst  186. 

Burstaborg  136. 

gorra  142,  851. 

heimta  224. 

hekla  470. 

hökull  470. 

hrttkja  217. 

hrim  218. 

hvina  222. 

iaki  451. 

iökoU  451. 

m&  230. 

seiCr  451. 

sonar  (gen.  an  sonr)  478. 


8)  DlBitch. 

heste-tjv  451.* 


ayyikXta  228. 
dxotfrij  470. 
axriv  898. 
av^tC  186. 
dvtl&ioq  186. 
aiip^oq  107. 
ßüuinaUf»  461. 
YCMXo¥  218. 
^ij^voi  228. 
Y^vnoti  97. 
yvrii  446. 
fyXfXvq  881. 
itSror  468. 
f&fiut  96. 
e2fik  810. 
ftol.  ffifAt  810. 
io%(  812. 
rx»  79. 
ii  142. 

Y^CMF   U,  8.  W.    811. 


E.    OriechiBch. 

i^riynov  888. 
finoff  865. 
^/rtoq  867. 
iliTTa*  818. 
Be^aUtifi  866. 
&i<r(pa%oq  469. 
&oa4rvq  366. 
-i  113. 
iaTiTW  221. 
Upm  844. 
r«  811. 
Moupoq  447. 
xaxa   179. 
xiCfii&a  810. 
nirr^ov  458. 
uiatQov  468. 
Ulm  S49. 
nXlrttv  467. 
xOKMc«  447. 
xoAwrij  98. 


xoXMfo;  98. 

Kol.o(fmv  98. 

xvairw  212. 

xi;»  212. 

/lax^oc,  ^lixMTtog  369. 

fi^yaq^  /if/io^oq  369. 

fiiuaa  469. 

fiiläia  446. 

^uwQO(i  469. 

yoti  858. 

ca^i7  449. 

oaTioF  87. 

Tvaila/Mi}  181. 

TTolAoc  812t 

«or/  881. 

n^laficu  223. 

nfforC  179. 

Qiyoii  226. 

^iC«  224. 

^o^^w  108. 


Wortrtgiflter. 


503 


üafnj^  865. 
S(trvipo<i  866. 
ootfio^  865. 
<rr/^oy  148. 


ffTOQy^  815. 
'ivStvq  148. 
TVr^a^eo?  148. 
ipXvti  472. 


äol.  at/^M  816. 
jffi/iow  450. 
jlfO^Toc  221. 


ßiu  92. 

Ä'if«^  92. 
^'a;  92. 

fjäffntir  91,  92. 
/t/0(Jrrf   91. 

fj: »«. 


F.    Albaneaisch« 

fjtgnovv  92. 
fjovxoi/  91. 
fjovfii_  92. 
^"iJtft,  fjvätQtJi  92. 
/ijtf  91. 
ffcrif  98. 


aovgboiy  92. 
(roi''^7c  92. 
tfiv/f   92. 
ÜKovfif^  92. 
änaii  91. 
-;t€  9l. 


O«    Italische  sprachen. 


1)  Utelnbch. 

alnnmiu  868. 
amicio  221. 
amiu  448. 
amo  448. 
ingnis  381. 
annos  848. 
apere  867. 
apiflci  867. 
aptna  867. 
aacia  470. 
angostu  402. 
ayarna  446. 
ayere  445. 
avidos  445. 
awncidns  448. 
avos  448. 
axlciA  470.      ' 
bajDlna  445. 
bimiiB  450. 
botelloa  217. 
bateo  446. 
caper  447. 
capat  865. 
cautM  864. 
celana  98. 
eena  218. 
cieo,  do  849. 
cloppna  447,  450. 
coetaa  447. 
coUis  98. 
colomoa  98. 


commeatna  448. 
credo  468. 
creta  83. 
cnidua  218. 
cubare  448. 
cuneaa  864. 
danmnm  868. 
dantia  478. 
digitua  864. 
altlat.  dingua  458. 
diacere  450. 
dintumiifl  471. 
dives  867. 
dnros  448. 
eminere  849. 
eo  810. 
eat  812. 
et  79. 
excello  98. 
expando  448. 
ezao  256. 
faba  472. 
facio  95. 
faaces  451. 
faacino  451. 
fax  95. 
fei  221. 
fenreo  221. 
fibuU  449. 
fignra  449. 
finnaa  882. 
floccna  254,  449. 
foraa  220. 


fornm  218. 
foYea  449. 
frigua  226. 
frnor  225. 
fhmua  471. 
gabata  447. 
grassator  449. 
gordaa  450. 
hortoB  224. 
ibi  882. 
ibaa  882. 
ignoaco  468. 
imuB  810. 
indao  256. 
is  (du  gehet)  810. 
it  810. 
itia  811. 
janna  844. 
JanuB  844. 
JDgnra  449. 
juvenie  469. 
lautia  478. 
linquo  827. 
liquidna  148. 
lorum  148. 
lapiia  148. 
luatrum  478. 
mactare  844. 
mitia  114. 
moveo  850. 
mox  452. 
mnnuB  114. 
nae  858. 


504 


Wortregister. 


nesapius  866. 
nos  66. 
nndiu  824. 
odor  449. 
operm  867. 
alüat.  opnlns  446. 
ordo  220. 
altlat  OBsn  87. 
perperam  221. 
Pertanda  148. 
plaoeo  96. 
predam  298. 
prominere  849. 
pmina  226. 
qneror,  qneetne  86. 
qnodsi  64,  67. 
radix  224. 
ramns  148. 
rana  461. 
remuB  148. 
reor,  reri  862. 
riyns  478. 
nido  226. 
eacer  864. 
■apiens  866. 
sapio  866. 
scala  219. 
sibns  866. 
siccnt  182. 
Bignnm  464. 
sorbeo  108. 
alUat.  808  284. 
Spiro  86. 
etat  816. 
stemere  816. 
snm  810. 
stmt  812. 
tango  468. 
thensaums  220. 
transtrom  464. 
tribntam  464. 
trieari  464. 
tmo  228. 
ta  87. 

yas,  vadis  468. 
▼egere  470. 
▼ehere  471. 
yelam  228. 
Yertnmnus  863, 
▼iginti  864. 
▼OS  67. 


2)  OsUich.  Umbriich. 

osk.  aflcdalM  842. 
sabell.  brat . .  842. 
osk.  brateis,  ß^aTm/i  842. 
osk.  embratnr  842. 
ombr.  ftiiest  816. 
umbr.  -^i,  -f,  -4  118. 


3)  HmelUtellüsch. 

ablatnm  222. 
bracinm  446. 
caldarU  217. 
cappa  447. 
etlehas  446. 
qoadragesima  220. 


4)  ItaUeniich. 

anappo  460. 
biado  222. 
badeUo  217. 
Candia  88. 
commiato  218,  448. 
facimola,  facimolo  461. 
goappo  460. 
masnada  462. 
oppio  446. 
ortolano  218. 
ragazzo  449. 
sortire  468. 
spandere  448. 
spavento  219. 
sqnarciare  468. 
stanxa  468. 
toso  449. 


5)  Spanisch. 

brote  222. 
capacbo  447. 
capaio  447. 
chioote  449. 
combo  447. 
estar  816. 
ser  818. 
sortero  219. 
468. 


6)  Pnifeüallicb. 

brot  222. 
comb  447. 
comjat  448. 
crotiar  446. 
esfreidar  218. 
pairol  460. 
trigar  464. 
vertat  446,  462. 
vilandrier  464. 


7)  nrauMMh. 

avel  446. 

balf  217. 

bean-p^re  n.  s.  w.  448. 

bgoa  446. 

bisarre  219. 

bl^  221. 

Med  222. 

bloc  217. 

boel  217. 

bouter  217. 

boyau  217. 

wallon.  brib,  briber446. 

brandon  219. 

cardme  220. 

cb&tier  217. 

cheyron  447. 

chdmer  218. 

dop  447. 

cochon  447. 

oointe  218. 

oongtf  448. 

cracher  217. 

croider  448. 

cronller  448. 

ende  448. 

cnidier  448. 

^ahir  217. 

^confle  468. 

ennai  217. 

tfpandre  448. 

tfponvante  219. 

esfonldre  220. 

esftoi  218. 

esteil  468. 

^tamer  219. 

tftance,  Aan^on  468. 

tftisie  219. 

fenr  218. 

flat  889. 


Wortregister. 


505 


forbanir  SSO. 
fonireaii  218. 
ftinutfSlS. 
gAffe  218. 

gUoe  219,  812,  468. 
gonrd  460. 
gontte  182. 
gDenip«  812,  468. 
gntfret  461. 
haater  224. 
norm,  hat  46  t. 
jefine  220. 
joli  280. 
Ken  218. 
mfttin  218. 
mes  218. 
meegn^  462. 
m^er  164. 
meU  S18. 
pampre  219. 
de  par  446. 


p^heresee  218. 
p^erin  219. 
potte  462. 
pot  220. 
ponrpre  219. 
pnits  219. 
racher  217. 
recaner  447. 
roncin  468. 
mste  219. 
Baisine  468. 
saisir  468. 
savoir  826. 
eorcier  219. 
lortir  468. 
eonverain  466. 
tablet  219. 
tan  468. 
taqnin  219. 
k  tAtona  468. 
tomean  449. 


toiisel,  tosel  449. 
traintf  219. 
traste  464. 
tr^ucher  264. 
tr^or  220. 
venelle  220. 
Y^nimenx  219. 
▼iande  446. 
vilain  219. 
▼illecheor  464. 
voiz  218,  462. 
▼nin  446. 

8)  OfbreiDAilich. 

semn  92. 
somn  92. 
w5rbn  92. 
s^ee  92. 
serbet  92. 
iudekk  91. 


A.  W.  8eha4«*s  Bnehdraekerei  (L.8ohad«)la  B«illn,  SUllaebrtibtntr.  47. 


VerbeaseruDgen  und  nachtrfige  zu  band  Y. 

p.  64  zeile  9  lies:  nich. 

p.  78  z.  6  lies:  yerbalformen. 

p.  86  anm.  z.  1  lies:  qhis. 

p.  89  letzte  zeile  lies:  cornisch. 

p.  91  letzte  zeile  des  textes  lies:  s. 

p.  107  z,  8  lies:  «heer". 

ebend.  letzte  zeile  lies:  »unreinlichkeit". 

p.  142  z.  8  V.  a.  lies:  cefu. 

ebend.  z.  6  v.  n.  lies :  «bounteoiis*'. 

p.  187  z.  12  und  18  v.  u.  lies:  zosammenwirken. 

p.  281  s.  16  1ms  aithirge. 

p.  228  z.  11  lies:  prekis. 

p.  806  z.  16  lies:  mit  den  wurzeln  DA  (skr.  DE^  ponere)  GNA  und  VID. 

ebend.  z.  26  schalte  hinter  omp  ein  domp. 

ebend.  z.  82  schalte  hinter  oe  ein  aioa. 

p.  816  z.  9  lies:  ogOQy^. 

p.  826  am  ende  ist  folgendes  nachzutragen:  PI.  1.  pers.  ne  gonsomp  pen 
lech  ez  eu  techet  Wir  wissen  nicht,  an  welchen  ort  er  gegangen  ist 
M.  210b.  —  Plniw  2.  pers.  lyvirit  mar  gonsoch  Sprecht,  wenn  ihr 
wirst  M.  222a.  —  Flur.  8.  pers.  na  gousont  pez  a  greont  quet  Sie 
wissen  nicht,  was  sie  thnn  M.  189  b. 

p.  887  anm.  z.  8  hinter  M.  6b  füge  hinzu:  =  car  sa  bonttf  est  k  louer. 

p.  840  anm.  z.  2  lies:  ein. 

p.  862  z.  2  lies:  Bosheit  statt  T&nschung. 

p.  870  z.  19  lies:  fedhrö. 

p.  898  anm.  erste  zeile  lies:  anders. 

p.  897  z.  2  lies:  paruva.    • 

p.  486  z.  16  lies:  cum. 

p.  461  z.  6  lies:  varsäbhn. 


Verbesserungen  zu  band  IV. 

p.  lY  bei^Stokes  lies:  Legislative  Council. 

p.  400  z.  18  lies:  permed, 

ebend.  z.  21  lies:  j-^tro, 

p.  402  z.  11  lies:  bedeutet. 

ebend.  z.  16  lies:  compositum. 

p.  404  z.  20  lies:  maein  statt  moeti». 

p.  414  z.  6  lies:  Auanerfrermt«. 

p.  419  z.  16  lies:  Nep. 


BEITRAGE 

ZUB 

VERGLEICHENDEN 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIETE 


DBB 


ARISCHEN,  CELTISOHEN  UND  SLAWISCHEN 

SPRACHEN. 


UNTER  BUTWIRKÜNQ 

VOM 

A.  LESKIEV  UMD  J.  80 

HERAUSGEGEBEN 
von 

A.  KVBN. 


:i  III 


SECHSTER  BAND. 


BERLIN, 
PfiRD.  DÜMMLER'S  VERLAGSBÜCHHANDLUNG. 

HARRWITZ  UND  GOSSUANN. 
1870. 


Verzeichnis  der  bisherigen  mitarbeiter. 


C.  Arendt  z.  z.  in  Peking. 

Prof.  Dr.  G.  I.  Ascoli  in  Mailand. 

Prof.  Dr.  Th.  Aufrecht  in  Edinbnrg. 

J.  Baudouin   de  Courtenay  in  St.  Petersburg. 

Prof.  Dr.  J.  Becker  in  Frankfurt  a.  M. 

Prof.  Dr.  Sophus  Bugge  in  Christiania. 

Wenzel  Burda. 

E.  C brist   in  Heidelbei^. 

Oberlehrer  J.  G.  Cuno  in  Graudenz. 

Stadtbibliothekar  Dr.  Lorenz  Diefenbach  in 
Frankfurt  a.  M. 

Dr.  H.  Bbel  in  Schneidemühl. 

Chr.  W.  Glück  in  Manchen,  f 

Pro£  Or.  H.  Kiepert  in  Berlin. 

Prof.  Dr.  A.  Kuhn  in  Berlin. 

Prof.  Dr.  A.  Leskien  in  Leipzig. 

Dr.  Lorenz  im  Haag. 

Prof.  Dr.  C.  Lottner  in  Dublin. 

Lucian  Malinowski  in  St.  Petersburg. 

Prof.  Dr.  Miclosich  in  Wien. 

Prof.  Dr.  Max  Müller  in  Oxford. 

Prof.  Dr.  Friedrich  Müller  in  Wien. 


IV  Verzeichnis  der  bisherigen  mitarbeittr. 

Prof.  Dr.  Th.  Nöldeke  in  Kiel. 

Prof.  Dr.  Novotny  in  Prag. 

Dr.  Carl  Pauli  in  MQnden. 

Prof.  Dr.  Ign.  Petters  in  Leitiueritz. 

Prof.  Dr.  C.  T.  Pfuhl  in  Dresden. 

Prof.  Dr.  A.  Pictet  in  Genf. 

Prof.  Dr.  A.  F.  Pott  in  Halle. 

Prof.  Dr.  A.  Schleicher  in  Jena,  f 

Prof.  Dr.  Moriz  Schmidt  in  Jena. 

Dr.  Johannes  Schmidt  in  Bonn. 

Prof.  Dr.  H.  Schweizer-Sidler  in  Zürich. 

Prof.  Dr.  Smith  in  Kopenhagen. 

Prof.  Dr.  Spiegel  in  Erlangen. 

Prof.  Dr   H.  Steinthal  In  Berlin 

Whitley  Stokes,    Secretary  to  the  Legislative 

Council,  Caicutta. 
Prof.  Dr.  A.  Weber  in  Berlin. 
Prof.  Dr.  Whitney,    Ncw-Haven,    Connecticut, 

U.St. 


Inhalt. 


Miacelluiea  Celtica,    von   dem  ventorbenen  R.  T.  Siegfried.     GeMin- 

melti  geordnet  nnd  heraosgegeben  von  Whitley  Stokes  1 

Einige  fUle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  pohuscben  dedinatioD.  Von 

J.  Baudouin   de  Conrtenay 19 

Eftte,  ^aitt  usqne  nnd  ik\.     Von  Wenzel  Bnrda 89 

Beitrige  zur  kenntnis  einiger  sufflze  im  slawiecben.     Von  demselben     93 
J.  E.  Schmaler,  Die  alavischen  ortinamen  in  der  Oberlansits.    Ange- 
zeigt von  Job.  Schmidt 96 

Gamillo  Keller,  Kurze  elementaigrammatik  der  sanskritepraehe.  An- 
gezeigt von  A.  Weber 97 

6.  H.  F.  Nee  sei  mann.     Ein    deutsch -preufsisches    vocabnlarium    ans 

dem  anfange  des  ftnfzehnten  Jahrhunderts.  Angezeigt  von  Pott  .  108 
J'  H.  C.  Kern  Over  het  woord  Zaratbustra.  Angezeigt  von  A.  Kuhn  137 
Die  entwickelung  von  onnraprttnglichem  j  im  slawischen  .nnd  litauischen. 

Von  Job.  Schmidt 129 

Ueber  den  dialekt  der  mseischen  Volkslieder  des  gouvemements  Olonec. 

Von  A.  Leskien 168 

Einige  bemerknngen  zu  Schleioher's  compendium  (zweite  aufläge).    Von 

Wenzel  Burda 188 

Beitrige  zur  kenntnis  einiger  snffixe  im  slawischen.  Von  demselben  194 
Uebergang  der  tonlosen  consonanten  in  die  ihnen  entsprechenden  tönen- 
den in  der  historischen  entwickelung  der  polnischen  spräche.  — 
Wortformen  nnd  selbst  sätze,  welche  in  der  polnischen  spräche  zu 
Stämmen  herabgesunken  sind.  —  Doppelung  des  suffizes  -ti-  in  der 
polnischen  und  russischen  spräche  —  Hinneigung  zu  e  im  polni- 
schen. —  Einige  beobachtungen  an  hindern.  —  Zetacismus  in  den 
denkmMlem  und  mnndarten  der  polnischen  spräche.  —  Wechsel  des 
s  (s,  i)  mit  ch  in  der  polnischen  spräche.  Von  J.  Baudouin  de 

Conrtenay 197 

Neutra  auf  -as  im  altiriachen.     Von  H.  Ebel 332 

Bndlichers  glossar.     Von  Whitley  Stokes 327 

Senas  Chormaic.  Cormae's  Glossary  translated  and  annotated  by  the 
late  John  0*Donovan,  LL.  D.  Edited,  with  notes  and  indicea, 
by  Whitley  Stokes,  LL.  D.  —  Olossae  hibemicae  veteres  Co- 
dicis  Tanrinensis,   edidit   Constantinns   Nigra.     Angezeigt  von 

H.  Ebel 882 

1)  Qitt  Ahunavaiti.  I^arat'ustrica  carmina  septem  latine  vertit  etc. 
C.  Kossowicz.  _  Qkt'k  üstavaiti  latine  vertit  etc.  C.  Kosso- 
wicz.     Angezeigt  von  Fr.  Spiegel 287 


VI  Inhalt. 

SMto 
Bernhard  Jttlg  über  wesen  und  aufgäbe  der  sprachwiseensehaft.  An- 

gezeigt  von  Job.  Schmidt 1     .     .     .  240 

Böget,    Baron   de   Bellognet   Ethnogtfnie  Gaoloise  III.     Angezeigt 

von  Lorenz  Diefenbacb 841 

AltbÖhmiech  vrtrati  und  altind.  vfiri-.  —  Das  litauische  suffiz  -kla-. 

Von  Wenzel  Burds 248 

1)  Nachtrag  za  beitr.  T,  209.  —   2)  Uebergang  des  i   in  n  im  polni- 
schen. —  8)  Zur  geschichte  der  poln.  Zahlwörter. —  4)  p^ola. — 

6)  slza.     Von  J.  Baudonin  de  Conrtenay 246 

Addenda.  —  Corrigenda.     Von  Whitlej  S tokos 248 

Schreiben   von  C.  Lottner 249 

Nachruf  (August  Schleicher).     Von  Job.  Schmidt 251 

Die   Partikeln   skr.  gha.   ghi,   ha  und  hi;   zend.  zi;   griech.  ^ei,  yt'; 

lith.  -gi,   slav.  ie  u.  s.w.     Von  Pott .     ,     .  257 

Zur  lautlehre   der  lehnw5rter  in  der  polnischen  spräche.     Von  Lneian 

Malinowski .     .  277 

Zur  Volksetymologie.     Von  domsalben 800 

Otto  Blan  Bosnisch- türkische  Sprachdenkmäler.     Angezeigt  von  Pott  806 
Martin   Hattala   August  Schleicher  und   die  slaviscben  consonanten- 

gruppen.     Angezeigt  von  Wenzel  Burda 842 

August   Schleicher  Indogermanische  Chrestomathie.     Angezeigt  von 

A.  Kuhn 887 

Vfitra   —   verethra,     vfitraghna  —   verethraghna.    —   Frl, 

fran,  ulfing^fit.     Von  Fr.  Spiegel 888 

Ein   beispiel  der  praesensstammbildung  mittels  ta  im  slaviscben.     Von 

Wenzel  Burda 892 

Zum  deutsch -prenfsischen  vocabular,    von  Nesselmann.     Von  dem- 
selben       898 

Visncius  Mercurins,  ein  beitrag  zur  gesehichte  der  lateinischen  aa- 

sibilation  auf  gallischem  boden.     Von  K.  Christ 407 

Preufsische  Studien.     I.  Lautlehre.     V<m  CarlPauli 411 

Das  altirische  verbnm.     Von  Whitley  Stokes 469 

Christian  Donalitius  littauische  dicbtungen  nach  den  Königsberger  hand- 
schriften    herausgegeben   von   G.  H.  F.  Nessel  mann.     Angezeigt 

von  Johannes  Schmidt 475 

Sach-  und  Wortregister 466 


VerbesseruDgen. 


8.  8  letste  zaile  lis:  Mog<mnos, 

8.  11  s.  18  ftor:  in  lis:  von. 

8.  14  s.  6  lis:  qädae»a. 

9.25  anm.  **)  ft.  4  nach:  (grajem)  fllge  bei:   (dies  letste  auch  phooetisch 

bedingt) 
B.  26  z.  15  V.  u.   nach:    das  4    fttge   bei:    es  soll    also   dieser   unterschied 

dort  bestehen.     Ich  kenne  aber  diese  Verhältnisse  nicht  näher. 
8.81  z.  14—15  lis:  oplf'itojdi. 
8.  81  z.  6  T.  n.  lis:  oereKef . 
8.81  z.  5  v.u.  lis:  stndnicy,  studnica. 
8.  82  z.  15  für:  letztereQ  lis:  ersteren. 
8.  82  anm.  z.  8  lis:   1857. 
8.  89  z.  7  — 10  streiche  von:   nnd  2)  dafs  den  ansgangspitinkt  bis:  fremdes 

nrsproogs  sind. 
8.  41  z.  7  ▼.  n.  lis:  im'igus. 
8.41  z.  7  T.  u.  lis:  b'ibns. 
8.41  z.  4  T.  u.  lis:  um'izgas. 
8.  41  am  ende.   Der  ansschliellilich  lateinische  nrspmng  der  suffixe  -us  (-aä), 

•is,     ys  (-i§),  -es  ist  sehr  zweifelhaft. 
8.  42  z.  15   V.  tt.  lis:  i&eba. 
8.48  z.  6  —  8   V.  n.    lis:     jfzylti,    —     powojniki,    —   potsetKi,  — 

pfedi^i&iKi,  —  äfatKi,  —  bo^i. 
8.50  z.  9  lis:  f  ^iUch. 
8.  58  z.  i6_17  lis:  f  &f  atloi4<ech. 
8.  54  z.  15  ▼.  n.  lis:  cherb'ech. 
8.  55  z.  8  ▼.  n.  lis:  phonetischer. 
8.  56  z.  2 — 8  streiche:  hartaaslaotende. 
8.  57  z.  19  lis:  zyw'ot. 
8.  57  z.  21   lis:  sf^at. 
8.  58  z.  17  ▼.  o.  Us:  pirysl<$f . 
s.  60  z.  8.  lis:  chodzila. 
8.61  z.  6  nach:  auch  fttge  bei:  vorzüglich. 
8.  61  nnten  streiche  die  anmerkang. 
8.  67  z.  18  V.  a.  streiche:   dw'e. 
8,68  z.  19  V.  n.  lis:  gospodnowy. 
8.  71  z.  18  lis:  nalezle. 
8.  74  z.  14  V.  n.  lis:  r^kama. 

8.  76  z.  12  zwischen:  ob  dm   und:  fast  soll  ein   —   stehen, 
s.  88  z.  18  V.  n.   nach:   jähren  füge   bei:    ;  ze    sta    chtopam'i   mit    160 

banem. 
s.  88  s.  8  ▼.  tt.  streiche:  alt  tylo. 
8.  85  z.  6  ▼•  n.  nach:  plnr.  fttge  bei:  fordernd. 
8.  88  z.  14  fttr:  so  lis:  dennoch. 
s.  95  z.  16  v.u.  lis:  dQfjywv. 
8.  184  z.  9  V.  u.  lis:  DOMOpCKaa. 

s.  187  letzte  zeile  lis:  OdieBanib. 

s.  188  z.  8  lis:  lun^d* 

8.  148  z.  9  V.  u.  lis:  cnpere. 

8.  150  z.  6  V.  u.  lis:  bliauju. 


8.  176  s.  16  lis:  rflXIbUH. 

8.  198  B.  2  streiche;  altbnlg. 

8.  198  s.  8  fllr:  8U,  80,  8U   lis:  so,  sa. 

s.  200  s.  11  {fkr:  m'era  lis:   ws.  m'ir-. 

8.  200  s.  16  V.  Q.  Ar:  von  lis:  oder. 

8.  204  z.  16 — 22  streiche  von*.  Damit  bis:   1.  hälft«  des   16.  jahrh.f. 

8.207  anm.  *)  z.  8  —  4  streiche':  welcher  sich   nur  nach  praepoRitionen  mit 

dem  vorgeschlagenen  n  als  J&  erhalten  hat. 
8.  207  anm.  *)  letzte  zeile  füge  bei:  cf.  Beitr.  VI,  81  ff. 
8.  208  s.  11  V.  n.  fllr  sttüiia  lis:  stuIiSa. 

8.  208  anm.  *)  letete  zeile  füge  bei:  (Schleicher,  Beitr.  V,  208     209. 
8.  209  z.  16  streiche:  ?. 
8.  211  z.  17  lis:  m'iloi6 
8.  212  z.  8,  10  und  16  Us:  t  +6. 
8.  218  z.  4  —  6  lis:  w  dobrem. 

8.  216  z.  4 — 6  streiche:   fortjl  (iLunstgrifT)  fUr  nnd  neben  forte  1. 
8.  216  z.  9  Us:  r,  1,  1. 
8.  216  letzte  zeile  lis:  iyk. 
8  219  z.  8  lis:  namaslowa^ 
8.  219  z.  9  V.  u.  lis:  wöl. 
8.  219  z.  2  ▼.  a.  fttr:  p'tff e  lis:  p'efe. 
8.  220  z.  11  T.  n.  tilge  die  lüammer  hinter  ki^ga. 
8.  246  z.  16  lis:  knp  iL 
8.  260  z.  16  lis:  der  gallischen. 
8.  286  z.  18  lis:  bonlevard. 
8.  288  z.  2  lis :  *garkcar. 
8.  889  anm.  z.  1   lis:  ▼rt^'^banä. 
8.  896  z.  17  V.  u.  ftlr  z  lis:  z. 
8.  402  z.  1 1   lis :  wimino. 
8.  428  z.  16  ftlr  ao  lis:  oa. 
8.  429  z.  9  V.  n.  lis :  eoestne. 
8.  482  z.  18  V.  n.  lis:  Übersicht. 
8.  489  z.  4  für  6  lis :  6. 
6.  446  z.  16  V.  u.  lis:  vlbbü. 
8.  446  letzte  zeile  IIb:  allein. 
8.  467  8.  14  Us:  USihTis. 


Verbesserung  zu  band  V. 

(Aas  einem  briefe  von  Whitley  Stokes  Esq.). 
From   a  reeent  cast  it  appean  that  the  Ogham  in  the  KiUeen  Cormic 
inscriptton  (Beitr.  V,  868)  is  thns: 

Dnftano-  safsi-  sahattos 

anfl   In   the  last  line  of  the  Pictish  inscription  (Beitr.  V,  866)  for  0V8  th« 
■tone  hss  CVS. 


Miscellanea  Celtica,  von  dem  verstorbenen 

R.  T.  Siegfried.    Gesammelt,  geordnet  und 

herausgegeben  von  Whitley  Stokes. 

Vor  länger  als  einem  jabre  sandte  mir  dr.  Todd  aus 
Dublin  ein  kistchen  mit  dem  gröfsten  tbeil  der  handschrift- 
lichen hinterlassenschaft  meines  verstorbenen  freundes  Sieg- 
fried, prof.  des  sanskrit  und  der  vergl.  gramm.  an  der  iri- 
schen Universität.  Die  papiere,  bestehend  aus  Aber  3000 
blättern  in  verschiedenem  format  und  in  verschiedenen 
characteren  und  sprachen,  einige  mit  bleistift  geschrieben 
und  jetzt  fast  unleserlich,  waren  in  grofser  Verwirrung  und 
erst  im  herbst  1866  —  vier  jähr  nach  seinem  tode  —  war 
es  mir  möglich  sie  zu  ordnen. 

Ueber  sanskrit  hinterliefs  Siegfried  folgendes:  —  1)  Be- 
merkungen zu  Pänini.  2)  Bem.  zu  dem  Yfi^asaneji  Präti- 
^äkhja.  3)  Bem.  zum  Rik  Prätipäkhja.  4)  Bem.  zur  ve- 
disohen  grammatik:  lautgesetze,  deolination,  verbum  und 
accent.  5)  Bem.  zu  Atbarva  Veda  IX,  8.  6)  Bem.  zum 
PanKatantra.  7)  Bem.  zur  (^akuntalä«  8)  Vorlesung  über 
dieVedas  in  zwei  fassungen,  beide  unvollendet.  9)Vedica: 
a)  vedische  literatur,  b)  volk  des  Veda,  c)Jehre  und  glaube 
des  Veda.  10)  Sanskrit-literator  nach  dr.  A.  Weber,  Ber- 
lin 1849,  bem.  nach  Vorlesungen  von  prof.  Weber,  dessen 
schaler,  wie  ich  glaube,  Siegfried  gewesen  war«  U)  Bem. 
za  Vorlesungen  Ober  sanskritgranimatik.  Diese  waren  be- 
stimmt  f&r  Siegfried^s   cursus  an  der  Dubliner  Universität. 

Beitrlge  £.  Tgl.  sprachf.  VI.  1.  ] 


2  Stokes 

12)  Kurzes  Sanskritvocabular.  13)  Uebersetzung  von  29 
hymnen  aus  dem  Rig  Veda.  14)  Drei  ^loka's  yon  RV. 
VI, 75.  15)  üebersetzung  von  Atbarva  Veda  11,33.  15)  Eng- 
lische Übersetzung  der  Qakuntal&. 

Ueber  zend  findet  sich  eine  grofse  menge  grammati- 
scher bemerkungen. 

Ueber  Griechisch:  Bern,  über  griech.  lautgesetze. 
Ueber  lateinisch:  Bem.  über  lat.* lautgesetze  und  lat.  Suf- 
fixe. Ueber  beide  sprachen:  zahlreiche  bemerkungen  fßr 
eine  abhandlung  mit  dem  titel:  An  Introduction  to  Com- 
parative  Philoiogy  for  Classical  Students. 

Femer  finden  sich  bemerkungen  über  altpreulsisch  und 
litauisch,  über  angelsächsisch,  über  die  geschichte  der  eng- 
lischen ausspräche. 

Ein  manuscript,  betitelt:  The  Indo-European  Unity, 
sketch  of  the  results  of  Bopp^s  science  of  comparative 
gram  mar. 

Bemerkungen,  betitelt:  Japetis.  Darunter  verstand 
Siegfried,  was  Pictet  „Origines  Indo-Europeennes^  nennt. 

Endlich  seine  keltischen  papiere,  bestehend  aus  einer 
grofsen  zahl  w&hrend  der  jähre  1858 — 1861  an  mich  ge- 
richteter briefe  und  aus  dem  folgenden:  1)  Bemerkungen 
ober  keltische  götter.  2)  Alphabetisches  verzeichnifs  gal- 
lischer götter.  3)  „On  some  names  of  deities  among  the 
Celts*'  ein  essay.  4)  Verzeichnifs  welscher  mythologischer 
namen.  5)  Gallische  inschriflen.  6)  Bemerkungen  über 
die  Dontaurios-inschrift.  7)  Alphabetisches  Verzeichnis  alt- 
keltischer personen-  und  Ortsnamen.  8)  Bemerkungen  über 
die  Marcellischen  formein.  9)  Bemerkungen  zu  meinen 
„Irish  Glosses^  Dublin  1860.  10)  Bemerkungen  über  das 
altirische  verfoum.  11)  Bemerkungen  zu  der  vorrede  mei- 
ner ausgäbe  von  Cormac^s  glossar.  12)  Auszüge  aus  dem 
Book  of  Armagh,  den  Brehon  Laws  und  anderen  irischen 
handschriften.  13)  Vorschlftge  zur  bearbeitung  eines  iri- 
schen thesaorus  durch  Curry  und  O'Donovan.  14)  Be- 
merkungen zu  Zeufs,  Glück,  Ebel;  niedergeschrieben  für 
O'Donovan.     15)  Bemerkungen  zu  den  Juvencus-glossen. 


^ 


Miscellanea  Celtica.  3 

16)  BemerkuDgen    Ober   meine   noten  zu  dem  corniscben 
gedieht  von  der  Passion. 

Aufserdem  hinterliefs  der  verstorbene  gelebrte:  1)  Ein 
durchschossenes  exemplar  von  O'Reillj's  Irish  Dictionary, 
mit  Zusätzen  und  Verbesserungen.  Dies  ist  jetzt  im  besitz 
Lottner's.  2)  Ein  durchschossenes  exemplar  von  Pughe^s 
Weish  Dictionary;  dies  ist,  glaube  ich,  im  besitz  von 
Siegfried's  vater,  einem  richter  zu  Dessau.  3)  Ein  durch- 
schossenes exemplar  von  Zeufs  Grammatica  Celtica,  mit 
vielen  anmerkungen;  im  besitz  Lottner's.  —  Siegfried 
hatte  auch  finnisch  studiert  und  zeigte  mir  einmal  hand- 
schriftliche auszflge  und  Obersetzungen  aus  einem  gedieht 
in  diesei  spräche,  wie  ich  vermuthe,  der  Kalevala.  Ich 
weiis  nicht,  was  aus  diesen  geworden  ist. 

So  viel  ich  weifs  veröffentlichte  Siegfried  selbst  nichts 
unter  seinem  namen.  Kühn  genug  in  seinen  eignen  ideen 
und  freimQthig  im  verkehr  mit  freunden,  besals  er  eine 
seltsame  abneigung  der  weit  die  resultate  seines  fleifses 
und  Scharfsinns  mitzutheilen.  Er  bef&rchtete,  und  nicht 
ganz  ohne  grund,  dafs  das  Selbstvertrauen  einiger  angeho- 
rigen  der  neuen  philologischen  schule  diese  Wissenschaft 
wieder  in  die  mifsachtung  bringen  würde,  der  sie  durch 
Bopp  und  seine  unmittelbaren  nachfolger  entrissen  worden. 
„Haben  Sie  acht,  schrieb  er  mir  einmal,  dafs  wir  nicht 
verfahren  wie  die  älteren  —  aber  ohne  ihre  entschuldigung 
der  Unwissenheit  —  und  worte  und  formen  abschlachten, 
nur  mit  schärferen  messern^.  Er  verfafste  indefs  zwei 
ausgezeichnete  aufsätze  in  der  Saturday  Review,  nämlich 
eine  anzeige  von  Glückes  Keltischen  Namen  und  eine  an- 
dere von  Pictet's  Origines  Indo^Europiennes.  Er  erlaubte 
mir  aufserdem  als  von  ihm  herrührend  zu  veröffentlichen: 
die  etymologie  von  duine  homo  in  meinen  Iri$h  Glos$es 
DO.  89,  von  füih  ib.  no.  99,  von  äue  nepos  ib.  p.  68,  n.,  von 
den  namen  auf  -gu»  ib.  no.  352,  von  w.  iawn  ib.  no.  682, 
von  ir.  in  avis  ib.  no.  746,  von  6a  kleiner  ib.  no.  758, 
von  imb  butter  (skr.  angi)  ib.  no.  784  (cf.  walach.  lembq 
von  lingua)^  von  gallisch  Magounos  (=  maghavan)  ib.  no. 


4  8toke8 

952,  von  sätche  firau  ib.  no.  1073;  seine  erklärung  der 
welschen  comparative  ib.  no.  1133,  der  ir.  relativen  verbal- 
formen ib.  no.  1071;  seine  Übersetzung  der  gallischen  in- 
Schriften  an  die  Matres  Nemausicae  ib.  p.  lOOn.  und  an 
B^lesama  Beitr.  1,451;  seine  geistreiche  hypothese  über 
den  TareoM  trigaranus  ib.  473;  seine  entdeckung  des  ur- 
sprfinglischen  8  im  anlaut  des  ir.  relativs  nnd  pronomens 
ib.  470, 336;  seine  erklärung  des  dat.  sg.  der  neutralen 
n-stämme  ib.  452;  seine  vergleichung  von  triath  see,  gen. 
tr^than  mit  Tgiruiv,  Thraetaona,  Träitana  ib.  472  und 
meine  Three  Irüh  Glossaries  praef.  XIX;  seine  hübsche 
gleichsetzung  des  altir.  t-dnac  ich  kam  mit  skr.  änantca 
Beiir.  II,  396,  seine  entdeckung  des  alten  futurs  auf  $jäm$ 
im  irischen  Beitr.  III^  51,-  seine  beobachtung  vom  Verluste 
des  Suffixes  des  positivs  in  den  celtischen  comparativen 
Beitr.  IV,  403  und  Three  Irish  GlossarieM  praef.  XXX; 
seine  erklärung  von  altw.  nemheunaur  Beitr.  IV,  417;  seine 
etymologie  von  lat.  laurus,  eigentl.  ein  u- stamm  für  Vaii- 
rus  =  Sgig,  ddru^  ttriu:  s.  the  Play  of  the  Sacrament  In- 
dex s.  V.  laurelle;  seine  Zusammenstellung  von  altir.  ari 
gott  etc.  mit  skr.  Wa  und  von  Brigit^  die  gottheit  virelche 
die  dichter  verehrten,  Brigantiay  Brigantes  mit  brakman 
gebet:  s.  meine  Three  Irish  Glossaries  XXXTTT  *);  sßine 
herleitung  des  altir.  clam^  w.  cldf,  com.  claff  von  der  wz. 
skr. /r/am  (note  zu  meiner  ausg.  der  corn.  Passion  25,2); 
seine  Zusammenstellung  des  altir.  ciile  socius,  servus  mit 
skr.  Afar,  ni^at,  ge-fährte  ib.  179,3;   des  corn.  neid  lat. 

nidus  fQr  *gnisdus  mit  slav.  gne^do^  gr.  rivog^  skr.  nida 
für  *gni6da  ib.  206, 1. 

Aufser  dieser  liste,  die  noch  verlängert  werden  könnte, 
ist  kaum  ein  artikel  in  meinen  Irish  Glosses^  bei  dem  ich 
nicht  Siegfried  flir  irgend  einen  zusatz  oder  eine  verbesse* 
rung  verpflichtet  wäre.  Im  besondem  verdanke  ich  ihm 
fast  alle  vergleichungen   welscher  Wörter  in  diesem  buche 

*)  Vgl.  auch  Bxhatpati  herr  des  gebet«,  ein  Tedischer  gott.  Im  altiri* 
sehen  scheint  ein  fem.  i&-stamm  Brigte  existiert  sn  haben,  der  dem  Brigom- 
tia  näher  steht. 


Miscellanea  Celtic«.      .  5 

—  gegen   540  an   zahl.     Die  anerkennung  seiner  bilfe  auf 
p.  130  ist  keine  blofse  höflichkeitsformel. 

Nach  Siegfried's  tode  hat  Lettner  dessen  lesang  und 
abersetznng  der  gallischen  inschrift  auf  dem  bei  Poitiers 
gefundenen  silberamulet  (s.  den  abdruck  Beitr.  HI,  170) 
veröffentlicht.  Diese  publication  ist  gOnstig  beurtheilt 
worden  von  Ebel  (Beitr.  IV,  252)  und  von  J.  in  Benfey's 
Or.  und  Occ.  11,570.  Nichts  destoweniger  kann  ich  S. 
hier  nur  theilweise  folgen  und  benutze  die  gelegenheit,  um 
die  nach  meiner  ansieht  —  so  weit  ich  bis  jetzt  berichtet 
bin  —  richtige  lesung  und  Übersetzung  der  inschrift  dar* 
zulegen.  Ich  gebe  die  lat.  worte  cursiv,  trenne  die  Wörter 
und  interpungiere: 

BiM  :  Dontaurion  anala;  bis  :  Dontaurion  deanala;  bi$j 
6f«  :  Dontaurios  datalages  :  vim  danima  :  vim  spatemam 
(Uta  :  magi  ars  secuta  te  JusHna,  quam  peperit  Satra^ 

Blase  an  den  Dontaurios*)  [embryozerstörer]  :  blase 
weg  den  Dontaurios  :  klage  an  die  Dontaurii  [so  weit  folge 
ich  S.]  :  verstärke  kraft  :  unterstfitze  (o  Justina)  die  vä- 
terliche (i.  e  deines  gatten)  kraft  :  des  magiers  kunst  hat 
dich  verfolgt,  Justina,  welche  Sarra  gebar. 

Das  verbum  datalages  nehme  ich  für  die  2.  sing,  im- 
perat  medii  von  einem  i- stamm,  identisch  in  wurzel  und 
bedeutung  mit  altkymr.  datolaham  (gl.  lego)  Z.  1078.  (So 
ist  verntts  im  gM.are-vemus  (gl.  ante  obsta)  =  skr.  vri^uäva). 
danima  scheint  2.  sing,  imperat.  act.  eines  denom.  von 
ir.  däna  fortis,  wie  dvifiocD  von  wz.  AN.  Spatemam  ist  das 
lat.  patemam  mit  dem  in  den  romanischen  sprachen  so 
häufigen  verstärkten  anlaut.  S.  Diez  Gramm.  I,  327,  442 
und  vgl.  altir.  sdpar  pfeffer  aus  *spiper^  mittelbret.  sclacc 
eis  von  frz.  glace^  com.  squenip  (gl.  incestus),  frz.  guenipe. 
asta  scheint  2.  sg.  imper.  act.  von  lat.  astOy  welches  gele- 
gentlich mit  dem  accus,  construiert  wird.  Der  spruch  ist 
ein  Zauber  gegen  weibliche  Unfruchtbarkeit,  nicht  männ- 
liche Impotenz. 

*)  cf.  Bv.  I,  88,  9,  ttbenetst  von  Muir:  Thon,  Indra,  with  the  believers, 
didst  blow  agahist  the  nnbellevers,  with  the  priests  tho«  didtC  blow  away 
the  Daajn. 


6  Stokes 

Bitter  enttäuscht  war  ich  zu  finden,  dafs  mit  aus- 
nähme der  wörtlichen  Übersetzung  der  Qakuntalfi  und  ei- 
niger Übersetzungen  vedischer  hymnen  keines  der  oben  auf- 
gezählten manuscripte  zur  yeröffentlichung  fertig  oder  na- 
hezu fertig  war.  Es  blieb  also  nur  Qbrig,  sie  durchzuge- 
hen, sorgfältig  alles  neue  und  richtige  oder  möglicherweise 
richtige  auszuziehen  und  diese  auszüge  mit  möglichster  treue 
zu  drucken.  Das  erste  resultat  meiner  herausgeberthätigkeit 
ist  nun  veröffentlicht.  Viel  bloise  conjecturen  wird  mao 
darin  finden,  einiges  aus  Siegfi*ied^s  älteren  papieren,  das  er 
bei  weiterer  aufklärung  würde  aufgegeben  haben,  aber  bei 
dem  jetzigen  zustand  unserer  kenntnis  von  den  keltischen 
sprachen  und  namentlich  vom  gallischen  werden  alle  ge- 
lehrte mit  Ebel  (Beitr.  IV,  253)  übereinstimmen,  dafs  jeder 
versuch  eines  so  competenten  forschere  wie  Siegfiried,  die 
dnnkelheit  aufzuklären,  mit  dankbarkeit  müsse  angenommen 
werden.  Wie  J.  von  Müller  sagte:  die  Wahrheit  ruht  in 
Gott,  uns  bleibt  das  forschen. 

Calcutta,  den  6.  febr.  1867.  W.  S. 

[Wir  haben  im  folgenden  nur  einige  abschnitte  ans 
Siegfiried's  papieren  ausgewählt,  welche  die  keltische  laut- 
lehre,  flexion  und  Wortbildung  betreffen  und  bebalten  uns 
weitere  Veröffentlichungen  vor.     Die  redaction]. 

VII.     Phonetisches. 

/  ans  A,  Ir.  ri  könig,  altw.  dou  rig  duo  reges  Z.  157, 
skr.  rag;  fir  wahr^  altw.  guir^  nhd.  wahr;  nd  monat,  gen. 
mi$^  skr.  mä$. 

Behandlung  der  lautgruppe  KST.  In  ichtar  pars  in- 
ferior [von  is  infra  =^ixo]  Z.  147;  echtar  extra,  w.  eithyr, 
uachtar  pars  superior,  w.  uthr  und  {^dechtar  dextera,  gen. 
sg.  f.  dechtire  in]  tnac  Dechiire  mufs  x  bereits  in  der  alt- 
keltischen periode  zu  c  geworden  sein.  So  vielleicht  in 
bocht  pauper  aus  BOKSTO,  skr.  bhiki  betteln. 

Abfall  des  P  im  anlaui.     P  fi&Ilt  ab  in  folge  des  ac- 


Miscellanea  Geltica.  7 

ceotes:  ir.  lethauy  w.  llydauj  akr,prthu,  nkarvg;  ir.  athair^ 
8kr.  pitär  [ir.  il,  skr.  purt^,  ^oAi;^,  got.  fil^s;  ir.  t<A  frumen- 
tum  =s  z.  jEitfu  speise,  skr.  piiü  trank]. 

Ausfall  des  P  im  inlauL  d,  ua  =  apo,  a^zd;  öa  a=s 
i7;ra();  «t<an  =  [svapnd]  vnvog;  [foaid  dormiebat  zu  svä- 
pqjämiy  sopio  und  das  lehn  wort  caut  =  caput]. 

SV  im  anlaut  Ir.  F  fOr  5F  =  w.  chw  :  ir.  fairihe 
[.i.  /leiufA  O'CIery's  Glossar]  a  feast  =  w.  chware  play. 
ir.  faireög  glandula,  w.  chtoarel  drüse,  Verhärtung  unter 
der  haut  :  cf.  nhd.  schwäre,  ir.  fedaim  (a  fedme  quod  cir- 
camferimus  Z.  44 J),  w.  chtoedi  a  story.  ir.fiUim  ich  wende, 
w.  ekwel,  chwylaw.  ir.  faolchü  wolf,  w.  c&tot/^t.  [ir.  fiar 
Schwester,  w.  chwiatorj  skr.  scasar],  ir.  /am  vester,  got. 
iivara  [s.  Beitr.  IV,  396,  wo  cAtri  mit  izeis  vos  verglichen 
ist].  Aus  Ihrem  do-phethar^su  [sororis  tuae  Beitr.  I,  473] 
würde  ich  nur  schliefsen,  dafs  sv  zu  f  werden  kann,  wel- 
ches die  altirische  Orthographie  zwischen  zwei  vocalen 
durch  ph  ausdrückte,  um  es  an  solchen  stellen  von  der  f 
emortua  zu  unterscheiden,  und  sehe  darin  noch  keine  Ver- 
anlassung zu  glauben,  dafs  sv  je  nach  eränischer  weise  zu 
hartem  p  ward.  [Ein  anderes  beispiel  von  ir.  /'•aus  sv  im 
anlaut  ist  *f^  sechs  in  mör^i^ser  sieben  personen,  w5rtl. 
eine  grofse  sechszahl  personen.  Beitr.  I,  473 ,  wo  ich  irrig 
annahm,  dafs  dieses  f  nicht  aspirierbar  wäre.  So  foaid 
dormiebat  wz.  svap.  Das  gaelische  piuthar^  gen.  pethar  = 
skr.  spasar  ist  völlig  sicher.  Dies  p  aus  sv  wird  zuweilen 
c  (oder  entstand  c  unmittelbar  aus  sv,  cf.  zend.  q  aus  sv?) 
wie  in  cad6ssin  ipse  Lib.  Arm.  18,  b.  1  s=  fadäsin  Z.  373; 
canisin  (dtnin  chanisin  nobis  ipsis  Z.  66,  1006  =  fanisin 
Z.  1004;  ct'lacA  linkshändig,  citdn  linke  band,  w.  chtoith 
links.  Und  da  anlautendes  sv  irisch  oft  s  wird  (cf.  suan 
schlaf,  skr.  svapna;  siar  Schwester  =s  svasar;  si  sechs, 
w.  chtoech,  SVAKS,  ^|,  ^«|;  serbh  bitter,  w.  chwerw), 
können  wir,  denke  ich,  trotz  Siegfried^s  zweifei,  wenigstens 
vier  repräsensanten  des  anlaut.  sv  im  altirischen  annehmen, 
nämlich  8^  F,  P,  C.  Das  vereinzelte  famy  welches  auch 
bam  geschrieben  wird,    im   mittelir.  zuweilen  tiont,  jetzt 


8  Stokes 

bhamj  und  gewifis  vam  ausgesprochen  wurde,  würde  die 
zahl  der  möglichen  reprSsentanten  von  sv  im  anlaut  auf 
ftknf  steigern]. 

SC  im  inlaut  aus  DC.  ir.  uisce  wasser,  skr.  udaka;  ir. 
mesc  ebrius,  mesce  ebrietas,  skr.  tnadaka  [Ich  kenne  dieses 
wort  nicht:  mada  bedeutet  trunkenheit,  madakara  berau- 
schend. Das  ir.  adj.  brise  brittle,  bret.  bre$k  oder  brüsk 
fragile,  wenn  es  aus  brid-co^  brnd-co  entstanden  ist  —  cf. 
laUfrud  in  frustum  aus  *frudtum  — ,  ist  ein  anderes  bei- 
spiel  dieses  Übergangs]. 

Welsch  ff  im  anlaut.  Das  welsche  anlaut.  /f  hat  mir 
mehr  Verlegenheit  bereitet  als  irgend  ein  andrer  buchstabe. 
In  einigen  Wörtern  läfst  es  sich  leicht  aus  sbh  herleiten: 
fer  knöchel,  acfVQov;  ffaelu  fehlen,  a(fdkk(ü\  ffunen  vitta, 
(f(p6vdüV9]  [ist  ffunen  nicht  aus  dem  lat.  funis  entlehnt?], 
(fest  speedy  [anovöaiog,  aTtevSat']^  ffroen  [nOster,  nase], 
oa(fQaivouai\  /feil  listige  (fx^rXioi;.  Diese  beispiele  sprechen 
fbr  sich  selbst.  [Anderwärts  vergleicht  Siegfried  w.  ffraeth 
redefiufs  mit  sprechen  und  bret.  fel&h  la  rate  mit  indo- 
europ.  SPLIGHAN  [splaghan?],  woher  skr.p/iAait,  gr.  anXfjv, 
lat  lien.  lifir  scheint,  dafs  die  meisten  echt  welschen 
Wörter,  welche  mit  ff  beginnen,  entweder  auf  indoeurop. 
SP  oder  (wie  frtodd)  auf  ST  zurückweisen.  Ob  irgend 
ein  ff  aus  SV  entstanden,  bleibt  zu  beweisen]. 

Welsch  ff  im  inlaut.  w.  cyffred  [cause,  course]  = 
|cyv-Hrhed  =]  com  +  ret  laufen:*  ist  das  harte  ff  hier 
durch  den  einflufs  des  rh  herbeigeführt?  [Ein  Ähnlicher 
Übergang  des  aspirierten  b  (ausgespr.  o)  in  f  durch  einflufs 
von  tf  s=  A  begegnet  in  dem  altir.  honaif- leidmenaib ,  Tu- 
rin, gl.  no.  91  Talg  saniebus  ftir  ö  naibh  ileidmenaibh  (sleidm 
gl.  sanies  Z.  733 ).  So  ist  neuir.  foirfe  das  altir.  foirbhike 
i.  e.  foiretke^  wo  th  =  h]. 

VIIL     Declination. 

Gallische  fem,  abstamme.  In  dem  „legionis  secund«# 
Italice«  von  Vaison  (Soc.  Ant.  Fr.  16,  143)  suche  man  den 


HiiceUanea  Celtica.  9 

eiDflufs  eines  gall.  gen.  [sg.  auf  -is,  woher  das  nicht  aspi- 
rierende ir.  -6  der  fem.  fi-stftmmej. 

AUir.  U'declination.  Genitive  wie  dänigtliea,  gen.  sg. 
von  ddnigud  Z.  994  erweisen  einen  gen.  auf  AVAS  = 
[dem  -toq  in]  rfikogi  ved.  -m,  gen.  ca*. 

AUir.  pronominaldecUnation.  FOr  den  gen.  sg.  fem. 
öena,  aine  [Z.  348]  sollte  das  lat.  unius  beachtet  werden. 
So  inna  [Tfjg]^  cacha^  tfpcha  alle  pronominal,  [die  endung] 
==  lat.  -kis.  Die  älteste  form  AjAS  dürfte  vorliegen  in 
dem  gewöhnlichen  e  [des  gen.  sg.  der  fem.  I^stämme]. 

Welsche  U' Stämme,  w.  tant  schnür,  pl.  tannau  m.  =b 
skr.  iantu  faden,  pl.  tantavas.  Der  welsche  plural  auf  -ati 
(fftr  AVAS?)  dieses  und  ähnlicher  Wörter  [z.  b.  dagr  ädxgv, 
pL  dagrau;  yd  körn  ir.  ith  =  z.  pitu^  pl.  ydau]  scheint 
mir  ursprünglich  u-stämmen  anzugehören. 

Comiscke  declination.  Wir  erwähnten,  glaube  ich, 
nie  die  cornischen  genit.,  die  ich  Lhuyd  [Archaeologia 
Britatmica  p.  242]  entnehme:  marh^  gen.  merk  pferd;  merh^ 
gen.  myrh  mädchen  [diese  genitive  bei  Lhuyd  finden  keine 
stütze  in  den  mss.];  und  dat. :  pen,  dat.  er  dha  byn  auf  dei- 
nem haupte,  kris^  dat.  in  kreys  in  der  mitte.  [Dies  ist 
eine  stelle  aus  einem  an  mich  gerichteten  briefe  vom 
3.  aug.  1858,  ein  jähr  vor  dem  erscheinen  von  Mr.  Nor- 
ris'  Comish  J)rama,  in  welchem  derselbe  vol.  II,  p.  214 
gleichfalls  auf  pyn  rücksicht  nimmt,  es  jedoch ,  was  wohl 
als  ein  Schreibfehler  anzusehen  ist,  den  genitie  von  pen 
nennt]. 

IX.     Comparation  (Comparativ,  Superlativ). 

Die  annähme  Ebels  [Beitr.  II,  80],  dafs  eine  art  von 
schwachem  comparativ  mit  ajans  gebildet  wurde,  ist  selt- 
sam. Die  unregelmäfsigkeiten  zwischen  -iti,  -a,  -u  und 
dem  völligen  abfall  [der  endung]  wie  in  ferr  [besser]  sind 
natürlich,  weil  der  accent,  den  wir  vom  comparativ  besser 
kennen  als  von  fast  jeder  andern  form,  stets  auf  der  wurzel* 
Silbe  liegt.  Dies  ist  bemerkenswerth,  denn  es  erklärt,  warum 
eine  so  sehr  schwere  endung  wie  IANS  schwinden  konnte. 


10  Stokes 

während  das  einfache  derivative  ia  [im  altir.]  nie  schwin- 
det.    Darüber  mufs  man  stutzig  werden,  und  das  w.  -ack 
ist   mit  einem  mal  als  ein  anhang  erwiesen.     Ich  schickte 
Ihnen  einmal  eine  bemerkung,  in  der  ich  darauf  hindeutete 
und  Ihre    aufmerksamkeit    hinlenkte    auf  jenes   altir.  assa^ 
welches  so  häufig  beim  comparativ  steht,  Z.  286.    Ich  bin 
eher  geneigt,  folgendes  f&r  richtig  zu  halten.    Ich  wQrde 
ein  adverb  annehmen,  ganz  natOrligh  mit  der  praep.  as  ex 
verbunden,  welches  zum  stehenden  anhängsei  des  compara* 
tivs  wurde,  wie  i^o^a  bei  Homer  beim  Superlativ  ägurtog, 
[Dies  ist,  glaube  ich,  die  angezogene  bemerkung]:  w. 
hyn  sss  ir.  siniu  [=  senior]  und  andere  beispiele  beweisen 
zu  deutlich,  dafs  das  comparativische  IANS  in  der  that 
im  welschen  vollständig  geschwunden  ist,   wie  es  nach  al- 
lem, was  wir  von  welschen  lautgesetzen  kennen,  sein  mufste. 
-ach  und  bret.  -och  mQssen  dann   anhänge  sein,  und  die 
frage  ist  nur,  welches  wort  dem  comparativ  kann  ange- 
hängt worden  sein.    Nach   verschiedenen  versuchen  halte 
ich  fest  an  [einer  form  =  ir.]  ass  [ex  eo  Z.  592],  viell. 
die  praep.  ex  mit   einem  süffig,  pron.     Wie  neuir.  fearrde 
durch  agglutination  aus  ferr  entstanden  ist,  so,  vermuthc 
ich,  w.  hardach  [amabilior  Z.  305]  aus  hard{i)  ach  eo  pul- 
chrior.     Dieses  ach  trat  zuletzt  auch  an  formen  wie  gtiell, 
welche    ursprfinglich    den    reinen    alten    comparativ    allein 
bewahrten.     [Anderwärts  erwähnt  Siegfried  den  doppelten 
comparativ  lleiach].     Die   function  von  ir.  as$a  [Z.  286] 
beim  comparativ  macht  dies  wahrscheinlich.     Welsch  tec- 
acA,   comparativ   von   teg,  steht   dann   fär  teg^ach*),  ach 
vielleicht  in   dem  sinn  von  „far  out  handsomer^.     [Es  ist 
nicht  zu  bezweifeln,  dafs  ^'Och  oder  -ch  ein  anhang  ist,  wie 
das   -et  (Z.  307)  des  comparattvs  der  gleichheit  (=  skr. 
jathä?).     Ebel's  ansieht  (Beitr.  II,  79),  dafs  das  alte  s  der 

*)  Die  Verschiebung  von  g  zu  c  ist  durch  die  elision  des  folgen4en  ro- 
cals  herbeigeführt.  Dies  ist  auch  die  richtige  erklärung  der  com.  form  hac- 
cra  hJtTslicber,  welche  Ebel  (Beitr.  V,  182)  als  «in  beispiel  von  asstmilation 
hinsteUt.  Haccrat  besser  hacroj  comparativ  von  hager^  entsteht  einfach  ans 
hag'ra.  Die  Verschiebung  im  welschen  comparativ  der  gleichheit  und  im 
Aopeilativ  beruht  wohl  auf  falscher  analogie.     W.  S. 


Miscellanea  Celtica.  11 

comparativenduDg  als  ch  erbalten  ist,  ist  anfechtbar,  1)  weil 
der  fibergang  von  einf.  s  in  ch  den  keltiscben  laatgesetzen 
unbekannt  ist,  2)  weil  finales  9  stets  schwindet,  abgesehen 
davon,  dafs  sein  frfiheres  Vorhandensein  am  anlaut  des  fol- 
genden Wortes  erkennbar  ist.  Ich  war  der  ansieht,  dafs 
das  welsche  ch  des  comparativs  ein  beispiel  von  der  aspi- 
ration  der  gutturalen  tenuis  wäre,  die  regelm&fsig  durch  s 
herbeigefQbrt  wird,  mag  es  dem  c  vorhergehen  oder  ihm 
folgen  (s.  Z.  147,  171,  181);  da(s  die  tenais  hier  eine  alt- 
keltische conjunction  =  frz.  que,  it.  che  repräsentierte,  dals 
das  aspirierende  8  die  endung  des  comparativs  und  das 
-o-  von  ^achj  bret.  -o-  gleich  dem  alten  d  in  iäns.  Aber 
Si^fried's  ansieht  ^i\4  eine  bessere  erklärung  des  vocals 
von  'Och  und  wird  unterstützt  durcii  den  neuir.  anhang 
'de  de  eo  Z.  596,  auf  den  er  auch  hinweist  und  den  O'Do- 
novan  (Orammar  p.  121)  richtig  erklärt  hat.  Siegfried^s 
annähme  erklärt  auch  die  Verschiebung  in  welschen  compp« 
in  jf,  d,  b  zu  c,  I,  p]. 

Etymologie  von  TR^N.  Altir.  trin,  w.  tren  [unge- 
stfim,  heftig]  ergibt  gallisch  Urexfios,  So  ir.  enert  infirmi- 
tas  gsA\,*exnertuo8^  w.  chwedeg  sechzig  ftkr  *8vexdec^,  Com- 
parativ  ir.  tressa^  w.  irech^  gall.  Urexiäs.  iäns  ist  im  wel- 
schen völlig  verloren  gegangen,  wie  in  gwell^  hyn  (=  ir.  «t- 
niu\  uch  =si  ir.  «a«,  altkeit,  öxtäs.  Superlativ  [altir.  tressam 
Sanctain's  hymnus  1],  w.  traha  Z.  144,  784  [wo  es  als  po- 
sitiv Qbersetzt  ist],  bret.  tric^ha^  indoeurop.  TRAKSAMA. 
Ein  yerbnm  TRAKS  wäre  das  intensiv  von  TRAGH  lau- 
fen (cf.  i>er*tragu8^  "^Q^X^y  S9^'  ^hragjan)  und  aus  irruere 
scheint  die  bedeutung  des  ungestfims  sich  entwickelt  zu 
haben.  Ir.  iriise  macht  =  w.  trais  gewalt,  ungestfim,  wo- 
her ir^$%ur  [oppressor]  Z.  796  wäre  dann  TRAKSTI  oder 
TRAKSTIA.  [Aber  dies  gäbe  ir.  Urecht^  Urechte  und  w. 
w.  *lra6^A?].  Dafs  der  positiv  TRAES-NA  und  der  com- 
parativ  TRAES-tÄNS  lautete,  wäre  nichts  unnatfirliches. 
Manche  derivationssilben  des  positivs  gehen  so  verloren 
[im  keltischen  sowohl  wie  im  griech.,  lat.  und  skr.  Siehe 
die  note  Siegfried's   Ober  das  suff.  ra,   qo  in  Three  Irish 


12  Stokes 

Glossaries  praef.  XXX].  Gallisch  SACSANO  von  SAKS 
WZ.  SAH  ist  eine  ähnliche  formation  wie  UrexnoSy  TRAK- 
S(A)NA. 

Gallischer  Superlativ  auf  -imo.  I.  O.  M.  VXELLIM. 
scheint  „  Jupiter  dem  höchsten  ^  zu  bedeuten  :  cf.  ir.  iia- 
sal  [superl.  huaislimem  Z.  287,  das  doppelte  endung  auf- 
weist ^öxal-im^imo.  Beachte  die  assimilation  in  uxel' 
/tfli(o).  Woher  übrigens  S.  diese  interessante  form  habe, 
vermag  ich  hier  in  Indien  nicht  nachzuweisen]. 

Superlative  auf  "tamo  und  ^isto.  [Die  endung  des] 
altir.  Superlativs  nessam  [proximus],  osk.  nessimo  dürfte 
TAMA  sein,  denn  im  zend  lautet  das  simplex  naada. 
[Altw.  h'-eitham  Z.  1091,  jetzt  eitl^f  äufserst  ist  ==  lat. 
extitnus'^  und  ist  nicht  der  altkeit,  name  Cunotamos  wahr- 
scheinlich ein  Superlativ  von  cuno-s  hoch?].  In  Tolisto-baii 
haben  wir  vielleicht  einen  Superlativ  auf  ISTA,  skr.  istha, 
-i<fro.  [Positiv  ist  vielleicht  toH-s,  epitheton  des  Hercules 
Rev.  arch.  VIII,  352,  vgl.  auch  Herculi  toli-andosso  Hen- 
zen  591 6]. 

X.     Zahlwörter. 

II.  Bret.  daou  m.,  diou  f.  Da  das  ursprflngl.  v  [des 
anlauts  DY]  im  altkeit,  verloren  gegangen  zu  sein  scheint 
—  sonst  mfilste  das  welsche  dwau  haben  —  so  weist  das 
wy  des  welschen  fem.  auf  ein  gall.  <te,  woher  ir.  di.  Im  z. 
dujs  ist  j  rein  phonetisch.  Das  lat.  fem.  duae  dürfte  plural 
sein,  besonders  wenn  wir  das  neutrnm  dua,  selbst  bei  Ci- 
cero, in  betracht  ziehen.   Bopp  vergleicht  es  mit  skr.  dvi. 

III.  Ir.  tris  tertius  ist  wichtig.  Ich  glaube,  dafs  s 
ist  rest  von  tja. 

IV.  Petorritum  zu  lesen  petro^ritum?  cf.  Peirucoriusy 
Petrucorii,  Petrocorii  Glück  K.  N.  158. 

V.  Altir.  cdte,  w.  pump.  Welsch  u  [in  pump']  fordert 
gleichfalls  gallisch  o.  Der  accent  in  c6ic  erweist  keinen 
langen  vocal,  sondern  gehört  zu  dem  neuen  diphthong  d* 
[Ich  weiche  hier  von  Siegfried  ab:  6%  in  e&ic  ist  kein  diph- 
thong, wie  das  neuir.  cüig  beweist,  das  caaig  lauten  müTste, 


Miseellanea  Celtica.  13 

wenn  die  altir.  form  diphthongisch  gewesen  wäre.  Ich  bin 
der  meinung,  dafs  o  verlängert  wurde  zum  eraatze  des 
ausfalls  ?on  n  vor  c], 

Vm.  Goldstacker's  idee,  dais  AKTAM  der  dual  von 
KAT  [vier]  sei,  ist  ansprechend.  Dafs  AM  die  ursprflng«- 
liche  dualbildung,  beweist  das  vedische  skr.,  wo  sie  AV, 
durchaus  nicht  äu.  Ich  erwähnte  Ihnen,  glaube  ich,  ein- 
mal den  ähnlichen  fall  des  skr.  locativs  von  i-  und  u-stäm* 
men:  mati^  matäu  etc.,  gleichfalls  aus  tfm,  daher  in  im 
pron.:  iasmin  in  hoc.  Von  AKTAM  kommt  das  ir.  ordi- 
nale ochtm-ad. 

X.  Ir.  die ^  w.deng,  skr.  da^an,  DANKAM.  [Ich 
bezweifle  dies.  Altir.  die  ist  contrahiert  aus  dtoo,  welches 
nicht  nur  bei  Z.  312  vorkömmt,  sondern  auch  in  Fiacc's 
hymnus,  z.  2  {maccdn  si  mbliadan  d^ac)  und  im  Feiire  15.  juli 
und  22.  sept.  ( In  da  apstal  deac  und  for  dib  tnilib  deac) 
—  gtets  zweisilbig.  —  In  diesem  deac  deutet  das  harte 
c  auf  ursprüngliches  NK  (daher  D£-ANK),  welches  viel- 
leicht erhalten  ist  in  w.  deng.  Das  wort  scheint  im  inlaut 
einen  consonanten  verloren  zu  haben,  wie  ich  vermuthe,  p 
(wie  in  ir.  caut  von  caput).  So  erhalten  wir  *di^pank^  wie 
ich  glaube,  2x5;  *pank  =s  skr,  panican]. 

XI.     Pronomina. 

Notae  augentes  [Z.  332,  333]. 
sg.  -»a,  -#c  1.  pl.  -m 

-fti,  -fo,  •siu     2.        'Si 

-«e  3. 

Sg.  1.  'Sa  (Z.  332),  skr.  svc^am,  lautet  $$e  nach  schwachen 
vocalen  [und  das  s]  erleidet  nie  infection.  pl.  m  [ftkr  ini] 
nut  infection  weist  auf  die  vocalische  endung  des  verbuma. 
Sg.  2.  -SU  (seajam):  das  t  [in  -sin]  durch  einflufs  der  schwa- 
chen Verbalendung.  Ir.  tussu^  skr.  tvä  svajam.  pl.  2.  «^ 
kann  nie  infection  erleiden,  weil  von  SVIB  [«m  +  m?]. 
Sg.  3.  -se  ist  nota  augens  (iS'i  se  skr.  asti  ajam  sa?  oder 
wieder  svcyam?)»    pl.  3.  keine  nota  augens:  absolute  i. 


14  Stokes 

Verschiedene  pronomina,  Ir.  som,  sem^  SVASMA? 
itttisiu  [t-siu]  ss  t«  -f-  svajam, 

fadism    erinnert    mich    stets  an  skr.  svadkajä  sponte 

—  was  Yielleicht  nur  scheinbar  ist  [und  fodün  (gl.  ipse)  gen. 

m 

fodHne  erinnert  mich  an  zend  qäddina  das  eigne  selbst, 
Justi]. 

Das  weitverbreitete  relativpronomen  JA  dürfte  erhal- 
ten sein  in  altir.  id-m^it^  gl.  quotns,  quantus'Z.  840,  1031, 
id  SS  dkr.jathä  [heidmiit  gl.  quantus  Z.  1031]. 

XII.     Verbal  Partikeln. 

Vedisch  itnä^  classisch  sma^  hat  die  kraft  ein  prae- 
sens in  ein  präteritum  zu  verwandeln.  Dies  tmä  war, 
glaube  ich,  altir.  no  [Z.  417.  Ich  würde  mit  smä  eher 
altir.  iiifi,  mo  Z.  419  identificieren  und  no  auf  den  demon- 
strativstamm  NA  beziehen]. 

XIII.     Verb  um. 

Denominatwa.  Wie  ir.  tech  f&r  tegh  haus,  so  steht 
granacham  [gratias  ago  Lib.  Armach.]  fOr  altw.  ^grafsagham 

—  in  der  that  eine  hübsche  altbritische  form  * )  —  und  be- 
weist die  identitftt  der  -aa/'-verba  mit  den  [ir.  verben  auf] 
-ai^Atifi.  Das  altwelsche  der  Luxemburger  und  Ozforder 
glossen  hat  nichts  besseres  als  -aAam.  Siehe  Z.  498  [auch 
Z.  796].  „Dies  ist  das  •ajämi  der  10.  conjugation^ ,  sagt 
Bopp,  welches  in  Safjidw,  SafAcc^w^  domo  vorliegt.  Aber 
die  lautgesetze  werden  die  gleichsetzung  kaum  erlauben. 
Sie  werden  sich  erinnern,  dafs  ich  sie  [i.  e.  die  keltischen 
denominativa]  mittelst  -äcärnj  aus  dem  weitverbreiteten 
keltischen  sufBx  ^dc  herleitete,  dessen  tenuis  in  diesem  fall 
schon  in  gallischer  zeit  zur  media  herabgesunken  sein 
mofs. 


*)  Ich   weiche   hier  von  Siegfried  ab:    ^ros-  ist  gratias  und  aekam  ist 
ago  mit  altw.  penoii.-endiuig.     Graxaekam  ist  nur  ein  lehnwort.     W.  S. 


MiacelUne«  CelticA.  15 

[Anderwärts  schreibt  Siegfried] :  Das  griech.  -a^oi  ist 
gleichfalls  unerklärt,  denn  ich  kann  nicht  --  wie  Bopp  es 
that  —  glauben,  dafs  es  einfach  =  AJAMI:  dies  gibt 
nur  erai.  AEJAMI  wird  mehr  erklären  und  fflr  die  deri- 
vative natnr  dieser  verba  passen,  von  denen  manche  im 
ir.  deutlich  adj.  auf  -aka  neben  sich  haben  [z.  b.  ctimacA- 
taigim,  cumachtach].  Das  w.  -aw  [im  inf.  der  denominativa 
Z.  5'ilJ  beweist  [das  frühere  yorhandensem  von]  g  [in  die- 
sen formen];  aber  dies  g  könnte  nur  eine  frfihe  defecHo 
[des  c]  sein. 

Altir.  itargninim  [gl.  sapio  prudentia,  Z.  431]  ist  deut- 
lich ein  denominativ  von  GNANA  kenntnid. 


Den  Status  durus  von  altir.  -imm  in  der  ersten  pers. 
sg.  praes.  ind.  act.  müssen  wir,  glaube  ich,  als  eine  aus- 
nähme von  der  allgemeinen  regel  der  infection  ansehen. 
Es  [i.  e.  das  m  dieser  person]  erleidet  regelrecht  infection 
im  welschen.  Ich  gebe  zu,  dafs  es  nicht  wQnschenswerth 
ist,  solche  Verletzungen  weit  ausgedehnter  gesetze  anzuneh- 
men, aber  sie  finden  sich  sehr  häufig  in  sehr  häufigen 
Wörtern. 


Das  s  in  tAtir.  ßlus  [sunt?  Z.  1007,  1009]  von  -tinti 
[herzuleiten]  ist  sehr  kflhn.  Es  gibt  ähnliche  s  in  den 
secundären  zeiten:  no-charmi-s  [amabamus],  no-chartüs 
[amabantj.  Sollten  sie  qicht  alle  zusammengehören?  [Ich 
verglich  kürzlich,  Beitr.  V,  114,  ßltis  mit  dem  gallischen 
kamidus  der  inschrift  von  Novara.  Aber  filtu  ist  vielleicht 
ein  sg.,  denn  der  nom.  cen6lw,  cenile^  mit  dem  es  sich  bei 
Zeufs  findet,  ist  ein  neutrum  pl.] 


Das  perfect  auf  t  [Z.  44?,  503].  Hinsichtlich  dessel- 
ben sind  einige  punkte  sehr  auffallend:  erstens  der  directe 
gegensatz    gegen    das    germanische,    wo   die   abgeleiteten 


16  Stokes 

Stämme  es  [i.  e.  die  wz.  dhd]  annehmen.  Was  hingegen 
das  [irische]  $  in  den  meisten  perfectis  anbetrifft,  so  ist 
ein  unleugbares  factum,  dafs  es  eigentlich  ein  doppeltes  t$ 
ist.  Dann  auch  die  lautlichen  eigenthQmlichkeiten  dieses  t. 
Im  welschen  ist  es  th  [nach  r],  welches  nicht  aus  dhd  her- 
geleitet werden  kann  und  auch  im  irischen  wirkt  es  mehr 
wie  t. 

Ich  wünschte,  dafs  es  aus  STA  zu  erklären  gienge, 
was  f&r  die  «-  und  {-perfecta  passen  wQrde. 

S  fällt  aus  zwischen  R  und  T :  ir.  tart  ==  [got,  thaur- 
siei]^  engl,  thirst,  TABSTI  [skr.  tari  *).  So  vielleicht  das 
ir.  praeteritum  ru-'burt  tuli  aus]  *ruburit^  das  w.  kgmertk 
[aus  *com-ber-9tJ. 

S  fällt  aus  zwischen  N  und  T.  Ir.  cinteir  [sporn], 
com.  kentar  =  xiaTi}ov^  xivrgov^  skr.  Qostram  [schwert, 
messer]  aus  EANSTRäM  [vergl.  auch  altir.  dainteck  (gl. 
dentatus)  mit  skr.  dwAträj  ir.  cainte  Satiriker  mit  lat  cen* 
$or  fbr  *censtor^  osk.  kenslur  und  viell.  ir.  sant,  w.  cknoant 
verlangen  aus  SVANSTA,  wz.  SVAS;  so  (rz.  cantraindre 
für  con-s-traindre].  So  [mag]  welsch  a  gant  cecinit  [Z. 
503  aus  a  canit  entstanden  sein]. 

S  fällt  aus  zwischen  K  und  T:  von  ex  kömmt  ir. 
ecktar,  w.  eitkyr  [und  eitkaf],  von  *öx  kömmt  ir.  uacktar 
(w.  Utkr?),  So  entsteht  ir.  doecom-nackt  [communicavit 
Z.  442]  aus  -NAKST  und  w.  doetk  venit,  wz.  AK,  ANK 
[aus  •doec^,  *dO'ak'§t]. 


Die  altir.  präterita  auf  -at  dürftep  wohl  leicht  zu  er- 
klären sein.  Warum  sollten  sie  nicht  imperfecta  sein? 
rHnd-arpai  [Z.  435,  fQr  r^ind-arbai  exheredavit,  ejecit]  == 
ARBHAJAT  wie  skr.  ajögajai,  [Weitere  beispiele  dieses 
Präteritums    sind  an-cu-ro-ckumlai  (gl.  profectum)  Z.  840, 


*)  Anderwärts  steUt  Siegfried  ir.  ft'nm,  tirme  mit  dieser  wurtel  sn- 
sammen.  Ein  beispiel  des  verlnstes  von  t  zwischen  r  und  k  ist  altir.  arco 
ma  skr.  ari'hämi  (ARSKAMI),  gr.  r^^n^ac  {*4ffC*nftat).  So  anch  vielleicht 
der  ir.  mannsname  Carc  as  ags.  korta  velox,  caUidas. 


MifoeUanea  CelticA.  17 

dthr-intai  interpretatus  est  Z.  1064,  ro-d-gcHhai  id  scripsit 
Book  of  Diir,  letzte  seite.  Die  altirischea  praeterita  auf 
11,  -tu  könnten  aus  -tfw(0,  -»©»(0  erklärt  werden;  vergK 
die  4.  zeile  der  inschrift  von  Limone,  tarne  decaoi  (wie  ich 
lese),  wo  tarne  vielleicht  ein  pronomen  «le,  decaf>i  e=s  laL 
dicami  und  ObuUunu  Tinu  in  der  folgenden  zeile  der  dat 
sg.  vom  namen  des  gottes,  dem  das  weihegeschenk  gemacht 
wurde]  *  ). 

Altir.  da-r'-acräid  (gl.  exacerbavit)  Z.  434:  [die  endung] 
scheint  =  w.  -atod  Z,  504. 

Die  altir.  s '  futura.  Ich  bin  wirklich  sehr  befriedigt, 
dafs  Sie  die  ^-futara  för  richtig  halten  [s.  Beitr.  III,  51]. 
Sie  haben  sicher  recht,  dafs  dieselben  fast  ganz  wie  snb- 
juDctive  gebraucht  werden.  Doch,  wenn  wir  sie  bei  wei- 
terem nachforschen  aufrecht  erhalten  können,  so  wäre  es 
schade  sie  tmter  dem  seltsamen  namen  «-conjunctive  pas- 
sieren zu  lassen.  Möchten  Sie  sie  nicht  „die  alten  «-fh- 
tura  als  oonjunctive  gebraucht^  nennen? 


Belahtrcadrus :  belatu  scheint  ein  inf«  auf  -tu  [cf*  den 
altir.  inf.  auf  -od  =  ATÜ,  -ud  =  ATÜ  Z.  459,  460]. 


EbePs  ansieht  [Beitr.  I,  162;  lU,  269],  dafs  die  [altir.] 
3.  sg.  praet.  pass.  ein  participinm,  wQrde  die  impersonellen 
ooQstructionen  Z.  475  nicht  erklären. 

Die  secundären  formen  na-Untae  [etc.  Z.  470]  sind 
deutlich  wie  die  relativen  zu  erklären,  durch  anf&gung 
eines  e. 

Die  [entsprechenden]  welschen  formen  beweisen  genug 
gegen  diese  participialtheorie. 


*)  Die  ganze  inschrift  lantet  (wie  ich  sie  zn  lesen  vorschlage}  so: 
TETVMVS  SEXTI  DVGIAVA  SAÖADIS  TOME  DECAVI  OBVLDVNV 
TIKV  «Tetnmas  Sexti  (filios)  Protector  Sassadensis  (vel  Sassensis?)  me  di- 
cavit  Obuldono  Tino.  —   W.  S. 

Bettrftge  z.  vgl.  sprachf.  VI.  1.  2 


18  Stokes,  MisoeUaiiM  Celtlc«. 

Altir.  atd  [ist,  ai-^tä]^  skr.  wz.  sthä,  lit.  $t6wmi  [=s 
skr«  tiiikämi]  ist  zehnte  classe  Bopp  Vgl.  Or.  11,  265.  [Ist 
ir.  tä  ^  lit.  $t6w?  Siegfried  stellt  anderwArts  zu  ir.  id  w. 
taWj  welches  Poghe  eine  conjanction  nennt  nnd  mit  „dafs^ 
flbersetzt]. 

Altir.  bieid  erit,  skr.  bhamijati  :  biam  bkav^dmai: 
bieU  bhavü^anti.  w.  fut.  bwyf  [ero]  a»  einem  gallischen 
bisami. 


XIV.    Praefixe  und  Suffixe. 

Das  irische  negativpraefix  m»-,  w.  af^  könnte  skr.  säm 
[vuir-]  sein  sas  lat.  iirni,  ahd.  iämi^  ags.  adm-  in  sdmboren 
unzeitig,  sdmeuncy  kaum  lebendig,  halb  todt,  sdmtis  [semi- 
sapiens,  parum  sapiens]  ss  ir.  amiisach  inscius.  Das  am- 
bewirkt  infeotion,  wie  es  mufs,  und  erleidet  selten  umlaut, 
weil  es  aus  am-  entstanden  ist. 

[So  vergleicht  Siegfried  anderwftrts  ein  anderes  ir. 
negativpraefix  nemh  (altir.  1106  geschrieben,  i.e.  nev)  mit 
dem  yedischen  nima  halb;  das  ir.  »Hmy  welches  zuweilen 
„wenige  bedeutet,  mag  =b  gmi-  sein]. 

Das  Suffix  U>ä.  Ich  erkl&re  das  altir.  daideb  schwert 
durch  das  suffix  tvä.  [Ist  die  wz.  =  skr.  klalh  tödten^ 
verletzen?]. 

Dafs  die  derivata  auf  -iifiito  [Z.  737]  von  ii- stammen 
kommen,  kann  durch  beispiele  bewiesen  werden,  und  wenn 
wir  die  Verwandtschaft  von  u  mit  VANT  berflcksiohtigen, 
können  wir  sogar  vermuthen,  dais  -tiniio  aus  VANTIA 
entstanden  ist. 


Boodonin  de  Courtenay,  einige  fäUe  der  Wirkung  der  analogie  etc.       19 

Einige  fölle  der  Wirkung  der  analogie  in  der 

polnischen  declination. 

Wenn  man  die  in  der  spräche  wirklieh  vorliegeDden 
Worte  nimmt  wie  sie  sind  und  wie  sie  vom  sprechenden 
empfunden  werden,  so  kann  man  keine  vocalischen  stamme 
in  der  polnischen  declination  annehmen.  Vocalische  stamme 
werden  bei  den  polnischen  nomina  nicht  gef&hlt. 

Es  gibt  gegenwärtig  in  der  polnischen  declination  nur 
consonantische  stamme,  wenigstens  werden  nur  solche  im 
sprachgefQhle  empfunden. 

üebrigens  sieht  man  leicht,  daüs  sich  im  polnischen 
die  theilnng  der  declination  nach  den  stammen  nicht  durch- 
fiihren  läfst.  Manche  casus  haben  bei  allen  nomina  nur 
eine  einzige  endnng,  andere  zwei,  andere  drei  u.  s.  w. 
Streng  genommen  also  kann  man  nicht  von  den  declina- 
tionen  der  nomina,  sondern  nnr  von  den  declinationen  der 
einzelnen  casus  reden.  Diese  casusdeclinationen  verändern 
sich  fortwährend;  die  aufgäbe  des  forschere  ist  nur  die,  zu 
verfolgen,  wie  sie  sich  historisch  entwickeln. 

Nichts  desto  weniger  lassen  sich  gewisse  gruppen  von 
nomina  aufstellen,  die  in  allen  ihren  casus  ähnlichkeit  zei» 
gen.  Es  werden  stamm-,  und,  wie  sich  dies  in  den  sla- 
wiadben  sprachen  secundär  entwickelte,  genusdeclinationen 
sein.  Es  versteht  sich  aber,  dafs  es  zwischen  solchen  grup- 
pen keine  entschiedene  trennung  gibt;  vielmehr  sind  zahl- 
reiche Übergänge  und  berührungspuncte  vorhanden. 

Nach  dem  vorbilde  der  jetzigen  Sprachforscher  ordne 
ich  in  der  zweiten  abtheilung  meiner  abhandlung  (von  den 
endungen)  nach  den  einzelnen  casus  an  und  nicht  nach 
den  sogenannten  declinationen;  ich  ftkge  hinzu,  dals  der 
entwickelungsgang  der  einzelnen  casus  nach  den  denkmä- 
lern  der  polnischen  spräche  dargestellt  und  meine  schreib* 
weise  vollkommen  phonetisch  ist. 

Es  fragt  sich  jetzt,  wie  soll  ich  meinen  etoff  im  gan-^ 
zen  ordnen.  Die  einfache  antwort  ist:  nach  der  art  und 
weise  der  analogien.  Sehr  wohl,  aber  man  muTs  bedenken 

2* 


90  Bandonin  de  Courtenay 

dals  in  allen  fällen  (z.  b.  besonders  in  den  endnngen),  bei 
allen  casus  die  verschiedensten  momente,  die  verschieden- 
sten factoren,  die  verschiedensten  arten  der  analogie  in  be- 
tracht  kommen.  Die  analogie  kann  bei  einem  und  dem* 
selben  casus  mit  der  zeit  wirken  nach  dem  stammauslaute 
(phonetisches  dement,  analogie  der  laute),  nach  dem  ca- 
susidentitätsgeftkhle,  nach  dem  genusidentitätsgefflhle,  nach 
dem  blofsen  wortidentitätsgef&hle,  nach  dem  identitätsge- 
fbhle  verschiedener  anderer  kategorien  (z.  b.  numeraler  en- 
dnngen),  in  folge  des  vergessens  der  ursprfinglichen  function 
und  des  Zusammenhanges  einer  gewissen  endung  mit  einer 
gewissen  kategorie  der  Wörter.  Es  kann  auch  ein  über- 
springen in  ein  anderes  casusgef&hl  stattfinden,  so  dafs  die 
endung  entweder  in  andere  casus  oder  in  anderen  numeros 
eindringen  kann.  Wir  sehen  also,  wie  complicirt  die  sache 
ist,  und  dals  es  unmöglich  ist,  nach  einem  einzigen  prin- 
cipe das  material  einzutheilen.  Ich  theile  also  ganz  ftuf8ei^ 
lieh  in: 

1)  die  Wirkung  der  analogie  im  inlaute, 

2)  die  Wirkung  der  analogie  in  den  endungen, 

3)  überspringen  in  ein  anderes  casusgefbhl. 

Dies  ist  keine  logische  eintheilung;  aber  was  thun?  wie 
kann  man  hier  streng  logisch  ordnen?  Es  ist  rein  unmög- 
lich logisch  zu  ordnen,  ohne  das  object  selbst  ganz  uonar 
türlich  zu  zerreifsen. 


L    Im  miaute. 
A.    Voeale. 

1)  Übergewicht  der  analogie  der  anderen  casus 

über  das  lautgesetz. 

In  der  polnischen  spräche  gilt  das  lautgesetz,  dafs  die 
voeale  a,  o  zwischen  zwei  sogenannten  erweichten  (pala- 
talen)  consonanten  in  den  ihnen  entsprechenden,  mehr  pa- 
latalen  vooal  e  übergehen.  Wenn  also  dem  stammhaften 
a  oder  o  ein  erweichter  consonant  vorangeht,   und  wenn 


einige  Alle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declination.         21 

ao  den  stammauslaut  eine  endung  tritt,  die  als  präjotirie 
den  harten  consonanten  des  stammauslantes  erweicht,  dann 
geht  das  stammhafte  a  oder  o  in  e  über  (assimilation). 
Solche  endungen  in  der  declination  der  polnischen  snb- 
stantiva  sind:  voc.  sing.  masc.  -je,  loc.  sing.  masc.  neutr. 
-je;  loa  und  dat.  sing.  fem.  -je,  nom.  acc.  dual  fem.  (nentr.) 
-je,  nom.  pl.  masc.  -ji,  loc.  pl.  masc.  neutr.  -je oh.  Also 
bildete  z.  b.  die  altpolnische  spräche: 

1)  von  den  männlichen  stammen:  6as  (zeit),  s^^ad- 
(nachbar),  sfat-  (weit),  las-  (wald)  u.  s.  f.;  p'otr- (Peter), 
auot-  (engel),  m'od-  (honig),  lod-  (eis)  u.  s.  f.  die  voc. 
und  loc.  sing,  cese,  s^^edze,  ^Tece  (geschrieben  ^wie- 
eie)  le^e;  p'etfe,  anele,  m'edze,  ledze; 

2)  von  den  neutr.  St.:  ^an-  (heu),  w'an-  (brautschatz), 
zw'erdadl-  (spiegel),  lat-  (sommer,  jähr)  u.  s.  f.;  2ol- 
(stim),  je^or-  (see),  ^ol-  (dorf),  sodt-  (sattel)  u.  s«  w. 
die  loc:  ilene,  w'ene,  iw'erdedle,  leöe,  6ele,  jetere, 
sele,  sedle; 

3)  von  den  fem.  stammen:  b'e^ad-  (schmaus),  sdan- 
(wand),  gw'azd-  (stern),  kolas-  (kalesche),  wardaw- 
( Warschau)  u.  s.  f.;  zon-  (ehefrau),  ^ostr-  ( Schwester), 
m'ott-  (besen)  u.  s.  w.  die  loc.  und  dat.  sing,  b'e^edf  e, 
sdeÄe,  gw'ezdze,  kolese,  waräew'e;  £ene,  ^estre, 
m'etle  (das  dazwischenstehende  t  und  st  hebt  den  assi- 
milirenden  einflufs  des  fe  und  le  nicht  auf); 

4)  der  nom.  acc.  dual  von  den  fem.  stftmmen  wurde 
aof  dieselbe  weise  gebildet; 

5)  vom  st.  s^^ad«  nom.  pl.  s^Sedzi; 

6)  vom  st.  lat-  loc.  pl.  le(5ech. 

Schon  früh  aber  ward  von  einflufs  die  analogie  der 
anderen  casus,  hauptsächlich  die  des  nominativs,  den  das 
sprachgeftihl  jedenfalls  als  richtschnnr  für  die  anderen  ca- 
sus betrachtet.  Demgemäls  wurde  das  lautgesetz  vernach- 
lässigt, und  der  stammhafbe  vocal  kehrte  in  den  genannten 
fUlen  an  seine  stelle  zurück^  zu  grofser  freude  gewisser 
grammatiker,  denen  es  beliebt',  moralische  begriffe  in  die 
wiss^scbaft  zu  übertragen,  und  die  spräche  der  lautgesetze 


22  Bandoain  de  Gonrtenmy 

wegen  sogenannter  ^trägheit^  za  zeihen.  5)  nnd  6)  blie- 
ben von  dieser  analogie  unberfihrt;  5)  komn^t  bis  zur  stunde 
ohne  nebenform  vor  und  6)  mit  der  häufigeren  nebenform 
latach  (cf.  unten  Ober  den  loc.  pi.). 

Was  die  anderen  {alle  betrifft,  so  finden  wir  schon  im 
15.  jahrh.  z.  b.  neben  gw'eidze  auch  gw'aidze  (wie  als 
dual,  so  auch  als  loc.  und  dat.  sing.).  Nichtsdestoweniger 
sind  manche  von  den  in  1),  2),  3)  angefahrten  formen  bis 
jetzt  erhalten,  und  zwar  ohne  nebenform;  so  z.  b.  i{'e6e 
(und  nicht  if  ade),  s^Sedze,  le^e,  anele,  lede.  Manche 
haben  entschieden  das  stammhafte  a  oder  o:  öa^e,  lodze, 
m'odie,  w'ane,  ^odle,  ^dane,  kola^e,  warSawe, 
ione.  Andere  schwanken,  und  zwar  ist  entweder  die  um- 
gelautete  form  häufiger,  als  die  der  analogie  folgende :  z  wer- 
dedle  neben  zw'erdadle,  gw'ezdze  neben  gw'azdze; 
oder,  was  gewöhnlicher^  umgekehrt:  p'otfe  neben  petfe, 
je^ofe  neben  jeiefe,  ^ole  neben  dele,  ^ostfe  neben 
§estfe,  m'otle  neben  m'etle;  diale  (masc.  im  theile) 
neben  diele,  rozdiale  (masc.  im  kapitel)  neben  roz- 
dzele.  Diese  doppelten  formen  werden  auch  zur  diffe- 
renzierung  der  begriffe  benutzt;  so  z.  b.  na  cole  heifst: 
auf  der  stirn,  und  na  öele  im  metaphorischen  sinne:  an 
der  spitze,  z.  b.  einer  partei,  einer  armee  u.  ä.,  ähnlich, 
wie  vom  stamme  f^d-  der  gen.  f^ du  bedeutet:  der  reihe, 
und  das  nach  der  analogie  des  nominativs  gebildete  f  §du: 
der  regierung. 

Der  dual  kommt  in  der  jetzigen  spräche  nicht  mehr 
in  rechnung,  da  er  bis  auf  wenige  spuren  verschwun- 
den ist. 


2)  Uebergewicht   des   bedeutungs-  oder   func- 
tionsgefOhls  Ober  die  lautgesetze  im  bereiche 

desselben  casus. 

Hieher  gehören  die  endungen:  dat.  sing.  masc.  -ow'i, 
nom.  plnr.  masc.  -ow'e,  die  im  altpolnischen,  ganz  ähnlich 
wie  im  altbulgarischen,  nach  palatalem  (weichem  oder  er- 


•ioige  Alle  der  wirkmig  der  aiulogie  in  der  poln.  dedinAtion.        28 

weichtem)  stammauslaute,  in  -ew'i,  -ew'e  überzugeben 
pflegten.  So  kommen  nach  barten  eonsonanten  vor:  dat. 
sing,  diow'ekow'i  (dem  menseben),  gradow'i  (dem  ba- 
gel),  prorokow'i  (dem  propbeten),  s^iadow'i  (dem  nacb- 
bar);  nom.  pl:  bisknpowe  (biseböfe),  gtosow'e  (stim- 
men), grobowe  (gräber),  cblebow'e  (brote),  cbodowe 
(ginge),  panowe  (berren),  sqdowe  (gericbte),  synow'e 
(söbne),  äladowe  (spuren)  u.  s.  f.  Nacb  palatalem  (wei- 
chem oder  erweichtem)  stammanslaute  aber:  dat.  sing,  gf  e- 
gofew'i  (dem  Gregor),  cesafew'i  (dem  kaiser),  knp- 
cew'i  (dem  kaqfmanne),  krölew'i  (dem  könige),  km'e- 
HWi  (dem  bauern),  andfejew'i  (dem  Andreas),  made- 
jew'i  (dem  Matthias),  moji^eäew'i  (dem  Moses),  m^iew'i 
(dem  manne),  oöcew'i  (dem  vater),  ognew'i  (dem  feuer), 
pisafew'i  (dem  Schreiber),  s^pfew'i  (dem  Widersacher), 
jlacböicew'i  (dem  edelmanne)  u.  s.  w.;  nom.pl.  krölew'e 
(könige),  m^iew'e  (m&nner),  mistf  ew'e  (meister),  w^2ew'e 
(schlangen)  u.  s.  f. 

Nun  verlor  dies  lantgesetz  allmählicb  seine  kraft,  and 
die  endongen  mit  o,  -ow'i,  -ow'e  begannen  als  nur  in 
dieser  form  dem  dat.  sing,  nnd  nom.  pl.  zukommende  en- 
dungen  gef&blt  zu  werden.  Dies  ist  bedingt  durch  die 
grdisere  bänfigkeit  der  bartauslaatenden  stAmme.  Schon 
in  den  ältesten  denkm&Iem  der  polnischen  spräche  finden 
wir,  neben  den  oben  anfgezftblten  formen  auf  -ew'i,  -ew'e, 
von  denselben  Substantiven  solche  auf  «owi,  -ow'e.  So 
z.  b.  pisafow'i  neben  pisafew'i,  krölow'i,  ognow'i, 
kmedow'i,  madejow'i,  mikotajowM  (dem  Nikolaus), 
cudzozemcow'i  (dem  fremdlinge),  ku  bojow'i  (zu  dem 
kämpfe),  neutr.  jim'enow'i  neben  jim'enu  (dem  namen) 
n.8.  w.;  krolow'e,  m^iow'e,  w^zow'e,  krajow'e  (län- 
der),  biöow'e  (peitschen),  odcow'e  (väter),  stryjowe 
(oheime),  nepfyjaöelowe  (feinde)  u.  s.  w.  Unter  den 
denkmälern  des  14.  und  15.  jahrh.  finden  wir  in  einem, 
und  zwar  einem  solchen  ans  dem  14.  jahrh.,  fast  allein 
-ow'i,  -ow'e,  in  einem  andern  späteren  dagegen  -ew'i, 
-ewe.    Hierin  erkenne  ich  dialektische  Verschiedenheit. 


24  Baadonln  de  Oovxtinay 

ßchoii  im  16.  jahrb.  sind  die  endangen  -ew'i  und 
-ew'e  TÖllig  ausgestorben,  und  beate  herrscben  anssohlieis« 
lieh  -ow'i  neben  -u,  und  -owe  neben  -ji;  nur  mit  der 
besohränknng,  dafs  den  nom.  plur.  der  unpersönliche  weseo 
bezeiobnenden  substantiva  der  acc.  plur.  yertritt. 

B.    Consonanten. 

1)  Das  wort  nom.  odec  (vater)  hieis  im  gen.  odca,  im 
dalodcu  oder  odcoVi  oder  o<5cewi  u.  s.  f.,  welche  for- 
men nach  poln«  lautgesetze  in  ojca,  ojcu  u.s.  w.  übergin- 
gen, fthnlich  wie  rajoa  neben  racca(ratfa),  zdrajca  ans 
zdradca  (yerräther),  und  wie  stajÄa  aus  stanna  (stall), 
was  ich  für  eine  dem  polnischen  eigenthümliche  ersatzdeh- 
nung  halte.  Nun  ist  aus  dem  sprachgefbhle  das  bewufst- 
sein  des  Ursprungs  der  formen  ojca,  ojcu  u.  s.  w«  ge- 
schwunden, und  es  schien,  als  ob  j  der  wurzel  gehörte 
und  darum  ist  nach  der  analogie  der  obliquen  casus  auch 
der  nom.  ojdec  gebildet.  Damit  vergl.  die  nom.  ogröjec 
(ölberg),  gr6jec  (stadt  Gröjec),  entstanden  aus  ogro- 
dieo,  Grodiec,  durch  den  einflufs  der  obliquen  casus: 
gen.  ogröjca,  gröjca  f.  ogrödca,  groöca,  dat.  ogr6j- 
cow'i  (resp.  ogröjcew'i),  gröjcow'i  (resp.  gröjcew'i) 
f.  ogrödcowi,  grö<5cowi  u.  s.  f. 

2)  Das  bestimmte  pronomen  fäytek,  fäytka,  fSytko 
(aller,  alle,  alles),  bildet  den  nom.  plur.  folgendermafseo: 
fäytk-ji  =  fäytcy  =  fäyscy  (da  t  vor  c  s=s  ts  in  8 
übergehen  mufii).  Dies  s  wird  jetzt  von  dem  sprachge- 
f&hle  als  zum  stamme  gehörig  angesehen  und  erstreckt  sieb 
auch  auf  die  andern  casus,  so  dafs  die  formen  fSystek, 
fäystka,  fdystko  u.  s.  f.  die  älteren  fsytek,  flytka, 
fäy  tko  u.  s.  f.  gänzlich  verdrängten. 

n.    In  den  endungen. 

1.    Nom.  sing,  fem« 
Dieser  casus  bat  bei  den  meisten  Substantiven  (deren 
declination    nämlich    der    sogenannten   a-dedination   extir 


einige  fUle  der  wirknng  der  analogSe  in  der  poln.  dedination.        25 

spricht),  die  endang  a,  die  zugleich  als  genascharakter 
gilt;  z.  b.  woda  (wasser),  göra  (berg),  f  eka  (flufs),  g^ba 
(mund)  Q.  s.  f.  Dies  »a  ist  in  manchen  ftllen  aus  -ija 
oder  -aja,  -oja  entstanden;  so  z.  b.  g}Qb'&  (tiefe)  aus 
gl^b'ija,  lutna  ans  lutnija  (laute),  sktadn&  (nach  ana- 
logie  der  contrahirten  gebildet)  aus  skladnija  (syntaz), 
laz'na  (bad)  aus  taz'nija,  studni  (brunnen)  ans  stud- 
nija,  karm'i  (fiitter)  aus  karm'ija,  collect.  braö&  (ge- 
brflder)  aus  brat'ija  =  bradija,  masc.  s^dz'Ä  (richter) 
ans  s^dz'ija,  collect,  k^^ia  (die  priester)  aus  k^^£ija*) 
u.  s.  f.,  und  ferner  alle  zusammengesetzten  adjectiva,  bei 
denen  -4  aus  «aja,  z.  b.  mloda  (junge)  aus  mtodaja, 
und  manche  pronomina,  bei  denen  -4  aus  -oja  (m&  aus 
moja,  tf&  aus  tfoja,  stk  aus  sfoja)  entstund.  Es  galt 
aber  im  altpolnischen  und  gilt  noch  in  der  jetzigen  polnischen 
Tolksspracbe  das  lautgesetz,  dafs  ein  contrahirtes  a  anders 
lautet  und  andere  phonetische  bedeutung  und  Wirkung -hat, 
als  das  ursprüngliche  a.  Ein  solches  contrahirtes  a  n&m* 
lieh  näherte  sich  bedeutend  und  nähert  sich  noch  jetzt 
beim  yolke  dem  o- laute;  es  entspricht  dem  langen  a  des 
böhmischen  und  dem  o  (aus  a  entstandenen)  des  kasnbi- 
sehen;  es  wird  getrübtes  a  (a  pochylone,  geneigtes  a)  ge-f 
oannt  und  als  &  bezeichnet**).  Alle  diese  erwähnten  nom. 
sing.  fem.  endeten  also  nicht  auf  a,  sondern  auf  &.  Pa 
aber  alle  diese  contrahirten  nominative  bei  den  Substanti- 
ven palatalen  stamm auslaut  hatten,  so  betrachtete  man, 
nachdem  der  unterschied  der  contrahirten  und  uncontrar 


*)  Darans  kSnnte  man  folgern,  dafs  dereinst  der  accent  im  polnischen 
bei  diesen  anbstantiven  anf  die  drittletzte  fiel.  Vgl.  aber  heutiges  prowin-> 
cyja  (volksmäTsig)  =  prowfncyja  (in  der  schrift-  nnd  gebildeten  spräche) 
(provinz).  —  Vielleicht  entstund:  1)  pai&i  (frau)  u.  s.  w.  ans  panija, 
S)  bra^i  n.  s.  f.  ans  brdLdija). 

**)  Solches  i  kam  nnd  kommt  respectiTe  noch  vor  a.  b.  a)  im  gen.  sg. 
nenlr.  kasaüA  (der  predigt)  ans  kasatiija  n.  IL;  b)  in  der  8.,  2.  n.  1.  sg. 
gri  (er  spielt)  ans  graje,  gris  (dn  spielst)  ans  grajes,  grim  (ich  spiele) 
aas  graj^  (grajem)  n.  s.  w.;  c)  in  anslantenden  sUben  vor  liquiden,  na- 
Bilen  nnd  (aber  nnr  etymologisch)  tönenden  momentanen  consonanten:  tiz 
(mal,  ausgesprochen  rds),  wil  (wall),  sim  (selbst)  n.  s.  w.,  doch  nicht 
aaishmsloi. 


26  BAudottin  de  Courteiiay     , 

hirten  sabetantiva  aus  dem  sprachgefdhle  geschwunden,  das 
&  im  nom.  sing.  fem.  als  die  eigenthümlicbkeit  der  palatal- 
auslautenden st&mme;  und  auf  diese  weise  entstanden: 
wol&  (wille),  rola  (acker),  dola  (Schicksal),  nedoU 
(mifsgeschick);  ferner:  prac&  (arbeit),  n^dza  (elend), 
röza  (rose),  mäa  (messe)  u.  s.  f,  so  aber,  dafs  neben  die- 
sen formen  mit  -&  die  anderen  mit  -a  existirten.  Zu  die- 
sen palatalauslautenden  stammen  mufs  man  auch  die  fremd- 
wörter  auf  -ija  (und  -yja)  rechnen,  z.  b.  lilija  (lilie), 
prowincyja  (provinz),  maryj&  (Marie)  u.  s.  w.  Diese 
substantiva  unterliegen  im  jetzigen  entwickelungsstadium 
der  polnischen  spräche  der  allmählichen  contraction;  gu- 
berna  (gouvernement)  z.  b.  kommt  h&ufiger  vor  als  gn- 
bernija  (ss  gubernja  s=  guberna,  welche  entwicke- 
lung  man  an  den  neben  einander  noch  jetzt  lebenden  for- 
men beobachten  kann).  Da  aber  das  k  schon  im  vorigen 
Jahrhunderte  aus  der  polnischen  Schriftsprache  geschwun- 
den ist,  so  existirt  jetzt  kein  unterschied  der  endnng  we- 
der zwischen  den  contrahirten  (yerkürzten)  und  uncontra- 
hirten  nominatiyen,  noch  zwischen  den  hart  und  den  pa- 
latal  auslautenden  stammen.  In  der  Volkssprache  lebt 
aber  noch  jetzt  das  a. 

Alles  dies  bezieht  sich  nur  auf  diejenigen  nomina,  de- 
ren declination  der  sogenannten  a-dedination  entspricht 
Es  gibt  aber  in  der  polnischen  spräche  substantiva  fem. 
gen.,  die  der  i-declination  entsprechen,  und  die  sowohl  im 
nom.  als  auch  im  acc.  sing,  auf  einen  palatalen  consonan- 
ten  auslauten:  moc  (macht),  p'eSn  (lied)  neben  p'e§äa, 
pam'Q<5  (gedächtnifs),  maö  (mutter),  nad  (kräutig,  blät- 
terwerk),  6ela<5  (delada^,  gesinde),  latoro^l  (spröfsling), 
karm'  (futter,  nahrnng)  neben  karm'a,  gl^p'  (gt^b',  tiefe) 
neben  gt^b'a  u.  s.  f.  und  im  16.  jahrh.  noch  }ani  (hirsch- 
kuh),  welches  jetzt  entschieden  taüa  heilst. 


2.    Accus,  sing.  fem. 


z.    Accus,  smg.  tem. 

Der  accus,  sing.  fem.  bei  den  nomina,  die  auf  a  im 
nom.  auslauten,  besteht  aus  denselben  theilen,  wie  der  nom^ 


einig«  Alle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  dedination.        27 

+  nasalem  consonant.  Es  spaltet  sich  also  diese  form 
in  -a  +  m  und  -&  +  m.  Dem  altpolnischen  lantgesetze 
gemäüs  pflegte  -a  +  m  im  auslante  in  -q,  -&  +  m  aber 
in  -^  (nasalirtes  o)  überzugehen,  und  hierin  liegt  die  ganze 
gesohichte  des  Unterschiedes  zwischen  -^  und  -§  im  acc. 
sing.  fem.  -9  kommt  also  allen  Substantiven,  adjectiven, 
pronomina  und  Zahlwörtern  mit  -a  im  nom.  zu,  -q  aber 
solchen  mit  -&  im  nom.  Demgemäfs  nahm  die  entwicke-* 
long  dieses  casus  denselben  gang,  wie  die  des  nominativs, 
so  lange  d^r  unterschied  des  -a  und  -&  bestand.  Alle 
Contrahirten  substantiva  hatten  -^  im  acc.  *).  Dann  reihten 
sich  ihnen  die  ihrer  analogie  folgenden  palatalauslautenden 
Stämme  an,  doch  neben  anderen  formen  mit  •^.  Aehnlich 
bei  den  adjectiven  und  pronomina. 

Als  nun  der  unterschied  zwischen  a  und  &  im  18.  jahrh. 
schwand,  begannen  zwei  demente  zu  streiten:  die  sprach- 
liche tradition  und  die  neu  sich  entwickelnden  analogien 
(schon  im  anfange  des  18.  jahrh.).  Es  giebt  viel  mehr 
sabstantiva  fem.,  die  uncontrahirt  sind  und  harten  stamm- 
auslaut  haben,  als  solche,  die  contrahirt  sind  und  weichen 
Stammauslaut  haben.  In  diesem  bereicbe  also  waren  die 
^-accusative  viel  m&chtiger,  als  die  ^-accusative,  und  was 
kann  natflrlicher  sein,  als  dafs,  nachdem  das  gefUhl  von 
der  contraction,  dann  auch  das  geffihl  des  palatalen  stamm- 
aoslautes,  und  endlich  das  des  Unterschiedes  vou'a  und  a 
längst  geschwunden  waren,  das  häufiger  vorkommende  q 
sich  auf  alle  substantiva  fem.  mit  nom.  auf  a  ausdehnte? 
Die  innere  bedentung,  die  einheit  der  grammatischen  ka- 
tegorie  ist  hier  als  latenter  urheber  hervorgetreten.  Dies 
geschah  aber  allmählich  und  stufenweise  ( wie  es  ja  auch 
nicht  anders  sein  kann),  und  noch  jetzt  kann  man  acc.  auf 
-§  von  solchen  Substantiven  hören,  die  ihn  früher  so  hat- 
ten. Dieser  procefs  bahnt  sich  einen  umgekehrten  weg, 
als  der  andere,  der  der  analogie  des  weichen  stammaus- 


*)  Manche  contrahirte  sabitantiva  werden  im  nom.  in  i  contrahirti  s.  b. 
gospodyi&i  (wirihin),  pani  (fran),  kAe^i  (tbtisain).  Im  acc.  hatten  sie 
md  haben  de  meiatentheib  noch  ^  wie  die  anderen  contrahirten. 


28  Bandonin  de  Conrtenaj 

lantes.  Er  ergriff  zuerst  die  substantiva,  welche  am  spft- 
testen  -q  annahmen,  wo  also  die  yererbung  der  formen  die 
die  kürzeste  daner  hatte,  nämlich  solche,  wie  prac^  (die 
arbeit),  n^dz^  (das  elend),  miq  (die  messe),  röi^  (die 
rose),  puäcQ  (die  wfiste)  u.  s.  f.,  and  kaum  braucht  noch 
jemand  prac^,  n^dz^,  mäq,  röz^,  puäc^u.  s.  w.  Dann 
folgten  dieser  neuen  analogie  solche  substantiva  wie  rol^ 
(den  aoker),  dol^,  nedol^,  wyobrain^  (die  einbildungs- 
kraft)  u.  s.  f.;  sodann:  studn^,  lain^,  wol^  u.  s.  f.;  und 
endlich:  prow'incyj^,  familij^  (die  familie),  lilij^, 
Maryjf  u.  s.  f.,  ferner:  gospodyn^,  pan^  u.  ä.,  welche 
letzteren  seltener  vorkommen,  als  die  ihnen  entsprechenden 
formen  mit  ^:  prow'incyj^,  familij^^  lilij^;  gospo- 
^7^ ^9  pan§  u.  s.  f.  Gleichberechtigt  aber  im  Sprachge- 
fühle sind  studn^  neben  studn^,  wol^  neben  woU 
u.  s.  f. 

Eine  ganz  entgegengesetzte  richtung  bemerken  wir  bei 
den  adjectiven,  pronomina  und  Zahlwörtern.  Bei  den  adjecti- 
ven  ist  die  substantivische  declination  bis  auf  wenige  spu- 
ren schon  längst  geschwunden.  Sie  erhielt  sich  in  den 
adverbialischen  redensarten,  wie  z.b.  od  dawna  (seit 
längst),  z  daw'en  dawna  (seit  lange  her),  za  2ywa(beim 
leben)  u.  s.  w.^  in  den  meisten  adverbien,  und  noch  lange 
im  nomin.  mancher  adjectiva  und  participia,  wie  z.  b.  iyw, 
-a,  -o  (lebendig),  biogostaVon,  -a,  -o  (gesegnet),  na- 
leion,  -a,  -o  (gefunden),  dan,  -a,  -o  (gegeben),  d^gnon, 
^a,  -o  (gezogen),  tart,  -a,  -o  (gerieben),  widzal,  -a,  -o 
(gesehend  habend)  u.  s.  f.  acc.  sg.  fem.  ^yw^  u.  s.  f.;  deren 
einige  noch  bis  zur  stunde  fortleben.  Solche  adjectiva 
sammt  den  pronomina  bildeten  ehemals  ohne  ausnähme 
den  acc.  sing.  fem.  auf  -f ,  da  hier  kein  contrahirtes  a  zu 
gründe  liegt«  Da  es  aber  viel  mehr  adjectiva  gibt,  die  in 
allen  ihren  casus,  den  nominativ  mitgerechnet,  der  soge- 
genannten zusammengesetzten  declination  folgen,  so  fing 
man,  nachdem  der  unterschied  des  a  und  &  aus  der  sprä- 
che, und  folglich  auch  aus  dem  sprachgefbhle  geschwun- 
den war,  au,  auch  den  acc.  sing.  fem.  nach  dem  vorbilde 


einige  fidle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declin«tion.         29 

der  anderen  obliquen  casus  bei  allen  adjectiven  der  zusam- 
mengesetzten declination  folgen  zu  lassen.  Es  entwickelte 
sich  so  eine  ganz  eigenthQmlicbe  durcbgreifende  adjectivi- 
sehe  declination  mit  -^  im  acc.  sing.  fem.  Da  nun  auch 
alle  pronomina  und  das  zahlwort  jeden,  jedna,  jedno 
(ein,  eine,  ein)  in  den  anderen  obliquen  casus  ihre  eigent- 
liche pronominale  declination  mit  wenigen  ausnahmen  schon 
längst  aufgegeben  hatten  und  nur  der  acc.  sammt  dem 
nom.  dieser  pronominalen  declination  treu  blieb,  so  begann, 
nach  dem  schwinden  des  Unterschiedes  zwischen  a  und  &, 
auch  die  analogie  der  zusammengesetzten  declination  auf 
den  acc.  einzuwirken,  und  so  entstanden  neben  sfoj<Q  (seine), 
moj^  (meine),  fäystk§  (alle),  sam^  (selbst),  ow^  (j^no), 
tamt^  (die  dort),  jedn^  (eine)  u.  s.  f.,  sfoj^,  moj^, 
fjystk^,  sam^,  ow^,  tamtq,  jedn^,  die  schritt  für 
schritt  das  bürgerrecht  für  sich  gewinnen  und  die  anderen 
formen  gänzlich  zu  verdrängen  drohen.  Selbst  t^,  neben 
dem  am  längsten  erhaltenen  t^,  fängt  jetzt  an  aufzutauchen, 
aber  nur  bei  sehr  wenigen  Individuen.  Das  schwanken  in 
dieser  hinsieht  ist  so  grofs,  dafs  man  bei  einem  und  dem- 
selben Schriftsteller,  in  einem  und  demselben  buche,  auf 
einer  und  derselben  seite  2^dz^  neben  ä^dz^,  lilij§  ne- 
ben lilij^,  TÖ±q  neben  rö±^,  jedn^  neben  jedn^,  wol§ 
neben  wol^,  swoj^  neben  swoJQ,  selbst  swoj^  neben 
8w§  (1750)  u.  s.  w.  findet 

Wir  sehen  daraus,  auf  wie  schwacher  grundlage  die 
grammatiker  fufsen,  die  auf  den  längst  verschwundenen 
unterschied  von  a  und  a  orthographische  regeln  in  betreff 
des  gebraachs  des  ^  und  §  im  accus,  sing.  fem.  gründen 
wollen.  Auf  etwas  schon  längst  aus  dem  sprachbewust- 
sein  geschwundenes  kann  man  sich  nicht  berufen.  Es 
entwickeln  sich  jetzt  ganz  neue  analogien,  die  ein  eben  so 
greises  recht  haben,  als  die  früher  wirkenden  und  die  als 
onüberwondene  thatsache  die  vollkommene  aussieht -haben, 
sich  zu  erhalten  und  allen  Spitzfindigkeiten  der  grammati- 
ker zu  spotten.  Schon  jetzt  beginnt  wieder  eine  neue 
aoalogie  sich  zu  entwickeln,  der  zufolge  im  sprachgef&ble 


30  Baodoain  de  Conrtenay 

^  als  die  einzige,  sowohl  den  sobstantiTeD ,  als  auch  den 
adjectiTen  zukommende  fem.  accasativendang  empfanden 
wird,  und  §  bleibt  nur  im  instrum.  (Warschauer  •dialect: 
accus.  SasKe  kempe  die  Sachseninsel,  panne  Mo2- 
d^enske  das  fräulein  Moid^enska,  Ju-lje  Gocalkofske 
die  Julie  6o6alkofska;  im  acc.  sing.  fem.  der  adjectiva  ^ 
bei  den  dichtem  des  reimes  wegen  u.  s.  w.).  Da  nun  die 
nasalen  vocale  (und  besonders  q)  im  auslaute  schon  jetzt 
sehr  oft  wie  die  ihnen  entsprechenden  reinen  vocale  ausge- 
sprochen werden,  so  wird  sich  künftig  -e  als  accusativ-,  -o 
aber  als  instrumentalendung  der  nomina  fem.  feststellen. 

Alles  dies  bezieht  sich  nur  auf  die  polnische  Schrift- 
sprache, die  zugleich  Umgangssprache  der  sogenannten  ge- 
bildeten Polen  ist. 

Wir  sehen  also,  dafs  die  neueste  analogie  im  bereiohe 
des  acc.  sing.  fem.  -§  zur  substantivischen,  -^  aber  zur  ad- 
jectivischen  endung  gemacht  hat.  Dafs  sich  dieser  unter- 
schied in  der  polnischen  spräche  entwickelte,  ist  folge  eines 
rein  phonetischen  prozesses;  dieser  secnndäre  unterschied 
ezistirt  weder  im  altbulgarischen,  noch  in  anderen  slavi- 
schen  sprachen  (wenigstens  nicht  in  dieser  weise). 


3.    Gen.  sing.  fem. 

Der  eigentliche  gen.  sing.  fem.  bei  den  polnischen  sub* 
stantiva  ist  dreifachen  Ursprungs.  Man  unterscheidet  nftm- 
lich  in  diese/  hinsieht:  1)  die  substantiva,  deren  declination 
der  der  sogenannten  a- stamme  entspricht,  die  also  im  nom. 
sing,  auf  -a  mit  vorhergehendem  harten  consonant  auslau- 
ten; diesen  kommt  ursprünglich  im  gen.  sing,  der  vocal  «y 
zu;  2)  femer  substantiva,  der  ja- declination  entsprechend, 
die  im  nom.  sing,  a  mit  vorhergehendem  palatalem  oonso- 
nant  zur  casusendung  haben;  diese  hatten  nrsprflnglicb, 
wie  auch  im  altbulgarischen,  im  gen.  sing,  -q,  was  jedoch 
sehr  früh  zu  -e  herabgesunken  ist;  3)  die  substantiva,  der 
i- declination  sammt  der  consonantischen  entsprechend,  die 
im  nomin.  singul.  auf  weiche  (palatale)  consonanten  ans- 


«inlge  fülle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declinttion.         31 

lauten  and,  was  den  anslaut  des  nom.  betriffl;,  sich  nicht 
Yon  dem  im  pobischen  Sprachgefühle  empfundenen  stamme 
unterscheiden;  diesen  kommt  im  gen.  sing,  -i  als  casusen- 
dang  zu.  So  finden  wir  in  den  Ältesten,  aus  dem  14.  und 
15.  jahrh.  herrührenden  denkmilem:  1)  smotwy  (der  Ver- 
abredung, heute  zmowy),  dzefki  (f.  daiefky,  etymol. 
geschrieben  dziewki,  der  Jungfer),  glowy  (des  kopfes), 
krowy  (der  kuh),  new'asty  (des  weibes),  kary  (der 
strafe),  krölewny  (der  königin),  matuchny(des  mfitter- 
chens)  u.  s.  w.;  2)  nur  zweimal  duä^*)  und  sonst  duäe 
(der  seele),  ieme  (der  erde),  praw'ioe  (der  rechten), 
diew'ice  (der  Jungfer),  teSäice  (der  Sehnsucht),  jutrne 
(des  morgengebetes)  nad^eje  (der  hoffiiung),  jidumeje 
(Idumäa's)  u.  s.  w.;  3)  krfi  (krwi,  des  blutes),  oplfi- 
to^öi  (des  Überflusses),  öeladzi  (des  gesindes)  u.  s.  f. 
Es  bestund  aber  in  den  ältesten  denkmälem  selbst  keine 
stete  unverletzte  regel,  und  wahrscheinlich  gab  es  auch  der 
ausnahmen  eine  eben  so  grofse  zahl.  Dies  war  die  Wirkung 
folgender  prozesse:  1)  Es  ging  vor  sich  eine  Vermischung 
der  genitive  auf  -e  (-§)  (der  ja- stamme)  mit  den  geniti- 
Ten  auf  -i  (i- stamme).  So  z.  b.  begegnen  uns  einerseits 
neben  krfi,  öeladzi,  optfito^di  u.  s.  w.  auch  krf  e, 
madefe  nom.  sing,  madef  (mutter),  cerekTe  nom.  sing. 
cerKeT  (kirche),  &6e  nom.  sing.  6e&6  (ehre)  u.  s.  f.;  an- 
derseits studnicy  nom.  sing,  studnica  (brunnen),  babi- 
loniji  (Babyloniens)  u.  s.  f.,  welche  letzteren  genitive 
auch  durch  anlehnung  an  die  y- genitive  entstanden  sein 
können,  so  dafs  also  eine  Wirkung  der  y- genitive  auf  e- ge- 
nitive,   und    der    e- genitive    auf   i- genitive    anzunehmen 


*)  1)  ostrzeiy  dnsz^  twoj^j,  2)  roznmi^j  dnsz^  moj^j.  Diese 
•teUtn  aber  ans  dem  sogenannten  pealter  Margaretha's  echeinen  mir  zweifel- 
baft  zn  sein,  wie  anch  in  einem  buche  aus  dem  anfang  des  16.  Jahrh.  ror- 
kommendea  ze  wszytititfj  dasz^  neben  ze  wszytkitfj  dnsze,  was  ein 
einfacher  dmekfehler  sein  kann.  MSglioherweise  kann  es  auch  wirUiche  form 
Min,  da  ea  in  einem  gebete  gebrancht  ist,  nnd,  wie  bekannt,  in  gebeten, 
wie  anch  in  andern  stehenden  redensarten  und  yolkathttmlichen  wendnngen, 
slterthflfflliche  formen  sich  am  iKngsten  erhalten.  Miklosich,  der  mehrere 
beispiele  der  poln.  gen.  sing.  fem.  aof  -^  anführt,  lieTs  sich  doich  fslsche  nnd 
nnbraadibare  abdrucke  der  alten  Schriftsteller  rerfthren. 


32  Baudonin  de  Conrtonay 

wftre.  Damit  aber  endet  die  verwirrang  noch  nicht.  Wir 
haben  gesehen,  dals  es  in  der  altpolniscben  spräche,  wie 
auch  in  der  jetzigen  Volkssprache  der  meisten  gegenden 
Polens  ein  getrübtes  (geneigtes)  a  gibt,  nnd  dafs  die  con- 
trahirten  substantiva  fem.  (contrabirte  ja- stamme)  im  nom. 
sing,  auf  dies  &  auslauteten.  Ganz  genau  so  aber  endigten 
auch  im  nom.  sing.  fem.  die  der  zusammengesetzten  dedi- 
nation  folgenden  adjectiva.  Diese  ähnlichkeit  bewirkte 
dieselben  endungen  im  nom.  und  acc.  sing,  (-a  und  -^), 
und  dies  konnte,  ohne  alle  anlehnung  an  die  zusammenge- 
setzten adjectiva,  nur  in  folge  rein  phonetischer  prozesse 
geschehen.  Diese  beiden  casus  aber,  der  nom.  und  aca 
sing,  fem.,  verknQpflen  die  zusammengesetzten  adjectiva 
mit  den  contrahirten  Substantiven  derartig,  dals  sie  eine 
Wirkung  der  analogie  der  letzteren  auf  die  anderen  ermög- 
lichten, und  diese  den  adjectiven  analoge  bildung  der  for- 
men der  contrahirten  substantiva  kam  auch  im  gen.  sing, 
fem.  zum  Vorschein.  Diese  adjectivische,  auch  in  den  be- 
reich  der  substantiva  hineingedrängte  endnng  war  -ej.  Von 
den  contrahirten  erweiterte  sich  die  endung  vermöge  der 
analogie  auf  die  anderen  palatal  auslautenden  stftmme  und 
so  finden  wir  bereits  im  14.  und  15.  jahrh.:  s^d^äj  (der 
richterin),  braö^j  (der  gebrQder),  s^dz^j  vom  masc.  nom. 
sg.  s^dza  (richter),  r^kojm'^j  vom  masc.  nom.  ag.  re- 
kojm'ä  (bürge),  panöj  nom.  sg.  pani  (frau),  poselkin^j 
nom.  sing,  p ose Ik in i  (botschafterin),  Maryjöj  (Mariens), 
materyjej  (der  materie),  wigilijöj  (des  Vorabends),  ji- 
dumej^j  neben  jidumeje  (Idum&a^s);  wol^j  (des  wil- 
lens) neben  wole,  rolöj  (des  ackere),  zem'^j  (der  erde), 
puäcöj  (der  wüste),  str6i^6j  (der  wache),  ö^i^öj  (des  ge- 
richtsprozesses),  miSej  (der  messe),  pfytöej  (der  parabel) 
u.  s.  f.*).  —  Man  könnte  dies  -öj  im  gen.  sing.  fem.  der 

*)  Leider  kenn  ans  das  am  besten  nnd  sorgfUtigsten  herausgegebene 
denkmal  der  polnischen  spräche  ans  dem  16.  jahrh.,  Zabytek  dawn^j 
mowy  polski^j,  Poznan  1867,  in  dieser  hinsieht  nicht  viel  belehren,  da 
es  im  aaslaate  y,  i  und  ^j  nicht  unterscheidet,  in  allen  diesen  flülcn  bald 
e,  bald  i  (y)  schreibend.  Man  findet  in  diesem  denfcmale:  dawidowe  f. 
dawidow^j,    nasze  f.  nasztfj,    dobre  wole  wahnchelnlich  f.  dobr^j 


einige  fälle  der  wirknng  der  analogi«  in  der  poln.  dedination.         33 

Contrahirten  substantiva  auch  80  erklären ,  dafs  sie  noch 
vor  ihrer  contraction  der  analogie  der  hartaoslautenden 
Stämme  unterlagen,  und  ihr  ^  (e)  mit  y  (i)  vertauschten 
(s^d^ij^s^s^dziji),  welches  i  mit  dem  vorangehenden 
ij  zu  langem  i  zusammengezogen^  und  dann,  wie  im  böh- 
mischen, in  ej  übergegangen  ist  (s^dziji  =s  ^s^d:^!  as 
s^dzej).  Diese  erkl&rung  aber  scheint  mir  etwas  zu 
kflnstlioh  und  nicht  in  den  entwickelungsgesetzen  der  pol- 
nischen spräche  begründet  zu  sein. 

Die  analogie  des  gen.  sing,  (und  die  analogie  der  ad- 
jectiva  im  gro&en  und  ganzen)  wirkt  allmfthlich  auch  auf 
den  loc.  und  dat.  sing,  der  contrahirten  und  somit  der  pa« 
iatalauslautenden  fem.  substantivstämme,  und  dio  adjectivi« 
sehe  endung  -äj  vertritt  auch  in  diesen  Allen  das  ursprOng- 
iiche  -i.  W&hrend  wir  im  14.  und  noch  im  15.  jahrh.  die 
dative:  bradi,  duijr,  locative:  w  woli,  w  i^ewoli,  na 
pai6y,  na  iem'i,  na  praw'icy,  w  nadieji,  f  chfili 
(im  augenblicke)  u.  s.  w.  finden,  so  haben  wir  schon  in  der 
sweiten  hälfte  (1450)  und  am  ende  des  t$.  jahrh.:  na  ^e- 
m'^j,  o  bradij,  f  parochij^j  oder  f  parachfij^j  (in 
der  parochie),  neben  o  woli,  w  zbroji  (in  der  rOstung) 
u.  8.  w. 

Am  ende  des  1 5.  jahrh.  stellte  sich  fest,  was  auch  im 
ganzen  16.  jahrh.  und  im  anfange  des  17.  fast  unverändert 
blieb,  dafs  fast  alle  substanÜTa  fem.  gen.,  deren  nom.  auf 
-4  und  deren  acc.  auf  -§  auslautete,  im  gen.  sing,  (sammt 
dem  loc.  nnd  dat.)  -äj  hatten  (vollkommen,  wie  die  adjec- 
tiva,  aber  neben  anderen  formen:  gen. -je,  loc.  und  dat. 
-ji).  Die  anderen  palatalauslautenden  fem.  substantivstämme 


woUj,  we  wczorajsze  ewangelije  wahrscheinlich  f.  we  wczorajsztfj 
«irangelij^j,  watze  f.  wasz^j,  w  teto  ziemie  Sjryje  wahnehaiaUeh 
f*  w  Ujto  ziemUj  Sjrryj^j,  je  f.  Jtfj  (dat.  und  gen.);  Awi^ty  Ewan- 
gieli  wahrscheinlich  f.  iwi^t^j  K wangielij^j;  od  nagly  imierci  f. 
nagUj,  od  r^ki  nleprzjjacielski  f.  nieprsyjaeielski^j,  se  wacytki 
daize  twojl  f.  se  irssytki^j  dusse  twoj^j,  s  niewoli  wahrscheinlich 
t*  z  niewol^,  ku  boiy  sluzbie  f.  kn  boi^j.  Damit  vergleiche  man 
die  Jetzige  ausspräche  des  dor^olkes  in  manchen  gegenden:  slodü  f.  alo- 
di^J  (dieb),  Ma<i  f.  Mad^J,  And^y  f.  Atidf^j  n.  i. 

Beitrtge  z.  vgl.  sprachf.  VI.  1.  3 


84  Bandooln  d«  Conrtonay 

hatten  im  gen.  sing,  -e  neben  -i  (-y),  in  folge  der  ver- 
mieobung  ehemaliger  ji-st.  mit  den  ja- st.  So  z.  b.  gen. 
sentencyj^j  (der  sentenz),  kfestyj^j  (der  frage),  ma- 
ryj6j,  galilejij  neben  galilee,  samaryj^j  (Sama- 
ria's),  betanij^j  (Bethania's),  kalwaryjöj  neben  kal- 
waryje  (der  Kalwaria),  op'inijej  (der  meinung);  pan^j, 
gospodynäj  (der  wirthin),  bradij,  sukn^j  (des  rodMs), 
wolöj,  newoUj  (der  Sklaverei),  rol^j,  knp'^j  (des  kaa- 
fes),  puiöäj,  röi^j  (der  rose),  mä^j,  p'e6£j  (der  fikr- 
sorge),  pracöj  (der  arbeit),  i^dzi)  (der  begierde)  u.  s.  f. 
neben  studAe  (des  brunnens)  u.  a.;  loo.  nnd  dat.  o  sen- 
tenoyjöj,  f  cecylij^j  (in  der  Cäcilie),  w  betaäijej 
u.  s.  f.  neben  w  ewaneli  (im  evangeliam)  nach  der  ana- 
logie  der  i- stamme  (z.  b.  cnotliwo^ci,  der  tugendbaftig- 
keit),  na  puiiö^j  neben  na  puiöy,  ku  wol^j  neben  w 
woli,  panäj,  braö^j  n.  8.f.;  gen.  krotofile  oder  kro- 
tochfile  (der  knrzweile),  nadieje  (der  hoffiiong),  iem'e, 
tröjce  (der  dreieinigkeit),  d^ew'ice,  w'inÄice  (des  Wein- 
berges), cudzoto£nice  (der  ehebrecherin),  madice  (des 
weinstockes),  to£nice  (des  ehezimmers),  bogarodzice(der 
gottesgebftrerin),  duie,  selbst  krfe  (des  blutes)  neben 
roskoSy  (der  wonne). 

Im  17.  Jahrb.  und  im  anfange  des  18.  ist  die  dnrch 
analogie  in  den  bereich  der  substantiva  hineingedrängte 
genitivendung  -ij  noch  mächtiger  geworden.  Sie  ging 
noch  weiter,  nicht  nur  die  im  aco.  -^  und  im  nom.  -4  ha- 
benden, sondern  auch  die  im  nom.  auf  a-  nnd  acc.  auf  -9 
(einst  harte  a- stamme)  und  die  im  nom.  und  acc.  weich- 
oonsonantisch  auslautenden  (die  ehemaligen  i- stamme)  oft 
genug  ergreifend.  In  diesem  Zeiträume  kann  man  diesen 
kämpf  der  formen  um  das  dasein  nach  den  verschiedenen 
analogien  am  besten  verfolgen.  So  begegnen  uns  neben 
den  auch  früher  vorkommenden  gen.  toinice,  oblub'e- 
Aioe  (der  braut),  t^6yce  (der  Stadt  L^czyca),  prace, 
ofoe  (des  schafs),  zto6ynce  masc.  (des  misseth&ters),  ob- 
mofce  masc.  (des  Verleumders),  tferdae  (der  festung), 
duie,  jaskine  (der  höhle),  lutne  (der  laute),  iyje  (des 


einige  fUle  der  Wirkung  der  aoalogie  in  der  poln.  declination.        55 

halses),  cele  (der  zelle),  ot  sylle  masc.  (von  Sulla), 
zem'e,  nadzeje,  hrab'e  masc.  (des  grafen);  krfe  (des 
blutes);  ferner  piwonijej  (der  plSngatroae),  okazyjöj  (der 
gelegenheit),  bestyjäj  (der  bestie),  kampanij^j  (Cam- 
pania's),  bistoryj^j  (der  geschichte),  jinklinacyjej  (der 
neigang,  inclination),  cezaryj^j  (Cäear&as),  ewange- 
lij^j^  newolej  neben  newoli,  und  selbst  määj  etc.; 
dann  neben  den  loc.  f  tracyj^j  (in  Thracien),  w  esty- 
macyj^j  (in  der  hochachtnng),  w  materyj^j,  f  chiäpa- 
nijij  (in  Spanien),  we  francyj^j  (in  Frankreich),  f  pro- 
fesyj^j  (in  der  profession),  w  gt^b'ej,  pfy  lutn^j  a.8.f., 
dat.  jintencyjöj  (der  Intention),  i^diij  u.  s.  f.,  —  auch 
80  seltsame  formen,  wie  gen.  ochot^j  nom.  ochota  (Inst), 
gtowej.  (des  kopfes),  necnot^j  (der  Untugend),  eurot^j 
(der  Eurota),  zdrad^j  (des  verrathes),  adbid^j  (der  Ad- 
bida,  eigenname),  4f^toslaw6j  (der  owi^toslawa,  eigen- 
name).,  bromystaw^j  (der  Bromyslawa,  eigenname) 
u.  8.  f.;  noc^j  nom.  noc  (nacht),  rospaö^j  nom.  rospaji 
(Verzweiflung)  u.  s.  f.;  loc.  und  dat.  w  nad^ej^j,  wzbro- 
j^j,  w  nocdj  u.  8.  f.  —  Dies  bewirkte  selbst  eine  Vermi- 
schung d€8  -y  und  -i  mit  -äj  in  den  casusendungen;  es 
zeigt  sich  eine  gewisse  Stumpfheit  des  sprachgef&hls  in 
dieser  hinsieht,  was  von  den  dichtem  kraft  der  licentia 
poetica  besonders  benutzt  wurde,  z.  b.  nom.  sing.  masc.  der 
adj.  up6r  zw'ef^cäj  f.  upör  zw'ef^oy  (der  thierisohe 
eigisoaina)^  ori&k  zlot^j  f.  oriak  ztoty  (die  goldene 
scbaar,  gefolge;  beide  des  reimes  wegao);  gen.  pliir.  der 
masc.  snbstantiva  z  ostatiiich  stopÄ^j  f.  z  ostatilkich 
stopni  (von  den  letzten  stufen),  und  umgekehrt  «y  f.  *äj: 
gen.  sing.  fem.  der  adjectiva  cery  b'aty  f.  cery  b'alöj 
(der  weifsen  gesichtsfarbe),  do  f^i  wesoly  f.  do  f^i  we- 
BoUj  (in  das  lustige  dorf),  z  ochot^j  iö^ry  f.  z  ochoty 
iiiröj  (aus  aufirichtiger  Inst;  des  reimes  wegen),  nocöj 
pIa6orody  f.  nocy  ptaöorod^j  (der  weinengebären- 
den nacht,  des  reimes  wegen),  älachty  tamtejiy  f. 
Alachty  tamteji^j  (des  dortigen  adels)  neben  paster** 
skt^j  8opy  (des  hirtenstalls);  dat.  und  loc.  sing.  fem.  der 

3* 


3B  BradonlB  ds  Conrtensy 

adjeoliva  iqdzij  pfeklfty,  dyjanne  if^ty  f.  pfe- 
kl^tij,  ^f^t^j  (der  verflaohten  begierde,  der  heUigen 
Dimna),  po  paäiöy^ne  dto^i  f.  dtu^dj  (nach  der  lan- 
gen frohne)  u.  a.  f. 

Wahrscheinlich  ergriff  diese  analogie  des  gen.  sing, 
fem.  im  17.  jahrh.  sunftchst  die  ehemaligen  i-stftmme,  und 
später  die  abstamme.  Es  war,  wie  es  nicht  anders  sein 
kann,  eine  stufenweise  vor  sich  gehende  ausbreitung.  Ein 
jedes  substantivum  war  den  verschiedenartigsten  analogien 
unterworfen.  So  konnten  z.  b.  die  palatalauslautenden  sub- 
stantivstftmme  fem.  gen.  mit  a  im  nom.  aus  vier  quellen 
herkommende  endnngen  im  gen.  sing,  annehmen:  1)  ihre 
eigene  *e  (früher  9),  2)  nach  der  analogie  der  hartauslan* 
tenden  stamme  mit  a  im  nom.,  -y,  was  3)  mit  dem  i  der 
palatalauslantenden  stftmme,"  deren  nominativ  mit  dem 
stamme  gleiohlautend  ist  (ehemalige  i-st),  BasammenfloTs, 
und  4)  ij  nach  der  analogie  der  adjectiva.  —  Nun  schwin* 
det  (in  der  1.  hftifte  des  18.  jahrh.)  a,  und  die  analogie 
der  adjectiva  hdrt  auf  zu  wirken.  Es  entwickelt  sich  ein 
scharfer  unterschied  der  substantivischen  und  adjectivischen 
dedination.  Die  hartauslautenden  stamme  fem.  gen.  pflegen 
im  gen.  sing,  y,  die  palatalauslautenden  aber  e  anzuneh- 
men. Dieser  unterschied  erhielt  sich  im  18.  Jahrb.,  und 
selbst  noch  im  anfange  des  19.  jahrh;  lebten  formen,  wie 
krf  e,  wole,  zem'e  n.  s.  f. 

Endlich  gaben  auch  die  weichanslautenden  fem.  stimme 
ihre  eigene  g^nitivendung  auf  und  folgten  der  analogie  der 
harten,  welche  wahrscheinlich  mit  dem  ehemaligen  i  der 
i-at.  Busamasenwirkten,  so  dafs  es  jetzt  nur  eine  einzige 
endnng  y  (i)  im  gen.  sing.  fSem.  der  polnischen  Substantivs 
gibt 


4.     Vocat.  sing. 

Bei  ^n  mäsculinis  haben  wir  zwei  endungen,  -je  und 
-u,  (fie,  aller  wahrsebeinHohkeit  nach,  in  frftheren  spraeb- 
perioden  zum  stamme  geborten,  und  nnr  in  folge  seeun- 


einig«  flUle  d«r  Wirkung  der  «nalogie  in  der  poln.  dedinatioli.        U 

dArer  prozesae  epAter  als  endnogeD  geflihlt  werdent  u  nio»- 
licb  kann  man  als  den  erhaltenen  stammaaslaut  der  u- 
stftmme  betrachten.  DrsprOnglich  kam  »je  den  meisten 
hartaoslantenden,  u  aber  den  palatal*  und  den  meisten  gai- 
turalanalautenden  st  Ammen  zu.  So  z.  b.  hoie  (6ottI)|  ölo* 
Weie  (menechl),  duäe  (geisti),  brade  (bmder!),  poöe 
(schweifsl),  kfeöe  (blumel),  herodce  (HerodI),  pane 
(herrl),  iatane  (satanl),  syne  neben  syna  (sohnl), 
adam'e  (AdamI),  jezu^e  neben  laiein.  jezn  (Jesu!),  p'e- 
tfe  (Peterl)  u.  s.f.;  ojde  (vaterl),  kup6e  (kanfmanni), 
mtodienöe  (jQngling!)  u.s.  f.;  mistfu  (meister!))  ia)- 
taftt  (psalterl),  pfyjaöelu  (frenndl),  kröln  (kdnigl), 
km'edu  ( grofshflfiierl ),  towafyiu  (gefiUirtel)f  mojieAu 
(MosesI),  go^du  (gast!)  u.  s.  f.;  pomocnika  (helferl), 
op'ekalniku  (vormundl  besohfltzerl),  mito6niko  (lieb- 
haberl),  synadku  (söhnchenl),  zto^hikn  (bösewichtl), 
pryk?adniku  (muster I  vorbild I  yom  menschen)  u.  s.  f.  ^^ 
Spftter  aber  nahmen  alle  gattaralanslautenden  st&mme  -u 
an,  80  dafs  jetzt  nur  boie  ausschlieislich  und  6toWe£e 
auanahmsweise  neben  ölow^eku  gebraucht  wird;  im  Übrigen 
aber  sagt  man  duchu  (geiatl),  rogn  (horni),  kruka 
(rabel)  u.  s.  £  n  kommt  jetzt  ausschliefslich  in  synn  und 
ladu  (volk;  cf.  ludie  nom.  too.  acc.  plur«),  und  sehr  oft 
IQ  dzadu  neben  dsfcadze  (greis!  grofsvaterl  alter  bett- 
lerl)  vor. 

Im  femin.  haben  wir: 

-o  bei  den  hartauslantenden  stammen:  panno  (frftn- 
leiol),  slawo  (ruhml),  matko  (mutterl),  da^efko  (jung- 
ferl  später  magdl),  new^asto  (weibi),  pokoro  (demuthl), 
oörko  (tochterl),  Oestro  (schwesterl)  u.  s.  f.  Bei  den  pa- 
latalauslautenden st&mmen,  die  den  ja-stfimmen  entsprechen 
ging  frQher  dies  -o  gewöhnlich  in  e  Ober  (assimilation). 
So  z.  b.  im  altpoloiscben  nur  nadiejo  (hoffnungl),  ma* 
ryjo  neben  maryj&  (Marie!),  aber  duie  neben  duio 
(seelel),  gospodze  (herrin!),  iiev/tco  neben  diewice 
(Jungfrau!),  s^dfe  neben  s^dzo  (richterl)  etc.,  und  neben 
spiter  entstandenen  duia,   diew^ioa,   s^dzÄ,   zdrajoa 


SS  BAudottin  de  Covateikäy 

(verrtther!)  u.  s.  w.  Vcrgl.  damit  voc.  wojewoda  (woje- 
wodel),  dafca  (geberl),  rozböjca  (rftuber!),  starosta 
neben  starosto  (starosti)  n.  8.  f.  im  16.  jabrb. 

Die  ehemaligen  i- stamme  haben  i  im  voc:  g941i(ci- 
ther!),  m'itoSdi  (liebe!),  dobrodi  (gatel),  p'eini  (lied!), 
mocy  (krafti)  u.  s.  f. 

Nun  aber  finden  wir  solche  voc.  sing,  fem.,  wie  ka^u 
(Kfttbchenl),  baSu  (Bärbelchenl),  kry^u  ( Kristinchen I), 
j6in  (Josefchen!),  zoSn  (Sophiechen!),  doSu  (Dorchen!), 
and^u  (Aennchen!),    maäu   (Mariechenl),   fru^n   (Ba- 
phrosinchen!),  bronu  und  broÄöu  (Bronislavchenl),  lola 
(Bolalchen!),    franu  (Fränzchen!),    ole^u  (Alexandrin- 
chen!),    julöu  (Julchen!),    anulku  (Aennchen!),   bro- 
nulku  ( Bronislavchen ;    aber    nur   paulinko  Paulinchen, 
justynko  Justinchen,  julko  Julchen),  6o6u  (täntchenl), 
matulu  (mütterchen!),  c6rulu  (töchterchenl);  maryiu 
(Mariechen!),    matulu  (mütterchen!),    cörusu  (töchter« 
eben!),   neben  mary^,   matu4,   c6ru^  (besonders  beim 
▼olke).     Diese  formen  sind  augenscheinlich  durch  analogie 
der  masculina  entstanden,  die  von  zwei  Seiten  her  wirken 
konnte:  1)  nach  den  lauten,  und  so  finden  wir  es  auch  im 
voc.  sing,  nur  bei  den   palatal-  und  gutturalauslautendm 
femininstftmmen,  2)  in  folge  der  gemeinsamen  benennungen 
der  knaben  und  mftdchen,  da,  wie  wir  sehen,  diese  substantira 
meistens  liebkosende  eigennamen  sind.     Man  sagt  eben  so 
dem  knaben  (und  respective  manne)  als  auch   dem  m&d- 
chen:  stadu  (Stanislavchenl),   ludw'iäu  (Ludwig!   Luis- 
chen!), broAdu,  wtadiu  (Wladislavchen!),  jöf  n,  oleia 
u.  s.  f.;    und  von  diesen  gemeinsamen  namen  könnte  sich 
die  endung  -u  zuerst  auf  die  andern  liebkosenden  mädchen- 
namen    und  spftter  auf  die  anderen  palatal-  und  guttural- 
auslautenden  femin.  stAmme  erweitert  haben,  die  aber  sämmi- 
lieh  nur  liebkosende  verwantschaftsnamen  sind. 

Wir  haben  im  polnischen  manche  masculina  mit  nom. 
auf  -o,  fast  ausschliefslich  eigennamen  und  liebkosende 
Verwandtschaftswörter:  fredro,  tarlo,  ja^ello  (alle  drei 
Zunamen),  tad^o  (Thaddäuschen),  wladio  (Wladislavchen), 


einige  ftlle  der  wirkmig  der  Analogie  in  der  poln.  deolinntion.        89 

wnjko  (onkelohen),  tato  (tata,  yäteroheo),  tatulo  (ver- 
kflrzt  tatlo,  beim  volke)  u.  8.  f.  (vergl.  bJFacho  neben 
brach,  bauch).  Aug.  Schleicher  erkennt  hier  zweifachen 
einflafs:  des  vocativs  und  des  neutrums.  Doch  muls  man 
bedenken,  dafs  1)  der  vocat.  von  mehreren  von  diesen  sab- 
stantiva  auf  -u  auslautet:  wujku,  tatu  neben  tato,  ta- 
tulu,  tad^u,  wtadzu  u.  s.  f.,  und  2)  daft  den  aosgangs- 
punkt  für  diese  nominativbilduDg,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach,  die  eigennamen,  familiennamen  bildeten,  and  alle 
diese  familiennamen  fremden  Ursprungs  sind. 

Hinsichtlich  dieses  punktes  der  polnischen  declination 
sind  wir  demnach  noch  im  unklaren. 


5.     Nom.  sing.  masc.  und  neutr.   der  prono- 

mina. 

Die  pronominale  declination  ist  im  polnischen  schon 
Ungst  mit  der  sogenannten  zasammengesetzten  zusammen- 
geflossen; die  selbstst&ndige  pronominale  erhielt  sich  am 
längsten  in  den  nominativen  nnd  accusativen  aller  genera. 
Aber  auch  diese  casus  erliegen  im  vorigen  and  jetzigen 
Jahrhundert  der  analogie  der  adjectiva.  Wie  es  sich  mit 
dem  acc.  sing.  fem.  verhält,  haben  wir  schon  gesehen.  Der 
accnsativ  des  masc.  und  neutr.  gleicht  dem  nominativ  (im 
neutrum  vertritt  eigentlich  der  acc.  den  nom«),  und  was 
von  diesem  gilt,  gilt  auch  von  jenen.  Im  neutr.  weichen 
die  ehemals  ausschliefslich  herrschenden  formen  samo, 
jedno,  tamto,  to  schritt  f&r  schritt  den  nach  der  ana- 
logie der  adjectiva  gebildeten  same,  jedne,  tamte,  te 
(z.  b.  te  dfecko,  dies  kind)  u.  s.  f.  Die  formen  naäe, 
vase,  moje,  tfoje  u.  s.  f.  sind  ganz  ursprQnglich,  da  hier 
e  aus  dem  o  in  folge  der  assimilation  an  den  vorangehen- 
den palatalen  consonanten  entstund. 

Im  masc.  kann  man,  neben  den  noch  allgemein  ge» 
braochten  sam  (selbst,  allein),  6f  (öw,  jener),  nai  (unser) 
hie  und  da  samy,  owy,  naiy  hören,  welche  formen 
auch  bei  den  Schriftstellern  (schon  im  17.  jahrh.),  und  be- 


40  Bandottin  de  Coartenfty 

sonders  bei  den  dicbtern,  aber  nicht  nur  des  reimes  wegoi^ 
▼orkonunen. 


6«     Acc.  nom.  plur.  neutr.   der  pronomina  und 

adjectiva. 

Im  Id.  Jahrb.  hatte  dieser  casus  überwiegend  noch 
seine  selbststftndige  endung  -a,  ähnlich  wie  bei  den  Sub- 
stantiven; z.  b.  neb'osa  tfoja  (deine  bimmel),  fiytks 
usta  ydiw&  (jeder  schmeichlerische  mund),  asta  sfoja 
(seinen  mund),  k^^i&^ta  waSa  (eure  f&rsten),  wrota  w'e- 
kuj&  (ewige  thore),  fSelki  zw'ef^ta  le^n&  (alle  wald- 
thiere),  bardzo  w'elik&  cu da  (sehr  grofse  wunder),  sfoja 
m'asta  (seine  Städte),  sf&  prawa  (seine  rechte)  u.  s.  f. 
Es  unterlagen  aber  diese  formen  der  analogie  der  feminina 
und  unpersönlichen  masculina  (acc),  und  gingen  in  tfoje, 
Hdiwe,  sfoje,  sfe,  waöe,  w'eknje,  fielke,  leine 
u.  s.  f.  Aber.  Die  hartauslantenden  pronominalstfimme  aber 
erreichten  diese  formen  nicht  unmittelbar.  Es  lebten  noch 
mehr  spuren  der  pronominalen  declination,  und  eine  solche 
spur  war  der  nom.  und  acc.  fem.  und  der  acc.  masc.  aof 
y,  z.  b«  ty.  Der  analogie  dieser  form  folgte  auch  neutr. 
ta,  f&r  welches  also  ty  eintrat,  z.  b.  ty  wrota  (diese 
thöre);  erst  später  (im  17.  Jahrhundert)  folgte  masc.  fem. 
neutr.  ty  der  adjeotivisohen  (zusammengesetzten)  declina- 
tion:  te. 


7.     Nom.  (und   acc.)  pl.  masc.   auf  -a. 

Die  gewöhnlichen  endungen  des  nom.  pl.  masc.  sind 
-ji,  -ow'e,  -e,  und  das  aus  dem  acc.  in  den  nominatiT 
flbergegangene  -y  (-e).  Manche  substantira  masc.  haben 
aber  in  diesem  casus  -a.  So  z.  b.  akta  (aoten),  kon- 
trakta  (vertrage),  dokumenta  (documente),  koita  (Un- 
kosten), grunta  (boden,  gründe),  organa  (organe)  u.  s.  f«; 
diese  mannichfaltigkeit  der  endungen  ward  auch  benutzt, 
um    bei    einigen    Wörtern    verschiedene   fonctionen   aossn- 


einige  fälle  der  wirknog  der  analogie  in  der  poln.  declination.        41 

drfioken.  So  z.  b.  heifst  akta  aoten,  gcscbäfbsbficher,  akty 
aber  auftritte  auf  der  bübne  (sceniscbe  acte)  oder  band- 
longen,  organy  (mit  accent  auf  der  vorletzten  silbe)  or- 
gel,  und  Organa  (mit  accent  auf  der  dritt*  oder  aucb  vor- 
letzten eilbe)  organe.  Das  hineindrängen  des  a  in  diesen 
casus  bei  masc.  snbstantivis  mufs  man,  meiner  meinung 
nach,  mehreren  factoren  zuschreiben;  wie  flberall,  so  ist  es 
aach  hier  zu  einseitig,  nur  eine  einzige  Ursache  finden  zu 
wollen.  Die  Ursachen  wirkeiK  complicirt  und  verstärken 
sich  gegenseitig.  Eine  einzelne  Ursache  könnte  ja  die  ge- 
gebene Wirkung  hervorrufen;  desto  sicherer  stellt  sich  die 
Wirkung  bei  vielen  Ursachen  ein.  Hier  also  wirkten  fbl* 
gende  factoren: 

1)  der  einflufs  des  lateinischen  (und  griech.);  denn  zuerst 
zeigt  sich  a  im  nom.  pl.  masc.  bei  den  aus  diesen  sprachen 
entlehnten  Wörtern  (sowohl  bei ,  den  masc.  als  aucb  fem.  und 
neutr.  auf  dem  einheimischen  boden),  so  z.  b.  heifst  es  feno* 
mens  {(patvofievä),  eksperymenta,  dokuroenta  neben 
dokumenty,  elementa  neben  elementy,  procenta 
neben  procenty,  ekspensa  neben  ekspensy,  ekscesa 
neben  ekscesy,  procesa  neben  procesy,  jinterosa 
neben  jinteresy^,  gusta  (masc.  lat.  -us),  egzaminav 
prezenta.  neben  prezenty,  volumina,  poemata,akta 
neben  akty,  kontrakta  neben  kontrakty  u.  s.  f.  Dafs 
wirklich  auch  eine  endung  entlehnt  sein  kann,  beweisen 
nnter  andern  voc.  jezn  kryste  neben  jezu^e  krystuse, 
die  gen.  sing.  fem.  cezaree  (17.  jahrb.)  neben  cezaryj^j, 
und  nom.  pl.  fem.  monete  (1450),  inuze  (musae)  neben 
mnzy  (17. Jahrb.),  und  sufBxe:  lat.  -us  (-ud), -is, -ys  (-iä), 
*es,  im  poln.  w'isns  (spitzbube),  tajdus(schnrke),  oatus 
(knfs),  smigus  (schmackostem),  dyngus  (dass.),  bibus 
saofbold),  diikus  (menschenscheu,  wild),  Wams  (kriegs- 
niann),  nygus  (faullenzer),  obdartus  oder  odartus  (ein 
abgerissener  kerl),  umizgus  (einer,  der  einem  frauenzim* 
mer  den  hof  macht,  pussirrath);  now'icyjufi  (noviz),  chu- 
deni  (ein  armer  teufel),  dandys  neben  dandy  (galant, 
Stutzer),  urw'is  neben  nrWii  (galgenstrick),  rwetes  neb. 


42  BftQdoain  de  Courti&aay 

rwentes  (rippsl  rappsl)  u  s.w.;  -ista:  oberiy8ta(gMt- 
wirth),  stu^b'ista  (fleif8ig  dienend),  und  davon  stuib'i- 
8ty,  stuib'isto^d  u.  8.  f.;  80  kommt  die  endung  -unek 
aus  dem  deutschen,  z.  b.  stosunek  (stofsung,  verhAlt* 
nifs),  warunek  (Währung,  bedingung)  u.  ▼.  A.  Von  doQ 
lateinisch -griechischen  Wörtern  ans  erstreckte  sich  a  im 
nom.  plur.  masc.  auf  einige  aus  dem  deutschen  entlehnte 
Wörter:  kosta  neben  koäty,  grunta  neben  grunty  u.8«f«^ 
und  endlich  auf  manche  einheimische:  j^öm'ona  (gersten), 
okr^ta  neben  okr^ty  (schüfe),  ur^da  neben  uf^dy 
(ämter),  otdena  neben  otöene  (nuancen,  schattiningen), 
und  selbst,  in  der  neuesten  zeit,  pfedm'ota,  ktopota, 
äöegola  u.  s.  f.,  doch  sind  diese  selten  neben  pf  edm'oty 
(gegenstände),  ktopoty  (kummer,  sorgen),  ä6eg6ty  (ein- 
zelheiten). 

2)  Was  JQcm'ona  betrifil,  so  kann  diese  form  aas 
der  ehemaligen  nentralen  dedination  dieses  wertes  erhalten 
sein:  nom.  sing,  jfcm'^,  nom.  pl.  j^öm'ona,  und  so  halte 
ich  die  anlehnung  an  die  neutrale  dedination  f&r  den  zwei* 
ten  factor.  Umgekehrt  wirkte  die  masc.  dedination  auf 
die  neutrale,  und  man  kann  bei  einigen  nentr.  Wörtern  im 
nom.  pl.  -y  treffen.  So  z.  b.  o6Ki  neben  o6ka  (äuglein), 
neb'osy  neben  neb'o8a(himmel),  neby  neben  neba(da88.), 
cygary  neben  cygara  (cigarren),  slowy  neben  slowa 
(worte),  volksthflmlich  auch  iniwy  (zniwy)  neben  iniwa 
(ernten)  u.  s.  f.  Vgl.  russisch  T^ty,  licy  (Puskin),  v6J8ki 
(^nkovskij)  neben  leta,  lic&,  vajsk&  u.  s.  f. 

3)  Dies  a  im  nom.  plur.  masc.  kann  zu  den  re8ten  des 
dualis  gehören.  Damit  kann  man  die  im  bereiche  der  con* 
jugation  stattfindende  Vermischung  der  formen  des  doals 
und  plurals  vergleichen.  Die  Schriftsprache  hat  den  plural 
bewahrt:  chodzmy  (gehen  wir),  choööe  (gehet  ihr),  ro- 
b'emy  (wir  machen),  rob'iöe  (ihr  macht)  u.  s.  f.;  die  Volks- 
sprache aber  den  dual:  chodiwa,  choöta,  rob'iwa, 
rob'ita  u.  s.  f.,  oder  in  der  1.  person  eine  merkwürdige 
Verbindung  des  plur.  consonanten  m  mit  dem  dualvocale  a: 
chodzma,  rob'ima. 


einige  Alle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declination.         43 

Aag.  Schleicher  vermuthet  noch 

4)  die  gewdhnuDg  des  sprachgefbhls  den  genitiv  sing, 
und  den  nom.  plar.  oft  gleichlautend  zu  vernehmen,  z.  b. 
in  altbulg.  dSIa,  polja,  ryby,  volj^,  kosti;  so  auch 
im  ruBS.  gotosa  etc.  gen.  sg.  und  nom.  pl.  —  Ich  stimme 
dieser  vermuthung  vollkommen  bei. 

Das  a  im  nom.  plur.  masc.  ist  keine  ausschliefsliche 
eigenthfimlichkeit  des  polnischen.  Noch  ausgedehnter  be- 
sitzt es  die  russische  spräche,  in  der  viele  mftnnl.  substan- 
tiva  im  nom.pl.  nicht  y,  sondern  a  haben:  b'erega,  go- 
losa,  gor  od  a  u.  s.  f.  Hier  wenigstens  mufs  der  einflufe 
des  lateins  ausgeschlossen  werden ,  da  auch  gerade  die  aus 
dem  latein  entlehnten  Wörter  masc.  gen.  im  nom.  pl.  7  ha- 
ben: dokum'enty,  akty,  prodenty,  processy  u.  s.  f. 

8.    Instr.  plur. 

Es  gibt  eine  dreifache  endung  dieses  casus  im  polni- 
schen: -7,  -m'i,  -am'i.  -y  kam  ursprünglich  (aber  nur 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach)  den  hartauslautenden  mas- 
calinis  und  neutris  (den  a-  und  u -stammen  entsprechend), 
-am'i  den  femininis  mit  dem  nom.  sing,  -a  (den  a-  und 
ja-st&mmen  entsprechend),  -m'i  endlich  den  palatal  aus- 
lautenden mascnl.  und  femin.  mit  consonantisch  auslau- 
tendem nom.  sing,  (den  i- stammen  entsprechend)  zu.  Diese 
schöne  regelmftisigkeit  aber  findet  man  selbst  in  den  Älte- 
sten polnischen  denkm&lem  nicht.  Schon  im  14.  und  15. 
jahrh.  ist  das  gefbhl  des  unterschiede  verloren  gegangen, 
und  es  hat  eine  so  riesenhaft  entwickelte  Wirkung  der  ana- 
logien  stattgefunden,  dafs  manchmal  die  ursprünglich  einer 
gewissen  kategorie  der  substantiva  zukommende  endung 
bis  auf  wenige  spuren  verdrängt  ist.  So  z.  b.  neben  masc. 
jfzyki  (f.  JQzyky,  mit  den  zungen),  powojniki  (mit 
den  windelbändern),  pots^tki  (mit  den  instruktionsrich- 
tem),  pfediwniki  (mit  den  gegnern),  ifatki  (mit  den 
zeugen),  grechy  (mit  den  sflnden),  bogi  (mit  den  göttem), 
dnchy  (mit  den  geistern),  dary  (mit  den  gaben),  ptoty 
(mit   den    z&unen),    naklady    (mit   den   kosten),    cudy 


44  BAudoiiin  de  GonrteDay 

(mit  den   wundern),  syny  (mit  den  sAhnen),  pany  (mit 
den  herren),  pogany  (mit  den  heiden),  zwony  (mit  den 
glocken),  organy  (mit  den  orgeln),  psy  (mit  den  bunden), 
gtosy  (mit  den  stimmen),  iiepfyjadoty  (mit  den  feinden), 
s^by  (mit  den  zahnen)  u.  8.  f.  finden  wir:  nepryjadotm'i 
nnd  nepfyjadelm'i,   synm'i,   wozm'i  (mit  den  wagen), 
eblebm'i  (mit   den  broten),    wotm'i  (mit  den   ochsen), 
panm'i,  2ydm'i  (mit  den  Juden),  apostolm'i  (mit  den 
aposteln)  u.  s.  f.,  und  obr^dam'i  (mit  den  ceremonieD) 
u.  8.  f.    Nur  neutra  halten  sich  fest:  ki^iqtj  (mit  den 
rarsten),   usty  (mit  dem  munde),  laty  (mit  den  jähren), 
stady  (mit  den  herden),  caty  (mit  den  körpern),  stowy 
(mit  den  worten)  u.  s.  w.     Neben  fem.  slzam'i  (mit  den 
tbränen),    nogam'i  (mit  den   füfsen),  wodam'i  (mit  den 
gewässern),  gfywnam'i  (mit  den  marken),  pracam'i  (mit 
den  arbeiten),   sitam'i  (mit  den  kräften),  m§ä6yznam'i 
masc.  (mit  den   mannspersonen)  u.  s«  f.  findet  man,  aber 
selten,  mowm'i  (mit  den  reden);  neben  masc.  m^im'i  (mit 
den  männern),  kr61m'i  (mit  den  königen),  ztodzejm'i  (mit 
den  dieben),  ludzm'i  (mit  den  leuten),  kräjm'i  (mit  den 
Iftndern),  pryw'ilejm'i  (mit  den  Privilegien),  konm'i  (mit 
den  pferden),   rycefm'i  (mit  den  rittem),  groim'i  (mit 
den  groschen),  peii^dzm'i  (mit  geld),   dlaohöicm'i  (mit 
den  edelleuten),  km'edm'i  (mit  den  grofshüfnem),  towa* 
fyim'i   (mit    den    gefäbrten),    ojcm'i   (mit   den    vätem), 
strözm'i  (mit  den  Wächtern),  oraöm'i  (mit  den  pflflgrern), 
gwozds^m'i  (mit  den  n&geln),  m'e^^cm'i  (mit  den  monaten), 
m'eöm'i  (mit  den  Schwertern),   kijm'i  (mit  den  stocken) 
u.  8.  f.  j^t^cy  (mit  den  gefangenen),  oöoy  oder  otcy  oder 
ojcy  (mit  den  Tätern),  jescy  (mit  den  reitem),  starcy 
(mit  den  greisen),  älachdicy  u.  s.  f.;  neben  fem.  g^slmfi 
(mit  den  cithem)  auch  6nlo^öam'i  (mit  den  Zärtlichkeiten), 
6edam'i  (mit  den  netzen),   g^slam'i  u.  s.  f.     Dieses  allge- 
meine schwanken  setzt  sich  fort  bis  in  das  18.  jahrh.    K» 
begegnen  uns  in  diesem  Zeiträume  formen,  wie  masc.  braty 
(mit  den  br Odern),  mury  (mit  den  mauern),  wtosy  (aut 
den  haaren),  greki  (mit  den  Griechen)  u.  s«  f.  neben  kon- 


einige  fttUe  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declinatton.         45 

traktam'i  (mit  den  vertragen),  und  kotm'i  (mit  den  pflök- 
ken),  kutasm'i  (mit  den  quasten),  lasm'i  (mit  den  wftl« 
dem);  neutr.  öaty  (mit  den  körpern),  usty  (mit  dem 
monde),  wojsKi  (mit  den  beeren)  u.  8.  f.;  masc.  m'ist^m'i 
(mit  den  meistern),  m^s^m'i  (mit  den  männern),  puklefm'i 
(mit  den  Schilden),  pacef  m'i  (mit  den  panzern),  plom'^nm'i 
(mit  den  flammen)  u.  s.  f.  neben  w'ency  (mit  den  kränzen), 
ojcy,  padalcy  (mit  den  blindscbleichen),  w'erSy  (mit 
den  Tersen),  m'eÖkancy  (mit  den  einwobnem)  n.  s.  f!,  to* 
war y Jm'i  neben  towafydam'i,  welcber  analogie  aucb  die 
nentra  folgten:  sercy  (mit  den  berzen),  jajcy  (mit  den 
boden)  und  selbst  udy  (mit  den  obren)  u.  s.  f.  Im  fem. 
neben  göram'i  (mit  den  bergen),  gw'azdam'i  (mit  den 
Sternen)  o.  s.  f.  aucb  görm'i,  2onm'i  (mit  den  ebefrauen) 
(selten);  in  der  zweiten  bälfte  des  17.  jabrb.  nacb  der  ana- 
logie der  bart  auslautenden  masc.  und  neutr.  stamme:  po- 
n^ty,  X.  b.  jinäem'i  pon^ty  (mit  andern  reizen),  ligi, 
z.  b.  d^diwnem'i  ligi  (mit  sebnebegabten  bOndnissen), 
pertowem'i  wody  (mit  perlen  wassern ),  z  nisKem'i 
doliny  (mit  niedrigen  tbäiern)  u.  ä. 

Im  18.  jabrb.  hat  -am'i  des  femin.  das  entschiedene 
fibergewicht  gewonnen,  was  schön  im  16.  anfing;  es  ist 
seit  dieser  zeit  die  allgemeine  endung.  Nicbtsdestoweni-i 
ger  sind  die  anderen  endnngen  nicht  gänzlich  verdrängt. 
»m'i  z.  b.  blieb  bei  einigen  palatal  auslautenden  stammen; 
man  sagt  jetzt  fast  ausscbliefslich  p'en^dzm'i,  ludzm'i, 
koÄm'i  neben  konam'i,  gwoi^dim'i  (od.gozdzm'i)  neben 
gwoidzam'i,  krölm'i  neben  krölam'i,  km'edm'i  ne« 
ben  km'eclam'i,  kam'ehm'i  neben  kam'enam'i  (mit  stei« 
neo)  u.  8.  f.,  und  selbst  äepryjadotm'i,  anotm'i  (mit 
den  engein);  neutr.  polm'i  neben  polam'i  (mit  den  feldern), 
o6nfi  selten  neben  oöami  und  oöyma,  z.  b.  oöm'i  spta- 
kanem'i  (mit  verweinten  äugen);  femin.  g^Slm'i  neb«i 
g^^lam'i,  g^sm'i  neben  g^sami  (mit  den  gänsen),  po- 
sta^Bofi  neben  poatadam'i  (mit  den  gestalten),  iSf^dzm'i 
neben  i^dzam'i  (mit  den  begierden),  falm'i  neben  falam'i 
z.  b.  Stoma  falm'i  (mit   hundert  wogen),    skronm'i  ne^ 


46  Baudouin  de  Courtenfty 

ben  skronam'i,  z.  b.  z  jasnem'i  skronm'i  (mit  hel- 
len schlafen),  selbst  z.  b.  äponm'i  neben  iponam'i  (mit 
den  klauen)  u.  s.  f.  Der  instr.  plur.  auf  -y  aber  kann  von 
allen  hart  auslautenden  stammen  gebildet  werden,  und 
zwar  nicht  nur  von  masc.  und  neutr.,  sondern  auch  von 
femin.  Diese  letzten  formen,  feminina  nämlich,  werden 
von  den  grammatikern,  die  sich  um  die  sogenannte  reinheit 
der  muttersprache  sehr  ängstlich  bekOmmem,  und  darum 
die  ganze  spräche  nach  gewissen,  meistens  nur  subjectiven 
richtschnuren  geordnet  haben  wollen,  despotisch  verwiesen. 
Hierbei  vergais  man,  dals  wie  feminines  -am'i  sich  als  all- 
gemeine endung  auch  bei  masc.  und  neutr.  festellen  konnte, 
so  auch  mit  gleichem  rechte  masc.-neutr.  -7  ins  femininnm 
übergehen  kann.  Man  findet  solche  formen  bei  den  besten 
polnischen  Schriftstellern,  sowohl  prosaikem,  als  auch  dich- 
tern,  seit  dem  17.  jahrh.,  und  selbst  in  der  Volkssprache. 
Es  ist  nur  beachtenswerth,  dafs  der  instr.  plur.  auf -y  von 
Substantiven  nur  in  Verbindung  mit  adjectiven  oder  prft- 
positionen  vorkommt,  wenn  nämlich  die  instrumentale  be- 
Ziehung  schon  genügend  durch  adjectivisches  -em'i  oder 
durch  die  präposition  ausgedrückt  wird;  z.  b.  masc.  s  po- 
liöki  ptom'enej^.cem'i  (mit  flammenden  wangen),  z  diu* 
^em'i  wtosy  (mit  langen  haaren),  t^sknem'i  gtosy  (mit 
sehnsuchtsvollen  stimmen),  kfitn^cem'i  bfe^i  (mit  blO* 
henden  ufern)  u.  s.  f.;  s  sokoty  (mit  falken),  s  psy  (mit 
hunden)  u.  s.  f.  u.  s.  f. 

Neutr.  krotKem'i  stowy  (mit  kurzen  werten)^  ie« 
lonem'i  dfewy  (mit  grünen  bäumen),  öichem'i  ^oly 
(mit  stillen  dörfern)  u.  s.  w.,  imd  selbst  jasnem'i  äeb'e- 
sJtem'i  o2y  (mit  MIen  blauen  äugen),  wyt^2onem'i 
uiy  (mit  «Dgespannten  obren); 

Fem.  wody  bt^Kitnem'i  (mit  himmelblauen  gewis- 
sem), ze  fspanatem'i  budowy  (mit  herrlichen  gebäo- 
den),  s  trup'em'i  glowy  (mit  todtenköpfen),  z  gtowy 
spuäionem'i  (mit  gehängten  köpfen),  na^em'i  i6iLnj 
(mit  nackten  wänden),  p'erfiem'i  barwy  (mit  ersten  fai^ 
ben),  demnem'i  dro^i  (mit  dunkeln  wegen),  sfem't  p'e- 


eioige  fUle  der  Wirkung  der  «nalogie  in  der  poln.  dedination.        47 

iioty  (mit  seinen  liebkosungen),  dlugem'i  godziny  (mit 
langen  stunden),  z  gw'azdy  jiskf^cem'i  (mit  funkelnden 
Sternen),  namowy  sfojem'i  (mit  seinen  Oberredungen), 
sfojem'i  pfestrogi  (mit  seinen  Warnungen),  srebrnem'i 
ostro^i  (mit  silbernen  sporen),  sfem'i  karty  (mit  seinen 
blättern),  sfojem'i  pon^ty  (mit  seinen  reizen),  sfem'i 
dpony  (mit  seinen  klauen),  olbfym'em'i  äily  (mit  rie- 
senkräften),  nebotyönem'i  baäty  (mit  himmelhohen  ba- 
steien),  rö2owem'i  gazy  (mit  rosengasen),  iujnem'i 
warty  (mit  wachsamen  wachen),  r62owem'i  fstqgi  (mit 
rosenbanden),  ztocistem'i  laski  (mit  goldreichen  Stäben), 
zdtu^em'i  patki  (mit  langen  keulen),  z}o<5istem'i  galki 
(mit  goldreichen  knöpfen),  s  kury  i  jindyki  (masc;  mit 
bennen  und  truthfthnen),  und  selbst:  sm'ertelnem'i  <5em- 
no^öi  (nait  tödtlichen  finstemissen ),  dziwnem'i  nespo- 
kojno^di  (mit  wunderbaren  ftngsten,  unruhen)  u.  s.  f.; 
▼olksthOnalich:  pfed  tfojem'i  syby  (yor  deinen  fenster- 
scheiben). 

Im    russischen  hat  sich  die  endung  -am'i  fast  aus- 
soblielslieh  festgestellt. 


9.     Dat.  plur. 

Die  älteste  endung  des  masc.  und  neutr.  war  -öm, 
fem.  aber  -am.  So  z.  b.  masc.  s^^adöm  (den  nachbarn), 
diiwöm  (den  wundem),  synöm  (den  söhnen),  obtoköm 
(den  wölken),  ptaköm  (den  vögeln),  gfechöm  (den  sQn- 
den),  w'eköm  (den  Zeitaltern),  anjetöm  (den  engein), 
zVeföm  (den  thieren)  u.  s.  f.;  neutr.  diatöm  (den  wer- 
ken), ustöm  (dem  munde),  slowöm  (den  werten),  iWe- 
r^t6m  (den  thieren)  u.  s.f.;  fem.  drog&m  (den  wegen), 
ob'et4m  (den  opfern),  kobyt4m  (den  Stuten),  nogÄm 
(den  f&fsen),  poWek&m  (den  augenlidern),  warg&m  (den 
lippen),  koby}k&m  (den  heuschrecken),  slug&m  (den  die- 
nern) n.  8.  f.  Bei  den  wenigen  palatal  auslautenden  maso. 
und  neutr.  stammen  kommt  -em  Tor:  luds^em  neben  lu- 
di6m  (den  leuten),  d^eöem  neben  die66m  (den  kindern). 


48  Bandoain  de  Conrtenajr 

Da  aber  o  m  in  der  auslautenden  sylbe  vor  m  im  altpol- 
niscben  ein  getrübtes  (geneigtes)  o  hatte,  dessen  ausspräche 
sich  der  des  u  näherte,  so  findet  man  in  den  denkmälem 
neben  synom  auch  synum,  neben  panom  —  panum 
(den  herren),  neben  iem'anom  ^  zem'anum  (den  land- 
edelleuten),  neben  latom  —  latum  (den  jähren),  slowum 
neben  stowom  oder  stowam  (den  werten),  was  dem  böh- 
mischen -Am  entspricht.  —  Aber  schon  in  den  ältesten  denk» 
mälem  des  14.  und  15.  jahrh.  zeigt  sich  die  gegenseitige 
Wirkung  der  genera.  Das  masc.  neutr.  -om  treffen  wir  bei 
femin.  zuerst  bei  den  palatal  auslautenden  stammen.  So 
z.  b.  koidom  (den  knocben),  skronom  (den  schlafen), 
maso.  p fest ^pcom  (den  Verbrechern),  s^diom  (den  rieh« 
tern,  was  auch  das  natürliche  genus  beförderte),  s^sadom 
vom  nom.  fem.  s^^ada  (nachbarin,  wozu  sich  der  nnmit- 
telbare  einflufs  des  masc.  s^iadom,  den  nachbam,  ge> 
seilte)  u.  s.  £  neben  duäam  (den  seelen),  gardscelam 
(den  kehlen),  studnam  (den  brunnen),  ielui6km  (den 
kinnladen)  n.  s.  f.  Der  einflufs  des  femin.  war  sehr  be- 
schränkt. Bei  masc.  finden  wir  -am  nur  vereinzelt:  gfe- 
cham  im  14.  jahrh.  (den  Sünden),  skutk&m  im  16.  (den 
Wirkungen)  u.  ä.  Gröfser  war  der  einflufs  des  fem.  auf 
das  neutr.,  und  zeigte  sich  zuerst  bei  den  palatal  auslau- 
tenden Stämmen:  diej&m  (den  thaten,  der  geschichte), 
n^^iafkkm  (den  belästigungen),  udiSnenam  (den  bedrttk» 
kungen,  15.  jahrh.)  neben  dze<5em  und  neben  ds^ei5öm 
(den  kindem);  später,  im  16* jahrh.,  kommt  -im  auch  beiden 
bärt  auslautenden  stammen  vor:  b'odram  (den  haften), 
wrot^m  (dem  thore),  stowam  (den  werten),  praw4m 
(den  gesetzen),  m'ast&m  (den  Städten),  lat4m  (den  jäh- 
ren) n.  s.  f.  neben  b'odrom,  wrotom,  stowom,  latom 
n.  B.  f.  Nichtsdestoweniger  blieb  im  15«  ond  16.  jahrh. 
»om  überwiegend  masc.  neatr.,  und  -&m  überwiegend  fe- 
minine endnng,  z.  b.  masc.  6estAikom  (den  mundecbeo- 
ken),  kfe^öijanom  (den  Christen),  otcom  (den  vätem), 
luda^om  (den  leuten),  rycefom  (den  rittem),  Vepfom 
(den  horchen),    Äepfyjadelom  (den  feinden,   15.  jakb.). 


einige  (üWe  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declination.         49 

koroiu  (den  cbören),  apostolom  (den  aposteln;  16.  jahrb.) 
u.  8.f.;  neiitr.  latom,  etowom,  ks^z^tom  (den  fbraten), 
bydl^tom  (dem  vieh)  u.a.  f.;  fem.  dzefkam  (den  mäd- 
cbeo),  slacbdankäm  (den  adeligen),  grywnam  (den 
marken),  robotam  (den  arbeiten),  etugam  (den  dienern), 
stronam  (den  seilen),  £onam  (den  ehefrauen),  pann&ni 
(den  fräulein),  äk(9d4m  (den  schaden),  sostr&m  (den 
Schwestern),  cöram  (den  töcbtem),  wdowäm  (den  witt* 
wen);  starostam  masc.  (den  starosten);  recam  (den  Sa- 
chen), hemooam  (den  schwächen,  krankheiten),  potfaf&m 
(den  verläumdungen),  c^sdäm  (den  theilcn),  panäm  (den 
frauen),  dzewicam  (den  Jungfern),  sf  inam  (den  Schwei- 
nen), dusam  (den  seelen),  zem'am  (den  ländern),  f^äm 
(den  dörfern),  dawnosdam  (den  an tiqui täten);  s^dz&m 
masc.  (den  richtern),  zupcam  masc.  (den  den  Salzberg- 
werken vorgesetzten)  u.  s.  f.;  mar  am  (den  bahren),  ne- 
w'astam  (den  weibern),  nogam  (den  fQfsen),  göräm  (den 
bergen),  cnotam  (den  tagenden);  pastucbäm  masc.  (den 
hirten);  roskoäam  (den  wonnen),  myi^lam),  (den  gedan- 
ken),  ttosc&m  (den  volkshaofen),  ofcam  (den  schafen), 
gt^bokoScam  (den  tiefen)  u.  s.  f. 

Nun  aber  verursachen  2  factoren  die  vollständige  aus- 
rottung  der  endung  -am: 

1)  die  ausspräche  dieses  -am  selbst,  das  sich  als -Am 
dem  -om  sehr  näherte,  und 

2)  die  analogie  der  häufiger  gebrauchten  masc.  und 
neotr.  dativc  auf  -om. 

In  folge  der  Wirkung  dieser  beiden  factoren  verlor  sich 
-am  allmählich  aus  dem  sprachgebrauche,  und  jetzt  stellte 
sich  -om  fest,  als  die  einzige  dem  dat.  plur.  der  substan- 
tiva  zukommende  endung. 

Im  russischen  ist  das  umgekehrte  geschehen;  dort  ver- 
drängte die  endung  -am  die  andere.  Aber  im  russischen 
war  auch  die  Wirkung  des  phonetischen  factors  eine  ent- 
gegensetzte; denn  bekanntlich  zeigt  sich  im  russischen  die 
neignng,  ein  jedes  unbetontes  o  wie  a  auszusprechen. 

Im  dat.  plur.  sehen  wir  in  der  polnischen  declination 

Beiträge  z.  vgl.  «prachf.  VI.  1.  4 


50  Bftndonin  de  Coortenay 

das  Übergewicht  bei  dem  masc.;  im  loc.  und  instr.  pl.  bei 
dem  femin. 

10.     Locat.  plur. 

In  den  ältesten  uns  zugänglichen  polnischen  denkmä- 
lern  (i4.jahrh.)  stellt  sich  uns  in  diesem  casus  eine  buote 
mannichfaltigkeit  dar.  Wir  finden  dort  f&nf  endungen  des 
loc.pl.  -jech  (altbulg.  -öch),  -och,  -ach,  -ech,  -ich. 
Nicht  alle  aber  sind  gleich  häufig.  Den  hart  auslautenden 
fem.  Stämmen  war  -ach  eigen,  z.  b.  na  rek&ch  (auf  den 
Aussen),  f  iilach  (in  den  kräften)  u.  s.  f.  -jech  kommt 
den  hart  auslautenden,  -och  aber  den  weich  auslautenden 
masc.  und  neutr.  zu,  z.  b.  masc.  w  obraiech  (in  den  bil- 
den)), sqdzech  (in  den  gerichten)  u.a.;  neutr.  w  d^elech 
(in  den  werken),  f  p'i^m'ech  (in  den  Schriften)  u.  s.  f.; 
masc.:  na  konoch  (auf  den  pferden),  f  placoch  (im 
weinen;  im  poln.  plur.)  u.  s.  w.;  neutr.  f  sercoch  (in  den 
herzen),  -ech  kommt  vor  bei  den  palatal  auslautenden 
fem.  Stämmen  mit  dem  nom.  =s  stamm  (den  i- stammen  ent- 
sprechend), z.  b.  f  posta^ech  (in  den  gestalten),  w  roa- 
koäech  (in  den  wonnen)  u.  s.  f.  -ich  kommt  nur  ein- 
mal vor  in  g^Slich  neben  g^^lech,  g§^Ioch  und  g^- 
slach  (in  den  cithern).  —  Di^e  schöne  regelmäüsigkeit 
wird  jedoch  durch  die  Wirkung  der  yerschiedenen  analo- 
gien  in  den  verschiedensten  richtungen  verdorben.  Bald 
richtet  sich  die  analogie  nach  der  phonetischen  beechafieD- 
heit  des  Stammauslautes,  bald  nach  dem  gefbhle  der  ge- 
nusverwandtsohaft,  bald  entsteht  sie  nur  durch  vergessen  des 
ursprünglichen  Zusammenhangs  einer  gewissen  endung  oiit 
einer  gewissen  kategorie  der  substantiva.  Das  phonetische 
moment  veranlafste  das  erscheinen  des  masc.  neutr.  -och 
bei  den  palatal  auslautenden  fem.  stammen,  z.  b.  w  g^- 
sloch,  f  postadoch  neben  posta<^ech  u.s.  f.,  und  des 
-jech  bei  den  hart  auslautenden  fem.  stammen,  z.  b.  p'ft-, 
nom.  sg.  p^ta  (ferse),  loc.  pl.  p'^öech. 

Die  analogie  der  häufiger  vorkommenden  formen  im  be* 
reiche  desselben  casus  (und  genus)  trug  -ach  auch  Über  auf 


einige  füle  der  Wirkung  der  aaalogie  in  der  poln.  declinaUon.         51 

einige  palatalauslautende  fem.  stAmme  mit  nom.  auf  con- 
sonant  (i-stfimme),  z.  b.  f  poWe^dach  (in  den  erzäblnn* 
gen),  w  g^ilach  neben  g§^Ioch,  g^^lech,  g^^licb 
n.  8.  f.,  und  -ecb  auf  palatalauslautende  neutr.  stamme: 
f  polecb  (in  den  feldern).  Masc.  w  ludäecb  (in  den 
leuten)  und  neutr.  f  polecb  bildeten  sich  in  folge  der  Wir- 
kung zweier  analogien:  1)  der  der  palatalausiautenden  fem. 
Stämme  (pbonetiscbes  moment)  -ecb,  2)  der  der  bartauslau- 
tendea  masculinen  und  neutralstämme  (genusidentitftt) 
-jech  (vielleicbt  aucb  3)  durcb  umlaut,  d.  i.  assimilation  an 
den  vorangebenden  palatalen  consonanten).  Nur  durcb  ver- 
gessen des  zusammenbanges  der  endung  mit  einer  gewissen 
kategorie  der  substantiva  kann  icb  das  vorkommen  des 
-acb  bei  masc.  und  neutr.,  z.  b.  we  zwonkacb  (in  klin- 
geln, glöckcben),  f  spewanacb  (in  gesängen),  w  nale- 
zenacb  (in  erfindungen;  zuerst  bei  palatalauslautenden 
neutr.),  und  des  -ocb  bei  den  bartauslautenden  masc.  und 
neutr.  stammen  erklären,  was  noob  durcb  das  genusiden- 
titätsgeftkbl  einerseits  und  das  geftkbl  des  Überflusses  der 
zwei  formen  f&r  einen  casus  derselben  zabl  und  desselben 
genns  andererseits  unterstützt  wurde.  Es  ist  nur  merk- 
würdig, dafs  -ocb  von  den  palatalauslautenden  masc.  Stäm- 
men auf  die  bartauslautenden  masc.  stamme  zuerst  Über- 
ging, die  jetzt  mit  ibnen  auch  u  im  loc.  sing,  tbeilen,  d.  i. 
auf  gutturalauslautende  und  auf  syn,  nebst  einigen  ande- 
ren, z.  b.  we  zwonkocb,  w  bogocb  (in  den  güttem), 
f  sy  noch  (in  den  söhnen),  w  daroch  (in  den  gaben)  u.s.f. 

Nach  alledem  finden  wir  in  den  ältesten  polnischen 
denkmälem  (14.  jahrb.)  folgende  beispiele  des  loc.  plur.: 

-jech:  masc.  w  ostatcech  (in  den  resten),  f  po- 
dolcech  (in  den  unteren  tbeilen  des  kleides),  w  zam§- 
tcecfa  (in  den  Wirrnissen),  f  skutcech  (in  den  Wirkun- 
gen), w  oblocecb  (in  den  wölken),  f  prorocech  (in  den 
Propheten),  f  pfebytcecb  neben  f  pfebytkoch  (in  den 
stiftsbfltten),  w  barlodzech  (in  dem  wirrstrob),  w  bo- 
dzecb  neben  w  bogocb  (in  den  göttem),  w  gireäecb  (in 
den  Sünden),  fstanech  neben  f  stanoch  (in  den  zelten), 

4* 


52  Bandonin  de  Conrtenfty 

f  poganeoh  neben  f  poganoch  (in  den  beiden),  f  ka- 
ptaneob  (in  den  priestem),  w  orgahecb  (in  den  orgeln), 
w  obrazecb  neben  w  obrazoch  (in  den  bildern),  w  le- 
Secb  (in  den  wSldern),  w  narodzech  (in  den  Völkern), 
we  sqdiech  (in  den  gerichten),  f  obodiech  (in  den  gan- 
gen), f  podolech  (in  den  thälem),  po  hepfyjadelecli 
(naob  den  feinden),  w  roz.um'ech  (fn  der  veraanft),  f 
psalm'ech  (in  den  psalmen),  w  r^kaw'ech  (in  den  är- 
meln),  w  diiwech  (in  den  wundem),  f  skarb'ecb  (in 
den  sob&tzen),  w  grobecb  (in  den  gr&bem). 

neutr.  w  nebele ch  (in  den  himmeln),  w  u^öeoh(ini 
munde),  we  wrodecb  (im  thore),  na  m'e^dech  (an  d^ 
orten),  w  d^eleob  neben  w  dzaloch  (in  den  werken), 
na  skirydlecb  (auf  den  flOgeln),  f  p'i^m'ech(in  denschrif*- 
ten),  o  ^f  adectrech  (von  den  Zeugnissen),  we  crewech 
(in  den  eingeweiden),  w  btogoslaweästf  eck  (in  den 
segen),  w  bogactf  ech  (in  den  reichthQmem),  f  stow'ecb 
(in  den  worten),  w  neb  ech  (in  den  himmeln). 

fem.  f  p'^öeoh  (in  den  fersen). 

-ooh:  masc:  f  krajoch  (in  den  ländern),  we  dnoch 
(in  den  tagen),  na  koÄoch  (auf  den  pferden),  w  lud^och 
(in  den  menschen),  f  koncoch  (in  den  enden),  f  pala- 
coch  (in  den  palästen),  f  plaöoch  (im  weinen),  f  pf e* 
bytkooh  neben  pfebytcech,  we  zwonkoch  neben  we 
zwonkach  (in  den  glocken),  w  uöynkoch  (in  den  tha- 
ten),  f  pag6rkoch  (in  den  bügeln),  w  bogoch  neben  w 
bodsech,  f  stanoch  neben  f  stanech,  f  poganoch, 
f  synoch  (in  den  söhnen),  w  daroch  (in  den  geschen- 
ken),  w  obrazoch. 

neutr.  f  sercoch  (in  den  herzen),  w  dacatoch  neben 
w  d^elech. 

fem.  w  g^^loch  neben  g^Slech,  g^^lioh,  g^^laoh 
(in  den  cithern),  f  postadoch  neben  f  postaöech  (in 
den  gestalten),  w  gt^bokoSdoch  neben  w  gtf  bokosöech 
(in  den  tiefen). 

•«ach:  fem.  w  naukach  (in  den  lehren,  Wissenschaf- 
ten))  na  rekach  (an  den  flössen),   w  wargach  (in  den 


einige  flüle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  dedination.         53 

lippen),  w  drogach  (in  den  wegen),  w  niiinach  (in  den 
thälern),  f  strunacb  (in  den  saiten),  w  görach  (in  den 
bergen),  we  stzach  (in  den  tr&bnen),  w  liobotacb  (im 
elend),  fprawotacb  (in  der  rechtliobkeit),  na  wodaoh 
(an  den  gewäasem),  f  ^iUcb  (in  den  krftften),  we 
«Smacb  (in  den  finsternissen),  w  molwaob  (in  den  re- 
den), na  w'iirbacb  (auf  den  weiden),  f  tajnicacb  (in 
den  gebeimnissen ),  w  ulicacb  (in  den  stra&en);  w  to- 
dzacb  (in  den  nacben);  w  g^^lacb  neben  wg^eloob, 
gfslecb,  gQ^lioh,  w  mySlacb  (in  den  gedanken),  f  oe- 
rekf  ach  (in  den  kircben),  w  lubo^<5aob  (im  ergötsen), 
f  pow'esdach  (in  den  gerOcbten). 

maec.  we  zwonkaeb  neben  we  zwonkoeb. 

neutr.  f  ^pewanacb,  w  nalezenaob. 

-ech:  fem.g^Ueob  neben  g^ilicb,  g^^locb,  g^- 
^laob,  f  postaöecb  neben  f  postadocb,  f  ^Tatlo^- 
<^acb  (in  der  belle),  w  gt^boko^decb,  w  roskoiech 
(m  den  wonnen),  f  kainecb  (in  den  strafen). 

masc.  w  ludzeob  (in  den  menacben). 

neutr»  f  polecb  (in  den  feldern). 

-icb:  fem«  g^^licb. 

Im  15.  jabrb.  (bis  nngefibr  zur  b&lfte  des  16ten)  sind 
fem.  -ech  und  -icb  gänzlicb  vom  -acb  verdrängt,  z.  b. 
w  iatobacb  (in  den  klagen),  o  kostkacb  (von  den  wür- 
feln), pfy  wojewodacb  masc.  (bei  den  wojwoden),  f  ko- 
pacb  (in  den  scbocken),  o  ran  acb  (von  den  wunden), 
pry  pertacb  (bei  den  perlen),  w>  d^browacb  (in  den  bai- 
nen),  wnedzelacb  (an  den  Sonntagen),  w  zemacb(inden 
l&ndem,  districten),  o  ^f  in  acb  (von  den  scb weinen),  o  r^- 
kojm'acb  masc.  (von  den  borgen),  o  zb6jcacb  masc.  (von 
den  räubern),  o  po£oscacb  masc.  (von  den  mordbrennem), 
w  fe6acb  (in  den  sacben),  we  fsacb  (in  den  ddrfem), 
w  jastkach  (in  dem  kripplein  Cbristi),  pfy  ja^lach  (bei 
dem  kripplein  Cbristi),  f  pf  e^Siwnosdacb  (in  den  mils- 
gescbicken),  w  dobrocacb  (in  der  gute).  Dies  -ach 
kommt  ancb  vor  bei  masc.:  o  kmeöacb  (von  den  grols- 
hOfiiem),  f  pei^^dzacb  (im  gelde),  f  sm^tkacb  (in  den 


54  Bandoain  de  CoarUnay 

betrQbnissen),  na  goidiach  (auf  den  nägelo),  und  neotr.: 
w  bfem'onach  (in  den  bflrden),  f  sercaoh  (in  den  her- 
zen), o  diatkach  (von  den  kindern). —  -ech  kommt  vor, 
aber  nur  als  umgelantetes  -ach  oder  -och,  z.  b.  w  ie- 
m'ech  fUr  w  fem'ach,  o  s^d^eoh  f&r  B^dzach  maec 
(▼on  den  richtem),  f  konech  f&r  f  konooh,  pfy  ryce- 
fech  f&r  rycefoch  (bei  den  rittern),  w  lud^ech  f&r  und 
neben  lud^och.  Bei  den  masc.  und  nentr.  dauerten  noch 
-jech  und  -och  fort,  z.  b.  masc.  na  rooech  (auf  den 
j&hrlichen  gerichtsversammlungen),  w  ogroda^ech  (in  den 
gftrten),  w  li^öech  (in  den  briefen),  po  klopodech  (nach 
den  sorgen),  na  grod^ech  (auf  den  bürgen),  o  poz- 
weoh  (von  den  Vorladungen),  w  zastaw'ech  (in  den  pfkn- 
dem),  o  s^diech  (von  den  gerichten),  o  d^beoh  (von  den 
eichen),  pfy  panech  (bei  den  herren),  w  le^ech  (in  den 
Wäldern),  otestameni^ech  (von  den  testamenten),  f  chrö- 
^dech  (in  den  reishölzem),  ftardzech  (in  den  markten), 
na  dwofech  (auf  den  höfen),  w  zap'i^ech  (in  den  ver- 
schreibungen),  o  ^ydzech  (von  den  Juden),  w  le^ech,  we 
wolech  (in  den  ochsen),  o  gwat<5ech  (von  den  gewalt- 
thaten,  nothzüchtigungen),  na  powrozech  (auf  den  strik- 
ken),  na  godiech  (auf  den  schmausen),  f  sklep'ech  (in 
den  kellern),  o  apostolech(von  den  aposteln),  o  herb'ech 
(von  den  wappen);  neutr.  .w  m'e^<5ech  vom  stamme  m'ast- 
nom.  m'asto  (ort),  w  leöech  (in  den  jähren),  f  praw'ecb 
(in  den  gesetzen),  na  pi^m'ech  (auf  den  schriflen),  o  do- 
bfech  (von  den  gQtem),  w  u^öech,  na  nebe^ech,  na 
drewech  (auf  den  bäumen);  masc.  f  p'enf  dzoch,  po 
dnooh  (nach  den  tagen),  o  orteloch  (von  den  urtheilen, 
aussprachen),  w  groäoch  (in  den  groschen),  o  pfyw'i- 
lejoch  (von  den  Privilegien),  o  km'eöoch,  po  o^Scoch 
(nach  den  vätem),  o  älachdicoch  (von  den  edellenten), 
o  gajoch  (von  den  hainen),  o  konoch  neben  f  konech, 
f  koncoch,  o  kupcoch  (von  den  kaufleuten),  o  pata- 
coch,  o  jigraöoch  (von  den  Spielern),  o  ucnoch  (von 
den  schQlern),  f  kam'enoch  (in  den  steinen),  zwycajoch 
(in  den  gebrauchen),    ludioch,    o  cesafoch  (von  den 


einige  flUle  der  Wirkung  der  Analogie  in  der  poln.  dedination.         ^ 

kaisern),  o  rokoch  (von  den  jährlichen  gerichteversamm- 
Iiiogen),  we  ilonkoch  (io  den  gliedern),  na  paroökooh 
(auf  den  filialen  gerichtsversammlungen),  na  zamkoch(auf 
den  schlossern),  o  op'ekalnikoch  (von  den  vorntflndem), 
w  bregoch  (an  den  ufern),  o  zb'egoch  (von  den  fiber- 
läufem),  na  dachoch  (im  Schachspiel),  na  sem'anoch 
(bei  den  landedelleuten),  o  f^  an  och  (von  den  landlenten), 
0  m'eädanoch  (von  den  Städtern),  w  domoch  (in  den 
häusern),  o  bratoch  (von  den  brüdern),  po  casoch(nach 
den  Zeiten),  o  d^boch  (von  den  eichen),  we  d  wu  wotoch 
(in  den  zwei  ochsen)  neben  we  dwu  wolech,  f  sm^t- 
koch  neben  f  sm^tk&ch,  o  ucynkoch,  o  zwoleni- 
koch  (von  den  anhfingem),  na  bregoch,  o  ^ermkoch 
(von  den  knappen),  o  natogoch  (von  den  Üblen  imgewohn« 
halten);  neutr.:  na  m'escoch  nom.  mesce(ort),  na  m'ej- 
scoch  (dass,),  o  wecoch  (von  dem  reichstage),  na  po- 
loch  (auf  den  feldern),  o  dzeöoch  (von  den  kindern), 
Qs  bydloch  (auf  dem  vieh),  o  dzaloch  (von  den  wer- 
ken), w  odoch  (in  den  angen),  o  uchoch  (von  den  ob- 
ren); fem.:  w  reöoch  (in  den  Sachen),  na  jagodzech 
(auf  den  wangen).  —  Das  fem.  -ach  wurde  bis  zur  h&lfte 
des  16.  jahrh.  mit  k  (getrObtem  a)  ausgesprochen,  was  dem 
böhmischen  -ach  entspricht,  und  näherte  sich  also  dem 
-och.  Dies  bewirkte  die  Verwechslung  des  -och  und 
-ach,  und  -ach  erscheint  zuerst  bei  den  gewöhnlich  auf 
-och  auslautenden  masc.  und  neutr.:  we  zwonk&ch  ne- 
ben we  z wonkoch  (14.  jahrh.),  f  spewanach  (in  den 
gesängen),  w  nalezen&ch  (in  den  erfindungen ;  14. jahrh.), 
o  kmed&ch,  f  pen^dzacb  (15.  jahrh.).  Um  die  mitte  des 
16.  jahrh.  findet  der  Qbergang  des  -Äch  in  -ach  statt,  und 
da  schon  früher  -ich  und  -och  wechselten,  so  blieb  auch 
jetzt  diese  Verwechslung;  -och  verlor  sich  und  -ach  nahm 
seinen  platz  ein.  Es  scheint,  dafs  zwei  factoren  das  er- 
scheinen des  -ach  bei  masc.  und  neutr.  bedingten:  1)  ein 
phonetisches:  -ach  zeigt  sich  zuerst  bei  palatalauslauten- 
den  Stämmen  als  Vertreter  des  -och;  2)  das  gef&hl  der 
Bedeutung :  die  masc.  nämlich,  zu  der  fem.-declination  ge- 


56  Baudoüin  de  Courtenay 

hörig,  wie  poboroach  (Steuereinnehmer),  s^dzach,  ni^- 
ööyznach,  ermöglichten  dem  -ach  auch  auf  andere  hart- 
auslautende  masc.  stftmme  sich  zu  erweitern.  Vor  allem 
also  zeigt  sich  -ach  um  die  mitte  des  16.  jahrh.  bei  den 
palatai-  und  gutturalauslautenden  masc.  stammen :  obyia- 
jach  (gewohnheit,  sitte),  kr  ajach  (land),  pfyw'ilejach 
(Privilegium),  post^pkach  (betragen),  uöynkach  (that). 
Bei  andern  hartauslautenden  ist  -ach  nur  eine  ausnähme: 
masc.  na  z^bach  (auf  den  zahnen),  f  tfosach  (in  deo 
geldkatzen);  neutr.  zrödlach  (quelle),  dfewach  (bäum).— 
Erst  allmählich,  schritt  ffir  schritt,  verdrängte  -ach  auch 
-jeoh  bei  masc.  und  neutr.;  aber  dies  letztere  wurde  noch 
im  18.  jahrh.  gebraucht:  masc.  na  ba^wanech  (auf  den 
wogen),  po  wolech,  w  obtocech  (in  den  wölken),  pa- 
sech  (in  den  gürtein),  f  prusech  (in  Preufsen),  f  kano- 
hech  (in  den  kanonen),  na  mufech  (auf  den  mauern), 
f  pow'eöech  (in  den  districten),  f  iasech  (in  den  zeiten), 
grodzech  (in  den  bürgen),  w  razech  (in  den  fallen): 
neutr.  f  praw'ech,  w  ledech,  w  m  esdech  (in  den  Städ- 
ten), o  dozywoöech  (von  den  leibgedingen)  neben  masc. 
krölach  (könig),  koncach,  pasach,  ludach  (volk), 
w  umystach  (in  den  gcmüthern),  minerach  (in  den 
mineralien),  na  sejmach  (an  den  reichstagen),  w  dach- 
ach  (in  den  dächern);  neutr.  zotach  (kraut)  u.  ä.  Ja 
noch  mehr,  das  -jech  kommt  auch  bei  einigen  femin.,  aber 
nur  höchst  selten  vor:  na  jagodzech  (auf  den  waogeo; 
schon  1520),  f  dacech  (in  den  kleidern),  äkodzech  (in 
den  schaden),  f  kradcch  (in  den  gittern)  neben  gewöhn- 
lichem -ach. 

Das  allgemeine  herrschen  des  -ach  bei  allen  Substan- 
tiven vollendete  sich  in  der  zweiten  hälfte  des  18.  jahrh. 
und  jetzt  bleiben  vom  früheren  -jech  nur  sparsame  reste: 
we  wtodech  (in  Italien,  land)  neben  o  wlochach  (von 
den  Italienern;  volk,  doch  auch  land),  we  w^gfecb  (in 
Ungarn,  land)  neben  oW^grach  (von  Ungarn,  meist  nur 
volk),  prusech  neben  prosach  (in  Preu&en);  neut.  oa 
lieb'e^ech  (im  himmel),    nur  in  gebeten  gebräuchlich  ne- 


einige  fülle  der  wirkuog  der  analogie  in  der  poln.  dedination.         57 

ben  na  neb'osaofa,  w  ledecb  neben  w  latach  (in  den 
Jahren),  und  nur  selten  masc.  f  kf'edech  neben  f  kf  atach 
(in  blamen),  öasech  neben  öasach  (in  zeiten). 

Im  russiscben  herrscht  -ach  bei  allen  Substantiven. 


