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BEITRÄGE
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VEEGLEICHENDEN
SPRACHFORSCHUNG
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ARISCHEN, OELTISCHEN UND SLAWISCHEN
SPRACHEN.
HERAUSQKQEßBN
VON
:1JBH and A. SCBItSZCBBR.
fOnfteb band.
BERLIN,
FERD. dOMMLBR'S VERLAGSBUCHHANDLUNG.
HARRWITZ UND GOSSHANN.
1868.
Verzeichnis der mitarbeiter.
C. Arendt s. z. in Peking.
Prof. Dr. O. I. Ascoli in Mailand.
Prof. Dr. Th. Aufrecht in Edinburg.
Prof. Dr. J. Becker in Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Sophns Bugge in Christiania.
Oberlehrer J. G. Cnno in Graudens.
Stadtbibliothekar Dr. Lorenz Diefenbach in
Frankfiirt a. M.
Dr. H. Ebel in Schneidemühl.
Chr. W. Qlück in München.
Pro£ Dr. H. Kiepert in Berlin.
Pro£ Dr. A. Kuhn in Berlin.
Dr. A. Leskien in Göttingen.
Dr. Lorenz im Haag.
Prof. Dr. C. Lottner in Dublin.
Prof. Dr. Miclosich in Wien.
Pro£ Dr. Max Müller in Oxford.
Prof. Dr. Friedrich Müller in Wien.
Prof. Dr. Th. Nöldeke in Kiel.
Pro£ Dr. Noyotny in Prag.
Pro£ Dr. Ign. Petters in Leitmeritz.
Pro£ Dr. C. T. Pfuhl in Dresden.
IV Verzeichnis der bisherigeo mltarbeiter.
Prof. Dr. A. Pictet in Genf.
Prof. Dr. A. P. Pott in Halle.
Prof. Dr. A. Schleicher in Jena.
Prof. Dr. Moriz Schmidt in Jena.
Dr. Johannes Schmidt in Jena.
Prof. Dr. H. Schweizer-Sidler in Zürich.
Prof. Dr. Smith in Kopenhagen.
Prof. Dr. Spiegel in Erlangen.
Prof. Dr H. Steinthal in Berlin.
Whitley Stokes, Secretary to the Legislative
Council, CalcQtta.
Prof. Dr. A. Weber in Berlin.
Prof. Dr. Whitney, New-Haven, Connecticut,
Ü. St.
Inhalt.
Seite
Keltiiidie Stadien, Ton H. Eb«l 1
SfynehwiflsenschafUlclie fnigmente, von Q. I. AbcoÜ 81
CeltM, Ton Chr. W. Glück 97
Die d«clination des nenpenischen nnd ossetischen, von F. Müller . 98
ArmeBiaea, von demselben 106
SpradiwissenechaftUche desiderata, von Aug. Schleicher .... 109
Got. manage, altbnlg. munogu, von de ms .... 118
Lit. ^al SS griech. -g^ umbr. -^i (-i -%)f von dems 118
Ana «niem briefe von Ifr. Whitley Stokes 114
Anzeigen: Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinnm emendatnm auctnm
ed. Fr. Miclosich. — V. J. Dahls mssisches wSrterbnch nnd
«inige andere neuere rtisaische werke. — Kratkij oöerkiz doistori-
ceskoj iizm severo-vostoönago otd^la indo-germanskichü jazykovo.
A. Slejchera u. s. f. — Christian Donaleitis litanische dich-
tnngen. Erste vollBtftndige ausgäbe mit glossar. Von Aug. Schlei-
cher. Angezeigt von Aug. Schleicher 116
Pascon agan arluth. The Passion of our Lord, a Middle-Comish
Poem, edited, with a translation and notes, b7W[itley] Sftokes].
— Gwreans an bys. The Creation of the World, a Comish
Mystery, edited, with a translation and notes, by Whitley Sto-
kes. Angezeigt von H. Ebel 128
Die bedentnng der pommerschen stildtenamen , von Th. Schmidt. —
Angezeigt von Job. Schmidt 184
Armeniaca, von Friedr. Müller 187
Addenda, von Whitley Stokes 142
Unuchreibnng des ahindiscfaen und altbaktrischen alphabets . . . .144
Comiea, von H. Ebel 146
In memoriam, von A. Weber 190
Bemerkungen über die spräche der Iflneburger Polaben. — Polabische
eprachproben, von C. T. Pfuhl 104
Die etmakischen zahlurSrter, von dr. Lorenz 204
Eine fabel in indog^rm. Ursprache, von Aug. Schleicher . . . . 206
Noch einige sprachliche curiosa. Nachtrag zu beitr. II, 891 ff., von
dems 208
Ein rest des imperfsets in der russischen Umgangssprache, von dems. . 209
6riaica, von G. I. Ascoli 210
Anzeigen: Le grand Myst^re de J^sus, Passion et B&urrection, Drame
Breton du moyen Age etc. Par le Yicomte Hersart de la Vil-
lemarqn^. Angezeigt von Whitley Stokes 218
On the Interpretation of the Veda. By J. Muir, Esq. Angezeigt
von A. Kuhn 284
VI InhalL
A. Schleicher. Die nntencheidimg von nomen und verbum in der
lautlichen form. Angezeigt von Fr. Mttller 241
Eine sprachwiBsenachaftliche Zeitschrift in Bufsland. — Die neuesten
hilfsmittel ftir das Studium der obersorbischen spräche. — Die
Sprachwissenschaft in Polen. Von Aug. Schleicher .... 244
A Sanskrit grammar for beginners in DevanSgari and Boman letters
throughout hy Max Mttller. Angezeigt von A. Kuhn . . . 250
Corrigenda, von Whitley Stokes 262
trinicsL, von Friedr. Mttller 266
Vorstudien zur entzifferung der lykischen Sprachdenkmale, von Moriz
Schmidt 257
Die mittelbretonischen unregelrnKTsigen verba, von Whitley Stokes . 806
Zwei altceltische bilingues, von dems 868
Anzeigen: G. I. As coli Stu^j Irani. Articolo primo: Sfaldatnre dell'
antica aspirata. Angezeigt von Fr. Spiegel 867
Grammatik der altbaktr. spräche, von Fr. Spiegel. — Die fremd-
Wörter in den slavischen sprachen, von dr. Franz Ritter von
Miclosich. — Reise der Ssterreichischen fregatte Novara u.s. w.
Linguistischer theil von dr. Friedr. Mttller. Angezeigt von Aug.
Schleicher 872
Zum Donaleitis, von Aug. Schleieher 880
irinica, von Fr. Mttller 880
Die lehre von der majestät im Avesta, von Fr. Spiegel. . . • . 885
Die namen der hiomielBgegenden im altbaktrischen, von dems. . . .896
bikhtar und khavar im neupersischen, von dems 898
fpei&ta, von dems 401
Zur neusten geschichte der slawischen Sprachforschung, von A. Leskien 408
Miscellaoea Comica, von Whitley Stokes 445
Comisch f im inlaut, von dems 455
Anzeigen: Goidilica, or notes on the gaelic manuscripts preserved
at Turin, Milan, Beme, Leyden, the monasteiy of S. Paul, Carin-
thia, and Cambridge, with eight hymns from the Liber Hymno-
mm, and the old-irish notes in the Book of Armagh edited by
W. S., angezeigt von H. Ebel 466
Etymologische forschungen auf dem gebiete der indogerm. sprachen
unter berttcksichtigung ihrer hauptformen, sanskrit; zend-persisch;
griechisch -lateinisch: littauisch- slawisch; germanisch und keltisch,
von Aug. Friedr. Pott Zweite aufläge in völlig neuer Umar-
beitung. Zweiten theiles zweite abtheilung. A. u. d. T. Wurzel-
wörterbuch der indogerm. sprachen von A. F. Pott. Erster band.
Wurzeln mit vocalbcbem ausgange. Erste abtheilung: Wurzeln auf
a- und i- laute. Zweite abtheilung: Wurzeln auf u, n und v. An-
gezeigt von Johannes Schmidt 460
P. Bronis, die slavischen familiennamen in der Niederlausitz. An-
gezeigt von dems. 474
Die Sprachwissenschaft in Kroatien, von Aug. Schleicher . . . . 475
Inschrift von Xanthus N. 6, von Moriz Schmidt . , 477
Kachruf an Franz Bopp, von A. Kuhn und A. Schleicher . . 479
Saoh- und Wortregister 484
Keltische Studien.
12. Das verbum.
Wfthrend ans die keltische declination, sobald wir auf
die altirischen formen zurückgingen und diese mit hülfe
der Tergleichenden Sprachforschung zu erklären versuchten,
auf den ersten blick ein so klares gesammtbild darbot, und
das in der hauptsache in so scharfen umrissen abgezeich-
net, dals nur wenige punkte in zweiM gehüllt und erneu-
ter Untersuchung vorbehalten blieben, treten wir dagegen
mit der betrachtung der keltischen conjugation in ein so
geheimnilsvoUes helldunkel, in ein solches labyrinth rftth-
selhafter erscbeinungen ein, dais es hier mehr als irgendwo
eines langsamen vorschreitens und bedächtigen um- und
rOckschauens bedarf, um den ariadnefaden zu finden, der
ans durch diese r&thselwelt glücklich hindurchfQhre und
das anscheinende chaos entwirren helfe. Ich muis daher
die leeer von vom herein um etwas geduld bitten, wenn
ich hier noch weniger als damals direct auf das ziel los-
gebe, sondern sie ersuche, mich schritt f&r schritt auf den
ouuicherlei Wendungen und Windungen einer etwas verwik-
kelten analyse zu begleiten.
Das neuirische (grofsentiieils schon das mitteliri-
sche) verbum stellt sich uns insofern in einer einfacheren
gestalt dar, als es erstens ähnlich dem mittel- und neu-
hochdeutschen, die sogenannten anomala abgerechnet, nur
zwei conjugationen zeigt, deren unterschied einzig und a1-
B«itellg» z. Tgl. •pnehf. V. 1. 1
2 Ebel
lein durch die alle formen durchziehende Verschiedenheit
des stammvocals bedingt ist, molaim ich lobe, ceilim ich
hehle, und als zweitens die verbalformen (abgesehen von
dem emphatischen se u. s. w., das hier noch dazu ins äuge
fallend durch einen strich getrennt ist) dem anschein nach
ohne fremdartige zusätze auftreten. Anders im altiri-
schen. Hier änden wir nicht allein statt der anscheinend
einfachen formen des neuirischen mehrfache gestaltungen,
aus deneir schon Zeufs vier verschiedene conjugationsclas-
sen zusammengestellt hat, ohne doch alle Unterscheidungen
zu erkennen, sondern auch die mehrzahl der vorkommen-
den formen ganz offenbar darch vorgesetzte, angeschobene
und angehängte silben und laute aller art (selbst nicht
mehr vorhandene, nur noch aus lautaffectionen oder deren
abwesenheit zu crschliefsende!) so verdeckt und theil weise
entstellt, dafs es nicht immer leicht ist, den eigentlichen
körper der verbalformen unter der menge der ihn überwu-
chernden prä-, in- und suffixe herauszufinden, noch schwe-
rer aber, einem jeden dieser fremden lautelemente seine ge-
bohrende Stellung und bedeutung zuzuweisen. Nehmen wir
z. b. aus Cod. Wb. bei Z. 1039 die form oondatuarga-
busa, eo sondern sich hier zunächst die conjunction con
und das emphatische sa ab, vor welchem datuargabus
in der schrift seinen eadconsonanteo eiogebQfst hat; von
letzterem ist wiederum da als pronominaler bestandtbeil
abzutrennen, welches, wenn die Schreibung völlig genau
wäre, vor der dura t ein n verloren hätte, und es bleibt
tuargabus (als erste person zu dem tuargab der fol-
genden glosse) übrig, das wieder iu tuar und gabus zer-
fällt; eine genauere Untersuchung zeigt aber, dafs weder
taär = tör, welches selbst aus do-for zusammengesetzt
ist, noch da, das in d-a zerlegt werden muis (IV, 177),
einfache formen sind, ja dafs aller Wahrscheinlichkeit nach
auch con aus zwei dementen co-n besteht, deren zwei-
tes (ebenso wie das d von da) erst näherer grammatischer
bestinunung bedarf; in den sechs silben von con-da-
-tuär-gafaus-sa (donec id protuli ipse) stecken also,
keltische itodien. 3
wcDD wir das verbale gabus nicht weiter zerlegeQ wollen,
mindestens sieben, höchst wahrscheinlich aber acht ele-
mente: co-n-d-a-do-for-gabus-sa. Diese fremdartigen
bestand theile auszuscheiden wird also nnsre erste aufgäbe
sein, oft eine unsäglich mfiheToUe, aber eine aufgäbe, bei
der sicli die Wahrheit der schönen werte fiber die bedeut-
samkeit des laats, mit denen Pott die erste aufläge seiner
etymologischen forschungen eröfinete, in vollem mafse
zeigt.
Da es nun hier zum theil auf sehr minutiöse und ver-
steckte unterschiede in laut und schrift ankommt, so ha-
ben wir zunächst eine genauere angäbe der quellen nach-
zuholen, aus denen die beispiele bei Z. geschöpft sind, was
bei den irfiheren Untersuchungen unterblieben ist, meist
auch unbeschadet der riohtigkeit der ergebntsse unterblei-
ben konnte. Wie nämlich Zeufs 63. 66 bemerkt hat, fin-
det bei den Spiranten s und f die genaueste bezeichnung
der mortification durch das punctum delens nur im Cod.
Sg. statt, auch hier nicht einmal immer; alle andern hand-
sohriften, die Z. benutzt hat, lassen entweder s , f einfach
fort oder bezeichnen die lauttilgung gar nicht. Weil aber
zu einer genauen anaiyse der formen viel mehr, als man
bis jetzt geahnt hat, auf das eintreten oder die abwesen-
heit der aspiration ankommt, und wir alle, wie man im
▼eriauf der nntersuchnng sehen wird, in diesem punkte die
genaaigkeit der handscbriften vielfach unterschätzt haben,
80 genAgt die bisher angewandte bezeichnungsweise nicht
mehr; ich werde daher von jetzt an bei den beispielen aus
Z. jedesmal aufeer der Seitenzahl auch den codex angeben,
aus dem sie entnommen sind, der kürze halber jedoch das
Z. fortlassen und den Pr. Cr. einfach durch Pr. bezeich-
neu. Vorläufig sei hier nur bemerkt, daÜB von den drei
haoptquelleD Sg. (offenbare Schreibfehler abgerechnet) in
dieser beziefaung am sorgftltigeten. Ml. am ungenaueien
geschrieben ist, wie sich denn letzterer auch im vocalismas
bisweilen dem mitteliriseben nähert.
1*
Ebel
I. Die fremdartigen bestandtheile.
Die fremden elemente, die sich mit den ver baiformen
mehr oder minder eng verwachsen finden, sind in der haupt-
sach^ von dreierlei art: 1) conjunctionen und negativ- oder
fragepartikeln, 2) prftpositionale und 3) pronominale de-
mente; unter allen drei arten gibt es aber mehrere abstu*
fnngen nach herkunft, bedentung und Stellung im satze.
I. Am leichtesten lassen sich in der regel die con-
junctionen, negativ- und fr ageparti kein ausschei-
den, die meist einfach vor- oder nachgestellt sind, wie
oous (et), dim (ergo), höchstens durch die Schreibung mit
den verbalformen verbunden, wie noch (tamen) mit is (est),
ar (nam) allgemein. Die bekannten lautgesetzlichen ver-
ftnderungen erleiden die pronominalen conjunctionen an
(cum), dian (si), aran (ut), deren nasal (gerade wie im
einfachen relativum) vor tenuis und spirans ausftllt, vor
b in m übergeht, den liquidis assimiliert und dann oft in
der Schrift ausgelassen wird, z. b. acosmiligiaer Sg.
cum eomparamus) 670, diacomalnammar Wb. (si im-
plemus) 446, aratucca Wb. (ut intellegat) 1042, diam-
bed Sg. (si esset) 670, arrucestaigser Ml. (cum dispu-
tasti) 1064, araroib Wb. (ut sit) 680; bei aran tritt
aniserdem (ebenfalls wie beim einfachen relativum) der aus-
fall dee a — arm'ba Wb. (ut sis) 1055, arndomroibse
Wb. (ut mihi sit) 680, arndip Wb. (ut sit) 1047. 1054,
sogar airndip Wb. 235; regelm&fisig vor der negation:
arnap Wb. (ne sit) 459. 485. 598. 1050, arnab Sg. 283,
arnaroib Sg. 600, Wb. 353. 1050, arnaconroib Wb.
666 — und Übergang in i ein: arimp Wb. (ut sit) 462.
485. 1062, arimbad Lib. Ardm. bei O'D. 439 (beitr. III,
61). Sorgfältige beachtung dieser lautgesetze schützt uns
zwar vor verkennung solcher formen wie dianchomal-
ninn, arinchomalnathar, arinohrinat, arintai-
brid, die ein pronomen enthalten (s. unten), aber nicht
immer vor Verwechslungen mit dem relativum an, der
conjunction ar, den praepositionen ar, di, do allein oder
keltische ttndien. 5
iD TerbinduDg mit dem relatiTum. Besondre erscbeinangen
treten hinter ma (ei), ce cia (quod, quam vis), der nega-
tion na und der fr^epartikel in ein» indem sie mit ge-
wissen lauten und silben zu yerbindungen verschmelzen,
QOter denen nur n4ob, naich = na + oi (/En^rt) und
imp, imb, imassin + ba völlig klar ihren Ursprung zur
schan tragen, dagegen mad, oid, nad, masu, ciasu
hinsichtlich ihres schlufsbestandtfaeils einige zweifei übrig
lassen, von denen weiter unten die rede sein wird. Ge-
ringere Veränderungen sind die Umgestaltung des mani
(d non), das in dieser gestalt etwa 30 mal bei Z. erscheint,
übrigens nie aspiration bewirkt, — mani comollnither
side Wb. (si non impletur haec, lex) 679, mani c4i-
nairlither (nisi bene obeditur) 827, mani cretem (nisi
credimus) 1055, mani cumsciget Sg. (si non mutant)
843, mani cometsam deartolaib Cam. (si non indul-
serimus cnpiditatibus nostris) 1004 — zu maini, main
Wb. 614- 701. 702. 1062 und mini Wb. 670, ebenso des
cani, eoni (nonne? eigentlich: quid non?) zu caini,
cain, cini Wb. 709, die Verschmelzung des cia mit fol-
gendem a — ciatbela Sg. (quamvis intereat) 1031, cias-
biörsa Wb. (quamvis dicam) 672 und der Übergang
des ce in ci vor dem ni von cinip, cinibet Wb. 485.
486, cinith müt Sg. (quamquam non est muta^ gl. m)
1014, cinid fil Ml. (quamvis non sit) 894, cininfil Wb.
(quamvis non simus) 479. Ob übrigens dies ce, cia, wie
es den anschein hat, mit dem fragepronomen identisch ist,
wird durch die kymrischen formen kyn, kan (die ihr k,
nicht p entschieden davon trennt) einigermaTsen zweifel-
haft. Eine Verschmelzung des verb. subst. is (oder as) mit
der präpositionalen conjunction 6 scheint in den emphati-
schen formein osme (gl. ego) Wb.Ml.333. 1053, ostü (gl.
tote) Sg. 333, osni (nos) Wb. 333 Sg. 1024 stattgefund^i
20 haben, wiewohl nirgends ein längenzeichen steht.
Auf die pbrasen mit möit, c^in, d^g, 6re, amal,
iotao, cruth, fubith, ol, arindi, lasse kommen wir
später bei der besprechung des relative zurtlok; dagegen
6 Ebel
haben wir jetzt schon einer conjonction präpositionalen ur-
sprangs va erwähnen, die Z« anfangs (417. 682) in folge
mangelhafter analyse völlig verkannt und selbst später
(1131) nioht gehöriger beachtung gewürdigt hat, nämlich
CO (ut). Unzweifelhaft rein erscheint dieselbe in oooho-
tabosadst ML (gl. ut vos comminueret) 66, cochutrum-
naigidir Ml. (gl. exaequet) 1131, cochonerchloatar
Wb. (at simul agantar; falsch erklärt und abgeleitet 491,
vergl. eotomerchloither 8g. (gl. agor) 336 und im*
ehlöud, imchloud Sg. (inversio, mutatio) 768. 664),
coduaircemni Ml. (gl. ut afferamus), codufobath ML
(gl. incideret), codufobither Ml. (gl. ut succidatnr) 1131,
cododonat Wb. (ut consolentur) 1040, coijnm&nad Cr.
(gl. ut delegaret) 1131, ooetercerta Wb. (ut interpre-
tetur) 997, coarmentar Wb. (gl. revereatur) 1060, ooar-
femat Ml. (gl. ut excipiant) 1071), coasagnoither Sg.
(ut intellegatur) 704, coasmecnugursa ML (gL ut era-
dicem) 444, ooatomsnassar Wb. (gl. ut ego inserar)
336} wohl auch in cofardunith^sidse Wb. (ut adju-
v6tis me) 578 oder cofordumtb^sidse 335, cofesid
cofessid Wb. (ut sciatis) 1044, da Wb. kein f bezeich-
net; höchst wahrscheinlich in den Verbindungen cono- [die
niemals conno- geschrieben ist, übrigens durch die dura
— nicht blofs in conopredohinn Wb. (ut praedicarem)
1045, was öfter wiederkehrende nachlässigkeit (p statt ph)
sein könnte, sondern auch in conocomalnithe, oono-
comalnide Wb. (ut impleretur) 470 — auf eine beson-
dre erscheinung hindeutet, wovon beim relätivum die rede
sein wird], cona- und conÄch [conafitir nech Wb.
(ut nesciat quisquam) 706, conabad 6icen Wb. (gl. utine
... ^x necessitate ... esset) 1062, conabad flr Wb. (ut
non esset verum) 451, conaroib Wb. (ne sit) 365. 993 sq.,
oonarobat Wb. (ne sint) 1055, oonafil dualchi Wb.
(ut non Sint mdefacta) 237, con4cbfil etir Wb. (ut non
sit omnino) 1041, conalch a^icen Sg. (ut non sit necesse),
conaich rann insce Sg. (ut non sit pars orationis) 706]
und conioloitis Wb. (qudd non audissent) 491. In co-
keltische Studien. 7
oidbarat aoorpa Wb. (ut ei, immunditiae, immolent
Corpora sua) 682, connacb moidea nech Wb. (ne se
laadet qnis) 679 «cheint das proDomen der 3. siog. einge«
schoben; dagegen tritt ganz entschieden con aaf in co*
carad Ml. (ut amaret) 1065, oocomalnammar Wb. (ut
impleamna) 1060, conidfil inindocb&il Wb. (at id, cor-
pus, rit in glofia) 478, conitucoa [con-id-tncca] in
aetarcne caich Wb. (ut id ferat in Cognitionen! cajoi-
vis) 997, condonrolb indocbal (ut nobis sit gloria) Wb.
337, condomarrgabadsa (ut me comprehenderet) Wb.
451, condid, condip, condib (ut sit), combad, com-
bed (nt esset), comman Wb. (ut simus) 1060, com-
oiimmis Wb. (ut essemus) 483« 596. 1053 [= combau,
comhimmis] and in der Verbindung conro- oder corro-,
so daCb corop fast aachiftssige Schreibung scheint. Nur
con, nieoials co, erscheint dagegen in der bedeutung:
donee, denn coti Wb. Ml. (donec venit) 493 zeigt eben
durch die dura t den ausfall eines u an. Bedenkt man
nun, dafs neben diesen conjunetiven das pronomen oo (quid?),
die Partikel coni (nenne?) und die präpositionen con und
cot- (oder coth-?) in yerschiedenen gestalten auftreten.,
so leuchtet von selbst ein, mit welchen Schwierigkeiten
hier schon eine sorgfältige snalyse zu kämpfen hat. So
hat z. b. ZeuTs in conohoimnucuir ein decompositum
gesucht, also wohl auch in conchoscram, jedenüalls aber
conchechrat für ein compositum gehalten, während bei
den beiden ersten schon die Wiederholung derselben prä-
Position höchst unwahrscheinlich wäre, bei allen dreien
aber die erhaltung des o vor der tenuis und die aspiration
der letzteren gleich entschieden gegen die präposition con
sprechen; offenbar haben wir hier die conjunction oo (dals)
odw con vor uns, und die aspiration verräth (wenn das
n richtig gelasen ist, worüber Z. 1133 einige zweifei er-
regt) ein pronominales element, wovon später die rede sein
wird, in übereinstimmender constrüction: ni coochoim-
nncuiir rect firianugud Wb. (non quod communicet lex
jastificationem ) 853, ui conchoscram Wb. (uon quod
8 Ebel
eam, legem, destruamus) 711, nicoDchechrat Wb. (non
quod amaverint, amaturi sint) 1056; ebenso sind folglich
ni conlaimemmarni 6n (non quod audeamus id) 446,
airni conbia som Sg. (nam non qnod sit ipsum) 1030,
ni confitir cid asbeir Wb. (non quod sciat quid dicat)
361 zu fassen. Leider hat Z. durch seine autorität mehr-
fach sowohl Stokes als mich zu ähnlichen irrthQmem ver-
leitet, und sehr vieles ist mir erst im verlauf dieser arbeit
in einem richtigeren lichte erschienen.
Um übrigens das sogleich zu bemerken, das n der
conjunction c o n , die ich früher schon mit 6<pQa verglichen
habe, halte ich für das relativum, so dafs sich con zu
cosse verh< wie otpQa zu tocpga; die gründe folgen un*
ten. In ocus (et) vermuthe ich eine Zusammensetzung
aus oc (apud) und dem pronomen sa, analog dem occa,
occo (etiam), so dafs es also mit ocus, accus (vicinos)
zwar wurzelverwandt, aber keinesweges davon abgeleitet
wäre; namm& (solum) — einmal nanmd Wb. 66ö —
scheint die negation na und den comparativ mk (majos,
magis) zu enthalten, durch das relativ verbunden, quod
non magis est; in cammaib, cammaif Wb., camaiph
Sg., also *cammaibh (tamen) scheint der anfang das in-
terrogativum, der schlufs der conjunctiv des verb. subst.,
die mitte ist mir jedoch noch nicht klar, die bedeutnng
etwa: quidquid id est.
U. Die Präpositionen sind als solche zwar in den
meisten fiülen deutlich zu erkennen, abgesehen von einigen
leicht möglichen Verwechslungen theils, wie schon ange-
deutet, mit präpositionalen conjunctionen ar, aran, dian,
CO, con und den fürwörtem an, co, theils unter sich wie
zwischen ad- und ath-, di und du- (namentlich vor a),
in- und ind-. Aber die Schwierigkeit steigert sich, wenn
mehrere präpositionen verschmelzen, wie do-alr- zu
tair-, do-air-chon zu tairn-, in-do- zu int-, die
man sorgfältig von tairm- und ind- zu scheiden hat;
und aufserdem entsteht, wenn pronominale demente da-
zwischen treten, häufig die frage, ob die präposition zum
keltische Stadien. 9
Terbnm oder zum pronomen gehöre. So sind unter den
bäspideii, die Z. 349 sq. ftkr das rel. inf. beibringt, streng
geDomxnen nar drei — dongneid Wb. (quam facitis), dom-
beisom Sg. (qaae profert ipse), frisiiuceaisiu Pr. (quod
praestolaris) — wirklich hierher zu rechnen, alle übrigen
seigen das relativum von der prftposition abhftngig; so
nimmt das element d-, welches zur hervorhebung des per-
sSnlichen ftrworts dient, mit demselben meist genau die-
sdbe gestalt an, wie die präposition du-, wenn sie zum
Terbum gehört, dum- oder dom- u. s. w. Uebrigens ist
woU nicht zu bezweifeln, dafs wie in andern gliedern un-
sers Sprachstammes so auch im keltischen eine eigentliche
▼erbalzQsanunensetznng nur mit echten alten präpositionen
stattfinden kann, dafs also z. b. olfoirbthe Sg. (plusqnam-
perfectnm) nicht mit Z. 849 unter diese art zusammensez«
zoogeo gestellt werden darf, sondern ähnlich dem entspre-
chendeo lateinischen ausdruck eine Zusammenstellung aus
ol (super) und dem fertigen worte foirbthe (perfectum)
ist; femer dafs eine präposition wie la, die fbr sich allein
nicht Zusammensetzungen eingeht*), auch nicht in decom-
positis erscheinen kann; ich theile daher das von Z. 858
aogefilhrte tarlasechae Wb. (yoUständiger 989 no. 8) in
tarla sechae ab, worin tarla aus* tar- = do-ar und
der verbalform la**) zusammengesetzt, sechae die prä-
^) meh wohl sls nominale präposition nicht eingehn kann; la (ur-
sprBDglich *las, wie die fonnen lassinfer, lasna firn, lasmhi Z. 608
sq. scigen) ist nftmlich eine eben solche abstnmpfüng von leth, leith (la-
tas) wie fri (s: ^fris, ngoq) von frith (nQOTi)i so dafs liämm — ge-
bildet wie samlmn-sa (instar mei), dessnm, tuathom Z. 848 — eigentlich
•sn meiner seite, meineneits" bedeutet. Das beweisen die adverbialen ans-
drftoke bei 01>. 268: a77a fuitr, alla thoir (on the eastside), alla thiar (on
tbe westside), alla mmgh (on the ontside), alhuügh (on the inside) neben
inohk ammgk^ taohk attigh 269; so schon mittelirisch zu Oild. Lor. alla-
fflaigh (gl. forte) 250a und alla astig (gl. intus) 251: wortlich in latere
(altir. tUeith) in campo, domi. Auch in illei (hnc) Wb. 568. 1057 und
immallei, immalle (una, simnl) Wb. 708. 1044. 62. 617. 569 erblicke
ich nichts ander» als ^nleith (in, ad latus) und *lmm-an-leith (circa eomm
laCBs).
•*) m. ir. tnrla srnth d{-mör dtfibh B. of Lism. bei O'D. 819
(obrenit iia ingene amnis), auch n. ir. tarla ^ pI. tdrladar (met, arose) bei
0*0. 100. 102. 296. 898; dahin wohl auch nitdirle lat Wb. 1058 (ne oc-
10 Ebel
Position 86 oh (ultra) mit dem acc. fem. 3. sg, ist, und
übersetze: donec saper eam (buäid f.) perveniat; die an«
dre form, die Z. dahin stellt, tarilbae Wb. 1052 gehört
entweder derselben wurzel an, oder steht mit arileet Wb.
(meruerunt) 435 im Zusammenhang.
Lautveränderungen, die tbeils die präposition,
theils den anlaut der wurzel unkenntlich maohen, sind na-
mentlich der abfall des vocals von du und die yerbArtong
der media:, beides verbunden in tuocu (intellego) = do-
uccu, ticcfa (veniet), tanicc (vSnit) s=3 do-icfa, do-aoic,
t4u (sum) nach Stokes := do-fasu, tair (veni) Tir. bei
O'D. 437 = do<air (wurzel skr. ar), taithesc (responsuro)'
Wb. 1043 = do-aitheso, tascide Ml. 988 Pr. 1033, tas-
cbide Wb. 989 (congruus, necessarius, eigentlich: corre-
spondens?) s« do-ascide [oder statt toscide sss do-ifos^ide?
— vgl. toisc Wb. 991. lOCl (necesse), toschith Wb.
73.82, toschid 607.988, tasgid 1050 (victus neoesssr
rius) — jedenfalls von Tasgetius, Moritasgus zu tren*
nen, womit es Z. 71 zusammenstellt], torbe (utilis) =s: do-
•
-forbe, vermuthlich auch tan (tempus) und tanaise (se-
cundus) aus do-an (morari) zu erklären; media nach r ver-
härtet in arna farcabtis Wb. (ne remanerent) 1061, do-
furcabar Sg. (profertur) 611, tercbal Cr. (prolatio, or-
tus) 731, sämmtlich von der wurzel gab, forcell Wb.
(nuntius, institutio, testimonium) 235. 468. 582, vergl. na-
mentlich: aforcell forrogclsamni düib845, forbbart
Sg. (gl. abolitio) 70, g. forggnuso (formae), d. forg-
gnuis Sg. 768. 971, etarcne (cognitio) Wb. 1038, g.
etarcni Wb. 1038. 1042. Ml. 1066, etarccnai Ml. 1067;
media hinter mutis verhärtet in i dparat Wb. (immolant)
350 = aith-barat, imcaib Wb. (deviU) 1048 und im-
cumt tibi?) Das aimplex erflcheint in rola (jacit) Eumann bei St. Ir. gl
pag. 74 und rolasid, ralsid (jeciati«, vertitti») Wb. 618, m. ir. ro la-
sat, ro laesat (they caat) CD. 8X4. 259. 326; mit einer präposition ba
h4 aridräilastar (Aiit ia qui eum convenit) Fiacc. hymn. 24, mit der gloaae
arrile (convenit)» und dorala, doraU («• traf aich, er landete) bei O'D.
7. 123 nnd Stokes (beitr. I, 336); doppelte aUBammensetzung etwa in act
immCau) irladmar Wb. 1068?
keltische Studien. 11
maninicab (devita enm) 1058 = iinbKgaib, imb-gab; letz*
leres mit aaslall oder assimilation des th, d verbunden in
cpil 8g. 1031. Wb. 1057 (interit) = aith-bil , epur Wb.
267. Sg. 352 (dico) = aith*biar, taipe ML (concisio) 1067
[bei O'Davoren (v. tobaide) tepe geschrieben: tobaide
.i. tepe .i. cinnti (concisus, praecisus, distinctns) p. 120
bei St.J 3s do-aith-be [vergL tobe (deeisio) = do-fo-be,
imdibe (circumcisio) von der wurzel ben], frecre Wb.
(respoQSum) 365 «= irith*g(a)re [frisgair Sg. (contradicit)
738, frisgart Tir. (he answered) bei O^D. 436], adopar-
tar Wb. (offeruntur) 856 =» ath-6d-bartar, doopir Sg.
(privat) 856 = di-öd-bir, indöcbal Cr. 608, indocbal
Wb^ inducbal Sg. Wb. (splendor^ gloria) =: ind-6d-ga-
bÜ, accaldam (allocutio) Wb. 462 = adgaldam [ad*
gladur (appello ngogayogevon) Sg. 1037], accur Wb. 1053
(oonreiiiens?) = ad-*gur, tacair Wb. 594. 755. 1045. 1059.
1061, tacair 592, tacir 1058 (decens) = do-ath-galr,
doracartmar cois (gl. causati snmus) Wb. 443 == do-
-nnath-gartmar, taicc^ra Wb. 437 (rationem reddet) =
ilo->aith*gera, ocföcru Wb. (in monendo) 1060, foröcrad
d6ib (descriptns vobis est) 588, fosrocurt (eos descripsi)
442, fodüacair (qui id indicat) 705 von fo-öd-gar, fo-
oäd-gar, arfocarar Wb. (monetär), airöcre (monitio)
619=sirf6cre 600 von ar-fo-6d-gar und in manchem an-
dern falle; ich halte daher auch das t, tt in atluchur
Wb. (gratias ago) 704, attlugud 1040.1042. 1048, adtlu-
gud 1048 (gratiarnm actio) nicht f&r eine einfache verhär*
toDg des th von aith-, sondern für eine Umwandlung des
tbd von *ath-dittchur, *ath-dlugud, vgl. dlegair (debetur,
oportet) Wb. 460. 598. Assimilation (ausfall) vor einer
urepiUnglichen tenuis findet z. b. in titacht (adventns)
Wb. 262, m. ir. tidecht, taidecht O'D. 254. 396 =
do-alth-techt statt; etwas derartiges muis auch in itge
(precatio) — scheinbar masc, wie der acc. innitge Lib.
Ardm. (beitr. II, 106) andeutet, doch vermuthe ich einen
fehler, da dergleichen Verbalsubstantive sonst immer fem.
oder neutra sind, das synonyme gulde z. b. in beiden for-
12 Ebel
men vorkommt, so vielleicht auch ^iDoitgi f., dagegen
ferid itge Wb. (fert precationem) 608, laitge patraic
Lib. HymD. (beitr. I, 343) etwa u. — nebst dem zugehö-
rigen verbum eingetreten sein, dessen 1. sg. praes. ateoch
(obsecro) beitr. I, 458. 465 und bei O'Curry App. CXXII,
m. ir. aitchimm bei St. App. 141, atchimm App. 52,
aitchim (gl. atsluinniu) O'Dav. gloss. (p. 50 bei Stokes)
lautet;, ich vermuthe darin *ad«tiuch, *adtegim oder *aith-
tiuch und vergleiche cuintgim (quaero) Wb. 431 u. s. w.
(wie lat. adeo, coSo aliquem). Alle diese lautver&nderun-
gen und die dadurch entstehenden Schwierigkeiten der ana-
lyse steigern sich natürlich noch bedeutend, wenn prono-
minale elemente zwischen präposition und wnrzel treten,
vielleicht selbst durch ein (pr&positionales?) dement ge-
stQtzt, wie im obigen coatomsnassar = co-ad-dom^-
-snassar. In den formen cotom-, cotot-, coton-, co-
tob- Z. 336, worin Stokes beitr. II, 106 eine präposition
*cot- s=s kymr. ,cant- erkennen wollte, möchte ich fast
eher *ooth- ^ kymr. ket-, cyd- ^ gall. cata- wieder-
finden, da dem cant- vielmehr das ir. oit- in c^tbuid
(consensus) zu entsprechen scheint; vergl. d^t (dens), dt
(centum) neben kymr. dant, cant.
Bisweilen erschwert nicht sowohl die entstellung der
präposition als vielmehr die synoope des wurzelvocals die
richtige Zerlegung, namentlich in abgeleiteten Substantiven.
So hat z. b. bis jetzt meines wissens niemand in foigde
Wb. (bettelei) — näher erläutert bei St. Ir. gl. p. 98 —
eine Zusammensetzung aus *fo-guide geahnt, obwohl das
wort ganz so umgeformt ist wie foirbthe Wb. Ml. Sg.
(firmus, perfectus) aus forbuide Sg. (gl. intensivos)*);
wie aus den formen bei Zeufs hervorgeht, n. g. foigde
♦) ptc. pf. pass. von forbmd (perfieere), wovon rorbaither Bfl. 106S
(perfectam est) = ro-forbaither; den dat. fem. citiert Stokes III, 158 aiu
Vit. Col. in der fonn foirptht (6 hinter r verhÄrtet), die nenirische form
foirjt (old, aneient, perfeot), deren zweites / aus bth (bhth, d. h. vh) ent-
standen ist, vergleicht Pictet II, 86 fUschlich Wieder mit skr. pürva, mit
dem es gar nichts gemein hat als xufUllig den anlant (for :s npari).
keltische itodien. 13
999. 10d9, d. a. foigdi 481. 370, ist dasselbe ein fem.;
das fo (sab) hat hier (wie im lat. subfascas etc.) demina-
tivkraft wie bei uns die ableitungsenduDg. So schwächen
sich die beiden wurzeln *sak (folgen) and *sak (sagen) in
composition nnd derivation mehrfach zu sc, seh, sg,
wobei der consonantenwechsel besondere beachtung ver-
dient; beispiele: 1) cosc Wb. (correptio, institutio) 1043.
10dl, inchosc (significatio) Sg. 1018. 1026, diuschi (ex-
eitat) Sg. 1016, diusgea Wb. (expergefaciat) 856, honaib
ascadaib (gl. ab aemulis) Ml. 1064 neben aissecht .i.
imrisain (^ altir. imbressan) Ir. gl. 28 (lis, contentio) aus
*aith-sech-, 2) scäl (nuntins, narratio, fabula) =s ^scethl,
insce (sermo), toisc, toschith, tascide s. oben,
aithescc Wb. 234, taithesc (responsum) entsprechend
dem kymr. (w. 2) atep, (3) atteb; im letzten beispiele
erscheint s<^ar — wie in aithirge (poenitentia) neben
aithrech (poenitens), comalnad (impletis) neben \kn —
die prftposition in folge dieser syncope des wurzelvocals
mit einem endvocal, den sie sonst nirgend zeigt.
Zu den pr&positionen gehören aber auch die beiden
▼erbalpartikeln des altirischen, ru- und nu-, deren
erstere schon I, 310 mit skr. pra, die andere von Stokes
I, 470 mit skr. anü yerglichen wurde, sowie die kymrische
Partikel w. 2 ed*, 3. -yd, arm. ez-, deren Identität mit
skr. ati ich IQ, 6 vermuthet habe. Ueber die erste, die
das Präteritum, hie und da auch das futurum und den
conjunctiv b^leitet, namentlich hinter co, con(ut), ist das
wichtigste bereits früher an verschiedenen stellen bemerkt,
m formeller beziehung etwa darauf noch hinzuweisen, dafs
sie ihres vooalischen auslautes wegen aspiration bewirkt^
und wie sie meist zu ro- geschwächt, oft durch nmlant
zu rui-, roi», ri- geworden ist, so auch gel^entlich ein-
mal ihren vocal ganz eingebOfst hat. Man hat hierauf be-
sonders hinter der präposition f o zu achten, um verwechs-
langen mit for zu vermeiden, z. b. forgensam Wb. (ser-
vivimus) 703 neben foruigini Wb. (servivit) 481, im-
forling Wb. (effecit) 934 neben arnarimfolngar Wb.
14 £bel
(oe fiat) 705 — also statt fo-ro^geDsam, fo*ro-liDg — von
formen wie forrochongart Wb. (praecepit) 442, wie-
derom for6crad Wb. (descriptus est) 588 = fo-ro-6d-
-grad von foracab Inc. (reliquit) = fo-ro-ad-gab oder
von farcabtis Wb. (remanerent) 1061 richtig zu sdiei-
den. — Hinsichtlich des nu- (no-) müssen wir dagegen
von vornherein einen irrthum beseitigen, der von Zeuft
ausgegangen, von Stokes und sehr lange zeit auch von mir
getheilt, mir erst ganz neuerdings durch eine schärfere
analyse der betreffenden formen klar geworden ist. Zeuüs
346. 417 sqq. nimmt nämlieh an, dafs die verbalpartikel
no nur dem secundären präsens und futurum gebühre, in
den primärzeiten nur ausnahmsweise und zu dem zwecke
stehe, die pron. iofixa zu tragen, ferner dafs dies no von
andern partikeln nur oon vor sich dulde; er scheidet da^
gegen hiervon ein relatives no, welches vor mediis biswei^
len zu einem blofsen n, m zusammengeschrumpft sei; die
frage, ob beide partikeln verwandt seien, tfaut Z. auch
schon, Stokes 1, 470 und ich III, 272 haben sie fälsch be-
antwortet, und Stokes hat überdies irrig behauptet, dals
gerade dw relative no aspirationskraft habe, die verbal-
pjBrtikel nicht, während man weit eher das gegentheil auf-
stellen könnte, freilich auch nur zur hälfte wahr. Alles
das ist nun in vielen beziehungen unrichtig und leidet vor
allen dingen an einem haupt- und grundfiefaler: es gibt
gar keine relativpartikel no-, und diese fiction, de-
ren unhaltbarkeit mir erst allmählich klar geworden ist,
hat Zeufs zu mehreren andern irrthömem verleitet. Voll-
ständig einleuchtend wird sich das allerdings erst bei der
besprechung des relative herausstellen; hier sei indessen
zunächst soviel bemerkt, dafs theils das relativum neben
dieser partikel erscheint, nnd zwar gerade in solchen Al-
len, wo Z. das „no loco notae rdativae^ postuliert, wie
höre nofidobmolorsa Wb. (quia laude voe) 336, theils
das verbum in denselben fällen dem anschein nach ohne
eiaes von beiden auftritt, z. b. höre predohas Wb. (quia
praedicat) 563; eine partikel aber, die bald das relativum
keltische Studien. J5
oeben sieh hat, bald mit dem relativam zugleich fehlt, kann
doch weder das relativum ersetzen, noch durch dasselbe
eraetzt werden. Cbenso unhaltbar ist die annähme, dafs
dies no vor mediis bisweilen zu bloisem n, m zusammen-
schrompfe; denn wir finden no selbst vor vocalen erhal--
teil in noadamrugur Wb. (admiror) 444, noainfeda
Wb. (remanerea) 1045, noacuitigfide Sg. (acuenda es»
set) 471, Doerladaigtis Ml. (gl. parebant) 452, noind-
badaifgfitis Ml. (lucrificarent) 1070, nur vor dem pro-
Domen der dritten person a abgestumpft in nanglanad
Wb. (porgei se) 582, nagniusa (facio id) Wb. 600, na-
chomalnith Wb. (impleatis ea)446, cenachomalnithe
Wb. (qoia id implebatis) 889, isfrissnasamlur Wb. (cum
eo eo6(eum?) comparo) 444; auch erscheint gerade in der
stelhmg, wo die« n am häufigsten auftritt, vor dem söge-
naoiiten verbnm relativum, niemals no. Wahr ist, dafs
meist ein pronominales dement hinter nu- folgt, das rela-
tiv z. b. in noaguidimse diä nerutsu Wb. (quod pre-
oor deom pro te) 1044 und in sehr vielen fällen, wo man
es bisher verkannt hat; die partikel nu- hat nämlich as-
piratioDskraft gerade wie tu-, und wo hinter ihr die tenuis
erhalten wird, da ist das n des relativs der grund; indes-
sen kommt nu- doch auch mehrfach ohne jedes pronomen
vor, nicht allein vor secundärformen wie am. nobed Sg.
(acsi esset) 666. 979, sondern auch vor primären: ished
inso nochairigur itossuch Wb. (est hoc id quod vi-
topero primnm) 444, ished noadamrugur Wb. (est
hoc quod miror) ib., ished inso anaithescc noberid
aairam Wb. (est hoc id responsum quod fertis a me) 234.
348, wo das relativum ausgelassen ist, und eben dieser
amstand — verbunden mit mangelhafter analyse von bei-
«pielen wie höre nopredcbimse Wb. 592 (quia prae-
dico), wo die erhaltong der tenuis dem relativen n zu ver-
danken ist — hat wohl hauptsächlich Zeufs zu der irrigen
aonainne eines rdativeo no verlötet. Uebertriebea ist au-
iserdem die bebauptung, dafs nu, welches also durchweg
Partikel der an vollendeten handlung (wie ru partikel der
16 Ebel
▼ollendeten) ist, aufiier co (wie es nach dem obigen heilsen
muls) keine andre partikel vor sich dalde, denn wir finden
es nicht blofs hinter ma: mannmgaibi Wb. (si me su-
mis) 1062, manudubfeil Wb. (si estis) 620, manudfel
Wb. (si est) 590, manosoomalnnamar Cam. (si ea im-
plemus) 1009, manaddlegar ni do Wb. (si qnid debet)
1062, sondern anch, wie Z. 672 selbst bemerkt hat, hinter
ce: cenotad maicsi raith Wb. (quamvis sitis filii gra-
tiae), cenodfil ohotarsnataith etarrn Sg. (quamvis
sit oppositio inter ea)1031, cenonmolid cenonairid Wb.
(sive nos laudatis sive nos vitnperatis) 673, sogar hinter
an (cum): annudacomart chlaideb Ml. (gl. gladio cae*
dente) 442, und dem relativpronomen forsanobith Wb.
(super quem estis) 583; nur dürfen allerdings weder prä-
Positionen, die zum verbum gehören, noch die partikeln
in, ni (hinter denen ru seine Stellung verändert, Z. 4i5)
vorhergehen, es wird ako in keiner weise eigentlich infi-
giert. Ausgeschlossen ist diese partikel von der sogenann-
ten relativform, vor der das relativum in allen abstufungen
erscheint, am bis Wb. (quod est) 989, huare mbis Sg.
(quia est) 487, niemals aber eine verbalpartikel, weder nu
noch ru (vgl. cretsite Wb. 312).
in. Die meisten irrthflmer, die überhaupt bei der
analyse der verbalformen vorgekommen sind, knOpfen sich
an das übersehen der pronominalen elemente, deren
erkenntnifs um so schwieriger ist, weil sie nicht nur mei-
stentheils aus einem einzigen buchstaben bestehen, son-
dern anch sehr h&ufig selbst geschwunden sind und in der
affection oder nichtafFection des folgenden consonanten das
einzige zeichen ihrer anwesenheit zurückgelassen haben.
Auf einige irrthümer dieser art habe ich schon lY, 177
aufmerksam gemacht, sie betrafen aber mehr einzelne fUle;
schlimmere, die von nachtheiligem einflufii auf die ganze
theorie des verbi auch in sjmtactischer hinsieht gewesen
sind, hat namentlich das verkennen des relativs veran-
lafst.
keltische stndten. 17
1) Das relativum.
Hier erscheint sowohl mit pronomiDaler als mit con«
junctioiialer bedeatung eine doppelte form, eine voUstän»
dige: an (san) und eine verkQrzte: n (sn); Zeufs hat
jene als pron. rel. absolntum, diese als pron. rel. infixnm
bezeichnet, jedoch nicht ganz passend, wie sich sogleich
elf eben wird, da beide formen in beiden Stellungen und
mehrfacher anwendung auftreten.
A. Die volle form an, welche natürlich vor tennes
and Spiranten in a übergeht, auch sonst die regelmftfsigen
Wandlungen erleidet, findet sich
1) vor einfachen und zusammengesetzten for->
men jeder art: a) als subject: ni 4irmi oinbis iama-
chüal dinds^it acht aoibis arachiünn Wb. (non numerat
qaod est post tergnm ipsius de via, sed quod est ante fa-
ciem ipsins) 989, nip sain anasberthar hogiun et ombess
bicridiu (ne sit diversum quod ore dieatur et quod sit in
corde) 986, aitasolcc lasinbrathir (quod est malum penes
fratrem) 603, aitastechte (quod est decens) 1 046, anasmaith
la c&ch (quod est bonum secundum quemvis) 603, anastor-
gabthe Ml. (quod commissum est) 854, anrofiugrad Wb. (quod
figuratum est) 348, anadiadar 1040 ss anadfiadar Ml. 1066
(quod profertur), anadchither Wb. (quod cemitur) 991,
maaberar (quod dicitur) 995, aitasrobrad (quod dictum est)
371, ondndesta (quod deest) 348, andobeir fochricc (quod
fert mercedem) 361, andnrairngred (quod promissum est)
470. 481 , arrupredchad, arropredchad (quod praedicatum
est, nachlässig geschrieben statt arruphredchad?) 348; —
b) als object z. b. in angaibes insalm Wb. (quod conti-
Det psaknus) 456, ocanas (quod docet) 1 042, ac^sme (quod
patimur), apredchimme (quod praedicamus), anroscribus
(quod scripsi) 348, anrolegais (quod legisti) 1049, anroga-
dammar (quod rogavimus) 443, anasbiur 703, anasbiursa
348 (quod dico), anasberith441, anasberid 491, anasberaifd
589 (quod dicitis), anasberat (quod dicunt) 1047, anasbö-
rat (quod dicent) 443, andogniamni (quod facimus) 680,
B«itrlf(e <. vgt sprachf. T. 1. 2
18 Ebel
ofidorig^ni 595 = andurigni MI. 490 (quod fe<;it), ando-
rogbid etrulb Wb. (qood commiseritis inter vos) 1042, an-
durrnrngert 986. 1055, midorairngert 1058 (quod promisit),
ofiarrubartaiar biutb Ml. (quo fruiti sunt) 443, onatdenat
Wb. (quod non faoiunt) 433; — c) tou präpositionen
abh&npgi arand^ntar Wb. (propter quod fit) 595, arofi«
dlnthid (propter quod figitis) 104t; aeambi Cr. (ex qua
est) 350, asatuiter Sg. (ex quo caditur) 975; diandenidsi
deu Wb. (ex quibus facitis deos) 363, dianepirsom 666,
dioiieper 8g. 286, dianaiper Ml. 1068 (de quo dicit), dia-
robe [statt diarrobe] briäthar Sg. (de quo fiiit 8erino)481,
diaforcamnacair (unde fit) 1032, diatremdirgedar (qua per-
yaditur?) 850; dianduthraccarsa Wb. (cui opto) 444, dian-
aircfaissi (cui parcit) 350, dianaccomaltar Sg. (cui jungi-
tur) ib., dianacomlatar (quibus jungnutur) 1030, diandtd
c61r iufogDam Wb. (quibus servire justum est) 598, dia-
fbi^nsam (cui servivimus) 703, diatabarr (quibus datur)
466; eterorrobae (inter quam fnit) 1047; forfambi Sg. (su-
per quod est) 970, for^anairisedar (super quem factus erit),
for^aforcongair (cui imperat) 350, for^ataitb, for^oftobith
'Wb. (super quem estis) 583 neben foranidparat (super
quod immolant) 350, foratuitsom (super quem is cadit) 609,
forataibre gr&d (in quem conferas gradum) 1051*); fris-
sand^ntar (ad quod fit)^ fristoroecar som (a quo secesnt)
350, frisfosennar (ad quod sonatur) 361, fri^ateioomnacbt
(ad quod communicata est, lex) 858, fri^ombed Sg. (contra
quod esset) 707, firisan^rbrath (ad quam dictum est) 351,
friMsamaltar (cui comparatur) 609, fri^aitacomiatar (quibus
junguntur) 984 neben frioitdecfaraifged (a quo differret) 1028
[entweder Schreibfehler oder aus der volleren form frith'
(d. h. frih, fri) as skr. prati zu erklären] ; immbambi (circa
quod est) C. gl. himbas forosnai; m. ir. '«a tacraid ocus
^sa timsaigbit (in which they nnite and in whioh they
*) Dieses foran halte ich aber nicht xait ZenTs fHar naehlllatige ichni>
bniig, Bondern für eine nachwirkung der älteren form for* ^ skr. apari;
vgl. unteti.
keltische Stadien. 19
meet) M. IL bei O^D. 132^ afarsechmaillios ananmaiid (gl.
qaonim praeterii oomiDa, d. h. in quibns praetierii eoram
Domina) Gild.Lor. gl. 240. 241, aber aoch: in-abhfoilem B.
Leinst, (in wfaicb we are) O^D. 380, inategim Oild. Lor. (in
which I go) gl. 262; taratoiBsed Wb. (per qaem juraret) 677;
trejoiffccatar (per quam salyantur) 1043, tre^ambi (per
quam est) 611, mit Übergang in «in: tre^tndippiat (per
quam vobis erunt) nnd tre^indabia (per qaam iis erit) 371 ;
olombieidsi (quam estis), eigentlich: super (id) quod estis)
104Ö nach dem comparativ. Hierher gehören denn auch
die oben erwähnten conjunctionen dian (de eo quod) und
a ran (ob id nt); — d) die oben angefahrte conjnnction
an (com) gehört gleichfalls hierher, und ist wohl ursprüng-
lich als ein (temporal gebrauchter) locativ zu fassen, ana-
log dem demonstrativen and, welches noch die drei be-
deotongen „in eo, ibi, tum^ zeigt Das entsprechende re«
lalivum kommt freilich nar in temporaler anwendung vor
(ist auch vielleicht eher ein accusativus temporis), z. b.
anaslui gri^n foafuined Cr. (cum exceditr sol sub oc-
casum suum) 669, [was Zeufs ganz falsch erklärt hat:
gfihn ist die im Cod. Cr. gebrauchte nebenform von griän,
Tgl. griöntaiirisem (solstitium) 12, gridnde (solaris) 764,
der acc. heifst gröin Ml. 22 wie der dat Cr. 1073, da
das wort fem. ist wie dos deutsche sonne; as-lui ist der
^. zo as-luat hiris Wb. (quae egrediuntur fidem) 1050,
das perf. asruluüs (effiigi) Wb. 568], andechrigeddar Sg.
(gl. distantia), oformenatar Ml. (gl. invidentes) 447, ondus-
tecet Cr. (cum residunt), andoforsat (cum condidit) 670,
omudacomart ML (cnm eum caederet) 442, amtar [= am-
b(a)tar] forngarti Sg. (gl. Cecropidae jussi) 473, afiasro»
chumlai Sg. (gl. profectnm) 1018, ombas cete Cr. (cum
cantatus erit) 1075, andonaidbdem .i. ocosmiligmmer Sg.
(cum demonstramus i. e. cum comparamus) 670. Hierher
rechne ich auch; ocarthar (cum amatur) und arrocar (eum
amaTit) Sg. 348. Auf eine eigenthttmliche lanterscheinung
in andonaidbdem, wie in annoitgeiss Wb. (cum pe-
2*
20 Ebel
tit) 1053, acofifoiremai (gl. comparantes) 841, anara-
netheni (gl. expectantes) 1060, anaranegi ML (gl. con-
querens) 839, afrisnoirc (gl. iofensus) 845, arrocar Sg.
(gl. qui amavit) 348 kommen wir später zurück.
2) In zusammengesetzten formen findet sieb
an zwisohen präposition (partikel) und verbum oder zwi-
schen zwei Präpositionen eingeschoben, allerdings sehr
selten und fast nur hinter ar' (zwei oder dreimal hinter
imtn^), aber in allen anwendungen, die sonst die verkürzte
form zuläfst. Ich habe bis jetzt folgende beispiele gefun-
den: a) für das subject vielleicht: itheside immafoln-
get [=s imm'-an-fo-langet] imdibe 6 dualchib Wb. (sunt
haec quae efficiunt circumcisionem a malefactis) 1040, nicht
ganz sicher, weil man allenfalls auch immafolnget lesen und
das pron. 3. pl. im dat. darin finden könnte mit regelrechter
auslassung des relativs (quae iis efficiunt), doch ist das we-
niger wahrscheinlich; — b) f&r das ob je et: nip sain anas-
berat et immarädat Wb. (ne sit dtversum quod loquantur
et quod cogitent) 1047, isnaib dulib doforsat [= do-n^fo-
rosat] 7 immonaccal Ml. (in rebus quas creavit et perspicit)
702, iarsindindnidin araneutsa Wb. (secundnm expectatio«
nem quam expecto) 602, cach r^t ararogartsom nani araro«
gartsom Wb. (omnem rem quam mandavit, res quas m.)
442, isiodalmsan arafocaiir anüas* Wb. (est eleemosyna,
quam memorat, de qua monet supra) 619 — arfocarar
und airöcre in derselben stelle — von ar'-fo-6d-gar,
isachorp fessln araföim cach sil Wb. (est suum ipsius cor-
pus quod accipit quod vis semen) 1000; hierher oder zum
folgenden araneiget MI. (quod queruntur) 839; — c) in
indirekter beziehung, conjunctional = franz. que: cesu
meinciu aranecar Sg. (quamvis frequentius inveniatur) 673 ;
forcane et arambere biuth Wb. (gl. quomodo oporteat te
in domo conversari, d. h. te docere et vesci) 1048; so
hinter läse und in tan: läse aral^gatar Sg. (cum reci-
tantur) 984, intan aroftecatar (quando inveniuntur) 1018,
intan, intaln aramberar (cum profertur, adhibetur) 978,
intan ararubartatar bith (cum fmiti sunt) 443, intan, intain
keltische Btudien. 21
araflegthar Wb. (cum recitatur) 465. Nicht hierher rechne
ich: inti arafoim Mi. 681, wo a vielmehr 3. sg. scheint
auf cumacte (potestas) bezogen (qui eam accipit); are-
gel Ml. (gl. qoerentium) 7, arafoimat Sg. 41 sind un-
klar und mögen fehler enthalten, wie auman araf6im-
tar Sg. (,,noniina quae accipiuntur^) 467. Dagegen er-
scheint das relativ in in verwandelt in: höre armrobe [s:
ar-in-n-robe] buith inellueh coTrp er. Wb. (qnia nohis su-
pererat esse in unione corporis Christi) 1053 [ohne prono-
men: arrobe scribent doiib (supererat scribere ad eos) 1044J,
höre artitchrinat [= ar-in-n-chrinat] Wb. (qnia marcescunt?)
1041, araail immtndraiset Lib. Ardm. (ut id inter se locuti
sant; = imm-in-d-r4idset?) O'D.437, amail assmdbeir Cam.
(ut id, dicit) 1005. 1006 und am. astndbiürsa Wb. (ut id
dico) 338, ni61 aimsir nadmdbed [= nad-in-d-bed] All. (non
est tempus quo id non sit) 894; man vergleiche die oben
angeführten beispiele, in denen arin statt der conjunction
aran erscheint, und tresindippiat, tresindabia*).
B. Durchweg und ohne ausnähme tritt die form in
ein, wenn der locativ in seiner wahren ursprünglichen
gehong erscheint. Der Übergang in i vor tenues und Spi-
ranten beweist, wie Stokes I, 336 ganz richtig bemerkt,
*) Formen wie tresindippiat, assindbeir, nadindbed könnten
avf die renanthnng leiten, dafs das i hier duroh Msimilation (nmlaat) her-
beigeführt wäre, da sich die form id httufig findet, namentlich aach in as-
biijr eingeschoben, z. b. ciasiVfbinrsa Sg. (quamvis id dicam), indi as/ctrubart
(ea quae id dixit) 609; indessen lassen die andern oben angeführten for-
■leD arimp, arimbad, arinrobe, arintaibrid, arinchomalnathar,
trcsindabia eine solche erklärung nicht zu. Dagegen ist zu beachten,
dafs in sümmtUchen belspielen entweder eine media folgt (in arimp nur im
asilaat rerhlrtet), oder das n die gemination nn vertritt (n l.plur. oder
3.1g.); wir haben also hier denselben lautwandel vor uns, den wir auch im
•rtikel ind, inn, in Lsg. praes. secund. carinn (vergl. 111,278), in ind
(ende, spitxe, scheitßl) s= skr. anta, imb (butymro) s=s skr. anji, in gor
(ancora), auch wohl in inderb, indenmi, indirge neben anecne, an-
fisi 0. 8. w. (Z. S29 sq.) wahrnehmen, i statt a vor nasal mit media oder
gtufaiiertem djumiI* Dieser conaonantenfolge, nicht dem umlaut, schreibe ich
•och den vocal von imme (um) &= gall. ambi, kymr. am und ind- (ent-)
= gall. an de za> ^^ ^ ^^^ tenuis mit ausgefallenem nasal steht damit
in einer gewissen ttbereinstimmung, da es ebensowohl für an als ftlr in ein-
tritt, vgl, c^t (centnm) == kymr. cant und c^t (primus) = kymr. kynt
I (prior, anteaj, ao dtSs auch hier an zuerst in in übergegangen scheint.
22 £b«l
dab Zeula sich im irrthum befand, wenn er hierin das re-
lativam n. mit der praeposition i n verbunden sehen wollte,
denn eine solche Verbindung könnte nur eine form '^ist&u
oder *intÄu, *indau (i(n) + 8(n) oder in + n) ergeben, nie-
mals it&u oder ittöo (in quo sum), wie wir bei Z. 476
sq. wirklich lesen; vorhin ist aber auch gezeigt, dafs im
mittelirischen das relativum hinter in in vollerer geatalt
auftritt, also mit der praeposition isan (^san, asan) oder
in an bildet, wof&r ich aus altirischen quellen kein beispiel
gefunden habe. Die möglichkeit ist allerdings nicht abzu-
leugnen, dais das relativum hinter der praeposition im alt-
irischen ganz ausgefallen wäre, folglich it&u Wb. mit for-
men wie italam (in terra) u. a. ö80sq. auf einer linie
st&nde; um so mehr, als auch der artikel sich hinter in
wenigstens in einem beispiele ishibithsa Wb. (in hunc
mundum) 1051 ganz abgestumpft hat (ishi iarfaigid ML
581 ist zweifelhaft, denn is kann verb. subst., hi prono-
men sein: haec est inquisitio); jedoch wäre dann wohl eher
die vollere form ind* wie vor pronominalsuffixen oder ver-
bia 2SU erwarten, auch widersprechen dieser annähme die
angeführten mittelirischen formen; es scheint also etwae
natürlicher, bei der Voraussetzung eines wirklichen locativs
stehen zu bleiben, obwohl die form nicht leicht zu erklä-
ren ist. Merkwürdig ist hibi cosmailiu^ Sg. (in quibus
est similitas) 581 mit völligem ausfalle des n statt himbL
Mit dem erlöschen des locativs trat dann im mittelirischen
der ausdruck durch die präposition ein.
C. Die verkürzte form n, die sich vor einer te-
nuis oder spirans nur noch durch die abwesenheit der aa-
piration kund gibt, vor liquidis bisweilen durch Unterlas-
sung der gemination ebenfalls verschwunden ist, tritt ebenso
wie die volle bald zu anfang, bald in der mitte auf, und
zwar in allen drei beziehungen, als. subject, directes object
und in indirecter beziehung, sowohl hinter präpositionen
als conjunctional; nur ist allerdings zu bemerken, dafs das
sogenannte pron. infixum und die indirecte beziehung häu-
figer vorkommen. Wenn die volle form nur in der mitte
keltische Studien. 28
der irarwecbsluDg mit dem. pronomen der 3. ag. an ausge»
setzt, zu anfang höchetene hie und da in ihrer grammati*
sehen Beziehung unklar war, so unterliegt dagegen diese
verkürzte nicht nur der mifsdeutung durch yerwechslung
mit den fiürwörtem n (eum), n (nos) und vor labialen mit
m (me), sondern sie ist auch vielfach ganz Qbersehen wer*
den, wenn den lautgesetzen zufolge das n ausfallen muiate
oder aus nachlässigkeit die gemination der liquida unter*
blieb. Dal's man das pronomen in dieser form oft so v5l«-
iig verkannt hat, beruht neben mangelhaher analyae gröft*
tentheils auf einer vorgefafsten meinung, als ob das rela-
tivum in allen Stellungen und Wendungen ohne weiteres
fehlen kdnne, wovon unten mehr. Es zeigt sich auch hier
wieder, dals wir ohne genaue kenntnifs der syntaz in kei-
ner spräche sichere und richtige resultate erzielen können,
vielmehr bei jedem, schritte in gefahr sind , auf die wun-
derlichsten abwege zu gerathen. Die verkürzte form fin-
det sich nun in dreierlei Stellungen gebraucht:
1) am h&ufigsten eingeschoben zwischen präposi-
tion, Yerbal- oder negativpartikel und verbum oder per-
sönliches fbrwort, oder zwischen zwei pr&positionen eines
decompoeitum: a) als subject seltener: inde consechat
Dulcu Wb. (ii qui corripiunt malos) 457 [in einer Stellung,
wo das relativ zu fehlen pflegt, das n ist aber — • dem re-
gelrecbten cosecha (corripit) 998, coscitir (corripiun*
tor) 618, coisctir 1059 gegenüber — nur entweder durch
das relativum oder durch einen pleonasmus (qui eos coiji-
piont malos) zu erklären, jedenfalls ss nnj, aforcital fom-
dobcanar Wb. (doctrina quae vobis praeoipitur) 234 sq.;
die abwesenheit der aspiration zeugt für das ausgefallene
n in arlaa Sg. (gl. mei super, d. h. quod superest) 477,
cenachomalnithe ropredchad 'Wb. (quia id implebatis quod
praedicatum est) 889, nad/bdlaiter Sg. (gl. individuis, d. h.
qoae non dividuntur) 1029, con6enguth uo/ilte (ut una vox
[esset] quae flecteretur) 972, rofoltanaigestar (gl. placitum,
d.h. quod placuit) 1018; — b) als object viel häufiger,
mehrfach auch bei emphatischer hervorhebung: atathestis
24 Ebei
dofiuocussa Wb. (sunt testes quos protuli) 1054, ethemla*
i^as donadbat hio Sg. (etymologia quam demonstrat hie)
1027, inna tri domber som (triam quae profert) 310, ced
molad ced tath4ifr domberaidsi domsa Wb. (sive laus sive
reprehensio est quam vos mihi fertis) 673, ithä ronlco (sunt
hi quos salvavit) 1046, nisi dongniat (non ea est quam fa-
üiunt) 1056, cech iroigde dongneid (omnis precatio quam
facitis) 349, bid mö dongenaesiu (erit majus quod facies)
1063, cinnisin [ce-in-ni-siuj frisnaiccaislu Pr. (quae est haec
res quam expectas?) 350, ith^ guimi epscuip asuibeir sis
Wb. (sunt haec opera episcopi quae dicit hie) 1047, bith^
magistir dongegat (erunt hi magistri quos eligent St. III, 48)
1057, ni ogthindnacul asmbeir som (non est integra attri-
butio quam dicit) 596, issiide [cf. issiede, isiede Wb. 355]
asmberse archinn Cr. (est hoc quod dicit antea) 1074; mit
assimilation z. b. ithä dorraidcbiuir Wb. (sunt hi quos re-
demit) 493, ni legend ro/Iegusa (non fuit lectio quam legi)
603, cid indfochith fo//ongam (quaecunque est tribulatio
quam patimur) 992 ; ausgefallen, aber durch die dura mar-
kiert: isnaib dülaib do/brsat 7 immanaccai Ml. (s. oben
A. 2), nant hoc rocrochsat (quod non est is quem cruci-
fixerunt) 704, issi rün indforcillsin nopredchimse Wb« (hoc
est mysterium hujus doctrinae quam praedico) 1046, no*
predchimse (gl. sanis sermonibus, d. h. quos praedico)
1051, cenchomalnad indi nopredchim (sine impletione ejus
quod praedico) 352, bithe na precepta c^tni nopredchoh
doib (erunt haec prima praecepta quae praedicabo iis)
349, mathä na briäthrasa forcane (si haec sunt ea yerba
quae docebis) 1048*), fochith nad/bchomolsam (tribula-
tionem quam non toleraverimus) 992, ani nad comnactar
(id quod non comprehendunt) 702; — c) am allerhäu-
iigsten in indirecter beziehung, conjunctional (dafs
*) Ohne relativum forchun, forchanim, forchain, forchanat,
forchana Wb. 448. 440. 441. 1048. 1050. 1056. 1059, selten forc; vgl.
forchon grimm und die anm. zu foran.
keltische itad^en. 25
=: franz. que}^ theils ohne weiteres, dem lat. quod oder
dem acc. c. in f. entsprechend, auch geradezu statt des
infioitivs, oder bei emphatischer hervorhebung, theils
in Terbindung mit den nominalen oder praepositionalen aus-
drücken meit, d^g, öre, fubith, amail, intain,
crath, cein und ol, isindi, airindi, lasse, die erst
durch das hinzugeftlgte relativum zu conjunctionen wer-
den (wie franz. afinque, parceque). Beispiele:
a) noifibith Sg. (gl. esse dicebant) 482, doarrchet di-
chdb noflibiad adrad de lagenti Wb. (dudum praedictum
eat fore adorationem dei apud gentes) 602, mÄdodrume-
natar alaaili nombetis in oen rainn Sg. (si id putaverunt
quidam, ea esse in una parte) 1026, isderb linn dam non-
dasoirfea diä 7 dombera fortachtain doib airchiünn Ml. (per-
suasom nobis est, etiam eos salvaturum deum et auxilium
iis latunim aliquando) 339, islerithir inso nonguidimse diä
nenitsa Wb. (est magis sollicitnm hoc, quod precor deum
pro te) 1044, nongabthe desemrecht dünn (quod sumebatis
exemplum de nobis) 452, rofessursa indas nombiedsi (scio
statum quo estis, scio quales sitis) 363, combed huad nu^-
gabad alocc Lib. Ardm. = nungabad Stokes Ir. gl. 105
(ut ab eo (esset quod) acciperet locum); asrubartatar rombo
descipulsom aps. Wb. (dixerunt illum fuisse discipulum
apostolorum) 618, doraimgred dam rombad oirdnide
acUand (promissum quoque est ordinatam esse, fore ejus
prolem) 473, nibo decming rombed imthauad hisuidib (uon
fiiit fortuitum quod esset alternatio in his) 889, laithe ron-
genair som Sg. (dies quo natus est) 469, rotignith Ml. (gl.
actum, d. h. actum esse) 1065, epert frissom rondbiad fällte
libsi Wb. (dicere ei, fore ei gaudium apud vos) 484, am.
noioect rombebe (ut semel [est] quod mortuus est) 496,
acht rofldasaibset som Ml. (nisi quod ea falsarunt illi) 339;
donaurchain, dinaürchein Cr. (gl. portendere) 8, donicfad
cacann Wb. (gl. speravimus, sc. eum venturum ad nos)
587, corrop ferr assa ferr donimdigid deseirc (ut melius
meliusque (sit quod) augeatis amorem)286; fombia ML (gl.
ntiare, d. h. subesse) 1069; frisnorc (gl. inficere) ib.,
26 Ebel
firismberat (gl. obesse) 1067; imfiimgaba (gl. devitare) 1069;
bad nertad düib inso asneirsid Wb. (sit firmatio Tobis haec
quod resurgetis) 454, combi oinchorp pectho asmberar (ut
unam corpus peccati dicatur) 587; aeber iafeotso aamag
et nancolmdiu (dicit nunc e^se servum et non esse domi-
oum) 702 — wo das verb. subst. wie nach ni fehlt — ,
bied aimser namba lobur (erit tempus quo non sit infirmus)
482, asbert Fiacc fris in aingel nandrigad Lib. Ardmacb.
(dixit F. ad angelum, id se non aggressurum) O'D. 439,
coasagnoither nand sech. Sg. (nt intellegatur non esse
praeteritum) 704, isbec nand sinunn and^e nislu (pauUum
est quod non est, paullum abest ut sint idem haec duo)
ib., isfollus asin tra nand ainm 7 nand cumacbte legas do
lechdagaib (apparet ex hoc ergo non esse nomen neque
esse potestateni quae liquescat liquidis) 1014, isfollus nan-
dat foirbthi uili Wb. (apparet non esse firmos omnes) 477,
ni nadinbed arse dichorp (non quod non esset ideo de
corpore) 991, isfoluss dün tra asriagoldu leosom nadmbiet
cid intäuperlati Sg. (apparet nobis ergo magis reguläre esse
apud eos, quod ne superlaüvi quidem fiant) 973» nadndene
olc Ml. (quod non facis malum) 609, nadndixnigedar nech
(neminem esse) 781. Man kann aus diesen beispielen er-
sehen, dais das relative n ziemlich hinter jeder partikel er-
scheint, namentlich auch hinter no und den negationen
na und nad, wo es Zeufs völlig verkannt zu haben scheint.
Assimilation findet sich z. b. in (oUo Ml. (gl. perferre)
992, dorrigeni mör nuHc frimsa Wb. (quod fecit multum
mali ad versus me) 1058, nochis ösuidiu dorratad (tarnen
ex hoc (est quod) data est) 667, dorratad teist de (quod
datum est testimonium de eo) 1046; ausgefallen, aber
durch nichtaspiration verratben ist das n in.isdoimmarchor
chore dofiagat Wb. (ad pacem uegotiandam (est quod) ve-
niunt) 679, am. btd fiadib nocrochthe (acsi ooram vobis
(esset quod) cruoifigeretur) 471, combad arthoil doine no-
predchinn (ut secundum voluntatem hominum (esset quod)
praedicarem) 417, fooertam fial diinn (gl. revelata facie,
d. h quod ponimus velamentum de nobis) 596, foroane et
keltische atudien. 27
•
arambere biüth (vgl. A. 2), aroanar Cr. (gl. caoatur) 1075,
ioooisgedar Sg. (gl. inielligi possuot, L incoiegefar) 1029)
isdo remi^uidigddis (ad hoc (est quod) anteponebant) 1027,
cid na/at sl^ui indhuli Wb. (quid quod, cur non sunt salvi
omoed) 1046, doadbadar bic nad roscribad dosnidib (de-
moDstratar bic eum non acripsisso (oder scriptum non
fuisse?) ad Los) 1044, bieid aimser nad creitfider (erit tem-
pu8 quo non credetur) 1048, ba uephimmaircide nad ^ecb-
tad som dliged coimdemnachtae ML (inconveniens esset
qaod DOD haberet ipse jus dominationis) 702; unkenntlich
geworden ist das relativ in: isderb Iinn nonsöirfea Wb.
(persaasum nobis est eum nos salvaturum) 337, wo n ss
m (reL und 1. pl.) ist; in no6cara huili (quod vos amat
onuies) 1044 mag der ausfall gesetzmäfsig sein, da das
proncxmen b (vos) vielmehr 6A = t> ist, also mit f auf ei-
ner ünie stehen wird; ein Schreibfehler mufs vorliegen in
ciasberat doaidbdetar fisi doib Wb, (quamvis di-
caot moDstrari visiones silH) 1041 statt donaidbdetar,
wie das folgende et doHagat [d.h. do-n-tiägat] angil
an doch um (et venire angelos post se) zeigt.
ß) Nach Substantiven und adjectiven („conjunc-
tiones nominales^ Z.): meit donindnagar fornni fochith
issi meit iQsin donindnagar indithnad Wb. (magnitudo
qua nobis tribuitnr tribulatio, est eadem magnitudo qua
tribuitur solatium, d. h. quantum n. tr. tribulationis, tan-
tom tr. solatii) 991 sq., noch ism^it foniüai6lich[ther]
8Ön Sg. (sed quantum superextenditur hoc) 1013, nabad
hed am^it nadmbä rl. Wb. (non solum ne sit) 675, mit
ansiall vor tennis: ins! ameit friscomartatar (num tantum
offenderunt?) 673; d^g rombu ^cndaurc do Sg. (quia fuit
sbsens ipse) 675; dath donic irt (quia venit mors — eine
andere glosse sagt: dath .i. uaire) Ir. gl. v. anairt; fu-
bith dongniat cercol Cr. (quia faciunt circulum) 594; bore
xxMidobmolorsa Wb. (quia ego vos laude) 336, oire nuit-
dem Cam. (quia sumus) 1006, bore rombo Wb. (quia fuit)
1054, bore romtar (quia fuerunt) 481, huäre rombi Sg.
(quia fit) 1031, höre roifibebe er. Wb. (quia Chr. mortuus
28 Gbe)
•
est) 496, huare rongoith MI. (quia factum est) 996, öre
doit^comnacht spm. scm. Wb. (quia communicavit spiritnm
sanctum) 676, bore doninfet anaccobor donduini (quia in-
spirat voIuDtatem homini) 855, bore doninfedam etargne
er. dochäch (quia inspiramus cognitionem Christi cuivis)
441, bore dongniitbsi arnintsamiini (quia vos facitis imita-
tionem nostri) 367, bore dunnanic fius scel u&ib (quia no-
bis venit scientia nuntiorum de vobis) 821, huare nändnn-
tanaic acarachtar Sg. (quia ad nos non pervenit character)
1024, huare nadmbiat oa compariti (quia non finnt com-
parativi) 973; mit assimilation : bore dorrigeni er. anuiieso
Wb. (quia Chr. fecit hoc omne) 578; ausgefallen in folge
unterlassener gemination: bore ronsoir (quia uos salavit)
337, huare conecat andäde Sg. (quia possunt utrumque)
319, bore ronortigestar diä (quia deus eam, potestatem,
ordinavit) 665, höre romiscsigestar alalle Wb. (quia odio
babuit alterum) 448, bore narbo lour ünn (quia non fuit
sufficiens nobis) 481, bore n4rbubae laiudeu creitem (quia
non fuit apud Judaeos fides) 602, bore nä^rairigsiur (quia
id non perfeci) 995, huare nadrobe ni MI. (quia non fuit
quidquam) 1071, bore nadrobe tit armocbiünn Wb. (quia
Titus non fuit coram me) 821, h6re nadmair peccad (quia
non vivit peceatum) 703, hüaire nadriarfact, huäire n&d-
riarfactatar (quia non quaesivit, quaesiverunt) ib.; ausge-
fallen vor tenuis oder spirans, die als dura auftritt: bore
nocomalnid timne er. Wb. (quia impletis mandatum Chri-
sti), bore nocomalnid et nopredchid sosfcele] (quia impletis
et praedicatis evangelium) 348, bore nopredchimse (quia
ego praedico) 592, bore nocretim (quia credo) 676, b6re
no^möidet (quia se laudant) 609, büare rocreitset (quia
crediderunt) 676, bore ro^itis (quia scitis) 489, huare do-
^oTrndet gnim et passionem Sg. (quia significant actionem
et p.) 1025, höre a(reba [= ad-n-treba] er. indib Wb. (quia
Chr. habitat in iis) 582, höre atta innarleid (quia est in
nostro latere), höre a(aad icath (quia estis in pugna), bore
aiaaitbsi immelei quia vos estis una) 477, huare a<a tt.
persin immechomarcatar Sg. (quia tertiae personae inter-
keltische Studien. 29
rogantur) .'il7, hiiäre nadcomsuidigther (quia non compo-
DJtur) 373, buäre n4dlechtat tinf. (quia non babent aspira-
tioDem) 1022, haare näd/ail praeno. (quia non est praeno-
men) 1028, huäre nädtuiter (quia non caditur) 974, buäre
oad/brcmat inninni (quia non servant scnsum) 703, büare
Dad<ucQ8 acht ani rupu thascide Pr. (quia non protuli nisi
id quod fait necessarium) 1033, bore nadcomeicnigtber
Decb Wb. (quia non cogitur quisquam) 1046, bore nad-
comaloat q. praedicant (quia non implent q. pr.) 1 059, bore
lUid^aircbechnatar (quia non sunt yaticinati) 496; — in«
chruth donelltar müs Sg. (quomodo declinatur mus) 677,
iüchmth nand rann insce (quomodo non est pars orationis)
704, crutb nandat choms[urdigtbiJ (ut non sunt composita)
ib.^ «echichruth dondron [=» do-n-d-ron] Wb. (quomodo-
cunque id fecit) 682; — intain nombiu Wb. (cum sum)
479, intain nombeid arsüTl (cum estis ante ooulum) 1043,
iotain roflibd (cum fui) 480, intain romboT (cum iuit) 607.
677. 1049. 1050 s= intain rombo 1058, intain roiticub föin
(cum Teniam ipse) 677, intain ronicfea (cum veniet) 495,
intain ronanisaiu (cum remansisti) 105ii, intain dombera
digaÜ (cum feret vindictam) 584, intain dondiccfa (cum
iii Teniet) 495, intain domberam armenmuifn intiu Ml. (cum
applicamus meutern nostram in eos) 582, intan foradalm
Sg. (cum patitur) 981, intan asmbiürsa (cum dico) 884,
intan asmbirso, intain asmbirsiu (cum dicis) 440, intan
asmbersom Ml. (cum dicit) 465, intain asmberar Wb. (cum
dicitur) 466, intan asmberar Sg. 466 [aber in derselben
stelle 1029: asberarl], intan nädmbi conson (cum non est
consona) 968, intan nadnacastar*) et näd/brchluinter Wb.
(cum non videtur neque auditur) 884; mit assimilation:
iotain dorratad gr4d fort Wb. (cum gradus tibi datus est)
1049; mit ausfall: intain ronmoitsem (cum nos laudavi-
*) S2 nad-n-accastar von der wnrzel cas, deren b zwischen vo-
licD Mhirind«t, aber vor consonAnten wieder hervortritt in adchess Wb.
^▼iAim tat) 491, imcasti Ml. (circamspidendns) 474, dfln anbst. imm-
cauia, remcaiasin, frescfliup deren s, ss s= st ist; in nädfor-
cblntoter ict f s= nf.
36 Ebel
mus) 43 D, intafn ropo (cum fuit) 603, intan incosaig pri-
mam Sg. (cum significat pr.) 970 [ohne rdativ incho-'
saig], intan nadfeohtat (cum non habent) 1014, intan nM-
rairigsiur peccad Wb. (cum non feci peccatum) 995, in-
tarn n&dtomnibther (cum non expectabitur) 884; — amal
donuic testimni Wb. (ut protulit testimonia) 676, am. don^
gniat beritic (ut faciunt haeretici) 1055, am. dongnitis sen-
greife Sg. (ut faciebant veteres Graeci) 1025, am. dondri-
geni er. Wb. (ut id fecit Chr.) 338, am. dondrig^nsat dmid
(ut id fecemnt druidae) 611, am. donducet (ut id iotelle*
gunt) 438, am. donarchet (ut praedictum est) 1052 »s am.
doitairchet 580, am. fongni (ut servit) 590, am. fongniter
idil (ut servitur idolis) 1041 , am. fo»drodil (dicut id di Vi-
sit) 230, am. foriribeir (ut crescit) 1 038, am. asnindedar (ot
pronuntiatur) 998, am. nondubcaifrimse (ut ego yos amo)
995, am. nondad (ut estis) 1042, am. nombemmis ^rchoilti
(ut eramus destinati) 483 9 ad^* romböi (ut fuit) 357. 367.
599 =s am. rumböi 610 = am. rombo 1039, am. rotiga-
bussa (ut sum) 434, am. rongab (ut est) 1040 Sg. 895.
975, am. rongabsat Sg. (ut sunt) 974, mit eingeschobenem
pron. d: am. roitdgab 973, am. rondgabsat 979, am. rond-
promsom Wb, (ut id probavit ipse) 338, am. rondobear-
samnt (ut nos vos amavimus) 336, am. rundalegsamni Ml*
(ut nos eos legimus) 339, am. n4ngabimmse Wb. (ut non
aecipio ego) 432, am. nädndöni Sg. (ut non facit) ib«; we-
niger kenntlich ist das pronomen vor tenuis und spirane:
am. roj^redchad Wb. (ut praedicatum est) 1046, am. ro/iii-
grad (ut figuratum est) 580, am. a^aat Sg. (ut sunt) 1030,
amaifl ata Wb. (ut est) 676, am. adcethe (acsi videretis)
452, am. do<6it side (ut venit ille) 884, am. foreirt necb
asetaoh de (ut quis ponit vestem suam de se) 997, am.
farcuimsitis Sg. (gl. ut facta esse potnerint) 62, oder mit
unterlassener gemination der liquida: am. nonnertarni Wb.
(ut confortamur), am. nonaeicdichtherni (gl. sicut blasphe-
mamur) 475, am. nofipredchimse (ut id praedico) 1054,
am. roilsöir fesin (ut semet ipsnm salTavit) 436, am. roit-
predchlssemni (ut nos id praedicayimus) 435, amal forui^
keltische ttadien. 31
gensid (at serTivistis) 676, am. n&drobe mesrugud (tit non
fbit moderatio) 703 ; — cein rongabus icarcair Wb. (quam-
diu sam in carcere) 617, c^in romboi in carne (quamdiu
foit i. c.) 675, c^ln aamberr (dum dicitur) ib. , unkenntlich
▼or der spirans : ceine notoifesiu, ceine no^oisiu buaim MI.
jdooec YerteSj vertis a me) ib.
Ebenso nach den praepositionalen ausdrQcken mit
Qod ohne demonatrativnm : lasse nondobsommigetar Wb.
(tun com locupletant vos) 419, lasse donindin inmacc
(tarn com tradit filius) 352, lasse adnelliub (cum devertar)
436, lasse forcongnr (cum doceo, c = nc) 440, läse asm«
biür Sg. (cnm dico) 1031, läse oonrotbinoll (cum coUegit,
n = nn) 683, läse doluit indainmnid (cum cadit nomina-
tiTitt, t ses nt) 975; isindi rondainmnigestar ML (gl. cu-
jus memof, d. h. in eo quod eum nominavit) 448; ni
airindi nmg^enadsooi isindlucsin Sg. (non quod natus es-
set illo loco) 679, ni arindi nombetis (non quod essent)
484, ni arindi asndarobartis Ml. (non quod ea proferebaut)
996, mehr oder weniger unkenntlich in: arindi contetarrat
[coiHn-do-etar-ratJ som Sg. (quia comprehendit) 1030, ai-
rindi asrenat ... .i. do/üasaOoet (quia reddunt ... i. e. re-
solTunt) 1025, a(i)rindi afreba (quia habitat, possidet) 258.
284.359. 679. 840. 887, a(i)rindi alrebat (quia possident)
359.6799 Arindi nadcumung (quia non potest) 441, ni arindi
dam nad tntdigthe som (non etiam quod non poneretur)
1025; ol dofiecmaing Sg. (quia accidit) 681, mit ausfall
vor tenois: ol afa lee dam aningnadso (quod est in ea
etiam hie nsns) ib. — Die angeführten beispiele, die sich
leieht Termehren liefsen, werden wiedemm zum beweise
geoflgen, dafs das relativum weder durch no (die angeb-
Kche particnla relativa) noch durch n4, nkd ersetzt wer-
den kann, rielmehr in den meisten Allen, wo es zu fehlen
Bcbant, nur scheinbar fehlt, entweder in folge eines be-
itimmten lautgesetzes (wie das unterbleiben der aspiration
zeigt) oder durch Unterlassung der gemination vor liquidis
Qokeontiich geworden ist; in andern wie huare n4dde-
ligedar Sg. (qvdi^ non distingnitnr) 1028, läse coc^it-
32 Ebel
bani Wb. (cum coDsentis) 683 ist wohl nachlässige schrei*
buDg der grund; in tan asberar (s. oben) scheint blosser
druckfehler.
Zeafs hat zwar richtig bemerkt, dals die sogenannten
nominalen und präpositionalen conjunctionen ein relativ ver-
langen, sich aber leider durch seine vorgefafste meinung
Ober no (wie es scheint, auch über n4, näd) in dercon-
sequenten durchführung seiner beobachtung stören lassen.
Ganz entgangen ist ihm aber, dals auch hinter cono und
act das relativum eintritt; oder wie will man sonst die
dura nicht blofs in conopredchinn (ut praedicarem),
wop eine nicht seltene nachlässigkeit statt ph sein könnte,
sondern auch in conocomalnithe, conocomalnide (ut
impleretur) Wb. 418, conucoined Ml. (gl. ut deploraret)
451, in act rocloor (modo audierim)^ act rocomalni-
ther (modo impletum fuerit), act rocretem (modo cre-
diderimus), act ropo (modo fuerit) Wb. 668sq., act ro-
cretea (modo crediderit) 1042, die gemination in act
dorronai cori frissom (modo feceris pacem cum eo)
1063, anders erklären als durch den phonetischen einflnfs
des relativen n? Auch begreift sich in beiden Verbindun-
gen das relativ sehr gut: ersteres, die partikel co mit
nachfolgendem hinter no infigierten relativum, entspricht
dem con = co + n (bis dafs), welches ebenso in die be-
deutung „ut"^ übergeht; in letzterem vermittelt das relativ
eben die bedeutungen: act (solum, but) im selbständigen
satze, act + n (büt that, dummodo) im nebensatze, den
Übergang zeigt uns das oben angefikhrte acht ronda-
saibset (nur dafs) Ml. Zwei beispieleohnerelativum, co-
nulintae Ml. (ut compleretur) 470 und act arroilgi-
ther indepistilse düibsi Wb. (modo recitata fuerit
haec epistola vobis) 1044, widersprechen nicht eben; dort
ist die gemination des 1 wie oft unterblieben, hier muTste
sogar das n (r) zwischen r-r schwinden. — Auffallend ist
dagegen eine andere erscheinung, der wir doch zu oft be-
gegnen, als dafs es blolser zufall (Schreibfehler) sein könnte,
die einschiebung des relativen n in compositis hinter dem
keltische Studien. 3:i
temporalen an: an donaidbdem Sg. (cum demonstramus)
670, afirisnoirc Ml. (cum offendit) 441, annongeiss Wb.
(cum petit) 1055, aconfoiremni (gl. comparantes) 841, ar-
rocar Sg. (gl. qui amavit, doch wohl: cum amavit?) 34^,
wohin man allenfalls auch arrupredchad, arropredcbad Wb.
34B rechnen könnte; damit stehen nicht nur (nach dem
A. 2 bemerkten) anaranethem Wb. (gl. expectantes) 1060
[statt an-ar-an-netbem; arnentsa (expecto) 440, ara-
nentsa (qua expecto) 602], anaranegi Ml. (gl. coquerens)
839, sondern auch, wie sich sogleich ergeben wird, ambas
cete Cr. (cam cantatus erit) 1075 dura in folge des
ansgefallenen n — und anasfiiarmuidigthe .r. Sg. (cum est
postposita r) 1011 im einklang; ja bei genauerer besichti-
gong findet man in den beispielen ohne dies n entweder
ein Simplex ( andechrigeddar , acosmiligmer) oder grönde
fbr den aasfall (anaslui, aformenatar), so dafs hier eine feste
regel vorliegt and der gedanke an ein anderes pronomen,
womit man allenfalls annongeiss, anaranethem erklä-
ren könnte, au&ugeben ist. Eine erklärung dieser befrem-
denden erscbeinung wird unten versucht werden.
2) Eine ganz besondre einschiebung findet
statt, wenn das verbum substantivum als copula vor
das pr&dicat (sei es Substantiv oder adjectiv) tritt. Dann
nimmt das verkürzte relativum die Stellung zwischen co-
pula nnd prädicat (hie und da auch zwischen verb.
8abet. nnd subject) ein, und hierher gehören manche bei-
spiele des n, die mir früher (11, 66 sq.) räthselhaft geblie-
ben sind. Dieses n findet sich am häufigsten hinter as
(nie hinter is) nnd bes, vereinzelt aber auch hinter bed,
ata, tat; es kann kein ephelkystisches sein, wie ich frü-
her vermutbet habe, weil es auch vor consonanten auftritt;
da(s aber prädicat nnd copula so eng verbunden sind, dafs
eine derartige infigierung ihr auffallendes verliert, das be-
weisen 1) die Stellung der nota augens, welche sonst im-
mer hinter dem verbum steht, hinter dem prädicatssnb*
slantiv oder -adjectiv: asrubartatar rombo descipnl^om
(I.e.), isairi am cimbid^e Wb. (propterea sum captivus)
BeiCrtg« s. Tgl. Bpnchf. V. 1. 3
34 Eb«l
1043, h6re am easaminte (quia sum confidene) 592, ceoo-
tad maic^i (quam vis sitis filii) 672, arisbidixnichthe Mom
(nam perpetuo e&tans est) 1039, arnidad foirbthi si (nam
noD estis firmi) 477, nabad anfoTrbtbi si dam (ne sitis in-
firmi vos etiam) 333; und 2) die infigierung des persön-
lichen fbrworts: issumecen precept Wb. (necessarium mihi
est docere) 988, nipadtiaidrech [nipa-dn-aidrecb?] (non poe-
nitebit eum) 442, sogar ui rubanand Sg. (non erit id ibi)
1011. Da das reiativum als subject Qberhaupt selten in
verkürzter gestalt erscheint, ein object aber in dieser satz-
f&gung nicht vorkommen kann, so zeigen natürlich alle
beispiele dieser art das reiativum in indirecter, con-
junctionaler beziehung, aber in den beiden arten, die wir
schon kennen: a) asagnintar asnduine 7 as/'ili Sg. (intelli-
gitur esse bominem et esse poötam) 1029, dothudbsiu
asniress n6ibas Wb. (ad demonstrandum, esse fidem quae
sanctificet) 456, isfollus doib asnoipred fir oidnithi (est ma-
nifestum ÜB, esse operationem viri cleoti) 476, condarta
c4cb teist fo{r asnulsse grad foir (ut det quivis testimo-
nium de eo, esse justum gradum super eum, ut gradus in
eum conferatur) 1047, doimthrenugud asnuisse (ad oonfir-
mandum justum esse) 1050, seoh racualid asnä (quamquam
eum audivistis esse ipsum) 491, oonicc bes ndobre[thir] 7 bes
rems[uidigud] Sg. (potest esse adverbium et esse praepo-
sitio) 1026, ni cumcat camaiph ille 7 iste beta naithfoil-
sighthecha dondi as ipse (non possunt tamen .... esse re-
ferentia ad id quod est ipse) 667, doig linn bed viacuit
(verisimile nobis, quod esset acutus) 1031, nifil chumtu-
baurt ata itanman sidi (dubitatio non est quin sint nomina
haec) 894, doadbatar sunt at&nili dana inspirto et asitöin-
dae inspirut Wb. (demonstratur hie esse multa dona Spi-
ritus et esse unicum spiritum) 360; hierher gehört jeden-
falls auch das aufser dem Zusammenhang mitgetheilte as»-
dirruidig[thel anainmsin Sg. (quod derivatum eat
hoc nomen) 265. Ausfallen mufste das n in: asfili, bes
remsuidigud (s. oben), isfollus dün tra asriagoldu leosom
Sg* (apparet igitur nobis, magis reguläre esse apud eos)
keltisdi« atudien. 35
973, aspersaD oirdnithe Wk. (persooam dectam esse, wio)
1053, dobiuna teist asmör farserosi lese (testimonian do,
esse magntun amorem restri in eo) 1044, rofitemmami
bes JODirt fomireBBi (sciiniis flrmam esae fidem veetram)
992. -r ß) meit asädosoriband Sg. (qaantnm ad scriptu-
ram) 1011, nihed amet asned a8ech[madacbte}creui (dou
sofaun boc est praeteritum orevi) 675, ore asfidoil foruH
gvotat Wb. (quia est oreatura cai serrieraDt) 703, bore
asaamatressaob fodiliaeair (qoia est infidelis qui id indi-*
cat) 705 9 intaiQ bes ninun aocobor lenn (cum est eadem
ToluDtas Dobis) 603, am. asne assplendor (ut ipse est splen-
dor) 333, am. asnoindia omnium (ut est anus deus omninm)
1046, am. as^dliged aicend Sg. (ut est lex aeeentuum)
376, an. asiidi. (at est digamma) 1021, am. asmbriatb.gnima
(nt est verbam aotivum) 1036, cäin bas mhio infer Wb«
(quamdhi est yiyus vir) 675, lasse bas nnair (MS. nuÄin)
do (gL oam ei vacnum fuerit) 229; so auch anasfiiarmm«
digthe .r. Sg. (cum est postposita r), secbitatfie Cr. (gl«
qoibuscQDque) 682. Ausfallen mniste das n in: buäre as-
ooiboesta Sg. (quia cogoatum est) 492, buäre as^aldmide
ioposit (quia positivus fixus (?) est) 973, bu&re astimorte
peneullt (quia paenultima correpta est) 471, intan asrems.
(com est praepomtio) 982, intan astuag nime, intain as^d*
bocc (oam est arous caeli, cum est arons ligneus) 976,
intao aspersan tanaise (cum est persona secunda) 977, cruth
asiechidi Wb. (quomodo sectanda est) 1053, ol asrann Sg
(quia est pars) 68], olsodain as^ainretb (propterea quod
est pecoliare) 680 sq., ni arindi bed fetfa ngotbo (non quod
esset dimidium vods) 1013, nihed am^t ascoitchen (non so-
Inm eet conimune) 675, ambas cete (s. oben). Ohne relativ:
soi tra asojkotarane Wb. (id quod contrarium est) 607. (D. 2.)
3) Seltner erscheint das relative n zu an fang, wo
an faSnfiger ist, doch findet es sich auch hier namentlich
bei indireoter baoiehung, theils a) von präpositionen
sbhii^ig: inti lasmbi »cne Wb. (is apud quem est sa-
piflitia) 350, inti lasmbi indencae Ml. (is apnd quem est
ionocentia) 1003, onaib rannaib frismbiat Sg. (ab iis par*
3*
36 Ebel
tibus a quibas 8UDt) 350, cid armad [= armbad] machdad
anisin (quid propter quod esset mirum hoc?) 681 — wo
Zeufs armad ftlr den inf. (numerare) hält, aber vergilst,
dafs als inf. 4raiii gebraucht wird: is la bre[thir] an&ram
(apud verbum enameranda sunt) 1025, und dafs dies ver-
bum mit ar construiert wird: ni armisom archumactte (non
numerat tanquam potestatem) Wb. 494, ni turmitbi arai-
this (non numerandum est tanquam culpa) 578, ni airmithi
arni (non numerandum est tanquam quidquam) 473 — , cid
arndid (quid propter quod sit), cid arna airecht (arna
s= arnna fbr aran nÄ, d i. quid propter quod non sit
efFectum) Sg. 983; regelmäfsig hinter la und uä: ondid Wb.
(ex quo est) 589, ömbi, hombi, huambi (ex quo est), uämbiat,
huiimbiat (ex quo sunt) Sg. 349 — nur einmal oairtbiat
Sg. 973 — ani huä[nai]thgnintar 7 huäitainmnigter (sie! )
Sg. (id unde intelligitur et nominatur) 1030, ani hnäniun-
mnichfide (id unde nominaretur) 1031, huäiidirrudigeddar
(a quibus derivantur) 349; mit ausfall des n: huätinscana
Sg. (a quo incipit) 590, huäliuscanat (a quo incipiunt),
huälaat (a quibus sunt) 350; ganz einzeln steht dindapir
Sg. 280, wohl Schreibfehler für *diandapir (de quo id
dicis); hierher rechne ich auch con (jusqu^ä ce que, afin
que) seiner form nach; — theils b)als conjunction ge-
braucht, und zwar ganz wie in der mitte: a) dem lat.
quod oder acc. c. inf. entsprechend oder bei emphati-
scher hervorhebung eines Satzgliedes: nuraigedar Ml. (gl.
virere) 1070, aris airchenn nibes salt Cr. (nam in initio
est saltus) 1076, cid druäilnide inbes chechtar indarann
Sg. (quamvis corrupta sit utraque pars) 368, cia eret mbete
ocmingraimmaimse Ml. (quamdiu erunt in persecutione
mea?) 362, amdip malth nairlethar Wb. (ut bene obediat)
1047, issinmiit mbis indepert Sg. (in quantitate est dictio)
710; — ß) nach den erwähnten nominalen oder
präpositionalen ausdrücken: hukre nengraicigetar
proa. anman Sg. (quia pronomina locum tenent nominum)
447, faukre mbis (quia est) 487, intan inbis (cum est) 349.
1016 — intan mbfe 1015. 1023, intain mbis, intan mbis
keltische Studien. 37
675, intaln -mbis 677 Wb. 55 — intan mbimmi ML (com
Mimas) 1068, intan mbite Sg. (cum sant) 487. 967, am.
nguidess atbir amacc Wb. (ut pater rogat filium sunm)
676, am. mbis cometid lammaccu (sicnt est paedagogus)
603, ciiiu mbiis ocfognam diacboimdid (quamdiu est ser»
?ieD8 domiDO suo) 987, ceifo mbimme in corpore (quamdiu
sumos i. c.) 675 ; so auch mit auslassung des verb. subst.
am. noineet rombebe (ut eemel (est quod) mortuus est) 496.
Aus lautlichen gründen fehlt das n in: höre predchas Wb*
(quia praedicat) 563, deg einte persana Sg. (quia finidnt
personas) 675 sq., am. /ilter ainm (ut flectitur nomen) 972,
c^m mardda (quamdiu manent) 929, cia chruth predchim-
meni Wb. (quomodo praedicemus) 362, läse celebirsimme
liib. Ardm. („cum valefecissemus ^) beitr. lU. 56; nach«
lässige Schreibung zeigen: lasse ^abas immbi Wb. (cum
iodaet) 588, c^in falbes (quamdiu tenet) 456, intaln b^rthar
indöiri (cum feretur in captiyitatem) 258, intain diagmani
fobaithis (cum subimus baptismum) 663, cein 6es ichomus
coirp [1. icomus choirp] ocus anme Cam. (quamdiu est in
potestate corporis et animi) 1003.
Zeufs hSlt dies n Oberall Ton dem infigierten verscbieden
fllr eine, wie oben gezeigt, an sich schon unwahrschein-
liche abschwächung von no, das wir selbst vor vocalen
selten abgestumpft fanden; ganz entschieden spricht aber
gegen seine annähme: 1) dafs n alsdann nicht in m über-
gehn und vor tenuis und liquida fortfallen könnte, sondern
überall unverändert bleiben und aspiration erzeugen müfste,
2) dafr nur n, niemals no vor dem verbum relativum anf-
tritt, endlich 3) dafs wir anderwärts no und n verbunden
finden. Man hat daher auch die oben besprochene Par-
tikel con (donec, ut), deren n ganz ebenso behandelt wird,
corrici, combi, coti Wb. 683, nicht etwa för eine Ver-
kürzung von cono zu halten^ worauf con feser, conta-
nic fthhren könnten, sondern in ihr, wie oben bereits be-
merkt, Zusammensetzung mit dem pronomen anzuerkennen,
80 dafs sich z. b. cocomalnammar = co-n-comaln. zu
conocomalnithe = co*no-n-comaln. ganz so verhält wie
Sß Ebd
am. ffifbie zu am. nombemmiB; flberdies ist es unmög-
lich, in conro- die partikel no zu finden, da sich no und
ro nicht verbinden können. — Wir werden vielmehr einen
schritt weiter gehen dürfen und nach der analogie von
höre predchas neben huäre mbis in manchen beispie-
len des verb. relat. auch c) in direkter beziehung (als
subject oder object) eine durch bestimmte lautgesetze be-
wirkte Unterdrückung des rel. n voraussetzen ; am deutlich-
sten scheint dieser fall in inti cretfes Wb. (is qui credet)
457, indl erettes, dondi creitas (ejus, ei qui credit) 456,
innani lechte (eorum qui habent) 352, forsnahi comalnatar
(super eos qui implent) 584, innahi tiagta hi ster Sg. (ea
quae exeunt in — ster) 457 vorzuliegen, wie im gegensatz
dazu die aspiration in innani cAöinte Ml. (gl. deplorantium)
ib., dineuch (Aornther (sicl) Sg. (ejus quod signifioatur) 595
zeigt (auch das neuirische an U chreideas (is qui credit),
wovon unten mehr).
Man wird aas den beigebrachten beispielen ersehen
haben, dafs das relativum in allen Stellungen sehr oft nur
scheinbar fehlt, z. b. wenn nach no oder nAd eine un-
aspirierte tenuis oder spirans folgt; gleich wol giebt es
fälle, in denen dasselbe wie im englischen wirklich fort-
bleiben kann.
D. Bei genauerer betrachtung zeigt sich jedoch, dalis
diese auslassung des relativs im irischen ebenso we-
nig regellos eintritt, als etwa im englischen. Sie findet
nämlich statt :
1) nach jeder emphatischen hervorhebung eines
Satzgliedes durch einen satz mit dem verbum substantivum
(welches aber nach ni und den fragewörtern fortbleibt),
sei es im haupt- oder nebensatz, bejahend, verneinend oder
fragend, bei direkter oder indirekter beziehung, und zwar
so häufig, dais die anwendnng des relativs fast als aus-
nähme erscheint. So fehlt a) das subject: a) nacheinem
hauptsatze mit bejahung: ismesse rophroidech doib
Wb. (c'est moi [qui] leur ai (wörtlich: a) prtebä), isme
asapstal gente (ego sum apostolus gentium) 332, ish^
keltische Btudien. 39
asairchinnech (iJle C8t princepe) 248, ish^ dobeir log
deit (is dat remonerationem tibi) 617, ished ^rthk inso
(ho€ superest) 1057, isbed ascAomairlle limm (hoc est
coQ&iliiun meum) 605, isbed dim desta disuidiu (hoc ergo
deest de illo) 1039, isbed inso nodascara firie (boc se-
)ttng^t eoB ^ ea) 1048, isbed 6u guiter and (boc petitar
ibt) 1057, isiesae asbunad dossom (Jesse est origo ipsi)
601, Übe rogabsat airegas (bi ceperont primatam) 885,
ithe sidi beta bictbi (bi erunt sakati) 668, it boill im-
mefolüget corp (inembra efficiunt corpus) 990, itbö do-
formagddar 8g. (baec adjungantur) 1029 — mit relativ
etwa: itheaide immafologet Wb. (s. A..2.), isb^ cetn rupre-
dacfa düib (is primus praedicavit vobis) 1038, zweifelhaft :,
iihe Do<aIl (is te alit) 333, isbe ro^tir (is seit) 885, isirese
er. nonbeoigedar (fides Cbr. me Tivificat) 673, isbires astoi-
aediMl. (fides est princeps) 1066 sq.; mit frage: oia fop-
ceoo dobertbar foraib MI. (quis finis fertor iis?) 362,
cid em nodomberasa cucuibsi Wb. (quid autem feret
nie ad vos?) 677; mit verueinung: ni m^ asb^o (nou
^o TiTUB snm) 885, ni tu nodnai[li] (non tu eum alis)
333, Ol nach alle assidbeir (üod aliüs quis id dicit) 338,
nip si bes aifrcbinnScb (oe illa sit princeps) 1046, ni
arlesB rob6i aod (oon auxilium nostrum fuit in eo) 1041,
— zweifelhaft: nihed no^beir inem (non boc tc fert in cae-
Imn) 262; — ^) nach einem nebensatze: asme möinur
aridrocbeil Sg. (quod ego solus id rapui) 338, massu
recht firianigedar nech Wb. (si quem lex justiticat) 671,
corruph^ bas 6§naircbinnecb (ut ipse sit unus prin-
ceps) 1039, am. bid me fiin notbeised cucut (ac si ego
ipse ad te venissem) 1062; cia randdatu bis indi, cisi
rann dog^ntar di 8g. (quae partialitas sit in ea, quae
pars facienda ait ex ea) 1025, cisi cbiäll bis indib (quae
significatio ait in iis) 362; nand ainm 7 nand cumachte
legas (ooD nomen neque potestatem liquescere) 1014 (C.
I.e. ff), ni arindi bed letb ngotho nobed indibsem (non
quod dimidkiin vocis esset in ipsis) 1013 — mit relativ:
mad grainne crnithnecbte focelrr Wb. (si granum fru-
40 £bel
menti ponitur) 997, — zweifelhaft: masau thol alomalg do
(si volantas me ad id impellit) G7U — b) Das objeot ist
ausgelassen: ä) nachdem hauptsatze: ism^ fein asbiur
itossuch Wb. (me ipsum primum profero) 579, ished inso
nochairigur itossuch (hoc primum vitupero) 444, ished
insin forcbun dochach (hoc cuivis praecipia) 440, ished
inso forchongrimm (hoc praecipio) ib., iXed domoi-
niür (hoc puto) 444, ished asbeirsom hie (hoc dicit
ipse hio) 680, ised berat indheritic Ml. (hoc dicunt hae-
retici) 681, isöin rann far dingrat Sg. (unam partem signi*
ficant) 1025; cid asrobart incoimdiu Wb. (quid dixit
dominus?) 361; niforcital 6isa foifrbthi forchanim düib
(non doctrinam aetatis firmae praecipio vobis) 440, nin-
dias biis archiünn focheirt (gl. non corpus quod futurum
est seminas 1. Cor. 15, 37, d. h. non eum calamum, qui erit
aliquando, seminas) 577 [gegen Stokes' erklärung (Ir.gl. pag.
40) „non ?} spica est antequam seminas^ sprechen aufser
dem text der glosse der artikel, die relativform biis, die
bedeutung von archiünn (airchiünn) Ml. 339 und die
auslassung des relativs], ni delb adrorsat Wb. (non ima-
ginem adoraverunt) 665 — mit relativ: ni legend ro/fegusa
(non lectionem legi) 603; — ß) nach einem nebensatze:
masued sluinde« indrann Sg. (si hoc significat pars) 1025,
masued doroigaid Wb. (si hoc elegistis) 671, armad
forngaire dognein do coischifed piän athairmthecht (nam
si mandatum ei darem, consequeretur poena ejus trans-
gressionem; Zeufs verbindet dound coischifed zu einem
decompositum, dann mQfste es aber dochoischifed hei-
isen) 454, asberat istol d^ forchanat (dicunt voluntatem
dei se praecipere) 1056; arascnita cid forchana (ut scru-
tetur quid praecipiat) 1059, cid folad sluindes Sg. (gl.
significationem agnosco, d. h. quem intellectum significet)
1023, coneperthae cia aiccent 7 cisi aimser derb thech-
tas (ut dicatur, quem accentum et quod tempus certum
habeat) ib. — mit relativ: nant hae rocrochsat Ml. (non
esse eum quem crucifizerint) 704. — c) Das relativum in
indirecter beziehung («= franz. que) fehlt: a) nach dem
keltische Studien. 41
hauptsatse : istree robhicad Wb. (per eam salvati estis)
475, isdo inso noainfeda (ad hoc remaneres) 1045, isdo«
thsbiri diglae berid inclaidebsin (ad ferendam viDdictam
{athimc gladium) 441, isairi is indocb&l or. predchimme
(propterea eat gloria Chr. quam praedicamus) 433, is^ri
ifiretigath[aigthi] 8oidig[ther] Sg. (propterea ante to-
calem ponitur) 1020, isand istuäUng anerta Wb. (tunc
est aptus ad eos hortandos) 1059, arisand isecne et is-
fisaid c&ch (nam in eo est sapiens et est sciens quivis)
1040, issamlid istorbe son (ita est utile hoc) 997, ni duit-
Bia ismug (non tibi est servus) 598, nip and nobirpaid
(ne in ea confidatis) 337, ni issiansib spiritaldib möiti
l=m6idithi] (non in sensibus spiritualibus landandns est)
1041, :— mit relativ z. b. isinoena focerddar Sg. (gl. in id
ipsmn desolvnntur) 997, sid fucertar cech ingor Wb. (in-
fra deponitur quaevis ancora) ib.; — ß) nach dem neben-
satze: mad önchetnidiu nobed Sg. (si a primitive esset)
483, armad iamaicniüd adrimther Cr. (nam si secum-
dam oaturam computatur) 1076, huäre ishitilchaib ardub
nobitis adi Ml. (quia in collibns arduis erant hi) 1065
— mit relativ z. b. bore isfiide imfiagam Wb. (quia inter-
dio ambnlamus) 847, wie die dura t zeigt.
2) Ohne diese emphatische hervorhebung, die wie im
fnnz, (c'est — qae) die stelle der inversion vertritt und
bald die relative, bald die gewöhnliche form des verbi hin-
ter sich bat, also an stellen, wo ein echter relativsatz
verlangt wird, findet die anslassung hauptsächlich bei di-
recter beziehung des relativs statt, wenn ein Substantiv
oder pronomen vorangeht. So finden wir a) das subject
ausgelassen: o) hinter Substantiven (einige fälle mögen
zor empbase gerechnet werden): ropia indfochricc dober-
thar dünni Wb. (erit vobis ea merces qnae dabitur nobis)
470, isd inso fedb asuisse dogoiri inaedis (haec est vidua
quae^justa eat ad eligendum, quam justum est eligare in
ecdesiam) 1049, iüi&e inso b^si nodaberat inseclis (hi
aiot mores quae eam fernnt in ecclesiam) ib., badh^ in-
messo doberthar form (hoc esto Judicium quod feratnr
4t Ebe)
de oobie) 585, saobiphe d&n doberthar doneüch (quod*
cunque est donam quod datur alioui) 368, iDdioduobal do-
berthar dorn ioim (gloria quae mihi dabitur in caelo)
470, treaiUi galbther reproinn (per laudem qaae aumi-
tur, caDitur ante prandiam) 1048, indflepistil scribthir
dosiudib (epistola quae äcribitur ad hos) 1044, dundöis nad-
chaithi cach tuari (aetati quae dod edit omnem cibam)
370, aris innoD iress nodonfirianigedar (nam est eadem
fides quae nos justificat) 665, combad notire rodscribad
cosae (ut sit notarius qai id soripserit hoonsque) 1044, ind-
sillab diuit nad slulndi folad Sg. (syllaba simplex quae
noa significat intelieotum) 1023, maoip sin sill. si bes rann
insce (nisi haeo est syllaba quae est pars oratioois) ib.,
ualailiu mud frisillaba nadtöirndet folad (aho modo at-
qiie syllabac quae non significabt iDtellectum) ib., indfogalr
mair bis isingutti (soni magni qui est in vocali) 1020:
so auch das substantivisch gebrauchte anuile roböi ifetar-
licci Wb. (id omne quod fuit in vetustate) 1041; — ß)
fast regelmäfsig hinter fQrwörtern (namentlich inti und
nech): inti dothuit foir Wb. (is qui cadit saper eum)
609, ani asberar iodi (id quod dicitur in ea) 992, indü
gnite (ii qui faeiunt) 352, indhi rochualatar (qui audie-
runt) 1054, inti nad imdibthe (is qui non est circum-
cisus) 702, am. nahL nadchiat, am. nahi nadchrenat
(eorum instar qui non flent, non possident) ib., issaio indi
asidrubart Sg. (est diversa ea quae id dixit) 351, dondi
asipse (ei qnod est ipse) 667, innani chointe MI. (eomni
qui deplorant) 457; acht nech dogned nagnimusin Wb.
(nisi qui faceret häec opera) 666, ni lanech nodohomal*
nadar act is lanech nadidchreti (non est apud eum qui
id implet, sed est apud eum qui id non credit) 671; —
Beispiele der anwendung des relativs sind unter A. 2. C.
1. a. gegeben. — b) Auch das object fehlt gar nicht sei*
ten: a) hinter Substantiven: indleire doratsam 'Wb.
(operam quam dedimus) 435, ore asiiduil foruigensat (C.
2), ainm dano dorigeni itossug (nomen artis quam fecit
initio) 1044, öntr^diu asr-ubart riam (a tribus quae dixit
keltische Studien. 43
iDte&)t046» oi näd accobra (rem quam non cupit) 702,
imbed indraSth tecomnaoht diä doib (copia gratiae quam
deos ÜB impertitas est) 1040, lehed ineo aniuthescc nobe»
rid uUmm (hoc est responsum quod ferds a me) 234. 348,
rochüala uaimse (gl doctriDae, quam assecutas es, d.h.
quam audisti a me) 1048; — ß) nach Fürwörtern noch
hiafigeT: inti adrabartmar Sg. (is quem diximus), ani
asTobartmar cose (id quod diximua bucusque) 443| ani
forcbanat et dogniat Wb. (id quod praecipiimt et fa*
ciimt) 1048, foraani asruburt (super id quod dixi) 352,
indä adchobra som dobicc (ii quos yult ipse salvare)
t046) ianabi dorigeni d]4 (ea quae fbcit deus) 579; oo-
mihiad neich forcbanat (impletio ejus quod praecipiunt)
\QM, denom neich forohongair recht (facere id quod
praed^i lex) 368, do d^nnm neioh asberat (ad faden-
dam id quod dicunt) ib., tre chomalnad et intsamil n^cb
dogniamni (impletione et imitatione ejus quod facimu^
noa) ib., hi firad necb [sicl] dorairngert (in verificando
eo qood promisit) 1055, inneüch roch^ssusa (in eo quod
passus sum; wol kaum mit Z. in quo passus sum) 703,
doneüch rocbuale c&ch hnänni, doneucb rochualam-
marni huUtsifu (ei quod audivit quivis.a nobis, ei quod
aodivimus nos a te) 590, crete doneüch asberat som Ml.
(qiii oredant ei quod dicunt Uli) 368. Namentlich nech
(aliquis) vertritt in diesen beispielen fast die stelle des re-
lattTs; in demjenigen jedoch, in welchem es am meisten
dieaen schein annimmt, folgt das relative n (zu r assimi-
liert) wegen der indirecten beziehung; cia ar neoch dor»
rignis Sg. (quid ad quod fecisti? gl. ad quid hoc fecisti)
362; OD andermal wird das possessivum zu hülfe genommen^
am den geniliv auszudrücken: neich roiccu aless Wb.
(cigiis AiiTiiiofn adeo, quo mihi opus est, wörtlich alioujus,
ejos auxilium) 349, ganz nach kymrischer art (Z.397)*).
*| Ebeiwo auf ricu aless Wb. 1062, sechihed rii aless (qnicl-
iid ci opas est) 498, icach r^it roh{ aless (in omni re qua ei opus
«laid ci opas est)
«it) 112S.
44 Ebel
3) Bei indireoter beziehang fehlt das relativ aufaer
der emphatiscfaen constniction viel seltener, doch erscheint
die anslasBung als gesetz: a) wenn statt der formen
des indirecten satzes as, na, nad diejenigen des di-
recten is und ni angewendet werden (so dafs der satz
ganz den anschein- eines hauptsatzes annimmt), z. b. in den
bejahenden s&tzen: huäre isdilmain ndo chechtarnh4i
Sg. (quia est licitum ei ntrumque hoc, falsch Z. und da-
nach IL 64) 369, höre isimmarmus (quia est scandalum)
603, höre is6in chorp (quia est unum corpus) 991, höre
isin6in chorp ataat (quia in uno corpore sunt) ib., höre
isfride (quia interdiu est) 847, höre iscuci rigmi (quia ad
eum venimus) 587, höre isamne dognither (quia ita fit)
568, höre isö^n rad fil linn (quia una gratia nobis est)
606, höre isincotumiliam dünni (quia est in contumeliam
nobis) 1055, huäre ishitilchiub ardaib nobitis adi Ml. (s.
oben 1. c.) ukire is indiguthaigthi airdixi dofuasailcther
deoger Sg. (quia in duas vocales prodnctas solvitur diph-
thongus) 966; in den verneinenden: höre ni roundibed
Wb. (quia non est circumcisus) 470, höre nimtha laam
(quia non sum manus) 991 , huäre ni in öendiaithir doib
Cr. (quia non sunt in uno centro ipsi) 892, am. ni cuimsin
Wb. (acsi non possem) 450, am. ni cuimsimmis (acsi non
possemus) 462, am. ni airbertis bith (acsi non uterentur)
703. Hier liefs die anscheinend directe satzform kein
relativ zu. — b) Auch hinter nach finden wir nirgend
ein relativum, nicht blofs bei directer beziehung wie:
indi nachidchualatar Wb. (qui id non audierunt) 704, do-
neüch naichidfitir Ml. (alicui qui id nescit) ib., sondern
auch bei indirecter: am. n4ch annse ndüib Wb. (ut non
est difficile vobis) 703, cid nich intsamlid (quid est qnod
non imitemini? cur non imitamini?) ib., isindi nachimrind-
arpaise (in eo quod me non repulit) 357, nach g4o dorn
anasbiur (gl. deus seit quod non mentior, d. h. quod non
falsum est mihi quod dico) 703, atluchur dodiä cembaid
fopheccad naohibfel (gratias ago deo, quia fuistis sub pec-
cato, quod non estis) 704, uäre naifch hi sus tiagait Sg.
keltische Stadien. 45
(quia Don in aus exeunt) 703, ore .... nach dülem Wb.
(quia.... non est creator) ib.; in naicbndelrsed Sg. (se
eam non desertarum) ib. ist n das pronomen der 3. sg*
Hier acheint der grund in dem pronominalen zasatz -ch
(-ich) zu liegen, den wir in dem vorerwähnten nech wie-
derfinden, und der jedenfalls dem interrogativstamrae an-
gehört, hier aber als indefinitnm zu fassen ist, so dafs
naich eigentlich f^iiri bedeutet und wie dies und lat.
nihil eine verst&rkung der negation ist; auch nach nech
bleibt ja das relativurn fast ohne ausnähme fort, und nach
dem interrogativum cia, ce, cid tritt es fast nur von prä-
pontionen abhängig auf: cid fris^osennar Wb. (quid sit ad
qoodaonetar) 361, cid dianepirsom anisiu (quid est de quo
didt hoc?) 666, ciadiocumachtaigther Sg. (quis sit quo quis
potiaioi) 710; nur in cia eret mbete Ml. (quamdiu erunt?)
362, cid rombetha imetarceirt amessa imdia Wb.
(qoid quod fores circa interpretationem judicii ejus circa
deom? — unklar, etwa: quomodo interpretari velies ejus
judicinm?) 484, can rofestasu Wb. (unde scis? d.h.
quid quod scias? = ca-an) 356 — wenn dies nicht etwa
bloike nebenform von cani, cain ist (nonne scis?) — fin-
den wir ein relativum, und hinter cote in: cote andobeir
fochricc domsa Wb. (quid est quod fert mihi mercedem?)
361. — c) Einige flüle der auslassung sind mir noch dun-
kel« Bisweilen scheint das relativum vor einem andern
pronomen ausgefallen zu sein, so in: bore domelat
[=s do-a^melat] Wb. (quia ea manducant) 441, und hier-
her lassen sich auch f&Ue wie am. nonnertarni (s. oben)
rechnen, doch bleibt dies zweifelhaft, nnd in damelat
ktente wol ein fehler stecken. Dagegen scheint es kein
zuiaU, dafs wir — trotz nombith, ni nadmbed, na-
dindbed, bed nacuit, rombed, rombad, nombiad,
rondbiad (s. oben) — consequent am. bid (acsi esset)
Sg. 373. 483. 1034. Wb. 471.491.895. 1049. 1062. MI. 451,
aofljgeschrieben isamal bid Wb. 676, ebenso iscumme
d6 bid imdibthe (est idem ei acsi esset circumcisus)
46 Ebel
Wb. 483, iscumnie doib bid idalte domeltiB (est
idem iis acsi idolothytum ederent) 452, am« nobed Sg.
666. 979 und mad önchetnidiu nobed (ri a primitiTO
esset) 483 findoi, nur rermag ich den gniod der auslassuog
nicht zu entdecken. In einigen beispielen indirecter
rede schliefst sich das irische an das deutsche an: itolm-
tia n&bad do hierüsalem Wb. (in dem gedanken, er
w&re nicht in Jerosalem) 59?, arnatomnathar bed fo-
ammamichthe deacht dondöinacht (damit man nicht
denke, die gottheit sei der menscbheit unterworfen) 473,
doch sind hier leicht Schreibfehler möglich. Auffallend ist,
dafs weder nach resiu (antequam) noch nach ö (ex quo)
das zu erwartende n folgt: cid risiu robä cland les (etiam
antequam ei proles sit), cid risiu robeimmis etir (etiam
antequam essemus omnino) Wb. 1053, resiu rissa (ante-
quam veniam) 458, resiu tised (antequam Teniret) 1043,
— nur rosiu docöi grad form (antequam venit gradoe
super eos?) 1051 deutet mit der dura e auf n hin, —
ochretsit (ex quo crediderunt) 1060; dem entsprechend
zeigt auch das neuirische hinter sul (before)*) und ö (since)
aspiration.
Die mancherlei vorurtheile und irrtflmer, die hinsicht-
lich des relativs zu beseitigen waren, haben eine gewisse
Zersplitterung der imtersuchung unvermeidlich gemadit, bei
der wir uns zunächst vorzugsweise an die form gehalten
haben; es dürfte daher zweckm&isig sein, die gewonnenen
resultate noch einmal in einem kurzen ftberbKck zusammen-
zuikssen, mit besonderer rücksicht auf die syntax des re-
lative und die bedeutung der verschiedenen formen. Die
*) loh habe lange nicht g&wnfsty wie ich tui erklären sollte; es ist je-
doch offenbar durch apocope ans *ro8ftlf einer dissimilation von *rosur =
res in -f- ro, entetanden^ nnd das entstellte ro- bewirkt die aspivatioit» wie
in gvr ^ co-ro, corro; die form sear, die nach O'D. 168 als «a mere
local barbaritj* in einigen gegenden von Kilkenny statt sul ablich ist,
schliefst sich noch trener der alten form an.
keltische Stadien. 47
beiden hariiptformen, die wir gefiinden haben, an und n,
geben sieb durch die behandlung des n, welches danach
als ursprünglicher aaslaut erscheint, als ein neutrum kund,
dfts entweder — analog dem polnischen oo (was?) statt
kiory (welcher) — auch fikr die beiden persönlichen go-
acklechter eintritt, oder ^* wie griech. ort^ episch o, lat.
qnod, unser dafs — conjunction geworden ist; dnrch den
Mdaat s, der hinter den präpositionen as, in, for, fri,
la, tri herrortritt, Terraten sie identität mit dem neutrum
des mm artikd herabgesunkenen demonstrativpronomens.
Beide werden als subject, object und von präpositionen ab*
hiogig, beide sowol zu anfang als in der mitte gebraucht,
so dals die bexeiobnung des an als pron. rel. absolutum,
des a als pron. rel. infixnm weder in formeller beziehung
dnrckMiB sutriflft, noch den unterschied der bedeutung hio-
retcbeod angibt. Man bat zunächst die Stellung hinter
präpositionen und in der mitte streng von der zu an*
fiuig zo sebeiden. In jener ist der unterschied zwischen
beiden formen nur euphonischer art^ so dafs bald die eine,
hald die andere die herschende ist, in einigen Verbindungen
beide (nebst der form in) vorkommen, z. b. aran-deutar
neben arn-did und armad [s» arm-bad], tresambi ne»
ben tresindabia, frisambed neben frisinbiat; intan
ar*am*-berar neben höre ar-in-robe, immanaccai
neben imnimgaba, amail assindbeir neben intan
aambersom; obwol im allgemeinen von präpositionen re-
giert an, eingeschoben aber n vorgezogen wird. Hier ist
ako n (sn) offenbar eine bloise abschwächung von an (san),
nad der gebrauch desselben hinter präpositionen f&r be^-
Kebige casus, numeri und geschlechter zeigt die abstumpfung
des spradbgefilhls, die im mittel- und nenirischen so zer-
störend anf die dedination eingewirkt hat, dafs nominativ
und accnsativ gar nicht mehr, dativ und accusativ kaum
noch hie and da unterschieden werden, (III. 25 sqq.) in
ihren anfangen: dian (de, do mit dem acc. statt des dat.)
stimmt ganz Tum mittellateinischen und romanischen de
illnm, and der gebrauch dieser ursprQnglich neutralen und
48 Ebel
singttlaren formen för's maso. und fem. und f&r den plural
schliefst sich genau an diejenige art von nachläsdigkeit im
deutschen, die wir im gemeinen leben häufig hören, wenn
wovon (vgl. kymr. paham? pahar?) statt von dem?
von der, von denen ohne unterschied gesagt wird. Zu
anfang dagegen findet ein sehr wesentlicher unterschied
im gebrauche der beiden formen statt. Hier &fst nämlich
an, mag es nun als subject oder object stehen, allemal das
demonstrativum in sich, wie man bei einer genaueren
betrachtung der oben angefahrten formen finden wird; ein
paar beispiele mögen genOgen: nip sain anasberthar ho-
giun et ambess hicridiü Wb. (ne sit diversum id quod di-
catur ore et id quod sit in corde), nebchretem anadiadar
dicr. (non credere id quod profertur de Christo), tuicci
angaibes insalm (intellegit id quod continet psalmns), nip
sain anasberat et immaradat (ne sit diversum id quod lo»
quantnr et quod cogitent); ebenso liegt in der conjunction
an das demonstrative adverbinm: anaslui grien Cr. (tum
cum excedit sol), und das ft, welches in mehreren beispie-
len hinterher folgt, (C. 1. zu ende) weist darauf hin, dafs
hier im an nur ein demonstrativum (schwächer als and)
enthalten sei, dem das relative n nachfolge, also an do-
n-aidbdem Sg. wörtlich heilse: tum, cum demonstramus;
ja vielleicht ist sogar im pronomen an nur ein demonstra-
tivum zu erkennen, hinter dem das relativum (nach D. 2)
ganz fehlte. Jedenfalls sagt anasberar Wb. 995 ganz
dasselbe aus wie ani asberar Wb. 992 (id quod dicitur),
zu dem es sich formell so verhält wie unser das (rel.)
zum got. t hat ei; man würde auch i geradezu fikr ein re-
latives adverb (nicht pronomen*), denn inti tball Sg.
(gl. ille) 566 zeigt, dais der auslaut überall vocalisch, also
das wörtchen indeclinabel ist) halten können, wenn nicht
*) Die beispiele mit iBsi, iai, die Z. 851 fttr das i »absolatam et
soliUurinm" anflihrt, gehören nicht hierher, sondern znm ftm. sf (ea); bei
aris{ absolntum verbnm Pr. und iss^ regnnm im. anfsin Wb. be-
rflcksichtige man, dafs brikthar (Terbom) and flaith (regnnm) im iri-
schen fem. sind.
keltische Studien. 49
DebeD phrasen i^ie intf dothuit foir viele andre wie
iDti cretfes, indi consecbat (s. oben) ganz deutlich
das relative n zeigen oder durch die lautverhftltnisse ver-
rieten, 80 dafs i vielmehr als demonstratives adverb (etwa
loc&tif von e oder vom stamme a) erscheint. Daher findet
sich an ebensoinrol vor zusammengesetzten als vor einfachen
formen, während n jenen immer infigiert wird, niemals aber
ittch Bubstantiven oder f&rwörtern irgend welcher art, nach
denen entweder n (oder eingeschobenes an) oder gar kein
relativ steht, z. b. aforcetal fomdobcanar, ethemlagas don-
adbii bic, indi crettes, cenachomalnithe rqpredchad, intain
iMwheid arsüil, isnaib dulib — immonaccai, intan arane-
*:alar; so genügte in nip sain anasberat et immar4-
d%t das vorangestellte an im ersten gliede (denn das a in
immaifkdat atebt dem n gleich), während es sich in nip
sain anasberthar hogiün et ambess hicridiu wie-
deriiolt findet. Daher erscheint nur n (oder eingeschobenes
o«), niemals vorangestelltes an an solchen stellen, wo das
relativam fortbleiben kann, wie in der emphase, hinter inti,
nech, cid. Das tonlose n dagegen, welches zusammen-
gesetzten formen nie vortritt, womit aber das infigierte an
identisch ist, bedarf zur erg&nzung immer eines bestimmten
aoadrucks der demonstration durch ein Substantiv oder pro*
nomeo, erscheint daher auch als die einfachste conjunction
wie als ergftnznng adverbialer ausdrücke zu conjunctionen
(s=s firanz. gue). Die auslassung des relativs endlich, um
anch das noch einmal zusammenzufassen, ist in keiner weise
«"twa durch die partikeln no oder na, nad bedingt, wol
aber durch n4ch und die formen des directen satzes is
und ni; sie ist gestattet bei directer beziehung nach einem
Substantiv oder pronomen, vermutlich auch vor andern pron-
idC (wie ro hinter prftpositionen wegbleiben kann, no re-
gelmätkig wegbleibt), und besonders beliebt nach emphati-
•cber hervorfaebung.
[Diese ist übrigens etwas so häufiges, dafs man sie in
Tieleo fiüien auf den ersten blick verkennt; so hat auch
Zealk 884 Bqq* zwar bemerkt, dafs negative sätze wie
50 Ebel
nim^ asb^o Wb. (ce n'est pas moi qui suis (w5rtliob: est)
▼ivant) mit auslassung des is hierher gehören, aber über-
sehen, dafs in Fragesätzen wie indoich side do Wb.'
(nnm hoc ei verisimile est?) 710 dasselbe stattfindet, also
ce bi roscrib Sg. (quis est is qui scripsit?) und cid
asrobart incoimdiu Wb. (quid est quod dixit domi-
nus?) 361 auf dieselbe weise aufzulösen sind wie cote
andobeir Wb. (quid est id quod fert?) oder ciada-
neuch Ml. (quis est ad quem?) 362; und doch flQhrt schon
O'D. 355. 379. 410. an, dafs das prftsens is hinter eia
(who?) in der regel, hinter an (whether?) aber ebenso be-
ständig wegbleibt wie hinter m, nocha (not); auch deutet'
die ecHpse hinter cd(where?) O'D. 63. 134 — cag-cuirßr
i (where wilt thou put it?) cd bh-fitil tu (where art thou?)*)
— klar genug darauf bin, dafs hier ein relativ, also em-
phatische construction (oü est-ce que) vorliegt.]
Die gewonnenen resultate, zu denen uns zunfichst nur
eine sorgfältige beobachtung und vergleichung der altiri-
schen beispiele geführt hat, werden nun in allen wesent-
lichen punkten durch das neu irische bestätigt, so ab-
weichend dies auf den ersten blick erscheint.
Im neu- und mittelirischen werden nämlich verschi^
dene formen als relativpronomina angegeben; unter diesen
sind aber zunächst noch (who, which) und nach (which
not) auszuscheiden, den vorerwähnten altir. nech (aliquis)
und n&ch (qui non, quod non) entsprechend, die nur sehr
nneigentlicb relativa genannt werden können, sowie mittelir.
nad, nat. Sodann entspricht im nom. und acc. nicht das
gewöhnliche a (who, which) in an fear a bkuaileas (the
man who strikes), welchem wie allen seinen Substituten
0*D. 355. 349. 375 aspirationskraft beigemessen wird, dem
altir. an, als dessen grundbedeutong wir id quod (ce qui,
ce que) erklärt haben, sondern das a (what, that which,
all that), welches eclipse erzeugt und deshalb vielmehr an
*) Das oben erwähnte can rofestasa Wb. 856 (nnde scis?) ist viel-
leicht diesem ga oder ffä an die seite eu stellen.
keltische stedien. 5|
oder o{n) geech rieben werden sollte, z. b. a bkfuil beo de
ikmribh Keat. (all tbat are — vielmehr: ie — living of
Bco) O'D. 131; hinter diesem steht, wo es sabjeet ist,
sdner bedeutung (id qaod, quidquid) gemfifs ohne aasnahme
der siogular im neu- wie im altirischen. [Ich kann daher
aocb nicht mit Zi« 348 eioe wirkliche „forma primaria pro
tribu generibas^ darin finden und die glossen acarthar,
arrocar Sg , ia denen letzterer flberdies die dura in der
mitte auf eine andre fährte (tum cum amavit) weist, f&r
treoe ftberaetznng des lateinischen textes (qui amatur, qoi
anaTit) halten]. Hinter präpositionen dagegen tritt -^ aus-
genooimeo natQrlich, wenn r (d. h. ro) folgt — flberall
eclipse ein: an fear (T d d-tugas 6 (the man to whom I
gat« \t) O^D. 376; hier -entspricht da (d'4) genau dem
altir. dl an; aber anch die Verkürzung n findet sich noch
bis auf den heutigen tag erhalten: an U len ab mian (is
apadqoem est desiderium) CD. 377 =» altir. inti lasmbi
mian; so vor r: an fear örckeatmägheas 6 (the man from
whom I bought it). Mit präpositionen zusammengesetzt
erscbeiDt das rel. in ^sa (in which): m.ir. 'sa tacraid
ocas 'sa timsaighit (s. oben) nnd dd = dian, auch wo
es den nominativ zu vertreten scheint, und nach O'D. 133
y^bejond dispute, a simple relative^ w&re, z. b. an ti as
itie do na cuitinihh da n^aitighionn •« in brproibhinnse
galida Keat. (wörtlich: deijenige, der der niedrigste von
colonisten ist, von allem, was in der englisohen pro-
wobot)*). Wie der angebliche gen. isa, asa zu er*
klaren ist, weift ich noch nicht, da mir die stellen im Pö*
lire, aof die sich Stokes Ir. Gl. p. 1 50 bezieht, leider nicht
war hsod sind, und das entsprechende ciasa (cujus?) —
ciasa cend (cujus caput esset) C. gl. Coire Brecain —
^eicb dunkel ist; in asarsechmaiUins (s. oben A. 1.)
finde ich die prAposition in mit dem relativum, dagegen
^ Gans ebenso findet rieh in einigen mittelirisclien beispielen O'D. 189
^oaeoeh g^nnehl, wo wir nom. oder acc. erwarteo wttrden.
4*
52 Kbel
in isa gart, isa bladh, isa cloth M. R. (whose renown,
whose fame, whose celebrity) O'D. 132, welchea ioh am
liebsten demonstrativ mit nachfolgendem nebensatz (est
ejus fama — (qnae) narratur) fassen möchte, machen die
lautyerhftltnisse Schwierigkeit, da die folgende dura weder
sa a (ejus) noch zu isau (in quo) ganz pafst. Offenbar
mit verbalformen zusammengesetzt sind die ebenda ange-
fibhrten „dative^ m. ir. danadh (=s altir. diandid), das
n.ir. ddrab darb (= ^diarrop, vgl. diarrobe), danab («s
dian-no-p?), z. b. danad ainm (cui nomen est) M. R.,
fear ddrab atnm Domhnail (vir cui est nomen est D.), in
denen also nur der anfang dd{n) = altir. dian (= do -f-
an) ein dativ zu nennen ist; nicht ganz klar ist mir dana
— dana craeth coibhneasa ro riidhsiumar ro-
maind M. R. (dessen Stammbaum wir vorher angegeben
haben) 132 — in seinem letzten bestandt heile. Gar kein re-
lativ steckt in dem zuerst erwähnten a .(who, which), wel-
ches an die kymrische verbalpartikel a erinnert, der jedoch
im altirischen, soweit es mir bis jetzt klar geworden ist,
nichts entspricht; entweder haben wir hierin ein demon-
stratives element (dem altir. pron. inf. -a entsprechend),
hinter dem dieselbe lautver&nderung eintritt wie hinter an
U (altir. in ti) oder wenn gar kein ersatz des relativs statt-
findet, also nicht geradezu durch das a bedingt, oder es
ist die Verstümmlung einer alten verbalpartikel, die bald
als a erhalten, bald ganz und gar abgefallen ist (no? oder
do?). — Dagegen liegt das relative n als scblufsbestand-
teil in mehreren Wörtern versteckt, die gemeiniglich nicht
hierher gerechnet werden , aber eclipse erzeugen, O'D. 63-
1 58. 400. Unter diesen sohliefsen sich genau ans altirische
go (ut, utinam) = con, dd (if) = dian, auch wol ca
(where?) == can (can rofestasn? s. oben); in tnara (where,
in which), dessen erster bestandteil tnar (as, like as) mir
nicht klar ist, gibt sich wenigstens das a{n) deutlich als
das oben (B.) besprochene in (in quo) kund; nocha (not)
vertritt die stelle des unter I. behandelten ni con-, bei
dem uns freilich noch die aspiration zu erkl&ren bleibt,
kelÜBcln itudien. 53
uod das n (nicht bk) vor ^ z. b. nocha n-fagham (we do not
find), nocha n-fitir scheint sich sogar genau an ni con-
fitir aiizuschliersen, jedenfalls heifst also nocha{n) eigent-
lich: quod non. Ueber das altirische hinaus, ohne ihm
geradesu zu widersprechen, geht muna (unless), dessen na
auch altirisch ein relativ erfordern wQrde, statt mani,
hinter dem wir übrigens auch nie sspiration fanden. Auf-
fallend ist die eclipse nach nach in allen bedeutungen (quod
Dou, qui non, nonne?), da gerade nach nach im altirischen
niemals das relativum auftrat ; dabei verdient aber eine pro-
vincielle ausspräche beachtung, die hier (wie oft) das alter-
tümliche bewahrt hat: in den grafschaften Kilkenuy, Wa-
teriord uod Tipperary wird hinter nach (meist nä ausge-
sprocheo) nie eclipsiert, und das stimmt zu Keating^s Schreib-
weise, der die anfaogsconsonsanten der verba nie nach nach
»crilDdert, O'D. 159.
VoD der Vertretung des relativs durch demonstrativa
wird gp&ter die rede sein.
2. Infigierte persönliche (und demonstrative)
fQrwörter.
Die persönlichen fttrwörter verursachen im ganzen we-
niger Schwierigkeiten bei der analyse der verbalformen,
wenngleich ihre urform oft nicht leicht herzustellen ist.
Die pronomina infixa der ersten person sg. -m, pl. -n,
Mod zwar hie und da der Verwechslung mit dem relativum
Mwgesetzt, indessen kann dieser fall bei -m nur vor m und
^ bei -n nur vor n, W, g eintreten. FOr die 1. sg. be-
weist die aspiration der tenues {s und f sind nach dem
anfangs bemerkten selten genau bezeichnet) in nudam-
cbrocha Ml. (gl. discruciat me) 335, fomchridich-
ndcrsa (gl. acciogar) 475, condamchloithersa 6n (ut
audiar hoc Z.) 4:^1, fordomchomaither Sg. (gl. servor)
335, fritamthiagar (gl. aboleor) 336, nomthachtar
'gl* Agor) 474, nimcharatsa Wb. (non amant me) 337,
cofordumtb^sidse (ut adjuvetis me) 578, manimcho-
M Ebil
brad (si me non juvaret) 667, nimtha (non sum) 991,
m.ir. ramcbaraBtar (amavit me) 933 ursprCknglich to-
calischeD auslaut wie im lat. und griech., und das u oder
o, welches wir hinter coosonanten mit geringen ausnahmen
als hQlftvocal finden, deutet auf eine urform *mu: issnm*
ecen precept Wb. (est mihi opus doctrina) 988, im-
mumruTdbed (circnmcisus sum) 475, aromfoimfea (ac-
cipiet me) I058> immumforling Ml. (efifecit me) 336.
Eine ausnähme scheint die partikel n4eh zu bewirken, die
hier wie überall ein t hinter sich annimmt: nachimrin-
darpaise Wb. (quod non reppulit me) 357; jedenfalls
gehört aber hier wie in nimtha das • zum stamme der
partikel, die wir oben in nä + ci zerlegt haben, wie denn
auch n4ich vorkommt* In dem a, welches der Cod. MI.
mehrfach bei anwendung der erweiterten form dam statt
dum (dorn) zeigt, nudamchrocha, condamchloi-
thersa, fritammiorsa (gl. me adficiet) und fritam-
miurat (aificiunt me) 336, eotammeicnigthersa (gl.
conpellor) ib., iudi fodamsegatsa (gl. qui tribulant me)
1007, erblicke ich eine annäherung an den mittelirischen
Tocalismus, die sich in rodamchloathar (audit me) beitr.
1.469, ramcharastar, naramillet (ne me perdant), na-
ramgonat (ne me vulnerent), naramtairthea (mir noch
unklar, jedenfalls aber mit tairthet cach fer imma-
laUe Wb. 1045 zu vergleichen, etwa von der wurzel reth
(currere) mit do-air- oder do-aith-?) Z. 933 wieder-
findet. Das mm, woraus Stokes auf eine reduplicierte form
geschlussen hat, das jedoch die möglichkeit einer andern
erklftrung nicht ausschliefst (III. 11), erscheint in fomma-
lagar Pr. (gl. consternor) 1037, fomchain Sg. (succinit
mihi) 929, fritammiiorsa, fritammiurat, cotam-
meicnigther Ml.; dagegen gehört in nommoidim Wb.
(glorior) 896, rommünus rommuuus (docui me, d. h.
didici IV. 177) 434 das zweite m dem verbum an, in na-
ramillet ist sogar ein m ausgefallen, wenn es nicht f&r
n&ramfillet (ne me fleotant) steht? — FOr die Verschmel-
zung des relativs mit dem persönlichen fürwort habe ich
kein sicheres beispiel gefunden, da in f&llen wie isiress
keltische Studien. &5
er. oombeoigedar Wb. das relativ gern fehlt Der vo-
cal 11 findet sich übrigens (eo wie das mm) im suf&zpro-
oomen, nameDtlich hinter den präpositionen, die den acou-
sativ regieren^ sodann aber auch im locativverhältnis viel**
üeb wieder, am deutlichsten in airiani Wb. (pro me)
578, indiumm (in me) 581, friumm (adversus me) 1053,
liumm (apud nae) 333. 1050, trium (per me) 611, vergl.
samlumsa (mei instar) 343, während der dat. (abl.) der
richtnng in dum (de me) 595. 1094 and noch deutlicher
in uaim (a me) 1058, uaimm 590 ein t zeigt, welches
mit dem proD. absei, m^ mehr übereinstimmt; es scheint
demnach fast, als wenn bei der infigierung der accusativ
den dativ mitvertrete, doch verdient berücksichtigung, dafs
auch der geu. (das possessivum) nio, noch älter mu lautet.
— Das pron. inf. der 1. pl. zeigt in keinem beispiele, das
ich geAmden habe, die von Stokes (I. 4G9) behauptete aspi-
rationskraft, vielmehr in fordoncain Wb. (praecipit
nobis) 1060 ganz deutlich die erhaltung der folgende^ dura,
womit auch das A in renn hie (quod nos salvavit) 1061
übereinstimmt; ich vermute daher eine entweder dem skr.
nas oder dem lat. nös entsprechende urform, und zwar
*nD8 (*DÜs) wegen des u in aruntaa Wb. (supcrest no-
bis) 577, immunrordad (ordinati sumus) 478. In im-
mintimcheltisni Mi. (eingebaut nos) 452 scheint das
doppelte t, vorn und hinten, eingewirkt zu haben, während
nachinrogba Wb. (ne capiat nos) 992 auf das Ursprung*
liehe *nachi zurückweist; doch zeigt auch mod condin-
roirea (gl. alimenta et quibus tegamur) 1051 ein t. Dop-
peltes n findet sich sicher in ronnain (möge er uns be-
schützen) beitr. III. 59, zweifelhaft in ronnhic und isa-
ratbsom ronniccni Wb. (gratia ejus nos salvavit) 337,
da in beiden stellen das relativ stehen oder fehlen kann;
in h6re dunnanic Wb. (quia venit nobis) 821 gehört
das erste n dem relativum; in am. nonnertarni (ut con-
fortamur) 475, wo das zweite n zum verbum gehört, höre
roosöir (quia nos salvavit) 337, nonsöirfea (quod nos
saltabit) ib., intain ronmöitsem (cum gloriati sumus)
56 Kbel
452, am. nouseicdichtherni (gl. sicut blasphemaimir)
475), condib ferr donberaidsi (ut sit melius quod fer-
tis nobis) 485, höre arinrobe (quia nobis supererat) 1053
(s. oben) sind die beiden pronomina Terschmolzen. Auch
hier stimmt das saffizpronomen im accQsatiy (und locativ)
zum infixum: erunn Wb. (pro nobis) 578, indiunn (in
nobis) 582, triunni (per nos) 611, immunn (circam nos)
588, etrunn (inter nos) 1058, torunn (super nos) 613,
während der abl. in dünn 452. 596. 1061, uainn 590
dem pron. abs. ni [ursprünglicher wol nai, vgl. dunnai
Cr. (nobis) 599, artomusnai Ml. (mensura nostra) 681]
näher steht; auch in siunn (nos) beitr. I. 468 tritt dies u
auf. Auffallend ist die Stellung des n in dorondonadni
Wb. (wir sind getröstet worden) 475, "wofür man don-
rodonadni erwarten sollte.
Das pron. inf. der 2. sg. sseigt ursprünglich vocali-
sehen auslaut durch die aspiration in imetchomairc Sg.
(interrogat te) 441, rotchechladar Wb. (qui te audi-
erit) 1049, attotchomnicc (es) 362*); verstärkten anlaut
(tv oder reduplication?) durch die erhaltung seiner tenuis
in rotbia Wb. (erit tibi) 337, attotäig (impellit te) ib.,
arnachitrindarpither (ne exheredatus sis) 475, fot-
racbussa (reliqui te) 1058, cototnertsu (confirma te)
1054, während am. rotgädsa (ut te rogavi) 1044 be-
stimmt das relativ enthält, ishe notail (is te alit) 333
und nihed notbeir ' non hoc te fert) 262 es wenigstens
enthalten könnten**). Der ursprüngliche endvocal lä&t sich
dagegen aus verbalformen nicht feststellen, da die einzige
form, die nach Z. und St. einen hülfsvocal zeigt, in-
datbendachub Wb. (gl. benedicens benedicam te) 853
zweideutig ist, und nach meiner ansieht vielmehr zwei (oder
*) Vgl. fritotäamlor a thethna(te comparo, o Tetnia) Ailbhe, bei
O'G. 476 raisversuuden.
**) In hotuislider Ml. (gl. qao laberis) 1064 würden aogar zwei pro-
nomina (n-t) mit dem t dw verbi venchmolsen Bein, wenn die erkllnmg
von Zeafa 475 richtig wftre; doch findet sich die nnpenteliche conatmction
sonst nur beim passiv, nicht beim deponens. Ich halte daher hotuislider
ftlr eine passivform: quo caditnr.
keltische Studien. 57
drä) pr&positioiien ind-aiftb (oder in-do-aith, in wel-
chem falle maD jedoch *intatbendachub erwarten sollte)
enthält, also: ind-aith-t-bendachnb. Das sufBxpro-
Domen bietet ein u nur in erntsu Wb. (pro te) 1044.
1053, friutt {ngog ai) Pr. 341, friat, ML 609, cenatsa
(sbe te) Wb.614, torntsu (per te) Sg.613, welches ebenso
wie das tt, welches sich mehrfach findet und durch die
dara bezeugt wird, auch ans dem v einer etwanigen Ur-
form *tTa (*tvä) erklärt werden könnte; cucut Wb. (ad
te) 1062. 1063 beweist so wenig als die deshalb oben
nicht angef&hrten cnccumsa, cucunn 587, da -hier u
zum stamme der prftposition (*cun-cu?) 2u gehören scheint;
latsn Wb. (apud te) 1053. 1062 ffibrt dagegen mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit auf *tTa; auch verdient beachtung,
dab das t, welches wir bei der ersten person nur im rich-
tongsablativ (bei u&imm, uäinn und dfimm, dünn) fan-
den, hier nicht nur in u4it Wb. 590. 1054 und dfit Wb.
1049, sondern auch (im locativ) dem indiumm, indiunn
gegenQber in indit Wb. (in te) 582 und sogar neben
dorn, dünn in duit Wb. Sg. (ad te, tibi) 598 auftritt —
Dem infixum der 2. pl. liegt jedenfalls wie in l.pl. eine
form mit consonantischem auslant (analog dem skr. vas,
lat. vös) zu gründe, da die tenuis dahinter überall erhal-
ten ist: nobcara Wb. (quod amat vos) 1044, nobcarad
(amabat vo8)4l7, robclandad (radicati estis) 999, rob-
carsi (amavit vos) 337, am. nondubcalrimse (ut ego
vos amo) 995, am. rondobcarsamni (ut nos amavirnus
▼os) 336, fordnbcechna (vos docuerit) 455, forndob-
canar (quod vobis praecipitnr) 235, atobci (novit vos)
337, dobtromma (gravat vos) ib. Damit stimmt das h
in robhicad (salvati estis) 611*). Als vocal der urform
*) Demnach ist Aid übel Hub Wb. (vos visam, ad vos devertar) 486
nicht mit Z. 18 als *addnbfelliub (videbo vos) xu deaten, sondern nebst
adeillinb (devertar) ond lasse adnellinb (cum devertar) ib. — mit dem
reL inf , da« folglich, wenn Z. recht haben sollte, ^adfelliub heifsen mttfste —
mit enit adfll 494 ans derselben steUe (1. Cor. 16|6~7) und cnit tadill
1042 an vatgUieh«!, ferner mit diall 8g. (diverticnlnm) 844 und dir eil-
sat Cr. (dariarnnt) 486, [diall (declinatlo) scheint Ittr *doall au stahen,
.j.^Am
58 Ebel
tritt f zwar nur in zwei beispielen hervor: tresindippiat
Wb. (per quam vobis erunt) 371 und oondibfeil (ut gi-
tis) 47 ö, während sonst das eingeschobene du (do) unver-
ändert bleibt, manudubfeil Wb. (si estis) 620, höre
nondobmolorsa (quia laudo tos) 444, und im Ml. wie-
der a erscheint: cochotabosadsi =» co-chot(h)-dob-
-bosad-si (ut vos confringeret) 66, atabgabed farcaire
(unklar) 336; indessen erscheinen jene beiden, namentlich
condibfeil dem condumfel (ut sim) gegenüber, um so
bedeutungsvoller, als sich das « in allen fällen der sufBgie-
rung auf's unzweideutigste zeigte sogar in cuccuib Wb.
(ad vos) 998, cenuibsi (sine vobis) 604, etruib (inter
▼os) 616. 1042, und der einzigen ausnähme airiubsi (pro
vobis) 578 die formen airib 1043^ airib, airibsi, airi-
uibsi 578 und eruibsi 1044 zur seite stehen; auch sib
(vos) Wb. 333 ist zu vergleichen. Ueber die Verschmel-
zung dieses pronomens, dessen vermuthliche urform also
*bis (d. h. vis) lautet, mit folgendem b (ropia, tres-
indippiat) ist schon IV, 177 gesprochen.
Etwas mehr Schwierigkeit als m, n, f, b machen dem
erklärer der verbalformen die pronomina der 3ten per-
son, da sich hier im singular wie im plurnl mehrere stamme
zeigen, die unter sich wie mit andern fürwörtern verwech-
eelt werden können, zum theil auch übersehen worden
sind.
1) Einen stamm a, den Zeufs gänzlich verkannt hat,
habe ich bereits IV, 177 in einigen beispielen nachgewie-
sen; es scheint (wenn nicht a hier für sa steht, wie beim
relativ und beim artikel, in welchem falle doch wohl ta
f&r da = do + sa stehen würde) derselbe, dessen gen.
vgl. doellatar, duellatar, donelltar, duelltis Sg. 466. 677. 1012]
also aus *ad-all oder *aTth-all zu erkllLreii. In dem gen. sg. adfll steckt
entweder das poasessivuin, also dnissdiill (snl deverticuli), und in tadHl
ist dann das t von cuit irrthümlich wiederliolt, oder der accent ist über-
fltisaigv und adill stimmt genau zu adeiUinbi tadill enthält doppelte
Präposition do-aith-. Die stellen lauten: nfba cuit adÜl cucnibsi
acht ainfa lib (non erit ratione devertendi ad vos, sed manebit apnd vos)
und: bad atrab nibad cuit tadill (esto habitatio, ne sit ratione de-
vertendi).
keltiselie Studien. 59
aiDg. und phir. die posseesiya a (ejus) uud an (eonun) dar-
stellen, kann aber, da f> meist zwisohen vocalen spurlos
ausflült, sehr wohl auch das im 6raoisoheD, litauischen und
slaTischen erhaltene aya sein. Wir fiodeo hier zum ersten
mal deutiioh erkennbare casusformen im pron. inf., nämlich
im sing, die aceusativform aiü (ftn, vermuthlich = ^avarn,
'ayftm) für masc. und fem., a (ss *ava wie im altpersi-
schen) fllr das nentrum, was ich damals noch nicht er-
kannt hatte; im plur. a (ä =s ^ava), worin entweder das
ihm gebührende s wie in du- (övg^) und mi- (mis*) sehr
früh Yerloren oder das ueutrum auf beide geschlechter mit
ftbertragen ist, da es aspiration bewirkt; wie bei den vo-
Tigeu filrwörtern vertritt auch hier der acousativ den dativ
mit. Ohne wettere zusätze erscheint dies pronomen ein-
gesdioben: a) im sibg. m. f. nanglanad [=noan-glanad]
Wh. (purget se) d82, act ranglana (modo se emunda^
▼erit) 1055, rambia digal (erit ei vindicta) 1043, ram-
b&i cacfa maith (fuit ei omne bonum) 481, rafiriani-
gestar (justificavit eiim) 448, sech raoualid asne
(quamqiiam cum audivistis esse iUum)49l, horaoumach-
taigset Ml. (ex quo eo potiti sunt) 436, dandonid [ae
do-an-donid] Wb. (consolamini enm) 705, darrat f^ssin
hicrofch (semet ipsum in crucem dedit) 1046, alrda-
nimmart greim 4aite ML (nam eum cohibuit pauUu-
lum *) ejus nutricius) 1066, immanimcab Wb. (devita
eum) 1058, maconatil biucc (si obdormivit paullulum,
gratia) 1053 s= m. ir. cona d-tuil Tadhg B. Lism. (T.
obdormivit) O'D. 260 — reflexiv conran-til, con-an-
tuii, vgl. contuil c4ch uadib Fiacc. hymn. 31 (obdor-
mivit nnus qnisque eorum), d. h. ''con-n-tuil oder *con-
'd--tuil, s. unten; dagegen ni cbotlu (non dormio) beitr.
ni, 48 (bis), n. ir. eodlaim (I sleep), fat. coideölad — an-
uodacomart chlaideb Ml. (cum eum caederet gladins)
^) wSrtiich: ein bitGb«n, vgl. greim buocella Stokes Ir. gl. 144 ss
0. ir. ^enn (a bis or mocMl); zu danimmart vergl. ni timmorc^r Sg.
(dqu eoarctatnr) S55 und timmorte, timmarte (correpta, vocalis); aite
tdieifit s=3 ^atlüthe von der wnrsel atb: ithim (edo).
60 Ebel
442 [vergl. docomartatar (gl. attriveruot) 443 entweder
statt doch, oder mit eingeschobenem relativ], manid tes-
arbi f= do-es-anrobi] ni Wb. (si non defuit ei, viduae,
res) lOöO, auch tesarbae 852? — b) im plur. und im
ueutr., wobei sing, und plur. oft schwer zu scheiden ist,
nagniusa Wb. (facio id) 600, bad samlith nacho-
malnith Wb. (sie esto ut td (ea) teneatis) 446, ba coir
cenachomalnithe ropredcbad mör namri düib
(consentaneuni erat, quia id implebatis qnod praedicatum
erat, multum commodi vobis) 889 [falsch erklärt von Zeufs;
mit negation steht nicht cena, sondern cini; ohne vor-
aufgehendes pronomen wQrde auch nicht ropredcbad
stehen, sondern arrop(h)redchad vgl. 348,] am bid o
dia rachlöithe (acsi a deo id (ea) audissetis) und ra-
chualatar (audiverunt id, vaticinium) 491, rachretsidsi
(credidistis id) 435, act rachomalnathar rennapre-
oept (modo impleverit ea, antequam^ ea doceat) 1059,
dalte petir rachomalnastar sede dam (discipulus
Petri implevit id (ea?) quoque 355, ni asse acleith ra-
fitir aslia (non facilis eorum absconditio, sciunt ea quam
plurimi) 286, ni uälnn raucsat (non a nobis ea (id) ac*-
ceperunt) 413, ramüinset (docuerunt se, didicerunt) 436,
rageni (fecit ea, id?) 439, raaera dia duün em (prae-
beat (?) autem id nobis deus)678, arachrinim Sg. (gl.
difficiscor; exsicco id?) 1035, dagnitis dam intsabin-
dai anisin immenetor (faoiebant iis etiam Sabini hoc
invicem) 1027, dagena cammaib Wb. (faciet id tarnen)
667, daadbat som (demonstrat iis (id?) ipse) 456, da-
beridsi (dabitis ea, testimonia) 372, dabir Inc. (pone
ea), höre damelat Wb. (quia ea (?) manducant) 441,
daucci feissin (intellegit id (ea?) ipse) 373, dahucci
438, daucbaidsi (intellegetis id, ea) 439, dagniusa
sin (facio hoc) 353, dalugnbsa dam (ignoscam id ego
quoque) 987, dalugnb son (condonabo illud) 1063, da-
rolgea dia doib (ignoscat id deus iis) 1058, ciafadam
(quod ea patior) 1053, fadidmed [reduplicierter condi-
cionalis, 8. fosdidniat, fondidmaesTu III, 264] alcned
kdtiache stildien. 61
Sg. (pateretar id natura) 1001, inti arafoim (qtii eam
accipit) ML 681, arafoimtis intiu sön (reciperent hoc
iD se) 582y fagebtis Wb. (baberent ea) 453, facheirt
in alios sonos Sg. (deponit, abdit se) 1012, conru-
failnitber Wb. (at id iispleatur? wenn hier nicht fa-
Btatt fo» geschrieben ist) 348, indi iülaimgaib Sg. (ejus,
qoi id vitat) 855, tarsatharmthiagat Cr. (trans ea
transgrediuntur? scheint verschrieben statt tarsatarm-
thiagat: trans quae tr.) 1072; sweifelhafit, ob sing, oder
plur., -ist z. b. isfrissnasamlur Wb. (cum eo eum (eos,
id?) oomparo) 444, weil wir nicht wissen, ob s mit oder
ohne punkt zu lesen ist, und Zeufs weder Zusammenhang
noeh text mittheilt; ebenso rap'ridchaisem (praedicavi-
mag id?) 435, da bei p öfter die aspiration unbezeichnet
bläbi. Pleonastisch erscheint das pronomen in noch ni
rabatar indfirso riam forecht fetar[licce] Wb.
(oon tarnen id fuerunt hi viri antea, sub lege vetustatis)
666 und foragab duaid inna anman adiecta cen
tabairt anman tren friu Ml. (posuit ea David, nomina
ftdjectiva, sine additione nominum substantivorum ad ea)
253, wo indessen Z. vielleicht ein .i. (idön) ausgelassen
hat wie öfter. — Mit vorgeschlagenem d (wie dumm
u. 8. w.) finden wir beide formen ebenfalls: a) sechiphä
nodapredcha Wb. (quisquis est, qui eum praedicat, so.
Satanam, 2. Cor. 2, 11) 682, ith6 inso bäsi nodabe-
rat [ungenau statt nodamberat] ineclis (sunt hice
mores qui eam, viduam, feruntin ecclesiam) 1049, rudan-
ordan (ordinavit eum) 338, fristacuirther Sg. (gl. ob-
jiettor autem huic) 465 — von Z. 857 zu den decomposi-
tis gerechnet — , fritataibret na dorche donsoilsi Sg.
opponant eam tenebrae luci) 846; — b) nodascara Wb.
(separavit eos) 1048, nodaengraicigetar Sg. (eorum
locum obtinent) 339, fogur tm. nodadeligedar fri-
mnta (sonus tantum eas distinguit a mutis, semivocales)
1015, nondasoirfäa Ml. (quod salvabit eos) 339, am.
rondalegsamni, acht rondasaibset som (ut nos eos
legimus, nisi quod fal^mnt eos ipsi) ib.,' sochide roda*
6*2 Kbel
scrib hüan Cr. (multi id transcripserunt a Dobis) 1074,
tresindabia Wb. (per quam iis erit) 371, ni arindi
asDdarobartis Ml. (non quod ea dixissent) 996, con-
dagaibtis Ml. (ut eoe caperent) 453, coodatanic int-
apstal Fiacc. b. 20 (doneo iis venit apostolus), conda*
tüargabasa Wb. (donec id protuli, sc. evaDgeliam) 1039
•^ beide beispiele mit t statt th — , acht daduthrac-
car (sed opto id, booum) 444, madacboisged dilgud
(ei id consequeretttr remissio) 665 [kein decomp«; vgl. was
obea über do coischifed 454 bemerkt ist], la .q. 7 ia-
singutai dodaiarmorat Sg. (apud q et vooalem qoi
id, so. u, seqaitur) 1016^ isinlitir comfograigthi do-
daiarmorat (in litteram simul pronuntiandam quaeidse-
quitor) 855, isdia cotaöei ade Wb. (deus id servat)
1054 =ss *cot(b)-da-öeI — vgl. connöi (qui servat ei)
ib. — , cptaucbat Cr. 1072 =s cotaocbat 858 (attol-
luQt se) d. h. *cot(h)-da-ukd-gabat, atarimtis Sg. (ea ad-
nnmerabant) 620 und ataruirmiset (ea adDumeraverimt)
33 d. h. "ad-da-rimtis, *ad-da-ro-rimiset; hierher scheint
auch nadfrithtasgat [ss frith-da-segatP] friusom Ml.
(qui noD oppoount se iis) 846 za gehören. — Für das
fem. sing, sind tesarbi, nodaberat, fritataibret —
besogen auf dondfritobairt maill (oppositione lenta) —
beweisend. Zeuft, der dies pronomen im sing, gar nicht
als ein von n wesentlich verschiedenes erkannt, im plor.
nur in der erweiterten form da angesetzt hat, nimmt an,
dafs das a auch fehlen könne, rechnet also im plur. ro-
dordigestar ebenfalls hierher; das ist jedoch höchst un«
wahrscbeinlich , sdbst wenn da nicht aus d-a entstanden
sein sollte, da wir wenigstens im sing, ganz entschiedeB
neben an (dan) zwei deutlich davon gesonderte elemente
n (dn) und d finden.
2) Das pron. inf. n könnte auf den ersten blick eine
abschwächung von an scheinen wie beim pron. rel.; diese
Voraussetzung, die bei flüchtiger betrachtung möglich wftre^
wird indessen schon dadurch widerlegt, dafs dies i»- nicht
nur nirgends ausftUt oder assimiliert wird^ sondern sogar
keltifche stndien. 63
eine folgende tenois aspiriert: nihed am^it noncAretidsi Wb.
(ooQ hoc solam ot in eum credatis) 578, diancAomalDinn
(ffl id implerem, mandatum) 450, arincAomalaatbar (ut eam
impleat, doctrinam) 1060, bore arincArinat (quia se siccant,
marcescunt?) 1041, mit ausnähme des i natQrlich: arintaa«
brid di (at id detis ei) 493; nachlässige Schreibung ist:
am. nonpredchimse (ut id (eum?) praedico) 1054 und am.
ronpredchissemni (ut id praedicavimus) 435. Hierdurch
aoterscheidet es sich zugleich in vielen f&Uen deutlich vom
rel. n und von n (nos). In allen diesen beispielen ist das-
selbe mit dem relativum (der conjnnction) verschmolzen,
sowie in am. rons6ir fesin (ut semet ipsum salvavit) 436,
b6re n^sirairigsiur (quia id non perpetravi, peccad m.) 995,
sm. dongni ade (sicut facit hoc) 356; allein tritt es auf
in Todbo dia adroni et connoi arrad (fuit deus qui
iepomat et servavit ei gratiam) 1054 — zu con-n-6i
▼gl cotaöei ib. — , contuil c&ch uädib Fiacc. h. 31
(obdormivit unns qaisque eorum; reflexiv, s. oben cona-
til), dondiut Sg. (sisto eum) 338, naichfideirsed (se
eum non desertnrum) 451. Ein beispiel fbr den plural
habe ich aufter bore arinchrinat Wb. nicht gefunden;
dsgegen verdient die einschiebung hinter dem verb. subst.
(wie b^m rel. n) in ni ruban and Sg. (non erit, esse
potest id ibi) 1011 und (mit vorgeschobnem d)nipadnai-
dreck Wb. (non poenifcebit eum) 442 besondre beachtung.
Mit vorgeschobenem d finden wir au(ser dem eben citier-
ten nipadnaidrech noch: doini nodnoirdnet Wb.
(homines'eum ordinant) 338, ni tti nodnai[li] (non tu
emn alia) 333f AariMiud nodnicad (suum meritnm quod
se aalvaret), dondi rodndolbi (ei qui cum finxit) 338;
merkwürdiger weise lauter beispiele, in denen ein relativnm
fehlt, so dafs man sich versucht fahlen könnte, dieses im
II ZD Sachen und d fbr das persönliche f&rwort zu halten,
wenn nicht sonst fiberall das relativum vor diesem' stände;
ein andrer verdacht, dafs dn acc« m.f. zum neutr. d sei,
wozu dann da der plur. wftre, wird durch rodchürsach,
sdidgeAIn (s- unten) so ziemlich beseitigt. Zweifelhafte
64 Ebel
beispiele sind donaisilbub Wb. (gl. hoc cum assigna-
▼ero, iis fructum) 338 = 436, fondidmaesiu Ml. (gl.
patiaris) 432, rundlüth (gl. dcDsaverat) 437, deren n das
relativ sein kann ; hingegen scheinen die anfangs angefbhr-
ten beispiele des con mit folgender aspiration, Oberhaupt
mit aufTallender erhaltung des n, hierher zu gehören, theils
mit einem wirklichen pronomen: nandrigad contised
Patrice Lib. Ardm. (id se non aggressnrum esse, donec
sibi yeniret P.) O'D. 439, conn&ch moldea nech Wb.
(ne se landet quis — wo das pronomen gar nicht zu ent-
behren ist) 679, conidbarat acorpu (ut ei immolent
Corpora sua) 682, ni conchoscram (non quod eam de-
struamus, legem Rom. III, 31) 711, ni conlaimmemarni
6n (non quod audeamus id) 446, wozu man istorbe ciid
ed ön, ishßd 6n asfir Wb. 334 vergleichen mag, theils
mit adverbialem gebrauch des n (wie beim relativum): con-
festar cach dofoirbthetu (dafs da ein jeder wisse
deine festigkeit) 1049, ni conchoimnucuir rect firi-
anugud (nicht dafs da das gesetz die rechtfertigung be-
wirkte) 853. Pleonastische häufung der pronomina (und
Pronominaladverbien) ist im irischen nichts seltenes, vergl.
ished inso sis, ishe se sis andechor Sg. 365, und
mehrere pronomina sind gerade mit n zusammengesetzt:
sin, sodin neben se, side, auch ön, aon; auch begreift
sich leicht, dals das n (man vergleiche den lateinischen
gebrauch des quod in quodsi) adverbial gebraucht wer-
den konnte. Die erhaltung des n und die aspirationskrafty
die dasselbe deutlich von an scheiden, weisen darauf bin,
dafs es ursprünglich ein neatrum vom stamme (na) ana
sei = slav. ono, das sich ebenso wie das rel. n im ge-
brauche weiter ausgedehnt h&tte.
3) Auch das d, wofür hinter consonanten mehrfach
i d auftritt, verräth seinen ursprünglich vocalischen auslaut
durch die aspiration der tenuis: lanech nodcAomalnadar,
lanech nadidcAreti Wb. (apud eum qui id implet, qui id
non credit) 671, doch&ob rodc/Uuinetbar (omni qui id
audivit) 1042 und inlinn rodcAluinetbar (numerus qui id
keltische »tudien, 85
aa^vit) 1050, inlinn nodcAreitfea (numems qai id credet)
436, issochuide rodcAürsach (est multitado qnae eam ob-
jurgavit) 338, indi QachidcAQäla(ar (qai id (eum?) non ao-
diernnt) 704; marudcAoiscset, ciarudcAuälatar, manidcAre-
tid, maoidcAoaialnid s. unten. Wegen des i in den bei-
spielen: ni nach alle asstcnbeir Wb. (non alias quis id di->
cit) 338, ciastdbYÖrsa (quamqaam id dico) Sg. 609, cias-
üRriur, ciastdrubort (qaamquam id dixi) Sg. 488, ciastdni-
bartaa ML 1064, indi astdrnbart (ea quae id dixit) Sg. 467,
artdrochell (id rapait) 338, artdriilastar (enm conrenit)
Fiacc. hjmn. 24, andfetis (eum evehebant? cf. donfe beitr.
1,470) ib. 32, anima tm. adtdgetiin Wb. (anima tantnm
eam cognoscit), immtdforling domsa (effecit id mihi) 338,
conidrofoilsigsetar apstil doib (donec id manifestarerint
apottoU iis) 449, conitucca s. unten, conid&l inindoob&il
(at id (corpus) sit in gloria) 478 — doneüch nucbuifitir
Ml. (ei qai eam nes€it, rationem) 704 ist wegen des naich
nicht mitznrechnen — könnte man an ein nentrum i d ne-
bea dem prcm. abs. ed, 6d denken, ftlr welehes dann (II,
188) eine dem got.ita entsprechende nrform anzunehmen
wire; indessen findet sich best&ndig rud-, rod-, nie ruifd-
oder rid-, von andern gründen gegen eine solche annähme
wird unten die rede sein; man geht also wohl am natQr-
liebsten auf ta (sss skr. tad), oder wegen des t auf die
nebenform tya (ved. tyad) zurück, so dafs d als kürzere
form des in den compositis aide, ade auftretenden de
erscheint. Beispiele mit dem relativum sind: immindrai-
«et (?), nandrigad L. Ardm. (O'D. 437. 439), rondbiad failte
Ubd Wb. 484, sechicbruth dondrön 682, am. rondpromsom,
am. domirig^ni 338, am. dondrig^nsat 611, am. dondneet
438, am. fbndrodil 230, am« roitdgab Sg. 973, am. rofid-
gabaal 979, dindapir 280, isindi roiidaintnnigestar Ml. 448,
nifil aimsir nadiitdbed 894, am. asindbiursa Ml. 338, amail
asaindbetr Cam. — s&mmtlich oben erklärt -^ und isciftr-
sagad rondcArsam Wb. 603 (? scheint verschrieben, auch
die dura e fSllt anf); "vorgeschlagenes d hat condidmolo^
iat eäth Wb. (ul eum. landet quivis) 338. Das fem. be-
BttMge s. Tgl. sprmchf. V. 1. 5
66 Ebel
zeichnet adidgeüio, den plaral isdia rodordigestar Wb.
(deus eas ordinavit, potestates) 339, mit relativ: intain
domäecfa, [intain] dondviga (cum veniet iis) 495, wovon
letzteres namentlich gegen Zeufs' annähme spricht, dals d
aus da gekürzt sei. Andre beispiele: nodmoladar fesin
Wb. (gl. qui se ipsum commendat) 338, iscr. dodlugi lim
(Christus id ignoscit apud me) 987, combad notire rocfscri-
bad cosse (ut sit notarius qui id scripserit hucusque) 1044,
fodüacair (id indicat) 705, is^side rodfinnad Sg. (se id
scire) 451, hithä dodmainetar insin (illi putant hoc) 1013,
infers . . dodiarmorat (versus . . qui eum sequitur) 985;
dodfetis Fiacc. h. 7 (eum advehebant? cf donfe, aridfe-
tis; oder eum, id nuntiabant? cf. adfiadat — die glosse
dobertis ist ebenfalls zweideutig: afferebant oder dice-
baut), ni tidbarid farmbaüllu Wb.) ne detis ei, peccato,
membra vestra) 993 [vgl. ni tiberthar (non dabitur) 470,
ni tibertais piäna Ml. (non darent poenas) 1070, nach
tibred Corm. (which he would not give) O'D. 216, co
na tibratis L. Br. (so that they should not give) ib. 217,
n. ir. fiit. und cond. tiubhrad, iiubhrainn]. — Formelle
Veränderungen, die bisweilen zu völliger verkennung
dieses pronomens gefbhrt haben, sind die Verwandlung des
d in t vor d: sech is öen spirut fotd&lY Wb. (quamquam
est unus Spiritus qui ea dispensat) 682 [vgl. oben anat-
denat ^ an-nad-denat], mit ausfall verbunden: coni-
tucca in »tarcne caich (ut id ferat in cognitionem
cujusvis) 997; und die Verschmelzung desselben mit dem
th oder d der präposition zu t: atbeir Wb. (dioit id) 441,
atbeirmis frib (dicebamus id vobis) 417, nitussu tböenor
ciatbere (non tu solus, quamvis id dicas) 333 [ganz falsch
Z. 443], aütrubert ind. noeb. apostol inso Cam. (dixit
hoc sanctus apostolus) 1006 [^aithber erscheint aufser
adbeir Wb. (dicit) 564, ni »dparthi'inso Sg. (non
dicendum hoc) 1016 — natfirlich auch inti adrubart»
mar (is quem dizimus) 443 — stets ohne tk, d in der
form aper oder eper, aber das constantep bezeugt eben
den ausfall des fA], so auch m&tchobra Wb. (si id vult)
keltische stodien. 67
1046 = ma-ad-d-chobra, dessen ch also ganz in der ord-
nuDg ist, yermuthlicb aach atebi Wb. (videt eum, id?)
839, atmuilniur (iterum id dico) 840, atgairith (recla-
matis eam; ancride n. injuriam) 987; die folgende me-
dia ist verh&rtet in aadpartbi Sg. (s. oben).
Pleonastiscb erscbeint d noch häufiger als it. Bei-
spiele wie dodmainetar insin, ni sedparthi inso Sg.,
aütmbert • . inso Cam. haben f&r den, der anf die hän-
fbog der pronominalen bestandtheile in ished insosis
Q. 8. 1^. achtsam geworden ist, nichts auffallendes mehr; in
ciasidruburt ambuifth, ciasidbiur abuith huandf
asuitis Sg. (quamquam id dixi, esse ea; quamquam id
dico, id esse ab eo quod est vitis) 488, mädodrume-
naiar alaaili nombetis (si id putarunt alii, ea esse)
1026 schliefst sich der pleonasmus an fthnlicbes im dent-
8cb&i^ in rodbo diä adroni Wb. 1054 an das französi-
sehe (ce ftit dien qui etc.) an, so lielse sich auch arndip
rncce doib (damit es ihnen schände sei) 1054 erklären.
In anderen beispielen ist es jedoch entweder absolut un-
zDö^ch oder nur durch die unnatürlichsten deutungen
mdgKch, ein wirkliches pronomen herauszubringen, es bleibt
also nichts übrig, als dem d (wie dem n) bisweilen ad-
verbiale geltung beizulegen (wie sie ja dem accusativ im
griechischen und lateinischen auch zukommt); auf diese
weise sinkt das d („in dieser beziehung^) gleich dem lat.
qaod in quodsi u. s. w. zu einem blofsen ezpletiv herab,
wie unser »da^ nach dem relativum, in: cenodfil posit
grecda do Sg. (quod quamquam ei est positivus grae-
cus) 419, cenodfil chotarsnataith etarru (quod etsi
est oppositio inter ea) 1031, cenotad [= cenodtad]
maicsi raith Wb. (quod etsi filii gratiae esti8)672, cinid-
fil chairi linn Ml. (quod etsi non est culpa apud nos)
894, cenidrubat Sg. (quamquam non erunt, esse non
posaunt) 970, ciadudrigni diä mör dimaith erriu
Wb. (quamquam deus fecit multum boni iis) 579, cia-
Todbatar tirbithi aili fornn Wb. (quamvis fiierint
sKae angnstiae nobis) 596, ciarudchuälatar ilbölre
68 Ebd
Wb. (quod etsi audienint multas linguae) 665, manu d fei
inspirut noib indiamsa Wb. (quodsi Spiritus sanctus
in me est) 483, marudbaitsius nech naile (si quem
alium baptizavi) 434, madudrignius ni Ml. (si quid
feci) 891, madudrimtbirid öis carcre Wb. (si mini-
stravit aetati carceris) 1050, marudchoiscset ammuin-
tir (si familiam suam cohibuerunt) 1048, marudscarsid
fritola (si a cnpiditatibus recessistis) 1041, mannddle^
gar ni do (quodsi quid debet) 1062, manidohomalnid
arropredchad düib (quodsi non impletis quod praedi-
catum est vobis) 348, manidtesarbi ni (quodsi non de-
faerit ei quidquam) 1050, manidchretid ess^irge er.
(quodsi non creditis resurrectionem Christi) 436, conid
fargaib Fiacc. h. 5 (donec remanet). Wir werden also
auch in andudesta difoirbthetu fornirisse Wb.
(quod deest de firmitate fidei vestrae) 348, madudeata
ni dibarniris (si quid deest de fide vestra) 469, andn-
desta airibsi (quod deest in vobis) 578, ani dodesta
dichomalnad caesta er. dpmsa (quod deest de imple-
tione mea passionis Christi) 1039 neben ished dim de-
fita disuidiu (id ergo deest de hoc) ib. nicht eine über-
flüssige Zusammensetzung aus dodo-es-ta, sondern viel-
mehr dies ezpletiv du-d-es-ta zu erkennen haben (was
da fehlt, quodsi deest); dasselbe d tritt uns ferner in arn-
dip maith nairlethar amuntir Wb. (ut bene oboediat
ejus familia) 1047, airndip maith aforcell (ut boDus
Sit nuntius) 235, condip slan aanim (ut saaus sit
animus ejus) 485, condib foirbthe (ut sit firmus, firma)
1039. 1049 und vielen ähnlichen beispielen entgegen, wenn
gleich einige wie condib ferr donberaidsi (ut sit me-
lius quod nobis detis) 485 die erklärung durch das subject
(id) zulassen. Auch duüs indip fochnnn icce do ain-
darpe aogntu (num forte sit causa salntis ei ejus excom-
municatio) 708, düus indaithirset (num forte eos poe-
niteat) 709 scheinen hierher za gehören; doch enth< die
fragepartikel in überhaupt (ausgenommen vor der würzet
ba: imbed, imba, imb) ein fremdes element hinter dem
keltische gtudien. 69
A, wie die ▼erbindungen incomalnid, inrictar und das
neoirische an mit folgender eclipse (also ann) beweisen.
Wir dQrfen aber noch einen schritt weiter gehen:
wenniD manudfel, marudcboTscset, madudrignius,
manidchomalnid, cenodfil, ciaradchuälatar, cia-
dudrigni, cinidfil ein pronominales dement steckt, das
wir in der Übersetzung kanm wiederzugeben vermögen, so
wird es in hohem grade wahrscheinlich, dafs auch in
mad, cid, ced nicht ein yerstflmmeltes verbum, sondern
eben dieses pronomen oder pronominaladverb den schlufis-
bestandtheil bildet. Ich weifs recht wohl, dafs in vielen
ftllen das verbum sein sehr gut passen wQrde: mad in-
£b nuarib deac namma bas laigu (si duodecim tantum
hom (est quod) est minor), arm ad iarnaicniüd adrimther
(nam a secundum naturam (est quod) computatnr) Cr.
1076, armad pecthad inti forataibre gräd Wb. (nam si
peeeator sit is in quem conferas gradum) 1051, armad
forngalre dognein do (nam si esset mandatum quod ei fa-
cerem) 454, mad forcenn libuir nach raageu imbeth amen
indib lil. (si finis libri esset aliquis locus quo est amen
in üb) 1063, mad önchetnidiu nobed Sg. (si a primitive
(esset quod) esset) 483, mad cofoirbthetu hirisse arfenithar
Wb. (si ad firmitatem fidei (Test quod) percipitur) 1048,
mad inchrudso bemmi (si hoc modo (est quod) sumus)
1060, mad inchruthsin beithc, bethe (si hoc modo essetis)^
4S4, mad mald la diä (si bonum erit secundum deum),
act mad melltach lasinfer (praeterquam si placitum est
viro) 603, mad fiu lib moamechsa (si dignum secundum
vos erit aaxilinm meum) 463, mad snlbair et mad an in-
precept (si eloquens et si dives est doctrina) 678, mad
tafrismech hifochidib et mad maith ignim (si constans
est in tribniationibus et si bona est actio ejus) 671, act
mad 6§ntu düib occa (praeterquam si unitas vobis est
apnd id) ib., mad sla4n inball (si Sanum est membrum)
991 , mad olcc amuntar (si mala est ejus familia) 1059,
mad ferr cotobsechfider (si melius erit, corripieraini) 998,
mad adchoifflchtadach Sg. (si reciprocum est) 977> mad
70 Ebel
binoDQ tarmorcenn ndöib (si eadem iis terminatio est) 971,
mad cotecht di cofer Wb. (si aditus ei est ad virum) 884,
mad griunne cruithnechte foceirr (si granum frumenti est
quod ponitur) 997, madbö farmbethusi er. (si ipse est vita
Chr.) 1041; cid do uÄir Wb« (etsi ad horam est), cid
aingel dianglib nime predchas duibsi (etsi angeius est de
aDgelis caeli qui praedicat vobis) 672, cid glicc et cid
sulbir (quamyis pmdens et quamvis eloqaens sit) 1040,
cidcian cidgair (sive longom sive breve est), eed molad
ced tatbÄir domberaidsi dotinsa (sive laus sive reprehensio
est quam fertis mihi) 673, cid precept cid labrad ilb^be
(sive doctrina sive locutio multanim liDguarum est) ib., cid
indfochith foUongam (quamvis sit tribulatio quam ferimus)
992, cid tren (quamvis fortis esset) 593; ja das vorkom-
men der formen mat, cit, matu, cetu, die entschieden
einen plural (it, at) enthalten, und der einzelnen form matis
tuicsi Wb. (si essent electi) 493, die die endung der seonn-
därtempora an sich trägt, scheint ein grofses gewicht für
diese erkiftrung in die wagschale zu legen. Jedoch mols
es schon auffallen, dafs wir f&r das eine d bei der Über-
setzung allerlei verschiedene formen (est, sid, erit, esset)
zu hülfe nehmen müfsten; aufserdem gibt es aber auch
beispiele, in denen dies verbum nur sehr gezwungen eine
stelle finden kann, cid armuintemi madtü (etiam familia
nostra si tu, gl. discant autem et nostri) Wb. 1061, aot
mad aclaind (praeterquam si familiam suam, gl. docere
autem mulieri non permitto) 1046, cid acomroir[c]niu Sg.