11.     Genit.  plur.  -6f  (-öw). 

Es  gibt  mehrere  endungen  in  diesem 'casus:  1)  reiner 
stamm  mit  den  lautgemäfsen  wandlangen  und  einschiebun- 
gen  im  inlaute;  2)  -i  (-y)?  3)  -6f  (-öw).  Sie  sind  ur* 
sprfioglich  verschieden  auf  die  verschiedenen  substantiva 
vertheilt  und  nach  den  verschiedenen  analogien  im  laufe 
der  zeit  entwickelt.  Ich  will  nicht  auf  diesen  gegenständ 
näher  eingehen  und  beschränke  mich  nur  auf  eine  von  die- 
sen endungen,  nämlich  auf  -öf  (*öw).  Diese  endung  ge- 
hört ursprünglich  dem  masc.  an.  Aber  auch  hier  war  sie 
früher  in  beschränktem  gebrauche;  bei  harten  masc.  stam- 
men stand  ihr  reiner  stamm,  bei  palatalen  -i  oder  auch 
reiner  stamm  zur  seite.  Noch  im  16.  jahrh.  begegnen  wir 
solchen  genitivformen,  wie  wtos  (der  haare),  z^p  (z^b, 
der  zahne),  zyw'o}  (der  demente),  out  (cud,  der  wun- 
der), tys^c  neben  tys^cy  (der  tausende),  s^zen  neben 
s^£ni  und  sj|2iiöf  (der  klaftern),  s^sad  (der  nachbarn, 
vielleicht  auch  durch  das  fem.  desselben  Stammes  unter- 
stfitzt und  noch  im  18.  jahrh.  gebräuchlich),  starost  (der 
Starosten)  und  wojew6t(wojewöd,  derwojwoden;  beide 
masc,  aber  im  sing,  femininisch  declinirt)  u.  s.  f.;  im 
17.  jahrh.  sind  diese  formen  seltener,  aber  noch  z.  b.  do 
tatar  (zu  den  Tataren).  Dieser  genitiv,  dem  reinen  stamme 
scheinbar  gleich,  ist  bei  den  masc.  bis  auf  wenige  spuren 
verloren  gegangen  und  bei  hartauslautenden  stammen  durch 
-6f,  bei  palatalanslautenden  durch  -i  und  -6f  vertreten, 
welches  -6f  auch  das  -i  allmählich  verdrängt.  Jetzt  sind 
genitive  dem  reinen  stamme  gleich  nur  noch  bei  län- 
dernamen  in  gebrauch,  z.  b.  wQger  (Ungarns),  wtoch 
(Italiens),  nem'ec  (Deutschlands)  neben  den  völkemamen 
w^gröf,  wtoch6f,  nemcöf;    ferner  im  adverbialen  do- 


58  Baudouin  de  Courteiiay 

tychdas  (=  do  tych  eas,  bis  jetst),  und  vielleicht  noch 
in  ein  paar  anderen  Allen  (vgl.  adverb.  z  daw'en  dawna, 
seit  lange  her);  im  Qbrigen  herrscht  allgemein  -6f  bei  har- 
ten masc.)  und  diese  endung  ist  auch  bei  palatalen  vor- 
wiegend« 

Aber   das   masc.  -öf  ging  auch   Ober  seinen   bereich 
hinaus   und  suchte  sich  auch  fremdes  gebiet  anzueignen. 
Im   18.  jahrh.   nftmlich  fing  es  an,  sich  bei  den  fem.  und 
neutr«   festzusetzen.     Man   findet   in   diesem  Jahrhunderte 
fem.  f^6f  (wsiöw,    der   dörfer),   konfederacyjöf  (der 
confftderationen),  reli^ijof  (der  religionen),  ifinkof  (der 
schweinchen),  gröf  (der  spiele),  myäöf  (der  m&use)  u.  s.  f. 
neben    f^i,    konfederacyji,    reli^iji,    ifinek,    g^er, 
myäy;    neutr.  uöudöf  (der  gef&hle),  natchneäöf  (der 
begeisterungen),   kazanöf  (der   predigten),   pfystoVöf 
(der  sprfichworte)  u.  s.  f.  neben  uöud,  natchnen,  kazan, 
pfyslof  (przyslöw').     Nun  aber,  am  ende  des  18.  jahiii«, 
kam  die  grammat.  revision,  und  es  schien  den  grammatikem, 
dafs    nur    im  masc.  der  gen.  plur.   auf  -öf  enden  dfirfe, 
und  diese  regel  gilt  bis  jetzt  in  der  Schriftsprache.  Nichts- 
destoweniger  war  die   analogie  zu  stark,    um  durch  den 
ausspruch  dieses  oder  jenes  grammatikers^sich  vernichten 
zu  lassen;  sie  dauert  fort,  und  selbst  bei  den  sogenannten 
gebildeten,  in  die  schulmeisterlichen  regeln  eingeübten  klaa- 
sen  der  polnischen  gesellschaft  beobachtet  man  diesen  fort- 
schritt  der  analogie  in  der  Umgangssprache,   und  gerade 
auch  in  den  st&dten.   Man  hört  z.  b.  fem.  klusköf  (selbst 
nach  dieser  analogie  nom.  sg.  m.  klusek  neben  f.  kluska, 
klos),  palm6f(derpalmen),  konfederacyj6f,  matk6f  (der 
matter),  dafof  (der  schränke),  krow6f  (der  kühe),  nogöf 
(der  füfse),  r^kof  (der  hSnde)  n.s.f.  neben  klusek,  palm, 
konfederacyji,  matek,  äaf,  kr6f  (kr6w),  nök,  rj|k 
und  r^ku  (dual);    neutr.  kopytöf  (der  hufe),  cygaröf 
(der  cigarren),  okn6f  (der  fenst^r),  pfyslow'öf,  kazanöf 
u.  s.  f.  neben  kopyt,  cygar,  oKen,  pfystöf  (przy- 
stöw')  oder  pfystöf  (przystöw),  kazan.     Und  in  der 
purificirten   Schriftsprache  (in   den  büchem)  selbst  erhielt 


einige  Alle  der  ivirkung  der  aDilogie  in  der  poln.  declination.        59 

sich  die  unanterbrocfaene  tradition  solcher  formen  seit  dem 
ende  des  18.  jahrh.  bis  auf  die  heutige  zeit:  fem.  gt^b'öf 
(der  tiefen),  trosköf  (der  sorgen),  zawasöf  (der  thflrbän- 
der),  peluchöf  (der  windeln)  u.  s.  f.  neben  gt^Vi,  trosk, 
zawas,  peluch;  neutr.  u6ud6f,  obliö6f  (der  antlitze), 
cjgaröf,  pfystow'öf  u.  s.f.  neben  u6uö,  oblicy  u.  s.  w.; 
Qod  in  manchen  f&Uen  ist  dies  -6f  selbst  von  der  prakti- 
schen schalmeisterlichen  grammatik  approbirt,  nämlich  im 
femin.  bei  den  einsilbigen,  z.  b.  mä6f  (der  messen),  my- 
äof,  fiöf,  fä6f  (wszöw,  der  Iftuse)  u.  s.  f.,  und  im  neatr. 
bei  den  ans  dem  lateinischen  entlehnten  mit  nom.  sg.  auf 
-um,  z.  b.  gimnazyjöf  nom.  sg.  gimnazyjum  (gymna- 
siurn),  seminaryj6f  (der  seminarien),  liceöf  (der  lyceen) 
u.  8.  f.,  so  wie  l>ei  den  aus  dem  dual  stammenden:  oööf 
(der  äugen),  uä6f  (der  obren)  neben  o6u,  udu  und  selbst 
66,  nj«  —  Es  scheint,  dafs  im  femin.  die  einsilbigen  und 
dann  die  palatal  auslautenden  stamme,  im  neutr.  die  aus 
dem  lateinischen  entlehnten  mit  dem  nom.  sg.  auf  -um, 
dann  die  palatal  auslautenden  stamme,  und  zwar  zuerst 
die  Contrahirten,  diese  endung  vor  den  andern  angenom- 
men haben,  und  dafs  sich  diese  endung  -öf  (-öw)  trotz 
alles  strfiubens  purificirender  grammatiker  etwa  nach  einem 
Jahrhundert  als  die  allgemein  gültige  im  gen.  plur.  aller 
genera  feststellen  wird.* 

Eine  hauptursache  dieses  prozesses  erkenne  ich  in  der 
deutlichkeit  der  endung  -6f  und  in  der  bestimmtheit  des 
Zusammenhanges  zwischen  der  lautform  und  der  function. 

12.     Nom.  pl.  des  participii  praeteriti. 

Dieses  particip,  mit  dem  präsens  des  hilfsverbums 
jeiffl  (jetzt  jestem),  jeä  (jetzt  jeste^)  u.  s.  f.  zusammen- 
gezogen, vertritt  im  polnischen  das  präteritum,  und  zwar 
ist  in  der  3.  person  das  blofse  particip  ohne  die  vom  hüfs- 
verbum  herrfihrende  endung  im  gebrauch;  dabei  werden 
die  genera  unterschieden.  So  z.  b.  vom  verb.  chodzid 
(gehen)  aing.  masc.  1.  chod^it-em  aus  cbodiit  jeim, 


60  Baudouin  de  Courtenay 

obodziles  aus  chodzi)  jes,  chodzit  f.  ehemaliges  cho« 
dzit  jest;  fem.  cbodzitam  aus  chodiita  je^m,  cho- 
dzit&s  aus  chozila  je^  (getrübtes  a  wegen  der  contrac- 
tion),  cbodzita  f.  chodzita  jes4;;  ncutr.  chodzitom 
aus  chodzilo  je^m,  cbodzitoi  aus  chodiilo  jei, 
beide  ungebräucblicb,  cbodzito  f.  cbodzito  jest;  plnr. 
masc.  chodzili^my  aus  cbodzili  jeSmy,  cbodziliaöe 
aus  cbodzili  jesde,  cbodzili  f.  cbodzili  s^;  fem.  uod 
neutr.  cbodzitysmy  aus  cbodzity  jesmy,  cbodzity* 
sie  aus  cbodzity  jesde,  cbodiity  f.  cbodzity  8^ 
(die  uncontrabirten  formen  kommen  nocb  in  den  ftltesteo 
denkmälern  vor).  Wir  seben  also,  dafs  im  plur.  masc.  und 
femin.  sammt  neutr.  unterscbieden  werden.  Man  fkngt 
aber  bei  mancben  personen  z.  b.  in  Warscbau  der  g^nos- 
unterschied  zu  schwinden  an,  und  das  masc.  gewinnt  das 
Übergewicht  über  die  anderen  genera.  So  z.  b.  aprecheo 
diese  personen  cbodzilismy  und  chodzilim  sowohl  £ 
cbodzilismy  als  f.  chodzitysmy,  cbodzilisöe  f.  che- 
dzilisöe  und  chodziIy^<^e,  cbodzili  f.  cbodzili  und 
cbods&ity.  Dies  zusammenflieisen  ist,  aller  wahrscheia- 
licbkeit  nach,  durch  die  syntactischen  verb&Itnisse  bedingt 
Eine  ähnliche  erscheinung  zeigt  sich  schon  längst  in  der 
russischen  spräche,  nur  mit  dem  unterschiede^  dafs  es  im 
russischen  keine  vom  hilfsverbum  tferkommenden  personal- 
endungen  gibt,  aber  daflSr  muls  man  jedesmal  die  person 
mit  dem  pronomen  (oder  in  der  3.  person  auch  durch  das 
substantivum)  ausdrücklich  bezeichnen.  So  z.  b.  sagt  man 
im  russischen  my  cbadili  (wir  gingen),  wy  chadili(ihr 
ginget),  ahi  oder  ane(ludi,  ieniiiujj  dSti)  cbadili; 
und  äo  auch  im  sing.,  nur  mit  der  Unterscheidung  der  ge- 
nera: ja  chadit,  ja  chadila(ja  chadito),  ty  chadii, 
ty  chadita  (ty  chadito),  on  (cetov&k)  chadit,  ans 
(£enö6ina)  obadita,  ano  (dit'a)  chadito.  Doch 
auch  im  polnischen  kann  man  dieselbe  neigung,  das  Per- 
sonalpronomen vom  verbum  gesondert  auszudrücken,  wahr- 
nehmen. Es  gibt  leute,  die  fortwährend  ja,  ty,  on,  ons 
u.  s.  f.  brauchen. 


einig«  fälle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declination.        61 

13.     Neutra  mit  dem  suffii^e  -m'en  (-m'oo). 

Die  ncutra  mit  dem  suffixe  im  plur.  -m'on  (-m'en), 
im  sing,  -m'eh,  haben  den  nom.  sing,  auf -m'^,  z.  b.  8tr6m'<^ 
(steigbOgel),  ram'^  (^rni),  bfem'^  (bürde)  etc.  Da  nun 
die  nasalen  vocale  im  auslaute  ihren  nasalton  sehr  leicht 
aufgeben,  so  werden  auch  diese  nominative  von  vielen  mit 
e  anstatt  q  ausgesprochen.  Dies  übt  einflufs  auf  die  ganze 
declination  dieser  Wörter;  sie  werden  dann  wie  die  palatal 
auslautenden  st&mme  mit  nom.  sg.  auf  -e  (z.  b.  pole  feld, 
sie  nee  sonne  u.  s.  f.)  von  manchen  personen  gefühlt  und 
demgemäfs  declinirt:  gen.  stf  em'a,  brem'a  f.  stf  em'ena, 
bfetn'ena,  dat.  stfemu,  instr.  strem'em,  loc.  stfem'u. 
Vgl.  stamm  neb'os-  neben  neb- (himmel),  ^koles-  neben 
kot*  (rad),  *s)ow'es-  neben  stow-  (wort)  u.  ähnl.  Nur 
ist,  00  viel  ich  weifs,  der  plural  (in  dem  auch  ein  anderer, 
hart  auslautender  stamm  zu  gründe  liegt)  von  dieser  anar 
logie  verschont  geblieben,  und  man  sagt  noch  allgemein: 
nom.  etfem'ona^  bfem'ona,  gen.  stfem^on,  bfem'on 
u.  6.  f.;  manche  Wörter  aber  unterliegen,  meines  wissens 
wenigstens,  gar  nicht  dieser  analogie,  und  man  spricht  z.  b. 
neben  nom.  ram'e  ausnahmslos  gen.  ram'ena,  dat.  ram'enu 
u.  8.  w. 


14.     Adjectivische  declination  bei  den  im  sing, 
femininisch  declinirten  masculina. 

Manche  substantiva  sind  masc.  und  werden  dennoch, 
im  sing.^ wenigstens,  feminin  declinirt,  z.  b.  s^dza  (richter), 
hrab'a  (graf),  m^s^yzna  (mannsperson)  *),  wojewoda 
(wojwode),  orgahista  (organist)  u.  s.  f.  Einige  von  ihnen 
sind  contrahirt  oder  haben  auf  palatale  auslautende  stamme 
und  hatten  ehemals  (vergl.  den  genit.  sing.),  nebst  andern 
contrahirten  feminina,  im  gen.,  loc.  und  dat.  sg.  neben  ih- 

*)  In  den  denkinälera  des  15.  jalirh.  bedeatet  das  wort  ineniA^yzna 
neben  zeniscvzna  (vergl.  russ.  zenscina)  n.  a.  nicht  manns-,  sondern 
Weibsperson. 


G2  BandoninMe  Conrteiimy 

rer  eigentlichen  endung  -i  auch  eine  andere,  in  folge  der 
analogie  von  den  adjectiven  entlehnte,  nämlich  «^j;  man 
sprach  z.  b.  s^dz^j  neben  s^dzi,  r^kojm'ej. neben  r^- 
kojm'i  (des  bürgen),  hrabej  neben  hraVi.  Damit  rei* 
eben  sie  einigermafsen  in  das  gebiet  der  adjectiva  binflber, 
und  als  später  das  gefuhl  des  natürlichen  genus  erwachte 
und  manchmal  das  Übergewicht  über  die  endungegemätse 
declination  gewann,  bekamen  sie  im  gen.  (acc),  dat.  ond 
loc.  sing,  die  adjectivischen  masc.  endungen  -ego,  -emui 
-ym  (-im),  z.  b.  gen.  s^dzego,  hrab'ego,  r^kojm'ego 
neben  s^diej,  hrab'^j,  r^kojm'^j  und  s^dii,  hrab'i, 
r^kojm'i  (acc.  s^diego  etc.  neben  s^dz^  oder  s^dz^, 
hrab'^  u.  s.  f.);  loo.  s^dzim,  hrab'im  neben  s^dzej, 
hrab'^j  und  s^dzi,  hrab'i.  Nun,  und  zwar  wahrschein- 
lich erst  in  diesem  Jahrhundert,  wirkte  die  analogie  dieser 
substantiva  auf  einige  andere  ähnliche,  vermöge  des  ideo- 
titätsgefühls  einer  kategorie  von  mascnlina  mit  dem  nom. 
sg.  auf  -a  (wie  feminina);  und  demgemäß  bildet  das  pol- 
nische volk  z.  b.  gen.  r^ccego  (rz^dcego),  dozorcego, 
femer  kolonistego,  organistego  (beide  fremden  ur^ 
Sprungs  mit  suff.  -ist-,  nom.  ista)  u.  s.  f.  neben  f  ^ccy, 
dozorcy,  kolonisty,  organisty;  dat.  f^ccemu,  do- 
zorcemu,  kolonistemu,  organistemn  neben  f^ccy, 
dozorcy,  koloniide,  organi^de;  acc.  (as  gen.)  f^c* 
cego  u.  s.  f.  neben  r^cc^,  kolonist^  u.  s.  f.,  von  deo 
Stämmen  nom.  sg.  f  2|cca  (haus Verwalter),  dozorca  (schatz- 
mann), kolonista  (kolonist),  organista  (organist). 

Bei  andern  solchen  Substantiven  wirkte  das  erwachen 
des  genusgef&hls  in  anderer  richtung;  es  erzeugte  da  sob- 
stant.  masc.  endungen;  z.  b.  dat.  sing.  stförcoVi  neben 
stförcy  nom.  sing,  stforca  (scböpfer). 

15.     Syntactischer  factor  in  der  analogie. 

Dieser  ist  ein  mächtiger  factor  in  seiner  Wirkung  auf 
die  endungen.  Ihm  z.  b.  verdankt  man,  dafs  bei  den  neu- 
tren  der  nomin.  dem  aecusative  gleicht. 


einige  Alle  der  wirkaog  der  analogie  in  der  poln.  declination.         €3 

In  der  geschicbtlichen  entwickelung  der  polnischen 
declination  Iftfst  sich  aach  der  syntactische  factor  bemer- 
ken. Ich  will  dies  nicht  näher  untersuchen  und  erwähne 
blofs,  dafs  rein  syntactische  motoren  folgendes  verursieichen 
konnten: 

1)  allmähliche.  Verschmelzung  des  vocativs  mit  dem 
nominativ.  Der  vocativ  gibt  stufenweise  seine  eigenthQm- 
liehe  endnng  auf  und  gleicht  dem  nom. 

2)  die  Vertretung  des  nom.  pl.  durch  den  acc.  pl.  bei 
den  feminina  und  unpersönlichen  masculina  (mit  verschie- 
denen Übergängen); 

3)  die  Vertretung  des  accus,  durch  den  genitiv  bei 
den  lebende  wesen  bezeichnenden  masculina  und  anderes 
(cf.  dual). 

16.     Dual. 

Der  ganze  dual  im  polnischen  unterliegt  jetzt,  bis  auf 
wenige  spuren,  der  analogie  des  plnrals,  wozu  mancherlei 
factoren  mitwirkten;  erstens  der  syntactische  factor,  ferner 
das  streben  nach  Vereinfachung  der  sprachlichen  formen, 
wobei  beide  die  mehrheit  bezeichnenden  zahlen  zusammen- 
flössen, und  zwar  so,  dafs  der  ungleich  häufigere  plural  die 
Oberhand  gewann;  dann  wirkte  zur  Vertilgung  des  duals 
das  vergessen  des  Zusammenhanges  der  endungen  mit  der 
inneren  form  (wie  hier,  mit  der  zahl)  u.  s.  w.  Jedoch  gibt 
es  auch  reste  des  duals. 

In  der  früheren  polnischen  spräche  aber  war  der  dual 
im  gebrauche,  und  seine  anwendung  nimmt  erst  mit  der 
zeit  ab.  Doch  ist  auch  in  den  ältesten  denkmälern  sein 
gebrauch  fast  nur  auf  namen  der  paarigen  körperglieder 
(meist  mit  pronomina  possessiva)  und  auf  die  mit  den  Zahl- 
wörtern dwa  (zwei),  oba  (beide)  u.a.  verbundenen  sub- 
stantiva  beschränkt,  wo  die  zweiheit  dem  syntactischen 
zusammenhange  zu  folge  ganz  deutlich  hervortritt.  Es  ist 
beachtenswerth,  dafs,  wie  die  paarigen  glieder  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach    zur  bildung  des  duals  anlafs  ge* 


64  Baudonin  de  Courtenay 

geben  hatten , '  so  auch  die  sie  bezeichnenden  substantiva 
den  dual  am  längsten  »behielten.  Dies  war  die  folge  1)  des 
alterthumlichsten  Ursprungs  und  der  sehr  häufigen  Wieder- 
holung, also  der  längsten  vererbung  und  damit  des  zähe- 
sten  Zusammenwachsens  mit  der  natur  der  spräche,  2)  der 
natfirlichen  grundlage,  die  ganz  augenscheinlich,  handgreif- 
lich ist.  Später,  als  der  gebrauch  des  duals  allmäblicb 
verschwand,  erhielt  er  sich  am  längsten  und  bis  zur  stunde 
aufser  einigen  benennungen  der  körperglieder  (doch  vielfach 
entstellt)  in  festen  Wendungen  und  sprficbworten.  Damit 
vergleiche  man  den  locat.  sing,  ohne  präposition  in  zim'e 
(im  winter),  lede  (im  sommer;  noch  im  18.  jahrh). 

Gleich  wie  im  altindischen  und  altbulgarischen  wer- 
den auch  im  polnischen  drei  dualendungen  unterschiedeo : 
1)  nom.  und  acc,  2)  dat.  und  instrum.,  3)  loc.  und  gen. 
Ich  will  alle  diese  formen  einzeln  durchnehmen. 

1)  Nom.  und  acc.  a)  Masc.  Die  endung  ist  -a, 
bei  allerlei  stammen,  nur  mit  dwa  (zwei)  und  ob a  (beide) 
gebräuchlich«  Im  gebiete  der  substantiva  hielt  sie  sich 
länger  bei  den  palatal-,  als  bei  den  hartauslautenden  Stäm- 
men. So  z.  b.  finden  wir  ona  dwa  bradenca  (jene  zwei 
brüder),  dwa  grosa  (zwei  groschen),  dwa  rydla  oder 
dwa  ryla  (zwei  spaten),  dwa  chor^£a  (zwei  fahnenträ- 
ger;  15.  jahrh.),  dwa  m'e^^ca  (zwei  monde),  dwa  m'eca 
(zwei  Schwerter;  1«  hälfte  des  16.  jahrh.),  puchaca  dwa 
(zwei  uhu),  dwa  m'eca,  dwa  kryza  (zwei  kreuze),  dwa 
tys 9 ca  (zwei  tausende),  dwa  kröla  (zwei  könige;  2.  hälfte 
des  16.  Jahrb.),  dwa  kohca(zwei  enden;  17.  jahrh.),  dwa 
ty^^ca,  dwa  groäa,  dwa  garca  (zwei  garniec;  1.  hälfte 
des  18.  jahrh.)  u.  s.  f.  Von  den  hartauslautenden  stammen 
haben  wir  nur  sehr  sparsame  beispiele:  dwa  wota  (zwei 
ochsen)  u.  ä.,  und  schon  im  14.  jahrh.  liest  man  dwa  pro» 
legi  (zwei  prologe),  und  später  dwa  syny  (zwei  söhne; 
1500),  dwa  jastrqb'i  (zwei  habichte;  um  1550),  obadwa 
narody  (beide  nationen;  1590)  u.  s.  f.  Aber  auch  die 
palatalauslautenden  stamme  fingen  schon  im  16*  jahrh.  ao 
den  dual  durch  den  plural  zu  ersetzen,   z.  b.  dwa  m'ece 


einige  Alle  der  wirknng  der  anAlogSe  In  der  poln.  decUnation.         65 

(zwei  Schwerter),  dwa  w^±e  (zwei  schlangen),  dwa  mto-> 
dzency  (zwei  jQngltnge)  u.  s.  w.,  was  stafenweise  zum 
schwinden  des  dualen  -a  fahrte.  Nichtsdestoweniger  kann 
man  noch  heute  dwa  groia,  dwa  garca  und  selbst 
dwa  kuryjerka  (nom.  sg.  kuryjerek,  courierchen,  name 
eines  in  Warschau  erscheinenden  tageblattes)  neben  den 
hfiafigeren  dwa  groäe,  dwa  garce,  dwa  kurjjerkt 
hören.  Die  Wirkung  des  nom.  und  acc.  dual.  masc.  auf  den 
nom.  plur.  masc.  haben  wir  schon  oben  gesehen. 

Nicht  nur  substantiva,  sondern  auch  adjectiva  nahmen 
im  ftltesten  polnisch  den  dual  an;  ich  habe  nur  ein  beispiel 
gefunden:  dwa  bradenca  barzo  bog  ata  (zwei  brflder 
sehr  reiche;  15.  jahrh.);  fQr  pronomina:  ta  jesta  m'f 
nauiyla  (diese  haben  mich  gelehrt;  14.  Jahrb.),  ona 
dwa  bradenca  (jene  zwei  brflder),  j6zef  z  maryjq 
jesta  ona  byla  pfyäta  (Joseph  mit  Marie  (sie)  sind  ge- 
kommen), ta6  s^  byta  (diese  sind  gewesen;  15.  jahrh.)^ 
Dagegen  liefern  mehr  beispiele  die  participia  praeteriti,  in 
der  Zusammensetzung  mit  dem  verbum  substantivum  (auch 
im  dual,  z.  b.  3.  pers.  jesta  u.  s.  f.)  das  praeteritum  bil- 
dend: chod^iila  je^wa  (wir  zwei  gingen;  14.  jahrh.),  ta 
jesta  m'^  nauöyta  (diese  zwei  haben,  wörtl.  sind,  mich 
gelehrt;  14.  jahrh.),  byta  sta  (f.  jesta)  dwa  bradenca 
barzo  bogata  a  tad  s^  byla  sfoja  m'asta,  grody  i 
dzedziny  spredata  a  nb6stfu  (ooUectivum)  i  tei&e  na 
kosdoly  s^d  je  oni  byli  rozdali  (nicht  ona  byta  roz- 
data,  wegen  der  zu  weiten  entfemnng  des  subjec^s  dwa 
bradenca)  a  ^f^tego  Jana  s^d  oni  byli  naSlado- 
wall  (nicht  nasladowata;  es  waren  zwei  brOder  sehr 
reich  und  diese  haben  ihre  Städte,  bürgen  und  erbgflter 
▼erkauft  und  den  armen  und  auch  flSr  die  kirchen  ha- 
ben sie  dieselben  vertheilt,  und  dem  heiligen  Johann 
sind  sie  gefolgt;  15.  jahrh.);  a  gdysdi  W^c  jozef  z 
maryj^  jesta  ona  byta  do  tego  to  m'asta  prysta 
(und  nachdem  also  Joseph  mit  Marie  (sie)  sind  in  die  Stadt 
gekommen;  15.  jahrh.),  bytasta  oba  (j6zef  i  maryja) 
w  tym  domnimai^u  (sie  waren   beide  —  Joseph   und 

Beitrage  z.  vgl.  sprachf.  VI.   1.  5 


66  Bandonin  de  Coartenay 

Maria  —  in  dieser  vermatbang;  1520).  Bei  diesen  formen 
werden  manohmal  die  genera  yergessen  und  das  ganze  als 
eine  verbale  form  betrachtet.  So  z.b.  fDr  das  neutr.:  serce 
(neutr.)  moje  i  dato  (neutr.)  moje  weselita  (f.  wese- 
lile,  yielleicht  auch  der  dissimilation  wegen  vermieden,  cf. 
französ.  mon  ftme  f.  ma  äme  n.  s.  f.  und  durch  den  ein* 
üufk  des  nom.  pl.  neutr«  nnterstfitzt)  s^  jesta  (mein  herz 
und  mein  körper  freuten  sich);  für  das  fem.  poi^tasta 
(schon  contrahirt  aus  poöfla  jesta  f.  po6fle  jesta) 
sob^  gadaö  i  rozmaw'ad  dw^e  gw^azdie  neb'esMe 
matki  (pl.)  sf  ^te  (sie  haben  begonnen,  mit  sich  zo 
sprechen  und  zu  unterreden,  zwei  himmlische  steme,  hei- 
lige matter;  1520). 

Der  nominativ  masc.  des  Zahlwortes  dwa  wird  noch 
jetzt  gebraucht,  aber  nur  bei  unpersönlichen  Substantivs. 
Bei  persönlichen  hat  er  eine  postjotation  nach  der  analogie 
anderer  numeralia  (tirej,  öterej)  bekommen  und  heiftt 
dwäj  (cf.  dzisaj  heute,  tutaj  hier,  föoraj  gestern  u.  8.f. 
f.  dzisa,  tuta,  fdora).  Demzufolge  sagt  man  dwa  stoty 
(zwei  tische),  dwa  VilKi  (f.  Wilky,  zwei  wölfe),  aber 
dwaj  panow'e  (zwei  herren),  oder,  was  noch  hfiufiger 
vorkommt,  man  setzt  den  gen.  anstatt  des  nom.  und  acc.: 
dw6ch  (dwuch  oder  dwu)  panof  oder  syn6f  sowohl 
prydlo  (nom.  sing,  neutr.;  zwei  herren  oder  söhne  sind 
gekommen),  als  auch  dw6ch  panof  (acc.)  wid^alem(ich 
habe  zwei  herm  gesehen).  Dieser  unterschied  und  Vertre- 
tung eines  casus  durch  den  anderen  ist  eine  secundäre  er* 
scheinung  und  fällt  in  den  bereich  der  syutaz. 

Vom  dual  des  persönlichen  pronomens  finden  wir  keine 
spuren.  Man  könnte  ihn  wohl  aus  den  verbalformen  aus- 
scheiden, doch  hätten  diese  erschlossenen  formen  nicht  die 
bedeutung  wirklicher  thatsachen.  Es  wären  f&r  die  l.ps. 
wa  oder  vielleicht  auch  ma(p6dzma,  cf.  oben  bei  nom. 
pl.  masc.  auf  a;  wahrscheinlich  m  vom  plur.,  a  vom  dual), 
ftlr  die  2.  und  3.  ta.  Ich  f&ge  noch  hinzu,  dafs  die  beim 
Volke  gebräuchliche  höfliche  anrede  der  2.  person  nicht 
blofs  ty  (du),  sondern  wy   (ihr)  dwojenie  (doppelung) 


einige  Alle  der  wiiiniiig  der  analogie  in  der  poln.  declination.        67 

genannt  wird.  Es  ist  ein  directer  beweis  daf&r,  dafs  man 
früher  den  dual,  nicht  den  plural  zu  solchem  zwecke 
brauchte,  und  dals  der  gebrauch  noch  aus  der  zeit  stammt, 
als  man  den  dual  noch  f&hlte. 

b)  Neutr.  Bei  den  hartauslautenden  ist  die  endnng 
-je,  bei  den  palatalauslantenden  st&mmen  aber  -ji^  z.  b. 
dw^e  8 de  (zwei  hundert,  noch  als  zwei  worte  gef))hlt  im 
15.  und  16.  Jahrb.;  jetzt  gilt  dw^esde  als  ein  wort),  dw'e 
lede  (zwei  jähre;  bis  ins  18.  jahrh.  im  allgemeinen  ge- 
brauche als  sehr  häufig  wiederholte,  stete  wendung),  dWe 
wojsce  (zwei  beere),  dw'e  m'esde  (zwei  orte;  16.  jahrh.) 
neben  dWe  wojska,  dw^e  m'asta,  dWe  j^derce  (zwei 
kemchen oder  testiculi),  dw'e  zarne  (zwei  kerne;  17.  jahrh.) 
u.  s.  f.;  dw'e  stoncy  (zwei  sonnen),  dw^e  poli  (zwei  Fel- 
der; 16.  jahrh.),  oöy  (äugen),  uäy  (obren;  bis  zur  stunde 
gebräuchlich).  Ein  sehr  bekanntes  sprQch wort  ist:  m^dröj 
gtow^e  doid  dw^e  stow'e  (einem  klugen  köpfe  sind  genug 
zwei  Worte).  So  lautete  früher  dies  sprQchwort.  Nach- 
dem aber  der  dual  aus  dem  sprachgebrauche  verschwun- 
den, verstand  man  dies  sprQchwort  nicht  mehr  und  sub- 
stituirte  des  reimes  wegen  f.  dw^e  stow'e  —  na  slow^e 
(auf  eineai  worte,  ein  wort):  m^dr^j  gtow'e  doi6  na 
sloVe.  —  Dw'e  lede  kommt  noch  jetzt  als  stete  wendung 
in  der  polnischen  Volkssprache  vor,  und  selbst  manche 
Schriftsteller  wenden  diese  alte  form  an.  Sie  fühlen  dw'e 
leöe  aber  nicht  mehr  als  den  dual,  sondern  als  eine  mit  den 
numeralien  zusammenhängende  form,  und  schreiben  auch 
tfy  leöe,  ötery  lede  für  und  neben  tf  y  lata  (drei  jähre), 
it^ry  lata  (vier  jähre);  womit  man  vergl.  den  russischen 
nom.  pl.  maso.  auf  -a  (dualen  Ursprungs)  bei  Zahlwörtern, 
z.  b.  nicht  nur  dva  6etaVeka  (zwei  menschen),  sondern 
auch  tri  öetav'eka  (drei  menschen),  cetyre  6elaVeka 
(vier  menschen),  aber  p'at'  6  e^av^ek  (fünf  menschen). —  Der 
nom.  acc.  dual  auf  -j  i  ist  früher  ausgestorben  als  der  auf 
-je;  er  hinterliefs  aber  einige  spuren  in  der  jetzigen  spräche. 
So  haben  wir  oöy,  uäy,  plecy  (schultern;  letzteres  jetzt 
als  plur.  fem.  gef&hlt)  von  st.  oö-,  ud-,  plec-,  welche  alle 

5* 


68  Bandonin  d«  Gomtensy 

aber  nur  als  plarale  geftkblt  werden  (schon  im  14.  jahrh.). 
Man  bildet  auch  den  eigentlichen  plural  von  den  stftmineD 
ok-,  nch-)  also  nom.  oka,  ucha,  aber  mit  anderer  be^ 
deutung:  oka  wohl  äugen,  aber  in  einem  netz,  ucha  obren, 
aber  am  topfe  oder  korbe  (frQher  auch  menschliche  obren 
bedeutend,  z.  b.  dw'e  ucha,  1700).  Neben  plecy  findet 
man  im  17.  jahrh.  von  demselben  stamme  den  eigentlichen 
plural  pleca,  dessen  parallele  ich  in  dem  allein  gebräuch- 
lichen nozdfa  (oder  nozdfe  fem.,  nasenlöcher),  fQr  den 
dual  nozdfy,  welchen  wir  erschliefsen  müssen,  da  andere 
dnalcasus  von  nozdfe  wirklich  vorkommen  (cf.  unten;  der 
nom.  sing,  heilst  nozdfe),  und  in  jajca  (hoden)  f.  doai 
jajcy  (sing,  jajce  kommt  nicht  vor;  c£  jajo,  jajko,  das 
ei)  sehe. 

Vom  nom.  acc.  dual,  des  neutr.  von  den  adjectiven 
finde  ich  kein  beispiel;  daftkr  aber  vom  pronomen  posses* 
sivnm,  aber  nur  im  14.  jahrh.,  und  schon  damals  neben 
den  pluralen  formen:  oöy  moji  (meine  äugen),  oiy  tfoji 
(deine  äugen)  neben  oiy  moje  und  oöy  gospodnowy 
(die  äugen  des  herrn),  und  nur  nij  tfoje  (deine  obren). 

Participium  praeter,  mit  dem  verbum  subst.  das  prae- 
teritum  bildend:  pomdlele  jesta  oiy  moje  (meine  angen 
sind  matt  geworden),  wyVedle  jesta  oöy  moje 
(meine  äugen  haben  herausgeftkhrt),  w'idzele  jesta  ocy 
tfoji  (deine  äugen  haben  gesehen),  oöy  moji  mdlesta 
aus  mdle  jesta  contrahirt,  mdle  eher  adject.  als  partic.) 
byle  (meine  äugen  waren  matt  geworden;  alles  ans 
dem  14.  jahrh.). 

Das  Zahlwort  lautete  im  nom.  acc.  dual,  neutr.  dVe, 
ob'e,  und  noch  nach  dem  verschwinden  des  duals  bei 
neutr.  Substantiven  brauchte  man  es  in  Verbindung  mit  plu- 
ralen formen.  So  s.  b.  dw'e  lede  (zwei  jähre),  dw'e  m'e- 
i6e  (zwei  orte;  cf.  oben),  oöy  ob'e  (beide  äugen),  neba 
ob'e  (beide  himmel),  dw'e  ucha  (zwei  obren),  dw'e  w'ellce 
dfewa  (zwei  grofse  bäume),  f  sto  lat  tfydze^ci  i  dw'e 
(nach  132  jähren),  dw'e  starostfa  (zwei  starosteien),  pfes 
dWe  le6e  (zwei  jähre  hindurch),  na  lat  dw'e  (auf  zwei 


einige  fUle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  deeUnation.        69 

jabre),  wojska  ob'e  (beide  beere),  stowa  ob'e  (beide 
Worte),  lat  dWe  u.  8.  f.  Aber  schon  im  17.  jahrh.  finden 
wir  im  neutr.  dwa,  oba  fttr  dw^e,  ob'e,  z.  b.  m'^dsy 
oba  wojska  (zwischen  beide  beere).  Diese  formen  dran- 
gen ins  neutrum  ein  in  folge  der  Wirkung  zweier  factoren, 
zweier  analogien:  des  daals  maso.,  und  des  pl.  neutr.  Beim 
volke  ist  noch  die  form  dWe,  z.  b.  dw^e  leöe,  neben  dwa 
im  gebrauche. 

c)  Fem.  Die  endungen  sind  identisch  mit  denen  des 
neutrums:  -je  bei  den  hart-,  *ji  bei  den  palatalauslauten- 
den.  Die  femin.  auf  -  j  e  hielten  sich  am  l&ngsten  von  allen 
dualformen;  z.  b.  dw'e  bapce  (zwei  hebammen),  je  (f.  j^j) 
r^ce  (ihre  bände),  na  ob'e  strone  (auf  beide  selten; 
15.  Jahrb.),  dw^e  ^ekife  (zwei  äzte),  dw^e  motyce  (zwei 
hauen),  dWe  persone  (zwei  personen;  1460),  dWe  se- 
kefe  (zwei  äzte;  1500),  dVe^ryb'e  (zwei  fische),  dWe 
gw'aidie  (zwei  sterne),  na  ob'e  dw^e  nodze  (auf  beide 
ftfse),  dVe  sukence  (zwei  röckchen;  1320),  dw^e  gf y  wjie 
(zwei  mark),  dVe  hedzw'edie  lap'e  (zwei  b&renpfoten), 
dw^e  £ene  (zwei  frauen),  ty  dw^e  dyjane  (diese  zwei 
Dianen),  dw'e  osob'e  (zwei  personen),  dWe  wad^e  (zwei 
m&ngel),  dw'e  drodze  (zwei  wege),  r^ce,  nodze  (fbise), 
dw'e  ikodze  (zwei  schaden),  dWe  s^^edze  (zwei  nach- 
barinnen;  1570),  gloWe  o b'e  (beide  köpfe),  dWe  ikodie 
(zwei  schaden),  dw'e  strone  (zwei  Seiten),  ryb'e  (zwei 
fische),  gw'aidie  (zwei  sterne),  panAe  (zwei  fräulein), 
b'ategtoWe  (zwei  weiber;  1585),  dw^e  fece(zwei  flOsse), 
stiFale  (zwei  pfeile),  nauce  (zwei  doctrinen),  dWe  skale 
(zwei  felsen),  na  strone  ob'e  (auf  beide  selten)  neben 
8trony  ob'e,  r^ce  ob'e  (1590),  po  dw'e  dragm'e  (je 
zwei  drachmen),  dVe  äcypöe  (zwei  prisen),  ob'e  strone 
(1620),  ob'e  korone  (beide  krönen),  dw^e  pare  (zwei 
paare),  dWe  osob'e  (1690),  na  ob'e  strone,  dWe  k^^- 
dze  (zwei  bücher),  dWe  slom'e  (zwei  strohe),  dw'e  po- 
wadze  (zwei  autorit&ten),  dw'e  godiine  (zwei  stunden), 
dWe  iestfe  neben  dw^e  lostfe  (zwei  Schwestern),  oVe 
matce  (beide  aiQtter),  dw'e  kolumiie  (zwei  s&ulengäDge 


70  Baadouin  de  Coarteoay 

1695),  dWe  panne  (1700),  na  ob'e  strone,  dWe  kiq* 
dze,  dWe  Sostf e,  dWe  dtace  (zwei  stfick;  1720),  dWe 
rode  (zwei  rotten),  na  ob'edw'e  strone,  dw^e  klodze 
(zwei  tonnen;  1735),  d w'e  wloce  (zwei  hufen),  dw^e  osob'e, 
dVe  ^ostfe  (1740)  u.  s.  f.     Die  formen  auf  -ji  bei  den 
palatalauslautenden  stammen  dauerten  nicht  so  lang;  wenn 
sie  auch  noch  im  18.  jahrh.  vorkommen,  so  ist  es  dennoch 
nur  ausnahmsweise  und  sie  werden  mit  dem  plur.  verwechselt : 
dw'e  nedzeli  (zwei  Sonntage),    dw^e  öfsdi  (zwei  theiie, 
gleich  dem  plur.;  1450),  dw'e  nedzeli  (1500),  dWe  konw'i 
(zwei  grofse  kannen;  1570),  dw^e  zrenicy  (zwei  pupillen), 
dWe  nedieli,  dw^e  troji (zwei Trojans),  dWe  m'ili(zwei 
meiien;  1585),  dWe  nedzeli,  dw'e  m'ili,  dWe  pl<5i(zwei 
geschleohter),  dw'e  smycy  (zwei  hetzriemen;  1695),  dw'e 
m'ili,  dw'e  pt<3i,  dw'e  chor^gw'i  (zwei  fahnen;  1720), 
dVe  f^i  (zwei  dörfer;   1730),  dw'e  nedzeli  neben  dw'e 
nediele,  dw'e  m'ili  (1735)  u.s.f.  Diese  form  verwechselte 
man  später  mit  nom.  pl.  fem.:  fsi,  mäjr  (messen),  smyöy, 
zlo^di  u.  s.  f.  neben  fse,  mäe,  smyce,  z}os<5e.   Sie  lebt 
noch  als  volksthQmlicher  ausdruck:  dw'e  nedzeli,  aber 
man  spricht  auch  tfy  nedzeli  neben  tfy  nedzele  (drei 
Sonntage);    man  f&hlt  also  diese  endung  als  eine  mit  den 
nnmeralien   zusammenhängende.     Mehr   verbreitet   in   der 
Volkssprache   und  noch  als  dual  gefbhlt  sind  andere  for- 
men, von  hartauslautenden   stammen,  auf -je,  diese  sind 
zumal  in  Volksliedern  des  reimes  wegen  beibehalten;  doch 
sind   sie  auch  in  der  Umgangssprache  des  Volkes  üblich. 
So  z.  b.  dWe  dzefcyne(zwei  mädchen),  dw'e  pole  (zwei 
schöfse  am  kleide,  nom.  sg.  pota),  dw'e  bab'e  (zwei  alte 
weiber),   dw'e   koie  (zwei    ziegen),    dw'e   kfarde  (zwei 
quart)  u.  s.  f.  —  Die  form  r^ce  (bände)  kommt  auch  in 
der  Schriftsprache  vor;    aber  sie  ist  jetzt  plural  geworden, 
und  von  irgend  einer  mehrheit  von  bänden  wird  niemals 
r^ki,  sondern  nur  r^ce  gebraucht;  r^ki  existirt  gar  nicht 
als   nom.   und   acc.  plur.  —  Schon  im    16.  jahrh.   begann 
man  auch  in  Verbindung  mit  dw'e,  ob'e  den  plural  anzu- 
wenden.   Selbst  dann,  wenn  zu  dw'e  zwei  substantiva  ge- 


einige  Alle  der  wirkuog  der  analogie  in  der  poln.  dedination.         71 

horeo,  und  eines  zu  weit  entfernt  in  demselben  satze  steht, 
hört  das  gef&hl  des  duals  auf,  z.  b.  dwe  gWazdze  ne- 
b'oslce  inatki  (nicht  matce)  ^f^te  (zwei  himmlische 
Sterne,  heilige  mOtter;  1520).  Andere  beispiele:  strony 
ob'e  neben  strohe  obe  (beide selten;  1590),  dVe  uncyje 
(zweiunzen;  1620),  strony  ob'edVe  (1680),  dw'e  drogi 
(zwei  wege),  dw'e  corKi  (zwei  töchter),  dw'e  VelKe  g6ry 
(zwei  grofse  berge;  1695),  dw'e  kozy  (zwei  ziegen;  1700), 
dWe  zawady  (zwei  hinderaisse;  1720),  dw'e  nedzele 
neben  dw'e  nedzeli  (zwei  Sonntage;  1735)  u.  s.  w.  u.8.  w. 

Pronomen  possessivum:  r^ce  sfoji  (seine  h&nde;  14. 
Jahrb.). 

Pronomen  demonstrati^nm :  <5e  (diese;  14.  jahrh.), 

Participium  praeteriti,  mit  dem  verbum  substantivum 
das  praeteritum  bildend:  ne  stfegle  (sie  wachten  nicht), 
6e  jesta  m'e  pfeVedle  i  doVedle  (diese  haben  mich 
durchgef&hrt  und  zugef&hrt),  r^ce  jego  slui^yle  jesta 
(seine  bände  dienten),  zam^tek  i  tesnica  nalezle  (in 
folge  der  genuscongruenz  mit  dem  zweiten  substantivum  fem. 
tesnica,  nach  dem  allgemeinen  syntactischen  gesetze  sollte 
sich  das  praedicat  in  betreff  des  genus  nach  dem  masc. 
zani^tek  richten)  jesta  m'^  (die  Verwirrung  und  Sehnsucht 
haben  mich  gefunden;  14.  Jahrb.),  je  (gen.  sg.  fem.  f.  jej) 
r^ce  S'4  (nicht  jesta)  byle  uschle  (ihre  bände  sind 
verdorrt  geworden;  15.  Jahrb.). 

Das  Zahlwort  dw'e,  ob'e  ist  bis  zur  stunde  ohne  alle 
Veränderung  geblieben. 

2)  In  Str.  und  dat.  Die  verschiedenen  endungen  die- 
ses casus  sind:  -ama,  -oma,  -ima,  -ema,  -jema, 
-yma.  Der  haupttheil  aller  dieser  endungen  ist  -ma, 
und  der  vorhergehende  vocal  hing  ursprQoglich,  wie  es 
scheint,  vom  stammauslaute  oder  vom  genus  ab.  So  z.  b« 
gehörte  -ama  ohne  zweifei  den  femininen.  Wir  finden 
nämlich  instr.  r^kama  (mit  zwei  bänden)  im  14.,  15.  und 
selbst  noch  im  17.  jahrh.  Es  kommt  auch  ein  beispiel  für 
diese  endung  im  masc.  vor:  m'edzy  dw'ema  domama 
(zwischen  zwei  häusern;  15.' Jahrb.).   Sie  unterlag  aber  sehr 


78  Bandouin  de  Courteoftv 

früh  der  anälogie  des  masc.  -oma,  welches  sowohl  ioi 
masc,  als  auch  im  fem.  und  neutr«  sich  zeigt,  womit  man 
•*om  Tergleiche,  das  jetzt  im  dat.  plur.  allein  herrscht, 
•yma  und  -ema  sind  nur  phonetische  yerAnderungen  der* 
selben  endnng  und  gehören  dem  ueutr.;  -jema  kommt 
beim  zahl  Worte  dw'eraa,  -yma  nebst  -ema  bei  adjectivis 
und  was  damit  zasammenh&ngt  vor. 

Der  dativ  hat  viel  frAher  seine  duale  endung  anfge- 
gegeben,  als  der  instrumental.  Vom  dativ  finden  wir  sehr 
sparsame  beispiele:  masc*  onyma  dw'cma  bradencoma 
^ jenen  zwei  brfidern),  obema  sfyma  panoma  (seinen 
beiden  herren;  15.  jahrh.),  dw'ema  groöoma  (den  zwei 
groschen)  neben  ^em'anom  dw'ema  (zweien  landedelleu- 
tan;  1500)  und  dw^ema  zwolenikom  (zweien  anhaugern; 
1520)  u.  s.  f.;  fem.:  ob'ema  stronoma  (beiden  Seiten; 
1500)  u.  e.  f.;  kein  neutr.,  kein  ocyma,  usyma,  sondern 
nur  plur.  ocom,  uäom.  Am  längsten  hielt  sich  der  dativ 
beim  Personalpronomen  nama  (uns  beiden),  wama  (euch 
beiden),  und  (bis  zur  stunde)  im  zahlworte  dw'ema,  ob'- 
ema  oder  dwoma,  oboma.  Der  entwickelungsgang  des 
instmm.  ist  reicher,  mannichfaltiger  und  länger  (die  oben 
angeführten  beispiele  auf  -ama  mitgerechnet),  masc: 
dw^ema  zakonoma  (mit  zwei  gesetzen;  14.  jahrh.)^ 
dw'ema  pfyi^i&iiikoma  (mit  zwei  vereideten),  dw'ema 
sfatkoma  (mit  zwei  zeugen),  dwema  wotoma  (mit 
zwei  ochsen),  se  dw'ema  paropkoma  (mit  zwei  knech- 
ten), se  dVema  dzestoma  gfy w^en  (mit  zwanzig  mark 
1450;  1500  schon:  ze  dWema  dzesty  instn  plur.),  ze 
dVema  sfatkoma,  dw'ema  wotoma,  ze  dw'ema 
celadnikoma  (mit  zwei  gesellen),  ze  dw'ema  rydloma 
(mit  zwei  spaten;  1500),  medzy  dwema  totroma  (zwi- 
schen zwei  gannern),  m'edzy  dw'ema  ötow'ekoma  (zwi* 
sehen  zwei  menschen),  dwema  strum'enoma  (mit  zwei 
strömen),  dw'ema  dr^goma  (mit  zwei  Stangen;  1520), 
dw'ema  narodoma  (mit  zwei  Völkern),  dw^ema  rogoma 
(mit  zwei  hörnern;  15()t))  u.  s.  w.;  fem.:  dw'ema  ned^e- 
loma  (mit  zwei  Sonntagen), '  m'edzy  dwoma   diedii^ 


einige  Alle  der  vrirkung  der  analogie  in  der  polii.  declinattou.         73 

noma  (zwischen  zwei  erbgOtern),    ze  dVema  stugoma 
(masc.  mit  zwei  dienern),  dw'ema  ranoma  (mit  zwei  won» 
den;  1500),    r^koma  wt&snyma  (mit  eigenen  h&nden), 
m'edzy  r^koma  (zwischen  den  händen)  neben  r^k&mi 
panensKimi    (mit    den    jnngfrftulicben    händen;     1520), 
dVema  fekoma  (mit  zwei  flössen;  1580),    oVema  r§- 
koma  (mit  beiden  hftnden;  1590)  u.  s.  w.;    neutr.:  pfede 
dw^ema  latoma  (vor  zwei  jähren;  1500),  o6yma(mitden 
äugen),  oäyma  (mit  den  obren)  beide  seit  dem  14.  jahrh. 
bis  zur  stunde;  ojiema  (1680,  1730),  uäema  (1660),  noz- 
drema   (mit  den   uasenlöchern;    1590,    1680),    plecoma 
sfojima    (mit  seinen   schultern;    14.  jahrh.),    s  plecoma 
ierokem'i  (mit  breiten  schultern;  1590),  s  piryp'eöonemi 
jajoma  (mit  den  angebackenen  hoden,  testibus,  vor  1700) 
u.  ä.   Hier  aber  begann  die  analogie  des  plurals  auch  sehr 
frflh  (im  15.  jahrh.)  einzuwirken:  masc.  s  koümi  dw'ema 
(mit  zwei  pferden;  1590),    dWema  Vefcham'i  (mit  zwei 
gipfeln;  1650),    z  dVema  WQzam'i  (mit  zwei  schlangen; 
1700),  m'^dzy  tem'i  dw'ema  zakonam'i  (1730)  u.  s.  f.; 
fem.  m'edzy  dWema  dzedzinam'i   (zwischen  zwei  erb- 
gfitem;  1450),    m'^dzy  dwoma  rekam'i  (zwischen  zwei 
fiftssen;  1590)  u.  s.  f.    Aber  der  instr.  dualis  schwand  nicht 
ohne  widerstand  zu  leisten  und  selbst  einige  spuren  seiner 
analogie  za  hinterlassen.     AuXser  den  eigentlichen  dualen: 
plecoma,  nozdfema,  ocyma,  uäyma,  r^koma  u.s.f. 
finden  wir  im  17. jahrh.  als  plural  z^boma:  zgfytat  z^- 
boma  (er  knirschte  mit  den  z&hnen;  1660),   in  folge  des 
zQsammenhangsgeffihls  mit  nnmeralien:   pfed  A^^  nedie- 
loma  (vor  vier  woohen;  1690),    bei  den  neuesten  schrift* 
steilem  neben  o6yma,  uäyma,  plecyma  (echter  dual) 
auch  plural  oknyma  (mit  den  fenstern),    wrotyma  (mit 
dem  thore),  fschodyma  (mit  den  treppen),  ustyma  (mit 
dem  mnnde),  ^f^tyma  (mit  den  feiertagen)  u.  s.  w.  neben 
den   hftufigeren  plnr.:    oöam'i,    uäam'i,    plecam'i,    ok- 
nam'i,  wrotam'i,  fschodam'i  oder  schodam'i,  ustam'i, 
^f^tam'i    und  neben    okny,   wroty,    fschody,   usty, 
6f^ty,  selbst  o6y,  uöy  (cf.  oben  instr.pl.).    In  volkslie- 


74  Bmndonin  de  GonrteiiAy 

dern  kommen  neben  den  eigentlichen  dualformen  auch  solche 
nach  der  analogie  des  duals  gebildete  instrumentale  plor. 
(des  reimes  wegen  und  in  folge  der  attraction)  vor,  ähn- 
lich wie  im  böhmischen,  z.  b.  f^dem  federn  f^doma 
za  ob'ema  stotoma  (der  eigentliche  dual,  masc;  in  der 
reihe  in  der  reihe  in  den  reihen  hinter  den  beiden  tischen), 
m'^dzy  dw^ema  topoleckoma  (femin.,  zwischen  zwei 
pappelchen),  o  m'^dzy  dwoma  göreckoma  h'ezj  woda 
struzeckoma  (beide  fem.,  o!  zwischen  zwei  berglein  l&nft 
das  Wasser  in  den  flüfischen).  —  Die  jetzt  gebräuchlichen 
r^koma,  uäyma,  o6yma  sind  keine  duale  mehr,  es  sind 
der  bedeutung  nach  lauter  plurale,  neben  den  eigentlichen 
pluralformen,  r^kam'i,  uäam'i,  oöam'i,  üblich. 

In  der  älteren  spräche  begegnen,  uns  auch  beispiele 
des  dat.  instr.  dual,  von  adjectiven,  possessiven  f&rwörtem 
und  ähnl.:  dat.  onyma  dw^ema  bra<^eÄcoma  (jenen  zwei 
brfldern),  ob'ema  sfyma  panoma  (seinen  beiden  herren; 

15.  jahrh.),  dWema  sob'e  röwnyma  (zweien  sich  glei- 
chen; 1500);  instr.  r^kama  mojima  (mit  meinen  bänden), 
pfed  o6yma  myma  (vor  meinen  äugen),  pfed  ocyma 
tfojima  (vor  deinen  äugen),  pfed  oöyma  gospodno- 
wyma  (vor  den  äugen  des  herrn),  uäyma  naäyma  (mit 
unseren  obren),  plecoma  sfojima  (mit  seinen  schultern; 
14.  jahrh),  sfyma  r^kama  (mit  seinen  bänden),  dw'ema 
^fatkoma  lepäyma  albo  znam'enitsyma  i  star* 
öyma  (mit  zweien  besseren  oder  vornehmeren  und  älteren 
zeugen;  1450),  dw'ema  röwnyma  (mit  zwei  gleichen; 
1500),  r^koma  wlasnyma  (mit  eigenen  händen),  r^» 
koma  sfojima,  tfyma  r^koma  (mit  deinen  händen)  ne- 
ben r^kami  panenskem'i  (mit  den  jungfräulichen  hän- 
den), sfyma  ocyma,  pfed  tfyma  o6yma,  myma 
ccyma  (mit  meinen  äugen),  pfed  ocyma  wadyma  (vor 
euren  äugen),  krfawyma  oöyma  (mit  blutigen  äugen; 
1520),     ocyma  sfema  (1570)  u.  s.  w.,    aber  schon  im 

16.  jahrh.  neben  den  pluralen   formen  (r^kami  paäen- 
skem'i),  und  nicht  Aber  das  16.  jahrh.  hinaus. 

Was  die  nuroeralia  dwa,  oba  betrifit,  so  scheint  ihre 


einige  Wie  der  wirkong  der  analogie  in  der  poln.  declination.         75 

ursprQDgliche  dativ-  und  instrumentalform  dw'ema,  ob'- 
ema  f&r  alle  geaera  za  gelten.  Diese  formen  leben  bis 
jetzt  fort,  sind  aber,  besonders  als  dativ,  in  sehr  seltenem 
gebrauche;  z.  b.  dat.  masc.  onyma  dw'ema  braöen- 
coma,  ob'ema  sfyma  panoma  (15.  Jahrb.),  dw'ema 
groäoma,  dWeroa  sob'e  röwnyma,  zem'anom  dWe- 
ma  (1500),  dw'ema  zwolenikom  (1520),  ob'ema 
(1590),  bfegom  dw^ema  (den  beiden  ufern;  1680), 
tym  dw^ema  bradi  (diesen  zwei  brOdern),  ob'ema  (1730) 
u.  s.f«,  noch  heute  z.  b.  ob'ema  oder  dw'ema  panom 
(beiden  oder  zweien  herren) ;  fem.  ob'ema  stronoma(den 
beiden  seiten;  1500)  u.  s.  f.,  noch  heute:  dw'ema  dzef- 
cyaom  (zweien  mädchen),  ob'ema  stronom  u.  s.  w.;  als 
instr.  werden  dVema,  ob'ema  häufiger  gesprochen  und 
geschrieben,  doch  nicht  ansschliefslicb.  Daneben  bildete 
sich  im  16.  jahrh.,  vielleicht  nach  analogie  der  substantiva 
in  folge  der  congruenz,  die  form:  dwoma,  oboma,  z.  b. 
m'fdzy  dwoma  fekam'i  (zwischen  zweien  flössen)  neben 
ob'ema  r^koma  (mit  beiden  bänden;  1590),  krölewi- 
eom  dwoma  (den  zwei  kronprinzen)  u.  ä.;  und  jetzt  ist 
diese  form,  häufiger  als  jene.  Manche  wollen  damit  masc. 
und  neutr.  vom  fem.  unterscheiden  (dwoma  masc.  neutr., 
dv/ema  fem.),  aber  es  ist  nicht  in  der  bisherigen  entwik- 
kelung  der  spräche  begründet.  Für  den  dativ  ist  jetzt 
anstatt  dwoma  die  form  dwom  (dwum),  durch  den  ein- 
fliils  des  dat.  plur.  (und  des  tfem,  cterem)  entstanden, 
die  gewöhnlichste;  instr.  hat  dwoma,  dwuma  (nach  ana- 
logie von  dwu  und  dwuch),  dw'ema.  Daneben  blüht 
und  hat  grofse  aussieht  sich  künftig  zu  erhalten  die  aus 
dem  genit.  und  loc.  entlehnte  endung  u,  sowohl  im  dativ 
als  auch  im  instr.:  dwu,  obu  (cf.  unten).  Daftkr  aber 
wird  jetzt  -oma  (oder  -ma)  als  instrumentale  endung  der 
nomeralia  und  der  damit  zusammenhängenden  Wörter  gefühlt, 
uod  man  sagt  für  älteres  tfem'i,  ötyrm'i  oder  öterm'i 
—  tfema  (mit  dreien),  öterema  (mit  vieren),  ferner: 
p'^coma  (mit  fünfen),  äe^doma  (mit  sechsen)  u.  s.  f. 
dzesQÖoma  (mit  zehneu),  jedenastoma  (mit  eilfen,  alt: 


76  Baudouin  de  Coartenay 

jednym  od.  jedn^  na  &6e\  dwana8tonia(alt:  dwema 
na  ^de,  mit  zwölfen),  trynastoma  (alt:  tfem'i  na  iöe, 
mit  dreizehn)  u.  s.  f.,  desnastoma  (mit  sechszehn)  a. s. f., 
dwudze8toma(mit  zwanzig,  alt:  dWema  dzestomaoder 
dw^ema  dzeaty),  p'^dze^^doma  (älter:  f(^6q  dze^^t, 
mit  50)  u.  s.  f.,  Stoma  (mit  100,  älter:  stem);  dann: 
Weloma  (mit  vielen),  kilkoma  (mit  einigen)  a.  ä.  neben: 
dwu  (nicht  aber  tf  u,  öteru),  p'^du,  äe^du  u.  s.  f.,  sta, 
w^ela  U.S.  f.  und  neben:  p'^<5q,  äes<5^  u.  s.  f.,  selbst:  je- 
denast^,  dwudzest^,  p'^dieS^ö^,  kilk^,  Wel^  u.6.f. 
(s.  unten);  dat.  dw'ema,  ob'ema  neben  dwum  (dw6m), 
obum  (obom  fast  ungebräuchlich),  entstanden  nach  auik 
logie  des  tfem,  cterem  und  des  dat.  plur.;  von  andern 
fast  ausschliefslich  die  dativform  auf  n:  p'^c'u,  dzes^öu, 
jedenastu,  dwudzestu,  stu  u.  s.  £,  kilku,  Vela  ne- 
ben w'elom  u.  8.  w.  (cf.  unten). 

Der  dual  vom  pronom.  personale  ist  in  der  Schrift- 
sprache schon  ausgestorben  (im  17.  jahrh.):  dat.  nama 
(1585,  1610),  instr.  n&ma  ob'ema  (1520),  m'fdzy  nama 
neben  nad  ob'ema  nam'i(1590),  dat.  jima  (ihnen  beiden; 
15.  jahrh.).  Noch  jetzt  spricht  das  Volk  mancher  gegen- 
den  instr.  woma  (=  w&ma). 

3)  Gen.  und  locat.  Die  endung  ist  bei  beiden  casus 
fbr  alle  genera  -u.  Sie  wich  aber  der  analogie  des  pln* 
rals,  wenige  spuren,  obgleich  der  bedeutung  nach  auch 
nicht  echt  dualisch,  ausgenommen.  Die  beiden  casus  er- 
fuhren dieses  Schicksal  nicht  gleichzeitig.  FrOber  ver- 
schwaud  der  loc.  dual,  als  der  gen.  dualis,  ähnlich  wie  der 
dativ  dem  instrumentalis  voranging.  Beispiele  f&r  den  loc 
masc.  o  dwu  apostotu  (von  zwei  aposteln),  we  dwu 
wolu  (in  zwei  ochsen;  15.  jahrh.),  o  dwu  gtosu  (von 
zwei  stimmen;  16.  jahrh.),  o  dwu  dtui^niku  (von  zwei 
Schuldnern),  po  dwu  dnu  (nach  zwei  tagen;  1520,  1570) 
u.  s.  f.;  neutr.  na  dwu  ma}u  m'astku  (auf  den  zwei  klei- 
nen Örtchen;  15.  jahrh.),  po  dwu  la tu  (nach  zwei  jähren; 
1450,  1500),  we  dwu  latu  J1500),  w  o6n  naöu  (in  an- 
sern  äugen;  14.  jahrh.),    w  ocu  mojicb,    w  ocu  tfych 


einige  fiüle  der  wirkong  der  analogie  in  der  poln.  declination.         77 

neben  w  oöach,  w  uäu,  pry  aSu  (1585),  w  obu  tych 
m'ejscu  (in  diesen  beiden  orten;  1590),  w  ocu  neben  w 
ocach  (1610),  w  oöu  (1660, 1680),  w  uäu  neben  w  oöaoh 
(1680)  n.  8.  w.;  fem.  w  r^ku  tfoju  (in  deinen  bänden), 
w  r^ku  sfoju,  w  moju  r^ku  (14.  Jahrb.),  w  sfn  r^ku, 
w  r^ku  pogansKicb  (in  heidnischen  bänden),  f  tu  to 
dwu  ned^elu  (in  diesen  zwei  wochen;  15.  Jahrb.),  we 
dwa  iem'u  (in  zwei  ländem),  we  dwu  nedzelu  neben 
gen.  do  dwu  nedzel  (1500),  w  obu  f^u  (in  beiden  dör- 
fem;  1505),  w  obu  r^ku  (1570)  u.  s.w.  Aber  im  17.  Jahr- 
hundert hört  dies  vollkommen  auf;  die  Vertretung  durch 
den  plural  beginnt  schon  sehr  frQh:  we  dwu  woloch(in 
zwei  ochsen;  1505),  we  dwuch  kos<5o}ach  (in  zwei 
kirchen;  1700),  na  tych  dwuch  koncach  (auf  diesen 
zwei  enden;  1720),  we  dwu  m'e^^cach  (in  zwei  mona- 
ten;1730)u.s.f.,  w  o6och  (1550, 1570),  o  tfech  uchoch 
(vom  stamme  nch-,  nicht  ud-;  1570),  w  oöacb  neben 
w  oöu  (1585,  1610),  na  uäach  (1630),  w  o6ach  neben 
w  uju  (1680)  u.  ä.;  na  mojich  oder  sfycb  r^kach  ne- 
ben na  sfycb  r^ku  (1520),  po  dwu  dragmach  (zu 
zwei  drachmen;  1620)  u.  s.  w.  Jetzt,  wo  man  noch  ganz 
gewöhnlich  den  gen.  uäu,  oöu  braucht,  darf  man  den  lo- 
cativ  nicht  so  bilden,  indem  man  ihn  durch  die  nach  ana- 
logie des  plnrals  von  demselben  stamme  oö-,  nä-  gebilde- 
ten und  allein  geltenden  formen  w  oöach,  w  uäach  er- 
setzt w  r^ku  wird  als  locativ  gebraucht,  aber  nicht  mehr 
als  dual,  sondern  vielmehr  als  sing.  loc.  maso.  gefehlt  (Ober- 
springen in  anderes  casus-,  genus-  und  zahlgefühl),  indem 
man:  na  r^ku  prawym*  (auf  der  rechten  band),  w  mo- 
jim  rfku  (in  meiner  band),  w  rfku  tfym  (masc,  als 
ob  nom.  sing*  r^k  oder  rf  k  wäre)  neben  loc.  fem.  r^ce 
spricht  Loc.  plur.  (nebst  dual)  heifst:  r^kach  fem.,  z.  b. 
w  mojich  rfkach.  Nur  des  Ursprungs  der  form  rf ku 
bewQsteoder  archaisirende  schreiben  und  sprechen:  w  mo- 
jich r^ku  als  dual,  w  r^kach  als  plur.  und  w  rfce 
als  sing.  R^ku  aber  als  genit.  plur.  wird  allgemein  ge- 
braucht neben  häufigerem  r^k.  —    Beispiele  f&r  den  ge« 


78  Bandonin  de  Cotirtenay 

nitiy,  der  aus  syntactischen  grflnden  bei  den  persönlichen 
sabstantiven  masc.  gen.  auch  den  aco.  (der  entwickeluogs- 
gang  dieses  acc.  dual,  ist  vom  -a  zu  -u,  und  vom  -u  zu 
-6f  -öw)  ersetzt:  masc.  se  dwu  rodu  (aus  zweien  ge- 
schlechtem),  se  dwu  klejnotu  opcu  (obcu;  aus  zwei 
fremden  kleinoden),  dwu  celedniku  (zweier  gesellen), 
dwu  öeladzinu  (dass.),  dwu  wolu  (zweier  ochsen),  pfes 
(=  bes)dwu  kfartniku  (ohne  zwei  accisebeamten),  dwu 
dze^^tu  (der  zwanzig;  noch  gesondert;,  jetzt  contrabirt 
dwudzestu;  1450),  dwu  wolu  (zweier  ochsen),  dwn 
pacholku  (zweier  burschen),  dwu  dostojniku  (zweier 
wQrdenträger),  dwu  grosu  (zweier  groschen)  neben  dwn 
dostojniköf,  dwu  celadnikof,  dwu  ^fatköf  (zweier 
zeugen;  1500),  dwu  w'epru  (zweier  horche),  dwu  m'e- 
s^cu  (zweier  monate;  1505),  dwu  zwoleniku  (zweier 
anhänger),  dwu  synu  (zweier  söhne),  dwu  onych  lotrii 
(jener  zwei  gauner),  dwu  anolu  (zweier  engel;  1520), 
dwu  groSu,  dwu  wolu,  dwu  ty^^ou  (zweier  tausende), 
dwu  synu  (1570),  dwu  uf^du  (zweier  ämter),  dwu 
m^zu  (zweier  gemahle),  dwu  synu  (1585),  dwu  kotu 
(zweier  katzen),  dwu  bogu  (zweier  götter),  dwu  kupku 
(zweier  becher),  dwu  wolu,  obu  pfodku  (beider  vorfah- 
ren), dwu  scyp'ijonu  (zweier  Scipionen;  1590)  u.  s.  f.; 
neutr.  ocu  moju,  ocu  tfoju,  skfydlu  tfoju  (deiner  flQ* 
gel;  14.  Jahrb.),  dwu  latu  (zweier  jähre;  1450)  u.  s.  f.; 
fem.  r^ku (14. Jahrb.),  obu  fsu (beider dörfer),  dwu  kopu 
(zweier  schocke),  obu  stronu  (beider  seiten;  1450),  obu 
diediinu  (beider  erbgQter)  neben  dwu  nedasel  (zweier 
Wochen;  1500),  r^ku  (1590)  u.  s.  f. 

Plurale  form,  diesen  dualgenitiv  vertretend:  dwn  ce- 
ladnikof, dwu  ^fatköf,  dwu  dostojniköf  neben  dwn 
dostojniku,  dwu  pacholku,  dwu  wolu  (1500),  tych 
dwuch  punktöf  (dieser  zwei  puncte;  1720),  dwu  V^znof 
(zweier  gefangenen ;  1740)  etc.;  dwu  lat  neben  dwu  latu 
(1500),  dwu  6slI  (1570)  u.  s.  f.;  dwu  nedzel  neben  loc. 
we  dwn  iiedielu  und  gen.  z  obu  dzedzinu  (1500) 
u.  8.  f.  —  Gegenwärtig  sind  noch  folgende  reste  des  gen. 


einige  Alle  der  wirkang  der  analogie  in  der  poln.  declination.         79 

dualis  bei  Substantiven  vorhanden:  r^kn  als  plural  neben 
h&ufigeren  r^k  (locativ  r^ku  gilt  als  singular)  und  uöu, 
oöu  neben  häufigerem,  nach  der  analogie  des  gen.  pl.  maso. 
(s.oben)  gebildeten  o6öf,  udöf,  und  neben  seltnerem,  der 
analogie  des  gen.  pl.  neutr.  folgenden  66,  us. 

Beispiele  des  loc.  gen.  dual,  von  adjectiven,  nebst  pro- 
nomen  demonstr.  und  possess.:  loc.  w  o6u  na8u(14.jahrh.), 
na  dwu  matu  m'astku  (auf  den  zwei  kleinen  Örtchen; 
15.  jahrh.),  wmoju  r^ku,  w  r^ku  tfoju,  wr^ku  sfoju 
(14.  jahrh.),  f  sfu  r^ku  (15.  jahrh.)  u.  s.  f.,  aber  sehr  früh 
vom  plur.  verdrängt:  w  r^ku  pogahskich  (15.  jahrh.;  in 
heidnischen  bänden),  na  mojich  r^kach,  na  sfjch  r^- 
kÄchy  na  sfych  r§ku  (1520),  w  o6u  mojich,  w  oöu 
tfych  (1585)  U.S.  f. 

gen.  (acc.)  wWesd  dwu  starSu  sfego  rodu,  a 
drugu  dwu  dru^ego  rodu  po  ma<5ef y,  a  tfedu  dwu 
(acc.)  tfedego  rodu  (einführen  zwei  ältere  seines  Stam- 
mes, und  zwei  andere  anderen  Stammes  nach  der  mutter, 
und  zwei  dritte  dritten  Stammes),  dwu  lepäu  i  staräu 
a  se  dwu  rodu  dwu  lepäu  (acc.  zwei  bessere  und 
ältere  und  aus  zwei  stammen  zwei  bessere),  se  dwu 
klejnotu  opcu(aus  zwei  fremden  kleinoden ;  1450),  dwu 
tfedtt  (zwei  dritte)  neben  ww'esd  dwu  stardych  .... 
(1500  id.  ac  1450),  ocu  moju,  oöu  tfoju,  skfydlu 
tfoju  (deiner  flflgel;  14.  jahrh.),  moju  r^ku,  r^ku  tfoju, 
r^ku  sfoju,  r^ku  lucku  (d.  i.  ludzku)  (der  menschli- 
chen bände;  14.  jahrh.)  etc. 

Pronomina  personalia:  naju  (noch  im  16.  jahrh.,  unser 
beider),  waju  (euer  beider):  ktöryz  waju  obu  ndsilhöj 
um'itow4t  (1520;  wer  von  euch  beiden  hat  am  stärk- 
sten geliebt)  u.  s.  w.  Beim  volke  mancher  gegenden  lebt 
waju  noch  heute,  z.  b.  z  waju,  kumo,  i^  ^m'ej§  (Ober 
euch,  gevatterin,  lacht  man). 

Nnmeralia  dwa,  oba:  die  ältere  und  ehemals  allein 
giltige  form  fQr  beide  casus,  loc.  und  gen.  (respective  acc), 
and  alle  genera  ist  dwu,  obu  (die  beispiele  siehe  oben). 
Im   17.  jahrh.  entstand  durch   anlehnung  an  tfech,  öte- 


80  Baadottin  de  Coaiienay 

rech  die  form  dwuch,  obuob,  z.  b.  z  obuck  stron 
(Ton  beiden  seilen),  tjrcb  dwuoh  pooft  (dieser  beiden 
reize),  w  dwuch  datach  (in  zwei  körpera;  1690 ),  we 
dwuch  koldo}ach  (in  zwei  kirchen),  na  tych  dwuch 
koncach  (auf  diesen  zwei  enden;  1720)  neben  we  dwo 
m'es^cach  (in  zwei  monaten;  1730)^  dwuch  nacyji 
(zweier  nationen),  z  obuch  stron  (1720),  tych  dwuch 
punktöf  (dieser  beiden  punkte;  1720)  u.  s.  f.  Diese  form 
dwuoh,  wie  wir  sehen,  hat  zwei  endungen :  1) -u,  2)*cb. 
Daraus  bildete  sich  nach  analogie  des  dat.  instr.  dwoma, 
dwom  (als  ob  dwo-  stamm  wäre),  mit  Verwechslung  des 
umito  dwoch  oder  d wo ch  (jetzt  von  dwuch  ganz  und 
gar  nicht  lautlich  zu  unterscheiden,  cf.  dw6m3=dwum), 
z.  b.  po  dwoch  ledech  (nach  zwei  jähren),  oboch  (bei- 
der) u.  s«  f.  Alle  diese  formen:  dwu,  dwuch,  dwoch 
obu,  obuch,  oboch  leben  bis  zur  stunde  fort,  nur  wer- 
den obuch  und  oboch  sehr  selten  gebraucht;  dwoch 
kommt  auch  im  kleiorussischen  vor. 

Diese  endung  «u  des  gen.  loc.  dual,  ist  jetzt  sehr  ge- 
brftuchlich  uod  zwar  mit  ganz  anderer  bedeutung.  Von 
diesen  Zahlwörtern  dwu  und  obu  erstreckte  sie  sich  auf 
andere  Zahlwörter  und  Wörter,  die  sowohl  zu  den  Zahl- 
wörtern, als  auch  zu  den  unbestimmten  f&rwörtern  gez&hlt 
werden  können,  und,  allen  casus  dienend,  ist  sie  eine  all- 
gemeine, generelle  endung  der  unbestimmten  flQrwörter  und 
Zahlwörter  geworden.  Da  dies  in  folge  des  gewaltigen 
überspringens  in  andere  kategoriengefflhle  geschehen  ist, 
so  will  ich  diese  erscheinung  im  dritten  und  letzten  ab- 
schnitte meines  aufsatzes  behandeln. 

^ 

m.    überspringen  in  ein  anderes  kategorien- 
(casus-,  genus-  und  zahl-)  gefühL 

Die  betrachtung  der  historischen  entwickelung  der 
dualformen  und  ihres  einflusses  auf  die  neubildungen  der 
polnischen  spräche  hat  uns  schon  manche  beispiele  dieser 
erscheinung  geliefert  (die  Vertretung  des  duals  durch  den 


einige  Wie  der  frirkmig  der  analogic  in  der  poln.  declination.         81 

plural   fällt  nicht  in   diesen  Bereich,    weil  hier  eine  ganze 
kategorie  zu  gründe  gebt): 

1)  fem.  r^ce,  r^koma,  r^ku  (gen.),  neutr.  ocy, 
niy,  plecy  mit  ihrer  ganzen  declination  werden  jetzt  nur 
als  plural  gefühlt; 

2)  loc.  dual.  fem.  rgku  ist  loc.  siog.  masc.  (?  neutr.) 
geworden,  z.  b.  na  r^ku  prawym  (auf  der  rechten  band, 
als  ob  der  nom.  sg.  rqk  oder  rf  k  wäre); 

3)  acc.  nom.  dual,  neutr.  lede  wird  von  manchen  als 
die  in  Verbindung  mit  numeralien  zu  brauchende  plurale 
form  gefohlt; 

4)  dwuch  entstand  nur  in  folge  des  vergessens  der 
ursprünglichen  bedeutung  von  dwu,  und  diese  bestimmte 
form  dwu  ist  zum  thema  herabgesunken,  um  bestimmteres 
dwuch  zu  bilden. 

Betrachten  wir  jetzt  die  Veränderungen,  welche  durch 
den  einflufs  des  -u  des  gen.  loc.  dual,  in  riesenhafter  aus- 
dehnung  entstanden  sind.  Sie  alle  betreffen  nur  die  die 
sabstantiva  bestimmenden  Wörter,  und  nicht  die  substantiva 
selbst«  Um  sie  zu  verstehen,  müssen  wir  noch  eine  andere 
kraft,  die  sogenannte  attraction,  hinzunehmen.  Man 
nafa  diese  hier  in  betracht  kommende,  so  zu  sagen,  w5r- 
terznsammenhangsattraction  von  der  syntactischen  oder 
satsbauattraction  unterscheiden.  Diese  unsere  attraction 
ist  nichts 'anderes,  als  eine  innere  congruenz  des  bestimm- 
ten und  bestimmenden,  des  subjects  und  prädicats,  des  Sub- 
stantivs und  adjectivs,  des  Substantivs  und  verbums,  und 
diese  innere  congruenz  erzeugt  sehr  natnrgemäfs  auch  die 
äaisere  congruenz.  Es  ist  die  congruenz,  welcher  die  ad- 
jectiva  ihre  casusendungen ,  die  verba  ihre  zahlen  und 
manchmal  ihre  genera  verdanken.  In  folge  dieser,  schon 
theUweise  ins  gebiet  der  syntax  gehörenden  und  dort  näher 
za  untersuchenden  kraft  entstund  folgendes. 

1)  Die  Zahlwörter  p'^d  5,  äesö  6,  sedem  7,  osem  8, 
dzeW^6  9,  dzei^ö  10  sind  ursprünglich  substantiva  ab- 
straeta  fem.  gen.,  und  wirklich  kommen  im  älteren  polnisch 
fast   ansscbliefslich  formen  vor,    wie  gen.  loc.  dat.  p'^^i. 

Beitrüge  z.  ygl.  sprachf.  VI.  1.  g 


82  Daudonin  de  Conrtenay 

äesdi,  sedm'i  u.  8.  f.;  instr.  p'^öq,  äes^q,  sedm'q  u.  8.w., 
was  man  manchmal  noch  beute  zu  tage  hören  kann.  Alle 
syntactischen  beziehungen  also  drückte  man  an  diesen  zahl« 
Wörtern  aus,  und  das  substantivum  trat  nur  als  ergänzung 
dazu,  z.  b.  dal  to  p'^di  (dat.)  paropköf  (er  hat  es  fbnf 
knechten  gegeben),  pojechal  s  p^öq  (instr.)  ludzi  (er 
ist  mit  fbnf  leuten  gefahren),  oUare  sw'ec  sedm'q  jasne 
(die  altäre  durch  sieben  lichter  hell)  u.  s.  f.  Allmählich 
aber  trat  das  gefühl  ein,  dafs  dies  beziehungen  nicht  des 
Zahlwortes,  sondern  des  Substantivs  seien,  und  dafs  das 
Zahlwort  eigentlich  nur  die  rolle  der  näheren  bestimmmung 
spiele.  Darum  fing  man  an,  die  casusbeziehungen  am  sub- 
stantivum auszudrücken.  Da,  wie  sich  von  selbst  versteht, 
diese  sustantiva  im  plural  stehen  müssen,  so  versetzte  man 
in  folge  der  inneren  congruenz  auch  die  sie  näher  bestim* 
menden  Zahlwörter  in  den  plural  und  sagte:  instr.  p'^öoma 
(die  duale,  plural  und  nun^eral  gewordene  endung)  lud im'i 
(mit  fünf  leuten),  und  andere  casus  nahmen  vom  dual  die 
jetzt  numeral  gewordene  allgiemeine  endung  -u  an:  dat. 
p'^öu  ludzom"*  (den  fQnf  leuten),  gen.  p'^du  ludzi,  loc 
p'^<5u  ludzach  und  selbst  instr.  p'^du  ludzm'i  neben 
p'f  doma  ludzm'i  u.  s.  f.  Nur  wenn  das  zahlwort  allein 
steht,  kann  man  den  nach  der  analogie  des  plurals  gebil- 
deten dativ  p'^dom,  dies^dom  (dzesqdom)  u.  s.  £ 
brauchen.  Hier  sind  fem.  sing,  p'^d  u.  s.  f.  zu  pluralen 
geworden,  so  dafs  man  selbst  im  nomin.  bei  persönlichen 
masculinis  nicht  den  nominativ,  welcher  ein  singular  wäre, 
sondern  nur  den  gen.  anwendet,  z.  b.  p'^du  ludzi  pfyö^o 
(fünf  leute  sind  gekommen),  und  dieser  gen.  plur.  wird  in 
beziehung  zum  prädicat  wieder  als  nom.  sing,  neutr.  gef&hlt: 
jedenastu,  dwudzestu,  stuu.  s.  w.  ludzi  pry8to(ll, 
20,  100  u.  s.  w.  leute  sind  gekommen). 

2)  Die  Zahlwörter  von  11 — 19  sind  durch  Verbindung 
der  Zahlwörter  1  —  9  mit  10  mittelst  der  präposition  na 
entstanden,  und  wir  finden  in  der  älteren  spräche  noch 
gen.  jednego  na  sde  (der  11),  dwu  na  sde  (der  12), 
loc.  f  p'§di  na  sde  (in  15)  (§de  f.  dzesf  de,  altbulg.  de- 


einig«  fUle  der  wiikmig  der  aiulogie  in  def  potai.  declination.         83 

8^te  a.  8.  f.  ond  selbst  ordioalia:  f  p'qtym  na  sde  (in 
dem  fUnfzehnten),  w  osmyin  na  s de  (in  dem  achtzehnten) 
u.  8.  f.  In  dwa  na  söe  fand  eine  wirkong  der  attraction 
des  zweiten  gliedes  an  das  erste  statt,  nnd  ans  dwu  na 
sde  entstand  dwnnastn,  jetzt  die  allgemeine  form  f&r 
alle  casus,  und  nach  dieser  analogie  bildeten  sich  jede- 
nastu  11,  tfynastu  13,  cternastu  14  n.  s.  £  dzew'^t- 
nastn  19,  kilkunastu  (einige  über  10).  —  Aehnlich 
haben  wir  nach  analogie  des  dwudzestu  20  f&r  alle  ca- 
sus tfydzestu  (Hr  trech  dzeSqt  30,  p'^dzes^du  ftr 
p'fci  dzesqt  50  etc.,  dzew'^dzeS^du  90,  im  instr.  ne- 
ben dwudzestoma(ze  dwudzestu  oder dwudzestoma, 
mit  20),  tfydzestoma,  p'^dzes^doma,  dzew'^dzei^- 
i^oma,  und  im  dat.,  aber  höchst  selten,  dwudzestom, 
tfydzestom,  p'^dzes^dom,  dzew'^dze^^dom. —  Die- 
ses allgemeine  beherrscbtwerden  der  numeralia  durch  die 
enduDg  -n,  und  noch  specieller  die  echt  duale  form  dwustu 
200,  wirkte  auch  auf  die  hunderte  ein  und  so  sagen  wir 
(in  Verbindung  mit  subst.  für  alle  casus)  stu  (od  lat  stu, 
seit  100  Jahren)  f&r  und  neben  gen.  sta,  dat.  stu,  instr. 
Stern  (aber  in  anderer  bedeutung,  mehr  concret),  tfystu 
300  f&r  und  neben  gen.  tf  ech  set,  dat.  trem  stom,  instr. 
trema  stam'i  (tfem'i  sty),  loc.  tf  ech  stach,  öterystu 
400  neben  cterech  set  u.  s.  f.  Daneben  instr.  stoma, 
dwustoma,  tfystoma  u.s.f.  und  im  dat  sehr  selten  und 
fast  ungebräuchlich  stom,  dwustom,  tfystom  u.  s.  f., 
aber  nur  p^^duset  500,  äeSduset  600  u.  s.  f.  Wir  sehen, 
dafs  hier  sto,  anstatt  als  neutr.  sing,  als  numeraler  plural 
gef&hlt  wird. 

3)  In  obojgu,  dwojgu  fliefst  der  loc.  sing,  von  nom. 
obojgo  (beide),  dwojgo  (zwei)  und  die  allgemeine  numerale 
und  plurale  endnng  -u  zusammen  (cf  r^ku).  Nun  aber  ist 
diese  form  f&r  alle  casus  gesichert  und  wird  neben  gen. 
obojga,  dwojga,  instr.  oboj^em,  dwojgem  gebraucht. 

4)  Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  tyle  (alt  tylo, 
so  viel),  w'ele  (contrahirt;  viel)  und  kilka  (alt  Kilo, 
Kilko,    einige).     Es   sind   ursprünglich    neutr.  sing,    und 

6* 


84  Bandouin  de   Conrtenay 

noch  jetzt  spricht  das  volk  gen.  Welk.  Auch  diese  Wörter 
uDterlageo  der  analogie  3er  numeralia,  und  es  bildete  sich 
tyla,  w'ela,  kilku  für  alle  casus  neben  tyloma,  w'e- 
ioma,  kilkoma  im  instr.,  uodtylom,  w'elom,  kilkom 
im  dat.  (jetzt  selten  und  nur  ohne  subst,  mit  Substantiven 
aber  immer  dat.  w^elu,  wie  obu,  dwu,  obudwu).  Der 
instr.  heifst  pfed  tylu,  w'elu,  kilku  laty,  wie  pfed 
dwu  laty,  oder  pfed  tyloma,  Veloma,  Kilkoma 
laty,  wie  pfed  dwoma  laty,  oder  pfed  tyl^,  Kilk^, 
w'eU  Iftty,  wie  pfed  p'^(5^  laty  f.  p'^c^  lat  (siebe  nn- 
ten).  Nom.  sing,  kilka,  ganz  unbestimmt  in  betreff  des 
genus,  entstand  wahrscheinlich  durch  den  zweifachen  eio- 
fluXs  1)  des  nom.  pl.  neutr.,  da  dies  wort  als  plural  gefthlt 
ward,  und  2)  des  instr.  kilk^,  der  so  aussieht,  als  ob  er 
mit  dem  nom.  sing.  fem.  kilka  zusammenhinge. 

5)  Wir  haben  drei  Wörter  fem.  gen.,  die  neben  ihrer 
eigentlichen  substantivischen  function  zu  unbestimmteD 
Zahlwörtern  (theilweise  auch  fQrwörtern)  herabgesunken 
sind;  nämlich  para  (paar),  sila  (kraft),  masa  (masse)  in 
der  bedeutung  ein  paar,  viel,  menge,  ungeheuer 
viel.  In  dieser  function  erlagen  auch  diese  Wörter  dem 
einflufs  der  numeralen  endung  und  sind  aus  fem.  sing,  zn 
pluralen  Zahlwörtern  geworden.  Demzufolge  finden  wir  im 
17.  jahrh.  gen.  silu  zbrodni  (vieler  verbrechen),  sita 
do  fortuny  wynosemy  nesprobowanych  (wir  erheben 
zur  bedeutung  viele  unerprobten),  wedlug  silu  zdana 
(nach  vieler  meinung),  drob'az^em  situ  stof  (mit  der 
kleinigkeit  vieler  werte),  w  rozlicnosci  silu  feöy  (in 
der  Verschiedenheit  vieler  sachen),  u  situ  (bei  vielen,  cf. 
u  w^elu),  ludzi  situ  potykata  (sie  verschluckte  viele 
menschen)  u.  s.  f.  Wie  wir  sehen,  es  sind  alles  genitive, 
resp.  accusative,  und  es  scheint,  dais  nur  in  diesem  ca- 
sus dieses  wertes  sich  die  endung  -u  einnistete.  Jetzt 
ist  nom.  sita  als  zahl  wort  indeclinabel  geworden,  und  man 
sagt:  nom.  und  acc.  sita  w'ilköf  (gen.  abhängig  von  siia, 
viele  Wölfe),  gen.  sita  w'ilköf,  dat.  sita  v/ilkom,  instr. 
sita  w'ilkam'i,  loc.  f  sita  w^ilkach,  feäach  (sachen) 


einige  Alle  der  Wirkung  der  analogie  in  der  poln.  declination.        85 

u.  8.  f.  Daf&r  aber  sagt  man  jetzt:  gen.  masu  pf  edm'o- 
tof  (einer  menge  von  gegenstftnden),  loc.  w  masu  {>f  ed- 
m'otach,  dat.  masu  pfedm'otom,  instr.  masn  pfed« 
m'otami.  —  Ebenso  do  paru  mlodycb  Indzi  (zu  ein 
paar  oder  einigen  jungen  leuten;  do  pary  mlodyohludzi 
nur  dann,  wenn  man  von  zwei  individuen  ungleichen  ge- 
schlechtes spricht),  na  paru  konach  (auf  ein  paar  pfer- 
den),  seltener  na  pafe  koni  (bestimmter  gesagt). 

Alle  diese  zahlreichen  Übergänge  und  tief  eingreifenden 
verftnderungen  bewirkte  der  einflufs  des  duals,  ausgehend 
von  den  Zahlwörtern  dwu,  obu,  unter  ihn  begQnstigenden 
umständen.  Es  giebt  noch  eine  scheinbar  eben  so  seltsame 
von  den  Zahlwörtern  stammende  analogie,  nämlich: 

6)  Instr.  auf  -q.  Wie  schon  oben  gesagt,  sind  die 
numeralia  5  — 10  feminina  abstracta  und  bilden  eigentlich 
den  instr.  eben  so,  wie  andere  substantiva  fem.  gen.:  p'^öq 
—  diesqcq.  Diese  formen  erlitten  theilweise  beschränknng 
in  folge  der  einwirkuog  der  analogie  von  dwu,  obu. 
Nichtsdestoweniger  sind  die  formen  p'^Cii  —  dzes^cq  ganz 
und  gar  nicht  vollkommen  aufgegeben,  sie  werden  noch 
beliebig  gebraucht.  Ja  noch  mehr,  sie  vererbten  sich  auf 
andere  numeralia  und  mit  diesen  zusammenhängende  Wörter 
und  demzufolge  entstanden  instrumentale,  wie  jedenastq 
11,  dwnnastq  12  u.  s.  f.,  kilkanastq  oder  Kilkunastq 
(mit  einigen  Qber  zehn),  dwudzestq  20,  iiydiest^  30 
u.  B.  f.,  stj}  100;  kilkq,  Velq,  tylq,  entweder  den  be- 
ziehungsausdruck  am  Substantiv  gar  nicht  störend  (z.  b.  z 
Welq  ludzm'i  mit  vielen  leuten,  pfed  kilkq  laty  vor 
einigen  jähren,  pred  tylqm^zami  vor  so  vielen  männem), 
oder  als  instr.  vom  nom.  sing.  fem.  jedenasta,  dwu- 
dzesta,  sta,  Kilka,  w^ela,  tyla  geftlhlt  und  das 
Substantiv  als  eine  ergänzung  im  gen.  plur.  (z  Velq 
Indzi,  pfed  tylq,  w'elq,  kilkq  u.  s.  f.  lat;  cf.  p'^cq 
lat  und  parq  koni  oder  parq  konm'i).  Gegen  diese 
formen  sträuben  sich  alle  polnischen  grammatiker,  da  die- 
selben ihnen  unverständlich,  uncorrect,  unregelmäTsig,  „un* 
organisch  ^  zu  sein  scheinen.     Die  Wirklichkeit  spottet  je» 


86  Baadoain  de  GoürteDay 

doch  des  eifere  der  Schulmeister;  schon  im  17.  jahrh.  fin- 
den wir  zahlreiche  beispiele  dieser  formen,  und  ihr  entste- 
hen kann  man  sehr  leicht  erklären. 

Noch  einige  andere  f&Ue  des  überspringens  in  ein  an- 
deres kategoriengefQhl  sind: 

1)  Die  ehemaligen  collectiva  neutr.  gen.  (contrahirt, 
auf  -je),  z.  b.  derne  (dornstrauch),  gwozdze  (nftgel), 
kam'ene  (gestein,  aus  kam'enije),  w^gle  (kohlen)  u.s. f. 
sind  in  den  plural  übergesprungen.  Noch  im  1 4.  jahrh. 
lesen  wir  z.  b.  w^gle  ro^glo  ^e  jest  od  nego  (die 
kohlen  sind  durch  ihn  angezündet).  Nun  beginnen  zwei 
factoren  einzuwirken:  1)  der  syntactische,  da  nämlich  diese 
substantiva,  obgleich  der  form  nach  singular,  nur  die  mehr- 
heit  ausdrücken;  denken  wir  an  die  syntactische  ersohei- 
nnng,  dafs  Wörter,  wie  yolk,  regiment  u.  s.  w.  in  vielen 
sprachen  (z.  b.  griech«,  lat.,  altbulg.,  russisch  u.  s.  f.)  das 
prädicat  im  plural  bei  sich  haben;  2)  die  vollkommeDe 
ähnlichkeit  und  auch  das  zusammentreffen  in  der  form 
(z.b.  kam'ene  collect,  und  plur.  von  sing,  kam'en,  gwoz- 
die  collect,  und  plur.  von  gwozdz;  dasselbe  gilt  von 
derne  und  w^gle)  mit  dem  nomin.  plur.  der  weichaus* 
lautenden  stamme.  Demzufolge,  obgleich  man  noch  kf  ece 
(blumen),  zhoie  (getreide)  u.  s.  f.  als  sing,  fbhlt  und 
derogemäis  declinirt,  f&hlt  man  doch  kam'ene,  gwozdze, 
Gerne,  w^gle  nur  als  plur.  und  declinirt  darnach.  —  Zu 
diesen  collectiven  gehört,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach, 
auch  noch  das  wort  ludze  (menschen).  Cf.  Wele,  gen. 
Vela  neutr.  sing.,  und  später  sing.  fem.  in  w'el^,  plur. 
numerale  in  w'elu,  w'eloma,  Welom. 

2)  Von  den  femin.  collect,  slachta  (edelleute),  braca 
(gebrüder),  ksqia  (priesterschaft)  ist  nur  ä lach ta  bei  seiner 
idten  declination  und  kategorie  geblieben.  Ks^ia  ist  jetzt 
▼ollkommen  in  den  plural  übergesprungen,  und  hat  bis  auf 
den  nom.  ks^£a  (aber  auch  als  plur.  gefafst:  nicht  ta  ks^i^a, 
sondern  ci  ks^za)  masc.  pluralendungen  angenommen: 
gen.  (acc.)  ksqij  (mit  dem  gen.  sing.  fem.  gleichlautend)^ 
dat.  ksQzom  (&lt.  sing.  fem.  ks^Sy),  instr.  ks^£m'i  (ilt 


einige  Alle  der  Wirkung  der  analogie  m  der  poln.  dedination.        87 

8g.  f.  ki^iq)^  loo.  (o)  ks^zaoh  (ält.  sg.  f.  kiqiy  oder 
ks^i^ej,  cf.  oben  beim  gen.  sing.  fem.).  —  Bra<5a  schwankt 
und  nimmt  bald  die  form  des  masc.  plur.,  bald  die  des 
fem.  sing,  an:  nom.  ci  braca  (also  als  plural  gefühlt),  gen. 
bradi  (gen.  fem.  sg.  und  pl.  maso.,  zusammengeflossen),  dat. 
braci  oder  bra<^om  (1728:  tym  dVema  bradi);  acc. 
=  gen.,  instr.  bradm'i  oder  brad^,  loc.  o  braci  oder  o 
bracach  (1570:  o  tych  dwu  brad^j).  Das  übergewicht 
ist  aber  entschieden  auf  der  seite  des  masc.  plur. 

3)  pojutfe  (übermorgen)  ist  aus  dem  loc.  sing,  (po- 
-jutfe)  ein  nom.  sing,  geworden  und  wird  im  sprachge- 
f&hle  zu  den  contrahirten  gerechnet. 

4)  Das  wort  skurwysyn  s=  s  kurwy  syn  bedeutet 
wörtlich:  ex  meretrice  filius;  s  ist  präposition  (ex), 
kurwy  gen.  sg.  fem.,  syn  nom.  sg.  masc.  Nun  fQhlte  man 
s kurwy  -als  adjectiv  (nom.  sing,  masc.)  und. bildete  im 
17.  jahrh.  den  gen.  skurwego  syna,  dat.  skurwema 
synow'i  u.  8.  w.  Heutzutage  sind  meines  Wissens  nur  for- 
men wie  skurwysyna,  skurwysynow'i  im  gange. 

5)  Stuka  m'^sa  (ein  stück  fleisch)  besteht  aus  nom. 
sg.  f.  ätuka  und  gen.  sg.  n.  m'^sa.  In  folge  der  attraction 
aber  wird  auch  m'^sa  als  nom.  sing.  f.  gefQhlt  und  gen. 
ätuKi  m'^sy  neben  dem  in  ein  wort  zusammengeflossenen 
ätakam'^sy  gebildet  (cf.  w'elkanoc  ostern,  acc.  ehemals 
w'elk^  noc,  jetzt  nur  w^elkanoo,  gen.  Vell^äjnocy  od. 
w^elkanocy  u.  s.  f.;  tydzen  woche,  bei  welchem  der  ge- 
nitivstamm tygodn-  allen  andern  obliquen  casus  zu  gründe 
liegt). 


Ich  habe  im  vorstehenden  die  Wirkung  der  analogie 
in  der  polnischen  dedination  keineswegs  erschöpf,  sondern 
nur  angedeutet.  Untersucht  man  genauer,  so  werden  sich 
noch  zahlreiche  fälle  der  analogie  finden.  Ich  erwähne 
nur  die  weitgreifende  anlehnung  der  pronominalen  dedina- 
tion an  die  adjectivische. 


88    Bandonin  de  Cotirtenayi  einige  Alle  der  Wirkung  der  aoalogie  etc. 

SohlieTslich  möge  noch  eine  allgemeine  bemerkang 
über  die  analogie  platz  finden. 

Ans  meiner  ganzen  darsiellang  erhellt: 

1)  dafs  jeder  casus  von  jedem  substantivum  in  po- 
tentia  alle  endungen  hat,  die  in  der  spräche  leben,  um 
die  diesem  casus  entsprechenden  beziehungen  auszudrücken. 
Ueberwiegt  nur  eine  gewisse  analogie,  gleich  tritt  an  die 
stelle  der  einen  endung  eine  andere,  früher  diesem  oasos 
gar  nicht  zukommende«  —  Gro&ere  aussieht  sich  zu  er* 
halten  haben  hierbei  die  an  anzahl .  überwiegenden  formen, 
formen  die  sich  hftufiger  in  der  spräche  wiederholen,  die 
stets  gebraucht  werden,  deren  analogie  Überwiegend  ist; 
denn  die  Wiederholung  der  eindrücke  macht  diese  stärker 
und  fester  haftend.  Es  kann  so  geschehen,  dais  eine  ge- 
wisse analogie  die  erhaltung  seltnerer  formen  begünstigt 
und  selbst  neue  kategorien  f&r  sie  schafft.  —  Bei  alledem 
strebt  das  volk  nach  Vereinfachung  der  sprachlichen  for- 
men, deren  nothwendigkeit  es  nicht  mehr  fühlt. 

2)  Nur  dann  ist  die  Wirkung  der  analogie  ermöglicht, 
wenn  es  gewisse  berührungspuncte  und  Übergänge  von 
dner  würterkategorie  zur  andern  giebt. 

Zuletzt  fragt  es  sich,  wie  sollen  wir  uns  die  Wirkung 
dieser  sprachlichen  kraft,  der  analogie  denken?  Ea  ver^ 
steht  sich,  nur  mechanisch,  nur  nach  den  einzelnen  eokr 
wickelnngsmomenten.  Man  soll  also  eine  ganze  reihe  der 
allmählich  wirkenden  einflüsse  annehmen,  die  das  sprach- 
geflthl  der  einzelnen  die  gegebene  spräche  redenden  indi- 
viduen  stufenweise  verändern  (nicht  aber  aufheben)  nod 
es  in  dieser  oder  anderer  richtung  sich  entwickeln  und 
sich  neue  anschauuiigen  bilden  lassen.  —  Dies  aber  streng, 
genau  und  erschöpfend  zu  bestimmen,  wird  niemals  der 
Wissenschaft  gelingen. 
Jena,  febrnar  1868.        J.  Baudouin  de  Courtenay 

aus  Warschau. 


Burda,  este,  firwtt  nsque  und  iki.  Sd 

Este,  ^OTSj  usque  und  iki. 

Miklostch  vergleicht  in  seinem  lexikon  das  adverb 
eäte  mit  dem  griechischen  hi.  Vom  Standpunkte  des  alt- 
slowenischen  allein  könnte  man  gegen  jene  Zusammenstellung 
nichts  einwenden,  weil  ät  der  regelmäfsige  Stellvertreter 
von  tj  ist  und  wohl  angenommen  werden  kann,  dafs  edte 
etwa  auf  *etje  zurückgeht. 

Aber  eben  mit  diesem  altslowenischen  st  hat  es  oft 
seine  besonderen  Schwierigkeiten,  sobald  nämlich  aus  d|er 
spräche  selbst  nicht,  erkannt  werden  kann,  ob  dem  St  ein 
t,  st  oder  sk  zu  gründe  liegt.  Tritt  dieser  fall  ein,  dann 
kann  die  beachtung  der  anderen  slawischen  sprachen  noch 
einiges  licht  verschaffen.  Im  böhmischen  z.  b.  steht  einem 
altslowenischen  ät,  wenn  dieses  aus  tj  entstanden  ist,  regel- 
m&fsig  ein  c  gegenüber.  Und  dais  nun  die  böhmische  form 
des  fraglichen  wertes  gerade  jeätS,  und  nicht  etwa  *jece 
lautet,  macht  die  vergleichung  mit  hi  sehr  zweifelhaft,  da 
St  (stä  ist  nur  bohemismns  statt  eines  blofsen  äte)  im  böh- 
mischen nur  dann  einem  altsiowenischen  ät  entspricht,  wenn 
das  letztere  die  Verbindungen  st  und  sk  enthält 

Neben.  e£te  findet  man  noch  häufiger  j es te,  ferner 
auch  oäte  nebst  jaäte.  Wenn  man  nach  dem  bekannten 
gesetze  des  anlautes  im  altslowenischen  von  j  in  jeSte  und 
jaäte  absieht,  bleiben  für  die  etymologie  nur  eäte,  ofite 
und  *aäte  zu  berücksichtigen  übrig. 

Die  betrachtung  nun,  dafs  die  enklitische  partikel  Ka 
sss  r«  =  que  im  altsiowenischen  seltener  als  in  den  andern 
sprachen  vorkommt,  liefs  nüch  im  letzten  theile  von  este 
die  vermifste  partikel  vefmuthen,  indem  ich  annahm,  dala 
sie  sich  vielleicht  öfter  finden  dürfte,  aber  nur  nicht  als 
solche  erkannt  worden  sei.  Die  analogie  von  ie  =  y$ 
läfst  f&r  ka  =  r«  im  altslowenischen  ce  erwarten  und  es 
siebt  dann  eäte  einem  lautgesetze  zufolge  für  ""es-öe.  Wenn 
man  ferner,  dies  vorausgesetzt,  in  den  andern  sprachen  sich 
nach  verwandten  ftür  eöte  umsieht,  so  läTst  es  sich  statt  mit 
h^  eher  mit  dem  griechischen  iara  und  dem  lateinischen 


90  Bnrdft 

usque  vergleichen.  Von  ^are  ausgebend,  dessen  kg  wohl 
mit  der  präposition  ^c;  oder  elg  identisch  ist,  kann  man 
etwa  *a8-ka  aus  vollerem  *ans-ka  (vgl.  kg^  d.  i.  as,  ne- 
ben elg^  d.  i.  ans)  verkürzt,  als  grundform  aufstellen. 
Während  die  entstehung  von  'iare  aus  *aska,  ^anska 
keine  Schwierigkeiten  bietet,  läi'st  sich  in  bezug  auf  usque 
voraussetzen,  dafs  sich  aus  der  grundform  zuerst  ^osque 
entwickelte,  welcher  Vorgang  im  acc.  pl;  masc.  der  a-stämme 
deutlich  vorliegt  (lupos  und  vulfans)  und  dann  erst  in 
usque  überging.  Es  bleibt  nur  noch  übrig,  eine  dem 
griechischen  kg  analoge  präposition  auf  dem  gebiete  des 
slawolettischen  nachzuweisen.  Und  in  der  that  fllhrt  Bie- 
lenstein  (lettische  spräche,  II.  bd.,  s.  293,  §.  546)  unter  den 
Präpositionen  auch  die  jetzt  vollkommen  veraltete  Is  (bis) 
an,  die  nach  den  lautgesetzen  des  lettischen  doch  nur  aus 
*ins  oder  *ens  ==  ursprünglichen  ans  entstanden  sein 
kann.  Daran,  dafs  im  ersten  tbeile  von  *aäte,  oäte,  eäte 
ein  n  ausgefallen  sein  soll,  und  nicht  vielmehr  in  einem 
nasalen  vokale  erhalten  blieb,  darf  man  keinen  anstofs  neh- 
men, sondern  bedenken,  dafs  ja  auch  oba,  obü  im  grie- 
chischen äfji(p(a  äfAfpi  lauten.  Ueberdies  stimmt  die  neben- 
form  oäte  auch  im  anlautenden  vokale  vortrefflich  zu  oba 
und  obü. 

Eine  ähnliche  Verstärkung  einer  präposition  durch  die 
enklitika  ka  zeigt  auch  das  litauische  iki.  Lautet  nämlich 
ye  im  litauischen  gi,  so  schliefst  man  darnach  auch  ein 
ki,  und  das  anlautende  i  in  iki  ist  nach  litauischem  laot- 
gesetze  aus  dem  volleren  in  ss  ursprünglichem  an  ent- 
standen, weshalb  iki  zu  schreiben  vorzuziehen  wäre.  Zwi- 
schen eSte  und  \k\  besteht  lautlich  nur  der  unterschied, 
dafs  ersteres  in  übereinstinunung  mit  griechisch  und  latei- 
nisch vor  der  enklitika  noch  ein  s  enthält,  welches  dem 
litauischen  fehlt. 

Die  so  gewonnene  Zusammenstellung  von  eiie  mit 
ecrre,  usque  und  theilweise  auch  mit  (kl  wird  durch  die 
Syntax  bestätigt  Das  slavische  edte  kommt  gewöhnlich 
nur  noch  als  adverb  vor,  das  sich  im  deutschen  am  besten 


este,  Arrr,  mque  und  ikl.  91 

durch  „noch  immerfort,  noch  immer ^  wiedergeben  läfst. 
Z.  b.  böhmisch  jeäte  tu  sedi  (er  sitzt  noch  immerfort 
da),  jeätS  neSel  (er  ist  noch  immer  nicht  gegangen). 
Man  vergleiche  damit  das  horazische  ...  tarnen  „usque^ 
recurret.  Interessant  ist  es  insofern,  als  sich  darin  die  dem 
griechischen  ig  entsprechende  slawische  prftposition  noch 
als  adverb  erhalten  hat.  Die  zweite  von  Miklosich  ange- 
führte'bedeutung  ron  este,  nämlich  rjdt],  kann  ich  mit  der 
lateinischen  und  griechischen  nicht  vergleichen,  da  ich  den 
Ostromir,  aus  welchem  sie  geschöpft  ist,  nicht  zur  band 
habe.  Möglich  ist  übrigens,  dafs  sie  sich  aus  einem  ge- 
brauche entwickelt  hatte,  der  sich  auch  im  lateinischen 
findet,  z.  b.  local  usque  a  mari  und  temporal  usque  a 
Thale,  inde  usque*). 

Das  litauische  \k\  (Schleicher,  lit.  gramm.  s.  286  und 
287)  und  das  lettische  is  ( Bielenstein ,  lettische  spräche, 
U.  bd.,  s.  293,  §.  546)  stimmen  zu  lateinischen  und  grie- 
chischen redensarten:  usque  Bomam  und  Hotb  ini  t6  da- 
neSov.  Endlich  bildet  usque  in  Sätzen  wie:  ferrum  usque 
eo  retipuit,  quoad  • . .  den  Übergang  zur  griechischen  kon- 
junktion  iare^  der  auch  das  litauische  \k\  (Schleicher^  lit* 
gr.  s.  333)  zur  seite  steht. 


*)  Nur  an  einer  steUe,  95,  4  (Lnc.  7,  6)  ttbersetzt  jeste  im  ostr.  das 
griech.  ^Stit  sonst  stäts  das  gr.  ft^.  Diese  stelle  laatet:  jeste  ie  jemu  ne 
dale^e  s§st9(li8  8§ata)  otfi  domu,  tfd^  Si  attrov  ov  /laxfiav  anixov- 
To<  atio  Ttjq  oixiaq^  Der  Assemanianns  (ed.  Racki)  hat  aber  este  ie  emn 
idfstju  sn  nimi  ne  daleäe  s^stn  otu  domu.  Da  beide,  Ostrom,  und 
Asseman.)  ans  einer  quelle  stammen,  so  ist  vor  der  band  der  text  noch  nicht 
als  kritisch  sicher  gestellt  zu  betrachten.     A.  S. 

Wenzel  Burda. 


92  Burda 

Beiträge  zur  kenntnis  einiger  sujffixe  im 

slawischen. 

I.     Suffix  -yto,  -jta  und  -^tii. 

Es  ist  bekannt,  dafs  der  oom.  sg.  part.  praes.  act  des 
prfisensstammes  'veze-  s=  urspr.  vagha-  auf  die  grnnd- 
form  vaghants  für  das  masc  und  vaghant  ftür  das  neutr. 
zurücicgebt  und  dafs  nach  dem  auslautsgesetse  im  masc. 
ts  und  im  neutr.  t  abfallen  mufste.  Das  übrig  bleibende 
^vaghan  verwandelte  sich  einem  lautgesetze  des  slaw.  so* 
folge  schliefslich  in  vezy,  welches  f&r  beide  gescfalechter 
gilt,  worauf  besonders  hingewiesen  werden  soll. 

Von  dem  mit  dem  sufExe  man  abgeleiteten  sahst,  nom. 
sg.  kamy,  plam.y  u.  a.  können  mittelst  des  secund&reu 
Suffixes  ka  deminutiva  gebildet  werden,  wie  kamy-kü, 
plamy-kü.  Hier  ist  deutlich  zu  sehen,  dafs  der  stamm 
kaman-,  wenn  das  suflfix  -ka  antritt,  dieselbe  form  an- 
nimmt, die  er  im  nominativ  zeigt. 

Diese  zwei  sicheren  beispiele  sollen  darthun,  dals  ein 
ur^rfingliches,  in  den  auslaut  tretendes  an  ohne  unterschied 
des  geschlechtes  im  masc.  und  neutr.  zu  y  werden  kann, 
und  zweitens,  dafs  ein  konsonantischer,  mit  einem  nasal 
schliefsender  stamm,  sobald  konsonantisch  anlautende  Suf- 
fixe an  ihn  treten,  dieselbe  form  wie  im  nom.  sg.  annimmt» 

Nachdem  dieses  vorausgeschickt  worden  ist,  kann  ich 
zur  Sache  übergehen,  und  als  beispiel  für  das  suffix  -yto 
möge,  kopyto  (ungula)  gelten.  Ich  bin  nAmlich  der  an« 
sieht,  dafs  dieses  suffix  nicht  einfach  ist,  sondern  in  -y-to 
zerlegt  werden  mufs  und  dafs  y  in  diesem  falle  gerade  so 
aus  einem  ursprünglichen  an  sich  entwickelt  hat,  wie  im 
nom.  sg.  neutr.  vezy  und  masc.  kamy.  Die  grundform 
des  Wortes  ist  daher  *kapan-ta-m,  und  es  hat  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  auch  ein  noch  älteres  nomen  ge- 
geben, dessen  stamm  *kapan  mit  einem  konsonanten  en- 
digte und  das  im  nom.  sg.  *kopy  gelautet  hat.  An  diesen 
stamm  trat  dann  das  erweiternde  suffix  -ta  wie  -ka  an 


boitrilge  zur  kenntnis  einiger  sufBxe  im  slawischen.  93 

*kamaD  und  es  hat  sich  *kapan-  vor  -ta  in  ""kopy- 
verwaodelt  wie  *  kam  an-  vor  -ka  in  kamy.  Die  .ein- 
wenduDg,  dafs  kamy  eiD  masc.  ist  und  ""kopy  ein  neutr. 
sein  mQlste,  wird  durch  das  oben  angeführte  neutr.  des 
part  praes.  act.  vezy  zurückgewiesen. 

Aus  dem  slawischen  allein  lassen  sich  f&r  diese  auf- 
fassang  weiter  keine  gründe  vorbringen,  aber  sie  wird  sehr 
wahrscheinlich,  ja  beinahe  gewifs,  wenn  man  erscheinungen 
in  anderen  sprachen  berücksichtigt.  Ich  weise  vor  allem 
aof  das  lateinische  unguen  und  unguentum,  in  welchem 
die  erweitemng  eines  konsonantischen  Stammes  auf  an 
durch  ein  suffix  -ta  klar  vorliegt  und  das  auch  in  der 
fonction  ganz  gut  zu  kopyto  pafst  Denn  so  viel  ist 
gewifs,  dafs  dieses  zu  der  wurzel  kap  (schlagen)  gehört 
und  wie  unguen,  unguentum  ein  mittel  oder  Werkzeug 
bezeichnet.  Noch  häufiger  als  das  suffix  an  und  an-ta 
ist  das  damit  sehr  nahe  verwandte  suffix  -man  und  -man- 
-ta.  Auch  bei  diesem  bestehen  öfter  noch  beide  formen 
neben  einander  wie  segmen  und  segmentum,  tegumen 
und  tegumentum,  medicamen  und  medicamentum 
u.  a.  m.  oder,  was  im  bezug  auf  kopyto  besonders  merk- 
würdig ist,  gerade  die  form  mit  dem  schon  erweiterten 
Suffixe  -mento  =  nrspr.  -manta  ist  die  ausschliefslich 
übliche,  und  sind  nomina  auf  -mentüm  im  lateinischen 
ziemlich  h&ufig. 

Noch  wichtiger  ist  der  umstand,  dals  die  in  rede  ste- 
hende erscheinnng  nicht  auf  das  lateinische  allein  beschränkt 
ist,  sondern  sich  auch  im  altindischen,  gotisch-althochdeut- 
schen und,  wenn  meine  vermuthung  richtig  ist,  im  griechi- 
schen wieder  findet.  Die  existenz  derselben  im  altindischen 
beweist  der  stamm  a^manta-,  welcher  wie  kopyto  ein 
neutrum  ist,  und  aus  dem  gebiete  der  deutschen  sprachen 
gehört  hieher  das  gotische  hliuma  neben  dem  althoch- 
deutschen hliumunt.  Für  das  griechische  möchte  ich  die 
nomina  auf  -^a  mit  dem  stamme  -^crr-  erwähnen.  Denn 
da  a  nach  einem  lautgesetze  gleich  a  + nasal  sein  kann, 
so  lüge  hier  nur  der  fall  vor,  dals  statt  ro  ss:  urspr.  ta 


94  Burda 

blofs  r  an  einen  stamm  auf  -man-  getreten  und -^cri^r- in 
-/tar-  verwandelt  worden  wäre. 

Aufser  kopyto  sind  im  slawischen,  so  viel  ich  weifs, 
noch  zwei  nomina  mit  dem  sufBxe  .-y-to  gebildet.  Das 
erste  von  ihnen  ist  koryto  (cisterna),  welches  im  böhmi- 
schen vorzugsweise  den  trog  bezeichnet,  worin  den  thiereD 
futter  vorgeschüttet  wird.  Es  wäre  daher  möglich,  dafs 
es  mit  dem  griechischen  xoQivvvfn  verwandt  ist.  Das 
zweite  wort  varyto  kommt  in  der  königinhofer  handschrift 
vor,  wo  es  ein  Saiteninstrument  bezeichnet.  Ich  führe  es 
hier  an  ohne  allen  commentar,  blofs  weil  es  in  sufGx  und 
Function  ganz  mit  koryto  und  kopyto  übereinstimmt. 
Endlich  weifs  ich  recht  gut,  dafs  neben  kopyto  einmal 
auch  kopato  vorkommt;  doch  soll  dieser  fall  der  gegen- 
ständ eines  späteren  artikels  sein. 

Aehnlich  wie  mit  -y-to  scheint  es  sich  auch  mit  dem 
Suffixe  -y-ta  zu  verhalten,  was  ich  jedoch  nur  als  unmafs- 
gebliche  meinung  ausspreche.  Mir  sind  zwei  beispiele  da- 
von bekannt,  nämlich  das  böhmische  rokyta,  welches 
eine  weidenart  bezeichnet,  und  das  russische  volokyta 
(altslovenisch  wäre  *vlakyta)  mit  der  bedeutung  homo 
vagus  als  masc,  procrastinatio  als  fem.  (siehe  Miklosich, 
bild.  d.  nomina  im  altslov.  §.  112).  Man  vergleiche  übri- 
gens das  lateinische  Carmenta  neben  Carmentis  und 
mit  letzterem  sementis  nebst  dem  verbum  sementare, 
endlich  noch  placenta. 

Liefsen  sich  endlich  Wörter  auf  -y-tu  nachweisen,  so 
besäfse  man  beispiele  dieses  Suffixes  für  alle  drei  geschlech- 
ter, nämlich  -y-to  n.,  -y-ta  f.,  -y-tü  m. 

Ein  nomen  auf  -y-tü  ist  mir  nun  allerdings  nicht 
bekannt,  aber  f&r  den  fall,  dafs  in  kopyto  der  vokal  y 
einem  ursprünglichen  an  entspricht,  ist  das  wort  chomqtö 
besonders  wichtig,  obwohl  sich,  wie  gesagt,  dagegen  ein- 
wenden läfst,  dafs  man  ja  statt  q  ein  y  erwartet  hätte.  Wer 
jedoch  gedenkt,  dals  das  part.  praes.  act.  des  verbums  je smif 
nicht  nur  wie  gewöhnlich  sy  lautet,  sondern  auch  in  der 
form  8%  nachgewiesen  ist,  der  dürfte  in  ^  des  Wortes  cho- 


beitrage  zur  kenntnis  einiger  suilßxc  im  »lawiscben.  95 

m^tü  die  regelmälsige  Umwandlung  eines  ursprOnglichen 
an  erblicken  und,  im  vergleiche  zu  dem  jedenfalls  schon 
abgeschwächten  y,  das  ^  vielmehr  ftkr  den  volleren  und 
älteren  laut  ansehen.  Dafs  chomqtü  mit  dem  litauischen 
kamäntas  identisch  ist,  bedarf  keines  be weises,  aber  ob 
hier  das  sufGx  -ta  an  einen  früheren  konsonantischen  stamm 
(etwa  *  kam  an)  getreten  ist,  läfst  sich  nicht  nachweisen, 
sondern  höchstens  wahrscheinlich  machen. 

Die  auffallende  ähnlichkeit  des  slawischen  kopyto 
mit  dem  griechischen  xonavov  in  wurzel,  function  und  theil- 
weise  auch  im  su£Sxe  ist  sicherlich  nicht  zufallig  (auch 
das  slawische  hat  neutra  auf  sufBx  -ana-,  wie  vreteno, 
böhmisch  vreteno,  deminutiv  sogar  noch  vret-an-ko, 
was  altslovenisch  *vretenüko  =z  ursprünglich  vrata- 
nakam  lauten  müfste),  und  ferner  ist  zu  bemerken,  dafs 
konsonantischen  suffixcn  bisweilen  vocalische  auf  a  zur 
Seite  stehen,  somit  neben  xonavov  auch  ein  stamm  *xo;iar- 
wie  unguen  möglich  wäre,  welcher  dann  ganz  mit 
*kopy  in  kopy-to  übereinstimmen  würde.  Mit  den 
Substantiven,  welche  ein  mittel  oder  Werkzeug  bezeichnen, 
gehen  nomina  agentis  band  in  band,  die  konsonantischen 
Stammes  sind  {aoTJycop^  Tiavt^ijv  edo,  pecten),  und  der 
Übergang  konsonantischer  stamme  in  vocalische  weibliche 
findet  sich  bei  -uov  und  -fiova^  "fiiv  und  -(juva.  So  wie 
sich  dann  xoTiavov^  dqinavov  zu  kopyto  verhalten,  so 
verhält  sich  ägBnävr^  mit  dem  litauischen  k&mana  zu  ka- 
mäntas und  chomqtu,  d.  h.  es  könnte  neben  einem  fe-* 
mininum  auf  -ana  {dgeTidpijj  kamana)  und  einem  neu- 
trum  auf -ana,  -an  (kopy-to,  unguen,  dginavov)  auch 
ein  masculinum  auf  -an  vorkommen.  Dieses  wäre  *ka- 
man,  an  welches  dann  erst  das  erweiternde  suffix  -ta- 
gef&gt  wurde.  Zum  Schlüsse  mag  noch  bemerkt  werden, 
dafs  das  polnische  chom^to  wie  kopyto  ein  neutrum 
ist  und  das  altslovenische  masculinum  kor^  in  Miklosich^s 
Lex.  palaeosl.  auch  einmal  als  neutrum  angefahrt  wird, 
also  kor^  n.  zu  kor^  m.  wie  chom^to  oder  kopyto 
zu  chom^tü  oder  die  grundformen  der  nominative  karan 


96  Schmidt,  anzeigen. 

ZU    karans   und    kamantam   oder   kapantam    zu  ka- 
mantas. 

Wenzel  Burda. 


Die   slavischen  Ortsnamen    in  der  Oberlansitz  und  ihre  bedtintnng,    ron 
J.  E.  Schmaler.     Bantsen  1867,  Sehmaler  und  Pech.     4.     16  as. 

Die  ersten  drei  seilen  dieser  abbandlung  sowie  der 
titel  sind  in  deutscher  und  sorbischer  spräche  geschrie- 
ben, alles  übrige  nur  deutsch.  Der  Verfasser  theilt  die 
Ortsnamen  in  drei  kategorien,  1)  in  solche,  die  von  dem 
namen  des  gründers  oder  herm  eines  ortes,  2)  in  solche, 
die  von  natfirlichen  Verhältnissen  herzuleiten  sind  und  3)  in 
solche,  welche  in  folge  einer  gewissen  Übereinkunft  ent- 
standen. 

Ueber  die  einordnung  mancher  namen  in  die  eine  oder 
andere  dieser  kategorien  mag  man  noch  mit  dem  Verfasser 
rechten  können,  die  Schwierigkeit  aber,  welche  in  allen 
systematischen  Ordnungen  von  oft  unverständlichen  namen 
liegt,  wird  die  kritik  zur  nachsieht  stimmen  müssen.  In- 
nerhalb der  verschiedenen  unterabtheilungen  der  drei  ka- 
tegorien ist  die  alphabetische  reihenfolge  beobachtet  wor- 
den, was  die  benutznng  der  arbeit  wesentlich  erleichtert. 
Zu  danken  haben  wir  dem  Verfasser,  dafs  er  sich  etymo- 
logischer Spielereien  gänzlich  enthalten  hat  und  bei  dnnke- 
len  namen  seine  ratblosigkeit  offen  bekennt. 

Jena.  Johannes  Schmidt. 


Weber,  anzeigen.  97 

Korze  elementargrammatik  der  sanskritsprache.  Mit  vei^eichender  be- 
rttekaichtigang  des  griechischen  und  lateinischen.  Von  Camillo  Kell- 
ner, dr.  phil.,  lehrer  am  gymnasium  zu  Zwickao.  Leipzig,  F.  ▲• 
Brockhaus.  1868.     1  Thlr.  10  Sgr.     pp.  XXII.  211.     8. 

Ein  werk  der  vorliegenden  art  ist  lange  schon  als  ein 
dringendes  bedfirfnifs  geftlhlt  worden.  Der  verf.  hat  sich 
somit  ein  überaus  dankbares  thema  erkoren,  als  er  die  aus- 
arbeitung  desselben  übernahm.  Dieser  glückliche  griff  zeugt 
von  muth  und  richtiger  einsieht  in  das,  was  noth  thut. 
Auch  ist  die  art  der  behandlung  des  Stoffes  im  allgemei- 
nen *)  dem  gegenwärtigen  niveau  der  vergleichenden  Sprach- 
wissenschaft wohl  entsprechend.  Leider  aber  läfst  sich  das 
gleiche  —  und  das  bleibt  denn  doch  bei  einem  solchen 
werke  die  hauptsache  —  nicht  auch  von  des  verf.'s 
kenntnifs  des  sanskrit  selbst  sagen.  Es  ergiebt  sich 
vielmehr  augenscheinlich,  dafs  er  seine  künde  desselben 
nicht  sowohl  aus  wirklicher  Vertrautheit  mit  dem  leben  der 
Sprache,  als  vielmehr  wesentlich  nur  aus  den  vorliegenden 
Sanskritgrammatiken  geschöpft  hat.  Nicht  einmal  das  Pe- 
tersburger Wörterbuch,  welches  zumal  in  solchem  falle 
und  fär  solche  zwecke  denn  doch  geradezu  als  ganz  un- 
entbehrlich erscheint,  kann  ihm  bei  der  ausarbeitnng  sei- 
nes Werkes  zur  band  gewesen  sein.  Für  diese  uafertigkeit 
und  unzureichende  sauskritkenntnifs  des  verf.'s  treten  die 
folgenden  punkte  mit  voller  entschiedenheit  ein. 

1)  Die  häufige  Verwendung  entweder  ganz  unbelegter, 
oder  doch  nur  selten  sich  findender  wurzeln  in  den  bei- 
spielen,  und  zwar  mehrfach  nicht  einmal  unter  beobachtung 
der  dafür  geltenden  regeln.  So  auf  p.  28.  29  tikate  (müfste 
wenigstens  tekate  oder  tlkate  lauten),  dramati  p.  29  (dravati 
läge  näher),  Mandate  p.  29  (müfste  kandati  lauten),  aganti 
sie  gehen  p.  30.  Auch  statt  ^ubhate  p.  29  müfste 
pobhate  oder  ^ubhati  stehen. 


*)  mit  ausnahmen  freilich.  So  erscheint  aof  p.  74  in  der  note  as  als 
plnralatativm  des  pronomens  der  ersten  person,  während  denn  doch  das  s  von 
aamän  etc.  gar  nicht  zu  dem  anlautenden  a,  sondern  zu  dem  folgenden  vaa 
(sma)  gehört. 

Beiimge  z.  vgl.  sprachf.  VI.  1.  7 


98  Weber 

2)  Die  beibringuDg  falscher  beispiele.  äli,  biene,  ist 
masouliDum,  nicht  femininum  (p.  50);  ebenso  abi  schlänge, 
nicht  ahl  (p.  57).  anta  ist  in  der  regel  mascuL;  es  als 
neutrales  paradigma  aufzuftkhren  (p.  61)  leitet  irre.  —  Ka- 
tdrtaja  p.  85  ist  ein  nnding  für  katudtaja.  —  Die  1.  pers. 
praes.  von  wurzel  sü  ist  8ut6,  nicht  save  (p.  106).  — 
Die  3.  pers.  imper.  von  wz.  da  lautet  dadätn,  nicht  dattu 
(!  Kweimal,  auf  p.  108  und  167).  —  Hieher  gebort  auch 
die  falsche  oder  wenigstens  gesuchte  Übersetzung  der  ge- 
gebenen beispiele.  So  v&idja  p.  15  der  veden kundige, 
bal&pva:  p.  22  das  starke  pferd,  tarQtpatti:  ibid.  der  er- 
trag des  baumes,  bftliUitsukjam  p.  23  des  knaben  angst, 
bftlartu:  ibid.  des  knaben  gang,  kavjartha:  ibid.  des  dich- 
ters  reichthum,  pipakä  p.  26  durstig  (I),  tviiS  ibid. 
flamme,  kas  p.  40  gehend,  würz.  f\6  p.  111  unter- 
scheiden. 

3)  Die  mehrfache  Wiederholung  desselben  druckfehlers 
dicht  neben  einander.  So  p.  10  zweimal  m&hftl,  —  p.27 
zweimal  märut,  —  p.  19  fünfmal  wz«  budh  in  der  form 
bhud,  ebenso  p.  34.  35  dreimal  abhödhajam  oder  abhö- 
d^am,  p.  95  zweimal  bhödanti,  —  p.  35  dreimal  svada 
mit  kurzem  a,  —  p.  42  siebzehnmal  hrid  f&r  hrd,  — 
p.  45  achtmal,  p.  70  dreimal  und  p.  207  (im  index)  dur- 
a^anaa  f&r  durmanas,  —  p.  66  zweimal  und  p.  210  im 
index  ^akthi  f&r  saktbi,  —  p.  175  panipadjd  und  panipa- 
dimi  f&r  ^patjd,  ''patimi,  —  p.  185  dreimal  ^ambös  ftr 
(Munbhds.  Die  zahl  der  einzelnen  druckfehler  ist  außer- 
dem eine  überaus  grofse. 

4)  Fftlscbe  oder  doch  ungehörige,  resp.  ungenau  ge- 
faxte regeln.  Im  gewöhnlichen  sanskrit  heifst  es  nie,  wie 
p.  24  gelehrt  wird,  strijsj  iha  oder  güvä  atra,  nur  striji 
iha  und  gäväv  atra.  Der  Sprachgebrauch  hat  sich  unbe- 
dingt hiefür  entschieden.  Nur  die  grammatiker  lehren  auch 
die  andere  weise.  —  Dafs  anlautendes  9  nach  finalem  n  su 
Kh  wird,  ist  §.  81  ganz  mit  stillschweigen  übergangen,  und 
auch  in  §.  83  wird  darauf  nicht  hingewiesen.  —  Die  regel 
§.  87    von   der   beliebigen   Verdopplung   der   consonanteo 


anzeigen.  99 

nach  r  brauchte  in  einer  „eleroentargrammatik^  gar  keine 
stelle  zu  finden.  —  Dafs  ^die  schweren  casus  ans  der  voll- 
sten ursprQnglichen  form  des  Suffixes  gebildet  werden^ 
(p.  43)^  ^^^  mittleren  aus  der  bereits  „einmal  geschw&ch* 
ten  Stammform^,  die  leichtesten  aus  der  „zweimal  ge- 
schwächten^ dgl.,  ist  eine  unrichtige  darstellung  des  sacb- 
▼erhaltes,  steht  auch  im  Widerspruch  mit  der  eignen  an- 
gäbe des  verf.'s  auf  p.  48,  dafs  „vant  die  arsprflngliche 
form  des  Suffixes  väs  sei^.  Nicht  rägän  (s.  p.  175),  son* 
dem  rftgan  ist  die  grundform.  In  den  starken  casus  fin- 
det eben  meist  eine  Steigerung  statt,  während  in  den  mitt- 
leren sich  meist  das  ursprfingliche  thema  zeigt.  —  Dafs 
bei  den  radikalen  nomina  (p.  40)  die  mit  bh  beginnenden 
endungcn  an  den  nom.  sg.  antreten,  ist  eine  rein  von  dem 
ftufserlichen  ausgehende  darstellung.  —  Die  regel  über  Sa- 
lus p.  46  ist  in  einer  „elementargrammatik'^  sehr  überflüs- 
sig. —  Die  reihenfolge  der  vokalischen  deklinationen  geht 
(p.  52)  vom  finalen  ar  (r)  aus,  blos  wegen  des  leichteren 
anschlusses  an  die  vorangestellte  consonantische  deklina- 
tion,  den  die  ar-stämme  bieten,  und  schliefst  mit  finalem  a. 
Die  erste  deklination  wird  somit  zur  letzten.  So  sehr 
wir  im  übrigen  für  sprachgeschichtliche  forschungen  die 
ersetzung  des  r  durch  ar  billigen,  so  hat  dieselbe  bei  einer 
grammatik,  resp.  „elementargrammatik^,  des  sanskrit  denn 
doch  ihre  bedenken,  wie  der  vorliegende  fall  zeigt.  —  Die 
erklärung  des  lokativs  und  genetivs  der  Wörter  auf  u  durch 
eine  Steigerung  desselben,  so  dafs  im  lokativ  aus  av-i  durch 
abfall  der  endung  äu,  resp.  im  gen.  durch  abfall  des  an- 
lüuts  der  endung  (as)  ös  geworden  sei  (p.  55),  ist  ebenfalls 
eine  rein  äufserliche,  giebt  resp.  für  den  völlig  gleichen 
ausgang  des  locativs  der  i- stamme  gar  keine  auskunfb. 
Auch  die  erklärung  des  ena  und  äja  im  instr.  dat.  der 
Wörter  auf  a  (p.  60)  ist  eine  ganz  äufserliche.  —  Die  en- 
dung äis  im  instr.  plur.  der  masc.  auf  a  geht  schwerlich 
auf  äbhis  zurück  (p.  61),  steht  ja  doch  die  form  ebhis 
im  Veda   noch    direkt    daneben.   ~    Der  locativ   von  püs 

7* 


100  Weber 

heifst  nicht  punsu,  wie  der  verf.  aus  M.  Mfliler's  gramma- 
tik  ohne  weiteres  nachschreibt  (p.  65),  sondern  püsu  (vgl. 
jetst  Böhtlingk-Roth  V,  1604).  —  Die  obliquen  casus  von 
9van  werden  aus  Qun,  nicht  aus  Qün  (p.  65)  gebildet.  — 
Die  dualformen  sind  bei  akii  etc.  nicht  von  der  analogie 
der  übrigen  leichtesten  casus  auszunehmen  (p.  66),  wie 
das  eigene  paradigma  des  verf.'s  zeigt,  wo  richtig  akänös 
aufgeführt  ist.  —  Bei  sakhi  ibid.  ist  zu  lesen:  „in  den 
Qbrigen  schweren  (dies  wort  fehlt)  casus  erscheint  sa- 
khai^.  —  anvank  hat  in  den  starken  casus  nicht  anv&nk, 
sondern  nur  anvank  (p.  69.  205).  —  Der  instr.  plur.  des 
pronomens  der  ersten  person  ist  asmÄbhis,  nicht  asmÄbbis 
(p.  74,  wohl  blos  druckfehler).  —  In  den  worten:  ,ydie  fle- 
xion  ist  die  des  simplex  kas^  p.  79  bricht  mal  der  alte 
Adam,  die  Wörter  durch  ihre  nominative,  nicht  durch 
ihre  thematischen  formen  zu  bezeichnen,  wieder  durch 
(ebenso  Qivas,  viermal,  auf  p.  185.186).  —  Bei  den  Zahl- 
wörtern ist  tri^atam  p.  82  einfach  als  „300^  angegeben, 
ohne  irgend  notiz  davon  zu  nehmen,  dafs  es  vielmehr 
eigentlich  103  bedeutet  (vgl.  ind.  stud.  IX,  469),  und  erst 
sekundär  auch  f&r  300  verwendet  wird.  —  Dafs  „die  Ar 
die  verbalform  am  meisten  charakteristische  silbe  den  hoch* 
ton  hat^  (p*  92),  ist  in  dieser  fassung  völlig  irrig.  Li 
der  ganzen  ersten  conjugation  ruht  ja  der  accent  durch* 
weg  (bis  auf  die  augmentirten  formen)  in  den  Specialtempora 
nur  auf  dem  thema,  während  er  in  der  zweiten  conjuga- 
tion —  bis  auf  die  bekannten  ausnahmen  im  sg.  par.,  im 
1.  ps.  imper.,  und  im  potential  —  durchweg  auf  der 
endung  ruht.  Hieraus  ergiebt  sich  zugleich,  dafs  von 
dem  gewicht  der  personalendungen  (p.  102)  hierbei  nicht 
als  mafsgebend  die  rede  sein  kann,  denn  dann  müTste  dies 
gewicht  doch  auf  alle  verba  gleichmäfsig  wirken:  in  der 
that  gehören  ja  auch  die  faktisch  schwersten  dgl.  en- 
dungen,  die  der  l.ps.  imper.,  zu  den  angeblich  leichten. 
Die  Verstärkung  des  thema's  hängt  vielmehr  einfach  nur 
mit  der  betonung  zusammen.  Der  grund  freilich,  warum 
die  alte  weise  der  verba,  denn  das  ist  offenbar  die  der 


anzeigen.  101 

conjugation  II,  der  Deuen  weise  der  coDJngation  I  ge- 
wichen ist,  liegt  Doch  nicht  klar  vor.  —  Die  vollstündige 
anffOhning  der  medialformen  der  wz.  as  auf  p.  92  —  94 
mufs  den  glauben  erwecken,  als  ob  dieselben  ganz  ge- 
bräuchlich seien,  w&hrend  doch  faktisch  nur  etwa  der  sg. 
praes.  belegbar  ist,  die  Qbrigen  formen  nur  aus  der  son- 
stigen verbalconjugation  erschlossen  sind.  —  Dafs  die  9,wui> 
zeln  auf  a^  (sie!)  bei  der  bildung  des  praesensstammes 
die  halbyokale  v  oder  j  einschieben  (p.  95),  ist  eine  ganz 
▼erkehrte  anschauung.  Die  wurzel.  gjö  speciell,  die  dem 
verf.  so  schwere  bedenken  macht  (s.  p.  XI  und  p.  95),  exi- 
stirt  nur  als  eine  abstraktion  Vöpadeva's.  Und  die  son- 
stigen angeblichen  wurzeln  auf  e,  fii,  ö,  die  er  sich  nicht 
recht  erklären  kann,  obschon  er  Schleicher's  ansieht,  dafs 
es  „wurzeln  auf  a'^  seien,  beitritt,  sind  höchst  einfach  als 
bildungen  der  vierten,  nicht  der  ersten  (p.  97)  classe, 
resp.  als  wurzeln  auf  ä  zu  erkennen,  deren  ä  sich  vor  dem 
ja  der  vierten  classe  entweder  bewahrt,  so  glä-jämi,  oder 
verkQrzt,  so  da-jämi,  hva-jämi,  oder  verliert,  so  d-jämi 
(kuriose  andere  erkläft*ung  auf  p.  154).  „Wurzeln  auf  ä^ 
giebt  es  im  sanskrit  überhaupt  nicht,  und  wenn  man  auch 
vom  indogermanischen  Standpunkte  aus  bei  einigen  wur- 
zeln auf  am  und  an  allenfalls  dergl.  unnasalirte  nebenfor- 
men  auf  a  vielleicht  statuiren  mag,  so  ist  es  doch  schwer- 
lich gerathen  auf  grund  dessen  die  sämmtlichen,  ziemlich 
zahlreichen  wurzeln  auf  ä,  primäre  wie  pä,  da,  mä  u.  dgl., 
and  sekundäre  wie  mnä  aus  man,  glä  aus  gal  (gar,  ^ar), 
hvä  ans  ha  etc.  als  auf  ä  ausgebend  hinzustellen,  was  nur 
zur  folge  haben  kann,  dafs  in  jedem  einzelnen  falle  die  Ver- 
längerung desselben  erst  wieder  apart  statuirt  werden  mufs 
(vgl.  z.  b.  hier  p.  106. 108. 109. 118.  123. 125. 140. 148).— 
Die  wurzeln  dhar  und  mar  (p.  98)  werden  allerdings  von 
den  indischen  grammatikern  kurioser  weise  als  verba  der 
6ten  classe  aufgeführt,  aber  deren  praesensstämme  dhrija, 
mrijä  sind  vielmehr  einfach  als  passiv -formen  mit  secun- 
därer  aktivbedeutung  aufzufassen;  dasselbe  gilt  von  wz.  dar, 
drije  (p.99).  —  Die  formen  pipürvas  pipürthas  etc.  (p.l09) 


102  Weber 

sind  grammatische  düfleleieu  (Vöpad^va's).  Die  texte  bie- 
ten piprivas  etc.  —  Der  abfall  eines  „dentalen  aaslautes'' 
vor  den  mit  t,  th,  dh  beginnenden  endungen  (p.  HO)  ist 
ein  falscher  usus,  der  in  eine  „elementargrammatik^  nicht 
hineingehört.  -—  Die  wz.  dar  schwächt  keineswegs  ihr  ar 
zu  „ri  (nicht  r)^  (p.  114),  sondern  zeigt  nur  r  (drn&% 
nicht  drin&'').  —  wz.  bhrl  (ibid.)  bedeutet  zunächst  nicht: 
tragen  (dies  ist  nur  eine  unrichtige  angäbe  einiger),  und 
bildet  femer  nicht  bhrinä^,  sondern  entweder  bhrlnä^  oder 
bhrnä^  —  Beim  „starken^  aorist  (p.  117)  ist  diejenige 
form,  bei  welcher  blos  die  endungen  an  die  wurzel  treten, 
fast  ganz  bei  seite  geschoben  (p.  118),  während  sie  gerade 
speciell  in  den  Vordergrund  treten  muiste.  —  Der  aorist 
ahvam  (ibid.)  erklärt  sich  einfacher  aus  wz.  hü  direkt,  als 
aus  der  Weiterbildung  derselben  zu  hva  (d.  i.  hv&).  —  Beim 
9 schwachen^  aorist  ist  kurioser  weise  die  form  mit  dem 
bindevokal  i,  deren  2.  ps.  plur.  ätm.  Qbrigens  auf  idhvam, 
nicht  auf  idhvam  (so  zweimal)  ausgeht,  vorangestellt 
(p.  120).  —  Der  aorist  amäsisam  für  die  wurzeln  mi,  ml 
(p.  123)  stützt  sich  nur  auf  Vöpadeva  (aus  Pän.  VI,  1,  50 
folgt  er  ebenso  wenig,  wie  das  bei  Westergaar d  und  Mol- 
1er  sich  findende  perfectnm  mamäu,  mame);  die  texte  bie- 
ten, auch  für  das  perfecta  nur  i- formen.  —  Ein  perfect- 
stamm  guhva  von  wz.  hva  (p.  126)  existirt  nicht;  das  per- 
fect  wird  aus  wz.  hü  gebildet  (guhäva),  vergl.  p.  164.  — 
Die  wurzeln  vart,  vardh,  vakd  etc.  lauten  auch  mit  va  an 
und  schliefsen  consonantisch,  haben  aber  doch  nicht  u  als 
reduplikationssilbe  (p.  126)  sondern  va;  die  einfache  coiv* 
Bonanz  im  auslaut  war  zu  betonen.  —  Beim  singular  des 
perfect  par.  (p.  127)  war  der  Zusammenhang  zwischen  be- 
tonung  und  Verstärkung  des  thema's  hervorzuheben,  reep. 
in  den  Vordergrund  zu  stellen.  —  Die  erklärung  der  for* 
men  teniva  u.  dgl.  (p.  128)  durch  Schwächung  des  a  der 
Wurzelsilbe  zu  i,  aasfall  des  anlaute  derselben  und  coo* 
traktion  des  a  der  reduplikationssilbe  mit  dem  i  der  Wur- 
zelsilbe zu  ^  ist  eine  ganz  äuüserliche.  Vedische  formen 
wie  paptima,  tatniid  zeigen,  dals  der  weg  ein  ganz  andrer 


anseig«!).  103 

war:  der  wurzel vokal  fiel  zuerst  aus,  dann  der  worzelan- 
laut,  und  die  Verwandlung  des  a  der  reduplikationssilbe 
zu  e  ist  nur  eine  ersatzdehnung.  —  Von  Ki  und  Mit  (p.  132) 
waren  auch  die  beiden  gebräuchlicheren  formen  lakl^a, 
kiketa  aufzuführen  (zu  ki  vgl.  wenigstens  p.  152),  so  wie 
<^uf  gl  gig^ja  aufmerksam  zu  machen,  um  so  mehr  als  der 
verf.  auf  p.  1 73  n.  zeigt,  dafs  er  bei  kikid  den  werth  dieser 
form  richtig  schätzt.  —  Das  zur  bildung  des  futurum  Sim- 
plex (p.  134)  verwendete  sjämi  etc.  war  gar  nicht  als  ein 
I, futurum  von  as^,  sondern  eben  nur  als  eine  „praesens- 
bildung  auf  ja^  zu  bezeichnen :  denn  es  hat  sich  doch  ge- 
wifs  nicht  zuerst  blos  von  wz.  as  allein  ein  ,,fiiturum^  ge- 
bildet, während  alle  die  andern  wurzeln  leer  ausgingen. — 
Die  medialform  des  participialfutur^s  (p.  138)  ist  im  faktischen 
gebrauch  der  spräche  nicht  recht  vorhanden:  ein  para- 
digma  war  daher  unnöthig.  —  Dafs  das  part.  praes.  ätm. 
bei  cl.  10  vorwiegend  sich  auf  äna  bilde  (p.  142 )9  ist 
irrig:  es  ist  dies  vielmehr  höchst  selten  der  fall. —  Ebenso 
ist  die  active  form  des  part.  praes.  pass.  äufserst  selten, 
die  mediale  form  nicht  blos  die  gewöhnlichere  (p.  143), 
sondern  die  fast  alleinige.  —  Beim  part.  perf.  pass.  ist  in- 
lautendes ar  der  Schwächung  in  r  fast  durchweg  unter- 
worfen: der  verf.  sagt  irrig  (p.  145),  dais  dies  in  der  re- 
get nicht  geschehe,  und  das  von  ihm  angef&hrte  beispiel 
dhariita  ist  falsch;  wz.  dhrä  bildet  dhrsta  oder  dhrsita, 
dharöita  ist  part.  perf.  pass.  des  causativs.  —  Schlielsen- 
des  j  bei  wurzeln  existirt  entweder  gar  nicht,  kann  also 
auch  im  p.  p.  p.  gar  nicht  abgeworfen  werden,  so  bei 
wz.  sphäj  p.  145,  welches  trotz  pasphäjd  wohl  nur  als  wz. 
sphft  d.  4  aufzufassen  ist,  oder  die  betreffenden  wurzeln 
nehmen  bindevocal  i  an.  —  Der  unterschied  der  beto- 
nung  bei  den  formen  des  infinitivs  auf  tum,  und  des  ge- 
randinms  auf  tvä,  welcher  die  verschiedene  behandlung, 
resp.  Steigerung  oder  Schwächung,  der  wurzeln  zur  folge 
hat,  war  hervorzuheben  (p.  147.  148).  —  wz.  gä  gehen  bil- 
det gigami,  nicht  gagämi  (p.  151);  „die  vedischen  formen 
gagäti  [wovon  ^agatj,  ^agajät  sind  noch  nicht  nachzu- 


104  Weber 

weisen^  (petersb.  wtb.).  —  ^äjatS  (p.  152)  ist  nrsprQnj^ch 
ein  passivum,  nicht  medium  der  cl.  4;  im  Veda  werden  die 
passiva,  und  zwar  in  dcponentialer,  wie  in  passiver  bedea- 
tang,  häutig  auf  der  wurzel  betont,  —  wz.  gjä  bildet  fak- 
tisch glta  im  p.  p.  p.;  ^Ina  (p.  155)  geben  nur  die  gramma- 
tiker  an.  —  wz,  div  spielen  (p.  154)  bildet  djüta  im 
p.  p.  p.,  djüna  gehört  zu  wz.  div  jammern.  —  matja  ist  nicht 
als  verbaladjektiv  von  wz.  man  (p.  158)  aufzufassen.  — 
Das  perfect  mamäu  von  wz.  mi  (p.  158)  ist  schwerlich  zu 
recht  bestehend  (s.  oben  p.  102).  —  Bei  wz.  ^  (p.  162)  war  * 
zu  erwähnen,  dafs  der  accent  durchweg  auf  der  wur- 
zel ruht,  was  offenbar  die  stete  guna-steigerung  derselben 
zur  folge  hat.  Vermuthlich  ist  hier,  wie  bei  wz.  äs  (auch 
stets  ebenso  betont)  die  bedeutung  für  dies  ruhen  des 
tones  auf  der  wurzel  mafsgebend  gewesen.  —  Das  p.  p.  p. 
der  WZ.  budh  lautet  regulär  buddba,  nicht  budhita  (p.  169), 
eine  form,  die  zum  wenigsten  nur  sehr  selten,  resp.  in  spe- 
cieller  bedeutung,  geraucht  wird.  —  Die  erklärung  der 
wurzeln  90,  so  durch  a^,  resp.  as  (p.  162.  171)  hat  an  die- 
sem orte  nichts  rechtes  zu  suchen,  ist  ja  zudem  auch  an 
und  ffir  sich  noch  sehr  zweifelhaft.  —  Das  desiderativ 
der  WZ.  budh  lautet  in  der  regel  bubhuts ,  nicht  bubödhiä 
(p.  172).  —  Neben  pipatiä  (ibid.)  war  pits  zu  erwähnen,  wie 
denn  der  gänzliche  mangel  einer  erwähnung  der  formen 
lips,  rips,  rits  etc.  höchst  auffällig  ist.  —  Das  desiderativ 
von  karä  ziehen  lautet  nicht  Kikiräämi  (p.  175),  sondern 
dies  ist  das  desiderativ  von  wz.  kar  machen.  —  Das  in- 
tensivum  wird  nicht  gebildet  durch  das  passivum  mitgu- 
nirter  praesensreduplikation  (p.  174),  wie  die  vom  verf. 
angegebenen  beispiele  ja  auch  selbst  zeigen,  z.  b.  keknje 
intens.,  aber  passiv  krije,  tästarj^  intens.,  aber  stlije  pass. 
(ein  „passiv  starje^  existirt  nicht).  Der  verf.  hat  sich  hier 
durch  sein  bestreben,  äufserliche  hilfsmittel  zur  bildung 
der  formen  anzugeben  (vgl.  z.  b.  p.  141.  142  „um  das  ... 
zu  finden'^),  irre  leiten  lassen.  —  Die  aktivform  des  in- 
tensivs  ist  etwas  stiefm&tterlich  behandelt  (p.  174);  sie  fin- 
det sich  nicht  blos  „zuweilen^,  sondern  steht  ganz  gleich- 


anzeigen.  105 

berechtigt  neben  der  deponensform  da. —  pälajämi  (p.  175) 
kommt  nicht  von  päla,  sondern  ist  aus  pärajämi,  caas.  wz. 
par,  entstanden.  —  Die  nomiualbildung  ist  auf  p.  176. 177 
sehr  kärglich  abgespeist.  —  Bei  der  composition  war 
es  bei  dem  sonstigen  Standpunkt  des  verf/s  in  der  that 
unerläfslich,  etwas  bessere  Ordnung  in  die  bekanntlich 
tbeilweise  zusammenfallenden  sechs  classen  der  indischen 
grammatiker  hineinzubringen  (beiläufig  bemerkt  steht  nicht 
gandha  fine  comp,  ftfr  gandhi  p.  184,  sondern  gerade  um- 
gekehrt). Das  speciminis  caussa  auf  p.  185  —  6  erklärte 
compositum  ist  nicht  ganz  richtig  aufgefafst;  in  ,,9ambhö: 
parjankagranthibandhadvigunitabhugagä^l^asävlta^änö: 
(whilst  his  serpents  coil  with  the  folds  of  his  vesture 
round  his  bended  knees,  Wilson)  ist  nämlich  bhu^aga  plu- 
ralisch aufzufassen,  und  dvigunita  gehört  nicht  zu  bhu» 
gaga,  sondern  zu  äpleäa;  also:  „Qiva,  dessen  kniee  bedeckt 
sind  durch  die  umwindungen  seiner  schlangen,  welche  die- 
selben verdoppelt  haben,  um  ihm  zur  herstellung  der  pa^ 
rjankagranthi  genannten  positur  (sitting  on  the  hams  with 
a  cloth  fastened  round  the  knees  and  back)  behQlflich 
zu  seih^.  Oder  wenn  man  mit  dem  verf.  konstruirt  —  und 
in  der  that  stimmt  ihm  der  hiesige  comm.  des  drama^s 
(Chambers  443)  zu  — ,  so  darf  man  doch  nicht  vom 
„schlangenpaar^  sprechen,  sondern  mufs  übersetzen:  „be- 
deckt durch  die  umwindungen  der  schlänge,  die  sich  ver- 
doppelt hat,  da  sie  das  band  für  die  parjanka-positur  bil- 
det^. Jedenfalls  wäre  ein  verweis  auf  dien  sachlichen  ver- 
halt der  hier  vorliegenden  Vorstellung,  die  sonst  als  baarer 
unsinn  erscheint,  wohl  am  platze  gewesen.  — 

In  der  darstellung  des  schriftsystems  ist  die  angäbe 
(p.  189)  unrichtig,  dais  nur  dann,  wenn  der  erste  der 
zusammentreffenden  consonanten  zur  reehten  keinen 
senkrechten  strich  hat,  sich  beide  consonanten  zu  einem 
compendium  ,|auf  folgende  weise''  vereinigen,  denn  die  auf 
p.  190  „folgenden'^  beispiele  enthalten  auch  falle,  wo  der 
erste  consonant  ein  t,  n,  s  ist,  die  doch  sämmtlich 
zur  rechten  einen  senkrechten  strich  haben.    Das  angeb- 


106  Weber 

liebe  „compendium^  gnj  (p.  193)  ist  ▼ielmebr  gjr  sa  le- 
sen.  —  In  der  Schriftprobe  (p.  194 — 197),  die  kurioser 
weise  aus  einer  ganz  sekundären  quelle,  nämlich  aus  einem 
186 1  von  Kossowicz  veranstalteten  abdnick  der  Sävitn,  eiit> 
lehnt  ist,  während  doch  die  Boppsche  ausgäbe  (1829),  resp. 
die  Originalausgabe  des  Mahäbbärata  (III,  16620 — 16657) 
weit  besser  zu  gründe  gelegt  wäre,  ist  eine  sehr  groise 
zahl  von  fehlem  enthalten,  und  zwar  theilweise  solche,  die 
auch  in  der  lateinischen  Umschrift  auf  p.  198 — 200  ganz 
ebenso  wiederkehren.  Es  sind  darunter  resp.  einige  sehr 
grobe  Schnitzer.  So  ist  in  v.  27  beide  male  nrpat^r 
(mit  viräma)  pär9vam  aus  Kossowicz  herQbergeDommen, 
und  in  v.  19  hat  der  verf.  in  ^ukU  das  von  Kossowicz 
für  kl  verwendete  compendiumszeichen,  welches  alleofalls 
wie  ktl  aussieht,  gänzlich  verlesen,  resp.  in  beiden  textea 
durch  9ulkte  (sie!)  wiedergegeben!  was  er  sich  dabei  wohl 
gedacht  haben  mag?  Abgesehen  von  diesen  und  den  son- 
stigen direkten  fehlem  (z.  b.  viermal  ^th  statt  ät  und  drei- 
mal umgekehrt  ät  für  sth)  ist  aber  auch  die  beobachtete 
Orthographie  selbst  sehr  mangelhaft.  Es  ist  gegen  alle 
Ordnung  im  innern  der  Wörter  die  nasale  durch  aousvänt 
zu  geben,  also  käkanim,  krtägalir,  dagegen  finales  m  ei- 
nes compositionsgliedes  dem  folgenden  anlaut  anzopassen, 
so  satjasandhö,  santäpam,  santänam  (neben  kilät,  sämd- 
nire  tlbrigens,  wofQr  consequenter  weise  kinkit,  samm^ 
nire  zu  erwarten  wäre).  Auch  wäre  bei  der  vom  verf.  be- 
liebten durchf&hrung  der  abtheilung  der  einzelnen  Wörter 
von  einander  darauf  zu  halten  gewesen,  dafs  finales  m  vor 
folgendem  vocal  eben  durch  m,  nicht  durch  anusvfira,  ver- 
treten ward.  Die  Verdoppelung  des  dh  nach  r  in  vjavard- 
dhata  v.  19.  21  ist  ganz  Qberflüssig,  znmal  da  die  regel 
(§.  87)  sonst  nicht  beobachtet,  vielmehr  dharmätmft,  dbir- 
mika:,  sarva,  artha  etc.  ohne  Verdopplung  geschriebeo 
ist.  —  Das  zugefQgte  vocabularium  (p.  205 — 211)  bf 
zieht  sich  nicht,  was  doch  vor  allem  zu  erwarten  gewesen 
wäre,  auf  die  mitgetheilte  sprachprobe»  Und  in  becsg  «if 
die  einzelnen  darin  au%efQhrten  Wörter  ist  s.  b.  co  benMi- 


anteigen.  107 

ken,  dafs  anaduh  (§.  140)  nicht  als  thema  gelten,  kann, 
sondern  nur  anadvah,  was  ja  übrigens  auch  zu  dem  eige* 
nen  System  des  verf.'s,  wonach  er  sogar  anvähk  als  thema 
auffährt)  besser  pafst.  —  wz.  khid  heilst  nicht  betrüben, 
sondern  etwa  drücken,  und  nur  im  ätiii.  sich  bedrückt  füh- 
len, betrübt  sein;  auch  ist  die  parasm.  form  khindami  in 
der  spräche  selbst  nicht  lebendig,  nur  kbidämi,  resp.  khid- 
jämi  (in  neutraler  bedeutung)  ist  belcgbar. 

Wir  haben  uns  im  vorbtehenden  wesentlich  auf  das 
beschränkt,  was  uns  gerade  beim  durchlesen  des  Werkes 
als  besonders  mangelhaft  darin  aufgestofsen  ist.  Es  würde 
zu  weit  führen,  nun  auch  noch  näher  auf  den  plan  des- 
selben und  die  ausführung  dieses  planes,  reep.  die  an- 
ordnang  und  v er th eilung  des  Stoffes  einzugehen. 
Auch  da  würden  allerlei  bedenken  zu  erheben  sein.  Und 
doch  beruht  gerade  hierin  das  eigenthüoiliche  verdienst 
des  verf^s,  welches  wir  ihm  in  keiner  weise  schmälern 
wollen.  Freilich  ist  er  auch  dabei  nicht  gerade  mit  be- 
sonderer Originalität  zu  werke  gegangen,  hat  sich  resp., 
wie  er  auch  selbst  angiebt,  wesentlich  an  Schleicher^s  me- 
thode  angeschlossen,  wie  er  denn  sogar  auch  die  morpho- 
logischen formein  Schleicher's  je  bei  gelegenheit  verwer- 
thet.  Imnaerhin  aber  bleibt  das  werk  denn  doch  zum  we« 
nigsten  eine  wirklich  selbständige  umgieisnng  alten  stoflPes 
in  neue,  leider  eben  durch  die  gerügten  defecte  arg  ver- 
unstaltete, form. 

Für  das  Übungsbuch,  welches  der  verf  auf  p.  XI  in 
aussiebt  stellt,  empfehlen  wir  ihm  noch  ganz  besondere 
vorsieht.  Nach  dem  specimen,  welches  er  hier  bereits  in 
der  „Schriftprobe^  vorgelegt  hat,  halten  wir  ihn  zunächst 
noch  lange  nicht  für  reif  genug,  um  etwas  derartiges  zu 
unternehmen.  Auch  können  wir  es  nicht  billigen,  dafs  er 
nur  „transcribirte  sprachstücke^  in  aussieht  stellt;  halten 
es  im  gegentheil  f&r  dringend  noth wendig,  dals  die  trao- 
scription  nur  etwa  den  ersten  beiden  dgl.  stQcken  bei- 
gefhgt  wird,  um  eben  in  das  lesen  einzuführen;  dagegen 
müisteii  auch  sie,  ond  alle  folgenden  stücke  nur,  in  der 


108  Pott 

origiualschrift  gegeben  werden.  Das  glossar  könnte  dann 
wieder  entweder  blos  oder  doch  gröfstentheils  in  lateini- 
soher  Umschrift  gedruckt  sein.  Eine  derartige  verbin* 
düng  beider  methoden  ist  das  beste  mittel,  um  den  an- 
ftnger  allmälig  in  die  kenntnifs  des  Devanägarl  einzufüh- 
ren, in  welchem  ja  doch  für  immer  der  gröfste  theil  der 
sanskritliteratur  gedruckt  werden  wird. 

Berlin,  16. juni  1868.  A.  Weber. 


Ein  deatBch-preursischeB  vocabnlarium  aus  dem  anfange  des  fllnfsehnteii 
Jahrhunderts.  Nach  einer  elbinger  handschrift  mit  erläntenuigen  her- 
ausgegeben von  G.  H.  F.  Nesselmann.   Königsberg  1868.   56b.   8. 

Wer  einem  paläontoIogen  die  freude  über  den  fund 
einer  bis  dahin  unbekannten  vorweltlichen  thiergattung  hö- 
herer art  nachzuempfinden  nicht  unter  seiner  wfirde  hält: 
der  wird  auch  den,  und  zwar,  weil  es  sich  dabei  um  un- 
seres gleichen  handelt,  noch  weitaus  mehr  berechtigten  hoch- 
genufs  eines  Sprachforschers  begreifen,  wenn  ihm  von  einer 
erloschenen  spräche  noch  wieder  aufgefundene  kostbare 
reste  vor  äugen  gestellt  und  fbr  wissenschaftliche  benutsung 
zugänglich  gemacht  werden.  Jedes  volk  ist  ein  stQck 
menschheit  und  seine  spräche  ein  gut  theil  seiner  seele. 
Deshalb  büfst  mit  dem  Verluste  der  spräche,  d.  h.  mit  dem 
allmäligen  eintausche  gegen  eine  fremde  ihm  aufgedrun- 
gene, ein  volk  (es  sind  aber  die  alten  Preulsen  durch  die 
deutschen  Ordensritter  nicht  gänzlich  vom  erdboden  ver- 
tilgt, sondern,  was  von  ihnen  übrig  geblieben,  flols  za  an- 
fange des  17.  Jahrhunderts  mit  den  deutschen  ansiedleni 
in  einsl)  zugleich  auch  die  wichtigste  Seite  seiner  eigenart 
ein,  und  geht  damit,  selbst  beständen  in  der  forterzengung 
seine  leiber  mit  denen  seiner  sieger  unvermischt  fort,  gleich- 
wohl als  dieses  volk  unter.  Ein  schmerzlicher  verlust 
das,  unter  allen  umständen!  —  wo  nicht,  dies  einmal,  z.  b. 
von  manchen  rasch  dahin  schwindenden  rohen 


anzeigen.  109 

Stämmen,  zugegeben,  im  grofsen  haushalte  menschlicher 
entwickelung,  —  doch  jedenfalls,  zu  geschweigen  theiinahm- 
Yollen  mitgefühls,  f&r  die  Wissenschaft  der  Völker-  und 
Sprachkunde;  und  zwar  ein  unersetzlicher,  dafern  die  sprä- 
che als  nicht  durch  die  scbrift  eingefaogen  und  gefesselt 
spurlos  wie  vom  winde  verweht  ist,  nirgends  mehr  der 
oachwelt  eine  erinnerung  von  sich  hinterlassend  und  den 
anhält,  das  volk,  welches  in  jenen  sprachklängen  lebte  und 
webte,  nach  diesen  und  mittelst  dieser  einzuordnen  an 
dem,  ihm  in  dem  grofsen  vielstimmigen  völkerconoerte  ge- 
bohrenden  platze. 

Etwas  ähnliches  bietet  uns  nun  wirklich  obige  scbrift 
von  dem  vielseitig,  im  besondern  aber  um  die  sprachen  in 
unserem  engern  vaterlande,  lithauisch  und  das  damit  nächst- 
verwandte ausgestorbene  idiom  der  alten  Preufsen  wohl- 
yerdienten  königsberger  gelehrten.  NatOrlicb  kommt  es 
ans  gar  spafshafb  vor,  wenn  man  nicht  selten  bei  Franzo- 
sen (und  das  ist  noch  nicht  Qbermäfsig  lange  her)  dem 
glauben  begegnete,  als  spräche  man  im  königr eich  Preu- 
fsen, Berlin  an  der  spitze,  nicht  etwa  deutsch,  sondern 
eine  davon  grundverschiedene  spräche,  die  preufsische. 
Wir  lachen  ob  solcher  Unwissenheit,  und  zwar  mit  vollem 
rechte.  Allein  wie,  wenn  in  unseren  eignen  busen  zu  grei- 
fen wir  nichts  desto  weniger  alle  Ursache  hätten,  und  die 
Franzosen  doch  nicht  auf  einem,  in  solchem  maafse  dik- 
ken  irrthume  säfsen,  als  es  auf  den  ersten  blick  scheinen 
wollte?  Es  bleibe  hier  unbesprochen,  dafs  ein  grofser  theil 
des  an  der  Elbe  und  ihren  Zuflüssen  belegenen  geländes 
zwar  urdeutscher,  allein  erst  wieder  von  den  Slawen, 
welche  in  die  von  germanischen  stammen  verlassenen  länder- 
gebiete  nachrückten,  zurückeroberter  boden  sei.  Uns  küm- 
mert jetzt  nur,  dafs  die  provinz  Preufsen,  welche  durch 
eine  allerdings  sonderbare  Verkettung  von  umständen  in 
erweitertem  umfange  dem  gleichbenannten  königreiche  ih- 
ren  namen  lieh,  unläugbar  nicht  nur  noch  heute  die  sprach- 
lich den  Slawen  um  vieles  näher  als  uns  verwandten  Li- 
thauer  (mit  preufs.-lith.  mnndart,  wogegen  die  poln.-litb. 


1 10  Pott 

in  Scbamaiten)  in  ihrem  schoofse  beherbergt,  sondern  aach 
die  nachkommen  jener  echten  Preufsen,  deren  nun  schon 
seit  Jahrhunderten  verstummte  rede  mit  dem  lithauischen 
und,  in  etwas  weiterem  verwandtschaftlichen  abstände,  dem 
lettischen  eine,  dem  allgemeinen  typus  nach  slawische, 
jedoch  weitaus  alterthflmlichere  besondere  sprachgruppe 
ausmacht,  welche  man,  jedoch  (z.^b.  wegen  der  finnischen 
anwohner  der  Ostsee,  Finnen,  Esthen,  Liven)  nicht  ganz 
sachgemäfs,  als  baltische  zusammenfalst.  Wie  viele  nnn 
aber  selbst  in  Preufsen  wissen  von  jenem  alten  preufsen- 
idiome  aus  mehr,  oder  vielleicht  noch  weniger,  als  blofsem 
höreusagen,  ungeachtet  uns  doch  eine  solche  kenntnifs,  und 
wäre  es  nur  aus  rein  vaterländischem  Interesse,  nahe  ge- 
nug angeht?  Das  leidet  aber  jetzt  keine  entschuldigung 
mehr. 

Zuerst  war  es  J.  S.  Vater,    durch  welchen   das  Sta- 
dium   des    altpreufsischen    wieder   ermöglicht   und    belebt 
wurde.     In  seinem  1821  erschienenen  buche:   Die  spräche 
der  alten  Preufsen  nämlich  ist,   nach  dem  unvollständigen 
exemplare  des  im    geheimen   königsberger   archive  aufbe- 
wahrten  lutherischen  katechismus  von  1561,   der  text  mit 
deutscher  interlinear-öbersetzung  abgedruckt,  sowie  daraas 
Sprachlehre  und  Wörterbuch   angefertigt.     Höheren  anfor- 
derungen  jedoch  genügte  erst  Nesselmann  in:  Die  spräche 
der  alten   Preufsen   an  ihren  Überresten  erläutert.    Berlin 
1843.     Nicht  nur,  dafs  er   den  vorgedachten  katechismoB 
vollständig  und   fehlerfreier   wiedergab,    enthält  sein  back 
auch  noch  von  zwei   anderen   altpreufsischen  katechismen 
(beide  von  1345),  welche  typographische  Seltenheiten  sind, 
den  Wiederabdruck,  und  bekundet  desgleichen  durch  röck- 
sichtnahme  auf  die  verwandten  sprachen  einen  bedeuten- 
den fortschritt.   Schon  1848  aber  gab  der  stadtrath  Ferd. 
Neamann  zu  Elbing  im  V.  bände  der  neuen  preufs.  pro- 
vinzialblätter    von    einem,    in    seinem    besitz    befindlichen 
handschriftliehen  prenfsischen  Vokabular  künde,  ohne  dafs 
in  den  20  jähren  die  von  ihm  verheifsene  veröffiButlichong 
erfolgt  wäre.    Allein,  sobald  im  april  1868  Schenkung  der 


anzeigen.  111 

handscbrift  an  die  elbinger  stadtbibliotbek  erfolgt  war, 
machte  sich  unser  autor  ohne  verweilen  daran,  den  bis 
dahin  fast  ganz  unbenutzt  liegenden  schätz  zu  beben  und 
ans  licht  zu  stellen.  Es  besteht  aber  das  von  Peter  Holcz- 
wesscher  [-wärther?]  aus  Marienburg  abgefafste  oder  doch 
abgeschriebene  deutsch-preufs.  Vokabular  aus  802  nuxnmem, 
welche,  mit  ausnähme  von  no.  459  —  468:  farbenadjectiva, 
sSmmtlich  substantiva  sind,  und  das  bisherige  material, 
obschon,  eben  jener  beschrftnkung  wegen,  nur  in  einseiti- 
ger riohtung  bedeutend  erweitern.  Die  grammatik  trägt 
vergleichsweise  nur  wenigen  nutzen  davon,  wogegen  der 
gewinn  auf  Seiten  des  Wörterbuchs  um  so  beträchtlicher 
ansiUllt,  als  der  luthersche  katechismus  seiner  natnr  nach 
eine  menge  von  sehr  wissenswerthen  benennnngen  zumal 
dem  täglichen  leben  angehörender  dinge  ausschlofs  und 
zu  ausfllUung  jener  schwer  empfimdenen  locken  das  Grün- 
aussehe  verzeichnifs  seines  geringen  umfanges  halber  nur 
wenig  aushalf.  Ueberdem  aber  erweist  sich  das  Vokabu- 
lar auch  für  die  deutsche  lexikographie  nicht  ganz  nutz- 
los, indem  die  deutschen  Wörter  darin,  welche,  indem  die 
handschrift  allem  anscheine  nach  aus  dem  anfange  des 
15.jahrh.  herrührt,  zum  theil  sehr  alterthümlich  und  viel- 
leicht landschaftlich  gefärbt  sind,  weshalb  zu  deren  erklä- 
mng  sich  der  herausgeber  öfters  der  beihQlfe  abseiten  der 
germanisten  Schade  und  Zacher  versichert  hat.  Da 
diese  Wörter  aber  durchaus  hochdeutschen  Charakter  tra- 
gen, ins  alte  Prenfsen  aber  eher  niederdeutsche  bevöl- 
kerung  eindrang:  so  mufs  dieser  umstand  mit  in  betracht 
gezogen  werden,  will  man  sich  etwa  von  dem  zweck  bei 
abfassung  dieses  Vokabulars  rechenschaft  ablegen,  welches 
uns  ein  gütiges  geschick  aus  dem  Schiffbruch  der  zeiten 
gerettet  hat. 

Eine  vorzüglich  wichtige  bemerkung  sei  mit  des  verf.'s 
eigenen  worten  hervorgehoben:  „Eine  genaue  vergleichung 
des  vorliegenden  Vokabulars  mit  der  spräche  des  etwa 
150  jähre  jüngeren  katechismus  von  1561  ergiebt  das  au- 
genaehdnliehe  resvltat,    dab  in  beiden   quellen  uns  zwei 


1 12  Pott 

von  einander  abweichende  dialekte  der  preufsiBchen  spräche 
vorliegen;  und  zwar  haben  wir  in  dem  ans  Marienbnrg 
datirten  Vokabular  den  dialekt  von  Pomesanien,  dagegen 
in  dem  vom  pfarrer  Abel  Will  in  Pobethen  verfafsten 
katechismus  den  dialekt  von  Samland  vor  uns;  auch  zeigt 
die  vergleichung,  dals  der  samländiscbe  dialekt,  obgleich 
die  quelle,  aus  der  wir  ihn  allein  kennen,  soviel  späteren 
Ursprungs  ist,  doch  noch  wesentlich  reiner  und  unverfi&lsch- 
ter  sich  darstellt,  als  der  pomesanische  dialekt  in  einer 
anderthalb  Jahrhunderte  älteren  Urkunde.  Das  aus  Tolkemit 
herrührende  Wörter verzeichnifs  von  Simon  Grünau  steht 
zwischen  beiden  dialekten  in  der  mitte,  jedoch  mit  stärke- 
rer hinneigung  zu  der  spräche  des  katechismus*^. 

Die  einrichtung  des  buches  ist  die,  dafs  auf  die  ein- 
leitung  das  Vokabular  folgt,  welches  nicht  alphabetisch  ist, 
sondern  nach  Sachen  (z.  b.  gott  und  himmel;  jähr  und  zeit; 
erde;  feuer;  luft  u.  s.  w.)  geordnet.  Dann  kommt  die  sehr 
sorgfältige  erklärung  der  Wörter  in  alphabetischer  reihen- 
folge  durch  den  herausgeber,  mit  angäbe  der  parallel -for- 
men aus  dem  katechismus  und  mit  vergleichen  aus  dem 
lithauischen ,  lettischen  und  slawischen,  sowie  unter  hin- 
zufCkgung  der  erklärung  von  den  deutschen  Wörtern,  wo 
diese  erforderlich  ist.  Den  beschlufs  macht:  Deutsches 
register. 

Trotz  der  grofsen  Sorgfalt,  welche  Nesselmann  jedes- 
mal der  aufsuchung  von  verwandten  gewidmet  bat,  stdit 
doch  eine  nicht  geringe  anzahl  von  artikeln  noch  ohne  alle 
ankuQpfung  da;  und  wer  weils,  ob  nicht  viele  von  ihnen 
durch  die  invidia  temporum  ftkr  immer  verwaist  bleiben 
müssen.  Die  ernte  hat  der  herausgeber,  welchem  wir  allein 
f&r  die  blofse  Veröffentlichung  des  wichtigen  fiindes  zn 
reichstem  danke  verpflichtet  wären,  und  zwar  verdienter 
mafsen,  schon  gehalten.  Aehren,  des  bückens  werth,  wel- 
che er  mag  haben  liegen  lassen,  dürften  sich  nur  noch 
wenige  sammeln  lassen.  Vielleicht  ist  unter  dem  folgenden 
das  eine  oder  andere  nicht  unbrauchbar.  Aclocordo 
leitseil,  fahrleine,  kommt  von  anclo,  halfter,  ond  cordo, 


aoseigen.  1X3 

dessen   o  hinten,  wie  schon  N.  anmerkt,  mundartlich  der 
feminalausgang   ist  für    a  im  katechismus.     Das  ist  ohne 
zweifei  poln.  kor  da  (aus  lat.  chorda),  obschon  ein  gflrtel 
von  stricken,  den  einige  Ordensbrüder  um  den  leib  tragen; 
kordel  m.,  strick,  im  poln.,  lith.  kardelus  starkes  tau.  -^ 
Broakay,    bruch   als  kleidungsstück ,    ist  kelt.  braccae 
Dief.  Origg.  Eur.  no.  Gü,  und  bat  mit  poln.  brzuch,  bauch, 
gewifs  nichts  zu  tbun. —  Dantimax,  Zahnfleisch,  enthält 
trotz  menso,  poln.  mi^so,  ksl.  mjaso  fleisch,  doch  viel-» 
leicht  eine  form,  wie  poln.  mi^sko,  zartes  fleisch,  in  sich, 
obschon   der  nasal  widerspricht,    weshalb  N.  s.  34  zu  an- 
dern erklärungen  greift.  —    Zu  doacke  (der  vogel  staar) 
halte  ich  ahd.  däha,  taha  (monedula)  G raff  V,  364.  Dohle 
entsprang  aas  dem  dem.  dachel  morgenbl.  1861,  no.  51  s. 
1205.  Pr.  kote,  tale  d.  i.  dohle.  Stender  hat  im  wtb.  s.  387 
lett.  kohsa  dole,  tahlken  (letzteres  also  wieder  mit  neuer 
demiuutivendung  -ken  niedcrd.  st.  chen).    Merkwürdig  ge- 
nug kommt  der  lith.  name  des  staares  warn^na  auch  mit 
Warnas  rabe  Ness.  wtb.  s.  54  zusammen.  —  Dump  bis, 
gerberlohe,  hängt,  da  sie  aus  eichcnrinde  gemacht  wird,  äugen« 
scbeinlich  mit  poln.  d^b,  eiche,  zusammen.    Lith.  döbai, 
dobbai  pl.  die  beize  der  rothgerber.   Das  wort  mufs  übri- 
gens den  Slawen   abgeborgt  sein,   weil  die  eiche  pr.  au- 
sons,  lith.  auzälas  heifst.     Gnode,  teigtrog,  zu  poln. 
gniot^  ich  knete.   —  Granstis  bohrer,    lith.  grqsztas 
Nesselm.  wb.  s.  269.  —   Caymoys,   achsel,  ist  lett.  ka<- 
meeschi  (s  durchstrichen),  pl.  von  kammessis. -<'  Kalso, 
fladen,  wird,  da  s  hier  wie  im  katechismus  sehr  verschie- 
dene Zischlaute  vertreten  mufs,  poln.  kolacz^  fladen,  eine 
art  knchen,  ksl.  kolaÖ^',  libum.  Mikl.  lex.  p.  297  sein;  xo- 
kixiov  DC.  —  Hinter  kisses,  pelz,  scheint  verborgen  ein 
wort,  wie  poln.  koznch  vom  veralteten  koza,  kuza  feil; 
lett.  kaschoks.   Da  schlufs-s  wohl  kaum  für  x  gesetzt  ist, 
wäre  z.  b.  an  ksl.  koiitza  pellis,  koi^ie  n.  öiguara^  pelles 
Mikl.  lex.  p.  295  zu  erinnern.  —  Keckers,  erweis,  erbse, 
ist  wohl  die  kichererbse,  cicer.  —  Gnabsem  bei  Grünau 
möchte  nicht  eig.  hnnf  knapios  sein,  sondern  hanfsame  (vgl, 

Belbrige  z.  vgl.  sprachf.  VI.  1.  8 


114  Pott 

pnsemen  same,  lith.  im  nom.  semä  hinten  ohne  nasal). 
—  Clumpis  stuhl,  ksl.  kl§p^'  f.  (scamnum)  Mikl.  lex. 
p.  292.  Da  weiches  jer  hinten  auf  i  hinweist,  auch  in  der 
endung  sich  deckend.  —  Ist  kramp tis,  glossirt  nayl 
(eiserner  nagel),  eigentlich  unser  krampe?  Oder  zu  xqi- 
fAovw^i  wz.-wb.  n,  172?  —  Kumetis  bauer  (gebuer)  wird 
richtig  mit  lith.  kümetys  instmann  (auch  zardininkas)  zu- 
sammengestellt. Siehe  indefs  auch  ksl.  km  et''  u.s.w.  Mikl. 
lex.  p.  293,  wo  die  walachische  form  ebenfalls  u  zeigt  und 
mir  deshalb  aus  xwuYixi^q  aufgenommen  scheint.  —  Lu- 
riay,  meer,  mufs  wahrscheinlich  vorn  i  statt  1  gelesen 
werden.  Indeis  das  1  in  lagno,  leber,  welches  (wenigstens 
g  statt  k  hindert  nicht)  mit  lett  aknis  sich  vergleicht, 
hätte  auch  in  lat.jecur,  jecinoris,  skr.  jakrt  einjotaU 
gegenstück.  ^—  Mandiwelis  (quirnestab),  quirlstock,  klingt 
auffallend  an  das  gleichbedeutende  lith.  meuturre  Nesselm. 
lith.  wb.  s.  393  an,  das  zu  skr.  manth  gehört.  —  Pafst 
mulgeno  mark  (roedulla)  zu  dem  deutschen  worte  mit 
eintausch  von  1  gegen  r,  oder  zu  ksl.  mozg  Mikl.  lex. 
p.  378?  Im  letzteren  falle  dürfte  man  sich  auf  den  Schreib- 
fehler wolistian  statt  wosistian  zicklein  s.  50  berufen. 
Der  Zusatz  hinten,  wie  in  kartano  stange,  emeino  mi- 
stel.  Deynayno  morgenstern,  ksl.  d"n"nitza  vom  adj. 
d'^n^'n  (diei)  Mikl.  lex.  p.  185.  Krixtieuo  erdschwalbe, 
lith.  kregzde  s.  Ness.  wb.  s.  225.  Daher  bei  Diosk.  äa- 
xoi  xfovtfrdvtj  statt  yEkidovtov  fiiyct^  Schöllkraut,  russ.  bo- 
rodavnik,  lett.  struttenes  Grimm  gesch.  I,  204  no.  3.  — 
Pagaptis,  bratspiefs,  leitet  sich  passend  von  dem  verbum, 
wozu  lith.  pakabinu,  aufhängen,  Ness.  lith.  wb.  s.  Zuge- 
hört. Ob  aber  auch  der  ace.  dylapagaptin,  werkzeog, 
Ness.  im  katech.  s.  94  mit  dylan  werk?  Lith.  kepti  jedoch 
ist  backen,  braten.  Das  g  statt  k  dürfte  uns  nicht  hin- 
dern, da  auch  agins,  sagnis,  girmis  den  weicheren  laut 
Beigen  an  stelle  des  harten.  —  Zu  peccore,  bäcker,  w&re 
besser  ksl.  pekar^^  (pistor),  poln.  pekarz  verglichen,  aIs 
das  den  Germanen  abgeborgte  lith.  bäkere»  das  ganz  an- 
dern  Ursprungs   scheint.    Die  slawischen   Wörter  gehören 


anzeigeil.  1|5 

ZU  skr.  paK,  was  von  unserem  baucken  unwahrscheinlich 
ist.  Ueber  die  bildung  s.  spüter.  —  In  penpalo  wachtel 
und  pense  (kynboem)  wäre  man  geneigt,  u  statt  n  zu 
lesen,  hielte  nicht  die  vom  vf.  s.  29  unter  kentaris  gemachte 
bemerkung,  eu  werde  sonst  nicht  gefunden,  einigermafsen 
davon  zurQck.  Die  fichte  heifst  lith.  puszis  f.,  was,  im 
fall  sz  auf  den  indischen  palatalzischer  zurückweist,  sich 
recht  gut  mit  ntvxf]  vertrüge,  woraus  das  ksl.  mit  neugr. 
ausspr.  des  diphth.  pevg'  m.  (adj.  pev'kin  mvxivog)  Mikl. 
lex.  p.  5ö9  gemacht  hat.  Eine  der  lith.  namensformen  für 
wachtel  ist  pepala.  —  Aus  plinxne  scheint  d.  plinse  oder 
plinze,  art  eierkuchen,  s.  Heyse,  zu  rühren.  Die  deutsche 
glosse,  wodurch  es  erklärt  wird,  pletcze  ist,  da  cz  in  den 
deutschen  Wörtern  stets  unser  z  vertritt  (im  polnischen 
aber  drQckt  cz,  wenigstens  jetzt,  tsch  aus)  unser  platz 
(kuchenart),  z.  b.  in  zuckerplätzchen,  s.  gleichfalls 
Heyse.  —  Proglis,  brantrute,  soll,  meint  man,  im  zweiten 
Worte  verschrieben,  d.  h.  brantreite,  dreifufs,  sein.  Ich 
meinerseits  halte  die  lesung  aufrecht,  und  rathe  auf  eine 
brandruthe,  d.  h.  einen  kieospahn,  dergleichen  man  in  jenen 
nördlichen  gegenden  zur  erleuchtung  verweudet.  Vergl. 
esthnisch  bei  Hnpel  piirk,  erklärt  durch  per  gel.  Eben 
60  lettisch  bei  Stender  skalla  pergel,  holzfackel,  weil  es 
gesplissen  wird.  Das  wort  rute  kennt  das  Vokabular 
wirklich  als  erklärnng  von  preufs.  riste.  In  betreff  der 
Umstellung  des  r  in  proglis  s.  analoge  fälle  bei  Nesselm. 
8.  7;  strambo,  stoppeln,  heifst  lith.  stambras  steogel, 
balm.  Fulda  hat  in  der  idiotikens.  perge  f.,  Schweiz, 
forche,  kiefer,  kienbaum.  Vergl.  überdem  Nesselm.  unter 
passupres.  —  Saltan,  speck,  liefse  sich  mit  lith.  pal- 
tis,  Speckseite,  nur  unter  annähme  eines  feblers  im  ersten 
werte,  vereinen.  Russ.  sälo,  polo.  sadto,  schmeer,  erklärt 
nicht  das  U  Indefs  haben  wir  auch  kamerto  kammer; 
swintian  schwein;  lanxto  fenster,  lith.  langas.  Estu- 
reyto,  eidechse,  vgl.  poln.  jaszczur*ka.  Das  verhalten 
der  laute  vorn,  wie  in  staytan  Schild,  poln.  szczit.  Ich 
weifs  nicht,  ob,  nach  nicht  seltener  Verwechselung,  t  für  k.  — 

8* 


116  Tott 

Skerptus,  rOsterbaum,  iet  schwerlich  verschieden  von 
litb.  skirpstüs,  rothbache.  Nesselm.  wb.  s.  478.  Das  vok. 
trennt  davon  wimino  ulme.  —  Scritayle  radfeige;  litb. 
skrittas,  aber  skritte  kreis  Ness.  wb.  8.  482.  Im  letti- 
schen heilst  das  rad  skrittulis,  die  feige  aber  zufolge 
Stender  skrittula  gabbals  (stück,  theil).  —  Seese 
amsel,  litb.  szesze.  —  Kann  sixdre  durch  Umstellung 
lett.  stehrts,  litb.  starta  sein?  —  Smorde  faulbaum. 
Vgl.  lith.  smirdele  (Sambucus  ebulus)  vom  gestank,  smir- 
das.  Faul,  stinkend,  lett.  ssmirdens.  —  Snoxtis,  rotz, 
vgl.  lith.  snokszti  schnauben.  —  Sperglawanag,  Sper- 
ber, ist  leicht  erklärt.  Es  ist  wanag,  habicht,  verbunden 
mit  dem  nur  gering  abweichenden  spurglis,  Sperling,  wie 
ja  auch  der  deutsche  name  des  vogels  vorn  gotb.  s parva 
enthält.  Vergl.  nicht  minder  engl,  sparrow-hawk,  der 
finkenfalk.  Auch  läfst  sich  nicht  verkennen,  dafs  gertoa- 
naz,  habicht,  genauer  der  hühnerhabicht  ist  aus  gerto, 
henne,  mit  lith.  w anagas,  lett.  wanags  habicht.  In  wa- 
nag mufs  aus  versehen  die  eudung  weggeblieben  sein,  x 
findet  sich  oft  am  schlufs  als  nominativzeichen  s,  zusam- 
mengeflossen mit  einem  guttural,  z.  b.  slayx  regen  wurm, 
lith.  slekas.  Wosux  Ziegenbock.  Czilix  zeisig.  Me- 
denix-taurwis  (beerbun,  etwa  beeren  fressendes  huhn  f. 
aaerhahn?).  Vielleicht  d an t im ax,  gaylux,  genix,  gun- 
six,  cawx,  lonix.  —  Stabs  ist  schöps  aus  ksl.  skop^'tz 
(eunuchus)  mit  s  statt  tz,  falls  nicht  das  s  im  preufs.  oo- 
minativendung  wegen  poln.  skop  hammel. 

6.  4  wird  bemerkt,  dafs  c  und  t  in  der  mitte  der 
Wörter  zuweilen  gar  nicht  zu  unterscheiden  seien,  während 
sie  am  anfange  der  Wörter  einander  gar  nicht  ähnlich  sä- 
hen. Das  kann  man  nun  auch  sonst  sehr  häufig,  z.  b.  in 
den  von  Diefenbach  herausgegebenen  glossaren,  wahrnehmen. 
Die  Sache  gewinnt  aber  för  unseren  fall  an  bedeutong, 
weil  es  den  anschein  bat,  als  sei  der  Wechsel  zum  öfteren 
nicht  blofs  in  graphischen  mifsverständnissen  zu  snohen, 
sondern  sei  ein  mundartlicher,  was  auch  um  defswillen 
nicht  leicht  zu  entscheiden  ist,  weil  man  c  und  k  znweilen 


anzeigen.  117 

promiäcue  schreibt.  Nesselxnann  bemerkt  s.  40  unter  prei- 
talis,  ambofs,  lith.  prei-kalas  litb.  wb.  s.  176  von  kÄlti 
scbmiedeu,  das  t  sei  in  der  handscbrift  sehr  deutlich,  nnd 
verweist    Qber    die    vertauschung  von   t  und  k  in  beiden 
sprachen  auf  torbis  korbgeflecht  am  wagen;    tuylis  der 
zahme  eher,  h'th.  kuilys;    turpelis  leisten  des  Schuhma- 
chers trotz  und  neben  pr.  kurpe  schuh.    Allein  auch  tun- 
clis  ist  lith.  kukälei  m.  pl.  raden  im  körn,  lett.  kohkali 
kornnäglein,  rahden,  ksl.  kqkoT^  m.  nigella,  poln.  k^kol- 
nica  kornraden  (Agrosteroma  githago)  von  kqkol  lolch, 
lolium.  —  Desgleichen  yttroy  wade,  lett.  ikri  waden  am 
schenke!.   2.  lett.  fischrogen,  und  Ereewu  semmes  (Rufs- 
laods)  ikri   kaviar.     Irisch  iuchair  fish  spawn.     Der  vf. 
fflhrt  rns«.  ikry  an.     R.  ikrä,  ikrü  aber  bezeichnet  nicht 
nur  fischrogen,  kaviar,  sondern  auch  wade.     Eben  so  zu« 
folge  Mrongovius  poln.  ikra   der  fischrogen  2.  besonders 
im  preufs.-poln.  die  wadc,  sonst  lytka.   Vielleicht  vermit- 
telt   durch    die    bedeutung   drüse  mit   dem   begrifie   ange- 
schwollenes   als    Vergleichsdrittem.     Mikl.  lex.    p.  255.  — 
Twaxtan,    mit    queste    glossirt,    erklärt   Schade    bade- 
schürze,  badehose.     Das  bedeutet  nun  mhd.  queste  wirk- 
lich.   S.  Ben.  I,  894      Bringe  mir  ouch  den  bader  mit  der 
qaesten:  läfst  freilich  zweifelhaft,  ob  das  nämliche  gemeint 
sei.    Auch  im  Vokabular  folgt  obiges  wort  hinter  stubo- 
nikis  (beder,  bader),  bei  Heyse  stüberer  auch  stfibner 
ehemals  fQr  bader  (s.  Diez  et.  wb.  s.  336  it.  stuf a,  franz. 
etuve    badstube,    ofen);    d.  loser  (der  zur  ader  läfst) 
und   loskop   d.  i.  lafskopf  ==  schropfkopf  (aus  cupa, 
nicht  Caput).     Die  queste  bringt  Moller  mit  castula  in 
Verbindung,  was  in  Diefenb.  gloss.  p.  105  bad-täch  er- 
klärt wird,  und  möglicher  weise  demin.  wäre  aus  castus, 
keusch.    Trotz  dem  allen  bin  ich  in  zweifei,  ob  twaxtan 
in  Wahrheit  so  verstanden  werden  mufs^  wie  Schade  meint. 
Ob  die  alten  Preufsen  so  zarte  rflcksichten  nahmen,  beim 
baden    badeschürzen    vorzitthnn,    mag   billig   beanstandet 
werden   zu  glauben,    und  ein  badelaken,  vermuthlich  um 
sich  nachher  hineinzn wickeln,  hiefs  kekulis.    So  darf  ich 


118  Pott 

dann  wohl  bescheidentlich  mit  meiner  yermuthnng  herans- 
rficken,  unter  twaxtan  sei  vielmehr  der  badequast  za 
verstehen,  und  das  wort  daraus  entstellt.  Dieser,  bei  deo 
Lithauern  wanta  Ness.  s.  51,  heifst  zufolge Stender,  deutsch- 
lett.  wb.  8.  101  perrema  (zum  baden  gehörend,  von  pehrt 
baden;  prügeln)  sslohta  (besen,  quast)^  die  belaubten  bir- 
kenruthen  dazu  aber  schaggas,  lappas.  Mit  diesen  qufisten 
scheint  man  den  badenden  zu  schlagen,  da  ksl.  prati 
XQovBtv  ferire,  auch  lavare  (wegen  des  schlagens  des  Zeu- 
ges mit  dem  bläuel?)  bezeichnet  Mikl.  lex.  p.  659.  —  Die 
nicht  seltene  bezeichnung  junger  thiere  mittelst  der  endang 
-istian  (eig.  acc.)  N.  s.  50,  z.  b.  gertistian,  kQchlein, 
brächte  die  form  dem  griech.  -Kfxog  nahe,  im  fall  ihr  t 
fbr  k  stünde  und  nicht  etwa  st  (vgl.  oben  gegenüberstehen 
von  szcz  im  polnischen)  doch  anders  zu  fassen  ist. 

Für  e!ne  andere  mundartliche  eigenthümlichkeit  erachte 
ich,  dafs  o  den  verschlag  von  w  zeiget.  Woaltis  eile, 
woltis  Unterarm,  findet  seine  parallele  in  lith  olektis, 
indem  das  wohlberechtigte  k  (vgl.  pr.  alkunis  ellenbogen) 
nach  voraufgogangener  assimilation  gewichen  ist,  gerade 
wie  in  pentinx  (aus  pienc-ts,  lat.  quin-tus,  im  ka- 
tech.),  freitag.  So  hat  der  Lette  saltis  art  schlänge,  lith. 
Haitis,  allein  auch  salktis  hausschlango.  Stender,  Wör- 
terbuch hinter  der  gramm.  ansg.  I,  s.  134.  Desgleichen 
woasis  esche,  woble  apfel,  wobsdus  dachs,  wosee  ziege. 
Wund  an,  wasser,  lautet  im  kat.  unds,  ähnlich  wie  lat. 
unda,  welche  formen  mit  blofsem  u  jedoch  erst  aus  va 
entstanden  scheinen.  Wubri,  wimpro,  wimper,  braue, 
schwerlich  mit  anschlnfs  an  das  deutsche  comp.,  sondern 
ähnlich  wie  orpgvc:  oder  doch  and.  ähnliche  formen  des  Wor- 
tes vorn  mit  vokal,  wie  z.' b.  ill.  obärva,  cafir.  äbrfi.  S. 
et.  forsch.  II,  411.  Wobilis  klee:  lith.,  sonderbarer  weise 
mit  d,  dobilas,  aber  lett.  ahbolites  (als  demin.  von  ah- 
bols,  apfel)  und  ahbolu  sahles,  vermuthlich  indem  man 
die  rothen  köpfe  des  klees  mit  äpfeln  verglich.  Stender  wb. 
8.  393,  allein  als  obs.  auch  dahboli  s.  394.  —  Vgl.  aach 
z.  b.  lith.  argonai,  wargonai,  orgel,  aus  Organum. 


anzeigen.  119 

Das  wenige,  was  sich  in  grammatisoher  hinsieht 
dem  neuen  Stoffe  abgewinnen  läfst,  besteht  etwa  in  folgen- 
dem. Nesseimann  hat  „spräche  der  alten  PreoTsen^  s.  47 
die  beobachtnng  niedergelegt,  dafs  die  im  nom.  sg.  auf 
Tokal  ausgehenden  preufs.  nomina  weiblichen  geschlechts 
seien,  und  gilt  dieser  satz  unstreitig  auch  hier.  Vor  allem 
entspricht  eine  grofse  masse  solcher  auf  o  im  vok.  denen 
auf  a  im  katechisrous.  Z.  b.  menso  fleisch,  kat.  mensa, 
lith.  mesa,  ös  f.;  crauyo  blut,  kat.  krawia,  jedoch  lith. 
kraujas,  o  m.  Tauto  land,  lith.  taut ä,  ös  f.  speziali- 
sirt  zu:  das  Oberland,  Deutschland.  Seltsam  genug,  dafs 
wir  weit  von  Preufsen  weg  und  in  unendlich  früherer  zeit 
ganz  der  nämlichen  erscheinung  begegnen.  Das  oskische 
Dämlich  hat  schon  in  seinen  älteren  denkmälern  im  nom. 
sg.  der  a-decl.,  trotz  der  scheinbaren  annäherung  an  die 
II.  lat.-griech.  decl.,  nachweislich  blolis  ü,  während  im  um- 
brischen  anfangs  noch  u  (o)  und  a  neben  einander  gehen, 
wogegen  in  der  jüngeren  periode  o  allein  geltend  geworden 
sein  mag.  Aufrecht  und  Kirchhoff  denkro.  s.  110.  —  Dann 
folgt  eine  grofse  zahl  auf  e.  Z.  b.  caune  marder,  lith. 
kiaune,  es  f.;  same  erde,  lith.  z'^me,  es  f.  —  Podu- 
kre,  Stieftochter,  lith.  pödukre,  es  f.  (auch  pödukra, 
6s)  Nesselm.  wb.  s.  149  mit  der  präp.  po-,  pa-  (bei)  vok. 
s.  11  zur  bezeichnung  von  stief-,  wie  z.  b.  auch  pomatre 
Stiefmutter.  Das  sanskrit  und  zend  (Justi  wb.  s.  392)  ge- 
ben bei  den  verwandtschaftsnamen  auf  r  diesen  cons.  im 
nom.  auf,  und  ist  dies  in  merkwürdiger  Übereinstimmung 
auch  für  das  lithauische  und  preufsische  als  regel  anzu- 
nehmen. Daher  pr.  mothe  mutter,  lith.  mote  Nesselm.  wb. 
s.  409  ehewcib,  eben  so  aber  auch  bei  dem  m.  pr.  brote 
bruder.  Defsbalb  befindet  sich  Nesselmann  im  irrthum, 
wenn  er  im  lithauischen  auch  für  den  nom.  sg.  etwaige 
formen  mit  r  neben  solchen  ohne  r  als  ursprünglicher  be- 
trachtet, während  sie  dasselbe  doch  nur  erst  jure  postli- 
minii  (wie  z.  b.  upers.  dokhter  statt  des  alterthümlicheren 
dokht)  wieder  erhielten.  Defshalb  ist  swestro  (o  statt 
a),    poln.  siostra,   Schwester,  nur  nach  dem  slawischen 


120  Pott 

und  germaniscben  za  rechtfertigen,  während,  ohne  den  Zu- 
satz des  fem.  o,  eine  ähnliche  form,  wie  lith.  sessü  sr 
skr.  svasä,  zend.  qanha,  allein  lat.  eoror,  zu  erwarten 
stünde.  Podakre,  pomatre  sind  nur  durch  das  e,  als 
ableitenden  zusatz,  in  der  ordnang.  Semen  der  same, 
lat.  se-men,  hat  gleichfalls  den  schlufsnasal  erst  wieder 
aus  den  obliquen  casus  hergestellt,  wie  lith.  semenis  an 
stelle  des  alterthürolicheren  semö,  gen.  mens  Nesselm. 
wb.  s.  4ö9,  wie  ahd.  samo,  gen.  samin  Graff  VI,  55. 
Komaters  gevatter,  poln.  kmotr,  fem.  kmotra  (comma- 
ter)  entstammt  dem  latein.  -—  Der  nominalausgang  e  übri- 
gens ist  fbr  gewöhnlich  wohl  als  aus  ia  ( vg].  skr.  I  f.  aus 
jft,  z.  b.  de  VI,  göttin,  lith.  dewe;  wie  die  lat.  motion  aT- 
«ia)  entstanden  zu  denken,  in  ähnlicher  weise  wie  die  lat. 
V.  decl.  nur  gewissermafsen  abart  ist  yon  der  I.  Daher, 
vermuthlich  durch  assimilirenden  einflufs  des  i,  so  viele 
formen  auf  -ies,  zumal  wechselnd  mit  solchen  auf  »ia,  z.  b. 
materies  :  materia.  So  steht  dem  lith.  kukne  (coquina, 
engl,  kitehen,  küche]  gegenüber  poln.  knchnia,  mss. 
küchnja,  und  sind  die  frauennamen  Euphemia,  Dorothea 
von  den  Lithauern  zu  Pimme  und  Urte  (das  d  wich  der 
cpallelie  wegen;  lett.  Dahrte,  nach  dem  zweiten  th^l 
Tihga)  verunstaltet.  —  Warne,  die  krähe,  lithauisoh 
jedoch  hinten  mit  a  w4rna,  wird  unstreitig  ihrer  geringem 
gröfse  wegen  von  warnis,  lith.  wärnas  (also  hinten  mit 
a)  m.  rabe,  als  f.  unterschieden.  Vgl.  Nesselm.  wb.  s.  54.  — 
Warene  messingkessel,  ist  ungenau,  da  lith.  var-inis 
(fem.  Ines)  ehern,  kupfern,  varies,  erz  Schleicher  lit 
gramm.  s.  12?  und  für  messing  prenfs.  cassoye  aufgef&hrt 
wird.  Indefs  vergl.  bei  Nesselm.  wb.  s.  51  szwitwaris, 
messing,  mit  szwittn  glänzen  s.  533,  lett.  dseltanajs 
warsch  (r  und  s  virgulirt)  eigentlich  gelbes  kupfer;  war- 
rains  kupfern,  ehern.  Mielcke  und  Nesselmann  geben 
waras,  kupfer,  ohne  i  an;  allein  zu  varies  (varias),  ge- 
wöhnlich varis,  gen.  rio  erz,  kupfer  Schleicher  glossar 
s.  336  pafst  nicht  nur  besser  die  durch  striche  im  r  (geo. 
warra)  angedeutete  mooillirung  im  lettischen,  sondern  auch 


anzeigen.  121 

pr.  wargien  kupfer,  was  eigentlich  der  acc.  sg.  ist  mit  g 
für  jot,  wie  saligan,  grün,  lith.  ^alias.  Kaum  doch  engl, 
ore  o.  s.  w. 

Das  lithauische  hat  übrigens  auch  fem.  auf  ia,  z.  b. 
wyniczia  weinberg,  und  i,  wie  marti  die  braut,  Schwie- 
gertochter. Defshalb  mögen  auch  mehrere  preufs.  subst. 
auf  i  als  gleichen  Charakters  angesprochen  werden,  und 
zwar  als  aus  ia  verschrumpft.  So,  als  ein  sehr  deutliches 
beispiel,  dusi,  seele,  was  doch  wohl  eher  dem  lith.  duszia, 
ÖS  f.  gleichkommt,  als  dusze,  es  f.  Ferner  ludini  (wir- 
tyne  hausfrau,  wirthin)  von  Indis  wirth,  hausherr,  ähn- 
lich wie  lith.  kunnigeng,  auch  kunnige  predigerfrau, 
von  kannigas  prediger  (eig.  herr,  unser  wort  könig),  vgl. 
königin;  Adomene  Adams  weib.  Mielcke  sprachl.  s.  21. 
Uebrigens  scheinen  zuweilen  i  und  e  blofs  durch  nnge- 
nanere  Schreibung  verwechselt.  So  z.  b.  pr«  asy  rain,  lith. 
ei^e;  preufs.  pelki  bruch,  sumpfstelle,  lautet  im  lith.  pelke; 
ferner  possi  bälfte.  —  Bei  anderen  Wörtern  wird  die  euU 
scheidnng  noch  mifslicber,  sei  es  nun  aus  mangel  an  paral- 
lelen, oder  auch  wegen  verdachtes,  ob  wir  plurale  vor  uns 
haben.  Sausy,  gans,  mag  einer  anderen  decl.  folgen,  als 
lith.  zasis  (richtiger  mit  rhinismus  9),  gen.  es  f.,  bei  Mielcke 
ies.  Culczi,  hQflte,  verträgt  sich  wohl  besser  mit  lith. 
kulsze,  es  als  mit  der  übrigens  auch  fem.  form  kulszis, 
^9.  Mit  wolti,  ähre,  vergleicht  sich  lith.  waltis,  es  f. 
rispe  im  hafer.  Kaum  aber  fehlt  jenem  aus  blolsem  Schreib- 
fehler das  s.  Vergl.  etwa  arelie  adler,  lith.  erelis.  — 
Mehr  oder  weniger  räthselhaft  sind  mir  sari  gluth  (vergl. 
etwa  gorme  hitze);  kiosi  becher;  posty  weide  (im  suff. 
ähnlich  wie  sos-to,  bank,  lith.  sos-tas  d.i.  sitz);  lonki 
Steg;  stabni  ofen  (etwa  lapideus  von  stabis,  stein?); 
clattoy  klette  (aus  dem  deutschen?).  Garkity  senf. 
Esl.  gor^'k  bedeutet  mxQog,  Wubri,  s.  ob.,  liefse  in  hin«- 
blick  nach  dem  skr.  nom.  bhrü-s  den  ausgang  u-s  erwar- 
ten, welchem  man  anderweitig  oft  genug  begegnet,  z.  b* 
dang  US  mit  der  doppelten  bedeutung  himmel  und  gaumen 
{ovgavitfxog^  lith.  dangns  burnos,  eig.  himmel  des  mun- 


122  Pott 

des,  wie  hoU.  verbeinelte,  gehemelte  des  moods).  Alu, 
metb,  hat  wahrscheinlich  aus  blofsem  versehen  das  end*8 
nicht,  wie  es  lith.  alüs  erfordert.  Dolu,  galle,  schwerlich 
noch  neutr.  -^  Sollte  wubri  mehrheitlich  gemeint  sein, 
welche  vermuthang  auch  bei  noseproly,  nasenloch,  nahe 
gelegt  ist,  gleichwie  bei  agins  äuge,  ausins  ohr,  die  wcAl 
nur  acc.  plur.  (Nesselm.  spräche  der  alten  Preufscn  s.  53) 
sein  können,  worin  das  ns  trefflich  zum  gothischen  stimmt? 
Falls  jedoch  etwa  zu  ksl.  prolijati  (effundere),  woher 
proliva  (os  fluviorum)  Mikl.  lex.  p.  699,  wEre  der  i-Iaut 
wurzelhaft.  Bei  peadey  sacken,  d.  i.  socken,  und  broakay 
hose  (im  neueren  sinne)  wegen  der  zwei  beinlinge,  zweifele 
ich  keinen  augenblick  an  pluralität  der  form,  wie  pr.  ta- 
wai  yäter;  gannai  weiber;  auch  mit  der  Variante  ei,  in 
seltenem  einverstAndnifs  mit  griech.  oi,  «/;  lat.  i  (ei),  ae 
bei  sigmatischem  ausgange  auch  hier  im  sanskrit.  —  Aach 
blensky  schilf  und  craysi  halm  neben  crays  heu 
könnten  recht  wohl  nach  lithauischer  weise  plur.  sein. 

Wir  kommen  noch  einmal  auf  den  plur.  zurOck,  wok 
len  aber  zuvor  einiger  benennungen  von  mannspersonen 
gedenken,  welche  nichts  desto  weniger  ausnahmsweise  sich 
in  einen  vokal  verlaufen.  Scrutele  schroter,  d.  i.  Schnei- 
der, ist  vollkommen  richtig,  indem  dies  durch  dissimilation 
hinten  aus  dem  deutschen  umgeänderte  nom.  ag.  gerade  so 
gebildet  ist,  wie  lith.  brüvele  brauer  u.  a.  Schleicher  lit. 
gramm.  s.  114.  Gilt  dieselbe  cntschuldignng  flQr  peccore 
bäcker?  Lith.  bekere  allerdings  masc.  S.  oben.  Tucko- 
ris,  weber,  pafst  besser  (wohl  contr.)  zu  lith.  -orius,  z. b. 
stiklorius  glaser,  Schleicher  a.  a.  o.  s.  111.  Kukore 
ist  die  köchin;  aber  litb.  kükorius,  koch.  Gekürzt  in 
den  vokalen  ist  auch  artoys  ackersmann,  lith.  artöjis 
(pflOger),  was  ich  im  wesentlichen  dem  gr,  aQorr^g  gleich 
erachte  trotz  mangels  eines  i-Iautes  in  dem  griech.  safSxe, 
älter  'Tag.  Es  ist  letzteres  vermuthlich  nach  ausstofs  von 
jot  contrahirt  worden.  Man  mufs  aber  wissen,  das  o  in 
-tojis  steht  f&r  langes  a,  wie  sich  aus  lett  -tiis  (mit 
ausstofs  von  a),  fem.  t^ja  Bielenst.  lett  gramm.  I,  s.  212 


anzeigen.  123 

ergiebt.  Dafs  i  in  lith. -tojis  aber  dnrcb  asdimilation  aas 
froherem  a  entstand,  erhellet  aus  formen  nach  anderer  li- 
thanischer  mundart,  deren  Bulgarin,  Rufsland  I,  170  f. 
unter  den  benennnngen  von  handwerkern  und  nomm.  ag. 
nicht  wenige  auffahrt  Nämlich  korija-toja-fs  krieger, 
aber  mokitoifs  der  lehrer  (mokitinifs  schüler).  Passum- 
ditojafs  miethling.  SkaititojafsrechnungsfQhrer.  Scho- 
kinetojafs  tänzer.  Tekintojas  drechsler,  aber  auch 
vom  mit  a  sogar:  teplotajas  der  maier.  Waistitojas 
arzt.  Blofsem  erg,  r^g  (fiol.  er),  lat.  a,  z.  b.  scriba,  conviva 
gem&fs:  dainoiafs  (von  den  dainos)  Sänger;  drosheijas 
bildhaoer.  Aehnlicfaer  bildung  ist  pr.  medies  Jäger,  lith. 
medejis.  —  Ziemlich  häa6g  kommt  im  preufsischen  ein 
anderes  suffix  -nikis,  oder  gekürzt  -nix  (Nesselm.  spräche 
der  Preufsen  s.  219)  vor.  Nämlich  stubonikis  bader; 
laukinikis  lehnsmann;  mynix  gerber.  Balgninix  satt- 
]er,  ioQ  lithauischen  bei  Bulgarin  balninikas,  wogegen 
preufs.-lith.  baloininkas,  also  noch  mit  n  vor  k,  wogegen 
lett. -neeks.  Russ.  sedjeT'nik  sattler.  Desgleichen  bei 
Bulgarin  schikschnikafs  riemer;  russ.  ;^omutnik  (kum- 
metmacher)  Duoninikafs  bäcker  (nach  dem  brote  be- 
nannt, wie  russ.  ;^ljebnik)  u.  v.  a.  —  Was  soll  man  nun 
aber  sagen  zu  wald  wico  ritter,  worin  o  als  femininendung 
falsch  sein  mufs,  so  gut  wie  in  aubirgo  (oder  anbirgo?) 
garbreter,  garkoch  (unmöglich  doch  frz.  auberge)?  Scheint 
lett.  waldineeks  regent.  —  Rapa,  eogel,  ist,  wie  über- 
haupt, 80  im  besondern  durch  seinen  schlufs  sonderbar. 
Es  ist  nur  eine  sehr  schwache  vermuthung,  wenn  ich  an 
ksl.  rab  (servus)  denke,  indem  ja  darin:  diener  gottes 
gesucht  werden  müfste.  —  Smoy,  mann,  findet  kaum 
durch  das  g  in  lith.  ^mogus  seinen  vollen  aufschlufs. 
Auch  menig  mond  und  wanag  habicht  (ohne  das  s  im 
lith.  and  lett.)  müssen  hinten  ungenau  wiedergegeben  sein. 
Mary  das  haff,  obschon  lith.  mär  es  pl. 