(etiam errores eorum, sequimurj 1033, oder der singular
nicht pafst, ni comalnat som cid feissne recht Wb. (illi
ne ipsi quidem legem implent) 673; ja in madesgre Cam.
(si edicis, scilicet) 1007 scheint ein verbum vor dem ver-
bum geradezu unmöglich, wiewol nicht undenkbar ist, dals
esgre ein Substantiv wie tairngire, forngaire w&re.
Dagegen ist ein fehlen der copnla (nach analogie von
nim^ asbeo, ceh^ roscrib, cid asrobart incoimdiu,
indoich side do, auch in nebens&tzen am. n&ch annse
ndäib) im irischen durchaus nichts auffitllendes, also wol
keltische Studien. 71
audi manid iiioonn forcital linn Wb. (quodsi non eadem
doctrina nobis) 358, manid cos^itcbi rocretis (si ce n'eat
pas avec ton ^pouse que tu as cru) 434 dem obigen ma-
nidchretid, manidtesarbi analog zu erklären, und in
mebreren der angefahrten beispiele läTst sich d geradezu
aU nominativ (es, ce) Obersetzen. Noch mehr empfiehlt
sich eine solche erklärnng fär cid, welches trotz der be-
denken, die kymr. kan, kyn erregen könnte, doch wol mit
dem fragepronomen identisch ist; daflir spricht schon der
umstand, dafs cid (adeo, etiam) gerade so gebraucht wird,
wie im affect das lat. quid? und namentlich quid quod?
Entscheidend aber ist unter dieser Voraussetzung der ge-
gensatz zwischen cid atobaich, cid atobaig (quid
Vm^peQit yos?) cid asrobart (quid dixit?), cid asbeir
(quid dicit?), cid frissasennar (quid ad quod sonetur?),
wo wir wie in ce h^ roscrib (quis scripsit?) entweder
gar kein relativ oder das tonlose finden, und cote an-
dobeir (quid est quod fert?) Wb. 361, wo das volltonige
an (id quod) auftritt, zum beweise, dafs dort ein demon-
strativum im hauptsatze steht (quid id quod vos impellit?
qnid id quod dixit? quid id quod dicit? quid id ad quod
sooetor? — quis is qui scripsit?), hier nicht, also te wirk-
lich eine schw&chung der verbalform tk ist, d dagegen das
nentrum ro. Freilich haben bis jetzt weder Stokes noch
Schleicher meiner folgning, dafs das irische ursprünglich
von consonanten nnr «, r, n am ende geduldet hat, aber
kein f, (I. 166. 176. II. 68) genau wie das griechische,
ihren beifall geschenkt, vielmehr hat jener (I. 454) einige
adverbia aaf -id als ablative gedeutet, dieser (in seinem
oompeiidiam) ed (id) und cid (quid?) geradezu mit den
lateinischen formen identificiert. Ich habe jedoch schon
(rfther alaill sain Sg. 1016 zum beweise fbr den vocali-
lischen ansgang des pronominalnentrums beigebracht und
oben gezeigt, dafs a, da fQr das neutrum ebensowol als
H^ den plural gilt (neben dem masc. fem. an^ dan)', dafs
aber ancb cid, ced und ed nicht das reine neutrum von
cia und e ohne beimischung eines fremden Clements ent-
79 Ebel
halten, ergibt sieb schon diu'aas, dais wir nicht itllein cia,
ce vor Substantiven aller geschlechter — fem. cemilt
(qaae magnitudo?), ces^rc (quam caritatem?), neutr. ce
torbe (quae utilitas?), cetorad (quem fractum?) Wb.,
cia förcenu (qui finis?) Ml. 362. 363 — und. sogar
(nebst CO, ca) als absolutes neutrum — cedono, cepu-
dono, ciapudono Wb. (quid ergo?) u. s. w. 665 — fin-
den, sondern auch e als neutrum, was Zeufs entgangen
ist, in ishese sis andechor Sg. (est haec eorum di£k-
rentia) 334, als neutr. oder fem. in ishä adülchinne
sidi Wb. (haec est ejus remuneratio) 98i). Wenn nun
femer e mit de, se und side — issi ede dulohinne inmilti
Wb. (est haec remuneratio), isi ede indail runde (haec est
esca mysteriosa) 989, ise side rodfinnad Sg. (se ipsum id
soire) 451 — sowie ce und hö, ce und si unter einander
verbunden werden, so dafs cid chen^l [man beachte die
aspirationi] nö cesi aram Sg. 362 (quod genus vel qoi
numerus sit) neben einander erscheinen, so bleibt wohl
kaum ein zweifei, dafs eine zasammenfftgung zweier prono-
mina wie in cesi (quae ea?) so auch in cid (quid hoc?)
und ed (vergl. skr. dtad, lat istud) stattgefunden bat,
also cid mit dem slavischen küto ganz auf einer linie
steht. — Noch weniger zweifelhaft kann die pronominale
natur des d in nad sein, dem in der mehrzahl der beispiele
ein verbum folgt, in nadmbed Wb. 991 sogar das verb.
subst.; nand könnte dasselbe mit eingeschobenem relativum
sein, doch scheint hier die wurzel tä näher' zu liegen, wo»
f&r auch derplur. nandat spricht.
Habe ich nun in diesen folgerungen recht, so dafs
mad, manid, cid, cinid zu manud, marud, cenod,
ciarud sich ähnlich verhalten wie con zu conon, so
f&llt auch ein neues licht auf eine andre eigenthOmlicbkeit
des irischen. Es ist bekannt, dals in gewissen Verbindun-
gen der lautkörper der pron. inf. zu schwach erscbeint,
und dafs man, um sie zu stützen, ein d vorschiebt. Die-
ser fall tritt zwar auch hinter präpositionen bisweilen ein,
fordomcbomaither , iri^umthiägar, aKotaig, co^ammetcnig-
keltische Studien. 73
thena, inrie hinter dea verbalpartikeln, nudamcbrocha, rud-
anordaa, Torzugs weise aber hinter dem relativum: tres*
iQ^ppiat, treaiodabia, noDdobmoIorsa, noDdubcafrimse, non-
dasoirfea^ nondobeofninigetar, roni/obcarsamni, rundaleg-
sanmi, rondasaibset, asndarobaFtis, forndobcanar, nandun-
tanalc — und hinter der conjunction co, con: coalom-
fioassar, cofordamth^idse, cooho^abosadsi, condamfel, con«*
Abfeil, condamcbloithersa, condomarrgabadsa, condk>nro{b,
concfinroirea, condidmolodar, coocfidtanicc fessin Wb. (do-
oec id (bas n. mors) venit ipsum) 286, condagaibtis, con-
«iatamc, condattiargabusa; hinter aran in arndomroibse;
hinter ma in maiiachoisged und manuciabfeil (s. oben). Ich
habe darin firüher die präposition do vermuthet, theils we-
gen der meist ähnlichen gestalt, die dieselbe in solchen
▼ecbmdnngen annimmt, theils wegen der Z. 892 aufgeführ-
ten beispiele ähnlicher constmctionen: dö (ille), doib (illi)
n« a w.; ich bin aber jetzt ron dieser ansieht zurückge-
luMnmen, da sich einerseits zwischen condibfcil, tres-
indippiat and dobrograd, dobröigu, zwischen con-
didmolodar und dodmainetar, dodiarm6rat, dod-
felis doch formelle unterschiede zeigen, andrerseits die
aaalogie zwischen arndip, condip, madesgre, ma-
nndfel und arndomroibse, condonroib, madacho-
laged, manudubfeil zu sehr hervortritt, um sich so
schlechthin von der band weisen zu lassen. Ich halte dem-
nach auch dieses d fflr dasselbe pronominale dement wie
im Torigen falle; man könnte sich sogar auf siunn, sib
berufen 9 am unmittelbare Zusammensetzung zweier prono-
niina in dun u. s. w. zu finden, doch scheint mir das d
auch hier vielmehr adverbialen Charakter za haben.
4) Gar keine casusform zeigt sn mit festem anlaut,
also mit se, stiT verwandt, das zwar den anstrich eines
aca sing, hat, aber gerade als plural am häufigsten vor-
kommt, ohne dafs in der behandlnng des n, die dieses als
orBprfioglichen aaslaut erweist, ein unterschied einträte.
Im sing, ist sn bei Zeuis nur als fem. belegt: ni^narroet-
oianu sidi Sg- (non recepimus hanc) 338, isalri nkitairmim
74 Ebel
sidi (ideo doq numero hanc) 339, isairi nutabur la k7q
(ideo non pono eam juxta k et q) 1013; das ist indessea
wohl blofser zufall und darf uns nicht hiDderu, das masc.
sing, in nisgebed tart (non eum capiebat sitis) Fiacc.
hymn.lö, — in cach dosfuc do bethu (quivis, eum —
statt des relativs: quem cunque — ad vitam conduxit) 18,
lasin.slög costiagat (apud agmen ad quod (eigentlich:
ad id) eunt) F^lire Epil. 59 — beide stellen III, 64 von
Stokes besprochen — anzuerkennen, das neutr. etwa^ in
marusböi dihumaldöit Wb. (si id fuit humilitate) 1059.
Beispiele des plurals: no^nguidsom Wb. (rogat eos) 416,
no^moidet (gloriantur) 1059, höre no^moidet (quia glori-
antur) 609, no^carimse (amo eqs) 430, no^gaibtis forclais
Ml. (canebant eos choro) 452, na tricoicat no^canad Fiacc.
hymn. 13 (tres pentecontades, eas canebat), rusmböi Wb.
(fuit iis) 340, roirpredach ro«comal[nastar] roirdanigestar
dün codo^^nemi (praedicavit ea, implevit ea, donavit ea
nobis, ut faceremus ea) ib., nofniessammar (judicamus eos)
446, manofcomalnnamar Cam. (si implemns ea) 1009, ma-
ni^comalnadar (si non implet ea)1050, mani^glana (si non
purgat eos) 1059, niani^tiibe (si non est iis) 339, cenuila-
bratar (quam vis ea loquantur) 665, cono«berinn (ut eos
ferrem) 450, nf^nagathar (non timet eos) 445, am. ni^lecti-
tis (acsi non haberent eas, uxores 1. Cor. 7, 29) 453, nisfi-.
tir (nescit eas) 340, ni«fitemmar (nescimus eas) ib., ni^fil
Sg. (non sunt) 479, ni^fuarascbat (non proferunt se) 1017,
ni<rabae Wb. (non fuit illis) 481 , maise döine ni^tomled
Fiacc; h. 3 (cibi hominum, non edebat eos), andu^/eicet Cr.
(cum se demittunt) 1072, do^naidlibea (uleiscetur eos) 339,
do^ngniithsi (facite ea), do«mbera (dabit eos), far süli
dosmberthe dorn (oculi vestri, daretis eos mihi) ib., malrb
dosfuisced do bethu Fiacc. hymn. 17 (moftui, resuscitabat
eos ad vitam), do^cfed (iis venturum esse) ib. 7. 10, fo«*
rocurt (descripsi, indicavi eos) Wb. 442, fosdidmat MI.
(sustinebunt ea) 1070, fo«rolaic Fiacc. hymn. 19. 31 (pro-
jecit eos).
Auch dies pronomen findet sich pleonastisch, theils
keltische Stadien. 75
odt folgeDdem z'weiten demoDstrativum: Disnarro^tmarni
sidi, nisnairxnim sidi (ganz wie cotaöei ade, du-
gniosa sin, arafoimtis intiu son, rachomalnastar
sede; am. dongni ad^, niconlaifmeinmarni 6n;
dodmainetar insio, ni aedparthi inso, autrubert
.. iDBo), theils mit emphatischer voraastellung des Sub-
stantivs, das eigentlich das object ist, im nominativ: far-
84U dosmb^rthe dorn, mairb dosfuisced, na tri-
coieat noscanad, maise doinc nisfomled, aber
auch ezpletiv (adverbial) gebraucht wie di dosber a di
boiss (ponit suas duas pabnas) Corm. gl. himbas forosnai,
▼iellöcht auch asbert mosnicfed patricc Fiacc. h. 27
(dixit ventornm esse P.), wo indessen Stokes Ir. gl. p. 107
monicfed schreibt. Namentlich aber dient dies demon-
stnüvum zur Vertretung des relativs[wie das verwandte
proiLsoff. im nenirischen: an 6 sin an fear a raibh tu
ag camt leis? (is that the man who thou wert talking
to?) O'D. 376], z. b. noscomalnithe Wb. (quam (quae?)
implevisti) 1054, morigtiuse mosricoubsa (adventum
meum quo adveniam) 1048, s. oben lasin slög costia-
gat, in cäch dosfuc [vgl. dondfritobairt maill fri-
tataibret na dorche donsoilsi] daher bemerkt O'D.
131, da(s in alten handschriften nos, res u. s. w. oft f&r
das relativ ständen, m. ir. muintir in fir ros marbh
ILB. (the people of the man whom he had slain); viel*
leicht ist aiao anch das oben erwähnte asbert mosnic-
fed so zn erklären.
Von diesen verschiedenen stammen findet sich im pron.
soff« gar nicht, d sicher nur in indid (in eo) Wb. 582.
Cr. 317, vielleicht in uad (ab eo) Sg. 977 = hüad Wb.
590, Lib. Ardm. O'D.439, ood Cam. 1003, uädi (ab ea)
Sg.d90, uadisi Sg. 1012, üadib (ab iis) Wb., huadib
8g.59U UÄidibWb.591. 1044.1061, huaidib Wb. 1063,
— zweifelhaft, weil die form uad, od auch in der com-
position mit verbis auftritt — und in triit (per cum) Wb.
76 • Ebel
611. 997. 1038. Sg. 975; s mit festem anlaut (ss) wie id
sn erscheint nar in lais (apud eum), frie friss (Tigog
ctvTov)^ WO s zum stamme der praeposition gehören könnte,
wie in ass (ex eo) Wb. 1051. Sg. 978. Ml. 931 — und
in tarais (per eum) Wb. 671; dagegen tritt einfaches s
(i), wie bereits II, 188 und III, 9 sq. gezeigt ist, im acc.
sing. fem. inte, acc. plur. intiu u. s. w. ganz consequent
auf, vielleicht ohne ausnähme, da sich frie (noog avn^v)
Sg. 565. Wb. 595. 1048 und laee (apud eam) Wb. 606,
lee Sg. 681, I^ Wb. 606, ebenso friu und leu allen-
falls aus ^frithise, *lathT§e erklären lassen. Am stärk-
sten ist a (oder ava?) vertreten: im dat. sg. fem. und pl.
durchweg (mit ausnähme von uädi, uädib etwa), im dat.
sg. m. n. in occa, ooco (apud eum), dö (ei) und de (de
eo, ab eo); den dat. fem. indi, fuiri u. s. w. könnte man
zwar auch auf den nebenstamm t beziehen, der sich im
acc. m. n. airi (propter eum, id), immbi (circum eum,
id), cucci (ad eum, id), foTr (super eum) zeigt, indessen
nöthigt uns nichts dazu, da -i genau zum dativ der d-
stämme pafst, und selbst in airi^ immbi, foir das t in
der Urform dieser präpositionen begründet sein könnte.
Der dat. plur. -aib, -ib schliefst sich an skr. äbhis,
Sbhyas, ist also entschieden auf a zurückzuführen, «=
*abis oder^abias; der dat. sg. m. n. läfst sich ebensowohl
aus ava als aus a ableiten, und die höchst interessante
form daü (ad eum) Lib. Ardm. bei Stokes Ir. gl. p. 92 filr
das spätere do deutet fast noch mehr auf ava hin.
3. Die Zusätze am ende.
Am ende der verbalformen erscheinen zweierlei fremd-
artige Zusätze, theils solche, die sich auch hinter persön-
lichen und possessiven ftlrwörtern wiederfinden, theils dem
verbum eigenthümliche begleiter. Unter jenen (den soge-
nannten notae augentes)- tritt besonders im singular
der stamm ssa hervor, den ich jetzt geneigt bin mit dem
sa se so sTu hinter Substantiven (III, 27 2 sqq.) zu identi-
keltische Studien. 77
fixeren. Der unterschied zwischen -ea (hinter i assimi-
liert za -8Q, z. b. fodaimimse (tolero) Wb. 253) und
•SU (bisweilen -so oder zu -siu assimiliert: intan asm-
birso, intaln asmbirsiu (cum dicis) Sg.440) ist schwer-
lich ursprüDglicb, sondern wohl nur folge einer progressi-
Tea assimilation, die in tussu (tu) ganz natürlich eintrat,
dum aber als ein willkommenes symbolisches unterschei-
dungsmittel der beiden personen auch auf andre Stellungen
übertragen wnrde. Eine nebenform si f&r die zweite per-
aon, die ZteuEß in biada milsi annimmt, beruht auf einer
inigen ▼orauasetzung; milsi in leTo üait inna biada
milsi Wb. 253 (sine a te cibos dulces) ist nichts als acc.
plor. zu *mili8 (m^is?), das im nemr. milia (sweet) er-
halten, im altir. somailse (gl. dulcedo) Sg. 749 [= *bu-
-maliaaa, su-malistia?] als Stammwort wiederzuerkennen
ist Dafs ich sa, su hier sowohl wie hinter Substantiven
ab adverbia looi und das s der sogenannten relativformen
* als stammverwandt ansehe, habe ich bereits IQ, 266 sqq.
ansgesprochen. Die notae äugen tes im plur. 1) -ni, 2) -si
seheinen dagegen (wie im kymrischen alle) unmittelbar den
Stämmen der entsprechenden persönlichen flirwörter anzu-
gehören, da sie mit dem pron« absolutum und den kymri-
schen ni^ chwi übereinstimmen; nur ist der casus zwei-
fdhaft: ni (ursprünglich wohl nai, wie oben bemerkt)
könnte ein nach analogie der gewöhnlichen declination
nachgebildeter nomin. zum acc. *nÜ8 sein, ebenso si =
kymr. chwi (d. b. *svi, *svai? vgl. o^pwi); da wir jedoch
gerade bei f&rwörtem frühere und gröfsere formenverstüm-
melai^ als anderw&rta annehmen müssen, so können auch
aUe dative *nalb, ^svib zu gründe liegen, und dazu pafst
aoiser der bereits erwähnten syntaktischen eigenheit des
irischen namentlich der umfassende gebrauch dieser for-
men. Ebenso wie sa, su werden nämlich auch ni und
si sowohl dem pron«abs. angehängt, messe meisse (ego-
met), tnssn (tute), kymr. nini, wof&r ir. snini oder
■aisni [also mit abermaliger Zusammensetzung: aa+ni+ni,
ni] eintritt, (nosmet), sisi, sissi (vosmet),
78 Ebel
als dem pron. suffizum, domsa, doitsia, dünni^ du*
ibsi, aber auch hinter dem pron. pers. infixum wie hinter
dem posseseivum verbis und substantivis angef>: mo-
imradudsa, tremintsamilse; dohiresso, ocdngui-
diusiu; arsöireni; fornindassi. Hinter verfalformen
aber dienen sie sowohl zur hervorhebung des objects nach
dem pron. inf. — nimcharatsa Wb. (non amant me)
433, cototnertsu (conforta te) 1054, ronfitidni (scitis
nos) 333, robcarsi (amavit vos) 337 — als des subjects:
domuinursa Sg. (ego puto) 495, ciasberasu (quamvis
tu dicas) 455, robgadammarni Wb. (nos rogavimus
vos) 676, asberidsi (vos dicitis) 441; so auch wenn eine
copula voraufgeht ^ hinter dem prädicatssubstantiv oder
adjectiv, wovon früher beispiele gegeben sind.
In der dritten person treten einige ab weichungen
ein, denn som findet sich zwar hinter e: ishä som ro-
fitir Wb. (ipse seit) 362, isb^ som adroni (ipse man-
davit) 1054, h6som triuss (ipse tertius) 316, so mittelir.
eisim — Ir. gl. l^san .i. les cach folc imbi linn. sie
eisim (les omnis uter in quo est liquor (cerevisia?). Sic
ipse) — , som (assimiliert sem) und sf hinter dem pos-
sessivum: amontar som (ejus familia), aaltramsi (ejus
nntritionem) Wb. 345, sogar ohne poesessivum: inmaicsi
Wb. (filii ipsius) 1049, wie hinter dem suffixpronomen:
foirsom foirsem, intesi, uadisi, doibsom, form-
som, aber nicht hinter dem pron. infixum^ so dals hinter
▼erbis nur das subject — n&dcarad som Wb. (quod non
amaret ipse) 451, cedoinscana si Sg. (quam vis incipiat
ipsa) 1015, nithucsat som Wb. (non intellexerunt ipsi)
439 — auf diese weise bezeichnet erscheint, nicht aber
das object; dag^en treten andre pronomina mehrfach als
notae augentes hinter dem pron. inf. auf, wovon oben bei-
spiele gegeben sind.
Dem verbnm eigenthflmlich ist die anhängung eines e
(welches mit dem absolutum ^, dem infixum a, dem i in
inti verwandt scheint) im plural, wofiür 03, 266 sq. bei-
spiele beigebracht sind. Ffir die zweite person habe ich
keltische stodien. 79
keine neaen belege gefiincleii, ftlr die erste noch all^ic-
fimme (cum relinquemos) MI. 1068, afedme (cum cir-
oumferimus) Wb. 441, predchimme433, apridchimme
446, mit angehängtem ni: issamlid leicfimmini Ml.
(ita relinquemus nos) 1068, intain guidmeni Wb. (cum
rogamus) 598 und guidmini 235. 441. Wie a. a. o. be-
merkt, halte ich die endung des sogenannten relativum im
plaral f&r identisch damit; aber auch das e von file,
tete, böie (lU, 64) scheint mir jetzt hierher zu gehören,
als demonstratiyum statt des relativs, wie sonst $>
Die betrachtung der personenendungen wird noch mehr
später angef>e pronominale demente ergeben, die wir
f&r jetzt bei seite lassen, um dort den Zusammenhang nicht
zn stören. Statt dessen mögen hier noch ein paar bemer-
kungen über kymrisches platz finden.
Unter den partikeln ist den kymrischen dialekten
besonders w. 2 ed, 3* yd, arm. ez (vor vocalen y, e, cor-
nisch überall y) eigenthQmlich, welches bereits früher mit
skr. ati, griech. iti verglichen wurde; von dieser partikel
nun glaube ich eine spur schon im gallischen zu fin-
den, in dem etic gobedbi der inschrift von Alisia. Sto-
kes nahm II, 107 eine Zusammensetzung aus eti und einer
enclitica c an und verglich jenes mit skr. ati, jfri, et,
aber auch mit dem ir. es, is (et); er hat jedoch die letz-
tere vergleichung HI, 75 mit recht zurückgenommen, da
nach O'D. 320 t'«, a'«, '« nichts als eine Verkürzung von
agug s= altir. ocus ist Die darauf folgende verbalform
wollte er in cobedbi corrigieren, womit er welsch bod-
dau (ge£EÜlen, zufriedenstellen) verglich; dazu liefseoTsich
w. 3 bod (voluntas, ixovcia\ ombod (ez mea voluntate),
anvod {dxovöia)^ omhanuod (me invito), altir. buifdi
(gratiae), bnidech (gratus, gl. contentus Ml. 1064) stel-
len, vielleicht aber auch inchobaifd (gl. concinenter) MI.
1068, der comparativ cuibhdhi (more fit) m. ir. bei
O'D. 162, oder der gen. beda Tir. (of flattery) O'D.436;
jedenfalls erscheint eine Übersetzung „propitiare^ durchaus
angemessen, nur kann ich nach analogie der andern kelti-
80 Ebel
sehen spraehen kein perfectum in der form finden, son-
dern höchstens ein futarum. Ich vermuthe also, dafs der
Steinschneider irrthQmlich eti gobedbi statt '^eti co-
bedbi geschrieben, dann aber, als er seinen irrtham be-
merkt, das c in den leeren räum hinter eti eingetragen
hat, so dafs wir uns unter g gewissermafsen ein pnnctum
deleus zu denken haben; ist nun, wie ich glaube, eti das
kymr. yd, so entspricht der satz eti cobedbi dngiion-
tio*) Ucuetin (propitiabit sinceritas (?) U.) in seiner
Wortfügung genau dem kymrischen y dywedwn ynneu
yr ymadrawt hwnnw (dicebam ego hunc nantium)
Z. 903.
Meine yermuthung ober pei III, 271 wird durch zwei
umstände bestätigt. Erstlich folgt dahinter stets eine se-
cundärform (in strenger consecutio temporum) z. b. pei
gwypei ef Mab. (fiit-ce qu'il süt) 689, pei gwypwn
(fbt^ce que je süsse) 545, pei rodut ti (f&t-ce qae tu
donnasses) 508, und zweitens erscheint hier niemals yd wie
hinter andern conjunctionen, wohl aber a (vor pron. inf.):
pei asgwypwn (si id scirem) 508, pei as mynhut (ci
si id Teiles), pei ath ledit ti (si tu interficereris), pei
ath gymerwn (si te sumerem) 424, und na (quod non):
pei nam goganewch (nisi me tnrbaretis), bei na thy*
byckwn (nisi cogitarem) 689, also die partikeln des ab-
hängigen (relativen) satzes.
Von den ffirwörtern der dritten person finden sich in-
figiert e («= ir« a) und s im welschen^ n und s im comi-
sehen, n und e im armorischen wieder, von denen j und it
*) dngiiontiio scheint nicht sowohl nominatir einsa n- Stammes wie
ir. d{tin, da wir nach analogie von Frontu und dativen wie Alisanu
gallisches u in den endangen dem nmbrischen nnd oskischen entsprechend
an stelle des lat. ö erwarten miUsen, als vielmehr eines A-stammes wie nmhr.
toto, osk. iovto\ auch Tarkno Yosseno (no. 17) scheint nom. fem.; dann
ist aber *dugiant-iA ableitong von einem participinm *dagiant (ent-
sprechend in der form dem lat. sapientia, in der wonel dem ahd. tn«
gnndi) oder yon einem a^jectiv *dngianta, wie altir. diutte, dinite
Wb. 606. 614 (sinceritas, simplicitas) von dinit, vieUeicht mit beiden wer-
tem (tnguAi nnd dintte) identisch.
keltische atndien. 81
mit den verbalpartikeln derartig yerschmelzen, dafs Z. 382
nicht alle formen genau anfgelöst hat; im pleural erschei-
nen s and e wieder, anfser im armorisohen, welches o (wie
als saffixnm) dafffr setzt. Uebrigens leugnet Zeuls die
▼enehmelxang des o mit der negation mit unrecht, vergl*
oo deceffont (ne eos dedpiant) 515. — Von d (stamm
ta) habe ich keine spur im kymrischen pron. inf. gefun-
den, der adverbiale (pleonastische) gebrauch desselben
scheint sich in den erweiterten formen der negationen
welsch njt und nat wiederzufinden, wohin Z. 712 wohl
mit recht auch ny und na mit folgender aspiration rech-
ne^ Ffir das « im arm. maz dagegen scheint das enU
sprechende com. may (als relativpartikel 690.691) viel-
mehr auf die verbalpartikel com. y, arm. ez- hinzuweisen,
sowie im welschen mar und or (si) die partikel ry- ab-
gestompft scheint.
26. märz 1865. H. Ebel.
Sprachwissenschaftliche fragmente.
1) Nenpersisch vj^> o^^^^' ^j^^gu^t, khüb, kh(v)a-
sten, QStnkh(v)ftn; armenisch 4o, qar, qsan; deutsch
sübar; queror, spTro, os[su]; oatiov; kymrisohes
chw-; albanesisches jj^. — 2) Zur coDJugationslehre*).
I.
Bekanntlich steht im neupersischen: j3" (1^), ^
(kh[v]a, kh[v]ft, khu), ursprünglichem (skr.) sva, su
gegenflber; z. b. uiit^ kh[v]db schlaf, ^y^As> ,khuf-ten
schlafen, von der (skr.) wurzel svap, contrahirt sup; —
kh[v]ar sonne, aus urspr. (sanskr.) svar strahlend.
*) Geg«nwlrtiger anftats ist in etwas ansfthrlicherer fassnng dem k.
Iflütato Lombardo (dtsimg yom 16. december 186i) in italiXniacher spraobe
Twg>fagt word«n. Docb ist in d«r oben stebendon redaction detselben man-
dict BCM biozDS^oounon.
BcitHg« X. Tgl. spracbf. Y. 1. 6
S2 AtcoU
soime, himmel; ^f*^ khusrav Chosroes, s» skr. su*
pravas der mit schönem rahme begabte u. s. w.*). Die
zendformen bieten dafür hva, qha,ha; als: hvare sonne,
qhaf-na schlaf, hupravanh**) s= Kosroes. Die ver«-
dicbtang des nach iranischem geeetze aus nrsprflngl. s
entstandenen h macht sich folglich unter einfluls des bei-
folgenden labialen halbvocals (y) immer allgemeiner, und
findet endlich auch unter einflufs des einfachen labialen
▼ocals (u) statt.
Darf es nun auch angenommen werden, dais auch
skr.-zendiscbem ^ (=s ursprQngl. k) sich neupersisches (neu-
iranisches) h derart gegenüberstellen könne, dafs z. b. sans-
kritisch-zendisches anlautendes ^u sich zu neupersiachem
(neuiranischem) hu, endlich khu, umgestalte? Zwar scheint
Spiegel (grammatik der huzvareschsprache, s. 42) darauf
bejahend zu antworten, indem er zendisches 9 ohne weite-
res in den neueren sprachen gewöhnlich in h flbergehen
l&Ist; doch tritt bei ihm selbst die richtige beschr&nkung
(ebendas. s. 50) hervor. Durch die mittelstufe von s, dem
rechtmäfsigen neuiranischen Vertreter des sanskritisch -zen-
dischen 9, gelangt man wirklich zu neupersischem (neu-
iranischem) h an der stelle eines solchen 9 (die nämliche
erscheinung kommt auch im prfikrit und Nemndien Tor),
jedoch besonders, wenn nicht aussohliefslioh, am wortende,
z. b. lO deh zehn = da^a u. s. w. *''*); während im an*
*) kSv***"^ khnspl Japiter, planeta, ist wohl auch als der hell-
gl&nzende, hellweifse, skr. sa-f-9veta, z. hn+fpa6tai hiehenn-
lieheii.
**) (üravanh wäre im send« mit der bedentmig rahm, blofs in zwei
oompoaitis (hnfravanh, d^nsfravanh) zu belegen; gewohnlich heiTst es
wort, gebet (logische bedentongsreihe etwa: mhm, loblled, gebet, wort).
Die besondere bedeutangstibereiDstimmiing mit dem slawischen (sl ovo wort,
slava rphm) verdient doch hervorgehoben zn werden. — Sn^ravas ^
Pn^Ja^Uka, s. m. stn^ Orient, e ling., I, 188.
***) Es scheint mir dorohaos nnzweckmftTsig, wenn Fr. Müller (sltsnngs-
berichte der kaiserl. akademie der Wissenschaften, ZZXIX, 896), par abns
de ajat^me, die fllUe, wo nenpen. h ans zend. f oder s doreh die mittel-
ttuft von s «Btfteht, mit demjenigen vermengt, wo es wirkiieh als neaperti*
selM 8ehwidi«ng ans alter gotturalis aasnsehen ist. 0er naehthaü der ver*
mengmig geht ttbrigens bei Malier selbst sogleich hervor, indem ea ebenda-
sprachwissenschaftliehe iVagmente. 83
laute eine Solche Schwächung niemand zu belegen weifs
(ond aacli aus Indien kenne ich kein beispiel daf&r). An-
laatmdes zendisches q spiegelt sich beständig in neupers.
j» b(i^ S) ab 9 mag nun jenes einem skr. p entsprechen,
od» aber nach zendischem gesetze einem altind. s gegen-
überstehen, wenn anch im neupersischen, durch vocalein-
aebnb, die nraache der zendischen Umgestaltung aufgehört
hat; daher: ^jm* surkh roth, z. pukhra, s. pukra(glän-
K&d, feaer); ^^.^^^ sutün säule, z. ptüna, s. sthünfi
Q. s. w. u. 8. w. Es ist uns folglich nicht erlaubt, neupers.
kha = zend. oder skr. pu (urspr. ku) anzunehmen*); und
der glächung: neupers. j3* (1^^) hh[v]a (kh[y]ä)=B8kr.
9Ta (urspr. kva) steht noch ganz besonders das iranische
lantg^esetz entgegen, wonach altes ▼ sich hinter 9 zu p
Terdichtet, so z. b. skr. pveta, weÜB, z. ppaeta, neupers.
sipid, armen, spit-ak, kurd. spi u. s. w.**).
Anlautendes skr. pva pu ist aber bekanntlich öfters,
nadi dem nnabweisbaren Zeugnisse der europäischen schwe-
stersprachen, aus älterem sva su entstanden. In solchen
flülen haben wir zwar neupers. kha skr. pva pu gegen-
über; die etymologische lautcorrespondenz ist indefs dabei
Mos scheinbar, da sich die persische form, wie auch das
heiCrt: «Am ende der wSrter steht dem nenpers. h im pehlewi nnd
in diesem falle ein k gegenttber*; was augenscheinlich (uid
sehaiflüBniger forscher weifs es am besten) zu den vorangehenden bei-
nicht paftt.
*) So sind die ossetischen namen des hundes (khn^, hhnj,
khvds), die Jnsti (handbnch der zendsprache, Leipzig 1864) mit ^ van
«. •• w. sanmDMibriBgt, davon gewiSk sn trennen. Eine sichere etymologie
veifis ich freilich dafttr nicht anzngeben; da Jedoch das ossetische wort anf
VBSBHtelbar früheres hn^ oder hak zorfickkonimt, nnd diese lantform (s.
«iitar antaii) sieh «of llteves thnks snrflokitihren läfst, so mag an s.
ihvakksa, np. takhsS eifrig, schnelli erinnert werden; vgl. z. anrvafi(,
•ckasll, stark, kAropfrofs.
^) (MegeDdiiA eiinnere ich an eine Schwierigkeit, worauf die susam-
■■BstellBiig lai. ereta => skr. f vetä zu stefsen scheinti nnd hebe sie viel-
Ueht SB ^«idier seit auf. Es ist nlLmlich sehr wahrscheinlich (s. Vofs),
^>6 4ar thon von. der insel (Crete) seinen namen erhalten habe. Der in-
silbsl mMg aber selimeils die weifse bedeutet haben, und die
der inMl und ihrer hanptstadt (Oandla, H7aadida) in ro-
ggagedMM nämliche besagen.
6*
bA AbcoU
zend zeigt, auf die araprOngliche stützt; folglich skr. (va-
^ara, (va^rQ, aus 'sva^ura *sva^ru = lat. soccnr,
socrus n. s. w., neuper8.y«u^ khusur, 3^««^ kbusurü;
skr. ^udka trocken, aas *8uä-ka, lit. sattsas u. s. w.^
neopers. \^jSij> khudk (z. baSka); sanskr. ^äkara und
zugleich sGkara, schwein, lat. sus a. s. w., neupers. %4>^
khük (z. hu sau), wobei Vullers gerade die erstere saxis-
kritform berbeizieht.
Nun glaube iob nocb ein paar äbnlicbe Alle aufwei-
sen zu können. 1) Persiscb u^^ kbQb pulcber bringen
Bopp und Vullers mit skr. ^ubba, ^ubbra sobön, glfin-
zend .zusammen, indem letzterer noch z. ^uwra*) bei-
fügt und dadurch die scheinbare etymologische correspon-
denz 9U ^=^y^ noch TerfÜhrerischer macht. Gegen diese
Zusammenstellung mahnt uns aber einerseits unsere erste
pflicht, die etymologische strenge, und andererseits spre-
chen dagegen die von Bopp angeführten deutschen paral-
lelen (sübar, sauber, syfr), welche augenscheinlich auf
urspr. s hindeuten. Wir haben es hier, wenn mich nicht
alles trügt, mit zwei ganz verschiedenen Wörtern zu thnn,
die durch die eben berührte neigung des altindischen, ur-
sprüngliches anlautendes s vor v und u zu 9 zu alteriren,
um so leichter zusammenfielen, als sich die gleichheit der
bedeutung dazu geseUte. Skr. ^nbhra glänzend geht
neben dessen armen, reflex. sürb rein, heilig**) auf Wur-
zel 9ubh (urspr. kubh) zurück, woraus auch 9 üb ha er-
klärt werden kann; das neupersische khüb setzt hingegen
ein ursprüngliches (sanskritisches) subha (su-f-bha; vgl.
ni+bha und äbha = neupers. \J\ Ab venustas, elegan-
tia etc.) voraus, das gleichfalls glanzreich besagt, und
reiht sich folglich an z. hu-bä-mya schöner glänz an.
Auch ist die skr. wurzelform subh = 9ubh zu vergleichen.
Die deutschen formen sind auf ursprüngliches subhara.
*) Ueber dieaes auch von Bopp (veiigL gnunm. §§. 45 , 988) b«rtlhrte
wort rgL Jnsti a. a. o. unter fnfra.
**) F. MttUer a. a. o. XXXVm» 578a.
sprachwiMenschaftlicfae iraginente. 85
oder eher saubhara, nach altiDdischem principe etwa
subh&ra oder saubhära (vgl. dip-ra), zurüokzufbhrea.
2) Das ▼ielbesprocbene neupers. ^yu^l^ k|b[T]fi8ten
wQnschen, wollen, fragen. Bopp im glossar und VuUers
iD der grammatik haben es bekanntlich mit skr. ^as cu»
pere in verbindang gebracbt, was ganz unzalftssig ist, da
obendrein der u-laot in der sanskritform fehlt; YuUers bat
aber im lexicon niebt das nämliche wiederbolt, wie Fr.
Mflller (in d. beitragen U, 399) angibt, sondern mit nocb
grölserem mifsgeschicke zu skr. va^ seine Zuflucht genom-
men* Spiegel gesteht (ebend. 478), dafs ihm die wurzel
dieses persischen verbnm (cbvästan) ganz unbekannt sei.
Fr. Mflller schlägt (ebend. 399, vgl. 111,84) vor, es mit
skr. Bväd schmecken zu vereinigen, und betracbtet spä-
ter diese Vereinigung als eine bewiesene tbatsaohe; dazu
stellt Josti (a. a. o.) eine zendiscbe wurzel qhää essen,
kochen auf, die er mit skr. sväd zusammenbringt und
unserem kh[vjästen zu gründe legt. Aber seben wir
auch von der lantlicben Schwierigkeit ab, auf die wir, wenn
wir nns an Justi halten, beim prä8ens(^l^ kb[v]äbem)
sto&en*), so bleibt noch immer das fbr micb nicbt leicht
ZQ flberwindende bindernifs der grofsen verschiedenbeit der
bedeutungen, indem wir die Iranier vom geniefsen, ja
vom essen, zum einfachen wünschen, darnach stre-
ben wflrden herabsteigen lassen. Meiner ansieht nach
ist sanskr. (vas spirare, suspirare auf ursprünglicheres
*) U^briguui gestehe ich ttber die wnnelform qhis sUrke zweifei su
h«gieo. Jutl weiTs einzig das particip qhifta darunter zu belegen , wel-
ches regelmaTslg, neben qhiftra schmackhaft aus einem zend. qhäd, d.i.
dea regelrechten zendischen reflexe von skr. sväd, seine erklKmng fände;
imd wohl hat Bnmonf keine andere form als qhäd aufgestellt. Es blieben
qhäsar and qhäsa, zwei anal Xiyofiira^ zurück, wovon ersteres, welches
dvreh -tar abgeleitet wftre, zweifelsohne eine gewifs nicht unbedeutende
lautliche alterimsg erlitten hat. Koch hebe ich hier gelegentlich hervor, dafs
J«sti*s etjmologie Ton z. nyäka avns von derjenigen nicht verschieden ist,
<&e ich in der zeitschr. XII, 169 (158) gegeben habe, und thue dies blos
deswegen, um daran die trkUrung anzuknüpfen, dafs der bezügliche anfsatz,
den ich italiAnUcb schrieb, durch den eiligen Übersetzer leider vielfach
totstellt wurde.
86 Aicoli
*8va8 genau so wie ^vapura, puäka u. s. w. auf ur-
sprünglicheres sva^ura, suäka u. s. w. zurückzuführen
und pers. kh[v]äs-ten*) wftre der ganz rechtm&£Bige
lautliche reflex der älteren form jener skr. wnrzel, genau
so wie khusur^ khuök u. s, w. die der filteren formen
von ^Ta^ura u. s. w. sind, wfthrend das übereinkonunen
der bedeutungen einem jeden, besonders aber einem ItaliA-
ner einleuchtend ist, der durch anelare und sospirare
sich die gleichstellung von seufzen und wünschen an-
gewöhnt hat.
Dieser restitution scheint die lat. wurzel ques (quer-
-o-r, ques-tus) entgegenzutreten, die mit ^yas, sowohl dem
laute als der bedeutung nach, auf das befriedigendste fiber-
einstimmen soll. Die Übereinstimmung (pvas s=s ques)
war aber, wenn ich mich so ausdrücken darf, fast zu ge-
nau, indem lat qv in der regel einfaches skr. k (]£) oder 9
voraussetzt (quod = kat; qui-6t = 9i), und ein siche-
res beispiel von wurzelhaftem lat. qv skr. kv oder ^v ge-
genüber kaum aufzustellen ist. Lat ques entspricht laut-
lich und logisch der skr. wurzel fAS, paus (womit man
kh[v]ästen hat zusammenbringen wollen), die im medium
wünschen, sich darnach sehnen, heifst, ¥rie eben
ques ak deponens eigentlich seufzen (klagen) bedeutet
So erhalten wir zwei indogermanische wurzeln, welche die
bedeutung anhelare getragen haben : kas und svas; auf
erstere führen skr. 9a s und lat. ques, auf letztere (aulser
skr.fvas = *svas) das iranische hvas (kh[v]as) und
wahrscheinlich noch ein italisches spis (spir-o) zurück,
das Bopp umsonst mit ^vas zu vereinigen versuchte, so
lange pvas die echte form und das indische Seitenstück
zu latein. ques sein sollte.
Wir berühren später, beim kymr. chw-, unser svas
*) Die länge des i beduf wohl bei unserer iantgruppe einer etymolo-
gisohen begifindnng nicht; vgL die Schreibung kh[v] asten neben kh[T]i-
sten; so neben khvarden essen (as s. qhar) noch khvärden, und
khTinden cantare etc. (bb s. qhan, skr. svan) neben khanlden Tocem
reddere, resonare.
sprachwiasenscbaftiiche firagmente. 87
wieder nnd geben jeist za einem verschiedenen falle von neu-
pers. (^ kh[v]ä über, an dessen erkUmng sich meines
wksens noch oienoand gewagt hat Nenpers. ^y\jJp^jjJ
üBiukh[v]S,u. knochen (das man immer und richtig mit
z. apta, a^ti, skr. asthan, -astha, asthi, oariw^
o0[sq] o. s. w. snsammengestellt hat) stand bis jetzt hin-
sichtlich des auf die indisch -zendischen formen nicht fii-
ÜBenden worttheik (q|>^ kh[T]än) ganz aenigmatisoh da,
wie auch die besondere endung der gräco-italischen formen
einer historischen begrflndong immer entbehrte. Ustnkh-
[▼]än fi&hrt uns aber, wie die iranische lautgeschichte uns
gelehrt (Tgl. die oben angefahrten beispiele und F. Müller,
wiener sitznngaber. XXXIX, 410, dies, beitr. III, 483), in
oner nnmittelbar früheren periode anf ustuhyän zurück.
littMn wir nan hier neupers. h, zend. th, skr. t yor halb*
▼ocal, wie 2. b. in np. mihir liebe n. s. w., z. mithra,
••nitra, sich entsprechen, so springt uns ein zend. ^a^ta-
tiiTaDa= skr. ^asthatvana, gleichsam gebein, hervor,
d.i indogerm. asta um eines jener uralten abstractions-
aoffixe vermehrt, die bekanntlich mit geringer und auch
koner ab&nderung der bedeutuug hinzutreten konnten, z.b.
▼edisch asta, astatfiti, beides: heimath, heimwesen*).
Asthatwana-m ist nun femer, wie jedermann weils, eine
ond dasselbe mit asthatva-m, und letztere form führt
ans, dorch die natürliche ekthlipse, die z« b. quartus ans
*qoatartus schafit, zu ocxkov und os-tu"^*). ^Astvam
ist aoCs genaueste durch oaxiov wiedergegeben; vgl. iov
» svam.
Die besondere, jedoch durchaus regelrechte entste-
bongsgeschichte, die wir für np.^^ kh [v] in ustukh[v]än
m entdecken glauben, d. i. kh = früherem hv = altem
thv, erklärt uns weiter sogleich auf das befriedigendste
die armenischen formen kho (qo) deiner, tui; khar (qar )
*) YeigL noch dStrati gottheit» gott im kUssiBchen Ban«krit und a.
noch B«ii/ej, voUsi. skr.-gramm.» $.566, IX.
**) S. Benfey zeitochr. 11, 228 f. Vgl. auch tu sa tyam.
86 AbcoU
vier. Es sind nämlich diese gewifs nicht, wie Bopp (vgL
gramm. 2teaa8g.II, 71. 108) will, aas va, var, nach aphft-
rese von t, zu deaten, aber auch nicht, wie Fr. Müller
(wiener sitzangsberichte, XXXVIII, 586) es that, unmit-
telbar mit skr. tva -tvarzu Tereinigen, sondern einfach aas
zend. thwa- (thwat u.s.w.) -thwdr za erkl&ren, woraus
hwahwfir, die ans noth wendig zu der jetzigen lautform
f&hren. Vgl. noch oben s. 83 anm. die ossetischen formen
fbr hund. — Armen, khsan (qsan) zwanzig ist aber
gftnzlich von den beideo eben besprochenen fiülen zu tren-
nen. Es entsteht nämlich durch physiologische nothwen-
digkeit (g+s=sx) aus g'san (gisan, visan; anlaut. g
as urspr. V, wie öfters im armenischen*) und in anderen
iraniden; vergl. belutschisch gist zwanzig).
Es ist schon längst bemerkt worden**) dafs die irw»
nische erscheinung kh[v]a =5 urspr. sva u. s. w. ihr kym-
risches gegenbild hat. Ursprüngl. s sinkt auch hier zu h
herab und h verdichtet sich auch hier vor v (o, u), so
dafs beispielweise ursprünglichem svasar oder svastar
(skr. svasar Schwester) gegenüber altwallie. chwior**^),
armor. o'hoar, neben neupers. kh[v]aher, armen, khoyr
(qujr) stehen, und aus der ursprüngl. (skr.) warzel svid
schwitzen, wallis. chwys, armor. dhon^z, wie in Iranien
esset, khed (ched, ^ed) u. s. w.j sämmtlich fbr schweife,
entstehen t). Und kymr. chw- hat man gleichfalls als ge-
meinsamen Vertreter von skr. sv und 9 V aufstellen wollen,
was dadurch noch unzulässiger wird, dafs hinsichtlich der
kymrischen reflexe skr. 9 als k angesehen werden muüs.
Dafs Wallis, chwegyr Schwiegermutter, skr. ^va^rO,
*) Als merkwttrdiges beispiel, mit g statt nrspr. inlantendem v,
führt F. Maller armen, tagr schwager, skr. dSTar, wiederholt an. Es
wftre nicht unpassend gewesen dabei an angelsttchs. täcor zn erinnern.
**) S. Pictet, de l'affinit^ des langues celtiqnes avec le sanscrit, Pa-
ris 1837 8. 74.
***) Zenfs, grammatica celtica, b. 145; Ebel in d. beitr. 11, 164.
t) Sehr bemerkenswerth ist auch komisch hoch, hSh (daa komische
entnehme ich hier ans Borlase's vocabnlar, da mir leider Pryce's archaeo-
logia nicht znr band ist) sow, pig (vergl. engl, bog), armor. honc'h
Schwein ^ neupers. khük, urspr« sGk-.
■prachwisseiuchtftlicbe fragmente. 89
eine scheinbare ausnähme ausmache (pva^rü ist näm-
fich in echterer gestalt sya^rü), weüs heutzutage jeder-
mann. Zeufs fragt sich, gramm. celt s. 145, ob nicht (alt-
UDd neawallisisches) chw- aus einfachem s manchmal ent-
stdie, ,»e. gr. in numerali chwech (sex), in quo nulla lin-
goa exhibet sw, in subst. chwant (desiderium), hibem.
TeL sant^. Zweifelsohne bietet uns das heutige armori-
tche: 6hw (£ha) as s in dhoalen (in Vannes: halen)
Mb, neuwallis. halen, altirländ. salann, und es wäre
wohl möglich, dafs andere kyrnrische beispiele dazu kä-
men; bemerkenswerth ist es jedoch immer, dafs flir wallis.
chwechy armor. dhoueäh sechs gegen Zeuss' behaup-
teng ein altes sv- keineswegs fehlen wQrde*) und dafs
walfis. chwant desiderium (armor. dhoafit, komisch
whans) zu einer an unser obiges svas (spirare und aspi-
nmej grftnzenden wurzelform zurQckkommen dürfte**). Eine
nrkdtische wurzel st ad spirare käme noch hinzu, denn
auf diese laatform sind regelrecht gäl. söid***) to blow
(seideadh blowing, seidte blown), wallis. chwyth,
armor. dhou^z (vent) souffle (vgl. kom. chuyth, huethia,
bei Boriase), welche beide letztere Pictet mit skr. ^vasa ha-
litns zusammengestellt, wie auch wohl armor. öhou^z
dhouös, odeur, Sensation de Todorat, ezhalation odorante
d'on Corps (hauch = duft) zurflckzuf&hren. Weiter bemerkt
Zenas a. a. o. dafs chw, der regel zuwider, bei altwallis.
gware, spiel statt gw (w) auftritt****). Beachten wir aber
kom (Borlase).choarion Sports neben huare und guare
*) Zenditch khartfl (Uisvas), woraus afghan. spaz, annen. ves.
Die abwesenbeit des v in der gadbelischen form wttrde nicht stören, veiigi.
Zenfs ebcDd. 6S, Ebel a. a. o. 278, nnd hier sogleich. Den kymrischen
anlast unseres Zahlwortes hatBopp (vergleich, accentuationssjst. 261 ; auch
Stier, seitsehr. Xy 288) nicht glücklich anfgefafst, und so auch den alba-
pgaiscfaen (s. ebend. und vergl. gramm. 2te ausg. II, 74), wie wir sogleich
enchen werden. — Wegen des sweiten d'h in der armorischen form mag an
vaanea. c*boac*h encore, c'hoarc'h ris 8=s c'hoaz, c'hoarz (auch van-
Ms^ c'hotttfe'hein ss c'hou^za, nnt. soufQer) erinnert werden.
*^) und ***) Wegen der ab Wesenheit des u in der gadhel. form (altirl.
**nt, giL sannt desiderium), s. die vor. note.
****) Cobtrs Unguae regulam chw obtinet (obtinet sstritt auf, wenn
Kb ihn richtig rerstehe) pro gw, w in Toce gware (Indus; guaroi gl.
OXOB.).
90 AicoU
sport, armor. ^hoarz ris uad dboari jeu, amusemeiit,
neuwallis. öhoaraä*) id., so werden wir schon zu der
meinung stark binneigen, dais die von Zeoss als regelwi-
drig aufgefaßte form (chware) eigentlich die echte sei;
jeder zweifei hört aber auf, wenn wir noch, und zwar ba-
sten rechtes, altwallis. chwerthin risus (vgl. kom. huer-
hen, huerthyn, hwerwin, bei Borlase) dazunehmen,
welches Zeuss selbst auf der nämlichen seite anführt Diese
kjmrische wurzel chwar, chwer lachen, scherzen, sfMe*
len setzt nun regelmälaig ein früheres svar voraus, das
wir doch vom srischen svar glänzen, leuchten (skr. sur,
svar, zend. qhar, hvare) nicht werden trennen wollen,
da jede Schwierigkeit in betreff der bedeutung wohl durch
div au%ehoben wird, welches im sanskrit selbst glän-
zen und scherzen, spielen in sich vereinigt**).
Während ich iranisch- kymr. chw-' näher ins äuge
faiste, wurde ich gewahr, dais altem s vor v oder u in
manchem beispiel albanes. yj^ (>»ghy) entgegengestellt wer-
den könnte, und es möchte sich vielleicht jemand dadurch
in der wenigstens verfrüheten meinung bestärkt fohlen,' daft
das albanesische mit den iranischen sprachen in engerem
Verwandtschaftsverhältnisse stehe***). Es wäre dies aber
blofse täuschung. Denn wollen wir auch davon absehen,
dais albanes. yj^ an der stelle eines ursprüngl. s auch vor
a und e erscheinen würde, so ist noch inm^r eine wirk-
liche ähnlichkeit zwischen der albanesischen und der ira-
nisch-kymrischen erscheinung deswegen nicht annehmbar,
weil wir in der skipetarensprache jenes lautgesetz nicht
wahrnehmen (auch behauptet niemand es wahrgenommen
zu haben), worauf sich iranisch-kymr. khv = alt. sv stützt.
*) Durch den heransgeber des Le Gooidec'echen Wörterbuches beige-
brachte form.
*^) Den gadhel. reiiex unserer wurzel mag man im irl. suaire (suairc?)
agr^ble, Pictet a. a. o. 72, gül. suairc ciril, kind, afiable, polite, er-
blicken.
***) s. O. Blau, zeitschr. d. deutsch, morgenl. ges. XVII, 662 — 655;
Jttsti a. a. o. s. X.
8prftchwi88«ii8chftftliohe fragmeate. 91
(Li. das griech.-iran.-kymr. herabsinken des alten s zu h*).
Ist nun die etymologische correspondenz alban. jj =s alt. s
anzunehmen (und sie moGs zweifelsohne angenommen wer-
den), 80 muls die entartong auf einem anderen wege er-
folgt adin^ den ich nan nachzuweisen versuche.
Seihr oft gibt das albanesische altes s, sowohl vor vo-
cakn als vor consonanten, durch i (a) wieder**); z. b*
iürs häUg (santo); iixovl weltaXlj weit (secolo)***); aiiya
gh^. zeichen (segno); äevrit (rum. senetate) gesundheit;
tfo^T looB (sorte); öxovfiB schäum (schiuma); äxäka stufe,
trappe n. s. w* (soala); änipr geist, seele u. s. w. (spirito);
Snati (griech* ana&ti) schwert; ärgaT bettstdle n. s. w.
(Stratum) a« 8. w. n. s. w. ; auch in Wörtern, die als uraltes
albamsches gut angesehen werden dfirfen: aar (skr. asthi,
aatknß) knochen; fui (skr. mfisa, sl. m^so; schwerlich
kommt skr. fimiia id. in betracht) fleisch; ßeä (skr. vas)
idi kleide an, wickle ein. Wird nun manchmal in Spa-
iiien altes i zu j (as deutschem ch)****) und haben wir in
Calabrien hhume, hhuri, hhiacari = neap. sciume,
sctore, sciaccare (fiume, fiore, fiaocare), so mag noch
kicbter die albanesische media gutl aspir. aus etlichen
derlei anlautenden ä entstanden seint). So kommt yjää^re
secha, wofllr man zu weit ausgeholt hat, einfach auf daS
sorfiok, nnd anlautendes s haben wir hier, vom slawischen
*) Dies BChexnt Bopp (ttber das albaa. in seinen verwandtscbafUichen
beiidniiigeB) sn vergeflsen, wenn er in Alb. -;^., -j^e das unpr. (sanskr.) re-
ßitxxram (.ava) erblickt
'^) Es gescluebt dies, in bescbrllnkterem maafse, aucb im rumnniscben,
wie nna ein paar beispiele sogleich zeigen werden.
***) Merkwürdige ttbertragnng der nnennelUicbkeit der zeit auf jene der
BStnr; so kommt im chaldftischen und im nachbiblischen hebr. 'alam
'91 im ewigkeit zn der bedentnng weit
****) 8. Dies« grammatik der romanischen sprachen, 2te ansg. I, 865.
f) So findet das j^*- des alb. reflezes von lat. Judicare {fjointoiY)
im i (^ frinz. j, und folglich an s grunzend) der nunenischen form
(faidekk) seine erkttrong. Bopp (a. a. o. JULViii anm.) hat hingegen Aber
fieses wort nnd Aber yjagnsv (-ff§()t worauf wir gleich kommen, vermu-
tkangen anfj^teUt, die er jetzt woÜ selbst aufgeben wllrde. Das j (in der
gr^pe yj) macht keine Schwierigkeit; yj ist als lautliche einheit zu be-
tntitn (s. Hahn 11, 2. 8); auch s enthMIt einigermafsen den nlmlichen
balbrocat.
/
92 AbcoU
des-tj abgesehen, auch in der romanischen form: aase,
die sieh mit der albanesischen identificiert; — gheg. jjäg^
ncv schlänge wird sich einfach als romanisches wort
(äarpen) ergeben, und auch hier wird die rumänische
form anlautendes S und auch das besondere a (äarpe)
aufweisen; — und yjzQnovv verschlingen (ich verschlinge),
das man mit yjagnev zu verbinden versucht hat*), ist hin-
gegen mit dem korrekteren aovghoiy^ gheg. aov^n ich
schlQrfe (rumun. sörbu) zusammenzustellen; anlautendes
d, sowie e statt o, finden wir hier in dem sinnverwand-
ten arabisch - türkisch - rumenischen d e r b e t , sorbetto,
wieder. Wir können folglich mit voller Sicherheit yjovpie
schlaf aus dom (rumun. somn) deuten, und die irani-
schen anklänge werden uns nicht verführen; — jjvai der
grofsvater, pl. rJväege-Te, wird wohl ursprünglich Schwie-
gervater bedeutet haben, jedoch auf iranisch, khusur**)
uns keineswegs führen, da wir öus(ere) als frühere form
erschlielBen , und die romanischen (ital.) socero sös-
sero'^*'') dafür gleich an der band sind. Sichere beispiele,
wo albanes. yj einem asiatischen s (oder sv) direkt ent-
spräche, habe ich keine. Gheg. yjav (tosk. yje yfsQi gj^i^i)
etwas, Sache, eigenthum, vermögen erinnert lebhaft an
skr. sva-m vermögen, eigenthum, und die iranischen an-
klänge (hva- kha-) drängen sich gleich auf; wir müssen
aber auf *iav *aw zurückgehen, und so streifen wir an
*) S. Stier, zeitschr. XI, 285 f. — Gelegentlich würde ich mir von
dieaem gelehrten einige beispiele von den von mir in meinen gaunerspra>
chen nicht erkannten entlehnangen ans dem hebriUschen (s. ebend. XII, 167),
erbitten.
**) Als direkter albanes. reflex von nrspr. svaknra (skr. 9va^nra)
Schwiegervater ist von Bopp a. a. o. (und früher von Diefenbach, cel-
tica I, 40) gheg. -^V/f^ aufgestellt worden, wobei ßgi = «▼a-, wie in
tosk. ^^-Tf u. s. w. =~sva (XLI anm.). Wenn aber ßUxtQ ^^ Blau (s.
oben p. 90 n. *^) unter den Zeugnissen der besonderen Verwandtschaft zwi-
schen dem albanesischen und den iranischen sprachen erscheini, so tinde ich
dies (trotz der. Übrigens von Blau nicht erwähnten, altpers. behandlnng von
urspr. sv) wirklich zu gewagt.
***) Die alb. form stimmte hier wieder mit der italischen besser als mit
der rumunischen (sokm) ttberein; v^. firOher dTcr/e, &kov fi§ eegno, schiuma,
mm. semn, spnme.
sprachwiflsenschAftliche Augmente. 93
gheg. asvdj sache, res*), worin wir vielleicht ein überaus
kostbares indogerm. kleinod (*sant, '^asant ro 6v) zu er-
bUcken haben.
n.
Eis steht nunmehr, und mit gutem rechte, in der ver-
gleichenden grammatik fest, dafs die 2* pers. plur. im lat.
medio-passiv weiter nichts ist, als ein nom. (masc.) plur.
des medio-passivpartic., welches im sanskrit durch suff.
-mdna, griech. -^€vo, gebildet wird; so dafs beispielweise
ferimini eigentlich blois getragen (m. pl.), (ptgofiBVo*,
besagt. Doch scheint es mir, dafs Bopp, dem wir die
wichtige entdeckung Terdanlen, und dessen nachfolger mit
aDzngrolaer leichtigkeit diese erscheinung haben rechtfer-
tigen wollen, indem sie sich auf das participium (nomen
agentis) beriefen, welches Air sich allein, im sanskrit oder
im türkischen, die stelle einer dritten person des präsens
oder dee futurums vertritt. Die beiden falle sind aber au-
genscheinlich nicht wenig von einander verschieden. Dafs
s. b« amans als (der) liebt au%efalst werde, ist etwas
ganz natürliches; denn entweder ist die dritte person eine
unbestimmte, und dann ist ein solches subjeot in unserem
pridicate, dem geiste und der form nach, einbegriffen
(amans =s qui est amans = qui amat), oder aber es han-
delt sich um eine bestimmte person, und dann mufs un-
umgänglich das subjeot selbst in die rede eingefbhrt wer-
den (Caesar amans = est amans s= amat). Die blofsen
pirtic. als 3. verbalpersonen sind uns folglich dadurch voU-
koomien klar, dals ein subject, das weder der redende noch
der angesprochene ist, nirgends dabei fehlt. Das blofse
amans hingegen, als amo s=s ego-qui-amat, oder als
amas ss tu-qui-amat, ist an und f&r sich rein unbe-
*) Auch bei t. H*hn wird unter (ftvd an yjä erinnert, jedoch, wie
8*v8laUdi, bloe der eTnonTmie lialber.
94 AflcoU
greif lieh; das subject, d« i. das den redenden oder den
aDgesprochenen andeutende pronomen, sei es nun im iso-
lirten oder im zusammengesetzten zustande (ani poqed;
bodhämi, d. i. bodha+ma), erscheint hier als durch-
aus unentbehrlich. Amamini (d. i. amati) s= amati-
-vos ist folglich ohne weiteres nicht leicht annehmbar.
Es Heise sich denken, dafs man einst, auf semitische weise,
DOS amamini, tos amamini, (illi) amamini gesagt
hfttte, und dafs später, nachdem die erste und die dritte
person durch die reflexivformen (*amam'-u-se *amant-
-n-se, amamur amantur) besetzt wurden, die zweite
sich mit dem blofsen, vom ftkrworte nicht begleiteten par-
ticip begnügen konnte, da eine Zweideutigkeit nicht mehr
zu filrchten war. Warum aber gerade bei der zweiten
person, die doch ihre reflexivform ohne irgend eine Schwie-
rigkeit hätte bilden können (legitis+i+se =s*legite-
riS) wie legis-^-i+se = legeris), diese sonderbare
ausdrucksweise in so auffälliger weise vorgezogen worden
sei, wäre durchaus nicht zu ersehen.
Ich glaube nun, dals die lat. 2. pers. auf -mini zu*
erst dem blofsen imperativ angehört hat, wo wir bekannt-
lich auch die archaistische 2. (und 3.) sing, aof -mino
treffen, und dais sie vom imperativ in das präsens (später
aach in die übrigen zeiten), insbesondere wegen der bei-
nahe völligen Identität der beiderseitigen 3. pL (amantnr,
amantor), eingedrungen ist. Beim imperativ aber ist die
oben gegen das auftreten eines bloisen participiums an der
stelle einer 2« verbalperson eingeworfene Schwierigkeit des-
wegen nicht mehr vorhanden, weil hier durch die an- und
ansrufung das verbalnomen auf die angeredete person
bezogen, und folglich das pronomen entbehrlich wird. Ich
fasse nämlich die lateinische 2« pers. imperät. pass. (d. i.,
wie fiberall, die einzig wahrhaft imperativische) als einen
vocativ des participiums (-mino wäre der regelrechte vo-
cativ sing, zu der alten nominativform -minop); und
gleichwie docte, der vocativ von doctus, eigentlich: o
dn belehrter bedeutet, so hiefsen ursprünglich dooe-
BpradiwittenaehaftUche fragment4S. 95
minol doceminil ebeofallfi da der belehrtel ihr die
belehrten! = sei du der belehrte, seid ihr die belehrten.
Aber nicht minder sind wir, wenn mich nicht alles
Mgt, dazu berechtigt die indogermanische 2. pers. sing.
imperat. aci. ebenfalls als ein im vocativ stehendes verbal-
Qomen (nomen agentis) au&ufassen. Skr. ap-äna*) ils,
oder griech. SaQ&^avn^ skr. bodh-a erkenne oder griech.
im-T«, lat. leg-e, erscheinen sämmtlich als reine vobativ-
fonaen zu themen aaf urspr. -a; d. i. genauer, wir haben
darin das ansrafangsweise ausgesprochene nackte thema
des Qomen agentis zu erblicken, welches der ganzen con-
jogation zu gmnde Hegt**). Was aber skr. -dhi, griech.
-^1 anbelangt, das in beiden sprachen hinter unserem vo«
eatiT, jedoch blos nach sogenannten präsensstämmen die
anf unpr. a nicht ausgehen, erscheint, so möchte ich es
^) Die sanakritiBcbeii accente vergesse ich nicht, werde aber von den-
Mlbai keineswegB aufgehalten.
^) a. m. leltere sul neaso ärioHieinitioo, über deren thema ich dem k.
institot eine minder unreife arbeit vorzulegen gedenke, und vgl. F. Müller,
der vcrbalaosdruck im arisch-semitischen sprachkreise (wiener Sitzungsberichte
2XT. bd.). LetEtere schrift war mir, als ich jene lettere heransgab, noch
nicht bekamit, und scheint ihrerseits das Übersehen zu haben, was bereits
Benfej (kurze skr. gramm.) über die sogenannten prilsensstämme auseinan-
deigtaetat hatte, citirt aber g^ten rechtes Kuhn in der zeitschr. 11, 465 —
477. üebrigens ist bei Müller von der besondem analyse des semit. ver-
babomena, worin die neuheit meiner ansichten hauptsttehlich beruht, (keine
spar, noch hat ttberhaupt der seharfiiinnige forscher in jener arbeit eine reelle
Tcri^dumg der beiden sprachstämme beabsichtigt. Aber auch die erkennt-
nift der verschiedenen gestalten des nom. ag. in der indogerm. conjugation
mnft gewift weiter um sich greiftn als ea bia jetzt geschehen; so ist z. b.
«in nom. ag. anf urspr. -ka -aka in f^^tpii u. s. w. (*a-tha-aka-t u. s. w.)
SU erkennen, und im lat. fac'-io u. s.w. ist ein solches nom. ag. (fac* =
dhaka) genaa so zu erblicken wie in fac'-s (fac* s= bhaka); ebenfalls ent-
hm plac*-eo ein urspr. praka (pra =s pii-f-ka), und wftre somit mit
dem von mir zu der bezüglichen wuizel zurückgeführten sem. pharakha
▼fllig gleich. FreOlch ist diese Zusammenstellung nicht hinlinglich gesichert,
wefl die arab. bedeutnng (laetus ftiit) blos eine übertragene sein mag; der
Verlust eines beispielea vermöchte aber nicht uns zu erschüttern. — Weil
ieih aber meine arisch •semitischen streifereien berührt habe, so erlaube ich
■ir noeh hinsnznillgen, da& die semitischen formen des demonstrativs (4^^
4at n. s. w.) anf nraemitisch dam, dat, d. i. zu lautformen zurUckkom-
acttf die mit den indogermanischen (vgl. die anlautende media im zend) zu-
Mmmimfallftn i nnd dafs hebr&isch und aram. ttäl gleichen ein da-ma
d. i. glefehaam 9mt auperlatiWbrm voraussetzt, die logisch nnd grammatika-
lisch mit indogenn. f a-mi o-fgo zuaammenfiuit. (Es ut jetst stn^j ^rio-
stailid, I. n., BCaünnd 1865 zu vergleichen).
96 Afecoli, sprachwiflsenschaftliehe fimgmente.
als ein gleichsam isolirt darauf folgendes localadverbiam
auffassen und es mit griech. -d-i^ welches in präpositio-
neller Wirksamkeit in o^i, ovgavo&i n. s« w. auftritt, in
Verbindung bringen, so dafs z. b. dBlxw-d'^ ^eichsam he
da der zeiger! eigentlich bedeuten wfirde*). Will
man -dhi auf das pronomen 2. pers. zurflckfbhren, so
stellt man eine ganz einsame form auf (dh erscheint sonst
n&mli'ch blofs im medium, und zwar blos im plural und
in begleitung von t), weshalb sich auch Benfey (kurze
skr. gramm. s« 92 f.) zu einem anderen deutungsversuche
entschlofs. Auch das einsame -sva der 2. sing, imperat.
med. dürfte vielleicht vom pronomen 2. pers. zu trennen
sein, um darin einfach das refiex. pron., und somit gleich-
sam den keim des italolituslawischen (und keltischen) me-
dio-passivs zu erblicken, wozu es befremdend wäre, kein
bestimmtes asiatisches vorbild aufweisen zu können. So
würde die von Bopp vergl. gramm. §. 477 (zu ende) vor-
geschlagene Zusammenstellung, jedoch mit umgekehrtem
Verhältnisse in betreff der einzelnheit der form, anzuneh-
men sein.
*) Wegen eines Ähnlichen, ja vielleicht eines doppelten dergleichen ele-
mentes in einer litanischen imperatiTform s. Schleicher, compend. der
veigL grumn., s. 688. Aach ist Pott, etym. forsch. I*, 396 (n*, 660) zu
▼eigleiehen.
Mailand, 31. december 1864.
O. J. Ascoli.
Glück, CelUe. 97
Celtae.
Kiepert sagt in seinem beitrage zur alten ethoogra*
phie der iberischen halbinsel, es sei nirgend erwiesen, dais
bei den Kelten der name Kelten in gebrauche und in
ihrer spräche bedeutsam gewesen sei; vielmehr sei Galli
ihre einheimische benennung, Celtae dagegen vermuthlich
ligorischen oder iberischen Ursprunges. Mit dieser meinung
aber steht das, was Cäsar gleich im anfange seines galli*
sehen krieges über jene nanien sagt, in geradem wider-
spracbe. „Qui ipsorum lingna Celtae, heifst es dort,
nostra (sc. romana) Galli appellantur^. Cäsar erklärt
ako hier, dafs Celtae die einbeimische, Galli dagegen
die römische benennung des volkes war. Wir wollen nun
zeigen, dafs Celtae auch wirklich ein keltisches wort ist.
Bei den Kelten lautete der name Celti (bei den £d-
mem Celtae, bei den Griechen KelTai und Kelrol)^
in der einheit Celtos, ein durch das sufBx to von der
9z- cel gebildetes part. perf. pass., wie die gallischen per«
sooeDDamen Con-tex-to-s (in einer gall. inschr. in d.
beitr. m, 164,6), Mel-tu-s (Fröhner 1562. no.), Cres-
-tu-8 (ebend. 847—49. 51 — 54. no.), Grap-tu-s (Steiner
1741. no.) ti. 8. w. Die WZ. cel, früher cal, bedeutet, wie
uns die davon stammenden litauischen Zeitwörter käl-ti
(toUere), kll-ti (toUi, exsurgere) zeigen, erheben, sich
erheben*). Dafs nun jene wurzel auch im gallischen ein-
heimisch war, beweist der vindelikische bergname Cel-
-iu-s Itin. Änt. 250 s., d. h. hOgel, berg, als der sich er-
hebende (wie der britt. bergname Grau p-iu-s, Tac. Agr.
29. c, d. h. berg, als der sich wölbende, erhebende, von
der zu granp gesteigerten wz. grup, flectere, wovon das
griech. ygvnog stammt), sowie das in einer gall. inschrift
(d. beitr. III, 163,3) vorkommende sächliche wort celi-
*) Die wnrzel cal lautet in ihrer vollen gestalt cval. Hieraus ward
Dämlich dorch aa««la88aDg des v cal und durch ausstofsung des a cul.
Die gmndbedeutttng der wz. cyal=cyar (car, cur) ist biegen, krttm-
nen, drehen. Ana dem begriffe der biegung, krttmmung aber entwickelt
«ich d6r der w51bnng, erhebung.
Beitrtge z. vgl. aprachf. V. 1. 7
98 MttUer
-cno*n, dessen bedeutung wir darch das aus dem kelti-
scheD entlehnte goth. kelikn {nvgyog^ äpwyaiop) kennen
lernen. Aus den verwandten sprachen führen wir hier die
folgenden ableitungen von der wz. cal an: griech. xoA-
-0)1/0-^, xoX-'civi]^ xoX'O'tpciv^ lat. cel-8u-8 fQr cel-
-tu*s, ex-cel*lo fär ex-cel*jo, col-n-mna, col-li-s
(ÜT col-ni-s*), lit. k&l-na-s (berg, höhe), kil-na-8
(hoch), alts. hol-m (hügel, höbe). Längst hätte man
erkennen sollen, dais das galL celtos mit dem lat. celsus
Ar celtus dasselbe wort ist. Celtae bedeutet also die
erhabenen, hervorragenden. Da indefs aus dem be-
griffe der erhebung leicht der des muthes hervorgeht,
so kann Celtae auch die muthigen, tapferen (fortes)
bedeuten.
Von Celtos entspringt der verkleinerungsname Cel-
tillus (Caes. b. G. VII, 4), wie von Kdvagog (Polyb.
IV, 46e und oft.) Cavarillus (Caes. b. G. VII, 67), von
Carantns (Steiner 261 no. und oft.), Carantillus (Gru*
ter862, 2), von tarvos (Orelli 1993 no., kymr. tarn, jetzt
tarw, ir. tarb, jetzt tarbh, taurns), Tarvillus (Steiner
1484 no.) n. s. w.
Chr. W. Glück.
Die dediiiation des neupersischen und
ossetischen.
Das neupersische und ossetische fallen einerseits im
principe der declination zusammen, andererseits bilden sie
zum verwandten armenischen einen gegensatz. Denn wäh-
rend dieses in seiner declination ganz organisch ist,
d. h. seine flexionselemente unmittelbar auf die altindoger-
manischen formen zurückgehen (vergl. meine beitrage zur
declination des armenischen nomens), haben die beiden er-
*) Nach CorBften (krit. beitrage Eur Ut. formcnlehre 808 0.) wäre col
lis von cello abgeleitet.
die deciinatioii des noupeniflchen und ossetiBcbeD. 99
Stereo eine vollkommen anorganische declination ent-
wickelt. Die flezionflelemente, sowohl zahl- als casuszei*
chen, sind als solche späteren Ursprungs, und lehnen sich
ganz Sulserlicb an die form des nomens an, wobei das Zahl-
zeichen dem casuszeichen jedesmal vorausgeht Ein Vor-
gang, der ganz an jenen der nichtflectirenden sprachen, z. b.
der ural-altaischen, erinnert.
Ich will im vorliegenden aufsatze eine Untersuchung
dieser elemente liefern und dabei zuerst die Zahlzeichen,
dann die Casuselemente besprechen«
I. Zahlzeichen,
a) Neupersisch.
Das neupersisohe besitzt zwei zeichen des plurals: an
und hä. Davon wird ersteres bei ausdrucken, welche be-
lebte Wesen bezeichnen, gebraucht, während letzteres bei
Bolchen, welche unbelebte wesen bezeichnen, zur anwen-
doDg kommt. — So wenigstens ist es der usus der classi-
schen Schriftsprache; in der modernen Umgangssprache
dagegen verwendet man häufiger hä, auch bei ausdrücken,
welche belebte wesen bezeichnen (vgl. Mirza Mohammed
Ibrahim, grammatik der lebenden pers. spräche s. 22).
In den älteren dialekten ist der gebrauch gerade ein
umgekehrter. Das pehlewi bezeichnet fast durchgehends
den plnral mittelst an (vgl. Spiegel, grammatik der huzvä-
reschsprache s. 63);. nur in einigen späteren stücken der
hnzväreschliteratur findet sich auch die endung i-hä vor
(Spiegel ebend. s. 64). Auch im pars! gehört i-hä oder
hä zn den selteneren endungen und wird oft von dem Sub-
stantiv, zu dem es gehört, durch einen punkt getrennt
(Spiegel parsigramm. s. 49).
b) Ossetisch.
Das ossetische kennt nur die eine endung tha, thä,
welche, wie ich (orient und occident II, s. 583) bewiesen
habe, mit dem neupers. hä identisch ist.
Fragen wir nach dem Ursprünge dieser beiden suffiz-
100 Mttller
elemenie, so müssen wir vor allem andern die ansieht des
meisters der vergleichenden Sprachwissenschaft, Bopp, ver-
nehmen. — Bopp (vergl. gramm. I, 480) erblickt in dem
saffix an das zeichen des acc. plur. der a-themen s= altind.
an, altindogerm. an-s gegen Spiegel (Hoefers zeitschr. für
wissensch. der spräche I, 220), der die formen in an als
gen. plur. = altb. an am erklärt. — Abgesehen von der
Schwierigkeit, die formen des pronomens (vergl. meine ab-
handlung: Ober das pronomen in den modernen eränischen
sprachen) mit einem solchen principe in einklang zu brin-
gen, erhebt sich gegen Bopps erklärung ein grofses be-
denken vom lautlichen Standpunkte. Wir finden näm-
lich altes auslautendes m, n in den modernen
eränischen sprachen dnrchgehends abgefallen;
wo ein solches nun im auslaute vorkommt, ist es immer
durch einen folgenden vocal geschützt gewesen. Ich zweifle
daher gar nicht an der vollkommenen richtigkeit der Spie-
geischen erklärung, die allein mit den lautgesetzen der mo-
dernen eräuischen sprachen im vollsten cinklange steht.
Was die andere endung hä betrifit, so erklärt sie
Bopp (tergl. gramm. I, 481 ff.) aus dem neutralzeichcn äo
(nach ihm für äonha), woraus er ein nicht zu belegen-
des altpersisches ähä, ahä erschliefst, entstanden. Gegen
diese aoffassung sprechen aber vom lautlichen Standpunkte
mehrere gründe. — Erstens läfst sich, wie ich bereits be-
merkt habe, die erhaltung eines schliefsenden alten vocals
in den neueren eränischen sprachen schlechterdings nicht
nachweisen, indem derselbe (und vor allem a) abfallt, und
zweitens legt besonders die mit hä identische ossetische
form tha, thä dagegen ihr veto ein. — Ferner spricht
der gebrauch in den älteren dialekten, wie ich ihn am
anfange dieses aufsatzes dargelegt habe, entschieden da-
gegen.
Ich schliefse mich daher auch in der erklärung dieses
Suffixes an Spiegel (grammatik der huzvareschsprache s. 64)
an, und erkläre es für ein älteres, in seiner form noch nicht
hinlänglich aufgeklärtes adverbialbildungselement.
die declinatioQ des neu persischen und üssetiächeu. 101
Die snflSxe neup. an, hä, osset. tha, thä werden an
die singularform des jeweiligen nomens gehängt. Dabei
treten im neapersischen folgende anomalien, welche sämmt-
lieh den auslaut des vrorhergebenden nomens betreffen, ein.
I. Jene nomina, welche auf ein sogenanntes verbor-
genes h ausgehen, verwandeln dieses vor der endung -an
in g, z. b. bandab, diener, sciave, plur. bandag&n, fi-
ristah, abgesandter, plur. firiätagän.
Diese formen gehen im pelüewi statt auf h in k aus;
ebenso hat das armenische, welches in dieser hinsieht ganz
auf der stufe des pehlewi steht, das k hier beibehalten. —
Diese formen lauten darnach pehlewT bandak, armen.
kriStak.
Es ist daher das g in diesen pluralformen aus k (das
zwischen zwei vocalen herabgesetzt werden mufs) entstan-
den und hat sich als solches im inlaute behauptet, wäh-
rend es im auslaute aspirirt wurde und sich nach und nach
in h abschliff.
IL Die meisten formen in ft und ü nehmen zwischen
sich und die endnng an ein y auf, z. b. danä, wissend,
plur. dänä-y-an, binä, sehend, plur. blnä-y-än.
Die formen gehen im pärsi in gän aus; z. b. danä-
gän, vindgän. Im pehlewi finden sich dieselben so ge-
schriebeo, dafs man sie entweder in ägän oder äyän aus-
gehend fassen kann (vgl. Spiegel huzvareschgramm. s. 63).
Spiegel entscheidet sich für die letztere lesung, die sich
an die neueren erdnischen sprachen anschliefst. Ich ziehe
es vor die formen als ägän zu lesen, indem dies mit dem
sonstigen charakter des pehlewi (das nie dem parsi an al-
terthdmlichkeit nachsteht) sich besser vereinigen läfst, und
aoeh das ossetische, das in seiner lauteigenthümlichkeit
ans pehlewi sich anschliefst, seine part. praes« act. in -ag
(=s neop. ä) bildet.
Das neupersische kennt in der älteren zeit (Firdausi)
Doch die form niyägän, vorfahren, ahnen plur. von niyä,
das wir im pehlewi noch mit k = niyäkänn ss altb.
nyäka geschrieben vorfinden.
102 MttUer
Man siebt daraus, dals diese formen ehemals in k
ausgegangen sind, das sich später in g herabsetzen mufste,
und dann endlich in y (wahrscheinlich durch die mittel-
stttfe ^) überging«
Anders zu erkl&ren ist das y in formen wie päibfi,
fbfse plural von pfi, abrQihä, augenbrauen plural von
abrü, wo es aus einem älteren dental hervorgegangen ist;
denn diese formen lauten altbaktr. pädha, brvat. Es
kommen aber auch selbst im neupersischen die organischen
formen päi, abrüi vor.
n. Casuszeichen.
Diese treten im singular an die nackte nominalform
an, während sie sich im plural an die mit den eben erör-
terten pluralzeichen behaftete form anschliefsen.
a) Neupersisch.
Das neupersische unterscheidet formell den genitiv,
dativ und accusativ und verwendet dazu die zeichen i, rä,
mar und ba, bah.
Genitiv. Der genitiv wird gebildet, indem man zwi-
schen den ausdruck des besessenen und besitzenden gegen-
ständes, wovon ersterer dem letzteren stets vorangehen
mufs, ein i einschiebt. Z.b. sag-i-pidar, der hund des
vaters, 6agan-i«pidar, die hunde des vaters, dast-i-
-pusar, die band des sohnes, dasthä-i-pusar, die bände
des sohnes.
Dieses i ist Überbleibsel des alten relativums ya, wel-
cher, das in den altpersischen dialekten eine attributiwer-
bindung herstellt, und nun, nachdem der eigentliche Cha-
rakter des genitivs ganz verschwunden ist, zum förmlichen
zeichen desselben erhoben wurde.
Obige phrasen heifsen darnach wörtlich: der hund
— welcher — des vaters (altbaktr. ^pä-yö-pithrö), die
band — welche — des sohnes (altbaktr. zapto-yö-pu-
thrahe) u. s. w.
Dativ. Der dativ wird durch Versetzung der par-
die decUnation des neupersischen und ossetischen. 103
tikel bah oder ba- auegedrOckt, z. b. bah pidar oder
ba-pidar, dem vater, bah pidarän oder ba-pidarSn,
den Yätem.
Dieses bah, ba* schlielst sich zunächst an avghanisch
wä (vergl. meine abhandlung: die spräche der Ayghänen
Pa;rto 8. 6). — Beide sind aus dem pärsi ö , ö i , pehlewi
aw, altb. aiwi entstanden. Ein zweites zeichen des da-
tivs ist rä, das dem jedesmaligen werte nachgesetzt wird. %
Z. b. pidar-rä, dem vater, pidarän-rä, den vätem,
dasträ, der hand, dastbä-ra, den bänden.
Bei genitiTTerbindungen wird das dativzeichen dem
letzten Worte angehängt, so: sagan-i-pidar-rä, den,hnn-
den des vaters, päihä-i-sagän-i-pidar-rä, den fiifsen
der blinde des vaters u. s. w.
Dieses ra lautet im peblewi räi. Es entspricht ganz
dem altpersischen rädiy, einem local von räd, besehlie-
ben, im adverbialen sinne ^ wegen (vergl. Spiegel, huzva-
reschgramm. s. 67 und keilinschriften s. 215).
Dieses dativzeichen rä wurde auch später auf den ac-
cusativ ausgedehnt, der dann ganz mit dem dativ zusam-
menfiel. Die älteren dialekte, wie pehlewi, parsi lassen
den accnsativ ganz nnbezeichnet, der dann mit dem no-
minativ vollkommen übereinstimmt und aus der wortstel-
long im satze erkannt werden mufs (vgl. Spiegel, grammar
tik der huzväreschsprache s. 65 und grammatik der parsi-
spräche s. 55).
Das Suffix rä wird im neupersischen, besonders in der
dichtersprache, mit dem präfixe mar verbunden, z. b.
mar pidar-rä, mar pidarän-rä. Dieses präfix kommt
im parsi nicht vor (Spiegel, parsigramm. 56); es ist daher
^ine erklärung ziemlich schwer. Liefse sich ein Wechsel
zwischen m mid n nachweisen, so läge eine anknfipfting
aa das peblewipräfix nar nahe. Jedoch macht auch hier
die nebenform nar man Schwierigkeiten, da sie darauf hin-
zuweisen scheint, dafs wir ein semitisches dement vor uns
haben und die form dann vielleicht mit b zusammenhän-
gen dürfte. Nach allem diesem halte ich mar für iden-
104 Müller
tisch mit altbaktr. mara „wort^ iin sinne von „nämlich^,
das der betreffenden bereits mit einem Casuselement ver-
sehenen form vorgesetzt erscheint, um sie als oblique ca-
susform aus ihrer Umgebung hervorzuheben.
b) Ossetisch.
Ueicher als das neupersische stellt sich uns das osse-
tische in seinen casusformen dar. Es unterscheidet neben
dem nominativ den genitiv, local interior, mit dem mei-
stens der accusativ zusammenfällt, dativ, local exterior und
ablativ, also nebst dem nominativ (und dem damit gleichen
vocativ) noch vier, respective f&nf casus. Die demente,
welche hierbei zur Verwendung kommen, sind folgende:
Genitiv. Das zeichen des genitivs ist i (j)*), das
an die formen des nom. sing, oder plur. angehängt wird,
z. b. tag. cho, Schwester, gen. choi (choj), dig. chore,
gen. chorij, plur. tag. chothä, gen. chothüi, dig. cho-
re thä, gen. chorethij. Der genitiv steht immer vor
dem nomen, zu welchem er gehört, z. b. fidQi bach das
pferd des vaters (wörtlich vaters pferd), bachüi sargh
der Sattel des pferdes (wörtl. pferdes sattel).
Merkwürdig ist die Übereinstimmung des genitivs mit
dem adjectivum, sowohl was form als Stellung im satze
betriffl;. Pas ossetische besitzt keine sogenannten adjectiva
relativa, sondern mufs dieselben überall dort, wo sie ge-
bildet werden sollen, nach der ansieht Sjögren's (ossetische
Sprachlehre s. 68) durch den genitiv des Substantivs, von
dem sie abzuleiten sind, umschreiben. Ferner wird das
adjectivum, das, wie im neupersischen nicht flectirt wird,
dem nomen, zu welchem es gehört, immer vorgesetzt, z. b.
sau bach schwarzes pferd, sau bachthä schwarze
pferde.
Der oben angeführte Zusammenhang des genitivs mit
*) Die vom hm. verf. in SjogrenB scbrift aDgefUhrten oSBetischen for-
men habe ich, da uns die nothigen typen nicht zur Verfügung stehen, nach
Sjögrens angäbe der geltong seines alphabets (ossetische Sprachlehre s. 24 flg.),
omschrieben. A. S.
die deelination des neuperaischen und ossetischen. 105
der adjeciivbildung fbhrt uns auf deo weg, die natur des
ossetischen genitivzeichens richtig zu erklären. Offenbar
haben wir im genitiv eine reine adjeciivbildung (in - y a =
oeapers. i z. b. yazd-i göttlich, khänag-i häuslich, auf
das haus bezQglich) vor uns und die oben angeführte Sjö-
gren^sche ansieht ist, wenn sie richtig sein soll, umzukeh-
ren. Das ossetische besitzt darnach keine eigentliche ge-
oitivform, sondern mufs sie mittelst jener adjeciivbildung
umschreiben.
£inen analogen Vorgang finden wir in den neuindischen
sprachen. So bildet das urdu den genitiv mittelst des Suf-
fixes ka, das in Übereinstimmung mit dem werte, zu wel-
chem der genitiv gehört, movirt und flectirt wird. — Es
verwandelt sich daher in ki, ke, z« b. bat-kä, bät-kl,
bät-ke. Das Guzarali yerwendet hierzu das suffix -na,
welches je nach dem geschlechte «und der zahl des wertes,
zu welchem der genitiv gehört, nö, ni, nun, nä, ni,
n&n lautet, z. b. dcv-nö (masc. sing.), dev-nl (fem-
sing.), dev-uun (neutr. sing.), dev-nä (masc. plur.),
dev-ni (fem. plur.), dev-nän (neutr. plur.). Das maräthl
verwendet das suffix Kä, das dann Kä (masc), ki (fem.),
äa (neutr.), ke (plur.) lautet; das Pangäbl das suffix da
(masc. sing.), di (fem. sing.), de (masc. plur.), diän (fem.
plur.).
Accusativ« Der accusaliv fällt meistens mit der
eben besprochenen form des genitiv und local. interior zu-
sammen. — Meiner ansieht nach hat hier eine entlehnung
vom genitiv stattgefunden, was uns nicht wundern darf,
wenn wir bedenken, welche rolle der genitiv überhaupt in
den modernen eränischen sprachen spielt (vgl. meine ab-
handlung: das pronomen in den modernen eränischen spra-
chen) und dafs eine solche entlehnung sich auch unter
andern in den modernen slavischen sprachen nachweisen
lä&t.
Ablativ. Der ablativ hat das zeichen i (j). Dieses
i (j) unterscheidet sich von dem gleichen zeichen des ge-
Ditivs dadurch, dafs es den a-laut vor sich festhält, wäh-
106 Mttller
rend derselbe vor dem i (j) des genitivs in i geschwächt
wird. Dadurch werden manche vorhergehende consonan-
teu afficirt (erweicht), während sie in der form des abla-
tivB unversehrt bleiben, z. b. tag. lag mann, genit. lad ij
(lädjij), ablat. lägei (lägej), dig. lag gen. lagij (lag-
jij), abl. lagei (lagej).
Das ablativzeicben i (j) stimmt, wie ich bereits an-
derswo (declination des armenischen nomens s. 9) mit dem
armenischen zeichen oj (aj, e) Oberein, und ist auf die
altbaktrische ablativform -at zurückzufahren.
Dativ und local. exterior. Der erstere casus hat
das zeichen' an, en, der letztere zeichen ma, mä, ftm.
Ich erkläre ersteres aus altind. asmäi, altb. ahmäi, wor-
aus durch assimilation des h an m und Verwandlung des
letzteren in n (nachdem der schlufshafte vocal abfallen
mufste) die ossetische form än^ en entstand, letzteres aus
altind. asmin, altb. ahmi, woraus durch denselben pro-
cefs die ossetischen formen hervorgingen.
Darnach sind diese beiden casus im gegensatze zu den
beiden früheren (genitiv und ablativ) mit pronominalele-
menten zusammengesetzt. Es ist derselbe Vorgang, den
wir in der declination des griechischen und lateinischen in
den Casusendungen -rvi, -o/, -<x(av (= ^aauiv) -arum, -oriim
(= -asum, -osum) ausgeprägt finden.
Friedrich Müller.
Armeniaca.
aspatak.
Dieses wort bedeutet „räuber, herumstreicher^, dann
iMich ^angrifi*, anfall ^. Davon kommen aspatakSl, ein
denominativverbum von der zweiten bedeutung: „einen an-
griflf machen, rauben^ aspatakavor, aspatakidh „rau-
her, freibeuter^, aspatakuthiun „räuberei, angriffe* Am
nächsten steht unserem aspat ak osset« afsad |,abthei!ung
armeniaca. 107
▼OD personen, heer^, das wieder an altbaktr. ^pädlia sich
aDScbliefst. — Neupers. sipäh zeigt das alte dh in b ab-
geschwächt und ist auch ins armenische als späh, spaj
in der bedeutang ^beer^ als lehnwort übergegangen.
Was die bedeatung unseres aspatak gegenüber dem
altbaktr. 9p&dba betri£%, so vergleiche man damit armen,
hen „räuber, hemmstreicher^, das dem altbaktr. haena,
altind. seng »iherr^ entspricht.
aäel.
Dieses wort bedeutet „beaufsichtigen, bewachen, bc-
traditen^. Es entspricht sowohl lautlich als begrifflich
vollkommen dem altbaktr. akhs, altpers. akhs, wovon
enteres mit aiwi-, letzteres mit pati- zusammengesetzt
sich nachweisen Iftfst. Die armenische form ist deswegen
merkwürdig, weil sie in betreff des vocals a sich an die
alter&Diseben formen anschliefst, gegenüber altind. Tks, wo
wir a in 1 verlängert vorfinden. — lieber s = altem ks
▼gl. meine beitrage zur lautlehre der armenischen spräche.
amehi.
c
Die bedeutung dieses Wortes ist ^wild^. Wie aus der
flexion desselben und den ableitungen davon am Sh anal
„wild werden^, amehuthiun „Wildheit^ hervorgeht, ist
amehi von einem nicht gebräuchlichen ameh mittelst des
safiSxes -7a abgeleitet. Dieses ameh entspricht vollkom-
men einem vorauszusetzenden altbaktr. ämä^a „rohes es-
send^, gebildet wie altind. ämäd j^Mfioffayot;^.
a^biur.
Dieses wort, das „quelle '^ bedeutet, hängt unstreitig
wurzelbaft mit a()b „bodensatz, unreinlichkeit, dünger^
zusammen. Ist dies der fall, so ist -iur als suffix davon
abzutrennen. a(>b entspricht vollkommen altbaktr. awra
nwolke^, altind. ab hra „wölke, gewölk, staub (vgl. Böht-
lingk-Both sanskriUex. 1, 363), im griech. atfQoq „schäum^
aber auch „unreimlicbkeit^ (vgl. Stephanus Thesaurus un-
10» Müller
ter cc(p^6g). Halten wir alle diese formen zusammen, so
ist der Übergang der Bedeutungen „gewölk, staub, schäum,
bodensatz, unreinlicbkeit^ nicht schwer einzusehen.
Von a()b in einer an griech. aipQog sich anlehnenden
bedeutung ist a()b-iur mittelst des Suffixes -vat abgelei-
tet. Es setzt eine altbaktr. form awravat, altind. abhra-
vat, griech. acp^ufsvv' {d(p()i6eig) voraus. — Darnach wäre
die bedeutung der quelle als „der schäumenden^ eine ganz
passende und sinnige.
aragel.
Dieses wort bedeutet „hüten, weiden^. Am nächsten
steht demselben osset. arazin „ regieren % araz-kanin
„leiten^. Beide gehen auf altbaktr. wz. räz ordnen (als
causale gebr.) zurück, das altind. rag „regieren^ entspricht,
lieber den Übergang der bedeutungeu „ordnen, schützen,
weiden^ bieten fast alle indogermanischen sprachen hin-
reichende belege.
arbSnak, arbunq.
Davon bedeutet ersteres „diener, junge", letzteres ,ju-
gend, alter der reife". Beide hängen mit der bekannten
armenischen wurzel arb- (vgl. arbenal „saufen") = gr.
(?ü</:- {(fQoqh)^ latein. sorb- nicht zusammen, sondern sind
an eine andere wurzel anzuschliefsen. — Ich halte arbS-
uak für identisch mit altind. rbhu „geschickt, anstellig"
von WZ. rabh (vergl. Böhtlingk-Roth I, 1058), wovon es
mittelst der beiden detcrminativsufBxe -an und -ak (vgl.
über beide d. beitr. III, 481 f.) abgeleitet ist. Aus rbhu in
der specifisch armenischen bedeutung „diener, junge" ent-
wickelte sich mittelst des abstractsuffixes -un das zweite
wort arburnq in der bedeutung „Jugendalter".
ar^ak (ham-arfak), ar^an.
Ersteres bedeutet „frei, ungebunden"^ letzteres „säule*
Statue". Beiden liegt, wie aus den zahlreichen ableitungeu
davon hervorgeht, die bedeutung des geradestehenden, fe-
armen iftca. ]09
«ten zii gründe. Ich halte beide dem altbaktr. erezu
,8ich streckend, gerade**, altind. rgu y,gerade, recht, auf-
richtig' entsprossen, wobei ar^ak mittelst des Suffixes
-ak, arCfan mittelst des sufßxes -an abgeleitet erscheint.
dsrow.
Dieses wort bedeutet: „übler ruf, tadel^. In betrefi
des ausganges zeigt es sich verwandt mit khosrow, des
dem nenpers. khusrav (XoaQotjg)^ altbaktr. hu^raväo
{tioclh}^) entspricht. Es ist daher -srow abzutrennen =
altb. ^ravanh, altind. -pravas, griech. xA^oc;. Das Qbrig
bleibende d- ist meines daf&rhaltens Überbleibsel des alt-
baktr. du 8, griecb. Svg-^ dessen s sich im vorliegenden
falle dem 9 assimiliren mufste. Es ist daher für dsrow
ein nicht gebräuchliches altbaktr. du^^ravaiih anzu-
setzen *).
Fr. Müller.
Sprachwissenschaftliche desiderata.
Von der Voraussetzung ausgehend, dafs die hilfsmittel,
deren nicfatvorhandensein meine arbeiten mehr oder min-
der erschwert, nicht von mir allein, sondern von allen de-
nen vermist werden, welche auf den betreffenden gebieten
der Sprachwissenschaft thätig sind, erlaube ich mir im fol-
genden auf einige lücken in unserem apparate hinzuweisen;
vielleicht dienen diese Zeilen dazu, zur ausf&llung einer
oder der anderen dieser lücken anzuregen. Ich beschränke
mich natQrlich auf den indogermanischen sprachstamm.
Weniger dem gelehrten apparat als dem practischen
bedflrfnisse akademischer Vorlesungen fehlen fbr das alt-
indische und altbaktrische kurze, wohlfeil zu beschaf-
fende lehrbflcher, welche, aufser einigen bogen sorgfältig
*) erscheint mit »teigerang des u zn ^a in d^oB^ravanb vgl. JuRti p. 160
ukd S67. Anm. d. red.
HO Schleicher
gewählter texte, erschöpfende glossare und möglichst kurz
und übersichtlich gefafste grammatiken zu enthalten haben.
Ueber diesen punct habe ich mich bereits früher ausge-
sprochen (IV, 116).
Dem altitalischen mangelt eine übersichtliche, kri-
tische Zusammenstellung der bisher auf dem gebiete des
altlateinischen, oskischen und umbrischen gewonnenen er-
gebnisse. Ein index priscae latinitatis dürfte einen haupt-
theil eines derartigen werkes bilden.
Dem altirischen wünschen wir Wörterbuch und gram-
matik (beide mit zugäbe der sicher erklärten gallischen
Worte und formen). Möchte es herrn Whitley Stokes mög-
lich werden, diese empfindliche lücke unserer litteratur
auszufallen !
Dem slawischen fehlt, abgesehen vom mangel eines
kleinrussischen und eines umfassenden neubulgarischen Wör-
terbuches (ich kenne wenigstens nur die wortsam mlung in
A. und D. Kyriak Cankofs grammatik, Wien 1852) und
eingehender grammatischer darstellnng einiger dialecte vor
allem ein Wörterbuch über sämmtliche slawische sprachen
und dialecte. Gegenwärtig mit arbeiten auf slawischem
Sprachgebiete beschäftigt, vermisse ich ein solches buch
täglich auf das lebhafteste. Ein solches Verzeichnis aller
Worte, die, ohne entlehnt zu sein, in mehr als einem der
slawischen dialecte vorkommen, würde nicht nur die Sprach-
studien, sondern auch die slawische geschichtsforschung
und ethnographie ungemein fördern. Es versteht sich, dala
die Worte der hier in betracht kommenden sprachen (alt-
bulgarisch, neubulgarisch, serbisch, slowenisch, russisch,
kleinrussisch, polnisch, öeehisch und slowakisch, oberser-
bisch , niederserbiscb , polabisch , so weit uns letzteres zu-
gänglich ist) durchweg mit kritischer genanigkeit und in
der ihnen eigenen Schreibung aufzuf&hren sind (nicht etwa
in einem panslawistischen alphabete, wie dies einst Franta
Schumavsky in Prag versuchte). Die ganze darstellnng
müste, um den umfang des buches nicht allzusehr anzu-
schwellen und Übersichtlichkeit und bequemes nachschla-
sprachwissenschailfcliche desiderata. 111
geo uicht zu beeiDträchtigen, möglichst knapp sein; die
bedeutuDgen wären nur ganz kurz anzugeben und etymo-
logische auseinandersetzungen völlig ferne zu halten. Die
anordnung müsste natürlich die alphabetische (nach den
wurzelanlauten) sein und zwar die des altbulgarischen al-
pbabets, da in allen fallen, in welchen ein wort in dieser
spräche vorkommt, dies an die spitze der artikel zu treten
hat. Beizugeben wären indices über sämmtliche worte je-
der einzelnen spräche mit hinweisung auf seite und zeile
des Wörterbuches selbst, wo sich das gesuchte wort findet.
Was die auswahl der aufzunehmenden worte betrifit, die
entscheidung darüber, ob alle ableitungen, alle Zusammen-
setzungen mit Präpositionen u. s. f. aufzuführen sind oder
mcht, so mufs hier der takt des Verfassers das richtige
und practische treffen.
Eid solches Wörterbuch über die sprachen der litaui-
schen familie (litauisch, lettisch, preui'sisch) wäre ebenfalls
sehr erwünscht. Vor allem aber gebricht es hier an einem
flir lautliche Untersuchungen brauchbaren litauischen wör-
terboche (vgl. Donaleitis ed. Schleicher, Petersburg 1865,
8. 9). Hoffen wir, dals das preufsisch-litauische nicht aus-
sterbe ohne zuvor eine zuverlässige lexicalische bearbei-
tong seitens eines dieser spräche völlig mächtigen gefun-
den zu haben.
Desgleichen würde einem viel arbeit und zeit erspart,
wenn über die älteren deutschen sprachen (gotisch, alt-
hochdeutsch, altsächsisch, angelsächsisch, altfriesisch, alt-
nordisch) ein zuverlässiges lexicalisches Verzeichnis aller
in mehr als einer spräche vorkommenden worte vorhanden
wäre. Für die älteren sprachen hätten dann die späteren
sprachformen (mittelhochdeutsch, neuhochdeutsch u. s. f.)
einzutreten, wenn ein wort nur in diesen nachweisbar wäre.
Freilich ist es keine leichte sache dergleichen werke
ZQ verfassen (wer dies etwa bezweifelt, der versuche sich
QQT emmal selbst an ein par artikeln eines panslawischen
oder pangermanischen Wörterbuches) und es dürfte meist
gerathen sein, die kräfte mehrerer zu einer arbeit in an-
112 Schleicher
Spruch zu nehmen. Der grofse vortheil, den solche reper-
torien bieten würden, liegt jedoch zu sehr auf der hand,
als dafs wir uns nicht der hofihung hingeben sollten, iu
nicht zu ferner zukunft bei unseren arbeiten uns solcher
bequemer hilfsmittel bedienen zu können.
Jena, dec. 1865. Aug. Schleicher.
Got. manags, altbulg. umon münogü.
Das gotische manags entspricht vollkommen dem alt-
bulgar. MiHori munogu (gewöhnlich unorh mnogü ge-
schrieben; die ältere und richtigere Schreibung uMore
münogü ist jedoch die alter und guter handschriften, z. b.
der Cod. Ostrom., Suprasl. u. and.; vgl. Miklosich lesdcon
palaeoslovenico-graeco-latinum emendatnm auctum. Vindob.
1863 s. V. MHonb s. 377). Ich sehe keinen grund, das sla-
wische wort (mit Haupt, wiener jahrbb. 76. 123; s. Miklo-
sich, bildung der nomina im altslovenischen , Wien 1858,
s. 85) ftkr aus dem gotischen entlehnt zu halten. Die ety-
mologie Miklosichs (a. a. o.) von der würz. MbH min mi-
nuere mit dem sonst kaum sicher nachweisbaren suffix
-agü, nach welcher „mnogü dann eigentlich minutus be-
deuten und ein seitenstück zum lateinischen multus von
molo abgeben'^ würde, will mir auch nicht recht zu köpfe.
Auch ist die Schreibung MkHore minogü meines wisseos
unerhört. Ebel (beitr. II, 171) setzt altir. menicc, me-
nic, kymr. mynych, corn. menough (frequens) = got.
manags, slaw. münogü. Was das altirische cc, c =
got. slaw. g betriff;, so vergl. altir. macc filius (got. ma-
gu-s puer), cumacc (potens) neben cumaing, cumü-
ing (valet), cumang (potestas, posse; bei Ebel a. a. o.j,
würz, mang, macc, die auf ein mag, urspr. niagh, got.
mag, slaw. mog, altind. mah (mäh) hinführt. Die
keltischen formen hindern also nicht in manags münogü
die regelmäfsigen Vertreter einer grundform managbas,
got. manags, altbnlg. mänogä. 113
▼idleicht managhas za sehen. Es scheint mir nun sehr
nahezuliegen, diesen stamm managha- oder manägha-
eb^ifidls auf die wurzel urspr. magh cresoere, augeri (alt«
ind. mab, mäh, got. mag, slaw. mog n. s. f.) zurück-
zofllhren. Wir hfttten dann hier allerdings das einzige
beispiel des infizes -na- (oder seiner Steigerung -na-) bei
einem als nomen fungierenden stamme. Bekanntlich findet
sich dieses infix in altindischen praesensstämmen, wie ju-
-Da-g-, bhi-n&-d- n.s.f. zu wz. ju^, bhid. Ist das kel-
tiflche menic n. s. f. nicht entlehnt, so dflrfen wir den
stamm naa-na-gh-a- der indogerm. Ursprache zuschrei-
ben, wofbr auch die nasalierung im altindischen mäh,
kelimang spricht. Diese wurzelformen lassen auf einen
Qxipcünglichen praesensstamm ma-na-gh- 8chliersen(l.sg.
maoagb-mi u. s. f.), welchem sich der nominalstamm
ffls-oa-gh-a- (nom. sing. msc. managha-s es got. ma-
DSgs, slaw« münogü), der aufser dem infix na noch das
soffizahat, zunächst anreiht; stamm managha- : stamm
managh- = altind. veda- : ved- (vcd-mi), =s aja-
: e- (e-mi) u. s. f.
Ist diese vermuthung begründet, so haben wir in ma-
•na-gh-a- einen neuen beweis dafikr, dafs das infix na
(in der regel in den vorliegenden sprachst verkürzt zu n,
m, n je nach dem auslautenden consonant^i der wurzel),
das einzige infix des indogermanischen, bereits der indo-
germanischen Ursprache zukommt.
Aug. Schleicher.
Lit. -ai = griech. -i, umbr. -ei (-i, -e).
Zu griech. -I in ovrog-i^ umbr. pir-I, pir-6 perM-ei
▼gL Ut -ai in tas-ai, jis-ai, toks-ai, kits-ai u. s. f
(tiis der^ jis er, toks solcher, kitas anderer) das in be-
toDong und Ainction vollkommen dem griech. -e entspricht
(lii gramm. §. 92, 3 s. 201). In russisch -litauischen dia-
B«Ltrlge z. Tgl. sprachf. V. 1. 8
1 14 Schleicher, lit. -«i is griech. -i, nmbr. ei.
lecten ist dies -at auch zur bervorhebung von adjectiVen,
besonders von steigerungsformen derselben, gebrftuchlicb,
z. b. viresnias-aj = preiifs. lit. 'vyresnis-ai (der äl-
tere), SU tajs gra2ej8-ej rubajs=s=sü tais *gra2eis-
-ai rübais (mit den schönen — schönsten — kleidem).
Mir schien diese hervorbebende anhftngepartikel im ras-
sisch-litauischen überhaupt eher -ei als -ai zu lauten*).
Aug. Schleicher.
Aus einem briefe von Mr. Whitley Stokes.
Williams and Norgate sent me Flechia^s paper on the
Novarese inscription and I read it with extreme interest;
snrely now the scholars of Germany will admit that I was
rigUt in daiming the Todi inscription as Celtic. Flechia
bas overlooked the fact that a third person plnral in us
oecurs in Old Irish (filns „sunt^ Z. 1007, 1009, and
often in the Brehon laws). This form Stands to EIARNI-
DVS as the Old Irish Singular forms in a stand to lEVBV,
$mgov^ KARNIDV.
I do not know whether you agree with Gurtius and
Müller in thinking the augment A, ^ a demonstrative pro*
Doun; I do, and wonld now identify the Old Irish verbal
prefiz no with the demonstrative NA.
Lat. münus from moenus is the O. Ir. möin in
m6in-dönmidetu „beneficentia^ and the Lat. mitis
firom 'moitis is the Ir. möith, or moeth „teoer^. (So
vinum, vicns from *voinom, "^voicos.) Here, as in
other instances, Celtic throws valuable lights on Latin ety-
mology.
*) Nach BchriftUcher and mündlicher mittheilung des hrn. Baranowski,
Priester» aus An^accsei in der gegend von Wilkomir, gaben. Kowno, von
dem wir eine darrtellnng der eigienthttmliohkeitea eeiaei alterthflBÜichen h«.
mathdialectes an erhalten hoffen. Das litauische von An^ksscsei ist echtes
litanisch, nicht iemaitisch; in klangfarbe der vocale und ausspräche der
oonaonanten ist ttbereirmtimnuing mit dtm benachbaitea alawisehen naver-
kennbar. Vergl. nunmehr meine ausgäbe des Donaleitis s. 888 flg.
Schleieher, anceigeo. 115
L«sicon palaeofiloTenieo-graeco-UtiBiiiii emendatom ftuetum edidit Fr. Mi-
klosich. Vindobonae 1862—1865. gr. 8. XXll und 11718.
Miklosich altkirchenslawisches (altbulgarisohes) Wörter-
bach liegt nun zu unserer frende vollendet vor uns; ein
beqnemes und zuverlfissiges studienhilfsmittel fbr die sla-
wische Sprachforschung und die indogermanische Sprach-
wissenschaft überhaupt. Der unermfidliche Verfasser hat
sich durch dieses werk, die frucht zehnjähriger arbeit, fbr
welches viele drucke und noch mehr handschriften ausge-
zogen wurden, ein neues grofses verdienst um unsere, wis-
aenschaft erworben. Hoffen wir, dais nunmehr endlich das
slawische von jedem, der auf den namen eines sprachfor*
Sehers auf indogermanischem gebiete anspmch macht, so
studirt werde, wie es die bedeutung dieser spräche er-
heisdit. Die ausrede, dais es an genügenden Studienhilfs-
mitteln fehle, ist von nun an völlig unstatthaft.
Es kann nicht meine absieht sein, den hauptinhalt des
Wörterbuches, die altbulgarischen werte und ihre bedeu-
tungsangabe, einer kritischen betrachtung zu unterziehen;
hierzu gebörai Studien in den quellen, die mir abgehen.
Den einzelnen artikeln sind da, wo es dem verf. nöthig
sduen, die entsprechenden werte anderer sprachen zur
Seite gesetzt worden. Nur diese Seite, also eine der neben-
bei in betracht kommenden, möge im folgenden kurz be-
sprochen werden, und zwar beschrftnke ich mich auf die
aus dem litauischen beigebrachten vocabeln , weil sich hier
eine beobachtung aufdr&ngt, zu welcher nicht blos das vor-
liegende buch, sondern fast alle arbeiten anlafs geben, in
welchen das litauische berücksichtigt wird.
Es werden n&mlich häufig werte, welche aus dem sla-
wischen entlehnt sind — und die zahl der slawischen lebn-
worte im litauischen ist eine sehr grofse — so den ent-
sprechenden der anderen indogerm. sprachen, namentlich
denen des slawischen, zur seite gestellt, als wären sie mit
diesen verwandt Es wäre deshalb recht dankenswerth, wenn
jemand die l^nworte des litauischen einer eing^enden
besrbeitnng unterzöge, um dem gerügten übelstande gründlich
8*
116 Schleicher
abzuhelfen. Freilich ist es nicht immer leicht die frage
zu entscheiden, ob ein litauisches wort zum entsprechenden
slawischen im verhältnifs der Urverwandtschaft steht, d. h.
ob das wort aus der litauisch-slaw. grundsprache stammt,
oder ob es durch entlehnung ins litauische gekommen ist.
Das consonantenBystem des litauischen stimmt in vielen
fällen zu sehr mit dem des slawischen überein und die Li-
tauer verstehen es sehr gut den fremdworten das litauische
gepräge zu geben. So dürfte es schwer sein hinsichtlich
solcher worte, wie z. b. altbulg. soci» bosä, litb&sas (bar-
fnfs); poln. pa'n d. i. nan panu, lit. pönas (herr) u. s. f.
zu einer sicheren entscheidung zu gelangen. Doch sind
dies im ganzen ausnahmen; in der regel geben die laut»
geeetze den ausschlag.
Wenn z. b. im vorliegenden werke zu mcamith Saliti,
lit. ^6l6ti und zu »axoBATM i^alovati, lit. 2ölav6ti ge-
stellt wird, so sind hier sicher nur aus dem «lawisohen
entlehnte worte angeführt, denn slaw. 2al- steht ftkr Älte-
res *i6l' (wie z. b. wiiiaTN 2adati für sng(- 2ed-, lit.
geid- in geid:fcü, geisti; yaci 6asö fbr Ytc% 6c8Ü,
lit. cz6'sas entlehnt ans slaw. öSsü u. a.), welchem ein
lit. £^1- phonetisch, aber nicht etymologisch entsprioht.
Grundform von £al- iil- ist gaiU, würz, gil, und dies
findet sich im lit. gail-6'ti (leid thun), welches also hier,
nicht aber bei sseiitTii ielSti, wurzel urspr. ghar, anzu*
fahren war, wie dies auch zu msnh 2 all richtig geschehen
ist (wo jedoch g^lti femer liegt, da dies auf den worzel-
vocal a hinweist). So ist entlehnt lit i&yv&tas, sl. SKHionk
2ivotu (vgl. lit. g^vas, urverwandt = slaw. mnvk Hyü);
lit. £ydas, rufs. «114% i^idü; lit. izbonas, rnss. dial.
NitfaHOirb ibanoku was, neben poln. dz bau, auf ein
iban schliefsen Iftlst, dem lit. izb6nas entspricht (s. v.
ybbvl); lit. cz;^stas, sl. VHcrmcistü; czelas, sl. t^vPk
oilu; küdas, sl. ;cofj^% chudü; kytrüs, sl. KVTf 1^ chy-
tru; 8 mortis, sl. sümruti, sümriti, wäre das litaui-
sche wort nicht entlehnt, so würde es *su-mirti8 lau-
ten; grömata, sl. rfMUSTS gramata, das litauische wort
anxeigan. 117
stammt sicher niclit direct vom griecb. yfßäfÄfiarot^ sondern
durch Termittelong des slawischen; ebenso kar41ius, k4.
tilas durch sl. v^Mb krali, mss. Ropojib koröli, kotuk%
▼oo carolns und catinus; glüpas^ sl« raafn glupu;
gramäjdas, grumödas ist das ross. rpoHa^a grom4da;
grekaa sl. fpVk gröohü; d6vyti, 1. sg« pr. dövyju,
ist höchst wahrscheinlich das sl. ^umm daviti, ebenso ist
d^Tas (bei Miklosich unter f^u») wohl sl. ^n dtvü;
iökas (anter A>»^) i^t das poln. iak; dumk und dn-
möti ist ross. Ajna düma und 4jHaiiifc dümati; dnsciä,
sl. Aefaa duia, vergl. lit. gramm. §. 75 s. 168; ködis ist
das slaw. «g^ kadi, poln. kadi; karczamä ist das poln.
karczma; lenciügas das poln. lancuch; loskä, sl.
HÖH laska u. s. f.
Solche ins litauische Qbergegangene slaw. werte hftt-
teo leicht noch mehr angefbhrt werden können, z. b. ba*
infeztk asu BettHHi|a bo2ifnica; bögünas zuswwfn bö*
gunu; küila zu rasA kyla; küpczus zu ROfaki|ii ku*
picl u. s. f. Nach unserer ansieht war es vorzuziehen,
sie sftmmtlich hinweg zu lassen; etwa mit ausnähme der-
jenigen, welche ftkr die lautform des slawischen wertes
von bedeutung sind, wie z. b. lit. cz^'sas, das für vtn
6£sä zeugt und dergl., welche dann als entlehnt zu be-
zeichnen waren.
Wir scheiden vom verf. mit aufrichtigem danke f&r
ein buch, das unseren sprachwissenschaftlichen apparat we-
sentlich vervoUst&ndigt hat.
Jena, dec. 1865. Aug. Schleicher.
V. J. Dabls nucisches wSiterbach und doige andere neuere nurische
werke.
In neuerer zeit haben sich meine Studien wieder fast
susschliefslich auf das slawische gerichtet. Es war mir
▼on jeher bedfirfnifs, mich mit den sprachen, deren laute
und formen mich beschäftigen, so vidi als möglich genauer
118 SchUicher
bekannt zu machen, um so wenigstens einigermalseD des
vortheils theilhaflig zu werden, den doch stftts der einge-
borene vor dem fremden voraus hat. Sprachen wissen*
sehaftlich zu behandeln, die man nur aus lezicon und
grammatik kennt, ist und bleibt eine mifsliche sache; die
spräche steht einem da immer fremd gegenflber, man läuft
gefahr manches yöllig schief zu fadsen und man wird nie
so recht aus dem volleo schöpfen können. Es ist etwas
ganz anderes um die auffassung einer spräche, die einem
so zu sagen lebendig geworden ist, fbr die man wenig*
stens einigermafsen das hat, was man Sprachgefühl zu neu«
neu pflegt. Deshalb suchte ich gleich beim beginne mei*
ner slawischen Sprachstudien mir wenigstens eine der sla-
wischen sprachen geläufig zu machen: in Bonn war es
das polnische, weil mir hierzu dort gelegenheit geboten
war, in Prag das böhmische und hier in Jena ist es jetzt
das russische, mit dem ich einigermafsen vertraut zu wer-
den suche, ohne natOrlich dabei die anderen Slawinen völ-
lig zu vernachlässigen.
Bei dieser gelegenheit ward ich nun, wenn auch nur
in beschränktem mafse, mit der russischen littoratur be-
kannt. Das wenige, was ich so kennen lernte, hat mich
jedoch in ungewöhnlicher weise angezogen. Die neuere
russische litteratur, so wohl die belletristische als die wis-
senschaftliche, zeugt offenbar von einem regen geistigen
leben, das in rascher entwickelung begriffen ist, eine ent-
wickelung, die sich, bis auf die ausdrucksweise, bis auf
die spräche selbst erstreckt. Die meisterwerke eines Pu-
äkin, Gogoli, Turgeniev, deren lectQre mir einen hohen
genufs gewährte, sind eben deshalb, zum theile wenigstens,
kaum Qbersetzbar; wenigstens werden sie in einer wenn
auch noch so guten Übertragung nie die Wirkung äufsem
können, wie im originale, weil ein nicht ganz geringer
tbeil ihres reizes in der spräche liegt, die in dieser art
hier zum ersten male in der litteratur erscheint. Die mög-
lichkeit einer solchen weiterentwickeluqg der spräche ist
bedingt durch die entstehung der russischen schriftspraobe
«nzeigen. 119
aus dem kircheoslawischeo unter einwirkuog des eigentlich
russischen elementes. Dieses letztere ist es, welches im-
mer stärker in den Vordergrund tritt, die spräche wird im^
mer mehr und mehr echt russisch. Doch ich komme auf
diesen pnnkt bei der besprechung des Dahlsohen Wörter-
bacbes zurflck.
Aber auch auf wissenschaftlichem gebiete zeigt sich
in der neueren zeit in der russischen litteratur ein reges
leben. Ein bedeutendes werk erscheint nach dem andern.
E» genflgt zum beweise des gesagten auf einige hervorra-
gende leistungen im gebiete der Sprachwissenschaft und
der iitteraturgeschichte hinzuweisen, wobei ich mich jedoch
nur auf die werke beschränke, die mir vorliegen. Sicher-
lich ist dies nur ein bruchtheil des wirklich vorhandenen.
Tb. Buslajevs gelehrtes werk „historische umrisse der
nisdscfaen nationalen litteratur und kunst^ (istorißeskie
o6eiid ruskoj narodnoj slovesnosti i iskusstva; I. band die
rassische nationale litteratur und kunst, St. Petersb. 1861),
zwei starke bände in gröstem octav mit vielen Zeichnun-
gen, giebt eiue reihe theils schon früher veröffentlichter,
theils hier zum ersten male gedruckter Untersuchungen
and characteristiken , welche aufser der litteratur und der
kunst auch den mythus und die spräche zum gegenstände
haben. — Namentlich auch fQr kunstgeschichte wichtig ist
die sammt allen bildern facsimilirte prachtausgabe einer
bandschrift des XIV. jahrh., enthaltend die legende der
heiligen Boris und Glßb (skazanija o svjatychü Borisä i
6lib§, gr. 4; 147 facsimilirte Seiten aufser dem gedruck-
ten entblutend) von J. J. Sreznevskij. St. Petersb. 1860.
Die litteraturen aller slawenstämme behandeln in ge-
drängter darstellung A. N. Pypin und V. D. Spasovic (von
letzterem ist der die polnische litteratur betreffende ab-
schnitt) in der als beilage zu Scherrs allgemeiner literatur-
gescbichte erschienenen „Qbersicbt der geschichte der sla-
wischen literaturen^ (obzorö istorii slavjanskichü litera-
torti, St. Petersburg 1865. gr. 8. VI und 530 s.), ein werk,
welches ich mit dem grösten Interesse gelesen habe. Die
120 Schleiober
sohlnftabhaDdlong ^Wiedergeburt und panalavismuB^ (voauro*
idenie i panslayiasmii, 8. 492 — 530) ist nach meiner ansieht
ein wahres meisterstflek; ruhige, Terstftndige ansohauung
der dinge, wie sie wirklich sind, zeichnen sie eben so aus,
als lebendige, bisweilen etwas journalistisch g^efibrbte d.ar-
stellnng. Wir wünschen diesem buche, Tor aUem aber der
schlu&abhandlnng, eine gute deutsche flbersetsung.
Eine der wichtigsten arbeiten der neueren zeit ist ohne
zweifei die Bybnikovsche tommlung russischer Volkslieder
(Pteni sobrannyja P. N. Bybnikovymü. III ziemlich starke
bAnde, gr. 8; I und 11, Moskau 1861 und 1862, heraus«
gegeben von F. Bezsonov und D. Ghomjakov; III Petro-
zaTodsk 1864, herausgegeben vom Olonetzer statistischen
comite), welche auch abhandlungen Ober den inhalt der
lieder, mittheUnngen über die sftnger derselben u. s. f., so-
wie ein glossar über die in der gewöhnlichen spräche nicht
vorkommenden worte enth<. Diese russischen lieder, na-
mentlich die zum theile uralten epischen lieder, sind nebst
den serbischen epischen volksges&ngen das bedeutendste,
was die slawische volksm&fsige litteratur aufzuweisen hat.
Diese wunderbaren gesänge haben ihre eigene alterthüm-
liehe spräche, die manche wichtige form bietet Wer fiEür
volkspoesie, für volksmäfsige gestaltung der geschichte und
f&r ssge Interesse hat, wird nicht umhin können das in
rede stehende buch zu studieren. Eine deutsche bearbei-
tung dieser russischen dichtungen wird wahrscheinlich nicht
ausbleiben, wie ja auch die serbischen lieder ins dent*
sehe übertragen worden sind. Uebrigens giebt es auiser
der Bybnikovschen noch andere Sammlungen russischer
Volksdichtungen, die mir jedoch nicht zur band sind. Bus-
sische märchen hat bekanntlich Athanasiev gesammelt, die
russischen Sprichworte hat Dahl herausgegeben (Poslovicy
Buskago Naroda Sprichworte des russischen volkes).
Von sprachwissenschaftlichen werken liegt mir vor
„Migkovs geschichte der serbischen spräche nach den cy-
rillisch geschriebenen denkmalen in Verbindung mit der ge-
schichte der nation (Istorija serbskago jazyka po pamjat-
aJUMgen. J21
nikamü, pi8aiuiym& kirilicejo m syjaei 6ü istorieju naroda.
Socineote A. Majkova. Moskva 1857. gr. 8. 840 8.); ein
werk, welches mit groieer ausfbhrliohkeit und genauigkeit •
die quellen filr die erkenntnis des altserbischen Terwerthet
Von Buslajevs historischer grammatik der russischen spra-
eile, 2te aiisg« Moskau 1863 war im vorigen bände dieser
beitrige (IV, 368) bereits die rede. Dem sprachwissen*
sduftlicben gebiete gehören ferner mehrere bedeutende ar-
beiten an in den von Sreznevski} redigierten „gelehrten
deoksdiriften der zweiten abtheilung der Kaiserl. Akademie
der Wissenschaften ^ (uöenyja zapiski vtorago otd^Ienija
Imper. Akad. Naukü) nnd in den russisch geschriebenen
„deskschriften der Kaiserl. Akad. der Wissenschaften^ (za^
pUti Imp. Akad. Nankü), welche in rascher folge er-
sdieifien.
Za den wichtigsten lexicalischen arbeiten auf slawi«
ttkem Sprachgebiete gehören vor allem das Vostokovsche
wdrterbuch der kirchenslawischen spräche (Slovan Cer-
kovno-slayjanskago jazyka, sostavlennyj Akademikomü A.
Cb. Vostokovymii), herausgegeben von der zweiten abthei-
loDg der Kaiserl. Akad. der Wies. 2 bände, St. Petersb.
1858. 1861 und das von derselben abtheilung herausgege-
bene Wörterbuch der grolsrussischen provinciellen werte
and wortformen, welches, nach den umfangreichen ergftn-
zQogen za schliefsen (nur diese, nicht das eigentliche werk,
Kegen mir vor) eine reiche fQlle dialectischer formen bie-
ten mufs (nach Dabl, einleitung zum wörterb. s. XIII,
enthält es 114,749 werte). Letzteres werk fahrt den titel
»ergänzung zu dem versuche eines grofsrussischen provin-
ciellen Wörterbuches^ (dopolnenie kii opytu oblastnago
▼elikorusskago slovaija), herausgeg. von der 2ten abth. der
Kais. Akad. der Wiss. St. Petersb. 1858, gr. 4., 328 s.
FOr die slawische Sprachwissenschaft sind die russischen
profinciellen werte geradezu unentbehrlich.
Eboo deshalb hat auch das im folgenden zu bespre-
chende werk von Dahl nicht blofs eine practische bedeu-
toog f)kr den russisch sehreibenden und redenden, sondern
Vit Schleicher
auch einen entschiedenen werth f&r die alawisehe Sprach-
wissenschaft, weshalb es gerechtfertigt erscheint, in diesen
blättern auf dasselbe näher einzugehen. Der tiiel dessel-
ben lautet: Tolkovyj slovarT £iyago velikoruskago jazyka
V. J. Daija (erklärendes Wörterbuch der lebenden grofsru»-
rischen spräche von V. J. Dahl), 1. theil A — Z, Moskau
1863, folio (grofsquartformat), UV und 627 s. Vom
zweiten bände sind bis jetst erschienen 5 liefemngen (lief.
7 — 11 des ganzen werkes) bis s. 1280 (letzter artikel ostol*
benjati) und 11 nachtrage aus je einem oder zwei blät-
tern bestehend*). Die mittel zur herausgäbe beschaffte
theils die gesellschaft der freunde der russischen literatur
zu Moskau, theils das Unterrichtsministerium (ministerinm
der Yolksaufklärung).
Die üblichen russischen wörterbQcher geben die worte,
welche in der bisherigen Schriftsprache gebräuchlich waren,
also auch die dem altbulgarischen entnommenen; ihnen
fehlt aber die grofse menge der in der russischen Volks-
sprache Qblichen worte, die noch nicht in die Schriftsprache
eingang fanden, obschon sie acht russisch und oorrect ge-
bildet sind. Mir stehn freilich nur geringe lexioalische
hilftmittel im russischen zu geböte, doch glaube ich mit
recht behaupten zu können, dals in den bisherigen Wörter^
büchern sehr viele worte der neueren Schriftsteller (Oogoi,
Turgeaiev u. s. f.) nicht verzeichnet sind. Der gnind die-
ser mangelhaftigkeit der Wörterbücher ist in dem oben be-
reits berührten umstände zu suchen, dals die russische
Schriftsprache gerade in der neueren zeit einen mehr na*
tionalen anlauf genommen hat und den reichen schätz volks-
thflmlicher wortformen von Schriftsteller zu schriftsteiler
in höherem grade verwerthet. Diesem streben, die spräche
zu einer wahrhaft russischen zu machen, will vor allem
*) Da auch dieses Wörterbuch für jeden slawisten und fttr jede sprach-
wissenschaftliche bibliothek unentbehrlich ist, so mag hier angefllhrt werden,
dafs die liefemng einen rubel kostet (bei aehn ezemplaren mit 16 kopeken
rabatt vom rubel) und dafs das werk durch die moskauer buchhäodler au
beziehen ist. Dafs alle akademischen werke bei L. Vors in Leipzig zu ha-
ben sind, ist bekannt.
ameigeo. 128
Dahls Wörterbuch Vorschub leisten; es soll eine fundgrube
sein der wahren und ächten russischen spräche. Hierin
liegt die praktische bedeutung dieses werkes, aber auch sein
werth för den Sprachforscher, dem es ja gerade darauf an-
kommt das echt russische kennen zu lernen. Uebrigens
giebt das Dahlsohe Wörterbuch auch die lehnworte und
firemdworte vollständig; überhaupt ist erschöpfende darle«-
gong des gesammten Wortschatzes ausgesprochenes ziel des
verfiisBers.
Dem wörterbuehe gehen voraus ^ein wort auf den weg^,
ein Vortrag ^flber'das russische Wörterbuch^ und eine ab-
haadlong ^fiber die dialeote der russischen spräche^. Diese
stücke sind mit jugendlicher frische (obgleich der verf. be-
reits ein sechziger ist; s. XIV) in acht russischem, leben-
digem aasdrucke und mit warmer begeisterung Air die
saefae geschrieben, so dafs sie auch aufser der reichen be-
lehraog, die »e bieten, von interesse sind. Der Verfasser
entwickelt in den ersten beiden stücken die grundsätze,
die er bei abfaasung seines grofsen Werkes befolgt. Wir
erfahren hier unter anderem auch, dals seine aufeeiohnun-
gen, die er unmittelbar dem volksmnnde entnahm, schon
im jähre 1829 zu einem sehr beträchtlichen umfange an-
gewachsen waren. Die abhandlung über die russischen
dialecte ist in hohem grade wichtig filr die slawische Sprach-
wissenschaft; ich fand darin den Schlüssel zur erklärung
mancher lautwechsel, die mir vorher räthselhaft erschienen.
Doch mufs ich mir versagen auf einzelnes hier einzugehen,
um diese besprechung nicht allzusehr auszudehnen.
Die einrichtung des in rede stehenden thesaurus der
ungemein wortreichen grofsrussischen Volkssprache ist fol-
gende. Die anordnung ist alphabetisch, zusammengesetzte
Worte sind also unter dem anlaute des ganzen wertes, nicht
unter dem wurzelanlaute zu suchen (z. b. zastupati un-
ter za- nicht unter stup). Die werte sind mit accenten
▼ersehen. Bei der reichen fülle von werten, die sich nur
durch ihre suffixa unterscheiden, wäre es jedoch unthun-
licb gewesen aus jedem worte einen artikel zu machen
124 ScUeiciMr
(man denke an fUle wie d6'va Jungfrau mit den deminu-
tiven u. 8. f. divica, dä'vica; dö'Tka, diVoöka, d^'-
vttika; döv6üga, dävöüika, divdnri, d£v6ürka,
vävöüroöka; dSvöonka, devööno6ka; div(4, dö»
▼ojka, di'vonika, dövönika, dävönja, div6n-
judka, divünja^ divacha; divöina; däViäöa, di-
▼iiiöa, d£v6iniiia). Der Terf. hat daher die worte,
die ohne weiteres atudinm eich als sneammengehörig er-
geben, zQ je einem artikel zneammengefafist. Diese arti»
kel, in welchen also gröfsere oder kleinere wortreihen zu-
sammengestellt sind, nennt er ,,nester^. ' Durch den druck
ist daftkr gesorgt, dafs diese nester leicht durchlaufen wer-
den können. Wo es nöthig schien, sind die werte an ih-
rer alphabetischen stelle angeführt und mit hinweis auf das
nest versehen, wo sie erklärt sind. Der verf. ist hier über-
all mit richtigem practischen tacte zu wege gegangen; we-
nigstens habe ich bisher noch jedes wort leicht und schnell
gefunden. Die bedeutungen der werte werden durch Sy-
nonyma oder Umschreibungen und begriffiientwickelnngen
in russischer spräche dargelegt. Spricbworte, sprichwört-
liche redensarten, übliche Wendungen und Verbindungen
hat der verf. überall in reichstem maJbe beigef>. Ci-
täte finden sich nirgends, alles gelehrte wesen ist völlig
ferne gehalten. Das buch Hberuit sich nur aufr volk und
es ist zunftchst auch nur für das russische volk ge-
schrieben.
Hier ist also der slawischen Sprachwissenschaft ein
wirklich und ficht russisches Wörterbuch geboten; ein sol-
ches war bisher ein lebhaft vermiistes desiderat dieser die-
ciplin.
Dem Verfasser danken wir fbr die reiche belehrung,
die er uns in seinem grofsartigen werke bietet und wün-
schen, dafs es ihm verstattet sein möge, dasselbe rasch
und ungestört zu f&rdem.
Jena, dec. 1865« Aug. Schleicher.
anceigen. 12ft
Kntkij o^ku doistoriceskoj iizni .severo-vostocnago otdeU indo-ger-
miBakichit jazjkoTÜ. A. Slejchera a. 8. f. Kurzer abrifs des vor-
hittoriBchen lobens der nordöstlichen abtheilong der indogermanischen
sprachen. Von A. Schleicher. Beilage snm YIII. bände der denk-
sehrifken (sapiaki) der Kaiserl. Akad. der Wissensch« No. 2. St. Pc-
(enbnig 1865. gr. 8. 64 s.
kleine schrift von mir liegt allerdings den mei-
steo lesem unserer beitrage ziemlich ferne, da sie aus dem
maooscript ins russisohe übertragen ward und in dieser
spräche zum abdrucke kam; es mag mir jedoch ^erstattet
sm in kürze über dieselbe za berichten, enmal sie eine
amfbhroDg des anfsatzes ist, mit welchem einst diese bei-
tii^ eröffnet wurden (I, 1 flg.).
Die einleitung legt zunächst die mittel nnd wege dar,
wdche die Wissenschaft besitzt, um von den perioden des
spneUebens, welche vor die zeit der unmittelbaren beob-»
achtong der spräche (vor die historische zeit) fallen, sich
ooe aaschautmg zu bilden. ^ werden hier angeführt
1) die iehnworte der sprachen, welche fUr die nächstver-
gsogeoe zeit zeugnifs ablegen, indem sie darthun, mit wel-
eheo saderen sprachen die zu erforschende spräche in be-
ifthrung gestanden habe und welcher art das oulturge-
flchichüiche verhältnifs der die sprachen redenden Tölker
gewesen sei. Beispiele ans den lehn Worten der Slawen,
liitaner nnd Deutschen gew&hlt, erläutern das gesagte in
bezog auf diese sprachen. 2) Die verwandtschaftsverhält-
inse der sprachen, aus welchen man nun bereits weiter
io die Tergangenheit zurück Schlüsse ziehen kann ; in die-
Km abschnitte werden die Verwandtschaftsverhältnisse des
ilawieohen, litauischen, deutschen und ihr verhältnifs zu
den Qbrigen indogermanischen sprachen dargelegt 3) Der
bao der spräche.
Führten uns die verwandtscbaftsyerhältnisse der indo*
germanischen sprachen zurück bis zu der indogermanischen
onprache, so zeigt uns die betrachtung des indogermani-
M!bea Sprachbaues, dals auch diese Ursprache das prodnct
eioee allmählichen Werdens war. .
126 Scbltieher
Nachdem so das material fQr die entwickelungsge-
schichte der slawodeutschen abtheilung des iDdogermaDi-
schen sprachstammes vorbereitet ist, wird (s. 30) zur skiz-
zieruDg eines Umrisses derselben geschritten. Die entwik-
kelung der indogermanischen Ursprache aus unveränder-
lichen einsilbigen wurzeln zu einer hoch ausgebildeten flec-
tierenden spräche wird zunächst an einigen beispielen ge-
zeigt; sodann folgt eine etwas genauere beschreibung der
indogerm. Ursprache in ihrer vollendeten entwickelung, ihrer
laute und formen und der versuch einer Schilderung des
culturzttstandes des volkes, welches diese spräche redete
(bis s. 47). Die zweite periode im leben des slawodeut^
sehen beginnt mit der ersten trehnung des indogeritflmi-
schen, durch welche das slawodeutsche ausschied; diese
annähme wird durch hinweis auf die lautlichen, morpho-
logiechen und lezicalischen eigenthflmlichkeiten der nörd-
lichen europäischen abtheilung des indogermanischen zu
begründen versucht. Als dritte lebensperiode folgt sodann
die Spaltung des slawodeutschen in deutsch und lettosla-
wisch und es wird auch dieser gegensatz an einigen bei-
spielen dargelegt. Die vierte periode des slawodeutscben
ist die der drei grundspraohen, deutsch, slawisch, litauisch.
Hier wird der gegensatz der beiden zuletzt genannten epra»
eben in so weit entwickelt, als diefe vor der hand ttuin-
lieh ist; fllr eine genauere darlegung dieser Verhältnisse
ist allerdings die reconstruotion der slawischen und der
litauischen grundsprache Vorbedingung. Als f&nfte und
letzte lebensperiode wird die in die geschichte herein ra^
gende Spaltung dieser drei sprachen in drei sprachfiamiien
genauer betrachtet und f&r jede der drei familien eine
schematische Zeichnung zur veranschauliohung der verwandt*
Schaftsverhältnisse innerhalb jeder derselben beigegeben.
Vom slawischen wird angenommen, dafs sich die slawi-
sche grundsprache zuerst in westslawisch und südoatola-
wisch getrennt habe; letzteres theilte sich dann in msaiach
und sfldslawisch^ dieses sodann in serbo-sloweniach und
bulgarisch.
anzeigen. 127
Die kleine schrift, deren inbait ich mir erlaubt habe
hier kurz mitzutheileo, sollte eine Torl&ufige Obersiobt ge-
ben Aber eine folge von arbeiten, die mich gegenwärtig
beschfiftigen. Diese arbeiten werden das genauer ausftkh-
reD, was f&r jetzt nur mit flOchtigen strichen angedeutet
werden konnte.
Jena, dec. 1865. Aug. Schleicher.
Christian Donaleitia litatiische dichtnngen. Erste voUstlindige ans-
gsbe mit gloMar. Von Aug. Schleicher. St. Petersburg 1865.
gr. 8. 886 8.
T>er monificenz der Kaiserl. Akademie der Wissenschaf-
ten m gt. Petersburg verdanken wir diese ausgäbe der
werke des einzigen Schriftstellers, welchen die preufsisch-
litaaische nation hervorgebracht hat. Die gesammte litaoi-
sehe kunstdichtung liegt nns in diesem nicht umfangrei-
chen buche vor.
Das hauptwerk des 1714 geborenen und 1780 als
ptmer su Tolmingkemen bei Oumbinnen gestorbenen ver-
fittsers, das ^ Jabr^ war bereits 1818 von Khesa mit deut-
scher fiberaetsung herausgegeben worden, woferne der um
fiist ein halbes tausend verse verkürste und auch sonst
wiUkflrUoh veränderte text Rhesas den namen einer aus-
gäbe verdient. Hier erscheint es zum ersten male voU-
stiodig, wie es in den handschriften vorliegt, die mir mit
daakeaawerthester liberalitftt aus dem Königl. Provincial-
arefaive nnd der bibliothek der Alterthumsgesellschaft Prns-
IQ Königsberg mitgetheilt wurden, zugleich mit den
stücken, die von Donaleitis auf uns gekommen
Die einleitnng (s. 1 — 21) giebt anskunft Ober die
bei der herausgäbe befolgten grunds&tze. Aber die benutz-
tem hilftmittel, Aber den diebter u. s. f. ; ein hoffentlich er^
^ctapfisndes gloesar ist ftr die bedQrfnisse des anfitogers
^>ci«dm0t, während unter dem text nur kritische noten
suid.
128 Bbel
Nicht Dur in spradilicber beziehuDg sind diese dich-
tung^i von werth, sie haben ein besonderes interesse auch
dadurch, dafs sie in echt litauischem geiste geschrieben
und auch in ziemlich hohem grade formTollendet sind. Do-
naleitis dichtete in hezametem.
Wer litauisch lernen will, der wird, so hoffe ich, in
dieser ausgäbe des Donaleitis, die mehr mQhe und arbeit
gemacht hat, als mancher in diesen dingen nicht bewan-
derte voraussetzen dürfte, ein bequemes lesebuch finden.
Jena, dec. 1865. Aug. Schleicher.
1) Pascon agan arlath. The Passion of our Lord, a Middle-Cornish
Poem, edited, with a translation and notes, b7W[hitl6y] 8 [tokos].
Beriis» 1862.
2) Gwroans an bys. The Creation of the World» a Comish Mjstarf,
editedy with a translation and notes, by Whitley 8 tokos, Esq.
London and Edinburgh, 1864.
Unser unermüdlicher mitarbeiter hat seinen Verdien-
sten um die keltische philologie ein nicht geringes hinan-
gefligt durch die herausgäbe zweier denkmäler, die mit
dem alten Vocabularium und den drei von Edwin Norrie
edierten dramen (Passio Domini nostri, Origo mundi und
Besurrectio Domini, Ton St« mit D., O., B. bezeichnet)
ziemlich die ganze literatur ein durch ihre eigenthüm-
liche Stellung zwischen welsch und armorisoh wie durch
ihre besondem Schicksale höchst interessanten spräche bil-
den, und von denen Zeufs das eine nnr in einer durohana
unkritischen ausgäbe gekannt hat, das andere (von den-
selben bänden gleich jämmerlich zugerichtet) vermntUich
gar nicht, da er es nirgend erwähnt« Der herausgebe
berichtet jedesmal zunächst in der vorrede über die vor-
handenen manuscripte (vier von jedem stücke), zeigt an
proben, wie fehlerhaft text und Übersetzung in der einzi*
gen früheren ausgäbe sind, liefert sodann den text getreu
nach der ältesten handschrift, mit allen Unebenheiten und
anzeigen. 129
(grofstentheils in klammern oder in den noten be-
richtigt) und namentlich bei der P. mit genauer bezeich«
ooDg der abkürzungen, nebst gegenüberstehender überset*
zDDg, and fügt endlich noten kritischen, exegetischen, ety-
mologischen und grammatischen, besonders phonologischen
Inhalts hinzu, vorzugsweise zur P., wogegen die vorrede
rar jüngeren Cr. die hauptsächlichsten abweichungen die-
ser in spräche und schrift hervorhebt.
Wie viel der text der P. hier gegen den Gilbert'-
sdien druck gewonnen hat, mögen folgende proben zeigen:
sncl 2, 1. 79, 2 (Z. 516. 686 cuell, cuel) wie 119, 4. 213,2,
Gr. 99 seyl geschrieben, von St. mit w. sawl verglichen;
& levn golon 1, 1 (Z. 624 kon) =s a leun golon 25, 3
i2i.ll6lenn) 30, 1. 228,2; ebenso leun 3, 3. 75,4 (Z. 112
ko); hdheys — avel carow 2, 2 „gehetzt wie ein hirsch"
(Z. 206 tarow); ragon menough rebekis 2, 3 „for us of-
ten lebuked« (Z. 394 rebillis) = rebukis 156, 1, in der
Hüte mit bret. rebech verglichen; dijskynna 4, 3 (Z.521
djakynna) getrennt zn sprechen wie dijskyn (desceude)
14, 4, deyskynnas (descendit) 5, 2 und wie dyantell
(dangerons) 13, 3, asdy erbynnas (qui iis occurrit) 174,1 ;
bombronkyas 16,1. 76,3. 114,3 (Z. 381.650 hom-
broukyas), wozu w. hebrwng verglichen ist; dyfout
192,3 = defanlt (Z. 537 dyfont); pencon 38, 2 = pen-
akm (Z. 241 penton); yn pub gwythres 17,2 (Z. 425
gwythreo) =s w. 2 gueythret, gueisret Z. 180. 420; mas
nyn iough ol da 47, 2 (sed non omnes boni estis, Z.537
nynio ol da) liefert die bei Z. vermifste 2. plur.; a
ster (o Master) 65, 2 (Z. 629 owa vester) und a thn
246, 2 (o God) beweisen den von Z. 721 geleugneten ge-
brauch des a vor dem vocativ; 50 worth an prius 88, 1,
mit regelrechtem anlaut (Z. 214 the worth an brins,
ihn an seiner richtigen Voraussetzung irre gemacht
hat; daft ins m. sei, ist ein irrthum von Zeufs); 5en dor
ke 14,4, yn dour 33,3 (Z.«ö52. 573. 564. 699 dore);
broes 259, 2 (Z. 112 braes) einsilbig, wozu auf brusy
verwiesen ist: 5c urusy 113,4, 5y vrvsy 117,4 (to judge,
/ Btitrflg« s. Tgl. sprmchf. V. 1. 9
130 Ebel
to jBdge him); ebenao fehlerhaft Bind die Z. 112 citierten
formen mear, mar (magnus), bei St. überall mur; lear,
clear, fynteon, hier leur, cleyr, fynten; peb (qni-
vis) (br das pob der handschrift 7^ 4 kann richtig sein,
da dag substantiypronomen sonst peb lautet: 33, 3. 77, 1.
189, 2, anch Cr. 1176, obwohl sich pob Cr. 1498 wieder-
findet; das a vell du 6,4 der handschrift ist von Zeuis
206 richtig geändert; dagegen werden efa dalvyth 3is
115,4 (ia tibi pendet) und lowarth 140, 1. 233, 1 (hor-
tus) durch hinweisung auf w. talu, zahlen, und ir. lub-
gort gegen Zenls 878. 817. 961 vertheidigt, vielmdir lu-
▼orch guit V. in Invorth ge&ndert. Ein grofser vor-
aug dieser ausgäbe ist ferner die herstellung der von Gil-
bert verwischten Unterscheidung zwischen 3 (= dh) und
tb, die der P. eigenthümlich scheint; Verwechslungen kom-
men zwar in der handschrift vor, wovon die vorrede einige
beispiele anfilhrt, doch fallt manches davon einem bestimm-
ten gesetze anheim, wie die regelmäfsige Verhärtung des 3
im auslaut So findet sich z. b. yn meth (16, 3 u. s. w.
24mal; In meth 50, 1 u. s. w. an 14 stellen immer zu
anfang der Strophe) überall, wo ein Substantiv folgt (orist,
pedyr, lesua*), pylat, ludas, an ioul, an goyflE^ an lader,
gurek an goff, y wrek) ohne ausnähme mit th geschrie-
ben; dagegen tritt nicht nur im plural yn mejens y (id
ajunt ii) 99,4. 148,3 (ym mesens 32,4 ist offenbarer
schreib- oder druckfehler, da n das unveränderliche inf.
der 3.8g. ist; nur einmal steht yn methens 155,2) das
ursprüngliche 5 wieder hervor — zu str. 34 werden aufser
w. med auch bret. e-mi und die irische glosse daith-
medh .i. uaire aisneid [ss *aisndeid] verglichen — son-
dern auch im sing, vor dem pronomen ef in e [wie gen e ff
(mecum) 63, 3 zu gene 166, 3J oder hy in y geschwächt:
yn me3e 103, 4. 220, 2 (me3a 198, 3 verschrieben, wie
der reim zeigt), yn me3y 34,3. Ganz ebenso verhalten
*) Mt, Stokes 198t die abbreviatur in Ihesns auf, doch beniht das b
wohl nur auf dem griecfa. tHC ohne lantliohe bedMtmg.
anzeigen. 131
sich den-lath (homicidium) 124, 2 zu Ie5y8 (occisus),
Ia3e (occidere) und läse (oocide eam) 142,2, beth (se-
pulcrom) 242^ 1 und meneth (mons) 16, 1 zam plnr.be-
]ow210, 1 und menysyow 170, 1, deth 259,2 oder
iytli IO9 3 (dies) zu de^jow 169,2 and pub tesoll
228,1 (every day) — vergl. pub eroll 23, 1, pub erol
87,3 (quavis faora) und pub onan ol 43,2, pub onan
oll 199, 1 (every one). Von den vielen emendationen f&h-
teowirbmapielsiiveise an: pub er t[h]e jen gura lewte
175.3 (always do thou loyalty to man; bei Z. 630 tu fa-
des nobis) nnd may fe an dre krehellys 31,4 (so that
tbe town was shaken) fllr Gilbert's hier sinnloses cusu-
lya. län paar stellen bedürfen allerdings noch einer nach-
besMTung: in ha 3050 y tysquesas cals meyn hay le-
aeris 11, 2 verlangt z. b. das yersmaTs f&r cals (hard),
obschon in der note belegt, die form calys wie 196,4.
209.4 = callys Cr. 2191, da hay überall einsilbig ist;
umgekehrt in 3y 3ey yvggye 118,4 und 5e 3yveyth
▼eth 17, 3 die tilgung des 3ey und veth: 3y iuggye
(to jadge him), 36 3yYeyth (to a wildemess). FOr hema
yw goys 45,2 (this is blood) vermathen wir hema ow
goys (this 18 my blood); fbr pema 34,2 (ubi est?) dürfte
▼ieÜeicht plema wie 78, 1 [plemeve 147,3; ple wie in
able (unde?) 144, 1 f&r das vollere pele (quo?) 245,3]
m schreiben sein, obschon Cr. 1144. 1191 pyma, 1139.
1550 pymava vorkommt.
Wesentliche Verbesserungen der Übersetzung sind
z. b. an deppro gans cregyans da 44,4 „who so
«hall eat it with good faith^ (Z. 382 edite cum), vgl. die
kymrischen und armorischen formen bei Z. 507. 514; 3e
W63yll dris y vynnas 68,4 „to do beyond bis will*
(Z. 700 in der anm. widerlegt); navngo 176,3, nevngo
200, 1, nango 209, 1 „now it was« (Z. 537. 532 non
erat), ebenso navnio 160,2 und nan8o230, 1; vergl.
nangew (it is now) Cr. 1334. 1792. Mit der Übersetzung
yn growys 2,4 (einsilbig, Z. schreibt grows) „on a
croes' kann sich ref. jedoch nicht einverstanden erklären,
9*
132 Ebel
da die media — im gegensatze zu yn crows 146,3 —
auf den artikel hinweist: on the cross; presonys 24, 3,
hier „imprisonment^, scheint beitr.III« 160 richtiger als part
,,gefangen^ gefafst, yergl. 124, 2; eyn 207, 4 unübersetzt
gelassen, 235, 4 zweifelnd y^right^ übersetzt, scheint mit
evn 18, 2. 147,2, ewn 218,4 (own 174, 1) identisch,
in den begriffswendungen dem lat. justus entsprechend;
rag y eysye 137,2, ebenfalls nicht erklärt, erinnert an
yn ges (in a jeer) 95,4. 136^ 2. 191,2, also etwa: „ad
eum deludendum^?
Von den vielen interessanten und wichtigen an mer-
kungen heben wir hier nur folgende hervor: za 96, 1
und 217, 2 banna (gutta) bei der negation wie bret.
bannä, franz. goutte (ebenso Cr. 1474, 1622, 1652, vn
banna 1461); 13, 1. 85, 1 cam in gleicher Stellung wie
franz. pas; 170, 4 seygh = w. sych, bret. sec^h, ir.
secc, gegen ref. 11, 164 durch die vergleichung der an-
dern (urverwandten) form bret. hesk, w. hysp, ir. sesc
als lehn wort aus siccus nachgewiesen; zu 1,1 leun-
golon die Sammlung von beispielen für die vocalinfection
des zweiten theils in (getrennt geschriebenen) compositis;
zu 90, 4 purre (74, 4 purra) fiber assimilation des y in
comparativen wie lowenna 115,2, tecke 226,4, lelle
(more loyal) O. IUI [vergl. auch haccra (uglier) 151,2
gegen hager (ugly) 196, 1. 122,3]. Manches ist uosem
lesern aus beitr. U. III. bekannt; aus anderem hat der
verf. noch nicht alle consequenzen gezogen, wie aus der
aspirierenden Wirkung des s in deyow hablys 41,3 =
dies Jovis capitilavii (ir. caplait bei Cormac) und tre-
hans 36, 1 = *tres cant zwar auf denselben grnnd fQr
die aspiration hinter y (ejus fcminae) geschlossen ist, aber
nicht hinter ow (mein) und aga (eorum, earum). Na^
mentlich ist die treffende und mit ähnlichem im irischen
(III, 17. 30) harmonierende bemerkung über en debell-
wrek casadow 159, 1, wo c hinter k unverändert bleibt,
nicht in ihrer ganzen tragweite ausgebeutet, da den ange-
führten un venyn da 177,1, an dreyn 134,3 nicht al-
anzeigen. 133
lein pan do3ye 63, 1, pan do5yan8 65, 1, pan de30Ds
258, 1, pan de3eD8 y 242, 1 (when he, they came), pan
dyffy 193, 2 (when thou wilt come), pan deyskynnaa
5,2, pan dyspresyas 104,4 (when he descended, mia-
prized) an die seite zu stellen sind *), sondern auch del
deih 244, 2 (ut venit), del dyskas 64,4 (ut docuit),
del dyswy5y 65,4 (as he shewed), fatel dons 61,4
(how they should come), ferner ketelma und ketella
(= keth delma, keth delna), vor allen dingen aber die be-
merknng über y ty8que3a8 11, 2 (he shewed) danach zu
berichtigen ist. Die Verhärtung der reinen media findet
nämlich hinter y (may) und yn nur statt, wenn d folgt,
aas demselben gründe; die andern mediae erleiden aspira-
tion mit Verhärtung, wovon nächstens mehr, wenn zeit
und ranm uns weniger knapp zugemessen sind. Auch
woteweth 38, 3 ist schwerlich mit recht aus guo = ir.
fo gedeutet, wobei das t unbegreiflich bleibt, vielmehr
wohl aus worth deweth zu erklären, mit ausfall des r
wie im arm. oz, ouz und com. ow p renne (redimens).
Die auch durch die Originalität des inhalts interessante
Cr. (die zugleich den sündenfall und die fluth umfalst)
unterscheidet sich, wie die vorrede hervorhebt, sprachlich
besonders durch verstummen des th und gh, die in folge
dessen auch vertauscht werden, durch bm und du fbr
mm und nn, häufigere Verwendung der absoluten prono-
mina statt der iufixa und noch gröfseres überhandnehmen
englischer bestandtheile, in der schrift namentlich durch
die vertauschung des i und u und die bezeichnung des ä
durch ae, des e durch ea, des ö durch oo oder oe; bei-
spiele: bean für beghan klein, segh für seth pfeil,
marth f&r margh pferd, lebmyn för lemmyn jetzt,
udn idn (dr un eins, un fQr in in, taes f&r tas vater,
eall f&r el engel, oole fbr ole weinen, boes fQr bos
*)Iin bretonischen gehört dahin die erhaltung des anlauta d auch
im fem. nach dem n des artikels, des anlants p nach dem pron. Inf. -am»
-m, wfthrend in jenem falle t erweicht, in diesem k und t aspiriert werden
(Z. 204. 210. 214).
134 Schmidt
sein. Der gebrauch des a fbr e, des g mit und ohne y,
auch dg oder j geschriebeu, DatQrlich mit dem laut des engl.
j an stelle des s, wie St sagt, [wir würden lieber sagen :
an stelle des d, da auch im anlaut z. b. gyth P. 41, 3.
243, 1. 244, 1. 252, 1. 259,4, geyth 20,3 neben dyth
(dies) 10, 3. 91, 3. 124, 3. 201, 1. 209, 1. 229, 2. 238, 4.
240, 2 und deth 259,2, ioull, ioul s^ Cr. Jowle, bret.
diaoul (diabolus) neben dem pl. dewolow 212, 2, dy-
wolow 106, 3 erscheint; ebenso chy 159, 1 fllr ti Voc.
(domus), in dre geryte 38, 1 ist sogar das ch von che-
ry te 35, 1, cheryta 45, 2 erweicht] findet sich, obwohl
in geringerem mafse, schon in P., wie neffra 5,4 für
neffre (semper), arta34, 3. 56,1 für arte (rursus), cre-
gyans (fides) 44,4 neben cresyn (credimus) 258,4, a
begyas (cessavit, defecit) 201, 1 =w.peidio (to cease);
ebenso die Schreibung eines stummen e, z. b. ryche (rieh)
35, 1 neben rych 136, 1. 259, 3, garlont sperne (a gar-
land of thorns) 133, 1. Von sonstigen eigenthümlichbeiten
heben wir die Umstellung des kepar P. 39, 3 etc. in pe-
kare Cr. 2199 hervor, wozu der herausgeber, dem wir
auch hier wieder viel belehrung verdanken, pokara ny
gava (as we forgive) aus einem PN. beibringt, offenbar
= kepar ha (pariter ac).
15. febr. 66. H. Ebel.
Jubelschrift zur fänfundzivaozigjährigen Stiftungsfeier der Friedrich -Wil-
helms-schule in Stettin. Die bedeutung der pommerschen Städtenamen
verfafst von Th. Schmidt. Stettin 1866. 4. 38 pp.
Ist es schon schwer, ja oft geradezu unmöglich, worte,
welche in der spräche noch leben, etymologisch genügend
zu erklären, so steigert sich diese Schwierigkeit in hohem
grade, wenn eigennamen in den kreis der forschung gezo-
gen werden, da diese als sprachliche petrefacten vielfachen
mifsverst&ndnissen ausgesetzt sind und, einmal miisverstan-
anseigen. 135
den, die Volksetymologie heraasfordeni. Rühren diese ei-
gemuuneQ nun gar von einer sprachfiremden nation her, so
ist ihre entstellaDg im volksmunde unausbleiblich, und man
ksnn es kaum für mehr als einen glücklichen aufall hal-
ten, wenn es dennoch gelingt ihren ursprünglichen sinn
ftofeufindeo. Die vorliegende echrift behandelt die.pom-
inerschen st^tenamen alphabetisch geordnet. Bei einer
ganzen reibe von ihnen ist der Verfasser selbst rathlos, bei
anderen kommt er zu einer erklärung. Doch wer will sa-
gen, ob er richtig, ob falsch erklftrt hat? Verunstaltet sind
die meisten namen auf uns gekommen, und daher ist der
sobjectiven vermnthung ein fast grenzenloser Spielraum ge-
lassen, zomal wenn es auf einen laut mehr oder weniger
ludit ankommt. Bei den lebendigen worten der sprachen
bietet die bedeutnng derselben wenigstens einige controle
der etymologie. Wo bleibt diese aber bei Ortsnamen? Kurz
die in der abhandlung gegebenen namenserklftmngen kön-
oea zum grösten theil nur den anspruch erheben als con-
jectoren zu gelten, denen man mit gleichem rechte andere
gegeafiberstellen kann. Die arbeit hat aber das verdienst
▼oa jedem der 73 behandelten namen eine ganze reihe
von formen zusammengestellt zu haben, welche sich in äl-
teren Urkunden finden.
Wenden wir uns nun zu einigen einzelheiten. Es hat
aas wunder genommen, dafs dem verf. für Cörlin, älter
Coriklin, nicht die möglichkeit einer herleitung von alt-
balg, krall, russ. koroli, poln. kr61 rex eingefallen ist:
*kralinü ist zwar nicht belegt, aber wohl denkbar. Cor»
lin wäre nach dieser erklärung etwa urbs regia. Cöslin
lifiit sich kaum trennen von altbulg. kozilü TQccyog^ russ.
kozlina bocksfell, kozlinyj zum bocke gehörig, poln.
kozlina i) bockfleisch, 2) wasser weide, bach weide. Die
letztgenannten worte stimmen genau zu der alten form
Cufslin, Gosselin und Buttmann wird doch wohl recht
bebalten mit seiner herleitung des namens von koza ca-
pra. Damm, älter Damba, Dambe leitet verf. von
dob eiche; zur stütze dieser behau ptuug hätte er die alt-
136 Schmidt
bulgarische und polnische form des wortes d§bü, d^b an-
führen können, welche auf eine grundform ^dambas weist.
Bei Jarmen, älter Germin, Jermin, liegt nahe
an das russ. jarmo joch, bürde zu denken; lat. germen
hat gar nichts damit zu thun..
Was die auffassung von Pasewalk, Pozdewolk
als „nach dem wolfe'^ (böhm. pozde, altbulg. pozde und
vilk, altbulg. vlükü) besagen soll, ist ganz unklar.
Die erklärung von Stettin als confluxus aquarum ist
lautlich wie sachlich unhaltbar. Sollte es wirklich von
russ. stekati, steci, altbulg. sü-testi zusammenfliefsen
herkommen, so hätte man *Stektin zu erwarten. Und
wie kann man denn den ort „zusamtnenflufs^ nennen, an
welchem sich ein flufs in verschiedene arme theilt? Der
Verfasser hilft sich über diese Schwierigkeit sehr naiv hin-
weg: „Im frühjahre ist öfter das bruch in der nähe der
Stadt mit wasser bedeckt, so dafs der räum zwischen den
nebenarmen vollständig durch wasser ausgefbUt ist (p. 29)^,
und der „reichthum an wasser^ läfst dann „sachlich^ auch
diese erklärung „als annehmbar erscheinen^. Also im
frühjahre ist Stettin benannt, und wie es scheint von blin-
den! Vor dieser etymologie verdient wahrlich die vom
verf. verworfene erklärung des polnischen historikers Diu-
gosz den vorzug, welcher den namen sczecino*) schreibt
mit anlehnung an poln. szczecina börste. Hierzu stimmt,
dafs in der Knytlinga-saga von einer stadt Burstaborg
im Wendenlande die rede ist. Giesebrecht hat nun be-
stritten, dafs burstaborg borstenburg bedeuten könnte,
weil im altnordischen kein dem deutschen börste entspre-
chendes wort vorkäme. Der Verfasser schliefst sich dem
an. Es gibt aber im nordischen ein wort burst, welches
die haare des Schweines bezeichnet, z. b. Skäldskaparmäl35:
ok var pat göltr, ok var burstin or gulli (und es war
das ein eher, und es war die bürste — die gesammtbeit
*) In Bandtkes poln. Wörterbuch finde ich Szczecin und Sztetyn
als namen der pommerschen hauptstadt; Linde, s. v. szczeö, hat ebenftU«
Szczecin.
«aeigen. 137
seiner borsten — aus golde). Gegen ein nord.Bursta-
borg mit der bedeutang Borstenburg wird sich also wohl
nichts einwenden lassen, und dies könnte die Übersetzung
des polnischen szczecino, jetzigen Stettin, sein, zumal
da auch das rnssische wort fbr börste ööetina auf eine
ältere form itetina, böhmisch dtetina, hinweist.
Die abhandlung beschränkt sich nicht auf die etymo-
logische erklärung der namen, sondern fügt noch localsa-
gen und Sprichwörter hinzu.
Dr. Johannes Schmidt.
Armeniaca.
Ueber das armenische verbalpräfix z-.
Das armenische verbalpräfix z* wird von Spiegel
(grammattk der huzväreschsprache 94) mit dem im pehlewT
vorkommenden und mit verben semitischer abkunft ver-
bundenen präfixe d (so lese ich mit Spiegel) für identisch
gehalten. Das pehlewTpräfix d ist aber, wie ich anderswo
(beitrage zur kenntniis der neupersischen dialekte) nach-
gewiesen habe, das in den neueren persischen dialekten und
dem kurdischen vorkommende präjSx d. — Wir haben
daher das armenische präfix z- an ein anderes dement
anzuknüpfen.
Falls Justi's bemerkung (zendlexicon unter up) rich-
tig ist, dals das neupersische die präposition up-, uz- in
der form z- noch besitzt, so hätten wir ein dement ge-
funden, das mit dem armenischen z- sowohl lautlich als
begrifflich sich vollkommen deckt. Justi citirt f&r z- aus
dem nenpersischen die form zidüdan „reinigen^ das er
wahrscheinlich aus uz+dhäv ableitet. Gegen diese ab-
Idtong spricht aber armen, züt »rein^, davon zt-el „rei-
nigen", womach das anlautende z- nicht als präposition
ge&bt werden darf. Ein anderer &11 jRir die präposition
z als das von Justi angefahrte zidüdan ist mir nicht be-
138 MttUer
kannt, so dafs ich glaube, die existenz derselbeo im neu*
peraischen fiberhaupt läogoen 2U müssen.
Wenn wir nun auch nicht im neuperaischen das äqui-
valent des armenischen z* nachweisen können, so ist die-
ses daf&r im pehlewi möglich« Dort lautet diese prftposi-
tion uz-, ug-, schliefst sich daher vollkommen an die alt-
baktrische form uz- an (vergl. Spiegel gramm. der huvä-
reschsprache s. 96).
Während das pehlewi die eine form uz- bewahrt hat,
können wir die zweite form up- in einer anderen erani-
schen spräche, dem ossetischen, nachweisen. Wir finden
da in dem, zeitworte is-zayn „aufgehen^ noch die volle
form der präposition, während meistens der anlautende vo-
cal abgefallen und nur der consonant s davon übrig ge-
blieben ist. Beispiele dafür sind: s-khanyn ,, bewirken^
= up-+-kere, s-fizun „aufkochen* = up-|-paK, s-zeyn
^aufgehen'^ = up+äu.
Als beispiele fürs armenische mögen folgende falle
dienen:
z-arthnul ^wachen*, z-arthnzanel „erwecken^
vergl. arthun „wach*, wahrscheinlich von altb. irith
(ere+th) „sich erheben*; z-arkanel „schlagen* vergl.
harkanel von altb. harek; z-e^^ul „ausgießen* vei^l.
he()ul von wz. sal als causale gefBJst; z-genul „sich an-
kleiden*, z-gest „kleid* vgl agu3anel „bekleiden* and
af-agast „schleier, verhäng*, wahrscheinlich altb. &-f-vah
(altind. vas); z-an5anel „vorübergehen* vergl. ansanel
von WZ. ank, z-atanel „abhauen* vgl. hatanel altind.
pätayami und osset. sattyn.
Merkwürdig ist z-guiä „aufinerksam*, das ich mit
altbaktr. uz-gaoäa „mit aufgerichteten (aufinerksamen)
obren versehen* identificire.
aparasan.
Das wort bedeutet „zügellos*. Ich zerlege es in apa
+rasan; apa Iftfst sich in der bedeutnng einer fdraüichen
negativpartikel oft nachweisen, wie z. b. apa-l-snorh
mlsceUen. 139
,oime anmutfa ^, apa+^ajn „ohne stioune^ apa4-2a-
man ^unz^t^. Das zweite element rasan identificire ich
mit Deapers. rasan, res man „schnür, strick^« In betreff
der bedeutoDg vergleiche man altind. uk-khrnkhala,
Yi-^rnkhala „zfigellos^ ans nt, vi+^rnkhalfi „kette".
hanapaz, hanöz (neup.).
Eine genügende etymologie des sonderbaren nenper-
nachen hanöz aus dem nenpersischen oder altbaktrischen
wollte mir immer nicht recht gelingen. Die armenische
tonn hanapaz brachte mir, wenigstens in betreff des wur-
zeltheiles, anerwartetes licht. — Durch dieselbe wurde mir
Uar, dala neupers. hanöz (Üx hanavaz steht und mit
althaktr. hana altind. sana zusammenhängt. Wie das
mffix paz zu erklären sei, ist mir leider noch nicht ganz
Uar geworden.
gazan.
Dieses wort bedeutet „thier", besonders wildes, aber
auch „hausthier". Es entspricht altbaktr. vazana, altind.
▼fthana ,jumentum" mit Verwandlung des anlautenden v
in g (vergl. darüber diese beitrage 11, 498). Vergl. auch
altbaktr. vazi „kuh".
cartasan.
Das wort bedeutet „beredt". Ich theile es in cart-
-asan ab, wovon das letzte glied gewifs mit as-el reden
zQsammenhängt. Das erste glied cart- erklärt sich aus
cartar „gewandt, geschickt", wahrscheinlich = altind.
Jcatara+ra (woraus catr und, mit Umstellung des tr in
rt, cart). Damach bedeutet cart-asan „geschickt re-
dende
wstah, stahak.
Bekanntlich entspricht wstah dem neupersischen gu-
at&kh, welches auf ein nicht gebräuchliches *vl-9takhra
(Spiegel commentar zum avesta I, s. 64) zurückgeht. Da-
HO Malier
▼OD läfst sich ptakbra ^fest, steift im altbaktrischen
wirklich nachweisen. Im neupersischen entspricht demsel-
ben iptakhr, name der bekannten Stadt, wörtlich ,,veste*.
Auch im armenischen läfst es sich nachweisen als stah-ak,
wovon 8tahak->il. stahak-uthinn. Das damit warzel-
C ' c
verwandte neupers. sitam, parsi 9t ahm setzt altbaktr.
*9takhma voraus.
spananeL
.Dieses verbum bedeutet: „zu gründe richten, tödten^.
Damit im Zusammenhang steht offenbar spi „Mrunde^.
Letzterem entspräche altbaktr. *9paja, das sich zwar
nicht nachweisen läfst, aber aus ^pajathra, ^paiti „Ver-
nichtung, Verwüstung^ erschlossen werden kann. Letztere
formen stehen mit 9p ä „fallen machen, verderben^ im Zu-
sammenhang. Darnach ist spananel ein denominativ ver-
bum von einem vorauszusetzenden altbaktr. *9päna „töd-
tung'^ mittelst des classenzeichens -ana (vergl. meine bei-
trage zur conjugation des armen, verbums) abgeleitet.
sartnul.
Das wort bedeutet: ,jemandem feindlich gesinnt sein,
abneigung fühlen^. Ich vermittele es mit altind. ^rdh
„trotzen** (vergl. Benfey glossar zum Sämaveda), davon
^ardha „stärke, macht^. Von prdh ist sartnul mittelst
-na, -nu (cl. IX, VIII) und weiter mittelst -ava (vergl.
meine Armeniaca I, Wien 1865) ebenso abgeleitet, wie
1-n-ul „fQllen** von pere (nach cl. IX und -ava-).
kalanq, kalanel.
Ersteres bedeutet „gefängnifs, haft^, letzteres „ins ge-
f&ngnifs sperren^, offenbar ein denominativverbum von dem-
selben. Ich vergleiche damit altind. kärä, woraus mittelst
des suflfixes -an karan = armen, kalanq. Justi (zend-
lexicon) vergleicht armen, kalan-q mit altbaktr. garäfa
(Rftm. Jescht. 52), welches aber wohl zu armen, gerphel
gehören dürfte.
mucelloi. 141
kardal.
Das wort bedeutet „rufen'', dann ^lesen^ (ygl. semit.
qara'a). Es entspricht vollkommen altbaktr. gerSd ^m*
feo, heolen^ altind. gard.
ket.
Es bedeutet: ^zeichen, gegenständ'^, dann „Zeitraum''.
Ich identijGciFe es mit altbaktr. kaeta j^bemerklich, offen-
bar'^, altind. ketn „gestalt, bild, gegenständ''.
kr iv.
Die bedentung desselben ist „krieg, streit", kriv
steht fltr kr ov, wie aus der flexion und composition her-
vorgeht Es entspricht vollkommen dem altbaktr. khru
^ect ^furohtbar", subst. „gräuel".
handart.
Die bedeutnng davon ist „rohig, heiter". Lautlich
eoUpridit es einem vorauszusetzenden altbaktr. *h&m-da-
reta „zosammengehalten" — eine wendung, die sich im
oeopersischen ^^^^ n^ »nihig sein", ^^ m> 9» ruhig
fluchen" nachweisen lä&t.
karg.
Das wort bedeutet ^^reihe, Ordnung" und liegt einer
groben anzahl von bildungen zu gründe. Ich schliefse es
ui altind. varga an, wovon anlautendes v in g fiberging
nnd dieses sich gleichwie in kn^b „biber" ss altind. ba-
bhra, vabhru (vgl. meine Armeniaca I.) in k erhärtete.
khnjr.
Die bedeutnng davon ist „heim, hut, kappe". Es ent-
spricht altbaktr. khaodha, neup. khöd. In betre£P des
Abergaoges von altem d, dh in r vergleiche man armen.
I^arastan 9garten" = neup. bös tan von böi, und burel
»riechen" 3= altbaktr. baodha, baoidhi „geruch, wohl-
genich" und bud „riechen".
142 Stokes
Cet.
Das wort bedeutet „hintertheil, schwänz^. Es ent-
spricht Tollkomiiien altbaktr. zadhanb (Justi zendlexicön
s. 121 )j dessen richtige erklärang dadurch eine neue be-
stfitigang erhält.
hala^el.
Die bedeutang desselben ist: ^ zerstreuen, austreiben,
verfolgen'^. Es entspricht altbaktr. herez altind. sr^ und
steht denselben viel näher als neup. hidtan präs. hilam.
Wien, 9. april 1865. Friedr. Mfiller.
Addenda«
(Beitr. IV, 886— 428).
p. 386 n. f&ge hinzu: skr. gäh submergi (agädhä) sehr
tief von GVADH? Bopp vergl. gramm. I, 183).
p. 387 z. 15 mit guru, guraff lacio vergl. altn. görva^
ahd. garawjan, ags. garvian^ engl. gear.
p. 392 nouinn guofricu »egeticion würde jetzt heifsen
naw ngodrigion hygedigion „nine favoured delays^ i. e. die
neun monate von Elisabeth's Schwangerschaft (Lucas cap.
11,57). nouinn {dr nouin wie hirwm (p. 51 des mannscr.),
irhinn (81)^ archinn (66), cilurnn (40) und circhinn (84) ftb:
ir-wiy ir-hin, archin, cibtrny circhin. Vergl. in betreff der
vokale nouitiou (gl. unndinae) Z. 1080 und das altir. noin
aus^ no{t>)in in Noin-drommo. — segetician besser seceticiany
ein part. pass. im plnral, wie termisceticion (beitr. IV, 421)
von einem verbum cctu jetzt cedu „the confer a benefit*
und dem präfix se (ir. «u-, bV')j jetzt hy (vergl. hy^ed
„bounteons^). In betreff der bewahrung des s im anlaut
vergl. Succat (leg. $tM^t) den britischen namen ftlr S. Pa-
trick in Fiacc^s hymnus und dort durch deu9 belli erklärt.
Hier ist Su das neuere J7fi, ein allgemeiner welscher name
für die gottheit, meist in Verbindung mit dem bei wort co-
dam (Hu gadam).
addend«. 143
Mit isUwnit^ gilitinim vgl. ir. (od) sbiinnim (gl. appello) ;'
so w. ystlys = ir. slis nnd w. struHu = ir. «rtitfftt.
P. 394 z. 19 «ctpour vgl. ir. scopthe (gl. scopata) Turin.
P. 402 D. 1 G^lfa nom. pl. von cital kommt in Sanct4in^8
hymous vor.
P. 402 n. 2 ieuru cantalon: vergl. vä^am äirayat und
stomin iyamti ahhriyft iva väta: ^hyms I send forth as
ihe wind [drives] eloods^ Rv. 1, 116. 1 und andre beispide
der verwendoDg der warzel r für den begriff preisen bei
Mttir Sanskrit Texta III, 136. Ich bin gewüs, daia ieuru
?0D der w. AR stammt, welche ich bereits im ir. iarraim
(tar-ofotsi), mxijgtE> habe, obgleich die form noch schwie*
ligkeiten bietet, die ich noch nicht zu lösen vermag.
p. 403 z. 21 tal f&r stal? vergl. arigvov^ stirne, torus
(Curting G. E. I ', 184).
p. 405 z. 5 V. u. liquidus für vliquidus? vergL /tiptis,
Avw f&r *vlupusy vlorum (Curtius G. £. II ', 143).
Ib. z. 4 V. u. tannou aus *tondau? warzel TYD vgl.
Per^hrndOj TvS&ig, TwSd^eonj goth. stauta^ ahd. stöju
(Curtins G. E. P, 192; U\ 264).
P. 407 n. ar^chy-nu^ erchynu „elevare^ vgl. cum ,,alti-
todo'' Z. 109. 867.
P. 413 z. 8 V. u. ruim^ com. ruif=s remus hat nichts
ZQ thon mit ir. räm^ wie Ebel irrthümlich annimmt, beitr.
Qfl52. rofi», lat. ränuis = w. rhato „a shovel^ wie läm
«maniis** = w. /fcwo.
p. 415 z. 14 linisant vgl. bret. lin ^P^s, mati^re'^, ir.
stfenamai (gl. luo) Z. 430, as-ru^lenki (gl. inquinatae) Z.
468, dihlmim (gl. mano, gl. polluceo), do4inad (gl. pol-
hebst) Mailand.
p. 421 z. 10 dadltig ^ ir. dd/lec^ (gl. forum) Lib.
Ann. 189 b. 2.
Calcutta, Weihnachten 1865. Whitley Stokes.
144
ÄDkUndigang.
Umschreibung des altindischen und altbaktri-
schen alphabets.
Der wanscb, das altindische and altbaktrische aipha-
bet in einer den laut möglichst getrea darstellenden, Ar
beide sprachen flbereinstimmenden schrifl wiederzugeben,
hat uns veranla&t mit diesem bände der beitrage (und f&r
die Zeitschrift mit dem XVI. bände) die nachfolgende Um-
schreibung beider alphabete, die sich im ganzen an Lepsius
Standard aiphabet anschlieist, einzuführen:
k g kh
K g kh
t d th
t d tb
p b ph
anusYära:
Altindisch:
dh
•
•
•
h
•
J
n
r
n
n r 1
•
a
•
1
r
•
dh
8
n
bh
V
m
u
a
fti
ö fiu
k g kh
K k
t,t d th
p" b
a
Altbaktrisch:
gh qh h n
9 j n
dh s z n
V, w m
a &
m ^
1 1
U U
ehe
o ö
Die redaction.
Ebel, corntca. HS
Coraica.
Kein theil der gramm. celt. wird durch die Vermeh-
rung und Verbesserung des materials so wesentlich verän-
dert als die behandlung des cornischen. Das gilt zwar
TOD allen abschnitten der grammatik, von keinem jedoch
mehr als von der lantlehre; im folgenden sollen daher vor-
zflglicfa einige punkte ans dieser zur spräche kommen, die
sich uns seit Stokes^ verdienstvollen arbeiten in ganz neuem
lichte darstellen; dabei werden wir uns zun&chst an die
Passion halten, die Creation in der regel nur da heranzie«
heu, wo sie eine aufklärung gibt, die uns die P. versagt.
I. Orthographie und ausspräche jder con-
sonanten.
Nichts ist freilich schwieriger, als die ausspräche einer
erioscbenen spräche zu bestimmen, und manches wird uns
deshalb in der cornischen ausspräche noch lange zweifel-
haft bleiben; indessen läfst sich hierin einiges doch jetzt
schon mit leidlicher Sicherheit feststellen, theils durch ver-
gleichang der andern dialekte, namentlich des armorischen,
dem das comische in manchem betracht näher steht als
dem welschen, theils durch consequenzen wie Schwankun-
gen der Schreibung. Was Zeufs comische Orthographie
nennt, ist zum gröfsten theil englische; dahin gehört z. b.
der gebrauch des gb f&r ch, des wh f&r hw (w. ohw)
wie in neb a wheleugh why (quem quaeritis) P. 68, 2
(mehrfach auch nachlässig ohne h geschrieben wie neb a
weleugh wy 69, 2), wof&r sich hie und da auch h und
hw finden: nyth nahaff (non negabo te) 49,4 neben te am
nagh (tu me negabis) 49,3, y hwalsons (quaesiverunt)
154, 2 neben y whela (quaerit) 21, 3. Ersteres zeigt sich
selbst in der Cr. gtorewh (facite) 1073. 2419 neben gtcrewgh
2341, und ein Wechsel der ausspräche ist in diesem falle
schwerlich dadurch bezeichnet, sondern eben nur der kämpf
der englischen mit der älteren brittischen Orthographie. Eben
darauf beruht der gebrauch des th fSr den weichen laut dh ,
wof&r 5 das eigentlich cornische zeichen scheint.
Btitrig« z. Tgl. sprachf. ¥.2. 10
146 Kbel
Verweiftfsluug zwischen th und 3 ist zwar schon in
der P. mehrfach eingetreten, wie denn für *ow thas (pa-
ter mens) an allen stellen (52, 3. 55, 1 . 72, 4 73, 4« 75, 3.
185, 3) ow 3a8 steht, umgekehrt 5e thu (deum tuum) 15, 1
statt 30 5 u, richtig 17, 2, ebenso 3e thu (deo) 1, 4 neben
36 5U 27, 4, auch Th consequent statt der fehlenden ma-
juskel des 3 eintritt: Then tyller (ad locum) 33,1, The
herodes (ad H.) 110, 1; doch ist hier im allgemeinen
der unterschied noch deutlich zu erkennen. Th erscheint,
auf doppelte weise entstanden: 1) als aspiration der tenuis:
in nertb (fortitudo) 91, 4. 224, 2 .3 = ir. nert, vnwyth
<una vice) 130, 2 = ir. oinfecht, seth 223, 1. 2. 224, 1 =
sagitta; 2) als Verhärtung der aspirierten media, im aus-
laut des wortes: gweth (arbores) 16, 2 = w. gwyd
gtoydd^ arluth (dominus) 4, 4 u. s. w. = w. arglwyd ar^
glwydd^ und der silbe: a wothfe (qui scirct) 158,4 = w.
a wyppei (Vyd-bei), ysethva 13, 4, asethva 143, 4 (se-
des). Im inlaut vor vocalen scheint dagegen die erwei-
chung des th zu dh hinter vocalen und r regel geworden
zu sein, da wir hier neben dem ursprünglichen dh — me-
3ens (inquiunt), be30w (sepulcra), meny5yow (montes) —
auch ursprüngliches th entweder constant durch 3 vertre-
ten finden wie in e3ys (ivisti) 157, 4, e3ons (iverunt) 34, 1.
154, 3. 257, 3 neben eth (ivit) 18, 1 u. s. w. — w. aethoet,
aethant, aeth — oder zwischen beiden Schreibarten schwan-
kend: mar3U8 (miraculum) 200, 4 neben marthus 254, 4,
moIo3ek (maledictns) 47, 3 neben moleythy (maledicere)
18, 2* Sonach beruht der unterschied zwischen th und 5
in der ausspräche vielmehr auf der Stellung als auf dem
Ursprünge, der für beide laute ein doppelter ist; daher
kommt das nencornische mit einem zeichen th ans (in Cr.
findet sich 3 mehrmals mit ganz andrer geltung in eja
(erat) 2456^ nyngeya (non erat) 2426 statt eines scharfen jr,
wie die Schreibart tiyn^e^«a 2429 anzudeuten scheint); und
hierin stimmt das cornische mit dem armorischen Oberen,
dessen s gleichfalls aus th und dh hervorgegangen ist, ge-
genüber dem welschen, welches th und dd soi^ftltig schei-
cornica. 147
(let Wenn also im auslaut 3 vereinzelt nicht blofs unver*
ändert bleibt, sondern sogar statt th eintritt wie in moIIo3
(maledictio) 66, 3 statt *molloth = ir. maldacht maUacht^
iQch wohl in ord (ngog) 80, 2. 179, 2 statt orth 111, 1.
144, 1. 196, 2. 202, 3 (sonst worth), womit die altcomi-
sehe Schreibart — gnid (vena), gneid (opus), chefuidoc
(omnipotens) im Voc. — zu yergleichen ist, so hat das fflr
die Muspracbe jedenfalls nicht mehr zu bedeuten, als wenn
sonst die media im aaslaute erscheint, z. b. mab (filius)
mit einer ausnähme, pub (omnis) ohne ausnähme überall
fltittmap 199,4 und *pup, peb (quivis) 33,4. 165,2.
189, 2 — pob 7, 4 — und marreg (miles) 190, 2. 217, 1.
218,2 neben pep 77, 1, marrek 241,4. 242, 1. 244, 1.
'U5,l oder marrak 246, 1 geschrieben steht Gesprochen
(wie loDst auch geschrieben) ist hier wie im nhd. (hund
^mhd. hunt) gewils nur die tenuis, wie sich in pub te5oll
(nooqaoque die) 228, 1 deutlich zeigt, einem in doppelter
beaehoDg lehrreichen beispiel: erstlich beweist die Verhär-
tung der anl&ntenden media von deth, dals pub trotz dieser
schrabcmg doch tenuis im auslaut hatte, und erklärt uns,
waniin in flUIen wie an barth cleth 186, 1. 259, 4 ss an
bsrth cleyth 191, 1 (a parte sinistra) oder 30 wrek py-
Ut (ad uxorem Pilati) 122, 2 nicht die hinter dem fem. zu
ttwartende erweichung des anlauts eingetreten ist; zwei-
tens zeigt der auslaut desselben worts vor dem angehängten
oll dieselbe erweichung, die sich nicht nur in la3e (oc-
cide eum) 142, 2, me3e (ait is) 103,4 und me3y (ait ea)
34, 3 findet, wo wie hier eine rückkehr zum ursprdnglichen
Isute stattgehabt hat, sondern auch in whegol (tota dulcis)
164, 1, dessen g aus dem ursprQnglichen k von whek 77, 4.