Is  ist  weitaus  die  häufigste  aller  nominativendungen 
der  im  Vokabular  aufgeführten  Wörter,  und  zwar  um  defs- 
willen,    weil,  wie  schon  Nesselmann  angiebt,  ein  grofser 


124  Pott 

theil  derer  auf  urspr.  a-8  mit  hineingezogen  ist  in  das  ge- 
biet   derer,    welchen    i-s    von  rechtswegen  gebohrt.     Noo 
finden  sich  aber  auch  die  ausginge  es  und  os(ios).  Welche 
bewandtnifs  hat  es  damit?  Obgleich  der  katechismus  keine 
sigmatische    plarale    nachzuweisen    scheint,    so    dOrfteo 
doch,   meine  ich,   die  mehrzahl  der  Wörter  mit  obigen  en- 
düngen   im  Vokabular  kaum  anders  gefafst  werden,   und 
erhielten   wir  damit  eine  bis  jetzt  uns  unbekannte  preaisi«^ 
sehe  pluralform«     Nur  mufs  man  sich  entsinnen,  daJb  der 
Lithauer   auch    viele  pluralia  tautum  zählt,    wie  miezei 
gerste  (vok.  moasis,  als  wäre  es  sing.),  pinnigai  (weil 
aus  mehreren  stücken  bestehend)  geld,  kdmanos,   zäum 
u.  s.  w.     Preufs.  raples,    zange,    kann  unmöglich   etwas 
anderes  sein  als  lith.  reples  f  pl.  von  einem  thema  auf 
-e,  die  kneipzange,  welche  ihrer  zwei  glieder  wegen  den 
mehrheitlichen  numerus  zeigt,  wie  desgl.  die  scheere,  pr. 
scrundoSy  unstreitig  wie  lith.  ran  kos,  die  bände,  plural 
von  ranka  (im  du.  ranki),  und  schwerlich  doch,  wieder 
gen.  sg.  rankös.    Vgl.  etwa  ahd.  scrintan  (findere)  wur» 
zel-wb.  II,  160.  Nicht  anders  frz.  les  ciseaux,  und  estbn. 
kärid  scheere,  aber  auch  kärad  hafer  (lett.  plur.  ausas 
hafer,   lat.  avenae,   engl,  oats;    rudsi  roggen  Rosenb. 
formenl.  s.  80),  linnad  flachs  u.  s.  w.  Hupel  esthn.  gramm. 
1818  s.  140.  —  Aketes  die  egge,  lith.  ekkeczios  £  pL 
wie    marczios,    braute,    von   marti.     Lett.  ezzeschi  (z 
statt  k,  und  s  virgulirt).     Das  t  (vgl.  vormals  egde)  ver- 
bürgt  z.  b.  durch    ekkSt-negelis  eggzinke  (nagel).  — 
Knapios,  lett.  kan'n'epes  hanf,  aber  bei  Nesselm.  lith. 
sg.  knape,  kanape,  lat.  cannabis.  —  Clineskleie,  lith. 
klynes  f.  pl.,  wie  auch  der  Lateiner  z.  b.  furfures  hordem- 
cei   gebraucht,  als  ein  vieltheiligef  stoff.  —  Oewifs  dra- 
gios,  hefcn,  eben  so  pl.,  wie  das  gleiche  engl,  dregs,  ood 
lith.  meles,  lett.  meeles.     Desgleichen   ksl.  dro2dija  f. 
pl.  Tov/ia  faex.  Mikl.  Inx.  p.  176. 

Auklextes,  oberker,  scheinen  die  vom  geworfeltem 
getreide  abgefegten  spreutheile.  Vergl.  klexto  kehrwisch 
zum   reinigen  des  backofens.     Vorn  steckt  darin  die  prea- 


anzeigen.  1 25 

rsischc  untrennbare  präp.  au-  (skr.  ava),  meine  präpp. 
8.  604,  und  bedeutet  demnach  etwa  das  hinweggefegte. 
Vgl.  au-werus,  sindir,  roetalhchlacke,  das  ich  zu  poln. 
u-wrze-d,  uwarzid  gar  kochen,  gar  sieden,  halte.  Au- 
wirpis  fluthrinne,  d.  h.  ab-  oder  durehlafs,  wie  crauya- 
wirps  aderlasser  Nesselm.  Ä.  49*  —  Auch  sirmes,  lauge, 
konnte  pl.  sein,  freilich  in  Widerspruch  mit  dem  lithauischen 
männHchen  sg.  szÄrmas.  Desgl.  kaules  dorn.  Ackons, 
granne,  steht  ohne  zweifei  mit  lith.  akotas,  gewöhnlich 
im  pl.  akötai  in  Verbindung.  Ob  es  aber  acc.  pl.  auf-ns 
sei,  oder  ein  vokal  (i  oder  e)  hinter  n  ausgestofsen:  ich 
weifs  es  nicht.  —  Passupres,  Stangen  zum  trocknen  von 
holzspähnen.  —  Tusawortes  manchuelt,  als  vielleicht 
Zwerchfell?  —  Peles  armmuskel,  lith.  pele  (mus),  oder 
auch  die  starke  muskel  am  daumen;  pl.  pferdekrankheit, 
maus  oder  fiebel.  Lett.  pelles  viehkrankheit,  da  die  mause 
oder  drüsen  lebendig  werden.  —  Bei  sarxtes,  scheide 
des  Schwertes,  ist  dem  begriflfc  nach  pluralität  nicht  recht 
glaubhaft.  Möglich,  dai's  e  einen  anderen  vokal  vertritt, 
wie  in  esketres  stör,  lith.  erszketras.  Stroysles  ist 
der  fisch  döbel.  lieber  kisses  pelz  s.  ob.  Aber  takes, 
wehr  an  der  mOhle,  könnte,  wenn  mit  lith.  t&kiszas  ein- 
hellig, eig.  zweifachen  Zischlaut  zu  einem  zusammengezogen 
haben.  Nothwendig  jedoch  ist  die  annähme  nicht  wegen 
lett  taz-8,  worin  s  nominativendung^  und  z  fOr  k  steht 
vor  ausgefallenem  i.  —  Lauksnos  soll  vermuthlich  schon 
der  fibersetzung  gestime  nach  plur.  sein.  Auch  wohl  way  os 
Wesen,  wiesen  od.  ahd.  waso?  Bei  Schleicher  gloss.  s.  336 
vej^  (▼ej^)  rasen,  rasenplatz.  —  Perwios  estrich.  — 
Aboros  raufe.  —  Lisytyos  nothstall.  —  Brunyos  brust- 
hamisch,  brOnne.  —  S.  t6  hat  das  vok.  sliwaytos  pflu- 
men,  wisnaytos  kirsen,  krichaytos  krichen  (art  kleiner 
pflaumen;  hann.  kreiken;  lith.  kryke  wilder  Pflaumenbaum), 
die  schon  durch  die  Übersetzung  als  pl.  fem.  gekennzeichnet 
sind.  Auch  unstreitig  crausios  bime  (eher  plur.  bieren, 
piern  vom  sg.  bir,  wofür  erst  sp&t  birne  s.  Grimm  wb.), 
wozQ  nicht  ganz  lith.  krausze  ftr  bim  (im  pl.  -es)  pafste. 


126  Pott 

Crausy,  der  birnbaum,  müfste,  vgl.  mit  lith.  krauszis, 
]0  m.,  das  8  aufgegeben  haben,  was  ich  jedoch  nicht  zu 
behaupten  wage.  Was  will  aber  die  endung  -aytos  in 
den  drei  obigen  Wörtern?  £8  scheinen  deminutivfonuen, 
und  zwar  weibliche,  von  der  deminutivendung  im  lithaui- 
scheu,  z.  b.  brol-aitis  brQderchen,  Schleicher  lit.  gramm* 
8.  131.  141,  vielleicht  indem  man  sie  sich  patron.  dachte. — 
Uebrigens  kann  es  uns  nicht  wunder  nehmen,  wenn  in  der 
endung,  und  so  in  decL,  auch  wohl  genus  und  numems, 
die  baltischen  sprachen  nicht  immer  zusammengehen.  Bei* 
spielsweise  steht  dem  pr.  dumis  rauch  gegenüber  der  lith. 
pL  dümai;  oder  sarke  elster,  statt  lith.  sz4rka  u.  s.  w., 
während,  im  fall  sie  sich  deckten,  ersteres  hinten  o  haben 
müfste.  Syrne,  Samenkorn,  entspricht  polnischem  ziarno, 
scheint  aber  ausländisch  wegen  beibehaltung  des  älteren 
girnoywis  handmühle.  Vergl.  mein  wurzelwb.  II,  s.  25f>. 
Aehnlich  sari  gluth  (lith.  zarija  glühende  kohle)  und 
gorme  hitze. 

Ein  nicht  gerade  an  der  Oberfläche  liegendes  suffix  ist 
versteckt  in  folgenden  Wörtern,  denen  das  lithauische  sein 
suff.  -tuve  f.  und  -tuvas  masc.  (Schleicher  lit.  gramm. 
8.  117)  gegenüber  stellen  würde.  Pre-artue,  pflugreute, 
von  lith.  ar-ti,  pflügen.  Schu-tuan  acc.  sg.  zwirn,  von 
lett.  schuh-t  (seh  wie  im  deutschen),  nähen.  So  aber 
auch  wahrscheinlich  coestue,  bürste,  in  vergleich  mit 
coysnis  kämm,  und  nurtue  hemd.  Lith.  nerti  wird 
vom  anziehen  wenigstens  der  schuhe  gebraucht.  —  In 
compp.  finden  sich  an  präpp.,  auXser  dem  erwähnten  au-, 
noch  pa  (po)  z.  b.  passalis  frost,  lith.  pa-szalas  Nes- 
selm.  wb.  s.  dl2;  pre  in  preitalis,  preartue.  Attolis, 
grummet,  vgl.  lett.  at-sals,  was,  wie  unser  nachhen,  eig. 
abermaliges  gras  zu  heifsen  scheint.  Eine  andere  präpos. 
(nämlich  sl.  za)  könnte  verborgen  liegen  in  sardis,  czoen, 
das  freilich  unser  zäun  ist,  möglicher  weise  aber  ein  um* 
zäuntes.  Vergl.  ksl.  za-grada  (sepimentum),  wober  das 
adj.  zagrad'^n  (horti),  zagrad  (urbs),  Dobr.  Inst.  p.  202, 
wie  engl,  town  ja  eig.  ags.  tun  (septnm,  praedium,  pagua, 
oppidum),  firis.  tun  v.  Richth.  s.  1094  ist.  Poln.  za-groda. 


anseigen.  127 

▼erzfiuDung,  gehöft,  wird  namlicb  budieein.  (in  einklang 
mit  bäofigem  wegfall  von  g  in  diesem  lausitziscben  idiome) 
zu  8a*roda  garten.  Es  heifst  aber  litb.  zardis  ein  rofs- 
garten.  Dagegen  litb.  gärdas  borde,  bürde,  scbeint  nicbt 
sowobl  mit  diesen  deutschen  Wörtern  zu  stimmen,  als  mit  goth. 
gards  oixog,  ocvl^,  altn.  gerdi  (sepes).  Docb  s.  Diefenb. 
gotb.  wb.  II,  390  no.  20.  Oder  sollte  pr.  sardis  eber  ein 
Stangenzaun  sein?  Vergl.  sl.  zerd^'  palanga,  pertica  Dobr. 
Inst.  p.  144,  russ.  zerd'%  dünne  lange  Stange.  Litb.  zar- 
das  Scheiter  baufen  (lett.  SS  ah  rts);  ein  gerüst,  worauf  man 
erbsen  zum  trocknen  aufhängt,  was  im  estbn.  sard  lautet; 
lett.  sahrds  erbsen  oder  bobnenstaken ,  sahrdebt  einen 
staken  aufistecken. 

Zum  scblufs  sei  dem  vf.  noch  einmal  mein  wärmster 
dank  dafür  ausgesprochen,  dafs  er  seinem  langjährigen  ver- 
schlusse endlich  den  bort  entriis,  an  welchem  sich  nunmehr 
erfreuen  und  ihn  benutzen  kann,  wer  dazu  lust  verspürt. 
In  welchem  mafse  gegenwärtiger  Schreiber  dies  gethan, 
davon  können  sowohl  leser  wie  br.  Nesselmann  nach  obi- 
gem urtbeilcn,  und  wird  letzterer  überdem  aus  meiner 
thätigen  und  raschen  theilnabme  an  dem  nur  eben  erschie- 
nenen werke,  hoffe  ich,  die  Überzeugung  gewinnen,  wie 
sehr  ich  die  ehre  zu  würdigen  weifs,  wenn  er  mich  bei 
seinem,  mir  so  werthen  buche  patbenstelle  einnehmen 
lieis. 

Am  16.  oct.   1868.  Pott. 


Over  het  woord  Zarathnstra  en  den  mythischen  persoon  van  dien  naam, 
door  J.  H.  C.  Kern.  (Overgedrukt  nit  de  verslagen  en  mededeelingen 
der  koningUjke  akademie  van  wetenschappen ,  afdeeling  letterkunde, 
deel  XI).     Amsterdam,  C.  G.  van  der  Post  1867.    83  ss.    8. 

Wir  beabsichtigen  in  der  folgenden  kurzen  anzeige 
keine  kritik  der  in  der  Überschrift  genannten  kleinen  schrift 
za  geben 9  zu  der  wir  uns  nicht  berufen  fühlen,  sondern 
nar  kurz  über  ihren  inhalt  zu  berichten,  um  auf  denselben 
aach  weitere  kreise  aufmerksam  zu  machen. 

Der  vf.  stellt  sich  als  aufgäbe,  eine  antwort  auf  die 
frage  ,|Wer  oder  was  ist  Zarathustra^  zu  geben.  Er  spricht 


128  Kuhn,  anzeigen. 

sich  zunächst  über  den  unterschied  von  historischer  und 
mythischer  person  aus  und  geht  dann  zur  Untersuchung 
der  frage  über,  zu  welcher  von  beiden  kategorieen  Zoroa- 
ster  gehöre,  ob  es  der  name  eines  mannes  oder  eines  we* 
sens  sei,  das  nachweisbar  zur  mythologie  unserer  alten 
stammverwandten  in  Iran  gehöre«  Die  prüfung  der  Über- 
lieferungen der  alten,  welche  der  vf.  nun  folgen  läfst,  er- 
gibt ihm,  dafs  von  historischen  nachrichten  auch  nicht  im 
mindesten  die  rede  sein  könne,  er  wendet  sich  daher  zur 
Untersuchung  der  angaben,  die  das  Avesta  selber  über  Za- 
rathustra  und  seine  verwandten  gibt  und  vermuthet,  dafs 
Pourusappa  den  nächtlichen  mit  Sternen  besäten  himmel 
und  Maidhjomäo  seinem  namen  nach  den  voUmond  oder, 
wie  das  lat.  medilunia,  das  erste  viertel  bedeute,  wobei  er 
sein  beiwort  aparazäto  „im  westen  geboren'^  erklärt.  Es 
folgt  nun  eine  Untersuchung  über  den  namen  Zarathustra, 
deren  resultat  ist,  dafs  das  wort  (von  *zara  gold  und 
*thwistra  —  w.  tvis  — )  goldglanz,  den  goldglänzenden,  gr. 
XQV(5o(fariQ  bedeute.  Daran  reiht  K.  die  erwägung  der 
stellen,  wo  Zarathustra  oder  dessen  Superlativ  einen  titd 
oder  eine  würde  zu  bezeichnen  scheint  und  wendet  sich 
gegen  Spiegels  und  Justis  annähme,  dafs  damit  der  ober- 
priester  gemeint  sei;  die  vergleichung  der  stellen  Jap.  1  *,  5ü 
und  Mihir-Jast  17.  115  ergibt  ihm,  dafs  darin  ein  begriff 
wie  „majestät,  superl.  oberste  majestät^  liege  und  damit 
in  diesen  stellen  Mithra  bezeichnet  werde.  Aber  den  ver- 
künder  des  gesetzes,  Zarathustra,  hält  er  nicht  auch  für 
Mithra,  sondern  für  ein  ihm  verwandtes  lichtwesen,  den 
abendstern,  und  sucht  dies  namentlich  aus  der  stelle  des 
19  Farg.  des  Vendidad,  die  in  zum  theil  von  Spiegel  und 
Windischmann  abweichender  Übersetzung  gegeben  wird, 
zu  beweisen.  Die  sprachlichen  und  sachlichen  gründe, 
welche  E.  anfahrt,  verdienen  alle  beachtung,  so  auch  was 
schliefslich  über  Qaoöjant  (welches  er  von  puk,  nicht  wie 
Windischmann,  Mithra  79,  von  pu  ableitet)  vorgebracht 
wird,  den  er  als  eine  Wiedergeburt  des  Hespenis,  als  den 
Phosporus,  ansieht. 

A.  Kuhn. 


Schmidt,  die  entwiekeliiiig  ¥011  unnnpr.  J  etc.  129 

Die  entwickelung  von  unursprünglichem  j  im 

slawischen  und  litauischen. 

Eine  anerkannte  thatsache  ist,  dafs  der  spirant  j  im 
körper  der  worte  grofse  Verwüstungen  bewirkt,  welche 
zuerst  von  Schleicher  (zur  vergleichenden  sprachengeschichte) 
unter  dem  nameii  des  zetaoismus  zusammengestellt  und  er- 
klärt sind.  Später  haben  Diez,  Curtius,  Schuchardt  u.  a. 
diese  erscheinung  weiter  erörtert.  Indem  ich  den  vocalis- 
mns  der  indogermanischen  wurzeln  untersuchte,  bin  ich 
darauf  geführt  worden,  dafs  nicht  nur  ursprünglich  vor- 
handenes j  die  anliegenden  laute  afficiert,  sondern  dafs  sich 
im  verlaufe  des  sprachlebens  auch  ein  parasitisches  j  hie 
und  da  entwickelt,  wo  sein  erscheinen  durch  wort-  oder 
Btammbildung  gar  nicht  begründet  ist,  und  den  zersetzungs- 
process  der  worte  beschleunigt. 

Da  ich  gegenwärtig  durch  andere  arbeiten  verhindert 
bin,  die  einschlägigen  erscheinungen  auf  dem  ganzen  ge^ 
biete  unseres  sprachstammes  zu  verfolgen,  so  begnüge  ich 
mich  f&rs  erste  den  theil  der  Untersuchung,  welcher  das 
altbulgarische  und  litauische  betrifft,  zu  veröffentlichen.  In 
diesen  sprachen  ist  der  Vorgang  am  klarsten  erkennbar  und 
zugleich  am  ausgedehntesten. 

Längst  hat  man  erkannt,  dafs  sich  im  altbulgarischen 
j  in  unursprünglicher  weise  vor  vocalischem  anlaute  ent- 
wickelt. Schleicher  (compendium  §.  89)  f&hrt  nur  a,  e,  9, 
j|,  £,  T,  i  als  solcher  affection  unterworfen  auf.  Aber  auch 
vor  anlautendem  u  stellt  sich  j  ein,  z.  b.  udü,  judii  mem- 
brum,  utro,  jutro  diluculum,  nslov.  jutro  mane,  osorb. 
jutry  Ostern.  Miklosich  (lex.)  meint  utro  stünde  f&r 
*n8tro,  ohne  ein  weiteres  beispiel  für  den  befremdenden 
ansfall  eines  ursprünglichen  s  vor  t  anzufahren.  Auch  mir 
ist  keins  zur  band.  (Ueber  das  nur  einmal  vorkommende 
jato  neben  jasto  cibus  aus  'jad-to  siehe  Leskien  beitr. 
V,  413).  Ueber  allen  zweifei  erhoben  wird  aber  die  in 
rede  stehende  etymologie  durch  die  vergleichung  der  deut- 
schen worte  ahd.  ös-tarä  (vergl.  osorb.  jutry  pl.  ostem), 

Beitrige  s.  Tgl.  spnchf.  VT.  2.  9 


130  Schmidt 

ö8-tan,  aoord.  aus-t-r  osten,  morgen.  Als  warzel  ergibt 
sich  skr.  ui  brennen,  vas  leuchten  (vgl.  us-ra-s  morgend- 
lich, us-rä  morgen,  lit.  ausz-rä  morgenröthe,  skr.  uS-as, 
lat.  aur»ör-a).  Das  j  von  jutro  neben  utro  ist  also  un- 
ursprQnglich. 

Femer  hat  sich  j  eingestellt  in  jugu  auster  aus  der 
noch  erhaltenen  älteren  form  ugu.  Ich  verbinde  dies  wort 
mit  den  gleichbedeutenden  ei-go-g^  aus-ter,  indem  ich 
-gä  als  Suffix  betrachte  wie  -ga  in  sln-ga  servus.  (Soff* 
-gü,  -ga  Miklosich  bildung  der  nomina  §.  156  flg.).  Die 
Wurzel  hat  ihr  s  ebenso  verloren  wie  in  utro*). 

Die  aus  urspr.  an  hervorgegangene  praeposition  u  ad, 
apud  (Schleicher  comp.^  s.  127)  erscheint  auch  als  ju,  z.  b. 
in  ju-sini  (sini  lividus,  .niger)  gräulich  neben  u-sini, 
ju-öruminü  (crüminü  ruber)  röthlich  neben  u-6ru- 
minü. 

Umgekehrt  verliert  sich  anlautendes  j  vor  u  in  ueha, 
russ.  jza  fischsuppe,  gewöhnlich  jucha  ^w^wg  (vergl.  skr. 
jüdi);  in  u,  u-£e  jam  findet  sich  das  ursprünglich  vor» 
handene  j  (vgl.  lat.  jam,  lit.  jaü,  got.  ju)  nur  noch  höchst 
vereinzelt,  bei  ersterem  wie  es  scheint  nur  in  der  Verbin- 
dung mit  der  negation  neu  und  ne  ju  ovdinw.  Dieser 
Verlust  des  anlautenden  j  ist  höchst  merkwürdig,  da  er  zu 
aller  sonstigen  neigung  der  slawischen  sprachen  in  diame- 
tralem gegensatze  steht.  Ist  doch  der  anlaut  j  so  beliebt, 
dafs  er  selbst  fremdworten  vorgesetzt  wird,  z.  b.  jelinü 
"£Vl>li7v,jevangeli8tü  evangelista,  jegupiitäneben  eguptü 
jiiyvTiTog^  ja  dies  j  wird  sogar  zu  ij  zerdehnt:  ijerakli 
^HgaxX^g^  ijeruganü  ogyavov  (o  nach  j  mufs  e  werden, 
Schleicher  comp.^  $•  87,  1,  ^ijorüganü  wurde  also  ije- 
rüganii)  u.a.  s.  Miklosich  vgl.gr.  d.  sL  spr.  1,22.  Er- 
innern will  ich  jedoch,  dafs  dieser  im  anlaute  so  seltene 
Schwund  von  urspr.  j  im  inlaute  mehrfach  eingetreten  ist, 
z.b.  in  den  imperfecten  däla-achu,  nese-achü  u.  a.  flür 

*)  Vielleicht  ist  auch  slu-ga  aua  ^slus-ga  entatanden,  da  slaa-atj 
auscultare,  po-slns-ati  obedire  der  bedeutnng  nach  nfther  liegen  als  aln-ti 
nominari»  claroni  esse. 


die  entwickelnng  von  annnpr.  j  im  slawischen  nnd  litanischen.       131 

*däla-jecbu,  *ne8£-jechü  (s.  Schleicher  Comp.*  §.  305) 
und  in  der  flezioii  des  bestimmten  adjectivs,  z.  b.  gen. 
dobra*ago  aus  dobra-jego,  welches  letztere  von  Sre* 
znewskij  (Dreynie  glagoliceskie  pamjatniki  St.  Petersburg 
1866  p«  152)  als  wirklich  vorkommend  nachgewiesen  ist. 

Schon  im  altbulgarischen  ist  der  anlaut  a  ohne  vor- 
geschlagenes j  sehen,  aber  er  kommt  doch  noch  vor,  wie 
das  Wörterbuch  ausweist.  Im  serbischen  haben  sich  nur 
noch  a  und  die  damit  zusammengesetzten  ako,  all  ohne 
den  Vorschlag  erhalten,  alle  übrigen  haben  j  angenommen, 
z.  b.  ja,  altbulg.  azu,  jazü  ego,  jagne,  altbulg,  aguQ, 
jagn^  agnus  (s.  Mikl.  vergl.  gramm.  I,  298);  ähnlich  im 
neubulgarischen,  jaz,  az,  jagne,  agne  u.a.  (Mikl.  vgl. 
gramm.  I,  263).  Auch  polnisches  anlautendes  a  erhält  in 
der  älteren  literatur  und  in  der  Volkssprache  j  vorgesetzt, 
z.  b.  jastrych,  astrych  (deutsch  estrich),  jantoni, 
jawgustyn  u.a.  (Mikl.  vgl.  gramm.  1,446). 

.  Dies  parasitische  j  greift  nun  auch  den  folgenden  vo- 
cal  an,  so  findet  sich  statt  des  älteren  asjuti,  aäuti  gra- 
tis, frustra  in  späteren  glagolitischen  quellen  jaäjut!  und 
jesuti,  vergl.  cech.  jeöutny,  jeäitn^  (altbulg.  e  nach  j 
weist  auf  älteres  o,  nicht  a;  die  Schreibung  mit  o  belegt 
Mikl.  lex.  s.  V.  oäuti  und  jesuti).  Im  cechischen  bleibt 
anlautendes  ja  theils  unverändert:  jablko,  jazyk,  theils 
wird  es  durch  assimilation  isu  je:  jehne,  jeviti  =:  alt- 
bolg.  aguf,  jagn$,  javiti,  theils  endlich  durch  fortge- 
setzte ein  Wirkung  des  j  auf  den  folgenden  vocal  zu  ji: 
jisti  comedere,  neben  jedl  comedit,  altbulg.  jasti,  jalü. ' 
Aber  nicht  nur  anlautend,  sondern  auch  inlautend  ent- 
wickelt sich  im  altbulgarischen  j  vor  vocalen.  Am  sicher- 
sten ist  es  nachweisbar  vor  u  (=  indog.  äu).  Ijubü  ca- 
rus,  Ijuby  amor,  Ijubiti  amare  hat  man  von  jeher  mit 
recht  zu  wz.  lubh  gestellt.  Ijudü  populus  entspricht  dem 
lett.  landis  leute  (Bielenstein  lett.  spr.  s.75),  got.  -lauth-s 
in  jugga-lauth-s  vtavicxog^  dessen  th  nur  des  folgen- 
den 8  wegen  för  d  eingetreten  ist,  daher  in  anderen  casus 
dem   ursprünglicheren    laute  wieder   weichen  mufs,    z.  b. 


132  Schmidt 

jaggalaadeis  nom.  pl.  Marc.  14,  51,  juggalaud  toc. 
8g.  Luo.  7,  14;  alts.  liudi,  ags.  leöde,  ahd.  liati  bomi- 
nes.  Die  deutschen  und  slawischen  worte  entspringen  also 
aas  einem  stamme  'Ifindh-a,  welcher  mit  käf^o-g  Ter- 
wandt  ist;  letzteres  weist  auf  eine  wz.  rn,  ersteres  auf 
ru-dh  (s.  Curtius  g.  e.*  s.  325,  Diefenbach  vergl.  wtb.  d. 
got.  spr.  II,  127  u.  a.). 

rjuti,  rev^  (lautgesetslich  f&r  *rjov^)  rogire  bat 
ein  klar  erkennbares  unurspr.  j  (vgl.  w-gv-mj  lat.  ra-mor, 
r&y-is,  rau-cu-s,  skr.  ru,  Curtius  g.  e.*  319f.)-  Ohne 
dies  parasitische  j  finden  sich  noch  rutije  Glag.,  dessen 
r  freilich  wie  öfter  die  geltung  von  rj  haben  kann^  und 
das  mehr  beweisende  rovy  hinniens  Sup. 

Für  rjujinü,  rjujenü  September  erweist  lit.  ruja 
brunstzeit  des  wildes,  rujis  brunstmonat,  September  die 
nnursprünglichkeit  des  j  (es  findet  sich  auch  rujenu). 
Höchst  wahrscheinlich  ist,  dafs  lit.  ruja  ursprünglich  das 
brünstige  gebrüU  der  hirsche  bedeutete,  und  dais  obige 
worte  daher  mit  DobroTsk^  Slovanka  I,  72  und  Pott  Wur- 
zel wtb.  1269  von  rjuti,  wz.  ru,  abzuleiten  sind*). 

Das  j  von  kljus^  jumentum  wird  durch  poln.  k^usak 
zeiter  als  unursprünglich  erwiesen,  da  altbulgarischem  Iju 
im  polnischen  lu  entsprechen  mufs. 

Neben  pluäta  ntr.  plur.  pulmo  findet  sich  pljuAta, 
welches  in  neuslov.  plj  u6a,  russ.  njuon^e,  6ech.  plice  fort- 
lebt. Dafs  j  unursprünglich  ist,  folgt  aus  lit  plaüczei 
pl.  t.  lunge  (welches  wie  pludta  aus  *plau-tja  hervor- 
gegangen ist)  und  lat.  pul-mo. 

Auch  in  klju-6i  uncus,  davis  ist  das  j  nnursprfing- 
lieh,  da  das  wort  zu  clav-i-s,  xkrur-i^g  gehört  (Schleicher 
formenl.  d.  ksl.  spr.  s.  95);  6i  ist  sufBx  wie  in  bi-6i  fla- 
gellum,  bri-6i  novacula.  Es  finden  sich  auch  formen 
ohne  das  j  z.  b.  kluö^  Sup.,  welches  jedoch  wenig  be- 
weist, da  j  nach  liquiden  (1,  r,  n)  oft  unbezeichnet  ge- 
lassen wird. 


*)  Tgl.  MiUofich  die  lUv.  moiuitsnaiiieii  s.  10  f. 


die  entwiekeloDg  Ton  anunpr.  J  im  slawischen  und  litanischen.       138 

bljad^,  bljusti  yidere  leitet  Miklosich  (lex.)  von 
WZ.  budb  ab,  was  nach  der  analogie  der  bisher  behandele 
ten  Worte  wohl  möglich  wäre.  Ganz  zweifellos  ist  diese 
etymologie  aber  nicht,  denn  wz.  budb  liegt  schon  in  ali- 
bulg.  büdSti  vigilare,  buditi  excitare  vor,  und  die  be» 
deutungsdifferenz  zwischen  büdeti  und  bljusti  ist  nioht 
gering. 

bljndo,  bljuda  patina  ist  deutsches  lehnwort,  vgl. 
got.  biudsr^^aTTc^a,  alts.  biod,  ags.  beod,  nord.  biöff  von 
bind  an  ofTerre  Gr.  III,  432. 

Nach  dieser  erörternng  wird  man  ohne  bedenken  in 
folgenden  worten  die  form  ohne  j  f&r  ursprQnglicher  hal- 
ten, obwohl  ich  f&r  diese  annähme  keine  stützen  aus  den 
verwandten  sprachen  herbei  zu  schaffen  vermag: 

rutiti  SQ  agitari,  rjutiti  ist  im  altbulgarischen  nur 
in  Verbindung  mit  praepositionen  belegt  vüz-rjutiti  8$ 
86  praecipitare;  ebenso  liegen  im  6echischen  die  nachkom- 
men beider  formen  neben  einander  routiti  und  rititi  as 
poln.  rzucid  werfen.  Ferner  chlupati,  chljupati  men- 
dicare,  von  den  Varianten  chlepiti,  chlepiti  wird  spä- 
tes die  rede  sein;  ruma  und  rjuma  'ixXvaig^  deliquium 
animi,  wohl  aus  dem  griech.  pevfia  durch  entlehnung  ge- 
flossen. 

Ich  föhre  nun  einige  worte  an,  welche  das  j  selbst 
nicht  mehr  enthalten,  sein  einstiges  Vorhandensein  aber  in 
der  assibilation  vorhergehender  consonanten  vcrrathen: 

2iv-ati  (iv  lautgesetzliche  Wandlung  von  ju  Schlei- 
cher Comp.'  §.85,4),  praes.  2v-^,  i^v-eäi  und  zu-j^, 
iu-jeii  mandere  und  2v-ati,  praes.  2v-^,  iv-eii  ru- 
minare  weisen  auf  früheres  *gju  zurück;  £ivati  verhält 
sich  zu  2uj^  genau  wie  plivati  zu  pljuj^  spuere,  wz. 
spiv,  spju,  nur  dafs  in  letzterem  das  j  sichtbar  bleibt, 
während  es  in  2uj^  in  dem  assibilierten  guttural  ver- 
schwinden mufs.  Miklosich  (lex.)  ntid  Diefenbach  (got. 
wtb.  II,  453),  der  viel  ungehöriges  einmischt,  vergleichen 
ahd.  chiuwan,  ags.  ceövan,  welche  auf  eine  indogerma* 
nische  wurzel  *gu  zurückführen.   Das  von  Grimm  dipbth. 


134  Schmidt 

206  venimtbete  got.  *kiggyan  fftllt  durch  Terglcichnng 
der  altbulgarischen  worte.  Diese  wz.  gu  findet  eich  auf 
lettischem  gebiete  in  zunas  f.  pl.  kiemen,  Kaunas  kinn- 
backen,  kiemen.  Auch  das  lit.  :^aun6  ein  stflckchen  brot 
(Ness.)  stelle  ich  hieher,  veranlafst  durch  poln.  zucbel 
bissen  neben  iuchad,  2uchle<5  langsam  kauen.  Von 
altbulg.  zivati,  zavati  wird  später  gehandelt  werden. 

cu-ti,  cu-jq  noscere,  cuv-ati  audire,  serrare  ge-' 
hören,  wie  Ebel  (beitr.  I,  270)  erkannt  hat,  zur  wz.  sku 
(got.  skay-jan,  griech.  xo-i(o  u.  a.,  s.  Ebel  zeitschr.  IV, 
157,  Curtius  g.  e.*  140).  Die  in  lat.  cavere,  got.  us- 
skavjan  sis  sich  vorsehen,  usskavs  yorsichtig  ausgebil- 
dete bedeutungsmodification  finden  wir  auch  in  altbulg. 
6uyati,  cuyajq  neben  der  ursprünglicheren.  öuj§  hat 
anlautendes  s  yerloren,  welches  in  ätutiti  sentire  erhalten 
ist  (ät  lautgesetzliche  wandelung  yon  skj  Schleicher Comp.^ 
s.  305);  ätutiti  ist  denominatiyum  yon  yorausznsetzendem 
*ätutü  (=  lat.  cautus).  Auch  6u-do,  $tu-do  miracu- 
lum  (gen.  öudese  und  öuda)  gehört  hierher;  es  yerbält 
sich  der  bedeutung  nach  zu  cuti,  nhd.  schauen  wie 
&avfjia  zu  \)^BaofÄai  und  ist  yon  cu  mit  dem  snff.  -do  ge- 
bildet wie  sta-do  grex  yon  sta  stare  (Miklosich  bildung 
der  nomina  im  altsloy.  §.  115).  Von  6udo  mittels  sufBx 
urspr.-ja  kann  abgeleitet  sein  cuidi,  stuzdi  peregrinus, 
in  welchem  der  bedeutungsfibergang  yon  extraneus  zu  frz. 
Strange,  engl,  stränge  umgekehrt  yorlftge.  Zweifel  an  die- 
ser herleitung  erwecken  aber  die  nebenformeo  tui^di, 
stu£di.  Nun  findet  sich  noch  cudu,  ätudü  gigas^  d.h. 
Tschude  (über  die  3aBOJioii(Kaji  und  HOMopcKaji  njAh  s. 
Zeuss  die  Deutschen  und  die  nachbarst&mme  s.  688f.,  Sjög^ 
ren  ges.  scbrift.  1,466  f.  Castren  kl.  schrift.  86 f.),  keinesfalls 
kann  ätudü,  cudü  von  cudo  wunder  abgeleitet  sein  oder 
umgekehrt  dies  yon  jenem,  da  keins  yon  beiden  ein  se- 
Gundärsuffix  enthält;  auch  als  msc  und  neutr.  coordiniart 
können  sie  nicht  sein,  da  öudo  nrsprflnglich  ein  s-stamm 
ist  (gen.  cudese).  In  6udu  nun  sieht  Safai^ik  (slaw. 
alterth.  I,  285  K  314ff.)  2xv9iig.    Da  aber  die  Tscbnden 


die  entwickelung  von  nnarspr.  j  im  slawischen  und  litauischen.       135 

ein  finnischer  stamm  sind,  die  Skythen  hingegen  Ton  Zeoss 
( die  Deutschen  und  die  nachbarst.  284  ff.  und  neuerdings 
von  Mflllenhoff  monatsber.  d.  akad.  zu  Berlin,  aug.  1866) 
mit  guten  gründen  f&r  Eranier  erklärt  werden,  so  ist  die 
vermuthung  Safafiks  bedenklich.  Miklosich  (lex.)  ver- 
gleicht mit  stuzdi  das  got.  thiuda,  indem  er  auf  die 
analogie  von  neuslov.  Ijudski  peregrinus  verweist.  Die 
ableitang  wird  durch  Jornandes  c.  23  gestützt,  welcher 
als  arctoae  gentes  neben  den  Scythae  die  Thiudi  auf- 
zählt. Viel  material  hat  Pott  (wz.  wtb.  849  ff.)  zusammen- 
gestellt, ohne  aber  zu  einer  entscheidung  zu  gelangen.  Die 
(s.  852)  versuchte  herleitung  von  endo  wunder  aus  cui^di 
fremd  fallt  nach  dem  oben  gesagten.  Alle  vier  formen  6uzdi[, 
stuzdi,  stuzdi,  von  dem  präsumtiven  völkernamen  cudu, 
jtudü  herzuleiten  sehe  ich  keine  möglichkeit:  cu2di  weist 
auf  anlautendes  k,  tuSdi  hat  anlaut.  t  und  ätu2di  kann 
sein  £t  sowohl  aus  tj  wie  aus  stj  wie  aus  skj  entwickelt 
haben.  Mir  ist  daher  am  wahrscheinlichsten,  dafs  sich  in 
diesen  formen  ableitungen  von  zwei  ursprünglich  verschie- 
denen worten  gemischt  haben,  nämlich  ein  ätuzdi,  cu£di 
wunderbar  und  ein  stuzdi,  stuzdi  tschudisch,  d.  h. 
dann  fremd  überhaupt  (mit  derselben  Verallgemeinerung 
wie  unser  spanisch,  welsch,  böhmisch,  türkisch  zur  be- 
zeichnung  des  fremden,  wie  Pott  s.  854  bemerkt).  Für 
unseren  zweck  ist  aber  der  Übergang  von  stuzdi,  tuzdl 
in  dtu^di  zu  beachten,  denn  auch  er  kann  nur  durch  ein 
zwischen  t  und  u  entwickeltes  j  hervorgerufen  sein. 

Ferner  hat  sich  j  unursprünglich  entwickelt  in  studi 
mos,  voluntas  wie  das  darneben  erhaltene  kudi  voluntas 
erweist.  Aus  der  combination  beider  ergiebt  sich  ein  äl- 
teres *skudi,  woraus  einerseits  mit  verlust  des  s  kudi, 
andererseits  ^skjudi,  d.i.  Studi  ward. 

suj  sinister,  grundform  *8jaujas  hat,  verglichen  mit 
skr.  savja-s^  lat.  scaevus,  griech.  (fxaiog  (urspr.  also 
skavja  Curtius  g.  e.*  s.  152)  ein  unursprüngliches  j. 

Aus  dem  russischen  führe  ich  noch  mit  unursprüng- 
lichem ]  an  4iosKHiia  dutzend,  ^iohm'b  daumen,  zoll,  beides 


136  Schmidt 

fremdworte,  410»!«  stark,  vgl.  poln.  du2y,  litdaüg  viel. 
Secundfires  j  vor  nicht  afSciertem  u  zeigt  im  serbiBchen 
dur&k,  <5arka,  <5ur4ii  {6  =  tj)  für  *kjurak  u.  s.  w. 
(Beispiele  für  6  aas  assibiliertem  k  s.  bei  Miklosich  vergl. 
gramm.  I,  333)  trothabn,  walach.  carcanü,  ngr.  xovgnogj 
xovQxa^  xovQ'Ativoq^  aus  altbolg.  kurü  gallus. 

In  manchen  fällen  nun  gewann  das  parasitische  j  die 
Oberhand  über  das  folgende  n,  so  wurde  jn  zu  i.  Diesem 
hergange  begegnen  wir  auch  in  andern  sprachen,  z.  b.  ital. 
pimaccio  statt  piumaccio,  piviale  statt  piovtale, 
umbr.  iveka  s=  lat.  juvenca.  Aehnlich  ist  anch  die  con- 
traction  in  altbulg.  igo  =  skr.  juga-m,  jedoch  liegt  hier 
kein  gesteigertes  u  vor,  vielmehr  wurde  urspr.  jugam  zu 
*jügo  und  dies  regelrecht  zu  igo. 

Es  linden  sich  so:  mit  ursprünglichem  j  pli-n^-ti 
neben  plju-n^-ti  spuere,  wz.  spju,  spiv,  ferner  mit  un- 
ursprünglichem j  vüz-lib-iti  neben  vüz-ljub-iti  amare, 
von  derselben  wurzel  libo  neben  Ijubo,  welches  wie  das 
lat.  vis  den  interrogativen  und  relativen  pronomina  ange- 
fbgt  wird,  um  sie  in  indefinita  zu  verwandeln  z.  b.  küto 
Ijubo  (libo)  quicunque,  jakovü  Ijubo  (libo)  qualis- 
cunque;  ätitü  scutum  aus  *skjutü  =  lat.  scu-tu-m 
WZ.  sku  tegere  (skutü  extrema  vestis  kommt  als  deut- 
sches lehn  wort  hier  nicht  in  betraoht,  vergl.  got.  skauts 
xgoifTteSov ,  nord.  skaut).  Wenn  also  von  ^uj§  maodo 
im  Gregor  von  Nazianz  eine  participialform  ^ij^ätiimü 
erscheint,  so  erklärt  sich  diese  hier  ganz  einfach  and  wir 
haben  nicht  nöthig  mit  Miklosich  (lex.  s.  v.  zivati)  das 
wort  jf&r  verschrieben  aus  ^ujqätiimü  zu  halten.  Das 
in  dem  assibilierten  dental  nicht  völlig  gebundene  j  hatte 
noch,  wie  in  Stitü  aus  *skjutü,  die  kraft,  sich  das  fol- 
gende u  zu  assimilieren.  Indem  man  nun  den  Ursprung 
des  i  v^rgals,  entwickelte  sich  £ivatt  und  i^avati,  d.i. 
*z^vati,  also  völlig  als  ob  die  wz.  gi  oder  giv  lautete; 
das  V  in  zivati  kann  man  nämlich  zwiefach  deuten,  ent- 
weder ist  es  letzte  reminiscenz  von  ivati,  2ivati,  oder 
es  hat  sein  dasein  der  analogie  häufiger  verba  auf  -vati 
zu  verdanken. 


die  entirickeluDg  von  nnonpr.  j  im  slawischen  und  litauischen.       137 

Ebenso  entwickelte  sich  aus  pljuskü  sonus  ein  pli- 
skö  und  mit  zweiter  Steigerung  ein  aus  dem  serbischen 
plSsak  zu  folgerndes  ^pleskü.  Aehnlich  haben  wir  zwi- 
schen chljupati  und  chl^piti  mendicare  ein  vermittehi- 
des  *chlipati  anzunehmen,  zwischen  sljuzi  malva  und 
der  nebenform  sl^zu  ein  *slizT.  Das  e  der  dameben 
Yorkommenden  plesku,  chlepiti  ist  entweder  nur  gra- 
phische Variante  von  6  oder  verdankt  seinen  Ursprung  der 
analogie  von  gnet^,  gnesti  neben  gn^tati  comprimere, 
greb§,  greti  remigare  neben  ogrebati  s^  abstinere, 
letiti  neben  IStati  volare,  mesti  neben  metati  jacere 
(mehr  beispiele  s.  bei  Miklosich  vgl.  gramm.  I,  134  ff.). 

Durch  diesen  wandet  von  ju  in  i  erklärt  sich  auch 
die  thatsache,  dafs  griech.  v  in  fremdworten  sowohl  durch 
ja  wie  durch  i  wiedergegeben  wird.  Die  lautverbindung 
ja  (io)  hatte  eben  zu  der  zeit,  als  diese  griechischen  worte 
herübergenommen  wurden,  zum  theil  schon  einen  i-fthn- 
lichen  klang  und  eignete  sich  dadurch  zur  Umschreibung 
des  griech«  v.  Beispiele:  kjuminü  xvfMivov^  mjuro  ^v- 
Qov^  zmjurna  Ofivgva^  sjurijsku  (ri;^mxoV,  kjurilu  und 
kirilü  KvQiXXog^  kjurü  und  kirü  xvqios  u.a. 

In  den  jOngeren  slawischen  sprachen  findet  sich  die 
contraction  von  altbulg.  ju  in  i  mehrfach.  Durchgängig 
regel  ist  sie  im  cechischen:  cititi  =  altb.  ätutiti,  cizi 
=  ätuSdi,  lid  =  Ijudü,  plice  =  pljnäta  u.a.  s. Mi- 
klosich vergl.  gramm.  I,  414.  Im  neubulgarischen  sind  ju 
und  i  so  in  eine  analogie  verschmolzen,  dafs  nicht  nur  i 
fbr  ju,  sondern  auch  umgekehrt  ju  für  i  eintritt.  Es  fin- 
det sich  also  kliö  clavis  neben  kljuc,  libi  amo  neben 
IjobI,  plijü  spuo  neben  pljujü  und  umgekehrt  ju  an 
stelle  von  altbulg.  i  zjuvejü  vivo  neben  iiveju,  sljunif 
saliva  maculo  neben  slini  (altb.  slina  saliva,  ahd.  sllm), 
djurok  latus  neben  äirok  (s.  Miklosich  vergl.  gramm.  I, 
266).  Auch  in  anderen  slawischen  sprachen  findet  sich 
vertauschung  von  älterem  i  mit  ju,  z.  b.  russ.  cjioHa  und 
cjiBHa.  Böhtlingk  nimmt  in  cjiiona  ansfall  von  p  an  und 
will  es   so  mit  lueBamb,   altbulg.  plivati  spuere  vermit- 


138  Schmidt 

telD,  ein  anderes  Beispiel  eines  derartigem  ausfalles  von  p 
ist  aber  nicht  nachgewiesen.  Aufserdem  lassen  sich  CdU-na, 
cjiioiia  nicht  von  ahd.  sll-m  trennen.  Nach  dem,  was 
eben  vom  neubulgarischen  angeführt  ist,  macht  aber  die 
annähme  eines  wechseis  von  h  mit  lo  keine  Schwierigkeit, 
auch  das  verwandte  poln.  vsluz  sqhleim  (dies  ist  richtiger 
als  sloz;  Miklosich  vergl.  gramm.  I,  452)  zeigt  denselben 
Wechsel.  Aus  dem  polnischen  nenne  ich  noch  luDqc  er- 
giefsen  (das  wäre  altbulg.  *lju-n^ti)  für  das  veraltete 
linqö,  vgl.  altbulg.  lijati  fundere. 

Da  wir  nun  gesehen  haben,  wie  häufig  sich  ein  j  vor 
u  entwickelt,  und  femer  die  neigung  ju  in  i  zu  contrahie- 
ren  beobachtet  haben,  werden  wir  berechtigt  sein  die  nun 
folgenden  bisher  unerklärten  Alle,  in  welchen  i  neben  äl- 
terem u  steht,  so  aufzufassen,  daCs  wir  ein  zwischen  bei- 
den liegendes  *j  u  voraussetzen.  Miklosich  (vergl.  gramm. 
1,25)  führt  folgende  beispiele  auf:  veriga,  veraga  ca- 
tena,  rimiskü,  rumiskii  romanus,  iidu  neben  ijud^j 
lovSalog.  Schleicher  (formenl.  d.  ksl.  spr.  s.  47)  bringt  noch 
bei:  tiohü  tranquillus,  teäiti  consolari,  skr.  tuö  gaudere, 
contentum  esse,  tüä-nim  tacite  (die  vocale  dieser  drei  for- 
men verhalten  sich  wie  die  von  ahd.  chiuwan  :  iivati  : 
j^avati,  d.i.  zevati  oder  von  pljuskü  :  plisku  :  serb» 
plesak);  kricati  clamare,  skr.  krup*).  Auf  diese  weise 
erkläre  ich  noch  kri^i  crux  (i  für  das  zu  erwartende  c 
findet  sich  öfter  in  fremdworten,  z.  b.  kale^i  xaAvl,  jere- 
tizica  haeretica),  ferner  obligati  neben  lugati  men- 
tiri**),  vergl.  got.  liugan;  dichati,  cichn^ti  atemuere 
neben  kuchn^ti  sternutare,  kychavica  sternntatio  (skr. 
käu  niesen?).     Das  serbische  zeigt  auch  in  fremdworten 


*)  In  ^istü  ftir  *6id-tü  pnms,  welches  Schleicher  a«  a.  o.  mit  slu*. 
fttdh  purificari  yerbiadet,  und  in  Kriyü  obliquvs,  cvmu  welches  er  ^ 
curvus  setzt,  ist  das  i  auf  anderem  wege  entstanden.  Die  entsprechenden 
lit.  skafstas  klar,  glänzend,  sk;f stas  klar  (von  flOssigkeiten)  und  krei'vas 
krumm,  schief  beweisen,  dafs  schon  zur  zeit  der  slawisch-litauischen  «isheit 
die  beiden  wurzeln  in    die  i-reihe  übergetreten  sind. 

**)  Möglich  ist  jedoch  auch  die  auffassung  von  Miklosich  vgl.  gramin- 
I,   18». 


die  entwickelang  von  nniirepr.  j  im  slawischen  und  litauischen.       139 

i  an  stelle  von  n  z.  b.  mir  marus,  rim  Roma  (auch  alt- 
balg, rimü  s.  o.)  u.  a.  s.  Miklosich  vergl.  gramm.  1,301. 
Das  von  mir  vorausgesetzte  vermittelnde  ju  zeigt  unter 
den  von  Miklosich  aufgeführten  beispielen  Ijutac,  woraus 
durch  contraction  litica  sazum  wurde. 

Auf  parasitisches  j  weisen  auch  cech.  rihnouti  (6ecb. 
i  =  altbulg.  ju  8.  o.),  poln.  rzygn^ö,  rzygad  verglichen 
mit  mss.  purnjmb,  altbulg.  rygati,  griech.  igev/eiv;  das 
litri&ugmi  rülpse  zeigt  das  j  un verhüllt. 

Die  resnltate  vorstehender  Untersuchung  sind  also: 

1)  In  den  allermeisten  f&Uen  ist  altbulg.  ju  aus  ftlte- 
rem  u  entstanden^). 

2)  Indem  der  parasitische  spirant  sich  den  folgenden 
vocal  assimiliert,  wird  letzterer  im  weiteren  verlauf  des 
spracblebens  mehr  oder  weniger  regelmäfsig  in  die  i-reihe 
hinüber  gedrängt. 

Mit  fleifs  habe  ich  das  vor  u  entwickelte  j  in  dieser 
Untersuchung  vorangestellt,  weil  es  stets  erkennbar  ist,  sei 
es  wirklich  geschrieben,  sei  es  nur  in  der  affection  der 
vorhergehenden  consonanten  erhalten.  Schwieriger  ge- 
staltet sich  die  beobachtung  bei  den  übrigen  vocalen.  Ganz 
aus  dem  spiele  bleiben  müssen  i^  if,  S,  ^,  weil  sie  an  sich 
schon  assibilierend  auf  vorangehende  gutturale  und  —  aus- 
genommen i**)  —  dentale  wirken,  welche  uns  bei  der  bis- 
herigen Untersuchung  so  gute  führer  waren,  ein  j  aber  vor 
i,  !,  S  nicht  geschrieben  wird  (je  wird  i,  s.  Schleicher 
Comp.*  §.  87,  3).  Die  Verbindung  j^  findet  sich  nur  an- 
lautend, aufserdem  waltet  bei  ^  stets  zweifei,  ob  es  aus 
urspr.  an  oder  i  n  entstanden  ist.  Sie  alle  geben  also  über 
parasitisches  j  keine  auskunft.  Vor  e  werden  gutturale 
ebenfalls  assibiliert,  wenn  demnach  z.  b.  die  lautfolge  6e 
erscheint,  so  ist  nicht  zu  entscheiden,  ob  ke  oder  kje  zu 


*)  Ich  habe  zu  vorliegender  Untersuchung  mir  sämmtliche  worte,  welche 
die  rerbiodang  jn  enthalten  oder  enthielten,  zus&mmengesteUt. 

**)  Anlautendes  idi  findet  sich  nicht,  sti  kann  ans  stji  nnd  ski  ent- 
standen sein.  Für  den  vorliegenden  zweck  weifs  ich  mit  den  sti  im  an- 
laute bietenden  worten  nichts  anzufangen. 


140  Schmidt 

gründe  liegt.  Die  dentalen  aber  nebst  8  und  z  bleiben 
vor  e,  verwandeln  sich  hingegen  mit  je  zu  äte,  zde,  ie, 
ze.  Von  diesen  vier  Verbindungen  kann  aber  ie  auch  ffir 
che  sr  urspr.  se  stehen,  also  ohne  parasitisches  j  entstaD- 
den  sein,  z.  b.  kann  äesti  rex  sowohl  als  *8jesti  gelteo 
(vgl.  pis^  fOr  *pisjq)  wie  als  *chesti  aus  ^sesti.  Es 
bleiben  also  nur  die  lautfolgen  äte,  2de,  ie  als  einzige 
spuren  eines  etwa  vor  e  entwickelten  j,  da  das  unverän- 
derte  je  sich  nie  nach  consonanten  findet  (ausgenommen 
natürlich  in  fällen  wie  otü  n-jego  Schleicher  Comp.' 
s.  307). 

So  enthält  unurspr.  j  iegq^  iesti  urere,  welches,  wie 
die  bei  Miklosich  s.  v.  verzeichneten  nebenformen  ideg^, 
idegut I  (fbr  idegqti)  erweisen,  aus  *djeg-  entstanden 
ist.  zegq  verh&lt  sich  zu  i^deg^  genau  wie  die  oben  er- 
örterten cudo  :  ctudo,  cuti  :  ätutiti.  Zu  dieser  Wur- 
zel gehört  auch  serb.  iagriti,  welches  nicht,  wie  Miklo- 
sich (vgl.  gramm.  I,  334)  annimmt,  eine  reduplicirte  fonn 
ist,  „in  welcher  nach  sanskritischer  regel  guttural  durch 
palatal  ersetzt  scheint^,  zagriti  ist  abgeleitet  von 
2ag-rü,  welches  im  lit.  ^agarai  dQrre  reiser  (ursprüng- 
lich also  brennmaterial)  erhalten  ist.  Das  erschlossene 
*djeg  weist  auf  älteres  *djag,  djagh,  und  bierin  ist 
leicht  skr.  dah  mit  parasitischem  j  zu  erkennen,  dessen  d 
in  4eromb  birkentheer  erhalten  hat  (vgl.  lit.  d^g-ti  brennen, 
degütas  =  46rorab).  Der  wurzelvocal  ist  dann  in  su- 
£igati,  sü-2agati  (d.i.  *-2egati)  in  die  i-reihe  hin- 
übergedrängt, ob  durch  das  j  veranlafst,  ob  der  bekannte 
allgemeinen  neigung  der  spräche  folgend,  bleibt  ungewiss. 

Es  bleiben  noch  die  vocale  a,  o,  ü  zu  untersuchen 
übrig,  jo  wird  inlautend  zu  e,  aber  e  neben  o  erscheint 
ganz  regelrecht,  wie  im  lateinischen  und  griechischen  als 
Vertreter  von  urspr.  a.  Also  auch  hier  würde  nichts  ftr 
unsere  Untersuchung  zu  gewinnen  sein,  wenn  nicht  in  einem 
beispiele  ein  zisehlaut  auf  einstiges  Vorhandensein  von  j 
wiese.  Es  findet  sich  neben  solyga  jacnlnm,  bacnlum 
öelyga  pertica,    beide  vermitteln  sich  durch  'sjoljga, 


die  «Dtwickdnng  von  nnnnpr.  j  im  tlawUehen  and  litauischen.       141 

aas  welchem  durch  gleichzeitige  Wirkung  des  j  nach  vor- 
wärts und  rückwärts  delyga  entstehen  muste. 

Auch  vor  ü  entwickeltes  j  zu  erkennen  ist  misslich, 
da  jü  lautgesetzlich  zu  i  werden  mufs,  i  und  ü  aber  viel- 
fach mit  einander  wechseln,  ohne  dafs  man  berechtigt  wäre 
ein  vermittelndes  jü  anzusetzen.  Vielleicht  darf  man  das 
in  äilu,  äidu  (part.  perf.  act.,  der  bedeutung  nach  zu  wz.  i 
gehörig,  s.  Schleicher  formenl.  s.  326)  enthaltene  sid  aus 
arsprflnglichem  sjad  erklären.  Neben  der  wz^  8 ad,  S-sad 
adiref  griech.  in  odog  (Curtius  g.  e.^217)  erhalten,  hat 
das  skr.  nämlich  sjand  (gatikarmä  Naigh.)  fluere,  fluc- 
tuari,  hnc  illuc  cursitare  Westerg.  sad  ist  auf  slawischem 
boden  in  chod-iti  ire  bewahrt  und  sjand  möchte  ich  in 
iiivL  profectus  sehen.  Nimmt  man  an,  dafg  in  sjad 
—  denn  so  ohne  nasal  ist  die  wahre  wurzel  von  sjan- 
datß  anzasetzen,  dessen  nasal  aus  der  praesensbildung 
(nach  Schleichers  eintheilung  IV,  c,  2)  in  die  anderen  tem- 
pora  eindrang  —  sich  das  anlautende  s  ungewandelt  er- 
hielt, wie  in  der  anderen  wz.  sad  sedere,  altbulg.  s^d^, 
9e8ti  considere^  nichts  wie  in  choditi,  zu  ch  wurde,  so 
läge  zwischen  sjad  und  äid  die  mittelstufe  *8jüd  ganz 
im  einklange  mit  den  altbulgarischen  lautgesetzen.  Ist  diese 
erklärung  richtig,  so  haben  wir  ein  beispiel  von  parasiti- 
schem j  übereinstimmend  im  sanskrit  und  slawischen. 

Vor  -^  I&Tst  sich  die  entwickelung  von  j  in  einigen 
fiUlen  nachweisen;  statt  des  zu  erwartenden  j^  findet  sich 
in  russisierender  weise  ju  geschrieben.  Ich  nenne  folgende 
Worte:  Ijakati  neben  I^kati  decipere  (vgl.  l^ka  malitia, 
l^k^,  l^äti  flectere,  lit.  lönkti  fiectere,  ki^giog  Xo^og, 
latlicinus  obliquus)  raz-lju6ati  neben  raz-l^cati 
separare;  dtukü,  d.  i.  *stjukü  strepitus  neben  stukü 
sonituB,  in  welchen  der  Ursprung  des  u  ans  ^  erwiesen 
wird  durch  poln.  szczfk  geplapper  =  ötuku  und  st^k 
senfzer  s=5  stnkü. 

Aas  dem  polnisohen  mögen  noch  erwähnt  werden 
chrz%8zcz  =  altbulg.  chr^sti  scarabaeus,  wifza  fessel 
^  altbulg*  v^za,  tysi^c  =  altbulg.  tys^ita  mille  (auch 
das  öeoh.  tisic  zeigt  das  parasitische  j). 


142  Schmidt 

Endlich  bliebe  der  Yocal  a  noch  zu  berOcksichtigai. 
Findet  er  sich  nach  assibilaten,  so  herrscht  ungcwifBheit, 
ob  ja  oder  &  der  ursprüngliche  laut  war.  a  und  e  wech- 
seln aber  häufig  miteinander,  man  bleibt  also  völlig  im 
unklaren,  ob  z.  b.  in  cadü  fumus  neben  kaditi  suf&tnm 
facere,  in  po-zaru  incendium  neben  goreti  ardere  ein 
älteres  *kjadä  *gjarü  oder  *k£dü  *gerü  vorliegt  Im 
ersteren  falle  wäre  j  entwickelt,  im  anderen  hätte  e  ak 
dehnung  von  a  zu  gelten  oder  der  wurzelvocal  wäre,  wie 
oft,  in  die  i -reihe  übergetreten.  Also  nur  nach  I,-r,  t, 
m,  n  ist  klar  erkennbar,  ob  älteres  6  oder  ja  vorliegt, 
weil  nur  diese  consonanten  keine  lautgesetzliche  aiFectioo 
des  folgenden  ja  veranlassen.  Ich  vermag  daher  nur  in 
zwei  beispielen  parasitisches  j  vor  a  nachzuweisen:  prja* 
s^iti  frigere,  rnss.  npasKHmb  neben  dem  ursprünglicheren 
praj^iti,  nsl.  pra£iti,  nbulg.  pra2i,  öecb.  prahnoati, 
poln.  pra2y<5;  die  wurzel  ist  sprag  oder  spragh,  wie 
das  litauische  lehrt:  spragh ti  prasseln,  spraginti  rö- 
sten, spirgti  speck  ausbraten,  spirgas  stück  gebratenen 
Speckes.  Das  andere  beispiel  ist  prjaga  yidgov^  novelium 
tritici  granum  neben  dem  gleichbedeutenden  prüga;  mög- 
licherweise gehört  prjaga  zu  prjaziti,  da  yjSgov  ein 
gericht  von  gerösteten  weizengraupen  ist,  unsere  zwei  bei- 
spiele  flössen  also  gar  in  eins  zusammen.  In  jüngeren  sla- 
winen  findet  sich  j  mehrfach  vor  a  eingeschaltet,  z.  b.  in 
den  fremdworten  serb.  tirjanin  =  tyrannus  und  russ. 
pjica  rjasa  mönchsgewand,  altbulg.  rasa  =  iat.  rasum. 

Vielleicht  ist  es  nicht  zufällig,  dais  in  den  letztge- 
nannten fällen  ein  r  vor  dem  vocale  steht,  hängt  vielmehr 
mit  einer  erscheinung  zusammen,  auf  welche  von  hier  ans 
ein  neues  licht  f&llt.  Wir  finden  nämlich  vor  r,  1,  ▼ 
häufig  gutturale  assibiliert,  ohne  dafs  ein  vocal  folgt,  wel- 
cher diese  aflfection  verursacht  haben  könnte.  Dafs  aber 
die  laute  1,  r,  v  an  sich  nicht  noth wendig  vorhergehende 
gutturale  in  palatale  wandeln,  beweisen  die  zahlreichen  an- 
laute von  k,  g  +  r,  1,  v,  welche  im  wörterbuche  leicht  zo 
finden  sind.    Schleicher  (Comp.  ^  s.  303)  sagt:  „vor  r,  I,  ▼ 


die  entwickelung  von  untinpr.  j  im  slawischen  and  litauischen.       143 

tritt  ebenfalls  die  in  rede  stehende  Wandlung  der  gutturale 
mit  Vorliebe  ein^.   Nach  meinen  beobachtungen  halten  die 
fälle,   in  welchen  die  gutturalen  unangetastet  bleiben,    so 
ziemlich  denen  das  gleichgewicht,  in  welchen  sie  afficiert 
werden.    Ich  will   nun  hier  die  mir  bekannten  fälle  ange- 
ben,  in  welchen  werte  derselben  wurzel,   zum  theil  auch 
derselben  bildung  die   einen  assibilierten  guttural  zeigen, 
die  anderen  nicht.     Schleicher  (a.  a.  o.)  f&hrt  an:   cvStü 
blume  neben  böhmisch  kvet;  cveliti  weinen,    altböhm. 
kv^liti,  neuböhm.  kviliti;    clov-ekü  mensch,  wz.  kru, 
slu    in    slu-ti    nominari;    £rüt-ati  einschneiden   neben 
krat-ükü  kurz  (lautlich  noch  näher  steht  krüt-ü  talpa). 
Miklosich  (vgl.  gramm.  I,  199)  erw&hnt  noch:  örus-tvu 
solidus,  firmus  neben  vüs-krüs-n^-ti  ^;'£/()£rri9'ai,  aviaxa- 
(f&au    Diese  Zusammenstellung  macht   er    aber  in  seinem 
lezicon  selbst  zweifelhaft,  indem  er  6rüs-tvä  aus  örüd- 
-tyu    erklärt    und   mit  got.  hardus   vergleicht;    letzterer 
etymologie  neige  ich  nun  mehr  zu,  weil  in  örSdü  firmus 
das  in  6rüstvü  erschlossene  d  klar  vorliegt  und  cr^dö 
genau  zu  got.  hardus  stimmt;    vüskrüsnqti,   dessen  s 
ursprünglich  und  keine  wandelung  von  d  ist,  wie  die  con- 
JQgation  ergibt,  hat  also  mit  örüstvü  nichts  gemein.  Aus 
Miklosichs  grammatik  (a.  a.  o.)  entnehme  ich  noch  £rülo 
neben  griilo  guttur.     Aufserdem    habe  ich  assibilierende 
kraft  des  r,  1  wahrgenommen  in  £rSti,  irq  deglutire  (vgl. 
lit.  gärti    trinken)  neben  grütani  guttur  (lit.  ger-klö' 
gurgel,  Schlund);  £r£ti,  irq  sacrificare  (lit.  glrti  preisen, 
skr.  grn&mi  preise,  yiJQvg  u.  a.  s.  Curtius  g.  e.'  s.  162) 
neben  gra-j  cantus;  ilüdati  capere  neben  gladu  fames 
(vgl.  got.  gredus  hunger);    srüäeni  neben  srüSeni  cra* 
bro  (poln.  sierszeö,  szerszeii,  lit.  szirszys);    örepü 
testa,  later  (skr.  karpara  schale,  topf,  ahd.  scirbi  testa), 
mit   erhaltenem    k   russ.  Knpnm'b  (kirpiöü  Ziegelstein); 
fbr  ärSpü  könnte  man  vielleicht  annehmen,  dafs  die  assi- 
bilierende  kraft  des  6  durch  r  hindurch  auf  den  guttural 
gewirkt   habe.     Da  wir  nun  ö,  2,  ä  sonst  nur  vor  j  und 
palatalen  vocalen  entstehen  sehen,  so  schliefse  ich,   dafs 


144  Schmidt 

r,  1,  V,  wenn  sie  assibilation  vorhergehender  laute  veran* 
lassen,  einen  weicheren,  j- ähnlichen  klang  gehabt  haben, 
d.  b.  dafs  sich  aus  ihnen  ein  parasitisches  j  entwickelt  hat, 
eine  erscheinung,  welche  namentlich  bei  1  in  den  romani- 
schen sprachen  reichlich  za  beobachten  ist.  Ich  erinnere 
nur  an  den  Übergang  von  lat.  1  in  ital.  i,  z.  b.  fiore  =< 
lat.  florem,  chiamare,  span.  Uamar,  d.  i.  Tamar  ss 
clamare,  vergl.  Diez  gramm.  der  roman.  spr.  1%  195 ff. 
Die  Schrift  bezeichnete  dies  j  nicht,  wie  sie  selbst  arspr.  j 
nach  r,  1  oft  unbezeichnet  läfst,  z.  b.  bura  f&r  bnrja 
procella,  vola  für  volja  voluntas,  so  gut  aber  in  diesen 
fällen  r,  1  den  werth  von  rj,  Ij  haben,  können  sie  es  auch 
in  obigen  £rülo,  ^lüdati  u.  s.  f.  gehabt  haben.  Zur  be- 
gründung  dieser  ansieht  erinnere  ich  an  die  im  bisherigen 
mehrfach  erschienenen  worte,  deren  parasitisches  j  gerade 
nach  r,  1  eingetreten  ist  (Ijukati,  d.i.  Ijqkati,  prja* 
2iti,  poln.  chrzqszcz  und  die  worte  auf  s.  131  bis  133) 
und  nenne  noch  poln.  grzbiet,  altbulg.  grubu  dorsum; 
rzodkiew  rettig  entweder  direct  oder  durch  deutsche 
vermittelung  aus  radiz. 

Dafs  die  entwickelung  von  parasitischem  j  im  ferneren 
leben  der  slawischen  sprachen  mehr  und  mehr  zunimmt, 
ist  in  der  bisherigen  Untersuchung  an  den  betreffenden 
stellen  angedeutet  worden.  Für  das  altbulgarische  glaube 
ich  sie  erschöpfend  behandelt  zu  haben,  für  die  übrigen 
slawischen  sprachen  ist  dies  noch  nicht  möglich,  wegen 
der  mangelnden  Voruntersuchungen  Ober  den  im  einzelnen 
sehr  schwierigen  vocalismus  dieser  sprachen.  Die  fast  all- 
gemeine Wandlung  von  altbulg.  e  in  je,  ie,  resp.  jo,  io 
ist  bekannt.  Ehe  ich  mich  aber  zum  litauischen  wende, 
will  ich  hier  noch  einige  polnische  worte  erörtern,  welche 
Miklosioh  (vgl.  gr.  I,  468)  unerklärt  läfst,  die  aber  filr  die 
beurtheilung  des  skr.  ki  von  Wichtigkeit  sind. 

Eine  im  anlaute  slawischer  worte  ganz  ungewöhnliche 
lautverbindung  kö  zeigen  poln.  ksi^ga,  ksiqika  buch 
und  ksi^i^  f&rst,  altbulg.  kniga  und  kn^zi.  Beginnen 
wir  mit  ersterem.  Im  suprasler  codex  findet  sich  geschrie- 


die  entwickelong  von  unnnpr.  J  im  slawischen  und  litauischen.       146 

beD  küuiga,  d.  i.  künjiga;  hieraus  entwickelte  sich  alt- 
böhm.  knjei^ka,  kn^h  gen.  pL  von  kniha.  Eine  diesem 
entsprechende  form  *kniega,  ^knie^ka  nehme  ich  auch 
fflr  das  polnische  an.  In  *kniega  fiel  nun  der  nasal  aus 
wie  in  dzi^  heute  (fflr  *dznis  =  altbulg.  dini  si)  und 
in  giqö  beugen  (für  *gni§d,  *gn^d  =s  altbulg*  gün^ti) 
und  der  vocal  erhielt  eine  nasale  trübung  wie  in  mi^dzy 
neben  dem  älteren,  noch  in  der  bibel  von  1563  vorkom- 
menden miedzy  =  altbulg.  meidu  inter,  mi^szad  ne- 
ben mieszad  sss  altbulg.  m^sati  miscere,  piecz^c  = 
altbulg.  peöatif  sigillum  (mehr  beispiele  fflr  q  aus  e  bei 
Miklosich  vgl.  gramm.  I,  454f.).  *kj^ga  hätte  nun  nach 
der  gewöhnlichen  regel  ^cz^ga  werden  sollen,  statt  des- 
sen trat  ksi^ga  ein.  Suchen  wir  dies  lautphysiologisch 
zu  begrflnden.  Der  Übergang  von  k  in  c  geht  durch  fol- 
gende stufen:  kj,  kch,  tch  (linguales  t),  ts,  td,  d.i.  c. 
Die  physiologische  grenze  zwischen  dem  am  weitesten  vorn 
gesprochenen  k  und  dem  am  weitesten  hinten  gesproche- 
nen t  ist  nicht  zu  bestimmen,  ebenso  wenig  lassen  sich 
ch,  s  und  s  gegeneinander  abgrenzen;  k  und  t,  wie  an- 
dererseits ch,  s  und  ä  sind  durch  continui^rliche  Über- 
gänge untereinander  vermittelt,  sie  schwimmen  in  einander. 
Hiermit  hängt  zusammen,  dafs  das  altbulgarische  in  fremd- 
Worten  i  (d.  i.  tönendes  s)  an  stelle  von  j  (d.  i.  tönendes 
ch)  setzt,  z.  b.  2ukü  juncus,  i^idinu  neben  ijudej,  von 
denen  sich  das  erstere  an  laf.  judaeus,  das  letztere  an 
griech.  lovSaioq  anzulehnen  scheint  (Vgl.  den  entsprechen- 
den Wandel  von  lat.  j  in  den  romanischen  sprachen).  Fer- 
ner ist  zu  berücksichtigen,  dafs  das  altbulgarische  in  fremd- 
worten  —  und  fremd  sind  auch  kn^zT  und  kniga*)  — 
gutturale  vor  vocalen,  welche  sonst  assibilation  bewirken, 
unverändert  läfst,  in  welchem  falle  der  die  ausspräche 
möglichst  getreu  wiedergebende   cod.  snpr.  den  gutturalen 


*}  kn^zi,  kun^zi  ist  aus  dem  ahd.  cnning  entlehnt;  anch  kniga 
führt  Miklosich  anter  den  fremdwdrtem  auf,  Dobrovsk^  und  Pott  (wz.-wtb. 
467)  vemiiitben  entlehnnng  ans  dem  chines.  king. 

Beiträge  z.  ygl.  sprachf.  VI. 2.  \Q 


146  Schmidt 

das  zeichen  der  erweicbung  beisetzt  (zahlreiche  beispiele 
bei  Miklosich  vgl.  gramni.  I,  205f.);  sein  k^  bedeutet  aber 
kj.  DQrfeo  wir  io  unserem  falle  nun  annehmen,  dafs  von 
dieser  lautgruppe  kj  sich  das  j  wie  in  iidinü  zu  i  wan- 
delte, so  muste  ki  als  unaussprechbar  entweder  zu  gi 
oder  SU  ki  werden.  Letzteres  liegt  im  poln.  ksi§ga  vor. 
Und  ich  sehe  in  der  that  nichts,  was  dieser  annähme  im 
wege  stünde,  wird  doch  j  nach  t,  was  wie  wir  sahen  vom 
palatalen  k  wenig  absteht,  im  russischen  zu  &  z.  b.  mucü^ia, 
d.i.  tysjatda,  tausend,  altbulg.  mit  Umstellung  tysqsta, 
aus  *tys^tja.  Wenn  wir  also  kd  an  stelle  des  zu  erwar* 
tenden  tä  finden,  so  liegt  ersteres  dem  ausgangspunkt  kj 
etwas  n&ber,  indem  das  k  nur  palatal  wurde,  seine  arti- 
culationsstelle  am  gaumen  also  der  sph&re  der  t-lante  zwar 
niherte,  aber  nicht  ganz  in  sie  hinein  legte*).  Dafs  nun 
k  in  ksifga  palatal  auszusprechen  sei,  kann  nicht  bezwei- 
felt werden,  da  diese  ausspräche  dem  k  vor  allen  mouil- 
lierten lauten  zukommt  (s.  Miklosich  vgl.  gramm.  I,  475). 

Entsprechende  mittelstufen  wie  zwischen  kniga  und 
ksi^ga  zum  theil  erhalten  sind,  nehme  ich  zwischen  alt- 
bulg. kn^zi  und  poln.  ksi^dz  fQrst,  priester,  ksi^i^ 
fürst  an:  ^kni^zi,  *kni§dz,  *ki^dz.  Die  erschlofsene 
form  *kni^zi  liegt,  nach  einer  mflndlicben  mittheilung 
Schleichers,  im  polabischen  wirklich  vor:  die  manuscripte 
bieten  tgenangs,  tjenanga,  tschenangs,  tjinangs, 
an  dem  einstigen  bestehen  einer  form  Kn^z  (kjnj^z), 
worauf  diese  Schreibungen  deuten,  IftTst  sich  also  nicht 
zweifeln. 

Alle  sonst  noch  mit  ksi,  d.i.  kö  anlautenden  polni- 
schen Worte  sind  ableitungen  von  den  eben  besprochenen, 
so  ksieni  äbtissin  aus  *ksi^gini,  altbulg.  kn^gyni  (v^. 
6ech.  knini  aus  knjahynja-),  ksi^zyc  mond  erklArt 
Linde  wohl  mit  recht  als  fbrst  der  nacht;  bei  der  bildung 
des  Wortes  scheint  die  analogie  von  miesi^c  eingewirkt 
zu  haben. 

*)  Skr.  kB  ans  gattiiral+  j  ZeiUehr.  XVI,  48S. 


die  entwickelnng  von  nnnnpr.  j  im  slawiBchen  nnd  litanischen.       147 

Im  litauischen  habe  ich  oraprünglicheB  wie  nnarsprflng- 
liches  j  im  inlaute  der  wurzeln  nar  vor  u,  au  und  ganz 
vereinzelt  vor  o  beobachtet.  Es  steht  dies  in  bemerkens* 
werthem  einklange  mit  dem  altbulgarischen,  welches  pa- 
rasitisches j  auch  meist  vor  u  »s  lit.  au  zeigte. 

Dafs  anlautendem  S  ein  unursprQngliches  j  vorge* 
achlagen  wird,  hat  Schleicher  (Comp.^  §.  194)  schon  er.^ 
kannt  Diese  erscheinung,  in  dialekten  von  grOfserer  aus^ 
dehnung,  ist  aber  auch  im  hochlitauischen  nicht  auf  an- 
lautendes e  beschränkt.  Vor  u,  au  findet  sich  unurspn  j 
in  junk-stü,  jünk-ti  gewohnt  werden,  jauk-inti  ge- 
wöhnen, dressieren,  vgl.  altbulg.  vyk-n^-ti  discere,  pri- 
-vyk-n§-ti  assuescere,  u6-iti  docere,  got.  bi-uh-ts  ge- 
wohnt, biuhti  gewohnheit  (also  nicht  mit  6r.  II,  23« 
no.  262  zu  biugan  zu  stellen),  skr.  üK-ja-ti  gefallen  fin* 
den,  gern  thun,  gewohnt  sein.  Hier  ist  demnach  j  vor 
labiales  u,  au  vorgeschlagen,  wie  umgekehrt  v  vor  pala* 
tales  S  in  venas  unus. 

Da  Nesselmann  die  erweiohung  der  consonanten  nicht 
bezeichnet,  Eurschats  beitrage  mir  aber  nicht  zur  band 
sind,  so  bin  ich  fQr  meine  Untersuchung  auf  die  in  den 
beiden  Scbleicherschen  glossaren  (zum  lesebuche  und  zum 
Donaleitis)  enthaltenen  werte  beschränkt. 

Zunächst  finden  wir  einige  alte  bekannte  aus  dem 
slawischen  auf  litauischem  boden  als  lebnworte  wieder: 
bliüdas  schlössel,  altbulg.  bljudfi  patina;  liübyti  zu 
thun  pflegen,  gern  haben,  woneben  Ness.  373  das,  ich  weifs 
nicht  ob  bewährte,  Idbi&ti  ohne  j  bietet,  altbulg.  Ijubiti 
amare,  niss.  JiDÖHnib,  poln.  lubiö;  liütas  löwe,  bei  wel- 
chem man  zweifeln  kann,  ob  es  eine  Weiterbildung  von 
altbulg^  11  vü  leo  ist  oder  ob  es  ein  substantiviertes  adjec«- 
tivum  ist,  dem  altbulg.  Ijutü  ferus  entsprechend,  vgl.  lutis 
Sturm,  Unwetter,  lutingas  stürmisch  (Ness.);  pliüszkie 
dummer  Schwätzer,  pliuszke'ti  plappern,  schnattern,  alt- 
bulg. pljuskä  sonns,  poln.  pluskad  plätschern;  ziupone 
vornehme  frau,  altbulg.  iupanü  obrigkeitliche  person,  wel- 
ches aoch  in  das  slawische  aus  der  fremde  eingedrungen 

10* 


148  Schmidt 

* 

ist  (8.  Pott  wz.-wtb.  242  ff.)*  ^^^  nicht  erwähnt  habe  ich 
hier  die  mit  cz  anlautenden  worte  (cz  wQrde  in  echt  li- 
tauischen Worten  auf  älteres  ti,  tj  weisen),  welche  man 
leicht  finden  kann;  sie  sind  alle  entweder  aus  dem  slawi- 
schen entlehnt  oder  schallnachahmend  und  haben  daher  ftir 
unsere  Untersuchung  keinen  werth. 

Ein  paar  aus  dem  slawischen  entlehnte  worte,  welche 
in  ihrer  heimath  noch  kein  j  zeigten,  haben  es  auf  litaui- 
schem boden  entwickelt.  So  ist  das  altbulg.  gruäa  pirus 
theils  unverändert  herüber  genommen  als  gruszö  Ness., 
theils  mit  richtigem  gef&hle  lituanisiert  als  kri&uszö  (te- 
nuis  f)lr  altbulg.  media  wie  in  mökn,  altbulg.  mog^; 
apibröszkis,  altbulg.  brSzgu;  pupä,  altbulg.  bobä; 
silpnas,  altbulg.  slabü).  Ferner  siülau,  siülyti  an- 
bieten, russ.  cyjuutth  versprechen  (das  n  im  litauischen 
wotte  weist  auf  entlehnung,  denn  russ.  y  entspricht  in  echt 
litauischen  werten  au);piud;^ti  hetzen,  russ.  dial.  nj^iHou», 
altbulg.  p  §  d  i  t  i  pellere,  poln.  p  ^  d  z  i  <5. 

Auch  deutsche  lehnworte  entwickeln  j:  liaupsö'  lob, 
preis  aus  lob,  liA'sininkas  losmann,  sziüilö  schule, 
sziüilmistras  und  szülmistras  Schulmeister,  sziurö'ti 
scheuem,  szliürpti  schlQrfen.  Aus  allen  diesen  fremd- 
worten  erhellt  von  vornherein,  dafs  die  entwickelung  eines 
parasitischen  j  zu  den  neigungen  des  litauischen  gehört. 

Von  echt  litauischen  werten  zeigen  nun  folgende  nach- 
weislich später  entwickeltes  j:  kiaül^  seh  wein,  ohne  j 
kuil/s  eher;  kiaüsz^  schädel,  welches  Grimm  (gr.I%539) 
mit  dem  gleichbedeutenden  anord.  haus-s  vergleicht, 
kiaüszis  ei  gehört  wohl  auch  dazu,  das  tertium  beider 
ist  die  harte  hfiUe  (lit.  sz  &=  urspr.  s  wie  in  aüszti  tagen, 
auBzrä  morgenröthe  wz.  us,  szeszuras  Schwiegervater  = 
socer  u.  s.  w.).  Ferner  kiäune  marder,  altbulg.  kuna 
felis,  pellts  melis,  plur.  kuny  caprinae  vestes.  Die  ver- 
schiedenen bedeutungen  des  slawischen  wertes  lafsen  sich 
nur  vereinigen,  wenn  man  als  ausgangspunkt  aller  den  be- 
griff des  feiles  setzt.  Dachs  und  marder  gelten  ja  auch 
haaptsächlich  des  feiles  wegen,  welches  in  früherer  seit  bei 


die  entwickelung  von  unnrspr.  j  im  slawischen  und  litauischen.       149 

den  Slawen  wie  geld  zur  zablnng  diente;  so  übersetzt  denn 
auch  kuna  an  einer  stelle  des  Zlatostruj  das  griech.  oßokog 
(s.  Mikl.  s.  v.))  vergl.  das  veraltete  russ.  kjhu  geld.  leb 
stelle  nun  ku-na  mit  der  grundbedeutung  feil  zu  lat.  cu- 
*ti-s,  alts.  bü-d,  wz.  sku  tegere.  Diese  wurzel  bat  in 
mcbreren  spracben  ibr  anlautendes  s  tbeils  bewabrt,  tbeils 
abgeworfen,  so  erscbeint  axi-r-og  neben  xv-r-og^  lat.  scfi- 
-tum  neben  cu-tis,  abd.  sciu-ra  receptaculum  neben 
hü-d  cutis.  Mit  erbaltenem  s  und  parasitischem  j  begeg- 
nete uns  die  wurzel  scbon  in  altbulg.  äti-tü  aus  *skju-tu 
scutum,  in  ku-na  baben  wir  sie  also  ohne  s,  in  lit.  ki&un^ 
ohne  s,  aber  mit  j.  Dieselbe  wurzel  kju  zeigt  noch  lit. 
kiaü-ta-s  schale,  hülse,  welches  sich  in  form  und  bedea- 
tung  nahe  zu  alts.  hü-d  stellt*). 

sziaurys  nordwind  aus  *skaurys,  wie  got.  sküra 
vindis  lalkaip  (über  ü  s.  Schleicher  comp.'  s.  156),  abd. 
scür  tempestas,  altbulg.  s^veru  boreas(grundform  *sk&y- 
-ara-s),  lat.  caurus  beweisen. 

pa-liau-ju,  -liov-iau,  •liau-ti  aufhören  stelle  ich 

zu    kV'O). 

Dem  lit.  piau-la-s  faules  holz,  das  im  finstern  leuch- 
tet (Ness.,  der  hier  ausnahmsweise  die  erweichung  angibt), 
entspricht  genau  das  abd.  fü-1,  nbd.  faul;  die  wurzel  pu- 
bat  sich  auf  litauischem  boden  auch  ohne  j  erbalten  in 
püT-ü,  pü-ti  faulen,  pü-Iei  eiter  u.  a. 

ri4ugmi,  riaugeti  rülpsen  wurde  schon  oben  er- 
wähnt, es  zeigt  die  gleiche  entwickelung  von  j  wie  cech. 
ribnouti,  poln.  rzygn^ö,  rzygaö  gegenüber  den  rein 
gehaltenen  altbulg.  rygati,  kgev^siv,  ructare. 

Für  unursprOnglieb  halte  ich  ferner  das  j  in  siunczü, 
siqsti  senden,  welches  ich  zu  got.  sin tha-  mal,  ga-sin- 
tha  geführte,  sandjan  senden  stelle,  deren  th,  d,  wie 
Lottner  (zeitschr.  XI,  163)  aus  altir.  söt  weg  erwiesen  hat, 


*)  Lit.  skurk  haut,   welches  Cnrtitts  (g.  e.'  s.  164)  von  wz.  sku  her- 
leitet,  i^t  polnisches  lehnworti  poln.  sköra  =s  altbulg.  skora,   gehSrt  also 


ZU  CvaüuB*  no.  68. 


150  Schmidt 

einem  ursprünglichen  t  entspricht,  und  die  daher  von  wz. 
sady  oSog  u.  s.  w.,  denen  sie  Curtins  (g.  e.*  s.  217)  zuge- 
sellt, zu  trennen  sind.  Ich  nehme  nun  dem  altir.  sät,  got. 
sintha-  entsprechend  einen  litauischen  stamm  *6unta- an 
mit  der  gleichen  Bedeutung  wie  altir.  sät,  woraus  sich 
*siunta-  mit  parasitischem  j  entwickelte.  Von  diesem 
*6iunta-  wurde  siunczü  abgeleitet,  welches  zwar  ganz 
das  aussehen  eines  primftren  verbums  hat,  aber  ebenso  wenig 
primär  zu  sein  braucht  wie  viele  andere,  offenbar  denomi- 
native  verba.  So  erheucheln  ursprflnglichkeit  folgende  mit 
siunczü  ganz  gleich  gebildete  verba:  pliukiu,  pl&ukti 
behaaren,  jukifis,  jä'ktis  scherzen,  szvenczü,  szv^sti 
feiern,  heiligen,  deren  ableitung  von  plaukai  haare,  jtl'- 
kas  scherz,  szväntas  heilig  niemand  leugnen  wird.  Diese 
und  eine  reihe  anderer  worte,  unter  welche  ich  nun  auch 
siunczü  rechne,  verhalten  sich  genau  wie  die  griechischen 
verba  ayyil},co^  fialdatTto^  fiaQuaigo)  Q.  a.,  die  allgemein 
als  secundär  anerkannt  sind.  Die  erschlofsene  ältere  wur- 
zelform sunt  ist  im  lettischen  sütu  ich  schicke  erhalten; 
litauischem  siunt  würde  lett.  schut  entsprechen  mülsen. 

d2ü-ti  trocknen  intrans. ,  d:&&u-ti  trans.  (vgl.  Saiw^ 
skr.  du  brennen  trans.  und  intrans.;  die  bedeutungen  ver- 
*halten  sich  wie  die  von  lat.  ar-ere  und  ar-d-ere). 

Aus  brSd-kriaünis  messer  mit  einer  schale  von 
hirschhorn  (Donaleitis)  folgt,  dafs  Nesselmanns  krauna 
schale,  heft  des  mefsers  ungenaue  Schreibung  für  kriauna 
ist.  Dies  kriauna  vergleiche  ich  mit  Miklosich  (lex. 
palaeosl.  s.  v.  örenü)  dem  altbulg.  crSnü  manubrium.  In 
kriauna  finden  wir,  gegen  cränä  gehalten,  zwei  afiectio- 
nen  der  wurzel  vereinigt:  entwickelung  von  parasitischem  j 
und  übertritt  des  wurzel vocals  in  die  u- reihe.  Die  näm- 
lichen beiden  lautaffectionen  zeigen  lit.  bliaujn,  bli6viao 
brüllen,  blöken  gegenüber  den  gleichbedeutenden  altbnlg. 
blgjati,  mhd.  blaen,  lat.  balare;  femer  kliüvü,  kliüti 
hangen  bleiben  gegenüber  von^  altbulg.  klej  gluten,  gr. 
xoXXa  aus^xoJl-ja;  ferner  iiurö'ti,  iiiuriü  sehen  gegenflbar 
von  altbulg.  zrj^,  zräti  videre,  lit.  26reti  glänzen,  iäras 


die  entwickelaog  von  unnnpr.  j  im  slawischen  und  Utatiischen.       151 

glänz  (Schleicher  lit.  gr.  48);  endlich  sriubä  suppe  neben 
srd'bti  schlürfen*). 

Endlich  erwähne  ich  die  einzige  mir  bekannte  Wortsippe, 
in  welcher  sich  j  vor  o  entwickelt  hat:  2iöju,  2i6ti  den 
mund  aufsperren,  :l^iövauti  gähnen,  ^iopsoti  den  mand 
aufsperren,  maulaffen  feil  halten.  Sie  stammen  von  der 
indogermanischen  wurzel  gha  klaffen,  gähnen,  welche  auch 
als  ghi  und  ghu  erscheint.  Man  könnte  versucht  sein 
iioti  mit  lat.  hiare  in  engste  beziehung  zu  setzen,  allein 
hiare  enthält  die  wurzelform  hi,  nicht  etwa  hia  mit  pa- 
rasitischem j  aus  ha  entstanden.  Dafs  a  im  lat.  hi-are 
lediglich  zur  verbalendung  gehört,  erhellt  ans  hi-scere 
und  hi-uNcu-8  (gebildet  wie  pat-ul-c-iu-s  von  pa- 
tere).  Andererseits  aber  läfst  sich  aus  hi-are  kein  ar- 
gument  gegen  meine  erklärung  von  2iö-ti  entnehmen,  weil 
ziöv-auju,  grundform  ghjäv-äva-jä-mi,  deutlich  das 
aus  der  wurzelform  ghu  (in  ahd.  gau-mo  faux,  lat.  fau-c-, 
X^J^'Og,  ;^ai}-]/o-$)  gesteigerte  ghäv  mit  parasitischem  j 
zeigt,  dessen  existenz  damit  auch  ftkr  2i6ti  erwiesen  ist. 

Aus  dem  litauischen  habe  ich  also  in  einunddreilsig 
fällen  unursprfingliches  j  nachzuweisen  versucht.  In  den 
Schleicherschen  glossaren  finden  sich  aber  Oberhaupt  nur 
einundfAnfzig  worte  mit  j  vor  vocalen  im  inlaute  der  wur- 
zel **).  Die  gröfsere  hälfte  derselben  hat  das  j  also  in  un- 
ursprünglicher weise  entwickelt.  Es  versteht  sich,  dafs  bei 
dieser  Zählung  eine  zusammengehörige  gruppe  von  werten 
wie  2i6ti,  i^iovauti,  dbiopsoti,  iiopczoti  und  andere 
derivate  von  zio-  nur  als  ein  posten  aufgeführt  sind. 

Wie  der  vocalismus  des  litauischen  überhaupt  noch 
auf  einer  älteren  stufe  steht  als  der  des  altbulgarischen,  so 
hat  auch  das  parasitische  j  ihn  noch  in  keiner  weise  beein- 
flufst  und  alle  folgenden  vocale  unverändert  gelaisen. 


*)  VergL  oben  die  altbalgAiischen  sljnzi  neben  sUzi,  chljupati  ne- 
ben chlepati,  pljutkü  neben  ^pleskü. 

**)  Unter  diesen  einnndfünfzig  sind  auch  die  worte  begriffen,  welche  wie 
diaügtis  das  j  nur  noch  aus  seiner  Wirkung  auf  die  vorhergehende  dentaHs 
erkennen  lassen. 


152  Leskien 

Im  lettischen  greift  das  j  noch  weiter  um  sich:  gfant 
praet.  gf  äwu  zertrümmern,  lit.  grauti  (so  schreibt  Schlei- 
cher im  Donal.  überall  z.  b.  I,  2,  während  er  im  lesebucfae 
griauti  hat,  z.  b.  z.  15.  19  der  dainä  aufs.  5;  man  sieht 
daraus,  dafs  schon  im  litauischen  die  ausspräche  schwankt); 
irukt  einschrumpfen,  iFaukt  in  falten  ziehen,  lit.  surükti, 
raükti;  kraut  häufen,  ki?uwa  häufe,  lit.  krauti,  kruvä; 
kf  akt  schnarchen,  krächzen,  lit.  kränkti,  merut  mefsen, 
lit.  mSr&'ti.  Bielenstein  lett.  spr.  I,  s.  98  sagt:  a  erhält 
gern  ein  leicht  vorklingendes  i,  cf.  biüs  f.  büs  er  wird 
sein,  Zjüka  f.  züka,  schwein,  jüde'ns,  f.  lide^ns  was- 
ser,  piüst  f.  püst  blasen. 

Johannes  Schmidt. 


üeber   den  dialekt  der  russischen  Volkslieder 

des  gouvemements  Olonec. 

Die  zunehmende  Wichtigkeit,  welche  die  erforschuDg 
der  lebendigen  volksdialekte  flQr  die  Sprachwissenschaft  be- 
kommt, wird  es  rechtfertigen,  wenn  ich  hier  einige  einge- 
hendere mittheilungen  Ober  den  russischen  localdialekt  des 
gouvemements  Olonec,  also  des-  landes  um  den  Onegasee^ 
mache,  zumal  es  der  ist,  dem  die  grofse  Sammlung  meist 
epischer  Volkslieder  von  Rybnikov  angehört,  eine  Samm- 
lung, die  auch  für  die  entwickelung  und  geschichte  der 
volkspoesie  überhaupt  die  gröfste  beacbtung  verdient*). 
Der  vierte  band  enthält  einen  aufsatz  vom  Sammler:  „über 
die  eigenthümlichkeiten  des  Oloneckischen  dialekts^,  des- 
sen kurze  angaben  im  folgenden  mit  benutzt  sind. 

Was  die  laute  betrifft,  so  ist  es  leider  in  der  cyrilli- 
schen Schrift  nicht  möglich,  die  wirklichen  lautverhältnisse 


*)    n-feCRH    C06paHnUfl   11.    H.  PbltiHHKOBbllH'b.   MocKsa 

1S61—1S67.     4  tbeile.   (Lieder,  gesammelt  von  P.  K.  Bybnikov.     Moakaa 
1S61--1867). 


über  den  dialekt  der  russ.  Volkslieder  des  goayemements  Olonec.      153 

genau  zu  erkennen.  Diese  scbrifl  ist  schon  zum  ausdruck 
der  laute  des  gemeinrussischen  höchst  ungenügend,  wie 
Tielmebr  fdr  den  dialekt.  Auch  hat  der  Sammler  nicht 
fiberall,  wo  es  möglich  war  phonetisch  zu  schreiben,  dies 
gethan,  sondern  sich  meist  dem  gebrauch  der  russischen 
Schriftsprache  mit  ihrer  historischen  Schreibung  angeschlos- 
sen. Nur  im  3.  und  4.  bände  ist  der  versuch  gemacht, 
einige  laute,  die  besonders  stark  von  der  gebräuchlichen 
Sprechweise  abweichen,  durch  fetteren  druck  als  solche  zu 
bezeichnen.  Ich  beschränke  mich  daher  f&r  die  lautlehre 
auf  das  sicher  erkennbare  und  aufFallendste. 

'b*(ä)  wird  in  den  flexionsendungen  ausnahmslos  zu 
H  (i),  z.  b.  loc.  sing.  neqepH  =  Benep-fe  (nom.  BC^ep'b, 
veceru,  abend)*),  dat.  loc.  p'feKH  a=s  p±K±  (nom.  p'feKa 
r^ka,  flufs);  mit  den  altbulgarischen  formen  stimmen  auf 
diese  weise  fiberein  die  locative  und  dative  von  ja- stam- 
men, z.  b.  KOHH  (nom.  kohi>  kon!,  pferd)  =  ab.  nonh 
(koni),  DOJB  (nom.  nojie,  feld)  =  ab.  noHH  (poli),  47mH 
(oom.  4yiua,  seele)  ss=  ab.  ^oviuh  (duäi).  Im  text  der  gedichte 
steht  meist  "^  (£),  obwohl  Rybnikov  selbst  die  regel  als 
eine  durchgehende  bezeichnet  („der  buchstabe  ±  wird  fast 
Qberall,  am  ende  der  worte  aber  und  in  den  flexionsfor- 
men  fiberall  wie  h  (i)  ausgesprochen^).  Nämlich  auch  im 
inlante  findet  sehr  häufig  dieselbe  Verwandlung  statt,  z.  b. 
CBnmeji'b  MHCJii^b  (svit'olü  misjaci)  ^  gemeinrussiscb. 
CBtmejnk  M'^cjm'b  (svetelü  mesjacü,  leuchtender  mond). 
In  dem  gedichte  I,  XXIV,  wo  durchgängig  auch  h  (i) 
geschrieben  ist,  kommen  so  vor:  cHqemi»  (siöetü)  = 
gmr.  cfeHemi»  (seöetu,  er  schneidet);  psxaBHem'b  (ria- 
vietii)  SS  paeaB-feem'b  (rs^av^etü,  rostet);  i^BHniHoe 
(cvitnoe)  s=s  iiB-femBoe  (cv^tnoe,  farbig)  u.a.  1)49, 
V.  23  steht  4o6pHe  (dobrie)  s=s  ^oöp-fee  (dobr£e,  com- 


*)  Ich  gebe  die  rassischen  worte  in  der  lateinischen  Umschreibung  buch- 
stabe für  buchstabe  nach  dem  von  Schleicher  in  diesen  beitrlgen  befolgten 
princip;  wo  es  nothig  ist,  füge  ich  die  wirkliche  ausspräche  hinzu;  auslau- 
tendes ü  wird  überall  nicht  ausgesprochen,  i  nur  als  erweichung  des  vorher- 
gehenden lantee. 


154  Leskien 

par.  besser),  obwohl  Rybnikov  angibt,  es  hiefse  im  compar. 
B-fepHHe  (vernjae)  =  B-^pn-fee  (vöruöe,  treuer)  u.  8.  f. 
Im  3.  und  4.  bände  wird  das  wie  i  zu  sprechende  &  durch 
den  druck  hervorgehoben.  Aus  der  Zusammenstellung  der 
dort  vorkommenden  beispiele  habe  ich  mir  keine  regd  fttr 
das  unterbleiben  oder  eintreten  der  Verwandlung  zu  i  bil* 
den  können;  es  werden  nebeneinander  geschrieben:  ptea 
(reka,  flufs)  und  pH^HUbKa  (riöinika,  demin.  von  reka); 
vi^'feBHi^a  (dSvica,  mädchen)  und  ^-feBHHny  =  ^pioHiuij 
( d  i  V  6  i  n  u  9  acc.  sing,  von  d  i  v  6  i  n  a ,  mädchen).  Bekanntlich 
ist  der  Übergang  von  6  zu  i  auch  sonst  in  den  slawischeo 
sprachen  häufig,  durchgehend  im  chorvatischen  zweige  des 
serbischen,  ebenso  im  kleinrussischen,  wo  das  so  entstan- 
dene i  den  vorhergehenden  consonanten  erweicht,  also 
eigentlich  als  ji  zu  fassen  ist.  Sicher  ist  das  auch  im 
Olon.  dialekt  anzunehmen.  Die  nicht  erweichende  aus- 
spräche des  i  wäre  fQr  ein  russisches  obr  zu  auflfallend, 
als  dafs  der  herausgeber  sie  nicht  angemerkt  haben  sollte. 

Die  erhaltung  des  vollen  i  in  der  infinitivendung  kann 
bei  allen  verben  stattfinden  und  ist  regel  am  versende,  z.  b. 
"fexaniH  (Schati,  fahren),  während  gmr.  -fexamfr  (echati, 
spr.  jechat'),  pyrnama  (ruäati,  zerschneiden),  teniR 
(esti,  essen)  u.  s.  w. 

Die  im  russischen,  kleinrussischen,  polnischen  und  sor 
bischen  verbreitete  neigung  e  in  o,  je  in  jo  Obergeben  za 
lassen  (die  Qbrigen  slawischen  sprachen  zeigen  diese  er- 
scheinung  nur  vereinzelt)  geht  in  diesem  dialekt,  nament- 
lich, wie  Rybnikov  bemerkt,  an  der  nord-  und  ostseite 
des  Onegasees  sehr  weit:  monepb  (toperi)  =  gmr.  ne- 
nepb  (teperi,  jetzt);  mo6ii,  co6fl,  motfH,  co6h  (tobja, 
sobja,  tobi,  sobi)  fQr  meöa,  ce6Hy  mefi-fe,  ceö-lb  (tebja, 
sebja,  teb£,  sebi,  deiner,  seiner,  dir,  sich);  poltaBia 
(robjata)  =  peöjinia  (rebjata,  kinder);  6opo3HO  (bo- 
rozno)  fQr  (Sepeneno  (bereino,  ntr.  sing,  von  bereioyj, 
vorsichtig).  Auffallend  ist,  dal's  in  diesen  beispielen  die 
erweichung  fehlt,  während  in  den  übrigen  sprachen,  welche 
denselben  lautwandel  kennen,  nur  erweichendes,  d.  h.  also 


über  den  dialekt  der  mss.  Volkslieder  des  gonvernements  Olonec.      155 

in  j  e  übergegangenes  e  zu  o,  d.  h.  also  j  o  wird.  Die  er- 
weichung  findet  sich  indefs  auch  hier  in  den  meisten  fäl- 
len: c6ro  (s'ogo,  spr.  s'ovo,  gen.  sing,  von  een,  sej, 
ab.  ck,  81,  er)  ceMj  (s'omu,  dat.  sing,  desselben).  Im  3. 
and  4.  theil  ist  das  wie  jo  zu  sprechende  e  durch  den 
druck  hervorgehoben.  Ich  gebe  die  dort  vorkommenden 
beispiele  (die  zum  theil  mit  den  gemeinrussischen  fiberein- 
stimmen), ohne  eine  regel  f&r  das  auftreten  des  jo  finden 
zu  können:  BScnjmKa  (demin.  von  Becna,  vesna,  früh- 
ling),  nojionSHOM'b,  A^nig,  n^  (d.  i.  qmo),  Kj^SpumKH, 
npHC&SKaiiiu;  noHScmnoH,  äeacq&mnoeH,  noHBsSxoHbKOH, 
Bc§;  sKHmiiS,  6iiimbS,  aa^^ma,  nopj^enaa;  jihi;§,  cSmj, 
0X0^30%,  paanScajia,  maöa^SK'B,  neq^pTi,  hh^Sfo,  Sua, 
mani^^Bamit,  raenjiMXTi  ^Sht»  ^o»e/^jCb  (III,  21,  ▼•9), 
^-bBBHb^H,  cSBUKHnKou,  CBHmeji'b,  skSdj,  om^aBaSmib, 
CmaBSpnb. 

Ältbulgarisches  le  (je,  russisch  e  geschrieben)  wird 
zu  jo,  z.  b.  öro  (jogo,  spr.  j ovo),  gemr.  ero  (spr.  jev6) 
=  ab.  lero,  gen.  sing,  von  h  (er);  gu  (joj)  =  ab.  mH  (jej, 
ebenso  gmr.);  cboch  (svojoj)  s=  ab.  CBOieS  (svojej,  dat. 
sing,  fem«  von  cko8,  svoj,  sein)  und  so  in  den  gleicharti- 
gen föllen.  Jenes  j  o  verliert  bisweilen  im  anlaut  das  j , 
z.  b.  o^Ba  (odva,  kaum)  =  ab.  kabs,  gmr.  e^Ba  (jedva), 
vergl.  altrussisch  o/^Ba  (Miklosich,  über  die  spräche  Ne- 
stors u.  8.  w.,  p.  29);  on^e  (oSie)  ss  ab.  mmre  (jeäte, 
noch),  gmr.  en^e  (jeSöe,  spr.  jeS6ö).  Derselbe  fall  ist 
im  gewöhnlichen  russisch  in  werten  wie  o4hhi>  (odinä, 
ein)  =  ab.  kahni  (jedinu);  oaepo  (ozero,  see)  =  ab. 
ic:;e|^o;  ocenii  (oseni,  herbst)  =  ab.  KC€Nb. 

Als  eine  der  vorigen  analoge  erscheinung  mn/s  wohl 
der  Übergang  von  erweichendem  e  in  a  ( j  a),  nach  palata- 
len  einfach  a,  aufgefafst  werden :  skbhhx^  (£aniohu,  brän- 
tigam)  =  mefiHXTb  (^enichü);  »ajianHBiH  (ialannyj, 
erwünscht,  lieb)  s=s »eaaBHUH  (2elannyj);  piimamHamuB 
(reöat6atyj,  bunt  ausgelegt)  =  p-feniemHamuH  (redet- 
öatyj);  npouiaHiiHiite  (proäcaniice,  abschiedssegen)  as 
upoiD^eiibHi^e  (proäöeniice);     BpeMane   (vremjani)  «> 


156  Leskien 

BpcMeHH  (vremeni,  gen. -dat.  sing,  von  vremja,  zeit); 
Mfli^b  (mjaci,  messer)  =?  gmr.  wenh  (meöi),  ab.  ukVk 
(mici);  sogar  ha  (nja)  für  ne  (ne,  nicht).  Uebrigens 
sind  die  fälle,  wo  j  a  =  e  nach  m  steht,  beweisend  daftkr, 
dafs  Tor  e  auch  die  labialen  erweicht  werden,  was  von 
den  grammatikern  zum  theil  bezweifelt  ward.  Derselbe 
Vorgang  findet  im  weifsrussischen  statt:  afldiSHUH  (zjaTo* 
nyj)  ==  aejieHUH  (zelenyj,  grün);  shulab  (zjamlja)  = 
3eM.iJi  (zemija,  erde);  »aiia  (zana)  =  sKena  (£ena, 
frau);  vgl.  BjcjiaeBTi.  HcmopHHecKaji  rpaMMamHRa  pjcc^ 
Karo  jisuKa.  2.  h3^.  MocRsa  1863  (Buslajev,  historische 
grammatik  der  russischen  spräche.  2.  aufl.  Mpskau  1863. 
I,  p.  24). 

Das  aus  altem  i  entstandene  e  hat  zuweilen  abwei- 
chend vom  gewöhnliehen  russisch  keinen  erweichenden  ein- 
fiufs,  z.  b.  in  om3i](bK]H  (otecifkij,  väterlich)  von  ab.  orufk 
(otici,  vater);  MO.ao^HbRiH  (molodenifkij,  jugendlich), 
vgl.  ab.  uAAAiiiii  (mladinu);  doch  scheint  dieser  fall  sel- 
ten zu  sein. 

Eine  alterthümlichkeit  ist  es,  dafs  auslautendes  i  nach 
c  erhalten  bleibt:  Mojio^ei^b  (molodeci,  Jüngling),  mhcbi^ 
(misjaci,  monat),  wie  im  altbulgarischen  usA^^ifii  (mla- 
dici),  M«CAi|b  (mes^cT),  gegenüber  gmr.  jitojiG^ei^T»  (mo- 
lodecu)  u.  s.  w.  Mit  andern  werten:  im  gmr.  ist  i  in 
der  ausspräche  spurlos  verschwunden,  während  es  sich  im 
dialekt  in  der  erweichung  des  vorhergehenden  consonanten 
noch  erhalten  hat.  Die  3.  plur.  praes.  hat  ebenfalls  die 
dem  altbulgarischen  genau  entsprechende  form:  ^aeaionib 
(davajuti,  sie  geben)  =  ab.  AuaHTk  (davaj^ti),  wäh- 
rend auch  hier  gmr.  ^asaiomi»  (davajutü,  d.  i.  da- 
vajut). 

Die  Vertretung  von  altbulgarischem  %  (ü)  durch  o  im 
auslaut  der  praepositionen ,  die  im  gmr.  im  allgemeinen 
nur  vor  consonantengruppen  im  anlaut  des  folgenden  Wor- 
tes regel  ist,  findet  in  den  gedichten  unzählige  male  aach 
vor  einfacher  consonanz  statt:  so  Kiea^  (voKieve,  in 
Kijev),  Ko  inoHj  (ko  tomu,  zu  diesem),  co  4o6poio  (so 


über  den  dialekt  der  russ.  Volkslieder  des  gouvernements  Olonec.     157 

dobroju,  mit  der  guten);  einzeln  sogar  vor  folgendem 
▼ocal;  Ko  amuHMi»  ko  cmoaHKaii'b  (ko  etyimü  ko  sto- 
likamü,  zu  diesen  tischen),  ko  amony  (ko  etomu,  zu 
diesem).  Häufig  ist  die  erhaltung  des  ü  als  o  im  nom. 
sing,  der  männlichen  a- stamme  bei  suffigiertem  artikel: 
Kpecmnb-om^  (krestu-otü),  vom  herausgeber  so  geschrie- 
ben, es  ist  aber  zu  schreiben  Kpecmo-mT»  (kr es to- tu, 
spr.  krestot,  kreuz-das)  =  ab.  k^ilctil-ti  (krustii-tü); 
zu  vergleichen  ist  russ.  mo-mi»  (to-tü,  dieser),  zweimal 
gesetztes  til,  und  Schreibungen  altrussischer  quellen  pa6oninb 
=:  ab.  ^an*TiEi  (rabotü  =  rabü-tü,  knecbt-der),  CB-bmocb 
(svStosi)  s  ab.  CBtTi-€^  (sv£tu-si,  welt-diese;  vergL 
Baslajey  a.  o.  I^  p.  44).  Ebenso  sind  zu  erklären:  mejiR'b-* 
orarb,  d.  i.  also  me^iKo-mi»  (delko-tü,  seide-die),  KOJia- 
qHK'b-oni'b,  d.  i.  Ko^ia^HKo-m^b  (kolaciko-tii,  eine  art 
gebäck),  camo-m'b  (samo-tü)  =  ab.  cami-til  (selber  der); 
BmopoH-enrfc  paanb,  das  wäre  ursprQngliches  vutorü-ji-tu 
razü  (das  zweite  mal),  daneben  aber  nach  j  auch  o  z.  b. 
KHüab-omi»,  d.i.  ursprQnglich  *kiin^zjii-tü,  kün§zi-tü 
(fbrst-der),  daraus  hätte  russisch  knjazje-tu  werden  müs- 
sen, das  je  ist  hier  aber  wie  so  oft  zu  jo  geworden.  Dals 
hier  wirklich  das  pronomen  tl  gewissermafsen  als  artikel 
angefbgt  ist,  beweisen  die  fälle,  wo  die  andern  flexionsfor- 
men  desselben  ebenso  auftreten,  z.  b.  rpnab-ma  (grjazi-ta 
nom.  sing,  fem.,  schmutz -der),  nopjKj-mj  (poruku-tu, 
acc.  sing,  fem.,  bflrgschaft-die),  i^epKBH-mu  (cerkvi-ty, 
nom.  plur.  fem.,  kirchen-die).  In  diesen  fällen  schreibt  der 
herausgeber  den  bindestrich,  aber  dasselbe  verhältnifs  wal- 
tet in  vielen  beispieleu,  wo  diese  bezeichnung  fehlt,  z.  b. 
nmH^u  mu  KJieByt^n  (pticy  ty  klevucii,  die  pickenden 
▼5gel),  asl^peu  muxi»  puKji^HXT»  (zvSrej  tychü  ryku- 
ciichü,  gen.  plur.,  der  brQlIenden  thiere)  u.  s.  w.  Hier 
ist  offenbar  der  anfang  zu  einer  suffigierung  des  artikels, 
wie  sie  im  neubulgarischen  zur  regel  geworden  ist;  auch 
die  Stellung  desselben  nach  dem  adjectivum  in  BinopoH- 
enrb  paa'b  (s.  o.)  ist  ganz  wie  im  neubulgarischen. 

Es  scheint,   dafs  in  einzelnen  fällen  der  dialekt  altes 


158  Leskien 

ü  als  solches  mit  eigenihfimlicher  ausspräche  bewahrt  hat, 
wenigstens  macht  Rybnikov  IV,  p.  8  zu  der  Schreibung 
B'bRpjF'b  (statt  gmr.  BOKpjri»,  herum)  die  bemerkung:  % 
en^e  ne  nepeme^'b  B'b  o  („i>  ist  noch  nicht  in  o  Qberge- 
gangen^),  was  wohl  nur  heilsen  kann:  'h  wird  noch  ge- 
sprochen, aber  eben  nicht  wie  o. 

Bekanntlich  wird  im  russischen  die  altbulgarische  iaut- 
verbindung  ra,  la  durch  oro,  olo  ersetzt,  z.  b.  ropo^'b 
(gorodii)  =  ab,  rpiiA*^  (gradü,  Stadt),  MOjiOA'y  (mo* 
lodü)  =s  ab.  uwAf^h  (miadü,  jung).  Dasselbe  ist  nach 
Bybnikovs  aussage  in  dem  dialekt  durchgehend  der  fall, 
derselbe  vermeidet  sogar  noch  mehr  als  das  gewöhnliche 
russisch  die  Verbindungen  r  und  1  mit  andern  consonao- 
ten,  daher  oÖojioko  (obololo)ss  gmr.  od.taRO  (oblako, 
wölke),  cmojiotf'b  (stolobü)  =  gmr.  cmojö'b  (stolbu, 
pfeiler),  AotfSp'B  (dob'örü)  =  gmr.  Aotfpnb  (dobrü,  gut), 
▼gl.  serbisch  dobar.  Es  ist  daher  als  eine  von  der  tra- 
dition  festgehaltene  alterthümlichkeit  anzusehen,  wenn  die 
Ueder  sehr  h&ufig  die  den  altbulgarischen  entsprechenden 
formen  haben:  rpa^'b  (gradü),  gmr.  ropo/|rb  (gorodu, 
Stadt);  BpaH'b  (vranü),  gmr.  BopoH'b  (voronu,  rabe); 
Mjia^uH  (mladyj),  gmr.  mojio^uh  (molodyj,  jung); 
3.iamo  (zlato),  gmr.  3o.ionio  (zoloto,  gold);  bjuc« 
(ylasü),  gmr.  BOJtocb  (volosü,  haar)  u.  s.  w. 

Zu  dem  im  slawischen  so  h&ufigen  vorschlage  von  j 
vor  anlautende  vocale  liefert  der  dialekt  auch  einige  neue 
beispiele,  so  das  auffallende  Sri»,  Sna,  auch  ioni»  geschrie- 
ben, d.  i.  jonu  (spr.  Jon),  Jona  fCkv  owbj  ona  (onü,  ona, 
er,  sie).  Der  verschlag  von  v  findet  sich  in  dem  worte 
BiOHomb  (vjunoäi),  gmr.  lonoiua  (junosa,  jQngling). 
Dagegen  fehlt  öfter  das  n  vor  cass.  obl.  von  ■  (i,  er) 
nach  praepositionen,  z.  b.  B'b  ero  (vii  jego,  spr.  v  jevo* 
oder  V  jövo,  in  ihn  hinein);  na  gai'b  (na  jomü,  auf  ihm), 
Bn>  ÖH  (kü  joj,  spr.  k  joj,  zu  ihr)  statt  B'b  Hero  (tu 
nego,  spr.  v  n'ev6)  u.  s.  w. 

H&nfig  sind  zusammenziehungen  von  vocalen  nach  aas* 


aber  den  dialekt  der  mss.  Volkslieder  des  gonvememente  Olonec.      159 

fall  des  trennenden  j:  npootemuBaniTi  (proletyvatü)  = 
npo.ieiDUBaeni'b  (proletyvaetu,  d.i.  -vajetü,  er  fliegt 
vorbei)  and  eo  in  allen  3«  sing,  gleicher  bildung;  niBoro 
(tvogo)  =  lUBoero  (tvoego,  d.  i.  tvojego,  deiner); 
cBOMj  (sYomu)  SB  cBoeMj  (svoemn,  d.  i.  svojemu, 
seinem),  wie  im  serbischen  in  denselben  pronominalformen; 
andre  oonsonanten  sind  ausgefallen  in  xomb  (chodi), 
Momb  (moäi)  »=  xo^emb  (choceäi,  du  willst),  Moxemb 
{moieiij  du  kannst). 

Gewisse  gmppen  anlautender  consonanten  scheint  der 
dialekt  zu  scheuen  und  erleichtert  sie  durch  prosthetisches 
o,  z.  b.  oiuemb  (opleti)  statt  njiemh  (pletif,  peitsche). 
Auf  der  andern  Seite  fallen  aber  auch  anlautende  silben 
ganz  ab,  z.  b.  cmoKnb  (stokü)  f&r  ab.  »ctok«  (osten), 
gmr.  Bocnioirb  (vostoku);  stehend  ist  der  abfall  von  B*b- 
(vü-)  bei  der  praeposition  si^i  (vüzü),  so  dafs  von  der- 
selben, die  nur  in  Zusammensetzungen  vorkommt,  blos  z 
nachbleibt,  z.  b.  340x1»  (zdochia),  gmr.  b340z%  (vzdo- 
chü,  atbemzug,  seufzer;  vz-  ftr  vuz-);  apa/^oBambCJi 
(sradovati-sja)  =  ab.  vbs^^AAOKATH  ca,  sich  freuen). 

Als  eine  der  haupteigenthfimlichkeiten  des  conso« 
nantismus  gibt  Rybnikov  an,  dafs  111  (c)  und  h  (c)  be* 
ständig  eins  statt  des  andern  gebraucht,  oder  besser  ge» 
sagt,  beide  buchstaben  ausgesprochen  werden  wie  i^b  (cl, 
also  wie  weiches  c;  der  laut  mag  ungefähr  der  des  polni« 
sehen  ci,  ö  sein,  wenigstens  umschreiben  die  Russen  diesen 
laut  durch  ihr  i^b).  So  soll  also  i^'bdiuH  (cSlyj,  ganz) 
nach  H'bJiUH  (6£lyj),  jmf\e  (lice,  gesiebt)  nach  amho 
(li6o)  hinklingen,  und  umgekehrt  qjaKofi  (cu2oj,  fremd) 
nach  ^Ioaeofi  (cju2oj),  BeqepTi  (veöerü)  nach  Bei^Spi» 
(vec'orü,  abend).  Aus  den  b.  IV,  p.  225  ziemlich  ge- 
treu im  dialekt  wieder  gegebenen  prosaerzählungen  ftkge 
ich  noch  hinzu  die  Schreibungen  nöubio  (nöciju)  (&r 
Bovbio  (noßiju,  instr.  sing,  von  noöi,  nacht);  uohoiu» 
(pomooi)  f&r  noMO«ib  (pomodi,  hülfe);  ceHqacb  (sej- 
cjasu)    f&r   ceH-qacT»   (sej-iasü,    sogleich);    vfi   (co, 


160  Leskien 

was),  vergl.  gmr.  nmo  sas  ab.  yi»-to  (cto  =  cif-to,  was), 
nH[i(«ro  (ni-cego,  spr.  n'ic'evo;  gen.  sing.,  nichts)  = 
gmr.  HH^ero  (niöego);  i](Hcma(d.  i.  c'ista)  =  gmr.  HHcma 
(öista,  nom.  sing,  fem.,  rein).  Nach  Buslajev  a.  o.  I,  p.  10 
ist  dies  eine  eigentliümlichkeit  des  gesammten  novgoroder 
dialekts,  von  dem  der  unsrige  eine  nnterabtheilung  bilden 
soll.  Dafs  eine  ähnliche  art  der  affection  z  erleidet,  gebt 
aus  Rybnikovs  angäbe  hervor,  der  laut  werde  vor  n  wie 
z  gesprochen,  z.  b.  ^oposnuH  (doroznyj)  fQr /lopoxHUM 
(^doro^nyj,  reise-);  6opo3HO  (borozno)  f&r  iSepesKHO 
(berezno,  s.  o.).  Da  diese  worte  ab.  *dra2inü,  *bre- 
ilnn  lauten  worden,  so  ist  doroznyj  wohl  als  doroz- 
nyj  zu  fassen  und  i  verhielte  sich  zu  z',  wie  oben  c  zn  c'. 
Während  dieser  Vorgang  vor  n  übrigens  nicht  ausnahmskw 
ist,  findet  er  sich  auch  sonst,  z.  b.  sejm^umh  (zeliziti) 
f&r  »eji-fea-bnib  (^elez^ti,  zu  eisen  werden).  [Das  von 
Bybnikov  mit  aufgezählte  porosenBUH  (rogozennyj)  = 
gmr.  porosKHbiH  (rogoznyj,  aus  binsen  bestehend)  gehört 
nicht  hierher,  es  entspricht  ab.  rogozinü  von  rogozü, 
wo  die  Verwandlung  von  z  zu  £  ebenfalls  nicht  eingetreten 
ist;  ebenso  ist  alt  noposHbiii  (poroznyj),  gmr.  allerdings 
noposiCHUH  (poro^nyj^  leer),  aber  noch  noposnamb  (po- 
rozniti,  leeren)  neben  noposKiraiob  (poro^niti);  %  ist 
hier  der  rest  von  zd  des  ab.  npAi^^kiiii  (prazdinü)].  Wie 
sind  diese  erscheinungen  zu  erklären?  Ich  glaube,  es  ist 
auf  keinen  fall  daran  zu  denken,  dafs  der  dialekt  in  die- 
sen  lauten  ursprünglich  die  dentale  Wandlung  der  guttu- 
ralen statt  der  palatalen  hat,  weil  z.  b.  in  vecerü,  ie- 
l&zo  ö,  i  allgemein  slawisch,  also  der  slawischen  grnnd* 
Sprache  angehörig  sind.  Die  ganze  sache  wird  vielmehr 
darauf  hinauskommen,  dafs  c,  z,  c  entschieden  weich  ge- 
sprochen werden,  also  obwohl  sie  selbst  durch  einflufs  von  j 
entstanden  sind,  doch  noch  ein  j-laut  nach  ihnen  gehört 
wird.  Diese  ausspräche  mochte  dem  obre  des  beobach- 
ters  bei  6  und  i  mehr  dental  als  palatal  klingen  und  in 
der  that  allmählich  dental  geworden  sein,  daher  die  Schrei- 
bungen  ci  =  6,  z  (d.  i.  zi)  =  £.     Allerdings  participie- 


aber  den  dialekt  der  rass.  Volkslieder  des  goavemements  Olonec.      161 

ren  auch  im  gewöhplichen  russisch  d  und  2  an  der  erwei* 
chaog  durch  folgende  laute,  aber  in  sehr  wenig  hörbarem 
grade,  so  da&  die  er  weichung  nur  an  der  davon  Afficier- 
ten  ausspräche  des  vorhergehenden  vocals  zu  merken  ist, 
z.  b.  cmepe^b  (stereöi,  hüten)  wie  stere'ö,  nicht  wie 
stere'c,  was  sein  müfste,  wenn  i  in  diesem  falle  nicbt 
erweichte. 

Diese  hier  an  c,  2^  c  zu  beobachtende  ausspraqhe 
ftlbrt  mich  auf  einen  punkt  der  slawischen  lautlehre,  der 
mir  eine  besprechung  zu  verdienen  scheint.  Bekannt  iei 
die  regel,  dafs  im  altbulgarischen  die  gutturalen  k,  g^  ch 
mit  j  zu  c,  z,  ä,  seltener  k,  g  zu  c,  z,  die  dentalen  t,  d 
aber  zu  ät,  sd  werden^  z.  b.  1.  sing,  praes.  *plakj^  z« 
pladq,  *lägj^  zu  lüiq,  dychj^  zu  dy§4  (von  pla- 
kati,  weinen;  lugati,  lügen;  dyohati,  athmen);  aus 
*otikjü  otici  (vater),  aus  *stifgja  stiza  (pfad);  l.sing. 
praes.  ^metjq  zu  medt^,  2§dj§  zu  z^2d^(von  metati, 
werfen;  S^dati,  dürsten).  Man  denkt  sich  diesen  Vorgang 
gewöhnlich  so,  dafs  j  in  den  so  entstehenden  palata* 
len  lauten,  völlig  aufgehe  und  für  die  ausspräche  ver- 
schwinde, also  nach  slawischer  auffassuug,  dafs  diese  laute 
hart,  ohne  erweichung  gesprochen  werden.  Dafs  dies  aber 
wenigstens  ursprünglich  nicht  der  fall  war,  läfSat  sich, 
glaube  ich,  sehr  wahrscheinlich  machen.  Miklosich  vergl. 
gramm.  I,  p.  107  bemerkt:  „praejerierte  vocale  haben  ur- 
sprünglich gewifs  auch  nach  palatalen  gestanden  ^,  d.  h. 
j  ist  nach  diesen  geblieben,  und  führt  zum  zeugnifs  alte 
Schreibungen  wie  viOACca  (öjudesa,  plur.  von  endo,  wun- 
der), AAB'^um  (davüsju  dat.  sing.  part.  praet.  act.  davü), 
nach  0  cA^iik^w  (slunioju,  dat.  sing,  von  sLünifce,  sonne) 
an;  vergl.  auch  Schleicher,  compendium  p.  303.  That- 
Sache  ist  nun,  dafs  die  Schreibung  von  ju  statt  des  ge- 
wöhnlichen u  bei  der  Verwandlung  von  gutturalen  in  6, 
2,  s,.c,  bei  der  von  dentalen  in  £t,  zd  aufserordentlich 
h&ufig  ist,  namentlich  in  glagolitischen  quellen.  Raöki, 
Assemanov  ili  vatikanski  evangelistar,  einl.  p.  XYII,  führt 
eine  groise  anzahl  von  Allen  an:    das  oft  wiederkehrende 

Beiträge  x.  vgl.  sprachf.  VI.  2.  1 1 


162  Leskien 

otTcju  =s=.  oticu,  dat.  sing,  tod  oticT  (vater);  slepcju 
=  slepicja,  dat.  sing,  von  slepici  (blioder);  kora- 
bicja>  dass.  von  korabici  (schiff);  cjudotvorcju  zzz 
—  tvoricju,  dass.  voo  —  tvoricT(wiiDderth&ter);  cju  = 
gew.  da  (part.,  z.  b.  in  nyne-öa,  eben  jetzt);  sehr  häufig 
kommt  vor  cjudo  (s.o.);  ferner  cjuesi,  d.  i.  cnjesi, 
2.  sing,  praes.  von  cuti  (hören,  merken);  m^zju,  dat.  sing, 
▼on  m^2i(mann);  öjujca  (die  linke);  slyäavüäjuja  (gen. 
dual,  zusammenges.  decl.  des  part.  praet.  act.  slyäavü, 
gehört  habend);  äedüäjuju  (dass.  von  dedu,  sidu^  ge- 
gangen seiend);  priäedu§ju  (dat.  sing,  dess.);  nacenüsju 
(dat.  sing.  part.  praet.  act.  nacenü  =  nacinü,  angefangen 
habend);  s^ätju  (dat.  sing.  part.  praes.  syj,  seiend),  und 
so  in  denselben  casus  öfter;  ebenso  im  adv.  mezdju  (zwi- 
schen). Raiki  (p.  XVIU)  fQgt  hinzu,  dafs  dieser  gebrauch 
sich  in  den  übrigen  glagolitischen  denkmälem  eben&lls 
finde,  auch  in  den  chorvatischen,  und  zwar  desto  h&ufiger, 
je  älter  die  quellen.  In  den  cyrillischen  denkmälern  fehlt 
es  wenigstens  nicht  ganz  an  beispielen,  im  Ostromirscheo 
evangelium  cjudotvoricT.  Von  j  vor  andern  vocalen 
finden  sich  spuren:  von  je  für  e  kenne  ich  kein  beispiel, 
dagegen  kommt  vor  j  a  f&r  gewöhnliches  a,  im  Asseman. 
evangelium  (vgl.  Ra£ki,  p.  XVIU)  der  gen.  syna  ölovdce 
(des  menschensohns)  für  cloveöa,  gen.  sing,  des  adj.  clo- 
vici (menschlich,  =:*61ov£k-ja-s  von  ölovdkü, mensch). 
Wäre  hier  nicht  der  laut  j  a  nach  6  gewesen,  so  hätte  jene 
glagolitische  quelle  nicht  das  zeichen  f&r  e  schreiben  kön- 
nen, dann  nur  l&r  &  und  j  a  (cyr.  %  und  n)  gilt  in  glago- 
litischer Schrift  dasselbe  zeichen,  nicht  zugleich  fOr  a. 
Ebenso  verhält  es  sich  mit  dSetü,  d.  i.  öajeti  (3.  sing, 
praes.  von  öajati,  hoffen),  und  aus  dem  Miklos.  wtb.  flige 
ich  noch  hinzu  6jasü  fbr  öasü  (zeit);  die  ältere  form  ist 
6£su  (neubl  6es),  vergl.  auch  das  entlehnte  litauische 
czö'sas;  später  gilt  nach  palatalen  älteres  i  ss  ja  (vergl. 
Schleicher,  compendium  p.  302,  303).  Häufig  ist  femer 
im  Assem.  evang.  jq  fbr  ^  in  denselben  ftUen:  öj^do  =s 
i^do  (kind),  zj^tva  (ernte),  leijfiti  (nom.  plor.  part 


aber  den  dialekt  der  nus.  Volkslieder  des  gouvemements  Olonec.      163 

praes.  \ei^  von  lezati,  liegen);  vid^äj^,  h^ijq  (S.plur. 
aor.  comp,  von  vidSti,  sehen,  byti,  sein)  und  so  sehr  oft 
in  derselben  form.  Diese  zahlreichen  Beispiele,  scheint 
mir,  machen  es  gewifs,  dafs  wir  es  nicht  mit  einer  ortho- 
graphischen willkürlichkeit  zu  thun  haben,  sondern  dafs 
ursprünglich  die  Verwandlung  der  gutturalen  vor  j  (oder 
palatalen  vocalen)  in  c,  £,  ä,  c,  z,  die  der  dentalen  in 
6t,  2 d  mit  erhaltung  des  j-lautes  stattgefunden  hat,  j  dem^ 
nach  nicht  unmittelbar  in  diesen  lauten  aufgeht,  sondern 
erst  sp&ter  schwindet,  dafs  also  die  Stufenfolge  ist  z.  b. 
*8^tju,  *s^tsju,  s^ätju,  endlich  nach  schwund  des  j 
s^ätu,  so  *dychj;|,  dySj§,  dyä^  u.  s.  f.  So  geht  auf 
einer  viel  späteren  sprachstufe  j  in  palatalen  anf^  z.  b.  neu- 
slov.  (Miklosich  1,257)  pobrSSe  fQr  pobr^^je,  por£2e 
fbr  porSöje  =  ab.  no^tYHK  (por£6ije).  Nach  dem  mir 
vorliegenden  beobachtungsmaterial,  das  allerdings  beschränkt 
ist,  komme  ich  zu  der  vermuthung,  dafs  der  verlust  des  j 
am  ersten  im  eigentlichen  altbulgarischen  und  serbischen 
eingetreten  ist  (das  Ostrom,  evang.  und  andere  quellen  ha- 
ben j  nur  noch  sehr  selten  und  in  altserbischen  quellen 
findet  sich  nur  sehr  wenig  ähnliches,  vergl.  Safarik,  serbi- 
sche lesekörner  p.39);  dafs  die  glagolitischen  denkmäler, 
die  ja  so  manches  alterthümliche  erhalten  haben,  das  j 
aus  älterer  zeit  mit  hinüber  genommen  haben ;  dafs  endlich 
im  russischen  das  j  sich  sehr  lange  gehalten  hat  und  noch 
vorhanden  ist  in  der  oben  ausgefQhrten  ausspräche  des 
dialekts.  Gerade  den  altrussischen  quellen  scheinen  hier- 
her gehörige  Schreibungen  besonders  geläufig  zu  sein:  Mi- 
Uosich,  Ober  die  spräche '  Nestors  p.  28  fahrt  viele  an, 
z.  b.  vdovicjamü  (dat.  plur.  von  vdovica  ==  ab.  vif- 
dovica  aus  *v!dovikja);  mertvecja  gen.  sing.  =  alt- 
bulg.  mrütvica  von  mrütvici  (der  tote);  solncju  dat. 
sing.  =  ab.  sliinicn  von  sIünTce  (sonne);  dudjn  ace. 
sing:  =s  ab.  duä§  von  du£a  (seele);  mu£ju  dat.  sing,  ss 
ab.  m^i^u  von  m§£!  (mann);  6judo  (s.  o.).  Buslajev  a.  o. 
I,  p.  68  flkhrt  aus  altrussischen  quellen  an:  odeiju  acc. 
sing,  Mi  ab.  odeid^  von  odeSida  (kleid),   ymoo  (6^£ju, 

11* 


1G4  Leskien 

d.  i.  nur  graphisch  fbr  cuiju)  acc.  sing.  fem.  =  ab.  fttu- 
iäq  von  ötuzdi  (fremd),  meiju=sab.  mezdu  (zwischen); 
p.  73  Hy»m(nu2ja)  ~  ab.  nii2da  (noth),  xo<uo  (cho6)u) 
=  ab.  c host 9  (ieb  will).  Andre  slawische  sprachen  be- 
st&tigen  ebenfalls  die  ausgesprochene  ansieht:  nenbulga- 
risch  heilst  es  nie  anders  als  öjudo,  djuvam  (ich  h&re, 
ab.  öuti),  äjum  (lärm),  Sjumu  =  ab.  £uma  (wald),  and 
formen  wie  mü£-jot  d.i.  =  ab.  m^i^i  +  artikei  tu  sind 
doch  auch  nur  zu  erklären  aus  mqzju-tü,  so  gut  wie 
bo-jüt  oder  bo-jot  s=  ab.  boj+tu  aus  bojii-tü;  eben 
dahin  gehören  vocative  wie  mü2jo  zu  müd  s=s  ab.  mqit 
Im  kleinrossischen  femer  ist  ab.  ca,  cu  stets  da,  6u  d.  h. 
cja,  cju,  z.  b.  }yda,  lydu  =  ab.  lica,  licu  (von  lice, 
gesiebt);  psenyda  s=  ab.  pifäenica  (weizen).  Endlich 
glaube  ich  durch  die  annähme  vom  verbleiben  des  j  nach 
der  palatalen  Verwandlung  eine  dem  russischen  eigenthflm- 
liehe  lauterscheinung  erklären  zu  können.  Wo  das  rassi- 
sche die  dem  altbulgarischen  eigenthOmliche  Wandlung  von 
tj  zu  st  statt  des  ihm  angehörigen  c  (d.  i.  tä)  herüber- 
genommen hat,  erscheint  jedesmal  dtä,  §6  (n^).  Das  ist 
nar  begreiflich,  wenn  man  annimmt,  dafs  die  laute  nicht 
ät,  sondern  noch  ötj  waren;  dies  tj  ist  dann  regelrecht 
nach  russischen  lautgesetzen  zu  tä  geworden  und  so  ent- 
steht iti;  z.  b.  gen.  sing.  part.  praes.  bestimmter  dedinat. 
von  d£lati  ab.  dölaj^dtaago,  dies  aber  aus  dölaj^- 
jtjaago  nach  dem  oben  bemerkten;  daraus  russisch  *d£- 
lajuätjago,  d£lajuStäago  {A'^Mttoa^To).  Auch  wo 
das  russische  altbulgarisches  zd  erhalten  hat,  hört  man  in 
der  ausspräche  bisweilen  zdz;  dasselbe  findet  sich  nach 
Buslajev,  a.  o.  p.  70,  in  altrassischen  quellen  des  12.jahrh., 
z.  b.  AUBYh  (dü2dc!  für  du2dii)  =s  ab.  fCiMf^  (duidi, 
regen),  und  ist  auf  dieselbe  weise  zu  erklären. 

Bei  dem  bisherigen  habe  ich  wesentlich  consonanti- 
sches  ursprünglich  vorhandenes  j  im  äuge  gehabt,  analog 
mufs  aber  der  Vorgang  bei  den  palatalen  vocalen  gewesen 
sein.  Wenn  z.  b.  toq  pek^  die  2.  sing,  peieäi  lautet, 
so  sind  die  durchgangsstufen  *pekjeäi  (das  heifat  flir  e 


über  den  dialekt  der  ruM.  yolkftlieder  des  goaveraementa  Olonec.      165 

ist  in  der  ausspräche  je  eingetreten  oder,  vielleicht  rich- 
tiger ausgedrückt,  zwischen  dem  von  vorne  herein  vor  e 
und  i  mehr  palatalen,  d.  h.  mehr  vorn  im  munde  als  vor 
a  u.  s.  f.  gesprochenen  k  und  e  oder  i  stellt  sich  von  selbst . 
j  ein),  daraus  *pecjesi,  endlich  peöeöi.  Die  mittelstnfe 
ist  erhalten  z,  b.  in  der  oben  angeführten  Schreibung  beäj^ 
u.  a.  Man  kann  gegen  die  so  angenommene  mittelstnfe 
*pekjesi  einwenden,  dafs,  wenn  bereits  f&r  die  Altere  zeit 
e  =  je  anzusetzen  sei,  aus  pleteäi  (von  plet^)  hätte 
"plestesi  werden  müssen.  Dagegen  ist  aber  zu  erinnern, 
dafs,  wie  noch  jetzt  in  den  slawischen  sprachen,  der  vor 
den  palatalen  vocalen  sich  einstellende  j-Iaut  ein  sehr  lei- 
ser war,  und  überall  die  gutturalen  vom  j  viel  eher  und 
leichter  aßiciert  werden  als  die  dentalen.  Das  ist  eine 
wenn  auch  vielleicht  schwer  zu  erklärende  sprachliche  that- 
sache  und  eben  der  grund,  weshalb  in  den  slawischen 
sprachen  die  Wandlung  der  gutturalen  übereinstimmend  ist, 
also  der  grundsprache  angehörte,  während  sie  in  der  Wand- 
lung der  dentalen  bekanntlich  weit  auseinander  gehen  (im 
heutigen  serbisch  noch  werden  t  und  d  selbst  durch  ur- 
sprüngliches j  nur  leise  afBciert,  so  dals  in  dieser  bezie- 
bung  das  serbische  unter  den  slawischen  sprachen  auf  der 
ältesten  stufe  steht)  *).  Die  häufigkeit-  der  beibehaltung 
des  ju  in  den  oben  angefahrten  beispielen  gegenüber  dem 
fehlen  von  j  e  erklärt  sich  einfach  daraus,  dafs  u  gar  nichts 
palatales  bat,  man  also^  wenn  die  erweichung  überhaupt 
bezeichnet  werden  sollte,  ju  schreiben  mufste,  während  e 
einmal,  wie  bemerk t,  an  sich  nach  j  e  hin  gesprochen  wurde 
und  aufserdem  für  j  e  das  glagolitische  aiphabet  kein  be- 
sonderes zeichen  hat,  sondern  je  durch  e  mit  vertreten 
wird,   wie  ebenso  im  späteren  kirchenslawisch -russischen 


*}  vielleicht  ist  in  älterer  zeit  die  ausspräche  je  :^  e  gar  nicht  nach 
dentalen  eingetreten  (wie  sie  z.  b.  im  heutigen  serbischen  und  sonst  nicht 
ttaCtflndet)  und  das  eintreten  von  j  nach  gutturalen  hingt,  wie  oben  be- 
merkt, nur  von  der  an  sich  palatalen  ausspräche  dieser  laute  vor  e  und  i  ab. 
Es  würde  zu  weit  führen,  wollte  ich  hier  die  sache  weiter  untersuchen,  da 
alle  Alle  des  eetacismus  aoch  in  den  verwandten  sprachen  darauf  hin  zu 
prüfen  wären. 


166  LMkien 

scbreibgebrauch.  Das  ^  hatte  ohne  zweifei  so  gut  erwei- 
chenden einflufs  wie  e,  daher  denn  auch  im  Assem.  evan* 
geliam  schreibangen  wie  pj^ti  fhr  p^ti  vorkommen. 

Nebenbei  bemerke  ich,  dafs  nach  der  gegebenen  dar- 
stellnng  die  gewöhnliche  Schreibung  litauischer  formen  wie 
j&uczio  (gen.  sing,  von  j&utis),  woftkr  Schleicher  stets 
j&uczo  schreibt,  vielleicht  auf  richtiger  warnehmung  oder 
auf  ftlterer  ausspräche  beruht.  Andre  sprachen  bieten  eben- 
falls beispiele  von  zetacismus  init  erhaltung  von  j  oder  i, 
z.  b.  wenn  man  seit  dem  5.  jahrh.  n.  Chr.  Titsius  Ar 
Titius,  aber  nicht  Titsus  sprach  (vergl.  Corssen,  aus- 
spräche, vokalismus  etc.  2.  aufl.  p.  64).  Doch  zurück  zu 
unserm  dialekt. 

Sehr  auffallend  ist  es,  dafs  bei  den  guttural  auslau- 
tenden Wurzelverben  im  praesens  vor  e  die  palatale  Wand- 
lung unterbleiben  kann,  z.  b.  nexemb  (pekedi,  von  nevt, 
1.  sing.  ncRj,  backen)  statt  neiSrnb  (peöosi);  meK^mii 
(teKotü,  von  me^b,  1.  sing,  mexy,  fliefsen)  statt  me<iSiirb 
(teöotü).  Buslajev.  a.  o.  I,  p.  74  führt  aus  dem  Twer- 
schen  und  andern  dialekten  ähnliche  beispiele  an :  cmor^m'b 
(smo^otü)  fbr  cMOSKcm'b  (smo^etü  3.  sing,  praes.  von 
eMo^b  vermögen),  CMorgN'b  (smo^omü  1.  plur.  praes.  dess.) 
ftkr  CMO»eM'b  (sm'o^emü)  u  s.  f.  Dafs  diese  formen  alt 
seien,  also  in  die  zeit  gehören,  wo  die  Verwandlung  der 
gutturale  in  palatale  noch  nicht  eingetreten  war,  ist  mir 
unwahrscheinlich,  weil  es  vereinzelte  fllUe  sind  und  im  ras- 
sischen ähnliches  vorkommt,  was  sich  anders  erklären  läist. 
Altbulgarisches  YXOBtii«  (öloveci,  loc.  von  cloveku)  ist 
russ.  ne.aoB'bKli  (celoveke),  also  ohne  die  dentale  Wand- 
lung des  k  und  so  in  allen  entsprechenden  fällen  der  de- 
clination.  Hier  ist  es  offenbar  die  analogie  der  übrigen 
casus,  die  im  russischen  Überall  k  vor  der  endung  haben, 
gewesen,  die  auch  die  beibehaltung  des  k  im  locativ  be- 
wirkt hat.  So  wird  es  die  analogie  von  nexj,  nieKjr 
(peku,  teku,  1.  sing.)  und  neKjmii,  meRjrni'b  (pekntu, 
tekutü,  3.  plur.)  gewesen  sein,  die  neKeuib  (pekesif) 
u.  s.  w.  hervorgebracht  hat,  gerade  wie  im  kleinrussiscben 


über  den  dialekt  der  nus.  volkalieder  des  gonvernements  Olonee.      167 

die  Übrigen  personen  umgekehrt  anf  die  1.  sing,  und  3.plar. 
wirken  nnd  man  sagen  kann  peia,  pecut". 

Stehend  scheint  die  assimilation  von  k,  g,  ch  an  n 
zu  sein:  cmeno  (steno)  es  gmr.  cinerHo  (stegno)  =  alt- 
bulg.  stigno  (hflfte);  cmeHjmb  (stenuti)  =  gmr.  cmer- 
Hymh  (stegnutl);  cmocnjjiocb  (stosnnlo-si)  wie  ab. 
tusn^ti  fOr  *tüsknqti  (eilen),  im  russischen  soll  moc« 
KHjmi»  cfl  (tosknuti  sja,  sich  ängstigen)  vorkommen; 
cMaHjjn»  (smanulü)  =  gmr.  cnaxnjjrb  (smachnulu) 
von  cMaxH/rab  (smachnnti,  abschütteln,  abhauen);  cmoji-* 
HjjEHCfc  (stolnuli-sif),  gmr.  Infinitiv  cmojiKHjmb  (weg- 
stofsen),  ab.  tlukn^ti;  omoHHjmb  (otomnuti)  =  gmr. 
omonKHjmb  (otomknuti,  aufschliefsen),  ab.  mükn^ti 
(die  beispiele  sind  ans  Bybnikov,  eigenthQmlichkeiten 
u.  s.  w.). 

In  den  casusformen  von  diiotfoBfc  (Ijubovi,  liebe)  as- 
similiert sich  V  dem  b,  gen.  und  dat.  jiotiH  (Ijubi)  = 
mo6bh  (Ijubvi). 

Die  von  Schleicher  zum  beweise  des  fiberganges  von 
j  in  g  angefbhrten  beispiele  (compendium  p.  628)  lassen 
sich  nooh  vermehren  durch  CBamocjLaBroBH^b  (Svjato- 
slavgovicif)  f&r  CsamocjiaBbeBHHb  (S vjatoslavieviöi), 
je  ist  zu  go  geworden.  Vielleicht  gehört  hierher  auch 
repjiflirb)  repjiuK'b  (gerlikü,  gerlykü)  ^gmr.  apjibiK'b, 
epjoawph  (jarlykü,  erlykü,  diplom,  brief),  doch  ist  das 
wort  nicht  russisch. 

Die  eigentlich  dem  ab.  angebOrige  lautverbindung  id 
=  dj,  die  im  gemeinrussischen  ziemlich  verbreitet  ist, 
kennt  der  dialekt  fast  gar  nicht  („sehr  selten  zeigt  sich 
id  statt  des  gewöhnlichen  £,  z.  b.  ca)K4aiomb  [sie  setzen, 
pflanzen]^  Rybn.),  sondern  hat  dafbr  die  nach  russischen 
lautgesetzen  regelrechte  Vertretung  von  dj,  nämlich  £,  so 
inneney  (mei^u),  gmr.  MemAj  (me^du,  zwischen);  po»OHO 
(rozono),  gmr.  posK^eno  (roideno,  ntr.  sing.  part.  praet. 
pass.  von  roditi,  gebären);  npo6j9Kamb-ca  (probu2ati- 
-sja),  gmr.  npo6j3K4anib-ca  (probu£dati-8Ja,  erwachen). 
Wie  schon  oben  bemerkt,   ist  6  (tö)  die  eigentlich  russi- 


168  LMkaeii 

scbe  Vertretung  voD  urspr.  t  j ,  während  im  gemeinnisstecbcn 
auch  das  altbulg.  St  als  sts  (n^)  sehr  verbreitet  ist.  Der 
dialekt  ist  auch  bierin  zam  theil  conseqoenter :  die  part. 
praes.,  die  aber  nur  noch  adjeetivisch  gebrancht  werden, 
haben  c,  z.  b.  ntoj^ia  anmi^u  (p^vuöija  pticy,  Bin- 
gende  vögel);  cBHcmj^ifi  co^oneB  (evistucij  solovej, 
pfeifende  nachtigall).  Der  dialekt  besitzt  daneben  die  den 
gmr.  entsprechenden  formen  mit  iii(  (std,  öc),  aber  nach 
Bybnikovs  angäbe  in  etwas  andrer  bedeutung.  W&hrend 
nAmlich  die  vorher  angef&hrten  mit  c  fast  stets  als  ste* 
hende  epitheta  in  offenbar  alt  überlieferten  v^bindangen 
erscbeinen,  drücken  die  mit  ii|  eine  besondere  energie, 
einen  hervorragenden  grad  der  im  verbnm  bezeichneten 
thätigkeit  ans,  wodurch  die  bedeutung  sogar  causativ  wer- 
den kann,  z.  b.  cnaii^ee  sejibe  (spjasöee  zelie)  eigent- 
lich schlafendes  gifl;  (oder  kraut),  d.  h.  für  immer  einschlfi- 
fernded;  nninbe  8a6y4y]i](ee  (pitie  zabuduö£ee)  eigent- 
lich vergessender  trank,  d.  i.  vergessen  machender,  das  ge- 
d&chtnifs  raubender.  Derartige  secundäre  bedeutungsdiffe- 
renaierungen  ursprünglich  gleicher  formen  kommen  ja  auch 
sonst  in  den  sprachen  vor.  Ob  jene  formen  mit  n^  wirk- 
lich volksthümlich  sind  oder  von  aufsen  hereingekommen^ 
vermag  ich  freilich  nicht  zu  entscheiden. 

Die  in  andern  slawischen  sprachen  häufige  abwerfimg 
des  Suffixes  3.  sing^  praes.  verb.  ist  auch  hier  bei  wurzel- 
verben  stehend:  xo^e  (choce,  er  will),  Moxre  (moSe,  er 
kann),  eeae  (veze,  er  fährt)  statt  gmr.  xo^emb  (cho- 
öetu)  u.  8.  w.;  wenigstens  in  einigen  gegenden  auch  bei 
den  abgeleiteten,  das  lied  1,51  gibt  viele  beispiele:  noxa- 
amBae  (pochazivae,  er  gebt  hin),  nocMampBnae  (po- 
smatrivae,  er  sieht  hin)  u.  s.w.  In  der  3.  plor.  praee. 
kommt  derselbe  abfall  des  sufBxes  nur  bei  der  i-classe  vor, 
z.  b.  CM^fl  (sidja)  =  CH/Vi>n'<>  (sidjatü,  sie  sitzen); 
xomfl  (chotja)  =  xomami»  (chotjatü,  sie  wollen). 

Liebhaber  auffallender  lautübergänge  finden  in  dem 
dialekt  reiches  material;  der  Übergang  von  v  in  m  ist 
nicht  selten;    Bybnikov  führt  an:   MSKOMKa  (makomka) 


ttber  den  dialekt  der  rnss.  vollulieder  des  gonvernementa  Olonec.      169 

=5  noKOBRa  (mobnkopf,  kirchtburmsknopf);  noxsianiKa 
(pocbmatka)  s=  noxBaniRa  (pochvatka,  beldenthat?); 
npHMHitflinb  (prifnicjati)  =s  npoB'^Hamb  (privSöati). 
Aucb  das  umgekebrte  tindet  sieb  in  6jia40H  (bladoj)  = 
MASkAou  (mladoj,  jung);  g  für  d  stebt  in  tjib  (gl ja)  aa 
4^fl  (dlja,  für).  Die  aufzäblung  weiterer  eiozelheiten  un* 
terlasse  icb,  weil  icb  weder  aus  dem  text  etwaige  febler 
aufnebmen  will,  nocb  aus  Rybnikovs  darstellung  erseben 
kaoD,  wie  weit  biet  allgemeinere  gesetze  berrscbeo. 

Die  declination  der  nomina  bietet  einige  besonder- 
heiten,  die  der  erwäbnung  wertb  sind.  Von  der  erbaltung 
des  ü  im  nom.  sing,  der  männlicben  a-stämme  war  bereits 
oben  die  rede.  Bei  den  auf  -ynja  gebildeten  femininen 
findet  im  nom.  sing,  zusammenziebung  statt  wie  im  ab., 
z.  b.  rocy^apuuH  (gosudaryni,  berrin);  ebenso  sind 
die  den  ab.  entsprecbenden  nominative  ao>im  (doci,  ab. 
daSti,  tocbter;  daneben  aucb  Aoqepb,  doöeri)  und  MamH 
(mati,  mutter)  erbalten. 

Lautlicb  und  syntaktiscb  völlig  unerklärlicb  ist  mir 
bei  den  femininen  a- stammen  die  nominativform  als  acc. 
sing.  Einen  febler  anzunebmen  ist  nicbt  möglieb,  da  der 
fall  zu  oft  vorkommt.  Zur  bestätigung  einige  beispielc: 
oniT»  sKHBaro  rnyma  svena  onuiynamb  I,  19,  v.  331  (otü 
zivago  txxxxisL  ienn  otlucati,  vom  lebenden  manne  die 
frau  wegaebmen),  vgl.  ebend.  v.  187:  Kmo  cmaHemi>  omi» 
SHBa  Myxea  meny  omnamb  (kto  stanetü  otü  i^iva 
mu2a  2enn  otnjati,  wer  wird  vom  I.  m.  d.  fr.  w.),  wo 
regelrecbt  der  acc.  stebt;  He  cboio  mu  pa6omymKy  patfoma- 
emb,  mbi  cmojibKO  suaii  n^R-Kama  sapHrnb,  I,  44,  v.  144 
(ne  svojn  ty  rabotuöku  rabotaeäif,  ty  stoHko  znaj 
iöi-kasa  variti,  nicbt  deine*  arbeit  arbeitest  du,  wisse 
du  nur  grOtz^brei  zu  kocben);  KyunaH  pbi6a  noBbi^^a- 
Bamb  (kunnaja  ryba  povydavati,  kostbaren  fiscb  ber- 
ausbolen)  1,45,  v.  5;  cnpotfonamb  cboji  CRjia  6ora- 
mupcKafl  1,47,  v.  125  (spro'bovati  svoja  sila  bo- 
gatyrskaja,  zu  prüfen  seine  beldenkraft);  na  eo6-^  ho- 
ch mb  o^esKHuy  äbi  cM-feuiiyio,  CM'bmiyio  04eHCHuy-nio 


170  Leskien 

Ka]ie4UH  ^enb,  Kaxe^ufi  Aeuh  o^esica  CHoea  na  hobo  1,489 

V.  166,  dieselben  vv.  181,  182>  232  (na  sobä  nosit! 
ode^icu  by  smSnnuju,  smSnnuju  ode2ica-to  ka- 
i^dyj  deni,  kai^dyj  den!  ode^a  snova  na  novo,  an 
sich  za  tragen  ein  wechselndes  kleid,  ein  wechselndes  klcid 
jeden  tag,  jeden  tag  ein  kleid  von  neuem  aufs  neue,  d«  b. 
immer  ein  andres).  Derartige  beispiele,  wo  accusativ*  und 
nominativform  neben  einander  stehen,  lielsen  sich  noch 
manche  geben. 

Ein  nicht  weniger  auffallendes  moment  ist  es,  dals 
den  femininen  a- stammen  deT  dativ-loeativ  sing,  gänzlich 
fehlt  und  durch  die  genitivform  ersetzt  wird,  z.  b«:  bo 
Moefi  y^pjsKHHM  (vo  mocj  dru^iny,  in  meinem  gefolge); 
B'b  xopo(ipoH  «iHmBiii  (vü  chorobroj  Litvy,  in  dem 
tapfern  Litauen);  na  ropu  (na  gory,  auf  dem  berge); 
Ko  (Sepeau  (ko  berezy,  zur  birke);  roBopaim»  oB*b 
KHJiaeBOH  njteMflHUHi^bi ,  moj[040H  Sadasu  (govoritu 
onü  knjazevoj  plemjannicy,  molodoj  Zabavy, 
sagt  er  der  fQrstennichte,  der  jungen  Zabava);  roBopaun»- 
naKaauBa.i'b  cboch  M0.1040H  »eflu  (govorilü-nakazy- 
valü  svoej  molodoj  £eny,  sprach-befahl  er  seiner 
jungen  frau)  u.  s.  w.  (s.  auch  unten  beim  pronomen  und 
adjectivum).  Woher  diese  erscheinung?  Der  dat.-loc.  hat 
die  endung  e,  der  genitiv  y;  da  nun  ±  {&)  überall  zu  h  (i) 
wird,  könnte  man  annehmen,  dafs  durch  die  Schreibung 
u  (y)  eben  h  (i),  aber  als  nicht  erweichend,  ausgedrückt 
werden  sollte  (wie  im  kleinrussischen),  dem  widerspricht 
aber  das  oben  Aber  i  =  e  bemerkte.  £s  bleibt,  glaube 
ich,  nur  eine  mdglichkeit  der  erklärung.  Das  y  wird 
schon  im  altbulgarischen  nach  j- haltigen  lauten  zu  i, 
ebenso  im  russischen.  Im  russischen  wird  auligerdem  y 
nie  nach  gutturalen  geschrieben,  sondern  daftkr  stets  i, 
z.  b.  gen.  pi$KH  (riki,  von  p-fexa,  r£ka,  fiuls)  =  ab.  ^tni 
(reky).  Da  nun  in  unserm  dialekt  das  £  des  dal-loc. 
überall  zu  i  wird,  also  4ymH,  p-bien  (duSi,  r^ki),  so 
mufste  auf  diese  weise  in  einer  grofsen  anzabl  von  Worten 


ttber  den  dialekt  der  niss.  Volkslieder  des  goayemements  Olonec.     171 

gen.  uod  dat.-loc.  zusammenfalleD.  Das  dadurch  getrübte 
Sprachgefühl  f&r  den  formellen  unterschied  dieser  casus 
hatte  die  folge,  dafs  nun  überhaupt  nicht  mehr  geschieden 
wurde,  auch  wo  der  dialekt  lautlich  scheiden  konnte,  wie 
zwischen  gen.  skchm  (ienj)  und  dat.-loc.  sKeim  (£eni)  = 
»en-fe  (2 eng).  Wir  haben  also  hier  den  interessanten 
fall,  dafs  durch  ein  ganz  seoundäres  lautgesetz  und  falsche 
analogie  der  spräche  ein  materieller  schade  zugefögt  ist. 
Wie  dies  aufhören  des  Unterschiedes  zwischen  gen.  und 
loc.-dat.  im  substantivum  dieselben  casus  des  pronomens 
und  zusammengesetzten  adjectivs  in  Verwirrung  gebracht 
hat,  davon  nachher. 

Der  instrum.  sg.  von  CHjia  (sila,  gewalt)  lautet  mehr- 
mals CH^OBTb  (silomii)  :  CHjiOH'b  BoabMj  (silomu  vo- 
zimy,  mit  gewalt  werde  ich  nehmen,  1, 33,  v.  28),  ckiomi» 
yseaii  (silomii  uvezü,  mit  gewalt  f&hrte  er  weg,  ebend. 
V.  61).  Das  ist  der  erste  beginn  eines  Vorganges ,  der  im 
serbischen  durchgedrungen  ist:  ä^nöm,  ab.  zenoj^. 

I^epKOBb  (cerkovi,  kirche)  ist  zum  theil  in  die  ana- 
logie der  ä-st&mme  übergetreten:  gen.  sing,  daher  n^epRSbi 
(cerkvy),  acc.  i^epicBj  (cerkvu). 

Von  genitiven  und  locativen  auf  u  habe  ich  folgende 
angemerkt.  Sie  stimmen  zum  theil  mit  den  im  russischen 
gewöhnliclien ;  wie  weit  die  ab  weichung  des  dialekts  hier 
geht,  vermag  ich  indefs  nicht  genau  zu  bestimmen.  Gram- 
matiken und  Wörterbücher  geben  über  diese  formen  nur 
ungenügende  auskunfl  und  das  DahPsche  Wörterbuch  fehlt 
mir.  Ich  gebe  jedoch  die  formen  hier,  weil  die  beobach- 
tung  der  ausdehnung,  in  der  die  declination  der  ursprüng- 
lichen n- Stämme  sich  erhalten  oder  durch  analogie  in  die 
a-8tamme  eingedrängt  hat,  fbr  die  slawische  grammatik 
von  einiger  bedeutung  ist;  geniiive:  nojionj  (polonu, 
vgl.  das  gewöhnliche  BUK^nnrnb  Koro  HS'b  n.9i$Hj,  vyku- 
pitT  kogo  izu  pl^nu,  jemanden  aus  der  gefangenschaft 
loskaufen);  ^mo  6bijio  iia/^'^jiy  4oporo  (cto  bylo  na- 
delu  dorogo^  was  war  von  der  beute  theuer);  omBl^mj 
nbm'b  (otvetu  netü,  keine  antwort);    Bbime  A'hcy  cmo- 


172  Leskien 

anaro  (vjräe  läsu  8tojacago|,   höher  als  der  stehende 
wald);    om'b  Kpw&y  (otü  kriku,   vom  geschrei);    ue/^j 
caa^Karo  (medu   sladkago,  soften  honigs);    nocBBemj 
coaoBbeBuro  (posvistu  solovievago,  des  nachtigallen- 
pfiffs);    aoKpHKj  sB-fepHHaro  (pokriku  zverinago,  des 
aufscbreis  des  wilden  tbieres);    nocxi»  6010  (posle  boja, 
nach  dem  kämpfe);   meoero  poAJ  (tvoego  rodu,  deines 
gescblechts,    deiner  geburt^    vergl.  das  gewöhnliche  omi» 
po4j);    ci>  oAiioro  paaj  (sü   odnogo  fazu,   mit  einem 
mal,  wie  gewöhnlich  cb  pasj);    omo  cay  (oto  snu*,  ans 
dem  schlafe);    omi»  napj  (otü  paru,  aus  dem  dampfe); 
omAj^y  ne  AaBaioqH  (otduchu   ne  dayajuci,  des  anf- 
athmens  nicht  gebend);  cb  nupj  (sü  piru,  vom  schmause); 
cBl»mj   (ii^jiaro   (svetu   belago,    der  weifsen,    d.  i.   der 
schönen   weit);    Hsnb  JiyRy  (izu  luku,    aus  dem  bogen); 
msoro   HaKaaj   (tvogo   nakazu,  deines  befebls);    6e3ii 
mojiKy  (bezu  tolku,  ohne  ansagen);  mejtKy  aaHopcKaro 
(selku  zamorskago,  überseeischer  seide);    noKopj  se- 
jiHKaro  (pokoru   velikago,  grofser  demat);    us'b  40MJ 
(izü  domu,  aus  dem  hause);  Moero  pocmj  (nfoego  ro- 
stu,  meines  wuchses);  h3i»  bh4j  (izü  vidu,  aus  dem  ge- 
eicht);    cb  Acmy   (sü   letu,    im  fluge,    eigentlich   „vom 
fiuge^);  BOCKy  iiparo  (vosku  jarago,  Jungfernwachses); 
cb  raaxa  JJ^ony  (sü  ticha  Donu,  vom  stillen  Don  her); 
locaiioe:  na  6epery  (na  beregu,  aufdemnfer);  ua  mpj 
(na  piru,  beim  schmause);  na  6010  (na  boju,  im  kam- 
pfe);  B'b  cpy6y  (vü  srubu,  im  stalle?);  B'b  cupoM'b  aJ^}' 
(vü  syromü  dubu,    in   der  feuchten  eiche);     s'b  B-kij- 
oaepy  (vü  Belu-ozeru,  in  Belozero);    na  Kopaöjiio  (na 
korabiju,  auf  dem  schiffe);  na  moM'b  rpo6y  (na  tomu 
grobu,   auf  jenem   grabe);    na   E±Ky  raoeai'b  (na   v2ku 
toemn,  in  diesem  leben);    bt»  ajamoMi»  Bepxy  (vü  zla- 
tomü  verchu,  in  der  goldnen  höhe);    bo  moexi»  coiaKj 
(vo  toemü  stanu,    in    diesem  lager);     B'b   nojiOHj  (tu 
polonu,  in  gefangenschaft);  na  KaHHio  (na  kamnju,  aof 
dem  steine);  na  siocmHKy  (na  mostiku,  auf  dem  brück- 


Qber  den  dialekt  der  russ.  volktlieder  des  goavernements  Olonec.      178 

lein);    b-b  jrjy,  B'b  jrojKj  (vü  uglu,  vü  ugolku,  im 
winke! );  bi»  mepeny  (vü  teremu,  im  erker). 

Der  alte  vocativ  der  ja- stamme  auf  u  ist  erbalten  in 
KHüsio  (knjazju)  I,  p.  309,  in  pamaio  (nom.  pamaM^ 
rataj,  abgekfirst  aus  opama»,  pflOger).  In  demselben 
▼erse  I,  3,  63:  aä  »ee  nibi,  pamaio,  pamaiouiKO  (äj  ie 
ty,  ratajn,  ratajusko,  o  du  pflOger,  pfißgerchen),  ebenso 
V.  53:  6oxba  mn  noMO^b,  opamaiomKO  (bo2ija  ti  po- 
fflOÖT,  oratajudko,  gottes  bQlfe  dir,  lieber  pflfiger)  sind 
pamaioinKO,  opamaiomRO  vocative  vom  nominativ  opama- 
ioniKa  (oratajudka,  liebkosendes  deminutiv  wie  tiam- 
iomiea,  batjuäka,  vätereben).  Die  so  gebildeten  deminu- 
tiva,  der  form  nach  fem.  a- stamme,  können  wie  diese  de- 
diniert  werden,  haben  aber  auch  den  nom.  anf  o  und  wer- 
den dann  wie  die  masc.-neutr.  flectiert;  nom.  z.  b.  amom'b 
opamafi- opamaiomKO  1,3  v.  83  (etotü  orataj-orata- 
josko,  dieser  u.  s.  w.);  öamiomKo  IV,  2  v.  5  und  so  öf- 
ter; gen.  6amiomRa,  dat.  6amiomKj  (batjuäka,  bat- 
jusku)  Q.  8.  w.  Der  hergang  ist  hier  der,  dafs  durch 
den  so  sehr  häufigen  gebrauch  der  vocativformen  dieser 
Worte  in  der  vertraulichen,  schmeichelnden  anrede,  der 
vocativ  den  nominativ  verdrängt  hat;  die  äufserliche  ähn- 
lichkeit  desselben  mit  den  neutris  auf  o  hat  dann  die  ana- 
loge flezion  bewirkt.  Aehnliches  findet  sich  im  serbischen. 
In  den  serbischen  liedern  ist  der  gebrauch  der  vocativform 
fbr  den  nominativ  ungemein  häutig.  Man  vergleiche  fol- 
gende beiapiele:  Ka4  mo  «ijo  Kpaabeaet/y  MapKO,  kad  to 
6no  Kraljevic'u  Marko,  Vuk  II,  59  v.  76  (als  das  hörte 
Kraljevic  Marko;  nom.  sg.  wäre  Kraljevic');  nojea^iiaie 
40  4Ba  no((pamiiMa  (pojezdiäe  do  dva  pobratima), 
npeKO  Kpacna  Heema  O^apHrpa^a  (preko  krasna  mesta 
Carigrada),  je^no  jecme  Kpa.AbeBHt7y  MapKo),  jedno 
jeate  Kraljevic'u  Marko),  a  Apyrd  je  6eme  Kocma^Rne 
(a  drugo  je  be2e  Kostadine)  Vuk  11,  61  v.  1  — 4  (es 
ritten  zwei  bondesbrüder  durch  die  schöne  Stadt  Carigrad, 
der  eine  ist  Kraljevic'  Marko  und  der  andere  ist  Beg  Ko- 


174  Leskien 

Kostadin;  der  Dom.  wäre  begKostadin);  neniKo  6jeme 
CmpaxHHHtry  6ane  (netko  bjeöe  Strabinicu  bane), 
6jeme  6aHe  y  majeiioj  BanbCKOJ  (bjeäe  bane  u  inalenoj 
Banjskoj)  Vuk  II,  44  v.  1  (es  war  ein  ban  Strahinic, 
war  bau  im  kleinen  Banjska).  Ich  vermutbe  daher,  dafs 
die  im  serbischen  so  häufigen  nom.  sing.  masc.  auf  o  von 
eigennamen  sich  als  vocative  erklären  und  zwar  femininaler 
form^  Marko  wie  £eno;  als  nominativ  wäre  also  ^Marka 
anzusetzen,  gerade  wie  für  die  liebkosungsnamen  Bo£o, 
Mizo  u.  s.  w.,  von  denen  Daniöio'  (06.ihi^h  cpncKora 
jesHKa,  3.  H34.  p.  14)  sagt,  sie  seien  in  einigen  gegenden 
feminina  mit  a  im  nominativ.  Es  ist  indefs  möglich,  dafs 
ein  vocativ,  später  nominativ  Marko  nicht  geradezu  von 
einer  femininalen  nominativform  ausgegangen  ist,  sondern 
dafs  nur  die  vocativform  der  feminina,  als  eine  besonders 
in  die  obren  fallende,  auf  masculina  übertragen  ist;  we» 
nigstens  nehmen  im  neubulgarischen  sehr  viele  männliche 
a-  und  ja-stämme  die  vocative  auf  o  an,  z.  b.  bezako- 
niko  von  bezakönik  (gesetzloser);  rätajo  von  rataj 
(knecht).  Das  neubulgarische  ftkhrt  mich  darauf  auch  die 
serbischen  nominative  Mi  1  oje,  Blagoje  u.  s.  f.,  ebenfalls 
nur  von  eigennamen,  für  ursprüngliche  vocative  anzuse- 
hen; der  vocativ  lautet  nämlich  hier  Miloje,  nicht,  wie 
es  sonst  regel  bei  ja- stammen  ist,  *Miloju,  im  neubol- 
garischen  nun  ist  der  nom.  ganz  regelrecht  z.  b.  Dragöj, 
der  vocativ  aber  ebenfalls  Dragöje;  es  liegt  also  wenig- 
stens sehr  nahe,  in  den  genannten  serbischen  nominativeD 
vocative  zu  suchen. 

Der  vocativ  ne.aoB'^He  (£elov£6e,  von  ^ejortn^ 
mensch)  steht  I,  p.  88;  öosKe  (bo2e,  von  6ori»,  gott)  wie 
gemeinrussisch  auch. 

Vom  dual  kommen  einzelne  beispiele  vor:  otf'fciia  pj* 
xaHa  (ob^ma  rukäma,  instr.,  mit  beiden  bänden),  so- 
numaMa  (kopytama,  mit  den  hufen),  ganz  vereinzelt 
auch  der  instr.  dual,  statt  des  plur.:  cb  acmHiia  rocnuraa 
(sii  estima  gostjama,  mit  diesen  deinen  gasten;  von  der 
dualform  des  instmm.  pL  der  adject.  und  pronom.  sogleich). 


über  den  dialekt  der  rnss.  Volkslieder  des  goavemements  Olonec.      175 

Im  plaral  sind  die  ursprfingl.  formen  der  u- stamme 
seltener  erbalten,  abgesehen  nalQrlicb  vom  gen.  plur.  auf 
-OB'b  (-ovu)y  der  hier  wie  allgemein  russisch  im  gebrauch 
ist.  Oefter  liest  man  den  nom.  plur.  Tamapose  (Tata- 
rove,  die  Tataren).  Pluralformen  wie  gmr.  cunoBba  (sy* 
noyija,  von  synü,  söhn)  sind:  njmesbfl  (putevija, 
nach  Rjbnikovs  wörterverzeichnifs  vom  nom.  sing,  njmo, 
netz);  moaeBbA  (tonevija,  von  moiifl,  netz);  4apoBbH 
(darovija)  mit  gen.  ^apoBbes'b  (darovijevu)  von  A^pi» 
(darü,  gäbe);  M/SKesbA  (muzevija,  von  Mjxrb,  mann); 
siimeBbJi  (zjatevija,  von  aamb,  Schwiegersohn);  KjHOBba 
(knmovija,  von  KyBfb,  gevatter);  caamoBba  (svatovija, 
von  cBam'b,  freiwerber);  mypeBba  (surevija,  nom.  sing. 
BijpaH'b,  surin u,  Schwager);  Tamaposba  (Tatarovjja, 
Tataren);  jiTrosba  (lugovija,  von  Jiyn»,  lugu,  wiese; 
plur.  gew.  Jijra,  Inga);  gen.  plur.  as-fepbeB'b  (zv^rievu, 
nom.  sing.  sB'fepb,  zvSri,  thier). 

Der  alte  dem  altbulgarischen  entsprechende  genitiv 
pluralis  auf  ü  ist  erhalten  in  ceMb  ro^i»  (semi  godü, 
sieben  jabre);  Typei^'b-sen.ia  (Turecü-zemlja,  Türken- 
land);  Tamapii  (Tatarü)  neben  TamapoBea  (Tata- 
ro vej). 

Der  instr.  plur.  endet  fast  in  allen  liedern  auf  -nu 
(-my):  /i^-bByrnKaiibi  (dövuSkamy,  nom.  sing,  devuäka, 
mädchen);  ropo^aMu  (gorodamy,  nom.  sing,  gorodü, 
Stadt);  demnach  ganz  wie  im  kleinrussischen,  z.  b.  ry- 
bamy  =  ab.  ^ubauh  (rybami),  nur  dafs  in  letzterer 
spräche  die  allgemeine  regel  herrscht,  wornach  ab.  i  kleinr. 
y  wird,  d.  b.  keinen  erweichenden  einflufs  auf  den  vorher- 
gehenden consonanten  ausübt,  während  in  unserm  dialekt 
sonst  davon  nichts  zu  bemerken  ist.  Es  bleibt  aber  zur 
erkl&mng  kaum  ein  andrer  ausweg,  wenn  man  nicht  die 
annähme  zulassen  will,  da&  die  alte  instrumentalendung 
der  msc.  und  neutr.  y  hier  erhalten  ist,  aber  nach  falscher 
analogie  mit  dem  -am  von  -ami  verbunden  wurde,  als 
man  im  rassischen  anfing,  alle  substantiva  im  dat.,  instr., 
loc.  pl.  nach  analogie  der  femininalen  a-st&mme  zu  flectie- 


176  Letkien 

reo.  FOr  unmöglich  halte  ich  solche  dioge  in  der  slawi- 
schen declination  nicht:  man  denke  an  das  angeführte 
CüjiOM'b  fQr  ciLiioio  (im  serbischen  allgemein  so)  und  an 
fälle,  wie  wenn  im  serbischen  ein  plural  sinovi  gebildet 
werden  kann,  d.  h.  an  den  regelrechten  nom.  plur.  der 
u- Stämme,  ab.  ciinobc  (synove),  noch  die  endung  der  a- 
stamme  antritt  (ab.  |^abh,  rabi).  Kaum  irgendwo  herrscht 
die  neigung  ursprünglich  verschiedene  formen  eine  nach 
der  andern  zu  gestalten  so  sehr,  wie  in  der  declinatioa 
der  neueren  slawischen  sprachen.  —  Nicht  selten  ist  vor 
der  endung  der  Stammauslaut  weggefallen,  z.  b.  Bopouuihi 
(yorotmy,  von  Bopoma,  plur.  tant.,  thor);  rpa4Bu 
(gradmy  von  rpa^T»,  Stadt);  tforamupMU  (bogatjrrniy, 
von  tioramupb,  held).  Diese  formen  gehen  nicht  zurück 
auf  die  gmr.  BopomasiB  (vorotami)  u.  s.  w.,  sondern  auf 
formen  analog  den  ab.  r^tjciuH  (gr Schumi,  vgLMiklosich 
III,  p.  16),  von  denen  Schleicher  (Cicaoneuje  ochob^  na-j) 
nachgewiesen  hat,  dafs  sie  den  u-st&mmen  entlehnt  sind. 
Endlich  kann  der  vocal  im  auslaut  der  instrumentalendung 
ganz  abfallen,  so  dafs  der  casus  dem  dat.  plur.  gleich  lau- 
tet: tfj.ffaBaMii-mo  ro^iOBU  nepejoiiaHbi,  KyniaKBH'b-aio 
6yHHhi  aaajiaanbi  1,45  v.  15  (bulavamü-to  golovy  pe- 
relomany,  kusakamü-to  bujny  zavjazany,  mit keu- 
len  waren  die  köpfe  zerschlagen,  mit  binden  die  trotziges 
verbunden);  pyieaM'b  moryqiRH'b  noffamjxHjicfl  (rukamö 
moguciimu  ponatu^ilsja,  mit  den  mächtigen  häoden 
strenge  er  sich  an)  I,  51  v.  100;  mym%  pyxaBfb  oaa 
ciuemaionicji  (tutu  rukamü  oni  spletajutsja,  da  rin- 
gen sie  mit  den  bänden)  ebend.  v.  104.  Eine  verwechs^ 
lung  mit  dem  dativ  liegt  hier  nicht  vor,  die  beiden  casus 
sind  syntaktisch  zu  streng  geschieden.  Ich  erkläre  daher 
die  Sache  so:  das  auslautende  volle  i  der  endung  ward 
zu  1  (wie  öfter  im  russischen,  z.  b.  infinitivendung  *ti  f&r 
ab. -ti)  und  dies  ging  dann  ganz  verloren,  wie  auch  sonst 
oft.  Ist  das  richtig,  so  würde  es  die  oben  geäuTserte  ver- 
muthung  bestätigen,  dafs  in  -anu  das  «u  die  an  -a«*  so- 
gefügte  instmmentalendang  der  mascalina  sei,  angefßgt  sur 


ttber  den  dialekt  der  rnas«  Volkslieder  des  gonvemements  Olonec.      177 

untersofaeidang  vom  dativ.  Diese  anfUgimg  mölste  also 
zu  einer  zeit  geschehen  sein,  als  j  bei  den  masculinen 
noch  lebendig  war  und  der  instrum.  fem.  schon  auf  -am! 
oder  -am  auslautete;  das  so  entstandene  -amy  ging  dann, 
als  die  masculina  ihre  eigenthümliebe  form  in  den  betref- 
fenden casus  des  plurals  verloren,  auch  auf  diese  ttber.  — 
Auffallend  ist  noch,  dafs  bei  der  Verbindung  von  adjectiv 
und  Substantiv  ersteres  im  instrum.  plur.  stets  die  dnal- 
form  hat:  cmapuMa  cmap/mKanu  (starjma  staruä- 
kamy,  mit  alten  mütterchen),  »ejimuMa  Ky/iepKamu  (iel- 
tyma  kuderkamy,  mit  gelben  locken),  «lacKOBbiBia  Cdo«* 
BSMid  (laskovyma  slovamy,  mit  schmeichelnden  Wor- 
ten), ^^ocKaxbi  4y6oBidMa  (doskamy  dubovyma^  mit 
eichenen  brettern)  und  so  fast  ausnahmslos.  Das  eintreten 
der  dualform  für  die  des  plurals  ist  wie  im  serbischen  und 
aocb  sonst  in  slawischen  volksmundarten;  dafs  aber  wie 
hier  gerade  nur  die  adjectiva  davon  betroffen  werden,  dem 
weifs  ich  sonst  nichts  an  die  Seite  zu  stellen. 

Nicht  selten  ist  in  der  declination  das  übertreten  der 
a-st&mme  in  die  analogie  der  ja- stamme.  Kybnikov  f&hrt 
an:  bi»  jmenx'h  (vü  lisjachü)  =  s'b  ji-fecax'b  (vu  ISsa- 
cbu,  in  den  wäldern),  BMHCuiax'b  (vmistjachü  f&r  vü  m.) 
:=  BMrbcmaxiB  (vmestachu,  bedeutung  die  des  gemeinr. 
BBTfecm'b,  vmestä,  zusammen),  bo  cnax'b  (vo  snjachü) 
=  B'b  csax'b  (vii  snachn,  in  träumen).  Rybnikov  sagt, 
dergleichen  kftme  nur  im  loc.  plur.  vor;  man  kann  daher 
auf  den  gedanken  kommen,  ja  sei  hier  as  i  und  jincaxrb 
entspreche  ab.  mtctxik  (ISs^ohü).  Ganz  consequent  ist  der 
dialekt  in  der  verwandlang  von  £  zu  i  ja  nicht,  wie  das 
oben  angeführte  B'fepHjie  neben  4o6pHe  fär  B'fepiribe,  4O0piie 
zeigt.  Möglich  ist  es  also,  dafs  sich  in  jenen  locativen 
die  alte  form  erhalten  bat.  -—  Die  mit  suffix  -nü  gebil- 
deten adjectiva  können  alle  wie  ja- stamme  behandelt  wer-* 
den  z.  b.  6y jamnafl  (bulatnjaja),  tiyjiamHioio  (bulat- 
njuju),  6j.iamHee  (bulatnee),  nom.  sing.  msc.  gmr.  6y'- 
•lamnuH  (bnlatnyj,  stählern);  pamnee  (ratnee),  pam 
neiiy  (ratnemu),  nom.  sing.  msc. gmr.  pamnuH  (ratnyj), 

Beitrftge  z.  vgL  sprachf.  VI.  2.  12 


178  Letkieo 

ab.  fUTkiii  (ratiDÜ,  kriegerisch);  so  ^opo^niil,  cotfopB», 
6o.ioniBiH,  6ojibmH  f&r  ^opo^HUH  u,  s.  f.  Veranlassung 
dazu  mag  der  schon  in  ftlterer  zeit  vorkommende  Wechsel 
der  Suffixe  -n  und  -Nb  gewesen  sein,  z.  b.  ab.  ro^ii  (go- 
rinü,  bergig)  neben  ro^bM  (gorini). 

Die  nicht  zusammengesetzte  declination  der  adjectiva 
ist  in  den  casus  des  Singulars  und  im  nom.-acc.  plur.  durch- 
aus in  gebrauch  auch  bei  attributiver  anwendung,  nsr 
mentlioh  in  den  feststehenden,  altüberlieferten  epischen  for- 
mein: cjiaBCH'b  KiesTi-rpa^ii  (slavenü  Kie?ü-gradü,  die 
herrliche  Kijev-stadt);  cupa  aesuta  (syra  zemlja,  feuchte 
erde),  iHcmo  nojie  (öisto  pole,  freies  feld),  CHne  Hope 
(sine  more,  blaues  meer);  cupj  aenuH)  acc.  sing,  fem« 
(syru  zemlju);  chhid  Mopio  dat.  sing,  neutr.  (sinjii 
morjn);  chhh  mopa  gen.  sing.  ntr.  (sinja  morja),  ebenso 
Kpacna  aojioma  (krasna  zolota,  des  rothen  goldes)^  vi- 
cma  cepe6pa  (öista  serebra,  des  reinen  siibers);  der 
dat.  sing.  fem.  wie  beim  Substantiv  durch  den  genitiv  ver- 
treten K^b  Mojio^u  HacmacbH  (ku  molody  Nastasli, 
zur  jungen  Nastasia);  Ao6pbi  mojoai^u  nom.  plur.  masc 
(döbry  molodcy,  die  braven  Jünglinge);  6'kjaä  pjn 
nom.-acc.  plur.  (bSly  ruki,  weise  bände). 

Die  pronominale  declination,  zunächst  der  geschlech- 
tigen Pronomina,  ist  durch  zweierlei  bemerkenswerth:  n 
(tu)  wird  mit  h  (i)  zusammengesetzt,  demnach  declioiert 
wie  die  zusammengesetzten  adjectiva;  die  casus  des  femi- 
ninums  sind  in  Verwirrung  gerathen  in  folge  der  oben  be- 
sprochenen Verwechslung  von  dativ  und  genitiv.  Die  von 
mir  im  texte  angetroffenen  von  den  gemeinrussiseben  ab- 
weichenden formen  geben  folgendes  Schema.  Die  gewöhn- 
lichen kommen  alle  daneben  vor,  doch  sind  die  folgenden 
wenigstens  eben  so  häufig  und  jenen  im  gebrauche  ganz 
gleich: 


über    den  dialekt  der  ran.  ToUulieder  des  gouvemements  Olonec      179 


a 


3*-? 

B-!ä 

ü8^ 

00     UiaiJ 


B9 

B 


o 

o 

o 
•»  c 

l 

s 

S    BC 

3  o 
B  B 

flS    08 

s  ^ 

3  O 

S  E 

TT 

B  B 

o 

e 
B 

a 

B 


0)     "«^ 


a 


q> 


4>  tt 
o  3 
B  B 


c8 


B 


i 

o 

a 

*m 

o 

B 

•  •^ 

*  o 

••« 

S" 

3" 

«  a 

a 

o 

>«a 

— '  B 

3  B 

TT 

«T 

o  3 

e 

3  3 

B  B 

B 

B 

3  § 
B  B 

>s 


a« 


aS 

3'-' 
B 


a 

o 

0 


■ 

1 

o 

I 

o 

acc. 

1 

73 

• 

a 

.a 

«8 
■ 

• 

i 

a 

TS 


.S 


S) 


'S« 


12* 


180  Leskien 

Alle  diese  formen  können  aneh  von  amomi»  (etotü, 
dieser)  vorkommen. 

Vereinzelt  kommen  diese  zusammengesetzten  formen 
schon  im  altbalgariscben  vor  (vgl.  Miklosich  III,  71).  Ent- 
sprechend ist  im  ab.  die  declination  von  mn  (kyj)  nnd 
vielleicht  ist  die  analogie  dieses  in  iinserm  dialekt  ebenso 
flectierten  pronomens  fQr  tl  mit  mafsgebend  gewesen.  Die 
einzelnen  formen  erklären  sich  folgendermafsen : 

sing.masc:  mon  (toj)  wäre  ab.  tii8;  vgl.  russ.  mo* 
j[o^OH  (maladoj)  mit  ab.  uas^vh  (mladyj). 

moeiny  (toemu,  d.  i.  tojemu,  vergl.  at).  kojema 
von  kyj),  eigentlich  s=  tomu-jemu;  muMj  (tymu)  da- 
gegen ist  offenbar  so  entstanden,  dafs  die  spräche  die  öf- 
ter wiederkehrende  silbe  mu-  als  stamm  empfunden  bat 

moeM'b  (toemö,  vgl.  ab.  kojemi)  ^  tomi-jemi. 

muM'b  (tymü),  zusammengezogen  aus  muRarb  (tyi- 
mü,  vgl.  ab.  kyimi)  =  *tumi-  (nicht  tSmi-)imi;  räth- 
selhaft  ist  mir  muem^b  (co  muesi'b  nHCbmoM'b  I,  19,  v.  15, 
so  tyemü  pisTmomä,  mit  diesem  briefe);  man  wird 
wohl  kaum  annehmen  können,  dafs  hier  die  älteste  form 
*tiimi-jemi  (denn  daraus  ist  im!  entstanden)  zu  gründe 
liege. 

neutr.  moe  (toe  d.  i.  toje)  ist  einfach  =5 to-k  (to-je); 
in  mue  (tye)  ist  wieder  mu-  als  stamm  gebraucht. 

femin.  maa  (taja)  =»  Ta-n  (ta-ja);  das  von  Rybni- 
kov  angefahrte  mue  (tye)  weifs  ich  nicht  zu  erklären; 
möglicherweise  ist  es  ^  mufl  (tyja),  da  auslautendes  ja 
von  je  in  der  ausspräche  sehr  wenig  unterschieden  ist; 
dann  wäre  mu-  als  stamm  gefafst. 

myio  (tuju)  =a«  TA-tt  (t^j^);  Bybnikovs  moe  (toe) 
ist  mir  unverständlich,  wenn  es  nicht  die  form  des  geni- 
tivs,  also  =  Toa  (tojf)  ist,  filr  regelrechtes  moji  (toja) 
stehend. 

moji  (toja)  =  ab.  tom  (toj^);  muH  (tyja)  wäre 
ab.  *Tiiii  für  *Tiiieia  (*tyj§,  *ty-jej^),  d.h.  das  fem.  n 
nominal  flectiert  mit  dem  gen.  von  h.  Ebenso  lauten  da- 
tiv  und  locativ,  hier  ist  also  dasselbe  ineinanderfliefsen  der 


ttber  den  dialekt  der  russ.  Volkslieder  des  gouvemements  Olonec.      181 

casus,  wie  beim  femininum  des  Substantivs,  und  das  Sub- 
stantiv bat  offenbar  das  pronomen  in  diese  Verwechslung 
hineingezogen. 

moeä  (toej)  entspricht  nicht  ab.  tok  (toj^),  sondern 
einem  *to-i6»  (*to-jej^),  d.  h.  instr.  von  n  an  den  stamm 
TO  gefOgt.  Daraus  wurde  russisch  zunächst  *tojeju,  wie 
ab.  AOfuieift  (dusejq)  zu  ^jmeip  (duäeju),  zuletzt  moei, 
wie  man  auch  ^ymefi  (dusej)  sagen  kann. 

plur.:  nom.  msc.  mu  (ty)  ist  der  ab.  accus,  ra,  der 
im  mss.,  wie  beim  Substantiv,  den  nom.  mit  vertritt;  mbin 
(tyi)  wärß  ab.  *t«*n,  d.  h.  die  als  nomin.  benutzte  accu- 
sativform  mit  dem  nom.  plur.  von  h;  moH  (toi)  hat  mo- 
als  stamm  gebraucht;  mue  (tye)  wäre  ab.  ra-M,  d.h.  die 
accusativform  beider  pronomina,  im  russischen  als  nom., 
wie  russisch  4o6pue  (dobrye,  die  guten)  nom.  plur«  = 
ab.  j^ee^iiH  (dobryj^)  acc.  plur. 

nom.  ntr.  mua  (tyja)  enthält  u  (ja),  aber  an  den 
stamm  nru-  gesetzt,  wie  das  adjectivum  in  derselben  form 
rass.  ^odpbui  (dobryja)  gegenüber  ab.  A^|ian  (do- 
braja). 

nom.  fem.  amu  (ety)  =  ab.  tv  (ty);  mhim  w&re 
ab.  TU-n  (ty-j^);  nibui  (tyi)  dagegen  ist  mir  uner- 
klärlich. 

Die  übrigen  casusformen  des  plurals:  mbmxif,  muxi»; 
muHMb,  muM%  (tyichü,  tycbü;  tyimü,  tymü)  ent- 
sprechen ganz  der  bildung  der  gleichen  casus  beim  be- 
stimmten adjectivum;   muHa  (tyma)  ist  die  dualform. 

Das  demonstrativpronomen  ist  in  unserm  dialekt  be^ 
sonders  ausgebildet  und  die  bedeutungen  feiner  differenziert 
als  gewöhnlich,  so  weist  dBmomrb  (evtotü)  hin  auf  ge- 
genstände, die  sich  auf  die  erste  person  beziehen,  acmom'b 
(estotü)  gehört  zur  zweiten,  anmomii  (entotü)  zur  drit- 
ten person. 

Von  ■  ist  in  vollem  gebrauch  der  acc.  sing.  fem.  lo 
(ju)  sss  ab.  tt  (j^).  Der  instr.  plur.  hat  öfter  die  dual- 
form HHSia  (nima). 

Von  den  personalpronomina   sind  die  formen  oioäi^ 


182  Laskieo 

nio6H  u.  B.  w.  schon  oben  besprochen;  es  bleibt  nur  zq 
erwähnen,  dafs  die  enklitischen  formen:  ma  (tja,  acc), 
niH  (ti,  dat.  der  2.  ps.)  häafig  sind,  und  dafs  niui  (mnja 
gen.  sing.  1.  ps.)  statt  Memi  (menja)  vorkommt. 

Die  declination  des  zusammengesetzten  adjec- 
tiys  hat  eine  anzahl  älterer  und  vom  gemeinrussischen 
abweichender  formen. 

Der  nom.  sing»  masc.  erscheint  öfter  in  der  auffallen- 
den form  noraHuifl  (poganyij,  heidnisch),  r^ydoKmi 
(glubokiij,  zusprechen  glubokijij,  tief),  einmal  sogar 
(aus  versehen?)  I,  48  v.  357  Jioma^^iiuiiiii  (loä;idinyiij, 
pferde-).  Ich  weifs  Qber  diese  form  nichts  anders  zu  sa- 
gen, als  dafs  das  schliefsende  j  vielleicht  nur  nachahmung 
des  gewöhnlichen  russischen  schreibgebrauchs  ist,  der  no- 
minativ  also  eigentlich  auf  ji  auslautet  und  dies  dann  = 
ab.  H,  d.  h.  ji  anzusetzen  wäre,  indem  ausnahmsweise  das 
I  zu  vollem  i  wurde.  Ob  das  möglich  war,  ist  indefs  sehr 
zweifelhaft. 

Als  ftaoi.  sing.  fem.  kommt  vor  rjijtiuji  (glupyjS) 
dumm),  wo  nach  falscher  analogie  rjijou-  als  stamm  ge- 
fafst  ist. 

gen.  sing.  fem.  xopo6phin  (chorobryja,  tapfer)  ganz 
wie  ab.  ;(|^aE^vii  (chrabryj^). 

dat.'loc.  sing.  fem.  4o6poeH  (dobroej,  gut)  ist  nicht 
as  ab.  j^OB^tfi  (dohrej)  sondern  =  *dobro-jej,  d.h.  der 
dativ  jej  an  den  stamm  dobro-  gefügt.  In  folge  des 
Verwechselns  der  dativ-  und  genitivformen  beim  femininoffl 
kann  aber  diese  form  auch  genitiv  sein,  z.  b.  na'b  «ilflniBU 
aoraHoeH  (izuLitvy  poganoej,  aus  deiii  heidnischen 
Litauen);  wie  umgekehrt  die  genitivform  als  dat.-loc.  er* 
scheint,  z.  b.  na  cjiaBHOH  ropu  na  bucokia  (na  slavnoj 
gory  na  vysokija,  auf  dem  herrlichen  berge,  auf  dem 
hohen). 

loc.  sing,  masc  cjtasHoeM'b  (slavnoemö),  wäre  == 
ab.  *exABMHNyk  (*slavnö-jemi),  nicht  sss  ouwmia  Ar 
^cxAiat-KUk  (slavnggmi,  *slavn£-jemi);  also  diebe- 
treffende casusform  von  a  dem  stamme  angef&gl,  wie 
mehrfach. 


über  den  dialekt  der  nus.  rolksUeder  des  goaveroemente  Olooec      183 

tiMfr,  sing.  masc.  eatspricht  ganz  dem  ab.  und  kommt 
oft  onzusammengezogen  vor,  z.  b.  ÖoramupcKiHBfb  (bo* 
gatyrskiimu,  ritterlich,  beldenmäiaig)  =«  ab.  j^OB^iiMHk 
(dobryimi). 

iti$tr.,sing.  fem,  ^oripoefi  (dobroej)  steht  der  ur- 
sprQDglichen  form  näher  als  die  ab.  j^ob^ok  (dobroj^); 
aus  den  beiden  zusammengerückten  casusformen  dobroj^- 
""j ^ j 9  19t  zunächst  *dobro-jej^  geworden,  daraus  russisch 
*dobro-jeju,  nach  verlust  des  u  (wie  in  chvioh,  silojsss 
CHjioio,  siloju)  dobrojej  (geschrieben  ^oüpoea).  Die 
gmr.  form  ^otfpoio  (dobroju)  ist  der  ab.  gleich. 

nom.'acc.plur,  msc.  mearauH  (temnyi,.  finster),  40- 
dpbia  (dobryi)  =  ab.  acc.  plur  j^OB^v  (dobry)  +  nom. 
plur.  H  (i);  im  russischen  sind  noro.  und  acc.  beständig  in 
einander  geflossen. 

Die  übrigen  casus  des  plurals  sind  ganz  wie  im  alt- 
bulgarischen  und  sehr  ofl  unzusammengezogen:  gen.  loc« 
paanbiHX'b  (raznyichu,  verschieden),  BeaHKiax'b  (veli- 
kiichü,  grofs);  dat.  paanbiHM'b  (raznyimü),  v^pyriHMi 
(drugiimu,  ander);  der  instr.  hat,  wie  oben  erwähnt, 
fast  ausnahmslos  die  dualform:  cmapuna  (staryma,  alt), 
MoryniiMa  (mogudima,  mächtig). 

Wie  auch  in  andern  slawischen  sprachen  treten  zu 
masculiois  femininaler  form  attributive  bestimmungen^  ad- 
jectiva  und  prooomina,  ebenfalls  in  dieser  form,  z.  b.  cjiyra 
Hoa  B'^peaH  (sluga  moja  vernaja«  mein  treuer  diener) 
vergl.  serb.  Slugo  moja,  Obladic'u  Rade.  —  Da  ti  bog 
da,  sibinjska  vojvodo.  Danicic'.  0(Lihi|h  p.  20. 

U.eber  die  conjugation  ist  aufser  den  oben  bespro* 
ebenen  lautgesetzlichen  vergangen  wenig  zu  bemerken.  Die 
2«  sing,  praes.  ecH  (esi,  du  bist),  .  ^acn  (dasi,  du  gibst) 
haben  sich  erhalten ,  wie  nach  Buslajev  a.  o.  I  p.  11  im 
novgorodschen  Oberhaupt. 

Nur  eine  für  die  slawische  grammatik  bemerkenswer- 
the  form  glaube  ich  in  unserm  dialekt  gefunden  zu  haben, 
die  3.  sing.  aor.  6ucrab  (bysti,  er  ward).  Die  stelle 
(1)21  V.  58)  läfst  sich  nur  so  verstehen: 


184  Leskien 

A  MoryqiH  6oramupH  ec^  oiiiBl»in'b  4ep9Kaiii'fc: 

,yKHA3b   Bja^HMHpi»    CmO^bHO-KiCBCKiH! 

^Biaenrb  mu  ci>  nenpiflmejieM'f»  nonpasHinbCJi.^ 
Bucmb  Kiifl3b  Becejn»  h  pa/^oceH'b. 

(a  moguöii  bogatyri  vse  otvetü  derzatü: 
j,Knjazi  Vladimirü  stoIino-Kievskij! 
Dumaemü  my  sü  neprijatelemü  popravitisja.^ 
Bysti  knjazT  veselü  i  radosenü. 

d.  h.  die  starken  beiden  geben  alle  die  antwort:  „fdrat  Wla- 
dimir der  hauptstadt  Kijev,  wir  denken  mit  dem  feinde 
fertig  zu  werden.^   Es  ward  der  fOrst  heiter  und  froh.) 

Es  sei  mir  gestattet,  hier  einige  bemerkungen  Ober 
diese  bildung  der  3.  (und  2.]  sing.  aor.  comp,  hinzuzafb- 
gen,  die  sich  bei  vocalisch  auslautenden  wurzeln  so  häufig 
findet  (die  fälle  sind  aufgezählt  bei  Miklosich  III  p.  85). 
Die  organische  form  dieses  aorists  ist  z.  b.  o^^tjrb  (om- 
r^chü,  ich  verstarb),  Ofu^«  (umr£),  Ofu^«;  die  2.  und 
3.  sing,  entstanden  durch  den  im  slawischen  nothwendigea 
abfall  der  auslautenden  consonanten  aus  *umr£88,  *um- 
rest.  Statt  der  3.  sing.  ofM^«  (und  durch  analogte  auch 
in  der  2.  sing.)  tritt  nun  sehr  häutig  o^m^t«  ein.  Miklo- 
sich (III  p.  85  etc.)  erklärt  dies  so :  es  sei  der  vocal  ü  an- 
getreten, um  die  secundäre  personalendung  t  vor  dem  sonst 
nothwendigen  abfall  zu  schützen  und  vergleicht  p.  87  diese 
erschein ung  mit  dem  gotischen  that*a  fOr  that.  Dieser 
vergleich  pafst  nicht,  denn  das  auslautende  a  von  thata 
mufs  ein  langes  gewesen  sein^  sonst  wäre  es  später  abge* 
fallen,  und  ist  wahrscheinlich  eine  jener  partikeln,  wie  sie 
pronominibus  so  oft  angefQgt  werden.  Aber  davon  abge- 
sehen scheint  mir  jene  erklärung  aus  andern  grtlnden  un- 
möglich, und  Schleichers  meinung  (formenlehre  der  kir- 
chensl.  spräche  p.  338;  compend.  p.  680),  das  -tu  (-tl, 
wovon  sogleich)  sei  die  nach  falscher  analogie  von  neuem 
angefügte  primärendung  der  3.  sing,  praes.,  als  die  allein 
haltbare.  Miklosichs  erklärung  würde  allenfalls  passen  aof 
die  formen  siicn,  ä^cn,  ncn  (bystü  er  war,  dastü  er 


über  den  dialekt  der  ross.  ▼ollulieder  des  gonvernements  Olonec.      185 

gab,  jastü  er  afs),  wo  man  in  ^byst  u.  s.w.  also  die  er^ 
baltuDg  der  arsprOnglicben  form  mit  dem  s  des  bülfsver- 
bams  und  dem  secondäreii  t  sehen  könnte;  aber  wie  pafst 
sie  auf  ofu^tTi,  n^XNTi,  mukTk  (umr^tü,  prolitü  er  ver- 
gofs,  kl^tu  er  verfluchte)?  Wäre  Miklosichs  erklärung 
richtig,  so  wQrde  es  hier  ja  umrestü  a.  s.  w,  heifsen. 
Das  fehlen  des  s  zeigt  aber  ganz  klar^  dafs  die  form  umre 
fertig  yorhanden  war,  und  dann  erst,  also  in  einer  verhält- 
nifsmäfsig  spfiten  periode  das  -tu  antrat.  Dem  scheint 
nun  die  form  bystu  zu  widersprechen^  an  die  ja  bei  die- 
ser annähme  -tu  angetreten  sein  müfste,  als  wenigstens  s 
noch  erhalten  war,  also  in  älterer  zeit.  Aber  der  Wider- 
spruch, ist  nur  scheinbar.  Das  s  findet  sich  nur  in  den 
drei  formen  bystü,  dastü,  jastü,  d.  h.  in  den  drei  aori« 
sten,  deren  praesentia  lauten  jesti^  dasti,  jastT,  und 
jene  aoristformen  sind  rein  nach  der  analogie  dieser  prae- 
sensformcn  gebildet,  während  den  übrigen  aoristen  auf  -tu 
keine  praesentia  mit  s  gegenüber  stehen;  daher  haben  sie 
es  auch  nicht.  Die  Übereinstimmung  ist  evident.  Das 
auslautende  ü  steht  dann  natürlich,  wie  Schleicher  es  an- 
nahm, als  spätere  und  nurichtige  Schreibung  für  T.  Auf 
diesen  punkt  mufs  ich  aber  etwas  näher  eingehen,  denn 
nach  Miklosichs  darstellung  könnte  es  scheinen,  als  bilde 
gerade  das  ü  im  auslaut  ein  hindernifs  für  die  ausgespro- 
chene ansieht.  Miklosich  sagt  (III,  p.  165)  mit  hindeu- 
tnng  auf  Schleichers  ansieht:  „an  eine  ersetzung  der  stum- 
pfen personalendungen  durch  volle  und  Verwechslung  des 
i  mit  %  ist  gewifs  nicht  zu  denken^.  Aber  gerade  mit 
dem  ü  im  auslaut  sieht  es  bedenklich  aus.  Unter  den  von 
Miklosich  III,  p.  85  etc.  citierten  quellen  kommen  der  Clo- 
zianus  und  das  Assemanische  evangelium  als  glagolitische 
flkr  die  entscheidung,  ob  auslautend  %  oder  h  stehe,  nicht 
in  betracht;  von  den  übrigen  ist  der  gröfste  theil  jung  (der 
Siäatovacer  Apostolns  vom  jähre  1324;  der  Pentateuch  aus 
Kruäedol  aus  dem  15.  jahrh.;  der  Bolognaer  Psalter  ans 
dem  12.  jahrh.,  nach  Miklosichs  eignen  angaben).  Es  blei- 
ben als  die  ältesten  der  Suprasliensis  und  das  Ostromirsche 


186  Leflki«a 

evangelium,  beide  aus  dem  ll.jabrh.;  und  Miklosich  mofa 
hier  (I9  78   sind    die   richtigen    formen   angefahrt)    ganz 
fibersehen  haben,     dafs    im   Ostrom,  evang.   nach  Vosto- 
kovs   ausgäbe  evcti  (bystü)   gar  nicht  vorkommt,    son- 
dern einzig  und  allein  BUCTk  (bysti)  z.  b.  gleich  auf  der 
ersten  seite  des  textes  mehrmals  und  nach  YostokoTS  ci* 
taten  im  glossar  wenigstens  17  mal  so.    Ebenso  fehlt  ^un 
(dastu)   in   derselben   quelle,    nur  j^^ctk  (dasti)   kommt 
Tor,   und  zwar   oft.     Die    von  Miklosich  III,  p.  85    als 
„ncTi  ostrom.  44.  93^  citierte  form  kann  ich  an   beiden 
stellen  nicht  finden,  an  beiden  steht  vielmehr  %crk  (isti); 
ferner  ebend.  „ciHtCTi  ostrom.  9.  127^  ist  bei  Vostokov 
im  glossar  clr^gtii  (sünSsti)    geschrieben   und   so  steht 
an  beiden  stellen  im  text.    Aufserdem  kommen  im  Ostrom. 
evangelium  vor  die  aoriste  obhti,  aoBHT&,  mt^  obati,  n^isn, 
KxaTi,  i^AYATi,  n^ocT^iTi,  o^M^m  (obitu,  povitü,  j^tü, 
ob^tü,   kl^tu,   zaö^tu).      Vielleicht    haben    diese   for- 
men mit  %  Miklosich  veranlafst,  das  b  der  oben  angefahr- 
ten  für  falsch  zu  halten  und  demgemfifs  die  von  ihm  ci- 
tierten  zu  ändern.     Der  schlufs  ist  aber  unberechtigt,  wo 
es  sich   um   formen   handelt,    deren   erklärnng  zweifelhaft 
ist;  denn  so  gut  man  annehmen  kann,  das  b,  1,  von  biicib 
(bysti)   u.  s.  w.  stehe   mifsverständlich  fQr  %,  ü,    so  gut 
kann  man  sagen,  %  in  läTk  (j^tu)  u.  s.  w.  stehe  fQr  b  und 
das  letztere  ist  hier  in  der  that  viel  wahrscheinlicher  schon 
aus  dem  ganz  äufserlichen   gründe,    dafs  buctb  (bysti), 
^ACTB  (dasti)   häufiger  vorkommen  als  mrk  und  alle  an- 
dern,   es   also   doch  unbegreiflich  wäre,    wenn   hier  coii-> 
sequent   der   fehler   gemacht   sein  sollte.     Und    dafs  ichs 
kurz   sage,    auf   die    aus    dem  Ostrom,  evangelium  ange- 
führten beispiele  reduciert  sich  die  ganze  frage,  denn  der 
Suprasliensis   beweist    gar   nichts,    weil    in  ihm  zwischen 
\  und  B  die  gröfste  Verwirrung  herrscht.    Wenn  also  z.  b. 
Job.  1,  3  im  Ostrom,  lautet  h  e&^  Nero  aNYBTOSBS  ac  buctb 
Nase  BUCTB  (i   bez  nego  ni6ito2e  ne  bysti  jeie  by- 
sti), im  Suprasl.  (ed.  Miklosich  p.  7)  heLGst  n  bcctots  m 
wuerk  NM  mfißM  wse  bii€T^(i)  (i  bestogo  ne  bystü  ni 


über  den  dialekt  der  nus.  Volkslieder  des  goavemements  Olonec.      187 

jediDO  je£e  bystu)^  so  ist  das  gleichgiltig,  denn  auf 
derselben  seite  steht  3.  sing.  TBopNTi  (tvoritü),  kctl 
(jestü),  auf  der  seite  vorher  viermal  lecrL  (jestü)  nebst 
TEO|iHTi  (tvoritu)  und  3.  plur.  pASK/^iUftn  (rai^daj^tü), 
p.  12  Kcui  (jesmü),  p.  17  np^AAMi»  (predamü)  und  so 
auf  jeder-  seite.  Damit  dürfte  wohl  die  frage  erledigt  sein. 
Ich  will  nur  noch  hinzufügen,  dafs  es  nichts  als  eine  aüs- 
dehnung  derselben  analogie  ist,  wenn  namentlich  in  altrus- 
sischen quellen  (vgl.  Miklosich  III,  p.  87)  auüh  in  der  3.  sg. 
und  3.  plur.  des  sogenannten  imperfectums  die  primären- 
dung  angesetzt  wird,  z.  H^^niiie-Tb  (idjase-ti),  j^txo^eoY-Tb 
(d£lachu-ti).  Die  von  Miklosich  a.  o.  aus  Nestor  ci- 
tierten  beispiele  haben  alk  k  und  statt  des  ebenda  als 
yfUOupKif^guMeTk  [muidasetü]  ostrom.  279^  citierten  steht 
bei  Vostokov  in  glossar  und  text  uofSKAAiiieTik  (Buslajev  a.  o. 
I,  p.  180  führt  nur  formen  auf  -ti  an,  die  vor  dem  accu- 
sativ  H  sogar  mit  vollem  i  geschrieben  vorkommen ,  ^.  b. 
iiOiiiiu€TM  H  (moljaseti  i),  hiobjiiixovth  n  (Ijubljachuti  i). 
Es  ist  einleuchtend,  dafs  hier  überall  die  primärsufißxe  an* 
traten,  weil  in  formen  wie  /^Moauie,  A'^asajca  (d^laaäe, 
-ch§)  das  Sprachgefühl  die  charakteristische  personalen- 
düng  vermifste.  Endlich  wird  man  nach  dem  gesagten 
nicht  daran  zweifeln  können,  dafs  die  1.  sing.  aor.  bnu% 
(für  BiiM^,  bymü),  2.  sing,  bhch  (für  buch,  bysi),  fbr  die 
Miklosich  III,  p.  168  sehr  künstliche  erklärungen  sucht, 
nichts  anderes  sind  als  bu  (by)  mit  den  primärendungen 
der  1.  und  2.  sing,  (die  dann  wie  das  einfache  bu  auch 
die  3.  sing,  vertritt),  wie  im  kleinrussischen  bym,  bys'. 
Göttingen,  december  1868.  A.  Leskien. 


188  Burda 

Einige  bemerkungen  zu  Schleicher's  compen- 

dium  (zweite  aufl.)- 

1.     Zu  §.  182,  s.  307,  b  und  §.  226,  8.  454,  455. 

Suffix  osti. 

Geht  man  von  dem  grundsatze  aus,  dafs  Vorschlag 
oder  einschub  von  consonanten  am  meisten  dort  eintritt 
und  auch  begrQudet  ist,  wo  er  zur  Vermittlung  heterogener 
laute  oder  zur  erleichterung  der  ausspräche  dient,  so  sieht 
man  nicht  ein,  warum  z.  b.  in  I^kosti  neben  Iqkoti  (hamus) 
(vom  adj.  l§ku,  curvus)  dem  t  ein  s  vorgeschlagen  sein 
sollte,  da  doch  l^kotif  gerade  so  leicht  oder  noch  leichter 
auszusprechen  ist  als  l^kostT.  Uebrigens  findet  sich  in 
ähnlicherweise  die  lautfolge  o  +  t+vocal  unzählige  male 
ohne  s  vor  t  (z.  b.  dobrota,  b^lota  u.  8.  w.)  und  woher 
kommt  es,  dafs  dieses  s  sich  constant  nur  in  gewissen  snf- 
fixen  zeigt?  In  bezug  auf  -osti  wird  wohl  jedermann  zu- 
geben, dafs  dieses  suffix  ursprünglich  nicht  so  häufig  ge- 
braucht wurde,  sondern  anfangs  nur  auf  bestimmte  falle 
beschränkt  blieb  und  erst  später  so  sehr  Oberhand  nahm. 
Immerhin  ist  eine  befriedigende  erklärung  sehr  schwierig, 
und  der  folgende  versuch  stützt  sich  besonders  auf  einige 
sufSxe  des  litauischen. 

a)  Im  griechischen  finden  sich  neben  vielen  adjectiven 
auch  substantiva  auf  og»  Häufig  tritt  og  an  die  gestei- 
gerte Wurzel  nach  abzug  des  adjectivsuifixes  z.  b.  ägv&gog 
—  HüEvO'og^  uaxQog  —  fiijxog;  öfters  aber  genügt  es,  ohne 
Steigerung  der  wurzel  blos  den  stammvocal  des  adjectiv- 
Stammes  mit  og  zu  vertauschen,  um  das  Substantiv  zu  er- 
halten z.  b.  xfgaövg  —  &dgöog^  evQvg  —  eigog  u.  s.  w. 
Dasselbe  liegt  auch  im  litauischen  ^d-rüs  (gefräfsig)  neben 
6'd-esis  (frafs)  und  gail-üs  (mitleidig)  neben  gail-esis  (reue, 
leid)  vor;  aus  dem  slawischen  ist  endlich  Ijuto,  gen.  Ijut- 
-ese  (labor  nimius)  neben  dem  adjectivum  Ijutu  (acerbns, 
saevus,  vgl.  lett.  adv.  föti)  hieher  zu  ziehen. 

b)  Im  lateinischen  werden  femer  von  stammen,  welche 
ursprünglich  auf  as  ausgiengen,  durch  die  suffixe  to-,  tat- 


einige  bemerkongen  zu  Sohleichen  compendium.  189 

adjectiva  and  abstracta  gebildet,  z.  b.  onus-tus,  robus-tus, 
▼etus-tu8,  hones-tus,  hones-tas  u.  8.  w.  Wenn  es  im  latei- 
nischen üblich  wäre,  von  dergleichen  stammen  abstracta 
auf  ti  abzuleiten,  so  könnte  ein  solches  von  vetus  doch 
nur  etwa  *vetus-tis  heifsen.  Denkt  man  sich  aber  den- 
selben Vorgang  auf  das  slawische  wort  Ijuto,  gen.  Ijutese 
angewendet,  so  erhält  man  das  wirklich  vorkommende  Sub- 
stantiv Ijut-os-ti  von  derselben  bedeutung  wie  Ijuto.  Nur 
dfirfte  man,  wie  sich  da  mit  recht  einwenden  läfst,  eher 
^Ijut-es-ti  (s.  unten  bei  d)  als  Ijotosti  erwarten,  weil  das 
sufSx  ti  nur  an  den  stamm  gef&gt  werden  kann  und 
dieser  doch  Ijutes  lautet.  Doch  kommt  im  griechischen 
das  Suffix  ag^  wiewohl  selten,  neben  og  vor  wie  in  yiJQag 
vergl.  skr.  gar-&s  neben  gar-a^  ferner  gen.  sing.  xQiwg  aus 
*xp6^aog,  *xqBfaaog  neben  dem  lat.  cru-or  u.  a.  m.  Wenn 
man  ferner  osti  aus  dem  slawischen  in  das  litauische  aber- 
trflge,  so  müfste  es  natürlich  -asti-  und  im  nom.  sg.  -asti-s 
lauten.  Nach  Schleicher,  lit.  gramm.  s.  117  kommt  es 
auch  in  der  that  vor  z.  b.  in  gyvastis  (leben),  rimastis 
(ruhe)  Q«  a.  m.  Zu  gyvastis  neben  dem  adjectiv  gyvas  = 
altsl.  £ivü  gibt  es  zufällig  wohl  im  altslovenischen  kein 
""zivostif,  allein  dieses  wort  findet  sich  in  andern  slawischen 
sprachen  z.  b.  böhm.  zivost'  =  gyvastis  in  laut  und  be- 
deutung. Man  bemerke  auch,  dafs  sich  zu  rimastis  im 
gotischen  rimis  ein  as- stamm  nachweisen  läfst,  wie  etwa 
im  slawischen  Ijuto,  gen.  Ijutese  neben  Ijutosti.  Der  unter- 
schied ^  dafs  rimastis  mit  got.  rimis  sich  an  ein  verbum, 
IJQtosti  und  Ijuto  aber  an  ein  adjektiv  anschliefsen,  dürfte 
durch  das  lateinische  -or  ausgeglichen  werden,  das  nicht 
nur  primär,  wie  in  tim-or,  sondern  auch  secundär,  wie  in 
alb-or,  gebraucht  werden  kann.  Wie  dann  alb-or  von  al- 
bus,  so  kommt  z.  b.  drüzosti  (audacia)  von  drüzu  (andaz) 
her,  Dur  dafs  im  slawischen  eine  Weiterbildung  durch  ti 
stattgefunden  hat.  Um  ferner  das  sekundäre  ti  im  slawi- 
schen möglich  zu  finden,  denke  man  an  das  altindische 
snfSx  täti  (sarvä-täti  u.  a.  m.),  welches  ein  abstractum  auf 
^  (▼gl*  prthA-t&  von  prthü,  aber  altbaktrisoh  frath-anb-,  gr« 


190  Burda 

ßccQ'Og  neben  Ttaxv'tf^g)  voraussetzt.  Wie  also  (8arva-)t9rti 
neben  (prthü-)tä  und  dem  adj.  prthü  steht,  so  verhält  sich 
im  slawischen  Ijut-os-ti  zum  stamme  Ijut-es-  und  dem  adj. 
Ijutu. 

c)  Wenn  von  litauischen  Wörtern  auf  -asti  die  rede 
ist,  können  die  auf  -esti  (Schleicher,  lit.  gramm.  8.  118) 
nicht  unerwähnt  bleiben.  Obwohl  hier  e  (mokestis)  und 
dort  a  (gyvastis)  erscheint,  und  die  betonung  eine  andere 
ist,  so  sind  beide  sufBxe  doch  wohl  identisch,  weil  meh- 
rere umstände  dafür  sprechen.  Was  nämlich  den  vocal  e 
betrifft,  so  führt  Nesselmann  im  lit.  Wörterbuch  aus  Szyr- 
wid  auch  keikastis  neben  keikestis  (fluch,  von  k^ikiu  käkti 
fluchen)  an,  wodurch  beide  suffixe,  -asti  und  -esti,  wenig- 
stens lautlich  zusammenfallen.  Wegen  der  abweichenden 
betonung,  wenn  man  sie  überhaupt  beachten  will,  dürfte 
das  Suffix  ti  in  der  lit.  gramm.  s.  116  zu  berücksichtigen 
sein.  Den  abstracten  nemlich,  welche  durch  ti  abgeleitet 
sind  und  das  suffix  betonen  (at-min-tis  erinnerung;  pri- 
-gim-tis  wesen,  natur;  pa*2^in-tis  erkenntnifs),  stehen  infini* 
tive  zur  seite,  deren  suffix  das  nämliche  ist,  welche  aber 
die  Wurzelsilbe  betonen  (at-min-ti  sich  erinnern;  pri-gim-ii 
angeboren  werden,  pa-iln-ti  erkennen).  Der  stamm,  an 
welchen  ti  in  beiden  ftllen  gefQgt  wird,  ist  derselbe.  Ein 
ähnliches  verhältnifs,  d.  h.  betonung  des  Suffixes  ti  bei 
gyvastis  und  betonung  der  Wurzelsilbe  bei  gaflestis  (-es- 
wird  nach  lit.  gramm.  s.  189,  b  übersprungen)  findet  bei 
den  in  rede  stehenden  Wörtern  statt;  könnten  wohl  nicht 
auch  hier  die  stamme,  die  dem  stamme  at-min«  in  at-min- 
-tls  analog  wären  und  an  welche  hier  wie  dort  ti  gehängt 
wurde,  ebenso  in  beiden  f&Uen  gleich  sein,  nämlich  gyvas- 
und  gailes-?  Es  wäre  dies  eine  parallele  zu  der  ersehe!*- 
nnng,  dals  in  den  griechischen  verben  tStoqhwiALf  xgsfMn^ 
Wfu  die  formen  *aTOQBs,  *xQBfMxgj  welche  lautlich  wohl  so 
den  lit.  gailes-  und  gyvas-  passen,  geradezu  als  verbal- 
Stämme  dem  oben  genannten  at»min-  entsprechend  gebraucht 
werden,  obwohl  snbstantiva  vne  *<rro^-o^,  ^xpifi-^g  aufiser- 
dem  nicht  vorkommen,  wie  etwa  wiederum  im  litaoiacbeii 


einige  bemerkungen  zu  Schleichers  compendium.  191 

es  zwar  nomina  rim^as-ÜB  vgl.  }'el'aG'{Tvg),  aber  keine  dem 
griechischen  yekdcu  zu  vergleichenden  verba  gibt.  Wegen 
des  oben  angeführten  keik-as-tis  sind  ja  die  ausgänge  as 
und  es  wohl  nicht  wesentlich  von  einander  verschieden. 
Wenn  man  endlich,  was  fQr  diesen  fall  von  besonderer  be* 
deutung  ist,  aufser  gailestis  auch  gailesis  findet  (Nessel- 
mann), dann  dürfte  es  wohl  schwer  gehen ,  an  der  iden- 
tität  von  -es-  in  beiden  Wörtern  zu  zweifeln.  So  wäre 
man  denn  mit  gailesis  wiederum  bei  den  as- stammen 
angelangt  (vergl.  lit.  gramm.  s.  110:  ^'desis  u.  a.  m.),  von 
denen  oben  ausgegangen  worden  war.  Durch  die  annähme 
von  as-stämmen  in  gyvas-tls  und  gailes-tis  gewinnen  aber 
diese  litauischen  bildungen  eine  merkwürdige  ähnlichkeit 
mit  altindischen  nomina  actionis  auf  as,  deren  dativ  als  in- 
finitiv  fungiert  (Comp.  §.  230,  s.  470)  und  lassen  sich  auch 
im  litauischen  zu  diesen  Substantiven  mitunter  prftsens- 
stftmme  auf  a  angeben.  Man  vergleiche  z.  b.,  abgesehen 
Yon  der  Verschiedenheit  der  wurzeln,  das  skr.  subst.  K&kdas, 
inf.  kaköasö,  praes.  Mäkäa-  mit  dem  lit.  subst.  gailesis  ne- 
ben gailestis  (=  altslov.  ialosti),  praes.  galla  m&n.  Das 
▼erhältnifs  des  inf.  ^ivise  zum  praes.  ^fva-si  und  dem  adj» 
^^ä^8  findet  sich  im  lit.  gyvas-tls,  altpreufs.  gtwa-si  (du 
lebst)  und  lit.  adj.  gyvas  ganz  genau  wieder.  Ferner  m6- 
kestis  neben  möku  mokö'ti  (verstehen;  bezahlen);  rüpestis 
(sorge;  vgl.  Xvntj)  neben  m4n  rüp'  (es  liegt  mir  am  her- 
zen). Nomina  wie  *m6kesis,  ^rüpesis  sind  mir  nicht  be- 
kannt, aber  doch  möglich  (s.  k&lbesis,  sprichwörtliche  re- 
densart).  Noch  häufiger  stehen  präsensstämme  auf  a  den 
Substantiven  auf  -esis  zur  seite,  z.  b.  kälbesis  zu  kalbü 
kalbö'ti  reden,  wegen  b  +  es  vgl.  lat.  nub-ere;  bildesis  zu 
bUdu  bildö'ti  (poltern,  d-t-es  auch  im  lat.  rod-ere);  traszke- 
ÜB  zu  tr&szkn  traszkö'ti  (poltern,  k  +  es:  lat.  duc-ere); 
skambesis  zu  skambü  skambö'ti  (tönen,  aber  lett.  skan^t*), 
adj.  skans  m«,  skana  f.  helltönend,  mb  +  es:  lat.  lamb- 
-ere)  u.  s.  w. 


*)  Asch  tktndA  (Stender).     J.  S. 


192  Bvrdft 

Für  die  erweiterung  der  as -stamme  durch  das  sufBx 
ti  mag  wohl  das  überaus  häufige  vorkommen  des  letzteren 
sowohl  in  infinitiven  als  auch  in  anderen  Substantiven  ma(s- 
gebend  gewesen  sein. 

d)  Im  slawischen  läfst  sich  eine  spur  von  ->esti  neben 
-osti  nachweisen.     So  findet  sich  z.  b.  in  einem  altböhmi- 

V 

sehen  denkmal  (Stitny)  das  wort  celest'  neben  celost'  = 
altslov.  celosti  und  dann  noch  drzest^  =  altslov.  druzosti. 
Es  kann  hier  wohl  böhmisches  e  sich  zum  altslovenisohen 
o  so  verhalten  wie  in  nehet,  vezech  =  altslov.  nogiiti,  ve- 
zochü  oder  sich  auf  ein  aus  o  entstandenes  ü  stützen,  id- 
lein  es  scheint  doch  mehr  als  blofser  zufall  zu  sein,  dafa 
im  griechischen  sich  Wörter  finden,  die  mit  celes-t'  und 
drzes-t\  sobald  man  von  der  erweiterung  durch  t'  absieht, 
nicht  nur  im  Suffixe,  sondern  auch  in  der  wurzel  flbereio- 
stimmen^  nämlich  xdXkqg  und  S^dgaog  *),  Wie  sich  &d^ 
eog  zu  &gaövg  verhält,  so  hat  man  auch  im  litauiscbeo 
biaurüs  (greulich)  neben  biaüres-tis  (greuel).  Durch  das 
adjectivische  biaures-tis  m.,  biaure8-t6  f.  (ein  schmutziger, 
eine  schmutzige)  wird  man  sehr  an  das  lateinische  bones- 
-tus  gemahnt.  Zu  bedenken  ist  ferner,  dafs  im  slawischen 
sich  secundäres,  abstracta  bildendes  tä  häufig  findet  (ra- 
bo-ta  u.  a.),  aber  das  daraus  entstandene  ta-ti  scheint  nicht 
vorzukommen,  sondern  mag  eben  durch  die  combination 
os-ti  ersetzt  worden  sein,  worin  -os«  die  stelle  von  -tä 
vertritt.  Wenn  endlich,  wie  aus  skr.  äp-n-as  neben  äp-as, 
lat  facin-us  u.  a.  hervorgeht,  das  snffix  as  nicht  immer 
unmittelbar  an  die  wurzel  treten  mufs,  so  dürfte  es  um 
so  leichter  geschehen  sein,  dals  das  slawische  noch  weiter 
gieng,  indem  es  von  den  meisten  adjectiven  abstracta  auf 
osti  ableitet. 

e)  Durch  Zerlegung  und  annähme  einer  erweiterung 
von  ursprünglichen  as-stänomen  lassen  sich  noch  andere 


*)  Altbnlg.  drazü  stammt  von  der  wonel  dargh,  skr.  daxh  fNt  ans, 
▼om  Suffixe  abgesehen  entspricht  ihm  got.  talg-ns  standhaft,  fest.  AUerdings 
gehen  darh  und  ^aqa  wohl  beide  aus  der  einfachen  wz.  dhar  hervor,  aber 
mittels  verschiedener  anfllgungen.       J.  S. 


einige  bemerknngen  zu  Sehleicher's  compendimn.  193 

8uf6ze  des  slawischen  mit  denen  verwandter  sprachen  ver- 
einigen, ÜLT  die  sich  sonst,  wenn  mau  sie  nämlich  als  gan- 
zes betrachten  wQrde,  wenig  anknQpfuugspunkte  f&nden. 
So  stimmen  radoät^  (pL  f.  laetitia)  und  dag  daneben  vor-> 
kommende  radosti  wohl  darin  Qberein,  dafs  beide  auf 
grundlage  eines  Stammes  *rad-os-  entstanden  sind.  Wfih* 
rend  aber  rados-ti  an  seinem  ende  das  saffix  ti  enth&lt, 
hat  radost^  (stamm  radoSta,  aus  *rado8-tja)  das  daraus 
hervorgegangene  tjä,  welches  auch  im  lateinischen  substan- 
tiva  aus  adjectiven  bildet,  wie  laeti-tia,  justi-tia  u.  a.  m. 
Ebenso  läfst  sich  altsl.  zal-os-ti  =  lit.  gail-e&-tis  mit  dem 
kleinrussischen  zaloäcy  zusammenstellen,  und  aus  dem  alt- 
böhmischen sind  instr.  pl.  radoäcemi  (vor  freude),  miloäöemi 
(vor  liebe)  beizufügen.  Ein  anderer  fall  liegt  in  dem  Suf- 
fixe -ostyni  vor.  Denn  der  Zusammenhang  von  -tyni  mit 
dem  griechischen  --avpt]  aus  *Tfapfj,  altind.  -tvana-  ist  wohl 
nicht  zu  verkennen  (vgl.  dixaio^avvvi  mit  blagos-tyni  gQte 
u.  a.) ;  nur  enthält  das  slawische  suflGx  noch  einen  bestand- 
theil  mehr,  nämlich  -ja  (nom.  sg.  -ji),  so  dals  also  -tyni 
f&r  ursprOnglicbes  *tvanjä  steht,  wie  auch  das  y  in  öetyri 
aus  älterem  va  entsprungen  ist.  Nicht  zu  Obersehen  ist 
endlich  die  ähnlichkeit,  welche  sich  zwischen  -os-tyni  in 
mil-os-tyni  misericordia  und  dem  gotischen  -assu-  in 
ibnassus  zeigt,  welches  Bopp  ftir  zusammengesetzt  aus 
as  +  tu  erklärt  (vgl.  ;^€A-acf-Tt;6',  und  mit  -inas-  in  skalk- 
-inas-sus  etwa  facinus). 

Schwieriger  ist  das  litauische  -;^Bt^,  alt  -^sta  (lit.  gr« 
8.  118)  zu  erklären.  Indessen  kann  betontes  ^,  d.  i.  i  auch 
eine  contraction  von  ja  sein  wie  in  tret^sis  neben  treczö- 
818,  szlapj^sis  neben  szlapi&sis,  und  somit  wQrde  dieses 
Suffix  von  ja- Stämmen  seinen  ausgang  genommen  haben 
(vergl.  z.  b.  got.  reiki  von  reiks,  barniski  von  barnisks  mit 
lit«  nekystö  von  nekas,  sarg^ste  von  sargüs,  bei  welchem 
ohnedies  schon  einige  casus  von  einem  stamme  *sargja- 
gebildet  werden).  Ist  ja  z.  b.  auch  xaklog  fbr  *xaiJog 
vom  adj.  xäXog  =^  skr.  kaljas  ein  ähnlicher  stamm,  wie  er 
in  sarg^s-tö  enthalten  ist 

BeitrXge  s.  vgl.  Bprachf.  VL  2.  13 


194  Bnrd« 

Als  endresultat  dürfte  sich  aus  dem  vorhergehenden 
etwa  folgendes  ergeben:  der  consonant  s  im  slawischen 
Suffixe  -osti  scheint  kein  blofser  verschlag,  sondern  ein  in- 
tegrierender bestandtheil  zu  sein.  Denn  es  läfst  sich  schwer- 
lich vom  litauischen  suffixe  -asti,  -esti  trennen,  welches 
aber  wohl  in  -as-ti,  -es-ti  su  zerlegen  ist  und  in  dem  wahr- 
scheinlich ein  ursprünglicher  as- stamm  durch  das  suflBx 
-ti  weitergebildet  wurde.  Und  andererseits  mufs  »os  in 
-osti  gerade  so  erklärt  werden  wie  in  -oöta  (aus  *08-tja, 
in  radodt^)  und  -ostyni,  von  denen  das  letzte  allem  an- 
scheine nach  mit  dem  gotbischen  -assu-  zusammenhängt« 
Wenn  nun  in  *-astu-,  woraus  -assu-  jedenfalls  zunächst  enU 
standen  ist,  niemand  einen  blofsen  Vorschlag  von  s  an- 
nimmt, warum  sollte  er  in  -osti  u.  a.  stattgefunden  haben? 

Wenzel  Burda. 


Beiträge  zur  kenntnis  einiger  suffixe  im 

slawischen* 

Suffix  ynja,  nom.  sg.  yni. 

Es  klingt  ftkr  den  ersten  augenblick  etwas  sonderbar, 
wird  jedoch  im  folgenden  zur  Wahrheit  werden,  dafs  das 
soeben  erwähnte  suffix  trotz  seines  geringen  umfanges 
aus  drei  anderen  zusammengesetzt  ist.  Da  ja  im  nom. 
sing,  in  ji  Qbergeht  und  gerade  n  davor  steht,  so  könnte 
dieser  umstand  zu  der  meinung  veranlalsen,  es  sei  das 
ganze  suffix  vielleicht  nichts  anderes  als  eine  slawische  form 
des  ursprünglichen  -anjä-,  welches  wie  im  griechischen 
i^iaivor,  Ivxatva  feminina  bildet.  Aber  -ynja*  geradezu 
einem  ursprQnglichen  -anjft-  gleich  zu  setzen,  ist  haupt- 
sächlich wegen  des  vocales  y  nicht  zuläisig  oder  doch  et- 
was misslich.  Denn  nach  der  analogie  der  suffixe  -man-, 
-an-,  -ana-  mOfste  ein  ursprflngliohes  a  im  slawischen  als 
e  erscheinen,   vergl.  ka-men»e,  step-en-e  (gen.  sing.), 


beitrage  zur  kenntnis  einiger  suffixe  im  slawischen.  195 

pr^d-eno.  Daraus  geht  wenigstens  so  viel  hervor,  dafs 
der  vocal  y  in  -yni  höchst  wahrscheinlich  einem  ursprQng- 
lichon  a  einzig  und  allein  nicht  entspricht. 

a)  Aus  den  femininen  Ijuby  (amor),  svekry  (socrus) 
und  j^try  (BipdTjjQ)  neben  den  masculinen  Ijubü  (carus), 
svekrü  (socer)  und  dem  griechischen  eivarrig  kann  man 
entnehmen,  dafs  das  suffix  y  =  urspr.  fl  auch  dazu  dient, 
feminina  und  abstracta  zu  bilden;  letzteres  ist  in  Ijuby, 
ersteres  in  svekry  der  fall.  Am  belehrendsten  ist  aber 
das  wort  j^try.  £s  unterscheidet  sich  nämlich  vom  gr. 
€lmri7(>,  lat.  janitrix  und  lit.  gent6,  gen.  sing,  genters  be^ 
sonders  dadurch,  dafs  das  sufiSx  -tar,  mittels  dessen  alle 
genannten  Wörter  abgeleitet  sind,  im  slawischen  zu  einem 
femininum  auf  fl  weiter  gebildet  erscheint,  grundform  jan- 
-tra-s  aus  jantarü-s.  Wenn  aber  die  slawische  erwei- 
terang  durch  -fl-  mit  der  lateinischen  durch  -ic-  zusam- 
menfallt, 80  beweist  dies  wohl,  dafs  beide  suflfixe  -ü-  und 
-Ic-  dieselbe  function  haben.  Ueberdies  liegt  die  Weiter- 
bildung eines  Stammes  auf  -tar-  zu  einem  neuen  auf  -tru- 
auch  im  lateinischen  Substantiv  toni-tru-  von  tonare  vor, 
obgleich  die  genera  von  j^try  und  tonitru  verschieden 
sind. 

b)  Ist  aber  svekry  das  femininum  zum  a-stamme 
svekro-,  nom.  svekrü,  und  Ijuby  zu  Ijubo-,  so  wird 
wohl  die  Voraussetzung  erlaubt  sein,  dafs  diese  bildungs- 
weise nicht  auf  die  erwähnten  fälle  beschränkt  war,  son- 
dern hän6gere  anwendung  fand. 

Man  nehme  jetzt  nur  vorläufig  an,  dafs  überall  dort, 
wo  jetzt  das  suffix  -ynja-  sich  findet,  eio  kürzerer  stamm 
auf  fl  vorangegangen  ist,  z.  b.  *bogy  dem  vorkommenden 
^ogyni  (göttin).  An  einen  solchen  fl-s(amm  traten  fer- 
ner die  Suffixe  an -ja,  die  ja  auch  im  griechischen  femi- 
nina bilden:  Xvxaiva  zu  Xvxog.  Der  stammvocal  des  an- 
genommenen fl-stammes  spaltete  sich  vor  dem  a  des  neuen 
Suffixes  noth wendigerweise  zu  uv,  vgl.  gen«  sing,  krüv-e 
zu  nom.  sing.  *kry  (erschlofsen  aus  dem  neuslowenischen 
kri  und  dem  alowakischen  krü),   so  dafs  man  als  gmnd- 

13* 


196  Barda 

form  von  bogyni  etwa  bbagnvani  aus  bbaguTanjä  auf- 
stellen kann.  Und  nun  findet  dasjenige  anwendung,  was 
Bopp  vgl.  gramm.  3.  ausg.  1.  bd.  s.  272  sagt:  ^Aus  jtivan- 
entsteht  in  den  schwAcbsten  casus  die  form  jün-  (gen.  ja- 
nas  gegenüber  dem  acc.  jüvänam ) ;  indem  nämlich,  nach 
znsammenziehung  der  silbe  va  zu  u,  dieser  vocal  mit  dem 
vorhergehenden  u  zu  fl  zusammenfliefsen  mufs.  Aus  dem 
zusammengezogenen  stamme  jQn-  entspringt  auch  durch 
anfQgung  des  feminincharacters  I  der  weibliche  stamm  jünf; 
hierzu  stimmt  merkwürdig  der  durch  ein  angef&gtes  c  er- 
weiterte lateinische  stamm  jtlnic-,  der  sich  zu  seinem  skr. 
vorbilde  verh&lt,  wie  genitric-  zu  ^anitrl-^.  Eine  ver- 
gleichung  des  wertes  *juvanf  und  der  angenommenen 
grundform  *bhaguvanl  zeigt  deutlich,  dafs,  abgesehen 
von  j  und  bhag,  beide  einen  gleichen  ansgang  besitzen: 
(j)uvani,  (bhag)uvanl.  Ferner  sagt  Bopp  (a.  a.  o.): 
,,üeberhaupt  fQgt  sich  im  sanskrit  der  feminincharacter  1 
bei  Wörtern,  welche  im  masc.  und  neutr.  stammschwächun* 
gen  zulafsen,  in  der  regel  an  den  geschwächten  stamm  der 
letzteren^.  Nun  aber  ist  I  in  (bhag)uvanl  der  genannte 
feminincharacter,  der  einen  geschwächten  stamm  verlangt, 
und  ebenso  ist  -uvan-  wirklich  ein  stammauslaut ,  welcher 
eine  Schwächung  zuläfst;  man  wird  also  wohl  nicht  irren, 
wenn  man  behauptet,  in  bhag-uvan-l  sei  dieselbe  Schwä- 
chung eingetreten,  durch  welche  jünf  aus  *juvanf  her* 
vorgegangen  war,  d.  h.  in  bhaguvant  schwand  a  und  das 
dadurch  zu  u  vocalisierte  v  verschmolz  mit  dem  vorher- 
gehenden u  zu  ü,  daher  bhagnvani,  bhaguuni  und 
endlich  bhagtlnl. 

Dem  letzten  wortc  entspricht  das  slawische  femininum 
bogyni  so,  wie  man  es  sich  nicht  befser  wflnschen  kann. 

c)  Als  beweis  filr  diese  auifafsung  des  snfBxes  yni 
läfist  sich  noch  folgendes  anfbhren.  Die  erweitening  eines 
älteren  ü- Stammes  durch  -an-l  zu  yni  ist  schon  mehr  ab 
wahrscheinlich,  weil  sich  neben  yni  in  blagyni  (bonitas) 
von  blagü  auch  noch  das  einfachere  y  in  Ijaby  (amor) 
von  Ijubü,  and  zwar  ohne  unterschied  der  ftmction  vor* 
findet. 


Baudouin  de  Courtonay,  ttberguig  der  toolosen  consonanten  etc.     197 

Die  länge  des  G  in  der  grandform  udI=  yni  ist  fer- 
ner im  altpreufsiscben  erhalten.  Denn  Nesselmann  fQhrt 
die  Worte  sup-üni*)  nom.  sg.  (bausfrau)  und  mald-ünin 
acc.  sg.  (Jugend)  an,  beide  mit  dem  zeichen  der  länge.  Ist 
das  erste  ein  femininum  wie  bogyni,  rabyni  u.  s.w.,  so 
verhält  sich  wiederum  das  zweite  zum  slawischen  adjecti- 
vum  mladu  wie  z.  b.  dobryni  zu  dobrü.  Gerade  das 
abstractum  maldünin  beweist,  dals  das  altpreufsische 
-ani  mit  dem  slavischen  -yni  identisch  ist. 

Wenzel  Burda. 


Uebergang  der  tonlosen   consonanten   in   die 
ihnen  entsprechenden  tönenden  in  der  histori- 
schen entwickelung  der  polnischen  spräche. 

Präposition  z,  s.  Diese  präposition  vertritt  im 
polnischen  drei  altbulgarische  präpositionen :  1)  izü  (ez); 
2)  sä,  so  (de);  3)  su,  so  (cum).  Dieser  letzten  stellt  sich 
als  nebenform  8§  zur  seite,  und,  was  das  veriiältnis  des 
8Ü  und  s^  betrifil,  so  scheint  mir,  dafs  nicht  erst  im  slar 
wischen  sich  su  aus  s^  entwickelt  hat,  sondern  dafs  beide 
formen  schon  frflher  neben  einander  existirten,  da  wir  z.  b. 
auch  im  sanskrit  sa  neben  sam  haben. 

Diese  drei  präpositionen  kommen  sowohl  gesondert, 
causiUe  beziehnngen  ausdrflckend,  vor  als  auch  in  Zusam- 
mensetzung. Im  polnischen  finden  wir  in  der  Zusammen- 
setzung nur  2)  und  3)  unterschiedlos  gemischt,  1)  wird 
hier  durch  vy  vertreten,  z.  b.  altbulg.  izübrati,  poln. 
wybrac  (wählen).  Bei  dem  gesonderten  gebrauche  dieser 
drei   präpositionen    fand    im    polnischen  eine  vollkommene 


*)  daa  n  ist  hier  wohl  aas  langem  ö  eDtatandeii,   vergl.  lit.  tinp6ne, 
and  dies  ist  entlehnt  ans  dem  slawischen  iupanja,  zapani;  lit.  ö,  preofs. 


A  also  SS  sUw.  a.      Sr. 


198  Bandouin  de  Conrtmay 

Vermischung  statt;  nur  dem  polo.  s,  se  (com)  stehen  als 
ihm  aosschliefslich  zukommende  nebenformen  altbulg.  s^, 
SU,  so,  sü  zur  Seite. 

Da  in  dieser  gemeinsamen  form  sowohl  die  prftposi- 
tion  mit  z,  als  die  präpositionen  mit  s  stecken,  so  hinter- 
liefsen  auch  beide  lautvarietäten  ihre  spur,  aber  nicht  gleich- 
mäfsig:  z  ist  vorherrschend,  s  aber  selbst  in  der  uns  zu- 
gänglichen ältesten  epoche  seltener  und  mit  der  zeit  ab- 
nehmend. 

Ob  es  s  oder  z  lautet,  kann  man  nur  vor  vocalen, 
nasalen  (m,  m',  n,  n),  1-lauten  (I,  1,  T),  zitterlauten  (r,  f) 
und  vor  j  bestimmen.  Vor  verschlufslauten  und  reibungs- 
geräuschen  (aufser  j)  ist  es,  in  folge  der  nothwendigen  as- 
similation,  unmöglich  zu  entscheiden.  Gruppen  also,  wie 
zb,  sp,  zd,  st,  zz,  SS  u.  s.  f.  kommen  nicht  in  rech- 
nung. 

Getrennt  finden  wir  s:  1)  dem  jiz  (ex)  entsprechend: 
s  äeba,  s  neh'os  (aus  dem  binimel)  (14.  jahrh.);  —  8 
mego  (aus  meinem),  s  jich  domu  (aus  ihrem  hause), 
s  m'ecewa  (aus  Mieczew),  s  r^kojemstfa  (aus  der  bQrg- 
Schaft)  (um  1400);  —  fstal  s  martfy  (er  ist  auferstan- 
den), s  e^ipta  (aus  Aegypten)  (erste  b.  d.  15.  jahrh.);  — 
se  cmyntafa  (aus  dem  kirchhofe),  se  dwu  rodu  (aus 
den  zwei  geschlechtern),  se  fsi  (aus  dem  dorfe)  (1450);^ 
8  nich  (aus  ihnen),  s  iiij  (aus  ihr),  s  nas  (aus  uns),  8 
hego  (aus  ihm),  se  mne  (aus  mir)  (1520);  daneben:  % 
osoby  (aus  der  person)  (14.  jahrh.);  z  jej  (aus  ihr,  1500); 
z  ust  (aus  dem  munde),  z  r^k  (aus  den  hftnden),  z  na- 
dzeje  (aus  der  hoffnung),  z  neba  (aus  dem  himmel)  (1520); 
z  mof  a  (aus  dem  meere)  1580)  u.  s.  f. 

2)  Dem  s  (de)  entsprechend:  s  obu  stronu  (von 
beiden  Seiten)  (14.  und  15.  jahrh.);  s  m'esca  (von  dem 
orte,  um  1400)  u.  s.  w.; 

3)  dem  s  (cum)  entsprechend:  se  dr£enim  (mit  sit- 
tern), se  tzam'i  (mit  den  thränen),  se  iW^ltem  (mit  dem 
klänge,  —  heutzutage  ze  diw'^i^em),  se  plaäem  (mit 
dem  weinen),    s  otcy  naäym'i  (mit  ansern  v&tem),   se 


Übergang  der  tonlosen  conaonanten  etc.  199 

k^^2f  ty  (mit  den  fllrsteD),  8  obliöym  (mit  dem  antlitz), 
a  m^im'i  (mit  den  mfUmero),  s  ludzm'i  (mit  deD  leuten), 
8  moc§  (mit  macht),  8  jescy  (mit  den  reitern)  (14.  jahrh.); 
—  8e  tfym'i  (mit  dreien),  se  6tyrm'i  (mit  vieren),  8 
mym'i  (mit  den  meinigen),  s  nim  (mit  ihm),  s  jednym 
(mit  einem),  s  margofat^  (mit  Margaretha)  (um  1400);  — 
8e  alym  duchem  (mit  dem  böaen  geistej,  8  abramem 
(mit  Abraham),  8  m'itym  (mit  dem  lieben),  s  nim'i  (mit 
ihnen)  (15.  jahrh.);  —  8e  dw'ema  paropkoma  (mit  zwei 
knechten),  8e  dw'ema  dzestoma (mit zwanzig),  sepäco- 
lam'i  (mit  den  bienen),  8e  dw'ema  pfys^^nikoma  (mit 
zwei  vereideten),  s  rnaöef^  (mit  der  mutter)  (1450);  — 
8  nam'i  (mit  uns),  8  nim  oder  s  nem  (mit  ihm),  8  n§ 
(mit  ihr)  (1500);  —  8  nim,  8  nim'i(m]t  ihnen),  8  nam'i, 
6  UQ  (1520);  —  8e  mn^  (noch  im  16.  jahrh.);  daneben: 
z  jizaakem  (mit  Isaak)  (15.  jahrh.);  ze  dw'ema  sfat- 
koma  (mit  zwei  zeugen),  z  ryceftfem  (mit  der  ritter- 
8cbaft),  z  jinemM  (mit  den  andern),  ze  8fym  oöcem  (mit 
aeinem  vater),  z  jim'enim  (mit  dem  gute)  (1500);  z  lask^ 
(mit  der  guade),  z  ojcy  (mit  den  vätern),  ze  dw'ema 
(mit  zweien),  z  mJotaem  (mit  dem  Jüngern),  z  onym'i 
(mit  jenen)  (1560);  z  nin/i  (mit  ihnen)  (1580)  u.  8.  f. 

In  den  präpositionellen  Zusammensetzungen  wird  z, 
jiz  (ex)  durch  wy  vertreten;  und  wir  finden  hier  nur  s 
(de)  und  s  (cum),  unterschiedslos  zusammengefiofsenf 

sebraö  (sammeln),  sebrane  (Versammlung)  (14.  jahrh., 
1500);  sjem  o.der  sejm  (reichstag)  und  sejmowad  (reichs- 
tag  halten)  von  se  (cum)-i- wz.  ji  (ire) -f- suff.  m,  z.  b, 
loc.  na  semm'c  (1500);  sejmowac  (herabnehmen,  heute 
zdejmowaö,  verb.  perf.  zdj^ö),  sejmowane  (das  her- 
abnehmen) von  se  (de)  +  wz.  j  im  (nehmen)  ( 1 520),  semreö 
sterben),  smar)  (er  ist  gestorben)  (1450,  loOO);  8erwa<5 
(herabreifsen ,  1520),  sjachad  (herabfahren,  15.  jahrh.), 
sjednoöene  (Vereinigung,  16.  jahrh.),  sjimad  (herabneh- 
men, 1450);  b1^6j6  (16. jahrh.)  neben  zt^öyö  (verbin- 
den), stomaö  (zerbrechen,  1500),  sloiyö  (zusammensetzen, 
16.  Jahrb.),   slup'iö  (berauben,  1450),  sm^öiö  (betrüben), 


200  Btttdoora  de  Oourtenay 

•Ri^tek  (betrübnis)  (14.  jafarh.  —  1520),  sm'ilowac  §c 
(sich  erbarmen),  sm'itowane  (das  erbarmen)  14.jabrh. -* 
1520),  smolwa  (verabredang,  14.  jabrb.),  smowa  (dass.), 
8m6Wid  se  (sich  verabreden)  (1400  — 1520,  and  noch 
1560);  smudid  Se  (sich  betrüben),  smuda  (zeitvers&um- 
nis,  1450);  smys)  (sinn,  1500 — 1650)  neben  zmyst  (schon 
1580),  sm'^&aÄe  (Vermischung,  14.  jahrh.);  s  durch  pala- 
tale  assimilation  zn  i  geworden  z.  b.  in  sli^ny  (hübsch, 
1520),  Slup(gelöbde),  slub'id  (versprechen)  (1400— 1520); 
iluVi6  se  (sich  gefallen,  1520);  Sm'erny  (mftfsig,  1520) 
von  s+m'era  etc.,  Sm'erny,  sm'erny  (friedlich,  cf.  mss. 
sm'irnyj)  (1520),  &w!er6  (tod),  Sm'§kcy<5  (erweichen 
1520),  inei6  (aufefsen),  z.  b.  Snedli  (sie  haben  gegefseo) 
(14.  Jahrb.);  £ m'ot an a  (sahne,  16.,  17.  jahrh.);  Sfadek 
(zeuge)  mit  assimilation  des  wurzelhaften  W;  —  neben: 
zw^adek  (zeuge,  1500;  hier  eine  umgekehrte  assimilation); 
zum'eli  ie  (erstaunten)  später  zdum'eli  S§;  zl^kf&y  ^e 
(erschrocken  seiend,  1520),  zt^6yd  (verbinden,  1520),  se 
zlub'ito  (es  gefiel,  1520),  zm'^k&ywa  (wir  beide  werden 
es  erweichen,  1580)  u.  s.  f.  u.  s.  f. 

In  der  nur  dem  s  (cum)  zukommenden  nebenform  s^, 
so:  s^sat  (nachbar),  samSat  von  samsat,  S9msat(l650 
— 1730);  sqp'er,  s^p'erca  (Widersacher,  15. jahrh.);  sam- 
neiie,  somnene  (gewifsen,  1520). 

Allmählich  beginnt  dies  im  15.  und  am  anfange  des 
16.  jahrh.  weit  genug  verbreitete  s  dem  tönenden  z  zu  wei- 
chen: 1520:  8  üim'i,  schon  1560:  z  nim'i.  In  zwei  bd- 
chem  von  1650,  1640  finden  wir  stets  smysty  (sinne),  in 
den  andern  ausgaben  derselben  bücher,  1752,  1754,  nur 
zmysly.  —  Heutzutage  erhält  sich  tonloses  s  in  einigen 
präpositionellen  Zusammensetzungen  deutUch  tonlos,  ob- 
gleich vielleicht  zehnmal  weniger  als  im  15.  jahrh* 

In  der  nebenform  sq,  so,  su:  sqsat  (nachbar),  s^sek 
(scheuerfach);  so  bor  (concilium),  sojud  (bQndni(s);  su- 
m'ene  oder  sumiSieüe  (gewifsen). 

Als  eigentliche  präposition  s:  sejm  (reichstag),  sej- 
mowad  u.  8.  w.,  sm^tny  oder  smutny  (trQbe),  smftek 


Übergang  der  tonlosen  contonanten  etc.  201 

oder  smotek  (betrübnie),  smiiöid  sq  (sich  betrüben) n. 8. f.; 
palatal  assimilirt,  d.  i.  s:  iliöny  (hObscb),  ^lup  (auch 
slnp  ausgesprochen,  gelQbde,  trauung),  u-jm'era<5  (beru- 
higen), SQi'e<5e  (kehricht),  sm'erö  (tod),  sm'etana  (sahne), 
snadad  ( frtthstückcn ),  snadane  (frflhstfick),  snedny 
(efsbar),  sfadek  (aus  s-w'ad-e-k,  zeuge,  wo  durch  den 
gegenseitigen  einflufs  des  8  und  V,  6  palatal  und  w'  ton- 
los geworden  ist),  sfadomy  (aus  s-w'ad-o-m-y,  be- 
wttfiit),  und  in  ihren  ableitnngen.  Vielleicht  auch:  smyk 
(bassgeigenbogen),  smycek  ( Violinbogen),  smyö  oder 
8myca  (hetzriemen),  smukty,  wysmukly  (schlank), 
o8muka(5,  osmykaö  (abstreifen),  smagad  (geifseln), 
6ma2yö  (prftgeln),  skr y dto  (flfkgel),  skora  (haut),  sf^dzid 
(aus  8-w^dzid,  dampfen),  sfqt  (aus  s-wqd,  dunst),  slepy 
(blind),  ^lip'e  (äugen);  entschieden  aber  nicht  in  älach- 
dic  (edelmann),  wie  manche  polnische  historiker  behaupten 
(als  ob  dieses  wort  aus  *z-Iach-ci-d  von  lach  entstan- 
den wäre),  da  älachöic  vom  ahd.  slahta  und  slaht 
(genus,  ge-schlecht)  stammt,  von  der  Wunderlichkeit  jener 
etymologie  selbst  abgesehen.  —  Sonst  herrscht  in  den  prä- 
positioneilen Zusammensetzungen  z;  für  frühere  Wörter  mit 
s  haben  wir  jetzt:  zebrad,  zebrane,  zdejmowaö,  zem- 
red,  zmarl,  zerwad,  zjechad,  zjednoöyd,  zdejmad, 
zdj^d,  zl^dyd,  ztamad,  zlo^yd,  ztnp'id,  zm'itowad 
i^j  zm'ilowane,  zmowa,  zmöVid  s^ ,  zmuda, 
zmysl,  zm'§äane,  nezm'erny  (unermefslich)  u.  s.  w. 

Beim  volke  mancher  gegenden  lebt  tonloses  s  auch 
getrennt  fort,  nämlich  vor  n,  als  s  (palatal  assimiiirt): 
s  nij  (aus  ihr),  s  nich  (aus  ihnen),  s  nego  (aus  ihm), 
s  n^  (mit  ihr)  u.  s.  w.  Sonst  hat  sich  hier  z  als  allge- 
meine präposition  festgestellt  und  ist  nur  in  folge  laut- 
physiologischer bedingungen  tonlos  (s),  also  vor  tonlosen 
consonanten,  z.  b.  s  konem  (mit  dem  pferde),  s  panem 
(mit  dem  herrn),  s  sob«}  (mit  sich),  s  torby  (aus  der 
tasche)  u.  s.  f.;  ähnlich  in  Zusammensetzung:  skoncyd 
(endigen),  sposdid  (herablafsen),  ssadzid  (herabsetzen), 
stnlid  (zusammendrücken)  u.a.  w. 


202  Baadonin  d€  Coarteoay 

Die  prftposition  ote,  ot  (von)  ist  im  polniscbeii in 
ode,  od  QbergegangeD,  natürlich  steht  od  nar  da,  wo  es 
so  ausgesprochen  werden  kann,  also  vor  vocalen  u.  s.  w. 
Nichts  destoweniger  hat  sich  auch  ot  in  wenigen  spuren 
erhalten,  die  sich  aber  mit  der  zeit  yermindern.  —  Noch 
im  17.  jahrh.  finden  wir  otm^t  (Verwirrung),  otnoga 
(sprofs,  flufsarm),  jetzt  nur  odm^t,  odnoga.  DafQr  aber 
sind  bis  zur  stunde  erhalten  otför  (Öffnung),  otfarty  (ge* 
öffnet,  offenherzig),  otf'erad  und  otfoiryd  (öffnen)  u.8.w. 
aus  ot  +  WZ.  w'er,  wor,  wo  tonloses  t  auf  w  assimilirend 
wirkte.  —  Im  böhmischen  ist  ebenso  älteres  ot  durch  od(e) 
vertreten. 

Die  Präposition  k  (zu)  gieng  in  g  über  in  gfe£y, 
gfeöny  (anständig,  höflich)  aus  k  fe6y,  und  in  gmy- 
sli  neben  kmysli  (dem  sinne  entsprechend;  16.  jahrh.) 
aus  k  mysli.  Dafs  sie  in  gwoli  (halber,  wegen,  ans 
k  woli)  in  g  übergieng,  war  physiologisch  nothwendig  (?). 

Im  anfange  des  16.  jahrh.  finden  wir  neben  srom 
(schäm),  sromad  ^e  (sich  schämen),  srom'eiliwy  (scham- 
haft) u.  s.  f.  auch  zrom,  za-zromane  (beschämung), 
zromaj^cy  se  (sich  schämend),  zrom'ezliwoäd  (schäm- 
haftigkeit)  u.  s.  f.  von  der  wz.  srom..  Ebenso  neben  d^e- 
wosl^b  (brautwerber)  —  dzewozt^b  (s  —  z). 

In  allen  formen  und  ableitungen  des  wertes  tabfd 
(schwan)  finden  wir  im  16.  und  noch  im  17.  jahrh.  <5,  also 
gen.  sg.  tab§45a,  dat.  pl.  tab^dom  u.  s.  f.;  adject.  tab^öi 
(schwanen-)  u.  s.  f.  Später  aber  trat  im  stamme  das  tö- 
nende dz  ein;  also  nom.  sg.  lab^d  (physiologisch  bedingt), 
aber  gen.  lab^dza,  dat.  pl.  tab^dzom  u.  s.  f.,  adj.  tab^- 
dzi  u.  8.  f.  Aehnlich  steht  im  böhmischen  labud*  —  neben 
dem  älteren  labut\  kaprad'  —  (farnkraut)  für  altböhm. 
slowak.  paprat'. 

Im  16.  jahrh.  kommt  w'cl^i  (grofs)  nom.  pl.  Weldzy 
neben  w'elki,  w'elcy  vor;  im  17.  und  18.  aber  w'elgo- 
polski  für  und  neben  w'elkopolski  (grofspolnisch),  w 
Wel^ipolsce  für  w  Velkopolsce  (in  Groftpolen)  u. s.f.; 
und  beim  volke  kann  man  noch  heute  Wel^i,  Velga 
u.  8.  f.  für  w^elki,  w'elkä  (grofs)  hören. 


Übergang  der  tonloaen  consonanten  etc.  203 

Von  der  wurzel  wys-  (hoch)  bildet  die  polnische 
spräche  adj.  wysoki  (hoch),  wyösy  (höher),  auch  wyäy 
auegesprochen  u.  s.  w.  Von  derselben  wurzel  stammen 
auch  das  adyerbium  wjiij  (höher)  und  subst.  wy^yna 
(hocbebene).     Das    adverbium    wy2ej    lautete    noch    im 

16.  jahrh.  wyäej;  und  dafs  auch  das  subst.  wyzyna  ehe- 
mals wyäyna  gelautet  hat,  beweist  der  Ortsname  vy- 
äyoa;  denn  in  den  Ortsnamen  erhalten  sich  öfters  alter- 
thflmlichere  formen  am  längsten. 

Die  consonantengruppe  st  im  verbum  jestem,  jesteS, 
jest  u.  s.  f.  wird  von  manchen,  wo  dies  physiologisch  mög- 
lich ist,  wiezd  ausgesprochen;  also  jezdem,  jezdes,  je- 
zde^my,  jezde&6e^  aber  nur  jest. 

Auslautendes  c  vor  e  der  aus  dem  verbum  substantivum 
übrig  gebliebenen  -em,  -ei,  -eSroy,  -esce  wird  oft  wie 
dz  ausgesprochen,  z.  b.  nidzem  (=  nie  jelm)  ne  w'i- 
dzal  (ich  habe  nichts  gesehen),  nöedzem  (=  udec  jesm) 
ne  m6gl  (ich  konnte  nicht  entfliehen),  nidzeide  (=  nie 
je&6e)  ne  zrob'ili  (ihr  habt  nichts  gethan)  u.  s.  f.;  älach- 
<5idzem  (&»  älachöic  jesm)  dobry,  möViä  (ich  bin 
ein  guter  edelmann,  sagst  du;  17.  jahrh.). 

Eine  entgegengesetzte  richtung,  nämlich  die  tönenden 
consonanten  in  tonlose  zu  verwandeln,  sehe  ich  1)  da  wo 
nach  analogie  des  nominativs  stammhafler  tönender  conso- 
nant  durch  den  entsprechenden  tonlosen  vertreten  wird, 
z.  b.  vom  stamme  caprag-  (Schabracke)  finden  wir  noch 
im  17.  jahrh.  nom.  pl.  öapragi,  gen.  sg.  äapraga  u.  s.  f.; 
nun  wirkte  der  physiologisch  bedingte  nom.  sg.  öaprak  auf 
die  ganze  declination,  und  so  entstanden  gen.  sg.  capraka, 
nom.  plur.  capraki  u.  s.  f.   (vielleicht   sind  aber  die  im 

17.  jahrh.  vorkommenden  formen  mit  g  folge  jener  richtung, 
die  tonlosen  in  tönende  zu  verwandeln).  —  Vom  stamme 
de2d2-(regen)  mufs  der  nom.  sg.  desc  lauten;  und  darum 
haben  wir  auch  den  gen.  dedcu  neben  dzd^u  u.  s.  f.  — 
Das  subst.  nom.  lep  (köpf)  vom  stamme  leb-  wird  zwar 
gen.  8g»  Iba,  dat.  Ibu,  nom.  pl.  tby  etc.  declinirt;  aber  das 
deminutivum  lautet  lepek  (köpfchen). 

Ferner  finden  sich  vereinzelte  beispiele  dieser  Wandlung 


204  Baadonin  de  CooiteDay 

der  tönenden  consonanten  in  tonlose.  Das  aus  der  pr&pos. 
paz  und  dem  sahst,  noged  (dem  altbulg.  nogüti  entspre- 
chend) zusammengesetzte  suhst.  lautet  entweder  paznogec 
oder  paznoked  (nagel),  welche  letztere  form  durch  die 
anlehnung  an  die  ohliquen  casus  gen.  paznokda,  dat. 
paznok  <5o  w'i  (beide  physiologisch  bedingt)  u.  s.  f.  entstehen 
konnte. 

Aehnlich  spricht  z.  b.  das  Warschauer  volk  1.  pers. 
prät.  setem  für  ä edlem  (ich  gieng),  nach  analogie  der 
3.  pers.  (partic.)  öet  ftkr  öedl  (er  gieng)  n.  s.  w. 

Anfangs  des  16.  jahrh.  kommen  sporadisch  fonnen 
vor  wie  ^feb'^  (f&llen)  f&r  und  neben  zfeb'^  (heute  mei- 
stens zreb'9  oder  zreb'^),  wesm'ede  (ihr  werdet  ndmen) 
fbr  und  neben  weim'eiSe,  ne  nalesli  (sie  haben  nicht 
gefunden)  f&r  und  neben  ne  nalezli,  pfew'eili  (sie  haben 
hinObergeführt)  Air  und  neben  pfew'ezli.  Damit  vei^^. 
masto  (bntter)  von  der  wz.  maz,  Woslo  (rüder)  von  der 
WZ.  wez.  —  Im  14.  und  15.  jahrh.  brauchte  man  fllr  zty 
(bös)  —  sly,  z.  b.  pfed  slym  pow'etrym  (vor  der  bösen 
luflb;  um  1400),  se  stym  duchem  (mit  dem  bösen  geiste), 
nad  slym'i  duchy  (Ober  die  bösen  geister;  ].  hälfte  des 
15.  jahrh.). 

Berlin,  mai  1868. 

J.  Baudouin  de  Courtenay. 


Wortformen  und  selbst  sätze,   welche  in  der 
polnischen  spräche  zu  stammen  herabgesunken 

sind. 

Ich  sehe  hier  vollkommen  ab  von  allen  entlehnten  no* 
mina  masc,  die  meistens  nur  ihren  nominativ  im  polnischen 
als  stamm  gelten  lassen.  Ich  spreche  nicht  darOber,  dab 
z.  b.  der  abl.  pl.  rebus  (rebus)  und  der  dat.  pl.  omnibos 
(omnibus),  vom  volke  auch  ognibus  (Volksetymologie) 


wortfonnen  nnd  selbst  slltzo,  welche  in  der  poln.  spräche  etc.       205 

gesprochen)  im  poln.  stamme  (und  auch  nominative  sing.) 
geworden  sind  (obgleich  nicht  unmittelbar  aus  dem  latein 
entlehnt),  denn  hier  fehlte  es  vollständig  am  sprachgefahle; 
ich  will  mich  nur  auf  die  einheimischen  Wörter  beschränken. 

1.    Fertige  wortformen,  als  stamme  dienend. 

Gen.  dual,  dwu,  obu  wurden  als  stamm  zur  bildung 
der  gen,  dual,  (plur.)  dwuch  (dw6ch),  obuch  (ob och) 
benutzt,  welche  neben  älteren  dwu,  obu  vorkommen. 

In  ähnlicher  weise  dient  die  3.  person  sing.  präs.  vom 
verbum  subst.  jest  jetzt  als  präsensstamm  fflr  andere  per- 
sonen  (die  3.  pl.  ausgenommen);  sing,  l.jest-em,  2.  jest« 
-el,  pl.  1.  jest-esmy,  jest-esde.  Damit  kann  man  die 
im  16.  und  17.  jahrh.  gebrauchte  wendung  mysmy  s^  = 
my  jesmj  (1.  pl.)  s§  (3.  pl.)  oder  sj|smy  (wir  sind)  ver- 
gleichen. Noch  im  15.  jahrh.  sagte  man  jesm,  jes,  j e^my, 
jesde. 

Vom  pronomen  ty  (du)  stammt  das  verbum  ty-k-a-d 
(dutzen,  du  sagen),  welches  durch  Volksetymologie  mit 
tyk-a-ö  (antasten,  röhren)  im  sprachgef&hle  zusammenge«* 
flofsen  ist. 

Pron.  kto^  oder  ktö^  (jemand)  =  kto  +  s  kann  als 
Bubst.  gefühlt  und  dann  folgendermafsen  declinirt  werden: 
8g.  nom.  kto^,  gen.  kto^a,  dat.  ktoSow'i,  loc.  ktosu  u.s.f., 
pl.nom.  ktose,  gen.  ktosöf,  dat  ktosom  etc.;  die  pro- 
nominale declination  ist  nur  im  sing,  gebräuchlich:  gen. 
kogos,  dat.  komus  etc. 

Aus  dem  pronomen  nie  (nichts)  s=  ni  +  o  (co)  wur- 
den die  substantiva  nic-o-sö  ( niohtigkeit ),  nic-e-stf-o 
(nichts)  und  von  letzterem  weiterhin  das  verbum  u-nic- 
-e-stf-i-d  (vernichten)  gebildet.  Von  einer  anderen,  dem 
polnischen  fremden  Variation  dieses  pronomens  (nidöo) 
stammt  das  verbum  niöcy<5  (vernichten). 

Vom  adverbium  tak  (ja;  verkürzt  aus  nentr.  tako^ 
solches)  stammt  das  verbum  po-tak-iw-a-ö  (beipflichten, 
ja  sagen).  Vgl.  russ.  pod-da-k-iv-a-lf,  deutsch  be-ja- 
•hen^  Ter-nein-en,  ver-nicbt-en  u.  s.  f. 


206  Bandonin  de  Courtenay 

Die  adverbien  dzi^aj  (heute),  f6oraj  (gestern),  beide 
secandär  postjotirt,  werden  von  einigen  schriftstellem  im 
sinne  von  Substantiven  verwendet,  z.  b.  instr.  sg.  dziiajem, 
föorajem  u.  s.  f. 

2.     Mit   Präpositionen  verbundene  casusformeD, 
welche  neubildungen  zu  gründe  liegen. 

Die  adjectiva  greöny  (artig,  höflich),  hegfeiuy 
(unartig),  dofecny  (angemefsen,  gescheit),  Äedofedoy 
entstanden  durch  vermittelung  der  ausdrücke  k  (prftpos.  zu) 
feij  (dat.  sing,  fem.,  subst.  Sache)  und  do  (präpos.  zu) 
f  e6y  (gen.  sg.  fem.). 

Adj.  codzenny  (täglich)  ist  durch  adverbialiscbes 
codzen  (täglich)  =:  co  (pron.)  +dzen  (acc.  sg.  masc.) 
vermittelt. 

Adj.  iiiköemny  (früher  untauglich,  später  nichtswQr- 
dig,  niederträchtig)  ist  eine  Weiterbildung,  vermittelt  durch 
den  ausdruck  niköemu  (für  k  niöemn,  zu  nichts)  =  ni 
(negation)  +k  (präposition)  +  öemu  (dat.  des  pron.  co 
was,  mit  ni  =s  nichts),  wof&r  man  jetzt  do  niöego  sagt. 
Hier  wird  vom  Sprachgefühle  der  seines  endvocals  beraubte 
dativ  vom  pron.  co  (also  6em-  aus  2emu)  fbr  den  stamm 
angesehen. 

Subst.  msc.  dojutrek  (verzögerer)  ist  eine  Weiterbil- 
dung, durch  do  jutra  (bis  morgen)  =  do  (präp.)  +ju* 
tra  (gen.  sg.  ntr.)  vermittelt. 

Der  genitiv  tygo-dna  f&r  tego-dna  von  ty-dien 
(woche)  vermittelte  den  stamm  tygodn-  fbr  die  obliquen 
casus  und  für  den  plur.,  also  dat.  tygodnoVi,  instr. 
tygodnem  u.  s.  f.,  nom.  pl.  tygodne  u.  8.  f. 

3.    Stammgewordene  casus  mit  präpositionen. 

Ehemaliges  ähnlich  wie  äiköemu  gebildetes  ni-we-c 
(jetzt  w  nie,  in  nichts)  =  ni  (negation)  +we  (präpos., 
in)  +6  (=  6e,  jetzt  nur  co,  pronomen  acc.,  was)*)  wird 


*)  Damit  vei^  silisijm  ^  s  iki  ■  hym.  Ar  i  Aihjm  (mit  nicbCa), 


wortformen  and  selbst  sfttse,  welche  in  der  poln.  spräche  etc.       207 

heutzutage  als  subst.  fem.  gefühlt,  und  demzufolge  werden 
einerseita  solche  Wendungen,  wie  w  niweö  obrodid  (zu 
gründe  richten)  ermöglicht,  andererseits  ein  verbum  ni- 
weöyd,  zniwecycS  vernichten),  und  was  damit  zusammen- 
hängt, gebildet. 

Ebenso  gebildet  ist  das  substantivnm  nicpon  (tauge- 
oichts)  =  nie  (nichts) +po  (präpos.  nach)  +  n  (entweder 
acc.  oder  verkürzter  loc. *)  vom  pronomen  ji,  ja,  je,  im 
Domin.  durch  on,  ona,  ono  vertreten),  und  adjectivisches 
niepotym  (unbrauchbar,  zu  nichts)  ss  nic  +  po  +  tjm 
(loc.  sg.  msc.  und  ntr.  vom  pron.  ten,  ta,  to),  z.  b.  to 
clow^ek  nicpotym  (das  ist  ein  mensch  zu  nichts). 

Adj.  potomny  (nachfolgend),  pfytomny  (anwesend), 
subst  potomek  (nachkomme),  potomstfo  (nachkommen- 
Bchaft),  potomno^ö  (nachweit),  prytomnosd  (anwesen- 
heit)  u.  8.  w.  sind  Weiterbildungen  von  den  mit  den  präpo- 
sitionen  po  (nach)  und  pry  (bei,  an)  zusammengesetzten 
loc.  sing.  (msc.  und)  ntr.  po  tom,  pfy  tom,  sparsamen 
spuren  der  heutzutage  fast  vollständig  erloschenen  prono- 
minalen declination. 

4.    Mehrere  zusammengerückte  Wörter  (nomina) 

als  Stämme  geltend. 

Voc.  sg.  ojöe  naä  (vater  unser!),  als  eigenname  des 
betreffenden  gebets,  ist  zu  einem  subst.  msc.  zusammenge- 
rückt, was  auch  der  accent  beweist:  oj6^naä  (nicht  öjce 
naä),  und  wird  dem  entsprechend  declinirt:  gen.  ojöenaäa, 
instr.  ojöenasem,  loc.  w  ojcenasu  u.  s.  f. 

Subst.  neutr.  Welezlego  (eine  pflanze,  zehrwurz,  esels- 
ohren,  pfaffenbinde)  **)  =s  w'ele  (pron.  viel)  +  ztego  (gen. 

w  nifcym  (17.  Jahrh.)  ss  w  £i  w  2ym  fttr  w  nicjm  (in  nichts),  xnisk^t 
SB  2  ni  8  k^d  für  z  nik§d  (von  nirgends). 

*)  Yergl.  doli  für  do  liego  (gen.),  dUn  ftlr  dla  i&ego  (gen.),  nad 
(fllr  na  ji,  acc.)  neben  na  liego.  Nach  dem  verschwinden  des  echten  selb- 
■tlndigen  acensatiTB  ji,  welcher  sich  nur  nach  pripositionen  mit  dem  yor- 
geachlagenen  n  als  ii  erhalten  hat,  ist  dies  nrsprUngllch  nnr  accosativische  A 
nr  genereU«n  form  ftlr  alle  casus  neben  den  andern,  ihnan  eigenthttmlichen, 
herabgesimken,  fthnlich  wie  duales  -u. 

**)  nach  Linde  Amm  maenlatnm.    Sr. 


208  Baadonin  de  Conitenay 

8.  n.  vom  adj.  zty,  schlimin),  ist  aber,  so  viel  ich  weiiiB, 
noch  indeclinabel. 

1)  WaämoSö,  wasd  (eine  anrede  =: Sie),  asd  (dass.), 
2)  asind^^j,  3)  jegomosd  masc.  (gnädiger  herr),  4)jej- 
mosd,  jimosd  (gnädige  frau),  5)  jespau,  6)  acan  (= 
deutsch  2.  sing.  Ihr)  a.  s.  f.  sind  aus  1)  waäa  mosd  (nom. 
8.  f.),  2)  waäa  moSö  dobrodzej,  3)  jego  (gen.  sg.proD.) 
mosd  (nom.  sing.  fem.  mit  überspringen  in  anderes  genns- 
gefbhl),  4)  jej  mo^d,  5)  jego  mo^ö  pan,  6)  waSmosö 
pan  zusammengerückt,  und,  weil  sehr  häufig  als  anrede 
und  titel  gebraucht,  meistens  bedeutenden  Verkürzungen 
unterlegen. 

Die  zusammenrückung  nom.  Velkanoc  (ostero)  = 
w^elka  (grof8e)  +  noo  (nacht)  dient  jetzt  als  ein  stamm 
f&r  die  ganze  declination  dieses  Wortes:  gen.  dat.  Welka- 
nocy  (oder  w'elK^jnocy)  u.  s.  f. 

Das  adj.  pofäedni  ist  nach  dem  vorbilde  des  latei- 
nischen quotidianus*)  ans  der  zusammenrückong  po 
(präp.  nach,  über)  +  fäe  (wäe,  pron.  alle)  +  dni  (acc. 
plur.  subst.  tage)  gebildet  und  hat  dabei  ein  überspringen 
in  anderes  kategoriengeftkhl  stattgefunden  u.  s.  w. 

5.     Verbale  formen,  substantivisch  geworden. 

Das  subst.  stuliä,  gen.  stulija  (masc.  dne  pflanze, 
Sophienkraut,  Wiesenraute)  **)  könnte  man  f&r  nichts  mehr 
und  nichts  weniger  ansehen,  als  f&r  die  2.  pere.  sing,  vom 
verbum  inf.  stulid  (schliefsen,  zusammendrücken).  Vergl. 
aber  g n ad oä  (braunes  pferd),  gnidod(läu8ekraut),  gw'az- 
doä  (sinnau)*^**),  sporyö  (afterkorn),  strojid  (stock  am 
znggame)  u.  s.  f. 

Subst.  fem.  nezapom'inajka  (vergifsmeinnicht)  ist 
eine  Weiterbildung  durch  suf&x  ka  vom  imperativ  ne  za- 
pom'inaj  (vergUs  nicht).  Damit  vgK  lat.  noli  me  län- 
gere und  deutsch  vergifs  mein  nicht 

*)  Damit  vergl.  altbulg.  nasfstinyj  und  mis.  nasnscii jj,  da»  0M* 
cfaischen  intcvtr^oq  genau  nachgebildet. 
**)  nach  Linde  ThaUctmm.    Sr. 
***)  nach  Linde  werden  mehrere  pflanzen  gw'asdos  genannt    Sr. 


wortformen  und  flelbAt  satze.  welche  in  der  poln.  spräche  etc.        209 

Ebenso  ist  der  imper.  ne  chcej  (wolle  nicht)  zum  subst. 
iiechöej  (trägbeit,  faulheit),  gen.  necbdeja,  geworden. 


6.     Ganze  sätze,  die  entweder  zu  stammen  ber- 
abgesnnken    sind,    oder    Weiterbildungen    ver- 
mitteln. 

Subst.  masc,  aber  femininisch  declinirt,  w'erdip'^ta 
(luflt^pringer)  ist  durch  den  satz  w'er<$i  p^tq  (er  dreht 
mit  der  ferse)  vermittelt.  Mit  q  konnte  dies  wort  im  nom. 
nicht  scbliefsen,  und  darum  ersetzte  man  den  instr.  p'^tq 
durch  den  entsprechenden  nom.  p'^ta.  Aehnlicb  gebildet 
sind  odrjskora  masc.  (leuteschinder)  aus  odf-y  (alter 
imper.,  schinde)  skor^  (acc.  s.  f.,  die  haut),  d^aw'imu- 
«ka  fem.  (fliegenschnftpper,  einvogel)  aus  dtaw'i  (er  würgt) 
muäk^  (das  fliegeben),  jsf  is^ypata  oder  »f  iscypalka 
(Windbeutel)  aus  sf  iscy  (er  sauset,  pfeift  zischend)  und 
pala  oder  palka  (keule?)  u.  ft. 

Das  subst.  masc.  p^dziw'atr  ( Windbeutel)  ist  nur  der 
satz  pqdzi  w'atr  (er  treibt  den  wind).  Ebenso:  wy- 
drw'igros  (geldauslocker,  geldschneider)  bk  wydrw'i  gros 
(er  wird  den  groschen,  das  geld  ablocken),  odrw'i^fat 
oder  okp'isf  at  (erzbetröger)  =»  odrw'i  oder  okp'i  afat 
(er  wird  die  weit  betrögen),  obVzy  sf'at  (herumtreiber)sÄ 
obe^y  sTat  (er  wird  in  der  weit  herumlaufen,  wörtlich: 
die  weit  belaufen)  u.  s.  f. 

Subst.  msc.  ^sekf'at  (eine  art  kolibri)  ist  der  satz: 
^^e  kfat  (er  saugt  die  blume). 

Aus  dem  satze  samo  b'ije  (es  schlägt  selbst)  entstand 
das  subst.  neutr.  samobije  oder  masc.  samobij  dies 
letzte  vielleicht  aus  dem  imperativ:  schlage  selbst;  beide 
Worte  bezeichnen  in  den  volksfabeln  ein  wunderbares,  un- 
belebtes und  doch  schlagendes  wesen,  in  folge  des  stre- 
bens  nach  personification  und  mythologisieren,  das  durch 
die  spräche  selbst  gegeben  ist. 

Subst.  neutr.  Wid^im'i^^  (gutdOnken),  indeclinabel 
oder,  da  nom.  widzim'ise  ausgesprochen  wird,  gen.  wid-» 

BeitrSn^  2.  vgl.  aprftchf.  VI,  2.  1 4 


210  Bandonin  de  Conrtenay 

zim'sa  u.  8.  w.,  ist  nur  der  satz:  wid^i  m'i  i^  (es  scheint 
mir). 

Das  gebet  zur  heiligen  Maria  beginnt  mit  dem  satze 
zdrowa^,  zusammengezogen  aus  zdrowa  jes  (du  bist 
gegrüfst,  sei  gegrflfst).  Davon  ist  durch  eine  Weiterbil- 
dung mittelst  des  sufBxes  k  das  subst.  fem.  zdrowaska 
als  benennung  dieses  gebetes  entstanden. 

Von  dem  satze  padam  do  n6k  (nög)  (^ich  falle  zu 
fQfsen^,  ein  höflicher  begrüfsungsausdruck)  ist  das  subst. 
fem.  pluiale  tantum  padamdonöäki  gebildet. 

Damit  könnte  man  das  wort  copfak  vergleichen,  den 
Spitznamen,  der  den  Öechen  von  den  österreichischen  Deut- 
schen beigelegt  wird,  und  der  aus  der  böhmischen  frage: 
,,co  pak?^  (was  denn)  durch  Volksetymologie  (als  ob  es 
von  zopf  stamme)  entstanden  ist*). 

Ferner  könnte  man  an  den  Ursprung  des  wortes  ,,bi- 
got^  erinnern. 

Es  läfst  sich  diese  Sammlung  der  hieher  gehörenden 
Wörter  des  polnischen  vielfach  vermehren.  Ich  habe  z.  b. 
die  Ortsnamen  gar  nicht  berQcksichtigt,  und  unter  diesen 
findet  sich  eine  beträchtliche  zahl  solcher,  die  einem  spricb- 
worte  oder  beiläufigen  aussprflchen  ihre  entstebong  ver- 
danken. —  Eine  Sammlung  der  auf  ähnliche  weise  gebil- 
deten böhmischen  Ortsnamen  kann  man  finden  in  dem  aof- 
satze  ,,Humor  v  naäich  näzvech  mist  a  osob^  in  der  Zeit- 
schrift ^Svetozor«',  Wien  1861,  no.  5,  s.  227. 

Berlin,   mai  1868. 


*)  Ich  habe  nur  «zoppak%  mit  alaw.  Schreibung  «copak*  gthStU 
meist  in  Verbindung  mit  dem  adjectivum  ybChmisch**  s.  b.  das  ist  ein  rich- 
tiger bdhmischer  «zoppak**,  d.  h.  ein  mensch  der  nur  iechiseh,  nidit  dental 
spricht,  oder  sprechen  will  und  jede  deutsehe  anrede  mit  co  pak?  was 
dorn?  d.  h.  ,,ich  verstehe  das  nicht**  erwidert.     Sr. 

J.  Baudouin   de  Courtenay. 


doppelung  des  suffixes  -ti-  in  der  poln.  und  niss.  spräche.  211 

Doppelung  des  Suffixes  -ti-  in  der  polnischen 

und  russischen  spräche. 

-ti-  ist  die  grundform  dieses  Suffixes,  die  im  altbul- 
garischen  vorkommt.  Russisch  haben  ^'ir  -t'  oder  -ti  (be- 
sonders im  iolaute),  polnisch  aber  -6  oder,  noch  im  I6.jahrh. 
bei  Infinitiven,  und  im  14ten  etwa  bei  Substantiven  -di. 

1)  Substantiva,  meistens  femin.  abstr.  —  Das  ein- 
fache Suffix,  im  polnischen  -c,  weicht  allmählich  dem  ver- 
doppelten - s  d  (aus  -  c  c ).  Im  1 4.  jahrh.  finden  wir  j  e  d  n  o  d : 
loc.  w  jednodi  u.  s.  f.,  später  nur  jednosd  (einigkeit). 
Am  anfange  des  16ten  öystod  neben  cjstoid  und  cy- 
stota  (reinigkeit,  keuschheit);  jetzt  ist  nur  cysto^d  ge- 
läufig. Das  im  14.  jahrh.  vorkommende  sromod  aber  ist 
durch  die  form  mit  suffix  -ta  —  sromota  (schände)  — 
verdrängt.  Heutzutage  finden  wir  seltner  das  einfache  (w'il- 
god  feuchtigkeit,  dobrod  gflte  u.  s.  w.),  sehr  häufig  aber 
das  verdoppelte  suffix:  röwnosd  (gleichheit),  m'ilosd 
(liebe),  zlosd  (bosheit),  wolnosd  (freiheit),  jednosd  (ei- 
nigkeit) u.  s.  f.  —  Im  russischen  sind  die  formen  mit  dem 
verdoppelten  suffixe  fast  allein  herrschend"^). 

2)  Infinitivus.  Noch  im  ganzen  16.  jahrh.  und  am 
anfange  des  17ten  finden  wir  im  polnischen  den  infinitiv 
jid  (gehen),  was  uns  einen  directen  beweis  daflQr  liefert, 
dafs  das  in  der  conjugation  dieses  verbums  erscheinende 
d  nicht  zu  der  wurzel  gehört,  —  und  zwar  eben  sowohl 
in  dem  einfachen  verbum  jid,  als  auch  in  seinen  Zusam- 
mensetzungen mit  Präpositionen:  odyd  oder  odejd  (aus 
od-jid),     wnid   (aus   w-jid),     wyhid**)   (aus  wy-jid), 

*)  Die  deatung  von  -ä<5,  altbolg.  -sti  aus  *-öd  d.  i.  -ti  ti  ist  mehr 
als  zweifelhaft.  Vgl.  Miklos.  bildnng  der  nomina,  im  altsl.  §.  88 ;  zeitschr. 
I,   148.     Sr.     [Vgl.  auch  oben  s.  188—194.  ~  J.  8.] 

**)  n  statt  j  kann  nicht  befremden.  Man  darf  nur  bei  der  ausspräche 
des  j  die  luft  auch  durch  die  nase  tönend  strömen  lassen,  und  n  ist  fertig. 
Damit  vergL  den  Wechsel  des  A  mit  j  in  jem'i  ftlr  nemi  (mit  ihnen),  jim 
für  nim  (mit  ihm)  n.  s.  f.,  om'inaö  fllr  om'ijad  (ausweichen)  (16.  und 
17.  jahrh.),  und  noch  heute  yrjid^  iUr  wyjd§,  wynid§  für  wyjid§  (sie 
werden  ausgehen),  pfyiidz'e  für  pfyjdze  (er  wird  kommen;  z.  b.  in  War- 
schau), bajdufyö  ^  baiidufyö  (schwatzen)  und  viele  andere.  [Ueber  den 
werth  dieses  n  v^.  Schleicher  comp.  §.  182,  7,  c,  s.  807.  —  J.  8.] 

14* 


21^  BandioaMi  de  Courtenay 

pfy<$  (aue  pfy-jid)  u.  s.  w.  Später  aber  verdoppelte  man 
das  sufBx,  und  so  entstanden  formen,  wie  jisö,  odejsö, 
wejsd,  wyjsf5,  pryjsd  u.  s.  w.,  wobei  das  im  pr&sens- 
stamme  erscheinende  d  (jid^,  jidzes  u.  s.  f.)  nicht  ohne 
einflafs  war.  —  Ebenso  wird  dieses  suffix  jetzt  verdoppelt 
im  verbum  w^^<5  (nehmen),  man  spricht  neben  wz^d  auch 
wz^^d,  was  auch  durch  rein  phonetische  grfinde  befördert 
sein  kann.  Denn  qd  ist  =  ^-f-t-h«  =  vocal  mit  dem  na- 
salen mittone  (kein  verschlufs)  -H  verschlufslaut -h  reibungs- 
geräusch;  §6<5  aber  =  q-f-sH-tH-s,  d.i.  nasaler  vocal -h 
reibungsgeräusch  +  verschlufslaut  +  reibungsgeräusch  (alle 
drei  desselben  organes).  Es  ist  also  leichter  wz^sd,  als 
wi^6  auszusprechen,  und  darum  spricht  man  häufiger 
wiq^6  oder  wzond  (oiid  =  vocal  +  nasalconsonant  mit 
dem  verschlufse  -|-t-hs),  als  wz%d,  was  jedenfalls  eine 
gewisse  anstrengung  erfordert« 

Im  russischen  wird  das  infinitivsuffix  -tt  (iT)  bei  dem 
verbum  it'i  (gehen)  verdoppelt,  und  zwar  viel  deutlicher, 
aber  nur  in  den  präpositionellen  Zusammensetzungen:  saj- 
ftitfsa  (zusammenkommen)  aus  so+i-t'i-t'i-^a^  ujtfit'  (ab- 
gehen) aus  u-i-t'i-t',  najfitf  (finden)  aus  na-i-t'i-t\  vaj- 
tfitf  (eingehen)  aus  vo-i-t'i-t',  abajt'it'sa  (entbehren)  aus 
obo-i-t'i-t'-sa  u.  s.  f.,  neben  den  der  suffixverdoppelang 
entbehrenden  formen:  sajti^,  ujtfi,  najt'i,  vajtfi,  aba)- 
m  u.  8.  w. 

Berlin,   mai    I8f>8. 

J.  ßaudouin   de  Courtenay. 


Hinneigung  zu  e  im  polnischen. 

1)  Neben  dem  instr.  dual,  ocyma  (mit  den  äugen), 
uSyma  (mit  den  obren)  findet  man  im  17.  und  18.  jabrh. 
ocema,  uäema;  und  nozdfema  (mit  den  nasenlöchem) 
ist  die  einzig  vorkommende  form. 

2)  -ym   im  instr.  nnd   loc.  s.  m.  d.  n.,  und   selbst  im 


liinneiguug  zu  o  im  'polmschen.  213 

dat.  plur.  der  adjectiva  wird  vou  luaucheD  m^  eta  aoage^ 
sprocben,  z.  b.  lostr.  m.  dobrem  ctow'ekeni  (mit  dem 
^ten  menschen)  f.  dobrym  ctow'ekem,  n.  t^^p-em  p'6- 
rem  (mit  der  stumpfen  feder)  f  t^pym  p'orem.,  loc  w. 
dobrem  clow'eku  f.  w  dobrym  61ow'eku,  f  t^pem 
p'öfe  ft&r  f  t^pym  p'öfeetc;  dat.pl.  m.  dobrem  Ind^o« 
{den  guten  menschen),  n«  dz«)om  luckem  (den  mensoh*» 
liehen  werken),  t^pem  porom  (den  stumpfen  federn), 
fem.  ziem  dzef^ynom  (den  bösen  mädchen)  u.  s.  f.  f&r 
dobrym  ludzom,  dzetom  luckim,  t^pym  p'^rom^ 
zlym  dzefcyuom.  Dies  ist  auch  hauptursache  des 
Schwankens  und  der  Uneinigkeit  in  der  Orthographie^. 

3)  Eine  gewisse  dissimilatiou  kommt  vor  in  -yra'i  des 
instr.  pl.  der  adjectiva  und  -imy  der  1.  pers.  plur.,  die  im 
laufe  der  zeit  allmählich  in  -em'i  und  -emy  öbergehen» 
So  spricht  man  z.b,  für  dobrym'i  (mit  den  guten),  t^pym'i 
{mit  den  stampfen),  luckim'i  (mit  den  menschlichen )) 
pfednim'i  (mit  den  vorderen)  u.  s.  f.  jetzt  fast  allgemein: 
dobrem'i,  t9pem'i,  luclcem'i,  p^edhemi  u.  s.  f.;  f&r 
'cyhimy  (wir  thuen),  rob'imy  (wir  machen),  patfymy 
(wir  schauen)  u.  s.  w. —  cyhemy,  rob'emy,  patfemy. 

4)  In  den  denkmälern  des  16.  (seltner),  17.  (am  h&u^ 
figsten)  und  18  jahrh.  kann  man  diese  Vertretung  des  y 
oder  i  durch  e  im  part.  praet.^  das  temp.  praeter,  bildend, 
beobachten:  sing.  m.  bei  (er  war),  w'eäcel  (or  wahrsagte^ 
tocel  (er  drehte),  n.  beJo  (es  war),  welo  (es  heulte), 
zn^^^eto  s^  (es  hat  sich  gelockt),  fem.  zycela  (sie 
wünschte),  wystaw'ela  (sie  stellte  heraus),  pfem'QneJa 
s^  (sie  verwandelte  sich);  pl.  masc.  kup'eli  (sie  haben  ge*- 
kauft),  beli  (sie  waren),  zroVeli  (sie  haben  gemacht)^ 
omyleli  &q  (sie  haben  sich  geirrt),  belismy  (wir  waren); 
fem.  und  ntr.  bety  (sie  waren),  §pe<5e}y  (sie  entstellten)^ 
grozety  (sie  drohten)^  zawe^y  (sie  haben  geheult),  na- 
baw'ety  (sie  erfüllten,  verursachten)  u.  s.  f.  für  und  neben 
byl,  w'eÄcyt,  toöyl;  bylo,  wylo,  zn^dilo  i^^  2y- 
öyta,  pfem'enita  sq;  kup'ili,  byli,  zrob'ili,  omylili 
»§,    bylismy;     byly,    äpedity,    grozily,     zawyty. 


214  Baudoutn  de  Courtenay 

nabaw'ity   etc.     Dialectisch    und  von  einzelneD   pereonen 
kann    man   noch  heute  solche   formen  hören. 

5)  Das  adj.  frygijski  (phrygisch)  kommt  im  IT.jahrh. 
auch  als  fry^^jsKi  :  frygejsk^j  vor. 

6)  Aus  styr  (Steuerruder),  syr  (käse),  pastyf  (hirt), 
bohatyr  (held)  etc.  sind  die  darneben  gebrftuchlichen 
8ter  oder  st^r,  s^r  oder  ser,  pastef  oder  pastef, 
bohater  u.  s.  f.  entstanden. 

7)  £ine  ähnliche  erscheinung  wie  unter  6)  im  auslaute 
tritt  uns  auch  im  inlaute  entgegen.  So  werden  z.  b.  die 
Wörter  söyry  (lauter,  aufrichtig),  styrnik  (steuemianD) 
jetzt  meistentheils  ä6ery,  sternik  gesprochen.  Im  16., 
17.  und  18.  jahrh.  finden  wir  sporadisch  nom.  s.  f.  sela 
(kraft),  instr.  ^et^,  dat.  sele,  voc.  s.  m.  zb'ef  e  (raubmör- 
derl);  z  beließ  (mit  dem  beifufse,  artemisia  vulg.),  ba- 
rely  (gen.  sg.  oder  acc.  pl.,  fafs),  kelka  (ein  paar),  telko 
(nur),  mel^  i^  (sie  irren  sich),  cerklem  (mit  dem  zirkel), 
tegodüöf  (der  wochen,  —  was  den  anschein  einer  grö- 
fseren  ursprGnglichkeit  zeigt)  u.  f.  f.  f&r  und  neben  si)a, 
^it^,  ^ile,  instr.  zb'irem,  z  hylicq,  baryty,  Kilka, 
tylko,  myl<|  s^,  cyrklem,  cyrkulik  (kreischen),  ty- 
godnöf  u.  s.  f  Die  meisten  von  diesen  formen  kann  man 
noch  heute  zu  hören  bekommen.  —  Viele  Warschauer  spre- 
chen Jenny  (anderer),  jenstygowac  (anklagen),  jendyk 
(truthahn),  jembryk  (kaffeekanne)  u.  s.  f.  und  selbst  j$* 
stygowac,  j^üyk  (in  folge  der  hinneigung  zum  nasal- 
▼ocale  9)  für  jinny,  jiustygowac,  jindyk,  jimbryk; 
so  auch  lenija  oder  lenja  (linie),  lelija  (lilie)  f.  linija, 
lilija;  diese  letzte  form  lelija  habe  ich  auch  in  den  denk- 
mälem  des  Iß.  jahrh.  gefunden.  Einige  wenige  individuen 
sprechen  jetzt  z.  b.  selbst  b'elet  (billet)  flkr  b'ilet  u.a. 

Umgekehrt  näherte  sich  c  in  manchen  fallen,  als  ge- 
trübtes, dem  i  oder  y  und  ist  selbst  in  diese  Qbergegan- 
gen.  Dies  ist  der  fall  mit  -em  im  loc.  sg.  msc.  und  ntr., 
welches,  der  analogie  des  instr.  -ym  erliegend,  im  15.  und 
16.  jahrh.  in  «ym  überging.  So  auch  im  15.  und  16. jahrh. 
der  instr.  sg.  ntr.  von  den  contrahirten  stammen,  z.  b.  jim'e- 


einige  beobachtungeo  an  kindem.  215 

Qiiu  (mit  dem  gute)  im  unterschied  von  jim'enem  (mit 
dem  namen),  zbo^.ym  (mit  dem  getreide),  z  wcselim 
(mit  der  freude)  u.  s.  f.;  heute  nur  -em.  —  Im  16.  und 
17.  Jahrb.  finden  wir  forty  1  (kunstgrifif)  fOr  imd  neben 
forte!,  dyjamynt  (diamant)  f.  und  n.  dyjament,  dzito 
(werk)  f.  dzelo;  dzilo  sprechen  auch  jetzt  viele  Polen 
u.  s.  f.  u.  s.  f. 

Berlin,  mai  1868. 

J.  Baudouin   de  Courtenay. 


Einige  beobachtungen  an  kindem. 

Alle  im  folgenden  erwähnten  beobachtungen  habe  ich 
ao  polnischen  kindem  theils  selbst  gemacht,  theils  von 
glaub  würdigen  personen  vernommen;  nur  ein  einziger  fall 
bezieht  sich  auf  ein  russisches  kind. 

I.  Lautliches.  1)  u  fQr  i;  ein  dreijähriger  knabe: 
ja  b^df  möw'ul  f.  ui6w'it  (ich  werde  sagen);  später  mit 
):  omylul  s^  f.  omylit  i^  (er  hat  geirrt);  he  ma  älu- 
f6f  für  he  ma  älifof  (er  hat  keine  epauletten)  u.  ä. 

2)  e  für  a  in  folge  der  assimilation :  pow'eda  f&r  po- 
w'ada  (er  sagt)  u.  ä.,  wie  auch  von  manchen  erwachsenen 
gesprochen  wird. 

3)  §  f&r  Q  in  wyp^dzaj^  für  wyp§dzaj§  (sie  trei- 
ben aus)  u.  ä. 

4)  Manche  kinder  sprechen  j  für  r,  1,  1,  z.  b.  a)jak, 
iozum,  daj,  kjaje,  juja,  jiba,  jisa,  jidel,  jinek, 
daji  etc.  für  rak  (krebs),  rozum  ( Vernunft),  dar  (gäbe), 
kraje  (er  schneidet),  rura  (röhre),  ryba  (fisch),  rysa 
(spalte),  rydel  (spaten),  rynek  (markt),  dary  (gaben) etc.; 
b)  japa,  juäko,  jep,  daj,  jisy,  jiko,  daji  etc.  für 
tapa  (pfote),  l6äko(bett),  lep  (köpf),  dal  (er  gab),  lysy 
(kahlköpfig),  lyko(bast),  daty  (sie  gaben)  etc.;  c)jaska, 
jajka,    dajeko,   stfejam,    stfejiö,  daji,  jiua  u.  s.f 


ii6  Baüdonin  de  Courtenay 

Ar  laska  (stock),  lalka  (puppe),  daleko  (weit),  8tfc- 
lam  (ich  Bcbieise),  stf  elid  (du  wirst  scbieisen),  dali  (sie 
haben  gegeben),  lina  (seil)  n.  s.  w. 

Der  umstand,  dafs  sie  för  ryba,  rysa,  dary,  lysy, 
iyko,  daly  -^  jiba,  jisa,  daji,  jisy,  jiko,  daji  aus- 
sprechen, liefert  üebeu  vielem  andern  den  beweis  daftkr, 
daib  i  in  der  polniscbeii  spräche  (nicht  Orthographie)  int 
anlaute  und  nach  Vocalen  präjotirt  ist.  Denn  wenn  biet* 
blofs  r,  1  nicht  ausgesprochen  w&re,  dann  würden  diese  Wör- 
ter yba,  ysa^  ^^J^  y^y?  y^^^)  ^^y  lauten.  Dies  ist 
aber  nicht  der  fall;  der  vocal  y^  macht  keine  ausnähme« 
und  auch  vor  ihm  wird  anstatt  r  j  ausgesprochen.  Nuti 
folgt  eine  assimilation  des  vocals  y  an  den  Torangebendeil 
consonanten  j  (es  versteht  sich,  dafs  alles  dies  auf  einmal 
geschiebt,  nicht  nacheinander),  um  muskelthätigkeit  zu  er<- 
sparen,  da  der  Qbergang  der  sprachorgaue  von  j  zu  y  zu 
schwierig  ist.  So  geht  jy  in  ji  Ober,  und  der  anlaut  del* 
WOrtei*  jiba,  jisy  für  ryba,  tysy  stimmt  vollkommeo  zu 
dem  der  Wörter  jinny,  jich)  jim'^  u.  s.  f.  mit  ursprQng- 
liebem  j. 

5)  Viele  kinder  sprechen  1  f&r  t  und  r:  ilQr  tep, 
tapa,  tysy,  rura,  rak,  ryba  u.  s.  f.  —  lep,  lapa, 
lisy,  lula,  lak,  liba  (assimilation  des  y  an  den  voran» 
gehenden  palatalen  consonant  1^  ähnlich  wie  an  j). 

6)  r  flQr  }:  krutka  für  ktotka  (scblofs)  habe  ich  vod 
einein  dreijährigen  kinde  gehört. 

7)  Wie  bei  andern  Völkern,  so  splrechen  auch  bei  den 
Polen  viele  kinder  und  einzelne  erwachsene  d,  t  fOr  g,  k 
z.  b.  dura,  tura,  todut,  tot,  dadac  u.  s.  f.  f&r 
göra  (berg),  kura  (henne),  kogut  (bahn),  kot(katzeH 
gadac  (plaudern).  Mir  scheint  aber,  dafs  dies  keine  ge-> 
wohnlichen  dentalen  d ,  t  sind,  sondern  hinten,  am  gaumen 
entstehende,  vielleicht  an  die  sogenannten  sanskritischen 
cerebralen  erinnernde  laute. 

8)  Umgekehrt  brauchen  manche  kinder  k  Ar  t  nndp, 
z.  b.  krochy  ftkr  trochy  oder  trooh^  (ein  bilsebeD), 
kroi^k^  fQr  troäk^  (dass.);    zyk  für  zyt  (Jude);    kau- 


einige  beobachtungen  an  kindera.  217 

tofle  fOr  pantoflc  (pantoffeln);   komidoj  für  pomidor 
( liebesapfel). 

9)  s  fOr  z  im  unlaute:  sjcm,  slodzej,  s  maslem, 
srob'ic  etc.  für  zjem  (ich  werde  essen),  zlod^ej  (dieb), 
z  maslem  (mit  butter),   zrob'ic  (machen). 

10)  Wechsel  des  f  mit  ch:  sfiütuf  för  sfintnch 
(schweinhund),  chaust  fOr  und  neben  faust  (Paust). 

11)  Is  für  f  in  mulals  für  niulaf  (maurer),  übri- 
gens i  (&)  für  f,  wie  fast  allgemein  von  den  Polen  aus- 
gesprochen wird,  z.  b.  ine  ftkr  irue  (er  schneidet)  u.  s.  f. 
iüin  andres  kind  sprach  f  für  rz,  z.  b^  dfj  für  drzy  (er 
zittert)  u.  s.  f. 

12)  Es  ist  allgemein  bekannt,  dafs  die  Polen  kein  tö- 
nendes b  (wie  Böhmen  und  Kleinrussen^  z.  b.  hora,  hy-^ 
uonti  u.  8.  f.)  haben,  und  dafs  sie  dafür  ch  aussprechen. 
Nur  die  in  klein-  und  weifsrussischen  gegenden  lebenden 
machen  hier  meistentheils  eine  ausnähme.  Es  hängt  dies 
von  der  beschafFenheit  der  Sprachorgane  ab.  Indem  ich 
ein  fQnQftbriges  kind  hora^  buk,  halastra  aassprechen 
liefs,  hörte  ich  vora  oder  ora,  uk  oder  chuk,  alastra 
oder  chatastra. 

13)  ü  für  )  wird  auch  von  vielen  erwachsenen  Polen 
gesprochen,  z.  b»  üep  für  tep,  güaskac  für  glaskaci 
(streicheln),  myd&o  fQr  mydlo  (seife)  u.  ä. 

14)  Sogenannte  metathesis:  na  wdör  für  na  dwör 
fhioaus),  fka^ny  für  kfa^ny  (sauer);  fsina  oder  chfsiha 
fth*  sTina  (schwein);  okuralöf  für  okularof  (der  bril« 
len);  kawarel  (oder  kawalek)  für  kawaler  (jungge- 
Helle),  perelina  für  peleryna  (pelerine).  Damit  vergK 
das  in  manchen  gegenden  volksthümliohe  tko  für  kto 
\  wer). 

15)  Vermeidi!ng  des  hiatus:  poleta  für  poeta  (dicb-^ 
ter),  napolewon  für  napoleon  (Napoleon);  aber  eu- 
ropa. 

16)  Vereinzelt  habe  ich  gehört:  k  ftkr  6:  ne  plak 
fbr  ne  pta6  (weine  nicht);  t  für  p:  pogfet  für  pogf^p 
(begrftbnifs);    kn  für  km':   knotek  für  km'otek  (bauer); 


218  Baudottio   de  Courtenay 

Dt  fiQr  inp:  lonta  für  lompa  (eigeuname);  dv  ftkr  dj: 
dv'abet  fbr  djabet  (teufel);  bz  fQr  z  und  k  fbr  ka: 
bzankonc  fQr  zamkn^c  (scbliefsen);  mbl  f&rdn:  bem- 
blas  ftkr  bednaf  (böttcher);  sr  f&r  str:  sryj  f&r  stryj 
(onkel);  pologancka  bulka  fQr  posnanska  bulka 
(posenscbe  semmel);  jaglowa,  p'aglowa  f&r  pawlowa 
(frau  von  Paul);  assimilatioo :  rutro  fQr  jutro  (morgen); 
Verkürzung:  ksander  f&r  aleksander  (Alexander). 

17)  Eine  merkwürdige  contraction:  pajanna  aus 
panna  joanna  (frAulein  Johanne). 

18)  Ein  russisches  madchen,  wenn  man  es  lateinisches 
ecclesia  auszusprechen  aufforderte,  konnte  es  auf  keine 
weise  aussprechen,  sondern  sprach  immer  daftlr  kjeza, 
ganz  genau  wie  italienisches  chiesa. 

II.  Stammbildung.  1)  WurzelgcfQhl.  Für  tytki 
waden)  brauchte  ein  kind  primäres  Ijdj;  f&rsdj^cein 
anderes:  zdym^c  (z-d-im-^-c). 

2)  Odebr^  fQr  odb'or^  oder  odb'er^  (ich  werde 
abnehmen). 

3)  FQr  zato^Q  (ich  werde  legen)  —  zaktadnf  voo 
der  gleichbedeutenden  wurzel  ktad-,  wovon  das  verbam 
imperfectum  zakladac. 

4)  Suffixe:  von  p'es  (hund)  bildete  sich  ein  kind  das 
deminutivum  psunek,  von  gruby  (dick)  den  comparadv 
nicht  grupdy,  sondern  grub'ensy;  fbr  po^^sc  (aus 
po*s^d-c,  verb.  perf.,  in  besitz  nehmen)  —  pos^dzic; 
von  der  wurzel  kop-  (verb.  kopac,  stofsen  mit  den  fllfsen) 
subst.  kops  (das  stofsen).  Ein  anderes  kind  bildete  sich 
vom  stamme  powoz-  (nom.  powös,  kutsche)  ein  subst. 
fem.  powoina  ftkr  wozowna  (wagenremise),  und  von  der 
wurzel  }yk-  (verschlingen)  subst.  m.  tykaö  f&r  gardlo 

(kehle). 

5)  Wechsel  der  Präpositionen :  zakrajac  flkr  pokra- 
jac  (schneiden),  podyfyd  ftkr  rosä^fyc  (verbreiten),  ve- 
skryc  f&r  otkryd  oder  roskryd  (aufdecken). 

6)  Verba  denominativa:  vom  subat.  lak  (ai^ellack), 
zalakowac  f&r  zapec^towac  (ai^eln);    von  slonce 


einige  bcobachtungen  an  kindeni.  219 

(sonne)  unpersöoliches  sloucac  s^,  z.  b.  sloncalo  iq 
filr  stonce  sf'öcilo  (die  sonne  schien);  vom  subst.  masto 
(buttcr)  namaslowac  fQr  posoiarowac  roastem  (mit 
biitter  beschmieren)  u.  s.  f. 

lU.  Wortbildung.  1)  Fut.  zabra  (nach  analogie 
▼on  da,  ma,  sc^ga  u.  s.  f.)  fQr  zab'efe  (er  wird  weg- 
nehmen) u.  8.  f. 

2)  Futurum,  mittels  des  verbums  chc^  u.  s.  f.  (ich 
will)  gebildet,  z.  b.  chc^  zledec  fQr  zlec^  (ich  werde 
herabfallen). 

IV.  Syntactisches.  1)  Anstatt  des  pronom.  possess. 
ward  der  gen.  pron.  pers.  gebraucht,  z.  b.  6y  to  6eb'e  jest 
otöwck  fQr  67  to  tfoj  otöwek  (ist  dies  deine  bleife- 
der)  u.  s.  f. 

2)  Die  meisten  kinder  trennen  die  personalendungen 
von  dem  conditionalen  by  (ehemaliger  aorist)  ab,  z.  b.  ja 
bjf  c5i  zaras  oddaUm  fQr  ja  bym  ci  zaraz  odda)  (ich 
möchte  dir  gleich  abgeben)  u.  s.  f. 

y.  Lexicalisches.  1)  Ein  kind  nannte  sich  selbst 
tocis,  kartoffeln  taua;  ein  zweites  nannte  kartofpeln  kal- 
kalki  (gemination  fQr  kartofle),  den  thee  balkulka 
(f&r  herbata),  den  zucker  ary  (fQr  cul^er),  den  brun- 
nen  karyk  (für  studna),  trommeln  duchns|(5  (aus  d^c 
f  tr^by  für  tr^b'ic),  springen  pyrgac  (für  skakad), 
den  umwölkten  himmel  rosmane  nebo  (fQr  pochmurne 
nebo). 

2)  Viele  kinder  brauchen  onomatopoetische  wörtchen, 
um  die  thiere  zu  bezeichnen,  z.  b.  ol  ol  jidze  mti!  (siehe 
da!  siehe  da!  es  geht  ein  ochs  oder  eine  kuh  —  poln.  Vo} 
oder  krowa),  be!  (schaf,  poln.  ofca)  u.  ä. 

VI.  Dafs  auch  die  kinder  gleichlautende  aber  verschie- 
denes bedeutende  Wörter  durch  kleine  lautverfinderungen 
schattiren,  dafQr  kann  ich  einen  beweis  anf&hren.  Als 
nftmlich  ein  kind  das  rätsei:  co  to  zVefe  ma  6tyry 
nogi  i  pefe?  (was  fflr  ein  thier  hat  gefieder  und  fQfse 
vier?)  hörte,  sagte  es:  ne  möw'i  &q  p'^re,  tylko  p'ife 
(p'^fe),     bo    to   kob'^ta   p'efe  (man    darf  nicht  p'efe 


220  Baudouin  de  Courtenay 

V 

sagen,     soadern    p'ife    [gefieder],     denn    eiu    weib   p'efe 
[wäscht]). 

Berlin,  juni  1868. 

J.  Baudouin   de  Courtenay. 


Zetacismus  in  den  denkmälern  und  muudarten 

der  polnischen  spräche. 

In  einem  denkmale  des  15.  jabrb.  lesen  wir  nicht  nur 
loc.  sg.  msc.  bodze,  wo  -je  dio  endung  ist,  und  nom.  pl. 
studzy  (beide  wie  gewöbnlicb),  sondern  aucb  vor  den 
endungen  -y,  -e  verwandelt  sich  dort  g  in  dz  oder  dz; 
so  z.  b.  pfed  bodzem  oder  bodzem  (?  vor  gott)  ftkr 
bogem  (bekanntlich  müssen  im  polnischen  g  und  k 
vor  e  und  y  palatal  ausgesprochen  werden,  g,  k,  onge^ 
ftbr  wie  deutsches  k  in  kind,  g  in  giefsen,  und  dann 
geht  y  in  i  über),  drodze  kam'ene  (kleinode)  ftür  dro^e 
kam'eüe,  drodzim  kam'enim  (mit  kleinoden)  f&r  dro- 
gim,  tyto  k^^dzi  (diese  bücher)  fdr  k^^^i,  drudtfi 
pfyktat  (ein  anderes  beispiel)  tQr  drugi,  ubod^i  (m 
armer)  für  ubo^i  u.  s.  f. 

In  demselben  denkmale  lesen  wir  ogzeii  fbr  ogeü 
'(teuer);  dies  ist  kein  schreib-  oder  druckfehler,  da  es  sb 
zwei  stellen  so  vorkommt.  Damit  vergl.  ks^c  (priester, 
ehemals  fürst),  k^^ga  (buch)  für  kqc,  l£^ga  (kj^c, 
kJQga),  und  dies  iür  knc^c,  kh^ga)  oder  eher:  knig« 
SS  kinga  3s=  k^ga  =  ks^ga. 

In  einer  polnischen  mundart,  nämlich  bei  den  soge> 
nannten  Kurpiken  im  gubernium  tiomia  (früher  Plock), 
erliegen  auch  die  labialen  consonauten  dem  zetacismus. 
So  z.  b.  biaty  ßXr  b'aly  (weifs),  kobzatka  fllr  kob'atka 
(lüschke),  kobzita  für  kob'eta  (weib),  biatka  filr 
b'atka  (ehefrau,  in  der  schriftspraohe  und  sonst  iona  ge- 
nannt), obzat  für  ob'at  (mittagessen),  psiwo  fbr  piwo 
«(hier)  u.  s.  f. 

Berlin,  juni  Ibti^.       J.  Baudouin  de  Courtenay. 


Wechsel  des  s  (s,  s)  mit  ch  in  der  poln.  spräche.  22t 

Wechsel  des  s  (s,  s  )  mit  ch  in  der  polnischen 

Sprache. 

Es  18t  eine  längst  anerkannte  thatsache,  physiologisch 
vrie  aach  historisch  begründet,  dafs  s  (s,  s)  und  ch  in 
einander  übergehen.  Nichts  desto  weniger  meine  ich,  dafs 
(iirecte  beweise  nicht  überflüssig  sind. 

In  den  verschiedenen  ausgaben  desselben  buches, 
X.  Marcin  Smiglecki«  O  Lichwie  y  wyderkach, 
finden  wir:  in  zwei  ausgaben  von  1596:  pokazalismy, 
1621,  1640,  1641,  1753:  pokazalichmy  (wir  zeigten). 
Hier  liegt  uns  eine  merkwürdige  Vermischung  des  ehema- 
ligen aoristi  mit  dem  pr&teritum  vor,  durch  den  Übergang 
des  8  in  ch  ermöglicht.  In  der  1.  pers.  sing,  aber  wurde 
ch  in  bych  als  personalendnng  angesehen  und  vom  m 
verdrängt,  wie  auch  heute  -^my  im  plur.  widzelismy 
n.  s.  f.  als  personalendung  gefühlt  und  von  m  verdrängt 
zu  werden  beginnt:  w'idzelim  u.  s.  f.  für  Widzelismy 
(wir  sahen). 

Im  17.  jahrh.  finden  wir  in  einem  und  demselben  buche 
neben  einander  formen  von  syn^c  und  chyni|c  (sich  be- 
wegen, losmachen,  aufmachen),  dyn^fSy  sf  neben  ocby- 
nona,  ocbyne  ^§,  ochyn^t  s^,  chyn^c  sq. 

Noch  in  der  jetzigen  spräche  hören  wir  äypki  neben 
chypki  (rasch),  sf intus  neben  sfiütuch  (schweinhund), 
zdiis  oder  Zdzicho  ( Zdzislavchen ),  stas  oder  stach 
oder  stacho  (Stanislavchen)  u.  s.  f.  Weitere  beispiele  aus 
allen  slawischen  sprachen  kann  man  bei  Safarik,  O  pfe- 
tvofovani  hrdelnich  souhlasek,  Cas.  öesk.  Mus.  1847.  I. 
37-^71,  nachlesen. 

Dieser  Wechsel  des  s  und  i  mit  ch  ist  im  wesen  der 
polnischen  spräche  so  tief  begründet,  dafs  er,  gleichsam 
als  oonsonantische  Steigerung,  zur  differenzierung  der  be« 
deutang  benutzt  wird  (oonsonantische  flexion).  Mit  der 
Veränderung  des  wnrzelhaften  s  (oder  s)  in  ch  nämlich  be« 
zeichnet  man  die  gröfse  oder  die  pluropheit  des  betreffen« 
^^0  gegenständes,    z.  b.  nos  (nase),    noch   (eine  grofse, 


222  Ebel 

* 

plampe  nase);  w^ 8  (Schnurrbart),  wqch  (ein  grofser  Schnurr- 
bart); wtosy  (haare),  wtochy  (dass.  grob);  klu8ek(klor8), 
kluch  (ein  grofser  klofs);  fradka  (kleinigkeit),  fracba 
(dasselbe  grob);  kiäka  (blutwurst),  kicha  (eine  grofse 
blutwurst)  u.  s.f.;  ebenso  kalose  (kaloschen),  kalocby 
(dass.  grob). 

Berlin,  juni  1868. 

J.  Baudouin  de  Courtenay. 


Neutra  auf  -as  im  altirischen. 

In  einem  augenblicke,  wo  ich  von  der  unsäglich  mfibe- 
vollen  arbeit  an  der  Gramm.  Celt.  ein  wenig  „an  den  luft^ 
trete,  wenn  auch  „in  den  ringen^,  sehe  ich  mich  danach 
um,  was  ich  wohl  unter  den  mancherlei  interessanten  er* 
gebnissen  meiner  arbeit  unsern  lesem  als  das  interessanteste 
bieten  könnte.  Da  lohnt  es  denn  wohl  einen  blick  auf  die 
altirischen  neutra  zu  werfen,  deren  ausscheidung  und  ver- 
theilnng  mir  mitunter  nicht  geringe  Schwierigkeiten  ge- 
macht hat. 

Am  leichtesten  stellen  sich  im  ganzen  die  neutralen 
a-  (vorzüglich  die  ia-)  Stämme  dar,  unter  denen  etwa  fol- 
gende besonders  nennenswerth  sind:  sil  (same,  neuir.  tio/), 
gen.  Sil  (sil),  als  neutrum  erwiesen  durch  die  glosse:  is- 
hoisaac  dofuis^mthar  asil  nairegde  (ex  I.  genera- 
bitur  setnen  eins  principale)  Wb.  4,  und  leth  (dimidiom), 
bekannt  aus  leth  ngotho  Sg.  5a,  von  leth  (latus)  ge- 
schieden durch  den  dat.  leuth:  noichthiche  oolleuth 
du&rim  (29|  tag  zu  zählen)  Cr.  3b;  doch  bleiben  uneot- 
schiednen  geschlechts  cumang,  fulang,  fugall,  t6r- 
mag  (Ar  welches  atormag  Sg.  fxS  nicht  beweisend  ist, 
da  a  auch  pron.  poss.  sein  könnte),  ilar  und  die  entspre- 
chenden zahlsubstantiva. 

Dagegen  geben  sich  als  i-stämme  von  vornherein  mir 


nentra  auf  -as  im  altirischen.  223 

folgende  deutlich  durch  den  nmlant  im  nom.  acc.  kund: 
muir  (meer),  acc.  issammuir  Tr.  132  (St.  Goid.  14), 
guin  (wunde):  angnin  Ml.  55r,  bu&id  (sieg):  niba  6in 
gebas  ambu4id  hu&ibsi  (non  erit  unus  e  vobis  qui 
accipiet  palmam)  Wb.  Ha.  Drei  andre,  rind  (gestirn), 
tir  (ager),  mind  (insigne,  diadema),  sind  nach  dem  altiri- 
schen nicht  bestimmt  unterzubringen,  da  u-umlaut  oft  un* 
terbleibt,  wie  in  bith  (mundus),  bei  i  regelmäfsig,  und  der 
einzige  casus,  der  bei  rind  und  mind  den  ausschlag  ge- 
ben könnte,  der  dat.  sing,  nicht  belegt  ist;  ich  habe  mich 
daher  an  das  einzige  uns  noch  zu  geböte  stehende  hfilfs- 
mittel,  an  das  neuirische  um  auskunft  gewandt,  und  das 
bietet  uns  alle  drei  ohne  o:  tir^  mind,  rtnit,  wonach  es 
i-st&mme  sind  (und  der  dat.  plur.  rendaib  eine  wunder- 
liche anomalie). 

Noch  schlimmer  sind  wir  mit  den  u- stammen  daran, 
wo  sich  deutlich  als  neutrum  und  zugleich  als  u- stamm 
nur  dorus  (thür,  dat.  pl.  merkwQrdiger  weise  doirsib) 
zo  erkennen  gibt  und  die  nebenform  recht  (sonst  m.) 
nebst  desimrecht  (exemplum).  Bei  andern  sind  wir  entwe- 
der des  genus  nicht  sicher  wie  bei  ith  (getreide),  sruth 
(flois),  loch  (see),  die  ich  wegen  der  heutigen  ioth  f.,  sroih 
f.  O'B.  neben  sruth  m.  O^Don.,  loch  m.  f.  fflr  neutra  halte, 
—  fid  (bäum),  das  ich  vor  zwölf  jähren  als  neutr.  ange- 
setzt, habe  ich  l&ngst  als  masc.  aus  in  fid,  fid  aile  Z.  606 
erkannt  —  oder  wir  mflssen  den  stammauslaut  erst  aus  dem 
nenirischen  folgern,  so  bei  öl  (potus),  lind(liquor,  potus), 
lin  (numerus),  heut  d/,  Uon.  Das  ist  nun  bisjetzt  unser 
ganzer  Torrath  mit  ausnähme  eines  einzigen,  *suth,  das 
nur  im  gen.  sg.  sotho  und  nom.  plur.  na  sothe999.  1000 
vorkommt,  heut  suih  (ohne  genusangabe  bei  O'R.)  oder 
ioth  f.  (frucht);  das  e  in  sothe,  welches  bei  fem.  nie  vor- 
kommt aufser  durch  assimilation  (in  delbe  und  litre), 
nebst  dem  artikel  na  beweist,  dafs  wir  ein  neutrum,  die 
heutige  form,  dafs  wir  einen  u-stamm  vor  uns  haben. 

Nun  bleiben  uns  aber  noch  eine  anzahl  Wörter  flbrig, 
die  mehr  oder  minder  entschieden  sich  als  neutra  kund- 


224  Ebel 

geben,    aber  solche  abweichungen  von  den  bisherigen  zei- 
gen,   dafs   man  sie  keiner   von    den  drei  classen  zuweisen 
kann  and  sogar  theil weise  für  feminina  gehalten  hat,   wo- 
gegen doch  mehrere  formen  aufs  deutlichste  sprechen.  Ge- 
nauere betrachtung  hat  mich  zu  dem  resultate  gefilhrt,  dalis 
dies  die  neutralen  -as- stamme  sind,  deren  existenz  im  kel- 
tischen  wir    alle   bisher   geleugnet  haben,     i)  teg,   tecb 
(haus),  neuir.  teachj  erweist  sich  als  neutrum  durch  artikel 
und  transportiertes  u*)  im  nom.:  ni  döir  ateg  noiged- 
sin  (non  ignobilis  haec  domus  hospitum),  leissom  atech 
didiu  (illius  igitur  domus)  Wb.,    istech  ndagfir  (est 
domus  boni  viri),  cultech  ndemin  (culina  secura)  cann. 
Ml.  —  gen.  intige  Cod.  Mar.  Sc,    indidultaigae  (gl. 
fani)  Sg.  —  dat.  i Sinti g  (in  domo)  L.  Hymn.  (Goid.  71), 
itaig,  itaig,  hitaig  Wb.  —  acc.  natürlich  wie  der  Dom. 
tech  Broc.  hymn.  undGoid.  71.  Eine  schwesterform  ^stei; 
(vgl.  riyog  und  (fTiyog)  steckt  in  den  heute  noch  üblichen  adv. 
astigh  (drinnen,  dat.)  und  asteach  (hinein,  acc),  deren  unter« 
schied  nur  von  dem  alten  neutrum  aus  zu  begreifen  ist. — 
2)  nem  (bimmel),  jetzt  neaihy   schliefst   sich  in  der  form 
ganz  an  teg  an;  gen.  nime,  dat.  loc.  nim,  acc.  nem;  pl. 
gen.  secht  nime  (Septem  caelorum)  Fei.,  dat.  nimib  Sand, 
hymn.,  acc.  nime  SM.     Zeuss   hat  das  wort  als  fem.  auf- 
geführt,  Stokes  und  ich  haben  das  in  gutem  glauben  an- 
genommen und  einen  streit  um  das  wort  geffihrt,   in  dem 
jeder  recht  und  jeder  unrecht  haben  mufste,  weil  sich  die 
formen  von  dieser  Voraussetzung  aus  gar  nicht  begreifen, 
geschweige  denn  erklären  liefsen.     Gegen  das  fem.  spraeli 
aber  schon   der  acc.  nem    an  drei  stellen   des  cod.  Wb., 
von  denen   ich   die  dritte,    weil  sie  neu  ist,    miitheile:   is 
assu  linn  scarad    friarcorp  massu   düng  anroga* 
dammar  .i.  techt   innarcorp    fernem   (2.  Cor.  5,  8; 
est  facilius  nobis  separari  a  corpore  nostro,  si  est  impoe* 
sibile  id  quod  rogavimus,  i.  e.  esoendere  in  corpore  nostro  in 

*)  Siehe  darüber  Celtic  Stadies,  p.  91,  not.  77. 


nentra  «of  -aa  im  alUrischen.  225 

caelum),  nirgends  nim,  neben  dem  ebenso  unabänderlichen 
dat.  nim;  Z.  nahm  zwar  an,  dafs  sogar  der  nom.  gele- 
gentlich nim  heifsen  könnte,  indessen  das  ist  ein  gewal- 
tiger irrthum,  hervorgegangen  aus  einer  völligen  misdeu- 
tiing  des  anfangs  der  Inc.  Sg.,  die  ganz  unverkennbar  den 
loc.  enthält*):  ni  artu  ni  nim  ni  domnu  ni  muir  ar- 
ooib  briathraib  etc.  (non  altius  quidqnam  in  caelo,  non 
profundius  quidquam  in  mari  quam  sacra  verba).  Den 
diplomatischen  beweis,  dafs  nem  kein  fem.  ist,  der  uns  bis 
dahin  noch  fehlte,  hat  Colman's  hymnus  (Goid.  78)  gelie- 
fert, wo  es  in  v.  31  heifst:  flaithem  nime  locharnaig 
(dominus  caeli  lucernosi),  also  das  zugesetzte  adj.  entweder 
masc.  oder  neutr.  ist,  gegen  das  masc.  sträubt  sich  aber 
der  acc.  plur.  —  3)  leth,  led  (latus),  nom.  alled  Wb., 
dat.  leith,  gen.  du.  indaleithesin  Sg.  wird  durch  die 
analogie  der  beiden  vorigen  gestützt.  —  4)  mag  erscheint 
zwar  mit  neutralem  artikel  im  nom.  ammag  Wb.  nur  in» 
der  bedeutung:  ort,  indessen  findet  sich  der  acc.  mag 
(campum)  auch  bei  Tir.  neben  dem  gen.  maige  Broc.  h., 
muige  Corm.  und  dem  dat.  maig  Br.  h.,  muich  Corm., 
es  ist  also  am  genus  nicht  zu  zweifeln;  dat.  du.  indib- 
maigib  im  Ortsnamen  bei  Tir.  Besonders  ist  zu  bemer- 
ken, dafs  dat.  und  acc.  sg.  bis  auf  den  heutigen  tag  in  den 
adverbien  amaigh  (drau&en)  und  amach  (hinaus)  erhalten 
sind,  die  genau  ihren  oben  angeführten  gegensätzen  astigh 
ond  asteach  entsprechen.  —  5)  sliab  (berg),  als  neutr. 
erwiesen  durch  das  n  in:  sliab  nossa  (gl.  monsOssa)  Sg. 
bei  Z.  55,  gen.  intsleibe  (buch  von  Lism.  bei  O'C.  594), 
dat.  sleib  Wb.  Ml.  L.  Ardm.,  acc.  i  sliab  n-üaid  (in 
inoDtem  Faad)  SM.  68;  plur.  nom.  siebe  F^L,  dat.  slebib 
Ml.  Hier  habe  ich  anfS&nglich  an  ein  ähnliches  Verhältnis 
wie  bei  cian  (longns,  longinqnus,  remotus)  gedacht,  neben 


*)  Man  beachte  das  zweimal  deutlich  unterschiedene  ni  —  n{  und  die 
völlige  nnhaltbarkeit  der  annähme  Ton  abstracten  Substantiven  anf  -n  statt 
-tu  (sogar  foirbthetn  n.  a.  w.)t  wihrend  artu  ^  arddn,  arda  nnd 
domna  als  comparative  beide  belegt  sind. 

Beitrftge  x.  vgl.  sprachf.  VI.  2.  15 


226  Ebel,  nenira  tof  -as  im  altirischeD. 

dem  ein  dat.  cein  aaftritt  (gall.  Cöno-mani  und  C&ni- 
magni);  die  analogie  der  übrigen  Wörter  gibt  aber  eioe 
einfachere  erklftrong  an  die  band.  —  6)  16g  (pretium)  mit 
transportiertem  n  noch  im  SM.  log  nenech  (pretium  ho« 
noris)  92,  gen.  indl6ge  Wb.,  acc.l6g  Wb.,  luach  (gl. 
fenus)  Sg.  —  7)  glün  (knie)  und  8)  dün  (bürg)  allerdings 
nur  aus  dem  gen.  duine  SM.  und  den  pluralformen  nom. 
glüne  (Goid.  VII),  gen.  glunaß  Ml.,  dat.  glunib,  acc. 
gliine  Sg.  zu  folgern,  aber  der  gen.  sg.  gluine  und  nom. 
plur.  glüine,  duine  existiert  heute  noch. 

Alle  diese  Wörter  zeichnen  sich  nun  durch  den  gegen- 
satz  zwischen  nom.  und  acc.  sing,  einer-,  den  übrigen  ca- 
sus andrerseits  in  einer  solchen  weise  aus,  dafs  wir  diesen 
gegensatz  nur  aus  einem  stamme  mit  yocalwechsel  (i  und 
a,  oder  e  und  o)  erklären  können.  Da  ein  solcher  stamm 
nicht  wohl   auf  einen  vocal  enden  konnte,   so  müssen  wir 

*  annehmen,  dafs  er  auf  den  consonanten  endete,  der  nach 
festem  gesetz  beständig  ausfiel,  also  auf  s.  Dazu  kommt 
als  bestätigung,  dafs  mehrere  der  angeführten  Wörter  sich 
in  andern  sprachen  mit  offenbarem  as- stamm  wiederfin- 
den: teg  Steg  =s  riyoq  (Tviyos^  nem  :=  vitpog  und  sla?. 
nebo,  leth  =  lat.  latus,  mag  =  skr.  mahas.  Wir 
dürfen  also  erschliefsen: 

Sing.: 


N.  A. 

nemas 

nem 

nem 

G. 

nemisas 

nimeas 

nime 

D-L. 

nemisi 

nimi 

nim. 

Plur. : 

N.  A.  nemisä  nimea         nime 

6.  nemisän  nimean        nime(n) 

D.  nemisibjas  nimibas  nimib. 
Besonders*  wichtig  mufs  aber  der  umstand  erscheinen,  dals 
wenn  wir  statt  i  und  a  nach  anderweitigen  analogien  e  und 
o  setzen,  die  zu  folgernde  gallische  grundform  dieser  de-  1 
clination,  soweit  eine  vergleichung  möglich  ist,  aufs  haar  i 
mit  der  griechischen,  näcbstdem  mit  der  lateinischen  und 
slaviscben  übereinstimmt,  vor  allen  dingen  der  vocalwecb- 


i 


Stokea,  Endlichen  glossar. 


227 


8el    durch    alle    diese   sprachen    hindurchgeht.     Man   ver- 
gleiche: ^ 

Sing. : 

viffog 

vicpBog 

vifft'i 

nur.: 


nemos 
*neme(8)o8 
*Deme(8)i 


latus 

lateris 

lateri 


nebo 

nebese 

nebesi 


*neme(8)a 
*neme(8)on 
*Deme(8)ebos 
Juli  1868. 


nebesa 
nebesü 


latera 
laterum 

{vB(piaoai)  lateribus    nebesemü. 

H.  Ebel. 


Endlichers  glossar. 

i,De  nominibus  gallicis^.  Hoc  capnt  integrum  descri- 
bimiis:  Lugduno,  desiderato  monte;  dunum  enim  mon- 
tem.  Aremorici,  antemarini;  quia  are  ante.  Arever- 
nus;  ante  obsta.  Roth,  Tiolentum,  Dan  et  in  gallico  et 
in  hebreo  judicem;  ideo  hrodanus;  judex  Tiolentos. 
Brio;  ponte.  Ambe;  riyo.  Interambes;  inter  rivos. 
Lautro;  balneo.  Nanto;  valle.  Trinanto;  tres  valles. 
Anam;  paludem.  Caio;  breialo  sive  bigardio.  Onno; 
fiumen.  Nate;  fili.  Cambiare;  rem  pro  re  dare.  Avallo; 
poma.  Doro;  osteo.  Renne;  arborem  grandem.  Trei- 
cle;  pede. 

Gatalogns  codd«  mss.  bibl.  palat.  yindob.,  pars  I. 
Vindobonae  1836,  p.  199. 

Stephan  Endlicher  fand^das  oben  angefbhrte  glossar 
in  einem  manuscript  des  9.  jahrh.  in  der  hofbibliothek  zu 
yfieu.  Aufser  Zeuls,  der  es  auf  p.  1 3  seiner  Gramm.  Cel- 
tica  citiert,  hat  bis  jetzt  niemand,  so  viel  ich  weifs,  von 
demselben  kenntnis  genommen. 

Der  name  Lugdunum  („Lyon^)  wird  ebenso  erklärt 
in  den  Notae  Veteres  ad  Itinerarium  Burdigalense  bei  Du- 
cange  und  auch  bei  Diefenbach  (Origg.  Europ.  325).    Die 

15* 


228  *   Stokes 

älteste  gallische  form  ist  Lugadanon  {^ovyovSovvov^ 
vvv  de  jiovySovvov  xaXovfABvov^  Dio  Cassius  XL  VI,  c«  50), 
das  Siegfried  fQr  ein  oompositam  hielt  aus  lugu  „klein' 
(ss  ir.  lü,  compar.  laigiu,  ^-Aa;|fi^g,  lagha-s)  und  dü- 
non  (latinisiert  dunum),  hier  durch  „mons^  glossiert  und 
bei  Plutarch  de  fluni,  durch  ronov  i^ix^vra.  Es  ist  das 
irische  dün  castrum,  altw.  din  (gl.  arx),  nhd.  zäun.  Wenn 
man  sich  des  beständigen  gebrauchs  der  deminutiva  in 
hypokoristischem  sinne  erinnert,  hat  es  keine  Schwierigkeit 
zu  verstehen,  wie  ein  wort,  welches  eigentlich  „mons  par- 
Tus^  bedeutete,  durch  „mons  desideratus^  erklärt  werden 
konnte.  % 

Aremorici  (gl.  antemarini),  are  (gl.  ante),  arever- 
nns  (gl.  ante  obsta).  Eine  der  ersten  dieser  drei  ähnliche 
glosse  wird  citiert  bei  Diefenbach  (Origg.  p.  231)  aus  dem 
Itin«  Hieros.  „aremorici  ante  mare;  are  ante,  more 
dicnnt  mare;  et  ideo  Morini  Marini^.  Die  präposition 
ard  (der  vers  des  Ausonius  beweist  die  länge  des  e)  ist 
▼on  Ebel  (Beiträge  111,36)  mit  naqal  verglichen  worden, 
morici  ist  der  nom.  plur.  maso.  von  moricos  marinns, 
einem  adjectiv  von  mori  (ir.  muir,  w.  mor)  as  lat. 
mare. 

In  arevernus  (gl.  ante  obsta)  sehe  ich  eine  zweite 
pers.  sg.  imper.  medii.  Das  s  entspricht  dem  skr.  sva  in 
bhara-sva  =  tpigov  fQr  ^tpeg-i-^ao.  Was  die  Wurzel  von 
vernus  „obsta^  anbetriffl;,  so  möchte  ich  dies  verbum  mit 
skr.  vrnömi  von  vr  „to  resist^  vergleichen,  vernus  = 
vrnuiva.  Ein  anderes  beispiel  dieser  form  auf  s  ist  viel- 
leicht das  datalages  der  inschrift  von  Poitiers.  Auch 
andere  spuren  des  mediums  sind  bereits  im  keltischen  ge- 
funden worden,  wenn  ich  recht  habe  mit  meiner  erklämng 
des  verb.  subst.  as  Beitr.  V,  313  und  des  namens  Ssr 
gramnos  ib.  363. 

Die  glosse  hrodanns  —  leg.  rhodanus  —  (gl*  j°' 
dez  violentus)  findet  sich  auch  in  dem  Itin.  Hieros.  bei  Die- 
fenbach, Origg.  pp.  407.  408,  wo  die  erste  silbe  besser 
durch  „nimium^  erklärt  wird.    Die  richtige  lesung  ist  ro- 


> 


Endlichen  glouar.  239 

-danos  oder  ro-dano8.  Ro  ist  das  wohlbekannte  inten- 
sivpräfix  (Z.  829.  833)  und  danus  Judex^  ist  eine  ablei- 
tung  Yon  der  wurzel  dhä,  wie  griech.  &i'fiig^  z.  d&-tam, 
got.  dom-8,  engl,  doom,  altir.  er-datbe  (gl.  jadicii) 
Lib.  armacb.  10.  a.  2.  Der  flufsname  Kodanus  von  der 
Wurzel  rad  findere,  fodere*)  hat  nichts  damit  zd  thun. 

Brio  (gl.  ponte)  scheint  ein  ▼  zwischen  den  vocalen 
verloren  zu  haben,  wenn  wir  uns  der  formen  Brivoda» 
rnm  (später  Briodurum),  Brivo-Isarae  „Pont-Oise% 
Samaro-briva  etc.  erinnern.  Dann  ist  bri(v)o  der  abl. 
sg.  eines  gallischen  brivos  (brivon?),  brücke,  das  nach 
Pictet  verwandt  ist  mit  w.  briw  „a  cut^,  briwio  „to 
break'^,  gerade  wi^  deutsch  brücke  mit  brechen. 

Ambe  (gl.  rivo)  ist  der  abl.  sg.  und  ambes  in  in- 
ter-ambes  (gl.  inter  rivos)  der  acc.  pl.  von  ambis,  einem 
i-thema,  von  der  wurzel  AB,  wie  der  gallische  flufsname 
A-m-bris,  w.  A-m-byr  (Lib.  Land.  165, 191,  216),  o-fA- 
'ßgog,  i-m-ber,  skr.  a-m-bu  „aqua^  (GlQck,  Neuejahrb. 
1864,  p.  600).  Wir  finden  die  unnasalierte  wurzel  in  Abona 
(Tacit.  Ann.  XII,  3l),  jetzt  Avon,  !^ßog  Ptol.  II,  2;  Abu- 
sina,  ir.  abh  „fluvius'^  und  aibhell  .i.  uisce  „wasser^. 

Die  präposition  inter  (altir.  eter,  etar,  Zeufs  6.  C. 
615)  ist  das  lat.  inter,  osk.  anter;  ich  finde  sie  nicht  in 
den  britischen  sprachen.  Der  auslautende  vocal  im  ver- 
wandten corn.  yntre  (bret.  entre)  bleibt  mir  dunkel. 

Lautro  (gl.  balneo)  ist  der  abl.  sg.  eines  gallischen 
lautron  =  Xovtqov^  lat.  lübrum  in  pol-lübrum,  altir. 
16thar  (gl.  alveus)  Z.  744,  mbr.  louazr,  wz.  LU,  von 
der  auch  luo,  lustrum. 

Nanto  (gl.  valle)  ist  gleichfalls  der  abl.  sg.  eines  neu- 
tralstammes  auf  o.  Ich  würde  nantu  erwartet  haben  (vgl. 
bratu-de),  denn  die  ableitnng  Nantuates  deutet  auf 
einen  u -stamm.  Der  nom.  (oder  accus.?)  pl.  dieses  Wor- 
tes erscheint  in  tri-nanto  (gl.  tres  valles),   wo  nantö, 


*)  Cf.  Xdifa^Qoq-  So  Ut  der  flufsname  Scultenn«,  S>tovXTa*ra  (in 
Gallia  ciepadaD»)  verwandt  mit  ir.  scolta im  „tcindo,  diflindo*,  lat.  culter 
ftkr  ^eoalter? 


230  Stokei 

wie  avallö  (gl.  poma)  zu  vergleichen  ist  mit  dem  acc. 
pl.  dvorico  „portious^,  den  Pictet  neuerlich  in  der  galli- 
schen inschrift  von  Gueret  gefunden  hat:  Sacer  Peroco 
ieuru  dvorico  V.  S.  L.  M.  Hier  ist  natürlich  ö  =  lat. 
-ä,  gr.  -a;  im  altirischen  fällt  es  regelmftfsig  ab  im  neutr. 
pl.  wie  nert  „virtutes^  Patricks  hymn.,  olc  ^mala^  Z.  354, 
arm  „arma^  Z.  368,  membur  ^membra^  Z.  1006.  Im 
neukeltischen  entspricht  diesem  nanton  w.  nant  i^ravine, 
brook^,  neint,  jetzt  pl.  nentydd,  corn.  nans  (gl.  vallis) 
pl.  nanssow. 

Das  Zahlwort  tri  (in  tri-nanto)  findet  sich  auch  in 
trigaranus  und  rgi-fiagKiaia. 

An  am  (gl.  paludem)  ist  latinisierung  des  gall.  *anan 
(&nan?),  vgL  logan  |,sepulcrum^  in  der  inschrift  von  Todi. 
Ich  kenne  nichts  ähnliches  aufser  ir.  ku  wasser,  citiert  von 
O^Reilly  s.v.  Aidbeis,  co  hoin  abna  (?)  gL  limpä  fon- 
tis,  Lib.  hymn.  an  .i.  uisge  O'Clery^s  gl.,  aber  ich  habe 
es  nie  irgendwo  gefunden.  lAvava  ein  salzsee  im  s.  Phry- 
gien  hat  eine  gewisse  ähnlichkeit  mit  unserem  gallischen 
wort,  aber  wer  möchte  ihn  zu  vergleichen  wagen? 

Caio  (gl.  breialo  sive  bigardio)  ist  ein  abL  sg.  Die 
lateinischen  worte  sind  dunkel.  Ducange  hat  broialum, 
brolium  etc.,  was  er  erklärt  als  ein  feld  „arboribus  con- 
situm  .  •  et  muris  aut  sepibus  cinctum^.  Pictet  vermutbet, 
bigardium  bedeute  ^un  Heu  gard6,  enclos^.  Ich  möchte 
daher  annehmen,  dafs  diesem  caio-n  im  neukeltischen 
entspreche  w.  cae  „sepimentum^  Z.  291,  jetzt  „an  inclo- 
sure,  hedge,  field^,  altir.  cae  .i.  tech  ^domus^  in  cerdd- 
-chae  (gl.  of&cina)  Z.  70,  cerd-cha  (gl.  fabrica)  Ir. 
Glosses  no.  218.  Damit  stimmt  überein  plattlat.  cayum 
„domus^.     Vgl.  got.  hai-m-8,  xeljua/,  quies  eta 

Onno  (gl.  flumen)  ist  vielleicht  ein  fem.  ä-stamm,  das 
correlat  zu  ir.  inn  f.  „fiuctus,  unda^  und  skr.  andba 
,1  Wasser^.  Die  glosse  des  Ausonius  zu  Dtvona  (^fons 
addite  divis*^)  =s  skr.  dövana  das  sirahlen,  glänzen  be- 
ruht auf  einer  angenommenen  Identität  zwischen  unserm 
onno  und  der  endung  -öna. 


Endlichen  glossar.  231 

Nate  (gL  fili)  sollte  gnäte  beifsen,  der  toc.  8g.  von 
gnätos  =  lat.  (g)natu8  von  GAN;  vgl.  eine  bei  Die- 
fenbacb  (Origg.  p.  362)  citierte  glosse:  Gnatas  filius  lin- 
gua  Gallica  et  natas. 

Cambiare  (gl.  rem  pro  re  dare).  Hier  ist  die  en- 
dung  offenbar  lateinisch.  Wegen  der  wurzel  vergl.  Cam- 
bos,  ein  epitbeton  des  Mercur  (De  Wal,  p.  52),  welches 
Siegfried  verglich  mit  dem  Mercurius  Nundinator  eini- 
ger inschriften.  Siehe  Diez  etym.  wtb.  I,  102.  [M.  d'Ar- 
bois  de  Jubainville  vergleicht  neubret.  kemma]. 

Avallo  (gl.  poma)  ist  der  nom.  oder  acG.pl.  eines 
neotralstamroes  auf  -o.  Vgl.  ir.  abhall  „malus^,  abhall 
„malum^,  w.  afall,  mbr.  anal. 

Doro  (gl.  osteo)  ist  der  abl.  sg.  von  doron  oder  viel- 
mehr (wenn  wir  nns  an  dvorico  erinnern)  dvoron  = 
skr.  dväram.  W.  and  br.  dör,  ir.  dorus,  corn.  daras. 
Der  gen.  sg.  dieses  wortes  findet  sich  in  Isarno-dori  (gl. 
ferrei  ostii)  Diefenb.  Origg.  p.  367. 

Renne  (gl.  arborem  grandem)  scheint  der  acc.  sing« 
eines  neutralstammes  auf  -i.  Ich  kann  dies  wort  nicht 
erklären,  vielleicht  ist  es  (mit  abfall  des  anlautenden  p) 
verwandt  mit  w.  br.  prenn  =  ir.  crann,  nqlvog. 

Treicle  (gl.  pede)  ist  der  abl.  sg.  eines  i -Stammes 
und  kömmt  scheinbar  von  ^tregile,  *tragile  von  der 
Wurzel  TRAGH    in   ver-tragus  (gl.  Tcvmv  noS<ixrig\    ir. 

^^^^g  »P^s%  gr*  ^Q^X^i  S9^  thragjan.  Der  Übergang 
von  g  in  c  ist  vielleicht  durch  die  elision  (oder  metathe- 
sis)  des  folgenden  vocals  veranlafst.  Oder  sollen  wir  hier 
die  Wurzel  TRAK,  skr.  trank,  zend.  thrak  „marschieren^ 
erkennen? 
Calcutta,  december  1867.  Whitley  Stokes. 


i 


232  Ebel 

Sanas  Cfaormaic.  Cormac's  Glossarj  translated  and  annotated  by  the  lata 
John  O'Donovan,  LL.  D.  Edited,  witb  notes  and  indioes,  bj 
Whitlej  Stokes,  LL.  D.  Oalcutta,  printed  for  the  Irish  Arcbaeo- 
logical  and  Celtic  Society,  1868. 

Das  vorliegeDde  buch,  welches  durch  die  schlursworte 
„io  ins  artäne  for  lige  m'  anameharat  .i.  Rudolf  Tomas 
Siegfried,  inso  sdas''  einen  neuen  beweis  von  der  bekann- 
ten pietät  des  herausgebers  gibt,  bietet  uns  nicht  nur  eine 
höchst  willkommene  ergänzung  zu  seiner  ausgäbe  der  Tbree 
Irish  glossaries,  sondern  enthält  auch  in  den  sprachlichen, 
litterarischen,  historischen  und  anderweitigen  sachlichen 
nachweisen,  die  wir  in  den  anmerkungen  theils  von  des 
Übersetzers,  theils  von  des  herausgebers  band  empfangen, 
eine  solche  fblle  schätzbaren  materials  aller  art,  dafs  wir 
darauf  verzichten  müssen,  innerhalb  der  grenzen  einer  an- 
zeige unsern  lesern  auch  nur  annähernd  ein  bild  von  dem 
reichen  Inhalt  desselben  zu  geben. 

Aufser  der  Übersetzung  des  früher  aus  Cod.  A.  gebo- 
tenen textes,  die  der  herausgeber  zwar  sorgfältig  dnreh- 
gesehen  und  vielfach  verbessert  hat,  doch  stets  mit  ge- 
nauer angäbe  von  O'Donovan's  abweichenden  deutungen, 
erhalten  wir  hier  zunächst  die  wichtigsten  abweichungen 
des  gröfsten  fragments  (Cod.  G.)  und  des  Cod.  B.,  des 
sogenannten  „gelben  buchs  von  Lecan^  (Leabhar  Buidbe 
Lecain),  namentlich  dessen  zusatzartikel  jedesmal  am  Schlüsse 
des  betreffenden  buchstaben  eingereiht;  sodann  aber  liefern 
die  noten ,  die  jedem  artikel  beigefQgt  sind ,  einen  grofsen 
reichthum  an  belegen  und  parallelstellen,  unter  denen  wir 
ganz  besonders  die  mittheilungen  aus  O'Clery^s  glossar 
veralteter  Wörter  (Löwen  1643)*)  hervorzuheben  haben. 
Eine  vorzüglich  dankenswerthe  beigäbe,  die  die  branch- 
barkeit  des  werkes  in  hohem  grade  vermehrt,  bilden  die 
sorgfältigen  register:  sach-,  quellen-,  Personenregister,  geo- 
graphischer index  und  endlich  die  Wortregister  nach  den 


*)  Einen  nenen  abdrack  desselben  steUt  H.  Gaidos  im  prospectiu  der 
Revue  Celtiqne  in,  hoffentlich  nicht  allzofBine,  anssieht 


anzeigen.  233 

verschiedenen  sprachen  geordnet.  Doppelte  Verzeichnisse 
von  Addendis  und  Corrigendis  zeugen  davon,  wie  schwie- 
rig die  aufgäbe  war,  und  wie  rastlos  der  verf.  an  deren 
lösung  fortgearbeitet  hat. 

Sef.  erlaubt  sich  hier  nur  einige  bemerknngen  anzu- 
knöpfen, zu  denen  er  sich  bei  flüchtiger  durchsieht  veran- 
lagt gefunden.     Zu  lüda  (der  kleine  flnger),  im  Cod.  G. 
lau  tu  geschrieben,  bemerkt  der  verf.  in  den  zweiten  Ad- 
dendis unter  beseitigung  einer  früheren  irrigen  vergleichung 
richtig,  dafs  der  altir.  dativ  lutain  sich  bei  Z.  926  in  der 
Inc.  Sg.  findet;  ref.  ist  seit  längerer  zeit  durch  eine  stelle 
bei  O^Don.  285   auf  das   richtige  geführt  worden,    s.  Gr. 
Celt.  265,    kann   aber  jetzt  noch  mittheilen,    dafs  zufolge 
einer  note  in  Zeufs^  handexemplar  (wo   dieselbe  stelle  ci- 
tiert  wird)  die  worte  der  Inc.  atanessam  dolutain  it- 
belaib,  vor  denen  ein  Versetzungszeichen  ohne  angäbe  des 
ihnen  gebührenden  platzes  steht,  vermuthlich  in  die  nftchste 
zeile  hinter  indamör  gehören.    Zu  diamain  aus  Cod.  B. 
ist  aufser  dem   citat  aus  O'Dav.  auch  Z.  605  zu  verglei- 
chen: isdiamuin  leiss  cachthüare  (jede  speise  ist  für 
ihn  rein)  Wb.  Zu  n^l  (wölke)  ziehen  wir  auch  in-niulu 
(Gr.  C.  20).     In  der  note  (d)  zu  p.  HO  ist  ebenso  wie 
Gr.  C.  158    zum   com.  caid  (=  captus)   aus   dem  Yoc. 
noch  keth  aus  P.  und  den   Dr.   nachzutragen.     Zu  ep- 
scop  fina,  gewifs  richtig  in  escop  emendiert,  liefs  sich 
aufser  den  verglichenen  Wörtern  auch  wohl  unser  deutsches 
Schoppen  anf&hren.  Ob  OD.'s  deutung  von  messtar  bü 
(s.  V.  s^gamlae)  ganz  richtig  ist,  wie  in  den  letzten  Cor- 
rigendis angenommen  wird,  bezweifeln  wir;   nach  analogie 
der  beispiele  Gr.  C.  468  und  438   scheint   uns    vielmehr 
hier  eine  2.  sg.  eines  s-c«nj.  oder  fut.  vorzuliegen,  worauf 
auch  O'Dav.  misir  deutet,  also:  judicabis  (judica)  vaccas. 
Zum  schiufs  noch    ein  beispiel,    wie  in  der  Wissenschaft 
jede  kleinigkeit  licht  auf  irgend  einen  andern  punkt  oft  in 
ganz  entlegenem   gebiet  wirft.     Unter  naiscu  .i.  nescu 
(aal?)  fahrt  O'D.   die  neuere  form  eascu  oder  easgan  an, 
und  Mr.  St.  erw&hnt  unter  andern  beispielen  eines  solchen 


234  Ebel 

abfalls  auch  das  bret.  Ormandi;  diese  form  findet  sich 
nebst  Ormant  und  dem  fem.Ormante8  schon  im  Ca 
tholicon  von  1499,  und  wem  fiele^  dabei  nicht  das  Ori- 
man,  Orman  aus  dem  Parzival  und  das  (unbegreiflicher 
weise  bei  Zarncke  fehlende)  Ormanie,  Orraandtn  der 
Küdrün  ein? 

Doch  genug  der  einzelnheiten  und  kleinigkeiten;  dan- 
ken wir  vielmehr  dem  unermüdlichen  verf.  f&r  diese  neoe 
treffliche  forderung  der  keltischen  philologie,  indem  wir 
uns  zugleich  den  wünsch  auszusprechen  erlauben,  dafs 
seine  verheifsene  ausgäbe  des  Feiire  nicht  allzulange  anf 
sich  warten  lasse. 

20.  juni  1869.  H.  Ebel. 


Glossae    hibernicae    veteres  Codicis  Taarinensis,    edidit  ConstAntiniis 
Nigra.     Lutetiae  ParisionuDi   1869.     gr.  8.     XXXII  und  72  s. 

Wenn  uns  hier  die  Turiner  glossen  in  einem  neuen 
abdruck  geboten  werden,  so  können  wir  es  dem  verf.,  der 
sich  in  der  vorrede  wie  in  den  beigef&gten  erklärungen 
und  bemerkungen  vollkommen  auf  der  höhe  der  heutigen 
keltischen  philologie  zeigt,  nur  dank  wissen,  dafs  er  sich 
durch  die  nachträgliche  bekanntschaft  mit  Stokes'  ausgäbe 
derselben  in  den  „Goidilica^  nicht  hat  abhalten  lassen, 
seine  gediegene  arbeit  zu  vollenden  und  zu  veröffentlichen. 
Vier  äugen  sehen  eben  besser  als  zwei,  und  selbst  die  ge- 
wissenhafteste copie  einer  handschrift  pflegt  (&r  sp&tere 
vergleichungen  eine  nachlese  zu  lassen.  So  findet  sich 
denn  auch  hier  manches,  was  dort  zweifelhaft  gelassen 
oder  verlesen  war,  festgestellt  oder  berichtigt,  manche  iQcke 
ergänzt;  namentlich  sind  auf  p.  IV  col.  1  mehrere  glos- 
sen entziffert,  die  bei  St.  fehlen ;  anfserdem  ist  durch  splen- 
dideren druck  ein  getreueres  abbild  des  codex  selbst  ge* 
geben.  Sodann  gibt  der  verf.,  obgleich  er  selbst  den  gan- 
zen werth  seiner  arbeit  nur  in  der  treuen  wiedergäbe  der 
handschrift,    namentlich  der  glossen,  gesucht  wissen  will. 


anzeigen.  '    235 

doch  mehrfach  gar  nicht  zu  verachtende  neue  deutungen, 
uod  endlich  erhalten  wir  in  den  anmerkungen  (seltener  in 
der  vorrede)  werthvoUe  mittheilungen  aus  dem  lange  noch 
nicht  hinreichend  ausgebeuteten  Mailänder  codex,  einige 
auch  aus  dem  Würzburger. 

Aus  der  vorrede,  die  nach  einem  überblick  Qber  die 
wichtigsten  lanterscheinungen  des  altirischen  genauere  aus- 
kunft  Qber  den  codex  selbst  gibt,  nebst  Zusammenstellung 
der  hauptsächlichsten  eigenheiten  der  schrifl,  heben  wir 
hier  nur  die  herleitung  des  reimes  von  den  Kelten,  der 
ein  eigner  excurs  gewidmet  ist,  und  die  zurQckfQhrung  des 
irischen  Wegfalls  der  vocale  auf  die  einwirkung  des  accents 
hervor,  eine  annähme,  mit  der  sich  ref.  solche  formen 
wie  coscrad,  conrotgatar  seit  längerer  zeit  ebenfalls 
erklärt  hat.  (Der  herleitung  von  incholnigud  (inchol- 
nugud?)  aus  einer  grundform  "^incholnictu  vermögen 
wir  jedoch  nicht  beizustimmen,  da  die  subst.  (infinitive) 
auf  -ud  sich  eng  an  ser.  III  (Gr.  C.  427)  anschliefsen, 
wonach  vielmehr  eine  Verkürzung  von  *ini-  (eni-)  col- 
uicitu  oder  -colniciatu  in  -colnicitu  anzunehmen 
ist,  welches  incholnigiud,  schliefslich  incholnigud, 
incholnugud  ergeben  mufste.)  Dagegen  können  wir  es 
uns  um  so  weniger  versagen,  unsern  lesern  an  einigen  bei- 
spielen  den  ertrag  der  neuen  collation  zu  zeigen,  da  wir 
durch  die  gute  des  hrn.  verf.  in  den  stand  gesetzt  sind, 
uns  mittelst  eines  vortrefflichen  facsimile's  der  ganzen  hand- 
schrift  ein  eignes  urtheil  zu  bilden.  Sogleich  die  erste 
irische  glosse,  bei  St.  aeth  (?)  da  son  dombersom 
beus,  lautet  hier:  cecli  da  son  etc.,  unverkennbar  rich- 
tig; nur  kann  ref.  der  erklärung  (quaeque  duarum  vocuni 
quam,  i.  e.  utramque  vocem)  nicht  beitreten,  findet  viel- 
mehr hierin  ein  neues  interessantes  beispiel  für  die  Gr.  C. 
307.  361  besprochene  bezeichnung  der  distributivzahlen: 
binae  voces  quas,  i.  e.  binas  voces  affert  ille  porro  (näm- 
lich Jesus  Messias,  awrrio  Xg^frog^  salvator  unctus).  Dafs 
Gl.  5.  6  bei  St.  zu  verbinden  sind ,  wie  hier  I,  1 .  5  ge- 
schehen  ist,  hatte  ref.  längst  vermuthet;    von  den  beiden 


236  Ebel 

abweichenden  lesungen  dan&ircechnatar  som  (vatici- 
nati  sunt,  St.  dan.)  und  triub  (St.  triab)  haben  wir  die 
erste  sogleich,  die  zweite,  obwohl  mit  einiger  schmerig- 
keit,  Bchliefslich  doch  auch  als  richtig  anerkennen  mQssen, 
da  der  gerade  auslaufende  zweite  grundstrich  des  u  der 
einzige  sichere  unterschied  vom  gerundeten,  in  der  hand- 
schrift  des  glossators  (nicht  des  codex  selbstl)  meist  eben- 
falls oben  offnen  a  ist.  Ebenso  steht  in  gl.  18.  19  bei  St 
(hier  weniger  gut  zu  einer  verbunden  I,  1.  16)  ganz  deut- 
lich das  erstemal  pardais,  das  zweite  mal  parduis.  In 
der  vorhergebenden  I,  1.  15  (St.  17)  ist  das  sinnlose  noch 
ris  in  hochrist  verbessert;  f&rimmerume  diar:ndaiD 
liest  hr.  N.  immerumedi  ar  adam,  doch  ohne  geoQ- 
gende  erklärung.  Für  iacaum  (?)  St.  128,  das  re£  lei- 
der noch  Gr.  C.  49  aufgenommen,  später  aber  nach  con- 
jectur  mit  iarum  vertauscht  hat,  findet  sich  letzteres  nau 
wirklich  IV,  2.  13;  ebenda  ist  forelgatar  (?)  in  fosel- 
gatar  verbessert,  was  zu  sligim,  fosligim  (Gr.  C.  429) 
stimmt.  Eine  wichtige  textverbesserung  ist  I,  1 :  unde  io 
diserto  querunt  (quaerunt)  iohannes  et  ihesus  quod  in 
diserto  amisum  est  (St.  erant).  Von  neuentzififerten  glos* 
sen  ist  die  wichtigste  IV,  1.  21:  bab6s  leusom  dober- 
tis  daboc  leu  dochum  tempuil  7  noleicthe  ioda- 
lanai  fon  dithrub  co  pecad  inpopuil  7  dobertis 
maldachta  foir  7  noircthe  din  (an)d  op(opal) 
tarcenn  ap(ectha)  indaile  („erat  mos  apud  eos  ut  af- 
ferrent  duos  hircos  secum  ad  templum  et  dimittebatar 
unus  in  desertum  cum  peccato  populi  et  afFerebant  male- 
dictiones  super  eum  et  occidebatur  igitur  ibi  alter  a  po- 
pulo  pro  peccato  suo^). 

Unter  den  erklärungen  heben  wir  hervor  die  dentung 
des  forfenar  (U,  1.  15,  St.  45)  als  forbenar  (perficitur), 
was  bei  weitem  ansprechender  ist,  als  der  von  St  ange- 
nommene Wechsel  des  ch  mit  f,  den  Z.  auf  höchst  unsi* 
cherer  basis  statuiert  hatte. 

Doch  wir  müssen  abbrechen,  um  die  grenzen  einer 
anzeige  nicht  zu  sehr  zu  flberschreiten ;  möge  der  br.  verf. 


anzeigen.  237 

die  f&r  die  Revae  Celtique  verfaeifsenen  mittheiluDgen  aus 
Cod.  Ml.  recht  bald  liefern. 
25.jnni  1869.  H.  Ebel. 


1)  Gät'fi  Ahunavaiti.  Sarat'ustrica  carmina  Septem  latine  vertit  et  expli- 
cavit,  commentarios  criticos  adjecit,  textnm  archetTpi  recensuit  C.  K  o  b  - 
sowicz.     Petropoli  1867.     VI  und  165  p.     8. 

8)  GAt'4  Ufttavaiti  latine  vertit  et  explicavit,  textnm  archetypi  recensuit 
Dr.  C.  Koasowicz.     Petropoli  1869.    lY.  94  uüd  41  p.     8. 

Das  Avesta  hat  mit  dem  A.  T.  so  viele  analogieen 
und  die  einheimischen  erklärer  desselben  mit  den  alten  jQ- 
dischen  selbst  so  viele  innere  Verwandtschaft,  dafs  es  nicht 
in  erstaunen  setzen  kann,  wenn  die  noch  so  junge  exegese 
des  Avesta  so  ziemlich  den  verlauf  zu  nehmen  anfängt, 
den  früher  die  biblische  exegese  auch  genommen  hat.  Ge- 
wissenhafte benutzung  aller  traditionellen  hülfsmittel  ist 
hier  eben  so  sehr  geboten  wie  die  anwendung  aller  regeln 
der  wissenschaftlichen  exegese  unserer  tage:  die  anwen- 
dung der  Sprachvergleichung  in  engerem  und  weiterem 
sinne,  die  eindringende  und  selbständige  erforsehung  der 
texte  und  der  ihnen  zu  gründe  liegenden  anschauungen. 
Voraussichtlich  wird  auch  der  erfolg  unsrer  arbeiten  ein 
ganz  ähnlicher  sein,  wie  wir  ihn  auf  dem  gebiete  der  exe- 
gese des  A.  T.  wahrnehmen  können.  Es  läfst  sich  hoffen, 
dafs  wir  noch  fiber  gar  viele  stellen,  die  uns  jetzt  ganz 
oder  theil weise  dunkel  sind,  zur  vollkommenen  klarheit 
gelangen  werden.  Ohne  frage  wird  aber  auch  eine  gute 
anzahl  von  stellen  zurückbleiben,  bei  welchen  dieser  fall 
nicht  eintritt,  wo  wir  uns  begnügen  müssen  zwei  oder 
mehr  möglichkeiten  der  erklärung  aufzustellen,  von  denen 
jede  etwas  f&r  sich  anzuführen  hat,  keine  aber  genug  um 
als  die  einzig  mögliche  gelten  zu  können.  Ein  ganz  voll- 
kommenes verständnifs,  eine  erklärung,  welche  bis  in  alle 

einzelnheiten  hinab  jedermann  befiiedigte,  werden  wir 
wahrscheinlich  nie  erlangen.  Aber  bei  wie  vielen  Urkun- 
den des  alterthums  tritt  denn  überhaupt  dieser  faU  ein? 


238  Spiegel 

Allgemein  wird  es  zugestanden,  dafs  innerhalb  des  Avesta 
die  metrisch  abgefafsten  stücke,  die  sogenannten  GäthSa, 
die  schwierigsten  sind.  In  diesen  haben  wir  noch  fragen 
der  allgemeinsten  art  zu  lösen  wie  Ober  den  zweck,  inhalt 
und  gedankenzusammenhang  dieser  gedichte;  hinter  diesen 
Schwierigkeiten  treten  die  gewöhnlichen  fragen  Ober  die 
construction  der  einzelnen  sätze,  die  bestimmung  der  Wort- 
bedeutungen ganz  in  den  hintergnind,  obwohl  auch  hier  der 
zweifei  genug  sind.  Trotz  der  vielen  Schwierigkeiten  glau- 
ben wir  aber  an  einer  endlichen  glücklichen  lösung  dieser 
aufgäbe  nicht  verzweifeln  zu  sollen.  Es  ist  sogar  die  m^- 
lichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dafs  es  einem  genialen  for- 
scher gelingen  könnte  mit  einem  male  durch  glückliche 
combinationen  die  mehrzahl  der  dunkelheiten  aufzakl&r^i, 
welche  uns  bis  jetzt  hindern  weiter  fortzuschreiten.  Diese 
lösung  der  frage  ist  jedoch  immerhin  die  unwahrschein- 
lichste, viel  wahrscheinlicher  scheint  es  uns,  dafs  eine  gute 
anzahl  von  forschem  längere  zeit  hindurch  sich  abmühen 
werde,  den  sinn  und  gedankengang  einzelner  gedichte,  ja 
einzelner  Strophen  und  verse  zu  ermitteln  und  dafs  erst 
dann,  nachdem  durch  solche  zeit  und  geduld  erfordernde 
vorarbeiten  die  einzelerklärung  fortgeschritten  ist,  es  ge- 
lingen werde  den  Zusammenhang  im  grofsen  genauer  zu 
erkennen.  Die  exegese  der  Gäthäs  dürfte  mithin  einen 
ähnlichen  verlauf  nehmen  wie  die  des  buches  Hiob.  Mit 
dem  eben  genannten  buche  scheint  auch  darin  eine  ähn- 
lichkeit  zu  bestehen,  dafs  die  kenntnifs  des  Zusammenhan- 
ges und  des  gedankenganges  der  GäthSs  den  einheimischen 
erklären]  schon  frühzeitig  abhanden  gekommen  ist.  Diese 
erklären  meist  jeden  einzelnen  vers  fQr  sich  und  der  sino, 
den  sie  in  vielen  fällen  gewinnen,  widerspricht  so  sehr  den 
gewöhnlichsten  regeln  einer  philologischen  exegese,  dafs  man 
ihn  durchaus  nicht  annehmen  kann.  Man  wolle  indefs  ans 
dieser  Sachlage  keine  voreiligen  Schlüsse  ziehen.  Gar  hftofig 
geschieht  es  auf  diesem  gebiete,  dals  man  anfangs  f&r  falsch 
hält,  was  sich  f&r  die  weiter  fortgeschrittene  forschnog  als 
das  einzig  richtige  ergiebt.    Unsere  kenntnifii  der  GäthiB 


anzeigen.  239 

ist  noch  keine  solche,  dafs  es  uns  erlaubt  wäre  ein  end- 
gültiges urtheil  Ober  den  werth  oder  unwerth  der  tradi- 
tion  abzugeben;  überhaupt  haben  sich  noch  zu  wenige  for- 
scher mit  der  sache  beschäftigt,  als  dafs  man  die  endgül- 
tigen resultate  von  snbjectiven  ansichten  in  jedem  einzel- 
nen falle  genau  scheiden  könnte.  Darum  ist  bis  jetzt  jeder, 
der  sich  mit  diesem  theile  des  Avesta  beschäftigt,  gehalten 
die  tradition  selbst  zu  studiren.  —  Zur  erklärung  dieser 
so  schwierigen  texte  nun  %at  sich  hr.  Eossowicz  entschlos- 
sen beizutragen  und  eine  neue  erklärung  derselben  zu  ge- 
ben, von  welcher  uns  die  beiden  oben  angeftlhrten  Schrif- 
ten die  ersten  abtheilungen  bringen.  Der  hr.  verf.  ver- 
fährt dabei  rein  philologisch:  er  schaffl;  sich  selbständig 
seinen  eigenen  text,  wozu  ihm  die  vorhandenen  ausgaben 
mit  den  ihnen  beigegebenen  Varianten  das  material  liefern, 
er  übersetzt  und  erklärt  denselben  —  immer  mit  rücksioht 
auf  seine  Vorgänger,  aber  ohne  sich  durch  dieselben  in 
seiner  eigenen  auffassung  behindern  zu  lassen.  Ueber  die 
grammatische  und  lexikalische  auffassung  der  einzelnen 
Wörter  und  sätze  sucht  er  sich  gewissenhaft  rechnung  zu 
geben,  besonders  aber  sucht  er  in  den  sinn  und  Zusam- 
menhang der  einzelnen  Strophen  und  gedichte  einzudringen 
und  fUgt  zu  dem  ende,  wo  es  nöthig  erscheint,  den  ein- 
zelnen versen  längere  erläuterungen  bei.  Namentlich  in 
dieser  hinsieht  scheint  uns  hr.  E.  sehr  beachtenswerthes 
zn  leisten  und  ref.  bekennt  gerne  gar  manches  von  ihm 
gelernt  zu  haben.  Auf  einzelnheiten  hier  einzugehen  neh- 
men wir  bei  den  zwecken  dieser  Zeitschrift  anstand;  was 
wir  zn  bemerken  hätten,  würde  eher  in  eine  philologi- 
sche Zeitschrift  passen  als  hieher,  denn  die  Sprachverglei- 
chung tritt  in  diesem  werke  gegen  die  philologische  exe- 
gese  sehr  in  den  bintergrund.  Wir  glaubten  aber  hier 
diese  arbeit  auch  denen  empfehlen  zu  müssen^  welche  aus 
linguistischen  rficksichten  von  den  Gäthäs  und  deren  inhalte 
kenntnifs  zu  nehmen  wünschen. 

Fr.  Spiegel. 


240  Schmidt 

Ueber  wesen  und  aufgäbe  der  sprachwissenscbafb  mit  einem  Qberblick  fiber 
die  hauptergebnisse  derselben.  Nebst  einem  anhang  sprachwiBsen- 
schaftlicher  literatur.  Vortrag  bei  gelegenheit  der  feierlichen  Yerkfln- 
digung  der  preisaufgaben,  gehalten  von  prof.  dr.  Bernhard  Jdlg,  d.  s. 
rector  der  uuiv.  Innsbraclc.     Innsbruck  1868.    63  ss.    8. 

Der  verf.,  bekannt  für  den  ausgedehnten  kreis  seiner 
Studien,  gibt  in  diesem  scbiiflchen  einen  sehr  knapp  ge- 
haltenen umrifs  der  Sprachwissenschaft.  Natürlich  sind  in- 
nerhalb der  grenzen  eines  Vortrages  kaum  die  bauptpunkte 
alle  andeutbar.  Allein  der  verf.  hat  für  alle  diejenigen, 
welche  sich  weiter  zu  belehren  wünschen,  durch  .den  an- 
hang gesorgt,  in  welchem,  dem  gedankengange  des  Vor- 
trages folgend  und  durch  fortlaufende  nummern  mit  ihm 
verbunden,  die  wichtigste  literatur  f&r  alle  behandelten  fra- 
gen zusammengestellt  ist,  wofür  man  ihm  nur  danken  kann. 
Der  Vortrag  beginnt  mit  der  Scheidung  von  sprachkennt- 
nifs,  Sprachwissenschaft  und  philologie.  Letztere  beide  be- 
dingen sich  gegenseitig,  unterscheiden  sich  aber  in  der 
methode,  indem  die  Sprachwissenschaft  nicht  zu  den  histo- 
rischen disciplinen  gehört,  vielmehr  die  naturwissenschaft- 
liche methode  befolgt,  dabei  aber  nicht  aufhört  eine  auf 
der  Psychologie  beruhende  geisteswissenschaft  zu  sein.  In 
der  eintheilung  der  sprachen  schliefst  sich  der  verf.  an 
Humboldt  und  Schleicher  an  und  betont  die  sprachlichen 
Verhältnisse  als  ein  wesentliches  hilfsmittel  der  ethnogra- 
phie  und  der  „linguistischen  paläontologie^.  Als  anhabe 
der  Sprachwissenschaft  wird  dann  ein  System  der  allgemei- 
nen Sprachenkunde  und  eine  wahrhaft  allgemeine  gramma- 
tik  gefordert.  Den  gröfsten  theil  des  Vortrages  nimmt  eine 
systematische  aufzfthlung  der  hauptsftchlichsten  bekannten 
sprachen  aller^erdtheile  ein,  wobei  unser  sprachstamm  fi^ 
lieh  etwas  stiefmütterlich  behandelt  ist,  denn  aufser  den 
arischen  sprachen  sind  nur  die  italischen  detaillierter  anf- 
z&hlung  gewürdigt  worden.  Doch  wäre  ungerecht  hier  zu 
tadeln,  da  über  diese  Verhältnisse  heute  zu  tage  leiobt 
überall  auskunft  zu  gewinnen  ist,  während  eine  gedrängte 
aufzählung  der  aufsereuropäischen  sprachen  nach  ihrer  ver- 


anseigen.  241 


wandtschaft  nur  dem  fachmanne  2u  i^ebote  steht  und  da- 
her auf  alle  fälle  ein  dankenswerthes  unternehmen  ist*  Zur 
allgemeinen  Orientierung  in.  der  sprachenweit  ist  dies  sohrift- 
eben  zu  empfehlen. 

Johannes  Schmidt 


Ethnogtfnie   GauloiBe  III.     Preurea   intolleotaeUes :   le  G^nie  GanloU 
etc.,  par  Roget,  Baron  de  Bellogaet.    XI  and  646  8.    8.    Paris, 

Maisouneure  1868. 

Referent  hat  die  beiden  ersten  bände  dieses  inbalt- 
reichen  national werkes  in  den  Beiträgen  I,  4  und  lU,  2 
(1858.  1862.)  angezeigt,  und  erbittet  deshalb  auch  fbr  diese 
anzeige  eintritt  innerhalb  der  engen  schranken,  die  er  mit 
rflcksicht  auf  den  —  hier  nur  wenig  berührten  —  sprach- 
lichen zweck  der  Zeitschrift  sich  zu  ziehen  hat 

Jede  Seite  auch  dieses  bandes  zeigt  die  vollständige 
ausbeutung  der  mannigfaltigsten  quellen  der  gallischen 
kniturgeschichte  durch  den  verfassen  Den  umfang  selt- 
nes gebietes  bezeichnen  die  hauptnibriken:  „Caract^re 
national  et  facultas  intellectuelles;  Moeurs  et  coutumes 
priväes;  Institutions  et  croyances  religieuses,  le  Druidisme, 
6€s  dieux  et  ses  rites,  les  Druides,  leurs  fonctions  religieu- 
ses et  civiles,  leur  hi^rarchie  et  leur  enseignement;  Insti- 
tutions civiles,  politiques  et  militaires;  Industrie  et  com- 
merce; Les  monuments  dits  oeltiques  appartiennent-ils  au 
genie  gaulois?^ 

Der  Verfasser  nimmt  bei  seiner  kritik  der  quellen  mit 
recht  an :  dafs  vielen  urtheilen  der  Römer  Ober  die  Gallier 
die  gegen  alle  „  barbaren  ^  gewohnte  hochmüthige  verken- 
nung und  unkenntnifs  anklebe,  zu  welcher  noch  seit  dem 
siege  des  ersten  Brennus  rachsüchtiger  hafs  kam,  obgleich 
die  Gallier  damals  römisches  unrecht  gezüchtigt  hatten. 
Wir  machen  namentlich  auf  die  besprechung  von  J.  Cae- 
sars commentarien  p.  158  ff.-  aufmerksam.  Obgleich  nun 
der  Verfasser  die  Gallier  gegen  so  viele  ungerechte  ur- 
Beiträge z.  vgl.  sprach  f.  VI.  2.  lg 


242  biefenbach 

theile  zu  vertheidigen  und  ihre  guten  eigenscbaften  zu  be- 
leuchten sucht,  so  ist  er  doch  keineswegs  blind  ftkr  ihre 
mängel.  Bisweilen  knOpft  er  an  diese  auch  patriotische 
mahnungen  an  ihre  Epigonen.  Allzu  grofses  gewicht  legt 
er  p.  135  ff.  auf  den  Unsterblichkeitsglauben  der  Gallier, 
von  unserem  Standpunkte  aus  betrachtet. 

Die  Beigen  erklärt  er  fQr  Gallier,  nur  in  dem  be- 
kannten Satze:  „plerosque  Beigas  ortos  ab  Germanis*'  ftr 
eine  blofs  geographische  bezeichnung  der  grofsentheils  aus 
eingewanderten  Germanen  bestehenden  bewohner  Bdgiums. 
Die  Germani  minores  nebst  Aduatici,  Nervii  und  Treviri 
hftlt  er  fbr  in  politischer  hinsieht  gallisierte  Deutsche,  was 
wir  nicht  thun  mögen.  Den  namen  der  Kimmerier  trennt 
er  p.  156  ff.  richtig  von  denen  der  Cimbri  und  der  britan- 
nischen Kymren,  vermuthet  jedoch  in  jenem  durch  die  be- 
w^nngen  der  Skythen  westwärts  gedrängten  Tolke  einen 
theil  der  keltischen  einwanderer  in  Europa.  Er  nimmt 
p.  142  ein  längeres  verweilen  der  Kelten  und  der  Germa- 
nen neben  den  eranischen  familiengliedern  in  Asien  an, 
wie  wir  es  sonst  eher  den  Griechen  zuzuschreiben  pflegen. 

Seine  ansiehten  Ober  die  Liguren  entwickelt  er  hier  pp. 
45.  52.  171.  184.  535  ff.  und  II,  263  ff.  301  ff.  Er  findet 
•ie,  auiser  in  Gallien  und  Italien,  auch  in  Iberien  und  io 
Grofsbritannien ,  und  zwar  hier  nicht  blofs  in  den  Loe- 
griern,  sondern  auch  in  dem  grundstocke  der  Gaedhail  oder 
Galen.  Zugleich  trägt  er  auf  sie  die  sonst  —  mit  unzu- 
reichenden gründen  —  behauptete  Verwandtschaft  der  Ibe- 
ren  mit  den  Berbern  Ober.  Seine  Sätze  und  folgerungen  hal- 
ten wir  fiberall,  auch  wo  wir  sie  nicht  uns  aneignen  mö- 
gen, der  beachtung  werth.  Dafs  übrigens  die  Iberen  mit 
den  Pinnen  nichts  zu  schaffen  haben,  und  dafs  jene,  sowie 
viele  vorgeschichtliche  Europäer,  Dolichokephalen  sind, 
haben  die  neuesten  forscbungen  erwiesen  (vgl.  pp.  232. 531)« 
In  Irland  werden  wir,  wenn  auch  späte,  iberisch- baskiscbe 
einwanderungen  nicht  zurückweisen  dürfen  (vgl.  p.  233)« 

Auffallend  ist  uns  die  vergleichung  (p.  121)  des  skan- 
dinavischen As  (aus  Ansl)  mit  dem  indischen  Asu,  dem 


anzeigen.  243 

keltischen  Esus  und  dem  nrnbriBcben  Eson.  Indessen 
verwahrt  sich  der  Tcrfasser  p.  144  selbst,  dals  seine  iin* 
tersuchnngen  Ober  Esos  keine  eigentliche  etymologie  be- 
grQnden  sollen.  Der  kymriscbe  Hu  durfte  nicht  (p.  151) 
zugleich  mit  den  sanskritischen  stammen  Sn  und  Hu 
verglichen  werden.  Bei  dem  Coifi,  dem  oberpriester  der 
Northumbrer  bei  Beda  (angeblich  gaidelisch  coibhi  und 
dergl.,  vergl.  J.  Grimm,  d.  mythologie  s.  82)  erinnert  der 
Verfasser  p.  249  an  den  samothrakischen  Kabirenpriester 
Ko^g,  Koirjg  bei  Hesychios.  Ebendas.  gleicht  er  die  Nam- 
ueten  mit  den  Samniten  Strabons  und  den  Amniten 
Dionysios  des  Periegeten.  Seine  yergleichnngen  der  Si* 
rona  als  mondgöttin  p.  270  ff.  und  der  Saroniden  p. 
298  ff.  mit  kymr.  ser  gestirne  n.  s.  w.  halte  ich  schon  des- 
wegen ffir  unstatthaft,  weil  in  jener  alten  zeit  ohne  zwei- 
fei kymr.  ser  noch  ster  lautete  (vgl.  m.  OriginesEuropaeae 
no.  137).  Gewagt  erscheint  auch  die  deutung  der  benen- 
üQDg  IJagaatToi  als  einer  ursprünglich  keltischen  (p.  334). 
FOr  raeto- gallisch  planarati  u.  dgl.  (plaum  aratri?) 
p.  439  ff.  II,  81  ff.  erlaube  ich  mir  zur  ergänzung  und  viel- 
leicbt  zur  berichtigung  auf  meinen  artikel  darflber  a.  a.  o. 
no.  255  zu  verweisen,  wo  noch  Diez,  etjrmol.  Wörterbuch 
der  rom.  sprachen  2.  ausg.  I,  28  ff.  zuzuziehen  ist 

unsere  wenigen  aussetzungen  mindern  natürlich  den 
hohen  werth  des  buches  nicht,  welches  flberdiefs  vor  vie- 
leo  andern  die  klarheit,  nettigkeit  und  Qbersichtlichkeit 
der  anordnung  und  der  ganzen  darstelluogsweise  voraus 
hat,  die  wir  überhaupt  nicht  selten  den  Franzosen  gegen- 
über den  Deutschen  nachrühmen  müssen. 

Frankfurt  a.  M.  im  märz  1869. 

Lorenz   Diefenbach. 


Altbohmisch  vrtrati  und  altind.  vrträ-. 

Es  kommt  nicht  selten  vor,  dafs  Wörter  und  redewei- 
Ben,   welche  eigentlich  dem  heidenthume  angehören,   sich 

16* 


244  Burda 

tief  in  die  christliche  zeit  hinein  erhalten  haben,  weil  der 
Zusammenhang  derselben  mit  der  mythologie  nicht  mehr 
empfanden  oder  die  bedeutung  modificiert  wurde. 

Ein  solches  wort  scheint  nun  das  altböhmische  ver- 
bum  vrtrati  zu  sein.  Vor  allem  ist  es  aber  nöthig,  eini- 
ges über  die  form  dieses  Zeitwortes  vorauszusehicken. 

Nach  Schleicher,  Comp.  §.  176,  2;  §.  179, 3  und  §.181 
kann  man  für  die  altbulgarischen  und  mithin  auch  für  die 
böhmischen  consonanten  t,  v,  r  dieselben  laute  als  ursprüng- 
lich voraussetzen,  so  dafs  diegrundform  des  wertes  vrtrati, 
abgesehen  vom  infinitivausgang  ati,  die  nämlichen  conso- 
nanten enthalten  wird.  Wie  ferner  aus  einer  anmerkung 
auf  s.  18  desselben  werkes  ersichtlich  ist,  kann  im  böhmi- 
schen r  (oder  1)  durch  vocalschwund  selbst  vocalisch  wer- 
den, d.  h.  mit  andern  consonanten  ohne  jeglichen  vokal 
Silben  bilden.  Z.  b.  mr-tvy  (todt)  ist  nur  im  suflixe  vom 
altind.  mr-tas  verschieden,  vrtrati  ist  ein  abgeleitetes 
verbum,  wie  z.  b.  die  altbulgar.  dölati  und  glagolati. 
Als  nomen  läfst  sich  zu  vrtrati  zunächst  nur  vrtrak 
nachweisen.  Aber  neben  iebrati  (betteln)  gibt  es  zwar 
auch  nur  ein  2ebrak  (bettler),  doch  liegt  ein  stanun  ie- 
bro-  in  zebro-ta  (bettelei,  vgl.  altbulg.  dobro-ta,  ra- 
bo-ta)  deutlich  vor.  So  kann  man  auch  annehmen,  dais 
vrtrati  von  einem  nominalstamme  vrtro*  abgeleitet  ist 
Was  nun  diesen  erschlossenen  nominalstamm  vrtro-  be- 
trifft, so  steht  lautlich  nicht  das  mindeste  im  wege,  ihn 
mit  dem  altind.  stamme  vrtra-  zusammenzustellen.  Fer- 
ner  ist  noch  die  bedeutung  von  vrtrati  bemerkenswerth. 
Es  bedeutet  zumeist  „aus  Unzufriedenheit,  aus  unwiUen 
murren'^;  doch  ist  aus  vrtrak  (ohrenbläser,  verläumder) 
und  vrtranie  (schmähung,  lästerung)  ersichtlich,  daß  es 
neben  „murren^  auch  „schmähen,  lästern,  verleumden^  be- 
deutete, d.  h.  es  bezeichnete  böse  handlungen. 

Wenzel  Burda. 


miscellen*  245 

Das  litauische  suffix  -kla-. 

Nesselmano  filkhrt  im  glossar  zu  seinem  werke:  die 
spräche  der  alten  Preufsen,  das  umschriebene  perfectum 
„ebseutli-uns  assei^  (du  hast  bezeichaet)  an.  Wenn  man 
in  dem  worte  eb-sentli-uns  von  der  praeposition  eb  und 
dem  8uffize  des  part.  perf.  act.  -uns  absieht,  so  bleibt  der 
verbalstamm  'sentli-  Qbrig,  der  dooh  nur  einem  abgeleite- 
ten verbum  auf  urspr.  aja  angehören  kann.  Der  nominal- 
stamm  aber,  von  welchem  dieses  verbum  gebildet  worden 
war,  ist  wohl  *sentla*  =  urspr.  gantra-,  abgeleitet  von  der 
Wurzel  *sen  (s  wie  tönendes  slawisches  z  zu  lesen,  vergL 
litauisch  £in*6ti)  mittels  des  sufUxes  -tla*  as  urspr.  »tra- 
(vgl.  altindisch  vas-tram,  ;^t;-rAov). 

Mit  diesem  prenfsischcn  stamme  ^sentla-  nun  ist  der 
litauische  iänkla-  in  £6nkia8  (zeichen)  identisch  bis  auf  den 
umstand,  dafs  hier  k  ftVr  das  ursprflngliche  und  zu  erwar- 
tende t  steht.  Dies  erklärt  sich  jedoch  so,  dafs  der  Li- 
tauer die  für  ihn  schwer  auszusprechende  lautgruppe  tl  in 
die  bequemere  kl  übergehen  liefe. 

Uebergang  von  t  in  k  in  einer  nicht  beliebten  con- 
sonantenverbindung  steht  übrigens  auf  dem  gebiete  des 
slawolitauischen  nicht  vereinzelt  da.  Denn  das  altlitauische 
ordinale  s^kmas  neben  dem  preufsischen  septmas  kann  man 
nur  so  erklären,  dafs  p  ausgestofsen ,  t  aber  wegen  des 
folgenden  m  in  k  verwandelt  wurde.  Auch  ein  böhmischer 
dialect  zeigt  kl  für  tl:  z.  b  klustej,  in  der  Schriftsprache 
tlusty  (dick)  =  altslov.  tlüstyj ;  ferner  klouci,  in  der  schrift- 
dprache  tlouci  (schlagen)  =»  altslov.  tlüäti,  welches  neben 
dem  regelmäfsigen  tleäti  vorkommt. 

Man  kann  somit  annehmen,  dafs  das  litauische  suffix 
-kla-  nicht  nur  in  seiner  function  mit  dem  urspr.  -tra-, 
griech.  -roo-,  -rlo-  und  slaw.  -dlo-  übereinstimmt,  sondern 
auch  lautlich  mit  ihnen  identisch  ist. 

Wenzel  Burda. 


346  Bandouin  de  Coartenaj 

1)  Nachtrag  zu  beitr.  V,  209. 

Im  poloischen  poc  {pödi)  (imperativ,  geh)  fbr  und 
Deben  pojo  (pöjdi),  p6d^  (sie  werden  geben),  prydq 
(sie  werden  kommen)  f&r  und  neben  p6jdq,  p^yjd^i,  ist 
die  eigentliche  wurzel  spurlos  verloren  gegangen.  Die 
gnindform  ist:  1)  pojidji  =  po  (prftposition)  -Hji  (wur- 
zel) -f- d  (wurzeldeterminativ)  +ji  (imperativzeichen); 
2)  po-Hji-4-d-hg,  pfy-+-ji-|-d-f-^.  —  In  we^  (wez) 
(imperativ,  nimm)  zeigt  sich  die  wurzel  Jim  nur  noch  in 
der  erweichung  des  auslautenden  eonsonanten.  Die  grund- 
form  ist  wez-jim-ji,  und  wirklich  finden  wir  im  Uteren 
polnisch  w  e  :^  m'  i  *  ). 

2)  Uebergang  des  i  in  u  im  pobiischen. 

Die  participia  praeteriti,  jetzt  das  praeteritum  bildend: 
b'il  (schlug),  p'i}  (trank),  rob'it  (machte),  kup'il  (kaufte), 
ndaw^tt  i^  (erstickte),  nosil  (trug),  chodzit  (ging),  und 
selbst  gnit  (faulte)  u.  s.  w.  werden  von  manchen  b'ul, 
{/ul,  rob'ul,  kup'ut,  udaw'ul  s^,  nosut,  chodzut, 
gnul  ausgesprochen**). 

umgekehrt  sind  die  noch  im  1 6.  jahrh.  vorkommenden 
luto^c  (mitleid),  luto^ciwy  (mitleidig),  lutowac  sq 
(mitleid  haben)  in  litosc,  lito^ciwy,  litowac  i^  Über- 
gegangen. Daneben  existirt  heute  ein  anderes  lutowac, 
von  dem  deutschen  löthcn.  —  Das  im  16.  jahrh.  vor- 
kommende licem'ernicy  (pharisäer,  wörtl.:  antlitzmesser) 
erscheint  im  15ten  noch  als  lucem'ernicy;  heute  leben 
nur  einfaches  lice,  oblice  (antlitz),  ^liöny  (hfibsch)  und 
poliöek  (wange)  mit  ihren  ableitungen.   Von  dem  letzten 


*)  Ein  beispiel,  in  welchem  die  wurzel  ans  tieftoniger  nlbe»  olme  mi 
praepositionen  gepreset  zn  sein,  verloren  gieng,  ist  mianowad  nennen,  alu 
bnlg.  inienoTati  von  im^  =3  orspr.  gnS-man.      J.  S. 

^)  Ist  wohl  nnr  Wirkung  des  1,  das  hier  wie  nl  gesprochen  wird  nnd 
das  vorhergehende  i  verdringte,  von  dem  nur  noch  die  erwdjtavg  d« 
Bonanten  flbrig  ist:  noAit,  *no<iul,  nosnl.     Ar«  "^^ 


misceUen.  347 

Worte  wird  in  der  warschauer  gasseDSprache  warselgenift* 
fses  primäres  pölik  gebildet*). 

3)  Zur  geschichte  der  polnischen  zahlworter. 

In  den  polnischen  deukmälern  des  15.  und  selbst  des 
16.  Jahrb.  lesen  wir  noch: 

do  p'^ci  na  ^ce  (aus  dzes^ce)  lat,  heute:  do  p'et- 
DBstu  lat  (bis  zu  15 jähren),  od  dwu  na  ^ce  lat,  heute: 
od  dwunastu  lat  (seit  12  jähren),  jeden  na  ^ce  zwo- 
leniköf,  heute:  jedenastu  zwoleniköf  (11  anhänger), 
jeden  ze  dwu  na  ^ce  h.  jeden  ze  dwunastu  (einer 
von  12),  podtug  dwanasce  gWazd  h.  dwunastu  (nach 
12  Sternen),  dwa  na  ^ce  koronami  h.  dwunastu  (mit 
12  krönen); 

f  p'^tem  na  ce  lece  h.  f  p'etnastym  (im  lö.jahre), 
f  cfartem  na  ce  lece  h.  f  öternastjm  (im  14.  jähre); 
cfartego  na  ^ce  dha  h.  2ternastego  dna(de8  14. ta- 
ges),  p'qtego  na  ^ce  dna  h.  p'etnastego  dna  (des  15. 
tages);  z  Vinq  petnad^eic^  h.  p'etnast§  (mit  der 
15.  schuld); 

we  dwanastym  kapitulum  h.  we  dwunastym 
(im  12.  capitel). 

4)  pcola. 

In  einem  polnischen  denkmale  des  15.  jahrh.  finden 
wir  noch  den  gen.  plur.  p66t  (später  piiöt,  der  bienen), 
aber  schon  neben  dem  instr.  ps6o}am'i.  —  Im  russischen 
lebt  bis  jetzt  pceta,  und  im  böhmischen  fdela  (vöela 
geschrieben). 

5)  slza. 

In  den  polnischen  denkmftlern  des  14.,  15.  und  selbst 
in  denen  des  16.  jahrh.  lesen  wir  noch  nom.  sg.  st z a  (viel- 

*)  Altbolg.  lice  tuMhb,  licemerü  Simulator.  Das  u  in  lacem'er- 
nicy  kann  nicht  alt  sein,  sondern  wird  wohl  seinen  nisprong  irgend  weloher 
analogic  «Mmt  falschen  te^tnng  yerdanken.    Sr. 


248  Stokes 

leicht  nar  so  geschrieben)  oder  ziza,  heute  ')za  (thr&ne)«, 
Dom.  pl.  zlzj,  loc.  pl.  w  zlzacb,  gen.  pl.  ztes  u.  s.  f. 
Wenn  es  je  stza  gelautet  hfttte,  dann  mOfste  dies  wort 
zweisilbig  (st-za)  sein;  denn  in  einer  silbe  geht  s  vor  z 
in  z  über.  Wenn  man  ztza  sprach,  dann  konnte  es  ent- 
weder zweisilbig  (zt-za)  oder  einsilbig  (zlza)  sein. 

Das  wort  zlza  lebt  bis  heute  als  pl.  zotzy  neben 
tza,  aber  in  anderer  bedeutung:  )za  ist  thräne,  zotzj 
feifei,  drüsen  (pferdekrankheit). 

Berlin,  jnni  1868. 

J.  Baudouin  de  Courtenay. 


Addenda. 

Beitr.  V  s.  310.  3.  pers.  plur.  pan  oa(n)t  ouz  e  reo 
dan  marv  wben  they  were  dragging  him  to  the  death 
M.  123  a. 

8.  325.  part.  praet.  pass.  aznat  (cogneu,  notus)  Cath. 

8«  328.  inf.  gouzout.  Die  &ltere  form  gouzvoat 
findet  sich  im  Catholieon:  da  gouzvout  (gl.  scilicet). 

8.  335.  2.  pers.  sing,  imperat.:  crist  haz-vez  trogarez 
ouzimp  (Cr.,  ayez  mercy  de  nous)  Cath.  s.  v.  Crist* 

8.  337.  secund.  praes.  3.  pers.  sing,  douque  M.  28a. 

s.  338.  part.  praet.  pass.  dionguet  (gl.  delatus)  Ca- 
tholieon: dizoen  (ss  di-doen)  gl.  deferre  ibid. 

8.  344  anm.  füge  hinzu  altbreton.  difeitb  in  barb- 
difeith  rough-beard  Cart.  Roton.  ed.  de  Courson. 

8.  357.  part.  praet.  groaet  Cath.  p.  81. 

8.  361  z.  21  statt:  dem  armen  manne  lies:  den  armen 
leuten. 

Corrigenda. 

Seit  ich  meine  abhandlung  über  die  mittelbretoni* 
sehen  unregelmäfsigen  verba  (Beiträge  Y,  306)  niederge- 
schrieben, bin  ich  in  den  besitz  von  Lhuyd's  Archaeo- 
logia  britannica  (Oxford  1707)  gekommen  und  ^|M  darin 


mifleellen.  349 

eine  flbersetzang  von  Manoir's  armoriscber  grammatik.  Ma- 
noir^s  anordnung  der  tempora  des  verbums  ober  (facere) 
setzt  mich  in  den  stand  formen,  die  ich  (ohne  grofses  Ter- 
tränen)  als  secund&res  praesens  bezeichnet  hatte  (Beitr. 
V,  354),  an  ihren  richtigen  platz  zu  stellen.  Ich  sehe  jetzt, 
dafs  die  formen  gueren,  guerue,  gueure  dem  praeter^ 
itam  angehören  und  s.  351  (wo  beiläufig  fQr  greomp  im 
paradigma  gresomp  zu  lesen  ist)  hätten  eingefügt  werden 
sollen,  während  die  formen  sing,  grahenn,  grabe,  plur. 
grahemp,  grahech,  grahent  dem  secundären  futurum 
oder,  wie  Manoir  es  nennt,  dem  optativ  angehören.  Die 
formen  guereu,  gnerue,  gueure  fecit  (Manoir's  e  eure) 
sind  mir  dunkel.  Kann  das  h  im  futurum  grahenn  u.  s.  w. 
das  ältere  s  vertreten,  von  dem  wir  im  irischen  so  viel 
Beispiele  haben?  So  in  deuhymp  (wir  werden  kommen); 
ahy  (er  wird  gehen),  ahimp,  eheut,  ahint;  grohimp 
(wir  werden   thun),    greheut,  grehint. 

8.310  z.  28  für:  vit%  deandid  lies  sit^,  diand-id. 

s.  325,  z.  8  von  unten  fQr:  lat.  ad-  lies:  ate-. 
Calcatta,  Weihnachten  1868.        Whitley  Stokes. 


Geehrter  herr  professor! 

Ich  beeile  mich,  Sie  und  unsere  mitarbeiter  an  Zeit- 
schrift und  beitragen  auf  eine  der  wichtigsten  entdeckungen 
aufmerksam  zu  machen,  die  im  gebiete  der  vergleichenden 
mythologie  in   der  letzten  generation  stattgefunden. 

Am  25.  Januar  d.  j.  las  Mr.  W.  Hennessey,  bereits 
durch  seine  ausgäbe  des  Chronicon  Scotorum  jedem  celti- 
sehen  philologen  rQhmlich  bekannt,  vor  der  irischen  aka- 
demie  eine  denkschrift  über  die  weiblichen  kriegsgotthei- 
ten  der  alten  Iren,  im  anschlnfs  an  Pictet's  aufsatz  „Sur 
ane  nouvelle  deesse  Gauloise  de  la  gnerre^.  Revue  Arch^o- 
logique  1868. 

Gans  neue,  unerwartete,  reiche  ausbeute,  fernsiohten 


250  Lottner,  miecellen. 

in  das  indogermanische  alterthum,  fernsichten  in  die  inter* 
nationalen  Terhältnisse  der  Germanen  und  Gelten  in  römi- 
scher zeit  eröffneten  sich,  und  auch  die  einsieht,  dafs  zwi- 
schen Norwegern  und  Iren  noch  ganz  andere  dinge  als 
pfeilschüsse  gewechselt  worden  sind,  nämlich  ideen,  noch 
ganz  andere  töne  erklungen  sind,  als  schwerterklirren,  näm- 
lich gesänge  hinüber  und  herfiber. 

Die  abhandlung  hrn.  Hennessey^s  ist  leider  fbr  einige 
zeit  noch  dem  drucke  entzogen.  Ich  will  in  der  kürze 
auf  die  wichtigsten  punkte  im  voraus  die  aufmerksamkeit 
richten.     Es  sind  die  folgenden: 

1 )  Es  gab  gewisse  irische  kriegsgöttinnen,  deren  namen 
verschieden  angegeben  werden. 

2)  Einer  dieser  namen  ist  Badb  Catha,  was  allem  an- 
scheine nach  mit  dem  restaurirten  Cathnbodna 
dergallischen  von  Pictet  behandelten  inschrift  iden- 
tisch ist. 

3)  Andere  geläufige  namen  sind:  Neman,  Morriga, 
Ana,  Be-Neit. 

4)  Gewöhnlich  erscheinen  diese  genien  zn  drei,  wenn 
sie  nicht  ganz  allein  auftreten. 

5)  Nicht  selten  ist  eine  derselben  einem  beiden  speciell 
als  schützerin  und  braut  zur  seite  gestellt. 

6)  Sie  erscheinen  oft  in  vogelgestalt,  und  heifsen  dann 
eines  speciellen  beiden  „bird  of  valour^  (Hennes- 
sey's  ausdrnck). 

7)  Wo  diese  gestalt  specieller  angegeben  ist,  ist  es  eine 
krähenart  (scaldcrow,  roystering  crow). 

8)  Wenn  das  Schicksal  den  beiden  ereilt,  verlassen  sie 
ihn  mit  schmerzen. 

Jedermann  sieht  und  auch  dem  Scharfsinne  berm  Hen- 
nessey's  ist  das  natürlich  nicht  entgangen,  dafs  wir  hier 
das  genaue  gegenbild  der  germanischen  Valkyijen  haben. 
Selbst  die  krähengestalt  wird  in  der  Völsungasaga  ana- 
drücklich  erwähnt. 

Ich  werde  seiner  zeit  genaueren  bericht  über  diese 
höchst  merkwürdige  entdeckung  erstatten.     Waa  ihr  aber 


Nacbnif.  251 

mehr  werth  giebt  als  alles  andere,  ist,  dafs  aus  gelegent- 
lichen äufserungen  in  brn.  Hennessey's  abhandlung  sieh  klar 
ergiebt,  dafs  noch  ganz  ungeahnte  mythologische  schätze 
in  den  irischen  handschriften  stecken,  die  der  genannte 
hoffentlich  heben  wird. 

Ich  glaube  es  der  Wissenschaft  schuldig  zu  sein,  auf 
einen  so  bedeutenden  fund  aufmerksam  zu  machen^  da 
geraume  zeit  bis  zur  ofBciellen  Veröffentlichung  vergehen 
könnte. 

Dublin,  7.  april  1869.  C.  Lottner. 


Nachruf. 
August  Schleicher, 

geboren  den  19.  februar  1821  zu  Meiningen,  gestorben  den 

6.  december  1868  zu  Jena. 

» 

Hie  est  iUe  sitns  cui  nemo  civis  neqae  hostis 
Qaivit  pro  factis  reddere  opis  pretinm. 

Vor  wenig  mehr  denn  Jahresfrist  ward  der  Sprachwis- 
senschaft ihr  begrOnder  entrissen,  und  schon  stehen  wir 
wieder  an  einem  frischen  grabe.  Bopp  war,  wie  wenigen, 
das  glück  beschieden  seine  mission  ganz  zu  erfQllen,  er 
gieng  zur  ewigen  ruhe  ein,  nachdem  er  den  grofsen  ge- 
danken  seines  lebens  verwirklicht  und  ihm  allgemeine  an- 
erkennung  errungen  hatte.  Er  hat  eine  Wissenschaft  hin- 
terlassen, deren  grundlagen  durch  ihn  f&r  alle  zeiten  sicher 
gestellt  sind. 

Schleicher  ist  vom  plötzlichen  tode  mitten  aus  frucht- 
barem schaffen  hinweggerafft  worden  voll  von  entwOrfen 
zu  rastloser  arbeit,  ohne  vollenden  zu  können  was  er  als 
das  hauptwerk  seines  lebens  betrachtete.  Wohl  ist  ihm 
ein  beneidenswerthes  loos  gefallen  im  vollgef&hle  der  kraft 
noch  auf  dem  wege  zum  gipfel  des  rnhmes  abgerufen  zu 
werden,    die  aber,   welche  gleiches  strebens  die  von  ihm 


252  Nachruf. 

gebrochene  bahn  verfolgeD,  empfinden  achmerzlieh  den  ver- 
tust des  üQhrers,  dessen  vorbild  sie  anfeuerte  und  dessen 
Zuspruch  sie  stfirkte. 

Schleicher  hat  sich  nicht  ausgelebt,  und  doch  was  bat 
er  geleisteti  Mit  ausnähme  der  etymologie  gibt  es  kein 
gebiet  der  Sprachwissenschaft,  welches  nicht  durch  seinen 
Scharfsinn  wesentlich  gefördert  ist. 

Wider  willen  war  er  zum  Studium   der  tbeologie  be- 
stimmt,   doch  sein  reger  geist  war  nicht  geschaffen  sich 
einem  starren  dogma  zu  unterwerfen,  f&hlte  sich  vielmehr 
zur    Philosophie    hingezogen.     Auch    die   Hegeische    lehre 
vermochte   den   nach  sicherer,   objectiver  erkenntniss  stre- 
benden nicht  dauernd  zu  befriedigen;  er  gieng  in  die  schule 
strenger  philologischer  kritik  und  wandte  sich,  in  ihr  me- 
thodisch gebildet,    dem  theile  der  philologie  zu,    welcher 
der    subjectivität    am  wenigsten  Spielraum    gestattet,    der 
grammatik.     Dies  war   das  feld,  auf  welches  ihn  neigung 
und  ungewöhnliche  begabung  gleichmäfsig  hinwiesen;  dafs 
er  nicht  alle   theile   desselben  mit  gleicher  lust  angebaut 
hat,    lag  tief  in  seiner  natur  begründet.     Ueberall  suchte 
er  das   gesetz   der  entwickelung,    welches   die  pecsönlich«' 
willkQr  des  forschers  ausschliefst,  den  labyrinthen  der  ety- 
mologie  w^r  er  daher  nie  hold,    sie  bot  ihm  nicht  genü- 
gende  bürgschafteu  ihrer  ergebnisse,    welche  selten  notb- 
wendigkeit,   meist  nur  möglichkeit  f&r  sich  beanspruchen 
können;  oft  genug  hat  er  sich  geringschätzig  über  sie  aus- 
gesprochen.    Um  so  eifriger  widmete  er  seinen  Qeifs  den- 
jenigen Seiten  der  Sprachwissenschaft,  welche,  weniger  dem 
individuellen  ermessen  anheimgegeben,    in  sich  selbst  ein 
regulativ  gegen  den  irrthum  tragen:  der  lautlehre,  stamm- 
und  Wortbildung  und  der  morphologie.   Was  Bopp  in  gre- 
isen Zügen  angelegt  hatte,  ist  nicht  zum  wenigsten  durch 
Schleicher  weiter  ausgef&hrt,  schärfer  gefafst  und  berich- 
tigt worden.     Aber  nicht  die  reeultate  allein,   zu  welchen 
er  auf  diesen  gebieten  gelangte,   haben  sein  ansehen  be- 
gründet, sondern  vor  allen  dingen  die  art,  wie  er  sie  ge- 
wann   und   die  gewonnenen  der  Wissenschaft  einzuordnen 


Nachruf.  ^  253 

verstand.  Schleicher  besafs  ein  glänzendes  organisatori- 
sches talent.  Wenige  Wissenschaften  bringen  ihre  jünger 
so  sehr  in  gefabr  auf  unermesslichem  meere  die  richtung 
za  verlieren,  wie  die  Sprachwissenschaft.  Dem  vorgebeugt 
.  zu  haben  ist  Schleichers  nicht  geringstes  verdienst.  Er 
ist  es,  der  die  Sprachwissenschaft  in  ein  System  gebracht 
und  die  fülle  des  Stoffes  unter  feste,  aus  der  natur  der 
Sache  selbst  geschöpfte  gesichtspnncte  geordnet  hat.  Mu- 
sterhafte klarheit  und  methode  haben  seinen  arbeiten  xcinen 
80  durchgreifenden  einflufs  verliehen. 

Mit  der  beherrschung  des  ganzen  und  der  erkenntniss 
des  allen  indogerma^^ischen  sprachen  gemeinsamen  verband 
er  einen  scharfen  blick  für  die  eigenthümlichen  charakter- 
züge  der  einzelsprachen,  welchen  er  stets  gerecht  wurde. 
Er  bekannte  es  gern,  dafs  er  ein  sclave  der  lautgesetze 
wäre,  welche  er  bis  ins  einzelste  beobachtete,  verlor  aber 
dabei  nie  das  grofse  ganze  aus  dem  äuge.  Gleichweit  ent- 
fernt von  einer  aufgezwängten  teleologie  wie  von  einem 
rath-  und  ziellosen  untergehen  im  Stoffe,  vom  idealismus 
wie  vom  materialismus,  strebte  er  stets  das  eigenthümlicbe 
wesen  der  erscheinungen  zu  erfassen  und  das  in  ihnen  wir- 
kende gesetz  zu  ermitteln.  Hierbei  kam  ihm  seine  frühere 
philosophische  schule  zu  statten.  Das,  wodurch  Hegel 
einen  nachhaltigen  befruchtenden  einflufs  auf  die  neueren 
Wissenschaften  geübt  hat,  ist  dafs  er  den  begriff  der  ent- 
wickelung  in  den  Vordergrund  gerückt  hat.  Die  organi- 
sche entwickelnng  in  ihrer  continuität,  ohne  sprünge,  nach 
inneren  treibenden  Ursachen,  ist  der  leitstern,  welchem 
Schleicher  bei  allen  seinen  Untersuchungen  gefolgt  ist. 
Streng  hielt  er  darauf,  dafs  man  nicht  gesetze,  welche  in 
früheren  perioden  des  sprachleben«  wirkten,  unbesehens 
auch  auf  spätere  übertrüge  oder  umgekehrt.  Hiermit  hängt 
zusammen,  dafs  er  die  Verwandtschaft  der  indogermani- 
schen sprachen  auf  einen  rationalen  ausdruck  zu  bringen, 
d.  h.  ihren  Stammbaum  festzustellen  und  die  Ursprache  zu 
reconstruieren  suchte.  Mögen  auch  manche  der  hier  ein- 
schlagenden fragen  noch  nicht  endgiltig  gelöst  aein,  so  ge- 


354  Nachruf. 

bohrt  doch  Schleicher  das  unstreitige  verdienst  sie  ange- 
regt und  könftiger  forschnng  ihre  bahnen  vorgezeicbnet  zu- 
haben*). Nicht  genug,  dals  er  die  Verwandtschaft  der  in- 
dogermanischen sprachen  genau  zu  bestimmen  unternahm, 
wies  er  auch  unserem  ganzen  sprachstamme  seinen  platz 
in  der  sprachenweit  an  und  entwarf  nach  mafsgabe  des 
morphologischen  baues  die  grundzüge  eines  natflriichen  Sy- 
stems der  sprachen.  Dies  System  wollte  er  zugleich  als 
die  einzig  würdige  Classification  der  menschheit  betrachtet 
wissen,  för  welche  er  mit  recht  forderte,  dafs  man  sie 
nicht  wie  die  der  thiere  nach  leiblichen  merkmalen  auf- 
stellte sondern  nach  dem  eigenthümlich  menschlichen,  d.  h. 
eben  nach  der  spräche. 

Erhob  sich  so  sein  geist  zu  den  höchsten  und  weit- 
greifendsten  aufgaben  menschlicher  Wissenschaft.,  so  ward 
er  doch  nie  mAde  die  anscheinend  trockensten  Untersuchun- 
gen der  lautlehre  mit  gewissenhafter  Sorgfalt  und  nüchtem- 
heit  zu  führen.  Und  unter  seiner  behandlung  blieb  nicht 
leicht  etwas  trocken,  überall  wufste  er  das  wirkende  gesetz 
herauszufinden  und  den  Stoff  sachgemäfs  zu  ordnen.  Am 
glänzendsten  bewährte  sich  sein  beobachtungstalent  und 
seine  gestaltungskrafl  auf  dem  felde  der  slawolettischen 
sprachen.  Seine  litauische  grammatik  wird  lange  zeit  die 
grundlage  für  das  Studium  dieser  spräche  bleiben.  Auch 
das  slawische  ist  hauptsächlich  durch  seine  formenlehre 
des  altkirchenslawischen  den  blicken  der  Sprachforscher 
näher  gerückt  worden.  Leider  sollte  er  die  vergleichende 
grammatik  der  slawischen  sprachen,  welche  er  als  die 
hauptaufgabe  seines  lebens  betrachtete,  nicht  vollenden. 
Einen  theil  derselben,  vielleicht  den  schwierigsten,  hat  er 
zum  drucke  fertig  hinterlassen,  die  grammatik  des  jetzt 
verschollenen  polabischen,   von  welchem  nur  dürfUge  und 


*)  Die  möglicbkeit,  ein  bild  der  nnprache  zu  entwerfm,  findet  sieh 
snerst  nngedentet  in  Schleichers  formenlehre  der  kirchenslawischen  q>rsehe 
s.  4.  Befremden  moTs  es,  dafs  an  einem  oite,  wo  die  mftnner  erwfthnt  wer- 
den, »deren  arbeiten  auf  die  anfhellnng  des  znstandes  des  indogermanischen 
Volkes  Yor  seiner  trennnng  gerichtet  sind*',  Schleichers  name  üBhlt« 


Nachruf.  255 

sehr  entstellte  aufzeichnungen  unkundiger  auf  uns  gekom- 
men sind.  Hier  gab  es  eine  arbeit,  wie  sie  Schleicher  zu- 
sagte und  der  wenige  aufser  ihm  gewachsen  waren :  es  galt 
den  Worten  und  s&tzen,  welche  deutsche,  der  spräche  nicht 
mächtige  aufzeichner  nach  mangelhaftem  gehöre  ans  vol- 
kesmunde  aufgeschrieben  haben,  ihre  wahre  gestalt  zurück- 
zugeben« Schleicher  bat  wiederholt  diese  polabische  gram- 
matik  sein  bestes  werk  genannt.  Die  flbermäfsigen  an- 
strengnngen,  welchen  er  sich  unterzog  um  es  zum  abscblusse 
zu  bringen,  haben  seine  gesundheit  so  untergraben,  dals 
sie  dem  anfalle  einer  lungenentzQndung  nicht  mehr  wider- 
stand leisten  konnte.  Wenige  tage  vor  seinem  tode  war 
er  noch  mit  der  Vollendung  des  manuscriptes  beschäftigt. 

So  scblofs  ein  rastlos  ftür  die  Wissenschaft  wirkendes 
leben  mitten  im  besten  schaffen.  Was  wir  an  ihm  verlo- 
ren haben,  darQber  herrscht  nur  eine  stimme.  Nicht  nur 
aus  ganz  Deutschland,  aus  fast  allen  ländem  Europas  hat 
man  den  hinterbliebenen  die  aufrichtigsten  und  zartesten 
beweise  der  werthschätzung  des  verstorbenen  und  der  trauer 
um  seinen  tod  dargebracht. 