171, 1. 185, 3 hervorgegangen ist. Jene erscheinung be-
niht auf der assimilationskraft der voraufgehenden (reinen
oder a^irierten) tennis, wozu Grimmas treffende bemer-
bngen fiber die Notker'sche regel (GDS 364 %d.) zu ver-
gleichen sind; diese darauf, dafs durch die indination des
Ugenden wortes der auslaut des vorigen zum inlaut ge-
worden ist. Eine gleiche erweichung in folge proclitischer
10*
148 Ebel
anlehnuDg findet (vielleicht in obigem ow 538, wo sie den
anlaut träfe) sicherlich in 750 109,2. 152,3. 201,4 ne-
ben ytho 41, 2. 124, 1 (erat), in den handschriften y 50,
y tho geschrieben, und ähnlichen fällen statt, wo der aus-
laut th zum ursprQnglichen 5 zurückkehrt.
Ich benutze diese gelegenheit zur berichtigung eines
irrthums, worin Stokes und ich uns bisher gegenseitig be-
stärkt haben. Mit skr. 4ti und gall. ate- darf nämlich we-
der das cornische yth- oder y3- noch das armorische ez-
verglichen werden, wie wir beide gethan haben, da schon
die consonanten widersprechen, die entweder auf aspirier-
tes t (also tt oder et) oder auf erweichtes d hinweisen;
das kymrische yd- entscheidet diese frage zu gunsten der
letzteren annähme, bei der sich auch der abfall des Aus-
lauts in der form y-, e- besser erklärt. Aber auch die
vocale stimmen besser zu der Voraussetzung, daDs vielmehr
in der ersten silbe ursprünglich ein i, in der zweiten ein
a gestanden hat, als umgekehrt; wir kommen somit auf
eine grundf. *ida, zu der sich yd-, y3-, ez- gerade so
verhalten wie w. gwynn gwyn^ com. gwyn, arm. guen
(albus) zu der grundform Mnda. Für *ida scheinen sieb
nun auf den ersten blick zwei adverbia im sanskrit zur
vergleichung zu bieten, das vedische idi (jam) und das
aus idha entstandene iha (hic, vedisch aber auch: jam),
das sich im zend. idha und altpers. idä wiederfindet; be-
denkt man aber, dafs dem m. gwynn im kymrischen ein
f. g wenn entspricht, so schwindet jeder zweifei, dafs man
sich nicht an idä, welchem ein welsches *ed entsprechen
würde, sondern an idha zu halten hat, welches sich über-
dies nach Bopp (dem ich jetzt ebenfalls gegen meine frü-
here vergleichung mit skr. äti beitrete) auch im got.lt h
wiederfindet. (Sätze wie y dywedassant wynte Mab.
I, 36 entsprechen also wort für wort genau unserm : ,,da
sprachen jene^.)
Ein ähnliches verhältnifs wie zwischen th und 3 fin-
det zwischen gh und h statt. Wir finden gh wie das arm.
c'h 1) an stelle des kymrischen ch, und zwar sowohl, wemi
es die Spirans s (oder x) vertritt wie in der endung der
cornica. 149
2. plur. -ugh = kymr. -weh (deren u offenbar ebenso aus
dciu w von chwi, com. why öbergetreten ist wie im got.
uh (que) aus der grundform *hya), als wenn es durch aspi^
ratioo aus der tenuis entwickelt ist wie in seygh 170, 4
SB w. sych (siccas), yrghys (mandavit) 28, 1. 72,1. 147,4.
241, 1 = w. erchis (ir. w. arc); 2) aus ursprflnglichem g
her?orgegangen in arghans (argentum) 16, 2. 103, 2, war
lyrgh (post) 7, 1. 91, 3. 199, 1. 236, 4. 240, 2. 247, 4.
[vergL ir. lorg (trames) = lorc Sg. bei Z. 78 mit der be-
kannten Verhärtung hinter r.] Dagegen tritt h ebenfalls
I) ftr kymr. eh ein , mag es aus s entstanden sein wie in
der Verbindung wh = kymr. chw, oder aus k: y ho Ion
(cor malieris) 164,2. 225,2 aus colon, 50 wolby (ad
Uvaadam) 46, 1 =w. golcbi (ir. folcaiih, lavo), peha-
doryon (peccatores) 5, 3 neben peghe (peccare) 23, 2.
iS5. 4 [w. pechawt (peccatum) = ir. peocath], arhadow
(mandata) 247,4 und yrhys 218,2 neben, obigem yr-
ghya; 2) f&r ursprüngliches g namentlich im anlaut: y
bjrller (quitur)20, 1 vom stamme gall, y whelas (vidit)
219,4 vgl. hy an guelas 171, 3 (vidit eum) — unter be-
dingongen, die nachher erörtert werden sollen. Man sieht,
auch hier beruht der unterschied beider laute vielmehr auf
der stellnng als auf der art ihrer entstehung. Wir finden
in der P. (die Cr. hat schon allerlei entstellungen) im ans-
taut durchweg gh (englische Schreibung ftkr ch): whe-
leogb, nagh, seygh, lyrgh, im anlaut durchweg h:
bwalsons, whela, whelas, hyller, holen; Schwan-
kung tritt nur im inlaut vor vocalen ein: yrhys neben
yrghys, pehadoryon neben peghe, nahaff und nahe
(negare)87, 2 neben nagbe 85, 1, nagha 86,4 und na-
ghas (negavit) 84, 2. 147, 4, flehys 149, 4. 168, 3 neben
neghys 169, 1. 246,3 (liberi) von flough (puer) 254,3,
während vor consonanten (also im auslaut der silbe) nur
gh gilt: may peghse (quod peccaverat) 152,4, del re-
beghse (ut p.) 86,3. Wir werden also wohl nicht irren,
wenn wir ftkr die schwankende bezeichnung im inlaut als
norm die ausspräche gh (unser norddeutsches g in nagen,
160 Ebel
bogen^ kugel) amfehmen, zumal da sich Beispiele eines völ-
ligen ausfalls finden, selbst bei ursprflnglich hartem laut
(rch 3= rgh = rh =s rr) wie marrek (miles) = w. mar-
ohawc (eques), dessen plur. sogar mit einfachem r ge-
schrieben ist: marogyon 251, 1, morogyon 250, 1
(vennuthlich in folge der accentverrQckung: m&rrek,
aber marögyon, wie mol^ythy und molÖ3ek neben
möllo3).
Das zeichen ch tritt mit sehr verschiedenartiger gel-
tnng auf. Im altcornischen Voc. vertritt es 1) k vor c
und i (wie im italienischen): chefuidoc (omnipotens) ssc w.
kyfoethawc, chelioc (gallns) = colyek P. 49, 2. 86, 1,
chein (dorsum) sss w. cefyn, chetua (conventus, conventio)
= w. cydfa^ cancher = Cancer, chic neben kig (caro) =
w. cic, während P. in der regel (V. bisweilen auch) nach
englischer weise k und c unterscheidet; daneben bezeich-
net es aber 2) auch die aspirata: march (equus), boch (ca-
per 1. hyrcus), hoch (porcus), selbst im inlaut: archail (ar-
changelus), flechet (liberi), neben h: floh (puer). In der
P. dagegen, wo c vor e, i fast ohne ausnähme den jungem
laut hat, — daher sesar 146^2. 4 neben Cesar 148, 4; der
eenturio heifst vn den henwys sentury (homo quidam
nominatus S.) 208, 1 — entspricht ch durchaus dem engL
ch in lehnwörtem: rych (rieh) 136, 1. 259,3, chyffar
(chafier) 40, 2, chery ta (charity) 45, 2 = cheryte 35, 1,
me an chasty(I chastise him) 127,3, plynchye (flinch)
130,2, rag y chasye (tochase him) 163,4, toche (a touch)
158,2 und 5e doohye (to touch) 14,3, a gachyas (cat>
ched) 143,3, und hat sogar in zwei fällen erweichung erfahren:
dre geryte (through charity) 38, 1, y a gangyes (they
changed) 68, 3. Offenbar denselben laut hat ch in yn
chy 159, 1 von ti (domus) V., hier dem einzigen beispiel
einer art zetacismus, die sich bei d hftufig wiederfindet.
Der entsprechende weiche laut wird in verschiedener
weise bezeichnet, durch i (in der Cr. auch j, welches zei-
chen in der P. noch nicht anders vorkommt als in der
Verbindung ij, also mit vocalischem laut), durch gy (gi
cornica. 151
^'^^ ])^ SSy« ^Syy ^^^^ durch g alleiu (sogar vor a wie
oben gangy es). Anlautendes i hat in P. immer diesen laut,
Ja der vocal i sowohl wie unser j im aulaut ausscbliefs-
lich durch y bezeichnet werden; nur die majuskel ist im-
mer I, daher y sesa (erat) 13,4, aber I sesa 33,2, y
vam (mater ejus) 43, 4. 198,1. 2. 199, 2. 3, aber I vam
10,1. 164, 1. 171, 1, ein einziges mal Y thewleff (ejus
daae manne) 149, 1; so yonk (juvenis) 175,3. 254,3 wie
eogL young, aber 'dagegen engl, j in den lehn Wörtern iun«
ctis (joints) 181,4, ioy (joy 21,4. 30,1. 226, 1. 258,3,
iostis (justice) 81, 4, lutter (justicer) 76,4, pl. lucters
156, 1, jedenfalls also auch in den eigennamen lesus
(meist Ihüs geschrieben, doch auch ziemlich häufig ihüs,
Lb. 4,2. 11,4.28,1), ierusalem 29, 1, iudas 41, 1,
low an (Johannes) 53, 1 anzunehmen. In der mitte schwankt
die Schreibart: neben an scorgyas (scourged bim) und
ij scorgye (two scourges) 130,3, plur. In scorgijs (in
the scourges?) 131, 1, ol y sogete (all bis subjects)
211,4 findet sich nicht allein cf a luggyas (he judged)
150,3, y fe luggijs (it was adjudged) 160,4, sondern
auch rag iudgye (to judge) 116, 1, selbst y sordyas
(s=r surged, bedeutung: arose) 238, 1 zum deutlichen be-
weise, dafs nicht etwa die stumpfe französische, sondern
die englische ausspräche anzusetzen ist; i = j erscheint
in der mitte in venions (vengeance) 122, 4. 123,4. 149,2.
Die bisherigen beispiele beschränkten sich auf entlehnte
Wörter und nanien; dafs aber der Obergang des d in dz,
so wunderbar er auf keltischem gebiet erscheint, dem cor-
oiscben auch aufserdem nicht fremd ist, zeigen die in mei-
ner anzeige von Stokes' ausgaben der P. und Cr. ange-
flkhrien formen, denen ich hier noch einige bemerkungen
widmen mufs. Zwei Wörter zeigen diesen lautwandel im
aolaot, und zwar ist in ioul (diabolus) sss arm. diaoul (im
V^oc. noch sach diauol (gl. daemoniacus, d. h. Saccus dia»
bolij, wozu der plur. dewolow, dywolow 212,2. 106,3
•timml) di, dj, in gyth (dies) dagegen das d vor dem y (e)
wichtiger aber erscheint, dafs in beiden wör«
152 Ebel
lern die assibilata mit einer einzigen ausnähme nur nach
n auftritt: an ioul 6, 3. 14, 1. 1$, 3. 16, 3. 18, 1. 22, 1.
47,4 (han iouUll,l), Then ioul 115,1, en gyth 41,3,
an gyth 244, 1, han gyth 243, 1, yn geyth 20,3, yn
gythna 259, 4, dagegen hanter dyth (meridies) 201,1.
209.1, war dyth pasch 124,3, devguans [leg.denugans]
dyth (40 dies) 10,3, tressa dyth (dies tertius) 9 1,3. 238,4.
240.2. 259, 1, dyth vghel (dies sublimis) 229,2, deth
b r u e 8 (dies judicii) 259, 2 und p u b t e 3 o 11 (s. oben) ; ausge-
nommen ist nur In keth gythna (eodem die) 252, 1, wo-
gegen sich auch en de5yow 169, 2 findet. Sogar in Cr.,
wo das j, g, dg yiel h&ufiger geschrieben ist, finden wir
neben an JofoU 1003, an iatok 1462, 1818, than Jowle
1027, ren iowle 2065, an gyth 85 doch noch an iry$$a
dyth 92, tft peswera dyth 100, in pimpas dyth 106, whea
dyth 413, $ytht>as dyth 415 (merkwürdiger weise auch an
dyth 416). Dadurch stellt sich eine analogie zwischen die-
sem Übergänge des d in dj und dem des t in s heraus,
welcher im Voc. nur nach n und 1 eintritt, nans (vallis),
mols (venrex), erst in der P. auch einzeln stehendes t im
in- und auslaut ergrifien hat: tas (pater), pesy (petero)
53, 3 n. s. w., hier aber nicht nur dem d der andern dia-
lekte zur seite steht, sondern auch im comischen selbst mit
d wechselt — vgl. peswar m., pedar peder f. — nach
bedingungen, die wir fireilich durchaus noch nicht kennen.
Wenn nun theilweise schon im mittelcornisohen, noch häu-
figer aber in der Cr. die assibilation auch da stattfindet,
wo t sonst zu s, in andern dialekten aber zu d zu werden
pflegt, wie in cregyans 44, 4 (fides) neben cresyn (cre-
dimus) 258, 4, so dürfen wir wohl annehmen, dals in die-
sem falle auch im cornischen eine mittelstufe mit d sowohl
dem (hier gewifs weichen) s als dem dj vorangegangen
ist, was durch bochodoc (pauper) V. neben bohoso*
gyon (pauperes) P. 37, 3 (36, 3) zur evidenz erhoben zu
werden scheint, dagegen im ersten falle s scharfen laut
(▼ermuthlich den des deutschen z) gehabt hat, wie die
Schreibart nanssow (valles) P. 170,2 andeutet. Ist, wie
cornica. 153
Stokes annimmt, das dj erst aus dem S entstanden, so
mflssen wir diesem etwa den laut des griech. ^ beilegen,
was in formen wie kerense (Caritas) sehr wohl angeht*)«
Besonders wichtig sind einige verschlingungen von verbal-
formen mit Partikeln und fdrwörtem, die diesen lautwan-
del zeigen.
Zunfichst die Verbindungen von ew, yw (est), o (erat)
0.8. w. mit der negation ny und mit nau (jam): nyngew
(non est) P. 123, 2. 166, 2. 255, 4 = nyngy w 82, 4, wo-
fer in Cr. (neben nyngew 1094. 1214. 1236. 1794. 2386)
ancb nynjew 263 und nynseto 1048 erscheint; nangew (nunc
«t, nicht in P.) 1334. 1792. 2403. 2420. 2431. 2448. 2466;
voD andern personen finde ich nyniough in mas nyn
iough ol da na whek (sed non omnes estis boni aut
saafes) P. 47, 2 und nyngof in my nyngof war den thotha
(egonon sum custos ei) Cr. 1148; nynio (non erat) P.
6, 4. 10, 2. 1 51, 3. 167, 4. 187, 3. 214, 4. 233, 2. 234, 2**)
- nyngo 154, 1. 206, 4 (nygo 225, 2 gehört wohl mit
aosgefallenexn n- strich gleichfalls hierher); navnio (jam
erat) 160, ^ = navngo 176, 3, nevngo 200, 1, nango
209,1, nanso 230, 1; nyngens (non erant) 41, 2. 68, 4.
352,4. Bbenso mit es (extat) und ese (extabat): nynges
(DOD est) 32,4. 34,3. 128,4. 192,3. 245,4, in Cr. (ne-
ben nynges 1996. 2194. 2224. 2327. 2336. 2415. 2515) auch
ifjfngeii 1132 und nygeas (corr. nyngeas?) 1972 geschrie-
ben; nyngese (non erat) P. 75, 2. 157, 2 = nyngesa
140,2 {nyngessa Cr. 2429, nyngesa 2426). Eine räthsel-
bafte form ist nyngugy P. 102, 1: nyn gvgy ow me*
sternges [sie! St. mygternes] yn bysma (non est meum
regno in hoc mundo); da sich neben vs (qui est) 16, 3.
24,1.2. 53,2. 166,2 noch einmal ugy findet: 3y 5as
jn weth vgy a van (ad patrem suum simul qui est su-
*) Jedtnfalli itt das s, dem ein dj zur seile steht , niemals ursprttng-
^ sondera immer ans t entstanden.
**) Irrthftmlieh anch 288, 1, wo vielmehr beth io parys (nach Z. 961)
II kscn ist (sepalcrum paratnm erat) nach £v. Joh. 19, 41, nicht mit St.
^«th Te parys, dann das wtirde heifsen: sepulcrum paratnm est.
154 Ebel
pra) 53,4, aber einsilbig, während in unsrer stelle sowie
in mar a sugy yn wlas (si est in terra) R. 1636 gy eine
besondre silbe bildet; so scheint y die Umwandlung von
US in uj bewirkt zu haben; vielleicht ist aber anders ab*
zutbeilen, v f&r ew zu nehmen — wie dem du (deus),
tu (latus) der P. in Cr. consequent deto, ^eto entspricht —
und gy für ein angehängtes pronomen [wie in able ota
gy (unde es tu?) 144, 1, mar söge (si es) 197, 2 ne-
ben mygtern ote se (tu es rex) 102,3 und lustis
otese (tu es judex) 107, 2, vergl. otta marow (es mor-
tuus) Cr. 1124, del ota (ut es) 1207, ythota gy (tu es)
2324, ythota 2398, ythoes 2302, mar sota P. 129,3.
191, 2, mar sos 11,3. 14, 4. 93, 2] hier aber mit da-
tivsinn wie griechisch toi. — In allen diesen formen ge-
gehört wohl nj zusammen, obgleich die handschriften meist
nyn abtrennen, als ein fremdartiger einschub, der kaum
anders als pronominalen Ursprungs sein kann. Man erin-
nert sich dabei des pleonastischen gebrauchs der prono-
mina 3ter person im mittel*, theilweise schon im altiri-
sohen, und zugleich des vereinzelten warn ans (super
eum) 177,4*), womit St. das altir. trit (per eum) und
das -ns in 3. sg. der cornischen imperative vergleicht; ein
-nt (woraus ns entstanden ist) liegt aber auch formen wie
nanquelse (quod non vidisset eum) 85,4 zu gründe, in
denen die Verhärtung der media sonst nicht zu begreifen
ist: nanquelse = *nantgwelse wie canquyth (centum
vicibus) t>. 574 = "^cantgwyth. Dasselbe (nt) ns in der
erweichung zu (nd) nj erkenne ich in den formen ny-
-ng-ew u, 8. w, wieder, wobei nur auffällt, dals diese er*
weichung auch vor o in nynio, nyniough eingetreten
ist, anscheinend ohne veranlassung. Diese Veranlassung
finden wir vielleicht auf, wenn wir die letzte und schwie-
*) war oaos 205» 2 gehört nicht hierher, sondern ist einfaeh ^ ahd.
inhd. ze tale, setal (deorsom); die stelle bedarf keiner verbesienuig: ca-
vere non poterat, ne caput snnm demitteret, vgL 207, 1 rys o jojo gase
y ben jegrcgr (es war ihm nothwendig sein haupt bangen zu lassen).
Zu war nans vgl. war rag (vorwärts) 206, 1, war tu (seitwärts) 207,3.
Comic«. 1&5
rigsle reihe solcher formen betrachten, eigenthümliche aus-
drücke f&r haben, die selbst Stokes nicht immer richtig
voo ähnlich aussehenden formen geschieden hat.
Neben den formen von cafos (capere, in venire) —
wy an kyff (inveoietis eum) 256, 3, wy a gyff (inv.) 37, 3,
Dao caffim ny (ut non inveniremus eum) 240, 3, me ny gafc
(oon inveniebam) 116,3 = me ny gafa 117, 4, me ny
gaSe 142, 4, y keffy (inveniebat) 187, 4, mar caffons (si
ioveniant) 154, 2, cafas (invenit) 105, 4, yscafas (invenit
eo8) 55,3, crist a gafas 30, 3, ef ny gaf&s 116, 4, pan
yn cifions (cum eum invenenint) 142, 1, an caffans ny
(quem capturi snmus, wörtlich: quem capito nos) 67, 3,
pirticip.kefi8 6,2. 151,4- 206,4, kefys*) 98,3. 246,4,
^1 128, 4. 1 19, 3, kyfys 141, 2 — die, wie man sieht,
^wdm^ auf kaf zurflckweisen, finden sich n&mlich eine
^ttaU fiHrmen, die zwar begrifisverwandt sind, aber stets
out g b^inneo, ohne dafs dieses nach irgend einem laut-
geietze ans k entstanden sein könnte, in der regel v oder
Q festhalten , das in jenen nie erscheint, ond selbst vor a
oder 0 niemals den vocal a*^) zeigen, also formell so
deotlich als möglich von jenen geschieden; und vor allen
dieten formen (mit einer einzigen, jedenfalls fehlerhaften
ausnähme) tritt ein n auf. Ich habe folgende hetspiele ge>
fisadeii, die sich sftmmtlich dem begriff haben fügen, wenn
num die aoristbedeutung bekommen (&T;fov, j'eus, j'aurai)
hmzimiQimt: mab den heb ken ys bara nyn geuas oll y
vewDss (filins hominis sine alia re ac pane non habet
omnem suam vitam) 12, 1; gober tek eff an geuy th (prae-
ndttm pnlchrum habebit) 44,4; gwan wecor nyn geve
pv (debilis mercator, non habuit aequnm) 40, 1, Cryst
kymmys payn yn geve (Chr. tantum doloris habnit)59, 1,
*) FOr gefys 1S4| 8 ist offenbar gc'ys ^on gase (sin^re) ku lesen:
'at hy • ve gesys je goja (ibi illa, crux, sita est cadere); vgl. ha na
^0 gesTs je goll an lahjs (et ne sinantur perire leges) 192, 4.
**) Dadarcfa auch ftnfMrlich gesondert Ton dem begrifflich gana ver-
*c^Jcdeiien gavas (ignovit): a ayas P. 280, 4, part. gevys 9, 1. 28, 8.
^^'.3, Inf.gava Cr. 1694. 1697. 1867, vergl. gevyons (venia) P. 104, 8,
feTTtns 220, 2.
156 Kbel
oll myns peyoys an geve (omnem magnitudinem dolorum
quam babuit) 59, 4, an paynys bras an geve (magnos do-
lores, quos babuit) 139,2, eff an geue awell boys (ipse
habuit desiderium cibi) 10, 4, ef an geve strocosow (ipse
babuit verbera) 174,3, own.... an tebel el an geve (ti-
inorem . . . malus angelus habuit) 122, 1, man geve marth
(ut haberet mirum) 111,2, manna [lies: manan] geve
goth na leyth (ut non haberet venam nee artum) 132,2;
yn vn lowarth an gevo (in horto quem habebat) 140, 1;
an geffo pows (qui tunicam habeat) 51, 2, man geffo
tregva yn nef (ut habeat domicilium in caelo) 213,2, ma-
nan geffo ef sor bras (ut non habeat ipse magnam mo-
lestiam) 150, 2; oll an bows pyv an gyffe (omnem tuni-
cam quis haberet) 190, 4; dazu aus Cr. eve an gevyth mj
kemmys (ipse septuplum habebit) 1180, ny an gevyth sure
drohe lam (habebimus certo roalum saltum) 806, me an ge--
eyth oll an blame (ego habebo omnem reprehensionem) 809,
oume .... dean an geeyth (timorem . . . homo habebit) 911,
ef an geva yddrage tyn (ipse habuit poenitentiam acrem)
2043 > mes y bartef an geffa (sed partem suam ille ha-
beat) 681. Offenbar gehört auch hier überall das ng zu-
sammen, und dafs darin eine er weichung des (nt) ns vor-
liegt, daf&r sprechen: 1) armorische formen wie nep en
deueux, nep en deuez (qui habet), en devezo (habebit),
en doa (habebat), en divhe, en defe (haberet) s. Zeufs p.
556, in denen theils nd, theils ndeu das pronomen ver-
tritt, und zwei verschiedene wurzeln des verb. subet. zu
erkennen sind, gerade wie im cornischen ange-uyth, ange-ve
auf byth, be, dagegen angev-o, nyngeu-as auf o, es zurOck-
weist; 2) comische formen mit gleich pleonastischem aus-
druck andrer personen wie marth am be8(mirQm habeo)
120, 1, d.h. a-mb-es, genough me nvm [1. nym?] byth
trege (vobiscum mihi non erit versari) 37, 2, gevyons
me nvm [nym?] byth (veniam non habebo) 104, 3, am
bes (?) Cr. 1979, nymbes 1141. 1260. 1506. 1571, nymbeas
1966 (habeo, non habeo) s= arm. ameux, emeux, me
meux, wozu ambus 0.371, nymbus 356 noch besser
cortiica. 157
Stimmt; my ambe (habiii) Cr. 1986, nie ambe 761, me
nemhti 551 (non habeo), ny an bythe (habebimus) 662, me
am byik (quod habebo) 658, te a feth (habebis) P.
16,3 = te a fyth 136,3 — dagegen te a vyth (eris)
193,4 — wie arm. ez peze, es poa n. s.w.; doch auch
te ny vea (non haberes) 145, 1; Cr. ty a vyth 848.
1736; vor allem zwei formen der dritten person: ny-
steva wbans (non habuit desiderium, femina) P. 222, 1,
^itevyth (non habebit) Cr. 900 und resteffo mur vy-
lyny (ut habeant niagnam nequitiam, vgl. ann. ro defe)
P. 216, 1, die das t noch deutlich zeigen und davor das
gewöhnliche proo. inf. dieser personen; hieran schliefst sich
deim aach ef asteüyih vij plague moy (is habebit septuplo
plu) Cr. 13789 ^o ausnahmsweise s auf das masc. geht.
Jeden iweifel> dafs g hier = j sei, heben aber stellen wie
Djfl ieves (non habet) D. 66 = nyn jeyes862, mara
ieves (si h.) 47, an ieues 1776. NatOrlich steht das ver-
bom immer in der 3. sing., daambes, afyth (unten zu
erklären), angevyth u. s.w. nichts anderes heifst als:
mibi, tibi, ei est, erit*). Del iove P. 227,2 erinnert
an das armorische ne deux quet (il n^ & point) und
spricht dafbr, dals auch einige formen, die Zeufs unter
venire aufl&hrt, hierher zu ziehen sind. Neben de (ve-
Dit, Teniet) — ^e 66, 3. 149, 2. 169, 2 = athe 12, 2.
30,2. 37, 2, mar te 149, 3. 203, 3, mara te 170, 3; deth
(▼*iat) 182, 1. 244, 2 — a seth 67, 1. 252, 2, a theth8,4.
74, 1, niatetb 59, 2. 134, 3, may teth 153, 4, sogar ef a
thaeth 107, 3; de5ons (venerunt) 258, 1, de3ens 242, i
(veoerant) und ähnlichen, die unverkennbar aus entsprechen-
dea formen von af (eo) mit *du (ad) zusammengesetzt sind,
crscbeineD n&mlich mehrere, die sowohl von diesen als von
allen kymrischen und armorischen abweichen, dagegen of-
fenbare analogie mit den oben angeführten yn geve, au-
geve, angeffo, angyffe zeigen; dabei lassen sie zum
*) Cr. bietet noch kyn namboma (quamvis non habeam) 928. 1526,
** pa» 9«uutr yn bona (auf welch« art ich ihn bekam) 766 , why asbythe
'>>«bebitia)2U4; ein einfacherer anadmck ist vielleicht aus ayanbeP. 50, 8
^■^riutenen : pandra ejom agan be (qnid opns nobiB esset).
158 Ebel
theil andre flbersetziing zu als durch venire, oder dies
wort wird nneigentlich gebraucht, und wo dies nicht der
fall ist, da zeigt uns das griech. yipia&ai^ wie dieser be-
griff auf ganz andre weise ausgedrückt werden kann. Die
beispiele sind: mar teffa tus (wenn leute da sein soll-
ten) 27,4, may teffe tus (ut existerent homines) 249,4,
3e lesus crist may teffe ol an greff(ut Jesu Christo
fieret omnis aerumna) 162,4; an termyn re deve 48, 3
und lemmyn deve ken termyn 75, 3 (tempus, nunc
aliud tempus incidit); pan dyffy 5 et pow (cum veneris
in regnum tuum) 193, 2; endlich ein fall, wo d offenbar
auf t zurückweist, weil a Senkung der muta fordert, obe-
reth dremas a dyff 259,3 (nach St. „füll of works tbe
very good shall eome% vielleicht: qui habebit opera per-
bona?). Von diesen formen schliefsen sich mar teffa
und may teffe zu augenscheinlich an man geffo und
resteffo, als dafs ich sie davon trennen könnte, vgl. auch
arm. mar deuz (si habet); re deve und lemmyn deve
könnten freilich auch aus be und de (statt do) zusam-
mengesetzt sein (;7(»o^;'£i'8(Ti9at), wiewohl dos (venire) 63,1.
106, 1. 256, 2 = doys 171, 2 sicherlich aus ""devos
d. h. do und bos, boys (esse) entstanden ist, devones
61,3. 93,4 wahrscheinlich aus bonas (esse) mit dersel-
ben praeposition; pan dyffy und a dyff sind mir bis
jetzt ihrer bildung nach räthselbaft.
Die letzte buchstabenreihe, die einer näheren beleach-
tung bedarf, ehe wir uns an die lautgesetze wagen dQr-
fen, ist f, V, u, w. Hier sind zunächst v und u ziemlich
unterschiedslos gebraucht, so dafs wir z. b. die formen von
1 a va r (=s labar) fast durchweg mit u geschrieben finden, doch
lavarsans 250, 2, lavarsons 98, 3, lavarsa 112, 1, fe-
ver 135, 4; ebenso steht 30 urusy (ad judicandum) 113, 4,
neben 5y vrvsy (ad eum j.) 117, 4; doch tritt zu anfaug
des Wortes mit geringen ausnahmen f> in beiden geltongen
auf, im innern häu6ger u*). Gleiches schwanken sehen
*) vuell (hamilis) P. 19, 8 ist also well zu lesen, wie die nebenfomi
evall Cr. 1061 zeigt.
cornicd. 159
wir zwischen u und w^ namentlich steht in diplithongen
liäufig nach englischer Schreibweise fr, so daf's z. b. in
crous (crax) alle drei Schreibarten vorkommen: crous
152.3. 184, I. 189, 1, crovs 180, 1. 181,2, crows am
häufigsten 151,3. 153, 1. 160,3 u. s. w.; im auslaute, wo
0 nur als einfacher vocal vorkommt: du (deus), tu (latus)
vielleicht mit englischer geltung (s. oben), wechseln « und
tr, daher yv (est) nicht selten neben dem allerdings un«
gleich häufigeren yw. Umgekehrt findet sich u statt u>
Dach alter Schreibart besonders in der Verbindung gw, so
immer gura (fac) 11,3. 55,1. 154,4. 175,3. 191,3. 193,2
^faciet) 158,3, gureugh (facite) 69,4, gurelle (faceret)
158.4, gnregh (sie! — fecit) 45, 4, guris 3,3. 32,4 etc.
gvTyB6,4. 8,3 (factus) neben wra (fac) 34,4 (faoit, faciet)
12,4. 16,4. 21,3. 43,3. 66,4. 99,4. 111,3. 158,3,
iJS,3, wrellons (facerent) 229,3, wreg(fecit) 27, 2, wo
^ metrum überall consonantische geltung verlangt, da-
tier aach völliger ausfall des tr eintritt, wie in roe a ra
(faciam) 39, 2. 63, 4, theilweise mit Qbertritt des folgenden
ein«: rüg statt wreg (fecit) 7,4. 28, 1. 30,4. 65,3.
117,1.118,4. 162,3. 229,3. [Man vergleiche grueg
fmolier), greg cans gur (uxor) Voc, wofQr P. 66, 3
gwrek steht^ aber 158, 1 gurek, beidemal einsilbig.] In
allen diesen fällen ist jedoch leicht entweder aus den gren-
zen der Schwankung oder aus dem versmafs oder aus der
etymologie zn ermitteln, ob vocal oder consonant und in
leUteretn falle, welcher consonantische laut vorliegt. Un-
gleich wichtiger ist för alle ferneren Untersuchungen das
verblltnifs zwischen f und 0, und daran, dafs dies nicht
klar festgestellt war, mufste bisher eine richtige auffassung
der lautgesetze scheitern.
Zeals nahm an (und konnte nach dem schauderhaft
zuteilten text, der ihm vorlag, nicht wohl anders), dafs
fijf, 9, 11 gleichmäfsig erweichungen von b und m, also
ttor darch die Schreibart verschieden wären, wozu dann
io emigen fällen noch 10 als erweichung des m käme. Auf-
merksame bcobachtang auf grund des jetzt vorliegendep
160 Ebel
texies bat mir aber gezeigt, dafs diese Voraussetzung durcb«
aus irrig war, vielmebr zwiscben f und ▼ ein ganz fihn-
liebes verbältnifs stattfindet wie zwischen th und 3, in ge-
wisser beziebung aucb, da f aucb ursprfingliebe spirans ist,
wie zwiscben gb und b« Es erscheint nämlicb f : 1 ) als
spirans namentlicb im anlaut, wie kymriscb und armoriscb,
dem iriseben s entsprechend, entweder in lebnwörtern gleich
lateinischen: und germanischem f: fo (fuga), forth (via,
engl, ford), oder in keltischen Wörtern gleich ursprüng-
lichem 5, namentlich vor r: frot (alveus) Voo. = in sroth,
in einigen noch unerklärt wie floh V., flough P. (puer);
— 2) als aspiration der tenuis p an jeder stelle des Wor-
tes: ov feynys 168,4 = ow faynys 166,2 (dolores
mei), corff 227, 1 = corf 235, 2 (corpus), corfow pl.
210, 2; — 3) als Verhärtung des o, mag dies aus b oder
aus m entstanden sein, überall im auslaut: goff 154,2.
156,3. 158, 1, goyff 155, 1 (faber) « ir. goba, eneff
(anima) 106, 1 (plur. enevow 1,4), wof&r Cr. zum theil
oe, auch o schreibt, so in ythove 1213, ythov 2096 neben
yihof (sum) 1935. 2098. 2234; unter ganz bestimmten be-
dingungen (s. unten) im anlaut: y fe (fnit) 7, 1. 18, 2. 4/
58, 2. 160, 4. 189, 4. 200, 2 aus *yth ve (be), y fyn (vult)
111,4 aus *yth vyn (myn); noch zu erklären bleibt das f
im inlaut statt «, das sich z. b. in kaf- (s. oben) conse-
quent findet, in re saffe (quod surrexisset) 248, 3, a wo-
3affo (qui patiatur) 24, 2 neben sevys (surrexit) 81, 1.
166, 1. 245, 1. 255, 3. 259, 1, gojevys (passus est) 92,4.
172, 4. 173, 1. 211, 2. 223, 4, gotheuys 6, 1. Da hier /f
entweder allein oder doch neben f vorkommt, vermuthe ich
assimilation, wobei das erste f sich als silbenauslaut — wie
in seff (surgit) 259,2. 226,3 oder go5aff (pati) 3,4.
60,2.3. 211,2 — rechtfertigen würde, aber woraus? im
inf. caffos 148, 4 etwa aus *caf-vös d. i. *oaf -f- bös. —
Dagegen tritt v auf: 1) hinter vorhandenen oder ausgefalle-
nen vocalen als er weichung des b oder m im an- und in-
laut. 3e voth (voluntas tua) 48,2. 55, 1.2 aus botb,
3e vab (filius tuus) 198, 3 aus mab, lauar (verbum) 68, 1,
coniica. 161
aas *labar, neuera 183, 3 (numerare) aus ""nemera; 2) als
eine art aspiration (analog dem gh in arghans) hinter r
▼ielleiclit in arvow (arma, armatura) 74, 1. 64,2, yrvys
(annatns) 241, 4. 242, 2. 250, 3, womit das f im aaslaut
▼on palf (palma), barf (barba) Voc. übereinstimmt. Da
die liquidae in vielen sprachen gern vocale zu beiden Sei-
ten haben, vgl. naXdfif^^ so könnte man auch dies v dem er-
sten falle zurechnen, wofür formen wie baref neben barf,
cornf coref (cerevisia) Voc. neben xovgfjii sprächen, auch
bleibt in garme (clamare) 37, 3 das m stets unverändert;
doch vgl. ger vas 83, 3. Soviel steht fest, fnad v sind in
der P. bis auf ein paar ganz vereinzelte ausnahmen, von
denen später die rede sein wird, jedenfalls im anlaut, wahr-
schänlich auch im inlaut (auslautend nur f, ff) durchweg,
streng geschieden, theils durch die entstehungsweise, theils
durch die Stellung bedingt; ein bedeutender vorzug der
coniiscben Orthographie vor der gleichzeitigen kymrischen
ond armorischen, ohne den wir uns in den ziemlich ver-
wickelten, aber äulserst fein entwickelten lautgesetzen die-
ses dialekts nimmermehr zurecht finden könnten. Das
V wird einigermalsen beeinträchtigt dorch die erweichong
zu « (w) im in- und auslaut, die namentlich vor oder
hinter u^ o eintritt: own (timor) 53,4. 68, 3. 83, 3
Q, 8. w. = ir. omun, hanow (nomen) 17, 2. 30, 2. 93, 1.
218,2, davon henwys 208, 1 «s hynwys (nominatus)
214, 1. 217, 1; dour (aqua) 45, 3. 219, 1 = dowr 58,4
211.1 (dür, douer V.), tu Gatus) 77, 1- 105,3. 163,2
— vergL ir. dobur, täib — und durch gänzlichen aus-
und abfall: schon im Voc. chein (dorsum) sss w. kevyn,
plai = plebs; so in der P. dewle 48,4. 130,4. 131,1.
157,1. 158,2.217,3.219,2 neben dewleff 149,1. 156,2.
178, 3 und ij leyff 159, 3 (duae manus), e in la3-e (oc-
cide eam) 142,2 und me3-o (inquit is) 103,4. (198,3.)
220.2 neben dem gewöhnlichen ef, eff (is), gene 166, 3
statt geneff 63,3 (mecum). — Ursprüngliches v (sonst
wie welsch und arm. gw, gu, das ganz der analogie des
9 folgt) erfährt dieselbe erweichong in marow (mortuus)
Beitrüge s. vgl. sprochf. V. 2. 1 1
162 Ebel
215,4. 233,2. 234,3, carow (cervus) 2,2, ganow (ös)
106, I. 2 — vgl. Genava; in fremdwörtern bleibt v im in-
laut: eeruys 41,4. 67,2. 237,3 = Service, zum tbeil
auch im anlaut vir tu 3, 1. 68, 1, wäbrend anderwärts fr
dafar eintritt: belyny 82, 4. 146,2. 162,4, bylyny
188, 1 = villainy.
II. Die einwirkuDg des auslauts auf den
anlaut.
Die gesetze, nach denen im cornischen der anlaut
durch den voraufgehenden auslaut erhalten oder verändert
wird, weichen in mehrereu punkten wesentlich von denen
des welschen ab und nähern sich denen des armorischen;
einiges eigenthflmliche hat das cornische selbst vor dem
armorischen voraus. Nach dem obigen können wir mit
Obergehung des m und gw folgende reihen der veränder-
lichen consonanten im anlaut ansetzen:
f h th
p k t
b g d
V — 3-
Hier stehen die grundlaute in den beiden mittleren reihen;
beide können in die höhere wie in die niedere reihe Über-
treten, Qbereinstimmend mit dem armorischen, abweichend
vom kymrischen, dem der gesetzmäfsige Übergang der me-.
dia in tenuis fremd ist, dagegen fehlt hier wie im jetzigen
armorischen die nasale infection des anlauts^ die im kym-
rischen eine so grofse rolle spielt; die dritte reihe kann
aber auch in die erste flbertreten (durch die vierte vermiß
telt), was sogar dem armorischen im anlaut unbekannt ist,
nur ein aus d entstandenes th scheint zu fehlen, gw folgt
der analogie des g, kann also zu qu steigen, zu w sin-
ken, aber auch in hw (wh) Qbergehen; m erfthrt wie b
Übergang in v und f, nur nicht in p. Beispiele: an pey-
nys (dolores) P. 6, 1 . o w fey nys (d. mei) 1 68, 4. y bey-
nys (d. hominis) 56, 3; 3en corf (corpori) 241, 2. ow horf
cornica. 163
(corpus meum) 44, 2. y gorf (c. homiDis) 165, 3; tus (po-
pulus) 77, 1* ow tbtis (p. meus) 102, 2. 36 das (p. tuus)
78,2; nym (?) bytb (non erit mihi) 37,2. 104,3. mar
pyth (81 8it) 95, 1. 211,3, a vyth (quod erit) 17,4. 44,3,
7 fyth (erit) 72, 2. 239, 4; gallus (posse, potentia) 113, 4.
mara kyll (si polest) 71, 2, ny yll (non p.) 194, 4, may
ballo (ut possit) 32, 4 ; en da (boniim) 24, 2. yn ta (bene)
21,3, du (deaa) 3, 1. 36 3Q (deo) 27, 4; gura (fac) 11, 3. mar
qwreik (si facis) Cr. 220. y wkreth (facis) 635. in ny wreth
(noone facies?) P. 146,3; mar mynnyth (si vis) 16,4.
175,4. ny vannaff (noio) 155, 4. y fyn (vult) 111, 4. Da-
üach erscheinen die tenues nnd m in dreifacher, die me-
diae (anfter d) und gw in vierfacher gestalt, wenn man
den grandlaut mitrechnet.
In der anwendang dieser verschiedenen lautstufen tre-
ten 000 anscheinend die gröfsten Widersprüche ein, indem
nicht allein oft die media unverändert bleibt, wo die tenuis
verändert wird: ow mab (filium meum) 166,4 neben ow
faynys (dolores mei) 166,2, oder umgekehrt: y C03as(ce-
cidit)220,2 neben y hylwys (clamavit) 121, 3, heb ken
(rine alio) 12, 1 neben heb wow (sine mendacio) 76, 3.
174,2, sondern auch die laute des einen organs anders
bebandelt werden als die des andern: fatel dons (quomodo
veniaot) 61, 4 neben fatell vye (quomodo esset) 73, 2.
245,2, y to (veniat) 87, 4. 122,4. 123,4 neben y hyller
(qoitor) 20, 1 und y fe (fuit) 7, 1 u. s. w. Diese schein-
baren widersprflche lösen sich indessen befriedigend, so-
bald man nur die verschiedenen, allerdings einander oft
widerstrebenden factoren, die dabei mitwirken, genauer ins
«Ige fofst.
Betrachten wir zonftchst die lauterscheinungen , ohne
ihren gründen nachzuspQren, so. ergeben sich uns folgende
i^bs stufen:
1) alle consonanten bleiben unverändert. So
nach einem masc. im sing., gleichviel in welchem casus,
im anlaut des Substantivs und adjectivs nach dem artikel,
des adjectivs nach dem Substantiv, des Substantivs nach
ir
164 Ebel
dem adjectiv (falls nicht, wie allerdings meist geschieht, Zu-
sammensetzung eingetreten ist), des genetivs nach dem Sub-
stantiv: an pren (arbor) 205,4, an bara (panem) 44, 1,
3en menetfa (ad montem) 52, 1 , en colyek (gallum) 86, 1,
gurek an goff (mulier fabri) 1 58, 1 , an termyn (tempus)
48, 3, vn den (homo quidam) 174, 1. 208, 1. 234, 1 , en
tebell el (malus angelus) 13,2, mester bras (magister ma-
gnus) 89, 1. 111, 4, an guella gwas (optimus puer) 112,4,
ort kensa dean (primus homo) Cr. 2089, yn tressa dyth
P. 91, 3. 238, 4, 3en tressa dyth 240, 2. 259, 1 (die tertio,
ad diem tertium), mab du (filius dei) 8, 4, mab marya
(f. Mariae) 52, 1 ; dasselbe findet ohne zweifei nach dem
fem. im plur. statt, wo die belege unzureichend sind, hin-
ter dem artikel z. b. en benenas (mulieres) 253, 3. 254, 1,
hau benenas (et mulieres) 169,4. [Schwankungen treten
beim masc. im plur. ein: an peynys 6, 1. 251, 3, an pey-
nys bras 86, 2, die beynys bras 9,3 (dolores, ex dolori-
bus magnis, per dolores maguos) neben dem erweichten
an veyn ma (hos lapides) 11, 3, laddron dres (latrones au-
daces) 192, 4, an e3ewon debel (Judaei mali) 140,4, sogar
orth en e36won woky (ad Judaeos stultos) 69, 1 neben
gans an e3ewon goky 238^1.] So nach den meisten Zahl-
wörtern: tergweyth 18, 2, tergweth 49, 3 (tribus vicibus),
peswar marrek 241, 4, p. marreg 190, 2 (quattuor milites),
pymp myll (quinque milia) 227,2, pym3ek pater (15 Va-
terunser) 228, 1, cans goly (centum vulnera) 227,2; die
hauptausnahmen machen dow, dew (duo), tri (tres) m. und
myll (mille). Desgleichen nach den fQr Wörtern -m, am (me,
mens), agan (nos, noster), agis (vos, vester), -n (eum), -s
(eam, id, eos): präg omgwysketh (cur me verberas?) 82,4,
ham gallus (et potestas mea) 113, 4, gans am car (cum
parente meo) 93, 3, neb agan pernas (qui nos redemit) 5, 4,
agan pegh (peccatum nostrum) 9, 2, me agis pys oll (rogo
vos omnes) 182, 3, agis meystry (negotium *) Te6trum)69,4.
*) nicht: potentiam, in welcher bedeutnng immer mestry (r^magiste-
rinm) steht: 17» 4. 57, 2. 144, 8. 194, 8. 197, 8, vgl. mester (ax magister)
89, 1. 111,4. 122,4. 215, 1. Meystry ist s=: engl, myttery, franz. m^Uer,
arm. mecher Z. 962 (ss ministerinm).
cornica. 165
75,4, why an clewa«i (emn audistis) 95, 1, ys degy (eam
ferret) 160, 4, ef astewlys (ipse id projecit) 103, 3, yscafas
ol (invenit eos omnes) 55, 3; auch nach te und why: te
gura (tu fac) 154, 4, te ke (tu i) 48> 2, te kemer (tu sume)
B,3, te dok (tu fer) 82, 2, te crist (tu Chriete) 78, 1, why
dampnowgha (tos damnatis?) 99,3; beständig nach ken
(alias), selbst im fem. ken mam (aliam matrem) 198, 4,
mit ausnähme eines beispiels von Verhärtung auch nach
pub (quivis) : pnb termyn (omni tempore) 66, 4, pub maner
(qoovis modo) 199, 3. Ebenso nach den praepositionen yn,
rag, gans, worth (sobald nicht Verstümmelung zu ow, o,
wo eingetreten ist), dris,yntre, a ugh: yn memans crist
(in morte Christi) 214,2, rag pobyl an wlas (pro populo
regoi) 89, 3, gans dour (aqua) 45, 2 [die einzige aus*
nähme gans golon vras (magna ira) 126,4 — gegen
gans kerense (cum amore) 223,3, gans queth (ve8te)96,l.
97, 1. 136, 1, gans kenter 179, 4, gans kentrow 2,4 (clavo,
clavis), gans cronow (loris) 76, 1 — ist jedenfalls ein Schreib-
fehler, durch das erste g veranlafst] worth meyn (contra
lapidem) 14, 3, orth gwelen (ad virgam) 202, 3, dris pub
ira (super omnem rem) 24, 1, yntre dew (in duo, entzwei)
209,3, a vgh pen crist (supra caput Christi) 189, 2; nach
deo conjunctionen ha (et), na (nee), avel (ut), agis, ys
(quam): yntre du ha pehadur (inter deum et peccatorem)
8, 2, dal na bojar ny ase .... na claff vyth (caecum aut
surdum non sinebat . . . nee aegrotum quemquam) 25, 2. 3,
avel carow (ut cervus) 2, 2, gweth agis cronek (pejor
quam bufö) 47, 4, kyns ys coske (prius, potius quam dor*
mire) 51, 1; natOrlich auch nach diesen partikeln mit aus-
nähme solcher Wörter, die beständig mit geschwächtem an-
laot auftreten, wie ow und 5e: gans ow thraytor (per pro-
ditorem meam) 61, 3, orth ov 5rayta (in me tradendo)
145, 3, rag 30 gerense (propter amorem tui) 58, 4. 70, 4.
139,3, yntre 30 3ewle (inter manus tuas) 204,4. Nach
dem verbum bleibt der anlaut zwar in den meisten fällen
unverändert, doch treten mancherlei ausnahmen ein, f&r
die eine feste regel schwer zu finden ist. Im übrigen gilt
166 Ebel
die erhaltung des anlauts unter den angegebenen bedin«>
gungen ohne ausnähme; melirfach tritt sogar
2) neben unveränderter tenuis eine Verhär-
tung der media ein, wie z.b. in pub te5oIl (unoquoque
die)228,l, dek can quyth (decies centum vicibus) D.574,
efnan quelse(8e non vidisse eum) P. 85,4, einmal sogar
zu anfang der zweiten vershälfte: I wortos hj a vynnaa
quelas lesus a gare (obviam ei fieri voluit, videre Jesuni
quem amabat) 1 64, 4. Diese Verhärtung erscheint in aus-
gedehnter weise namentlich: a) hinter der abgestumpften
form von worth, dem ow mit dem infinitiv, wo ow pewe
(in vivendo) 220, 3. 223, 4. 256, 4. 258, 2, ow tybbry (in
cdendo) 43, 1, ow tene (in sugendo) 161, 3, ov tos (in ve-
niendo) 63, 1, ow tevones (id.) 61, 3. 93, 4, ov tesky (in
docendo) 107, 4 = ow tysky 75, 1, ow town (in ferendo)
166,4, ow carme (in clamando) 37, 3, ow kelwell (in vo-
cando) 203, 2, ow cull (in faciendo) 165, 2, au cuthyll (id.)
26, 1 s ow ku3yll 96, 2 , ov quer je ( in vendcndo) 1 04, 2,
ow co3aff (in patiendo) 211, 2 == ow cojevell 134, 4, ow
crowethe (in jacendo, statt *qurowethe) 25, 3 dadurch auf
eine stufe gerflckt sind mit ow penys (poenitentiam faciens)
10, 3, ow peghe (in peccando) 185,4, ow pesy (in orando)
62, 1. 65, 1, ow prenne (in redimendo) 196,4, ov plentye
(in accusando) 33,3, ov tryle 107,4 = ow tryle 40, 1
(convertens), ow cafos (in inveniendo) 39, 2, ow coske (in
dormieudo) 55, 3, ow care (in amando) 26^ 2, ow cane (in
canendo) 86, 1^ ow coje (in cadendo) 171,3, ow crenne
(in tremendo) 53,4, ow cows (in loquendo) 95, 1 = ov
cows251, 1, ow cregy (in pendendo) 216, 2. 227,1. 229,1,
ow cronkye (in flagellando) 132, 1. NatOrlich wflrde m
dabei unverändert bleiben, doch finde ich kein derartiges
beispiel; dagegen gehören vermuthlich omgwysketh (me
▼erberas) 82, 4, om dcwleff (in manus meas) 156, 3, om
negis (in negotio meo) 63,2 hierher, deren o ebenso wie
das wo in woteweth (in fine, denique) 10, 4. 38,3 nichts
weiter scheint als abschwächung von orth, worth. [Vor
dem infinitiv treten die pronomina hinter die volle form:
curnica. Iß7
worth ow blii3ye (ine crueDtaus) 53, 2, orth ov 3rayta (me
prodeM) 145, 3, orth ^e vlamye (te vituperans) 120, 3,
worth 56 vetye (te adiens) 20, 2 , worth 50 wy3e ( te ser-
vaütes) 14, 2, worth 39 welas (te videns) 172, 3, worth y
5ygtye (cum tractantes) 164, 1, worth y dormoDtye (eum
craciantes) 97, 1, worth y homfortye (eam confortantes)
167,1]. — b) Hinter den partikela a (si), mar (si, auch
fragend) und mara, mar a (aus beiden zusammengesetzt?)
gilt dasselbe: a pe (si esset) 73, 1. 102,2, a peva Cr. 64),
a pony (si simus) 812, mar pyth (si erit, sitne) P.
S5,l. 211, 3. Cr. 377, mar peiha (si sit) 2519, mar pe
750, mara pe5a P. 240, 3, mara pethowgh (si sitis) Cr.
2344; a callan (si possem) 785, a calla (si posset) P.
21,4, mar calle 15, 3. 164, 3, mar callo (si possit)
ii)-3,3. 4, mar calla f (si possum) Cr. 466. 2039, mar hyl-
ieii (si potes) 1735, mar kyll (possitne) 2452 = mar kill
-Mö'), mar a calle (sicut posset) P. 38, 2, mara kyll (si
potest) 21,- 2, mara calla f Cr. 442 = mar a calla f 1444
(«, fiicut possum); a cuffan (si scirem) 672, mar co3as (si
sciebas) P. 92, 3, mar qwra (si faciet) Cr. 1 179, mar qtoreih
(si faciea) 220 — fehlerhaft gtoreth 573. 619 ^, mara
outa (si scis) 2331, mara qwrees (si facis) 577, mara
qwrewgk (si facitis) 2143; mar te (si veniet) P. 149, 3
(TentaruBOC sit) 203,3, mar a te (si venit, fit) 170,3.
Unverftoderten anlaut zeigen mar pesy (si orabat) 25, 3,
mar posse (si reponebat) 205, 3; mar caffons (si inveniant)
154,2, mar a cresyn (si credimus) 258,4, mara kewsys
(si dixi) 82, 1. 3; marteffa (s. oben) 27,4; a mynnen (si
Tellern) 72, 4, mar a mynnyth (si Tis) 80, 2, mara mynta
(81 Tis) Cr. 1635, mar a mynna (si vellet) 470. 2393.
Vor Tocalen findet sich sin mar sew(si est) P. 61, 2.
Cr. 732. 1650. 1801. 1887. 2468, mar sos (si es) P. 11, 3.
14, 4. (num sis) 93, 2, mar söge (si es) 197, 2, mar sota
(Dum sis) 129,3. (si es) 191,2, marstwhy (si estis) Cr.
2166, wiarsses (si est) 1193*), mara sew (si est) P. 55, 1,
*) Dafegen gehört mar syna d* 78, 3 (if they hold good, noch bei
168 Ebel
mara sewa Cr. 742. — Aufserdem tritt die dentale media
in die tenuis über, in fällen, wo die beiden andern organe
die aspirata hervorbringen; davon mehr unter no. 5.
Auch in diesem falle standen tenuis und media in ei-
ner gewissen Übereinstimmung mit einander, dagegen findet
3) gleichmäfsige Senkung der tenues und me-
diae nur unter vielfachen ausnahmen statt. Sie gilt z. b.
im anlaut des fem. im sing. (Substantiv oder adjectiv) hin-
ter dem artikel, gleichviel in welchem casus: an bows (tn-
nicam) 161, 4. 190, 4, an venyn (mulier) 33, 2, vn venyn
(m. quaedam) 84, 1. 177, 1, an dus, en dus (popnlus, ho-
mines wie mhd. diet) 4, 1. 213,3 — ein fem. mit ur-
sprQnglichem d habe ich in dieser Verbindung nicht gefun-
den — yn growys (in cruce) 2,4, an arlont (coronam)
134, 2, drys an wlas (per terram) 249, 3, an debell wrek
(mala mulier) 159, 1, an debel dus (mali homines) 143, 1
— so allgemein, dafs mir nur drei abweichungen aufgestofsen
sind: war en foys (in mensa) 45,1, nachlässig geschrie-
ben statt Voys (moys), gans an keth welen (esdem
yirga) 138, 1 (aber keth verhält sich überhaupt aufiTallendl),
endlich das höchst anfällige an tyr marea (amabilis
Maria) 253, 1, was blofser Schreibfehler scheint. Dagegen
folgt von den adjectiven und genetiven hinter dem Sub-
stantiv nur ein theil dieser regel, s. no. 4. Begelmäfsig
tritt die Senkung ein im dualis beider geschlechter des
subst. nach dem zahl wort, des adj. nach dem Substantiv:
ij droys (duo pedes) 159,3, ij doli (duo foramina) 178,2,
ij venjm (duae mulieres) 167, 1, dew3en (duos homines)
42, 1, war y 3ewver (ad crura ejus, ber?) 173, 3, 56 5ewen
138,4, bys yn 3ewen 242,2 (ad genas, usque ad malas,
gen), war ben dowlyn, dewlynl71, 3. 58, 1, 30 ben dow-
lyn, dewlyn 137, 1. 196, 1 (in caput gennum, in genna),
war ben y 3ewleyn 54, 4, 3y ben dowlyn 220, 2 (in genua
St irrig: .if they are good*") — vgl. me a syns 211, 8, me an syns 118,2
(ich halte, ich halte ihn) — nebst ny a grys . . . hag ad syns 197,3
(credemas ... et te habebimus) zn den beispielen fUr die regel, dafs das ver-
bnm nach dem snbject im plural, hier an lahys (leges), im singnlar steht
cornica. 169
saa, giyn), dew lader drevs (duo latrones audaces) 163, 1
— ohoe weitere auflnahme als y 3efregb 76, 1, hay 3ef-
fregh 232, 1 (brachia, et br. ejus) statt *vregh von bregh,
vielleicht wegen des folgenden r, vielleicht reine nachlas-
sigkeit; ebenso im zahlwort selbst nach dem artikel: han
5ewiia (et illi dno) 132, 1, en thyv grous (duae cruces) D.
2820. Ebenso nach myll (als subst. fem. nach Stokes):
myl woly (mille volnera) R. 998, myl vyl (mille milia) R.
142, myl vap mam (mille filii matrom) O. 324; ausgenom-
men yntre myll dam (in mille frusta) P. 166,3. Nach
deo filrwörtern 50 (tuus), y (hominis), py, pan (quis?) —
er5ebyn (ante caput tuum, coram te)66, 3, 5e vestry (po-
teotia tua) 197, 3, y das (patrem suum, patris sui) 9, 1.
213, 2, y anow (ös ejus) 106, 1. 2, py gymmys (quae ma-
gnitodo? quantum?) 185, 4, pandra (quae res? quid?) 46, 2.
d0)3. 67, 2. 80, 1 *) — finden sich weiter keine ausnah-
men als ein paar offenbare nachlässigkeiten und Schreib-
fehler: y pray (praedam suam) 21, 3, 3y tyller (ad regio-
oem suam) 18, 1, gans oll y tretury (omni sua proditione)
194,4, wo die tennis, 3y delyffre (ad eum liberandum)
203, 4, y dampnye (eum damnare) 107, 2. 116, 4, 3y dyer-
byne (ad cum visendum) 167, 3, heb y dylly (sine ejus
merito)56, 3. 139,2, wo die media stehengeblieben, und
37 5a8 (ad patrem suum) 53,4, wo der Schreiber jedenfalls
darch das vorige 5 verleitet ist, 3 statt d (tas) zu setzen.
Sonach den präpositionen 36, dre (dyr), war, a: 36 gryst
(adChristom, Christo) 14, 1. 83, 1. 138, 4. 186, 1. 197, 1.
198, 1. 202, 3. 232, 1. 236, 2. 259, 4, 30 grist 81, 2, the
gryst 97, 4 [woneben 30 cri st 184,4, the cri8t63,4. 206,4
offenbare nachlässigkeit ist wie 3ecreatur (creaturae) 151,2
*) Ans pandra ew zusammengezogen scheint pandrcw 105, 1: paudrew
la^ima jynoj njr (quid hoc ad nos? cf. Matth. 27, 4). Stokes »wby bring ye
^t to as?** scheint anzunehmen, dafs in drew ein h vor dem folgenden
'ItgefaUen sei, aber P. schreibt den auslaut gh nie ohne g ; aufserdem würde
*lttBre? durch pan a dta (qua ex re?) ausgedrückt sein wiu 09, 1 : pan
*^ a ynnyougbwy (quaro instatis vos?) höchstens etwa wie 80, 1 : pan
^ a woTcnte se (quid quod quaeris?). Beide stellen sind bei St. ebenfalls
^ugenan abersetst.
170 Kbel
und 56 galyle87, 4 — richtig 56 alyle 256,2. 258,1,- ein
eotgegengesetzter fehler steckt in 56 welas (ad quaeren-
dum) 94,4 statt *3c wbelas, da die spiranteu b, s, f uo-
veränderlich sind, also auch hw (wh); der fehler kehrt bei
whj häufig wieder, namentlich hinter der endung -ugb]
dre gen re (per alios) 101, 2, sogar dre geryte 38, 1 ne-
ben dyr vur cheryte (per magnam caritatem) 35, 1, war
ben (super caput, in capite) 16, 1 — vergL oben die aus-
drücke mit glyn [nachlässig war penakyll(in pinnaculo)
13, 3, war crist 132, 1 (richtig war gryst 201, 4), war
dyth pasch (die paschali) 124, 3, war tu (ad latus) 207, 3J
a 5yghow (a dextra)97, 3. 186, 2. 236, 2. 242, 3; nachläs-
sig a crist 123, 1 neben a gryst 211, 2, absichtlich viel-
leicht a galyle 85, 2. 107, 3. 108, 1 zur Vermeidung des
mifsklangs, sowie in a haramat (Arimathia) 214,1 ein h
eingeschoben ist. Nach der verbalpartikela [die vor ur-
sprünglich vocalischem anlaut fortbleibt, daher pv y w (qnis
est?) 69, 2, me yw (ego sum) 68, 2^ onon esa (erat qui-
dam) 124, 1, pub tra vs yn bys (omnem rem quae est in
mundo) 24, 1, pu eile (quis iret) 160, 3, y eth (Uli ive*
runt) 29, 2 — neben pv a yl (quis potest?) 42, 4, me a
veth (ego ero) 49, 1, te a 5ek (tu feres) 174, 2, venions a
36 (vindicta veniet) 149,2, why a theth (venistis) 74, IJ
habe ich in der P. aufser dem häufigen th statt 5 (wie im
letzten beispiel) nur vier ausnahmen von der regel gefun-
den, von denen zwei leicht zu beseitigen sind, die dritte
nur scheinbar ist: afye 203, 4 (bau scherewys prest a bell
30 worth an gwyr afye) wflrde, wenn es wirklich f&r a vye
(erat) stände, ein ganz vereinzeltes beispiel dieser nachlas-
sigkeit in diesem worte sein, vgl. del vye (ut erat) 130, 1.
86, 4. 248, 2, y a vye (crant) 228, 3, na vye (non esset)
85,4. 91,4. 152,2, ny vye (non erat) 151,2, aufserdem
vye 38,3. 72, 3, ich vergleiche daher fy an (fugiamus)246,4,
fijs (fugatus) 48, 4, 3en fo (ad fugam) 250,4, deren f na-
türlich keine Veränderung duldet, und übersetze: et scele-
rati admodum procul a veritate refugiebant, aberrabant;
a pesys 10, 2, aufser a tryly as der einzige fall, wo die te-
cornica. 1 7 1
nais erbalteo scheiut, ist gewifs in apesys (appetivit) zu
verbinden, was weit bessern sinn gibt: gull penans ef ape-
sys (poenitentiam facere ipse appetivit); endlich te a fyth
136, 3, te ä fetb 16, 3 (tibi erit, habebis) — wie oben be-
reits erwähnt, deutlich von te a vyth (tu eris) 193, 4 nn-
tersebieden wie eff angeuyth (is habebit) von ef a vyth
(is erit), oder wie arm. te ez peio von te vezo — erklärt
sich, wie unten näher erörtert werden soll, einfach und
befriedigend aus *te ad vyth; somit bleibt nur a try-
lyas übrig: an ioul a trylyas sperys (»the devil lost hearf^)
18, 1, worin ich jedoch auch wegen der etwas abweichenden
bedeutung (sonst: convertit, conversus est) ein compositum
atrylyas vermuthe. Nach der fragepartikel a scheint
die Senkung vorzuliegen in a wotta P. 195, 3. 255, 4
(scisne?) — aus *wo5ta *wothta? vgl. a na wylta (nonne
vides?) 120,3 — wogegen ich in a wottense ow kelwell
203,2 die gewöhnliche (relative) partikel annehme: qui
sciebant eum (wottens-e) vocare; nach der interjection ist
sie nnverkennbar in a v est er (o magister) 65, 2, a thu (o
deus) 246, 2. Nach den conjunctionen pan (cum) und del
(ut), wie nach dem damit zusammengesetzten fatel (quo-
modo?) bleibt nur d unverändert: pan welas (cum vidit)
13, 1 etc., del ve (ut fuit) 2, 2. 8, 2. 55, 2, fatell vye (quo-
modo esset?) 73,2. 245,2, aber pan deth (cum venit)
182^ 1, del dyskas (ut docuit) 64, 4, fatel dons (ut ve-
niant) 61,4 [blofse nachlässigkeit ist pan prederis (cum
cogitavit) 19, 2]; nach ny und na (non, ne) ist die einzige
ausnähme na peghy (ne pecces) 20,3; offenbar auch blofse
nachlässigkeit. Aufserdem findet sich der aolaut des verb.
Rubst. mehrmals geschwächt wie in lader vye (latro erat)
38,3; Tielleicht eine nachwirkung des ausgefallenen a? Hin-
ter dem verbum ist me als object beständig geschwächt:
pragh(sicl) y hysta vy (cur mc relinquis?) 201, 3, dylyr
vy (libera me) 57,3, holyough ve (sequimini me) 53, 1.
63,3, wozu wohl auch kepar ha del veua ve (pariter ac
si essem ego) 74, 4 zu rechnen ist; dagegen ist te unver-
ändert in saw te ha me (salva te ac me) 191,4. Sonst
172 Ebel
habe ich Senkung des anlau^ nur in na wre vry (quod
non faceret momentum, bry)26, 2, kyinmys yn bys vs
vas (quidquid in mundo est bonum, mas) 16,3) cusyll
nago vas (consilium quod non erat bonum) 31, 3, mar a
cresyn ha bos vas (si oredimus et sumus (eig. esse) boni)
258,4 wahrgenommen, während iny vosmarow (eum esse
mortuum) 216,3, bys pan ve marow (doneo mortuus
est) 2, 4 und ungemein vielen föUen selbst nach dem verb.
subst. der anlaut bleibt oder gar anderweitige Veränderun-
gen erfährt.
Beständige Schwächung, ganz unabhängig vom vorher-
gehenden auslaut, zeigen 5 c (tuus), 5e (ad), ow (mens), ow
und worih {tiqoq)^ dre(per)^ drys(trans), g ans (cum); m
dustuny (testimonium) 82,2. 111,3. 208,5, pl. dustu-
neow 90, 1, dusteneow 94, 3 ist das d statt des urspr. t
— noch im Voc. tist (testis), tistuni*) (testimonium) —
so heimisch geworden, dafs es ganz wie ursprüngliches d
behandelt wird: 30 3ustvnee (ad testandum) 210,4, wäh-
rend dre, drys, gans keine weitere Schwächung dulden.
In vielen fällen wird, wie schon angedeutet, die vorige
regel nur zum theil angewandt, indem
4) nur die mediae und m erweicht werden,
während jede tenuis stehen bleibt. Wir können das
vielfach schon am adjectiv oder genetiv hinter dem sing,
eines subst. fem. wahrnehmen, wo z. b. an dus vas 4, 1,
en dus vas 213, 3 (boni homines), ran vras (magnam par-
tem) 38,2, gwelen wyn (virga alba) 136,4, Marya wyn
(M. Candida) 171, 1. 221, 1, scyle vas (causam bonam)
116,3. 142,4, tus ven (homines fortes) 64,2, gans tus
ven (cum h. f.) 88, 2, ruth veyr (turba magna) 108, 4, yn
y leff 3yghow (in manu ejus dextra) 136, 4,' ebenso fynten
woys (fons sanguinis) 224, 2, kemys velyny (tantum mali-
tiae) 1 66, 4, a gymmys ras (tanta virtute) 235, 2 die erwei-
chung des anlauts von mas, bras, gwyu, men, meyr,
*) Von Zeufs tistain, von Stokes tistum gelesen; mir scheint aber
mittelcom. dustnny iUr altcom. tistnni zu eDtacheiden.
cornica. 173
dyghow, goys, belyny, gras zeigen; dagegen an de*
beliwrek casadow (mala mulier abominanda) 159, 1, a
vgh egloB tek (supra ecclesiam pulchram) 13, 4, an barth cletb
186.1. 259,4 = cleyth 191, 1 (a parte sinistra), wie
kymmys pay n 59, 1. 135, 4, kymmys peynys 223, 4 (tan-
tum doloris, dolor um), kymmys tra (tan tum verum) 112, 1,
kymmys cueth (tantnm aerumnae) 225, 3, a gymmys colon
(taota cum ira) 181,3, tus crist (populus Cbr.) 77, 1.
257.2, heys crist (longitudinem Chr.) 178, 1, enafi' crist
{anima Chr.) 212, 1, levflp crist 182, 1, worth levff crist
181, 1, yn leyff crist 138, 1 (manus, ad roanum, in manum
Chr.), 3e wrek pylat (ad uxorem Pilati) 122, 2 die anlau*
tende tenuis unverändert behalten. Aufserdem bleibt auch
d anveränderi (wie hinter pan, del, fatel) in vn venyn
da (mulier quaedam bona) 177, 1, an barth dyghow (a parte
dextra) 93, 3. 193, 1. 218, 1, colon den (cor hominis)
139,1, mollo3 den (maledictio hominum) 66,3, kymmes
drok (tantam mali) 120, 1; dagegen ist y eneff gwyn
(äDima ejus Candida) 2U4, 2 für ein blofses versehen zu
halten. Dieselbe erscheinung finden wir mehrfach in der
oomposition wieder, wovon später; aufserdem tritt sie uns
namentlich hinter dem pron. inf. -^, -d (te, tuus) und der
Präposition heb (sine) entgegen: yt alles (in potestate tua,
gallos) 22,3, me ad wra arluth (te faciam dominum)
16, 4, peynys ad wra more5ek (dolores te facient maestum)
66,4, me ad welas (te vidi) 84, 3, mar nyth wolhaff (si
noD lavo te) 46,3; aber yt colon (in corde tuo) 61,4,
3et pow (ad regnum tuum) 193, 2, ny ad cusyll (tibi sua-
demus) 116,2, nyth kemerse (non ceperat te) 157, 4 — und
me nyth dam pnyaf(ego te non damnabo) 34, 4. Ebenso
heb velyny (sine malitia) 80, 4. 127, 2, heb wow (sine
mendacio) 76, 3. 174, 2 « heb ow Cr. 2195 [freilich ne-
ben heb gow^ heb gawe 2020.2073]; aber heb pystege
(? „without magic** St.) P. 197, 2, heb pedry (non pu-
tresoens) 235, 2, heb paroWj heb parowe (ohne gleichen)
Cr. 79. 186, heb cows (non loquens) P. 165, 4, heb ken
(»ine alio) 12, 1, (sine dementia) 138,2. 178,2, heb ko-
174 Ebel
weras (sine paratioue) 83, 4 — und beb dascor (sine se-
cessione) 204, 2, heb dowi {shie dubitatione, meto) Cr. 516.
711 sss heb dowie 462. Hinter dem pron. inf. -t begeg-
net uns aufserdem, in y ret flamyas (illi te vitupera-
runt) P. 92, 2 mit erhaltong, in dem obigen te a fytb,
te a feth mit ausfall des t, eine lautverftnderung, die sieb
in einer reihe formen wiederfindet, n&mlich:
5) die mediae und m geben in die entspre-
chenden harten aspiraten Qber, die dentale me-
dia jedoch in die reine tenuis, während alle te-
nues stehen bleiben. Diese regel g^t: a) hinter der
verbalpartikel ytb, y und der damit zusammengesetzten
conjunction may: y fe (fttit) 7, 1. 18, 2. 4. 58, 2. 160,4.
189, 4. 2U0, 2, may fe (ut esset, quod fiiit) 3, 3. 9, 1.
23,3. 31,4. 32,1. 88,3. 116,4. 118,4. 119,2- 153,1.3.
184,4, y fye (erat) 161,3, y fytb (erit) 72,2. (128,2.)
259, 4, may fytb (quod erit, ut sit) 48, 3. 1 69, 3, y fese
(erat) 25, 4, y fethyth (erit) 6, 4, y fons (fuerunt) 39, 3.
132, 1. 179,4. 210,3, may fons (ut sint) 18,3. 131,3,
may fo (ut sii) 1,4. 9,2. 31,3. 48,2. 98,2. 142,4.
239, 4, may fen (quod fuimus) 153, 4. (ut simus) 191, 4,
may fes (ut sis) 144, 4, may fens (ut essent) 159,2. 163,2;
y fyn (vult) 111,4*), y fenne (volebat) 91,2, may fenne
(nt vellet) 41, 3, may fynne (quod volebat) 243, 2, y fense
(▼oluisset) 188, 3, may farwe (ut moreretur) 151, 1 — y
yerwy 56,4 (se moritumm) ist entweder in diesem falle
das einzige beispiel einer yerwechslung des anlautenden f
mit V in der P. [selbst in Cr. sind mir nur selten verse-
ben wie y vosta 2295 und y bosia ge 1610 (fuisti) be-
gegnet neben y fyth 2165. 2289. 2500 = y fyihe 2320,
y fowns 1003, may fosia 2112, may fyth 2152. 2163 =
may fythe 2230 u. s. w.] oder eine nebenform des infinitivs
fflr das gewöhnliche m er well: suam mortem, was ich
*) Vielleicht ist auch y fyutLS synsy (vellet eom tenere) 62, 8, wo das
einfache n auffUllt, in y fyn as iynny zu ändern, ao dafs aa aynsy nicht
inf., sondern praes. secund. war«.
cornica. 175
wibreebeiDÜcher finde; y hyllcr (quitur) 20, I, may hallo
(Qt po6eit) 32, 4 , may hallough (ut possitis) 52, 3. 63, 4,
may balle (ut poöset) 53, 3. 70,4. 171, 2, may hylly (quod
poterat, ut posset) 189,2. 199,3, may hallan (ut possi-
moB) Cr. 2547, may heliyn 1016, ma hallaf (ut possim)
919, ytk haUan (potuisaem) 607 [= yth alsan 601 J,
y bylwya (clamavit) P. 121, 3 = I helwys 30, 1. 128, 1,
y bawlsoos (clamaruot) 126, 4. 128, 3, y byata (sinis)
201,3; y whelas (vidit) 219,4, y wbolbaa (la^it)
219,3, may whaoe (ut perforaret)218, 2, may wbothfough
(ut sciatia) D. 2156, y whreth (facis) Cr. 635, y whressan
(feciBwm) 58f>, y tchon (scio) 860. 1991. 1999. 2003 — öf-
tere ungenaa ohne h geschrieben: y wolhas P. 45, 3, y
welsons (viderunt) 154,3, y wreg (fecit) 27, 2 = y rüg
V), 3, y wrene (faciebant) 39, 4, may wrellons (ut facerent)
229.3, y worsebys (reapondit) 155, 4, may we5e (ut
Wfaret) 235, 2; — dagegen y to (veniat) 87, 4. 122, 4.
123. 4, y tons (venerunt) 97, 4, may teth (ut venerit) 153, 4
- mateth 59, 2. 134, 3, y tanvonas (misit) 108, 3. 11«, 1,
J tefeoaa (experrectus est) 244, 1, y tewe3a8 (finivit) 186, 4,
ytterevys (declaravit) 94,3, yttaseffsons (cupierunt) 2l6, 4,
y tjsquesas (ostendit) 11, 2 =s y tysquethas 16, 2, may
trehevys (at snrrexerit) 224, 4, yth towtys (timui) Cr. 798;
-- ebenso wie bei ursprünglicher tennis: y trylyas (versus
est) P.55, 3. 143, 4, may tensons hy (quod tetenderunt eam)
1^2,1; y clamderis (collapsa est) 165,4, may clamderas
ky (ut collapsa sit) 171,4, y kewsens (loquebantur) 137,1,
may cowsas (ut locutus sit) 89,2, y ketfy (inveniebat)
187,4, may caifons y (ut inveniant) 114,4, y coth (con-
▼eoit, decet) 17,2, y co3as (oecidit) 220,2, y quesens
(tegebant) 96, 1 = y cusens 97, 1, may olewo (ut audiat)
77, 4, may crunys (ut coorta sit) 224, 2; y pesys (rogavit)
9, 1. 57, 3, y ponyas (cucurrit) 38, 4. 164, 3, may peghse
(quod peccayerat) 152, 4. — b) Dafs hinter kyn (quam-
vifl) di^elbe regel gilt, obwohl ich nur beispiele mit f bei-
bringen kann: kyn fo (quam vis sit) 99,4, kyn fy (q. sis)
22, 1, kyn fes (q. esses) 22, 4, kyn fen (q. essem) 49, 4, kyn
176 Ebel
fons (q. sint) 211, 4. Cr. 2322, kyn fova (q. sit) 2288'=^ken
fova 1135, ken fama (q. sim) 1022, dafs also kyn tcrug
(q. fecerit) 2042 naohl&ssige Schreibung statt *kyü wbrug
ist, daffir spricht das 3, th, welches sich auch hier (wie
hinter j) vor vocalen findet: kyn 30 (q. esset) P. 163,4,
kynthaw (q. sit) Gr. 960, kynthota (q. sis) 2306 ; ke thewe
(q. 18 sit) 1142 scheint Schreibfehler statt *ken thew-e');
— c) hinter yn, wenn ein adjectiy folgt, verschieden von
yn (in) vor Substantiven, in den adverbialen ausdrücken:
yn fräs (magnopere, bras) 149,4, yn fas (beue, mas)
64, 3. 156, 4. 220, 3, yn fen (valde, men) 113, 1. 167,3.
256, 1 — ungenau yn ven 57, 2; yn harow (ruditer, ga-
row) 2, 3; dagegen yn ta (bene, da) 21, 3. 60, 1. 63, 2.
82, 3. 127, 1. 145, 3. 194, 2 — ebenso wie yn tebel (male)
130, 3, yn creff (fortiter) 104, 2; — d) dafs hierher auch
maga (aeque) gehört, schlofs ich aus maga t>ra$ (aeque
magnus) Cr. 137, da die erhaltung der tenuis in maga tek
(aeque pulchram) P. 71, 4 und die verhfirtung der denta^
len media in maga ta (aeque bene) 198, 2, maga town
(aeque profundum) 85, 3 beweist, dais tr€k$ hier ungenaue
Schreibung statt fräs ist, und finde es jetzt best&tigt durch
maga whyn (aeque albus) D. 3138.
Endlich, der einzige fall, in dem unver&nderte media
neben veränderter tenuis auftritt,
6) die tenuis wird aspiriert, die mediae und m
bleiben stehen. Dies geschieht vorzugsweise — und ohne
ausnähme weiter als ein paar nachlfissigkeiten: ow 3a8 (pa-
trem meum) 52,3 u. s. w., orth ov srayta (in me pro-
dendo) 145, 3, hay veynys (et dolores ejus) 225, 3, wo 3,
V statt th, f stehen — hinter den pron. poss. ow (meus),
y (mulieris), aga(eorum, earum): ow faynys (dolores mei)
*) Dagegen irrt vrohl Stokes, wenn er in kyns yn ta ef a ylly P.194| 2
eine ncbenform von kyn sucht: „though well he waa able*; es ist gar kein
grund da, hier von kyn 8 (prina) abzugehen, dem im folgenden verse lern-
myn (nuic) gegenüber steht: „sonst konnte er wohl lente von aUem ttbel
retten; jetzt weifs er mit aller seiner meisterschaft sich nicht vor uns zu
wahren*.
cornica. 177
166. 2, ow thu8 (populu8 meus) 102, 2, ow holon (cor meum)
166.3. 172,2, I feynys (dolores ejus) 226, 1, y holon (cor
ejus) 164, 2. 225, 2, aga fen (caput soum) 195, 2, dre aga
hiisyll ol (per consilium eonim omnium) 133, 2; ow bos (me
esse) 220, 3, ow mab (filium meum) 166, 4, ow dyskas
(doctrinam meam) 79, 1, dre ow gras (per gratiam meam)
46, 3, y both (voluntatem ejus) 226, 3, y mab (filium suum)
164,3. 165, 1. 171, 2, thy gour (ad virum suum) 123, 1,
haj dagrow (et lacrimae ejus) 222,2, aga both (volunta-
tem 8aam) 175, 2, aga meyu (ora sua) 137, 2. 196, 2, aga
garrow (femora eorum) 45, 3, aga dyns (dentes suos) 96, 3.
Aafserdem findet sich die aspiration nach tri in trehans
itrecenti) 36, 1 und try fersons (tres personae) Cr. 1960
- neben try person 6 — und in vereinzelten beispielen
»iedeyow hablys (dies Jovis capitolavii) P. 41, 3 und
talys feyn (durus dolor) 196,4.
Diese verschiedenen gestaltungen des anlauts sind nun
durch verschiedene factoren hervorgebracht, die in ver-
schiedenen Sprachperioden ihre einwirkung ausgeübt
babea. Zun&chst ist nftmlich eine frühere periode zu un-
terscheiden land in ihren nach Wirkungen zu erkennen, in
der 2. b. das fem. noch auf einen vocal ausging wie *fynt^na
oder etwa dem französischen analog *fynt^ne; dieser pe*
riode gehören offenbar die Senkungen des anlauts in fyn-
ten woys, an dus, tus ven, yt allos, heb velyny
an; ebenso die aspiration der tenuis in owthus, y holon,
^ga fen, die aus der historisch nachweislichen gestalt des
aoslaats nicht zu begreifen ist. Nicht minder deutlich gibt
sich aber in andern f&llen der lautbestand als das ergebnifs
eioer sp&teren historischen periode kund, so die erhal-
toDg des d in vn venyn da, colon den, heb dascor,
dertennisin kymmys payn, eglos tek, heb cows, yt
Colon, maga tek, die Verhärtung der media in pub
t^5oll, nan qne]se,ow pewe, a pe,mar calle, maga
^e. Endlich ist die doppelte Wirkung des filteren und des
>p&t«ren auslaute unverkennbar in der ohne diese annähme
i^ onerklftrlichen Verwandlung der media in die aspirata :
B«itrlge t. vgl. »prachf. V. 2. 12
178 Bbal
yfytb, may hallo, kyn fo, yn barow,ret flamyas.
Es versteht sich dud vod selbst, dafs im allgemeiuen die ge-
staltung des anlaute in beiden perioden auf dieselben princi-
pien surückzuftlhren ist, die Oberhaupt, also auch im innern
der Wörter bei der erhaltung oder Verwandlung der laute
gewaltet haben; nur hat man dabei geringe abweichungen
nicht aufser acht zu lassen, wie z. b. das gänzliche fehlen
einer nasalen infection des anlautes, während im innern
des Wortes assimilationen wie dijskynna (descendere) P.
4,3, a gamma (curvabat) 137, 2 aus *di-iskynda, *camha
nicht ausbleiben«
DaTs im auslant ein ursprünglicher nasal, gerade wie
(mit wenigen ausnahmen, z. b. ital. speme, franz. rien) in
den romanischen sprachen, abgefallen war, als die anlaute*
Veränderungen eintraten, zeigt sich am deutlichsten in der
behandlung des anlauts nach naw (novem), wo nicht nur
naw cans (nongenti) Cr. 1976, sondern auch naw arder
(novem ordines) 27. 248 = nawe order 299 ohne irgend
eine spur des ursprQngUchen n erscheint, analog dem hea-
tigen armorischen. Wir finden aber auch im in laut mehr-
fach cornisch wie armorisch nicht allein den nasal ausge-
fallen, selbst in lehn Wörtern: cusul (consilium) V., ousyll
P. 31, 3 (Buh. cusul Z. 137), theilweise in Obereinstimmnng
mit dem kymrischen: yfarn (infernum) P. 106,3, yffam
66, 4. 212, 1 (Leg. vfern, Mab. uffern) ^ vergl. beitr. IV,
175 sq. — , sondern auch den folgenden consonanten er-
weicht, als wenn er von anfang an zwischen vocalen ge-
standen hätte: ogas (vicinus, prope) P. 19, 4. 140,2, 189, 3.
200, 1. 233, 1 (kymr« agos) = ir. accus Wb. ocns Pr. (Z.
490. 979); ail (angelus) V., el P. 13,2. 58, 2. 122, 1. 3,
eyll 254, 3. 255, 1, eall Cr. 47. 311, eai 827 (arm. ael el
hei Z. 139) = ir. aingel Wb. Tir. (Z. 672. O'Don. 438),
welsch egyl, pl. egylion Mab. 1,237, d. h. engyl vergl.
auch kymmys (aequa multitudo, tantum) P. 9,4 16,3.
24, 2. 31, 4. 58, 3 etc., kymmes 120, 1, kemmys
171,2, kemys 166, 4 neben myns (magnitudo, mul-
tnm)40, 2. 59, 4. 117, 3, bewnas 12, 1 — durch den reim
eonlca. 179
bestittigt :— neben bewnans (vito) 73, 2. 103, 1. 125, 1.
191,4. 241,1. 246,3; 7t colon, yt allos (s. oben),
während sonst yn (in) stets sein n behält. Um so weni-
ger darf ans der abfall des n im auslant wunder nehmen.
Wenn also in 3en ne5yn (avibus) 206,3, 3en nempyn-
njon (ad cerebnun) 134, 3, han nohan (et boves) Cr. 1069
eia herübergezogenes n vor dem ursprünglichen anlaut er^
scheint, so hat das nichts mit dem ursprünglichen anslaut
zu schaffen, ist folglich in keiner weise mit dem „trans-
portierten n^ im irischen zu vergleichen, sondern vielmehr,
wie Stokes richtig bemerkt hat, mit dem nd des irischen
arttkels, welches dundaib abstolaib Cam. (Z. 1008)
aoch im inlaut zeigt, und 3en(n) verhfilt sich zu dund
vie etwa gwyn (oandidus) zum gall. vindos (in Vindo-
booa). Auch yn (in), das bis auf sehr wenige stellen,
die St wohlberechtigt war nach der grofsen mehrzabl zu
corrigieren, sein n durchweg behält, werden wir demnach
oidit mit der form in im altirischen > sondern mit ind'
vor fl&rwOrtem (in' in znsanunensetzungen III, 36) zu ver-
gleichen haben.
Ursprünglicher vocalauslaut bewirkt natürlich wie
io allen britiischen dialekten Senkung des folgenden anlanta-
ooDsonanten, gerade wie im inläut popel (gl. populus) V.
M pobel <gl. vulgus) V., pobyl P.89, 3. 4, pobyll 6,2. 67, 1.
97,3, *abal (malnm) zu avel P. 6, 2, avell 152,4 erweicht
ist. Jedoch ist an Wörtern wie worth, orth {=s ngori)^
ctns V. gans F. (grnndform *oanta «s xara?), die den
folgendeo anlaut unverändert lassen oder gar von ihrem
denaaligen auslaut noch etwas einbüfsen ~ wie orth vor
dem infinitiv zu ow, *gant vor Suffixen zu gen- wird: ge-
oeff P. 63, 3, gene 166, 3, genama 193, 4 (mecum), genas
(tecom) 78, 2. 82, 2. 172, 2, genen (nobiscum) 43, 1. 192,2,
geooungh (vobiscum) 37, 2 — leicht zu ersehen, dafs in
der Periode, in welcher die anlautsveränderungen begonnen
hAben, bereits mehrfach der anslautsvocal geschwunden
war. Damals müssen vocalisch ausgelantet haben: 1) das
tthhrort dou dyu, P. dow dew (duo, duae), die prono-
12*
180 Ebel
mina 56 (tuus), y (ejus, m.), py (quis?), die präpositionen
30 (ad), dre (per), a (ex, a, de), die partikeln a vor dem
rerbiim, a(o!), ny, na (non, qaod non, ne), in denen der
yocal noch existiert; 2) das fem. sg. des artikels, der snb-
stantiva und adjectiva, das zahl wort myl (raille), das fär-
wort pan (qui?), die präposition war (super, ad), die par-
tikeln pan (cum), del und fatel (ut), sowie einige verbal-
formen, in denen dieser auslaut verloren ist Ebenso zeigt
sich in der composition vocaliseher auslaut des ersten
gliedes nicht blofs in dow3ek (duodeeim) 47, 1. 61, 1 =
dew3ek 72,3, govyn (quaerere) 124,4, go3aff (pati) 3,4.
60, 2. 3. 211, 2, koweras (paratio) 83, 4, cowe3e (sodalis)
41,2. 150,^2, cowezas (sodalitas) 110,2, dyveth (impu-
dens) 191, 1 = deveth 242, 4, dygonfortys (infirmatus)
58, 1, hyblyth (flexibilis) 131, 3, hegar (amicus) 40,3, son-
dern er verräth sich auch in vielen ftllen, wo er nicht
mehr vorhanden ist, durch die Senkung der ursprQnglichen
anlautsconsonanten des zweiten gliedes. So im ersten theil
der substantiva: redegua (cursus) V., tregva (habitatio) P.
213,2, olua (lamentatio) 4,2, ysethva (sedes) 13,4 s=s
asethva 143, 4, luworth (hortus) 140, 1. 233, 1, fynweth
(finis) 2 1 2, 4, moruil (cetus), ofergugol (casula) V. ; hendat
(avus), hirgorn (tuba), ucheluair (vicecomes) V. und vieler,
in denen adj. und subst. in der schrift getrennt erscheinen,
wie drok-3en (malus homo) P. 192, 1. 259, 4, tebel-was
(malus puer) 38, 3, mur*byte (magna misericordia) 132, 2.
134, 4; chetva (conventus, conventio) V. — der adiectiva,
die wir ebenfalls durch die schrift getrennt finden, mar-
wan (tarn debilis) 6, 2. 166, 4, mar-vur (tantus) 8, 3 s==
mar-ver 224, 3, mar-vras 31,2, mar*vold (tam audax, engl,
hold) 78, 2, mar-dek (tam pulcher) 190, 3, mar-3a (tam
bonus) 251, 3, pur-wyr (pure verus) 68, 1. 91, 2 u. s. w.,
pur*vore3ek (pure maestus) 77, 1 , pur-dek (pure pulcher)
66, 1. 232, 2, pur -debell (pure malus) 195, 2, pur-barjs
(pure paratus) 72, 4 [purparys 105, 4 ist nichts als nach-
lAssigkeit des Schreibers] — des zahlworts pym3ek(quin-
decim)228, 1 — der verba mit präpositionen omgamme
cornica. 181
(curvabat se) 196, 2, om3yghtyn (paremus nos) 246,4,
omwra (facit se) 143,2, omdennas (se convertit) 33,4«
6S, 2. 86, 3 und vieler anderu; der znsammeDgesetzteD ver-
balformeu ef a daWyth (ipse pendet) 115,4, gwylvyth
(Tidebit) 93, 4, asswonvos (cognoscere) 63, 4, gothvejough
(scite) 63, 3. 141^ 3, in denen den verbalstämmen taP, gwiP,
godh' (= gaidh'), ass (= 'ate) -+- gwon' (== gwind') die
wQrzel bu (allein oder mit da componiert) angehängt ist.
So erweicht sich das verstärkende byth (omnino) — das
vor Substantiven und adjectiven stets in ungeschwächter
form anftritt: cafos byth reson (invcnire omnino causam,
noQ poteram) 121, 2, byth reson . . . nynges keffys (nulla
cattsa . . inventa est) 128,4, na byth moy (nee unquam
magis) 116,4. 198,4, oder gar zu pyth verhärtet ist:
arell pyth foll (tanquam plane amens) 182,2 — hinter
dem sobst. oder adj. jedesmal zu vyth: cleves vyth
(morbus ooknino, non ceperat te) 157,4, na claff vyth
(nee aegrot.um unquam) 25, 3, ger vyth(verbum unquam)
92.3, den vyth (homo quisquam) 34, 3. 40,2. 59,3, tre-
vyth (ulla res) 50,2. 68,4. 111,2; beweis genug, dafs wie
ioi letzten falle in der schrifb bezeichnet, auch in allen an-
dern eine wirkliche composition stattgefunden hat. Erken-
oeo wir nun in dergleichen compositis die lautveränderung
als eine wirkung des vocalischen Stammauslauts der subst.
and adj. oder des ursprünglichen vocals im auslaut von
om- (= ambi), ass- (= ate), chet-, kes- (= cate-) u, a.
an, so kommen wir ganz natürlich zu der Voraussetzung,
dafs auch in widerstrebenden beispielen wie mygtern
(rex) 108,2. 111,4 u. s. w., brathky (canis molossus)
65,2, pl. brathken 96,3, kepar (pariter = *keth-par?)
24.4. 39, 3. 40, 3 u. s.w., kekyffris (simul, una) 29, 4.
12), 2. 138,3 ursprünglich die gleiche erweichung statt-
gefunden habe, also ein *myg-dern, *brathgy, 'keth-bar,
'keth-gyfiris der vorliegenden form vorangegangen sei.
Ebenso lassen in der construction Verbindungen wie an
dosvas, fynten woys auch ein entsprechendes *an barth
gleth, 'tns grist voraussetzen, und die abweichenden an
182 Ebel
bartb cletfa, tue crist u. s. w., die sich statt des-
sen wirklich finden, müssen ihre tenais einem andern um-
stände verdanken. Dieser umstand kann nur in der spä-
teren gestalt des vorhergehenden auslauts liegen, und der
grund, warum dieselbe hemmend (oder vielmehr rQckbil-
dend) auf das frühere gesetz einwirkte, kann nur die in allen
sprachen auftretende assimilationskraft sein. Diese
assimilationskraft, die in den keltischen sprachen (im ge-
gensatz zu den meisten andern) vorzugsweise der vorherge-
hende auf den folgenden consonanten ausübt, wirkt wiederum
namentlich in zwei richtungen, aber mit ungleicher stärke.
Erstlich sucht der eine consonant sich den andern
homogen zu machen, d. b. um die ausdrücke der sans-
kritgrammatik zu brauchen, der tönende sucht sich den
dumpfen, der dumpfe den tönenden anzugleichen; wenn
also im griechischen /aixTog die tenuis r sich die vorher-
gehende media ^ zu x assimiliert, so wandelt im cornischen
canquyth (*cantguyth) umgekehrt die tenuis t die fol-
gende media g in die tenuis k um, und die Wirkung bleibt
auch nach dem ausfall des t (oder vielmehr der assimila-
tion desselben zu n). Diese richtung der assimilations-
kraft, die aber surda auf sonans ausübt, nicht umgekehrt,
ist die bedeutsamste im cornischen (wie auch im armori-
sehen), und durch sie erklären sich die meisten Schwierig-
keiten in den anlautsgesetzen. Ihre Wirkung tritt unter
dreierlei umständen ein:
1) wenn das erste wort zur zeit der eintretenden anlauts-
veränderungen consonantisch endete. So in den fällen
unter no. 2, wo die auslautende tenuis in pub te5oll (wenn
gleich pub geschrieben) noch erhalten, in canquyth,
nan quelse, ow pewe, a pe, mar te, mara kyll an
der assimilierenden wirkung auf die media zu erkennen
ist. In can ist offenbar das t von *cant (centum) = cans
P. dem n assimiliert — wie im altcomischen pencangner
(gl. centurio, i. e. capüt centum virorum) V. — in nan
(quod non eum) das t des pronomens, das sich in warnans
(super eum) und den unter I. besprocboen formen angeve
cornica. 183
etc. wiederfindet, beidemal aber mit Dach Wirkung aaf die
folgende media; in ow vor dem inf. erkennt man an formen
wie orth ov jrayta und dem arm. oz, ouz deutlich
die abschw&chung aus orth, das damals schon den ur-
sprQnglichen auslaut verloren hatte (wie lat ab, ob, sub).
Ueber den abgefallenen auslautsconsonanten von a (si)
bleiben wir in zweifei; hinter mara und mar dagegen weist
das 8, das vor vocalischem anlaut auftritt (mar sew u.8.w.)'
mit ziemlicher Sicherheit darauf hin, dafs hier ebenfalls
ein t abgefallen ist, welches nach bekanntem gesetz im
«idaot zu 8 wurde (denn man hat vielmehr maras ew zu
schreiben, welches dann in mara sew zusammengesprochen
wurde); '^mar-s ist aber jedenfalls verkürzte form von *ma-
ras, sonst ivttrde vielmehr *marth eingetreten sein, und
mar halte ich ftkr nichts anderes als das bekannte adver-
biom mar (sie) vor adjectiven, so dais *maras, *mars ei-
geDÜich hiefse: sicut. — Aus der composition gehören
hierher gwortos (expectare) 164, 4. 250, 4 aus gworth-dos
(obfiam venire) — vergl. gourtos Buh., gorqvyth (cura)
139,4 aus gorth-gwyth [dagegen gorweyth 107,2 aus
gor-gweyth?], etwa auch bythqueth (semper, unquam)
49,3. 84,4. 85, 4. 169,3. 22?, 4 = bytqueth 91, 4.
172,4. 176,4. 204,2- 214,2 aus byth-gweth, wobei frei-
lieh das arm. bezcoat Schwierigkeiten macht. — In allen
diesen ftUen blieb die anlautende tenuis unverändert, die me-
dia wurde verhärtet. Damit stimmt das heutige armorische
Qberein, wenn es (allerdings an andrer stelle) nach is, o» (te)
uodfto (vos, vester) — ältere form oz, hoz — die tenuis
erhält, die media verhärtet, offenbar aus demselben gründe,
weil $ im auslaut surda ist (= th).
2) Wenn das erste wort vocalisch auslautete, mufste
oatürlicb der folgende anlaut erweicht werden. Trat nun
aber durch den wegfall des vocals eine surda in den aus-
laot, so konnte diese derartig assimilierend auf die folgende
media wirken, dafs diese zur tenuis zurückkehrte, während
sich die erweichungen des m und der mediae v, — , z
meiat ihrer einwirkung entzogen (no. 4). So finden wir
184 £bel
die tenuifl erhalten hinter k: an debeli-wrek casadow, 56
wrek pylat; hinter t: yt Colon, 5et pow, ad cusyll; hinter
th: nyth kemerse, an barth cleth, an barth cleyth; hinter
p (trotz der Schreibung b): heb pystege, heb pedry, heb
cowB, heb ken, heb koweras; hinter s: eglos tek, kymmys
payn, kymmys peynys, a gymmys Colon, kymmys cueth,
tus crist, heys crist, kymmys tra; hinter ff: enaff crist^
levff crist, leyff crist; man sieht, dafs die geschriebene
media (in ad, heb) auch hier nicht in betracht kommt,
und dafs selbst die erweichung einer sonans {v aus m),
wenn sie im auslaut zur surda wird (jf), eine solche ver-
härtende Wirkung Qben kann. Dieselbe erscheinung ist in der
composition wahrzunehmen in mygtern, dessen g fQr
k steht — etwa von maga (nutrire) P. 12, 4, so dafs myg-
tern dem ags. hläford, hläfdige (engl, lord, lady) an die
Seite träte? — in brathky, keskewe3a (gleichsam: conso-
dalis) 110,4, kescolon (unanimus) D. 2, kveff-colon P.
101, 1 = kuf-colon (mansueti animi) 256, 3, kepar, kekyf-
fris (mit ausfall des t?); in ketoponon (singuli, unus quis-
que) 141, 3. 181, 4 scheint umgekehrt das p von *ket-pop-
onon ausgefallen und deshalb das t nicht zu s überge-
gangen zu sein. — Wenn sich t noch in andern fällen er-
balten oder statt d findet, so hat das einen andern grund.
3) In einigen fällen endlich no. 5 flbt die nach abfall
des vocals in den auslaut getretene surda ihre Wirkung
nicht allein auf die folgende tenuis, die dadurch aus der
erweichung zur media wieder zur tenuis zurückkehrt, son-
dern auch auf die erweichte media (nebst m), die nun
aus der erweichung (o, — -) zur aspirata f, h verhärtet wird.
Diesen einflufs übt aber nur t oder th aus, das dabei in
den seltensten Allen erhalten bleibt, so in y ret flamyas
(ii te vituperarunt) P. 92, 2, yih halsan (potuissem) Cr. 607,
ungenau yth aUan 601, sonst fast überall vor der folgen-
den aspirata sowohl als vor der tenuis ausfiillt; deshalb
findet sich hier nirgends der anlaut d in th verwandelt,
wovon unten mehr. Die Verwandlung des v (aus b und
m) in f, des — (aus g) in h tritt ein: 1) nach Ursprung-
cornica. 185
liebem f, welches zu d erweicht durch die Stellung im aus-
laut wieder zu t verhärtet wurde, in ret flaroyas; mit
aufifall des t \u te a feth, te a fyth (habebis) zunächst
aus *at fyth (verhärtet aus *at vyth, dem ein *ad
▼jth zu gründe liegt; vielleicht ist der ausfall durch eine
Torgängige aspiration des t vor f vermittelt); ebenso mit
aasfall des I in yn fas (bene), yn harow (ruditer), da
das yu durch diese lauterscheinung deutlich von yn (in)
geschieden, also wohl mit dem griech. avri (in avri&eog)
zasammenzastellen ist; höchst wahrscheinlich auch in
maga whyn da maga tek (aeque pulcher) mit kepar,
kekyffris auf einer linie steht, also maga vermuth-
Kcb aus ma (das wir in mar (tarn), mar, mars, mara,
maras (si) und mayth wiederfinden) und ke = ket mit
assifflilation des vocals zusammengesetzt ist; — 2) nach
ursprflnglicbem d, das zu 5 erweicht im auslaut zu th ver-
härtet wurde [daher die doppelte Schreibart y thew (est)
P. 14, 2 und y 3ew 85, 2 u. a. *)] ebenfalls fast durchgän-
gig mit ausfall des th in y fyth (erit), may fyth (quod
erit, ut sit) u. s. w., da yth y3-, wie oben gezeigt, auf in-
dogerm. idha zurückzuführen ist, mayth offenbar eine Zu-
sammensetzung aus ma (dem demonstrativen adverbium)
uid yth enthält; so vermuthlich auch nach kyn, dessen
älterer auslaut in kyn 30 (quam vis esset) noch hervortritt;
da aber nach n weder t noch d in th oder 3 übergehen
könnten, ist anzunehmen, dafs zwischen n und 3 ein vocal
ausgefallen, also kyn3 etwa aus kyn + yth zusammenge-
setzt sei, wie wir ja auch neben mayth die form math
finden. — Aus der composition gehört hierher wahrschein-
lich dyffry (sine dubio) P. 146, 4, da über die bedeutung
nach den vielfachen stellen der Cr., wo das wort vor-
*) Die constante bewahruDg diese« auslaute vor vocalischem anlaut nicht
BOT in den fonnen des verb. subst, sondern anch in y thenn (ibant) 187, 2,
mty the (nbi ibat)26, 1| j jeth (ivit) 62, 1 etc., may jelle (ut iret) 181,4.
160, 4, may jello (ut eat) 178, 8 sichert auch die form y jolyas 287, 8
(a«Tit) ~ vergL olongh (flete) 169, 1, ole (flere) 87, 8. 168, 4 — gegen
Stekes* safechtungen.
186 Ebel
kommt — vgl. deffry 224, deffry 606, defry 182, pur tke-
fry 632, deeery 136. 169, in tevery 101 (wo St. irrt) 531 —
kaum ein zweifei bleiben kann, also auch [trotz der Schwan-
kungen zwischen f und v im inlaut, wo z. b. deflam (ex-
cusatio) P. 32, 4 statt Mevlam (= de + blam), umgekehrt
keven/M Cr« 956 statt des kyffrys der P. (uno tempore,
prys) geschrieben ist] die vergleichung des ir. dethbir
(indubius, necessarius), nach Corm. aus diathbir(de quo
verbis certari nequit), = dedbir Wb. (Z. 606) am mei-
sten ansprechendes hat; sicher einige verbalformen, in de-
nen die Wurzel bu den zweiten theil bildet: a wothfe.
(qui sciret; goth aus g03 (vid) verhärtet 4-be, ve, fe) P.
158, 4, may whothfough (ut sciatis) D. 2156 — neben
den oben angefahrten talvyth, gwylvyth, asswonvos,
gothve3ough (dies vielleicht nachlässiger geschrieben).
Dafs diese schwierigste aller lautwandlungen im cor-
nischen in der angegebenen weise zu erklären ist, nicht
etwa in umgekehrter folge durch vorangegangne Verhär-
tung und demnächstige aspiration, wie man auf den ersten
blick auch meinen könnte, das beweist das verhalten der
tenues, die unter dieser Voraussetzung jedenfalls auch aspi-
riert worden wären, ebenso wie das der dentale«
Die zweite art der assimilation nämlich, wo ein con-
sonant sich den andern homorgan zu machen sucht, ist
in allen keltischen sprachen von weit geringerem umfange
als z. b. im lateinischen, in den brittischen dialekten viel-
leicht noch mehr beschränkt als im irischen. Abgesehen
von der assimilation des nasals an die folgende muta, also
einer regressiven assimilation, worin nur das irische be-
sondere eigenthfimlichkeiten zeigt, tritt die progressive
assimilation hier fast nur negativ auf, insofern beim zu-
sammentreffen homorganer consonanten die regelitiUsigen
lautvcränderungen unterbleiben, wie z. b. im irischen trö-
caire (misericordia) hinter dem g von trog das c von
caire nicht wie sonst aspiriert wird, wozu in diesem falle
noch die erste art der assimilation (g zu c) hinzukommt.
Aber auch diese conservierung der laute durch assimila-
cornica. 167
tionskraft beschränkt sieb im corniscben, wo sie uns baapt-
slchlich entgegentritt, aossebliefslich auf die eonsonanten
des Organs, bei dem sie auch im irischen am regelmäfsig-
8teD darcbgeftlhrt ist, auf die dentale. Ich habe zwar an-
fÜDglich in Qbereinstimmung mit Stokes geglaubt, dafs die
erhaltnng dee c in an debell wrek casadow zu dieser
art von aasimilation zu rechnen w&re; durch die erhaltung
der teouis in wrek pylat u. s. w., wo beide eonsonanten
ganz verschiedenen Organen angehören, wie durch die er-
weicbang der media in heb velyny, wo in der schrift
derselbe consonant vorherging, bin ich jedoch zu der über-
zeagoDg gekommen, dafs das c in casadow durchaus der
ersten art (erhaltung der surda durch surda) zuzuschrei-
ben ist. Die dentale dagegen zeigen die conservierende
Wirkung der homorganitfit ganz unverkennbar, indem 1 ) die
media d erhalten bleibt hinter th (3): parth dyghow,
1D0II03 ^^^^ nyth dampnyaf, hinter I: del dyskas,
fatel dons, meist auch hinter n: pan deth, wovon nur
ban 5ewna (et illi duo) 132, 1 und bys yn 3ewen (usque
ad malas) 242, 2 merkwürdige ausnahmen machen ; 2) die
tenuis t erhalten oder vielmehr wiederhergestellt, die media
ZQ t verhärtet wird, durch hinzutreten der ersten assimila-
tioDsart, hinter (ausgefallenem) t: yn tebel, yn ta, maga
tek, maga town, hinter (ebenfalls ausgefallnem) th: y
trylyas, y to, may tensons, may teth. Das zusam-
wirkenmen beider assimilationskräfte in diesem falle erklärt,
waram hier dem f ans b und m, dem h aus g kein th aus d
tnr Seite ateht, und bestätigt außerdem, dafs der lautwandel
bioter yth, yn (no. 5) in der oben angenommenen folge vor
sich gegangen ist, — In der composition zeigen diese
doppelte aasimilation yn ketelma (hoc modo) 54,4 und
yn ketella (illo modo) 170,2 aus keth-delma, keth-
*della(auch das oben erwähnte gortos, das jedoch, wie
wir oben sahen, schon consonantischen auslaut des ersten
gliedes voraussetzt).
Weiter gehende assimilation zeigt della aus del- na
(ebenso ketella) und die oben erwähnte nasalierung im
188 Ebel
inlaut. Keine derartige wirkung flbi r auf dentale, offen-
bar weil es selbst kein reiner dental ist, sondern lingual
(guttural). Es stellt sieb daher mit ch (und s) auf eine
linie und wirkt aspirierend auf dentale ebensowohl wie auf
jeden andern consonanten.
Aspiration entsteht bekanntlich im inlaut (und auslaut),
wenn tenues geminirt (cc, tt) oder verbunden (et) werden
oder r, 1 vor sich haben. Doch Qbt 1 seine aspirierende
Wirkung nicht auf t aus, indem It und nt vielmehr all-
mählich in Is, ns Qbergehen, die gemination und Verbin-
dung zweier mutae erzeugt keine aspiration, wenn beide
verschiedenen Wörtern angehören, daher ensteht sogar ke-
telma aus keth-delma u. s.w.*); dagegen aspiriert r
nicht blofs jede tenuis, auch die dentale, selbst m in ar-
vow (arma), yrvys (armatus), sondern es wirkt auch auf
den folgenden anlaut wenigstens in einem beispiele ganz
unzweideutig: ger vas (verbum bonum) 83,3. Die ge-
wöhnliche erweichung hinter vocalischem auslaut kann dies
e statt m'(mas) nicht sein, da ger sich auPs deutlichste
als masc. zu erkennen gibt: vn ger 96, 4. 129,3, vd
ger gow (unum verbum falsum) 247, 3; folglich ist ger
vas dem arvow an die seite zu stellen, und v ist durch
r bewirkte aspiration. Daraus ergibt sich nun femer, dafs
wir für die cornischen laut Verhältnisse hinter dem masc.
von einer form mit abgefallener endung auszugehen haben
(analog dem französischen, wie oben schon fynt^n mit
fontaine auf eine linie gestellt wurde); also nicht das
ursprüngliche s am ende (wie im irischen) hat den folgen-
den anlaut erhalten, sondern der meist consonantische aus-
gang nach abfall der endung. Die erhaltung des anlauts
in en mab (filius) 3, 2 legt somit der erklärung der aspi-
ration im anlaut hinter ow (mens), y (mulieris), aga (eo-
*) Ich kann daher Stokes nicht beistimmen, wenn er pymjek (quinde.
cim) für fehlerhafte schreibang statt pymthek ans *pymptek hält, nehme
vielmehr regelrechten Übergang aus pymmdek an, wie mir aaeh seith
(Septem) nicht unmittelbar aus sept, sondern zunächst aus secht entstan-
den scheint. (Zeitschr. XIV, 249 fgd.).
cornica. 189
rom, earum) durch 8 kein hindernifs in den weg. Eine
Schwierigkeit erhebt sich allerdings dadurch, dafs wir im
iolaat niemals durch s aspiration bewirkt finden, auch nicht
nach agis (vester); diese wird aber, denke ich, bei der
annähme beseitigt, dafs in diesen einsilbigen Wörtern —
denn dazu dQrfeo wir ag-a bei seiner offenbaren Zusam-
mensetzung (s. Stokes, beitr. III, 156) ohne weiteres rech-
nen — das schlnfs-s länger erhalten sei, aber nicht als s,
sondern in b, ch übergangen, entsprechend dem skr. vi-
sarga und dem h, das wir uns als auslaut des altpers.
and altbaktr. noroinativs denken müssen (11, 24). Bewirkte
nnn dies h ch aspiration, so war dazu einerseits eine Vor-
bereitung schon im sanskrit zu erkennen (zeitschr. XIII,
277 sq), andrerseits stimmte das ganz mit dem Übergang
des et in irisches cht, brittisches th (ith) überein, ohne
der bewahmng des sc, sp, st im inlaut zu widersprechen.
Den kämpf zwischen bewahrung und abfall des 6 (h) zeigt
noch das zahlwort tri (tres) in den oben angeführten tre-
bans P. und try fersons neben try person Cr. Auch in
deyow (dies Jovis) nehme ich deshalb zunächst einen aus-
laut h statt s an, der die aspiration in hablys hervorge-
bracht hätte. Auffallend ist das einzige beispiel einer as-
piration nach wirklichem s: calys feyn. — Diesem h, ch
steht nnn das cornische r offenbar sehr nahe, wie sich au-
fser seiner aspirationskraft am deutlichsten im ausfall des-
selben in ow (für orth) zeigt.
Indem ich diesen beitrag zur cornischen lautlehre am
heutigen ehrentage unseres meisters schliefse, wiederhole
ich zugleich den ausdruck des dankes, den die jüngste
tochter der vergleichenden Sprachwissenschaft dem Mr.
Stokes fQr seine trefflichen kritischen ausgaben schuldet.
Gelegentlich noch eine bemerkung: in neffre gans an
fals na soth P« 175, 4 („ever with the falsc or the true^
St.) sdie ich vielmehr einen imperativ: „never with the
falae do sooth^, und vermuthe in ganso try 21, 1 (von
190 Webar
St. mit recht angezweifelt) eine entsteüung aus gans bo-
try (oder sothry?), von soth abgeleitet, also: 9,mit
Schmeichelei, liebkosang^.
16. mai 1866. H. Ebel.
In memoriam.
Es ist von besonderem interesse, den ersten anfingen
unserer vergleichenden Sprachforschung nachzugehen. Brtel
hat kürzlich in seiner vorrede zu der Übersetzung von
Bopp's vergleichender grammatik auf den pater Coear-
doux hingewiesen, der bereits im jähre 1767 höchst ge-
sunde ansichten hierüber entwickelte, die aber erst im jähre
1808 als Appendix zu einem Memoire von Anquetil Da-
perron im druck erschienen. — Durch einen eignen zufall
bin ich in den stand gesetzt, noch einen andern vorgftnger
Bopp^s der Vergessenheit zu entreifsen. Familienforschun-
gen nämlich f&hrten mir vor einiger zeit durch die gute
eines anvcrwandten, des buchhändlers Eduard Anton in
Halle, ein schriftchen in die bände, betitelt: „zum anden-
ken an Konrad Gottlob Anton, womit zu dem feier-
liehen kür-aktus, welcher am 17. juli 1816 früh um 9 uhr
in dem hörsaale der ersten classe des gymnasiums ange-
stellt werden soll, einladet Karl Gottlieb Anton, dr. der
phil. und rektor. Görlitz, gedruckt bei Karl Gottlob Schi-
rach ^ 24 pp. 4. In diesem programme nun findet sich
ein verzeichnifs der Schriften des verewigten auf p. 17—22,
und darunter sind einige, die uns in obiger beziehung ganz
speciell angehen. Die eine führt den titel: „de lingua
Russica ex eadem cum Samscredamica matre orien-
tali prognata. Adjectae sunt observationes de eiusdem lin-
guae cum aliis cognatione et de primis Russorum sedibus^
und ist Vitebergae 1809 erschienen (46 Seiten, 8.). Die
königl. bibliothek hierselbst ist im besitz eines exemplars,
und es ergiebt sich daraus, was schon aus der barbari-
in memoriam. 101
sehen form des namens: Samscredamica zu schliefsen war,
dafs sie sich hauptsächlich auf das Sidharnbam des Pater
Paollino a S. Bartholomaeo stützt. Dieser quelle entspricht
deno auch der gehalt des schriftchens selbst, welches der
?erf. schrieb, um der Moskauer „Societas universitatis li-
tenurum'^, die ihn zum ehrenmitgliede erwfthlt hatte, sei-
oea dank abzustatten. Als ziel desselben nennt die wid-
mnng an kaiser Alexander den nachweis des Ursprunges
der russischen spräche „ex Media antiqua'^. Schon Aug.
Ludw. Schlözer habe das russische zu den occidentali-
Bchea sprachen gestellt, und der verf. selbst habe bereits
(irOher in seinem schriftchen „versuch das zuverlässigste
anteischeidongszeichen der orientalischen und occidenta-
tachcD sprachen zu entdecken (Leipzig 1792 pp. 108) das
gleiche gethan, auf grund dessen nämlich, dafs das russi-
sche sein praesens nicht, wie die orientalischen spräche^
ihre aoriste, durch anfügung von den personal pronominen
endehDten personalendungen an verbaladjektiva, resp. sub*
stantiva, sondern vielmehr durch anfügung des verbum
substantivuin an dieselben bilde. Jetzt sei ihm indefs klar
geworden, dais nicht das praesens, sondern das praeteri-
tom im rassischen die einfachste verbalform sei, da es
durch vorfbgung von personal -pronominen vor ein par-
ticip oder verhaladjektiv gebildet werde, buil entspreche
dem Samscred. abäval (das 1 ist hier bei Pater PauUiao
ein druckfehl^r {für t!) einem ursprünglichen part. praes.
gen. neutr. etc. etc. Und zwar stelle sich dadurch das
russische zu den ältesten sprachen des Orients, dem he-
bräischen und chaldäischen. Andrerseits indessen stehe es
dem Samscredamischen überaus nahe, wie besonders die
▼5llige Identität des verbum substantivum etc. darthue. Zu
dieser intimen beziehung des baues beider sprachen träte
femer auch die lexikalische Verwandtschaft, obschon „soli
▼ocabnloram similitudini nihil tribuendum^ sein würde.
Beide mü&ten daher aus derselben quelle stammen, und
zwar sei dies höchst wahrscheinlich das altpersische,
wie denn in der that zend und pehlevi zahlreiche Wörter
192 Weber
mit dem russischen gemein hätten (z. b. semlja und zemo,
anaxa Herod. I, 1 10 und sowaka etc.). Da übrigens das
russische in verschiedenen beziehungen die kennzeichen
einer orientalischen spräche fester bewahrt habe, als das
Samscred., sei es als dessen ältere Schwester zu erach-
ten, und müsse somit aus dem alten medischen sich ge-
bildet haben, noch bevor dieses „degeneraret in occiden-
talem linguam sive Persicam sive Samscredamicam '', also
lange vor 1280 a. Chr., in welchem jähre nach Jones Ma-
nuls gesetzbuch bereits in Samscred. spräche abgefafst sei.
Es sei resp. Schroekh's ansieht festzuhalten, dafs nfimlich
die Boxolanen am Tanais und Borysthenes^ wohin Strabo
noch zu Tiberius' zeit dieselben setzt, die vorfahren der
Bussen gewesen seien. — Die ganze darstellnng leidet,
wie dieser kurze auszug wohl schon zeigt, unter mehreren
gebrechen, einmal n&mlich an der unzureichenden kennt-
nifs des „Samscredamischen'^, sodann daran, dafs der verf.
an dem in seiner früheren Schrift vom jähre 1792 aufge-
stellten unterscheidungsprincipe festhält, wonach der unter-
schied der orientalischen von den occidentalischen sprachen
darin besteben soll, dafs jene das verbum durch Zusam-
mensetzung von Substantiven (verbaladjektiven) mit perso-
nalpronominen , diese dagegen (und zu ihnen rechnet der
verf. das armenische und persische) durch Verbindung von
dergl. mit dem verbum substantivum bilden, endlich daran,
dafs dem verf. das hebräische immer noch %l8 die erste
spräche gilt, als die, welche „der Ursprache am nächsten
kommt^ (Versuch p. 60). Bei alledem aber ist die unter*
suchung doch eine höchst scharfsinnige, durchweg auf den
kern, auf die innere bildung der sprachen, insbesondere
aber auf das gegenseitige verhältnifs der pronomina und
der personalendungen gerichtete. Es zeigt sich in der
Schrift von 1809 ein erheblicher fortschritt über den „ver-
such^ von 1792, und es läfst sich daher wohl annehmen,
dafs der verf. durch die eröfinung besserer quellen für die
kenntnifs des sanskrit auch zu immer reiferen, klareren
ansichten gelangt sein wird. Es ist daher in der that
in memoriam. 193
wohl zu bedanera, daTs von einer dritten scfarift über
diesen gegenständ nnr der titel erhalten scheint. Derselbe
ist glflcklioberweise sehr ausAkbrlich und giebt uns dadurch
ffir den inhalt eine ziemlich ausreichende anweisung. Da-
nach fnfst diese Schrift theils eben wirklich auf reineren
qaeUen in bezug auf das ^sanskrit^ welches unter die-
sem namen (nicht mehr: Samscredamisch) darin au^efilhrt
wird, theils erscheint sie im Qbrigen in der that eine un-
mittelbare Vorstufe von Bopp's erstlingsschrift zu reprä-
sentiren, geht resp« in dem kreise der herangezogenen
spräche noch wesentlich darüber hinansl Sie ist leider
eben nicht gedruckt worden, und wird im programm (p. 22)
nur als zweite der ,»hinterla88enen aber noch nicht her-
aittgegebenen Schriften^ anfgef&hrt: vermuthlich ist sie
abo ferloren gegangen. Der titel lautet: ,,der zuveriAs-
agßte bestimmungsgmnd des grades der Verwandtschaft
nnd der sionpleren oder kOnstlicheren anläge der spräche,
weicher in der art und weise, die einfachsten tempora der
Zeitwörter 2u formiren und zu flektiren enthalten ist, durch
?ergleiehnng der persischen dialekte, der deutschen, der
kteiiiischen , der griechischen, der armenischen, der
slavischen und der zeltischen sprachen mit dem
Sanskrit erwiesen, — nebst einem anhange, in welchem
die bis jetzt unbekannte abstammung der baskischen
Sprache, dorch den in vorstehenrier abhandinng erwiesenm
bestimmungsgmnd dargethan wird^. (Die separate auffbh-
rnng des baskischen deutet wohl darauf hin, dafs dar
▼erf. dasselbe nicht mit den flbrigen genannten sprachen
in ein verwandtschaftliches verhfiltnifs brachte, sondern
dafr er eben nur dasselbe princip, die tempusbildung näm-
lich, als criterium fbr dessen Verwandtschaft — mit welcher
spräche? giebt der titel leider nicht an — verwerthete).
Karl Gottlob Anton, der verf. dieser Schriften, ward
UB 29. nov. 1745 in Lauban geboren, war seit 1775 pro-
fessor der orientalischen sprachen in Wittenberg, und starb
sm 4. juK 1814 in Dresden. Ehre seinem angedenken!
Berlin, 17.juli 1866. A. Weber.
Beitriffe s. vgl. »prachf. ¥.2. 13
194 Pfühl
I.
Bemerkungen über die spräche der lünebur-
ger Polaben.
Von der spradie der lüneburger Eibslawen haben rieb
glQeklicherweiae einige grOfaere flberreste erhalten. Die-
selben waren bisher in Alteren wissenschaftlichen Schriften
zerstreut. Eine kleine Sammlung mit erlAntorungen gab
kürzlich A. Hilferding („die sprachlichen denkmAler der
Drevjaner und Glinjaner Elbslaven im Iflnebnrger Wend-
lande^, deutsch von J. E. Schmaler, Bautzen 1857), dem
jedoch gerade die Sltesten Zeugnisse yon jenem flberans
interessanten sprachzweige nicht zugänglich gewesen wa-
ren: das von Leibnitz (Collectanea Etymolopca 1717 s.
335 ff) mitgetheilte polabische Taterunser (1691), ein klei-
nes wfirtenrerzeicbnirs und «aige andere (slawische wie
flteutsche) schriftstAcke. Letzterer umstand nun bestimmte
den verf. dieses artikels, zunftohst die bei Leibnitz befind-
iidien sprachproben als „ sprachdenkmftler der Eibslawen
(pomniki Potobjan stowjauiöiny^) fllr die (in Bautzen er*
sdieinende) wendische wissenschaftliche Zeitschrift (Gaso*
pis towarstwa Madicy Serbskeje) kritisch zu bearbeiten, in
welcher dieselben dann 1863 (heft 27) FeröflGoitlicht wor^
den sind. Hieran haben sich nachher — immer unter be-
Mitzung der ersten drucke — die übrigen Sprachdenkmal
1er nebst einigen erreichbaren vocabeln aus dem meoklen-
borgisohen angeschlossen, nach bedür&ifs mit erklimagen
(in wendischer spräche). So dflrfte, wenn auch aus dem
▼on Dobrofsk^ benutzten wörterbuche nur die von ihm
herrflhrenden auszflge voigelegt sind, das material tttr wei*
tere forscbung im öasopis im wesentlidien ▼ollständig ge-
geben seb.
Das polabische, wie es in aufieeichnungen aus dem
ende des 17. und dem anfange des 18. jahriranderts uae
Aberliefert ist, befindet sich bereits in einer gewissen anf-
U^snng^ indem der wörterschats allmfthlich schwindet und
die grammatischen formen mehr und mdur absterben.
bemerkangen Über die spräche der lanebnrger Polaben. I9S
Doeh htti die spräche, was jedenfalls bis an ihrem völii-
gen erlSachen om das jähr 1800 niofat anders geworden
w», den riawiacfaen typos im grofsen ganzen Tollstibidig
hevthrt: nur dafa die laiiie» die vocale sowohl wie die
coQflonanten , mannigfaltig gelitten haben* RflchsicfatUeh
£eKr eracheinoDg nun will ich, indem ich das alt- oder
kircbenala wische zur Tergleichang voranstelle, hier einige
beobaohtangen zur spräche bringen, neben denen nach be-
dfirhifs noch bemerkungen allgemeinerer nator plats fifv-
den sollen. Beim wiedergeben des polabiscben aber, des-
sen Überreste nach dem blofsen klänge niedergeschrieben
and, werde ich, wie die redaction der beitrAge auch an-
derweit gethan, mich der sogenannten analogen orthogra*
fUe bedienen, welche bei dem gröfsten theile der latei-
inecli*8chreibenden Slawen gebrftuchlioh ist.
Ä. Vocale.
1. a« Das wurzelhafte a sinkt im polabiscben gern
zo dem tieferen o herab: z« b. malü — mole (yergl. im
wendischen maly — mölöki, rad — r6d), daj — doj.
— 6. Aehnlich stumpft sich das hohe (weiche) i in der
<ii^nng leicht zu dem tieferen (harten) e ab: z, b. mi — me,
wendisch na zemi — polab. n6 zime.
2. umgekehrt wird ein tieferer vocal, besonders o
und e, gern zu i oder ü emporgehoben: z. b. noga — niga,
mokru — mikre oder mflkre, moj — mi], we6eru —
wicir, jego «ego — jig, cig, Bogfi (Bug) — (Bog)
demin. Bfizac; neben doj (no. 1) auch dflj.
3. Bisweilen erhebt sich wie im plattdeutschen (vgl.
de söhn SS der söhn) o zu ö: z. b. nosfi — nös, und
5 dann wieder zu Q: z. b. wfi nosS — wa nflse.
4. Das i erscheint, besonders unter dem acoent, gern
in diphthongischer gestalt als ei oder auch oi (vgl. im wen-
tBachco: wjes Kina — deutsch: dorf Kayna): z. b. wina
(gen.) — weina, piwo — poiwi, tri (gleichsam turi,
oaSi) — tar6i.
13 •
196 Pfübl
5. Ebenso zeigt sioh das u, und zwar wiederam unter
dem accent, nicht selten als au und eu oder auch als oi
(ygl. Stadt Bttdissin — [graf Baudissin] Bautzen [d.i.
Baudsin, Baudsen]): z. b. dnfo — dausa und deusa,
usta (wueta, no. 166) — woista.
6. Das altslawische diphthongische i, ^ tritt biswei-
len noch als doppellaut anf , meist jedoch als jS oder j6
(st. i£, io): z. b. grechü — graich und grjöcb, d^wa —
dj^wa, bÄlü — bjöte, m^ra — mjörd (no. 1).
7. Das altslawische gleichfalls diphthongische ii, u\
(jetzt gewöhnlich zu y zusammengezogen) pflegt seine bei-
den bestandtheile festzuhalten als oi, ei, ai: z. b. riiiba —
roibd oder reibö, zi^b — plural zqbai.
8. a. Die halbvocale u und i werden in der mitte des
Wortes durch einen entsprechenden vollen vocal ausge-
drückt: z. b. du2di — dost oder daste, dini — daii
(gleichsam von dum, wie im südslawischen), srupu —
sarpe (vgl. no. 18), trunije — trjenfl oder (trinO) treinß
(no. 4). Auch am ende des wertes haben sie^ wie wir
gleichfalls an den oben angeführten beispielen ersehen, ir-
gend welche spur ihres früheren daseins hinterlassen.
6. In der mitte des wertes findet sich der balbvocai
%j ü nicht selten an solchen stellen, wo im altslawischen
zwei (gefilgige) consonanten zusammenzutrefien pflegen: z.b.
dwa (auch düwa) — däwoi (wend. dwaj), tri — täroi
(no. 4), kruwi (vgl. cruküi und cruküwi) — käroi.
9. Der altslawische tiefere (harte) nasalvocal a, den
wir durch q bezeichnen wollen, und der sich im polnischen
in q und § spaltet, wird in den polabischen denkmälern
— was wir hier durch die zeichen ^, q, q wiedergeben —
zum theil durch ang, am, zum theil durch ung, un oder
ong, on ausgedrückt: z. b. pqti — p^t (geschrieben pangt
oder pant), nika, poln. r^ka — rqka oder rqka.
10. Dem altslawischen »b(Vheren (weichen) nasalvecale
a, 9 entspricht im eibslawischen jang, jung, joog, zu schrei-
ben j^, jt|, jq: z. b. m§so, poln. mi^so — mj^st (ge-
bemerkungen über die spräche der Ittneburger Polaben. 197
schrieben mansi), sw^tü, polo. swi^ty — s[w]jqte oder
sfwjjo te.
B. Consonanten.
11. In fällen von muta cum liquida erscheint der fbl-
geode Tocal nicht selten zwischen den beiden consonan-
ten: z. b. pras-^ — pors-j^ (porc-us, ferk-cl), wrana,
wend. wrona — worna oder rofna (xo^mVi;, corn-ix).
12. Die vollen Zischlaute 6 (tsch), 6 (seh), i (franz. j)
werden gewöhnlich durch die einfachen (c, s, z) vertre-
ten: z. b. j^Simem — j^cmin, naäi — nös, iena — zena
loebcQ i^eua), wäza — wiza (haus). Umgekehrt und ftlsch-
Henreise hat man beim aufzeichnen bisweilen ä £ßr s
odpT auch für c (i) in anwendung gebracht: z. b. änjeg,
^'owjak statt snjeg (oder höchstens snjeg), clowjak oder
clovjak; ebenso dlama und äwjScja statt siama (ilama),
»wjeqa (swjScja).
13. Die kehllaute gehen, wie auch anderwärts im sla-
wischen, in bestimmten ftlien in die entsprechenden Sibi-
lanten ftber: z. b. n|ka — rqce, graich oder grjich —
graisi oder grjdsi, Büg — Btizac (-ac = -ici).
14. Hinter den gutturalen pflegt sich, was bei der
oatur derselben nicht auffällig ist (vergl. 16 a), der laut j
einzuschleichen, worauf der guttural in den entsprechen-
den dental übergeht: z. b. gora — (gjöra) djöra (nicht
^ra zu schreiben), nokütl — nitjid, wend. wulki (oder
wilki) pale (der daumen) — wiltje polac, kok) (rad) —
tjdli (wagen). — Von skywa (böhm.) oder skiba (wend.)
findet sieb sowohl skyaibe (1. skjeiba) als auch stjeiba.
15. Auch hinter dem Sibilanten c wird (wie die Zisch-
laute bereits iui altslawischen eine gewisse neigung zu wei-
eben vocalen verrathen) in der enduug -ca das erwei-
chende j (no. 16) eingeschoben: z. b. owTca — wicja,
«end. mtyuica (mQhlhaus) — malneicja (mühle). — So
^klären sich dnrch den Obergang von cja in ca zugleich
wendische formen wie ptokafnica, rcznica.
198 PAibl
C. Anhaucbung der vocale.
16. o. Das hoch oben im gaumen gebildete i uod
das demselben genetisch nahestehende e pflegen im slawi-
schen etwas von der weichen natur des gleichfalls im gan-
mea entstehenden j-Iautes ansunehmen, so dsTs die genann-
ten vocale Bdiit einem gelinden j-vorsohlag6 gesjurochcD wer-
den. Dafs nun dieser „weiche beihauch*' auch dem pola-
bisohen nicht fremd gewesen ist, ergiebt sich aweifeUos
ans der gestalte in welcher manche werter uns ttberliefert
vorliegen: s. b. pipe£l (asche), ditf (deutsch: dieb)| d. i.
oflfeabar pipjAl, c^tf. — Jener weiche hauch ist wie im sla-
wischen Oberhaupt, so nicht minder im polabisch^i all-
mlUicb auch an die tieferen vocale herangetreten: i« b.
simea d. i. aimja (erde). Wenn er hier in den sprach-
denkaälem vielfiich nicht besonders ansgedrflckt ersoheiiity
so liegt dies jedenfalls daran, daft die auCeeichner ihn für
etwas im werte unwesentliches ansahen oder ihn wohl auch
nicht SU fiziren im stände waren, Ahnlich wie derselbe,
obechon er bis sur stunde fast durchgängig noch unver-
Andert im volksmunde fortlebt, in der Alteren wendisefaen
Orthographie mehrfach unberflcksichtigt geblieben ist*).
6. Bei dieser neigung der spräche, dem vocale gleich-
sam einen Vorläufer voranszusducken, kann es nicht be-
fremden, dafs auch das eibslawische den vocalischen an-
laut nicht liebte» Die beeren vocale (mit einschlufs von
1, 9) wurden mit dem hohen j angehaucht wie bereits im
altslawischen (z, b. aUuka — jablüka, polabisch jAbka),
die tirferen, besonders das o, mit dem ihnen genetisch nä-
her stehenden lippenlaute w (der im chorwatischen ganz
richtig fOr das tiefe u reservirt wird): z« b. owSbö —
wowjes oder wuwjes, otü — wot und später (ao. 2)
wit*
*) Dasselbe gilt vom prearsisch-UtauischeD, wo erst Knnchat «nd dann
leb die erweichoog in der edirift ToUstttndlg beseidiDet haben. — Im la-
laate ist jedoch das j vor vocalen nicht phonetischen nnpmnge^ win der
verf. anannehmen scheint, sondern im grammatischen bane der apracho be-
gründet A. &
bemerkuDgen Über die apnclie der lUnebiirger PoUben. 1^9
e. Der natürlicbste aahaudb f&r dm den gutturalen
verwaodte, awucheu den hoben und tiefen stimnilauten in
der mitte stehende a*) ist jedenfalls der wie von selbst
«18 der kehle borvordringeBde, dem voeale fiist uawillkflr-
lieh vorgeschlagene coosonant h, der im lausitaer wendisch
hier tbatsAchlich vielfach zur Anwendung geUagt (2. b.
ba, hale statt a, ale)^ obschon derselbe bei seiner mittel-
stellang offenbar ganz geeignet war, auch bei den übrigen
vocsleo (was gleichfalls im wendischen geschieht) nach be-
finden die verm|};derrolle zu dbernehmen**)«
d. So sehen wir wie der anhauch, der als ein ge-
wities sioh-geben-lassen zu beaeichneo sein dQrfte***), nach
iet beschaffenbeit des folgenden vooales oonsequent^rweise
ä& dreifaeher werden mufste. Ebenso haben wir erkannt,
<la& es dann wieder an der natur dieser consonanten liegt,
veDD sie sich zugleich auch milP anderweiten vocalen ver-
binden. Nehmen wir endlich hinzu, dafs die consonanten
— was eine in den sprachen nicht seltene erscheinung ist —
von der statte ihrer eotstehung leicht in eine andre laut-
ngioD überspringen (so dafs z. b. die kehUaute zu labialen
werden), so müssen wir es ganz erkl&rUch finden, dais
bisweilen (was wir wiederum an dem wendischen beobach-
ten köoDen) der anhauch der höhe (j) und jener der tiefe
(w) gerade den ihnen entgegengesetzten vocalen sich bei-
gesellen: z. b. Qtro — jutro und witfe.
D. Endungen.
17. Die nomioativendungen der substantiva sind
zum theil verderbt (mitunter vielleicht nur durch den auf-
zeicbner), zum theil auch ganz abgeworfen : z. b. woda —
vode oder (nach dem urtheil eines deutschen obres) wade,
statt woda; m£ra — mjörö, statt mjär4 (no. 1 und 6).
^) Man beachte y dafs die oflfensten unter den gutturalen mit a Toca-
Ittiit erMjieiDen (h-a, k-a).
**) leh »precha hier Mlbsiverstäadliob von einem primären^ naturwikoh-
^gen b, nicht von einem durch abschwächung entstandenen.
**^) Vgl. den anlaut von esp^rer mit dem uraprUnglichen sperare.
200 Pfahl
18. Die nomiaatiTendungen der adjectiva sind e
(d. K altsl. ü) oder i, a, e: z. b. matö •— mole, nii^tikä,
wendisch nizki — neiztji (no. 4 und 14), mokru — mfl-
kri. Auch findet sieb in folge einer veratümmelang das
maflculinam ohne 0ine besondere endung: b^ii — bjäl,
d. i. bj&lj oder ursprünglicher bjäii *). Bisweilen wird ein
masciilinisches a, das hier aus dem altsl. i, u hervorge-
gangen sein mufs (vergl. wa, sa sss wu, sü), fllr alle ge-
schlechter zusammen in anwendung gebracht. — Die en-
dungen der (wenigen erhaltenen) participia sind in Ver-
wirrung gerathen.
19. Der infinitiv geht auf t aus. — Einfache
präterita, wie sie z. b. das wendische noch kennt, durf-
ten zur zeit der abfassung der denkmäler bereits verkhiii-
gen gewesen sein**). -
E. Acceut«
20. Der aceent mehrsilbiger Wörter ruht, so weit ich
s^ien kann, in der regel auf der penultima (vgl. das pol-
nische), selbst wenn die ultima (no. 1 7) verloren gegangen
ist: z. b. usta — - woista (no. 5), sukno — seukna (rock),
owica — wieja, we6eru — wicir (statt wicire), konicl
— kincic (no. 1, 2, 4; statt kineici oder kineice), slepice
böhm. die henne) — slepeio (statt slepdcja). Natürliche
lAngen dürften aber den aceent festgehalten haben, z. b.
eupoistat, so dafs oi zu betonen wftre, obsehon es ei-
gentlich in der drittletzten silbe steht (upuätati). — Eine
vocalisch auslautende praeposition (z. b. nö = na, auf)
absorbirt, wie im wendischen, den aceent eines folgenden
paroxytonon: z. b. nö zime, zu sprechen nözTme.
^) dies ist doch wohl anders zu fassen und einfach als schwand des
.u zu erfcliren. J^ S.
^) in den folgenden sprachproben finden sich zwar aorist und imper-
fectom, doch halte ich das fttr ttberreste ans einer ftlteren sprachperiode.
poUbische ipracbproben. 201
II.
Polabische sprachproben.
Es mögen nunmehr ganz in der gestalt wie Leibnitz
(s. 340) sie slawisch und deutsch darbietet, zwei kurze
polabische schriftstQcke folgen, denen wir den berichtigten
text nnd die erforderlichen bemerkungen bmfOgen«
1.
PlotQs Wasang drenü Wotfcong rösgung suitsj
Plot&s waz^ trjenüwoto rözgq, suici
Wargnflme Büsje nosQje prowa tsilesoi coquile
Warchnüane Büzje no sfljc prowa cilesoi. Kok wile
Wvgoe Büsaz copcung caroi aipoistas toqüile
Warchne BQzac kopkq karowi eupoistas, tok wile
Iforoika slase apoistas, Tiirooleis.
Moroika slaze eupoistas. Tjirooleis.
Teutsch:
Pilatus nahm eine dornen-ruthe, schlug Gott dem
Herren auff seine backen. WieTiel tropffen blut Gott dem
Herren von seinen backen fliefsen, so viel thränen Mariae
aus ihren Augen rinnen. Kyrieleis.
2.
Maroia güdi vTackaarst tserk Weitse sat taraime
Maroia jQdi wakärst cjerkweice sa tareime
snetskome soikas BOsie nem jalojick nit jidde noocht,
au^ome, soikat Büzi; ujemgalo jig nitjide nöjt.
seidec lümang tsoome dreine techung Büsie wir diattai
zeidai lümq cörne treine, tjechq Büzi wirdjat; taj
tu my BOsaz nibas vvaine vissang lidaug prilidiot por
to mij Büzac nibas weinne. Wisj^ lid^ prilidjot por
Qoosse grees neitje.
noae grjteneitje.
Tentsch:
Maria gieng um die Kirche mit drei leuchtem, suchte
Gott, konnte ihn nicht finden. Die Juden brachen Dor-
202 Pftibl
Den-8treuche, ▼▼ölten Gott damit streichen, deren mein
Gott nicht vverth ▼▼ar. Alle das leyden hat er gelitten
flir uns arme Sünder.
Anmerkungen.
1.
Plotfis ist Pilatus: Tgl. oben regel I und 2. — Was^,
^nahm^, aorist von dem vorauszusetzenden Infinitiv wäz^t
oder besser wäzj^ti, altsl. wuzj^ti, von waz = wüzu in
der bedeutung „empor^ und dem verbum j§t(i), altsl. )^ti,
nehmen. — trjenOwoto, adjectiv von trjenü (oben re-
gel 8a): domig, dornen*. Es ist überraschend, dafs der
adjectivische accus, feminini im polabischen genau dieselbe
endung hat wie im polnischen (w&hrend das folgende Sub-
stantiv auf q, polnisch auf^, ausgeht): cierniowat^ rozg^.
Aus der aufzeichnung drenfl Wottong ersehmi wir, dafs
der accent des wertes auf der vorletzten silbe lag. —
suici ist erweicht aus swioi, wie weiter unten sflje (statt
süje oder suoje) aus swoje. In suici aber (statt swicje,
regel 2) sehen wir die dritte praesentis von einem stamme
swik, der sich im wendischen in der form iwik^ad ,» peit-
schen, geifseln'^ erhalten hat. Warchnflme Büzje, daiiv
von Warchne Büg „gott in der höhe^, wrüchäni Bogü^
wendisch Boh wjefäny. — nö statt na (regel 1). — sQje
(suum), statt des regelrechten jig (ejus). — prowa oile-
sai (phiral, auch cOlisai geschrieben) „die rechte backe ^,
von prawü in der bedeutung „der rechte, rechts, dexter^,
und ciles statt ciljusti „kinnlade^, im wendischen in der
abgeleiteten form öelestno (vulgo 6elesno) gebräuchlich. —
kok wile . . . tok wile, wie viel ... so viel, quantum
. . . tantum, mufs den genitiv regieren, der denn auch in
der merkwürdigen nasalirten form kopki| (statt kopku) nach-
folgt, welche lebhaft an das Iat.-griech. um, fvv erinnert
(altsl. kaplja, wend. kap-ka „tropfen^). Wile entspriobt
dem altslawischen welije „ein grofses (multum)% wend.
wjele. — Büzac: regel 13. — Caroi lese ich kar6wi, als
genitiv von kar6i (regd 86). — eapoistas (regel 20), prae»
polabische sprachproben. 203
teritum von eopoistat, d. i. u-pu8tati (u ss eu und oi, re-
ge! 5), wend. wu-pu$<5ed, dimittere. — Moroika, deminuti-
Tum von Moroia (regel 1) oder (wie es in der zweiten
sprachprobe heifst) Maroia, d. i. Maria (regel 4). — slazc
ist der gen. plur., sliizä. — Tjirooleis: interessante dissi-
milation.
2.
Jfidi statt ide oder mit weichem anhauch jide (re-
gel 2) „er geht^. Das t der dritten person fehlt auch dem
polabischen. — wakärst = okrustü, um, neoL — cjer-
kweic (accent auf ei) abgestumpft aus cjerkwcici (regel 1 6),
genitiv von dem deminutivum cjerkweicja. — sa ss sü
mit — tareime, d. i tarimi (regel 4 und 16). — soikas
Ktserfehler statt soikat, suchen. — BQzi d.i. Bo2ij. —
ojemgalo statt njemogala oder njemgala wohl nach re-
gel 1, von mog-1) „ich kann*. — jig ss jego (regel 2). —
nitjidje, niküde (regel 13). — nöjt : na-iti, najti, wend.
nanö. — Seidec verlesen statt Seidei, d.i. zeidai, plur.
▼00 zeid d.i. £id (regel 4), Jude. — lüm^ praesens statt
praeteritam, wie das folgende tjechi| zeigt, das aus chu-
tjechii oder chtjechq (wend. chcychu) verstQmmelt ist. —
c6rne (^ regel 12), schwarz. — wirdjat (accent auf ul-
tima, wie man der gestalt der vorliegenden aufzeichnnng
entnehnaen kann: vgl. regel 20) statt wirdj&ti oder vielmehr
wirgati (regel 14), wendisch wjergaö, reiften, zerren, altsl.
WTiig*Qi|ti, werfen. -^ taj bedeutet aber (es kommt auch
bei Eckart im vaterunser vor). — my ss moj (regel 2). —
nibas (vgl. oben eupoistae), von ne (nicht) und buiti (sein):
ne bfiaje, wend. njeb&Se. — wein-ne, von weina (wina,
regel 4), schuld. — Wisj^ lid§. Aus dem deutschen aC-
cnsativ „leiden* hat sich der Polabe einen femininalen accu-
sativ (wie von lida) zurecht gemacht; dabei ist wisi (wTsi,
all) natflrlicb in dasselbe geschlecht eingetreten: wisj^. —
prilidjot: pri (statt pre, durch, er-) ist slawisch, lidjot
deatech „er leidet*. — por ist nicht deutsch (vor, f&r),
soadem slawisch (regel 11), böhm. pro, lat. pro, fflr. —
2114 ' Lorenz
DÖ^e, ua8u. — grjeeneitje (accent auf ei) vom sing.
gije8neik(e), gresiniku; die endiing ist i itlr üi: grjesDeik-i
oder vielmehr grjesneikji, woraus (nach regel 14 und 2)
ganz natürlich grjesneitji und zuletzt gijesneitje geworden
ist. — Das wort „arme^ steht im polabischen texte nicht.
Der aut'zeichner mag es in der von ihm getrennt geschrie-
benen silbe grees gesucht haben.
Dresden. C. T. Pfuhl.
Die etruskischen Zahlwörter.
In meinen frQhern beitragen zur kenntnifs der etru^
kischen spräche hatte ich ein in betreff der Zahlwörter
höchst wichtiges monument Qbersehen, was mehr als jedes
andere feststehende aufschitisse gibt und zu weiterer for-
schung den weg bahnt. Im Bulletino della societ^ archool.
1848 8. 4D wurde die entdeckung zweier wQrfel mit etrus-
kischen Zahlwörtern folgendermafsen angekündigt: ^11 dott.
Braun communico una lettera dal sign. Campanari che con-
tiene la iscrizione di due dadi d'avorio, od esso che sia,
con leggende etrusche, in cui esso archeologo ricouobbe
con buon diritto Tindicazione vocale dei primi sei numeri,
che sono: 1 mach, 2 thu, 3 xal (oder zal) 4 huth,
5 ci, 6 sa. Die würfel waren mit anderen verglicbeo
worden, die mit ^zahlen versehen waren^ und so ergab sich
hier die reihenfolge, so dafs z. b. wo dort 1 stand, hier
mach gelesen wurde, wo dort 2, hier thu u s.w. Man
besafs also mit gewifsheit die etruskischen Wörter fiir die
sechs ersten zahlen.
Einige dieser Zahlwörter kommen aber auch in ande-
ren Inschriften vor, die hiedurch sicher zu deuten sind.
Meine inschrift no. 80 hat avils.machs . semcnalchls
.lupu. No. 72 avils . (m) achs . me.Ichlsc (1. mu-
valchlsc). Das wort wird also declinirt, und machs
ist der von avils abhängige genitiv. Man hat es mit dem
die etruäkiachen zahlwdrter. 205
grieeb./4m vergleichen wollen, was mir aber noch bedenk-
lieb scheint. Thu ist 2, darf also mit der form thunesi
zttsaminenges teilt werden, in no. 134: avils.thunesi .
mnvlohls . lupu, die gleichfalls ein genitiv sein mufs.
Das dritte zahl wort heifst xal, oder wie einige lesen
wollen zai. Dieses hat man mit dem hebräischen vergli-
chen nnd daraus den semitischen Ursprung der etrnskischen
spräche gefolgert. Es zeigt aber blos, dafs die alten spra«
eben noch andere jetzt verlorene Zahlwörter kannten, wie
ja auch das persische noch seh f&r 3 kennt. Au&erdem
besafs aber das etruskische zugleich das wort thri, wie
tm der form ihr ms in no. 79 zu ersehen ist.
Die zahl 4 wird durch huth vertreten. Es findet sich
^abracheinlich in der perusinischen inschrift wieder hut.
otpen Die buchstaben t und th wechseln bekanntlich
ittfig in dieser spräche.
Ci heilst 5. Der genitiv eis findet sich no. 70: avils
• cis.cealchs, und 137 avils . eis. muvalchl(s). Viel-
leicht liefse sich die form eis um in no. 72 ebenfalls zu
diesem thema zurQckftthren , was aber sehr ungewifs ist.
Endlich flir 6 ist das etruskische wort sa, was mir bis
jetzt noch in keiner inschrift begegnete.
Die namen der drei übrigen zahlen 7, 8, 9 sind bis
jetzt noch nicht bekannt geworden ; wir trefien aber in den
uuchriften noch einige andere Zahlwörter an, die eine nä-
here betrachtung verdienen, \ind irre ich nicht auch auf
diese drei zahlen einiges licht werfen.
Man findet n&mlicb wiederholt zwei Zahlwörter neben
«naiider, wie aus den oben angeführten stellen deutlich
ist Das erste ist immer die einzahl mach, thu, hut,
ci, folglich muis das zweite wort die zehner- anzeigen
cealch, muvalch, semcoalch, stets mit der endung
tich. Cealch ist unzweifelhaft entsprungen ans ci, be-
deutet also 50. Semrpalch stimmt zu keinen der oben
Wührten Zahlwörter und scheint 70 zu bedeuten. Es steht
iK>. 126 in der form aemwB und ohne begleitung eines
äderen zabiworts, avils . semcos . lupuce. Wenn dies
«206 Schleicher
keine abkOrzung ist, so ist es die zahl 7 im genitiv.
MuTalch ist bis jetzt noch nicht sicher zu deuten, 80
oder 90 wird es aber schwerlich sein, da es in den weni-
gen inschriften dreimal angetroffen wird. Hier sind wir
also genöthigt neue entdeokangen abzuwarten«
In der pemsinischen insobrift findet sich einmal hnt
naper und zweimal hen naper. Wenn hut, wie ich
glaube annehmen zu können, die zahl 4 ist, so könnte man
geneigt sein in hen die zahl 9, ipvia zu muthmaisen.
Man hflte sich aber zu viel darauf zu bauen« Bndlich
haben wir noch mit einer andern form zu thun« Die In-
schrift no. 79 lautet: Larth . ohurohles . arnthal.
ohurchles • thanchvilusv . craoial . clan . avils .
ciemv • thrms • lupu. Die endung m scheint wohl ad-
jectivisch und erinnert an das lateinische mus in septi-
mus, decimus. Sind hier nun zwei kinder erw&hnt, n.
Larthal Curcilius und Amthai Curcilius, so könnte das
^ne im fünften, das zweite im dritten jähre seines alters
gestorben sein; es scheint mir aber richtiger nur eine per-
son anzunehmen und in dem fall kann thrms nicht an«
ders als eine vielleicht abgekürzte ordinalform sein flIrSO,
also im 3d. jähre seines alters.
Dr. Lorenz.
Eine fabel in indogermanischer Ursprache.
Theils um darzuthun, dafs, wenn anch mit mühe, zu-
sammenhangende s&tze in indogermanischer urspradie ge-
bildet werden können, theils animi causa, machte ich den
versuch in dieser erschlossenen spräche einige seilen zn
schreiben. Mit öbersetzungen glückte es mir nicht, so
mnfste ich denn wohl oder übel zu eigenem machwerke
mich entschliefsen. Der geringe vorrath an halbweges si*
eher zu ersohliefsenden werten, vor allem aber der faat
gänzliche mangel an partikeln, erschwert die biidung von
sfttzen in indogermanischer nrsprache sehr. In der folgen-
eine fabel in indogermanischer Ursprache. 207
den kleinen fabel habe ich mich, wie der loser leicht er-
kennt, drücken and schmiegen müssen, um die worte f&r
das zu finden, was ich sagen wollte.
Avis akvasas ka*).
Avis, jalsmin Tarnä na a**) ast, dadarka ak-
vams, tarn, vägham garum vaghantam, tarn, bhä*
ram magham ***), tarn, manum****) äku bharantam.
Avis akvabhjams fi Tavakat: kard aghnutai *****)
mai vidanti manum akvams agantam.
AkvSsas ä yavakant: krudbi avai, kard agh-
DQtai Tividvant- svas: manus patis yarnfim avi*
säma karnauti svabhjam gharmam vastram avi-
^Itjams ka varnft na asti.
Tat kokravants ayis agram ft bhugat.
Die folgende Qbersetsnng ist natfirlich f&r jeden, der
im iQdogermanischen einigermafsen zu hause ist, über-
Die im texte nicht vorhandenen worte sind in eckige,
evilirende Umschreibungen in runde klammem einge-
Khloasen.
[Das] schaf und [die] rosse.
[Ein] schaf, [auf] welchem wolle nicht war (ein ge^
ichoreoes schaf) sah rosse, das [einen] schweren wagen
fiihrend, das [eine] grofse last, das [einen] menschen schnell
tragend. [Das] schaf sprach [zu den] rossen: [Das] hens
wird beengt [in] mir (es thut mir herzlich leid), sehend
[den] menschen [die] rosse treibend.
[Die] rosse sprachen : Höre schaf, [das] herz wird be»
engt [in den] gesehen-habenden (es thut uns herzlich leid.
^) Di« nbcrsiatUninBimg von gotitch, aliinditch, griechisch und Utei-
Buch steüt die nreprttiigliehkeit dieser pvtikel sicher.
**) Comp. 2te aufl. §. 992 anm.
***) CMqi. §. 215.
****) oder ist im got. stamme man- die älteste form erhalten?
*****) nach dem griechischen, das hier wahrscheinlich die älteste form
^ pnsfnmlaiimsi erkalten hat.
208 Schleicher
da wir wissen): [der] mensch, [der] herr nnacfat [die] wolle
[der] schafe [zu einem] warmen kleide [ftlr] sich und [den]
Schafen ist nicht wolle (die schafe aber haben keine wolle
mehr, sie werden geschoren; es geht ihnen noch schlech-
ter als den rossen).
Dies gehört-habend bog (entwich) [das] schaf [aaf das]
feld (es machte sich aus dem staube).
Jena. Aug. Schleicher.
Noch einige sprachliche curiosa. Nachtrag zu
beitr. ü, 391 flg.
1. Einen gegensatz ssn dem lat. i bildet das siebzehn-
silbige Cherokeewort: winitotigeginaliskolfitanone-
litisesti sie werden zu jener zeit ziemlich aufgehört ha*
ben dich und mich aus der ferne zu begfinstigen (Worce*
ster in Archaeologia Americana, Cambridge 1836, II, 8. 249
und daher bei y. d. Gabelentz, Höfers zeitschr. III, s. 260).
2. Zu den lautlich ungleich gewordenen ursprflDglich
identischen werten flkge bei: slaw. 8*6 vö = deutsch an
(vü nach den lautgesetzen flkr *ü und diefs f&r ^; Comp.
§. 84, 2).
3. Neben zdm beziehungselementen ist die würze!
durch einen einzigen laut vertreten im russischen cyn^ecm-
BHraejibTioe suäcestvitelinoje (nämlich hma imja no-
men) substantivuni.
Die grundform dieses wertes ist s-ant-ja-stva-ja*
-tal-ja*na-t-ja-t; s ist rest der wurzel as sein; -^ant-
Sttffix des partic. praes. activi, hier weiter gebildet durch
•ja-; -stva- ist abstracta bildendens sufSx {cyn\ecmmo
suScestvö wesen); -ja- ist hier das abgeleitete verba
bildende sofBx (comp. §. 209, 3), obschon das verbum nicht
gebräuchlich ist, Ton welchem hier mit dem weiter gebil-
deten sufRxe -tar-ja- ein ebenfalls nicht vorkommendes
nomen agentis (comp. §. 225) ?orliegt, von welchem mit-
ein rest des imperfecta in der niBsischen Umgangssprache. 209
tds saffix -na- ein adjectivam abgeleitet ist. Dieses ad-
jectivnm steht im neutram -t-; es hat die bestimmte form
und ist ihm das pronomen -ja-, nom. acc. sg. neutr. -ja-t
angetreten (comp. §. 264).
In ru88. no^B, pi. H04Hnie podi, podite, spr. pad'i,
pad'i't'e (' an consonanten bezeichnet die innige verbin-
duDg derselben mit j, die erweichang) komm, kommt
ist aber von der wurzel i (geben) gar nichts mehr vorhan-
den, nur die praeposition po- und die sufBxa sind geblie-
ben; gmndfbrm der verbalform ist (i)-dh-jft-8, plar.
(i)-dh-jä-ta8 (2. sg. plur. imperat., urspr. optativi; vergl.
onnp. §. 290 and §. 293, altbulg., anmerk. am schlnsse).
Jena. Aag. Schleicher.
Em rest des imperfects in der russischen Um-
gangssprache.
Im rassischen 6hiui» biäü, das namentlich in der ver-
hfodoDg KaKTt öum'b häufig ist, die man braucht, wenn
man sich auf etwas besinnt (wie war es doch?), aber auch
in anderen Wendungen (vgl. Dahls Wörterbuch s. v. tinrnnb)
vorkommt, nunmehr aber als partikel empfunden wird, er-
kenne ich die 3. sg. imperfecti, altbulg. B«auie bäade, Btnie
heie (er war). Der ausla\it e ist geschwunden; i fOr &
findet sich nicht nur im kleinrussischen sondern auch in
maaischen mundarten sehr häufig, in cn^'femb sidäti spr.
sid'^t' (S weiches e, e ferm^) = altbulg. ctA^^» s£d£ti
(nizen) ist es ebenfalls in die Schriftsprache eingedrungen.
In Verbindungen wie bjih 6nm'h so PsfceB-fe ili biäu vo
Rievi (Dahl) oder war es in R. liegt die verbale natnr
dieses wortes noch deutlich vor.
Jena. Aug. Schleicher.
Beifericse s. rgi. apnchf. V. 2. 14
210 Aacoli
Eränica.
1. Zoroaster.
Die ursprQDgliche gestalt dieses namens war, meiner
meinung nacb^ zarat-Y&9tra, waraus zarath-vftptra,
zarath-ustra. Es ist wohl nicht zu gewagt bei einem
60 stark gebrauchten eigennamen einen phonetischen Vor-
gang, nämlich th-v (thw) aus t+v, anzunehmen, der sich
gewöhnlich in der zendorthoepie blofs bei einheitlicher
wortform ereignet. Viel gewagter war es, wie es bei frü-
heren versuchen geschah, th aus t vor u in unserem com-
positum entstehen zu lassen. Durch den besonders häufi-
gen gebrauch des wertes ist weiter auch die zusammen-
ziehung u e= vä (vergl. altbaktr. i = j&, Justi 360a) be-
dingt, die lautgerecht die Wandlung des darauf folgenden
9 in s mit sich f&hrt; vergl. z. b. altbaktr. usti, wille, c==
*va9-ti, das uns, bis auf die Iftnge des vocals, die ge-
naue lautparallele zu zarathustra aus zarathvfi^tra
liefert.
Nun ist einerseits durch jene sehr oft eintretende
verflflchtigung der alteränischen aspirata, wofbr ich in ei-
nem aufsatze (studj iräni I, Mailand 1866) zahlreiche be-
lege zusammengestellt habe, aus zarathvä^tra in irgend
einem alteränischen dialekte die form zarahvä^tra zu
erwarten (vgl. z. b. *äghra-, anhra-, ahra- im namen
Ahrimans; verethraghna, huzv. varahrahn, n. s. w.
u. s. w.). Dazu stimmt ganz genau die uns von den Grie-
chen überlieferte form ZiaQodöXQog, ZeoQodavQrjg'y die folg-
lich, wenn wir nicht irren, weit entfernt eine kühne ety-
mologiesimng (^wgog, aatijg) des geheiligten namens sn
sein, auf eine lautform ganz getreu zurückgeht, die das
altbaktr. zarathustra an alterthümlichkeit übertrifft. Die
nachchristlichen Orthographien ZdgaSog, ZagdSrig^ Zoga^
8fig u. s. w. stützen sich hingegen augenscheinlich auf pfirsi
zarathust, neupers. zardudt.
Andererseits aber ftllt zarat+vä^tra mit i^at-f-
vä^tra, d. i. mit dem namen des ältesten sohnes dee Zo^
ärinica. 211
roaster, merkmrOrdig zusammeD. I^atva^tra, nach Justi
»weide wünschend^, ist wohl genauer als „die bebaaung
des feldes erstrebend^ (vergl. Justi selbst unter yä^tra und
T^tija) za fassen, wodurch dieser eigenname, und Zu-
gloch zarat-v&9tra, eine besondere kulturgeschichtliche
bedeatung ge^nnen dürfte, lieber zarat, woför sich zu
Tidee aufdrängt, ist es einstweilen schwierig etwas ganz
eDUchiedenes auszusprechen. Wie aber, wenn unser mit
i^at in i^at-vä^tra parallel laufendes participium (we-
gen der art solcher composita vgl. z. b, Benfey vollst, gr.
§. 6d3 1.) eine davon kaum verschiedene bedeutung tragen
Mute? Aus zar = skr. har kennt nämlich Justi blofs
folgende altbaktr. ableitungen: zara, bund, zaranh, er-
gebeDheit (zarazdä = zaranh+dä, ergeben); dazu ist
tonet skr. harj y^lieben, wohl eigentl. har nach der vier-
ten, welches zu einer neuen wurzelform geworden ist:
nehmen^ (Benfey sämav. gloss.) herbeizuziehen ; auch habe
ich anderswo schon bemerkt, dafs sich, in betreff der be-
deutong, skr. harj, lieben, zu har, nehmen, verhält^ wie
Inbh lubbjati, cupere, zu labh, adipisci, und wie sprha,
desiderium, sprhajati, appetit, zu spr^ati, tangit« —
Also der vater wie der söhn ^der bebauung des feldes
gewogen, zugethan^.
£in verschiedenes altbaktr. zar, das Justi mit skr.
har nach der neunten (hr-nl-) zusammenstellt, ladet mich
weiter zu einer grammatikalischen bemerkung ein, die hier
platz finden mag. Justi flQhrt nämlich die potentialform
zaranadmä unter den beispielen von eingeschobenem a
auf: es stünde folglich f&r organischeres zar-na^ma
sarenaSma, zerena^ma), d.i., wenn wir der sanskrit-
grammaiik gehör schenken, eine in die analogie der er-
sten conjugation übergegangene form der neunten classe.
Sollten wir aber nicht vielmehr in zar-ana6-ma eine
kostbare spur des alterthümlichen -ana- (woraus na u. s. w.
^ ich anderswo zu beweisen versucht habe) erblicken,
<iis bekanntlich aus Griechenland und Westiranien reich-
/fcb zuflieist (Sag^-avo-; armen, harc-an^-m, ich frage,
14*
212 Ascoli, Crimen.
u. 8. w. u. 8. w.)? Eine andere zendische spur ist mir da«
fbr altbaktr. 9pan (^panvanti) fördern, wachsen, dasJusti
gewifs richtig als Fortbildung von ^u, ebenso wie 9p i,
wachsen, schwellen, fafst, also mit verwachsenem an (a);
▼gl. xvaivoi neben xvof. Sanskritische spuren sind bekannt-
lich -äna in der 2. pers. imp. sing, und id-ana*t. Folg-
lich zar-anad-ma auf einer und derselben linie mit lafiß-
2. Armen, hariur, hundert.
Man hat, wie es mir scheint, die hoffiiung einer ety-
mologischen erkenntnifs dieses Zahlwortes zu leicht aufge-
geben (vergl. F. Müller sitzungsber. d. wien. akad. XXXV,
199). Bekanntlich geht sehr oft anlautendes armen, h auf
altes p zurQck; auch liegt im armen, -thiun = altbaktr.
-thwan(a), skr. tvan(a) [griech. awij]^ um uns auf die-
sen fall zu beschränken, ein allgemein bekanntes beispiel
von armen, iu zwischen consonanten an der stelle von al-
tem va vor. Dadurch gelangen wir von armen, hariur
zu einem altwesteränischen parvar, volle, ftüle, Vielheit;
vgl. altbaktr. und altpers. paru, griech. nokkS^ (nol-^og)
U.8.W., viel, WZ. par, und altbaktr. primftre nomina auf
-vare. Es ist also hariur eine an skr. sahas-ra u. s. w.
(stark, kräftig), und ähnliche sich anreihende benennung
einer grofsen zahl.
Unser wort wird im armenischen als ein vooalisches
thema behandelt (hariuro-h, hariuro-v); es vermag
dies aber unserer etymologie um so weniger eintrag zu
thun, als sich bei biur (biuro-h, biuro-v), zehntau*
send, = altbaktr. baövare der nämliche Übergang genaa
wiederholt; auch wird dagegen, bei dem gewiis sehr frü-
hen erlöschen des etymologischen bewnfstseins des uralten
Wortes, nicht eingewendet werden können, dafs ws. par,
füllen, anderwärts im armenischen in verschiedener, und
zwar entarteter gestalt, d. i. mit verflüchtung des h und 1
statt r, erscheine.
Stokes, anzeigen. 213
Ganz genau wie altbaktr. thanvare (^nävare) zu
4r. dhanvan dbanus, bogen , verhält sich femer das
>0D üDB erschlossene altwesteränische parvar zu skr. par-
van parus, als dessen gmndbedeutnng knoten am
rohre, d. i. knollen als dickgewachsenes, fliUe, voUes,
g3t Dadurch erhält *parvar = hariur, sowohl der
form als der bedentung nach, eine, wie mir scheint, sehr
bemerkenswerthe bestätigung.
Mailand, augnst 1866. G. J. Ascoli.
U grand Mystäre de Jdsos, Passion et Rtfanrrection , Drame Breton du
Boyen age, avec une etade sor le th^atre chez les nationa celtiques.
Par le Yicomte Hersart de la Villemarqu^. Paris 1866. pp. CXXXV
ond 268.
Jeder dialect, so unbedeutend er sein mag, kann, wenn
nicht auf die entstehung, so wenigstens auf die ausbildung
und den phonetischen verfall der verwandten und benach-
barten sprachen einiges licht werfen. Das bretonische aber
namentlich ist in dreifacher hinsieht wichtig, erstens weil es
in ziemlicher ausdehnung den Wortschatz und vielleicht die
sjntax des französischen beeinflufst hat, dann weil es
gnunmatische formen, die wie das futurum auf i in den an-
dern keltischen sprachen gänzlich oder beinahe verloren
sind, bewahrt hat, und drittens wegen seiner reichen und
interessanten balladen- und dramenliteratur. Der hauptsäch-
lichste bearbeiter dieser interessanten spräche ist der ge-
lehrte, den Zeufs bezeichnete als „vir de literis armoricis
in primis meritus, cujus nomen clarissimum est Th. Hersart
de la Villemarque^ *), dessen 1839 herausgegsbene Barzaz
Breiz — lieder des bretonischen volks — nicht nur eine
bewundernswerthe Sammlung frischer, röhrender und sinni-
ger Volkslieder sind, sondern auch ein wichtiger beitrag zum
*) Zeafa Gramm. Celtic. p. 969.
214 Stokes
4
materialc der celtischen philologie. Aufgemuntert durch
den erfolg dieses schönen buches hat herr de Villemar-
que nicht aufgehört die dichtung und die sprachen der
Gelten ssu studieren. Aufser kürzeren arbeiten (unter de-
nen ich die Über die glocke von Stival, mit ihrer alt-
bretonischen inschrifb Pirturfic isti süfsstimmig bist du
erw&hnen will) hat er Legonidec's breton.-französ. und
franzö9.-bretoniscbe8 Wörterbuch herausgegeben, einen werth-
vollen bericht Über die wichtigsten welschen manuscripte
veröffentlicht 9 in seinen Bardes Bretons die schwie-
rigen verse bearbeitet, welche den alt welschen Bar-
den des 6. jahrh. zugeschrieben werden und anerkennens-
werthe versuche zu ihrer erklärung gemacht. In seinen
Romans de la Table Ronde (gegründet auf der Lady
Charlotte Guest Mabinogion) und im Myrdhinn hat
er das, was er die Inspiration romanesque der Gel-
ten neunt, zu würdigen unternommen. In seiner Lögende
Geltique hat er ihre religiöse epopöe skizzirt. Jetzt be-
handelt er ihre dramatische literatur und druckt ihren wich-
tigsten Überrest wieder ab nach der ältesten vorhandenen
ausgäbe von 1530, von der eine copie, ein band in 24%
bezeichnet Y no. 6, 183, sich in der kaiserlichen bibliotbek
vorfindet. Dazu fügt er einige bisher unveröffentlichte
Volkslieder über Christi passion, welche, um seinen eignen
hübschen ausdruck zu gebrauchen „sentent moins Pencens
que 1h fleur de rajonc ou de Taubepine^. Ich hoffe von
ganzem herzen, dafs seine energie und begeisterung ihn
veranlassen wird, nicht nur Tremenvan an ytron Ma-
ria ha he pemzec levenez („Tröpas de Madame Marie
et ses quinze joies^) und Buhez mab den ()»Vie de
l'bomme^), welche in demselben bände enthalten sind, her-
auszugeben, sondern auch das Livre d^heures, latein und
bretonisch, gedruckt 1524, von dem eine einzige oopie
jetzt, wie ich glaube, in der bibliotbek eines bretonischen
edelmanns sich vorfindet.
Diese Zeitschrift ist nicht der ort einen abrifs zu ge-
ben von dem hübschen versuch über das celtische theater.
anzeigen. 215
welchen herr de la V. dem jetzt veröfTentlichten mittel-
bretonischen stück vorausgeschickt hat, denn ich schreibe
hier als philolog und nicht als literarischer kritiker;
aber doch mula ich mit besonderem vergnügen bemerken,
dafs er in dieser arbeit herm Edward Norris gerechtig-
keit erweist, dessen Ancient Cornish Drama der wich-
tigste beitrag, der seit Zeui's' tode zur celtischen lingui-
8tik geliefert worden ist. Anderseits mufs ich das still-
schweigen des herrn de la V. hinsichtlich der von Souve-
stre in seinen Derniers Bretons analysierten weltlichen
bretonischen stücke und der andern, wie ich glaube, noch
im manuscript vorhandenen religiösen bretonischen dramen
bedauern. Herr de la V. unterläfst auch jede bczugnahme
auf das merkwürdige cornische stück, Gwreans an Bys
(«Creation of the world^), welches (freilich sehr incorrect)
sowohl früher als 1827 gedruckt wurde. Ich mufs auch
einspruch erheben gegen seinen versuch (p. LXI) die Ma-
ximilla eines der cornischen dramen, die durch einen bi-
Bchof zum tode verurtheilt wird, mit der Jungfrau von
Orleans zu identificieren. Die halb cornischen, halb eng-
lischen Worte: Thow harlot, for goddys bloud! ro
thym cu syl avel den^ (gib mir rath wie ein mann),
i^uf die herr de la V. seine theorie gründet, sind — wie
aus dem zusammenhange bei Norris I, 202 zu ersehen,
nicht an ein weib, sondern an einen mann, des bischofs
krummst ab träger, gerichtet. Das engl, harlot (i. e. lot-
terbabc), obgleich jetzt „metze'' bedeutend, ist hier wie
stets ion mittelenglischen auf einen mann angewendet (s.
Chaocer^s The Sompnoure's Tale; Diez et wtb. 32). So
wurden auch bawd, concubine, courtesan, hag,
hoyden, shrew etc. früher auf beide geschlechter ange-
wendet. Und zuletzt was Zeufs, unsern verstorbenen mei-
ster, anbetrifil, so mufs ich erklären, dafs herrn de la
V/8 behauptung beziehentlich der altwelschen glosse zu
theatra in einer note zu p. XVI völlig irrig ist. Das
Oxforder manuscript list, wie Zeufs sagt, guaroimaou.
Ich prüfte es sorgfältig, ehe ich England verliefs.
216 Stokef
Was den text des nun publicierten mysteriums anl
80 stimme ich mit herm de la Y. darin fiberein, dafs die
spräche bemerkenswerthe übereinstimmangen mit der des
Bnhez Santez Nonn zeigt, der fandgrube aus welcher
Zeuis fast ansschlieislich das material zum bretonischen
theil seiner Gramm. Celtioa schöpfte. Aber ich möchte
nicht so weit gehen, „l'un et l'autre ä un mßme antear^
zuzusprechen. Abgesehen von der künstlerischen flberle-
genheit des mysteriums über das Buhez finde ich solche
unterschiede, nicht nur in der rechtschreibung sondern auch
in den Wörtern, dais ich sie verschiedenen, doch mög-
licherweise gleichzeitigen Verfassern zuschreibe. Der verf«
des Buhez z. b. schreibt die dem gall. ver, w. guor, ir.
for entsprechende praeposition stets voar, wfthrend der
des mysteriums stets oar hat. Das Buhez (fortan durch
B. bezeichnet) hat sc, wo das mysterium (fortan durch
M. bezeichnet) cz oder s hat. Für den unbestimmten ar-
tikel hat B. öfter ung, M. stets un. B. hat ao, wo M.
au hat (taol B. 10 =s taul M. lila). B. hat aou, wo
M. ou hat (laouenbat B. 44 = louenhat M. 9b. B. 10
hat argant, während M. lob archant Silber hat. B«
hat composita mit.guir gut gern, während M. die mit
drouc böse liebt. B. bildet seine refiexiva gern mit dop-
peltem em-em-, während M. im allgemeinen mit dem
einfachen em- sich begnügt. Diese liste von Verschieden-
heiten könnte leicht verlängert werden. Bezüglich der zeit
ihrer composition meint herr de V., dafs beide, B. und M.,
spätestens dem 14ten sec. angehören und dafs letzteres
grammatische formen enthält, die ihm sogar ein höheres
alter zuweisen. Er f&hrt diese formen auf Seite CXIII
auf, und darunter sind acht, die er partic. pass. auf at
nennt. Wenn wir aber den Zusammenhang betrachten, so
finden wir, dafs mit ausnähme von zweien (santiffiat
M. 76b und cruciffiat M. 178a) — von denen das eine
ein fehler ist, das andere des reims wegen steht — die
übrigen sechs (a cruciffiat M. 173b, 2i8a) ez stlegat
M. 76a, ne guelat M. 93a, ez cannat M. 105a, ez
anzeigen. 217
barnatM. 106iH ez lacatM. 122b, a fnrmat M. 127a)
sSmmtlich reguläre beispiele der 3ten 8g. praet. pass* siod,
B. Zeois G. C. 525 and wegen der erklämng des bretoni-
schen pari. pass. Ebel, Beitr. III, 269). Herr de la V-
könnte sich gewifs mit einem so respcctabeln alterthum wie
dem 14ten aec. begnügen, einem datum, das mir in bin-
blick anf die vielen französischen lehnwörter und die ver"
gleichongsweise moderne form derselben fast noch et-
was zu hoch gegriffen scheinen könnte. Man sehe z. b.
crachyt M. 82a = crachez. Dies kann kaum sehr
früh entlehnt sein, denn die altfir. form von er acher ist
racher, altnord. hrsekia, so dafs, wenn M. wirklich vor
dem 14ten sec. geschrieben wäre, wir rachyt erwarten
mflisten.
Interessant sind einige dieser lehnwörter, z. b. :
abaff M. 183a verwundert, bestürzt, altfr. balf *).
anoaz M. 134a ennui, in odio: anoazet M. 61a
ennuyä.
azeul M. 174a adore (3. sing, praes.), w. addoli
adorare, altir. adrad.
benin M. 54b, bilen M. 74a, bisaig M. 33a von
venin, vilain, visage. So beronic B. 120 von
veronique.
bloQch M. 75a franz. bloc (en bloc), ahd. bloc,
bloch.
boutaf M. 13a frz. bouter,'mhd. bözen stofsen, engl.
to butt.
bouzellou M. 98b, pl. von bouzell-en, it. budello
(lat. böte II us), altfr. boel „boyan^.
quaez M. 14la = captus, w. caeth, corn. caid (gl.
servus), caites (gl. ancilla): ir. cacht.
castizaf M. 108a engl, to chastise, mfr. chätier.
cauteriou M. 12a plur. von cauter, miat. caldaria,
altw. calaur Juv. p. 48, corn. caltor.
^) Corn. bvhgh O. 122, vas NorrU zweifelnd mit „mistake* wieder-
K^h, kommt vom ft-anz. (<$)bahir.
218 Stokes
cedr M. 109a sceptre.
queguyn M. 202a coquiDa, w. cegin, coro, ke-
ghyn, ir. cucann.
coantis M. 12a von coant = altfr. cointe zierlich,
aomuthig.
quemyat M. 46a it. commiato, coro, cummyas,
kemeas.
coan M. 5b ^ cSna, com. coyn, w. cwynos.
contrel M. 197a, 84 b mit zwei bedeutungen con-
traire und d^mon (cf. Satan). So oeuw. cytbrawl
contrarius und mittelwelsch kythreul daemon
Z. 549.
couFiaf M. 22a convier, couvy M. 4a convive.
crizer M. 234b cruditas von criz sss crüdus.
esfreiz M. 151a altfr. esfroi, aber prov. esfreidar
in schrecken setzen Diez.
feur M. 118a altfr. feur gesetz, taxe (forum markt),
feuzr M. 74a got. födr scheide, frz. fourreau.
frim M. IIa frz. frimas, altn. hrim, engl.rime.
goaf M. 148a frz. gaffe, welches Diez mit obd. gai-
fen vergleicht. Bret. oa hier = ai wie in goa ss
yaicov etc.
chom M. 44a frz. chömer.
Jalm M. 195b Jacobus.
labezet M. 58b lapidatus oder frz. lapidö.
lausq M. 11 la laxus, "W. Uesg, ir. lese,
lenn M. 116b legendum, w. dar-llen, ir. I^genn.
lyam M. 174b ligamen, frz. lien.
mastinet M. 98a plur. von mastin frz. m&tin, engl.
mastiff.
meux M. 14a altfr. mes, jetzt mets, w. mes, engl.
mess.
moez M. 71 b und voez M. 231b voix.
munut M. 22b minutns, com. munys, menys, altw.
munutolou (gl. fornilia).
ortolan M. 186a hortulanus^ it. ortolano.
pechezres M. 87b peccatrix, p^cheresse, w. pe-
chadures, corn. peghadures.
anzeigen. 219
pirchyrin M. 206a peregrinus, w. pererin, franz.
p^lerin, engl, pilgrim.
popin M. I54b pampinus, frz. pampre.
poabr M. 108b frz. pourpre, w. porphor.
prenden M. 64 b franz. brandon, wie pisaar B. 154
franz. bizarre.
pancc M. 97b (pl. punczaii M. 13a), frz. paits.
rambre M. 225b reverie.
rustony M. 230a gabst, von rust altfr. rüste derb,
heftig.
squeul M. 157b seäla, w. ysgawl.
sclacc M. Ha glace mit praefig. s.
sicbou M. 20b sieges.
sordour M. 82a kommt wie sp. sortero von sortä-
rius (frz. sorcier von sortiarius).
sponnt, spont M. 223a, 10b it. spavento, franz.
epoayante.
tatin M. 202a frz. taquin.
taul M. 58b tabula, taulen M. 138b tablet, w.
taflen.
terzyen M. 129a tertiana, w. teirthon.
tisyc M. 143a (f&taixvi^ frz. etisie.
trahinet M. 119a frz. tra(h)in^, tratnö.
▼ elim M. 114b vilain. Dieses wort, wie patroum
von patronus und andere neubretonische Wörter,
gibt ein beispiel von dem übergange von n in m,
welcher im franz. venimeux (mittelbret. venimus
M« IIa), etamer und häufig im englischen*) vor-
kömmt.
Auch in dem Buhez Santez Nonn sind einige in-
*) Z. b. grogram von grosgrain, megrim von migraine riftixQavtat
tutuhroom von moufseron, uagloir. masharoon, plum prnn, prnnum,
loreme lorein, pilgrim p^lerin peregrinus, at random k randon, ve-
nom venin, roaijoram marjolaine, vellum velin; so im inlaut Latimer
▼OD Latiner, so wie Hr. Joyce bemerkt hat (Proceedings R. I. Academy
^i 235) in den angloir. corruptionen irischer Ortsnamen Kilmainham cell
Maignenn, Hojacomb ^ mag da chon, Slieve Eelim =s sliab Ei-
blinne. So ireläch Uatwm, saffrwm, offrwm.
220 Stokes
teressante lehn Wörter, auf die — denk ich — bis jetzt
noch nicht aufmerksam gemacht ist. So:
alusenou B. 26 pl. von alusenn eleemosyna, w.
elusen, ir. almsan.
aviel plur. avielon B. 52. B. 50 evangelium, corn.
awayl D. 924, aweyl R. 2464.
banel B. 156 frz. venelle g&fschen.
koarays B. 132 quadragesima, car^me (w. gra-
wys ir. corgais).
elanvet") B. 8. B. 102 61ev4.
fillor B. 106 filiolus, filleul.
forbany B. 6 altfr. forbanir (for =s foras).
foultr B. 92 fulgor, altfr. es-fouldre.
chaloniet B. 186 chanoines, canonici, altir. acc.
du. canoin.
iun B. 4 jeüne, jejunium.
jolis B 40 joli (woher das s des bret. wertes? müssen
wir etwa jolif lesen?),
podou B. 180 plur. von pdt, franz. pot*'), w. pot,
potyn.
aebezaff B. 4 stupidare.
tensor B. 96, lat. thensaurus (Plaut.); w. trysor
kommt von tresor lat. thesaurus.
urz B. 176 ordo, w. urdd.
So viel Ober die lehnwörter in M. und B., von denen
ich eine liste von nahe 1200 angefertigt habe. Ich will
nun einige der rein celtischen Wörter in diesen zwei dra-
men erwähnen, die mir lehrreich zu sein scheinen und bis-
her noch nicht besprochen sind.
*) falsch erklärt von Legonidec und von mir beitr. III, 164.
**) diese Wörter führen auf ein lat. *pötu8 oder *p6tam topf von der
WZ. PA, wie skr. pä-tra, pä-nam. Diez s. v. pot genügt nicht. Die
celt. potf poit, puite, welche er citiert, sind augenscheinlich lehnwSrter.
Ich weifs von keinen celtischen ableitungen derwz. PA, ausgenommen altir.
an, fl. f. ein trinkgcjfltrs = «tkr. pänam triokgeschirr B. R., mit dem ge-
wöhnlichen Verlust des anlautenden p^ und altir. ibiu, ibimm ^ bibo,
skr. pivämi pibami '*'pipämi, was wir auch in den britischen sprachen
finden: w. yfed (altw. ♦ibet — cf. iben im Jnvencus), com. evc, bret.
eva.
anzeigen. 221
Amiegues B. 90, jetzt ami^ges bebamme, yielleicbt
verwandt mit lat. amicio, i. e. 'amb-jacio, womit Pott
jäpajämi and Lottner idnro) zusammenstellt. Ist diese
Tergleicbang richtig, so könnte amieges deutscb mit um-
hQllerin wiedergegeben werden.
Azrec B. 16 reue, sorge (com. eddrek pl. edrege,
ir.aidrech, aitbrechas, aitbirge Z. 986, O'Don. Gr.
309. Ebel hat got. idreiga verglichen. Aber da RIK die
eeltiscbe wnrzel scheint, so fehlt die lautverschiebung.
Vielleicht haben die Goten idreiga wie kSlikn von den
Gelten entlehnt« Die altirische form aitherrech verftn*
derung (aitherrech forsna sunu Mil., dat. sg. dom-ai-
therriuch) welche Zeufs mit aithrige in Verbindung
setzt, scheint zu einer andern wurzel zu gehören, und ich
möchte dies subst. aithirrech (*ati+er-eri-co?) und das
adj. oitherroch ander mit dem lat. per-pera-m äXkwg
vergleichen.
bervet M. 12b p. p. von birvif bouillir M. i2a, w.
berwi, altir. berbad, i.e. bervad, jetzt bearbhadh,
lat ferveo. Die vergleiohungen von Curtius (G. E. I, 268)
und Meyer (zeitschr. VIII, 274) zu ferveo scheinen mir
Behr zweifelhaft. Die italocelt. formen führen auf indogerm.
BHARV.
bestl (vestl M. 143a ist augenscheinlich druckfeh-
1er) galle, com. bistel (gl. fei) bestyll P. 202,2, w.
bostl, got. beist ^1/^17 (Dief. got. wtb. I, 292). Kann
Utfel, fellis f&r 'fesl, ""festli stehen? Der verlust von
8t im inlaut ist nicht mehr überraschend als der im an-
hüte von (st)lis, (st)locus.
beure M. 214a der morgen, cf. w. bore, ir. b&-
raoh (arn-a-b&raoh Lib. Hymn. fo. 8b) und buarach .i.
matan moch Corm. Gloss. die etymologie ist dunkel,
blein M. 105a. 190a gipfel, jetzt lein oder nein,
w. blaen.
bleat M. 201b, jetzt bleüd blumenstaub, w. blawd,
altw. bloteit (gl. spumaticum), com. blot (gl. farina),
ir* bl4th biQthe. J. Grimm vergleicht franz. bl^, altfr.