Schleicher  war  eine  natur  von  bewundernswürdiger 
kraft  und  rücksichtsloser  aufrichtigkeit.  Was  er  als  ,wahr 
erkannt  hatte,  danach  handelte  er  gewissenhaft,  und  das 
verkündete  er,  unbekümmert  ob  es  ihm  bei  anderen  scha- 
dete oder  nicht.  Nicht  geschaffen  zu  concessionen  an 
herrschende  von  der  seinigen  abweichende  meinungen  zwang 
er  jeden,  der  mit  ihm  in  berührung  kam,  ftir  oder  wider 
ihn  partei  zu  ergreifen.  Dabei  war  er  weder  intolerant 
noch  suchte  er  anders  denkende  zu  seiner  meinung  zu  be- 
kehren: „ich  kann  ja  nicht  verlangen,  dafs  alle  menschen 
mir  gleich  organisiert  seien'',  diese  äufserung  konnte  man 
oft  aus  seinem  munde  vernehmen.  In  stiller  zurückgezo- 
genheit lebend  war  er  schwer  zugänglich.  Wem  es  aber 
gelungen  war  ihm  näher  zu  treten,  der  konnte  keinen  treue- 
ren und  aufopfernderen  freund  finden  als  ihn. 

Für  seine  schüler  war  ihm  keine  mühe  zu  schwer, 
keine  zeit  zu  kostbar.     Stets  war  er  für  sie  zu  sprechen, 


256  Nachruf. 

mochte  er  in  seineni  garten  arbeiten  oder,  was  er  in  den 
letzten  jähren  oft  tage  lang  hintereinander  trieb,  mit  mi- 
kroskopischen pfianzenuntersuchungen  beschäftigt  sein,  oder 
am  schreibpulte  schaffen.  Wer  das  glQck  hat  sein  schüler 
gewesen  zu  sein,  kann  ihn  nie  vergessen. 

Alles  was  er  war  und  wufste  durch  eigene  kraft  er- 
zielt zu  haben,  mnfste  dem  manne  ein  stolzes  bewufstsein 
geben.  Niemals  aber  ward  dies  berechtigte  selbstgef&U 
zur  selbstQberschätzung,  vielmehr  bewahrte  der  schUcbte 
mann  eine  fast  beispiellose  bescheidenheit,  verbunden  mit 
dem  dränge  nach  immer  höherer  Vervollkommnung.  ,|Ich 
habe  mein  ganzes  leben  hindurch  nach  klarheit  gestrebt, 
und  es  soll  ja  alles  noch  viel,  viel  besser  werden^,  waren 
die  letzten  werte,  welche  er,  aus  fieberträumen  noch  ein- 
mal zu  sich  kommend,  sprach. 

So  lange  der  name  Bopp  lebt,  wird  Schleicher  sei- 
nen platz  neben  ihm  behaupten. 

Johannes  Schmidt. 


Pott,  die  Partikeln  skr.  ^ha,  ghä,  ba  und  hi ;  zend.  zi  etc.  257 

Die  Partikeln  skr.  gha,  ghä,  ha  und  hi;  zend.  zi; 
griech.  ya,  yä*  lith.  -gi,  slav.  ze  u.  s.  w. 

Ein  etymologisch-syntaktischer  versuch. 

Von   besonderer  Wichtigkeit  ist  unstreitig  die  partikel 
gha  und  gh&  Benfey,  gloss.  8.63,    vedisch    Ar   später 
daraus  entstandenes  ha  und  h&  s.  266,  aber  hi  (denn)  207. 
Dazu  gha  pet.  wb.  II,  869.     Was  Benfey  über  deren  Ur- 
sprung Termuthet:  „wahrscheinlich  alter  adverbial  gewor^ 
dener  instr.  des  pron.  gha  =  lat.  ho  [d.  h.  in  hun-c, 
hö-c,  hörum  u.  s.  w.]  vgl.  griech.  ws.  lex.  II,  187^,  kön- 
nen wir,  als  zu  nichts  fahrend,  auf  sich  beruhen  lassen. 
Das  Sanskrit  kennt  einen  derartigen  pronominalstamm  nicht, 
und  aufgehellt  wird  das  wort  damit  nicht  im  mindesten. 
Wirklichen  belang  haben  jedoch  Benfey's  weitere  bemer- 
kungen:   „dient  zur  Verstärkung;  hinter  pron.  der  1.  pers. 
vaj&m  gha  (tjfASig  y€).     Sa  ghä  o  ys.     Hinter  fi  [präp. 
zu,  bei;   adv.  herbei];    äd  [darauf]  mit  nächst,  id;    hinter 
kid  [urspr.  quid,  indef.  machend:  irgend  u.  s.w.];    hin- 
ter j  ad  vä  [jenes  o,  was;  dieses  lat.  -ve,  oder];    hinter 
adj.  —   Desgl.  ha  und  hä,  geschwächtes  gha  =  griech. 
yi.    Verstärkend  (Seh.  äva,  khalu,    aber  nach  Nir.  I,  9 
vinigrahärhija  vergl.  Windischm.  Sank.  73).     Hinter  pron. 
interrog.;  hinter  tvam  [vergl.  Cv;'«],  hinter  j&d  [o]^.  — 
Im  pet.  wtb. :   „gha  enkl.  part.   der  hervorhebung:    we- 
nigstens, gewifs,  ja;  meistens  nicht  zu  Obersetzen,  ana- 
log dem  griech.  yL    Im  Bigveda  häufig,    sonst  nur  sehr 
selten   vorkommend.    Erscheint   oft   in  verb.  mit  andern 
Partikeln    verwandter    bedeutung,    namentlich    nach  kid; 
Qta;  vä  und  vor  id.    Man  kann  folgende  Stellungen  des 
gha  als  die  gewöhnlichsten   hervorheben:    I)  nach  pron. 
am  anfange  eines  päda:  sa  ghä  nö  yöga  (lok.)  ä  bhuvat, 
sa  räjö  sa  purandbjäm  Rv.  I,  5.  3  [was  Bösen  übersetzt: 
Is  ntique  (d.  i.  Indras)  nobis  aoquirendi  causa  adsit,  is 
divitiarum  causa,  is  propter  omnigenam  sapientiam.]  Im  am 
ghä;  asja  ghä;  tava  ghä  u.  s.  w.     2)  nach  präpp.  am 

B«it(ftge  z.  TgL  sprachf.  VI.  8.  17 


258  Pott 

anfange  eines  päda:  upa,  ann,  ud,  vi,  ft,  pra.  3)  nach 
der  neg.  na.  —  Nicht  selten  erscheint  die  part.  im  nach- 
satz  eines  bedingungs-  und  relativsatzes^. 

Man  hat  nun  längst  erkannt,  mit  obiger  partikel  mösse 
y^  und  yd  Ahrens,  Dor.  p.  115  im  wesentlichen  gleich 
sein.  Man  nehme  nur  die  gut  zum  sanskrit  stimmende 
verb.  mit  dem  pron.  dor.  Hyu-ya  und  Jyiop-ya  (ohne  assim. 
des  v),  tarent.  iywv-fi  (s.  aham  mit  y,  vero,  gis.  ego  vero, 
equidem?),  rvya  ib.  p.  248,  hfiiv^ya  251.  Desgl.  böot. 
tußv-ya^  falls  der  asper  richtig  ist,  Ahrens  Aeol.  p.  206, 
Tovya  207.  In  gewöhnlicher  rede,  iywye,  hfjLOvyt^  iuoiyi^ 
avyB^  rovToye,  bei  Epikern  oyi  Bnttm.  ausf.  gramm.  §.  72 
anm.  4  und  §.  80.  2.  Etwa  auch  ksl.  az  2e,  tQ  ze,  on 
2e,  oni  2e,  ego  autem,  tu  autem,  ille  autem,  illi  autem 
bei  Dobr.  Inst«  p.  448?  Abschwächung  von  a  zu  e  kann 
keinerlei  bedenken  erregen,  zumal  sich  in  etxs^  dor.  atxa 
{a  sogar  lang)  ein  analogen  zeigt.  Vergl.  zeitschr.  V, 64. 
Gesucht  hat  man  die  partikel  auch  in  dem  sonderbaren 
ausgange  des  germ.  acc.  sg.,  goth.  mi-k,  thu-k,  si*k, 
mich,  dich,  sich,  was  sowohl  nach  sinn  als  form  angienge, 
indem  das  sanskrit  auch  die  enkl.  formen  mä,  tvä  (m^ 
te),  gr.  ui,  ff^,  ^  (so),  hat.  S.  Westphal  in  zeitschr.  II,  177, 
Bugge  IV,  243.  Auf  blofsem  zufall  mag  es  beruhen, 
wenn  der  Serbe  einigen  casus  der  pron.  die  silbe  ka,  kar 
und  karena,  z.  b.  menika,  tebika  u.  s.  w.,  anhängt. 
Grimm  gramm.  s  57.  —  Mit  recht  aber  verwirft  Schwei- 
zer zeitschr.  II,  372  die  von  Benfey  versuchte  gleichung  von 
unserem  gha,  yd  mit  lat.  hi-c,  illi-c,  ist:-c  (nebst 
ecce,  nnn-c,  tun-c:  tum,  si-c)  zu  eis,  ixel^  weiche, 
abgesehen  von  der  lautschwierigkeit,  auch  dem  sinne  nach 
fem  abliegen.  Das  lat.  -ce  hat  eine  örtlich  hinweisende 
bedeutung  (der  da,  jener  dort,  wie  der  schlufs  in  63^i 
u.  s.  w.),  was  aber  von  oye  zu  behaupten  aller  wahrbeit 
gröblich  widerspräche.  Vgl.  Härtung,  gr.  part.  I,  408  z.  b. 
aus  II.  «,  303  liiya  'igyov^  6  y^  ov  Svo  avSqi  (figouv  so 
grofs,  dafs,  quod  qnidem  u.  s.  w.  (formell  wie  im  skr. 
gha  hinter  ja d!).    Dagegen  H.  i;,  286   o  ov  dvo  y    avSgi 


die  partikelo  skr.  gha,  ghi,  ha  und  hi;  sd.  zi  etc.  259 

(figouv^  wo  das  tongewicbt  vielmehr  auf  die  zweizabl,  ne 
dao  quidem,  gelegt  worden. —  Lottner  will  aus  der  ge- 
stalt  yi  neben  hyui^  s.  ah  am,  dessen  b  mit  aller  gewalt, 
jedoch  durchaus  unwahrscheinlich,  aus  gb  entstanden  sein 
soll  (als  „Sprecher^  yermothlicb  zu  s.  aha,  d.  i.  ait,  ri) 
u.  8.  w.,  wie  überhaupt  aus  dergleichen  lautveränderungen, 
etwas  verfTObete  folgeruogen  für  völkergescbichte  ziehen, 
während  sich  Kuhn  11,  270  mit  bezug  auf  ah 4m  skepti- 
scher verhält.  —  Wer  übrigens  von  dem  weiten  syntakti- 
schen gebrauchsumfange  von  /ä  näheren  aufscblufs  wünscht, 
den  verweisen  wir  auf  Härtung,  griech.  partikeln  I,  s.  344 
bis  416,  wo  freilich  alles,  was  zu  vermeintlicher  etymolo- 
gischer auf  hellung  von  yi  gewagt  worden,  längst  von  der 
Wissenschaft  fiberholt  ist.  Fe,  sowie  äyavj  ja  sogar  das 
mit  Sid  (eig.  acc.  pl.  von  der  zahl  zwei,  vgl.  TQia)  in  seinem 
iDtens.  gebrauche  (durchweg,  durchaus)  gleiche  ^a-,  mit 
8.  saha  in  Verbindung  bringen  zu  wollen,  was  H.  s.  228. 
350  versucht,  konnte  dieser  um  so  weniger  vor  sich  recht- 
fertigen, als  er  selbst  in  dem  h  von  saha  einstiges  db  ver- 
muthety  welches  doch  auch  nicht  mittelbar  —  durch  h  hin* 
durch  —  zu  7^  oder  zu  ^  zu  werden  vermöchte.  Man  mufs 
diese  ansieht  vollends  fallen  lassen,  seitdem  in  den  veden 
(s.  Benfey  glossar  s.  190)  mehrere  compp.  mit  sadha, 
zd.  hadha,  bezeugt  sind.  Ob  übrigens  äya^f,  in  compp. 
blofs  aya^  {dyd&eogy  ijyd&toq^  etymologisch  verschieden 
t,d9toq)^  sei  es  nun  mit  wegfall  von  v,  wie  jirXctyBvrjg^ 
oder  weil  v  dort  accusativendung,  mit  unserem  gha  = 
/£  sich  irgendwie  berühre:  ist  mehr  als  zweifelhaft.  Lith. 
ganä  genug,  lett.  gan  (ganna)  genug,  vollständig  (als 
part.  gan,  gana  wohl,  zwar,  Bielenstein  lett.  grammatik 
8.  408)  bietet  wohl  nur  den  äufseren  schein  einer  Ver- 
wandtschaft. Sonst  müfste  in  dyav  der  nasal  wurzelbaft 
sein.  —  Hievon  abgesehen  findet  sich  in  Hartungs  dar- 
stellung  von  der  part.  ;€,  so  viel  ich  einsehe,  nichts,  was 
dem  nur  vielleicht  um  vieles  engeren  und  minder  ausge- 
bildeten gebrauche  des  indischen  gha  und  ha  wider- 
spräche.   So  wird  2.  b.  s.  348  gesagt:  „Wie  nahe  uiv  und 

17* 


ieo  Pott 

yi  sich  stehen,    hat  man  allgemein  gefehlt  and  erkannt, 
ohne  noch  zu  wissen,    dafs  in  der  lat.  spräche  yi^   d.h. 
qai-dem  [nach  meiner  meinnng  nicht  vom  mit  yi  Hart 
s.  354,  sondern  ans  quid  mit  dem,  wie  das  nentr.  i-dem], 
wirklich  fbr  das  synonymum  eintrete,  und  die  beiden  ämr 
ter,    welche  im  griechischen  getheilt  sind,   zugleich  ver- 
walte.   Derjenige   unterschied,    welchen   man   gewöhnlich 
angiebt,  dafs  juäy  den  satz,  yi  einzelne  Wörter  angehe,  ist 
unwesentlich  [doch  wohl  nicht  so  ganz,  zumal  ja  die  ent- 
sprechende indische  part.  zur  hervorhebung  einzelner  wör« 
ter  dient],  und,  so  gefafst,  nicht  einmal  richtig.    In  der 
bedeutung  beider  Wörter  herrscht  kein  anderer,   als  der, 
dafs  bei  f*ip  auf  die  Wahrheit  und  gewifsheit  [?],    bei  yi 
auf  die  stärke  und  flberlegenheit  der  Sache  getrotzt 
wird^.    Und  femer:   „fTä^  bezeichnet  den  umfang  [ver- 
möge seiner  kürzung  aus  nagl,   s.  meine  präpp.  s.  489], 
yi  die  überlegene  kraft  und  stftrke,  nig  nimmt  die  sache, 
so  weit  und  breit,   yi^   so  fest  und  tüchtig  sie  ist 
Will, man  die  grundbedeutung  des  ^i  noch  sinnlicher,  d.h. 
räumlich  fassen:  so  bezeichnet  es  die  Verdichtung,  so 
wie  9tiQ  die  ausbreitung.     Das  gedrungene  ist  nicht  mehr 
zu  beengen,  und  macht  die  feindlichen  aogriflTe  von  sidi 
abprallen:    femer  ist  das  intensive  nachdruckvoll  und  ge- 
wichtig, schliefst  empbasis,  auszeichnuug  und  her- 
vorhebung  ein^.     Ueber  restriction  (vergl.  z.  b.  skr. 
khalu,  womit  ha  erklärt  wird)  s.  346.    Wenn  man  scher- 
zen wollte:  nicht  wahr,  da  könnte  man  gelegentlich  von 
gha  an  s.  ghana  (fest  zusammengeschlagen)  compact,  fest, 
hart,  und  zwar  um  so  eher  mit  einigem  scheine  erinnern, 
als  von  der  gleichen  wz.  han  auch  gha  schlagend,  tödtend 
vorkommt?  —  In  Lassende  Anthologie:  Ha  part.  vocabulo 
antecedenti  vim  addens,  yi^  postmodum  ad  versnm  explen- 
dum   inaniter   addita;    inpr.  perfecto.     Sodann:  Hi  part 
enim,  nam.  Ab  initio  propositionis  aliena  est  et  primum 
aut  plura  vocabula  sequitur.    Saepius  ponitur  ni^Kajdna, 
ut  Indoram  grammatici  loquuntur:  ad  affirmationem  et 
confirmationem  de  re  certa  aut  nota  (ja). 


die  Partikeln  skr.  gha,  ghl»  ha  und  hi ;  zend  si  etc.  261 

Die  neg.  na,  lasen  wir  oben,  kommt  mit  gha  vor. 
Auch  giebt  das  pet.  wb.  unter  na  an:  ,,die  verb.  na  ha 
bewirkt,  dafs  das  verbum  finitum  seinen  ton  bewahrt,  wenn 
unter  der  form  einer  in  der  znkunft  negirten  thätigkeit  ein 
verbot  ausgesprochen  wird.  Pan.  8,  1,  31  na  ha  bhök* 
djase,  na  hädhjeöjasö  s.  v.  a.  Du  wirst  nicht  essen, 
du  wirst  nicht  lesen,  das  sage  ich  dir  in  allem  emst^.  Aehn- 
lieh  das  yi  in  ausrufen,  welcherlei  auch  die  stelle  eines 
befehles  oder  Wunsches  vertreten  können.  Härtung  s.  372 
z.  b.  L.  X,  235  fit]8i  avy'  xaXleineiv,  dafs  du  nur  ja 
nicht.  *'£a  ys  tovra^  o  lals  dasi  Weiter  vergl.  Härtung, 
wo  er,  nachdem  von  dem  zusatze  des  yk  zu  persön- 
lichen fQrwörtern  und  demonstr.  um  des  contra- 
stes  willen  die  rede  gewesen,  s.  369  bemerkt:  „die  part. 
tritt  in  diesem  sinne  sowohl  hinter  confirmativen  part.  als 
auch  hinter  den  negg.  oim  und  fci?  nicht  selten  ein  ^.  Es 
habe  aber  Nägelsbach  Comm.  de  part.  yi  usu  homerico 
p.  18  gezeigt,  die  negation  mit  yi  hinter  sich  besage  so 
viel  als  ne  —  quidem.    Ov8i  ...  ye  und  fit^öi  . . ,  ys  s.399. — 

Es  fragt  sich  nun,  ob  wir  nicht  auch  anderwärts  einer 
dem  s.  gha  entsprechenden  part.  begegnen,  und  wollen  wir 
zunächst  einige  gerade  mit  negation  verbundene  anhängsei 
ins  äuge  fassen.  Da  haben  wir  also  vor  allem  im  altn.  die  part. 
gi,  die  nach  t  und  s  (vermöge  der  härte  dieser  laute)  ki 
lautet,  nur  als  suffix  vorkommt  und  verneinende  kraft 
hat.  Grimm  III,  33.  Sie  wird  an  partikeln,  nomina  und  pro- 
nomina  (nie  an  verba)  gehängt.  Svägi  (ita  non),  thägi 
(tum  non),  aevagi  (nunquam);  thö  (tarnen),  theigi, 
theygi(non  tamen,  neutiquam);  ülfgi  (lupus  non);  thatki 
(id  non).  Besonders  eingi,  eingi,  ecki  (in  letzterem  as- 
similation  von  t)  nullus  u.  s.  w.  An  und  für  sich,  d.h. 
aufeer  verb.  mit  der  part.  ni,  ohne  welche  sie  selten  vor- 
kämen, verneinten  sie  freilich  der  strenge  nach  nicht,  so 
wenig  als  frz.  jamais,  rien  und  dergl.  limitative  ausdrücke 
(s.  et.  forsch.  I,  345 ff.).  So  komme  hvatki  fbr  qoidqaam 
(nicht  nollum),  h  v  a  r g  i  für  n  b  i  q  u  e  (nicht  nusquam)  u.  s.  w. 
vor.    Wegen   des  n  jedoch  in  ahd.  und  alts.  huer-gin 


262  Pott 

(irgend,  mit  schmarotzerischem  d)  macht  Grimm  s.  32  den 
ausgang  einer  berfihrung  mit  goth.  hun,  z.  b«  ainshuD 
(uUus)  verdächtig;  und  scheint  auch  der  schlufs  in  ags. 
hvägu,  nach  Grimm  s.  30  mit  gu  aus  ju  (quondam),  im 
sinne  von  je,  irgend,  nicht  etwa  mit  lith.  gu,  z.  b.  in 
argu  vergleichbar.  Woher  Biigge  zeitschr.  IV,  243  sein 
gham  [doch  nicht  etwa  die  interj.  ham?]  haben  will  f&r 
gha,  weifs  ich  nicht,  und  kann  es  deshalb  nicht  zur  aufklä- 
rung  von  ahd.  huer-gin  dienen.  Vollends  nicht,  wenn 
goth.  mi-k  s=  kfiS'  ;€,  thu-k  aiye  Od.  I,  386  sein  sollte. 
Deshalb  möchte  ich  auch  nicht  altn.  hvargi  mit  MikJ. 
lex.  p.  192,  mindestens  ohne  das  bekenntnifs  einigen  Un- 
glaubens, zu  ksl  ze  halten.  Uebrigens  hat  man  doch  aneb 
guten  grund,  nicht  ohne  weiteres  das  schlufsglied  in  ahd. 
huer-gin  mit  -hun  gleich  zu  achten.  Letzteres  h&lt  man 
am  besten  fOr  gleich  mit  goth.  hvan  (;rore  wann?  aber 
auch  indef.  noTi^  je  wann^  einmal),  indem  u  aus  va,  wie 
so  oft  im  sanskrit,  wurde.  In  ni  hvanhun,  niemals,  wftre 
demnach  ein  zweimaliges  hvan  zu  finden,  obschon  nicht 
von  gleicher  wQrde.  flvar,  ahd.  bwar  ist  nov^  wo  = 
lith.  kur,  wie  kuris,  kur's,  io  m.,  kuri,  kurri,  ios  f. 
Pron.  rel.  und  interr.  (welcher,  welche)  sogar  bis  auf  die 
endung  zu  goth.  hvarjis  welcher  (von  mehreren)  stimmt. 
Das  u  in  lett.  tur  (dort,  da,  dahin),  Sur  (her,  hieher)  ist 
vielleicht  nur  durch  die  macht  einer  falschen  analogie  aas 
kur  hineingekommen.  Vergl.  goth.  thar  daselbst,  btü. 
Wie  sollte  aber  in  ahd.  hwer-gin  (usquam)  oder  gar  in 
altn.  hvar-gi  (ubique)  —  wenn  schon  die  ähnlichkeit  mit 
lett.  kur «gi,  wo  denn?  vielleicht  anf  blofser  tfiüschung  be- 
ruht —  die  grofse  Verschiedenheit  ihres  Ausganges  mit  ahd. 
h  wanne  und  hwenne  (quando)  in  einklang  gebracht  wer- 
den dürfen,  vollends  wo  das  altn.  (tir  die  letzteren  kein 
entsprechendes  wort  kennt?  Sonst  ist  -cunque  in  qui- 
cnnque,  quandocunque  (wann  immer)  eine  bildung  aas 
quisque  nach  dem  muster  von  quum  als  neutr.  accusa- 
tiv,  gleich  ipsum.  Wenn  aber  goth.  hvan  accusativisch 
steht:    so  gilt  mindestens  sein    n   nicht   dem  ra  in  quam 


diu  partikülii  skr.  gha,  ghä,  ha  und  bi;  zend.  zi  etc.  263 

gleich,  weil  fl^xivischcs  m  im  gotbischeu  stets  abgefallen 
ist.  Eben  deshalb  aber  ist  das  -gin  auch  nicht  mit  skr. 
kioi  vergleichbar,  woher  kin-Kit,  was  irgend. 

Im    lithauischen    haben   wir    dagegen    eine    enkl.  -gi, 
welche  freilich   ihres  i   wegen   nicht  zu  gha  passen  will, 
dürfen    wir  es   anders    nicht    f&r   noch    weitere  abschwä- 
chung  des  e  in  ksl.  ze  di^   vero  u.  s.  w.  a.  a.  o.  ausgeben. 
Das  Sanskrit  besitzt  aber,  aufser  gha,  ha,  auch  noch  eine 
zweite  part.  hi  (denn),  welche  et.  forsch.  I,  405.  WWb.  I, 
567  in  ernstlichere  erwägung  genommen  worden,   zu  wel- 
cher jedoch  lith.  -gi  (man  erwartete  zischlaut)  und  griech. 
yi   sich   minder  gut   schickten   von   Seiten  des  lautverhält- 
nisses.     Diesem   hi    entspricht   übrigens   genau   zd.  zi,  zi 
1)  nam,  enini,  2)  certe.     Meist  nach  dem  ersten  wort  des 
Satzes  (also   mit  ähnlicher  Stellung,   wie   s.  gha)  und  en- 
klitisch.    Vergl.  Dorn   Bulletin  Tme  XVI,   p.  10,    sowie 
Justi  8.  125.     Trotzdem  aber,   dafs  y-dg  (denn)  gleichfalls 
enklitisch  steht  und  das  ye  in  sich  enthält  —  s.  auch  Dö- 
derlein   über  ydo   beim  Hom.  in  einer  gratulationsschrift 
an  Thiersch    — :    würde  man  gleichwohl  anstand    nehmen 
müssen,  etwa  in  seinem  y  das  s.  hi  zu  suchen,  und  zwar., 
da  vcti'Xiy  oif'X^  (etwa  selbst  ndyx^    ""^  ^^TX^t   g^oz  und 
gar,   mit  gekürztem  ndv?)   augenscheinlich  besser  zu  dem 
hi,    z.  b.  in   na-hi  ja  (unbetont)    nicht,    denn    nicht; 
gewifs  nicht,  durchaus  nicht  PWb.  IV,  86  stimmen. 
Aber   mit   nahi   kommt   im    Schlüsse,    denke  ich,    ebenso 
wenig  ttberein  lith.  Nesselm.  s.  4i8.  nei-gi  (wie  es  scheint, 
blofs   verstärktes   ney,    nicht,    auch   nicht,    nicht  einmal) 
nicht  einmal,  auch  nicht.    Neigi  kur  (kur,  wo?  vgl. 
damit  das  1.  glied  in  nord.  hvar-gi).  Vgl.  Eur.  Iph.  A.  9: 
ovxovv   (fd^oyyoq  y     (ne    vox    quidem)  oi'r'   6qvi(f(AV   Ovxt 
^a?.da<Trjg'   myal   d'    dv^ic^v   Tovöe   xar     KvQi^ov   ix^y^fiv. 
Net  und  netigi,   wenn  nicht,    womit  sich  serb.  niti  we- 
der, noch  Grimm  gramni.  s.  102  mindestens  äofserlich  J>e- 
rührt.    Oder  darf  man,  dem  zd.  zischlauie  in  ^^  (^         ®*    J 
zum   trotz,    gleichwohl    das   h    in   s.  hi   als  aus  gh  ^'^^^"^ 
kernt  betrachten?    Das   slawische  l  in  zc  entsprang  u 


264  Pott 

einflufs  des  e  aus  g,  während  s.  b  zu  seinem  Stellvertreter 
nicht  i  (frz.  je),  sondern  z  (nach  franz.  ausspräche)  im  da- 
wischen  verlangen  wfirde.  Es  besitzen  die  Slawen  wirk- 
lieh  eine  part.  -zi,  s.  später. 

Im  lithauischen  haben  wir  als  enklitische  fragepartikel 
-gu,  wovon  sich  aber  doch  fragt,  ob  sie  nicht  eigentlich 
zum  zweck  habe,  auf  ein  wort  den  nachdruck  zu  legen, 
um  durch  dieses  mittel  etwas  als  fraglich  hinzosteUen. 
So  steht  sie,  gerade  wie  -/a,  -/«,  an  pronn.  angefQgt,  z.  b. 
in:  Aszgu,  ich  etwa?  Tugu  (cfV^^c?)  eisi,  wirst  du  ge- 
hen? Tugu  tas  wagis?  Bist  du  der  dieb?  Änsgu  ist 
es  jener?  Ferner  ar-gu  seltner  als  ar-gi  ob  denn?  z.  b. 
argi  jis  yra  ist  er  es  denn?  Argi  turrejo  hat  er  es 
denn  gehabt?  Aus  ar,  fragpart  bei  direkten  und  indirek* 
ten  fragen,  Nesselmann  s.  8,  wie  auch  lett.  ar,  z.  b.  Ar 
wind  nahks?  Wird  er  kommen?  Sonst  hat  Stender  lett*d. 
wb.  s.  90  auch  irrag?  anstatt  arrig  (g  durchstrichen) 
irr?  Ist  er?  hat  er?  (eigentlich  Estne  alicui?).  Bielenstein 
lett.  spr.  II,  s.  342,  dessen  vergleichung  mit  äga  statt  i 
aga  freilich  kaum  zutrifit.  Doch  aqd  ye  iQmtqg  fi€,  ü  — 
das  heifst,  du  willst  wissen,  ob.  Xen.  Mem.  m,  8,  3,  Tgl. 
Hart.  8.  395.  Ar,  arri,  arridsan,  auch,  scheint  zwar 
der  präp.  ar,  mit,  identisch,  sonst  aber  davon  verschie- 
den. —  Hiemit  wollen  wir  nun  die  ausfllhrungen  von  Bie- 
lenstein (Lett.  spräche  bd.II,  §.  625.  Lett  gramm.  §.834) 
verbinden.  „Zur  nachdrücklichen  hervorhebung  einzel- 
ner satztheile^,  bemerkt  nämlich  dieser,  „dienen  im  letti- 
schen einige  kleine  partikeln,  die  tonlos  den  betreffenden 
Wörtern  suffigirt  werden.  Es  sind  namentlich  1)  -gu,  -gi 
(g  durchstr.,  d.  h.  mouillirt),  -g';  2)  -schu  (seh  mit  der 
ausspräche  des  weichen  franz.  j),  3)  -le,  -lei,  4)  -ba. 
Die  erste  reihe  entspricht  der  lith.  veralteten  fragepart.  *ga, 
▼gl«  gale-gu  kannst  du?  und  dem  lith.  hervorheb^iden 
•  gi,  vergl.  kas-gi  wer?  Im  lettischen  ist  -gu,  -gi  (g 
durchstr.)  als  fragpart.  jetzt  veraltet,  vgl.  wari-g,  kannst 
da?  ira-g,  ist  auch?  jau-g*  schon  (bei  Marceiius  in  fra- 
gesätzen);  ne-gi  (g  durchstr.)  nicht,  ob  nicht?  in  fragen, 


die  Partikeln  skr.  gha,  gfaä,  ha  und  hi;  zend.  zi  etc.  265 

die  eine  bejahende  antwort  erwarten  lassen.  Z.  b.  Neg^ 
(durchstr.  g)  es  sazziju?  sagte  ich  es  nicht?  —  Wie  das 
Ist. -que  (auch  hervorhebend,  z.  b.  in  qais-que)  im  lauf 
der  zeit  copulative  bedeutung  erhalten,  so  auch  das 
lett  gi  (g  durchstr.)  in  ne-ds  —  ne-ds  weder  —  noch, 
welches  noch  heute  gebräuchlich  ist,  und  woneben  auch 
ne-i  —  nä-i  (mit  Untergang  des  g),  oft  wie  nej  lautend, 
aber  seltener  vorkommt  (§.  598),  cf.  lat.  neque,  nec^.  Ueber 
•que  handelt  ausf&hrlich  G.  F.  Schoemann  Quaestio- 
num  gramm.  caput  I.  De  particulae  Que  origine  et  signi- 
ficatione  copulativa.  Gryphisw.  MDCCCLXV.  Cap.  II.  De 
part  Que  significatione  in  compositis  ib.  locoque  eod.  Mich 
würde  die  zweifache  bedeutung  dieses  wörtchens  1)  die 
cop.  (und;  quöque,  auch;  etwa:  wozu,  quo,  auch,  mit 
vokalkflrzung,  vgl.  etiam,  eig.  noch  drüber,  s.  ati)  und 
2)  die  verallgemeinernd  steigernde  (quisque,  wer 
auch,  quicunque  wer  auch  immer,  cunque,  zu  welcher 
zeit  auch;  utique  in  welcher  weise  auch)  nicht  sehr  beun- 
ruhigen, da  ich  darin  nicht  etwa  sinnlosen  pron.  Ursprung 
suche,  sondern  verbalen  aus  s.  ki  (coUigere)  wegen  s.  Ka 
WWb.  1,462.  Das  lettische  kann  damit  etymologisch  nichts 
zu  thun  baben,  wenn  dies  auch  Bielensteins  meinung  sein 
sollte.  Vergl.  ihn  §.  598  über  neg.  Was  aber  von  dem 
ansfall  eines  g  in  n^-i  behauptet  wird,  will  mir  nicht  recht 
ein.  Lett.  nei  (noch  auch),  z.  b.  nei  äis  nei  tas,  weder 
dieser  noch  jener,  weder  dies  noch  das,  wäre  nicht  ver- 
schieden von  lith.  ne y  —  ney  weder  —  noch,  was  dann  den- 
selben ausfall  erlitten  haben  müfsle.  Eher  riethe  man  ent- 
weder auf  adv.  ausgang,  z.  b.  labay  sehr,  lett.  labbi  gut, 
wohl;  lett.  krahäni  von  krahäns,  schön;  lith.  pirnay 
zuvor,  tenay  dort,  seney  (vergl  lat.  senes),  ilgai  schon 
lange  u.  s.  w.;  oder  auf  ein  dem  pron.  jis  (er),  vergl.  jey 
sofern,  wenn,  entnommenes  i.  Vergl.  i  pronominibus  ad- 
junctum  im  kirchenslawischen  Miklosich  lex.  p.  235.  Steht 
auch  etwa  lett.  woi,  wai  ja,  gekürzt  wä  (ob;  oder)  Bie- 
lenstein  lett.  spr.  II.  §.  599  f&r  skr.  vä,  disjunctiv  wie  lat. 
-ve?  Nesselm.  hat  s.  417  lith.  negu  in  der  frage,  nicht? 


266  Pott 

nicht   etwa?    Negi   auch   nicht;    bei  Sz.   als,    eher  als. 
Pirm  negi,  bevor,  d.  h.  so  lange  noch  nicht  s.  et.  forsch. 
I,  351.     Zwar  positiv,   allein  doch  mit  yi  s.  Ttqiit  yt  (nqiv 
coropar.   =  prius)   bei  Passow.     Bei  den  Letten  ne  ka 
(eig.  nicht  wie,  d.  h.  quam,  als,  hinter  comparativen)  Bie- 
lenstein  lett.  spr.  s.  349,    um  den  grad- unterschied  an- 
zuzeigen.  Bei  Szyrwid  kommt  aber  auch  die  einfache  lith. 
neg.  ne  für  ney  in  der  bedeutung  als,  als  ob  vor.  N&m* 
lieh   ney,   beinahe  ne,   nei  zufolge  Nesselm.  gesprochen, 
wird   auch  angewendet,    um   gleichsam,  als  ob  anszu- 
drOcken.     So  ney    ne   macziomis  als  ob  er  nicht  sähe, 
oder  n^y  raudonokas   ant  weido^  röthlich,  bräunlich 
von  gesiebt.     Das  ney  soll   vermuthlich   eine   in  solchem 
maafse  zusammengerückte  annäberung  bezeichnen,  dafs  das 
verglichene  nur  nicht  ganz  (tantum  non)  mit  dem  zwei* 
ton  zusammenfallt.     Vgl.   den   comparativen  gebrauch   von 
skr.  n  a  pet.  wb.  IV,  4,  welcher  gleichsam  vor  der  Verwech- 
selung warnt  von  solchem,  was  völlig  gleich  scheint,  aber 
es  doch  nicht  ist.  —  Stender  hat  lett.-deutsch.  wb.  s.  177 
neg'  und  neg'g'i  (die  g  durchstr.)  ob  nicht  (nicht  interr.). 
Neg'   wehl    (letzteres:    noch,  weiter),    vielweniger,    ge- 
schweige.    Ferner  neg'g',   vielleicht,  etwa  [gleichsam  mit 
halber  neg.?].    Kad  es  ne  buhtu  glabbajis,   neg'g'  webl 
kur  wasatohs.    Wenn  ich  es  nicht  verwahrt  hätte,  vielleicht 
wfirde  es  sich  noch  wo  herumschleppen.     Ohne  virgulatioo 
negg,  sogar  dafs,  z.  b.  negg  aussis  fsahp  dafs  die  ob- 
ren recht  wehethun.    Wohl  mit  blos  zufälligem  anklänge. 

Das  lett.  schu  (spr.  mit  frz.  j)  kann  freilich  nicht  aus 
gu  (also  g  vor  u)  entstanden  sein,  falls  nicht  dem  g  ein 
i  beigemengt  war,  wovon  freilich  keine  spur  zu  erkennen. 
Ob  es  aber  dem  russ.  2  e  gleiche ,  scheint  gleichfalls  nicht 
recht  einleuchtend,  möge  man  es  nun  den  Russen  abge- 
borgt ansehen  oder  nicht.  Woher  käme  doch  das  u? 
Uebrigens  weist  Bielenstein  aufser  verbb.  wie  tad^schu* 
tak-schu  doch,  ka-schu  wie,  als  wenn,  unter  anderem 
auch  ein  frei,  wenigstens  ohne  Verknüpfung  mit  anderen 
Partikeln,  stehendes  schu  aus  Volksliedern  nach,  wie  z.  b. 


die  Partikeln  skr.  gha,  ghä,  ha  und  hi;  zend.  zi  etc.  267 

Mirt  man  bij  scfau  jäunam,  kad  deewins  mani 
n'ema,  sterben  traun!  mQfste  ich  jung,  als  gottchen  mich 
nahm  (=:  nehmen  wollte). 

Im  altpreufsischen  katechismus  findet  sich  ni  — 
neggi  weder  —  noch  Ness.  s«  119.  Ferner  niquei-gi 
nimmermehr,  niquei  durchaus  nicht,  welche  freilich  nicht 
recht  zu  quei,  wo,  passen  s.  105.  Ebenda  käi-gi  (auch 
kägi,  kaige  geschrieben)  wie,  gleichwie,  sowie;  interr.; 
gleichsam;  wie,  quam  vor  adj.;  als,  tanquam;  zum  beispiel, 
—  was  alles  sehr  gut  zu  kai  stimmt  mit  dem  sinn  von 
wie  interr.,  gleichwie,  sowie;  als  nach  compar.;  als 
tanquam,  aber  auch  dafs,  damit,  welche  bedcutungen  ja 
auch  im  lat.  ut  vereinigt  vorkommen.  Lith.  kaip-gi,  kai» 
pogi  wie  denn?  wie  nun?  irgend  wie.  Ateit  kaipgi  es 
trifit  sich  doch  irgendwie,  auf  eine  oder  die  andere  weise. 
Kaip  ist  gektlrzt  aus  kaipo  (wie)  und  enthält  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  die  präp.  po.  —  Vielleicht  auch  beggi, 
denn.  Sl.  bo,  yccQ^  enim,  weicht  freilich  im  vokale  ab. 
Sonst  pafst  es  aber  doch  besser  als  das  von  Nesselmann 
herbeigezogene  besgi  (bei  Mielcke:  nämlich,  ob?).  Viel- 
mehr, wie  bes,  vielleicht,  etwa,  besonders  in  fragen:  Besgi 
ne  spinne?  Sollt  er's  nicht  wissen?  hat  der  Lette  bes 
und  best,  vielleicht.  Bes  winä  labbosees,  vielleicht 
wird  er  sich  bessern.  Best  wiiis  nahks,  vielleicht  wird 
er  kommen.  Das  t  hinten  etwa  gekürzt  aus  t^  da,  hier. 
Die  3.  sg.  fut.  buhs  (erit)  würde  zwar  sinnentsprechend 
sein,  entfernt  sich  jedoch  zu  weit  dem  laute  nach.  Aber 
aneh  kaum  lith.  esti,  est'  (es  ist),  etwa  mit  hinblick  auf 
lett.  best.  Oder  etwa  nebst  bille,  wenn  nur,  zu  poln. 
by?  Etwa  wie  böhm.  gestli,  s.  sp.?  —  Dygi,  deigi, 
auch,  verstehe  ich  nicht,  und  würde  ich  auch  nicht  wagen 
es  mit  russ.  da  adv.  ja,  also  (oui,  ainsi),  auch  conj.  und, 
et,  in  beziehung  zu  bringen.  Vgl.  lith.  ir-gi,  auch,  von 
ir,  lett.  eben  so  (und,  auch),  preufs.  ir  prei  stan  im  kat. 
76,  dazu,  aufserdem,  sowie  irbhe  (auch  ohne;  lith.  be 
ohne  Mielcke  s.  153).  —  Anga  (so  hinten  mit  a),  ob,  er- 
innert allenfalls  an  lat.  an.  Doch  wäre  möglicherweise  das 
n  verdruckt  (vgl.  lith.  ar,  argu). 


268  Pott 

Wir  wollen  aber  jetzt  einen  Oberblick  zu  gewinnen 
suchen  über  die  ausdehnung  des  gebraucbes  von  gi  im 
lithauischen.  Mielcke  lith.-d.  wtb.  s.  80.  gi  encl.  doch, 
aber,  denn.  DÄkgi  so  gieb  denn.  Vgl.  Soph.  Phil.  1003. 
Da  Philoktet  durch  einen  stürz  vom  felsen  sich  selbst  zu 
tödten  droht,  ruft  Odjsseus  hastig:  ^vkXdßeti  y'  atrrdr! 
Packt  ihn,  packt  ihn.  Hart.  s.  372.  Gleichfalls  Mielcke 
gramm.  s.  65  über  pron.  mit  einigen  enklitischen  Parti- 
keln, z.  b.  jau,  gi,  gu.  Tas-jau  eben  derselbe  (jan, 
schon;  also:  der  schon  —  genannte,  wie  lat.  idem,  vergi. 
pridem).  Tas-gi  oder  tassai-gi  ebenderselbe?  Kurs-gi, 
kursai-gi?  wer  doch.  Afsgu,  tugu,  ansgu?  Egone, 
tune,  illene.  Nesselm.  s.  91  hat  tasgi,  fem.  tagi,  gen. 
togi,  tösgi  derselbe,  ebenderselbe.  Togi  del,  togidel, 
ebendefswegen ,  to  del,  lett.  tadehl  deswegen.  —  Von 
fragpron.  kas,  fem.  ka  (auch  neutr.):  kasgi,  kagi  wer 
denn?  was*  denn?  was  nur  immer.  Kamgi  warum  denn? 
kam^gi  wo  denn?  Ferner  s.211  kurgi  wo  denn?  wohin 
denn?  aus  kur,  goth.  hvar,  wo,  wohin?  Kurgi  ne  zi- 
nosu  wo  (d.  h.  wie)  sollte  ich  das  nicht  wissen?  Ja  wohl 
weifs  ich  das!  (eine  sehr  gewöhnliche  form  der  bejahosg). 
Kekagi  wie  viele  denn?  Kada-gi,  kadai-gi  wann  denn? 
Kadä,  vgl.  lat.  quando.  Kad4ng,  kadangi  (Sz.  ka- 
dungi)  wenn  nur;  weil;  demnach,  endlich  s.  170.  Etwa 
preufs.  kaden  wenn,  wann,  als,  zu  deinan,  tag,  lith. 
d§na?  Kacz,  kaczey  und  kaczei-g,  kaczei-gi  ob- 
gleich, obschon.  Tacz  dennoch.  —  Aus  jei,  jey,  wenn, 
insofern  8.39,  kommt  jeig  wenn  ja,  wenn  etwa;  jeigi 
wenn  ja;  obgleich,  obschon  (vgl.  kaczeig);  jeigu  wenn 
etwa,  wenn  ja.  Jeigu  reiks  allenfalls,  mit  reiks  (es  ist 
nöthig)  8.  438.  Der  anklang  an  elye,  at  yaq  Härtung  s.  393 
beruht  wohl  auf  blofsem  zufall.  Möglich  übrigens  jei  gehe 
vom  pron.  jis  (er)  aus,  da  wenigstens  das  entsprechmde 
skr.  jas  (woher  ja-di,  wenn,  eig.  wohl:  welches  tages)  den 
werth  eines  relativums  hat.  Doch  ksl.  jeda  (ei)  scheint 
nicht,  wie  Mikl.  lex.  p.  1 1 50  angenommen  wird,  damit 
zu  berühren,  sondern  mit  jegda  {ott  quando)  onter 


die  Partikeln  skr.  gha,  ghi,  ha  und  hi ;  zend.  zi  etc.  269 

stofs   von  g  wesentlich  gleich.    Iga  ors  verlor  umgekehrt 
d.   Vgl.  p.  326  k'gda,  k'da,  k'ga,  auch  k^gü,  quando. 
Höchstens  dafs  die  schluissilbe  in  ja-di  und  in  skr.  ka-dä 
(quando)  mit  s.  dina  u.  s.w.,  tag,  gleichst&mmig  sein  möch- 
ten. —  Jan  schon,  bereits  (vergl.  WWb.  I,  1050),  jaugi 
ja,  freilich;    schon,  denn  schon.     Jaugi  buwai  bist  du 
denn  schon  gewesen?  Auch  ksl.  ou  (jam),  ou-£e  ijSrj^  jam, 
näXai;    ou2e  ne  otxeri  und  io£e  ne  Mikl.  lex.  p.  1029. 
Böhm,  gii  schon,  poln.  iui  schon,  bereits,  iuz  inz  bald 
bald.  —  Bau  fragepart.;  besonders  vor  der  direkten  frage, 
mit  dem  nebenbegriff  des  zweifelns.     Bau  gana  yra  ist 
es  auch  genug?  Ebenso  baugi.     Baugi  noretum  möch- 
test du  es  wohl  haben  wollen?  Baugi  namSj  yra  ist  er 
denn  auch   zu  hause?  —   Bot,    aber,  sondern;    lett.  bet 
Bielenstein  lett.  spr.  §.  795.   Etwa  gar  serb.  vetj  sondern, 
Grimm  gramm.  s.  102?  Lith.  betaig,  betaigi  dennoch. 
!äkXd  ;'«,  doch  wenigstens.    Vergl.  Nesselm.  s.  92  tai  das, 
das  da.  Tai-gi  1)  das  nämliche,  dasselbe;  2)  daher^  des- 
halb. E!s  mag  eines  von  zweien  t  ausgefallen  sein.  Taiga 
(hinten  mit  al)  das  ist's  eben,  allerdings.   Ferner  mit  taip, 
taipo,  so,  also:  tai»pat,  taipag  (st.  taipat-g?),  tai- 
pajeg  ebenso,  desgleichen,  falls  in  den  letzten  beiden  un- 
sere Partikel  steckt.     Taipo-gu  etwa  so?   ist's  so?   wie 
taipo-jau  ebenso;    auch:  so,  so  sehr.  —    Beskogi  aus 
besko,   darum.    —  Nes-gi,    nesang   neben   nes,   nesa 
denn,  weil.  —   Deigi  (wohl  gekürzt  aus  dewa2in-gi) 
gott  weifs,  wahrhaftig  Nesselm.  s.  140. —  Jui  und  jui-gi 
wehel  —  Vgl.  ausrufe  wie  evyej  eugel  gut  so,  recht  sol 
Ksl.  blago-£e  interj.  enge,  neosl.  blagor,  quod  subst.  non 
est.     Cf.  blago,  t6  aya&ov.  Mikl.  p.  25.  192.   Also  ohne 
zweifei  sehr   ähnlich   mit  dem,    was  der  grammatiker  in 
Bekker's  Anecd.  p.  971  sagt:   kv  ttß  xakwg  ys  atjfiaivBi 
rrjv  irUTaCiv  tijg  rov  xdllovg  ixnli]^nag.   Härtung  s.  371, 
vergl.  395  hat  dergl.  ausrufe  mehr.  —  Nügi  jetzt,  nun; 
wohlan!  mit  nü  jetzt,  nun  Nesselm.  s.  424.  *—  Jog  dais, 
auf  dals,  damit,  sowie  jeng  von  gleichem  sinn  (pinn  Aeng 
bevor,  eher  als,  vermuthlich  negation  und  redupl.  mit  -g?) 


270  Pott 

könnten  etwa  g  als  zusatz  enthalten.  Jo  lautet  der  genitiv 
von  jis  (er),  und  ja,  lett.  jo  bedeutet  desto.  Auch  ist 
mir  die  natur  von  udg  als  „Slterer  form^  fflr  nä,  von, 
lett.  no  (auch  nohst,  weg,  hinweg,  davon)  rätbselhaft. 
Dafs  im  skr.  gha  hinter  präpp.  vorkommt,  trägt  zur  auf- 
hellung  des  g  schwerlich  etwas  bei. 

Zuletzt  haben  wir  uns  noch  dem  slawischen  2e  zuzu- 
wenden. Mikl.  lex.  p.  192  gibt  folgende  gebranchsweisen 
an.  Ji  vero.  Mithin  adversativ,  indefs  doch  auch  ver- 
bindend« Rai^dajet'\  ne  kr^mif  2e  r/xrct»  fit]  TQig>av. 
Mit  i  (et,  etiam):  ie  i  re  —  xai  et  —  et,  z.  b.  tvoriti  ze 
i  ouöiti  noitiv  t6  xal  Siddaxuv.  Vielleicht  soll  durch  diese 
redeweise  erst  ein  glied  hervorgehoben  werden,  um  ihm 
sodann,  gleichsam  nachträglich,  mittelst  der  kopula  ein 
zweites  nachzusenden.  Kai . . .  ye  Hart.  396,  und  zwar,  et 
quidem,  hat  einen  ganz  anderen  sinn.  Ebenso  l&fst  die  Ver- 
bindung von  yi  mit  öi  s.  400  keinen  vergleich  zu.  Eher 
palst  zu  letzterem,  schon  der  umgestellten  folge  nach:  i  ze 
äi^  vero.  I  v"sa  ze  naga  ndvra  äi  yvfivd.  I  to  ze 
xaiTot^B  (auch  mit  yi)*)  quam  vis,  was  jedoch  p.  993  idque 
übersetzt  wird.  Aus  d^Uo  (quid)  entsteht  6''to2e  quidque. 
Tjem"2e  8w  propterea,  wie  p.  1016  tjem''  Si>6  ideo. 
Aufserdem  ie  additur  pronomini  demonstrative  i  (lith.  ji-s, 


**)  Ebenfalls  mit  to/',  eigentlich  lok.  (da)  vom  pron.  to:  yi  to*  wenig- 
stens doch,  doch  wenigstens,  anch  yi  to«  d?),  yi  fAtixoi  und  /ilrro»  yi  Pas- 
sow.  Herrn.  Vig.  p.  842  Übersetzt  fiivtntyf:  tamen  certe;  yi  ^fVro»:  certe 
tarnen  £ur.  Alcest  724,  und  o^u?  yt  fAtvioi:  attamcn  certe.  Wenn  der- 
selbe aber  hinzufügt;  Heraclides,  ut  ex  Eustathio  discimns  p.  722,  (9. 
1726,  26,  ^ivTOv,  quod  in  quodam  Homeri  loco  aliqna  exemplaria  exhibe- 
bant,  ab  Argivis  et  Cretensibus  pro  fAtvtot  dictum  narraverat,  quemadmo- 
dnm  contra  h6ol  a  quibusdam  Doriensibus  pro  häo»  diceretnr,  so  UXst  sich 
in  dem  zweiten  paare  keine  recht  zutreffende  analogie  zu  dem  ersten  erken- 
nen. Toi  und  ^i'^oX  (vgl.  Jo;,  falls  nicht  etwa  wie  domi,  unter  ansst.  von 
ft)  sind  unzweifelhaft  lokative.  Aber  ^i^viov  nnd  fvdov  können  im  schlofa 
unmöglich  Uberein  kommen.  Ersteres  enthält  gewifs  einen  acc.  vor,  müsse 
nun  dazu  ein  männliches  subst.  (etwa  r{ionov,  vgl.  lovxov  xov  sQonov,  auf 
diese  art,  so)  ergänzt  werden,  oder  sei  es  neutr.  gedacht  gleichwie  in  Totf- 
«rouTor  (oder  to  mit  rv7).  Wer  kdnnte  jedoch  das  nämliche  von  frior 
behaupten?  Das  iy  liefse  am  natürlichsten  auf  einen  hinten  um  *  gekOrzteD 
lokativ  rathcn,  und  wohl  möglich,  das  r  sei,  wie  in  h  x^ori^  aus  u  (etwa 
Vo/i  statt  do^o$?)  umgestaltet 


die  Partikeln  skr.  gbaj  ghä,  ha  und  hi;  zeud.  zi  etc.  271 

er,  vgl.  lat.  eum,  eam),  ut  fiat  relativain,  was  nm  so  we- 
niger auffallen  kann,  als  das  etymologisch  ihm  gleichende 
pron.  ja-s,  ja,  ja-t  =  o^-,   27,   6   relativ  steht,  und  das 
zd.  ja  (s.  den  ausfflhrlichen  artikel  bei  Justi  s.  237)  noch 
gleich  unserem  der  zwischen  beiderlei  gebrauch  (demonstr. 
und  relat.)  schwankt.  I-ze,  ja-ze,  je-ze,  auch  statt  des 
griech.  6,  ^;,  t6  Dobr.  Inst.  p.  608.  I  (s.  MikL  p.  235)  cum 
ze  jnnctum  omnes  casus  habet,  absque  ie  nominativo  non 
usurpatnr  a)  is.  b)  uV  qui  a)  za  nije  Sion  quia«   ß)  i  ad- 
ditur  aliis  pronominibus:   onudaj,    tedaj,  kaj.     c)  ize 
og  qui.   Koliz'^do  (vgl.  kolii^di,  quoties)  pronomini  i2e 
(quicunque)  et  vocabulis  inde  derivatis  valet  lat. -cunque. 
Ideie  kolii^^'do   onov  iav   ubicunque,    ide^e  önov^  ov 
ubi  ans  ide   onov  (etwa  mit  dem  ausg.    von   skr.  i-ha, 
zend.  i-dha,  hier)  p.  237.     Jamoze  koliz^Mo  iinov  kdv. 
Jamo^e,  quo  p.  1145.     Jelik'  odog^  quantus.     Za  jeli- 
ko2e  tig  ooov,    Jelikoze  kolizdo   Ijet'^  6(fovg  örjnori 
iviavTovg  p.  1156.     Böhm,  gelikoz  adv.  so  fern.    Ferner 
p.  9  aste  bI  si;  bI  an,  num;  aäte  li  und  aste  li  ie  ei  öa 
8i  yero.    Dobr.  Inst.  p.  449.     Praecedente  pronomine  rela- 
tive aäte   respondet   particulae  -cunque:   ize  aste  qui- 
cunque; izdeze  (onov)  adte  ubicunque.   Im''ze  or^  quod, 
insi^  kneiöijj  Siori  quia,  ^neiörjneQ  quoniam.    E-ie  bei  inf. 
fÖr  gr.  t6  Dobr.  Inst.  p.  610.  —  Der  Grieche  übrigens  hat 
sein  7^6  in  relativsätzen  meistens  in  anderer  art  verwen- 
det.    Härtung   sagt  s.  387   unter  der  rubrik:    Einklang 
der  auf  einander  bezogenen  sätze:  „Dieser gebrauch 
hat  der  natur  der  sache  gemäl's  seinen  vorzüglichsten  sitz 
in  relativsätzen,    die  zur  erklärung  und  ergänzung  an  die 
demonstrativstämme,  als  nebensätze  an  ihre  hauptsätze,  an- 
geschoben sind,  ferner  in  gliedern,   die  mit  der  cop.  part. 
xai  angefügt  sind   u.  s.  w.     Die  beispiele   des  gebrauches 
lassen  sich  bequem  unter  zwei  rubriken  vertheilen,  je  nach- 
dem in  ihnen   vorzugsweise   begründun g  oder  berich- 
tignng  und  ergänzung  des  voranstehenden  ausgedrückt 
wird:   wir  nennen  jene  argumentative  (beweisführende), 
diese  suppletive  urtheile.     Die  partikel  (yi)  hat  überall 


272  Pott 

keine  andere  bedentung  und  bestimmung,  als  dafs  sie  den 
begründenden  oder  ergftnzenden  gedanken  halt  and  gewicht 
ertheüen,  ihn  auszeichnen  und  hervorheben  soll.  [Daher 
denn  auch  wohl  "ie  im  slawischen  fOr  das  allumfassende 
-cunquel]  Will  man  sie  noch  mit  einem  andern  lat.  worte 
aufser  quidem  vergleichen,  so  ist  dies  praesertim  [gleichsam 
in  voranreihender  weise],  aber  auf  keinen  fall  saltem^ 
Weiter  s.  390:  In  sfttzen,  welche  mittelst  der  relativa  an- 
geknQpft  sind,  kann  nicht  leicht  eine  andere  als  die  argu- 
mentative oder  die  suppletive  bedentung  gelten.  So  also 
z.  b.  kn€l  .  .  •  .  /j  U.  I,  299  in$l  fA*  atpHia&i  yt  dopvig 
idque  propterea  quod.  Desgl.  IV,  269  inei  avv  y  o^' 
ix^vav  Tgmg  weil  ja  die  Troer  den  vertrag  gebrochen 
haben.  Ferner  Herod.  I,  112  cv  Si  wSs  noitiüov^  bI  Üi 
näifd  yB  aväyxij  otp&ijvai  äxxeifiivov  wenn  es  ja  einmal 
durchaus  nothwendig  ist.  Also  dem  sinne  nach  doch  wohl 
so  ziemlich  vergleichbar  mit  obigem  im^'ie  im  slawisches. 
Femer  p.  1157  jeT^ma-Se  i.  q.  jeP'ma  conj.  oaop  qnan- 
tum;  änsi^  im^fj;  und  el"mi-2e  id.  Aber  jelje  quando, 
woher  z.  b.  ot'  njelize  d(p*  ov  ex  quo. —  Zweitens  zeigt, 
wie  Härtung  s.  395  bemerkt,  die  partikel  yi  den  supple- 
tiven sinn,  sowie  den  argumentativen,  auch  in  rdativ- 
sAtzen.  a)  Sätze  mit  og  gleichsam  qui  quidem;  und  o^... 
yi  (also  etym.  eins  mit  ksl.  i-2e),  olog  dgl.  Od.  I,  229  n- 
fAtffffijacuto  xtv  dvi]Q,  Ataxia  nokX  OQomv^  orfrig  niwrog  yi 
fistil&oi,  b)  mit  €i.  Her«  IV,  32  ü  äij  r^  iovri  y€  "Ofiti^ 
xavta  xd  inea  inoitjaB^  das  heifst,  wenn  anders  (si  qui- 
dem; es  könnte  sich  aber  anders  verhalten)  H.  wirkliob 
der  verf.  dieser  gedichte  ist.  c)  mit  ot€  yt,  inu  ^e,  odi 
ye  etc.  II.  t//,  339  atg  äv  toi  nhjfAVij  yi  etc.  so  zwar  dafs. 
Im  böhmischen:  Gestli,  gestliie  conj.  wemi, 
wofern;  ob,  kann  doch  kaum  etwas  anderes  sein  als  die 
firagpart.  -li  (-ne?)  mit  gest  (es  ist),  und  ie  (conj.  dafih 
weil),  indem  dadurch  also  die  sache  als  fraglich  dargestellt 
wird.  Taklii,  takliSe?  Ist  denn  also  (tak)?  —  Sieber 
hieher  aus  geho  (sein,  dessen):  on,  gehoi  otec  umnel 
er,  dessen  vater  starb.  Tham,  böhm.»d.  wb.  s.  117.  Oako 


die  Partikeln  akr.  gfaa,  ghi,  ha  und  hi;  zend.  si  etc.  273 

wie,  gleichwie;  gakoi  wie,  gleichwie,  so  wie;  da,  indem. 
6ako2to  (mit  to  das?)  als,  als  wie.  Gakz  tak2  so  so. 
Gakikoli  (vergl.  gak^^koli  wie  immer  beschaffen)  und 
gakSkoliw^k  (mit  w^k  alter,  Jahrhundert?)  obwohl,  wie- 
wohl, obschon.  Esl.  jako  (hg^  &<sntQ  ati;  jako^e  &<S7ttQ^ 
xa&üig,  xa&d,  ov  rgonov.  Jak'2e  oloq  p.  1145,  wie  auch 
ak'ie  p.  3.  Also  wie  olog  mit  yi'i  Poln.  jako  als,  wie, 
jako 2  and,  in  der  that,  auch,  und  allerdings,  wie  auch 
wirklich.  Aber  jak£e  wenn  doch,  wie  in  aller  weit,  wie 
anders,  das  versteht  sich  fireilich.  —  Böhm,  gen 2,  welcher 
u.  8.  w.,  correspondirend  mit  ten  (der,  die,  das).  Ti,  gen 2 
n&8  potkali  die^  welche  uns  begegnet  sind.,  Ten(ta),  geni 
mne  dnes  nawsstiwil  (im  fem.  -la)  der  (die),  welcher  mich 
beute  besucht  hat. 

Bandtke,  gramm.  §.  284  hat  unter  den  polnischen 
enklitika  (przyrostki  angewachsenes)  Ober  unsere  Parti- 
kel folgendes:  y^i  hinter  vokalen,  2e  hinter  conson.,  z.  b. 
tenie,  tai,  ioi  dieser  nämliche,  ebenderselbe,  die,  das 
nämliche;  gen.  tego2,  teyie  (also  doch  auch  hinter  vo- 
kalen?), tegoS,  dat.  temu2,  teyie,  temu2.  Also  wie 
oy«,  ^7^«,  ToV«,  sogar  xüvog  oye  verbunden  11.  XIX,  344, 
nur  dafs  durch  dieses  pronomen,  wie  Passow  sich  aus- 
drflckt,  „mehr  eine  person  von  anderen  gesondert,  als 
auf  sie  hingewiesen  wird,  wodurch  es  sich  hinlänglich 
von  o8b  unterscheidet^.  Genau  hingesehen,  vollzieht  es 
gleichwohl  den  nämlichen  act  wie  tenie,  indem  ja  fest- 
stellen von  einerleiheit,  welchen  begriff  der  Pole  mit 
seinem  werte  verbindet,  auch  zugleich  aussonderung 
von  anderem  mit  einschliefst.  Jeden2e,  jednai,  jednoi 
der-,  die-,  dasselbe,  von  jeden  einer.  So  ferner  „cö2,  was 
denn;  cöiei  zrobit  was  hast  du  denn  gemacht?  Jakii 
[vergl.  oben  ksl.  jak'i^e,  qualis]  to  cztowiek?  Was  ist 
doch  das  fCkr  ein  mensch?  Imperativisch,  wie  bei  den  trag. 
üni  ysj  sage  doch:  Dajie  gieb  doch  [vgl.  lith.  dAk-gi]; 
czytayciei  leset  doch;  idiie  gehe  doch;  idimjl  lafst 
uns  doch  gehen.  Man  sieht,  dals  dieses  £,  2e  die  wSrter, 
denen  es  beigefügt  wird,  verstärkt^.    Iza,   izali,  iza- 

Baititge  s.  vgl.  sprachf.  VL  8.  f  8 


274  Pott 

li-i,  ob,  ob  etwa,  firagpart.,  wie  kel.  jeza  Mikl.  p.  1155. 
Je£eli,jezli,je3li  wenn,  wofern,  ob.  Je2eli  nie  t^dy, 
tedy  ow^dy  wenn  es  hier  nicht  angeht,  so  geht  ea  dort 
—  Fast  möchte  ich  mich  aber  überzeugt  halten,  aoeh 
poln.i£  und  ie  conj.  dafs,  mflfsten  hier  ihre  stelle  finden. 
Mrongovius  bemerkt  im  Wörterbuch  von  dem  anhängsei 
2e,  es  bezeichne  die  frage  oder  auch  ungestOmes  anhalten 
nnd  inständiges  bitten  (ähnlich  den  deutschen  Verstärkun- 
gen: doch,  in  aller  weit).  Z.  b.  Miat-ie  on  no£  przy 
sobie?  hatte  er  ein  messer  bei  sich?  Day2e  mi  gieb  mir 
doch.  Czym-2e  sie  to  dzieje?  Wie  geht  doch  das  zu? 
Jakiemi-2  dowody  — ?  Durch  welche  beweise  in  aller 
weit?  Als  conj.  wird  es  aber,  anfser  mit  weil,  da,  durch 
dafs  übersetzt,  z.  b.  Mowi,  ze  byl  u  niego  er  sagt,  dafii 
er  bei  ihm  gewesen  sei.  Es  bemerkt  aber  Bandtke  gramm. 
§.218:  „Durch  die  conj.  by  wird  blofs  mit  ihr  allein  oder 
mit  ihr  in  Zusammensetzungen  mit  den  conjunctionen  a  und 
2e,  dafs  (lat.  quod),  ii  dafs  (quod);  aby,  ieby,  iiby, 
dafs,  damit,  auf  dafs  (das  lat.  ut)  jeder  modus  subjnncti- 
▼us  gebildet,  indem  aby,  2eby,  iiby  und  alle  andern 
Zusammensetzungen,  als  z.  b.  gdyby,  im  fall,  wenn,  je- 
ieliby  wofern,  aieby  auf  daCs,  poniewaiby  weil  näm- 
lich, maafsen,  so  wie  by  au  und  fflr  sich  selbst  vor  tempp. 
mit  suff.  (also  bei  keinem  präs.)  stehen  können'^.  D.  h.  sie 
verbinden  sich,  gleichsam  prokli tisch,  mit  partic.-tempp. 
Z.b.  By  bylem  (dafs  ich  wäre),  bytas,  bylo:  bym,  abym, 
iebym,  iihjm  byt,  la,  lo:  2.  sg.  iebyi^  iibys  byl,  )a, 
to  U.S.W.  Sollte  nicht  by  eigentlich  (etwa  fuat,  esto) 
vom  8ubst.-verb.  skr.  bhu  ausgehen?  Vgl.  WWb.  I,  1182. 
Ich  vermuthe,  £e  fbr:  dafs  bedarf  etwa  an  seiner  ergSa- 
zung  eines  relativpronomens,  sei  nun  dies  blos  im  gadan- 
k^n  oder  weil  sich  das  ksl.  neutrum  je-£e  kürzte.  In  ii 
steckt  doch  kaum  i,  und. 

Noch  sehr  wichtige  Verbindungen  sind  die  der  part.  ie 
mit  negativen  ausdrücken.  Z.b.  ksi.  niäe  (neque).  Auch 
mit  dem  fragpronomen ,  dem  ni  voraufgeht,  welches  ab^ 
öfters  durch  die  präposition  von  ersterem  getrennt  wird. 


die  Partikeln  skr.  gha,  ghft,  ha  und  bi;  zend.  z!  etc.  275 

Mikl.  lex.  p.  448  oi  ot'  kogofe,  ni  pri  6e8om"2e. 
Nid"ie,  ni6"to.4e  oväiv  nihil.  Niküize,  nullus,  nik*- 
to-ie  nemo.  Auch  nikak^ze.  Niöijego-£e,  neminis. 
Nigda2e  wahrscheinlich  mit  erweichung  der  guttur.  aus 
nik'da-ze  (nunquam)  p.  451.  VergL  skr.  kadä,  wann? 
u.  8.  w.  WWb.  I,  1045  ffi  —  Poln.  niä,  niili,  niäeli, 
anizeli  adv.  comparat.  als,  eher  als.  Böhm,  on  nenj 
(ist  nicht)  wetssi,  nez,  nei^li  gk  er  ist  nicht  gröfser  als 
ich.  Vgl.  neze  li  17,  quam  Mikl.  lex.  p.  419,  worin  die 
negation  (li  p.  336  rj  vel  aut;  auch  ^  quam)  hervorheben 
soll  den  grad,  welchen  der  eine  von  den  verglichenen  ge- 
genständen eben  nicht  besitzt.  Vgl.  et.  forsch.  11, 147  (1.) 
Bdhm.  drzjw  nei^  eher  als,  wie  griech.  Tzgiv  p^e,  jedoch  ohne 
negation.  Illyr.  neg  igda  —  piucch^  mai  —  als  je,  aus  neg, 
Dego  —  ital.  ma  —  sondern,  und  igda  —  se  mai  —  wenn 
einmal.  Ksl.  neg'  statt  nego  übrigens,  sammt  nekli 
Tti^a,  iaatg  fortasse,  negli  u.  s.  w.  zeugt  doch  wohl  kaum 
f&r  Zusammensetzung  mit  einer  sonst  unbekannten  parti- 
kel,  welche  noch  dem  skr.  gha  näher  stünde  abseiten  des 
lautes.  Die  verb.  na  gha  wäre  sonst  verführerisch  genug. 
Es  mag  aber  in  nego,  wo  nicht  ein  pron.  mit  genitiv- 
endung  -go,  doch  etwa  des  k  in  nekli  wegen  irgend  wel- 
cher bezug  zu  dem  interr.  pronominalstamme  (vergl.  poln. 
kto  wer,  g.  kogo;  nikt,  g.  nikogo  niemand)  gesucht 
werden  müssen.  —  Von  goth.  nih  Oabelentz  s.  131  ovSiy 
fiitlSij  und  unserem  verneinenden  noch  behauptet  zwar 
Grimm  III,  69  gar  flink:  „dem  sinn  wie  dem  buchstaben 
nach  =  lat.  nec^.  Nichts  kann  aber  mit  bezug  auf  die 
endpartikel  zweifelhafter  sein.  Nee,  wird  Grimm  doch  wohl 
nicht  in  abrede  stellen,  ist  blofse  kürzung  aus  ne-que  (vgl. 
ac:  atqnc),  dessen  -que  von  s. -ka  zu  trennen  wohl  nie- 
mand einfallen  wird,  hätte  auch  nicht  der  Grieche  ein  ovt€ 
mit  ti  aas  que.  Es  wird  aber  in  Gab.  wb.  s.  139  unter 
.  .  .  nb  gezeigt,  dafs  dieses  hinter  den  vokalen  mehrerer 
Partikeln  sein  u  verliere  und  dies  auch  in  nih  statt  ni-uh 
der  fall  gewesen.  Dies  müfste  denn  auch  den  mutb  des- 
jenigen zn  boden  schlagen,  welcher  etwa  sonst  in  nih  ein 

18* 


276  Pott 

skr.  na-bi  oder  na  gha  zu  erblicken  in  sich  last  ver- 
spürte. Allerdings,  besäfse  die  enklitika  ...uh  das  un- 
flDgsame  u  nicbt,  wQrde  icb  selbst  scharf  darauf  sehen, 
ob  sie  nicht  dem  skr.  gha  entspräche.  Hiezu  eröffiiet  sich 
aber  kaum  eine  aussieht,  dafern  man  nicht  in  -uh  schon 
eine  mit  enklitischem  h  versehene  partikel  suchen  darf, 
etwa  wie  lith.  jau-gi  (ja,  freilich;  schon)  oben.  Seltsam 
bliebe  dann  immer  jedoch  der  wiederspruch  des  h  mit  dem 
k  in  mi-k,  mich,  worin  man  gleichfalls  yi  sucht. 

Es  ist   noch  manches  in  dieser  sippe   von  partikeln 
dunkel  geblieben.   Selbst  dies,  ob  und,  dafern  wirklich,  in 
welchem    grade  die  reihen  gha,  ha  und  anderseits  hi 
mit  genossen  verwandtschaftlich  zu  einander  stehen  oder 
auch,  von  dem  blofsen,  keineswegs  fiberall  mit  Sicherheit 
erkennbaren  lautwechsel  abgesehen,   sich  gegenseitig  ety- 
mologisch decken.    Was  soll  man  beispiels  halber  zu  dem 
schon  früher  erwähnten  ksl.  zi  sagen,  unter  welchem  Mikl. 
lex.  p.  225  auf  ie  verweist?  Vom  ersten  bemerkt  er:  haec 
particula  in  codd.  recentioribus  [etwa,  wie  nachmals  vieles, 
ans  volksmundarten  in  die  alte  kirchensprache  eingedrun- 
gen?] non  raro  pronominibus  demonstrativis  et  adverbiis 
inde  derivatis  additur:  ov'zi.    Vgl.  p.  486  ov^  (hie);  ov' 
—  ov'  ie  6  iiiv  —  o  Si\  ov^gda  tott  tum;  ov'gda  — 
ov'gda  2e  tum  —  tum.     On^zi  (etwa  wie  xeJvog  yt  IL 
01,490.    Hart.  s.  381).    Sikvozi  von  sikov'  (talis)  Mikl. 
p.  838.     Siko-zi  und  siko  ovxfag  sie  (welches  lateinische 
wort  zwar  im   pronominalst.  —   doch  wohl  s.  sja,   lith. 
8zis  —  mit  dem  slawischen  übereinkommen  mag,   alldn 
nicbt  in  der  endnng,  welche  die  nämliche  ist  wie  in  hei-c 
u.  s.  w.).    Takozi,  ita.  Tazi.  Toizi.  Tomzi.   und  noch 
mehr  dergl.  verbb.  mit  dem  pron.  t'  {hxtlvog^  ille)  p.  1016. 
Particulam  haue  habes  bulg.;   croat.  ovazi,  ondazi,  ni- 
kojzi.  —  Dagegen  p.  981  von  ta  conj.  et,  tum,  verstärkt 
ta£e  itaque,    aber  auch  ära^   inura  tum.     Und  p.  994 
vUo!  (to  mit  snff.  i)  ie  vrjemja  iv  t^  hoiq^  ixeivq^*-- 
An  eine  blofs  mundartliche  vertauschung  von  z  und  i  zu 
glauben  mufs  ich  vorderhand  mir  noch  versagen.    Sonst 


die  Partikeln  skr.  gha,  ghS,  ha  and  hi;  zend.  zi  etc.  277 

g&be  etwa  zeW  m.  testudo,  limax  neben  ieTv*',  griech. 
XiXvg  (also  mit  x^  wie  z.  b.  im  skr.  hi)  dafür  einigen 
aohalt. 

Ueber  manches  in  diesem  tbema  wird  man  erst  ins 
künftige  klarer  sehen.  Indefs  schien  es  mir  nicht  aolser 
der  zeit,  derartige  partikeln,  wie  die  hier  besprochenen, 
deren  sinn  nichts  weniger  als  auf  der  Oberfläche  liegt. 
Wenngleich  er  in  der  Verstärkung  von  begriffen  seinen 
letzten  und  bedeutsamsten  hintergrund  haben  wird,  schon 
jetzt,  so  weit  ich  es  vermochte,  zu  beleuchten.  Mich  zog 
dahin  vor  allem  auch  das  interesse,  welches  ein  bis  in  das 
fernste  alterthum  unseres  Sprachstammes  zurflckreiohender 
gebrauch  von  wOrtlein  so  luftiger  art  wie  gha,  ha,  hi, 
yä,  /i,  sl.  2e,  zi,  zend.  zi  u.  s.  w.  bei  solchen  einznflöfsen 
im  Stande  sein  möchte,  welchen  nicht  überhaupt  f&r  derlei 
aller  sinn  abgeht. 
Halle,  ostem  1869.  Pott. 


Zur  Lautlehre  der  lehnworter  in  der  polnischen 

spräche. 

Jede  spräche  sucht  sich  fremde,  mit  der  berührung 
mit  anderen  culturen  in  sie  eintretende  elemente,  einhei- 
misch zu  machen,  indem  sie  die  laute  derselben  nach  der 
beschaffenheit  der  Sprachorgane  des  volkes  verändert  und 
assimiliert;  ja,  der  prozefs  des  lautverfalls  in  den  lehnwör-* 
tem  ist  rascher  und  entschiedener,  als  in  Stammwörtern, 
da  in  ihnen,  wegen  ihrer  wurzeUosigkeit  von  der  seite  des 
Sprachgefühls  kein  widerstand  geleistet  werden  kann. 

Es  ist  wohl  f&r  die  lautlehre  einer  spräche  nicht  ohne 
Wichtigkeit  die  auf  das  rein  phonetische  prinzip  sich  stütz- 
enden lautwandlnngen  der  fremdwörter  zu  erforschen,  und 
die  gesetze,  welche  ihnen  zu  gründe  liegen,  festzustellen. 
Phonetiscbe  prozesse  der  lehnworter  bestätigen  nicht  nur 


278  Malinowski 

die  allgemeinen,  von  der  beobachtong  des  grammatiscben 
baues  der  spräche  und  der  vergleichung  mit  den  nächst- 
verwandten  sprachen  herrOhrenden  gesetze,  sondern  werfen 
ancb  auf  den  ganzen  typus  des  lautsystems  ein  neues 
licht. 

Die  folgende  Zusammenstellung  einiger  lehnworte  der 
polnischen  spräche  hat  zum  ziel,  die  gesetze  der  lauteot- 
Stellung  in  derselben  zu  ermitteln.  Ich  habe  mich  zo^ 
nächst  nur  auf  deutsche  oder  durch  Vermittlung  des  deut« 
sehen  ins  polnische  eingedrungene  elemente  beschränkt, 
nnd  zwar  auf  solche,  gegen  deren  herkunft  kein  zweifei 
erhoben  werden  kann.  Der  vorliegende  theil  enthält  die 
lautwandlungen  der  consonanten.  Die  Schreibweise  der 
polnischen  werte  ist  streng  phonetisch. 

A.    Consonanten. 

Gutturale  k,  g,  eh. 

Poln.  k  tritt  an  die  stelle  des  deutschen  h  und  ch: 
im  anlaute:  Kelich  =  ahd.  ehelich,  nhd.  kelch,  lat.  calix. 
kouwas*)  =  handfafs;  im  inlaute:  äukad  =  suchen,  fokel 
3S3  fuchtel  (eine  art  degen);  im  auslaute  geht  das  deutsche 
ch,  g  fast  immer  in  k  Ober:  alätuk  =  halstuch,  capätfyk 
SB  Zapfenstreich;  pak  =  pech,  chendryk  =  heinrich,  ulryk 
SS  Ulrich,  fryderyk  ss  friedrich  (in  den  eigennamen  ist 
diese  erscheinung  wohl  dem  einfluTs  des  lateins  zuzuschrei- 
ben), brunsWik  »sr  braunschweig,  auötuk  ss  auszug,  loityk 
SB  lustig,  jartyk  (einjährliches  lamm)  =  Jährling  ond  alle 
auf  unek  as  d.  ung,  wie  stosonek  (verhältniis)  ss  stoüiung, 
werbunek  =&:  Werbung,  meldunek  =  meidung,  raohunek  s= 
reehnnng,  Vizerunek  =  visiernng,  ebenso  kraiganek  s 
kreutzgang  u.  s.  w. 

Poln.  k  entspricht  dem  deotschen  t  in  or6yk  ss  ort- 
acheit. 


*)  In  ftUen  fUIeo,  wo  die  bedeatang  dea  polnischen  wortM  niobt  oft- 
ftthrt  wird,  ist  sie  dieselbe  wie  im  deotschen. 


zur  lautlehre  der  lehnwörter  in  der  poln.  spräche.  379 

g- 

g  ^  ch,  h:  gajic  =  hflgen,  cjga  ( Ziehbrunnen)  sk 
ziehen,  äp'eg,  äp'egar  =  ahd.  *8pgho  (holl.  spie,  engl,  spy), 
spi^häri,  uger  =s  ocher  lat.  ochra  fr.  ocre,  todyga  (stengel) 
s=:  ahd.  ladducha,  lat.  lactnca. 

g  =  k:  gamrat  sss  kamerad,  gen.  tfarogu  zu  n.  tfar6k 
quarkkftse. 

oh. 

ch  =  g:  obercuch  =  Überzug  (flbrigens  im  jetzigen 
deutsch  wird  g  im  auslaut  auch  wie  ch  gesprochen); 
chrab'a  neben  grab'a  =  graf  ist  ins  polnische  durch  das 
ceohische  gekommen. 

ch  =  k,  ck  im  inlaute:  ätachety=  stacket,  d]pjachet 
s=  ndd.  deuker,  klecha  ss  glöckner;  im  auslaute:  gach 
(liebhaber)  s=  geck. 

ch  SS  8ch  (ä):  rostruchar  =  rost&uscher  (rofstrüger), 
chynak  =s  schienbacken. 

ch  =  h :  chartowac  =  härten,  chetman  =  hauptmann, 
cbalef  SS  heller,  chaw^af  =  hauer,  chendryk  =  heinrich, 
chufiial  neben  ufnal,  ofnal  =  hufnagel,  cholander  neben 
veraltetem  olander  =:  hoUänder,  chotdowac  neben  otdowa<f 
=  huldigen,  chuf,  chuf ec  neben  uf,  ufec  (schar)  =  häufe, 
chabdank  neben  abdank  (ein  wappen)  =s  habe  dank,  chaf- 
towac  neben  aftowac  (sticken)  s=  heften,  chaftka  neben 
aftka=  heftchen,  chalätuk  neben  alstuk  =  halstuch,  chant- 
faa  neben  antfas  ss  handfafs,  chandrychar  neben  antryohar 
(berggehülfe)  =  handreicher,  pon6ocha  sss  bundscbuh. 

Palatale. 

J- 
Deutsche  diphtonge  ei,  eu,  äu  werden  in  den  polni- 
schen lehnwörtern  durch  a  oder  e  mit  folgendem  j  ersetzt: 
fajerka  =  feuerkieke,  äalamaja  =  schalmeie,  majef  =  meie- 
rei,  glejt  =  geleit,  majster  =  meister,  rajtäula  =  reitschule, 
ri^zbret  =s  reilsbrett,  gemajn  «s  gemeine,  grajcar  3=  kreu- 
tzer,  rajtuzy  a«  reithosen,  lol^j  =  lakei. 


280  IfAlinomki 

j  =  h  im  anlaute  vor  vocalen :  jedlca,  jelca  (griflP  am 
sohwerte)  =  ahd.  helza,  mhd.  heize,  jatka  (fleischwaareD- 
handloDg)  =:  hatte  ahd.  hatta,  jadWiga  s=s  hedwig,  jioter- 
maoh  sss  hintergemach. 

j  SB  g:  gajid  =  hägen,  gen.  jedwab'u  zu  nom.  jedwap' 
sss  ahd.  gotawebbi,  alts.  godowebbi  kostbares  gewebe, 
byssus. 

8. 

s  SS  8  im  Worte  stru^  ss  straufs. 

Linguale. 
Spiranten  S,  i. 

6  =  nhd.  seh,  ahd.  sc  flaöa  =  flasche,  ahd.  flasca, 
gala  SS  schale,  mhd.  schal,  ahd.  scala  (patera). 

8  s=  8,  SS,  sabla  =  s&bel,  äarfo  =  sarsche  (ein  wol- 
%^8  gewebe)  ital.  sargia,  öelka  =  seilchen,  iukac  s=:  so- 
chen,  koäarjr  ss  kaseme,  struköasy  a=a  tmchsess,  Kennas 
=  kirchmesse,  ratuä  s»  rathaus,  aber  lamus  (gen.  lamusa) 
lehmhaus. 

2  sss  8  im  anlaute  vor  o,  e,  u:  iotnef  (soldat)  as  Söld- 
ner, 2ur  (eine  art  suppe)  =  mhd.  ndd.  sür,  iegnad  e=s  sag» 
nen  ahd.  seganön,  lat.  signare,  iottaf  2ech.  ialtaf  =  psd- 
ter,  ahd.  saltari  gr.-lat.  psalterium,  2old  sss  eold,  ieglowaö 
SS  segeln,  ia^el  =  segel,  2eglaf  sa  segler  im  imlante  zwi* 
sehen  vokalen;  baiant  mhd.  fasant,  di£d2a  =s  bair.  döse, 
KiSet  ss:  kiesel,  ^p'iia  sss  speise,  ^p'i2arAa  san  Speisekammer, 
gen.  anyjb  zu  nom.  anji  sss  anis,  pap'eza  (pap'ei)  papet 
SS  ahd.  b&bes^  jarmu2n  zu  nom.  jarmuä  (grfinkohl)  =  jahr- 
muss  (?). 

i  sss  seh  (ä):  2art  scherz,  g.  pota2u  zu  nom.  potai  :s 
pottasche,  wajdafu  zu  nom.  wajdaS  s=  weidasche. 

Dieser  Übergang  des  deutschen  s,  ch  in  d,  2  ist  der 
Wirkung  eines  eingeschalteten  j  zuzuschreiben,  worflber 
unten. 

r-1-Iaute. 

r  vor  a,  u,  o,  e  wird  in  palatal  linguales  i  erweicht: 
Kestifank  =s  kirschtrans,   himple  neben  g^efyna  ^  gerflm- 


zur  Untlehre  der  lehnwSrter  in  der  poln.  spräche.  281 

pel,  rotkef  SS  retticb,  fem'en  sb  riemen  neben  lymarsssrie- 
mer*),  dzetfech  =  dietrieh  im  auslaut,  in  der  endang  er, 
nach  der  analogie  des  poln.  snff.  -af,  -er  =  altbulg.  -ari, 
-eri:  pachdaf  ==  pächter,  al]t&r  =  erker,  chaftaf  =  hefter, 
bednaf  =  bQttner,  malar  =5  maier,  dyngaf  =  dinger 
(bergknappe,  der  ein  gedinge  liefert),  falb'öf  =  filrber, 
balw^^f  =  barbier,  falä^f  =  falscher,  fechtaf  «s  fechter, 
forytaf  =:  vorreiter,  frajef  (liebhaber)  ==  freier,  pr^^öf  = 
pranger,  cbawir,  chaw'af  =  hauer,  Kichlaf  =s  küehler, 
spichf,  ^p'icblöf  und  sp'ikl^f  =  Speicher,  kusnef  =  kQrsch- 
ner,  kacyf,  kac^f  =  ketzer,  kölner  sss  koUer,  2oltaf  =s 
psalter,  slusar  =  Schlosser,  panc^f  =  panzer,  rjc&t  = 
ritter,  rymar  =  riemer,  ämukl^f  (knopfmacher)=sschmacker, 
kramaf  =  krämer,  kuglaiF  =:  gaukler,  ^lif  öf  si  Schleifer, 
snje^f  8B5  Schnitter,  äynkar  s=s  schenker,  lichtair  =  leich- 
ter, ludw^isar  =  rothgiefser,  strychaf  =  Streicher,  wach- 
laf  =  f&cher,  wart^ir  =»  wftrter,  werbaf  =  werber,  w'elKär 
(plebiscitum,  Stadtsatzung)  =  willkflbr,  ieglaf  =s  segler, 
iotn^f  (soldat)  =  Söldner,  tai^f  =  teller,  grabar  =  grä- 
ber,  gichsaf  ss  gichter  (der  das  erz  in  die  gicht  schüttet), 
frjitö  :=  frischer,  garbaf  ss  gärber,  fraktaf  =  frachter, 
majef  =  meierei,  m'eleir,  m'ileir  =  meiler,  m'elcajr  =  mftl- 
ser,  lakfair  ess  latwerge,  m'istir  neben  majster  sss  öech.  mfstr 
(meister). 

Im  auslaute  folgender  worte  findet  die  erweichung 
nicht  statt :  oselbar  s=s  wasserbftr,  pnchar  =  becher,  bryf- 
tre^er  =  briefträger,  berajter  =:  bereiter,  comber  =  zft- 
mer,  ziemer  z.  b.  von  einem  hirsche,  cuker  =  zuoker,  fel- 
£er  SS  feldscheer,  feler  =  fehler,  frajb'iter  =  freibeuter, 
froncymer  =  frauenzimmer,  grajcar  =  kreutzer,  cholender 
=  holl&nder,  serwaser  =  scheidewasser,  äwa^er  =  Schwa- 
ger, la^er  ==  lager,  laber  neben  labwerk  =  laubwerk, 
laufisr  ass  laufer,  loncher  neben  lunaf  »=  lohnherr,  stär  = 


*)  rymar  iet  erBt  in  jttngerer  zeit  entlehnt,  w&hrend  rem'eii  schon  im 
altbidi^rischen  als  remeni  Torliegt,  daher  die  verechiedene  behandlnng  des 
ttUutM.     J.  S. 


282  Malinowski 

Steuer,  zögar  (uhr)  =  zeiger,   ^iser  =  gieüier,   g^ldar  s 
goldschläger,  ^efrajter  =  gefreiter,  fryjor  =  firQhjalir  n.  a. 
f  =  scb  (ä):    charnaf  =  harDisch. 

1,  t. 

Die  polnische  wie  die  rassische  spräche  haben  bis  heai- 
«utage  ein  zweifaches  1  bewahrt;  ein  palatal-lingnales  (!) 
und  ein  mit  unrecht  guttural  genanntes  (1).  Das  polnische 
1  unterscheidet  sich  vom  deutschen  durch  mehr  palalale 
ausspräche,  da  nicht  nur  das  ende  der  zunge,  sondern  ihre 
ganze  Oberfläche  sich  dem  gaumen  n&hert  *-  Was  das 
harte  l  betrifft,  so  ist  es  keineswegs  guttnral  in  dem  sinne, 
wie  es  von  deutschen  Sprachforschern  verstanden  wird. 
Es  giebt  hier  freilich  mundartliche  variierungen,  doch 
spricht  es  die  masse  des  volkes  entschieden  dental  aus: 
die  spitze  der  zunge  berührt  die  obere  zahnreihe,  wie  bei 
n,  nur  mit  dem  unterschiede,  dafs  auf  beiden  Seiten  der 
zunge  leerer  räum  f&r  die  aus  dem  kehlkopfe  strömende 
luft  gelassen  ist,  was  bekanntlich  den  1-laut  Oberhaupt  cha- 
rakterisirt.  Die  Grofspolen  kennzeichnen  sich  durch  eine 
labiale  ausspräche  des  1,  etwa  wie  w;  im  krakaoisehen 
spricht  man  es  aus  mit  einer  resonanten  schattirung,  be- 
sonders nach  den  nasalen  vocalen:  d^tem  (ich  blies),  wz^em 
(ich  nahm)  d^l,  wi^l  klingen  in  dieser  mundart  £ut  wie 
d^nem,  ws^^nem,  d^n,  wz^n*). 

Polnisches  l  ersetzt  das  deutsche  1  vor  a,  u,  o:  taäcnt 
(eine  Stadt  im  krakauischen)  =:  landshut,  }ater  =  lacbter, 
hochd.  klafter,  laät  =  last,  tan  (ein  ackermafs)  =s  lahn, 
mlat  laneus,  Itkod  =:  leckerei,  tadnnek  ■»  ladnng,  lado- 
wad  =  laden,  lata  =  latte,  walach  ^  wallaoh,  stola  a» 
Stollen,  äalamaja  =»  schalmeie,  cegla  =  ziegel,  tat  sss  loth, 
atun  =s  alaun,  tub'in  =;3  lupine  lat.  lupinum,  toktusa  »s 
lakentucb,  todyga  (stengel)  =  ahd.  laddncha,  totr  =  oahd. 
löter,  lat.  latro,  cto  bb  zoll ;  im  auslaute :  kubel  neben  kn- 


*)  G«nane  ADgftben  ttbar  die  anaspracfa«  des  1  s.  bei  Brttcke  gnmds.  41 
und  Merkel  Physiol.  d.  menschl.  spr.  217.       J.  S. 


ZOT  lantlebre  der  lehnwörCer  in  der  poln.  spräche.  283 

fei  SS  kflbel,  IHie)  =  kieael,  faKel  =  fakel.  Wir  sehen, 
dafs  Miklosioh  (lantl.  445)  unrichtig  behauptet,  „das  deut- 
sche I  wird  regelmäfsig  durch  den  weichlaut  I  ersetzt^  und 
(467)  »in  entlehnten  Wörtern  wird  regelmäfsig  I  nicht  t  ge- 
sprochen^. Doch  in  folgenden  Wörtern  erscheint  das  weiche 
1:  lanckorona  (eine  Stadt  im  krakauischen)  =  landskrone, 
lanckoronstti  (ein  poln.  familienname),  l^d  ^  land,  lokaj  saa 
lakei,  filnnek  =  fbhlung,  chalabarda  =  hellebarde,  folarda 
SS  f&Ilerde,  kuglaka  =  kugellack,  bukätele  aa  bogenstelle 
(bogengerüst),  chalef  a»  heller,  cholender  =  hoUänder, 
lentfal  oi  lendenfell,  tal6r  =  teller,  drylich  =  drillich. 

Vor  consonanten  steht  fast  immer  hartes  h  taiiowa^ 
=s  falten,  faU  =  falsch,  äottaf  =  psalter  ahd.  saltari, 
chotdowac  =  huldigen,  malpa  (a£fe)  ss  maulaffe,  kStatt  as 
gestalt,  gwatt  =b  gewalt,  ^elda  =  gilde,  jalmu^na  aa  al- 
mosen  ahd.  alamuosan,  sottys  s=s  schuldheifs,  ioldra  s: 
Schulter  (schweinschulter,  Schimpfwort),  ga}gan  (lump)  &» 
galgen;  auch  vor  palatalisirten:  ^oln^r  =  Söldner,  koUef 
aai  kotier,  aber:  meldowad  s»  melden,  jur^elt  =  jahrgelt, 
tryngelt  ss  trinkgeld. 

1  &=  j  in  ceregele  (la  minauderie)  =ss  ^cere^eje  s=  *ce- 
rereje  =  Zierereien. 

Dentale. 

t,    c  (ts),    ö  (t§),    c  (ts). 

t  E=  d:  tebel  =  döbel  (pflock),  tuz  s=  daus,  fory- 
towaö  =  fördern,  fryt  (gen.  frytu)  sss  friede,  Kerat(u)  s= 
kebrrad,  klejnot(u)  =  kleinod,  bunt(u)  (aufstand)  sb  bund, 
gamrat(a)  =  kammerad,  gw^int  (gewinde)  u.  a. 

t  wird  vor  e  in  c  (ts)  erweicht  (dies  s  nach  t  ist  als 
aus  j  durch  assimilationen  des  t  entstanden  zu  betrachten, 
worflber  unten):  ryc^f  =»  ryts^r  =  *rytj^j^  =b  ritter  öech. 
ritflr,  snyc^iF  (Steinmetz)  =s  Schnitter.  Manchmal  geht  t 
in  palat.  c  (ti)  über:  pachoaf  ss  pftchter,  ^chöaf  ^  giob« 
ter^  80  auch  o  in  d:  itu<5ec  =s  Stutzer  (stucer). 

d  ssa  s,  z:   demoowy  =  sämiscb,  ko6et  ^  ahd.  cheszil 
mbd.  kessel. 


284  Malinowiki 

i  (t§)  &=  soh  (ä):  öacht  sa  schacht;  =  c  (z):  iacha 
=  zeche  (bergstrafse  in  Olkui),  6op  =&  zapfen,  6^br  =  zi^ 
mer,  cawun  ss  zäun,  iyai  =  zins. 

d,    dz,    dz. 

d  =  t:  knod  (knodyiek)  =  knoten  (an  den  pflanzen), 
»padel  =5  spaten,  cfaalabarda  =  hellebarde,  jinderak  = 
nnterrok,  fajda<5  (cacare)  =  feuchten,  ^erada  =  gerftth 
(das  haus-  und  kastengeräth,  das  die  frau  dem  manne  mit^ 
bringt).  Vor  e  wird  d  in  di  erreicht:  dietrech  neben 
dytrych  =  dietrich,  dz^a  (backtrog)  =  bair.  döse,  dz^ 
kowad  neben  dank  nos^  =  danken. 

dz  =  c  (z)  Yolkthfimlich  dzygar  neben  z^gar  (obr)  = 
zeiger. 

8. 

Poln.  8  entspricht  sehr  selten  einem  deatschen  s:  Sas 
=  Sachse,  weksel  =  Wechsel,  lakmus  =  lackmns;  =  as: 
slösaf  =  Schlosser,  oberta6(a)  =  Obertasse,  IndVisaf  ss 
rothgiefser,  karmasyk  =  kerbmesser. 

8  stz,  z  (c):  sprys  a=  die  spritze,  kasyiF  neben  kacyf 
=  ketzer,  besowaö  neben  becowad  =  beizen. 

8  =  seh  (ä):  sular  =  schürer,  surowna  =  scheuer- 
ofen  (im  bergwerk),  sos  (pflanzensprofs)  ss  schofs,  sc^ys 
neben  äoltys  (schulze)  =  mhd.  schultheize  ahd.  scultheizo, 
kalkus  SS  kalkasche. 

z. 

Das  polnische  z  ist  seiner  Terengungsstelle  nach  mit 
dem  8  identisch,  es  unterscheidet  sich  von  letzteren  nur 
dadurch,  dafs  die  Stimmbänder  angestrengt,  und  durch  die 
aus  der  brüst  strömende  luft  in  Vibration  versetzt  werden. 

Poln.  z  SS  deutschem  s  im  anlaute  vor  yocalen:  z^ct- 
gam  ^  segelgam,  zolic  ass  sohlen,  zubas  (der  bais  in  der 
orgel)  SS  franz.  sous-bas  (dieses  wort  ist  durch  das  deut- 
sche ins  polnische  gekommen,  da  aus  den  romaniiohen 
sprachen  unmittelbar  entlehnte  worte  ihr  anlautendes  s  be- 


sur  laatlehre  d«r  lehnwörtor  in  der  poln.  spräche.  285 

wahren:  wie  suma,  sa^tarny,  sahta,  sylwetka,  sezon,  sotern 
a.  s.w.);  im  inlaute  zwischen  vocalen:  fliza  ss  fliese,  ^p'i- 
luza  S9  speileisen,  ]6zem  (frei,  nicht  gebändigt)  =  los, 
chyzowaiSs  hissen;  im  aaslaute:  cekchauz(u)  =  zeoghaas, 
gmz(a)  aas  grans,  tu3(a)  =  daus. 

z  SB  soh  (S):  maltnza  sss  maultasche. 

s  =  z  (c)  zembraty  es  zimmerbretter  (d.  i.  gezim- 
merte bretter),  zendra  =  znnder,  dies  ist  graphischem  ein- 
flufs  zuzuschreiben. 

z  SB  h:  zal2bant  =s  halsbaud. 

i  ^  6:  nur  im  potaz(u)  neben  pota£(u)  »»pottasche. 

n. 

Die  polnische  spräche  kennt  nur  dentales  n,  welches 
aach  deutsches  gutt.  ng  ersetzt:  in  allen  Wörtern  auf  ung 
IBS  poln.  unek,  wie:  rachunek  ss  rechnung,  stosunek  (ver* 
hftltniis)  SB  stoisung,  warunek  (bedingung)  =.  wAhrung  u.  a. 

Labiale. 

P- 
p  ^  b:  ponöocba  (strumpf)  ss  bundschuh,  pnchar  == 

becher,  pytel  (mfihlbentel)  =  beutel,  pap'e2  (p^pst)  &»  ahd. 

b&bes,  kolp^f  ==  kaulbars,  urlop  gen.  urlopu  mm  urlaub. 

p  SS  pf,  f,  ff:  pal  am  pfal,  p'epf  =:  pfeffer,  pulk  (re- 
griment)  ■■  volk  mhd.  volc  ahd.  folc,  p'e^^dz  (geld)  ^  pfen- 
ning,  p'eifgnowad  ^  pflegen,  panwa  sbb  pfanne,  pampuch 
SB  Pfannkuchen,  grypa  =x  dreifufs,  äyper  ==  Schiffer,  ko- 
perityoh  »i  kupferstich,  koperjlag  =  kupferschlag,  koper- 
was  sss  knpferwasser,  kap'inaz  (▼olksthfimlich)  s=  kaffee- 
hans,  matpa  (äffe)  =  maulaffe;  im  auslaute:  litkup  (merci- 
potns)  =B  mhd.  Ittkouf,  gnyp  ss  kneif  (schusterkneif,  sehn- 
stennesser,  cf.  franz.  canif ),  gap'  sb  *gaffe,  b'iskup  ss  ahd. 
piseoof,  2op  SS  zapfen  u.  aa. 

b. 

b  =  p  sehr  selten,  und  das  fast  ansschliefslich  ror  i : 
lub'in  SB  lupine  (lat.  lupinum),  drab'ina  =  treppe;  vor  u: 
cybula  (zwiebel)  =  ahd.  cipuUa. 


286  Malinowski 

b  =  f :  baiant  =  mhd.  fasaot  (lat.  phasianus),  kncaba 
und  kocaba  neben  äufla  =s  kothschaafel,  drybus^  tiybas 
neben  grypa  =  dreifufs,  grab'a,  cbrab'a  :=  graf. 

f. 

f  =  f ,  v:  fartucb  =s  vortuch,  firanka  ss  Vorhang, 
firzac  =  Vorsatz,  forpoöta  =  Vorposten,  forat  (ein  aofiruf 
in  bergwerken)  =  niederd.  vorut  (voraus),  fortel  (mittel) 
s=s  vortheil,  furwach  =  vorwache,  furstus  =  verstofs. 

f  =  pf :  fajka  =  pfeife,  fanna  neben  panwa  =  pfanoe, 
funt  =  pfund,  farÄr  =  pfarrer,  kfejfajfer  =  querpfeifer  (?), 
knafel  =  knöpf. 

f  =  w:  blofarek  neben  bulwark  (die  form  bulwar 
(strafse)  ist  aus  dem  franz.  boulevar  entlehnt)  =  boUwerk, 
fala  =  welle,  faramudka  =  warmmufs,  fartowaö  =  warteo, 
filorek  SB  Wischer. 

f  s:  b:  kufel  (seidel)  =  kübel. 

f  =s  h:  glif  neben  glijowaö  =  glQhen;  =  ob:  cefa  ne- 
ben cecha  (merkmal)  =  zeichen.  In  den  Wörtern  rych- 
fowac  ss=  bereifen  und  rychfa  «s  reif  spaltet  sich  f  in  chf; 
diese  erscbeinung  ist  auch  dem  russischen  eigen;  z.  b. 
chf  edor  (volksthQmlich)  neben  fedor  =  theodoma,  procb- 
fost  s  profos. 

w. 

w  S8  f :  wechtowac  neben  fechtowaö  es  fechten,  War- 
dunek  =»  ferding,  vierdung  (eine  mfinze),  wachla  ssa  fackel, 
wachlaf  =  fächer,  liwerunek  (abgäbe)  &=*  liefening. 

w  =  V  (f):  wöjt  (schnitz)  ss  vogt,  w'ertel  (maab) 
sBs  viertel. 

w  ist  aus  u  zwischen  voc.  eitstanden  in  chaw'ef,  oha- 
Var  (arbeiter  in  bergwerken)  =»  hauer. 

m. 

m  =s  b:  mary  neuslov.  pare  =s  bahre, 
m  as  v:  m'isorka  es  visier  am  helme. 


zur  Untlehre  der  lehnwöiter  in  der  poln.  spräche.  287 

Conflonaiitif  ohe  lantgetetse. 
Nicht    nar    aomittelbar    zusammeotreffende,    sondern 
aach  getrennte  laute  können  auf  einander  wirken. 

L     Assimilation. 

Benachbarte  consonanten  assimiliren  einander  1)  durch 
Veränderung  ihrer  verschlufs-  oder  verengungsstelle  (über* 
gang  in  ein  anderes  sprachorgan,  qualitative  assimilation), 
2)  durch  verftnderung  der  gegenseitigen  Stellung  der  or* 
gaiie  (Wechsel  zwischen  momentanen  und  dauerlauten,  zwi- 
schen nasalen  und  nichtnasalen,  zwischen  stummen  und 
tönenden  (quantitative  assimilation)). 

1)  Qualitative  assimilation.  a.  a.  Der  vorher- 
gebende consonant  ähnlicht  sich  dem  folgenden  an  durch 
Abergang  in  das  organ  desselben. 

Linguales  r  gleicht  sich  dem  folgenden  j  an :  kfejfajfer 
s=*kferfajfer=  querpfeifer.  —  d  assimilirt  sich  dem  auslau- 
tenden r  in  serwaser  ss  ^sedwaser  =  scheidewasser. 

Dent«  s  wird  zu  ling.  i  vor  ling.  1:  Sie  (geschirrriemen) 
SS  *sle  SS  seile,  älachta  neben  slachta  (adel)  =ss  ahd.  slahta 
(geschlecht). 

Out.  ch  vor  dem  dent.  t  wird  zu  n:  antatek  ss  achtel. 

Labiale  gehen  vor  dent.  in  dent.  Ober:  f  in  s  vor  t: 
olstro  =s  *olftro  =»  holfter. 

ß.  Der  folgende  consonant  assimilirt  sich  dem  vorher- 
gehenden: palat.  j  wird  zu  dent.  s  nach  dent.  t  in  rycär  = 
•rytsef  =  *rytjef  =  ritter,  snycö  =  *snytsäf  «s  •snytjö 
^  Schnitter  n.  aa.;  j  wird  zu  z  nach  d  in  di^kowa45  := 
^dj^kowad  =  danken  u.  aa. 

b.  a,  Anähnlichung  durch  fibergang  des  vorhergehen- 
den oonsonanten  in  das  dem  folgenden  n&here  sprachorgan. 

Dent.  o  (ts)  assimilirt  sich  dem  folgenden  gutt  g,  in- 
dem es  in  ling.  i  Qbergeht:  d.  kreuzgang  ss  *krncganek 
=  'krudzganek  =s  *knid2ganek  =s  kru2ganek. 

Dent.  8  geht  vor  gutt.  k  ( ch )  in  ling.  i  über :  äkuta 
s:  *skuta  =  ndd.  sehnte,  hoU.  schulte,  dkoda  (schade)  »s 
ahd.  scado. 


288  MaUnowBki 

Gott,  g,  k  vor  dent.  t,  c  gehen  in  palat.  j  Qber;  flcj- 
tuch  sss  flecktuch,  grajcar  =  'gaijcar  =  'garkear  ^  korck- 
zieher. 

ä  nähert  sich  dem  folgenden  palat.-ling.  1,  und  geht 
in  palat.  &  über:  slif  er  neben  älif  er  =  Bchleifer,  sluza  = 
schleuse,  slaban*)  =  schlagbaum,  ^larka  =  Schleier,  Üo- 
stram  =  oberd.  sohlufstram  (schlnfsbalken),  ilusar  =  schlos* 
ser,  aach  vor  jotirtem  p' :  sp'ikowad  =  spicken,  ^p'ichr  = 
Speicher,  ^p'ilart  =  speilert,  ^p'iäarna  »=  Speisekammer, 
^p'eg  =  Späher,  sp'iluza  =  speileisen,  waj^p'en  =  weife- 
spähne. 

2)  Quantitative  assimilation.  a«  Anfthnlichoog 
des  vorhergehenden  consonanten  an  den  folgenden. 

Spirans  ch  wird  vor  t  zu  moment.  k:  frokt  neben 
frocht,  fraktaf  neben  frachtaf  a=s  fracht,  dyktowny  neben 
dychtowny  =  dicht,  fektowad,  wektowaö  neben  feohtowac 
=  fechten;  ft  zu  pt:  äyptuch  (segeltuoh)  ss  schiftuch. 

Momentane  k,  p,  b  werden  unter  dem  einflufs  der  fol- 
genden dauerlaute  I,  w,  m  zu  den  entsprechenden  Spiran- 
ten: machlaf  neben  mekler  =  makler,  wachla  =  *wakla 
=  fackel,  chlob  es  kloben,  ätochmal  ^  ^itogmal  =  *ltob- 
mal  SB  Staubmehl  (man  bemerke  die  dissimilation  der  bei- 
den labialen  bm  in  gutt.  und  lab.  chm  ftr  gm),  bachm'istf 
=  *bakm'istr  =  ^barkm'istr  =  bergmeister  (in  WeUika), 
inflada  =  Schublade,  st^fle  neben  stemple  =s  Stempel, 
chfast  =r  *kfast  =  quaste;  c  vor  f  zu  i:  iujfal  as  *iucfal 
=s  *dQrcfa)  sss  schurzfeil. 

Anähnliohung  der  stummen  an  folgende  tdnende;  k 
vor  r,  1,  n  wird  zu  g:  zagr^plowac  =ss  yerkrämpelo,  graca 
=  kratze,  grajcar  =  ^krajcar  sss  kreutzer,  ryngraf  bs 
*rynkrai  sb  ringkragen,  glon  =  *klon  =  *knol  es  knoUeo, 
gnap  SS  knappe,  gnyp'  ss^  kneif  (schostermesser)  cf.  franz. 
canif. 


*)  Unter  der  Uotform  slabao  werden  zwei  gaiis  yerachiediae  wArter 
besriffen,  das  eine  ist  das  d.  schlagbaum  mit  derselben  bedentnng,  das  an- 
dere ist  aus  dem  d.  schlafbank  gebildet;  es  verstebt  sieb  von  selbst,  da£i 
das  eine  wort  snr  lautomformnng  des  anderen  mitwirkte. 


zur  lantlehre  der  lehnwörter  in  der  poln.  spräche.  289 

c  Wird  vor  b  zu  dz:  zydzbret  =  sitzbrett;  zg  =  sg 
=  ög  =  cg:  kroiganek  =  kreutzgang.  s  vor  g,  d,  n,  b 
SB  z:  glazgal  =  glasgalle,  sp'izglas  =  spiefsglas,  lezda 
(coDSumtioDsaccise)  =  leisten,  uznacht  =  hausknecht, 
rajzbret  =  reisbrett;  s  vor  h  zu  i:  fiib'iD  =:  fischbein, 
zali^bant  =  'zalSbant  =  balsband.  p  vor  I  und  w  zu  b: 
blank  =  planken,  obwach  neben  odwach  =  *opwaeh  = 
bauptwache. 

b.  Anähnlichung  des  folgenden  cousonanten  an  den 
vorhergebenden:  n  wird  njich  g  zu  d  in  gdyrac  ass 
gnurren. 

c.  Blofs  graphisch  ist  das  zusammenfliefsen  mehrerer 
im  deutschen  getrennten  consonanten  in  einen  polnischen: 
f  =r  rs,  rsch:  kolpef  =  kaulbarsch;  c  =  ts:  lice  =  leit- 
seil, wacek  =  watsack,  chuncfot=  *chuntsfot=:  hundsfott, 
tancut  ==  ^lantsut  =  landshut,  lanckorona  =  *lantskorona 
=  landskrone,  golclar  =  goldschläger  (aus  der  ndd.  form 
des  Wortes);  c  =  tä  (tsch):  paca=  ^patsa  =  patsche;  &  = 
ii  (tsch) :  ponöocha  (strumpf)  =  pontäocha  ==  bundschuh, 
wanöos  (parietis  contabulatio)  =  wandschofs,  lanöaft  neben 
lantäaftund  lanäafb  =  landschaft,  fel6er  =  feldscheer,  ku- 
caba  neben  kocuba  =  kothschaufel ,  oröyk  =  ortscheit 
(an  dem  wagen),  pryöa  =  pritsche,  berlaö  =  bärlatsche. 

Gegenseitige  anähnlichung  der  laute  aneinander  findet 
in  bramrot  für  *bravnrot  ==  braunroth  und  in  moid^er  = 
*morzef  =  *morzjef  =  mörser  statt. 


IL     Lauteinsc  hiebung. 

1.  Consonanteneinschiebung.  Ein  consonant 
kann  eingeschoben  werden:  a)  im  anlaute  a)  vor  einem 
vocale,  ß)  vor  einem  consonanten;  b)  im  inlaute  a)  zwi- 
schen vocalen,  ß)  zwischen  einem  vocale  und  einem  conso- 
nanten, y)  zwischen  einem  consonanten  und  einem  vocale, 
^zwischen  zusammentreffenden  consonanten;  o)im  auslaute 
nach  consonanten. 

a)  Ein  consonant  wird  im  anlaute  vorgeschlagen: 

Beitrug«  K.  ygl.  spnchf.  VI.  8.  19 


290  MalinowBki 

a)  vor  vocaleQ:  ch:  chatun  neben  atun  =  alaun, 
chanälak  neben  anälak  =  anschlag,  chanyi^  neben  any2  as 
anis,  chartful  =  erdpfal,  cherst  neben  er8t  (räuberfQhrer) 
=  erste;  j  in  jachtel  neben  achtel^  antatek  =  achtel,  jal- 
muina  ahd.  alamuosan  (almosen),  jastrych  neben  astrycb 
=  estrieb,  jinderak  =  unterrok;  w  in  w^borek  =  mhd. 
eimber,  ahd.  einbar  (eimer). 

ß)  Vor  Gonsonanten:  g  vor  1,  n,  m:  glot  (die  ladung 
des  kleinen  feuergewehrs)  =  loth,  gnarowad  (sich  nähren, 
von  etwas  leben,  sich  den  unterhalt  verschaffen)  =  näh- 
ren, gmyrad  (mit  bänden  in  etwas  herumrQhren)  =  mäh- 
ren*); k  vor  f:  kfandzylber  =  feinsilber  im  ausdrucke: 
wyno^i  fSystko  z  domu  na  kfandzylber  =  er  schleppt  alles 
aus  dem  hause,  um  es  in  feinsilber  zu  wechseln  (von  eioem 
iQderlichen  manne);  s  vor  t  in  struköaäy  =  truchsefs. 

b)  Im  inlaute  eingeschoben: 

a)  zwischen  vocalen.     w  in  öawun  =  zäun. 

ß)  zwischen  vocalen  und  consonanten:  n  resp.  m  vor 
ät,  str,  pn:  rynätunek  ^  rüstung,  p'el^gnowad  ss  p'elen- 
gnowac  =3s  pflegen,  stembnöfka  =  *stempn6fka  =  step- 
naht: r  vor  6  =  tsch:  kuröaba  neben  kuöaba  und  ko<5uba 
=  kothschaufel,  d  vor  1  in  jedlca  neben  jelca  =  ahd.  h§l3a 
(griff  am  Schwerte). 

y)  Einschiebung  eines  consonanten  zwischen  consonan- 
ten und  vocalen. 

Hierher  gehört  vor  allem  die  weitgreifende,  und  allen 
slawischen  sprachen,  besonders  aber  dem  polnischen  eigen- 
thQmliche  Wirkung  des  eingeschobenen  j.  Nach  einem  laut- 
gesetze  des  polnischen  können  gutt.  k,  g  vor  e,  y  nicht 
ausgesprochen  werden  und  gehen  in  k,  ^  =  kj,  gj  (etwa 
wie  deutsches  k,  g  in  kind,  gilde)  Ober.  Diesem  lautge- 
setze  folgen  natürlich  auch  die  lehn  Wörter.  Beispiele:  ke- 
runek  =  *kjerunek  (richtung),  kerowad  =  kjerowa<S  (rich^ 
ten)  =  kehren,  kerat  =  kehrrad,  kerca  =:  kerze,  kelich 
=  ahd.  ehelich  (kelch),  kernowe  sukno  ss  kerntuch,  keina 


*)  DiM  g  ist  wohl  dft8  d«nt»che  ge-.  --  J.  S. 


zur  lanUehre  der  lehn  Wörter  in  der  poln.  spräche.  291 

=  keUe,  Kichlaf  =  »klychlaf  =  küchler,  w'elK^f  (plebi- 
scitum)  =  willkfihr,  fukel  =  fachte!,  peKeflejä  =  Pökel- 
fleisch, oUl^el  =  hohlkehle  (archit.),  Kestfank  =  kirsch- 
traiik,  nikel  =:  nickel,  alkef  =  erker,  cyrkel  =  zirkel, 
cuker  =  zucker,  faKet  =  fackel,  zanke!  =  senke!,  g  = 
gj:  vor  e  gemza  =  gemse,  ^ertruda  =s  gertrud,  gemajn 
^  gemein,  ^erada  ==:  geräth  (das  haus-  und  icastenge- 
rfith,  das  die  frau  dem  manne  mitbringt),  ^efyna  =  ge- 
rumpel,  warge!t  =  wehrgeld,  tryn^elt  ss  trinkgeld,  bryf- 
treger  =  briefträger,  biajgel  =  bleigeib,  falgelt  =  pfal- 
geld,  la^er  =  lager,  pr^gef  =  pranger,  tygel  =  tiegel^ 
äwager  :=  schwager,  ma^el  =  mangel,  cherwe^et  neben 
cher^wet  =  heergewette,  jur^elt  ^  jahrgeld,  2agel  = 
segel  u.  aa.,  chj  wird  zu  d  in  toktuäa  =  *Iolctuchja  = 
lakentuch. 

f  =  ij  vor  a,  u,  y,  o,  e:  kestfank,  ^kestiFank  =  kirsch- 
trank, rumple  neben  gefyna  =  gerumpel,  fotkef  ^  ret^ 
ticb,    fem'eii  =  riemen,  s.  oben  s.  281. 

t  wird  vor  e  zu  c  :=  ts  =  tj  erweicht:  rycef  := 
'rytsef  =  rytjef  ==  ritter,  snycef  =  Schnitter  (Steinmetz), 
vor  a  zu  d  =  ts  =  tsj  in  pachdar  =  pächter,  ^ichdar 
=  gichter.  Der  Übergang  des  dent.  s  in  ling.  ä,  i  ist  auch 
der  Wirkung  des  eingeschobenen  j  zuzuschreiben:  wie  sabla 
aas  *sjabla  =  Säbel,  Kölner  =  *zjolnef  =  •sjolnef  =  Söld- 
ner —  mehrere  beispiele  sind  oben  beim  ä,  i  angegeben, 
j  wird  weiter  zwischen  n  und  e,  manchmal  auch  a  einge- 
schoben :  kusÄef  =  *kusnjef  =  kürschner,  tanec  =  tanz, 
äanec  =  schanze,  zdnef  :=  Söldner,  kölner  sa  koller, 
kasarna  =  kaserne,  waltorna  =  waldhom,  kuchna  =:  ahd, 
kuchina,    p'en^dz  =  pfenning. 

p  ==  pj  =  p'  vor  e  in  p'epf  =  *pepf  =  pfeffer,  pa- 
p'e2  Öp^P^^)  =  ^^^*  bäbes,  p'enqdz  =  pfenning,  p'el^gnowad 
=  pflegen. 

b'  =  bj  vor  a,  i  und  e:  grab'a  =  graf,  kob'alka  = 
kobel,  b'iskup  =  ahd.  piscouf,  drab'ina  =  treppe,  farb'elF 
::=  färber,    b'ermowaö  =  firmen,   b'emat  =:  bernhard. 

19* 


292  Malinowski 

f  =  f j  =  f  vor  a,  e:  of  ara  (opfer)  ahd.  opfar  (lat. 
o£f6ro),  &U€ei  =2  Schleifer. 

W  =  wj:  gW e^ny  =  gewifs,  w'ardonek  =  ferding, 
vierduDg,  gleWja  =  mhd.  glSve,  glasvin  (frz.  glaive)  lanze, 
spiefs. 

m'  =  mj  vor  a,  i,  e:  m'arkowa45  (erwftgen)  =  *iDJar- 
kowaö  =  merken,  m'itorka  =  visier  (am  helme),  m'elcaf 
=:  melzer,  m'elcuch  =  malzhaus,  m'elef  =  meiler,  m'elätyn 
=:  mehlstein  (eine  barg  im  Krakauischen),  stam'ec  = 
steiametz. 

Nach  Johannes  Schmidt^s  ansieht  ist  die  Verbindung 
k&  in  den  werten  ks^dz,  k^^2e,  ks^zka  aus  kj  entstanden: 
ahd«  kuning  erscheint  im  altbulgarischen  in  der  form  ku- 
n^zi,  altßech.  knöz,  im  polnischen  sollte  es  lautgemftis 
*kn^z,  kn^dz  heifsen;  nachdem  aber  das  n  zwischen  k 
und  f  geschwunden,  tritt  j  ein  (*k|^dz),  welches  sich 
in  4  verwandelt:  gen.  ki^dza  zu  uom.  ks^dz.  Diese  eiklfi- 
rung  wird  durch  den  Übergang  des  j  in  s  nach  t  in  rycef 
*tytsef  BS  rytje^,  ritter,  in  i  nach  d  in  di^kowa<5  =  dan- 
ken bestätigt.  —  Eine  andere  differenzierung  dieses  j  in  I 
nach  gutt.  ch,  k  vor  a,  e  findet  man  in  den  w<Mien: 
wachlaiF  =  *wachj&f  =  f&cher,  warchlak  =  *warchjak=: 
barch  porcus  castratus,  sp'ichleiF  =  ^p'ichjef  und  ^p'iklef  = 
Speicher  neben  ^p'ichr,  ^p'ikf,  ämukler  =  *dmukjef  (neben 
smukaf)  =  schmucker;  nach  z:  trenzle  =  *trenzje  =  trense, 
gruzla  =  *gruzja  =  drflse.  r  wird  nach  t,  p  vor  y,  u  ein- 
geschoben :  trynkowad  neben  tynkowac  =s  tünchen,  rostm- 
obaf = ro&t&uscher  (od.  rofstrüger?),  dprycha^  radspeiche. 

f  nach  t  in  listfa  =  leiste,  vielleicht  nach  der  analo- 
gie  des  poln.  suff.  tfa  (twa)  wie:  ryb'itfa,  bfyt&,  pletfa  eto. 

S)  Einschiebung  eines  consonanten  zwischen  zusam- 
mentreffende consonanten.  j  wird  in  die  mitte,  zwischen  0 
und  t,  n-6  eingeschoben,  und  fliefst  mit  vorhergehendem 
n  in  n  zusammen:  rantuch  =  ^ranjtuch  =  randtuch,  wan- 
tnch  =  ^wanjtttch  s=  wandtuch,  podöocha  =  ponjdocha 
(strumpf) = bundschuh,  wanöos = * wanjöos  ^  wandschois  *). 

*)  In  letzteren    beiden  beiepielen  ist  wohl  n  nur  durch  das  folgende  i 
laUtaUsiert.      J.  8. 


zur  lauUehre  der  lehnwdrter  in  der  poln.  spräche.  293 

d  wird  zwischen  nr  and  nz  eingeschoben:  chendryk 
neben  chenryk  =s  heinrich,  pendzel  neben  penzel  =  pin- 
sel  (lat.  pennicilla).  Die  formen  keondz  (priester),  p'encxidz 
(geld),  mosondz  (messing)  sind  ans  den  grandformen  *ktonz 
(""ksenz)  =  ksengj  =  altbulg.  kün^zi,  poln.  collect,  k^^a 
=  ks^zja,  moSenz  s=s  *mo^engj  (cf.  moi^^ny)  =  messing, 
p'enenz  =  *p'enengj  (cf.  p'en^iny)  pfenning  durch  die  ein- 
schiebung  eines  d  zwischen  n  und  z  entstanden. 

t  wird  zwischen  s  und  r  eingeschoben:  stragan  = 
^sragan  =  schrägen  neben  sara^i. 

b  wird  zwischen  1  und  r  und  m  und  r  eingeschoben: 
gen.  combra  zu  nom.  comber  =  ziemer,  cembra,  cembiryna 
=:  *cemra  (brunnenkasten)  =  zimmerung,  olbrot  =  *olrot 
=  wallrath. 

c)  Im  auslaute  wird  j  angeflQgt:  nach  r,  mit  welchem 
es  zu  f  ==  r  +  j  wird:  alkef  =  *alkerj  =  erker,  meh* 
rere  beispiele  wurden  schon  angegeben;  nach  s,  mit  wel- 
chem es  bald  zu  ä,  bald  zu  i  wird:  ratuS  =  ratus+j  = 
rathhaus,  pap'ez(a)  (papst)  =  ahd.  bäbes,  jarmu£(u)  (grün- 
kohl)  =  jahrmufs;  nach  st,  mit  welchem  es  zu  äc  =  s^ 
wird  in  proboöc  =  *probostj  =  probst  (praepositus); 
nach  n:  waj^p'en  =  weifsspänne;  nach  p  in  gnyp'  = 
*gnyp-|-j  =  kneif  frz.  canif,  gap'  =  gap-t"j  =  gaffe, 

2.  HilfsYocal.  Zwischen  zusammentreffende  con- 
sonanten  werden  folgende  hil&vocale  eingeschoben:  a:  Sa- 
ragi  (neben  stragan)  =  *ära^i  =  schrägen,  faramnäka  ss 
*farmuäka  ^^  warmmufs,  äatamaja  =  *äatmaja  =^  schallmeie, 
ataman  neben  chetman  =  hauptmann; 

u:  armudmal  =  *armämal  :=  ^arimimal  =  eier  im 
schmalz,    larum  ^  ''lärm  r=  lärm. 

e:  blofarek  neben  bnlwark  =  boUwerk,  korek  =  kork, 
ratnnek  =  rettung,  gzinek  =•  gesenk,  und  mehrere  andere 
auf  nek  ^  ng.  —  fasalec  ass  fafsholz,  stosolec  =^  stofsholz, 
$malec  =:  schmalz,  Sanec  ss  schanze,  tanee  =  tanz,  p'el^« 
gnowac  =  *pl^gnowaö  =  pflegen. 

o  im  Worte  lanckorona  (eine  stadtyss  landskrone,  un- 
ter dem  einflufs  des  lat.  Corona. 


294  Malinowskr 

ni.  Schwund. 
Gutturale  k,  g,  ch  (h):  k  schwindet  im  inlaute:  sfür 
ks:  sas  =  'saks  =  Sachse  ndd.  Sasse,  b'indas  &=  *b'in- 
daks  =  b'indaxt  (queraxt),  6  fbr  ks:  An£purk  =  'Äukäpurk 
=  Augsburg,  warätat  =  Werkstatt;  skn  wird  zn:  usnacht 
=  hausknecht;  nkg  zu  ng  trjn^elt  =  trinkgeld,  ngkr  zu 
ngr  ryngraf  :=  ringkragen.  Im  auslaute:  laber  =  laab- 
werk;  g  schwindet:  im  anlaute  aus  der  Verbindung  gf: 
irumple  neben  ^efyna  as  *gf umple  =  gerQmpel  cf.  öech.  f ecky 
=  gfeck^  =  graecus;  im  inlaute:  zwischen  yocalen,  wel- 
che dann  zusammengezogen  werden:  Synal  =  *Synall  = 
'dynagel  =  schiennagel,  bretnal  =  brettnagel,  u&al  = 
hu&agel,  cf  intnal  =  zwintnagel,  fornal  =  vornagel  (hacken 
am  deichsei),  rydwan  =  reitwagen,  golclar  =  goldschlä- 
ger.  Vor  consonanten  schwindet  g  in  älaban  =  'älagbao 
^  schlagbaum.  Aus  der  mitte  der  Verbindung:  laodraf 
=  landgraf,  jintermach  =  *jintergmach  =  hintergemacb, 
burm'istr  =  *biirgm'istf  :=  burgmeister  (auch  deutsch  bur- 
meister,  besonders  als  nom.  pr.  erhalten),  ch  und  h  schwin- 
den im  anlaute  vor  vocalen:  antaba  ^  handhabe,  antry- 
chaf  neben  veraltetem  chandrychaf  (berggehülfe)  =  hand- 
reicher, autwerk  =  handwerk,  uznacht  =  hausknecht, 
odwach  :^  hauptwache,  olKel  =  hohlkehle,  olstro  =r  holf- 
ter,  ochm'istf  =  hofmeister  (hauslehrer),  ufhal,  ofiial  neben 
chu&al  =  hufoagel,  olander  neben  cholender  =:  hoUftnd^, 
oldowad  neben  üblicherem  chotdowaö  =  huldigen,  of, 
ufec  neben  chufec  =  häufe,  abdank  (wappen)  =  habe 
dank,  aftowad  neben  chaflowad  =  heften,  alätnk  neben 
ohalätuk  =  halstuch,  antfas  neben  konwas  =  handfais. 
Im  inlaute  zwischen  vocalen  und  consonanten:  djäel  (deich- 
sei) =  ahd.  dihsila,  mhd.  dihsel;  aus  der  mitte  der  con- 
aonantenverbindung:  fajdaö  (cacare)  =  ^fajchdad  =  feuch- 
ten, durslak  und  druölak  =  durchschlag,  Kermaä  =  kircb- 
messe;  zwischen  consonanten  und  vocalen :  cykauz^  Zeug- 
haus, frygowad  =  frischhof  (?),  fiäolc  =  fischholz,  firanka 
=5  Vorhang,  forak  =  vorhacken,  kutlof  =  kuttelhof, 
waltoräa  =  waldhom,  rajtuzy  =?  reithosen,  ratoä  =  ratb- 


zur  landehre  der  lehnworter  in  der  poln.  spräche.  295 

bau8,  zamtuz  SS  sammthaos  (?8chandhau8),  antaba  =:  hand- 
habe, 8to8u]ec  =  8tor8hölz,  lunaf  =:  lobnherr,  laniu8  = 
lehmhaus,  äturmak  =  starmhaken. 

j  schwindet  im  inlaote  zwischen  vocalen:  in  armudmal 
=  ^ajerimdmalc  =  eier  im  schmalz;  aus  den  Verbindun- 
gen: äpeflik  =  speilfleck,  trepchauz  sc  treibhaus*);  unter 
dem  einflufs  des  in  der  zweiten  silbe  sich  befindenden  j: 
felajza  =  feileisen,  strechajza  =  streicheisen,  blejwas  - 
bleiweifs. 

Linguale:  r.  Da  die  polnische  spräche  Oberhaupt 
keine  doppellaute  leiden  kann,  so  geht  die  Verbindung  rr 
io  r  Qber:  jinderak  =^  Unterrock,  kerat  :=  kehrrad,  gdyrad 
=  gnurren,  fory^,  fory tar  ==  vorreiter  u.  aa.  Der  Schwund 
des  r  wird  weiter  nicht  nur  durch  den  zusammenstofs  mit 
anderen  consonanten>  sondern  auch  durch  anwesenheit  eines 
zweiten,  obwohl  getrennten  r  in  demselben  worte  bewirkt; 
inlautend:  bachm'istf  =  bergmeister  (in  W'eliöka),  Linde 
leitet  das  wort  unrichtig  aus  dem  d.  pachtmeister  her, 
wekf  ir  =  werküQhrer,  kusneir  =  kürschner,  öuäfat  neben 
äustfal  aas  schurzfeil,  aäleder  ( hinterleder)  =s  arschleder, 
kestfank  =  kirschtrank,  maäerowad  =:  marschieren,  obla- 
dra  =  Oberleder,  foder,  federunek,  federowad  (ausgaben 
f&r  die  bergfabrik  leisten)  =  fordern  neben  forytowad  (pro- 
tegierefi),  wo  das  zweite  r  schwindet,  und  foldrowad,  wo 
es  sich  in  t  dissimiliert.  Kfaterunek,  kfaterowad  =5  ein- 
quartierung,  zembraty  =  zimmerbretter,  b'emat  =s  bern- 
hard,  bernadyn  =  bernhardinermönch,  burdt6fka  :=  bors- 
dorfer  apfel,  rem'iza  =  rohrmeise,  volksthümlich  jarmak 
neben  jarmark  ss=  Jahrmarkt.  1  =  11:  bukätele  =  bogen- 
stelle,  obstalowad  :^  bestellen,  chaler  =  heller,  tal^f  = 
teller,  kuglaka  =  kugellack  u.  aa.  1  schwindet  vor  k: 
blozbak  =  blasebalg,  vor  st:  astyn  =  halsstein,  aus  der 
Verbindung  Ifl:  pekeflejä  =  pökelfleisch,  Speflik  =  speil- 
fleck  (beim  schuster). 


*)  Richtiger  ist  wohl,  dafs,  mit  ausnähme  des  ganz  unkenntlich  gewor- 
denen armnsmal ,  diese  worte  wie  die  meisten  lehnworte  aus  dem  nieder- 
deutschen entnommen  sind,  den  diphthong  also  nie  gehabt  haben.      J.  S. 


296  Malinowski 

Dentale:  t  ^  tt:  witerunek  =  Witterung,  gatunek 
(art)  s  gattuDg,  chnta  a=s  bütte,  ratowad  =  retten  u.  aa. 

t,  rcsp.  d,  schwindet  im  inlaute  vor  dentalen  (t,  6,  s): 
botuch  =  badetucb,  wantucb  =  wandtucb,  rautuch  = 
randtucb,  bosak  * )  =  bootshnken,  lanäaft  =  landschaft, 
konsachty  (geheimes  verständnifs  mit  jemand)  =  kund- 
Schaft,  wandos  (neben  wancos)  =  wandschofs,  rajdula  ss 
reitschule,  orätam  =s  ortstamm,  olstyn  s=5  altstein  (bürg), 
munätuk  und  m^stuk,  muätuk  =  mundstöck,  morspr^gi 
8B  mordsprung;  vor  andern  consonanten:  fusberta  (helle- 
barde)  s=  faustbart,  obwach  (russ.  obwacht)  neben  odwach 
=3  hauptwacbt,  konwas  =  handfafs^  chanwark(handpumpe) 
=s  handwerk,  äylwach  ==  scbildwache,  krochmal  ss=  kraft- 
mehl,  wacbmistf  =  Wachtmeister,  pocm'istf  =  postmeister, 
äylkret  =  Schildkröte;  nach  consonanten:  fukel  =  fuchtel. 
Im  auslaute:  jarmark  =  Jahrmarkt,  frymark  =  freimarkt, 
b'indas  (queraxt)  =  bindaxt.  c  schwindet  im  inlaute:  slo- 
cha<5  =s  ""slochcac  =  schluchzen;  im  auslaute:  armuämai 
=s  *armu8malc  &=  eier  im  schmalz. 

8  ^  8s:  slösaf  =  Schlosser,  obertas  =  obertasse;  8 
schwindet  aus  der  Verbindung  sä  in  mastab  ss  mafsstab. 

n  s=s  nn :  synal  =  schiennagel,  wyzonowa<5  (austrock* 
nen)  =  aussonnen;  doch  in  folgenden  Wörtern  ist  doppel- 
tes n  bewahrt:  brytfanna  =  bratpfanne,  wanna  =  waone, 
in  lenno  =  leben  ist  es  erst  polnisch  verdoppelt ;  n  schwin- 
det im  inlaute  vor  consonanten:  brokoli  =b  braunkohl,  ma- 
^el  SB  mangel,  jarlyk  =  Jährling,  olawa  (anlaufeisen  im 
bergwerk)  =  anlauf,  mustuk  neben  munstuk  =  mund- 
stOck,  braudtyn  neben  bronötyn  =  braunstein,  grylpan 
neben  grynäpan  =  grünspan. 

In  formen  wie  brqstyn  neben  bronötyn,  branätyn  ss 
braunstein,  mustuk  =s  muStuk  und  munötuk  sa  mundstfiek, 
kqät  neben  kunät  =  kunst  geht  n  mit  dem  vorhergeben- 


*)  Hier  wie  in  mehreren  anderen  fUIen  wirkte  noch  eine  ander»  vr> 
saohe  auf  die  lautamformnngy  nämlich  Tolksetjmologie :  dem  sprachgefthlc 
des  Volkes  schwebte  bei  diesem  worte  die  vorstellnng  der  we.  bos,  lii.  ba* 
(bar)  vor. 


zur  lautlehre  der  lehnwörtor  in  der  poln.  spräche.  297 

den  vocale  in  einen  nasalvocal  zusammen.  Aus  der  mitte 
von  consonantenverbinduDgen  schwindet  n:  bodloch  =  bn- 
denlocb,  klabrynek  =  klabeoring  (bcrgwerk),  bukätele  = 
bogenstelle,  wajstyn  =  Weinstein,  burätyn  =  bernstein, 
rapityn  =  rabenstein  (eine  bürg),  capätfyk  =  Zapfenstreich, 
toktusa  =s  lakentuch,  lentfal  ==  lendenfell. 

Nach  coQsonanten  schwindet  n:  in  klecha  =:  glöck- 
ner,  rachunek  s=s  rechnung,  kodary  s=  kaserne,  ordynek, 
ordunek  =  Ordnung,  nitabla  =s  nietnagel,  ramodel  sss 
raumnadel  (bergwerk). 

Labiale.  Deutsches  pp  wird  durch  einfaches  p  wie- 
dergegeben: op' ich  =s=eppich,  dupelb  ir  s=s  doppelbier,  gnap 
=  knappe  u.  aa.  —  p  schwindet  zwischen  consonanten: 
chetman  ==  hauptmann,  odwach  neben  obwach  =  haupt- 
wache; b  schwindet  im  werte  karmasyk  ^  kerbmesser  im 
auslaute.  Auch  deutsches  ff  erscheint  im  polnischen  nur 
als  f:  äafowad  =  schaffen,  trafid  ^  treffen,  kartofel  =» 
kartoffel,  äyfunt  =b  schiffunt  (?);  w  schwindet  im  anlaute 
vor  o:  olbrot  =  wallrath  (spermaceti),  oselbar  s=  wasser- 
bär;  nach  b:  laber  neben  lab  werk  ^^  laubwerk  (architekt. 
Ornament). 

Deutsches  mm  erscheint  als  m:  chamowad  =s  hem- 
men, drama  »  schramme,  /roncyroer  =  frauenzimmer  u.  aa. ; 
vor  w  ist  es  geschwunden  in:  bawetna  =b  ^bamwelna  =ss 
banmwoUe.  Manchmal  schwinden  ganze  consonantenver- 
bindungen  und  silben,  wie:  muätuk  =  mundstflck,  stamca 
ass  stum'ec  SS  Steinmetz,  falendys  (holländisches  tuch)  == 
feinhoU&ndisch ,  lajtuch  ^  leichentuch,  malbork  ss  *mar- 
bork  SS  marienburg,    fajerka  ss  feuerkike. 


IV.     Umstellung. 

1 .  Zusammenstofsende  conaonanten  werden  umgestellt : 
ak,  ik  für  ks:  wosk  schon  abttlg.=s  wachs  (wohl  urverwandt), 
poäka  ^  *pnksa  s=  ahd.  puchsa  (bflchse);  tf,  rf  für  ft,  fr: 
tratfa  =»  trafte,  gerfajter  neben  ^efrajter  «bs  gefreiter;    rk 


298  Malinowski 

fQr  kr:  äperka  =  *spekra  sss  speckgriefe;  str  f&r  rst:  kiir- 
f  istr  neben  kurf  irst  =ss  kurHlrst,  nach  der  analogie  des 
Wortes  m'istf  ss  meisten 

2.  Durch  einen  vocal  getrennte  consonanten  werden 
gegeneinander  verwechselt:  kuglaf  für  *guklard  as  gankler, 
cherweget  =  fQr  und  neben  chergewet  =s  heergewette, 
glon  =  *gnoI  SB  *knol  ssr  knollen,  kneplowaö  fbr  *klepno- 
waö  =  klöppeln;  opcas  fQr  ^opsac  =s  absats. 

3.  Der  consonant  wird  mit  dem  benachbarten  vocale 
oder  mit  einer  ganzen  silbe  umgestellt,  und  dadnrch  ein 
unbequemer  zusammenstofs  von  consonanten  yermieden: 
ro  fQr  or  in  brok  fbr  und  neben  b6rg,  borgowaö  ss  borgen: 
ra  fQr  ar:  grajcar  a=s  *krajcar  ^  *karkcar  =s  korkzieher; 
ru  fQr  ur:  druälak  neben  durälak  =  durchschlag,  lo  f&r 
ol  =  blofarek  neben  bulwark  =  bollwerk,  ptajtaze  f&r 
ptatajze  ss  plätteisen,  jinflanty  ==  *jilflanty  ^  *liflanty  ss 
Lievland. 

V.    Dissimilation. 

1 .  Dissimilation  durch  Übergang  in  ein  anderes  sprach* 
organ.  Wechsel  zwischen  den  dem  organe  nach  gleichen 
consonanten. 

Von  zwei  gutturalen  geht  der  erste  oder  der  zweite 
in  einen  labial  über:  kafel  neben  kachel  s=  kachd,  ryn- 
graf  =B  Vyngrak(g)  =  ringkragen,  tfar6g  ^  *kfarög  ss 
*kfark  s=  quarkkäse  (hier  ist  wohl  auch  die  assimilierende 
krafb  des  labialen  f  anzuerkennen). 

Linguale:  von  r — r  geht  das  zweite  in  ^  über:  ce* 
regele  ss  *cererele  ss  *cerereje  sss  Zierereien.  Der  dop- 
pellaut  11  wird  zu  In :  kelna  ss  kelle,  kölner  =  koller.  Von 
zwei  getrennten  1  geht  eins  in  n  über:  jinflanty  =  *jil- 
flanty  ss  *liflanty  =s  lievland,  kalisan,  kalteäan  s=s  kalte 
schale.  Ling.  i  vor  r  geht  in  palat.  i  über  in  Smba  s^ 
druba  SS  schraube,  ^r6t  sa  *dr6t  sb  schrot. 

Dentale.  Der  doppellant  tt  geht  in  cht  über  in 
älichtada  ==  ^ilittada  sss  schlittenfahrt,  trucht  =  der  trott 
(ital.  trotte,  der  trab). 


Kur  Uatlehre  der  lehnwdrter  in  der  poln.  spräche.  299 

d  vor  t  geht  in  w  über:  wytrych  ss  dietrich. 

8  vor  t  geht  in  ling.  ä  über:  kadta  =  kästen,  maät 
=  mast,  taät  =  last,  grust  ==  gerQst,  klaätor  =  kloster, 
kundt  SS  kunst,  rynätnnek  bs  rüstung,  alätuk  =  halstuch. 

Der  doppellaut  nn  geht  in  nwüber:  panwa  s=  ^panna 
=  pfanne,  rynwa  neben  rynna  ss  rinne;  n  — n  in  m  — n: 
m'inog  =  *ninög  =s  ahd.  niunouga  ^  nennange;  dent.  ?, 
vor  n  geht  in  ling.  i  über  in  jatmuina  =s  ahd.  alamuosan 
(almosen).  In  aadtuk  ftkr  ^auscug  ==  auszug  differenzieren 
sich  beide  laute. 

Labiale.  Das  zweite  f  wandelt  sich  in  k  in  fajka 
=  ^fajfa  =5  pfeife.  Das  auslautende  m  wandelt  sich  un- 
ter dem  einflufs  des  vorhergehenden  lab.  b  (p)  in  n:  slaban 
=s  ^slabam  ss  schlagbaum,  bukäpan  =  buchsbaum,  folbun 
aas  f&Ubaum. 

Zwei  dem  organe  nach  nicht  gleiche  consonanten  dif- 
ferenzieren sich. 

Gutturale.  Gutt.  g  vor  ling.  1  geht  in  lab.  b  über: 
äitabla  =  nitagla  =  nietnagel. 

Palatales  j  nach  gutt.  k  geht  in  palatal.  &  über  in 
ksondz  (ksqdz)  =  *kjondz  =  *kn^dz  ^  ahd.  kuning  (man 
vergl.  oben). 

Dentale:  t  vor  w  (f)  geht  in  k  über:  lakfaf  =  *lat- 
war  sss  latwerge,  vor  1  in  ch:  äpachla  =  *äpatla  =  äpa- 
thel  (bei  den  malern);  d  vor  r  geht  in  g  über:  gruzia  = 
*druzla  =  drüse,  grypa  =  *drypa  =  dreifufs;  s,  z  vor 
lab.  p,  b  gehen  ioi^  ling.  &  resp.  i  über:  radpla  ^  *raspla 
SS  raspel,  bukdpan  s=  buchsbaum,  zalSbant  =  halsband. 

Labiale:  f  vor  dent.  t  geht  in  ch:  konsachty  (gehei- 
mes verständnifs  mit  jemandem)  =  kundschaft,  kruchta  = 
ahd.  cruft,  mhd.  kruft,  nhd.  gruft,  lat.  crypta,  gr.  xqrmxfi^ 
klnchta  =:  *klufta  =  kluft,  locht,  lucht  neben  luft  ^  luft, 
krochmal  =  kraflmebl  *),  ochmistir  sa  hofmeister,  stochmal 
SB  Staubmehl. 


*)  Der  wandel   von  ft  in  cht  ist  nicht  erst  polnisch,   obige  worte  sind 
▼ielmahr  ans  dem  niederdentschen  entlehnt.     J.  S. 


300  MaliDowski 

2.  Dissimilation  durch  yerftnderung  der  Stellung  der 
Organe. 

a)  Wechsel  zwischen  r  und  I.  Von  zwei  in  einem 
Worte  sich  befindenden  r  wird  das  erste  zu  1:  aUütei  s= 
*arkef  cech.  arkif  =  erker,  falb'ef  =  f&rber,  balw'^f  = 
barbier,  mulaf  neben  muraf  ss  maurer,  oselbar  =  wasser- 
bär,  malbork  ss  marienburg,  folwark  as  vorwerk,  äalwark 
neben  sarwark  =  schaarwerk,  folair,  fulaif  =  führer  (berg- 
werk),  foldrowac,  foldrunek,  foldmnek,  foldrowac  neben 
fedrowad  (ausgaben  für  bergwerk  leisten)  =  fordern,  fol- 
wertaf  =  vorwärter  (im  bergw.),  olbora  =  urbar  (berg- 
zehnte,  dime  des  mines),  sulaf  s=  schOrer  neben  veraltetem 
soraf,  doraf  (bergw.),  ludw'isaf  ass  *rudw'isaf  =  rothgieliser; 
das  zweite  r  geht  in  1  Qber  in  rudel  aas  rüder. 

b)  Wechsel  zwischen  stummen  und  tönenden  conso- 
nanten.  Aus  zwei  tönenden  wird  einer  stumm:  klecha  = 
glöckner,  kolpef  =  kaulbars.  Aus  zwei  stummen  wird 
einer  tönend:  wachlaf  sas  *fachlaf  as  facher,  wachla  ss 
*fachla  =  fackel. 

St.  Petersburg,  im  februar  1869. 

Lucian  Malinowski. 


Zur  Volksetymologie. 

Wenn  das  bewufstsein  der  ursprQnglicben  inneren  Be- 
deutung der  Wurzel  eines  wertes  beim  volke  verloren  ge- 
gangen ist,  oder,  wie  bei  der  entlehnung,  gar  nicht  vor^ 
banden  gewesen ,  so  geräth  das  spracbgeftlhl  auf  irrwege, 
stellt  das  unverständliche  wort  mit  einem  andern  zusam- 
men und  macht  es  diesem  phonetisch  fthnlich.  Diese  kraft, 
zwei  Wörter,  die  etymologisch  unverwandt  sind  und  we- 
sentlich  miteinander  nichts  zu  thun  haben,  zu  verknQpfeo 
und  zu  assimiliren,  hat  man  Volksetymologie  genannt.  Es 
können  die  berflhrungspunkte  ftr  diese  anfthnlichung  in 
zwei  richtungen  vorhanden  sein:  entweder  ist  das  gegebene 


zur  Volksetymologie.  301 

wort  mehr  zufällig  einem  andern  der  lautform  nach  ähn- 
lich, oder  man  will  neben  der  phonetischen  ähnlicbkeit 
auch  eine  Verwandtschaft  zwischen  den  Funktionen  beider 
werte  ftihlen. 

Ich  führe  hier  in  alphabetischer  reihenfolge  einige  bei- 
spiele  polnischer,  meistentheils  entlehnter  Wörter  an,  die 
unter  der  Wirkung  der  Volksetymologie  eine  lautliche  Um- 
gestaltung erlitten  haben. 

a)  Fälle,  wo  nur  der  phonetische  faktor  wirkt. 

bosak  aus  dem  d.  bootahaken  in  derselben  bedeutung 
ist  mit  einem  wurzelhaften  poln.  werte  bosak  im  aus- 
drucke „na  bosaka^  (barfufs)  von  wz.  bos-,  lit.  bas-,  mit 
dem  suff.  -ak-  identisch  geworden,  ohne  dafs  irgend  ein 
innerer  Zusammenhang  vorhanden  ist. 

chfast  ist  aus  dem  d.  quaste  (beim  degen)  mit  der- 
selben bedeutung  entlehnt,  der  lautform  nach  ist  es  mit 
dem  echt  polnischen  werte  (chwast,  unkraut)  identisch  ge- 
worden, welches  letztere  gewifs  nichts  mit  dem  degen  zu 
thun  hat. 

Der  bildung  des  wertes  grajcar  aus  korkzieher  lag 
das  ganz  verschiedene,  ebenso  entlehnte  wert  grajcar  aus 
kreuzer  zu  gründe. 

Das  wort  jeneral  (general  in  der  armee)  heifst  beim 
volke  nicht  selten  jednerat,  in  welcher  gestalt  es  an  das 
Zahlwort  jeden  (ein)  anklingt. 

kaltesal,  kalteäan  (kalte  schale)  ist  in  den  östli- 
chen Provinzen  allgemein  unter  der  form  kaliäan  bekannt, 
ist  also  lautlich  mit  dem  kalisan,  kali§anin  (einwohner 
der  Stadt  Ealil)  identificirt,  ohne  damit  irgend  einen  inne- 
ren Zusammenhang  zu  haben. 

kaim'irek  (gewebe)  aus  kaschmir  hat  sich  dem  di- 
minutiven kazmirek  zu  kaum' er  (eigenname)  angeähnlicht. 

pecta  im  altpelnischen  bedeutete  hechachtung  von 
einer  slaw.  vnirzel  6it-  (ce^d  =  *cet-d  ehre,  cech.  ucta, 
russ.  po-6it-atT  ehren),  die  jetzige  spräche  aber  braucht 
es  in  dieser  bedeutung  nicht  mehr  und  hat  seine  lautferm 


302  Malinowski 

einem    lehnwort    podta    ftkr    und    neben    podta,    posta 
(post  ital.  posta)  verliehen. 

Aus  y,stearynowa  sfeca.  (Stearinlicht)  macht  man 
manchmal  das  Wortspiel  „stara  i  nowa  ^feca^  (das  alte 
und  neue  licht). 

slaban  ist  aus  dem  d.  schlagbaum  mit  derselben  be- 
deutung  gebildet;  es  lag  der  lautumformung  eines  ganz 
verschiedenen  Wortes  slaban  aus  dem  d.  schlaf bank  in 
derselben  bedeutung  zu  gründe. 

Tys§önik  ist  eine  wörtliche  Übersetzung  des  deut- 
schen „tausendgQldenkraut^  (ty^^c  =s  tausend),  das  wie- 
der einer  falschen  Übersetzung  des  lat.  centaureum,  gr. 
xBvravQSiov  sein  dasein  verdankt« 

Das  wort  wacek  aus  dem  d.  watsack  mit  derselben 
bedeutung  erinnert  an  das  diminut.  wacek  vom  vornamen 
poln.  öech.  Waclaw,  altbulg.  Y^äteslavü  (vei^l.  dazu 
diminut.  ja^ek  eigentlich  s=  Hans  zu  jan  =  Johann  in 
der  bedeutung  ohrkifschen,  und  dimin.j  ad w'iäka  Hedwig- 
eben  zu  jadw'iga  Hedwig,  in  der  bedeutung  nadelkissen). 

Welker  (plebiscitum,  Stadtsatzung)  ist  aus  dem  d. 
willkühr  entlehnt ,  phonetisch  aber  hat  es  sich  dem  pob. 
WeUti  (grofs)  genähert;  Welker  nennt  man  auch  eine  art 
von  riesenhanf. 

Das  wort  jeometra  (geometer)  hat  das  volk  in  om^- 
tra,  m^tra,  m^ter,  und  am  ende  in  wn^ter  verwan- 
delt; das  wort  wn^ter  bedeutet  aber  im  polnischen  auch 
einen  hengst  (cum  uno  testiculo). 

zb'er,  zb'ir  (henkersknecht),  aus  ital.  sbirro,  ftho- 
licht  sich  dem  poln.  zb'erad  (sammeln)  an. 

Die  zouaven  während  des  letzten  aufstandes  in  Polen 
wurden  von  dem  volke  £ulawcycy  genannt,  und  dadurch 
mit  2ulawöyk,  dem  ein  wohner  des  Weichselniederlandes 
(£utawy)  in  Altprenfsen  identificirt. 

b)  Das   gefühl    der    funktionsverwandschaft    als 
faktor  der  phonetischen  anähnlicfaung. 

Bednar  (böttcher)   aus   dem   d.  büttner  wird 


zur  vülksctyinulogic.  303 

▼olke  in  der  gegend  von  Warschau,  Btohe,  Oersk  allge- 
mein in  der  form  bembnar,  bembnaröyk  gebraucht  mit 
einer  anähnlichuDg  an  das  wort  bemben  (trommel), 
bembnid  (trommeln),  da  der  böttcher  in  seiner  arbeit 
einen  trommelscbläger  nachahmt. 

Bruk  neben  burk,  bork,  börgowac  (borgen)  im 
ausdrucke  „w  m'esde  na  bruku  osadt^  (er  hat  sich  in 
der  Stadt  niedergesetzt,  um  vom  borgen  zu  leben)  von 
einem  bankerotten  landwirthe.  Hier  hat  man  zwei  Wörter, 
borg  (borgen)  und  bruk  (pflaster),  verwechselt,  und  im 
obigen  ausdrucke  heifst  es:  „er  hat  sich  auf  dem  pflaster 
niedergesetzt^.  Vergl.  den  analogen  ausdruck:  osadl  na 
koäu  „er  hat  sich  auf  dem  korbe  niedergesetzt^  von  einem, 
der  eine  stelle  verloren  hat. 

Burät6fka  (borsdorfer  apfel),  aus  dem  dorfe  Bors- 
dorf bei  Leipzig,  ähnlicht  sich  dem  worte  burstyn  (bem- 
stein)  lautlich  an,  und  wird  als  bernsteinapfel,  d.  h.  gelb 
wie  bemstein,  geflihlt. 

Das  wort  jinspekta  stammt  zweifelsohne  aus  dem 
d.  mistbet,  da  es  dieselbe  bedeutung  hat,  und  von  den  pol- 
nischen gärtnern  in  Schlesien,  die  den  deutschen  einflössen 
näher  stehen,  in  der  form  m'ispety  gebraucht  wird;  nun 
warde  es  aber  in  dieser  letzten  form  unverständlich  und 
man  glaubte  es  von  dem  lat«  inspectus  herleiten  zu  dürfen, 
wozu  auch  die  analogie  der  bedeutung,  da  die  mistbeta 
einer  sorgfältigen  pflege  bedürfen,  beigetragen  haben  mag. 
Hier  sieht  man  klar,  wie  sich  zwei  fremde  einflösse  be- 
gegnen können. 

Lotka  (neben  loflka)  aus  dem  d.  lothkugel  wird  als 
von  Wurzel  let  (leded,  fliegen),  lot  (flug)  gebildet  geftkhlt. 

Lub6yk  (luböyk)  und  lubäöyk  (ein  zu  liebestränken 
gebranchtes  kraut)  aus  dem  ahd.  lubesteca,  mhd.  lübesteche, 
lat.  ligusticum,  lubisticum,  ist  unter  dem  einflufs  der  slaw. 
WZ.  Inb   (lieben)  lubiö,  altbulg.  Tubiti,  gebildet. 

Mary  (todtenbahre)  aus  dem  deutsch,  bahre,  neuslov. 
pare,  ist  zu  der  slaw.  würz,  mr  (mr£ti  poln.  mire<5  ster- 
ben, im'erö  tod,  mar-)  gestorben)  in  beziehung  gesetzt. 


304  Malinowski 

M'arkowaö  (erwägen,  nachdenken)  aus  dem  d.  mer- 
ken entlehnt,  wird  aber  zugleich  mit  m'arka  (kleines 
maafs)  von  m'ara,  altbulg.  möra  (maafs)  zusammengestellt, 
als  ob  bei  dem  denkprozefs  ein  messen  stattfände. 

M^kl6j  ist  aus  dem  d.  mundleim  entlehnt,  doch  wird 
es  als  aus  mqka  (mehl)  und  klöj  (leim)  zusammengesetzt 
gefühlt. 

Dem  wprte  m'encaf,  m'eäcarstfo  (wechsler,  wech- 
selgeschäft)  liegt  das  d.  mOnze  zu  gründe,  es  wird  aber 
dabei  an  m'enad  (wechseln)  gedacht;  cf.  nenslov.  menos 
kl.  russ.  myneä  (rofstäuscher)  vom  magyarischen  men 
(equus  admissarius)  (Mikl.  fremdwörter). 

Das  wort  netoper  (fiedermaus)  von  Mikl.  mit  recht 
aus  dem  griech.  vvxronTSQog  abgeleitet,  hat  noch  folgende 
volksthümliche  nebenformen:  nedop^f,  nedop'ef,  la- 
to pyf  und  latomyä,  die  sich  auf  verschiedene  Volksety- 
mologien stützen.  Die  formen  nedop^f  und  nedop'^f 
werden  von  dem  adj.  nedop'efony  (nicht  ganz  mit  fe- 
dern bedeckt)  (p'öro  feder,  collect,  p'efe  =  p'erije  ge- 
fieder)  abgeleitet;  den  formen  latopyf,  latomyS  liegt 
das  d.  fiedermaus  (flattern)  und  russ.  letuöaja  myä  zu 
gründe. 

p  öle  hak,  aus  doppelhaken  hat  sich  nach  dem  Schwunde 
der  anlautenden  silbe  do  an  pol,  potowa  (halb)  angenS- 
Bert  und  wird  als  halbhaken  gefühlt. 

In  dem  glaubensbekenntnisse  heifst  es:  um^con  pod 
poncKim  p'ilatem  (gelitten  unter  Pontio  Pilato);  dem 
Volke  aber  wurde  das  wort  ponckim  unverständlich,  und 
es  hat,  einer  gewissen  analogie  folgend,  das  wort  in  pan- 
8 1c im  verändert,  demnach  heifst  es:  um^6on  pod  pan- 
sKim  p'ilatem  (gelitten  unter  dem  Pilatus  des  herm). 

Das  wort  rozgfeäyö  für  rozfeäyd  (sündenablafs 
geben),  russ.  razreäit'  stammt  von  r^Öiti  (entscheiden), 
wird  aber  wegen  der  phonetischen  einschiebnng  eines  g 
mit  dem  w.  grech,  russ.  grech  (sünde)  zusammengestellt, 
und  als  denominativum  von  diesem  worte  hergeleitet. 

Skfer  (engl,  square)  eine  öffentliche  gartenanlage  in 


xnr  Tolksetymologie.  305 

Warschau  hat  das  voIk  ironisch  skfar  (hitze)  wegen  schat- 
tenlosigkeit  des  gartens  benannt. 

S^dziwy  (ältlich),  mit  dem  ross.  södoj,  sedivyj 
(grau)  verwandt,  wird  nicht  mehr  der  ursprflnglichen  be- 
deutung  nach  gefühlt,  und  nun  mit  s^dia  (richter)  zu- 
sammengestellt und  von  diesem  worte  abgeleitet. 

Das  wort  samojed  stammt  aus  samojedischen  8&- 
mejets,  same  (Sumpfboden)  und  jets  (einwohner),  wird 
aber  von  den  slawischen  werten  sam  (selbst)  imd  jed-, 
jad-  (essen)  abgeleitet  und  von  allen  Slawen  als  anthro- 
popbagos  oder  lieber  autophagos  gefühlt. 

Sm^taf  neben  cmentaf  (kirchhof),  aus  gr.-lat.  coe- 
meterium,  wird  in  erster  form  mit  dem  worte  8m§tek 
(trObsinn),  sm^tny  (trflbe)  neben  smutek,  smntny  zu- 
sammengestellt und  als  räum  der  trübseligkeit  gefühlt. 

nstaröyc  (verstärken),  aus  dem  d.  stärken  entnom- 
men, erinnert  an  das  poln.  stardyd  (hinreichen). 

wym'^oty  (das  erbrechen)  neben  wom'ity  ist  aus  dem 
lat.  vomita  entlehnt,  seiner  lautform  aber  nach  bei  der 
mitwirknng  der  analogie  der  function  mit  dem  wurzelhaf- 
ten wym'ot  (wy-  aus,  und  slav.  wurzel  met  werfen,  poln. 
m'e^d,  wj-miat-a-d  ausfegen)  identisch  geworden. 

zwy^Q2y<^,  zwj^qica  (sieger)  altbulg.  vit^zi  ist 
aus  dem  deutschen  witing  abzuleiten  (s.  Miklosich  fremd- 
w5rter),  das  Sprachgefühl  findet  hier  aber  Verwandt- 
schaft mit  der  slawischen  ^wurzel  t^g,  t§g,  poln.  t^^i 
(tachtig),  ö^äki  (schwer)  —  etwa  z-wy-d^iyö  fiber- 
wiegen. 

S.  Petersburg,  im  märz  1869. 

Lttcian  Malinowski. 


Beitrage  s.  Tgl.  sprachf.  VI.  8.  20 


806  Fott 

Bosnisch -tdrkiBche  sprschdenkmlUery  gesammelt»  gesichtot  und  beraiug^gs- 
ben  von  dr.  Otto  Blaa,  norddeutschem  consol  in  Bosnien  u.  s.  w. 
Leipzig  1868.    816  88.   8. 

Dies  im  fünften  bände  der  abhandlungen  für  die  künde 
des  morgenlandes  durch  die  deutsche  morgenlfindische  ge- 
Seilschaft  yeröffentlichte  werk  scheint  ganz  ausserhalb  der 
f)lr  die  beitrage  gezogenen  grenzen  ^  zn  liegen.  Dem  ist 
aber  in  Wirklichkeit  nicht  so.  Was  doch  aber,  wird  man 
fragen,  geht  den  Indogermanisten  das  an,  wovon  in  abth.  I 
Uskufl's  Potur  äahjrdijje  nach  drei  serajevoer  hand- 
schriften;  in  ü.  türk.-bosni8che  gespräche,  sprfiche,  lieder 
nebst  einem  droguenverzeichniis  aus  türkischen  handschrif- 
ten;  endlich  in  IIL  Abdusselam,  d.  i.  türkisch-bosnische 
glossarien,  auch  wieder  nach  serajevoer  handschriften,  die 
rede  ist?  Man  halte  sich  indefs  einmal  lebhaft  vor  äugen 
das  ungeheure  völkergewirr  an  beiden  ufern  des  Ister, 
oäßfr  die  zum  theil  aus  ureingesessenen  bestehende,  allein 
andererseits  erst  unter  wilden  kämpfen  dort  eingewanderte 
üud  zusammengeströmte  coUuvies  gentium;  und  man  wird 
bfigreifen^  welch  eine  schwere  arbeit  dem  sprachvergleicher 
obliegt,  um  allmftlig  in  dem  sprachendunkel  der  Ifinder  an 
der  uDtern  Donau  licht  zu  schaffen  und  jeder  znnge  ge- 
recht zQ  werden  nach  dem  ihr  gebührenden  antheiL  Da 
haben  wir  also  zuerst  die  Bom&er  oder  Neugriechen  mit 
ihjcßu.  altvprdern,  den  alten  Hellenen,  welcher  edle  name 
sich  im  mittelalter  hat  gefallen  lassen  müssen,  zur  bezeich* 
nung  von  i, beiden^  herabzusinken.  Esl.  jelin  (j  in  sla* 
vischer  weise  vorgeschoben  und  i  itakistisch)  "EXXrpfj  pa* 
ganus.  Mikl.  lex.  p.  1156.  Dann  die  Walaehen,  welche 
mit  besserem  gründe,  d.  h.  nicht  blofs  wie  die  Romfier 
politisch  des  oströmischen  reiches  (im  Orient  Rüm)  hal- 
ber, sondern  mit  volklicher  berechtigung  sich  Römer  (Rn- 
mftnen)  heilsen,  weil  sie  ja  aus  römischen  milit&r-colo- 
nieen  ihren  Ursprung  nahmen  und  ein  wirklich  romani- 
sches idiom  reden.  Weiter  die  Schkipetaren,  Alba- 
nesen  (bei  den  Türken  Amanten  geheUsen)  mit  einem 


anstrei- 

ikommen 

lebe  viel" 

halbinsel 

»in  moch- 

Nfen  Sach- 

IpHche  dem 

lern  Wol- 

D  stain- 

ir  und  bis 

[imonieni; 

'^tgßi  stftmine 

i\^^ig  allein 

lHp  vor  400 

und  den 

)n.     Und 

eJ'^^öi^Sgirp^^nitaiiime, 

^^^[^seit  wann^ 


^^che .  karte 
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^;fa8  ftOchUise 


'•1^1*  -'M'»  «^^   ^   «'S»*  ••«£■•  m'M'^  es 


808  Pott 

und  yolkskandlicfacr  hinsieht  oder  im  fache  der  gesehiehte, 
der  alterihamskunde  und  literatur,  wie  könnte  der  des  na- 
mens Schaffarik  vergessen?  Ich  gedenke  aber  jetzt  we- 
niger seiner  schon  vor  40  jähren  erschienenen,  allein  mit 
recht  durch  seinen  söhn,  wenn  auch  leider  in  unveränder- 
tem abdruck  Prag  1869  erneuerten  „  geschieh te  der  slawi- 
schen spräche  und  literatur  nach  allen  mundarten%  als 
vielmehr  des  noch  von  dem  grofsen  Slawisten  selbst  an»- 
fthrlich  bearbeiteten  und  1864—1865  von  Jireöek  hei^ 
ausgegebenen  theiles,  welcher  die  südslawischen  dia- 
lekte  (leider  mit  ausnähme  des  alt-  und  neubulgarischen, 
das  weiter  nach  osten  zu  hause  ist)  umfafst. 

So  viel  zum  verstSndnifs  des  folgenden  vorausgeschickt, 
dürfen  wir  mmmehr  an  unser  buch  selbst  näher  herantre- 
ten. Der  hauptsächlich  in  den  orientalischen  sprachen  viel- 
bewanderte verf.  desselben  verhehlt  zwar  nicht  (s.  14),  wie 
„es  ihm  näher  liege,  Aber  die  leistungen  der  Bosniaken 
in  türkischem  schriflthum,  welche  zum  theil  in  den  Ur- 
sprüngen auf  mehr  als  drittebalb  Jahrhunderte  zurückge- 
hen, rechenschaft  zu  geben,  zumal  über  diesen  zweig  un- 
serer Wissenschaft  noch  so  gut  wie  nichts  geschrieben  ist*. 
Allein  es  wird  von  ihm  dabei  nicht  im  geringsten  ver^ 
kannt,  dafs,  wie  in  fast  allen  unteren  Donauländem  das 
slawische  Sprachelement  mit  in  frage  kommt,  so  mdi 
nicht  blofs  dasjenige  türkische,  welches  in  Bosnien  von 
den  gebildeteren  gesprochen  wird,  sondern  auch  das  Os- 
manli  überhaupt  vielfach  von  Wörtern  slawischen  urspnmgs 
durchsetzt  ist  und  wiederum  umgekehrt  bei  den  Slawen 
des  Südens,  welche  in  ihren  westlichen  zweigen  mit  mehr 
oder  minder  bedeutender  abweichung  sich  an  das  eigentr 
liehe  serbische  anlegen,  eine  menge  den  Türken  abge- 
borgten sprachgutes  in  allgemeinerem  gebrauch  ist  „Die 
serbischen  und  illyrischen  Wörterbücher,  namentlich  das 
Vocabolario  illirioo-italiano  von  Parciö  (Zara  1858),  ent- 
halten hunderte  von  Vokabeln,  die  theils  von  den  herans- 
gebem  schon  als  fremdwörter  mit  einem  asterisk  bezekh- 
net  sind,   theils  als  rein  slawische  betrachtet  werden,   in 


Wahrheit  aber  türkischen  arspmnges  sind ^ .     Von  s.  1 0 
ab  findet  sich  bei  Blau  ein  reiches  verzeiohnifs  von  mili- 
tärischen   ausdrücken,     ferner    von    solchen    ans    dem 
rechtsleben,  benennungen  von  handelsgegenständen 
und  ausdrücke  aus  dem  geschäftsverkehr,  namen  von 
handwerksgeräth   und  technische  bezeichnungen,  — 
welche    unter   den  Slawen  des  Südens    üblich   geworden. 
Ein  ahnliches  verzeichnifs  s.  6  enthält  slawische  Wörter, 
welche  ins  türkische   eingedrungen.     Z.  b.  türk.  potyra, 
eine  art  landsturm,    aus  slaw.  potera,    potjera  verfol* 
gung.    Beiläufig:  warum  verschmäht  hr.  Blau  anfühmngen 
ans  dem  ältesten  Slawenidiome,  dem  kirchenslawischen^ 
z.  b.  nach  Miklosich's  Lex.  Palaeslovcnico-Graeco- La- 
tinum? Z.  b.  hat  dieser  p.  647  potjera  insecutio  u.  s.  w. 
Ofienbar   wäre  damit  z.  b.   am  eindringlichsten  widerlegt, 
wenn  Biancbi  und  Zenker  derlei  allgemeiner  slawische  Wör- 
ter als  im  besondern  „polnische^  bezeichnen.   Z.  b.  viänia, 
name  der  Weichselkirsche  (bei  Voltiggi  ill.  viscnja  —  ital. 
visciola   und   marasca,   weil  sauer,   ohne  zweifei,  wie 
frutto  anaaro  herbe  frucht)  gebt  hoch  nach  Lithauen  hin- 
auf, wo  eie  wyszna  heifst.   S.  mich  Lassen  zeitschr.  VII^ 
108  und  Mikl.  slaw.  elem.  s.  17.  Auch  der  wermut  pelin, 
ill.  pelin,   poln.  piotun,   lith.  plur.  pelinos,    unstreitig 
von  der  fahlen  mausefarbe  (lith.  pel€  maus). 

Slawen  machen,  wie  bekannt,  im  reiche  des  Sultans 
eine  so  grofse  zifier  aus,  dafs  die  zahl  der  eigentlichen 
Osmanli'a  daneben  verschwindet.  Was  aber  im  besonde- 
ren Bosnien  an  betrifft:  so  wird  s.  13  bemerkt:  es  „zähle 
in  den  grenzen  des  heutigen  Yilajets  auf  1,300000  einw.  bei- 
läufig 500000  Muhammedaner,  welche  fast  ohne  ausnähme 
slawischer  race  sind  und  als  muttersprache  das  bos- 
nische reden,  vom  türkischen  sich  jedoch  so  viel  ange- 
eignet haben,  um  sich  Türken  nennen  zu  dürfen.  Nur  in 
der  wenig  zahlreichen  türkischen  beamtenweit,  unter  einem 
theile  der  mnhammedanischen  geistlichkeit  und  in  ded  von 
ihr  abhängigen  schulen  wird  überwiegend  türkisch  gespro- 
chen.  Die  übrigen  800000  seelen  sind  zur  gröfseren  bälfte, 


810  Pott 

Aber  f&nf  achtel,  der  orthodoxen,  hier  sogenannten  eerbt- 
echen  kirche  zngethan,  zur  kleineren  dem  rdm.-kathol.  re- 
ligionsbekenntniffl;  Die  ersteren  haben  in  ihrer  literatur 
und  schulen  das  cyrillische  aiphabet  angenommen,  die  Ka- 
tholiken das  kroatische,  lateinische.  Fflr  beide  ist  durch- 
gängig die  slawische  die  gewöhnliche  Umgangssprache, 
vom  türkischen  yerstehen  sie  nur  das  zum  verkehr  mit 
beamten  u.  s.  w.  nothdflrftig  ausreichende^.  Bei  solcherlei 
Stellung  der  beiden  in  Bosnien  üblichen  idiome ,  wo  jedes 
von  ihnen  sich  beständig  am  anderen  reiben  muis,  ist  nun 
erklärlich,  wie  sich  allmälig  zwischen  ihnen  gesetze  tod 
Veränderungen  in  laut  und  Schreibung,  selbst  gram- 
matischer art  durchgearbeitet  haben,  deren  kundnahme 
für  den  Sprachforscher  von  nicht  geringerem  interesse  ist, 
als  fbr  den  culturhistoriker  die  erzeugnisse  bosnischer  na* 
tionalliteratur  es  sein  möchten,  welche  ein  bild  von  dem 
gegenseitigen  Verhältnisse  beider  sprachen  in  diesem  lande 
zurückwerfen.  Nun  erhalten  wir  von  dem  gelehrten  verf. 
einen  überblick  über  die  wesentlichsten  eigenthümliehkei- 
ten  der  lautlehre  derjenigen  gruppe  der  literatur,  deren 
denkmäler  durch  ihn  in  seiner  Sammlung  kennen  zu  lernen 
wir  so  glücklich  sind.  Es  habe  ihn  aber,  erklärt  er,  bei 
der  Veröffentlichung  das  doppelte  interesse  geleitet,  wel- 
ches dieselben  sowohl  für  die  slawische  als  f)lr  die  türki- 
sche Philologie  haben.  Aufser  dem  wissenschaftlichen  zwecke 
aber,  der  ihm  freilich  die  hauptsache  gewesen,  spricht  er 
zugleich  die  hofEhung  aus,  „dafs  seine  arbeit  dazu  beitra- 
gen werde,  auch  das  praktische  interesse  an  beiden  spra- 
chen gerade  in  den  ländern  mehr  zu  wecken,  denen  die 
kenntnifs  beider  zur  nächsten  nothwendigkeit  geworden  ist 
und  noch  werden  wird^. 

Man  wird  sich  entsinnen,  wie  seiner  zeit  der  berühmte 
,1  fragmentist  ^  (Fallmerayer)  den  heutigen  Griechen  alles 
rein  hellenische  bint  absprechen  und  sie  dafilr  zu  abkörom- 
lingenvon  Slawen  machen  wollte.  In  dieser  allgemeinheit 
ansgesproohen  arge  Übertreibung,  allerdings.  Allein  sein 
aufzeigen  von  Ortschaften  mit  onweigerlich  slawischen  na- 


anzeigtii.  311 

men,  z.  b.  in  der  PeloponneB,  ist  Mne  stehen  gebHebeoe 
fhatsache;  und  sogar  die  jetzige  bezeichnang  der  Pdops- 
insel  Morea  rfihrt  gewift  mit  unendlich  gi^fserer  wahr« 
scheinlichkeit  von  ihrer  läge  im  meere  (ksl.  morije  n«, 
mare  MikL  lex.  p.  381;  bei  Voltiggi  ill.  more,  gen.  ra, 
oder  morje,  ja  n.)  her,  als  von  der  ähnlichkeit,  wie  man 
fabelt,  mit  einem  maulbeerblatte.  (Bosn.  murva  manlbe^^ 
Blao  8.  223  ans  dem  griech.)  Trotzdem  dafs  nor  mor^'sk' 
&cilttTTiog  als  adj.  mir  bekannt  ist;  —  man  denke  doch 
nor  an  Pommern  (land  am  meere,  wie  kelt«  Armorica) 
und  ^rr/xi7,  d.  i.  uferland  aus  anri}  (durch  assimilation)!  — 
Die  slawischen  elemente  im  rnmunisohen  aber 
sind  in  der  so  betitelten  schrift  des  berühmten  Slawisten 
Miklosich  Wien  1861  nachgewiesen,  wie  durch  Robert 
R Osler  Wien  1865:  „die  griechischen  und  türkischen  be- 
standtbeile  im  romanischen^. 

Was  ^enthält  nun  aber  unser  buch?  Zuerst  das  werk 
von  Uskufi,  d.  h.  dem  aus  Skoplje  oder  Skopje,  einem 
flecken  Oberbosniens  am  Verbas;  und  mufs  dies,  da  es 
dem  Sultan  Murad  Chan,  söhn  Ahmed  Chans,  gewidmet 
ist,  der  von  1624—1640  regierte,  auch  in  gedachten  Zeit- 
raum fallen.  Potur  (s.  255  s=  türk.  Kojlü  baner),  als 
abkflrzung  von  po-turica,  bezeichnet  einen  zum  Islam 
flbergetretenen  Christen  und  will  demnach  der  titel  witzig 
genug  sa^en:  der  gleichsam  v^rtürkte  (zum  türkenthum 
bekehrte)  nach  Schahidi's  methode.  Die  aufgäbe, 
welche  sich  unser  dichter  (denn  er  schreibt  metrisch*)) 
gestellt  hat,  besteht  darin,  den  gemeingebr&uchlichen  wert- 
schätz der  bosnischen  spräche,  vorwiegend  nomina,  mit 
den  entsprechenden  türkischen  yulgärwörtern  wiederzuge-* 


*)  Das  mag  uns  heute  sonderbar  vorkommen.  Aber  eine  von  den  gern- 
men  am  hofe  des  Tikramidil^a,  der  bertthmte  Amara  S7ha,  Tflffafirte 
ebenfalls  sein  indischea  wörterbach  in  yersen.  UndThnrot,  Extraits  de  di- 
vers ManuBcrits  Latlns  p.  492  erwKhnt  ein  am  1491  ver^ffenüiehtes  werk: 
Spica  quataor  volnminnm  ron  Mancinelli,  an  poSme  snr  les  d^dinaisons, 
lea  genres,  les  pr^t^rits  et  les  enpins,  das  an  die  stelle  des  allmiüig  als  bar- 
bariscb  verschrieenen  Doctrinale  des  Alexander  Oallns  so  treten  bestimmt 
war,  welches  gleich£ills  dk  ichfller  in  ver9«D  unteifiditete. 


312  Pott 

ben.  Von  alphabetischer  anordnnng  des  materiate  kann 
bei  solcher  behandlung  nicht  die  rede  sein.  Es  wird  aber 
in  den  einzelnen  abschnitten,  13  der  zahl  nach,  eine  ge- 
wisse gmppimng  nach  den  Sachen  beobachtet:  von  gott 
(a  Jove  principium)  nnd  mensch  ab  zum  landschaftlichen 
kalender,  zu  den  dementen  der  natnr  und  so  fort  bis  za 
zahlen  und  allerlei  hinunter.  Da  jedoch  das  tQrkische  ge- 
gen die  oft  grolse  häufung  von  consonanten  in  sla- 
wischen  Wörtern,  zumal  im  anlaut,  einen  Widerwillen  hat: 
so  wird  letzterem,  vollends  wenn  das  metrum  Schwierigkei- 
ten macht,  zum  öfteren  namentlich  durch  einschiebung  oder 
Yorschiebung  von  vokalen  nachgeholfen,  um  es  gescbmei* 
diger  zu  machen.  Freilich  ein  von  TQrkeo  selbst  ange- 
wendetes mittel  von  hülfsvokalen,  wodurch  man  die  slawi- 
schen Wörter  für  den  tflrkischen  mund  zurichtet  und  ihm 
anpafst. 

Nachdem  nun  Uskiifl  im  17.  jahrh.  mit  seinem  Potur 
vorangegangen  war,  empfanden  auch  andere  das  bedflrf- 
nils,  sowohl  f&r  den  praktischen  gebrauch  der  Muhamme- 
daner  in  Bosnien,  welche  die  landessprache  nicht  kannten, 
als  auch  fftr  diejenigen  eingebornen,  welche  das  tflrkische 
erlernen  wollten,  Vokabularien  anzulegen  mit  abstreifong 
des  poetischen  gewandes  im  Potur.  Solche  original -glos- 
sarien  türkischer  verff.  sind  es,  welche  in  geordneter  wdse 
verschmolzen  in  abth.  III  uns  vorliegen.  Schon  blofs  ein- 
mal in  arabisch -türkischem  kleide  slawische  Wörter  zu  er- 
blicken, gewährt  dem  forscher  ein  ungewöhnliches  inter- 
esse.  Es  hat  denn  aber  der  verf.,  wo  nöthig,  mehrere 
beibehalten,  in  der  regel  aber  transcribirt  und  viele  dunkle 
mit  hülfe  südslawischer  Wörterbücher  oder  auch  durch  er^ 
fragung,  wie  desgleichen  die  türkischen  aus  eigner  kennt- 
nifs  oder  auch  aus  Wörterbüchern  erläutert.  Dafs  nicht 
alles  auf  den  ersten  wurf  hin  richtig  sein  werde:  liegt  in 
der  natur  der  sache  und  kann  daraus  dem  verf.  kein  Vor- 
wurf gemacht  werden,  um  so  mehr  als  er  sehr  viel  schwie- 
riges ins  reine  gebracht  hat. 

Wenn  ich  nun  im  folgenden  das  eine  oder  das  andere 


anzeigen.  313 

glaube  in  zw^fei  ziehen   zu  müssen  oder  auch  wohl  be- 
richtigen und   aufhellen  zu  können:    so  wird  das  meiner* 
seits  keiner  entschuldigung   bedürfen.     Z.  b.  will  es  mich 
ein  irrthum  bedünken,  wenn  s.  39  von  einem  ^echt  slawi- 
schen grib  (fischnetz)^  gesprochen  wird,  das  als  ygryb, 
also  mit  mildemdetn  prosth.  vokale,  ins  türkische  gewan- 
dert sei.  Möglich,  dafs  grib  von  einigen  Slawen  gebraucht 
wird.  Ich  kenne  nur  mreza,  netz  s.  224  und  vlak  fisch- 
netz  (vergl.  illyr.  vlacsiti,  ziehen)  s.  195  bei  dem  verf. 
selbst.     Es   ist    aber  unzweifelhaft  griech.  yqi(fog^  ygiTioq 
(auch  noch  im  jetzigen  griechisch  Gott.  gel.  anz.  1869  s.l99 
nach  JlQtatoöixov  ^läiiarixa  f^g   vttaxiqag  iXXtiVixijg  ykoia^ 
(ftjg),  woraus  man  in  neuerer  zeit:  logogriph  gemacht  hat. 
Auch  der  mastbaum  ill.  katarka  bei  Voltiggi  entstammt 
dem  griech.  xatagria^  xarccQTiov  (s.  Passow  und  DC).  Ksl. 
katr'ga  xdt^QyoVj   na  vis,   scheint  trotz  Mikl.  lex.  p.  284 
nicht  dasfielbe.    Kaligü  nediXa  erklärt  sich  doch  sicher 
aus  lat.  caliga,    soldatenstiefel ,  welches  wort  sich  durch 
die  römischen  beere  verbreiten  konnte.     Desgl.  hat  gewifs 
der  Türke  sein  eksi  herbe,  sauer  s.  227  von  den  Griechen 
(ö^g),    Türk.  salanbur  lake,  sauerbrühe,  ital.  salamura 
ist  rOckbildung  mit  sal  vom  aus  alfivQog.    Alb.  iaXkigea^ 
geg.  äekkdps*  —  Bosnisch  prekalamit  ist  das  comp,  von 
kalamitti  (ital.  nestare,  annestare,  innestare)  beizen,  nach 
Voltiggi,    d.  h.   bäume  pfropfen.     Siehe  Blau  s.  185.  234, 
aber  navärnut  200.    Ich  glaube  darin  xäkafiog  oder  xa- 
käfAfi  suchen  zu  dürfen.     Alb.  xatji^-i  röhr,  schreibrohr, 
Schreibfeder,  rebzweig,  pfropf  reis.  —  Der  türkische  name 
Kybty  f&r  bosnisch  Cigan  Zigeuner  s.  269.  280,  albane- 
sisch  bei  v.  Hahn  wb.  s.  240  je/S//r-«  (hinten  mit  art.),  fem. 
je^^e-a,  macht  keine  Schwierigkeit.    Es  ist  Aegyptii,  so 
gut  wie   engl.  Gipsies,  span.,  mit  neuem  suffix,  Gita- 
nos^  weil  man  ehemals,  obschon  mit  unrecht,  dies  wan- 
dervolk,  statt  von  Indien  her,  ans  Aegypten  kommen  liefs. 
Wiederum  aber  hat  man  nichts  anderes  in  dem  namen  der 
Kopten  zu  suchen,  welcher  seit  der  herrschaft  der  Ara- 
ber über  Aegypten  datirt.    Vgl.  Faba  Aegjptiaca  Lassen 


314  Pott 

zeitschr.  VII,  157.  Qebt,  qibt'  (auch  ^  Kybty  ist  har- 
tes Qaf  gemeint),  woflir  die  Aethiopen  Gebtz  sagen,  sind 
umbilduDgen  des  alten  namens  im  munde  der  Araber,  and 
auch  das  nur  willkürlich  davon  geschiedene  Qeft'  (mit  f, 
weil  p  im  arabischen  fehlt)  fbr  die  Stadt  Eoptos  scheint 
gleichen  Ursprungs.  S.  Schwartze,  kopt.  gramm.  8.3.  Sonst 
steht  auch  bei  Blau  s.  214  türk.  Cingan  f&r  Zigeuner.  -* 
Statt  E'afyr  (daher  Eaffern  in  Afrika,  und  die  Siahpascb 
in  Kaferistan)  durch  kOrzung  bosnisch  Kaur,  gesprochen 
Djaur  Blau  s.  29.  248  ftlr  ungläubiger^  alb.  xaovgQ'$j  ist 
bei  Voltiggi  synonym  mit  kerscsenik  ein  Christ  (von 
kerst  taufe),  alb.  xsäriQe'i,  —  Besonderes  interesse  err^ 
der  name  der  milchstrafse  (poln.  biatomleczna  droga  na  niebie 
eigentlich  milchweifse  strafse  am  himmel)  s.  288  türk.  sa- 
man-ogrusy,  bosn.  slamica,  von  saman,  slamastrob. 
„Nach  einer  legende,  in  welcher  St.  Petrus  seinen  stroh- 
sack ausgeschüttet  hat,  heifst  die  milchstrafse  in  einigoi 
gegenden  Dalmatiens:  St.  Peters  stroh,  Petrova  slama. 
Aehnlich  ist  bei  Fröhlich,  handwtb.  der  ill.  spr.  124:  Ku- 
.  movska  slama  (eig.  gevatters*stroh)^.  Dazu  pafst  denn 
vortrefflich  die  bei  den  Gegen  übliche  bezeichnung  der 
milchstrafse:  xdärs  e  xovfinsgir  (compatris),  wörtlich  eben- 
falls des  gevatters  stroh.  WB.  v.  Hahnes  s.  43.  Bin  neoer 
willkommener  .beleg  zu  Grimm  myth.  I,  331  (ältere  aus- 
gäbe 214).  Sant  iacobes  Strosse  Galazia  Dief.  Novam 
Gloss.  —  K'önbardak,  lederner  schlauch  s.  255,  stimmt 
gut  zu  bosn.  matara,  bei  Voltiggi  eine  lederne  feldflasche 
(borraccia;  fiasco  di  cuojo).  —  Postal  pantoffei;  vergi. 
postolar  Schuhmacher  bei  Voltiggi.  —  Türk.  Pnrtlak 
und  bosn.  Vänpir  (daher  unser  Vampyr)  alp,  gespeost 
8.  285.  Leider  auch  fbr  mich  unbekannten  Ursprungs.  — 
Sagyräak,  tetrSb.  Der  türkische  name  des  auerhahns 
besagt:  taub,  weil  er  während  des  balzens  weder  aidit 
noch  hört.  Daher  auch  lith.  knrtinys  ein  tauber,  aoeh 
ein  auerhahn.  Desgl.  russ.  glychar*'  von  glychlT  taub. — 
S.  196  Agystos,  der  monat  Augustus  mit  voller  latei- 
nischer endung  trotz  ital.  Agosto,  aber  mit  a  statt  au, 


ans0igen.  315 

wie  in  diesem  worte  durch  eine  flutb  von  Zeugnissen  b^ 
Schucbardt  vok.  11 ,  308  belegt  ist.  Der  slawische  name 
kolovoz  bezeichnet  sinnvoll  ^ wagenfahren ^  der  ärnte 
wegen.  Kolovazac,  fubrmann.  Volt. 

Eine  ganz   vorzflglicbe  aufmerksamkeit  bat  hr.  Blau 
der  aufsuchnng  ypn  bosnischen  benennungen  f&r  pflan- 
zen,   verglichen  mit  deren  türkischen  synonymen  (von 
letzteren  findet  sich  ein  verzeichnüs  in  Davids,  Gramm. 
Tnrke  p.  139  —  144),    zugewendet  und  mit  deren  botani- 
scher feststellung  sich  beschäftigt.     Auch   will  er  femer, 
wie  er  mir  schreibt,   in  dieser  richtung  weiter  forschen. 
Nnn  trifft  es  sich,  dals  vor  jähren  auf  erklAmng  insbeson- 
dere persischer  und  arabischer  pflanzennamen  sowie 
desgleichen   solcher    aus    dem    lithauisch-slawischen 
spraohkreise  auch  bemühungen  von  mir  gerichtet  waren. 
S.  Ober  die  ersteren  in  Lassen's  zeitschr.  f.  d.  künde  des 
morgen!.  V,  57—83  und  YII,  91 — 167  und  aber  die  zwei- 
ten in  meiner:    De  Borusso-Lithnanicae  tarn  in  Slavicis 
qnam  Letticis  principatu  Comm.  IL  Hai.  1841  p.  18 — 37. 
Man  wird  um  dieser  berübrung  in  den  Studien  wegen  es 
nicht  nur  begreiflich,  sondern,  hoffe  ich,  auch  entschuld- 
bar finden,    wenn  die  folgenden  bemerkungen  sich  gerade 
in  diesem  kreise  bewegen.     Zum  theil  lag  eine  besondere 
anfforderung   darin,   die  beiderseitigen  forscbungen  durch 
einander  zu  ergänzen,  zumal  herrn  Blau  die  meinigen  un- 
bekannt geblieben.    Uebrigens  sage  man  nicht,  der  gegen- 
ständ sei  zu  unbedeutend  und  kleinlich.     Oder  mfilste  ich 
an  die  worte  unseres  J.  Grimm  erinnern,   womit  er  das 
,ikiftuter  und  steine^  fiberschriebene  37.  kapitel  seiner  my- 
thologie  einleitet?   „Plinius  hat  über  seine  naturgeschichte 
dadurch  eignen  reiz  gebreitet,  dafs  er  auch  die  abergläu- 
bischen meinungen  des  volks  von  thieren  und  pflanzen  um- 
ständlich   anzuflihren    nicht    verschmäht.^      Und    femer: 
„viele  kränter  und  binmen  sind  nach  göttern  benannt^ 
deren  ein  gut  theil  aber  nachmals  bei  der  christianisirung 
sidi  mnlsten  in  heilige  oder  in  den  teufel  (s.  WWb. 
I,  988)  verwandeln.  So  ward  man  dann  auf  weg  und  steg 


316  Pott 

an  göttliches  eriooert.     S.  aufser  Kuhn's  zettacfar«  IV,  172 
z.  b.  Preller  im  index  zu  der  griech.  mythol.  onter:  Sym- 
bol.   Yergl.  Lobeck   in  Friedländer's  mitth.  aus  Lobecks 
briefwechsel  nebst  liter.  anbang  s.  177.    Man  nehme  onter 
den    mit  alua  gebildeten  pflanzenbenennungen    nur  allein 
die  mit  dem  namen  eines  gottes  im  gen.  dazu  beim  DC. 
Nämlich  al^ia  Ü^qswg  ( Asarum.  Lilium.  Portulaca);  —  'Hfa- 
xXiovg  (Crocus;  item  Centaurium  magnum  et  parvum;  yoq 
den  Centauren  und  nicht  tausendgüldenkraut  aus  ceatom 
aureil);  —  !A&r}väg  (Ajuga,  ;ifa^eri;riri^^);  —  'EgfAov  (Ver- 
benaca  recta);  —  Kqovov  (Artemisia,  von  der  Artemis), 
und    nach  ägyptischen    göttern:    alua  ÜdfifAtavog  (Nepeta 
montana);  —  "Sipov  (Apium).     Sonst  altia  äv^qwnov  (Ar- 
temisia;  vgl.  schon  alt  ävSqog^ai^AOv^  art  Johanniskraut  mit 
blutröthlichem  safl,  auf  das  blut  Christi  gedeutet  Wöste 
inKuhn's  zeitschr.IV,223)9  ofp&aXfAOv  (Anagallis),  und  rftth- 
selhafl  genug  nach  thierarten,  deren  blut  charakteristisch  zu 
unterscheiden  man  doch  kaum  die  mittel  besafs.  Nämlich 
alfjLa  ravgov^  ycck'^g^   aikovQOV^  ovov^  Ixtivog,  xqoxodHloVy 
ißifag.    Femer  al^a  anoxa&ripiivrig  (der  abgesondert  und 
müssig  dasitzenden)  für  Lychnis,  warum?  Und  tirdvov  (des 
kalks)  f.  Lactuca  silvestris;  sideritis;  rubus;    nvq^tov  (des 
fiebers)  Ricinus;    auch  nodovxog  oder  noSorvg  (Scordinm) 
zu  änoSidiofii  —  das  eine  so  räthselhaflt  wie  das  andere. 
Dafs  trivialnamen  und  deren  etymologische  aufkUbmag 
auch  für  die  wissenschaftliche  pflanzenkunde   nicht   ohne 
interesse  seien:  haben  selbst  botaniker  von  fach  anerkannt. 
Siehe  in  Hornschuch's  archiv  skandinavischer  beitrage 
zur    naturgesch.   1845,    th.   I:    Ober    die    namen    der 
pflanzen.    Von  dr.  Elias  Fries""  (vergL  A.  L.  Z.  1845 
no.  51  s  405).    Der  verf.  beginnt  mit  einer  etymologie  der 
pflanzennamen,    welche  jedoch    seiner   meinung  nach  nnr 
dann   von   wahrem  nutzen  sein  kann,    wenn  man  sich  an 
die  geschichte  der  namen  hält,  und  hat  denn  auch  zu  einer 
solchen  den  entwurf  gegeben.     Die  ältesten  botaniker  hat» 
ten  noch  keine  selbstgeschaffene  namen  den  pflanzen  bei* 
gelegt    Erst   bei  Dioskorides  sei  eine  anzahl  namen  von 


anzeigen.  317 

diesem  selbst  gebildet  worden.     Die  namen  der  alten  wa- 
ren Oberhaupt  nur  [?]  adjj.,   zu  denen  man  sich  das  aus*- 
gelassene  subst.  hinzudenken  müfste,  z.  b.  secale,  triticum, 
bordeum  u.  s.  w.,  wo  gramen   oder  frumentum  das  ausge- 
lassene snbstantivum  gewesen,  und  ndnvQog,  xvneigog  u.s.w., 
wozu  xdXafiog  als  subst.  gehört  [?].     Namen,  welche  aus 
zwei  Substantiven  gebildet  sind,   kommen  in  den  älte- 
sten  griechischen  Schriften   selten   vor,    werden    aber  bei 
Dioskorides  gewöhnlich.     Ein  grofser  theil  der  namen 
war  jedoch    auch  fremden  Ursprungs,   welche  durch  den 
handel  eingefbhrt  wurden,  aber  man  nationalisirte  sie  nach 
der  eigenen  ausspräche.    Der  gebrauch,  pflanzen  nach  per- 
sonen  zu  nennen,    war  den   alten  unbekannt  [das  nicht 
ganz,  vgl.  Gentiana  nach  dem  illyrischen  könige  Gen- 
tius;  die  afrikanische  Euphorbia  nach  dem  griechischen 
arzte  Euphorbus];  die  m  ythologischen  namen,  welche 
manche   pflanzen    tragen,    rühren   zum   theil   erst  aus  der 
oeaeren  zeit  her;  andere  ältere  jedoch,  wie  z.  b.  Narcis- 
8US,  Hyacinthus,   Adonis  [ist  doch  unzweifelhaft  das 
phönikiscb-hebr.  wort  fflr  herr],  sind  als  pflanzennamen  äl- 
ter als  die  mythen.     Erst  im  mittelalter  fing  man  an,  ge- 
wächse  nach  personen  zu   benennen,    aber  nach  heiligen. 
Dies  ungeföhr  ist  der  gedankengang  von  hrn.  Fries,  wel- 
chen er  verfolgt,  um  danach  die  Verdienste  hervorzuheben, 
welche  s^in  landsmann  Linne  durch  seine  reform  der  bo- 
tanischen   nomenclatur    sich    erworben    habe.  —    Um   die 
kenntnifs   der  trivialnamen  verschiedener  länder  zu  würdi- 
gen,   bedarf  es  nur  eines  winkes.     Schon  Nemnich   hat 
das  in  seinem,  auch  für  den  Sprachforscher  viel  nützliches 
enthaltenden  Catholicon  begriffen  und   för  seine  zeit  treff- 
liches geleistet.    Allein  andrerseits  gedenken  wir  doch  der 
Wichtigkeit    der    pflanzen    und    ihrer    auffindung  im   offi- 
cinellen  interesse.   Wie  viele  unter  ihnen,  wenn  auch  zu 
einem  grofsen  theile  aus  den  Pharmakopoen  verschwunden, 
haben  doch  dereinst  in  der  materia  medica  in  achtung  ge- 
standen und  verdanken  oft  der  wirklichen  oder  blofs  ihnen 
zugeschriebenen   heilkraft  ihre  bezeichnung.     So   finden 


318  Pott 

sich  beim  Du  Gange  eine  grofse  zahl  von  angaben  nach 
arabisch-griechischer  vlrj  lavQixrl,  welche  von  mir  an  oben 
zuerst  angeführter  stelle  ihre  erklärung  gefunden  haben. 
S.  auch  Langkavel,  botanik  der  späteren  Griechen  vom 
3.  bis  1 3.  Jahrhundert  1866.  Kuhn's  zeitschr.  XVI,  450.- 
Vgl.  ferner  in  Mem.  de  la  See.  de  linguist«  de  Paris.  T.  I. 
2.  fasc.  p.  15:  La  Soc.  de  linguistique  a  le  projet  de  ras^ 
sembler  les  noms  vulgaires  donnes  anz  plantea  dans  les 
diverses  rdgions  de  la  France,  afin  d'en  composer  un  glot- 
saire  special,  avec  la  coUaboration  de  quelques  botanistes. 
Ein  neuer  beweis  dafbr,  wie  man  jetzt  dergleichen  nnter- 
sachungen  allgemeiner  zu  würdigen  anfingt. 

Noch  sei  ein  anderer  nicht  unwichtiger  punkt  erw&hnt. 
Viele  namen  von  pflanzen  enthalten  in  irgend  einer  weise 
auch  das  ursprungs-attest  letzterer  mit.  Hievon  eiu 
paar  beispiele.  Dafs  der  buchweizen  vom  Orient  her  zu 
uns  gekommen :  bezeugt,  aufser  anderen  gründen,  sein  litb. 
name  pl.  grikkai,  d.  h.  griechisch.  Yergl.  welsche 
nuls,  walnufs  WWb.  I,  898.  In  Ähnlicher  weise  verrfith 
sich  die  gurke  durch  ihren  namen  als  bei  uns  aoslio- 
disch  und  durch  vermittelung  der  Slawen  zu  uns  gekom- 
men. Schicken  wir  vorauf,  dafs  zufolge  Stender  lett-deot- 
sches  wb.  s.  117  der  Busse  Kr eews  heifst,  und  Bufsland, 
vorn  mit  gen.  plur.,  Kreewu  semme.  Danach  sagt  der 
Lette  für  gurke  (gurk'is  aus  dem  deutschen)  Kreewu 
ahbols  (der  apfel  der  Russen),  fQr  kürbis  leels  (groider) 
Kreewu  ahbols,  wie  lith.  agurkas  (cucumis)  didisis 
(magnus).  Auch  heifst  bei  den  Letten  die  hirsegrflUe 
Kreewu  putraimi.  Das  wort  gurke  nun  hat  vom  einen 
vokal  eingebfifst  (siehe  darüber  Lassen  zeitschr.  VII,  150. 
Comm.  Lith.  II,  26).  So  z.  b.  dänisch  agurk,  wangero- 
gtach  bei  Ehrentraut,  fris.  archiv  1,359  augürk  f.  Vol- 
tiggi  im  Ricsoslovnik  lUirisckoga  hat  ugorak,  rka  m. 
(cocomero)  mit  deminutiveudung,  was  an  ugor  m.,  aalf 
—  etwa  der  schlangenartigen  gestalt  wegen  —  erinnern 
kfinute,  falls  man  nicht  an  der  erkl&ruog  aus  ayyavQWV 
(cucumis)  DC.  festhalten  mufs,  indem  der  nasal  in  den 


aoMigen.  319 

alawiBchen  formen  sich  verwischen  konnte.  Ital.  anguria 
wasaermelone,  angurie.  Etwa  zig.  bobork-a,  gurke,  mit 
b  ftr  g?  In  Stulli  Lex.  Lat.-Italico-Illyricum  1801:  Cu- 
cumia:  dinja,  Ijubenicca,  krastavicca,  ugörka, 
pipun  (ninojv^  pfebe).  Skarlatos  im  neugriecb.  wtb.  hat 
ayyovQi  (mit  der,  schon  des  nasals  wegen  zweifelhaften  er- 
klArung  ix  vov  *A(oqov  ka&Uo&ai)  ^ixvg,  concombre  (als 
ob  mit  con-  comp.);  ayyovgia.  JS'iXt/a,  la  plante  qui  pro- 
duit  les  concombres.  Ksl.  dQnja  ninoav  Mikl.  lex.  p.  184, 
melone,  VoltiggL  Ljubenicca  etwa  von  Ijubiti  lieben 
(vgl.  iu  anch  in  goth.  liubs  lieb),  schätzen,  wie  wal.  lub 
(Cucurbita  citrullus)  Mikl.  slaw.  elem.  im  rum.  s.  28;  allein 
Ijubitza  (melissa)  s.  29?  Ebenda  s.  26  auch  wal.  kra- 
stavjete,  ill.  bei  Volt,  krastavac  —  melone,  gurke,  aber 
krastavicca  —  borrana,  borragine  —  borrätsch,  salat  in 
Italien;  krastavicca  ceder.  Krastav,  grindig,  krätzig, 
von  krasta  ausschlag,  bei  Blau  s.  296;  bei  Voltiggi 
—  ital.  crodta,  franz.  croüte  —  grind  (etwa,  wenn  s  vor 
t  aus  dentalmuta,  damit  verwandt);  im  fall  etwa  eine 
art  mit  rauher,  höckeriger  Oberfläche.  So  Miklosich  lex. 
p.  309.  Alban.  xfiaaraßirg  und  durch  Umstellung  des  g 
xaCTgaßärg,  Aufserdcm  rgävyovl  gurke,  was  doch  kaum 
äyyovgiot  enthält.  TQrk.  hyjar  (Lassen  VII,  153),  bosn. 
krastavac  gurke,  Blau  s.  236.  Derselbe  hat  s.  263  tOrk. 
karbuz,  karpuz,  bosn.  lubenica  (Mikl.  slaw.  elem.  s.  28. 
ßösler  bestandth.  s.  39)  Wassermelone.  Alb.  xccgnovo^j 
wassenaelone,  auch  v.  Hahn  s.  119  (iekxjiv-pi.  Rösler  a. 
a.  o.  s.  48  sucht  darin  lat.  Cucurbita  nach  dem  um  die 
rednpl.  gebrachte  ahd.  churbiz.  Mir  doch  sehr  fraglich, 
obsehon  auch  VuUers  lex.  Pers.  I,  668  so  will.  Ital.  mel* 
lone,  melone,  scheint  ampliativ  von  mela,  also  grolser 
apfel.  Vielleicht  aber,  dafs  man,  um  den  honig  (mele; 
mellifero  oder  melifero  honigreich)  mit  hineinzube- 
kommen, das  1  verdoppelte.  Alb.  xoxofiägB'ja,  melone,  aus 
ital.  cocomero  (letzteres  aus  den  obl.  casus  von  cucumis). 
Ferner  tArk.,  Blau  s.  265,  kavun,  kann,  bosn.  dinja, 
din  melone.  Beide  s.  b.  im  poln.  arbuz,  kawon  Lassen, 
zeitschr.  VII,  151.    Davids  gr.  p.  142,  wo  auch  fighadj 


320  Pott 

qävounl  (baummelone),  citrone.  III.  tikya  (cncuzsa,  col- 
loqaintida)  kQrbifs,  Volt.  TOrk.  kabak,  bosn.  tikva  Blau 
8.  260,  ksl.  tfikO  (Cucurbita)  Mikl.  p.  1020.  Slav.  elem. 
p.  50.  Lassen  s.  152.  Brjonia,  die  zaunrübe,  beifst  in 
StulH  Lex.  tikva  divja,  wilder  kQrbils;  bei  Blau  türk. 
ravend-tavyl,  bosnisch  debela  (dick)  tikva  8.  286. 
Griseb.  Flor.  I,  162.  Aber  s.  285  ravend  Gentiana,  und 
zeravend-tavyl  =s  Aristolochia  longa  s.  157,  vgl.  vu- 
6ja  jabuka  (wörtlich  wolfapfel)  s.  158.248,  was  jedoch 
koloquinte  s.  225.  234.  Bei  mir  in  Lassen's  zeitschr. 
IV,  69  ^aßavTi  T^ivfj  und  vom  mit  zusatz  (kaum  doch 
zer  gold)  ^agaßävTi  r^ivij'  to  piov  ßdgßagoVj  der  aus 
China  kommende  rhabarber.  Prosp.  Alpini  med.  Aeg. 
Acc.  ejusd.  lib.  de  balsamo  et  rhapontico.  Vgl.  Vnllers, 
lex.  Pers.  II,  125  zarävand  nom.  plantae  cujusdam,  cnjoB 
duae  sunt  species.  Optima  est  flava,  crocea.  Aristolochia. 
Davids  gr.  p.  143  hat  zerävendi  t^avll  aristoloche  (lon- 
gue),  aber  zerävendi  mudevver  aristoloche  (ronde). 
Türk.  6op-öin,  jabu6ica  Chinawurzel  (?)  Blau  8.  214.— 
Hantal  koloquinte  (s.  oben)  no.  115  und  s.  234,  verg^. 
auch  Lassen  VII,  153.  —  TQrk.  hytme  öiöel^i  =  bosn. 
trandopio  s.  151  no.  5,  vergl.  s.  236,  wo  durch  trudja 
trava  eibisch  (hibiscus)  erklärt.  Vergl.  x^'^f^V  ^^  aX&ia 
Lassen  VII,  133.  So  schickte  sich  denn  auch  wohl  dazu 
bosn.  trandofilj,  trandovilje  (Alcea  rosea).  Eigent- 
lich ist  es  die  centifolie,  hier  dem  wortverstande  nach  die 
mit  30  blättern.  Lassen  VII,  119,  womit  man  aber  wahr> 
scheinlich  einen  vergleich  anstellte,  wie  in  unserem  stock- 
rose.  Wal.  trandafiru,  alban.  nach  Blanchus  dran- 
dofilleia  (rosa)  und  ndrandofiless  (rosaceus),  DC. 
TQiaptdtpvkkov,  tgavrafpvlXov^  rguxxovrdrpvlXov,  Auch  bei 
Forsk&l  Flora  p.  XXVII  äygia  rgtavSafpilia  (K.  canina). 
Rösler  s.  19.  Unsere  rose  statt  goSia,  rosenstraucb,  mit 
Zischlaut  durch  einflufs  des  vokales  auf  d  (vgl.  Sab.  Clau- 
sus statt  Claudius)  aus  goSov  stammt  vermöge  der  altem 
form  ßgodov  aus  armenisch  vard  u.  s.  w.,  und  mit  nicfaten 
aus  igev&ta,    Ku\   (ans   dem  pers.  gül),    bo#n.  ruiioa 


anzeigen.  821 

(gleichsam  röschen)  s.  256.  —  Als  ein  beispiel  seltsamer, 
entstellungen  diene  das  Basilikum  (s.  32.  231;  sajmaran 
s«  287;  s.  auch  Lassen  VII,  145).  Alb.  (feffeQyjav  mit  Um- 
stellung von  ff  und  a.  Türk.  fesliken,  bosn.  bosiok 
(das  zweite  o  vokalisirt  aus  1),  aber  auch  mit  m:  mes*- 
lidjen.  Feien  dz misk,  für  melisse  gehalten,  ist  bei  mir 
anders  gedeutet  Lassen  VII,  145  in  (falavtCafiit  (r  statt 
X?),  anigfia  ßactkixov.  Es  finden  Vermischungen  beider  krAu- 
ter  statt  Lassen  VII,  118,  unstreitig  starken  geruches  bei 
dem  einen  wie  bei  dem  andern  wegen.  Badrend2- 
bujeh,  yergl.  pehlwi  vädrengboi  melisse  Justi  s.  254. 
Badreni  melisse  Blau  S.20K  Nach  bienen  benannt  anm. 
278.  Abd.  biniorüt  istthymus.  Bei  Voltiggi  Mleci,  oih 
(anch  1  atatt  n),  ital.  Venetia,  Venedig.  —  Mavez  =s: 
ital.  bambagia  baumwolle;  bei  Blau  s.  282  pambuk, 
bosn.  pamak.  Rösler,  grieoh.  und  tOrk.  bestandth.  s.  32. 
DC.  painbicinm  und  s.  Lassen  s.  75.  Wahrscheinlich 
occidentalen  nrspmngs  aus  bombyx  (seidenwurm)  durch 
öbertragiing.  —  MavBipd'  ra  ta^  falls  nicht  ^  aus  venie- 
hen  für  fin  (ngr.  =  b)  Lassen  123,  Blau  s.  204  benefde, 
boso.  Ijubica  (oben  melissa)  veilchen.  Etwa  wal.  mik- 
ianea  veilchen  Bösler  s.  41  mit  ki  statt  %ff  und  nasal  um- 
gestellt Baqdunis  Lassen  149.  Max^Sovitsioy ,  Apium 
Macedoaicum.  Vergl.  auch  f&r  Muhammed  ksl.  Bo;|fmit 
Mikl.  p.  41.  Im  albanesischen  heifst  die  melisse  bäg  (herba) 
b^'^€  (apum)  aus  fjtihrta. 