222 Stokes
bied, it. biado, aber Diez I, 64 leitet diese Wörter sehr
geistreich von lat. ablata („miat. ablatum etc. fUr messis
kommt wirklich vor^) ab. Dies hätte coro, hit-aduer
(gl. messis) anf&hren können, wo adver = w. adfer ein-
gebracht bedentet.
bront M. 101 a, jetzt brond Stachel = com. bros
(gl. aculeus). w. brwyd ist eine breche, nenir. bröd
Stachel, altir. *bröt. Dies sind alles, wie ich glanbe, lehn-
Wörter, denn wie sollte sonst das t sowohl irisch, als britisch
hart sein? Cf. vielleicht span. brote, prov. brot, abd.
bros bei Diez 1,90.
qnehezl B. 30 (pl. qneheziou M. 162a, 162b, 189a,
queheslou M. 48b), jetzt k^el, k^al, kel nouvelle,
bruit, fable, conte. Ich erwfthne diese Wörter blos des-
halb, weil es gerade die form ist, die man f&r das galL
cosedlon der inschrift von Autun im bretonischen erwar-
ten kann.
qneynias M. 105b se lamenta: ci w. cwyno, com.
kyny, altir. cöinim deploro. Diefenbach vgl. got. qvai-
non; aber wo ist die laut Verschiebung? Vergl. vielmehr
ags. hvtnan, altn. hvtna stridere.
knech M. 13a. 40a. 133a etc. „haut^, meistens ver*
banden mit tnou thal (cf. den engl, aasdrack „by hill aod
dale^, franz. |,par monts et vaux*). Dies ist das ir. cnocc
(gl. gibber, gl. olcas) monticulas, w. cnwc (waram nicht
cnwch) beule, geschwulst, knorren. Zeufs praef. VII ver*
bindet mit cnocc das altcelt. cnno-, jig-Ttivta^ nnd w.
cwn, cwnwg, erchyniad. Die neuere form von kneoh
ist krdach.
dazlou li. 4b. 190a. 204a zähren, SaTt^va^ jetzt
da^lon, plur. von da^raonen oder daälaouen, altw.
dacr, jetzt dagr^ com. pl. dagrow, ir. d^r. Dazlou
mala entstanden sein aus *dachron, c durch r aspiriert*
Der Qbergang von r in 1 ist häufig im bretonisohen, der
von ch in z bereits von Zeufs (G. C. 182) erwtimt, der
dezrou incipere = dechreu, hoz euer = mittel w. a weh
tt. a. beibringt.
anzeigen. 223
diaoc M. 73a entwischen, w. di-anc, com. dy-anc,
de-anc, von di und der wz. ANK skr. aüK, welche Sieg-
fried (beitr. 11, 396) redupliciert fand in altir. t-dnac-sa
▼eni, rancatar (ro-&nac-atar) venerunt.
fri M. 78b (pL fryou M. 104b), jetzt fri nase, corn.
friic — leg. frtc — (gl. naris), fri dg, freyge CW.
134. 140. Das bret. fron oder fren nasenloch^ w. ffroen,
das corn. (rein (gl. nasus), w. trwyn, ir. srön — viel*
leicht auch lat. truo, truonis ein dicknasiger mensch —
alle acheinen verwandt und herzukommen von einer wz.
STSU, wie w. ffrwd, ir. sruth, skr. sröta, z. thra-
ota. S. Knhn zeitschr. XIV, 224.
galvet M. 55a. 189b gerufen, p. p. von gervel ru-
fen, skr. wz. gf. Die britischen sprachen haben wie das
griechische (äyyHXw = ava-yeX'Va) grnämi Benf., yr^QVü))
diese wurzel io zwei formen 6AL und OAR: w. galw,
coro, galow, w. gair, gawr. Irisch finden wir nur die
r-form: gair vox, gair geschrei, diucaire (= do +
od-f-gaire) id., do-ro-gar-t, dorincart (= do-ro-
•od-gar-t) er schrie. In den germanischen sprachen cf.
ags. ceallan und calla in hilde-calla praeco.
gobr M. 83 b praemium, w. gobr, altbret. und altw.
*goprasir. fo-chr-icc. Diese formen nebst w. go-brwy
belohnnng, ir. fo«cbr-icc, ir. crithid (gl.emax) f&hren anf
altcdt *vo-pri8, vopraio8(=skr. avakraja precium?)^
*voprioioD, *prititis. CL nQi-a^iAai ^ lat. pre-c-ium,
altir. creic lohn, lit. prekia ^Curt. G. E. 1, 239).
go^el B. 14 segel, wie ir. fial velamen vielleicht ent-
lehnt von lat. vßlum. Com. guil (gl. velum) goyl B.
2331.
goelaff M. 3a. 99a, w. gwylo, engl, wail (Dief.).
groaff B. 204, graf M. 6b facio, altw. guru, corn.
garaff P. 155, 1, ir. feraim facio: wz. VAR machen,
womit gall. ieurn faciebat, skr. vrata handlung, werk
▼erwandt sein mag.
gourtoet B. 22, gourtos M. 36b. B. 26, gortos
M. 38b, gourtoz M. 162b corn. gortos, got vardja,
224 Stokes
abd. warten, nhcl. warten. Da die lautverschiebung fehlt,
das t der celtischen formen nicht aspiriert ist und das .wort
welsch und arisch nicht vorkommt^ so vermuthe ich, dafs
es ein lehnwort
griziou M. 222a wurzeln, pl. von *grizi-enn, jetzt
grisien. w. gwreiddyn, corn. grueiten — leg. gruei-
dhen — (gl .radix), pl. gwrythyow O. 687, gwrethow
CW. 1828; vielleicht ir. fr^m flir *frÄd-m, lat. (v)r&-
dix, pi^a BMB ^Qiditty got. vaurts.
hentet M. 21b 2. pL imperat. von *hentiff, jetzt
henti, firz. hanter, engl, haunt. Diez et. wtb. 11,328
leitet das französische wort von altn. hcimta, einen verlo-
renen oder abwesenden gegenständ zurflckverlangen oder
aufiiehmen, ab. Wäre dies der fall, so w&re hentiff von
haut er entlehnt. Wahrscheinlich ist das umgekehrte der
fall. Ich stimme mit herrn de la V. in der meinung fiber*
ein, dafs hentiff celtisch ist und wie w. hyntiaw arbeit-
ten abgeleitet von hent = ir. set, got. sinths.
hoer M. 130a. hoar M. 9b (f&r choer, choar)
Schwester, com. huir (gl. soror) — von Z. flüschlich als
piur gegeben. Eine spätere comische form ist hoer, was
zweimal in CW. 96 begegnet. Andere celtische formen
sind w. chwaer, mittelw. plur. chwioryd Z. 303, jetzt
ohwiorydd, ir. siur, fiar, fiur und pinthair gen«
pethar; chw, s, f, p alle aus SV.
liorz M.64a garten, com. luworth in luworthgnith
— MS. luporchguit — 4g'. virgultum), lowarth P.
140, 1. 233, 1 = altir. lub-gort Lib. Armach. cf. lub-
gartöir (gl. olitor) Z. 45, 744 = bret. liorzer. Hier
ist lub SS ags. le&f, nhd. laub und gort ss xoprogj
hortus.
lo dies? (peoch deoch lo man M. 212b pax vobia
hodie. goa ny lo man pan viomp ganet M. 223a
(wehe uns an dem tage, da wir geboren sind!), ir. laa, 14,
Ebel beitr. II, 130 glaubt, dafs laa und laithe dieselben
Worte sind und vergleicht geistreich altsl. ISto, ahd. lenzo,
engl. lent. Aber ich kenne kein beispiel im bretonischen oder
a&seigen. 225
iriacken, inro t s wischen Tocalen aoagefallen (en, cen^h
berftr, airecar, dal f&r *ethn, *cenethl, *berthar,
^airecthar^ *^d&thl beweisen nur, daft irisch aspiriertes
t in berCkhrang mit gutturalis oder liquida zuweilen aus-
fiUt Deshalb 9 obwohl die vergleichong von laithe mit
UtO) lenzo wahrscheinlich richtig ist, möchte ich geneigt
Min, mich anderwftrts nach verwandten von laa und lo
naxoschauen und etwa skr. rfi^ leuchtend zu ver-
g^cben, da g nach vocalen öfters wegfiült.
luffet B. 94 blitz (w. Uuched, com« luhet (gl. ful-
gur), luhes R. 129, Inghas P. 207, 2) ist jetzt luo'h^-
den« Ich kenne kein anderes beispiel im bretonischen filr
den Abei|^g der gutturalaspirata in f , welcher im en^^ir
sehen so häufig ist und hin und wieder im neuirischen be-
gegnet, so in fuaidh f&r (do)ohuaidh ivit O'Don. Qr.48,
Brabh flir Brugh u. s. w.
matez M. 77b dienerin^ com. mahtheid (gl. virgo),
maghteth D. 1727, maghtyth D. 3027, maytethCW.
S31 : altin ro-macdacht (gl. superadulta virgo) Z. 1103.
mezur M. 235a nourriture: cf. com. maidor (gl.
caopo), w. maethwr, von maethu n&hren, *mactn wz.
ICAC.
noaz M. 82a nackt, w. und com. noeth, ir. nocht,
lat. nüdus aus *noidns, *nogvidu8 (wie fruor aus
*fhigTor), got. naqvaths.
poaz M. 134a. B. 174 w.poeth »s coctus, woher
w. coeth gereinigt, n^nrog^ lit. kep-tas, skr. pakva un-
legeLoi&isig für pakta.
reau B. 32, riou M. 77b, jetzt r^ö kalt = w. rhew,
cora. reu (gl. geln), reaw CW. 120, altir. röud (gl. gelu)
Z. 42, ireuth (gL in praina) Southampton Psalter (Li-
brary St. John^s, Cambridge) fo. 36a. Wenn das anlau-
tende p hier verloren gegangen ist, können wir die briti-
sehen formen mit got. fr ins kalt, die irischen mit ags.
frost, forst und alle mit lat. prutna f&r *prusina
(Froh de zeitschr. XIV, 433), skr. pruö brennen, ahd.
frinsan, engL freeze vergleichen. Unmöglich können wir
B«itif9i s. T^. tiMchf. V. s. 15
226 Stokes
mit Diefenbacb plyog yergleichen, wenn dieses und lat. f ri-
gU8 verwandt sind.
reaz M. Ha unglQck, woher das adj. renaendic
M. 164b malbeureax, ist Tielleicht com. wryth (leg. ryth?)
R. 850. Gf. skr. rnd weinen, lat. rudere, womit Lottner
(zeitschr. VII, 20) ahd. riozan, lit. raudoju vergleicht.
tom M. 44a. i09a heifs &» w. twym, com. toim
(gl. calidam). Die einzige irische verwandte ist timme
wärme, wovon der dat. sg. timmi vorkömmt Fiacc's hymn.
V. 32. Die h&rte des m und der diphthong ui, wy, oi in
den britischen formen ftkhren auf einen ausgefallenen con-
sonanten. Cf. vielleicht skr. tigma, wz. TIG'.
Nachdem ich so eine anzahl der vom vergleichend-
etymologischen Standpunkte aus interessanten Wörter er-
wähnt habe, will ich jetzt einige im Mysterium und den»
Buhez vorkommende grammatische formen — die der Zahl-
wörter und des verbums — besprechen. Dabei will ich
die gelegenheit benutzen in dem bretonischen theile der
Gramm. Celtica einige lücken auszuftlllen und einige irr-
thQmer zu verbessern. Zunächst hinsichtlich der Zahlwör-
ter. Mit ausnähme der cardinalia f&r 1, 2, 3 (msc), 10,
15, 30, 100, 1000 und der ordinalia fQr 1 und 2 gibt Zeuft
keine mittelbretonischen Zahlwörter. Hier folgen die, welche
ich gefunden habe.
Cardinalia. I un M. 4a unan M. 57 b. II m. dou,
daou M.26b. 5ib. 120af. diu M.52a. diou M.19b. 27a.
den B. 168. III m. try M. 78b. tri B. 66 f teyr M. 151a.
IV m. pevar M. 26a f. peder M. i45a. V pemp M.
146b. VI huech M. 146b. Vn seiz M. 13b. X dec
B. 158. decc B. 118. XII douzec M. 74b. XV pemdec
B.12. pemzec M. praef. III. XXIV pevar bloaz war-
nuguent praef. CVII. XXX tregont M. 15b. C cant
B. 86, 172. CCC try cant M. 15b. M mil M. 61a. End-
lich 100,000 ist ausgedrückt durch cant mil M. 89b.
128 a.
Ordinalia. I quentaf M. 88a. II eil, eylM. SOa.
7bb (skr. anja). III trede M. 34b. IV m. pevare M.
38b. f. pedervet M. 37b. M milvet M. 13b.
anzeigen. %^7
Im verbum iiidefa ist ee, wo die oben erwfthnten iQk-
kea und irrthOmer am ernstlicbsten sind. So gibt Zenfs
kdoe besspiele der dten plor. praes. aot., nocb der 2teQ sg.
and der 1., 2., 3ten plnr.praet.act. Er belegt die 2te
sg.fbt. nur mit vizi eris, die 2te sg. iiit. Ton iem unre-
gelmAikigen verbnui bont ss q/vaig^ *(pvtigj bhüti, das
secnndftre praeteritnm nur mit rosecb, der 2ten plmr. des
second. praet. von reiff geben, skr. rä. Vizit sit, esto
ist sein einziges boispiel der 3ten sing, imperativi nnd er
gibt keine Beispiele der 3ten pl. imperat. und kaum eins von
den secand. temporibus von bout. Das umfangreichere
durch herrn de la Y. jetzt verGflfeptlichte material setzt uns
m stand die meisten dieser iQcken auszufüllen. So:
praea. ind. act. 3te plur. fi- stamme: casont M. 139b
odemnt, cessont M. 29b desinunt. ia-sUhnme: leve-
ront M. 227a loquuntur, rencont M. 24a debenl In«
leveront und rencont deutet der umlant auf die ia-
coDJug., obgleich die endung der ä-conjug. angehört. In
einem falle indessen finden wir augenscheinlich die der ia-
coDJ. eigenthflmliche endung: Pa em sentent ez dalchent
ann beut beu M. 177 a wenn sie mir gehorchen, besitzen
sie den weg des lebens.
praet. aot. 2te sg. guerzsot M. 129b vendidisti.
Ite pl. gresomp M. 230a fecimns.
2te pl. lequesot M. 183a posuistis.
3te pl. lequesont M. 115a. 118b posucrunt:
disquensont M. 152a.
iiitact. 2tesg. ft-stftmme: query, quiry M. 57a. 153a
umMs, coezy M. 115b cades, chomy M. 122a remaoe-
bit. ia*8Umme: quifi B. 64 «= capies, mirvy M. 65a
laorieria.
Seound. praet. Ite sg. quevssenn M. 218a cepisatBi.
^retaen (leg. cretsenn).B. 122 oredidissem. grasenn
H. 82b fecissem.
2ie sg. galses iL 15b. galses-de B. 74 poiuisass.
goelses M. 213b Tidisses.
3te 8g. cafse M. 234b cepisset. chomse M. e06a
15*
228 Stokes
remansisaet. diliuree M. 183b liberasaet. daceorchse
M.167a ezpergefecisset. guelse M. 102b vidisset. marrse
M. 64 a mortaas esset, mirse M. 204b protexisset. sc ose
M. 39 b pnlsasset.
2te plur. galsech M. 153a potaissetis, gonzafseeh
M. 40b sustalissetis. marvsech M. 21a mortui essetis.
Secund. fiit 3te sg. casfe M. 204b oderit, deurfe
M. 72 b.
2te p1. lesfech M. 21a liqueritis.
Imperat. 3te sg. chomet B. 28. fallet M. 70b.
manet M. 7b = lat. xnaneto.
3te pI. bezent B. 68 sunto.
Die secttndftren formen tod bout sind wie folgt:
Sg. benn M. 6b. 24b. 1. pl. bemp M. 117a
bez M. 92a. 2. bech M. 7a.
be M. 92b. 3. bent M. 10b.
Secimd. fütnr:
Sg. bihennM.30b. l.pl. bihomp (leg. bihemp?)M.220b.
bihes M. 2l3b. 2. bihet M. 229a.
bihe M. 58b. 3. bient M. 219a.
Zeufs hat auch kaum irgend eine form der unregelmftfsi-
gen verba gegeben. Es ist mir aber gelungen eine ziem-
lich vollständige Sammlung derselben zu stände zu bringen
und ich werde sie nächstens als eine eigene abhandlnng
▼eröffentlichen.
Von den irrthfimern, in die Zeufs bei behandlung des
mittelbretonischen verbums ▼erfallen, ist der hauptsächlich-
ste die Vermischung der formen des praes. und ful ind.
Das bretonische fut. act. scheint mir, wie den einheimischen
grrammatikem, deutlich vom praesens zu unterscheiden. Und
ferner — in der ersten und zweiten person wenigstens —
scheint es mir eine genaue und interessante analogie zu
bieten zum altlat. fut. der 3ten conj., das unzweifelhaft ur-
sprünglich Optativ war (siehe Schleicher Comp. p. 549).
Vergl. z. b. :
anzeigen. 2^
credif M. 148b mit altlat. *credeiii (dicem für
^deika^im findet sich).
credy M. 183a mit altlat. c red ds
cafhym-p M. 154b mit altlat. capiernua
qaifit B. 152 j , ,„ ,
^r ± \M o/\oL 1 ni^t altlat. capietis.
queffet M. 208b ) *^
Die 3te sg. dieses tempus auf -o und die 3te pL auf -ont
möchte ich mit den altlat. conjunctivendungen -ät und
-ant Tergleichen, besonders da -o und -ont auch die en-
dong^ der 3ten sg. und 3ten pl. des bret. conj, sind: s.
Zeals 515. So ist im elassischen latein die Iste ps. sing,
fat. der Sten conjugation wirklich eine conjunctivform.
Ein zweiter von Zeufs begangener irrthum ist auf p. 504
IS als eine endung der 3ten sing, praet. act. Die endung
dieser person ist unveränderlich ÄS, und die von Zeufs
eitierten zwei beispiele aus B. sind erste personen des sing.
Ez breiniz ist nicht putrefactus est (Z. 143), sondern
putrefactus sum, und was me ho prestis praestiti ea, von
Z. als beispiel der imperson. conjug. citiert, anbetriffi;, so
ist me in Lionnets ausgäbe des Buhez p. 158 eingeklam-
mert und steht, wie ich glaube, nicht in der handschrift,
sondern ist von dem herausgeber mit Störung des metrums
eingeschaltet:
na graben quet rao seeret voe
[me]ho prestis en un ylis ploe
I would not do it, for it was secretly.
I lent them in a country church.
Ferner irrt sich Z. p. 502 in dem tempus von gel-
ses-de (einem secundären praeter.) und fbhrt es als die 2te
sg. praet. auf, die stets auf -sot endigt. Dann übersetzt
er p. 517 monet ire mit ite, und p. 521 heuliy sequaris
als ob es ein infinitiv wftre, während es eine 2te sg. conj.
ist Auf s. 526 behauptet er, das welsche habe von den briti-
schen sprachen allein die secundären passivformen bewahrt.
Aber die fraglichen formen sind im bretonischen noch in ge-
brauch, und er würde sie in Legonidec's gramm. p. 54 gefun-
den haben, wo kared on aimait, on aima und karred oder
390 StokM
karfed od ahnerait gegebtn sind, und M. 58a finden wir
▼e bezet da nep pe gant ez en clevet map den
traysset wehe dem, Ton dem es gebort werden wird, dafs
des menschen söhn yerrathen worden und M. 134a ez yoe
quen tennet sclaer maz niveret e esquern sacret
er, Christas, war so angestrengt, dafs seine heiligen gebeine
dentlich geafthlt werden konnten. Hier sind trayfset ond
niveret die resp. 3ten sg. des second. praes. pass. Ton
irayfsaf und niveraf« So haben wir M. 84b graet =
M. 95b göret Ton groaff facio, B. 190 proficiet guel
so .... qnent maz ganset es war wohl prophezeit, ehe
er geboren worden, wo ganset die 3te sing, des secnnd.
praet. pass. von guenel B. 44, jetzt gänel, skr. ^an.
Im comiscben f&hrt herr Norrie g als er D. 537 als beispiel
derselben zeit und person an. Hier hat das r des praes.
die stelle des t (oder^ wie es im comischen sein wflrde,
des s) des secundfiren tempus eingenommen; danvansys
P. 93, 2 wftre ein besseres beispiel gewesen.
Dann p. 538 schreibt Zeufs — in beziehnng auf das
Terb. snbst« w. mae pl. maent = oorn. ma pL mons (cf.
▼ielleidht altn. m& ond nhd. Ter-mögen) — „Annoricae
lingnae ignotae sunt hae formae. Aber B. 12 finde ich
ma oz gourvez en bez man er liegt (ist liegend) in
diesem grabe und in M. folgendes: na biscoaz a nep grec
ma qnen hirvoudet en bet man M. 14a nimmer waren
solche Seufzer ii^nd eines weibes in dieser weit, ema ann
esqnep ouz da gortos M. 61 b die bischöfe erwarten dich,
ema an hoary entre me ha huy M. 146b das spiel ist
zwischen mir und euch.
Bndlich p. 552 sagt Zeufs, dafs die armorischen yerba
mit der bedeutung ire, yenire und facere der eigenthflm*
liehen form des praeter, ermangeln. Dies ist richtig bei
obel: facere. Aber ich finde ayez, ez, aez, daez irit
M. 151b. 181a. 194b &s w. a aeth, corn. eth, ytbeth,
theth. Ich finde auch deuz yenit M. 4a = w. doeth,
oom. dneth, dnth, und denzoch yenistis M. 174b ss
w. doethawcfa, com. dutheugh.
Ich habe mir selbst nur wenig räum gelassen, um Ober
die art, wie herr de la V. seinen text herausgegeben und
seine Übersetzung angefertigt hat, meine meinnng auszu-
sprechen. In beiden beziehungen verdient er hohes lob
und die aufrichtigste dankbarkeit der celtischen forscher.
Nichts destoweniger sind einige druckfehler in dem texte,
von welchen ich zum nutzen derer, die kQnflighin daa
buch studieren, ein Verzeichnis angelegt habe*), und was
die Übersetzung anbetrifil, so gestehe ich, dals es mir
angenehmer sein wfirde, wäre sie hie und da weniger um-
schreibend und an einigen wenigen stellen correcter. So
ist p. 13b an punczau man so leun a tan poanyus
dan tut hudur fibersetzt: de ces puits-lä s'elancent des
flammes cruelles destin^es aux impudiques. Sicherlich w&re
herr de la V. „toujours fran^ais^ (praef. p. IX) geblieben^
liätte er sich strenger an sein bretonisch gehalten und ge-
schrieben: ces puits-lä sont pleins d'un feu penible pour les
impudiques. So ist p. 14a eno ne deux na meux na
mann, Qbersetzt: il n^y a rien que desordre et confusion,
vielmehr: il y a la ni mets ni manne. P. 62a dahem
avys [leg. da em-avys], wiedergegeben mit: c'est mon
opinion, ist vielmehr: avise-toi. P. 78b ist me a gruy
berrbat e rempsy [nicht remp sy] quent try dez
so wiedergegeben: je ferai si bien qu' avant trois jours le
oombre des siens sera diminue. Ich würde so Qberseta;en:
•
j'abregerai son existence avant trois jours. P. 82a sagt
Christus Pezr, ma car, te a goar mez care und das.
ist übersetzt: Pierre, mon ami, toi qui m^aimais, tu le sais.
Aber sicher wfirde die richtige fibersetzung sein: Pierre,
mon ami, tu sais que je t'aimais. Dann p. 91 b sagt Judas:
*) P. 12b iUr ezomeyen lies ezomegen (= com. ezomogyon
P. 36, 3). P. 14a t guiyone» l. gniryones. P. 16b f. tragout 1.
iregont. P. 17b f. prinet 1. princet P. 82a f. quem 1. quen. P. 7Ib
f. Bcezct 1. soezet. P. 115a f. lias tiz 1. hastiz. P. 121b f. gat 1.
goat P. 128* f. eompses 1. compsez. P. 129b f. gnersse vendldia-
ses 1. goerzsea. P. 188b f. crif L acrif. P. 182b f. aenytet 1. acuy-
teL P. 189b f. per if 1. perif. P. 190b f. glig 1. plig. P. 221a f.
goozvet L goQZvezet. P. 282b f. rep l. nep. P. 284b f. propbe-
cion 1. prophocion. P. 236a f. onrenx I. onneax.
232 Stokei
Oarse clouar dre trugarez
Pardonet goar a pep carez
Bn divez ez gallaf bezoat
Herr de la V. übersetzt das: je peux donc recevoir anssi de
sa bontd mis^ricordiecise, qni snrpasse toute bontd, mon par-
don k la fin. Offenbar b< er goar f&r gldohbedeutend
mit der praep. voar oder oar sur und carez bedeutet
ihm bont^. Aber seine Übersetzung übersieht zanAchst das
hinter goar folgende a, zweitens hat, so viel ich weifr,
oar oder yoar nie die form goar, drittens bedeutet ca-
rez nicht bont^, sondern faute, bl&me oder p6ch^ und ist
▼erwandt mit altw. cared (gl. nota gl. nequitiae), keryd
Z. 538 ae neuw. cerydd, com. cara, ir. caire, oairi-
gud. Das wort findet sich wieder M. 101b, wo Annas
SU Pilatus von Jesus sagt:
Christ ha mab doe ha roe yvez
En hem gra plen, ha certen bez
a vezaf carez mar bez cuyt
was ich so übersetzen würde: il se fait le Christ et le Fils
de Dien et aussi roi; et sois certain qu'il y aurait du
blftme, 8*il serait libre*). Dann B. 50 te goar guirionez
mar emeux carez dellezet du weifst die Wahrheit, ob ich
tadel verdient habe und B. 174: mazoff e cals mez care-
zet so dafs ich getadelt bin im übermafs von schäm. Nach-
dem man so eine Vorstellung von der bedeutung des carez
gewonnen hat, könnte man obige stelle M.91b so zu über-
setzen wagen: Puis doucement de sa mis^ricorde, h la fin
je pourrais dtre un homme (goar) pardonnö de chaque
pAchi. P. 99 b sagt Judas in verzweifelnng zu den teu-
fein: dnet gant mil safar dam arhvest, was herr de
la y* übersetzt: venez, regardez-moi au fracas du ton-
nerre: jedenfalls ist es schon schrecklich genug, wenn wört-
lich übersetzt wird: venez avec mille cris pour me regarder.
P. 105 b sagt der test oder ,,temoin^, der jede scene mit
*) .H«rm de U V.V flbenetsimg ist: il se fait paner pow le Christ et
le Fils de Dien, poor roi mnssi; et certeinemeiit il le deyiendra, qa'on y
prsime garde, si on le Uisse libre.
Aoseigen. 233
einer inhaltsangabe in einem filnfsilbigen metrum einleitet
von Gbristus:
Eguyt penn na qnein
Nac eren dren mein
Byscoaz ne queynias
i. e. nach herm de la V. : Et pourtant il ne se plaignit
jamaia ni de la täte, ni dn dos, ni des liens qui le serrai-
ent par le milien du Corps. Mein ist hier wie M. 144a
entschieden der plur. von maen stein. Ich wQrde so fiber-
Betzen: il ne se plaignit jamais ni de la t^te, ni du dos,
ni dn trdnement pardessus les pierres. P. 150 sagt Ma-
ria von den Verbrechern:
A die mervell dre ho dellit
Ha dre merit disheritet
L e. qni m^ritent la mort pour leur pSch^ et (sont) digne-
ment dteherit^s. Dies übersetzt herr de la V. mit: dignes
de mort et indignes d'ägards. Dies gibt sicher in keiner
weise die meinang des bretonischen dichters wieder. Zu-
letzt p. 185 b nach Christi auferstehung beauftragt der
test, indem er die worte des engeis singt, die töchter von
Bethania das ereignis den jflngem Jesn und Petrus mit-
zntbeilen :
Hac en galile
Ho gnelo arre
Rac maz voe e bry
i. e. et quHl les reverra en Galile, car c^^tait sa parole.
Herrn de la V/s Übersetzung (dites leur qu'il vous reverra
en Galil^e, car c^^tait son intention) scheint hier an zwei
stellen falsch zu sein, erstens durch zu engen anschlufs an
den text der Vulgata Marc. XVI, 7 (sicut dixit vobis) und
Übersetzung von ho mit „vous^, zweitens durch wieder-
gebe von brj mit „intention^. „Vous^ wäre mittelbret.
hoz oder oz (me oz supli B. 98: hoz pedaff B. 36),
woraus das heutige ho vos wohl verderbt ist. Ho findet
sich oft in B. und M., bedeutet aber überall „sie*'. So
mar ho casaf si je les trouve B. 32, bo goestlo B. 204
234 Kuhn
oppignerabo eos*), boprestisB. 158 praestiti ea (acuta),
ho sechas M. 4b sicca vit eos (pedes Cbristi). Mitteibret.
ho, wie altir. *8u, '^so in etarru, etarro Zeufs 342 =
etar+8u, etar+so, ist = altlat. sos eo8. Bry (was
auch in der redensart men-bry M. 141b, membry M.
10a. 43b. 207b vorzukommen Scheint) scheint mit ir. bria-
thar verbum, altw. co-brouol (gl. verbalia), mittel w.
breu mugire, skr. brü loqoi verwandt zu sein, rac maz
voe e bry ist eine leidlich genaue Übersetzung des Satzes
Marc. XVI, 7 xa&a>g elneVy sicut dixit.
. Zum Schlüsse hoffe ich, dafs herr de la V., wenn er
sich herbeiläfst diese kritischen hemerkungen zu lesen, sich
von ihnen nicht wird verletzen lassen. Es gibt kein gött-
liches recht in der republik der Wissenschaften. Wenn
meine folgerungen richtig sind, wird er sie unzweifelhaft
mit der aufrichtigkeit eines wahren gelehrten hinnehmen;
wenn sie falsch sind, so werden meine irrthümer jedenfalls
die stellen anzeigen, wo der gröfseste lebende meister der
bretonischen spräche misverständnissen seiner leser in zweck-
mäfsiger weise wird begegnen können.
Simla, 30.juni 1866. Whitley Stokes.
On the Interpretation of the Veda. By J. Mair, Esq. (Royal Asiatic
Society of Great Britain and Ireland).
Die nächste veranlassung zur abfassung dieser klei-
nen Schrift hat dem herrn verf. eine stelle in Mr. CowelFs
vorrede zum kürzlich erschienenen vierten bände der Wil-
sonschen Übersetzung des Rigveda gegeben, in welcher
h. C. zwar sagt:
„AsVaidik studies progress, and more texts are published
and studied, fresh light will be thrown on these records
of the ancient world; and we may gradually attain a dee-
*) Zenfs ttbersetzt unrichtig (O. C 888) foyeani eos.
anzeigen. 235
per insigbt into their meaning tban the mediaeval Hindus
conld possess, just as a modern scholar may understand
Homer more thoroagbly than the Byzantine scholiasts^
aber dann fortfäbrt:
„It 18 easy to depreciate native commentators, but it is
Dot 80 easy to supersede tbem ; and while I would by no
means uphold S&yana as infallible, I confess tbat, in tbe
present early atage of Vaidik studiea in Eorope, it seems
to me the safer course to follow native tradition ratber
than to aecept too readily the arbitrary conjectures which
oontioental scholars so often hazard^.
Herr Muir findet in diesen worten eine ungebührliche
herabsetzung der Verdienste jener hervorragenden gelehrten
Bowobl in Deutschland als in England, welche begonnen
liaben, das wissenschafUiche verfahren der modernen phi*
lologie auf die erkiftrung der alten bymnensammlung anzu-
vrenden und liefert im folgenden dann eine durch schla-
gende tbatsachen glänzende rechtfertigung dieses verfab-
reoB, indem er eine grofse reihe von fällen aus Jäska und
Sfijaoa aufweist, aus deuen hervorgeht, dafs von einer
festen und ununterbrochenen Überlieferung ftkr die erklärung
der lieder kaum die rede sein könne, wie sich aus den
sdiwankenden und mehrfach sich widersprechenden erklfi-
rangen desselben wertes in gleichen oder ähnlichen ver-
bbdungen aufs deutlichste ergibt.
Da indessen Cowell mit seiner oben angeführten an-
flicht nicht allein steht, sondern sowohl der verstorbene
Wilson als auch professer Ooldstücker als die hauptver-
treter derselben anzusehen sind, so werden auch d^ren
aQ88prftcbe über die erklärung der vedischen lieder beige-
bracht und ihnen dagegen die ausführlichere begründung
Boths, die er für seine ansieht in der vorrede zum Iten
theile des Wörterbuchs gegeben hat, so wie die mehr oder
minder sich ihm anscblieisenden ansichten Müller^s, We-
ber's und Benfey's entgegengestellt.
Darauf wendet sich der hr. verf. zu der frage, ob ir-
gend beträchtliche spuren einer tradition des sinns der
236 Kuhn
vedischen lieder in den älteren Schriften, namentlich in
den brähmanas oder bei Jäska zu finden seien und ?er-
neint dieselbe, was die ersteren betrifil, zum theit gestfitzt
auf Müller. Was aber Jäska und seine Vorgänger betriA,
so zeigt er, dafs von einer festen Überlieferung bei ihnen
keine spur sei, und dafs frühzeitig manigfache abweichungen
in der auffassung des Sinnes der lieder vorhanden gewesen
seien. Bedeutung ftkr die erklärung komme Yäska nur dadurch
zu, dafs er etwa 2000 jähre vor Säjana lebte und so man*
ches noch aus dem lebendigen Sprachgebrauch erklären
konnte, wälirend er bei ihm selbst dunklen Wörtern zeige,
dafs ihm fQr die bedeutung derselben keine sichere Überlie-
ferung zu geböte stand, da er sie erst aus der etymologie
zu gewinnen sucht und diese oft ein durchaus schwan-
kendes resultat ergiebt. Herr Muir geht darauf zu einer
aufführung solcher fälle über, und zieht da, wo ihm der
gedruckte text Säjana^s zn geböte steht, auch diesen zur
vergleichung herbei, aus der sich ergiebt» dafs Säjana
mehrfach von Jäska abweicht, dafs also auch in solchen
fällen Säjana selbst nicht an eine feste Überlieferung ge-
glaubt habe. Die erklärungen Roth's und anderer, die
mit ihm auf gleichem boden stehen, werden dabei vergli-
chen und vom verf. meist als die haltbareren nachgewiesen.
Zugleich ist mit dieser anfzählung eine reihe von wertem
verbunden, deren erklärung sich bei Jäska nicht findet,
f&r die aber Säjana selbst, sei es an derselben oder an
verschiedenen stellen, verschiedene erklärungen beibringt
und dadurch zeigt, dafs er sich selbst durchaus nicht durch
eine feste Überlieferung gebunden fühlte. Eine solche be-
obachtung läfst sich auch mehrfach an solchen stellen der
lieder machen, die schon in den brshmanas eine kurze er-
klärung erhalten haben, so erklärt das Aitargja Brähmana
n, 2 die conjunctive tidthäs und ksajas in dem verse jad
Qrdhvas tisthä dravin^ha dhattäd jad vä käajö mätur asjä
upasthe Rigv. III , 8. 1 durch die worte jadi Ka tisthäsi
jadi Ka ^ajäsäi; Säjana kennt diese erklärung, da er sie
anführt, er zieht aber die von Jäska Nir. YIIT, 18 gege-
anzeigen. 237
bene voTj der käajas f&r das sabstantiv nimint. Jedenfalls
sah er die erklärung des brähmana nicht als eine ihn bin-
dende an 9 obgleich sie gewifs die richtigere ist und auch
Roth ihr (vergl. käi 1. z. 10) gefolgt ist. Dabei möge be-
merkt werden, dafs es nicht unwahrscheinlich ist, dafs dem
brfihmana noch der enge Wurzelzusammenhang zwischen
kii und 91 (praes. käeti und ^ötö) lebendig gewesen sei.
In dem Terse Rigv. IV, 53. 7 erklärt S&jana die werte
ägan ddva: durch ägaMhatu de., während das Ait. Br.
1, 13 die richtige erklfirung hat: Bgaiö hi sa tarhi bhavati.
So lautet denn die Übersetzung dieser stelle bei Hang:
The Hotar repeats: ftgan deva (IV, 53. 7) i. e, May the
divine mover Savitar come „ägan means: he (the
Soma) has come and is bere by that time (after having
been bought). Wahrscheinlich rührt die erste erklärung
▼OD Säjana her, was der Wortlaut des commentars ergeben
würde, und die ^eichfolgende des brähmana kümmert ihn
dorchaus nicht. Soll man da noch glauben, dafs es the
safer course sei, der einheimischen Überlieferung (soll
heifsen: Säjana's erklärung) zu folgen? Oder hat etwa nur
Hang Säjana's erklärung aus dem Rigryeda hierher her-
flbei^nommen ?
Hr. M. weist dann ferner nach, dafs Säjana in einer
reihe Yon fällen die mythologischen auffassungen einer
späteren oder seiner zeit zur erklärung des Inhalts der
▼ediseben lieder herbeizieht, dafs er in dieser weise z. b.
den Vamna zum gott der 'gewässer, dafs er den Tijambaka
zum vater yon Brahma, Viänu und Rudra macht und der-
gleichen mehr, alles nach Vorstellungen, die nicht nur den
Bedem sondern mehrfach auch noch den brähmanas ganz
fem liegen.
Darauf wendet sich der Verfasser zum nachweis^ dals
selbst diejenigen, welche denSftjana als die einzige richtschnur
betrachten, der wir bei erklärung der lieder zu folgen haben,
gelegentlich nicht umhin können, die richtigkeit seiner
auslassungen zu bezweifeln; zu diesem zweck führt er eine
reihe von stellen aus Wilson'» Übersetzung des Rigveda
anzeigen. 239
ihnen irrtbfimer vorgekommen, diese leicht aus der kQrze
der zeit, seit welcher der neue weg betreten, und der geringen
zahl der arbeiter auf diesem felde erklärlich sei und schliefst
daran einen ansspruch Roths (wb. I, p. VI), der zeige,
dafs er fem davon sei auf untrüglichkeit ansprach zu ma*
chen. Dafs er sein wort auch durch die that bewähre, weist
er an einigen beispiel^n nach, in welchen derselbe frühere
irrige deutungen bereits selber im fortgange des mit Böbt»
lingk herausgegebenen werkes aufgegeben habe.
Herr Muir hat sich durch seine ebenso mit Unpar-
teilichkeit wie mit gründlichkeit verfafste schrift ein gro-
fses yerdienst um die altindische philologie, namenüicb
in England, erworben, denn wir zweifeln nicht, dafs diese
nur durch thatsachen widerlegende schrift, die nach ge-
rade dort fast zum glaubenssatz werdende tradition von den
mere oder bad guesses doch einigermafsen zu er-
schfittem geeignet sein dürfte. In der that muls sich ja
jedem, der sich mit Säjana eingehender beschäftigt, das
resnltat aufdrängen, dafs derselbe sehr oft ein unzuverläs-
siger f&hrer ist, wie ja denn hr. Muir auch gezeigt hat,
dafs seine eifrigsten vertheidiger, Wilson und Goldstücker,
mehr&ch nidit umhin können seine erklärangen anzufech-
ten. Man ^rd in diesen bedenken noch um so mehr be-
stallt, wenn man auch einmal auf seine grammatischen
crklftmngen einen prüfenden blick wirft und wahrnimmt,
dar« er z. b. von der regel Pänini's VII, 1, 39 (supft su
log i. ä.) eine an Wendung macht, die weit über Pänini und
seine erklärer hinausgeht. Wird man z. b. mit Säjana an*
nehmen wollen, dafs tvävrdhä Rv. I, 56, 4 acc. sing. masc.
sei und ftkr tvävrdham stehe, oder dafs vdu Kid drlhä R.
I) 71, 2 in gleicher weise accusati^e sg. masc. und zu adrim
gehörig seien und dafs dies aufserdem noch hier den Pa-
ninämftnam asnram bedeute, wenn man diesen vers vilu
Ind drlhä pitarö na ukthäir adri ru^ann angirasö ravöna
mit Rv. 111,32. 16 jad indra drlhan lud aru^ö gavjam
ürvam (nebst Rv. IV, 1 6. 8 goträ ru^ann angiröbhir grnä-
Dfc, Rv. VII, 75. 7 rugÄd drlhäni u. a. st.) vergleicht?
238 Kulm
ao, in welchen derselbe ansdrficklioh von Säjana abweicht
und an einer stelle sogar so weit geht za sagen: ^It is
more them probable, that the origin and the import of the
term (ehimäjäsa:) were forgotten, when Säyana wrote^.
Wozu hr. M. mit recht bemerkt: „But if such was the
case in this instance, why not also in many others, in
which Sftjana appears to have had no other guide than a
fanciful etymology ? ^ Die hier von hm. M. gegebenen nach-
weise sind in sehr kurzer zeit zusammengestellt, es sei
daher bemerkt, dafs sie sich sehr erheblich vermehren las«
sen, indefs genügen sie immerhin hier yollst&ndig. An
diese stellen aus Wilson^s Übersetzung schliefsen sich dann
solche aus Goldstücker^s dictionary, in welchen auch dieser
nicht selten Säjana^s erklärungen ftkr doubtful, artificial und
dgl. hält. Dazu bemerkt hr. M. mit recht: „If the prin-
ciple that Säyana is open to free criticism of this descrip-
tion be admitted at all, the lengths to which dissent from
bis conclusions may be allowed to go must depend upon
the discretion of the critic, and upon the philological
principles he adopts^.
Nach diesen beweisen f&r die unzulässigkeit der an-
nähme einer überall zuverlässigen tradition über den inhalt
der vedischen lieder bei Säjana, läfst der verf. demselben
doch volles recht über die bedeutung seines grofsen wer*
kes angedeihen und sagt, dafs sein commentar f&r die er-
leichterung und besehleunigung des Verständnisses des veda
die trefflichsten dienste geleistet habe, dafs aber, wie sehr
wir auch ihm und Jäska verpflichtet seien, doch kein grund
vorhanden sei, weshalb wir an dem punkte, zu dem sie
uns geführt haben, still stehen sollten, wenn wir die mittel
haben weiter vorzuschreiten. Und dafs diese mittel in den
grundsätzen der modernen philologie vorhanden seien, wird
niemand läugnen können. Hr. Muir schliefst daher mit
der erklärung, dais nach seiner Überzeugung kein zweifei
sein könne, dafs die arbeiten Both's und anderer philolo-
gen, die seiner schule angehören, das verständnils des veda
wesentlich gefördert haben und dafs selbst, wenn aoch bei
anzeigen. 2^
ihnen irrthfimer vorgekozninen, diese leicht aus der kflrze
der zeit, seit welcher der neue weg betreten, und der geringen
zahl der arbeiter anf diesem felde erklärlich sei und schliefst
daran einen ausspruch Roths (wb. I, p. VI), der zeige,
dafs er fern davon sei auf untrQglichkeit anspruch zu ma-
chen. Dafs er sein wort auch durch die that bewähre, weist
er an einigen beispielön nach, in welchen derselbe frühere
irrige deutongen bereits selber im fortgange des mit Böht-
lingk herausgegebenen Werkes aufgegeben habe.
Herr Muir hat sich durch seine ebenso mit unpar-
teilichkeit wie mit gründiichkeit verfafste schrift ein gro-
fses verdienst um die altindische philologie, namentlich
in England, erworben, denn wir zweifeln nicht, dafs diese
Dor durch thatsachen widerlegende schrift, die nach ge-
rade dort fast zum glaubenssatz werdende tradition von den
mere oder bad guesses doch einigermafsen zu er-
sebfittem geeignet sein dOrfte. In der that muls sich ja
jedem, der sich mit Säjana eingehender beschäftigt, das
resultat aufdrängen, dafs derselbe sehr oft ein unzuverläs-
siger ffthrer ist, wie ja denn hr. Muir auch gezeigt hat,
dafs seine eifrigsten vertheidiger, Wilson und Goldstücker,
mehrfach nicht umhin können seine erkiärungen anzufech-
ten. Man wird in diesen bedenken noch um so mehr be-
stärkt, wenn man auch einmal auf seine grammatischen
crklämngen einen prüfenden blick wirft und wahrnimmt,
dafs er z. b. von der regel Pänini's VII, 1, 39 (supä su
Ing i. ä.) eine an Wendung macht, die weit über Pänini und
seine erklärer hinausgeht. Wird man z. b. mit Säjana an-
nehmen wollen, dafs tvävrdhä Rv. I, 56, 4 acc. sing. masc.
sei und f&r tvävrdham stehe, oder dafs vdu Kid drlhä R.
1, 71, 2 in gleicher weise accusative sg. masc. und zu adrim
gehörig seien und dafs dies aufserdem noch hier den Pa-
ninämänam aanram bedeute, wenn man diesen vers vllu
lad drlhfi pitarö na ukthäir adrf ru^ann angirasö ravdna
mit Rv. 111,32. 16 jad indrä drlhan kid aru^ö gavjam
tlrvam (nebst Rv. IV, 1 6. 8 gotrft ru^ann angiröbhir grnä-
os:, Rv. VII, 75. 7 rng&d drlhäni u. a. st) vergleicht?
240 Kuhn
Oder will man etura mit Ssjaoa zu Rv. III, 31. 19 anneh-
men, dalB svapKa in dem halbverse sva^Ka nö maghavant
sfttaje dhft: darch syft dhanam zu erklären sei, während
der padap. ausdrücklich svar iti sva: hat? Dann mülste
man zuerst nachweisen , dals das neutrum von STa jemals
svar gelautet habe und solche yerbindungen wie Rv. m,
34. 8 sasavftsa svar apapKa dövl: und composita wie
svarte Ry. I, 91. 21; 100, 13; 3, 34. 4 und svarifiti Rv. X,
99. 3 ganz unberücksichtigt lassen. Das ist ja eben der
hanptmangel in Sftjana's erklftrungen, dafs er fast immer
nur die eine stelle, die er erklärt ins äuge fafst, und f&r
eine umfiissende berficksichtigung des Sprachgebrauchs kei-
nen sinn hat, weshalb er auch nur selten parallelstellen
beibringt und meist nur solche, die den sachlichen inhalt
betreffen.
Daher übergeht er auch oft mit stillschweigen, wenn
ein vers bereits in einem andern liede dagewesen und gibt
mehr£»ch zum theil ganz abweichende erklärungen dersel-
ben Worte in solchen wiederkehrenden stellen. So findet
sich derselbe vers Rigv. 111^47.5 und VI, 19. 11 ma-
rutvanta vriabhä vävrdhänam akavftrl divjä ^Ssam in-
dram | vi9vSsäham avas€ nütanäjogrä sahödäm iha ta
huvdma || Zu jener stelle erklärt er vräabham durch m€-
ghabhedanadväräpä varäakam, zu dieser durch kämänä
varditäram, divjam zu jener durch divi svargalökö varta-
mänam, zu dieser durch djötamänam, ugram dort durch
^atruifldgOrnam, hier durch ö^asvinam, huvfima dort durch
ähvajäma:, hier durch stuma: | ähyajämö vä | . In dem
fast übereinstimmend wiederkehrenden verse Rv. I, 118« 3
und III, 58. 3 erklärt er, obwohl er sich selbst an der letzt-
genannten stelle auf die des ersten buches bezieht, dort
ä suvjrtfi durch ^bhanavartan^na, hier durch puna: punar
vartata iti vrk Ibikram | ^öbhanaKakröpötöna, dort dasräu
durch dar^anijäu, hier durch ^atrünäm upakäapajitärän,
adr^: dort durch ftdaran kurvata: stötu:, hier durch
adrijate sarväir itj adri: stötä i .
Solche und ähnliche Widersprüche lassen sich in ziem-
anzeigen. 241
licher atizahl nachweifien und mQssen die Überzeugung, dafs
Säjana kein durchaus zuverlässiger f&hrer sei, jedem klar
machen.
A. Kuhn.
Schleicher, A« Die Unterscheidung von nomen nnd verbnm in der
Iftntlicben form. Leipzig 1S65. 8. (Abhandlungen der phil.-hifltor.
daaae der kdnigl. s&chsischen gesellschaft der Wissenschaften bd. lY).
Niemand, der sich mit Sprachwissenschaft in weiterem
umfange beschäftiget hat, wird läugnen, dafs die beant-
wortung von fragen, wie die in der vorliegenden abhand-
lang erörterte, zu den wichtigsten und interessantesten, aber
auch zu den schwierigsten gehört. Wichtig ist sie insofern
als sie ja einen punkt betrifft, der immer als ziel wahrhaft
sprachwissenschaftlicher, philosophischer forschung aner-
kannt werden wird, schwierig deswegen, weil der forscher
aus dem gebiete der commensurablen gröisen in jenes der
strenge genommen incommensurablen fibertritt und sich
selbstständig ein mafs zu schaffen genöthigt ist.
Herr prof. Schleicher greift «die in rede stehende
trage vom. historischen Standpunkt auf, indem er nach ei-
ner kurzen einleitung Aber den innigen Zusammenhang der
äulseren und inneren form der spräche zur näheren be-
trachtung von fiber ein halbhundert sprachen der vier
näher bekannten welttheile übergeht. Dabei wird von
denjenigen sprachen ausgegangen, denen wir die Scheidung
der wortformen in die zwei gruppen, nomen und verbum,
vor allem verdanken, nämlich den indogermanischen, und
darauf durch die semitischen sprachen, das ägyptische
auf die sogenannten ural-altaischen, kaukasischen, ame-
rikamschen, afrikanischen, malayischen und einsilbigen
sprachen Qbergegangen. Die darstellung ist zwar — be-
sondeni in den letzteren — nicht erschöpfend, aber fllr
den zweck der vorliegenden Untersuchung, die nach des
verf. eigenem geständnifs hiermit nicht ganz abgeschlossen
ist — im ganzen vollkommen hinreichend.
Beitrage z. Tgl. spracbf. V. 2. 16
242 Mttller
FrageD wir nach dem resultate der geftkhrten Unter-
suchung, 60 ist es dieses: „Nur im indogermani-
schen finden wir nomen und verbum lautlich
strenge geschieden^ nur dx>rt kann einebewufste
und klare auffassung der beiden categorien, no-
men und verbum, angenommen werden.^ Fragen
wir nun weiter, wie sich prof. Schleicher diese beiden ka-
tegorien denkt, so finden wir seine antwort auf s. 12 (508)
wo es heifst: „Im indogermanischen sind die worte nomina,
welche ein casussuffix haben, die worte sind verba, welche
ein personalsufBx haben^. Weiter bemerkt er: „Es versteht
sich, dafs der Sachverhalt derselbe wäre, wenn die casus -
und personalelemente nicht gerade als Suffixe erschie-
nen ; die Stellung thut ja nichts zur sache. Dafs in sp&teren
Perioden des Sprachlebens in den indogermanischen spra-
chen sehr häufig casussufBxe und personalendungen ge-
schwunden sind . . . hebt die an die spitze gestellte defini-
tion nicht auf^. Ferner s. 13 (509): „In den stammen liegt
der unterschied von verbum und nomen nicht^. —
Wenn wir nun z. b. auf die semitischen und weiter
auf die finnisch -tatarischen sprachen einen blick werfen,
so müssen wir gestehen, dafs auf dieselben obige auf die
indogermanischen sprachen passenden sätze ebenfalls passen.
Sowohl in den semitischen als finnisch/- tatarischen spra-
chen haben die nomina casussuiBxe (wenn sie auch in
den ersteren meistens abgefallen sind), in beiden werden
die verba durch personalsuffixe vom nomen geschieden. —
Die Stellung der letzteren in einigen f&llen vor statt nach
dem stamme in den semitischen sprachen kann nach der
obeu citirten bemerkung nicht in die wagschale gelegt
werden.
Doch man wird uns z. b. auf die s. 31 (527) und
8. 39 (535) dem magyarischen und ostjakischen entnomme-
nen fälle verweisen, in denen gleichheit der behandlnng
des verbums und nomens (insofern es mit einem possessiv-
suffixe verbunden wird) unverkennbar hervortritt. In die-
sem falle ist das verbum ein nomen, das mit einem pos-
anxeigen. 243
sessifsuffixe vereinigt auftritt und z. b. „ ich habe geliebt
da hast geliebt^ — bedeutet dann „geliebt haben — mein^
»gefiebt haben — dein^ etc.
Ein solcher fall ist daa osmanische sävd-im, aäv-d-in
etc., das vollkommen mit kitftb-im, kitäb-in Qbereinstimmt,
aber auch lautlich von der anderen form sftv-ftr-im, s&v-
-är-8in etc. geschieden ist.
Betrachten wir aber die letzteren formen und fragen
wir wodurch sie dem baue nach sich von den indogerma-
nischen tudSrmi, tuda^si etc. unterscheiden, so können wir,
wenn wir davon absehen, dais in den ersteren die prono*
minabuffixe als Stoff, in den letzteren als reine form auf-
treten, antworten: Sie unterscheiden sich gar nicht! Man
wende, um die exceptionelle Stellung der indogermanischen
sprachen zu retten, ja nicht ein, die pronomina seien in
ihnen rein formal, in den anderen sprachen aber stofflicher
natur, da man nur die semitischen sprachen zu citiren
braucht, in denen die pronominalsufHxe und pr&fixe ebenso
rein formal, wenn nicht noch formaler auftreten wie in
den indogermanischen sprachen.
Wir baben darnach sowohl in den semitischen spra*
<*beQ als auch theilweise in den finnisch-tatarischen reine
verbalausdrQcke vor uns.
Wodurch unterscheiden sich nun die reinen verbalaus-
drflcke -von den uneigentlichen auf nominalbildungen he-
nihenden formationen? Offenbar durch den verschicdeneo
werth <les personalelementes. — Während dieses im ver-
balansdrucke rein subjectiver natur ist, und das verbal-
thema zu ihm im prädicativen Verhältnisse steht (tu-
dSmi ich schlage = schlagend + ich) erscheint im unei-
gentlichen verbalausdrucke das pronominalelement zum ver-
balthema in possessiver, abhängiger form hingestellt.
Während der reine verbalausdruck an und £&r sich einen
vollständigen satz zu bilden im stände ist, ist die nnei-
gentliehe verbalform ein wort, das erst im sat'/e eine be-
dentong erlangt und von diesem abhängig ist.
Damach werden wir die definition der beiden uns nm
16*
244 Schleicher
beschäftigenden categorien, nomen und verbum, also fassen
müssen :
Verbum ist die Verbindung eines indifferenten prftdi»
cativ gefafsten themas mit einem zu demselben im sub-
jeotSTerbältnisse stehenden pronominalelemente. Nomen ist
die Verbindung eines indifferenten themas mit einem es
determinirenden, mithin von ihm abhängigen pronominal-
elemente.
Daraus folgt, daüs nicht nur die indogermanischen
sprachen allein, sondern auch andere sprachen verbum und
nomen von einander lautlich scheiden. Dies im einzelnen
durchzufahren mfissen wir uns hier versagen; wir werden
an einem andern orte ausfiQhrlicber darauf zurückkommen.
Wien. Friedr. Malier.
Eine sprachwissenschaftliche Zeitschrift in
Rnssland.
Vor mir liegt der vierte und fünfte Jahrgang der filo-
logiceskija zapiski (philologische denkschriflen), deren ti-
tel in iil)ersetzung also lautet: philologische denkschriflen;
Zeitschrift f&r forschungen und bearbeitung verschiedener
fragen über spräche und literatur überhaupt, vergleichende
Sprachwissenschaft, russische spräche und literatur insbe-
sondere und die slawischen dialekte, herausgegeben von
A. Chovanskij. Woronez, seit 1862. J&hrlich erscheinen
sechs lieferungen. Man sieht, eine theilung der arbeit ist
bei unserer russischen collegin, die auch mythologisches und
practische Unterrichts werke bietet, noch nicht eingetreten.
Das bisher veröffentlichte kann man f&glich in übersetzun»
gen und originalarbeiten theilen. Lieferungsweise wird in
Übersetzungen unter anderem hier geboten: E.Renan, über
den Ursprung der spräche; Max Müller, die Sprachwis-
senschaft, neue folge der lectures; Aug. Schleicher, Com-
pend. der vgl. gramm. der indpgerman. sprachen; Steinthal
anseigen. 245
nod Lazarus, gedanken Qber Völkerpsychologie. Von den
origiDalarbeiten erwähne ich nur A. Potebnja, zwei iinter-
SQcIiaDgen Qber die laute der russ. spräche, I. Qber den
Tollaut (o polnoglasii; so nennt man das lautgesetz, dem
zQ folge russisches oro, olo, ere, ele altbnlgarischem
ra, la, r£, li entspricht), II. Qber die lautlichen eigen-
thQmlicbkeiten der russischen dialecte (diese abhandlungen
sind fSr die slawische Sprachwissenschaft von bedeutung);
A. N. Athanasievü (sprich Afanasjef) poetische vorstellun»
geo vom regenbogen beim volke; baron D. O. Schepping,
der Werwolf in seinen mythischen und plastischen per-
MDificatioDen ; D. A. Lavrenko, die spräche des thier- und*
TernoniUebens, eine physiologische skizze; derselbe, die
dänische familie in den Volksliedern u. s. f. Ich mufs
mir versagen auf den reichen inhalt der, der spräche we-
gen, unseren lesern femer liegenden Zeitschrift hier weiter
eiozngehen, und erwähne nur, dafs auch krittken, Qber-
richteo Qber die einschlägigen literaturerscheinungen und
dgl. geboten werden.
Jena. Aug. Schleicher.
Die neuesten hilfsmittel fiir das Studium der
obersorbischen spräche.
För dea Slawisten unentbehrlich, doch auch in man-
cher anderen beziehung von interesse und bedeutung ist
die kenntnifs der beiden dialecte der sorbischen Sprach-
insel.
FQr das niedersorbiscbe ist man bezüglich der gram-
nuitik noch immer auf Hausmanns nunmehr selten gewor-
dene, (tkr ihre zeit recht gute grammatik (LQbben l^bl) an-
pjwiesen. Zwahrs band Wörterbuch (Spremberg 1847) hat
cbeafallg noch die alte Schreibweise, die fQr den in slavicis
weniger geQbten störend, f))r jeden aber unbequem ist.
246 Schleicher
Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs in der „Oram-
matik der Niederlausitzer Sprache^ von Ebert, welche bei
Schmaler und Pech in Bautzen erscheinen soll (Pfuhl, Laut-
nnd Formenlehre der oberlaus. -wend. spr. s. 1, anm.)) die
neuere, beim obersorbischen nunmehr eingeführte soge-
nannte „analoge" Schreibung zur anwendung kommen wird.
Desto regere thätigkeit legt man fbr das obersorbische
an den tag. Ich beschr&nke mich auf eine kurze bespre-
chung und erwähnung der neuesten erscheinungen. Diese
bestehen in einer laut- und formenlehre, einem lexicon und
einem lesebuche, umfassen also das, was man znn&chst
braucht, wenn man sich mit einer spräche bekannt machen
will. Die verhältnifsmäfsig zahlreichen grammatiken von
Seiler (1830), Jordan (1841; diese grammatik bezeichnete
einen wesentlichen fortschritt und ist auch noch jetzt neben
Pfuhls werk wenigstens f&r die theile der grammatik zu
rathe zu ziehen, die dieses nicht umfafst), Schneider (1853),
Schmaler (1861) bleiben hier anfser betracht.
Der neueste bearbeiter der obersorbischen grammatik
ist prof. dr. C. T. Pfuhl, Tertius am Vitzthumschen gym-
nasium in Dresden. Von demselben erschien bereits 1861
eine vergleichende lautlehre des obersorbischen in obersor-
bischer spräche (in der Zeitschrift der gesellschaft des sor-
bischen mutterfonds — casopis towar'stwa Madicy Serbs-
keje*) — auch in besonderem abdrucke zu haben, Bautzen
1862). So eben verliefs desselben Verfassers: „Laut- und
Formenlehre der oberlausitzisch- wendischen Sprache. Mit
besonderer Rücksicht auf das Altslawische*^ die presse
(Bautzen, Schmaler und Pech 1867. 8. 124 Seiten).
Da diefs in deutscher spräche verfafste werk natürlich
auch f&r den anfänger im slawischen berechnet ist, so ist
f&r folgende auflagen die angäbe der bedeutung zu sftmmt-
*) in denelben Zeitschrift jahrg. 1868. 1864 findet eich von PAihl eine
erschöpfende, sorgfllltige Sammlung und bearbeitung der sprachlichen reste
der Elbeslawen in obersorbischer spräche, die ftlr jeden, der sich mit diesen
dingen beschiftigt, geradeso nnentbehrlich ist. Die jahrginge jener xeitschrilt
sind auch einzeln zu haben (in Bautzen, bei Schmaler und Pech).
anseigeD. 247
fichen als beispiele aDgefbbrten worten dringend zu em-
pfehlen. Die bequeme brauchbarkeit und der nutzen einer
punmatik i^ird durch flbersetzung der beispiele ungemein
gefordert und es iat deshalb vollkommen gerechtfertigt,
wenu uian an die Verfasser von grammatiken die forderung
stellt sich dieser kleinen Unbequemlichkeit nicht zu ent-
ziehen.
Eine besprechung des einzelnen liegt nicht in meiner
absieht, obachon ich nicht Qberall mit dem verf. einver-
standen biu (ob z. b. , wie §. 4, 2, y und sonst behauptet
wird, prob u. s. f. eine contraction von *poroh = russ.
porog ist, dQrfle mehr als zweifelhaft sein; in den for-
men der 3. plur. wie wjedieja, pijeja, §. 5, 2, b, ist
wohl ohne zweifei nur die analogie der verba auf -ä-ti,
-«•T» zu sehen, -eja =» *-Äj?, *-«a; die §. 32 versuchte
erkläruug der allerdings dunkelen dualendung -aj trifft
wohl schwerlich das rechte, vgl. das im dat. instr. loc. er-
scheinende -maj ftkr -mau. a ). Der verf. hat sich nicht
nur mit slawischer grammatik überhaupt, sondern auch mit
der indogermanischen Sprachwissenschaft beschäftigt, wie
sein werk mehrfach beweist. Da derselbe, wie viele stellen
seines buches zeigen, zugleich den zweck verfolgt, den le-
ser mit den für die grammatik nöthigsten ergebnissen der
vergleichenden Sprachwissenschaft bekannt zu machen, so
hätte doch die anordnung der declination der nomina nach
den Stammanslauten (wie in Miklos. vgl. gramm.; vgl. §. 54
bis 56 des in rede stehenden werks) manches für sich ge-
habt. Besonders hervorzuheben ist die durchgängige be-
rficksicbtigung der ftlr die Sprachforschung oft so wich-
tigen mundartlichen und älteren formen.
Diese neueste obersorbische laut- und formenlehre ist
demnach eine willkommene bereicherung unseres slawisti-
scben apparats und jedem über diese spräche belehrung
suchenden zu empfehlen.
Die erste umfassende lezicalische bearbeitung des sor-
bischen (zunächst des obersorbischen, doch mit berflcksich'*
tigoDg des niedersorbischen) erschien in diesem jähre von
248 Schleicher
dem verf. der laut- und formeolehre unter dem titel: Lau-
sitzisch Wendisches Wörterbuch. Verfafst und unter Mit-
wirkung von Pfarrer Seiler in Lohsa und Domvicar Hor-
nig in Budissin herausgegeben von Prof. Dr. Pfuhl in Dres-
den. Budissin 1866. Verlag der Matica Serbska. In
Comm. bei Schmaler und Pech. Auch mit obersorbischem
titel. 8. XXXVI und 1210 Seiten.
Wer obersorbische texte lesen will, findet ein treffli-
ches hilfsmittel in Homigs lesebuch, einer kleinen auswahl
aus der volksliteratur und den werken der neueren Schrift«
steller, mit obersorb.- deutschem glossar (titel: öitanka.
Maty wubjerk z narodneho a nowideho pismowstwa hor-
njotuiiskicb Serbow. Zrjadowa) Mich. H6rnik. W Budydinje
1863).
Jena, im nov. 1866. Aug. Schleicher.
Die Sprachwissenschaft in Polen.
Fflr die Vertreter der nun in das zweite halhjahrhun-
dert ihrer entwickelung getretenen Sprachwissenschaft ist
es wohlthuend wahrzunehmen, wie die neue disciplio
auch aufser ihrer deutschen geburtsstfttte immer weiteren
boden gewinnt. Die nflchterne, strenge methode der glot-
tik scheint gerade bei den Polen nicht leicht eingang ge-
funden zu haben, doch beweisen zwei mir vorliegende
bflcher, freilich, wie es scheint, bis jetzt die einzigen in
ihrer art, dafs der dämm gebrochen imd der ström im gange
ist. Eine genauere besprechung dieser werke liegt nicht in
meiner absieht; da sie in polnischer spräche geschrieben
sind, so dürften sie der mebrzahl unserer leser unzugäng-
lich sein. Aber nicht nur deshalb, weil sie flQr die ge-
schichte unserer Wissenschaft ein interesse bieten, sondern
auch aus dem gründe, weil sie fOr den> der sich speciell
mit slawischen Sprachstudien beschäftigt, von bedeutung
sind, mag ein hinweis auf dieselben in diesen blättern am
platze sein.
anzeigen. 249
Das zuerst zii erwfthnende der in r^de steheDden werke
ist die grammatik der polniscben spräche von Matecki
(Gramatyka j^yka polskiego wi^ksza przez Dra. Antoniego
Maleckiego, profesora jfzyka i historyi literatnry polskiäj
w ÜDiwersytecie Iwowskim. Lwöw [Lemberg] 1863).
Dieses werk schlieist sich besonders in der anordnung
der declinations- und conjngationslehre an Miklosichs ver-
gleichende grammtik der slawischen sprachen an. Der laui-
lehre ist die ihr gebührende bedeutung eingeräumt, auf
das altpolnische und altbulgarische überall beziehnng genom*
men und die syntax ausführlich dargelegt. Für den we-
nigstens, der zu wissenschaftlichen zwecken sich mit der
polnischen spräche beschäftigt, sind durch die Maleckische
grammatik die früheren polnischen grammatiken antiquiert.
Auf die puncto einzugehen, in denen ich vom verf. abweichen-
der ansieht bin, ist hier nicht der ort. Möchte es hrn. Ma-
tecki gefallen auch eine ausfbhrliche altpolnische lauf- und
formenlebre zu schreiben, in welcher nicht nur die formen
zn yerzeichnen wären, welche von denen der jetzigen schrifl-
spräche abweichen, sondern auch die noch bestehenden
wenigstens aus den ältesten sprachquellen belegt würden.
Eine berüoksichtigung der in den polnischen mundarten
noch fortlebenden arcbaismen könnte mit der darlegung
der altpohiischen sprachformen füglich verbunden werden.
Das zweite, weniger umfangreiche der hier zu be-
sprechenden werke führt den titel: Nauka o pierwiastkachi
trödioslowacb j^zyka polskiego ze stanowiska poröwnawczoj
gramatyki przez Bronistawa Trzaskowskiego (lehre von
den wurzeln und stammen der polnischen spräche. Von
Bronislaw Trzaskoweki. Besonderer abdruck aus d. XXXIV.
bände der jahrb. der k. k. gesellschafb der Wissenschaften zu
Krakau). Krakau 1S66.
Der verf., dessen im jähre 1861 erschienene lautlehre
der polnischen spräche mir nicht bekannt ist, bat sich
wesentlich an mein compendium gehalten, wie er denn
überhaupt (s. 21) die sprachwissenschaftlichen werke der
neuzeit zu rat he gezogen hat.
250 Kuhn
Er bandelt zunächst von den wurzeln und stammen
im allgemeinen, sodann von den verbalstämmen (st&mme
der abgeleiteten verba, tempusstämme, modusst&mme), den
nominalstftmmen, den st&mmen der zahlworte, der prono-
mina und schliefslich von den partikeln; eine anordnung,
die, ans herkömmliche sich anschliefsend, mehr dem prac-
tiscben bedQrfnisse leichteren nachschlagens als streng wis-
senschaftlichen anforderungen genflgt (vgl. Comp. 2te anfl.
§. 207).
Im einzelnen hätten wir freilich gar manches zu be-
merken (so z b. ist §.11 in byt, trujf nicht die wnrzel
selbst stamm, sondern, vgl. §. 72, es liegen hier stamme
mit den suffixen la und ja vor u. s. f.) und über manche
Schwierigkeiten geht der verf. etwas leicht hinweg (so
wird z. b. §. 12 s. 29 plak-aö ohne weiteres zu wz. ptuk
gestellt u. a ) ; doch ist im ganzen die arbeit eine anerken-
nenswerthe anwendung der methode und der ergebnisse
der neueren Sprachwissenschaft auf das gebiet der polni-
schen spräche.
Wir wünschen der Sprachwissenschaft in Polen eine
gedeihliche weitercnt Wickelung; der in den besprochenen
werken gemachte anfang berechtigt uns zur hoffnung, dafs
dieser wünsch in erf&llung gehen werde.
Jena. Aug. Schleicher
(Handbooks for the study of Sanskrit edited by Max Mttller, H.A., Tay-
lorian Professor of modern European languages and literature, aud
Sub-librarian at the Bodleian library). A Sanskrit grammar for be>
^nnncrs in DevanSgan and Roman letters throoghont by Max Mlll«
1er. London, Longmans, Green and Co. 1866. XXIV. 808 pp.
Obwohl der Verfasser die vorliegende grammatik nur
zum gebrauche ftkr anftnger bestimmt hat, wird sie doch
auch dem weiter vorgeschrittenen vielftltig eine willkom-
mene gäbe sein, da derselbe, wenn er auch die bedQrfnisse
jener vorzugsweise im äuge hatte, doch auch für diese ein
anzeigen. 251
sebr brauchbares material in Obersichtlicher weise ziisam*
mengestellt hat, wie es sich z. b. in der umfasseoden dar-
stelluDg über den gebrauch des bindevokals i in §.331 — 41
findet. Er ist, wie er in der vorrede sagt, hauptsächlich
bemOht gewesen die klarheit der Boppschen mit der ge«
nanigkeit der Colebrookeschen grainmatik zu vereinen und
hat zur erreichung des letzteren Zweckes die grainmatik
des P&nini sowie die werke anderer indischen grammati-
ker sorgftltig durchforscht, um ober zweifelhafte punkte,
die oft aus einer gramroatik in die andre übergegangen
sind, zur gewifsbeit zu gelangen. Die sich durch das
ganze buch hindurchziehende Verweisung auf Pänini und
andre grammatische werke, zeugt von diesem streben und
sie sowie die einftlhrung der technischen ausdrücke der
indischen grammatiker neben denen der europäischen ist
daher zugleich eine gute Vorschule ftlr diejenigen, welche
an das Studium der einheimischen grammatik gehen wol-
len« Was den grammatischen Stoff betrifft, so hat sich
der Verfasser einmal auf das gewöhnliche sanskrit be-
schränkt und das der Vedas ausgeschlossen, dann aber
auch die syntax unberücksichtigt gelassen, da eine sich
auf Pänini und die andern einheimischen grammatiker
stützende bearbeitnng derselben durch prof. Bohler in
bälde erscheinen wird. Im übrigen ist er um möglichste
Vollständigkeit bemüht gewesen; um aber den anfinger
nicht mit einer allzugrofsen masse von regeln und namentlich
ausnahmen zu überfüllen, hat er diejenigen, welche zunächst
unberücksichtigt bleiben können, im inhaltsverzeichnifs mit
einem sterneben bezeichnet. Dies erscheint uns nicht ganz
praktisch und möchten wir fQr eine folgende anfinge die-
selbe bezeichnung unmittelbar vor der regcl empfehlen,
wenn nicht etwa kleinerer druck in solchen fällen noch
zweckmäfsiger erseheinen möchte, was zugleich eine erheb-
liche ranmersparuifs liefern würde, da z. b. von den 125
Paragraphen der wohllautsregeln fast die hälfte (60) mit
dem Sternchen gezeichnet sind. In der darstellung der
declination und conjugation ist der verf. des praktischen
2&2 Stokes
bedärfnisses halber in mehreren punkten von der bisheri*
gen methode abgewichen, wir nennen z. b. die behandlang
der consonantischen nominalst&mme vor den vokalisoben,
die bezeiohnung der verbalklassen nicht nach zahlen son-
dern im anschlufs an die indischen grammatiker nach den
anfangswurzeln (bhvädaja: u. s. w. ), die aufstellung der
Verbalendungen nach rein praktischen gesichtspunkten §.321,
über welche punkte alle nur die praxis entscheiden
kann. Nur dem praktischen bedOrfnisse dient auch das
im anhang gegebene verbal verzeichnifs §. 244 — 99, das
mit dem alphabetischen index p. 304 — 7 und den Verwei-
sungen auf die in der grammatik gegebenen regeln auch
ein wesentliches erleichterungsmittel f&r den anf&nger
bildet, aber auch den vorgeschritteneren oft ein willkom-
mener rathgeber sein wird. Die behandlung des accents
hat der verf. nicht in seine darstellung aufgenommen oder
ihn doch nur da erwähnt, wo er auf bestimmte bildun-
gen licht wirft, wie z. b. §. 296. 1—4 note; wenn nun
auch das gewöhnliche sanskrit denselben unbezeichnet lälst,
so mochte doch die einfbhrung desselben in die gramma-
tik immerhin zweckmäfsig sein. In §. 298, 3 a mufs es
statt „na before streng terminations '^ n heifsen, und in
§. 261 im acc. du. des pron. 2. pers. ist väm statt väu zu
setzen.
A. Kuhn.
Corrigenda.
Bei erneuter lectüre der Passion und Creation habe
ich aufser Ebels Verbesserungen (beitr. V, 131, 132) mei-
ner Übersetzung des corn. yn grows on the cross*) und
presonys gefangen noch die folgenden gefunden.
*) So yn wlas P. 18, 4. 100, 2. 166, 1. 209, 1. R. 1636 s in wUse
Cr. 2327. yn woly R. 1540. in wethan Cr. 548. 827 = in weathan
Ct. 762. yn golon P. 26, 4 ^ in golan Cr. 806. yn grows-pren
D. 766. R. 818. in gollan Cr. 888. yn dre P. 97, 2. yn drynsys
corrigenda. ^53
Passion 1,4 360 enevow uosern seelen (cf. eu unser
P. 17,4: an bewnans unser leben P 246, 3: an lagha
ny unser gesetz R. 11: an las ny es yn nef unser va-
ter der du bist im himmel P. N. Dieses en oder an ist
w. ein). P. 12, 1 nyu gevas hat nicht (gevas oder
jeveB = m.bret. deveux). P.19,3 spernabyll willing to
be spurned (Mr. Pedler). P. 23,2 an pregotb das predigen.
P 24,2 a wo5affo wird ertragen. P. 28,3 warne5y rag
68656 dyllas pan a ve gorris auf sie wurde zum sit-
zen eine decke von kleidern gelegt (pan von pannus).
P. 33, 3 streiche „of her^. P. 41, 1 gans iudas del b
tewlys drey Jesus sur del vynne as it was planncd
by Judas to bring. Jesus surely as he would. P. 53,2 ha
me gwan: trystyns us worth ow blu3ye und ich
(bin) krank, kummer zerrfittet mich. P. 64, 2 keparhadel
ens 3en gas ebenso als sie zur schlacht gehen. P. 78,2
re 5yssy8 f&r re 3yscsys didicisti. P. 79,4 yn un
hanas im flflstem (hanas = in sanas, Pedler). P. 82,2
ha fals te dok dustuny of (the) false, bear thou witness.
P. 93, 2 danvansys missns fuerit, 3te sg. secund. praet.
pass. P. 105, 1 pan drew (= pa -h an -h tra + ew)
henna 3ynny ny was geht uns das an? P. l07,2PyIat
justis otese Pilatus du bist ein richten P. 115,1 then
ioul mur neb o tus keth einige die dem grofsen teufel
nnterthan sind (keth sss captus). P. 121, 1 me ny won
yn crist cafos byth reson merwell präg y[w]
reys 3030 Ich kann an Christus keine Ursache finden (je
ne sais (gon) trouver), warum er sterben sollte. 173,1
golyas wachend. 175,3 pub er te 3en gura lewte,
beva den yonk bo den coth stets thu das rechte, du
mann, seiest du ein jnnger, seiest du ein alter mann (cf.
P. 144,1 te 3en able ota gy du mann, woher bist du?
beva — bo gilt gleich po — po beitr. III, 160). 180,2
O. 1784, 2660. yn vaner P. 282, 2. yn vryongen D. 1007. Dieses
yn, in mit seinem slten voealischen anslant scheint ein loc. Hm, sg. des
■rtikelB. cf. lit. anoj^, an^?
f.'
254 Stokes
streiobe so that. 187,1 a vewDans crist acheson
eine anklage Ton Cbrieti leben. P. 195, 4 dowatoU all
gwese to du8t (Pedler), ef. dowst Cr. 953,954. F. 196,2
03 7 ans aga meyn so scblecht als ibr mund nur konnte.
.203,4 5e wortb an gwyr a-fye dem glauben ent-
flohen. F. 204, 2 byt(b)quetb yn lan re-vewse
stets rein (*yn-hl an, y n -f- glan) bat er gelebt. F. 208, 2.
P. 223, 1 weise hat gesebn. F. 208,3 dascorse hat auf-
gegeben. F. 211, 4 syns heilige. F. 216,1 res-teffo
mur-vylyny viel schäm mögen sie empfinden! (deffo
cf. Br. d6vez6). F. 222, 1 a wole klagte. F. 230, 4
tyr marya three Maries (Fedler). F. 237,3 y 5olyas
(leg. ytb olyas) weinte. F. 238, 3 ny wozyens y sy-
st rowy sie könnten ihn nicbt zerstören. F. 252, 2. 253, 1
tyr marea, tyr marya drei Marien. F. 252, 3 ganse
mit ihnen. P. 253,2 y an guelas sie sahen es. F. 253, 4
an meyn-ma dieser stein. P. 254,4 re welsens sie hat-
ten gesehn.
Creation 61 arthelatb Glr argh-elath archangels
(Norris). Cr.8l gwraf broster ich will etwas grofsestbun.
Cr. 149 a-bashe Qbertrifil (fr. passe). Cr. 270 trebytcha
zu boden werfen (siehe Diez et. wtb. 1,93 trebucher).
Cr. 369 bays für häs same. Cr. 616, 1217, 1761, 2039
kyns es bythy, kyns es hethy unmittelbar, buchst
▼or dem aufhören. Cr. 650 men tha gesky wfinsche zu
lernen! (gesky ftir desky = mittelbret. disquif).
Cr. 690 ra pell zu lang. Cr. 703 thewhy euch. Cr. 726
pythesta wo bist du? Cr. 783 maga fnrre als ausneh-
mend weise (furre ist der superlat. von für). Cr. 847
drevon bew ow harenga ty a vytb so lange ich am
leben bin, sollst du meine liebe haben. Cr. 900 floghe
kind (von lat. floccus?). Cr. 980 trohan daras zur
thOre hin. Cr. 1036 aparell a thyllas apparel of clothes.
Cr. 1062 my a vvn thewhy poyntya Service tha
teag (leg. deag?) hay gela I will appoint unto you and
the other to bear Service. Cr. 1124 otta marow siehe!
todt ist. Cr. 1193 marsses predar if there is care.
Cr. 1258 drevon bew so lange ich am leben bin. Cr. 1289
bythqwath me nyn kerys nie liebte ich ihn (Abel).
Cr. 1292 US latha for slaying (us fbr a us Cr. 1735).
Cr. 1293 ow fegans my needments (?) Cr. 1305 bram
an gathe the cat's fart. Cr. 1355 ffwaile gala Stroh-
halme. Cr. 1420 par dell vo as sball be. Cr. 1443 ow
I
I
corrigenda. 2.>5
pela warraying (bela). Cr. 1470 a us kyek as to flesb.
Cr. 2498 me a wra — benytha yn ybberii y byth
gwelys .— an gabm-thavas pesqwythe
mays gw<^llawhy hy remembra ahanaf why my a
wra Ich will machen — stets am.himmel soll er gesehen
werden — den regenbogen, so dafs ich euch, so oft ihr ihn
seht, an mich erinnere. Cr. 2548 geys gewohnheit von
mittelengl. get (gl. modus, consuetudo) Prompt. Parr.
Was yermuthungsweise Verbesserungen des textes an*
betrifft, so möchte ich P. 21, 1 statt ganso try lesen gans
sotry mit Schlauheit? P. 33, 1 ow dygnas statt o dy-
nas. P.45, 1 voys undyntrese st. foysundyn tre3a.
.43,2 cheryte st. cheryta. P. 45,3 y wholhas st.
y wolhas. P. 33,4 3y das st. 3y 5as. P.35, 1 gase st.
aßa. P. 72, 1 gor yn y goyn 5e gle3e. P. 13% 4
el an levar lever 3yn. P. 145,2 warnaff st. waraff.
P. 154,3 whelsons st. welsons. yn me3e P. 198,3
8t. yn me3a. y whrellons P. 229, 3. may whe3e
P. 235, 2.
Druckfehler sind yn crow P. 128, 3 leg. yn crows.
gefys P. 184,3 leg. gesys lefl. vgha Cr. 47 leg. vghe.
Ferner lese man paynes Cr. 162. golha Cr. 193. boma
Cr. 332. tasCr. 344. wheras Cr. 553. cotheCr. 583.
heb y shara Cr. 686. hemma Cr. 736. fus guryes
953. kemmys 1018. cayme 1065. cooge 1090. challa
1117. bydnar re thocka n6h hagl406. kyek 1470.
Strang 1558. seath 1559. po peb beast 1594. pewe
1601. gymmar 1744. wythan 1825. pane 1886. adam
2060. neffe 2105. me a ra 2279. gybmar 2304.
droge 2398. gwyle 2424. abervathe 2440.
Eine interessante spur des acc. pl. im corn. ist bis
jetzt nicht beachtet worden. Der nom. du. von bregh
brachinm ist dyw-vregh O. 688. D. 1189 (b zu v
erweicht durch den vocalischen auslaut des Zahlwortes).
Aber der acc. ist de-fregh P. 76,1 oder de-ffregh
P. 232, 1. Hier ist der Übergang von b zu f durch das s
des pluralendung veranlafst, die im corn. wie im lat. acc
du. die ursprflngliche endung ersetzt hat. Eine spur des
acc. sg. findet sich im neucom. trenzha (Lhuyd A. B. 249)
= w. trennydd i.e. *tren-f-dyd, 'tretn-hdyd pe-
rendie, wörtlich tertium diem. So corn. boyn-edh = w.
peun-yd quotidie. Ebel beitr. IV, 280.
1. September 1866. Whitley Stokes.
2&6 MUUer, miscellen.
Eränica.
1) aothra.
Dieses wort, das unter anderm Vendid. VI, 56 vor-
kommt, Qbersetzt dort die buzyäresch-übersetssung mit ^yü
(mök) uschuh^. Spiegel (Comm. zum Avesta 1, 194) be-
merkt, dafs die etymologie nicht ganz klar sei, und bringt
es mit ve ^^weben^ in Zusammenhang. Justi stellt es zu
av in der von ihm. angegebenen zweiten bedeutnng. Am
passendsten läfst sich damit litauisch ad-ti „fufsbeklei-
dung anlegen '^ und aü-tas „fufslappeu^*) vergleichen,
welches, nebstdem dafs es die richtige etymologie an die
band gibt, die richtigkeit der huzv&resch-flbersetzung glän-
zend bestätigt.
2) balon, balan.
Dieses wort bedeutet im ossetischen eine taube gro-
fser art. Identisch damit ist litauisch baländis „taube^.
3) khur n.
Dieses wort bedeutet im armenischen als Substantiv
„häufen, menge'' als adject. und adverb. „dicht, haufen-
weise *'. Ableitungen davon sind: khr'nel „aufhäufen^
khrnil „aufgehäuft sein^, khrnuthiun „aufhäufung,
menge*'. In erstercr bedeutung entspricht demselben voU-
kommen lit. krüvä „häufen'', in letzterer krüvoms, krü-
vömis, adverbieller instr. plur. , „haufenweise, dicht, in
menge" von k r&u-ti „häufen" (von wz. kru). khur n steht
statt khr uv-n wie gunr ftkr ^nur etc.
Wien. F. Mflller.
*) alar. u-ti in ob-u-ti fafBbekleidiing anlegen, Ut. ind-u-o, ex-n-o,
WZ. n. Auch Pictet Origines II, 803 hat bereits das altbaktrische wort mit
den ttbrigen hier erwfthnten xnsammengestellt. Vgl. Cnrtlas, Orunds. Ste
anS. 661. (Anm. d. red.).
Hoiiz Schmidt, voratadien zur «nCaiiffBrnng der lyk. Sprachdenkmale. 2^7
Vorstudien zur entzifferung der lykischen
sprachdenkmide.
Das lykisehe alpliabei
Das lykisehe aipbabet besteht aus folgenden 25 aei-
chen:
^B(<)AEFI♦ + lK'^'*NIo^P5TV
X y 3c x
Was sonst in den Inschriften an zeichen erscheint, sind
Dor verschiedene formen desselben Zeichens.
^ erscheint noch als Al^f^P, seltner A, daher oft mit
^, P, A, ^ '^ verschrieben.
B als BB^b^.
< Oberhaupt nur vereinzelt als Stellvertreter von y
(Pell. 21).
A, namentlich wenn es verdoppelt auftritt, steht gewöhn-
lich in veijüngtem mafse über der linie AA.
E begegnet in der form von )$^ ^ und £ , sehr selten B.
F auch in schräger läge >r.
4 verlängert gewöhnlich den schaft und verkürzt die
schenke! des winkeis, in der karisch-lykischen Inschrift
hat es die form j^.
+, wenn es als X erscheint, ist verschrieben.
i wird gern verjüngt.
K wird gebildet |C |^ K N T^ » vereinzelt begegnet Kopps
A liebt die Schenkel zu kürzen, so dais sie nicht auf
die linie reichen: "^
M erscbdnt aoch öfter mit ähnlicher Verkürzung als ^
oder /^ /^ und in den ungewöhnlichen seltnen for-
men m, n.
K verkürzt **, oder als NV^y\^ und einmal als J.
3E in der form von E beruht auf fehler der Steinmetzen
oder des stebs.
Bdtrilge z. Tgl. Bprachf. V. 8. 1 7
258 Moriz Schmidt
0 oft als ^, und unzählige male in P verschrieben. Sel-
ten o-
r nimmt die form an von: ^^^^^^^•
P ist oft schwer von h zu unterscheiden, wenn es ^
geformt wird; andre bildungen sind 99^ t'
$ der Zischlaut gleicht gewöhnlich einem /, seltener in
affectirter schrift einem 3 3, höchst selten einem /.
T hat ab und zu noch einen querstrich T.
Y offenbar das v griechischer und italischer alphabete,
mit eingesetztem phönizischen u (ajin), erinnert in sei-
nen mannigfaltigen formen doch stark an das kypri-
otische aiphabet« Seine bildungen sind:
^ \j^ \l^ w >y \;^^ ^
und: TY^YYYY^'V'^^
wie denn auch in griechischen inschriften y und Y,
nebst der affectirteren form ¥ erscheinen.
X hin und wieder auch >^ (Pinara 2). Ob auch X das-
selbe oder eine form des ^ ist?
"V tritt auf als Y y V \/V, ein oder zweimal als < und T.
X fast immer verjüngt, namentlich vor P und wenn es
verdoppelt wird, z. b. F^^^E. Auch der kretische
dialekt vertr> &&i ^äXa&&a.
X; so gewöhnlich; affectirte bildungen >K -^ , wie ))(■
auf der tafel von Idalion.
Die quelle dieser 25 zeichen ist das ionische aiphabet.
Bis y inclusive begegnen uns nur die zwei zeichen ^ und
+, welche abweichende form verrathen. Doch ist unschwer
zu erkennen, dafs + seine entstehung dem ®, ^ einer
form des Chetfa verdankt. Hinzu genommene zeichen sind
nur ^ und 3C.
Was nun zunächst die vocale anbelangt, so ist vor al-
lem I als solcher auszuscheiden. 1 bezeichnet den fricativ-
laut jod. Derselbe tritt im inlaut eines worts zwischen
zwei vocale, wie in der häufigen endung Eih (ija) und
tritt zwischen zwei worte, die mit vocalen schliefsen und
beginnen, bald dem ersten anhängend, bald dem zweiten vor-
vontndien zur entziffenmg der lykiechen Sprachdenkmale. 259
geschobeo: z. b. ^tTT'^M : ♦n^, f^ : i*TPE, /♦ : iM^E.
Dals £ keiD Iura ist, wie allgemein angenominen wird,
glaube ich gegen ende dieser antersuchangen klar bewie-
sen zu haben. Hatten also die Lykier kein jota? Sie hat-
ten den laut allerdings, doch war es ein dem E in 2%^
xovtiv ähnlicher laut, wie die lykische Schreibung der worte
^ibaQiQQ^ Molhoig, /Ivgifiaug, IlvßiaXriq^ n^QtxXfjq^"Ixvaq^
£ixag, TifioTig zeigen kann. Da i als consonant verge-
ben war, wird E als zeichen f&r den i-laut verwendet:
und den e-laut vertritt nunmehr A. Das zeichen 0 ^ giebt
unbestreitbar den o-laut wieder, wenn auch die gräcisi-
mng lykischer eigennamen in einzelnen fällen dies 0 durch
V umschreibt. Da nun X ftkr v aus Ilvßiakijg Javäaag
sicher steht, kann V nur zeichen ftür das verdumpfte o,
f&r das oc;, gewesen sein und wechselt daher oft in der
schteibung desselben wertes mit o: H^iThBoph (BVP^).
Zu diesen vocalen treten nun noch die zwei nasalhaltigeu
▼ocale X a (an) und £ i (in), von denen unten ansfQhr-
lieh die rede sein wird, und P als r-vocal wegen PPPE,
PZIE und dergl. Die tafel der ly kischen vocale ist da-
nach folgende-
re = ä ä)
X = a
E ==
I = i
0 W
ov
X = V V ) auch als u-consonan8(griech./9)
p ^ r verwendet.
Nach dieser darstellung erweist sich die annähme mei-
ner Vorgänger, dafs das lykische aiphabet die vocale nach
ihrer quantität durch besondere zeichen unterschieden und
solche auch für diphthonge gehabt habe, als völlig unbe-
gründet« h z. b. ist lang in +'^M- = Aä^ kurz in VOPh
>yoro, vor*, ^KK^T^'^ni. -„ 'Enaxouvag. ♦ ist kurz in
17*
260 MoriK Schmidt
♦K^T^«^^, r^PEK'^*+, T^'^^fB^+E+'K, aber lang in der
ersten silbe des worts Trjk€(pog. Das ^ ist kurz in den
mi^ Mo\ — beginnenden eigennamen, lang in KO/\^^^+,
vgl. KfidaXog. — Wir kommen auf die consonanten. Von
resonanten begegnen ^ ^, von siscbem wie in allen indo*
germanischen sprachen nur $ und 1 (s. z), von fricativen
I und ^, der zitterlaut P, von muten die tenues K T f
und die aspir. med. F. Endlich glaube ich zuversichtlich
den hauch als + unten nachgewiesen zu haben. E2e
bleiben
B < A y, X
zu bestimmen übrig. Nach der geltung nun, welche die
ersten vier buchstaben im griechischen alphabete haben,
sollte man vermuthen, dafs drei medien und eine aspirate
vorliegen.
Dieser annähme stellen sich jedoch erhebliche beden-
ken entgegen^ namentlich dann, wenn man V ohne weiteres
griechischem jfi gleichsetzen wollte. Dieses V nämlich ist
gerade als x^ ^^'^ grftcisirungen gar nicht nachweisbar, als
y zwar einmal in ^P^^^yo+ ; TEMEME — 'jiQudyov viog^
aber streng genommen nur als x, z. b. EyTT^ a=s **IxTagj
VTThPX**h = KraQäfiwg, yoAP^^+EA^, ^gET*NOB^+^
^y^T^Eih. Nun ist aber doch x bereits als besonderer
laut durch ein entsprechendes zeichen vertreten; welcher
art soll also der laut y gewesen sein? Ich glaube die ein-
zig mögliche annähme ist, dafs es zwar kein x {^^h wohl
.aber ein kh (wie die sanskritische tenuis aspirata) war.
Denn nur so erklärt sich, warum ihn zwar die Griechen
durch X wiedergaben, die Lykier aber dasselbe zeichen f&r
ihn wählten, welches die eine klasse des griechischen al-
phabets fbr das x^ festgesetzt hatte. Der name hPfP^y^
steht dem nicht im wege; wahrscheinlich hätten auch ihn
die Griechen durch x ausgedrückt, wenn sie ihn zuerst
oder nur durch die Lykier kennen gelernt hätten. Wer
weifs, ob nicht die Kreter jignaxog wie axa96g axrttog
sagten? Danach fehlt also im lykischen aiphabet das y.
Sie kannten zwar das ionische zeichen, verwendeten es
Vorstudien zur enUifferong der lykiichen sprAchdenkmale.
261
aach wohl ab und an einmal, aber wie ans <or^3ayor4>^
erhellt, an der »teile des V; und streng genommen war
der bnchstabe überflüssig, da der laut fehlte, der erstorben
war. Anders steht es ipit der dentalen media. Diese war
vorhanden (A); denn flir A kann nicht = & stehen, da ^
kaum eine andre geltung gehabt haben kann, als &. Vgl.
*^E3cp^^^T^ Obel O. S. Z. 16, "V^^^t^, K^POoce, Pxm^-
X^TfyP^^ u. dgl. (sprich: Mi&gandra (Strab. Mi&gwnd-
Nnr mit ^ ist nach meines collegen A. Merx^ und
meiner Überzeugung in allen uns bekannten worten, welche
dies 3C enthalten, sei es im anlaut ^c (XopTTh, xy, xpxMv,
3cpEAii^), oder verdoppelt im inlaut »c (g. b. poNK^hOCXE,
wie im kretischen d-dXmJOa) F^K^^cg^ ^^^^E, durchzukom-
men. Aus diesem gründe trage ich aber auch kein be-
denken neben A auch die labiale media B zuzulassen, wie-
wohl in gr&cisimngen daf&r nicht durchweg ß^ sondern
aasnahmsweise, aber aus mifsverstAndnifs, auch ein ip
(T4^4^BA+E+A) eintritt. Die consonantentafel ist nach die-
sen ermittelungen genau dieselbe wie die altpersische bei
Spiegel« Das verhältnifs des altpersischen zum neupersi-
schen hilft sogar das fehlende ydfi^ta erklären, da auch im
nenpersischen altpersisch y zu j wurde oder g&nzlich ab-
fiel. — Für I und ip besitzt das lykische keine besonde-
ren zeichen, sondern gab die laute durch MGEJ, W/, W,
r// wieder. Unsicher PIX Ob. 2, 16. 4, 42 wegen inscr.
Liimyr. 1. Schönb. Doch s. Ob. 3, 9. Ich ordne also:
Pal.: Ling.: Dent.: Lab.: Liqaid.: Hauch:
tenues
tenues aspir.
mediae
med. aspir.
resonanten
Zischlaute
fricative
zitterlaut
K (k)
y (kh)
[<]
ttT
VA».'
B
F
(X)
N
M
n I ^
A AA
2<{2 Horiz Schmidt
Am scblois der worte finden sich davon nnr I^ X^ fL
unä der hauch + ; niemals '^ P V// P//. Als euphonische
stOtze zwischen vocalen dient i, sowohl im inlaut wie im
anlaut und auslaut.
Wie wir uns die reihenfolge der zeichen im lykischen
aiphabet zu denken haben, ist schwer zu sagen, doch scheint
mir, als dQrfle die oben gegebene anordnung sich nicht
allzuweit von der Wahrheit entfernen. Die Ljkier sind
mit dem griechischen aiphabet genau so verfahren, wie die
Griechen (lonier) mit dem phönikischen. Wie diese dem
He den werth eines e beilegen, so die Lykier dem e- zei-
chen (E) den werth eines i; und dasselbe phönizische Cheth,
welches bei den loniern bald als H, bald als hauch (^)
verwendet wird, dient bei den Lykiern ausschliefslich als
bezeichnung des e-lauts, ohne unterschied der quantität.
Das waw von der stelle zu rflcken war kein grund; wohl
aber mufste für den hauch, der im lykischen eine starke
rolle spielt, ein platz gefunden worden, nachdem die 8te
stelle, welche derselbe im ionischen aiphabet einmal ein-
nahm, sowohl bereits im ionischen als auch im lykischen
an den e-laut, resp. die e- laute, vergeben war. Und da
frAgt es sich nun allerdings, ob man ihm die 9te oder die
24te stelle angewiesen haben werde. Da neu geschaffene
zeichen den adoptirten nachgestellt zu werden pflegen,
sollte man meinen, das + werde eher eine der letzten stel-
len im aiphabet eingenommen haben, allmi da die spräche
ein O hatte, warum nahm sie nicht einfach das ® oder
0 aus dem mutteralphabet an 9ter stelle herüber, sondern
schuf dafür das neue zeichen ^? Dafs sie es nicht gethan,
dient mir als sicherer beweis, dafs der platz für d- .bereits
anderweitig vergeben war. Ueberdies ist + offenbar mit
aufopferung des schildrandes oder kreises aus ® entstan-
den und durfte seinen platz um so mehr neben dem A
beanspruchen, als das ionische aiphabet zuerst gerade dies
zeichen H als hauch an 8ter stelle verwendet hatte. Mit
andern werten: der doppelte werth des ionischen H ist
im lykischen durch zwei besondere nach bar zeichen A
vontndlen zur entziffemng der lykischen Bpxmchdenkmale. 263
und + wiedergegeben, i, obschon coneonantteob, behaup«
teie wohl seine alte stelle, da der i«laut bereits unterge-
bracht war. Jener nasalhaltige i-laat aber, gltichsam ein
BE, war um einen platz in keiner Verlegenheit, da das
dorch W/, Vn ausgedröckte ^l keinen bedurfte, und sein
zeichen um so fbglicher an diesen laut abtreten konnte,
ala seiner gestalt nach £ von E nicht allzuweit abliegt,
und ein nasalhaltiges i nicht ungeschickt auf Ny folgt.
Was den klang des £ betrifft, so denke man an das
ägyptische Ntris (Darius), dessen N grade so vor t steht»
wie 3E vor T zu stehen pflegt, aber so dafs es dem T of-
fenbar den klang des griechischen S verleiht. 0 blieb o
und oi, aber fiQr den u-laut fehlte ein zeichen. Es lag
den Lykiern grade so nahe, wie andern Völkern, daf&r das
V in der form eines V zu wählen * ). Warum sie, da sie
den u-laut auch hatten, nicht sein ionisches zeichen YV
dafttr verbrauchten, und lieber ßXr das ov ein neues er-
fanden, weifs ich nicht anzugeben. Der fall liegt ähnlich,
wie bei + und ^. Indessen wie die lonier zu dem 0
(sB o, ctf, ov) ein V (als v) hinzutbaten, thaten eben die
Liykier zu den zeichen der älteren u-gruppe, 0 und V,
fOr ihren u-Iaut ein neues zeichen hinzu. Der nächste
ionische character war, da er nicht als palatale tenuis as-
pirata (X) verbraucht werden konnte, vaeant. Die Ly-
kier sparten sich daher die mühe fbr ihr nasalhaltiges a
(an, am) ein neues zeichen zu erfinden, werden aber höchst
wahrscheinlich das vorgefundene zeichen trotz seiner neuen
geltung an seiner alten stelle belassen und nicht hinter das
h gerflckt haben. Mit y als kh, jedenfalls palatal, da ipi
durch r// ausgedrückt wird, findet das entlehnte aiphabet
seinen abschlufs. Eines Q bedurfte das lykische nicht und
fSuid es wohl auch im mutteralphabet noch nicht vor. Wie
aber die lonier das phönizische aiphabet nach dem T um
*) ^ selbst iit nichts anderes als die sweite fonn des phonizisclien 7.
Die eine geschlossene 0 wählte der lonier für öi die andere offene v.j für {/
in der form V • Durch Verdoppelung dieser letzten V^ (V) gewinnt der
LjrUcr fein ov*
26 t Moris Bcharidt
4) reap. 5 seiobeD ▼ermehrteo, so die Lykier das ionisehe
eben&Us wohl am schlnsae mn swei: ^ X von einleach-
tender Ähnlichkeit Ob ^ X oder X ^ zu ordnen, steht
freilich dahin. Doch ist die erste anordnnng glflcklicher,
denn bei ihr treten die zwei aspiraten Hf ^ (kh, &) zu*
samaien und das Tocalzeicben schliefst; wie auch bei den
loniem die aspirata 0 ond X (y) zosammentreten and Q
absohliefst. Auch ist es wahrscheinlich, dals man dem
oben verdrAngten 6 (^ die erste, dem weiterhin zu erset-
zenden Y (X) die zweite stelle werde eingeräamt haben.
B ond y rflcken nunmehr freilich weit von einander und
zwischen B und A bleibt eine nur durch das obscure dem
y identische < zu flUlende iQcke, doch liegt die richtige
erklftrting dafitr in den eben behandelten lautgesetzen der
lykischen spräche. Ob die Zahlzeichen die phdnizischen
smd, läftt sich aus mangel an material nicht zur entscheidung
m. Es finden sich (s. Merz Gramm. Syriac p« 17):
= 2
— 3
=S5 12 (Vgl. J. Brandis daa mans-,
p maafs- und gewiehtwesen in
^ Yorder-Aflien bis Mif Alezia-
s"(i5?) dear dm Oroteu Beriin 1866
Buch Stäben Verdopplung.
Von unsrer betrachtung der Verdopplung der bnchsta-
ben in der schrift schliefsen wir von vornherein die dop*
pelconsonanten f// und W/, »QZ aus, die flbrigens aoch
mit einfachem zischlaut geschrieben erscheinen, lieber die
Verbindung PIX sehe ich nicht klar; Obel. 2, 16. 4, 42.
3, 9, vergl. mit Inscr. Limyr. 1 Schönb., reichen nicht ans
sie anzunehmen. Auch wie T// Obel. 2, 69 (KET//4^ — )
anzusehen ist, steht dahin: ein zweites beispiel fbr T//
liegt nicht vor.
Nie verdoppelt werden: i K ^ (/^?) ^ P und wahr-
Fellows 14:
II
Fo. 20:
III
FeU.T. 21:
III
Fell. 6:
II —
T. 21 b:
0-
Fo. 24:
>
Fo. 23:
^
▼ontndien siir entiiffBrnng der lykischen Bpnchdenkmale. 205
lieh F + trotz Ob. 2, 41 und des einmal vorkoni'-
iMDden ^F+hVTE. Daft trotzdem Jifi vv gehört wurde,
geht herror aus XM, SN aes äjüfi, wi und dem namen
IIoffifMawi» anf einer lykisch-griechiechen inschrift.
^_i^?^^^ im anlant: zwiachen yocalen: nach den consonanten :
(p/)?
(/)?
(POb.
1,40)
{/)
A
T
X
B
r
A
I
/
[Ä
TT bes. vor '^
AA
TT
?
n.TelinM8.3 —
— (Ob.2,61)
AA
? Antiph. 1
XX » v/9
r
BTR/V
P t
P
P/I
/I
Kr[P]
p
p
-]
Verdoppelnd wirken also:
p
z
I
(B)r
K
(A
anf
— A
T *
T
T
T Ä
- T)
an/
r y
r v
A
Ob. N. s. 40.
zweifelhaft ob auf:
A AVX(My)
BAI (selten)
Danach besitzen also der zitterlant, selbst als halbvo-
cal, and die Zischlaute, aber Überwiegend der erste, eine
aof folgende consonanten, wenigstens graphisch, verdoppelnd
einwirkende kraft. Als verdopplungsfiUiig aber erweisen
sich vor allen andern die dentalen, und der zischlaut J,
insofern dieselben mit ausnähme des ^ s=s ^ auch im an-
laute and ^ inclusive auch nach V und P verdoppelt zu
werden lieben: AAhXh/h, TT'^EAE, HE^ME, TAA*,
m>P^ t«^h, yiTB^AE, ifSrn^+E : «oPTTY, yEJTT^,
K4P9CXE. Hierbei verdient bemerkt zu werden, dals auch
der kretische dialekt, den wir bereits im inlaut zwischen
▼ocaleo && vertragen sahen {i&&ävTi)^ auch im anlaut rr
286 Moriz Schmidt
▼erträgt, z. b. Txijva^ xxafiia^ ttwva^ trwfAog Hesycb« vol.
IV, p. 127, 99. Eine blofse schreibercaprice soheint das
nicht zu sein, sondern läfst eher auf eine besondere aus-
spräche des rr schliefsen. Vertreten vielleicht hier und im
lykisehen AA, TT eine linguale tenuis und media? In die-
sem falle würde die verdoppelnde kraft ausschlielslich dem
g und dem zischlaut innewohnen, die Verdoppelung der
drei dentalen nach C (P) und y dagegen nur eine schein-
bare sein, und der auffassung des verdoppelten Zeichens
als linguale weichen mQssen. Denn wenn nach P resp.
K auch ^ verdoppelt auftritt, bleibt auch hier die auffas-
sung des ^^ als eines t flbrig. — Dafs übrigens der Schrei-
ber solche verdoppelte buchstaben nur als einen laut be-
trachtet, geht aus einzelnen stellen der Xanthischen Stele
hervor, in welchen, obschon dieselbe bekanntlich genau
buchstabe unter buchstabe setzt, doch solche PBB u. 8. w.
nur zweien buchstaben der obem und untern zeile entspre-
chen. Auch das euphonische I gilt nicht Oberall als be-
sonderer buchstabe, sondern f&Ilt oft mit seinem E (El)
nur den räum eines buchstaben.
Umschreibung einiger insohriften.
Xanthus felsengrab 4 Schönb.
ebuinu prinafo meti prinafatu
mumrofi khitenobeh tideimi
hrppi esedeinefi khinahi
ehbiehi se i^orttui lada: seine samati
tijni kbijehis: meine nijeso
esedeinefi epttehi itepi tan (lies tadi "^ = aE):
seije itatutu tesi miiti
aladahäli ada III
Lewisü n. 1 Schönborn (Daniell n. 2)
ebuinu itatu mcne prinafut . . olenida mollihe[i?l8eh se
dapafa (lies lapara) polenidah porihimef tehe prinezij^
hrppi lada epttehe se tideime : seije ti (e)seritadi (so
▼oretudien zur entziffernng der lykischen Sprachdenkmale. 267
ist statt tiseritjdi zu corrigiren) ti(k)e itat(u) ebehi :
meije -«- oeti ponama^^i aladahadi ada ^.
Limyra o. 36 Schönbom.
ina(f)ate hrppi ladi ehbi mene itepituti eb(u)inu se
ladu ehbi
osekhai rtto : seije ti eseritadi tike khopa ebehi : tibete
alahadi
ttadi tike hrottia ebeija : mettlidi uni ölahi ebijehi
noitota
fEisenijepi : zadato settiti nni fllahi ebijehi ramasa-
takhi^]9-a: si ada
ahati tafa
Antiphellus n. 3 (Daniell n. 3)
ebuina prinufo meti prinafatu
ikhtta hlah tideimi hrppi ladi ehbi
se tideime ehbije: seije ti edi tike mutu
mene flastto uni Qlahi ebijehi sc fedri fehitezi.
Hier wird zeile 3 in ^AE (edi) ein fehler stecken: es scheint
eine längere verbalform auf AE dagestanden zu haben.
Uebrigens habe ich absichtlich gerade die vorstehenden in-
schriften zur Umschreibung gewählt, weil sie im syntakti-
schen bau und dem Wortschatz grofse Übereinstimmung ver-
rathen. So sind z. b. auch zadato und üastto die entspre-
chenden (imperativ-?) formen verschiedener verba, wenn
auch vielleicht im activ und passiv. Hinter dem worte
^Pafifiaaataxd'&a vermuthe ich den Apollo oder die Leto.
Der vorsuch einer andeutung der interpunktion kann ge-
wagt erscheinen ; doch halte ich ihn nicht fQr mifslungen.
Lykisches ^ und griechisches Y.
Das griechische Y ist oft der Vertreter eines lyki-
schen ^. Zwar entspricht auf dem basrelief von Kadyanda
**o^h einem Mol — (vgl. MolvpSeia und MoXvpSivg bei
Steph.Byz.), ro^m£it^+ griechischem jino}ikatviSov(C.I.Q.
268 Moriz Schmidt
.4224 f. p.1120), '^OAAE+E^4^+ griechischem MokUciog, was
richtiger ist als MoXXiaiog vgl. MoXXiavog C. I. G. I 904
p. 529, und so würde wohl auch /iTO'^*+ (Porb. 14, 1)
oder wie aus der Fellowschen copie 18, 1 hervorgeht
j^OA^-f griechisch durch — ohog wiedergegeben worden
sein. Aber der genetiv des eigennamens, den Fellows
roPE+ETA+, Forbes ropE+E***( )TA+* schreibt, Schön-
bom wie Forbes schreibt, aber wie Fellows corrigirt, wird
im griechischen theile der bilingue /TvQifAceviog wiederge-
geben. Der nominativ des namens lautete also griechisch
/IvgifiOTtg, lykisch POPE+E'^ATE, wie in der inschrift bei
Forbes 7, 1 zu corrigiren ist. Aehnlicher bildung ist bei
Forbes 26, 3 POPE+E ^AEXh und der lykische kampier
bei Homer II. XVI, 41 G TIvQig^ dessen name mir ebenso
wenig wie Mdgig II. XVI, 319 unter die opofiara ns^Xa-
Gliiva zu gehören scheint. Zum fiberfluTs vergleiche man
noch die notiz des Herod. IV, 48, dafs der flufs Pruth,
welcher skythisch JloQctra heilst, von den Griechen /7i;-
gsTog genannt würde, obschon sie in den thrakischen und
bithynischen namen Rhescnporis^ Mocaporis, Dindiporis
(Böckh. C. I. G. n p. 974 n. 3795) AYAYnOPIZ C. I. G.
II p. 1017 n. 2143 g. das ö beibehielten. Uebrigens fasse
ich bei Böckh Moxanogi, JivSinogi als vocative. — Da-
nach würde yoPE ( Porb. 6, 1 ) einem Kvgig entsprechen,
wie denn z. b. Strabo denselben persischen flufs, welchen
Dion. Perieg. 1073 Kogog nennt, Kvgog heifst. Ein zweites
ezempel der Vertretung von 5 durch v sei: 'Oatrvßag im
C. I. G. III p. 1124 no. 4269 D. neben j^II0B4^X4i+ in
der inschrift von Pinara bei Fellows no. 21 *). Bin drittes
liefert KivSdvvßog C. I. G. 4315 h. neben >I^ITiKNOB4^+ auf
dem grabe zu Xanthus (Fellows taf. 21, wo B in der form
b erscheint)**). Und wenn wir zufällig den namen des
*) Vorausgesetzt dafs ^ s= ^ and nicht ^ y, wofür freilich die
Verbindung VTT in andern Worten (ä ^ und Porb. 19, 8 El^TP^^Aj^
(*ItitQOKkri<:) spricht.
^) Von XT » ivd, ^ sss X und der{^. tpiterl
vontodian zar entsiffeniog der lykiMhen Sprachdenkmale. 269
Deucalioniden KavSvßog (Steph. Byz.) lykisch, oder den
des ^H*OB^ bei Forbes 12, 1 griechisch erhalten hätten,
so wflrde wahrscheinlich auch in ihnen ^ durch i^ und
umgekehrt wiedergegeben sein. Ein viertes beispiel ist
das lykische y^AP^+E^h (Forb. V, 1 ) was bei Forb. 9, 1
unter dem verstflmmelten O'^P^+E^P verborgen liegt. Man
beachte zunftchst, dafs im lykischen die griechische tenuiö
X durch y oder W wiegergegeben zu werden pflegt. So
finden wir "Ixtag ausgedrückt durch VTT^ (Grotefend)
LVTT> (Forbes) EMOTh L. Ross und O. Blau, letzteres al-
lein richtig copirt. (VergL ÄMBPOiKI Fellows 12,2 Tc-^
Sixra C. I. G. 4315 f. und worte wie yiTB^AE Forb. 28,2
+PEyTTBEAE Fo. 36, 1). So hatten wir ferner kurz vor-
her >»gET*NOBM- flir KivSavvßov, Ei^TPoy^^ für largo-
xA^^, und wiewohl auf dem bilinguen basrelief von Kady*
anda der griechischen legende KI/IPAMSl die lykische
y^l^^^^^F nicht genau entspricht, so ist doch so viel
klar, daüs auch hier V ein V sein soll, also V (kh) f&r x
steht. Danach ist yoAPA+E^^ etwa griechischen Kv8q^
log gleichzusetzen. So aber hieis nach Strabo XIV 1 p.
633 der söhn des Kodrus, grflnder des karischen Myus.
Karische namen in Lykien zu finden befremdet nicht. Auf
den mehrfach erw&hnten basrelief haben wir 'Exaro^vag
^ ♦K^P^^*^^ und allem anschein nach sind auch **M-E'^Mh
Forb. II, 2 und M^JSyt KOATA Forb. 34, 1 harischen
Ursprungs; vgl. bei Steph. Byz. den Karer Maüaptioaöog,
söhn des Kindapsos. — Die Griechen scheinen also lyki-
sches ÖÄ durch oA, lykisches OB, ÖÄ, ÖP meist durch vß^
vJ*), VQ wiedergegeben zu haben. — Was aber ^P be-
trifft, so wissen wir, dafs das 7n des kretischen dialektes
vnlgirgrieehischem ^ entspricht {aßXonig^ aQonijaai^ pki-
tfona)j und können aus der griechischen form KaßaXig des
lykischen st&dtenamens K^P^E oder K^PP^E schliefsen,
dafs der lykische dialekt diese eigenthflmlichkeit mit sei*
^) Vgl- '^M^^^OAE und Mtriftvöiq C. I. O. m p. 1064 n. 8SS7 a.
Meiatk. AUien. IV p. S6S. 867. Doch sieh« Uodakua St. Byz. 680, 6.
270 Moriz Schmidt
nem verwandten, dem kretischen, theilte. Diese beobach-
tung hilft uns den eigennamen bei Forb. 20, 1. Fo. 25, 6
^PME *) verstehen. Es wird ihm ein mit ^Aß- beginnender
name entsprechen, der denn durch einen glücklichen zufidl
auch wirklich in griechischer schrift erhalten ist. Im C. I. GK
lU n. 4315d begegnet *!Aßaaog. Da das ein genetiv sein
mufs, vermuthete Jo. Franz ABAEQZ vom nominativ i^/9a~
Bvg. Nun kommen allerdings gräcisirte lykische namen auf
€1^ vor, wie *I(pevg JSxvTalsvgi allein unser ^PME zeigt,
dals Franz mit seiner vermuthung hier in die irre ging.
Der name lautet jißaaig^ und Franz hätte ABAZ[IJOZ cor-
rigiren Sollen. Analoger bildung ist /W^TPME. Dieses
Hißaatg stellt sich aber zu !^ßag wie ^Oacvßaaig zu 'Offtfii-
ßag. Vgl. oben — vfifta^ig C. L G. 4303 e', 'Egfiaydsi-
fiatftg 4269 d.
Das zeichen: DIC**),
nOCEi^^E ist wiedergegeben durch Ilvßiäktjg, Folg-
lieh hat, obschon in andern f&Uen die Griechen OB durch
vß wiedergäben, X hier sowohl den werth eines lateini-
schen u vocalis als v consonans, wie in uiuus, Pacuuius
u. s. w. Wir finden es wieder in dem eigennamen AA^X^/^
Forb. 14, 2, in einer von Fellows n. 18 lOderlich copirten
inschrift von Myre. Forb. 14, 1 steht zwar AA^X^X^/^,
aber das ist ein versehen des Steinmetzen oder copisten,
wie wenn Fellows AA^X^ giebt. Dafs der name äavdaag^
oder möglicherweise auch um eine silbe verkOrzt Javag,
zu übertragen ist, ist klar aus *£kfÄi8ava C. I. Gr. III p. 1146
n. 4315b. Ferner lesen wir **hDh/H" bei Forbes 7, 1.
Da 3 sonst interpunktionsmittel ist, kann es hier nur ein
schriftzeichen ftkr / oder für X sein, und dafs neben dem
*) Denn bis hierher reicht das erste wort. Vgl. 9, 1: >]/N^: ^h ^
yIT^^^♦N>^ = ygETA^ : i^N^ nnd 10, 1 MGETAK-. — /aETo^>^+
(Forb. 14, 1) wäre ZINAABOY.
^*) Dies zeichen theilt das kypriotische alpbabet mit dem lykischen.
IL de Lnynes Numismatique et Inscriptions Cjrpriotes p. 44 (Paris 1862).
voTstndien znr entsifflmiDg der Ijkischen Sprachdenkmale. 271
öfter Torkommenden nanien ^^/^/^ wirklich ein name
Mavaaag vorkommen konnte, ist ersichtlich aus der weih-
Uchen form desselben namens Megiftaväaa C. I. G. III
p. 1117 n. 4216; vgl. MiavoBi C. I.Gr. p. 1146 n. 41 15b.
Mit beiden namen ygL den stAdtenamen Tgavdla St Bjz»
63I9 19. Danach ist zu beurtheilen der name ^+30C^AE
•am grabe zu Xanthus tab. 21, sei es nun, dafs derselbe
auf adig endete, wie 'EgfiivSaäig (C. I. 6. Add. 4315 f.)
oder auf adtjg^ wie JidSr^g bei Steph. Byz., wenn nicht
auch dieser Diades einem /llaSig seinen Ursprung ver-
dankt. [Ob in Movidäßti C. I. Gr. p. 1124 n. 4269 d, das
d^ durch AhX oder durch A^P auszudrücken wär6, lassen
wir dahingestellt.] Danach wflrde ^EX griechischem sv
entsprechen ; z. b. im namen foPE+E^^EXh. Der diph-
thoDg ii; war wenigstens f&r das griechische ohr im lyki-
schen vorhanden. Wir wollen auf den göttemamen der
*Ektv&tii kein besonderes gewicht legen, aber das nom.pr.
Ilevivdtfov C. LG. 4315 h und die nymphe 'Egsva nebst
dem ethnikon 'Eg^wittig (Steph. Byz., vgL 'Egtidaag C.I.G.
4313 p. 163) zeugen dafbr. Ffir denansatzX = t; spricht
auch unsre vergleichung von ♦Pt^^NXNE mit Phi'^^Ni^
IlagfMtvovioc^ da der Grieche bei Übertragung fremdl. na-
men zwischen u und v keinen grofsen unterschied macht;
und die vei^leichung von "Ykapioi St. Byz. mit dem öfter
vorkommenden X^M-E Forb. 3,4. 16,4. 32,6. 25,27.
PeU. 2, 4. XA^BE Obel. IV, 47.
Die nasalhaltigen vocale S und X (x).
Grotefend, Sharpe und Lassen gingen von der an-
nähme ans, dafs das lykische aiphabet lange und kurze
vocale unterscheide, da die grofse masse von vocalzeichen
kaum anders zu bew<igen schien. Grotefend setzte daher:
^ = a, X = a, E = e, I = fe. Sharpe in ähnlicher Weise:
V — a, X = a, E s=s €, £ = i*, Chr. Lassen dagegen :
h =: a, X ass a, E = 6, £ S3S i. Otto Blau endlieh :
^ = a, Xssa«, AE = ef , £ = 17, c an.
272 Mom Schmidt
FQr den ansatz S ss i spricht Üä^a (ji^og) ^PI^,
wie Prooina s=s ÜQOxvri^ voraosgesetst, dafs wir in dem
Worte wirklich den lykischen namen der etadt Xanthot so
suchen haben, wie allgemein angenommen wird. Denn
wenn der Grieche das X so ohne weiteres aasstofsen konnte,
mufs allerdings der eingeschobene Yocal von grofser kflrse,
fast sohewa^äbnlich gewesen sein. Aber schon auf PPP'hPSk
findet diese annähme keine rechte anwoidung mehr; hier
könnte der vocal nur schlechtweg kurs, aber nicht brevi
brevior gewesen sein. Bei all ihren ansfttzen haben die
genannten gelehrten einen wichtigen umstand ganz anÜMr
acht gelassen, dafs nämlich sowohl X*) wie X nur vor
ganz bestimmten consonanten oder am ende des wertes
erscheinen, so dais sie schon aus diesem gründe allein un-
möglich zur bezeichnung der länge und kürze gedient h»>
ben können. Im besondem aber gerathen Sharpe und
Lassen bei ihrer annähme X sei = < noch dadurch in die
klemme, daüs sie nun / as j ansetzen müssen, wovor schon
die am frühsten bekannten eigennamen hjPo^f'^iAh und
^EA^PEih hätten warnen können, in denen doch wahrlich,
zugegeben ^OA^'«lA^ und nicht Toa^ne^^ ^ ^^ richtige,
ein langes l&ta absolut nicht stattfinden kann« Von die-
sem irrthum wenigstens haben sich Grotefend und Blau
freigehalten, wenn ersterer l = i^ letzterer l^smi schlecht*
weg ansetzt. Um mit 3E zu beginnen, liegt die saohe viel-
mehr so. Das zeichen erscheint nur vor N und T und
am ende der worte, am häufigsten i4>er vor T. Die mehr-
zahl der widerstrebenden fUle beruht auf fehlem der ab-
schriften oder Steinmetzen und gewöhnlich reichen schon
unsere beschränkten mittel aus dieselben zu heben. Wenn
z. b. Grotefends copie und Schönbom inscr. Limyr. n. 36
SPfPE bieten^ so weifs heut zu tage jeder, dais das +PrrE
*) Dies 3E gehört ontor diejenigen seichen, welche das kypriotieche
alph«bet mit dem lykischen gemein hat. S. H. de Lnynes Nnmismatiqae
et inscriptions Gypriotes P«r. 1862 p. 44. Von griechischen alphabeten
hat nur das eoreyrlische I In der form von 3 o<l<f 3 (I^i|/Hf^. '/er. 1S45
n. 29).
Tontudien zur entziflinmiig der lykuchen »pnchdenkmale. 273
m cörrigiren ist. Ferner ^♦aE+PEPirTE (Fell, 2, 2) ist
nach Schönborn **♦ : ITErETTTE, >^B♦Il^ (F. 3, 1) =»
♦ftfEih rPiN^iE (Fell. 11,2) = TP^N/ME, KPiAiAT*
(F. 9, 1 ) nichts anderes als (r)PF<^FI>>T>f' wie Schönboms
oopie wirklich ^ebt u. s. f. Dieser verschwindenden Min-
derzahl von fällen stellen sich nun folgende massen gegen-
nber, in denen die richtige Orthographie gewahrt ist:
♦Bi«N* . rPINp-F* . rPiN^F^T* . rPiN^IE .TPInmei^+E
((pxuuaoTo^ olxetot). //M^^ (Pell. taf. 21a 4) fi^Hrf'
(Forb. 17, 3) /-f«^* (Fell. taf. 21b 6) «/H^^ (Fell. taf.
21 a 5) «♦iNE (Fell. 18, 3) «n|, (PeU. 23, 1) AMf^N-^F-f+
(FeD. 8, 1) hriN^rTX«!^ (FeU. 15, 2) ♦^»»♦»E (FeU. taf. 4a
fig. 38) riNOTM-E (Forb. 10, 2) PInoT* (Fell. 17,2)
fT*T>ifINE [?] (Forb. 16,4) ♦/M-flN^FE (F. 16, 3) —
^AS(^AEV(' (F. 19, 2) vom vorigen kaum unterschieden, da
öfters in dem n&mlichen worte ^ und A wechseln*);
ypNM-E] F. 16, 3. — E'wiNO — (Fell. 13, 1) iN-KTE
(Forb. 17, 2). Danach beurtheile man Bidivagig C. L G.
4315d, Utviväaov C. LG. 4315h und den st&dtenamen
nivaga. Hiezn kommen von den Obelisken zu Xanthns:
M^Nf> z. b. m 29. IV 49. 53. >HnM-P> IV 58. M^M-E
m 24. TPE/fNE IV 45. 'V^£\ ... H 18. SVB^ IV 28. 29.
¥S* n 41. ra^E II 62. FT^-f n40. «NE I 31. 48. XS^V
1 35. n a IV 52. — ♦=?•♦ n 66. in 27. iv le. ipi^ke
1 35. ♦/THENEo n 47. -f+JN-fAE IV 31. 2) OPEIT^ (FeO.
7,2). »EITE (11,3 taf: 21a 7b 3) — HTT — (11, 2)
TfTTMM- (12, 2) TEi . E (12, 3, Kes MEITE) — TT^nrx
(14,2) iTP'A* (14,4) TETT/K (Forb. 16,2. FeU. 15, 4)
ü>Ei^ (16, 4) ^AAVN'^T^ (21,2) TVTEaETE (18, 3) IT*^E
(18, 5. 19, 1) T^^ITE (19, 2) ♦ T* (22, 1. Forb. 16, 3)
nrrE (22,5) yiT*NOB^+ (taf. 21a 2) IT^rBT> (taf.
21a 6) iTPTYT* (taf. 21a 7. Forb. 20, 3) irMP-O* (taf.
21b 3) iT^T^ (taf. 21b 4. Forb. 20, 4) PHEIT^V (taf.
21b 5) n>T'*' (taf. 21b 7) F^-«T-f+E (Boss.) H^T^f-
(Forb. 10, 1. 11, 1) ♦fTTEBMM- (Forb. 11) n>T*7Y
•) FMP^I^E Fo. SS, 4. 7. F*APV«N-M-E Fo. »7, 8.
BdMg» (. Tgl. «pnchf. T. 8. lg
274 Moriz Schmidt
(Forb. 19, 7) «-ETE (Fo. 19, 8) «EäETh (Fo. 20,4) /aETO'^*+
(Forb. 14, 1) ST^rETVTE, iT-frETVTo, ^T♦^^T♦IE,
5T♦^ET^AE, IT* (Fo. 14, 3. 5. 15, 7) ♦PiT* (Fo. t7, 3)
»EIT^+E (Fo. 17, 1). ITAX«* ObelisL I 3 iT-f^* 1 17.
M^ETf-Bf-ZE 1 25. HT^^B^E«E 1 27. TTOFEJ'¥*E 129. HSl.
IT-fN*— 130. -«ThF*I38-iT'f'^Eir'I40. yoiPn>/I45.
=ET^A^ II 18. VOIPIThV 118. T^X)ICIT^/ 146. TPJOraTE
n 17. 71. IV 52. — ♦IT>^:T/^- n 22. — f^T^P* — n23.
Tf/TTophAE? II 27. hm>AE U 23. iT-f« — H 39.
VIT^Bo^♦II4l. KiTP*n4i. ^^STEII6l.IV5.^^^T^F«^
n 67. — .^T-f — n 68. — TO/TTETE — IH 6. /♦EU*'*«'
m 7. IT*F* III 20. 2 1 . IV 63. 62. IT^P-fl XU 29. IV 8.
*EA^/«ETPV m 39. TEir*PE, ^r/^PE ni 18 (Forb. 13, 3)
44. ^iTT^F^TM-E III 45. ^iTTP-F^T* IV 37. ^^TP-FME
IV 58. 63. 62. S^TiFMEi* IV 64. '«'^aET IV 3 (Forb. 13,2).
+iTE IV 23. IT-fF* IV 3?. /^aET^rA — IV 45. /♦ ITo^♦
IV 56. ITP-PEi* rV 59. 3) T^X^E/BE Fell. 11,2. **Er3E
(Fell. 15, 4) TPM-i (22, 2) -fPiE (Forb. 18, 2) — /Pa^33E
Obel. I 32. »♦«♦H II 28. A-fPi H 32. r^P^Pi II 51.
ra^I (E ? ) n 62. T/KPI m 9. 46. 50. 49. 1 V 1 6. 35. POF-fi*r«
ni 35. r^pi m 38. 42. t^h^ ni 4o. ♦4^pi in 4i.
T*HE in 44. P-Po/i IV 6. VBM^ IV 14. VBE-HE IV 5.
TPO/i IV 15. — E/i IV 27. EiVNE/3 IV 27. Mögen
auch in diesen worten noch manche fehler*) stecken, so
viel wird diese Obersicht immer lehren, dafs unser kanon
richtig ist. Auf dem obelisken begegnet uns £ wenigstens
sonst nur noch 15mal(I21. 1119.22.35.42.44.47.55.71-
m 11. 47. IV 12. 29. 34. 54), wo es nicht hingehört. Aber
gleich solche f&lle, wie II 71 vgl. mit I 25. 27, zeigen, wie
wenig sie ins gewicht fallen. Fragt man nun, welchen
werth ein solches X habe, so giebt, glaube ich, darflber
der eigennamen 1GET<^'*OB'f+ einige auskunft. Wir erblick«
») F«Uowi 17, 2 gi«bt PiNOT/^. Schenboro Ti^OTM. Wenn T
nnd "^ richtig Bind, wu ich bei der genaoigkeit der SchSnbomachen copieen
nicht bezweifle, ao ist £ ein iteinmetzrersehen fllr E oder einen andein
bachetaben. Vaht liegt aber oa TV/ioMo« in denlcen.
Vorstudien zur entziffenmg der lykischen Sprachdenkmale. 275
ten in ihm das griechische: KivSdvvßog im genetiv. Da-
aaeb stünden XT und Ijij, I^ sich gleich, und X hätte die
geltung von ^. j4i)va steht der annähme nicht im wege.
Denn ^P3E'^^ wäre genau fibertragen jiQivva^ wie MvQiwa.
Gesetzt aber auch, diese werthbestimmuog wäre falsch,
so kann das an der richtigkeit der Observation selbst nichts
ändern. Auf keinen fall dfirfen wir zu dem alten ansatze
£ SS 1 zurückkehren. Denn da der Lykier die verbin*
düng yr, >nT zu scheuen weit entfernt ist, und doch f&r
>I^IT zahlreiche beispiele vorliegen, kann £ unmöglich die
stelle eines schewa haben vertreten sollen. Vielmehr müfs-
ten wir, wenn S nicht sowohl eine ligatur von 17, sondern
ein nach dem verlust des nasals zurückgebliebenes i> wäre,
dasselbe als lang betrachten, weshalb ich die Zusammen-
stellung von vindami, IvSdUofia^, /ideiv^ videre nicht ftkr
zutreffend halten kann. Dag^en ist ein dem lykischen
ganz analoger fall, wenn der erste theil des gräcisirten
n. pr. ' IvTaq>(}evrig dem vtdh — vtt — des zend und der
persischen keilschriften gleichgesetzt wird, oder wenn im
lithaoischen das n in der gewöhnlichen (nicht in der schrift*-)
spräche vor dem ti des infinitivs, oder dem tas des part
praet. pass. und dem d des imperfekts ausgestofsen und der
vocal gedehnt wird (pin-ti, pi-ti; b41tin-ti, b<i-ti, gyväiti,
gyv^'ti); s. A. Schleicher lit. gramm. p. 74 §. 26, 2. Da-
bei ist nicht uninteressant, dafs die gewöhnlichen drucke
solches i durch t wiedergaben. Derselbe p. 7 §.5, 1*).
Udbrigens erhält unser ansatz über den werth des £ eine
nicht Dobedeutende stütze durch die Variante bei Forb.
16, 4 riNT^iHNE ftr riTP/MNE (gebildet wie RMP^E^E),
wie Forb. 32, 6 geschrieben wird; und wenn wir oben
nicht ohne grund ^P<o+^ dem Miviag gleichgesetzt har
ben, wäre selbst die quantität des £ (als länge) erwiesen,
wenn nicht bei Panyas. Steph. Byz. 633, 13 üivagog als
tribracbys gemessen vor voreiligen Schlüssen aus der grie-
chischen prosodie warnte.
Bei den Aegyptern erscheint ein ähnlicher laut um A
autzndrfiokeoy z. b.
276 Moriz Schmidt
ntris
(Darius)
Bei den Pamphyliem, welche in ihrem aiphabet auch
E+E, E+0 aufweisen, gilt EA ebenfalls als ^. M. de
Lnynes theilt in seinen Numismatique et inscr. Cypriotes
(Par. 1852. 4.) Planch. VII n. 6 die münze von Aspendus
mit, auf welcher der name der Stadt EZT^EAIIY^ geschrie-
ben wird, nicht wie dr. J. Savelsberg de digammo ejusque
immutationibus diss. part. 11 (Aquisgr. 1866. 4.) p. 3 1 an-
giebt EZTFEAIIYM. Bei den Römern ist Lintemum und
Litemum verschiedene Schreibart derselben campanischen
Stadt. Vgl. noch Budolphi über die erweiterung der wur-
zelsylbe deutscher Wörter durch die nasale m und ü. Er-
furt 1864. — Schlieislich mache ich auf einen umstand
aufmerksam, welcher bei dieser frage am meisten ins ge-
wicht fallen dürfte« Bei Lykiem, Karern und überhaupt
den Völkern der kleinasiatischen küste begegnen wir keiner
endung öfter als — vdog, — vSa^ und doch zeigen alle nnsre
lykischen inschrifien die Verbindung ^A nirgends. Dieser
befremdliche Widerspruch löst sich am befriedigendsten,
wenn wir £T = Ivs fassen. Auf die frage nun, wie es
gekommen sei, dafs die Lykier f&r ^ grade das zeichen 3E
gewählt haben, giebt es eine, wie ich ho£Pe, befriedigende
antwort. Im ionischen aiphabet ^ das auch die grundlage
des lykischen bildet, bedeutet 3E eine Verbindung der gut-
tural- und Palatallaute mit dem zischlaut, ein £. Die Ly-
kier folgen jedoch in der bezeichnungsweise dieses lautes
der andern weise der Griechen, x^ nebeneinander zu setzen,
und schreiben y//, z. b. EAH^hW/h, yMEl*N^y//^,
W/hAPhrH*E. Das ionische zdchen 3E ftkr | war also vacant,
und so lag nichts näher, als es für einen der der lyki-
schen spräche eigenthümlichen nasallaute zu verwenden und
auf den nasal N, das nasalhaltige ^ als X folgen zu lassen.
Etwas schwieriger fUlt die entscheidung über das X (xi),
sei es, weil die Orthographie überhaupt hier schwankender
war, sei es, dais die Steinmetzen in bezug auf dieses zei-
Vorstudien zur entziffemng der lykischen Sprachdenkmale. 277
chen eine mindere consequenz beobachteten, als besfiglich
des X. Indessen bleibt doch so viel gewifs, dafs 1) h und
X nicht darch die prosodie unterschieden sind, weil z. b.
in dem eigennamen +^h, genet. +^^t+ = -^a^, yiä schon
das h eine unbestrittene lauge ist und auch in den gene-
tiven auf ^+ schwerlich erst durch + lang wird ; 2) dafs
vor ^ durchweg, gewöhnlich auch vor X und P, ein X
steht. 1) ♦PX^ENXNE Fell. 5, 1. AA^^//X'»^ Pell. 11, 1.
OAPX**^ 11, 1. r^XWE/111,2. /AX«*— 17,2. -KX^E
18,4. TPX^EAE 18, 5. 19, 3. taf. 1,2. Forb. 15, 7. +PENO<wv
22,2. /X«*hTE taf. 21, 4. VPr^P^^P taf.5. >fK^TA^h taf. 5.
jofx ^M^ Forb. 15, 4. hX'^V Forb. 16, 4. +Yf^E Forb. 17,1.
lox«* (bis) Forb. 17, 2. 3ETAX'^>^ Obelisk. 1, 3. TPX**E^E
I 22. IV 49. 59. TPX^E^^/K II 11. 25. 45. 71. TPX'^E^E/
ra 32. 29. 30. TPX'^E'^EI I 36. «^TX^4^ I 47. DIOflX^E
n 6. lUlX^E n 38. /X***!^ II 60. 61. TPX'^E^Eih H 62.
Kx*^^/^AE n 62. — kx^*te n 64. x^^^et iii a x^ in 35.
^AX*M-E IV 9. :TPX'*E/I IV 28. T^X^hAAE IV 30-
H-X^**Th IV 41. 3cpxM,jr IV 43. 2) XXP* I 24. H
1. 54 cf. II 42. 66. 30. — TXXPE/iT^ II 68. 3) +xrPV'**+
tab. 21 b. 3. +XrPVN^ taf. 4 a fig. 38. ^PTToX^^P* taf.
30, 3 (mtozlegende) XrhPF+4^ ibid. TXr*F*TE Obel. 1 42.
n 57. ^*x^i^ 1 47. ^*xr^ 1 47. hrxnr 11 10. — x:Tpe
n 70. j.xrA^ [?] II 45. xJp^Ph Fell. 11. 3. Aufserdem
findet sich das zeichen Fell. 5, 2. 19,4. 23, 1. Forb. 17,1.
18, 1. Obelisk. I 26. H 22. 36. 56. 68. 65. III 5 — EX, an
steOen wo die wortabtheilung nicht klar ist. ^ vor ^ finde
ich nur Fell. 15, 2. 23, 2. Forb. 13, 1. 15, 1. An letzter
stelle scheint es richtig zu sein, an der ersten und dritten
in X corrigirt werden zu müssen. Welchen werth hat nun
dieses X? Erwfigen wir, dafs es vor ^ und P zu stehen
pfl^t, wie £ vor ^ und T, X aber ein ^ zu sein schien,
80 dürfte sich am meisten die annähme empfehlen, dafs es
^ bedeute. Die eigennamen auf atta<; würden demnach
richtiger a/i/<a« zu sprechen sein, und könnten verglichen
werden TdfAfjiag (Müller Orohom. 161, 1. Gerhard mytfa.
§. 686, 16) das mysische 'uätäfiag Mionet S. V, 288 und
278 Moriz Schmidt
!^^afi€cg; ^jii)vßaq 'Aqvßßag 'jQVfAßag-, VA/WATlXO! und
VAMMATiX^Z u. dgl. Hatten auch die Phrygier ein sol-
ches a? und ist darum z. b. in ^Andpia, /iTidut]^ *AndfjLBia
das zweite ä eine länge; Dion. Per. 918. C. L G. II p. 936
n. 3672. nou}xt)v iöxt^aav lAnafiia Md^ifiov dttroi^ Denn
der Lykier mufste hier hPX^h schreiben.
Das zeichen: +.
(Siehe H. de Luynes Kumismatique et inscriptions Cypriotes p. 44.
Paris 1852).
Dies zeichen, welches am häufigsten als genetivendung
(z. b. /^^oT^+) und in der praeposition +PrrE, aber auch
sonst in der mitte der worte zwischen vocalen, zwischen
vocalen und B, im anlaute vor allen vocalen und vor B ^ P
erscheint, einmal sogar verdoppelt vorkommt (Fell. 11,3)
wird von dr. Sharpe als ein langes ^, nicht wesentlich
verschieden von B b X^) ^ und >K gefafst; von Grote-
fend als langes I, von Lassen als ^, bald vocalischem
langen ü, bald consonantisch einem v entsprechend; von
A. Kirchhoff Studien zur geschichte des griech. alphabets
p. 248 als ein zischlaut (|), ebenso von J. Brandis, end-
lich von O. Blau als ein s-laut (mit hinweisung auf das
albanesiscfae, den er durch ^ wiedergiebt). Die unhaltbarste
ansieht ist die letzte. Denn nach ihr wQrde die präposi«
tion +PrrE, welche auch blos PPPE geschrieben wird,
durch ö'QnnB zu umschreiben sein, was rein weg unmög-
lich ist. Herr Blau selbst liest freilich d'Qvt^ indem er
rr = t; ansetzt, gestützt auf das mit bilinguen inschriften
bedeckte monument von Kadyanda, auf dem sich
KiAPA^Q
Vpr^p^Mp
entsprechen sollen. Allein so gewifs sich die elemente
^PX'^P (denn so ist offenbar zu lesen, da P und F eine
*) Wenn Fellows m, 8 i^DICBE Ar >^+BE «teht, lo tat da« wohl air
blodier «cbreibfehkr, trota te dialektiachen nabenf^nn ^(^E^.
voratudien zur entzifferung der lykischen Sprachdenkmale. 279
andre form des ^ unzählige male verschrieben iverden) und
APA^Q (= aQceftag) decken, so fest steht mir, dafs wir
unser urtheil über die ersten elemente zu suspendiren ha-
ben, bis wir durch genauere copien* belehrt sind, ob der
fehler im griechischen oder lykischen texte zu suchen ist.
Meiner meinung nach sind beide von Fellows schlecht co-
pirt und
KTAPAyV\AZ oder KTAPAMQZ (wie 'LxarotAvag =
' ExatofAVtog)
yiT^PXMP
dCkrften die richtigen legenden sein. Unter allen umstän-
den aber ist CC als ^ vollständig gesichert durch Obelisk.
I 41, 42 hPrr^VO und IH 24 hPrrhyo+, welche den wor-
ten *dQndyov mog des griechischen epigramms so evident
entsprechen, dafs niemand an lAQvayo denken kann. Die
Verdoppelung des ü ist eine folge des voraufgehenden ^ in
diesem eigennamen sowohl, wie in +PrrE. Die erschei-
nung ist zu beurtheilen nach der analogen im sanskrit, wo
jeder consonant mit ausnähme der zischlaute (im lykischen
auch diese) und des h verdoppelt geschrieben werden
kann, wenn ein r in demselben worte, oder als endconsor
nant des vorangehenden wertes unmittelbar vor dem con-
sonanten vorausgeht. So wird nach willkür sarwa oder
sarwwa geschrieben (Bopp krit. gramm. der sanskritspr.
§. 105). Und wie würde der Grieche aus IIoQE&ifiitB oder
MokZiO-eas ein IIvQlfAatig und MokXtüig gemacht haben? —
Der geltang des + als 6 oder ü wiederstreben dagegen
die genetivformen, wie z. b. ^o'^'^^EAH• {*AnoXXwvi5ov)
**o^E+E/^+ ^P^^^yo+. Die dialekte geben wohl !Anol-
XwviSao und !AnoXX(ovi8av (= ao) aber doch nicht Apo-
lönidäü. — Grotefend endlich vergafs bei seinem ansatze
das + = «, dafs in ^o^E+E/*+, POPE+E'^^ME (= Mol-
JiMig, Ilvgl^aug) ein ete doch kein i ergeben kann, wäh*
rend die erklärung von MokXiöig aus ^oaa^/e^ ^ie jj^
Lykier selbst den namen contrahirten, gar keine Schwie-
rigkeiten macht, da ♦ griechisches E vertritt (AKMX^^h).
Zur beantwortung der frage nach der bedeutung des zei-
280 Moriz Schmidt
chens + gehen wir am besten von der bilingaen inschrift
von Antiphellus ans. In ihr entspricht dem griechischen
IKTA2AAu9^c\i Grotefends copie VTTM^^+, bei Schön-
bprnLVTThi+^M-, bei Forbes hVn>:+^h+, bei Ross und
Blau EVTTh:-Kh+; und das ist entschieden richtig. EVTT>
ist der nominativ, der wie im kretischen sein schlufssigma
eingebüfst hat, also genau dem IKTji2 des griechischen
theils der inschrift entspricht Mithin entspricht -H^H-,
eine genetivform, dem griechischen AA (Aä\ vom nomi-
nativ Aäg. Das grab baute Iktas, söhn des Las aus An-
tiphellus. Blau, welcher "Ixta Qläd' umschreibt, h&tte
doch daran denken sollen, dafs im vulgärgriechisch des
zweiten theils der bilingue, die streng dialektische, kreti-
sche form '7xra als nominativ unerhört wäre. C. L Gr.
3415 f. ist Tsdixra genetiv wie ^/xa bei Herodot. Uebri-
gens würde der Grieche sich gar nicht bedacht haben,
wenn Qkäd' ein Ijkischer eigenname wäre, ihn in dieser
form 0AA0 wiederzugeben, da &ka — obenein eine ganz
erlaubte buchstaben Verbindung ist; vgl. &kadiag &kd(mig
u. dgl. m. Ein ^Aa| aber, und noch dazu ein genetiv Shi^,
wäre vollends unerhört. Alles weitere ergiebt sich jetzt
von selbst. Wenn AS = +^^+ ist, kann das zeichen +
nur den werth eines aus / entstandenen h, resp. spir. asper
haben. Ein aspirirtes ^ hat nichts anstöisiges (vgl. Xux-
govj x^^Q^'^i hleiter u. dgl.), +PPrE, was wie gesagt öf-
ter auch blos PfPE geschrieben wird +PXXE u. dgl.*, ent-
halten das pw als halbvokal; h als genetivzeichen aber
befremdet noch weniger. Es ist ein Wechsel von s und h
anzunehmen, der freilich im anlaut besonders häufig ist,
jedoch auch im auslaut im sanskrit nachgewiesen werden
kann, wenn an stelle eines ursprönglichen s und f, die
vor dumpfen gutturalen und labialen (k, kh, p, ph) in
h übergehen, im auslaut die durch Wisarga bezeichnete
aspiration eintritt. H f&r s im inlaut weist auch das per^
sische auf. Dafs aber im inlaut + = h &ss s ist, zeigt,
so verstümmelt auch die bilingue Forb. 34 ist, d^r o£Pen-
bare Zusammenhang zwischen griechischem MA2A und
▼ontodien zur entslflinnuig d«r lykitchen Sprachdenkmale. 281
lykischem J*H-^nm-E (cf. 35, 2). Endlich spricht nichts
80 deutlich fbr den ansatz des + als h, wie die namen
*OAAE+E/E nnd roPE+E**4iTE sowohl in ihrer grieohi-
sehen form MoXXiüig (MokXig), Tlvglfiarig, als auch der
entere in seiner lykischen nebenform "^^^/E, worin, wie
ich fast glauben möchte^ A diphthongische geltung von ^
hat Wenigstens möchte ich aus werten wie X^H-E (nach-
kommen), y//^/\Ph jrH-E {^axQanai) den schlufs ziehen,
dafs + zur bildnng von diphthongen verwendet worden
Qod ^+E = ^ anzusetzen sey. Das einzig befremdliche
bleibt: ^h I I ♦TE wegen der Verdoppelung, doch ists viel-
leicht nicht ein wort. Aller zweifei wOrde schwinden,
wenn feststände, dab +APEK^^ auf dem obelisk S. s« 45
'HQaxlijg bedeutete.
«
Bie a-declination.
Nomina auf lykisch h = griechischem ö^.
Paradigma.
lykisch: altpersisGh: altbaktr.: sanskrit:
nom. ^^**M^ a ö as
acc. r^^'^MV am em am
gen. r^^MM- ahyft ahe asya
ahyä
dat. ^o'^MM♦[M-^] ai fiya (fii)
litaniach : lykiach :
nom. äs a
acc. % o (n)
gen. o (ssaa) ah
dat. ui (= ai) ay6
Das nomen V^'^tXh (Pomasa) steht in der inschrifl von
Limyra bei Fellows no. 7. — lieber den genetiv kann kein
zweifei obwalten. Wir haben dasselbe nomen !/4nokl(avi8ag
m der biüngne C. I. Or. 4224 f. vol. IH p. 1120 (Spratt
nnd Forbes II, 1) erst im nominativ AÄ^^^^^^^j darauf
im genetiv P^^A'^iAH-. In beiden namen dürfte -EAh,
18*
282 Moris Schmidt
EAH- beraustellen sdn. Ferner bei Forbes 17,1 /BE9M^*)
und in der inscbrift Ton Pinara bei Fellows 10, 1 /BtiMH-
oder /BKMH-; sodann bei Forbes 11, 1 naoh richtiger
wortabtheilung "VST^f^ und Forb. 10, 1 M^iT^M-. Bei Forb.
3, 2 begegnet der eigenname EHTTh (das griechische "Ixtctg)
und C. L O. 4315 f. der genetiy Tedlxra^ dessen lykieche
endung TM- sicher aus Forb. 13, 1 AAhFVrhPTM- (Schön-
bom AA^FV^^PT^) erschlossen werden kann. Endlich
endet bei Fellows taf. 15, 3 ein TerstOmmelter eigenname
auf • • • • PH-. Es ist der genetiv eines nomens auf QÖg^
wie ^hfhPh (denn nnr so ist, wie ich wegen D. Sharpe
proceedings of the philol. society 1. 1 p. 199« 1844 bemer-
ken mnfs, der fehler des Steinmetzen oder der abschrift
bei Forbes aus dem griechischen texte C. I. G. toL m
p. 1120 n. 4224 f. zu eorrigiren, weil AhPhFh (Dapafa)
vielmehr AA^^^F^ geschrieben werden müJbte), Phi^Ph bei
Fellows t. 15 (rCihFl" t. 4a fig. 40) auf einer inachriftvon
Xanthus, El^**^P^ Forb. 27, 2 [^PTToxr^P^(V) bei FeUows
11, 3. Forb. 22, 3 sss !äQTBfißdQf]g und auf einer schönen
mQnze im britischen museum mit schrift yon links nach
rechts nm einen löwen Fellows XVII 7]* Hiemach kann
kein zweifei sein, wie wir die nominative zu erhaltenen ge-
netiyformen auf h+ und die genetive zu n. propr. auf h
zu bilden haben. Solcher formen sind in grolser menge
erhalten, und wollen wir dieselben nach den endungen zu-
sammenstellen. Von einsylbigen ist nur eine erhalten:
-f^H- in der bilingne von AntipheUos (Habessus) bei Forb.
3, 2 durch das griechische ji^, d. i. jiä (nominativ ^a^,
▼ergl. Philolog. bd. IV s. 384 ) wiedergegeben. Denselben
glaube ich wiederzuerkennen bei Schönbom inscr. Limyr.
n. 33 4^r+ . . . ., was kaum die dentong von X^^+E zn-
Iftlst. Mehrsylbige namen sind:
^) FaU. tiif. 21b 1 (Xanthu) iit ftwilich 9 eine fonii des M ia
POS^^FV^ ftber nur neeh Fellows', nicht nftch Sehfinbons kopie^ wiche
P giebt; dagegen loheint FeUows /BE9^X^ richtiger s« lesen, alt SohSo-
bom /BEOMK
▼onCodien sur «nttUrenmg der lyklac]i«ii apnchdenkiiial«. 283
1) TOFhAh (Xaothas) bei FeUows 14.
K♦P«E+^BOAM• [?] (Kaodyba) Sohönborn n. 2 =
Forb. 12. [K^FOCE und KiftP^^E (?) s. Obelisk. IV
48. ö4].
TfoxovSag C. I. G. 4300 m. p. 1131. 4321 b.c. 4341c.
4366k. 4367g. Vol. I d. 904 TqohovS^ ijQm MoX-
havog TiQfitiaüwg.
2) ^OMM^ (Limyra) 8. o.
[MM-EN^I^ (Limyra) Forb. 11, 2. Scheint kein ei-
genname, sondern ein cvyyBVMov^ wie das Forb.
19, 4 Yorkommende Fh/Mh:].
/BMB SchOnb. MH- (Pinara). /BE9M^ (Limyra
n. 8. Sohönborn, wo das 9 j^och <> geschrieben
ist) s. ▼.
: rrFOTH- Loew bei Sohönborn n. 3 richtig, falsch
l/^^aEn^M• (Telmessus) Fellows 12. Man vergl.
den bergnamen niv8a<fog und 'EgmSatfij.
♦riTEBMM- (Limyra) Forb. 11, 2.
EAH*h>iaih (AntipheUus) Forb. 15, 1-
Mopn^+ (Felsengrab in Sara) Forb. 25, 1.
[MAO+EAM^ (ebendas.) Forb. 25, 1. 4].
*Eg7]d0as C. L O. vol. m p. 163 n. 4313 von Jo-
hannes Franz irrig in 'Egfiäg oonigirt
2a) Ä^oFAi (so) d. i- »^OFM- (Limyra) Schönbom no.
37, 1.
^^|^F^ bei Schönbom inscr. Xanth. 5,1. (Fellows
ta£ 15) FeU. t. 4a. fig. 40.
3) 2ixa (genetiv bei Herodot. VII 98). Ein andrer ei-
gennamen auf xag ist nicht nachweisbar. Sollte also
JSlxccg die gräcisirung von /BKMh sein, um eine
sylbe verkürzt, wie '^ßag aus ^PME, Javccg ans
AA«Kh, 'Oacvßag aus VHOß^IE, MoUug, Mol-
ha^g aus MoXkliSiaig (resp. MoXXlidig).
4) KOAK^-f- (am sarkophaggrab bei XanUius) Forb. 10, 1.
Vgl. KüiSaXog.
EAA7I^A^ (am basrelief von Eadyanda) Fellows t. 5;
grieohisch £Iäji22AAA wiedergegeben, mithin
284 Moris Sehmidt
in EAAMlKh zu corrigiren, vne'EStßijWog^ EA-
^^^>IGIX^ und nach analogie Ton Idebeflsos "ISag
n. dgl., in der ersten sylbe wie T za sprechen.
'EQiAaadhzQ C. I. Gr. 4303h* p. 1141 Addend., vgl
Kein eigenname, doch gleicher bildnng ist ^/^Pf^JK^
(Loew-Schönbom n. 2 Telmessus).
HP^P, griech. ^ ^P/K \
XIPAp^^ griech. ^ AAA^ ^ / basrelief TonKadyanda,
UK, griech. ^^\EJ ( bei FeU. taf. 5 fig. 74.
(yo/^PA+E^h (ans Kyane »r Koorostan) Forb. 5. 1.
I o^PA+EAp. (Limyra) Forb. 9, 1. Sharpe irrte, wenn
er hier op♦BE'^^ corrigirte. Kvd^fjlog vaid''YSgfiXa
sind karische namen; doch \rird hier wohl derselbe
name yorliegen.
MOA^ griech. MOA . . . (Kadyanda) Fell. taf. 5.
y£T^h (Limyra und Xanthns) s. o. Sharpe irrte,
wenn er einen namen >I^XT^^^^A statuirte. Es ist
zu lesen WJET^f^ : ^^^ . (. r^^)^ obwohl noch nicht
sicher steht, was das zweite wort bedeutet. Ich
glaube ^wv.
5) AA^^//XM^ (Pinara) Fell. 11, 1; sprich JSayßd/ifmg
und Tgl. unten.
I|.(+)f.M|. (Limyra) Forb. 13, 2. Bei Schönbom ^
statt +. Richtiger ist die Orthographie JH-X^h,
wovon unten die rede sein wird.
^^APA'*^ (ebenfaUs ^^APX^^ herzusteUen) FeU. 11,
Pinara.
^nNrr>**^ (Myra) FeUows 14, lies X*^h; obschon
auch Schönbom ^ giebt.
VPrhP[>'^F(basrelief vonE^adyanda) griechisch durch
KIAPAMÜ wiedergegeben, also wohl yTt^PX*^
s= KraQafAfjiag.
op/ZX*^ Schönbom inscr. Limyr. n. 15, 1.
opf/X... den. n. 25, 1.
vontndien zur entsiffeniDg der lykischen Sprachdenkmale. 285
+PE>IO< . . . FcU. 22 (Myra) +PEyx* . . . Schönborn
Myr. inscr. 6.
/>^X*... FeU. 17 (Pinara).
THCA • .*AC C. I. Gr. DI p. 1116, d. i. wohl I^+^w^
sprich JSaaduiAag. Es ist also ein ^ zu ergänzen.
AAPFP. V^^P-f Schönbom inscr. Limyr. n. 15, 2.
Ein buohstabe ist ausgefallen«
AFFh . 1«*F . Ders. n. 25, 2.
+XPPVw^ (Xanthus) Schönbom no. 2, 5. 6. Siehe
unten +hrPVNh.
nE>(0<**iH- (lies M-) Schönbom inscr. Limyr. no.
18, 1.
fpt^fia^, avrog Quint. Smym. 3, 231, wohl auf (la
( ^H-) gebildet, da auch das griechische üaQfiivoV"
TOff in der bilingue als P^ /////////// '^♦+ erscheint, wie
von üagfievig.
6) ['*^+^N^ (Tlos)? Doch wird inPo.35,2die abtheilung
*iM-hNA+ zweifelhaft durch Fo. 34, 2 nenph^mh-E:
d. i. NE:MM-hNM-E: und durch Forbes 36, 1. 2.
**^[+^]NM-E].
PAPTE^h (?) Kanduba, Forb. 12, 1. Aber bei Schön-
bom no. 2 und einer inschrift von Limyra no. 37
bei Schönbom steht wohl conservirt: P^PTE^A.
:W+B:yiMENM- Obelisk. 3, 25.
[+XrPVN|w (Xanthus) Fellows taf. 4a fig. 38. Aber
Schönbora las '^h, was richtiger.
^ Schönbom. no. 1.
[YopEi:VN[. (Kandyba = Gandyva) Forb. 6, 1 [?]
Wohl yopE:i*N^, so dais "VOPE = KvQig: oder ein
name wie VA^EiNfN^y/zi^?
^K^jAMA^ (Kadyanda), griech. 'üxcerofjivag. Es wird
wohl zu lesen sein AKhTX^^K
MoQvtf (dativ) C. I. O. 4315b p. 1146 Add.
./v^/i^Nf.,^. (Limyra) Forb. 30, 2. Siehe unten.
Für /A/N steht ^A^A (Schönborn n. 14).
7) Namen auf gag sind bereits oben eine partie auf-
gef&hrt. Ffige bei:
Moris Schmidt
T<f^AUop^ (yon einer münze, no. 6 bei Spratt nnd
Porbes, Fellows XIV !• 3.
I.V^A<^^... (mOnze no. 7).
*IiXdgag nach Plutarch de Tirt. mal. der lyldscbe name
des !Afiia(ii8aQog^ der allerdings mehr kariacben
klang hat, obgleich Homer. II. XVI 317 und andre
auch den Amisodarus Lykier nennen. Indessen
mag Plutarch recht haben, wenn auch üi^wdaQoq^
Ilrj^didaQogj üifSiSagog^ auf münzlegenden, wie ich
vermuthe, in TT^y//^P* und F♦y///^P4^ wieder zu
erkennen ist. Was Aandgag betriflEt, so erinnert
er an den lykischen namen Aanmv {Aanauieiß Mei-
neke) Steph. Byz. und dieser an das kretische
Aanna^ wie auch Meineke anmerkt.
8) y*^EiVNhy//M- Schönbom inscr. Limyr. no. 18, 2.
Ovava^og auch karisch.
AA^X^/^ (Myra) Forb. 14, 2. Falsch ist bei'Forb.
14, 1 AA^X«^/^ und bei Fell. 18, 1 AAh».
MhDh/M- Forb. 7, 1 (bei Schönbom no. 2 ^^^^^^
no.35 ^h^h5M-); *^^/^/^X Schönbom inscr. Limyr.
20, 1. «*h/h/M- inscr. Antiph. 2, 1.
'MfAiSavif C. I. Gr. Add. vol. UI p. 1146 n. 43 15 b.
9) ^AAWXT^ (Pinara) Fell. 21. Zusammensetzung mit
TAAV.
radatov^ ff C. I. G. 4300 e. Beachte das F.
'EQfjLaxoraq C. I. G. 4300 n. 4255. 4278.
A/^^FVrhPTM- (Limyra) Forb. 13, 1 (h fllr P Schön-
bora).
EyTT^ = "Ixtaq (Antiphellus) s. oben.
TBSlKta C. I. Gr. n. 4315 f.
10) JOTPEH- [?] Telmessus, Fellows 9. Schönbora nach
dr. Loew's copie n. 1, 2; ob der name I^TPEM-
oder TPEH- war ist unsicher, da die interpunk-
tion fehlt.
'OngafAoav (accus.) C. L G. III p. 166 n. 4324.
Ungewisser endung sind 11) 'A^ytag? uify^ddiiv Hom* D.
XVI 417.
▼oratadiea snr entsiffoning der lyUscben Sprachdenkmale. 287
ED'fhJI^ (Limyra) Forb. 21, 2. IIM^M- Schön-
bom n. 6.
«..♦IIh...P (Tlofl) Forb. 4, 2.
^ E*«P«ojh (Myra) FeU. 13. ^PE^^I^o+h Schön-
born inscr. Myr. 2. Es wird yon Grotefend irrig
mit dem namen ^PX^E'OKT^E zusammengestellt, wäh-
rend es offenbar eine composition mit m^o^.^
(Forb. 30, 1) ist.
Endlich der vater- und sohneename in der alterthflm-
Uehea inschrifl yon Telmessns (Fellows 6), welche ich nach
der goianen copie von dr. Loew bei Schönborn inscr. Tel-
miss. D. 2 ganz hinsetze:
P9W^foIo
o+p|V>f*ioYM-M-/ME^*E^E
^EaETE:P^P:ll —
Der name des sohnes scheint auf o-f-^ zn endigen, mit
K der des vaters zu beginnen. A vor T ist wohl:
oPifBE^H-h (Pinara) Fell. 11 scheint unter n. 4 zu
gehören; es scheint ein datiy, vielleicht unrichtig
copirt oder schon unrichtig eingemeiselt. S. unten.
Was den dativ angeht, so sind wir leider durch den
mangel an beispielen übler daran, da die erbauer der grab-
ttfttte selten den namen ihrer frau und kinder haben ein-
graben lassen. Trotzdem ist die sache sicher zu stellen.
Wir werdoi bei besprechnng der i-declination fürnomina
auf 4^E und ♦^^E die dative ♦^♦i* und "i^^^i^ kennen
lernen, und mögen, da wir die npr. auf E (ss griechischem
ig) ihre genetive auf A-l- werden bilden sehen , aus ihnen
von vom herein auf eine ihren dativen ähnliche dativbil-
dong derer in ag schliei'sen. Diese vermuthung trügt auch
nicht. Bei Forbes n. 30 baut ein ^^'^o+a (Minos?) der
Bohn eines TX^ ^E^E (doch ist das X oder das ^ im namen
bedenklich) irgend wem und seinem söhne /A/Il^^hi^
(^A^AP'^lA) ein erbbegr&bnifs. Da(s der name des soh-
nes im anfang zerstört, wenigstens unsicher ist, thut wenig
ZOT Sache. Wichtig ist, dals hier der name überhaupt ein-
288 Moriz Schmidt
mal genannt ist. Denn da hinter diesem worte stark zu
interpungiren ist, weil mit der phrase ^^:3EK^: (lies/^:VKA)
ein neuer eatz beginnt, so kann, was zwischen TEAAE^E :
+BE (corr. A+BE) und ^^:£KA steht, nur der name des
Sohnes sein, der natQrlich im dativ steht, abhängig von
pp^^p^j^^ (xaT€öX€vdaaTo), Ferner kennen wir aus Forb.
27, 2 bereits den eigennamen El^^^P^. Ebenda steht aber
EiM^hPhiA (28, 1) als zweites, respeotive viertes, sicheres
dativbeispiel, wenn wir die weiterhin zu besprechenden
worte nOCEi^^^fiA und ^/^A^r^^fr'*^!^ einrechnen, welche
Sharps proceedings p. 211 freilich alle als possessive ad-
jective ansieht. Endlich müssen wir zurückkommen auf
das grab zu Pinara bei Fellows 11, 1: oPABE^H-h. Es
ist der name des olxüog {olxovofAog C. L G. 3777) oder
rPS^AJE, welchem -das grab gesetzt ist, im dativ: PPS-
N4^IE:A+BE:OPABE'^M-h: Wir fanden aber oben E'^^
als endung mehrer eigennamen. Sollte nicht auch dieser
name op^BE^^ (vgl. monument von Kadyanda PA^B^) ge-
heilsen haben und sein dativ ^P^BE^hiA herzustellen sein?
Oder war wirklich +h eine dativendung? Auff&llig ist auch
+hrPV^>i' (geschlecht unbekannt) Fjll. t 4a fig. 38.
Ganz sicher stehen endlich die accusative auf V, wenn
sie auch nicht durch eine grofse menge von beispiden zu
belegen sind, und über der Integrität der nom. pr., welche
sowohl im nominativ als im accusativ erhalten sind, ein
eigner unstern gewaltet hat. VoUständig gut conservirt
erscheint zwar ein einziges wort bei Forbes 25,1.4: zwei-
mal in der form «^o+EAM^, einmal als ^o+EAMVE.
Wir wissen jedoch nicht, ob ^corttvE Forb. 17, 1. 3,
/A^A¥E Forb. 18, 1, ^V+¥E, ^^o+EAMVE u: dgl. eigen-
namen sind, ^^e es allerdings den anschein hat*), und
sehen daher von ihnen ab.
*) Ich folgere es ans der inschrift von Armostel Forb. 18:
MtAE : »♦TE/E I <¥*ET4>^ : /-^A^A^ : /-fTEA*E»E : -Ik+BE :
C/A^AyE : -f BTT-f+E :
Dm anfiuig lllmdt Forb. 17, 1: <fB4^XEyor^ : "M^ETE/EWP'^E «>d M
vontndien znr entziffening der lykischen Sprachdenkmale. 289
Der leser wolle uns zuD&chst durch eine reibe in den
grabBchriften öfter wiederkehrender phrasen folgen:
hier nnter vergleichnng von Fo. 24, 2 (denn 28, 2 ist stark verschrieben)
heixasteUen: ^B>f+E:yorh:^>f[E]TE9 so mnfs es 18, 1 natürlich Un-
ten (yorh:)>fB4^+E:'**TE: Vergl. Fellows 19, 1. Nach analogie der
ahligen sepulkralinschriften mnfs femer /El><)^^E ^^^ verbalform praeteriti
•ein, nnd zwar 8. person plnr. oder sing. Der setz lautet: dieses erbbe-
giibniTa bereiteten Teles nnd sein weib und sein söhn sich selber. Denn
4^BTT^+E in <ler bedeutung sibimetipsis steht fest Folglich kann
/^^AVE >^u' ^^ name des sohnes im nominativ sein. Da wir aber neben
*^<M-EAMh *ttch MAO+EAMVE, ™d XOp-n> neben XOpjjyE
finden, so scheini es dafs die formen auf — VE (vergl. ^^XVE) for-
men auf ^ gleichstehen, wenn auch nicht erhellt, ob sie als ovlq oder
öt^ zn fassen sind. Tergl. bei Böckh C. I. 6* n p. 114 Koaaoq Koa-
9ovaq Koa^räq^ "jiya&oq *Aya&ovq *Aya0üvaq9 *Arrout6aq 'AToxovaq
und dgil.
Bdtrftge ». vgl. sprachf. V. 8. 19
ICoric Schmidt
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2. uf
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C^
CO
kO
CO
▼ontadien snr entsiffenmg der lykiaciien fprmehdeiikmale. 281
MftD erkennt, dafii die nnmmeni 1 — 4 und aodrenoite 5. 6
denselben cliarakter haben, entspreobend den abweeheelad
gebranchten phrasen griechisoh abgefalster inechriften Lj-
kiens:
1) o düva xoTiCXeiaatv inl r^ ta<p^vcu rovg 9igo8tiko9H
fiivovg*)^ und
2) 6 dtiiva xaT%tfK9vafSw to ptvnifAüov^ kv ^ ß^ovktjvai
taqnpßa$ futa r^v anoßi^dv iavvov re Mai njv yv-
väixa ctvTOV xtL
*) Die vier beiepiele flir die erste phmse leasea eich noch vermehieii
ma FellowB 2, 2:
/♦^^AE:>^+PE:^♦aE+^EPr^E:KX'*E/:/4^El♦^'^+^^^ETPAE
TEK^ //;///////// tc.
Hü /AEf4^ beginnt die flnchformel, die wir aus der bilingne von Anti-
pb«I]iu kennen; naeh **>f^iT^ : PETZTE : KX*^E/ (denn diete meine
iMBtellang bestätigt Sebdnboms copie no. IS, wo M^äET4^ : PEPTTE
•lebt) ist steril eu iaterpvngiren, and a« tbersetaen; «Diesen begräbniXaplalK
erwarb Hedemodls nnd sein weib, nm hieiselbst beiausetsen KX^E/
(tovc nQodfikov/iirovt;?). Wenn aber jemand n. s. f.** FUr die acca-
aativformen im singnlaris ist allerdings ans diesem beispiel nichts an ge-
wimica, aber als accns. plnr. ist KX^E/ ▼ielleicbt weiteibin sn verwerthen.
Ferner aetsen wir her die inachiift vom Cblaengimb sn Mjrra bei PeUom
19, 1. 2:
YPnf:^B*P^:«**N|.^* ^N^^♦:♦+BEl♦:*l♦E£T
♦hET>5ITE:*N*+E2+PE M*iN^E*:^AE*^i*:
dcrsn aerstdmng gerade in dem fllr nns belangreichsten theil wohl an be-
4Uaera ist. Denn hier gerade kommen die aocnsative anf ^ zam Vorschein.
Das erhaltene ist unschwer zu corrigiren:
♦PET^^ITE : ♦•<♦+£ : ♦+BE[i*+E : /♦ :] [♦/j^A'WN^F* t
^AEM4^l^:
W«8n dar ergliisang [4^f] $. F«U. tU. Slb7 and 4'/4^643?</^FE{^^)
16, 9. U£ 21 «6 Fotb. S6, 4 eolL 36, 1. Endlieb reiben wir an: inaohrift
TOB Limyra (Scbönbom no. 86, 1 , wo leider der anfluig verloren, aber dia
aceoeatiTfonDen klar yoriiegen:
Wf- . ^T♦3EP^^EA^AE : ♦+BE : *«♦»«♦ :IT-frET*TEAB=P*» :
/-f^^AV:-(k+BE:
(Kes rRP«hFM*:+PrTE: ««d :*B*»**:).
292 Moriz Schmidt
Beiden formen gemeinsam ist nun zwar die Wiederho-
lung vom namen des erbauers des erbbegr&bnisses, aber das
eine mal steht er im hauptsatz im nominativ, im abhängi*
gen Satze im accusativ; das andre mal im hauptsatz wie
im nebensatze im nominativ. Z. b. :
a) Idamaxa erwarb diesen platz hier als eigenthum, hier-
selbst beizusetzen den Idamaxa und seine frau etc.
b) Dauasa erwarb diesen platz als eigenthum, und es
bestimmt Dauasa bierselbst beizusetzen ihn selbst,
seine frau und kinder.
Für unsre frage sind daher nur die ersten vier nummem
Ton belang; aber auch in ihrer uniformität von entscheid
dender beweiskraft. Denn '^^NaI\f ist zu [EA^]^^yI^^f zu
ergänzen und accusativ zu dem voranstehenden EAh^hyjJP-.
Ingleichen nimmt der accusativ XH-\f^ (wie auch Scbön-
borns copie no.4 giebt)das nomen des hauptsatzes Jh(+)h^h
wieder auf, und ist es fdr die frage nach der flexion des
nomens gleichgiltig, ob der nominativ I^+X**^ oder IM-V^^
lautete. Das wahrscheinlichere ist, dafs der Steinmetz an
zweiter stelle irrte und Jh+X''^V zu corrigiren ist, wie sich
gleich unter no. 4 mit hilfe von +PEyX^V der zerstörte
nominativ zu +PEyX'^^ erg&nzt. No. 2 geht uns hier
nichts an, da der eigenname /W^TPhXE in die i-decli-
nation ( — aUig) gehört, erschliefst uns aber glQcklicher-
weise den accusativ auch dieser declination. Hier begeg-
net uns also Qberall — V, d. i. ^^, mit abstofsung des ^
und eintritt von vocaltrübung. — Sonst bleibt zu den oben
ausgehobenen grabinschriftcn nur noch folgendes zu be-
merken. In no. 6 steht das fünfte und das sechszehnte
wort in demselben casus. D. Sharpe fiberträgt es ganz
falsch in Munoue. Statt 4^+no+^ oder w+no+4^ und
Aj^Tf l^^iN^Y* öder ^^^EnOvI^... (Schönb.) ist das eine mal:
**iNo4-^^ dag andremal '^hTE;''^3ENO+^ zu corrigiren. Für
^ET>^^^XE aber, was Sharpe proceedings p. 207 ganz ver-
kehrt mit: which he inscribed to Itepatftze übersetzt, als
ob Itepatöze der eigenname eines mannes wäre, dem
Dauasa (no. 5), welcher das erbbegräbnifs fllr sich und die
▼ontadien rar entsiffBraag der Ijkischen sprachdeiikmmle. 293
seinen gebaut hatte, die erlaubnifs gegeben hätte , auch
sich und sein weib darin beisetzen zu lassen, glaube ich
mit grofser Wahrscheinlichkeit >^^i l^+E (iavtov) vorzu-
schlagen, obschon möglich ist, dafs mit Wiederholung des
begrifb „hinein'^: iT^:^rTT>f+E zu corrigiren ist üeber
dieses ♦fTT^+E vergl. Fell. taf. 21a, 6: ♦nT4^+* Forb.
2, 2: ♦PTT^^ Fell. 5, 2 und die nebenform ♦PMT^ Fell,
tat 1; neben ^BTT*+/f Fo. 18, 1 ^BTT^ Fo. 18, 2. ♦B^TT*
Fo. 28, 1 3. Stand no. 5 eine dieser langem nebenformen,
so lieise sich auch an £T>^:^^^TT^+E denken. — An wei^
tem accusativformen entnehmen wir aus diesen monumen-
ten noch ^*n^, '^♦TE, '^hAV, V«.., yopV, PPaEN^Rf,
f1>T^, ^Bf3P^. Für letzteres erscheint zwar einmal
Mf^4^ Fo. 19, 1, einmal ^^BI^QtC Fo. 31, 1, doch dürfte
aaf 3C wenig zu geben und geringer verlafs sein. Beach-
tenswerther sind die Varianten zu Hf^Hf *), zweimal VOpo
Fo.8, 1. 15, 3, viermal VoPh (**orh) Fo. 16. 1. •23, 2.
24,2. 17, 1 und TPiN^FV, PPIn^fo Fo. 3, 1. 19, 1. Fell.
t.21, I. Doch helfen sie uns wenig, ehe wir den nomi-
nativ und das genus der werte kennen.
Unberflcksichtigt blieb bisher eine klasse von eigen-
munen auf h, welche allerdings ziemlich selten zu sein
scheint 9 mir wenigstens nur aus 6 beispielen bekannt ist:
ich meine namen auf El h, denen ein griechischer in — lög
entspricht. In der bilingue von Limyra Fellows no. 3 cor«
respondiren ^$Sdgiog (vgl. ^idagovg St. Byz. Skylaz. Stadt
und hafen in Lykien, Koner in M. Finder und J. Fried-
länder beitr. zur alten münzkunde I p. 100 no. 39) und
lEA^PEIh. Eine inschrift von Limyra bei Schönbom
00.26 giebt AV>^T^El^ (Exaratog?), die karische in lyki-
scher schrift bei Beaufort und Walpole Travels p. 530
bat aCJEiP, worin nach der ganzen fassung der eigenname
des erbaners steckt, der name des vaters begann mit ^.
•) yopA FeU. 9, 1 scheint yoph (yopK). TE^^E^V Fo. 18
bcralit auf eintm TerMhen dmr copie. Schönbom hat richtig TE^^KE'^E^ ;
♦+BE . . ; «fao ♦H-BE^:
294 M«riz Schmidt
Danach iat zu beurtheilen der im anfang Terletlte Dame
bei Forb. 35, 2 in einer grabschrift nicht beseichneten fond-
orts, der aber nach Schönbom inscr. Myr. no. 8 Myra iat:
]rrE^hAE4^BE+iA
oPTTEih Schönbom.
rPE
Zeile 1 fehlt ^], zeile 3 ein P] : es fehlt also aoch zeile 2
nur ein bocbstabe. Welcher? zeigt der eigenname bei
Forb. 19, 3 +opTTOF*T^+, in welchem das doppelte TT
(Schönborn TT) schreibercaprice oder folge des ^ä ist.
Stellen wir [+] her, so entspricht, wiewohl auch an ^ ge*
dacht werden könnte, +oPTTEih genau dem namen eines
lykischen kämpfers Tor Troja bei Hom. II. S 511, dem
"Yguog rvQTidör^g. Ueber griechisches v tfßiXov als Vertre-
ter des lykischen o fiixgov s. oben*). Das dritte und vierte
beispiel sind nur griechisch erhalten: *£QB&vfiiog (Hesych.
vol. II p. 184, 5716 ed. M. Schm.) ein beinamen des Apoll
bei den Lykiern, und jitvfiviog, ein held vor Troja bei
Hom. II. XVI 317. Die gräcisirung des ersten scheint das
lykische gepräge nicht allzustark angegriffen zu haben. —
Wie nun diese klasse flectirt wurde, wissen wir nicht. Ich
glaube jedoch, ganz wie die eben besprochenen, f&r die
ich das paradigma ^o^^X^ gew&hlt habe; aufser im gene*
tiv (-A+). Merkenswerth bleibt nur, dafs Mkaoq im lyki-
schen ^Ejo ist, wfthrend SiSagiog zu /EMPEih wird.
Die u-deolination ( 0 = vg).
skr.: altUktr.: lit.:
nom. ^p^^^yo(-/) us us us
acc. ?
gen. ^P^^^yo+ avas Aus, vö, aus.
dat. ?
Ueber sie sind wir am schlechtesten unterrichtet. Die
ausätze des paradigma sind entlehnt aus dem Obelisken zu
*) Forb. 26, 1. 8. 7. /OP/^JE ^^ »•& «b J?or^fi^, als eÜmlkOD
von Sovf^a^ wu AeUan Sv^a sehreibt.
Tontadien znr enUifTtnuig der lyklflch«n tprachdenkmale. 295
Xanthas (t I 41. 42. III 24). Weitere beispiele liegen in
lykischer schrift f&r jeden kasus nur noch je eines vor:
^E3E ^E^ o^ aaf dem bilinguen basrelief von Cadyanda,
womit noch von ebendaher AiE^^^ verglichen werden
kann, y*PTOi bei Schönborn Limyra no. 10 (Hos V>fPTC4- :
T0+^/) und .iCEPO+: bei Forbes 9, 1 in einer kurzen
grabinschrift von Limyra. Ueber ^AKEI^ vgl. oben ^AKE
und lOTPEh. Den nominativ zu AE'^EHiOY C. I. Gr.
4300, o kennen wir nicht; ^aploaXog ebend. 4300, t; p. 1134
lautete lykisch vermuthlich in — JJh^h aus: und ebenso
wenig glaube ich, dafs KivSavvßov, ÜBvivdaov C. I. O.
4315 h KdvSvßog St. Byz. in die u-deklination gehörten.
Von TtQfjLiQog wissen wir ja aus St. Byz. 647, 7 bestimmt,
dals es auch TigiAtgig lautete, wie TovßBQiq. Homer bie*
tet an lykischen namen FXavxog üdvöagog GgatWfirfXog
Hokvfifilog *AfA(poT%Q6g Evmnog *Exiog (II. XVI 417): da-
mit ist so wenig anzufangen als mit dem stark gräcisirten
Kvß^Qvittxog bei Herodot VJI 98 und dem TltinolBfjiog bei
Paasan. und II. XVI 416. Nicht einmal alle namen bei
Steph. Byz. tragen ein so reines lykisches gepräge, wie
:Sigßog (IPrrE, wovon IPPPM^ne = 2agnri86vig^ der
alte name des flnsses Xanthus) l4gvog üdragog TXwog
IHvagog\ ein gut theil, wie Ugwroyovog JaiSakog (vergl.
^AKE und KOA^'^^^h) '^Ixagog Bdlßovgog Kgdyog sind
mehr oder weniger stark gräcisirt. Lykische schrift und
formbildung liegt in merkwürdigem kämpfe Inscr. Limyr, 5
FelL 25 SchÖnb.
T^MIOZNIKAPXOY Pell.
ATT>A*oZNiXAPXOY Schönb.
was fibrigens bezüglich der form des ^ A auch inscr. Li*
myr. 37. 38 Schönbom, vielleicht auch in der karischen
inschrift (Walpole p. 530) der fall ist, wenn nicht in letz-
terer ftr: ABxExxxPf^ zu lesen ist: ♦B(*)i(N*:Y)orY.
296
Horlz Sohmidt
Die i-daeluiatioii.
(Nomina in E =s griechisch ig). '
aom. [nOCE-f^E] T*Bop//*AE /WOTPME ♦/♦MpASf^E
acc. [nOCE-I^E] /WOTPME
gen. [niOKEMA+] [— ♦?] +f'rPY'*^+
dat. n«XE(i)M-M* if/ifA'frA*'«^!^
lykisch :
pers. :
altbaktr.:
uom. i '
•
.18
acc. i
im
Tm
gen. dh
ais
öis
dat. ey@
aja6-I£a
litaniflch :
is
l
es (£'8)
ei
aanskr. :
is
im
es
ijö,6ö ay€
Wir beginnen hier mit dem accusativ. Aas Forb. 16, 2
wissen wir, dafs /W^TPME das eine mal nominativ, das
andre mal accusativ ist, entsprechend griechischen formen
auf — a(f$g und — a(fiv. Nach abfall des sigma und ny
(resp. ju) bleibt jenes lykische E übrig, welches griechi-
schem läva ziemlich gleichkam ; vgl. Sidagiog /EA^El^,
HvßidXy r}DICE*^>MA, mgifiang noPE+E^*TE, Molhaig
MOAAE+E/>f+, EVTT^ "/xraff, daher denn auch 'Eäsßijtfaog
nnd 'Ideßriaaov (Spratt und Forbes Lycia II p. 281) £1-
Satfaäkag und EAMXKh in der bilingue von Kadyanda
gleichstehen. Der accusativ aller solcher nomina auf E (jig)
ist also dem nominativ völlig gleich, wenn auch die spra-
che dies resultat auf verschiedenedi wege gewann. Ich
knüpfe hieran die bemerkung, dafs, wenn irgend ein mo-
ment, gerade diese Übereinstimmung der beiden hauptcasus
der i-declination, für die einreihung des lykischen unter die
indogermanischen sprachen ins gewicht fällt, da in den no-
minibus dieser declination der variable kennlaut in diesen
casibus unverändert bleibt, wie dr. Franke progr. des gym-
nas. zu Lingen 1866 p. 44. 4. richtig bemerkt. Den da-
tiv bestimmen wir durch folgende erwägungen. In der bi-
lingue von Limyra (Fellows 3, Forb. 1) erscheint ein grft-
cisirter lykischer elgenname im dativ Ilvßidlp, Die litho-
graphie bei Fellows giebt TIYP-iA^ Hierin ist A richtig
erhalten, nach E immer entsprechend lykischem ^, wfth-
vontndien zur entsifRniiiig 4tr Ijldicfaeii Bprachdeiikni«le. 297
read die endong in der copie von Sharpe aad fiayle
Frans C. I. Gr. III p. 1145 Addend. n. 4306 OYBiaah
(Schönbom FYPi^^H) richtiger gegeben ist. Der name ooi^
reepondirt einem lykischen, den Fellows X3CE4^ a^i^^ Spmtt
nnd Forbes Tjr JH^ ^^lA, Schönbom i iN^i4^ gelesen
haben. Beide legenden vereinen sich mit leichtigkeit 2a
rxXEA4^i^ oder richtiger HOCEi^^f lA. Es fragt sich,
wie daam der nominativ lauten mufs. Nun finden wir in
einer inschrift von Limyra bei FeUows n. 20 den eigenni^
men ♦/'f A^r^^E, und bei Forbes n. 23, 1 . 24, 1 densel-
ben namen in einem andern casus ^/^A^rA^ffM^^i^, A/^^AAf:
A^I^M^i^, Zwar verstehen wir den inhalt dieser inschriften
nicht gane, allein — ein accusativ kann die form nicht
sein, da selbiger wie der nominativ lauten muTste, und
nach analogie von rDDCEA^ifi^, Eih^^l^PMA, /A/»qENh*
mala ee fQr einen dativ um so mehr angesehen werden, als
der form das genetivzeichen + (h =» g} fehlt Folglich
kntete der lykische name im nominativus rXDCEMM^E. Hier»
mit stimmt aber vortreflnich ein dritter eigennamen der un-
ter der schlachtscene von Limyra bei Forbes 21. 22 drei-
mal im nominativ vorkommt TAB<^P//^E *)• Anfi&llig
bleibt dabei nur eins, dafs die lykische endong — A^E
griechiachem — ^ä»c entspricht, während HvßidXri einen no-
minativ Hvßidkfjg voraussetzt. Doch vermag dieser ein^
irarf unsre beweisftlhrung nicht zu entkräften. Wir be-
gegnen solchem schwanken der Griechen in wiedergäbe der
endnng in gräcisirten fremdnamen au oft. Machten sie
doch aus dem ägyptischen /litMig einen IHr^g. Vergl.
J. Zflndel rhein. mus. 1866. n. f. XXI, 3 p.437. — üebrig
Ueibt der genetiv. Das sanskrit verlangt es. Weggewor-
fen konnte im genetiv das sigma nicht ganz werden: es
Qoiste in h Qbergehen mit suppletorischer Verlängerung
des endvocals. Also T>^Bop//^E, —^+. Und in der
that begegnen wir nächst ^+ keiner genetivmdong öfter,
als 4^+. Dafs sie aber griechischem Tag gleichsteht und
^) Der name fthrt auf ziuamDieiihaiig mit Bhodns. WenigitMU malmt
Tafiv^aktq an *Aiußv^la% *A%ußvmoff *ItaßvQ»09 v. s. w.
19*
296 Moris Schmidt
SU nominibos auf Ji gebort, dafilr giebt es wenigstens zwei
ganz sichere beispiele: Mokkiaig Mokkiaiog^ Ilvgifiarig llv-
QkiAdxtoq. Der letzte name schreibt sich bei Schönbom
n« 2» n. 35 Lioiyra and Forbes n. 7, 1, Candyba = Schön-
bom inscr. Candub. n. 3 überall popE+E^^TETE, doch
ist das zweite TE, wenn nicht +E, offenbar dittographie
ans versehen des Steinmetzen, nnd f^PE+E^TE der rich-
tige nominativ. Den genetiv dazu finden wir auf der bi-
linguen^ inschrift von Lewisfl bei Forbes 2, 1. 2. P^PE
+E( ) 'T^+^ leider auch nicht ganz fehlerlos geschrieben,
aber über die richtigkeit der correctur röPE+E'*^*T^+
kann kaum ein zweifei sein, da andre copien das letzte A
nicht anerkennen und man in der nftmlichen inschrift MaX-
Uüioq durch ^^^E\'t^I^+ (so Forbes, andre «*oaaE+E/^+)
wiedergegeben findet. Ueber M6kki(fig MoXXsaig Mow^
aig 8. C. I. Gn 4224 f , 4380 k 4. Demnach dürften we-
nigstens die mehrzahl der genetive auf ^+ auf nominative
auf E zurückzufikhren sein. Wie P^PE+E^TE geht aus
PEXIETE auf der inschrift von Limyra Fellows n. 8. Wie
MOAAE+^/E endet ♦PT^aEi^M+ (Limyra) Fellows n. 7
und ein verstümmelter name . . . EiA/A+ auf dem Obelisken
zu Xanthus IV 21. Doch wird es zweckentsprechender
sein 9 auch hier eine Übersicht der erhaltenen eigennamen
nach den endongen geordnet zu geben.
A« Nominative.
1) H->iOChAE (Xanthns) FeU. taf. 21. Vgl. Obel. niSl
:3IXAhE. Für >K hat Schönbom TL.
M4^A4^Mo/^E (Limyra) Fell. 2. Vgl. den fthnlibh aus-
lautenden namen MwtfivSiog (genet.). C. I. Gr.
ni p. 1054. 3827 s. und den Sarmatennamen an
der Mäotis Bausimodns bei Zosim. 11^ 21^ 1. Der
name ^AAA Fell. t. 4 a fig. 38, doch' ist das gre-
schlecht nicht ersichtlich. Ifit MevifM.vS$g aber
vgl. St. N. MsvtSijfuov St. Byz. 444, 21.
'EQiAivSaÖig C. L Gr. 4315 f.
'EQ/Aowdig C. L Gr. 4269 d.
▼ontttdien zur entxtffenmg der lykischen spraehdenkmale. 299
2) M^pipoFE (Xanthus) PeU. taf. 21.
3) /nfOTPME, /f/oTPME Forb.16,2.
orMEPorb.20,1- Vgl. jedoch Forb. 25, 6 : oPMEi*^:
Üdßaüig C. I. Gr. 4315 d, nach meiner emendation.
S. oben.
..vfÄfiaaig C. I. Gr. 4303e p. 1139.
4) <^ÄKE (?) inscr. Telmiss. n. 1. Schönbom-Loew;
wenn anders dahinter zu interpungiren ist. Andern-
falls wäre der name ^Ah'^EI oder oapaeio gewe-
sen. Indessen vgl. den namen K^Ah^M- nnd mit
lo— anfangende werte, wie I^X^V. I^XTEiK
T♦Bop//>^AE (Limyra) Forb. 21. 22.
nOCEi^^E (Limyra) Forb. 1. Fell. 3 nvßlaliq. Die
endnng hat ähnlichkeit mit dem bithynischen namen
ZimXiQ C. I. Gr. II p. 981 n. 3808.
[+PE>nTßE^E Forb. 36, 1 ?].
5) ♦/^^A^PA^^E (Limyra) 20. *a*^ Forb. 23, 1. 24, 1.
Vgl. Forb. 32, 2 ...oF***E.
yAopVNE^E (Limyra) Walpole Travels n. 3 = Schön-
bom n. 38. Beachte A statt h.
6) ♦PX^ENXNE (Limyra) Fell. 5. [IPPPMone Ob. =
^agntidovig feminin.?].
7) rEJlETE 8. oben. Schönbom n. 1 giebt ^, nicht
P als anfangsbuchstaben : entschieden richtig; eine
Übertragung ins griechische ergiebt Illtf^Sig und
stellt sich dazu wie das galatische Ili^ivovg und
das karische Iliailig zu dem phrygischen /7<(r-
aivovg,
roPE+E**>^TE[TE] s. oben*).
...LE>k^^TE Schönbom Inscr. Limyr. n. 18, 1.
8) yoPE Forb. 6, 1. Mdoig ] . , „. _ ,_ . .
' Hom. II. XVI 317. ^'^t K T
/2t;ei.Hom.Il./I416. ) '^^ ^''^^'
*) Aach die femiDina auf — Iq enden im lykiBchen anf E, >• b*
KOpAAE und K^rh^^E '^ ^^ mttnsen Ton Kaßctliq. Danach benr-
Ukeile man die franennamen popM/^Ji^ (nomin.) P^P'^^^ATl'* (accna.)
bei TeUowB imd B^atpoqiq G. L 6. 4816d (PEIS^^^PE?), "IXaq^ stadt
Staph. Byz. 880, 12.
300 Moris Schmidt
^ \ Steph. Byz. a. a. o. Ueber den weobsel
rp^a > der endang ig und og 8. Böckh C. I. G.
iovpsQig ^ jj p jpg j^^ introductio.
[^P*+E (Xanthus) Forb. 10, 1. Etwa = Mdgi^?]
9) [MA^-M*E (Limyra) Fell. n. 4 [?] bei Schönbom
n. 24 jedoch *^*TM*P . . .]
[hPOF*TEi*-E (mfinze n. 17 bei Sharpe proceed.)]?
Vgl. B 6b.
^^T<^E (bilingue von Pinara) Fell. 10; Schönborns
copie giebt A^TXE, was kaum recht glaublich, we-
niger wegen der form des A, als wegen X vor E.
X Loew-Sehönbom 3.
TM'E^^T^E (Telmessus) FeU. 12.
VAäE^Ei^E Schönbom inscr. Limyr. n. 20, 1 .
APTE TAAPOYE (griech. inschr. von Pinara) Fell, II
p. 144, wo Sharpe wahrscheinlich ohne grund Uq^
TifAiSdigov conjicirt.
TofAAjwXrE (AntipheUus) Schöübom n. 2, 1.
B. Genetive.
1) *TTi^NOB*+ (Xanthus) Fell. taf. 21. Vgl. ♦BENOß^
Ob. N.S.40 und o+oßA:
Ib) AEIEBEM+ (Xanthus) taf. 21. Danach würde
wahrscheinlich das n. pr. Bufivaglg zu umschreiben
sein: TEISN^pe. rEIEBEA4+ gibt Schönborn.
2) ^IIoB^*+ (Pinara) FeU. n. 21.
3) AMr3EN*FA+ (Limyra> Fell. n. 8.
4) TAP/ZEV^^+S (RhodiopoKs) Forb. 27, 2. Den de-
fecten buchstaben ergänze ich zu A, wegen /EV^h,
womit der name zusammengesetzt scheint.
♦/♦T. 0^ :4^+ Schönb.(IIiOM+ (Myra) Fell. I8i
inscr. Limyr. n. 28,2(/ITO/A+ (Myra) Fo. u\
I3ETo^*+? d. i. StväoJUog wie 2iv8ia Steph.
Byz. 569, 23.
TOPAA4+ Foü. n. 16.
rPAAA+ OboÜ8k.3,25 C?].
▼ontodien sur entzifftmiig der lykischen Sprachdenkmale. 301
5) TXr^EM*+ (Limypa). Porb. 30, 1 hat ^ sfÄtt P. Vor
^ wird 'aber alpha nicht in der form von X ge-
schrieben, sondern nur vor ^X und P. Die überlie-
femng ist also fehlerhaft und Schönborn n. 14 hat
wirklich T>r*E**A+ (sie).
'V4IPE'^4^+ (Telmessas) Fell. 9. Erinnert an Ka-
Sgefia Steph. Bjz. 346, 11.
+hr>V*^*+ (Xanthus) Pell. taf. 21b 3. Der vierte
bnchstabe scheint pw; denn A würde nach P ver-
doppelt sein.
..NE;'**+ (Limyra) F. n.4; .•♦** **♦+: Schönbom
n. 24.
AP**AMPiMiO^ Pell, griech. inschr.
6) ri^....'*A (bilingue von Limyra) n. 3 einem PAP^E-
NONjo^*) entsprechend; cf. .P3ENOT*. — Forb.
33, 1 (Limyra) TPBB*ENi^+:TEA>^PE: (sie); was
sehr an die mfinzlegende TPBB^^E^E und Obel.
III 38. IV 11 erinnert.
-.£+£/*+ Pell... \ ^.c.l0.1A3.
ÄOA^'»/f+ (Limyra Schönborn n. 7).
OFhTE/*+ (KyaneÄ) Forb. 26, 3? Vgl. C. L Gr. 7459
oEATiE^ d. i. Qfarifjg.
♦/♦TA-.^^<:*+ (Limyra) Porb. 8, 2. Sharpe ergänzt:
— op*/*+, Schönborn ♦/♦T*o^^:*+M'^E.
*'^^Eii/t+ i®' ^*^®°' ^'^ ^^'^^ *^ ^POF♦TEl♦/E?
^EgfiavÖBifjiaaiog (Telmessus) Pell. 4208 c. (Kadyanda)
4228 b.
•) PAPMnOINTO^ giebt Fofbet, PMlENjTOZ Schönbom
mit T. ^^ erwArten aber dafUr ein I : nctQ/ti*6vioq vom nominativ Ua^
f$i9on^ Und das könnte wohl die richtige form sein, da in XPPP>fA^^E
and i^PS(^A^OIC'*'E FeUowf 6, 1 eine ganz »hnliche bildnng Torliegt und
8eliönb<9m PM^^j^if giebt. Dieae inschrift ist Obrigena allem anachein
nach iohr schlecht copirt. Ich yerrnnthe i^+BE : +P[^E : FT^P * 4^PTTA
:/A:r^PaEN(>ME)l*+E;
a02 Motu Schmidt
Tg^ßavGiog C. L G. p. 1128 n. 4269d. Man ver-
gleiche den dativ MXfxvazi C. I. G. p.ll46 n. 4315b,
wo Job. Franz, unbekannt mit der lykischen syn-
taxis der buchstaben, welche ^^ gestattet, verkehr-
ter weise M[A]MYZEI corrigiren wollte.
7) +opTTOFiMif+ (Xanthus) Forb. 19, 3.
roPE+E«^*T^+ 8, oben. )
nVQlfAOTVOq C. I. G. 4224.1
/♦**oTiK+ (Myra) Fell. 13.
.P3ENOTif[+] (Pinara) Fell. n. 17- Schönborn inscr.
Pinar. n. 3 las das wort T3P*oT^.^. An der rich-
tigkeit von — ^^7^+ (so stelle her) zweifle ich
nicht. Anch T mag recht sein. Aber 3E ist un-
möglich. Vielleicht TE~oT^+ = T^fAo9iov}
Nicht ohne einiges bedenken reihe ich an:
9) VO^^TEi>f+ (Limyra) Fell. 7.
o+^PEi*+ (Antiphellus) Forb. 15, 1.
~EI^i^TEl♦
^EirMEi^+*
cf. **MrETE Fo. 28, 9. (Sura) Forb. 25, 1.6. Das wort
(eigenname?) ist zusammengesetzt mit ^EX (Obelisk), wie
andre mit +PE, ^Z*, +oPTTo, ♦Pi, hPI, iT^, *qENC4-*,
PAAV. Denn möglicherweise entsprechen V<^*^*TEiA+ etc.
nicht griechischen namen auf — iq^ sondern wären zu ver-
gleichen mit eigeonamen wie: o+oß^ Forb. 12, 2, Ei*TPO-
V^^ Fo. 19, 3 (7ar(»oxAw?), '^*^ Forb. 18, 1 *), ~3Eno+A
(Forb. 30, 1 = Schönbom 14 cf. F. 13, 1), ?{T\)V¥IfkP*^
(münzlegende) und dem nicht seltenen P^PEKM (Forb.
*) T>f^4^ mahnt an T^^>fBA~hE*4~^ ^'^ mfinzen, worin man den
7 Stadien von Patara gelegenen drifio^ Ti^Xi^io; mit der achmntzigen qnelle,
in der sich Telephns gebadet haben soll (ethnikon Ti/lf^ccvc) Steph. Byz.
620, 21 Mainek. an finden meint Der Grieche ftnd natttrlicfa im namen
des Gaus anklAnge an seinen Telephns. Wir werden wohl T4^4^*BA'HE"h^
an theilen und in B>f'f'E"f'4^ dieselbe adjectivendung wiedervnericennen ha-
ben, mit der if — B4^+E nn^ ^ B4^El^ gebUdet aind (yeigl. ^^i
yop^.Mj^JE.ß^Ell^ Forb. 16, 1) .sam Teles gehörig« s T«|A«mc.
Aehnlich (+)i^PEK^iKB>f Ob. W. 8. z. 17.
▼ontadien zur entziff^rnng der lykischen Sprachdenkmale. 903
22, 2). üeber ^>^PEK^^ tirtheile ich anders als W. Koner
bei Pinder und Friedl. beitr. zur <em mOnzk. I p. 97, 14
nach DSbarpe thut. Es tritt auch in den formen TT^
PEKM+ Forb. 11, 1, Walpole Travels n. 3 ^>^PEK'^E+♦
Forb. 21, 3, TAPEK^+A Forb. 9, 1 auf. Da nämlich un-
ter den lykischen namen auch ein 'Enixlijg (II. M 379)
[▼gl. 'EnälTfig] ^largoxliig [?] auftritt und ein fQrst Peri-
kles aus Phot. Bibl. bekannt ist, liegt es doch wahrlich
viel nfther an IlegixXfjg als an 'HgaxkBia zu denken, also
an formen auf — '^g. Den namen n^QixXijg f&hrt auch ein
Myser aus Parium C. I. G. 3648. Haguck^g und ^>^PEK^
brauchen deshalb noch gar nicht der etymologie nach der-
selbe namen zu sein, so wenig wie *Emxkr^g und ^^fPEK^^.
Bei den Kretern steht ütig = tibqS — (vgl. fl^gdixia Steph.
Bjz. 517, 12). Dem sei wie ihm wolle. Sehen wir von
o. 9fi ab, so finden sich die beiden tabellen A und B in
bester Übereinstimmung, abgerechnet, dafs wir zufällig keine
Dominative auf BE {*ßi>g) und keine genetive von nomini-
bns auf gtg, P^TE, >fE, ^E übrig haben. Ich glaube da-
her annehmen zu dürfen, dafs lykisches AE, FE, JE, /E,
Ag^ **E, ^E, TE, +E griechischem Sig, (pig, avg, A*^, png^
v$qj rig u. s. f. gleichstehen und zu ihnen die genetivfor-
men auf — A+, die accusativformen auf AE, FE u. s. f.
griechischem Siv^ (piv u. s. f. entsprechend gehören.
In griechischen Inschriften begegnen wir hftufig der
formel ^äv oder ^av (pgovwv oder iüv xai (pgovwv (letzte-
res offenbar in der bedeutung „ dispositionsfähig ^) z. b.
C.LG. n n.3787:
SOOR ATE8 . VIVVS . SIBI . ET . AELI AE
MAMT AE . HOC . MON VMENTVM . FECIT
20KPATH2 SSiNSEAYTilKAI AlAIAI
MAPITAI TOYTO MNEMEION
KATE2KEYA2EN
304 Moris Schmidt
Dies ^cov steht entweder im sasammenhang der rede
verbanden mit der dritten oder ersten person des Terbi,
C« I. O. 3809 /iifKtroyivfig Qiayivovg ^äv (pQOvwy tctriaa
TOP ßwpLQv kfjiavT^ xal X^<fif t^ avfißi(p jiAVTJfAfjg ;|fa(MV. —
3793. 3778. 3777. 3757. 3737. 3736. 35. 3722 (?) 3702. 3693.
3691. 3588b. 3387. 3382. 3381. 3377. 3369. 70. 3365b.3361.
3363. 3355. 3349. 3319. 3314. 3303. 3294. 3292. 3289. 3270.
3268. 3267. 3265. 3122. 3113. 3108. 3104. 3098 (3024 £^
ftr ^äp) 2343. 2201. 2203. 1954. 1956. 1958. 1981. 1991.
2001. 2002. 2015. 2032. 2043. 2044. 2055b. 2007c 2146b.
24390. Anth. PaL VII, 330 p. 400. T^p tjogov ijv iao-
Qag ^üiv Md^ifAog aifvog iavnp QijxBV* C. L G. I, 1023.
Oder mehr oder weniger selbststftndig am ende: 630.
787. 1151. 3806. 3796. 3396. 3301. 3259. 3040. 3029. 3028.
3017. 3009. 3006. 2951. 2939. 2938. 2918. 2901. 2. 2825.
2771. 2728. 2700b. 2520. 2326. 1971b. 1977. 1984. 1994.
1957 c. 1994 b. 1997e. 2007 m.
Oder am anfang: 3100.2846.2687.2667. FellowB
p. 243.
Im lateinischen y(ivu8) F(ecit) oder y(ivns) F(acioD-
dum) C(nravit) oder y(ivtts) H(oc) S(ibi) F(ecit) M(ono-
mentum) V. S. P. oder Y. S. L. M. Hoc sepnlcrum vivus
comparavit. Se vivo fecit Sibi. Mommsen inscr. regn«
Neapel, n. 2634. Vgl. Kirchmann de funerib. p. 398 S.
Dieselbe formal nun erkenne ich wieder in dem lyki-
schen <^^^.
Forb. 6 (Gandyva) ♦B*! ^^ n' >frPINhFM*:yoPEi:VN|.
+PrrE'vhAE^+ 'E/>fTEM E~4i
Ich corrigire V<^PE:i>f^^A und fibersetze: ,,Dies (denkmal)
hier errichtete Kyris bei lebzeiten f&r seine frau and kin-
der^. Das zeichen i ist nur zur Vermeidung des hiatos
eingeschaltet^ und kann, wie es scheint, beliebig dem er-
sten Worte angehängt oder dem zweiten voi^eschoben wer-
den. Doch dflrfte letzteres, namentlich vor ^ (z« b. /^:
i^'TPE), das gewöhnlichere sein. Uebrigens ist z. 1 yof^
♦B^J^N,^ ^^N,f^ z. 2 'f+BE zu ergänzen.
Forb. 20, 1 (Ozunlu = Kadyanda):
Tontadien zur entsifferung der lykischen Sprachdenkmale. 305
o^«El♦N,^:^P5N^F^Ti^
+PPrhE:rP3E >ME:>f+BE
Hier ist za theilen ^PME:!^^^ and zn übersetzen: Abasie
hat (es) bei lebzeiten errichtet f&r seinen dienstmann. Die
erste zeile fehlt und enthielt das bekannte >fB>¥^3E^:yof\{|>.
«♦TE- Vgl. Porb. 25, 6.
Forb. 9 (Limyra):
o/P^+E^P . iCEPo+ :TE AifE'^E : ^^/^4^t^EK^4<+^.
Man leseyoAP♦+EA^:XEPo+ und deute: Kydrelos, Biros
söhn, bei lebzeiten dem Perikles. ^k^ und >)^^^ sind das»
selbe, vgl. ^^^^ und ^^^4^.
Forb. 11, 1 (Limyra, Armostel)
VaET'^h/^NA: ^P3EN^F^Ti^: rifPEK'^A+
^H-ENMh : ♦^iTEBM^+
TEA^E^E
Auch hier ist abzutheilen M^ST^^:l>¥^^^. Der satz enthält
drei nominative und zwei genetive. Mithin haben wir zu
dem subjeet MGET^h zwei appositionen und zu übersetzen:
Khintlas (Kindalos?) hat (dies denkmal) bei lebzeiten er*
richtet, des Perikles angenommener, (?) des Epindibasa
rechter söhn. Sharpe proceedings p. 205 übersetzt native
of PericlS und a magistrate of PericIS. Doch halte ich
naeine Übersetzung f&r richtig, mindestens ungezwungener.
Mit *^h+ENMh vergl. den verwandtschaftsnamen Fo. 19,4
FKMh und Fell. 7,2 IIE'^ME (feminin.)*) xdaig; Fell.
20, 2 erscheinen TEA>^P*♦:+ow♦AEl>^, {(pvaixoi 2837b?)
bei FcUows 12 ein h/M=*IKh TEA>fE«^E. Vergl. C. I. G.
11,3778: *EQ(ia(piXog XprjöTitovog (pvaai Si Mevsxgdrovs
PttvxltjQog ^ü)P to fjLvrifitiov xartaxivaaev. Femer 3141. 73.
3081. 2842. 2772. 2771. 2759 b. 2748. 2539. 2524 yovip Si
606a. 643. 654. II, 3570. 71 mog Tijg noksutg^ q/uaei Si t5
Suva.
*) Die endnngen Xh maekol. und XE ^omin. stehn zu einander wie
Molmraq xnasc. und Molwiiq femin. — Ob Forb. 10, 1 Mi^Pi^-f•E:
KO^^A^.^^[7AH-:TEA4^E^E Khintlaa mit Sharpe als grofsvater dei
Haria anfirafawen ist, Kodala als adoptivrater, bleibt nneicher.
Dr. Moriz Schmidt.
Beitrüge z. vgl. sprachf. V. 8. 20
306 Stokes
Die mittelbretonischen unregelmäfsigen verba.
Diese werden in folgender reihenfolge behandelt wer*
den: I. Die verba sabstantiva und ihre composita. 11. Das
verbum mit der bedeutung haben. III. DOEN bringen.
IV. DONET kommen. V. MONET gehen, VI. OBER
thnn. Vn. REIFF geben.
I. Die verba substantiva und ihre composita.
Sieben wurzeln werden in der bedeutung des verbum
substantivum angewandt: 1) I. 2) AS. 3) AS. 4) AV.
5) MAG. 6) stA. 7) BU. Ich gebe diese wurzeln in
der gestalt, die ich als ihre altceltischen formen voraussetze.
Im Sanskrit erscheinen sie resp. als I ire, AS esse, AS
^a-^cu, AV sich bewegen, MAH f&r MA6H magnus esse,
STHA Stare, BHÜ (= lat. fu-) esse. BU findet sich
aniserdem mit der wz. DA (skr. DELA ponere) zusammen-
gesetzt.
1. Von der wurzel I.
Diese wurzel findet sich nur im praes. und secund.
praes. indicat. a) in ihrer einfachen form, b) in Zusammen-
setzung mit der praepos. d e (= ir. du), c ) in Zusammen-
setzung mit der praepos. ed (von ati) und de.
Prftesens:
Sg. 1. ouf, ouff, of, off, douf-me, edouf, aedouf
- 2. out, oude, doude
- 3. edi, aedi.
Plur. 1. omp, edomp
2. ouch, och, douch, douchuy, edouch
3. edont.
SecnndKres praesens:
Sg. oann, doann, edoenn 1. pl. oamp
oas 2. - oach
oa, oe, doa i o « ^
' , ' , J 3. - oant.
aedoae, edoa, edo
die mittelbretonischen nnregelmttrsigen verba. 907
Beispiele. Praes. 1. sing, pan ouf dall Da ich
blind bin B. 104. prest ouf pepret Ich bin stets bereit
M. 56b. ez ouf duet Ich bin gekommen M« 20a. ez ouf
em-graet den Je me suis fait homme M. 29 b. meurbet
of claff bac ezaf fall Ich bin sehr krank und gehe unsi-
cher B. 90. coz off Ich bin alt B. 8. coezet off Ich bin
gefisdlen B. 4. ez off soezet Ich bin bekümmert B. 4. ez
off prenet Ich bin losgekauft B. 10. nen douf pas fan-
tasj Ich bin kein gespenst M. 183b. mar douf forget a
dioac-metal Wenn ich aus schlechtem metall geschmiedet
bin M. 94b. mar douf-me entre dou stouet Wenn ich
entzwei gebogen bin M. 54a. oz crenaff bepret ezaedonff
In furcht bin ich stets B. 198. en quic ganet maz-edouf
trist meurbet ouf pa en couf haff Da ich im fleische gebo-
ren bin, bin ich sehr traurig, wenn ich daran denke M.65a.
pan aedoff aman voar an hent O bschon ich hier auf der
reise bin B. 36. n-edoff oz nep re disleal Ich bin ge-
gen niemand ungetreu B. 144. suppli eguidoff, e penet
meurbet ez-edoff Bitte fQr mich, greatly am I in pe-
nance B. 198.
2. sg. pardonet out, breman ez out diu ha dinam
Du bist begnadigt, jetzt bist du würdig und sündelos M*
15a. rac maz out a Adam lamet Denn du bist von Adam
entsprungen M. 65a. pan out dre fez a buhez mat Da
du durch den glauben einem guten leben (angehörig) bist
B. 178. piou oude, peban oude duet? Wer bist du, wo-
her bist du gekommen? M. 18a. piou oude dre ma gla-
char a lavar dif? Wer bist du, der du in meiner betrübnis
zu mir sprichst? M. 89a. ma oar, pe da tra ez oude
deuet? Mein freund, weswegen bist du gekommen? M. 70a.
hau maz-oude disemperancc? Ha! wo bist du, tollheit?
M. 88a. ac a galile oude querz? Bist du gewifs aus Ga-
lilaea? M. 103 b. mar dou de da drouc enolinet Wenn
du zum bösen geneigt bist M. 95 a.
3. sg. pan aedy pardon, autronez, cals a bontez gouez-
himp Da ein pardon („assembl^e religieuse^) da ist, ihr
herren, werden wir eine fülle der gute erkennen B. 52.
20*
30H Stoken
lauar dezaff diuset ezaedi Sage ihm, er ist aaserwählt
B. 2. ez Toe an barados closet hac evelse ez edi Das
paradies war verschlossen und so isfs M. 35 b. en qaic
hamen boz eux quemeret, ezedy carantez a mam ha mab
In dem menschlichen fleisch, das ihr angenommen habt,
ist matter- und sohnesliebe M. 27b. decedet ezedy Sie
ist gestorben B. 146. m-edy ma mab huec? certes, ytron,
edy ouz monet da mont calvar? Wo ist them lieber söhn?
gewifs, edle frau, geht er ( ist gehend) nach dem Calvarien-
berg M. 126b. dr-ez-edy scrivet en lefroa bras Wie in
grofsen bOchern geschrieben ist M. 30 b. roet ezeux da
corff drez edy hon enef biniguet Du hast deinen leib
hingegeben, wobei unsere seele beglQckt wird M. 57a«
ahanen reson eo monet gant ma mab ganet pan edy Hier
ist ein grund von hinnen zu gehen mit meinem kinde, da
es geboren ist M. 98.
1 . pl. soezet o m p Wir sind bennruhigt M. 59 b. pau-
risset omp breman Jetzt sind wir verarmt B. 126. duet
omp doz guelet Wir sind gekommen euch zu sehn B. 140.
184. maz omp sourprenet So dafs wir flberrascht (?)
sind M. 70b. ez-omp deuet eguyt e quempret Wir sind
gekommen in der absieht ihn zu ergreifen M. 71a. pan
edomp aman didan coat Da wir hier unter dem holze
sind B. 32.
2. pl. pan ouch plen ordrenet Da ihr völlig einge-
richtet seid B. 54. pan ouch diuset Da ihr erw&hlt seid
B. 188. duet mat ouch huy Willkommen seid ihr B. 186.
ma z-ouch oll en strif So dafs ihr alle in streit seid M.
101a. ez ooh choaset Ihr seid auserwählt M. 186. mar
dottch ressuscitet Wenn ihr auferweckt seid M. 194a«
ne douch quet oll net Ihr seid nicht alle rein M. 53 a.
an douchuy glan breman huy ac an bro contant Seid
ihr jetzt — ihr und das land — nicht völlig zufrieden
M. 112 a. an douchuy a drouc-preder Seid ihr nicht bö-
ser gesinnung M. 234a. pan aedouch breman voar an
bet Da ihr jetzt in der weit seid B. 142. pan aedouch
aman diamüBT Da ihr hier unbefleckt seid B. 142. pan
die mittelbretonischen unregelmäfsigen verba. 309
edouch certeD en enes Da ihr gewifs auf der insel seid
B. 16.
3. pl. ouz miret ez edont sie verwahren M. 217 b.
Vielleicht an-edind-y duet gueoede Sind sie nicht mit
dir gekommen? B. 18.
Seoundäres praes. Lsg. dif a lavaras ez-oann guen-
▼idic Er sagte mir, dafs ich glQcklich w&re M. 127 b. en
tooU man ez oann manet In dieser höhle war ich geblie-
ben M. 183b. eno ez oann clos hac obscur Dort war
ich eingeschlossen und im dunkeln M. 230 b. nen doann
qnet qnen ferm dan termen Ich war nicht so entschlossen
zo der zeit M. 231a. bezgoaz gant goas ne doan boaset
Ich war nie gewohnt mit einem jQngling beisammen zu
sein B. 50. an tour maz edoenn me Der thurm, in wel*
cheai ich war M. 231a.
2. sg. petra neuez so hoarvezet maz oas dre
burzut symudet Welches neue ereignis hat sich zugetra-
gen, dafs du durch ein wunder (burzut = virtus) stumm ge-
worden bist B. 74.
3. sg. pan oa en couvy entre tut e ty Da er als gast
(en convive) war unter dem volke seines hauses M. 4a.
pan oa dastumet cusul an princet Als sich der rath der
forsten versammelt hatte M. 16b. pan oa golchet net ho
treit Als ihre fbfse rein gewaschen waren M. 19 b. rac
se ez-oa arretaff Deshalb war es nöthig zu verhüten B. 78.
dre z-oa proficiet Wie prophezeit war B. 184. poz fantasy
oe dit traissaf an heny az glorifias Was ftkr ein wahn war
es von dir ihn zu verrathen, der dich verherrlichte? M. 129 a.
ez arriuas Mari Magdalen a yoa en penet Da kam M. M.,
welche bufse that M.4b. Da scouarn blouch a yoa trouchet
Dein ohr war völlig abgehauen (truncatus) M« 75 a. pell
ayoa aban enioa hoant daz guelet Lange war's, dafs ich dich
zu sehen wQnschte M. 103 b. achiuet eo spes ma desir a
yoa hir oz ma inspirafF Erfüllt ist mein verlangen^ wel-
ches mich lange beseelte B. 182. an place man aioa
diouganet Dieser platz war vorhergesagt B. 190. he man
aioa goar hegarat Das war ein liebenswerther mann B.208.
310 Stokes
mar doa ret Wenn es nöthig wäre M. 129b. me aedoae
ma hunan manet egait da clevet Ich war allein zurückge-
blieben in der absieht dich zu hören B. 60. pan edoa
gryet Als er befestigt war M. 134 a. gueneomp asezet ez
edoa Mit uns hatte er sich niedergesetzt M. 211b. pan
edo en croas an lazr en pedas Als er am kreuze war,
flehte der räuber (latro) ihn an M. 139b. han bez a edo
dygoret Und das grab war geöffnet M. 200 a.
1. pl. ez oamp meurbet tristidic Wir waren sehr in
sorgen M. 199b. quen astut evel tut mudet ez ez oamp
neuse Wir waren so thöricht wie dumme leute M.219b.
2. pl. ha pan oach a pep tu sugit a Egypt en houz
acnytas Und wenn ihr aller orten Aegypten unterworfen
wärt, er befreite euch M. 128 b.
Bemerkungen. Die erste sing, des praes. ouf (=s
w. wyf, corn. of, off) mit ihrem f = aspiriertem m weist
auf ein altkeit. *6mi, welches ich trotz der verschie-
denen bedeutung mit skr. 6mi^ griech. cijui, lat. eo*) ver-
gleichen möchte. (Altir. amm Z. 702, am Z. 476 mit ih-
rem harten m weisen auf altkeit. *ammi = aeol. fu^u, skr.
asmi, lat. sum). Die wurzel I ist bereits von Glück im
gallischen Aivog^ Aenus, jetzt In n nachgewiesen worden.
Die 2. sing, ou-t (w. wy-t, com. o-s aus o-t) enthält
eine i^glutination des pers. pron. zweiter person an eine
altkeltische form wie *e, *ehi == skr. eäi, lat. ts. In der
3. sg. ed-i = w. yd-i (Pugbe II, 615) steht i für it (Juv.
p. 32, BeitnIV, 386. 399), *iti (ir. id, -d in man-id
„nisi est^, con-id „ut vit**, deand-id „cui est^, ma-d
„si est^, ci-d ^quamvis est^ etc.), unguniert wie lat. it.
Im plur. führt om-p, wie corn. on, auf eine gunierte form
wie *$mas, lat. imus, während w. ym = skr. imas,
ipL^g* Auch ou-ch (com. ough) enthält eine agglutina^
*) Bopp vgl. gramm. II'i 165 zieht 60 za skr. ji, aber wie kann er
dann die Stepers. it erklären? imus mag ein indogerm. ^aimas Ton I
wiedergeben, und dafs gunienmg vor schweren endongen statthaben könne,
scheint mir bewiesen durch n§ifu&a, fimahi, die doch sicher von KI, cf.
slay. öi-ji| qniesco.
die miUelbretoniflcheii tmregelmäfaigen verba. 311
tion des pera. pron. 2ter pl. an eine wie lat. ttis durch
ganierung entstandene form; im welschen 7 -weh wie im
skr. i-tha, griech. he ist die wurzel nicht guniert.
Die Iste sing, des secund. praesens (oder imperfect)
oann (com. on) ist rücksichtlich ihres gunierten i =s
ibam, rficksichtlich der endung ss skr. äjam, griech. ^«iv;
das n als personalendung scheint bewahrt ond verdichtet,
wie das m in der irischen 1. sg. praes. indic. act Die 2te
sing, oas steht unzweifelhaft ftr oaz (cf. gouzafvez to-
lerabas M. 67 a und grez faciebas B. 164) — z entstan-
den aus dem suffigierten t des pronomen — und die ähn-
lichkeit in der endung mit äis, ^Big ist eine nur schein-
bare. Die 3te sg. oa, oe (com. o P. 214. 3, 4) kann wohl
mit %\tj jfet verglichen werden; der abfall des t muls vor
der voealischen infection von com. o stattgefunden haben.
Die 1. pl. oam-p ist = äima, yf4€v. In der 2« pl. oa-ch,
skr. fiita, ^"Tb haben wir wieder das suffigierte pronomen.
Die 3. pl. habe ich mittelbretonisch nicht angetroffen, un-
zweifelhaft war sie gleich der heutigen oant, skr. ajan
(ftkr *SjBxxi). Die be Währung des t scheint daf&r zu spre-
chen, daJfo eine primäre endung statt einer secundären ge-
wählt ist*).
2. Von der wurzel AS.
Diese wurzel findet sich nur in der 3. sg. praes. ind.
in der form is est und der 3. pl. int oder mit praeposi-
tion d-int sunt.
Beispiele. Von der 3. sg. kann ich nur ein einzi-
ges beispiel beibringen in der vom Vic. de la Villemarqud
veröffentlichten inschrift der glocke von Stival: Pirturfic
isti Süfsstimmig bist du.
3. pl. nao ynt licit da recitaff Es ist nicht gestattet
ne herzusagen M. 62a. presant ynt rac drem a breman
Sie sind jetzt vor eurem angesicht gegenwärtig B. 158.
*) 80 in der 8. pl. des ir. bog. praes. asbeirtia dicebant, efferebant;
hier steht beirtis (wz. bhar) fUr ber-anti+s: primäre endnng mit snf-
Hfßiiem pronomen.
312 Stokes
an aer flaerias maz int confos raset Eine stinkende luft,
in der eie wirr heramgezogen werden M. 13 b. parfet meur-
bet dint Sie sind sehr ▼oUkommen M. 7a. mar dint
bihan Wenn sie staabig sind M. 52 b.
Bemerkungen, is (w. und ir. is) = as-ti, irr-ri,
es-t: das s ist beibehalten, weil die personalendung von
alters her direct an dieses verbom angehängt wurde. Der
plur. int (altir. it) hat ein h verloren (noch erhalten ist
dies im altw. hint Z. 1090), welches — wie das von zend.
henti — aas dem im skr. s-anti (*as-anti), lat s-unt
erhaltenen s der wurzel entsprang.
3. Von der wurzel AS.
Diese wurzel findet sich nur in der 3. sg. praes., von
der die reguläre bretonische form eus sein wflrde, aber
durch den einfluTs der französischen Orthographie finden
wir allgemein eux, euz oder mit praep. deux, deuz.
Beispiele, nac eux den ganet en crethe Es ist
kein mensch geboren, der es glauben mochte M. 28 b. eno
ne deux na meux na mann Weder speise noch manna
ist dort M. 14a. en bet ne deux quet nemet poan In der
weit ist nichts wie pein B. 16. ne deuz sy Das ist kein
fehler M. 23a. ne deuz quet sy M. 28a. ne deuz mar
en bet Darüber ist kein zweifei in der weit M. 81 a. aour
nac argant mar deux gantaff Wenn gold oder silber bei
ihm ist B. 10. entre meneziou tan ez eux rodou gant
poanyou Zwischen feuerbergen sind dort wegc der pein
M. 10b. ivez ez eux un rifier sclacc Dort ist auch ein
fluls von eis M. IIa. (sclacc = frz. glace, wie com.
squenip gl. incestus, == frz. guenipe) me meux clevet
hac ez credaff ez eux feunteun oz eyennaf Ich habe ge-
hört und glaube, eine quelle ist im entspringen B. 104.
lauar breman dirac an face pa ez eux spacc voar an
placen Sprich nun zugleich (wörtlich vor dem angesicht),
denn an dieser stelle hier ist räum B. 162. Siehe weitere
beispiele unter 11.
Bemerkungen, eux oder organischer eus ist ss
die mittelbretonischen unregelmäTBigen verba. 313
com. ens oder us, altir. as; im altwelschen habe ioh die
entsprechende form nicht gefunden. Die Bewahrung des s,
das eu welches bretonisch regelmäfsig einem a entspricht,
die thatsache, dafs corn. us*) und ir. as vocalische in-
fection veranlassen, das fehlen des umlauts alle fahren auf
eine altkeltiscbe form gleich skr. ästö, griech. ^(Trae, wo-
rin der spir. asp. unorganisch. Wegen des gebrauchs eines
sedere bedeutenden Tcrbums fQr die bedeutung esse Tgl.
span« ser = lat, sedere.
4. Von der wurzel AV.
Diese wurzel findet sich bretonisch nur in der 3. sg.
praes. in den formen eu, eo — mit praepos. deu, deo.
Beispiele, me goar ez-eu sapient, me conclu ez-eo
a tat prudant Ich weifs , sie ist verständig ; ich schliefse,
dais sie zu den ehrenwerthen leuten gehört B. 24. nac
eu mar fier Wie stolz er auch sein mag M. 3 a. nac eu
mar net Wie rein er auch sein mag M.36b. ma z-eu
ma calon estonet So dafs mein herz erstaunt ist M. 40 b.
mar deu ret Wenn es nöthig ist M. 37b. mar deu duet
an pret Wenn die zeit gekommen ist M. 46a. mar deu
possibi Wenn es möglich ist M. 65a. mar deu gant el
revelet Wie durch einen engel offenbart ist B. 82. ne
deu quet, men-goar net parfet Er ist, weifs ich, nicht ganz
rein M. 53a. eff na deu ganet Er ist nicht geboren B.82.
mar deo gueneochuy studiet Wenn es von euch studiert
wird B. 116.
Bemerkungen, eu oder eo ist das welsche yw^
com. yw, ew. Ich habe es bereits auf eine wurzel AV
bezogen, welche im sanskrit movere bedeuten soll und von
der avana festinatio, avanicursus, fluvius abgeleitet sind.
Hieher zieht GlQck auch die ^Itkel tischen flufsnamen Avos,
Avara, Ava und w. awon. Im irischen mag vielleicht
bieher gehören das verb. subst. t4u „ich bin^ = do+ävu,
im lateinischen -vi, -ui, in amavi, monui.
*) kymmys yn bys as vas Was nur in der weit gut sein^mag (mas,
mat) P. 16, 8.
314 Stokes
5. Von der wurzel MAG.
Diese wurzel findet sich bretonisch nur in der 3. sg.
praes. (ma und mit praef. e ema) und der 3. sing, impe-
rativ! (ma).
Beispiele. 3. sg. praes. ma oz gonrvez en bez man
Er liegt in seinem grabe B. 12. na biscoaz a nep grec
ma quen hirvondet Nie gibt es (gab es?) solche seufzer
eines weibes M. 14a. ema ann esquep ouz da gortos Die
bischöfe erwarten dich M. 61b. ema an hoary entre me ha
huy Das spiel gilt zwischen euch und mir M. 146b. ema
en abaty Er ist in der abtei B. 184.
3. sing, imperat. Mal em-refferaf a graf me de infinit
divinite £s seil ich berufe mich selbst auf seine unendliche
gottlichkeit M. 198 a.
Bemerkung. Diese form findet sich mit dem regel-
mäfsigen ausfall des g zwischen vocalen im w. mae est,
pl. maent sunt = corn. ma, pl. mons. Vgl. aufser skr.
mah goth. ahd. ags. magan posse. Wegen des bedea-
tungswechsels vgl. das altir. verb. subst. fil e8t=:valet.
6. Von der wurzel STA.
Diese wurzel findet sich wie die vier letzten nnr in
3. sg. praes.
Beispiele, an boet so prest Die speise ist fertig
M. 7b. heman so dan tut burzut Dies ist ein wunder fbr
das Volk B. 46. rac an madaelez anezaf so da priaaf
Denn seine gOte ist zu preisen M. 6 b. Es wird oft mit
dem plur. gebraucht: ma requetou so compson ven Meine
bitten sind vergebliche worte M. 41a. a querden so? Sind
stricke da? M. 73b. te ha Mary so exceptet Du und
Maria ihr seid ausgenommen M. 68 b. Es wird auch un-
persönlich gebraucht: me so, me zo Ich bin M. 14a. 18b;
ni so Wir sind B. 128; huy so Ihr seid M. 53a. 165a.
Die dunkle form sus (oar-sus aet en hent M. 203b
quoique je me sois mis en route V.) scheint dieser wurzel
anzugehören.
die mittelbretonischen unregelrnKTsigen verba. 315
Bemerkungen. Weder form noch bedeutung bin-
dern uns 80 mit lat. stat zu vergleichen, st im anlaut
wird auch sonst im bretonischen zu s, cf. sav posture d'un
Corps qui est debout (w. saf), sÄvel lever, w. sefyll, wel-
che wie ir. sessam (redupL) bestimmt von STÄ, skr. sth&
herkommen. Vgl. auch sebezaff stupid are, sanka e. to
sting (praet. stang) stechen, goth. stigqvan (stagqv),
serc'hek amant von *serc'h, w. serch, ir. serc, welche
Siegfried mit gr. arcQyrj verglich*). Wegen der bedeu-
tung vgl. span. estar.
7. Von Bu und Buia.
Praeteritum :
Sg. biouf, biof 1. pl. biomp
2. bioch
boe, boa 3.
Beispiele. Sing. 1. pers. uniet ouf ann heur maz
viouf den ouz an divinite Zu der stunde, als ich mensch
ward, wurde ich mit der gottheit vereint M. 177 b. pan
viof presantet iouanc en templ Salomon Als ich in mei-
ner Jugend im tempel Salomonis dargestellt wurde M. 39 a.
dre doe beu, ne oun piou eu quet na ne viof e re nepret
Beim lebendigen gottl ich weifs nicht, woher er ist und
habe nie zu seinen leuten gehört M. 81b.
3. pers. nem boe quet dram fez Non fuit mihi, per
fidem meam B. 158. hanvet voe Juzas Er war Judas
genannt M. 5a. pan voe debret an oan Als das lamm
gegessen war M. 19a. goude c quempret ez voe dereet
da Annas Nach seiner gefangennähme ward er zu Annas
geschleppt M. 75b. comps deoch penaux voa nampech am
mecher Euch zu erzählen wie mein werk verhindert wurde
B. 74. sanct voa heman Er war heilig B. 208. Mma
*) Im welschen vergl. die folgenden: sarnu =: lat. sternere, ser =
engl. Stars laL stellae *Bternlae, sen =s engl, stain, sofl = engl,
stubble, syrth fall = nhd. stürz, syrthio fallen := phd. stürzen ,
saer handwerker (ir. saer maurer, com. sair^pren gl. lignarius) vielleicht
für *8tag-ro, skr. wz. sthag.
316 Stokes
studi ma opinion voa gneneoch ha reson monet Mein
wünsch und meine absieht war mit euch za gehen und zu
disputieren B. 14.
Plur. 1. pers. ez yiomp spontet Wir sind erschreckt
worden M. 219a. ^goa ny lo man pan viomp ganet Wehe
uns an dem tage, da wir geboren sind M. 223 a.
2. pers. en signifiancc maz vioch lamet Zum zeichen,
dafs ihr frei wäret M. 117 a.
Bemerkungen, biouf (corn. buef, buf), boe (com.
bue), biomp, bioch (corn. buen, beugh) scheinendem
praesensstamm bhuja der wurzel bhü anzugehören, wel-
chen Schleicher im griechischen nachgewiesen hat {(pvo)^
aber aeol. (fviu)), umbr. *fuiu (cf. das fut. fuiest), ir. biü
Ich bin.
Futaram:
Sg. bezaf, bezif, biziff l.pl. *bezimp, bizimp, biomp
bezi, bizi 2. *bezit, *bizit, bihet
bez, bezo 3. bezint, bizint.
Beispiele. Sg. 1. pers. ma na vezaf mam e berr
amser ez rentif ma speret Wenn ich nicht in kurzer zeit
mutter sein werde, werde ich meinen geist aufgeben B. 96.
na flaig quet diouzif her dra bezif beu Weiche nicht von
mir, so lange ich am leben sein werde M. 100 a. dre hen-
nez traysset viziff Von ihm werde ich verrathen werden
M. 60a. mar cruel dre ma ysily ez viziff griet So grau-
sam werde ich an meinen gliedern gefesselt werden M. 43 a.
oz absantif ez vizif cuit Indem ich weggehe, werde ich
frei sein B. 60.
Sg. 2« pers. mar fellez ez vezi mezet ha punisset
Wenn du sündigst, wirst du beschämt und bestraft wer-
den M. 62a. traytour vizy bizhuyquen dalchet Du wirst
stets für einen verräthcr gehalten werden M. 61b. en
lech maz vizy bizhuiquen An dem orte, wo du stets sein
wirst M. 89b. Autrou pan vizy ez roantelaez an oaez
man couf Herr, wenn du in deinem reiche sein wirst, er-
innere dich dieses elenden M. 141 a. men lavar dit ez
die mittelbretonifichen unregelmüfsigeii verba. 317
Yizy en dez man gaenef en baradoes Ich sage dir, heute
wirst du mit mir im paradiese sein M. 141b.
Sg. 3. pers. mar bez da grat Wenn es dein wille
sein sollte B. 48. mar bez mat, mar bez profit, mar bez
leal Wenn es gut sein sollte, wenn es vortheilbafl sein
sollte, wenn es redlich sein sollte B. 128. mar bez ret
dif Wenn es fbr dich nothwendig sein sollte M. 2 1 a. certen
bez a vezaf carez mar bez cuyt Sei des gewifs, dafs es
eine schände ist, wenn er frei sein sollte M. 101 b. me
men beut crouguet ma nem bez e pris Ich will mich hän-
gen lassen, wenn ich nicht seinen werth haben sollte Ml 6a.
eno ez vez nos ha des an re dieng Dort soll der träge
tag und nacht sein M. 12 a. a pep lignez hcp finvez em
bez couf Jedes Stammes werde ich mich ohne ende erinnern
M. 177b. goude e offeren ez vez santel oz hon quelen
Nacii seiner messe wird uns der heilige unterrichten B. 184.
da hanter an creis dez yezo Es wird mittag sein M. 42a.
nem bezo Er wird nicht haben B. 5ü. petra am bezo
me? Was werde ich haben? M. 18a. az vezo Du wirst
haben (tibi erit) M. 18b. non bezo Wir werden nicht
haben (non nobis erit) M. 17 b.
PI. 1. pers. drez vizimp beo So lange wir am leben
sein werden B. 52. mezequaet vihomp dren drase
mar be gouzv[ez]et Wir werden wegen dieser sache be-
schämt werden, wenn sie bekannt wird M. 220 b.
PI. 2. pers. refuset Tibet an pret man Ihr werdet
zu dieser zeit zurQckgewiesen werden M. 35 b. henoz ez
yihet enonfme scandalizet Diese nacht werdet ihr euch
Aber mich ärgern M. 63b. eno gueneompni ez yihet quen
na cleybet quehezlou Ionen Dort werdet ihr mit uns wei-
len, bis ihr freudige nachrichten hört M. 162 a.
PI. 3. ps. maz bezint laquaet en semblant a ynoczantet
So dals sie in den schein der Unschuld werden versetzt
werden M. 45 a. me a cafo tut deputet oar ez vezint gac
9oadaet Ich werde auserwählte leute finden unter der be-
diogung, daiä sie gut bezahlt werden M. 168b. maz vizint
318 Stokes
diprisonet Da(s sie der gefaogenscbaft ledig sein sollen
B. 204.
Bemerkung. Schleicher (beitr. I, 50ö) verglich be-
zaff (mittelw. bydaf, com. bethaff für bedhaff) mit
sl. b§-dq, einem praesens mit futurbedeutung, zusammen-
gesetzt aus bha+dhä. Er hätte auch die slavische form
mit dem breton., welsch, und corn. imperativ vergleichen
können, wo sich dieselbe Zusammensetzung findet, be-zaf
ero = altsl. bqd^, bez erit (corn. byth) = altsl. b^deti.
In den formen be-zif, be-zi, be-zimp, be-zint erkenne
ich ursprüngliche optativformen und vergleiche mit dem
-dif, -di, -dim-p, -dint (woraus -zif u. s. w.) lateini-
sche formen wie *crS-dSm, cre-des, cre-d6mus,
crS-dent. das -zo aus -do in der 3. sg. be-zo ist eine
conjunctivform und = -dät in altlat. cre-dät Die erste
und zweite pl. biomp, bihet (= altir. biam, bieid Z.
482. 1040) sind augenscheinlich von der abgeleiteten wz.
bhuja gebildet.-
Secundäres praesens:
Sg. benn, ben 1. pl. bemp
bez, bes 2. bech
be 3. beut.
Dieses tempus heifst bei Legonidec Conditionnel.
Beispiele, me a ve bizhuyquen den gae pan venu
gantaf Ich würde stets ein munterer bursche sein, wenn
ich bei ihm wäre M. 6 b. mar galhe na mar die bezaf ez
venu recevet da quentaf Wenn es könnte und mülste sein,
dafs ich zuerst zugelassen würde M. 24 b. petra hoarfe
na venu me diu? Was sollte geschehen, dessen ich nicht
werth wäre? M. 92 a. mervell a graf gant oun ha poan
na ven [leg. venu?] daffnet Ich sterbe mit furcht und
sorge, dafs ich verdammt werde B. 162.
Sg. 2. pers. foU cref ouz e desevout vez edivout dre
nac out diu Hecht thöricht wärest du, daran zu denken,
da du dessen nicht würdig bist M. 92 a. chenchet eu liu
voar da diu guen rac na ves public bizuiquen Verändert
die mittelbretonischen unregelmärsigen verba. 319
ist die färbe auf deinen beiden wangen, lest thou be pu-
blic always B. 166.
Sg. 3. pera. ne galhe quet pardonaf da den en bet
mar be coezet en pechet bras Er (Christus) könnte nicht
jedem in der weit verzeihen, wenn er in schwere sünde
verfallen wäre M. 92 b. me gray euezhat oz an mab man
na be ganet Ich will wachen, was dies kind anbetrifit,
daCs es geboren werde B. 90. ahanen reson eo monet rac
oam b e blam oz chom aman Hier ist grund von hinnen zu
gehen, so dals es mir nicht zum tadel gereicht, hier zu
bleiben B. 98.
PI. 1. pers. rac mar bemp re prim estimet ez vemp
tamallet Denn wenn wir zu geschwind sein würden, wor-
den wir getadelt werden M. 117a. ny a scohe salv ez
vemp ny licenciet Wir würden schlagen, vorausgesetzt
dafi es uns erlaubt wäre M. 72 b.
PL 2. pers. ne ve quet se enor deoch guelet ho guyrmab
onz mervell en croas hac ez vech neuse hep boutbuanec
gant regret Das wäre keine ehre für euch, wenn ihr euem
wahrhaften söhn am kreuze sterben sähet und dann nicht
in bekflmmemifs aufser euch wäret M. 38 b. hennez ne ve
qnet competant ez vech huy hep compassion Das wäre
nicht angemessen, wenn ihr mitleidslos wäret M. 39 a. mar
en lesser ez vech foU Würde er entlassen, ihr wäret toll
M. 70a. ne vech quet car Cesar dezaf mar gruet gracc
Ihr wäret nicht Caesar's freund, erwieset ihr ihm gnade
M. 112a. a dlehech pan vech für da dilivraf Ihr müls«
tei, wäret ihr weise, ihn gehen lassen M. llda. mar bech
ama[n] en ty man leanes Wäret ihr eine nonne hier in die-
sem hause B. 20. maz goulen oll mar bech a un opinion
Ich frage, ob ihr alle einer meinung seid 6. 22.
PI. 3. pers. pan ve quement den vo en bet guytibunan
ne vent hanter da disclaeriaf Wenn alle menschlichen
Wesen, die es in der weit gibt, zusammen wären, sie wür-
den nicht die hälfte enthüllen M. 10 b. ha ho crim ez
▼ent redimet ne cessont quet ouz ma pidif Und sie hö-
ren nicht auf mich zu bitten, dafs sie von ihren verbre- ^
320 Stokei
chen losgekauft werden M. 29b. pe ez vent en poan
mauet Oder wo nicht, so würden sie in sorge zarQckblei-
ben M. 23b. pe ez vent manet hep trete Autrement ils
demeureraient sans ranpon M, 24 a.
Secundäres praeteritum.
Von diesem tempus habe ich nar die 3. sg. gefunden :
bise, bize und Aber die bedeutung bin ich nicht ganz
sicher, da der Zusammenhang zweifelhaft ist. me guelas
un blason ez vise ganet ha dreist pep re ez vize
sant Ich sah ein Wappenschild dafs er würde ge-
boren werden und ein heiliger sein vor allen andern B. 90.
Die neubret. formen sind: sg. bizenn, bizez, biz£; pL
bizemp, bizec^h oder bizac^h, bizent. Hier scheint
keine Zusammensetzung der wz. bhü+dhä vorzuliegen wie
im welschen imperf. byddwn, bydditu. s. w«, sondern
z ist f&r s geschrieben und die entsprechenden welschen
formen sind buaswn u. s. w.
Zweite fonn :
Sing, bihenn 1. pl. *bihemp
bihes 2. *bihech
bihe 3. bient.
Beispiele. Sing. 1. pers. pan lavaras ez vihenn
reet evcl davat Als er sagte, ich sollte wie ein schaf ge-
bunden werden M. 30b. quet nen grasenn pan vihenn
für Ich h&tte es nicht thun sollen, wenn ich weise gewe-
sen wäre M. 82 b.
Sg. 2. pers. pan vihes chomet hon Autrou ez guel-
ses Wenn du geblieben wfirst, würdest du unsem herm
gesehen haben M. 213 b.
Sg. 3. pers. guell vi he dezaff na vi he quet ganet
Es wftre besser für ihn gewesen, dafs er nie wäre geboren
worden M. 58 b. an oignamant a vihe guerzet try cant
diner Die salbe, die f&r 300 denare verkauft worden wäre
M. 15b. pan na ve drouc-graer ne vihe quet dereet dit
Wenn er kein übelthäter wäre, würde er nicht zu dir ge-
1^ bracht worden sein M. 101a.
die mitteibretoniichtn onregeliiiKAigisii verba. 321
PI. 3. pers. DJ a caffe [var. cafse] aoo faeczon do
lacat en prison maz yieot dpn questionet Wir h&tten ge-
ofigend dafllr sorgen sollen sie in das gefftognifs zu wer^
feo, wo sie im geheimen verhört werden können M. 219 a.
Imperativ :
Sing. 1. pl. *bezomp
bez 2. bezet, bet
bezet 3. bezent.
Sg. 2. pers« cont y: e ty na vez diec Count them
Sei nicht träge in diesem hause M. 18 b. antrou courtes
.... bez vertuzas ha couraigus Courteous Lord, be vir-
inons and courageous M. 69a. bez soutil em delivrancc
Sei listig in meiner befreiung M. 96 a. na vez flatrer na
hent ingrateri Sei kein Verleumder, noch habe mit Undank-
barkeit zu schaffen B. 68. bez liberal Sei freigebig B. 68.
na vez quet couetns Sei nicht habsflchtig B. 68* rac se
bez car Deswegen sei freundlich B. 70.
Sg. 3. pers. en nos bezet Lafst es in der nacht sein
11.42 a« ve oarse bezet da nep pe gant ez en clevet
mab den trajsset Wehe sei dann dem, von dem man h5-
reo wird, dals er des menschen söhn verrathen hat M. 58a.
mar deu possibl bezet lamet an maro man han bam
dioamouf Wenn es möglich ist, lafs diesen tod und die
Verdammung von mir fem sein M. 65 a. bezet cruoi£Get
Er werde gekreuzigt M. 106 b. naz vez et douet Ne sit
tibi dnbium B. 102. ozif truez hoz bezet Mit mir habet
mitleid B. 120. ach ouzif truhez hoz bezet Ach! mit
mir habet mitleid B. 194.
PL 2. pers. secret bezet Seid verschwiegen M. 19 a.
ma mam, en berr ez duy an termen maz achefheur, bezel
certen, an pez so ordrenet Meine mutter, bald wird die
zeit kommen, zu welcher — seid des gewils — die Sache,
die bestimmt ist, beendet sein wird M. 21 b. huy em ty
dreist pep croeadnr bezet Seid in meinem hause Qber
jeglicher creatur M. 182a. ahano pur bet aseuret
des versichert M. 58 a.
BalMge s. vgl. aprachf. V. 8. 2 t
922 Stokes
PI. 3. pers. an peoryen bezent plen soutenet Die
armen sollen vollst&ndig nnterstQtzt werden B. 68.
Bemerkung« Hier finden wir wie im slayiscben
oomposita von bhü und dhä. be-zom-p (w. by-ddwn)
und be-zet (w. by-ddwch, com. be-dhough) sind ge-
nau altsl. b^-d6mü und bq-dSte Bopp vergl. gramm. II,
521. bet ist altir. bed, bith Z. 488. be-zet ist ss w.
by-dded.
Optativ:
Sing. *ra vezif 1. pl. *ra vezimp
ra yezy, ra vizi 2. ra yihet
ravezo 3. ra vezint
Sing« *ra venu 1. pl. *ra vemp
*ra vez 2. ra vech
ra ve 3. *ra vent.
Von diesem modus, den Legonidec subjnnctiT und
und Zeuls 426 conjunctiv nennt, habe ich nur wenige bei-
spiele gefunden« Er vermischt zwei tempora, deren erstes
Legonidec ein fiitur nennt, und mit „que je sois^ über-
setzt, das zweite heifst ihm ein conditional und wird mit
,,que je fusse^ übersetzt. Das erstere ist nur das fiit. indic
mit dem praef. ra (com. re, ir.ro), das zweite das se-
cundäre praesens mit demselben praefix.
Beispiele. Fut. sg. 2. pers. duet mat ra vezy,
Gabriel Que tu sois le bienvenu, Gabriel M. 180 b. duet
mat ra vizi Nonita B. 76. duet mat Davy ra vizi net
B. 178.
Sg. 3. pers. joa roz (= ra+hoz) bezo, hon ostys
Freude sei euch zu theil, unser wirth (hospes) M. 48 b.
roz bezo ioa B. 114. hoz peuch ron (= ra+hon) bezo
Euer friede möge mit uns sein M. 80 a. peoch Doe
ro (= ra+ho) bezo huy Gottes friede sei mit euch
M.161b.
PI« 2. pers. deut mat ra vihet Que vous soyez les
bienvenus M. 48b. duet mat en ty huy ha huy rabihet
Willkommen im hause seid ihr und ihr B. 112.
Secund. praes. 4g. 3. pers. Jesus, huy ra ve graciet
die mittelbretonischen nnregelinftrsigen verba. 323
Jesus, dir sei gedankt M. 1835. doe re [I^. ra?J ve
meulet Gott sei gepriesen B. 108. doe ra ve meulet da
quentaff Gott sei zuerst gepriesen 6. 130.
Plur. 2. pers. deut mat ra Tech Seid willkommen
M. 50a. ra Tech damonet Würdet ihr in stQcken gehauen!
M. 147 a.
Bemerkung. Diese art, den optatiT mit dem praefix
ro, re zu bilden, ist sehr häufig im comischen (s. Nor-
ris Corn. Drama II, 265) und altirischen (cf. ro-n-snadeu
Möge sie uns beschützen, r-isam huili sith ind rig, rois-
sam bi flaith nime Möchten wir alle erlangen den frieden
des königs, möchten wir alle gelangen zum königreiche
des himmels! Colm&n's hymnus).
Infinitiv:
Von diesem giebt es formen flQr praes. und fut«:
praes. bout, bezaf (beza).
fut. .bezout.
Beispiele. Praes. inf. me men lout crouguet Ich
wOnscbe gehängt zu werden M. 16a. bout cruciffiet Ge-
kreuzigt zu werden M. 30b. goude bout e maestr a
ty Nachdem er sein hausmeister gewesen M. 16 b. endan
poan a bout lazet In angst getödtet zu werden M. 18a.
quent bout dez Vor dem tagwerden M. 61a.
Pan deuont da bezaf anafv'ou Wenn sie dahin kom-
men Seelen zu werden M. 13a. pa songiaf ho bezaf duet
hac em-graet den Wenn ich denke, dafs ihr gekom-
men und selbst zum menschen geworden seid M. 24 a. hep
bezaf lentOhne rückwärts (lentus) zu sein B.36. bezaff
auster a prederaff hac abstinaf a men[n]af Strenge zu sein,
zo meditieren und enthaltsam zu sein wünsche ich B. 50.
hep bezaf anaffet Ohne zu sein B. 66. laqneomp
Irotant e tourmantaf rac maz soingaf e bezaf sant Lalst
uns geschwind beschliefsen ihn zu martern, denn ich denke,
dais er ein heiliger ist (oder: sein wird?) B. 86. ez och
cboasset da bout deomp patron, don instruaff, da bezaff
tat ha guir^prellat Ihr seid erkoren uns ein Schützer zu
sein, uns zu unterrichten, ein Tater und echter praelat zu
21*
324 Stoket
sein B. 186. ez galhe beza eher mat em poellat Könnte
guter muth in meinem herzen sein! M. 9b. me a crede
beza crouguet Ich dachte, ich sollte gehängt werden.
M. 119a.
Fut. inf. ha bezout ene apoe an Maestr an Roe
hac an croer Und der meister, der könig und schöpfer
zur unterstfitsung (appui) dessen zu gereichen M. 8a.
pardonet en divez ez gallaf bezout Mir möchte am ende
verziehen werden M. 91b. scrif ez lavar bezout roe^o
Juzevien Schreib, daia er sagt, er werde könig der Juden
sein M. 139a. arriu eo dez maz gouznezher bezout
un mab bihan ganet Grekommen ist der tag, an welchem,
wie bekannt ist, ein kleines kind wird geboren werden
B. 84. bezout baelec a allegaff Ich beabsichtige ein
priester zu werden B. 176.
Das part praes. wird, denke ich, in der gewöhnlichen
weise durch ouz und den infin. ansgedrQckt, aber ich habe
kein beispiel gefunden.
Particip. praeteiit. pus.:
BEZET. quement unan so ganet so bezet forget a
nn pry Alle die geboren werden, sind aus demselben thon
gefertigt M. 95a. goude bout bezet lazet Nachdem er
getödtet worden M. 209 a. nag oann bezet Ich war nicht
gewesen M. 197. ez omp bezet Wir sind gewesen M. 199a.
ne domp bezet sur Wir sind nicht sicher gewesen M.235a.
Eine passivform auf r findet sich B. 16: pan vezer
aman ganet Wenn einer geboren worden sein wird.
Composita mit BhiL
Einige wurzeln ^ z. b. VID, GNA, ELU (skr. vid,
^i&ft, pru) treten mit bhu in den britischen sprachen in
composition, namentlich im welschen. Von diesen finde
ich indefs im bretonischen nur gonzout, aznavont
(»s az-gn^bont) wissen, darvezont und hoarvezont
sich ereignen und weiTs beispiele nur von dreien: hoarvezont,
jetzt c^hoarvezout, aznavont, gonzont
Ez gonz evd maz hoarvoe Eb ist bekannt, wie es
die mittelbratonischen imregelmHf8ig»n verba. 92(1
nch zutrug M. 221b. un guez arall an tra se rac na
koarfe goall another lime that this thing roay not happen
evilly B. 74. en drase a possibl ve ez hoarfe quet? Wäre
es möglich, dafa dieses sich ereignete? M. 167 a. en divez
ez hoarvezo Am ende wird es sich ereignen M. 119b.
hoaryezet rez a hoarvezo Let happen the right that
will happen B. 168. petra nevez so hoarvezet Welches
neue ereignils hat sich zugetragen? B. 56, 74. pe huy na
gnel pebez sjnou so hoarvezet en hoz metou Seht ihr
nicht, was fOr zeichen unter uns geschehen sind? M. 147b*
AZNAVOUT wissen. Praes. indic. sing. 3. pers.
ezneu: ma fragilite a eznev Er kennt meine schwäche
M. 90a. a Galile en, hervez pep unan a ezneu Aus Gar
lilaea ist er, wie jeder weifs M. 101b. quen cannet eu
nra ezneu den So geschlagen ist er, niemand kennt ihn
Af. 130b. Unpersönlich: me a ezneu en mat Ich weifs
wohl M. 65 b. men ezneu Ich weifs es M. 86 a. huy a
ezneu ma hell secret Ihr wifst mein ganzes geheimnils
M. 25a. hu7 a ezneu plen pep heny Ihr kennt jeglichen
▼öUig M. 53 a.
Imperf. 3. sg. dre an bara y en aznavoe Bei dem
brote kannten sie ihn M. 202 b. Fut. 2. pl. ny ho gray
qneo enserret ma aznavihet ezouch fallet Wir werden
euch so klug machen, dafs ihr erkennen sollt, wie ihr ge»
täuscht worden seid M. 164a. Part, praet. pass. azna-
▼ezet eu guenez glan Es ist euch wohl bekannt M. 67 b.
Bemerkung, aznavout, jetzt anavout ist das
w. adnabot Z. 545, jetzt adnabod (warum nicht ad*
naTod?), eigentlich wiedererkennen von lat. ad-, gnä und
dem infiu« bout.
Gouzout wissen.
Pnesena:
8g. goun, gon 1. pl. gousomp
gousot, gousode 2. gonsooh
gous, goar, ezneu 3. gousont.
Beispiele. Sg. 1. pers. ne goun tenn na cas apenn
826 Stokes
ennhaf Ich weifs nicht (oder: Ich kann nicht*) an
ihm M. 114a. oe oun pez a leyerez te Ich weifs nicht,
was da sagen willst M. 78 a. ne gon, gant glachar, pez
a grif Ich weüs nicht, voll gram, was ich thun soll M. 21 a.
Sg. 2. pers. Pezr, ne gousot quet breman perac ez
graf me Petrus, du weifst nicht, warum ich (dies) thue
M. 52a. na gousot tra mistr an myster? Weifst du
nicht etwas too dem geheimnifs der geheimnisse? M. 206 a.
a ne gousode ez gallafme da achap Weifst du nicht,
da(s ich dich befreien kann? M. 113b.
Sg. 3. pers. memeux clevet, ne gous pet guez Ich
habe gehört, ich weifs nicht wann B. 84. en kaer man ha
oar an ploe ez gouz a certen evel maz hoarvoe In dieser
Stadt und durch die landscbaft ist sicher bekannt, wie es
sich zugetragen hat M. 221b. ez goar an hol ardou Er
kennt alle künste B. 116. doe a goar (= w. duw awyr,
com« dew a wor) ma poan oar an bet Gott kennt meine
pein in der weit M. 14a. Unpersönlich: me goar dre da
natur a pechet ezout pur Ich weifs, dafs du vermöge dei-
ner natur von Sünde rein bist M. 66a. me goar ez eu
sapient Ich weifs, sie ist verständig B.24. ne deu men*goar
net parfet Er ist, weifs ich, nicht ganz vollkommen M. 53 a.
Pezr ma car, te a goar, mez care Petrus, mein freund,
du weifst, dafs ich dich liebte M. 82a. te a goar doe
neu autreis Du weist, Gott, I yielded not to him B. 44.
ny en goar acc Wir wissen es genugsam (acc franz. as-
sez) M. 112a. ny en goar certen Wir wissen es bestimmt
M. 165a. huy goar net a hy so parfet acc Ihr wifst
wohl, ob sie vollkommen genug ist B. 22. huy en goar
Ihr wiist es M. 22 b.
*) Ich kann nicht die ganze stelle ttbenetzen. Ich vermuthe, dafs gönn
hier «ich kann" bedeutet, wie in der entsprechenden stelle der com. Pas-
sion 121, 1: me ny won cafos Je ne sais tronver, ich kann nicht fin-
den. Hier wird, wie im deutschen knnnan, kann nnd im frana. saroir
die bedentong posse ans der bedentnng nosse entsprangen sein. Andere
dergleichen beispiele im cornischen sind: ny won eonvethas agea dewan
Cr. 1282 je ne sais comprendre votre chagrin. my ny won leverel prak
gans pnp na veüiaf lethys O. 696 je ne sais dire pourquoi je ne serai pas
tntf par chacmi.
die mittelbretoiiiachen nnregdmACsigeii verba. dS7
Bemerkungen, gönn, gon (begser gounn, gönn)
ist, wie com. gon, w« gwnn Z. 557, ir. finnaim (O'Don.
gr. 258) fibr *findaim s« vindämi*), wz. vid. Zu die-
ser interessanten spur der 7ten classe des sanskrit kann
gestellt werden altir. leicim ss li-n-quo, ri-na-Kmi,
worüber Lottner (beitr. 11, 322) schon gesprochen hat. Die
formen des plur. und gou-sot, gou-s im sing, (aus
*goud-8omp, *goud-soch, *goud-sont, *goud-sot,
*goad-s)8ind praeteritopraesentia der nnnasalierten Wur-
zel Tid.
Die form goar (= w. gwyr, com. gor) weist auf
altcelt. *v£r-ati und dies möchte ich mit nhd. wahren,
wahrnehmen verbinden.
Fntniuiii:
8g. 1. pl. gouezhimp
gouzvezy 2. gouzvihet.
Beispiele, ez duy ann dez ma en gouzvezy Der
tag wird kommen, da du es wissen wirst M. 52a. pan
aedy pardon, autronez, cals a bontez a gouezhimp Da,
ihr herren, ein ^pardon^ da ist, werden wir eine fülle von
gflte kennen lernen B. 52. hoguen huy ma en gouzvihet
so en malicc quen torticet Aber ihr — wenn ihr es wis-
sen wollt — seid so in sQnde verstrickt M. 164 b. rac
biscoaz quement anquen ne dougas grec par doz heny,
ma en gouzvihet Denn nimmer trug ein weih schmerz
gleich dem eurigen, wenn ihr es wissen wollt M. 39 b.
^ Bemerkung. Die formen gouz-ve-zy und gouz-
-vihet sind composita, jene aus den wz. vid, bhü und
dhfi, diese aus vid und bhü oder vielmehr dem stamme
*) Lottner hat, denke ich, zuerst die formen finnad, fintar, finna-
tar Z. 49Ö su vind, Tid gestellt Zu diesen kann ich hinzufügen: no-
finnad sciebat (Conn. s.v. ICanannan mac lir) und cofinnam nt sciamns,
«oflnatis nt seirent aas mittelirischen Schriften, finnad h scire O'Don.
■opplement zn O'Beillv. Lottner irrt, wenn er voraossetzt, dafs die wz. vid
stets als fit im celtischen erscheint. Wäre dies so, so wflrden wir sie aspiriert
(*fith) haben, fetar, fitir, fitemmar Z.489, fitetar Z.1040 stehen für
fad-dar, fid-dir, fid-demmar, fid-detar und sind praeteritoprttsentia
(wie oi3a)f entstanden dorch componierung der wz. dha mit vid. Wegen
der ■ehreibmig t ittr hartes d siehe Zeufs 69, 70.
328 Sfcokea
bhttja. Vezy und vi bei bedeaten, wie wir geseben ha-
ben, eris und eritis. In gouezhimp, jetzt gw^zimp,
haben wir eine regclmäfsige form der wz. vid.
Secondäres futurum:
8g. gouffenn 1. pl. goufbemp.
Beispiele, ret ez gouffenn me maz e (leg. eu?)
aet Es ist nöthig, dafs ich weifs, wohin er gegangen ist
M. 210 b. pa goufbemp piou ve a gra ann trayson man
ez ve hep truez labezet Wenn wir wQfsten, wer es ist,
der diesen verrath begehen wird, er wflrde ohne gnade
gesteinigt werden M. 58 b.
Bemerkung. Diese formen — jetzt goufenn je
saurais, goufemp nous saurions — stehen ftkr gouz-venn,
gonz-vemp und sind composita aus den wz. vid und
bhü.
Imperativ :
sg« 2. ps. gouzvez pl. 2. ps. gouzvizit, gouzvezet.
Beispiele. Sg. 2. pers. gouzvez bref, Joseph, dit
dre nep hent ne' galhent qnet ober nep torfet Wisse in
kfirze, J., dir können sie auf keine weise ein flbles anthun
M. 184 a. pl. 2. pers. gouzvizit ha na tardit pas Wisset
und zögert nicht B. 150. eno ez vez nos ha des, gouz-
vez et, an re dieug Dort werden sein tag und nacht, wisset
es, die trägen M. 12a. en faeezon se, gonzvezet, ez sa-
tisfihet doe Auf diese art, wisset, befriedigt ihr Gott M. 1 4b.
me menn yvez, gouzvezet, ez ve an prophecy achiuet
Ich wünsche auch, wisset, dafs die prophezeiung sich er-
ftüle M. 30 b. hac an gnirionez gouzvezet Und wisset die
Wahrheit B. 36*
Infinitiv gonsout:
Beispiele, ret eu teureul sort da gouzout certen
pe heny he gounezo Es ist nöthig das loos zu werfen,
um sicher zu wissen, wer es gewinnen soll M. 145a. ma
carhe gouzout an dout se Ich sollte glauben, dafs er die-
sen zweifei kannte M. 205b. me aia da gouzout diouty
petra a mat a gra en abaty Ich will gehen, um von ihr
zu erfahren, was sie in der abtei gutes thut B. 18.
die mittelbretonischeii nnregelmältigen verba. 329
PaaBivuni:
arrhi eo dez maz gonzvezher bezoot un mab bihan
ganet Grekommen ist der tag, an welchem, wie bekannt,
ein kleines kind wird geboren werden B. 84» Part, praet«
paas. me meaz conjaret hac amenx evez gouezet Ich
habe mich ▼erschworen und auch dayon gewofst B. 88.
IL Das verbum „haben*^.
Praesens:
fig. ameux, emenx, meux 1. pl. honnenz, onnenz
azenz, ezenx 2. hozeuz, ozeux
m« en deveux 3. ho deveux
f. he devenx.
Beispiele. Sing. 1. pers. gouden tristez han truez
smeux guelet Nach der betrObnis und dem elend, das ich
gesehen habe M. 9b. dren carantez am eux ouz ma tat
Vermöge der liebe, die ich fQr meinen vater habe M.30a.
joa ameax glan Ich habe reine freude B. 26. me ameuz
hoant donz contentaf Ich habe den wansch euch zu be-
friedigen M. 7 b. me meux conjuret hac am eux euez
gouezet B. 88 (s. oben z. 5). emenx un bech am nech
Ich habe eine last, die mich bekfimmert M. 123b. gant
qaeaz bras erneu z ef dasquet Mit grofser bekflmmernis
habe ich ihn gesucht M. 189 a. em concianzc emeux un
doetancc In meinem gewissen habe ich einen zweifei B. 30.
me meux un braouhet Ich habe eine flüssigkeit (liqueur)M.
143a. me meux clevet Ich habe gehört B. 104. me meux
anaf dioutaff Ich habe einen nachtheil durch ihn B. 58.
me meux coezet e clevet Ich bin in krankheit verfallen B.
174. memeuz unan Ich habe einen M. 145b. a me na-
menz lech? N*ai je pas lieu? M. nemeuz esper a dibriff
nac evaf gneneoch en bet man Ich habe nicht hoffnung
io dieser weit mit euch zu essen oder zu trinken M. 54 b-
nemeaz na joa na cuff na car Ich habe weder freude,
noch fireond, noch bekanntschaft B. 8.
Sg- 2. pers. hon secret az eux enJentet Du hast un-
330 StokeB
ser geheimnis gehört M. 18 b. an Mat din divin infinit
az eux depitet Da hast die wflrdige, göttliche, unendliche
gute erzürnt M. 85a. ha te den dali azeuz gallont Und
dn, blinder mann, hast macht B. 102» roet ezeux difme
da. corff Du hast mir deinen leib gegeben M. 57 a. discuez
ez eux nerz Zeige, dals du macht hast M« 142b. eguyt
naz eux quet dalchet pur an hent evel croeadur eguyt
se te az eux quemeret quic a den Obgleich du nicht ganz
den weg wie eine creatur innegehalten, hast du doch fleiscli
eines menschlichen wesens angenommen M. 67 a. te zeox
graet trayson Da hast verrath begangen M. 84b. naz
eux nep remet Du hast kein heilmittel M. 92 b. nez enx
mecher a mennat delchell e querell Du hast keine veran-
lassung (mutier) zu wünschen seinen zank fortzusetzen M.
106b. a te zeux*) hy santiffiat? Hast du es geheiligt?
M. 76 b.
Sg. 3. pers. masc. e dorn en deveux leqoaet en plat
guenef me Seine band hat er mit mir auf die Schüssel ge-
legt M. 58a. nep en deveux graet an fet se Er der
diese that begangen hat M. 58a. nep en deuenx cas He
who has a case(procef8)B. 150. ef en deveux gallout divin
Er hat göttliche macht M. 92 a. heman dihuy so digacet
eguyt gardis ma en punisset, dren deveux dellezet Er
ist zu euch gesendet, dafs ihr ihn strenge bestrafet, denn
er hat es verdient M. lOOb. nen deveux quet dellezet
blam Er hat nicht tadel verdient M. 149 b. aoun cref
amenx nen deveux nech Ich f&rchte sehr, dafs er nicht
bereut M. 123b. nep en deuez gant fez carantez Er der
glauben mit liebe hat B. 62.
Sing. 3. pers. fem. deuotion he deueux da donet da
seruich doe Andacht hat sie zu kommen nm gott zu die-
nen B. 22. rac se monet he deueux hoantet Deshalb hat
sie zu gehen gewünscht B. 138.
PI. 1. pers. testeny honneux ny Wir haben zeugnis
*) Dies Ut die in der note gegebene Variante, der text hat: a te enxi
was irrig au sein scheint.
di« mittelbretonucheii anregelmäTsigen verba. 331
M. 23a. ivez cafet entren bedis onneux ef Ueberdies ha-
ben wir ihn anter dem volke gefiinden M. 101 b. ha Je-
ans, onneux concluet da bout cruciffiet Und wir haben
bestimmt, dals Jesus gekreuzigt werde M. 118a. eno ann
ael onn euz guelet Dort haben wir den engel gesehen
M. 199b. gant estlam hon [leg. honn] euz aman me
lese an place man Auf grnnd der Verwirrung (?) hier will
ich diesen platz yerlassen B. 94. pebez mecher onneux
n^ a quen testeny? Was haben wir mit einem anderen
beweise zu schaffen? M. 80b. a ny onneux oll hon me-
cherou? Haben wir alle unsere gerftthschaften? M. 135 b.
nonneux roe en bet nemet Cesar Wir haben keinen kö-
nig in der weit aufser Caesar M. 113b. mecher noneux
[leg. nonneux] quet a roedou Wir haben nichts mit net-
zen zu schaffen B. 32.
Plur. 2. pers. hoz eux quemeret Ihr habt genommen
M. 27b. hoz eux diouganet Ihr habt vorhergesagt B. 26.
honz eux j lamet Ihr habt sie befreit M. 175a. meur
tmez ouz eux bezet Grofse gnade habt ihr gehabt M.
175a. oz eux hanvet Ihr habt genannt M. 40b. ouz eux
goelet Ihr habt gesehen M. 54b« ouz eux lavaret Ihr
habt gesagt M. 59b. mar oz eux hoant presant dam ca-
rantez Wenn ihr jetzt ein verlangen nach meiner liebe
habt B. 120. studiet a huy oz eux eff evez nezet Sehet
zo, ob ihr es auch gesponnen habt B. 170. ozeux dif
graet You have done to meM. 153a. noz eux great[leg.
graet] Ihr habt nicht gethan M. 36b.. pan noz eux difme
autreet an teir requet Da ihr mir die drei bitten nicht ge-
währt habt M. 37b. pa noz eux danvet Da ihr nichts
körperliches habtB. 204. nouz eux mecher a ober goap
Ihr habt keine veranlassung spott zu treiben M. 165 a. Die
geq>errten formen in nob eux car Ihr habt keinen freund
M. 21b und huy ho eux gouzafvet cals a poan Ihr habt
viel pein ansgehalten M. 174b sollen wohl noz eux und
hoz eux sein.
Plur. 3. pers. ho deveux quet dellezet qnen Sie ha-
ben es nicht anders verdient M. 99 a.
332 Stokes
Bemerkung. Die einzige ach wierigkeit, die flftr dieee
formen entsteht, liegt in en-dev-eax er hat (= com.
an geves, an jeves) he dev-eux sie hat und ho
dev-eux sie haben. En, he und ho aind natflrlich er,
sie, sie und eux oder euz =s ftstd ist bereits erwähnt
worden. Aber was ist dey? Die form weist auf ein b ent-
haltendes pronomen. Eine solche form ist lat. ibt (Bof^
yergl.gramm. P, 342), plur. ibus (ibid. II', 263)*). Das
bret. dev möchte ich in d-ev zerlegen und mit rQcksicht
auf das oben citierte deux, wo d der rest der praep« de»
ir. du, möchte ich dem d-ev-eux die bedeutung ei (iis)
ade st beilegen. Die absoluten pron. en, he, ho wären
praefigiert, um Zweideutigkeiten zu verhüten.
Praeteritnm:
sg. amoae, amboe 1. pl. *honn oae, *honn boe
*azoae 2. ouz oae
en dcToe, en deffoe 3. ho devoe.
Beispiele. Sg. 1. pers. gouden queuz amoae car-
guet eu ma couraig a ioae Nach dem kummer, den ich
gehabt habe, ist mein herz mit freude erflQllt M. 180 b. nen
doann quet quen ferm nam boe un spont yen Ich war
nicht so entschlossen, dafs ich nicht einen furchtschauer
hatte M. 231a. da ober nem boe quet en bet man Ich
hatte nicht zu wirken in dieser weit B. 50. nem boe
quet anezeff Ich hatte nichts von ihm B. 158. nem boe
netra digant alan Ich hatte nichts von Alan B.166. nem
boe netra eux a madou Ich hatte' nichts von seinen grQ.
tem B. 170.
Sg. 2. pers. jetzt az oder ez pö&
Sg. 3. pers. en devoe joa bras Er hatte grofse fireade
M. 102b. en devoe sechet Er hatte durst (siocitas)
M. 139b. dren guerches dinam en deffoe da mam Durch
*) Im alt- und mittelirischen Tergl. sg. hnadaib »ab eo* (as Iniset
hnadaib («they escaped from bim*, Asal, Senehas Mdr, p. 64), ocaib
„apnd eam" ib. p. 180, dib »de eA* ib. p. 210. PI. esib »ex eis*, da-
dib »ab eis* Zeoss 342, ocaib »apnd eos* (Seirglige Conc. Beitr.m, 166),
dib »de iUis* Z. 842 etc.
die mittelbretonisch«! nnregelrnftAigen rerba. 333
die unbefleckte Jungfrau, (welche) er zur mutter hatte M. 4a.
en deffe hoant Sie hat ein verlangen gehabt M. 216 a.
PI. 1. pere. jetzt hon b6ä.
PI. 2. pers. goude ann angoes ouz oae dif Nach der
angst, die ihr um mich gehabt habt M. 181b.
PL 3. pers. huy ouz eux paeet an die ho devoae
quemeret Ihr habt die schuld, welche sie gemacht hatten,
bezahlt M. 175 a. no devoe nepret contredy Sie hatten
keinen Widerspruch M. 28 a.
Fntarnm:
8g. am bezo, em bezo 1. pl. on bezo
ez vezo 2. oz bezo
en deyezo 3. *ho devezo.
Beispiele. Sg. l.pers. an tut ha autronez am bezo
Das Volk und die herren werde ich haben B. 34. m em bezo
menr soncy Ich werde viel sorge haben M. 61 a. na nem
bezo muy bizniquen Ich will nicht mehr haben f&r immer
B. 50. ma em bezo hoz bennoez So dafs ich euero Se-
gen haben werde B. 180.
Sg. 2. pers. ez vezo un chotat Du wirst einen faust«
schlag bekommen M. 77 b. guenefme queffrann na rann
cuyt nez vezo quet With me co-share nor freehold shalt
thon have M. 52 b.
Sg. 3. pers. gant ma scourgez en devezo Mit meiner
geiiael soll er (es) erlangen M. 107 b. pidiff gant au anaf-
fnon nen deuezo den dieznes Ich werde beten mit den
Seelen, dafs keiner pein habe B. 134.
PI. 1. pers. rac tremenidy chetu y; hoaz on bezo
ouz tremen henoaz entromp Sehet sie f&r wanderer an!
wir werden (sie) sogar heut abend unter uns weilend ha-
ben M. 200a. Ef, non bezo quet! rac Barrabas onneux
choaset Ihnl wir wollen (ihn) nicht haben, denn wir haben
Barrabas erwfthlt M. 118a. non bezo certen den en bet
Wir werden sicherlich keinen menschen in der weit haben
B. 188.
PL 2. pers. oz bezo oar ho crochenni Ihr sollt (es)
auf eurer baut haben! M. 73b. oz bezo ef Ihr wollt es
336 StokM
PI. 2. pers. ozif truez hoz bezet Mit mir habt er-
barmen B. 120 =s ouzif truhez hoz bezet B. 194 = oziff
trubez hoz bezet B. 196. nep aoan nouz bezet Habt
keine furcht M. 73a = nep aoun noz bezet M. t55a=s
noz bezet aoun quet M. 185b.
Infinitiv :
Fflr den infinitiv ist cafout (corn. cafos, w. ca-
ffael) gebräuchlich.
Beispiele, a quement se eu ma pechet na galhenn
quet cafout remet? Ist meine sQnde so grofs, dafs ich
kein mittel dagegen haben kann? M. 89b. cafout pardon
. . . regalles quet Du kannst nicht verzeihuug erlangen
M. 92 a.
Partidpiom :
houz eux y lamet dren trugarez han meur truez ouz
eux bezet Ihr habt sie freigelassen aus gnade und dem
groisen erbarmen, das ihr gehabt habt M. 175 a.
m. DOEN tragen.
Act. Praes. sg. 1. dongaf. 3. douc
Praet. sg. 3. dougas
Fut. sg. 1. douguif. 3. dougo
See. Praes. sg. 3. douque
Imperat. sg. 2. douc
pl. 1. dougomp. 2.douget, douguit
Optat. sg. 1. ra dougo
Infin. doen. Part, praes. oz doen
Pass. Praes. sg. 3. d o u q u e r.
Beispiele. Act. Praes. sg. 1. pers. vetez ouz an
knech an bech man ne dougaf tarn Heute schaife ich
diese last nicht auf den berg*) M. 133 a. Sg. 3. pers. pion
eu heman a douc an dour? Wer ist der, welcher das
wasser trftgt? M. 48b. chede pez firoez a douc moezploe
Siehe, was für eine frucht des volkes stimme trägt M. 120b.
*) »jasqn^an bont* H. de Im V. Aber besieht eich die steUe nieht «af
den Calvarienberg? Der Sprecher itt Simon von Cyrene.
di« mittallKrttoBiBelien nnwgalmKfwgro yerbm. 337
Praet. 8g. 3. pers. oar fae [leg. e] chouo hon drouo a
doQgas Auf seiner Schulter trug er unsere sflnde M. 3 b.
rac biscoaz qnement anquen ne dougas grec Denn nie
trug ein weih solchen kummer M. 39 b. pan oa corff Je-
sus lienet Michodemus ha Joseph en dougas hac en creis
an bea y en anhezas Als Jesu leib eingewickelt war, tru-
gen ihn N. und J. und sie legten ihn mitten in das grab
M. 156a.
Fat. sg. 1. pers. ne donguif quet Ich will (es) nicht
tragen M. 131 b. querz en he douguif me Freilich will
ich es tragen M. 132 a. sing. 3. pers. mar deu da drouc,
hny en dougo Wenn Abel kömmt, sollt ihr es tragen
M. 119b.
Secund. praes. sg. 3. pers. douque. Ich habe mir zu
notieren yergessen, wo diese form vorkömmt.
Imper. sg. 2. pers. chede un corden , da em-douc dan
croue ha douc hy Siehe einen strick, nimm den galgen
auf dich und trage ihn M. 96 b. dal an lyzer man, douo
ef ma en lenno Nimm diesen brief: überbringe ihn, dafs
er lim lese M. 116b. douc ef breman daz contenancc
Trage es jetzt auf deiner stim M. 181 a.
PL 1. pers. douguomp goasoniez dezy Lafstunsihr
dienst erweisen B. 54. 2. pl. douguit an mab bihan da
badezaff Bringet das kleine kind, um getauft zu werden^)
B. 98. huy mar queret, douget hy Wenn es euch be-
liebt, traget es M. 131b.
Optat. sg« 3. pers. an-dyaoul ra dougo an eneff Mag
der teufel die seele holen! M. 15b. dren doe me[n] enoeo
•) Aadere beitpiele vom gebrauch de« infln. act statt des infin. pass. im
bratonisehen (worflber man yergL Schleieher Beitr. I, 605) sind: rac an ma-
daeka anesaf ao da prisaf Denn seine gtite ist an preisen M. 6b. na^ut
lieit da recitaff Sie dürfen niobt erc&hlt werden M. 62a. ex Toe dereet
da Annas da qnestionnaff Er wurde an Annas gebracht nm verhört lu
werden M. 76b. ma ne qneret e bam tismat da crnciffiaf Wenn ihr ihn
sidit sngleich Terortheilen wollt gekrenaigt an werden M. 118 b. Die yon
Sddeiefaer angeführte oomische redensart gyller y welas — wörtlich se-
hsD (gwelas) von ihm (y) ist möglich sa er kann gesehen werden, ist an
athsn scheint kein gntes beispiel dieser erscheinnng an sein. Siehe andere
•siehe redanatftan bei Norrie Gomish Drama ü, 271.
Beititge a. TgL spraohf. Y. 8. 22
336 StokM
pen diaoul ram dougo Bei gott, ich will ihm Terdruls
machen oder der teufel soll mich holen I B. 88*
Infinitiv, ez deuz en douar da daen hon glachar Er
kam auf die erde unsern kummer zu tragen M. 4 a. dre
hoz caret ha doen ho bech ez ouf em-graet den Aus liebe
zu euch und um eure last zu tragen, bin ich selbst mensch
geworden M. 29 b. ne dleaf quct en marv yen doen an-
quen Ich mufste nicht in den kalten tod um kummer so
tragen M. 67b. adref ez chimyf da doen ma anquen Ich
will zurfickbleiben (je chömerai) meinen kummer zutra-
gen B. 54. doen penet an pechedou Die strafe der sfin*
den zu tragen M. 68b. da doen merit an trajtour Den
lohn des verräthers davon tragen M. 96b. hep doen da
den pris Ohne irgend wem werth zu tragen [i. e. ehre zu
erweisen] M. 101b.
Part praes. act. oz doen dour Wasser tragend M.
47a. oz doen an croas Das kreuz tragend M. 130b. oz
doen fals testeny Indem er falsches Zeugnis ablegt B.174.
Pass. 3. sg. praes. ind. na gon pe en manyer en dou-
qner quet Ich weifs nicht, in welcher weise es getragen
wird M. 25 b.
Bemerkung. Ebel (Beitr. IV, 175) hat das uk, ucc
der entsprechenden welschen, comischen und irischen for-
men mit griech. iyx in ijviyxov^ kvijvoxa^ sl. nes verg^
chen. Dieses iyx ist nach Max Malier (Zeitschr. I V, 272)
durch nasalen guna, wie er es nennt, aus EK, skr. a^ ent-
standen. Der inf. doen (= w. dwyn, com. dön, doyn,
vielleicht ir. dönom) ist möglicherweise aus *duk-na
entstanden, doch ist mir die etymologie sehr dunkel und
ungewifs.
IV. DONET kommen.
Pnteseni:
Sg. *deuaff 1. pl. *deuomp
dnez 2. deuhech
deu 3. deuont, deont
die mittelbretonischen unregelmäTsigeii verb«. 339
Beispiele. Sing. 2. pers. pebao duez te? Woher
kommst du? M. 89b.
Sg. 3. pers. an poan se a deu dre pechet Diese strafe
kömmt wegen der Sünde M. 68 a.
PI. 2. pers. mar em queret ret eu huy bo tut deputet
e? deahech gueneff Wenn ihr mich liebt, so ist es nö-
thig, dals ihr und eure erwählten leute mit mir kommt
M. 5 a.
PI. 3. pers. homan eu guis da punissaf an tat gloat[on]
pan denont da besaf anafvon Dies ist der weg die fre»-
ser zu bestrafen, wenn sie dabin kommen seelen zn wer-
den M. 13a. mar deont da fin hac obtinaf ho saesinaf
Wenn sie ihre absieht erreichen und es durchsetzen euch
zn ergreifen M. 22 a.
Bemerkung, duez =s corn. dueth, dnth; den
= w. daw; deuhech b= w. deuwch, com. dengh;
denont == w. denant.
IVaeteritnm :
8g. 1. pl. ^deuzomp
*deuzout 2. deuzoch
denz 3. deuzont«
Beispiele. Sg. 3. pers. ez deuz en douar da doen
hon glachar Er kam auf die erde unsere sorge zu tragen
M. 4 a. evel quy dimez a deuz da querzaf e tat Wie ein
achamloser hund kam er seinen vater zu verkaufen M. 16b.
ez deuz de quempret cals a tut Da kam ihn za ergreifen
eine menge volks M. 64b« te az eux qnemeret quic a den
pan denz dit donet en bet man Du hast fleisch eines
menschen angenommen, als es dir bevorstand in diese weit
zu kommen M. 67a. ez deuz un flater ha gant quil e
palv a scoaz hon salver Da kam ein schlftger (? vgl. altfrz.
flat „schlagt) und mit dem rQcken seiner band schlug
er unsern erlöser M. 76 a.
PI. 2. pers. dan dra se ez deuzoch en bet Deswegen
kamt ihr in die weit M. 174 b.
Bemerkung, deuz = w. dueth, com. dneth;
deuzoch s= w. doethawch, com. deutheugb.
22*
340 St^es
Fvtnniiii*
8g. 1. pK deabymp
dy 2. det
dny 3.
Beispiele. Sg. 2. pers. gant an princet ne dy qaei
cayt Von den Anten wirst da nicht firei kommen M. 62a.
Sg. 3. pers. en berr ez dny an termen Bald wird die
zeit kommen M. 21b. pan duy temptation da faezaf en-
clination roet eu raeson Wenn die versachung kommen
wird die neignng zu besiegen, so ist yemonft gegeben M.
95a. en berr ez dny an amser Die zeit wird bald kommen
M. 125b. maz dny dan pret caezret stat So dals zn der
zeit ein schöner zustand kommen mag (wird?) B. 104*).
PI. 1. pers. pan deubymp arre ny a paeo Wenn wir
wiederkommen, werden wir bezahlen M. 210 b.
PI. 2. pers. mar det en ho rancun un dro piu vezo
oz dilivro huy? Wenn ihr ihnen einmal verhafst geworden
seid, wo wird der sein, der euch befreit? M. 22a.
Bemerkung, duy, jetzt deüiö »= com. de, dy,
w. deua, daw, altir. tö.
Seenndires prmeiieDs:
Sg. 3. pers. na eil den en bet chom y vez en tal an
bez yen ma ne deuhe am doanhye plen Keiner in der
weit könnte auch sich in der nfthe des kalten grabes auf-
halten, es kftme denn er, der mich schmerzlich betrttbt
hat M. 192a. maz ve huy en quemennhe me a crethe
ez deuhe prest Wenn es gesch&he, dafs ihr ihm befehlet,
so sollte ich denken, er mülste gleich kommen M. 223 b.
Secandlrea pneteritum:
Sg. 3. pers. ez lavaras ez deuzye Er sagte, er wtkrde
kommen M. 232a. PI. 2. pers. deut mat ra Tech pan deu-
zech quent Seid willkommen, da ihr zuerst gekommen
seid M. 7 a.
*) Zmtk begeht «nf dieeer eeite einen merkwilrdigen irrthnm (O. G. 896)»
indem er (dal) linfre gnen ei qnerchen (tline) einen weiteee gewand
nm dich mit v^oUere elbnm in eoUo tno** flbenetst.
4ie mittelbittoiiiaclMii naregdmllUgtii T«rbm. 341
Bemerkung, deahe Bcbeintaw. denai; deuzech
(= w. deuthecb) ist vidleicbt ein fehler f&r denzoch
(w. dentliooh, coro, dutheugh), die 2. pl. praet
8g. 1. pl. 'deuomp
deox, deoz 2. denet, dent
deut 3. deaent.
Beispiele, sg. 2. pera. deux aleese, na dale quet
Komm Yon binnen, zögere nicbt M. 61b. deux gantape-
tii, Boniter Komm mit verlangen, R. B. 14. deuz, compe
mi dra Komm und sage etwas M. 112 b.
Sg. 3. pers. deut hon maeetr pan caro Laftt unsem
■Miater kommen, wenn es ihm beliebt M. 49 b.
PL 2. pers. deuet gnenempny m'atrou Pylat Konmit
mit ans, mein herr Pilatus M. 228a. deut guenef bac en
bo tretif guelhaf maz guillif Kommt mit mir und ich will
euch bewirtben, so gut ich nur kann M. 5 b. dyaoulou,
Lncifer ha te Satbanas deut em requet na feilet tami Ihr
teufel, L. und du S., kommt auf meinen ruf, verfehlet
nichtl M. 97 a.
PL 3. pers. mar mennont comps outaf deuent tizmat
Wenn sie mit mir zu sprechen wünschen, lals sie gleich
kommen M. 226 a.
Bemerkung, deux = corn. dus, dues; deut ss
w. deoed; deuet »s w. denwch, dewch, com. duegh
dengb; deuent = w. deuant, com. dens D. 694.
Infloitiv:
donet, dont (ss com. dones, altir. toiniud).
Beispiele, saeson da donet Die zeit des kommens
IL 37b. eguyt ma donet en bet man Wegen meines kom-
mens in diese weit M. 67 a. guell eu deoch avisaf pe en
fikeezon ez guell donet Es wftre besser ftkr euch zu be-
tracbten, in welcher art es kommen mag M. 116 b. deuo-
tion be deueux da donet da seraich doe Andacht hat sie
zu kommen um Gott zu dienen B. 22. gret dezi donet
Lafii sie kommen B. 74. so be study dont don ty alies
Ihr wünsch ist öfter zu dem hause zu kommen B. 18. troet
342 Stekes
eo em brut*) dont daaedouoh huj en ty man Mein sinn
ist darauf gerichtet zu euch in dies haus zu kommen B.20.
Part« praes. act. oz donet an traytour so oz donet
dam quempret Der verräiher kommt (ist kommend) mich
zu ergreifen 69 b.
Part, praet. pass. deuet, duet, deut.
Beispiele, ma car, pe da traez oude deuet? Mein
freund, warum bist du gekommen? M. 70a. piou oude,
peban oude duet? Wer bist du, woher bist du gekom*
men? M. 18a. da comps deoch ez ouf duet. Zu euch
zu sprechen bin ich gekommen M. 20a. mar den duet
an pret Wenn die zeit gekommen ist M. 46a. duet eo
unan ama[D] da bout leanes Gekommen ist eine, hier eine
nonne zu sein B. 22. duet off diapell doz seilet Ich bin
von ferne gekommen euch zu sehen B. 38. deut mat ra
vech Seid willkommen M. 7 a.
Bemerkung. Der inf. donet, verglichen mit alür.
t-oiniud, scheint abgeleitet zu sein von einem composi*
*) cf. altw.br at (gl. animns) Beitr. lY, 406. Es verlohnt sich wdU
daaiif fainznireiseii, daft die keltischen formen BB-T (galL ß^rot^it («x
▼oto?), w. brydsraltw. *brit gemflth; brant, brawd nrtheil; com. brySy
bres, bms; ir. breth, brath) vielleicht licht werfen können anf das sa-
bellische brat., nnd osk. ßgat^fi., brateis (s. Corasen in Zeitschr. XY»
841, 247, 248). Bngge's identification des osk. brateis mit lat. paratis
(ib. VI, 29), weil embratnr := lat. Imperator scheint falsch, d* das b
in embratnr von dem erweichenden elnflnsse des vorhergehenden m vera»-
UTst sein durfte. Die stelle in der TabnUi Bantina: snae pis pertemnst
prnter pan deivatnd sipns comonei pernm dolum
mallom, siom ioc comono mais eg[mas tovti]ca8 amnnd pan
pieisnm brateis anti cadeis amnnd, inim idie siom dat sena-
te[is] tanginnd maimas carneis pertumnm mag wohl sn Qbersetsen
sein: Sl qnis peremerit (comitia) prtnsqnam jniato sdens in
oomitio sine dolo malo, se ea oomitia magis reipnblicae cansft quam alicnjns
voti ant petitionis [? Corssen] cansA, idque se de senatns sententia mazimae
partis perimere. Ein anderes oskisches wort, welches durch das celtisefae
erläutert werden kann, ist wohl afkdafed aedificabit, mit welchem ich alt»
irisch aicde gebände verbinden möchte (Corssen in Zeitschrift V^ 96 verma'
thet flberhastig, wie ich meine, dafs afkdafed für afdkafed verschrieben
sei). So manche thSrichte versuche sind gemacht worden, namentlich von
dem Engländer Betham, altitalische Wörter durch das, was man für keltisch
hielt, zu erklären, dafs man nur sehr schüchtern solche vermuthungen, wie
die eben gemachten, vorzubringen wagt Aber ich stelle mich unter die flQ-
gel Ebers (Bdtr. 11,487, wo beiläufig ftir späthe, spod, yspoden zu
lesen ist sn4the, snod, ysnoden) und Zejfs' (Zeitschr. XII, 74. 75).
die mittalbretoniseheii nnregelmUTBigeii verba. 343
tum aas der praep. de, du zu und der wurzel *ON, in
welcher wir vielleicht die ekr. wz. AM, gehen, wiederei>-
kennen dOrfen mit der im celtischen so gewöhnlichen er^
weichung des vocals und des labialen nasals. Dafs AM
auf europäischem boden existiert, ist bereits von Bopp V.
G. 1% 491 bewiesen, derlat. annus Air *am-nus mit der
in frage stehenden wurzel verbindet. Die andern formen
sind von der wurzel AV „movere^, in Zusammensetzung
mit der praep. de (sss du).
V. MONET gehen.
Praesens:
sg. äff, af-me 1. pl. deomp
ez 2« aet
a, ia 3.
Beispiele. Sg. t. pers. quement maz äff ne guelaff
gour Wie viel ich auch immer gehe, ich sehe keinen mann
B. 96. pan äff dren bro me so noaz Wenn ich durch
die landschaft gehe, bin ich nackt B. 206. penaux ezafme
60 he face? How do I go in her face? M. 124b.
Sg. 2. pers. preder maz ez na maz dleez bezaf Be-
denke, vro du gehst und wo du sein solltest B. 72. penaux
ez ez plen diguenef? Wie gehst du ganz von mir? M.127b.
Sg* 3. pers. pan a digueneff Da er von mir geht M.
130 a. quet ne caffech un banhe laez, rao oll gant an
matez es a Ihr würdet keinen tropfen milch bekommen,
denn alles geht mit der dienerin M. 201 a. ez-a merdeidi
Seemänner gehen B. 14. me ya dezo da guerzaf Ich gehe
zu ihnen um zu handeln M. 18 a. e hol! goat aya digan-
taf AU sein blut geht von ihm M. 108a. unpersönlich:
me ia dan offeren Ich gehe zur messe B. 44. me ya gant
bmt da saludif Ich will gern gehen (sie) zu begrüfsen
B. 18. me ya breman da afvet doz dou dorn Ich gehe
jetzt eure beiden bände zu küssen M. 46b. me ya en
kaer Ich gehe in (die) stadt M. 61 a. me ya maz guyiy
ma squienfc Ich gehe, dafs ihr meine kenntnis sehet M.88b.
344 Btoket
117 a 7 a oar se dayeclaff Wir geben deshalb zu ihm M. 47 b.
Die donkle form tha in: me tha lern hant Nichodenuis
M. 227 a, was herr de la V. ^j'arriye de chez N.^ flber-
setzt, gehört yielleicht zu diesem verbum.
PL 1. pers. mar deomp quersomp soaf Wenn wir g^-
hen, lafst uns unbehindert (leicht) reisen M. 184 b.
PI. 2. pers. ne oun pez a leverez te, na piou eu an
den se hac aet evel se en e rout Ich weift nicht, was du
sagst, noch wer der mann ist, dessen weg ihr also gehet
[wörtlich: der mann ist und ihr geht wie dieser auf sei-
nem wege] M. 78 a.
Bemerkung, äff, ez, a sind = com. af, eth, a.
Im welschen werden die formen af, ai, a jetzt fbr das
erste futurum gebraucht. Die wurzel der mit a und e be-
ginnenden formen ist yielleicht AS gehen, was indefs nicht
belegt ist. Die der 3. pers. ia ist vielleicht jfi gehen, wel-
ches in li'Vat, und lat Ja-nus, ja-nua sich wiederzufin-
den scheint (Benfe7).
Pneteritnm:
Von diesem tempus habe ich nur die 3. pers. sing, g^
iunden.
Beispiele, ez aez adarre Jesus J. gieng wieder zu-
rfick M. 181a. Autrou, lavar dif mar daez guenet Heir,
erzähle mir, ob er mit dir gieng M. 194 b. Joseph ab Ari-
mathia a 7ez da P7lat da mennat corff hon roe Jesus
Joseph von A. gieng zu P., den leib unsere könig J. zu
erbitten M. 151b. Joseph quent abardahez a 7ez de be-
zhat J. gieng vor dem abend ihn zu begraben M. 156 a.
Bemerkung, aez (jetzt äaz) => w« aeth, com«
eth. Das welsche aeth scheint auf ftlteres *act (wie
laeth milch sss *lact*)) *ank-t zu deuten, in welchem
t das tempuszeichen. Als wurzel betrachte ich ANK» skr.
anK, die Siegfried zuerst im keltischen nachgewiesen hat
*) So such amaeth es ambaetat, maethn emllimi as mactafo
Teriierrllcfaen, paeth Tertrag ss paotum und Tielleiebt ff aeth ang^baat
(tir ffaetb), r«if ▼on faetns, wober aiieb com. dj-yeytb wQdiiiA ?•
17, 8; mor di-foid (gL pelagni) a w. mor diffaith atandieh« ta«-
die mUtelbretonitchen nnregeliiillfBigen verb«. 545
d-aes ist compositum aas der praep. de + aez. jez
kann ich nur erklären als eine formation mittels dbft aus
der oben erw&hnten wnrzel jft.
rutiimin ;
Sg. iff, if 1. pl. ahimp, aimp
7 2. dahech, eheut
afay, ay, iel, ielo 3. ahint.
Beispiele. Sg. 1. ps. rac se bede Devy ez iff hac
en pediff Deshalb will ich zu D. gehen und ihn bitten
B. 198. gneneoch ha Martha jvez eeyf Mit euch und
auch M. will ich gehen M. 162a. deut, maz-if gant
laognis ha tristez Kommet, dafs ich mit mattigkeit und
betrfibnis gehen mag M. 98 a. rac se ham bezet hy maz
if ganty dan lech uhel en maes a quaer Deswegen lalst
es mich haben, auf dais ich damit gehe zu dem hohen
platse auTserhalb der Stadt M. 132b. an hoU douar ez if
Die ganze erde will ich durchwandern M. 189 b.
Sg. 2. pers. quefErann pan y ahanan nez vezo quet
Wenn du fortgehst, wirst du keinen antheil haben M. 52 b.
ret eu ez mirvy hac ez y en bez Es ist nöthig, dafs du
stirbst und in das grab gehst M. 65 a.
Sg. 3. pers. me men gouzout diouty pe a lech voa na
pelecb ez ahy Ich wünsche von ihr zu wissen, woher sie
war und wohin sie gehen will B. 34. mar comsez gou
ez*ay da hol mat Wenn du falsch redest, wird all dein
eigenthum vergehen B. 172. pan ay ma speret an bet
man Wenn mein geist von dieser weit gehen wird B. 202.
daa cador etemel ez ay Zum ewigen sitze wird es gehen
M. 36 b. lyyyrit dan autrou an ty maestr an rez en que.
menn dezaf e aprestaf hac ez ay hep tardaf quet Sage dem
herm des hanses, dafs der meister des gesetzes ihm be-
fiehlt es bereit zu machen, und dafs er ohne verzng kom-
men will M. 47b. mar en barn an gentil Pylat ez ay
hon stat en drouc-atret Wenn der edle P. ihn verurtheilt,
wird unser zustand in übeln verfall gerathen M. 116 a. en
ty maz ay, antreyt tizmat In das haus, in welches er ge-
hen wird, tretet schnell ein M. 47 a. — me yel gneneoch
34i fluok«
boj Ich will mit eaeh geheo M. 155a. ca kdi maz qoer-
het deomp hetiis, me yel joaos bns Lalst vos fiiwlig
geben, wobio ibr immer wftnscfaei: Ich werde sdir gern
geben IL 228a. Maryet, a n j a eietbe monet de godet?
Man/ Salomei a jel? ya mir assoret O ibr Ifarien, soll-
ten wir daran denken m geben um ibn sn aeben? M. S.:
soDen wir geben? ja sicberiicb M. 184b. oll ny a-iel
de gnelet Wir wollen alle geben sie co seben B. 140. me
a yelo bep qnet dale muy leb will geben <dine jeden wei-
teren Terzng IL 60b. (Die Variante ist bier yel, and das
metmm beweist, dala yelo falacb ist), aielo (leg. m'a
ido) prest dren forest man leb wiU dnrdi diesen forst ge-
ben B. 34. me yelo presant do rentaff Idi will jeUt ge-
ben sie znrOckzugeben B. 116.
PI. l.pers. hac ez-abimp breman dan joa Und wir
werden jetzt zur freade gehen M. 182 b. es-ii merdeW
maz-aimp en an lestrat Seelente sind im begriff zu ge-
ben, so dals wir anf eine seereise gehen werden B. 14.
PI. 2. pers. me ya da na lech dy ne dabech dez
qaen nooz be brassoch fez Ich gehe zo einem ort, wohin
ibr nicht einen tag eher gehen werdet, als ibr gröfteren
glaoben habt M. 62 b. en etat so dibny predestinet pan
e h e a t an beth In (dem) zustand, der euch Torberbestimmt
ist, wenn ihr die weit verlassen sollet M. 37 a. Niehodem
a menn ez eheot bet ety N. wttnscht, dafs ihr in sein
bans kommen sollet M. 227 a. ouz pet ez ebent Er bittet
eacb zu kommen M. 227 b.
PI. 3. pers. me a men dastom lignez hamen ha ho di-
saeren maz ah int guenef dan nef Ich wünsche das
menschliche geachlecht zu versammeln nnd sie zo erlösen,
auf dafs sie mit mir zum himmel gehen M. 20b.
Bemerkungen. Diese formen sind in den personal-
endungen, wie es in den bretonischen futuris gebrftocblico
ist, optativisch. Was die wurzeln anbetriffl; — denn es
sind zwei ^ so scheint das h in ahy, ahimp, d^-aheon
und ah int auf das s der wz. AS zu deuten, welches zwi-
schen vooalen aspiriert worden ist lel ist nicht leioh
die mittelbretoniBehen nnregelmifaigeii verba. 347
za erklären, anfser als compositum aus jft+Ar. Im wel-
schen haben wir letztere wurzel einfach: el, ela ibit.
Seeandilres praesens:
flg. ahen, dahenn 1. pl. *ehemp
*ahes 2. ehet
ahe, yae, ye 3. *ehent*
Beispiele. Sg. 1. pers. ez ahen [leg. ahenh?] bre-
man ahanen Ich bin nun fortgegangen B. 16. mar em
scohet ne dahenn, na ne gallhenn qnet If you beat me,
I ebonld not go nor conld I M. 133a. ahensw. awn.
Sg. 3. pers. pe en lech enta ezahe den hem-repos dam
gourtos me? Wohin denn würde sie gehen dort zu bleiben
um mich zu erwarten? M. 36b. curun bras a spem ayae
drenn esquem A great crown of thoms went through the
bcmes M. 115.a. dan non disqnibl mat a ye oar ho troat
en em-discuezas Den beiden guten jungem, die zu fufs
giengen, enthüllte er sich selbst M. 202 b.
PI. 2. pers. quent ez ehet, paet Bevor ihr geht, be-
zahlt M. 210 a.
Seeundftres praeteritum:
Von diesem tempns habe ich nur die 2. sg. azes, jetzt
azez sss w. aethit geftinden. a ret oa ez azes breman
ahanen? War es nöthig, dafs du nun von uns g^engest^
M. 213 b.
Imperativ:
Sg. 1. pl. comp
quae, quea, que 2. et, it
aet 3. *aent.
Beispiele. Sg. 2. pers. Juzas, dal an tarn bara man,
debre ha quae Judas, nimm dies stück brod, ifs und geh
M. 60b. quae gant diligancc dave Jnzas Geh mit fleifs
zu Judas M. 88a. quae, lavar dam priet na consanto en
marv Jesu Geh, sage meinem gemahl, dafs er zu (dem)
tode Jesu seine Zustimmung nicht geben soll M. 116a. ael
mat quae . . . bede patricius Guter engel, geh du zu P.
B. 2. ael flam quae abreman bed patric Leuchtender en-
gel, geh jetzt zu P. B. 6. quea [leg. quae?] oarse afvet.
348 StokM
i^ao pret ye Geh denn (von mir) geküist, denn es ist zeit
M. 100b. que bede an tirant Geh zn dem tyrannen
B. 86.
Sg. 3. pers. leqaet sae am FoU oar e cbooc bac aet
da Fylat Ziehet ihm mein thorengewand aaf den rOcken
und iafst ihn zu P. gehen M. 104b. aet gneneoch, me
en ro dihuy Lafst ihn mit euch gehen — ich gebe ihn
euch M. 118b.
PI. l.pers. cza, comp, na gorteomp den Kommtl lalkt
uns gehen, laist uns nicht irgend wen erwarten M. 6a.
cza, oar se comp prent, ny hon try Kommt, dann laftt
uns drei*) schnell gehen M. 155b. Jahann, deomp bet
ennhaff Johannes, laftt uns zu ihm gehen M. 47b. deomp
oar se, pan querhet Lafet uns denn geben, da ihr es
wünscht M. 48 a. sevet, deomp a pret, ma brender Er-
hebt euch, la&t uns jetzt gehen, meine brflder M. 69b.
deomp da guelet pebez divez a graer dezaf Lalst uns
gehen zu sehen , welches ende ihm bereitet wird M. 1 29 b.
en lech maz queret deomp hetus Wohin es immer euch
beliebt, lalst uns freudig gehen M. 228 a.
PL 2. pers. Yahann ha Pezr et breman da Hiemsa-
lem Johannes und Petrus, geht jetzt, nach J. M. 46b. eth
ha leveret dan disquiblyen ez eu daczorchet Geht jetzt
und sagt seinen jungem, dafs er auferstanden ist M. 185 b.
ed-oll en maes, ma list da ehanaf Gteht alle fort, lafst
mich bleiben B. 56. it de hambrouc Geht ihn zu geleiten
M. 104b. it scaf gantaf Geht unbehindert mit ihm M.
118b. it oar se apret, qnerzet scaf Gehet denn zugleich,
reiset unbehindert M. 226a. aelez mat it breman oz an
tnou Gute engel, geht nun herab B. 144. yt gantafi^
lyvyrit scaff hep bezaff ven Geht mit ihm, sprecht unbe*
hindert ohne eitel zu sein M.47a. dalet hoz archant yt
gante Behaltet euer silber, geht mit ihm M. 86a. yt da
guitty da comps outy try guer Greht zu ihr mit ihr dni
Worte zu reden B. 34. ma aelez net, yt huy breman da
*) wörtlich: wir, unser drei oder: wir, drei von imi. cd dat altir. «r
ndiie wir, ein pmar von one.
die mittolbntoiiiseheii mmgelmibigen rerba. 349
querebat Devy Meine reinen engel, geht jetzt D. zn suchen
B.208. •
Bemerkungen, quae (= com. ke) ist offenbar
▼on der wz. KI, welche wir in ir. c^im gressus, c&i land*
stralse, griecb. x/o», lat cio, cieo wiederfinden; Curtius
verbindet xita mit skr. pi acuere. aet sss w. aed nnd aent
(w. aent, com. ens) scheinen von wz. I zu kommen. In
aet (= skr. etu) und aent haben wir guna; 1. pL eomp
(w. awn) = ajäma, twfjiiv; 2. pl. et, it ^ skr. ita, in.
In dieser person hat das comische zwei formen: eugh B.
179 (= w. e weh) von wz. I und kewgh Cr. 324 von KI.
Infinitiv monet. Part, praes. oz monet. Part,
praet. aet.
Beispiele. Infin. ez stndiaf monet e kaer Ich be-
gehre in die Stadt zn gehen M. 17 b. a quen striz en
hent ne galhenn me quet gneneochuy monet en pret
man? Ist die stralse so eng (striz von lat. strictus),
daJb ich jetzt nicht mit ench gehen kdnnte? M. 62 b. guell
en monet hep dale muy Es ist besser zu gehen ohne län-
ger zn verteilen M. 124 b.
Part, praes. me g^el espres Jesu oz monet aman dre
an ra Ich sehe J. deutlich durch die strafse gehen M. 124b.
me gnel ung merch en oreson quen dison oz monet Ich
sehe eine Jungfrau im gebet so ruhig gehen B. 34. ou z
monet me a gnel irj Ich sehe drei gehen M. 130a.
Part, praet. aet eu dan place yen dignenef Ich bin zu
dem kalten orte gegangen (wörtlich : es ist von mir gegan-
gen worden) M. 74a. daz em-coU az youll mat ezout aet
Dich selbst zu tödten bist du aus gutem willen gegangen
M. 94a. setn me graet franc am langonr dre gracc sanot
Devy settny aet Siehe mich firei gemacht von meiner
sehwiohe, siehe sie dahingegangen durch St. D.'s gnade
ai9&
Bemerkung. Der infin. monet («b com. mones,
moB, aber w. myned, mynd) Ähnelt in seiner bildung
dem lat *minere in e-minere, pro-minere, welches
Benfey (Zeitschr. VII, 53) auf skr. ml, minftti gehen zu-
3&0 Stokes
rückfübrt, von dem der flufsname Moinos und welsch
myned gehen abgeleitet sind. Hier haben wir denn viel*
leicht eine zweite spur der sanskritischen 9tea classe za
cluinim von KLU, xAv, skn pru (Lottner Beitr. 11, 322)
binzuzufQgen. Was den vocal von mö-ne-t anbetriffi;, so
stimmt er mit dem von lat. möveo ich mache gehen«
Das part. praet. pass. aet kommt offenbar von wz. i,
doch ist der diphthong nicht leicht zu erklären«
VI. OBER thun.
Praesens:
8g. groaff, graff 1. pL
gruez, grez 2. gruyt, gruet, greit, gret
groa, gra 3. greont.
Beispiele. Sg. 1. pers. ne groaff en bei man conta*
nancc I do no favour (?) in this world B. 204. anezaff eo
ez groaff fae Mit ihm mache ich ein spiel (?) B. 172.
ez graf joae Ich bin froh M. 6 b. hoz trugarecat a raf
oz gueriou Ich danke (thue danken) ench f&r emre worte
M. 15a. ma mestr Paulinus hoz caret a graf Mein mei-
ster P. ich liebe (thue lieben) euch B. 114« petra a grafme
da Jesu Was soll ich Jesu thun? M. 113a. ne graf sy
Ich mache keinen fehler M. 35 b» ne raff le Ich sohwAre
nicht (leg. me r. 1. Ich schwöre?) M. 61 a.
Sg. 2. pers. rac maz gruez dem Bevor dn klage an-
stellst B. 124. nez priso den mar grez quen dalch da
termenyou Keiner wird dich schätzen, wenn da so deine
zwecke festhfiltst M. 61b. petra eu a gres te aman WaB
ist^s, das du hier thust? M. 77 b. hoguen dren pez yvez
ma em-grez roe? Aber warum auch machst du dieh selbst
znm könig? M. 120b. cd a grez manen grez Dn ver-
lierst, wenn du es nicht thnst B. 164. pan gousoch ma
naquat ha na rez nep digaret mat Da ihr mein verlangen
(?) kennt und du keinerlei gute entschuldigong machst
B.40«
Sg. 3. pers. hoz comzou cref am groa grevei Bore
die mittolbretonischen nnregelmifoigen verba. 351
gewaltsamen worte machen mich bekümmert M. ö9a. co-
mancc a groa ma anquen Mein kummer beginnt 6. 92.
gnelet emeux un hunTre bras am gra dreist muy pridiriet
Ich habe eine groise erscheinung gesehen, welche mich
höchst bekümmert macht M. 115b — 116a.
PL 2» pers. me cret ez gruyt gou Ich meine , ihr
handelt falsch M. 104 a. pez dem em drem a heman a
gret breman? Was ftkr eine klage über ihn stellt ihr jetzt
vor mir [wörtlich: in meinem angesicht] an M. 101a. ne
▼ech qnet car Cesar dezaf mar gruet gracc Ihr wäret
kein frennd Caesar^s, wenn ihr ihm gnade erwieset M. 112a.
pell cre diouch ma joull ez gret breman ann oll dan oll
Dan sehr lange seitdem handelt ihr ganz und gar wider
meinen willen M. 42b. gon a ret mar em hastet huy Ihr
handelt falsch, wenn ihr mich antreibt M. 133 a.
PL 3. pers. na gousont pez a greont quet Sie wissen
nicht was sie thun M. 139 b.
Bemerkung, groaff ist t= corn. guraff, altkymr.
guru, ir. feraim ,,facio^, würze! VAR. Die vergleichung
von altn. görva etc. (Beitr. V, 142) ist zu tilgen.
PrAeteritnm :
8g. gryis, gris 1. pL greomp
gres 3. ^gresont.
Beispiele. Sg. 1. pers. en gryis [leg. grys?] me
dre apetit a equite Ich habe es gethan aus verlangen nach
biUigkeit M. 164 a. cofes a gris, ne nachis quet Ich habe
ein gestftndnifs (oonfessio, ir. coibse) gemacht, ich habe
nicht geleugnet M. 91a.
Sg. 3. pers. ho pascaf e grez Moyses en deserz gant
an mann Moses nfthrte euch in einer wüste mit dem manna
M.129a.
PL 1. pers. ez gresomp ny rustony re ouzide Wir
haben dir groüse rohheit angethan M. 230 a.
FntiuTun*
Sg. gruif, grif 1. pL grahimp
gruy, gry 2. greheut, grehet
groay, gray, gruy 3. grahint
3M StokM
Beispiele. Sg. 1. pers. fallacryez sorcerezoo agruif
hep goa a parz doa dez Täoschung, hezereien will ich
binnen zwei tagen begehen B. 84. pidiff sent ha santeset
a grif Ich will beten za heiligen und ^ heiliginnen ^ B.
136. ne grif quen loh will nicht anders thnn M. 5b.
130b. ne gon pez a grif Ich weifs nicht, was ich than
soll M. 21 a. dif lavar pez a grif Sage mir, was ich thnn
soll M. 95b. da heul evel tat ha patron a grif da Yaei^
don Folgen will ich dir wie ein vater und beschOtzer nach
Irland B. 14. alias pe rif na maz if me daz cafTont Wehe,
was soll ich thun und wohin soll ich gehen dich zu fin-
den M. 191a.
Sg. 2. pers. me az snply ez gruy un sin Ich bitte
dich, dafs du ein zeichen thust B. 124. mir na gruy dt
damnation Hüte dich, dais du nicht deine Verdammung
bewirkst B. 166. autrou huec, quet nen gry, ma treit ne
guelchy bizhuyquen Sflfser herr, du sollst es nicht thnn,
meine f&fse sollst du nimmer waschen M. 52 a.
Sg. 3. pers. me a groay ma oreson Ich will mein ge-
bet thun B. 134. me a groay hoantec un requet loh will
ernstlich eine bitte thun B. 176. men groay doarec Ich
will ihn zum geistlichen machen B. 112. Autrou Doe eza
pez a gray ma calon Herr Gott, was soll dann mein herz
thun? M.34a. ez disgray hon scrit Er will unser schreiben
ungeschehen machen B. 86. pan duy dit a gray mes Wenn
er kommen wird, wird er dich beschämt machen B. 86.
me gray ma grat, ma pligadur Ich will meinen willen
thun (und) mein vergnügen B. 40. me ray antier ho ma-
tery Ich will euer geschftft vollständig thun M. 18 b. me
he gray ez presant Ich will es in deiner gegen wart thon
M. 97a. hoaz me a gray hac alieux muy a reux eguet
nameux graet Ich will immer und oft mehr fibd thnn,
als ich gethan habe*) M. 119b. me en gray, me hoz
^) Man beachte hier das negaüve n-ameux. So frans.: Je feni plof
de mal qne je n'en ai fait Siehe Dies UI *, 880. 410. Sine IhnUehe ei-
genthttmliöhkeit des welschen ist von SpuireU (Qrammar p. 127) bemeilEt wor-
den; er vergleicht: y mae Awdyr a yagriliMiant yn weU nag j Uefiirant mit
die mittelbretonischan luiregelmürsigeii verba. 3S8
gray B. 112. ny ho gray en berr quen enserret Wir
werden euch so eingeengt machen M. 164a, ny en gray
raliet B. 112. y a gray prest cals festou hac enoroa ha
madou dit Sie werden feste veranstalten und ehrenbezei-
gangen und dir göter (geben) M. 62a. me a gray [leg.
graypj berrhat e rempsy Ich will sein dasein abkörzen
M. 78b.
PL 1. pers. deux guenef bede Hiberdon [leg. Iverdon?J
maz groahimp hon trette Komm mit mir nach Irland,
dals wir unsern vertrag machen B. 14. deom da clefaet
8tat a badez haz [leg. ha?] maz groahimp oreson Laftt
uns gehen (den) stand der taufe zu vernehmen und nnser
gebet za thun B. 52. na ne grahymp quet quen trete
Und wir wollen nicht irgend eine andere anordnung treffen
M. Il8a. mar bez marv hon disparty, pez a rahimp m?
Wenn der tod kommen wird uns zu trennen, was sollen
wir thun M. 27 b.
PL 2. pers. certen nen grehent bizfaayquen Gewifs
sollt ihr es nimmer thun M. 51b. pan grebeut hny ob-
latioD Wenn ihr eine darbringung machen werdet M. 56 b.
ne reheut? grebeut pe me torro houz fry Wollt ihr es
nicht thun? ihr sollt es thun, oder ich vnll euch die nase
zerschlagen M. 131b. servig cuf ufvel evel se an eil d^
guile a grehet Liebenden (und) demüthigen dienst wie
diesen sollt ihr einer dem andern*) thun M. 54b.
PL 3. pers. quement [a]vezo en ho cas maz grahint
toullou goulyou bras em membrou So Tiel hau wird in
ihnen sein, dais sie löcher, tiefe wunden in meine glieder
machen werden M. 43a. ma guyscfimant goenn a grahint
y quen ruz gant ma goat Mein weifses gewand vrerden sie
so roth machen mit meinem blute M. 43 b.
ü 7 a des aatecm qoi ^crivent mieux qu'ils ne parlent Vergleichung von
grSfserem oder kleinerem Mhlietbt stets eine Temeiniing ein. Wie SpnrreU
bemerkt, ist A. sydd fwy na B. (A. ist gröfter denn B.) gUicbbedentend mit
nid yw B. mor fawr ag A. (B. ist nlclit so grofs wie A).
*) wortlicli: seinem gef)lhrten (eile). Siehe meine note zn der comi-
scfaan Passion 179, 8.
BeitrSge z. vgl. spracbf. V. 8. 23
3M StokM
V ^
Secmidires pnestiiB: >
8g. grahenn, gren 1. pl.gr ah emp
2« grabech, grabet
guerea, guerue, gueore I 3 , y^^^,^
grabe, grae ) ^
Beispiele. Sg. 1. pers. deocb ez grahenn plen yi-
leny boaz roe buy mar cruciffibenn Euch würde ich einen
grofsen Bcbimpf anthun, wenn ich euren köiUg kreuzigte
M. ItSb. ne gon pebez tra a grahenn Ich weife nicht,
was ich thun sollte M. 218 a« evel goas lig en semieben
gnellaff mas gallen, ne gren [leg. grenn] quen Wie ein
untergebener lebnsmann diente ich ihm, so gut ich konnte;
ich that nicht anders B. 6.
Sg. 3. pers. gouden madou ha beneficzou, an manrail-
lou han eufrou bras a guerue douz re hep merit Nach
den guten dingen und wohlthaten, den wundem und grois-
thaten, (die) er vollbrachte f&r euer volk ohne yerdienst
M. 128b. ha boaz muy ez guereu digor an mor mz
Und noch mehr, er öffiiete das mthe meer M. 128b. da
reparaf an orim a gueure den en beth da quentaf Das
yerbrecben wieder gut zu machen, welches der mensch
zuerst in der weit b^ieng M. 27 a. pion voen foU a
gueure an toll man? Wer war der thor, der dies loch
machte? M. 137a. certes, me a goar, ne grabe Gewifs
— ich glaube es — er wird (es) nicht thun M. 90 a. na
ve quen em grabe Ionen Nichts sonst würde mich glück-
lich machen M. 191a. pell en arbvestas, ha dre na grae
brot un sot ef en reputas Lange betrachtete er ihn und
da er keinen laut (bruit*)) yon sich gab, hielt er ihn für
einen narren M. 102b. refus a grae hi alies Sie verwei-
gerte oft B. 42.
PL 1. pers. me cret ne carech quet ez grahemp pe-
chet en bet man Ich glaube, ihr würdet nicht billigen,
(dafs) wir Sünde in dieser weit begiengen B. 38.
PI. 2. pers. mar debatech ez grahech gon Wenn ihr
*) Herr de U V. ttbersetzt: comme U ne faisait inciine merTeille.
,die mittolbretoniicben imregelmäfiigeii Terba. 3ft5
Strittet, wOrdet ihr falsch bandeln M. 147a.- ho graheoh
diremet hetas Ihr wflrdet sie sehr glQcklioh machen M.
225a. ne falhe quet ez grahet quen*) II ne faudrait
pas, que vous fassiez autrement M. 40a.
Secnndäres praeteritam :
Von diesem tempus habe ich nur die 1. und 3« sing,
grase nn und grase gefunden.
Beispiele. Sg. 1. pers. quet nen grasenn pan vi-
henn für Ich hätte es nicht gethan haben sollen, wenn ich
verst&ndig gewesen wftre M. 82 b.
Sg. 3. pers. en devoe joa bras Herodes dre se, cre-
dont**) ez guelse hac ez grace [leg. grase] prest un sin
Herodes hatte darüber grofse freude: er glaubte, dafs er
sehen und er (Jesus) geradeswegs ein zeichen thun würde
M.102b.
Imperativ :
Sg. l.pl.greomp, graeomp
groa, gra 2. gruyt, gruet, graet, grit, gret
Beispiele. Sg. 2. pers. ma groa preservet guerchez
douar Mache mich wohlbehalten, reine jungfiBuI B. 92.
groa sin an croas Toar ma enep Mache das zeichen des
kreuzes auf mein angesicht B. 124. groa da requet pa
ez pedaff, goulen scler an pez a quin Thue deine bitte,
weil ich dich auffordere, fordere deutlich die sache, welche
du wünschen wirst B. 178. gra da echec, na prezec mny
Halte ein, predige nicht weiter M. 19a. gra an meoher
azeux prederet Thue das geschftft, an welches du gedacht
hast M. 61b. gra ef guyridic, pistiguet Mache es scharf
und durchbohrend M. lila.
PL 1. pers. greomp für un cusul singulier Laistuns
vorsichtig eine geheime berathung halten M. 17a. greomp
dezaf pepret guyr-peden ha lequeomp hon creden enhaf
LaTst uns stets zu ihm ein wahrhaftes gebet thun und setzet
eueren glauben auf ihn M. 212a. deomp oarse ha grae-
*) Herr de la T. flbersetzt: voofl ne deriez pas le fture.
**) Scheint ein inf. hiatoricna.
23*
356 Stokes
omp hon propos rac chetu an no8 bogos daet Lafst ans
denn gehen und unsere absieht vollfbhren, denn sehet, die
nadit (ist) nahe gekommen M. 161a. greomp ung anelin
dan trindet Wir wollen uns der dreieinigkeit verneigen
B. 72. anterin ha dinam greomp an enterramant Voll-
stindig und fehlerfrei lafst uns das leichenbegängnis be-
gehen B. 146.
PL 2. pers. gruyt e eren ha duet gneneoch Bindet
ihn und lafst ihn mit euch kommen M. 70 a. pan edy en
hoz ty gruyt e matery Da er in eurem hause ist, so thuet
sein geschftft M. 79b. na gruet quen'uemet antren Thuet
sonst nichts, sondern tretet ein M. 49 a. hennez heulyet
ha na graet quen Folgt ihm und thut nicht- anders M.47a.
na graet sy Macht keinen fehler M. 49a. na graet mar
Hegt keinen zweifei M. 59 b. ma mam flam net, maz pet,
graet joae Meine gl&nzende, reine mutter, ich bitte euch,
seid froh M. 181b. maestr, assezit, me oz pet, gryt fest
Meister, setzt euch nieder, ich bitte euch, veranstaltet ein
fest M. 7b. ma maestr quer grit eher mat Mein theurer
meister, veranstaltet eine gute bewirthung M. 9a. na grit
dif caffi>u na saouzan Macht mir nicht kummer noch sorge
B. 38. na gret quet ho pidif Ne vous faites donc pas
prier [wörtlich: verursacht Qberhaupt kein gebet von euch]
M. 5 b. pan noz eux difme autreet an teir requet, an pe-
dervet gret Da ihr mir die drei bitten nicht gewfthrt habt,
gewährt [macht] die vierte M. 37b. me en renoncc net
na gret douet loh verleugne ihn durchaus, hegt keinen
sweilelM. 81b. crachyt oar he fry ha gret e aeren Speit
auf seine nase und bindet ihn [wörtl. : macht eine bindung
von ihm] M. 82 a.
Optothr:
Sg. 3. pers. doe an autrou ro greay Ionen Möge Gott
der herr euch freudevoll machen M. 9 a. da doe reomp
graczou e madou: ma hon gray Ionen An Gott lafst uns
dank richten fE&r seine wohlthaten, möge er uns freudevoll
machen M. 63 b.
Infinit, act. ober.
die mittelbretonischen unregelmäTsigen verba. 357
Beispiele, mez goaranto de ober Ich verspreche
dir es zu thun M. 14b. clescont prob ma disober Sie
suchen einen beweis mich zu verderben M. 23 b. Dies ist
offenbar ein lehnwort von opera; so corn. ober P. 31 2
pl. oberow K. 2599.
Passivnni:
Praes. ind. me venn ez grab er rac ma emenx [leg.
memeuxj se diliberet Ich wünsche, dafs es gethan wird,
denn ich habe darüber entschieden M. 23b. an volante
divin a venn ez grabe r anterin an fin din a determinas
Der göttliche wille (voluntas divina) wünscht, dafs der treff-
liche zweck, für den er es bestimmt hat, vollständig er-
tollt wird M. 41 b. petra voe da doe goazaf an chancc
han viltancc las a graer dit dre cas? Warum duldete
Gott [wörtlich: was war es Gott zu dulden] das Schick-
sal und die grausame nichtswürdigkeit, die dir aus hals zu-
gef> worden ist? M. 127 a.
Secundfires praesens, da mab an guerchez ez graet
encres bras Dem söhn der Jungfrau ward da grofse gewalt
angetban M. 84a. göret an cas Die sache ist abgemacht
M. 95b.
Part, praet graet, gret.
Beispiele, pan voe graet an pechet quentaf Als
die erste sünde begangen ward M. 30a = p. v. great
[leg. graet?] a. p. q. M. 35b. goude bout graet salv Nach-
dem er ganz gemacht worden M. 76 a. pa songiaf ho be-
zaf duet hac em- graet den Wenn ich denke, dafs ihr
gekommen und selbst mensch geworden seid M. 24 a. ez
oof en effet em -graet den Ich bin in der that selbst
mensch geworden M. 29 b. reson ez ve gret (Es ist) grund
(da), dafs es gethan werden sollte B. 124. rentaf gracou
a griff dan trindet pan off gret mam laouen loh will der
dreieinigkeit danken, da ich eine freudevolle mutter gewor-
den bin B. 98.
358 Stokes
VIL REIF geben.
Praesens:
Sg. roaf, rof 1. pl. rehomp
*rehez 2. rehet, reit
re, ro 3. reont
Beispiele. Sg. 1. pers. dihuy oar nndro ez roaf
aa gallont man Zu derselben zeit gebe ich each diese
macht M. 56a. ma malloez a roaf dan bilen Meinen flach
gebe ich dem Schurken M. 74 a. ma bouzellou da mil ton-
cec a roaf an quentaf pret hac ez roaf ma fry da santaf
pep fler infernal Meine eingeweide gebe ich an dem ersten
ort an, tausend kröten, und meine nase gebe ich, jeden
höllischen gestank zu riechen M. 98b. un chapelet a rof
dit en signifiancc ez out souveren oar holl heraudet Einen
kränz gebe ich dir zum zeichen, dafs du oberherr bist
Aber alle herolde M. 180 b.
Sg. 3. pers. Grec man re dit da mab Weib, ich gebe
ihn dir zum söhne M. 140 b. na perac hoaz voe dit lazaf
nep a re buhez Und warum ferner muistest du den tödten,
der leben gibt*) M. 150b. men re dit da ober pez a
quirj Ich gebe ihn dir, zu thun was du fbr gut hältst
M* 153a. Me Juzas am em-ro dihuy, Lucifer Ich Judas
gebe mich selbst dir, Lucifer M. 97b. Unpersönlich: me
en ro dihuy Ich gebe ihn euch M. 118b. dida me ro hy
da bout dit mam Dir gebe ich sie, da& sie dir eine mut-
ter sei M. 140 b.
PI. 1. pers. ez eu ret en rehomp de mam Es ist n5-
thig, dafs wir ihn seiner mutter geben M. 159 b.
PI. 2. pers. dan diot se en e rehet ha me cbommo
noaz Ihr gebt es diesem schwachkopf und ich soll nackt
bleiben M. 104b. na reit diffme nep respont mat Hur
gebt mir keine gute antwort M. 43 a.
PI. 3. pers. pez testeny ha pez respont a reont y
*) na h«t miUelbretonisch 6fter8 die bodentang «und« oder »ja*. So
denke ich aacb in der cornischen Passion 26, 8. VgL vielleiebt pai, nae.
die mittalbratonisehen muregftlmäMgm verb«. 359
oArnoof Welches sengnilB und welche aatwort geben air
mir? M. 112b.
Bemerkung. Die 1., 2. und 3. pers. sg. dieses tem-
pus lauten com. rof, retb oder reyth, re oder rea;
1. pers. pl. ren.
Pntterittiiii:
Von diesem tempus habe ich nur die 3. sg. gefunden
reas, roas (roaz), res.
Beispiele, ahane en lamas ha da Galile en reas
Da lieA er ihn frei und beschenkte ihn in Galilaea M.
215a. eu pnnission en roas ma tat da hat Adam Es ist
eine strafe, die mein vater Adam's samen auferlegte M. 65a.
da pep unan dan bihannaf *) ez roas ment, squient, jonll
frsnc gantaf da bezaf fiir Jedem , dem geringsten gab er
▼eistand, erkenntniis, freien willen damit weise zu sein
M. 94a. de quer mam Mary, da bout map dezy, ez roas
Jahan he ny, hac en roas hy da mam benniguet dezaf
Seiner theuren mutter Maria gab er, ihr ein söhn zu sein,
ihren nefFen Johannes, und er gab sie ihm als eine geseg-
nete mutter M. 140 a. ez roaz dezei e corff glorius Er
gab ihnen seinen herrlichen leib M. 19a. me ho ros ho*
antec en scecret Ich gab sie willig im geheimen B. 164.
me ros dezi un poes lin Ich gab ihr ein pfond flachs
B. 168.
Fntamm:
Sg. reif 1. pL
roy 3. rohint.
Beispiele. Sg. l.pers. nep pe da ez reif me an
bara gluibyet, dre hennez traysset viziff Der, dem ich das
eingeweichte brot geben werde, von ihm werde ich ver-
ratben werden M. 60 a.
Sg. 3. pers. men roy deoch Ich will ihn euch geben
M. 18a. goulen sder an pez a quin ha dit men roy Er*
*) ICftn beachte die Terdoppelang des n in diesem snperlAtiTy herrtthrend
Ton einem aBsimilieiten y: bihannaf sa altcelt. *biccaniAmo-s. Da»-
ialbe flsdet sidi in den oomisdien comparaüven.
aOO Stokes
bitte deutlich, wss du wflnsehest) und ich will es dir ge-
ben B, 178.
PI. 3« pers. mar hen entent an tut a prts nan re ysel
ez rohint deomp croel bresel Wenn die edeln oder das
▼olk dies hören, werden sie gegen uns einen grausamen
krieg führen [wörtlich: werden sie uns geben] M. 217b.
Secmic^äreB pFaesens:
sg. rohe 3. pl. rohent.
Beispiele, mar carhe men rohe dezaff Wenn es
ihm recht wäre, wQrde ich es ihm geben B. 164. (me)
amen [leg. a menn] pidy ma disquiblion maz rohent hy
ho benediction Ich wOrde meine jQnger bitten, dafs sie
ihren s^en gäben B. 118.
Secundttres praeterituni:
Von diesem tempus habe ich nur die 2. pl. rosech
gefunden.
Beispiel, a huy proffe ez rosech lin de
yuynou? Wfirdet ihr beweisen, dafs ihr flachs in ihre bände
[wörtlich: „ihren nageln«"] gabt? B. 170.
Optativ;
1^. 3. pers. doe ra roy deoch ioa paradoes! Gott
gebe euch frende des paradiesesl B. 16.
Imperativ:
8g. 1. pl. reomp
ro 2. reit
*roet 3. roent
Beispiele. Sg. 2. pers. ro avanc dif Gewährt mir
beistand M. 95b. ro dif oarse manyer da menrell garv a
un marv vil Gib mir dann einen weg an, grausam eines
denden todes zu sterben M. 96 a« me az pet, ro un re-
quet dif Ich bitte dich, verleihe mir eine gäbe M. 152b.
ro y [MS. roy] breman a goez an tut maz vezo burzut
reputet Gib ihnen jetzt vor dem volke, dals es itkr ein
wunder gehalten wird B. 128 (burzut, wie com. barthus,
marthus, ir. fert, von lat. virtus).
PI. 1. pers. da doe en place reomp graczou e madon
Gott lasset uns jetzt danken [wörtlich: dank geben] f&r
die mittelbretonischeD nnregelmäfsigen verba. 961
seine gQter M. 63a. un cedr yvez reompny dezaf Ein
scepter auch lasset uns ihm geben M. 109 a.
PI. 2. pers. onan a pevar reqaet da bihanhaf reit dif
pan ho pedaf Eine wenigstens von vier gaben gewährt mir,
da ich auch bitte M. 26a. de roe reit e glan Gebt ihn
zugleich seinem könige M. 102a. reit dif oar se loman
an croas Gebt mir dann den schalt des kreuzes M. 132b.
dihuy ny a snply, Pylat^ reit deomp tut a armen eguyt
evezhat an bez Wir bitten euch, Pilatus, gebt uns bewaffnete
mfinner [wörtlich: volk der waffen] um das grab zu be«
wachen M. 166b. pan edomp aman didan coat, reit diff
tizmat ma pligadur Da wir hier in einem walde sind, ge-
währt mir rasch meine lust B. 40.
PL 3. pers. roent ef tiz do em-acuytaf Lct them give
him (up in order) to acquit themselves M. 214 b.
Infinitiv, reiff, reif, rei.
Beispiele, bennoez roe tron ren preseruo da reiff
dezaf buhez mat Der segen des königs der throne bewahre
ihn, um ihm ein gutes leben zu gebenl B. 200. try cant di-
ner, hep reif termen, da reiff da peauryen Dreihundert
Pfennige, ohne zeit zu gewähren, dem armen manne zu
geben M. 15b. goude reif dit auctorite Nachdem er dir
ermächtigung gegeben M. 85 a. reif rez dezaf a un be-
vraig cref da efvaf (Es ist) ndthig ihm ein starkes getränk
zu trinken zu geben M. 143a. nep na pris quet rei da
peauryen Er der kein acht darauf hat den armen leuten
zu geben M. 12a. deomp aßb da rei da gouzout dan tut
so edivottt hyrvoudus Lafst uns schnell gehen, den leuten
kenntnifs zu geben, die um ihn betrübt sind M. 209 b.
Part, praes. act. oz reif. Part praet. pass. roet.
Beispiele, oz reif da gouzout Dir zu erkennen
gebend B. 50. maestr, roet ezeux difme da corff Meister,
du hast mir deinen leib gegeben M. 57 a. da faezaf en*
clination roet eu Raeson so ytron bras Neigung zu er-
obern ist Vernunft gegeben, die eine grofse dame ist M. 95a.
(b)a gracc (h)a gallout hac an guir ordren da renaff so
roet dezaf Beides, gnade und macht und die wahre würde
zu herschen sind ihm gegeben B. 78.
a02 8tok«s
Bemerkangen. Die worzel dieses Wortes ist rä
geben, welches in einigen fonnen regelmftftig zn ro er-
weicht wird; das re in andern (wie in lat. re-or rd-ri)
scheint auf ein thema rftja hinzudeuten (Zeitschr. VIII,
69). Ueber entsprechende comische formen vergl. Norris
C. D. II, 282. Im welschen ist das Terbum „geben» rhoi
(rown darem, rhoid dares Pughe s. y.). Im irischen
habe ich das verbum gefunden in der 3. pl. imperat. act.
und der 3. sg. des secnnd&ren praes« pass. ni-riat [leg. ni
riat] na-d&nu diadi ar-an-indeb domunde (gL non turpe lu«
crom sectantes) Lalst sie nicht die göttlichen gaben zu dem
weltlichen gewinne verleihen Z« 1047. dig^ni cummen o^
taig rith» fri-^ladach macmaile odr» • . • • ar-ech . n • donn.
rithae int-ech-sin fri-colman nam-bretan ar-chumil.n.arg-
git Gammen machte ein gewand, (welches) an E., den
söhn Mael Odrae^s, fbr ein braunes rofs gegeben wurde.
Dieses rols ward an Colmin von den Briten gegeben f&r
einen camal silber Lib. Arm. 17b. 1.
Andere verba, die von Legonidec als unregelmfUmg
verzeichnet worden, sind entweder ft- oder ia»st&mme: z. b.
gallout im stände sein, ein ia-stamm, wie alle verba, de-
ren infinitiv auf -out endet.
Pneaens indicsct:
Sg. gallaff M. 29a 1. pl. galhemp M. 223b.
galhes M.88b 2. guelhet*), galletM.45b.B.118.
guell*) M.138a 3. galhent M. 184b.
Praet. sg. 3. person. g alias M. 95b. fut. sg. 1. pers.
guillif M. 5b. Sg. 3. pers. gallo B. 48. Secund. praes.
sg. 1. pers. gallhenn M. 133a. Sg. 3. pers. galhe M.24b.
Secund. praet. sg. 2. pers. galses M. 15b. Sg. 3. pers.
galse M. 205a. PI. 2. pers. galsech M. 153a. Conj.
sg. 3* pers. gallo M. 138a. Pass. praes. sg. 3. pers. gal«
her M. 34b.
^ Man beaolito dan wnlAnt.
Simla, 31.juli 1866. Whitley Stokes.
zwei altceltiBche bilingaes. 363
Zwei altceltische bilingues.
Die erste dieser bilingues wurde zu St. DogmaePs bei
Cardigan in Wales aufgefunden und mit einem genauen
facsimile von Mr. Westwood in der Arcbaeologia Cam-
brensis fbr April 1860 veröffentlicht. Sie ist auch abge-
druckt in meinen „Three Irish Glossaries^ praef. LVI :
SAGRANI FILI
CVNOTAMI
-ir»-+ir-+^-~^-T*-f-~
Die zweite wurde 1860 zu Killeen Cormac, einem alten
kirchbof bei Dunlavin in der grafschaft Kildare, Irland,
durch den Rev. John F. Shearman, einen irischen katho*
fischen geistlichen, aufgefunden. Sie ist mit einer interes*
santen abhandlung des entdeckers in den Proceedings of
the Royal Irish Academy vol. IX, part III, p. 293 veröf-
fentlicht. Die zQge der inschrift sind dort sehr genau
wiedergegeben (ich kann dies mit bestimmtheit versichern,
da Mr. Shearman mir freundlichst einen abklatsch von dem
monumente selbst zugesendet hat) ; und der einzige irrthnm
ist der, dafs der zweite strich des D (jj), mit welchem
der Oghamtheil beginnt, nicht ganz auf die linie herabge-
ftihrt ist:
IVVElfiDRVVIDBg
-" — Br'"-mr-iiir — ir-^-"-ir
Der Oghamtheil der inschrift von St. DogmaePs lautet von
links nach rechts (auf dem atein vom boden aufwärts):
SAGRAMNIMAQICUNATAMI.
Der Oghamtheil der inschrift von Killeen Cormac lautet:
DÜFTANOSAEISAHATTOS.
Daa Ogham des ersten steins führt darauf das lat. Sagrani
als einen irrthum des Steinmetzen f&r SAGRAMNI anzu-
sehen. Dies halte ich ftlr den gen. von *sagramnos,
einem particip auf m(e)no ss skr. mftna, griech. fievo,
lat. mno (in al-umnus, Yertu-mnus, da-mnum). Die
364 Stokes
Wurzel SAG, woher auch SAGARBTTOS*), scheint er-
weicht aus SAC, skr. saK, womit Benfey lat. sacer ver-
bunden hat. So entstanden die altir. denominativa auf
-aigim (w. -ah am, -aam) nach Siegfried aus *-akjämi,
so lat. digitus, viginti aus *dicitus (wz. dip), *yi-
ciuti, jreixoau Der name Sagramnos wQrde also sacratus
bedeuten.
Cunatami oder, wie im lat., Cunotami, scheint der
gen. sing. masc. von dem e. n. Cnnatamos (mittelw. Con-
daf Lib. Land.), dem Superlativ des adj. cuno-s altus.
Die Casusendung -i ist durch den umlaut im altir. com-
-nessim proximi Z.287 angedeutet. Das suff. tamo möchte
ich mit skr. tama, lat. timo, got. duma (thuma?) in
hin du man vergleichen. Das adj. cuno ist häufig in alt-
britischen namen, so Cunobilinus, Cunomaglus, Maglocu-
nus u. s. w. Siehe Zeufs praef. VII, wo auch verglichen
werden: gall. aQ-xvvia oqh}^ w. cwn summitas, in compos.
altus und ir. cnocc coUiculus, ulcer, gibbus, welches =:
mittelbret. knech. Mit cuno verbindet Siegfried w. cy-
nawg chief und mittelir. conaichi (gl. felicior); würzet
scheint KU, wozu vielleicht lat. cuneus, cautes, skr.
wz. 90.
maqi filii, wovon Cunatami abhängt, ist der geu*
sing, von maqos = gall. *mapos (ir. macc, w. map),
woher das diminutiv mapilus Fröhner 1453, bei Glück
Kenos, Moinos und Mogontiäcon 27.
Ich übersetze also den celtischen theil der inschrift:
(Lapis sepulcralis) Sagramni filii Cunotami.
In der inschrift von Killeen Cormac sind die wortc
gleichfalls im gen. sg. zu verstehen, regiert durch ein wort
mit der bedeutung grabstein. Dies scheint die regel in
solchen altceltischen monumenten, und ich erinnere nur an
ein beispiel — > Lie luguaedon maccimenueh, die in-
*) Ich finde diese form in einer inschrift — TOGITACCMAQQISAGAR-
ETTOS — von welcher eine copie unter Siegfried*s papieren; den ftindort
hat er nicht angegeben. Mit Togitacc (abgekürzt für Togita cci?) vgl.
Togirix Duchalais 286, ir. toigh jacandos.
zwei altceltiflche bilingues. ')65
Schrift auf einem grabstein za Inchaguile in Lough Cor-
rib (O'DoD. Gr. lii), wo ein wort mit der bedeutung stein
wirklich vorliegt. Das lateinische ist wohl verderbt. Ich
mGchte emendieren:
(Lapis sepulcralis) lUVENEs DRÜIDES,
wo juvenes druides genitive sg. fdr juvenis druidis*).
Vgl. den altir. stammnamen Maccudruad.
Den Oghamtbeil der inschrift möchte ich so abtheilen:
DUFTANO SAEI SAHATTOS
Duftano fbr ^Duftanos — mit verlast des s vor dem
s des folgenden wertes — nehme ich A)r den gen. sg. ei-
nes Stammes auf -n, wie das oben citierte Lugnaedon
(lugu s kkaxv^ aedon = ctid'covog?) und Nemauidon
(filium nemanidon mocu sogin Adamn4n's Vita Colum-
bae, ed. Reeves, p. 108); wurzelhaft mag es verwandt
sein mit dem gewöhnlichen irischen namen Dubhthach,
mit f (oder v?) für bh.^
Sa ei nehme ich f&r den gen. sing, von *8aeos oder
saios, altir. sai sophus (nie s6i Beitr. IV, 174). Indem
ich hier den häufigen ausfall von p im inlaut annehme
— z. b. caut = Caput, oa = rjnag^ suan = svapna
foaid sopiebat, cf. sväpajämi — möchte ich säi mit lat.
sapins in ne-sapius vergleichen.
In sahattos mag h nur eingeschoben sein, um den
durch ausfall des p erzeugten hiatus zu vermeiden, denn
anch dieses wort ziehe ich zur wz. sap, woher lat. sapio,
sapiens, ahd. antseffan intelligere. Ich will hier be*
merken, dafs — mit aller achtung vor Curtius — aatpriq^
ö6q>og^ 2iawfog mir mit dieser wurzel nichts zu thun zu
haben scheinen. Diese griechischen Wörter vergleiche ich
mit lat. sibus callidus sive acutus, womit Siegfried trotz
der verschiedenen bedeutung altir. sab firmus, fortis zu«
sammenbrachte. Nach seiner form schiene sahattos (fbr
*8apattos *sapantos) ein adj. stamm auf nt zu sein,
^ So steht in dem irisch-lateinischen commentar zum Marcus in der
uniTentt&tsbibliothek zo Turin os turtores f&r os turturis.
366 Stokes
und der aasfall (oder assimilation?) yon n vor t — wie in
altir. participialformen wie tee, jetzt teo warm, plur. teit
luxuriosae Z. 80; cara gen. carat amicus u. s. w. (s. beitr.
I, 457) bereits stattgefunden zu baben. Eine ähnliche en-
dung findet sich in dem oben erw&hnten SAGARETTOS.
In der bedeutung wie in der wurzel fasseich also sahat-
tos als identisch mit lat. sapientis und übersetze dem-
nach den celtischen theil der inschrifl:
(lapis sepnlcralis) Dubtanis sophi sapientis.
lob nehme die gelegenheit wahr einer celtischen in-
schrift zu erwähnen, welche noch nicht die beachtung ge-
funden hat, die sie verdient. Ihr fundort — Forfarshire
in Schottland und der name mit dem sie beginnt, schei-
nen sie als pictisch zu erweisen. Die folgende copie ist
von einem abdruck im besitze meines verstorbenen freun-
des dr. Petrie. Die inschrift ist auf einem steinkreuz ein-
gegraben und mag aus dem 6ten oder 7ten Jahrhundert
sein.
DROSTEN •
IPE UORET
ELT FOR
GÜS
Drosten, Uoret und Forgus sind offenbar eigennamen.
Der erste ist allen, die sich mit der alten schottischen ge-
schichte beschäftigen, bekannt und mag vielleicht von der
WZ. dhrä herstammen, von der ägaavg^ O^gaittiq undgot
gadaursan ö'oqqüv. Uoret ist gall. Voretus (bibl. d. ob.
IV, 326), Voreto-virius Beitr. III, 167, w. guoret-ris
(lib. land. 206), bret Pasc-uuoret (Cart. roton. ed. Cour-
son, 97), Vuor- uoret (ibid. app. 359). Bud-woret (Glück
K.N.81). Es kann nach der gleichungPean-fahelsPen-
guaal nicht bezweifelt werden, dafs altcelt. v im anlaut vor
vocalen pictisch als f erscheinen kann. Wir können deshalb
Forgus mit dem ir. Fergus identificieren. Das vorletzte
wort elt scheint = com. eis (gl. privignus). EU erscheint
als theil eines eigennamens in altw. eltguhebrie, elt-
guebrie, eltguobri (L e. gloriae privignus?) Z. 139, 627,
zwei altcelftisehe bilmgiies. 367
und da es somit wahrscheinlich ein verwandtschaftsDamo
ist, so dürfte von ipe dasselbe gelten. Ich möchte es
etwa za skr. äpja verwandter stellen, womit Anfreobt
(zeitschr.y, 359) ^mog^ lat. äp in apisci, aptus, apere
anbinden zusammenbringt. Ich gebe zu, dafs ich in den bri-
tischen dialecten keine verwandten von ipe gefunden habe
(ir. eipi in Cormac's glossar s. v. Epscop fina ist viel-
leicht dasselbe wort, doch ist die stelle leider verderbt),
aber dasselbe kann man von dem pictischen, von Mr. Skene
aas der pict. chronik angeführten duipr dives sagen,
das nahezu gewifs = skr. dipra leuchtend: cf. lat. dives
von DIV leuchten.
Simla, aug. 1866. Whitley Stokes.
Stn^j IrSnx del m. «ff. 6. 1. As coli Articolo primo: SfUdatare dell
«Dtica Mpirata. Aus den Memorie del R. Istitnto Lombardo T. X,
della Serie m.
Die vorliegende abhandlung berührt einen gegenständ,
den wir ftkr einen der wichtigsten in der iranischen laut-
lehre halten mflssen und von welchem auch in dieser Zeit-
schrift schon (^fter die rede war; das alter und die entste-
hong der alt^ränischen harten und weichen aspiraten und
ihr verhSltniüs zu den sanskritischen. Es ist dies eine von
jenen fragen, welche kaum von der linguistik allein gelöst
werden können, bei welchen diese selbst von gewissen ge-
schichtlichen Voraussetzungen auszugehen pflegt. Um den
gang der entwicklung dieser buchstabenklasse zu verfolgen,
mufs man sich eine bestimmte ansieht Ober die reihenfolge
der alter&nischen dialekte gebildet haben. Nimmt man
mit Lepsius und anderen an, das altbaktrische sei der äl-
teste unter den iranischen dialekten und das altbaktrische
aiphabet sei eigens fllr diesen erfunden und in Baktrien
selbst festgesetzt worden, so wird man auch von allem an-
fange an behaupten, das alteränische habe stets die harte
und weiche aspirata besessen, ebensogut wie das sans-
368 Spiegel
krit, aber der gäthadialekt und das altpersisohe hätten die
weiche aspirata eingebOfst. Ordnet man aber nach der an-
sieht, welche ich in meiner altbaktrischen grammatik aus-
gesprochen habe, das altbaktrische als das jüngste glied
in die alteränischen sprachen ein, so wird man zu der
Überzeugung gedrängt, das alteränische habe die weiche
Spirans ursprünglich nicht besessen oder, richtiger ausge-
drückt, die altindogermanische aspirata media sei ihm ver-
loren gegangen und die altbaktrische weiche spirans sei
eine spätere entwicklung, welche mit der alten aspirate
ebensowenig zu thun hat, als etwa die italienischen pala-
talen mit denen des sanskrit und altbaktrischen.
Der verf. der vorliegenden abhandlung verfolgt indefs
den gegenständ nicht bis in die arische oder indogerma-
nische zeit hinauf, sondern spricht blos von der aspiration
innerhalb der eränischen sprachen, wobei aber die eben
berührte Vorfrage nicht ganz zu umgehen ist. Seinen re-
snltaten müssen wir theils zustimmen, zum theil aber auch
von ihnen abweichen. Richtig scheint es uns zu sein, wenn
hr. A. gegen Fr. Müller und den ref. die ansieht festhält,
es sei nicht nothwendig, dafs altb. th immer erst in 9 und
von da in h übergegangen sei. Wir geben jetzt unbedingt
zu, dafs die harten aspiraten des altbaktrischen und alt-
persischen wirkliche aspiraten waren, wie sie denn auch
vielfach den sanskritischen — und namentlich altb. th dem
skr. th — entsprechen; es ist daher auch nicht nothwen-
dig, dafs th sich erst durch Vermittlung von 9 in h ver-
wandeln müfste, es konnte neup. pah an breit unmittelbar
aus pathana, göhän weit aus gaßtha abgeleitet werden.
Zu diesen beispielen ist wohl auch neup. diham, ich gebe,
zti fbgen, das ich, abweichend von hrn. Ä., nicht auf da-
dhämi, sondern auf dathämi zurückleite. Wie mit dem
neupersischen verhält es sich auch mit dem armenischen,
fbr die Verwandlung eines alteränischen th in h in dieser
Sprache, hat noch neulich de Lagarde (gesammelte abhand-
lungen p. 8 fg.) genügende beispiele gegeben. Weniger
einverstanden können wir sein, wenn hr. A. (p. 9) annimmt,
aiaeigen. 309
d&b aich th in p verliftrte, ähnlich wie dh in z. In Auen
wie ba^ta aus band scheint mir doch der weg der sein
SU mOssen, dafs sich bad-ta in bath-ta umsetzte (wie
thakhta aus than^) und erst dann in ba^ta Überging.
Wenn daher im altpersischen yith dem altbaktrischen vi 9
entspricht, so kann ich darin nur sehen, dals die ausspräche
von th uud 9 sich sehr nahe standen, eine thatsache, welche
auch durch andere erscheinungen bestätigt wird. Ebenso
6ollten wir im altbaktrischen dem altp. mathista gegen-
über einen Superlativ mapista erwarten und es ist wohl
blolser zufall, dafs derselbe nicht vorkommt, denn das alt-
baktrische kennt ein thema map, groüs (cf. die belegstellen
bei Justi), dessen comparativ mapjanh ist und zu wel-
chen noch ein Superlativ mapista gebildet werden sollte.
Daneben finden wir aber auch noch ein thema mazat,
comp, mazjanh, superl. ma5ista. Das verhältnils ist also
dasselbe wie im griechischen, es entspricht map, map-
janli dem gr. fjiaxgogj firjxiutVy fjiTjxKfvog, dagegen mazat,
mazjanh mazista dem gr. ^ä^^a^*, fAsiCwv^ fieyurrog. — Nur
in wenigen fällen hat das neuer&nische die aspiration fallen
lassen und die muta in die mediale Spirans umgewandelt
cf. idar =3 ithra Sdar aus ätars oder vielmehr aus dem
schwachen stamme äthra. In ardaäer, das auf den Sä-
sänideninschriften noch artaäetr lautet, ist die sprachein
Terhältnifsmäfsig kurzer zeit noch weiter gegangen und
bereits bei dem erst aus d entstandenen j, e angekommen.
Weniger einleuchtend als der Übergang von th in h
ist uns die annähme hrn. A.'s, dafs auch gh, dh erst in h
and von da aus in j übergegangen seien. Zuerst das ar-
menische. Wir glauben allerdings nicht, wie Fr. Müller
annimmt, dafs die armenischen formen wie hajr vater,
majr mutter, egbajr bruder so zu erklären seien, dafs
sich die schwachen formen pathr, mäthr, bräthr erst
in papr, mäpr, bräpr dann in pahr, mähr, brähr
aufgelöst hätten und so endlich bei den anderen armeni-
schen formen angelangt wären. Bei dieser annähme bliebe
uns khojr, Schwester, unerklärt, denn dieses wort mufs
B«itrige z. Tgl. sprachf. V. 8. 24
370 Spiegel
anf qhanha zurflckgefbhrt Verden, j würde also in diesem
beispiele dem altbaktr. nh ss altindogerm. s, in den übri-
gen aber dem th entsprechen« Nach hm. A-'s annähme
entgeht man dieser Schwierigkeit allerdings: wir kommen
von pathr, mathr etc. unmittelbar auf die formen pahr,
mähr ohne den laut h erst noch durch die Sibilanten hin-
durch gehen zu lassen. Allein die abstufung pathr, pahr,
faajr kehrt das historische verhältnifs um, welches Peter-
mann (vgl. dessen gramm. ling. Armeniacae p. 31 fg.) mit
hülfe der armenischen bibelübersetzung ermittelt hat. Es
kann nicht zweifelhaft sein, dafs j die ursprüngliche gel-
tung des fraglichen armenischen lautes war und dafs er
erst später die ausspräche eines h erbalten hat und sehr
richtig weist Petermann bereits auf die hebräischen verba
n^'b hin, in welchen gleichfalls ein ursprüngliches j in h
übergegangen ist. Es scheinen mir daher die formen hajr
majr aus erweichten formen fadhr, mädhrzu erklären,
solche er weichungen sind ja im altbaktrischen nicht selten
und die form fedrö findet sich sogar in den gätbSs.
Auch khojr schwester ftigt sich dieser regel, nur darf
man als urbild nicht das altbaktrische qhanha, sondern
eine nebenform, etwa qapta, annehmen, welche unsem
svistar entsprechen würde, 9 ist ausgefallen und t hat
sich erst in dh später in j verwandelt. Wegen des Über-
gangs von gh, dh in h und von da in j müssen, wir be-
merken, dafs es eben an beispielen für die Zwischenstufe
mit h fehlt. Wir kennen im huzväresch rustäkän pärn
ru^tägän neup. rustäjän, huzv. dänäkän pärsi dänä-
gän neup. dänäjän aber nirgends eine form mit b. Das-
selbe ist der fall mit d, dh. Wir kennen huzv. patmfi-
tan pärsi padmüdan neup. paimüdan, huzv. patmän
pärsi päd man neup. pai man; es läfst sich nicht anneb-
men der vocal i entspreche dem endvocale von paiti,
denn dieses schliefsende i, war, wie man aus dem huzvä-
resch und pärsi ersieht, längst abgefallen. Die von v^
angenommene form Adarbädagän findet ihre stütze tbeils
an Neriosengh (cf. p. 106. not meiner ausg.), dem huzv-
anzeigen. 371
atunpätakdn und armenifich atrpätakan, auch uitoa-
naxaxav (cf. de Lagarde ges. abh. p. 178). Hieraus entsteht
nach unserer theorie ganz regelrecht Ädarbaig&n, Adar-
baigän. Parallel hiermit geht auch die entwickinng des
w, welches in neup. zu v geworden, zum theil auch ganz
▼okalisirt worden ist. Ohne anhaltspunkte ist indefs auch
hr. A. fbr seine ansieht nicht, dies mufs zugegeben wer-
den, selbst wenn es gelingen sollte von den durch hm. A.
angeführten beispielen noch einige zu streichen: so gehört
arm, pa hei wohl schwerlich zu altb. päd, sondern eher
zu 9pa9, über diham =b dathämi haben wir bereits
gesprochen. Zweifelhaft ist mir auch nihuftan (verber-
gen) das h. A. auf skr. gup zurückleitet, nicht blos weil
die Wurzel gup bis jetzt im iranischen sprachenkreise
nicht nachgewiesen ist, sondern auch, weil die älteren for*
men nahunbet und dgl. lauten (cf. meine pärsigr. 97).
Aber unzweifelhaft ist das aus Bayiaravov entstandene
Behistän oder Behistün*), wofür sich auch bei Fir-
dosi bereits Bisutün findet, was ich, einer Volksetymolo-
gie zu lieb (bi sutfln, ohne Säulen) aus Beyistün um-
gelautet halte. Es scheinen mir aber nicht diese formen
nacheinander, sondern gleichzeitig nebeneinander bestanden
zu haben. Unleugbar ist femer dafs altb. 9 p ad ha dem
neuem sipäh, zrädha dem neuem zrah, zara entspricht,
ebenso nihädan aus nidhä entstanden ist. Ich kann die
gründe nicht nachweisen durch welche in diesem Wörtern
dh in b umgewandelt worden ist, sie gelten mir aber f&r
blolse ausnahmen von der allgemeinen regel.
Sehr ansprechend ist auch hrn. A.'s vermuthung, dais
das altp. zeichen, welches man gewöhnlich tr liefst und
das Lepsius s zu lesen vorschlägt, hr zu lesen sei, es
würde dadurch erklärt, warum man in der inschrift von
Artaxerxes III mithra und nicht mitra geschrieben fin-
det. Anderseits macht uns auch wieder bedenklich, dafs
*) Mit rttcksicht auf da» bei Diodor vorkommende BayiaTavov ist ohne
zweifei die fonn Behistän die ttltere and ä bloa vor n in fi umgelentet.
Die form Be hie tun findet sicli übrigens schon bei Jaqfit
24*
872 Spiegel
nach hrn. A.'s tbeorie Artakhsahra zu lesen w&re, wäh-
rend doch noch die Säsänideninschriften artakhsetr zei-
gen. Wir wfiDBchen aufrichtig, dafs hr. A. seine aufmerk-
samkeit auch femer dem eranischen Sprachgebiete zuwen-
den möge, welches ihm schon mehr als eine scharfsinnige
aufklärung verdankt.
F. Spiegel.
Gmnmatik der altbaktrisehen Sprache nedst einem Anhange ttber den
G4thfidlalekt. Von Friedr. Spiegel. Leipzig 1867.
Dem hochverdienten Verfasser der vorliegenden gram-
matik des altbaktrisehen gebohrt auch fbr dieses werk, das
nur er zu schreiben im stände war, der vollste dank sei-
tens aller, welche sich mit indogermanischer sprachwissen-
Schaft beschäftigen. Justis grammatische Zusammenstel-
lungen sind nicht leicht zu benutzen, jetzt liegt uns zum
ersten male eine eigentliche grammatik, die auch die Syn-
tax ausführlich darstellt, zu bequemem gebrauche vor;
überdies ist es vom gröaten werthe neben Justis ansichteo
die Spiegels zu besitzen. Beide werke habe ich fQr mein
oompendium durchgenommen; das was ich dem Spiegel-
sohen buche verdanke wird in den nachtragen und berich-
tigungen zum compendium^ welche der indogermanischen
Chrestomathie beigegeben werden, zu lesen sein. Im gro-
isen und ganzen stimmen Spiegel und Justi flberein, da
ja letzterer zumeist nach • Spiegels ausgäbe des Avesta ge-
arbeitet hat. Wo beide von einander abweichen, z. b. be-
züglich des augments, das Justi dem altbaktrisehen ab-
spricht, der 2. pers. dual., die Justi als 3. deutet, der
3« plur. medii optativi, die Justi als 3. plur. imperf. indica-
tivi des causalstammes fafst u. s. w., muls refer. die ent-
scheidung denen überlassen^ die das altbaktrische zum
specieUen gegenstände ihrer Studien gemacht haben. Selbst
da, wo ich eine entscheidnng getrofim habe, nehme ich
anstand dieselbe hier zu erwähnen; überhaupt bescheide
azizeigen. 373
ich mich auf den Inhalt des buches einzugehen, wozu ich
nur denjenigen für vollkommen befähigt halte, der die alt»
baktrischen Sprachdenkmale in ihrem ganzen umfange, die
art ihrer fiberlieferung und die commentare und Über-
setzungen zu denselben erschöpfend studiert hat. Da ich
diese Studien nicht gemacht habe, so kann ich das vom
verf. gegebene nur mit dank auf seine autorität hin an-
nebmen, wobei freilich nicht ausgeschlossen ist, dafs ich
zweifelhaftes erst genauer prüfe und nachschlage, ehe ich
es für meine zwecke verwende. Hier will ich nur über
die anordnung und die darstelluugsweise sprechen, die
Spiegel gewählt hat.
In diesem puncte kann ich aber in vielem dem hoch-
geehrten verf. nicht beistimmen und möge mir derselbe
ZQ gute halten, wenn ich es offen ausspreche, dafis er
seinen trefflichen neuen wein in alte schlauche gefalst hat
Es ist eher noch dem verf. einer schnlgrammatik zu verzei-
hen, wenn er den alten schlendrian über gebühr beibehAlt;
in einer grammatik jedoch, die nur für Sprachforscher und
solche die es werden wollen, geschrieben ist, ist es durch-
aas nicht zu billigen, wenn z. b. die lehre von der bildung
des comparativs und Superlativs, der zahl werte (cardinal-
zahlen, Ordinalzahlen n. s. f.), der causativstämme u. s. f. des
verbums, der participia, des infinitivs u. s. f. u. a. dergl. bei
der sogenannten „flexionslehre^ anstatt bei der lehre von
der Stammbildung ihren platz findet. Der „bindevocaI%
dem nun Georg Curtius (zur Chronologie der indogerma-
nischen Sprachforschung, Leipzig 1867, s. 40 flg.) den
gnadenstois gegeben hat, spielt noch die alte rolle bei
Spiegel; ja wir lesen sogar §. 119, s. 120 von einem „Bin-
devocal n^ im gen. plur. und §.108, s. 115 von einem
^Bindevocal j^ im ablat. sing.; auch a in fSÜlen wie van-
hav-^ zu stamm vanhn- (§. 107, s. 114) wird „Binde-
vocal^ genannt. Dergleichen verstölst doch geradezu ge-
gen das grammatische decorum. Wie vieles ich aufserdem
in der fassuog und anordnung anders wünschte, wird je-
dem klar sein, der mein compendium kennt.
Ferner schadet es der bequemen benutzung des bu-
374 Sehleioher
ches ungemein, dafs in der laut- und wortbildungslehre
(bei Spiegel „ Flexionslebre^ ) die beispiele ohne angäbe
der bedeutung gelassen sind und dais in der stammbil-
dungslehre (bei Sp. „Wortbildung^), auch da wo es thun-
lich war, die wurzeln nicht beigesetzt wurden. Freilich ist
solche genauere erklärung der gewählten beispiele für den
▼erf. der grammatik eine kleine Unbequemlichkeit, aber
man schreibt ja doch die bficher zunächst gerade ffir die,
welche mit der sache noch nicht näher vertraut sind.
So viel ich sehen kann ist die Scheidung von e und
e (§. 13, 8. 21) weder in der spräche, noch in der Über-
lieferung begründet. Auch das über das gewöhnlich äo
gelesene zeichen gesagte (§. 20, s. 26) hat mich nicht über-
zeugt, lieber a3 als ai gefafst (§.21) habe ich mich schon
im comp, ausgesprochen, wo ich nicht gesagt habe, dafs
beide, a6 und ai, nur in der „Umschreibung^ zusammen-
fallen würden (vgl. comp. §.16 am ende). Warum (§. 47,
8.45) das gewöhnlich als s gelesene zeichen „seh oder
sh^ gelten soll, vermag ich nicht einzusehen, ebenso we-
nig, dafs der gewöhnlich als i gelesene buchstabe, nach
Spiegel shh oder hsh, „überzählig^ sei (§. 48, s. 45). Im
folgenden (s. 46) widerlegt Spiegel auch selbst diesen aus-
spruch. Die anordnung der laute §. 57 s. 55 ist nicht lo-
gisch. Man kann „Gutturale, Palatale, Dentale, Labiale,
Halbvocale, Sibilanten, Hauchlaut, Nasale, Ligaturen^
nicht .als coordinierte rubriken neben einander stellen.
Handelte es sich blofs um festsetzung einer alphabetischen
reihenfolge, so war vom scheine einer physiologischen ein-
theilung entweder abzusehen, ^oder ein princip darchzu-
fbhren.
Doch genug der den eigentlichen werth des buches
nicht einmal berührenden ausstellungen, die uns der verf.
nicht übel nehmen möge, da sie in der that nur dem
wünsche entstammen ein so verdienstliches werk auch in
einer seinem Inhalte würdigen form zu sehen.
Jena, im juli 1867. Aug. Schleicher.
anzeigen. 375
Die Fremdwörter in den slayischen Sprachen* Von Dr. Franz Ritter
von Hiklosich, wirkl. Mitgliede der Kais. Ak. der Wise. Wien 1867.
Besonders abgedmckt aus dem XV. Bande der Denkschriften der ph.-
bist. CL der Kais. Ak. d. W. gr. 4. 68 seiten.
lieber den umfang dieser überans dankenswerthen
und fleifsigen arbeit sagt der verf. im beigegebenen kurzen
nach Worte (s. 68): j^Die Abhandlung enthält nur jene
Fremdwörter, die f&r den Sprach- oder Alterthumsforscher
eine gröfsere Wichtigkeit haben; ferner diejenigen, deren
Ursprung schwieriger zu erkennen ist, entweder weil be-
deatende Veränderungen des Lautes oder der Bedeutung
eingetreten sind, oder weil die Sprache, aus der das Wort
mtlehnt ist, zu den weniger bekannten gehört. Von Eigen-
mmen habe ich nur jene aufgenommen, die man irrig ftlr
slayische gehalten hat^. Es ist überflQssig Ober den hohen
wertb, den eine solche Zusammenstellung der fremdworte
einer spräche f&r Sprachwissenschaft und geschichte hat,
Worte zu machen. Eine besprechung der einzelnen artikel
Uegt aufserhalb der absieht dieser kurzen anzeige. Sind
einmal erst die polabischen sprachreste vollständig in einer
kritischen ausgäbe mit alphabetischem glossar verbanden,
80 dOrfte ein nicht geringer Zuwachs interessanten Stoffes
fflr das slaw. fremd Wörterbuch sich ergeben, da das pola-
bische tief vom deutschen durchdrungen ist, wie besonders
slawische worte in deutscher function gebraucht beweisen;
80 z. b. polab. gleupa (mit a bez. ich einen kurz verhal-
lenden vocal) d.i. altbulg. glupö (stultus) in der function
^ung^ durch einflufs des mhd. tump „dumm^ und „jung^;
6o\ (tsiöol auf eure gesundheit Pfeff. tsiol eure ge-
sundheit Dom.) d. i. altb. cSlü (totus, integer) = deutsch
heil im sinne eines grufses, vgl. das bekannte inter hails
goticum u. a. dergl. Auch von den anderen sprachen fehlt
manches interessante wort, z. b. 2ech. svestka, wie es
scheint, aus pruna sebastica oder sebasta (Jungm.
lex. 8. V.), das ins deutsche (zwetschke, f&r welches sich
ein moderneres „zwetsche^ einzubürgern beginnt) über-
^ng; polnisch stos, stosowaö, stosunek u. s. w. aus
376 SchUicher
deutsch stofs, stofsen, stofBUDg(bei uns im sinne tod
^verhtitnis^ so ungebränchlich als z. b. parterre imfran-
zOs. in dem von ,,zu ebner erde^) u. a.
Nor zu einem artikel gestatte ich mir eine bemer-
kung. Zu nsl. kroat. iSereg, russ. derenga u. s. f. ver-
gleicht MikL nhd. sc haar« Mir scheint die älteste form
des Wortes im rassischen Serenga (glied, reihe Soldaten)
vorzuliegen, von dem ich vermuthe, dafs es, jedoch nicht
unmittelbar, das persische f^J^ Setreng (jetzt, soviel
ich mich erinnere, nur „Schachspiel'') ist, welches let2tere
zweifelsohne das entlehnte altind. ]£aturafiga- (vierglie-
derig, viergliederiges, vollständiges heer; vgl. das Petersb.
wtb. s. V.) ist. Von den Slawen wanderte das wort weiter
zu den Magyaren (dereg schaar, armee). Ob an klingende
Worte ftkr „ reihe ^ im tatarischen (jerge), mongolischen
(dzerge) und mandschur. (dSergi, v. d. Gab. jergi)
und für „heer^ im mongolischen (cerik, auch 6irik)
hierher gehören, wage ich nicht zu entscheiden. Auf diese
formen machte mich Schiefner brieflich aufmerksam, der
jedoch an der richtigkeit meiner herleitung von deren ga
zweifelt. *
Jena, im juli 1867. Aug. Schleicher.
Reise der Oesterreiehiechen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren
1867, 1868, 1869 unter den Befehlen des Commodore B. von Wfll-
lerstorf-ürbair. Lingnistiacher Theil von Dr. Friedrich MttUer,
ProfiBssor der orientalischen Linguistik an der Wiener UniTcrsitlU. Her-
ausgegeben im Allerhöchsten Auftrage unter der Leitung der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften. Wien, aus der k. k. Hof- und
Staatsdmckerei 1867. In Comm. bei K. Gezold's Sohn. gr. 4. VHI
und 867 selten.
Ein zweiter theil, die auf der reise der Novara durch
dr. E. V. Scherzer gesammelten materialien enthaltend, nach
denen unter Zuziehung der bereits vorliegenden hilftmittel
dieser erste theil gearbeitet ist, soll demnächst erscheineB
anzeigen. 377
(8. IV und letzte seite des werkes). Bis dahin ist es nur
dem, dem die bisher gedruckten quellen über die hier be-
handelten sprachen s&mmtlich zu geböte stehen, durch ge-
naue yergleichung derselben mit dem vorliegenden werke
möglich zu ermitteln, in wie weit hier neues geboten ist.
Eine solche Untersuchung hat ref. aus naheliegenden grün-
den nicht angestellt. Er muis sich wesentlich darauf be-
schränken über den inhalt des umfassenden werkes in kürze
zu berichten.
Es zerfällt in vier abtheilungen:
^L Abtheilung. Afrikanische Sprachen. Hottentotisch.
Bantu- Sprachen. Hamitische Sprachen. 11. Abtheilung.
Indische Sprachen. Dr&vida-Sprachen. Sanskrit-Sprachen.
Stnghalesisch. Ueber Ursprung, Entwicklung und Ver-
breitung der indischen Schrift. III. Abtheilung. Austra-
lische Sprachen. IV. Abtheilung. Malayo-polynesische
Spnchen. Polynesische Sprachen. Malayische Sprachen^.
Ueber die art der darstellung sagt der verf. (s. VI):
»Dss ganze Werk habe ich in einer Weise abgefafst, dafs
ich damit nicht nur dem Sprachforscher, sondern auch
dem Philosophen und Naturforscher, der sich mit dem
Menschen und seiner Sprache beschäftigt, ein nützliches
Rüstzeug geliefert zu haben glaube". Demgemäfs ist über-
all den originalcharacteren (koptisch ausgenommen) Um-
schreibung in lateinischer schrift, beigegeben und überhaupt
eine leichtfafsliche darstellung gewählt worden. Die in
den kreis der arbeit fallenden sprachen (es sind jedes falles
die sprachen der Völkerschaften, deren gebiet die Novara-
expedition berührte) werden nach einer einleitung über dia-
lecte, vorhandene bearbeitungen u. s. f. zunächst im all-
gemeinen characterisiert, sodann folgt lautlehre und for-
menlehre (bei den sanskritsprachen mit vergleichung des
altindischen), mehrfach sind auch wörtlich übersetzte sprach-
proben beigefikgt. Nach bedürfnis sind nachweise über
die Zusammengehörigkeit verschiedener sprachen zu einem
and demselben sprachstamme und ähnliches gegeben.
Für die darlegung des baues des Hottentotischen
378 Schleicher
(8.7 — 19) sind die arbeiten von Wallmann und Tindall
verwerthet; auch für die hier berücksichtigten Vertreter
des von Bleek Bantu- sprachen genannten Stammes (s. 21
bis 50) lagen bereits bekannte brauchbare darstellungen
vor. Unter der benennung ^hamitische sprachen^ fafst
der verf. folgende sprachen zusammen:
I. AegTptische gruppe. Altägyptisch. Koptisch.
II. Libysche gruppe. Ta^Maseq.
in. Aethiopische gruppe. 1) Be^a, 2) Saho, 3) Galla,
4) Dankäli, 5) Somali, deren verwantschaft durch Zusam-
menstellungen ihrer formen darzuthun versucht wird (s. 51
bis 70).
Mit recht erkennt der verf. in den Dr&vidasprachen
(die man auch dekhanische sprachen nennt) einen beson-
deren sprachstamm, der mit den morphologisch gleich ge-
bauten sogenannten ural-altaischen sprachen nicht verwaot
ist. Bei der darstellung der laute und formen des drävi-
dischen (s. 71—104) fehlt s. 78 und 79 Umschreibung in
lateinische schrift. Die sanskritsprachen, d. h. die jetzt
lebenden abkömmlinge des altindischen, die der verf. in
sechs gruppen theilt, werden ziemlich ausführlich behan-
delt (s. 105 — 202). Bei der Zusammenstellung ihrer laute
und formen mit dem altindischen sind vielleicht manche
Worte mit untergelaufen, welche erst spätere gelehrsamkeit
aus dem sanskrit eingef&hrt hat; dergleichen auszuscheiden
ist freilich keine leichte aufgäbe. Dieser abschnitt ist für
den indogermanischen Sprachforscher von gro&em Interesse.
Wir haben in dieser abtheilung die promulsis einer gröise-
ren arbeit über diesen gegenständ vor uns; vgl. vorr. s. V:
„wenn die Vollendung anderer bereits lange begonnener
Arbeiten mir die nöthige Mufse schenkt, wird es mein
erstes Geschäft sein, das Capitel über die indischen Sans-
krit-Sprachen in umfassenderer Weise neu zu bearbeiten
und in Verbindung mit meinen Arbeiten über die irani-
schen Idiome, deren Untersuchung seit Jahren zu meinen
Lieblingsbeschäftigungen gehört, als „Vergleichende Gram«
matik der arischen Sprachen^ herauszugeben^. Es bedari
anzeigen. 379
keiner weiteren anafthrung^ dafs eine vergleichende und
erklärende grammatische darstellung der neuindischen und
neuerftniflchen sprachen eine wesentliche iQcke der indo-
germanischen grammatischen litteratur ausfallen und na-
mentlich ftkr die lehre vom leben der sprachen Oberhaupt
and dem des indogermanischen ins besondere reich an
wichtigen ergebnissen sein wQrde. Hoffen wir, dafs die
absieht des SXr ein solches unternehmen wohl gerüsteten
hm. verf. in erwünschte erftülung gehe«
Das singhalesische trennt Fr. Müller von den drävi-
disohen sprachen und behandelt es (s. 203 — 218) ,,als eine
onter den Sprachen Indiens allein dastehende selbstst&n-
dige Sprache«" (s. 203).