Jet9Bt  noch  einige  andere  pflansen.  Ganz  besonders 
freut  es  mich  fbr  den  griechischen  namen  des  waizens 
(8.  Pictet  Origg.  §.  61 )  eine  weitere  Verbreitung  nachwei- 
sen zu  können.  Also  nv()6gj  auch  im  plur.  bei  Hom.,  was 
man  der  fenergelben  färbe  wegen  glaubt  zu  nvQ  bringen  zu 
können.  Allein,  warum  dann  nicht  Ttv^pog^  dessen  zweites  g 
entweder  durch  assimilation,  vielleicht  von  i,  oder  durch 
sofBx  -(o  entstanden?  Lettpuhri  winterwaizen.  S.  meine 
Comm.  Lith.  11,33.  Bei  Blau  s.  187.  262  türk.  kapludia, 
kaplydia,  bosn.  krnpnik  (doch  wohl  zu  ilK  krupan 
diok,  wanstig,    wo  nicht  zu  krupa  granpenhagel;    aber 

Beitrftge  s.  ▼gl.  apraohf.  VI.  8.  21 


322  Pott 

«pultes,  polenta  Dobr.  Inst.  p.  238)  und  pir,  sprit.  Also 
Triticom  spelta.  Ksl.  pfiro  n.  okvga  (etwa  zu  aXsir^  mah- 
len WWb.  n,  537?)  far,  allein  auch,  wenn  dies  nicht  auf 
irrthum  beruht^  xiy^Q^S  milium  (Blaa  s.  218.  299  ttkrk. 
dary,  taru,  tary,  bosn.  proso  hirse,  mit  entferntem 
anklang  des  slawischen  wertes  an  püro).  Bosnisch  da* 
gegen  pirika  (Triticum  repens,  queckengras)  Blau  note 
233.  237,  wie  botanisch  mit  dem  waizen  verwandt,  so  auch 
von  dessen  namen  hergeleitet.  Im  preufs.  vok.  pure  trespe. 
Wal.  im  lex.  Bud.  piru  (triticum  repens,  gramen  cani* 
num),  ungr.  perj^  queckengras.  Mikl.  slaw.  eiern.  8.41. 
Böhm,  peyrz,  peyr,  peyrawka  queckengras,  aber  wai- 
zen pssenice,  ksl.  p^'öenitza  <r7ro^,  triticum.  Mikl.  lex. 
p.  160,  d.  h.  mehlfrucht,  von  p"deno  äXtpitov^  farina,  das 
ich  von  skr.  piä,  lat.  pinser e  leite.  Vergl.  nriadvri  ent* 
hfilsete  gerste.  Pictet  erklärt  es  falsch  aus  skr.  ps&na, 
essen,  da  psfi  erst  aus  bhas.  Vom  mahlen  auch  unser 
körn  WWb.  bd.  II,  256  und  kaum,  wie  skr.  g&ritra, 
reis,  vom  verschlingen  s.  Pictet  Origg.  p.  260,  sowie  tri- 
ticum vom  ausdreschen  s.  2^7,  während  iranz.  froment 
(specialisirt  au&  frumentum,  als  -—  zur  nahrung  dienend), 
wie  auch  sl.  £ito,  getraide,  als  lebensmittel,  auf  £iti  vi- 
vere,  pasci  zurückgeht.  Mit  dem  räthselhaften  clroq  be- 
steht kein  Zusammenhang.  Ueber  lat.  far,  engl,  barley 
s.  492.  Der  schon  im  gothischen  vorhandene  name  des 
waizens  hvaiteis  m.  Diefenbach  gotb.  wb.  II,  599  scheint 
herleitung  aus  skr.  9v€-ta,  weifs,  unter  Voraussetzung  einer 
WZ.  9vid;  und  würde  also  davon  den  namen  fbhren,  dafs 
diese  getraideart  nicht,  wie  andere,  schwarz-,  sondern 
weifsbrot  liefert.  Vgl.  goth.  hveits  weifs.  Lith.  kwe- 
tys  m.  v^aizenkorn,  plur.  coli,  kwecziei,  lett.  kweeii 
(cz,  ä  durch  einflufs  des  i )  mufs  man  als  den  einst  an  der 
Weichsel  ansässigen  Gothen  abgeborgt  betrachten.  Der 
Lithauer  und  Lette  sind  wegen  mangels  an  aspiraten  in 
ihren  sprachen,  wie  in  meiner  Comm.  Lith.  I,  15  durch 
viele  belege  dargethan  worden,  genöthigt,  slawisches  x 
durch  k  zu  ersetzen.   Und  so  sind  sie  denn  auch  hier  mit 


ansei  gen.  323 

dem  b  des  gothischen  wortes  verfahren.  Ueberdem  ver- 
r&th  das  t  (im  gotbischen  auf  älteres  d  zurück  weisend), 
kw^tys  müsse  erborgtes  gut  sein.  Wftre  es  einbeimiscb, 
da  mOfste  mau  in  gemäfsbeit  mit  skr.  ^veta,  weifs,  regel- 
recht eines  siscblautes  gewärtig  sein.  Der  Preufse  dage- 
gen hat  nach  ausweis  des  Nesselmannischen  Vokabulars 
8.  25  gaydis,  d.  weyse  (d.  b.  waizen)  und  ftkr  sommer- 
waizen  dagagaydis.  Dagis  heifst  sommer,  litb.  d&gas, 
dagä  erutezeit,  mit  i,  wie  oft,  statt  des  ursprünglicheren 
a,  welches  im  comp,  sich  erhielt,  wie  auch  (freilich  um 
der  epallelie  willen  als  o,  falls  nicht  oa  zusammenge- 
hört) dago-angis  sommerlatte.  Geytye,  brot,  läge 
immer  noch  näher  als  litb.  kwetys,  oder  wohl  gar  pers. 
gandüm  waizen.  lieber  letzteren  Lassen  zeitsohr.VII,  155. 
In  Memel  litb.  pürai  m.  pl.  (also  griech.  nvgoi)  winter- 
waizen;  aber  kwetei  sommerwaizen,  wof&r  um  Ragnit 
wasarinni  kweczei.  Preufs.  seamis,  winterkom,  ist, 
woran  Nesselmann  vok.  s.  42  keinen  angenblick  zweifeln 
durfte,  ein  aus  semo  (mit  weichem  s,  ksl.  zima=shiems), 
Winter,  hergeleitetes  adj.  Mit  preufs.  semen  (s  hart,  wie 
in  ksl.  sjemja  n.  semen)  und  litb.  semenis  saat,  im  pl. 
semen ys  saatfrucht,  besonders  leinsaat,  hat  es  augen- 
scheinlich nichts  zu  schaffen,  wie  auch  schon  die  abwe- 
senheit  von  n  beweist.  Türk.  bogdaj,  aber  auch  hynta, 
bosn.  plenica,  äenica  s.  206.  236.  —  Kukuruz  mais, 
bosn.  klas,  was  bei  Volt.  ähre.  Der  sogenannte  türkische 
waizen  entstammt  übrigens  Amerika.  Der  zusatz  ist  dem- 
nach eben  so  falsch,  als  wenn  mysyr-tauk,  tuka, 
trutbuhn,  s.  274  eigentlich  so  viel  als  ägyptisches  huhn 
bezeichnet,  obschon  dieser  vogel  doch  nicht  in  Ost-,  son- 
dern in  Westindien  und  Amerika  zu  hause  ist.  Türk. 
biba  namentlich  von  jungen  truthühnem  ist  vielleicht  a 
pipiendo  gesagt.  —  Mit  uns  Deutschen  gemein  hat  der 
Preufse  den  namen  f&r  roggen,  rugis,  litb.  ruggei  pl. 
(ruggys  ein  roggenkorn),  lett.  rudsi.  Bei  Blau  s.  212 
Bosn^  rai,  türk.  iavdar. 

Aus  dem  verzetchnifs  s.  151  no.  3  türk.  rumid  =  bo80« 

21* 


334  Pott 

oraäak,  welches  letztere  moskatnurs,  aber  auch  eine  pflanie 
sein  soll.  Dagegen  s.  188.  303  türk.  toplak  =  oriiak 
erdnufs  mit  fragezeichen  des  autors.  Also  gewifs  ablei- 
tungen  von  orjech  xdgvov^  nux,  orjeäije  (nucetum)  mit 
Zischlaut.  Comm.  Lith.II,  29.  TOrk.  koz,  bosn.  orab  walU 
nnfs  s.  267,  w&hrend  217  türk.  d^eviz,  orah,  uufs.  Die 
beiden  türkischen  Wörter  sind  wesentlich  einerlei  Lassen 
VII,  111,  nur  in  verschiedener  gestalt  von  fremdher  auf«* 
genommen.  Funduk,  Ijeänik,  haselnufs,  wahrscheinlich 
ans  nux  Pontioa  Plin.  s.  Lassen  YII,  112.  Das  f,  weil 
durch  das  arabische  hindurchgegangen,  wo  fehlendes  p  hftoBg 
durch  f  ersetzt  wird.  —  Hajjulfarikun  durch  falsche 
punctation  (s.  s.  226  ejjQh&-N'firyfun)  mit  k  statt  f, 
aus  Ev(f6qßtov  Lassen  VII,  98.  —  Zu  no.  8  fjpcnnrCaxoiHn' 
ro  nsvrdtffvXlov  Lassen  VII,  135.  tf>  s=  f  statt  p,  weil 
£ee  persische  wort  durch  das  arabische  hindurchgegangen. 
Der  Türke  hat  pentftfiliyofln  (quintefeuiile,  mit  t  statt 
qu  in  qninquefolium)  Davids  p.  144.  Keltisch  pempeduU. 
lieber  Pastinaoa  Secacul  149.  —  No.  9  Mentha,  in  Stolli 
lex.  mötva,  m^tvicca,  mjätva,  bei  Voltiggi  metica, 
ksl.  mjata  und  mjatva  mit  rhinistischem  ja.  Lassen 
VII,  143,  wo  kurd.  punk  mit  ausstofs  von  d  als  Menta 
silvatica  gegen  n&nä  als  erba  domestica.  Vergl.  Pehiwi 
Jusii  Bundeh.  s.  245  nfinu^prm  brotkraut,  mentha  panem 
condiendo.  Vergl.  über  das  zweite  wort  Lassen  VII,  145 
unter  äfthsprem.  Blau  hat  8.271  lefne-ot  (buchst,  lor* 
beerkraut)  für  Mentha.  Interessant  ist  kdqn^'  idqmi. 
IlBQYdioi  Hes.  Ahrens,  Der.  p.  85.  Also  das  türkische 
überkam  den  namen  des  lorbeerbanmes  als  lafne  vielleieht 
in  dieser  gestalt  schon  ans  einer  griechischen  mundart. 
Sollte  auch  laurus  aua  kdtfvri  verdreht  sein?  Andere  n^ 
men  des  lorbeers  Lassen  V,  77.  —  No.  10  Eyzyl-söJ^üt 
(buchst,  roth-weide  im  gegensatz  gegen  no.  4  ak  sökfit, 
verba,  weifse  weide)  wird  johovina  erklärt.  Blau  sagt, 
das  sei  erle.  Ungenau,  indem  es  der  analogie  gemiis,  als 
elliptisches  adj.,  erlen-holz  bezeichnen  mula«  Sonst  kn- 
pina  (rubus),  maslina  (olea)  u.  s.  w.    Dobr.  Inst  p.  29L 


annigen.  325 

Stulli  lex.  p.  73  übersetst  es  auch:  lignum  ex  alno.  Joha 
mit  einsob winden  yon  1,  auch  olha  (alnus),  aber  johiscte, 
johisctvo,  olhovnik  und  (6  statt  b)  olesnik  Locus 
alnis  consitus.  Litb.  ^Iksnis  Comm«  Litb.  I,  18.  II,  27. 
Ksl.  jel';ifa  (alnus),  jeräio  adj.  (äypov^  viticis)  Miklosiob 
p.  1157.  Das  latein  könnte  einen  consonanten  auagestolseo 
haben,  welcher  aber  eher  Zischlaut  sein  möchte  als  das 
häufig  im  slawischen  daf&r  eintretende  x  (litb.  ks  durch 
susatz  von  k?).  Wie  aber  steht  es  mit  abd.  erila  erle 
und  elira  eller?  Letzteres  ist  wahrscheinlich  di^  ftltere 
form  und  r  aus  s  zu  deuten.  Vgl.  Blau  no.  58  borovina, 
aus  pinus  stammend,  wie  jelövina  (no.  59)  lignum  abie* 
gnum.  S.  auch  s.  211.  Senevber  vergl.  sich  mit /a^i^ 
aävanaqj  tä  tTt(}6ßika  Lassen  VII,  72.  Blau  no.  61  hav- 
dovina  von  ;ifebd  Sambucus  ebnlus  Dobr.  Inst.  p.  211. — 
S.  257  türk.külken  bukva  buche  (ulme),  aberKülKen- 
agadzy,  bukovina  (daher  landesname  Bukowina)  bu- 
chenholz.  Mikl.  lex.  p.  48  betrachtet  boukü  (fagus,  durch 
lautverschiebung  buche)  uns  Deutschen  abgeborgt.  Bu- 
kov8kijezikd.i.  buchsprache  (lingua  latina).  S.  WWb. 
1,805.  Preufs.  bucus  buche.  Kulken-agac,  javoro- 
▼ina,  ahorn.  S.  160  wird  diesem  deutschen  baumnamen 
lat.  Acorus  beigeschriebeu :  das  kann  jedoch  nur  Schreib- 
fehler sein  für  Acer.  Wenn  VuUers  II,  1415  citirt  wird: 
so  trägt  der  nicht  die  schuld.  Virag  und  varaj,  aco* 
rum  turcicum,  was  zum  überflufs  der  liinweis  auf  va^ 
1411,  acorum,  bezeugt,  ist  der  ächte  kalmus  (Acorus  cala- 
mus),  im  skr.  vaKä,  wie  aus  Lassen  VU,  130  zu  ersehen 
ist.  Mit  dem  lateinischen  worte  würde  ich  ahd.  ahorn, 
obwohl  bei  Graff  I,  135  platanus  wiedergegeben,  gleich- 
stellen, als  h  für  c,  und  n  ableitend.  Fflr  Acer  bat  das 
Stullische  Wörterbuch  makljen,  aber  Acer  majus,  ital. 
acero  maggiore,  kl  ei,  etwa  litb.  kl  6  was  leinbaum,  ahorn- 
bäum  (Acer  platanoides),  woher  das  dorf  Kiew  innen  d.i. 
ahornwald,  wie  Stadt  Jauer  uud  ein  abd.  Ahornwanc, 
vergl.  wangus  im  preufs.  katechismus,  erklärt  durch  da- 
meraw  (vergl.  den  orta-  und  personennamen  Damerow), 


826  Pott 

ksL  d^brava  (arbores,  nemus).  Leinbaam  (preafs.  stackis) 
ist  ksl.  klen  (acer)  Mikl.  p.  288.  Linboam  wird  bei 
Graff  and  Benecke  ornus  glossirt,  aber  fladerboum  Graff 
111,868  den  US,  während  Ben.  I,  129.  111,334  hebenus, 
ebenns,  weshalb  clenus  möglicher  weise  blofs  verschrieben 
wftre.  Doch  s.  auch  clenns  Dief.  Nov.  Gloss.  Vergl. 
meine  Comm.  Lith.  11,34.  Ja  vor  (platanns),  javorina, 
jayorovina  Lignnm  ex  platano,  im  Stull.  wb.  Lätb.  aor- 
nas  ist  blofs  den  Deutschen  abgeborgt.  Das  gleiche  aber 
von  ja  vor  zu  glauben  verbietet  der  durchgreifende  man» 
gel  des  nasales.  Die  orientalische  platane  öynar,  javor 
8.  216.  Lassen  V,  71.  —  S.  283  tflrk.  pelit,  bosn.  hraat, 
eiche,  Mikl.  slaw.  elem.  s.  51;  pelid,  hrastovina;  und 
pelit-agad2y,  hrastovina  eichenholz.  Ligrnum  quei^ 
num  hrastovina,  hrastina,  dubövina  von  hr äst,  ra- 
stövina,  dab,  cser  Quercus  Stull.  ^  S.  232  Fnndnk- 
agadSy,  bosn.  leäkovina  haselnufsholz,  wie  kos-aga- 
dijj  orahovina,  nuCsholz.  Bei  Davids,  Gramm.  Türke 
p.l42  ist  foundx>uq  Noisette,  djäviz  Noix.DC.  vr^dovgy 
worin  die  consonantengruppe  =  engl,  j,  ital.  gi.  Ueber  mus- 
katnufs  Lassen  V,  83.  Lassen  alterth.  I,  SfiO. —  Filamur- 
agaö,  likovina  [k  verdruckt  statt  p]  lindenholz,  wie 
8.237  iflamur  agad^y.  Das  türkische  wort  nehme  ich 
in  verdacht  blofse  Verschmelzung  zu  sein  aus  tflrk.  öghla- 
mnr  äghfidji  (tilleul)  Davids,  Gramm,  p.  140  und  ^ü- 
higa*  —  S.  222  did-aga6,  jasenovina  eschenholz  Comm. 
Lith.  II,  27.  Lassen  VII,  137.  —  S.  229  eriK-agadiy, 
älivovina  zwetschenholz,  von  eriK,  iliva  pflaume.  Ksl. 
sliva  (prunus).  Vielleicht  zu  schiebe,  engl,  sloe  Comm. 
Lith.  11,37,  wo  poln.  tarnosliwka,  dessen  erster  be- 
standtheil  =  dorn,  wie  im  System  Prunus  spinosa.  Vgl. 
s.  262  kara-diken  (schwarzer  dorn  s.  221  vgl.  note  208), 
t^rnovina,  Schlehdorn.  —  S.  262  kara-agadzy  (auch 
schwarzer  bäum,  wohl  von  der  dunkleren  fiUrbung),  bre- 
stovina  ulme,  und  deshalb  schwer  mit  kara*agadiy 
(franz.  ormeau),  grabovina,  weifsbuche,  zu  vereinigen. 
„Schwarze  rflster^  s.  Comm.  Lith.  II,  33.  Grab  (carpinos. 


anzeigen.  327 

womit  vielleicht  verwandt)  Dobr.  Inst.  p.  200  ist  bei  Da- 
vids Gramm,  p.  140  gülgcn  äghädji  Charme.  —  S.  251 
kermeäik,  hudiicovina  sobneeball  (straucb).  —  S.  293 
8ököt-agad£y,  verbovina  weidenholz.  Vgl.  note  232, 
wo  rakitta  Salix  Stall.,  serb.  Salix  caprea  Mikl.  slaw.  elem. 
8.42,  wal.  räcfaitä  Salix  viminalis,  ungr.  reketye  und 
Salix  purpurea.  —  S.  29«)  süpüröe-agac  (d.  i.  beeenholz, 
wie  auch  besen  mit  dem  keltischen  worte,  im  lat.  betula, 
vermittelt  sein  könnte,  dochs.  Dief.  Origg.Eur.  p.258.  Cam- 
bouliu.  Rech,  sur  les  origg.  etym.  de  Tidiome  Catalan  p.  9), 
brezovina  birkenholz.  Aus  skr.  bhürga  birkenart,  vgl. 
engl,  birch,  was  aber  eine  sichere  herkunfl  nicht  hat.  Al- 
lenfalls zu  bhrä^  (fulgere),  wenn  die  indische  birke  auch 
wie  unsere  Betula  alba  eine  weifse  rinde  hat.  Uebrigens 
bat  auob  das  deutsche  wort  kaum  mit  borke  oder  gar 
bergen  etwas  zu  thun.  —  S.  229  erzed^-agadiy,  ti* 
soviua  eibenholz.  Mikl.  slaw.  elem.  s.  49.  —  S.  271  ky* 
zyldi^yk-agac,  drenovina  kornelkirschenholz.  Ky- 
z y  I  d  £ y  k  kornelkirschenbaum,  bei  Davids  cornouilleri  D r en 
(cornaro)  Voltiggi.  —  No.  11  Keklik-oty  =  Majorana. 
Anders  Lassen  VII,  144. —  No.  15  endzüresskopriva 
(Urtica)  Mikl.  lex.  p.  302.  Vgl.  s.  237  ind^ir,  koprono- 
visime  (brennesselsamen  s.  316),  ein  kraut.  Vgl.  ävTifii}d' 
i}  xv/idi<^  Lassen  VII,  136.  Dagegen  feige  kvrCfJQy  skr. 
aü^lra  110.  —  Zu  iskardiun  no.  17,  Allium  silvestre, 
war  sein  griechischer  Ursprung  aus  axogoöoPj  gekürzt  axoq^ 
öov,  kuoblauch,  auch  (fxoQÖiov  eine  pflanze  mit  knoblauchs- 
geruch,  zu  bemerken.  Etwa  hinten  mit  6ö  (lat.  odor), 
vgl.  Svao(ffiüg,  und  vorn  gekürztes  axwQ  (vgl.  das  kurze  e 
in  x€^>ro/io^').  Kaum  doch  zu  skr.  ^rdh.  Auch  schwer- 
lich XQoufivov^  der  angäbe  nach  schlechtere  form  als  x^o- 
fivov^  mit  assimilation  von  d.  Gegründet  scheint  des  verf. 
besserung  s.  232  gendeneh  statt  1.,  bosn.  pasji  luk 
hundsknoblauch  (Allium  ursinum).  Vgl.  pehiwi  gandenäk 
(pormm,  lauch)  aus  skr.  gandha,  geruch  Justi  Bundeh. 
s.  221.  Lassen  II,  150,  dafern  nicht  zu  skr.  kanda.  — 
Hindiba  (Intybus  Cichorium;  frz.  chicoree,  wal.  cic6re. 


328  Pott 

DC.  T^fixovqiaj  alb.  rooreia  BL)  =  2enoterga  no.  20, 
ang.  kat&ng.  In  Lassen's  seitschr.  VII,  141  habe  ich 
kard.  hendeba  ftkr  ital.  endivia.  £twa  ahd.  hintlopht, 
Cichorium,  Oraff  III,  870?  Loft  hcifst  hast.  Das  h  wahr- 
scheinlich aus  verkehrter  gelehrsamkeit,  iodem  man  ao 
hinduisch  dachte,  während  die  pflanze  vielmehr  davon  ih- 
ren namen  haben  soll,  dafs  der  monat  Tybi  in  Aegypten 
die  ivrvßioi  gebe.  Jedoch  hat  Parthey  im  Voc.  Copt.  in- 
tnbns  kolakinon,  ouoti  und  Cichorium  hrintou,  aber 
cichorii  genus  saris,  vgh  cigig.  8tu)K  lex.  Intubus  xut- 
jenica,  osihora.  Alb.  hgim^a  cichorie.  —  No.  21  vgL  234 
harbak,  und  s.  262  karad2a-ot,  kukur^k,  schwarze 
nieAwnrz.  Voltiggi  kukuvjek  niefswurz  mit  v.  Stnili 
lex.  Helleboms  kukurjek,  aufserdem  csemerikka,  ja« 
sl^nak,  sprex,  talovo.  Helleborus  albus  osemerikka 
bjela,  zlfitna  kittica,  goldenes  blamenstrfiufschen.  Bei 
Voltiggi  ist  csemer  gift,  6emerika  weifse  niefswurz  (Ve* 
ratmm  album)  Blau  no.  118  und  s.  258.  Nach  Grimm 
aus  pohi.  czm^r  kribbel  im  köpfe.  Bei  Nesselm.  lith.  wb. 
s.  162  czemerei  enzian  (Gentiana  rubra),  sehr  bitter;  nach 
anderen  jedoch  auch  Helleborus  albus.  S.  noch  Mikl.  lex. 
p.  1113  cemer^',  venennm.  Er  hat  auch  den  pflanzen- 
namen  koukourjetz'\  Bei  Richards  welsch  pelydr(pel* 
litory)  Yspaen  (of  Spain),  aber  pelydr  Yspain  du 
(black)  Black  hellebore.  Ahd.  sutirwurz,  sittiwurz 
helleborum,  Graff  111,871.  In  Ray,  Collection  p.  60:  To 
Setter;  to  cut  the  dew*lap  of  an  ox  or  cow,  into  which 
they  put  Helleboraster,  which  we  call  setterwort, 
by  which  an  issue  is  made,  whereout  ill  huroours  vent  them- 
selves.  Bei  mir  in  Lassens  zeitschr.  V,  79  x^Pß^^  (helle- 
borus), kharbaq  siyfth,  kh.  sefid  ellebore  noir,  blaoe, 
Davids  Gr.  p.  143.  Aus  dem  pers.  mit  i  izafet  x^QM^^ 
l''an7jr  und  x^9f*^^£  (vielmehr  hinten  x)  V'^^  (^^  V  itak.), 
wei&er  und  schwarzer.  —  Zu  no.  24  iil.  bei  Volt,  popo- 
nac  —  serpillo,  sermollino  —  Quendel,  ahd.  quenala, 
konala  mit  einschub  von  d;  vgl.  xavikt^.  —  No.  26  ra- 
3iiane=smora£  fenchel;  vgl.  no.  85.91.  Lassen  VU,  145. 


anzeigen.  329 

Im   StoUiscbeii  wb.  moraö,    ohne  zweifei    ans   fuccQa&ovj 
einer  der  epallelie  wegen  um  das  eine  q  gebrachten  neben- 
form  SU  fidua&Qov.     G  im  neagriechischen  gelispelt.    Au- 
fserdem  komoräcs  (etwa  verdreht  aus  innouaqax^Qov  mit 
X  statt  n\    wegen  ksl.  komar  mflcke?),    koromäcs  und 
slädki  (duice)  köpar  (anethum).  Attpr.  kamato  fenchel. 
Bosn.  kopric  dill  no.  25,  vgl.  Mikl.  lex.  p.  302.  —  No.  27 
bosn.  Viüna  kosa,  d.i.  feenhaar,  wie  Adiantum  capillus 
Veneris,    also    von    religiösem    Charakter.     Auch  ist  in 
,,frauenhaar^  die  Jungfrau  Maria  gemeint.     Beräiav- 
8an  s.  Lassen  VU,  138.  —   No.  28  kara-agyz,  lisan- 
-et-thevr  =s  gavez.    Lisan-i*thevri  Bourrache,  Da- 
vids Gr.  p.l43,  aber  yabftn  (wild)  lisänl  thevri  Buglose. 
Gavez,  heifst  es  aber  note  80,  ist  fesstehender  name  ftr 
Wallwurz  (Sjmphytum  officinale).    Gaves,  sa  m.  (freilich 
mit  hartem  s),  ital.  polmonaria  lungenkraut,  Voltiggi  s.  61. 
Doch  8.  no.  128.  —  No.  29.  177  lisan  usfur  =  jase- 
nova-resa  und  jasenovo  s€me.     Ersteres  arab.  lingua 
passerina,  i.  e.  semen  fraxini  s.  Lassen  VII,  137,  wo  noch 
andere  pflanzennamen,   welche  mit  zungen  verglichen  wer- 
den. —  No.  30  lilab  =  berätan.     Hedera,  bSrsctan, 
bljust  —  Blau  no.  56.  —  StuUi  lex.   Wal.  im  Ofener  wb. 
ederä,  ung.  borost  jan  epheu  s.  271.     Mikl.  slaw.  elem. 
s.  15  scheinen  Blaues  Verbesserungen  Hb  lab  und  purst  an 
(eher  vorn  mit  b)   zu  bestätigen.     Vielleicht   hat  er  auch 
recht,    in    baloiSyt,    bosn.  kukavicl   vez  den  epheu  zu 
finden.     Der  slawische  name,  wörtlich  „kuckuks-stickerei^ 
pafste   dazu   vielleicht  gerade  so   gut    oder  besser  als  zu 
der  granatblCkthe^   balaustium.     Lebläb  bei  mir  Lassen 
VII,  139    ist  Hedera.   Convolvulus.  —  No.  3!    Artemisia 
vgl.  Lassen  V,  69.    Arabisch  Qaidüm  Southernwood  (A. 
abrotanum).     Gael.  burmaid   f.    aus    engl,  wormwood 
(Verdrehung  aus  wermnth,  obschon  A.  abrotanum  wirklich 
auch  als  Wurmmittel  dient):  absinthium.   Holl.  alsem,  al- 
sene,    alst,    woher   alsembier    bitterbier,    alsemwyn 
wermuthwein.     In  Schottelius,  haubtspr.  s.  1279  altz  m. 
(1310  eltz)  absinthium  Ponticimi,  breiter  und  feister  wer- 


330  Pott 

mntb,  daraus  der  wermulhwein  gemacht  wird.  SoUte  es 
aus  dem  arabischen  namen  desselben,  ilkh,  mit  vorgesetz- 
tem artikel  entstanden  sein?  Eber  ist  es  aus  der  glosse  za 
abd.  wormiota,  nämlich  alosantus,  aber  uuermota 
absintbia  Graff  1,978  durch  kürznng  (tz  statt  st)  Terao- 
staltet.  Alosantus  hinten  mit  sanctas  und  vielleicht 
als  vox  hybrida  mit  ö?^o^;  der  allerbeiligste?  Vergl.  ital« 
semesanto  (semen  sanctum?)  in  Jagemann's  wb. :  der  hei- 
lige beifufs;  der  tatarische  beifufs.  Ueber  abd.  pipös  Ar- 
temisia  Grimm  myth.  s.  1161.  Türk.  misk  efiti  Davids 
p.  143  =  armoise  aus  Artemisia.  Ueber  gallisch  bri- 
cum  US  (artemisia)  Dief.  Origg.  Eur.  p.  272.  —  No.  32 
turdek  (s.  s.  314)  ve  Dientiane  -rumi  (römische  Geo- 
tiana  vgl.  no.  180)  ve  labodä  sss  itavje.  Stavel  (ru- 
mex)  Stull.  Vgl.  Mikl.  slaw.  elem.  s.  53.  Ich  habe  Las* 
sen  Vn,  148  rovgöd'  (d.  i.  im  pers.  acida)  Xanad-ov,  Aus 
diesem  griechischen  worte,  eine  ampferart,  lapathum, 
deren  genufs  den  leib  öffiiet  und  erweicht  (daher  wohl  zu 
Xanal^Eiv)^  rührt  nun  unzweifelhaft  laboda  her.  Auch 
stimmt  dazu  vortrefflich  Mikl.  lex.  p.  332  lapota  f.  läpp« 
(das  wäre  freilich  die  klette)  Azbukovnik,  ubi  [und  wahr- 
scheinlich nicht  ohne  grund]  dicitur  esse  jdavel"  kon- 
skoi,  buchstäblich  pferde-sauerampfer.  Vgl.  lett  sak'k'o 
(leporum)  fskabbenes  hasenklee.  Poln.  szczawik  (Cia- 
lis acetosella)  Comm.  Lith.  II,  37.  Poln.  szczaw'  Bumex, 
ampfer;  szczaw^  kwasny  Sauerampfer,  R.  acetosa.  Ksl. 
ätav',  ötavije  n.  (rumex)  Mikl.  p.  1135.  Ich  glaube  aber, 
man  hätte  unrecht,  mit  obigem  laboda,  welches  die  Tfir« 
kcn  aus  dem  griech.  Xdnaxtov  haben,  den  freilich  sehr  nahe 
anklingenden  ausdruck  zu  verwechseln,  dessen  sich  die 
Slawen  für  die  melde  (ksl.  loboda  f.  vere  atriplex  Mikl. 
p.  341;  slaw.  elem.  s.  28)  bedienen.  At-kulagy  (buchst, 
pferdeohr),  loboda  (Atriplex  hortensis)  s.  200.  Das  latei- 
nische wort  durch  falschdeutung  aus  argdtfai^iq  und,  mit 
einschmuggelung  von  ävSgeg  (als  ob:  von  menschen  ge- 
gessen, vergl.  (fayslv)^  auch  avÖQaipa^ig  Lassen  VII,  147. 
Wal.  loboda  Mikl.  slaw.  elem.  s.  28.  —  Abd.  stur,  stir 


anzeigen.  831 

Blitom,  intybus  Oraff  III,  872  vergleicht  Bich  mit  wal. 
ätiru  Amarantbus  blitam,  der  meyeramaranth ,  wilde 
melde,  aog.  ester-parej  2.  A.  sanguineus,  uog.  veres- 
par^j.  Lex.  Bud.  p.  673.  Dobr.  Inst.  p.  173.  Mikl.  slaw. 
elem.  6.53.  —  No.  35  huromaz  ve  kasni  =s  kiselica, 
und  8.  236  hnmmäs,  kiselaca  Sauerklee,  Sauerampfer. 
Laasen  VII,  142  f^as'  (gewifs  vorn  verstQmmelt)  ro  kdna-^ 
&0V,  Ksl.  küsel  6fA(paxi^<av,  acerbus,  und  daher  küseli« 
cije  (malus  pnnica). 

No.  36  babur-Merjem  =  skrii^.  Ein  ßovxovq- 
fiiQWfij  Lassen  VII,  134,  nach  Cast.  lex.  Suffitus  Ma- 
riae  (als  zur  Vertreibung  der  motten  dienend)  s.  Cycla- 
men,  vulgo  Arthenita,  worüber  bei  mir  s.  133.  Des- 
halb mag  die  erklftrung  richtiger  sein,  als  storax  (doch 
bohhfir  ftghfidji  hat  Davids  Gramm,  p.  141  unter  den 
banmnamen  ftkr  storax),  welches  Lassen  s.  95  mit  ganz 
anderen  namen  vorkommt,  übrigens  auch  ein  erzeugnifis 
zum  r&uchern  liefert.  Skri^  möglicherweise  aus  versehen 
nicbt  ausgeschrieben.  In  Stullis  wb.  Cydaminum  Plin.  (da 
pan  porcino  hinzugef&gt  wird,  meint  er  Cyclamen,  saubrod) 
skrixalina,  auch  krixalina.  —  No.  39  kedver  (?)  s= 
m^rkva.  Das  letztere,  nebst  ahd.  moraha  (pastinaca,  s. 
Diefenbach  Nov.  Gloss.),  mhd.  morche,  morhe,  more, 
möhre  (Daucus  carotta)  Ben.  11,217,  vgl.  meine  Comm. 
Lith.  II,  30,  rechtfertigte  zur  noth  gleichstellung  des  türki- 
schen Wortes  mit  kurd.  giezer  (pastinaca)  Lassen  VII,  149. 
Inzwischen  verweist  Blau  s.  314  auf  ein  chiva'sches  kedir 
gelbe  rflbe,  carotte.  Die  ähnlichkeit  mit  t^aßovaij^  u.s.w. 
(Pastinaca  Opopanax,  woher  ein  danach  benanntes  gummi 
stammt)  Lassen  100  beruht  wohl  auf  blofsem  zufall.  — 
S.  199  Arnaud-biberi  (arnautischer  pfeffer),  spejica 
pfefferkraut,  Satureja  hortensis.  Dagegen  Frenk-biberi 
d.  i.  fränkischer  (bei  uns:  spanischer)  pfeffer,  paprika 
(aus  ill.  papar  pfeffer)  s.  232.  —  No.  43  vgl.  120  saatr 
(ex  conj.)  =  öubar.  Unter  45  at-kulagy  (s.  schon 
oben)  =  öubra.  Letzteres  schliefst  sich  noch  enger  an 
griech.  &vfißQa  an,  woraus  (s.  früher  moraö  wegen  gelis- 


832  Pott 

peker  aaseprache  von  t9>)  in  meiner  Comin.  Litli«  II,  28. 
Dobr.  Inst  p.  181.  Mikl.  slaw.  eletn.  s.  53  s.  b.  lith.  cz6* 
bras  pfefferkrant.  Wal.  im  lex.  Bad.  p.  119  cimbra  m., 
ung.  tsombor  1)  Satareja  hortensis,  2)hy8sopii6,  3)Th7mQS 
aerpillum.  Poln.  bei  Mrongovias  cz^br,  cz^ber(mit  rhi* 
nismus),  auch  c^br  (aafser=:ziemer,  mit  cinachnb  too  b^ 
rückenbraten,  aus  dem  deutschen)  =■  Satoreja  hartenm, 
saturoi  und  zatrei,  gemeines  pfefferkrant,  boknen-  oder  wnrst- 
kraut;  kalbsysop,  zwiebelysop,  wie  ja  Zenker  ein  gleich- 
lautendes tOrkisohes  wort  mit  fayssopns  wiedergiebt.  Zaikfa 
ans  Hjrssopus  vgl.  no.  91.  Bei  Davids  p.  143  zofif&  efiti 
(letzteres  franz.  herbe)  hysope  sanvage,  aber  ipär  bysope. 
Czubrika  majoran  (?)  Blau  s.  289.  Etwa  <rara^  rooQt^ 
yavop  Lassen  VII,  135  dem  lateinischen  satureja  entnom- 
men,  welches  als  aphrodisiakon  von  den  Satyrn  aeineo 
namen  hat?  —  No.  41  Aneb-et-thaleb,  pasvica  (So- 
lanum nigrum).  'AvaniCahin  (eig.  uvae  vulpinm)  o  in(g{h 
Xvoq  Lassen  VII,  129.  Pasuica  Stulli  lex.  p.  580.  Sob* 
num.  —  No.  48  keleni  (?),  boboynik  Sednm  Telephinm; 
doch  s.  no.  93.  In  Stulli  lex.  Semperyivum,  aniser  vazda- 
-xiv  (sempervivens)  auch  bobövnjak,  hob  gromovi 
n.  s.  w.  Da  grom,  gromovina  der  donner  heilst:  soebe 
ich  darin  einen  ähnlichen  aberglauben,  wie  beim  donner- 
bart  (hüslouch  barba  Jovis  Ben.  I,  1044.  Dief.  Nor. 
Gloss.  p.  48),  die  hauswurz,  sempervivum  tectomm,  welche 
aufs  dach  gepflanzt  vor  dem  einschlagen  des  blitzes  sichert 
Grimm  myth.  s.  167.  Jedoch  hat  Blau  s.  228  enbuh, 
öuvakuda  ftkr  Sempervivurn  tectorum,  angeblich  von  csa- 
▼  ati  bewahren,  bewachen,  csuvar  hflter  (Volt.)  —  toi; 
dem  einschlagen  oder  g^nz  allgemein?  Unstreitig  lag  io 
seiner  ausdauer  selbst  im  winter  (daher  bei  DG.  x^f*^^ 
erklärt  durch  atit^ov^  also:  immer  lebend)  auch  filr  aeineo 
Standort  gleichsam  die  bürgschaft  von  dessen  stetem,  un- 
geschädigtem  fortbestehen.  —  No.  50  Man-helalie  =  ro- 
sopast.  Cbeltdonium  Stulli  lex.  rosopas  (ohne  t)  mit 
▼ielen  anderen  namen.  Pehlwi  zardah,  d.  h.  gelb,  we- 
gen seines  gelben  saftes  Justi  Bnndeh.  s.  166.  —  Na  52 


horu  ve  keneTir(ez  conj.)  =  konoplje,  hanf,  cannar 
bis  Comm.  Lith.  II,  35.  Das  türkische  wort  enthält,  Ter- 
mnthe  ich,  noch  arab.  berri  (agrestis)  Lassen  VII,  158. — 
Mo.  53  közbere  ve  k>iänid£  =  deäpik.  Nardum  -r-  ital« 
nardo,  spigo  —  descpik,  kvenda  [quendel?]  Stulli 
lex.,  also  Lavendula  spica,  spieke.  lieber  tfovfjißovX  (spica 
nardi)  dagegen  s.  Lassen  s.  122;  die  beiden  türkischen 
Wörter  jedoch  bezeichnen  beide  den  koriander  s.  141.  — 
Zu  no.  60  (fovXßa  pro  Covgßd  vielleicht  speierlinge  Lassen 
s.  106.  Vgl.  Blau  s.  308.  Wal.  oskoruö  Mikl.  slaw.  elem. 
s.  34.  TOrk.  uves  Sorbe,  corme,  aber  niuchmulah  N^fle, 
ill«  mascmula  mispel,  alb.  fMovifiovX^^a  ans  fiovtfnovXoVj 
mespilum,  v.  Hahn,  s.  78  und  ßÄdege-a,  geg.  ßoÖB  s.  4« 
Doch  nicht  etwa  durch  Verwechselung  mit  bädäm  man- 
delo Lassen VII,  111? — No.62  Kahu  ve  marol  ve  kasni 
«sloöika  (ksl.  loätika  ^oiSaxivi]  Mikl.  lex.  p.  344,  umge- 
bildet aus  lat.  lactnca,  eigentlich  milchpflanze)  ve  salata 
salatarten.  Lassen  VII,  148,  wo  fAccQOvXiov  (Blau  s.  273)) 
Toxfis  (semen)  xaxov  (Blau  s.  183)  und  kurd.  khas  (lat- 
tnca).  Bei  Davids  m&röl  Laitue;  adjl  m&röl  Laitue 
am&re.  —  No.  64  vergl.  note  371  jebruh  (emeodirt)  -es- 
sanam  s=>  okolo6ep.  Die  berühmte  Mandragora,  welche 
im  arabischen  von  ihrer  angeblichen  menschenähulichkeit 
den  namen  f&hrt,  s.  Lassen  VII,  128,  auch  Alraune  (d.h. 
wohl:  alle  geheimnisse  wissend  und,  nach  umständen,  ver- 
kündend) Grimm  myth.  s.  1153.  Okolocep  ist  dem  Ser- 
ben ein  kraut,  das  au  liebestränkeu  dient  Grimm  s.  1166. 
Kann  ill.  okolo  um,  beinahe,  und  csep  Stoppel  darin  lie- 
gen? Zuwendend,  wie  ivy^?  Nach  Blau  wäre  es  Centaurea 
caloitrapa.  —  No.66.  77  und  s.  204  Beben  rubra  et  alba 
Lassen  s.  132. 

No.  68  ager  (aus  änogov  herübergenommen),  vire^ 
ist,  wie  oben  gezeigt,  nicht  der  ahorn,  sondern  kalrous,  und 
da  letzterer  den  indischen  namen  vaöä  trägt,  wäre  leicht 
möglich,  no.  69  veud-hindl  [lignum  aloes  Indicum  Las- 
sen V,  81]  gehöre  als  indisches  gewächs  noch  dazu. 
Was  aber  zen^ebil-el-  adzem  (ersteres  ingwer,  aus  skr. 
^rngavera)  Lassen  VII,  127    mit   der   bjela   sablica 


334  Pott 

solle,  begreift  eich  schwer,   dafern  man  nicht  die  hornge« 
stalt  des  ingwers  mit  einem  krummen  säbel  znm  Tergleichs- 
dritten  gemacht  hat.   Das  bosnische  wort  nämlich  bezeich- 
net dem  subjectiven  sinne  nach  weifses  s&belchen  (sabljica 
kleiner  degen,  Voltiggi),  und  pafste  demnach  der  färbe  we- 
gen  zu   der  Schwertlilie  (gladiolus)  seinerseits  auch  nicht. 
Swertelbluomen  acira  Ben.  I,  217  ist  im  lateinischeo 
Worte  offenbar  plur.  von  acorum.  Geilswertila  acoms, 
Graff  III,  872.  —  No.  70.  186  sedef  raute  Lassen  VII, 
142.     Mikl.  slaw.  elem.  s.  43«    Bei  Davids  sadaf  Rue.  — 
No.  71  rätined2,  harz,  ist  ohne  zweifei  aus  ^tjripij  ent- 
standen,   woher  die  Lateiner  ihr  resina  mit  assibilation 
des  T  haben.     Das  wort  ist  in  die  orientalischen  sprachen 
wohl  kaum  erst  durch  die  heutigen  Qriechen  gekommen, 
indem  alsdann  die  erste  silbe  itakistisch  ein  i  haben  mfiiste. 
—  Zu  72  Agaricum,  ill.  agarik,  peczurak  Stull«,   aus 
ayaQixov,  Champignon  note  259,  wie  desgl.  tOrk.  menter 
Davids  p.  142.  —  No.  79   vergl.  129.  181  papunedi  ve 
papadia  =  obrenic  (?),  kamille.   Lassen  VII,  140.  Ba- 
char.  babüna^.  Pspädiyah  camomille.  Davids,  Gramm, 
p.  143.—  Zu  no.  80  Melilotus  Lassen  VII,  120.—  No.87 
kehruba,  zamg  rumi  =  orahova-8mola  (buchst.  noTs- 
harz)  Lassen  VII,  95,  wo  ijlextqov^  im  pers.  stroh-* anzie- 
hend.    Dafs  der  bernstein  gemeint  sei,    bezeugt  das  bei- 
wort  rumi  (römisch,  abendlftndisch).    Vgl.  samghqana- 
vasheq  Galbanum  Lassen  97.  —  No.  89  vergl.  169.  170 
und  s.  205  besfald2  =  sladka  paprad  sfifsfarn.    Das 
slawische  wort  Comm.  Lith.  II,  33.   Paprftt,  paprfttea, 
poporotnik,   praprutao,  preprut  Filix  (ital.  felce, 
felice  Diez  wörterb.  s.  141)  Stulli  lex.  Pire-oty  (d.  i 
flöbkraut,  von  verschiedenen  zur  Vertreibung  von  insecten 
gebrauchten  kräutern;    von  Davids  p.  144  engeror  Aber- 
setzt)  erklärt  durch  paprad  farnkraut  Blau  8. 284.  Grimm 
myth.  s.  1161,   wo  Ober  den  mit  ihm  verbundenen  aber- 
glauben.     Das  deutsche  wort  liegt  dem  anscheinend  redo* 
plicirten  slawischen,  wie  mich  bedfinken  will,  fem.  Griech. 
nTSQig  wegen  seiner  gefiederten  blätter,  mit  den  orientali- 


anzeigen.  335 

sehen  umfiDderiiogen  Blau  no.  113.  —  Zu  no.  95.  137.  198 
ma^dinös  Persil.  Maxedoriaiov  8.  Lassen  VII,  149.  — 
No.  96  selk  =:  blitva.  Beta  Tulgaris  a.  a.  o.  148.  Blitva, 
it.  bieta,  raangold.  BXixov  erklärt  man  fflr  melde.  — 
No.  98  abhal  =  smrekove-bobe  (Wacholderbeeren). 
Jedoch  ist  Lassen  V,  71  JinxovX  (DC.  App.  p.  63  eßovX) 
Sabina  et  baccae  ejus.  Erzedz-aghad^y  (eibenholz) 
Blau  8.  229  erinnert  umgekehrt  flQchtig  an  äras  (Sabina, 
juniperus)  bei  mir  a.a.  o.  —  Ardyö,  smr^ka  wachhol- 
der no.  165  und  s.  199,  bei  Voltiggi  smrekka  (ginepro), 
ksl.  smrjeö^'  f.  (juniperus),  als  m.  und  smrjeöa  f.  xiögog. 
Wal.  c^iinä  (Juniperus  communis)  Mikl.  slaw.  elem. 
p.  52.  —  Zu  no.  99  pers.  gauarz  (milium)  Lassen  VII,  160f 
aber  auch  ragov'  6  TciyxQ^S*  Bei  Davids  p.  143  däroü 
(millet),  aber  arnäoüd  däroüsi  (arnautische  hirse)  panic. 
Blau  hat  s.  218  dary,  jedoch  s.  21)9  mit  t  sowohl  tary 
als  tarn  ^  proso  hirse,  altpr.  prassan  im  acc.  Dhurrah 
bei  ihm  s.  294.  —  No.  102  kurunb  (crambe?)a=  lahana. 
Kurd.  karnabit(Cavolifiori)Las8en  VII,  147.  Lahhanah 
Cfaou.  Davids  p.  142,  unstreitig  aus  kdxccvov  (olus  und 
Oberhaupt  grOne  waare).  Lachan^m.  Xaxavov^  olus  MikL 
p.  334.  Bei  Blau  s.  271  lahhan,  lahhanah  =ss  kupus 
(das  erste  u  statt  a  wegen  p?)  kraut,  kohl.  Vgl.  ksl.  ca- 
pousta,  was  freilich  =  ital.  composta,  wogegen  ital. 
capuocio,  frz.  cabus,  deutsch  kabisz,  kabis,  als  wei- 
fser  köpf  kohl  von  Caput  Qrimm  wb.  V,  9.  Meine  Comm. 
Lith.  II,  34.  Voltiggi  giebt  kapus,  sa  m.  —  cavolo,  ca- 
pucci  —  kraut  (also  in  mehr  besonderter  anwendung).  Böhm, 
hlawatice  kopfkohl  von  hlawa  köpf.  Ben.  I,  891  hat 
kabez  kr  üt  köpf  kohl,  aber  kompeskrüt  Sauerkraut,  aus 
kompost.  —  No.  4  harnub  (warum  n?)  Siliqua  cerato- 
nia  B.  x^Q^ß^  Lassen  VII,  105.  111.  rogacs  —  ital.  ca- 
roba  —  bockshörnlein,  Volt,  aus  rog,  hom,  der  gestalt 
des  Johannisbrotes  wegen.  —  No.  107  äah-belut  (gleich-* 
sam  königseichel.  Lassen  VII^  111)  =  kesten vahäi  würde, 
im  fall  der  schlufs  dazu  gehörig,  wilde  kastanie  sein. 
TOrk.  kestftneh  Ch&taigne.     Ksl.  kastan'  m.  Mikl.  lex. 


336  Pott 

p.  284  und  kostao'^  m«  (castanea)  30d,  nach  einer  Stadt 
am  PoDtus,  meint  man.  —   Zu  no.  109  kOmmel,  türk.  ki- 
Dön  Davids  p.  144.    Lassen  VII,  140.    Ksl.  kjomin  xt^ 
uivov  Mikl.  lex.  p.  328.     Bei  Graft'  abd.  kumin,  kumil, 
kumi. —  No.  122  anzerut  (sarcocoUa)  Lassen  s.  98.  Vul- 
lers  lex.  I,  117.  —  Zu  No.  135.    Auch  Voltiggi  giebt  gla- 
diso  (etwa  daber  der  famiiienn.  Gladiscb)  —  it.  anno- 
nide  —  beubeckel  (-becfael?);  aber  in  Stulli  lex.  nicht  nur 
Anonis,    sondern  auch  Nardus  salonides.  —  No.  139.  197 
torak-oty,  wie  119  dorak  oty,  auch  s.  223,  bosn.  ko* 
par  diu  (anethum).     Düragh  eati  Anet  Davids  p.  143- 
EsL  kopr  ävri&ov  Mikl.  lex.  p.  302.    Dagegen  anis,  ab 
dem  griechiscben  entstammend  Lassen  VII,  140  (^mitge- 
lispelter  ausspräche,  wie  engl,  th,  und  i  itakistisch),  tflrk. 
anisön  (anis  suorä).  —  No.  147  devetabany  =:  vratica. 
Das  erste  soll  tournesol,    nftmlich  beliotropinm  sein. 
Vgl.  Lassen  VII,  123.     Deshalb  leitet  sieb   das  slawische 
wort  ohne   zweifei  (vgl.  auch   abd.  sunnunwendil,   ital. 
girasole)  ab  von  ill.  vartitti  —  girare,  volgere  — dre» 
hen,  und  mit  r  vorauf:  vratati  sich  umwälzen.    Nach  der 
sonne  benannt  hat  das  lex.  StuII.  Solsequium,  heliotropium 
suncsenik,  suncsenjak,  suncsac.    Vgl.  Blau  note  39. 
Für  Foenum  graecum  hat  lex.  Stull.  u.  a.  prosenicsak, 
pros^nica,  was  doch  von  sjeno  (foenum)  kommen  und 
auch  in  dunjica  (?)   bei  Blau  für  bocksdom   eu  Sachen 
sein  möchte.  —    No.  148  Cuscuta  Lassen  VII,  136.  — 
No.  152  Portulaca  Lassen  140.  —  No.  155.  196  Jasmin 
Lassen  121.    Rösler,  bestandtb.  8.35.  —  No.  159  vgl.  78 
und  s.  273  kaloper,  balsamita  vulgaris,  frauenkraut,  ma- 
rienwurzel.     In  Stulli  lex.  wird  koloper  (vorn  mit  o)  ftr 
Mentha  romana   ausgegeben,    während    unter  sisymbriom 
nicht  nur  sisimbrio  und  pjenez  Bimski  (ital.  moneta 
Romana),  sondern  auch  kaloper  steht.     Siehe  Ober  dies 
dunkle  wort  Mikl.  die  slaw.  elem.  s.  24.  —  Tax  168  vergl« 
s.  292  aköe-oty  ss  hren.    Nach  ilL  hren  —  nastundo, 
radica  forte,  dente  di  cavallo  —  kren,  Voltiggi  zu  scUie- 
fsen,  mftlste  man  an  den  meerrettig  (Comm.  Lith«  II,  29) 


anzeigen.  387 

denken.  Ksl.  hrjen'  m.  cochlearia  armoracia  Mikl.  lex. 
p.  1099.  Ahd.  chrene  (rapbanus).  Grafflll,  869,  aber  IV 
(kreen,  meerrettioh),  rabigudium,  wie  meriratih  111,866 
raphanuB,  radegudiutn  ausgelegt  wird.  Dief.  im  Novum 
glossarium  p.  313  hat  unter  rapbanus:  merredich,  aber 
auch  ratich  [doch  kaum  anderswoher  als  aus  radix],  was 
denn  vielleicht  als  primitiv  anzusehen  von  radegudium«  — 
No.  171  vgl.  mich  Lassen  VII,  163,  wo  auch  kurd.  me* 
kak  (liquerizia),  was  zu  tOrk.  miam-kökü  pafste.  — 
No.  176  Safran  Lassen  123.  —  No.  179  akarkarha  Py- 
rethrtim,  im  zweiten  gliede  gleich  mit  oud  elqarah  Las- 
sen 134.  Jedoch  Davids  bringt  yäpichkän  (pyr^thre). 
Im  deutschen  zu  bertram  umgedeutet.  Xjrrimm  mythol. 
s.  1163.  —  No.l84  seliha,  bur6ak*kabugy  Cassia  fistu- 
laris  Lassen  s.  154.  —  No.  187  trefil  (aus  rgicfvllop) 
kann  nicht  ruta  sein,  was  sich  gewifs  nur  durch  blofses 
verdrehen  aus  dem  vorigen  artikel  eingeschlichen  hat.  Vgl. 
s.  245.  301.  Skr.  tripatra  (auch  dreiblätterig)  Lassen 
s.  139.  —  S.  196  ajva,  bosn.  tunja  quitte.  Lassen  8.106. 
Im  ßtullischen  wb.  dünja  Cydonium  malum,  ital.  coto- 
gna.  Ahd.  kutina  (Cydonia),  chutenbaum,  cydonia, 
cotauMS.  Das  slaw.  wort  hat  demgemäfs  vom  kQrzung  erfah- 
ren, wie  das  tmsrige  am  ende.  Bei  Voltiggi  findet  man 
kutina  und  tunja.  In  Mikl.  lex.  p.  286  kidonije.  Auch 
tioca,  vogel,  hat  durch  einbufse  von  p  (ksl.  p'tisf)  seine 
beziehung  zu  skr.  pat,  fliegen,  verdunkelt. —  Anar,  nar, 
ynar  s.  275.  310,  äipak,  sipak  granatapfel  Lassen  s.  106. 
Das  slawische  wort  bedeutet  eigentlich  rose,  ksl.  dip'k 
oddoy,  allein  auch  poiä  malum  granatum  Mikl.  lex.  p.  1134. 
Mbd.  margramboum  und  margrat  sind  Umbildungen 
ans  mala  granata,  ital.  melogranato,  melograno. — 
8.  198  alydi,  divakinja,  azerole,  mispel.  Bei  mir  Las- 
sen •.  105  stehen  dafnr  andere  namen,  und  ist  akovr^  als 
deminotivform  s.  108  eine  pflaumenart.  Etwa  die  wildwach- 
sende sagenannte  krieke?  —  Prunum  silvestre  —  ital.  pm- 
gttola,  ensina  salvatica  —  sliva  divja,  Stall.  Daza  auch 
Seft-ftlll  (ptehe)  109.  Blau  s.  297.   Er]k(pnine),  iliwa, 

Beitrftge  s.  Tgl.  sprachf.  VI.  8.  22 


338  ^  Pott 

pflaume  Blau  8.  229.  —  S.  198  vgl.  no.  69  alant  (Inola 
Heleninm)  Comro.  Lith.  II,  36.  Bei  Stulli  Inula  oman, 
aber  Helenium  oman,  ovnak,  ovnlka.  Auch  devja- 
sil,  devjatisil,  d.  h.  neunerlei  kräfte  besitzend,  wie  desgl. 
lith.  debessylai  alant.  Das  erklärt  sich  aus  ▼.  Strah- 
lenberg, das  Nord-  und  Ostl.  Th.  von  Ehiropa  und  Asia 
1730  8.78,  wo  berichtet  wird:  „Bei  den  bauem  in  Lief- 
land gilt  9  [3  mal  3]  als  heilige  zahl,  z.  b.  neunerlei  krän- 
ter  zu  ihren  arzneitränken  ^  u.  s.  w.  Nesselmann  lith.  wb. 
8.  132  hat  debesylas,  im  pl.  döbesylai  alant,  Schwarz- 
wurz, Symphjrtum  ofBcinale.  —  S.  202  baldoran  (türk. 
bäldirän  CiguS)  Davids  p.  144,  mit  der  zwiefachen  er- 
klärung  'drozgina,  k^rkotina.  In  letzterem  vermuthe 
ich  xixovva^  cicuta,  xoviov^  aber  auch  xixgvrog  ((><;  falsch 
f&r  ov?)  t6  cniQiitt  xov  xtoveiov  DC.  Sonst  heilst  niss. 
omjeg  Conium  maculatum.  Mikl.  sl:  elem.  s.  34.  —  Bakla, 
bob  bohne.  Lassen  VII,  157.  Baqlah  (ffeve).  —  S.  204 
vergl.  297  behadfir  hyzyr,  tatula  Stechapfel.  Lassen 
V,  79.  Er  ist  bei  uns  erst  eingeführt  (Prichard,  natorgesch. 
des  menschengeschlechts  1,36).  S.  petersb.  wb.  dhattQra, 
dhustüra  (Datura  alba).  Auch  khala  Stechapfel,  allein 
desgl.  böser  boshafter  mensch,  bei  Wilson  wicked.  Kala- 
bha  Datura  fastuosa.  Kärtasvara  (als  synonym  von 
gold)  Stechapfel,  wie  känkana  (goldig)  Datura  fastuosa 
ebenso.  —  S.  207  vgl.  214  bödiek,  jagoda.  Letzteres 
ecdbeere  und  daher  vermuthlich  das  erstere  aus  versehen 
statt  türk.  qödjah  yemich  Fraise,  Davids  p.  141,  wie 
qödjah  yemich  äghadji  erdbeerbaum,  arboasier.  — 
S.  209  burd£y,  bosn.  imel  mistel  (Viscum  album)  Comm. 
Lith.  n,  p.  26.  —  Butruk,  bosn.  öidak  Arotium  lappa, 
klette,  kurd.  bei  mir  Lassen  VII,  138.  Blau  hat  s.  242 
japysgan-ot  d.i.  kleberich,  klette,  bosn.  torica«  Lappa 
in  Stulli  lex.  lopuh,  csicsak,  torica.  Böhm.  Inpen, 
lupaun  klette,  mit  anklang  an  das  lat ;  indefs  ersteres  auch 
überhaupt  blatt.  —  S.  214  öirez-aghaö,  bosn.  trejoja 
kirschbaum.  Aber  Kiras  mit  weichem  k,  tre&oja  kirsche. 
Kel.  6rjed''nja  (cerasus)  Mikl.  p.  1126.  Slaw.  elem.  8.  53 


anzeigen.  S39 

ans  dem  griech.*lat.  worte  mit  aMibilalion  von  k  oder  da- 
für t.  —  Zu  8.  248  jylan-jasdugy,  boso.  kruzlad2a 
schlaDgenkraut  Wenn  es^ragon,  wäre  es  dragon,  ital. 
tragoD,  Wallach,  tarconu  aos  draco  (yergl.  Artemisia 
dracunculas)  Diez  Wb.  s.  342,  das  aber  auch  in  der 
gestalt  von  vQaxovj  raQ^ov  Lassen  VII,  142  durch  das  ara- 
bische hindurchgegangen.  Ung.  tarkony  der  bertram.  — 
S.  251  Kerfiz,  bosn«  miloduh,  aber  kirfiz,  bosn.  ra- 
▼anj  Sellerie  (Apium  graveolens).  Lassen  VII,  149.  Ke- 
refes  (c^leri)  Davids  p.  142.  In  Stulli  lex.  Apium  pe- 
trusin, petruscka  (aus  ;r£r^oGri^ivov  mit  eliminirung  von 
X)  und  mirodia,  doch  unstreitig  fiVQoSia  (odor)  DC.  Dann 
aber  apium  Macedonicum  miloda,  miloduh  (anschei- 
nend: geliebter  geist,  duh,  wo  nicht  du  ha  geruch;  vgl. 
bosn.  miruh  duft  s.  266;  vielleicht  aber  blofse  Umgestal- 
tung des  griechischen  wertes).  Freilich  wird  bei  Blau 
s.  290  miloduh  f&r  liebstöokel  genommen,  und  da  ligu- 
sticum  Stulli  mit  milloduh,  milloda  übersetzt^  ist 
der  name  mit  mil  (mitleidig,  lieblich)  wohl  in  folge  der 
deutschen  wortverdrehung  geschaffen.  No.  95  phatra- 
saliun  (ex  conj.),  jaban-  Ma'donos.  Ahd.  federscelli 
(als  ob  aus:  feder),  petroselinum  6raffIII,868. —  Zu  s.  261 
Arum  Golocassia  Lassen  VII,  131. —  Kukolj  s.  263  (Agro- 
stemma  githago)  Comm.  Lith.  II,  35.  —  Anm.  255  kyzy  1- 
-boja,  metorica  (?)  f&rberrötbe.  S.  Lassen  VII,  125 
ipovev  ein  färberkraut,  krapp.  Der  slawische  name  nicht 
in  Stulli  lex.  unter  Rubia.  Dieser  hat  aber,  aufser  cser- 
vlenac,  noch  bröche,  brok,  brojfich;  Mikl.  lex.  p.45 
broät^  m.  fpoivixovv^  purpura.  Vgl.  Dens,  die  slaw.  elem. 
s.  15.  —  S.  265  kaz-öiöeki  (buchst,  gänseblume;  vergl. 
Potentilla  ans  er  in  a  und  alba;  über  das  zweite  wort  Las- 
sen 118),  podbgo  huflattich,  mit  o  fQr  1  aus  podbjel 
Tussilago  farfaraMikl.  slaw.elem.  s.37.  Poln.  podbiatTus- 
silago  bedeutet  dem  wortsinne  nach  wahrscheinlich  nicht: 
weifslich  (podbielec  weifslich  werden),  sondern  unten 
(pod),  d.  h.  auf  der  unteren  blattseite,  biaty  weifs«.  Vgl. 
bielica  der  beifufs  (Artemisia),    bialawiec  das  weils- 

22* 


340  Pott 

silberkraut  Vermengang  mit  Veratram  albam  note  136 
könnte  eben  in  der  weifae  ihren  grund  haben.  Maroldiik 
als  dem.  von  marol  lattich,  gerade  wie  in  unserem  hnf* 
lattich.  Russ.  bjelokopfltnik  eigentlich  weifshnfig  für 
T.  farfarus.  —  S.  273  mazy,  SiSka  gallapfel  Lassen  161. 
Mikl.  lex.  p.  1134. —  S.  276  nohnt  nach  sicherer  verbes* 
serong,  sl.  grab  {xvafiog,  faba  Mikl.  p.  142)  Lassen  156.— 
S.  284  pirinc,  oruz,  reis,  worüber  ausftkhrlich  Lassen 
159. —  S.289  saramsak,  bosn.  b§li-luk  knoblaach.  Ko- 
manisch  sarmisac  Lassen  149.  Ksl.  louk  ist  unser  lauch 
Mikl.  lex.  p.  344,  und  das  comp,  wird  also:  weifser  lauch 
bezeichnen.  Sogan,  luk  zwiebel.  Lassen  150.  Voltiggi 
dafBr  kapula  —  ital.  cipolla  —  aus  lat.  caepulla  (eig. 
zwiebelfeld)  mit  ausspräche  des  c  noch  als  k.  Bei  Davids 
p.  142  s'ärimsaq  Ail;  ^öghän  Ognon.  —  S.  291  vergL 
no.  14  Bokviza  wegerich,  aber  in  StuUi  lex.  p.  317  bosk- 
vitza,  päskitza,  also  mit  e:  Plantago.  Auch  Davids 
giebt  den  türk.  namen  sinirlü  eüt  Plantain  =  ital.  pian* 
taggine.  ,,Sinnreich^,  wie  bei  Sohleiden,  die  pflanze  U,  344 
zu  lesen,  „benennt  der  nordaroerikanische  wilde  unsern 
wegebreit  die  fufsstapfe  der  weifsen^.  Sodann 
Ausland  1862.  no.  41  s.  981:  9,  Was  den  wegerich  betrifik, 
so  geben  ihm  die  Indianer  einen  namen,  welcher  «fufs 
von  Engländern^  bedeutet,  als  ob  sie  ihn  wirklich  un- 
ter den  f&fsen  derselben  wachsen  sehen  ^.  Plantago,  mhd. 
wegertcfa  Ben.  m,  639,  hat  unstreitig  schon  im  latein 
seinen  namen  von  planta  im  sinne  von  fufssohle.  Den 
wegebreit  aber  mit  seinen  breiten  bl&ttern  dem  abdrucke 
des  fufses  im  erdboden  zu  vergleichen,  liegt  um  so  nfther 
als  er  eich  gern  auf  und  an  wegen  hinbreitet  (mhd. 
w^gebreite,  septinervia,  arnoglossa).  Bei  Graff  111,864, 
wo  viele  pflanzennamen,  ahd.  wegaspreita,  wegabreita 
plantago,  centinodia,  aber  wegatreta  centinodia,  proeer- 
pinaca,  umbitreta  serpinaca,  welches  demnach  vennotUieb 
die  vordersilbe  verloren  hat.  Böhm,  gitrooel  wegerieb, 
doch  s.  Mikl.  slaw.  elem.  s.  54  walach.  otr&tzelu  Borrago 
oflSeinaiis.  —  6.294  Voltiggi  hat  ill.  hajda,  hajdiBa 


aiwaig«n.  841 

heidekorn,  ital.  saraceno,  d.  i.  buchweizeo.  Böhm,  pobanka 
heidekorD,  eig.  heidin,  von  pohan  (paganus),  vergl.  Mikl. 
lex.  p.  588«  Lith.  grikkai  (eigentlich  das  grieoh.)  Comm. 
Litb.  II,  34.  Unter  beidekorn  (cioer,  medica)  Ben.  1, 862 
wird  man  wobl  kaum  den  bnchweizen  (fagopyrnm)  za  Ter* 
stehen  haben.  Möglich  auch,  dafs  es  sich  auf  kräuter  be- 
zieht, die  in  der  beide  wachsen.  Heidekorn  aber  f&r 
buchweizen  bezeichnet  sicherlich :  heidnisches  oder  mor- 
genländisches  körn,  indem  beiden  mit  paganus,  geotUia, 
sarracenus  glossirt  wird.  Wal.  im  lex.  Bud.  tätarcä(P<>- 
lygonum  fagopyrum),  ung.  tatirka  der  buchweizen,  das 
heidekraut.  Mikl.  slaw.  elem.  s.  48  tibersetzt  polygonum 
tataricnm,  und  verweist  auf  sich  s.  20,  wo  russ.  greöa 
(vgl.  familiennamenGretscb),  grecycha,  d.  h.  eigentlich 
griech.  firucht.  Wal.  hriäkä,  hiriäcä,  ung.  haritska 
and,  wenn  kein,  komma  ausgefallen,  tautologisch  hajdina 
pohanka  lex.  Bud.  p.  262.  —  S.  294  susam,  lilie.  Lassen 
YII,  122;  allein  zanbak  kenne  ich  zwar  auch  als  lilien- 
art,  indefs  nicht  minder  als  jasmin  121.  Vgl.  noch  Blau 
note  354.  —  S.  29ö  vgl.  66  no.  114  sOnbOle,  ma^ikova 
trava  (buchst,  katzenkraut)^  katzenbaldrian.  Sflmbfil, 
bei  mir  Lassen  VII,  122  hyacinthe  und  narde.  Ebenso 
Rösler  bestandth.  s.  34.  Vgl.  auch  Blau  no.  49  Asarun 
(bei  Davids  asärön  Cabaret  d.  i.  Asarum  Europaeum,  wil- 
der nardus,  baselwurz),  ve  Sünböl-rumi  (also  römisch, 
europäischl),  kedy-*oty,  bosn.  maöjatrava.  Alb.  btzg 
fiätCB  katzenkraut  bei  v.  Hahn,  ohne  botanische  bestim* 
mung.  Kedi  eüti  Pouliot.  Davids  p.  144.  —  Für  rObe, 
bosn.  räpa,  türk.  äalgam  s.296,  bei  Davids  p.  142  cboul- 
gham  (navet).  Lassen  VII,  148.  —  S.  302  tetre-agha6, 
rujevina  (ex  conj.)  Sumach  Lassen  V,  78.  —  S.  304 
trup,  turub  rotkva,  rodakva  rettich  (aas  radix).  Las- 
sen VII,  148.  Davids  p.  142  dagegen  bat  turbe  lUve, 
aber  pändjär  Baifort.  —  S.  303  turundi,  naranda 
apfelsine.  Genauer  orange,  ital.  arancio,  narancio,  wel- 
ches daraus  entstanden,  allein  mit  aurum  nichts  zu  thun 
hat.    Lassen  VII,  114.  —  Tut,  murva  maulbeere  Lasseo 


342  Bnrdft 

107.  Comm.  Lith.  II,  29.  —  S.  308  bosn.  troskot  vogel- 
knöterich.  Mikl.  slaw.  elem.  8.49.  Im  lex.  Bad.  troscota, 
troscotzelu  1)  Polygonum  aviculare.  2)  Portnlaca  ole- 
racea.  Bei  Mikl.  p.  1004  troskot^  äyQoxmg;  alao  wie 
bei  Blau  no.  116:  agrostis  spica  venti. 

Gern  wäre  ich  noch  auf  die  dakischen  benennnngen 
▼on  pflanzen  beim  Dioskorides  hier  eingegangen,  um  so 
mehr  als  Jakob  Grimm  in  seiner  geschichte  f&r  gleich- 
setsung  der  Gothen  und  Geten  daraus,  freilich  nicht  sehr 
glflckliche,  argumente  hergenommen  hat.  Indefs  wQrde  das 
einen  räum  erfordern,  welcher  mit  dem  gegenwärtigen 
zwecke  in  keinem  ebenmafs  stände. 

Halle.  Pott. 


A«iign8t  Schleicher  und   die  slavlschen  consonantengrappen.     Ein 

trag  snr  nenesten  geschidite  der  indogenaftnieeben  spraehfora^iiiig 
ttberhanpt  nnd  der  elftviachen  inebeeondere,  TOn  Martin  Hatlala. 
Prag  1869.     H.  Karl  J.  Satow. 

Die  veranlassung  zur  ausarbeitung  dieser  parallele,  be- 
ziehungsweise replik,  so  berichtet  der  Verfasser  selbst  auf 
s.  2,  bot  ihm  der  von  A.  Leskien  gefertigte  in  den  beitra- 
gen zur  vergleichenden  Sprachforschung  (1868,  V,403 — 444) 
erschienene  aufsatz:  „Zur  neuesten  geschichte  der  davi- 
schen Sprachforschung^.  Er  war  jedoch  erst  mit  den  vor^ 
arbeiten  dazu  beschäftigt  (s.  1)^  als  er  die  naehricbt  von 
dem  abieben  seines  „gegners^,  des  prof.  Schleicher,  erhielt, 
so  dafs  es  also  noch  nicht  zu  spät  war  „manches  anders^ 
zu  sagen.  Dieser  umstand  darf  nun  bei  der  beurtheilnng 
der  vorliegenden,  94  selten  umfassenden  replik  nicht  über* 
sehen  werden.  Wenn  schon  in  jeder  Wissenschaft  diffsren- 
zen  und  somit  reger  Wetteifer  unter  den  gelehrten  nur  zum 
gedeihen  derselben  beitragen  können,  so  wäre  es  unter  die> 
ser  Voraussetzung  auch  fbr  die  Sprachwissenschaft  erspriels- 
lich,  daft  zwischen  Hattala  uud  Schleicher  differenzen  be- 


anzeigen.  343 

Stehen  oder  bestanden,   sollten  sie  selbst  tiefer  liegen  und 
nicht  blos  älter,   sondern  auch   wichtiger  sein  als  bei  an- 
deren (replik  s.  35).     In   folge  derselben  bekämpfte  natür- 
lich H.  *)  den  seligen  schon  früher  sehr  anhaltend,    aber 
stets  rein  objectiv,   weil  sie  sich  seit  jeher  principiell  ent- 
gegenstanden (R.  s.  35).   Bleibt  ein  solcher  kämpf  bei  der 
Sache,    ohne   persönlich   zu   werden   oder  die  gränzen  des 
literarischen  anstandes  zu  überschreiten,   so  brauchte  man 
darüber  wahrlich  nicht   viel  worte    zu    verlieren.     Leider 
kann  man  dies  aber  der  in  rede  stehenden  R.  nicht  nach- 
rühmen,  weil,  was  H.  anbelangt  und  gleich  im  eingange 
bemerkt  worden  ist,    nicht  einmal   der  anderswo  versöh- 
nende  tod  im   Stande»  war  die  schärfe  der  gegensätze  zu 
mildern.     Er  gesteht  unumwunden,   dafs  er  nicht  nur  von 
einer   „bedeutenden  geringschätzuug^  (R.  s.  32,  92)  son- 
dern  auch  von  „erbitterung^  gcg^^i  den  seligen  erfüllt  sei 
(R.  8.81);  dafs  jedoch  die  replik  mitunter  auch  weit  über 
da9  hinausschiefst,    was  H.  selbst  (R.  8.31)  gränzen  des 
literarischen  anstandes   nennt,    beweist  s.  90  derselben  am 
schlagendsten.     Denn  nachdem  H.  daselbst  die  s.  69  der 
formenlehre  der  kirchenslavischen  grammatik  von  Seh.  er- 
wähnt hat,   findet  er  es  für  gut  zu   diesem  „ärgsten  Ju- 
gendstreich der  glottik'',    wie  er  sich  ausdrückt,  folgende 
erklärung  zu  geben:  „Darnach  war  die  erst  im  werden  be- 
griffene glottik  schon  so  artig,  dafs  sie  keinen  augenblick 
zögerte  sogar  den   begrttnder    der   vergleichenden  Sprach- 
forschung und  gewissermalsen  ihren  geistigen  vater.   Fr. 
Bopp,  als  einen  betrüger  oder  charlatan  zu  schmähen.  Die 
glottik  meinte  also  dazumal  ernstlich,  in  der  literatur,  vne 
in  den  wäldern  der  nordamerikanischen  wilden,  seien  die 
Väter  von  den  söhnen  todtzuschlagen,   sobald  sie  alt  und 
schwach  geworden;    oder   aber  war  sie  entschlossen   das 
beispiel  der  beiden  Schlegel  nachzuahmen,  die,  wenn  Heine 


*)  U.  bedeutet:  Hattala,  Scb.:  Schleicher,  Cp.:  dessen  compendinni  in 
2.  anfl.,  Dm.:  die  abhandlang  Hattala's  De  mntatione,  Sr.:  deMen  SrovnA- 
vacf  mlnvaice,    R.:  seine  replik. 


Ui  Burda 

recht  hat,  berühmtheit  überhaupt  nur  durch  die  damals 
unerhörte,  durch  sie  zur  mode  gewordene  keckbeit  erlang- 
ten, womit  sie  die  vorhandenen  literarischen  autoritäten 
angriffen.  Sie  rissen  nach  demselben  als  junge  heimathloee, 
die  nichts  zu  verlieren  hatten,  lorberkränze  von  den  alten 
perQoken  und  erregten  bei  dieser  gelegenheit  viel  puder- 
etaub. Ihr  rühm  war  eine  natürliche  tochter  dea  —  scan- 
dals  und  der  emporkömmlingssucht^.  Weil  solche  werte 
und  dieser  ton  keines  weiteren  commentars  bedürfen,  so 
kann  ich  nur  noch  bemerken,  dafs  die  erbitterung  H.'s 
bisweilen  selbst  von  einem  gewissen  hochmuthe  nicht  frei 
ist»  Derselbe  spricht  am  deutlichsten  aus  dem,  was  auf 
8.  37  der  R.  steht:  „Der  selige  scheint  ungeachtet  der  ge- 
ringschätzung,  die  er  mir  gegenüber  zur  echao  trug,  sogar 
gef&rchtet  zu  haben,  dafs  meine  vorletzte  abbandlung  seinen 
in  klingende  russische  rubeln  uuizusetzenden  Ursprachen 
doch  verderblich  werden  könnte,  da  er  keinen  anstand  nahm, 
gegen  dieselbe  ein  solches  heidengeschrei  erheben  zu  lassen, 
wie  es  nach  meiner  unmafsgeblichen  ansieht  die  Leskien'- 
sche  apologie  ist^.  Dafs  Seh«,  um  mit  den  werten  H.'s 
zu  reden,  gegen  des  letzteren  abbandlung  ein  „heidenge- 
schrei^ erheben  liefs,  darüber  darf  sich  H.  am  allerwenig« 
sten  wundern,  da  er  doch  in  der  replik  s.  94  gesteht,  dafs 
er  Seh.  in  jener  abbandlung  nicht  allein  bek&mpft,  sondern 
ihm  „kaustisch"  auch  dinge  vorgehalten  habe,  die  man  sich 
aufserhalb  der  Wissenschaft  noch  weniger  gefallen  l&ist 
Was  den  sonstigen  inhalt  der  B.  anbelangt,  so  wuIste  der 
biograph  Sch.'s  im  Naucn^  slovnik,  th.  VII,  h.  7,  s.  326 
sich  recht  gut  zu  erklären,  warum  derselbe  die  glottik  zu 
den  natur Wissenschaften  gerechnet  habe,  da  er  sagt:  „Da- 
neben beschäftigte  sich  Seh.  auch  mit  botanik.  die  er  bis 
jetzt  nicht  zu  betreiben  aufhörte,  wodurch  sich  die  in  sei- 
nen Schriften  hervortretende  naturhistorische  richtang  ei^ 
klärt^.  Doch  nicht  nur  die  naturhistorische,  sondern  auch 
die  materialistische  richtung  Sch.'s  oder  „dafs  der  selige 
die  rein  materialistische  auffassung  der  spräche  auf  die 
spitze  getrieben  habe",  wie  sich  H.  in  der  R.  s.  41  äu&ert, 


anseigen.  345 

ist  nach  jener  meinuDg  leicht  zu  begreifen.  Die  aufstellung 
▼on  grundformen  dagegen  bekämpft  H.  von  s.  85 — 89  der 
K.  unter  andern  auch  mit  folgenden  worten:  „Dieselbe 
quintessens  der  glottik  ist  nur  eine  geist-  und  rQcksichts- 
lose  nachahmung  desjenigen  Verfahrens,  welches  die  an- 
wendung  eines  der  Cuvier'schen  grundsätze  auf  dem  gebiete 
der  Paläontologie  übertreibt^.  Darnach  sollte  man  fast 
glauben,  dafs  Seh.  nach  der  lectüre  eines  paläontologischen 
Werkes  nichts  eiligeres  zu  thun  fand  als  diesen  grundsatz 
schnell  in  die  glottik  einzuführen.  Er  hatte  jedoch  folgende 
gründe  dafür  geltend  gemacht.  1 )  Nach  s.  8,  anm.  des 
Cp.s  ,,wird  dem  lernenden  sofort  das  letzte  ergebnis  in 
concreter  anschaulichkeit  vor  äugen  gestellt^.  Wenn  Seh. 
z.  h*  für  skr.  vrkas,  althaktr.  vehrkas,  lit.  vilkas  und  altslov. 
vlükü  die  grundform  varkas  aufstellt,  so  will  er  damit  wohl 
nur  sagen,  diese  verwandten  Wörter  hätten  nicht  immer  so 
gelautet,  wie  sie  uns  in  den  sprachen  vorliegen,  sondern 
jedes  hätte  sich  aus  einer  älteren  form  entwickelt,  die  Scb. 
eben  grundform  nennt  und  im  vorliegenden  falle  als  varkas 
ansetzt.  Darin  stimmt  er  bisweilen  mit  Bopp  überein,  wo 
dieser  z.  b.  für  skr.  vrkas  die  „urform^  varkas  voraussetzt 
(vergl.  gramm.,  4.  ausg.,  I,  283,  anm.).  Dafs  eine  solche 
grundform  immer  auch  wirklich  vorhanden  gewesen  ist, 
wird  durch  die  aufstellung  derselben  von  Seh.  nicht  be- 
hauptet (indog.  chrestom.,  nachtrag  zum  Cp.  s.  9).  Selbst 
Leo  Meyer,  der  die  vergleichende  Sprachwissenschaft  f&r 
eine  „vor  allem  historische  Wissenschaft^  hält  (vgl.  gramm. 
d.  griech.  und  lat.  spr.  I,  4),  stellt  mitunter  eine  „gemein- 
same grundform^  z.  b.  agram  f&r  agrum,  aygdv  and  ^ram 
auf,  welche  einer  Sch.'schen  so  ähnlich  sieht,  wie  ein  ei 
dem  andern.  2)  Seh.  will  nach  Cp.  s.  8,  anm.  dem  vor- 
würfe „Sanskritist^  begegnen  und  sagt  anderswo  (vgl.  Dm. 
s.  9):  „Man  vergleicht  nicht  die  einzelnen  sprachen  mit 
dem  Sanskrit  oder  zend,  sondern  man  sucht  mit  hilfe  aller 
indogermanischen  sprachen  das  ursprüngliche  zu  ermittehi 
und  dessen  Veränderung  und  Weiterbildung  in  den  einzelnen 
gebieten  des  indogermanischen  zu  verfolgen^.  Man  könnte 


346  Bordft 

dies  anweDdung  des  grundsatzes  der  eDtwickelung  auf  die 
sprachen  oder  genetische  erkiftrung  ihrer  erscheinangen 
nennen.  In  einem  Briefe  an  meine  Wenigkeit  ftufserte  sich 
Seh.,  er  halte  „mehr  auf  die  erforschung  der  laut-  und 
bildungsgesetze  der  sprachen^  als  auf  die  etymologie. 
Demnach  lehrt  er  z.  b.,  dals  atxvg  nicht  aus  dem  skr.  ft^äs 
entstanden  ist,  sondern  jedes  wort  nach  den  eigentfaümlichen 
lautgesetzen  seiner  spräche  sich  selbständig  entwickelt  hat. 
Durch  die  grundform  &kus  will  er  dem  lernenden  eben  nur 
anschaulich  machen,  dafs  (oxvg  nicht  das  kind  von  fi^üs, 
sondern  dafs  beide  Wörter  brQder  und  kinder  eines  seligen 
dritten  wertes  sind.  „Wir  nennen  sprachen  verwandt,  sagt 
Leo  Meyer  (a.  a.  o.  I,  4),  die,  wenn  auch  noch  so  weit 
auseinander  gegangen  und  noch  so  verschieden  entwickelt, 
doch  in  einer  früheren  zeit  einmal  noch  nicht  getrennt 
waren,  sondern  eine  ursprüngliche  einheit  bildeten*'.  Nun 
sind  die  Wörter  ä^üs  und  taxvg  verwandt,  wie  will  man 
denn  also  die  ursprüngliche  einheit  beider  anders  and  ein- 
facher als  durch  eine  grnndform  äkus  herstellen?  3)  Ein 
dritter  grund  findet  sich  in  der  indog.  chrestom.,  nacbtrag 
zu  Cp.  s.  9,  wo  es  heifst:  „Erst  dann,  wenn  formen  ver- 
schiedener lautstufen  auf  eine  und  dieselbe  lautstufe  gebracht 
sind,  lassen  sie  sich  mit  einander  vergleichen^.  Diese  worte 
Sch.'s  erinnern  einigermafsen  an  brüohe  von  ungleichem 
nenner,  die  vor  der  vergleicbung  hinsichtlich  der  gröfse 
erst  gleichnamig  gemacht  werden  müssen.  So  ist  denn 
z.  b.  die  form  patis  der  gemeinschaftliche  nenner  für  n6öi^t 
got.  «faths  u.  s.  w.  4)  Daraus  ergibt  sich  ein  vierter  prak- 
tischer grund,  welcher  im  vorigen  schon  enthalten  ist  Oft 
sind  verwandte  Wörter,  aus  verschiedenen  sprachen  durch 
den  einflufs  der  lautgesetze  wie  mit  einem  schleier  verhüllt, 
so  dafs  ihre  identität  dadurch  verborgen  bleibt.  Wer  nun 
entfernt  verwandte  sprachen  mit  einander  vergleichen  will, 
der  wird  immerhin  gut  thun,  sich  die  grundformen  wenig* 
stens  in  gedanken  zu  construiren,  im  falle  er  empfind- 
lichen Seelen  kein  ärgernis  geben  will.  Ich  setze  ein  bei- 
spiel   her.     In  dem  von  Nesselmann  veröflbntliohten  alt- 


anzeigtn.  347 

preufsischen  vocabular  kommt  s.  14,  n.  367  das  wort  ansis 
(haken)  vor,  welches  der  herausgeber  mit  dem  altlit.  ansa 
(handhabe,  henkel)  zusammensteUt.  Weil  jedoch  geschlecht 
und  bedeutung  beider  Wörter  nicht  gut  flbereinstimmen,  so 
bildete  ich  mir  die  beiden  bei  ansis  möglichen  monstra 
horrenda  von  grundformen,  nämlich  *ansa8  und  ^ankas. 
Sofort  kam  die  fthnlichkeit  von  *anka6  mit  dem  gr.  ayx- 
'ikog  und  oyxog  nebst  dem  lat.  uncus  zum  Vorschein. 
Lautliche  form,  geschlecht  und  bedeutung  der  Wörter  ansis 
(haken),  6/xog  (krQmmung,  haken)  und  uncus  (dass.)  lieften 
nun  nichts  zu  wünschen  übrig.  Weil  man  ferner  nach  den 
lantgesetzen  im  litauischen  sz  zu  erwarten  hat,  so  gehört 
das  wort  vaszas  (haken,  Nesselmann,  lit.  wb.  s.  55)  hieher, 
und  dies  um  so  m^hr,  als  Nesselmann  a.  a.  o.  aus  einer 
verl&fslichen  quelle  auch  die  formen  wanszas  und  w^szas 
anfbhrt.  Dieses  litauische  wort  ist  dann  in  einer  andern 
beziebnng  merkwürdig,  als  es  nämlich  beweist,  dafs  in 
dieser  spräche  einem  anlautenden  a  der  consonant  v  vor- 
geschlagen werden  kann.  Dadurch  wird  aber  auch  der 
Zusammenhang  des  lit.  venas  mit  dem  altpr.  ains  (selbst 
erains  =  alvSns,  lit  wb.  s.  5)  viel  wahrscheinlicher,  wie- 
wohl anlautendes  %  sonst  ein  j  erhält  (j^szköti  u.  s.  w.). 
Wer  also  die  bis  jetzt  angeführten  gründe,  welche  im  Cp. 
und  in  den  nachtragen  bei  der  indog.  chrestom.  entweder 
ausgesprochen  sind  oder  sich  von  selbst  daraus  ergeben, 
genau  erwägt,  der  wird  hoffentlich  beistimmen,  dafs  der 
Vorwurf  einer  ,)geist-  und  rücksichtslosen  nachahmung^ 
doch  zu  stark  ist.  Wenn  die  grundformen  Sch/s  meist 
auch  nur  pure  abstractionen  sind,  so  haben  sie  doch  immer 
noch  das  gute  sprechbar  zu  sein.  So  oft  aber  H.  z.  b. 
sagt,  der  stamm  von  beru  =  altsl.  berq  sei  ber,  stellt  er 
ebenfalls  eine  rein  abstrahirte  form  auf,  indem  ja  ber  als 
wort  nirgends  vorkommt,  es  sei  denn,  dafs  die  endung  ab- 
fallen wäre. .  Auf  was  fbr  monstra  horrenda  indessen  nicht 
nur  Seh.,  wie  man  nach  H.  doch  annehmen  sollte,  sondern 
auch  dieser  selbst  mit  seinen  abstractionen  kommen  kann, 
beweist  z.  b.  die  Sr.,  s.  273  und  297,  wo  er  unter  anderen 


348  Bard« 

folgende  lautgebilde  allen  ernstes  als  st&mme  anfzftblt:  cn, 
tn,  £n,  jm,  mn,  dm,  idm,  ry,  fv,  zv,  zv,  itv,  Ih,  ss,  cp. 
Diese  Quintessenz  der  Sr.  ist  eine  unüberlegte  nachahmung 
eines  Miklosich'schen  oder  Curtius'schen  Verfahrens,  wel- 
ches wohl  im  altslovenischen  und  griechischen,  nicht  aber 
im  böhmischen  angewendet  werden  kann.  Denn  jeder,  der 
solche  st&mme,  wie  jm,  dm  u.  dgl.  vorlesen  sollte,  wird 
ihnen  sicherlich  das  lob  ertheilen,  dafs  sie  nicht  nur  ab- 
strahirt,  sondern  auch  „unaussprechlich^  sind,  wenn  er  sie 
am  ende  nicht  gar  f&r  eine  art  semitischer  wurzeln  halten 
wird.  Endlich  glaube  ich,  dafs  Soh.  selbst  nahe  daran 
war,  wenigstens  einen  theil  seiner  grundformen  zn  opfern. 
Denn  so  würde  sich  am  natürlichsten  auslegen  lassai,  was 
er  in  der  vorrede  zu  den  nachtragen  bei  der  indog.  chre- 
stom.  erwähnt:  „Beim  drucke  einer  etwa  nöthig  werdendes 
3.  aufläge  soll  durch  zweckmftlsige  abkfirzungen  daf&r  ge- 
sorgt werden,  dafs  trotz  der  nüthigen  znsfttze  unofang  und 
preis  des  buches  nicht  wachse^.  Diese  vermnthnog  Umbt 
allerdings  nur  vermuthung,  sie  hat  aber  das  gute,  dab  sie 
nach  einem  bekannten  Spruche  von  dem  todten  immer  das 
bessere  voraussetzt.  Bei  H.  hingegen  muis  man  bisw^lea 
annehmen,  er  halte  es  beinahe  für  unmöglich,  dafs  zwei 
menschen  einen  und  denselben  gedanken  haben.  Denn  nur 
so  wird  man  die  stelle  auf  s.  73  der  K,  vollständig  bq;rei* 
fen:  „Nach  meiner  unmafsgeblichen  ansieht  verhält  es  sich 
mit  dieser  entschuldigung  der  glottik  um  vieles  ärger  ab 
mit  der  Curtius'scben.  Denn  es  ist  ja  z.  b.  beinahe  hand- 
greiflich, dafs  ihr  kern  sogar  als  plagiat  gebranndmarict 
werden  mufs,  da  er  der  Curtius^schen  unter  den  daan  notb- 
wendigen  und  vorhandenen  bedingnngen  entnommen  ist*. 
Job.  Schmidt  hätte  also  ein  plagiat  begangen  und  Cortius 
am  ende  nicht?  Wenn  nämlich  jemand  schon  auf  die  jagd 
nach  plagiaten  auszieht,  der  kann  sich  ja  mit  leichter  mühe 
das  vergnügen  verschaffen,  auch  die  entschuldigung  von  Gor» 
tius  (R.  s.  72,  anm.  1)  als  „plagiat  zu  brandnaarken^.  Im 
).  1860  gab  Kvet,  von  dem  H.  in  Dm.  s.  19  selbst  sagt: 
„qui  ex  auditore  amicissimus  mihi  evaserat  optimeqoe  me 


anMigvn.  349 

de  86  sperare  jasserat  hoo  praesertim  opasculo :  Starodeska 
mlavDice^,  die  eben  genannte  altböhmische  grammatik  her- 
aus, welche  nnr  die  laut-  nnd  flexionslehre,  mithin  noch 
weniger  als  das  Cp.,  enthält.   Wie  entschuldigt  sich  jedoch 
Kvit,  dafs  er  gar  keine  syntax  bietet?  ^Vor  allem'^,  sagt  er, 
„mnls  ich  mich  entschuldigen,  dafs  ich,  obwohl  es  der  titel 
des  werkchens  erheischt,  die  altböhoiische  syntax  mit  still- 
schweigen übergangen  habe.   Der  grund,  warum  ich  diesen 
fehler  begangen,  ist  hauptsächlich  der,  dafs  es  in  unserer 
zeit,  wo  die  böhmische  syntax  überhaupt  wissenschaftlichen 
werth  sich  erst  zu  erringen  beginnt,  einerseits  weder  gera- 
then  noch  zeitgemäfs  wäre  schon  jetzt  mit  jenem  erfolge 
auf  die  allböhmische  syntax  einzugehen,  den  jeder  leitfaden 
der  schule  sichern  soll,  andererseits  dafs  es  der  studirenden 
jagend  hauptsächlich  und  yor  allem  darum  zu  thun  ist,  die 
altböhmischen  formen    gehörig   kennen    zu  lernen    und  zu 
würdigen^.     Wer  nun  den  passus  von  Curtius:  „Für  eine 
durchgreifende  neugestaltung  der  griechischen  syntax  fehlen 
noch   die  wissenschaftlichen  vorarbeiten^    mit  jenem  von 
Kv^t:  „Die  böhmische  syntax  überhaupt  beginnt  erst  wis- 
senschaftliehen werth  sich  zu  erringen^  vergleicht,  der  mufs 
doch  einsehen,  dafs  beide  sätzc  an  ihrer  stelle  das  nämliche 
sagen.   Daraus  folgt  jedoch,  dafs  der  kern  der  Curtius'schen 
entschuldigung  eigentlich  schon  ein  plagiat  aus  Kv£t  wäre. 
Ist  die  schlufsfolgerung  etwa  nicht  richtig?  Denn  ob  Cur- 
tius denselben  nun  wirklich  von  KvSt  hat,  darnach  braucht 
H.  doch  nicht  zu  fragen.     KvSt's  altböhmische  grammatik 
erschien  ja  in  erster  aufläge  zu  Prag  im  j.  1860,  die  er- 
läntorungen  von  Curtius  hingegen  erst  1863,  allein  schon 
Cicero  wufste:   „quidquid  antecedat  quamque  rem,  id  co- 
haerere  cum  re  necessario  (Dm.  s.  43)!^  Hält  man  ferner 
die  Worte  von  Joh.  Schmidt:  „Es  wäre  verfrüht  jetzt,  wo 
an   der    rein   formellen   seite   der  spräche  noch  'so  vieles 
dunkel  ist,  schon  auf  die  syntax  einzugehen^  zu  dem  letz- 
ten tbeile  der  stelle,  welche  ich  oben  aus  der  vorrede  von 
KtÜ  aberaetzt  habe,   so  sollte  man  nach  H.'s  Vorgänge 
darin  ebenfidls  ein  plagiat  erblicken.    Wober  hat  endlich 


350  Burda 

Sch.  selbst  die  anm.  2  im  Cp.  s.  2  9  welche  er  als  eni- 
scboldigung  vorbringt?  „Die  fanction  and  den  satzbau  des 
indogermanischen  sind  wir  zur  zeit  noch  auTser  stände  io 
der  art  wissenschaftlich  zu  behandeln,  wie  wir  es  bei  den 
mehr  äulserlichen  und  leichter  erfa&baren  Seiten  der 
spräche,  den  lauten  und  formen,  vermögen^.  Das  will  doch 
sagen,  die  syntax  des  ipdogermanischen  fange  erst  an  wis- 
senschaftlich behandelt  zu  werden;  ist  es  also  auch  ein 
plagiat  aus  Ev£t?  Auf  diese  weise  gäbe  es,  wie  man  sieht^ 
der  plagiate  nach  dem  begriffe  H.'s  gar  kein  ende.  Daza 
geht  seine  Opposition  gegen  Sch.  an  anderen  stellen  bis  in^s 
kleinliche.  Man  lese  z.  b.  die  s.  84,  anm.  221  in  Dm.: 
„Litvani  autem  teste  Miklosichio  (dicunt)  vaakas,  pro  quo 
apud  Sch.  constanter  reperies  vaszkas  —  num  jure  an  8e- 
cus,  alii  et  in  bis  ii,  qui  de  vocabuli  ejusdem  origine  dis- 
ceptaturi  sunt,  yiderint^.  Um  aus  diesem  zweifei  wegen  8 
oder  sz  herauszukommen,  möge  H.  das  litauische  wörte^ 
buch  von  Nesselmann,  dessen  objectivitfit  er  in  der  R.  8. 4 
selbst  lobt,  nachschlagen,  wo  er  auf  s.  d5  vorl&ofig  nur 
w&szkas  finden  wird.  Wenn  er  jedoch  vosku  durch  meta- 
thesis  aus  'voksü  neben  dem  deutschen  wachs  erkl&rt,  so 
nimmt  er  doch  wohl  an,  das  slavisch- litauische  wort  sei 
aus  dem  deutschen  entlehnt.  Es  Heise  sich  aber  aack 
yasz-kas  und  vos-ku  abtheilen  und  lit.  sz  neben  altslov.  s 
einem  deutschen  chs  (vgl.  achse,  lit.  aszis,  sl.  osi)  gleich- 
setzen,  so  dafs  kas,  kü  das  sufBx  wäre.  Was  aber  die 
note  257  in  Dm.  s.  96  betrifft,  die  da  mit  den  werten  en- 
det: „Me  insuper  consolatur  spes,  quod  valde  sospicor 
fore,  ut  quidam  eorum  assentiantur  mihi  exdamanti:  ts^ 
rarissimo  Uli  vocabulo,  si  in  eruditas  Sch.  manus  incide- 
ritl^  die  ist  nicht,  wie  A.  Leskien  sagt,  höchst  unaostftn- 
dig,  sondern  sie  ist  ganz  einfach  lächerlich.  Glaubt  denn 
H.  in  der  that,  dafs  Sch.  nicht  schon  von  weitem  gerochen 
hätte,  welcher  slovakismus  in  der  form  matera  stecke?. Er 
hätte  es  ja  aus  der  von  ihm  recensirten  Sr.  s.  182  und  190 
erfahren  können,  wo  H.  die  slovakischen  Wörter  Pädia  ^ 
altsl.  Ijudije  (leute)  und  znamenia  as  altsl.  enamenije  (neatr. 


anzeigen.  351 

nom.  8g.  zeichen)  anfAhrt.  Und  wie  erklärt  H.  den  vocal  a 
im  slovakischen  gen.  und  acc.  sg.  teba  und  seba  (Sr.  s.  232), 
der  doch  formell  dem  altslov.  lebe,  sehe  so  genau  entspricht, 
wie  matera   dem  altsl.  matere?    Wenn  Seh.  weiter  im  Cp. 
8.  344  eine  wurzel  i   oder  u   aufstellt,  so  ist  eine  solche 
ansieht  nach  R.  8.  36  nur  „köhlerglaube'^ !  Jene  stelle  kann 
jedoch  im  Cp.  keinen   anderen   als   folgenden  sinn  haben: 
Mit  den  mittein,  welche  uns  die  heutige  Sprachwissenschaft 
an  die  band  gibt,  lassen  sich  aus  gewissen  Wörtern  nur  die 
vocale  i  und  u  als  wurzeln  herauslösen.     Wie  man  z.  b. 
f&r  y^dmi  eine  wurzel  vid  annimmt,  so  kommt  man  in  ^mi 
nur  auf  eine  wurzel  i.     Dafs  H.  ftkr  das  altsl.  iti  die  wur- 
zel in  der  form  ji  ansetzt  (R.  s.  75),  reicht  eben  nur  für 
das  altslovenische  aus ;  denn  was  soll  man  bei  lit.  eimi,  gr. 
BifAt  und  skr.  ^mi   annehmen,  und   wie  yerhftlt  sich  iti  zu 
lit.  eiti?  Doch  alle  diese  bemerkungen  werden  hier  nur  ge- 
macht, um  vorerst  zu  zeigen,  dafs  H.'s  Opposition,  wie  ich 
frQher   bemerkt   habe,    zuweilen    bis    in's   kleinliche  geht. 
Damit  wird  man  sich  auch  erklären  können,  dafs  er,  der 
nach  seinen  eigenen  werten  für  die  syntax  erglüht  (R.  s.  60), 
in  bezng  auf  diese  natürlich  keine  entschuldigung  gelten 
lassen  will,  auch  wenn  sie  noch  so  begründet  wäre.     Soh. 
hatte  ja  im  Cp.  die  vergleichende  syntax  aller  oder  doch 
der   meisten    darin   behandelten   sprachen    zu  bieten    und 
wufste  nur  zu  gut,  dafs  selbst  die  beste  casustheorie  noch 
keine  syntax  ist  (R.  s.  56  —  61  und  72,  anm.  2),  so  dafs 
die  Schwierigkeiten,    denen   er  gegenüberstand,   unendlich 
grölser  waren  als  bei  Kvöt.   Denn  dieser,  der  in  der  oben 
berührten  vorrede  bekennt,  dafs  H.  ihm  bei  der  ausarbei- 
tung  der  altböhmischen  grammatik  „mit  freundschaftlichem 
rathe^   beigestanden    habe,    konnte  sich   an  jener  8yntax, 
welche  den  ersten  theil  der  Sr.  bildet  (R.  s.  30,  anm.  1), 
ein  muster  nehmen,  hatte  ferner  Safafik's  demente  der  alt- 
böhmischen grammatik  (§.  89  — 100)  vor  sich  und  konnte 
auch  seinen  lehrer  H.  um  rath  fragen.    Wenn  er  aber  die 
altböhmische  syntax  dennoch  mit  stillschweigen  überging 
und  wenn  H.  in  Dm.  s.  19  dennoch  über  Kv^t  sagt:  „qui 


352  Barda 

optime  me  de  se  eperarc  jusserat  hoc  praeaertini 

opusculo:  Staroöe8k4  mlavDice^,  so  mufe  man  sich  doch 
fragen:  1)  beifst  das  nicht  sich  selbst  loben,  wenn  man 
das  buch  seines  schQlers  lobt,  dem  man  bei  der  ausarbei- 
tung  geholfen  hat,  nnd  2)  heifst  das  nicht  bei  Kvii  ein 
äuge  zudrücken,  wenn  man  ihn  hoffnungsvoll  nennt,  blois 
weil  er  die  consonanten  so  behandelt  wie  H.,  oblgleich  sein 
buch  weder  eine  wortbildungslehre  noch  eine  sjntax  ent- 
hält, fflr  welche  sein  lehrer  doch  erglüht?  Daf&r  wird  aber 
A.  Leskien  ein  „ausbund  jedweder  Parteilichkeit '^  genannt 
(£.  6.  39),  Job.  Schmidt  gleichviel,  ob  mit  recht  oder  un- 
recht, eines  plagiates  beschuldigt,  Scb.'a  namen  wird  da- 
gegen öfter  mit  dem  worte  syntax  in  eine  solche  verbio-. 
düng  gebracht,  als  wäre  derselbe  in  syntaktischen  dingen 
ein  wahrer  idiot  gewesen  (vergl.  Dm.  s.  9,  anm.  23 ;  dann 
R.  8.  69,  54,  18)!  Endlich  liest  man  auf  s  70  der  R.  sogar 
das  urtheil,  welches  H.  Ober  die  griechische  syntax  von 
Curtius  und  die  litauische  von  Seh.  fallt:  „Wer  den  trflben 
eindruck  nicht  scheut,  den  die  Wahrnehmung  verursacht, 
dafs  au  zwei  männern  wie  €r.  Curtius  und  A.  Seh.  die  ent- 
wickelung  der  Sprachwissenschaft  von  1816  bis  heute  ihrem 
wesen  nach  spurlos  vorüber  gehen  konnte,  der  werfe  in 
ihre  syntaxen  einen  blick''.  Nun,  meine  wenigl(jeit  hat 
einen  trüben  eindruck  nicht  gescheut  und  die  syntax  in 
der  griechischen  schulgrammatik  von  Curtius  mit  jener  in 
der  Sr.  verglichen.  Das  ergebnis  dieser  vergleichung  war 
aber,  dafs  sich  Curtius  vor  H.  nicht  zu  schämen  braocht. 
Zu  den  „kleinigkeiten^,  welche  man  in  der  Sr.  vermifst. 
gehört  z.  b.  der  gebrauch  des  numerus  (siehe  unten  bei 
xripca),  der  gebrauch  der  pr&positionen,  die  sehr  stiefmüt- 
terlich abgefertigt  werden,  obwol  sie  bei  den  idiotiemen 
(R.  s.  10)  eine  grofse  rolle  spielen,  der  gebrauch  der  tem- 
pora  und  modi,  vor  allem  jedoch  der  gebrauch  der  verbs 
perfectiva,  durativa  und  iterativa,  welcher  tbeil  für  die 
böhmische  syntax  so  wichtig  ist,  dafs  man  einem  jeden 
böhmischen  syntaktiker:  hie  Rhodos!  zurufen  kann«  Denn 
die  bedeotung  der  beiden  momente  des  böhmisohen  zeit- 


■nseigmi.  353 

Wortes,  wekhe  Gurtius  mit  den  worten  „zeitstufe  und 
zeitarf  nur  andeutet,  ist  bis  jetzt  immer  noch  zu  wenig 
beachtet  oder  besser  gesagt  fast  ganz  vernachlässigt  wor- 
den, obwol  sie  nicht  nur  flQr  das  böhmische,  sondern  für 
das  slavische  überhaupt  höchst  charakteristisch  ist.  Denn 
„id  quemque  maxime  decet,  quod  est  cujusque  maxime 
suum^  (Dm.  s.  13,  anm.  28),  und  ist  die  ausbildung  der 
„zeitart^  nach  dem  aussterben  der  einfachen  form  fflr  das 
futurum  (wie  lit.  büsiu)  und  in  einigen  slavischen  sprachen 
auch  nach  dem  Verluste  des  aoristes  fbr  die  syntaz  wichtig. 
Der  glottiker  Curtius  sieht  ferner  z.  b.  nicht  allein  auf  die 
form,  sondern  auch  auf  die  bedeutung  der  Zusammensetzung, 
was  der  syntaktiker  H.  nicht  thut,  obwol  er  sich  mehr  um 
die  geistige  Seite  der  spräche  kümmert.  Sogar  in  der 
wortbildungslehre,  so  skizzenhaft  dieser  theil  in  Curtius^ 
Schulgrammatik  bearbeitet  werden  mufste,  steht  H.  gegen 
Curtius  darin  zurück,  dafs  er  auf  die  bedeutung,  welche 
die  durch  Vereinigung  des  sufBxes  mit  der  wurzel  oder  mit 
einem  stamme  entstandenen  Wörter  haben,  weniger  gewicht 
legt  als  der  glottiker  Curtius.  Oder  soll  der  schüler  etwa 
nicht  erfahren,  welche  bedeutung  z.  b.  das  dem  altslov« 
bogatistvije  entsprechende  böhmische  wort  bohatstvi  hat? 
Von  der  syntaz  in  der  Sr.  kann  man  dagegen  überhaupt 
sagen,  dafs  sie  mehr  eine  allgemeine  als  eine  böhmische 
Syntax  ist«  Kv^t,  der  die  biographie  H.'s  (s.  NauSn^  slo* 
vnik,  th.  III,  8.  667)  geschrieben  hatte,  nahm  sie  später 
noch  in  schütz,  indem  er  sagte:  ^^Dafs  die  syntax  als  die 
erste  arbeit  dieser  art  nicht  ohne  mängel  ist,  versteht  sich 
von  selbst.  Mit  so  vielen  und  solchen  ist  sie  aber  kaum 
behaftet,  als  Franta  l^umavsky  daran  zu  rügen  fand^. 
Demnach  war  es  noch  nicht  genug,  dafs  schon  H.  dieselbe 
früher  mit  einer  „kaustischen^  feder  (R.  s.  30)  vertheidigt 
hatte,  wiewol  er  selbst  gesteht  (vorrede  zur  Sr.  XYII),  dafs 
er  die  böhmische  syntax  zum  iheil  auf  einen  leisten  schlug, 
den  andere  ftlr  die  lateinische  oder  deutsche  gemacht  ha- 
ben. Soll  aber  die  syntax  einer  spräche  nicht  einen  eige- 
nen leisten   haben,   damit  gerade  dasjenige,   was  ihr  am 

Baitrlge  c.  rgl.  aprachf.  VI.  8.  23 


354  Buda 

meisten  eigenthfimlioh  ist,  dadurch  aach  am  besten  herror- 
treten  könne?  Jene  „kaustische  feder^  wurde  von  Sembera 
(zeitschr.  d.  böhm.  museums,  1858,  s.  618)  so  bezeichnet: 
„In  H/s. Schriften  beleidigt  es  jeden  nicht  wenig,  dafs  er 
sich  fortwährend  über  andere  erhebt,  als  hätte  er  allein  die 
ganze  slavische  Sprachwissenschaft  gepachtet,  obgleich 
derselbe  die  Verdienste  H.'s  sehr  gut  zu  schätzen  weifs. 
Auch  meine  Wenigkeit  stimmt  z.  b.  H.  bei,  wenn  er  die 
genitive  vlüka  und  iga  den  skr.  ablativen  vfkät  und  jogit 
gleichsetzt,  doch  nicht  aus  syntaktischen,  sondern  nur  aus 
lautlichen  gründen.  Was  nämlich  den  gebrauch  anbelangt, 
so  stimmt  z.  b.  der  griechische  genitiv  mit  dem  slatrischen 
merkwürdig  überein,  und  ist  dennoch  genitiv  vom  reinsten 
Wasser.  Geht  ferner  jemand  von  dem  falle  aus,  da&  die 
casus  Yejis  und  Athenis  auch  locativ  gebraucht  werden, 
so  könnte  er  sich  bewogen  f&hlen  jene  formen  lieber  gleich 
ÜLT  plurale  locative  zu  erklären.  Ob  Leo  Mejer,  der  z.  b. 
die  form  equis  der  griechischen  tnnotg  gleichsetzt  (vgl.  gr. 
I,  174),  dies  nun  aus  syntaktischen  gründen  thut,  kann  ich 
nicht  bestimmen,  sondern  nur  angeben,  auf  welchem  wege 
meine  Wenigkeit  zu  dieser  ansieht  gekommen  ist.  Als  ich 
im  gymnasium  hörte,  dafs  die  form  Romae,  Corinthi  auch 
ein  loc.  sing,  sei,  so  dachte  ich,  dais  es  vielleicht  auch  einen 
locativ  pluralis  geben  könnte,  und  fand  später  die  verglei- 
chung  von  equis  mit  tnnoig  und  &9v6äu  in  lautlicher  hin- 
sieht leichter  als  die  mit  äpv^bbjas.  Es  genfigt,  wie  zn 
sehen,  mitunter  die  geringfügigste  Wahrnehmung,  auf  dafs 
jemand,  einmal  aufmerksam  gemacht,  weiter  gehen  nod 
noch  mehr  entdecken  könne.  Dieser  umstand  hat  nodi 
eine  besondere  Wichtigkeit,  weil  er  zum  Verständnisse  der 
Worte  H.'s  auf  s.  93 — 94  der  R.  nicht  wenig  beizutragen 
vermag.  Dort  gesteht  derselbe  nämlich  ganz  aufrichtig: 
„Ich  hatte  (Dm.  s.  43)  den  iputh  seinem  meister  (d.  i.  Scb.) 
das  siebente  gebot  gottes  hinsichtlich  meiner  eigenen  lehre 
über  den  hiat  freilich  sehr  kaustisch  in^s  gedftcbtnis  zu 
rufen*,  filr  welche  phrase  das  gewöhnliche  leben  einen  ein» 
fächeren  namen  hat.     Wo  jedoch  das  siebente  gebot  in^s 


anzeigen.  355 

spiel  kommt,  dort  ist  es  wol  auch  angezeigt  sich  etwas 
genauer  arnzusehen.  An  der  genannten  stelle  ( Dm.  s.  43 ) 
f&hrt  H.  zuerst  aus  Sch/s  aufsatz:  »Das  auslautgesetz  des 
altkirchenslayisohen ^  folgende  worte  an:  „Mit  der  aus- 
schliefslichen  Vorliebe  des  altbnlgarischen  ftkr  vocalischen 
anstaut  hängt,  wie  bereits  von  slavischen  gelehrten  ver- 
mnthet,  seine  Vorliebe  f&r  consonantischen  anlaut  zusammen ; 
denn  auch  im  inlaute  zeigt  diese  spräche  eine  entschiedene 
scheu  vor  dem  hiatus  u.  s.  w.^.  Daraus  kann  der  gesunde 
verstand  doch  nur  zweierlei  entnehmen,  1 )  dafs  Seh.  nicht 
der  einzige  zu  sein  vorgibt,  welcher  zu  dieser  ansieht  sich 
bekannt,  und  2)  dals  slavische  gelehrte  bereits  dasselbe 
vermnthet  haben.  Ob  so  etwas  schon  den  namen  plagiat 
verdient  oder  nicht,  kann  man  vielleicht  benrtheilen,  wenn 
man  jene  ansieht  z.  b.  mit  einem  bilde  vergleicht.  Wenn 
nftmlich  Seh.  sein  bild  vorzeigt  und  die  bemerkung  macht, 
dafs  bereits  slavische  maier  auch  ein  solches  gemalt  haben, 
ist  nun  einer  von  diesen  malern  berechtigt  gleich  mit  dem 
zaunpfahle  des  siebenten  gebotes  über  Seh.  herzufallen, 
weil  er  jene  meister  nicht  namentlich  anführt  (vergl.  Dm. 
s.  43  mit  R.  s.  94)?  Diese  worte  scheinen  im  ersten  äugen- 
blicke  vielleicht  derb  zu  sein,  doch  erwäge  man,  was  gleich 
folgt.  Jener  von  H.  berührte  aufsatz  Sch.'s  erschien  auf 
keinen  fall  vor  dem  jähre  1858,  allein  schon  2  jähre  zuvor, 
d.  i.  1856,  gab  Seh.  seine  litauische  grammatik  heraus, 
woselbst  s.  66  zu  lesen  i^:  „In  manchen  gegenden  liebt 
man  beim  zusammentreffen  eng  zusammengehöriger  worte, 
von  denen  das  erste  auf  einen  vocal  auslautet  und  das 
zweite  mit  einem  vocal  anlautet,  letzterem  ein  j  vorzuschla- 
gen, z.  b.  sükasi  m%'  jänt  (f&r  änt)  szirdes;  päs  i^Yi\\  j4u* 
gau  (f&r  &ugau).  Ja  man  setzt  vor  jeden  anlautenden  vo- 
cal j,  z.  b.  jö  kq'  dar^sit  jisz  mano  szakü  (f&r  ö,  isz).  In 
niederlitauischen  drucken  findet  sich  j  innerhalb  des  wertes, 
z.  b.  jyms,  d.  i.  Jims  f&r  ims;  nujyms,  d.  i.  nujims  f&r 
nulms) ;  diese  ausspräche  hört  man  auch  im  hochlitauischen 
hfinfig^.  Damit  verbinde  man  noch,  was  aufs.  55  und  341 
steht:   „Anlautendem,  aus  i  gesteigertem  6  wird  j  vorge« 

23* 


dö6  Burda 

setzt  (pfa-jgrka,  jäszköti,  jeszmas);,  dagegen  lautet  das  au9 
a  entstandene  e  ohne  j  an:  d'ris,  vgl«  ag-voej  6'dmi,  würzet 
ad.  —  Nach  Kurschat  (beitrage  II,  p.  16)  soll  dies  vorge- 
setzte j  nur  nach  vorausgehendem  vocale  hörbar  sein,  eine 
ausspräche,  die  gewifs  nur  dialectisch  ist;  ich  habe  dieses 
j  stets  bei  diesen  werten  vernommen.  Vor  hartem  e  kommt 
ein  vorgesetztes  j  vor  in  ap-jekti  (erblinden),  vgl.  ak-las 
(blind);  im  iem,  scheint  dies  häufiger  vorzukommen,  z.  b. 
jesti  für  hochlit.  6'sti,  wurzel  ad,  vgl.  §.  22*.  Durch  diesen 
Zusatz:  vgl.  §.  22,  weist  aber  Seh.  wiederum  gerade  aut 
das,  was  ich  schon  von  der  s.  66  citirt  habe.  Erwägt  man 
daher  alles  genau,  so  wird  man  mit  fug  und  recht  folgende 
Schlüsse  ziehen  können.  1)  Die  Wahrnehmung,  dafs  „beim 
zusammentreffen  eng  zusammengehöriger  worte,  von  denen 
das  erste  auf  einen  vocal  auslautet  und  das  zweite  mit 
einem  vocale  anlautet,  letzterem  ein  j  vorgeschlagen^  werde, 
hatte  Seh.  dort  gemacht,  wo  ihn  H.  keines  plagiates  be- 
schuldigen darf.  2)  Seh.  hatte  sie  aber  auch  früher  ge- 
macht, ehe  er  den  betreffenden  aufsatz  über  das  auslaut- 
gesetz  des  altslovenischen  geschrieben  haben  konnte. 
3)  Wenn  Seh.,  dessen  obren  überdies  glaubwürdige  zeugen 
waren,  also  wufste,  dafs  und  wo  im  litauischen  ein  j  vor- 
geschlagen werde,  so  blieb  er  sich  nur  consequent,  als  er 
den  Vorschlag  eines  j  im  altslovenischen  ebenso  erklärte.  Wer 
aber  mit  Columbus  ein  ei  auf  die  spitze  stellt,  der  kann 
doch  auch  zwei  und  mehrere  so  aufrichten,  d.  h.  sich  auch 
den  Vorschlag  von  v  so  auslegen.  Nehmen  wir  somit  an. 
Seh.  hätte  sich  etwa  so  ausgedrückt:  Mit  der  attsschlieb- 
lichen  Vorliebe  des  altbulgarischen  für  vooalischen  auslaut 
hängt  seine  Vorliebe  fbr  consonantischen  anlaut  zusammen, 
zu  welcher  ansieht  ich  durch  gewisse  erscheinungen  in  den 
dialecten  des  nah  verwandten  litauischen  (s.  lit.  gramm. 
8.  66,  z.  1  — 13  V.  o.)  gekonmien  bin;  wäre  H.  im  Stande 
auch  nur  das  geringste  dagegen  einzuwenden?  Also  gerade 
durch  die  ausdrückliche  bemerknng:  „wie  bereits  von  sla- 
vischen  gelehrten  vermuthet^,  leistet  Scb.  mindestens  so 
viel,  wenn  nicht  mehr  als  z.  b.  Miklosich,  der  im  lex.  pa- 


«nseigen.  357 

laeosl.  unter  viitoryj  sich  auf  die  worte  beschränkt:  ^Nos 
olim  cum  Dobrovio  de  dva  cogitabamus,  comparantes  gr. 
'^svTenog^.   Diese  besagen  jedoch  nach  meiner  ansieht  nicht 
mehr,   als  a)  dafs  Miklosich   und  Dobrovsk^  vütoryj  mit 
<yf.vTeoog  verglichen  haben,  und  b)  dafs  jener  nicht  der  erste 
war,    welcher    es    mit  äntaras    zusammenstellte.     Wo  ist, 
dtlrfte  man  fragen,  eine  wenn  auch  noch  so  leise  andeutung 
der  quelle,   die  das  fragliche  wort  zuerst  mit  äntaras  ver- 
glichen hatte?  Und  wie  reimt  sich  demnach  diese  lichtseite 
H.'s  gegen  Miklosich   mit  seiner  Schattenseite  gegen  Seh. 
im  bezug  auf  die  lehre  vom  hiatus?  Der  beweis,  dafs  Seh. 
die  vergleichung  von  vütoryj  mit  antaras  nur  ans  der  Zeit- 
schrift des  böhmischen   museums,   1852,  II,  176    kennen 
gelernt  hatte,   den  H.  in  Dm.  a.  54   zu   liefern   versuchte, 
ist  noch  nicht  unumstöfslich  (R.  s.  94),  obwol  er  sich  durch 
seine   fassung  ebenfalls   wie   ein  wink   mit  dem  zaunpfahle 
des  siebenten   gebotes    ausnimmt.      Damit  jedoch   der  ge- 
nannte beweis  wirklich  unumstöfslich  wäre,  dazu  sind  nach 
meiner  unmafsgeblichen   meinuug   noch   zwei  stücke  erfor- 
derlich:  1)  der  beweis,   dafs  Seh.  die  abschwächung  von 
an,  am  zu  ü  an  keinem  anderen  worte  wahrnehmen  konnte 
als   an    vntorü  und  vii,   namentlich    dafs  er  das  böhmische 
outery  (dienstag,  eig.  der  zweite)  nicht  kannte,  weil  dieses 
sich  nicht  aus  dem  altslovenischen  vütoryj  erklärt,  sondern 
ein  *iitoryj  oder  schon  *utoryj  voraussetzt,  und  2)  dafs  er 
zu  gleicher  zeit  nicht  wufste,   einem  anlautenden  ü  werde 
V    vorgeschlagen    oder    u    könne    auch    in   vu    übergehen. 
Einen  dritten  interessanten  umstand  bietet  H.  selbst  in  der 
Sr.,   wo  in   der  anmerkung   auf  s.  249   auch  keine  quelle 
genannt  worden  ist.   So  viel  kann  man  jedoch  gleich  sagen, 
dafs  die  consequente  Verfolgung  dieses  von  U.  gegen  Seh. 
eingeschlagenen   weges  nur  zu  einer  förmlichen  jagd  nach 
plagiaten  führen  mufs,  wie  es  denn  z.  b.  auch  schon  mode 
geworden  zu  sein  scheint  seinem  gegner  das  oompliment 
zu  machen,   er  sei  um  ein  halbes  Jahrhundert  zurück,  weil 
nicht  blofs  Seh.  (s.  d.  beitr.  IV,  120)  und  Curtius  (s.  vor- 
rede z.  8.  aufl.  d.  griech.  schulgramm.  V),  sondern  auch  H.. 


358  Burda 

selbst  es  macht.  Wenn  er  auch  diese  mode  nicht  aufge- 
bracht hat,  so  kann  man  doch  sagen:  qaod  qoidem  in- 
ventum  amicus  ejusmodi  rebus  H.  avide  arripuit  (beweis 
R.  s.  18,  19,  32,  56).  Des  beispieles  halber  will  ich  noch 
drei  etymologien  hersetzen,  um  dann  zu  zeigen,  was  sich 
daran  knQpfen  liefse.  a)  Die  lesart  saninsle  (gfirtel)  des 
altpreuCsischen  vocabulars  n.  485  möchte  ich  in  san-iusle 
umändern;  denn  san  gehört  zum  lit.  san,  sq,  su  z.  b.  in 
san-dora,  s;|-dora  neben  su-derdti,  iusle  stellt  sich  dagegen 
zum  lit.  j&'s-ti  (gürten)  sammt  su-jästi  (umgörten,  zugürten). 
Daselbst  wird  z.  b.  noch  pense  (kiefer,  n.  597)  in  peuse 
umzuändern  sein,  damit  sich  die  Verbindung  mit  lit.  pus^ 
gr.  nevxt]  und  ahd.  fiohta  anbahnen  liefse.  b)  Das  lit.  szte- 
-mens  (pl.  tantum,  das  leichenbegängnis,  bes.  aber  der  lei- 
chenscbmaus)  kann  mit  dem  homerischen  xrig^a  (pl.  feier- 
liche leichenbestattung)  verglichen  werden,  indem  lit.  sz  = 
gr.  XT  wie  in  tasz^ti  neben  ti'xTcjVj  so  dafs  beide  Wörter 
nur  im  suf&xe  abweichen.  Die  bedeutung  beider  im  Sin- 
gular mag,  nach  dem  skr.  käarä  (caducus,  fragilis,  mortalis) 
zu  urtheilen,  wol  nur:  auflösung,  tod  gewesen  sein,  welche 
durch  den  plural  die  obige  modification  erhalten  hat. 
Aehnliches  kommt  ja  öfter  vor,  z.  b.  lit.  galvä  (köpf),  pl. 
gälvos  (köpfende  des  bettes);  böhm.  seno  (heu),  pl.  sena  , 
(zeit  des  heumachens);  £ito  (roggen),  pl.  Sita  (roggenfelder) 
u.  s.  w.  Ich  erwähne  diesen  fall  nur  deshalb,  um  auch  za 
beweisen,  dafs  ich  nicht  ganz  im  unrechte  war,  als  ich 
oben  sagte,  die  syntax  von  H.  hätte  es  in  der  Sr.  zu  kei- 
ner rechten  lehre  von  der  bedeutung  und  dem  gebrauche 
des  numerus  im  böhmischen  gebracht  (wäre  in  dieser  be- 
ziehung  also  keine  böhmische  syntax),  wozu  doch  selbst 
die  „mechanischen^  (R.  s.  56)  von  Curtius  und  Seh.  anlauf 
nehmen.  Allerdings  gehören  einzelnheiten  in  das  Wörter- 
buch, allein  gewisse  modificationen  in  der  bedeutung  der 
Wörter,  welche  sie  im  plural  erleiden,  hangen  eben  mit  dem 
Wesen  oder  der  bedeutung  des  plurals  so  innig  zusanameD^ 
dals  jede  grammatik  die  pflicht  hat  sie  wenigstens  in  aU- 
gemeineu  zügen  zu  lehren.     Was  aber  meine  obigen  ety- 


anseigMi.  359 

mologien  betrifft,  sa  weifs  ich  f&r  jetzt  nicht,  ob  die  näm* 
liehen  gedanken  nicht  auch  schon  in  eines  anderen  men- 
schen köpfe  aafgestiegen  sind;  wer  mich  jedoch  eines 
plagiates  beschuldigen  wollte,  der  w&re  genau  so  gerecht 
wie  meine  Wenigkeit,  wenn  sie  H.  ein  solches  in  nachfol- 
gendem stücke  vorwerfen  wQrde.  Man  lese  z.  b.  in  der 
vergl«  gramm.  von  Leo  Meyer  zwei  stellen,  von  denen  die 
erste  (I,  200)  lautet:  „Dadurch  aber,  dafs  hier  der  leichtere 
laut  (r,  1,  n,  m,  v)  nachfolgt,  im  ersten  fall  aber  der  Zisch- 
laut vor  den  festeren  laut  (k,  p,  t)  treten  konnte,  entstehen 
nun  auch  Verbindungen  dreier  consonanten,  deren  festester 
in  der  mitte  steht.  Auf  diese  weise  erscheinen  im  anlaute 
die  consonantischen  gmppen  skr  u.  s.  w.**.  Wie  zu  sehen, 
verfährt  Leo  Meyer  hier  constructiv,  was  sich  etwa  so 
veranschaulichen  läfst:  k  +  r  as  kr,  sk  +  r  as  skr.  Die 
zweite  stelle  (I,  201)  sagt:  „Oefters  ist  neben  der  dreifachen 
consonanten  Verbindung  skr,  die  das  lateinische  mehrfach 
aufweist,  das  griechische  aber  gar  nicht  mehr  hat,  im  letz- 
teren eine  verstQmmelte  form  beliebt  geworden.  So  steht 
das  des  Zischlautes  beraubte  ygafpetv  neben  dem  gleichbe- 
deutenden  scnbere  u.  s.  w.^.  Hier  geht  der  Verfasser  also 
wiederum  destructiv  vor,  was  mau  etwa  durch  skr  —  s  «» 
kr  ausdrucken  könnte.  Denn  dafs  im  griechischen  hernach 
yg  oder  xQ  erscheint  (vgl.  auch  jrQiunrsa&ai^  screare  mit 
lit.  skreplei),  ist  jetzt  nebensache,  da  es  sich  nur  um  das 
princip  handelt.  Nimmt  man  darauf  H.'s  abhandlung  Dm. 
zur  haud,  so  findet  man  dort  auf  s.  28,  II  die  worte:  „Nul- 
lus  horum  acervorum  (d.  i.  der  dreigliedrigen)  aliis  conso- 
nantibus  ac  liquidis  r,  1  et  spirante  v  terminatur.  Nee  ul- 
Itts  eorum  ita  coroparatus  est,  ut  abjecta  vel  prima  vel  ul- 
tima consonante  a  primi  generis  acervis  discrepet.  Ut  uno 
alterove  exemplo  utar,  skr  demto  s  prorsus  congruit  cum 
acervo  kr**.  Daraus  kann  man  wol  so  viel  entnehmen,  dafs 
H.  im  j.  1865  dort  stand,  wo  Leo  Meyer  schon  1861  sich 
befand.  Wer  dann  hinzusetzte,  dafs  H.  das  werk  Leo 
Meyer^s  gelesen  hatte  (R.  s.  80)  und  dafs  „qnidquid  ante- 
cedat  qnamque  rem,  id  cum  re  cobaerere  necessario^,  der 


360:  Bord* 

könnte  leicht  in  die  versnohang  kommen  H.^8  geeetc  Ton 
den  drei-  und  viergliedrigen  consonantengrnppen  „als  pla^ 
giat  zu  brandmarken^.  Hiemit  ist  man  bei  den  oonsonan- 
tengruppen  angelangt,  die  H.  so  sehr  am  herzen  liegen. 
Denn  anknüpfend  an  einen  satz  der  vorrede  zur  ersten 
aufläge  des  Cp.'s,  dafs  dasselbe  nämlich  nur  die  sicheren 
ergebnisse  der  Sprachforschung  enthalten  solle,  äuTsert  sich 
H.  auf  s.  80 — 81  der  K.  folgendermafsen:  „  Solcher  art  sind 
meinem  ermessen  nach  z.  b.  die  zusammenstellnngen  d^ 
sanskritischen  consonantengrnppen  von  Benfey,  Böhtlingk 
und  Pott,  der  altbulgarischen  (anlautenden)  von  Bdhtlingk, 
der  lettischen  von  Bielenstein,  der  lateinischen  und  grie- 
chischen von  Leo  Meyer.  Darin  und  in  der  dem  seligen 
sonst  eigenen  rOcksichtslosigkeit  liegt  nun  der  eigentlichste 
gmnd  meiner  erbitteruog  gegen  denselben'^.  Wie  rflck- 
sichtsvoU  überhaupt  H.  sein  kann,  beweisen  seine  oben  ci- 
tirten  worte  hinlänglich,  in  denen  so  schön  von  den  nord- 
amerikaoischen  wäldern  gesprochen  und  Heine  bei  den 
haaren  herbeigezogen  wird.  Allein  das  ist  noch  nicht  ge- 
nug, Seh.  war  auch  ein  „enfant  terrible^  (R.  s.  30),  wd- 
eher  titel  ihm  erst  nach  dem  tode  ertheilt  wurde,  während 
Miklosich  noch  bei  lebzeiten  einen  hieb  mit  dem  ritter- 
schwerte zu  erhalten  die  ehre  hatte  (R.  s.  92).  Denkt  man 
zugleich  an  die  kaustische  erinnerung  an  das  siebente  ge- 
bot, so  mufs  man  die  ausdrücke:  »geist-  und  rücksichtslose 
nachahmung^,  „unvergleichlicher  bildner  von  Ursprachen* 
(B.  8.  25)  oder  „quintessenz  der  phosphorescirenden  glottik* 
(B.  8.46)  noch  für  complimente  halteur  Wer  aber  böh- 
misch versteht,  der  lese  die  schon  erwähnte  biographie  H.'s 
von  dessen  schüler  Kv6t;  er  wird  daraus  nebenbei  erfahren, 
dafs  H.  oder  „die  syntax^  bei  der  „glottik^  in  die  schule 
gegangen  war,  dafs  sie  daher  die  aufgezählten  ehrennamen 
der  glottik  nur  aus  pietät  noch  in's  grab  nachruft.  Neh- 
men wir  weiter  an,  ein  zweiter  gegner  wäre  gegen  Seh. 
erbittert,  weil  er  im  Cp.  s.  28,  anm.  2  die  betonung  nur 
berührt,  ein  dritter  aber,  dafs  er  auf  s.  348  die  Zusammen- 
setzung blofs  erwähnt  u.  s.  w.,  so  darf  es  gar  als  glück 


anseigeu.  361 

anzasefaen  sein,  dafs  Scb.  gestorben  ist;  denn  seine  erbit« 
terten  gegner  hätten  ihn  nicht  allein  um  seine  ^literarische 
reputation^  gebracht,  sondern  ihm  vielleicht  noch  etwas 
ärgeres  angethan.  Doch  um  wieder  auf  die  consonanten- 
gruppen,  den  eigentlichsten  grund  der  erbittcrung,  zurück- 
zukommen, so  wei£s  doch  jedermann,  dafs  Seh.  im  Cp., 
wenn  auch  nicht  alle,  so  doch  diejenigen  Veränderungen 
der  consonantengrupppn  berücksichtigte,  welche  ftkr  die 
vergleichung  der  sprachen  nach  ihren  lautliehen  elementen 
Wichtigkeit  haben.  Daher  war  ihm  bei  der  vergleichung 
von  skr.  pru,  gr.  xXv  und  sl.  slu  vornehmlich  daran  gelegen 
zu  beweisen,  dafs  skr.  9  und  sl.  s  hierin  auf  ein  ursprüng*- 
liches  k  zurückgeht  und  dafs  an  der  stelle  eines  skr.  r  in 
anderen  sprachen  auch  1  erdcheinen  kann.  Wenn  aber  9 
+  r,  s  +  1,  x  +  A,  die  consonantengruppen  9r,  sl,  xX  bilden, 
80  ergibt  sich  dieser  und  die  meisten  anderen  falle  schon 
aus  den  gesetzen  der  lautvertretung  einfacher  consonanten 
von  selbst.  Oft  ging  ja  die  Veränderung  der  consonanten 
gerade  von  den  einfachen  aus  wie  im  deutschen,  wo  die 
consonantengruppen  st,  sp,  sk  die  lautvcrschiebung  gehemmt 
haben.  Freilich  entspricht  dagegen  z.  b.  gr.  ^voo-v  dem 
skr.  käur&,  die  wurzel  xrev  aber  der  skr.  ksan,  allein  wo- 
her dies  kommt,  erfährt  man  noch  immer  nicht,  wenn  man 
auch  noch  so  oft  in  Zusammenstellungen  findet,  dafs  unter 
den  anlautenden  consonantengruppen  des  altindischen  kä, 
des  gd^chischen  aber  |  und  xr  vorkommen.  Hier  hilft 
wohl  nur  das,  was  H.  selbst  aus  einer  vorrede  Soh.'s  citirt 
(Dm.  6.  9),  d.  h.  man  mufs  versuchen  „mit  hilfe  aller  in- 
dogermaDischen  sprachen  das  ursprüngliche  zu  ermitteln 
und  dessen  Veränderung  und  Weiterbildung  in  den  einzelnen 
gebieten  des  indogermanischen  zu  verfolgen^.  Geht  man 
nun  von  dieser  ansieht  aus,  so  mufs  man  alle  consonanten- 
gruppen zunächst  in  zwei  abtheilungen  unterbringen.  Sie 
sind  nämlich  1)  schon  gegeben,  sofern  sie  in  den  wurzeln 
(9r  in  ^ru)  und  in  den  sufBxen  (z.  b.  nt  in  bh&rant)  vor- 
kommen, oder  2)  erst  geworden,  wenn  sie  der  Wortbildung 
oder  auderen  lautgesetzen  ihre  entstehung  verdanken.    Sa 


362  Bwd« 

lautet  6t  iD  atTJvat^  kati  und  mavtg  (br  das  ohr  ganz  gleich, 
bat  aber  iu  jedem  der  drei  ftlle  einen  anderen  nrspmog 
und  eine  andere  geltung.  Obwol  ferner  die  böhmischen 
Wörter  stribro  (silber)  und  stf ela  (pfeil,  geschofs)  denselben 
anlaut  zeigen,  so  ftibrt  dennoch  das  erste  auf  altsl.  arebro, 
das  zweite  dagegen  auf  strSla  =  ahd.  str41a  (pfcil,  wftre 
got.  *8tre]a)  zurück.  Es  ist  daher  unumgänglich  nothweo- 
dig  gleich  bei  der  aufzählung  oder  Zusammenstellung  yoii 
consonantengruppen,  z.  b.  der  anlautenden,  den  lautgesetzeo 
die  eingehendste  bcrOcksichtigung  zu  theil  werden  zu  las- 
sen. Denn  wer  ohne  etymologie,  ohne  herbeiziehung  ver- 
wandter sprachen  oder  genetische  erklärung  nur  die  con- 
sonantengruppen nach  dem  wörterbuche  anftkhrt  wie  Bielea- 
stein  (die  lett.  spr.  §.  43)  oder  H.  selbst  (Dm.  s.  27 — 28), 
der  entwirft  ein  blofses  inhaltsyerzeichnis,  zu  dem  das  hoch 
erst  gesucht  werden  mufs,  oder  er  yerflhrt  wie  gewisse 
geographen  und  Zoologen,  welche  die  fauna  eines  landes 
hinlänglich  charakterisirt  zu  haben  glauben,  wenn  sie  zn- 
sammenstellen,  dafs  darin  z.  b.  5  gattungen  ^on  raubtfaieren 
in  9  arten  u.  s.  w.  angetroffen  werden.  Darunter  sind  aber 
oft  auch  rein  locale  varietftten  oder  so  seltene  species  begrif- 
fen, dafs  sie  blofs  mitzählen,  ohne  die  geringste  Wichtigkeit 
zu  besitzen.  Zu  den  localen  Varietäten  unter  den  conso- 
nantengruppen gehören  nun  die  altsioveuischen  2r,  6r,  £l, 
öl  u.  a.  m.  (Dm.  s.  27,  1,  2),  und  doch  werden  sie  ohne  alle 
umstände  den  uralten  wurzelhaften  kr,  pr  u.  s.  w.g^leich- 
gesetzt!  Welchen  werth  Oberhaupt  gruppen  haben  können, 
die  einem  in  seiner  etymologie  und  Orthographie  so  unsi- 
cheren Worte  entnommen  sind,  als  es  övanü,  öiTanii,  2e- 
vanü,  öbanii,  öibanii  und  zbanici  ist,  kann  jeder  leicht  ent- 
scheiden. Auch  hängt  das  charakteristische  einer  spräche 
nicht  von  sämmtlichen  consonantengruppen,  sondern  von 
dem  häufigen  vorkommen  einiger  ab.  So  erweist  sich  dam 
unter  den  in  Dm.  s.  27,  5  angefahrten  6  gruppen  nur  eine 
einzige,  nämlich  sm,  als  ganz  sicher,  indem  sie  auch  an- 
deren sprachen  zukommt;  die  fibrigen  erscheinen  entweder 
als  etymologisch  unklar  (zm  in  zmij,  dessen  z  auch  aus  s 


aaseigen.  863 

entstanden  sein  kann,  vergl.  smoku),  oder  als  blofse  unica 
(am,  2m),  oder  endlich  sie  sind  nur  durch  Verflüchtigung 
und   Temachlässigung  der  vocale  i,  u  zusammengeratben, 
z.  b.  km  in  kmeti  =  lit.  kümetys;  chmölif,  da  schon  andere 
das  wort  mit  humulus  verglichen  haben.     Dagegen  haben 
wieder  bd  und   gd  in  bdula,  gdunije  mit  dem  slavischen 
nichts  zu  schaffen,  weil  sie  eben  fremd  sind.   Oder  gehört 
es  etwa  noth wendiger  weise  zur  Charakteristik  der  fauna 
Europa's,  dafs  z.  b.  der  kauarienvogel  bei  uns  ein  gelbes 
kleid  trägt?  Das  lautgesetz  der  mctatbesis  wird  weder  bei 
der  aufzählung  der  zweigliedrigen  noch  der  dreigliedrigen 
gmppen  berücksichtigt,  sondern  gelegenheitlich  erst  s.  85 
erwähnt,  obwol  viele  derselben  gerade  darauf  beruhen,  z.  b. 
tl  in  tlaka  =  lit.  talkä,  vi  in  vladq  r=s  got.  valda  u.  s.  w. 
Warum  sprachen  die  Altslovenen  wol  tlüstü,  dlügü,  aber 
plelu  (aus  *plet-lü),  äilo  (aus  *didlo)  und  jasli  (aus  *jad-Ii)? 
Es  ist  doch  kein  wunder,  dafs  z.  b.  smr  —  r  zu  sm  werden 
mufs,   weil  smr  ja  erst  durch  zusammenrücken  der  früher 
getrennten  theile  sm  und  r  entstanden  ist,  z.  b.  smrüditi 
=  lit.  smirdö'ti  u.  s.  w.     Wie  hingegen  z.  b.  aus  splj  ein 
plj  (aus  pj)  entstehen  kann,  zeigt  wieder  lit.  spiauju  s=s  lett 
spFauju  =  altsl.  pljujq.    Ob  nun  aus  solchen  blofs  statisti- 
schen   oder    rein    mechanischen    Zusammenstellungen    von 
consonantengruppen ,  wie  den  von  H.  und  Bielenstein,  das 
„iogenium^  (Dm.  s.  23)    einer    spräche    erkannt   werden 
kann,  möge  dahingestellt  bleiben;    wenn  Scb.  sie  jedoch 
für  die   zweite  aufläge  des  Cp.'s  nicht  benutzt  hatte,  so 
beweist  dies  nur,  dafs  sie  für  „eine  vergleichende  gram- 
matik^  nicht  brauchbar  sind.   Böhtlingk  selbst  hat  auf  die 
seinige  (Dm.  s.  15)  gewifs  kein  solches  gewicht  gelegt,  da 
er  im  j.  1862  auch  nicht  den  geringsten  anstand  nahm  zu 
erklären  (R.  s.  15  und  20),  dafs  Soh.  „est  ä  la  hauteur  de 
la  linguistique  moderne  et  qu^il  posside  une  connaissance 
solide  des  langues  indo-europiennes^,  worin  der  zweite  satz 
eine  handgreifliche  hinweisung  auf  das  Cp.  enthält.    Wie 
stimmt  dagegen  H.'s  anmafsendes  urtheil,  Seh.  sei  in  be- 
zug  auf  die  consonanten  beinahe  um  ein  halbes  Jahrhundert 


364  BunU 

surfick  (R.  8.  19),  zu  dem  obigen  vod  Böbtlingk,  und  wel- 
ches von  beiden  ist  wahr  und  bat  mehr  gewicht? 

Was  aber  die  inlautenden  consonantengruppen  anbe- 
langt, so  ist  die  berOhrung  zwischen  wurzei-  oder  stamm- 
auslaut  einerseits   und  sufBxanlaut   andererseits  die  quelle 
neuer   consonanten Verbindungen,    d.  i.   solcher,    die    nicht 
schon   ganz   eigenthum  derwurzel   oder   des  suflSxes  sind 
(z.  b.  tv  in  nagna-tv&m  oder  tr  in  gi-tram).     Die  beband- 
lung  derselben  mufs  von  gesichtspunkten  ausgehen,  welche 
in  H.'s  abhandlung  gar  nicht  zur  spräche  kommen.   Wenn 
nämlich  die  erste  silbe  eines  wertes  mit  zwei  oder  mehre- 
ren consonanten  anhebt,  so  läTst  sich  gar  nicht  daran  zwei- 
feln, dafs  eine  solche  consonantengruppe  z.  b.  x^  ^^  X^^^ 
nicht    allein    graphisch,     sondern     auch    phonetisch    eine 
gruppe  bildet,  d.  h.  dai's  die  zwei  consonanten  X"^^  nicht 
blofs  neben  einander  geschrieben  stehen,  sondern  auch  beim 
ausspreche^  einer  und  derselben  silbe  angehören.    Was  die 
zahl  der  inlautenden  grnppen  im  altslovenischen  betrifft,  so 
bemerkt  zwar  H.  ausdrücklich  (Dm.  s.  29),  dafs  sie  jene 
der  anlautenden  Oberwiegt;  er  hätte  aber  noch  hinzusetzen 
sollen,  was  z.  b.  Leo  Meyer  (vgl.  gramm.  I,  240)  zu  sagen 
sich  bewogen   fand:    „Jede  innere  consonantenverbindung 
zerfällt  gleichsam  in  zwei  theile,   deren  erster  an  den  vor- 
ausgehenden vocal  sich  anlehnt,   während  der  zweite  sieb 
zu  dem  folgenden  neigf^.   Betrachtet  mau  z.  h.  die  Wörter 
X^^fiQ  und  udvTig^  so  findet  man  in  beiden  z  «ei  consonanten, 
Xif'  und  rr,  neben  einander,  ohne  dafs  es  richtig  wäre  diese 
zweitheiligen  Verbindungen  nun  auch  der  ausspräche  nach 
als  solche  anzusehen.     Denn   während   in  x**^^^  ^'^   zwei- 
gliedrige consonantengruppe  ganz  in  den  bereich  einer  ein- 
zigen silbe  fällt,  lohnt  sich  bei  vr  in  acii'ng  der  consonant 
V  an  den   vocal   r^,   wogegen   r   sich   zu   i    hinneigt.     Ein 
ganzer  apfel  und  zwei  halbe  äpfel   sind  zwar  gleich  grofs, 
allein  ein  halbirter  apfel  bildet  nie  mehr  eine  solche  einheit, 
wie  sie  der  noch  unversehrte  dargestellt  hatte,  ja  t^erade 
die  Schnittflächen  sind  der  ort,  wo  die  föulnis  beginnt.   So 
vergleiche  man  z.  b.  die  lateinischen  stamme  mortuo-  und 


anzeigen.  365 

menti-  mit  den  altsloTenisoben  mrütTÜ  und  m^ti  und  pa- 
•Di^ti.  Die  darin  vorkommendeo  consonantenverbinduDgeD 
rt  und  nt  lassen  sich  auf  keinen  fall  im  anlaute  eines  Wor- 
tes oder  einer  silbe  aussprechen;  welches  mittel  ergriff  also 
die  spräche  in  diesem  falle?  Als  durch  die  anfQgung  der 
Suffixe  tuo  und  ti  an  die  wurzelnmor  und  men  die  con- 
souanten  r,  u  von  der  einen  und  t  von  der.  anderen  Seite 
zusammenfliefsen ,  erleichterte  sich  die  spräche  die  mühe, 
welche  das  aussprechen  von  r  + 1  und  n  + 1  verursacht, 
zunächst  dadurch,  dafs  sie  die  graphische  consonanten- 
gruppe  rt,  nt  phonetisch  in  zwei  theile  spaltete,  d.  h.  jene 
Wörter  beim  sprechen  in  die  silben  mor*tu-o*-  und  men-ti- 
zerlegte.  Dadurch  geriethen  nun  die  consonanten  r  und  n 
in  eine  Stellung,  wo  sie  mit  der  zeit  oft  lästig  und  daher 
gefährdet  waren.  Sie  wurden  a)  zwar  erhalten,  aber  an 
einen  andern  ort  versetzt,  wo  sie  der  spräche  bequemer 
waren  (z.  b.  mrü-tvü,  xoaöia  neben  xagdia^  spraötnm  neben 
sparstum),  oder  b)  an  derselben  stelle  belassen,  jedoch  ge- 
schwächt (pa-niQ-ti  für  ^pa-min-ti,  skr.  mä-si  von  der  Wur- 
zel man),  oder  endlich  o)  unterdrückt,  was  der  höchste 
grad  von  abschwächung  ist  (sar-tus  für  ^sarc-tus).  Die 
folge  des  letzten  umstandes  war,  dafs  dann  im  anlaute  der 
folgenden  silbe  nur  solche  consonanten  blieben,  welche  auch 
im  anlaute  des  Wortes  stehen  konnten.  Zu  einer  verglei- 
chenden behandlung  der  consonantengruppen  des  inlautes 
ist  auch  die  entscheidnng  einer  anderen  frage  erforderlich, 
ob  nämlich  ein  und  dasselbe  wort  in  verschiedenen  spra- 
chen verschieden  abgotbeilt  werden  soll  oder  nicht,  z.  b. 
skr.  v4tti  und  altsl.  vösti.  Beide  Wörter  sind  entstanden, 
indem  die  personalendung  ti  an  die  gesteigerte  wnrzel  vid 
gefttgt  «wurde,  wobei  der  wurzelauslant  d  sich  dem  suffiz- 
anlaute  t  so  weit  assimilirte,  als  er  selbst  in  die  tennis 
seines  organes  überging.  Während  aber  das  altindische 
dabei  bleibt  nnd  daher  nur  v^t-ti  abtheilen  kann,  geht  das 
altslovenische  einen  schritt  weiter  und  verwandelt  in  *vetti, 
wie  dieses  wort  wenigstens  seiner  ausspräche  nach  sioher 
einmal  gelautet  haben  mufste,  das  erste  t  in  die  spirans 


366  BunU 

desselben  organes,  so  dafs  nun  vesti  erscheint.  Der  Über- 
gang von  t  in  8  ist  jedenfalls  eine  abschwächnng,  allein  sie 
kann  sieh  doch  nur  im  grade  von  jener  art  unterscheiden, 
wie  das  altslovenische  z.  b.  ein  doppeltes  n  vermieden  hatte, 
da  es  *po-mTn-n%  in  po-m^-n%  öbergeheu  lieis.  Soll  man 
daher  vdstT  in  v£s-ti  abtheilen,  um  mit  dem  skr.  v^t-ti  und 
im  principe  mit  po-m^-n%  übereinzustimmen,  oder  soll  man 
es  in  die  silben  ve-sti  zerlegen,  weil  st  im  anlaute  altalo» 
ventscfaer  Wörter  vorkommt  und  somit  aocb  im  aalaate 
einer  silhe  stehen  kann? 

Wenn  man  nach  dem,  was  bis  jetzt  gesagt  wurde, 
H.'s  aufz&hlung  der  inlautenden  consonantenverbindungen 
(Dm.  8.  29 — 32)  durchliest,  so  kann  man  ihr  getrost  das 
lob  der  voUstftndigkeit  ertheilen.  Hiemit  dürfte  aber  auch 
alles  gesagt  sein,  was  sich  gutes  von  ihr  angeben  lilst 
Denn  s&mmtliche  vorwürfe,  welche  die  znsammenstellnng 
der  anlautenden  consonantengruppen  treffen,  lassen  sich  hier 
wiederholen,  weil  altes  und  neues,  fremdes  und  einheimi- 
sches, seltenes  und  häufiges  in  bunter  Ordnung  neben  ein- 
ander auftritt.  Dafs  auch  solche  consonantenverbindungen 
darunter  genannt  werden,  welche  oft  nur  an  der  naht  von 
Zusammensetzungen  vorkommen  (R.  s.  67),  trägt  zu  grdise- 
I  rer   durchsichtigkeit   gewifs   nicht  bei.     Sonderbar  genug 

nimmt  sich  auch  das  suffix  stvo  (Dm.  s.  31)  aus,  das  eigent- 
lich istvo  lautet  und  worin  i  ein  hilfsvocal  sein  soll,  wäh- 
rend der  consonant  s  weder  dem  stamme  noch  dem  suffixe 
tvo  angehört,  sondern  seine  ezistenz  nur  einer  gewissen 
Vorliebe  der  Altslovenen  für  stv  verdankt,  wie  Hu  meint 
Allein  wenn  sich  von  den  sufBxen  istvo,  isku  eigentlich  nur 
die  letzten  theile  tvo  (got  thiva-dv,  skr.  nagna-tv&m)  und 
kü  (skr.  8indhn«ka  von  sindhü)  genau  mit  denen  verwandter 
j  sprachen  vergleichen  lassen,  so  sollte  man  wol  glauben,  man 

I  müsse  z.  b.  die  Wörter  Ijudistvo  und  Ijudisku  vielmehr  in 

Ijnd-is-tvo  und  Ijud-is-kii  abtheilen  und  «is-  {&r  ein  eigenes 
snfBx  erklären.  Es  gibt  neben  Ijub-is-tvo  auch  Ijab-iz-nfi 
(wegen  z  vgl.  glavisna  und  glavizna),  dann  IjubiSa,  aogd- 
lyfesne,  so  dab  man  wol  bofifen  kann,  mit  der 


anssigen.  367 

seit  werde  sieb  dieses  vermittelnde  suffix  is  oder  iz  noch 
ans  anderen  bildangen  herauslösen  lassen.  Auch  Leo  Meyer 
(got.  spr.  8.  174)  zerlegt  das  gotische  iska  in  is-ka.  Wäh- 
rend 18  im  gotischen  noch  auf  is-ka  beschrftukt  bleibt,  ist 
im  slayischeo  is  auch  schon  vor  tvo  eingedrungen,  wo  die 
beiden  suffize  is  und  tvo  nunmehr  als  ein  einfaches  istvo 
gef&falt  werden.  Ueber  ndr  im  zusammengesetzten  worte 
po-ndrSti  bemerkt  H.  (Dm.  s.  32),  dafs  man  nur  n  weg- 
nehmen könne,  um  die  gebräuchliche  gruppe  dr  zu  erhalten; 
allein  jedes  syllabirende  kind  dflrfte  die  nämliche  entdeckung 
machen.  Denn  wie  z.  b«  äväpog  neben  dem  homerischen  . 
avigoq  steht  und  beim  sprechen  in  die  silben  av-ägog  zer- 
fiült,  so  kann  auch  pondräti  phonetisch  nur  in  pon-dr^ti 
abgetheilt  werden,  woraus  sich  von  selbst  ergibt,  dafs  im 
anlaute  der  zweiten  silbe  die  gebräuchliche  gruppe  dr  steht. 
Obwol  ein  volles  n  am  schlösse  der  ersten  silbe  vor  d 
eigentlich  gegen  ein  lantgesetz  yerstöfst,  so  beweist  dies 
nichts  gegen  die  richtigkeit  der  silbentheilung,  sondern 
zeigt  nur,  dafs  pondrSti  schon  eine  spätere  bildung  ist  nnd 
bei  dergleichen  principiellen  fragen  gar  nicht  in  betracht 
kommen  soll.  Darf  man  sich  endlich  fiber  das  gesetz 
wundem,  das  H.  aufstellt?  „Damach  nehmen  sich  nämlich 
die  drei-  und  viergliedrigen  gruppen  als  höchst  regelmäfsige 
erweiternngen  der  zweigliedrigen  ans  (R.  s.  66)^.  Es  ist 
in  der  that  so  wahr  wie  folgende  arithmetische  sätze: 
2-hl=:3,  l-+.2  =  3,  1-h3  =  4,  24-2  —  4;  wenn  aber 
H.  gesteht  jenes  gesetz  im  jähre  1854  noch  nicht  gekannt 
zu  haben,  so  gibt  er  damit  zu,  dafs  er  damals  die  lantge- 
setze  zu  wenig  berücksichtigte  oder  nicht  genetisch  vorging* 
Diese  entdeckung  mufs  jeder  machen,  wenn  er  auch  nur 
z.  b.  6etvrutü,  welches  die  dreigliedrige  gruppe  tvr  enthält, 
mit  dem  lit.  ketvirtas  vergleicht.  Denn  dafs  dort,  wo  zn- 
erst  zwei  consonanten  waren,  endlich  drei  beisammen  stehen 
werden,  sobald  bei  einem  platzwechsel  noch  einer  hinzn« 
kommt,  ist  so  klar  wie  2  +  1  »s  3  oder  1  +  1  ss  2.  Denn 
anoh  die  zweigliedrigen  grappen  nehmen  sich,  um  mit  den 
Worten  H.'s  zu  reden,  sehr  oft  als  höchst  regelmäßige  er- 


368  Bnrda 

Weiterungen  einfacher  consonanten  aus,  z.  b.  diato  =s  alt- 
preufs.  dalptao,  so  dafs  man  das  Terhältnis  aufstellen  kann 
tv  :  tvr  =:  d  :  dl  u.  dergL  m.     Noch  deutlicher  tritt  eb 
ähnliches    Verhältnis   in  den  lebenden  slavischen  spradien 
hervor,  da  z.  b.  im  böhm.  sto  neben  dem  altsl.  süto  die 
früher  getrennten  consonanten  s  und  t  erst  nach  verflftch- 
tigung  von  ü  zusammengefallen  sind«   Allein  darf  man  das 
st  von  sto  dem  st  in  der  wurzel  sta  (stehen)  in  jeder  be- 
ziehnng  gleichsetzen?  Darf  man  auch  tvV  (streng  genommen 
tvljl),  welches  nach  abzug  des  consonanten  ö  von  itvV  in 
umrüätvP^  bleibt,  schnell  mit  tvr  in  tvrudü  oder  detTrutii 
vergleichen  (Dm.  s.  32  und  R.  s.  65),  obwol  StvY  nur  auf 
tv+j)  tvr  hingegen  auf  tv  +  r  zurckgeht,  und  der  con* 
sonant  1  noch  dazu  ein  späterer  euphonischer  einschub  ist? 
Durch  seine  aufzählung  der  an-  und  inlautenden  consonan» 
tenverbindnngen  will  H.  freilich  nur  darthun,  die  letzteren 
seien  den  ersteren  „stannenswerth  ähnlich^  (R.  s.  43);  al- 
lein   wenn   er   dabei   meist   rein  mechanisch  verfUhrt,   so 
dürfte  man  sich  fflglich  wundem,  dafs  er  dennoch  solche 
schlösse  daraus  ziehen  kann,  wie  der  satz  auf  s.  23  und  44 
in  Dm.  oder  s.  47  der  R.  ist.     Zu  empfehlen  bleibt  vor- 
läufig a)  das  Studium  der  volksthQrolichen  und  archaisti- 
schen lateinischen  spräche,  die  im  auslaute  staunensweitb 
ähnliche  erscheinungen  darbietet,  ohne  im  inlante  mit  dem 
altslovenischen  übereinzustimmen;  b)  das  Studium  mancher 
lautgesetze,  nach  denen  lateinische  Wörter  zu  französischen 
geworden  sind,  als  ch&teau  aus  oastellum  (vergl.  altsl.  jato 
neben  jasto),  maitre  für  maistre  (vgl.  utro  im  lex.  palaeosL), 
und    c)  eine   ausgedehnte    herbeiziehung   der   verwandten 
sprachen  (trotz  Dm.  s.  7).     Hätte  es  H.  gethan,  so  wäre 
nicht  nur  sein  satz  etwas  anders  ausgefallen,  sondern  er 
hätte  aiush  in  andern  dingen  sein  urtheil  über  Seh.  gemil- 
dert.    Dafs  H.  nämlich  glaubt.  Seh.  hätte  die  Steigerung 
eines  y  zu  va  ebenso  verlernt  wie  die  des  I  zu  i  (R.  s.  34 
und  76),   ist  nicht  im  ganzen  zutreffend.     Was  non  die 
Steigerung  von  y  zu  va  betrifft,  so  müge  man  Torerst  8«  b. 
s.  125  der  Sr.  au&cUagen,  wo  H.  über  y  sagt,  es  werde 


aDzeigpen.  369 

ihm  zum  behafe  der  Steigerung  a  oder  o  vorgeschlagen, 
wodurch  die  diphthonge  ay,  oy  entstehen.  Wie  dann  die 
Sprache  in  consonantiseh  geschlossenen  wurzeln  angeblich 
damit  verfuhr,  wird  an  den  beispielen  kys-nouti  (altsl.  kys« 
•n^ti)  und  slovakisch  ötyri  (böhm.  ctyfi,  altsl.  cetyri)  gezeigt, 
und  zwar  in  der  weise:  a)  verschlag  von  a  und  o,  daher 
kays-iti,  stoyro ;  /?)  Verwandlung  von  ay,  oy  in  av,  ov,  also 
kavs-iti,  stovro;  endlich  y)  metathesis  zu  va,  vo,  somit 
kvas-iti,  ätvoro  (böhm.  ^tvero,  altsl.  öetvero  und  6etvoro). 
In  Dm.  8.  36  ftulsert  sich  dagegen  H.,  dafs  es  nicht  darauf 
ankomme,  ob  in  der  angesetzten  form  kaysü,  woraus  nach 
seiner  ansieht  kvasu,  das  Stammwort  von  kvasiti,  jedenfalls 
entstanden,  der  vocal  y  schon  vor  oder  erst  nach  der  me- 
tathesis in  V  verwandelt  worden  ist.  Hier  muTs  puu  vor 
allem  bemerkt  werden,  dafs  y  in  cetyri  gewöhnlich  durch 
TerkQrzung  eines  ursprünglichen  va  erklärt  wird,  und  ist 
diese  Verkürzung  von  va  zu  u  =  altsl.  y  analog  der  von 
ra  zu  r,  von  ja  zu  i  (Bopp  vgl.  gramm.  I,  5).  So  gibt  es 
bekanntlich  im  altindischen  eine  wnrzel  vjadh  mit  dem 
prftsens  vidhjämi  neben  den  ableitungen  vjädha  und  v^dha. 
Durch  die  vergleichung  der  perfectformen  vivj^dha,  vivi- 
dhüs  mit  den  entsprechenden  ^ag&ma,  gagmüs  und  suäv&pa, 
anäupüs  ergibt  sich  vjadh,  svap  als  volle,  vidh,  sup  dagegen 
als  verkürzte  wurzel.  Aehnlich  gibt  es  neben  tvar  in  tvarä 
(eile)  auch  tür  in  türnam  und  tur  in  tütörmi.  Ehe  man 
also,  um  wieder  zum  altslovenischen  zurückzukehren,  kys, 
chyt)  kyp  als  wurzeln  ansetzt  und  kvasü,  chvatiti  und 
böhmisch  kvap  (=  altsl.  *kvapii)  so  davon  ableitet,  wie  es 
H.  thut,  sollte  man  sich  durch  vergleichung  mit  den  ver- 
wandten sprachen  vorher  wenigstens  die  volle  gewi&heit 
verschaflfen,  dafs  z.  b.  kys  jene  wurzelform  ist,  von  der  man 
unbedingt  ausgehen  mufs.  Denn  wie  cetyri  schon  verkürzt 
ist  (altlit.  noch  ketveri,  Nesselmann,  lit.  wb.,  s.  198),  so 
könnte  ja  auch  kys  vereinfacht  sein,  und  eine  wenn  auch 
vielleicht  nur  secundäre  wurzel  kvas  ist  der  form  nach 
möglich  (vgl.  skr.  ^va«,  abgesehen  von  der  bedeutung,  auf 
die  es  hier  nicht  ankommt).     Femer  dürfte  das  numerale 

Beiträge  z.  vgl.  sprach  f.  VI.  8.  24 


370  Burda 

vier  am   geeignetsten   sein   zu  lehren,   welche  formen  eine 
derartige  wurzel   aufweisen  kann.     Während  nämlich  ria- 
aa(}Bg,  neujon.  Tiaasgeg,   quatuor,   altlit.  k^tveri  noch  den 
grundvocal  in  verschiedenen  abstufungen  haben,  zeigen  skr. 
Katür-,  äol.  nifWgeg^  altsl.  öetyri,  lit.  k^turi,  got.  fidur-  schon 
eine  verkürzte,  skr.  katvÄras  und  got.  fidvor  hingegen  eine 
gesteigerte   form.      Das    Verhältnis    zwischen    kysn^ti   und 
kvasü   ist  jenem   zwischen  fidur-  und   fidvor,    Katür-  und 
katvdras  staunenswerth  ähnlich.   Ueberdies  bleibt  die  mög- 
lichkeit  nicht  ausgeschlossen,   dafs  der  consonant  s  in  kys 
auch   ein  späteres  element  sein  kann  (vgl.  skr.  worzei  bhi 
neben  wurzel  bhjas  und  den  bildungen  bhlSmä,  bhlS&jämi). 
An    der   naht   zwischen  der  primären   wurzel    und  einem 
secundärem  Zuwachs  s,  t,  p  ist  mancherlei  möglich,  was 
sonst   vielleicht   nicht   vorkommt.     Der   secundäre  zusatz 
eines  p  ist  noch  recht  deutlich  z.  b.  im  lit.  tempiü  neben 
tan6mi,  rc/i/co;  im  lit.  %erpiu  neben  i^rifti  (glflhen);  im  lit. 
verpiü  (spinnen)  neben  v6ra8  (spinne);  im  böhm.  r^pati  ne- 
ben r^ti  (wtkhlen,  graben,  graviren)  u.  s.  w.   Die  erklärung 
von  kyp-  und  *kvapü  aus  einer  wurzel  kvap  ist  nicht  nur, 
wenigstens  was  das  letztere  betrifft,  leichter,  sondern  diese 
ansieht  erscheint  überhaupt,  f&r  die  vergleichung  der  spra- 
chen und  die  lautgeschicÜte  fruchtbarer.     Man  sieht  z.  b. 
gleich  am  lit.  s&pnas,  wie  leicht  v  schwinden  kann.   Wenn 
dann  Leo  Meyer  (vgl.  gramm.  I,  363)  die  griechische  wui^ 
zel  xan  in  xanvog  (rauch,  dampf)  und  xanvuv  (aushauchen) 
aus  kvap  herleitet,   so  hat  er  damit  die  vergleichung  der 
griechischen  Wörter  mit  lett.  kiip6t  (rauchen,  dampfen ;  altsl. 
kyp^ti?),  lit.  kVÄpas  (hauch,  «them;  luftzug;  geruch)  u.  a.  m. 
angebahnt.     Ein  anderes  beispiel   von  dem  ausfalle  des  v 
gibt  altpreufs.  golis,  gallan  (tod),  gallintwei  (tödten),  lit 
gil-tin6'  (todesgöttin)  neben  dem  alts.  quSlan  (mori),  qoeltian 
(necare)  und  skr.  ^varä  (aegritudo).     Durch  den  .Schwund 
von  V  einerseits  und  durch  Verkürzung  von  va  zu  u  ande- 
rerseits kann  es  schliefslich  auch  geschehen,  dafs  eine  und 
dieselbe  wurzel  hier  in  die  a-reihe,  dort  wieder  in  die  o-reihe 
geräth.    Doch  wie  dem  auch  immer  sein  mag,  vor  der  band 


/' 


ahz  eigen.  371 

dürfte  es  aiiDdestens  doch  erlaubt  sein  zu  zweifeln,  ob 
kvasü  von  kys-n^ti  herstammt,  wie  H,  lehrt,  bis  durch 
vergleichung  mijt  den  verwandten  sprachen  die  Ursprünge 
liehe  wurzelform  der  hieher  gehörigen  Wörter  festgesetzt 
sein  wird.  Wie  wenig  überzeugend  H.'s  grtede  für  Seh. 
waren,  beweist  auch  der  umstand,  dafs  in  den  beriehtigön» 
gen  und  nachtragen  zum  Cp.  in  der  indogermanischen 
Chrestomathie,  also  wenigstens  3  jähre  nach  dem  erscheint: 
von  H.'s  abhandlung  Dm.  diese' art  der  Steigerung  gar  nicht 
erwähnt  wird.  Ebenso  wi^|^  hatte  Sob.  seine  ansieht  Ober 
den  aorist  basü  von  bod%  geändert  (Cp.  s.  129  und  300), 
die  nun  von  H.  (R.  s.  77)  so  bekämpft  wird:  „Sollte  ich 
dieselbe  lehrart  genau  kennzeichnen,  so  müfste  ich  unum- 
wunden sagen,  dafs  sie  dem  althergebrachten  begriffe  der 
qnantität  auf  die  keckste  weise  ins  gesiebt  schlägt.  Denn 
nur  so  kann  man  z.  b.  behaupten,  in  basü  sei  o  zu  a  ge- 
dehnt, da  man  dabei  sonst  stets  dieselbe  qualität  der  vo* 
cale  voraussetzt^.  Das  bewnfstsein,  womit  Seh. 's  lehrart 
auf  diese  weise  abgefertigt  wird,  ist  grofs  genug,  wie  man 
sieht,  aber  doch  nicht  so  abschreckend,  dafs  man  nicht 
einige  bemerkungen  dazu  machen  könnte.  Der.  weg  von 
*nes-sü  zu  nesü  läfst  sich  z.  b.  mit  jenem  vergleichen,  auf 
welchem  im  sanskrit  aus  *as-dhi  endlich  ödhi  geworden  ist, 
obwol  ein  s  auch  ohne  Veränderung  des  vocales  ausfallen 
kann,  wie  in  isi  =  altsl.  jesi  (du  bist).  Uebrigens  hat  noch 
niemand  bewiesen,  dafs  die  Steigerung  von  e  zu  e  und  von 
o  zu  a  im  gründe  nicht  auf  eine  dehnung  hinausläuft,  wenn 
auch  die  qualität  der  vocale  jetzt  nicht  mehr  dieselbe  ist. 
Daraus  folgt  ja  noch  nicht,  dafs  diese  Ungleichheit  von 
allem  anfange  an  da  gewesen  sein-  müsse;  es  läfst  sich 
vielmehr  auch  denken,  dafs  die  früher  qualitativ  gleichen 
vocale  erst  spUter  eine  Veränderung  erlitten  haben,  und 
unter  dieser  Voraussetzung  ist  es  wol  möglich,  dals  ein 
voeal  hinsichtlich  der  qualität  von  seiner  älteren  dehnung 
abweicht.  Wenn  z.  b.  das  volk  in  Böhmen  das  deminutiv 
des  Wortes  plamen  (flamme)  ganz  wie  plaminek  ausspricht, 
so  beweist  es,  da  der  gedanke   an  eine  Steigerung  von  e 

24* 


372  Burda 

ZU  i  hiebei  ausgeschlossen  bleibt,  dadurch  am  besten,  was 
so  eben  bemerkt  wiirde.  Das  wort,  welches  mit  skr.  häüsi, 
ahd.  kans,  altsl.  g^si,  lit.  £^sls  fibereinstimmt,  lautet  b^ 
kanntlich  dor.  x^^  ^^  dessen  ä  man  eine  ersatzdehnong 
erblickt;  ist  dagegen  in  *^ijv  und  rjuslg  (neben  dor.  a ^^ 
und  ftol.  äfiusg)  keine  ersatzdehnung  anzunehmen,  blofs 
weil  die  qualität  des  vocales  abweicht?  Es  gibt  weiter  im 
litauischen  einen  dialekt,  der  ein  a  nur  unter  dem  einflusse 
des  accentes,  also  tiicht  in  folge  einer  Steigerung,  in  o 
übergehen  läTst,  z.  b.  at6-jemu  neben  dem  inf.  ata^jömti 
statt  des  gewöhnlichen  kt^imu,  at-lmti.  Fflr  die  Verwand- 
lung eines  e  in  6  ohne  Steigerung  können  mehrere  beispiele 
angeführt  werden.  Hieher  gehört  das  particip  von  esml, 
das  da  ^'s^s  lautet;  das  wort  v^'daras  (magen,  lett.  vöde^ra 
bauch)  neben  skr.  udaras  (bauch) ;  dann  das  deminutiTsnffiz 
ö'lis  in  vainike'lis  neben  äis  in  sun^lis.  Alle  diese  und 
noch  andere  fälle  beweisen  also,  dafs  ein  vocal  and  seine 
dehnung  nicht  immer  und  überall  von  gleicher  qualität  sein 
müssen.  Somit  bliebe  noch  der  einwand  übrig,  welchen 
H.  (Dm.  s.  90,  anm.  23ö)  dagegen  erhebt:  „Seh.  enim,  etsi 
a  Bulgarorum  majoribus  fere  omne  longarum  breviumque 
vocalium  discrimen  sublatum  esse  omnino  concedere  debet, 
novissime  tamen  hac  in  causa  de  pbulg.  yocalinm  produc- 
tione  disserit  u.  s.  w.^.  Was  nun  diese  frage  betrifft,  so 
brauchen  folgende  zwei  sätze  wol  nicht  erst  bewiesen  zu 
werden :  a)  dem  altslovenischen  war  die  quantit&t  von  haus  aus 
eigen,  so  dafs  z.  b.  der  vocal  a  in  bratrü  ehemals  so  gnt 
lang  war,  wie  in  den  verwandten  sprachen;  b)  der  unter- 
schied zwischen  langen  und  kurzen  vocalen  hörte  endlich 
fast  ganz  auf.  Nun  aber  pflegt  der  gewöhnliche  menscken- 
.  verstand  es  fUr  möglich  zu  halten,  dafs  etwas,  was  einmal 
da  war  und  später  „beinahe^  ganz  getilgt  wurde,  doch 
wenigstens  spuren  seiner  früheren  anwesenhcit  zurückge- 
lassen haben  könnte.  Anders  ausgedrückt  dürfte  «Ueser 
satz  etwa  so  lauten:  Es  ist  nicht  gar  so  absonderlich  an- 
zunehmen, dafs  die  ehemalige  qnantität  altsIoTmiscber  vo- 
cale  bei  ihrem  schwinden  auf  die  qualität  derselben  einge- 


anzeigen.  373 

wirkt  hat.  Zu  dem  ende  vergleiche  man  z.  b.  das  lettische 
wort  nakts  (nacht)  mit  mäte  (mutter),  deren  a- laute  zwar 
▼on  gleicher  Qualität  sind,  in  der  quantität  aber , von  ein- 
ander abweichen.  Nun  stelle  man  die  entsprechenden  sla- 
vischen  worter  noäti  und  mati  dazu  und  man  wird  daraus 
schliefsen  müssen,  dafs  mati  sein  a  nur  deshalb  ungetrübt 
bewahrt  hatte,  weil  sich  dasselbe  auf  ein  unmittelbar  vor- 
angehendes, noch  langes  h  stützt.  Denn  wenn  die  länge 
des  arlautes  in  mati  durch  lit.  mote,  lett.  mäte,  ahd,  muoter 
erwiesen  ist,  so  befindet  sich  das  altslovenische  a  von  mati, 
selbst  wenn  es  schon  als  kurz  angesehen  werden  darf,  erst 
in  dem  Stadium  der  Verkürzung  und  nur  die  noch  nach- 
wirkende quantität  kann  dasjenige  sein,  was  a  vor  der 
trübung  zu  o  wie  in  uoäti  geschützt  hat.  Mit  hilfe  des 
so  gewonnenen  resultates  wird  es  leichter  sein  die  Steige- 
rung von  o  in  a  zu  begreifen.  So  erscheint  z.  b.  o  von 
tociti  in  dem  verbum  is-taöati  zu  a  gesteigert,  welches  im 
böhmischen  vytaöeti  lang  ist.  Wir  wissen  wol  nicht,  ob 
a  im  altslov.  is-ta£ati  auch  lang  war,  allein  wir  wissen  be- 
stimmt, dafs  der  vocal  o  in  tociti  mit  seiner  Steigerung  a 
in  is-taöati  einmal  gleiche  qualität  gehabt  haben  muisy 
weil  das  Stammwort  des  crsteren,  nämlich  tokü,  dem  lit. 
täkas  und  dem  lett.  taks  entspricht,  welche  noch  deutlich 
die  alte  qualität  zeigen.  Bei  gleicher  qualität  kann  aber 
der  gewichtigere  vocal  sich  nur  durch  seine  quantität  von 
dem  leichteren  unterscheiden,  woraus  folgt,  dafs  a  in  is- 
-tacati  früher  lang  war  und  eben  deshalb  seine  qualität 
bewahrte,  während  das  kurze  a  sich  zu  o  trübte.  Für 
diese  auffassung  spricht  ferner  die  analogie  einer  anderen 
eracheinung  im  gotischen.  Vergleicht  man  nämlich  die 
Steigerung  von  e  zu  o,  lit.  e  zu  a  (z.  b.  vedq  —  voditi, 
vedü  —  vadas)  mit  der  des  gotischen  i  zu  a  (vrikan,  pf. 
vrak,  subst.  vraks),  so  mufs  man  folgerichtig  z.  b.  prositi 
and  vü-prasati  mit  *firagan  und  pf.  *frog  zusammenstellen. 
Mithin  kommt  man  wieder  auf  die  länge  des  a  in  vä-pra- 
äati,  und  da  prositi  im  lit  prasz^ti  noch  a  zur  eeite  hat, 
auf  die  gleiche  qualität,  welche  einst  zwischen  o  und  sei- 


374  ^~       Büfda 

ner  Steigerung  bestand.  Dadurch  erscbeiot  aber  die  letz« 
tere  eben  nur  als  eine  Altere  debnung,  auch  wenn  der  vo* 
cal  a  im  altslovenischen  später  nicht  mehr  lang  gewesen 
sein  sollte.  Was  dagegen  den  vocal  e  anbelangt,  so  ist 
dessen  quantität  so  zu  sagen  noch  greifbar,  wenn  man  z.  b. 
döti  mit  lit.  d^'ti,  lett.  d^t,  got.  deds  in  vaila-deds  und  ahd. 
tat,  dann  s^m^  mit  lat.  s6men,  lit  s^'ti,  lett.  s§t,  got.  seths 
in  mana-seths  und  ahd.  sät  vergleicht.  Im  altslovenischen 
erscheint  ferner  &  in  jüngeren  bildungen,  wo  es  sich  nur 
mit  e  in  Verbindung  bringen  läfst,  z.  b.  tSkati  mit  teiti, 
l^gati  mit  lesti,  l^tati  mit  let^ti  u.  s.  w.  Sein  zusammen-» 
bang  mit  dem  a- laute  erhellt  dagegen  aus  sSdeti  s=  lit. 
söd^'ti  und  dessen  Steigerung  in  sadü  =  lit.  södas  und  sa-^ 
diti,  lit.  sodinti,  welches  Verhältnis  durch  ein  ähnliches  im 
got.  leta  SB  ahd.  I&5U  und  dem  pf.  lailot  am  besten  aufge- 
klärt wird.  Wie  endlich  gotisches  e  zuweilen  zu  i  wird, 
so  ^ibt  es  auch  im  altslovenischen  Wörter,  welche  i  und  e 
neben  einander  zeigen,  z.  b.  pogrebati  und  pogribati  neben 
pogrebq  und  pogrebü.  Das  bisher  gesagte  läfst  sioh  nun 
zur  übersieht  etwa  so  zusammenfassen:  1)  Das  altsl.  i  als 
Steigerung  von  e  ist  eigentlich  eine  dehnung,  weil  die 
quantität  des  ersteren  durch  das  lit.  ^,  lett.  e  oder  d,  got.  e 
und  ahd.  ä  dargetban  wird;  2)  das  altsl.  a  als  Steigerung 
von  o  ist  auch  nur  eine  dehnung,  da  die  länge  des  ersteren 
durch  das  entsprechende  lit.  o,  lett.  a  oder  a,  got.  o  und 
ahd.  uo,  die  einst  mit  ihm  gleiche  qualität  des  letzteren 
hingegen  durch  lit.  a,  lett.  a  und  got.  a  bewiesen  wird. 
Darf  man  ferner  aus  gewissen  entlehnten  Wörtern  schliefsen, 
so  war  der  spräche  eine  dehnung  von  o  zu  ö  sogar  fremd, 
weil  z.  b.  das  got.  boka  im  altslovenischen  buky  lautet,  wie 
umgekehrt  das  litauische  und  gotische  wol  ein  ö,  aber  kein 
6  kennen.  Der  hauptunterschied  also,  der  zwischen  H. 
und  8ch.  besteht,  beruht  darauf,  ob  der  Übergang  von  e, 
o  in  e,  a  in  den  aoristen  wie  nSsu,  basu  als  dehnung  oder 
als  Steigerung  aufgefafst  werden  soll.  Nach  dem  oben  ge- 
sagten dürfte  der  unterschied  indessen  so  unbedeutend  sein, 
dafs  H.  besser  gethan  hätte  sich  darüber  etwas  glimpflicher 


anzeigen.  375 

auszudrücken.  Auch  hat  Seh.  (Cp.  8.  119)  ausdrQcklich 
nur  ^zugegeben,  dafs  die  quantität  des  altbulgarischen  bis 
jetzt  noch  nicht  ermittelt  ist,  wodurch  dieselbe  also  nicht 
geläugnet  wird,  im  gegen theil,  es  kann  gerade  durch  die 
berbeiziehung  verwandter  sprachen  ftbr  die  ermittelung  der 
altslovenischen  quantität  noch  manches  geleistet  werden. 
Wenn  aber  jemand  wissen  will,  wie  einem  althergebrachten 
begrifPe  in's  gesiebt  geschlagen  wird,  so  nehme  er  die  Sr. 
zur  hand  und  schlage  die  s.  129,  §.  119  auf,  wo  zu  lesen 
ist:  „Die  reichlichste  quelle  langer  vocale  aulser  der  Stei- 
gerung ist  bei  uns  die  contraction.  Sie  bezieht  sich  auf  j, 
welches  dort,  wo  es  zwischen  zwei  vocalen  steht,  oft  durch 
schnelle  ausspräche  entweder  sammt  dem  vorangehenden 
vocale  oder  aber  dieser  allein  ausgestofsen  wird.  Im  ersten 
falle  wird  der  hinter  j  stehende  vocal  lang  nach  der  be- 
kannten regel:  zusammenziehung  bewirkt  langen  vocal  ^. 
Wenn  also  z.  b.  ans  dem  altslovenischen  adjectiv  dobraja 
(r;  aya&ri)  ^^  böhmische  dobra  werden  soll,  so  wird  nach 
jener  regel  j  sammt  dem  vorangehenden  vocale  a  ausge- 
stofsen, wodurch  man  nur  eine  form  dobra  erhält.  Allein 
wie  kann  man  1)  dabei  noch  von  contraction  reden,  wo  es 
factiseh  nichts  mehr  als  ein  a  zu  contrahiren  gibt,  sobald 
aj  aus  dobraja  geschwunden  ist?  Und  2)  wenn  der  ausgang 
des  böhmischen  dobra  dennoch  lang  ist,  so  kann  die  länge 
des  a  doch  nicht  von  der  contraction  mit  einem  ausgestolsenen 
kurzen  a,  sondern  nur  von  einer  ersatzdehnung  des  ersteren 
herrühren.  Das  drolligste  an  dieser  contractionsregel  ist 
noch  der  umstand,  dafs  sich  einige  formen  als  m]^ch,  do- 
brymi  nach  ihr  gar  nicht  erklären  lassen.  Denn  stölst  man 
in  *dobryjimi  (s.  Cp.  s.  637),  *mojich  den  consonant  j 
sammt  den  vorangehenden  vocalen  y,  o  aus  und  dehnt  das 
gebliebene  i,  so  erhält  man  zunächst  *dobrimi  und  *mich, 
woraus  nach  den  lautgesetzen  des  böhmischen  die  formen 
*dobrimi  und  *mich  entstehen  müssen.  Allein  die  richtigen 
formen  lauten  dobrj^mi  und  m^^ch;  woher  kommen  jene 
monstra  horrenda  wie  *dobfimi,  da  doch  genau  nach  der 
regel  contrahirt  worden  ist?    Zu  empfehlen  ist  daher  vor 


376  BurdA 

allem  Leo  Meyer,  vgL  gramm.  I,  291  ff.,  woraus  man  doch 
nicht  nur  die  consonantengruppen  des  griechischen  und  la- 
teinischen (El.  8.  8ü),  sondeiTk  auch  die  contraction  erlernen 
kann.  Nicht  blofs  dieses  für  die  böhmische  grammatik 
ftufserst  wichtige  gesetz  weifs  man  nicht  genügend  darzu- 
stellen, man  ist  z.  b.  auch  in  der  comparation  nicht  sehr 
fest,  wie  die  erklärung  der  böhmischen  oomparatiye  lehä, 
ten6i  (Sr.  s.  223)  beweist.  In  der  so  gelobten  altböhmi- 
schen grammatik  Yon  Kvet  (vergl.  Dm.  s.  19  mit  B.  s.  85) 
bildet  die  comparation  der  adjectiva  leider  die  schwächste 
partie  des  ganzen  buches  (§.  148  der  2.  aufl.),  obwol  H. 
nach  der  vorrede  ^zur  Vervollkommnung  des  werkchens 
mit  freundschaftlichem  rathe  gütig  und  sorgsam  beizutragen 
nicht  beschwerlich  fand^.  Unter  sothauen  umständen  er- 
scheint es  vorläufig  nur  als  anmafsung,  was  R.  s.  56  steht: 
^Uebrigens  werde  ich  nicht  ermangeln  die  Verdienste  der 
glottik  um  die  wortbildungslehre  im  allgemeinen  eingehend 
zu  würdigen^.  Da  ferner  in  Dm.  s.  82  —  104  Wörter  aus 
allen  slavischen  sprachen  als  beispiele  angeführt  werden, 
so  dürfte  man  doch  so  unbescheiden  sein  auch  sehr  inter- 
essante und  ziemlich  bekannte  Wörter  aus  der  Volkssprache 
jenes  landes  zu  suchen,  in  dem  H.  schon  viele  jähre  lebt 
So  könnten,  um  nur  zwei  wichtige  flUe  zu  berühren,  in 
Dm.  s.  103 — 104  die  in  einem  gro&en  theilen  von  Böhmen 
allbekannten  Wörter  ftak  (vogel)  und  schof  (iltis)  stehen. 
Das  letztere  ist  aus  tchof  =  altsl.  tüohori  entstanden,  das 
erste  stimmt  in  der  form  der  Schriftsprache  pt&k  hinsicht- 
lich seiner  wurzel  zum  altsl.  put-ica  (vogel)  und  erinnert 
durch  sein  ft  für  pt  an  ein  lautgesetz  der  deutschen  spräche. 
Man  darf  aus  diesen  beispielen,  denen  sich  noch  eine  hüb- 
sche anzahl  anderer  anreihen  lielse,  doch  wenigstens  so  viel 
schliefsen,  dafs  H.,  der  in  dem  fbr  ihn  so  nahe  liegenden 
böhmischen  nicht  immer  bescheid  gibt,  sicherlich  nicht 
der  competenteste  richter  über  das  Verhältnis  Sch«^s  zum 
litauischen  sein  kann  (R.  s.  4).  Dafs  der  lezikograph  Nea- 
selmann  etwas  anders  verfahren  mufste  als  der  grammatiker 
Seh.,  versteht  sich  von  selbst;    aber  die  vergleichung  mit 


anzeigen.  377 

BielenAtein  ist  nicht  ganz  zutreffend  (R.  s.  4).     Denn  zur 
„darlegung  des  genius  (!)  der  lettischen  spräche^  gehört 
nach  meiner  nnmalsgeblioben  ansieht  etwas  mehr  als  in  dem 
werke  |,die  lettische  spräche^  enthalten  ist,  und  zeigt  das- 
selbe an  zahreicben  stellen  nur  zu  deutlich,  wie  viel  es  der 
litauischen  grammatik  von  Seh.  verdankt.     Was  dagegen 
z.  b.  die  consonantengruppen  in  §•  43  desselben  buches  be- 
trifft, so  könnte  dieser  theil  ohne  schaden  wegbleiben  und 
einer  gröfseren  Sammlung  von  beispielen  aus  den  lettischen 
dialekten  platz  machen.   Das  |,ingenium^  (Dm.  s.  23)  oder 
der  „genius^  einer  spräche  in  bezug  auf  die  consonanten- 
gruppen springt  ja  am  meisten  in  die  äugen,  wenn  man 
die  consonanten  mit  denen  anderer  sprachen  vergleicht  und 
zu  erforschen  trachtet,  wie  sich  aus  dem  ursprünglichen 
zustande  der  gegenwärtige  entwickelt  hat.     Das  ist  lehr- 
reicher als  die  vollständigste  aufzähluug  ohne  berQcksich- 
tung   der   lautgesetze!    Dafs  Seh.  besonders  die  ihm  am 
besten    bekannte    Schriftsprache    der   preufsischen   Litauer 
berücksichtigte  (E.  s.  6  —  7),  findet  ein  seitenstfick  bei  H. 
selbst,  weil  man  nach  seinen  werken  sonst  glauben  mufs, 
dais  zwischen  Nordungarn,  dem  gebiete  der  Slovaken,  und 
zwischen  Böhmen,    der   heimath    der  böhmischen  schrift* 
spräche,   ein   vacuum    sich    befindet.     Wie  sehr  übrigens 
Seh.  im  jähre  1852 — 1856  bemüht  war  „dem  forscher  zu- 
verlässiges material  ^  zu  gewähren  (lit.  gramm.  vorrede  Xu), 
erhellt  z.  b.  auch  daraus,  dafs  die  grammatik  viele  Wörter 
(übereinstimmend   mit  Nesselmanft)  anders  accentuirt,  als 
dies  in  der  von  Seh.  9  jähre  später  besorgten  ausgäbe  des 
Christian  Donaleitis    geschieht.     So    findet   sich   die   von 
Nesselmann  (Christ.  Donalitius  litauische  dichtungen,  s.  XVI) 
verlangte  betonung  düriau  s.  244,  öjaü  240,  grebiu  grebian 
242,   padflkstü  padakaü  248,   parszingä  128,  söklä  126, 
türgus  s.  191  der  litauischen  grammatik.   Dafbr  hat  wieder 
Nesselmann  im  altpreufsischen  vocabular  Wörter  nicht  an- 
gegeben, obgleich  sie  in  seinem  litauischen  wörterbuche  auf 
den  genannten  Seiten  angefahrt  sind,  z.  b.  1)  dumpbis,  lit. 
dübai  1 47,  2)  granstis,  lit.  gr^sztas  269,  3)  grobis,  lit.  gro- 


378  Burda 

bas  271,  4)  kracto,  lit.  krakis  223,  5)  kulnis,  lit.  kulkszU 
208,  6)  palasallis,  lit.  pälszas  277,  7)  plauxdine,  lit.  plAuz- 
din^  306,  8)  sawayte,  lit.  vaitö  58,  9)  salia,  lit.  szülas  523, 
10)  wedigo,  Itt.  ved^ga  59.  Was  aber  speciell  die  betonang 
betrifft,  so  haben  die  preufsiscb- litauischen  dialekte,  von 
denen  man  als  den  bestbekannten  jedenfalls  ausgehen  muft, 
ftkr  die  Slaven  noch  eine  besondere  Wichtigkeit.  Sie  be- 
sitzen nämlich  den  sogenannten  freien  oder  beweglicben 
accent,  während  er  im  Norden  von  der  endong  auf  die 
Stammsilbe  zurückrückt.  Sicherlich  ist  die  erste  betonung 
die  ursprünglichere,  wenn  sie  sich  auch  im  laufe  der  zeiten 
mannigfach  geändert  haben  mufste.  Wie  nun  der  freie 
accent  zu  einem  gebundenen  werden  kann,  lehren  also  die 
sfldlichen  dialekte,  weil  man  doch  erst  das  ältere,  freiere 
und  lebendige  kennen  mufs,  ehe  man  das  erstarrte  oder 
gebundene  erklären  kann.  Allein  auch  unter  den  slaviscben 
sprachen  besitzen  einige  einen  freien  (z.  b.  das  russische), 
andere  wieder  einen  gebundenen  accent  (z.  b.  das  böhmi- 
sche). Statt  daher  Seh.  zu  kritisiren  oder  von  der  vetter- 
schaft der  Deutschen,  Litauer  und  Slaven  zu  reden  (R.  s.  45), 
sollte  man  lieber  auf  die  beantwortung  folgender  zwei  fra- 
gen dringen,  a)  Läfst  sich  zwischen  dem  freien  acceote 
im  slavischen  und  litauischen  keine  ähnlichkeit  oder  ana- 
logie  auffinden,  wodurch  sich  derselbe  vielleicht  mit  dem 
altindischen  und  griechischen  vereinigen  liefse?  Und  b)  kann 
der  gebundene  accent  des  niederlitauischen  sich  aus  dem' 
freien  hochlitauischen  nicht  etwa  so  entwickelt  haben,  wie 
z.  b.  der  böhmische  aus  einem  älteren  freien?  Durch  seine 
litauische  grammatik  hat  Seh.,  dessen  obren  zeugen  waren, 
welche  vollen  glauben  verdienen  (Nesselmann,  Christ.  Do- 
nalitius,  s.  XII),  für  die  lautlehre  der  preufsisch^litauiscben 
Schriftsprache  eine  feste  grundlage  geschaffen.  Von  dieser 
kann  die  erforschung  der  einzelnen  dialekte  ausgehen,  da- 
mit diese  samrat  den  schrifUichen  denkmälern  das  material 
\  zu  einer  das  litauische  aller  zeiten  und  aller  dialekte  oder 
alle  erscheinungen  des  litauischen  nach  zeit  und  räum  um- 
fassenden  grammatik    abgeben  möchten.      Wie  viel  jähre, 


'j 


anzeigen.  379 

welche  hilismittel  und  welche  kräfte  zur  erreichuDg  dieses 
Zieles  erforderlich  sind,  braacht  hier  nicht  weiter  verfolgt 
zu  werden,  sondern  man  kann  die  oben  citirten  worte 
Ky^t's  mit  der  notbwendigen  Veränderung  anführen:  Dafs 
Sch.'s  litauische  grammatik  als  die  erste  vollständige  gram- 
matik  (vorrede  s.  XI)  vom  sprachwissenschaftlichen  Stand- 
punkte nicht  ohne  mängel  sein  kann,  versteht  sich  von 
selbst;  allein  gerade  die  competentesten  richter,  wie  Kur- 
schat, Nesselmann  u.  a.  m.  hätten  anstand  genommen  die 
Ursache  gewisser  dinge  im  liberalismus  zu  suchen  (R.  s.  11). 
„Zu  einem  solchen  liberalismus  gehört  es  aber  bekanntlich, 
sagt  H.  daselbst,  insbesondere  Rufsland  je  tQchtiger,  desto 
besser  zu  beschimpfen  oder  wenigstens  wie  immer  zu  ver- 
dächtigen. Das  letztere  that  nun  auch  Seh.  öffentlich  si- 
cher, wenn  auch  sehr  ungeschickt  und  zaghaft,  mit''.  Da- 
gegen ist  es  in  einem  anderen  lande  sitte  die  deutsche 
Wissenschaft,  bei  der  man  doch  in  die  schule  gegangen  ist, 
später  nicht  nach  seinem  geschmacke  zu  finden  (R.  s.  26 
und  39),  und  wenn  jemand  die  Unparteilichkeit  derselben 
berührt,  ihn  so  abzufertigen,  wie  R.  s.  39  zu  lesen  ist: 
„Schade  nur,  dafs,  wenn  dem  ganz  so  wäre,  Deutschland 
aufserhalb  der  weit  oder  auch  factisch  so  null  und  nichtig 
sein  müfste,  wie  diplomatisch  keines  gibt,  sondern  bekannt- 
lich nur  den  norddeutschen  bund  und  die  ruinen  des  alten: 
Bayern,  Liechtenstein  u.  s.  w.''.  Dann  begreift  H.  auch 
nicht,  dafs  zwischen  1852  und  1862  ein  Zeitraum  von 
10  Jahren  liegt,  in  welchem  sowol  der  liberalismus  als  auch 
die  liberalität  (R.  s.  13)  manche  Veränderung  erleiden  kann, 
besonders  wenn  die  Veröffentlichung  einer  litauischen  gram- 
matik  und  eines  Cp.'s  in  denselben  fällt.  Auch  vergifst 
man  dabei,  dafs  es  selbst  männern,  welche  über  20  jähre 
sozusagen  im  litauischen  Sprachgebiete  selbst  wohnen,  bis 
jetzt  noch  nicht  gelungen  ist  auch  die  russisch -litauischen 
dialekte  zu  durchforschen.  Es  ist  dagegen  viel  leichter  aus 
wörterbQcbern ,  welche  man  sich  in's  haus  bringen  lassen 
kann,  die  consonantengruppen  des  an-,  in-  und  auslautes 
zusammenzustellen  (Dm.  s.  26—32  und  64 — 74)  als  in  Li- 


dSO  Burda 

tauen  herumzureisen  uud  den  iandleuten  dort  durch  fragen 
grammatische  und  dialektische  formen  abzulocken  (lit.  gr. 
V  und  VIII).  Man  verschafft  sich  so  das  vergnQgen  sagen 
zu  können,  Miklosich  und  Seh.  seien  in  der  lehre  von  den 
consonanteu  um  ein  halbes  Jahrhundert  zurück  (R.  s.  19), 
und  man  wird  es  durch  die  Sorgfalt  um  die  Litauer  so 
weit  bringen,  dafs  diese  ihre  dialekte  viel  früher  kennen 
lernen  und  eine  solche  grammatik  ihrer  spräche  wie  die 
oben  angedeutete  erhalten  werden ,  als  z.  b.  die  Böhmen, 
bei  denen  die  erforschung  der  Volkssprache  oder  der  dia- 
lekte gerade  von  den  grammatischen  auctoritäten  nicht  sehr 
gefördert  wird. 

Die  aufgäbe,  welche  man  der  Sprachwissenschaft  stellt, 
ist  so  grofs,  dafs  ein  mensch  unmöglich  alle  theile  gleich- 
mftfsig  beherrschen  kann,  dafs  also  eine  theilung  der  arbeit 
erfolgen  mufs  (R.  s.  51 — 52).  Sobald  jedoch  Seh.,  „das  zwar 
einseitige  aber  doch  grol'se  formgenie^,  diesen  grundsatz  der 
arbeitstheilung  practisch  befolgt  und  sich  jenes  feld  der 
Sprachwissenschaft  erwählt,  auf  dem  sein  talent  unbestritten 
ist,  dann  wirft  man  ihm  „geistlosigkeit^  (R.  s.  51),  s^hyft- 
neuartiges  herumwühlen  in  den  sprachen^  (R.  s.  54),  ^schau- 
derhaftes  behagen  am  verwesungsprocefs  ^  (R.  s.  53 — 54) 
u.  a.  vor.  Man  kann  oder  will  nicht  begreifen,  dafs  Seh. 
nur  die  flär  alle  Wissenschaften  so  fruchtbaren  grundsitze 
„vergleichung  und  entwickelung  oder  genetische  erklftrang*' 
auch  auf  die  Sprachwissenschaft  anwendet,  sondern  man 
beurtheilt  z.  b.  das  Cp.  so,  als  seien  „darin  die  reeoltate 
der  bisherigen  forschung  so  sauber  gleichm&fsig  in  das  nach 
HegeFs  grundsfttzen  zusammengeschweifste  und  mit  mis- 
verstandenen  oder  absichtlich  verdrehten  phrasen  der  ou- 
terialistiscben  Weltanschauung  verbr&mte  System  der  glottik 
gebracht^  (R.  8.84  —  85).  Man  hat  also  noch  nicht  ein- 
gesehen, dafs  Seh.  im  Cp.  hauptsächlich  die  regel  statt  der 
ausnähme  berücksichtigt,  da  auch  die  „libera  voz^  (Dm. 
8. 11  anm.)  „wie  auch  alles  geistige  sein  gesetz  haben  mufs* 
(Leo  Meyer  got.  spr.  s.  392);  dafs  er  besonders  jene  er- 
scheinungen  in  den  sprachen   hervorbebt,   welche  filr  die 


anseigen.  38 1 

vergleichuDg  derselben  wichtig  sind;  dafs  er  also  den  an- 
fängern  vor  allem  einen  fiberblick  yerschaffen  will,  damit 
sie  sich  nachher  in  das  idetailstudium  einlassen  können, 
ohne  darin  zu  versinken:  alle  diese  und  noch  andere  um- 
stände beachtet  man  gar  nicht,  sondern  man  hämmert  „zur 
Wahrung  seiner  ehre^  (R.  s.  2)  auf  dem  fast  noch  frischen 
sarge  Sch/s  herum,  als  wäre  es  noch  nicht  genug,  dafs 
schon  der  tod  „im  best  verstandenen  interesse  die  Sprach- 
wissenschaft von  einem  solchen  enfant  terrible,  als  zu  wel- 
chem es  der  selige  vermöge  seines  sehr  weit  gehenden  und 
rOcksichtslosen  liberalismus  und  kraft  der  fibrigen  eigen- 
schaften  gebracht^  (R.  s.  30),  befreit  hätte.  Dagegen  fin- 
det man  es  ganz  in  der  Ordnung  die  böhmischen  schfiler 
mit  dem  hiatus  (Sr.  s.  131  —  134),  mit  dem  vocal Wechsel 
(Sr.  8.  135  —  138),  mit  falschen  contractionsregeln  (Sr. 
8.  129  — 130)  u.  dgl.  m.  zu  martern  oder  zu  lehren,  die 
grondvocale  des  böhmischen  wären  i,  a,  u,  die  vocale  e, 
o,  y  entständen  dagegen  durch  brechung  aus  ai,  au,  ui 
(Sr.  8.  112).  Als  man  dieses  meiner  Wenigkeit  und  den 
mitschOlern  im  gymnasium  so  vortrug,  glaubten  wir  steif 
und  fest,  die  böhmischen  vocale  a,  n  seien  primäre  oder 
grund vocale,  ohne  natOrlioh  zu  ahnen,  dafs  die  von  der 
Sprachwissenschaft  erschlossenen  grundvocale  a,  u,  denen 
man  böhmisch  a,  u  ohne  viele  geschichten  gleichgesetzt 
hatte,  eine  ganz  andere  geltung  haben.  Die  ableitung  von 
e,  o,  y  mittels  brechung  aus  ai,  au,  ui  kam  uns  spafsig 
vor,  weil  wir  uns  wunderten,  dafs  der  profcssor  des  grie- 
chischen nie  auf  den  einfall  kam  die  analogen  vocale  e, 
o,  i;  auch  so  entstehen  zu  lassen.  In  derselben  grammatik 
(Sr.  8.  274)  lasen  wir  dann  auch,  dafs  es  „nachahmung»- 
würdiger^  wäre  im  böhmischen  ob-jati,  po-jati  statt  ob-jiti, 
po-jiti  oder  obe-jmouti,  po-jmouti  (sas  altsl.  obü-j^ti,  po-j^ti) 
zu  schreiben,  „weil  auf  diese  weise  dem  ursprünglichen 
Organismus  des  slavischen  Oberhaupt  mehr  rechnung  ge- 
tragen wird,  vor  allem  jedoch  deswegen,  weil  das  böhmi- 
sche selbst  80  den  abgang  gewichtigerer  vocale,  welcher 
sieh    in   folge   des  consequent  und  streng  durchgeführten 


382  Dnrdft 

progressiven  umlautes  eingestellt  hatte,  fast  auascblieCsticb 
zu  ersetzen  trachtet^.  Wenn  Seh.  noch  leiste,  so  könnte 
er  in  der  tbat  ausrufen: 

yIHkixog  äv  tjv  vftiv  &üQvßog^  et  kyw  tovto  knoioyv^; 
Wir  Schüler  konnten  freilich  die  tragweite  jenes' grundes 
damals  nicht  würdigen,  nur  erschien  es  uns  sonderbar, 
warum  man  zu  diesem  zwecke  gerade  slovakiscbe  fotcmen 
in  die  bobotiiscbe  Schriftsprache  einschmuggeln  sollte.  Auch 
wufsten  wir  damals  noch  nicht,  dafs  es  schon  viel  früher 
böhmische- Patrioten  gab,  welche  allen  ernstes  vorschlugen, 
z.  b.  duäa  statt  duäe  zu  schreiben,  um  auf  diese  art  den 
verwandten  Polen  näher  zu  rücken.  Wie  die  böhmische 
Schriftsprache  noch  sonst  von  patrioten  und  nichtpatrioteo 
maltraitir.t  wurde,  gehört  nicht  hieher,  wo  nur  zu  berichten 
bleibt,  wie  H.  (R.  s.  27  —  30)  von  Seh.  erzfthlt,  dafs  er 
„nicht  nur  die  Orthographie,  sondern  auch  das  wesen  der 
böhmischen  Schriftsprache  zertrümmern  und  mit  einem  der 
drolligsten  kauderwäl^che  ersetzen  wollte^.  Man  darf  nur 
nicht  glauben,  dafs  e»  lauter  böhmische  patrioten  gab,  die 
berechtigt  gewesen  wären  über  Sch.'s  „offenes  schreiben 
eines  fremden  linguisten  an  einen  Böhmen^  (Bonn  1849) 
mehr  als  blofs  unwillig  zu  sein  (B.  s.  29)  oder  dafs  alle 
„dieses  mach  werk  ^  (R.  s.  27)  y,der  bereits  angedeuteten 
Verachtung  preisgegeben  haben ^  (R.  s.  30).  Im  gegentheil, 
es  gab  auch  böhmische  patrioten,  welche  dieses  Sendschrei- 
ben so  beurtheilen,  wie  ^es  unter  den  damaligen  Verhältnis- 
sen einzig  und  allein  beurtheilt  werden  konnte.  Dies  be- 
weist z.  b.  eine  anzeige  in  der  Zeitschrift  des  böhmischen 
museums  (1852,  hefl  3,  s.  100),  wo  es  heilst:  „Als  ein  sel- 
tenes beispiel,  wie  selbst  ein  ausländer  in  den  geist  der 
slavischen  spräche  dringen  kann,  ist  dieses  schriftchen  be- 
acbtungswerth ;  was  aber  den  verschlag  desselben  anbelangt 
einige  eigenthümliohkeiten  der  provinciellen  spräche  in  die 
Schriftsprache  aufzunehmen,  darüber  ist,  gUube  ich,  unter 
uns  schon  entschieden^.  Das  entscheidende  moment  beruht 
darauf,.  daCi  die  böhmische  Schriftsprache  in  ihrer  überlie- 
ferten form  jetzt  nirgends  mehr  so  gesprochen  wird,  wie 


anzeigen.  383 

sie  in  den  bQchern  vorkommt.  Denn  die  lebendige  spräche 
des  Volkes  hat  sich,  wie  alles  in  der  weit,  seit  der  zeit, 
wo  jene  sich  herausgebildet  hatte,  in  vielen  punkten  ver- 
ändert. Diesem  umstände  gegent^ber  gibt  es  zwei  mögliche 
fälle:  Man  muTs  die  Schriftsprache  auf  der  stufe  zu  erhalten 
trachten,  auf  welcher  sie  uns  überliefert  wurde,  oder  man 
mufs  der  veränderten  lebendigen  spräche  des  volkes  rech- 
nung  tragen  und  ihr  näher  rQcken.  Gibt  man  einmal  zu, 
dafs  das  erstere  sich  nicht  durchfahren  läfst,  so  folgt  dar- 
aus mit  noth wendigkeit,  dafs  man  kein  anderes  als  das 
zweite  mittel  zu  ergreifen  habe.  Dies  hat  Seh.  also  ver- 
sucht; allein  gerade  H.  ist  nicht  derjenige,  welcher  darüber 
so  unwillig  sein  und  Sch.^s  Sendschreiben  so  verachten 
sollte,  wie  die  schon  oben  aus  der  Sr.  s.  274  citirte  stelle 
beweist.  Denn  sobald  der  eigentliche  Zusammenhang  von 
ob-jiti  (umarmen,  umfassen)  mit  obe-jmu  aus  dem  sprach- 
lichen bewufstsein  des  volkes  geschwunden,  ist  kein  gram- 
matiker,  also  weder  Seh.  noch  auch  H.,  im  stände  diesen 
Zusammenhang  wieder  herzustellen.  Die  formen  der  Wörter, 
welche  dieselben  unter  dem  einflusse  eines  früher  lebendi- 
gen lautgesetzes  erhalten  haben,  werden  entweder  unver- 
ändert so  fortgepflanzt,  wie  H.  auf  s.  55  der  R.  nach 
Waitz  erzählt,  oder  das  volk  verfährt  mit  ihnen,  wie  es 
selbst  will  oder,  besser  gesagt,  wie  das  agens  aller  verän- 
demngen  in  den  sprachen  es  hiebei  leitet.  Dafs  also  die 
böhmische  Schriftsprache  jetzt  z.  b.  tr&sti  (schütteln)  der 
umgelauteten  form  tfisti  vorziehe,  um  etwa  „dem  ursprüng- 
lichen Organismus  des  slavischen''  näher  ^u  kommen  oder 
gar  „um  den  abgang  gewichtigerer  vocale  zu  ersetzen^, 
wie  H.  glaubt  (Sr.  s.  274),  beruht  auf  einer  ziemlichen  Un- 
kenntnis des  einflusses,  welchen  die  stets  lebendige,  stets 
sich  ändernde  spräche  des  volkes  auf  die  Schriftsprache 
ausübt.  Woher  weifs  H.,  dafs  die  form  tf4sti  nicht  etwa 
neben  der  klassischen  tristi  im  munde  des  volkes  fortgelebt 
nnd  sie  später  sogar  aus  der  Schriftsprache  verdrängt  hat? 
Auch  gilt  von  der  klassischen  böhmischen  Schriftsprache 
mitunter  das  wort  eines  Römers,  der  da  meinte,  man  brauche 


384  Bnrda 

nur  pertisum  statt  pertaesum  zu  sagen,  um  fein  zu  sprechen. 
Es  wäre  nach  allem,  was  hier  nur  flQchtig  berührt  werden 
konnte,  in  der  tbat  fßr  die  Böhmen,  fQr  die  Slawen  und 
die  Sprachwissenschaft  Oberhaupt  viel  erspriefslicher,  wenn 
H«,'  statt  in  einer  replik  von  „machwerk  oder  „Verachtung* 
zu  reden,  seinen  einflufs  lieber  dazu  benutzen  wQrde,  dafii 
die  Böhmen  nicht  blofs  die  schriftlichen  denkmftler,  sondern 
auch  den  lebendig  sprudelnden  quell  ihrer  spräche,  d.  i. 
alle  dialekte,  kennen  lernen  möchten.  Denn  diese  bergen 
schätze  in  sich,  welche  fDr  die  lautlehre  und  die  syntax 
sehr  wichtig  sind.  Die  Verachtung  aber,  welcher  man 
20 jähre  später  das  „offene  schreiben^  des  linguisten  8cb« 
preisgibt,  mufs  natürlich  um  so  gröfser  sein,  weil  es  durch 
Zufall  (wovon  Seh.  wahrscheinlich  nichts  wuIste)  das  licht  der 
weit  in  einer  zeit  erblickte,  wo  H.'s  landsleute,  „die  Slo- 
vaken,  gegen  die  seit  jeher  bestandene  literische  einigkeit 
mit  den  Böhmen  so  energisch  thätig  waren,  dafs  er  selbst 
nicht  umhin  konnte  ihnen  mit  vorbehält  beizutreten^  (K 
s.  29)*  Um  jedoch  zu  erfahren,  was  sich  einer  der  eifirig- 
sten  Verfechter  der  literarischen  einigkeit  zwischen  Böhmen, 
Mährern,  Slovaken  über  diesen  beitritt  mit  vorbehält  ge- 
dacht hat,  lese  man  die  Zeitschrift  des  böbroischeD  mu- 
seums  (1858,  s.  615,  anm.),  wo  ^embera  von  H*  sagt:  „Er 
spielte  die  rolle  des  Schöpfers  einer  Schriftsprache  f&r  die 
Slovaken^.  Noch  weniger  darf  es  jemanden  wunder  neh- 
men, wenn  H.  „den  seligen  seit  jeher  gering  geschätzt  hat'^ 
(R.  s.  92),  weil  dieser  auch  so  frei  war  an  der  echtheit  der 
königinhofer  handschrift  zu  zweifeln.  Hiebei  will  man  nor 
nicht  einsehen,  dafs  Seh.  dieselbe  nicht  unbedingt  verdammt 
bat,  wie  seine  worte  (d.  beitr.  U,  480—482)  mehr  als  zur 
genüge  durchblicken  lassen,  sondern  man  bringt  diese  sache 
in  der  replik  wieder  aufs  tapet  (s.  91—93),  damit  die  zahl 
der  vorwürfe  gegen  Seh.  eben  vollzählig  werde.  Um  nichts 
zu  verschweigen,  mufs  meine  Wenigkeit  hier  gestehen,  daft 
sie  noch  bei  lebzeiten  Sch.'s  diesen  gegenständ  in  einem 
briefe  an  denselben  ebenfalls  berührt  uad  daA  er  aicb  da- 
bei nicht  gar  so  „empfindlich^  benommen  hat^  als  man 


anzeigen.  385 

Dach  der  replik  etwa  glauben  sollte.  Nun  aber,  da  Seh. 
todt  ist,  erscheint  es  ganz  und  gar  überflüssig  diesen  streit 
zu  erneuern,  es  wäre  hingegen  bei  weitem  besser  seinem 
„gegner^  ein:  Btrf  aoi  xard  yijg  xovcpii  xovigl  in's  grab 
nachzurufen.  Statt  dessen  aber  rühmt  man  ihm  in  äufserst 
herzloser  weise  das  nach,  was  auf  s.  35  der  R.  zu  lesen 
ist:  „In  seinem  kämpfe  um  das  dasein  zeichnete  sich  der- 
selbe insbesondere  dadnrch  aus,  dafs  er  weder  um  die 
wa£Pen  selbst  noch  um  die  wähl  und  fOhrung  derselben 
namentlich  gegen  uns  Slaven  je  verlegen  war^.  Leider 
betrachten  sich  auch  manche  Slaven  als  solche  unglücks- 
kinder,  von  denen  H.  mit  Buckle  auf  s.  24  der  R.  spricht, 
und  viele  von  ihnen  werden  vielleicht  glauben,  dai's  Scb. 
gerade  darauf  ausging  sie  zu  bekämpfen  Gegen  eine  solche 
vermeintliche  bekämpfung  gibt  es  ein  ganz  einfaches  mittel, 
welches  freilich  etwas  mehr  zeit  in  anspruch  nimmt  als  die 
ausarbeitung  einer  replik,  und  dieses  läCst  sich  mit  zwei 
Worten  bezeichnen:  gediegenes  wissen  und  würdiges  betra- 
gen. Wer  diese  zwei  „  kleinigkeiten '^  besitzt,  dem  wird 
überall  mehr  achtung  von  selbst  zu  theil  werden,  als  wenn 
er  noch  so  sehr  mit  „industrierittern^  (R.  s.  94),  „gering- 
sehätzung^  „Verachtung^,  „ausbund  aller  Parteilichkeit^ 
und  andern  zärtlichen  nameu  dieser  art  herumwirft,  von 
denen  man  aus  der  replik  eine  ziemliche  blumeniese  zu- 
sammenbringen könnte.  Viele  Slaven  sind  gcwifs  nicht 
minder  stolz  darauf  Slaven  zu  sein  als  H.,  allein  die 
scbamröthe  mufs  ihnen  doch  in's  gesiebt  steigen,  wenn  sie 
eine  solche  replik  zu  lesen  bekommen,  worin  man  seine 
„deutschen^  g^gQ^r  ^^  namen  wie  die  obigen  tractirt. 
Wer  besser  zu  sein  glaubt  als  seine  „gegner^,  der  darf 
solche  wa£Pen  wie  die  vorliegende  replik  nicht  führen,  weil 
er  seiner  Sache  dadurch  nicht  nutzen,  sondern  nur  schaden 
kann.  In  den  „wäldem  der  nordamerikanischen  wilden^* 
(R.  s.  90)  gibt  es  keine  Sprachforschung,  dort  schreibt  man 
also  auch  nicht  auf  dem  titelblatte  einer  replik:  „Ein  bei- 
trag  zur  neuesten  geschieh te  der  indoeuropäischen  Sprach- 
forschung überhaupt  und  der  slavisolien  insbesondere^,  un» 

Beiträge  z.  vgl.  sprachf.  VI.  3.  25 


386  BurdEf  anzeigen. 

dieses  buch  dazu  zu  benutzen,  dafs  man  Sch.'s  leben  und 
wirken  als  einen  kämpf  gegen  die  Slaven  hinstellt  oder 
anspielungen  auf  die  politische  Stellung  Deutschlands  in  der 
weit  macht  (R.  s.  39),  zumal  es  in  der  eigenen  heimatb 
fQr  eine  alle  ersch^inungen  des  böhmischen,  d.  h.  alle  dia- 
lekte  und  alle  denkmäler  berücksichtigende  grammatik 
vollauf  zu  thun  gibt.  „Bleiben  Sie  bei  der  böhmischen 
grammatik,  da  ist  noch  viel  zu  thuu^,  so  schrieb  einmal 
Seh.  an  meine  Wenigkeit  und  hatte  dabei  vor  allem  die 
erforschung  der  Volkssprache  im  sinne. 