In der abhandlung „über Ursprung, Entwicklung und
Verbreitung der indischen Schrift^ (s. 219 — 238) ist im
eingange die bedeutung der schrift für das leben der
spräche überschätzt. Auf jeden fall dürfen wir vorschla-
gen 8. 219 anstatt „sprachen^ ^Schriftsprachen^ zu lesen,
denn f&r diese ist allerdings die schrift von mafsgebender
bedeutung. Der Ursprung der altindischen schrift Tst dem
verf. nach A. Weber „kein anderer, als derselbe, welcher
den Schriftarten der Semiten und der abendländischen Völ-
ker zu gründe liegt, nämlich der phönikische oder richti-
ger der babylonische^ (s. 220). Gelegentlich spricht verf.
aus, dafs semitisch und indogermanisch „grundverschie-
dene^ sprachen sind (s. 221), worin wir ihm natüriich nur
beipflichten können. Auch in diesem abschnitte verweist
der hr. verf. auf eine zu erwartende ausführlichere darstel-
lung des gegenständes („Näheres in meiner Geschichte
der Schrift^ s. 225). Die entstehung des indischen alpha-
bets aus dem semitischen, so wie die der aus dem indi-
schen hervor gegangenen neuindischen alphabete und der
alphabete der „Drävida- Völker, der Singhalesen und B&>
wohner der Malediven, der Tibetaner und Mongolen^, der
htnterindischen Völker (Barmanen, Siamesen), und der ma-
layisehen Völker wird durch mittheilung dieser alphabete
anschaulich gemacht.
380 MttUer
Es folgt nun der abschnitt über die australiscben
sprachen (s. 241—266), die Fr. Müller mit recht keines-
Weges sfimmtlich als stammverwandt betrachtet (noch we-
niger glaubt er an einen „turanischen'^ sprachstamm, der
alle sprachen von ähnlichem morphologischen baue um-
fafst). Die vierte abtheilung, die malayo-polynesiscben
sprachen enthaltend, bildet den schlufs des werkes (s. 269
, — 357). Die sprachen der hellen rasse der bewohner der
südlichen inselwelt, die malayo-polynesischen, hält verf.
nach W.V.Humboldt für „Abkömmlinge einer nun nicht
mehr existirenden in ihnen aufgegangenen Ursprache^. Sie
bilden demnach einen sprachstamm, der mit keiner anderen
spräche in Zusammenhang steht (s. 271 flg.). Wer seinen
gesichtskreis in sprachlichen dingen zu erweitern sucht, fin-
det im vorliegenden werke ein bequemes hilfsmittel, wel-
ches das zusammenbringen vieler und zum theile seltener
bücher erspart.
Jena, im juli 1867. Aug. Schleicher.
Zum Donaleitis.
Zu meiner ausgäbe der litauischen dichtungen des
Christ. Donaleitis, St. Petersburg 1865, ist ein halber bo-
gen „nachträgliche bemerkungen^ erschienen, berichtigun-
gen des textes und nachtrage zum glossar enthaltend, der
auf postfreies verlangen von mir und von den Conunissio-
nären der Kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Pe-
tersburg gratis und postfrei zu beziehen ist.
Jena, im aug. 1867. Aug. Schleicher.
Eränica,
1) lieber das neupersische dativpräfix ba-, bah.
Ich habe in meinem aufsatze über die deolinatkm des
neupersischen und ossetischen das neupersische dativpräfix
miscellen. 981
ba-, bah mit dem avghsniscben wa, dem pärsi ö, öi, dem
peblewi aw, und dem altbaktrischen aiwi (altiod. abhi)
identificirt. Dies ist unrichtig, da neup. bah einerseits
vielmehr dem pärsi pa zu entsprechen scheint, anderer-
seits vor an, In, mit denen es unmittelbar verbunden wird,
bad- (bad-än, bad-ln) lautet. Es ist daher bah offen-
bar nichts anderes als das altbaktrische paiti (verwandt
mit dem altindischen prati), griech. ;ior«.
2) Ueber das armenische ö.
Das armenische ö ist nicht etwa altes ö (guna von
n), da dieses immer als oj (spr. uj) auftritt, sondern im-
mer eine contraction Ton altem au, durch welches es in
den älteren texten vertreten wird. Diese fälle habe ich
in meinen beitragen zur lautlehre der armenischen spräche
genngsam beleuchtet. Es entspricht aber ö auch älterem
an durch Übergang des nasals in den labial. Unzweifel-
hatte belege fiSr dieses gesetz sind: özit „geschenk, gabe^
:= altind. ähiti, ähati, das einem altbaktr. äiiti, ent-
spricht; öganel „salben, bestreichen^ = altind. ang; öc^
«schlänge (altind. ahi, altbaktr. azi, im armenischen ii
«viper^) das an eine nasalirte form anzuschlielsen ist, die
im litauischen angis, lat. anguis und griechischen llyx'
'bXvs „aal^ (schlangenförmigcr fisch) vorliegt. Als nach-
trag zu den in meinem oben erwähnten aufsatze gegebe-
nen fällen f&ge man noch folgende hinzu: ögn „hilfe^
ögn-el „helfen, beispringen^ = altb. aiwi-4-gam (ga),
orhnel „segnen** = altb. aiwi -f-frU-nä (IX. Cl.), das
zwar nicht vorkommt, aber aus ä-4-f rl+nä = neup. qJu^^
(ä-frl-dan) praes. ^il (ä-frl-nam) erschlossen werden
kann.
3) sag.
Der ausdruck fflr „gans^ im armenischen erscheint
auf den ersten anblick fremd, und ich hielt denselben lange
fär ein lehenwort. Er ist aber nichts anderes denn das
altind. häsa, das auch den graeco- italienischen und ger-
382 MfUler
mano-slavischen ausdrücken daf&r zu grande liegt. Alt-
ind. häsa lautet im altbaktriscfaen zanba, desssen anlau-
tendes SS im armenischen (wie in sirt „herz^ es ^»ich^)
in s verschoben worden ist. nh verhärtete sich im armeni-
schen in g ähnlich wie es in pataskhani „antwort^
neup. g^b (päsukh) von altbaktr. paiti + panb (aI^
pers. thah, altind. ^äs) in kh überging.
4) tram.
Dieses wort, das „fest^ bedeutet und als erstes glied
einer menge von Zusammensetzungen zu gründe liegt, re-
präsentirt offenbar in betreff des anlautes nicht mehr die
alte form, da altes tr in den eränischen sprachen als thr
(armen, hr) auftreten müfste. Ich halte tram aus tarm
entstanden, und identificiere es mit altind. dharma, lat.
firm US. dh respective d ist im anlaute in t verschoben
wie in ta^anil „leiden, gepeinigt werden '^ == altbaktr.
da2 altind. d ah, tara^ ji^^^gj ausgedehnt^ = altb. da-
regha, altind. dirgha, tasn „zehn'^ = altb. dapan etc.
Wien, august 1866. Fried. Müller.
5) altbaktr. s a=s alt. rt.
madja „mensch^ wird von Justi und anderen forschera
(vgl. zendlexicon p.230) von ameäa „unsterblich^ getrennt.
Letzteres wort wird von demselben gelehrten sammt meäa
„todt^ auf mareä „sterben^, eine fortbildung von mar,
bezogen. Dies ist nach meiner ansieht nicht ganz richtig,
masja entspricht vollkommen altind. martja, altpers.
martija, gerade so wie meäa =s altind. mrta (marta)
und ameda =5 altind. amrta (amarta). In allen diesen
f&llen ist rt in ä Übergegangen, ein altbaktrisches lautge*
setz, dem wir auch noch in asa „wahr, rein^ = areta
(arta), pesana „Schlacht^ =s altind. prtanS (partanä),
pesu „fürt" 3Bperetu(partu) „brücke" begegnen. Viel-
leicht gehört auch peso-tanus „leib eines Sünders" und
„sündhaften leib habend" hieher, dessen erstes glied ich
als part. praes. von ped (part) „gewaltthaten üben, sün-
digen" auffassen möchte.
misoellen. 383
6) Armen. ^ = 6.
Armen. ^ entspricht in einigen formen — aber nnr im
anlaute — neupersischem 3, d. h. ist aus altem d durch eine
art von aspiration hervorgegangen. Dieses gesetz steht
mit einem anderen, wonach arm. th altem t, arm. h altem
f) und arm. kh altem k gleich ist, im vollsten einklange.
Sichere beispiele daf&r sind: hau -des ^Untersuchung,
Schauspiel, fest, festliche erscheinung, ceremonie^ von di^,
daneben aber auch g^s „ceremonie, ritus^, dirt „hefe,
unreinigkeit^, daneben ^irt „unreinigkeit^, gajr „spitze^
=s altind. dhärft, ^ar „baum^ = altbaktr. dfturu, peh-
Icwl nfilT, pfirsi dar; drakht gehört zu pehlewi tmm
und neup. dirakht. Vielleicht ist armen, gochachod
,tabak^ wörtl. „ rauchkraut ^ von gchel „rauchen^ =
arab. qI30 kein lehnwort, sondern umgekehrt der arabi-
sche ausdruck dem indogermanischen entlehnt; wie dies
auch bei j^ wahrscheinlich ist.
Arm. hajt „oflPenbar^, davon hajt-nel „offenbaren,
veröffentlichen^, schliefst sich genau an altbaktr. haithya
9offenba.r, wirklich^ (Justi p. 311) an. Hieher gehört auch
altpers. hasija Behist. IV, 44*) im sinne des altind. satja.
Spiegel (keilinschr. 222) bemerkt, die etymologie des ha-
sija sei zweifelhaft. Dafs aber altpers. s = altbaktr. th
vor j sei, beweisen uvaipasija = qhaSpaithja, uvä-
marsijus == qhämerethjus«
Wien, im märz 1867.
hfiru (nipfill) und verwandtes.
Das nipäll-pluralsuffix h^ru (so schreibt Ayton und
die sirämpurer-bibelübersetzung) oder hfiru (so schreibt
*) An dieser BtoUe lese ich maijija statt taijija bei Spiegel (dessen
ende so richtiger ist gegen glossar p. 197, wo taijij steht; es kann aber
keine Terbalform sein, sondern ist nom. sing, masc.) und Übersetze: „Es
spricht der konig Darajayns: Anramazda sei zeuge, dafs dieses als wahr,
nicht als erlogen ich gemacht habe in jeder weise.* — Ist die wurzel da-
von mi im sinne von «aussagen*, oder ist maijija ^ altbr. mävöja?
384 Mttller, misceUen.
E. Trumpp) wird von dem letztgenannten gelehrten mit dem
präkritsuffix äbu = altind. äsö (äsas) identificirt. Dabei
wird h = r angenommen, was nach den lautgesetzen des
nipfili nicht möglich ist. Ich halte häru, b^ru fQr identisch
mit altind. hära „band, kette^, wobei häru = hSrö (häras)
sich ungezwungen erklärt. Begrifflich findet heru an dem
bangälischen dal = altind. dala ein passendes seitenstQck.
Aus hära entwickelte sich bang&ll -rä, durch abfall des an-
lautenden ha. Es scheint daher das bangäll von der älte-
ren pluralbezeichnung alle spur verloren zu haben und
mufs nun durchweg zu Wörtern wie „schaar, Versammlung,
band^ seine Zuflucht nehmen. Darnach ist das im lingui-
stischen theile der Novara- reise s. 140 gesagte zu berich-
tigen.
mugh- tu^h (neuindisch).
Die themen mugh-, tu^h-, welche im Urdu (Hindü-
stäni) den obliquen casus sing, mit ausnähme des genitiv
und instrumental der pronomina der ersten und zweiten
person zu gründe liegen, entsprechen bekanntlich den prä-
kritischen genitiven maggha, tu^gha. Diese beiden formen
habe ich im linguistischen theile der Novara -reise s. 115
mit den altindischen mahyam, tubhyam verglichen, was
wohl im ganzen richtig ist, aber den gang der lautwand-
lung h-f-y und bh+y = gh nicht begreifen läTst. Wie ich
nun eingesehen habe, sind alle diese elemente zunächst an
die paliformen mayha, tuyha anzulehnen, welche f&r mayham,
tuyham (y-+-h = h+y nach einer im päli geltenden laut-
regel) öfter vorkommen und dort als ächte genitivformen
gebraucht werden. So sagt man mayha oder mayham
putto „mein sohn^, tuyha oder tuyham dhltä „deine toch-
ter''. Aus y + h läfst sieh dann ^+h leicht erklären.
Wien, im September 1867. Priedr. Müller.
Spiegel, die lebre von der majestät im Avesta. 385
Die lehre von der majestät im Avesta.
Nachdem nun nicht nor der text des ganzen Avesta
zugänglich geworden ist, sondern auch die hülfsmittel zum
Verständnisse desselben im ganzen und einzelnen in erfreu«
lieber veeise sich mehren, wird es nicht mehr zu frQhe
sein die frage nach der eutstebung dieser mazdaya^nischen
religion aufzuwerfen, welche nicht nur in ihrem eigenen
vaterlande sondern in der civilisation Asiens Oberhaupt
eioe so wichtige rolle gespielt hat. Es dürfte sogar ge-
ratben sein, gerade jetzt eine solche Untersuchung anzu-
stellen, um die quellen zu ermitteln, an die man sich be-
hufs weiterer aufklärung zu wenden hat, um einen voll-
ständigen einblick in die»entwicklung der alt^räniscben re-
ligion zu erlangen. Bisher hat man dieselbe vorzugsweise
nur von einer Seite betrachtet: man hat ihren Zusammen-
hang mit der ältesten religionsform der arischen Inder
nacligewiesen. Durch diese Untersuchungen ist festgestellt,
data die spräche des Avesta, wenn auch ein eigenthüm-
licber zweig des indogermanischen Stammes, doch mit kei-
ner andern sprachgruppe so genau verwandt ist als mit
den indischen sprachen. Diese sprachlichen grönde f&r
die enge Zusammengehörigkeit der Inder und Eranier wer-
den noch bedeutend verstärkt durch verschiedene flbereuoh
Stimmungen im gebiete der mythologie, des rechts, der
sitte n« 8. w. Durch solche nachweisungen wird nun aller-
dbgs der genaue Zusammenhang der J^ränier mit den ari-
schen Indern erwiesen, allein zur erklärung der entstehung
der mazdaya^nischen religion reichen sie nicht aus, im
gegentheil der abstand zwischen jenen altarischen bestand-
theilen und dem Systeme der mazdaya^nischen religion
selbst wird nur um so fQhlbarer; die brQcke, welche uns
aus jenen Urzuständen in die geschichtlichen zeiten der
eränischen religion hinüberführt, ist die ein Wirkung des
semitismus. Die ein Wirkungen der Semiten sind in den
älteren zeiten der iranischen religion nicht weniger mafs-
gebend gewesen als in den spätem und es läfst sich nicht
Beitrftge z, vgl. aprachf. V. 4. 25
386 Spiegel
blos nacbweiseD, dafs sie vorhanden waren, sondern selbst
dals sie sich -die eränischen elemente bis zu einem gewis-
sen grade dienstbar gemacht haben. Diese einwirknng des
semitismus liegt ebenso zu tage und läfst sich eben so
leicht beweisen als die Verwandtschaft der Eränier mit den
Indem. Sie zeigt sich am wenigsten da, wo sie im spä-
tem iranischen am deutlichsten hervortritt: an den in den
Wortschatz aufgenommenen semitischen Wörtern, doch dürf*
ten tanüra Schmelzofen und napka abschrift, buch un-
widerlegliche Zeugnisse auch dieser einmischung sein. Deut-
licher schon erweist sich die einwirkung in einer anzahl
anderer Wörter, die zwar nicht lautlich mit den semitischen
verwandt sind, aber dieselben ideeu Verbindungen aufzei-
gen; dahin rechnen wir z. b. ahura der seiende, herr (vgl.
auch skr. bhavant, nom. bha vän), dessen begriffliche iden-
tität mit T^'TV zuerst P. Boetticher (Rudimenta mythologiae
semiticae p. 1) nachgewiesen hat, an den sich später Schlott-
mann und F. Müller angeschlossen haben. Hieher gehört
ferner thwere9, schneiden und schaffen, ganz wie das
hebräische M^s, paitita das entgegengehen, die reue
und das hebr. arj^ u. a. m. Es zeigen sich ferner mehrere
syntaktische Wendungen im altbaktrischen, welche sich nur
durch die einwirkung des semitischen erklären lassen, wie
ich in meiner altbaktrischen grammatik dargethan habe.
Auch der sachlichen berührungen gicbt es gar mancherlei:
ich darf nur an den zuerst von Schlottmann besprochenen
Zusammenhang der lehre von der unendlichen zeit mit dem
"irPH bn der Babylonier und den ^^ibti '^?a der Phönizier
(Weber ind. stud. I^ 378) erinnern, sowie au die Verfolgung;
der anklänge und beruhrungspunkte, die sich zwischen dem
avesta und der genesis finden und die man theils in Win-
dischmanns zoroastrischen Studien, theils in meinem buche
Ober J^rän gesammelt findet. Die zahl solcher berührun-
gen ist aber noch lange nicht erschöpft und in der lehre
von der göttlichen und königlichen majestät sehen wir ein
neues beispiel des semitischen einfiusses. Wir werden zu-
erst aus den texten darstellen, wie sich diese anscbauung
die lehre von der majeetät im Avesta. 387
tfaeila im Avesta, theils bei den übrigen i^räDiern zu er-
kennen giebt und daran zuletzt nocii einige nachweisun-
gen fügen über die spuren derselben anschauung bei den
Semiten.
Man wird von vorne herein zugestehen müssen, dafs
die lehre von der göttlichen und königlichen majestät im
avesta durchaus nicht den eindruck einer entlehnung macht,
sondern mit dem ganzen zarathustrischen religionssysteme
im schönsten einklange steht. Das wort, mit welchen die
majestät im avesta bezeichnet wird, ist qharenanh und
ich habe schon in der einleilung zum dritten bände meiner
avestaübersetzung (p. XXX VII) auf die wichtigsten stel-
len aufmerksam gemacht, wo sie sich erwähnt findet. Es
ist ein beiwort, mit dem vor allem himmlische wesen aus-
gezeichnet werden, wie Ardvi-püra (Yt. 5, 9) die sonne
(Yt. 6, 1 und 6) der mond (Yt. 7, 6) Tistrja (Yt. 8, 3)
Goschurun oder Drväppa (Yt. 9, 6) Mithra (Yt. 10, 4)
praoäa (Yt. 11, 8. 9) die Fravasi (Yt. 13,2) Vere-
thraghna (Yt. 14, 5) Asis-vanuhi (Yt. 15, 5) das ge-
setz (Yt. 16, 4) die luft (Yt. 17, 3) u. s. w., auch noch an-
dre wesen wie Manthra-^penta werden öfter als mit sehr
grofser majestät begabt (as-qharenäo) geschildert. Es
ist ganz in der Ordnung, wenn die oberste gottheit Ahura-
Mazda nicht blos als majestätisch, sondern als die maje-
stätiscbste (qharenanha^tema) geschildert wird (Yt.
1, 12). Doch ist auch dieser Superlativ nicht auf Ahura-
Mazda allein beschränkt, sondern kommt auch andern we-
sen z. b. dem Mithra zu (cf. Vd. XIX, 52). Ueberhaupt
aber ist dieses beiwort nicht auf die geistige weit allein
eingeschränkt, sondern ragt auch in die irdische herein,
einmal alskava^m qharenö, die königliche majestät (Y9.
I, 42 fg. Sir. 1, 9. Yt. 1, 33 etc.), welcher insbesondere der
ganze neunzehnte jast gewidmet ist, dann in der damit
enge verbundenen majestät der arischen gegenden (qha-
renö airjanäm daqhjunäm), die nicht viel verschie-
den gewesen sein kann (cf. Vd. XIX, 132. Yt. 18, 1. 19,
56). Weiter steht aber daneben auch noch die unver-
25*
388 Spiegel
wÜBtliche majestat (aqharetem qharenö), von welcher
uns die tradition sagt, dafs sich die priester dieselbe durch
frömmigkeit zu eigen machen können : es ist also die geist-
liche majestAt. Was nun das wort qharenanh anbelangt,
so giebt es die huzväresch-flbersersetzung durch yion:>
gadman und ich habe schon früher gezeigt (Weber in-
dische Studien 111,412), dafs dieses das syrische ly ist,
welches in derselben bedeutung vorkommt. Noch genauer
hat das heutige neupersische das wort erhalten in nJ>
khurra (die Verdoppelung dfis r ist eine folge der assi-
milirung des n), womit man den glänz der sonne, des feuers
u. 8. w. bezeichnen kann. Ingleichen ist ^Li' 9y>, das kö-
nigliche licht, noch nach neuerer ansieht ein göttlicher
glänz, welcher den verstand erleuchtet, so dafs man über
andere herrschen kann, durch welchen die könige über-
haupt eine eigene kraft erhalten. — Da, wie gesagt, der
neunzehnte jadt die Vorstellungen der alten Eränier über
die königliche majestät ausführlich erörtert, so sind wir
im Stande uns einen begriff von ihr machen zu können.
Es ist zuerst festzuhalten, dafs sie ein ding ist, welches
nach belieben bleiben oder fortgehen kann; man wird sie
sich also wohl als einen sichtbaren lichtglanz, etwa nach
art der heiligenscheine, zu denken haben. Femer sieht
man, dafs sie eigenthum so ziemlich aller iranischen kö-
nige der vorzeit ist, wie Haoäjanha (Yt. 19,26) Takhma
urupa (Yt. 19, 28) Jima (Yt. 19, 31) Thraetaona (Yt.
19,36) Kavi Kaväta (Yt. 19,71) Kavi Upadhan und
pyävarsäna (ibid.) Kavi Hu^rava (Yt. 19,74), end-
lich Kavi Vistäppa (Yt. 19, 84). Es mag blos zufall
sein, wenn nicht auch Manuscithra und Äurvat-a^pa
unter den trägern der königlichen majestät genannt wer-
den, die ihnen gewifs auch zukam, der erstere wird über-
haupt im avesta nur wenig genannt, der zweite ist eine
sehr unbedeutende persönlichkeit. Dagegen hat es seinen
guten grund, wenn nicht auch Dahäka und Franra9e
diese königliche majest&t besitzen. Der erste wird be-
kanntlich stets unter die alten könige J^räns gerechnet.
die lehre von der majestftt im Avesta. 389
aach der zweite erscheint in königslisten , welche eich
ziemlich genau an das avesta aoschliefsen eine zeiüang als
könig von !ärän, in der zeit nämlich, in welcher das kö-
nigsbuch die regierungen des Naudar, Zav und Ger-
sa^p ansetzt, die man, wie es scheint, Air blose unterkö-
nige ansah, während Afrasiäb das land besetzt hielt.
Keiner von diesen beiden besafs die k()nigliche majestät,
es wird uns aber ausdrQcklich gesagt, dafs sowohl Da-
häka (Yt. 19,47) als Franrage (Yt 19,56) nach ihr
streben, aber sie verbirgt sich Tor ihnen im wasser, wo
Apäm napat sie behütet. Durch die abwesenheit dieses
königlichen glanzes erscheinen nun beide herrscher als
Usurpatoren, es geht ihnen auch die richtige mit diesem
glänze verbundene kraft ab, um die iranischen lande zu
regieren. Die rechtmäfsigen könige besitzen natürlich die-
sen glänz, doch können sie ihn auch verlieren; ein beispiel
ist Jima, von dem auch Yt. 19, 34 die majestät sich ent-
fernte, als er lügnerische rede zu sprechen anfieng, und da-
mit stimmen auch spätere erzählungen überein. Wenn
nach Yt. 19, 38 auch dem Kere^ä^pa die königliche ma-
jestät zugeschrieben wird, so kann uns dies nicht sehr auf-
fallen, er gehörte zwar zu einer nebenlinie, doch leitete
diese ihren Ursprung auf die iranischen könige zurück.
Ebenso wenig ist es eine ab weichung, wenn wir aus Yt.
19, 79 erfahren, dafs auch Zarathustra und aus Yt. 19, 89,
dafs (paoäjäp ein träger der königlichen majestät sei,
denn auch das geschlecht des Zarathustra geht auf Ma-
nuscithra, mithin auf das königliche geschlecht zurück
und Qaodjäp ist ja ein nachkomme desselben. Aus dem-
selben gründe ist auch das aqharetem qharenö zu er-
klären, welches die priester tragen, denn auch die priester
stammen nach ansieht des Avesta geraden wegs von Za-
rathustra ab und gehören mithin zur königlichen familie.
Die lehre von der majestät, wie sie im Avesta erscheint,
ist also in kürze die folgende: die majestät ist ein licht-
glanz, der besonders in der geistigen weit den wesen hö-
herer art eigen ist. Aber auch in dieser weit hat sich
d90 Spiegel
dieses licht noch bei einzelDen erhalten, bei denjenigen fa-
milien und personen, welche gott für die höchsten weit»
liehen nnd geistlichen würden bestimmt hat. Dieser licht>
gUoz zeichnet diese höchsten herrscher aus und macht sie
gleichsam zu Vermittlern zwischen der geistigen und irdi-
schen weit. Zeigen sie sich durch ihre tbaten des ihnen
von gott verliehenen glanzes unwürdig, so können sie den-
selben verlieren, aber nur um ihn an andere personen ihrer
familie zu übergeben. Wollen andere sterbliche, die nicht
zu dieser familie gehören, sich anmafsen die stelle dieser
bevorzugten wesen zu vertreten, so fehlt ihnen dieser licbt-
glanz und dadurch die rechte weihe, sowie ihren hand-
lungen der nöthige segen. Man sieht, es bedarf von die-
0en Vorstellungen aus nur eines kleinen Schrittes, um aus
den menschlichen königen vollends götter zu machen, wie
sich ja die Säsänidenkönige zum wenigsten diesen titel bei-
legten. Es wird nun auch begreiflich, warum sich die 6r&-
nischen könige dem volke so selten zeigten: man hätte sonst
das fehlen dieses lichtglanzes an ihnen entdecken können.
Treten wir nun aus dem kreise des Avesta heraus,
so finden wir die ansiebt von der majestftt noch sonst hd
den Erftniern, aber unter einem etwas verschiedenen na-
men. In der armenischen bibelübersetznng findet sich nach
de Lagarde (gesammelte abhandlungen p. 149) f&r das grie-
chische 36ia gewöhnlich farkb und Eznik (p. 113. 5 ed.
Yen.) so wie andre Armenier erkl&ren diese benennung für
einen namen des zeitgottes (Zrvan) oder Schicksals. Die-
ses armenische wort farkh ist, wie gleichfalls de Lagarde
bereits gezeigt hat, ganz dasselbe wie neup. J farf, das
bei Firdosi ganz in demselben sinne gebraucht wird
wie das oben erwähnte 83- khurra. Die Verdoppelung
des consonanten zeigt im neupersischen die assimilation
eines vorhergehenden oder nachfolgenden buchstaben an,
meist das letztere und zwar ist namentlich die verscblin-
gong des n sehr häufig (cf. 83> und qharenanh, ^ und
parena, vj^ und darcna), es hat also die ursprüngliche
die lehre von der jnajeatlU im Avesta. 391
form TOD farr wahrscheinlich frana, farna gelautet, mit-
bin dürften die altpersischen formen Vindafrana, 'IvTa-
(pkQvriQ, und das spätere damit identische rwdoqfkg^q zur
vergleicbung heranzuziehen sein, auch die eigennamen 0<-
invSccTfjg, fpägraxog, ^l^agvovxog etc. werden damit zusam-
inenhSngen , zu dem letzteren namen vergl. m. neup. a. i
farmkb, felix, fortunatus, das noch jetzt häufig in eigennamen
vorkommt. Dafs aber farr, bei Firdosi wenigstens, wiric-
lich dasselbe bedeute wie qharenanh im Avesta, werden
die folgenden beispiele klar machen. Der farr ist ebenso
etwas mit dem könige verbundenes wie das qharenanh.
Daher wird uns Tahmuras als damit versehen beschrieben
(Sahn. 17, 14. Mac.)
Ebenso heifst es von Gamäed (Sahn. 18, 13):
Diese majestät des Gamsed entweicht^ nachdem derselbe
seine stolze rede ausgesprochen hatte (Sahn. 21, 10 v. u.)
<S^j\p^^ß > ^ '^ O^^ >^
Später geht diese majestät auf Fredün über (ib. 31,9):
Diese majestät ist ein sicherer schütz, zu dem die men-
schen flüchten. So fordert Käve seine genossen auf mit
ihm zu Fredün zu gehen, um unter dem schütze von des-
sen majestät zu schlafen (ib. 36, 6 v.u.):
majestät ist fthig grofse dinge zu vollbringen. So
392 Spiegel
lehnt Gev das verdienst seiner heldentbaten ab und schreibt
sie der majestät des ihn begleitenden Eai-Khosrav zn
(523, 5):
m§
Afräsiab und seine familie kann vollkommen nur durch
solche personen besiegt werden, welche die majestät be-
sitzen (922, 3) :
Auch Kai-Khosrav wird einmal von Säm daran erinnert,
dafs er die majestät verlieren könne (1011, 3 v. u.):
Es wäre leicht diese belegsteilen noch sehr zu ver-
mehren, aber schon die vorstehenden werden für unsem
zweck hinreichen und gezeigt haben, dafs ein begrifflicher
unterschied zwischen farr und qharenanh nicht vorhan-
den ist. Dadurch, dafs farr auch dem schicksalsgotte zu-
geschrieben wird, ist klar, dafs auch diese majestät in die
jenseitige weit hinQberreicht.
Noch ein neupersisches wort ist hieher zu ziehen: es
ist ^3 farrihi pracht, glänz. Das wort ist in der persi-
schen literatur nicht selten und namentlich aus Firdosi
würden sich zahlreiche belege daf&r beibringen lassen,
wenn es nöthig wäre. Das schliefsende i zeigt sich uns
auf den ersten blick als die neupersische abstraktendung,
es bleibt uns also als grundform s3, welches wort farr ah
(mit sogenanntem «^^sJLo ^L^) gesprochen worden sein
mufs, denn wäre das schliefsende h schwach gewesen
(farra), so würde das abstraktum farragl gelautet ha-
ben. Die grundform von farrah dürfte farnanh oder
frananh gelautet haben, denn das dem altb. nh entspre-
chende altp. h giebt im neup. »Jbyij^ ^Ip cf. danhu altp.
die lehre von der majestät im Avesta. 393
dabjn neup. dih, ranha vohu neup. bib. Aus dieser
form farnanh erkläre ich mir nun den von Blaa (zeitschr.
d. d. morgen!, ges. IX, 87 flg.) auf münzen von Sinope nach-
gewiesenen namen Pharnäk, Pharnük, woraus nicht
nur die oben schon besprochenen eigennamen Pharna-
kes, Pharnnchos und Phamos (Diod. II, 1) stammen,
sondern auch der gleichnamige gott, dessen cnltus na-
mentlich um Pontus heimisch war. An einer stelle (Auson.
epigr. XXX) wird er geradezu als Sonnengott*) definirt
und, wie Blau richtig bemerkt, durch den namen Auto-
lycus, welcher als grfinder von Sinope gilt, bezeichnet.
Dieser name mufs „der selbstleuchtende, das lichtwesen^
übersetzt werden, man sieht, wie nahe diese bedeutung
an die von Pharnäk herankömmt. Auch braucht wohl
kaum bemerkt zu werden, dafs der letztere name für gott-
heiten wie für kdnige gleich sehr geeignet ist.
Ueber die etymologie des Wortes qharenanh brauchen
wir uns nicht weitläufig zu verbreiten, da es nicht bestrit-
ten werden wird, dafs es von der wurzel qhar abzuleiten
sei, welche mit skr. svar glänzen zusammenhängt und von
welcher auch qh^ng, hvare sonne abstammt = skr. svar.
Nor eine 'spielart der wurzel qhar ist qhan, die durch
formen wie qhanvat, qhäthra bezeugt ist. Diese wur-
zel svar hat sich auch in andern indogermanischen spra-
chen bemerklich gemacht, namentlich in den namen der
sonne, dann auch in einigen andern fällen, wegen welcher
ich auf die bemerknngen von Sonne (zeitschr. XII, 358 flg.)
verweise. Das wort svar wird auch bei den Indern schon
mit dem begriffe des himmels verbunden und es dürfte
somit diese bezeichnung des göttlichen als des lichten be-
reits in. die indogermanische zeit zurückgehen. Das wort
qharenanh selbst oder den begriff der majestät wüfste ich
dort nicht nachzuweisen. Die wurzel von farr mit dem
begriff des glänzens zu verbinden will mir nicht gelingen,
*) anderes in einer merkwürdigen stelle des syrischen Alexanderromana
Joum. of the Amer. Orient. Soc. IV, 879: „and keeper of hoors (Satom)
called ia the Penian Pharnoog**. Anm. d. red.
394 Spiegel
es zeigen sich höchstens einige entfernte möglicbkeiten, die
sich aber nicht zur gewifsheit erheben lassen. Der begriff
der eränisehen majestät zeigt sich aber auch gegen westen
verbreitet und wir finden ihn zunächst bei den spätem
Juden wieder in der Vorstellung von der Schechina. Es
wird am besten sein die erklärung herzusetzen, welche
Buxtorf in seinem grofsen talmudischen lexikon von ihr
giebt. Apud Rabbinos multa passim de Schechina mentio.
Divina praesentia non quiescit in tristitia, sed in laetitia,
id est, super homines tristes et melancholicos, sed super
laetos et alacres. Inde dicunt, divinam majestatem dis-
cessisse a Jacobe, quando Josephum a feris dilaniatum (ut
putabat) nimio plus lugebat. Postea vero, cum intelle-
xisset, Josephum adhuc in Aegypto vivere, et quidem io
maxima dignitate, exhilaratum fuisse et divinam majesta-
tem ad ipsum rediisse — — Dicunt etiam: divina gratia
habitat cum mansuetis et humilibus: fugit autem a super-
bis et iracundis. Item: deus non habitare facit divinita-
tem suam, nisi super forti, divite, sapiente et hnmili.
Wenn sich alles dies mit der oben besprochenen könig"
liehen majestät vergleichen läfst, so zeigt das folgende,
dafs bei den Juden auch eine Vorstellung geherrscht haben
mufs, welche der arischen majestät analog war: A die quo
quievit divinitas in monte Sinai in datione legis, non re-
cessit ab Israele, usque dum vastata esset domus sanctua-
rii prima. A quo autem tempore vastata fuit domus primsy
non habitavit divinitas in Israele. Durch diese mitthei-
lung ist wohl der Zusammenhang der iranischen lehre von
der majestät mit der späteren jüdischen von der Sche-
china aufser zweifel gesetzt. Es ist daran nichts auffal*
lendes, es giebt solcher zum theil wörtlich übereinstim-
mender berührungen sehr viele, wir können darüber der
kürze wegen auf das buch von Kohut über die jüdische
angelologie und dämonologie und ihre abhängigkeit ▼om
parsismus verweisen. Mag es nun auch vor der band fc^gr
lieh bleiben, ob die spätem Juden direct aus dem parsis*
mus entlehnt oder mit diesem ans einer gemeinsamen qneU^
die lehre von der majestttt im Avesta. 395
geschöpft haben, man wird nicht bezweifeln können, dafs
die lehre von der Schechina jünger sei als das Avesta.
Unter diesen umständen ist es nun wichtig, dafs auch be-
reits das A. T. den begriff msr» Ta^ oder der herrlichkeit
gottes kennt. Dieselbe wird öfter erwähnt (z. b. Ex. 16, 10.
24, 1 6 etc.), sie wohnt auf Sinai (Ex. 24, 1 6 ), später im
stiflszelte (Ex. 40, 34) und noch später im tempel zu Jeru-
salem (l.Reg. 8, 11)- Sie erscheint gewöhnlich in einer
wölke und ist nach Ex. 24, 17 als ein feuerglanz zu den-
ken; auch die erscheinung im brennenden dornbusche (Ex.
3, 2) ist hieher zu ziehen und überhaupt erscheint im A.T.
gott öfter in einem lichtglanze wie feuer. Zunächst gehört
dieser lichtglanz nur den himmlischen wesen an, da aber
an verschiedenen stellen auch von einem b2<(nur Tias oder
einer herrlichkeit Israels die rede ist (cf. Jes. 5, 13. 17,
3.4. Mich. 1, 15) und von einem mtö« TiaD (Jes. 8, 7),
so wird man nach obigen andeutungen nicht anstehen dür-
fen auch darunter einen lichtglanz zu verstehen, welcher
der arischen majestät der Parsen entspricht '^). Auch der
name "pnB (Num. 34, 25) mufs als hieher gehörend er-
wähnt werden.
Eine frage von grofsem interesse wäre: von welchem
Volke diese lehre von der göttlichen und königlichen ma-
jestät ausgieng, ob von einem indogermanischen oder semi-
tischen? Dafs die anschauung im alten semitischen Orient
schon verbreitet war, werden die vorstehenden bemerkun-
gen gezeigt haben, dafs sie sich aber auch an indische
Vorstellungen unschwer anknüpfen läfst, haben wir gleich-
falls gesehen. Dieselbe frage kehrt bei gar mancher my-
thologischen und sprachlichen anschauung der alten Bak-
trier wieder und es ist nach meiner ansieht noch zu früh,
um darauf mit bestimmtheit zu antworten, wir werden uns
einstweilen noch begnügen müssen das hier einschlagende
maierial zu sammeln in der hoffnung, dafs es uns seiner
*) Cf. Aach J. A. Danzii Schechina cum püs cohahitans in Menschen:
HoYum Teatamentum ex Talmnde illostratum. Ich verdanke die kenntnifs
dieeer abhandlimg der gfttigen mittheilnng des herm prof. Delitzsch.
39t> Spiegel
zeit einen schritt weiter fhhren wird in die so dunkle ge-
schichte der ältesten menschheit.
Fr. Spiegel.
Die namen der himmelsgegenden im alt-
baktrischen.
. Hebräer und Inder gehen bekanntlich bei der benen-
nung der himmelsgegenden von derselben anscbauung aus.
Bei den Hebräern ist qedem (von qadam .vorne sein)
der Osten, ä;^ör (eigentlich: der hintere theil) westen, yä-
mln (rechte seite) Süden, sdm'öl (linke seite) norden.
Ganz entsprechend ist im sanskrit parva, pränk (was
vorne ist) der Osten, dagegen apänk, papkima (was rück-
wärts ist) Westen, dakäina (rechts) süden und uttara
(links; die bedeutungen b. c. im petersburger wörterbuche
dürften umzustellen sein) nördlich, norden. Woher diese
anordnung im hebräischen kommt, ist längst kein geheim-
nifs mehr: der Hebräer wandte sich beim gebete mit dem
gesiebte nach osten und von diesem Standpunkte aus be-
zeichnete er die einzelnen himmelsgegenden. Es ist jetzt
ziemlich allgemein angenommen, dafs bei den Indern der-
selbe grund mafsgebend gewesen sei. — Haben die alten
Baktrier die himmelsgegenden nach denselben anschaunn-
gen benannt wie die alten Inder? Man hat diese frage bis
jetzt bejaht, aber mehr von der Voraussetzung ausgehend,
dafs das sanskrit und altbaktrische so ziemlich identisch
seien als im anschlusse an die Schriftwerke. Einige An-
haltspunkte zwar glaubte man zu haben, so in dem worte
paourva = pürva, welches Burnouf mit „östlich^ über-
setzt hat, aber man lese nur seine eigenen bemerkungen
nach (Comm. sur le Ya^na Not. et. Ecl. p. LXV not.) und
man wird finden, wie zweifelhaft ihm selbst die Sache war;
es haben darum alle neuern erklärer (Windischmann, Justi,
Kossowicz, um von mir selbst zu schweigen) diese bedeu-
tung wieder fallen lassen, paourva heifst in der that stets
die namen der himmelsgegenden im altbaktrischen. 997
„der vordere^. Es scheint ferner an einer stelle der keil-
Inschriften (J. 15) ein wort parauva vorzukommen, das
man gewöhnlich mit „östlich^ übersetzt, allein die bedea-
tung ist nur aus dem zusammenhange gerathen und das
wort selbst ist sehr zweifelhaft und auf dem stein ver-
stQmmelt, so dafs daraus nichts geschlossen werden kann.
Die wirklichen altbaktrischen namen für die himmelsge-
genden kennen wir nun aus den texten: östlich ist uä-
aptara, westlich daosatara oder daosaptara*), süd-
lich rapithwitara und nördlich apakhtara. Alle diese
Wörter, das letzte ausgenommen, sind etymologisch klar:
es sind secund&rbildungen aus usanh, daosa oder
daosat, das dritte wort geht in ähnlicher weise auf das
thema rapithwin zurück.
Das wort apakhtara hat Burnouf (Commentaire s.
le Ya^na Not. et Ecl. p. CXI) auf skr. apänk zurückge-
führt and es l&fst sich nicht läugnen, dafs diese ableitung
auf den ersten blick viel bestechendes hat, vor allem, weil
sie möglich macht in -tara dieselbe endung zu sehen, die
zu der bezeichnung der übrigen himmelsgegenden verwen-
det wird. Allein wenn man die sache näher bedenkt, so
finden sich Schwierigkeiten: apänk heifst im sanskrit zu-
nächst rückwärts gelegen und daraus entwickelt sich
erst die bedeutung westlich, welche dieses wort ebenso
wie apara, papkima hat, weil es dem prahl, pürva
entgegengesetzt ist. Hiernach müfste apakhtara wie
apaia (das Justi wohl mit recht mit skr. apäuk zusam-
mengestellt hat) zunächst „rückwärts^ bedeuten und dar-
aus erst die bedeutung „nördlich*^ sich entwickelt haben,
es würden also die Eränier sich mit dem gesiebte gegen
Süden gewendet haben, als sie die bezeichnungen der him-
melsgegenden festsetzten; eine behauptung, die sich nicht
im mindesten wahrscheinlich machen läfst Ein weiterer
*) Beide formen sind durch handächriften gestützt, die letztere nocb
durch die hnzvireschform dosa^tarnn, man würde ihretwegen ein thema
daoiftl annehmen müssen.
398 Spiegel
gegengrund läfst sich aus den iranischen sprachen selbst
hernehmen, im neupersischen finden wir das wort akhtar,
gestirn, ebenso im armenischen akhtarkh (buon augurio,
presagio) dann akhtaräkkh le passione natnrali, genio,
natura; akhtarmol genetliaco endlich apakhtarkh
funesto, mal augnrio. Im huzväresch und pärsi heifsen
duäzdah akhtar die zwölf zeichen des thierkreises, haft
awäkhtar dagegen die sieben planeten. Man sollte nun
denken, dieses wort akhtar müsse doch auch irgendwo
herkommen und könne von apäkhtara nicht getrennt wer-
den. Es wird für dieses wort akhtar ein alter Vorgänger
akhtar a angenommen werden müssen und eine ableitung
dieses Wortes fallt nicht schwer, die von J. Schmidt (die
Wurzel ak p. 83) versuchte zurOckftihrung auf ak und die
nahe Verbindung mit skr. aktu griech. dxriv scheint mir
vollkommen zu genügen. Akhtara hiefse in den irani-
schen sprachen glücksgestirn Oberhaupt, dann besonders
das zeichen des zodiacus, entgegengesetzt wäre apäkh-
tara (gebildet wie apakhsathra) dann das unglOcksge-
stirn, der planet. Daraus würde dann die benennung
apäkhtara für norden folgen: es ist die gegend, wo keine
glücksgestirne stehen.
Pr. Spiegel.
bakhtar und khävar im neupersischen.
In einem sehr engen Verhältnisse zu dem eben bespro*
ebenen apäkhtara scheint auch neup. bäkhtar zu ste-
hen. Nach Vullers bedeutet das wort 1) occidens, 2) oriens,
und ganz ähnlich khävar: 1) oriens, 2) occidenä. Ueber
diesen sonderbaren gegensatz der bedeutungen hat schon
Rückert gesprochen (zeitschr. d. d. morgen!, ges. X, 166)9
so sonderbar er aber auch sein mag, er läfst sich nicht
blos durch die Versicherungen der einheimischen Wörter-
bücher, sondern auch durch den gebrauch der dichter,
bäkbtar und khävar im neupersischen. .199
namentlich Firdodis, vollständig erweisen. Ueber den grund
dieser yereinigung so verschiedener bedeutungen in einem
werte wird uns nur die etymologie belehren können, denn
die grundbedentungen der beiden obengenannten Wörter
müssen offenbar solche sein, aus welchen sich beide ent-
gegengesetzte bedeutungen entwickeln konnten. Ueber
bäkhtar hat froher schon Burnouf gesprochen (1. c. p.CXI
flg.) und er läi'st, wie später Vullers, die möglichkeit of-
fen, dafs das wort vermittelst der pärsiform awäkhtar
auf altbaktr. apäkhtara zurückgeführt werden könnte.
Allein wenn man dies lautlich auch zugeben kann, die be«
deatang bietet unübersteigliche hindernisse — wie soll aus
der bedeutang „norden" plötzlich „osten** oder „westen**
geworden sein? Wie ich glaube hängt das wort zwar mit
äkhtar, nicht aber mit apäkhtara zusammen und ist
nur aus dem neueränischen zu erklären. Nicht selten trifft
man im neupersischen Wörter, welche eigentlich mit einer
Präposition zusammengesetzt sind. So haben pinhän
▼erborgen, pagäh morgens, morgendämmerung die präp.
ba in ihrer alten pärsiform erhalten, zibün rückwärts die
präp. az, bakhrad verständig die präp. bä mit. An letz-
teres wort schliefst sich nun auch noch bäkhtar an, heifst
also eigentlich: „mit glücksgestirnen versehen'', dann Rosten
und Westen". Um dies begreiflich zu finden mufs man
wissen, dafs die alten Eränier die himmelsgegenden so gut
wie alles übrige unter die beiden entgegengesetzten princi-
pien vertbeilen. Aus norden kommen die bösen geister
herbeigestörzt, nach dem Süden hin verschwinden sie, osten
Qod Westen, die gegenden wo die sonne auf- und unter-
geht, gehören dem guten geiste an. In diesen beiden him-
melsgegenden müssen sich also auch die glückbringenden
gestime befunden haben. — Für khävar scheint mir die
^he etwas anders zu liegen. Zwar die entgegengesetz-
ten bedeutungen, osten und westen, lassen sich auch hier
beweisen. Obwohl khävar bei Firdosi bestimmt „westen"
bedeatet, so findet es sich doch namentlich von gegenden
gebraucht, die nun einmal nicht im westen sondern im
400 Spiegel
Osten liegen. Eine ableitang f&r das wort in den altern
sprachen zu finden, ist mir bis jetzt nicht gelangen, auch
mit huzv. ']M7i~iiM scheint mir das wort nicht zusammen»
gestellt werden zu dürfen, wie man wohl geglaubt hat, die
lautlichen Schwierigkeiten scheinen mir unüberwindlich.
Nur im armenischen findet sich das ganz gleichlautende
khavar, welches dasselbe wort sein mufs und ,)finsternir8^
bedeutet. Diese bedeutung scheint mir nun die grundbe-
deutung zu sein; die sonne kommt aus der finsternifs her-
aus und geht wieder in dieselbe zurück, man wird also
den ausdruck sowohl für osten als für westen gebrauchen
können.
Aus diesen Untersuchungen geht nun hervor, dals das
eränische, ebenso wie die mehrzahl der übrigen indoger-
manischen sprachen, in der bezeichnung der himmelsge-
genden mit dem. sanskrit nicht übereinstimmt. Es sind
nur zwei falle denkbar: entweder die himmelsgegenden wa-
ren noch nicht fest bestimmt als die Indogermanen sich
trennten und jedes volk hat sich später eigene bezeich-
nungen erfunden. Für diese ansieht könnte es nun na*
mentlich sprechen, dafs auch Inder und Eränier in der be-
zeichnung der himmelsgegenden nicht übereinstimmen, wo-
nach dieselben also auch in der arischen periode noch nicht
fest bestimmt gewesen wären. Die Inder hätten demnach
ihre bezeichnungen selbständig erfunden oder auch durch
entlehnung erhalten, entweder von den Semiten oder von
den Äegyptern, die nach Plutarch (de Is. et. Os. 32) die-
selbe anschauung gehabt haben. Es ist aber auch die
zweite möglichkeit denkbar dafs diese bezeichnungen wirk-
lich schon in der urzeit festgesetzt wurden und die mei-
sten indogermanischen Völker dieselben nur vergessen ha-
ben. In dieser ansieht mufs uns bestärken, dafs gerade
das celtische — also derjenige zweig der indogermanischen
Sprachfamilie, der sich am frühesten abgetrennt hat — aafe
schönste mit dem sanskrit übereinstimmt. Vgl. Pictet Ori-
gines II, 495 und die noch ausführlicheren mittheilungen
bei Pott Zählmethode p. 261 flg. Vollkommen erledigt ist
fpenU. 401
aber die sache auch hiermit noch nicht und bedarf noch
fernerer antersnchung.
Fr. Spiegel.
gpen'ta.
Die Bedeutungen des in der Qberschrift genannten Wor-
tes im altbaktrischen sind in Justis Wörterbuche ganz rich-
tig entwickelt, blos vom Standpunkte der Sprachverglei-
chung aus erlaube ich mir noch einige zus&tze zu machen.
Die ableitung des wertes ppenta ist klar: es ist mit dem
Buffixe ta aus der wurzel 9p an abgeleitet, welche selbst,
nach cl. 8 flectirt, einmal (Yt. 21, 4) im Avesta vorkommt.
Dafs vor t ein schliefsendes n abgeworfen werde, ist im
avesta noch viel weniger durchgreifende regel als im Sans-
krit, wie dies Wörter wie granta, avakanta u. a. m.
beweisen. Ueber die bedeutung ist die tradition einstim-
mig: sie übersetzt ^pan durch afzQdan, vermehren, und
9penta durch afzflnik vermehrend. Das letztere wort
wird an einigen stellen weiter dahin erklärt: ein vermeh-
rer sei, der aus einer sache deren viele mache, demnach
wäre 9penta in der bedeutung eines part. perf. act auf-
zufassen. Es ist längst bemerkt worden, dals ein unserem
9penta ensprechendes afzün oder afzUt auf den münzen
der Sfisfiniden als beiwort der könige neben gadman (ss
qharenanh) majestät, vorkommt. Die Säsäniden rühmten
sich mitbin ebensowohl als spätere abendländische könige
allzeit mehrer des reiches zu sein. Der ausdruck ^penta
nnd sein späteres äquivalent afzün war mithin ein ehren-
titel, der den höchsten geistigen und irdischen gewalten
beigelegt wurde, und es begreift sich mithin leicht, wie die
bedeutung „vermehrend^ in die von „ehrwQrdig, heiligt
übergehen konnte. Dafs wirklich schon die Parsen dem
werte ppenta diese bedeutung zutheilten, erhellt aus den
Schriften Neriosenghs, der dasselbe durch guru wieder-
s. Tgl. •pnehf. V. 4. 26
402 Spiegel, fpdita.
giebt und die ameia-fpeäta meist amarft: gurava:
benennt. Der bedentangsObergang ist also ein ganz ähn-
licber wie im lat. augustus (vergl. besonders Corssen in
d. zeitscbr. III, 269 fg.).
Aus dem sanskrit bat man ^penta öfter sn erklären
gesucht and bat es stets auf die wurzel ^vi, 9U zurQck-
gef&hrt, welche theils ,, wachsen, schwellen^ (Bopp), theils
„glänzen, belle sein^ (Benfey) bedeuten sollte. Noch nft-
her liegt aber das lautlich vollkommen entsprechende ^van,
das sich in den veden einige male am ende von oomposi-
ten findet, wie mfttari^van in der mutter schwellend (cf*
Roth zu Nir. YII, 26) durgrbhi^van. Die erklärung,
welche die scboliasten von 9 van geben, stimmt zu der,
welche wir oben ftr 9pan gefunden haben. Aus dem wei*
tem kreise der indogermanischen sprachen schliefst sich,
wie längst bekannt, slav. sv^tö und lit. szvintas heilig
an 9penta an, auch das deutsche hun, hflne (vgl. Ger-
land in d. zeitschr. X, 275 flg.) scheint sich mir besser an
9van als an (vi anzuschlieisen*).
*) Dem slaw. sr^tii entspricht genau svnftchst got syinths (stark,
gesoad); ygl. Hiklosich les. palaeo-sloT. s. t. sTf tS. anm. d. red.
Fr. Spiegel.
Leakien, zur neusten geschichte der slawischen sprechforachnag. 403
Zur neusten geschichte der slawischen
Sprachforschung.
In Dummer 347 (30. deo. 186(i) der Petersbarger Zei-
tung ( Peterburgskija vödomosti) erzählt jemand, der sich
io Prag aufgebalten hatte, unter anderm sein letztes ge-
sprach mit dem dortigen professor Uattala, das sich auf
Rosshmd, namentlich auf dessen Stellung zum slawentbum
bezog. Nachdem erwähnt ist, dafs die slawische philolo-
gie den russischen gelehrten sehr verpflichtet F,ei, nament-
lich Vostokov's Verdienste hervorgehoben sind, beifst es
weiter: „Schleicher (vormaligen professor an der Universi-
tät Prag, jetzt in Jena) hält er (d. i. Hattala) fQr einen
sehr oberflächlichen philologen, und was die hauptsacbe
ist, kann ihm nicht verzeihen, dafs er das slawen-
tbum von oben herab behandelt, als ein abgeleb-
tes dement. Jetzt ist professor Hattala damit beschäf-
tigt, seine lateinisch geschriebene abhandlung zu beenden
mit dem zwecke, die fehler und unzuverlässigkeiten (nev^r-
nosti ) nachzuweisen, die von Schleicher in bezug auf sla-
wische pbilologie begangen sind. Da er den von unsern
(d. h. den russischen) slawisten (Sreznevskij, Biljarskij,
Grigorovic) erreichten resultaten gerechtigkeit widerfahren
läist, vermag er sich auf keine weise zu erklären, warum
viele bis auf die gegenwart deutschen gelehrten den Vor-
zug geben, sogar in solchen fragen, die vorzugsweise von
rassischen oder auch gelehrten andrer slawischer
Völker gelost werden könnten. Professor Hattala glaubt,
dafs die deutsche 'Wissenschaft sich niema^ unparteiisch
zum slawentbum verhalten wird^.
Wir schicken diese stelle der Petersburger Zeitung
der besprechung der darin angekündigten schrift voraus,
weil durch sie die tendenz und der eigentliche zweck die-
ser letzteren klar genug dargelegt wird. Der titel der
Hattala^schen schrift lautet: De contiguanim consonantium
matatione in unguis slavicis scripsit Martinus Hattala (ex
2() *
404 Leskien
•
actis reg. scient. societ. Bohemicae. Ser. V. tom. XIV)
Pragae 1865 (doch erst 1867 erschienen). Was den vor-
warf gegen die deutsche Wissenschaft betrifft, deren un-
parteiUcbkeit in der ganzen weit anerkannt ist, so können
wir den f&glich auf sich beruhen lassen. Wenn aber herr
Hattala Schleicher Verachtung des slawenthums vorwirft,
so möchten wir ihn aufmerksam machen auf eine stelle
der Schleicherschen Schriften, die er, der diese schrifl^en
durchsucht hat, um angrifispunkte zu finden, sicher kannte,
aber zu ignoriren f&r gut fand, sprachen Europas p. 200:
„Zu diesem echt flezivischen und alterthOmlichen formen-
reichthum gesellt sich noch, oder es folgt vielmehr aus
ihm, eine grofse durchsichtigkeit des grammatischen baues;
aus jeder wurzel erw&chst ein weitverzweigter Stammbaum
von ableitungen, die klar als solche erkennbar sind und
deren jede eine bestimmte beziehung ausdrückt. Frisch
ist noch das leben im slawischen im vergleich mit
unsem abgelebten sprachen uud diese fthigkeit, ableitun-
gen aller art zu bilden (das uomen ist nicht minder le-
benskräftig) ersetzt den mangel, welcher der spräche dar-
aus erw&chst, dafs sie in der Zusammensetzung viel mehr
gehemmt ist, als namentlich deutsch und griechisch^.
Spricht man so von sprachen und Völkern, die man f&r
abgelebt und verfallend hält? Wunderbar w&re es auch,
wenn herr Hattala nicht gewufst hätte, dafs Schleicher in
zwei slawischen sprachen, im böhmischen und russischen,
sohriftstellerisch thätig gewesen ist; er citirt sogar p. 54,
n. 144 eine russische abhandlung von Schleicher. Hält
man es denn für der mOhe werth in sprachen zu schrei-
ben, denen oder deren trägern man keinen cultureinflufs
mehr zugesteht? Jene äufserung war also, um kein stär-
keres wort zu brauchen, sicher nicht unparteiisch. Aber
partei oder nicht, sehen wir, worauf es vor allem ankommt,
ob Hattala durch seine schrift die Schleicherschen for-
schungen beseitigt und etwas besseres an deren stelle ge-
setzt hat. Erreichte er das, so wird jeder, und Schleicher
zuerst, bereit sein das verdienst anzuerkennen.
»vr nousten geschiohte d«r slawksclieB sprachfonehimg* 405
Hattala meint also, in der bisherigen indogermani-
schen Sprachforschung seien die consonanten schlecht weg*
gekommen, die vocale bevorzugt; bei diesen hfttten die
grammatiker allen Feinheiten der entwickelnng naohgespQrt,
die Veränderungen jener kurz behandelt. Das sei unbe-
rechtigt und um zu zeigen, wie unberechtigt, demonstrirt
ans Hattala (p. 7) die sache an einem beispiel: im deut-
schen gibt es weit mehr consonanten als vocale, folglich
mafs die behandlung der consonanten mehr räum einneh-
men als die der vocale. Nun hat einmal Schleicher ein.
buch geschrieben, betitelt „die deutsche spräche^ in dem
aufser von andern dingen auch von vocalen und consonan-
ten die rede ist, und siehe da, die vocale werden auf
63 selten, die consonanten aber nur auf etwas über 20
besprochen. Herr Hattala ist so gfltig beizuf&gen, dafs
in der ersten aufläge des compendiums das verbältniss
doch ein etwas besseres sei, da auf die vocale des goti-
schen 10 9 auf die consonanten 15 selten kommen. Den
werth einer solchen rechnerei überlassen wir dem urtheile
jedes unbefangenen, f&r die art aber, wie man beispiele
nicht wählen soll, ist Hattala^s verfahren lehrreich. Schlei-
cher's buch über die deutsche spräche soll nach des Ver-
fassers ausdrOcklicher bcstimmung ein populäres sein. Gte-
setzt auch, die deutschen consonanten verlangten eine zehn«»
mal genauere wissenschaftliche durchforschung, als ihnen
bisher zu theil geworden ist, wie kann man sie in einem
solchen buche erwarten? Femer steht in der vorrede des-
selben Werkes: „auf mittelhochdeutsche und neuhochdeut^
sehe spräche beschränkt sich mein buch^; alles, was vom
gotischen oder andern älteren Sprachperioden darin steht,
dient nur zur erläuterung und ist auf das knappste mafs
beschränkt. Wollte man also aus diesem buche das bei-
spiel wählen, so war mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch
anzusehen. Im mittelhochdeutschen gibt es 22 vocale und
18 consonanten. Herr Hattala wird so gut wissen wie
andre leute, dafs der unterschied des mittelhochdeutschen
vom althochdeutschen hauptsächlich im vocalsystem zu
406 Leskien
suchen ist, dais ferner beim Übergang ins neuhochdeutsche
mit jenen 18 consonanten ▼ielleioht nicht der dritte theil
der verftudernngen vor sich gegangen ist, wie mit den
22 Tocalen, die auf die mannigfachste art verändert sind;
und doch verlangt er, die consonanten h&tten ausflkhrlicher
behandelt werden sollen. Es kam ihm eben auf ein bei-
spiel an, fQr seine zwecke passend, aber sehr unpassend
war es, mit der wähl eines solchen die leser t&uschen zu
wollen. Da es Hattala doch zunächst um das slawische
SU thnn war, ist es wohl erlaubt zu fragen, warum er
nicht das altbulgarische im Schleicherschen compendium
dieser zftblmethode unterworfen hat. Der grund ist ein-
fach: in diesem buche sind die altbulgarischen vocale auf
14 Seiten, die consonanten auf 19, in der zweiten aufläge
(die vor Hattala's scbrift erschienen ist) jene auf 16, diese
auf 20 Seiten behandelL Diese zahlen passten nicht, also
wurden sie verschwiegen.
Doch genug von dieser unnfltzen seitenzfthlerei ; sehen
wir uns um nach den principien, die Hattala bei seiner
behandlung der consonanten anzuwenden gedenkt« P. 7
wird uns zweck und inhalt der schrift kurz angegeben:
de mutationibns consonantium imprimis contiguarum seu
quarum binae aut plures colliduntur in unguis slavicis
quaestionem instituere et quidem eo diligentiorem, quo vi-
cissitudines iliae et frequentiores sunt ceteris majorisqne
momenti et quo facilius demonstrari potest, Schleicberum
ipsum in iis explanandis parum profecisse, quamvis etiam
in lingtiis slavicis comparandis merito magna vigeat aucto-
ritate. Man könnte hier versucht sein zu fragen, in wel-
chem buche denn bis jetzt Schleicher unternahm die sämmt*
liehen consonantenverbindungen sämmtlicher slawischer
sprachen zu behandeln, es h&tte gerechter weise doch we-
nigstens heilsen müssen „in palaeobulgaricis explanandis'',
da sich Schleicher's gröfsere arbeiten über das slawische
auf das altbulgarische beschränken. Allein wollte man mit
solcheu fragen an die Hattala'sohen behauptnugen kommen,
so wäre des fragens kein ende, und wir werden gleich
zur neoften gescbiehte der aUwischen sprachfonchuDg. 4(^7
weiter eehen, wie herr Hattala ee versteht, sich den kampf-
platz zu seinem vortheil einzurichten.
Er erklärt n&mlich (p. 7 u. w,)) die zeit sei noch
nicht gekommen, bei der erkiftmng der consonanten Ver-
hältnisse nnd der andern eigenthflmlichkeiten der slawi-
schen sprachen mehr die übrigen indogermanischen spra»
eben ztt rathe zu ziehen, als die slawischen selber zu
darcbforschen. Dann folgt eine auslassung gegen die
Schleichersche methode, die formen der einzelsprachen auf
ihre gmndformen znrflckftlhren nnd Hattala beehrt diese
anter heranziehung einiger stellen aus Ovid, Cicero, Se-
oeca mit dem titel monstra. Wir können uns nicht ent-
halten hier wieder eine unbequeme frage aufzuwerfen: wem
ist es je eingefallen, die eigen thümlichkeiten des sla*
wischen aus dem sanskrit oder dem deutschen oder allen
übrigen indogermanischen sprachen lernen zu wollen. Eins
ist, einzelne sprachen lernen und ihre eigenthfimlichkeit
erforschen, etwas anderes, deren entwickeluog aus der ge-
meinsamen gnmdsprache bis zu dem punkte, wo ihr in-
dividuelles leben anfängt, verfolgen und darstellen. Wenn
die zeit dazu auch nicht gekommen ist, waren alle arbei-
ten Bopp's und seiner nachfolger vergebens« In der that
kam es Hattala auch nur darauf an, Schleicher's bestre-
bongen in einem falschen lichte darzustellen. Sowohl im
eompendium als auch in der „formenlehre der kirchensla-
wischen spräche^ handelt es sich, in jenem einzig, in die-
ser wesentlich darum, das verhältniss der altbulgarischen
laute zu den ursprünglich indogermanischen festzustellen.
Das eompendium behandelt seinem zwecke angemessen
nur diejenigen lautgesetze des altbulgarischen, die man
kennen mufs, um von jenem Verhältnisse die richtige an-
schauung zu gewinnen. Und doch thut herr Hattala so,
als mOfsten in den erwähnten werken die sämmtlichen ge-
setze sämmtlicher consonantenverbindungen aller slawischen
sprachen zu finden sein. Sein boden sind die consonan-
tenveränderungen innerhalb der besonderen entwickelung
der slawischen sprachen, diesen boden hütet er sich sorg-
408 Lwkien
fiUtig ZU verlassen , sein gegner aber steht auf einem ganz
anderen und den vermag er nur zu treffen, wenn er ihn
erst noch seinem sinne zustutzt. t>aher jene mit classi-
sehen citaten gewürzten tiraden gegen die Schleicherschen
grundformen. Wie aber, auf p. 12 erklärt Hattala, auch
er brauche zuweilen jene monstra, nur mit dem vorbehält:
er sei weit entfernt, den leser überreden zu wollen, illas
unquam prorsns ita, ut a me efBctae sunt, in usu fuisse.
Contra extremum, quod hac ratione postulandum mihi vi-
detur, in eo consistit, ut conoedatur, formas vocum snper-
stites aut vigentes duntaxat eatenus rite rednctas esse ad
pristinas, quatenus de Ulis agitur. Vortrefflich, aber wo
steht denn geschrieben, dafs Schleicher je etwas, anderes
f&r seine erschlossenen formen verlangt hat? Wenn man
z. b. sagt, vom altbulg. s^d^ sei die grundform sandfimi,
hat man damit etwa behauptet, die Indogermanea h&tten
vor der Völkertrennung in ihrer spräche das wort san-
dämi gehabt. Dies sandämi ist weiter nichts und soll
weiter nichts sein als der kurze ausdruck, gewisser mafsen
die formel, für das, was sonst durch den langen satz aus-
zudrücken wäre: Sfd^ kommt von einer wurzel sad, die
im praesensstamme nasalirt wird; die personalendnng der
ersten person hat im slawischen den auslautenden vocal
verloren, der so in den anlaut getretene nasal geht mit
dem vorhergehenden vocal in einen nasalvocal über. Dies
ist so klar, dafs es bei Hattala sicher nicht mangel an
Scharfsinn war, wenn er die Wahrheit nicht erkannte. Dafs
übrigens unter den erschlossenen formen eine grofse zahl
solcher ist, Jie wirklich so, wie sie erschlossen sind, von
den Indogermanen gesprochen wurden, bedarf keines be-
weises, und wer nicht glauben will, dafs die Indogermanen
einmal den wolf varkas genannt haben, obwohl das wort
so in keiner spräche vorkommt, der mag von der indo-
germ. Sprachforschung fem bleiben. Herr Hattala rühmt
sich überdies in seiner Verachtung der Schleicherschen me-
thode mit bedeutenden Sprachforschern übereinzustimmen.
In diesen tagen ist ein buch erschienen („Wörterbuch der
zxa nenaten geschichte der slawischen sprachfonchong. 409
indogerm. grundsprache in ihrem bestände vor der töI-
kertrennong yon F. C. Augast Fick. Mit einem vorwort
von prof. dr. Theodor Benfey^), in welchem geradezu der
versuch gemacht ist, die indogermanische grundsprache
zu reconstruiren. Niemand, der die geschichte unsrer dis-
ciplin innerhalb der letzten Jahrzehnte kennt, wird in dem
60 angekündigten werke eine parteigängerei f&r Schleicher
vermuthen. Also gibt es auch noch andre leute, die von
den grundformen etwas halten und herr Hattala hätte
in der verurtheilung derselben etwas vorsichtiger sein
können.
Eine lange note zu den bemerkungen über die grund-
formen (p. 10, n. 24) erfordert auch von unsrer seite einige
aomerkuDgen. In derselben macht Hattala Schleicher ei-
nen grofsen Vorwurf daraus^ dais dieser nicht seine in ei-
ner abhandlung über den ablativ im slawischen und litaui-
schen (casopis mus. kral. öesk. 1857 und 58) ausgespro-
chene ansieht angenommen hat, nach der die genitive der
a-stämme dieser beiden familien ursprüngliche ablativfor-
men sein sollen, w&hrend Schleicher sie für ursprOngliche
genitive b<, vlüka für entstanden aus "^vläkasja. Lei-
der ist mir die citierte abhandlung nicht zugänglich, in
der note holt Hettala seinen beweis aus der pronominalen
declination her: aus varkasja hätte im slaw. vlukoso
oder vlükosa werden müssen, da aufser togo, cego
anch ceso, 6iso oder öisa gebraucht werden. Auch
Miklosich vergl. gramm. III, 4 ist der ansieht, dafs *vlQ-
kasja zu *vlükogo gefQhrt haben würde. Der schlufs
scheint mir übereilt. Aus ursprünglichem varkasja hätte
nach slawischen sonst allgemein geltenden lautgesetzen
*vlüko8i, ^vlüküdi, aus tasja ebenso toäi oder tuäi
werden mQssen. Bei der herleitung von togo aus tasja
nimmt man also zwei unregelmäfsigkeiten an, einmal die
erhaltung des vollen vocals im auslaut, dann den Über-
gang VCD sj in g oder, wie Schleicher compend. 2. aufl.
p. 628 will, den Übergang von j in g mit aesimilation des
8. Schleicher stützt diese vermuthung durch altbulgari-
410 L«8kieii
sehe formen wie paraskevgij = TtaQaaxew] und durch
beispiele aus russischen dialekten, die zuweilen j durch g
ersetzen. Schleicher wird selbst einräumen, dals diese bei-
spiele nicht sehr beweiskräftig sind, zumal da bei dem
sonst ganz wie tu declinirten pronomen 6i-to dieselbe
lautverbindung sj durch s ersetzt wird und auch hier auf-
fallender weise der volle vocal im auslaute bleibt. Zu al-
lem dem kopimt nun noch das litauische, dessen pronomi-
nale declination, sonst ganz der slawischen entsprechend,
eine ähnliche genitivform gar nicht kennt; der gen. von
tks lautet tö wie beim nomen (vilko). Es liegt daher
nahe, das slawische togo, ciso für jQngere bildungen zu
halten, durch die das slawische die verlornen genitive der
pronomina ersetzt hat, fbr neubildungen, die bis jetzt nicht
erklärt sind. Wie die Sachen jetzt stehen und darauf
kommt es hier zunächst an, läfst sich aus den formen
togo, ciso, die selber dunkel sind, nicht der beweis her-
holen, dafe nominale genitive wie vlüka nicht aus var-
kasja entstehen konnten. Wenn man vluka und vilko
f&r wirkliche genitive hält, mufs man natfirlich den ausfall
von sj schon in die zeit der litauisch -slawischen grund-
sprache verlegen. Die moglichkeit einer solchen erschei-
nung lä&t sich vorläufig, d. h. bis zu dem Zeitpunkte, wo
wir eine systematische vergleichung der litauischen und
slawischen familie, mit andern werten die reconstruction
der litauisch-slawischen grundsprache besitzen, nur vermu-
then, nicht beweisen, und deswegen steht im Schleicher-
sehen compendium „wahrscheinlich aus varkasja^, mehr
nicht. Herrn Hattala's theorie vom ablativ ist auch nur
eine vermuthung, die wahrlich dadurch nicht an Sicher-
heit gewinnt, dafs auch das sauskrit, wie in der ci-
tierten note bemerkt wird, einen ablativ der masculinen
und neutralen a- stamme besitzt, und dadurch sehr un-
wahrscheinlich wird, dafs das deutsche, und dieses haben
wir doch bei fragen aus dem litauischen und slawischen
zuerst zu rathe zu ziehen, den alten ablativ sicher verlo-
ren hat. Im deutschen hat dieser casus seine fimction an
zur neuflten geschichte der slawischen Bprachfonchnng. 411
genitiv, dativ und instrumentalis abgetreten, und die syn*
taktischen Verhältnisse im litauischen und slawischen spre-
oben nicht gegen eine ähnliche annähme auch f&r diese
sprachen.
Wir sind mit der erwähnten note noch nicht fertig.
Hattala findet den grund, dafs seine ansieht vom slawi-
schen ablativ keinen anklang gefunden hat, in der beut
zu tage bestehenden ungebührlichen Vernachlässigung der
Syntax, und meint Schleicher damit zu verhöhnen, wenn
er anfbhrt, dafs dieser in der vorrede seiner litauischen
grammatik die behandlung der syntax in Ostermeyer's li-
tauischer grammatik (Königsberg 1791) lobt. Dafs nicht
alle bQcher, die heute oder gestern geschrieben sind, etwas
taugen 9 ho£Fen wir noch zu zeigen und dals ein buch von
1791 ein lob verdienen kann, bedarf keiner weiteren be-
merkung. Es kommt uns nur darauf an zu constatiren,
dafii herr Hattala eine entstellung der thatsachen auch
hier nicht scheut. Bei Schleicher, litauische grammatik
p. IX, heifst es nämlich: „bei ausarbeitung der syntax
fand ich eine gute stütze an Ostermeyer's litauischer
grammatik (Königsberg 1791) und an Curtius griechischer
schnigrammatik. Beide werke haben im ganzen und gro-
ßen dieselbe behandlung und anordnung des Stoffes und
zwar diejenige, welche nach meiner meinung die einzig
verständige und zweckdienliche ist; es wird nämlich alles
philosophische wesen ferne gehalten, dafür aber findet man
die erscheinungeu in lichtvoller Ordnung dargelegt". Dann
folgt eine auseinandersetzung über philosophisches unwesen
io der grammatik. Aus der fassung der stelle mufs aber
jedem klar sein, dafs mindestens eben so viel von Curtius
als von Ostermeyer die rede ist, und das nennt herr Hat-
tala die grammatik Ostermeyer^s miris laudibus praedi-
care.
Herr Hattala kann es nicht lassen an passenden und
unpassenden stellen alles auszuschütten, was er auf dem
herzen hat, so tischt er uns hier in derselben unendlichen
note, man begriffe nicht warum, vermuthetc man nicht.
412 Leskien
es käme ihm Dur darauf an seinem zorne gegen Schleicher
irgendwo luft zu machen, einen alten irrthum von ihm
selber auf, dessen aufdeckung durch Schleicher ihm sehr
misfallen hat. Hattala hatte nämlich in seiner „Srovna-
vaei mluvnice jazyka cesköho a slovansk^ho^ §• 160 ge-
sagt: „ob ein einziger vocal als wurzel angesehen werden
darf, ist nicht leicht zu entscheiden. Bisher scheint nur
i im laUire eine rein vocalische wurzel zu sein, dem ent-
spricht bei uns id im slov. id-em und Is-t' statt id-t',
£ech.jd-u statt id-n und ji-ti, cyr. i«ti statt id-ti etwa
wie jato (speise) statt jad-to von jad-jasti, öech. jed-
-jisti'^. Schleicher in einer ausführlichen und anerken*
nenden recension des werkes (beitr. I, 245) erklärte es Ar
unmöglich, id als wurzel anzusehen, da aus einem Infinitiv
id-ti nach slawischen lautgesetzen hätte is-ti werden
müssen, wie aus jad jasti, es sei also auch im slawi*
sehen i die wurzel, id das resultat einer Stammbildung.
Hattala gibt das jetzt zu, aber, fthrt er fort, Schleicher
hat sich noch gröber geirrt als ich, da er ja selbst im
compendium (1. aufl. p. 287 „es finden sich folgende laut-
gestaltungen der wurzeln: 1) vocal, d. h. genau genommen,
spir. lenis + vocal ^ ) die existenz rein vocalischer wurzeln
leugnet. Hier ist wieder mit jener schon bekannten ge-
schicklichkeit der kämpf auf ein ganz anderes feld hinüber
gespielt. War denn bei Hattala in seiner theorie von iti
etwa vom spir. lenis die rede, ist ihm nicht hinterher erst
eingefallen, dafs, scharf gefafst, ein vocal als solcher allein
nicht ausgesprochen werden kann? Ist es aber, weil dies
feststeht, verboten, von vocalischem anlaut und rein voca-
iischen wurzeln zu reden; ist nicht vielmehr stets, wenn
man von solchen redet; der anlautende spir. lenis still-
schweigend vorausgesetzt, der Widerspruch also zwischen
Schleicher's behauptungen beitr. I p. 253 und comp. p. 287
ein blofs scheinbarer? Doch es handelt sich hier noch um
eine allgemeinere frage. Obwohl Hattala die entstehung
von iti aus id-ti aufgibt, behauptet er doch, aus den lant*
gruppen dt, tt könne durch elision t werden. Er findet den
zur nensten geschieht« der slawischen Sprachforschung. 41*)
beweis in dem bereits angefbhrten einzigen worte jato,
das an einer einzigen stelle des codex suprasliensis vor-
kommt; in andern quellen steht das zu erwartende jasto,
und allgemein gebräuchlich ist das daraus weiter gebildete
jastije. Miklosisch verweist bei jato auf utro, nach
ihm von der wurzel us, grundform also austram. Der
fall ist ein andrer, denn hier wäre ursprüngliches s vor t
weggefallen, und überdies ist die herleitung eine blofse
vermuthuDg, deren bedenken hier nicht weiter verfolgt zu
werden brauchen. Was bedeutet also das eine jato? Das
wort kommt in keiner lebenden slawischen spräche vor;
wo diese ähnliche ableitungen von jad haben, steht über-
all das s: serb. jestiva neutr. plur. (speisen), slov. jest-
vina (speise), neubulg. jestije (dass.), russ. jastva*) (dass.),
im altbulg. selbst jasto, jastije, jastva, jastvina.
Was ist nun wahrscheinlicher: dafs wir es in jato mit ei-
ner sonst unerhörten lauterschcinung zu thun haben, oder
dafs in diesem einen wort an der einen stelle, wo es vor-
kommt, ein fehler vorliegt? Ich denke doch das letztere,
wenigstens kann niemand verlangen, so lange nicht irgend
ein sonstiger beleg für das wort erscheint, dafs man dem-
selben beweiskrafl zuschreibe. Und doch verlangt Hattala
das, wundert sich sogar, dafs der fall nicht im Schleicher-
schen compendium besprochen ist, einem buche, wo solche
zweifelhafte raritäten am allerwenigsten hingehören. Um
seiner Verwunderung einen ausdruck zu geben, citiert Hat-
tala nach seiner beliebten manier wieder Livius, J. Grimm,
G. Herrmann, Demetrius Cynicus u. a. Classische bildung
ist ein gut ding, aber citatenkrämerei ist unnütz und lang-
weilig. Besser wäre es gewesen, herr Hattala hätte durch
eine etwas anständigere art der argumentation gezeigt,
dafs er den studiis humanitatis nicht ohne nutzen obgele-
gen habe. Oder wie soll man es nennen , wenn es in je-
ner inhaltsreichen note heifst (p. 11): celavit (Schleicher)
lectorem aut, quod mihi verisimilius videtur, dubitavit de
*) dafs diese und ähnliche formen nicht aus den altbnlgarischen ent-
lehnt sind, beweist dos vorkommen in der volkspoesie, z. b. ^Btvnski Sa-
chs rnija, Pesni sobrannyja Bybnikovymu, theil I, 8 v. 152.
414 Letkien
pbulg. vocabiilo jato? Wenn Hattala selber glaubte,
Schleicher erwähne jenes wort nicht, weil er es flBr un-
richtig hielt, 80 war es eine perfidie, die leser glauben
machen zu wollen, derselbe könne es auch aus andern
gründen verschwiegen haben.
P. 12 kommen wir endlich zur Sache. Hattala stellt
noch einmal die grundsätze seiner behandlung voran: die
resultate der vergleichenden Sprachforschung mit vorsieht
und mafs zu benutzen, wie er es immer gethan habe, die
gnindformen (formas vocum fictas) in der bereits oben ci-
tierten weise zu benutzen, und will dann zeigen, dafs der
weg,^ den er bereits vor 11 jähren namentlich nach Böht*
lingk's Vorgang in der behandlung der slawischen conso-
nanten eingeschlagen habe, sicherer und richtiger sei als
der Schleichers. Böhtlingk sprach nämlich in einer ab-
handlung „beitrage zur russischen grammatik^ (Bulletin
de la classe histor.-philol. de PAcad. de St. Pötersbourg 1852,
H. I, p. 94 u. w.) die vermuthung aus, die Slawen, da
sie ursprünglichen consonantischen auslaut nicht duldeten,
möchten überhaupt eine abneigung gegen consonantisch
schliefsende silben gehabt haben; es pflegten im innem
eines wertes nur dann zwei oder mehr consonanten auf
einander zu folgen, wenn diese consonanten im anlaut einer
silbe ohne die geringste Schwierigkeit auszusprechen sei^;
dals ein consonant niemals verdoppelt erscheine, erkläre sich
ebenfalls dadurch, dafs keine silbe consonantisch auslautete.
Böhtlingk, um sich eine Übersicht der im slawischen be-
liebten consonantenverbindungen zu verschaffen, stellt dann
nach Miklosich lexicon linguae slovenicae veteris dialecti
(d. h. der ersten aufläge des Mikl. Wörterbuchs) die dort
vorkommenden anlaute zusammen. Da die im inlaut vor-
kommenden consonantengruppen nicht angezahlt sind, blieb
die ganze sache eine vermuthung. Hattala, auf umfassen-
dere beobachtungen gestützt, will diese vermuthung zum
gesetz erheben und stellt p. 23 den satz auf: die alten
Bulgaren pflegten vorzüglich deswegen conso-
nantengruppen zu verändern, um in der mitte
der wortc consonantengruppen vermeiden zu
zur neusten geschichte der elawisclien Sprachforschung. 415
köDDen, die denen uD&hnlicb waren, welche sie
im anlaut der worte gebrauchten (Bulgari prisci
contignas consonantes potissimum ideo mntare consueve-
niDt, ut in mediis Tocabolis acervos earum dissimiles iis,
quibns in initiis vocnm utebantur, evitare possent). Dieser
groodsatz ist neu, von allen bisherigen, nicht blols von de-
nen Schleichers abweichend; von Böhtlingk's oben citierter
Termnthung entfernt er sich schön bedeutend dadurch,
dals dieser nur vom silbenanlaut im allgemeinen, nicht
aber vom wortanlaut spricht. Doch bleiben wir bei der
Schleicherschen ansieht, wie sie im compendium erscheint,
denn dies buch mufs doch wohl als mafsstab f&r Schlei-
cher's jetzige ansichten gelten, nicht die vor 15 jähren
erschienene formenlehre des kirchenslawischen. Nach
Schleicher's nicht sowohl als besonderer satz ausgesproche-
ner^ als in seiner ganzen darstellung erkennbarer auffassung
beruhen alle Veränderungen unmittelbar neben einander ste-
hender consonanten auf deren gegenseitiger einwirkung
anf einander, auf assimilation im weitesten sinne und auf
dissimilation. Also nach Schleicher liegt der grund der
Veränderungen von consonantengruppen in diesen selbst,
nach Hattala aufser ihnen in einer gevnssen beschaffenheit
der in der spräche gebräuchlichen wortanlante. Sehen
wir, bevor vnr zur prüfung der einzelnen erscheinungen
Qbergehen, die entgegenstehenden ansichten einmal auf
ihre innere Wahrscheinlichkeit hin an. Dafs consonanten,
die neben einander gesprochen werden, aufeinander wirken;
dals diese Wirkung allemal das ziel hat die sprechbarkeit
za erhöhen; dafs dies geschieht vermittelst einer Verände-
rung der läge der Sprachorgane , wodurch der flbergang
vom einen zum andern laute bequemer wird (anähnlichung),
bis schiiefslich die läge der organe sich ganz ausgeglichen
hat und man nicht mehr zwei, sondern einen laut hört
(aogleichung, vollständige assimilation), dies alles sind that-
sachen, die durch eine grofse falle physiologischer und sprach-
geschichilicher beobachtungen so sicher stehen, dafs niemand
daran zweifelt, an einigen punkten, wie wir später sehen
werden, sogar herr Hattala nicht. Die dissimilation, ob-
416 Leskien
wohl physiologisch weniger klar, ist ebenfalls eine that-
sache und beruht auf demselben princip, der leichteren
sprechbarkeit. Die sogenannte dissimilation und die assi-
milation sind also in ihrem wesen eigentlich nicht ver-
schieden. Diese gesetze sind in jeder bisher beobachteten
spräche irgendwie in anwendnng gefunden. Anzunehmen,
dafs sie auch f&rs altbulgarische geltung haben, liegt ako
durchaus im bereiche der Wahrscheinlichkeit. Wie steht
es in der beziehung mit Hattala's grundsatz? Angenom-
men, es sei im altbulgarischen jede silbe eine offene, also
jede consonantengruppe auch im inlaut als anlant (einer
silbe) anzusehen, so würde daraus allerdings folgen, dafs
ein solcher silbenanlaut nur consonantengruppen enthalten
kann, die nach dem sprachvermögen des volkes als ganzes
im anlaute sprechbar sind, wie dies Böhtlingk hervorhebt.
Aber brauchen denn alle sprechbaren consonantengruppen
auch im wortanlaut vorzukommen, folgt also aus jenem
Satze, dafs alle silbenanlaute im innern der worte mit wortr
anlauten übereinstimmen müssen? Der fall ist doch in der
that sehr denkbar, das unter den für ein volk sprechbaren
consonantenverbindungen manche nur im anlaut, manche
nur im inlaut der worte vorkommen. Wer die gescbichte
der indogermanischen sprachen kennt, weifs, dafs eine
grofse anzahl von consonantenverbindungen, wie wir sie in
den einzelnen sprachen finden, gemeingut aller ist und
längst vor der Sprachtrennung gerade so vorhanden war.
Für die grundsprache kann von einem gesetze, nach wel-
chem inlaute und anlaute sich entsprechen müssen, nicht
die rede sein; f&nden wir also eine spräche, in der die
consonantenverbindungen des inlauts nach denen des an-
lauts umgewandelt wären, so mfifste uns in dieser eine
gewaltige Zerstörung des ursprünglichen sprachgutes, der
älteren gestalt der worte begegnen. Sehr zwingende gründe
müfsten herankommen, uns einen solchen Vorgang glaublich
zu machen. Doch vielleicht gelingt es herrn Hattala das
altbulgarische als eine solche spräche zu erweisen. Wohlan,
wo thatsachen reden, mnfs das raisonnement schweigen.
zur neusten geechicbte der slawUchen Sprachforschung. 417
Hattala stellt also (wesentlich, wie er sagt, nach Mi-
klosich lexicon palae^lovenico-fgraeco-Iatinum, emendatam
aactum. Vindob. 1862 — 65) erstens die ijp. altbulgariscbcn
vorkommenden anlautenden eonsonantengruppen zusammen,
zweitens die im inlaut gebräuchlichen Verbindungen. Von
der betraehtung sind gröfstentheils ausgeschlossen die
fremd- und lehnworte, bei der zweiten aufzählung einge-
rechnet, aber durch besonderen druck hervorgehoben, die
durch composition (vorzüglich durch Zusammensetzung von
praepositionen mit verben) entstehenden consonantenver-
bindungen. Wir müssen hier Hattala's Zusammenstellun-
gen vollständig geben, weil ohne dieselben keine Vorstel-
lung vom gange der uutersuchung gewonnen werden kann;
um aber die übersieht zu erleichtern, stellen wir bei jeder
classe von eonsonantengruppen anlaut und inlaut neben-
einander *):
I. zweiconsonantige gruppen.
1. anlaut: kr, gr, tr, dr, pr, br, mr, nr, ehr**), vr,
sr, dr, zr, 2r, 2r, er.
inlaut, dieselben.
2. anlaut: kl, gl, tl, dl, pl, bl, ml, cht, vi, sl, äl, zl,
il, 61
inlaut, dieselben, aber 21, il zweifelhaft.
3. anlaut: kv, gv, tv, dv, chv, sv, zv, iv, cv, öv.
inlaut: kv, gv, tv, dv, chv, sv, zv, 2v, cv (?), ie.
4. anlaut: kn, gn, dn, mn, sn, zu (dn, mn zwei-
felhaft).
inlaut: kn, gn, dn, mn, sn, zn, cAft, i& (d. i. dnj), ih
(d. i. inj), tHj pn, bn (von den cursiv gedruckten
nur die 3 ersten gebräuchlicher).
^) die nnr im inlant yorkommoiden gruppen sind cnniv gedruckt, die
nur in compositionen ▼orkommenden nicht hervorgehoben* Auf diesen un-
lenchied nimmt HsttaU selbst im folgenden wenig rttekticht, und er exi-
stiert auch nicht, sobald man alle Verbindungen des inUnts ala sUbenanlaute
ansehen soll.
^ bei HatUla hr geschrieben, gemeint ist j^p.
Beitfftge s. vgl. sprachf. V. 4. 27
418 Leikien
5. anlaiit: cbm, sm, äi», zm, im, km (letzteres zwei-
felhaft.
inlaat: dieselben, doch km, 2m nur in fremdworten;
dazu dm.
6. anlaut: sk, 8t, sp, ät, zd, id, 2b, 6b.
inlaut: ft^, zb aufser den im anlaut gebräuchlichen.
7. anlaut: so, dessen ursprünglichkeit von Hattala
selbst bezweifelt wird.
inlaut: sc, schj si.
8. anlaut: bd, gd (zweifelhaft),
inlaut: gb (zweifelhaft), gd.
IL dreiconsonantige gruppen.
1. anlaut: skr, skl, skv, str, stl, stv, spr, smr, svr,
Str, zdr, zml, idr, övr, chvr.
inlaut: dieselben, dazu spl^ $chr. schl^ «cAe, ici>,
ite, ivl\ zgr^ zgl, «</t?, sd/, sd«, s6r, ;jfr/, «or, ^el,
iioV, Jimr^ »fir, ndr,
2. anlaut: kvr (zweifelhaft), tvr.
inlaut: kvr, tvr.
3. inlaut: stn^ zdn, «An, »gn.
4. inlaut: pst.
III. vierconsonantige gruppen.
anlaut: skvr.
inlaut: skvr, stvl\ &tvl\
Herr Hattala findet nun darin einen singularis und
eximius concentus von in- und anlaut. Wir wollen vor-
läufig constatiren, dafs nach seiner eigenen vorstehenden
aufzählung nicht weniger als 40 verschiedene consonanten-
Verbindungen, die im inlaut vorkommen, sich im anlaut
nicht finden. Bedenkt man dazu, dafs die Verbindungen
muta + r, l oder e und s + muta Oberhaupt im indoger-
manischen ursprünglich die häufigsten sind, so schwächt
dies die bedeutung der Übereinstimmung, wie sie bei Hat-
tala z. b. unter 1,1,2,3 erscheint, beträchtlich. Wahr-
scheinlich, um die starke abweichung geringer erscheinen
zu lassen, macht Hattala darauf aufinerksam (p* 31), dafs
zur neusten geachiehte der slawischen Sprachforschung. 419
wenn von einigen dreiconsonantigen grappen, die im in*
laut nicht vorkommen, ein consonant weggenommen werde,
gebräuchliche zweiconsonantige gruppen übrig bleiben, z. b.
zgr ohne z gebe die als anlaut gebräuchliche Verbindung
gr, ohne r die im inlaut vorkommende grnppe zg. Allein
was hilft uns das? Durch solches abschneiden lä&t sich
aus allem alles- machen. Wenn es richtig ist, wie Hattala
es annimmt, da(s jede von den aufgezählten consonanten*
Verbindungen einen silbenanlaut bildet, so müssen auch
dreiconsonantige gruppen gewisser mafsen als eine conso-
nantische einheit angesehen werden, und wenn es deren
40 gibt, die im wortanlaut nicht vorkommen, so sieht es
mit der Hattala^schen theorie bedenklich aus. Das zeigt
sich schon bei der ganz äufserlichen z&hlang der betref-
fenden consonantenverbindungen. Hattala fQgt zwar zq-
weilen bei, diese oder jene derselben komme nur einmal
oder selten vor, oder sei zweifelhaft, es dürfte aber der
mühe werth sein, auf einzelnes etwas näher einzugehen.
Zu I, 2. tl, dl sind ohne zweifei gebräuchliche wort*
anlaute (tliti, tlükü, dlügü u. s. f.); woher kommt es
denn, falls die beziehung des inlauts zum anlaut im alt«
bulgarischen eine so sehr enge war, dafs vor dem suf&xe
-lü des part. praet. act. t und d in dieser spräche nicht
geduldet werden; warum heilst es nicht padlu, pletlö,
sondern palü, plelu, und wie stimmt diese erscheinung
zu Hattala^s princip?
Zu I, 4 bemerkt Hattala, die anlaute dn, mn seien
zweifelhaft; mit recht, denn von mnogü, dem einzigen
fall, wo mu vorkommt, ist die ältere form münogü, statt
dno (grund, boden) ist richtiger däno, aufserdem steht
bei Miklosich unter diesem anlaut nur noch das dunkle
und seltene dna (morbus quidam, uterns). Warum macht
nun nicht Hattala dieselben vortrefflichen bemerkungen
Qber den anlaut kn. Bei Miklosich findet er sich in den
Worten kniga (buch), knutü (peitsche), kn^gü (kn^zi,
fbrst). Das zweite wort ist nicht altbulgarisoh, sondern
russisch, sein Ursprung dunkel (vergl. got. hnutö peitsche,
27*
41B0 Leskien
Stachel; Miklosich, die fremd Wörter in den 8lav. sprachen,
Wien 1867, s. v. knuti), es kommt also gar nicht in
betracbt; kn^gu, kn^zi ist bekannter ipaTsen aus dem
deutseben entlehnt und die <ere form kün^gu, kün^zT;
kniga endlich kommt mit seinen ableitungen z. b. im
Ostromirschen evangelium sehr oft vor, nur zweimal ist
knig- geschrieben, in allen andern fällen* kün ig-; dafs
letztere Schreibung auch in andern quellen gebräuchlich
ist, steht fest, küniga ist also die vorzuziehende schrei-
bang. Warum erwähnt Hattala das alles nicht? Ist der
grund vielleicht dieser? dn, mn sind auch als inlaute un-
gebräuchlich, es passte also herm Hattala, dafs sie sich
auch aus dem anlaut entfernen liefsen; kn ist aber ein ge-
bräuchlicher Inlaut, es passte also zur sache, ihn trotz sei-
ner Unsicherheit auch als anlaut aufzuzählen. Hieran
knQpft sich eine allgemeinere frage: die spräche welcher
zeit und welcher quellen gilt denn als norm fbr das alt-
bulgarische? Die im einzelnen oft aufserordentlich schwer
zu beantwortende frage, was ist altbulgarisch und was ist
das resultat einer anbequemung der schreibenden an spä-
tere sprachzustände oder an den dialekt ihrer heimat, mulste
bei einer Untersuchung, wie sie Hattala vorhat, von der gröls-
ten Wichtigkeit sein, und doch ist sie mit keinem worte
bertkhrt. In sehr alten quellen kommt schon mnogu vor,
hier ist munogü richtiger; in ebenfalls sehr alten quel-
len steht kun^zi, hier, so muls man aus seiner darstel-
lang schlielsen, zieht er kn^zi vor. Bei einem manne,
der in classiscbem und unclassischem latein nicht genug
gegen die vermeinte kritiklosigkeit seiner gegner zu felde
ziehen kann, ist eine solche unkritik doppelt verwerflich.
Zu I, 6. Die anlaute zd, zd geben zu ähnlichen be-
merkungen anlafs. zd kommt nur vor in zdati (bauen),
1. pers. ziidq und seinen ableitungen, und in ableitungen
von zidü (thon), z. b. zdari (töpfer). Wie zidü das ur-
sprünglichere ist, so natürlich auch zTdari u. a., die ne-
ben zdari u. a. gebräuchliche Schreibung. Die formen
von zdati mit allen ableitungen haben ebenfalls die ne-
zur neiuten gescfaichte der slawischen spnchforschnng. 421
benform zidati und diese ist die filtere. Wo bleibt also
der anlaot zd, denn Hattala wird doch anmöglich spfttere
Schreibungen wie zdSlifnikö f&r su-döliniku (mitarbei-
ter) oder zde f&r side (hier) als beispiele gezfthlt haben.
Unter dem anlaut £d stehen bei Miklosich £dati (war-
ten), bei dem dieser einfach auf iidati verweist (es ist
dasselbe verhältnifs, wie zwischen zdati und zidati), und
£deäti s 2esti (verbrennen) aus einer serbischen quelle
und der serbischen neigung entsprungen, zuweilen 2d Ar
z eintreten zu lassen, vergl. altbulg. iriii (fressen) mit
serb. £derati. Das ist alles, mit andern werten: einen
anlaut id gibt es nicht.* Aber einen inlaut £d gibt es
und zwar ungemein häufig, da er die regelmäfsige Vertre-
tung von dj im altbulg. ist. Also wie steht es hier mit
der corresponsion von in- und anlaut?
Femer gibt es einen inlaut zb, freilich nur in Zu-
sammensetzungen, da aber auch innerhalb dieser jede con-
sonantengruppe als anlaut einer silbe gelten soll, fällt er
nach Hattala unter dasselbe gesetz. Einen anlaut zb gibt
68 nicht. Nun möchten wir doch fragen, wie kamen die
die alten Bulgaren dazu, die nach Hattala darauf ausgin-
gen, möglichst nur in consonantenverbindungen zu spre-
chen, die im anlaut vorkamen, wie kamen sie dazu, in Zu-
sammensetzungen mit izu und vüzü auch vor anlauten-
dem b regelmäfsig den halbvocal auszustofsen und so in
izbaviti, vuzbiti u. s. f. die ihnen gehässige lautverbin-
dung erst zu schaffen, während sie es ganz und gar nicht
nöthig hatten.
Zu I, 8 räumt Hattala ein, dafs muta+muta im anlaut
altbulgarischer worte nicht vorkomme; gd aber ist ein ganz
geläufiger inlaut in einer dem altbulgarischen eigenthOm-
Üchen adverbialbildung: tügda, kögda, jegda, vi-
segda, inogda, ovogda. Hattala erwähnt das p. 31
ebräfalls, solche Alle verdienen aber hervorgehoben zu
werden, weil sie zeigen, wie wenig das von ihm angenom-
mene princip in der spräche liegt.
Zu II, 1. Die lautgruppe stv kommt im anlaut nur
422 L«fki«D
in einem einzigen seltenen worte vor, wie Hattala auch
selbst angibt, in stvolije (xovv^a^ Urtica Mikl.). Eb
scheint zusammenznbangen mit dem russischen stvolü
(Stengel), im serbischen gibt es eine form ovolika mit
ähnlicher bedeutung (vergl. Vuk. Steph. s. v« cvolika und
baiva), ferner hat Miklosich cvolü (bei ihm in der be-
deutung folium), so dafs man Ober den ursprünglichen an-
laut Ton stvolije noch zweifeln kann*). Dies eine bei-
spiel f&llt also sicher wenig ins gewicht. Hattala erwähnt
nun selbst, stv sei eine im inlaut sehr beliebte lautverbin-
düng, die immer eintrete im sufEx -stvo fflr -tvo. Ganz
richtig; aber betrachten wir diese erscheinung im lichte
des von ihm aufgestelltsn princips, so ergibt sich die merk-
wtlrdige thatsache: die consonantengruppe tv ist eine im
anlaut gebräuchliche (tvoriti u. s. w. ), hätte also nach
Hattala im inlaut willkommen sein müssen; trotzdem fällt
es den alten Bulgaren ein, ihrem eigenen Sprachgefühl ins
gesiebt zu schlagen und dem tv im inlaut ein s vorzu-
aetzen, um so eine lautgruppe zu schaffen, die im' anlaut
ungebräuchlich ist oder gar nicht existiert.
Ferner ist es eine bekannte sache, dafs in Zusammen-
setzungen mit den praepositionen iz-, vuz-, raz- vor
anlautendem r zwischen z und r d eingeschoben wird (iz-
-d-ryti, vüz-d-ry vati, raz-d-rSzati), dasselbe ist
der fall, wo sonst im inlaut zr steht, z. b. in izdraili für
izraili. Nun ist der anlaut zr zwar kein häufiger, aber
er kommt unbestritten vor, zrakü (gesiebt), zrüno (körn),
zr^lü (reif), abgesehen von zreti (blicken), wo man zwei-
feln kann, ob nicht zireti älter sei. Oder ist etwa des-
wegen der anlaut zr so selten, weil auch dieser durch zdr
ersetzt wird? Keineswegs, denn einen anlaut zdr gibt es
nicht, herr Hattala mfifste denn wieder so unkritisch sein
zdravu für sudravu, zdrüzati für südrüzati, oder
*) wilre G der anprfliigUche anlast, ao hätten wir eioeii ttbergsag tob
c ^ tB in 8t» analog dem von tj, ti in st. Vielleicht erklären aich dorcb
diesen formen wie ijudejst^ neben ijudejsc^, beide loc. fem. sing, von
judejskä, indaia ans aoi s-sti, d. i. »ti ward.
xnr naiuten geschichte d«r alawiachen sprachfonehimg. 423
das TOD Mikloeich aus der Lavrovskij'schen beachrabong
von handacbriften der Petersburger bibliothek citierte
zdraku f&r zrakü als unzweifeibaft echt altbulgarisoh
aosasehen. Also hier wird eine im anlant uDgebrftuchliche
coosoDantengruppe geschaffen, nicht etwa um eine andre
ebenfalls im anlaot nicht vorkommende zu ersetzen, son-
dern an die stelle einer zu treten, die im anlaut vorkommt.
Aeholicb steht es mit der lautgruppe pst in den infiniti-
▼en tepsti, grepsti neben teti, greti, testi, gresti,
alle aas tep-ti, greb-ti. Hattala hatte schon p. 24 be*
hanptet teti, greti entstanden durch einfache elision aus
^^P'^i) greb^ti, auiserdem werde die lautgruppe pt
durch einscbiebung von üs (da auch tepusti vorkommt)
oder s vermieden. Ich vermag nicht zu entscheiden, ob
tepusti oder tepsti die ältere form ist, weil mir die
Übersicht Ober das vorkommen dieser formen in den quel-
len fehlt, vermntbe jedoch, dafs tepsti älter und richtiger
ist, denn wäre es nur darauf angekommen p und t zu
scheiden, so hätte ü oder s genOgt, au&erdem ist mir von
einer einscbiebung ganzer Silben sonst nichts bekannt.
Nach Mikl. vergl. gramm. III, 116 sind sowohl tepusti,
als tepsti als testi den späteren quellen eigenthflmlich,
um so eher ist es möglich, dafs ü rein mifsverständlich
ist. Doch wie dem auch sei, f&r unsem zweck genflgt ee
zu bemerken, dafs die lautgruppe pst in diesen formen
vorkommt, dafs sie eben so sicher im anlaut sich nicht
findet. Was f&r wunderbare leute mOfsten nun die alten
Bulgaren gewesen sein, wenn sie eine ihnen unbequeme
consonantenverbindung erst schufen und dann durch elision
wieder entfernten, indem sie aus tepsti nun wieder testi
machten.
Es wird niemand von uns verlangen, alle von Hattala
zusammengestellten consonantengruppen in dieser weise
durchzugehen, und wir vertrauen darauf, dafs die ange-
fahrten beiapiele zur genflge nachweisen, wie leichtsinnig
herm Hattala^s bebauptung war, die alten Bulgaren hätten
darnach gestrebt im inlaut nur solche coospnantenverbin-
424 Leskien
doDgen zu haben, wie im anlaot, und hAtten vorzQglich
deswegen verftndemngen von consonantengruppen vorge-
nommen. Aus der ganzen mflhseligen znsammenstellang
Hattala's geht nach dieser richtung blofs das eine hervor,
dafi) die alten Bulgaren nur solche consonantenverbindun-
gen hatten, die sie aussprechen konnten, und diese hohe
Weisheit war dem menschengeschlecht auch vor Hattala
nicht verborgen, Uebrigens wollen wir keineswegs yer-
kennen, dafs solche Zusammenstellungen ihren werth haben
und noch mehr werth haben, wenn sie mit etwas mehr
aufrichtiger kritik gemacht sind, allein dazu, wozu Hattala
sie brauchen will, sind sie nicht zu gebrauchen.
Es wird unsern lesern vielleicht aufgefallen sein, dafs
in Hattala's aufzfthlungen der consonant j gar nicht vor-
kommt. Er mufs also annehmen, dafs nach andern con-
sonanten j als solches nicht vorkomme, daher die Schrei-
bung SvT, Sä, woj blofs in der er weichung des vorher-
gehenden lautes angezeigt wird. Wir wollen mit ihm dar-
fiber nicht rechten, denn weder ist es physiologisch klar,
ob die consonanten mit erweichung f&r einen oder zwei laote
gelten müssen, noch Ififst sich aus den altbulgar. quellen
mit Sicherheit nachweisen, ob Ij, rj, uj als vollkommen
gesonderte laute gehört wurden oder bereits nach sp&terer
weise verschmolzen waren. Aber jedenfalls gibt es einen
consonanten j nach und zwischen vocaien, der Hattala's
theorie einen stein in den weg zu werfen drohte und zur
beseitigung des anstofses von ihm ziemlich ausführlich
(p. 33 — 39) besprochen wird. Hattala^s ansieht, dab ur-
sprQnglich in beiden slawischen alphabeten die zeichen
f&r i und j streng geschieden (■ ss i; i es j) und erst
später durch einander geworfen wurden, obwohl sie uns
ganz unerwiesen scheint, können wir hier unberOcksichtigt
lassen, da uns das factum geuQgt, dafs die alten Bulgaren
den laut j wirklich besafsen. Die hauptfrage ist hier nun,
wie das altbulgariscbe silbeu- und wortauslautende tt auf-
zufassen sei. Hattala ist mit Safarik und lüklosich der
meinung, dals eli, aR, eii nicht als eigentliche diphth<»ige
sar neuAteB geschichte der slawischen spnushfonchung. 4*25
= oi, ai, ei gelten können, sondern als oj, aj, ej mit
bewahrang des consonantischen elementes j. Dafs im alt-
bolgariscben, wenigstens f&r die ältere zeit, die diphthonge
gefehlt haben, ist sicher, denn fQr ai als erste Steigerungs-
stufe von i ist £, fflr au von u ist u eingetreten, vor vo-
calen o-j, o-v; die zweite Steigerung findet sich überhaupt
nur vor vocalen, aufgelöst in a-j, a-v. Hattala f&brt
anlserdem als beweis, dafs die Slawen diphthonge gescheut
haben, den fall an, dafs aus au durch Umstellung va ge-
worden sei. Er hat dafQr das beispiel kys-n^ti (gftren),
kvasu (fermentum); bei Mikl. vergl. gramm. I, 145 finde
ich noch chytiti (reifsen), chvatiti (dass.); dalschvala,
von Miklosich a. a. o. mit skr. hu zusammengestellt, nichts
beweist, braucht nicht weiter ausgeftlhrt zu werden. Hat-
tala benutzt die gelegenheit, um einmal wieder gegen
Schleicher einen unberechtigten Vorwurf zu erheben. Die-
ser erwähnt im compendium jene erscheinung nicht, natür-
lich desiwegen, weil die beiden vereinzelten beispiele f&r
das verhalten der u -reihe im slawischen und deren Ver-
hältnis zu den indogermanischen u- vocalen ganz gleich-
gültig sind, während die Vertretung von urspr. au durch
u im slawischen gesetz ist. Darauf kam es im compen-
dium an, und das konnte herr Hattala sehr gut wissen.
Abweichend von der Safarik-, Miklosich-, Hattala'-
sehen ansieht sprach Böhtlingk in den erwähnten aufsätzen
p. 107 sich dahin aus, dafs ü (in allen älteren quellen blofs
■ geschrieben) im altbulgarischen ji zu sprechen sei, und
berief sich dabei auf die gleicbheit der formation in wer-
ten wie raoa und n^oj^o», beide durch suffix \ = ur-
spr. a gebildet (ähnlicher ansieht ist Schleicher compend.
§. 87, 2, nachtr. zu p. 129). Hattala sucht dies zu wider-
legen, indem er einmal behauptet, der erfinder des cyrilli-
schen alphabets, der vocales puras ab affSsctis litera j sub-
tilissime unterschieden habe, könne nicht das zeichen ■ flkr
ji verwendet haben. Das läfst sich leichter behaupten als
beweisen, denn trotz aller feinen Unterscheidung steht es
fest, dafs in der lautverbindnng j i (d. h. j + vollem i) nie-
426 Leskien
mala ein zeichen Rir j geschrieben wird, sondern stets nnr
R, d. i. i. Die Verbindung ji konnte schwerlich viel anders
ausgesprochen werden als ji, die möglichkeit also, auch
jene durch blofses i , h auszadrQcken, läfst sich nicht ohne
weiteres leugnen. Und wenigstens ein beispiel scheint mir
zu beweisen, dafs es wirklich geschehen ist, nämlich ige
= urspr. jugam; das anlautende j ist nicht geschrieben,
aus urspr. u konnte im slawischen unmöglich i werden,
sondern nur ü und nach j i, wir haben also gar keine
andre wähl als igo=jigo anzusetzen und die Schreibung
H, i ft)r ji zu nehmen. Hattala sucht seine ansieht aber
auch mit innern gründen zu stützen, indem er die beiden
Worte fNOH (mofi, eiter) und Npoci (dach) vergleicht. Beide
sind auf gleiche weise durch erste Steigerung der wurzeln
gni (gniti faulen) und kry (kryti decken) mit sufBx a,
i gebildet, grundformen also, was wir mit Hattala^s er-
laubnis hiuzufCkgen, gnajas, kravas. Hattala argumen-
tirt nun folgender mafsen: aus den grundformen wurden
zunächst im slawischen gnojo, krovo; ein altbulgarisches
lautgesetz verlangt aber, dafs o nach j zu e werde^ folglich
mufste gnojo gnoje werden, das somit der gnmdform
um eine stufe ferner steht als krovo. Weder krovo noch
gnoje blieben stehen, jenes ging in krovu über, dieses,
das schon eine stufe weiter verwandelt war, mufste auch
bei dieser zweiten Wandlung dem krovü um eine stufe
voraus sein, und diesen fortschritt findet Hattala in dem
vollständigen verlust des auslautenden vocals, so dafs nur
gnoj blieb. Ein leichtfertigerer schlufs konnte gar nicht
gemacht werden. Herr Hattala wird schwerlich leugnen,
dafs z. b. das adj. ryidi (roth) von der würz, rüd, nrspr.
rudh, mit suff. urspr. ja abgeleitet, grundform also rudh-
jas ist. Daraus mflfste nach der Hattala'sohen theorie ge-
worden sein rydjo, rydje, rydj d. i. ryäd; warum
heifst es denn aber rjidX mit einem von den alten Bul-
garen wirklich ausgesprochenen vocal am ende. Ist hier
etwa das e zu i geworden? Das wird herr Hattala selber
nicht behaupten, denn einen solchen Übergang gibt es
zur neoBten geschichte der slawischen Sprachforschung. 427
nicfal Also wie hängt es zusammen? Die sache ist flQr
jeden, der sehen will, ganz klar: rydjo ist zunächst zu
rydjii geworden, wie kr ovo zu krovu, ü nach j später
ED 1, also ryzdi statt rydjif, und ü verhält sich zu i
genau so wie o : e; mit andern Worten: das gesetz, nach
welchem auslautendes a zu ü wird ist älter als das, nach
welchem auf j palatale vocale folgen müssen. Das zeigt sich
auch ganz deutlich darin, dafs im altbulgar. j nur auf o,
ö, ü, y wirkt, während in den neueren slawischen sprachen
zum theil auch ja injc, ji; juinji übergeht Die
gmndform gnajas nun steht dem rudhjas ganz gleich,
gnajas wurde gnojo s= rydjo, dies gnojü = rydju,
schliefslich gnoji sss rydjif, ry^di. Die alten Bulgaren
müssen einmal eine form gnoji gehabt haben. Es kann
nur noch die frage entstehen, sprachen sie das auslautende
1 noch? Auch darauf kann die antwort nicht zweifelhaft sein:
80 lange man annimmt, dafs sie den halbvocal in ry£di
und krovü sprachen, und das nimmt jedermann an, mufs
man auch annehmen, dafs sie gnojT sprachen. Dafs später,
als man nur noch ry£d, krov (vgl. slov. ridj) sprach, auch
gnoj gesagt wurde, ist eben so gewifs, geht uns hier aber
gar nichts an. Femer hat Hattala den für diese frage
wichtigen gen. plur. ganz vergessen. Dessen ursprüngliche
endung war -am, daraus im slawischen -^, -u, -ü (wie
8^-, SU-, sü = urspr. sam, vergl. Hattala selbst p. 54);
r^ka (band), gen. plur. r^kü, sv^äta (lampe) svSsti
mit i statt ü wegen des j. Hier kann also i gar nicht die
▼oritufe je gehabt haben, weil eine solche in diesen for-
men nie entstehen konnte; wenn daher der genitiv von
xmija (schlänge) ;mhh lautet, so kann das nicht aus zmije
geworden, sondern mufs = zmiji sein. Wir haben noch
einige worte über ■ as ji im inlaut zu sagen. Adjectiva
wie AOCToan, afarai unterscheiden sich in der art der ab-
leitnng gar nicht von atpuii u. a. Das suiBx ist -inü,
vor dem der auslaut des Stammes wegfällt; geht diesem j
voran, so entsteht die lautverbindung ji, geschrieben i, ■•
So erklärt es sich auch, dafs diese adjectiva später. auf
428 Leftkien
-jenü endigen; Miklosiob, die bildung der nominlt im
altsloTenischen (denkschriften der Wiener akademie, phi-
lo8.*hi8t. classe, b. IX, p. 180) fQhrt z. b. gnojenii f&r
noiiai, d. i. gnojinü an, da bekanntlich in der späteren
spräche und den neueren dialekten fQr i sehr häufig e
eintritt. Mit den comparativen auf aa verhält es sich
nicht anders; der gen. dobrSjSa, AOBfaiiBa, entspricht ge-
nau dem gen. mifniSa, das comparativsuflBx ist in beiden
jus, jis =s urspr. Jans, im ersteren beispiel durch i ver-
mehrt, daher ö (vergl. Schleicher comp. 2. aufl. §. 232,
p. 483). Fflr die ältere zeit gilt daher ohne zweifei die
lesung dobr^jTsa. Natürlich ist hier dasselbe zu bemer-
ken wie beim auslaut, dafs in späterer zeit so gut do-
brSjda gesagt werden konnte, wie mit dem gleichen aus-
fall des 1 mendimi fbr miniiSimi. Wir glauben damit
genügend gezeigt zu haben, dafs Hattala^s lehre von j als
Silbenauslaut völlig unhaltbar ist
Aber genug, Hattala nimmt j als consonanten am ende
der Silben an, mufste also bemerken, dafs wenn j ein'con*
sonant war wie alle übrigen, es mit dem vocalischen aus-
laut der altbulgarischen silben seine bedenken habe, seine
eigne behauptung aber, die alten Bulgaren hätten gesucht,
im inlaut nur solche consonantenverbindungen zu haben,
die sie auch im anlaut hatten, gänzlich hinfllllig werde,
da gruppen wie jn z. b. in dostojnü im anlaut nie und
nirgends vorkommen. Um diesem Widerspruch zu entge-
hen, kommt Hattala auf den gedanken: j sei zwar in die-
sem falle ein consonant aber lenissima consonans und apud
Bulgarorum majores consonantem j in extremis vocabulia
et syllabis cum antecedentibus propemodum ita leniter nt
illud n, quod in nasalibus vocalibus ^ et ^ haeret, so-
nuisse. Sehr fein, leider nur nicht wahr, denn wer in den
nasalvocalen noch irgend etwas consonantisches zu hören
glaubt, irrt sich sehr, und wir empfehlen herm Hattala
für diesen punkt das Studium der lautphysiologie, die er
mehrfach hätte brauchen können« Entweder das j hört
völlig auf consonant zu sein, und dann sind aj , o j u. 8. w.
snr neiMten gesehicbte der slawischen Bprechforscbnng. 429
wirkliche diphthonge rein vocalischen klanges, oder e»
bleibt etwas consoQaDtisches übrig und sei auch der laut
ooch so schwach, dann aber schliefst die silbe consonan-
tisch und im Hattala'schen System bleibt ein widersprach.
Dieser wird nur dadurch bemäntelt, wenn Htfttala sagt^
keine altbulgarische silbe ende auf einen reinen consonan-
ten (pura consonans); denn was ist ein unreiner consonant
in diesem zusammenhange? etwa ein laut, der zwischen
consonant und vocal in der mitte steht?
P. 41 — 43 wird besprochen, dafs mit dem auslautsge-
setz, nach welchem nur vocale im auslaut geduldet wer-
den, die neigung zusammenhange, vocalischen anlaut zq
▼ermeiden. Wir erfahren damit nichts neues und es
scheint beinahe, als werde die sache nur angef&hrt, um
Schleicher's werte (beitrage 1,402) citieren zu können:
„mit der ausschliefslichen verliebe des altbulgarischen fQr
vocalischen auslaut hängt, wie bereits von slawischen ge
lehrten vermuthet, seine verliebe für consonantischen an-
laut zusammen u. s w. ^. Nachdem nämlich Hattala aus-
gesprochen hat, Schleicher^s zeugniss habe eigentlich nicht
den geringsten werth , aber justitiam etiam adversus infi-
mos (d.h. gegen Schleicher)*) esse servandam, geht er
in seinem blinden eifer so weit, Schleicher einen Vorwurf
daraus zu machen, dafs er jene slawischen gelehrten nicht
namentlich angeführt hat. Es lohnt sich kaum der mühe,
über solche dinge ein wort zu verlieren, aber wenn herr
Hattala die stirn hat auf lateinisch so zu reden, kann ihm
ein andrer wohl auf deutsch sagen, dafs es unverschämt
ist in dieser weise aufzutreten. Nebenbei: in dem oben
citierten Böhtlingk'schen aufsatz p. 95 steht der satz: „so
scheint die schon von andern ausgesprochene ver-
muthung, dafs im altslawischen jede silbe vocalisch aus-
gelautet habe u. s. w.'^. Hattala übersetzt p. 15 diese
stelle. Was dem einen recht ist, ist dem andern billig;
**) vergleiche hierzu p. 76 ,, Schleicher! aliommqve ejnsdem farinae ho*
minom more ficta" und die p. 16, n. 85 und p. 96, n. 257 beliebte aua-
diuckaweiae.
430 Leskien
waram tadelt er Böhtlingk nicht wegen dieser vermeinteD
nachlässigkeit?
Hattala verspricht weiter, ehe er zur einzeluntersu-
chang der Veränderungen von consonantengruppen fiber-
gehe, zwet fragen allgemeineren inhalts zu beantworten, wel-
ches die tiefer liegenden Ursachen (causae remotiores) jenes
mirabilis concentus von in- und anlaut seien und in wel-
cher weise er in den fibrigen slawischen sprachen zurgel-
tung komme. Wir haben schon gesehen, was es mit dem
mirabilis concentus ftkr eine bewandnis hat, aber immer-
hin, vielleicht thnn wir doch dabei einen tiefen blick in
das wesen und den bau der spräche. Wie also entwickelt
Hattala jene causae remotiores? Zuerst wird uns durch
sieben citate aus Cicero dargetban: hominem de Ciceronis
sententia a bestia animo ratione libertateque praedito et
immortali nee non corpore ad cogitata animi exprimenda
apto differre. Weiter belehrt nns ein langes citat ans
J. Grimm, Ursprung der Sprache, zwischen denken and
reden bestehe der engste Zusammenhang, aber, fOgt Hat*
tala hinzu, sie sind keineswegs identisch, wie die materia-
listen meinen (sie sind doch wohl gemeint unter denen,
qui nihil in rerum natura statuunt nisi corpora), contra ne
minime quidem dubito, quin sermo humanus reapse duplici
nitatur efScacia, quarum unam animus ratione liberoque
arbitrio praeditus et immortalis, alteram autem corpus ad
colloquendum aptum necessitatique et morti obnoxium
exercent (p. 46). Die art, wie diese beiden kräfte zur
einheit werden, sei ffir den menschlichen verstand nnfind-
bar. Und nun kommt der grofse schlufs: die besondere
bescbaffenheit der altbulgarischen consonantengruppen ist
nicht nur von der körperlichen, sondern auch von der
geistigen eigenthOmlichkeit der alten Bulgaren abb&ngig,
also um die causae remotiores, aus denen diese anders
geartete consonantenverbindungen mieden, zu erkennen,
müfste uns die wahre bescbaffenheit des körpers und gei-
stes der alten Bulgaren bekannt sein, dazu ist aber nicht
die geringste hofihung. (Ut igitur causae remotiores, ob
snr neoBten geschiebte der slawischen Sprachforschung. 431
qua» Balgaroram majores aliter comparatos consoDantium
camuloB aversati sint, perfecte explicari possint, vera tarn
animi quam corporis pbulgarici indoles et cultura probe
Dota sit oportet; atqui ne sperare quidem licet, fore, ut
eae nnqoam ita cogoosci possint p. 47). Mit einem worte:
causae remotiores gibt es, nur leider wissen wir nichts
davoj^ und zum tröste citiert uns Hattala Job. 3,8: der
wind blaset, wo er will und du borest sein sausen wobl,
aber du weifst nicht, von wannen er kommt und wohin er
fahrt. So sind wir durch dies wunderbare raisonnement
in die dicke finsterniss hineingeführt und bleiben darin;
die causae remotiores sind glQcklich remotae und mit ei-
nem wahrlich ersehnten tandem aliquando werden wir zu
der betrachtung hinübergeleitet, wie sich die übrigen sla-
wischen sprachen zu dem roirabilis concentus verhalten.
Hattala behauptet also, es habe sich mit den conso-
nanten auch der übrigen slawischen sprachen oder, wie
wir von unserm Standpunkte sagen würden, mit denen der
slawischen grundsprache ebenso verhalten wie mit den alt-
bulgarischen, es habe hier ein similis consonantium con-
centus bestanden, jedes wort und jede silbe auf vocale
ausgelautet. Dafs in der slawischen grundsprache jedes
wort vocalisch auslautete, ist eine unbestreitbare thatsache,
dafs auch jede inlautende silbe eine offene gewesen
sei, will bewiesen sein. In keiner jetzt lebenden slawischen
spräche ist der wortauslaut ausnahmslos vocalisch, folglich
gibt es in diesen wenigstens consonantisch auslautende
endsilben, z. b. das russische volku (spr. volk) = alt-
bolg. vlükü ist einsilbig, also eine auf Ik auslautende silbe.
Dies ist nachweislich das resultat späteren lautverlustes;
wie aber verhält es sich hier mit den consonantengruppen
des inlauts, haben wir instr. plur. volkami abzutbeilen
vo-lka-mi oder vol-ka-mi? Hattala spricht sich über
diese frage im ganzen verlauf der folgenden Untersuchung
nirgends deutlich aus; da er jedoch sagt, in den neueren
slawischen Dialekten sei jene Übereinstimmung von in- und
anlaut allmählich getrübt worden, müssen wir annehmen,
4.?2 Leskien
dafs er in diesen auch conaonantisch schliefaende silben
gelten Iftfst. Daus sehr viele abweichnngen im auslaat und
inlaut der übrigen slawischen sprachen vom alibnlgarischen
durch vocalverlust, namentlich durch Schwund von u
und 1, wie Hattala p. 48 u. w. erwähnt, herbeigeftlhrt sind,
ist sicher. Aber eine andre frage ist es, ob alle abwei-
chuijgen dieser art erst secundär ^ind, oder mit ^dem
Worten, ob das altbulgarische in allen consonantischen
Verhältnissen die slawische grundsprache repräsentiert. Es
handelt sich hier namentlich um die f&r das altbulgarische
geforderte Stellung der vocale nach 1 und r bei folgendem
consonanten (plünü, vrüg^, vlad^, gradü u. s. w.).
In folge dieses gesetzes gibt es im altbulgarischen keine
consonantenverbindungen aus 1 oder r + consonant. Im
anlaut sind solche gruppen im indogermanischen ursprüng-
lich auch nicht vorhanden, und ebenfalls in der späteren
entwicklung der einzelsprachen sehr selten, im inlaut da-
gegen ursprünglich und später häufig, alle neueren slawi-
schen sprachen haben sie gleichfalls. Hattala nun, der
von p. 50 — 62 darstellt, wie die altbulg. lautverbindnngen
lu, rü, li, ri vor consonanten in diesen sprachen erschei-
nen, ohne etwas wesentlich neues hinzuzufügen, nimmt ohne
weiteres an, dafs jenes gesetz des altbulgarischen auch f&r
alle andern slawischen sprachen mafsgebend sei. War denn
das so ganz zweifellos? Das altbulgarische ist doch sicher
nicht die grund- und muttersprache der Übrigen dialekte,
wie es nach Hattala's auseinandersetzung den anschein
haben könnte; also ist es, wie in andern beispielen wirk-
lich der fall, auch hier denkbar, dafs das altbulgarische
gesetze habe, die in den übrigen sprachen nicht gelten.
Nicht einmal die älteren altbulgarischen quellen sind, ab-
gesehen von der vielfach unentschiedenen frage, ob der
halbvocal als fi oder i anzusetzen sei, in der Stellung lu,
ru, li, rif constant. Aber auch zugegeben, alle abwei-
chnngen davon seien einflösse andrer dialekte, also nicht
rein altbulgarisch, so kennt doch eben keiner dieser andern
dialekte, wir mögen ihn zurück verfolgen, so weit wir
zur nensten gescbichte der slawischen sprachforBchnng. 433
wollen, jene Stellung als ein gesetz. Im nenbnlgarischen
ist die Stellung des halbvocals völlig frei, man kann sagen
prüyi nnd pürvi = altbulg. pruvyj, 6run und därn,
d.i. cirn = altbulg. jirünü (vgl. Kyriak Cankof, Gram-
matik der bulgarischen Sprache, p. 4). Das serbische er*
setzt ru, ri durch den vocal r, lü durch u. Dafs dies
wenigstens schon im 14. Jahrhundert der fall war, führt
Hattala p. 58 au. Wenn aber z. b. altbulgarischem vlükü
serb. vük entspricht, so kann dies nur aus vülku gewor-
den sein, denn unmittelbar nach consonanten bleibt 1 er-
halten. Dasselbe gilt vom polabischen vauk (wolf), paun
(toU), dang (schuld) n. s. f., die auf vulku pulnü,
dulgü u. 8. f. (polab. a = ^, fi), nicht auf vlükfi, plunu,
dlügü u. 8. f. hinweisen. Im Ostromirschen evangelium
(geschrieben 1056 — 57) kommen etwas über 4<i0 hierher
gehörige fSUe vor (alle gleich geschriebenen nur einmal
gezählt) und in nur etwas über 200 ist die ftlr das alt-
bulgarische geforderte Stellung beobachtet. Zugegeben,
dies sei ein russismus (womit ich keineswegs gesagt haben
will, es sei wirklich ein solcher, da mir kein beispiel be-
kannt, in welchem diese quelle, die einzelne russismen hat,
solche in der weise durchftkhrte), so zeigt sich darin doch,
dafs auch im russischen damals jenes gesetz nicht galt.
Es kann hier nicht unsre au%abe sein, die erscheinung
durch alle slawischen sprachen zu verfolgen und durch die
gemachten bemerkungen kann die frage nicht entschieden
werden, wie in der slawischen grundsprache das verhält-
niss war, aber sie genügen hervorzuheben, dafs es f&r
Hattala nothwendig war zu beweisen, jenes altbulga-
rische gesetz sei f&r alle slawischen sprachen einst gül-
tig gewesen; die blofse Voraussetzung genügte da nicht.
Aber gehen wir einmal von der Hattalaschen Voraussetzung
aus. Es ist sicher, dafs z. b. die grundform des ersten
theiles von srudice (herz) kard- war, vergl. xagd^ia^
cord-, hairt-o, szird-is. Nach Hattala's auffassung
der consonantengrnppan des slawischen mufs ans der ur-
sprünglichen lautverbindung vooal -+- r deswegen r H- vocal
Beitrüge t. vgl. sprachf. V. 4. 28
434 Leskien
geworden seiO) weil das slawische den inlaut rd als eine
im anlaut gar nicht vorhandene lautgruppe nicht duldete.
Da, wie schon erwähnt, alle Verbindungen von r oder
1 + consonant im anlaut ursprQnglich gar nicht vorkom-
men, so hätte man, wenn einmal im älteren slawisch die
allgemeine neigung herrschte, nur solche consonautengrup-
pen im inlaut zu haben, die auch im anlaut gebräuchlich
waren, wenigstens in diesem so sehr auffallenden beispiel
ein fortwirken des gesetzes in der weiteren entwickelung
der slawischen sprachen erwartet. Statt dessen findet sich
die vollständigste gleichgflltigkeit dagegen, lautverbindun-
gen von r und 1 + consonant sind in- und auslautend
häufig. Warum sprachen denn die Russen polnü und
nicht plonu fnr iJtbulg. plünü, da bei ihnen doch z. b«
dem altbulg. pluti ploti entspricht, die lautverbindung
pl eine im anlaut häufige, In eine ungebräuchliche ist?
Was ist da wahrscheinlicher: dafs die Slawen ohne alle
noth fortwährend gegen ihr eignes Sprachgefühl sündigten,
oder dafs jenes von Hattala aufgestellte princip in der
spräche nie gelegen hat?
Um nicht aus dem zusammenhange zu kommen, ha»
ben wir einige anmerkungen Hattala's übergangen. Da
er es aber zu seinem grundsatz gemacht hat, justiiiam
esse 'servandam und mit seiner Unparteilichkeit grols thut,
wollen wir ihm wenigstens zeigen, dafs dieser grundsatz
eine etwas strictere anwendung zulä&t, als er ihm hier
einige male verliehen hat P. 49, n. 131 wird gesagt: von
Miklosich, Bopp, Buslajev, Schleicher werde verkehrter
weise % kurzem u gleich gesetzt Wo ist denn das von
Schleicher geschehen? Formenlehre der kirchenslawischen
Sprache p. 35 heifst es: „so stehen wir nicht an, diese
("E, k) mit Miklosich als u, i anzusetzen, dazu kommt, daft
% noch bis jetzt im bulgarischen seine geltung als ü (wie
im englischen büt) bewahrt hat^ (▼ergl. Kyr. Cankof,
Bulg. Gramm., p. 1 ). Im compendium §. 76 steht in bei-
den auflagen „i und ii verhallend kurz und trüb nach e
und o hin^. Also vpn kurzem u keine rede. — P. 60,
zur neusten gescbichte der slawischen sprachforschnng. 435
n. 153 wird die alte geschichte von der Eöniginhofer hand*
schrijft anfgerflhrt und Mikloeich aufgefordert, endlich ein-
mal seine grQnde tdr den verdacht gegen die echtbeit an-
zugeben. Schleicher sprach Beitr. II, 482 ebenfalls seinen
zweifei aus und wird dafür von Hattala mit einem citat
aas Phädrus gezüchtigt. Es sei hier nur bemerkt, dafs
ftr jeden vernünftigen die sache so liegt: man mag von
der ecbtheit der Königinhofer handschrift denken, was
man will> so lange irgend ein zweifei oder streit darüber
besteht und der besteht doch wahrlich, mufs es jedem,
der nicht in der läge ist mit eignen äugen die genaue Un-
tersuchung der handschrift anzustellen, frei stehen, ob er
sie zu sprachlichen Untersuchungen verwenden will oder
nicht; weder aus dem einen noch aus dem andern kann
jemandem ein Vorwurf gemacht werden. Diese regel gilt
Qberall f&r alle dergleichen falle, warum sollte sie f&r böh-
mische handschriften weniger gelten.
Wir sahen oben, dafs Hattala's darstellung des Ver-
haltens von lü u. s. w. in den slawischen sprachen nur
geeignet war, zweifei gegen das von ihm ausgesprochene
princip za erregen. Hattala wiederholt p. 63 seine be-
baaptung: fuisse tempus eum praeter bulgaricam reliquae
quoque linguae slavicae tam a vocabulis quam a syllabis
in consonantes exeuntibus vehementer abhorrerent itaqne
compositis consonantibus suis pbulgaricae simillimae essent
Er weist dann an der Zählung der wortauslaute des Vater-
unsers in den Übersetzungen der verschiedenen slawischen
sprachen nach, dafs noch heut zu tage die mehrzahl der
werte vocalisch auslaute. Eine solche Zählung mag ihr
interesse für die allgemeine anschauung von diesen spra-
chen haben, ist aber f&r die hier vorliegenden fragen in
80 fern gleichgiltig, als in allen jetzigen slawischen dialek-
ten das gesetz vom vocalischen auslaut entschieden nicht
mehr besteht. Wir hätten nun erwartet, dafs Hattala
auch für die neueren dialekte an beispielen nachwiese, wie
trotz aller Veränderungen doch noch, was er behauptet,
eine groise Übereinstimmung des in- und anlauts in bezng
28*
4% Leskieu
auf coosonantenverbiDdaDgen stattfinde. Statt dessen wer-
den p. 64 — 75 die in den jetzigen slawischen sprachen
vorkommenden auslaute, d. h. die nach dem verlust der
auslautenden vocale in den auslaut gekommenen conso-
nantengrnppen, aufgezählt. Das mag ein verdienstliches
werk sein, wir sehen nur nicht ein, was es eigentlich mit
der Sache zu thnn hat, es sei denn, dafs Hattala zeige,
die slawischen sprachen hätten das bestreben, auch im
auslaut oonsonanten Verbindungen zu meiden, die sie im
anlaut .nicht liebten. Dies aber zeigt er nicht, weil es
sich eben nicht zeigen liefs. Derselbe abschnitt enthält
eine kurze bemerkung Aber die jetzt vereinzelt in den
slawischen sprachen geschriebenen doppelconsonanten und
einige worte über die behandlung von auslautendem 1 im
serbischen, slowenischen und kleinrussischen.
Bisher war bei Hattala im ganzen und grofsen, abge-
sehen von den vielen excursen Ober dies und jenes, nur
die rede von den in den slawischen sprachen thatsächlicfa
vorhandenen consonantengruppen , erst p. 79 kommen wir
zu dem eigentlichen thema, der mutatio consonan*
tiura, die Hattala eintheilt in eine allgemeine, den Slawen
mit den übrigen Völkern gemeinsame, und eine specielle,
den Slawen eigenthühaliche. P. 79 — 81 wird die gene-
ralis consonantium mutatio behandelt, und zu un-
serm nicht geringen erstaunen erfahren wir, das die ein-
zige consonantenveränderung, die den Slawen mit andern
Völkern gemein ist, die unvollkommene assimilation (an-
ähnlichung) sein soll, diese sogar noch beschränkt auf das
bekannte gesetz, dafs vor stummen nur stumme, vor tö-
nenden nur tönende consonanten stehen können. Unmit*
telbar einander berührende consonanten wirken so aufein-
ander, z. b. zdravyj fbr sdravyj aus südravyj, aber
auch zwei auf einander folgende silben können so behan-
delt werden, z. b. findet sich zluza fQr sluza geschrie-
ben. Hattala ftihrt beispiele aus den verschiedenen slawi-
schen dialekten an und bemerkt, dafs die Schreibung nicht
immer dem phonetischen werth folge, sondern oft etymo-
logisch sei, wie das bekannt ist.
ZOT neusten geschichte der slawischen sprachfonchvng. 437
Der dann folgenden specialis oonsonantium mu-
tatio schickt Hattala die bemerkung voraus, vollständige
assimilation (angleichung) gebe es in den slawischen spra-
chen nicht, wie er bereits p. 22,76,77 dargethan habe.
P. 22 steht nur die behauptung, statt vollständiger assi-
milation sei elision anzunehmen, die nach Hattala's be-
kanntem princip deswegen geschehen sein mufs, um con-
sonantisch auslautende silben zu vermeiden; Schleicher
habe einen argen Widerspruch begangen, wenn er einmal
behaupte, im slawischen kämen keine doppelconsonanten
vor, und doch lehre, es gebe assimilationen, die doppel-
consonanten erzeugen mOfsten; quo enim quaeso ratione
potuissent majores nostri unquam eo ineptiae adduci, ut
odiosissimam sibi consonantium geminationem ideo praeci-
pue cierent, ut ab eo liberarentur. P..76,77 erwähnen
Dar, dafs noch jetzt die Schreibung von doppelconsonanten
im slawischen vereinzelt ist. Das sind also Hattala's grQnde
gegen die annähme einer vollständigen assimilation. Es
hat herrn Hattala, wie schon bei andern gelegenheiten,
auch hier wieder an einem begriff von der entwickelung
der spräche gefehlt. Wir möchten folgende frage an ihn
richten. Er, der im latein so belesen ist, weifs doch ohne
zweifei, dafs in der älteren latinität kein doppelconsonant
geschriebcD wird , in dem langen senatus consultum z. b.
vom jähre 186 kommt kein einziger vor. Warum schrie-
ben die späteren Römer, die doch keine gewiegten etymo-
logen waren, nun allemal da einen doppelconsonanten, wo
wir mit unsrer Sprachwissenschaft erkennen, dafs ursprüng-
lich zwei consonanten vorhanden waren? Doch wohl des-
halb, weil sie noch in der ausspräche einen unterschied
vom einfachen lant hörten. Dieser unterschied mufs fftr
die ältere zeit natürlich noch mehr bestanden haben, trotz-
dem war es möglich, dafs man doppelconsonanten in der
Schrift unbezeichnet liefe. Dafs dies auch bei andern Völ-
kern vorkam, kann herr Hattala ersehen aus Corp. Inscr.
Graec. 11. Also lälst sich aus der Schreibweise unmittel-
bar keineswegs etwas über das Vorhandensein oder fehlen
438 Leskien
von doppelconsonaDten in der spräche entnebmeD. Umge-
kehrt kommt der fall vor, dals doppelconsonanten ge-
aohrieben^ aber nicht mehr gesprochen werden, wie z. b.
im beatigen deutsch. Wer daraus scbliefsen wollte, es
habe auch nie solche, also auch nie vollständige assimila-
tion gegeben, den würde man keiner Widerlegung werth
halten. Das deutsche hat also den weg von zwiefacher
consonanz zu vollständiger assimilation, d. h. doppelconso-
nanz, die einst wirklich gesprochen wurde, von da zu ein-
facher consonanz gemacht. Verhält es sich mit dem li-
tauischen etwas anders? Auch hier gibt es im heutigen
Stande der Sprache keine doppelcoosonanteu; ich verwahre
mich nur dagegen , dafs Hattala sich etwa auf die gang-
bare Orthographie berufe, in der doppelconsonanten nach
kurzen vocalen ohne consequenz bald geschrieben werden
bald nicht, wo sie etymologisch gerechtfertigt sind und
wo nicht; gehört werden in der spräche keine. Da nun
im litauischen von einem gesetze, das gebieterisch vocali-
schen silbenauslaut verlange, keine rede sein kann, elision
durch keine gesetze der spräche bedingt war, was bleibt
uns Qbrig als assimilation anzunehmen. Wer also be-
hauptet, dafs im slawischen auch einmal vollständige assi-
milation stattgefunden habe, trotzdem aber keine doppel-
consonanten geschrieben werden, ist von einem Wider-
spruche weit entfernt. Hattala wird vielleiclit entgegnen,
was die fibrigen sprachen thun, gehe die slawischen nichts
an. Doch zuweilen, herr Hattala, denn es handelt sich
hier gar nicht um eine eigenthümlichkeit des slawischen.
Wenn der dativ des pronominalstamm es ta im slaw. tomu,
im lit. tamui, im got. thamma lautet, alle drei formen
im stamme dem skr. tasmäi entsprechen und das gotische
die assimilation deutlich zeigt; wenn ferner diese drei fa-
milien einer besonderen abtheilung des indogermanischen
angehören und einmal eine einheit bildeten, so ist aus die-
sen praemissen der schlufs zu ziehen, dafs die assimilation
von sm in mm bereits der slawo-letto- deutschen grund-
sprache angehörte. Wo bleibt also die behauptete elision
zur neusten geschiebte der slawischen spimchforschung. 438
im slawischen? Wie mit dem angefahrten beispiel verhüll
es sich mit deszin^' und desinü, aszis und osl, ttk^
szyti und tesati (s. Schleicher, comp. §. 191). Hat berr
Hattala denn gar nicht bedacht, dafs er so sein ganzes
elisionsgesetz auf das litauische ausdehnen mflfste, und
dafs es sich fbr diese spräche unmöglich halten Iftfst? Und
der mann, der mit einer so gedankenlosen oberfl Achlich keit
arbeitet, wagt es, leuten wie Schleicher und Miklosich
vermeinte fehler in einem tone vorznwerfeki, als seien sie
gegen ihn nur schulbuben.
Da Hattala die voUstftndige assimilation ganz aus-
schliefst, behandelt er die slawischen consonantenverftnde-
ningen unter den gesichtspunkten der trajectio, elisio, ad-
jectio und dissimilatio. Unter der trajectio wird der
bereits oben von uns besprochene punkt, die Stellung von
I, r + vocal, behandelt. Aufserdem ftkhrt Hattala eine
anzahl beispiele merkwOrdiger consonantenversetzungen aus
▼erschiedenen slawischen sprachen an, z. b. kleinruss. ved-
m6dT fbr medvidl, serb. tko fbr kto = käto u. a.
Von durchgehenden gesetzen ist bei diesen Veränderungen
keine rede und Ahnliche Umstellungen finden sich ebenso
vereinzelt in vielen sprachen. Sie verdienen bemerkt zu
werden, ohne im ganzen unsre erkenntniss der lautbewe-
gang einer spräche besonders zu fördern. Für die Hatta-
lausche auffassung des slawischen consonantismus verdient
es nur bemerkt zu werden, dafs, wie er selbst aufzählt,
derartige Umstellungen 20 consonantengmppen treffen, die
im altbulgarischen nicht vorkommen, die aber nicht so
behandelt werden, dafs durch die trajectio gebräuchliche
entstehen, sondern in 11 f&llen wieder Verbindungen her-
auskommen, die weder im inlaut noch im anlaut des alt-
bolg. stehen.
Unter der elisio ist zuerst von der aphaeresis die
rede. In derselben weise wie vorher werden einzelne bei-
spiele derselben aufgezählt, wiepoln. tza (br stzas=altb.
sluza, serb.-kroat. äteta f&r täteta = tiiäteta, serb.
tica ffir ptica = pütica u. s. w. u. s. w. Allgemeine
440 Le8ki«a
gesetze lassen sich daraus nicht ableiten. — Die zweite
abtheilung der elisio ist die ecthlipsis oder syncope.
Hier kommen einige allgemeinere fUIe in betracbt: tl, dl
im part. praet. act., d, t vor n, das verhalten der wurzd-
auslaute im zusammengesetzten aorist, v im wurzelauslaut
vor consonanten, lauter fUle, die von Schleicher in das
gebiet der assimilation verlegt sind. Von der allgemeinen
berechtigung der annähme vollständiger assimilation auch
im slawischen war bereits die rede. Wir heben nur einen
fall hervor, die bildung des zusammengesetzten aorists.
Schleicher behandelt comp. §. 182 den dort vorkommenden
vocalwebhsel als ersatzdehnung, so bas^ aus *bod-8^,
cisü aus *6it-sü, r^chü aus *rek-sü. Hattala erwi-
dert p. 90 darauf: Schleicher mQsse zugeben, dafs im alt-
bulgarischen fast jeder unterschied der quantität aufgeho-
ben sei, also keine dehnung eintreten könne. Ich wQfste
nicht, warum Schleicher das zugeben mQfste. Von der
quantität der altbulgarischen vocale weifs Hattala so wenig
etwas wie andre leute, sie ist eben ganz unbekannt. Dals
aber einmal z. b. der durch « oder of repräsentierte laut
lang gewesen, ist unzweifelhaft, und dafs auch in andern
f&llen einmal ein unterschied der quantität bestanden hat,
zeigt das vocalsystem des slawischen auf den ersten blick.
Hattala nimmt das altbulgarische, wie es in seiner Vorstellung
fertig daliegt und operiert iiamit, als hätte es in dieser sprä-
che keine entwickelung voii Siteren zu jüngeren lautverhält-
nissen gegeben. Er sieht in dem vocalwechsel des aorists
Steigerung (so verstehe ich wenigstens den ausdruck jp. 89
vocales radicum propriae plerumque augentur); darauf ge-
nügt die bemerkung, dafs dann der aorist von cit§ nicht
cisü, sondern c^su heifsen müfste, ganz abgesehen davon,
dals Steigerung vom aorist überhaupt ausgeschlossen ist. —
Es folgen dann viele beispiele von consonantenverlust in
den neueren slawischen sprachen, theils ganz vereinzelte,
theils weiter greifende, wie das in allen jüngeren sprach-
zuständen vorkommt. — Von der dritten art der elision,
der apocope ist nicht weiter die rede, als dafs auf das
auslautsgeaetz des altbulgarisohen und auf einzelne ftlle
zur netuten geschichte der sUwischen spraehfonchung. 441
von coDSODaDteDerleichteruDg im auslaut verwiesen wird,
die Hattala in dem abschDÜt über die in den neueren sla-
wischen sprachen auslautenden consonantenverbindungen
erw&hnt hat.
Unter der rubrik adjeotio befaist Hattala zuerst die
prosthesis, bei der die neigung des slawischen ange-
deutet wird, Tocalischen anlaut durch zusatz von j, h, v,
zuweilen g zu vermeiden. Aufserdem werden vereinzelte
Zusätze andrer art angef&hrt, z. b. böhm. stfizvy = alt-
balg. trSzvü (nQchtem). Als zweite unterabtheilung folgt
die epenthesis.' Es wird die erscheinung erwähnt, dafs
im russischen statt la, ra, le, ri in manchen f&Uen olo,
oro, ele, ere eintritt. Zur erläuterung dieses schwierigen
punktes wird nichts neues geboten; derselbe wird, wie
Hattala bemerkt, dadurch nicht aufgeklärt, wenn man an-
nimmt, dies geschehe zur Vermeidung von consonanteu'*
grappen mit 1, r an zweiter stelle, denn solche lautver-
bindungen sind im russischen häufig (die ausführlichste
behandlung dieses gegenständes von Potebnja, Dva izsl^
dovanija o zvukachü russkago jazyka. VoroneSii 1866, er-
wähnt Hattala nicht). Dann folgt die epenthese von 1
zwischen labialen und j im altbulgarischen, serb.-slow. und
rassischen, und die von n yor den casus des pronomens i
Dach praepositionen. ftattala hat darin gegen Miklosich
recht, dafs n nicht zur Vermeidung des hiatus eingeschoben
sein kann, da ein solcher ja z. b. in otü jego nicht be-
steht Nur ist damit absolut nichts gewonnen, wenn man
sich wie Hattala so ausdrückt: n werde eingefügt zur ver^
meidung der consonantengruppen k j , t j , dj , v j , s j u. s. w. ;
denn wer sagt uns, dafs in otfi, vu^ kü, sü u. s. w. die
alten Bulgaren den auslautenden halbvocal vor den casus
von i nicht gesprochen haben und daher jene consonanten-
gruppen entstanden. Die gelegentliche, verhältnissmäfsig
seltene Schreibung änjejq f&r sü njej^ beweist nur, dafs
man später den halbvocal niphi sprach und dann s an der
erweichung des n participierte. Es spricht vielmehr alles
daf&r, dafs man wirklich einmal so njej^ gesagt habe;
Bänuntliche slawische dialekte nämlich kennen diesen ge-
442 Leskien
brauch, der also vor ihrer trennaDg schon vorhanden ge-
wesen sein mufs. In der zeit waren doch unzweifelhaft
die halbvocale nicht abgeworfen, also von einer unmittel-
baren beruhrung der consonanten s, v, k u, s. w. mit j
keine rede. Folglich kann n nicht zur erleichterung der
consonantengruppen sj , v j , kj eingeschoben sein. — Dann
kommen wieder einzelne beispiele von epenthesen; von pst
sprachen wir bereits; das vor den Suffixen ni, ti, kü ein-
tretende s, z erwähnt p, 101. Die dritte unterabtheilung
-der adjectio, die epithesis lAfst Hattala als von keinem
belang imbesprochen.
Alle übrigen consonanten verftnderungen endlich fallen
ihm unter den begriff der dissimilatio. Diese kann be-
stehen in einer mutatio consonantium in vocales; so
nennt Hattala den ersatz von nasal auslautenden silben
durch nasal vocale, das eintreten von o, u im serbischen
ftkr 1, den ersatz von vu durch u u. a. Alle diese erschei-
nungen werden nur angedeutet, nicht besprochen. Wie
sie zu dem namen dissimilatio kommen, da von einer ahn-
lichkeit, die dadurch aufgehoben wQrde, nichts existierte,
ist uns völlig unbegreiflich. Es folgt die mutatio con*
sonantium in alias. Hattala nimmt an, dafs z. b. im
serb. majka j aus t (matka) geworden sei, wie im slo-
wenischen kjer = kder d. i. altbulg. küde-i^e ans d. —
Dafs dentale vor dentalen zu s werden ist bekannt, Hat-
tala behauptet, dafs dieselbe Wandlung auch gutturale vor
dentalen erleiden. Seine beispiele sind: chlastü (Jungge-
selle) neben chlakü; i^estokü (hart), nach ihm Weiterbil-
dung eines part. praet. pass. 'iestü von 2eg-4 (verbren-
nen); prüstT (staub) von einer w. prüoh (volandi, saliendi
vim habet. Miklos.); srüsti (haar) von einer w. srüch in
sruchükü (rauh); aufserdem fbhrt Hattala listinü (fa-
cilis), serb. last (facultas), las an (facilis), neubnlg. lesen
(dass.) auf die w. lagh in ligükü (leicht) zurück. Von
diesen beispielen beweist kein einziges etwas. Dads fe-
ste kü von zeg herkomme, ist blofse vermutbnng, die
durch die bedeutung der worte nicht bestätigt wird; prü-
sti, srusti beweisen nur, dais Hattala nicht gewnat oder
zur neusten geschichte der slawischen Sprachforschung. 443
nicht daran gedacht hat, dals s, nicht ch die ältere laut-
atnfe ist, also prüsti gar kein *prü cht! voraussetzt; dals
listinü mit ligukü zusammenhange ist eine kQhne be-
hauptong, weiter nichts; das wort kommt, wie mir scheint,
Ton einem abstractum *listi (serb. last), dies aber von
der in leti (l^ti jesti i^e(STiv) steckenden wurzel lU,
listinü bedeutet also »was möglich, ausfahrbar ist^, wie
dies die bedeutungen in den neueren dialekten bestätigen.
Bleibt nur chlakü, chlastü, mit dem ich nichts anzu-
fangen weiis, jeder urtheile aber, ob dies eine völlig dunkle
wort hinreicht, den von Hattala behaupteten lautQbergang
zu beweisen. — Endlich unter der Überschrift contusio
als dritter unterabtheilung der dissimilation , werden die
Verwandlungen von dj, tj, kt, gt, cht (letztere drei vor
palatalen vocalen), femer kj, gj, chj und der ersatz von
kv, pv, chv in einzelnen dialekten durch f in 15 Zeilen
p. 104 erwähnt, nicht besprochen, und was man sich eigent-
lieb unter der räthselhaften contusio zu denken habe^ bleibt
nnerörtert. Und doch wäre hier vor allen dingen eine
auseinandersetzung über das wesen dieser im slawischen
so ungemein häufigen Veränderungen der consonanten mit
j nnd vor palatalen vocalen wünschenswerth gewesen.
Schleicher und mit ihm bisher jedermann glaubte, dieselben
seien das resultat von assimilationen und zwar einer in
vielen sprachen verbreiteten art der assimilation, des soge-
nannten zetacismus. Wie denkt sich denn Hattala den
Übergang von tj in st, oder von kj in c und c im altbul-
garischen. Dieser kann doch unmöglich folge der neigung
sein, den inlaut den» anlaut entsprechend zu machen, denn
als man noch tj sprach, und das hat man doch sicher ein-
mal gethan, gab es eben auch keinen anlaut ät. Diese
bemerkung kann bei jeder hier in betracht kommenden
consonantengruppe gemacht werden. Wir brauchen ja hier
die bekannten Vorgänge des zetacismus nicht auseinander-
setzen, noch die richtigkeit der darauf begründeten annah-
men zu vertheidigen, da diese allgemein anerkannt ist, son-
dern heben nur hervor, dafs sich bei diesen consonanten-
verbindungen klarer als bei allen andern zeigt, wie der
444 Leskien,. zur netuten geschichte der aUwischen sprachfoncfaimg.
grund ihrer Veränderungen in ihnen selbst, nicht in einer
bestimmten beschaffenheit der in der spräche vorkommen-
den wortanlaute liegt.
Die Unrichtigkeit des von Hatttala fbr die benrthei-
Inng des slawischen consonantismus aufgestellten princips
ist handgreiflich und vermag auch nicht eine einzige er-
scheinung dieses consonantismus genfigend zu erklären.
Während jenes princip im allgemeinen theil der schrift
(p. 1 — 78) immer wieder als die wahre leuchte der slawi-
schen lautlehre aufgestellt wird, bleibt es im speciellen theil
(p. 78 —'104) fast ganz unberücksichtigt; statt dessen tönen
uns die alten wohlbekannten phrasen entgegen abjecta litera,
ejecta litera, mntata litera x in literam y, die immer eine
so bequeme hülfe sind, wenn man nichts zu erklären ver-
mag. Trotz der mühe, die sich Hattala gegeben hat, seine
Zusammenstellungen zu machen und seine beispiele zu sam-
meln, haben wir durch seine behandlung nichts wesentli-
ches für unsere erkenntniss des slawischen consonantismus
gewonnen, und wenn herr Hattala nicht andre proben sei-
nes geschickes in der behandlung der lautlehre gibt, so
wird er vergebens den ansprach gemacht haben, von den
slawischen consonanten mehr zu wissen als seine Vorgän-
ger, unter ihnen Schleicher und Miklosich. So unglaub-
lich es scheinen mag, so kommt es einem beim lesen der
schrifl je länger je mehr vor, als sei der ganze slawische
consonantismus dem Verfasser eigentlich nur nebensacbe
und die langen ausfälle gegen Schleicher und gelegentlich
gegen Miklosich die hauptsache. Wer aber in dem im
anfang unsrer besprechnng aus der Petersburger zeitung
übersetzten abschnitt zwischen den Zeilen zu lesen versteht,
wird auch die veranlassung dieser erbitterung Hattala's
gegen Schleicher leicht erkennen. Da jedoch persönliches
mit der Wissenschaft nichts zu thun hat, können wir na-
türlich auf diese dinge hier nicht eingeben.
Göttingen, december 1867. A. Leskien.
StokeSi Miscellanea Cornica. 445
Miscellanea Cornica.
a-barth s= frz.de psr(t) in de par le roi etc.
aidlen (gl. abies) = bret. aedlen oder ädlen sapin.
aneth rast R. 1302 = altir. anad.
annabow novit R. 2120 = w. adnabu (ate + gnä +
bbü).
antromet gl. sexus, i.e. die geschlechtsorgane. antro-
ist vielleicht von avdgo^ entlehnt, met von fiTjösa.
awell 8. verlangen P. 10, 4, awel O. 366 = w. ewyll
m. Wille. Cf. w. awydd heftiges verlangen, lat. avidus,
avärus, avere (unihil est quam cupere^ Festus), avus,
skr. WZ. AV. Vielleicht ist altfrz. avel inbegriff alles
wflnschenswerthen aus dem celtischen entlehnt, doch
Diez und Burgny leiten es von lapillus her. Siegfried
vergleicht mit w. ewyll das altir. adv. indeolid gl.
gratis Z. 42. Das mittelbret. youll M. 10a, jetzt ioul
scheint das welsche ewyll zu sein, obgleich das genus
abweicht.
baiol gl. enula. Diese glosse findet sich in dem alten
vocabular zwischen diploma und pergamenum. Ich
möchte daher enula f&r *penula, poenula couvert,
Umschlag eines briefes nehmen und baiol von lat. ba-
julus in der bedeutung briefbote herleiten, von dem
sich romanische derivata vorfinden (Diez £• W. I, 45,
s. V. bailo). Zu dem Verluste des p in enula vergl.
das von Ducange angef&hrte etlehas Capitulare de vil-
lis cap. 40: ut unusquisque judex per villas nostras sin-
gulares [frz. sangliers], etlehas, pavones, fasianos
semper habeant, wo etlehas augenscheinlich acc. plur.
eines plattlateinischen, von neraklg vg eine voll ausge-
wachsene sau entlehnten wertes. Diez hat dies nicht
gesehen (E. W. II, 344, s. v. laie). p scheint auch ab-
gefallen zu sein in Varro's opulus (woher it. oppio)
fftr populus.
banathel (gl. genista), altw. banadil Lib. land. 204, mit-
telbret. banazl Legonidec s. v. balan, was durch me-
446 Stokes.
tatheeifi aus banaM. Diez E. W. II, 208 hat dies nicht
gesehen.
barthusek R. 1177 wunderbar von *barthu8 =: mittel-
bret. berzut M. 142b wunder, jetzt burzud. Diese
Wörter kommen wie ir« fert von prov. vertut oder lat.
virtus (et non poterat ibi virtutem ullam facere
Marc. VI, 5).
ben weib O. 92, pl. benow O. 990, 1022, w. und altir.
ben. Dies ist das indoeuropäische GVANA, dessen v
im gotischen qvino bewahrt ist; sein früheres Vorhan-
densein wird in zend ghena> durch die aspiration des
g und in griech. yvvrj durch das v angedeutet.
berthuan gl. parrax, käuzchen, wörtlich nach meiner
vermuthung bardeneule von barth barde und uan enle.
Ein anderer cel tischer vogelname bardaea oder bar-
dala lerche ist gleichfalls von bardo-s herzuleiten.
bester fenster in Ti-bester, aus fenestra verderbt.
bidn-epein gl. ancipiter. von bidn = lat. buteo, bu-
teonis und ethein vogel.
hindern gl. refectorium, von viande mit einer romani-
schen endung?
bisou gl. annlus, bret. bizou (daher frz. bijou) von bis
digitus.
blattya brüllen (ow plattya Cr. 1547) kommt wie bret.
bl^ja mugir von ags. blaetan balare.
bony heil D. 2564, vergl. altir. buain, gen. baana
schnitt.
boun-der gl. pascua von altfrz. vuin regain Burgoy III.
178 und ter.
brak^y R. 2108 malzhaus, wirthshaus: brak = mlat
bracium und chy für ty, tig haus.
bro gegend, ir. brugh .i. ferann, O'Don. gallisch brox,
bros gl. aculeus, altn. broddr? bros brflhe = ags.
bro0r.
brybor bettler D. 375, 1452, 1710. wallon. briber, brib
Diez E. W. I, 85 und Burguy III, 51.
bysne beispiel? D. 2091 tou ags. bysen, bisen.
Miscelknea Comica. 447
caenrit — ms. chahenrit — gl. torrens: von caen,
w. cain = xaivog receDS und rit, bret. red ström =
altir. rith flufs; so sagen wir englisch tbe freshes,
freshet bochwasser, icb meine obne rficksicbt auf die
oator des wassers.
cafat gl. vas, bret. caff vaisseau ä mettre le vin De Cour-
son. Hier scbeint f aus pp entstanden: cf. cappa, sp.
capazo, capacbo korb, eber als gabata.
caugeon D. 2921, R. 137, frz. oochon?
keber gl. tignum, altw. pl. cipriou (gl. tigna) Z. 1099
kommt wie frz. chevron von lat. caper Diez E.W.
II, 247.
kelin gl. ulcia = ir. cuilenn = ags. bolen, bolegn
Stechpalme.
doch — ms. choch — diberi gl. cymbalum, „das glöck-
chen, das die mönche zur mahlzeit rief^ Norris C. D.
11,339. diberi = altw. diprim cibus wie cader,
{noderuy = cadr, modrwy.
clof gl. claudus> w. cloff, lat. cloppus j^coAd^*, Diez
£. W. U, 251, altfrz. clop boiteux. f (ff) entsteht im
britischen regulär aus pp wie ch aus cc und th aus tt
Zeufs 173.
cog in di*hog gl. proavus, hen-gog gl. abavus, gurh-
-hog gl« atavus ist möglicher weise verwandt mit xoxvai
vorfahren.
coit Silva vielleicht von lat. coetus (arborum).
coloin gl. catulus, ir. coile&n, altir. cuilenn in cui-
lenn-bocc (gl* cynyps), ags. hvel-p (Siegfried).
comb-rican lituus in der glosse ceniat combrican (gl.
liticen) kommt von comb = prov. comb, sp. combo
gebogen, w. com krumme linie, und rican trompete (?),
was verwandt scheint mit altfrz. recaner wie ein esel
schreien (Diez E. W.I, 345); cf. die engl, redensart:
tmrapets bray.
cothman D. 1106 von ags. cüd man.
cough roth D. 2326, altcorn. coch in le8en-goc(h) gl.
448 Stokes
solsequiom, ir. caicc roth, cocuir gl. murez, corcn
rubefacio Beitr. III, 48 f&r *coccru.
coal, cowal-, col- voUstäDdig, völlig = altw. cuall gl.
matara ftkr *covall, *comall; cf. ir. comalnaim ich
ergänze and dies steht mit metathesis f&r com-lanaim.
cova liegen Cr. 1848 von lat. cubare.
orac kurz — bret. orac, altir. croc .i. gairit Corm. Gl
8. y. croicenn.
crehyllys erschüttert ftlr *ce-rylly8, *co-rytlys, co-
-rotulatus; cf. prov. crotlar erschfittem, frz. cron-
1er, altfrz. crouller Diez E. W. I, 146.
cueth sorge von altfranz. cude, cuidier cogitare Dicz
E. W. I, 134.
cummyas abschied, kemeas P. 231, 1 von prov. com-
jat, it. commiato, frz. cong6, lat. commeatas.
dam cliens in der glosse un dam si (gl. clientalns) =
w. dann gl. cliens.
dewar in bum pur-^ewar P. 138, 2 ist entweder altw.
deurr (gl. acri) Z. 1098 oder lat. dürus, ir. dür. *
d oer gl. terram, w. dair Lib. land. 247, cf. vielleicht skr.
dhlra.
dof gl. gener scheint verwandt mit dem adj. dof zahm,
willig 0. 1254 und ist offenbar (wie dre-mas gatte Cr.
707, wörtlich sehr gut) ein hypocoristischer ausdrock.
Ebenso lat. av-as, av-unculus, w. ew-ithr, coro.
ew-iter oheim, lit. av-ynas von der wz. av avere,
altir. am-nair (gl. avuncolus) und lat. am-ita von der
wz. AM in lat. amo, w. tad-cu grolsvater und mam»
-gu grofsmutter von tad vater, mam matter mit dem
adj. cu lieb s=s ir. cöim, desgleichen frz. bean-p^re,
beau-fils, belle-m^re, belle«fille.
dy-blans adv. unterschieden, von dem neg. praefiz dy-
nnd blans = ags. bland mixtio.
efan ausgedehnt D. 638, altcom. efand in Pol efand,
Doomsday book von frz. 6pandu; cf. it spandere,
frz. ^pandre, lat expandere.
eneb gl. pagina 8=s altw. enep (gl. faciem) s: ir. ainech,
Miscellanea Cornica. 449
einech t= skr. anlka, send ainika angesicht.
eoniou gl. cornmissura vod enn = ande und ion =
juguin; cf. kv^Bvyvvtit.
eskidieu (gl. sotulares), got^skauds in Bkaudaraip.
eth geruch O. 1994 = lat. od-or, gr. oÖ^fitj, dva-taSrjg.
etb beerd D. 1244 = w. od-yo ofen, ir. ath gen. &tha
ofen.
eythinen gl. ramnus = ir. aittenn.
falladow fehler. Dies, vie arbadow befehl, dydhewa-
dow versprecben, pesadow gebot, plegadow verlan-
gen P. 90, 2, ynniadow an urging sehe ich jetzt ftlr
einen singular an, nach meiner vennuthung wie got.
thiva-dY und andere secundäre neutrale abstracta mit
dem Suffix tva gebildet.
ferhiat gl. für ist vielleicht abgeleitet von fer gl. crus.
Cf. engl. foot*pad und lat. grassator von grassor.
floh gl. puer, pl. flechet gl. liberi von lat. floccus. So
mag vielleicht it. toso (Diez B. W. I, 417) urspranglicb
wollflocke bedeutet haben: Burgny III, 371 hat altfrz.
touseau vliefs, tousel, tosel enfant, jeune homme.
Ein anderes celtisches wort für puer, welches von ei-
nem unbedeutenden und verächtlichen gegenstände her-
genommen ist, ist das bret. paotr, welches nichts mit
skr. pntra zu tkun bat, sondern regelmilfeig für *paltr
steht; dieses ist verwandt mit engl, palt lumpen, nhd.
palte fetzen, engl, paltrj; so it. ragazzo von ^dxrj.
Das span. ebicote endchen tau und junger mensch ist
ein anderes beispiel dieser wortclasse.
fou pl. fowys D. 336, wie w. fau von lat. fovea.
fu compes D. 2351 für *fual »s altw. fual gl. compes
von lat. fibula und
fu, fou figura IL 741, 863, 469 fQr *fuar von lat. fignra
mit regulärem ausfall des g zwischen vocalen. Diese
Worte dürften wahrscheinlich unmittelbare entlehnnngen
aus dem wallonischen oder picardischen sein, diaiekten,
in welchen 1 und r im auslaut unterdrückt werden.. Diez
citiert wall, cop := couple, fib, kouatt ss fibre, qosh
BeiMge t. vgl. spraohf. Y. 4. 29
4M) StokM
tre; picard. röque, aimape = r^gle, aimable ond
ebene, soufe =s cendre» soufre. So w. pair von
proy. pairol.
gal bfee, bret. gwall mauvais, ir. fei .i. olc, welches Büb-
1er mit got. vairs, vairsiza zusammenstellt.
^e-aweil gl. evangelium fOr *de-aweil bonum evange-
linm: de =» ir. deg; aweil, später aweyl, awayl,
awell, wie bret. ayiel von evangelium.
^evan dftmon D. 1338 »s jevan B. 2282 kömmt wie ir.
deman von daemonion.
deskj R. 1429, Cr. = desky P. 1Ü7, 4 von dis-
cere.
gl^D knie = ir. glün von *glapno *grup-no, ws.
grup krümmen (Beitr. V, 97). In betreff des ausfalle
von p vor n vgl. hun schlaf, ir. suan ss svapna, tan
feuer, ir. ten =s z. tafnu fQr *tap*nu.
gof gl. faber = altw. gob: nant i gob Lib. landav. 240,
ir. goba gen. gobann.
gorth surdus R. 1470 von lat. gurdus, frz. gourd.
gorthfel gl. coluber von gorth surdus und mel, xnil
animal, cf. aspidis surdae Ps. LVIII, 4. Der Übergang
von m (v) zu f nach th ist der regel gemftfs; so guith-
fei gl. fera.
goyf gl- hyemps sa ^nuciv von wz. ;^e mit gnna. Aber
altir. gem in gem-iPu acht winterkälte, geim-red Win-
terquartier ist = skr. hima schnee, lat. 'himus in bt-
mns für *bihimus (Aufrecht zeitschr. IV, 415).
guaf gl. castus. Hier ist wohl f wie in cafat, clof {=
cloppus), hanaf :=s it. (h)anappo aus pp entstanden
nnd guaf zu guappo, guapo Diez E. W. 1,230 m
stellen.
guahalech gl. satrapa soll gewift gnahaleth heifeen =
mittel w. guahalaeth welches in den Gesetzen II, 608
als der söhn eines herm, der weder ein edeling noch
ein geschlechtsoberhaupt (mab arglwydd ny bo nac ed-
ling na phenteilu).
gnathel gl. suppellez: leg. guadhelasmittelw.gttadaal
Miscellanea Cornica. 45]
(Gesetze 1^522), jetzt gwaddol heiratsgut, was einer
frau in die ehe mitgegeben wird.
gueret (gl. humus) franz. guäret=: vervactum Diez
E. W. I, 52.
guilskin — ms. guilschin — gl. rana. Die wurzel
scheint V-LS, V-RS, skr. vrä, woher värääbtl und viel-
leicht lat. rfina för *vrasna. Ir. loscan fllr *plo8C-
-4n (?) scheint verwandt mit frosch.
guis gl. scroffa = ir. feis, gen. feise : iomnocht feise
.i. croiceann muice, haut einer sau.
guyraf gl. fenum, w. gwair, ir. f6r, skr. virana (Sieg-
fried).
hot gl. caputium von norm, hut pileus, ahd. huot.
hudol gl. magus von *hut = hus O. 2695, w. und bret
bud bezaubernng. Die wurzel ist SI binden, woher
nhd. saite, sei-1, altn. seififr incantatio magica, ir.
soeth tribulatio (so ist bret. pistig douleur aiguS ss
com. pistyk Zauberei). So kömmt von der indoeurop.
WZ. BHADH binden (skr. ba-n-dh) fasces, fascino,
ßacxctivia und nach Wackernagels vermuthung it. faci-
mola, facimolo Zauberei.
5®y g'- gJacies = w. ia, altir. aig för *iagi, altn. iaki,
iökull, engl, ic-icle (Aufrecht).
ithen — leg. iteu — gl. ticio bret. et 66 brandon von
nirvii pinus mit abfall des anlautenden p. Hierher viel-
leicht auch altir. itharnae (Cormac), was binsenlicht
bedeuten soll.
lovan gl. funis, ir. loman, wz. LABH, woher auch skr*
labhasa seil um pferde anzubinden.
lyw fluth, pl. lyvyow Cr. 2314 = w. llif, wz. LIB in
Xiißw, loißtjj Xixp, Xißoq^ de-libutus, Itbare etc.
marhvran — ms. marburan — gl. corvns, später
marghbran O. 1106. Buchstäblich „rofskrähe*^ sagt
Mr. Norris, der zugleicht bemerkt, dafs march rofs im
welschen zur Verstärkung der bedeutung gebraucht wird
wie in march-daran lauter donner (taran), march-
-leidyr ein erzdieb (dän. heste-tyv), march-fo-
29*
4S2 Stoket
rioD grofsflfigliche ameisen (morion). So im engli-
schen horse-ehestnut rofskastanie, horse-laagb,
borse-Ieeoh rofsegel, horse-mackerel, horse-
mushroom (agaricus Georgii), borse-play, horse-
pistol, horse-radish. Cf. die griech. composita mit
Inno^ und ßov-,
marthus wunder, plur. martho^ion O. 2546, ma-
rodgyan Cr. 1804 von prov. vertut oder lat. virtna,
wie mittelbret. moez von frz. voix entlebnt ist. So w.
mewiliau von vigiliae. Siebe oben bartbusek.
meddra beabsicbtigen Cr. 1552 = w. medru f&r *me«*
tru, *materu, welcbes GlOck (K. N. 135) mit gall.
mataris zusammenstellt und auf eine wz. MAT be-
zieht. Diese wurzel sebe icb in lit. mett^ icb werfe,
üi-matas Vorwurf Bopp V. G. IQ, 282 n.
mein, men stark (an-vein gl. invalidus) von *mogi*
no-8, vgl. abd. magan magin robur.
mejny O. 1018 ss maynyCr. 465, altfrz. mesgn^e, it.
masnada haushält.
mds SS altw. mais campus, vielleicht von 'magistos
= fiiyiOTog^ got. maist-s; cf. skr. mahl.
meugh adv. geschwind D. 1118, w. moch, lat. mox, skr.
makäu (Siegfried).
nans in der redensart yn nans deorsum O. 1998 ist
nans vallis. So im mittelbr. en tnou man ici bas.
Der gegensatz zu yn nans ist yn bau sursum, wo
ban ^ ir. benn mons.
eilet gl. frixorium fRr *poilet, frz. poele?
owerbyn in der redensart a owerbyn von oben Cr. 2288
ist ein hybrides compos. aus engl, over und com. pyo
dat. sg. von pen haupt; welsch entspricht uch*ben.
pals P. 165, 3 = gael. pailt, bret. paot beaucoup, plu-
sieurs, würz. PAR, skr. pf.
pridit gl. poeta, cf. altir. rith .i. bard O^Davoren's gloss.
s. V. arratb.
prinnus-cloc — ms. primuscloc — gl. lippus. Hier ist
prinnns ein adj., gebildet von *prinn a^ altir. crinne
BCscelUaea Gomico. 458
taufe, wie badus, gothus. Das anlautende o in cloc
ist ein durch den einfluTs von s verschobenes g : gloc
= golok O. 1530.
pry lehm «= altw. prid in prid-pull lehmgrube Ltb.
iand. 241, altir. cre gen. er lad.
rounsan esel, 4^ commandment, = altfrz. roncin klei*
Des pferd, woher w. rhwnsi, bret. ronse.
acottl gl. milvus ss frz. äcoufle bQhnergeier Diez E. W.
IL 272.
seosy ergreifen fbr ^sesny, mittelbret. saesinaf, frz.
saisine Diez £. W. I, 362.
seysse O. 2768 =» frz. saisir.
smat ein guter kerl von ags. smaste obryzus.
sordya = frz. sortir, it. sortire.
6 ort gl. hyricus vel erinaceus, besser sart = w.sarth
scheint verwandt mit span. zarza dorn: vgL w. drae-
nog Igel von draen dorn.
squardye zerreifsen, it. squarciare.
sqoenip gl. incestus, frz. guenipe mit prosthetischem s
und verschobenem g wie in bret. sclaoc, jetzt sklas
von frz. glace.
Stil pl. styllyow Sparren, ir. sdiallach, ahd. stihhil,
altfrz. esteil.
stons stütze it. stanza, frz. 4tanoe, ätan^on, woher
engl. stancheoD.
tannen in glas-tannen gl. quercus, bret. tann eiche,
vgl. frz. und engl. tan.
tava fahlen Cr. 1591. an dan dava D. 1002 „ä t&tons<*.
Die ursprüngliche bedeutung ist fühlen, dann tasten
und daher tavas zunge, mittelw. tavaut Z. 110. So
ist ir. tenge zunge, auch ting (O'Clery), verwandt mit
lat. tango und hat nichts zu thun mit dingua, lin-
goa, und tuggo. Die entwickelung der bedeutung
in den zwei redensarten ä tatons und an dan dava
ist genau dieselbe, denn erstere kömmt von t&ter be-
rühren, tasten, *taxitare von tazare, welches „pressius
crebriusque est quam tangere^. .
454 StokeB
tor gl. venter =s altw. torr, ir. tarr hypogastrium.
trige stillbalten, verweilen, w. trigo; cf. proy. trigar an«
halten, lat. tricari.
troster gl. trabs = altir. trost Z. 143, altfrz. traste
von lat. transtrum.
trubit D. 1575 von tribntum; so w. treth f&r *trept,
*treb't.
vil-lecur — ms. vilecur — gl. parasitus := einem
altfrz. vil-Iecheor, siehe Diez E.W. s.v. leccäre:
zu dem ansfall des 1 vergl. prov. vilandrier (ib. s. y.
landra) f&r vil-landrier.
waludoc gl. dives von *walud wealth = w. golad, alt-
ir. foluth, folud (cach nirt ocus cach folud, Senchas
M6r p. 242).
Ein seltsamer Übergang von der zweiten zur dritten
pers. sg. begegnet öfters im comischen. Ich setze einige
beispiele hierher als beitrag zn den materialien f&r eine
vergleichende syntax der indoeuropäischen sprachen, zn
welcher zeit auch dieses sehr vermifste werk mag in die
band genommen werden. A leversys ath ganow the ho-
nan, py gans ken yu dyssys? Hast du aus eignem munde
geredet oder bist du (wörtlich: ist er) durch andere be-
lehrt worden? D. 2002. David sagt zu Bersabe: ou holon
ger caradow, dew ruth ros flour hy hynse Mein theures,
liebes herz, Gott hat dich zur blume deines (wörtlich: ih-
res) geschlechts gemacht 0.2135. Japhet sagt zu der
taube : colom whek, glas h y lagas, ke nyg a-ugh Ines pow
Sflfse taube, blau ist dein (wörtlich: ihr) äuge, geh, fliege
Ober viele länder 0. 1135. te dhen, gura lewte, be-va
den yonk bo den coth Thu das rechte, o mensch, magst
du (wörtlich: mag er) ein junger mann oder ein alter
mann sein P. 175,3. ty losel, foul y perhen, ystyn the
vregh Du knabe, elend ist dein (wörtlich: sein) eigenthü-
mer, strecke deinen arm aus D. 2752. me a vyn thewhy
poyntya Service tha teag (leg. deag?) hay gela Ich werde
dich ond deinen (wörtlich: seinen) genossen anweisen
dienste zu leisten Cr. 1062. *
Simla, mai 18G7. Whitley Stokes.
eorniich f Im inlaut. 4g5
Comisch f im inlaut.
„Noch za erklären bleibt das f im inlaut statt y"
sagt Ebel Beitr. V, 1 60. Das f (oder ff) in den dort yon
Ebel citierten f&Uen ist nur ein wegen der elision des fol-
genden vocals verschobenes y. Dies ergiebt sich deutlich
genug aus lehnworten. So steht delyfre oder d^lyffre
P. 150, 1 . 250,3 für *delyvere befreien, lyffrow für
lyverow pl. von lyver buch(liber), refrance fftr're-
▼erance reverentia, sefryn fbr 'severyn = frz. sou*
verain. Auf dieselbe weise wird das aus b oder m enU
standene y der stamme oav', day% say' (aus cab* ca-
pere, d a m ^ pati, s a m ' surgere) in folge der elision des stamm*
yocals zu f in der compos. mit bos (bot) und andern for-
men des St. bu (= bha) sein. So ist caffos capere P.
148,4 == caf-f-vos = cav' -♦- vos «= cab^ + bot,
gozaffo patiatur P, 24, 2 = guo-hdaf-f- vo = guo-t-
day'+vo 8=s guo + dam' + bo, saffe surrexisset P.
248,3 = saf-+-ve = sav'-t-ve = sam'-+-be.
Verschiebung wird ähnlich hervorgerufen bei g und
anaspiriertem b. So steht haccra häfslicher ff\r hagVa,
""hager-a, comparativ von hager : troplys unruhig
D. 26 flir *trob'lys *trobelys, cf. trobell unruhe Cr
1674. Derselbe Vorgang findet sich in allen neukeltischen
sprachen.
Simla, IT.juli 1867. Whitley Stokes.
466 Ebel
Goidilicai or notes on the gaelie manugcripts preserved at Tarin, Milan.
Berne, Leyden, the monasteiy of S. Panl, Garinthia, and Cambridge,
with eigbt bymns trom the Liber Hymnornnii and the old-iriah notea
in the Book of Armagh edited by W. S. Calcntta, 1866.
Unter den trefflieben ausgaben keltischer spracbreste,
die wir Mr. Stokes verdanken, nimmt das vorliegende werk
wahrlich nicht den untersten platz ein,, und ref. bekennt
«ioh wie ein kind gefreut zu haben, als er unverhofft diese
schätze vor sich sab, die Zeufs theils gar nicht, theils nur
in entstellter form hatte benutzen können, und nur das eine
zu bedauern, dafs sie den ersten bogen der Gramm, Celt
nicht mehr zu gute kommen konnten. Von den genann-
ten handscbriften bietet die Turin er, zwei fragmente ei-
nes commentars zum £v. Marei, hier vollständig — text
und glossen — mitgetheilt, aufser vielfachen belegen zu
bekanntem [wie zu den V. 33. 35 besprochnen anwendun-
gen des rel. n : am. — mbaithsetar, am. noingter (ut
baptizantur, unguuntur) gl. 49, innandegnimaeso «.
gnite (horum operum bonorum quae faciunt) 55, mber-
tatar (quam portavernnt) 130; an dumbertis a coib-
sena (cum dabant confessiones suas) ö8] und unbelegtem
[wie den acc. pl. nathracha (natrices) gl. 11, voc. siftg.
eines neutrums: a bas pene (o mors poenae) 95, Wörter
wie camull (dat. camelo) 60, pardus dat., parduis gen.
(paradisi) 17. 18. 19, foraitbi (risit) 62, wozu faitbe
(risus) O'Clery citiert wird, offenbar = fo-ro'-aitb-tibi,
wie cuitbiud (irrisio) South. Ps. 48, cuitbedcba (gl.
frivolas) Ml. 57 von con- (oder cot-) tib., vergl. tibiu
III, 48] einiges eigenthQmliche, z. b. die bei Z. sehr sel-
tene crhaltung des auslauts im acc. des artikels vor me-
diis: trisin ntbrat find (per pallium album) 55, die bis
jetzt im altirischen nicht nachgewiesene demonstrativform
San: isindomunsan (in hoc mundo) 16, die form re-
maisndes (1. -^s) 24 neben der gewöhnlichen aisndis
(1. -is) 40, ungewöhnliche syncope in spiurt (spiritus)
98. 100, irse (fidei) 45, indiumsa (superbiae) 60; bei
Z. 1051 diummussag (superbus), später allerdings dium-
anxeigen. 457
saoh; weniger in dincrae (ezclamatio) 13, das zwar bei
Corm., wie Stokes anmerkt, diucaire lautet, doch mit
den ans Z. bekannten frecre, föcre (V, 11) im einklang
steht. Die Mailänder („so reichhaltig, dafs aus ihr al-
lein eine ziemlich vollständige altirische grammatik nebst
lezicon herzustellen wäre^) ist hier freilich nur zum theil
ausgezogen, mit besondrer berflcksichtigung des theils, den
Z. weniger benutzt hat; doch liefern auch diese auszOge
wichtiges und neues, z. b. den acc. plur. eines r- Stammes
aithrea (patres) p. 43, den nom. (acc.) zu brotu, brotto
(Z. 312. 313): brothad p. 48, die interessante form gute
(gl. suplicantium) ibid. (= guidite; vgl. guiter Z. 1057);
auiiserdem sind die (nach St.^s wohlbegründeter ansieht)
beiden gedichte ( Z. 930 sq. ) einer nochmaligen durchsieht
unterworfen, die mehrere stellen aufklärt. Berner und
Leydener codex sind arm an glossen, die des erster A
tbeilweise so unverständlich und unleserlich, dafs der verf.
vorgezogen hat, mehrere gar nicht zu geben; desto inter-
essanter sind drei kleine gedichte aus einer handschrifb des
Kärthener St. Panik loste r 8, deren zweites hier aus drei
andern handschriften in vollständigerer form geboten wird.
Wenige glossen liefert der sogenannte Southampton-
Psalter (in Cambridge), uach St. sec. II, doch dafür in
auffallend reiner spräche. Sehr dankenswerth ist die erste
mittheilung aus einem älteren gaelischen manuseript,
dem buch von Deir (in Buchan), ebenfalls in Cambridge
aufbewahrt, nebst Übersetzung, grammatischen noten und
vollständigem wortverzeichnifs. Unter den hymnon sind
die beiden ersten, Patricc^s und Fiacc's, hier am reichsten
mit anmerkungen versehen, letzterer auch mit der vorrede
und den alten glossen; weniger reich sind die Colman^s,
Ultan's (auf Brigit), Broccan^s, Sanctain's, Mäil-isu's und
das gebet Ninine's ausgestattet. Endlich die sogenannten
anmerkungen Tirechan's aus dem buch von Ärmagh
bleiben allerdings in alter (hier auf den anfang sec. 9 her-
abgesetzt) und umfang etwas hinter den erwartungen zu-
rück, die frühere äufserungen darüber erregt haben, doch
458 Ebel
auch 80 noch höchst werthvoll als reichhaltigste probe alt*
irischer prosa; bemerkungen und parallelstellen, nament-
lich aus dem sogenannten Tripartite Life, erhöhen den
nutzen dieser mittheilung. Dafs Oberhaupt die eigenen zu*
thaten des verf. nicht den schlechtesten theil dieser kost-
baren gäbe bilden, die er uns deutschen forschem geboten
hat, brauchen wir unsern lesern wohl nicht erst zu ver*
sichern; wir heben hier, anfser dem oben angefahrten, nur
einige besonders lehrreiche bemerkungen hervor.
Zu am. nathracha bodra (gl. sicut aspides surdae)
Tr. 11 und sonst ist nachgewiesen, dafs amal, amail den
acc. regiert, nicht den gen., wie Z. und nach ihm ref.
(m, 280) angenommen hatte; zu den citierten und den
beiden stellen Z. 676 ftige man am. indolainn (richtiger
inclainnd) bunid Z. 250 (ut stirps originis, primitiva);
ft) derselben glosse hat sich der verf. aber mit der Über-
setzung von am. dungniat sidi (as they did) versehen,
vielmehr: ut faciunt hae (sidi regelrechte form statt des
side bei Z. 355). Zu muintir Ml. 20 wird eine annähme
Siegfried^s angefahrt, die uns allerdings nicht überzeugt
hat, montar, muinter sei ein lehnwort (=• monasterium ;
wii denken vielmehr an münud, institutio, trotz der ab-
weichenden quantität), dabei aber, was wichtiger ist, durch
den ausfall eines s zwischen n und f, r und t anch ein-
teir (sporn) neben xivtqov, xiargov, iart neben got. thaur-
stei (durst) erklärt, womit der ausfall desselben in ech*
tar, öchtar (zeitschr. XIV, 257) zu vergleichen ist. In
anbsud, anbsidi (gl. mutabiles) Ml. 64, womit offenbar
cobsud (stabilis) 54 zu vergleichen ist, wird erweichung
des f von foss (mauere) nachgewiesen, wie cubus (con-
scientia) aus co(n)-fius, coibse = confessio erklärt.
Sehr gefreut hat es uns, dafs der verf. von Lottner's an*
nähme über die scheinbaren perfectformen auf -si (beitr.
11,318) jetzt zurückgetreten ist und ein angehängtes pro-
nomen darin annimmt, was ref. von anfang an gethan hat;
nur vermutheten wir ein pronomen si darin, während sich
jetzt durch aliss (rogavit), anis (mansit), dlomis (op-
anzeigen. 459
probravit) Tir. 11. 14 vielmehr i als der pronomiDale an-
haog in baitzisi (baptizavit eum) und den verkürzten
ailsi (rogavit eum), berrsi (totondit eum), foidsi,
foitsi (misit eum), gabsi (cepit eum) Tir. 8. 11. 14. 15,
leicsi (sivit eum) Ml. erweist. Kef. hält aber auch in
gabsi cadessin abbaith („he himself took the abbacy^)
Tir. 15 das pronomen keineswegs für pleonastisch, sondern
sieht abbaith als den regelrechten acc. des f- Stammes
abb (abbas) an — vergl. seondapid, secndapthib Z.
274, nom. und dat. plur. von secndabb (secundus abbas)
Corm. — und übersetzt: cepit eum ipsum abbatem. Auch
hinsichtlich des am. immindräitset (wie jetzt Tir. 11
statt des immindraiset bei O'Don. lautet) und nan-
drigad ib. 13 mufs ref. an seinen früheren erklärungen (V,
21. 26) festhalten, die er durch die parallelstellen vor Fiacc's
hymnus und in Trip. Life wie durch Colgan's worte (bei
O^Don.) bestätigt findet. Die interessanten formen auf
•sius, -sus, die der verf. p. 21 und in den Addendis
mittheilt, wie mörsus (laudavit), guidsius (rogavit),
scheinen relative formen des perfects, wie der pl. cretsite
Z. 312. Die dem herausgeber unverständliche glosse aus
Cod. Ld. erklärt sich nach der uns durch hrn. prof. Pott's
gute zugekommenen abschrifb von Hertz sehr einfach; der
text lautet (Prise. XV, i>, 35): et ex hoc componitur ut
(von der band des glossators corrigiert: utidem) inveni-
tur etiam pro utinam, über ex hoc steht .i. ond ut so
(i.e. ex hoc ut), über invenitur ar, arecar (nam inveni-
tur). Konnten wir bisher als dank für die schätzbare gäbe
nur xfi^x^cc y()V(rei(iiv bieten, so ict folgendes vielleicht nicht
ganz ein ;^aAxsor. Ml. 44 sind die worte „opprimi nequi-
vimus^ glossiert: nicoimnacmarni .i. sech ni coim-
nactar arnamit son etc., d. h. (nicht wie Mr. St. an-
nimmt, non possumus, sondern) non potuimus, non potue*
runt hostes nostri etc.; beides sind nämlich formen des
reduplicirten perfects von cumang oder conicc (wie
tanacc von ttc), wie dergleichen formen immer im plu*
ral mit medialform; dazu vergl. hei Z. ani nad com-
460 Schmidt
nactar döini triaoecne Wb. 8a (qood Don potuerunt
homines sapientia sua) und 2. pl. nad coimnacaid bri-
themnact frisincinsa (gl. non est bona gloriatio vestra,
1. Cor. 5, 6) d. h. quod non potuistis judicare contra hoc
ecelus) Wb. 9 b ; dazu gehört aber auch 3. sg. mit medial-
form: ni conchoimnucuir rect firianugud Z. 853
(non quod potuerit, non potuit lex justificare), bis jetzt das
einzige beispiel der art, wenn wir die composita nicht be-
sonders zählen wollen: teccomnocuir Wb. (evenit) Z. 708,
amail tondechomnuchuir (ut id accidit) Cam., vom
präs. tecmaing Sg.^ und forcomnucuir, forchomnu*
cuir, farcomnucuir Wb., forcomnacair Sg. (factum
est), wozu forchuimsed und farcuimsitis gehören,
also von Z. unrichtig in fo-ro-ch. zerlegt, vielmehr von
for-cumang, wie schon aforcm achte (gl. facticium) Sg.
30 b (Z. 1032) zeigt.
l.mai 1867. H. Ebel.
Etymologische forschnngen auf dem gebiete der indogennaiuscheo Bpnchen
unter berUcksichtigung ihrer hauptformen, sanskrit; zend -persisch ;
griechisch-lateinisch; littanisch-slawiach ; germanisch nnd keltisch, von
Aug. Fried r. Pott Zweite aufläge in völlig neuer Umarbeitung.
Zweiten theiles zweite abtheilnng. A. u. d. T. Wurzelwörterbnch der
indogermanischen sprachen von A. F. Pott. Erster band. Wurseln mit
vocalischem ausgange. Erste abtheilnng: Wurzeln auf a- nnd i -laute.
Zweite abtheilnng: Wurzeln auf u, ü und v. Detmold 1867. 2 bde.
8. XII und 1879 ss.
Die vorliegenden zwei bände geben weit mehr als ihr
titel verspricht. Wer nur wurzeln auf vocalis^ea auslaut
zu finden wähnt, dessen er Wartungen werden bei weitem
übertrofien; eine grofse menge der consonantisch auslau-
tenden wird schon hier behandelt. Wohlfeilen kaufes aber
seine kenntnisse den mitforschern herzugeben, ist der Ver-
fasser keineswegs gesonnen. Er bietet dem leser nicht die
gewonnenen resultate seiner forschungen, sondern führt ihn
direct in die werkstatte und zwingt ihn selbst die arbeit
anzeigen. 44)1
mit durchzumachen. Diese, der gelehrten weit schon ge-
nugsam bekannte behandlungs weise des Verfassers erschwert
die Benutzung des buchcs. Ohne index wird es fflr viele
forscher ein todtes capital bleiben, und wir können daher
nur den von anderen schon öfter geäufserten wünsch nach
möglichst baldiger Vollendung des werkes und nach anfer*
tigung des index wiederholen.
Ein indogermanisches wurzelwörterbuch I Bin grofsea
antemehmen, bei dessen ausfOhrung sich noch sehr viele
Schwierigkeiten in den weg stellen. Sind wir Oberhaupt
schon im klaren Ober die gestaltung der wurzeln? Ist ihr
vocalismus schon untersucht? Wie steht es mit den soge-
nannten wurzeldeterminativen? Das sind alles fragen, welche
in den voraufgehenden theilen der etymologischen forschun-
gen keineswegs völlig beantwortet sind, die sich aber eben,
weil sie noch ungelöst sind, als blocke Ober den weg la-
gern, die durchbrochen oder fortgeschafft werden mOssen.
Gewifs ist es aber nöthig von zeit zu zeit das facit der
hie und da zerstreuten etymologischen Untersuchungen zu
ziehen und es in einem einzigen werke vereinigt vorzule-
gen. Das von diesem Standpunkte sehr berechtigte buch
begrOfsen wir daher mit aufrichtiger freude. Dafs aber
ein vollständiges indogermanisches wurzelwörterbuch, d. h.
ein solches, in welchem jedes wort auf seine wurzel za-
rflckgeftlbrt wird, zur zeit noch unmöglich ist, beweist das
vorliegende werk, in welchem viele werte blofs verzeich-
net, nicht aber erklärt werden konnten^ wie z. b. mehrere
artikel aufs. 4, ferner no. 290, s. 1098; 291, s. 1100; 299,
8. 1112; 304, 305, s. 1137; 325—328 s. 1252 ff. Der Ver-
fasser huldigt aber dem grundsatze: dem muthigen gehört
die weh, wie er zum öfteren dadurch kund gibt, dafs er
erklSrt „muth zu einer etymologie zu haben^ (s. 48, 53,
192), ja „tollkOhn genug zu sein^ (s. 127)^ Und so geht
er muthig an die arbeit und läfst nach allen selten hin die
funken seines geistes stieben.
Was nun die begränzung des Stoffes betrifil, so ver-
zichtet nach unserer ansieht ein Wörterbuch schon durch
462 Schmidt
seinen titel auf die erklärende Behandlung der Wortbildung,
d. h. der declination und conjugation, auf welche an vielen
stellen des vorliegenden werkes (s. 57, 657, 105 — 113,
13Sff., 396 ff. und sonst) eingegangen wird.
Ferner pflegt man mit einem wörterbuche wesentlich
den begriff eines nacbschlagebuches zu verbinden, das erste
postulat fQr die anordnung ist also die Übersichtlichkeit. Die
anordnung eines Wörterbuches ist die alphabetische. Wie
sollen aber die wurzeln so vieler sprachen mit so verschie-
denen lautsystemcn alphabetisch geordnet werden? Im all-
gemeinen hat Pott die anordnung der wurzeln bei Wester-
gaard zu gründe gelegt und dazwischen die sich in andern
indogermanischen sprachen ihm ergebenden wurzeln einge-
reiht. Wie soll man sich da zurecht finden? Unseres be-
dQnkens wäre eine sehr einfache auskunft zu finden gewe-
sen. Ein indogermanisches Wörterbuch mufs eben die
indogermanische Ursprache zum ausgangspunkte neh-
men, jede Wurzel also auf die urform reducieren und dann
nach mafsgabe der, wo möglich physiologisch geordneten,
laute der Ursprache verzeichnen. Doch der verf, leugnet
(s. 494) das ganze factum der Ursprache. Als probe der
anordnung gebe ich die auf s. 4 verzeichneten ersten neun
nummern (die beiden bände enthalten 357 nummern), l)zd.
kä, 2)xvdüfiai, 3)xpdutj 4) xpet, xegdvvvfit^ 5) illyr. kla-tti,
6) lett. klah-ti, 7) altbulg. kva-ti, 8) skr. khft, 9) kbjft.
Unter dieser zuletzt genannten wurzel khjfi wird behan-
delt: lat. insece, deutsch sagen, lit. sak^ti etc., griech.
iwvtn^^ ivJTiTj^ kviaatii (als entstanden aus kvi'+'ldnTw)^ skr.
sakhi (als sa+khjft) etc. Vgl. aufserdem z. b. wz. tu
(8. 793—903) und wz.div (912—1063). Durch die leben-
den columnentitel ist nun einigermafsen das nachschlagen
erleichtert. Aber gerade das in erster linie empfundene
bedQrfniis des nachschlagenden, zu wissen, welcher wnrzel
ein wort zugesprochen wird, was oft schwer zu ermitteln
ist, bleibt unberücksichtigt. Statt dessen tritt irgend eins
der vielen auf einer seite behandelten*worte in die flberschrift«
(S. 83 steht statt hft in der Qberschrift zweimal ^nä).
•Qieig«n. 463
In der aufstellnog der wurzela folgt der verf. gänx
den indischen grammatikern , setzt also die auf a auslau-
tenden mit langem vocale an. Er sagt darüber s. 1: ^Ge-
gen dieses „grammatische dogma^ hat sich Schleicher nicht
mit unrecht aufgelehnt, wenn man auch nicht gerade
mit allen seinen Voraussetzungen sich einverstanden erklä«
ren möchte.^ Dafs eine menge worte vorkommen, welche
von wurzeln, deren vocal als & angesetzt wird, abgeleitet,
thatsächlich kurzes a als wurzelhafb erweisen, ist von Schlei-
cher und anderen schon genugsam betont worden. Es ist
also durchaus nicht gewagter die wurzeln auch wirklich
karzvocalig anzusetzen, als Verkürzung langer vocale in so
und so viel formen zu statuieren. So z. b. wird es gewifs
einleuchtender sein, dafs in skr. dha-na eine würzet dha
vorliegt, als dafs dies wort — wie Pott s. 175 will —
aas dh& -f- ana (die erste silbe also ursprünglich drei
moren enthaltend!) entstanden sei, indem das ä „aufgege-
ben^ wurde. Auch bei den von den Indern auf 6 und äi
auslautend gesetzten wurzeln „würde er sich scheuen^, das
i mit Schleicher als zum praes.-suff. gehörig zu betrachten.
Die praepositionentheorie ist auf jeder seite dieses bn-
ches reichlich angewandt, so erklärt verf. s. 383 aaniÖBg
aus anoöTfcio); 402 onviw aus upa+i; 430 otofiai =
8kr. ava+ßmi; 127 divido == di-hvi-f-dä (dö schnei-
den), „man könnte selbst tollkühn genug sein vid scire
als vi-f-d& „unterscheiden^ zu erklären; 160 ahd. widamo
dotation aus vi+dh&, wdchem aber das von ihm gegen
Richthofen geltend gemachte ags. veotoma widerspricht,
welches vielmehr auf lat. vas, gen. vadis, griech. hdvov
weist (letzteres erklärt Curt.*206 anders); femer 161 lit.
vidüs, l&vg^ Bvdvs = vi-f-dhfi; 171 anm. lit. dumä
(wohl fremdwort; vergl. russ. oder poln. duma) aus poln.
doH-timas; 190 skr. ap aus ä-f-pä — und trotz des hier
bereitwillig angenommenen Schwundes des vmrzelvocals,
will Pott nicht anerkennen, dafs die wurzeln auf a, nicht
ä, anzusetzen seien! — ; 239 und 298 portio nicht zu
pars, sondern aus pro+rata; 1111 fragt verf. hei navan
4(i4 Schmidt
^docb nicht etwa als ein wiederaufatbmen zu ar,fjiBvai mit
ano?^ ä>]ui ward aber 8.303 als ä+vämi erklärt, navto
wäre also apa+ä+vämi. Ja der verf. ist so fest von
der untrQglicbkeit dieser ansichten überzeugt, dafs er (8.43)
für die erklärung von Signum = sä-ghä durcb seine
,,zablreicben beispiele von analogien nun wobl der Wider-
legung anderer auffassungen billigerweise überboben zu
sein^ meint. Oefter (z. b. 402) spricht er von ^^composi*
tionsscheuen ^. £r begeht allerdings einen anachronisoins,
trotz der 434 ff. versuchten ableugnung desselben, indem
er wurzeln, welche als solche sicher vor beginn der stamm*
und Wortbildung schon vollendet waren, aus praepositionen
und einfacheren wurzeln zusammengeschmolzen annimmt.
Die praepositionen sind ja alle, wenn auch zum theil schwer
nachzuweisende, werte, d. h. mit wortbildungssuffixen (im
Schleicherschcn sinne) versehen. Fertige worte aber als
bestandtheile der wurzeln anzunehmen, die doch selbst erst
die basis für stammbildung hergeben, die wieder der Wort-
bildung voraufgeht, ist das kein anachronismus? Der verf.
lehnt sich (s. 446) mit recht gegen die erklärung von amv
aus au (üv auf, weil dei ein casus sei; macht er es denu
aber mit seinen praepositionen, die doch ursprünglich auch
casus sind, anders? Er führt nun s. 437 einige verba an,
die sicher schon im vedischen skr. die praeposition und
die Wurzel untrennbar verschmolzen hätten, so vor allen
aväimi (ava+i), welches er mit oloua« identifieiert. Die
bedeutung „ schauen auf, betrachten , begreifen ^ u. s. w.,
welche er für dies compositum fordert, ist aber im petersb.
wtb. mit keinem einzigen vedischen beispiele belegt, und dafs
ava 6mi in den veden noch als getrennte worte vorkom-
men, davon hätte den verf. die im petersb. wtb. abgedruckte
stelle Rv. VII, 86, 4 überzeugen sollen ; an der stelle des
Bv., auf welche er sich beruft (statt V, 78) 8 ist bei ihm
verdruckt V, 5, 78), bedeutet avehi nur „geh weg**.
Ebenso sind im petersb. wtb. stellen zu finden, in denen
die als untrennbar proelamierten pari-i, pra-i, apa-i
(Rv. X, 108, 10) durch zwischen ihnen stehende worte oder
anseigen. 465
durch Inversion getrennt sind. Ehe der nach weis untrenn-
barer Verschmelzung von praeposition und verbum in den
veden nicht geliefert ist, bleibt die ganze theorie der wur-
zelzQsanimensetzung mit praepositionen eine durch keine
positive thatsacbe gestützte hypothese, welche noch dazu
im Widerspruche mit der anderweitig erkannten Sprachge-
schichte steht.
Nicht ganz so widerspruchsvoll in sich selbst ist die
neigung des Verfassers, compositionen zweier wurzeln an-
zunehmen, die man jedoch, wenn überhaupt, nur mit &us-
serster vorsieht ansetzen darf So erklärt er s. 69 anm«:
merced- aus merc--Hced- id quod in mercis locum
cedit oder quod pro merce cedit. Auch in lat heres
(69 f.) „wittert^ er composition aus hQr ^b j^f^Qog (wz. hs)
und -hendere (prae-hendere), es ist aber fllr heres,
herctum, herciscere ganz unbeachtet geblieben, was
Corssen krit. beitr. 133 darüber ermittelt hat. Discipn»
los = discens puellus (133); skr. adri stein aus
a-f-dra nicht laufend (s. 134 und 1065). Wem fällt da-
bei nicht die erklärung von asinus als sinus mit a priva-
tivimi ein? Skr. bh&ä =s bh&+iä „einleuchtend machen
wollen« (258) u. s. w.
Sehr bedauern müssen wir, dafs der verf. für das li-
tanische die arbeiten von Schleicher so wenig benutzt,
Mieicke and Ostermeyer hingegen oft citiert. Die Schrei-
bung der litauischen werte ist incorrect und inconsequent.
Den in der spräche geschwundenen nasal, welcher nur noch
der etymologischen durchsichtigkeit wegen in der schrift
angedeutet und von Schleicher durchweg mit einem haken
unter dem vorhergehenden vocale bezeichnet wird, schreibt
Pott bald ebenso, bald n, bald n, bald gar nicht, so z. b.
8.151 iii kunningus, in (sie!) sudzias indeti, als
pfarrer, als richter einsetzen, statt | kün|gus, \ sudtks
ideti, eine zeile später dagegen finden wir kunninga
statt künig^, 155 aber richtig k^ (k§' quem). Ferner
unterscheidet er nicht zwischen ö, dem a-vocal, und 6,
dem i-vocal, welche er beide mit e bezeichnet, z. b. pr6-
BeitrMg« s. vgl. sprachf. V. 4. 30
466 Schmidt
das sugabc, statt prcdas (157), nusideti und pr^sz
k§ (155) statt nnsid^'ti und prSsz k^', nusideda
smutnus, er stellt sich betrübt, statt nusidöda smiit-
nas« Manchmal schreibt er statt ä auch ie, so pienas
milch (190), daneben aber auch penas (197), statt penas.
Dies ist um so unbegreiflicher, als verf. s. 233 selbst von
Schleicher sagt, dafs er „auf eine der ausspräche sich mög-
lichst anschliefsende genaue Schreibung hält^. Der schlech-
ten Schreibung hat der verf einen grammatikalischen fehler
zu danken, welcher sich s. 316 eingeschlichen hat. Indem
satze j*! moteriszkd pastöjo (ich habe gleich die ac-
cente beigefügt, welche den irrthum unmöglich machen,
aber bei Pott fehlen), sie ist schwanger geworden, erklftrt
er das zweite wort ausdrücklich f&r einen nominativ, als
solcher hAtte er aber moteriszkö zu lauten; moteriszke
ist instr. sg. Ein prAdicativer nominativ darf bei pastöti
nicht stehen, vgl. Schleicher lit. gr. s. 270. Gleich darauf
fahrt Pott ein boispiel an, welches ihn über den casus
hätte belehren müssen: imogumi stöjos er ist mensch
geworden. S. 467 folgt er Nesselmann, indem er weidas
and waidas beide als „gesiebt^ erklftrt, waidas sei ge-
siebt SS phantasiebild, weidas angesicht. In Schleichers
glossar zum lesebuche und im glossar zum Donaleitis fin-
den sich aber vaidas zank, hader, v6idas antlitz. Ac-
cente setzt Pott meist gar nicht, bisweilen auch falsch.
Durch das ganze buch hindurch ist die so sehr wichtige
erweichung der consonanten fast nie bezeichnet.
Auch die wiedergäbe der altbulgarischen worte Iftftt
an genauigkeit manches zu wünschen übrig, i und ^ (nach
Schleicherscher bezeichnnng) drückt Pott beide höchst unbe-
stimmt und wechselnd aus: äljem (s. 72) fbr £ lern Tu
ouserjag (858) fftr user^gu, mjesaetz^ (272) far m^-
s^ci; in letzterem beispiele wendet er ' ftkr i an, gewöbb-
lioh bezeichnet er diefs aber durch '\ z. b. zjat" fär zfti,
hingegen ö, wie auch Öfter i, gar nicht oder durch das
hier ftkr ! stehende \ z^dati (82) filr i^dati.
Noch müssen wir hier eine lieblingsansicht des veri'
^
anzeigen. 4^7
Ven« Er hält die palatalen laute der arischen spra-
^^r ursprüDglicb (494 ff). Physiologische erwägun-
\ er als unberechtigt zurQck. Wie er sich nun
^g der palatalen iu gutturale, der danach in so
^llen zu statuieren wäre, denkt, sagt er nicht.
\ schwer nachzuweisen sein. Besonders steift
\ ursprQnglichkeit des skr. 9 und fQhrt als
*önde dafür an, dafs demselben in den
\ % ^„Zischlaute begegnen und nie k^ (496)»
Hind , weshalb er s. 40 einen engeren
. «vischen den slawischen und arischen spra-
^int. Dafs die slawischen palatalen aber factisch
^ meist genau nachweisbaren gesetzen aus gutturalen
entstanden siud, sollte doch jetzt nach Schleichers arbeiten
allgemein anerkannt sein. Auch s, welches nach Pott
durcbgehends auf skr. 9 weisen soll, sehen wir in histori-
scher zeit auf speciell slawischem boden aus k entstehen,
z. b. in sloniti sq acclinari neben dem älteren kloniti
inclinare, lit klönioti-s, griech. xkivHv etc. S. 72 wird
sogar in altbulg. slSmä galea ein skr. 9 gesucht, das wort
steht aber lautgesetzlich für *chl§mü, und diefs ist aus
dem althochdeutschen heim entlehnt. Ferner: s. 502 wird
altbulg. kamy = apman gesetzt, 545 pokoj zu ^i,
802 svekrü sss ^va^ura, 468 bei 6istii (lautgesetzlicb
für ""kistü) an pudh erinnert. Ja s. 761 sagt Pott selbst:
„skr. k froher unstreitig k^! Wenn der ver&sser selbst
aber sein so kategorisch aufgestelltes dogma bei passender
gelegenheit bricht, so kann er unmöglich von anderen
verlangen (wie er es s. 496 vom referenten verlangt), dafs
sie es annehmen.
Dies sind im wesentlichen die principiellen unter*
schiede zwischen dem Standpunkte des Verfassers und dem
des referenten. An bemerkenswerthen einzelheiten bietet
das mit der ganzen fülle tiefer gelehrsamkeit geschriebene
buch so viel, dals, wollte man sie alle genügend erörtern,
wieder ein buch entstehen würde. Wir müssen uns daher
auf wenige andeutungen beschränken. S. 19 wird unter
30*
468 Schmidt
gft ire das got. standan als abgeleitet vom latein. part.
staut- erkl&rt. Das durch die conjugatioD als primär er-
wiesene verbam soll also denominatiT sein. S. 47 f&r die
griechischen namen auf »ivog wie XagiA-lvo^ liegt es doch
wohl nfther "ivo* mit lat. -ino- zu identificieren, als in
ihnen composita mit vovq zu sehen. S. 49 wird glöria
ohne wiederlegung der von Kuhn aufgestellten erkl&mng
als (ravasja (zeitschr. in, 398ff.) zu wz. ^nft gezogen.
Ebenda erklärt verf. das in- von ignoscere als privativ,
eine derartige negation ist aber bei primären verben uner-
hört. Aniserdem ist ^nicht kennen^ doch kein verzeihen.
Viel sinniger hat die spräche ignoscere als nhinein, d.h.
durch und durch erkennen^ gebildet, wobei ich an das
schöne dictum erinnere: einen fehler begreifen, heilst ihn
verzeihen. Für percontari s. 50 f. wäre Corssen krit.
beitr. 4 zu berOcksichtigen gewesen. S. 104 nutrire als
denom. von vmt^qog würde n jünger machen^ bedeuten,
aber nicht, wie Pott will, „kinder in früherem lebensalter
ernähren^. S. 134 wird ahd. dräju drehe u. s. w. zu skr.
drä laufen gestellt, während es erst s. 104 mit ags. thrfive
torqneo zu tar, tra gezogen war. S. 145 die Benfeysche
erklärung von prat in praddadhämi cr^do als pari,
aor. von pru, welche Pott acceptiert, hat lautliche beden-
ken, zudem liefse die Pottsche aufFassung des compositum
als „ich mache den hörenden'' allerwenigstens das medium
dadhe erwarten. Solltet das wort nicht mit prath ne-
ctere, ligare (vgl. Weber, Beitr. IV, 284 **)) zusammen han-
gen? S. 149 bei altbaktr. mäzdra verständig hätte eine
Verweisung auf altbulg. m^drü prudens sehr nahe gelegen.
S. 153 altbulg. zidati, zidati condere hat mit skr. dhä
nichts gemein. Die annähme (180) dhä saugen, trinken
sei aus duh verkürzt, ist doch zu gewaltsam und unbe-
gründet S. 200 werden compescere und dispescere
von dem begrifflich so fern liegenden pascere hergeleitet
ohne berücksichtigung und erwähnung von dem, was Cors-
sen krit. beitr. 398 über diese werte beibringt. S. 203 in
altbulg. pastuchu pastor sieht verf. das suff. -vas despart.
anzeigen. 4M
perf. act, während «tue hu ein zur bildung von nomina
agentis besonders im russischen öfters gebrauchtes sufBz
ist, vergl. Miklosich, die bildung der nomina im altalov.,
Wien 1858, §. 84, s. 59.
8.244 das dem lit. jaunas, lat. juvenis, skr.juvan
u. 6. w. entsprechende adjectivum mangelt den slawischen
sprachen keineswegs, ist vielmehr sowohl einfach als alt-
bulg. junu viog^ wie in vielen ableitnngen juniti s^,ju-
uaku, junosti, junota, junoäa u. a. bis heute er-
halten.
S. 261 in ^ig von d-ia-rpavog eine verkOrzung aus
^toig anzunehmen, wird wohl den meisten zu gewaltsam
und ohne aiialogie erscheinen. Was hat man darunter zu
verstehen, wenn es s. 269 heifst, aemulus sei vom mit
aequus, hinten mit simulare ähnlich? S. 273 wird der
thatsächliche verhalt auf den köpf gestellt, indem von lit.
m^'nesis behauptet wird, es sei veraltet und komme nur
noch im ^emaatischen zuweilen vor, statt dessen werde jetzt
im preuis. lit. durchweg mönä gebraucht. S. 282 anspre»
chend ist die deutung von ^fitagog aus fiifiaa. 8. 291 f&r
klativw wird gar keine erklärung noch wurzel angegeben;
dafs es schon mehrfach gegenständ der Untersuchung ge-
wesen ist, erfthrt man auch durch kein wort. Auch alt-
bulg. plugü steht nicht ohne erklärung da, wie P. s. 293
aom. behauptet, s. Schleicher formenl. d. kirchenslaw. spr.
8. 104. Serb. venuti welken wird s. 299 unter vä wehen
gestellt, womit es gar nichts gemein hat. Die wurzel lau-
tet nämlich auf d aus , und Mikl. lex. stellt daher altbulg.
v^n^ti marcescere, v^diti marcidum reddere mit ahd.
snindan tabescere zusammen.
Die behandlung der wurzel sta (312—372) ist sehr
lehrreich und trefflich. Die von Curtius gegen Potts er-
klärung von vßgig als imig + wz. i gemachten einwände
sbd durch die auseinandersetznng s. 414 keineswegs wi-
derlegt. Im Sanskrit tritt an vocalisch auslautende wurzeln
(auf -], -u, -r) am Schlüsse von compositen das su£Bx
-t-, so z. b. in dem von Pott 417 erwähnten artbet aus
470 Schmidt
iirtha-it emsig, eilig. Diefs -t sehe ich mit Schleicher
comp. §. 226 als Verkürzung von >ti- an. FOr das grie-
chische leagnet nun P. dergleichen bildungen, sie sind aber
gar nicht selten, z. b. wfio-ßqwx- verzehrung des rohen ha-
bend, d. h. rohes verzehrend, a'ßXtJT" keinen wurf habend,
d. h. ungeworfen u. a. bei L. Meyer, vgl. gr. II, 318 ver-
zeichnete. Meyer betrachtet das -r- als Verkürzung von
-To^, auf diese weise bliebe die active bedeutung von üino'
ß^wT' unerklärlich; nur bei unserer auffassung wird sie
gerechtfertigt. Das iat. su£P. -it- wird s. 415 trotz allem
von vielen Seiten dagegen gesagten aus wnrzel i erklärt
Wenn ap wasser zu pa trinken gehören soll (s. 493), wo
bleiben wir dann mit aqua, got. ahva? S. 498 erklärt P.
äxotmj als axovT^Tf], abgeleitet von dfxoi/r-; ein ohne vocal
antretendes secundärsufiSx -to-, -rrj- gibt es aber im grie-
chischen nicht. Von äxovT^ wäre etwa ein *axow-£or»/ zu
erwarten, wie aaXni^Yy'MTo-q von (TaXniyy-, Ich bleibe da-
her bei meiner erklärung des wertes (wz. Ak s. 34), die
Pott nicht erwähnt. S. 501 verwirft er meine erklärung
von ascia^ azicia, weil die bezeichnung des scharfen f&r
diese worte nicht „ charakteristisch ^ genug sei. Ich be-
zweifele aber, dafs die, starke Verstümmelungen voraus-
setzende, herleitung von ad + secare eine charakteristi-
schere bedeutung begründe. Dafs die axt und ein Instru-
ment zum schneiden sehr wohl mit demselben worte be-
zeichnet werden können, beweist lit. peilis messer, welches
ich als lehn wort auf dtsch. beil, ahd. pihal, pll, Hilde-
brandslied 54 (Müllenh. und Scherer) instr. sg. billju, zu-
rfickftkhre. Zu der erklärung von tri-quetra aus tri-{>
quatuor „nur eine dreifache vierung von ecken habend*
(s. 507) macht P. selbst ein fragezeichcn. Nach dieser
auffassung müste triqnetra nicht dreieck, sondern zwölf-
eck bedeuten. S. 541 mit altbulg. ko^uchu vestis pelli-
cea, koia peilis wäre lautlich und begrifflich ahd. hachul
casula, cucullus, ags. hacele chlamys, nord. hekla tunica
brevis, hökull thorax, casula wohl vereinbar. Wenn ve-
gere s. 560 mit ahd. wcgan wegjan gleichgesetzt wird,
anzeigen. 471
WO bleiben wir dano mit vehere, welches doch unstreitig
oähere Verwandtschaft zu den deutschen worten hat? S. 653
auris, lit. ausis, got. auso erklärt P. aus ä + altbaktr.
gaosa ohr, skr. ghöäa geräusch. Dann wird noch 713
naQjffCoVy nagEtci, na^ava als ^die neben .dem ohre^ gedeu-
tet, so dafs in nct^ua nur praepositionen und snffixe übrig
geblieben, das ,,ohr^ aber ganz verschwunden wftre. Für
die eröriening von niti 670 ist wieder gans unberücksich-
tigt geblieben Corssen krit. beitr.20ff. Poln. gi^c biegen ist
8. 673 ganz irrig aufgefafst, gi§(!: ist entstanden aus gn^d,
altbulg. gun^ti movere (s. Afiklosich vgl. gr. d. slaw. spr.
1,468), und dies hat, wie das gleichbedeutende gybati be«
zengt, ein b vor dem nasal eingebüfst, weist also auf wz.
gub, welche denn doch von got. hn ei van u.s.w., mit denen
F. gi^c verbindet, weit genug abliegt. Gegen die s. 759 £P.
verfochtene ansieht, dafs ydXa^ yXaxr- aus *ßXay, *fAlay
(aiiiXyu») entstanden seien, bleiben die einwände von Cur-
tias' 158 in ungescbwächter krafl bestehen*, denn einen
positiven beleg des Überganges von ^iX in yX führt F. trotz
der sehr ausführlichen behandlung des wertes nicht an.
Der ausgaog des Stammes yXaxt- neben yXay^ bleibt auch
bei F., wie bei H. Weber et. unters, unerklärt Umbrisch
Ijovina soll zu Jovis gehören s. 958. Woher dann das
anlautende i? Das ältere Jkuvio soll daraus durch Ver-
härtung entstanden sein! Dafs es ein umbrisches adjectiv
Jovia gibt, wird dabei gar nicht erwähnt. Im epitheton
des Mars Gradivus sieht F. gravis oder grandis dens
1010, nmbr.krapuvi ist ihm :s gravis Jovis, in Jove
Grabovei sei nur „ein schein von tantologie^, weil es
mehr als einen Jovis gegeben habe. In diuturnus hat
(s. 1036) „gleichsam vermengung von diurnus mit diu-
tinus stattgefunden^. Das sufi. -turnus ist aber identisch
mit -ternus in ae«ternus, hes-ternus, sempi-ter*
nus U.S. w. S. 1072 mhd. toum dunst, duft entspricht
ganz genau dem lat. fumus; was F. über die vocalver-
hältnisse dieser werte sagt, ist, vielleicht durch druckfehler
entstellt, unklar. S. 1085 öech. „On trwim vmrze^
472 Schmidt
(d. i. umfe) heifst nicht „er wird gläubig sterben^, son-
dern „er wird, glaube ioh, sterben^. S. 1121 wie es mög-
lich sein soll, eine beziehung zwischen skr. pu (püj) fau-
len und iit. püsti (wz. put) blasen herzustellen, bleibt mir
unklar, da P. sie gar nicht näher darzulegen versucht. Lit.
pupä bohne Obrigens, welches er als eine redupliderte
bildung von püsti ansieht, ist, wie das glossar zu Dona-
leitis zeigt, aus russ. 6061, (beb) entlehnt, also zu lat.
faba gehörig. Das 1 in altbulg. pljuti spuere, welches
dem verf. (1369) grofse noth macht, ist nichts weiter als der
zwischen labialen und j $täts entwickelte hilfsconsonant
(vgl. Schleicher comp. 307). Mit skr. plu, wozu es s. 1137
gestellt ist, hat daher pljuti gar nichts zu thun, ebenso
wenig wie poln. bluö speien mit ffXvw^ bei dem es s. 1208
steht. Schon das altbulgarische hat neben pljuti, plivati
spuere ein bljuvati, blivati vomere, in welchen wohl
nur eine lautliche modification des ersteren vorliegt. Auf
jeden fall ist auch in ihnen das 1 unursprünglicher parasit.
S. 1176 in lat. ar-bos glaubt P. ein part. perf. act. von
WZ. bhu =3 natpvoig zu erkennen, „jedoch als fem., wenn
schon nicht mit dem schluTs-I in skr. -ud-I^. Ebenso er-
klärt er in arbütus -bütus = fpvrog* Pott selbst sieht
die bedenklichkeit dieser erklärung ein, dafs ar- hier „auf-
wärts^ bedeuten müsse und dafs *ar-futus wie ar-fuisse
mit bewahrtem f zu erwarten sei, geht aber darüber hin-
weg, ohne sie zu beseitigen, denn das angefahrte ad-
-scendere beweist f&r die praepo^ition keineswegs die
bedeutung „hinauf, aufwärts^; adscendere bedeutet wei-
ter nichts als heransteigen, nämlich an etwas höher gele-
genes. S. 1222 poln. mowa rede, spräche, möwiö reden
haben ein t verloren und gehören zu aitbulg. mluva tu-
multus, mlüviti tumultuari, russ. HOjiBHmb sagen, murren,
nicht zu Wurzel mu, griech. ftt;, sondern zu altbaktrisch
mrü, auf welches ja auch Pott selber hinweist, skr. brü
loqui. S. 1236 in got. jukuzi ist Pott geneigt das suffix
des part. perf. act. fem. skr. -uäi zu finden. Es enthält
aber eine Zusammensetzung der suiBxe as+ja; juk-uz-i
anzeigen. 473
verliftlt sich (von der Steigerung des wurzelvoeals abgesehen)
ZQ ^wy-og = aq-iz-i ; *^X'Oq = glö-r-ia : xX^^og, Was
8. 1237 ff. Ober die herleitung des suff. »sv-g aus skr. -ju-s
gegen Curtius gesagt wird, ist nicht überzeugend. Ja P.
ist mit sich selbst im wiedersprucbe, wenn er 1240 einen
za vhl erschlossenen nom. *vivig abweist, weil ,,die analo-
gie Ton skr. gan-jü-s einen nom. *vit;^ erfordert^. Also
auch nach seiner ansieht entspräche nicht -€v^, sondern
'Vq dem skr. -jus! S. 1282 wz. lup sei aus Ifi „gleichsam
mittelst des caus. p weiter gebildet^. Was heilst: gleich-
sam? Entweder %$t es weiter gebildet oder es ist ntcAl
weiter gebildet, ein mittelding ist nicht möglich. Lfige
hier ¥rirklich das causale p vor, so hätte man löpaj&mi
zu erwarten, welches auch wirklich existiert, aber nicht als
caosativum zu Ifi, sondern zu lup. Aufserdem verhält
sich lup seiner bedeutung nach keineswegs causativ zu Ifi.
Mao bat also dem dinge nur einen namen gegeben, der es
durch seine scheinbare erklärung nur noch mehr verdunkelt.
Was sollen wir überhaupt mit den so vielfach bereitwillig
angenommenen causativen p und desiderativen s anfangen,
wo meist die bedeutung der so erklärten verba auch nicht
das mindeste causative oder desiderative zeigt? Und wei-
ter: was machen wir denn mit dem für causativ erklärten
p, ist diefs etwa klarer? Man erklärt so nur eine Schwie-
rigkeit durch die andere. S. 1304 f&r lat. dautia, lau-
tia ist zu vergleichen Fröhde beitrage zur lat. etymologie
Liegnitz 1865 s. Ylff. S. 1308 das s in Ifistrum, lllfi-
stris u. s. w., mit welchem E« nichts anzufangen weile,
ist von Corssen krit. beitr. 410 erklärt: Ifistrum aus *lov-
-es-tru-m. S. 1316 altnord. sonar ist =a skr. sfinös,
nicht, wie P. wähnt = sfinasja. Bei rivus, was s. 1377
aus riguus erklärt wird, ist wieder Corssens (krit. beitr.
429) vermittelung mit wz. sru gar nicht erwähnt.
Hiermit beschliefsen wir die wenigen bemerkungen,
welche der räum uns über das so ungemein reichhaltige
buch zu machen gestattete. Wir haben die mängel, welche
ihm nach unserer ansieht anhaften, mit der rückhaltslosen
474 Schmidt, anzeigen.
Offenheit dargelegt, welche wir einer so grolsartigen lei*
stung schuldig zu sein glaubten. Um so mehr ftlhlen wir
uns zum Schlüsse gedrungen, dem hrn. Verfasser f&r sein
grofses werk, das des gediegenen und trefflichen so viel
bietet, unseren wärmsten dank auszusprechen.
Jena. Johannes Schmidt.
Die slavischen familiennamen in der Niederlaiuitz, von P. Bronis. Bautzen,
Schmaler und Pech 1867. 8. 31 ss.
Dies schriftchen giebt eine ganz dankenswerthe Zu-
sammenstellung sorbischer eigennamen, geordnet nach dem
Ursprünge der namen : 1) familiennamen, die aus ursprüng-
lichen taufnamen entstanden sind, 2) die von standen, äm-
tern und gewerben hergenommen sind, 3) von freien th&-
tigkeiten oder von gewissen gewohnheiten entlehnte namen
u. s. f. Leider hat der Verfasser innerhalb der einzelnen
rubriken keine bestimmte Ordnung verfolgt, obwohl sich
gerade in solchen Sammlungen die alphabetische reihen-
folge besonders empfiehlt. Er verwirrt sich daher selbst
einigemale in dem ungeordneten Stoffe, z. b. s. 22 wird der
name Stopa (fufsspur) innerhalb vier zeilen zweimal ver-
zeichnet, Polko (feldchen) erscheint in zwei verschiedenen
rubriken (s. 20 und s. 22).
Aulserdem charakterisiert das schriftchen eine sucht.,
deutsche namen als ursprGnglich slawisches eigenthum zu
beanspruchen. Geliert, Lessing und sogar der Schwabe
Schiller sind Slawen (s. 3 =» jehlaf, l^snik, didlaf).
Du ring, welcher offenbar nicht vom deutschen stammna-
men der DOringe zu trennen ist, soll aus Durnik gei^
manisiert sein (s. 3), Löwe aus LSwa (die linke band)
s. 21. Sogar unser York und Kant, dessen familie aus
Schottland stammte, werden (s. 1 6 und 25) zu Slawen ge-
macht. Dafs der Verfasser der Grammatica Celtica (Bronis
s. 26 schreibt ihn Zeus und setzt hinzu: nicht verwandt
Schleicher, anzeigen. 475
mit Zevg Jovis [sie!]) yod einem slawischen orte Zjezd
oder Zjazd (zusammenfahrt) benannt sei, ist anch nicht
zweifellos. Die antideutsche tendenz des Verfassers spricht
sich noch in den schlnfs werten aus: „Damit man nicht an-
stofs nehme an manchen Seltsamkeiten wendischer familien-
namen, fDge ich hier einige deutsche bei, die ouriosa in
höherer potenz bis zur absurdität bieten^.
Jena. Johannes Schmidt.
Die Sprachwissenschaft in Kroatien.
Die Sprachwissenschaft unserer tage, deren strengere
methode, die ihr erst das recht gibt sich Wissenschaft zu
nennen, sie gleich auf den ersten blick vom wüsten treiben
einer leider noch nicht völlig vergessenen Vergangenheit
unterscheiden läfst, findet in erfreulicher weise immer mehr
tüchtige Vertreter bei den Slawen. Vor einiger zeit wie-
sen wir auf sprachwissenschaftliche werke russischer (Bei-
träge V, 117. 244 ), polnischer ( V, 248 ) und sorbischer
(V, 245) Verfasser hin, diesmal will ich der aufmerksam-
keit unserer leser einen kroatischen Sprachforscher empfeh-
len, dessen arbeiten wenigstens dem, der sich speciell mit
dem slawischen besch&ftigt, nicht unbekannt und unbenutzt
bleiben können. Ich meine den professor Vatroslav Jagid
in Agram. Von seinem landsmanne Gjuro Daniöid (jetzt
secretär der südslawischen akademie der Wissenschaften in
Agr«n), einem ausgezeichneten förderer slawischer gram-
matik und lexikographie, war in diesen blättern schon öf-
ters, die rede, anderer tüchtiger Slawisten südslawischer
zunge zu geschweigen. Von seinen arbeiten liegt mir vor:
1 ) Gramatika jezika h^rvatskoga. Osnovana na starobu-
garskoj slov^ndtini. Napisao V. Jagid. Diopervi: Glasovi.
U Zagrebu 1864 (grammatik der kroatischen spräche. Auf
476 Schletcheri anzeigtn.
grundlage des altbulgarischeD. Von V. Jagiö. Erster theil:
Laute. Agram 1864); 2) Assemanov ili Vatikanski Evao-
gelistar. Iznese ga na svjetlo Dr. Franjo Raöki. U Za-
grebu 1865 (Das Assemanische oder Vaticansche Evange-
lienbuch *). Herausgegeben von Dr. Franz Raöki. Agram
1865), zu welchem werke hr. Jagiö eine grammatische, lexi-
calische und kritische einleitung geschrieben hat, die jeder
beachten mufs, dem es um genaue kenntnifs des altbulga-
rischen zu thun ist. Beide werke sind in kroatischer (il-
lyrischer, serbischer mit lateinisch -slawischer schrift ge-
schriebener) spräche verfalst und liegen deshalb dem leser-
kreise unserer Beiträge femer, weshalb ich nicht genauer
auf dieselben eingehe. Die grammatik zeugt von vertraut-
sein mit der slawischen und indogermanischen Sprachfor-
schung der gegenwart und von selbständiger arbeit und
forschung auf slawischem gebiete so wie von kritischer me-
thode. Der verf. schliefst sich wesentlich meinen arbeiten
an (wie sofort die lauttafel e. 10, die lautreihen s. 34 und
vieles andere zeigt), ohne jedoch diese oder andere hilfe-
mittel zu nennen. Aufgefallen ist mir, dafs er auf die
wichtige geltung von altbulg. b i und 8 j als j ü gar nicht
eingegangen ist, wozu ihn doch schon das s. 21 (§. 17, 2, c)
angeführte beispiel dostojanstvo = altbulg. AOCToftakcnt
(ja = S; vgl. dostojan = AoeroSn; rajan as pt&m%)
hätte veranlassen müssen.
Diese wenigen werte mögen genügen, um auf eine er*
freidiche erscheinung auf unserem gebiete hinzuweisen.
*) Einefl der wichtigsten altbulgariflchen (altkirchenBlawiscben) spradi-
denkmale. Mit der art der herausgäbe bin ich freilich nicht ganz einver-
standen, da man viel eu wenig erführt, was und wie es in der handacfarift
steht (vergl. die in dieser hinsieht von Sreznevskg ausgesprochene rOge in
Svidenija i zametki o maloizbestnychu i neizv^stnychu panyatnikacbii. St.
Petersburg 1867, XV, s. 50).
Jena. Aug. Schleicher.
Schmidt, tniscelle. 477
Inschrift von Xanthus N. 6.
T0PAA4i+:TEA*E['ÄE:+PrrE: '.'.'.'.'/.
/(:H/M^3EN>fFE : y[iNh+E : /f+BEi*+E : f^Ei4^ : TE :
aEThEihThAV(:)Th/P[: *^E3ETE : Kh M+h^E : h Al^ : 0 —
/iMYTP4^(:)^A^:^ll[ —
So ist diese inscbrift zu ergänzen und zu corrigiren. Z. 1
hat der stein nach Schönborns zeugnifs ^^5'^^P, z. 3 FF : ,
z. 4 lies iTMTMhA>il>:T>f/E und tilge die beiden silben
vor der phrase als dittographie. — Der namen des man-
nes, der das erbbegräbnifs anlegte, ist durch die iQcke ab-
sorbirt; ein langer namen kann es nicht gewesen sein. Ob
der eigennamen z, 2 T^P^^^+ vollständig erhalten ist,
oder ebenfalls durch die verstOmmelung der ersten zeile
im anfange gelitten hat, ist zwar nicht sicher zu entschei-
den, jedoch unwahrscheinlich. Ein ergänzungsversuch der
zweiten zeile darf kaum gewagt werden: denn dafs ^^AE:
^+BE den räum nicht ausreichend f&llt, ist klar. Dagegen
steht z. 3 die ergänzung I^h+Ei^+BEi^+E: aus Xanth.
4,3 fest. Nach dem / im beginn der zeile habe ich den
doppelpunkt ergänzt, obwohl denkbar ist, dafs />^:^/>^-
nicbt dnrch synekphonese sondern synizese zu />^/^- copu-
iirt wurde. Mit /^Ei^:TE: beginnt ein neues Satzglied.
Diese ergänzung und correctur der folgenden worte liefern
Xanth. 1,3. 3, 7. 8. Der schlufs von z. 4 ist aus Xanth.
1i3 genommen. Ende der fiinften zeile fehlt wahrschein-
lich nichts. Von der formel /^i>)kTPE Xanth. 1, 4 scheint
unser /^i^TP^ der pluralis.
Da nun nach unsern zweifellos sichern Supplementen
z* 3 und 4 jede 32 buchstaben fast, ist klar, dafs fQr den
vatemamen z. 1 sechs buchstaben fibrig bleiben, fl)r die
Verwandtschaftsbezeichnung z. 2 aber 13 buchstaben. Ge-
nau in die letzte iQcke pafst von den uns bekannten avy^
rivixolg nur das eine: X'^M-Ei^+BEi^+E: Ich habe da-
gegen nur das eine bedenken, dais unter allen ffuyyevixoig
grade X^hfE den weitesten umfang zu haben und descen-
478 Schmidt
denten zu bedeuten scheint. Denn wenn nach Steph.
Byzant. vXauoi = xagnoi^ wird wohl X'^-M-E (Ql-abi)
^den descendenten'' bedeuten. — Zur rechtfertigung der Än-
derung [BET^]£T^T^A^ bedarf es blos der hinweisong auf
folgende parallelen:
Xanth. 6,4 (/♦El>^):^T^T^A*:T>^/E:(^EiTE)
1. 3 />^El^ :3BTMhA*: '^EiTE *)
7.4 MEi^ :IThA* : T>^/E:^ETTE (lies'^EiTE)
3, 7 />fEi^ : iTM/MV: **)T>^/E : '»iTE (lies'^EITE)
7,2 i4^E*:aET>M\rr(re8t fehlt, lies /i^El>^:IT(^T)>^Tlr:
T(>f/E), obwohl möglicherweise
BET^TV zu ITM^TV steht, wie
aET^A♦ zu iTMI^A*)
4,7 /'^El/^:^T^TVT*:T^/E:^E^TE.
Dies sind verbalformen , und zwar eine 3. person der eio-
zahl, welche äu dem nomen 3EThT^ imd 3ET^T^ so steht,
wie die verbalform PPBE^hPhT* zu dem accnsativus PPI^hF*.
Dies nomen ist am häufigsten ebenfalls in den Xanthusin-
schriften, während andre 4^PhFMEih ***), andre VOf*
vorziehn. So ITMh Xanth. 1 ? 3ETM* und ITh V Xanth.
1, 6 LewisQ 1, 1. 1, 3 und 3EThU[^J Tlos 2, wo allerdings
[>ff :M>)(f7Ej eine ergänzung, aber eine durchaus sichere ist t).
*) Da T^/E hiernach fehlen kann, kann es nur ein entbehrlicher
aocQsativ sein, wie auch in griechischen sepnlcralinschrifton Ljkiens ^air 6i
%iq Tiva &jj and ia»' 8i tk ließiäatitai {^diftt^) ohne T*rcr wechseln. Ich
sehe es darum fUr gleichbedentend mit tc-cc an, /4^El^ = oq äw. Hin-
ter '*E± I E ßi*d vor ^A^ findet sich zuweilen auch noch das wort
^^^AhH"^^E, zuweilen aber auch nicht Dieser umstand weist in ^E£TE
ebenfaUs das zeitwort (6xf.nX^fft^, otful^tw^ antnCati^ ^iaO-latt (sie)) nach:
das entbehrliche wort bedeutet also entweder n^offrlfiov oder einen ansdmck
wie tta dtiftifh t^ ^'V^^ höchst wahrscheinlich i^ d^jnot.
**) geformt wie PEl^T^f' ^ Xanth. 1, 6. 6, was auch Xanth. 5, 6 ans
El^^T^ in der zeile vor ^RhF^XElh hensustellen sein dürfte.
***) Bedeutet wohl ^»^of.
f ) Diese Inschrift von Tlos 2 PL V Schonb. liefert, so zerbrSckelt
sie ist, wenn man anders richtig ergänzt, noch einen eigennamen anf -loc«
oder -ilo4, der mir bisher entgangen isL Man ergänze nämlich;
♦B*P¥ : lThT[* : «l^TE
^•p^N[^FJ^T*:*[. .j-Mi
H^N^l' ■]^
Da d«f N Tor der Ittcke in x. 2 eh«r ein Hj als ein Ny ist, iat vofal
**AAATT^^^ zu lesen. — Zwei w^^e eigennamen gibt der Obelitk
miacelle. 479
Der stamm ist hiernach iThT-, die endung -^T^ mit ^A<('
wechselnd, entsprechend dem activischen hAE, hTE.
Endlich erlaube ich mir meine ansieht Ober die muth«
mafsliche bedeutung von "VTP^ vorzutragen. Supplirt mufs
dazn werden der accus, plur. femin. 3ET^Th. Nach Xanth.
1, 4. d. 6 sind offenbare gegensätze +PXXE:fT^T^ imd
♦TPE : 3ErhT>fr. Folglich ist das i nach f^ euphonisch, /^
selbst nicht = xai^ sondern gleich /^Ei^:TE og d' äv.
Nun wird aber in den griechischen grabtiteln Lykiens zwi-
schen dem aru) atjxoi; und den xaro) atjxoi unterschieden.
Sollte es wirklich eine zu gewagte vermuthung sein, in
+PIIE:3ET^T>J': top ävw gjjxov^ in ^TP♦:5^>T^ rovg
•/.dta) af^xovg wieder zu finden?
Dr. Moriz Schmidt.
Franz Bopp,
geboren den 14. sept. 1791 so Mainz, gestorben den 23. oct. 1867.
Der tod eines mannes wie Franz Bopp, welcher die
Wissenschaft, die diese Zeitschrift weiter auszubauen sich
zum ziel gesetzt hat, begründete, schlielst eine epoche der-
selben ab und fordert dazu auf, einen kurzen rQckblick
auf die leistungen des verewigten zu werfen, um noch ein-
mal mit dankbarkeit sich zu vergegenwärtigen, was diese
Wissenschaft durch ihn geworden sei.
Gleich mit seinem ersten werke, dem conjugationssy-
stem der sanskritsprache in vergleichung mit jenem der
griechischen, lateinischen, persischen und germanischen
spräche, betrat Bopp die bahn, auf welcher sich von da
ab die forschnngen seines ganzen lebens bewegten. Was
hier ftXr ein beschränktes gebiet von ihm begonnen wurde.
UL IV kone vor dem griechischen cpigramm: 3ET^h^^:/^r^X^+- E>
biefs fto der verfaaser des epigramms und sein vater. Das zwischen beiden
eigonnamen im lykischen texte stehende wort hPS^^T^ deute ich als
ethnikon 'u4Qva'wiiq, vgl. Steph. Byz. u. d. werten *A(iviaTfi<; und ^E^tvarti^.
Aach aolch i&wutop spricht klar Hlr indogermanischen Ursprung der spräche.
480 Nftchruf.
führte er, nachdem er es schon in einzelnen akademischen
abhandlungen vorbereitet, in seiner im jähre 1833 ange-
fangenen vergleichenden grammatik weiter aus, indem er
hier die ganze Wortbildung der bedeutendsten indogerma-
nischen sprachen und die gesetze, auf denen sie berabt,
entwickelte. Das grofse resultat dieser arbeit war der
unumstöfsliche beweis, dafs die indogermanischen sprachen
aus einer gemeinsamen, uns nicht mehr erhaltenen Urspra-
che hervorgegangen sind, dals ihre nicht selten auseinan-
dergehenden spracbgebilde in deklination und conjugation
auf gemeinsame grundformen hinweisen, die, wenn wir vom
geheimnifs der wurzelbildung absehn, uns die bis dahin
dem verständnifs verschlossene bedeutung einer grofsen
zahl von sprachlichen bildungen schon oft durch die ein-
fache nebeneinanderstcUung, dann aber durch die ans
dem nacheinander der formen sich von selbst ergebenden
schlösse in einer weise darlegen, dafs jeder zweifei unmög-
lich wird.
Mit diesem grofsen resultat von Bopps forschungen
war denn aber auch der grund fQr die neue Sprachwissen-
schaft Oberhaupt gelegt. Die beobachtung des lebens der
indogermanischen sprachen in ihrem entstehen, werden und
vergehen, mufste auch f&r die erkenntnifs der übrigen bis
dahin bekannten sprachen von bedeutung werden und ist
es geworden, wie zahlreiche seit dieser zeit erschienene
sprachwissenschaftliche werke beweisen, durch die wir die
verschiedenen wege, auf denen sich der geist anderer völ-
kergruppen seine spräche geschaffen, kennen lernen.
Aber aulser dieser rein sprachlichen seite hatten Bopps
forschungen auch eine geschichtliche bedeutung, indem
durch sie zuerst der beweis geliefert wurde, da(s die groüse
mehrzahl der Völker Europas sowie ein beträchtlicher theil
derer des südwestlichen Asiens die eine grofse völkerfa-
milie bilden, welche gewöhnlich unter dem namen der
indogermanischen oder der indoeuropäischen Völker zusam-
mengefafst wird. Die durch diese erkenntnifs gewon-
nenen andeutungen über die ursprünglichen sitze des in-
dogermanischen urvolks, über engere und weitere verwandt-
Nachruf. 4^1
Schaft der einzelnen Völker anter einander, über ihre über<
einstimmungen in religion, sitte und recht, führten zu wei-
teren forschnngen, deren resultate zwar noch nicht zu so
allgemein anerkannten Sätzen wie die aus den untersnchun-
gen der sprachen hervorgegangenen geführt haben, aber
doch bei der weiteren entwickelang und Vertiefung der
Wissenschaft zu ebenso sicheren thatsachen zu fähren ver*
sprechen, als es z. b. die ist, dafs unsere indogermanischen
vorfahren ein bereits geordnetes familienleben führten und
leuchtende, himmlische wesen als ihre götter verehrten.
Waren diese der Wissenschaft gewonnenen grofsen re-
sultate Bopps auch seinem genialen Scharfblick entsprun-
gen, der sich überall, wo es die klare erfassung der grund-
zflge der indogermanischen Sprachbildung galt, auPs glän-
zendste offenbarte und ihn nur in wenigen seltenen fällen,
wie z. b. in der arbeit über die malayisch-polynesischen
sprachen verliefs, so waren sie doch andererseits auch nur
durch das umfassendste Sprachstudium, wie- es Bopp schon
in seiner erstlingsarbeit bekundet hatte, möglich gemacht
worden. Bis in die letzten jähre seines lebens ruhte er
nicht in seinen sphriften den blick über die sprachbildang
der indogermanischen Völker immer mehr zu erweitern und
zu vertiefen. Schon in der ersten liefemng der verglei-
chenden grammatik hatte er an die stelle des im conjuga-
tionsaystem herangezogenen persischen das zend gesetzt,
neben dem litauischen zog er das nicht minder bedeutende
altslawische herbei, wie er auch dem altpreufsischen spä-
ter eine besondre abhandlung widmete, den vokalismus der
germanischen sprachen behandelte er in zwei kritischen
Schriften, die später bedeutend vermehrt als selbständiges
werk erschienen, dann wandte er, durch Prichards und
Pictets Schriften zunächst dazu veranlafst, sich den kelti-
schen sprachen zu, in besonderen abhandlungen behandelte
er die kaukasischen sprachen, besonders das georgische,
dann das albanesische und endlich unterwarf er noch in
der zweiten ausgäbe der vergleichenden grammatik auch
das armenische einer schärferen Untersuchung. Die ergeb-
B«ititfce s. Tgl. sprachf. V. 4. 31
482 Nachruf.
nisse dieser arbeiten legten im grofsen und ganzen den
Srund für alle spätere forschnng, sie führten oft die auf
en ersten blick jegliche Verwandtschaft weit abweisenden
spraohgebilde durcn den nachweis eines einfachen lautge-
setzes in den kreis der indogermanischen familie zurück,
wie z. b. das des auslauts mehrsilbiger Wörter im slawi-
schen, von dem Bopp daher in der vorrede zur zweiten
abtbeilnng seiner vergleichenden grammatik (mai 1835) mit
recht sagen dorfte: ,,dies gesetz war nicht so leicht zu
erkennen als es scheinen mag, nachdem es gefunden ist^.
Dasselbe hfitte er von seiner entdeckung der gesetze sagen
dürfen, welche im irischen die sogenannte ekthlipse und
die aspiration hervorrufen.
Wie Bopp sowohl schon bei seiner ersten als auch
bei allen Späteren arbeiten vom sanskrit ausgegangen war,
durch dessen entdeckung, „eines neuen sprachlichen weit-
theils^, wie er in der vorrede zur ersten abtheilung der
vergleichenden grammatik (märz 1833) sagte, „eine neue
epoche in der behandlung unserer europäischen sprachen
eintreten mufste**, so war denn auch ein grofser theil sei-
ner ganzen thätigkeit der darstellung der grammatik dieser
spräche und der mittel zu ihrer erlernung gewidmet. Seine
in mehreren stets verbesserten und vermehrten auflagen
erschienene granunatik ist noch heute ein trefflicher ^h-
rer, seine ausgaben des Nalas und verschiedener anderer
episoden des Mahäbhärata, die er mit feinem gef&hl aus
einer fast wüst zu nennenden masse auszuwählen verstand,
sein noch kurz vor seinem tode in dritter aufläge erschie-
nenes glossar, sind ebenso viele zeugen seines rastlosen
fleiises wie der bedeutuuff, die er dem Studium dieser sprä-
che beilegte, denn erst durch sie war ja die feste grund-
lage fbr das begreifen des grammatischen Verbandes der
indogermanischen sprachen unter einander gegeben. Aber
wie sehr er auch immer diese spräche als f&hrer bei sei-
nen Untersuchungen wählte, so nahm er doch immer wie-
der und wieder gelegenheit es auszusprechen, dafs ihr zwar
in vielen punkten der vorrang vor den anderen Schwestern
gebühre, aber dafs auch diese in nicht wenigen fUlen äl-
teres und vollkommneres gewahrt hätten.
Bopp hatte das seltene glück noch bei seinem leben
die fruchte seiner arbeit zu sehen; sein greises werk brach
sich vermöge der überzeugenden kraft der in ihm nieder-
gelegten resultate bahn zu allen oivilisirten Völkern, deren
sprachen er behandelte; es wurde frühsseitig in das eng-
Nachruf. 483
lische uDd id zweiter aufläge in das französische Qbersetzt
and regte überall zu neuen und tieferen forschungen, vor
allem in Deutschland, an. Wie grofs die zahl derer sei,
die sich der ganzen Bedeutung dessen, was der meister ge-
lehrt hatte, bewufst waren, zeigte sich im vorigen jähre,
als wir den tag feierten, wo K. I. Windischmann die erst-
lingsschrift des jungen gelehrten yor f&nfzig jähren in die
weit eingeführt hatte. Die dankbare anerkennung seines
gro&en wirkens fand ihren ausdruck in der Stiftung, die
Bopps namen trägt und bestimmt ist, seinen geist auch in
kommenden geschlechtern fortleben zu lassen.
Wie sich Bopp als gelehrter nnsre bewundernng er-
warb, so gewann er sich als mensch unsre innige hoch ach-
tung und liebe. Alle die, welche ihm im leben näher ge-
treten sind, werden die freundlichkeit und milde seines We-
sens, die Wahrheit und gerechtigkeit, mit der er alle ver-
bältoisse beurtheilte, die treue und liebe, mit der er seiner
Wissenschaft wie seiner familie und seinen freunden anbieng,
nie vergessen. Immer gegenwärtig wird ihnen auch seine
seltene bescheidenheit bleiben, der fem zu bleiben manche
fQr eine besondere philologische tugend halten; sie war
um so hoher zu schätzen, als er oft mit einer ungewöhn-
lichen Zähigkeit an dem, was er einmal für richtig erkannt
zu haben glaubte, festhielt und seit Jahren gewohnt war,
seine leistungen tiberall anerkannt und gefeiert zu sehen.
Bopps leben war, wie schon die grofse zahl seiner
Schriften zeigt, ein stets angestrengter thätigkeit hingege-
benes, von der ihn keine äufseren Schwierigkeiten zurflck-
zaschrecken vermochten, wie er denn z. b. schon seit jäh-
ren seiner angenschwäche durch den gebrauch einer lupe
beim lesen trotzte. Im kreise seiner familie und im Um-
gänge mit wenigen freunden, meist genossen seiner Studien,
fand er erholung von seiner arbeit, der er sich selbst bis
in die letzten tage seines lebens, wo das alter drückender
ZQ werden begann, nicht entziehen mochte. Eine kurze
kraokheit endete sein reiches leben.
Franz Bopp wird eine zierde des deutschen volkes sein
und bleiben, so lange es eine Wissenschaft der spräche ge-
ben wird: rot/r' owfjt' a&dvaxov.
Die redactionen der Zeitschrift und der beitrage
ftar vergleichende Sprachforschung.
A. Kuhn. A. Schleicher.
31*
1. Sachregister.
Adjectivnm. znBammenhang der
adj.- und gen.-bildang im neapers.,
os8et.| nenind. 104, 106. — ad-
Jectiva auf inü, inü (jmü) und jenü
im altbolgar. 427. 428.
A d V e r b i nm. Slawische adverbia auf
gda 421.
Altirisch s. Irisch.
Altkeltisch s. Qallisch.
Aspiraten, yerfiachtignng der aspi-
raten su h im ^rfnischen 210. As-
piraten und Spiranten in den ^rän.
sprachen 868 f.
Assimilation. Assimilation von i, j
in cofiuschen comparaUven 182,
869; in bretonischen 869. — con-
sonantenverdoppelung durch assimi-
lation im neupers. 890. — voUstttn-
dige assimilation von consonanten
dem slawischen nicht abzusprechen
487 f. — über assimilation im coi^
nischen s. unter consonanten.
Auslautsgesetz des altirischen für
consonanten 71.
Breton iseh. Sprachlicher Charakter
des bretonischen Grand Mysttee de
J^sus im verhUtnis zu dem des
Buhez Santez Nonn 216 f. — ro-
manische lehnwörter in diesen wer-
ken 217 — 220. — etymologisch
wichtige, rein keltische Wörter 221
— 226. — angebl. part pass. auf at
sind vielmehr dritte sg. praet. pass.
217. — Zahlwörter des mittelbret!
S96. — mischnng der i- und ia-
conjugation im mittelbret. 227.
verbalformen des mittelbret 227 f..
insbesondere nnregelm&fsige verba
806—862. — bildung des activen
ftiturs ^ dem altlat. AiC. der drit-
ten conj. 228. 229.
Conditionalis: reduplicierter c im
altir. 60.
Consonanten und deren Verände-
rungen nach den Sprachfamilien ge-
ordnet (vgl. auch aspi raten, as-
similation, doppelconsonan-
ten, metathesis, palatale, po-
labisch, schwund, zetacis«
mus):
äränische sprachen: neupers.
kh(v)a kh(v)I, khu ss zend. hva
qha, hu, urspr. sva, su 81, 82.
zend 9 wird auslautend durch dia
mittelstufe s zu neupers. h 82,
anlautend zu neupers. s (s) 88.
neupersisch khu scheinbar =s akr.
fva, 9u weist auf altes sva, so
88, 84. neupers. h vor halbvo-
calen ^ zend th, skr. t 87.
neupen. kh(v) =s altem thw tv
87, cf. 88. armen, s sa altem
ks 107. g aus altem v annen«
zu k eriiärtet 141. altb. 9 nach
va wird s, wenn dies zu u wird
210. anlautendes h armenisch
aus p 212. armen, s =s altb. z
882. altbaktr. nh neupers. zu
kh, armen, zu g, kh erhirtet
882. rt wird altbaktr. zu s 882.
anlaut. ^ armen, as altem d (ent-
sprechend neupers. ö ) 388. alt.
pers. s vor j =3 altbaktr. th 868.
altp. h ^ altbaktr. oh wird neu-
persisch tJbjilA ^L^ 892.
Keltische sprachen, st wird
altirisch s, ss 29. ursprOnglichea
s sinkt kymrisch zu h und die-
ses verdichtet sich vor dem la-
bialen halbvocal (auch vor o, u)
mit diesem zu chw 88 f. kjmr.
Sachregister.
485
cbw auch aoB blofsem s 89. ar-
moriach z in- und auslautend in
c'h Übergegangen 89. altir. ce, c
=s got. slaw. g 112. Cor-
Dische conaonanten 146 AT. (cf.
4 45 ff.), eindringen englischer Or-
thographie in die comische 146.
gebrauch von th Air dh, woHlrj
daa eigentlich comische seichen
146. gebrauch von tfa für dh,
wofttr j das eigentlich comische
zeichen 146. th als aspiration
der tenuisi als Verhärtung der
aspirierten media im auslaut 146
<cf. 180. 181). th und j werden
neucora. beide zu th, armor. zu
z, vrahrend welsch th und dd
streng geschieden 146. j für
scharfes s 146. media com. im
auslant zwar geschrieben, aber
als tenuis gesprochen 147 (cf. 184).
orwetchung einer auslautenden te-
nuis, die durch proklitische an-
iehnung in Men inlaut tritt 147.
h und gh 149; ch 160; g, wei-
cher laut zu ch, bezeichnet durch
« {))f gy (g>), ggy, <igy, g isi-
Zetacismus bei t und d 150. 151 f.
Übergang von t in s und d 152 ff.
f, V, u, w 168 ff. f = altem s,
namentlich vor r 160; als aspi
cation der tenuis 160. ff, f im
inlaut fdr v 160, cf. 455. v in
fremdw5rtem im anlaut zu b ge-
wandelt 162. — einwirknng des
aualauts auf den anlaut 162 ff.
(cf. 182. 188. 255) und die da-
bei zur geltung kommenden facto-
ren 177 ff.: assimilation zu ho-
mogenen lauten 182 — 186, zu
homorganen lauten 186. 187, as-
piration 188. 189. — Schwächung
anlautender consonanten ohne
rücksicht auf den vorhergehenden
auslaut 172. behandlung des al-
ten auslautenden s 189. — —
Übergang von n in m im bret.,
wie im franz. und engl. 219. Über-
gang von r in 1 im bret. 222,
von ch in z bret. 222. w^ch
chw, ir. 8, f, p aus sv 224. th
irisch in bertthrung mit guttaralis
oder liquida ausfallend 225. Über-
gang der gntturalaspirata in f
neuir., bret., engl. 225. st im
anlaut wird bret. s 815. C für
hartes d im ir. 827. pictisch an-
laut. f s altkeit. V 866. Über-
gang von m (v) zu f nach th
im com. 450. inlautendes v, g,
b im com. nach elision des fol-
genden vocals zu f, ce, p erhär-
tet 455. f (ff) aus pp wie ch
ans ce, th ans U im britischen
447 (et 450).
Slawische sprachen. Ersatz
von j durch g in russischen dia-
lekten 410. angebliche entste-
hung von t aus dt, tt sehr zwei-
felhaft 418. Consonantengroppen
des altbulg. 414—428; 481—
448. zd für altbulg. i ia ser-
bischen 421. einschub von d
zwischen z — r im altbulg. 422.
ttbergsng von *Q ^ts in st im alt-
bulg. 422. möglicher Übergang
von c =s ts in st im altbulg.
422. altbulg. pst 428. altbulg.
Ü (OH, aS, eK) im silben- und
wortauslaut 424 ff., cfl 476. be-
handlnng der consonantengmppea
r oder 1 + consonant im altbulg.
und Verhältnis dieser behandlung
zu der in den neuslaw. sprachen
482 ff. (cf. 197). — 1 als hilfis-
consonant im altbulg. zwischen la-
bialen und j 472. — kroat. ja s=
aUbulg. ii 476.
Lateinisch und romanisch.
Lat. qu in der regel = altem k,
selten ^ kv 86. calabr. bh s=
neapol. sei, it. fi 91. altes s span.
zuweilen in j (= nhd. ch) ver-
wandelt 91. rumun. s ans s 92.
Albanesisch. a ^ altem s 91.
fj BS altem s durch die mittel-
stufe s : 8 (ff) 91 f.
Declination des neupers. und osset
99 — 106. — vergl. auch genetiv
und pluralis.
Deminntiva auf -iUus im gallischen
98.
Denominativa. Irische denomina-
tiva auf -aigim (ss welsch -aham,
-aam) 864.
Diphthongierung einfacher vocale
siehe Polabisch.
486
SachregiBter.
Doppelconsouanten: im slawi
sehen zu einfachen erleichtert 488.
— Vgl. auch assimilation.
Eigennamen: sorbische 474.
lärSnisoh. Semitische elemente in
der Sprache und religion der Erä-
Bier 886. — lehre ron der gött-
lichen und königlichen majest&t 887
— 898y bertthmng derselben mit se-
mitischen (jüdischen) anschauungen
894 f. — iranische benennnngen der
himmelsgegenden396 — 400. — ttber
neu^Snisches siehe auch adjecti-
vum und declination.
Ersatzdehnung im altbnlgarischen
440.
Etruskisch. Zahlwörter des etrns-
kischen 204 f.
Futurum s. Bretonisch.
Gallisch, altkeltisch. — Inschrift
▼on Alisia 79. 80. — gallischer no-
minativ auf -o yon S- stammen 80,
gallisch -u in endung^ =s lat. -ö
80. — altkeltische bilingnes 3 68 fr.
Genetivus. Genetivbildung der a-
stämme im slawischen und litaui-
schen 409 f. — vgl. auch adjec-
tivum.
Gunierung der wurzel auch vor
schwerer endnng 810.
Imperativus. Bildung der zweiten
pers. sing, des imperativ 96. ad-
verbiale anhänge am imperativ 96.
Infinitivus act. statt des inf. pass.
im bretonischen 887.
Infixa. na als infix von prttsens-
stKmmen 118.
Irisch. Verschmelzung der altirischen
verbalformen mit fremden elementen
1 ff. : conjunctionen , negativ- und
fragepartikeln 4 — 8. präpositionen
8 — 18. verbalpartikeln rn- und nu-
18—16. relativum 17— 88. 47. —
infigierte personalpronomina l.pers.
58—66, 2ter66— 58, 8ter68— 76;
pleonastische häufiing derselben 64.
67. 75. Verstärkung durch vorge-
schobenes d 72 f. vergleichung mit
den suffigierten pronom. 76. — no-
tae augentes 77. 78. sonstige Zu-
sätze am ende 78. 79.
Litauisch. Slawische lehnworte im
litauischen 116.
Lykisch. Alphabet 257—281. de-
clination 281 — 808. erklämng eini-
ger inschrifben 804 f., 477 f.
Metathesis im päli 884; im arme-
nischen 189, 256, 882; im polabi-
schen 197.
Palatale: deren entstehung im sans^
krit und slawisch-litaniacfaeD 467.
Passiv um Bildung der 2. pL paas.
im lateinischen auf -mini 98 f.
Perfectum. Perfectbildnng auf u.
-vi im lateinischen und deren mög-
liche verwandten . im keltischen 818.
— scheinbare perfectformen anf -si
im altir. 458. — relative fbnnen
des altir. perfects auf -sius, -sns
459.
P 1 u r a 1 i s. PluralbQdung im neupers.
und osset. 99 — 101. im nipfll 888,
im bangali 884.
Polabis ch 194 ff. Eigenthttmlichkei-
tendervoeale 195. 196(1 wird, be-
sonders unter dem accent, an ei, oi
195, ebenso n ^n au, en, oi
196). consonanten 197 f. (metathe-
sis 197. palatale 197. ttbergang
der gutturale in dentale durch einflnfs
eines dahinter entwickelten j 197.
erweichung der consonanten durch
dahinter entwickeltes j 198. vor
schlag von h, w, j vor vocalen 199.
nominativendnngen 199. — accent
200.
Präteritopräsentia im irischen
827.
Pronominalinfixe. Pronominalinf.
8. pers. im brit. 80. 81. — Vergl.
femer altirisch.
Relativum. Auslassung desselben
im altir. 88—46, cf. 81 f.
Schwund. Schwund von r im brit.
188; in- und auslautender nasal
com. und armor. frtth geschwunden
1 78 f.; Schwund von g zwischen vo-
calen im kymr.314 ; von inlautendem
p im ir. 865; ausfall (oder assimila-
tion) von n vor t in altir. part. formen
866. Schwund von s zwischen n-t.
r*t, ch-t im ir. 458; von g zwi-
schen vocalen im bret. 449; von
ausl. r und 1 im wallen, und picard.
449; von p vor n im keltischen
450; von d vor n im sUw. 469.
von b vor n ebenda 471; von \
S&chrogister.
487
nach m im poln. 472. — Vgl. auch
ersatzdehnung.
Suffix a. Abstractionasuffixa mehr-
fach antretend, ohne die bedentung
des Wortes wesentlich au Kndem
87. — saff. -t tritt im sanskr. und
grieeh. an vocal. anal, wurzeln am
schlösse von compos. und ist aus
•ti verkOrzt 469. 470. — ^rfnische
soffixn: nenpers. -i ss altem -ja
106, armen, thiun as -tyan(a), -aririj
213, -i nenpers. abstracta bildend
892. — keltische snffiza: altkeit,
-to 97. altkeit, -mno ^ skr. -mSna,
lat. -mno, -/iciro 86S; altkeit, -tama
^ skr. -tama, lat. -timo, got. -dnma
364; com. -dow abstracta bildend
wie skr. -tva, got -dv 449. — sla-
wisch tnchü, nomine agentis bil-
dend, namentlich im russischen 469 ;
grieeh. -tvq 478; lat. -tumns =
temns 471.
Syntaktisches. Uebergang von der
zweiten zur dritten person im cor-
nischen 454.
V e r b u m . Neuirische verbalclassen
nach dem stammvocal verschie-
den 2. — Komina agentis als grund-
lage der conjugation des indogerm.
verbums 96. — grieeh. -west^räni-
sche verbalbildungen mit -ana und
spuren derselben im sanskrit und
zend SU, 212. — kriterium für die
echten verbalansdracke gegenüber
den eig^tlich auf nominalbildungea
beruhenden 248 f. — primKre statt
secundlrer endung im mittelbreto-
nischen und irischen 811.
Voeale. Arische: nenpers. € neben
i ohne etymologischen gmnd in der
lautgruppe kh(v)a, kh(v}i 86, 87.
armen, iu sss altem va 218. arman.
o ^ altem au, aber auch =s aa
881. — Keltische: altir. i stott a
Yor nasal mit media oder geminier-
tem nasal 21. altir. 4 vor tenuis
mit ausgefallenem nasal sowohl itHx
an als fllr in 21. bret eu sss al-
tem S 818. bret. oa es altem ai
218. — Slawische: a aus i nach
palatalen 116. i ftlr iim mss. 209..
an altbnlgarisch zu ya umgestellt
426. e Atr 1 im spiteren altbulga-
risch und den neueren slaw. epra-
ehen 428.
Vocalisierung von act zu aeth im
welschen 844 (cf. 189).
Zetacismus im comischen 160f.,
Im altbulgarischen 448.
1) SaBskrIt
Uiaü, ihiti 881.
sktn 898.
agidha 142.
WZ. aott 228, 844.
WZ. an^ 881.
an^ 21.
ati 79, 148, 806.
«nika 449.
anu 21.
enja 226.
IL Wortregister.
A. Arische sprachen.
apara 897.
apänl 896.
abhra 107.
WZ. am (gehen) 848.
WZ. ar, f 148.
avakraja 228.
avana 818.
avani 818.
WZ. a9, afnSmi 888.
asUtati 87.
asti 812.
asmi 810.
ipja 867.
Sbhl 84.
imisa 91.
Sjam u. s.w. 811.
fisti 818, 882.
itha 811.
idi 148.
idha, iha 148.
, imas 810.
, isa^at 212.
WZ. iks 107.
uttara 896.
488
Wortregister.
npari 12, 18.
rbha 108.
emi 810.
Sai 810.
kfri 140.
kStn 141.
WZ. kBi (habitare) 287.
WZ. gar, grvSmi 228.
WZ. gab 142.
WZ. gup 871.
Katuranga 876.
WZ. ^ 280.
pion. st ta 66.
tigma 226.
WZ. ti^ 226.
pron. St. Ija 65.
daksi^a 896.
WZ. div 90.
WZ. dif 864.
dipra 867.
dnrgrbbifvan 402.
dSvatS 87.
dbanvan, dhanas 218.
dharma 882.
WZ. dhars, dhfs 866.
dbCrS 888.
dbira 448.
nas 66.
nibba 84.
WZ. par, Pf 462.
parvan, parus 218.
pa9kima 896.
pätra 220.
pänam 220.
pibami 220.
patra 449.
WZ. pnj 472.
p&nra 12, 896.
piptanf 882.
prati 881.
pranK 896.
WZ. pms 226.
WZ. pla 472.
WZ. bandh 461.
babbm 141.
WZ. brG 284, 472.
bbarant , nom. bbavfin
886.
maksa 462.
martja 882.
WZ. mab, mäb 112, 814.
mabi 462.
mlsa 91.
mitarifvan 402.
WZ. mi, minSti 849.
WZ. ja 810, 844.
jäpajämi 221.
jnvan 469.
WZ. rabb 108.
WZ. rS 227, 862.
WZ. ri^ 226.
rivakmi 827.
WZ. rud 226.
WZ. labh 211, 451.
labbasa 451.
WZ. Inp 478.
WZ. lobb, Inbl^ati 211.
WZ. iQ 478.
varga 141.
yarsabbG 451.
▼as 57.
WZ. vid 827.
Tirana 451.
vraU 228.
WZ. 9ardb, 9rdb 140.
WZ. fas, 988 86.
9StajSini 188.
WZ. 9I 287.
WZ. 9nbb 84.
9nbha 84.
9abbra 84.
9emabe 810.
WZ. 90, 91 849, 864.
WZ. 9rath 468.
9raddadhSmi 468.
WZ. 9ni 850.
-9van 402.
WZ. 9ya8 86 f.
WZ. 9vi, 9a 402.
WZ. saK 864.
santi 812.
sama 95
sabasra 212.
WZ. snbb 84.
WZ. Btbag 816.
WZ. sthfi 815.
WZ. 8par9, sp|*9r 211.
spfbajati 211.
spjrbiE 211.
sröta 228.
svapna 866, 450.
WZ. svar 90, 893.
häsa 881.
WZ. bar, barati 211.
WZ. bar, brnlti 211.
WZ. barj, barjati 211.
bSra 884.
bima 450.
2) Pnkritlsoko «i-
lekte.
bindost. tn^b- 884.
pHi tojba 884.
pili majba 884.
bindost. mn^- 884.
3) Altbaktrisch.
ainika 449.
aiwi 108, 881.
aotbra 256.
WZ. akbs 107.
aii 881.
apasa 897.
apikbtara 897 f.
amesa 882.
areta 882.
ava 69.
awra 107.
asa 882.
ahura 886.
Star, Stbra- 869.
itbra 869.
idba 148.
WZ. iritb 188.
i9a(yff9tra 211.
uz-, 09- 187 f.
asa9tara 897.
osti 210.
erezu 109.
kaeta 141.
qbaipaitl^a 888.
qbanbar 870.
WZ. qban 898.
qbanvat 898.
WZ. qbar 898.
qbarenanb 887 ff.
qbftthra 898.
qbS9ta 86.
qbS9tra 86.
WZ. qbSs 85.
qbSsa 85.
qbSsar 86.
qbäng 898.
kbaodba 141.
kbm 141.
kbsvas 89.
gaitba 868.
garSfa 140.
WZ. gared 141.
gbena 446.
Wortregister.
489
cadhanh 142.
tan 211.
zaranh 211.
sarazdl 211.
zaiathnstm 210.
samnaemA 211.
zrSdha 871.
tanfira 886.
taflrn 450.
thanrare 218.
thraota 228.
thwakhaa 88.
thwaref 886.
daoMftara 897.
daoha 892.
WS. dai 882.
dathfmi 868, 871.
dadhSmi 868.
daregha 882.
danm 888.
d^sfravanh 82, 109.
nafka 886.
ojika 86, 101.
paiti 870, 881.
paitita 886.
paonrra 896.
pathana 868.
vz. päd 871.
psdha 102.
pereta 882.
peia&a 882.
pesn 382.
pesötana 882.
fcdhro 870.
WZ. fii4-S 881.
baevare 212.
baoidhi 141.
baodha 141.
WZ. bud 141.
hm\ 102.
mazat, nuuEJanh 869.
mara 104.
WS. marea 882.
maf, maganh 869.
masja 882.
mSvöja 888.
mesa 882.
mladra 468.
WZ. mrB 472.
rapiüiwitara 897.
WZ. ria 108.
vaohn, vobu 898.
vazana 189.
vazi 189.
yi9 869.
verethraghna 210.
WZ. 9anii -f- paiti 882.
WZ. 9tt 212.
fofra, cnwra 84.
ftakhra 140.
fnfyare 218.
cpaiti 140.
WZ. 9pan 212, 401.
fpajathra 140.
WZ. fpaf 871.
WZ. 9p8 140.
9pldba 107, 871.
WZ. 9pi 212.
9penta 401.
9rayaoh 82.
haitbja 888.
haSna 107.
hana 189.
WZ. hareK 188.
WZ. harez 142.
hu9Tayanh 82, 109.
hanti 812.
hvare 898.
4) AltpersiscL
idi 148.
nyaipaaija 888.
nySmars^aa 888.
taijij(a) 888.
dahju 898.
pam 212.
pamva 897.
0o^voao« 891, 898.
^a^ovxoq 891, 898.
ftUgtrdaTtiq 891.
Baytaiarov 871.
maijij(a) 888.
mathiata 869.
martija 882.
mithra 871.
rsdij 108.
vith 869.
Yindafrana, 'InafptQrffq
891.
hasija 888.
5) Pehlfi, Pani.
aftün, afzfit 401.
akhtar 898.
artaaetr 869.
atunpStakSn 871.
aw 108, 881.
awSkhtar 898, 899.
d- 187.
dir 888.
dosa9taraii 897.
gadnian 888, 401.
pfn! nahoAbet 871.
nar 108.
narman 108.1
niySkSliii 101.
pfrsi Ö, oi 108, 881.
pfrai pa 881, 899.
patmin 870.
patmntan 870.
rü 108.
pirsi atahm 140.
ui' 188.
yarahran 210.
piral zaratbnat 210.
6) leupersisch.
Sb (yenuataa) 84.
abrfii abrfiihs 102.
akhUr 898.
84ar 369.
S4arbai^n 371.
ardas^r 869.
iatakbr 140.
nBtukhyS& 87.
Sfridan 881.
abriman 210.
i4ar 869.
bSkhtar 898, 899.
pfsnkb 382.
pfi, pSibI 102.
bakbrad 899.
badSn 881.
badin 881.
parr 890.
biautfin 871.
pagSb 899.
pinbsn 899.
böstan 141.
böi 141.
bab, ba- 108, 881.
bib 898.
behiatfn, -ün 871.
paban 868.
painUbi 870.
paimGdan 870.
490
Wortregister.
tuklaä 83.
^an 868.
khSvar 898, 899.
khnrrah 888.
khiupi 82.
khasrav 109.
khvSstan 85 f.
khüb 84.
khöd 141.
khGk 88.
dirakht 888.
darrah 390.
dih 898.
diham 368» 871.
-rS 108.
rasmin 189.
rasan 189.
zib&n 899.
zidGdan 137.
zardnst 210.
sipSh 107, 871.
sitam 140.
afgh. Bpaz 89.
setreng 876.
farr 390 f.
farrakh 891.
farrihi 892.
goatskh 189.
baluK. ^t 88.
mar 103.
nihsdan 371.
nihaftan 371.
DijSgSn 101.
afgh. wi 108, 881.
histan 143.
hanoz 139.
7) Änil8BlS6]L
agujanSl 138.
akhtarikkb 898.
akhtariOi 398.
amSh^i 107.
anjanSl 188.
apa- 138.
apakhtarkh 898.
aparaaan 138.
ara^ 108.
arbSnak 108.
arbSnal 108.
arbunq' 108.
arthun 138.
ar^ak 108.
ar^an 108.
afagaat 188.
a^b 107.
a^biur 107.
aa» 139.
aapatak 106.
as5l 107.
atrpitakfn 871.
binr 212.
bnrastan 141.
burSl 141.
c'artar 189.
c'artasan 189.
dirt 883.
dsrow 109.
e^bajr 369 f.
Ss 882.
farkh 390.
gazan 139.
gSrph» 140.
iajr 388.
iar' 883.
|kha 383.
ids 383.
iirt 383.
iokhakhod 383.
^nr 266.
h.ajr 869f.
h^ajt 383.
h ala^Sl 149.
hlanapaz 139.
h^andart 141.
h|andefl 383.
h|aritir 212.
hukan^ 188.
h'atanSl 188.
h]6n 107.
h «(^nl 188.
ii 381.
kalan^ 140.
kalanq* 140.
kardal 141.
karg 141.
kSt 141.
k/iv 141.
ka^b 141.
khavar 400.
khosrow 109.
khnjr 141.
khur n 266*
Inul 140.
majr 369 f.
Sgn 381.
ö^Sl 881.
örhna 881.
5iit 381.
ö( 381.
pabSl 371.
pataBkhani 382.
q'ar 87.
q'o 87.
q'ojr 869f.
q'san 88.
sag 381.
sartnnl 140.
sirt 882.
späh,, spaj 107.
spananfil 140.
spi 140.
stahak 140.
sörb 84.
Ugr 88.
tara^ 882.
tasn 882.
taianil 882.
tram 882.
wes 89.
wstah, 139.
zanjanSl 138.
zarkanfil 138.
zarthnnl 188.
zatanSl 138.
zS^nl 138.
zgSniil 188.
zgfet 188.
zgnls 138.
zrah 871.
zt» 137.
ztt 187.
^St 142.
8) Ossettich.
aftad 106.
arazin 108.
arazkanin 108.
balan, balon 386.
iszayn 138.
khnds, khn^ U114 88.
sattjm 138.
sfiznn 188.
skhanyn 138.
szeyn 188.
Wortngistor.
491
B. Celtische sprachen.
1) AltkeltUcL
jlroq, Aeniis 810.
Aliaana 80.
ambactofl 844.
«nbi Sl.
ande 21.
A^Miivta 222, 86 C.
ate- 148.
Ära, Ayara 818.
Avos 818.
bardaea 446.
bardala 446.
bardoa 446.
ßlfaxovdf 842.
brox 446.
cata- 12.
celicnon 97.
Üeltae 97.
CeltiUna 98.
C«lfciiu 97.
coaedlon 222.
CimatamoB 864.
euDO- 222, 864.
Canobiliniu 864.
Conomagliu 864.
pictifch Droaten 866.
Dnftano 866.
dngüontiio 80.
picdsoh dnipr 867.
pictisch elt 866.
etic 79.
pictiich Forgus 866.
Fronta 80.
ydUrov 218.
Genara 162.
gobedbi 79.
Graopiiu 97.
ienrn, imidov 114, 148,
228.
pictisch ipe 867.
kamidiiB 114.
xavofti 161.
Maglocums 864.
MapiloB 864.
maqoB 864.
mataria 462.
Moinoa 860.
Moritasgna 10.
pictisch Pean-fahel 866.
saei 866.
Sagarettoa 864.
Sagramnoa 868.
aahattos 866.
Tai^o Yoflseno 80.
TarriUua 98.
tanroa 98.
Tasgetiaa 10.
Togirix 864.
Togitaco 864.
pictisch üttorot 866.
▼ei^ 216.
vindo- 148, 179.
Yindobona 179.
Yoretna 866.
YoretoTirioa 866.
2) IrUch. fiaelisch.
a (ejna) 69.
a (who, whicfa) 60, 62.
a (what, that whieh) 60.
abbaith 469.
accaa 8, 178.
ade 66.
adfU 68.
adrad 217.
aförcmachte 460.
agna 79.
aicde 842.
aidrech 221.
aig 461.
4ilsi 469.
ain^ch 448.
aingal 178.
aiiecar 226.
aitchimm, atehimm 12.
alte 69.
aitherrech 221.
aithirge 221.
aithrea 467.
aithrechas 221.
aittenn 449.
ilias 468.
almsan 220.
amal, amall 468.
amm, am 810.
amnair 448.
an (com) 4, 19.
an (relativom) 17 — 21,
47.
an (eoram) 69.
in 220.
anad 446.
anbaidi 468.
anband 468.
and 19.
ania 468.
aran 19.
arfoearar 20.
aa 818.
aaa 61.
aabeirtia 811.
aalennaim 148.
aalnat 19.
aalni 19.
aarulenta 148.
aarnlniia 19.
atdnbellinb 67.
ateoch 12.
dlth, 4tba 449.
baiUiai 469.
bärach 221.
bed, bith 822.
ben 446.
bann 462.
benur 226.
berbad, bearbbad 221.
bemi 469.
biam 818.
bieid 818.
biii 816.
hlith 221.
brith 842.
breth 842.
brfathar 284.
bröd 222.
brothad 467.
Brnbh 226.
bragh 446.
boain, bnana 446.
bnarach 221.
cd 60, 62.
cacht 217.
dU 849.
camaiph 8.
cammaib, cammaif 8.
camnll 466.
can 60, 62.
canoin 220.
caplait 182.
cara, carat 866.
carinn 21.
WS. caa 29.
caut 866.
492
Wortregistor.
ce, cia 5.
ced 70.
ceim 849.
cen^l 226.
c^t (centam) ll, 21.
c^t (primiu) 21.
c^tbaid 12.
c^tla 148.
cetu 70.
ciasa 51.
cid 70, 810.
cinteir 458.
cit 70.
clainim 850.
cnocc 222, 864.
CO (ot) 6 f.
cobsad 458.
cocair 448.
cofinnam 827.
cofixmtia 827.
coibse 851, 458.
coileäA 447.
cöim 448.
coimnacaid 460.
coimnactar 459.
cöinim 222.
comalnaim 448.
comnossim 864.
con (donec, ut) 8, 87.
conaichi 864.
conchoimniicair 460.
conicc 459.
conid 810.
consechat 28.
corca 448.
corgaia 220.
coMcha 28.
coaae 8.
cotom-, cotot- 12.
coton-, cotob- 12.
cr^. crfad 458.
creic 228.
cretaite 459.
crinne 452.
crfthid 228.
croc 448.
cubas 458.
cucann 218.
cuicc 448.
cnilenn 447.
coUennbocc 447.
camtgim 12.
cuitbedcha 456.
cttitbiud 456.
camacc 112.
cttinaiDg 112.
cnmang 112, 459.
camtüng 112.
d^ 52.
daithmedh 180.
ddU 225.
d^tech 148.
dana 52.
danab 52.
danadh 52.
danimmart 59.
d^ab, darb 52.
daii 76.
deandid 810.
dedbir 186.
deg 450.
deman 450.
d^nom 388.
d^r 222.
d^t 11.
dethbir 186.
diall 57.
dian 19, 51, 52.
diandid 52.
diarrobe 52.
dib 882.
d{b 882.
dftin 80.
diucaire 228, 457.
diucrae 457.
dioite 80.
diummusaag 456.
diumaach 456.
diutte 80.
dlomU 458.
dobar 161.
doforsAt 20.
dolinad 148.
dolinim 143.
doriacart 228.
dorogart 228.
da 806, 882.
Dabhthach 865.
dilr 448.
echtar 458.
ed, ^d 65.
einech 449.
eipi 867.
^n 225.
es, ia 79.
esib 882.
etarro 284.
etarrn 284.
fadidmed 60.
faitbe 456.
farcatmsitia 460.
fei 450.
feis, feise 451.
ftfr 451.
feraim 223, 851.
Fergos 866.
fort 860, 446.
fetar 827.
f{al 228.
fiar 224.
fil 814.
filua 114.
finnad 827.
finnadh 827.
finnaim 827.
finnatar 827.
fintar 827.
fitemmar 827.
fitetar 827.
fltir 827.
fiar 224.
fo 188.
foaid 865.
fochricc 228.
föcre 457.
foidai, foitsi 459.
foirbthe 12.
foirfe 12.
foirpthi 12.
folud, folath 454.
fondidmaena 60.
for 12, 18, 216.
forbad 12.
foraitbi 456.
foran 18.
forcane 24.
forchanim 24.
forchoimsed 460.
foreomiincair 460.
fosdidmat 60.
fo88 458.
frecre 457.
fr^m 224.
fH 9, 18.
frith 9, 18.
fuaidh 225.
gabsi 459.
gair 223.
giir 228.
geimred 450.
gemfaacht 450.
Wortregister.
gion 450.
Inbgartoir 224.
go 62.
lubgort 180, 224.
gob«, gobann 460.
macc 112, 864.
greim 59.
Maccadraad 865.
grem 19.
mad 69, 810.
gri^n, griln 19.
mani 68.
gaidite 457.
manid 71, 810.
goidrios 459.
mara 62.
giiiter 457.
mat 70.
gar 46.
matifl 70.
gate 467.
mata 70.
hib{ 22.
menicc, menic 112.
botnisUder 56.
milia 77.
boadaib 832.
milBi 77.
iairatm 143.
mo, mu 66.
ibimm 220.
möindtfnmideta 114.
ibin 220.
möith, moetb 114.
Oleitb 9.
montar 468.
imb 21.
mtfrsus 469.
immafoliiget 20.
muinter 468.
immallei, immalle 9.
muna 58.
imme 21.
munad 468.
immindraiaet 21, 469.
Däch| nacb 60.
immindrütaet 469.
n^dforchluinter 29.
ind, tnn (arükel) 21.
nadindbed 21.
ind (ende, spitze) 21.
nidnaccastar 29.
indeoUd 445.
nammi 8.
indlnmRa 456.
nand, nandat 72.
ingot 21.
nandrigad 26| 469.
üreutb 225.
nanma 8.
iree 456.
nathracba 466.
u 312.
Decb 48, 60.
isa 61.
nert 146.
ishibitbsa 22.
Di 66.
Umdomonsaii 456.
nicoimnacmami 469.
it 812.
niriat 362.
italam 22.
no (yerbalpräf.) 18 flf. 114.
iUn 22.
no (particnl. relat.) 81,
itge 11.
82, 37.
itharnae 451.
nocb 60.
ithim 69.
nocha 62.
ittdo 22.
nofinnad 327.
U (prftporitioii) 9.
Noindrommo 142.
lu, U 224.
oa 365.
Uitbe 224.
oeaib 332.
Um 148.
Itfgenn 218.
Ificim 827.
leicsi 459.
ocea, occo 8.
dcbtar 468.
ocus 4, 8, 79, 178.
«
lese 218.
oinfecht 146.
l«th, leitb 9.
oitherrocb 221.
loman 461.
ön 64.
lorc, lorg 149.
osme 5.
loscin 461.
osnf 6.
493
ostd 6.
g&l. pailt 462.
pardais 466.
pardue 466.
piathair, pethar 224.
rim 148.
räncatar 22.S.
remaiendes 456.
WZ. retb 64.
r^ud 226.
rfsam 823.
rith (flofs) 447.
rith (barde) 462.
r{thaa 862.
ro 13 f., 322.
rofseam 828.
romacdacbt 225.
roDsn^ea 323.
rorbaither 12.
sab 866.
saer 315.
sAi 866.
salann 89.
Sanas 258.
sant 89.
scoptbe 143.
sdiallach 468.
se, sa 73.
sear 46.
secc 182.
secndapld , secndaptbib
459.
s^id 89.
serc 315.
sesc 182.
sessam 816.
s^t 224.
sib 68.
side 64, 66, 468.
sidi 468.
sin 64.
siann 66.
sior 224.
alls 148.
sodin 64.
8beth 451.
söi 865.
somailse 77.
sdn 64.
spinrt 466.
srdn 228.
smithi 143.
srotb 228.
sn- 142.
494
Wortregister.
gm. suAirc 90.
snaire 90.
saan 865, 460.
snl 46.
tadHl 68.
tairtbet 64.
tanacc 459.
tdnacsa 228.
tarb, Urbh 98.
tarilbae 10,
tarlasechae 9.
tarr 454.
Urt 458.
tascide, taschide 10.
tasgid 10.
tivL 10, 818.
teccomnucuir 460.
tecmaing 460.^
tee, teo 866.
t^it 866.
ten 450.
tenge 458.
tibia 456.
tic 459.
tidecht, taidecht 11.
timmarte, timmorte 59.
iimmi 226.
timmorcar 59.
ting 458.
titacht 11.
t6 840.
töib 161.
toigh 864.
toiniad 842.
toiec 10.
tondechomnncbiiir 460.
toschld, toschith 10.
iresindabia 19, 21.
tresindippiat 19, 21.
trost 454.
tnara 77.
iSadib 882.
WZ. ncc 888.
8) Webch.
a 844.
fiddoli 217.
adfer 222.
adnabod 825.
adnabot 825.
adnaba 446.
aed 849.
aent 849. *
aeth 844.
aethit 847.
af 844.
agos 178.
ai 844.
am 21.
amaeth 844.
archynu 148.
arglwyd 146.
awch 222.
awn 847| 849.
awon 318.
awydd 445.
banadU 445.
ben 446.
berwi 221.
blaen 221.
blawd 221.
bloteit 221.
boddan 79.
bore 221.
braut 842.
bren 284.
brawd 842.
bmt 842.
brwyd 222.
bryd 842.
bn^wn 820.
boetl 221.
bydaf 818.
bydded 822.
byddit 820.
byddwn 820, 822.
byddwch 822.
cadr 447.
caeth 217.
caffaell 886.
cain 447.
calaur 217.
cant 12, 21.
cant- 12.
cared 282.
ceda 142.
cegin 218.
cerydd 282.
chwaer 224.
chwant 89.
chwech 89.
ohwerthin 90.
chwioiyd, chwior7dd224.
chwyth 89.
ciprioa 447.
cloff 447.
cnwc 222.
cobronol 284.
coeth 225.
com 447.
Condaf 864.
cu 448.
coall 448.
cwD 148, 222, 864.
cwnwg 222.
owyno 222.
cwjnos 218.
cyd- 12.
cjnawg 864.
cythrawl 218.
dacr, dagr 222.
dadltig 143.
dair 448.
dant 11.
darHen 218.
daun 448.
daw 888, 889.
deaa 889.
deaai 841.
deuant 889, 841.
dened 841.
demrr 448.
denthech 841.
deuthoch 341.
deuwch 889, 841.
dewch 841.
dianc 228.
diffaith 844.
diprim 447.
doeth 280.
doethawch 280, 889.
draenog 468.
daeth 889.
dwyn 888.
ed, yd 79.
egyl, egylion 178.
ein 268.
el, ela 847.
eltgahebiie, eltgnobri 866.
eliuen 220.
enep 448.
erchyniad 222.
erchynn 148.
ewithr 448.
ewyU 446.
fan 449.
ffaeth 844.
ffi>oen 228.
ffirwyd 228.
Aial 449.
Wortregister.
495
gair 228.
galw 228.
gawr 228.
gob 450.
gobr 228.
gobrwy 228.
golad 454.
grawy« 220.
gnadAol 450.
gnahalMth 460.
gaaroinuioa 215.
gnor 216.
gaoret-rü 866.
gum 142, 223, 351.
gwaddol 451.
gwair 451.
gware 89.
gwenn 148.
gwim 827.
gwreiddjn 224.
gwyd 146.
gwjlo 228.
gwynn 148.
gwyr 827.
halen 89.
hebrwng 129.
hint 812.
Hn 142.
hod 451.
hy 142.
byntlaw 224.
bysp 182.
ia 461.
iben 220.
ind- 21.
is 812.
istliimit 148.
it 310.
kao, kyn 5» 71.
keiyd 282.
ket- 12.
kjnt 21.
kythreal 218.
Ueth 844.
liniaant 148.
Uatwm 219.
Uaw 148.
Uesg 218.
Uacbed 225.
mae 280, 814.
maent 280, 814.
maetbu 225, 844.
maethwr 226.
mais 46^2.
I mamgn 448.
j map 864.
I mar 81.
! march 451.
, marchawc 150.
I med 130.
] medm 452.
! mewUiau 452.
moch 452.
modrwy 447.
mnnatoloQ 218.
mynd 849.
myned 849.
mynjch 112.
Dat 81.
noniim 142.
nouitiou 142.
nyt 81.
odyn 449.
offirwm 219.
or 81.
paeth 844.
paii 450.
pecbadures 218.
pei 80.
peidio 184.
pererin 219.
- pennyd 255.
ipoetb 215.
porpboT 219.
I pot 220.
■ potyn 220.
pridpall 458.
rhaw 148.
rhew 225.
rboid 862.
rhwnsi 458.
rown 862.
mim 148.
saer 815.
saf 815.
aaffirwm 219.
tamn 815.
sartb 458.
aawl 129.
scipanr 148.
sefyU 815.
, Begetieion 142.
jaeitb 188.
seil 815.
•dr 815.
aercb 815.
sofl 815*
atlinnim 148.
strotia 148.
Saccat 142.
sych 182.
syith 815.'
sjrthio 315.
tadcu 448.
taflen 219.
Ul 148.
taln 180.
tarn, tarw 98.
tavant 453.
teirtbon 219.
termisoeticiOD 142.
tonoon 148.
torr 454.
treDnjdd 255.
treib 454.
trigo 454.
trwyn 223.
trysor 220.
twym 226.
ncbben 452.
nffem 178.
WZ. uk 838.
nrdd 220.
wyf 810.
wyt 810.
yd- 148.
ydi 810.
yfed 220.
3rm 810.
ysgawl 219.
ystlys 148.
yw 818.
ywch 811.
4) Cornisch,
a (si) 188.
a 129, 844.
a-barth 445.
a-baabe 254.
af 844.
aga 189.
agis 189.
aidlen 446.
ail 178.
anetb 445.
azmabow 445.
Antromet 445.
onvein 452.
arbadow 449.
arlntb 146.
496
Wortregistef*.
artheUth 254.
awayl, aweyl 220.
awel, awell 445.
baiol 445.
ban 452.
banathel 445.
banna 132.
baref 1^1.
barf 161.
bartboBek 446, ef. 860.
bedhongh 822.
begyaa 184.
belyny, bylyny 162.
ben 446.
bertbnan 446.
bester 446.
bestyU 221.
bethaff 818.
beugfa 816.
beva — bo 258.
bidnejieiii 446.
bindorn 446.
biB 446.
bisou 446.
bifltel 221.
blans 448.
blattya 446.
blot 221.
bonaa 158.
bonj 446.
bos, boys 158.
bounder 446.
boynedh 255.
brak^ 446.
brathky 184.
bres 842.
bro 446.
bros (acnlens) 222, 446.
broB (brfihe) 446.
brybor 446.
biys, bms 842.
bne 816.
bnef, bnf 816.
bnen 816.
byhgh 217.
bytoe 446.
bytqaetli, bTthqneth 188.
cader 447.
caenrith 447.
cafat 447.
caffoB 455.
cafoB 155| 886.
caid 217.
caites 217.
callys 181.
calB 181.
caltor 217.
calys 181.
canquyth 154.
cans 179.
cara 282.
carow 162.
caugeon 447.
choarion 89.
chnytb, buethia 89.
clof 447, 450.
coch 447.
cog 447.
coit 447.
coloin 447.
combrican 447.
QOTuf, coief 161.
cothman 447.
cougb 447.
conl-y cowal-, col- 448.
cova 448.
coyn 218.
crac 448.
crehylljs 448.
cueth 448.
cnmmjaB 448.
cusyll 178.
dagrow 222.
dam 448.
danvansys 280, 258.
de, dy 840.
deffo 254.
defregb, deffingfa 255.
della 187.
delyfite 455.
dens 841.
desky 254.
deagb 889.
denthengfa 889.
devoneB 158.
dewar 448.
dewolow, dywolow 184,
151.
diberi 447.
difeid 844.
dibog 447.
dijBkyn, diJBkynna 129,
178.
doer 448.
dof 448.
ddn, doyn 888.
dones 841.
dos, doyB (vanire) 158.
dour, dowT 161.
dowBt, dowBtoll 254.
dl« 172.
dremas 448.
dryB 172.
daegb, dengh 841.
daeth, dath 280, 389.
diiB, dnea 841.
duBtony 172.
datbengb 280, 841.
dyanc, deanc 228.
dyblaoB 448.
dydhewadow 449.
dyflry 185.
dyfont 129.
dyveyth 844.
dywrregb 255.
eal, eall 178.
eddrec, edrege 221.
efan 448.
efand 448.
elB 866.
an, an 258.
eneb 448.
enniou 449.
enB 849.
eskidiea 449.
eth (gemch) 449.
eth (heerd) 449.
eth (da gehst) 844.
engh 849.
euB, HB 818.
eve 220.
evn, ewn 182.
ewiter 448.
eyll, el 178.
eyn 182.
eythinen 449.
ezomogyon 281.
faUadow 449.
fer 449.
ferhiat 449.
flechet 449.
floghe 254.
floh 449.
ton 449.
fnic, fridg, fireyge 223.
ta (compes) 449.
fti, fon 449. *
fhr 254.
,' faire 254.
' gal 450.
'galow 228.
' galfler 280.
Wortregiater.
497
gamma 178.
ganow 162.
gaoa 172, 179.
gavaa 155.
^weil 450.
gefys 155.
gen- 179.
gwys 155.
leyan, Jevan 450.
g«ak7» ^ky 254, 450.
geve (haboit) o. 8. w. 1 5 5 f.
leves, jeyea 157, 258,
882.
gsv/B 155.
geys 255.
^jn 450.
gof 450.
golok 458.
gon 827.
g^r 827.
gorqryth 188.
gorth 450.
gOTthfel 450.
gortos 228.
gonrejrth 188.
goyf 450.
gocaffo 455.
graeiten, gmeidhen 224.
gnaf 450.
goahalech 450.
gaahaleth 450.
gnare 89.
goathel 450.
gneret 451.
gail, goyl 228.
goIUkin 451.
gnis 451.
gDithfel 450.
gao 188.
gnraff 142, 228, 851.
gnrhhog 447.
gnyraf 451.
gweth 146.
gwortos 188.
gwrethow, gwrvthyow
224.
gwyn 148, 179.
gyth 151.
hablys 182.
haccra 132, 455.
hager 182, 455.
hanaf 450.
hanaa 258.
baya 254.
Beitiige s. vgl. aprachf.
hengog 447.
hitaduer 222.
hoch, höh 88.
hoer 224.
hombronkyaa 129.
bot 451.
haare 89.
hadol451.
buerhen, haerthyn 90.
hnir 224.
hon 450.
hwerwin 90.
iey 451.
ionl, ionll 184, 151.
jowle 184.
itheu 451.
ke 849.
kegbyn 218.
kemeaa 218, 448.
kepar 184.
keth 258.
ketopoDon 184.
kewgb 849.
kymmya 178.
kyn 176, 185.
kyna 176.
kyny 222.
leaengoch 447.
leun 129.
lovan 451.
lowarUi 180, 224.
Ingbaa 225.
lnbes, Inhet 225.
luporcbgnit 180, 224.
lawortbgnith 180, 224.
lyffrow 455.
lyrgh 149.
lyw 451.
ma 280, 814.
maga (aeqne) 185.
maga (nntrire) 184.
maghteth, magbtjrth 225.
mahtbeid, mayteth 225.
maidor 225.
mar, mara 188.
roarhyraD , niargbbraii
481.
marogycn, morogyon 150.
marodgyan 452.
marow 161.
marrek 150.
martho^on 452.
marthua 860, 452.
maih 185.
V. 4.
may (relativpart.) 81.
mayny 452.
mayth 185.
meddra 452.
mein, men 452.
menongfa 112.
menya 218.
m$8 452.
meater 164.
meatry 164.
meugh 452.
meyny 452.
meyatry 164.
modemy 447.
mones 849.
mona 280, 814.
moa 84i.
monya 218.
mygtem 184.
myna 178.
na 858.
nanquelae 164.
nana 452.
nerth 146.
noeth.225.
nyngew 154.
njnagngy 158.
nynio 154.
nyniougb 154.
o 811.
ober, oberow 857.
of, off 810.
ogaa 178.
oilet 452.
on (wir atnd) 310.
on (ich war) 811.
ortb 179.
oa 810.
ongh 810.
ow (SS orth) 172, 179,
189.
ow 172.
owerbyn 452.
own 182.
palf 161.
pala 452.
pan 258.
pandrew 169.
peb 180.
peghadurea 218.
pekare 184.
pen 452.
pencang^er 182.
peaadow 449.
32
498
Wortregister.
pi8tyk^4öl.
piur 224.
plesadow 449.
pob 180.
pokara 184.
presonys 182.
pridit 452.
prinnoscloc 452.
piy 458.
pymjek 188.
pyn 452.
re 832.
rea 859.
rebekis, rebnkit 129.
lefrance 455.
ren 859.
reth, reytb 859.
reu, reaw 225.
rof 859.
rouDsan 458.
ruif 148.
taffe 455.
sairpren 815.
Bcoiil 458.
seftyn 455. «
sensj 458.
seth 146.
seygh 182.
seyl 129.
seyfse 458.
smat 458.
•ordya 458.
•ort 458.
sqnardye 458.
Bqnenip ßl2, 468.
8tU 459t
Btons 458.
suel 129.
Un 450.
Ulipen 458.
tava 458.
tavas 458.
theth 280.
tist 172.
tiatnni ( tistnin , tistiim )
172.
toim 226.
tor 454.
trebytcha 254.
trebana 182.
trein 228.
trenzba 255.
trige 454.
trobell 455.
troplys 455.
troster 454.
trubit 454.
tu 161.
villecur 454.
wamans 154.
whans 89.
won 826.
worih 172, 179.
woteweth 138.
wiyth 226.
woludoc 454.
y 79, 81.
yf(f)am 178.
yn, in 179, 185, 252.
ynniadow 449.
ynwyth 146.
yth-, yj- 148.
ythetb 280.
yw, ew 818.
je (taas) 172.
je (ad) 172.
5) Bretonisch.
abaff 217.
acc 826.
aedlen 445.
aet 850.
aez 230, 844.
alnsenn, alusenoa 220.
ameux n. s. w. 829 ff.
amiegnes, amUgea 221.
anavout 825.
anoaz 217.
anoazet 217.
apoe 824.
aviel, avielou 220, 450.
ayez 280.
az 188.
a;^ul 217.
aznavoat 825.
azrec 221.
balan 445.
banazl 445.
banel 220.
bann^ 182.
benin 217.
benn n. s. w. 818.
beronic 217.
benret 221.
beraut 446.
bestl 221.
beure 221.
bez u. 8. w. 821.
beza 828.
bezaf u. s.w. 816.
bezet 824.
bezcoat 188.
bezout 828.
bibannaf 859.
bihenn n. a. w. 820.
bilen 217.
biouf u. 8. w. 815.
binrif 221.
bisaig 217.
bise, bize 820.
bizenn u. s. w. 820.
bizou 146.
bUja 446.
blein 221.
bleut, bleüd 221.
bloncb 217.
bout 227, 828.
bouUf 217.
bouzellou 217.
breiniz 227.
brout, broud 222.
brat 342.
brat (= fn. bruit) 856.
bfy 284.
Bndworet 866.
burzut, bun«d 809, 860,
446.
caff 447.
cafont 886.
carez 282.
caatizaf 217.
cauteriou 217.
cedr 218.
chaloniet 220.
clioac'h 89.
c'hoalea 89.
c'boant 89.
c*boarc'h 89.
c'hoarz 89.
cbimyf 888.
cbom 218.
c*houec'h 89.
clion^cliein 89.
c'hou^, clipu^ 89.
eile 858.
coan 218.
eoantia 218.
cofas 851.
contrel 218.
couTier 218.
WortrogiBter.
4»
coaviaf 218.
couTj 218, 809.
crac 448.
crachyt 217.
criz 218.
crixer 218.
da^oQ 222.
da^onen, da^aouen 222.
daes 280.
darvesont 824.
daaloQ 222.
den, deo 318.
deuzy deoz 812.
denz (venit) 230.
deuzoch 280.
deveux 156, 268, d29,
882.
d^T^z6 156, 254, 388.
dezioa 222.
dianc 288.
diaul 184.
diaonl 151.
dint 811.
diaquif 254.
doen u. s. w. 836 ff,
donet a. 8. w. 888 ü.
^dlen 445.
eil, ejl 226.
eUnyet 220.
ema 814.
4me 180.
ameux n. a. w. 829 ff.
eafreiz 218.
en, eo 818.
eux, enz 812.
eva 220,
ez (Partikel) 79, 81.
ez (ivit) 280.
ez- 148.
fear 218.
fenzr 218.
fillor 220.
flater 889.
forbaov 220.
foalfcr 220.
fri, fn 228.
Mm 218.
fros, fren 228.
firyou 228.
gallout n. 8. w. 362.
galTet 228.
ganaet 280.
gelaeade 229.
geirel 228.
goa 218.
goaf 218.
goar 232.
gobr 228.
goel 228.
goelaff 228.
göret 280.
gourtoet 223.
goiirtos, gortofl 188, 228.
gonzout Q. 8. w. 825 ff.
graet 280.
graf, groaff 228, 230,
850 ff.
grisien 224.
grizioa 224.
guen 148.
gaeDel, g^nel 280.
gwall 450.
Laien 89.
bentet 224.
benti 224.
besk 182.
beuliy 229.
bo (neobret. euch) 183,
238.
bo (mittelbrei. sie) 288.
boarvezout 324.
boer, boar 224.
boac*b 88.
boz, oz (eucbj 183, 288.
boz (euer) 222.
bnd 451.
Jalm 218.
iel 346.
int 811.
jolis 220.
ioul 445.
is 811.
iiin 220.
kared 224.
karfed 230.
karred 229.
k^al, k^el, kel 222.
knecb 222, 864.
koarays 220.
labezet 218.
lansq 218.
lein 221.
lenn 218.
lent 828.
lin 148.
Uorz 224.
liorzer 224.
lo 824.
luc'b^den 825.
laffet 225.
Ijam 218.
raa 314.
maen 288.
mastinet 218.
matez 225.
maz 81.
mecher 164.
mein 288.
menbrj, membiy 284.
meux 218.
meznr 225.
moez 218.
monet 229, 848 ff.
mannt 218.
na 858.
nein 221.
niveret 280.
noaz 225.
oar 216, 288.
ober 356.
ortolan 218.
oaf a. 8. w. 806 ff.
oz, onz 188, 188.
paot 452.
paotr 449.
Pascunoret 366.
patroam 219.
pecbezres 218.
pircbyrin 219.
pisaar 219.
pistig 451.
poaz 225.
podoa 220.
popin 219.
poubr 219.
prenden 219.
prestis 229.
pancc, panczau 219.
qaae 849.
qaaez 217.
quegoyn 818.
qaebezl 222.
quemyat 218.
qaeynias 822.
ra 822.
rambre 219.
rean, riou 225.
rebecb 129.
r^d 447.
reiff 227, 858 ff.
r^ö 225.
reaseudic 226.
32*
660
Wortregtoter.
rau 286.
rofistf 468.
roeech 237.
nut 219.
nutonj 219.
saesinaf 468.
Moka 816.
sav 816.
acUcc 219, 812, 468.
sebesaff 220, 816.
feo^ 182.
serc'hek 816.
sevel 816.
sichou 219.
sklas 468.
so 814.
Bordoor 219.
spount, apont 219.
squenl 219.
808 814.
tann 468.
tatin 219.
tanl, tanlen 219.
tensor 220.
tenEyen 219.
tba 844.
tisyc 219.
tnou 222.
tom 226.
trahinet 219.
trayaaet 280.
nn 220.
velim 219.
yenimus 219.
vestl 221.
visi 227.
Visit 227.
voar 216, 282.
yoez 218.
Vnonioret 866.
yea 846.
jonU 446.
C. LitoBlawisch.
I) UUiiick.
-af, -aj 118, 114.
ang^ls 881.
anö, anoj^ 268.
«&ta8 266.
adti 266.
ayynas 448.
baUmdiB 266.
Wt'UB 116.
döyyti 117.
dumk 117, 468.
dnasik 117.
d^as 117.
gaUe'ti 116.
gtfoti 116.
g^Ü 116.
grömata 116.
izbönas 116.
j^imas 469.
kÜDMB 98.
kartaiuB 117.
kitUaa 117.
kAti 97.
kUnaa 98.
kklti 97.
Ut. klöniotia 467.
kiiuü 266.
kruYk 266.
matk 462.
peflia 470.
prAis 228.
piipk 472.
pdtü 472.
randöjtt 226.
smtetis 116.
8zvtota8 402.
üimatas 462.
ieUvöti 116.
zelöti 116.
2) AttbulgariBch.
b^df 818, 822.
blivati, b^nvati 472.
cvolü 422.
iasu 116, 117.
£ego 409.
£ij9 810.
cuo, ceao 409, 410.
chlakü 448.
chlasta 448.
chyala 426.
ehvatiti 426.
chytiti 426.
daviti 117.
divii 117.
d§ba 186.
dna 419.
duDO, dno 419.
gän^ti 471.
gybaü 471.
igo 426.
ijudejsei 422.
ijudeJBti 422.
jarto 418.
jato 418.
Jana 469.
kn^gii, kn^zi 419 f.
kniga, kiSniga 419 f.
kloDiti 467.
kozüü 186.
koia 470.
koincha 470.
krall 186.
ky«8n 426.
proD. 8t kuto 72.
kysngti 426.
Uti 448.
lito 224.
ligSkü 448.
listinü 448.
m^dru 468.
mfso 91.
mläva 472.
mlüviü 472.
WZ. mog 112.
monogn, nmogii 1 12, 419*
WZ. lies 888.
obnti 266.
proD. 8t. ono 64.
paiaskevgij 410.
pastnchü 468.
p\jati, pliTati 472.
prasti 442.
8loDiti 467.
sracbüktt 442.
srfisti 442.
8tyolije 422.
sv^ta 402.
sUmiü 467.
togo 409, 410.
trfavu 441.
utro 418.
Wortregister.
SOI
T^iti 469.
vfDfti 469.
zTdati, sidaü 468.
iadaü 116.
uUti 116.
zali 116.
zalovati 116.
zdieti (» iesti) 421.
ieg« 442.
ieUti 116.
ieetokü 442.
iHti 421.
3) lenere slawische
sprachen.
ni88. bisu 209.
poln. bind 472.
niM. bobu 472.
serb. cvolik« 422.
pokb. dol 375.
poln. damb 186.
kroat. dostojan 476.
poln. dsban 116.
poln. gifd 471.
polab. glenpa 876.
roBS. jarmo 186.
slow, kjer 442.
ruas. knntn 419.
eerb. lasan 442.
serb. last 442, 448.
neubnlg. lesen 442.
serb. majka 442.
mss. molviti 472.
poln. mowa 472.
poln. möwiö 472.
mss. podi 209.
mis. podite 209.
kroat rajan 476.
|poln. stos 376.
poln. stosowaö 875.
bShm. stKzvy 441.
rusA. stvolü 422.
poln. szczecina 186.
mss. sietina 187.
neuslow. kroat. 8ereg876.
mss. serenga 876.
nus. sideti 209.
6ech. svestka 876.
serb. tko 489.
kleinmss. vedmidi 489.
serb. vennti 469.
mss. zbanoktt 116.
serb. iderati 4SI.
4) Binige slawische
ortsnameii.
Cdrlin 185.
Cöslin 186.
Damm 186.
Jarmen 186.
Pasewalk 186.
Stettin 136.
D. Geimanische sprachen.
1) fiotisch.
beist 221.
gsrdanrsan 866.
fodr 218.
frins 226.
hmdnma 864.
bneiyan 471.
boato 419.
idraga 221.
iU 66.
itb 148.
JQknzi 472.
kelikn 98, 221.
OMg 112, 814.
ouuMgs 112.
Dtqaths 226.
qainon 222.
qino 446.
sinths 224.
skandaraip 449.
»taatao 143.
stigqan 815.
STinths 402.
•vSstar 870.
tnggo 468.
tbauntei 458.
thivadv 449.
vairs, vairsiza 460.
vafdja 228.
vaurts 224.
2) Althochdentsch.
antseffan 866.
biUja 470.
bloc, bloeh 217.
broz 222.
Mnsan 225.
garawjan 142.
hachnl 470.
heim 467.
buot 451.
lenzo 224.
magan, magin 462.
pfhal, pü 470.
riozan 226.
sUhhil 468.
stdzu 148.
sübar 84.
snindan 469.
tonm 471.
tugondi 80.
warten 224.
wegan, wegjan 470.
widamo 468.
3) littelhochdeatsch
and nenhochdentsch.
beU 470.
mhd. bdzen 217.
froscb 451.
oberd. g^ifen 218.
hUne 402.
kann 326.
lanb 224.
'palte 449.
saite 451.
schaar 376.
seil 451.
Sturz 815.
mbd. tump 376.
vermögen 230.
wahren 327.
wahrnehmen 827.
warten 224.
Zwetschke 876.
&02
Wortregister.
4) Altsicbsisch.
holm 98.
5) AngelB&cbsiseh.
bleetan 446.
blmnd 448.
brotS 446.
bjBon, bisen 446.
ceallan 228.
frost, forst 225.
ganrian 142.
bacele 470.
hUdecaUa 228.
holen, holegn 447.
hvelp 447.
hvSnan 222.
leif 224.
sm«te 468.
UcoT 88.
veotoma 468.
6) KiiglUoh.
butt 217.
chastise 217.
foot-pad 449.
fireeze 225.
freähes, fre8het-447.
gear 142.
niittelengl. get 255.
grogram 219«
mittelengl. hArlot215.
bannt 224.
bog 88.
horse- 452.
icide 451.
lent 224.
Latimer 219.
loreme 219.
maijoram 219.
mastiff 218.
niegrim 219.
angloir. mosharoon 219.
mnshroom 219.
mystery 164.
palt 449.
paltry 449.
pilgrim 219.
plum 219.
rime 218.
sUia 315.
stancheon 453.
Star 315.
sting 315.
stubble 815«
tan 458.
vellum 219.
waU 228.
7) Altaordiseh.
broddr 446.
borst 186.
Burstaborg 136.
gorra 142, 851.
heimta 224.
hekla 470.
hökull 470.
hrttkja 217.
hrim 218.
hvina 222.
iaki 451.
iökoU 451.
m& 230.
seiCr 451.
sonar (gen. an sonr) 478.
8) DlBitch.
heste-tjv 451.*
ayyikXta 228.
dxotfrij 470.
axriv 898.
av^tC 186.
dvtl&ioq 186.
aiip^oq 107.
ßüuinaUf» 461.
YCMXo¥ 218.
^ij^voi 228.
Y^vnoti 97.
yvrii 446.
fyXfXvq 881.
itSror 468.
f&fiut 96.
e2fik 810.
ftol. ffifAt 810.
io%( 812.
rx» 79.
ii 142.
Y^CMF U, 8. W. 811.
E. OriechiBch.
i^riynov 888.
finoff 865.
^/rtoq 867.
iliTTa* 818.
Be^aUtifi 866.
&i<r(pa%oq 469.
&oa4rvq 366.
-i 113.
iaTiTW 221.
Upm 844.
r« 811.
Moupoq 447.
xaxa 179.
xiCfii&a 810.
nirr^ov 458.
uiatQov 468.
Ulm S49.
nXlrttv 467.
xOKMc« 447.
xoAwrij 98.
xoXMfo; 98.
Kol.o(fmv 98.
xvairw 212.
xi;» 212.
/lax^oc, ^lixMTtog 369.
fi^yaq^ /if/io^oq 369.
fiiuaa 469.
fiiläia 446.
^uwQO(i 469.
yoti 858.
ca^i7 449.
oaTioF 87.
Tvaila/Mi} 181.
TTolAoc 812t
«or/ 881.
n^laficu 223.
nfforC 179.
Qiyoii 226.
^iC« 224.
^o^^w 108.
Wortrtgiflter.
503
üafnj^ 865.
S(trvipo<i 866.
ootfio^ 865.
<rr/^oy 148.
ffTOQy^ 815.
'ivStvq 148.
TVr^a^eo? 148.
ipXvti 472.
äol. at/^M 816.
jffi/iow 450.
jlfO^Toc 221.
ßiu 92.
Ä'if«^ 92.
^'a; 92.
fjäffntir 91, 92.
/t/0(Jrrf 91.
fj: »«.
F. Albaneaisch«
fjtgnovv 92.
fjovxoi/ 91.
fjovfii_ 92.
^"iJtft, fjvätQtJi 92.
/ijtf 91.
ffcrif 98.
aovgboiy 92.
(roi''^7c 92.
tfiv/f 92.
ÜKovfif^ 92.
änaii 91.
-;t€ 9l.
O« Italische sprachen.
1) Utelnbch.
alnnmiu 868.
amicio 221.
amiu 448.
amo 448.
ingnis 381.
annos 848.
apere 867.
apiflci 867.
aptna 867.
aacia 470.
angostu 402.
ayarna 446.
ayere 445.
avidos 445.
awncidns 448.
avos 448.
axlciA 470. '
bajDlna 445.
bimiiB 450.
botelloa 217.
bateo 446.
caper 447.
capat 865.
cautM 864.
celana 98.
eena 218.
cieo, do 849.
cloppna 447, 450.
coetaa 447.
coUis 98.
colomoa 98.
commeatna 448.
credo 468.
creta 83.
cnidua 218.
cubare 448.
cuneaa 864.
danmnm 868.
dantia 478.
digitua 864.
altlat. dingua 458.
diacere 450.
dintumiifl 471.
dives 867.
dnros 448.
eminere 849.
eo 810.
eat 812.
et 79.
excello 98.
expando 448.
ezao 256.
faba 472.
facio 95.
faaces 451.
faacino 451.
fax 95.
fei 221.
fenreo 221.
fibuU 449.
fignra 449.
finnaa 882.
floccna 254, 449.
foraa 220.
fornm 218.
foYea 449.
frigua 226.
frnor 225.
fhmua 471.
gabata 447.
grassator 449.
gordaa 450.
hortoB 224.
ibi 882.
ibaa 882.
ignoaco 468.
imuB 810.
indao 256.
is (du gehet) 810.
it 810.
itia 811.
janna 844.
JanuB 844.
JDgnra 449.
juvenie 469.
lautia 478.
linquo 827.
liquidna 148.
lorum 148.
lapiia 148.
luatrum 478.
mactare 844.
mitia 114.
moveo 850.
mox 452.
mnnuB 114.
nae 858.
504
Wortregister.
nesapius 866.
nos 66.
nndiu 824.
odor 449.
operm 867.
alüat. opnlns 446.
ordo 220.
altlat OBsn 87.
perperam 221.
Pertanda 148.
plaoeo 96.
predam 298.
prominere 849.
pmina 226.
qneror, qneetne 86.
qnodsi 64, 67.
radix 224.
ramns 148.
rana 461.
remuB 148.
reor, reri 862.
riyns 478.
nido 226.
eacer 864.
■apiens 866.
sapio 866.
scala 219.
sibns 866.
siccnt 182.
Bignnm 464.
sorbeo 108.
alUat. 808 284.
Spiro 86.
etat 816.
stemere 816.
snm 810.
stmt 812.
tango 468.
thensaums 220.
transtrom 464.
tribntam 464.
trieari 464.
tmo 228.
ta 87.
yas, vadis 468.
▼egere 470.
▼ehere 471.
yelam 228.
Yertnmnus 863,
▼iginti 864.
▼OS 67.
2) OsUich. Umbriich.
osk. aflcdalM 842.
sabell. brat . . 842.
osk. brateis, ß^aTm/i 842.
osk. embratnr 842.
ombr. ftiiest 816.
umbr. -^i, -f, -4 118.
3) HmelUtellüsch.
ablatnm 222.
bracinm 446.
caldarU 217.
cappa 447.
etlehas 446.
qoadragesima 220.
4) ItaUeniich.
anappo 460.
biado 222.
badeUo 217.
Candia 88.
commiato 218, 448.
facimola, facimolo 461.
goappo 460.
masnada 462.
oppio 446.
ortolano 218.
ragazzo 449.
sortire 468.
spandere 448.
spavento 219.
sqnarciare 468.
stanxa 468.
toso 449.
5) Spanisch.
brote 222.
capacbo 447.
capaio 447.
chioote 449.
combo 447.
estar 816.
ser 818.
sortero 219.
468.
6) Pnifeüallicb.
brot 222.
comb 447.
comjat 448.
crotiar 446.
esfreidar 218.
pairol 460.
trigar 464.
vertat 446, 462.
vilandrier 464.
7) nrauMMh.
avel 446.
balf 217.
bean-p^re n. s. w. 448.
bgoa 446.
bisarre 219.
bl^ 221.
Med 222.
bloc 217.
boel 217.
bouter 217.
boyau 217.
wallon. brib, briber446.
brandon 219.
cardme 220.
cb&tier 217.
cheyron 447.
chdmer 218.
dop 447.
cochon 447.
oointe 218.
oongtf 448.
cracher 217.
croider 448.
cronller 448.
ende 448.
cnidier 448.
^ahir 217.
^confle 468.
ennai 217.
tfpandre 448.
tfponvante 219.
esfonldre 220.
esftoi 218.
esteil 468.
^tamer 219.
tftance, Aan^on 468.
tftisie 219.
fenr 218.
flat 889.
Wortregister.
505
forbanir SSO.
fonireaii 218.
ftinutfSlS.
gAffe 218.
gUoe 219, 812, 468.
gonrd 460.
gontte 182.
gDenip« 812, 468.
gntfret 461.
haater 224.
norm, hat 46 t.
jefine 220.
joli 280.
Ken 218.
mfttin 218.
mes 218.
meegn^ 462.
m^er 164.
meU S18.
pampre 219.
de par 446.
p^heresee 218.
p^erin 219.
potte 462.
pot 220.
ponrpre 219.
pnits 219.
racher 217.
recaner 447.
roncin 468.
mste 219.
Baisine 468.
saisir 468.
savoir 826.
eorcier 219.
lortir 468.
eonverain 466.
tablet 219.
tan 468.
taqnin 219.
k tAtona 468.
tomean 449.
toiisel, tosel 449.
traintf 219.
traste 464.
tr^ucher 264.
tr^or 220.
venelle 220.
Y^nimenx 219.
▼iande 446.
vilain 219.
▼illecheor 464.
voiz 218, 462.
▼nin 446.
8) OfbreiDAilich.
semn 92.
somn 92.
w5rbn 92.
s^ee 92.
serbet 92.
iudekk 91.
A. W. 8eha4«*s Bnehdraekerei (L.8ohad«)la B«illn, SUllaebrtibtntr. 47.
VerbeaseruDgen und nachtrfige zu band Y.
p. 64 zeile 9 lies: nich.
p. 78 z. 6 lies: yerbalformen.
p. 86 anm. z. 1 lies: qhis.
p. 89 letzte zeile lies: cornisch.
p. 91 letzte zeile des textes lies: s.
p. 107 z, 8 lies: «heer".
ebend. letzte zeile lies: »unreinlichkeit".
p. 142 z. 8 V. a. lies: cefu.
ebend. z. 6 v. n. lies : «bounteoiis*'.
p. 187 z. 12 und 18 v. u. lies: zosammenwirken.
p. 281 s. 16 1ms aithirge.
p. 228 z. 11 lies: prekis.
p. 806 z. 16 lies: mit den wurzeln DA (skr. DE^ ponere) GNA und VID.
ebend. z. 26 schalte hinter omp ein domp.
ebend. z. 82 schalte hinter oe ein aioa.
p. 816 z. 9 lies: ogOQy^.
p. 826 am ende ist folgendes nachzutragen: PI. 1. pers. ne gonsomp pen
lech ez eu techet Wir wissen nicht, an welchen ort er gegangen ist
M. 210b. — Plniw 2. pers. lyvirit mar gonsoch Sprecht, wenn ihr
wirst M. 222a. — Flur. 8. pers. na gousont pez a greont quet Sie
wissen nicht, was sie thnn M. 189 b.
p. 887 anm. z. 8 hinter M. 6b füge hinzu: = car sa bonttf est k louer.
p. 840 anm. z. 2 lies: ein.
p. 862 z. 2 lies: Bosheit statt T&nschung.
p. 870 z. 19 lies: fedhrö.
p. 898 anm. erste zeile lies: anders.
p. 897 z. 2 lies: paruva. •
p. 486 z. 16 lies: cum.
p. 461 z. 6 lies: varsäbhn.
Verbesserungen zu band IV.
p. lY bei^Stokes lies: Legislative Council.
p. 400 z. 18 lies: permed,
ebend. z. 21 lies: j-^tro,
p. 402 z. 11 lies: bedeutet.
ebend. z. 16 lies: compositum.
p. 404 z. 20 lies: maein statt moeti».
p. 414 z. 6 lies: Auanerfrermt«.
p. 419 z. 16 lies: Nep.
BEITRAGE
ZUB
VERGLEICHENDEN
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE
DBB
ARISCHEN, CELTISOHEN UND SLAWISCHEN
SPRACHEN.
UNTER BUTWIRKÜNQ
VOM
A. LESKIEV UMD J. 80
HERAUSGEGEBEN
von
A. KVBN.
:i III
SECHSTER BAND.
BERLIN,
PfiRD. DÜMMLER'S VERLAGSBÜCHHANDLUNG.
HARRWITZ UND GOSSUANN.
1870.
Verzeichnis der bisherigen mitarbeiter.
C. Arendt z. z. in Peking.
Prof. Dr. G. I. Ascoli in Mailand.
Prof. Dr. Th. Aufrecht in Edinbnrg.
J. Baudouin de Courtenay in St. Petersburg.
Prof. Dr. J. Becker in Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Sophus Bugge in Christiania.
Wenzel Burda.
E. C brist in Heidelbei^.
Oberlehrer J. G. Cuno in Graudenz.
Stadtbibliothekar Dr. Lorenz Diefenbach in
Frankfurt a. M.
Dr. H. Bbel in Schneidemühl.
Chr. W. Glück in Manchen, f
Pro£ Or. H. Kiepert in Berlin.
Prof. Dr. A. Kuhn in Berlin.
Prof. Dr. A. Leskien in Leipzig.
Dr. Lorenz im Haag.
Prof. Dr. C. Lottner in Dublin.
Lucian Malinowski in St. Petersburg.
Prof. Dr. Miclosich in Wien.
Prof. Dr. Max Müller in Oxford.
Prof. Dr. Friedrich Müller in Wien.
IV Verzeichnis der bisherigen mitarbeittr.
Prof. Dr. Th. Nöldeke in Kiel.
Prof. Dr. Novotny in Prag.
Dr. Carl Pauli in MQnden.
Prof. Dr. Ign. Petters in Leitiueritz.
Prof. Dr. C. T. Pfuhl in Dresden.
Prof. Dr. A. Pictet in Genf.
Prof. Dr. A. F. Pott in Halle.
Prof. Dr. A. Schleicher in Jena, f
Prof. Dr. Moriz Schmidt in Jena.
Dr. Johannes Schmidt in Bonn.
Prof. Dr. H. Schweizer-Sidler in Zürich.
Prof. Dr. Smith in Kopenhagen.
Prof. Dr. Spiegel in Erlangen.
Prof. Dr H. Steinthal In Berlin
Whitley Stokes, Secretary to the Legislative
Council, Caicutta.
Prof. Dr. A. Weber in Berlin.
Prof. Dr. Whitney, Ncw-Haven, Connecticut,
U.St.
Inhalt.
Miacelluiea Celtica, von dem ventorbenen R. T. Siegfried. GeMin-
melti geordnet nnd heraosgegeben von Whitley Stokes 1
Einige fUle der Wirkung der analogie in der pohuscben dedinatioD. Von
J. Baudouin de Conrtenay 19
Eftte, ^aitt usqne nnd ik\. Von Wenzel Bnrda 89
Beitrige zur kenntnis einiger sufflze im slawiecben. Von demselben 93
J. E. Schmaler, Die alavischen ortinamen in der Oberlansits. Ange-
zeigt von Job. Schmidt 96
Gamillo Keller, Kurze elementaigrammatik der sanskritepraehe. An-
gezeigt von A. Weber 97
6. H. F. Nee sei mann. Ein deutsch -preufsisches vocabnlarium ans
dem anfange des ftnfzehnten Jahrhunderts. Angezeigt von Pott . 108
J' H. C. Kern Over het woord Zaratbustra. Angezeigt von A. Kuhn 137
Die entwickelung von onnraprttnglichem j im slawischen .nnd litauischen.
Von Job. Schmidt 129
Ueber den dialekt der mseischen Volkslieder des gouvemements Olonec.
Von A. Leskien 168
Einige bemerknngen zu Schleioher's compendium (zweite aufläge). Von
Wenzel Burda 188
Beitrige zur kenntnis einiger snffixe im slawischen. Von demselben 194
Uebergang der tonlosen consonanten in die ihnen entsprechenden tönen-
den in der historischen entwickelung der polnischen spräche. —
Wortformen nnd selbst sätze, welche in der polnischen spräche zu
Stämmen herabgesunken sind. — Doppelung des suffizes -ti- in der
polnischen und russischen spräche — Hinneigung zu e im polni-
schen. — Einige beobachtungen an hindern. — Zetacismus in den
denkmMlem und mnndarten der polnischen spräche. — Wechsel des
s (s, i) mit ch in der polnischen spräche. Von J. Baudouin de
Conrtenay 197
Neutra auf -as im altiriachen. Von H. Ebel 332
Bndlichers glossar. Von Whitley Stokes 327
Senas Chormaic. Cormae's Glossary translated and annotated by the
late John 0*Donovan, LL. D. Edited, with notes and indicea,
by Whitley Stokes, LL. D. — Olossae hibemicae veteres Co-
dicis Tanrinensis, edidit Constantinns Nigra. Angezeigt von
H. Ebel 882
1) Qitt Ahunavaiti. I^arat'ustrica carmina septem latine vertit etc.
C. Kossowicz. _ Qkt'k üstavaiti latine vertit etc. C. Kosso-
wicz. Angezeigt von Fr. Spiegel 287
VI Inhalt.
SMto
Bernhard Jttlg über wesen und aufgäbe der sprachwiseensehaft. An-
gezeigt von Job. Schmidt 1 . . . 240
Böget, Baron de Bellognet Ethnogtfnie Gaoloise III. Angezeigt
von Lorenz Diefenbacb 841
AltbÖhmiech vrtrati und altind. vfiri-. — Das litauische suffiz -kla-.
Von Wenzel Burds 248
1) Nachtrag za beitr. T, 209. — 2) Uebergang des i in n im polni-
schen. — 8) Zur geschichte der poln. Zahlwörter. — 4) p^ola. —
6) slza. Von J. Baudonin de Conrtenay 246
Addenda. — Corrigenda. Von Whitlej S tokos 248
Schreiben von C. Lottner 249
Nachruf (August Schleicher). Von Job. Schmidt 251
Die Partikeln skr. gha. ghi, ha und hi; zend. zi; griech. ^ei, yt';
lith. -gi, slav. ie u. s.w. Von Pott . , . 257
Zur lautlehre der lehnw5rter in der polnischen spräche. Von Lneian
Malinowski . . 277
Zur Volksetymologie. Von domsalben 800
Otto Blan Bosnisch- türkische Sprachdenkmäler. Angezeigt von Pott 806
Martin Hattala August Schleicher und die slaviscben consonanten-
gruppen. Angezeigt von Wenzel Burda 842
August Schleicher Indogermanische Chrestomathie. Angezeigt von
A. Kuhn 887
Vfitra — verethra, vfitraghna — verethraghna. — Frl,
fran, ulfing^fit. Von Fr. Spiegel 888
Ein beispiel der praesensstammbildung mittels ta im slaviscben. Von
Wenzel Burda 892
Zum deutsch -prenfsischen vocabular, von Nesselmann. Von dem-
selben 898
Visncius Mercurins, ein beitrag zur gesehichte der lateinischen aa-
sibilation auf gallischem boden. Von K. Christ 407
Preufsische Studien. I. Lautlehre. V<m CarlPauli 411
Das altirische verbnm. Von Whitley Stokes 469
Christian Donalitius littauische dicbtungen nach den Königsberger hand-
schriften herausgegeben von G. H. F. Nessel mann. Angezeigt
von Johannes Schmidt 475
Sach- und Wortregister 466
VerbesseruDgen.
8. 8 letste zaile lis: Mog<mnos,
8. 11 s. 18 ftor: in lis: von.
8. 14 s. 6 lis: qädae»a.
9.25 anm. **) ft. 4 nach: (grajem) fllge bei: (dies letste auch phooetisch
bedingt)
B. 26 z. 15 V. u. nach: das 4 fttge bei: es soll also dieser unterschied
dort bestehen. Ich kenne aber diese Verhältnisse nicht näher.
8.81 z. 14—15 lis: oplf'itojdi.
8. 81 z. 6 T. n. lis: oereKef .
8.81 z. 5 v.u. lis: stndnicy, studnica.
8. 82 z. 15 für: letztereQ lis: ersteren.
8. 82 anm. z. 8 lis: 1857.
8. 89 z. 7 — 10 streiche von: nnd 2) dafs den ansgangspitinkt bis: fremdes
nrsproogs sind.
8. 41 z. 7 ▼. n. lis: im'igus.
8.41 z. 7 T. u. lis: b'ibns.
8.41 z. 4 T. u. lis: um'izgas.
8. 41 am ende. Der ansschliellilich lateinische nrspmng der suffixe -us (-aä),
•is, ys (-i§), -es ist sehr zweifelhaft.
8. 42 z. 15 V. tt. lis: i&eba.
8.48 z. 6 — 8 V. n. lis: jfzylti, — powojniki, — potsetKi, —
pfedi^i&iKi, — äfatKi, — bo^i.
8.50 z. 9 lis: f ^iUch.
8. 58 z. i6_17 lis: f &f atloi4<ech.
8. 54 z. 15 ▼. n. lis: cherb'ech.
8. 55 z. 8 ▼. n. lis: phonetischer.
8. 56 z. 2 — 8 streiche: hartaaslaotende.
8. 57 z. 19 lis: zyw'ot.
8. 57 z. 21 lis: sf^at.
8. 58 z. 17 ▼. o. Us: pirysl<$f .
s. 60 z. 8. lis: chodzila.
8.61 z. 6 nach: auch fttge bei: vorzüglich.
8. 61 nnten streiche die anmerkang.
8. 67 z. 18 V. a. streiche: dw'e.
8,68 z. 19 V. n. lis: gospodnowy.
8. 71 z. 18 lis: nalezle.
8. 74 z. 14 V. n. lis: r^kama.
8. 76 z. 12 zwischen: ob dm und: fast soll ein — stehen,
s. 88 z. 18 V. n. nach: jähren füge bei: ; ze sta chtopam'i mit 160
banem.
s. 88 s. 8 ▼. tt. streiche: alt tylo.
8. 85 z. 6 ▼• n. nach: plnr. fttge bei: fordernd.
8. 88 z. 14 fttr: so lis: dennoch.
s. 95 z. 16 v.u. lis: dQfjywv.
8. 184 z. 9 V. u. lis: DOMOpCKaa.
s. 187 letzte zeile lis: OdieBanib.
s. 188 z. 8 lis: lun^d*
8. 148 z. 9 V. u. lis: cnpere.
8. 150 z. 6 V. u. lis: bliauju.
8. 176 s. 16 lis: rflXIbUH.
8. 198 B. 2 streiche; altbnlg.
8. 198 s. 8 fllr: 8U, 80, 8U lis: so, sa.
s. 200 s. 11 {fkr: m'era lis: ws. m'ir-.
8. 200 s. 16 V. Q. Ar: von lis: oder.
8. 204 z. 16 — 22 streiche von*. Damit bis: 1. hälft« des 16. jahrh.f.
8.207 anm. *) z. 8 — 4 streiche': welcher sich nur nach praepoRitionen mit
dem vorgeschlagenen n als J& erhalten hat.
8. 207 anm. *) letzte zeile füge bei: cf. Beitr. VI, 81 ff.
8. 208 s. 11 V. n. fllr sttüiia lis: stuIiSa.
8. 208 anm. *) letete zeile füge bei: (Schleicher, Beitr. V, 208 209.
8. 209 z. 16 streiche: ?.
8. 211 z. 17 lis: m'iloi6
8. 212 z. 8, 10 und 16 Us: t +6.
8. 218 z. 4 — 6 lis: w dobrem.
8. 216 z. 4 — 6 streiche: fortjl (iLunstgrifT) fUr nnd neben forte 1.
8. 216 z. 9 Us: r, 1, 1.
8. 216 letzte zeile lis: iyk.
8 219 z. 8 lis: namaslowa^
8. 219 z. 9 V. u. lis: wöl.
8. 219 z. 2 ▼. a. fttr: p'tff e lis: p'efe.
8. 220 z. 11 T. n. tilge die lüammer hinter ki^ga.
8. 246 z. 16 lis: knp iL
8. 260 z. 16 lis: der gallischen.
8. 286 z. 18 lis: bonlevard.
8. 288 z. 2 lis : *garkcar.
8. 889 anm. z. 1 lis: ▼rt^'^banä.
8. 896 z. 17 V. u. ftlr z lis: z.
8. 402 z. 1 1 lis : wimino.
8. 428 z. 16 ftlr ao lis: oa.
8. 429 z. 9 V. n. lis : eoestne.
8. 482 z. 18 V. n. lis: Übersicht.
8. 489 z. 4 für 6 lis : 6.
6. 446 z. 16 V. u. lis: vlbbü.
8. 446 letzte zeile IIb: allein.
8. 467 8. 14 Us: USihTis.
Verbesserung zu band V.
(Aas einem briefe von Whitley Stokes Esq.).
From a reeent cast it appean that the Ogham in the KiUeen Cormic
inscriptton (Beitr. V, 868) is thns:
Dnftano- safsi- sahattos
anfl In the last line of the Pictish inscription (Beitr. V, 866) for 0V8 th«
■tone hss CVS.
Miscellanea Celtica, von dem verstorbenen
R. T. Siegfried. Gesammelt, geordnet und
herausgegeben von Whitley Stokes.
Vor länger als einem jabre sandte mir dr. Todd aus
Dublin ein kistchen mit dem gröfsten tbeil der handschrift-
lichen hinterlassenschaft meines verstorbenen freundes Sieg-
fried, prof. des sanskrit und der vergl. gramm. an der iri-
schen Universität. Die papiere, bestehend aus Aber 3000
blättern in verschiedenem format und in verschiedenen
characteren und sprachen, einige mit bleistift geschrieben
und jetzt fast unleserlich, waren in grofser Verwirrung und
erst im herbst 1866 — vier jähr nach seinem tode — war
es mir möglich sie zu ordnen.
Ueber sanskrit hinterliefs Siegfried folgendes: — 1) Be-
merkungen zu Pänini. 2) Bem. zu dem Yfi^asaneji Präti-
^äkhja. 3) Bem. zum Rik Prätipäkhja. 4) Bem. zur ve-
disohen grammatik: lautgesetze, deolination, verbum und
accent. 5) Bem. zu Atbarva Veda IX, 8. 6) Bem. zum
PanKatantra. 7) Bem. zur (^akuntalä« 8) Vorlesung über
dieVedas in zwei fassungen, beide unvollendet. 9)Vedica:
a) vedische literatur, b) volk des Veda, c)Jehre und glaube
des Veda. 10) Sanskrit-literator nach dr. A. Weber, Ber-
lin 1849, bem. nach Vorlesungen von prof. Weber, dessen
schaler, wie ich glaube, Siegfried gewesen war« U) Bem.
za Vorlesungen Ober sanskritgranimatik. Diese waren be-
stimmt f&r Siegfried^s cursus an der Dubliner Universität.
Beitrlge £. Tgl. sprachf. VI. 1. ]
2 Stokes
12) Kurzes Sanskritvocabular. 13) Uebersetzung von 29
hymnen aus dem Rig Veda. 14) Drei ^loka's yon RV.
VI, 75. 15) üebersetzung von Atbarva Veda 11,33. 15) Eng-
lische Übersetzung der Qakuntal&.
Ueber zend findet sich eine grofse menge grammati-
scher bemerkungen.
Ueber Griechisch: Bern, über griech. lautgesetze.
Ueber lateinisch: Bem. über lat.* lautgesetze und lat. Suf-
fixe. Ueber beide sprachen: zahlreiche bemerkungen fßr
eine abhandlung mit dem titel: An Introduction to Com-
parative Philoiogy for Classical Students.
Femer finden sich bemerkungen über altpreulsisch und
litauisch, über angelsächsisch, über die geschichte der eng-
lischen ausspräche.
Ein manuscript, betitelt: The Indo-European Unity,
sketch of the results of Bopp^s science of comparative
gram mar.
Bemerkungen, betitelt: Japetis. Darunter verstand
Siegfried, was Pictet „Origines Indo-Europeennes^ nennt.
Endlich seine keltischen papiere, bestehend aus einer
grofsen zahl w&hrend der jähre 1858 — 1861 an mich ge-
richteter briefe und aus dem folgenden: 1) Bemerkungen
ober keltische götter. 2) Alphabetisches verzeichnifs gal-
lischer götter. 3) „On some names of deities among the
Celts*' ein essay. 4) Verzeichnifs welscher mythologischer
namen. 5) Gallische inschriflen. 6) Bemerkungen über
die Dontaurios-inschrift. 7) Alphabetisches Verzeichnis alt-
keltischer personen- und Ortsnamen. 8) Bemerkungen über
die Marcellischen formein. 9) Bemerkungen zu meinen
„Irish Glosses^ Dublin 1860. 10) Bemerkungen über das
altirische verfoum. 11) Bemerkungen zu der vorrede mei-
ner ausgäbe von Cormac^s glossar. 12) Auszüge aus dem
Book of Armagh, den Brehon Laws und anderen irischen
handschriften. 13) Vorschlftge zur bearbeitung eines iri-
schen thesaorus durch Curry und O'Donovan. 14) Be-
merkungen zu Zeufs, Glück, Ebel; niedergeschrieben für
O'Donovan. 15) Bemerkungen zu den Juvencus-glossen.
^
Miscellanea Celtica. 3
16) BemerkuDgen Ober meine noten zu dem corniscben
gedieht von der Passion.
Aufserdem hinterliefs der verstorbene gelebrte: 1) Ein
durchschossenes exemplar von O'Reillj's Irish Dictionary,
mit Zusätzen und Verbesserungen. Dies ist jetzt im besitz
Lottner's. 2) Ein durchschossenes exemplar von Pughe^s
Weish Dictionary; dies ist, glaube ich, im besitz von
Siegfried's vater, einem richter zu Dessau. 3) Ein durch-
schossenes exemplar von Zeufs Grammatica Celtica, mit
vielen anmerkungen; im besitz Lottner's. — Siegfried
hatte auch finnisch studiert und zeigte mir einmal hand-
schriftliche auszflge und Obersetzungen aus einem gedieht
in diesei spräche, wie ich vermuthe, der Kalevala. Ich
weiis nicht, was aus diesen geworden ist.
So viel ich weifs veröffentlichte Siegfried selbst nichts
unter seinem namen. Kühn genug in seinen eignen ideen
und freimQthig im verkehr mit freunden, besals er eine
seltsame abneigung der weit die resultate seines fleifses
und Scharfsinns mitzutheilen. Er bef&rchtete, und nicht
ganz ohne grund, dafs das Selbstvertrauen einiger angeho-
rigen der neuen philologischen schule diese Wissenschaft
wieder in die mifsachtung bringen würde, der sie durch
Bopp und seine unmittelbaren nachfolger entrissen worden.
„Haben Sie acht, schrieb er mir einmal, dafs wir nicht
verfahren wie die älteren — aber ohne ihre entschuldigung
der Unwissenheit — und worte und formen abschlachten,
nur mit schärferen messern^. Er verfafste indefs zwei
ausgezeichnete aufsätze in der Saturday Review, nämlich
eine anzeige von Glückes Keltischen Namen und eine an-
dere von Pictet's Origines Indo^Europiennes. Er erlaubte
mir aufserdem als von ihm herrührend zu veröffentlichen:
die etymologie von duine homo in meinen Iri$h Glos$es
DO. 89, von füih ib. no. 99, von äue nepos ib. p. 68, n., von
den namen auf -gu» ib. no. 352, von w. iawn ib. no. 682,
von ir. in avis ib. no. 746, von 6a kleiner ib. no. 758,
von imb butter (skr. angi) ib. no. 784 (cf. walach. lembq
von lingua)^ von gallisch Magounos (= maghavan) ib. no.
4 8toke8
952, von sätche firau ib. no. 1073; seine erklärung der
welschen comparative ib. no. 1133, der ir. relativen verbal-
formen ib. no. 1071; seine Übersetzung der gallischen in-
Schriften an die Matres Nemausicae ib. p. lOOn. und an
B^lesama Beitr. 1,451; seine geistreiche hypothese über
den TareoM trigaranus ib. 473; seine entdeckung des ur-
sprfinglischen 8 im anlaut des ir. relativs nnd pronomens
ib. 470, 336; seine erklärung des dat. sg. der neutralen
n-stämme ib. 452; seine vergleichung von triath see, gen.
tr^than mit Tgiruiv, Thraetaona, Träitana ib. 472 und
meine Three Irüh Glossaries praef. XIX; seine hübsche
gleichsetzung des altir. t-dnac ich kam mit skr. änantca
Beiir. II, 396, seine entdeckung des alten futurs auf $jäm$
im irischen Beitr. III^ 51,- seine beobachtung vom Verluste
des Suffixes des positivs in den celtischen comparativen
Beitr. IV, 403 und Three Irish GlossarieM praef. XXX;
seine erklärung von altw. nemheunaur Beitr. IV, 417; seine
etymologie von lat. laurus, eigentl. ein u- stamm für Vaii-
rus = Sgig, ddru^ ttriu: s. the Play of the Sacrament In-
dex s. V. laurelle; seine Zusammenstellung von altir. ari
gott etc. mit skr. Wa und von Brigit^ die gottheit virelche
die dichter verehrten, Brigantiay Brigantes mit brakman
gebet: s. meine Three Irish Glossaries XXXTTT *); sßine
herleitung des altir. clam^ w. cldf, com. claff von der wz.
skr. /r/am (note zu meiner ausg. der corn. Passion 25,2);
seine Zusammenstellung des altir. ciile socius, servus mit
skr. Afar, ni^at, ge-fährte ib. 179,3; des corn. neid lat.
nidus fQr *gnisdus mit slav. gne^do^ gr. rivog^ skr. nida
für *gni6da ib. 206, 1.
Aufser dieser liste, die noch verlängert werden könnte,
ist kaum ein artikel in meinen Irish Glosses^ bei dem ich
nicht Siegfried flir irgend einen zusatz oder eine verbesse*
rung verpflichtet wäre. Im besondem verdanke ich ihm
fast alle vergleichungen welscher Wörter in diesem buche
*) Vgl. auch Bxhatpati herr des gebet«, ein Tedischer gott. Im altiri*
sehen scheint ein fem. i&-stamm Brigte existiert sn haben, der dem Brigom-
tia näher steht.
Miscellanea Celtic«. . 5
— gegen 540 an zahl. Die anerkennung seiner bilfe auf
p. 130 ist keine blofse höflichkeitsformel.
Nach Siegfried's tode hat Lettner dessen lesang und
abersetznng der gallischen inschrift auf dem bei Poitiers
gefundenen silberamulet (s. den abdruck Beitr. HI, 170)
veröffentlicht. Diese publication ist gOnstig beurtheilt
worden von Ebel (Beitr. IV, 252) und von J. in Benfey's
Or. und Occ. 11,570. Nichts destoweniger kann ich S.
hier nur theilweise folgen und benutze die gelegenheit, um
die nach meiner ansieht — so weit ich bis jetzt berichtet
bin — richtige lesung und Übersetzung der inschrift dar*
zulegen. Ich gebe die lat. worte cursiv, trenne die Wörter
und interpungiere:
BiM : Dontaurion anala; bis : Dontaurion deanala; bi$j
6f« : Dontaurios datalages : vim danima : vim spatemam
(Uta : magi ars secuta te JusHna, quam peperit Satra^
Blase an den Dontaurios*) [embryozerstörer] : blase
weg den Dontaurios : klage an die Dontaurii [so weit folge
ich S.] : verstärke kraft : unterstfitze (o Justina) die vä-
terliche (i. e deines gatten) kraft : des magiers kunst hat
dich verfolgt, Justina, welche Sarra gebar.
Das verbum datalages nehme ich für die 2. sing, im-
perat medii von einem i- stamm, identisch in wurzel und
bedeutung mit altkymr. datolaham (gl. lego) Z. 1078. (So
ist verntts im gM.are-vemus (gl. ante obsta) = skr. vri^uäva).
danima scheint 2. sing, imperat. act. eines denom. von
ir. däna fortis, wie dvifiocD von wz. AN. Spatemam ist das
lat. patemam mit dem in den romanischen sprachen so
häufigen verstärkten anlaut. S. Diez Gramm. I, 327, 442
und vgl. altir. sdpar pfeffer aus *spiper^ mittelbret. sclacc
eis von frz. glace^ com. squenip (gl. incestus), frz. guenipe.
asta scheint 2. sg. imper. act. von lat. astOy welches gele-
gentlich mit dem accus, construiert wird. Der spruch ist
ein Zauber gegen weibliche Unfruchtbarkeit, nicht männ-
liche Impotenz.
*) cf. Bv. I, 88, 9, ttbenetst von Muir: Thon, Indra, with the believers,
didst blow agahist the nnbellevers, with the priests tho« didtC blow away
the Daajn.
6 Stokes
Bitter enttäuscht war ich zu finden, dafs mit aus-
nähme der wörtlichen Übersetzung der Qakuntalfi und ei-
niger Übersetzungen vedischer hymnen keines der oben auf-
gezählten manuscripte zur yeröffentlichung fertig oder na-
hezu fertig war. Es blieb also nur Qbrig, sie durchzuge-
hen, sorgfältig alles neue und richtige oder möglicherweise
richtige auszuziehen und diese auszüge mit möglichster treue
zu drucken. Das erste resultat meiner herausgeberthätigkeit
ist nun veröffentlicht. Viel bloise conjecturen wird mao
darin finden, einiges aus Siegfi*ied^s älteren papieren, das er
bei weiterer aufklärung würde aufgegeben haben, aber bei
dem jetzigen zustand unserer kenntnis von den keltischen
sprachen und namentlich vom gallischen werden alle ge-
lehrte mit Ebel (Beitr. IV, 253) übereinstimmen, dafs jeder
versuch eines so competenten forschere wie Siegfiried, die
dnnkelheit aufzuklären, mit dankbarkeit müsse angenommen
werden. Wie J. von Müller sagte: die Wahrheit ruht in
Gott, uns bleibt das forschen.
Calcutta, den 6. febr. 1867. W. S.
[Wir haben im folgenden nur einige abschnitte ans
Siegfiried's papieren ausgewählt, welche die keltische laut-
lehre, flexion und Wortbildung betreffen und bebalten uns
weitere Veröffentlichungen vor. Die redaction].
VII. Phonetisches.
/ ans A, Ir. ri könig, altw. dou rig duo reges Z. 157,
skr. rag; fir wahr^ altw. guir^ nhd. wahr; nd monat, gen.
mi$^ skr. mä$.
Behandlung der lautgruppe KST. In ichtar pars in-
ferior [von is infra =^ixo] Z. 147; echtar extra, w. eithyr,
uachtar pars superior, w. uthr und {^dechtar dextera, gen.
sg. f. dechtire in] tnac Dechiire mufs x bereits in der alt-
keltischen periode zu c geworden sein. So vielleicht in
bocht pauper aus BOKSTO, skr. bhiki betteln.
Abfall des P im anlaui. P fi&Ilt ab in folge des ac-
Miscellanea Geltica. 7
ceotes: ir. lethauy w. llydauj akr,prthu, nkarvg; ir. athair^
8kr. pitär [ir. il, skr. purt^, ^oAi;^, got. fil^s; ir. t<A frumen-
tum =s z. jEitfu speise, skr. piiü trank].
Ausfall des P im inlauL d, ua = apo, a^zd; öa a=s
i7;ra(); «t<an = [svapnd] vnvog; [foaid dormiebat zu svä-
pqjämiy sopio und das lehn wort caut = caput].
SV im anlaut Ir. F fOr 5F = w. chw : ir. fairihe
[.i. /leiufA O'CIery's Glossar] a feast = w. chware play.
ir. faireög glandula, w. chtoarel drüse, Verhärtung unter
der haut : cf. nhd. schwäre, ir. fedaim (a fedme quod cir-
camferimus Z. 44 J), w. chtoedi a story. ir.fiUim ich wende,
w. ekwel, chwylaw. ir. faolchü wolf, w. c&tot/^t. [ir. fiar
Schwester, w. chwiatorj skr. scasar], ir. /am vester, got.
iivara [s. Beitr. IV, 396, wo cAtri mit izeis vos verglichen
ist]. Aus Ihrem do-phethar^su [sororis tuae Beitr. I, 473]
würde ich nur schliefsen, dafs sv zu f werden kann, wel-
ches die altirische Orthographie zwischen zwei vocalen
durch ph ausdrückte, um es an solchen stellen von der f
emortua zu unterscheiden, und sehe darin noch keine Ver-
anlassung zu glauben, dafs sv je nach eränischer weise zu
hartem p ward. [Ein anderes beispiel von ir. /'•aus sv im
anlaut ist *f^ sechs in mör^i^ser sieben personen, w5rtl.
eine grofse sechszahl personen. Beitr. I, 473 , wo ich irrig
annahm, dafs dieses f nicht aspirierbar wäre. So foaid
dormiebat wz. svap. Das gaelische piuthar^ gen. pethar =
skr. spasar ist völlig sicher. Dies p aus sv wird zuweilen
c (oder entstand c unmittelbar aus sv, cf. zend. q aus sv?)
wie in cad6ssin ipse Lib. Arm. 18, b. 1 s= fadäsin Z. 373;
canisin (dtnin chanisin nobis ipsis Z. 66, 1006 = fanisin
Z. 1004; ct'lacA linkshändig, citdn linke band, w. chtoith
links. Und da anlautendes sv irisch oft s wird (cf. suan
schlaf, skr. svapna; siar Schwester =s svasar; si sechs,
w. chtoech, SVAKS, ^|, ^«|; serbh bitter, w. chwerw),
können wir, denke ich, trotz Siegfried^s zweifei, wenigstens
vier repräsensanten des anlaut. sv im altirischen annehmen,
nämlich 8^ F, P, C. Das vereinzelte famy welches auch
bam geschrieben wird, im mittelir. zuweilen tiont, jetzt
8 Stokes
bhamj und gewifis vam ausgesprochen wurde, würde die
zahl der möglichen reprSsentanten von sv im anlaut auf
ftknf steigern].
SC im inlaut aus DC. ir. uisce wasser, skr. udaka; ir.
mesc ebrius, mesce ebrietas, skr. tnadaka [Ich kenne dieses
wort nicht: mada bedeutet trunkenheit, madakara berau-
schend. Das ir. adj. brise brittle, bret. bre$k oder brüsk
fragile, wenn es aus brid-co^ brnd-co entstanden ist — cf.
laUfrud in frustum aus *frudtum — , ist ein anderes bei-
spiel dieses Übergangs].
Welsch ff im anlaut. Das welsche anlaut. /f hat mir
mehr Verlegenheit bereitet als irgend ein andrer buchstabe.
In einigen Wörtern läfst es sich leicht aus sbh herleiten:
fer knöchel, acfVQov; ffaelu fehlen, a(fdkk(ü\ ffunen vitta,
(f(p6vdüV9] [ist ffunen nicht aus dem lat. funis entlehnt?],
(fest speedy [anovöaiog, aTtevSat']^ ffroen [nOster, nase],
oa(fQaivouai\ /feil listige (fx^rXioi;. Diese beispiele sprechen
fbr sich selbst. [Anderwärts vergleicht Siegfried w. ffraeth
redefiufs mit sprechen und bret. fel&h la rate mit indo-
europ. SPLIGHAN [splaghan?], woher skr.p/iAait, gr. anXfjv,
lat lien. lifir scheint, dafs die meisten echt welschen
Wörter, welche mit ff beginnen, entweder auf indoeurop.
SP oder (wie frtodd) auf ST zurückweisen. Ob irgend
ein ff aus SV entstanden, bleibt zu beweisen].
Welsch ff im inlaut. w. cyffred [cause, course] =
|cyv-Hrhed =] com + ret laufen:* ist das harte ff hier
durch den einflufs des rh herbeigeführt? [Ein Ähnlicher
Übergang des aspirierten b (ausgespr. o) in f durch einflufs
von tf s= A begegnet in dem altir. honaif- leidmenaib , Tu-
rin, gl. no. 91 Talg saniebus ftir ö naibh ileidmenaibh (sleidm
gl. sanies Z. 733 ). So ist neuir. foirfe das altir. foirbhike
i. e. foiretke^ wo th = h].
VIIL Declination.
Gallische fem, abstamme. In dem „legionis secund«#
Italice« von Vaison (Soc. Ant. Fr. 16, 143) suche man den
HiiceUanea Celtica. 9
eiDflufs eines gall. gen. [sg. auf -is, woher das nicht aspi-
rierende ir. -6 der fem. fi-stftmmej.
AUir. U'declination. Genitive wie dänigtliea, gen. sg.
von ddnigud Z. 994 erweisen einen gen. auf AVAS =
[dem -toq in] rfikogi ved. -m, gen. ca*.
AUir. pronominaldecUnation. FOr den gen. sg. fem.
öena, aine [Z. 348] sollte das lat. unius beachtet werden.
So inna [Tfjg]^ cacha^ tfpcha alle pronominal, [die endung]
== lat. -kis. Die älteste form AjAS dürfte vorliegen in
dem gewöhnlichen e [des gen. sg. der fem. I^stämme].
Welsche U' Stämme, w. tant schnür, pl. tannau m. =b
skr. iantu faden, pl. tantavas. Der welsche plural auf -ati
(fftr AVAS?) dieses und ähnlicher Wörter [z. b. dagr ädxgv,
pL dagrau; yd körn ir. ith = z. pitu^ pl. ydau] scheint
mir ursprünglich u-stämmen anzugehören.
Comiscke declination. Wir erwähnten, glaube ich,
nie die cornischen genit., die ich Lhuyd [Archaeologia
Britatmica p. 242] entnehme: marh^ gen. merk pferd; merh^
gen. myrh mädchen [diese genitive bei Lhuyd finden keine
stütze in den mss.]; und dat. : pen, dat. er dha byn auf dei-
nem haupte, kris^ dat. in kreys in der mitte. [Dies ist
eine stelle aus einem an mich gerichteten briefe vom
3. aug. 1858, ein jähr vor dem erscheinen von Mr. Nor-
ris' Comish J)rama, in welchem derselbe vol. II, p. 214
gleichfalls auf pyn rücksicht nimmt, es jedoch , was wohl
als ein Schreibfehler anzusehen ist, den genitie von pen
nennt].
IX. Comparation (Comparativ, Superlativ).
Die annähme Ebels [Beitr. II, 80], dafs eine art von
schwachem comparativ mit ajans gebildet wurde, ist selt-
sam. Die unregelmäfsigkeiten zwischen -iti, -a, -u und
dem völligen abfall [der endung] wie in ferr [besser] sind
natürlich, weil der accent, den wir vom comparativ besser
kennen als von fast jeder andern form, stets auf der wurzel*
Silbe liegt. Dies ist bemerkenswerth, denn es erklärt, warum
eine so sehr schwere endung wie IANS schwinden konnte.
10 Stokes
während das einfache derivative ia [im altir.] nie schwin-
det. Darüber mufs man stutzig werden, und das w. -ack
ist mit einem mal als ein anhang erwiesen. Ich schickte
Ihnen einmal eine bemerkung, in der ich darauf hindeutete
und Ihre aufmerksamkeit hinlenkte auf jenes altir. assa^
welches so häufig beim comparativ steht, Z. 286. Ich bin
eher geneigt, folgendes f&r richtig zu halten. Ich wQrde
ein adverb annehmen, ganz natOrligh mit der praep. as ex
verbunden, welches zum stehenden anhängsei des compara*
tivs wurde, wie i^o^a bei Homer beim Superlativ ägurtog,
[Dies ist, glaube ich, die angezogene bemerkung]: w.
hyn sss ir. siniu [= senior] und andere beispiele beweisen
zu deutlich, dafs das comparativische IANS in der that
im welschen vollständig geschwunden ist, wie es nach al-
lem, was wir von welschen lautgesetzen kennen, sein mufste.
-ach und bret. -och mQssen dann anhänge sein, und die
frage ist nur, welches wort dem comparativ kann ange-
hängt worden sein. Nach verschiedenen versuchen halte
ich fest an [einer form = ir.] ass [ex eo Z. 592], viell.
die praep. ex mit einem süffig, pron. Wie neuir. fearrde
durch agglutination aus ferr entstanden ist, so, vermuthc
ich, w. hardach [amabilior Z. 305] aus hard{i) ach eo pul-
chrior. Dieses ach trat zuletzt auch an formen wie gtiell,
welche ursprfinglich den reinen alten comparativ allein
bewahrten. [Anderwärts erwähnt Siegfried den doppelten
comparativ lleiach]. Die function von ir. as$a [Z. 286]
beim comparativ macht dies wahrscheinlich. Welsch tec-
acA, comparativ von teg, steht dann fär teg^ach*), ach
vielleicht in dem sinn von „far out handsomer^. [Es ist
nicht zu bezweifeln, dafs ^'Och oder -ch ein anhang ist, wie
das -et (Z. 307) des comparattvs der gleichheit (= skr.
jathä?). Ebel's ansieht (Beitr. II, 79), dafs das alte s der
*) Die Verschiebung von g zu c ist durch die elision des folgen4en ro-
cals herbeigeführt. Dies ist auch die richtige erklärung der com. form hac-
cra hJtTslicber, welche Ebel (Beitr. V, 182) als «in beispiel von asstmilation
hinsteUt. Haccrat besser hacroj comparativ von hager^ entsteht einfach ans
hag'ra. Die Verschiebung im welschen comparativ der gleichheit und im
Aopeilativ beruht wohl auf falscher analogie. W. S.
Miscellanea Celtica. 11
comparativenduDg als ch erbalten ist, ist anfechtbar, 1) weil
der fibergang von einf. s in ch den keltiscben laatgesetzen
unbekannt ist, 2) weil finales 9 stets schwindet, abgesehen
davon, dafs sein frfiheres Vorhandensein am anlaut des fol-
genden Wortes erkennbar ist. Ich war der ansieht, dafs
das welsche ch des comparativs ein beispiel von der aspi-
ration der gutturalen tenuis wäre, die regelm&fsig durch s
herbeigefQbrt wird, mag es dem c vorhergehen oder ihm
folgen (s. Z. 147, 171, 181); da(s die tenais hier eine alt-
keltische conjunction = frz. que, it. che repräsentierte, dals
das aspirierende 8 die endung des comparativs und das
-o- von ^achj bret. -o- gleich dem alten d in iäns. Aber
Si^fried's ansieht ^i\4 eine bessere erklärung des vocals
von 'Och und wird unterstützt durcii den neuir. anhang
'de de eo Z. 596, auf den er auch hinweist und den O'Do-
novan (Orammar p. 121) richtig erklärt hat. Siegfried^s
annähme erklärt auch die Verschiebung in welschen compp«
in jf, d, b zu c, I, p].
Etymologie von TR^N. Altir. trin, w. tren [unge-
stfim, heftig] ergibt gallisch Urexfios, So ir. enert infirmi-
tas gsA\,*exnertuo8^ w. chwedeg sechzig ftkr *8vexdec^, Com-
parativ ir. tressa^ w. irech^ gall. Urexiäs. iäns ist im wel-
schen völlig verloren gegangen, wie in gwell^ hyn (= ir. «t-
niu\ uch =si ir. «a«, altkeit, öxtäs. Superlativ [altir. tressam
Sanctain's hymnus 1], w. traha Z. 144, 784 [wo es als po-
sitiv Qbersetzt ist], bret. tric^ha^ indoeurop. TRAKSAMA.
Ein yerbnm TRAKS wäre das intensiv von TRAGH lau-
fen (cf. i>er*tragu8^ "^Q^X^y S9^' ^hragjan) und aus irruere
scheint die bedeutung des ungestfims sich entwickelt zu
haben. Ir. iriise macht = w. trais gewalt, ungestfim, wo-
her ir^$%ur [oppressor] Z. 796 wäre dann TRAKSTI oder
TRAKSTIA. [Aber dies gäbe ir. Urecht^ Urechte und w.
w. *lra6^A?]. Dafs der positiv TRAES-NA und der com-
parativ TRAES-tÄNS lautete, wäre nichts unnatfirliches.
Manche derivationssilben des positivs gehen so verloren
[im keltischen sowohl wie im griech., lat. und skr. Siehe
die note Siegfried's Ober das suff. ra, qo in Three Irish
12 Stokes
Glossaries praef. XXX]. Gallisch SACSANO von SAKS
WZ. SAH ist eine ähnliche formation wie UrexnoSy TRAK-
S(A)NA.
Gallischer Superlativ auf -imo. I. O. M. VXELLIM.
scheint „ Jupiter dem höchsten ^ zu bedeuten : cf. ir. iia-
sal [superl. huaislimem Z. 287, das doppelte endung auf-
weist ^öxal-im^imo. Beachte die assimilation in uxel'
/tfli(o). Woher übrigens S. diese interessante form habe,
vermag ich hier in Indien nicht nachzuweisen].
Superlative auf "tamo und ^isto. [Die endung des]
altir. Superlativs nessam [proximus], osk. nessimo dürfte
TAMA sein, denn im zend lautet das simplex naada.
[Altw. h'-eitham Z. 1091, jetzt eitl^f äufserst ist == lat.
extitnus'^ und ist nicht der altkeit, name Cunotamos wahr-
scheinlich ein Superlativ von cuno-s hoch?]. In Tolisto-baii
haben wir vielleicht einen Superlativ auf ISTA, skr. istha,
-i<fro. [Positiv ist vielleicht toH-s, epitheton des Hercules
Rev. arch. VIII, 352, vgl. auch Herculi toli-andosso Hen-
zen 591 6].
X. Zahlwörter.
II. Bret. daou m., diou f. Da das ursprflngl. v [des
anlauts DY] im altkeit, verloren gegangen zu sein scheint
— sonst mfilste das welsche dwau haben — so weist das
wy des welschen fem. auf ein gall. <te, woher ir. di. Im z.
dujs ist j rein phonetisch. Das lat. fem. duae dürfte plural
sein, besonders wenn wir das neutrnm dua, selbst bei Ci-
cero, in betracht ziehen. Bopp vergleicht es mit skr. dvi.
III. Ir. tris tertius ist wichtig. Ich glaube, dafs s
ist rest von tja.
IV. Petorritum zu lesen petro^ritum? cf. Peirucoriusy
Petrucorii, Petrocorii Glück K. N. 158.
V. Altir. cdte, w. pump. Welsch u [in pump'] fordert
gleichfalls gallisch o. Der accent in c6ic erweist keinen
langen vocal, sondern gehört zu dem neuen diphthong d*
[Ich weiche hier von Siegfried ab: 6% in e&ic ist kein diph-
thong, wie das neuir. cüig beweist, das caaig lauten müTste,
Miseellanea Celtica. 13
wenn die altir. form diphthongisch gewesen wäre. Ich bin
der meinung, dafs o verlängert wurde zum eraatze des
ausfalls ?on n vor c],
Vm. Goldstacker's idee, dais AKTAM der dual von
KAT [vier] sei, ist ansprechend. Dafs AM die ursprflng«-
liche dualbildung, beweist das vedische skr., wo sie AV,
durchaus nicht äu. Ich erwähnte Ihnen, glaube ich, ein-
mal den ähnlichen fall des skr. locativs von i- und u-stäm*
men: mati^ matäu etc., gleichfalls aus tfm, daher in im
pron.: iasmin in hoc. Von AKTAM kommt das ir. ordi-
nale ochtm-ad.
X. Ir. die ^ w.deng, skr. da^an, DANKAM. [Ich
bezweifle dies. Altir. die ist contrahiert aus dtoo, welches
nicht nur bei Z. 312 vorkömmt, sondern auch in Fiacc's
hymnus, z. 2 {maccdn si mbliadan d^ac) und im Feiire 15. juli
und 22. sept. ( In da apstal deac und for dib tnilib deac)
— gtets zweisilbig. — In diesem deac deutet das harte
c auf ursprüngliches NK (daher D£-ANK), welches viel-
leicht erhalten ist in w. deng. Das wort scheint im inlaut
einen consonanten verloren zu haben, wie ich vermuthe, p
(wie in ir. caut von caput). So erhalten wir *di^pank^ wie
ich glaube, 2x5; *pank =s skr, panican].
XI. Pronomina.
Notae augentes [Z. 332, 333].
sg. -»a, -#c 1. pl. -m
-fti, -fo, •siu 2. 'Si
-«e 3.
Sg. 1. 'Sa (Z. 332), skr. svc^am, lautet $$e nach schwachen
vocalen [und das s] erleidet nie infection. pl. m [ftkr ini]
nut infection weist auf die vocalische endung des verbuma.
Sg. 2. -SU (seajam): das t [in -sin] durch einflufs der schwa-
chen Verbalendung. Ir. tussu^ skr. tvä svajam. pl. 2. «^
kann nie infection erleiden, weil von SVIB [«m + m?].
Sg. 3. -se ist nota augens (iS'i se skr. asti ajam sa? oder
wieder svcyam?)» pl. 3. keine nota augens: absolute i.
14 Stokes
Verschiedene pronomina, Ir. som, sem^ SVASMA?
itttisiu [t-siu] ss t« -f- svajam,
fadism erinnert mich stets an skr. svadkajä sponte
— was Yielleicht nur scheinbar ist [und fodün (gl. ipse) gen.
m
fodHne erinnert mich an zend qäddina das eigne selbst,
Justi].
Das weitverbreitete relativpronomen JA dürfte erhal-
ten sein in altir. id-m^it^ gl. quotns, quantus'Z. 840, 1031,
id SS dkr.jathä [heidmiit gl. quantus Z. 1031].
XII. Verbal Partikeln.
Vedisch itnä^ classisch sma^ hat die kraft ein prae-
sens in ein präteritum zu verwandeln. Dies tmä war,
glaube ich, altir. no [Z. 417. Ich würde mit smä eher
altir. iiifi, mo Z. 419 identificieren und no auf den demon-
strativstamm NA beziehen].
XIII. Verb um.
Denominatwa. Wie ir. tech f&r tegh haus, so steht
granacham [gratias ago Lib. Armach.] fOr altw. ^grafsagham
— in der that eine hübsche altbritische form * ) — und be-
weist die identitftt der -aa/'-verba mit den [ir. verben auf]
-ai^Atifi. Das altwelsche der Luxemburger und Ozforder
glossen hat nichts besseres als -aAam. Siehe Z. 498 [auch
Z. 796]. „Dies ist das •ajämi der 10. conjugation^ , sagt
Bopp, welches in Safjidw, SafAcc^w^ domo vorliegt. Aber
die lautgesetze werden die gleichsetzung kaum erlauben.
Sie werden sich erinnern, dafs ich sie [i. e. die keltischen
denominativa] mittelst -äcärnj aus dem weitverbreiteten
keltischen sufBx ^dc herleitete, dessen tenuis in diesem fall
schon in gallischer zeit zur media herabgesunken sein
mofs.
*) Ich weiche hier von Siegfried ab: ^ros- ist gratias und aekam ist
ago mit altw. penoii.-endiuig. Graxaekam ist nur ein lehnwort. W. S.
MiacelUne« CelticA. 15
[Anderwärts schreibt Siegfried] : Das griech. -a^oi ist
gleichfalls unerklärt, denn ich kann nicht -- wie Bopp es
that — glauben, dafs es einfach = AJAMI: dies gibt
nur erai. AEJAMI wird mehr erklären und fflr die deri-
vative natnr dieser verba passen, von denen manche im
ir. deutlich adj. auf -aka neben sich haben [z. b. ctimacA-
taigim, cumachtach]. Das w. -aw [im inf. der denominativa
Z. 5'ilJ beweist [das frühere yorhandensem von] g [in die-
sen formen]; aber dies g könnte nur eine frfihe defecHo
[des c] sein.
Altir. itargninim [gl. sapio prudentia, Z. 431] ist deut-
lich ein denominativ von GNANA kenntnid.
Den Status durus von altir. -imm in der ersten pers.
sg. praes. ind. act. müssen wir, glaube ich, als eine aus-
nähme von der allgemeinen regel der infection ansehen.
Es [i. e. das m dieser person] erleidet regelrecht infection
im welschen. Ich gebe zu, dafs es nicht wQnschenswerth
ist, solche Verletzungen weit ausgedehnter gesetze anzuneh-
men, aber sie finden sich sehr häufig in sehr häufigen
Wörtern.
Das s in tAtir. ßlus [sunt? Z. 1007, 1009] von -tinti
[herzuleiten] ist sehr kflhn. Es gibt ähnliche s in den
secundären zeiten: no-charmi-s [amabamus], no-chartüs
[amabantj. Sollten sie qicht alle zusammengehören? [Ich
verglich kürzlich, Beitr. V, 114, ßltis mit dem gallischen
kamidus der inschrift von Novara. Aber filtu ist vielleicht
ein sg., denn der nom. cen6lw, cenile^ mit dem es sich bei
Zeufs findet, ist ein neutrum pl.]
Das perfect auf t [Z. 44?, 503]. Hinsichtlich dessel-
ben sind einige punkte sehr auffallend: erstens der directe
gegensatz gegen das germanische, wo die abgeleiteten
16 Stokes
Stämme es [i. e. die wz. dhd] annehmen. Was hingegen
das [irische] $ in den meisten perfectis anbetrifft, so ist
ein unleugbares factum, dafs es eigentlich ein doppeltes t$
ist. Dann auch die lautlichen eigenthQmlichkeiten dieses t.
Im welschen ist es th [nach r], welches nicht aus dhd her-
geleitet werden kann und auch im irischen wirkt es mehr
wie t.
Ich wünschte, dafs es aus STA zu erklären gienge,
was f&r die «- und {-perfecta passen wQrde.
S fällt aus zwischen R und T : ir. tart == [got, thaur-
siei]^ engl, thirst, TABSTI [skr. tari *). So vielleicht das
ir. praeteritum ru-'burt tuli aus] *ruburit^ das w. kgmertk
[aus *com-ber-9tJ.
S fällt aus zwischen N und T. Ir. cinteir [sporn],
com. kentar = xiaTi}ov^ xivrgov^ skr. Qostram [schwert,
messer] aus EANSTRäM [vergl. auch altir. dainteck (gl.
dentatus) mit skr. dwAträj ir. cainte Satiriker mit lat cen*
$or fbr *censtor^ osk. kenslur und viell. ir. sant, w. cknoant
verlangen aus SVANSTA, wz. SVAS; so (rz. cantraindre
für con-s-traindre]. So [mag] welsch a gant cecinit [Z.
503 aus a canit entstanden sein].
S fällt aus zwischen K und T: von ex kömmt ir.
ecktar, w. eitkyr [und eitkaf], von *öx kömmt ir. uacktar
(w. Utkr?), So entsteht ir. doecom-nackt [communicavit
Z. 442] aus -NAKST und w. doetk venit, wz. AK, ANK
[aus •doec^, *dO'ak'§t].
Die altir. präterita auf -at dürftep wohl leicht zu er-
klären sein. Warum sollten sie nicht imperfecta sein?
rHnd-arpai [Z. 435, fQr r^ind-arbai exheredavit, ejecit] ==
ARBHAJAT wie skr. ajögajai, [Weitere beispiele dieses
Präteritums sind an-cu-ro-ckumlai (gl. profectum) Z. 840,
*) Anderwärts steUt Siegfried ir. ft'nm, tirme mit dieser wurtel sn-
sammen. Ein beispiel des verlnstes von t zwischen r und k ist altir. arco
ma skr. ari'hämi (ARSKAMI), gr. r^^n^ac {*4ffC*nftat). So anch vielleicht
der ir. mannsname Carc as ags. korta velox, caUidas.
MifoeUanea CelticA. 17
dthr-intai interpretatus est Z. 1064, ro-d-gcHhai id scripsit
Book of Diir, letzte seite. Die altirischea praeterita auf
11, -tu könnten aus -tfw(0, -»©»(0 erklärt werden; vergK
die 4. zeile der inschrift von Limone, tarne decaoi (wie ich
lese), wo tarne vielleicht ein pronomen «le, decaf>i e=s laL
dicami und ObuUunu Tinu in der folgenden zeile der dat
sg. vom namen des gottes, dem das weihegeschenk gemacht
wurde] * ).