Man  kann  daher  zum  Schlüsse  der  replik  die  worte 
nachsagen,  dafs  H.  seine  ehre  vielleicht  besser  gewahrt, 
der  Wissenschaft  eher  gedient  und  den  Slaven,  beziehungs- 
weise Böhmen,  gewil's  mehr  achtung  in  den  äugen  anderer 
verscha£%  hätte,  wenn  er  ohne  geringschätzung  und  erbit- 
terung  „manches  anders''  gesagt  und  Oberhaupt  getrachtet 
hatte,  dafs  man  seine  eigenen  worte  nicht  auf  ihn  selbst 
anwenden  dürfte:  In  seinem  kämpfe  und  in  seiner  erbitte« 
rung  gegen  Seh.  zeichnete  sich  derselbe  dadurch  ams,  dals 
er  ohne  rüoksicht  auf  zeit,  räum  und  sonstige  Verhältnisse 
alle  möglichen  vorwürfe  zusammensuchte,  um  „zur  Währung 
seiner  ehre^  den  gegner,  welchen  er  schon  bei  lebzeiten 
„gering  geschätzt^  hatte,  erst  nach  dem  tode  als  einen  aus- 
bund  von  „sehr  weit  gehendem  und  rücksichtslosem  libe- 
ralismus^  und  anderen  eigenschaften  hinzustellen. 

Anmerkung.  Ich  gebrauche  die  ausdrücke:  hoch- 
litauisch und  niederlitauisch  (^emaitiezkas),  obwol  das  letz- 
tere wort  noch  einen  besondern  sinn  haben  mufs.  Als  ich 
nämlich  im  april  des  jahres  1868  in  Wien  mit  einem  Li- 
tauer aus  Rufsland  sprach,  nannte  dieser  kurzweg  alles 
a^emaitiszkai,  was  nicht  in  seinen  dialekt  zu  passen  schien, 
ob  es  gleich  nach  Seh.  echt  hochlitauisch  war.  Das  wort 
zemaitiszkas  mufs  daher  noch  eine  andere,  vielleicht  nur 
locale  bedeutung  haben. 

Eisenberg,  11.  Oktober  1869. 

Wenzel  Burda. 


Kuhn,  ansoigen.  387 

Indogermanische  Chrestomathie.  Schriftproben  nnd  leaestacke  mit 
erkl&renden  glossaren  zu  August  Schleichers  compendlum  der  verglei- 
chenden grammatik  der  indogermanischen  sprachen.  Bearbeitet  von 
H.  Ebel,  A.  Leskien,  Johannes  Schmidt  nnd  August  Schlei- 
cher. Nebst  Eusätsen  und  berichtignngen  zur  zweiten  aufläge  des 
coBipendiums  heraufs  gegeben  von  August  Schleicher.  Weimar  1809. 
V  und  878  SS.    8. 

Die  aufgäbe,  welche  sich  unser  verstorbener  freund 
bei  der  herausgäbe  dieses  buches  gestellt  hatte,  war,  schrift- 
und  sprachproben  der  im  compendium  grammatisch  behan- 
delten sprachen  zu  geben,  damit,  wenn  auch  nur  an  kleinen 
abschnitten,  die  eigenthümlichkeit  der  im  compendium  be- 
arbeiteten sprachen  im  gegensatz  zu  dem,  was  allen  oder 
mehreren  gemeinsam  ist,  unter  der  anleitung  eines  bequemen 
handbuches  bei  Vorlesungen  erläutert  werden  könne.  Mit 
den  zu  mitarbeitern  gewonnenen  freunden  und  schfllern  hat 
Schleicher  deshalb  schrift-  und  sprachproben  des  vedischen 
and  späteren  sanskrit,  des  altbaktrischen,  altpersischen,  alt- 
griechischen,  altlateinischen,  oskischen,  umbrisohen,  altiri- 
scbeu,  altbulgarischen,  litauischen  und  gotischen  gegeben 
nnd  denselben  genaue  glossare  beigefügt,  in  welchen  bei 
den  einzelnen  Wörtern  auf  die  §§.  des  compendiums,  in 
denen  die  betreffenden  grammatischen  formen  behandelt 
werden,  verwiesen  ist.  Das  buch  wird  daher  bei  Vorlesun- 
gen sowohl  als  beim  Selbststudium  eine  sehr  zweckmäTsige 
einfQhrung  in  das  Studium  aller  im  compendium  behandel- 
ten sprachen  bilden  und  zeigt,  dafs  Schleicher  bis  zum 
letzten  lebenshauch  dem  grundsatz,  dafs  die  vergleichende 
Sprachforschung  sich  nicht  auf  das  Studium  von  lexicon  und 
grammatik  beschränken  dürfe,  sondern  die  verglichenen 
sprachen  auch  in  ihrem  ganzen  leben  zu  erfassen  habe, 
anerkennung  und  förderung  zu  verschaffen  bemflht  war.  — 
Die  zahlreichen  nachtrage  und  berichtignngen  zur  2.  aufläge 
des  compendiums  (s.  342 — 78)  sind  eine  werthvolle  zugäbe 
und  allen  besitzern  jenes  buches  unentbehrlich. 

A.  Kuhn. 


25* 


388  Spiegel 

Vritra  —  verethra,  vritraghna  —  verethraghna. 

Der  letzte  band  der  neuen  aufläge  von  Pott«  ety- 
mologischen Forschungen  (II,  3,  p.  554  fg.)  erinnert  mich 
daran,  dafs  ich  meine  ansieht  Über  die  in  der  Überschrift 
genannten  Wörter  noch  nirgends  vollständig  und  im  zn- 
sammenhange  dargelegt  habe.  Die  Wichtigkeit  der 
schlufsfolgerungen,  die  man  gerade  aus  denselben  für  die 
indogermanische  urzeit  zu  ziehen  pflegt,  wird  es  entschul- 
digen, wenn  ich  hier  nochmals  ausführlich  auf  diese  schon 
so  viel  besprochenen  Wörter  zurückkomme;  ich  stütze  mich 
bei  dieser  darlegung  meiner  ansieht  auf  meine  eigenen  For- 
schungen auch  in  den  Vedas  und  die  folgenden  citate  aus 
dem  Rigveda  dürften  wenigstens  so  lange  nicht  unnöthig 
sein,  als  das  petersburger  Wörterbuch  noch  nicht  zu  dem 
bnchstaben  v  vorgerückt  ist.  Zwar,  dafs  Vritra  im  Veda 
einen  dämon  bedeute,  der  von  Indra  oder  einem  anderen 
gotte  getödtet  wird,  ist  bekannt  genug  und  wird  weiterer 
belege  nicht  bedürfen.  Weniger  bekannt  dürfte  es  schon 
sein,  dafs  vritra  n.  pl.  auch  die  feinde  überhaupt  bedeutet 
(cf.  Rigv.  457,  34.  4(iÜ,  13.  467,  8.  48>,  14  u,  s.  w.;  vritra 
bhürlni  313,  19  oder  vritra  bhüri  699,  4.  Durch  päpani 
wird  das  wort  337, 2  erklärt),  endlich,  dafs  es  auch  adjec- 
tivisch  gebraucht  worden  sein  mufs,  wie  man  aus  dem 
comparativ  vritratara  (32,  5)  erkennen  kann.  Ebenso  ist 
allgemein  bekannt,  dafs  Yritrahan  ein  beiwort  namentlich 
des  Indra  sei  und  Vritatödter  heifse,  auch  hierit\r  wird  man 
mir  nähere  angaben  erlassen.  Allein,  dafs  Yritrahan  überall, 
wo  das  wort  vorkommt,  den  Vritratödter  bezeichnen  müsse 
und  nicht  auch  den  schläger  der  feinde  bezeichnen  könne, 
wäre  erst  noch  zu  erweisen.  Die  ansieht  des  scholiasten 
ist  es  gewifs  nicht,  dafs  Vritrahan  nur  Vritratödter  be- 
zeichne, denn  er  Übersetzt  z.  b.  486,  5  das  wort  mit  ^- 
trüna  hanta  und  dafs  dies  auch  die  ansieht  der  hymnen- 
dichter selbst  war,  läfst  sich  leicht  erweisen,  da  Indra  nicht 
blos  vritrahan,  sondern  aUch  ghano  vriträna  genannt  wird 
(283,  1.   705,  18),    er    heifst   ferner    auch    vritrahantama 


iniscellcu.  3S1) 

(394,  1),  was  doch  nicht  am  meisten  den  Vritra  tödtend 
heifsen  kann.  Zum  Qbcrflufs  erhält  Indfa  auch  noch  den 
beinamen  amitrahan  (486,  14),  über  dessen  bedeutung  doch 
l'Ogh'cb  ein  zweifei  nicht  bestehen  kann.  Es  ist  endlich 
bekannt,  dafs  vritrahan  nicht  ein  beiname  des  Indra  allein 
ist,  so  heifst  unter  anderen  auch  Soma  (91,  5.  458,  11  *)) 
und  Agni  (74,  3.  457,  48).  Gewohnlich  nimmt  man  an, 
dafs  die  liederdichter  bald  den  einen,  bald  den  andern  gott 
i'fir  den  besieger  des  Vritra  gehalten  hätten.  Allein  Indra 
und  Agni  heifsen  auöti  zusammen  vritrahanä  (246,  4. 
609,  1)  und  auch  in  diesem  zusammenhange  wird  vritrahan 
hesser  als  feindestödter  zu  fibertragen  sein.  Schwer  ist  es 
auch  zu  glauben,  dafs  worte  wie  vritraghna  (440,  3),  vri- 
traghnl  (beiname  der  Sarasvati  502,  7),  vritrahatha  (250,  1), 
vritrahatbja  (320,  2  =  vritränä,  ^atrünä  hananä),  värtra- 
hatja  (271,  I),  die  alle  siegreich,  sieg  bedeuten,  in  der 
weise  entstanden  sein,  dafs  man  ursprünglich  blos  an  die 
erlegung  des  Vritra  dachte  und  dann  diese  Wörter  erst 
in  zweiter  linie  die  besiegung  der  feinde  überhaupt  be- 
deuten. Viel  natürlicher  scheint  es  mir  für  vritra  als 
grundbedeutung  die  eines  feindes  überhaupt  anzunehmen, 
woraus  sich  dann  erst  Vritra  als  name  eines  besonderen 
feindes  entwickelte.  « 

Zu  ganz  ähnlichen  ergebnissen  wie  bei  den  Vedas 
werden  wir  auch  kommen,  wenn  wir  die  betreffenden  Wör- 
ter im  Avesta  betrachten.  Hierüber  habe  ich  in  meiner 
Übersetzung  des  Avesta  (III,  p.  XXXII)  schon  einiges  mit- 
getheilt,  näheres  findet  man  bei  Justi.  Das  wort  verethra 
ist  häufig  genug  und  bedeutet  nach  der  tradition  sieghaf- 
tigkeit,  verethraghna  bedeutet  sieg  oder  auch  persönlich 
gefafst,  den  genius  des  sieges,  den  neueren  Behräm.  Ve- 
rethragan  soll  als  adjectiv  siegreich  bedeuten,  es  ist  ein 
heiwort,  welches  Ahura,  (paoäjanp,  Haoma  und  besonders 
(^raoäa  erhält,  d^r  Superlativ  verethra^an^tema  findet  sich 

*)  An  letzterer  stelle  erklärt  Ssja^a  vptrahanS  mit  9atrü9l  hantärft  und 
fügt  bei:  atra  vritrahanfabdena  somo  *bhidhljate,  pite  hi  sati  some  vptrCyi 
hantam  indra:  samartbo  bbavatiti  jiyat. 


390  Spiegel 

auch  von  Zarathustra  gebraucht.  Im  engen  zusammenhange 
mit  dem  eben  angefahrten  worte  steht  värethraghni ,  sieg- 
reich. Wenn  die  zuletzt  erwähnten  Wörter  mit  skr.  vritra- 
hau,  vritrahantama  sehr  gut  zusammenstimmen,  so  sind 
doch  gründe  vorhanden,  welche  uns  hindern,  die  eränische 
bedeutung  „siegreich^  aus  der  vedischen  „feindetödtend*' 
abzuleiten.  Die  bedeutung  feindschaft  will  nämlich  f&r 
verethrem  nirgends  passen,  ebenso  wenig  wie  feind,  und  von 
den  bedeutungen  feind,  feindschafi  zu  der  des  sieges  zu 
gelangen  dürfte  auch  nicht  leichtn^ein.  Dazu  kommt  noch 
das  adjectivum  verethravan  siegbegabt,  sieghaft,  das  ebenso 
wenig  von  der  grundbedeutung:  mit  feindschaft  begabt  aas- 
gehen kann.  Ueberhaupt  ist  auch  vom  Standpunkte  der 
iranischen  sprachen  aus  nicht  die  geringste  nöthigung  vor- 
handen, einen  solchen  bedeutungsfibergang  anzunehmen. 
Das  wort  kommt  von  der  würzet  vere  abwehren,  von  wel- 
cher auch  häm-vereta  tapfer,  bewehrt  und  bäm-veretis 
tapferkeit  abgeleitet  werden  mufs;  nach  meiner  schon  fro- 
her ausgesprochenen  ansieht  hängt  damit  das  neupersische 
öß^  gurd,  held  und  (^^ß  f^^^rdl,  tapferkeit  zusammen. 
Demnach  wird  man  vom  eränischen  Standpunkte  aus  vere- 
thraghna,  verethravan  nicht  als  feindetödtend,  mit  feinden 
begabt  und  daher  siegreich  auffassen  dürfen,  sondern  viel- 
mehr: mit  sieghafligkeit  tödtend,  so  dafs  verethra  im  in- 
strumental stehend  zu  denken  wäre.  Diese  fassung  wird 
J9  10,  24  von  der  tradition  für  verethra-taurvao  vorge- 
schrieben, was  dem  vedischen  vritratur  entspricht. 

Nachdem  wir  nun  die  Sachlage  in  den  beiden  arischen 
sprachen  dargestellt  haben,  kommen  wir  nun  zu  der  frage, 
wie  wir  uns  die  Verwandtschaft  zwischen  vritra  und  vere- 
thra,  vritraghna  und  verethraghna  zu  denken  haben.  Diese 
Wörter  entsprechen  sich  buchstabe  für  buchstabe  und  es 
ist  mir  daher  nicht  wahrscheinlich,  dafs  ihre  gleichheit 
nur  eine  zufällige  sei,  ich  nehme  vielmehr  an,  dafs  sie  sieb 
schon  in  der  arischen  periode  gebildet  haben.  Unsere  auf- 
gäbe wird  nun  sein,  eine  grundbedeutung  ftkr  ihre  Wörter 
zn  finden,   aus  welcher  sich   einerseits  die  bedentung  des 


miscellen.  Sdl 

feindes  im  indischen,  andererseits  die  des  sieges  im  eräni- 
sehen  entwickein  konnte.  Diese  glaube  ich  nun  in  der 
adjectiviscben  bedeutung  des  wertes  vritra  gefunden  zu 
haben,  welche  in  den  Vedas  noch  deutlich  hervortritt. 
Dafs  mit  der  endung  tra  frfther  adjectiva  gebildet  wurden, 
ist  bekannt,  ein  ähnliches  bcispiel  dQrfie  mitra  sein,  neben 
amatra;  in  den  classischen  sprachen  hat  L.  Meyer  ( vergl. 
gramm.  II,  362  fg.)  auf  vereinzelte  beispiele  dieser  art  wie 
adulter,  kaktjtfgog  hingewiesen.  Aus  der  grund bedeutung 
„abwehrend^  konnten  sich  nun  die  bedeutungcn  „feindlich'^ 
wie  „siegend^  entwickeln,  je  nachdem  man  sich  als  das 
subject  oder  das  object  der  handlung  ansah.  Bei  dieser 
erklärung  versteht  es  sich  von  selbst,  dafs  dem  worte  ur- 
sprünglich eine  mythologische  bedeutung  nicht  zukam  und 
ich  glaube,  dafs  man  mit  der  erklärung  des  wertes  schon 
lange  ins  reine  gekommen  wäre,  wenn  man  auf  den  my- 
thologischen hintergedanken  verzichtet  hätte.  Aber  vere- 
thra  sollte  nicht  blos  das  indische  wort  vritra,  es  sollte 
auch  der  dämon  Vritra  sein.  Und  doch  braucht  man  nur 
den  Rigveda  zu  lesen,  um  zu  erkennen,  dafs  wir  zu  dieser 
forderung  gar  kein  recht  haben,  dafs  auch  dort  der  name 
Vritra  fQr  den  erschlagenen  dämon  noch  nicht  feststeht, 
sondern  derselbe  mit  verschiedenen  anderen  namen  benannt 
wird,  ich  verweise  hierüber  auf  Bröals  Untersuchungen. 
Wenn  man  es  wahrscheinlich  machen  kann,  dafs  der  my- 
thus,  den  die  indischen  religionsbücher  von  Vritra  erzählen, 
sich  in  dem  weiteren  kreise  der  indogermanischen  mytho* 
logien  in  ziemlich  sicheren  spuren  erhalten  habe,  so  mufs 
man  dagegen  gestehen,  dafs  die  bemühungen  auch  den  dä- 
mon Vritra  wiederzutinden ,  nicht  sehr  glücklich  gewesen 
sind.  An  das  griechische  "0()i^()o^  habe  ich  selbst  früher  mit 
M.  Müller  den  namen  anschliefsen  wollen,  bin  aber  seitdem 
durch  Potts  gegenbemerkungen  (et.  forsch.  IP,  1,  p.  747  fg.) 
davon  zurückgekommen. 

Erlangen.  Fr.  Spiegel. 


3D2  Burda,  mi^cellen. 

Frä,  fran,  nifinqrifiL. 

Als  grundbedeutuDg  der  worte  frä,  fran,  welche  deu 
Worten  wie  fl^dgprjg^  fpagrov^og  etX5.  zu  gründe  liegen,  haben 
wir  beitr.  V,  390  fg.  den  begriff  des  glänzens  oder  brennen« 
gefunden,  ohne  jedoch  eine  entsprechende  wurzel  in  den 
indogermanischen  sprachen  nachweisen  zu  können.  Es 
waren  mir  eben  damals  die  griechischen  Wörter  wie  nifi^ 
7iQt]fii^  ngiid-co  entgangen,  welche  auf  dieselbe  wurzel  zu- 
rückgehen dürften  und  Ober  die  man  jetzt  Pott  et.  forsch. 
II,  2,  p.  249  vergleichen  kann. 

Erlangen.  Fr.  Spiegel. 


Ein  beispiel  der  praesensstammbilduiig  mittels 

ta  im  slavischen. 

So  häufig  die  praesensbildung  mittels  ta  im  litauischen 
ist  (s.  Schleicher,  lit.  gramm.,  s.  246),  so  selten  ist  sie  im 
slavischen^  wo  sich  nur  kümmerliche  spuren  derselben  er- 
halten. Hier  tritt  überdies  noch  der  umstand  ein,  dafs  das 
element,  welches  nur  zur  praesensbildung  dient,  mit  der 
wurzel  selbst  bleibend  verwächst. 

Ein  verbum  dieser  art  ist  nun  rasti,  rast^  (wachsen). 
Was  seine  bedeutung  betrifil,  so  ist  es  ein  intransitivum 
und  stimmt  darin  also  vollkommen  mit  dem  litauischen 
überein.  Die  wurzel  ferner,  von  der  es  herkommt,  ist  ardh 
(wachsen).  Und  diese  wurzel  ardh  mit  dem  das  praesens 
bildenden  suffixe  ta  und  d^  personalendung  der  III.  sg.  ti 
gibt  die  grundform  ardh-ta-ti,  woraus  nach  einem  bekannten 
lautgesetze  zunächst  ars-ta-ti  und  im  slavischen  vorläufig 
*ar8-te-ti  entstanden  ist. 

Dabei  mufs  man  sich  erinnern,  dafs  der  vocal  von  rasti 
so  zu  sagen  erstarrt,  nicht  mehr  lebendig,  d.  h.  einer  he- 
wegung  innerhalb  seiner  vocalreihe  nicht  mehr  fähig  ist, 
weil  er  immer  nur  als  a  erscheint,  vergl.  subst.  rastü  und 
causat.  rastiti.  Erklärt  wird  diese  erscheinung  dadurch, 
dafs  im  slavischen  zwischen  a  und  r  in  *ars-te-tr  oothwen- 
diger  weise  eine  metathesis  eintrat  und  dafs  gerade  durch 
diesen  umstand  der  vocal  a  als  a  erhalten  wurde,  vgl.  ka- 
-my  mit  ak-md',  vratiti  mit  vartj^ti,  aber  prositi  mit  pra- 
szyti.  Dafs  endlich  t  mit  der  ursprünglichen  wurzel  ardh 
bleibend  verwuchs  und  mit  ihr  so  die  seoundäre  wurzel 
rast  (ans  arst)  bildete,  findet  sein  seitenstück  im  ahd.  fl§b- 
tan.  Wenzel  Burda. 


Bnrda,  zam  dentoch^prenrs.  Toeabiilar.  393 

Zum  deutsch -preufsischen  vocabular,  von 

Nesselmann. 

Wie  der  deutsche  tfaeil  dieses  Wörterbuches  (ür  die 
deutsche  Sprachforschung  wichtig  ist,  so  bietet  wiederum 
der  preufsische  dem  forscher  des  litauischen  und  slavi&chen 
manche  interessante  ausbeute.  Ucbrigens  läfst  sich  die 
richtige  leseart  nach  des  herausgebers  eigenen  werten  in 
der  vorrede  oft  eben  nur  durch  die  vergleichung  mit  den 
nächstverwandten  sprachen  festsetzen,  was  in  manchen  fäl- 
len wohl  noch  leichter  geworden  wäre,  wenn  man  durch 
ein  dem  buche  angehängtes  facsimile  sich  einen  klareren 
begriff  von  der  schrift  machen  könnte,  als  dies  nach  dem 
in  der  vorrede  erwähnten  möglich  ist.  So  ist  leicht  ein- 
zusehen, dafs  der  preufsische  theil  nur  gewinnen  kann,  wenn 
er  von  der  vergleichenden  Sprachforschung  recht  benutzt 
wird. 

Die  folgenden  zeilen  bringen  nun  als  beitrag  zum  theile 
vergleiche  mit  dem  litauischen  und  slavischen,  welche  im 
buche  noch  fehlen,  zum  theil  haben  sie  auch  den  zweck, 
zu  einer  genaueren  Untersuchung  der  handschrift  anzuregen 
(s.  unten  bei  keuto,  mnsgeno  und  stranibo),  indem  sich 
nur  auf  diesem  doppelwege  noch  mancher  gewinn  aus  dem 
vocabular  ziehen  läfst.  Nesselmann's  litauisches  Wörter- 
buch sei  der  kürze  halber  hier  mitWbcb,  Miklosich's  Le- 
xicon  palaeoslovenicum  wieder  mit  Lex.  bezeichnet;  die 
ordnnng  aber,  in  welcher  die  Wörter  besprochen  werden, 
ist  die  alphabetische. 

Wenn  man  zwischen  den  lesearten  ab-stocle  und  ab- 
stotten  die  wähl  hat,  so  wird  man  sich  aus  etymologischen 
gründen  für  cl  statt  tt  entscheiden.  Denn  ab-stocle  ist 
wahrscheinlich  durch  das  sufiix  cle  (vergl.  gur-cle  =  lit. 
ger*kle' )  von  jener  wurzel  gebildet,  von  der  auch  das  wort 
stogis  (dach)  kommt,  nur  ist  statt  *ah-stog-cle  der  aus* 
spräche  nach  blos  abstocle  geschrieben.  Auch  ist  nur  alne 
die  einzig  richtige  leseart,  weil  bei  N.  647  unter  tyer 
nicht  das  thier  (animal)  überhaupt,  sondern  wohl  das  „thier'' 

Beitrtge  z,  vgl.  sprachf.  VI.  4.  26 


894  BttrdA 

der  Jägersprache  gemeint  ist;    mithin   entspricht  alne  dem 
lit.  eln^  (hindin,  Wbch.,  s.  19)  so  genau  als  m^lich.    Bei 
ane  (altmutter)  wäre  eher  das  lat.  anus  anzufahren,    da 
dessen  bedeutnng  befser  pafst«     Wenn  arglobis  den  Schei- 
tel bezeichnet,    so  braucht  man  noch  nicht  an  glawo  zn 
depken;    es  läfst  sich  ja  arg-lobis  abtheilen,  worauf  lobis 
dem  altsloT.  lubu  (calvaria,  Lex.)  gleich  ist.    Das  wort 
arwarbs  (langbaum)  stimmt  bis  auf  das  b  zum  lit.  al-Taras 
(Langbaum,  Wbch.  s.  5),  dessen  zweiter  theil  nicht  nur  io 
dem  gleidibedentenden  p^-Taras  (Wbch.  s.51),   sondern 
auch  in  dem  böhmischen  roz-rora  (dass.)  enthalten  ist.  Im 
bezug  auf  assegis  (barsch)  liegt  es  naher,    das  wort  mit 
dem  lit.  eiegys  (kaulbarsch,  Wbch.  s.  20)  neben  ezgys  zn 
vergleichen ,   indem  preufsisch  ss  darin  dem  lit.  i  so  entr 
spricht  wie  in  assaran  neben  lit.  ^£eras.    Zugleidi  sei  hier 
noch  erwfthnt,  dals  derselbe  fisch  (Acerina  cernua)  in  eini- 
gen gegenden  Böhmens  je£dik  genannt  wird,  was  nach  den 
lautgesetzen   für  *jezgik  steht  und  dem  lit.  ezgys  ziendich 
nahe  kommt.     Ferner  ist  attolan,  lit.  atölas  wohl  mit  dem 
slavischen    otava    (grummet)    zusammenzustellen.      Kkzto 
(kehrwisch)  und  das  mit  der  praep.  au  s=s8  slav.  n  zusam- 
mengesetzte au-kleztos  (oberkehricht)  hangen  sicherlich  mit 
dem  lit.  klastyti   (spreu  und  staub  vom  getreide  auf  der 
tenne  abfegen,  Wbch.  s.  217)  zusammen,   von  dem  auch 
klastjkl6  (abfegebesen)  und  n&klastos  (das  abgefegte)  ab- 
stammen.  Während  dann  brisgelan  (zäum)  dem  sUv.  brnsda 
(frenum.  Lex.)  ähnlich  ist,  hat  broakay  mit  russisch  brjocbo 
(bauch)  nichts  zu  thun,   sondern  ist  zum  altslov.  bra^ina 
(sericae  vestes.  Lex.)  zu  ziehen.   Sobald  man  weiter  dago- 
-angis  in  dago-augis  verbessert,   erhält  man  ein  analogoo 
zum  lit.  vasar-angis  (reis,  spro£s,  Wbch.  s.  55),    mit  dem 
es  im  zweiten  theile  wurzelhafi;  identisch  ist  (ver^.  äng-ti 
wachsen)  und  der  bedeutung   nach  zum  ahd.  sumar-lota 
nebst  dem  slav.  läto-rasli.     Dais  im  ahslov.  dla*to  (scal- 
pnim.  Lex.)  vor  t  ein  b  ausgefallen,  wird  durch  dae  preo- 
fsische  dalp-tan  bestätigt,    besonders  wenn  man  noch  das 
böhmische  iterativ  dlab-ati  (ansmeiisalD)  dazu  hält«  Dongo 


znm  dentsch-pretilMschen  vocabular.  -        395 

(^refe^)  wird  man  wohl  mit  recht  zu  dqga  (arcus,  iria 
Lex.)  stellen  können,  weil  dieses  in  den  jüngeren  slavi- 
sehen  sprachen  auch  die  fafsdaube  bezeichnet  und  im  Be- 
zug auf  die  lautliche  form  mit  dem  preufsischen  worte 
ganz  zusammenfällt.  Mit  drimbis  (schleier)  vergleiche  man 
das  lit.  drimba  in  stal-drimba  (tischtuch,  Wbch.  s.  497) 
und  mit  geytye  (brot,  d.i.  ,,lebensmittel^)  vielleicht  das 
slav.  Üto  (frumentum,  Lex.)..  Dafs  gertoanax  (habicht)  in 
gerto-anax  abzutheilen  ist,  wird  niemand  bestreiten,  aber 
wohl  auch  die  vermuthung  nicht  fibel  finden,  daft  zur 
erklftrung  von  anax  kein  neues  wort  zu  suchen  ist,  weil 
man  mit  der  annähme  ausreicht,  dafs  ein  w  ausgefallen 
und  *gerto-wanax  zu  lesen  ist,  was  „hflhnerhabicht^  be** 
deutet.  So  steht  das  wort  in  einem  nicht  zu  übersehen- 
den gegensatze  zu  spergla-wanag  (s.  unten).  Die  wurzel 
von  golis  (tod)  scheint  zu  der  des  lit.  gil-tin^'  (todesgöttin, 
Wbch.  s.  255)  zu  stimmen.  Das  slavische  grübü,  womit 
grabis  und  garbs  (berg)  identisch  ist,  kann  auch  die  be- 
deutung  berg  haben,  wie  unter  anderem  aus  dem  böhm. 
pa-hrb-ek  (kleiner  berg,  hügel)  sich  ersehen  läfst;  in  wosi- 
-grabis  (spillenbaum)  könnte  dagegen  das  russische  grabii 
(hainbuche)  stecken.  Zu  granstis  (bohrer)  pafst  wohl  das 
lit.  gr4mdyti  (schrapen,  kratzen,  Wbch.  8.266),  wovon 
grämdyklö  (trogschrape,  kurzes  krummes  eisen,  womit  man 
teig  vom  backtroge  abkratzt)  kommt;  mit  mehr  wahr« 
scheinlichkeit  wird  jedoch  zu  kalpus  (rungenstock)  das  lit. 
kalpa  (querstück,  in  welches  die  rungenstücke  gefügt  wer- 
den, Wbch.  s.  174)  zu  ziehen  sein.  Bei  kanowe  (tonne) 
läfst  sich  an  das  böhmische  konev  (kanne),  bei  woytis  in 
caria-woytis  (heerschau)  an  das  altslov.  v^äte  (fQr  Vetje^ 
senatus,  consilium.  Lex.)  denken.  Stimmt  ferner  kexti 
(zopfhaar)  schön  zum  böhmischen  kätice  (caesaries,  wäre 
altslov.  *kuiitica),  so  findet  wiederum  kekulis  (badelaken) 
seine  verwandten  im  lit.  kiklikas  (leibchen  ohne  schöfse, 
Wbch.  8.  199),  dem  altslov.  cechlü  (velamen.  Lex.)  und 
dem  böhm.  öechlik,  welches  auch  badetuch  bedeuten  kann. 
Obwohl  Nesselmann  bei  kentaris  sagt,    dafs  mafl  dieses 

26* 


3%  Burda 

wort  in  der  bandscbrift  eher  keutaris  lesen  würde,  ditis  eu 
aber  sonst  nicbt  vorkomme,   so   mufs  dennoch  statt  kento 
entschieden  keuto  (haut)  gelesen  werden,  weil  diesem  worte 
im  litauischen  kiautas  (weiche  haut  an  verschiedenen  fruch- 
ten, Wbch.  s.  189)  entspricht.    Ist  nun  eu  dadurch  eini- 
germafsen  sichergestellt,    so   wird   auch  keutaris,    das  die 
handschrifl  bietet,    wahrscheinlich  die  richtige  lesart  s^n. 
Aus  keuto,    welches  man  nach  dem  lit.  kiautas  neben  lat. 
cutis  etwa  wie  kifito  auszusprechen    sich    versucht    fOhlt, 
könnte  man  vielleicht  schliefsen,   dafs  erweichte  consonan- 
ten  dem  dialecte  des  vocabulars  wenigstens  theilweise  nicht 
fremd  waren  (vgl.  auch  geauris,  teausis  oder  teaosis,  schn- 
wikis  =  lit.  siuvikas),    doch  fällt  wieder  caune  neben  lit. 
ki4unö  auf.   Ob  die  Zusammenstellung  von  kerko  (tancher) 
mit  dem  böhm.  kfechar  (dass.)  angeht  oder  nicht,   sei  da- 
hingestellt; kiosi  (becher)  ist  aber  gewils  das  altslov.  6ada 
(poculum,  Lex.),    mag  man   sich   das  preufsische  wort  in 
litauischem  gewande  als  *kias^  oder  *kiöse  denken.    Kisses 
(pelz),    der  form  nach  wahrscheinlich  ein  noro.  plur.  fem., 
könnte  zum  altslov.  ko2a  (pellis)  und  ko2uchu  (vestis  pel- 
licea,  Lex.)  gehören.    Denn  ss  ftkr  z  kommt  öfter  vor,  und 
wenn  man   zu  slav.  o  im  preufsischen  vielleicht  ein  a  er- 
warten würde,    so  vergleiche  man   wieder  wirds  aus  dem 
katechismus  mit  lit.  värdas.  Ein  plurale  tantum  von  einem 
worte,    das  im  sing,  feil  bedeutet,    wäre  zur  bezeicbnung 
des  pelzes  nicht  gar  so  unpassend.    Wegen  des  consonan- 
ten  8  ist  wohl  die  vergleichung  von  kirsnan  (schwarz)  mit 
dem  altslov.  crunü  (niger,  Lex.)  etwas  bedenklich,  unbe- 
streitbar scheint  hingegen  der  Zusammenhang  des  wortes 
knaistis  (angebranntes  scheit)  mit  dem  altslov.  gnetiti  (ac- 
cendere  Lex.).    In   coestue  (bürste)  und  coysnis  (kämm) 
erscheinen   ableitungen  von  einer  wurzel  kas,  von  der  im 
litauischen    kas-tuvas    (striegel,  Wbch.   s.  184)    herrührt 
Neben  dem  suffixe  tuva-s  besitzt  das  litauische  auch  tuve 
(s.  Schleicher,  lit.  gramm.  s.  117),   so  dafs  coes*tue  einem 
lit.  *kas-tuv^  entsprechen  würde.   Im  slavischen  lautet  aber 
dieselbe  ^wurzel  ces  f&r  "kes,  und  stammen  von  ihr  böbm. 


som  deutsch-preufaischen  vocabular.  ^97 

6e8-adlo  (kämm;  Striegel),  altsl.  öes-lu  (pecten,  Lex.)  und 
slovakisch  öesen,  geu.  öesnS  (kämm),  womit  das  preufsiscbe 
coysnis  grofse  ähnlichkeit  hat.  Krixtieno  (erdschwalbe) 
gehört  zum  lit.  kr^g£d^  (schwalbe;  auch  Uferschwalbe  Wbch. 
s.  225);  kristionisto  (Christenheit;  so  und  nicht  kristiomsto 
ist  zu  lesen)  dagegen  entspricht  dem  lit.  krikszczonyst^ 
(dass.,  Wbch.  s.  228)  bis  auf  den  umstand,  dafs  dort  das 
Suffix  isto  =  altlit.  ysta  (s.  Schleicher,  lit.  gramm.  s.  118 
anm.),  hier  ystö  vorliegt.  Läfst  die  Übereinstimmung  zwi- 
schen kumetis  (bauer),  lit.  kümetys  und  slav.  kmeti,  wel- 
ches letztere  in  den  slavischen  sprachen  noch  jetzt  bauer 
bedeutet  (s.  Lex.  unter  kmeti)  oder  ehemals  bedeutete, 
nichts  zu  wünschen  übrig,  so  könnte  die  vergleichung  von 
lagno  (leber)  mit  skr.  jakan  zweifelhaft  erscheinen.  Doch 
erwäge  man  wegen  1  preufsisch  luriay  neben  lit.  jür6s,  dann 
lit.  jeknos  (leber,  Wbch.  s.  38)  neben  skr.  jakan,  und  we- 
gen g  statt  k  z.  b.  preufs.  sagnis  (wurzcl)  neben  lit.  szaknls 
(dass.).  Dafs  ferner  laitian  (wurst)  etwas  an  das  böhmi- 
sche jelito  (blutwurst)  erinnert,  ist  nicht  so  interessant  als 
das  wort  larga-seraytan  (steigbügelriemen).  So  wie  es  ge- 
schrieben steht,  scheint  es  nicht  sehr  klar  zu  sein;  sobald 
man  indessen  eine  Versetzung  des  g  zuläfst  und  *lara-se]> 
gaytan  liest,  gewinnt  man  gleich  einen  einblick  in  die  ety- 
mologie.  Während  nämlich  der  erste  tbeil  ""lara  einen  an- 
klang an  das  lat.  lörum  verräth""),  ist  *sergaytan  unstrei- 
tig dem  lit.  zerg*ti  (auf  das  pferd  steigen,  Wbch.  s.  544) 
zur  Seite  zu  stellen.  Daraus  ergibt  sich  nun  als  bedeu- 
tung  von  ^lara-sergaytan  etwa  „  riemensteige  ^,  was  dem 
deutschen  sticledder  ganz  gut  entspricht,  nur  dafs  die  Stel- 
lung der  einander  in  der  bedeutung  entsprechenden  be- 
standtheile  eine  andere  ist.  Das  preufs.  lonix  (stier)  läfst 
sich  mit  dem  slav.  lono  (pudenda  Lex.)  recht  gut  vereini- 
gen, wogegen  luckis  (scheit)  zum  böhm.  louö  (ou  ist  deh- 
nang  von  u)   in  der  bedeutung  von  fackel,  span   passen 


*)  Zu  berackaichtigen  bleibt  jedoch,    dafa   lorain   für  Morum   ateht  (a. 
Coraaen  anaapr.  I',  812).       J.  S. 


398  Burda 

würde.  Dann  kann  aaob  mandiweliB  (qairnestab)  wohl 
nicht  Tom  poInischeD  m^tew,  b^hm.  moutey  (quirl)  getrennt 
werden.  Merkwürdig  iat  weiter  die  fibereinatimmong  zwiachen 
panno  (feuer)  einerseits  und  dem  got.  fon,  funan-  (feuer) 
andererseits.  H&It  man  zu  staolan  in  pann-8j;ac]an  (feuer- 
eisen) auch  das  ahd,  stahal  (stahl,  h  ^  urspr.  k),  so  ge- 
winnt dieses  altpreulsische  compositum  nur  um  so  mehr 
interesse  für  das  deutsche  Gibt  man  hernach  zn,  daft  in 
pa-ssortis  (schOrstange)  das  ss  wie  in  assaran  und  ö£eras 
einem  lit  i  entsprechen  kann,  so  ist  die  Zusammenstellung 
dieses  wertes  mit  dem  lit.  z^r*ti,  zar-styti  (schüren,  Wbcb. 
s.  544)  zulässig  und  würde  es  im  litauischen  etwa  *pa- 
-iartis  lauten.  Ob  auch  pa-ssupres  („ase^)  unter  gleicher 
Voraussetzung  sich  mit  dem  lit.  2uber-klas  (lange  Stange 
mit  eisernen  spitzen  zum  aalstechen,  Wbch.  s.  550)  verein- 
baren läfst,  ist  nicht  leicht  auszumachen.  Was  dann  pasto 
und  pastowis  (webe  und  laken)  betriffl;,  so  leuchtet  ans 
dem  slav.  postav  (linteum,  pannus,  s.  Lex.  unter  postavu) 
wohl  ein,  dafs  an  eine  leseart  pascowis  nicht  zu  denken 
ist.  Zweifelhaft  ist  es  vielleicht,  bei  pele  (weihe)  an  das 
altslov.  piljuku  (milvus.  Lex.)  zu  denken,  wogegen  die  ver- 
gleichung  von  perwios  (estrich  der  tenne)  mit  lit.  pürras 
(koth,  Wbch.  s.  299)  deshalb  sicherer  zu  sein  scheint,  weil 
der  fcöte  tennenboden  aus  lehm  besteht.  Der  zweite  theil 
von  piwa-maltan  (malz)  zeigt  einige  Ähnlichkeit  in  der  laut- 
lichen form  mit  dem  böhm.  mlato  (treber,  durch  metathe- 
sis  aus  *malto),  wofern  er  nicht  aus  dem  deutschen  ent- 
lehnt ist.  Boaban  (gestreift)  ist  wohl  nichts  anderes  als 
das  lit  raibas  (buntsprenkelig,  Wbch  s.  431),  weil  preofs. 
oa  =  lit.  ai  sein  kann,  wie  moasis  (blasebalg)  neben  lit 
mÄiszas  (sack)  zeigt  Dafs  saltan  (speck)  zum  russischen 
salo  (fett)  gehört,  sieht  man  noch  befser  ein,  wenn  man 
sich  die  polnische  form  dieses  wertes  sadlo  vergegenwir- 
tigt.  Salus  (regenbach)  dürfte  einer  würzet  sal  (sich  be- 
wegen) entsprofsen  sein,  von  der  auch  skr.  salil4m  (wasser) 
herstammt,  so  dafs  die  eigentliche  bedeutung  von  salos 
nur  wafser,   speciell  regen wafser  wäre.     Zu  sardis  (zäun) 


cnm  deiitsch'preaDrischen  vocabnlar.  899 

8t€lle  man  das  lit  iardas  (gerflste  von  hok,  Wbob.  s.  539)^ 
aari  (glat)  atimnit  nicht  allein  zum  lit.  2arija  (glühende 
kohle),  sondern  auch  zum  slav.  zarja  und  zoijla  (splendor. 
Lex«),  während  schokis  (gras)  doch  wohl  mit  dem  lit.  szö'- 
kas  (frisch  gemähtes  gras  zum  fbttem,  Wbch.  s.  514)  iden- 
tisch ist.  Preufsisch  o  und  lit.  6  finden  sich  auch  in  par 
-towelis  (Stiefvater)  und  lit.  pa-tö'vis,  aufFallender  ist  seh 
neben  lit  sc.  Durch  die  etymologie  wird  femer  die  leseart 
schumeno  (draht)  festgestellt,  indem  dieses  wort  bei  no.  507 
den  draht  des  Schuhmachers  bezeichnet  und  als  solches 
ohne  zweifei  von  der  wurzel  schu  «s  lit.  siu  durch  das 
suffiz  mono  s=s  urspr.  manfi  (vgl.  auch  lit.  men^)  abgeleitet 
ist  Seamis  (winterkorn)  gehört  auf  jeden  fall  nur  zu  semo 
(winier),  wie  aus  dem  böhm.  o-zim6  2ito  (winterkorn,  wäre 
altsK  *o-zimoje  2ito),  o-zim&  pienice  (winterweizen,  wäre 
altsl.  *o-zimaja  piäenica)  und  o-zim  fem.  (wintergetreide, 
wäre  altsl.  *o-zimi)  zur  genüge  hervorgeht  Mit  seese 
(amsel)  vergleiche  man  das  lit.  szöszö  oder  szöi6  (dass. 
Wbch.  s«  516  und  517),  mit  seydis  (wand)  das  altslov.  zidü 
(murus.  Lex.)  und  mit  sidis  (hartriegel)  endlich  das  böhm. 
svid,  womit  der  rothe  hartriegel,  Cornus  sanguinea,  be- 
zeichnet wird.  Das  suffix  von  seweynis  (saustall)  entspricht 
dem  lit  ^nas  wie  in  ang]^na8  (nattemnest),  sew  hingegen 
ist  wohl  durch  Spaltung  von  u  eines  Stammes  *su  (vergl. 
su-8,  av-g)  entstanden,  wie  es  auch  in  dem  lettischen  suv- 
-äns  oder  siv-4ns  (ferkel)  geschehen  ist  Interessant  ist 
auch  das  Verhältnis  von  scabre  (fisch  zärthe),  wenn  so 
richtig  gelesen  ist,  zu  dem  lit.  ^abrys  (Wbch.  s.  536)  oder 
iobrys  und  iobras  (Wbch.  s.  550),  welches  den  nämlichen 
fisch  bezeichnet  Skerptus  (rüsterbaum)  erkennt  man  in 
dem  lit  skirpstüs  (rothbuche,  Wbch.  8.478)  wieder,  scri- 
tayle  (radfeige)  zeigt  aber  eine  Weiterbildung  des  lit  skrl- 
tas  oder  skrj^tas  (die  feigen,  Wbch.  s.  482)  und  skune 
(arme  der  Vorderachse  des  wagens)  mit  slaunis  nebst  dem 
lit  szlaünis  (hüfte,  Oberschenkel)  stimmen  sehr  schön  zu 
skr.  frönis  und  altbaktr.  praonis  (hüfle).  Denn  die  saus- 
kritwurzel  ^ru  erscheint  hier  regelrecht  als  slu  im  letti- 


400  Barda 

sehen  and  preulisischen ,  als  szlu  dagegen  im  Ittauisohen 
wie  auch  die  bekanntere  gleichlautende  ^ru  (hören).  Wenn 
man  femer  slidenikis  (leithund)  neben  das  slav.  sl^n  (spur) 
nnd  das  davon  stammende  verbum  sl^iti  (spflren,  Lex.) 
stellt,  so  möchte  man  an  entlehnung  aus  dem  slavischen 
denken,  weil  jenes  wort  genau  einem  slav.  ^sl^diniku  gleich 
ist.     Das  böhmische  slfdnik  bezeichnet  einen  spflrhund. 

Weiter  unten  entspricht  smoy  (mann)  doch  wohl  nnr 
dem  altlitauischen  2mu  (mensch,  Wbch.  s.  553)  and  mit 
ihm  dann  dem  got.  guma  nnd  lat.  homo.  Wenn  es  auch 
wenig  Wahrscheinlichkeit  fbr  sich  haben  sollte,  dafs  smorde 
(Faulbaum)  mit  dem  lit.  smirdas  (gestank)  nnd  sm&rdTÖ 
(unfläthigkeit,  Wbch.  s.  489)  zusammenh&ngt,  so  ist  hin* 
gegen  an  der  richtigkeit  der  leseart  spaustan  statt  span» 
stan  (mühlwinde)  nicht  zu  zweifeln,  weil  sich  im  litaui- 
schen spauda  und  spaus-tüve  (kelter,  presse,  Wbch.  s.  492) 
findet.  Erinnert  man  sich  an  das  vorgeschlagene  *gerto- 
wanax  statt  des  vorkommenden  gerto-anax,  so  wird  num 
in  spergla-wanag  (sperber),  was  den  ersten  theil  an- 
betriffl;,  mit  leichtigkeit  den  sperling,  spurglis,  erkennen, 
so  dafs  dieses  zusammengesetzte  wort  ^  nur  „sperlingsha* 
bicht*^  bedeutet,  was  wiederum  auch  ein  beweis  ist,  dafs 
oben  wirklich  nur  *gerto-wanax  gelesen  werden  muüs.  Mit- 
hin heifsen  diese  zwei  raubvögel  „hQhnerhabicht^  und 
„sperlingshabicht^,  und  das  letztere  findet  sein  seitenstQck 
in  der  deutschen  benennung  desselben  vogels  ahd.  sparw^ 
aus  sparo,  got.  sparva  (sperling).  Wegen  e  und  u  m 
spergla*  und  spurglis  vergleiche  man  gurcle  mit  lit.-gerkl6'; 
dafs  aber  g  im  preufsischen  worte  kein  blofser  einschnb 
ist,  beweist  z.  b.  die  deutsche  dialectische  form  „sperk*. 
Statt  Stabs  (schöps)  wäre  vielleicht  *scabs  zu  lesen,  weil 
es  so  zum  slavischen  *skopü  passen  würde,  von  dem  das 
deminutiv  altslov.  skopie!  (der  verschnittene),  böhm.  skopec 
(schöps)  kommt,  vgl.  auch  skopiti  (evirare.  Lex.).  Wenn 
man  nach  der  vorrede  oft  nicht  weils,  ob  man  m  oder  ni 
zu  lesen  hat,  so  könnte  auch  strambo  (stoppeln)  vielleicht 
in   *stran-ibo   verändert  werden.     Das  suffix   *ibo  gehörte 


zum  dentBch-preafsiflchen  vocabolar.  401 

dann  nebst  be  in  pagonbe  (heidenschaft)  zom  lit.  yba,  yb^ 
(s.  Schleicher,  lit.  gramm^  8.  128,  129),  *8tran  aber  wflrde 
sich  dorch  das  slav.  strüni  (stipula.  Lex. ;  böhm.  stm-iStä 
(Stoppel  und  Stoppelfeld)  recht  gut  erklären.  Es  scheint 
aber,  daTs  ^stran  aus  einem  Alteren  ^starn  umgestellt  ist, 
f&r  welchen  Vorgang  sich  im  vocabular  noch  andere  bei- 
spiele  auffinden  lassen.  Und  selbst  wenn  nnr  strambo  ge* 
lesen  werden  sollte,  so  stünde  dies  der  vergleichung  mit 
ströni  nicht  im  wege,  weil  n  vor  b  sehr  leicht  zu  m  wird, 
so  dafs  also  strambo  sich  aus  *stran*bo  erklären  wQrde. 
Mit  strigeno  (gehirn)  kann  slav.  stru£eni  (medulla,  Lex.) 
▼erglichen  werden,  und  wenn  man  *scurdis  statt  des  an* 
gegebenen  sturdis  liest,  was  ja  nach  der  handschrift  auch 
möglich  wäre,  so  tritt  die  Verwandtschaft  mit  dem  altslov. 
o-skrudu  (instrumentum  lapicidae.  Lex.),  böhm.  o-skrd 
(mQhleisen,  bille,  spitzhammer)  hervor.  Während  ferner 
suppis  (dämm)  sich  leicht  mit  dem  slav.  süpü  im  altslov. 
na-süpü  (Lex.),  serb.  na*8ap,  böhm.  na-sep  (beide:  agger) 
vergleicht,  scheint  sutristio  (molken)  ein  flberflflssiges  t  zu 
enthalten,  wie  vielleicht  das  slav.  syriäte  (coagulum.  Lex.) 
und  auch  das  böhm.  syr-ovatka  (molken)  zeigt.  Deutlich 
ist  der  Zusammenhang  von  sweriapis  mit  dem  poln.  Swier- 
zepa  (stute.  Lex.  unter  sver^pu)  und  dem  altböhm.  svefep- 
-ice  (stute),  wenn  das  preufsische  wort  nicht  gar  selbst 
slavischen  Ursprunges  ist.  Bei  tallokinikis  (freier),  wozu 
lit.  talkä  (s.  Wbch.  s.  88)  das  .Stammwort  bietet,  wird  auch 
das  slav.  tlaka  anzuführen  sein^  obwohl  es  mit  freiwilliger 
arbeit  nichts  zu  thun  hat,  sondern  frohndienst  bedeutet. 
Trotzdem  verhält  sich  talkä  zu  tlaka  wie  etwa  vald^ti  zu 
vlad-ati.  So  wie  sich  talus  (boden)  zum  slav.  tllo  (pavi- 
mentum.  Lex.)  und  skr.  tala  (solum)  stellt,  so  ist  tarkne 
(bindriemen)  zum  slav.  traku  (fascia.  Lex.)  und  trupis  (klotz) 
zu  trupü  (truncus,  Lex.)  zu  ziehen.  In  tunclis  (rade),  wo- 
fern nicht  'cunclis  zu  lesen  ist,  läfst  sich  das  slav.  k^koli 
(nigella.  Lex.),  böhm.  koukol  (kornrade)  und  lit.  kokilas 
(dass.  Wbch.  s.  207)  nicht  verkennen.  Wäre  dann  die 
leseart  'cussis  statt  tussis  (mücke)  erlaubt,  so  könnte  das 


403  Bnid« 

Ht.  kiu2u,  kiuiti  (wimmelo,  kribbeln,  Wbcb.  8.  214)  herbei- 
gezogen  werden.  Berechtigter  ist  jedoch  die  susammen- 
stellung  von  welgen  (schnupfen)  mit  slav.  vliigii-kii  (homi- 
du6,  Lex.)  und  lit.  vilgyti  (anfeuchten,  Wbch.  s«  79),  ebeoao 
die  Yon  winsua  (hals)  mit  dem  böhm.  vaz  (geniok).  Denn 
h&lt  man  das  russ.  yjaziga  (rQckensehne  des  atörs)  nnd  das 
altsloven.  v^ziga  (nerTUS  piscium,  Lex«)  dazu,  so  erschüeist 
man  aus  dem  böhm.  vaz  ein  altsl.  *TQzfi,  da  einem  altsfe?. 
^  im  russischen  regelmftfsig  ja,  im  böhmischen  oft  ein  a 
entspricht,  wie  z.  b.  auch  in  Byatf  =  altsI.  syftTJ.  Statt 
des  angegebenen  vimino  (ulme)  im  yocabular  etwa  *winC80o 
oder  *winxno  zu  lesen,  geht  wohl  nicht  an,  obgleich  es 
auf  diese  weise  zum  lit.  vinkszna  (ulme,  Wbch«  a.  81)  pas- 
sen wQrde.  Auch  russisch  YJazu  (eine  ulmenart),  böhm. 
vaz  (ulme)  lassen  ein  Ähnlich  lautendes  altalov.  *v^ü  er- 
schliefsen.  Woapis  (färbe)  ist  das  altslov.  vapü  (color, 
Lex.),  wolti  (fthre)  aber  genau  das  lit.  Talus  (haferrispe, 
Wbch.  s.  49),  serbisch  vlat  (arista.  Lex.  unter  vlatu)  und 
nach  Verlust  des  anlautenden  y  das  neuslov.  lat  und  böhm. 
lat  oder  latka  (rispe),  während  wuysis  („wacker^)  wohl 
mit  dem  böhm.  vyi-el  (spOrhund;  hQhnerhuod)  zusammen- 
zustellen ist,  da  preuls.  uy  einem  slav.  y  entsprechen  kann, 
wie  z.  b.  luysis  (luchs)  und  slav.  rysi  (dass.)  zeigt. 

Nachträglich  müssen  zwei  oben  Obergegaogene  Wör- 
ter erst  hier  erwähnt  werden.  Weil  ro  in  grobis  (darm) 
auch  wohl  aus  or  umgestellt  sein  kann,  so  lä&t  sich  die 
lautliche  äbnlichkeit  von  grobis  mit  skr.  g&rbhas  (uteros) 
nicht  übersehen.  Zur  Vermittlung  der  bedentung  beider 
Wörter  kann  aber  altslav.  crevo  dienen.  Dieses  bedeutet 
nämlich  wie  g&rbhas  im  sanskrit  „uterus**,  allein  das  ge- 
nau entsprechende  böhmische  wort  stfevo  hat  schon  die 
bedeutung  „dann,  gedärme^  angenommen.  Wie  sich  da* 
her  die  fiinctionen  von  örevo  (uterus)  und  stfevo  (dann) 
zu  einander  verhalten,  so  hat  man  auch  zwischen  garhhas 
und  grobis  denselben  Wechsel  der  bedeutungen.  In  dem 
Worte  scebelis  (haar)  ist  allem  anscheine  nach  sceb  die 
Wurzel,  elis  dagegen  suffix,  so  dals  bei  der  vergleiohang 


zum  deutsch -preuftiAchen  vocabuUr.  408 

nur  jene  in  betracht  kommt.  FOr  sc  darf  man  nun  in 
einem  verwandten  gotischen  worte  ebenfalls  sk,  f&r  b  wie* 
derum  b  oder  auch  p  erwarten,  die  aber  nach  dem  be* 
kannten  lantgesetze  vor  einem  folgenden  t  ohne  unterschied 
in  f  übergehen.  Unter  dieser  Voraussetzung  darf  man  da- 
her sceb-elis  wohl  mit  dem  got.  skuft  (haupthaar)  zusam- 
menstellen. 

Zum  Schlüsse  mögen  noch  folgende  drei  bemerkungen 
hier  stehen. 

a)  Aus  den  im  buche  gegebenen  lesearten  lalasso 
(lachs),  wolistian  (zicklein)  und  czilix  (zeisig)  liefse  sich 
vielleicht  vermuthen,  dafs  die  handschrift  hier  ein  dem  1 
ähnliches  f,  d.  i.  s  aufweist  und  jene  Wörter  daher  als  la- 
fasso,  wofistian  und  czifix  zu  lesen  sind.  Dadurch  würde 
das  letzte  wort  so  ziemlich  mit  altsl.  ci2iku  (acanthis,  Lex.), 
böhm.  iiiek  (zeisig)  übereinstimmen.  Aufserdem  scheint 
noch  ein  wort  für  diese  vermuthung  zu  sprechen,  nämlich 
mulgeno  (mark)  wie  Nesselmann  liest.  Nimmt  man  aber 
eine  leseart  mufgeno  an,  so  läfst  sich  das  altslov.  mozgü 
(meduUa,  Lex.),  vergleichen.  Will  man  gar  lit.  smagena 
(mark,  Wbch.  s.  486)  herbeiziehen,  so  müfste  man  dazu 
noch  eine  Versetzung  dieses  f  möglich  finden.  Doch  wie  dem 
auch  immer  sein  mag,  auf  jeden  fall  wäre  es  der  mühe 
werth,  die  handschrift  in  dieser  hinsieht  zu  untersuchen. 

b)  Wenn  Nesselmann  in  der  vorrede  auf  s.  7  die  mei- 
nung  ausspricht,  dafs  die  auf  n  ausgehenden  Wörter  des 
vocabulars  als  ursprüngliche  accusativformen  aufzufassen 
sind,  so  kanu  man  ihm  darin  nicht  ganz  beipflichten.  Se- 
men ( Samen)  z.  b.  dürfte  als  nom.  und  acc.  sing,  wohl 
schwerlich  anders  lauten ,  besonders  wenn  man  lat.  semen 
und  altslov.  s&mq  dazu  hält.  Selbst  in  pirsten  (finger)  liegt 
wahrscheinlich  ein  stamm  auf  en  vor;  man  vergleiche  den 
ohne  zweifei  von  einem  consonantischen  stamme  herrflh* 
renden  altsl.  gen.  sg.  prüst-en-e,  trotzdem  dafs  dieser  stamm 
schon  fingerring  bedeutet.  Was  welgen  betrifil,  so  kann 
dieses  wort  mittels  des  suifixes  en  von  einem  adjectiv  ab* 
geleitet  sein  (vergl.  altsl./vlugü  in  vlugiikü),   wie  das  lit 


404  Bordm 

ma^-en  von  mä^^  (klein)  in  der  redensart  isz  maSfens  (^00 
kindheit  an,  Wbch.  8.  386).  Doch  könnte  jemand  einwen- 
den, dafs  die  Wörter  auf  en  im  vocabular  nur  die  minder- 
zafal  bilden,  während  solche  auf  an  ziemlich  h&ufig  vor- 
kommen. Aber  auch  da  ist  kein  zwingender  grund  vor- 
handen, an  in  allen  fllllen  für  den  ausgang  des  acc.  sing, 
zu  nehmen.  Wie  leicht  zu  vermuthen,  haben  wir  es  mit 
a-stämmen  zu  tbnn,  und  diese  bilden  den  acc.  sing.,  wie 
bekannt,  ursprünglich  mittels  m.  Das  casussuffix  m  ist 
nun  im  altpreufsischen  noch  als  n  erhalten;  wie  aber  sollte 
nach  dieser  analogie  der  nom.  sing  eines  neutralen  a-stam- 
mes  im  altpreufsischen  gelautet  haben,  wenn  schon  in  spra- 
chen, die  masc.  und  neutr.  an  den  a-stftmmen  beim  Sub- 
stantiv und  adjektiv  noch  gut  unterscheiden,  der  acc.  sing, 
masc.  und  der  nom.  sing,  neutr.  vollständig  zusammenfallen 
(vgl.  X{/xtßv  und  iiägop,  iupum  und  donum)?  Mit  recht  kann 
man  allerdings  voraussetzen,  dafs  uns  das  vocabular  die 
einzelnen  Wörter  im  nom.  vorfQhrt;  gehört  jedoch  der  aus- 
gang is  in  den  weitaus  meisten  ftllen  dem  nom.  sg.  eines 
männlichen  a-stammes  an,  so  folgt  doch  aus  diesem  um- 
stände allein  noch  nicht  mit  nothwendigkeit,  dafs  der  aus- 
gang an  immer  und  tiberall  der  des  acc.  sing,  eben  solcher 
Stämme  sein  mufs.  Wir  können  vielmehr  wenigstens  in 
einigen  der  Wörter  auf  an  auch  beispiele  eines  nom.  sing, 
neutraler  a-stämme  erblicken,  worauf  wohl  auch  schon  die 
vergleichung  einiger  von  ihnen  mit  denen  des  slavischen 
fahren  dflrfte.  Denn  nur  das  slavische  kann  unter  den 
am  meisten  verwandten  sprachen  hier  zunächst  in  Betracht 
gezogen  werden,  weil  das  litauische  und  lettische  trotz 
ihrer  näheren  Verwandtschaft  mit  dem  altpreufsischen  kei- 
nen ausschlag  geben,  indem  sie  jetzt  am  substantivum  kein 
neutrum  mehr  unterscheiden.  Man  vergleiche  also  assaran 
mit  slav.  jezero ,  creslan  mit  poln.  krzesto,  kelan  mit  kolo, 
prassan  mit  proso,  mestan  mit  m&to,  lunkan  mit  lyko, 
saltan  mit  poln.  sadto,  staytan  vielleicht  mit  lat.  scatum. 
Wie  dalp-tan  neben  dla-to  steht,  so  scheinen  auch  andere 
Wörter  mit  demselben  suffixe  gebildet  zu  sein,   ab  piwa- 


zum  deutsch -preursischeD  vocabuUr.  405 

-malcaii  neben  böhm.  mlato,  ebenao  roeltan  und  spaustan. 
Zum  Suffixe  tuan  in  schu-tuan  (zwirn)  pafst  altslov.  tvo  = 
urapr.  tvam  in  tvori-tvo  (qualitas,  Lex.)*  indem  es  vom 
infinitivstamme  tvori  so  abgeleitet  ist  wie  schutuan  von 
schu  B=  lit.  siu.  Dafs  die  Wörter  auf  ian,  welche  das  junge 
bezeichnen,  neutra  sein  können,  ist  leicht  zu  begreifen, 
auch  lälst  sieh  vielleicht  maldian  (füllen)  im  bezug  auf  den 
ausgang  ian  mit  dem  griech.  lov  in  naiöiov  vereinigen. 
Ob  ferner  bei  den  namen  auf  istian  als  eristian,  wosistian 
(nebst  den  daraus  verstflmmelten)  eben  dieses  istian  zum 
lit.  yksztis  wie  in  vamyksztis  (junger  rabe,  Wbch,  s.  54) 
oder  dem  griech.  laxo  in  viai^iaxog,  besser  vielleicht  einem 
erweiterten  anzunehmenden  ^vsavioxiov ,  gehört,  lä&t  sich 
für  jetzt  noch  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen;  dafs  sie 
aber  neutra  sind,  ist  wahrscheinlich.  Wird  femer  in  allen 
indogermanischen  sprachen  das  nentrum  eines  adjectivs  oft 
substantivisch  gebraucht,  so  könnte  in  no.  460 — 468  bei 
den  farbcnnamen  ein  ähnlicher  fall  vorliegen.  Den  balti- 
schen sprachen,  mithin  auch  dem  altpreufsischen,  war,  wie 
jedermann  zugeben  wird,  das  neutrum  beim  substantivum 
ursprünglich  so  gut  eigen  wie  jetzt  noch  dem  slavischen. 
Hätte  uns  daher  das  vocabular  aus  dem  anfange  des  1 5.  Jahr- 
hunderts einige,  vielleicht  nur  dialectische  spuren  davon 
bewahrt)  so  wäre  ein  solcher  tall  nicht  gar  so  unglaub- 
lich. Möfste  man  z.  b.  swetan  (weit)  für  ein  neutrum  hal- 
ten, so  kann  dies  nicht  auflailen;  denn  ist  svgtü  im  slavi- 
schen ein  masculinum,  so  ist  im  katechismus  swttai  wie- 
derum ein  femininum. 

c)  Ueber  das  dunkle  wort  rikisnan  (rücken)  möge  hier 
noch  eine  vermuthung  platz  finden.  Da  schwerlich  jemand 
glauben  wird,  es  sei  aus  dem  deutschen  entlehnt,  so  wird 
man  wohl  eine  andere  erklärung  versuchen  müssen.  Be- 
kanntlich bedeutet  das  altslov.  zadü,  welches  mit  der  prä- 
position  za  (hinter)  zusammenhängt,  nicht  blos  pars  po- 
stica  sondern  auch  dorsum,  welches  letztere  sicherlich  nicht 
die  ursprüngliche  bedeutung  ist.  Nach  diesem  beispiele 
wäre  es  daher  nicht   unpassend,   in  rikisnan  eine  wurzel 


40G  Burd»,  sum  deutsch-prenriischen  rocabular. 

▼on  der  bedeutung  „ hinten,  rückwärts^  zu  vemiDtheo. 
Eine  solche  scheint  denn  auch  das  lat.  re,  re-d  (vgl.  pro^ 
pro«d),  re-tro  zu  sein,  und  dafs  von  einer  partikel  mittels 
des  Suffixes  ka  ein  nomen  abgeleitet  werden  kann,  beweist 
z.  b.  skr.  adhi-ka  von  ädhi.  Ein  stamm  *ri-ka  im  altpreu- 
fsischen  ist  daher  wenigstens  denkbar;  es  geht  aber  aus 
skr.  ^aras  neben  garä  noch  weiter  hervor,  wie  einem  vo- 
kalischen stamme  auch  ein  solcher  auf  as  zur  seite  stehen 
kann,  so  dafs  ein  *ri-ka  und  'ri-k-is  (über  preufs.  i  vergl. 
kriztieno  mit  lit.  kregi^d^ )  doch  nicht  so  ohne  alle  analo- 
gie  sind.  Dann  vergl.  man  das  altslov.  loz-es-ino  (uterus) 
neben  \oie  (uterus,  Lex.),  woran  man  sieht,  wie  ein  stamm 
*lo%-es  durch  ein  suffix  ino  s=s  urspr.  ina  weitergebildet 
worden  ist.  Ein  i  aber  kann  im  altpreufsischen  bisweilen 
auch  unterdrückt  werden,  wie  meine  (blauer  Striemen)  ne- 
ben lit.  m^'linö  zeigt.  Daher  enth&lt  rikisnan  in  isnan  einie 
ähnliche  Weiterbildung  wie  das  altslov.  lofesino  in  esino, 
die  bedeutung  hingegen  wäre  ursprünglich  ^das  hintere^, 
und  dann  speciell  „der  rücken". 

Einen  analogen  fall  der  erweiterung  zeigt  auch  das 
altböhmische  wort  ritesne  (nates ;  es  ist  nom.  dnalis),  wozu 
der  nom.  sing,  entweder  *ritesno  oder  *ritesna  sein  könnte. 
Ein  böhmisches  *ritesno  müfste  nun  im  altslovenischen  etwa 
^ritesTno  lauten  und  wfirJe  sich  zu  dem  wirklich  vorkom- 
menden ritT  (podex,  Lex.)  beinahe  so  verhalten  wie  lo2e- 
sino  zu  \oie.  Man  übersehe  auch  nicht  die  lautliche  ähn- 
lichkeit  zwischen  Vitesifno  und  rikisnan.  Während  endlich 
zadii  beide  bedeutungen:  hintertheil  und  rücken,  in  sich 
vereinigt,  hätte  man  im  altböhm.  ritesnS  (nates)  die  erste, 
im  altprenfs.  rikisnan  (rückep)  aber  die  zweite  bedeutung. 

Erst  nach  Vollendung  dieser  zeilen  fiel  mir  die  Über- 
einstimmung zwischen  dem  lit.  kosöVö  (luftröhre)  und  dem 
preufs.  tosy  (kehle)  in  laut  und  bedeutung  auf.  Zu  kosd'rö 
(Wbch.  s.  205;  bemerkt  Nesselmann,  dafs  statt  dessen  ge- 
wöhnlich stemplö  gebraucht  werde,  und  f&hrt  beim  letzte- 
ren Worte  (Wbch.  s.  500)  „kehle,  luftröhre"  als  erste  be- 
deutung an.     Die  ähnlichkeit  ist  wohl  noch  grölaer,  wenn 


Christ,  Visiioiuf  Mercurius.  407 

man  bedenkt,  dale  ko8ör6  auch  mittels  eines  seeundären 
r6  =  urspr.  ijft  aus  einem  einfachen  älteren  ^kos^'  weiter- 
gebildet sein  kann*  Etwas  fthnliches  zeigt  z.  b.  mnsölö' 
(fliege,  Schleicher  lit.  gramm.  s.  114)  neben  muse',  femer 
lit.  utöle'  (laus)  neben  lett.  ute  und  uts  (dass.,  letzteres  ein 
i -stamm  uti).  So  ist  im  litauischen  ein  altes  *ko8ö'  auch 
möglich  und  stimmt  mit  dem  preufs.  tosy  ziemlich  (kber- 
ein.  Ueber  t  im  preulsischen  vergleiche  man  z.  b.  tuylis 
mit  lit.  kuil^s,  turpelis  und  lit.  kurp&lius.  Ja  man  weifs 
solchen  fällen  gegenüber  oft  gar  nicht,  ob  das  preuls.  t 
auf  einer  falschen  leseart  beruht  oder  ob  es  seinen  Ur- 
sprung einem  eigenthümlichen  lautgesetze  verdankt,  und 
dies  ist  auch  oben  überall  festzuhalten,  wo  ein  c  für  t  vor- 
geschlagen wurde. 

Wenzel  Burda« 


Visucius  Mercurius, 

ein  beitrag  zur  geschichte  der  lateinischen  assibilation  auf 

gallischem  boden. 

In  der  sequanischen  Stadt  Visontio,  später  auch  Be« 
santium  u.  s.  w.  genannt,  fand  sich  früher  ein  stein  dem 
Mercurius  Vesuccius,  dem  Apoll  und  der  Minerva  geweiht; 
eine  götterdreiheit  der  musik  und  erfindung,  die  auch  sonst 
in  keltischen  ländern  vorkommt*),  nur  dafs  die  allgemeine 
lateinische  bezeichnung  „Mercurius^  nicht  durch  hinzuftt- 
gung  eines  specielleren  gallischen  namens  individualisiert 
erscheint,  wie  in  unserem  falle.  Die  genannte  Inschrift 
steht  bei  de  Wal  „mythol.^  p.  201  f.  und  208  f.,  wo  er  zu- 
gleich den  Vesontius  einer  andern  nach  Orelli  2064  mit 
recht  f&r  gefUscht  hält. 


*)  So  xa  Stettfeld  im  BadUiehen  auf  tinein  stt  Karltruhe  aafgeatollteD, 
bei  Brambacb  « Baden  unter  rSmischer  herrschaft"  abgebildeten  relief;  — 
andere  erwähnt  Lench  in  den  Bonner  JahrbflolMm  IX  s.  66. 


408  Christ 

Der  lokalgott  Vesontio^s  wurde  jedoch  nicht  allein  in 
seiner  heimath,  sondern  auch  weit  davon  am  Neckar  ver- 
ehrt, und  zwar  nicht  von  ihre  garnison  oft  wechselnden 
Soldaten,  sondern  meist  von  einheimischen  beamten  der  ci- 
vitates  des  grenzlandes.  Dies  ist  der  fall  zu  Köngen  am 
obern  Neckar,  wo  das  götterpaar  Mercurius  Visucius  und 
sancta  *)  Visucia  sich  zeigt  (Brambach  1581).  Desglei- 
chen auf  dem  heiligen  berge  bei  Heidelberg,  wo  aber  der 
römisch-keltische  doppelname  des  gottes  unter  aufgäbe  sei- 
ner römischen  identiiicierung  zu  blofsem  Visucius  verein- 
facht ist  (Brambach  1704),  bei  Hockenheim,  gegenüber 
Speier,  dagegen  wieder  in  der  widmung  VISVCIO  MER- 
CVRIO  (Brambach  1696)  erscheint.  —  Trotzdem  nun, 
dafs  die  abstammung  des  besprochenen  beinamens  klar 
vorliegt,  so  wurden  doch  schon  andere  gänzlich  unhaltbare 
deutungen  versucht;  so  vergliche  man  z.  b.  die  personen- 
namen  Esuggius,  Isugius  (bei  de  Wal  p.  200 f.),  die  ganz 
anderen  Stammes  sind!  Dagegen  könnte  man  wohl  auf  den 
uamen  des  flnsses  Vezouse  bei  Löneville  hinweisen,  der 
um  800  Vizuzia  hiefs;  desgleichen  auf  die  in  Vesunna 
(Perigueux)  selbst,  wie  auch  in  Italien  auftretende  gott- 
heit  Vesuna. 

Dals  und  auf  welche  weise  aber  der  Vesucius  oder 
Visucius  aus  dem  namen  der  Stadt  entstanden,  ist  bereits 
1819  von  Schmidt  „gesch.  d.  grofsherz.  Hessen^  U  s.  399 
angedeutet  und  auf  die  analogie  der  Brittones  TriputieDses 
verwiesen,  deren  namen  auf  ein  Tripontium  oder  vielmehr 
auf  eine  nebenform  Tripuntium  zurückgeht**).     Zur  wei- 


*)  Dafür  ist  Bacta  geschrieben,  sodafs  also  hier  der  gutturale  nasal,  das 
sogenannte  n  adnlterinnm ,  gar  nicht  schriftlich  ausgedrückt  ist,  wie  öfters 
(s.  Corssen  s.  261;  Schuchardt  vokalisnins  des  valgftrlateins  ITI  s.  5S).  Vgl. 
die  schreibangen  conjax,  conjnnx  nnd  conjancx. 

**)  Ein  italienischer  ort  dieses  namens  führt  wirklich  inscbrifUich  beide 
namensformen  (s.  Henzen  p.  20  indicis).  (In  Italien  lieg^  auch  ein  Visen- 
tinm!)  —  Welcher  ort  aber  als  heiraath  jener  Brittonen  anzusehen  sei,  ist 
schwer  za  bestimmen.  Lersch  vermathet  in  den  Bonner  jahrbttchem  IX 
s.  69  f.,  derselbe  sei  in  der  Bretagne  zu  suchen  und  die  bisherige  annähme, 
in  England  wäre  ein  Tripontinm  gelegen,  sei  unrichtig,  daselbst  wftre  nur 
ein  Trimontium  oder  Trimuntium  gewesen. 


Yisucius  Mercorius.  409 

lern  erklftrung  des  sprachlichen  Vorgangs  wollen  wir  jedoch 
hier  auf  Corssens  jflngst  erschienene  zweite  aufläge  seiner 
lateinischen  ausspräche  u.  s.  w.  verweisen.  Derselbe  ver- 
breitet sich  s.  50 — 67  mit  nachtragen  aufs.  794 f.  ausführ- 
lich Ober  die  assibilation  des  -ti  und  -ci  mit  folgendem 
vokal  zu  schlieislichem  -si,  einen  Vorgang,  den  er  gegen 
Schuchardt,  namentlich  auf  gallischem  boden,  doch  etwas 
zu  jung  taxiert,  wenn  er  sein  eintreten  hier  ins  sechste  bis 
siebente  Jahrhundert  rückt,  während  er  sich  in  Afrika  schon 
im  3.  jahrh.  n.  Chr.  entwickelt  haben  soll*).  —  Die  ge- 
nannten Yisucius -inschriften  Südwest- Deutschlands  fallen 
aber  auch  nicht  später  als  in  das  3.  jahrh.  —  In  ihnen  ist 
aber  bereits  die  assibilierung  ersichtlich,  die  sich  im  heu- 
tigen ,|Besan^on^  zeigt,  worin  sie,  wie  im  französischen 
überhaupt,  bis  zum  blofsen  scharfen  Zischlaute  s  (p)  fortge- 
schritten ist.  In  „Besantion^  nämlich  wurde  die  endung 
erst  zu  *tsjon,  dann  weiter  zu  -tson,  endlich  -son  assibi- 
liert.  Die  n  wurden  auf  die  dadurch  nasalierten  vokale 
übertragen  und  nur  f&r  die  schrift  erhalten,  während  im 
Mercurius  Yisucius  der  nasalierte  vokal  vollständig  unbe- 
zeichnet  erscheint,  weil  die  lateinische  spräche  kein  mittel 
zu  seiner  bezeichnung  hatte.  (Ueber  den  ausfall  des  n  vor 
s,  t  und  d  vergl.  Corssen  s.  251  — 259.)  Dafs  der  nasal 
aber  schon  damals  wie  jetzt  noch  gehört  wurde,  beweist 
die  Unbestimmtheit  des  im  namen  jener  Stadt  dem  n  des 
Stammes  vorausgehenden  vokals^  der  zwischen  a,  o  und  u 
schwankt:  „Besantio,  Yesontio,  Yisuntium^,  weil  er  eben 
durch  nasalierung  unter  aufgäbe  des  folgenden  n- lautes 
verdumpft  wurde.  —  Dasselbe  sehen  wir  in  Tripontium, 
Tripuntium  —  Triputienses.  Ebenso  nun  wie  ti  vor  fol* 
genden  vokalen  assibiliert  wird,  fand  dies  unter  keltischem 
einflusse  schon  frühe  auf  gallischem  boden  auch  mit  ab- 
leitungssilben  wie  -eins,  -cies,  -cio  u.  s.  w.  statt,  die  gleich- 
falls tsjus,  tsjes,  tsjo  (später  mit  aufgäbe  des  t  und  ver* 


*)  Weniger   gelangen   ist  die  dantellung  dieses  lantlichen  Vorganges, 

welche  Mowat  anliLfslich  des  namens  Bonifatius  in  der  Bevue  arch^ol.  1869 
p.  240  f.  in  der  anmerknng  gibt. 

Beiträge  z.  Tgl.  sprachf.  VI.  4.  27 


410  Chriat,  Visacins  Mercnrias. 

schlinguDg  des  j  *))  gesprochen,  leicht  mit  den  wirklichen 
endungen  -tius  n.  s.  w.  verwechselt  werden  konnten,  wie 
dies  in  Yisncius  statt  Visntius,  resp.  Visontins  der  fall  war. 

üeberblicken  wir  nun  noch  einmal  in  kflrze  den  lant- 
liehen  hergang  bei  der  assibilierung  in  den  romanischen 
sprachen  in  endsilben,  wie  z.  b.  tio^  so  können  wir  die  fol- 
genden Schemata  aufstellen,  worin  wir  nach  Lepsius^scher 
weise  das  weiche,  tönende  s  durch  z  ausdrücken,  wie  im 
französischen.  Ebenso  ist  i  =s=  franz.  j.  Mit  j  bezeichnen 
wir  aber  nach  deutscher  art  das  consonantische  i.  Unser 
seh  wird  durch  i  gegeben.  Hierbei  sind  jedoch  zwei  ge- 
biete zu  unterscheiden,  nämlich 

1)  italienischer  sprachboden  als  erste  stufe.  Hier  wird 
tio  —  tjo  zu  tSjo,  dies  wieder  vereinfacht  zu  tsjo,  endlich 
unter  Schwund  des  halbvokals  j  zu  ts  z.  b.  Firenze  ans 
Florentia,  palazzo  aus  Palatium.  —  Es  ist  dies  das  deut- 
sche wie  italienische  harte  z  =  ts  —  nicht  das  franzö- 
sische. 

2)  Altkeltischer  sprachboden  in  Gallien  und  Hispanien: 
Sowohl  die  nord-  wie  sQdromanischen  sprachen  entwickel- 
ten hier  je  nach  dem  vorwalten  der  tonlosen  i  —  s  oder 
der  tönenden  i — s  eine  doppelte  reihe: 

^.     (  töo  —  tao  —  so 
tio  —  tjo      ^^ 

•^     f  tzo  —  tzo  —  zo. 

Hierbei  können  natOrlich  nur  die  volksthflmlichen  Wörter 
berflcksichtigt  werden,  worin  regelmftfsig  Schwund  des  i 
stattfindet,  z.  b.  maison,  le^on  aus  mansio,  lectio.  In  an- 
dern dagegen,  wo  i  bleibt,  wirkt  der  einfluls  der  etymolo- 
gie  auf  die  schrift  störend,  z.  b.  nation,  das  wie  na^ion 
gesprochen  wird,  ebenso  action  u.  s.  w. 


*)  So  dal»,  wie  &.  b.  im  französischen  face  aas  facies,  nur  noch  der 
laat  8  übrig  blieb.  —  Im  italienischen  gieng  diese  assibilation  in  der  weise 
▼or  sich,  dafs  ci  vor  folgendem  vokal  su  tsch  wurde,  so  z.  b.  wird  bnedo, 
faccia,  cielo  =i  bratscho,  fatscha,  tschelo  gesprochen.  Es  ist  dies  eine  folge 
des  zu  j  consonantierten  yokales  i. 

Heidelberg.  K.  Christ. 


Panliy  prenfsische  Stadien.  411 

Preufsische  Studien. 

I.    Lautlehre. 

NesselmaiiD  hat  im  vorigen  jähre  unter  dem  titel :  ,,£in 
deutsch -preufsisches  vocabularium  aus  dem  anfange  des 
f&nfzehnten  Jahrhunderts^  nach  einer  von  Peter  Holczwe- 
scher  geschriebenen,  jetzt  der  £lbinger  Stadtbibliothek  ge- 
hörigen handschrift  eine  höchst  werthvolle  Wörtersammlung 
des  altpreuisischen,  und  zwar  pomesanischer  mundart,  ver- 
öffentlicht, werthvoU  einmal  an  sich  als  mehrung  des  vor- 
handenen Stoffes  und  sodann  durch  die  trefflichen  register 
des  herausgebers,  welche  den  preuisischen  formen  die  ver- 
gleichbaren Wörter  der  andern  preuUsischen  quellen,  des 
litauischen,  lettischen  und  der  slawischen  sprachen  hinzu- 
fügen. Der  Schreiber  des  vocabulars  war,  wie  sein  name 
zeigt,  ein  deutscher.  Es  fragt  sich,  woher  er  sein  voca» 
bular  entnahm,  ob  aus  schriftlichen  quellen,  ob  aus  münd- 
licher Überlieferung  oder  ob  er  selber  des  preuisischen  kun- 
dig war.  Letzteres  ist  an  sich  unwahrscheinlich;  denn 
welchem  zwecke  sollte  dann  überhaupt  das  vocabular  ge- 
dient haben?  Doch  liegen  auch  positive  anzeichen  vor,  die 
erweisen,  dafs  der  Schreiber  der  handschrifl  des  preuisi- 
schen selbst  nicht  kundig  war,  sondern  es  lediglich  nach 
dem  gehör,  vielleicht  nach  dem  dictat  eines  Preufsen,  und 
zwar  mit  deutscher  Orthographie,  niederschrieb.  Das  letz- 
tere lehrt  ein  einziger  blick  zur  genüge,  das  erstere  folgt 
aus  dem  umstände,  der  nachher  im  einzelnen  zur  Unter- 
suchung gelangen  wird,  dafs  er  nämlich  manche  laute  ent- 
weder ganz  überhört  oder  falsch  aufgefalst  hat,  was  eben 
doch  nur  beim  dictat  möglich  ist. 

Was  nun  seine  Orthographie  anlangt,  so  befolgt  er 
auch  innerhalb  des  deutschen  selbst  keine  festen  regeln,  so 
dafs  ^r  z.  b.  hintereinander  vlys  flufs  und  reynflis  regen- 
fluls,  hoer  haar  und  czophor  zopfhaar,  naze  nase  und  na- 
seloch nasloch,  vues  fufs  und  v Assole  fufssohle,  czee  zeh 
und  czeballe  zehballen,    becker  bäcker   und  bachds  back- 

27* 


412  Pauli 

haus  schreibt  und  dergleichen  vieles.  Ebenso  inconsequent 
ist  seine  Orthographie  der  pomesanischen  Wörter.  Aber 
noch  ein  drittes  kommt  hinzu,  welches  die  Zuverlässigkeit 
des  vocabnlars  beeinträchtigt.  Holtzwäscher  horte  nicht 
nur  unter  umständen  ungenau  und  schrieb  inconsequent, 
sondern  er  hat  sich  auch  mehrmals  geradezu  verschrieben. 
So  in  wolistian,  malunastab  ( d.  i.  -stmbb)^  die  Nesselmann, 
ganz  unzweifelhaft  richtig,  in  wosistian,  malunastabis  cor- 
rigirt  hat.  Ebenso  unzweifelhaft  ist  silkasdrunber  in  sil- 
kasdrimbis  zu  ändern.  Aber  es  sind  mir  aufser  diesen 
noch  manche  andre  verdächtig. 

Es  wird  nun  im  folgenden  versucht  werden,  aus  den, 
wenn  ich  so  sagen  soll,  empirischen  formen  des  vocabn- 
lars die  rationellen  herauszufinden  und  diese  nach  einheit- 
licher Orthographie  umzuschreiben,  wozu  ich,  der  gleich» 
mäfsigkeit  wegen,  das  litauische  System  Schleichers  ver^ 
wende.  Dabei  kommt  es  vor  allem  darauf  an,  sorgfiütig 
zu  scheiden,  was  blofs  auf  rechnung  des  Schreibers  kommt, 
und  was  wirkliche  lautabweichnng  des  dialekts  ist. 

Zu  dem  zwecke  ist  nöthig,  zunächst  das  lautsystem 
des  pomesanischen  vergleichend  festzustellen,  wonach  sieb 
die  bezeichnung  der  einzelnen  laute  dnrch  buchstaben  nach 
Schleichers  System  von  selbst  ergiebt. 

a.     Die  vocale. 

1 .  Das  pomesaniscbe  zeigt  in  der  form,  wie  es  Holtz- 
wäscher Qberliefert,  folgende  vokale  und  vokalverbindnn- 
gen:  a,  e,  o,  i,  y,  u;  ee,  ea,  oa;  ai,  ay,  ei,  ey,  eey,  ley, 
oi,  oy,  oe,  oay;  au,  eau;  uy,  iu;  ia,  ie,  io,  ue.  Sehen  wir 
selbst  von  den  letzten  vier  grnppen  ab,  die  nicht  eigent- 
lich diphthonge  sind,  so  ist  es  doch  schon  an  und  fbr  sich 
wahrscheinlich,  dafs  diese  bunte  reihe,  dem  verhältnils- 
mäfsig  einfachen  Vokalsysteme  des  litauischen  gegenüber, 
nicht  das  wirkliche  lautsystem  des  pomesanischen  enthalten 
wird,  sondern,  namentlich  in  den  complicirteren  gruppen, 
das  vorkommen  dieser  oder  jener  Verbindung  lediglich  der 
Holtzwäscherschen   auffassnng   eines    gehörten  lautes    and 


preufsische  Stadien.  413 

Beinern  bestrebeo,  diesen  vermeintlich  gehörten  laut  genau 
zu  bezeichnen,  zuzuschreiben  ist.  Diese  ansieht  wird  noch 
dadurch  bestätigt,  dafs  einzelne  obiger  vocalgruppen  sehr 
selten  vorkommen^  so  z.  b.  eey,  iey,  oe,  oay  je  einmal,  ee 
viermal,  ea  fünfmal,  eau  dreimal,  iu  zweimal,  uy  dreimal, 
während  z.  b.  die  dem  litauischen  entsprechenden  diph- 
thonge  überaus  häufig  sind.  So  findet  sich  ai  48 mal,  ei 
21  mal,  au  43 mal.  Trotzdem  entspricht  jedoch  das  laut- 
System  des  pomesanischen  dem  des  litauischen  im  einzelnen 
keineswegs,  sondern  es  finden  sich  genug  erscheinungen, 
die  wirklich  als  lautliche,  nicht  blofs  graphische  abweichun- 
gen  beider  sprachen  zu  bezeichnen  sind.  Ein  genaues 
durchgehen  der  einzelnen  vocale  und  vocalgruppen  des  vo* 
cabulars  wird  das  zeigen. 

2«  Pomesanisches  a  entspricht  im  grofsen  und  ganzen 
dem  a  des  litauischen  und  somit  dem  der  indogermani- 
schen grundsprache.  Die  beispiele  daftkr  bietet  das  vocar 
bular  in  so  grolser  fülle  (ich  zähle  allein  in  der  Wurzel- 
silbe deren  69),  dafs  ich,  um  räum  zu  sparen,  keine  belege 
weiter  gebe. 

3.  Da,  wo  vergleichbare  litauische  formen  fehlen,  kann 
das  slawische  mit  seinem  o  =  lit.  a  beweisend  eintreten, 
wie  in  folgenden  formen: 

assanis  herbst,  russ.  Ösen"; 
babo  bohne,  sl.  bobü; 
dragios  hefen,  russ.  droiii; 
nage  fufs,  russ.  noga; 
naricie  iltis,  russ.  norök^'  wiesei; 
pracartis  trog,  russ.  koryto; 
prassan  hirse,  russ.  proso; 
rawys  graben,  russ.  rov^'; 
salowis  nachtigall,  russ.  solov^j. 

4.  Es  giebt  nun  femer  eine  anzahl  von  tUlen,  in  de- 
nen das  pomesanische  ein  a,  das  litauische  ein  e  zeigt. 
Es  findet  sich  dies  in: 

arelie  adler,  lit.  erölis; 
asy  rain,  lit.  e±Ü ; 


414  Pauli 

assegis  barsch,  lit.  eszei^s; 

weware  eichhorn,  lit.  vovere'; 

addle  tanne,  lit.  ögle; 

assaran  landsee,  lit.  eieras; 

galdo  mulde,  lit  gelda; 

ladis  eis,  lit.  l^das; 

raples  zange,  lit.  r^plös; 

ratinsis  kette,  lit.  r^tö^is; 

same  erde,  lit.  ±^m^; 

tackelis  Schleifstein,  lit.  t^kSlas; 

tatarwis  birkhuhn,  lit.- tet^rva. 
In  letzterem  worte  macht  die  reduplicationssilbe  den  Wech- 
sel mit.  Dies  a  findet  sich  auch  im  äemaitischen,  z.  b.  in 
ar^lis  (Nesselmann  lit.  wtb.  s.  v.),  l&das  (Szyrwid).  Be- 
kanntlich ist  lit.  e  und  seine  accentdehnnng  e  nichts  an- 
ders, als  das  griech.  €,  d.  h.  Vertreter  eines  alten  a.  Dies 
herabsinken  eines  älteren  a  zu  e  oder  6  wird  innerhalb 
des  litauischen,  sowohl  hochlitauischen,  als  ^emaitischeo, 
noch  jetzt  gefunden  (Schleicher  lit.  spr.  I,  31).  Es  ist  also 
mit  völliger  Sicherheit  anzunehmen,  dafs  in  obigen  formen 
das  pomesanische  den  älteren  vokal  noch  gewahrt  hat. 

5.  Dieser  ältere  lautstand  des  pomesaniscben  findet 
sich  auch  noch  weiteren  Schwächungen  des  litauischen  ge* 
genflber,  namentlich  gegenüber  i  und  n.  Ersteres  ist  der 
fall  in: 

artwes  kriegsfahrt  zur  see,  lit.  irti  rudern; 
garian  bäum,  lit.  girö  wald. 
Beide  litauische  formen  halten  das  i  in  allen  ableitnngeo 
ausschliefslich  fest,  während  das  sl.  gora  berg  hier  den 
dem  pomesaniscben  a  genauer  entsprechenden  o-laut  zeigt. 
Aehnlich  ist  der  fall  in:  piwa-maltan  malz,  lit.  milteris 
mälzer.  Da  das  litauische  die  sohwächung  des  a  zu  i  vor 
r  und  1  auch  sonst  liebt  (cf.  das  verzeicbnifs  bei  Schleicher 
lit.  spr.  I,  35  sqq ),  so  dfirfen  wir  das  r  und  1  auch  hier 
als  grund  derselben  ansehn. 

7.  Ganz  analog  ist  der  fall,  wo  pomesanisches  a  einem 
lit.  u  gegenübersteht,  wie  in: 


preuTsische  Studien.  415 

angurgis  aal,  lit.  angui^s; 

wanso  flaum,  lit.  usai  schnurbart ; 

ape  fluls,  lit.  üpö; 

sabatico  Sonnabend,  lit.  subata*). 
Auch  hier  sind  die  litauischen  Schwächungen  folge  einmal 
der  nasalen  (cf.  die  beispiele  bei  Schleicher  1.  c.47),  an- 
drerseits der  labialen,   deren  nahe  Verwandtschaft  zu  u  ja 
auch  in  andern  sprachen  oft  genug  hervortritt. 

8.  In  allen  diesen  fBllen,  19  an  zahl,  gehört  das  rei- 
nere pomesanische  a  der  Wurzelsilbe  an,  worauf  ich  schon 
hier  besonders  aufmerksam  mache. 

9.  Pomesanisches  i  einem  litauischen  i  oder  dessen 
dehnung  j  entsprechend  zähle  ich  in  43  f&llen,  wobei  idi 
aber  den  unterschied  zwischen  echtem  i  und  dem  aus  a 
abgeschwächten  unberücksichtigt  gelassen  und  aufserdem 
auch  das  pomesanische  y,  als  blofs  graphisch  von  i  ver- 
schieden, als  i  mitgezählt  habe.  Denn  Holtzwäscher  braucht 
beide  zeichen  ohne  jeglichen  unterschied,  sowohl  in  seiner 
Schreibung  deutscher,  als  auch  der  preufsischen  Wörter. 
Für  gewöhnlich  schreibt  er  in  Stammsilben  i,  doch. steht 
y  in: 

sylecke  bering,  lit.  älkh; 

sylo  beide,  lit.  szilas; 

ylo  ahle,  lit.  flA; 

lyso  ackerbeet,  lit.  l^sö; 

sywan  grau,  lit.  sz^vas  schimmelig  (vom  pferde). 
Diese   beispiele  zeigen,    dafs  pomesanisches  i  und  y  sich 
nicht,  wie  die  litauischen  buchstaben,  dem  laute  nach  als 
kfirze  und  länge  unterscheiden. 

10.  In  einigen  andern  formen,  wo  das  litauische  nichts 
vergleichbares  bietet,  erweisen  lettische  oder  slawische  for- 
men die  richtigkeit  des  pomesanischen  i;  so  in: 

singuris  Stieglitz,  lett.  siglis; 

sineco  meise,  poln.  siniak  hohltaube; 

swintian  seh  wein,  russ.  svin'ja. 

*)  snbatk  ist  dem  russ.  sabota  entlehnt,   dessen  u  aus  altbulg.  9  regel- 
recht entstanden  ist,  ab.  B§bota.   wanso  as  ab.  v^sii.       J.  S. 


416  Pauli 

1 1 .  Wie  oben  beim  a,  so  finden  sich  auch  beim  i  meh- 
rere fälle,  in  denen  der  pomesanische  vocal  dem  litauischen 
nicht  entspricht.  So  zeigt  sich  zunächst  pomesamisches  i 
neben  lit.  a  in : 

sirmes  lauge,  lit.  szarmas; 
neben  slawischem  in: 

irmo  oberarm,  sl.  ramo  schulter. 
Da  hier  in  beiden  Allen  dem  vokale  ein  r  folgt,  so  halte 
ich  hier  das  i  ftkr  wirkliche  Schwächung  des  a,   wie  oben 
in  litauischen  formen,  nicht  fbr  ungenau  gehört. 

12.  Ob  in: 

werwirsis  lerche,  lit.  v^vers^s; 

krixtieno  erdschwalbe,  lit.  kregidö'  schwalbe; 

pyculs  hölle,  lit.  peklä, 
blofs  Holtzwäscber  i  zu  hören  geglaubt  hat,  oder  ob  eine 
wirkliche  Schwächung  zu  i  vorliegt,  ist  schwer  zu  entschei- 
den. Doch  scheinen  die  formen,  die  der  katechismus  ftkr 
letzteres  wort  gleichfalls  mit  i  bietet,  auf  wirkliche  Schwä- 
chung zu  deuten,  um  so  mehr,  da  ja  auch  litauisch  die 
schwäcbungsreihe  a,  e,  i  sich  findet.  In  werwirsis  wird 
das  i  einmal  durch  das  s,  sodann  auch  durch  dissimilation 
hervorgerufen  sein. 

13.  Einem  litauischen  6  zur  seite  steht  pomesanisches 
i  in: 

sixto  sand,  lit.  ib'gtdras  kies. 
Derselben  lautentsprechung  werden  wir  in  den  endsilben 
noch  öfter  begegnen,  namentlich  bei  femininen  der  ja-de- 
clination  neben  e.  Darnach  ist  es  sicher,  dafs  hier  ledig- 
lich Holtzwäschers  ohr  ungenau  aufgefafst  hat,  welches  ein 
i  zu  hören  glaubte  statt  lit.  ö,  von  welchem  Schleicher  (lit. 
spräche  1,9)  sagt:  „ö  ist  das  weiche,  nach  i  hin  klin- 
gende e^.     Es  ist  also  auch  pomesanisch  ö  zu  schreiben. 

14.  Ob  dasselbe  verhältoifs  auch  in  stibinis  schütten- 
bein  obwaltet,  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden,  da  es  so- 
wohl zu  stö'bas  pfeiler,  als  zu  stipinas  Speiche  gehören 
kann,  welche  beide  Nesselmann  auCE&hrt«     Doch  neige  ich 


preufsische  Studien.  417 

dazu,  es  zu  stlpinas  zu  beziehen,   da  auch  sonst  Holtzwä- 
scher  fortis  und  lenis  nicht  reinlich  auseinander  hält. 

15.  In: 

siduko  durchschlag,  lit.  setas; 

lipe  linde,  lit.  lepa; 

kylo  bachstelze,  lit.  kelö 
steht  i  neben  lit.  g.  Da  letzteres  die  ausspräche  6*  hat 
(Schleicher  lit.  spräche  9),  so  ist  es  sehr  wahrscheinlich, 
dafs  hier  Holtzwäscher  das  nachklingende  ä  überhört  und 
e  wie  oben  als  i  aufgefafst  hat.  Ich  schreibe  deshalb  un- 
bedenklich in  obigen  Wörtern  auch  pomesanisch  S. 

16.  Ganz  vereinzelt  findet  sich  die  Schreibung  ie  in 
der  Wurzelsilbe,  nur  in 

Hede  hecht,  lit.  lydekä. 
Sie  scheint  langes  i  zu  bezeichnen,   wie  in  den  deutschen 
Wörtern  hier  hier,   rytslitte  reitschlitten,   vrfes  weifs,  ob- 
gleich sonst  im  vocabular  die  vocallänge  nicht  bezeichnet 
ist  und  z.  b.  neben  hier  sich  schenkbir  findet. 

17.  Auf  a  und  i  lasse  ich  zunächste  folgen,  welches 
seinem  Ursprünge  nach  im  litauischen  als  e  (e)  und  e  be- 
kanntlich auf  a,  als  @  auf  i  zurückgeht.  Holtzwäscher 
schreibt  gleichmäfsig  e,  es  läfst  sich  aber  mit  Sicherheit 
erweisen,  dafs  das  pomesanische  trotzdem,  wie  das  litaui- 
sche, die  drei  e  geschieden  habe.  Das  e  (^)  zunächst  fan- 
den wir  schon  oben  pomesanisch  oft  noch  als  älteres  a. 
Dieser  umstand  deutet  auf  die  noch  sehr  ofiue  ausspräche 
des  e,  wo  es  aus  a  hervorgeht.  Umgekehrt  fanden  wir 
eben  in  sixdo  i  an  stelle  eines  lit.  6.  Auch  fQr  S  fand  sich 
i,  daneben  aber  zeigt  sich  in: 

seamis  Winterkorn  neben  semo  winter,  lit.  ±^mh 
der   kurze  nachklang  ä   sogar  bezeichnet.     Wir  gewinnen 
somit    auch    für   das  pomesanische   die  laute  e  (^)  =  ä, 
e  =s  e,  g  =s  ^&.   Es  scheint  hier  geboten,  die  Wörter,  die 
jedem  zukommen,  zusammenzustellen. 

18.  Es  findet  sich  e  (^)  in: 

esketres  stör,  lit.  erszkö'tras; 
gegnse  kukuk,  lit.  geguäö' ; 


418  Pauli 

medies  Jäger,  lit.  medöjis; 

medione  jagd,  lit.  zned2ön6; 

melato  grOnspecht,  lit.  meletä; 

merga  Jungfrau,  lit.  mergä; 

peUd  bruch  im  felde,  lit.  pelkd ; 

percunis  doniier,  lit  perkünas; 

pettis  Schulterblatt,  lit.  petis  Schulter; 

pleske  Sielengeschirr,  lit.  pleszk^'; 

spenis  zitze,  lit  spenys; 

swestro  Schwester,  lit  sesA'; 

genix  Specht,  lit.  gen^s; 

meddo  honig,  lit  medüs; 

pelanne  asche,  lit  pelenai  (plur.) ; 

pelwo  spreu,  lit  pelai  (plur.); 

bebrus  bieber,  lit.  b^brus; 

gerwe  kranich,  lit  gänr^; 

pentis  ferse,  lit.  p^ntis; 

thetis  ftltervater,  lit.  tötis  Väterchen; 

weders  bauch,  lit.  vedaras  (Schi,  vö'daras); 

berse  birke,  lit.  b^r^ias; 

emelno  mistel,  lit.  ämalas ; 

median  wald,  lit.  m^dis  bäum; 

mettan  jähr,  lit  m^tas; 

pelanno  herd,  lit.  p^lenas» 

19.  Da  slawisches  e  =s  lit.  e,  so  gehört  hieher  auch 
noch: 

genno  weib,  sl.  iena. 

20.  Von  gröfserer  Seltenheit  ist  6,  welches  auch  im 
litauischen  gegen  e  (e)  weit  zurücktritt.  Es  findet  sich  in: 

meine  blauer  Striemen,  lit.  mölinö; 

na->dele  sonntags  lit.  ne-dölö; 

wetro  wind,  lit.  yö'tra  stürm ; 

eristian  lamm,  lit.  6'ras ; 

creslan  lehnstuhl,  lit.  kröslas  ehrenstuhl; 

peccore  bäcker,  lit.  p6  czus  backofen(Schl.  ptesus); 

semen  saat,  lit.  sömä"; 

semeno  brachvogel,  lit.  s6meD6'  hänfling; 

menius  monat,  lit.  mö'nA. 


preuXUsche  Studien.  419 

21.  Nur  Tereinselt  findet  sich  pomeeanisob  e  =  lit.  €; 
80  nur  in  dem  schon  genannten: 

sema  winter,  lit.  i^tnk; 
ferner  in: 

mestan  Stadt,  lit.  mestas; 

swetan  weit,  lit.  svetas. 
Der  grund  f&r  dies  seltne  vorkommen  wird  sich  beim  ai 
ergeben. 

22.  Neben  dieser  grofsen  zahl  von  übereinstimmenden 
pomesanischen  und  litauischen  formen  finden  sich  nun  aber 
auch  wieder  einige  abweichende.  So  steht  zunächst  po- 
mesanisches  e  neben  lit  a  in: 

treste  drossel,  lit.  str&zdas; 
wessis  Spazierschlitten,  lit.  y&2is; 
vielleicht  auch  in  • 

kexti  haarzopf,  lit.  kasä; 

klezto  kehrwisch,  lit.  klastyklö  besen; 

au-kleztes  oberkehricht,  lit.  nfl-klastos. 
Schon  oben  sahen  wir,  dafs  das  a  beider  sprachen  sich 
nicht  deckte;  dasselbe  ist  offenbar  auch  hier  der  fall,  nur 
in  umgekehrter  weise,  insofern  hier  das  litauische  das  Al- 
tere a  bewahrt,  doch  überwiegt  pomesanisches  a  numerisch 
noch  immer  über  das  litauische  bedeutend. 

23.  Femer  steht  e  neben  lit.  i  in: 

meltan  mehl,  lit.  mlltai. 
Da  das  litauische  den  grundvokal  a  im  verbum  malti  mah- 
len, das  pomesanische  in  piwa-maltan  malz  ihn  bewahrt 
hat,  so  halte  ich  natürlich  beide  formen  fbr  geschwächt, 
jedoch  in  verschiedener  weise.  Denn  meltan  neben  -mal- 
tan  hat  unzweifelhaft  e,  wie  z.  b.  lit.  ekö'czos,  stärkas  ne- 
ben akötös,  starkas  und  ist  als  blofse  nebenform  dazu  an- 
zusehn,  während  in  lit.  miltai  die  Schwächung  bis  zum  i 
vorgedrungen  ist,  wie  z.  b.  in  pilnas,  vllkas  u.  a. 

24.  Bisweilen  begegnet  die  Schreibung  ee.  In  der 
Wurzelsilbe  geigen  sie  folgende  formen: 

peempe  kiebitz,  lit.  pömpö ; 

seese  amsel,  lit.  szSiö  (^?); 

steege  scheuer,  lit.  stegti  ein  dach  mit  stroh  decke 


420  Pauli 

Da  aulserdem  sich  ec  einmal  in  der  fetDiDinendang  der  ja- 
declination  findet,  nämlich  in  wosee,  lit.  *oie  (fem.  zq  o£y8), 
80  erscheint  es  also  neben  drei  arten  de%  litauischen  e,  aU 
e,  e,  6.  Unmöglich  kann  es  demnach  in  den  pomesani* 
sehen  Wörtern  qualitativ  gleichwerthig  sein.  Das  zeigt 
auch  die  anwendung  des  ee  in  Holtzwäechers  Schreibung 
der  deutschen  Wörter;  er  bietet  es  auslautend  in  see  see. 
czee  zeh,  klee  klee,  ree  reh,  wo  es  unzweifelhaft  den 
werth  des  lit.  6  hat.  Inlautend  hat  es  in  weer  wehr,  beer 
beer  die  dehnung  des  mhd.  e,  also  gleichfalls  lit.  ö,  zu 
bezeichnen.  Ebenso  entspricht  es  litauischem  ö  in  deot 
dem  litauischen  klö'tis  vorrathsbaus  entlehnten  kleet,  so 
wie  in  beer  eher  mit  ursprünglich  langem  &  In  meel  mehi 
dagegen  bezeichnet  es  gedehntes  mhd.  5,  d.  h.  lit.  e,  iu 
reen  rain  «nd  leethunt  leithund  steht  es  sogar  neben  ei, 
in  czeen  zinn  neben  älterem  i.  So  viel  wird  auch  daraus 
klar,  dafs  es  qualitativ  verschiedene  laute  bezeichnet.  Da 
aber  alle  genannten  beispiele,  mit  alleiniger  ausnähme  tod 
czeen  zinn,  lange  vokale  aufweisen,  so  ist  es  nicht  un- 
wahrscheinlich, dafs  es  auch  in  den  preufsiscben  Wörtern 
gleichen  zwecken  dient,  obgleich  Holtzwäscher  sonst  die 
länge  des  vokals  weder  im  deutschen,  noch  im  pomesani- 
sehen  bezeichnet  und  z.  b.  neben  czee  sich  czeballe  findet 
Jedenfalls  ist  für  die  darstellung  durch  das  litauische  ai- 
phabet die  Schreibweise  ee  zu  verwerfen  und  blos  e  zu 
schreiben,  wobei  es  in  dem  einzelnen  falle  fraglich  bleiben 
mag,  welches? 

25.  Schon  oben  begegnete  uns  in  seamis  winkerkom 
ein  ea,  dessen  werth  auf  e  zurfickgefUhrt  wurde.  Außer- 
dem findet  sich  ea  in  folgenden  Wörtern  geschrieben: 

geasnis  Schnepfe, 

mealde  blitz, 

peadey  socken, 
deren  letzteres  doch  wohl  gleich  lit  p&dai  sohlen  ist,  wäh- 
rend die  beiden  ersten  nichts  vergleichbares  bieten.  In  peadey 
haben  wir  alsdann  nicht  die  bezeichnung  eines  aus  e  +  a 
bestehenden  lautes,   wie   in  seamis,    sondern  ea  giebt  den 


preuTsiscbe  Studien.  421 

zwischenlaut  zwischen  e  und  a,  eine  bezeichnungs weise, 
die  auch  sonst  oft  genug  sich  findet  und  auch  von  Holtz- 
wäscber  noch  öfter  angewandt  wird  (cf.  oa  in  46).  Es 
liegt  demnach  hier  der  laut  e  (d.  i.  ä)  vor  und  so  möchte 
ich  auch  schreiben,  falls  man  nicht  geradezu  a  vorzieht. 
Ob  in  geasnis  und  mealde  3,  wie  in  seamis,  oder  e  (a), 
wie  in  peadey  vorliegt,  läist  sich  bis  jetzt  nicht  entschei- 
den.  Vielleicht  bringt  später  Kurschats  Wörterbuch  licht. 

26.  Wir  wenden  uns  zum  pomesanischen  ei  (ey)  und 
ai  (ay).  Beide  Schreibweisen  wendet  Holtzwäscher  fürs 
deutsche  an,  meist  jedoch  ei,  ai  nur  da,  wo  contraction 
aus  agi  stattgefunden  hat,  wie  in  hayl  hagel,  wayn  wa- 
gen, nayl  nagel,  haynbuche  hagebuche,  hayn  gehege,  jayt 
jagd.  Da  sonst  das  deutsche  diese  beiden  arten  ei  dem 
laute  nach  nicht  scheidet  (mhd.  gleichmäfsig  ei  f&r  beide 
fälle),  so  haben  wir  hier  wohl  etymologische,  keine  phone- 
tische Scheidung  vor  uns.  Ebenso  ist  es  im  pomesanischen 
theile.  Hier  steht  broakay  hosen,  luriay  meer  mit  ai  ne- 
ben peadey  socken  (lit.  padai  sohlen)  mit  ei,  und  alle  drei 
sind  doch  plurale  der  a-declination.  Das  suffix  in  estu- 
reyto  eidechse  wird  gleichfalls  nicht  verschieden  sein  von 
dem  in  krichaytos  pflaumen,  sliway tos  pflaumen,  wisnaytos 
kirschen.  Daraus  folgt  also,  dafs  Holtzwäscher  auch  im 
pomesanischen  ei  und  ai  nicht  klar  scheidet.  Indessen 
bleibt  noch  immer  die  frage  offen,  ob  nicht  die  spräche 
selber  doch  vielleicht,  wie  das  litauische,  die  laute  ei  und 
ai  geschieden  habe.  Zur  entscheidung  dieser  frage  wir^ 
es  nöthig,  den  pomesanischen  formen  die  litauischen  ge- 
genüber zu  stellen,  und  da  findet  sich  das  ei  und  ai  Holtz- 
Wäschers  geschrieben  neben  lit.  ei,  e  und  ai. 

27.  So  entsprechen  sich: 

kalo-peilis  hackmesser,  lit.  peilis  messer; 
weydulis  augapfel,  lit.  v^idas  antlitz; 
preitalis  ambofs,  lit.  preik&las. 
Hier  also  3  mal  ei  =  lit.  ei. 

28.  Neben  lit.  3  finden  sich: 

aysmis  spiefs,  lit.  eszmas; 


422  Pauli 

braydis  elen,  lit.  bredis; 
deynayno  morgenstera,  lit.  dßnä  tag; 
deywis  gott,  lit.  devas; 

caymis  dorf,  lit.  kemas  (wohl  nicht  gleich  kaimas); 
playnis  stahl,  lit.  plenas; 
reisis  nufs,  lit.  reszutas; 
slayx  regen  wurm,  lit.  slekas; 
snaigis  schnee,  lit.  snegas; 
also  6  mal  ai,  3mal  ei  ==  lit.  S. 

29.  Litauischem  ai  entspricht  im  vocabnlar: 

maysotan  bunt,  lit.  maisz;^  mischen; 
wayklis  söhn,  lit.  vaikölis  knabe; 
also  2  mal  ai  =s  lit.  ai. 

30.  Hier  zeigt  sich  also  neben  lit.  ei  nur  ei,  neben  üt 
ai  nur  ai  und  blofs  f&r  lit  S  schwankt  die  Schreibung.  Er- 
wägt man  aber,  dafs  lit.  ei  und  @  etymologisch  gleichwertfaig 
sind,  dafs  letzteres  aus  ersterem  wohl  nur  durch  Verschmel- 
zung entstanden  ist,  wie  z.  b.  lit  preikilas  und  prSkiUas 
neben  einander  stehn  (Kurschat  lit.  wb.  I,  s.  v.  ambols), 
zieht  man  dazu  die  vereinzelte  Schreibung 

plieynis  flockasche,  lit.  pl6n]^s 
in  betracht,  deren  iey  doch  schwerlich  als  ai,  sondern  nur 
als  ei  (d.  h.  öi)  gedeutet  werden  kann,  erinnert  man  äch 
ferner,  dafs  oben  auch  schon  hin  und  wieder  im  pomesa- 
nischen  die  Verschmelzungen  e  (ea),  selbst  i  litauischen  § 
entsprachen,  so  wird  man  doch  dem  Schlüsse  kaum  aus- 
weichen können,  der  pomeeanische  laut,  der  dem  lit  S  ent- 
spreche, sei  ei,  nicht  aber  ai,  welches  litauischem  ai  gleich 
bleibe.  So  also  wird  theoretisch  und  auch  praktisch  f&r 
die  sohrifb  zu  scheiden  sein. 

31.  Ob  in  seweynis  schweinstall  neben  swintian  «chwein 
ei  oder  ai  vorliegt,  ist  zweifelhaft.  Das  verhältnifs  von 
autre  schmiede  neben  wutris  schmied  spräche  f&r  ai. 

32.  Das  pomesanische  ei,  welches  in  grölserer  zahl 
neben  lit.  S  steht,  dem  nur  wenige  pom.  §  entsprachen 
(siehe  oben  no.  21),  ist  entschieden  eine  gröfsere  alterfchllm- 
lichkeit  des  pomesanischen,  die  sich  etwa  der  bewabmng 


prenfsische  Studien.  423 

das  a  neben  lit  e  vergleichen  läfst,  der  wir  oben  begeg- 
neten. 

33.  Wie  wir  oben  einige  male  ein  ee  f&r  e  antrafen, 
so  begegnet  auch  einmal,  nämlich  in: 

geeyse,  reiher,  lit.  gerszö 
ein  eey.   Ich  halte  dies  eej  f&r  blofse  Umschreibung  des  e 
zur   bezeicbnnng   eines  zwischenlautes  zwischen  e  und  i, 
wie  wir  dergleichen  bei  Holtzwäscher  öfter  treffen  (cf.  25). 
Ueber  das  fehlen  des  r  später  (112). 

34.  Das  pomesanische  u  entspricht  im  allgemeinen  dem 
litauischen,  sowohl,  wo  es  aus  a  geschwächt,  als,  wo  es 
ursprünglich  ist.  Ich  zähle  36  formen,  in  deren  Stammsilbe 
beide  sprachen  gemeinsam  ein  u  aufweisen. 

35.  Daran  schlielst  sich  mit  iu: 

piuclan  sichel,  lit.  piüklas  säge, 
wo  iu,  wie  auch  sonst,  wurzelhaft  ist. 

36.  Daneben  schreibt  Holtzwäscher  jedoch  auch  in 
einzelnen  f&llen  u,  wo  das  litauische  andere  vocale  hat. 
So  steht  u  neben  a  in: 

curwis  ochse,  lit.  karvö  kuh. 
Dafs  hier  wirklich  verdumpfung  des  a  zu  u  vorliegt,  zeigt 
der  katechismus,  der  gleichfalls  den  acc.  kurwan  darbietet. 
Dafs  der  grund  dieser  affection  des  a  vielleicht  in   dem 
folgenden  w  liege,  scheint  sich  zu  ergeben  aus: 

wundan  wasser,  lit.  vandä'; 
denn  hier  ist  offenbar  das  u  durch  das  w  hervorgerufen. 
Der  nasal  kann  nicht  schuld  sein,  denn  oben  sehen  wir, 
dafs  das  pomesanische  die  neigung  des  litauischen,  beson- 
ders des  iemaitischen,  zur  verdumpfung  des  a  vor  nasalen 
(Schleicher  lit.  spr.  I,  31)  nicht  theilt.     Auch  in  . 

wumbaris  eimer,  poln.  w^borek 
ist  das  u  unzweifelhaft  durch  das  w  hervorgerufen. 

37.  Sonst  findet  sich  u  neben  lit.  e  noch  in: 

gurcle  gurgel,  lit.  gerklö'. 
Ob  hier  Holtzwäscher  richtig  gehört  hat,  kann  zweifelhaft 
erscheinen,  denn  er  schreibt  z.  b.  innerhalb  des  pomesani- 
schen  selbst  in  spurglis  Sperling  ein  u,  dagegen  in  spergla- 


424  Pauli 

-wanag  Sperlingshabicht,  sperber  (cf.  Grimm  gesch.  I^,  52), 
dessen  deutung  Nesselmann  entgangen  ist,  ein  e.  Da  in 
gurcle  und  spurglis  die  lautlage  genau  dieselbe  ist,  so, 
glaube  ich,  ist  auch  in  ersterem  werte  ein  e  zu  schreiben, 
dessen  dumpfen  tiefen  laut  vor  dem  r  Holtzwäscher  irr- 
thflmlich  als  u  auffafste  und  fixirte,  jedoch  zeigt  auch  das 
litauische  bereits  ein  u  in  gurklys  kröpf,  adamsapfel,  so 
dafs  auch  pom.  u  möglich  scheint« 

40.  Das  pomesanische  o  erscheint  zunächst  in  15  fäl- 
len in  Stammsilben  gleich  dem  litauischen  o,  also  als  Stei- 
gerung des  a. 

41.  Wo  litauische  formen  fehlen,  können  slawische  mit 
a  den  nachweis  der  länge  des  o  fthren,  da  bekanntlich  si. 
a  =  lit.  o.     Dies  verhältnifs  findet  statt  in: 

moke  mohn,  sl.  makü; 

pore  brodem,  russ.  par^'; 

posty  weide,  russ.  pästi  weiden; 

somukis  schlofs  zum  schliefsen,  russ.  zamok'\ 

42.  Daneben  aber  gebraucht  Holtzwäscher  das  o  auch 
zur  bezeichnung  entschieden  kurzer  laute.  Hauptsächlich 
freilich  geschieht  das  in  der  femininendung  o  ss  Ht.  a,  de- 
ren kflrze  nachher  erwiesen  werden  wird,  allein  vereinzelt 
zeigt  sich  kurzes  o  auch  in  Stammsilben.  So  steht  es  ne- 
ben litauischem  a  oder  a  noch  in: 

torbis  korb,  lit.  karbas  (und  kürbas); 
bordus  hart,  lit.  barzdä; 
snoxtis  rotz,  lit.  snargiy s ; 

|orrvue«Lt  (?),  !  "*•  8*^*^  •**'"P^' 

golis  tod,  lit.  galas  ende; 

wolti  ähre,  lit.  v4ltis  rispe  im  hafer. 
Wieder  sind  es  hier  die  liquidae  r  und  1,  vor  denen  das  o 
auftritt,  wie  oben  in  gurcle  und  spurglis  das  u  statt  e, 
denn  auch  snoxtis  enthält  ein  r,  wie  weiter  unten  zur 
spräche  kommen  wird.  Glaubten  wir  oben  schon  das  u 
als  ein  nur  dumpf  gesprochenes  und  darum  von  Holtzwä- 
scher falsch  aufgefafstes  e  feststellen  zu  müssen,  so  li^ 


prenfsische  Studien.  425 

hier  dasselbe  filr  a  vor.  Diese  auffassung  eines  a  als  o 
darch  Holtzwftscher  ist  um  so  weniger  aufiAllig,  als  er 
auch  in  deutschen  Wörtern  mehrfach  o  Ar  a  setzt,  z.  b.  in 
sonnobent  Sonnabend,  hoer  haar,  -oder  ader,  bloze  blase 
u.  a.  Ich  schreibe  demnach  auch  hier  a;  soll  jedoch  die 
dumpfe  ausspräche  noch  besonders  bezeichnet  werden,  so 
schlage  ich  nach  Schleichers  vorgange  (lit.  spr.  II,  28)  die 
zeichen  e  und  a  vor,  schreibe  also  gerklö  und  bardus. 
Doch  halte  ich  diese  bezeichnung  kaum  f&r  nöthig,  da  der 
dumpfe  laut  nur  in  bestimmter  läge,  vor  den  liquiden,  sich 
einstellt. 

43.  £benso  schreibe  ich  a  f&r  o  in: 

golimban  blau,  russ.  golubol) 
wo  wegen  des  russ.  o  ein  lit.  a  zu  erwarten  stände,  obgleich 
lit.  gelumbö  blautuchner  frauenoberrock,  welches  doch  wohl 
verwandt  ist,  e  zeigt,  so  dafs  vielleicht  auch  e  zu  schreiben 
wäre. 

44.  Dasselbe  a  scheint  noch  vorzuliegen  in: 

wormyan  roth, 
wof&r  Grünau  warmun  bietet.     Da  indes  der  katechismus 
urminan  giebt,  so  läge  auch  die  möglichkeit  vor,  assimila- 
tion  durch  das  w  anzunehmen  und,  wie  oben  wundan,  wum- 
baris,  hier  wurmyan  zu  schreiben. 

45.  Denn  auch  fQr  u  schreibt  Holtzwäscher  mehrfach 
o;  so  in: 

grosis  reif,  lit.  kruszä; 

possi  hälfte,  lit.  ptisö; 

konagis  könig,  lit.  künigs  pfarrer; 

odro  fischotter,  lit.  üdra; 

komaters  gevatter,  lit.  kümas; 

pa-ssons  Stiefsohn,  lit.  pö-sunis; 
Dafs  hier  u  zu  schreiben  sei,  kann  nicht  zweifelhaft  er- 
scheinen, da  das  vocabular  selber  neben  pa-ssons  die  form 
sunaibis  bruderkind  bietet;  überdies  scheidet  auch  Holtz- 
wäscher in  den  deutschen  formen  das  u  und  o  nicht  immer 
scharf;    so  schreibt  er  donner  donner  neben  dunreyn  fer- 

BeitrUge  z.  vgl.  spracbC  VI.  4.  28 


486  Pauli 

Her  ddnner,  suller  fbr  söUer,  stöbe  fbr  Stabe,  vorch  f&r 
furche  u.  ft. 

46.  Mehr&ob  begegnet  uns  auch  die  Schreibweise  ca 
und  zwar  neben  verschiedenen  litauischen  lauten.  Zuerst 
erscheint  es  neben  lit.  a  in: 

doalgis  sense,  lit.  dälgis; 
dann  neben  lit.  u  in: 

moargis  morgen,  lit.  mtu^as. 
Beide  ftUe  sind  identisch,  denn  lit.  u  steht  hier,  wie  oben 
in  kürbas  neben  karbas,  als  schwftchnng  von  a.  Wenn  ir- 
gend etwas,  so  beweist  in  diesen  beiden  Wörtern  das  oa 
die  richtigkeit  meiner  auffassung  des  o  in  torbis  etc.  als 
ä,  denn  dafs  hier  in  doalgis,  moargis  das  oa  den  nach  o 
hin  neigenden  a-lant  bezeichne,  ist  evid^it;  das  oa  hier  und 
das  o  dort  stehn  aber  in  gleicher  lautlage,  es  ist  also  auch 
jenes  o  »s  a.    So  fasse  ich  nun  weiter  auch  das  o  in: 

po-corto  schwelle,  lit.  kürti  bauen; 
ich  schreibe  demnach  auch  hier  -karte. 

47.  Weiter  giebt  es  aber  ein  oa,  welches  einen  langen 
laut  bezeichnet.    Dasselbe  findet  sich  in: 

woaltis  eile,  lit.  ölektis; 

soalis  kräutricht,  lit.  2öl6s  krftuter; 

noatis  nessel,  lit.  noterö; 

ploaste  betüaken,  lit.  pl6szt6; 

moazo  muhme,  lit  m6sza  Schwägerin. 
FOr  die  erklftrung  dieses  oa  sind  zwei  beobachtungen  voo 
gro&er  Wichtigkeit.  EinmiU  nAmlich  steht  im  vocabular 
sdbst  neben  woaltis  eile  ein  woltis  unterann,  deren  identi- 
tftt  auch  Nesselmann  anerkennt;  sodann  wechseln  in  einer 
anzahl  von  formen  bei  Holtzwftsoher  a  und  o^  wo  das  hoch- 
litauische nur  o  bietet.     Letsteres  findet  statt  in: 

mothe  mutter,  J  ,.^        ^^,    ,    « 

^    '     ^^       l  lit.  mot*   ehefrau: 
po-matre  Stiefmutter,  ) 

nozy  nase, 

pomasse 

aufilerdem  in  der  praeposition  po~  neben  pa*  in  der  nomi- 
nalcomposition,  wie  in  pomatre  Stiefmutter  neben  passons 


\     ..  [  lit.  nösis  nase; 

Oberlippe,  ) 


preuTsisohe  fitndien.  487 

Stiefsohn,  wo  das  litauische  pösunis  gleichfalls  o  bietet. 
Wir  haben  hier  also  die  drei  bezeichnongen  o,  oa,  a  flir 
ein  und  denselben  laut,  der  aber  sonst  (in  19  fUIen)  blois 
mit  o  geschrieben  ist.  Da  in  obigen  beispielen  sich  eine 
affection  des  vocals  durch  bestimmte  consonanten  nicht  zu 
ergeben  scheint,  so  werden  wir  auch  hier  wohl  blofses  o 
zu  schreiben  haben,  für  die  ausspräche  jedoch  wäre  seu 
merken,  dafs  der  laut  des  o  sich  der  iemaitischen  aus» 
Sprache  desselben  als  &  nähere,  wie  sie  um  Memel  herrscht 
(Schleicher  lit.  spn  I,  30).  Nur  bei  der  pr&position  po-  ist 
vielleicht  eine  nebenform  pft*  anzunehmen,  die  auch  das 
litauische  z.  b.  in  patö'wis  Stiefvater,  kennt  (cf.  Schleicher 
1.  c.  133). 

48.  Als  blofses  o  ist  dann  auch  wohl  das  oa  zu  fas- 
sen in: 

boadis  stich,  lit«  bad^^ti  stechen; 
es  wäre  gebildet  wie  lit.  iödis  wort  neben  :fcadö'ti  verspre- 
chen u.  ä. 

49.  Auch  für  lit»  A  treten  o  und  oa  neben  einander 
auf;  so  steht  o  in: 

glossis  korb  weide,  lit.  glfl'snis  weide; 

podalis  mörser,  lit.  pä'das  topf; 
dagegen  oa  in:    ^ 

woasis  esche,  lit.  ä'sis. 
Lit.  &  ist  a=  o^,  wie  g  =  6*.  Fanden  wir  nun  oben  (Ctr 
e  meist  blofs  e  geschrieben  mit  Vernachlässigung  des  nach- 
geschlagenen ä,  so  steht  hier  das  einfache  o  dem  völlig 
parallel.  Dafs  aber  der  nachklang  wirklich  da  war,  bewies 
oben  vereinzelte  seamis  winterkom,  hier  woasis  esche. 
Wir  sind  also  auch  hier  berechtigt,  überall  &  zu  schreiben, 
wie  wir  oben  S  schrieben.  Mit  A  wird  auch  vielleicht  das 
dem  deutschen  entlehnte  broakay  bruch,  hose,  mhd.  bruoch, 
geschrieben,  falls  man  nicht  etwa  nach  dem  niederdeutschen 
brök  blofses  ö  zu  schreiben  hat. 

50.  Ob   o    auch    als    contraction  fllr  au  vorkommen 
künnd,  ist  nngewlfs,  detm  die  einzige  parallele: 

brokis  schlag,  hieb,  lit.  braukis, 

28* 


428  Pauli 

ist  deshalb  Dicht  streng  beweisend,  weil  das  lil.  wort  sich 
nur  bei  Szyrvid  findet« 

51.  Ebenso  wenig  sicher  ist  io  fCkr  lit.  iau  in: 

kiosi  becher,  lit.  kiaüsz6  himschale, 
die  der  bedentang  nach  sehr  wohl  verwandt  sein  könnten, 
da  z;  b.  skr.  kapdlas  schale  und  schade!  bedeutet  und  ana- 
loges auch  sonst  nicht  fehlt,  allein  kiosas  könnte  möglicher- 
weise auch  KU  lit.  k&uszas  Schöpflöffel,  hölzernes  trinkge- 
fäls  oder  zu  kosziu  seihen,  hier  zapfen  gehören,  so  dafs 
sich  nichts  sicheres  herausstellt  Sollten  die  obigen  paral- 
lelen richtig  sein,  so  wäre  doch  wohl  statt  o  besser  d  zu 
schreiben,  welches  sich  zu  au  verhielte,  wie  S  zu  ai  in  ke- 
mas  neben  kaimas. 

52.  Aeufserst  merkwflrdig  sind  die  ftlle,  in  denen 
Holtzwftscher  o.oder  ao  schreibt  in  formen,  die  im  litaui- 
schen ö  zeigen.  So  stehen  neben  einander,  mit  oa  und  S: 

moasis  gerste,  lit.  meäei 
und,  nach  dem  slawischen  zu  urtheilen,  auch 

moasis  blasebalg,  sl.  m^chü  lederschlauch, 

ferner  mit  o  und  ä: 

lopis  flamme,  iit.  I&psnä. 

Beachtet  man,  dafs  in  allen  drei  beispielen  labiale  in  deiw 
nähe  sind,  dafs  ferner  Holtzwäscher  auch  im  deutschen 
theile  o  fOr  e  in  gleicher  lautlage  in  volge  d.  i.  velge 
schreibt,  was  ich  nicht  mit  Nesselmann  ftkr  einen  Schreib- 
fehler halte,  so  wird  man  nicht  umhin  können,  hier  wieder 
eine  art  assimilation  oder  verdumpfung  anzunehmen,  die 
sich  darin  zeigt,  dafs  6  oder  6^  als  o  oder  o^  auftritt.  Es 
wird  demnach  auch  hier  wieder  der  etymologisch  richtige 
laut  ö  zu  schreiben  sein,  jedoch  der  genauigkeit  wegen, 
wie  oben  a  und  e,  mit  dem  verdumpfungszeichen,  also  ^. 

53*   Etwas  anders  liegt  der  fall  in: 

towis  vater,  lit.  t^'vas; 

pa-towelis  Stiefvater,  lit.  pa-tev6lis. 

Hier  scheint  die  pomesanische  form  wieder  auf  das  iemai- 
tische  tavas  (Schleicher  lit.  spr.  I,  32)  sich  zu  beziehen  und 


preufsische  Studien.  429 

es   liegt  also  hier  ein  verdampftes  a  vor,    hervorgerufen 
durch  das  w,  wie  oben  (44)  in  wormyan. 

54.  Als  vereinzelte  Schreibungen  in  Stammsilben  be« 
gegnen  uns  noch:  oay  in  spoayno,  durch  welches  deutsches 
^est  fibersetzt  wird«  Nesselmann  erklärt  letzteres  nach 
dem  mhd.  jtet,  g^st  für  gischt,  schäum;  in  meiner  heimat 
Neuvorpommern  wird  gest  die  oberhefe  genannt,  auch  mhd. 
j6rwe,  gSrwe  heifst  hefe  und  im  vocabular  steht  gest  un- 
mittelbar hinter  heuen  hefen;  es  könnte  also  auch  spoayno 
möglicherweise  die  oberhefe  bezeichnen.  Das  von  Nessel* 
mann  verglichene  russ«  pjena  ist  doch  wohl  unverwandt  und 
entspricht  vielmehr  lit.  penas  milch.  Andre  verwandte  feh- 
len, es  läfst  sich  also  lediglich  vermuthen,  dafs  oay  =  ai 
oder  ei,  das  vorgeschlagene  o  aber  eine  affection  durch  den 
vorhergehenden  labialen  sei,  wie  wir  sie  eben  ähnlich  er- 
kannten. 

55.  Femer  steht  oi  (oy)  in  caria-woytis  heerschau, 
stroysles  döbel  (ein  fisch)  und  coysnis  kämm.  Für  ersteres 
wort  fährt  Nesselmann  nach  Toppen  die  form  karige-wayte 
an,  wodurch  das  ohnehin  in  dem  oi  zu  vermuthende  ai 
oder  ei  erwiesen  wird.  Möglicherweise  steckt  in  dem  letz- 
ten theile  des  wertes  das  lit.  vSta  ort,  stelle,  der  Qbergang 
von  heerstelle  in  heerschau  wäre  wohl  nicht  «u  kfihn.  Als- 
dann wäre  ei  zu  schreiben  und  oy  könne  wohl  nur  auf 
rechnung  des  vorhergehenden  w.  In  diesem  und  dem  vor- 
hergehenden Worte  könnte  man  auch  die  verdumpfien  vo- 
kale wieder  mit  ai  oder  ei  bezeichnen. 

56.  FQr  stroysles  weifs  ich  keinen  rath;  dagegen  wird 
coysnis  durch  das  oe  in  coestne  bürste  insofern  klar,  dafs 
man  wohl  nicht  irrt,  wenn  man  in  der  silbe  coys-  oder 
coes-  ein  kwös-  oder  kwös-  vermuthet,  so  dafs  o  hier  den 
halbvocal  bezeichnet,  der  in  queke  stecken  durch  u  gege- 
ben ist. 

57.  Das  pomesanischc  au  stimmt  in  der  Wurzelsilbe 
mit  dem  litauischen  in  17  fällen. 

58.  Dazu  kommen  einige,  in  denen  es  durch  slaw.  u 
als  richtig  erwiesen  wird;  so  in: 


430  PauU 

austo  mund,  sl.  ustii  (plur.)  mund; 

taaris  bflffel,  al.  taru  stier; 
in  einem  falle  erweist  sogar  das  zend  die  riohtigkeit  der 
pomesanisohen  form,  in: 

lanksnos  gestirne,  baktr.  raokbina-  glänzend. 

59.  Abweichend  hat  das  pomesaniscbe  in  mdireren 
fiUlen  au,  wo  das  litaniscbe  blofses  u  zeigt;  so  in: 

danris  grofses  thor,  lit.  dürys  hansthQr; 

pausto-  wild,  lit.  püstas. 
Eb  seheint  mir,  dafs  hier  ein  ähnliches  Terhältnis  obwalte, 
wie  oben  bei  lit.  6  eben  pom.  ei,  d.  h.  au  ist  der  echte, 
ältere  laat,  n  contraction*). 

60.  Anders  liegt  die  saohe  da,  wo,  wie  in  autre 
schmiede  neben  wutris  schmied,  beide  vocale  innerhalb  des 
pomesanischen  selbst  neben  einander  vorkommen.  Hier  ist 
au  ganz  offenbare  Steigerung  aus  dem  n  des  grundworts, 
wird  aber  eben  dadurch  als  richtiger  laut  erwiesen. 

61.  Ob  straunay  lenden  wirklich  mit  dem  von  Nessel- 
mann verglichenen  lit.  strö'nos  kreuz  des  rflckens  verwandt 
sei,  mochte  ich  bezweifeln,  da  ich  eine  vermittelnng  zwi- 
schen pom.  au  und  lit.  ö  nicht  zu  finden  weiis. 

62.  Da  Holtzwäscher  in  den  deutschen  wOrtem  Öfter 
aw,  ew  f&r  au,  eu  schreibt,  wie  in  hawe  haue,  herschaw 
heerschan,  schewer  scheuer,  schewne  scheune  u.  a.,  so  dür- 
fen wir  diese  Schreibung  auch  im  pomesanischen  erwarten, 
und  so  findet  sich: 

cawx  teufel,  lit.  kaukai  kobolde. 
Es  ist  natürlich  auch  hier  an  zu  schrmben. 

63.  Bisweilen  findet  sich  auch  die  Schreibweise  e«u, 
sicher  in: 

geauris  wasserrabe, 
greauste  strick  von  reisem, 
vielleicht  auch  in: 

teausis  deichsd, 


*)  Für  pansto-   wird  diese  annähme  durch  altbulg.  pnstii  bestttigt 
J.  S. 


preoXbiache  Studien.  431 

wenn  letzteres  nicht  Tielleicbt,  wie  Nesselmann  schwankt, 
teansis  zu  lesen  ist.  In  ermangelung  irgend  welcher  ver- 
wandten l&fst  sich  nicht  erweisen,  welcher  laut  dies  eau 
bezeichnen  solle,  doch  liegt  die  vermuthung  auf  blofses  au 
nahe  (cf.  jedoch  86). 

64.  Pomesanisches  ui  (ny)  findet  sich  geschrieben  in: 

luysis  luchs,  lit.  lüszis; 

wuysis  hofhund,  lit.  fehlt; 

tuylis  zahme  eher,  lit.  kuilj^s. 
Irgend   etwas   sicheres  scheint  sich  aus  diesen  beispielen 
nicht  zu  ergeben,  doch  ist  zu  beachten,  dafs  der  memelscbe 
dialekt  z.  b.  builis  bulle  fbr  hochlit.  bülins  bietet, 

65.  Ueberblicken  wir  jetzt  den  vocalismus  des  pome- 
sanischen,  soweit  er  bis  jetzt  in  betracht  kam,  noch  einmal 
im  zusammenhange,  so  ergiebt  sich  folgendes: 

1)  das  pomesanische  zeigt  sich  alterthümlicher  als  das 
litauische  in  der  bewahrung  vieler  ei  und  einiger  au, 
wo  dieses  %  und  u  hat; 

2)  in  der  bewahrung  des  alten  a  statt  e  steht  das  po- 
mesanische auf  dem  Standpunkte  des,  namentlich  äl« 
teren,  ^maitischen  (Schleicher  lit.  spr.  I,  32); 

3)  in  der  ausspräche  des  S  und  ä  scheint  groise  hinnei- 
gung  des  pomesanischen  zum  memeler  dialekt  zu 
herrschen,  der  resp.  e  und  o  spricht  (Schleicher  lit. 
spr.  I,  30.  32),  doch  beweisen  die  vereinzelten  schreib» 
weisen  ea  und  oa,  dafs  jene  ausspräche  noch  nicht 
durchgedrungen  ist  und  Holtzw&scher  nur  ungenau 
schreibt; 

4)  die  gleiche  hinneigung  zum  memeler  dialekt  zeigt  sich 
in  der  ausspräche  des  ö  als  &  und  des  6  als  y,  wie 
sie  durch  die  mehrfache  Schreibung  oa,  ja  selbst  blo* 
ises  a  und  i  (y),  erwiesen  wird  (1.  c.  30); 

5)  beide  dialekte  kennen  die  a£fection  von  a  und  zwar 
zu  i  vor  folgendem  r  und  1,  zu  u  vor  oder  nach  la- 
bialen, 1  und  v;  jedoch  stimmen  sie  in  den  einzelnen 
fällen  nicht  überein,  zumal  das  pomesanische  in  die- 
ser verdumpfung  weiter  geht,  als  das  litauische. 


432  Pauli 


66.  Ich  lasse  nun  eine  tabellarische  zusammenstellaDg 
des  pomesanischen,  hoohlitauischeo  und  memelschen  laat- 
Systems  folgen  unter  angäbe  der  Schreibweise  Holtzwä- 
Sehers : 


lit: 

raem.: 

pom. : 

HolUwBscher: 

a 

a 

a,  a  (vor  r,  I) 

a,  0  und  oa  (beides  vor 
r  und  1) 

i* 

1  e,  e  (vor  r) 

ja 

e 

le 

(  e,  zuw.  ee  und  u  (vor  r) 

ö 

6  (fast  j) 

6  (fast  y) 

e,  vereinzelt  ee,  bisw.  i 

Ö 

§L 

ö  (fast  k) 

o,  bisw.  oa  und  (selten)  a 

M 

X 

(  meist  ei 

{  ei,ai,  vereinz.ee,  eei,iei 
i  ea,  meist  e,  bisweilen  i 

e 

e 

\  bisweilen  6  (fast  ö) 

ei 

ei 

ei 

ei 

ai 

ai 

ai 

ai 

o 

u 

u 

u,  bisweilen  o 

A 

ö 

A  (fast  ö) 

oa,  meist  o 

au 

au 

au 

au,  bisweilen  eau  (?) 

ui 

ui 

ui 

ui. 

Diurch  diese  tabellarische  Überschrift  wird  die  specielle 
Verwandtschaft  des  pomesanischen  mit  dem  memelschen 
recht  augenf&Uig. 

67.  Die  betrachtung  des  vocalismns  hat  sich  bis  jetzt 
auf  die  Stammsilben  beschränkt,  absichtlich,  denn  nur  hier 
zeigt  das  pomesanische  die  reinheit  der  vocale  und  die 
Übereinstimmung  mit  dem  litauischen.  In  der  silbe  nach 
der  Wurzelsilbe,  bisweilen  auch  vor  derselben,  zeigt  sich 
ein  gewaltiges  schwanken  der  vocale,  in  den  endsilben 
starke  Schwächung. 

68.  Betrachten  wir  zuerst  die  silbe  nach  dem  stamm, 
die  ich  kurzweg  als  mittelsilbe  bezeichnen  will,  so  haben 
wir  hier  folgende  reihen,  die  ich  der  Übersichtlichkeit 
gen  gleich  nach  den  litauischen  vokalen  ordne: 

lit.  a: 

emelno  mittel,  lit.  ^malas; 
giwato  leben,  lit.  gyvatä; 
kadegis  wachholder,  lit.  kadagys; 


preafsische  stadieu.  433 

kalabian  echwert,  lit.  kaiävijas; 

kamerto  kammer,  lit.  kamarä; 

-wanag  habicht,  lit.  v&nagas; 

turpelis  leisten,  lit.  kurp&lias; 

weders  baach,  lit.  y^daras. 
Hier    wechselt  das    pomesanische   ohne   ersichtliche  regel 
zwischen  a  und  e ;  letzteres  scheint  allerdings  vor  r  und  1 
zu  stehn,    aber  kadegis  hat  auch  e,    wanag   in  gleicher 
lautlage  a. 

69.  Lit,  e: 

arelie  adler,  lit.  erälis; 

assaran  see,  lit.  iieras ; 

assegis  barsch,  lit.  ^szerys; 

brisgelan  zäum,  lit.  biizgelas; 

gelso  eisen,  lit.  geleiis  und  geläis; 

glosano  blindschleiche,  lit.  glodenä; 

grundelis  gründling,  lit.  gründelis; 

kumetis  bauer,  lit.  kumetys  instmann; 

lopto  spaten,  lit.  lopetä  holzschaufel ; 

melato  grQnspecht,  lit.  meletä; 

pelanne  asche,  lit.  pelenai; 

pelanno  herd,  lit.  pölenas; 

podalis  mörser,  lit.  päd61is  topf; 

semeno  brachvogel,  lit.  sömen^'  hänfling; 

wayklis  söhn,  lit.  vaikäis  knabe ; 

wobalne  apfelbaum,  lit.  obelis. 
Auch  hier  schwankt  ohne  sichtbaren  grund  das  pomesa- 
nische zwischen  a  und  e,  und  grade  zeigt  sich  a  wieder 
meist  vor  1,  wo  eben  e  erschien,  so  dafs  sich  irgend  eine 
regel  nicht  ergiebt.  Zwischen  leicht  zusammen  zu  spre- 
chenden consonanten,  wie  Is,  pt,  kl  schwindet  der  vokal 
ganz. 

70.  Lit.  6: 

esketres  stör,  lit.  erszk^tres  : 
medies  Jäger,  lit.  medö  jis. 
Binmal  e,  einmal  i. 

71.  Lit.  o: 


434     '  PmU 

artoys  ackersmaDO,  lit.  artojis; 
attolis  gruminet,  lit.  atölas; 
kukore  köcbin,  lit.  kükorius  koch; 
medione  jagd,  lit.  medionö; 
wogonis  Stulpschüssel,  lit.  vogönö  butterbüchse. 
Beide  sprachen  in  Qbereinstimmung. 

72.  Lit  i: 

asilis  esel,  lit.  asilas; 

awins  Schafbock,  lit.  4vinas; 

kamenis  esse,  lit.  kaminas; 

catils  kessel,  lit.  k&tilas; 

meine  Striemen,  lit«  mölinö; 

stibinis  schlittenbein,  lit.  süpinis  Speiche; 

wobilis  klee,  lit.  d6bilas. 
Meist  i,    doch  in  kamenis  ein  e,  wo  in  awins  in  gleichet 
lautlage  i  steht;  zwischen  In  völliger  ausfall.    Letzterer  isl 
auch,  wie  Nesselmann  richtig  angiebt,  in 

prastian  ferkel  für  "prasistian; 

werstian  kalb  f&r  ^wersistian 
anzunehmen. 

73.  Lit.  g: 

tackelis  Schleifstein,  lit.  tekelas. 
Die  Qualität  des  pomesanischen  e  unbestimmt. 

74.  Lit.  u: 

abse  espe^  lit.  apuszö; 

alkunis  eilenbogen,  lit.  alküuö; 

angurgis  aal,  lit.  ungur^s; 

geguse  kukuk,  lit.  gegu±ö'; 

malonis  mühle,  lit  malünas; 

nagutis  fingernagel,  lit  nagütis; 

percunis  donner,  lit.  perkünas; 

wosux  Ziegenbock,  lit.  oiiükas. 
Mit  ausnähme  des  ausfalls  zwischen  p  und  s   in  abse  ist 
das  u  gewahrt 

75.  Lit.  u: 

woble  apfel,  lit.  ob&l^s. 
Ausfall  des  vocals. 


preufsische  Btadien.  435 

76.  Eß  zeigt  sich  also  unter  den  vocalen  der  mittel- 
gilbe völlige  Obereinstimmong  beider  sprachen  nur  bei  dem 
schweren  ö,  meist  auch  bei  i  und  u,  den  prägnantesten  der 
voeale,  bei  den  zwischenlauten  e,  6  zeigt  sich  ein  bedeuten- 
des schwanken  mit  a  und  umgekehrt.  Ja,  das  e,  i,  u  und 
selbst  das  schwere  d  schwinden  zwischen  einzelnen  conso- 
nanten  ganz.  Und  doch  sind  die  voeale  dieser  mittelsil- 
ben  nicht  blofs  Oberhaupt  nöthig,  sondern  sogar  in  einer 
bestimmten  form  nöthig,  weil  sie  die  anlaute  bestimmter 
ableitungssuffixe  sind.  Woher  also  dies  schwanken?  Holtz- 
wäscher  schrieb,  wie  er  zu  hören  glaubte.  Er  überhörte 
aber  laute,  die  der  Wortbildung  nach  nothwendig  sind,  und 
das  erklärt  sich  nur  aus  einer  sehr  corripirten,  gleichsam 
schewaähnlichen  ausspräche  der  betreffenden  voeale  durch 
seinen  gewährsmann.  So  aber  konnte  dieser  die  laute  nur 
sprechen  in  tieftonigen  silben,  deren  lautgewicht  ein  sehr 
geringes  ist. 

77.  Umgekehrt,  wie  oben  Holz  Wäscher  voeale  zwi- 
schen consonantengruppen  überhörte,  hörte  er  auch  laute, 
die  dem  litauischen  an  der  «teile  fehlen,  so  in 

gelatynan  gelb,  lit.  geltönas; 

sirsilis  hornifs,  lit.  szirszl^s  wespe; 

sylecke  bäring,  lit.  silkö; 
ebenso  vor  der  Stammsilbe  in 

seweynis  schweinstall  neben  swintian  scbwein, 
während  in  gleicher  stelle  wieder 

knapios  hanf,  lit.  kan4pö8 
des  voeale  ermangelt.  Auch  diese  erscheinungen  weisen 
daranf  hin,  dafs  einmal  Holtzwäscher  lediglich  seinem  ge- 
hör folgte,  und  dafs  femer  diese  irrationalen  voeale  nnbe^^ 
dingt  tieftonig  waren.  Welche  laute  in  diesen  mittelsilben 
für  den  einzelnen  fall  pomesanisch  zu  schreiben  seien,  das 
zu  ermitteln,  ist  sache  der  wortbildnngslehre  und  mnfs  da* 
her  bis  zu  deren  betrachtung  verspart  bleiben. 

78.  Dafs  diese  mittelsilben  tieftonig  gewesen  seien, 
scheint  mir  festzustehen.  Es  fragt  sich  nun  aber  weiter, 
wo  stand  der  hoohton,    auf  der  wunselsilbe  oder  auf  der 


436  Pauli 

decIinationsenduDg.   Ersteres  ist  schon  an  sich  wahrschein- 
lich, findet  aber  in  den  lautverhftltnissen  der  declinations- 
endungen  seinen  positiven  beweis.   Zunächst  erscheint  hier 
das  -as  der  a-declination  in  folgenden  gestalten: 
als  as  nur  in 

silkas  seide,  lit.  szilkai; 
als  es  in 

esketres  stör,  lit.  erszk^'tras; 
sirmes  lauge,  lit.  sz&rmas ; 
als  is  in: 

aysmis  spiefs,  lit.  ^szmas; 
alwis  blei,  lit.  älvas  zinn; 
asilis  esel,  lit.  asilas  esel, 
und  vielen  andern;  endlich  als  blofses  s  in: 
awins  Schafbock,  lit.  ivinas; 
catils  kessel,  lit.  k&tilas; 
cawx  teufel,  lit.  kaukai  kobolde; 
kuliks  beutel,  lit.  kulikas; 
mynix  gerber,  lit.  minikas; 
slayx  regenwnrm,  lit.  slekas; 
weders  bauch,  lit.  v^daras; 
wosux  Ziegenbock,  lit.  o^iükas  bdcklein. 
Dieses  variiren  des  a  bis  zum  völligen  schwinden,  und  zwar 
in  denselben  suffixen,  z.  b.  in: 

asilis  esel  neben  catils  kessel; 
schuwikis  Schuhmacher  neben  mynix  gerber; 
stibinis  schlittenbein  neben  awins  Schafbock; 
ja  iß  demselben  wort,  wie:    miskilis  (246)  neben  miskils 
(299)  schiene,  beweist,  dal's  auch  hier  der  vokal  völlig  ir- 
rational geworden  war.  Eine  gleichmäfsige  schreibang  aber 
wird  nöthig  sein  und,   da  die  meisten  Wörter  von  Holtz- 
Wäscher  mit  i  geschrieben  sind,  so  schlage  ich  i   für  alle 
vor  nach  analogie  der  bezeichnung  des  dumpfen  i  in  der 
mundart  Ejdymtts  bei  Schleicher  (Donaleitis  327). 

Das  pomesanische  schliefst  sich  hier  zumeist  der  hoch- 
litäuischen  mundart  von  Anykezczei  an,  welche  nach  den 
mittheilungen  Baranowskis  bei  Schleicher  Donaleitis  335 


prenfsuche  Stadien.  437 

die  endung  as  als  üs  (u  sa  d.  i)  erscheinen  läfst,  wAb- 
rend  das  preufsiscb- litauische  das  a  entweder  ganz  aus- 
wirft oder  als  reines  a  bewahrt. 

*  79.  Eine  ähnliche  Schwächung  erleidet  das  feminine 
a  der  a-dedination,  hervorgegangen  aus  altem  ä.  Diese 
letztere  ältere  lautstufe  findet  noch  ihre  reflexe  in  dem 
sl.  a  und  dem  lit.  o,  wie  es  vor  af&zen,  namentlich  in  der 
bestimmten  declination  der  adjectiva,  z.  b.  in  geröji  neben 
gerä,  erscheint.  Mit  diesem  ö  aber  hat,  wie  sich  leicht 
erweisen  läfst,  das  o,  welches  am  ende  der  pomesanischen 
feminina  auftritt,  nichts  gemein.  Es  erscheint,  abgesehen 
von  dem  ganz  unklaren  rapa  engel,  ganz  constant;  so 
z.  b.  in: 

galdo  mulde,  lit.  g^lda; 
gislo  ader,  lit«  gysla; 
giwato  leber,  lit.  gyvatä; 
lopto  spaten,  lit  lopetä  holzschaufel 
und  vielen  anderen. 

80.  FQr  die  richtige  auffassung  dieses  o  sind  die  end- 
vocale  im  ersten  theile  der  composita  entscheidend,  welche 
hier  bewahrt  bleiben,  wie  in  der  hochlitauischen  mundart 
von  Anykszczei  (Schleicher,  Donaleitis  334),  während  das 
preafsisch-litauische  sie  tilgt.  Die  gewöhnliche  form  der- 
selben im  pomesanischen  ist  a,  und  zwar  gleichmäfsig  bei 
den  männlichen  a^  und  den  weiblichen  fi-stämmen,  wie  dies 
z.  b. 

maluna-stabis  mfihlstein  von  malunis  mühle; 

piwa-maltan  malz  von  piwis  hier;  ' 

daga-gaydis  Sommerweizen  von  dagis  sommer 
Ar  das  masculinum, 

crauya-wirps  aderlasser  von  cranyo  blut 
f&r  das  femininum  erweisen.     Daneben  aber  erscheint  in 

pausto-caican  wildes  pferd  von  ^paustis  wild; 

dago-angis  sommerlatte  von  dagis  sommer; 

gerto-anax  habicht  von  gerto  henne 
und  mehreren  anderen  in  ihrer  bildung  nicht  ganz  klaren 
der  betreffende  vocal  als  o.     Hier  kann  o  unmöglich  lang 


438  Pauli 

dein,  es  ist  vielmehr  die  erste  hinneigang  zur  Verdampfung, 
die  sich  dann  im  hochlitaüidchen  als  gänzlicher  schwond 
des  vocals  zeigt. 

81.  Parallel  damit  erseheint  die  mehrmalige  verdbm- 
pfang  der  femininendung  der  ia^declination,  ö,  zu  i  (y), 
sowohl  im  compositum,  nämlich  in: 

api-sorx  eisvogel  von  ape  flufis ; 
possi-ssawaite  mittwoch  von  lit.  püsö  mitte; 
wosi-grabis  spillenbaum  von  wosee  ziege, 
als  auch  im  einfachen  worte.     So  steht  i  (y)  f&r  ö  in: 

asy  rain,  lit.  eiö'; 
mary  haf,  lit.  m&r6s  (plur.); 
pelki  brach,  sumpf,  lit.  pelk6. 
Dieser  letzteren  Verdampfung  begegnen  wir  wieder  im  i»- 
maitischen  (Schleicher  lit.  spr.  I,  32),  wo  sie  die  folge  der 
Zurückziehung  des  tones  auf  die  Stammsilbe  ist.    Es  liegt 
also  bei  den  auch  sonst  schon  beobachteten  iemaitischen 
neigungen  des  pomesanischen  nahe,  diese  trübung  des  ^  zu 
i  auf  die  gleiche  quelle  zurQckzuf&hren. 

82.  Was  aber  der  ia-declination  recht  ist,  ist  der  a« 
declination  billig,  es  kann  somit  das  o  des  ersten  compo- 
sitionsgliedes  und  am  wortende  ni^ht  die  alte  länge  sein, 
sondern  kürzung  oder  trübnng  wie  beim  masc.  derselben 
decl.  as  zu  is  sich  trübt. 

83.  Damit  dürfte  wohl  der  beweis  erbracht  sein,  dafs 
die  declinationsendung  im  pomesanischen  den  hochU» 
nicht  trägt.  Es  bleibt  für  denselben  also  nur  die  wurzel* 
silbe  übrig. 

84.  Für  die  praktische  Schreibung  scheint  es  mir  ge- 
boten, da  die  Schwächung  von  6  zu  i  nur  ausnahmswdse 
erscheint,  ö  beizubehalten;  ebenso  verhält  es  sieb  mit  o  in 
der  oomposition,  wo  ich  also  gleichfalls  a  schreibe;  das  o 
dagegen  am  wortende  erscheint,  wie  das  is  des  masc,  als 
constante  Schreibung,  und  beide  siüd  daher  als  völlig  darch- 
gedrungene  laute  festzuhalten.  Ueber  die  weiteren  decli- 
nationsendungen,  namentlich  das  häufig  erscheinende  an, 
wird  bei  der  betracbtuüg  der  deolination  gehandelt  werden. 


preoTsische  Stadien.  439 

85.  Ueberblicken  wir  nun  den  pomesanischen  vocalis- 
mus  seinen  hauptzQgen  nach,  so  zeigte  sich  in  den  Wurzel- 
silben gegenüber  dem  litauischen  gröfsere  alterthümlichkeit 
in  der  bewahrung  vieler  a  und  ei  f&r  lit.  e  und  e  und  in 
dem  meistentheils  bewahrten  compositionsvocal  (das  nähere 
später),  dagegen  schwankten  in  den  silben  vor  und  nach 
der  Wurzelsilbe  die  pomesanischen  vocale  nach  verschiede- 
denen  ricbtungen  hin  bis  zum  völligen  seh  wund,  während 
in  den  endsilben  as  zu  is,  a  zu  o  geschwächt  wurde.  Ich 
glaube  nicht  geirrt  zu  haben,  wenn  ich  die  gesammtheit 
dieser  erscheinungen  aus  einer  quelle  ableitete,  nämlich 
aas  der  aussohliefslichen  betonung  der  Wurzelsilbe,  wie  die- 
selbe auch  im  ^emaitischen  herrscht  (Schleicher  lit.  spr.  5). 
Einzelne  anklänge  an  das  letztere  zeigten  sich  bereits  eben 
in  der  hinneigung  des  6  zu  ä  und  des  ä  zu  ö,  und  ähnlichen 
iemaitischen  neigungen  werden  wir  auch  im  folgenden  noch 
begegnen. 

86-  Die  weitere  Untersuchung  Ober  die  accentuation, 
obgleich  im  engen  zusammenhange  mit  dem  vocalismus 
stdiend,  mufs  ich  bis  zur  Vollendung  des  litauischen  Wör- 
terbuches von  Kurschat  verschieben,  da  bekanntlich  Schlei- 
cher die  Unterscheidung  zwischen  gestofsenem  und  geschlif- 
fenem tone  nicht  anerkannt  und  demnach  auch  durch  die 
Schrift  nicht  ausdrückt.  Ich  bin  der  meinung,  dafs  in 
diesem  punkte  Schleicher,  gegenüber  fiosenberger,  Bielen- 
stein  und  Kurschat,  im  irrthum  sich  befindet,  und  ich 
glaube,  was  ich  bereits  hier  andeuten  will,  vermuthen  zu 
dürfen,  dals  im  pomesanischen  der  geschliffene  ton  überall 
da  zu  statuiren  sei,  wo  Holtzwäscher  seine  seltsamen  grup- 
pen  ee,  eey,  iey,  eaa  u.  dgl.  vorbringt,  durch  die  er  sich 
bemühte,  ein  gewisses  etwas,  das  dett  vokal  begleitete,  aus- 
zudrücken, eben  den  geschliffenen  ton. 


b.     Die  consonanten. 

87.  Der  erste  punkt,  der  hier  die  Orthographie  Holtz- 
wäschers  von  der  Schleichers  scheidet,    ist  die  gemina- 


440  Pauli 

tioD.  Sie  findet  eich  in  folgenden  formen  des  vocabulftra: 
kk  in:  accodis  rauchloob,  stuckis  ahombaom, 

ackons  granne,  suckis  fisch, 

buccareisis  buchnuTs,       tackelis  Schleifstein, 
doacke  vogel  staar,  tackoris  weber, 

keckers  erbse,  wackis  kriegsgeschrei, 

lackis  scheit,  wickis  wicken, 

paccaris  riemen,  sylecke  häring, 

peccore  bäcker. 
Alle  diese  formen  zeigen  die  gemination  in  der  Stammsilbe, 
ausgenommen  sylecke;  da  aber  die  lit.  form  silkö  ist,  so 
bat  hier,  wie  es  scheint,  das  e  vor  dem  ck  gar  keine  be- 
rechtigung,  mid  sodann  tritt  auch  hier  ck  in  die  Stamm- 
silbe. Neben  buccareisis  schreibt  Holtzwäscher  bucawame 
holzkrähe,  neben  keckers  ebenso  lituckekers  mit  einfachem 
k,  ist  also  keineswegs  consequent. 

tt  in:  abstotten  deckel,  mettan  jähr, 

attolis  grummet,  nawetto  getriebe, 

batto  stirne,  paustocatto  wildkatze, 

bitte  biene,  pette  Schulter, 

buttan  haus,  pettegislo  rQckenader, 

yttroy  wade,  pettis  Schulterblatt, 

lattaco  hufeisen. 
Auch  hier  ist  es  lediglich  die  Stammsilbe,    wo  die  gemi- 
nation sich  findet,  den  ab-stotten  (wohl  yerschrieben  N.), 
na-wetto,  pausto-catto  sind  composita. 

pp  in:  suppis  dämm  im  mfiblenwerk* 
Gleichfalls  in  der  Stammsilbe, 
gg  kommt  nicht  vor. 
dd  in:  addle  tanne,  meddo  honig, 

gudde  gebüsch,        paddis  kummetgeschirr. 
Alle  vier  in  der  Stammsilbe. 

bb  in:  lubbo  brett. 
Wieder   in  der  Stammsilbe,    doch    ist  hier  Holtzwftscher 
wieder  inconsequent,   denn  neben  lubbo  schreibt  er  trotz 
vollständig  gleicher  bildung  stubo  Stube,  tubo  filz,  lit.  lubä, 
stnbä,  tubä. 


preufsische  Btudien.  441 

nn  iu:  genno  weib,  panno  feuer, 

ennoys  fieberfrost,  pelanne  asche, 

pannean  moosbrucb,        pelanno  herd. 
Mit  ausnähme  der  beiden  letzten  Wörter  wieder  Stammsil- 
ben, doch  inconsequent,  denn  neben  panno  findet  sieb  panu- 
-staclan  feuerstahl. 

II   in:    pellekis  giebel,  palasallis  ein  fisch. 

Wenn  letzteres  ein  comp,  pala^sallis  ist,  so  steht  auch  11 
nar  in  Stammsilben,  lieber  die  geminirten  Zischlaute  spä- 
ter. Es  steht  also  die  geminata  40  mal  in  der  Stammsilbe, 
2  mal  im  suffiz. 

Da  wir  die  Holtzwäschersche  Orthographie  überall  durch 
die  SchleicheFBche  ersetzen  wollen,  so  i&llt  praktisch  fllr 
uns  die  gemination  fort,  wir  schreiben  einfachen  laut. 

88.  Es  fragt  sich  aber,  ob  sich  aus  der  gemination 
Holtzwäschers  nicht  theoretisch  etwas  entnehmen  lasse  f&r 
die  spräche  selbst.  Gemination  wird  in  den  sprachen  bald 
angewandt,  um  die  Iftnge,  bald,  um  die  kürze  eines  vocals 
zu  bezeichnen.  Ersteres,  dem  lateinischen  und  einzelnen 
romanischen  sprachen  eigen,  ist  Cur  das  pomesanische  sehr 
wenig  wahrscheinlich,  letzteres  hingegen,  als  deutsche  weise, 
mehr  als  wahrscheinlich.  Im  deutschen  theile  des  voca* 
bttiars  gebraucht  Holtzwäscher  geminaten  häufig,  ich  zähle, 
wiedw  abgesehen  von  den  Zischlauten,  17  ck,  14tt,  10  pp, 
1  bh,  5  ff,  9  nn,  3  mm,  9  11,  4  rr.  Zwar  ist  er  auch  hier 
wieder  nicht  consequent,  indem  er  z.  b.  einmal  volle,  ein 
andermal  vole  fohlen  schreibt;  wo  aber  geminata  sich  fin- 
det, da  ist  es,  wie  oben  im  pomesanischen  auch,  stets  in 
der  Wurzelsilbe,  und  zwar  nach  kurzen  vocalen.  Da  die 
Wurzelsilbe  im  deutschen  gleichbedeutend  ist  mit  der  hoch- 
tonigen  silbe,  so  ergiebt  sich:  Holtzwäscher  schreibt  im 
deutschen  geminaten  nach  betonten  silben  mit  kurzem  vo- 
cal.  E2s  liegt  nahe,  diese  regel  auch  auf  seine  Schreibung 
des  pomesanischen  zu  übertragen,  doch  sind  dabei  erst  die 
litauischen  formen  auf  länge  oder  kürze  der  Wurzelsilbe 
hiti  zu  untersuchen.  In  den  vergleichbaren  litauischen  Wör- 
tern steht  kurzer  vocal,  und  zwar  betont,  in :  vikei  wicken, 

Beitrüge  s.  rgl.  sprachf.  VI.  4.  29 


442  Pauli 

sllk6  häring,  bütas  haus,  unbetont  in:  akA'tas  granne, 
atölas  grummet,  bite  biene,  kat^'  katze,  petis  scbulter, 
medüs  honig,  lubä  brett,  langer  betonter  vokal  in  büka 
buche,  tekglae  Schleifstein,  m^tas  jähr,  egiö  tanne.  Sehen 
wir  von  büka  ab,  welches  offenbar  germanismus  aus  dem 
niederdeutschen  ist,  so  liegt  in  den  zuletzt  genannten  for- 
men überall  die  accentdebnung  6  vor,  also  an  sich  kurze 
vocale  (cf.  Schleicher  lit.  spräche  I,  15).  Da  nun  das  ie- 
maitische  in  solchem  falle  oft  die  kfirze  unter  dem  accent 
bewahrt  (1.  c.  34),  das  pomesanische  aber  auch  sonst  sich 
zum  2emaitischen  neigte,  so  dürfen  wir  auch  in  den  ent- 
sprechenden pomesanischen  Wörtern  kurzen  vokal  anneh- 
men. Wir  haben  also  dann  die  gemination  pomesaniscb 
nur  nach  kurzen  vokalen.  Den  nachweis,  dafs  das  pome- 
sanische die  Wurzelsilbe  betont  habe,  glaube  ich  oben  ans 
dem  vocalismus  erbracht  zu  haben,  ich  finde  aber  in  der 
gerainata  eine  neue  nicht  unwesentliche  stütze  dieses  satses, 
den  das  einmalige  nn  (in  pelanno  und  pelanne)  in  einer 
Sttffixsilbe  wohl  nicht  alterirt.  Somit  schreibt  also  auch 
in  den  pomesanischen  Wörtern  Holtzwäscher  die  geminata 
nach  hoohtoniger  silbe  mit  kurzem  vocal. 

89.  Von  ungeminirten  consonanten  betrachte  ich  zu- 
erst die  muten.  Sie  entsprechen  in  ihrer  anweodung  bei 
Holtzwäscher  im  grofsen  und  ganzen  fast  durohw^  deo 
litauischen,  doch  zeigen  sich  im  einzelnen  einige  abwei- 
chungen.  Zunächst  sondert  Holtzwäscher  die  fortes  nnd 
lenes  nicht  genau,  so  schreibt  er  z.  b.  lenis  f&r  fortis  in: 

agins  äuge,  lit.  akis; 

sagnis  wurzel,  lit  szaknls; 

lagno  leber,  lett.  aknis; 

grosis  reif,  lit.  kruszä  hagel; 

siduko  siebtopf,  lit.  setas  sieb; 

stibinis  schlittenbein,.  lit.  stipinas  Speiche ; 
fortis  fi)r  lenis  in: 

siraplis  silber,  russ.  serebro. 
Holtzwäscher  hat  überhaupt,  wie  wir  nachher  eingehender 
bei  betrachtung  der  Zischlaute  sehen  werden,    kein  feines 


preufaische  Studien.  443 

gehör  Ar  den  untersobied  der  lenes  uod  fortes.  Dazu 
kommt,  dafs  gerade  die  foriis  in  der  Stellung,  die  sie  oben 
einnimmt,  d.  h.  sewischen  vocalen,  vor  n  oder  anlautend 
vor  liquida,  wirklich  gern  in  die  lenis  übergeht,  wie  z.  K 
im  lateinischen  digitus,  dignus,  gracilis.  Erwägt  man  dies, 
so  konnte  Holtzwftscher  leicht  die  zur  lenis  hinneigende 
fortis  als  volle  lenis  auflassen  und  so  schreiben.  Doch 
aber,  denke  ich,  mQssen  wir  fortis  schreiben,  da  auch  der 
samländische  katechismus  ackis  äuge  bietet.  Derselbe  be- 
weist auch  durch  sein  sirablan  silber,  dals  hier  p  blofser 
gehörfehler  ist;  ich  schreibe  daher  b.  • 

90.  Anders  aber  liegt  der  fall  in: 

kruwis  fall,  lit.  griüti  fallen. 
Hier  bietet  der  katechismus  krct  fallen  und  es  scheint  mir 
demnach,  als  hfttte  das  preufsische  in  der  fortis  den  ech- 
ten laut,  und  die  lit.  lenis  wäre  erweichung. 

91.  Einige  male  schreibt  Holtzwäscher  die  lenis,  wo 
das  litauische  die  entsprechende  weiche  spirans  bietet.  Das 
geschieht  zunächst  mit  g  f&r  j.  Letzteren  buchstaben  ver- 
wendet Holtzwäscher  im  vocabular  überhaupt  nicht,  we- 
nigstens nicht  im  pomesanischen  theile,  sondern  er  schreibt 
dafbr  bald  i,  bald  y.  Das  kommt  einmal  daher,  dafs  wur- 
zelhaftes j  sich  nur  in: 

iuse  fleischbrühe,  lit.juszö  sauerteigsuppe 
findet.  In  suf&xsilben  zeigt  es  sich  öfter,  hier  hat  es  aber 
den  von  Kurschat  (lit.  wb.  I9  XI)  bezeichneten  mittellaut 
zwischen  i  und  j.  Man  kann  sich  daher  nicht  wundern, 
wenn  Holtzwäscher  den  laut  bald  so,  bald  so  auffafste. 
Weich,  d.  h.  als  i,  ihn  hörend,  schrieb  er  i  oder  y,  här- 
ter g  oder  ig.  Dafs  diese  auflassung  richtig  ist,  beweist 
im  vocabular  kragis  beer  neben  caria-woytis  beerschao, 
karyago  heereszug.  Hier  hat,  von  der  sfiäter  zu  behan- 
delnden metathese  abgesehen,  ein  und  dasselbe  wort  alle 
drei  Schreibungen.  Ich  schreibe  nach  consonanten  i,  nach 
vocalen  j.  In  cugis  hammer  schwankt  der  laut  auch  im 
litauischen,  wo  sich  küjis  und  kügis  finden.   Dagegen  liegt 

29  • 


444  Pauli 

iD  Baligan  grfin  neben  lit.  äälias  ganz  offenbar  nur  die  en- 
dung  -ian  vor. 

92.  Ebenso  erscheint  einige  male  b,  wo  man  v  er- 
warten sollte.  Dem  kragis  ganz  parallel  steht  ar-globis 
Scheitel,  welches,  wie  auch  Nesselmann  andeutet,  doch  ge- 
wifs  zu  glawo  köpf  gehört.  Hier  aber  wird  das  w  als 
echt  durch  das  sl.  glava  erwiesen.  Weniger  klar  liegt  die 
sache  in  wirbe  seil.  Hier  bietet  das  litauische  freilich 
sein  vlrvö  (Schi.  virv6')  seil,  allein  daneben  hat  es  doch 
auch  vlrbas  birkenreis,  virbinis  schlinge.  Zu  kalabian 
Schwert  bietet  der  katechitmus  kalblan,  das  litauische  ka- 
l&yijas.  Letzteres  ist  wohl  die  etymologisch  richtige  form, 
denn  sollte  ich  irren,  wenn  ich  das  wort  als  verwandten 
des  lat.  clftva  keule  hinstellte,  beide  durch  das  sufBx  -va 
von  Wurzel  kal  schlagen,  lit.  k&lti  schmieden,  hämmern, 
abgeleitet,  im  litauischen  -ija  weitergebildet? 

93.  Zeigte  sich  hier  eine  gewisse  gefbbllosigkeit  des 
Höltzwäscherschen  obres  ftr  die  unterschiede  zwischen 
homorganen,  aber  heterogenen  lauten,  wie  sie  sonst  nur 
Obersachsen  und  ThQringern  (war  er  etwa  von  da  gebür- 
tig ?)  eigen  ist,  und  wie  wir  sie  nachher  bei  den  zischlau- 
teo  noch  einmal  treffen  werden,  so  scheidet  er  zwischen 
den  verschiedenen  organen  ziemlich  genau.  Nur  einige 
male  bringt  er  dentale  statt  der  gutturalen,  nftmlich  t  f&r 
k  in: 

prei-talis  ambofs,  lit.  prei-k&las; 

torbis  korb,  lit.  karbas; 

tuylis  Zuchteber,  lit.  kuilj^s; 

turpelis  schusterleisten,  lit.  kurp&lius. 
Dafs  hier  wieder  ein  sfcemaitisirender  zug  des  pomesani- 
scben  vorliegt,  scheinen  formen,  wie  das  memelsche  trau- 
ssis  bime  fllr  hochlit.  kr&uszö  anzudeuten,  doch  bringt  das 
vocabular  neben  turpelis  leisten  ein  kurpe  schuh,  so  dafi 
Wir  den  laut  des  t  wohl  noch  nicht  als  volles  t  ansetzen 
dOrfen.  Vielleicht  ist  er  am  besten  als  palatales  (ich  meine 
das  wort  natbrlich  im  physiologischen,  nicht  im  modern- 
sanskritischen  sinne)  K  zu  bezeichnen. 


preuTsiscbe  Studien.  445 

94.  Einmal  begegnet  auch  d  för  g,  nämlich  in: 

addle  tanne,  lit.  ägl6. 
Da  auch  das  poln.  jodta  diesen  Übergang  zeigt,   so  ver- 
muthe  ich  fast  in  addle  assimilation  des  gutturalen  an  das 
dentale  1.    Alsdann  dürfte  das  d  beizubehalten  sein. 

95.  Weitere  Verwechslungen  der  verschiedenen  organe 
kommen  nicht  vor.  Zwar  vergleicht  Nesselmann  pom.  plo* 
nis  tenne  mit  lit.  klA'nas,  doch  mit  unrecht«  Lett  plahns 
flach,  subst.  tenne,  welches  er  gleichfalls  beibringt,  zeigt, 
dafs  beide  Wörter  nicht  verwandt  sind,  kl&'nas  verlangt 
die  grundform  klaunas,  plonis  dagegen  und  plahns  gehn 
auf  pl&nas  zurück. 

9().  In  bezug  auf  die  nasalen  zeigt  sich  das  pome« 
sanische  alterthümlicher  als  das  litauische,  insofern  es  vor 
s  und  t  das  n  bewahrt,  wo  wenigstens  das  hochlitauische 
es  auswirft.  Das  ^emaitische,  so  wie  ältere  drucke,  schrei- 
ben hier  freilich  meist  das  n,  ob  es  aber  wirklich  noch 
gesprochen  sei,  ist  wenigstens  vom  jähre  1653  ab  zweifel- 
haft ( Schleicher  lit.  spräche  I,  73  sq.).  Im  pomesanischen 
dagegen  sind  sie  unzweifelhaft  gesprochen,  da  ja  Holtz- 
Wäscher  nach  dem  gehöre  schreibt,  und  es  liegt  somit  hier 
wirklich  ein  punkt  vor,  wo  das  pomesanische  einen  älteren 
lautstand  einnimmt,  als  das  litauische.  Dies  n  begegnet 
nun  in  folgenden  formen: 

ansis  haken,  lit.  ^sä  (alt  ansa)  henkel; 

sansy  gans,  lit.  ä^jsis  (alt  tonsis); 

menso  fleisch^  lit.  mösä; 

ratinsis  kette,  lit.  retöiis; 

wanso  flaumbart,  lit.  üsas  schnnrbart; 

pentinx  freitag,  lit.  pötnycza  *" ). 

Hierbei  ist  zu  beachten,  dafs  im  litauischen  crsatzdehuung 
eintritt,  denn  q  ist  stets  lang,  en  und  in  erscheinen  als  ^, 
wan  als  a.  Das  6  als  ersatzdehnung  vergleicht  sich  dem 
sl.  i  in  formen,  wie  väsn  ich  ftihrte  (Ur  vcdsü  u.  a«  (Schlei- 


*)  AUbalg.  in§80,  ret^zi,  v^u,  p^tmica.     J.  S. 


446  Pauli 

eher  comp.*  122)  und  ähnlichen  erscheinungen  im  sanskrit, 
griechischen,  lateinischen  und  gotischen. 

97.  Aehnlich,  obwohl  etwas  verschieden,  liegt  der 
fall  in: 

penpalo  wachtel,  lit.  pütpela. 
Als  grundform  scheint  mir  fQr  beide  ein  *penpala  voraus- 
zusetzen, woraus  das  litauische  zunächst  *pentpela  bildete 
mit  einem  t  als  vermittler  der  disharmonirenden  laute  n 
und  p;  dann  wandelte  sich  en  zu  u,  wie  auch  sonst  im 
litauischen,  und  so  entstand  dann  pütpela. 

98.  Von  den  Spiranten  ist  in  bezug  auf  das  j  schon 
oben  (91.)  erwähnt  worden,  dafs  Holtz Wäscher  das  zeichen 
j  Oberhaupt  nicht  gebrauche,  sondern  bald  i,  bald  y,  bald 
g  (ig)  schreibe.   So  erklärt  sich  dann,  auch  oy  als  oji  in: 

artoys  ackersmann,  lit.  art6jis; 
ie  als  6ji  (i  =  ö  nach  13)  in: 

medies  Jägersmann,  lit.  medö  jis. 

99.  Mehr  zu  sagen  ist  vom  v.  Hier  zeigt  sich  das 
pomesanische  alterthfinllicher  als  das  litauische,  indem  es 
V  bewahrt  hat  in: 

swestro  Schwester,  lit  sesA' ; 
swibe  finke,  lit.  szubö ; 
wanso  flaum,  lit.  usä  schnurbart, 
wie  f&r  letzteres  wort  das  polnische  w^s  beweist. 

100.  Vor  o,  ä  und  u  im  anlaut  findet  sich  ganz  re- 
gulär ein  w  vorgeschlagen,  ähnlich  wie  in  der  mundart 
Ejdymtts  (Schleicher  Donaleitis  338)  und  im  altslawischen 
(id.  comp.^  132).     Das  geschieht  im  vocabular  in: 

wobalne  apfelbaum,  lit.  obelis; 
woble  apfel,  lit.  obfilj^s; 
wobzdus  dachs,  lit«  obszrüs; 
wosee  ziege,  \ 

wosistian  zicklein,  )  lit.  oä;ys,  o^itikas  bock; 
W06UX  Ziegenbock,  ; 
woasis  esche,  lit.  usis; 
wutris  Schmied,  lit.  fehlt, 
allen  pom.  autre  schmiede  beweist  auch  hier  den  verschlag. 


preufsiBche  studieD.  447 

Dieser  Vorschlag  ist  natürlich  in  der  schrift  beizubehalten, 
doch  schreibe  ich  hier,  wie  Qberall,  dem  Schleicherschen 
Systeme  zu  liebe,  v  statt  w.  Ein  vorgeschlagenes  j  bietet 
das  vocabular  nicht. 

101.  Wie  oben  in  artoys,  medies  das  j  zwischen  vo- 
calen  uubezeichnet  blieb,  so  auch  einmal  das  v,  nämlich 
in  gertoanax  habicht,  denn  ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn 
ich  hieraus  ein  gerto(w)anax  herauslese  und  es  dem  sper- 
glawanag(8)  Sperber  parallel  stelle;  lit.  vänagas  heifst  raub- 
vogel,  speciell  habicht,  gertoanax  ist  demnach  der  hühnerT 
habicht,  sperglawanag  der  sperlingshabicbt. 

102.  lUthselhaft  ist  das  verhältniis  von: 

wobilis  klee,  lit.  dobilas. 
Gehen   beide  auf  eine  grundform   dvobilas  oder  dvabilas, 
oder   hat  Holtzwäscher    sich    geradezu   verhört  oder   ver- 
schrieben? 

103.  Eine  eingehendere  betrachtung  erfordern  unter 
den  Spiranten  die  Zischlaute.  Das  litauische  hat  dereu 
bekanntlich  vier,  s  und  z,  sz  und  z,  das  pomesanische  bie- 
tet anscheinend  nur  einen,  das  s,  woneben  blois  vereinzelt 
seh  und  z  erscheint.  Gehen  wir  auch  hier  wieder  von 
der  deutschen  Orthographie  Holtzwäschers  aus,  so  ist  zu- 
nächst sicher,  dafs  er  scb  und  s  ganz  klar  auseinander 
hält,  denn  er  schreibt  sne  schnee,  swarte  köpf  haut,  slag 
schlag,  smyt  schmied,  arsbel  hinterbacke,  weil  er  noch  so 
sprach,  aber  schuch  schuh,  schere  scheere,  vysch  fisch, 
esche  esche.  Nach  r  erscheint  in  hircz  hirsch  (d.  i.  hirz) 
auch  einmal  cz  tfXr  s.  Nach  kurzen  vocalen  verdoppelt 
er  s  zu  SS,  seh  zu  ssch  oder  schz  in  derselben  weise,  wie 
er  überhaupt  die  gemination  anwandte  (cf.  87.),  so  in  nes- 
sel  nessel,  kessel  kessel,  schussel  schflssel;  assehe  asche, 
halpvischz  halbfisch,  schölle.  Dagegen  ist  ihm,  wie  er 
sich  schon  oben  in  bezug  auf  fortis  und  lenis  als  unzuver- 
lässig erwies,  der  unterschied  zwischen  hartem  und  wei- 
chem s  noch  gar  nicht  aufgegangen.  Für  beide  durchein- 
ander gebraucht  er  sein  s,  gelegentlich  auch  einmal  z.  So 
ist  8  geschrieben  für  den  scharfen  laut  in  vues  fufs,  hals 


448  Pauli 

hals,  weyae  waizen,  fCkr  den  weioben  in  naselocb  naalocb, 
reise  heereszug,  ebenso  z  fOr  den  scbarfen  in  acbze  acbse, 
oobze  ochse,  vochz  fuchs,  welz  weis,  f&r  den  weichen  in 
naze  nase,  bloze  blase,  meyze  meise,  senze  sense.  Ver- 
einzelt begegnet  sz  Ar  scharfes  s  in  suszemilch  sfllse  milch. 

104.  Daraus  folgt  nun  also,  dafs  wir  Holtzwäscher 
in  den  pomesanischen  Wörtern  wohl  in  bezng  auf  den  un- 
terschied von  seh  und  s  trauen  dürfen,  dafs  aber,  da  der 
unterschied  zwischen  hartem  und  weichem  ziscblaut  ihm 
noch  Oberhaupt  gar  nicht  aufgegangen  ist,  in  bezug  hier- 
auf seine  Schreibweise  für  uns  absolut  unmafsgebend  ist, 
dafs  vielmehr  der  richtige  laut  lediglich  aus  den  verwand- 
ten sprachen  zu  erweisen  ist.  Demnach  steht  scharfes 
s  in: 

sabatico  Sonnabend,  lit«  subatä; 

sagis  schnalle,  lit.  sagtis ; 

sackis  harz,  lit.  sakai; 

saule  sonne,  lit.  saulö; 

semen  saat,  lit.  sömA'; 

semeno  brach vogel,  lit.  s6men6'  hänfling; 

siduko  durchschlag,  lil«  setas  sieb; 

sylecke  häring,  lit.  silkö; 

siraplis  silber,  lit.  sid&bras; 

sosto  bank,  lit.  söstas  stuhl; 

suris  käse,  lit.  süris; 

slayx  regen  wurm,  lit.slekas; 

slauke  grofse  Schnepfe,  lit.  slaukä; 

sliwaytos  pflaumen,  lit.  slyva; 

snaigis  schnee,  lit.  sn^gas; 

snoztis  rotz,  lit.  snarglj^s; 

swestro  Schwester,  lit.  sesä'; 

swetau  weit,  lit.  sve'tas; 

sparis  sparren,  lit.  sparas; 

spenis  zitze,  lit.  spenj^s; 

Stade  stütze,  lit.  st&kl^  lüsstock; 

staldis  stall,  lit.  stäldas; 

stalis  tisch,  lit.  stalas; 


preursische  Studien.  449 

stark!»  zander,  lit.  starkas; 

steege  scheune,  lit.  stegti  d<ich  decken; 

stibinis  achlittenbein,  lit.  ste'bas  pfeiler  oder  etipi- 

Das  Speiche; 

stiele  trinkglas,  lit.  stiklas; 

stogis  dach,  lit.  stögas; 

stubo  Stube,  lit«  stabil; 

asilis  esel,  lit.  &silas; 

ausins  ohr,  lit.  ausls;    ' 

glossis  korbweide,  lit.  glösnis  weide; 

lyso  ackerbeet,  lit.  lys^  garteobeet; 

maso  fliege,  lit.  musö'; 

Qosy  nase  i  ,.^ 

'        .  11        lit.  DOSIS  Dase; 

Dose-proly  DaseDloeh,  ) 

possi  bälfte,  lit.  püsö ; 

woasis  esche,  lit.  ü'sis; 

aDsis  hakcD,  lit.  ^ä  hcDkel; 

meoso  fleisch,  lit.  iDösä; 

waoso  flaumbart,  lit.  usai  schurbart; 

werwersis  lerche,  lit.  we versus; 

gislo  ader,  lit.  gysla; 

creslaD  lebostuhl,  lit.  kr^'slas  ehreDstuhl; 

glosto  Wetzstein,  lit  glostyti  streichelD; 

lasto  bett,  lit.  last^  mastDCSt  der  gäDse; 

mestan  Stadt,  lit.  mestas; 

pauste-  wild,  lit.  püstas. 
Hier  also  ist  überall  die  Schreibweise  s  beizubehalten,  resp. 
einzufährcD ,  ebeoso  natürlich,  wo  der  zischlaut  auslautet, 
dcDD  iD  dieser  lautlage  findet  sich  blofs  scharfes  s. 

105.  In  folgenden  formen  dagegen  ist  die  Schreibweise 
z  gemäl's  dem  litauischen  einzufahren: 

brisgelan  zäum,  lit.  brizgelas; 

brusgis  peitsche,  lit.  brüzgas  baumstumpf; 

treste  drossel,  lit.  strizdas, 
also  lediglich  vor  eiuer  media,  denn  das  t  Id  dem  letzteo 
worte  ist  des  s  wegCD  fälschlich  so  dargestellt 

106.  WeDdeu  wir  uds  jet^t  zu  dem  lit  sz,  so  findcp 


450  Ptittli 

wir  deD  entsprechenden  laut  scb  in  unserni  vocabular  nur 
in  folgenden  formen: 

achumeno  draht,  )  ,.^    .  .^,    ^,         •     .•         i     • 

,  .  /  lit.  siuti  nahen,  siuvikas  schnei- 

schutuan  swirn,  )      ,         ,       ,  ^^       ,    ,  ^ 

,       ...       ,    /        ,        l     der,  aber  lett.  schuht, 

schuwikis  Schuhmacher,  j 

und  in 

scbokis  gras. 
Wenn  letzteres  dem  lit.  szüka  heuhaufen,  dem  es  sich  ver- 
gleichen liefse,  wirklich  verwandt  ist,  so  wäre  dies  das 
einzige  beispiel,  dals  lit  sz  und  pomesanisches  ach  sich 
entsprächen,  denn  in  schumeno  (wie  Nesaelmann  jedenfalls 
richtig  liest),  schutuan,  schuwikis  ist  ach  doch,  wie  im  let- 
tiecheu,  jedenfalls  aus  sj  entstanden,  welches  die  wurzel 
siv,  sju  verlangt. 

107.  Ueberall  sonst  antwortet  dem  lit.  az  pomesani- 
achea  s,  und  da,  wie  wir  gesehn  haben,  Holtzwäacber  sonst 
s  und  ach  acharf  acheidet,  so  iat  anzunehmen,  dafa  hier 
wirklich  ein  lautunterachied  beider  aprachen  vorliegt,  inao^ 
fern  daa  pomesanische  gleich  dem  lettischen  f))r  lit.  s  und 
sz  denselben  laut  des  einfachen  scharfen  a  hat.  Beiapiele 
dafür  aind: 

aagnia  wurzel,  lit.  azaknis; 

aalmia  heim,  lit.  azalmaa; 

aarke  elater,  lit.  azärka; 

sarwia  waffen,  lit.  azarvai  (piur.); 

aazato  baumstamm,  lit.  azekaztaa; 

aeeae  amael,  lit.  az5z6  (S?); 

silkaa  aeide,  lit.  szilkai  (plur.); 

sylo  beide,  lit.  szilas; 

sirmes  lauge,  lit.  azarmaa; 

sirailia  hornifa,  lit.  szirszlys; 

sywan  grau,  lit.  sz^vas  weifs; 

aunia  hund,  lit.  szA' ; 

slayo  Schlitten,  lit.  azlajoa; 

slaunia  oberachenkel,  lit.  szlaünis; 

awibe  fink,  lit.  azub6; 

abae  eape,  lit.  apuaz6; 


preofsische  Studien.  451 

aysmis  spiefs,  lit.  eszmae ; 

assegis  barsch,  lit.  eszer^s; 

assis  achse,  lit.  aszis; 

grosis  r^if,  lit.  kruszä  hagel; 

juse  fleischbrOhe,  lit.  jusie  sauerteigeuppe; 

craasy  birnbaum,  lit.  krauszis; 

craasioB  birne,  lit.  krausz^; 

kiosi  becher,  lit.  kiaüszö  birnschale  (?); 

lasasso  lacbs,  lit.  läsziszas ; 

laysis  lacbs,  lit.  lüszis; 

moazo  muhme,  lit.  mösza  Schwägerin; 

reisis  nufs,  lit.  reszutas; 

bninse  plötze,  lit.  brünszis; 

pasne  Stiefel,  lit.  püsznis; 

wisnaytos  kirschen,  lit.  v^szna; 

aswinan  pferdemilch,  lit.  &szva  stute ; 

pleske  sielengeschirr,  lit.  pleszk6' ; 

ploaste  bettlaken,  lit.  plösztö; 

esketres  stör,  lit.  erszk^'tras; 
mit  contractiou: 

prastian  ferkel  fUr  prasistian,  lit.  pärszas; 
werstian  kalb  fOr  wersistian,  lit.  v^rszis. 
108.  Das  schriftzeichen  s  tritt  nun  bei  Holtzwäscher 
coDsequent  anch  fbr  lit.  ±  aaf.  Da  wir  sahen,  dafs  er 
hartes  und  weiches  s  nicht  scheidet,  so  dfirfen  wir  hier 
sicher  annehmen,  dafs  dies  dem  lit.  i  entsprechende  s  das 
weiche  und  demnach  mit  z  zu  schreiben  sei.  Die  ein« 
scbläglichen  formen  sind  folgende: 

saligan  grfin,  lit.  ^lias; 

same  erde,  lit.  ±imh\ 

sansy  gans,  lit.  ^^sls; 

sari  glnt,  lit.  2arija  glflhende  kohle; 

semo  winter,  lit.  iSmä; 

sixdo  sand,  lit.  i^g^dras  kies; 

sirgis  Wallach,  lit.  Jirgas  rofs; 

smoy  mann,  lit.  zmA; 

soalis  kräuticht,  lit.  iolö'  kraut; 


452  Pauli 

asy  rain,  lit.  ez^' ; 

assaran  landsee,  lit.  iteras; 

ausonis  eiche,  lit.  aui&las; 

gegose  kukuk,  lit.  gega±ä'; 

moasis  gerate,  lit.  meiei; 

seese  amsel,  lit.  szS^e  (doch  auch  sz^sze); 

wessis  spazierschlitteD,  lit.  va£is; 

wosee  ziege,  lit.  o^^s  bock; 

wosux  Ziegenbock,  lit.  oiiükas; 

gelso  eisen,  lit.  geleiis,  gelils; 

berse  birke,  lit.  börias; 

ratinsis  kette,  lit.  ret^iia; 

bliisne  milz,  lit.  blutn6. 
10!).  Das  ergebnifs  ist  demnach  dieses:  das  pomesa- 
uische  hat,  abgesehen  von  vereinzeltem  sch^  nur  zwei  Zisch- 
laute, 8  und  z,  ersteren  gleich  lit.  s  und  sz,  letzteren  gleich 
lit.  z  und  ±,  Hierdurch  scheidet  es  sich  bedeutend  vom 
litauischen  und  stellt  sich  entschieden  auf  seite  des  letti- 
schen, so  wie  auch  des  slawischen,  dessen  s  gleichfalls  ss 
lit.  s  und  sz,  so  wie  z  =  lit.  z  und  i  (cf.  die  laattabelle 
Schleicher  comp.'  340).  Beide  laute,  s  und  z,  werden  im 
folgenden  auch  durch  diese  buchstaben  bezeichnet  werden. 
110.  Dem  entsprechend  dürfen  wir  nun  für  die  grup- 
pen,  guttural  +  zischlaut,  deren  das  litauische  vier  bietet, 
pomesanisch  nur  zwei  erwarten,  nämlich  ks  für  lit.  ks  und 
ksz,  sowie  gz  ftkr  lit.  gz  und  g±.  HoltzwAscher  scheidet 
in  seiner  Orthographie  natürlich  ks  so  wenig  von  gz,  wif* 
s  von  z,  sondern  schreibt  durchweg  x,  bisweilen  ks.  Die 
verwandten  sprachen  bieten  aber  auch  hier  das  mittel  der 
Scheidung.     Es  ist  demnach  ks  zu  schreiben  in: 

inxcze  niere,  lit.  inkstas; 
saxsto  baumstumpf,  lit.  szeksztas; 
dagegen  gz  in: 

krixtieno  erdschwalbe,  lit.  kregakd^'  schwalbe; 
sixto  Saud,  lit.  ^  g^dras. 
In  diesen  letzten  beiden  formen  hat  die  nnempfindlicbkeit 
Holtzwäschers  gegen  fortis  und  lenis  sich  auf  das  folgende 


preufsische  Studien.  453 

(1  übertragen,  welches  er  hier  als  t  schreibt  (cf.  oben  auch 
siduko  89  und  treste  105). 

111.  Im  litauischen  wechseln  die  x-laute  häufig  mit 
den  blofseu  Zischlauten  und  die  gutturalen  sehwinden.  So 
steht  neben  plöksztas  eine  band  voll  die  form  plösztas, 
neben  ±egtdTAS  sand  zö'^dras,  neben  ä?aig2de  stern  ivai^d^. 
So  hat  nun  das  pomesanische  mehrfach  x-laute  neben  lit. 
s-lauten.     Der  fall  zeigt  sich  in: 

klexto  kehrwisoh,  lit.  klastykl^  besen; 

au*klextes  oberkehricht,  lit.  nü-klastos; 

kexti  zopf  haar,  lit.  kasä  zopf ; 

plinxne  plfttze  (gebäck),  lit.  plyskas  fladen ; 
wo  ks,  und  in: 

laxde  haselstrauch,  lit.  lazdä,- 
wo  gz  zu  schreiben  ist,  wie  auch  die  lettische  form  lagsda 
neben  lasda  sich  findet. 

112.  Der  Wechsel  zwischen  x  und  s  ist  aber  auch 
dem  pomesanischen  nicht  fremd.  Es  steht  im  vocabular 
lanxto  fenster  neben  perst-lanstan  fensterlade.  Jedenfalls 
beweist  das,  dafs  auch  im  pomesanischen  der  guttural  von 
dem  Zischlaut  Qbertönt  wird  und  demnach  auch  wohl  schwin- 
den kann.  Es  darf  daher  auch  nicht  befremden,  wenn 
sich  pom.  s  neben  lit.  x  findet,  wie  in : 

ausis  gold,  lit.  auksas; 
instixs  daumen,  lit.  n^ksztis; 
riste  ruthe,  lit.  rykszti^, 
wo  überall  scharfes  s  vorliegt. 

113.  Bisweilen  auch  haben  das  pomesanische  und  li- 
tauische den  gutturalen  beide  getilgt,  und  nur  das  letti- 
sche weist  ihn  nach;  so  in: 

pirsten  finger,  lit.  pirsztas,  lett.  pirksts; 

plasmeno  fiifsrist,    lit.  plasztaka   handfläche,    lett. 

pleksne  rist, 
wo  das  s  gleichfalls  als  scharf,  und  in: 

listis  lager,  lit.  lizdas  nest,  lett.  ligsda, 
wo  es  als  weich  erwiesen  wird. 

114.  Bei  letzterem  worte  sei  es  mir  verstattet,  einen 


454  Panli 

etymologischen  gewinn  zu  constatiren.  Durch  die  lettiBche 
form  wird  die  gewöhnliche  etymologie  von  lit.  lizdas,  die 
es,  mit  angeblichem  Wechsel  von  1  und  n,  zu  deutschem 
nSst  und  seinen  verwandten  stellt,  als  unhaltbar  darge* 
than;  das  wort  gehört  vielmehr  zu  griech.  i^iz^g^  ^^^  lecttca, 
got.  ligan. 

115.    In : 

lanxto  fenster,  lit.  l&ngas; 

snoxtis  rotz,  lit.  snargl^s; 

soanxti  funke,  lit.  tvkke  kerze 
kann  erst  durch  Untersuchung  der  suf&xe  festgestellt  wer- 
den, ob  ks  oder  gz  vorliege,  dagegen  ist  in: 

plauxdine  federbett,  lit.  plauzdinö  bett 
wohl  ks  zu  sehreiben,  denn  lit.  piünksna  feder  hat  diesen 
laut,  und  da  das  litauische  auch  sonst  (cf.  Kuraohat  lit 
wb.  I,  XVIII  Ober  m^sdinu)  harte  zischlaute  vor  d  duldet, 
so  darf  man  das  auch  wohl  f&r  das  pomesanische  voraus- 
setzen, obwohl  das  lit.  pl4uzdine  erweichende  assimilatioo 
zeigt.  In  lauksnos  gestirne  ist  das  harte  ks  nicht  zwei- 
felhaft. 

115.  In  wenigen  formen  findet  sich  bei  Holtzwäscher 
ein  cz.  Im  deutschen  theile  bezeichnet  er  damit  unser 
jetziges  z,  geminirt  czcz  ==  tz,  einmal  auch  unser  sz  nach 
liquida  in  hircz  hirsch.  Ebenso  gebraucht  er  es  io  pome- 
sanischen  Wörtern.  Wenn  wir  absehen  von  czilix  zeisig, 
welches  mir  neben  lit.  ±flt  meise  dunkel  bleibt,  so  be- 
zeichnet cz  einfach  scharfes  s  nach  der  liquida  in: 

culczi  hüfte,  lit.  külszis; 
unser  z  dagegen  ist  es  in:  karczeroo  krug  und  stukamec- 
czeris'  Stechmesser,  beide  entlehnt,  ersteres  dem  poln.  kar- 
czma,  letzteres  dem  deutschen.  Auf  den  ersten  blick  kann 
es  befremden,  dafs  ich  neben  poln.  karczma,  lit.  karczamä, 
wo  cz  beidemal  =  tsch,  für  pom.  karczemo  es  gleich  ts 
setze.  Allein  das  verhältnifs  ist  kein  anderes,  als  wenn 
pom.  sirsilis  neben  lit.  szirszlys  steht,  denn  pom.  ts  :  lit. 
tsch  SS  pom.  s  :  lit.  seh.  Aufserdem  schreibt  Holtzwisoher 
auch  im  deutschen  kretzem,  wo  über  den  laut  gar  kein 
zweifei  sein  kann. 


preufsische  Studien.  455 

llß.  Der  gewichtigste  grand  aber  für  pom.  cz  ass  ts 
liegt  darin,  daCs  die  lautgruppen  tö  und  d±  (lit,  cz,  di) 
sich  Oberhaupt  im  pomesanischen  nicht  finden.  Sie  ent- 
stehen im  litauischen  ja  meist  aus  ti,  resp.  di.  Hier  aber 
tritt  wieder  das  pomesanische  völlig  auf  Seite  des  ^ernai- 
tischen,  welches  bekanntlich  das  ti,  di  rein  bewahrt.  Glück- 
licherweise bietet  uns  das  Tocabular  je  ein  beispiel  f&r 
jeden  fall;  denn 

plauti  lunge,  lit.  plaüczei; 

medione  jagd,  lit.  med:&önd 
beweisen  uuumstöfslich  den  äemaitischen  character  des  po- 
mesanischen in  dieser  beziehung. 

117.  Nicht  so  rein  bewahrt  es  sich  in  bezug  auf  jene, 
wenn  ich  so  sagen  soll,  spontane  Wandlung  des  d  in  zd 
und  weiter  in  z  (Schleicher  comp.*  322).  Zwar  hat  es 
reinea  d  in: 

bordus  hart,  lit.  barzdä; 
daneben  aber  findet  sich  auch  gerade  umgekehrt  s,    d.  i. 
hier  z,  neben  lit.  d  in: 

glosano  blindschleiche,  lit.  glodenä. 

118.  Wenden  wir  uns  nun  zu  den  halbvocalen 
(liquiden),  so  zeigt  sich  uns  hier  zuerst  ein  gewisses 
schwanken  in  der  Stellung  derselben  oder  es  finden  sich, 
nach  gewöhnlicher  ausdrucksweise,  mehrfache  metathesen. 
So  bietet  das  vocabular  die  schon  von  Nesselmanii  p.  7 
hervorgehobenen  formen: 

g  awo     op  >  J  ij^  ^]^^  j^^  £. 

pec-galwis  genick, ) 

kragis  beer,  )  i«^    i.^  •      i_  • 

.   ^        1       i.  i_  A  I  "t.  kanas  kneg; 
karyago  heerfahrt, )  ° 

prastian  ferkel,  lit.  p&rszas  schwein; 

grabis  berg,  sonst  -garbs  (in  Ortsnamen); 

nage-prietis  zeh,  j  ,.^     ^^^^ 

pirsten  finger,      )         ^ 
Da  auch  dem  Jitauischen  solche  metathesen  nicht  fremd 
sind,  wie  z.  b.  in  tramyna  termin,  so  mössen  wir  hier  im 
vocabular  wohl  wirklich  gleichberechtigte  nebenformen  an- 


456  Pauli 

erkennen,  die  mit  dem  halbvocal  vor  dem  vocal  hervor- 
gegangen ans  einer  slawisirenden  neigung,  wie  sie  mcii 
auch  in  der  Vermischung  des  s  mit  sz  und  des  z  mit  i 
zeigte. 

119.  Während  in: 

* 

werwirsis  lerche,  lit.  vevers^s 
die  rednplicationssilbe   im   pomesanischen   das   r    bewahrt 
hat,    vermifst  man  es  einige  male,    wo  es  im  litauischen 
steht.     So  schreibt  Holtz Wäscher: 

snoxtis  rotz,  lit.  snarglys; 

esketres  stör,  lit.  erszke'tras; 

geeyse  reiher,  lit.  gerszö; 

stxto  sand,  lit.  ^ö'g^dras; 

wobsdus  dachs,  lit.  obszrüs. 
Ich  glaube,  dafs  hier  Holtz  Wäscher  das  r  flberhftrt  hat, 
welches  vor  und  nach  den  Zischlauten  vielleicht  unvollkom- 
men gebildet  wurde.  Demnach  scheint  es  doch  besser  ge- 
schrieben zu  werden.  Man  könnte  geeyse  au)ßh  mit  Ht. 
gensz6  vergleichen  wollen.  Da  aber  sonst  im  vocabular 
gerade  n  vor  s  stets  bewahrt  ist  (96.),  so  erscheint  es  bes- 
ser, die  form  gersz^  zu  gründe  zu  legen.  Ffir  wobsdus 
neben  obszrüs  ist  wohl  als  grundform  des  soffixes  -drus 
anzusetzen,  so  dafs  das  litauische  das  d  verloren  hätte. 

120.  Zwischen  vocalen  scheint  das  pomesanische  r  den 
laut  des  r  gutturale  oder  uvulare  (Brücke  physiologie  der 
sprachlaute  49)  gehabt  zu  haben.  Ich  schliefse  dies  ans 
der  Schreibweise  Holtzwäschers,  der  in  folgenden  wörtem 
rg  oder  g  schreibt,  wo  die  verwandten  formen  r  haben: 

angurgis  aal,  lit.  ungurj^s; 

wargien  kupfer,  lit.  varias; 

assegis  barsch,  lit.  eszerj^s. 
Neben  wargien  steht  im  vocabular  selbst  warene  messing- 
kessel.  Doch  könnte  man  auch  das  g  zum  folgenden  i 
ziehn  und  gi  als  bezeichnung  des  mittellautes  zwischen  i 
und  J  ansehn,  der  oben  (91.)  schon  durch  g  (ig)  sich  be- 
zeichnet fand.     Zu  schreiben  ist  jedenfalls  blofses  r. 

121.  Auff&Uig  ist  auch  das  Ig  neben  lit.  1  in: 


prenrsische  Btndien.  467 

baignan  sattel,  lit.  bklnas; 

baigniniz  sattler,  lit.  balninlnkas. 
Ist  hier  im  litauischen  g  ausgefallen,  oder  bezeichnet  lg 
das  frfiher  auch  im  litauischen  vorkommende  t  (Eurschat 
lit.  wb.  I,  XV)?  Sollte  letzteres  der  fall  sein,  dann  möchte 
ich  in  dem  li  von: 

arelie  adler,  lit.  erälis 
das  palatale  1  =  l+j  (Schleicher  comp.*  305)  suchen, 
obwohl  man  arelie  auch  als  arelia  deuten  könnte  nach  der 
uncontrahirten  ia-declination,  wovon  später. 

122.  In: 

luriay  meer,  lit.  jüres; 

lagno  leber,  lett.  aknis 
könnte  prothetisches  1  vorliegen,    wie  in  lit.  lözüvis  neben 
pom.  insuwis,  sl.  j^zykü,   doch  möchte  ich  auch  die  mög- 
lichkeit  eines  Schreibfehlers  für  iuriay,  iagno  (cf.  iuse)  nicht 
ganz  von  der  band  weisen. 

123.  Auch  im  gebiete  des  consonantismus  fanden  wir 
also  mehrere  punkte,  die  nicht  blofs  falscher  auffassung  von 
Seiten  Holtzwäschers  zuzuschreiben  waren,  was  allerdings 
auch  oft  genug  vorkam,  sondern  die  wirklich  abweichende 
lautgestaltungen  des  pomesanischen  erwiesen.  Es  waren 
vornehmlich  folgende: 

1)  das  pomesanische  zeigt  sich  alterthümlicher  als  das 
litauische  in  der  bewahrung  des  n  vor  s  und  t; 

2)  neigung  zum  äemaitischen  läfst  sich  auch  bei  den 
consonanten  beachten:  ti  und  di  bleibt  bewahrt  und 
wird  nicht  in  cz,  d±  gewandelt; 

3)  der  verschlag  von  v  vor  dumpfen  vocalen  ist  slawi- 
sirend,  zeigte  sich  aber  auch  in  einzelnen  litauischen 
mundarten; 

4)  auch  die  metathesen  des  r  und  1  sind  slawischer  na- 
tur,  obgleich  dem  litauischen  nicht  völlig  fremd; 

5)  der  wichtigste  und  wesentlichste  unterschied  des  po- 
mesanischen vom  litauischen  beider  mundarten  ist  die 
behandlung  der  zischlaute,  indem  es  hier  s  fbr  s  und 

Mtrlge  X.  vgl.  tprachf.  VI.  4.  30 


458  Pauli,  prenTsUche  Stadien. 

8z,   z  f&r  z  und  ±  gemeinschafUioh  bat,    wodurch  es 
völlig  auf  Seite  des  lettischen  und  slawbchen  tritt. 

124.  Das  oben  aus  der  Betrachtung  der  vocale  gefun- 
dene accentgesetz,  wonach  das  pomesanische,  gleich  dem 
iemaitischen,  die  Wurzelsilbe  betont,  fand  durch  die  be- 
trachtung  der  consonanten,  vornehmlich  der  von  Holtz- 
Wäscher  geminirt  geschriebenen,  seine  volle  best&tigang; 
es  fand  aber  gleichzeitig  noch  eine  erweiterung  dahin,  dals 
diese  betonung  die  vocale  der  Stammsilbe  in  bestimmt 
nachweisbaren  fUlen  nicht  gedehnt  hat,  wodurch  wieder 
das  pomesanische  auf  seite  des  iemaitischen  tritt. 

125.  Als  schlufsresultat,  die  Stellung  des  pomesani- 
schen  zu  den  verwandten  sprachen  betreffend,  ergiebt  sich 
somit:  das  pomesanische  ist  dem  iemaitischen  in  manchen 
punkten  des  vocal-,  so  wie  des  consonantensystems,  na- 
mentlich auch  in  der  betonung,  näher  verwandt  als  dem 
hochlitauischen ;  es  überragt  aber  beide  mnndarten  in  man- 
chen punkten  an  alterthümlichkeit  und  nimmt  in  bezug  auf 
die  Zischlaute  eine  so  singulare,  dem  lettischen  und  slawi- 
schen zuneigende  Stellung  ein,  dafs  es  keinesfalls  als  bloise 
litauische  mundart  angesehen  werden  kann  (cf.  nämlich 
Schleicher  lit.  spr.  I,  2). 


Die  folgende  abhandlung  wird  sich  mit  der  wortbil- 
dungs-  und  flezionslehre  des  pomesanischen  beschäftigeD 
und,  wie  die  vorliegende,  die  unkritischen  Schreibungen 
Holtzwäschers  durch  gewinnen  allgemeiner  gesichtspunkte 
zu  normiren  und  zu  regeln  suchen.  Auch  sie  wird  sich, 
gleich  dieser,  zunächst  auf  das  von  Nesselmann  gebotene 
material,  d.  h.  die  nächstverwandten  sprachen,  beschränken. 
Was  dann  noch  als  rOckstand  in  der  retorte  geblieben  ist, 
wird  in  einer  dritten  einer  schärferen  etymologischen  be- 
handlung  unterworfen  werden,  woran  sich  zum  schluls  die 
Zusammenstellung  der  erschlossenen  formen  in  Schleicher- 
scher   Orthographie  schliefsen  soll.    Die  weitere  betrach- 


Stokes,  das  altirische  verbum.  45d 

tung  der  accentlehre,  namentlich  in  bezug  auf  die  Unter- 
scheidung   zwischen    gestofsenem    und  geschliffenem  tone, 
mufs  vor  der  hand  bis    zur  Vollendung   des  Wörterbuchs 
von  Kurschat  verspart  bleiben. 
Monden,  9.  october  1869.  Dr.  Carl  Pauli. 


Das  altirische  verbum. 

Seit  ich  meinen  aufsatz  in  den  beitr.  z.  vergL  sprachf. 
III,  47  geschrieben,  habe  ich  alle  verbalen  formen  in  dem 
Fölire  von  Oengus  und  in  den  zwei  bruchstücken  des 
Amra  Choluimchille,  die  in  dem  Lebar  na  huidre 
enthalten  sind,  gesammelt.  Desgleichen  habe  ich  die  seltne- 
ren formen  in  den  Goidilica,  in  dem  Tripartite  Life  of 
Patrick  (Egerton  93,  Mus.  Brit.  u.  Rawl.  505,  Mus.  Bodl.)«  io 
dem  Seirglige  Conculainn  (herausg.  von  O'Curry  in 
der  Atlantis,  aus  dem  Lebar  na  huidre),  dem Fis  Adamnain, 
dem  Sc^la  na  eserge  und  anderen  stücken  in  demselben  ms. 
pp.  15 — 42,  Cormac^s  Glossar,  Codex  B.,  O'Clery's  Glossar 
(Louvain  1643),  O'Davoren's  Glossar,  dem  Senchas  M&r, 
Dublin  1865  U.S.W,  gesammelt.  Neuerdings  habe  ich  noch 
den  vortheil  gehabt,  die  55  selten  über  das  irische  verbum  in 
dem  ersten  theile  von  EbeFs  trefflicher  ausgäbe  der  Gram- 
matica  celtica  lesen  zu  können;  und  nun  soll  meine  aufgäbe 
eine  doppelte  sein,  erstlich,  so  weit  es  mir  möglich,  die  for- 
men nachzutragen,  welche  weder  Zeufs  noch  Ebel  gefunden, 
und  zweitens  mit  geziemender  bescheidenheit  gewisse 
punkte  festzustellen,  über  welche  ich  mit  dem  letztgenann- 
ten gelehrten  nicht  einer  meinung  sein  kann.  Unser  streit 
wird,  so  hoffe  ich,  durch  Schleicher  ^ )  in  der  dritten  aus- 


')  Dieser  abschnitt  war  gescliriebeiii  bevor  ich  von  dem  schweren  Ter* 
lust  gehört  hatte,  den  die  vergl.  Sprachforschung  dnrch  Schleichen  tod  er* 
litten  hat.  Stadirende  des  celtischen  sind  dem  gelehrten  an  grofsem  danke 
verpflichtet,  der  das  altirische  zuerst  als  eine  der  acht  hanptaächlichaUn 
indogermanischen  sprachen  behandelte. 

30* 


460  Stokes 

gäbe  861968  Comp6Ddium8  entschieden  werden,  oder  dorch 
Loitner,  dem  ich  diesen  aufsatz  fireundachafUichBt  zaeigDe, 
oder  durch  Nigra,  ftr  dessen  vortreffliche  ausgäbe  der 
Turiner  glossen  ich  zeugnifs  ablegen  will,  oder  durch 
Ascoli,  von  dem  wir  einen  vollständigen  abdruck  der  alt- 
irischen glossen  zu  Mailand  erwarten  dürfen. 

§.  1.     Das  praesens  indicativ  activ. 

Zuerst  mufs  ich  meine  genugthuung  darüber  ausspre- 
chen, dafs,  wie  ich  finde,  Bbel  in  Übereinstimmung  mit 
mir  (beitrage  III,  47)  im  indicativ  drei  classen  anerkennt, 
die  a-,  die  ft-  und  die  ia-stämme,  welche  beziehentlich  mit 
der  dritten,  ersten  und  vierten  conjngation  des  lateinisdien 
zu  vergleichen  sind.  Wir  stimmen  ferner  darin  überdn, 
dafs  wir  eine  besondere  classe  in  gniu  „facio^,  -clu  „vi- 
deo^  und  ihren  zehn  oder  zwölf  compositen  nicht  aner^ 
kennen.  Aber  was  gniu  betriffi,  so  ist  es  nicht  wahr» 
scheinlich,  dafs  viele  Sprachforscher  Ebels  theorie')  an- 
nehmen werden,  es  sei  nur  eine  abart  der  ersten  oder 
ä-reihe,  die  mit  der  ia-reihe  in  der  vocalischen  declination 
zn  vergleichen  sei.  Dies  erklärt  die  länge  des  i  nicht. 
Mir  scheint,  daft,  wie  in  dem  ähnlich  flectirten  verbum 
-oia  (aus  *ceiu,  ^cesiö),  ein  wurzelhaftes  s  zwischen  vo- 
oalen  verloren  gegangen  ist '),  so  in  gniu  (aus  *gnein,  *ge- 
nesid)  wir  ein    denominativum  haben  vom  s- stamm  gn^ 


')  Ebel  selbst  scheint  dieser  theorie  nicht  ganz  gewiA  zn  sein,  denn 
Z. '  p.  428  —  488  behandelt  er  gnfa  als  zur  ersten  oder  X-reihe  gehörig: 
abor  pr  48S  beh«nd«U  er  das  praateiiiMim  dori0»i  tla  m  d«r  dritten  oder 
ia-reihe  gehörig;  und  in  den  berichtignngen  zu  Schleicher's  Comp.  2.  aufl. 
p.  856  ftthrt  er  gnfu  als  ein  beispiel  von  Lottners  8 -classe  (beitr.  11,  824) 
an,  deren  vorhandenaein  im  oeltisoben  nicht  fettgeateUt  isl. 

')  Dies  s  ist  erhalten  in  imCASti  (conpiderandna)  imCAIBoi«  (gl* 
specimen),  remCAISsiu  (Providentia),  fresCSiu  (spes),  nephft^esCAStn  (gl. 
insperata,  morte)  Ml.  66  d.  foirCSiu  »looking^n«,  I  SM.  288,  deiCSin  (visio), 
a  comCISnib  («Arom  inspections* ),  O'Davoren  40,  adCHESa  (Tiana  est): 
rdnic  fath  nad  adaig  acCEStar  .i.  aicither  („er  kam  zu  einem  land,  worin 
nacht  nicht  gesehen  wird*),  Amra  Chol,  (vielleicht  ein  s-fhtnmm),  eais  .i^ 
suil  «oculas**,  O'Cl.  61.  Wenn  wir  den  gewöhnlichen  waadel  von  p  su  c 
und  Verlust  von  anlautendem  s  annehmen,  so  würde  das  ir.  -cfn  ss  lat 
spero  aus  *speso  sein,   wie  gnfn  ss  genero  aus  *geneso  ist. 


du  altirisDhe  verbam. 


461 


s:  *genee  (skr.  ^aiias)  wie  latein.  genero  (aus  ^geneso), 
aiy{€a)i(a  etc.  Das  -iu  wflrde  so  ein  älteres  -eiu  aas 
-e(8)id  darstellen,  und  die  verba  gnio  und  -ciu  mOfsten 
zar  dritten  oder  ia-reihe  gerechnet  werden.  Die  paradig- 
men  der  dr^i  classen  im  praesens  indic.  act  würden  dann 
folgendennafsen  beschaffen  sein: 


caru  [„amo^] 
-oari  (-ai) 
-cara 
-caram 
-carith  (-id) 
-carat 


Alte  (oder  „subjoined^)  form. 

1)  il- stemm:  2)  ä- stemm: 

Sg.  1.  biru,  blur  [„fero^] 

2.  -bir 

3.  -beir,  -ber 
PL   1.  -beram 

2.  -berith  (-id) 

3.  -berat 

8)  ia-stemm: 

Sg.  1«  ailia  [„oro^)  gniu  [^facio^] 

2.  -aili  -gni 

3.  -aili  -gni 
PI.    1.  -&ilem  -gniam 

2.  -4ilith  (-id)  -gnüth  (-id) 

3.  -&ilet  -gniat 

Spätere  (oder  y^absolnte")  form: 


1)  S -stemm: 

Sg.  1.  berimm 

2.  beri 

3.  berith  (-id) 
rel.  beres 


2)  ä- stemm: 

carimm  (-aimm) 
cari  (-ai) 

carith  (-id,  -aid) 

caras 


PI.   1.  bermme,  beripmit      carmme,  carmmait 


carthi 
oarit  (-ait) 
carate 


2.  berthi 

3.  berit 
rel.  berte 

8)  te-stemm: 

Sg.  1.  &ilimm  gniimm 

2.  iili  gni 

3.  &ilith  (-id)  gnfith  (-id) 
rel.  &iles  gnis 


4G2  StokM 

« 

PL  1.  ailmme,  ulnmiit    gnimme,  gnimmit 

2.  äilti  gDitbi 

3«  üiit  gniit 

rel.  &ilte  gnite. 

Die  alte  oder  kürzere  form,  welche  ZeulB  „brevior, 
coDstructa  vel  negativa^  nannte,  nennt  Ebel  „forma  snb- 
)oncta^  und  sagt  „brevior  forma...  semper  est  sabjancta 
Tel  praepositionibas  vel  particalis  quibnsdam  ut  verbalibiis 
no,  ro,  negatiTis  ni,  n&(n&d,  n&cb),  interrogatiTae  in. 
Wahr  let  es,  dafs  in  den  ältesten  scbriften  nach  praepo* 
sitionen  oder  den  genannten  partikeln  im  plnral  und  in 
der  2.  and  3.  person  des  Singulars  die  kOrzere  form  immer 
gefunden  wird.  (Der  grund  ist  vermutblich,  im  falle  der 
Zusammensetzung  der  verba  mit  praepositionen,  dafs  die 
pronominalen  anf&gungen,  die  sich  in  der  späteren  form 
finden,  worte  von  einer  unbequemen  länge  ergeben  hätten, 
und  im  andern  falle,  wo  den  verbis  die  bezeichneten  Par- 
tikeln vorangeben,  dafs  man  der  emphatischen  bezeichnung 
der  person  meist  wenig  bedflrftig  war).  Aber  es  ist  ebenso 
wahr,  dafs  sich  die  kürzere  form. in  der  1.  pers.  sing,  fin* 
det,  ohne  dafs  sie  mit  irgend  einer  praeposition  zusammen- 
gesetzt, ohne  dafs  ihr  irgend  eine  partikel  vorgesetzt  wäre. 
So:  —  aco  .i.  nego,  unde  ac,  H.  3.  18.  p.  80,  col.  1. 
tiagu,  tiagu-ssa  (aa  areixta):  frisgart  oUdom  in  bre- 
them  birusa  for  firu  .  .  d^answered  O.  the  brehon.  „j,I 
adjudge  on  men  etc.^^)  Rawl.  505,  p.  252  col.  2.  bero 
(ms.  bera)^)  ord  n-aire  .i.  brethemnaighimsi  ordugbudb 
na  hesgaine  („I  adjudge  the  ordering  of  the  curse'') 
O^Dav.  49:  arco  fuin  dom  dia  (,|ich  erflehe  tod  von  mei- 
nem gott^)  Cormac:  arco  fuin  dom  rig  („ich  erflehe  tod 
von  meinem  ktaig^)  Lebar  na  buidre,  77:  ised  inso  rogab 
patricc  forsin  cailech  gaibiu  anfis  ibiu  anfis  frisia  üathib 

*)  O'Davoren  hat  bo  fiÜBchlich  ni  aera  (leg.  aeni)  aen  cacb  („ich  Ter- 
spotte  niemand")  47,  tisca  (leg.  tiscn)  bri  ban  finn  („ich  beginne  die  wort« 
von  chSnen  frauen*)  57.  So  vielleicht  (TCuny,  Longes  mac  nUismg  445 
n.  tong  atong  (leg.  tongu  tong?)  «ich  schwöre  einen  eid«:  cf.  tongn-ea  logi 
«ich  schwSre  einen  eid*  (woher  intf  dodfongad  „iaqni  id  jnrabat* 
Ml.  86b)  0*Don.  snpp.  s.  ▼.  tongaim. 


d«a  altiriaohe  yerbam.  468 

ibia  IHho  in  christo  ihn.  amen.  .i.  oiabeith  afis  oonnd 
oencofil  ibthar  inanmum  fsu  crist  (^dies  ist,  was  P.  wie- 
derholte Aber  dem  (vergifteten)  kelche:  ,,Ich  nehme  in 
Unwissenheit,  ich  werde  trinken  in  Unwissenheit,  was  davon 
komm^i  (?)  wird^  *).  Ich  werde  trinken  weine  *)  in  Christo 
etc.  i.  e.  „ob  die  kenntnifs  davon  uns  beiwohne  (oder)  ob 
nicht,  es  soll  getrunken  werden  in  Jesu  Christi  namen^)Trip. 
Life  of  Patrick,  B.  163.b»  guidiu  itge  doib  («Ich  bete 
ein  gebet  an  sie^),  Fölire  Oenguso,  prol.  17.  guidiu  itche 
naile  („Ich  bete  ein  anderes  gebet *<),  ibid.  epil.  413: 
ailiu  dnil(e)am  duilib  dligthechuib  („Ich  flehe  den 
berm  an  mit  schuldigen  erklämngen^)  O'Dav.  75:  ailiu 
dia  dirged  mo  set  („ich  flehe  gott  an:  lafs  ihn  meinen 
pfad  lenken^),  1  Senchas  M&r  10:  aile  (Mao  F.  ailiu) 
laith  .i.  gnidhimsi  in  laith  („ich  frage  nach  dem  bier^ 
O^Dav.  104,  meild:  biuu-sa  oo  irb&ig  darfarcennsi 
(gl*  glorior  de  vobis)  Z.  419.  Es  scheint  also  nach  dem 
irischen  selbst,  dafs  in  den  S-verben  und  in  den  abge- 
leiteten verben  auf  ft  und  ia  (aus  aia)  diese  form  auf 
-u  die  Uteste  ist;  und  dieser  schlufs  wird  durch  die  ana- 
logie  des  griechischen  und  des  althochdeutschen  (Schlei- 
cher Comp.  665.  666)  unterstfitst. 

Die  durch  die  1.  sing,  verursachte  infection  (asmbiur  £rit 
„quod  dico  tibi^  Z.*  182,   ni  ta  chumme-se  friusom  „non 

*  )  Uathib:  et.  uadaib  („ab  eo*)  1  S^nchaa  Mir  94:  corotoirci  aan  dib 
naidib  (^so  daA  eine  von  ihnen  scbwanger  wurde  dnrch  ihn''),  Book  of 
Ballimote  citirt  von  O'Cnrry,  Children  of  Toireann  p.  986.  Sieh«  ferner 
Beitr.  V,  882  und  vergleiche  das  dem  verbnm  bad  enfflgirte  ib  in  dem  fol- 
genden anszng  aus  dem  Amra  Gholuimchille:  coich  boi  coich  Wa  beo 
badib  anuadair  ariatbaib  irdocht  irthnaith  (»wer  ist  gewesen,  wer  wird  sein 
am  leben,  der  wlbre  mehr  als  er,  bad-ib,  bewundemngswerth  in  den  lin- 
dem, welche  er  lehrte  im  nordwesten?*).  Der  commentator  erkllrt  hier 
badib  amradair  dnrch  bad  chomuasal  fris  («wer  wäre  gleich  edal 
wie  er"),  aber  amradair  ist  offenbar  ein  comparativ  auf -tara,  -rt^oc 
(pos.  amre  „  bewundemngswttrdig "  Z.  864).  Diese  comparative  regierten 
den  accnsativ:  cf.  it  luathidir  gaith  n-erraig  (.sie  sind  schneller  als  ein 
frfihlingBwind* )  Seirg.  Conc.  binnithir  ilcheölu  indomain  („sttTser  als  die  vie- 
len melodien  der  weit")  Fis  Adamnün.  So  zuweilen  die  n- comparativ«: 
tromitan  oach  n-osnaid  (j^sehwerer  als  jeglicher  teniker*)  Lebar  na  hnidre 
p.  S9.  b. 

*)  Eine  reine  vermuthnng.  Za  vergl.  vielleicht  goth.  leithus  «wein, 
eider*,  lit  fyths  , regen*. 


464  StokM 

8iim  aequalis  eis^  Z.610.  nida  chomsech  mu  söire  ,,icli  habe 
keine  gewalt,  non  sum  potens,  Aber  meine  freiheit%  Trip. 
Life  £g.  17.  b.  2),  die  2.  ph  (dioiprid  cbacb  „fraudatia  quem* 
Tis*^  Z.  856)  und  die  3.  pl.  (conoBciget  chenel  i^oommutaDt 
genus^  Z.  856.  fodalet  chenöl  „distinguunt  genus**,  ni  fodlat 
cben^l  ^non  d.  g.^  Z.'  182:  nad  toirndet  fholad  „non  de- 
finiunt  sensum^.  toglüaset  chombairt  „movenl  foetum^  Bern. 
31b.  ataat  ch^tnaidi  „sunt  priores <«  Z.'  182:  it  chethir 
cbet  ,,8unt  400^)  zeigen^  dals  die  eben  mit  beispielen  be- 
legten personen  jede  auf  einen  vokal  geendet  haben  mOa* 
een  ^  )• 

Auf  der  andern  seite  weist  das  fehlen  der  infection 
in  der  2.  ps.  sg.  (annon  geiss  eich  ,,cum  obseoraa  qaemvis) 
und  in  der  1.  pers.  pl.  (ni  taibrem  seirc  „non  damus  amo- 
rem^,  focertam  fial  „ponimus  Telum^,  dogniam  cechtarde 
„facimus  utrumque^)  deutlich  auf  eine  alte  consonantische 
endung  hin,  welche,  me  im  lateinischen,  s  gewesen  am 
mufs,  da  sich  in  höre  doninfedam  etargne  (quia  inspiramos 
oognitionem)  ein  transportirtes  n  nicht  findet.  So  zeigt 
das  fehlen  von  infection^)  in  der  3.  sing,  (ni  ib  finn  ,,noD 
bibit  vinum^,  fodera  fäilti  „efficit  gaudium'',  brata  9&i  ^he 
takes  a  treasure^,  O'Dav.  59,  dogni  colnidi  »facit  oama- 
les^,  immefolngi  sonartai  «quod  effioit  firmitatem^,  is  foUas 
^est  clarum^,  is  cenn  ^est  caput^,  nita  cumaoo  9,non  est 
potentia^),  dafs  diese  person  auch  auf  einen  consonanteo 
endete,  welcher  natürlich  t  war  und  in  dem  deponentialen 
und  passivischen  -thar,  -thir  ^ )  erhalten  ist. 

Demnach  dürfen  wir  mit  einiger  Zuversicht  das  alt» 
oeltische  praesens  ind.  act.  so  herstellen: 

^)  Auch  im  lateinischen  haben  wir  tremonti. 

*)  Aoagenommen  offenbar  bei  dem  defectiven  verbnm  fil:  nffil  ehma- 
tabairt  (non  est  dubinm)|  ni  fail  cbumscngud  (non  eit  commutatio).  Aber 
hier  haben  wir  wahrscheinlich  eine  praeterito-praesentische  form,  wie  fitir 
(fld  +  dir),  griech.  olda  etc.,  wo  die  3.  sing,  auf  einen  vokal  «v^ng. 

* )  Eine  spur  dieses  Bchliefsenden  t  findet  sich  aaah  in  formen  wie  fri- 
stinfet  (exsnfSat,  fris-tin-feth-t:  cf.  tinfedam  «inspiramos*),  fordin- 
det  (dennneiat,  for-do-in-ded-t,  cf.  aisn-dedat  ffi,  consemnt  verba 
i.  e.  narrant,  Z.  998).  Eine  andere  spar  von  diesem  t  findet  sidi  in  den  i^ 
lativen  formen  caras  s=  car&tja,  a.  weiter  nnten,  und  in  den  rerbalen  for- 
men mit  suiBgirten  pronomcn. 


das  altiriiehe  verbnm.  4M 

1)  a-8tftmme:  8g.  ber6,  beris,  berit     Plar.  beramas,  be- 
riti,  beranti. 

2)  &«8tAmme:  8g.  carö  (aus  caräo),  oaräie,  car&t.     Plur. 
car&ma8,  car&ti,  car&nti. 

3)  ia-at&nme:  8g.  ali6,  ftliis,  äUt  (äliit).  PI.  Miamaa,  iliti 
(aliiti),  &lianti. 

Die  Iftugere  spätere  oder  „absolute^  form  bietet  viel  grö« 
fsere  Schwierigkeiten.  Denn  da  diese  (wenigstens  im  plural 
und  der  2.  und  3.  sg.)  das  product  von  rein  neuceltisohen 
anftkgungen  von  pronomina  oder  trfimmern  von  solchen,  sind 
wir  hier  fast  gänzlich  des  gewöhnlich  aus  der  vergleichung 
der  verwandten  sprachen  flieTsenden  lichtes  beraubt  Diese 
pronominalen  demente  scheinen  folgende  zu  sein: 

Sg.  -mmi       1 .  PI.  -mts,  -m£s 
-i  2.       -!s  (-ju8?J 

-is  3.      -1  (-ii) 

rel.  -e  =  ja  -e  «a  ja. 

Aehnliche  formen  finden  sich  im  plural  und  der  3.  sg. 
des  b-fnturums.  Doch  vor  der  betracbtung  dieser  agglu- 
tinationen  ist  zu  bemerken,  dafs  die  drei  klassen  in  der 
späteren  form  sich  so  unterscheiden  lassen:  erstens,  der 
Wurzel  vokal  in  stammen  auf  ia  ist  umgelautet;  nicht  so  in 
Stämmen  auf  ä  und  ä:  zweitens,  die  3.  sing.  rel.  in  den 
ft-8tftmmen  endet  immer  auf  «as,  in  den  la- stammen 
auf  es. 

Was  die  erste  person  auf  imm  betrifil,  so  habe  ich 
zu  dem,  was  in  den  beitr.  III,  49.  50  zu  lesen  ist,  nichts 
hinznzufflgen  aufser  dais  Schleicher  §.  269  meint,  dafs  hier 
die  abgeleiteten  verben  (wie  die  lesbisch -äolischen  formen 
yiXa'fjii,  q>ikfj'/u,  doxi/jiüi'fjii)  der  analogie  des  verbum  sub- 
stantivum  amm,  griech.  ei^/,  aus  AS-mi,  gefolgt  sind.  Aber 
warum  haben  wir  dann  berimm,  oarimm  und  nicht 
beramm,  caramm?  Ich  halte  immer  noch  an  meiner 
meinung  fest,  dafs  wir  hier  eine  vergleichsweise  späte  neu- 
celtische  agglutination  haben,  ähnlich  dem  pronominalen 
mm  in  limm,  lemm  „apud  me^  etc.,  die  nach  falscher  ana- 
logie die  organische  infection  des  m  der  1.  pers.  plur.  bin- 


4S6  Stoket 

derte.  So  haben  wir  in  welsch,  bom  »fhi^  und  dem  redn- 
plicirten  praeteritum  kiglef,  kiglif  (andivi)  Z.  559  ö- 
oherlich  junge  agglutinationen« 

Die  3.  sing,  auf  -th,  »d  verursacht  keine  infection 
(e.  g.  sluindith  folad  „significat  sensuni^,  iechtid  cosmailius 
^habet  similitudinem^).  Ich  fasse  die  erhaltang  des  dentals 
hier  und  in  dem  a-coniunctiv  so  auf,  dafs  sie  durch  das  i 
des  agglutinirten  pronominalstammes  I  im  nom.  sing,  masc, 
hervorgerufen  ist.  Berith,  carith,  iilith  wfirde  so 
sein  SS  berit  +  is,  car&t+is,  ältt-f-is  und  das  oasua* 
zeichen  s  verhindert  die  infection.  Eine  ähnliche  a^Iuti- 
nation  mag  stattgefunden  haben  in  den  altwelschm  formen 
crihot  (leg.  cridot  und  cf.  crit  „tremor^?)  gl.  vibrat  Z. 
1096,  istlinnit  .i.  loquitur  Juv.  4  =s  ir.  sluindith,  und  bit 
(assit)  ib.  32. 

Die  relativen  formen  in  der  3.  person  (sing,  -s,  plnr. 
-e,  -a)  sind  von  Siegfrield  (beitr.  III,  63)  als  durch  pro* 
nominale  agglutination  hervorgebracht  erklärt  worden.  Was 
ist  nun  dieses  fQr  ein  pronomen?  Wir  mflssen  bedenken, 
erstens,  dafs  beide  formen  aspiriren  und  deshalb  jede  firü« 
her  auf  einen  vokal  geendigt  haben  mufs,  zweitens  daA 
das  fragliche  pronomen  im  singnlar  nicht  nur  das  gewAhn- 
liche  -s,  sondern  auch  das  -e  von  vier  formen  (boie, 
leg.  böi-e  „was  war^,  fil-e  „was  ist%  tät-e  „was  geht% 
giul-ffi  gl.  herenti)  erklären  mufs,  drittens,  dafs  im  plural 
wir  das  e  wo  möglich  als  den  plural  des  pronomens  erklä- 
ren mflssen,  welches  s  im  singnlar  hervorbrachte,  und  vier- 
tens, dafs  das  so  angef&gte  pronomen  im  nominativ  nnd 
accusativ  dasselbe  sein  mufs  '")* 

'  * }  Beispiele  von  relativen  formen,  die  sich  aof  ein  object  beziehen,  sind 
sg.  tnicci  an-gaibe-s  in  salm  (intellegit  qnod  continet  psalmns).  iabed  6a 
iaige-8  iom  (hoc  est  qnod  dicit).  iased  aaige-s  tfiM  (est  hoc  qnod  diät 
infra).  nf  o  oin  innan  ilchial  techta-s  arroet  ainmnignd  (non  ab  nna  mal« 
tamm  significationom,  qnas  habet,  denominationem  accepit).  iscetna  n-etar- 
gn«  slninde-B  ipse  intan  as  foilsigthech  (est  prima  oognitio  qium  ägni- 
ficat  ipse,  cnm  est  demonstrativnm).  PI.  doberr  ainm  ndoib  din  gnim 
gnit-e  (datur  nomen  iis  ex  actu  qnem  agnnt).  candadat  innan  degnimse 
Bon  gnit-e  in  chadchoimnidi  (candor  benoftiotoram  homm  qnaa  ftdot 
cateehnmeni).  is  hinonn  intaUncht  slnindile  diblinaib  («t  aadam  ügoiA- 
catio  quam  continet  ntmmqne). 


das  altirisebe  verbum.  467 

Das  pronomen  ja  im  Deutram  genflgt  diesen  vier  an- 
forderuugen.  Ca  ras  zum  beispiel,  welches  bedeateC"  1)  „qui 
(qaae  vol  qupd)  amat^,  oder  2)  „quem  (quam  vel  quod) 
amat'^  steht,  wie  Nigra  XIX  vermuthet,  für  carftt+ja, 
gerade  wie  tris  „dritter^  f&r  tritja  steht.  Hier  verliert 
ja  SS  skr.  Dom.  acc.  ja-t,  zend.  jat,  das  altceltische  wie 
das  griechische  —  cf.  a  =  jat  —  durchweg  das  finale  t. 
In  derselben  weise  entsteht  b6i-e  „was  war^  aus  bab&va 
+  ja  (cf.  skr.  babhava).  Im  plural  steht  carate  f&r 
caranti+j&  (cf.  zend.  ja,  skr.  nom.  acc.  jäni).  Zu  dem 
gebrauche  eines  neutralen  pronomens,  um  relativität  f&r 
alle  geschlecbter  auszudrücken,  vergleiche  das  englische 
that. 

Der  vocal  in  dem  -mmi,  -mme  der  1.  ps.  pL  ist  mir 
dnnkel.  Vielleicht  haben  wir  hier  den  nom.  pl.  eines  i-stammes 
MI,,  wie  im  gotischen  veis  „wir^  nom.  plur.  eines  i-stam- 
mes VI  ist.  In  dem  verbum  substantivum  ammi  (sumus) 
bewirkt  er  keine  infection  (ammi  corp,  Wb.  5d.,  ammi  f&ilti 
Z.  678,  ammi  tochtiri  Z.  825)  und  folgt  ihm  einmal  ein 
transportirtes  n  (ammi  n-6ulig  „sumus  gnari*^),  doch  mag 
dies  einer  der  fälle  sein,  in  welchen  dieses  n  seine  grenzen 
überschritten  hat*^).  Das  sufBx  -mit,  -mait  (jetzt  -mid, 
-maoid)  ist  gleichfalls  dunkel.  Zu  den  von  Ebel  gegebe- 
nen beispielen  dieser  endungen  kann  ich  die  folgenden  zu- 
Agen:  abstamme:  guidme  (petimus)  Feiire  Epil.  243,  can- 
mae  (canimus)  ibid.  242,  tiagmait  (veniuius)  Comm.  zu 
Amra.  a-stämme:  carmaitne  (amamus),  Cogad  Gaedel  94, 
logmait  (dimittimus)  Lebar  Brecc  patemoster.  ia-stämme: 
ailmini  (oramus)  Feiire,  B.  Jan.  10,  tuirme  (adnumdramus), 
Feiire,  Sep.  17. 

Die  zweite  ps.  plur.  wird  von  Ebel  vermuthungsweise 
als  auf  -the  endigend  gegeben.  Aber  dies  ist  eine  con- 
juncUvische  endung.  Die  endung  im  indicativ  ist  -thi, 
im   mittel-  und  modernen  irischen  diphthongirt  oder  ver- 


' ' )  Eg  kommt  nicht  vor  in  ammi  oin^cborp  hi  er.  (tumns  unam  corpai 
in  Christo)  Z.  690.   ammi  irlaim  Z.  476,   ammi  dee  bnili  ib. 


468  Stokee 

'  läogert.  80  haben  wir  von  dem  ä*verbtiiD  riocu  ^*): 
riothai  a  lee  a  firu  eireno  saidiughadh  oous  ordiiglMidh 
cach  reobta  lend  (»ihr  bedflrft,  o  mAoner  tob  Iiiaod, 
eiDer  festsetsaog  und  anordnung  von  jegliobem  geeets 
dnrch  uns^)  1  Sencbas  M4r  14.  Und  von  dem  ft-Ter- 
bnm  iarraim  (quaero)  baben  wir  dob^rthar  daib  inni 
iarrtbai  (^das,  was  ihr  verlangt,  wird  euob  gewählt 
werden^)  note  zn  F^lire,  8ept.  9.  So  im  modernen  iri- 
schen moltaoi' (laudatis).  Das  ia-verbnm  blaisim  (go- 
Bio)  hat  blast!  in  seiner  2.  ps.  pl.:  dixit  patrioius  eis  noci>- 
ohumcaissi  imchaisin  crist  acht  mablasti  bas  arthüs  7 
acht  m&  airfemaid  corp  christ  7  aftiil  („ihr  könnt  Christas 
nicht  sehen,  wenn  ihr  nicht  den  tod  erst  kostet,  nnd  wenn 
ihr  nicht  empfanget  Christi  leib  und  sein  blnt^)  Trip.  Life, 
B.  173  b.  ^').  indtoin  atchithi*si  dan  isna  crannaib  („die 
Vögel,  die  ihr  seht  auf  den  bäumen^)  Leb.  na  huidre  (fortan 
durch  LU.  bezeichnet)  p.  25b.  So  in  modernem  iriaeh 
foillsigthl,  chithi. 

Der  umiaut  in  der  3.  plur.  ist  offenbar  einem  prono- 
men  (1?)  zuzuschreiben,  welches  angeftgt  «rorden  und  dann 
verloren  gegangen  ist,  nachdem  es  den  vorau%eheDden 
vocal  afficirt  hatte.  Eine  ähnliche  erscheinnng  findet  man 
in  den  3.  plur.  passivi  wie  desmirechtaigtir  (exemplificao- 
tnr),  dlegtair  (debentnr),  gaibtir  (canuntur)  etc,  welche 
aus  desmirechtaigter-i,  dlegtar^t  etc.  hervorgegangen  sind. 
Der  Umlaut  in  der  absoluten  form  der  3.  sg.  pass.  (e.g. 
berrthir  baitsidir  scribthir  abgitir  do  („er  hat  die  tonsor 
erhalten,  er  ist  getauft,  ein  aiphabet  ist  geschrieben  ftr 
ibn^)  Trip.  Life,  Eg.  12.  b.  2.  daingnigthir  gL  monitor, 
Ml.  49  r.)  wurde  vermuthlich  durch  eine  ähnliche  agglotina- 
tion  desselben  pronomens  im  sing,  verursacht,  wekhes  dann 
abfiel  wie  in  foir  (super  eum)  ss  for  +  i. 

Das  -ann,  -enn  derjenigen  form  der  3.  sing.,  welche 


I*)  Die  ihnUchkeit  mit  Uth.  refkia  »nStfaig  lein«  ist  cnflUig:   riccQ 
SS  ro-iccn  :  cf.  rohf  aless  (agebit)  Z.*  466. 

> "  )  So  im  Lib.  Armaeh.  IS,  a.  2 :   dixit  eil  lanetna  nki  OMirtMD 
neritis  non  potMtia  oidere  faciem  chmti  et  Diii  sacrificiiiB  Aocipietia. 


das  altirische  verbum.  460 

jetzt  anpersönlich  gebraucht  wird  als  das  sogenannte  ge- 
woboheitspraesens,  ist  von  beträcbtiicber  altertbflmlicfakeit. 
So  im  Seirgl.  Conc.  ni  cbarand  mo  meoma  müad  (,,meiD 
geist  liebt  den  Frohsinn  nicbt^)^^).  ni  chesend  nech  dib 
som  ibr  a  fochraic  fein  („keiner  von  ihnen  beklagt  sich 
Ober  seinen  eignen  lobn^)  LU.  36  a.  So  im  Fis  Ada- 
mn&in:  erchötigend  (nocet),  lenand(adha6ret),  fastand 
(detinet)^  töcband  (sablevat),  curend  (ponit),  foichlend 
(curat),  ni  fuill  end  cond  cnaima  („nothing  saves  an  aotive 
adult^)  1  SM.  102.  ni  fuilgend  nech  ein  araile  („no  one 
sustains  another^s  liability^)  ib.  262.  rethann  grian  (currit 
sol)  ib.  30.  cusin  f&t  fns  fuinenn  grian  („zu  dem  ....  wo 
die  sonne  untergeht^)  Bumann,  Laud  610.  fo.  10a.  insinn 
ait  hi  funend  grian  („an  dem  orte,  an  dem  die  sonne 
untergeht^)  Seirgl.  Conc.  in  lenand  do  sithlongaib  ib. 
cid  aran-erailend  isu  foirn  („wozu  ermahnt  uns  Jesus? ^) 
Leb.  brecc,  121b.  in  trath  nach  dearbhann  int  agarthöir 
a  agra  fuaslaicter  inti  forambi  agra  („wenn  der  klftger 
seine  klage  nicht  beweist,  so  ist  der,  gegen  welchen  die 
klage  gerichtet  ist,  frei^)  H.  3.  17  citirt  O^Don.  Supp.  s.  v. 
agartböir:  yergl.  das  unten  citirte  beispiel  dosluinend 
aus  dem  Amra  Choluimchille,  einem  der  ältesten  un* 
ter  den  vorhandenen  irischen  Schriftstücken.  Einen  parti- 
cipialen  Ursprung  für  diese  formen  anzunehmen  werde  ich 
weiter  unten  in  verschlag  bringen. 

2.     Praesens  indicativi   (deponentia). 

Alte  formen: 

S- Stämme:  i- stamme: 

Sg.  1.  sechur  molur  (-or) 

2.  sechther  molter 

3.  sechethar  (-edar)  molathar  (-adar) 
PL  1.  sechemmar  molammar 

2.  sechid  molid 

3.  sechetar  molatar 


>«)  O'Cnny,  ohne  jedwede  gewähr  (so  viel  Ich  sehen  kann),  Überträgt 
mtiad  dtireh  ^jealoasy*;  doch  vergl.  den  snsammenhang  und  die  skr.  ws. 
aiad»  Basd.  maodhatta,  germ.  mn-n-ter. 


4tÖ  Stoke« 

ia-8tlf>mme: 

Sg.  1.  midiur  oairigur 

2.  mitter  cairigther 

3.  mideihar  (-edar)  cairigetbar  (-edar) 
PI.  1.  midemaiar  (-mer)  cairigmar  (-mer) 

2.  midid  cairigid 

3.  midetar  cairigetar. 

Absolate  formen: 

Sg.  3.  seohitbir  (-idir)         molithir  (-idir) 
PL  3.  sechitir  molitir 

ia- Stämme: 

Sg.  3.  midithir  (-idir)  cairigitbir  (-idir) 

PI.  3,  miditir  •  cairigitir. 

Das  paradigma  der  ä- stamme  ist  zum  gröfsten  tbeil 
nur  erschlossen.  In  der  ersten  sing,  enden  die  ia-stäraine 
entweder  auf  -iur  oder  zeigen  umlant  des  wnrzelvocals. 

Zu  den  von  Zeufs  und  Ebel  gegebenen  beispielen  mö- 
gen folgende  zugefügt  werden: 

Sg.  1.  ä- Stämme:  agur  &gur  iar  eöin  cbein  bitb  ip^iii 
pbein  (»icb  fbrehte,  icb  fürcbte,  nacb  einer  langen,  langen 
zeit  in  pein,  pein  zu  sein^)  Lü.  6b.  adagnr  tusa  (»ich 
fbrchte  dich^)  Battle  of  Moira  210.  fritotsamlor  (te  comparo) 
gedieht  citirt  von  O^Curry  Lect.  476.  ia-classe:  tochuirinr 
(„ascisco^)  Patr.  h.  B.  dochuiriur  Z.  844.  tomlinr  (edo) 
Trip.  Life,  fordomdiur  (fortomidiur  B.)  ^adjudico^  Cormac, 
fir.  fosisiur  (declaro)  1  Senchas  mar  10,  woher  trisinniris 
fosissetar  imbathis  (per  fidem  quam  con6tentur  in  baptismo) 
Tur.  2.  a.  coro-acilliur  6cu  („tfaat  I  may  address  Cham- 
pions^) Book  of  Leinster,  citirt  O'Curry  Lect.  637. 

Sg.  2.  ia-stämme:  a  ri  rimther  flaithe  (o  köntg,  der 
du  fürsten  zählest« )  F^l.  prol.  286.  cid  ara  todlai(g)ther 
(gl.  quare  postolas)  Ml.  32  a.  Diese  endung  -ther  ist  noch 
zu  erklären. 

Sg.  3.  ä-stämme?  genither  (nascitur)  Corm.  buanand, 
geinithir,  Corm.  B.  trog  ein:  und  vielleicht  arsisedar  (per- 


das  altiriflche  verbattt.  471 

sifiiit)  Corm«  B.  aurso,  cuisnit:  ä-stilznine:  dond  ^iur 
adrodar  idlu  (viro  qui  adorat  idola)  Z.  1066:  ia-stämme: 
maiDither'^)  .i.  timcbella  („circuit^)  Cormac  B.  ebron: 
doepethar  (mordet,  taipe^conoisio^  Z.  1067)  Corm.  B. 
geleatar:  docuirethar  (apponit)  Corm.  B.  ferb:  docuire* 
dar,  galuigedar  (fervet)  Corm.  B.  coire  brecain.  mo- 
thaigedar  (gl.  stupentia)  Ml.  26b.  am.  nerladaigedar  (gl. 
tanquam  obseqaitur)  Ml.  64 d,  aber  erladaigidir  (gl.  obse- 
quitur)  ib. 

PL  1.  ä- Stämme:  nosmolamar  (»wir  preisen  sie'')  F^l. 
Jan.  17.  atagamar  tra  for  loeg  in  fer  dimbert  a  ferci 
fomd  (we  beseech,  says  L.,  tbe  man  to  ply  bis  rage  on 
us)  SeirgL  Conc.  ia-stftmme:  admuinemmair  (adimus?) 
Nlnine,  cf.  muinither  oben.  Ranic  tir  domoise  mune- 
mar  .i.  ranic  intir  itoimnemni  moisi  dobith  („er  kam 
zu  dem  lande,  in  welchem  wir  glauben  dafs  Moses  isf*) 
Amra  Chol.  LU.  9 b.  miad  mar  munemar  mann,  ibid.  fo*b- 
sisimarni  (,}Wir  erklären  euch'')  Leb.  buideLecain,  col.  647. 

PL  3.  ä- Stämme:  ranic  maige  mos  nadgenetar  ciuil 
(„er  kam  zu  gefilden,  in  denen  melodieen  nicht  geboren 
werden",  „sed  sunt  semper  in  se"  fägt  der  scholiast  hinzu) 
Amra  ChoLLU.  9b,  moderne  form:  is  d&  lelap  geinitir 
and  („es  sind  zwei  kinder,  die  da  geboren  sind")  Corm.  B. 
emain.  ia*stämme:  lobraigetar  (gl.  egrescentium)  Ml.  61  r. 

3.     Der  a-coniunctiv. 

Alte  (oder  „eabjoined*)  form:         Spätere  (oder  „«bsolate*)  form: 

Sg.  1.  -ber,  -bar  bera,  beram 

2.  -berae,  «bera  berae 

3.  -bera  beraid,  rel.  beras 


**)  Mit  diesem  verbum  mochte  ich  verbinden  das  bret.  monet  wirB% 
com.  mones,  w.  rayned,  lat.  miuere  in  e-minere,  pro-minere.  Des  ir. 
mulnter  „familia''  mag  aach  dasu  gehören:  cf.  griech.  a/iq}(noXoq  und 
akr.  pari]Ura,  jedes  von  einer  wurzel  mit  der  bedeatnng.  »gehen*.  Auch 
die  wnnel  von  lat.  ancnlns,  ancilla  mag  ANK,  skr.  an K  «gehen"  sein 
imd  die  wurzel  des  gaU.  amb-ac-tos  (w.  amaeth)  mag  AK  sein.  Das  ir. 
timthrechty  timthirecht  (ministratio)i  timthirthid  (servus),  drim- 
ttairid  (roinfstravit),  dorimthirthetar  ( minlstraverunt )  mag  in  gleicher 
weis«  von  der  wurzel  TAB  kommen. 


472  Stokes 

PL  1.  -beram  bermme  (-mmi) 

2.  -beraid  berthe 

3.  -berat,  -barat  berait,  rd.  berte. 

Hier  haben  wir  wieder  zwei  formen,  von  denen  die 
eine  auf  endnngen  des  italo-celtiscben  alterthums  hinweist, 
die  andere  mittek  neuceltischer  agglutinationen  gebildet  ist 
Die  alte  form  findet  sich  nach  praepoeitionen  und  parti- 
keln,  die  spfttere,  wo  das  verbum  alleinsteht  Zn  aerbar 
(„utar^),  fadam  („ea  patiar^  i.  e.  fo-a-dam,  wie  es  Ebd  ?o^ 
trefflich  erklärt)  and  den  andern  beispielen  der  ersten  sing, 
von  der  alten  form,  die  von  ihm  Z.'  p.  440  angefflhrt 
werden,  fäge  hinzu  duemsa  (protegam)  Ifl.  37c.  codto- 
rdsa  (ut  manifestem)  Ml.  41  d.  nasroin  (gl.  nullo  mem* 
bro  aegrotem)  Gildas.  Und  vergL  altlateinische  formen  wie 
attinge,  dioe,  ostende,  recipi«  (Corssen  ausspräche 
2.  aufl.  267).  Zu  EbePs  beispiel«i  von  der  späteren  form 
fbge  hinzu  cofothea-sa  (gl.  ut  mordeam^*),  cf.  ovra«, 
engl,  wou-n-d)  Z.  934.  1064,  und  con-da  (ut  sim,  t4) 
Z.  589.  Von  der  späteren  form  der  1.  sing,  auf  m  habe 
ich  schon  ( Beitr.  III,  53 )  drei  beispiele  citirt,  nämlich  as- 
beram''')  (gl.  indicam  bis  verbis)  Z.  1065,  cur-bam  (gl 
ut  sim)  Gildas,  biam  soer  (nicht  söir)  „salvns  sim**  UHao's 
h.  8.  Zu  diesen  mögen  folgende  zugefilgt  werden:  in- 
natlugum  buide  (gl.  exsolnam  gratiam,  leg.-gam?)M1.458. 
ni  athregsa  he  hicein  bam  beo  (,)ich  will  es  nicht  ändern, 
so  lange  als  ich  am  leben  bin^)  note  zn  FöUre  Feb.  11. 
ropadh  maith  lem  cor  bam  cisaige  don  flaith  („es  wäre 
gut  für  mich,  dafs  ich  dem  flQrsten  ein  tributpflichtiger 
wäre^)  gedieht  citirt  O'Curry  Lect.  616.  nipam  sl4nss 
(„ich  werde  nicht  wohl  sein^)  Longes  mac  nlJsnig.  oi- 
-bam  anmcharasa  arsä  dolucht  dergmartra  („ich  möchte 
nicht  seelenfreund  sein,  sagt  er,  von  leuten  ron  rothem 
märtyrthum")  note  zu  Fäiire,  April  17,   und  andere  bei- 


■*)  £b«l  anterdrttcki  ,at  mord««m*  und  ttbeitiigt  Z."  4S6  »st  loeoi- 
dam  «go.* 

^')  EM  nntardrfliQkt  die  Itttoiniaeheii  worto  »indioam«  «Ce.  «ad  Sbtf- 
Mtat  p.  442  diese  glosae  durch  »didimu." 


das  altiriflche  vertram.  4?3 

spiele  von  biam  y^sim^,  e.  g.  biam  torbachu  (aptior  sim) 
Cormao  prull,  =  b6m  torbachsa  ib.  B.  biam  raithsa  dia 
raithsum  nodgeba  cech  dia  ( „ich  wollte  mich  fQr  die  gnade 
dessen  verbürgen,  der  es  täglich  singen  wird^)  F^lire  Ep. 
lt)6,  B.  Das  m  (mm?)  ist  hier  agglutinirt  an  subjuncte 
(as-bera-m)  sowohl  als  aach  an  isolirte  formen,  gerade  so 
wie  wir  im  indioativ  sowohl  do-fui-bni-mm,  cuim-tgi-mm  ^^) 
haben  als  auch  gui-di-mm,  cari-mm. 

Sg.  2.  (alte  form):  ni  malartaBsia,  ni  derlegsesia  (ne 
disperdas)  Ml.  citirt  von  Nigra  pp.  48,  61.  tarilbsB  (ad- 
dicas)  Z.  858,  1052.  dia  ndamse  noe  for  thir  („wenn  du 
eine  person  auf  dem  lande  leidest^)  Corm.  B.  noe.  Eine 
redoplicirte  2.  sg.  als  ein  imperativ  gebraucht  (geoghna  .i. 
guin  „vulnera^)  findet  sich  in  O'Clery's  glossar.  Vielleicht 
ist  diese  form  eine  redupl.  2.  sg.  fut. 

Der  dental  in  der  späteren  3.  sg.,  der  durch  aggluti- 
nation  von  -is  an  das  alte  -fit  erhalten  ist,  findet  eine 
parallele  im  altwelschen  dafraud  (gl  subtrahet)  Jnvencus,  2. 
Hier  ist  eine  coniunctivische  form  als  futurum  gebraucht, 
wie  in  der  ersten  sing,  der  classischen  lateinischen  futura 
der  3.  und  4.  coniugation.  So  finden  wir  in  einem  verein* 
zelten,  in  dem  älteren  theil  des  Red  Book  of  Hergest  er- 
haltenen gedieht,  gedruckt  in  vol.  2  von  Skene's  Four 
ancient  books  of  Wales  (Edinburgh  1868),  gwledychawt 
(regnabit)  p.  221,  dyrchauawt  (surget)  p.  223,  treiglawt,  ef 
grynnawt  (transibit,  tremet  ille)  p.  224,  und  gwasgarawt 
(diffundet)  p.  229.  232. 

Ein  beispiel  für  ein  zusammengesetastes,    die  spätere 


^')  Verdnickt  cnnatgim  in  der  zweiten  aufläge  von  Zenas  p.  492,  aber 
▼ergL  cnmtach,  ad  chumtach.  Andere  Irrthttmer  in  dieser  aufläge  sind  auf- 
uirig  480,  1.  36,  leg.  aarfuirig  :  anfas  481,  1.  18,  466,  1.  87,  leg.  anf  aa  („id 
quod  est*)  :  arribaigedar  489,  1.  6,  leg.  adribaigedar  :  armgister,  481,  1,  28, 
leg.  armagistlr :  ciinaamlar  442,  1.  29,  leg.  cenusamlar  (Z.  1088.  i.  e.  c^ 
nn-s-samlar) :  forelgatar  450.  1.  81,  leg.  foselgatar:  nämmin  dnine  446,  1.  81, 
leg.  nimm  in  dnine,  (cf.  0*Don.  Gr.  166  und  Ir.  Glosses  p.  149) :  forime  (?) 
456.  1.  84,  leg.  forrae  :  donacht  465,  1.  46  leg.  doenacbt:  rosfu  467,  1.  14, 
leg.  resfu  :  inhadchoimnidi  472.  1.  9,  leg.  incbadchoimnidi  (so  in  Goidilica 
p.  7  für  caeb  cbomnidi  lies  cathcbomnidi  sss  catachumeni)  :  brathnigbthe 
479.  1.  26-,  leg.  brutbnigthe.   Für  vier  von  diesen  bin  icb  verantwortlich. 

BeitrMg«  a.  rgL  sprachf.  VL  4.  31 


474  StokeS)  das  altirische  T«rbnm. 

form  in  der  I.  pl.  annehmenclee  verbam  ist  ma  confodma 
(si  compatimur)  Z.  40,  welches  (durch  abktkrssong  und  pro- 
gressive assimiiation)  f&r  ^con-fo-dam-me  steht.  Ein  an- 
deres beispiel,  wo  das  verbum  der  praeposition  do  ange- 
schlossen ist,  bietet  co-do-s-gnemi  (ut  faciamus  ea)  Z.*333. 
Vom  conjunctiv  der  deponentia  fbge  ich  folgende  m 
den  von  Bbel  gegebenen  beispielen  hinzu:  Sg.  1.  nnfail- 
tigcr  (gl.  letari)  MI.  46b.  cura  dichuirer  (gl.  deleam): 
cura  etellaiger  (gl.  evolare  valeam)  Gild.  conacor  olse 
cia  creitfes  dam  7  natcreitfi  („so  dafs  ich  sehen  kann, 
sagt  er,  wer  an  mich  glauben  wird  und  wer  nicht  glau- 
ben wird^)  Trip.  Life  B.  163  a.  Sg.  2.  batoisc  dam  ol- 
sechnall  molad  dorignius  dialailiu  düne  ndä  (sie!)  co- 
-cloithersu  („ich  wünsche,  sagt  S.,  dafs  da  eine  lob- 
preisung  hören  möchtest,  welche  ich  fQr  einen  gewissen 
gottesmann  gemacht  habe^)  Trip.  Eg.  17a.  1.  ma  me- 
braigther  feli  („wenn  du  der  festtage  gedenkst^)  F^l.MSrz2. 
PI.  1.  tabred  dagberta  forarnimthechta  forarnimrimmend 
arnach-nelammar  („lafs  ihn  gute  gesetze  filr  unsre  gänge, 
für  unsre  ritte  geben,  dafs  wir  nicht  irren*,  elud)  ge- 
dieht von  Columbcille,  LU.  p.  15  a.  con  dermanammar 
(ut  obliviscamur)  Z.  834.  mani  decamar  (gl.  nisi  attenda- 
mus)  Z.  1024.  PI.  3.  dian  inbothigetar  (si  nnbunt)  Z.  1050. 
intomnatar  (gl.  putent)  Ml.  18  a.  fristuichetar  (gl.  exstete- 
rint)  Ml.  21c. 


Whitley  Stokes. 


(Fortsetzung  folgt.) 


dchmidti  anieige.  475 

Christian  Donalitius  littauische  dichtungen  nach  den  Königsberger  hand- 
schriften  mit  metrischer  fibersetzung,  kritischen  anmerkungen  und  ge> 
nanem  glossar ,  herausgegeben  von  6.  H.  F.  N  e  s  s  e  1  m  a  n  n.  Königs- 
berg 1869. 

Als  Schleicher  den  Donaleitis*)  herausgab,  muTste 
Ubesas  text  als  die  einzige  ans  erhaltene  Überlieferung  gel- 
ten, da  sowol  das  origininalmanuscript  als  die  Hohlfeld- 
sche  abschriflb  verschollen  waren.  Wie  unerhört  gewissen- 
los Rhesa  mit  seinen  vorlagen  verfahren  war,  das  konnte 
dazumal  niemand  wissen,  es  gab  eben  keine  andere  quelle, 
und  kein  herausgeber  konnte  mehr  thun  als  den  Bh.'schen 
text  säubern  und  grammatisch  richtig  herstellen.  Dies  tbat 
Schleicher.  Nachdem  er  seine  arbeit  vollendet  und  schon 
zum  drucke  nach  Petersburg  gesandt  hatte,  tauchten  die 
Originalhandschrift  der  pav&sario  linksm^bös  und  der  va- 
sarös  darbai  sowie  die  Hohlfeldsche  copie  8ämm4;licher  be- 
kannter dichtungen  des  D.  auf.  Schleicher  hatte  nun  sei- 
nen schon  festgestellten  text  an  unzähligen  stellen  zu  än- 
dern, da  sich  herausstellte,  dafs  Rhesa  nicht  nur  mehr  als 
fQnftebalbhundert  verse  ausgelassen,  sondern  auch  mit  den 
von  ihm  gegebenen  beispiellos  willkfirlich  geschaltet  hatte 
(Schleicher  vorrede  s.  4).  Dafs  bei  dieser  Umarbeitung, 
welche  des  unmittelbar  bevorstehenden  druckes  wegen  in 
höchster  eile  geschehen  mufste,  manches  übersehen  worden 
ist,  bat  Schleicher  selbst  anerkannt  und  es  in  seinen  ,)nach- 
träglichen  bemerkungen^  "*)  zu  bessern  gesucht  (s.  Beitr. 
V,  380).  Diese  entstehungsgeschichte  der  Schleicherschen 
ausgäbe,  welche  jeder  kennt,  der  Schleichers  vorrede  auch 
nur  flüchtig  angesehen  hat,  mufste  hier  kurz  wiederholt 
werden,  da  Nesselmann  den  thatbestand  in  seiner  vorrede 
völlig  entstellt.  Er  ergeht  sich  über  Schleichers  wissen- 
schaftlichen Charakter  (s.  VII)  uüd  fährt  dann  fort :  „Dazu 


*)  Ueber  diese  nur  aus  dem  latinisierten  Donalitius  reconstmierto 
namensform  vergl.  Schleicher  s.  1  anm.  Nesselmann  vorr.  1  hilt  fllr  wahr- 
scheinlich, dafs  Donalitius  die  latinisierung  von  Donalies,  Donaljs 
sei. 

**)  Fttr  Kesaelmann  existieren  diese  nicht,  er  ignoriert  in  den  anmei^ 
kudgen  der  v'orliegenden  ausgäbe  aUes  dureh  sie  nachgeholte. 

31* 


416  Schmidt 

kam  noch  von  seiner  seite  ein  mifsgriff,  der  den  übelsten 
einfluls  auf  seine  arbeit  geübt  hat,  und  der  darin  bestand, 
dafs  er  neben  den  beiden  Königsberger  handscbriften  die 
Rhesasche  ausgäbe  als  eine  dritte  mit  jenen  nicht  nur  gleich 
berechtigte,  sondern  von  ihm  sogar  vorwiegend  hochge- 
stellte quelle  betrachtete.  Anstatt  den  aller  kritik  und  ge- 
wissenhaftigkeit  haaren  Rhesa  bei  seite  liegen  zu  lassen 
und  stricte  von  den  handschriften  auszugehen,  ist  er  um- 
gekehrt von  Rhesa  ausgegangen''  u.  s.  f.  Was  anderes 
hätte  herr  N.,  der  über  den  aufenthaltsort  der  fraglichen 
handschriften  vor  dem  jähre  1864  auch  nichts  anzugeben 
weifs  (Nesselmann  vorr.  s.  III),  seiner  ausgäbe  zu  gründe 
legen  können,  wenn  er  sie,  wie  Schleicher  die  seinige, 
schon  1863  unternommen  hätte?  Am  Schlüsse  der  vorrede 
erklärt  N.,  er  würde  in  den  anmerkungen  und  im  glossare 
manches  anders  gesagt  haben,  wenn  es  erst  nach  Schlei- 
chers tode  gedruckt  worden  wäre.  Die  anmerkungen  und 
das  glossar  sind  aber,  was  gehässigkeit  angeht,  nichts  ge- 
gen eben  diese  nach  Schleichers  tode  geschriebene  vorrede. 
In  welcher  weise  dabei  N.  mit  der  Wahrheit  verf&hrt,  ist 
von  anderer  seite  schon  genügend  ans  licht  gestellt  wor* 
den  (litter.  centralblatt  5.  märz  1870),  und  braucht  daher 
hier  nicht  wiederholt  zu  werden.  Die  folgenden  Zeilen  ge- 
hen nicht  darauf  aus  die  Schleichersche  ausgäbe  zu  ver- 
theidigen,  da  diese  nach  wie  vor  ihren  werth  behält,  son- 
dern sind  einzig  bestrebt  die  Nesselmannsche  leistung  zu 
charakterisieren. 

N.  gibt  die  gedichte  nach  der  reihenfolge  der  Hohl- 
feldschen  copie,  zuerst  die  fabeln,  dann  die  erzählung  des 
Priczkus,  herbst,  winter,  frühling,  sommer,  und  erst  hinter 
diesem  die  „fortsetzung^.  Dies  soll  die  „natürliche  reihen- 
folge^ der  gedichte  sein  (s.  IX  £f.).  Den  herausgeber  stört 
dabei  nicht,  dafs  eine  hauptperson  nach  dieser  anordnung 
im  winter  stirbt,  aber  im  frühling  und  sommer  „ wieder* 
lebt,  das  mag  er  mit  sich  ausmachen.  Dafs  die  erzählung 
des  Priczkus  eine  Vorstudie  zu  den  Jahreszeiten  ist,  bat 
schon  Schleicher  gesehen  (Schi.  s.  14  f.),    als  eine  solche 


anzeige.  477 

ist  aber  auch  die  von  N.  hinter  denselben  aufgefQhrte  „fort- 
setzung'^  anzusehen,  denn  sie  ist  vor  Vollendung  des  som* 
mers  geschrieben  (Schi.  s.  18)  und  ihre  fQnf  ersten  verse 
sind  etwas  verändert  in  den  „herbst^  aufgenommen  (VIII, 
851 — 855  Ness.).  In  der  natürlichen  reihenfolge  hätte  also 
die  iifortsetzung^  vor  diese  beiden  gehört. 

Bei  der  wiedergäbe  der  faandschriften  hat  es  N.  „zur 
darstellung  der  intentionen  des  dichters  für  sehr  wichtig, 
ja  ftkr  unumgänglich  noth wendig  'erachtet,  auch  die  von 
ihm  Ober  den  text  gesetzten  scansionszeichen  als  einen  we- 
sentlichen bestandtheil  in  den  text  aufzunehmen^.  Ja  er 
hat  sie  ffir  wichtiger  gehalten  als  die  accente,  welche  er 
nicht  überall  im  texte  zu  setzen  für  nöthig  hielt  (s.  XII). 
Diese  scansionszeichen  bestehen  in  zwei  häkchen  ^^,  welche 
mit  rother  dinte  über  je  zwei  unbetonte  silben  gesetzt  sind. 
Durch  diese  bezeichnung  kann  leicht  der  schein  entstehen 
als  wären  die  betreffenden  silben  kurz,  sie  sind  aber  nur 
unbetont,  denn  das  zeichen  ^^  steht  nicht  nur  über  pyr- 
rhichien,  sondern  auch  über  iamben,  trochäen  und  sogar 
spondeen  mit  natura  oder  positione  langen  vocalen,  z.  b. 
vaikpäläikiu,  übägais,  übägö,  küdikei,  kq  veiki, 

pämöklno,  tär^  oft  (dagegen  t&rö  V,  12),  mänö,  tävö, 
sävö  neben  mäno,  t&'vo,  sävo,  issiizioj^s,  niitvör^ 
2m6gi8zkä  u.  s.  f. 

Umgekehrt  besteht  die*^  thesis  oft  nur  ans  einer  kürze, 
z.  b.  in  dem  verse  II,  33  N.  =  s.  138,  33  Schi, 
ir  vfsür  vertai  kaip  glüpq  n&r§  nüplekö 
fallen  die  beiden  durch  den  druck  hervorgehobenen  kur- 
zen vooale  je  eine  ganze  Senkung,  während  das  ^  von 
D&r^,  dem  von  glüp^  ganz  gleich,  mit  dem  folgenden 
nü  zusammen  erst  eine  ganze  thesis  bildet.  Auch  ist  die 
arsis  nicht  an  metrische  länge  gebunden.  Aus  allem  dem 
geht  zur  genüge  hervor,  dafs  Donalitius  seine  hexameter 
nicht  nach  der  quantität,  sondern  nur  nach  dem  wortac- 
cente  gebaut  hat.  Mochte  er  selbst  oder  sein  abschreiber 
auch,  um  sich  das  lesen  der  verse  zu  erleichtern,  die  zwei- 
silbige thesis,  welche  bei  weitem  seltener  als  die  einsilbige 


478  Sdimidt 

ist,  durch  besondere  zeichen  angeben:  ein  heutiger  her» 
ausgeber,  welcher  diese  ^^  wiedergibt,  ohne  den  leser  über 
ihren  werth  zu  unterrichten,  sie  sogar  vor  den  accenten 
bevorzugt,  läuft  gefahr  das  princip  des  Donalitiusschen 
Versbaues  zu  verdunkeln. 

In  der  Orthographie  ist  N.  „wesentlich  dem  von  Kur- 
schat eingeführten  und  von  Schleicher  weiter  fortgebilde- 
ten System  gefolgt,  soweit  nämlich  letzterer  sich  in  den 
schranken  der  phonetik  hält;  denn  Kurschats  und  Schlei- 
chers obren  sind  vier  zeugen,  welche  vollen  glauben  ver- 
dienen; wo  aber  Schleicher  sich  in  das  gebiet  der  etymo- 
logischen speculation  begiebt,  da  habe  ich  meistens  von 
ihm  abgehen  zu  müssen  geglaubt;  so  habe  ich  mich  nicht 
und  werde  ich  mich  nie  entschliefsen  können,  mit  Schlei- 
cher o;&ka,  mei&las,  uzsi-,  iszsi-  und  ähnliches  zu 
schreiben,  weil  jeder  Littauer  bei  solcher  völlig  unphone- 
tischen Schreibweise  anstolsen  müfste^.  Ein  ganz  berech- 
tigter Standpunkt,  wenn  er  consequent  durchgeführt  wäre. 
Wer  aber  möszlas,  grisztäs  XI,  637,  mllss^tuwe  518, 
iszdröszti  331  u.  a.  schreibt  und  sich  trotzdem  zu  mö2k 
XI,  275,  nuwö2t  295,  iszv^r^t  337.  4Ü7  entschlieist, 
macht  sich  dadurch  nicht  nur  der  gerügten  unphonetischen 
Schreibung  und  der  etymologischen  speculation,  sondern 
auch  noch  der  inconsequenz  schuldig.  Für  das  „ganz  un- 
littauische '^  v  hat  N.  wieder  w  eingeführt,  weil  die  Lit- 
tauer von  den  Polen  die  schrift  angenommen  haben  und 
das  polnische  kein  v,  nur  w  kennt.  Auch  die  alte  Schrei- 
bung ay,  ey,  uy  der  adverbialendungen  hat  er  wieder 
aufgenommen,  obwohl  er  zugibt,  dafs  sie  nicht  anders  als 
ai,  ei,  ui  gesprochen  werden,  N.  glaubt  sie  berechtigt 
als  „grammatisches  zeichen,  welches  dem  äuge  das  ver- 
ständniss  erleichtert''.  Aehnlichen  erwägungsgründen  hatte 
unsere  deutsche  Orthographie  die  Unterscheidung  von  seyn 
und  sein  zu  verdanken. 

Hie  und  da  vermifst  man  consequente  durchfühnuig 
einer  Schreibung,  so  erscheint  neben  herrschendem  we£- 
libas,  weilibay  ein  weilybai  VII,  192,  und  zwar  mit 


anzeige.  479 

absiebt,  denn  diese  form  ist  ausdrficklicb  im  glossar  verzeiob- 
net,  gerechtfertigt  wird  sie  nirgends;  Schi,  ve^libai  auch 
hier,  ohne  variantenangabe. 

Nicht  abzusehen  ist  ferner,  weshalb  die  adverbia  auf 
ay,  ey  mit  dem  acut  auf  dem  y  accentuiert  werden,  wäh- 
rend die  übrigen  gleichbetonten  dipbthonge  den  gravis  er- 
balten, didey,  asztre^,  dosne]^,  dosnay,  dowana;^, 
dywinay  u.  s.  w.  gegen  dywai,  draugais,  dariai, 
eiti,  relk',  greitay  u.  s.  f.  Die  absonderliche  betonung 
dieser  adverbia  ist  ebenso  wenig  begründet  wie  ihre  Schrei- 
bung mit  y.  Von  den  beiden  Schreibarten  skrusdel^ns 
und  skruzd^l^ns  bei  D.  (s.  die  anm.  z.  XI,  418)  wäre 
nur  eine  an  den  drei  stellen,  wo  sich  das  wort  findet, 
durchzufahren  gewesen,  und  zwar  nach  Schi,  die  mit  z, 
da  auch  H.  skruzdöle'  schreibt,  und  N.  den  ziscblaut 
vor  d  gewöhnlich  als  z  gibt:  blauzda,  barzdä,  :&aizdk 
Beide  formen  aber  als  getrennte  artikel  im  glossar  aufzu- 
führen, ist  übertriebene  Unterwürfigkeit  gegen  die  hand- 
schrift.  Dasselbe  schwanken  zwischen  plesdänti  und 
plezdänti,  während  Schi,  consequent  z  schreibt. 

Für  die  feststellung  des  textes  war  N.  in  einer  un- 
vergleichlich günstigeren  läge  als  Schi.  Er  konnte  direct 
die  handschriften  in  der  von  Schi,  besorgten  consequenten 
Schreibung  abdrucken  und  brauchte  sich  um  Rhesa  gar 
nicht  zu  kümmern.  Daher  ist  es  natürlich,  dafs  N.  den 
text  dieser  handschriften  im  einzelnen  genauer  gibt  als 
Schi.,  und  dafQr  sind  wir  ihm  dank  schuldig.  Der  druck 
ist  ziemlich  correct,  die  meisten  der  untergelaufenen  druck- 
fehler  sind  in  den  anmerkungen  berichtigt  (nicht  berichtigt 
sind:  tSw§  XI,  65,  Al  XI,  36,  negalgsim  XI,  609, 
läpds  Überschrift  I  fQr  töw^,  AI,  negaU'sim  lapös). 
Keineswegs  aber  ist  die  Schleichersche  ausgäbe  durch  die 
vorliegende  überflüssig  geworden,  denn  N.  hat  sich  zwar 
im  ganzen  von  Schleichers  grammatischer  einsieht  leiten 
lassen,  an  einigen  stellen  aber  selbständig  grammatische 
fehler  gröbster  art  in  den  text  hineincorrigirt,  welche  sich 
bei  Schi,  nicht  finden;  ich  werde  weiter  unten  darauf  zu- 


480  Schmidt 

rückkommen.     Die  haaptverscbiedeDheit   beider   ausgsbeD 
beruht  in  der  accentuation.     Schi,  hat  im  texte  die  bea- 
tige betoDUDg  durchgeführt  und  wo  D.  constant  von  der- 
selben abweicht,  dies  meist  im  glossar  bemerkt;  vgl.  auch 
Schi.  vorr.  6.     N.  dagegen  accentuiert  jede   in  der  arsis 
stehende  silbe.     Darin  gebt  er  entschieden  zu  weit,   denn 
wenn  man  auch   aus  der  überall  bei  D.  herrschenden  be» 
tonung  8z;^p8aus,  dyvai,  vasara,  naktyj,'  te'vai  u.a. 
schliefsen  mufs,  dafs  in  diesen  werten  damals  eine  andere 
betonung  herrschte  als   heute,    so  gibt  es  dagegen    auch 
Worte,  welche  bei  D.  bald  auf  der  einen,  bald  auf  der  an- 
deren silbe  den  accent  tragen,   z.  b.  rüstauti  und  ru- 
stauti  (Schi.  s.  6);    orai,   oru,  ma^u  und  die  meisten 
casus  von  toks  und  koks  sind  abwechselnd  auf  der  ersten 
oder   letzten   silbe    betont.     Dafs   in    diesen   und  anderen 
Worten  zu  D.'s  zeit  zweierlei  betonungen  wirklich  gestattet 
waren,   wird  erst  dann  feststehen ,    wenn  es  aus  anderen 
gleichzeitigen  Sprachdenkmalen  erwiesen  ist,  so  lange  dies 
aber  nicht  geschehen  ist,  bleibt  die  annähme  höchst  wahr- 
scheinlich)  dals  D.,  welcher  in  versnoth  sogar  Sprachfehler 
begieng  (s.  Schi.  gl.  s.v.  keliauju,  s&vo),  vor  einer  dif- 
ferenz  zwischen  wort-  und   verston  gelegentlich  noch  we- 
niger zurückgeschrocken  sein   wird.     Hohlfeld  wenigstens 
zeigt  durch  seine  accentwidrige  scansion  U,  14.  24  (s.  N/s 
anm.),  dafs  er  an  dergleichen  keinen  anstofs  nahm.  Beson- 
ders ist  natürlich'vorsicht  geboten  bei  den  äna^  k%y6fMfva  mit 
abweichender  betonung  z.b.  bürnasXI,656(burnäs  Schi.) 
es^  welches  D.  XI,  500  auf  der  endsilbe  accentuiert,  w&h- 
rend  jetzt  nur  6's^  gilt  (Kurschat  laut-  und  tonlehre  s.  186, 
Schleicher  lit.  gramm.  s.  211.  94).     Wenn   D.    seinen  ab- 
weichenden accent  wirklich  schreibt,   wie  in  tüla  XI,  55, 
pöliu  XI,  259,  so  wird  man  ihm  glauben  müssen,  in  al- 
len anderen  fällen  aber  sich  nach  weiteren  anhaltspunkten 
umsehen,  ehe  man  die  abweichende  betonung  als  im  sprach- 
gebrauche jener  zeit  wirklich  lebend  anerkennen  darf,  wie 
man   auf  grund  von  N.'s  metrischer  Übersetzung  IX,  647 
654   unserer   spräche  kein  nachbarlich,    aufbort    auf. 
bürden  wird. 


anzeige.  481 

Wenn  der  ton  auf  einem  der  vocale  ^,  ^,  ),  i|,  d,  S,  A 
ruht,  60  hat  N.  aus  äufseren  grQndeu  im  texte  demselben 
keinen  graphischen  ausdruck  geliehen,  im  glossar  aber 
findet  sich  in  der  regel  der  accent  gesetzt.  Auch  im 
glossar  fiberall  vermifst  habe  ich  die  accentuierung  von 
szi',  tä,  k§\  V)  welche  oft  in  der  arsis  stehen,  und  fbr 
welche  doch  anzugeben  war,  ob  sie  '  oder  ^  erhalten. 

Das  glossar  gibt  bei  den  meisten  werten  sämmtliche 
stellen  und  formen,  in  welchen  sie  vorkommen,  und  dies 
ist  ein  vorzug  vor  dem  Schleicherschen  glossare;  „nur  bei 
einigen  gar  zu  oft  vorkommenden  partikeln,  pronomen  und 
Substantiven  (dewas,  pönas,  büras  u.a.)  ist  die  zahl 
der  citate  beschränkt^.  Ganz  ohne  belege  ausgegangen  ist 
\;  be-  fehlt  überhaupt;  von  den  fünf  fQr  die  instrumentale 
Verwendung  von  sü  aufgeführten  stellen  sind  drei  falsch 

X,  22,  XI,  15,  VIII,  53,  zu  den  zwei  richtigen  hätte  noch 

XI,  470  gefllgt  werden  sollen. 

Grammatische  und  etymologische  auskünfte  finden  sich 
im  glossar  gar  nicht,  einige  geben  die  anmerkungen,  doch 
stehen  beide  zusammen  in  dieser  hinsieht  bedeutend  hinter 
Schleichers  glossar  zurück. 

Die  anmerkungen  hinter  dem  texte  enthalten  das  kri- 
tische material:  die  Varianten  der  handschriften  und  der 
Schleicherschen  ausgäbe.  Nach  welchen  grundsfttzen  die 
letzteren  aufnähme  gefimden  haben,  ist  nicht  klar,  die  ge- 
ringfügigsten druckfehler  sind  meist  angegeben,  dagegen 
habe  ich  von  XI,  285 — 656  neun  nicht  angegebene  abwei- 
chende betonungen  (285,  358,  383,  396,  427,  451,  577, 
656)  und  326  ir  Schi.,  bei  N.  ebenfalls  ausgelassen  ge- 
funden. 

Femer  enthalten  diese  anmerkungen  grammatische  und 
exegetische  bemerkungen,  von  denen  ein  theil  fi^rtschritte 
gegen  die  Sohleichersche  auffassung  enthält,  z.  b.  XI,  201 
der  nach  weis,  dafs  veszpats  von  D.  auch  auf  menschen 
angewandt  wird.  XI,  256,  wenn  galvos  wirklich  kopf- 
gegend  bedeutet,  was  in  N.^s  Wörterbuch  nicht  angegeben 
ist,  also  zu  belegen  gewesen  wäre,  so  hat  N.  recht,  D.'s 
pogalwu   zu  bewahren.    Das  adverbium  zu  dosnüs  ist 


482  Schmidt 

nur  einmal  mit  -ey  geschrieben  XI,  663)  sonst  mit  -ay, 
was  N.  festhält,  ob  mit  recht,  mag  noch  zweifelhaft  sein, 
da  dosnas,  auf  welches  das  adv.  dosnai  zurfickgehea 
würde,  bei  D.  nicht  vorkommt,  ai  fQr  ei  aber  auch  sonst 
geschrieben  ist,  z.  b.  IV,  34.  VIII,  12.  X,  32  (s.  die  Va- 
rianten in  N.'s  anmerkungen).  Die  unter  VIQ,  248  ste- 
hende bemerkung  gehört  zu  X,  248.  Nicht  zu  billigen  ist 
VIII,  308,  wo  N.  das  H.'sche  iszolojau  festhält,  welches 
offenbar  aus  dem  von  Rh.  und  Schi,  hergestellten  iszkd- 
liojau  verschrieben  ist«  Weshalb,  wie  N.  meint,  ein  aus- 
schelten in  der  stelle  nicht  passen  soll,  ist  gar  nicht  ab- 
zusehen, da  die  scheltworte  gleich  nachfolgen.  N.  erklärt 
iszolojau  für  „ unverständlich  %  übersetzt  es  aber  ohne 
alle  berechtigung  durch  „ich  brüllte^.  Ungerechtfertigt 
ist  auch  die  anm.  zu  IX,  10.  Die  form  egörö  in  text 
und  glossar  fär  6ger6  ist  nicht  begründet  durch  die  anm. 
zu  XI,  101.  Falsch  ist  XI,  631  die  bevorzugung  des 
D/schen  jos  vor  dem  jds  H.  Schi.;  kisza  wird  dadurch 
in  ungehöriger  weise  objectlos. 

Mit  nicht  geringer  Verwunderung  gewahrt  man  einige 
anmerkungen,  welche  eine  grofse  unkenntniss  der  litaui- 
schen spräche  verrathen.  Zu  XI,  169 ,  welchen  vers  ich 
in  N.'s  Schreibung  und  Übersetzung  anf&hre: 

Ak  isztSs  ir  wirts,  kad  j6  kasden  päminötn 
Ja,  er  verdient  es  fürwahr,  dafs  täglich  man  seiner  ge- 
denke, 
zu  diesem  verse  macht  N.  folgende  anmerkung:  „leb  wäre 
geneigt,  für  ir,  das  D.  und  H.  haben,  yr^  zu  substituiren, 
und  habe   demgemäfs  übersetzt^.     Mufs  man  den  heraus- 
geber  eines  litauischen  Schriftstellers  daran  erinnern,  da/s 
ein  adjectivum,  um  als  prädicat  zu  fungiren,  keiner  copula 
bedarf  (Schleicher  gramm.  s.  261),  dafs  dies  selbige  werts 
sieben  verse   später  noch  einmal  ohne  copula  als  prädicat 
begegnet,  dafs  ir  w^rts  also  heifst  „er  ist  es  auch  werth^? 
Zu  VIII,  829  Paikius  ...irjo  püsbrolis  bemerkt 
N.:    „Für  jo  püsbrolis  müfste  es  grammatisch  richtig 
heifsen  sawo  püsbrolis^.     Was   soll  hier    das 


anzeige.  488 

vam?  Würde  N.  etwa  auch  sagen  M.  TuUius  et  frater 
8UU8  Quintus?  Es  scheint,  dafs  obige  angefochtene  fast  auf 
jeder  Seite  litauischer  texte  zu  findende  construction  für 
N.  noch  besonders  belegt  werden  naufs.  Ich  gebe  was  mir 
gerade  zur  band  ist:  VII,  79  Krizas  koliojo  o  jo  kü- 
karka  pabügo.  XI,  196  kle  jö  tärnas  Diksas,  zu 
welchen  N.  gar  keine  anmerkung  macht;  um  auch  aus  an* 
derer  quelle  ein  paar  belege  zu  geben,  schlagen  wir  das 
iuhaltsverzeichniss  des  Schleicherschen  lesebuehes  auf:  Äpe 
karaliii  ir  j6  tris  sünus  lautet  eine  Überschrift.  Matth. 
5,  1:  ir  se'dosi,  ir  at6jo  pas  j\  jo  mokytinei.  Ja 
N.  selbst  hat  in  der  anm.  zu  X,  58  schon  vergessen,  dafs 
er  diese  construction  für  grammatisch  falsch  erkiftrt  hat, 
denn  er  will  abweichend  von  Schi,  in:  ö  gaspadin6  jo 
pust]^nes  mändagei  lop^  das  jo  zu  gaspadinö  zie- 
hen: und  seine  hausfrau  (nämlich  des  vorhergenannten 
vyrs).  Dies  verstöfst  aber  gegen  die  Wortstellung,  denn 
jo  steht,  wie  die  gegebenen  beispiele  darthun,  vor  dem 
zugehörigen  substantivum,  ist  also  mit  pustynes  zu  ver- 
binden und  nach  Schi,  zu  erklären.  Wie  wenig  N.  mit 
dem  gebrauche  des  reflexivums  vertraut  ist,  zeigt  er  auch 
noch  zu  IX,  157,  wo  er  den  entscheidenden  grund,  welcher 
seine  von  der  Schl.'schen  abweichende  auffassung  zur  ein- 
zig richtigen  macht,  ganz  übersieht:  vens  .  .  jö'kiasi 
szdlmis  ö  kitsai,  kkd  jam  (tiktu,  nekina  Dev^. 
Schi,  im  glossar  übersetzt  käd  jam  Jtlktu,  wenn  es  ihm 
80  passen  sollte,  wenn  es  sich  so  fügen  sollte,  N.  erklärt 
dies  einfach  fär  falsch  und  übersetzt:  damit  er  ihm  ge- 
falle. Einen  grund  dafQr  gibt  er  nicht  an,  er  liegt  in  dem 
jam,  die  Schleichersche  Übersetzung  wäre  nur  dann  zu- 
lässig, wenn  statt  dessen  sav  stünde. 

Die  bisher  entfaltete  grammatische  unkenntniss  hat  we- 
nigstens am  texte  nichts  verdorben,  das  ist  aber  an  ande- 
ren stellet)  wirklich  geschehen.  VIII, 201  hat  Schi.:  brang- 
v^no  ne  paziur6't  nenorejo  und  erklärt  dies  n6'  as 
nei  (lit.  gramm.  s.  325):  sie  (die  weiber)  wollten  den  hrannt« 
wein   nicht  einmal  sehen.     Dagegen   N,:    „Ich   bezweifle 


484  Schmidt 

die  ricfatigkeit  des  n^  bei  Scbl.  im  sinne  von  nei;  H.  bat 
einfach  ne,  möglicherweise  Schreibfehler  för  nei*.  H/s 
ne  beweist  nun  gar  nichts  gegen  Schi.,  denn  H.  unter- 
scheidet c  und  6  Oberhaupt  nicht  (s.  Schi.  vorr.  s.  3).  Sein 
nei  in  den  text  zu  setzen  hat  N.  nicht  gewagt,  sondern 
schreibt  nur  n^,  ohne  zu  bemerken,  dafs  er  dadurch  D. 
gerade  das  gegentheil  von  dem  sagen  läfst,  was  dortbin 
gehört  und  was  N.  übersetzt,  denn  n^  paäiure't  neno- 
rejo  kann  nicht  beifsen,  wie  N.  fibersetzt  „wollten  durch- 
aus gar  nicht  beachten*,  sondern,  falls  es  fiberhaupt  Üb- 
lich wäre  „wollten  durchaus  sehen*;  das  object  von  neno- 
re'ti  wird  nie  selbst  noch  mit  der  negation  versehen,  vgl. 
VIII,  786.  837.  IX,  282.  366.  368.  X,  263.  272.  358.  624 
512.  XI,  117.562. 

Endlich  hat  N.  auch  die  litauische  Formenlehre  berei- 
chert. Er  flectiert  nämlich  im  dat.  plur.  wargdönems 
VI,  23,  nfeprötelöms  VII,  170;  VIII,  335  sweczems 
VIII,  153,  iszd^k^lems  VIII,  473,  bedewSms  886, 
rüpesczöms  902,  gaspadör^ms  IX,  528.  Alle  diese 
formen  sind  nicht  etwa  dr uckfehler,  denn  &ie  werden  im 
glossar  ausdrücklich  wieder  aufgefQhrt,  noch  mehr,  die  bei 
Schi,  richtig  hergestellten  formen  werden  in  den  an- 
merkungen  als  Varianten  verzeichnet!  z.  b.  VI,  23  ^SchL 
wargdöniÄms*.  H.,  welcher  för  ia  meist  ie  oder  e 
schreibt,  hat  wargdieniems,  was  N.,  wenn  er  die  ftr- 
bung  des  a  durch  vorhergehendes  i  beibehalten  wollte,  na- 
türlich nur  in  wjargdSniems  umschreiben  durfte.  Wie 
inconsequent  N.  selbst  in  seinen  Sünden  ist,  zeigt  X,  346, 
wo  H.  paukszcziems  giebt,  dies  ändert  N.  mit  Schi, 
richtig  in  paükszczams.  Femer  X,  366  nabagelems 
H.,  nabageliams  N.;  X,  55  gaspadoriems  H.,  gas- 
padöriams  N.  Dabei  ist  er  von  der  richtigkeit  dieser 
neuen  dative  so  fest  überzeugt,  dafs  er  im  glossar,  ohne 
irre  zu  werden,  gaspadöröms  und  gaspadöriams  fried- 
lich nebeneinander  verzeichnet.  Danach  scheint  N.  den 
substantivischen  ja -stammen  im  dat.  plur.  nach  beliebm 
substantivische  und  adjectivische  flexion  zu  gestatten. 


ftfizeigd. 


485 


Wer  sich  aber  derartige  blöfsen  in  den  elementarsten 
grammatischen  dingen  gibt,  dem  hätte  wohl  eine  weniger 
herausfordernde  spräche  gegen  Schleicher  angestanden  als 
sie  diese  ausgäbe  führt.  Wie  viel  N.  Schleicher  verdankt, 
trotzdem  er  seinen  namen  fast  nur  polemisierend  nennt, 
und  sich  nicht  scheut  ihn  zu  verdächtigen,  lehrt  eine  ge- 
naue vergleichung  beider  ausgaben. 

Soll  ich  das  urtheil  über  das  vorliegende  buch  kurz 
zusammenfassen,  so  lautet  es  dahin,  dafs  N.  trotz  aller  ge- 
rügten fehler  sich  um  das  Studium  des  litauischen  verdient 
gemacht  hat,  dadurch  dafs  er  einen  an  manchen  stellen 
correcteren  text  als  Schi,  veröffentlicht  und  im  glossare 
jedem  worte  seine  belegstellen  beigef&gt  hat.  Benutzen 
kann  man  diese  ausgäbe  aber  nur  unter  beständiger  rück- 
sichtnahme  auf  die  Schleichersche. 

Johannes  Schmidt. 


I.    Sachregister. 


Adyerbia.  Litauische  adverbia  auf 
ai,  ay,  ey  265;  deren  betonung  479. 
—  lettische  adverbia  auf  i  265. 

AesibilatioD.  Assibilation  der  sla- 
wischen gutturale  vor  v,  r,  1  und 
deren  bedeutung  für  die  ausspräche 
der  letzteren  142  ff.  —  Zur  ge- 
schichte  der  lateinischen  assibilation 
auf  gallischem  boden  408  ff.  —  Vgl. 
noch  Consonanten. 

Betonung.  Betonung  des  passivs 
im  Veda  104.  —  betonung  der  for- 
men von  WZ.  91  und  äs  1 04.  —  Weg- 
fall der  vocale  durch  einwirkung 
des  accents  im  irischen  285.  — 
betonung  des  litauischen  bei  Dona, 
liüns  480« 

Böhmisch.  Verhftltnis  der  böhmi- 
schen Schriftsprache  zu  den  dialek- 
ten  882  ff. 

Comparation  des  keltischen  9  ff. 


Comparativ.  Altirische  compara- 
tive  auf  -dair,  -dir  (=s  -tara,  -tcoo), 
zuweilen  auch  die  auf  -u,  mit  dem 
accusativ  construiert  468. 

ConjugatioD.  Irische  perfectbil- 
dang  mit  t  und  s  16.  —  praeterita 
des  altir.  auf-ai,  -u,  -in;  gallische 
auf  -avi  16  f.  —  8.  sg.  des  altiri- 
schen praet.  pass.  ist  kein  partidp 
17.  —  futura  des  altirischen  mit 
s  17.  —  8.  sg.  aor.  comp,  auf  ti, 
tu  im  altbulg.  durch  aufttgung  der 
primären  personalendungen  an  die 
organische  form  eDtstanden  184  ff., 
wie  die  altrnss.  8.  sg.  und  pl.  des 
imperfects  187. —  ein  beispiel  der 
praesensbildung  mit  ta  im  slawi- 
schen 892.  —  praeterito-praesentia 
im  irischen  464.  —  conjunctivi- 
sehe  formen  (wie  im  lat.)  als  fUtura 
gebraucht  im  altwelschen  478.  — 


486 


Sachregister. 


Oonjugation  des  altirischen  im 
zasammenbang  behandelt:  1.  praes. 
indic.  activ. :  in  demselben  drei 
classen  anzuerkennen:  a-,  S-  nnd 
ia- Stämme  460  f.  —  ältere  oder 
„sabjoined"  form  462  ff.;  ihre 
vorauszusetzende  altceltische  gestalt 
465.  —  jüngere  oder  »absolute* 
form  465  ff.  —  die  relativen  for- 
men der  dritten  person  466  f.  — 
6>8g.  (gewohnheitspraesens)  auf 'ann 
-enn,  älter  -and  -end  469.  2.  prae- 
sens ind.  des  deponens  469  ff.  3.  a- 
conjunctiv  471  ff. ;  coi^junctiv  des 
deponens  474. 
C  0  n  s  0  n  a  n  t  e  n.  Consonanten- 
g  r  u  p  p  e  n.  Verstärkung  des  anlaute 
durch  s  im  romanischen  und  kelti- 
schen 5.  —  behandlung  der  conso- 
nantengruppe  -xt-  im  keltischen  6 
(vgl.  11.  16),  desgl.  von  xn  11. — 
p  fällt  ab  im  irischen  anlaut  in 
folge  des  accents  7,  fällt  ab  im  iri- 
schen inlaut  7.  18.  —  behandlung 
von  anl.  sv  im  irischen  7.  8.  — 
inl.  ir.  sc  aus  de  8.  —  Ursprung 
von  welsch  ff  im  anlaut  8,  im  in- 
laut 8.  —  Übergang  von  aspiriertem 
b  (gesprochen  v)  in  f  durch  einflufs 
von  8  oder  th  =  h  im  alt-  und 
neuirischen  8.  —  vexschiebung  von 
g  zu  c  im  welschen  und  comischen 
durch  elision  des  folgenden  vocals 
herbeigeführt  10  (über  den  gleichen 
Vorgang  im  gall.  vgl.  281). —  aspira- 
tion  der  guttur.  tenuis  zu  ch  im  wel- 
schen durch  vorhergehendes  oder  fol- 
gendes s  11.  —  dv  altkeltisch  zu  d 
geworden  12.  —  hartes  o  altir.  aus 
nk  entstanden  18.  —  ausfall  von  s 
Bwischen  r  —  t,  n  —  t,  k  —  t,  r — k 
im  keltischen  16.  —  verschiedene 
entstehungsweisen  von  altbulg.  st: 
es  liegen  t,  st,  sk  zu  gründe;  im 
ersteren  fkll  entspricht  böhm.  c,  in 
den  beiden  andern  böhm.  st  (^böhm. 
ste  s  altbulg.  ste)  89.  —  abfall 
von  8  vor  t  im  slaw.  inlaut  129, 
von  s  vor  g  ebenda  180.  ~  aus- 
fall von  n  hinter  consonanten  im 
polnischen  145.  —  lit.  tenuis  =s 
altbulg.  media,  namentlich  in  lehn- 
worten  148*  —  Übergang  tonloser 
pODSonanten  in   die  entsprechenden 


tönenden  im  polnischen  197 ff.,  aber- 
gang tönender  in  tonlose  ebenda 
203  f.  —  poln.  n  aus  j  211.  — 
Übergang  von  s  (s,  i)  in  ch  im 
polnischen  221  f.  —  Übergang  von 
g  in  c  im  gallischen  vielleicht  her- 
beigeführt durch  elision  oder  meta- 
thesis  des  folgenden  vocals  281.  - 
Wechsel  von  ch  mit  f  im  altirischen 
höchst  unsicher  236.  —  ttbei^ang 
von  t  in  k  in  unbequemen  lautver- 
bindungen  im  slawo-lit.  245.  — 
vertauschung  von  z  und  z  im  alt- 
bulg. 276.  277.  —  die  zwei  arten 
des  poln.  1  und  ihre  ausspräche  282. 

—  Vorschlag  von  j  und  v  vor  anl. 
vocalen  im  slaw.  und  lit.  847. 355  ff. 

—  lit.  sz  =  icr  868.  —  consonan- 
tengruppen  Überhaupt,  besonders  de? 
slaw.  359—868.  —  ausfall  von  r 
in  griech.,  altpr.  und  lit.  consonan- 
tengruppen  370.  —  abfall  von  anl. 
V  vor  1  im  böhm.  und  neuslov.40:2. 

ünursprüngl.  j  im  slawischen,  na- 
mentlich altbulg.:  a)  vor  anlauten- 
dem vocal  129  ff.  (umgekehrt  einige 
male  abfall  von  echtem  j  im  anlant 
180).  b)  inlautend  nach  conso- 
nanten f  vor  n  altbulg.  131  ff.,  im 
speciellen  Wörter,  welche  j  selbst 
nicht  mehr  enthalten,  sein  einstiges 
Vorhandensein  aber  in  der  assibila- 
tion  vorhergehender  consonanten 
verrathen  183  ff.  —  vor  u  mss.  135. 
186;  ^vor  nicht  afSciertem  n  ser- 
bisch 186.  —  aus  diesem  jn  wird 
i :  fälle,  in  denen  es  schon  altbulg. 
zu  i  geworden,  welches  sogar  zu  e 
gesteigert  wird  186 f.  (daher  auch 
ju  neben  i  im  altbulg.  zur  bezeich- 
nung  des  griech.  v  verwendet  187): 
iäUe,  in  denen  es  in  den  neueren 
slaw.  spiacben  zu  i  geworden  137 
(umgekehrt  ju  für  altes  i  im  neo- 
bulg.,  mss.,  poln.  187.  188);  dies 
berechtigt,  auch  sonst,  wo  wir  slaw. 
i  neben  älterem  u  finden,  die  mit- 
telstufe  ju  vorauszusetzen  1 38  f.  — 
imursprOngliches  j  vor  andern  vo- 
calen als  u  139  ff.  —  entstebong 
von  poln.  ksi  (i.  e.  ks),  (Ür  die  be- 
urtheilung  von  skr.  ka  wichtig  144  ff. 
(vgl.  220.  292).  —  nnnispnm^ehes 
j  nach  consonanten  in   poliL  lehn- 


SachregtoCer. 


487 


w6rteni  av«  d«m  deutschen  290  ff. 

—  —  Ununprüngliches  j  im  lit. 
147 ff.;  im  lettUcben   162. 

Declination.  Gen.  sg.  der  femini- 
nen i-8tltaime  im  gallischen  nnd  iri- 
schen 8.  9.  —  gen.  Bg.  der  a]tir. 
n-stämme  9.  —  gen.  sg.  der  pro- 
nominaldeclination  im  irischen  9.  — 
welscher  plnral  auf  -au  gehört  ei- 
gentlich zo  n- Stämmen  9.  —  gen. 
nnd  dat.  sg.  im  comischen  9.  — 
loc.  der  i-  und  n-stämme  im  skr.  18. 

—  loc.  der  pronominaldeclination 
auf  -in  18.  —  -ffis  im  instr.  plnr. 
der  masc.  auf  -a  geht  schwerlich 
auf  -fbhis  surttck,  da  im  Veda 
-Sbhis  daneben  steht  99.  —  decli- 
nation des  poln.  und  Wirkung  der 
analogie  in  derselben  19  —  88.  — 
nom.  acc.  plur.  der  nentra  im  gall. 
nnd  irischen  880.  —  Ursprung  des 
altbnlg.  gen.  sg.  864.  —  dat.  plur. 
der  substantiTischen  ja- stamme  im 
litauischen  497.  —  Yergl.  noch 
Dual. 

Dehnung.  Dehnung  von  altir.  o 
zum  ersatz  ftlr  ausgefallenen  nasal 
18.  —  vocaldehnung  im  altbnlga- 
rischen  nnd  litauischen  871  ff. 

Dual.  Ursprüngliche  bildung  dessel- 
ben 18. 

Erweichung.  Erweichung  der  la- 
bialen vor  e  im  russischen  166. — 
erweichung  von  c,  i  im  russischen 
an  der  ausspräche  des  vorhergehen- 
den vocals  zu  merken  161.  —  er- 
weichte consonanten  dem  dialekt 
des  altpreufsischen  vocabnlars  viel- 
leicht nicht  fremd  896  (vgl.  jedoch 
über  die  in  frage  kommenden  vo- 
calverbindnngen  489). 

Gallisch.  Gallische  inschrift  des 
amnlets  von  Poitiers  6. 

Hiatus.  Vermeidung  des  hiatns  in 
litauischen  dialekten  866. 

Infection.  Altirische  ausnähme  von 
der  regel  der  infection  16. 

Infinitiv.  Intinitiv  des  keltischen: 
gall. -tu,  altir.  -(a)d,  -(u)d  17.  286. 
— •  Verdoppelung  des  infin.-suff.  im 
polnischen  nnd  russischen  211  f. 

Iren.    Kriegsgdttinnen  der  Iren  260. 

Kinder.  Sprachliche  beobachtongen 
•ik  kindem  216     219. 


Lehnwörter.  Deutsche  lehn  Wörter 
des  polnischen:  ihr  consonantismus 
an  sich  278  —  286|  consonantische 
lautgesetze  287 — 800,  vocaleinschub 
298. —  Vgl.  noch  Consonanten 
(letzter  absatz)^  Volksetymo- 
logie. 

Medium.  Reste  desselben  im  galli- 
schen 228. 

Metathesis  im  altbulgarischen  und 
ihr  verhältnifs  zum  vocal  der  be- 
treffenden Silbe  392. 

Milchstrafse.  Namen  derselben  bei 
niTriem,  Bosniern,  Albanesen  814. 

Nasale  trttbung  reiner  vocale  im  pol- 
nischen 146. 

Negativpraefixe  des  irischen  18. 

Neutra  des  altirischen  222 — 227:  a- 
(und  ia-)  stttmme  222,  i- stamme 
228,  n-stftmme  228,  as-stämme 
224  ff. 

Notae  augentes  des  irischen  18. 

Plural.  Bedeutungsmodificationen  im 
plural  868. 

Pflanzennamen  816 — 842. 

Preufsisch.  Pomesanischer  dialekt 
des  altpreufsisch-deutschen  vocabn- 
lars.    A.  Lauts^rstem. 

Vocalismus  in  Stammsilben :  altpr. 
a  ^  lit.  a  (resp.  slaw.  o)  418,  ssa 
lit.  e  ( iemaitisch  z.  th.  noch  a ) 
418  f.,  SS  lit.  i  414,  t=  lit.  u  416. 

—  i,  y  (nur  graphisch  verschieden) 
s=s  lit.  i,  7  (resp.  lettisch  slaw.  i) 

416,  SB  lit.  a  416  (cf.  896),  s 
lit.  e  416,  tss  lit.  6  416,  =  lit.  9 

417.  altpr.  ie  (sa  lit  y)  scheint 
langes  i  zu  bezeichnen  417.  — 
altpr.  e  gleichm&rsig  ftlr  lit.  e  (^), 
6,  9  mufs  dennoch  nach  mafsgabe 
des  lit  verschieden  ausgesprochen 
worden  sein  41 7  ff.  altpr.  e  sas  lit. 
a  419,  SS  lit  i  (als  schwichnng 
von  a)  419.  ee  bezeichnet  vielleicht 
die  iKnge  von  e  420.  ea  420.  421. 
ei  (ey),  ai  (ay)  421  f.  iey  =  lit 
ö  422.  eey  428.  eu  896.  —  u  ss 
lit  u  428'  [in  s  lit  iu  428],  u 
s=  lit  a  428,  SS  lit  e  428.  424. 

—  0  =s  lit.  o  (resp.  slaw.  a)  424, 
SS  lit.  a  oder  £  vor  den  liquiden  1 
nnd  r  424  f.,  ^  lit  u  426.  oa  ss 
lit  a  oder  daraus  geschwächtem  n 

^426,  :b  lit  o  426;     Ar   letzteren 


48d 


Sachregister. 


laat  steht  anfserdem  einige  male  a, 
so  dafs  also  die  drei  schreibangen 
o,  oa,  a  für  lit.  o  auf  die  ausspräche 

6  hinweisen  426  f.  o,  oa  =  lit.  il 
427;  0  vielleicht  =:  lit.  an  427. 
428.  0,  oa  =s  lit.  ä  428  (oa  = 
lit.  ai  898),  o  =  lit  e  428  (cf. 
899).  oay  429.  07  429.  —  au  =s 
lit.  au  428  (resp.  slaw.  u,  zend.  ao 
480),  =  lit.  u  (welches  in  diesem 
fall  contraction  aus  au)  430,  kaum 
s=  lit.  e  430.  aw  wohl  mit  au 
identisch  480.  eau  480  (cf.  489).» 
ui,  uy  ^  lit  u,  ni  481  (ss  slaw. 

7  402). 

Uebersicht  Über  den  ganzen  vo- 
calismus  der  Stammsilben,  erweist 
nächste  beziehung  zum  memelschen 
dialekt  des  lit  481  f. 

Vocalismus  der'  silbe  nach  dem 
stamm,  nach  den  lit  vocalen  ge- 
ordnet: lit  a  482  f.,  lit  e  483,  lit 
e  488,  lit  0  484,  lit  i  484  (cf. 
406),  lit  ä  484,  lit  u  484,  lit  ä 
484 ;  zwischenvocale  bei  consonan- 
tengruppen,  welche  im  litauischen 
fehlen  486.  —  Vocalismus  der  end- 
Silben:  masc.  endnng  lit  -as  = 
preufsisch -as, -es,  -is,  -s486;  fem. 
endung  lit  -a  =  altpr.  -o  487;  be- 
handlung  des  stammbaften  a  der 
masc.  und  fem.  im  ersten  gliede 
von  compositis  487.  femininendung 
der  ia-decUnation,  lit  e,  wird  mehr- 
fach zu  i,  y  im  ersten  gliede  der 
composita  wie  im  einfachen  worte 
438. 

Durchgehende  schwilchung  der  ne- 
bensilben  beweist,  dafs  der  accent 
wie  im  iemaitischen  auf  der  Wur- 
zelsilbe ruht  488.  —  spuren  des 
geschliffenen  tons  liegen  vielleicht 
vor  in  den  Schreibungen  ee,  eey, 
iey,  eau  u.  s.  w.  489. 

Consonantismus.  Gemination 
440  ff.,  steht  nach  hochtoniger  silbe 
mit  kurzem  vocal  442.  lenis  fllr 
fortis  (ein  paarmal  fortis  fUr  lenis) 
442  f.  (cf.  1 14. 897),  —  j  wird  g,  ig; 
h  7  geschrieben  448  f.  (bleibt  nnbe- 
zeichnet  zwischen  vocalen  446).  — 
b  ans  v  444.  —  t  ss  lit  k  444  (cf. 
116  f.  407),  ddslitg  446.  -.  n 
bleibt  vor  t  und  s  bewahrt,  während 


lit  ersa&debnuDg  eintritt  (altpr.  an=s 
lit  i|;  en,  in  =  e;  wan  =  ü)  445. 

—  altes  w  bewahrt  im  vortbeil  ge- 
gen das  lit  446 ;  w  als  Vorschlag 
vor  vocalen  446  (cf.  119);  w  bleibt 
unbezeichnet  zwischen  vocalen  447. 

—  Zischlaute  448  ff.:  s  =  lit  s 
448.  449,  SS  lit  z  449.  seh  ent- 
steht aus  sj  und  entspricht  vielleicht 
nur  einmal  lit  sz  460  (cf.  899).  s 
8=  lit  sz  460  f.  =  lit  t  451  f  (cf. 
894.  896.  898).  ergebnis  der  be- 
trachtung  ttber  die  Zischlaute  452, 

—  X  und  sein  Wechsel  mit  s  462  ff. 

—  bedeutung  von  cz  464  f.  —  ti, 
di  werden  rein  bewahrt  466.  —  d. 
=3  lit  zd,  s  =  lit  d  456.  —  ü- 
quiden:  metathesis  derselben  455  f. 
(cf.  116.  401.  402).  —  r  gegen- 
über lit.  r  fehlend  456.  rg,  g  für 
lit  r  466.  —  lg  «=  lit  1  456.  — 
prothet  1  möglicherweise  Schreib- 
fehler 457.  unterdrflckung  von  k 
zwischen  liquiden  und  t  118. 

uebersicht  der  eigenthümlichkei- 
ten  des  pomesanisch-altprenfs.  con- 
sonantismus 467  f. 

Schlufsresultat:  Stellung  des  po- 
mesanisch-altprenfs.  zu  seinen  ver> 
wandten  468. 

B.  Nomina.  Ihre  ausginge  im 
nom.  sg.:  feminina  gehen  vocalisch 
aus  119 — 122.  vocalisch  ausge- 
hende masc.  122 f.  formen  aaf  -an 
wahrscheinlich  nominative  des  nen- 
trums  404.  —  pluralia  auf  -es  und 
-OS  124f.  (cf.  896).  pluralia  aof 
-aytos  scheinen  deminutive  zu  sein 
126. 

C.  Suffixa.  -eno,  -ano,  -no  114. 

^to  116. istian  118.405.— 

-toys  ca  lit  -töjis,  lett  -täUs  (fem. 
-tdja),  rus8.-lit  -tojas,  -tajas,  im 
wesentlichen  ss  -ri/q,  -tu;  1^2  f. 

—  altpr.  -nikis,  -nix,  niss.-lit 
-nikas,  preufs.-lit  -n\nkas,  lett. 
-neeks  123.  —  -tue,  -tuan  zu  lit 
-tuvas,  -tuve  126.896.  —  -toi  197. 

cle    898. isto,    lit  -^sta, 

-]^ste  897.  —   -meno  zu  lit  -menö 

899. eynis,  lit  -^nas  899.  — 

-be  zu  lit  -yba,  -ybe  401.  —  -elis 
402.  —  -eyto;  -aytos  421. 

Quantität     Hexameter  des  Donali- 


Sachregister. 


489 


tins  nach  dem  wortaccent,  nicht 
nach   der  qaantität  gebaut  477. 

Beflexivum  des  litauischen  482  f. 

RusBi'Bch.  Olonecischer  dialekt 
des  russischen.  Lautsystem:  ftlr  e 
tritt  i  ein  168  f.  —  erbaltung  des 
vollen  i  der  infinitivendung  154. — 
Übergang  von  e,   je  in  o,  Jo  154  f. 

—  altbttlg.  je,  russ.  6  geschrieben, 
wird  jo,  welches  anlautend  zuweilen 
j  verliert  155  (davon  finden  sich 
auch  gemeinruBsisch  beispiele  ebd.). 

—  erweichendes  e  wird  ja,  nach 
palatalen  a  155  f.  (ähnlich  im  weifs- 
russ.  156).  —  aus  altem  T  entstan- 
denes e  hat  zuweilen  keinen  erwei- 
chenden einflufs  156.  —  ausl.  i 
bleibt  erhalten  nach  c  und  in  der 
dritten  pl.  praes.  156.  —  Vertretung 
von  altbulg.  u  durch  o:  im  auslaut 
der  praep.  auch  vor  einfacher  con- 
sonanz  156,  sogar  vor  vocal  157; 
im  nom.  sg.  männlicher  a-st&mme 
vor  suffigiertem  artikel  tu 
157  (ähnliches  im  altruss.  ebd.).  - 
ü  als  solches  mit  eigenthUmlicher 
ausspräche  bewahrt  158.  —  behand- 
Inng  von  altbulg.  ra,  la  158.  — 
Vorschlag  von  j  vor  vocalen  158; 
Vorschlag  von  v  158. —  fehlen  des 
n  vor  obliquen  casus  des  pronomen 
i  nach  praepositionen  158.  —  zu- 
saramenziehung  von  vocalen  nach 
ausfall  des  trennenden  j  159.  — 
ausfall  anderer  consonanten  159. — 
erleichterung  anlautender  consonun- 
tengruppen  durch  prosthetisches  o 
159.  —  abfall  anlautender silben  159. 

—  behandlung  von  fc,  i,  c  169  f. — 
assimilation  von  k,  g,  ch  an  fol- 
gendes n  167;  von  v  an  vorherge- 
hendes b  167.  —  Übergang  von  j 
in  g  167.  —  z  steht  für  ^dj  = 
altbulg.  id  167;  c  fUr  »tj  =  alt- 
bulg. st  z.  th.  consequenter  als  im 
gemeinruss.  168,  in  den  part.  praes. 
daneben  ab  mit  besonderer  (sogar 
causativer )  bedeutungsmodification 
168.  —  abfall  des  Suffixes  der  S.sg. 
praes.  168,  der  8.  pl.  nur  bei  der 
i-classe  168.  —  Übergang  von  v  in 
m,  von  m  in  b,  von  d  in  g  169. 

Declination.      Zusammenziehung 
Im  nom.  sg.  der  fem.  auf  -ynja  wie 

Beiträge  s.  vgl.  sprachf.  VI.  4. 


im  altbulg.  169.  —  nom.  sg.  do£i 
und  mati  169.  —  nominativform 
des  sg.  als  acc.  bei  den  femininen 
a-stämmen  169.  170.  —  dat.-loc. 
sg.  fehlt  gänzlich  bei  den  femini- 
nen a-stämmen  und  wird  durch  den 
genitiv  ersetzt  —  Ursache  dieser  er- 
scheinung  170.  171.  ~  instr.  si- 
lomu  (von  sila)  171.  —  declination 
von  cerkovT  171.  —  genitive  und 
locative  auf  -u  171  f.  —  alter  vo- 
cativ   auf  -u  von  ja- stammen  178. 

—  declination  der  deminutiva  auf 
-uska,  -usko  178.  —  beispiele  des 
duals  174.  —  pluralformen   175  ff. 

—  übertritt  der  a- stamme  in  die 
analogie  der  ja -stamme  177.  — 
Nicht  zusammengesetzte  declination 
der  adj.  178.  —  Pronominaldeeli- 
nation:  declination  von  tu  (und 
etotu)  178  ff.  demonstrativum  be- 
sonders ausgebildet  181.  declina- 
tion von  i  181.  Personalpronomen 
182. —  Declination  des  zusammen- 
geseteten  adjectivs  182 f. 

Stammbildung.  Wortformen  und 
Sätze,  welche  im  polnischen  zu  stam- 
men herabgesunken  sind  204 — 210. 

Steigerung.  Statt  angeblicher  Stei- 
gerung von  y  zu  va  im  slawischen 
ist  vielmehr  Verkürzung  von  va  zu 
y  anzunehmen  368  ff.  —  Steigerung 
von  altbulg.  o,  e  zu  a,  £  und  ihre 
bedeutung  für  die  quantität  im  alt- 
bulg. 873  f. 

Snffixa  Rest  des  suff.  skr.  -tvä  im 
altir.  18.  —  gall.  -unno  und  seine 
entstehung  18.  —  auf  nasal  schlie- 
fsender  stamm  nimmt  im  altbulg. 
bei  antritt  weiterer  consonantischer 
Suffixe  dieselbe  form  an  wie  im  nom. 
sg.  92  ff.  altbulg.  -yto  92  ff.,  -yU 
94,  §tii  94  f.  —  erweiterung  des 
Suffixes  -an  durch  angefügtes  -ta 
im  slaw.,  lat.,  skr.,  deutschen  und 
vielleicht  griech.  98.  —  gegensei- 
tiges Verhältnis  der  suff.  -an  -ana, 
-uof  -fiovay  -ftir  'fjttra  u.  ä.  95. — 
altbulg.  -gü,  -ga  130.  —  altbulg. 
-ci  182.  —  lat.  -ulcuB,  -ulcius  161. 
ksl.  -osti  188  ff.  —  griech.  nentra 
abstracta  auf  .o^  neben  adj.  und 
ihre  litnsla wischen  parallelen  188. 
—  lat.  adj.  und  abstracta   mit  den 

32 


490 


dachregister. 


tnifixen  -to  und  -tit  von  stammen 
auf  urspr.  -as  189.  —  lit.  -aaü-s 
189.  —  lat  -or  primftr  und  secon- 
dar  189.  —  lit  -esti-s  190.  —  lit. 
-eai-8  191.  —    altb5hm    -est'  192. 

—  secnndäres  abstracta  bildendes 
-t&  im  slaw.  häufig  192.  ~  ksl. 
-ostf,  kleinr.  osiy,  böhm.  (inatr.  pl.) 
osiemi  198.  —  kal.  -os-tyni  ver- 
wandt mit  -avrrit  skr. -tvani,  an- 
dererseits mit  got.  -assu  198.  — 
lit.  -yste,  alt  -ysta  198.  —  ksl. 
-ynja,  noro.  ag.  -yni  194  ff.  —  ksl. 
y  ^  urspr.  ü,  feminina  und  ab- 
stracta  bildend  195.  —  -Weiterbil- 
dung eines  Stammes  auf  urspr.  -tar 
zu  -tru  im  lat.  195.  —  poln.  -ö 
allmählich  immer  mehr  vor  -sd 
(altbulg.  -sti)  surückweichend  211. 

—  annähme  altir.  abstracta  auf  -u 
statt  -tu  ganz  unhaltbar  225.  — 
lit.  -kla  =s  altpr.  -tla,  urspr.  -tra 
245.  —  altbulg.  -istvo;  altbulg. 
-isku,  got.  .iska  866.  867.  —  lit 
deminutivsufiSz  -^is,  -e'lis  872.  — 
-tra  adjectiva  bildend  891. 

Verba,  aecundKre.  Denominativa 
des  keltischen  14 f.;  griech.  auf 
~a^w  15.  —  secundäre  verba  des 
litauischen  von  scheinbar  primärem 
aussehen  150. 

Vocale.    Irisch  (,  welsch  i  aus  a  6. 

—  welsch  u  as  gall.  o  12.  —  ent- 
stehung  von  slur.  8  im  reduplicier- 
ten  praeteritum  von  wurzeln  mit 
inlautendem  a  102  f.  —  poln.  e  fUr 
i  und  y  212  ff.;  umgekehrt  i^  y 
fUr  e  214  f.  —  Wechsel  von  i  und 
u  im  poln.  246.  247.  —  bdhm.  ou 
dehnung  von  n  897.  —  böhm.  a 
mehrfach  =s  altbulg.  ^,  russ.  ja 
402. 

Vocal reihen.     Uebertritt    von    der 


a- reihe  in  die  n- reihe  im  litani« 
sehen  150. 

Vocativ.  Vocativ  statt  nominativ 
im  serbischen  178  f.  —  serbische 
nom.  sg.  masc.  auf  o  sind  eigent- 
lich vocative,  desgleichen  die  auf 
oje  174.  —  nenbnlgarische  voca- 
tive  auf  o  von  a-  und  Ja-etämmen 
174. 

Volksetymologie.  LantUehe  Um- 
gestaltung polnischer  lehnwSrter  aus 
dem  deutschen  durch  Volksetymo- 
logie 801—805. 

Wurzeln.  Angebliche  sanakritwur- 
zeln  auf  8  ü  o  und  ihr  Verhältnis 
zu  den  wurzeln  auf  ä  1 0 1 ;  angeb- 
liche sanskritwurzeln  auf  j  108. — 
Verlust  der  Wurzelsilbe  in  polnischeB 
Wörtern  246. 

Zahlworter.  Zahlwörter  des  kelti- 
schen 12 f.;  bezeichnung  der  distri- 
butivzahlen  im  altirischen  286.  ^ 
polnische  Zahlwörter  im  löten  and 
16ten  sec  247. 

Zemaitisch  886. 

Zetacismus.  Aelteste,  in  einigmi 
sprachen  noch  jetzt  erhaltene  s(tBfo 
des  slawischen  zetacismus  mit  er- 
haltung  von  j  161 — 165  (ähnliches 
im  litauischen  und  lateinischen  166); 
für  die  erkenntois  dieser  stufe  vod 
bedeutung  russ.  s£  (neben  c)  ss  alt- 
bulg. st  :b  tj  und  russ.  idi  ^ 
altbulg.  2d  =s  *dj  164.  ~  gntta- 
rale  eher  und  leichter  von  j  afli- 
ciert  als  dentale  165.  —  ausnah- 
men vom  zetacismus  der  gattuale 
in  russ.  dialekten  durch  äberwie- 
gende  analogie  der  formen  mit  er- 
haltenem guttural  166.  —  setocii. 
mnSt  speciell  labialzetacismos  toi 
polnischen  220.  —  Vgl.  noch  Rus- 
sisch. 


Wortrej^tot» 


491 


!!•    Wortregister. 
A.    Arische  sprachen. 


1)  Sasikrit 

WS.  ai&ft471. 
a£^i  8. 
aallra  S27. 
ati  266. 
andh»  280. 
apa  7. 
Apaa  192. 
ipnat  192. 
amatim  891. 
amiaisam  (ws.  mi, 

102. 
amitraban  869. 
ambu  229. 
arkhimi  16. 
WS.  ardh  892. 
«fA.126. 
a^maota  98. 
aham  259. 
aliTam  102. 
inai&la  4. 
iha  269. 
dKjati  147. 
tt<Uka  8. 
ndira  872. 
WS«  US  180. 
UMiM  180. 
oaria  180. 
uaii  180. 
fta  4. 

kadi  269.  276. 
kanda  827. 
karpara  148. 
kaUbba  888. 
kfAkaaa  888. 
kfrtaavara  888. 
WS.  knif  188. 
WS.  klath  18. 
WS.  klam  4. 
ksari  868. 
WS.  kau  188. 
kbala  888. 
khalu  260. 
WS.  kbid  107. 
gandba  827. 
g^bba  402. 
gfritra  822. 
gf^iad  148. 


mi) 


gUyimi  101. 

gha,  ghi  267  ff. 

gba  (schlagend)  260. 

gbana  260. 

ka  89.  90.  266. 

laUir-  870. 

talvicaa  870. 

WS.  Kar  4. 

WS.  ki  266. 

kiklUa  108. 

kikii-  108. 

kikSU  108. 

^agat  108. 

^agfU   108. 

lagQft  108. 

^a8  461. 

tßiia  189. 

gari  189. 

^at«  104. 

iigimi  108. 

^igäja  108. 

^U,  ^na  (WS.  ^'i)  104. 

^ari  870. 

tatnia«  102. 

tan6mi  870. 

tantu  9. 

WS.  tan   16. 

tala  401. 

WS.  tna  188. 

tfianlm  188. 

tSniva   102. 

WS.  trank  281. 

tripatra  887. 

trSitana  4. 

distri  16. 

dajfmi  101. 

WS.  darb  192. 

da^an  18. 

WS.  dab  140. 

däni  4. 

WS.  da  160. 

djkmi  101. 

djfiU  104. 

«ycna  104. 

drij«  101. 

dviram  281. 

dv«  12. 

dbattOxa  888. 

WS.  dbar  192. 


dbustüra  888. 

dbrU^-  101. 

na  (in  oompar.  sinn)  266. 

nahi  268.  276. 

ni4a  4. 

nfima  18. 

WS.  pak  116. 

paptima  102. 

parikara  471. 

pdajfmi  106. 

pitir  7. 

pitd  7. 

pipOnras,  pipllrthas 

a.  s.  w.  101. 
WS.  pis  822. 
pord  7. 
pftbd  7. 
pftbdtk  189. 
pttban  8. 
babbfiva  467. 
WS.  bndh  188. 
bndbiU  104. 
birbaspati  4. 
brahman  4. 
bbavisjati  18. 
WS.  bbiks  6. 
WS.  bbl  870. 
bblfl^jämi  870. 
bhlsnU  870. 
bbfir^  827. 
WS.  bbjas  870. 
WS.  bbra^  827. 
WS.  bbil  102. 
magbavan  8. 
maija  104. 
mada  8. 

WS.  mantb  114.  486. 
mamaai    mamS  (ws.  mi, 

ml)  102.  104. 
mahas  226. 
mSs  6. 
mitra  891. 
WS.  mnd  469. 
mriji-  101. 
ja  467. 

Jakan,  jakft  114.  897. 
jatbi  10.  14. 
Jadi  268.  269. 
Jngam  186. 

32* 


4dd 


Wortregister. 


jfiBä  180. 

WZ.  rad  229. 

r«4  6. 

WS.  ra  182. 

laghu  228. 

WZ.  Inbh   181. 

▼aU  825.  838. 

WS.  va«  180. 

vi  266. 

virtrahatja  889. 

WZ.  vf,  vr^ömi  228. 

vrtra  244.  888  fT. 

vrtraghna  889  f. 

yftraghm  889. 

vftratara  888. 

▼rtratur  890. 

vfirahatha  889. 

vrtrahallMa  889. 

yrtrahan  888  ff. 

yrtrabanUma  388  f.  890. 

fastram   16. 

WZ.  9udh  188. 

WZ.  9rdh  827. 

fraddadbimi  481. 

9r69i  899. 

WZ.  9Ta8  869. 

fveu  822.  823. 

sa-  197. 

WZ.  sad  (seder e)  141. 

WZ.  sad,  I-sad  (adire)  141. 

sadba-  259. 

sam   197. 

salili  898. 

savja  185. 

WZ.  sab  12. 

saba  259. 

sämi  18. 

WZ.  stbf  18. 

WZ.  spbäj,  paspb^S  108. 

sma,  smS  14.  476. 

Bja  276. 

WZ.  sjaod  141. 

svadhajl  14. 


svapna  7. 
svajam  18. 
svasar  7. 
syapajäini  7. 
ha,  hS  257  ff.  276. 
WZ.  han  260. 
bi  257  ff.  276. 
hvajlmi   101. 


2)  HeaiBdlfobe 
spraeheB. 

ksflr.  Sbrü  118. 

3)  Altbaktrisch. 

aparazfta  128. 
qSdaSna  14. 
zaratbnstra  128. 
zarathnströtema   128. 
zi,  zi  268. 
tbraetaona  4. 
WZ.  thrak  281. 
dSUm  229. 
diu«  12. 
nazda  12. 
pitu  7.  9. 
pouru8a9pa  128. 
iVathanh  189. 
maidhömSo    128. 
maodbana  469. 
ja  467. 

veretbragbni  890. 
WZ.  vere  390. 
veretbra  889  f. 
verethragbna  889  f. 
veretbra^an  889. 
yerethraga9tema  889. 
yeretbrataurylo  890. 
ycretbrayan  890. 


badha  259. 
9ao8Jan(   128. 
9raoiii  899. 
bamvereU  890. 
bimvereti  390. 


4)  Altpenisch. 

traf  fran  in  «f'ayri^,  ^0»v~ 

rrirjjro^    U.  8    W.    892. 


5)  PehlTl. 

gandenSk  827. 
iiAiii9priii  824. 
ySdrengboi  821. 
zardab  882. 


6)  Heiipersisch. 

behrim  389. 
gandüm  323. 
gauarz  335. 
gard  390. 
gurdl  390. 
ya^  325. 
yaraj  325. 
rirag  325. 
zarSyand  820. 


7)  Kurdisch. 

giezer  331. 
k^Lmabit  885. 
kbas  333. 
mekak  887. 
nfnS  324. 
pank  824. 


B.    Keltische  spraehen. 


1)  Altkeltiscli. 

Abona  229. 
Abosina  229. 
'jißoq  229. 
anam  280. 


*jirava  280. 
ambactos  471. 
ambe,  ambes  229. 
Ambris  229. 
are  2*28. 
aremorici  228. 


areyemos  5.  228. 
ate-  249. 
ayallo  280.  231. 
Belatucadma   17. 
Besantiam  407. 
bratade  229. 


Wortregister. 


498 


Brigantes  4. 
Brigantia  4. 
brio  229. 
Brivodurum ,    Briodiinun 

229. 
BrWo-Isarae  239. 
caio  280. 
cambiare  281. 
CamboB  281. 
kamidne  16. 
Cathnbodua  250. 
Cenomani  226. 
Cenimagni  226. 
Com  248. 
Cunotamos  12. 
danima  6. 
datalages  5.  228. 
decayi   1 7. 
Divona  280. 
DoDtaarios  5. 
doro  281. 
dunon  228. 
dvorico  280.  281. 
Esuggius  408. 
Bsos  248. 
gnataa  281. 
hrodanns  228  f. 
inter  229. 
leamodori  281. 
Isngius  408. 
lautro  229. 
logan  230. 
Lug^dnnoD ,    Lngdnnon 

227  f. 
Mogonnos  8. 
more  228. 
morini  228. 
nanto  229. 
Nantuates  229. 
nate  281. 
Obnldunu  17. 
onno  280. 
petnpedula  824. 
petorritnm  12. 
Petrocorii  12. 
Petmcoriua,  -ii  12. 
planarati  248. 
renne  281. 
R(h)odanas  229. 
Sacsano  12. 
Sagramnos  228. 
Samarobriva  229. 
Scultenna,    Sxovlrapra 

229. 


Sirona  248. 
Tinu   17. 
Toliandoseo  12. 
Tolistoboii  12. 
tome  17. 
treicle  281. 
trigaranns  4.  280. 
jQi/tcLQKtffCa  280. 
trinanto  229. 
nxellim.  12. 
vertragus  11.  281. 
VesontiDS  407. 
Vesuccius  407. 
Vesunna  408. 
Visontio  407. 
Yisacia  408. 
Visneina  408  ff. 
Yizuria  (j.  V^onse)  408. 


2)  Irisch.  6aell8€h. 

Neuirisch  gesperrt. 

abh  229. 
abhall  281. 
accestar  460. 
aco  462. 
adchess  460. 
admuinemmair  471. 
adrodar  471. 
aeth  285. 
aibheU  229. 
aile  468. 
lUlith  466. 
ailia  468. 
aimf'tfsach  18. 
aine  9. 

aisndedat  464. 
am-  18. 
amach  225. 
amaigh  225. 
ambaaid  228. 
ammag  225. 
amradair  468. 
amre  468. 
an  280. 
in  280. 
Ana  250. 
anasrochumlai  16. 
angaibee  466. 
anguin  228. 
aUed  225. 
aranerailend  469. 


arco  16.  462. 

arm  280. 

amacbnelammar  474. 

arsisedar  470. 

art  4. 

artn,  arddu,  ardu  225. 

as  10.  228. 

asberam  472.  478. 

as8  10. 

asaa  10. 

asteach  224.  225. 

astigh  224.  225. 

ati  18. 

atchithiai  468. 

ateg,  atech  824. 

athair  7. 

atong  462. 

atormag  222. 

iue  8. 

Badb  Catha  250. 

badib  468. 

baitsidir  468. 

bam  472. 

bam  7. 

b^m  478. 

Be-Neit  250. 

berith  466. 

berrthir  468. 

beru  462. 

bharn  8. 

biam  18.  472.  478. 

bieid  18. 

bieit  18. 

bimsa  462.' 

bith  228. 

binnsa  468. 

blaisim  468. 

blastf  468. 

bocbt  6. 

boie  (leg.  böte)  466.  467. 

Brigit  4. 

Brigte  4. 

brise  8. 

bniid  228. 

gael.  bnrmaid  829. 

cacha  9. 

cad^sin  7. 

cao  280. 

cainte  16. 

cais  460. 

canisin  7. 

caras  464.  467. 

carate  467. 

carith  466. 


494 


Woftn^ittnr» 


eatehhomnidi  478. 

etnt  7.  18. 

o^le  4. 

c^in  226. 

cenA«,  cen^e  15. 

cennaamlar  478. 

cerdcba,  cerddchae  280. 

charand  469. 

chesend  469. 

ch{th{  468. 

cian  225. 

cinteir  16. 

c{Ucb  7. 

eTtin  7. 

-cTu  460    461. 

claideb  18. 

dam  4. 

codosgnemi  474. 

cofotheasa  472. 

gael.  coibbi  248. 

cöic  12. 

comcisnib  460. 

conda  472. 

eonfodma  474. 

coDTotgatar  285. 

coDinT^sa  472. 

Gore  16. 

eoscrad  285. 

orann  281. 

ciiig  12. 

enimtgimm  (nicbt  cunat- 

gim)  478. 
cultecb  224. 
cnmacbtacb  15. 
cumacbtaigim  15. 
cnmang  222. 
comtacb  478. 
cnrbam  472. 
curend  469. 
datngnigtbir  466. 
daintech  16. 
dina  5. 

danüroecbnatar  286. 
dtoigtbea  9. 
d4nigQd  9. 
-de  11. 
d^ac  18. 
dearbbann  469. 
d^c  18. 
decbtire  6. 
deicsin  460. 
delbe  228. 
dedimrecbt  '228. 
deamirecbuigtir  468. 


df  12. 

diamain  288. 

diandid  249. 

dlegtair  468. 

dodfongad  462. 

dotfcomnacbt  16. 

doepetbar  471. 

doinib  228. 

domnn  225. 

dopbeibaraa  7. 

doraaiid  17. 

dorigni  460. 

dorimtbirtbetar  471. 

dorintai  17. 

dorns  228.  281. 

doBlninend  469. 

drimtbirid  471. 

dnemia  472'. 

dnine  8. 

ddine  226. 

ddn,  gen.  daine  226.  298. 

dnniircecbnatar  286. 

eascQ  288. 

easgan  288. 

ecbtar  6    16. 

ed  8. 

^ert  11. 

epscop  288. 

aerbar  472 

ercbötigend  469. 

erdatbe  229. 

erladaigidir  471. 

escop  288. 

eter,  etar  229. 

fadam  472. 

fad^in  7.  14. 

fairedg  7. 

fairtbe  7. 

fanitin  7. 

faolcbd  7. 

farn  7. 

fastand  469. 

fearrde  10. 

fedaim  7. 

fedme  7. 

f^itb  3. 

ferr  9.  10. 

6ar  7. 

fid  228. 

fil  464. 

file  466. 

fiUim  7. 

filns  7. 

fTr  6. 


fitir  464. 
foaid  7. 

fodein,  gen.  fod^e  14. 
foicblend  469. 
foilUigtbf  468. 
foir  468. 
foirbbtbe  8. 
foirbtbetn  225. 
foirctia  460. 
foirfe  8. 
fordindet  464. 
forelgatar  286. 
forfenar  286. 
fornem  224. 
fosdgatar  986. 
foBligim  286. 
freecaiu  460. 
fHetinfet  464. 
fügall  222. 
ftiilgend  469. 
ftiillend  469. 
ftainenn  469. 
ftilang  222. 
fönend  469. 
gaibia  462. 
galbtir  468. 
geinitir  471. 
geinitbir  470. 
genitber  470. 
geogbna  478. 
gialc  466. 
gldine  296. 
gldn  226. 
glnnae  226. 
gldne  226. 
glunlb  996. 
gn^  460. 
gnite  466. 
gnfn  460.  461. 
guidin  468. 
gain  228. 
-gas  8. 
beidmtfit  14. 
bocbiist  286. 
bonaifleidmenaib  8. 
boaialimem   1 9. 
iacaom  286. 
iarraim  468. 
iarrthai  468. 
iainm  286. 
fcbtar  6. 
idmtfit  14. 
ü  7. 
iUr  222 


Wortregister. 


49» 


imb  8. 

imcuMio  460. 

imcasti  460. 

incholnigud  '286. 

indaleitbeain  226. 

indibmaigib  226. 

indidultaigc  224. 

indlöge  226. 

infid  228. 

inn  280. 

ioDS  9. 

iDnatlngam  472. 

innfala  288. 

iotige  224. 

intsleibe  226. 

intrsCa  14 

ioth  228. 

{9  6. 

isdiamum  288. 

ia^  ae  18. 

isintig  224. 

iaeammnir  228. 

iatech  224. 

itaig,  fUig,  hiUig  224. 

itargninim  16. 

ith  7.  9.  228. 

inehair  117. 

lantn  288. 

leith  226. 

lenand  469. 

letb,  led  (latos)  222.  226. 

226. 
leth,    dat.   leuth   (dirai- 

dinm)  222. 
letban  7. 
limm,  lemm  464. 
Un  228. 
lind  228. 
Hon  228. 
litre  228. 
loch  228. 
loch  228. 
USg  226. 
lötbar  229. 

lA,  compar.  laigiu  228. 
Inach  226. 
Mda  288. 
luUin  288. 
mablastf  468. 
mag  226.  226. 
maig  226. 
maige  226. 
membiir  280. 
meac  8. 


meace  8. 
meaetar  288. 
Ttkif  gen.  mi8  6. 
mind  '228. 
mind  228. 
misir  288. 
moltaoi  468. 
m«5rf^8er  7. 
Morriga  260. 

RIU,   RIO    14. 

niuicb  226. 

maige  226. 

mninither  471. 

mninter  471. 

muir  228.  228. 

nacba  9. 

nadgenetar  471. 

naiacu,  nescn  288. 

naaroin  472. 

neam  224. 

neb  18. 

n^  288. 

nem  224.  226. 

Neman  260. 

nemh  18. 

nephfreecastu  460. 

nerladaigedar  471. 

nert  280. 

nessam  12. 

nibam,  nipam  472. 

nim  224.  226. 

nime  224.  226. 

nimib  224. 

no   14. 

nocharmit  16. 

nochartia  16. 

notfntae  17. 

6  7. 

6a  8.  7. 

ochtmad  18. 

öena  9. 

öl  228. 

öl  228. 

olc  280. 

pardaia  286. 

pardnia  286. 

gael.   pinthar,     gen.   pe- 

tbar  7. 
recht  228. 
remcaiMin  460. 
rendaib  228. 
rethann  469. 
H  6. 
riccn  468. 


ricthai  468. 

rimther  470. 

rind  228. 

rindarpai  16. 

rinn  228. 

ro-  229. 

rodsciibai  17. 

mbnrt  16. 

saiges  466. 

■ant  16. 

Bcipar  6. 

scoltaim  229. 

acribthir  468. 

se  7. 

s4\m  18. 

a^itche  4. 

Berbh  7. 

aöt  149.  160. 

aiar  7. 

ifl,  gen.  afl  222. 

Binia  10.  11. 

afol,  gen.  sH  222. 

eleidm  8. 

Blebe  226. 

alebib  226. 

Bleib  226. 

BUab  226. 

aligim  286. 

Bluindes  466. 

Blaindite  466. 

Bluindith  466. 

Bom,  aem   14. 

BOtho,  Bothe  228. 

Broth,  Bruth  2S8. 

sruth  228. 

Bnan  7. 

Buth,  Both  228. 

ti  18. 

Uipe  471. 

tinac  4. 

tart  16. 

teach  224. 

tech  14.  224. 

techtaa  466. 

teg  224.  226. 

töte  466. 

tiaga,  tiagnssa  462. 

timthirtbid  471. 

timthrecht,     timthlrecht 

471. 
tinfedam  464. 
t{r  228. 
tfr  228. 
tfrim  16. 


496 


Wortregister. 


t£rni6  16. 

töcband  469. 

todlai(g)ther  470. 

tongnaa  462. 

törmag  222. 

traig  231. 

tr^ise   11. 

treissinr  11. 

tr^n  11. 

tressa  11. 

tressam  11. 

triab  236. 

tnath,  gen.  tr^than  4. 

tris  1-2.   467. 

triub  236. 

tussu   13. 

ua  7. 

uachtar  6.  16. 

uadaib  463. 

uaidib  468. 

mittel ir.  nam  7. 

uas   11. 

nasal   12. 

uathib  463. 

ubhaU  231. 

nlsce  8. 


3)  Welsch. 

af>  18. 
afall  281. 
amaeth  471. 
Ambyr  229. 
altw.  bit  466. 
briw  229. 
briwio  229. 
bnm  466. 
bwyf  18. 
cae  280. 

kiglif,  kiglef  166. 
cl&f  4. 
cyffred  8. 
kymerth   16. 
chwant  16. 
chware  7. 
cbwarel   7. 
chwech  7. 
chwedeg  11. 
chwedl  7. 
chwel  7. 
chwerw  7. 
chwi  7. 
chwtawr  7. 


chwilgi  7. 

cbwith  7. 

chwylaw  7. 

cribot  (leg.  cridotj  466. 

crit  466. 

altw.  dafhiud  478. 

dagr,  dagrau  9. 

datolaham  6. 

deng  18. 
;  din  228. 
;  doeth  16. 

ddr  281. 
I  dyrchauawt  478. 

eitbaf  12.   16. 

eithyr  6.   16. 
I  ffaelu  8. 
'  ffell  8. 

ffer  8. 

ffest  8. 

ffraeth  8. 

fTroen  8. 

ffrwdd  8. 

ffunen  8. 

a  gant  16. 

grazacham  14. 

gryDDawt  473. 

gueU,  jrwell  10.  11. 

guir  6. 

gwasgarawt  473. 

gwledychawt  478. 

hardach  10. 

heitham  1^. 

Hu  248. 

hyn  10.   11. 

iawn  3. 

istlinnit  466. 

llaüi  480. 

Ueiach   10. 

llydan  7. 

roor  228. 

myned  471. 

nant  280. 

neint  280. 

nentydd  280. 

nemheanaur  4. 

prenn  281. 

pump   12. 

rig  6. 

ser  248. 

tant,  pl.  tannau  9. 

Uw  18. 

tecach  10. 

traha  11. 

trais  11. 


trech  11. 
treiglawt  473. 
treissinr  LI. 
treu  11. 
uch  11. 
Utbr  6.   16« 
wy  12. 
yd,  pl.  ydau  9. 


4)  CoraUcL 

caid  288. 
;  kentar  16. 
;  keth  238. 
;  claff  4. 
'  kres,  dat.  kreya  9. 

daras  231. 

haccra  10. 

hager  10. 

:  marh,  gen.  m«rh  9. 
\  merh,  gen.  myrh  9. 

mones  471. 

nansi  pl.  nanssow  230. 
'  neid  4. 

pen,  dat.  pyn  9. 

sqnenip  5. 

yntre  229. 


S)  BretOBisch. 

ahimp   249. 

ahint  249. 

aby  249. 

anal  281. 

aznat  248. 

barbdifeith  248. 

break,  bnisk  8. 

kemma  281. 

daou  12. 

deuhymp  249. 

difeith  248. 

diou  12. 
I  diouguet  248. 
'  dizoen  248. 
'  d6r  281. 

douque  248. 

eheut  249. 

entre  229. 

felc*fa  8. 

gouzout,  gooayout  248- 

grabe  249. 

grabecb  249. 


Wortregister. 


497 


grahemp  249. 
grahenn  249. 
grahent  249. 
greheut  249. 
grehint  249. 
groaet  248. 
grobimp  249. 


gnereu  249. 
guerue  249. 
gueure  249. 
hazvez  248. 
lonazr  229. 
roonet  471. 
oa(n)t  348. 


ober  249. 
Ormandi  284. 
Ormant  284. 
Ormantes  284. 
prenn  281. 
scUcc  5. 
trdc'ha  11. 


C.    Lituslawische  sprachen. 


1)  Dakiseh. 

Hf^oitridiri  114. 


2)  AltpreifoiBCh. 

abstocle  898. 

abstotten  393. 

addle  445. 

agins   122.  442. 

ains  847. 

aketes   124. 

ackis  448. 

ackons  126. 

alkunis   118. 

alne  893.  894. 

alu   122. 

ane  894. 

anga  267. 

angnrgis  415.  456. 

ansis  847. 

ape  415. 

arelie  121.  457. 

arglobis  394.  444. 

artoys  446. 

artwea  414. 

anrarbs  894. 

asy  121. 

assanis  418. 

assaran  894. 

araegis  894.  456. 

attolan  894. 

attoÜB  126. 

aubirgo  (anbirgo?)   1..'8. 

auklextea  124.  894.  419. 

458. 
anais  458. 
ansto  480. 

autre  422.  480.  446. 
auwerns  125. 
auwirpis  125. 


babo  418. 
balgnan  457. 
beggi  267. 
boadifl  427. 
bordus  455. 
brisgelan  894. 
broakay  118.  427.  894. 
brokis  427. 
bucns  825. 
dagagaydifl  828. 
dagiB  828. 
dagoangia  828.  894. 
dalptan  868.   894 
dangua  121. 
dantimax  118. 
daaria  480. 
de3mayno  114. 
dyg»»  deigi  267. 
dylagaptin   114. 
doacke  118. 
doalgia  426. 
dongo  894. 
dragioa  124.  418. 
drimbia  895. 
;  dompbia   118.  877. 
'  ebaentliuns  245. 
eraina  847. 
eaketrea  125.  456. 
eatureyto  115. 
gaydia  828. 
gallan  870. 
gallintwei  870. 
garian  414. 
garkity  121. 
geanria  396. 
geeyae  428.  456. 
geytye  828.  895. 
gelatynan  485. 
genno  418. 
gertoanax  116.  895.  400. 

447. 
girnoywia  126. 


glawo  444.  455. 

gloaano  455. 

gloaaia  427. 

gnabaem  118. 

gnode   118. 

golimbaD  425. 

golis  870.  395. 

gorme   131.   126. 

grabia,  garba  395.  455. 

granstia  118.  877.  895. 

grobia  377.  403. 

groaia  442. 

gurcle    898.    400.    438. 

424. 
inatixa  458. 
inauwia  457. 
irmo  416. 
yttroy  117. 
iuae  448.  457. 
kaden  268. 

k&igi,  kagi,  kaige  267. 
caymia  422. 
caymoya  118. 
kamato  829. 
kalabian,  kalblan  444. 
kalpna  895. 
kalao   118. 
kanowe  895. 
karyago  448.  455. 
eariawoytia     895.     429. 

448. 
karigewayte  429. 
karczemo  454. 
caune  896. 
cawx  480. 
keckera  118. 
kekulia  895. 
kento    (vielmehr  kento) 

396. 
kentaria    (vielmehr   keu» 

taria)  895.  896. 
kerko  896. 


496 


Wortregiffter. 


kexti  896.  419.  468. 

kjlo  417. 

kiosi  896.  428. 

kinnan  396. 

kissea  118.  896. 

clattoy  121. 

klexto  894.  419.  468. 

clines   124. 

clnnupis  114. 

ksaistis  896. 

koapios  124.  485. 

coestne  126.  896.  429. 

coysnis  896.  897.  429. 

komaten   120. 

cordo  112 

kote  118.  * 

kragis  448.  456. 

kracto  878. 

kramp  tis  114. 

crausy  126. 

kristiomsto  (vielmehr  kri- 

stionisto)  897. 
krixtieno  114.  897.  416. 

462. 
krfit  448. 
km  wie  448. 
cagis  448. 
kulnis  878. 
cnlczi  121.  454. 
knmetis  114.  897. 
korpe  117.  444. 
curwia,  kurwan  428. 
lagno  114.  897. 442.4^7. 
laitian  897. 
lalasso  408. 
lanxto  116.  468.  464. 
largaserajtan  897. 
lankanos  480.  464. 
laxde  468. 
liede  417. 
lipe  417. 
HstlB  468. 
looix  897. 
lopis  428. 
Inysis  402.  481. 
Inckis  897. 

Inriay  114.  897.  467. 
maldiao  406. 
maldünin  197. 
malnnastabis  412. 
mandiwelis  114.  898. 
mary  128. 
medies  128.  446. 
medlone  466. 


meine  406. 

meltan  419. 

menig  128. 

menso  446. 

mestAn  419. 

moargis  426. 

moasis  124.   898.  428. 

moke  424. 

mothe  426. 

mulgeno  114.  408. 

nage  418. 

nagepristis  456. 

naricie  418. 

Di  —  neggi  267. 

niquei,  niqueJgi  *267. 

Doseproly  122. 

Dozy  426. 

nartae  126. 

pagaptis  114. 

pagonbe  401. 

palasallis  878. 

panno  898. 

panustaclan  898. 

passons  426. 

paasortis  898. 

passuprea  898. 

paato  898. 

paatowia  (nicht  pasoowia) 

898. 
patowelis  899.  428. 
panato-  430. 
peadey  420.  421. 
pecgalwia  465. 
peccore  114.  418. 
pele  898. 
peles  126. 
pelki   121. 
penpalo   116.  446. 
pense  116.  868. 
pentinx  118.  446. 
perstlanstan  468. 
perwios  898. 
piencta  118. 
pycnU  416. 
pirsten  408.  468.  466. 
piudan  428. 
piwamalUn     898.  414. 

419. 
plaameno  468. 
plaati  466. 
plauxdine  878.' 454. 
plieynia  422. 
plinxne  116.  468. 
plonis  446. 


podalla  427. 

podnkre  119. 

pocorto  426. 

pomatre  119.  426. 

ponasae  426. 

pore  424. 

poaty  424. 

pracartia  418. 

praasan  886.  418. 

prastian  484.  461.  466. 

prearCne  126. 

preitalia  117.  444. 

proglia  116. 

pure  822. 

rapa  128.  487. 

raplea  124. 

ratinaia  446. 

rawyt  418. 

rikianan  406  f. 

riate  468. 

roaban  898. 

mgis  828. 

aabatico  416. 

sagnis  897.  442. 

aaligan  121.  444. 

aalowis  418. 

aaltan  116.  898. 

aalas  898. 

aaninale  868. 

aanay  121. 

aardis  126.   127. 

aari  121.   126.  899. 

aarxtea  126. 

aawayte  878. 

aeamia  828.  899.  417. 

aeese  116.  899. 

sema  419. 

aemen  408. 

aemo  828.  899.  417. 

aeydia  899. 

aeptmaa  246. 

aeweynia  899.  419.  486. 

aidia  899. 

aidoko  417.  442. 

aylecke  486. 

ailkaadrimbia  (aiebt  afl> 

kaadninber)  412. 
aineco  416. 
■ingaria  416. 
•irablan  448. 
airapUa  442. 
airmea  126.  4 16. 
Byrne  126. 
sirBUia  486.  454. 


WoitregiBter. 


499 


gizdre  116. 
Bixto  416.  466. 
scabre  899. 
scebelis  402. 
skerptiu  116.  899« 
scriUyle  116.  899. 
Bcrundos   124. 
slanne  399. 
slAimis  899. 
•lidenikU  400. 
smoy  128.  400. 
■morde  116.  400. 
snoxtis  116.    424.    464. 

456. 
soanxti  454. 
somukU  424. 
sosto  121. 
spaosUn  (nicht  spanstao) 

400. 
aperglawanag  116.    895. 

400.  428.  447. 
'spoa3mo  429. 
spurglis   116.    400.  428. 

424. 
stebis  121. 
atabni  121. 
8Ubs  116.  400. 
stajtan  115.  404. 
stibinis  416.  442. 
8togi8.898. 

strambo   115.400.  401. 
atraonay  480. 
»trigeno  401. 
atroyales  429. 
stabonikia  117. 
Btttkameccaeria  454. 
stardifl  (vielleicht  acurdia) 

401. 
solis  878. 
anppiB  410. 
Bupüni  197. 
autriBtio  401. 
sweriapifl  401. 
Bweatro  446k  T 
Bwetan  419. 
Bwibe  446. 

Bwintian  415.  419.  485. 
BcbokiB  899.  450. 
achnmeno  899.  450. 
Bchntuan   126.  450. 
Bchnwikis  896.  450. 
takea.125. 
tallokinikis  401. 
taluB  401. 


Urkne  401. 

teaariB  480. 

teauaiB  896. 

torbiB  117.  424.  444. 

toBy  406.  407. 

towiB  428. 

treate  419.  449.  458. 

tnipiB  401. 

toylia  117.  481.  444. 

tanclia  117.  401. 

turpelia  117.  444. 

toBBia  401. 

twaxtan   117  f. 

undB  118. 

nrininan  425. 

waldwico  128. 

wanag  128. 

wanso  415.  445.  446. 

warene  456. 

wargien  121.  456. 

wannnn  435. 

warae  120. 

wayoB  125. 

weden  418. 

wedigo  878. 

welgen  402.  408. 

weratian  484.  451. 

werwiraiB  416.  456. 

weBBiB  419. 

wimino  402. 

winBUB  142. 

wirbe  444. 

wirdB  896. 

woflltia,  woltiB  118. 

woapiB  402. 

woaaia  427. 

wobUiB  118.  447. 

wobBdoB  456. 

woliatian  (reap.  woBistian) 

114.  408.  412. 
wolti  121.  402. 
wormyan  425. 
wosigrabis  895. 
wubri  118.  121.   122. 
wnyaia  402. 
wurabariB  428. 
wnndaD  118.  428. 
wntriB  422.  480.  446. 
czilix  408.  454. 

3)  LiUnlsch. 

ak^B  442. 
akmA'  892. 


akötae  125. 

alvaraB  894. 

alvüUB  847. 

ang^naB  899. 

aoBa  847. 

aornaB  826. 

apibrÖBskia  148. 

lern,  ar^ie  414. 

argooai,  wargonai  118. 

argi  264. 

argu  257.  264. 

aazia  850. 

atdlaa  894. 

^akaaB  458. 

auBzrk  180.   148. 

aiUzti  148. 

bad^ti  427. 

bUnaB  457. 

bandk  455. 

bAire   114. 

bSB  267. 

b«Bgi  267. 

b^t  269. 

beUig,  bet^igi  269. 

bianreatis,  -ste  192. 

biatirtiB  192. 

bildealB  191. 

blid^ia,  bliövian  150. 

bliiidas  147. 

brankiB  427. 

bredkriadniB  150. 

memelach  bailla  481. 

bülioB  481. 

bÜBiQ  858. 

czemerei  828. 

caeaae  162. 

cztfbraB  882. 

d4ga8  828. 

dagk  328. 

dUgia  426. 

dadg  186. 

dtfbcBylaB,  dAeayUi  888. 

dögti  140. 

deghtae  140. 

deigi  269. 

döbai,  dobbai  118. 

döbilaB  118.  447. 

dubai  877. 

dhryB  480. 

diiuti  150. 

dtüti   150. 

ideBiB  188.   191. 

edrüa  188. 

i'göre  (nicht  *gereM8S. 


500 


Wortregister. 


^gle  446. 

Aksnis  825. 

eine  894. 

er^is  121.  457. 

erszke'tras  456. 

e'8§s  872. 

eszer^B  456. 

die  121. 

eiegye,  eigye  894. 

^zeras  894. 

gailesia  188.  191. 

gaHestiB  190.    191.  193. 

gailüs  188. 

galvii  858.  455. 

gtivos  358.  481. 

ganlk  259. 

girdas  127. 

geltöoas  485. 

gelumbe  425. 

gensze  456. 

gente  195. 

gerkle    148.    898.    400. 

428. 
gersze  428.  .456. 
g^rti  148. 
•gi  90.  268.  268  f. 
giltise'  870.  895. 
gkre  414. 
g^rti  148. 

gyvastU  189.  190.  191. 
glodenk  455. 
glüsnis  427. 
gr&mdyti  395. 
gr^sztas  113.  877. 
grdafi,  grUuü  152. 
grikkai  818.  841. 
griiiti  448. 
grobas  377.  878. 
•gn  262.  264. 
gnrklys  424. 
ik)  90  f. 
\rti  414. 
iszolojao  48*2. 
jaii  130. 
jaagi  269.  276. 
janklDÜ  147. 
jei,  jey  268. 

J«igi  J«g»i  jeig«  268. 

jeknoB  897. 

j«8zköti  847. 

jeng  269. 

jog  269. 

jÄ  270. 

joi,  jvigi  269, 


jnnkstü,  jünkti  147. 

jures  397.  457. 

jasze   443. 

kaimas  422.  428. 

kaipgi,  kaipogi  267. 

kaÜvijaa  444. 

kklbesie  19K 

kalpa  895. 

küU  117.  444. 

kimana  95. 

kamkntas  95. 

kanäpea  435. 

karbas  424.  426.  444. 

karczamk  454. 

kardelus  118. 

käriaa  455. 

kirve  428. 

kasä  419.  458. 

kastuvas  896. 

kaukai  480. 

kiuazaa  428. 

keikaatia,  -esüa  190.191. 

k^e  417. 

kemas  422.  428. 

k^pti  114. 

k^turi,  k^tveri  869.  870. 

kiadle  148. 

kUune  148.  149.  896. 

kiadeze  148.  428. 

kiaiiazis  148. 

kiadtaa  149.  896. 

kiklikas  895. 

kiuzo,  kiuiti  402. 

klastyklö  419.  458. 

klaatyti  894. 

kle'tis  419. 

kUvM  825. 

klynes  124. 

klifiyü,  kUdti  150. 

klA'naa  445. 

koaere  406.  407. 

kdszin  428. 

krakis  878. 

kraona,  kriauna  150. 

kranese  444. 

kregzde  114.  897.416. 

krefvae  188. 

kiiioBze  148. 

krikszczonystö  897. 

kniBzk  442. 

kuilys    117.    148.  481. 

444. 
ki^U,  kdgia  448. 
kQklUaa  117.  401. 


kulkazU  878. 

kulsze  121. 

külszis  121.  464. 

kümetys   114.  868.  897. 

kur  262. 

k&rbaa  424.  426. 

karia,  kara  263. 

karpdlioa  444. 

kürti  426. 

knrtinya  814. 

kyipas  870. 

kvStya  822.  828. 

2em.  lidaa  414. 

l^gaa  115.   454. 

lazda  458. 

l^nkti  141. 

lepa  417. 

lepan^  428. 

IHbviB  457. 

lianpae'  148. 

lidbyti  147. 

liA'ainiokas  146 

lidtaa  147. 

nsdaa  458.  464. 

lydekk  417. 

lytüa  468. 

l&beti  147. 

latingas  147. 

lutU  147. 

mitazaa  398. 

milü  419. 

marea  128. 

m£i»B  404. 

maien  404. 

medijid  128. 

melioe  406. 

mentorre  114. 

meak  446. 

me^ataa  419. 

meiei  124.  428. 

mÜtai  419. 

milteria  414. 

roökeaüa  190.   191. 

mökn  148. 

mote'  426. 

mturgaa  426. 

muae'  407. 

mua^lö'  407. 

negi  265. 

negn  265. 

neigi   268. 

c^y,    ney  —  ney  «268. 

265  f. 
ndkftiä  198. 


• 

Wortregister. 

neng  269. 

ridngmi   139.   149. 

nerti    126. 

rimasüs  189.    191.           * 

net  268. 

r^kszte  458. 

netigi  268. 

nija  182. 

n^ksztis  453. 

rajis  182. 

nösis  426. 

ruggys  828. 

nii,  nAg  270. 

rdpestis  191. 

niiklastos  419.  458. 

8§dora,  sandora  858. 

obszrüs  456. 

M^pnas  870. 

ölektis  118. 

sardis  898. 

pädai  420.  421. 

sarg^ate   198. 

pakabinu  114. 

s^kmas  245. 

paliätija,  paliäati  149. 

setas  417.    442. 

pklazas  878. 

sUke  485. 

pirszaB  455. 

sUpnas  148. 

pat^yelis  428. 

sidlau,  Bidlyti   148. 

patevis  899.  427. 

siunczü,  siu'sti  149.  150. 

pö'czus,  p^zus  418. 

siuti  450.  ' 

peklk416. 

sinv^kas  896.  450. 

peie   125.  809. 

akaistas  188. 

pelinoa  809 

skambeais  191. 

pelkS  121. 

skambü,  skanibe'ti  191. 

p^rvaras  894. 

akirpstiia  116.  899. 

peDa»  429. 

skystas   188. 

pepala   115. 

8kr<$plei  859. 

petnycza  445. 

Hki^tas,  skrytas  1 16.899. 

piaulas  149. 

sknrk  149. 

plreztas  458.  455. 

smagena  408. 

piadyti   148. 

smärdve  400. 

piüklas  428. 

smirdas  400. 

plasztaka  453. 

smirdelg   116. 

plaüczei   182. 

8Darg1^8  424.  454.  456. 

pläDzdine  878.  454. 

aookszti   116. 

plenys  422. 

söstas  121. 

plyskas  458. 

spauda  400. 

pliÜRzkis  147. 

gpaasthve  400. 

plünksna  454. 

8p\rga8   142. 

pösonis  427. 

8p\rgti  142. 

praszyti  892. 

sprageti   142. 

preiküas,    pr^kalas   117. 

spräginti  142. 

422.  444. 

sre'bti   151. 

pü'das  427. 

arinbk  151. 

piilei  149. 

•taldrimba  895. 

pupk  148. 

Btambras  115. 

pdrai  828. 

stirta  116. 

pürvaa  898. 

8te'bas  416. 

pdatas  480. 

ai^pinaa  416.  442. 

puszU  115.  858. 

stövroi  18. 

pütpefa  446. 

8tr^da8  419.  449. 

pfirü,  pdti   149. 

8tre'no8  480. 

raibas  898. 

8ubatk  415. 

re(kia  468. 

änderet!  858. 

r^ples  124. 

SQJfisti  858. 

r^tez»  445. 

svetas  419. 

501 

Bzakn^B  897.  442. 

Bzirmas  125.  416. 

sze  kas  899. 

Bz^rmeoB  858. 

szeaze,  Bzeze  116.  899. 

sz^szuras  148. 

Bziaar^B  149. 

Bziüile   148. 

szinrü  ti   148. 

szirBZYB  148. 

Bzirszl^B   435.  454. 

Bzis  276. 

BzIap^siB   198. 

Bzlapi^BiB  198.     • 

BzladniB  899. 

Bzliürpti  148. 

szube  446. 

Bzdka  450. 

Bzülas  878. 

Uiga  269. 

tikiazas  125. 

talkk  401. 

taazyti  858. 

iem.  tayas  428. 

tempiü  870. 

teVas  428. 

tramyna  455. 

traezkesis  191. 

memelsch  trauBzi«  444. 

treczÖBis  193. 

tret^sis  193. 

ungnr^s  415.  456. 

üpe  415. 

üaas,  usa)  415.445.446. 

A'siB  427. 

utele'  407. 

Taite   378. 

vältiB   121.  402. 

vinagas  1 16.  447. 

vandA'  428. 

virdas  896. 

viriaB  456. 

vamas  118. 

vamina  118. 

vartyti  892. 

yasaraugiB  894. 

v^zaB,  w^szas  847. 

vaszkas,  vaakas  860. 

v^iB   419. 

ytfdaraB,     ve'daras    872. 

418. 
yed^ga  878. 
yedd  477. 
ycj^  (yejk)  126. 


508 


w^'^nnpsMi^ 


y^uM  147.  847. 

verpi&  870. 

y^npats  481. 

y«tk  429. 

y4va»^  416.  456. 

▼Ugjti  142. 

▼inksxna  402. 

v^rbas  444. 

yirbinis  444. 

ylrye,  yirvi'  444. 

yynna  809. 

yöru  870. 

tabrys  899. 

tagaraf  140. 

talias  121.  444. 

ialtis  118. 

üras  150. 

ürdas  127.  399. 

iardis  127. 

iai^a  126.  899. 

iasia  121. 

iaiinö  184. 

i4'gidras  416.  456. 

Umk  417.  419. 

iema£ti8ika8  886. 

i^kla  245. 

iM'ti  150.  870. 

iergti  897. 

ierpiu  870. 

ctfrti,  iantyti  898. 

iinöti  245. 

2iöja,  iiöti  151. 

iiopczöti,  iiopBÖti  151. 

iidyanü  151. 

iiupöne  147.  197. 

iiare'ti,  tiunh  150. 

tf\^  454. 

imogos  128. 

tmfi  400. 

iohrySf  iobraa  899. 

taberklas  898. 

ivik^  454. 


4)  LetUscb. 

ahboUtes  118. 

aknia  114.  442.  457. 

atials  126. 

bds,  best  267. 

bet  269. 

dahboli  118. 

gan  259. 

gana  259. 


ganna  259. 

gu,  -gl,  g'  264.  265. 

ikri  117. 

irrag,  anrig  264. 

is  90.  91. 

jo  270. 

kammesais  118. 

kaachoks  118. 

kobkaii  117. 

kohM  118. 

kdpA  870. 

kmgi  262. 

kweesl  82  i. 

lagsda,  lasda  458. 

laadi«  181. 

ligsda  458. 

Vm  188. 

neds  —  neds  265. 

n^i  .  n^i  265. 

neggi  a.  a.  w.  266. 
negg  266. 
ao,  nohst  270. 
pehrt  118. 
pelles  125. 
perrema  118. 
pirksta  458. 
plahns  445. 
pleksDB  468. 
pnhr'i  821. 
rndai  828. 
sahrds  127. 
saltia,  aalktis  118. 
-sehn  266.  267. 
schuht  450. 
tiglia  415. 
skalla   115. 
skantft,  skanddt  191. 
skana,  skana  191. 
Bkrittulis  116. 
uahrU  127. 
stehrts  116. 
snr  262. 
sdtii  150. 

sny^ns,  siytfns  899. 
tor  262. 
ata,  Uta  407. 
yaldinaeka  128. 
yanaga  116. 
y^de'n  872. 
yoi,  yai,  ya  265. 
iaunaa  184. 
iunaa  184. 


5) 

•p9,  J««nt  1»1- 
aäjuti,  asnti  181. 

azü,  jazä  181. 

basfi  871. 

hiii  182. 

bimu,  biai   187. 

blagoatyni  198. 

blagoie  269. 

blagyni  196. 

bUjati  150. 

b^nda  188. 

byadf,  bUuati  188. 

b^vd»  188. 

bljndd  147. 

bo  267. 

bobS  148.  41t. 

Bocbmit  821. 

bodf  871. 

bogyni  195  f. 

braiina  894. 

brisgii  148. 

brifi(  182. 

brfizda  894. 

buditi  188. 

baditi  188. 

boaka  825. 

by  187. 

byati  186. 

bystü  184. 

iaaa  896. 

iaan,  ijaaii  162. 

iechlil  895. 

cüoati  192. 

iemer**  828. 

^ealfi  897. 

ietjrri,    2etyero,    iatvoro 

869.  870. 

iichati,  ^icbofti   138. 

iiatii  188. 

£ito  160. 

düiku  408. 

iloyikfi  148. 

cridti  148. 

^toii  150. 

&Wipä  148. 

irjea^'nja  888. 

Myo  402. 

irann  896. 

iruatyd  148. 

erötoti  148. 

iado,  atttdo  184.  185. 

^dii,  atadn   184.  185. 


Wortrvgiatar. 


50» 


6ati,  cujf  184. 

cuvAti,  invajf  184. 

ioidi,  stuidi   184.   185. 

cviliti   148. 

cvitu   148. 

chebd825. 

chljnpati,  chUpiti  a.8.w, 

188.   187.   l&l. 
chmili  868. 
choditi   141. 
chomftü  94  f. 
chrfsti   141. 
hrjen'  887. 
chvatiti  869. 
dfga  896. 
daati   186. 
dastü  184. 
dVniUa   114. 
dlato  869.  894. 
droidtJA   124. 
driisosti  189.  193. 
drüzii  192. 
dUDJa  819. 
este  89  ff. 
^ti  186. 
gladtl  148. 
gUvR  444. 

glavisna,  glavizna  366. 
gnetiti  896. 
gn^do  4. 
gora  414. 
go^k  121. 
grab  826. 
graj   148. 
gricbäroi   176. 
grubn   144.  896. 
grulo   148. 
g^raaa  148. 
grutani  148. 
gäii§a  146. 
iga  269. 
igo  186. 
ijerakli  180. 
geruganu  180. 
ijndij  188.  146. 
imenovati  246. 
iie,  jaie,  je£e  271. 
izä   197. 
jidu  181. 
jasjatiy  jesuti  181. 
jaat«  89. 
jaati  181. 
jasto  129.  868. 
jastö  184. 


jato   129^.  368. 

javiti  181. 

jeda  268. 

jegda  268. 

jelinä  180.  806. 

jel'cha  826. 

jeste  89. 

jftry   196. 

j^zykii  467. 

jeretizica  188. 

juirüininu,  a^ruminä  180. 

jugu,  uga  180. 

jasini,  usini   180 

k^koli  117.  401. 

kalesi  188. 

kamy  892. 

capousta  886. 

kastan*  886. 

katr'ga  818. 

kl^pi   114. 

klij   160. 

klen  826. 

kyaii  182. 

kljas^  182. 

klu^s  182. 

kmeti   114.  868.  897. 

kn^gyni  146. 

kn^zT,  kän^zi  144  ff. 

kniga,  käniga  144  ff. 

kolac"  118. 

komar  829. 

kopato  94. 

kopyto  94  ff. 

köre  95. 

koryto  94. 

kostan"  386. 

koia  896. 

koiitza   118. 

koile  118. 

kratukü   143. 

kriiati  138. 

kriit  188. 

krivu  188. 

krätfi  148. 

kächD^ti  188. 

kudi  186. 

k*gda  a.  s.  w.  269. 

kookoarjeU*'  828. 

kuna,  küny  148.  149. 

kuD^z!  292 

kurtt  186. 

kTasiti  869.  870. 

kraafi  869.  870. 

kychayica  188. 


kji  180. 

kypiti  870. 

kttael  381. 

kttBeli^ije  881. 

kysn^ti  869.  870. 

Ifka  141. 

l^koBtT,  l^koti   188. 

lapota  880. 

lek^  lest!  141. 

Utorasli  894. 

lice  247. 

licemirü  247. 

lijaii  188. 

libo,  Ijabo  186. 

livü  147. 

Ijabutvo  866. 

IJnbitI  181.   147. 

^nbiia  866. 

QabTznä  866. 

yubö  181.   196. 

Ijnby  181.   196.   196. 

\judfl  181. 

Ijukati,  Ifkati  141. 

^nto,    gen.  Ijatesa    188. 

189. 
Ijutosti  189. 
Ijutu  147.  188. 
loboda  880. 
lono  897. 
loBtika  888. 
loie  406. 
lozeeino  406. 
labu  894. 
lügati  188. 
maku  424. 
micbö  428. 
m^ti  146. 
m^o  446. 
mjaU,  iqjatva  824. 
meida  146. 
miii  166. 
milostyni  198. 
iQOgf  148. 
mozgtt  114.  408. 
nas^stinyj  208. 
nattfpfi  40  t. 
nebo  226. 
negli  276. 
neg*  276. 
nekli  276. 
nigdaie  276. 
niio  274. 
nognti  192.  204. 
oba  90. 


504 


Wortregister. 


obü  90. 

obligati   188. 

orjech,  orjesije  824. 

081  850. 

oskrudii  401. 

oste  89.   90. 

osuti  181. 

otava  894. 

pgditi  148. 

pekar"  114. 

pelin  809. 

pftinica  445. 

pUjukü  898. 

p"8Bno,  p"senitza  822. 

pleskü   187. 

plin§ti,  pljan^ti   186. 

plTvati,  pljaj§  188.  187. 

pljnsku,  pliskü  187.147. 

161 
plusta,  pljusta  182. 
podbjel  839. 
pondreti  867. 
poslusati  180. 
pofltavii  898. 
potjera  809. 
prati   118. 
prazdinu  160. 
prjaga  142. 
prjai^iti,  praziti   142. 
prolijati   128. 
proliva  122. 
prositi  892. 
pruga  142. 
prustene  408. 
pnstü  480. 
putica  876. 
pttro  822. 
rabu  128. 
radoBte  198. 
radosti  198. 
ramo  416. 
raaa  142. 
ra8t§,  rasti  892. 
rastiti  892. 
rastü  892. 

radjucati,  razlfcati   141. 
retf  zT  445. 
remeni  281. 
rimisku,  rumisku  188. 
rimu  189. 
ritt  406. 

rjujinu,  rjajenü   182. 
iJQti,  rev^  182. 
rogozä,  rogozuiu   160. 


rovy  188. 

rujenu  182. 

ruma,  ijuma  183. 

rutije  182. 

rutiti,  rJQtiti   188. 

rygati   189.   149. 

ryst  402. 

8^  94. 

8§bota  415. 

8^d§,  seeti   141. 

selyga  140. 

siverii   149. 

siko,  sikozi  276. 

8ilü,  8idu   141. 

sip'k  887. 

skopici  116.  400. 

skopiti  400. 

skora  149. 

skotü  186. 

slMü  400. 

slina  187. 

sliva  826. 

sluga  180. 

slnsati   180. 

sluti  180.   143. 

sljnzi,  8lteT  187.   151. 

smoku  868. 

solyga  140. 

srnsem,  sräsenY  148. 

Btado  184. 

8tav\  Btavije  380. 

stitü  186.   149. 

struni  40 1 . 

struieni  401. 

stadi  185. 

8takU|  stukü   141. 

stutiti  184. 

stnzdi  184.   185. 

8U,    80    197. 

Suj   185. 

sün^sti  186. 

süiigati,  süiagati  140. 

8y  94. 

svekru   195. 

svekry  195. 

srerepn  401. 

svftyj  402. 

syriite  401. 

tiSiti   188. 

Üchü   188. 

tilo  401. 

tlaka  401. 

Üihü  245. 

tlukn^ti  167. 


ÜöSti  245. 

tlüstyj  245. 

trakil  401. 

troskot*  842. 

trupä  401. 

tachori  876. 

turn  480. 

tusn^ti   167. 

taidi   184.    185. 

tüka  820. 

tysfSta   141. 

u   180.  269.  394. 

uclia,  jucha   180. 

uciti   147. 

adu,  judu   129. 

asta  430. 

utrojntro  129.  130.  368. 

uze   ISO.  269. 

vapu  402.       , 

y^u  415.   445. 

v^za   141. 

verigHf  vemga   188. 

veSte  395. 

vpziga  402. 

vezochü   192. 

yisnia  309. 

vit^zi  305. 

vlatü  402. 

vlugukü  402.   403. 

vosku  850. 

vratiti   892. 

vreteno   95. 

vuskriisnfti   143. 

vustokü  159. 

vQzlibitii  Yuzljabiti   136. 

viizü   159. 

vuzradovati  sf   159. 

vykn^ti  147. 

za  405. 

zadü  405.  406. 

ialosti    191.   198. 

sarja,  zorja  899. 

iavati  184.   136. 

2deg9  140. 

idegoti  140. 

ze,  -ie  89.  258 iT.  *70f. 

ieg§  140. 

zelv",  ielV"  277. 

iena  418. 

ierd"   127. 

-zi  264.  276. 

iidinü   145. 

2idu  138.  399. 

iij§ltiimu  186. 


Wortregister. 


505 


£ito  822.  895. 
iivati  184.  186. 
iivati  188.  186. 
iludati  U8. 
zmij  862. 
zriti,  zrj)  150. 
iriti,  ir§  U8. 
irulo  148. 
iakä  145. 
inpanja  197. 
iupanu  147. 
irtLti  188.  186. 


6)  Riusisch. 

Di«  mit  einem  stern  be- 
zeichneten worter  gehören 
dem  Olonecischen  dia- 
lekt  an. 

bjelokopQtnik  840. 

«'bladoj  169. 

♦bogat)rrmy  176. 

brjncho  894. 

kleinmes.  bym,  hyi  187. 

«bjati  188.  184. 

*cho$i  159. 

*6o  159. 

ito  160. 

da  267. 

*daai  188. 

d«goii   140. 

djajmu  185. 

^uiij  186. 

4]aiina  185. 

•dob'örö  158. 

*doci,  do£eri  169. 

drozii  418. 

*entotä  181. 

»eei  188. 

^eitotä  181. 

^evtotü  181. 

«gerlikn,  gerljka  167. 

«glja  169. 

glyehax^  814. 

golnbof  425. 

grabä  895. 

^gradmjr  176. 

ikiy  117. 

jarljkä,  erlykii  167. 

*]onfi,  Jona  158. 

♦jn  181. 

klrpidä  148. 

korjrto  418. 


knny  149. 
Ijabiti  147. 
^roakomka  168. 
*maü  169. 
me6i  156. 
*mjaci  156. 
*mDJa  182. 
*mo§i  159. 
kleinr.  m^rneS  804. 
naeuScnyj  208. 
ne  156. 
*nima  181. 
*nja  156. 
noga  418. 
norök"  418. 
odinü  155. 
olon.  altr.  odva  155. 
*opleti  159. 
*oUe  155. 
oseni  155.  418. 
ozero  155. 
par**  424. 
pksti  424. 
.p£e)a  247. 
pjena  429. 
plevati  187. 
pljnSie  182. 
*pochmatka  169. 
pocitati  301. 
porozniti,  porozniti  160. 
*poroznyj  160. 
poroinyj   160. 
prjaiiti   142. 
^rimicjati   169. 
proBO  418. 
puditY   148. 
razreiit'   804. 
rjasa  142. 
^ogozennyj  160. 
rov"  418. 
rygnnti  139. 
■alo  898. 
Bido)  805. 
ied'ivyj  805. 
•silomfi  171.   176. 
aljona,  sllna  187.  188. 
soloväj  418. 
*8toku  159. 
stolknnti  167. 
Bubota  415. 
soliti  148. 
8Tin>  415. 
*^vomn  159. 
*toJ  u.  8.  w.  180  f. 


tOBknuti  sja  167. 
totil   157. 
*trogo  159. 
ucha  180. 
vjaziga  402. 
vjazu  402. 
*vjano8i  158. 
volokyta  94. 
*vorotmy  176. 
▼OBtokü  159. 
vzdochö  159. 
•z-  159. 

kleinruBB.  2aloSiy  198. 
zamok"  424. 
^dochü  159. 
*zradovati  Bja  159. 


7)  Serbisch. 

a  181. 

ako  181. 

ali  181. 

eurik,  darka  186. 

durin  186. 

dobar  158. 

ja  181. 

jagne  181. 

litica  189. 

Ijutac  189. 

menfka  u.  8.  w.  268. 

mir  189. 

naaap  401. 

niti  268. 

plteak  187. 

rim  189. 

Binovi  176. 

sljuni,  BlinT  187. 

tebika  n.  8.  w.  258. 

tiijanin  142. 

vetj  269. 

▼lat  402. 

iagriti  140. 

8)  leubilgariselL 

iiB  162. 

jagne,  agne  181. 
jaz,  az  181. 
praii  142. 

9)  UlyrisolL  BMBlMk 

blitva  885. 


Beltiige  s.  Tgt  spraohf.  YL  4. 


33 


506 


Wortregisttr. 


böb  groiBOvi  982. 

boböTi^iak  882. 

bosiok  821. 

bresovinf  827. 

bukovina  821. 

bukva  826. 

csemer  828. 

csemerikka  828. 

iubar,  cubra  881. 

cnvakoda  882. 

csnyati  382* 

devjasil.  devjatisil  888. 

diBJa,  diu  819. 

dbnja  887. 

gaves,  gayea  829. 

gladitc  886. 

grib  818. 

groni  382* 

gromovina  882. 

hajda.  hk^ikOL  8«0. 

bavdovina  826. 

bren  886. 

javor,  javorina  826. 

javoroTiBa  826. 

joba  826. 

jobovina  824. 

kalamitti  818. 

kaligU  818. 

kaloper,  koloper  886. 

kapola  840. 

kapBS  886. 

kaUrka  818. 

k^rkotina  838. 

kiielica,  kiaalaia  881. 

klei  826. 

kolovoa  816. 

komoricfl,  koramics  829. 

köpar  829. 

koprii  «29. 

krasU  819. 

kraatav,  krastavac  819. 

krnpa  821. 

kropan  821. 

knipnik  821. 

knkiirdc,  kuknrjek  828. 

knfcttvjfek  Be8. 

kapus  826. 

Inbenica,  ^jubanicca  819. 

mayea  821. 

m^rkva  881. 

m^tya,    metica,    mjktya 

824. 
«Adiftli  989. 
milodnb  889. 


mirodia  889. 

minih  889. 

Mleci,  Mlecih  321. 

morac  828.  881. 

muscmala  888. 

neg,  nego  276. 

obftnra  118. 

okolocep  888. 

olesnik  826. 

olha  826. 

orah,  oraSak  824. 

pamuk  821. 

paprad,  paprft  884. 

petrusin,  petruaeka889. 

pir  822. 

pirika  822. 

potar  811. 

prekalamit  818. 

prosteica  886. 

proso  822.  886. 

rakitU  827. 

rog  886. 

rogacs  886. 

ruiica  820. 

Sipak,  sipak  887 

akrizalina,  kriKaltna  881. 

skrii  881. 

alamica  814. 

Sliva  826. 

iHavja  880. 

Buncsenik  886. 

Snnjica  886. 

Utula  888. 

ttooTina  826. 

ticca  887. 

Ukva  820. 

trandofilj  ,traadoTi^e  820. 

trandopio  820. 

treii\)a  888. 

tnnja  887. 

vgorak,  agorka  818.819. 

vartitii  886. 

VAina  kosa  829. 

vlacsiti  818. 

vlak  818. 

yisUti  886. 

yratioa  386. 


10}  HeulOfeniich. 


jntro  129. 
kri  196. 
lat  402. 


Ijudski  186. 
metiuS  304. 
pare  803. 
pljuda   182. 
praiiti   142. 


11)  BShfldtoli. 

iechirk  895. 

cele8t\  celoat'  192. 

cesadlo  397. 

i&ek  408. 

ityfi,  ityero  869. 

dlabaU  894. 

drzest'  192. 

ftik  876. 

gcstli,  gesiliie  27t. 

gitrocal  840. 

gii  269. 

jablko   181. 

jasyk  181. 

jedl  181. 

jehni  181. 

jelito  897. 

jeSti  89.  91. 

jeSnto^,  jt&iixkf  181, 

jeyiti  181. 

jezdflL  894. 

jfati   181. 

kaprad'  202. 

klustej  246. 

kload  245. 

knih  146. 

kn&s  292. 

küfm  146. 

knjeika  146. 

koney  896. 

koryto  94. 

koukol  401. 

krechar  896. 

kSüce  895. 

kyap  869. 

ky^iti  148. 

kyet  148. 

kyAiti  148. 

kTsnonti  869. 

labud',  labut'  202. 

lal,   latka  402. 

lou2  897. 

lapen  388. 

lopaan  888. 

mUoScemi  198. 

mUto  898. 


Wortngister. 


507 


montav  898. 
näsep  401. 
nebet  192. 
nez  276. 
od(e)  202. 
oater^  867. 
OKim  899. 
pahrbek  896. 
peTTz,  peyr  802. 
pUmen  871. 
pUoifnek  871. 
plfce  182. 
pobanka  841. 
prabnonti  142. 
radoS^emi  198. 
rfhDouü  189.  149. 
ritesni  406. 
nüti  188. 
rokyta  94. 
rout^ti  188. 
rozvora  894. 
r^ati  870. 
ryti  870. 
reck^  294. 
Bcho^  876. 
sena  868. 
aeno  868. 
skopec  400. 
sKdiifk  400. 
Btrevo  402. 
BtmiSa  401. 
svat^  402. 
STeHpice  401. 
sWd  899. 
ayrovitka  401. 
tieic  141. 
tlonci  246. 
Unst^  245. 
acta  801. 
▼aiyto  94. 
vas  402. 
▼ezeeh  192. 
vrtzik244. 
▼rtranie  244. 
YTtrati  244. 
▼feteno  96. 
▼fetinko  96. 
▼2ela  247. 
vyiel  402. 
'i  272  f. 
iHa  868. 
üto  868. 
ÜTOSt'  189. 


12)  SloTaldicli, 

iesen  897. 
krd  196. 
l'udia  860. 
matera  860  f. 
paprat*  202. 
seba  861. 
hyrif  hvwo  869. 
teba  861. 
znameoia  860. 


13)  PolniMli. 

bembnaf,     bembnariyk 

808. 
börgowaö  808. 
bork  808. 
bosak  296.  801. 
bruk  808. 
burk   808. 
by  274. 
bzi^ka  220. 
c^br  882. 

ohfast  (cbwaat)  801. 
cboin§to  96. 
cbrz^scz  141. 
cmenta^  806. 
<(eiki  806. 
iiU  801. 
codifinnj  906. 
czfbr,  czfber  882. 
csin^r  828. 
dfb  118. 
dlad  207. 
dojntrek  206. 
doli  207. 
dofecny  206. 
düij  186. 

dwn,  dwQcb  (dwöch)  206. 
da»   146. 
dii^j  206. 
fioraj  206. 
gi§d  146. 

gmyW,  kmyili  202. 
gniot^  118. 
grajcar  801. 

g^e^y,  greiny  202.  206. 
grzbiet  144. 
gwoU  202. 
ikra  117. 
iai  269. 
\i  274. 


jadw'iSka  802. 

jantoni  181. 

jaetrych,  aatrych  181. 

jajek  802. 

jaesczurka  116. 

jawgustjm  181. 

jeetem  n.  s.  w.  206. 

jid  211. 

jinapekta  808. 

jisö  212. 

jodla  446. 

karcama  464. 

khisak  182. 

kordall8. 

kordel  118. 

ksifdz  146.  220.  292. 

ksi^e  144  ff.  292. 

ksi^ga,     ksi^ika    144  f. 

220.  292. 
keieni  147. 
kfli^iyc  147. 
ktos,  kUSe  206. 
lab^ö,  gen.  tabedia  202. 
latomyS  804. 
latopyr  804. 
lepek  208. 
lice  246. 
licem'ern'icy,  laeti|i'-246. 

247. 
litoid  246. 
litowaö  i^  246. 
lotka,  loftka  808. 
Iab6yk,  lubgcyk  808. 
Inbid  147. 
Inn^d,  linfd  188. 
Intoid  246. 
Intowad  Göthen)  246. 
lutowad  if  246. 
Iza  248. 
nifteir  898. 
mary  808. 
m«kMj  804. 
miaiu>waö  246. 
mifsko  118. 
miedzy,  mi^dzy  146. 
m'encaf,  m'e^cantfo  804. 
mieezadt  mifasaö  146. 
m'ispety  808. 
naa  207. 
Aech64  209. 
Aetopef  a.  s.  w.  804. 
^esapom'inajka  208. 
i&lc  206. 
niceitfo  206. 

33* 


508 


Wortregister. 


ücoi6  206. 

nicpon  207. 

nicpotym  207. 

nifcym  207. 

nikcenmy  206. 

nikcema  206. 

nis6yd  205. 

niwec  206. 

niwecyöf  zniwecyd  207. 

niz  275. 

Do^ed  204. 

oblice  246. 

obu,  obuch  (obüch)  205. 

Ode,  od  202. 

ogzen  2*20. 

otf'^raö,  otfofyd  202. 

otm^t  202. 

otnoga  202. 

pazno^eöy  -nolLeö  204. 

pcöi  247. 

p^dziö  148. 

pieczeö  145. 

pluskad   147. 

po6ta  301.  802. 

pöd^,  p<5jd§  246. 

pd<5  (pödz)  246. 

pofSedni  208. 

pöjö  (pöjdi)  246. 

pölicek  246. 

pölik  247. 

pöicbak  804. 

posta  802. 

poSta  802. 

potaKiwad  205. 

potomnj  207. 

praiyd  142. 

pryd§,  pfyjd§  246. 

pf'Ttoniny  807. 

p§6öi  247. 


ro2grefyö  804. 

rymai  281. 

rem'en  281. 

rzodkiew  144. 

rzygad,  rzygn^d  139. 149. 

rzncid  188. 

8,  86   197  ff. 

sadto  898. 

samnene,  somnene  200. 

samob'ij,  samob'ije  '209. 

Bfp'ef,  sqp'erca  200. 

B§sat  200. 

8§iek  200. 

s^dziwy  804. 

sierszen,  Bzerszeii  148. 

siniak  415. 

skop  116. 

Bköra  149. 

iliöny  246. 

ilnz,  Ü6%  188. 

^a  247.  248. 

sm^tar  805. 

sobör  200. 

BojnS  200. 

8t^k  141. 

8tall§  208. 

Bum'ene,  sumnene  200. 

äwierzepa  401. 

szczaw',  Bzczawik  880. 

8zczek  141. 

szczit  115. 

Diaban  288.  802. 

slachöic  201. 

Uk  205. 

tamo^liwka  826. 

t^^i  805. 

tko  (für  kto)  217. 

tygodna  206. 

^ka<S  205. 


tyiifc  141. 
tysfcnik  802. 
unicestf'id  205. 
ustarcyd  305. 
uwrzed,  nwarzid  125. 
wacek  802. 
w§8  446. 
weborek  428. 
wei  (wei)  246. 
wezm'i  246. 
w'elktff  802. 
wieza  141. 

» 

wom'ity  805. 
wym'oty  805. 
wysoki  208. 
wygfiy,  irysy  203. 
wyi<j  208. 
wyiyna  208. 

wz^d,  wz^sd  212. 
z   197  ff. 
-z,  -ze  278  f. 
zb'er,  zb'ir  802. 
ze  198  ff. 
ziamo  126. 
ziza  248. 
znisk^t  207. 
zniSiym  206. 
zolzy  248. 

zachad,  zochled   184. 

zuchel  184. 

zwyd^zyd,  zwydeica  805. 


14)  WendSsch. 

obersorb.  jotry  129. 
budi&s.  8aroda  137. 
polab.  tgeDangs,  tjenangi 
u.  B.  w.  146. 


D.    Oermanische  sprachen. 


1 )  Gotisch. 


biudan  188. 
biudB  188. 
biahte  147. 
binhti  147. 
doniB  '229. 
fldor-  870. 
fidvor  370. 
filve  7. 


fon  898. 
fiina  898. 
gardB  127. 
gasintha  149. 
gredns  148. 
haims  280. 
hardns  148. 
hlinma  98. 
-han  262. 
bvaiteis  822. 


bvan  262. 
hvar  262. 
hvaijia  262. 
hveita  822. 
ibnasBUB  198. 
izTara  7. 
izris  7. 
ju  180.  262. 
jnggalantha  181. 
leithna  468. 


Wortregister. 


509 


ligan  454. 
liugftD  188. 
nik  258.  262.  276. 
nih  275. 
rimis  189. 
sandjan  149. 
sik  258. 

sintha-  149.   150. 
skalkinassaB  198. 
skaut«   186. 
skavjen   184. 
sknft  408. 
»knra   149. 
sparva  116.  400. 
talguB  192. 
thar  262. 
tbata    !84. 
thatirstei  16. 
thiuda  185. 
Tbiudi   185. 
thragjao   11.  281. 
thnk  258.  262. 
-uh  275.  276. 
Qsskavjao  bis  184. 
uBskavB  184. 
veis  467. 


8)  Althochdeutsch. 

ahom  825. 
binicrüt  821. 
chinwan  183. 
chrene  887. 
kuning  145.  292. 
chnrbis  819. 
quenala,  konela  828. 
d&ba,  taha  118. 
erila,  elira  825. 
federseelli  889. 
flebton  892. 
fiobU  858. 
mi  149. 
gaamo  151. 
bintlopbt  828. 
bliumant  98. 
bwanne  262. 
bwAr  262. 
bwenne  262. 
bnergin  261.  262. 
linti  182. 
linbonin  826. 
moraba  881. 
6Btan  180. 


oBtarA  129. 

üani-  18. 

scirbi  148. 

sciara  149. 

BCrintan  124. 

scür  149. 

sUm  187.   188. 

Bparo  400*.' 

BparwAri  400. 

stabal  898. 

Btnr,  stir  880. 

Bumarlota  894. 

sntirwurz,  sittiwurz  828. 

tria  4. 

waBO  125. 

wormiota,  uuermota  880. 


3)  llttelhochdeiitsch. 

blsn  150. 
bÜBloncb  882. 
kabezkrüt  885. 
kompeflkrüt  885. 
margrat  887. 
margramboam  887. 
morcbe,  more  881. 
Oriman  284. 
Orman  284. 
Ormanie  284. 
Ormandtn  284. 
qneste  117. 


4)  leuhochdeitsch. 

acbBe  850. 
altz,  eltz  829. 
backen  115. 
bergen  827. 
bertram  887. 
besen  827. 
borke  827. 
brechen  229. 
brflcke  229. 
dohle  118. 
donnerbart  882. 
eatrich  181. 
famkrant  884. 
franenbaar  829. 
gefihrCe  4. 
gnrke  818. 
beidekom  841. 
kabU,  kabiss  885. 


balt.  kleet  419. 
kom  822. 
krampe  114. 
liebBtSckel  889. 
löthen  246. 
mark  114. 
munter  469. 
noch  275. 
Schweiz,  perge  115- 
balt.  peigel  115. 
platz,  plAtzchen  115. 
plinse,  plinze  115. 
qnendel  828. 
roggen  828. 
schauen   184. 
schiebe  826. 
Schoppen  288. 
schwttre  7. 
Sperber  116. 
sperk  400. 
sprechen  8. 
stüberer,  stttbner  117. 
tausendgttldenkrant  302. 
wachs  850. 
wahr  6. 
wermuth  829. 
zäun  228. 
Ziemer  882. 


5)  Alts&chsisch. 

biod  188. 

büd  149. 

huergin  261. 

lindi  182. 

qnelan,  queUian  870. 


6)  lolllBdifch. 


alaem  829. 
alit  829. 


7)  Friesisch. 

wangerog.  angdrk  818. 

8)  Angelslchslsch. 

betfd  188. 
ceövan  188. 


510 


Wortf«gi«Ur. 


hone  16. 
hvAgn  268. 
leöde  182. 
Ijfesne  866. 
iim-  18. 


9)  EBrlbcL 

birch  827. 
doom  229. 
dngs  124. 


to  tetter  828. 
setterwort  828. 
Bloe  826. 

sparrow-hawk  116. 
Bpeedy  8. 
Strange  184. 
thint  16. 
worniwood  829. 
wonnd  472. 


10 )  AltiorilscL 

auttr  ISO. 
bidC  188. 
gerdi  127. 
-gi,  -ki  261. 
haiiM  148. 
hvaigi  261»  262. 
skant  186. 

U )  DiiüielL 

agurk  818. 


1 )  AltgrieeU86h. 

d^(z-  269. 

dyar  269. 

ayttt'Xoq  847. 

dor.  aXna  258. 

axo^oi^  888. 

aXti¥  822. 

al/AVffoq   818. 

cifitpl  90. 

a/itpiitokoq  471. 

afiffiw  90. 

apd^tttj>{»Siq  880. 

dpiffooaiftoif  8}  6. 

dno  7. 

a^a  264. 

d^tiyvv  95. 

csT^a^o^K  880. 

ßkUof  885. 

dor.  yd  258  ff 

yuQ  268. 

yi  89.  90.  257  ff.  271  f. 

ytlaa^VQ  19).   198, 

^'ii'oc  4. 

X^^«C  189. 

T^^^i'C  148. 

yQUpoq^  yfino^  818. 

^a^  150. 

6aH(fv  9. 

<lca  259. 

^^j>9  4. 

dginanj  95. 

if/w  259. 

don  fywya  258. 

taront  i^^cSi^i}  958. 

«rx«  258. 

cJrciTi}^  195. 


E.    OiiechiMh. 

/x«>  258. 
^iLaj^i'?  228. 
Mol  270. 
hSov  270. 
hwßiok  828. 
J'{  7. 

r(o;ra  10. 
iniovctoi  208. 

^9<iV««f  ^89^  H9. 
I'ipft'^oc  183. 
i^v&^Of;  188« 
l^jfo^aft  16. 
/«,  f^«  90.  91. 
fern  89  ff. 
fTi  89. 
ivyt  269. 
cr^o(  180.   188. 
tvQv<^  188. 
(a-  259. 
«/i*-  18. 
fjna^  7. 

^a^ffoc  188.  \9^, 
Ouvfta  184. 
^ao^a*  184* 
&ifaavq  188.  192. 
&vfißffa  881. 
^/^K  229. 
bSot.  Uftya  %^S» 

x<^ao«  19).   198r 
xailof  198. 
xa/rrof  879* 
nanvtiv  870. 

818. 
xfi^a»  28Q# 
xcfraii^f^r  801. 


xirTf^OP  16. 

x^üi^fop  16. 

xAi7^<  182. 

xoiot  184. 

JCoi^C  248. 

Kniii^  248. 

xoA/xioi*  118. 

xoAAa  150. 

Kortkfi  828. 

xö;raroi'  95. 

xn^irrt«^«   94. 

x^/w;  189. 

x^o^ivoy,  xifOfifivor  S27. 

xrf^ccs  858. 

xi;toc  149. 

xctf^^ifC  1(4. 

XaAi}^^nc  891. 

XdnaO^of  880. 

AanaCcif  880. 

Aaof  182. 

Xdtprii  824. 

A^j^o«  454. 

liXQtoq  141» 

Aoloc  141. 

AoLT^oy  229. 

lv:ni  191. 

ili'M  149. 

ftdffa&or  829. 
ftdffa&QOP  829. 
^^r  260. 
^/i"iOft  270. 
/i/rror  270. 
ff^xoc  188. 
raf;i(t  268. 
pifo^  226. 
o^c  258. 


Wm  In^  tiUft* 


511 


oyno^  547. 
6Sn<;   141. 
otda  464. 
olvifu  828. 
öußifo^i  229. 
'O^^^o«  891. 

oi'ra«  472. 
oijif/  268. 
Of^r?  118. 

nnyxh  ^^Y'i*'  268. 
noQat  228. 
niAw  4. 
nf|i  260. 
7if^/  260. 
•nixqoaikhrof  889. 
iffi'^ifi'  96. 
ittvxTi  115.  868. 
nlftrif^flfii  892. 
Kol.  nt^v^t:;  870. 
9rilaTi\'  7. 
noAic  7. 
n^^fltf  892. 
n^iyo?  281. 
nrr^^C  884. 


TTTuraiiy  822. 

7ii'(ioq  821, 

ftrfia  188. 

^f/Tiri;  884i 

aiff^q  828. 

ulxof  822. 

irxa^oc  186. 

axÖQodot'f  ffxoffdnr  827. 

Äf^ij«  184, 

«rnvtoq  149. 

ffTttvSw  8. 

«rnilij»'  8. 

ffTTOfdaSoc  8. 

«rri^^oc  224.  226. 

aztlx^  462. 

iTfpcUAoi  8. 

aiffrdof^  8. 

ir(/'  i'^oi'  8. 

(T/irltOf  8. 

T^  89. 

T^yoq  224.  226. 

rf^r«  870. 

liitTmp  858. 

T^ffaa^f;  870. 

neuioD.  Yi^vc^^  870. 


To/  270. 
t^iOtm   11.   281. 
T(i(iw¥  4. 
rwro?  7. 
jjffltoc  161. 
Xa^a^^oc  229. 
Xnvroq  161. 
/#ii»?  277. 
X(ft'ftninr0at  869. 
oi^i'm  182. 

2)  ByuBtiBkclL  lei- 
grioohlicli. 

uyyov(ftO¥f  ayyav^^  818. 

819. 
ntuovra  888. 
nixQVtoc;  88B. 

»ai'O^  186. 
/iowrnovXop  888. 
fiv^oSia  839. 
T^iavTa^^il««'  820. 


F.    Italische  sprachen« 


I)  Uteliiisoli. 

aeer  826. 
adülter  891. 
ago  14. 
alnus  826. 
an  267. 
aneilU  471. 
ancnliu  471. 
anns  894. 
ardare  160. 
arere  160. 
atriplez  880. 
aurora  180. 
aoBter   180. 
avia  120. 
balare  160. 
betula  827. 
BonifatioB  409. 
caepulla  840. 
caliga  818. 
Caput  7.  18. 
Carmenta  94. 
CknneBUi  94. 


carpinna  826. 
caonis  149. 
cantns  184. 
cavere  184. 
-ce  268. 
censor  16. 
centaureum  802. 
da  266. 
Clara  444. 
clavis  182. 
craor  189. 
Cucurbita  819. 
cttlter  229. 
cunqne  262.  266. 
curvus  188. 
outia  149.  896. 
dna,  dnae  12. 
ecM  268. 
edo,  edonit  95. 
eminere  471. 
etiam  266. 
ex  10.  16. 
•xtimns  12. 
axtraneas  184. 


faduuB  192.   198. 
faux  161. 
frostum  8. 
ftinU  8. 
gratiaa  14. 
hiare  161. 
hie  258. 
hlscai«  161. 
hinleufl  161. 
st  bo-  267. 
hnmnlus  868. 
iUic  268. 
imber  229. 
inUr  229. 
istic  268. 
Jam  180. 
janitrix  196. 
jecnr,  jecinoris   1 14. 
lactuca  888. 
latus  226. 
laurna  4.   S24. 
lectica  464. 
Ucinnt  141. 
lian  8. 


510 


hone  1 
hvigD 
leöde   ] 

sftm-  1 


9 

birch  8 
doom  S 


1)4 

[or.  «r, 
Uciir  8 

rd   7, 
a  2f 

7;;*»» 
ro 

26 

ffri 

;  4 

ff  J 

;  1 


-  ] 


i^,  ft^  4#« 

•idifiO«  llf. 
•(«nnvua  1A5. 
•H^nh»  115». 


S) 


IcBba 
lab  S 

mikMi 
pin  1 

xftcfai« 


14».  404. 


■•oo,  aaimaeia   841 
bttmbigM  121. 
bleu  S86. 

capaoeio  886. 
cb«  11. 

OMipotte  8tS. 
818. 


1V4ÄJ 


•"••1 


-%     ^     Vxl 


«I 


*** 


512 


Wortrcgifttr. 


lomoi  89  7  • 

luo  229. 

lostram  229. 

mare  228. 

natuB  281. 

B0qae,  nee  276. 

nidns  4. 

nunc  268. 

obliqttW  141. 

pAtaiciat  161. 

pecten  96. 

piiuere  822. 

placenta  94. 

planUgo  840. 

pollabram'229. 

prominere  471. 

pahno  182. 

qaatttor  870. 

-que  89.  266. 

qnidflm  260. 

quiM  280. 

qaisque  266. 

qaoque  266. 

qaotidianut  208. 

raacas  182. 

ravls  182. 

re-,  red-  406. 

resin«  884. 

retio  406. 

nicUre  149. 

nimor  182. 

Mtnrej«  882. 

scaevuB  186. 

Bcreare  869. 

icatam  186.   149.  404. 

aemenUre  94. 

■ementia  94. 

semi-  18. 

senior  10. 

Sic  268.  276 

sopio  7. 

spero  460. 


tonitm  196. 
tremonti  464. 
Tripontium,    Tripnntiam 

408.  409. 
triticam  822. 
tunc  268. 
nncns  847. 
nnins  9. 
nsqo«  90.  91. 
ntiqne  266. 
-ve  266. 


2)  ntteltoMBlML 

Acira  884. 
aiosantos  880. 
bigardiom  280. 
breialnm  280. 
broialnm  280. 
brolium  280. 
castula  117. 
clenuB  826. 
cayum  280. 
pambicinm  821. 
spatemam  6. 

3)  ItaUeniioli. 

aiancio,  narancio  841. 
bambagia  821. 
bieU  886. 
capnccio  886. 
che  11. 
composta  886. 
crosta  819. 
marasca  809. 
mellone  819. 
pimaccio  186. 
plviale  186. 
salamnra  818. 
aemesanto  880. 


4)  nriuMick 

armoise  880. 
Besanfon  409. 
cabos  886. 
contraindre  16. 
cro&te  819. 
^tranger  184. 
froment  822. 
glace  6. 
gnenipe  6. 
orange  841. 
qne  11. 


S)  WaUcUach. 

cimbm  882. 
corcanu  186. 
hriskl,  hiriscft  841. 
lemba^  8. 
lab  819. 
miksimea  821. 
pim  822. 
rlchiU  827. 
stiru  881. 


6)  OskiMh. 


anter  229. 
kenstur  16. 
naasimo-  12. 


T)  Umbriscli. 

ireka  186. 


ßidtQt-a  888. 
ßoSt  888. 
65^  61;VTf  821. 
b^igi'-a  828. 


O.    AlbanesiBch« 

jtßf^T-^^  jitpft-a  818. 
naXjifi'^  818. 
nij^nova^i  819. 
ftov^fiovlt^a  888. 


Ü9^i(lfjir   821. 
^aUifta^  atVdvt  818. 
TffdrfovX  819. 


A.  W.  Schade's  Bnchdrackerei  (L.  Schade)  in  Berlin,  SuUachnibeiatr.  47.