Altir. da-r'-acräid (gl. exacerbavit) Z. 434: [die endung]
scheint = w. -atod Z, 504.
Die altir. s ' futura. Ich bin wirklich sehr befriedigt,
dafs Sie die ^-futara för richtig halten [s. Beitr. III, 51].
Sie haben sicher recht, dafs dieselben fast ganz wie snb-
juDctive gebraucht werden. Doch, wenn wir sie bei wei-
terem nachforschen aufrecht erhalten können, so wäre es
schade sie tmter dem seltsamen namen «-conjunctive pas-
sieren zu lassen. Möchten Sie sie nicht „die alten «-fh-
tura als oonjunctive gebraucht^ nennen?
Belahtrcadrus : belatu scheint ein inf« auf -tu [cf* den
altir. inf. auf -od = ATÜ, -ud = ATÜ Z. 459, 460].
EbePs ansieht [Beitr. I, 162; lU, 269], dafs die [altir.]
3. sg. praet. pass. ein participinm, wQrde die impersonellen
ooQstructionen Z. 475 nicht erklären.
Die secundären formen na-Untae [etc. Z. 470] sind
deutlich wie die relativen zu erklären, durch anf&gung
eines e.
Die [entsprechenden] welschen formen beweisen genug
gegen diese participialtheorie.
*) Die ganze inschrift lantet (wie ich sie zn lesen vorschlage} so:
TETVMVS SEXTI DVGIAVA SAÖADIS TOME DECAVI OBVLDVNV
TIKV «Tetnmas Sexti (filios) Protector Sassadensis (vel Sassensis?) me di-
cavit Obuldono Tino. — W. S.
Bettrftge z. vgl. sprachf. VI. 1. 2
18 Stokes, MisoeUaiiM Celtlc«.
Altir. atd [ist, ai-^tä]^ skr. wz. sthä, lit. $t6wmi [=s
skr« tiiikämi] ist zehnte classe Bopp Vgl. Or. 11, 265. [Ist
ir. tä ^ lit. $t6w? Siegfried stellt anderwArts zu ir. id w.
taWj welches Poghe eine conjanction nennt nnd mit „dafs^
flbersetzt].
Altir. bieid erit, skr. bhamijati : biam bkav^dmai:
bieU bhavü^anti. w. fut. bwyf [ero] a» einem gallischen
bisami.
XIV. Praefixe und Suffixe.
Das irische negativpraefix m»-, w. af^ könnte skr. säm
[vuir-] sein sas lat. iirni, ahd. iämi^ ags. adm- in sdmboren
unzeitig, sdmeuncy kaum lebendig, halb todt, sdmtis [semi-
sapiens, parum sapiens] ss ir. amiisach inscius. Das am-
bewirkt infeotion, wie es mufs, und erleidet selten umlaut,
weil es aus am- entstanden ist.
[So vergleicht Siegfried anderwftrts ein anderes ir.
negativpraefix nemh (altir. 1106 geschrieben, i.e. nev) mit
dem yedischen nima halb; das ir. »Hmy welches zuweilen
„wenige bedeutet, mag =b gmi- sein].
Das Suffix U>ä. Ich erkl&re das altir. daideb schwert
durch das suffix tvä. [Ist die wz. = skr. klalh tödten^
verletzen?].
Dafs die derivata auf -iifiito [Z. 737] von ii- stammen
kommen, kann durch beispiele bewiesen werden, und wenn
wir die Verwandtschaft von u mit VANT berflcksiohtigen,
können wir sogar vermuthen, dais -tiniio aus VANTIA
entstanden ist.
Boodonin de Courtenay, einige fäUe der Wirkung der analogie etc. 19
Einige fölle der Wirkung der analogie in der
polnischen declination.
Wenn man die in der spräche wirklieh vorliegeDden
Worte nimmt wie sie sind und wie sie vom sprechenden
empfunden werden, so kann man keine vocalischen stamme
in der polnischen declination annehmen. Vocalische stamme
werden bei den polnischen nomina nicht gef&hlt.
Es gibt gegenwärtig in der polnischen declination nur
consonantische stamme, wenigstens werden nur solche im
sprachgefQhle empfunden.
üebrigens sieht man leicht, daüs sich im polnischen
die theilnng der declination nach den stammen nicht durch-
fiihren läfst. Manche casus haben bei allen nomina nur
eine einzige endnng, andere zwei, andere drei u. s. w.
Streng genommen also kann man nicht von den declina-
tionen der nomina, sondern nnr von den declinationen der
einzelnen casus reden. Diese casusdeclinationen verändern
sich fortwährend; die aufgäbe des forschere ist nur die, zu
verfolgen, wie sie sich historisch entwickeln.
Nichts desto weniger lassen sich gewisse gruppen von
nomina aufstellen, die in allen ihren casus ähnlichkeit zei»
gen. Es werden stamm-, und, wie sich dies in den sla-
wiadben sprachen secundär entwickelte, genusdeclinationen
sein. Es versteht sich aber, dafs es zwischen solchen grup-
pen keine entschiedene trennung gibt; vielmehr sind zahl-
reiche Übergänge und berührungspuncte vorhanden.
Nach dem vorbilde der jetzigen Sprachforscher ordne
ich in der zweiten abtheilung meiner abhandlung (von den
endungen) nach den einzelnen casus an und nicht nach
den sogenannten declinationen; ich ftkge hinzu, dals der
entwickelungsgang der einzelnen casus nach den denkmä-
lern der polnischen spräche dargestellt und meine schreib*
weise vollkommen phonetisch ist.
Es fragt sich jetzt, wie soll ich meinen etoff im gan-^
zen ordnen. Die einfache antwort ist: nach der art und
weise der analogien. Sehr wohl, aber man muTs bedenken
2*
90 Bandonin de Courtenay
dals in allen fällen (z. b. besonders in den endnngen), bei
allen casus die verschiedensten momente, die verschieden-
sten factoren, die verschiedensten arten der analogie in be-
tracht kommen. Die analogie kann bei einem und dem*
selben casus mit der zeit wirken nach dem stammauslaute
(phonetisches dement, analogie der laute), nach dem ca-
susidentitätsgeftkhle, nach dem genusidentitätsgefflhle, nach
dem blofsen wortidentitätsgef&hle, nach dem identitätsge-
fbhle verschiedener anderer kategorien (z. b. numeraler en-
dnngen), in folge des vergessens der ursprfinglichen function
und des Zusammenhanges einer gewissen endung mit einer
gewissen kategorie der Wörter. Es kann auch ein über-
springen in ein anderes casusgef&hl stattfinden, so dafs die
endung entweder in andere casus oder in anderen numeros
eindringen kann. Wir sehen also, wie complicirt die sache
ist, und dals es unmöglich ist, nach einem einzigen prin-
cipe das material einzutheilen. Ich theile also ganz ftuf8ei^
lieh in:
1) die Wirkung der analogie im inlaute,
2) die Wirkung der analogie in den endungen,
3) überspringen in ein anderes casusgefbhl.
Dies ist keine logische eintheilung; aber was thun? wie
kann man hier streng logisch ordnen? Es ist rein unmög-
lich logisch zu ordnen, ohne das object selbst ganz uonar
türlich zu zerreifsen.
L Im miaute.
A. Voeale.
1) Übergewicht der analogie der anderen casus
über das lautgesetz.
In der polnischen spräche gilt das lautgesetz, dafs die
voeale a, o zwischen zwei sogenannten erweichten (pala-
talen) consonanten in den ihnen entsprechenden, mehr pa-
latalen vooal e übergehen. Wenn also dem stammhaften
a oder o ein erweichter consonant vorangeht, und wenn
einige Alle der Wirkung der analogie in der poln. declination. 21
ao den stammauslaut eine endung tritt, die als präjotirie
den harten consonanten des stammauslantes erweicht, dann
geht das stammhafte a oder o in e über (assimilation).
Solche endungen in der declination der polnischen snb-
stantiva sind: voc. sing. masc. -je, loc. sing. masc. neutr.
-je; loa und dat. sing. fem. -je, nom. acc. dual fem. (nentr.)
-je, nom. pl. masc. -ji, loc. pl. masc. neutr. -je oh. Also
bildete z. b. die altpolnische spräche:
1) von den männlichen stammen: 6as (zeit), s^^ad-
(nachbar), sfat- (weit), las- (wald) u. s. f.; p'otr- (Peter),
auot- (engel), m'od- (honig), lod- (eis) u. s. f. die voc.
und loc. sing, cese, s^^edze, ^Tece (geschrieben ^wie-
eie) le^e; p'etfe, anele, m'edze, ledze;
2) von den neutr. St.: ^an- (heu), w'an- (brautschatz),
zw'erdadl- (spiegel), lat- (sommer, jähr) u. s. f.; 2ol-
(stim), je^or- (see), ^ol- (dorf), sodt- (sattel) u. s« w.
die loc: ilene, w'ene, iw'erdedle, leöe, 6ele, jetere,
sele, sedle;
3) von den fem. stammen: b'e^ad- (schmaus), sdan-
(wand), gw'azd- (stern), kolas- (kalesche), wardaw-
( Warschau) u. s. f.; zon- (ehefrau), ^ostr- ( Schwester),
m'ott- (besen) u. s. w. die loc. und dat. sing, b'e^edf e,
sdeÄe, gw'ezdze, kolese, waräew'e; £ene, ^estre,
m'etle (das dazwischenstehende t und st hebt den assi-
milirenden einflufs des fe und le nicht auf);
4) der nom. acc. dual von den fem. stftmmen wurde
aof dieselbe weise gebildet;
5) vom st. s^^ad« nom. pl. s^Sedzi;
6) vom st. lat- loc. pl. le(5ech.
Schon früh aber ward von einflufs die analogie der
anderen casus, hauptsächlich die des nominativs, den das
sprachgeftihl jedenfalls als richtschnnr für die anderen ca-
sus betrachtet. Demgemäls wurde das lautgesetz vernach-
lässigt, und der stammhafbe vocal kehrte in den genannten
fUlen an seine stelle zurück^ zu grofser freude gewisser
grammatiker, denen es beliebt', moralische begriffe in die
wiss^scbaft zu übertragen, und die spräche der lautgesetze
22 Bandoain de Gonrtenmy
wegen sogenannter ^trägheit^ za zeihen. 5) nnd 6) blie-
ben von dieser analogie unberfihrt; 5) komn^t bis zur stunde
ohne nebenform vor und 6) mit der häufigeren nebenform
latach (cf. unten Ober den loc. pi.).
Was die anderen {alle betrifft, so finden wir schon im
15. jahrh. z. b. neben gw'eidze auch gw'aidze (wie als
dual, so auch als loc. und dat. sing.). Nichtsdestoweniger
sind manche von den in 1), 2), 3) angefahrten formen bis
jetzt erhalten, und zwar ohne nebenform; so z. b. i{'e6e
(und nicht if ade), s^Sedze, le^e, anele, lede. Manche
haben entschieden das stammhafte a oder o: öa^e, lodze,
m'odie, w'ane, ^odle, ^dane, kola^e, warSawe,
ione. Andere schwanken, und zwar ist entweder die um-
gelautete form häufiger, als die der analogie folgende : z wer-
dedle neben zw'erdadle, gw'ezdze neben gw'azdze;
oder, was gewöhnlicher^ umgekehrt: p'otfe neben petfe,
je^ofe neben jeiefe, ^ole neben dele, ^ostfe neben
§estfe, m'otle neben m'etle; diale (masc. im theile)
neben diele, rozdiale (masc. im kapitel) neben roz-
dzele. Diese doppelten formen werden auch zur diffe-
renzierung der begriffe benutzt; so z. b. na cole heifst:
auf der stirn, und na öele im metaphorischen sinne: an
der spitze, z. b. einer partei, einer armee u. ä., ähnlich,
wie vom stamme f^d- der gen. f^ du bedeutet: der reihe,
und das nach der analogie des nominativs gebildete f §du:
der regierung.
Der dual kommt in der jetzigen spräche nicht mehr
in rechnung, da er bis auf wenige spuren verschwun-
den ist.
2) Uebergewicht des bedeutungs- oder func-
tionsgefOhls Ober die lautgesetze im bereiche
desselben casus.
Hieher gehören die endungen: dat. sing. masc. -ow'i,
nom. plnr. masc. -ow'e, die im altpolnischen, ganz ähnlich
wie im altbulgarischen, nach palatalem (weichem oder er-
•ioige Alle der wirkmig der aiulogie in der poln. dedinAtion. 28
weichtem) stammauslaute, in -ew'i, -ew'e überzugeben
pflegten. So kommen nach barten eonsonanten vor: dat.
sing, diow'ekow'i (dem menseben), gradow'i (dem ba-
gel), prorokow'i (dem propbeten), s^iadow'i (dem nacb-
bar); nom. pl: bisknpowe (biseböfe), gtosow'e (stim-
men), grobowe (gräber), cblebow'e (brote), cbodowe
(ginge), panowe (berren), sqdowe (gericbte), synow'e
(söbne), äladowe (spuren) u. s. f. Nacb palatalem (wei-
chem oder erweichtem) stammanslaute aber: dat. sing, gf e-
gofew'i (dem Gregor), cesafew'i (dem kaiser), knp-
cew'i (dem kaqfmanne), krölew'i (dem könige), km'e-
HWi (dem bauern), andfejew'i (dem Andreas), made-
jew'i (dem Matthias), moji^eäew'i (dem Moses), m^iew'i
(dem manne), oöcew'i (dem vater), ognew'i (dem feuer),
pisafew'i (dem Schreiber), s^pfew'i (dem Widersacher),
jlacböicew'i (dem edelmanne) u. s. w.; nom.pl. krölew'e
(könige), m^iew'e (m&nner), mistf ew'e (meister), w^2ew'e
(schlangen) u. s. f.
Nun verlor dies lantgesetz allmählicb seine kraft, and
die endongen mit o, -ow'i, -ow'e begannen als nur in
dieser form dem dat. sing, nnd nom. pl. zukommende en-
dungen gef&blt zu werden. Dies ist bedingt durch die
grdisere bänfigkeit der bartauslaatenden stAmme. Schon
in den ältesten denkm&Iem der polnischen spräche finden
wir, neben den oben anfgezftblten formen auf -ew'i, -ew'e,
von denselben Substantiven solche auf «owi, -ow'e. So
z. b. pisafow'i neben pisafew'i, krölow'i, ognow'i,
kmedow'i, madejow'i, mikotajowM (dem Nikolaus),
cudzozemcow'i (dem fremdlinge), ku bojow'i (zu dem
kämpfe), neutr. jim'enow'i neben jim'enu (dem namen)
n.8. w.; krolow'e, m^iow'e, w^zow'e, krajow'e (län-
der), biöow'e (peitschen), odcow'e (väter), stryjowe
(oheime), nepfyjaöelowe (feinde) u. s. w. Unter den
denkmälern des 14. und 15. jahrh. finden wir in einem,
und zwar einem solchen ans dem 14. jahrh., fast allein
-ow'i, -ow'e, in einem andern späteren dagegen -ew'i,
-ewe. Hierin erkenne ich dialektische Verschiedenheit.
24 Baadonln de Oovxtinay
ßchoii im 16. jahrb. sind die endangen -ew'i und
-ew'e TÖllig ausgestorben, und beate herrscben anssohlieis«
lieh -ow'i neben -u, und -owe neben -ji; nur mit der
besohränknng, dafs den nom. plur. der unpersönliche weseo
bezeiobnenden substantiva der acc. plur. yertritt.
B. Consonanten.
1) Das wort nom. odec (vater) hieis im gen. odca, im
dalodcu oder odcoVi oder o<5cewi u. s. f., welche for-
men nach poln« lautgesetze in ojca, ojcu u.s. w. übergin-
gen, fthnlich wie rajoa neben racca(ratfa), zdrajca ans
zdradca (yerräther), und wie stajÄa aus stanna (stall),
was ich für eine dem polnischen eigenthümliche ersatzdeh-
nung halte. Nun ist aus dem sprachgefbhle das bewufst-
sein des Ursprungs der formen ojca, ojcu u. s. w« ge-
schwunden, und es schien, als ob j der wurzel gehörte
und darum ist nach der analogie der obliquen casus auch
der nom. ojdec gebildet. Damit vergl. die nom. ogröjec
(ölberg), gr6jec (stadt Gröjec), entstanden aus ogro-
dieo, Grodiec, durch den einflufs der obliquen casus:
gen. ogröjca, gröjca f. ogrödca, groöca, dat. ogr6j-
cow'i (resp. ogröjcew'i), gröjcow'i (resp. gröjcew'i)
f. ogrödcowi, grö<5cowi u. s. f.
2) Das bestimmte pronomen fäytek, fäytka, fSytko
(aller, alle, alles), bildet den nom. plur. folgendermafseo:
fäytk-ji = fäytcy = fäyscy (da t vor c s=s ts in 8
übergehen mufii). Dies s wird jetzt von dem sprachge-
f&hle als zum stamme gehörig angesehen und erstreckt sieb
auch auf die andern casus, so dafs die formen fSystek,
fäystka, fdystko u. s. f. die älteren fsytek, flytka,
fäy tko u. s. f. gänzlich verdrängten.
n. In den endungen.
1. Nom. sing, fem«
Dieser casus bat bei den meisten Substantiven (deren
declination nämlich der sogenannten a-dedination extir
einige fUle der wirknng der analogSe in der poln. dedination. 25
spricht), die endang a, die zugleich als genascharakter
gilt; z. b. woda (wasser), göra (berg), f eka (flufs), g^ba
(mund) Q. s. f. Dies »a ist in manchen ftllen aus -ija
oder -aja, -oja entstanden; so z. b. g}Qb'& (tiefe) aus
gl^b'ija, lutna ans lutnija (laute), sktadn& (nach ana-
logie der contrahirten gebildet) aus skladnija (syntaz),
laz'na (bad) aus taz'nija, studni (brunnen) ans stud-
nija, karm'i (fiitter) aus karm'ija, collect. braö& (ge-
brflder) aus brat'ija = bradija, masc. s^dz'Ä (richter)
ans s^dz'ija, collect, k^^ia (die priester) aus k^^£ija*)
u. s. f., und ferner alle zusammengesetzten adjectiva, bei
denen -4 aus «aja, z. b. mloda (junge) aus mtodaja,
und manche pronomina, bei denen -4 aus -oja (m& aus
moja, tf& aus tfoja, stk aus sfoja) entstund. Es galt
aber im altpolnischen und gilt noch in der jetzigen polnischen
Tolksspracbe das lautgesetz, dafs ein contrahirtes a anders
lautet und andere phonetische bedeutung und Wirkung -hat,
als das ursprüngliche a. Ein solches contrahirtes a n&m*
lieh näherte sich bedeutend und nähert sich noch jetzt
beim yolke dem o- laute; es entspricht dem langen a des
böhmischen und dem o (aus a entstandenen) des kasnbi-
sehen; es wird getrübtes a (a pochylone, geneigtes a) ge-f
oannt und als & bezeichnet**). Alle diese erwähnten nom.
sing. fem. endeten also nicht auf a, sondern auf &. Pa
aber alle diese contrahirten nominative bei den Substanti-
ven palatalen stamm auslaut hatten, so betrachtete man,
nachdem der unterschied der contrahirten und uncontrar
*) Darans kSnnte man folgern, dafs dereinst der accent im polnischen
bei diesen anbstantiven anf die drittletzte fiel. Vgl. aber heutiges prowin->
cyja (volksmäTsig) = prowfncyja (in der schrift- nnd gebildeten spräche)
(provinz). — Vielleicht entstund: 1) pai&i (frau) u. s. w. ans panija,
S) bra^i n. s. f. ans brdLdija).
**) Solches i kam nnd kommt respectiTe noch vor a. b. a) im gen. sg.
nenlr. kasaüA (der predigt) ans kasatiija n. IL; b) in der 8., 2. n. 1. sg.
gri (er spielt) ans graje, gris (dn spielst) ans grajes, grim (ich spiele)
aas graj^ (grajem) n. s. w.; c) in anslantenden sUben vor liquiden, na-
Bilen nnd (aber nnr etymologisch) tönenden momentanen consonanten: tiz
(mal, ausgesprochen rds), wil (wall), sim (selbst) n. s. w., doch nicht
aaishmsloi.
26 BAudottin de Courteiiay ,
hirten sabetantiva aus dem sprachgefdhle geschwunden, das
& im nom. sing. fem. als die eigenthümlicbkeit der palatal-
auslautenden st&mme; und auf diese weise entstanden:
wol& (wille), rola (acker), dola (Schicksal), nedoU
(mifsgeschick); ferner: prac& (arbeit), n^dza (elend),
röza (rose), mäa (messe) u. s. f, so aber, dafs neben die-
sen formen mit -& die anderen mit -a existirten. Zu die-
sen palatalauslautenden stammen mufs man auch die fremd-
wörter auf -ija (und -yja) rechnen, z. b. lilija (lilie),
prowincyja (provinz), maryj& (Marie) u. s. w. Diese
substantiva unterliegen im jetzigen entwickelungsstadium
der polnischen spräche der allmählichen contraction; gu-
berna (gouvernement) z. b. kommt h&ufiger vor als gn-
bernija (ss gubernja s= guberna, welche entwicke-
lung man an den neben einander noch jetzt lebenden for-
men beobachten kann). Da aber das k schon im vorigen
Jahrhunderte aus der polnischen Schriftsprache geschwun-
den ist, so existirt jetzt kein unterschied der endnng we-
der zwischen den contrahirten (yerkürzten) und uncontra-
hirten nominatiyen, noch zwischen den hart und den pa-
latal auslautenden stammen. In der Volkssprache lebt
aber noch jetzt das a.
Alles dies bezieht sich nur auf diejenigen nomina, de-
ren declination der sogenannten a-dedination entspricht
Es gibt aber in der polnischen spräche substantiva fem.
gen., die der i-declination entsprechen, und die sowohl im
nom. als auch im acc. sing, auf einen palatalen consonan-
ten auslauten: moc (macht), p'eSn (lied) neben p'e§äa,
pam'Q<5 (gedächtnifs), maö (mutter), nad (kräutig, blät-
terwerk), 6ela<5 (delada^, gesinde), latoro^l (spröfsling),
karm' (futter, nahrnng) neben karm'a, gl^p' (gt^b', tiefe)
neben gt^b'a u. s. f. und im 16. jahrh. noch }ani (hirsch-
kuh), welches jetzt entschieden taüa heilst.
2. Accus, sing. fem.
z. Accus, smg. tem.
Der accus, sing. fem. bei den nomina, die auf a im
nom. auslauten, besteht aus denselben theilen, wie der nom^
einig« Alle der Wirkung der analogie in der poln. dedination. 27
+ nasalem consonant. Es spaltet sich also diese form
in -a + m und -& + m. Dem altpolnischen lantgesetze
gemäüs pflegte -a + m im auslante in -q, -& + m aber
in -^ (nasalirtes o) überzugehen, und hierin liegt die ganze
gesohichte des Unterschiedes zwischen -^ und -§ im acc.
sing. fem. -9 kommt also allen Substantiven, adjectiven,
pronomina und Zahlwörtern mit -a im nom. zu, -q aber
solchen mit -& im nom. Demgemäfs nahm die entwicke-*
long dieses casus denselben gang, wie die des nominativs,
so lange d^r unterschied des -a und -& bestand. Alle
Contrahirten substantiva hatten -^ im acc. *). Dann reihten
sich ihnen die ihrer analogie folgenden palatalauslautenden
Stämme an, doch neben anderen formen mit •^. Aehnlich
bei den adjectiven und pronomina.
Als nun der unterschied zwischen a und & im 18. jahrh.
schwand, begannen zwei demente zu streiten: die sprach-
liche tradition und die neu sich entwickelnden analogien
(schon im anfange des 18. jahrh.). Es giebt viel mehr
sabstantiva fem., die uncontrahirt sind und harten stamm-
auslaut haben, als solche, die contrahirt sind und weichen
Stammauslaut haben. In diesem bereicbe also waren die
^-accusative viel m&chtiger, als die ^-accusative, und was
kann natflrlicher sein, als dafs, nachdem das gefUhl von
der contraction, dann auch das geffihl des palatalen stamm-
aoslautes, und endlich das des Unterschiedes vou'a und a
längst geschwunden waren, das häufiger vorkommende q
sich auf alle substantiva fem. mit nom. auf a ausdehnte?
Die innere bedentung, die einheit der grammatischen ka-
tegorie ist hier als latenter urheber hervorgetreten. Dies
geschah aber allmählich und stufenweise ( wie es ja auch
nicht anders sein kann), und noch jetzt kann man acc. auf
-§ von solchen Substantiven hören, die ihn früher so hat-
ten. Dieser procefs bahnt sich einen umgekehrten weg,
als der andere, der der analogie des weichen stammaus-
*) Manche contrahirte sabitantiva werden im nom. in i contrahirti s. b.
gospodyi&i (wirihin), pani (fran), kAe^i (tbtisain). Im acc. hatten sie
md haben de meiatentheib noch ^ wie die anderen contrahirten.
28 Bandonin de Conrtenaj
lantes. Er ergriff zuerst die substantiva, welche am spft-
testen -q annahmen, wo also die yererbung der formen die
die kürzeste daner hatte, nämlich solche, wie prac^ (die
arbeit), n^dz^ (das elend), miq (die messe), röi^ (die
rose), puäcQ (die wfiste) u. s. f., and kaum braucht noch
jemand prac^, n^dz^, mäq, röz^, puäc^u. s. w. Dann
folgten dieser neuen analogie solche substantiva wie rol^
(den aoker), dol^, nedol^, wyobrain^ (die einbildungs-
kraft) u. s. f.; sodann: studn^, lain^, wol^ u. s. f.; und
endlich: prow'incyj^, familij^ (die familie), lilij^,
Maryjf u. s. f., ferner: gospodyn^, pan^ u. ä., welche
letzteren seltener vorkommen, als die ihnen entsprechenden
formen mit ^: prow'incyj^, familij^^ lilij^; gospo-
^7^ ^9 pan§ u. s. f. Gleichberechtigt aber im Sprachge-
fühle sind studn^ neben studn^, wol^ neben woU
u. s. f.
Eine ganz entgegengesetzte richtung bemerken wir bei
den adjectiven, pronomina und Zahlwörtern. Bei den adjecti-
ven ist die substantivische declination bis auf wenige spu-
ren schon längst geschwunden. Sie erhielt sich in den
adverbialischen redensarten, wie z.b. od dawna (seit
längst), z daw'en dawna (seit lange her), za 2ywa(beim
leben) u. s. w.^ in den meisten adverbien, und noch lange
im nomin. mancher adjectiva und participia, wie z. b. iyw,
-a, -o (lebendig), biogostaVon, -a, -o (gesegnet), na-
leion, -a, -o (gefunden), dan, -a, -o (gegeben), d^gnon,
^a, -o (gezogen), tart, -a, -o (gerieben), widzal, -a, -o
(gesehend habend) u. s. f. acc. sg. fem. ^yw^ u. s. f.; deren
einige noch bis zur stunde fortleben. Solche adjectiva
sammt den pronomina bildeten ehemals ohne ausnähme
den acc. sing. fem. auf -f , da hier kein contrahirtes a zu
gründe liegt« Da es aber viel mehr adjectiva gibt, die in
allen ihren casus, den nominativ mitgerechnet, der soge-
genannten zusammengesetzten declination folgen, so fing
man, nachdem der unterschied des a und & aus der sprä-
che, und folglich auch aus dem sprachgefbhle geschwun-
den war, au, auch den acc. sing. fem. nach dem vorbilde
einige fidle der Wirkung der analogie in der poln. declin«tion. 29
der anderen obliquen casus bei allen adjectiven der zusam-
mengesetzten declination folgen zu lassen. Es entwickelte
sich so eine ganz eigenthQmlicbe durcbgreifende adjectivi-
sehe declination mit -^ im acc. sing. fem. Da nun auch
alle pronomina und das zahlwort jeden, jedna, jedno
(ein, eine, ein) in den anderen obliquen casus ihre eigent-
liche pronominale declination mit wenigen ausnahmen schon
längst aufgegeben hatten und nur der acc. sammt dem
nom. dieser pronominalen declination treu blieb, so begann,
nach dem schwinden des Unterschiedes zwischen a und &,
auch die analogie der zusammengesetzten declination auf
den acc. einzuwirken, und so entstanden neben sfoj<Q (seine),
moj^ (meine), fäystk§ (alle), sam^ (selbst), ow^ (j^no),
tamt^ (die dort), jedn^ (eine) u. s. f., sfoj^, moj^,
fjystk^, sam^, ow^, tamtq, jedn^, die schritt für
schritt das bürgerrecht für sich gewinnen und die anderen
formen gänzlich zu verdrängen drohen. Selbst t^, neben
dem am längsten erhaltenen t^, fängt jetzt an aufzutauchen,
aber nur bei sehr wenigen Individuen. Das schwanken in
dieser hinsieht ist so grofs, dafs man bei einem und dem-
selben Schriftsteller, in einem und demselben buche, auf
einer und derselben seite 2^dz^ neben ä^dz^, lilij§ ne-
ben lilij^, TÖ±q neben rö±^, jedn^ neben jedn^, wol§
neben wol^, swoj^ neben swoJQ, selbst swoj^ neben
8w§ (1750) u. s. w. findet
Wir sehen daraus, auf wie schwacher grundlage die
grammatiker fufsen, die auf den längst verschwundenen
unterschied von a und a orthographische regeln in betreff
des gebraachs des ^ und § im accus, sing. fem. gründen
wollen. Auf etwas schon längst aus dem sprachbewust-
sein geschwundenes kann man sich nicht berufen. Es
entwickeln sich jetzt ganz neue analogien, die ein eben so
greises recht haben, als die früher wirkenden und die als
onüberwondene thatsache die vollkommene aussieht -haben,
sich zu erhalten und allen Spitzfindigkeiten der grammati-
ker zu spotten. Schon jetzt beginnt wieder eine neue
aoalogie sich zu entwickeln, der zufolge im sprachgef&ble
30 Baodoain de Conrtenay
^ als die einzige, sowohl den sobstantiTeD , als auch den
adjectiTen zukommende fem. accasativendang empfanden
wird, und § bleibt nur im instrum. (Warschauer •dialect:
accus. SasKe kempe die Sachseninsel, panne Mo2-
d^enske das fräulein Moid^enska, Ju-lje Gocalkofske
die Julie 6o6alkofska; im acc. sing. fem. der adjectiva ^
bei den dichtem des reimes wegen u. s. w.). Da nun die
nasalen vocale (und besonders q) im auslaute schon jetzt
sehr oft wie die ihnen entsprechenden reinen vocale ausge-
sprochen werden, so wird sich künftig -e als accusativ-, -o
aber als instrumentalendung der nomina fem. feststellen.
Alles dies bezieht sich nur auf die polnische Schrift-
sprache, die zugleich Umgangssprache der sogenannten ge-
bildeten Polen ist.
Wir sehen also, dafs die neueste analogie im bereiohe
des acc. sing. fem. -§ zur substantivischen, -^ aber zur ad-
jectivischen endung gemacht hat. Dafs sich dieser unter-
schied in der polnischen spräche entwickelte, ist folge eines
rein phonetischen prozesses; dieser secnndäre unterschied
ezistirt weder im altbulgarischen, noch in anderen slavi-
schen sprachen (wenigstens nicht in dieser weise).
3. Gen. sing. fem.
Der eigentliche gen. sing. fem. bei den polnischen sub*
stantiva ist dreifachen Ursprungs. Man unterscheidet nftm-
lich in diese/ hinsieht: 1) die substantiva, deren declination
der der sogenannten a- stamme entspricht, die also im nom.
sing, auf -a mit vorhergehendem harten consonant auslau-
ten; diesen kommt ursprünglich im gen. sing, der vocal «y
zu; 2) femer substantiva, der ja- declination entsprechend,
die im nom. sing, a mit vorhergehendem palatalem oonso-
nant zur casusendung haben; diese hatten nrsprflnglicb,
wie auch im altbulgarischen, im gen. sing, -q, was jedoch
sehr früh zu -e herabgesunken ist; 3) die substantiva, der
i- declination sammt der consonantischen entsprechend, die
im nomin. singul. auf weiche (palatale) consonanten ans-
«inlge fülle der Wirkung der analogie in der poln. declinttion. 31
lauten and, was den anslaut des nom. betriffl;, sich nicht
Yon dem im pobischen Sprachgefühle empfundenen stamme
unterscheiden; diesen kommt im gen. sing, -i als casusen-
dang zu. So finden wir in den Ältesten, aus dem 14. und
15. jahrh. herrührenden denkmilem: 1) smotwy (der Ver-
abredung, heute zmowy), dzefki (f. daiefky, etymol.
geschrieben dziewki, der Jungfer), glowy (des kopfes),
krowy (der kuh), new'asty (des weibes), kary (der
strafe), krölewny (der königin), matuchny(des mfitter-
chens) u. s. w.; 2) nur zweimal duä^*) und sonst duäe
(der seele), ieme (der erde), praw'ioe (der rechten),
diew'ice (der Jungfer), teSäice (der Sehnsucht), jutrne
(des morgengebetes) nad^eje (der hoffiiung), jidumeje
(Idumäa's) u. s. w.; 3) krfi (krwi, des blutes), oplfi-
to^öi (des Überflusses), öeladzi (des gesindes) u. s. f.
Es bestund aber in den ältesten denkmälem selbst keine
stete unverletzte regel, und wahrscheinlich gab es auch der
ausnahmen eine eben so grofse zahl. Dies war die Wirkung
folgender prozesse: 1) Es ging vor sich eine Vermischung
der genitive auf -e (-§) (der ja- stamme) mit den geniti-
Ten auf -i (i- stamme). So z. b. begegnen uns einerseits
neben krfi, öeladzi, optfito^di u. s. w. auch krf e,
madefe nom. sing, madef (mutter), cerekTe nom. sing.
cerKeT (kirche), &6e nom. sing. 6e&6 (ehre) u. s. f.; an-
derseits studnicy nom. sing, studnica (brunnen), babi-
loniji (Babyloniens) u. s. f., welche letzteren genitive
auch durch anlehnung an die y- genitive entstanden sein
können, so dafs also eine Wirkung der y- genitive auf e- ge-
nitive, und der e- genitive auf i- genitive anzunehmen
*) 1) ostrzeiy dnsz^ twoj^j, 2) roznmi^j dnsz^ moj^j. Diese
•teUtn aber ans dem sogenannten pealter Margaretha's echeinen mir zweifel-
baft zn sein, wie anch in einem buche aus dem anfang des 16. Jahrh. ror-
kommendea ze wszytititfj dasz^ neben ze wszytkitfj dnsze, was ein
einfacher dmekfehler sein kann. MSglioherweise kann es auch wirUiche form
Min, da ea in einem gebete gebrancht ist, nnd, wie bekannt, in gebeten,
wie anch in andern stehenden redensarten und yolkathttmlichen wendnngen,
slterthflfflliche formen sich am iKngsten erhalten. Miklosich, der mehrere
beispiele der poln. gen. sing. fem. aof -^ anführt, lieTs sich doich fslsche nnd
nnbraadibare abdrucke der alten Schriftsteller rerfthren.
32 Baudonin de Conrtonay
wftre. Damit aber endet die verwirrang noch nicht. Wir
haben gesehen, dals es in der altpolniscben spräche, wie
auch in der jetzigen Volkssprache der meisten gegenden
Polens ein getrübtes (geneigtes) a gibt, nnd dafs die con-
trahirten substantiva fem. (contrabirte ja- stamme) im nom.
sing, auf dies & auslauteten. Ganz genau so aber endigten
auch im nom. sing. fem. die der zusammengesetzten dedi-
nation folgenden adjectiva. Diese ähnlichkeit bewirkte
dieselben endungen im nom. und acc. sing, (-a und -^),
und dies konnte, ohne alle anlehnung an die zusammenge-
setzten adjectiva, nur in folge rein phonetischer prozesse
geschehen. Diese beiden casus aber, der nom. und aca
sing, fem., verknQpflen die zusammengesetzten adjectiva
mit den contrahirten Substantiven derartig, dals sie eine
Wirkung der analogie der letzteren auf die anderen ermög-
lichten, und diese den adjectiven analoge bildung der for-
men der contrahirten substantiva kam auch im gen. sing,
fem. zum Vorschein. Diese adjectivische, auch in den be-
reich der substantiva hineingedrängte endnng war -ej. Von
den contrahirten erweiterte sich die endung vermöge der
analogie auf die anderen palatal auslautenden stftmme und
so finden wir bereits im 14. und 15. jahrh.: s^d^äj (der
richterin), braö^j (der gebrQder), s^dz^j vom masc. nom.
sg. s^dza (richter), r^kojm'^j vom masc. nom. ag. re-
kojm'ä (bürge), panöj nom. sg. pani (frau), poselkin^j
nom. sing, p ose Ik in i (botschafterin), Maryjöj (Mariens),
materyjej (der materie), wigilijöj (des Vorabends), ji-
dumej^j neben jidumeje (Idum&a^s); wol^j (des wil-
lens) neben wole, rolöj (des ackere), zem'^j (der erde),
puäcöj (der wüste), str6i^6j (der wache), ö^i^öj (des ge-
richtsprozesses), miSej (der messe), pfytöej (der parabel)
u. s. f.*). — Man könnte dies -öj im gen. sing. fem. der
*) Leider kenn ans das am besten nnd sorgfUtigsten herausgegebene
denkmal der polnischen spräche ans dem 16. jahrh., Zabytek dawn^j
mowy polski^j, Poznan 1867, in dieser hinsieht nicht viel belehren, da
es im aaslaate y, i und ^j nicht unterscheidet, in allen diesen flülcn bald
e, bald i (y) schreibend. Man findet in diesem denfcmale: dawidowe f.
dawidow^j, nasze f. nasztfj, dobre wole wahnchelnlich f. dobr^j
einige fälle der wirknng der analogi« in der poln. dedination. 33
Contrahirten substantiva auch 80 erklären , dafs sie noch
vor ihrer contraction der analogie der hartaoslautenden
Stämme unterlagen, und ihr ^ (e) mit y (i) vertauschten
(s^d^ij^s^s^dziji), welches i mit dem vorangehenden
ij zu langem i zusammengezogen^ und dann, wie im böh-
mischen, in ej übergegangen ist (s^dziji =s ^s^d:^! as
s^dzej). Diese erkl&rung aber scheint mir etwas zu
kflnstlioh und nicht in den entwickelungsgesetzen der pol-
nischen spräche begründet zu sein.
Die analogie des gen. sing, (und die analogie der ad-
jectiva im gro&en und ganzen) wirkt allmfthlich auch auf
den loc. und dat. sing, der contrahirten und somit der pa«
iatalauslautenden fem. substantivstämme, und dio adjectivi«
sehe endung -äj vertritt auch in diesen Allen das ursprOng-
iiche -i. W&hrend wir im 14. und noch im 15. jahrh. die
dative: bradi, duijr, locative: w woli, w i^ewoli, na
pai6y, na iem'i, na praw'icy, w nadieji, f chfili
(im augenblicke) u. s. w. finden, so haben wir schon in der
sweiten hälfte (1450) und am ende des t$. jahrh.: na ^e-
m'^j, o bradij, f parochij^j oder f parachfij^j (in
der parochie), neben o woli, w zbroji (in der rOstung)
u. 8. w.
Am ende des 1 5. jahrh. stellte sich fest, was auch im
ganzen 16. jahrh. und im anfange des 17. fast unverändert
blieb, dafs fast alle substanÜTa fem. gen., deren nom. auf
-4 und deren acc. auf -§ auslautete, im gen. sing, (sammt
dem loc. nnd dat.) -äj hatten (vollkommen, wie die adjec-
tiva, aber neben anderen formen: gen. -je, loc. und dat.
-ji). Die anderen palatalauslautenden fem. substantivstämme
woUj, we wczorajsze ewangelije wahrscheinlich f. we wczorajsztfj
«irangelij^j, watze f. wasz^j, w teto ziemie Sjryje wahnehaiaUeh
f* w Ujto ziemUj Sjrryj^j, je f. Jtfj (dat. und gen.); Awi^ty Ewan-
gieli wahrscheinlich f. iwi^t^j K wangielij^j; od nagly imierci f.
nagUj, od r^ki nleprzjjacielski f. nieprsyjaeielski^j, se wacytki
daize twojl f. se irssytki^j dusse twoj^j, s niewoli wahrscheinlich
t* z niewol^, ku boiy sluzbie f. kn boi^j. Damit vergleiche man
die Jetzige ausspräche des dor^olkes in manchen gegenden: slodü f. alo-
di^J (dieb), Ma<i f. Mad^J, And^y f. Atidf^j n. i.
Beitrtge z. vgl. sprachf. VI. 1. 3
84 Bandooln d« Conrtonay
hatten im gen. sing, -e neben -i (-y), in folge der ver-
mieobung ehemaliger ji-st. mit den ja- st. So z. b. gen.
sentencyj^j (der sentenz), kfestyj^j (der frage), ma-
ryj6j, galilejij neben galilee, samaryj^j (Sama-
ria's), betanij^j (Bethania's), kalwaryjöj neben kal-
waryje (der Kalwaria), op'inijej (der meinung); pan^j,
gospodynäj (der wirthin), bradij, sukn^j (des rodMs),
wolöj, newoUj (der Sklaverei), rol^j, knp'^j (des kaa-
fes), puiöäj, röi^j (der rose), mä^j, p'e6£j (der fikr-
sorge), pracöj (der arbeit), i^dzi) (der begierde) u. s. f.
neben studAe (des brunnens) u. a.; loo. nnd dat. o sen-
tenoyjöj, f cecylij^j (in der Cäcilie), w betaäijej
u. s. f. neben w ewaneli (im evangeliam) nach der ana-
logie der i- stamme (z. b. cnotliwo^ci, der tugendbaftig-
keit), na puiiö^j neben na puiöy, ku wol^j neben w
woli, panäj, braö^j n. 8.f.; gen. krotofile oder kro-
tochfile (der knrzweile), nadieje (der hoffiiong), iem'e,
tröjce (der dreieinigkeit), d^ew'ice, w'inÄice (des Wein-
berges), cudzoto£nice (der ehebrecherin), madice (des
weinstockes), to£nice (des ehezimmers), bogarodzice(der
gottesgebftrerin), duie, selbst krfe (des blutes) neben
roskoSy (der wonne).
Im 17. Jahrb. und im anfange des 18. ist die dnrch
analogie in den bereich der substantiva hineingedrängte
genitivendung -ij noch mächtiger geworden. Sie ging
noch weiter, nicht nur die im aco. -^ und im nom. -4 ha-
benden, sondern auch die im nom. auf a- nnd acc. auf -9
(einst harte a- stamme) und die im nom. und acc. weich-
oonsonantisch auslautenden (die ehemaligen i- stamme) oft
genug ergreifend. In diesem Zeiträume kann man diesen
kämpf der formen um das dasein nach den verschiedenen
analogien am besten verfolgen. So begegnen uns neben
den auch früher vorkommenden gen. toinice, oblub'e-
Aioe (der braut), t^6yce (der Stadt L^czyca), prace,
ofoe (des schafs), zto6ynce masc. (des misseth&ters), ob-
mofce masc. (des Verleumders), tferdae (der festung),
duie, jaskine (der höhle), lutne (der laute), iyje (des
einige fUle der Wirkung der aoalogie in der poln. declination. 55
halses), cele (der zelle), ot sylle masc. (von Sulla),
zem'e, nadzeje, hrab'e masc. (des grafen); krfe (des
blutes); ferner piwonijej (der plSngatroae), okazyjöj (der
gelegenheit), bestyjäj (der bestie), kampanij^j (Cam-
pania's), bistoryj^j (der geschichte), jinklinacyjej (der
neigang, inclination), cezaryj^j (Cäear&as), ewange-
lij^j^ newolej neben newoli, und selbst määj etc.;
dann neben den loc. f tracyj^j (in Thracien), w esty-
macyj^j (in der hochachtnng), w materyj^j, f chiäpa-
nijij (in Spanien), we francyj^j (in Frankreich), f pro-
fesyj^j (in der profession), w gt^b'ej, pfy lutn^j a.8.f.,
dat. jintencyjöj (der Intention), i^diij u. s. f., — auch
80 seltsame formen, wie gen. ochot^j nom. ochota (Inst),
gtowej. (des kopfes), necnot^j (der Untugend), eurot^j
(der Eurota), zdrad^j (des verrathes), adbid^j (der Ad-
bida, eigenname), 4f^toslaw6j (der owi^toslawa, eigen-
name)., bromystaw^j (der Bromyslawa, eigenname)
u. 8. f.; noc^j nom. noc (nacht), rospaö^j nom. rospaji
(Verzweiflung) u. s. f.; loc. und dat. w nad^ej^j, wzbro-
j^j, w nocdj u. 8. f. — Dies bewirkte selbst eine Vermi-
schung d€8 -y und -i mit -äj in den casusendungen; es
zeigt sich eine gewisse Stumpfheit des sprachgef&hls in
dieser hinsieht, was von den dichtem kraft der licentia
poetica besonders benutzt wurde, z. b. nom. sing. masc. der
adj. up6r zw'ef^cäj f. upör zw'ef^oy (der thierisohe
eigisoaina)^ ori&k zlot^j f. oriak ztoty (die goldene
scbaar, gefolge; beide des reimes wegao); gen. pliir. der
masc. snbstantiva z ostatiiich stopÄ^j f. z ostatilkich
stopni (von den letzten stufen), und umgekehrt «y f. *äj:
gen. sing. fem. der adjectiva cery b'aty f. cery b'alöj
(der weifsen gesichtsfarbe), do f^i wesoly f. do f^i we-
BoUj (in das lustige dorf), z ochot^j iö^ry f. z ochoty
iiiröj (aus aufirichtiger Inst; des reimes wegen), nocöj
pIa6orody f. nocy ptaöorod^j (der weinengebären-
den nacht, des reimes wegen), älachty tamtejiy f.
Alachty tamteji^j (des dortigen adels) neben paster**
skt^j 8opy (des hirtenstalls); dat. und loc. sing. fem. der
3*
3B BradonlB ds Conrtensy
adjeoliva iqdzij pfeklfty, dyjanne if^ty f. pfe-
kl^tij, ^f^t^j (der verflaohten begierde, der heUigen
Dimna), po paäiöy^ne dto^i f. dtu^dj (nach der lan-
gen frohne) u. a. f.
Wahrscheinlich ergriff diese analogie des gen. sing,
fem. im 17. jahrh. sunftchst die ehemaligen i-stftmme, und
später die abstamme. Es war, wie es nicht anders sein
kann, eine stufenweise vor sich gehende ausbreitung. Ein
jedes substantivum war den verschiedenartigsten analogien
unterworfen. So konnten z. b. die palatalauslautenden sub-
stantivstftmme fem. gen. mit a im nom. aus vier quellen
herkommende endnngen im gen. sing, annehmen: 1) ihre
eigene *e (früher 9), 2) nach der analogie der hartauslan*
tenden stamme mit a im nom., -y, was 3) mit dem i der
palatalauslantenden stftmme," deren nominativ mit dem
stamme gleiohlautend ist (ehemalige i-st), BasammenfloTs,
und 4) ij nach der analogie der adjectiva. — Nun schwin*
det (in der 1. hftifte des 18. jahrh.) a, und die analogie
der adjectiva hdrt auf zu wirken. Es entwickelt sich ein
scharfer unterschied der substantivischen und adjectivischen
dedination. Die hartauslautenden stamme fem. gen. pflegen
im gen. sing, y, die palatalauslautenden aber e anzuneh-
men. Dieser unterschied erhielt sich im 18. Jahrb., und
selbst noch im anfange des 19. jahrh; lebten formen, wie
krf e, wole, zem'e n. s. f.
Endlich gaben auch die weichanslautenden fem. stimme
ihre eigene g^nitivendung auf und folgten der analogie der
harten, welche wahrscheinlich mit dem ehemaligen i der
i-at. Busamasenwirkten, so dafs es jetzt nur eine einzige
endnng y (i) im gen. sing. fSem. der polnischen Substantivs
gibt
4. Vocat. sing.
Bei ^n mäsculinis haben wir zwei endungen, -je und
-u, (fie, aller wahrsebeinHohkeit nach, in frftheren spraeb-
perioden zum stamme geborten, und nnr in folge seeun-
einig« flUle d«r Wirkung der «nalogie in der poln. dedinatioli. U
dArer prozesae epAter als endnogeD geflihlt werdent u nio»-
licb kann man als den erhaltenen stammaaslaut der u-
stftmme betrachten. DrsprOnglich kam »je den meisten
hartaoslantenden, u aber den palatal* und den meisten gai-
turalanalautenden st Ammen zu. So z. b. hoie (6ottI)| ölo*
Weie (menechl), duäe (geisti), brade (bmder!), poöe
(schweifsl), kfeöe (blumel), herodce (HerodI), pane
(herrl), iatane (satanl), syne neben syna (sohnl),
adam'e (AdamI), jezu^e neben laiein. jezn (Jesu!), p'e-
tfe (Peterl) u. s.f.; ojde (vaterl), kup6e (kanfmanni),
mtodienöe (jQngling!) u.s. f.; mistfu (meister!)) ia)-
taftt (psalterl), pfyjaöelu (frenndl), kröln (kdnigl),
km'edu ( grofshflfiierl ), towafyiu (gefiUirtel)f mojieAu
(MosesI), go^du (gast!) u. s. f.; pomocnika (helferl),
op'ekalniku (vormundl besohfltzerl), mito6niko (lieb-
haberl), synadku (söhnchenl), zto^hikn (bösewichtl),
pryk?adniku (muster I vorbild I yom menschen) u. s. f. ^^
Spftter aber nahmen alle gattaralanslautenden st&mme -u
an, 80 dafs jetzt nur boie ausschlieislich und 6toWe£e
auanahmsweise neben ölow^eku gebraucht wird; im Übrigen
aber sagt man duchu (geiatl), rogn (horni), kruka
(rabel) u. s. £ n kommt jetzt ausschliefslich in synn und
ladu (volk; cf. ludie nom. too. acc. plur«), und sehr oft
IQ dzadu neben dsfcadze (greis! grofsvaterl alter bett-
lerl) vor.
Im femin. haben wir:
-o bei den hartauslantenden stammen: panno (frftn-
leiol), slawo (ruhml), matko (mutterl), da^efko (jung-
ferl später magdl), new^asto (weibi), pokoro (demuthl),
oörko (tochterl), Oestro (schwesterl) u. s. f. Bei den pa-
latalauslautenden st&mmen, die den ja-stfimmen entsprechen
ging frQher dies -o gewöhnlich in e Ober (assimilation).
So z. b. im altpoloiscben nur nadiejo (hoffnungl), ma*
ryjo neben maryj& (Marie!), aber duie neben duio
(seelel), gospodze (herrin!), iiev/tco neben diewice
(Jungfrau!), s^dfe neben s^dzo (richterl) etc., und neben
spiter entstandenen duia, diew^ioa, s^dzÄ, zdrajoa
SS BAudottin de Covateikäy
(verrtther!) u. s. w. Vcrgl. damit voc. wojewoda (woje-
wodel), dafca (geberl), rozböjca (rftuber!), starosta
neben starosto (starosti) n. 8. f. im 16. jabrb.
Die ehemaligen i- stamme haben i im voc: g941i(ci-
ther!), m'itoSdi (liebe!), dobrodi (gatel), p'eini (lied!),
mocy (krafti) u. s. f.
Nun aber finden wir solche voc. sing, fem., wie ka^u
(Kfttbchenl), baSu (Bärbelchenl), kry^u ( Kristinchen I),
j6in (Josefchen!), zoSn (Sophiechen!), doSu (Dorchen!),
and^u (Aennchen!), maäu (Mariechenl), fru^n (Ba-
phrosinchen!), bronu und broÄöu (Bronislavchenl), lola
(Bolalchen!), franu (Fränzchen!), ole^u (Alexandrin-
chen!), julöu (Julchen!), anulku (Aennchen!), bro-
nulku ( Bronislavchen ; aber nur paulinko Paulinchen,
justynko Justinchen, julko Julchen), 6o6u (täntchenl),
matulu (mütterchen!), c6rulu (töchterchenl); maryiu
(Mariechen!), matulu (mütterchen!), cörusu (töchter«
eben!), neben mary^, matu4, c6ru^ (besonders beim
▼olke). Diese formen sind augenscheinlich durch analogie
der masculina entstanden, die von zwei Seiten her wirken
konnte: 1) nach den lauten, und so finden wir es auch im
voc. sing, nur bei den palatal- und gutturalauslautendm
femininstftmmen, 2) in folge der gemeinsamen benennungen
der knaben und mftdchen, da, wie wir sehen, diese substantira
meistens liebkosende eigennamen sind. Man sagt eben so
dem knaben (und respective manne) als auch dem m&d-
chen: stadu (Stanislavchenl), ludw'iäu (Ludwig! Luis-
chen!), broAdu, wtadiu (Wladislavchen!), jöf n, oleia
u. s. f.; und von diesen gemeinsamen namen könnte sich
die endung -u zuerst auf die andern liebkosenden mädchen-
namen und spftter auf die anderen palatal- und guttural-
auslautenden femin. stAmme erweitert haben, die aber sämmi-
lieh nur liebkosende verwantschaftsnamen sind.
Wir haben im polnischen manche masculina mit nom.
auf -o, fast ausschliefslich eigennamen und liebkosende
Verwandtschaftswörter: fredro, tarlo, ja^ello (alle drei
Zunamen), tad^o (Thaddäuschen), wladio (Wladislavchen),
einige ftlle der wirkmig der Analogie in der poln. deolinntion. 89
wnjko (onkelohen), tato (tata, yäteroheo), tatulo (ver-
kflrzt tatlo, beim volke) u. 8. f. (vergl. bJFacho neben
brach, bauch). Aug. Schleicher erkennt hier zweifachen
einflafs: des vocativs und des neutrums. Doch muls man
bedenken, dafs 1) der vocat. von mehreren von diesen sab-
stantiva auf -u auslautet: wujku, tatu neben tato, ta-
tulu, tad^u, wtadzu u. s. f., und 2) daft den aosgangs-
punkt für diese nominativbilduDg, aller Wahrscheinlichkeit
nach, die eigennamen, familiennamen bildeten, and alle
diese familiennamen fremden Ursprungs sind.
Hinsichtlich dieses punktes der polnischen declination
sind wir demnach noch im unklaren.
5. Nom. sing. masc. und neutr. der prono-
mina.
Die pronominale declination ist im polnischen schon
Ungst mit der sogenannten zasammengesetzten zusammen-
geflossen; die selbstst&ndige pronominale erhielt sich am
längsten in den nominativen nnd accusativen aller genera.
Aber auch diese casus erliegen im vorigen and jetzigen
Jahrhundert der analogie der adjectiva. Wie es sich mit
dem acc. sing. fem. verhält, haben wir schon gesehen. Der
accnsativ des masc. und neutr. gleicht dem nominativ (im
neutrum vertritt eigentlich der acc. den nom«), und was
von diesem gilt, gilt auch von jenen. Im neutr. weichen
die ehemals ausschliefslich herrschenden formen samo,
jedno, tamto, to schritt f&r schritt den nach der ana-
logie der adjectiva gebildeten same, jedne, tamte, te
(z. b. te dfecko, dies kind) u. s. f. Die formen naäe,
vase, moje, tfoje u. s. f. sind ganz ursprQnglich, da hier
e aus dem o in folge der assimilation an den vorangehen-
den palatalen consonanten entstund.
Im masc. kann man, neben den noch allgemein ge»
braochten sam (selbst, allein), 6f (öw, jener), nai (unser)
hie und da samy, owy, naiy hören, welche formen
auch bei den Schriftstellern (schon im 17. jahrh.), und be-
40 Bandottin de Coartenfty
sonders bei den dicbtern, aber nicht nur des reimes wegoi^
▼orkonunen.
6« Acc. nom. plur. neutr. der pronomina und
adjectiva.
Im Id. Jahrb. hatte dieser casus überwiegend noch
seine selbststftndige endung -a, ähnlich wie bei den Sub-
stantiven; z. b. neb'osa tfoja (deine bimmel), fiytks
usta ydiw& (jeder schmeichlerische mund), asta sfoja
(seinen mund), k^^i&^ta waSa (eure f&rsten), wrota w'e-
kuj& (ewige thore), fSelki zw'ef^ta le^n& (alle wald-
thiere), bardzo w'elik& cu da (sehr grofse wunder), sfoja
m'asta (seine Städte), sf& prawa (seine rechte) u. s. f.
Es unterlagen aber diese formen der analogie der feminina
und unpersönlichen masculina (acc), und gingen in tfoje,
Hdiwe, sfoje, sfe, waöe, w'eknje, fielke, leine
u. s. f. Aber. Die hartauslantenden pronominalstfimme aber
erreichten diese formen nicht unmittelbar. Es lebten noch
mehr spuren der pronominalen declination, und eine solche
spur war der nom. und acc. fem. und der acc. masc. aof
y, z. b« ty. Der analogie dieser form folgte auch neutr.
ta, f&r welches also ty eintrat, z. b. ty wrota (diese
thöre); erst später (im 17. Jahrhundert) folgte masc. fem.
neutr. ty der adjeotivisohen (zusammengesetzten) declina-
tion: te.
7. Nom. (und acc.) pl. masc. auf -a.
Die gewöhnlichen endungen des nom. pl. masc. sind
-ji, -ow'e, -e, und das aus dem acc. in den nominatiT
flbergegangene -y (-e). Manche substantira masc. haben
aber in diesem casus -a. So z. b. akta (aoten), kon-
trakta (vertrage), dokumenta (documente), koita (Un-
kosten), grunta (boden, gründe), organa (organe) u. s. f«;
diese mannichfaltigkeit der endungen ward auch benutzt,
um bei einigen Wörtern verschiedene fonctionen aossn-
einige fälle der wirknog der analogie in der poln. declination. 41
drfioken. So z. b. heifst akta aoten, gcscbäfbsbficher, akty
aber auftritte auf der bübne (sceniscbe acte) oder band-
longen, organy (mit accent auf der vorletzten silbe) or-
gel, und Organa (mit accent auf der dritt* oder aucb vor-
letzten eilbe) organe. Das hineindrängen des a in diesen
casus bei masc. snbstantivis mufs man, meiner meinung
nach, mehreren factoren zuschreiben; wie flberall, so ist es
aach hier zu einseitig, nur eine einzige Ursache finden zu
wollen. Die Ursachen wirkeiK complicirt und verstärken
sich gegenseitig. Eine einzelne Ursache könnte ja die ge-
gebene Wirkung hervorrufen; desto sicherer stellt sich die
Wirkung bei vielen Ursachen ein. Hier also wirkten fbl*
gende factoren:
1) der einflufs des lateinischen (und griech.); denn zuerst
zeigt sich a im nom. pl. masc. bei den aus diesen sprachen
entlehnten Wörtern (sowohl bei , den masc. als aucb fem. und
neutr. auf dem einheimischen boden), so z. b. heifst es feno*
mens {(patvofievä), eksperymenta, dokuroenta neben
dokumenty, elementa neben elementy, procenta
neben procenty, ekspensa neben ekspensy, ekscesa
neben ekscesy, procesa neben procesy, jinterosa
neben jinteresy^, gusta (masc. lat. -us), egzaminav
prezenta. neben prezenty, volumina, poemata,akta
neben akty, kontrakta neben kontrakty u. s. f. Dafs
wirklich auch eine endung entlehnt sein kann, beweisen
nnter andern voc. jezn kryste neben jezu^e krystuse,
die gen. sing. fem. cezaree (17. jahrb.) neben cezaryj^j,
und nom. pl. fem. monete (1450), inuze (musae) neben
mnzy (17. Jahrb.), und sufBxe: lat. -us (-ud), -is, -ys (-iä),
*es, im poln. w'isns (spitzbube), tajdus(schnrke), oatus
(knfs), smigus (schmackostem), dyngus (dass.), bibus
saofbold), diikus (menschenscheu, wild), Wams (kriegs-
niann), nygus (faullenzer), obdartus oder odartus (ein
abgerissener kerl), umizgus (einer, der einem frauenzim*
mer den hof macht, pussirrath); now'icyjufi (noviz), chu-
deni (ein armer teufel), dandys neben dandy (galant,
Stutzer), urw'is neben nrWii (galgenstrick), rwetes neb.
42 BftQdoain de Courti&aay
rwentes (rippsl rappsl) u s.w.; -ista: oberiy8ta(gMt-
wirth), stu^b'ista (fleif8ig dienend), und davon stuib'i-
8ty, stuib'isto^d u. 8. f.; 80 kommt die endung -unek
aus dem deutschen, z. b. stosunek (stofsung, verhAlt*
nifs), warunek (Währung, bedingung) u. ▼. A. Von doQ
lateinisch -griechischen Wörtern ans erstreckte sich a im
nom. plur. masc. auf einige aus dem deutschen entlehnte
Wörter: kosta neben koäty, grunta neben grunty u.8«f«^
und endlich auf manche einheimische: j^öm'ona (gersten),
okr^ta neben okr^ty (schüfe), ur^da neben uf^dy
(ämter), otdena neben otöene (nuancen, schattiningen),
und selbst, in der neuesten zeit, pfedm'ota, ktopota,
äöegola u. s. f., doch sind diese selten neben pf edm'oty
(gegenstände), ktopoty (kummer, sorgen), ä6eg6ty (ein-
zelheiten).
2) Was JQcm'ona betrifil, so kann diese form aas
der ehemaligen nentralen dedination dieses wertes erhalten
sein: nom. sing, jfcm'^, nom. pl. j^öm'ona, und so halte
ich die anlehnung an die neutrale dedination f&r den zwei*
ten factor. Umgekehrt wirkte die masc. dedination auf
die neutrale, und man kann bei einigen nentr. Wörtern im
nom. pl. -y treffen. So z. b. o6Ki neben o6ka (äuglein),
neb'osy neben neb'o8a(himmel), neby neben neba(da88.),
cygary neben cygara (cigarren), slowy neben slowa
(worte), volksthflmlich auch iniwy (zniwy) neben iniwa
(ernten) u. s. f. Vgl. russisch T^ty, licy (Puskin), v6J8ki
(^nkovskij) neben leta, lic&, vajsk& u. s. f.
3) Dies a im nom. plur. masc. kann zu den re8ten des
dualis gehören. Damit kann man die im bereiche der con*
jugation stattfindende Vermischung der formen des doals
und plurals vergleichen. Die Schriftsprache hat den plural
bewahrt: chodzmy (gehen wir), choööe (gehet ihr), ro-
b'emy (wir machen), rob'iöe (ihr macht) u. s. f.; die Volks-
sprache aber den dual: chodiwa, choöta, rob'iwa,
rob'ita u. s. f., oder in der 1. person eine merkwürdige
Verbindung des plur. consonanten m mit dem dualvocale a:
chodzma, rob'ima.
einige Alle der Wirkung der analogie in der poln. declination. 43
Aag. Schleicher vermuthet noch
4) die gewdhnuDg des sprachgefbhls den genitiv sing,
und den nom. plar. oft gleichlautend zu vernehmen, z. b.
in altbulg. dSIa, polja, ryby, volj^, kosti; so auch
im ruBS. gotosa etc. gen. sg. und nom. pl. — Ich stimme
dieser vermuthung vollkommen bei.
Das a im nom. plur. masc. ist keine ausschliefsliche
eigenthfimlichkeit des polnischen. Noch ausgedehnter be-
sitzt es die russische spräche, in der viele mftnnl. substan-
tiva im nom.pl. nicht y, sondern a haben: b'erega, go-
losa, gor od a u. s. f. Hier wenigstens mufs der einflufe
des lateins ausgeschlossen werden , da auch gerade die aus
dem latein entlehnten Wörter masc. gen. im nom. pl. 7 ha-
ben: dokum'enty, akty, prodenty, processy u. s. f.
8. Instr. plur.
Es gibt eine dreifache endung dieses casus im polni-
schen: -7, -m'i, -am'i. -y kam ursprünglich (aber nur
aller Wahrscheinlichkeit nach) den hartauslautenden mas-
calinis und neutris (den a- und u -stammen entsprechend),
-am'i den femininis mit dem nom. sing, -a (den a- und
ja-st&mmen entsprechend), -m'i endlich den palatal aus-
lautenden mascnl. und femin. mit consonantisch auslau-
tendem nom. sing, (den i- stammen entsprechend) zu. Diese
schöne regelmftisigkeit aber findet man selbst in den Älte-
sten polnischen denkm&lem nicht. Schon im 14. und 15.
jahrh. ist das gefbhl des unterschiede verloren gegangen,
und es hat eine so riesenhaft entwickelte Wirkung der ana-
logien stattgefunden, dafs manchmal die ursprünglich einer
gewissen kategorie der substantiva zukommende endung
bis auf wenige spuren verdrängt ist. So z. b. neben masc.
jfzyki (f. JQzyky, mit den zungen), powojniki (mit
den windelbändern), pots^tki (mit den instruktionsrich-
tem), pfediwniki (mit den gegnern), ifatki (mit den
zeugen), grechy (mit den sflnden), bogi (mit den göttem),
dnchy (mit den geistern), dary (mit den gaben), ptoty
(mit den z&unen), naklady (mit den kosten), cudy
44 BAudoiiin de GonrteDay
(mit den wundern), syny (mit den sAhnen), pany (mit
den herren), pogany (mit den heiden), zwony (mit den
glocken), organy (mit den orgeln), psy (mit den bunden),
gtosy (mit den stimmen), iiepfyjadoty (mit den feinden),
s^by (mit den zahnen) u. 8. f. finden wir: nepryjadotm'i
nnd nepfyjadelm'i, synm'i, wozm'i (mit den wagen),
eblebm'i (mit den broten), wotm'i (mit den ochsen),
panm'i, 2ydm'i (mit den Juden), apostolm'i (mit den
aposteln) u. s. f., und obr^dam'i (mit den ceremonieD)
u. 8. f. Nur neutra halten sich fest: ki^iqtj (mit den
rarsten), usty (mit dem munde), laty (mit den jähren),
stady (mit den herden), caty (mit den körpern), stowy
(mit den worten) u. s. w. Neben fem. slzam'i (mit den
tbränen), nogam'i (mit den füfsen), wodam'i (mit den
gewässern), gfywnam'i (mit den marken), pracam'i (mit
den arbeiten), sitam'i (mit den kräften), m§ä6yznam'i
masc. (mit den mannspersonen) u. s« f. findet man, aber
selten, mowm'i (mit den reden); neben masc. m^im'i (mit
den männern), kr61m'i (mit den königen), ztodzejm'i (mit
den dieben), ludzm'i (mit den leuten), kräjm'i (mit den
Iftndern), pryw'ilejm'i (mit den Privilegien), konm'i (mit
den pferden), rycefm'i (mit den rittem), groim'i (mit
den groschen), peii^dzm'i (mit geld), dlaohöicm'i (mit
den edelleuten), km'edm'i (mit den grofshüfnem), towa*
fyim'i (mit den gefäbrten), ojcm'i (mit den vätem),
strözm'i (mit den Wächtern), oraöm'i (mit den pflflgrern),
gwozds^m'i (mit den n&geln), m'e^^cm'i (mit den monaten),
m'eöm'i (mit den Schwertern), kijm'i (mit den stocken)
u. 8. f. j^t^cy (mit den gefangenen), oöoy oder otcy oder
ojcy (mit den Tätern), jescy (mit den reitem), starcy
(mit den greisen), älachdicy u. s. f.; neben fem. g^slmfi
(mit den cithem) auch 6nlo^öam'i (mit den Zärtlichkeiten),
6edam'i (mit den netzen), g^slam'i u. s. f. Dieses allge-
meine schwanken setzt sich fort bis in das 18. jahrh. K»
begegnen uns in diesem Zeiträume formen, wie masc. braty
(mit den br Odern), mury (mit den mauern), wtosy (aut
den haaren), greki (mit den Griechen) u. s« f. neben kon-
einige fttUe der Wirkung der analogie in der poln. declinatton. 45
traktam'i (mit den vertragen), und kotm'i (mit den pflök-
ken), kutasm'i (mit den quasten), lasm'i (mit den wftl«
dem); neutr. öaty (mit den körpern), usty (mit dem
monde), wojsKi (mit den beeren) u. 8. f.; masc. m'ist^m'i
(mit den meistern), m^s^m'i (mit den männern), puklefm'i
(mit den Schilden), pacef m'i (mit den panzern), plom'^nm'i
(mit den flammen) u. s. f. neben w'ency (mit den kränzen),
ojcy, padalcy (mit den blindscbleichen), w'erSy (mit
den Tersen), m'eÖkancy (mit den einwobnem) n. s. f!, to*
war y Jm'i neben towafydam'i, welcber analogie aucb die
nentra folgten: sercy (mit den berzen), jajcy (mit den
boden) und selbst udy (mit den obren) u. s. f. Im fem.
neben göram'i (mit den bergen), gw'azdam'i (mit den
Sternen) o. s. f. aucb görm'i, 2onm'i (mit den ebefrauen)
(selten); in der zweiten bälfte des 17. jabrb. nacb der ana-
logie der bart auslautenden masc. und neutr. stamme: po-
n^ty, X. b. jinäem'i pon^ty (mit andern reizen), ligi,
z. b. d^diwnem'i ligi (mit sebnebegabten bOndnissen),
pertowem'i wody (mit perlen wassern ), z nisKem'i
doliny (mit niedrigen tbäiern) u. ä.
Im 18. jabrb. hat -am'i des femin. das entschiedene
fibergewicht gewonnen, was schön im 16. anfing; es ist
seit dieser zeit die allgemeine endung. Nicbtsdestoweni-i
ger sind die anderen endnngen nicht gänzlich verdrängt.
»m'i z. b. blieb bei einigen palatal auslautenden stammen;
man sagt jetzt fast ausscbliefslich p'en^dzm'i, ludzm'i,
koÄm'i neben konam'i, gwoi^dim'i (od.gozdzm'i) neben
gwoidzam'i, krölm'i neben krölam'i, km'edm'i ne«
ben km'eclam'i, kam'ehm'i neben kam'enam'i (mit stei«
neo) u. 8. f., und selbst äepryjadotm'i, anotm'i (mit
den engein); neutr. polm'i neben polam'i (mit den feldern),
o6nfi selten neben oöami und oöyma, z. b. oöm'i spta-
kanem'i (mit verweinten äugen); femin. g^Slm'i neb«i
g^^lam'i, g^sm'i neben g^sami (mit den gänsen), po-
sta^Bofi neben poatadam'i (mit den gestalten), iSf^dzm'i
neben i^dzam'i (mit den begierden), falm'i neben falam'i
z. b. Stoma falm'i (mit hundert wogen), skronm'i ne^
46 Baudouin de Courtenfty
ben skronam'i, z. b. z jasnem'i skronm'i (mit hel-
len schlafen), selbst z. b. äponm'i neben iponam'i (mit
den klauen) u. s. f. Der instr. plur. auf -y aber kann von
allen hart auslautenden stammen gebildet werden, und
zwar nicht nur von masc. und neutr., sondern auch von
femin. Diese letzten formen, feminina nämlich, werden
von den grammatikern, die sich um die sogenannte reinheit
der muttersprache sehr ängstlich bekOmmem, und darum
die ganze spräche nach gewissen, meistens nur subjectiven
richtschnuren geordnet haben wollen, despotisch verwiesen.
Hierbei vergais man, dals wie feminines -am'i sich als all-
gemeine endung auch bei masc. und neutr. festellen konnte,
so auch mit gleichem rechte masc.-neutr. -7 ins femininnm
übergehen kann. Man findet solche formen bei den besten
polnischen Schriftstellern, sowohl prosaikem, als auch dich-
tern, seit dem 17. jahrh., und selbst in der Volkssprache.
Es ist nur beachtenswerth, dafs der instr. plur. auf -y von
Substantiven nur in Verbindung mit adjectiven oder prft-
positionen vorkommt, wenn nämlich die instrumentale be-
Ziehung schon genügend durch adjectivisches -em'i oder
durch die präposition ausgedrückt wird; z. b. masc. s po-
liöki ptom'enej^.cem'i (mit flammenden wangen), z diu*
^em'i wtosy (mit langen haaren), t^sknem'i gtosy (mit
sehnsuchtsvollen stimmen), kfitn^cem'i bfe^i (mit blO*
henden ufern) u. s. f.; s sokoty (mit falken), s psy (mit
hunden) u. s. f. u. s. f.
Neutr. krotKem'i stowy (mit kurzen werten)^ ie«
lonem'i dfewy (mit grünen bäumen), öichem'i ^oly
(mit stillen dörfern) u. s. w., imd selbst jasnem'i äeb'e-
sJtem'i o2y (mit MIen blauen äugen), wyt^2onem'i
uiy (mit «Dgespannten obren);
Fem. wody bt^Kitnem'i (mit himmelblauen gewis-
sem), ze fspanatem'i budowy (mit herrlichen gebäo-
den), s trup'em'i glowy (mit todtenköpfen), z gtowy
spuäionem'i (mit gehängten köpfen), na^em'i i6iLnj
(mit nackten wänden), p'erfiem'i barwy (mit ersten fai^
ben), demnem'i dro^i (mit dunkeln wegen), sfem't p'e-
eioige fUle der Wirkung der «nalogie in der poln. dedination. 47
iioty (mit seinen liebkosungen), dlugem'i godziny (mit
langen stunden), z gw'azdy jiskf^cem'i (mit funkelnden
Sternen), namowy sfojem'i (mit seinen Oberredungen),
sfojem'i pfestrogi (mit seinen Warnungen), srebrnem'i
ostro^i (mit silbernen sporen), sfem'i karty (mit seinen
blättern), sfojem'i pon^ty (mit seinen reizen), sfem'i
dpony (mit seinen klauen), olbfym'em'i äily (mit rie-
senkräften), nebotyönem'i baäty (mit himmelhohen ba-
steien), rö2owem'i gazy (mit rosengasen), iujnem'i
warty (mit wachsamen wachen), r62owem'i fstqgi (mit
rosenbanden), ztocistem'i laski (mit goldreichen Stäben),
zdtu^em'i patki (mit langen keulen), z}o<5istem'i galki
(mit goldreichen knöpfen), s kury i jindyki (masc; mit
bennen und truthfthnen), und selbst: sm'ertelnem'i <5em-
no^öi (nait tödtlichen finstemissen ), dziwnem'i nespo-
kojno^di (mit wunderbaren ftngsten, unruhen) u. s. f.;
▼olksthOnalich: pfed tfojem'i syby (yor deinen fenster-
scheiben).
Im russischen hat sich die endung -am'i fast aus-
soblielslieh festgestellt.
9. Dat. plur.
Die älteste endung des masc. und neutr. war -öm,
fem. aber -am. So z. b. masc. s^^adöm (den nachbarn),
diiwöm (den wundem), synöm (den söhnen), obtoköm
(den wölken), ptaköm (den vögeln), gfechöm (den sQn-
den), w'eköm (den Zeitaltern), anjetöm (den engein),
zVeföm (den thieren) u. s. f.; neutr. diatöm (den wer-
ken), ustöm (dem munde), slowöm (den werten), iWe-
r^t6m (den thieren) u. s.f.; fem. drog&m (den wegen),
ob'et4m (den opfern), kobyt4m (den Stuten), nogÄm
(den f&fsen), poWek&m (den augenlidern), warg&m (den
lippen), koby}k&m (den heuschrecken), slug&m (den die-
nern) n. 8. f. Bei den wenigen palatal auslautenden maso.
und neutr. stammen kommt -em Tor: luds^em neben lu-
di6m (den leuten), d^eöem neben die66m (den kindern).
48 Bandoain de Conrtenajr
Da aber o m in der auslautenden sylbe vor m im altpol-
niscben ein getrübtes (geneigtes) o hatte, dessen ausspräche
sich der des u näherte, so findet man in den denkmälem
neben synom auch synum, neben panom — panum
(den herren), neben iem'anom ^ zem'anum (den land-
edelleuten), neben latom — latum (den jähren), slowum
neben stowom oder stowam (den werten), was dem böh-
mischen -Am entspricht. — Aber schon in den ältesten denk»
mälem des 14. und 15. jahrh. zeigt sich die gegenseitige
Wirkung der genera. Das masc. neutr. -om treffen wir bei
femin. zuerst bei den palatal auslautenden stammen. So
z. b. koidom (den knocben), skronom (den schlafen),
maso. p fest ^pcom (den Verbrechern), s^diom (den rieh«
tern, was auch das natürliche genus beförderte), s^sadom
vom nom. fem. s^^ada (nachbarin, wozu sich der nnmit-
telbare einflufs des masc. s^iadom, den nachbam, ge>
seilte) u. s. £ neben duäam (den seelen), gardscelam
(den kehlen), studnam (den brunnen), ielui6km (den
kinnladen) n. s. f. Der einflufs des femin. war sehr be-
schränkt. Bei masc. finden wir -am nur vereinzelt: gfe-
cham im 14. jahrh. (den Sünden), skutk&m im 16. (den
Wirkungen) u. ä. Gröfser war der einflufs des fem. auf
das neutr., und zeigte sich zuerst bei den palatal auslau-
tenden Stämmen: diej&m (den thaten, der geschichte),
n^^iafkkm (den belästigungen), udiSnenam (den bedrttk»
kungen, 15. jahrh.) neben dze<5em und neben ds^ei5öm
(den kindem); später, im 16* jahrh., kommt -im auch beiden
bärt auslautenden stammen vor: b'odram (den haften),
wrot^m (dem thore), stowam (den werten), praw4m
(den gesetzen), m'ast&m (den Städten), lat4m (den jäh-
ren) n. s. f. neben b'odrom, wrotom, stowom, latom
n. B. f. Nichtsdestoweniger blieb im 15« ond 16. jahrh.
»om überwiegend masc. neatr., und -&m überwiegend fe-
minine endnng, z. b. masc. 6estAikom (den mundecbeo-
ken), kfe^öijanom (den Christen), otcom (den vätem),
luda^om (den leuten), rycefom (den rittem), Vepfom
(den horchen), Äepfyjadelom (den feinden, 15. jakb.).
einige (üWe der Wirkung der analogie in der poln. declination. 49
koroiu (den cbören), apostolom (den aposteln; 16. jahrb.)
u. 8.f.; neiitr. latom, etowom, ks^z^tom (den fbraten),
bydl^tom (dem vieh) u.a. f.; fem. dzefkam (den mäd-
cbeo), slacbdankäm (den adeligen), grywnam (den
marken), robotam (den arbeiten), etugam (den dienern),
stronam (den seilen), £onam (den ehefrauen), pann&ni
(den fräulein), äk(9d4m (den schaden), sostr&m (den
Schwestern), cöram (den töcbtem), wdowäm (den witt*
wen); starostam masc. (den starosten); recam (den Sa-
chen), hemooam (den schwächen, krankheiten), potfaf&m
(den verläumdungen), c^sdäm (den theilcn), panäm (den
frauen), dzewicam (den Jungfern), sf inam (den Schwei-
nen), dusam (den seelen), zem'am (den ländern), f^äm
(den dörfern), dawnosdam (den an tiqui täten); s^dz&m
masc. (den richtern), zupcam masc. (den den Salzberg-
werken vorgesetzten) u. s. f.; mar am (den bahren), ne-
w'astam (den weibern), nogam (den fQfsen), göräm (den
bergen), cnotam (den tagenden); pastucbäm masc. (den
hirten); roskoäam (den wonnen), myi^lam), (den gedan-
ken), ttosc&m (den volkshaofen), ofcam (den schafen),
gt^bokoScam (den tiefen) u. s. f.
Nun aber verursachen 2 factoren die vollständige aus-
rottung der endung -am:
1) die ausspräche dieses -am selbst, das sich als -Am
dem -om sehr näherte, und
2) die analogie der häufiger gebrauchten masc. und
neotr. dativc auf -om.
In folge der Wirkung dieser beiden factoren verlor sich
-am allmählich aus dem sprachgebrauche, und jetzt stellte
sich -om fest, als die einzige dem dat. plur. der substan-
tiva zukommende endung.
Im russischen ist das umgekehrte geschehen; dort ver-
drängte die endung -am die andere. Aber im russischen
war auch die Wirkung des phonetischen factors eine ent-
gegensetzte; denn bekanntlich zeigt sich im russischen die
neignng, ein jedes unbetontes o wie a auszusprechen.
Im dat. plur. sehen wir in der polnischen declination
Beiträge z. vgl. «prachf. VI. 1. 4
50 Bftndonin de Coortenay
das Übergewicht bei dem masc.; im loc. und instr. pl. bei
dem femin.
10. Locat. plur.
In den ältesten uns zugänglichen polnischen denkmä-
lern (i4.jahrh.) stellt sich uns in diesem casus eine buote
mannichfaltigkeit dar. Wir finden dort f&nf endungen des
loc.pl. -jech (altbulg. -öch), -och, -ach, -ech, -ich.
Nicht alle aber sind gleich häufig. Den hart auslautenden
fem. Stämmen war -ach eigen, z. b. na rek&ch (auf den
Aussen), f iilach (in den kräften) u. s. f. -jech kommt
den hart auslautenden, -och aber den weich auslautenden
masc. und neutr. zu, z. b. masc. w obraiech (in den bil-
den)), sqdzech (in den gerichten) u.a.; neutr. w d^elech
(in den werken), f p'i^m'ech (in den Schriften) u. s. f.;
masc.: na konoch (auf den pferden), f placoch (im
weinen; im poln. plur.) u. s. w.; neutr. f sercoch (in den
herzen), -ech kommt vor bei den palatal auslautenden
fem. Stämmen mit dem nom. =s stamm (den i- stammen ent-
sprechend), z. b. f posta^ech (in den gestalten), w roa-
koäech (in den wonnen) u. s. f. -ich kommt nur ein-
mal vor in g^Slich neben g^^lech, g§^Ioch und g^-
slach (in den cithern). — Di^e schöne regelmäüsigkeit
wird jedoch durch die Wirkung der yerschiedenen analo-
gien in den verschiedensten richtungen verdorben. Bald
richtet sich die analogie nach der phonetischen beechafieD-
heit des Stammauslautes, bald nach dem gefbhle der ge-
nusverwandtsohaft, bald entsteht sie nur durch vergessen des
ursprünglichen Zusammenhangs einer gewissen endung oiit
einer gewissen kategorie der substantiva. Das phonetische
moment veranlafste das erscheinen des masc. neutr. -och
bei den palatal auslautenden fem. stammen, z. b. w g^-
sloch, f postadoch neben posta<^ech u.s. f., und des
-jech bei den hart auslautenden fem. stammen, z. b. p'ft-,
nom. sg. p^ta (ferse), loc. pl. p'^öech.
Die analogie der häufiger vorkommenden formen im be*
reiche desselben casus (und genus) trug -ach auch Über auf
einige füle der Wirkung der aaalogie in der poln. declinaUon. 51
einige palatalauslautende fem. stAmme mit nom. auf con-
sonant (i-stfimme), z. b. f poWe^dach (in den erzäblnn*
gen), w g^ilach neben g§^Ioch, g^^lech, g^^licb
n. 8. f., und -ecb auf palatalauslautende neutr. stamme:
f polecb (in den feldern). Masc. w ludäecb (in den
leuten) und neutr. f polecb bildeten sich in folge der Wir-
kung zweier analogien: 1) der der palatalausiautenden fem.
Stämme (pbonetiscbes moment) -ecb, 2) der der bartauslau-
tendea masculinen und neutralstämme (genusidentitftt)
-jech (vielleicbt aucb 3) durcb umlaut, d. i. assimilation an
den vorangebenden palatalen consonanten). Nur durcb ver-
gessen des zusammenbanges der endung mit einer gewissen
kategorie der substantiva kann icb das vorkommen des
-acb bei masc. und neutr., z. b. we zwonkacb (in klin-
geln, glöckcben), f spewanacb (in gesängen), w nale-
zenacb (in erfindungen; zuerst bei palatalauslautenden
neutr.), und des -ocb bei den bartauslautenden masc. und
neutr. stammen erklären, was noob durcb das genusiden-
titätsgeftkbl einerseits und das geftkbl des Überflusses der
zwei formen f&r einen casus derselben zabl und desselben
genns andererseits unterstützt wurde. Es ist nur merk-
würdig, dafs -ocb von den palatalauslautenden masc. Stäm-
men auf die bartauslautenden masc. stamme zuerst Über-
ging, die jetzt mit ibnen auch u im loc. sing, tbeilen, d. i.
auf gutturalauslautende und auf syn, nebst einigen ande-
ren, z. b. we zwonkocb, w bogocb (in den güttem),
f sy noch (in den söhnen), w daroch (in den gaben) u.s.f.
Nach alledem finden wir in den ältesten polnischen
denkmälem (14. jahrb.) folgende beispiele des loc. plur.:
-jech: masc. w ostatcech (in den resten), f po-
dolcech (in den unteren tbeilen des kleides), w zam§-
tcecfa (in den Wirrnissen), f skutcech (in den Wirkun-
gen), w oblocecb (in den wölken), f prorocech (in den
Propheten), f pfebytcecb neben f pfebytkoch (in den
stiftsbfltten), w barlodzech (in dem wirrstrob), w bo-
dzecb neben w bogocb (in den göttem), w gireäecb (in
den Sünden), fstanech neben f stanoch (in den zelten),
4*
52 Bandonin de Conrtenfty
f poganeoh neben f poganoch (in den beiden), f ka-
ptaneob (in den priestem), w orgahecb (in den orgeln),
w obrazecb neben w obrazoch (in den bildern), w le-
Secb (in den wSldern), w narodzech (in den Völkern),
we sqdiech (in den gerichten), f obodiech (in den gan-
gen), f podolech (in den thälem), po hepfyjadelecli
(naob den feinden), w roz.um'ech (fn der veraanft), f
psalm'ech (in den psalmen), w r^kaw'ech (in den är-
meln), w diiwech (in den wundem), f skarb'ecb (in
den sob&tzen), w grobecb (in den gr&bem).
neutr. w nebele ch (in den himmeln), w u^öeoh(ini
munde), we wrodecb (im thore), na m'e^dech (an d^
orten), w d^eleob neben w dzaloch (in den werken),
na skirydlecb (auf den flOgeln), f p'i^m'ech(in denschrif*-
ten), o ^f adectrech (von den Zeugnissen), we crewech
(in den eingeweiden), w btogoslaweästf eck (in den
segen), w bogactf ech (in den reichthQmem), f stow'ecb
(in den worten), w neb ech (in den himmeln).
fem. f p'^öeoh (in den fersen).
-ooh: masc: f krajoch (in den ländern), we dnoch
(in den tagen), na koÄoch (auf den pferden), w lud^och
(in den menschen), f koncoch (in den enden), f pala-
coch (in den palästen), f plaöoch (im weinen), f pf e*
bytkooh neben pfebytcech, we zwonkoch neben we
zwonkach (in den glocken), w uöynkoch (in den tha-
ten), f pag6rkoch (in den bügeln), w bogoch neben w
bodsech, f stanoch neben f stanech, f poganoch,
f synoch (in den söhnen), w daroch (in den geschen-
ken), w obrazoch.
neutr. f sercoch (in den herzen), w dacatoch neben
w d^elech.
fem. w g^^loch neben g^Slech, g^^lioh, g^^laoh
(in den cithern), f postadoch neben f postaöech (in
den gestalten), w gt^bokoSdoch neben w gtf bokosöech
(in den tiefen).
•«ach: fem. w naukach (in den lehren, Wissenschaf-
ten)) na rekach (an den flössen), w wargach (in den
einige flüle der Wirkung der analogie in der poln. dedination. 53
lippen), w drogach (in den wegen), w niiinach (in den
thälern), f strunacb (in den saiten), w görach (in den
bergen), we stzach (in den tr&bnen), w liobotacb (im
elend), fprawotacb (in der rechtliobkeit), na wodaoh
(an den gewäasem), f ^iUcb (in den krftften), we
«Smacb (in den finsternissen), w molwaob (in den re-
den), na w'iirbacb (auf den weiden), f tajnicacb (in
den gebeimnissen ), w ulicacb (in den stra&en); w to-
dzacb (in den nacben); w g^^lacb neben wg^eloob,
gfslecb, gQ^lioh, w mySlacb (in den gedanken), f oe-
rekf ach (in den kircben), w lubo^<5aob (im ergötsen),
f pow'esdach (in den gerOcbten).
maec. we zwonkaeb neben we zwonkoeb.
neutr. f ^pewanacb, w nalezenaob.
-ech: fem.g^Ueob neben g^ilicb, g^^locb, g^-
^laob, f postaöecb neben f postadocb, f ^Tatlo^-
<^acb (in der belle), w gt^boko^decb, w roskoiech
(m den wonnen), f kainecb (in den strafen).
masc. w ludzeob (in den menacben).
neutr» f polecb (in den feldern).
-icb: fem« g^^licb.
Im 15. jabrb. (bis nngefibr zur b&lfte des 16ten) sind
fem. -ech und -icb gänzlicb vom -acb verdrängt, z. b.
w iatobacb (in den klagen), o kostkacb (von den wür-
feln), pfy wojewodacb masc. (bei den wojwoden), f ko-
pacb (in den scbocken), o ran acb (von den wunden),
pry pertacb (bei den perlen), w> d^browacb (in den bai-
nen), wnedzelacb (an den Sonntagen), w zemacb(inden
l&ndem, districten), o ^f in acb (von den scb weinen), o r^-
kojm'acb masc. (von den borgen), o zb6jcacb masc. (von
den räubern), o po£oscacb masc. (von den mordbrennem),
w fe6acb (in den sacben), we fsacb (in den ddrfem),
w jastkach (in dem kripplein Cbristi), pfy ja^lach (bei
dem kripplein Cbristi), f pf e^Siwnosdacb (in den mils-
gescbicken), w dobrocacb (in der gute). Dies -ach
kommt ancb vor bei masc.: o kmeöacb (von den grols-
hOfiiem), f pei^^dzacb (im gelde), f sm^tkacb (in den
54 Bandoain de CoarUnay
betrQbnissen), na goidiach (auf den nägelo), und neotr.:
w bfem'onach (in den bflrden), f sercaoh (in den her-
zen), o diatkach (von den kindern). — -ech kommt vor,
aber nur als umgelantetes -ach oder -och, z. b. w ie-
m'ech fUr w fem'ach, o s^d^eoh f&r B^dzach maec
(▼on den richtem), f konech f&r f konooh, pfy ryce-
fech f&r rycefoch (bei den rittern), w lud^ech f&r und
neben lud^och. Bei den masc. und nentr. dauerten noch
-jech und -och fort, z. b. masc. na rooech (auf den
j&hrlichen gerichtsversammlungen), w ogroda^ech (in den
gftrten), w li^öech (in den briefen), po klopodech (nach
den sorgen), na grod^ech (auf den bürgen), o poz-
weoh (von den Vorladungen), w zastaw'ech (in den pfkn-
dem), o s^diech (von den gerichten), o d^beoh (von den
eichen), pfy panech (bei den herren), w le^ech (in den
Wäldern), otestameni^ech (von den testamenten), f chrö-
^dech (in den reishölzem), ftardzech (in den markten),
na dwofech (auf den höfen), w zap'i^ech (in den ver-
schreibungen), o ^ydzech (von den Juden), w le^ech, we
wolech (in den ochsen), o gwat<5ech (von den gewalt-
thaten, nothzüchtigungen), na powrozech (auf den strik-
ken), na godiech (auf den schmausen), f sklep'ech (in
den kellern), o apostolech(von den aposteln), o herb'ech
(von den wappen); neutr. .w m'e^<5ech vom stamme m'ast-
nom. m'asto (ort), w leöech (in den jähren), f praw'ecb
(in den gesetzen), na pi^m'ech (auf den schriflen), o do-
bfech (von den gQtem), w u^öech, na nebe^ech, na
drewech (auf den bäumen); masc. f p'enf dzoch, po
dnooh (nach den tagen), o orteloch (von den urtheilen,
aussprachen), w groäoch (in den groschen), o pfyw'i-
lejoch (von den Privilegien), o km'eöoch, po o^Scoch
(nach den vätem), o älachdicoch (von den edellenten),
o gajoch (von den hainen), o konoch neben f konech,
f koncoch, o kupcoch (von den kaufleuten), o pata-
coch, o jigraöoch (von den Spielern), o ucnoch (von
den schQlern), f kam'enoch (in den steinen), zwycajoch
(in den gebrauchen), ludioch, o cesafoch (von den
einige flUle der Wirkung der Analogie in der poln. dedination. ^
kaisern), o rokoch (von den jährlichen gerichteversamm-
Iiiogen), we ilonkoch (io den gliedern), na paroökooh
(auf den filialen gerichtsversammlungen), na zamkoch(auf
den schlossern), o op'ekalnikoch (von den vorntflndem),
w bregoch (an den ufern), o zb'egoch (von den fiber-
läufem), na dachoch (im Schachspiel), na sem'anoch
(bei den landedelleuten), o f^ an och (von den landlenten),
0 m'eädanoch (von den Städtern), w domoch (in den
häusern), o bratoch (von den brüdern), po casoch(nach
den Zeiten), o d^boch (von den eichen), we d wu wotoch
(in den zwei ochsen) neben we dwu wolech, f sm^t-
koch neben f sm^tk&ch, o ucynkoch, o zwoleni-
koch (von den anhfingem), na bregoch, o ^ermkoch
(von den knappen), o natogoch (von den Üblen imgewohn«
halten); neutr.: na m'escoch nom. mesce(ort), na m'ej-
scoch (dass,), o wecoch (von dem reichstage), na po-
loch (auf den feldern), o dzeöoch (von den kindern),
Qs bydloch (auf dem vieh), o dzaloch (von den wer-
ken), w odoch (in den angen), o uchoch (von den ob-
ren); fem.: w reöoch (in den Sachen), na jagodzech
(auf den wangen). — Das fem. -ach wurde bis zur h&lfte
des 16. jahrh. mit k (getrObtem a) ausgesprochen, was dem
böhmischen -ach entspricht, und näherte sich also dem
-och. Dies bewirkte die Verwechslung des -och und
-ach, und -ach erscheint zuerst bei den gewöhnlich auf
-och auslautenden masc. und neutr.: we zwonk&ch ne-
ben we z wonkoch (14. jahrh.), f spewanach (in den
gesängen), w nalezen&ch (in den erfindungen ; 14. jahrh.),
o kmed&ch, f pen^dzacb (15. jahrh.). Um die mitte des
16. jahrh. findet der Qbergang des -Äch in -ach statt, und
da schon früher -ich und -och wechselten, so blieb auch
jetzt diese Verwechslung; -och verlor sich und -ach nahm
seinen platz ein. Es scheint, dafs zwei factoren das er-
scheinen des -ach bei masc. und neutr. bedingten: 1) ein
phonetisches: -ach zeigt sich zuerst bei palatalauslauten-
den Stämmen als Vertreter des -och; 2) das gef&hl der
Bedeutung : die masc. nämlich, zu der fem.-declination ge-
56 Baudoüin de Courtenay
hörig, wie poboroach (Steuereinnehmer), s^dzach, ni^-
ööyznach, ermöglichten dem -ach auch auf andere hart-
auslautende masc. stftmme sich zu erweitern. Vor allem
also zeigt sich -ach um die mitte des 16. jahrh. bei den
palatai- und gutturalauslautenden masc. stammen : obyia-
jach (gewohnheit, sitte), kr ajach (land), pfyw'ilejach
(Privilegium), post^pkach (betragen), uöynkach (that).
Bei andern hartauslautenden ist -ach nur eine ausnähme:
masc. na z^bach (auf den zahnen), f tfosach (in deo
geldkatzen); neutr. zrödlach (quelle), dfewach (bäum).—
Erst allmählich, schritt ffir schritt, verdrängte -ach auch
-jeoh bei masc. und neutr.; aber dies letztere wurde noch
im 18. jahrh. gebraucht: masc. na ba^wanech (auf den
wogen), po wolech, w obtocech (in den wölken), pa-
sech (in den gürtein), f prusech (in Preufsen), f kano-
hech (in den kanonen), na mufech (auf den mauern),
f pow'eöech (in den districten), f iasech (in den zeiten),
grodzech (in den bürgen), w razech (in den fallen):
neutr. f praw'ech, w ledech, w m esdech (in den Städ-
ten), o dozywoöech (von den leibgedingen) neben masc.
krölach (könig), koncach, pasach, ludach (volk),
w umystach (in den gcmüthern), minerach (in den
mineralien), na sejmach (an den reichstagen), w dach-
ach (in den dächern); neutr. zotach (kraut) u. ä. Ja
noch mehr, das -jech kommt auch bei einigen femin., aber
nur höchst selten vor: na jagodzech (auf den waogeo;
schon 1520), f dacech (in den kleidern), äkodzech (in
den schaden), f kradcch (in den gittern) neben gewöhn-
lichem -ach.
Das allgemeine herrschen des -ach bei allen Substan-
tiven vollendete sich in der zweiten hälfte des 18. jahrh.
und jetzt bleiben vom früheren -jech nur sparsame reste:
we wtodech (in Italien, land) neben o wlochach (von
den Italienern; volk, doch auch land), we w^gfecb (in
Ungarn, land) neben oW^grach (von Ungarn, meist nur
volk), prusech neben prosach (in Preu&en); neut. oa
lieb'e^ech (im himmel), nur in gebeten gebräuchlich ne-
einige fülle der wirkuog der analogie in der poln. dedination. 57
ben na neb'osaofa, w ledecb neben w latach (in den
Jahren), und nur selten masc. f kf'edech neben f kf atach
(in blamen), öasech neben öasach (in zeiten).
Im russiscben herrscht -ach bei allen Substantiven.
11. Genit. plur. -6f (-öw).
Es gibt mehrere endungen in diesem 'casus: 1) reiner
stamm mit den lautgemäfsen wandlangen und einschiebun-
gen im inlaute; 2) -i (-y)? 3) -6f (-öw). Sie sind ur*
sprfioglich verschieden auf die verschiedenen substantiva
vertheilt und nach den verschiedenen analogien im laufe
der zeit entwickelt. Ich will nicht auf diesen gegenständ
näher eingehen und beschränke mich nur auf eine von die-
sen endungen, nämlich auf -öf (*öw). Diese endung ge-
hört ursprünglich dem masc. an. Aber auch hier war sie
früher in beschränktem gebrauche; bei harten masc. stam-
men stand ihr reiner stamm, bei palatalen -i oder auch
reiner stamm zur seite. Noch im 16. jahrh. begegnen wir
solchen genitivformen, wie wtos (der haare), z^p (z^b,
der zahne), zyw'o} (der demente), out (cud, der wun-
der), tys^c neben tys^cy (der tausende), s^zen neben
s^£ni und sj|2iiöf (der klaftern), s^sad (der nachbarn,
vielleicht auch durch das fem. desselben Stammes unter-
stfitzt und noch im 18. jahrh. gebräuchlich), starost (der
Starosten) und wojew6t(wojewöd, derwojwoden; beide
masc, aber im sing, femininisch declinirt) u. s. f.; im
17. jahrh. sind diese formen seltener, aber noch z. b. do
tatar (zu den Tataren). Dieser genitiv, dem reinen stamme
scheinbar gleich, ist bei den masc. bis auf wenige spuren
verloren gegangen und bei hartauslautenden stammen durch
-6f, bei palatalanslautenden durch -i und -6f vertreten,
welches -6f auch das -i allmählich verdrängt. Jetzt sind
genitive dem reinen stamme gleich nur noch bei län-
dernamen in gebrauch, z. b. wQger (Ungarns), wtoch
(Italiens), nem'ec (Deutschlands) neben den völkemamen
w^gröf, wtoch6f, nemcöf; ferner im adverbialen do-
58 Baudouin de Courteiiay
tychdas (= do tych eas, bis jetst), und vielleicht noch
in ein paar anderen Allen (vgl. adverb. z daw'en dawna,
seit lange her); im Qbrigen herrscht allgemein -6f bei har-
ten masc.) und diese endung ist auch bei palatalen vor-
wiegend«
Aber das masc. -öf ging auch Ober seinen bereich
hinaus und suchte sich auch fremdes gebiet anzueignen.
Im 18. jahrh. nftmlich fing es an, sich bei den fem. und
neutr« festzusetzen. Man findet in diesem Jahrhunderte
fem. f^6f (wsiöw, der dörfer), konfederacyjöf (der
confftderationen), reli^ijof (der religionen), ifinkof (der
schweinchen), gröf (der spiele), myäöf (der m&use) u. s. f.
neben f^i, konfederacyji, reli^iji, ifinek, g^er,
myäy; neutr. uöudöf (der gef&hle), natchneäöf (der
begeisterungen), kazanöf (der predigten), pfystoVöf
(der sprfichworte) u. s. f. neben uöud, natchnen, kazan,
pfyslof (przyslöw'). Nun aber, am ende des 18. jahiii«,
kam die grammat. revision, und es schien den grammatikem,
dafs nur im masc. der gen. plur. auf -öf enden dfirfe,
und diese regel gilt bis jetzt in der Schriftsprache. Nichts-
destoweniger war die analogie zu stark, um durch den
ausspruch dieses oder jenes grammatikers^sich vernichten
zu lassen; sie dauert fort, und selbst bei den sogenannten
gebildeten, in die schulmeisterlichen regeln eingeübten klaa-
sen der polnischen gesellschaft beobachtet man diesen fort-
schritt der analogie in der Umgangssprache, und gerade
auch in den st&dten. Man hört z. b. fem. klusköf (selbst
nach dieser analogie nom. sg. m. klusek neben f. kluska,
klos), palm6f(derpalmen), konfederacyj6f, matk6f (der
matter), dafof (der schränke), krow6f (der kühe), nogöf
(der füfse), r^kof (der hSnde) n.s.f. neben klusek, palm,
konfederacyji, matek, äaf, kr6f (kr6w), nök, rj|k
und r^ku (dual); neutr. kopytöf (der hufe), cygaröf
(der cigarren), okn6f (der fenst^r), pfyslow'öf, kazanöf
u. s. f. neben kopyt, cygar, oKen, pfystöf (przy-
stöw') oder pfystöf (przystöw), kazan. Und in der
purificirten Schriftsprache (in den büchem) selbst erhielt
einige Alle der ivirkung der aDilogie in der poln. declination. 59
sich die unanterbrocfaene tradition solcher formen seit dem
ende des 18. jahrh. bis auf die heutige zeit: fem. gt^b'öf
(der tiefen), trosköf (der sorgen), zawasöf (der thflrbän-
der), peluchöf (der windeln) u. s. f. neben gt^Vi, trosk,
zawas, peluch; neutr. u6ud6f, obliö6f (der antlitze),
cjgaröf, pfystow'öf u. s.f. neben u6uö, oblicy u. s. w.;
Qod in manchen f&Uen ist dies -6f selbst von der prakti-
schen schalmeisterlichen grammatik approbirt, nämlich im
femin. bei den einsilbigen, z. b. mä6f (der messen), my-
äof, fiöf, fä6f (wszöw, der Iftuse) u. s. f., und im neatr.
bei den ans dem lateinischen entlehnten mit nom. sg. auf
-um, z. b. gimnazyjöf nom. sg. gimnazyjum (gymna-
siurn), seminaryj6f (der seminarien), liceöf (der lyceen)
u. 8. f., so wie l>ei den aus dem dual stammenden: oööf
(der äugen), uä6f (der obren) neben o6u, udu und selbst
66, nj« — Es scheint, dafs im femin. die einsilbigen und
dann die palatal auslautenden stamme, im neutr. die aus
dem lateinischen entlehnten mit dem nom. sg. auf -um,
dann die palatal auslautenden stamme, und zwar zuerst
die Contrahirten, diese endung vor den andern angenom-
men haben, und dafs sich diese endung -öf (-öw) trotz
alles strfiubens purificirender grammatiker etwa nach einem
Jahrhundert als die allgemein gültige im gen. plur. aller
genera feststellen wird.*
Eine hauptursache dieses prozesses erkenne ich in der
deutlichkeit der endung -6f und in der bestimmtheit des
Zusammenhanges zwischen der lautform und der function.
12. Nom. pl. des participii praeteriti.
Dieses particip, mit dem präsens des hilfsverbums
jeiffl (jetzt jestem), jeä (jetzt jeste^) u. s. f. zusammen-
gezogen, vertritt im polnischen das präteritum, und zwar
ist in der 3. person das blofse particip ohne die vom hüfs-
verbum herrfihrende endung im gebrauch; dabei werden
die genera unterschieden. So z. b. vom verb. chodzid
(gehen) aing. masc. 1. chod^it-em aus cbodiit jeim,
60 Baudouin de Courtenay
obodziles aus chodzi) jes, chodzit f. ehemaliges cho«
dzit jest; fem. cbodzitam aus chodiita je^m, cho-
dzit&s aus chozila je^ (getrübtes a wegen der contrac-
tion), cbodzita f. chodzita jes4;; ncutr. chodzitom
aus chodzilo je^m, cbodzitoi aus chodiilo jei,
beide ungebräucblicb, cbodzito f. cbodzito jest; plnr.
masc. chodzili^my aus cbodzili jeSmy, cbodziliaöe
aus cbodzili jesde, cbodzili f. cbodzili s^; fem. uod
neutr. cbodzitysmy aus cbodzity jesmy, cbodzity*
sie aus cbodzity jesde, cbodiity f. cbodzity 8^
(die uncontrabirten formen kommen nocb in den ftltesteo
denkmälern vor). Wir seben also, dafs im plur. masc. und
femin. sammt neutr. unterscbieden werden. Man fkngt
aber bei mancben personen z. b. in Warscbau der g^nos-
unterschied zu schwinden an, und das masc. gewinnt das
Übergewicht über die anderen genera. So z. b. aprecheo
diese personen cbodzilismy und chodzilim sowohl £
cbodzilismy als f. chodzitysmy, cbodzilisöe f. che-
dzilisöe und chodziIy^<^e, cbodzili f. cbodzili und
cbods&ity. Dies zusammenflieisen ist, aller wahrscheia-
licbkeit nach, durch die syntactischen verb&Itnisse bedingt
Eine ähnliche erscheinung zeigt sich schon längst in der
russischen spräche, nur mit dem unterschiede^ dafs es im
russischen keine vom hilfsverbum tferkommenden personal-
endungen gibt, aber daflSr muls man jedesmal die person
mit dem pronomen (oder in der 3. person auch durch das
substantivum) ausdrücklich bezeichnen. So z. b. sagt man
im russischen my cbadili (wir gingen), wy chadili(ihr
ginget), ahi oder ane(ludi, ieniiiujj dSti) cbadili;
und äo auch im sing., nur mit der Unterscheidung der ge-
nera: ja chadit, ja chadila(ja chadito), ty chadii,
ty chadita (ty chadito), on (cetov&k) chadit, ans
(£enö6ina) obadita, ano (dit'a) chadito. Doch
auch im polnischen kann man dieselbe neigung, das Per-
sonalpronomen vom verbum gesondert auszudrücken, wahr-
nehmen. Es gibt leute, die fortwährend ja, ty, on, ons
u. s. f. brauchen.
einig« fälle der Wirkung der analogie in der poln. declination. 61
13. Neutra mit dem suffii^e -m'en (-m'oo).
Die ncutra mit dem suffixe im plur. -m'on (-m'en),
im sing, -m'eh, haben den nom. sing, auf -m'^, z. b. 8tr6m'<^
(steigbOgel), ram'^ (^rni), bfem'^ (bürde) etc. Da nun
die nasalen vocale im auslaute ihren nasalton sehr leicht
aufgeben, so werden auch diese nominative von vielen mit
e anstatt q ausgesprochen. Dies übt einflufs auf die ganze
declination dieser Wörter; sie werden dann wie die palatal
auslautenden st&mme mit nom. sg. auf -e (z. b. pole feld,
sie nee sonne u. s. f.) von manchen personen gefühlt und
demgemäfs declinirt: gen. stf em'a, brem'a f. stf em'ena,
bfetn'ena, dat. stfemu, instr. strem'em, loc. stfem'u.
Vgl. stamm neb'os- neben neb- (himmel), ^koles- neben
kot* (rad), *s)ow'es- neben stow- (wort) u. ähnl. Nur
ist, 00 viel ich weifs, der plural (in dem auch ein anderer,
hart auslautender stamm zu gründe liegt) von dieser anar
logie verschont geblieben, und man sagt noch allgemein:
nom. etfem'ona^ bfem'ona, gen. stfem^on, bfem'on
u. 6. f.; manche Wörter aber unterliegen, meines wissens
wenigstens, gar nicht dieser analogie, und man spricht z. b.
neben nom. ram'e ausnahmslos gen. ram'ena, dat. ram'enu
u. 8. w.
14. Adjectivische declination bei den im sing,
femininisch declinirten masculina.
Manche substantiva sind masc. und werden dennoch,
im sing.^ wenigstens, feminin declinirt, z. b. s^dza (richter),
hrab'a (graf), m^s^yzna (mannsperson) *), wojewoda
(wojwode), orgahista (organist) u. s. f. Einige von ihnen
sind contrahirt oder haben auf palatale auslautende stamme
und hatten ehemals (vergl. den genit. sing.), nebst andern
contrahirten feminina, im gen., loc. und dat. sg. neben ih-
*) In den denkinälera des 15. jalirh. bedeatet das wort ineniA^yzna
neben zeniscvzna (vergl. russ. zenscina) n. a. nicht manns-, sondern
Weibsperson.
G2 BandoninMe Conrteiimy
rer eigentlichen endung -i auch eine andere, in folge der
analogie von den adjectiven entlehnte, nämlich «^j; man
sprach z. b. s^dz^j neben s^dzi, r^kojm'ej. neben r^-
kojm'i (des bürgen), hrabej neben hraVi. Damit rei*
eben sie einigermafsen in das gebiet der adjectiva binflber,
und als später das gefuhl des natürlichen genus erwachte
und manchmal das Übergewicht über die endungegemätse
declination gewann, bekamen sie im gen. (acc), dat. ond
loc. sing, die adjectivischen masc. endungen -ego, -emui
-ym (-im), z. b. gen. s^dzego, hrab'ego, r^kojm'ego
neben s^diej, hrab'^j, r^kojm'^j und s^dii, hrab'i,
r^kojm'i (acc. s^diego etc. neben s^dz^ oder s^dz^,
hrab'^ u. s. f.); loo. s^dzim, hrab'im neben s^dzej,
hrab'^j und s^dzi, hrab'i. Nun, und zwar wahrschein-
lich erst in diesem Jahrhundert, wirkte die analogie dieser
substantiva auf einige andere ähnliche, vermöge des ideo-
titätsgefühls einer kategorie von mascnlina mit dem nom.
sg. auf -a (wie feminina); und demgemäß bildet das pol-
nische volk z. b. gen. r^ccego (rz^dcego), dozorcego,
femer kolonistego, organistego (beide fremden ur^
Sprungs mit suff. -ist-, nom. ista) u. s. f. neben f ^ccy,
dozorcy, kolonisty, organisty; dat. f^ccemu, do-
zorcemu, kolonistemu, organistemn neben f^ccy,
dozorcy, koloniide, organi^de; acc. (as gen.) f^c*
cego u. s. f. neben r^cc^, kolonist^ u. s. f., von deo
Stämmen nom. sg. f 2|cca (haus Verwalter), dozorca (schatz-
mann), kolonista (kolonist), organista (organist).
Bei andern solchen Substantiven wirkte das erwachen
des genusgef&hls in anderer richtung; es erzeugte da sob-
stant. masc. endungen; z. b. dat. sing. stförcoVi neben
stförcy nom. sing, stforca (scböpfer).
15. Syntactischer factor in der analogie.
Dieser ist ein mächtiger factor in seiner Wirkung auf
die endungen. Ihm z. b. verdankt man, dafs bei den neu-
tren der nomin. dem aecusative gleicht.
einige Alle der wirkaog der analogie in der poln. declination. €3
In der geschicbtlichen entwickelung der polnischen
declination Iftfst sich aach der syntactische factor bemer-
ken. Ich will dies nicht näher untersuchen und erwähne
blofs, dafs rein syntactische motoren folgendes verursieichen
konnten:
1) allmähliche. Verschmelzung des vocativs mit dem
nominativ. Der vocativ gibt stufenweise seine eigenthQm-
liehe endnng auf und gleicht dem nom.
2) die Vertretung des nom. pl. durch den acc. pl. bei
den feminina und unpersönlichen masculina (mit verschie-
denen Übergängen);
3) die Vertretung des accus, durch den genitiv bei
den lebende wesen bezeichnenden masculina und anderes
(cf. dual).
16. Dual.
Der ganze dual im polnischen unterliegt jetzt, bis auf
wenige spuren, der analogie des plnrals, wozu mancherlei
factoren mitwirkten; erstens der syntactische factor, ferner
das streben nach Vereinfachung der sprachlichen formen,
wobei beide die mehrheit bezeichnenden zahlen zusammen-
flössen, und zwar so, dafs der ungleich häufigere plural die
Oberhand gewann; dann wirkte zur Vertilgung des duals
das vergessen des Zusammenhanges der endungen mit der
inneren form (wie hier, mit der zahl) u. s. w. Jedoch gibt
es auch reste des duals.
In der früheren polnischen spräche aber war der dual
im gebrauche, und seine anwendung nimmt erst mit der
zeit ab. Doch ist auch in den ältesten denkmälern sein
gebrauch fast nur auf namen der paarigen körperglieder
(meist mit pronomina possessiva) und auf die mit den Zahl-
wörtern dwa (zwei), oba (beide) u.a. verbundenen sub-
stantiva beschränkt, wo die zweiheit dem syntactischen
zusammenhange zu folge ganz deutlich hervortritt. Es ist
beachtenswerth, dafs, wie die paarigen glieder aller
Wahrscheinlichkeit nach zur bildung des duals anlafs ge*
64 Baudonin de Courtenay
geben hatten , ' so auch die sie bezeichnenden substantiva
den dual am längsten »behielten. Dies war die folge 1) des
alterthumlichsten Ursprungs und der sehr häufigen Wieder-
holung, also der längsten vererbung und damit des zähe-
sten Zusammenwachsens mit der natur der spräche, 2) der
natfirlichen grundlage, die ganz augenscheinlich, handgreif-
lich ist. Später, als der gebrauch des duals allmäblicb
verschwand, erhielt er sich am längsten und bis zur stunde
aufser einigen benennungen der körperglieder (doch vielfach
entstellt) in festen Wendungen und sprficbworten. Damit
vergleiche man den locat. sing, ohne präposition in zim'e
(im winter), lede (im sommer; noch im 18. jahrh).
Gleich wie im altindischen und altbulgarischen wer-
den auch im polnischen drei dualendungen unterschiedeo :
1) nom. und acc, 2) dat. und instrum., 3) loc. und gen.
Ich will alle diese formen einzeln durchnehmen.
1) Nom. und acc. a) Masc. Die endung ist -a,
bei allerlei stammen, nur mit dwa (zwei) und ob a (beide)
gebräuchlich« Im gebiete der substantiva hielt sie sich
länger bei den palatal-, als bei den hartauslautenden Stäm-
men. So z. b. finden wir ona dwa bradenca (jene zwei
brüder), dwa grosa (zwei groschen), dwa rydla oder
dwa ryla (zwei spaten), dwa chor^£a (zwei fahnenträ-
ger; 15. jahrh.), dwa m'e^^ca (zwei monde), dwa m'eca
(zwei Schwerter; 1« hälfte des 16. jahrh.), puchaca dwa
(zwei uhu), dwa m'eca, dwa kryza (zwei kreuze), dwa
tys 9 ca (zwei tausende), dwa kröla (zwei könige; 2. hälfte
des 16. Jahrb.), dwa kohca(zwei enden; 17. jahrh.), dwa
ty^^ca, dwa groäa, dwa garca (zwei garniec; 1. hälfte
des 18. jahrh.) u. s. f. Von den hartauslautenden stammen
haben wir nur sehr sparsame beispiele: dwa wota (zwei
ochsen) u. ä., und schon im 14. jahrh. liest man dwa pro»
legi (zwei prologe), und später dwa syny (zwei söhne;
1500), dwa jastrqb'i (zwei habichte; um 1550), obadwa
narody (beide nationen; 1590) u. s. f. Aber auch die
palatalauslautenden stamme fingen schon im 16* jahrh. ao
den dual durch den plural zu ersetzen, z. b. dwa m'ece
einige Alle der wirknng der anAlogSe In der poln. decUnation. 65
(zwei Schwerter), dwa w^±e (zwei schlangen), dwa mto->
dzency (zwei jQngltnge) u. s. w., was stafenweise zum
schwinden des dualen -a fahrte. Nichtsdestoweniger kann
man noch heute dwa groia, dwa garca und selbst
dwa kuryjerka (nom. sg. kuryjerek, courierchen, name
eines in Warschau erscheinenden tageblattes) neben den
hfiafigeren dwa groäe, dwa garce, dwa kurjjerkt
hören. Die Wirkung des nom. und acc. dual. masc. auf den
nom. plur. masc. haben wir schon oben gesehen.
Nicht nur substantiva, sondern auch adjectiva nahmen
im ftltesten polnisch den dual an; ich habe nur ein beispiel
gefunden: dwa bradenca barzo bog ata (zwei brflder
sehr reiche; 15. jahrh.); fQr pronomina: ta jesta m'f
nauiyla (diese haben mich gelehrt; 14. Jahrb.), ona
dwa bradenca (jene zwei brflder), j6zef z maryjq
jesta ona byla pfyäta (Joseph mit Marie (sie) sind ge-
kommen), ta6 s^ byta (diese sind gewesen; 15. jahrh.)^
Dagegen liefern mehr beispiele die participia praeteriti, in
der Zusammensetzung mit dem verbum substantivum (auch
im dual, z. b. 3. pers. jesta u. s. f.) das praeteritum bil-
dend: chod^iila je^wa (wir zwei gingen; 14. jahrh.), ta
jesta m'^ nauöyta (diese zwei haben, wörtl. sind, mich
gelehrt; 14. jahrh.), byta sta (f. jesta) dwa bradenca
barzo bogata a tad s^ byla sfoja m'asta, grody i
dzedziny spredata a nb6stfu (ooUectivum) i tei&e na
kosdoly s^d je oni byli rozdali (nicht ona byta roz-
data, wegen der zu weiten entfemnng des subjec^s dwa
bradenca) a ^f^tego Jana s^d oni byli naSlado-
wall (nicht nasladowata; es waren zwei brOder sehr
reich und diese haben ihre Städte, bürgen und erbgflter
▼erkauft und den armen und auch flSr die kirchen ha-
ben sie dieselben vertheilt, und dem heiligen Johann
sind sie gefolgt; 15. jahrh.); a gdysdi W^c jozef z
maryj^ jesta ona byta do tego to m'asta prysta
(und nachdem also Joseph mit Marie (sie) sind in die Stadt
gekommen; 15. jahrh.), bytasta oba (j6zef i maryja)
w tym domnimai^u (sie waren beide — Joseph und
Beitrage z. vgl. sprachf. VI. 1. 5
66 Bandonin de Coartenay
Maria — in dieser vermatbang; 1520). Bei diesen formen
werden manohmal die genera yergessen und das ganze als
eine verbale form betrachtet. So z.b. fDr das neutr.: serce
(neutr.) moje i dato (neutr.) moje weselita (f. wese-
lile, yielleicht auch der dissimilation wegen vermieden, cf.
französ. mon ftme f. ma äme n. s. f. und durch den ein*
üufk des nom. pl. neutr« nnterstfitzt) s^ jesta (mein herz
und mein körper freuten sich); für das fem. poi^tasta
(schon contrahirt aus poöfla jesta f. po6fle jesta)
sob^ gadaö i rozmaw'ad dw^e gw^azdie neb'esMe
matki (pl.) sf ^te (sie haben begonnen, mit sich zo
sprechen und zu unterreden, zwei himmlische steme, hei-
lige matter; 1520).
Der nominativ masc. des Zahlwortes dwa wird noch
jetzt gebraucht, aber nur bei unpersönlichen Substantivs.
Bei persönlichen hat er eine postjotation nach der analogie
anderer numeralia (tirej, öterej) bekommen und heiftt
dwäj (cf. dzisaj heute, tutaj hier, föoraj gestern u. 8.f.
f. dzisa, tuta, fdora). Demzufolge sagt man dwa stoty
(zwei tische), dwa VilKi (f. Wilky, zwei wölfe), aber
dwaj panow'e (zwei herren), oder, was noch hfiufiger
vorkommt, man setzt den gen. anstatt des nom. und acc.:
dw6ch (dwuch oder dwu) panof oder syn6f sowohl
prydlo (nom. sing, neutr.; zwei herren oder söhne sind
gekommen), als auch dw6ch panof (acc.) wid^alem(ich
habe zwei herm gesehen). Dieser unterschied und Vertre-
tung eines casus durch den anderen ist eine secundäre er*
scheinung und fällt in den bereich der syutaz.
Vom dual des persönlichen pronomens finden wir keine
spuren. Man könnte ihn wohl aus den verbalformen aus-
scheiden, doch hätten diese erschlossenen formen nicht die
bedeutung wirklicher thatsachen. Es wären f&r die l.ps.
wa oder vielleicht auch ma(p6dzma, cf. oben bei nom.
pl. masc. auf a; wahrscheinlich m vom plur., a vom dual),
ftlr die 2. und 3. ta. Ich f&ge noch hinzu, dafs die beim
Volke gebräuchliche höfliche anrede der 2. person nicht
blofs ty (du), sondern wy (ihr) dwojenie (doppelung)
einige Alle der wiiiniiig der analogie in der poln. declination. 67
genannt wird. Es ist ein directer beweis daf&r, dafs man
früher den dual, nicht den plural zu solchem zwecke
brauchte, und dals der gebrauch noch aus der zeit stammt,
als man den dual noch f&hlte.
b) Neutr. Bei den hartauslautenden ist die endnng
-je, bei den palatalauslantenden st&mmen aber -ji^ z. b.
dw^e 8 de (zwei hundert, noch als zwei worte gef))hlt im
15. und 16. Jahrb.; jetzt gilt dw^esde als ein wort), dw'e
lede (zwei jähre; bis ins 18. jahrh. im allgemeinen ge-
brauche als sehr häufig wiederholte, stete wendung), dWe
wojsce (zwei beere), dw'e m'esde (zwei orte; 16. jahrh.)
neben dWe wojska, dw^e m'asta, dWe j^derce (zwei
kemchen oder testiculi), dw'e zarne (zwei kerne; 17. jahrh.)
u. s. f.; dw'e stoncy (zwei sonnen), dw^e poli (zwei Fel-
der; 16. jahrh.), oöy (äugen), uäy (obren; bis zur stunde
gebräuchlich). Ein sehr bekanntes sprQch wort ist: m^dröj
gtow^e doid dw^e stow'e (einem klugen köpfe sind genug
zwei Worte). So lautete früher dies sprQchwort. Nach-
dem aber der dual aus dem sprachgebrauche verschwun-
den, verstand man dies sprQchwort nicht mehr und sub-
stituirte des reimes wegen f. dw^e stow'e — na slow^e
(auf eineai worte, ein wort): m^dr^j gtow'e doi6 na
sloVe. — Dw'e lede kommt noch jetzt als stete wendung
in der polnischen Volkssprache vor, und selbst manche
Schriftsteller wenden diese alte form an. Sie fühlen dw'e
leöe aber nicht mehr als den dual, sondern als eine mit den
numeralien zusammenhängende form, und schreiben auch
tfy leöe, ötery lede für und neben tf y lata (drei jähre),
it^ry lata (vier jähre); womit man vergl. den russischen
nom. pl. maso. auf -a (dualen Ursprungs) bei Zahlwörtern,
z. b. nicht nur dva 6etaVeka (zwei menschen), sondern
auch tri öetav'eka (drei menschen), cetyre 6elaVeka
(vier menschen), aber p'at' 6 e^av^ek (fünf menschen). — Der
nom. acc. dual auf -j i ist früher ausgestorben als der auf
-je; er hinterliefs aber einige spuren in der jetzigen spräche.
So haben wir oöy, uäy, plecy (schultern; letzteres jetzt
als plur. fem. gef&hlt) von st. oö-, ud-, plec-, welche alle
5*
68 Bandonin d« Gomtensy
aber nur als plarale geftkblt werden (schon im 14. jahrh.).
Man bildet auch den eigentlichen plural von den stftmineD
ok-, nch-) also nom. oka, ucha, aber mit anderer be^
deutung: oka wohl äugen, aber in einem netz, ucha obren,
aber am topfe oder korbe (frQher auch menschliche obren
bedeutend, z. b. dw'e ucha, 1700). Neben plecy findet
man im 17. jahrh. von demselben stamme den eigentlichen
plural pleca, dessen parallele ich in dem allein gebräuch-
lichen nozdfa (oder nozdfe fem., nasenlöcher), fQr den
dual nozdfy, welchen wir erschliefsen müssen, da andere
dnalcasus von nozdfe wirklich vorkommen (cf. unten; der
nom. sing, heilst nozdfe), und in jajca (hoden) f. doai
jajcy (sing, jajce kommt nicht vor; c£ jajo, jajko, das
ei) sehe.
Vom nom. acc. dual, des neutr. von den adjectiven
finde ich kein beispiel; daftkr aber vom pronomen posses*
sivnm, aber nur im 14. jahrh., und schon damals neben
den pluralen formen: oöy moji (meine äugen), oiy tfoji
(deine äugen) neben oiy moje und oöy gospodnowy
(die äugen des herrn), und nur nij tfoje (deine obren).
Participium praeter, mit dem verbum subst. das prae-
teritum bildend: pomdlele jesta oiy moje (meine angen
sind matt geworden), wyVedle jesta oöy moje
(meine äugen haben herausgeftkhrt), w'idzele jesta ocy
tfoji (deine äugen haben gesehen), oöy moji mdlesta
aus mdle jesta contrahirt, mdle eher adject. als partic.)
byle (meine äugen waren matt geworden; alles ans
dem 14. jahrh.).
Das Zahlwort lautete im nom. acc. dual, neutr. dVe,
ob'e, und noch nach dem verschwinden des duals bei
neutr. Substantiven brauchte man es in Verbindung mit plu-
ralen formen. So s. b. dw'e lede (zwei jähre), dw'e m'e-
i6e (zwei orte; cf. oben), oöy ob'e (beide äugen), neba
ob'e (beide himmel), dw'e ucha (zwei obren), dw'e w'ellce
dfewa (zwei grofse bäume), f sto lat tfydze^ci i dw'e
(nach 132 jähren), dw'e starostfa (zwei starosteien), pfes
dWe le6e (zwei jähre hindurch), na lat dw'e (auf zwei
einige fUle der Wirkung der analogie in der poln. deeUnation. 69
jabre), wojska ob'e (beide beere), stowa ob'e (beide
Worte), lat dWe u. 8. f. Aber schon im 17. jahrh. finden
wir im neutr. dwa, oba fttr dw^e, ob'e, z. b. m'^dsy
oba wojska (zwischen beide beere). Diese formen dran-
gen ins neutrum ein in folge der Wirkung zweier factoren,
zweier analogien: des daals maso., und des pl. neutr. Beim
volke ist noch die form dWe, z. b. dw^e leöe, neben dwa
im gebrauche.
c) Fem. Die endungen sind identisch mit denen des
neutrums: -je bei den hart-, *ji bei den palatalauslauten-
den. Die femin. auf - j e hielten sich am l&ngsten von allen
dualformen; z. b. dw'e bapce (zwei hebammen), je (f. j^j)
r^ce (ihre bände), na ob'e strone (auf beide selten;
15. Jahrb.), dw^e ^ekife (zwei äzte), dw^e motyce (zwei
hauen), dWe persone (zwei personen; 1460), dWe se-
kefe (zwei äzte; 1500), dVe^ryb'e (zwei fische), dWe
gw'aidie (zwei sterne), na ob'e dw^e nodze (auf beide
ftfse), dVe sukence (zwei röckchen; 1320), dw^e gf y wjie
(zwei mark), dVe hedzw'edie lap'e (zwei b&renpfoten),
dw^e £ene (zwei frauen), ty dw^e dyjane (diese zwei
Dianen), dw'e osob'e (zwei personen), dWe wad^e (zwei
m&ngel), dw'e drodze (zwei wege), r^ce, nodze (fbise),
dw'e ikodze (zwei schaden), dWe s^^edze (zwei nach-
barinnen; 1570), gloWe o b'e (beide köpfe), dWe ikodie
(zwei schaden), dw'e strone (zwei Seiten), ryb'e (zwei
fische), gw'aidie (zwei sterne), panAe (zwei fräulein),
b'ategtoWe (zwei weiber; 1585), dw^e fece(zwei flOsse),
stiFale (zwei pfeile), nauce (zwei doctrinen), dWe skale
(zwei felsen), na strone ob'e (auf beide selten) neben
8trony ob'e, r^ce ob'e (1590), po dw'e dragm'e (je
zwei drachmen), dVe äcypöe (zwei prisen), ob'e strone
(1620), ob'e korone (beide krönen), dw^e pare (zwei
paare), dWe osob'e (1690), na ob'e strone, dWe k^^-
dze (zwei bücher), dWe slom'e (zwei strohe), dw'e po-
wadze (zwei autorit&ten), dw'e godiine (zwei stunden),
dWe iestfe neben dw^e lostfe (zwei Schwestern), oVe
matce (beide aiQtter), dw'e kolumiie (zwei s&ulengäDge
70 Baadouin de Coarteoay
1695), dWe panne (1700), na ob'e strone, dWe kiq*
dze, dWe Sostf e, dWe dtace (zwei stfick; 1720), dWe
rode (zwei rotten), na ob'edw'e strone, dw^e klodze
(zwei tonnen; 1735), d w'e wloce (zwei hufen), dw^e osob'e,
dVe ^ostfe (1740) u. s. f. Die formen auf -ji bei den
palatalauslautenden stammen dauerten nicht so lang; wenn
sie auch noch im 18. jahrh. vorkommen, so ist es dennoch
nur ausnahmsweise und sie werden mit dem plur. verwechselt :
dw'e nedzeli (zwei Sonntage), dw^e öfsdi (zwei theiie,
gleich dem plur.; 1450), dw'e nedzeli (1500), dWe konw'i
(zwei grofse kannen; 1570), dw^e zrenicy (zwei pupillen),
dWe nedieli, dw^e troji (zwei Trojans), dWe m'ili(zwei
meiien; 1585), dWe nedzeli, dw'e m'ili, dWe pl<5i(zwei
geschleohter), dw'e smycy (zwei hetzriemen; 1695), dw'e
m'ili, dw'e pt<3i, dw'e chor^gw'i (zwei fahnen; 1720),
dVe f^i (zwei dörfer; 1730), dw'e nedzeli neben dw'e
nediele, dw'e m'ili (1735) u.s.f. Diese form verwechselte
man später mit nom. pl. fem.: fsi, mäjr (messen), smyöy,
zlo^di u. s. f. neben fse, mäe, smyce, z}os<5e. Sie lebt
noch als volksthQmlicher ausdruck: dw'e nedzeli, aber
man spricht auch tfy nedzeli neben tfy nedzele (drei
Sonntage); man f&hlt also diese endung als eine mit den
nnmeralien zusammenhängende. Mehr verbreitet in der
Volkssprache und noch als dual gefbhlt sind andere for-
men, von hartauslautenden stammen, auf -je, diese sind
zumal in Volksliedern des reimes wegen beibehalten; doch
sind sie auch in der Umgangssprache des Volkes üblich.
So z. b. dWe dzefcyne(zwei mädchen), dw'e pole (zwei
schöfse am kleide, nom. sg. pota), dw'e bab'e (zwei alte
weiber), dw'e koie (zwei ziegen), dw'e kfarde (zwei
quart) u. s. f. — Die form r^ce (bände) kommt auch in
der Schriftsprache vor; aber sie ist jetzt plural geworden,
und von irgend einer mehrheit von bänden wird niemals
r^ki, sondern nur r^ce gebraucht; r^ki existirt gar nicht
als nom. und acc. plur. — Schon im 16. jahrh. begann
man auch in Verbindung mit dw'e, ob'e den plural anzu-
wenden. Selbst dann, wenn zu dw'e zwei substantiva ge-
einige Alle der wirkuog der analogie in der poln. dedination. 71
horeo, und eines zu weit entfernt in demselben satze steht,
hört das gef&hl des duals auf, z. b. dwe gWazdze ne-
b'oslce inatki (nicht matce) ^f^te (zwei himmlische
Sterne, heilige mOtter; 1520). Andere beispiele: strony
ob'e neben strohe obe (beide selten; 1590), dVe uncyje
(zweiunzen; 1620), strony ob'edVe (1680), dw'e drogi
(zwei wege), dw'e corKi (zwei töchter), dw'e VelKe g6ry
(zwei grofse berge; 1695), dw'e kozy (zwei ziegen; 1700),
dWe zawady (zwei hinderaisse; 1720), dw'e nedzele
neben dw'e nedzeli (zwei Sonntage; 1735) u. s. w. u.8. w.
Pronomen possessivum: r^ce sfoji (seine h&nde; 14.
Jahrb.).
Pronomen demonstrati^nm : <5e (diese; 14. jahrh.),
Participium praeteriti, mit dem verbum substantivum
das praeteritum bildend: ne stfegle (sie wachten nicht),
6e jesta m'e pfeVedle i doVedle (diese haben mich
durchgef&hrt und zugef&hrt), r^ce jego slui^yle jesta
(seine bände dienten), zam^tek i tesnica nalezle (in
folge der genuscongruenz mit dem zweiten substantivum fem.
tesnica, nach dem allgemeinen syntactischen gesetze sollte
sich das praedicat in betreff des genus nach dem masc.
zani^tek richten) jesta m'^ (die Verwirrung und Sehnsucht
haben mich gefunden; 14. Jahrb.), je (gen. sg. fem. f. jej)
r^ce S'4 (nicht jesta) byle uschle (ihre bände sind
verdorrt geworden; 15. Jahrb.).
Das Zahlwort dw'e, ob'e ist bis zur stunde ohne alle
Veränderung geblieben.
2) In Str. und dat. Die verschiedenen endungen die-
ses casus sind: -ama, -oma, -ima, -ema, -jema,
-yma. Der haupttheil aller dieser endungen ist -ma,
und der vorhergehende vocal hing ursprQoglich, wie es
scheint, vom stammauslaute oder vom genus ab. So z. b«
gehörte -ama ohne zweifei den femininen. Wir finden
nämlich instr. r^kama (mit zwei bänden) im 14., 15. und
selbst noch im 17. jahrh. Es kommt auch ein beispiel für
diese endung im masc. vor: m'edzy dw'ema domama
(zwischen zwei häusern; 15.' Jahrb.). Sie unterlag aber sehr
78 Bandouin de Courteoftv
früh der anälogie des masc. -oma, welches sowohl ioi
masc, als auch im fem. und neutr« sich zeigt, womit man
•*om Tergleiche, das jetzt im dat. plur. allein herrscht,
•yma und -ema sind nur phonetische yerAnderungen der*
selben endnng und gehören dem ueutr.; -jema kommt
beim zahl Worte dw'eraa, -yma nebst -ema bei adjectivis
und was damit zasammenh&ngt vor.
Der dativ hat viel frAher seine duale endung anfge-
gegeben, als der instrumental. Vom dativ finden wir sehr
sparsame beispiele: masc* onyma dw'cma bradencoma
^ jenen zwei brfidern), obema sfyma panoma (seinen
beiden herren; 15. jahrh.), dw'ema groöoma (den zwei
groschen) neben ^em'anom dw'ema (zweien landedelleu-
tan; 1500) und dw^ema zwolenikom (zweien anhaugern;
1520) u. s. f.; fem.: ob'ema stronoma (beiden Seiten;
1500) u. e. f.; kein neutr., kein ocyma, usyma, sondern
nur plur. ocom, uäom. Am längsten hielt sich der dativ
beim Personalpronomen nama (uns beiden), wama (euch
beiden), und (bis zur stunde) im zahlworte dw'ema, ob'-
ema oder dwoma, oboma. Der entwickelungsgang des
instmm. ist reicher, mannichfaltiger und länger (die oben
angeführten beispiele auf -ama mitgerechnet), masc:
dw^ema zakonoma (mit zwei gesetzen; 14. jahrh.)^
dw'ema pfyi^i&iiikoma (mit zwei vereideten), dw'ema
sfatkoma (mit zwei zeugen), dwema wotoma (mit
zwei ochsen), se dw'ema paropkoma (mit zwei knech-
ten), se dVema dzestoma gfy w^en (mit zwanzig mark
1450; 1500 schon: ze dWema dzesty instn plur.), ze
dVema sfatkoma, dw'ema wotoma, ze dw'ema
celadnikoma (mit zwei gesellen), ze dw'ema rydloma
(mit zwei spaten; 1500), medzy dwema totroma (zwi-
schen zwei gannern), m'edzy dw'ema ötow'ekoma (zwi*
sehen zwei menschen), dwema strum'enoma (mit zwei
strömen), dw'ema dr^goma (mit zwei Stangen; 1520),
dw'ema narodoma (mit zwei Völkern), dw^ema rogoma
(mit zwei hörnern; 15()t)) u. s. w.; fem.: dw'ema ned^e-
loma (mit zwei Sonntagen), ' m'edzy dwoma diedii^
einige Alle der vrirkung der analogie in der polii. declinattou. 73
noma (zwischen zwei erbgOtern), ze dVema stugoma
(masc. mit zwei dienern), dw'ema ranoma (mit zwei won»
den; 1500), r^koma wt&snyma (mit eigenen h&nden),
m'edzy r^koma (zwischen den händen) neben r^k&mi
panensKimi (mit den jnngfrftulicben händen; 1520),
dVema fekoma (mit zwei flössen; 1580), oVema r§-
koma (mit beiden hftnden; 1590) u. s. w.; neutr.: pfede
dw^ema latoma (vor zwei jähren; 1500), o6yma(mitden
äugen), oäyma (mit den obren) beide seit dem 14. jahrh.
bis zur stunde; ojiema (1680, 1730), uäema (1660), noz-
drema (mit den uasenlöchern; 1590, 1680), plecoma
sfojima (mit seinen schultern; 14. jahrh.), s plecoma
ierokem'i (mit breiten schultern; 1590), s piryp'eöonemi
jajoma (mit den angebackenen hoden, testibus, vor 1700)
u. ä. Hier aber begann die analogie des plurals auch sehr
frflh (im 15. jahrh.) einzuwirken: masc. s koümi dw'ema
(mit zwei pferden; 1590), dWema Vefcham'i (mit zwei
gipfeln; 1650), z dVema WQzam'i (mit zwei schlangen;
1700), m'^dzy tem'i dw'ema zakonam'i (1730) u. s. f.;
fem. m'edzy dWema dzedzinam'i (zwischen zwei erb-
gfitem; 1450), m'^dzy dwoma rekam'i (zwischen zwei
fiftssen; 1590) u. s. f. Aber der instr. dualis schwand nicht
ohne widerstand zu leisten und selbst einige spuren seiner
analogie za hinterlassen. AuXser den eigentlichen dualen:
plecoma, nozdfema, ocyma, uäyma, r^koma u.s.f.
finden wir im 17. jahrh. als plural z^boma: zgfytat z^-
boma (er knirschte mit den z&hnen; 1660), in folge des
zQsammenhangsgeffihls mit nnmeralien: pfed A^^ nedie-
loma (vor vier woohen; 1690), bei den neuesten schrift*
steilem neben o6yma, uäyma, plecyma (echter dual)
auch plural oknyma (mit den fenstern), wrotyma (mit
dem thore), fschodyma (mit den treppen), ustyma (mit
dem mnnde), ^f^tyma (mit den feiertagen) u. s. w. neben
den hftufigeren plnr.: oöam'i, uäam'i, plecam'i, ok-
nam'i, wrotam'i, fschodam'i oder schodam'i, ustam'i,
^f^tam'i und neben okny, wroty, fschody, usty,
6f^ty, selbst o6y, uöy (cf. oben instr.pl.). In volkslie-
74 Bmndonin de GonrteiiAy
dern kommen neben den eigentlichen dualformen auch solche
nach der analogie des duals gebildete instrumentale plor.
(des reimes wegen und in folge der attraction) vor, ähn-
lich wie im böhmischen, z. b. f^dem federn f^doma
za ob'ema stotoma (der eigentliche dual, masc; in der
reihe in der reihe in den reihen hinter den beiden tischen),
m'^dzy dw^ema topoleckoma (femin., zwischen zwei
pappelchen), o m'^dzy dwoma göreckoma h'ezj woda
struzeckoma (beide fem., o! zwischen zwei berglein l&nft
das Wasser in den flüfischen). — Die jetzt gebräuchlichen
r^koma, uäyma, o6yma sind keine duale mehr, es sind
der bedeutung nach lauter plurale, neben den eigentlichen
pluralformen, r^kam'i, uäam'i, oöam'i, üblich.
In der älteren spräche begegnen, uns auch beispiele
des dat. instr. dual, von adjectiven, possessiven f&rwörtem
und ähnl.: dat. onyma dw^ema bra<^eÄcoma (jenen zwei
brfldern), ob'ema sfyma panoma (seinen beiden herren;
15. jahrh.), dWema sob'e röwnyma (zweien sich glei-
chen; 1500); instr. r^kama mojima (mit meinen bänden),
pfed o6yma myma (vor meinen äugen), pfed ocyma
tfojima (vor deinen äugen), pfed oöyma gospodno-
wyma (vor den äugen des herrn), uäyma naäyma (mit
unseren obren), plecoma sfojima (mit seinen schultern;
14. jahrh), sfyma r^kama (mit seinen bänden), dw'ema
^fatkoma lepäyma albo znam'enitsyma i star*
öyma (mit zweien besseren oder vornehmeren und älteren
zeugen; 1450), dw'ema röwnyma (mit zwei gleichen;
1500), r^koma wlasnyma (mit eigenen händen), r^»
koma sfojima, tfyma r^koma (mit deinen händen) ne-
ben r^kami panenskem'i (mit den jungfräulichen hän-
den), sfyma ocyma, pfed tfyma o6yma, myma
ccyma (mit meinen äugen), pfed ocyma wadyma (vor
euren äugen), krfawyma oöyma (mit blutigen äugen;
1520), ocyma sfema (1570) u. s. w., aber schon im
16. jahrh. neben den pluralen formen (r^kami paäen-
skem'i), und nicht Aber das 16. jahrh. hinaus.
Was die nuroeralia dwa, oba betrifit, so scheint ihre
einige Wie der wirkong der analogie in der poln. declination. 75
ursprQDgliche dativ- und instrumentalform dw'ema, ob'-
ema f&r alle geaera za gelten. Diese formen leben bis
jetzt fort, sind aber, besonders als dativ, in sehr seltenem
gebrauche; z. b. dat. masc. onyma dw'ema braöen-
coma, ob'ema sfyma panoma (15. Jahrb.), dw'ema
groäoma, dWeroa sob'e röwnyma, zem'anom dWe-
ma (1500), dw'ema zwolenikom (1520), ob'ema
(1590), bfegom dw^ema (den beiden ufern; 1680),
tym dw^ema bradi (diesen zwei brOdern), ob'ema (1730)
u. s.f«, noch heute z. b. ob'ema oder dw'ema panom
(beiden oder zweien herren) ; fem. ob'ema stronoma(den
beiden seiten; 1500) u. s. f., noch heute: dw'ema dzef-
cyaom (zweien mädchen), ob'ema stronom u. s. w.; als
instr. werden dVema, ob'ema häufiger gesprochen und
geschrieben, doch nicht ansschliefslicb. Daneben bildete
sich im 16. jahrh., vielleicht nach analogie der substantiva
in folge der congruenz, die form: dwoma, oboma, z. b.
m'fdzy dwoma fekam'i (zwischen zweien flössen) neben
ob'ema r^koma (mit beiden bänden; 1590), krölewi-
eom dwoma (den zwei kronprinzen) u. ä.; und jetzt ist
diese form, häufiger als jene. Manche wollen damit masc.
und neutr. vom fem. unterscheiden (dwoma masc. neutr.,
dv/ema fem.), aber es ist nicht in der bisherigen entwik-
kelung der spräche begründet. Für den dativ ist jetzt
anstatt dwoma die form dwom (dwum), durch den ein-
fliils des dat. plur. (und des tfem, cterem) entstanden,
die gewöhnlichste; instr. hat dwoma, dwuma (nach ana-
logie von dwu und dwuch), dw'ema. Daneben blüht
und hat grofse aussieht sich künftig zu erhalten die aus
dem genit. und loc. entlehnte endung u, sowohl im dativ
als auch im instr.: dwu, obu (cf. unten). Daftkr aber
wird jetzt -oma (oder -ma) als instrumentale endung der
nomeralia und der damit zusammenhängenden Wörter gefühlt,
uod man sagt für älteres tfem'i, ötyrm'i oder öterm'i
— tfema (mit dreien), öterema (mit vieren), ferner:
p'^coma (mit fünfen), äe^doma (mit sechsen) u. s. f.
dzesQÖoma (mit zehneu), jedenastoma (mit eilfen, alt:
76 Baudouin de Coartenay
jednym od. jedn^ na &6e\ dwana8tonia(alt: dwema
na ^de, mit zwölfen), trynastoma (alt: tfem'i na iöe,
mit dreizehn) u. s. f., desnastoma (mit sechszehn) a. s. f.,
dwudze8toma(mit zwanzig, alt: dWema dzestomaoder
dw^ema dzeaty), p'^dze^^doma (älter: f(^6q dze^^t,
mit 50) u. s. f., Stoma (mit 100, älter: stem); dann:
Weloma (mit vielen), kilkoma (mit einigen) a. ä. neben:
dwu (nicht aber tf u, öteru), p'^du, äe^du u. s. f., sta,
w^ela U.S. f. und neben: p'^<5q, äes<5^ u. s. f., selbst: je-
denast^, dwudzest^, p'^dieS^ö^, kilk^, Wel^ u.6.f.
(s. unten); dat. dw'ema, ob'ema neben dwum (dw6m),
obum (obom fast ungebräuchlich), entstanden nach auik
logie des tfem, cterem und des dat. plur.; von andern
fast ausschliefslich die dativform auf n: p'^c'u, dzes^öu,
jedenastu, dwudzestu, stu u. s. £, kilku, Vela ne-
ben w'elom u. 8. w. (cf. unten).
Der dual vom pronom. personale ist in der Schrift-
sprache schon ausgestorben (im 17. jahrh.): dat. nama
(1585, 1610), instr. n&ma ob'ema (1520), m'fdzy nama
neben nad ob'ema nam'i(1590), dat. jima (ihnen beiden;
15. jahrh.). Noch jetzt spricht das Volk mancher gegen-
den instr. woma (= w&ma).
3) Gen. und locat. Die endung ist bei beiden casus
fbr alle genera -u. Sie wich aber der analogie des pln*
rals, wenige spuren, obgleich der bedeutung nach auch
nicht echt dualisch, ausgenommen. Die beiden casus er-
fuhren dieses Schicksal nicht gleichzeitig. FrOber ver-
schwaud der loc. dual, als der gen. dualis, ähnlich wie der
dativ dem instrumentalis voranging. Beispiele f&r den loc
masc. o dwu apostotu (von zwei aposteln), we dwu
wolu (in zwei ochsen; 15. jahrh.), o dwu gtosu (von
zwei stimmen; 16. jahrh.), o dwu dtui^niku (von zwei
Schuldnern), po dwu dnu (nach zwei tagen; 1520, 1570)
u. s. f.; neutr. na dwu ma}u m'astku (auf den zwei klei-
nen Örtchen; 15. jahrh.), po dwu la tu (nach zwei jähren;
1450, 1500), we dwu latu J1500), w o6n naöu (in an-
sern äugen; 14. jahrh.), w ocu mojicb, w ocu tfych
einige fiüle der wirkong der analogie in der poln. declination. 77
neben w oöach, w uäu, pry aSu (1585), w obu tych
m'ejscu (in diesen beiden orten; 1590), w ocu neben w
ocach (1610), w oöu (1660, 1680), w uäu neben w oöaoh
(1680) n. 8. w.; fem. w r^ku tfoju (in deinen bänden),
w r^ku sfoju, w moju r^ku (14. Jahrb.), w sfn r^ku,
w r^ku pogansKicb (in heidnischen bänden), f tu to
dwu ned^elu (in diesen zwei wochen; 15. Jahrb.), we
dwa iem'u (in zwei ländem), we dwu nedzelu neben
gen. do dwu nedzel (1500), w obu f^u (in beiden dör-
fem; 1505), w obu r^ku (1570) u. s.w. Aber im 17. Jahr-
hundert hört dies vollkommen auf; die Vertretung durch
den plural beginnt schon sehr frQh: we dwu woloch(in
zwei ochsen; 1505), we dwuch kos<5o}ach (in zwei
kirchen; 1700), na tych dwuch koncach (auf diesen
zwei enden; 1720), we dwu m'e^^cach (in zwei mona-
ten;1730)u.s.f., w o6och (1550, 1570), o tfech uchoch
(vom stamme nch-, nicht ud-; 1570), w oöacb neben
w oöu (1585, 1610), na uäach (1630), w o6ach neben
w uju (1680) u. ä.; na mojich oder sfycb r^kach ne-
ben na sfycb r^ku (1520), po dwu dragmach (zu
zwei drachmen; 1620) u. s. w. Jetzt, wo man noch ganz
gewöhnlich den gen. uäu, oöu braucht, darf man den lo-
cativ nicht so bilden, indem man ihn durch die nach ana-
logie des plnrals von demselben stamme oö-, nä- gebilde-
ten und allein geltenden formen w oöach, w uäach er-
setzt w r^ku wird als locativ gebraucht, aber nicht mehr
als dual, sondern vielmehr als sing. loc. maso. gefehlt (Ober-
springen in anderes casus-, genus- und zahlgefühl), indem
man: na r^ku prawym* (auf der rechten band), w mo-
jim rfku (in meiner band), w rfku tfym (masc, als
ob nom. sing* r^k oder rf k wäre) neben loc. fem. r^ce
spricht Loc. plur. (nebst dual) heifst: r^kach fem., z. b.
w mojich rfkach. Nur des Ursprungs der form rf ku
bewQsteoder archaisirende schreiben und sprechen: w mo-
jich r^ku als dual, w r^kach als plur. und w rfce
als sing. R^ku aber als genit. plur. wird allgemein ge-
braucht neben häufigerem r^k. — Beispiele f&r den ge«
78 Bandonin de Cotirtenay
nitiy, der aus syntactischen grflnden bei den persönlichen
sabstantiven masc. gen. auch den aco. (der entwickeluogs-
gang dieses acc. dual, ist vom -a zu -u, und vom -u zu
-6f -öw) ersetzt: masc. se dwu rodu (aus zweien ge-
schlechtem), se dwu klejnotu opcu (obcu; aus zwei
fremden kleinoden), dwu celedniku (zweier gesellen),
dwu öeladzinu (dass.), dwu wolu (zweier ochsen), pfes
(= bes)dwu kfartniku (ohne zwei accisebeamten), dwu
dze^^tu (der zwanzig; noch gesondert;, jetzt contrabirt
dwudzestu; 1450), dwu wolu (zweier ochsen), dwn
pacholku (zweier burschen), dwu dostojniku (zweier
wQrdenträger), dwu grosu (zweier groschen) neben dwn
dostojniköf, dwu celadnikof, dwu ^fatköf (zweier
zeugen; 1500), dwu w'epru (zweier horche), dwu m'e-
s^cu (zweier monate; 1505), dwu zwoleniku (zweier
anhänger), dwu synu (zweier söhne), dwu onych lotrii
(jener zwei gauner), dwu anolu (zweier engel; 1520),
dwu groSu, dwu wolu, dwu ty^^ou (zweier tausende),
dwu synu (1570), dwu uf^du (zweier ämter), dwu
m^zu (zweier gemahle), dwu synu (1585), dwu kotu
(zweier katzen), dwu bogu (zweier götter), dwu kupku
(zweier becher), dwu wolu, obu pfodku (beider vorfah-
ren), dwu scyp'ijonu (zweier Scipionen; 1590) u. s. f.;
neutr. ocu moju, ocu tfoju, skfydlu tfoju (deiner flQ*
gel; 14. Jahrb.), dwu latu (zweier jähre; 1450) u. s. f.;
fem. r^ku (14. Jahrb.), obu fsu (beider dörfer), dwu kopu
(zweier schocke), obu stronu (beider seiten; 1450), obu
diediinu (beider erbgQter) neben dwu nedasel (zweier
Wochen; 1500), r^ku (1590) u. s. f.
Plurale form, diesen dualgenitiv vertretend: dwn ce-
ladnikof, dwu ^fatköf, dwu dostojniköf neben dwn
dostojniku, dwu pacholku, dwu wolu (1500), tych
dwuch punktöf (dieser zwei puncte; 1720), dwu V^znof
(zweier gefangenen ; 1740) etc.; dwu lat neben dwu latu
(1500), dwu 6slI (1570) u. s. f.; dwu nedzel neben loc.
we dwn iiedielu und gen. z obu dzedzinu (1500)
u. 8. f. — Gegenwärtig sind noch folgende reste des gen.
einige Alle der wirkang der analogie in der poln. declination. 79
dualis bei Substantiven vorhanden: r^kn als plural neben
h&ufigeren r^k (locativ r^ku gilt als singular) und uöu,
oöu neben häufigerem, nach der analogie des gen. pl. maso.
(s.oben) gebildeten o6öf, udöf, und neben seltnerem, der
analogie des gen. pl. neutr. folgenden 66, us.
Beispiele des loc. gen. dual, von adjectiven, nebst pro-
nomen demonstr. und possess.: loc. w o6u na8u(14.jahrh.),
na dwu matu m'astku (auf den zwei kleinen Örtchen;
15. jahrh.), wmoju r^ku, w r^ku tfoju, wr^ku sfoju
(14. jahrh.), f sfu r^ku (15. jahrh.) u. s. f., aber sehr früh
vom plur. verdrängt: w r^ku pogahskich (15. jahrh.; in
heidnischen bänden), na mojich r^kach, na sfjch r^-
kÄchy na sfych r§ku (1520), w o6u mojich, w oöu
tfych (1585) U.S. f.
gen. (acc.) wWesd dwu starSu sfego rodu, a
drugu dwu dru^ego rodu po ma<5ef y, a tfedu dwu
(acc.) tfedego rodu (einführen zwei ältere seines Stam-
mes, und zwei andere anderen Stammes nach der mutter,
und zwei dritte dritten Stammes), dwu lepäu i staräu
a se dwu rodu dwu lepäu (acc. zwei bessere und
ältere und aus zwei stammen zwei bessere), se dwu
klejnotu opcu(aus zwei fremden kleinoden ; 1450), dwu
tfedtt (zwei dritte) neben ww'esd dwu stardych ....
(1500 id. ac 1450), ocu moju, oöu tfoju, skfydlu
tfoju (deiner flflgel; 14. jahrh.), moju r^ku, r^ku tfoju,
r^ku sfoju, r^ku lucku (d. i. ludzku) (der menschli-
chen bände; 14. jahrh.) etc.
Pronomina personalia: naju (noch im 16. jahrh., unser
beider), waju (euer beider): ktöryz waju obu ndsilhöj
um'itow4t (1520; wer von euch beiden hat am stärk-
sten geliebt) u. s. w. Beim volke mancher gegenden lebt
waju noch heute, z. b. z waju, kumo, i^ ^m'ej§ (Ober
euch, gevatterin, lacht man).
Nnmeralia dwa, oba: die ältere und ehemals allein
giltige form fQr beide casus, loc. und gen. (respective acc),
and alle genera ist dwu, obu (die beispiele siehe oben).
Im 17. jahrh. entstand durch anlehnung an tfech, öte-
80 Baadottin de Coaiienay
rech die form dwuch, obuob, z. b. z obuck stron
(Ton beiden seilen), tjrcb dwuoh pooft (dieser beiden
reize), w dwuch datach (in zwei körpera; 1690 ), we
dwuch koldo}ach (in zwei kirchen), na tych dwuch
koncach (auf diesen zwei enden; 1720) neben we dwo
m'es^cach (in zwei monaten; 1730)^ dwuch nacyji
(zweier nationen), z obuch stron (1720), tych dwuch
punktöf (dieser beiden punkte; 1720) u. s. f. Diese form
dwuoh, wie wir sehen, hat zwei endungen : 1) -u, 2)*cb.
Daraus bildete sich nach analogie des dat. instr. dwoma,
dwom (als ob dwo- stamm wäre), mit Verwechslung des
umito dwoch oder d wo ch (jetzt von dwuch ganz und
gar nicht lautlich zu unterscheiden, cf. dw6m3=dwum),
z. b. po dwoch ledech (nach zwei jähren), oboch (bei-
der) u. s« f. Alle diese formen: dwu, dwuch, dwoch
obu, obuch, oboch leben bis zur stunde fort, nur wer-
den obuch und oboch sehr selten gebraucht; dwoch
kommt auch im kleiorussischen vor.
Diese endung «u des gen. loc. dual, ist jetzt sehr ge-
brftuchlich uod zwar mit ganz anderer bedeutung. Von
diesen Zahlwörtern dwu und obu erstreckte sie sich auf
andere Zahlwörter und Wörter, die sowohl zu den Zahl-
wörtern, als auch zu den unbestimmten f&rwörtern gez&hlt
werden können, und, allen casus dienend, ist sie eine all-
gemeine, generelle endung der unbestimmten flQrwörter und
Zahlwörter geworden. Da dies in folge des gewaltigen
überspringens in andere kategoriengefflhle geschehen ist,
so will ich diese erscheinung im dritten und letzten ab-
schnitte meines aufsatzes behandeln.
^
m. überspringen in ein anderes kategorien-
(casus-, genus- und zahl-) gefühL
Die betrachtung der historischen entwickelung der
dualformen und ihres einflusses auf die neubildungen der
polnischen spräche hat uns schon manche beispiele dieser
erscheinung geliefert (die Vertretung des duals durch den
einige Wie der frirkmig der analogic in der poln. declination. 81
plural fällt nicht in diesen Bereich, weil hier eine ganze
kategorie zu gründe gebt):
1) fem. r^ce, r^koma, r^ku (gen.), neutr. ocy,
niy, plecy mit ihrer ganzen declination werden jetzt nur
als plural gefühlt;
2) loc. dual. fem. rgku ist loc. siog. masc. (? neutr.)
geworden, z. b. na r^ku prawym (auf der rechten band,
als ob der nom. sg. rqk oder rf k wäre);
3) acc. nom. dual, neutr. lede wird von manchen als
die in Verbindung mit numeralien zu brauchende plurale
form gefohlt;
4) dwuch entstand nur in folge des vergessens der
ursprünglichen bedeutung von dwu, und diese bestimmte
form dwu ist zum thema herabgesunken, um bestimmteres
dwuch zu bilden.
Betrachten wir jetzt die Veränderungen, welche durch
den einflufs des -u des gen. loc. dual, in riesenhafter aus-
dehnung entstanden sind. Sie alle betreffen nur die die
sabstantiva bestimmenden Wörter, und nicht die substantiva
selbst« Um sie zu verstehen, müssen wir noch eine andere
kraft, die sogenannte attraction, hinzunehmen. Man
nafa diese hier in betracht kommende, so zu sagen, w5r-
terznsammenhangsattraction von der syntactischen oder
satsbauattraction unterscheiden. Diese unsere attraction
ist nichts 'anderes, als eine innere congruenz des bestimm-
ten und bestimmenden, des subjects und prädicats, des Sub-
stantivs und adjectivs, des Substantivs und verbums, und
diese innere congruenz erzeugt sehr natnrgemäfs auch die
äaisere congruenz. Es ist die congruenz, welcher die ad-
jectiva ihre casusendungen , die verba ihre zahlen und
manchmal ihre genera verdanken. In folge dieser, schon
theUweise ins gebiet der syntax gehörenden und dort näher
za untersuchenden kraft entstund folgendes.
1) Die Zahlwörter p'^d 5, äesö 6, sedem 7, osem 8,
dzeW^6 9, dzei^ö 10 sind ursprünglich substantiva ab-
straeta fem. gen., und wirklich kommen im älteren polnisch
fast ansscbliefslich formen vor, wie gen. loc. dat. p'^^i.
Beitrüge z. ygl. sprachf. VI. 1. g
82 Daudonin de Conrtenay
äesdi, sedm'i u. 8. f.; instr. p'^öq, äes^q, sedm'q u. 8.w.,
was man manchmal noch beute zu tage hören kann. Alle
syntactischen beziehungen also drückte man an diesen zahl«
Wörtern aus, und das substantivum trat nur als ergänzung
dazu, z. b. dal to p'^di (dat.) paropköf (er hat es fbnf
knechten gegeben), pojechal s p^öq (instr.) ludzi (er
ist mit fbnf leuten gefahren), oUare sw'ec sedm'q jasne
(die altäre durch sieben lichter hell) u. s. f. Allmählich
aber trat das gefühl ein, dafs dies beziehungen nicht des
Zahlwortes, sondern des Substantivs seien, und dafs das
Zahlwort eigentlich nur die rolle der näheren bestimmmung
spiele. Darum fing man an, die casusbeziehungen am sub-
stantivum auszudrücken. Da, wie sich von selbst versteht,
diese sustantiva im plural stehen müssen, so versetzte man
in folge der inneren congruenz auch die sie näher bestim*
menden Zahlwörter in den plural und sagte: instr. p'^öoma
(die duale, plural und nun^eral gewordene endung) lud im'i
(mit fünf leuten), und andere casus nahmen vom dual die
jetzt numeral gewordene allgiemeine endung -u an: dat.
p'^öu ludzom"* (den fQnf leuten), gen. p'^du ludzi, loc
p'^<5u ludzach und selbst instr. p'^du ludzm'i neben
p'f doma ludzm'i u. s. f. Nur wenn das zahlwort allein
steht, kann man den nach der analogie des plurals gebil-
deten dativ p'^dom, dies^dom (dzesqdom) u. s. £
brauchen. Hier sind fem. sing, p'^d u. s. f. zu pluralen
geworden, so dafs man selbst im nomin. bei persönlichen
masculinis nicht den nominativ, welcher ein singular wäre,
sondern nur den gen. anwendet, z. b. p'^du ludzi pfyö^o
(fünf leute sind gekommen), und dieser gen. plur. wird in
beziehung zum prädicat wieder als nom. sing, neutr. gef&hlt:
jedenastu, dwudzestu, stuu. s. w. ludzi pry8to(ll,
20, 100 u. s. w. leute sind gekommen).
2) Die Zahlwörter von 11 — 19 sind durch Verbindung
der Zahlwörter 1 — 9 mit 10 mittelst der präposition na
entstanden, und wir finden in der älteren spräche noch
gen. jednego na sde (der 11), dwu na sde (der 12),
loc. f p'§di na sde (in 15) (§de f. dzesf de, altbulg. de-
einig« fUle der wiikmig der aiulogie in def potai. declination. 83
8^te a. 8. f. ond selbst ordioalia: f p'qtym na sde (in
dem fUnfzehnten), w osmyin na s de (in dem achtzehnten)
u. 8. f. In dwa na söe fand eine wirkong der attraction
des zweiten gliedes an das erste statt, nnd ans dwu na
sde entstand dwnnastn, jetzt die allgemeine form f&r
alle casus, und nach dieser analogie bildeten sich jede-
nastu 11, tfynastu 13, cternastu 14 n. s. £ dzew'^t-
nastn 19, kilkunastu (einige über 10). — Aehnlich
haben wir nach analogie des dwudzestu 20 f&r alle ca-
sus tfydzestu (Hr trech dzeSqt 30, p'^dzes^du ftr
p'fci dzesqt 50 etc., dzew'^dzeS^du 90, im instr. ne-
ben dwudzestoma(ze dwudzestu oder dwudzestoma,
mit 20), tfydzestoma, p'^dzes^doma, dzew'^dzei^-
i^oma, und im dat., aber höchst selten, dwudzestom,
tfydzestom, p'^dzes^dom, dzew'^dze^^dom. — Die-
ses allgemeine beherrscbtwerden der numeralia durch die
enduDg -n, und noch specieller die echt duale form dwustu
200, wirkte auch auf die hunderte ein und so sagen wir
(in Verbindung mit subst. für alle casus) stu (od lat stu,
seit 100 Jahren) f&r und neben gen. sta, dat. stu, instr.
Stern (aber in anderer bedeutung, mehr concret), tfystu
300 f&r und neben gen. tf ech set, dat. trem stom, instr.
trema stam'i (tfem'i sty), loc. tf ech stach, öterystu
400 neben cterech set u. s. f. Daneben instr. stoma,
dwustoma, tfystoma u.s.f. und im dat sehr selten und
fast ungebräuchlich stom, dwustom, tfystom u. s. f.,
aber nur p^^duset 500, äeSduset 600 u. s. f. Wir sehen,
dafs hier sto, anstatt als neutr. sing, als numeraler plural
gef&hlt wird.
3) In obojgu, dwojgu fliefst der loc. sing, von nom.
obojgo (beide), dwojgo (zwei) und die allgemeine numerale
und plurale endnng -u zusammen (cf r^ku). Nun aber ist
diese form f&r alle casus gesichert und wird neben gen.
obojga, dwojga, instr. oboj^em, dwojgem gebraucht.
4) Ganz ähnlich verhält es sich mit tyle (alt tylo,
so viel), w'ele (contrahirt; viel) und kilka (alt Kilo,
Kilko, einige). Es sind ursprünglich neutr. sing, und
6*
84 Bandouin de Conrtenay
noch jetzt spricht das volk gen. Welk. Auch diese Wörter
uDterlageo der analogie 3er numeralia, und es bildete sich
tyla, w'ela, kilku für alle casus neben tyloma, w'e-
ioma, kilkoma im instr., uodtylom, w'elom, kilkom
im dat. (jetzt selten und nur ohne subst, mit Substantiven
aber immer dat. w^elu, wie obu, dwu, obudwu). Der
instr. heifst pfed tylu, w'elu, kilku laty, wie pfed
dwu laty, oder pfed tyloma, Veloma, Kilkoma
laty, wie pfed dwoma laty, oder pfed tyl^, Kilk^,
w'eU Iftty, wie pfed p'^(5^ laty f. p'^c^ lat (siebe nn-
ten). Nom. sing, kilka, ganz unbestimmt in betreff des
genus, entstand wahrscheinlich durch den zweifachen eio-
fluXs 1) des nom. pl. neutr., da dies wort als plural gefthlt
ward, und 2) des instr. kilk^, der so aussieht, als ob er
mit dem nom. sing. fem. kilka zusammenhinge.
5) Wir haben drei Wörter fem. gen., die neben ihrer
eigentlichen substantivischen function zu unbestimmteD
Zahlwörtern (theilweise auch fQrwörtern) herabgesunken
sind; nämlich para (paar), sila (kraft), masa (masse) in
der bedeutung ein paar, viel, menge, ungeheuer
viel. In dieser function erlagen auch diese Wörter dem
einflufs der numeralen endung und sind aus fem. sing, zn
pluralen Zahlwörtern geworden. Demzufolge finden wir im
17. jahrh. gen. silu zbrodni (vieler verbrechen), sita
do fortuny wynosemy nesprobowanych (wir erheben
zur bedeutung viele unerprobten), wedlug silu zdana
(nach vieler meinung), drob'az^em situ stof (mit der
kleinigkeit vieler werte), w rozlicnosci silu feöy (in
der Verschiedenheit vieler sachen), u situ (bei vielen, cf.
u w^elu), ludzi situ potykata (sie verschluckte viele
menschen) u. s. f. Wie wir sehen, es sind alles genitive,
resp. accusative, und es scheint, dais nur in diesem ca-
sus dieses wertes sich die endung -u einnistete. Jetzt
ist nom. sita als zahl wort indeclinabel geworden, und man
sagt: nom. und acc. sita w'ilköf (gen. abhängig von siia,
viele Wölfe), gen. sita w'ilköf, dat. sita v/ilkom, instr.
sita w'ilkam'i, loc. f sita w^ilkach, feäach (sachen)
einige Alle der Wirkung der analogie in der poln. declination. 85
u. 8. f. Daf&r aber sagt man jetzt: gen. masu pf edm'o-
tof (einer menge von gegenstftnden), loc. w masu {>f ed-
m'otach, dat. masu pfedm'otom, instr. masn pfed«
m'otami. — Ebenso do paru mlodycb Indzi (zu ein
paar oder einigen jungen leuten; do pary mlodyohludzi
nur dann, wenn man von zwei individuen ungleichen ge-
schlechtes spricht), na paru konach (auf ein paar pfer-
den), seltener na pafe koni (bestimmter gesagt).
Alle diese zahlreichen Übergänge und tief eingreifenden
verftnderungen bewirkte der einflufs des duals, ausgehend
von den Zahlwörtern dwu, obu, unter ihn begQnstigenden
umständen. Es giebt noch eine scheinbar eben so seltsame
von den Zahlwörtern stammende analogie, nämlich:
6) Instr. auf -q. Wie schon oben gesagt, sind die
numeralia 5 — 10 feminina abstracta und bilden eigentlich
den instr. eben so, wie andere substantiva fem. gen.: p'^öq
— diesqcq. Diese formen erlitten theilweise beschränknng
in folge der einwirkuog der analogie von dwu, obu.
Nichtsdestoweniger sind die formen p'^Cii — dzes^cq ganz
und gar nicht vollkommen aufgegeben, sie werden noch
beliebig gebraucht. Ja noch mehr, sie vererbten sich auf
andere numeralia und mit diesen zusammenhängende Wörter
und demzufolge entstanden instrumentale, wie jedenastq
11, dwnnastq 12 u. s. f., kilkanastq oder Kilkunastq
(mit einigen Qber zehn), dwudzestq 20, iiydiest^ 30
u. B. f., stj} 100; kilkq, Velq, tylq, entweder den be-
ziehungsausdruck am Substantiv gar nicht störend (z. b. z
Welq ludzm'i mit vielen leuten, pfed kilkq laty vor
einigen jähren, pred tylqm^zami vor so vielen männem),
oder als instr. vom nom. sing. fem. jedenasta, dwu-
dzesta, sta, Kilka, w^ela, tyla geftlhlt und das
Substantiv als eine ergänzung im gen. plur. (z Velq
Indzi, pfed tylq, w'elq, kilkq u. s. f. lat; cf. p'^cq
lat und parq koni oder parq konm'i). Gegen diese
formen sträuben sich alle polnischen grammatiker, da die-
selben ihnen unverständlich, uncorrect, unregelmäTsig, „un*
organisch ^ zu sein scheinen. Die Wirklichkeit spottet je»
86 Baadoain de GoürteDay
doch des eifere der Schulmeister; schon im 17. jahrh. fin-
den wir zahlreiche beispiele dieser formen, und ihr entste-
hen kann man sehr leicht erklären.
Noch einige andere f&Ue des überspringens in ein an-
deres kategoriengefQhl sind:
1) Die ehemaligen collectiva neutr. gen. (contrahirt,
auf -je), z. b. derne (dornstrauch), gwozdze (nftgel),
kam'ene (gestein, aus kam'enije), w^gle (kohlen) u.s. f.
sind in den plural übergesprungen. Noch im 1 4. jahrh.
lesen wir z. b. w^gle ro^glo ^e jest od nego (die
kohlen sind durch ihn angezündet). Nun beginnen zwei
factoren einzuwirken: 1) der syntactische, da nämlich diese
substantiva, obgleich der form nach singular, nur die mehr-
heit ausdrücken; denken wir an die syntactische ersohei-
nnng, dafs Wörter, wie yolk, regiment u. s. w. in vielen
sprachen (z. b. griech«, lat., altbulg., russisch u. s. f.) das
prädicat im plural bei sich haben; 2) die vollkommeDe
ähnlichkeit und auch das zusammentreffen in der form
(z.b. kam'ene collect, und plur. von sing, kam'en, gwoz-
die collect, und plur. von gwozdz; dasselbe gilt von
derne und w^gle) mit dem nomin. plur. der weichaus*
lautenden stamme. Demzufolge, obgleich man noch kf ece
(blumen), zhoie (getreide) u. s. f. als sing, fbhlt und
derogemäis declinirt, f&hlt man doch kam'ene, gwozdze,
Gerne, w^gle nur als plur. und declinirt darnach. — Zu
diesen collectiven gehört, aller Wahrscheinlichkeit nach,
auch noch das wort ludze (menschen). Cf. Wele, gen.
Vela neutr. sing., und später sing. fem. in w'el^, plur.
numerale in w'elu, w'eloma, Welom.
2) Von den femin. collect, slachta (edelleute), braca
(gebrüder), ksqia (priesterschaft) ist nur ä lach ta bei seiner
idten declination und kategorie geblieben. Ks^ia ist jetzt
▼ollkommen in den plural übergesprungen, und hat bis auf
den nom. ks^£a (aber auch als plur. gefafst: nicht ta ks^i^a,
sondern ci ks^za) masc. pluralendungen angenommen:
gen. (acc.) ksqij (mit dem gen. sing. fem. gleichlautend)^
dat. ksQzom (<. sing. fem. ks^Sy), instr. ks^£m'i (ilt
einige Alle der Wirkung der analogie m der poln. dedination. 87
8g. f. ki^iq)^ loo. (o) ks^zaoh (ält. sg. f. kiqiy oder
ks^i^ej, cf. oben beim gen. sing. fem.). — Bra<5a schwankt
und nimmt bald die form des masc. plur., bald die des
fem. sing, an: nom. ci braca (also als plural gefühlt), gen.
bradi (gen. fem. sg. und pl. maso., zusammengeflossen), dat.
braci oder bra<^om (1728: tym dVema bradi); acc.
= gen., instr. bradm'i oder brad^, loc. o braci oder o
bracach (1570: o tych dwu brad^j). Das übergewicht
ist aber entschieden auf der seite des masc. plur.
3) pojutfe (übermorgen) ist aus dem loc. sing, (po-
-jutfe) ein nom. sing, geworden und wird im sprachge-
f&hle zu den contrahirten gerechnet.
4) Das wort skurwysyn s= s kurwy syn bedeutet
wörtlich: ex meretrice filius; s ist präposition (ex),
kurwy gen. sg. fem., syn nom. sg. masc. Nun fQhlte man
s kurwy -als adjectiv (nom. sing, masc.) und. bildete im
17. jahrh. den gen. skurwego syna, dat. skurwema
synow'i u. 8. w. Heutzutage sind meines Wissens nur for-
men wie skurwysyna, skurwysynow'i im gange.
5) Stuka m'^sa (ein stück fleisch) besteht aus nom.
sg. f. ätuka und gen. sg. n. m'^sa. In folge der attraction
aber wird auch m'^sa als nom. sing. f. gefQhlt und gen.
ätuKi m'^sy neben dem in ein wort zusammengeflossenen
ätakam'^sy gebildet (cf. w'elkanoc ostern, acc. ehemals
w'elk^ noc, jetzt nur w^elkanoo, gen. Vell^äjnocy od.
w^elkanocy u. s. f.; tydzen woche, bei welchem der ge-
nitivstamm tygodn- allen andern obliquen casus zu gründe
liegt).
Ich habe im vorstehenden die Wirkung der analogie
in der polnischen dedination keineswegs erschöpf, sondern
nur angedeutet. Untersucht man genauer, so werden sich
noch zahlreiche fälle der analogie finden. Ich erwähne
nur die weitgreifende anlehnung der pronominalen dedina-
tion an die adjectivische.
88 Bandonin de Cotirtenayi einige Alle der Wirkung der aoalogie etc.
SohlieTslich möge noch eine allgemeine bemerkang
über die analogie platz finden.
Ans meiner ganzen darsiellang erhellt:
1) dafs jeder casus von jedem substantivum in po-
tentia alle endungen hat, die in der spräche leben, um
die diesem casus entsprechenden beziehungen auszudrücken.
Ueberwiegt nur eine gewisse analogie, gleich tritt an die
stelle der einen endung eine andere, früher diesem oasos
gar nicht zukommende« — Gro&ere aussieht sich zu er*
halten haben hierbei die an anzahl . überwiegenden formen,
formen die sich hftufiger in der spräche wiederholen, die
stets gebraucht werden, deren analogie Überwiegend ist;
denn die Wiederholung der eindrücke macht diese stärker
und fester haftend. Es kann so geschehen, dais eine ge-
wisse analogie die erhaltung seltnerer formen begünstigt
und selbst neue kategorien f&r sie schafft. — Bei alledem
strebt das volk nach Vereinfachung der sprachlichen for-
men, deren nothwendigkeit es nicht mehr fühlt.
2) Nur dann ist die Wirkung der analogie ermöglicht,
wenn es gewisse berührungspuncte und Übergänge von
dner würterkategorie zur andern giebt.
Zuletzt fragt es sich, wie sollen wir uns die Wirkung
dieser sprachlichen kraft, der analogie denken? Ea ver^
steht sich, nur mechanisch, nur nach den einzelnen eokr
wickelnngsmomenten. Man soll also eine ganze reihe der
allmählich wirkenden einflüsse annehmen, die das sprach-
geflthl der einzelnen die gegebene spräche redenden indi-
viduen stufenweise verändern (nicht aber aufheben) nod
es in dieser oder anderer richtung sich entwickeln und
sich neue anschauuiigen bilden lassen. — Dies aber streng,
genau und erschöpfend zu bestimmen, wird niemals der
Wissenschaft gelingen.
Jena, febrnar 1868. J. Baudouin de Courtenay
aus Warschau.
Burda, este, firwtt nsque und iki. Sd
Este, ^OTSj usque und iki.
Miklostch vergleicht in seinem lexikon das adverb
eäte mit dem griechischen hi. Vom Standpunkte des alt-
slowenischen allein könnte man gegen jene Zusammenstellung
nichts einwenden, weil ät der regelmäfsige Stellvertreter
von tj ist und wohl angenommen werden kann, dafs edte
etwa auf *etje zurückgeht.
Aber eben mit diesem altslowenischen st hat es oft
seine besonderen Schwierigkeiten, sobald nämlich aus d|er
spräche selbst nicht, erkannt werden kann, ob dem St ein
t, st oder sk zu gründe liegt. Tritt dieser fall ein, dann
kann die beachtung der anderen slawischen sprachen noch
einiges licht verschaffen. Im böhmischen z. b. steht einem
altslowenischen ät, wenn dieses aus tj entstanden ist, regel-
m&fsig ein c gegenüber. Und dais nun die böhmische form
des fraglichen wertes gerade jeätS, und nicht etwa *jece
lautet, macht die vergleichung mit hi sehr zweifelhaft, da
St (stä ist nur bohemismns statt eines blofsen äte) im böh-
mischen nur dann einem altsiowenischen ät entspricht, wenn
das letztere die Verbindungen st und sk enthält
Neben. e£te findet man noch häufiger j es te, ferner
auch oäte nebst jaäte. Wenn man nach dem bekannten
gesetze des anlautes im altslowenischen von j in jeSte und
jaäte absieht, bleiben für die etymologie nur eäte, ofite
und *aäte zu berücksichtigen übrig.
Die betrachtung nun, dafs die enklitische partikel Ka
sss r« = que im altsiowenischen seltener als in den andern
sprachen vorkommt, liefs nüch im letzten theile von este
die vermifste partikel vefmuthen, indem ich annahm, dala
sie sich vielleicht öfter finden dürfte, aber nur nicht als
solche erkannt worden sei. Die analogie von ie = y$
läfst f&r ka = r« im altslowenischen ce erwarten und es
siebt dann eäte einem lautgesetze zufolge für ""es-öe. Wenn
man ferner, dies vorausgesetzt, in den andern sprachen sich
nach verwandten ftür eöte umsieht, so läTst es sich statt mit
h^ eher mit dem griechischen iara und dem lateinischen
90 Bnrdft
usque vergleichen. Von ^are ausgebend, dessen kg wohl
mit der präposition ^c; oder elg identisch ist, kann man
etwa *a8-ka aus vollerem *ans-ka (vgl. kg^ d. i. as, ne-
ben elg^ d. i. ans) verkürzt, als grundform aufstellen.
Während die entstehung von 'iare aus *aska, ^anska
keine Schwierigkeiten bietet, läi'st sich in bezug auf usque
voraussetzen, dafs sich aus der grundform zuerst ^osque
entwickelte, welcher Vorgang im acc. pl; masc. der a-stämme
deutlich vorliegt (lupos und vulfans) und dann erst in
usque überging. Es bleibt nur noch übrig, eine dem
griechischen kg analoge präposition auf dem gebiete des
slawolettischen nachzuweisen. Und in der that fllhrt Bie-
lenstein (lettische spräche, II. bd., s. 293, §. 546) unter den
Präpositionen auch die jetzt vollkommen veraltete Is (bis)
an, die nach den lautgesetzen des lettischen doch nur aus
*ins oder *ens == ursprünglichen ans entstanden sein
kann. Daran, dafs im ersten tbeile von *aäte, oäte, eäte
ein n ausgefallen sein soll, und nicht vielmehr in einem
nasalen vokale erhalten blieb, darf man keinen anstofs neh-
men, sondern bedenken, dafs ja auch oba, obü im grie-
chischen äfji(p(a äfAfpi lauten. Ueberdies stimmt die neben-
form oäte auch im anlautenden vokale vortrefflich zu oba
und obü.
Eine ähnliche Verstärkung einer präposition durch die
enklitika ka zeigt auch das litauische iki. Lautet nämlich
ye im litauischen gi, so schliefst man darnach auch ein
ki, und das anlautende i in iki ist nach litauischem laot-
gesetze aus dem volleren in ss ursprünglichem an ent-
standen, weshalb iki zu schreiben vorzuziehen wäre. Zwi-
schen eSte und \k\ besteht lautlich nur der unterschied,
dafs ersteres in übereinstinunung mit griechisch und latei-
nisch vor der enklitika noch ein s enthält, welches dem
litauischen fehlt.
Die so gewonnene Zusammenstellung von eiie mit
ecrre, usque und theilweise auch mit (kl wird durch die
Syntax bestätigt Das slavische edte kommt gewöhnlich
nur noch als adverb vor, das sich im deutschen am besten
este, Arrr, mque und ikl. 91
durch „noch immerfort, noch immer ^ wiedergeben läfst.
Z. b. böhmisch jeäte tu sedi (er sitzt noch immerfort
da), jeätS neSel (er ist noch immer nicht gegangen).
Man vergleiche damit das horazische ... tarnen „usque^
recurret. Interessant ist es insofern, als sich darin die dem
griechischen ig entsprechende slawische prftposition noch
als adverb erhalten hat. Die zweite von Miklosich ange-
führte'bedeutung ron este, nämlich rjdt], kann ich mit der
lateinischen und griechischen nicht vergleichen, da ich den
Ostromir, aus welchem sie geschöpft ist, nicht zur band
habe. Möglich ist übrigens, dafs sie sich aus einem ge-
brauche entwickelt hatte, der sich auch im lateinischen
findet, z. b. local usque a mari und temporal usque a
Thale, inde usque*).
Das litauische \k\ (Schleicher, lit. gramm. s. 286 und
287) und das lettische is ( Bielenstein , lettische spräche,
U. bd., s. 293, §. 546) stimmen zu lateinischen und grie-
chischen redensarten: usque Bomam und Hotb ini t6 da-
neSov. Endlich bildet usque in Sätzen wie: ferrum usque
eo retipuit, quoad • . . den Übergang zur griechischen kon-
junktion iare^ der auch das litauische \k\ (Schleicher^ lit*
gr. s. 333) zur seite steht.
*) Nur an einer steUe, 95, 4 (Lnc. 7, 6) ttbersetzt jeste im ostr. das
griech. ^Stit sonst stäts das gr. ft^. Diese stelle laatet: jeste ie jemu ne
dale^e s§st9(li8 8§ata) otfi domu, tfd^ Si attrov ov /laxfiav anixov-
To< atio Ttjq oixiaq^ Der Assemanianns (ed. Racki) hat aber este ie emn
idfstju sn nimi ne daleäe s^stn otu domu. Da beide, Ostrom, und
Asseman.) ans einer quelle stammen, so ist vor der band der text noch nicht
als kritisch sicher gestellt zu betrachten. A. S.
Wenzel Burda.
92 Burda
Beiträge zur kenntnis einiger sujffixe im
slawischen.
I. Suffix -yto, -jta und -^tii.
Es ist bekannt, dafs der oom. sg. part. praes. act des
prfisensstammes 'veze- s= urspr. vagha- auf die grnnd-
form vaghants für das masc und vaghant ftür das neutr.
zurücicgebt und dafs nach dem auslautsgesetse im masc.
ts und im neutr. t abfallen mufste. Das übrig bleibende
^vaghan verwandelte sich einem lautgesetze des slaw. so*
folge schliefslich in vezy, welches f&r beide gescfalechter
gilt, worauf besonders hingewiesen werden soll.
Von dem mit dem sufExe man abgeleiteten sahst, nom.
sg. kamy, plam.y u. a. können mittelst des secund&reu
Suffixes ka deminutiva gebildet werden, wie kamy-kü,
plamy-kü. Hier ist deutlich zu sehen, dafs der stamm
kaman-, wenn das suflfix -ka antritt, dieselbe form an-
nimmt, die er im nominativ zeigt.
Diese zwei sicheren beispiele sollen darthun, dals ein
ur^rfingliches, in den auslaut tretendes an ohne unterschied
des geschlechtes im masc. und neutr. zu y werden kann,
und zweitens, dafs ein konsonantischer, mit einem nasal
schliefsender stamm, sobald konsonantisch anlautende Suf-
fixe an ihn treten, dieselbe form wie im nom. sg. annimmt»
Nachdem dieses vorausgeschickt worden ist, kann ich
zur Sache übergehen, und als beispiel für das suffix -yto
möge, kopyto (ungula) gelten. Ich bin nAmlich der an«
sieht, dafs dieses suffix nicht einfach ist, sondern in -y-to
zerlegt werden mufs und dafs y in diesem falle gerade so
aus einem ursprünglichen an sich entwickelt hat, wie im
nom. sg. neutr. vezy und masc. kamy. Die grundform
des Wortes ist daher *kapan-ta-m, und es hat aller
Wahrscheinlichkeit nach auch ein noch älteres nomen ge-
geben, dessen stamm *kapan mit einem konsonanten en-
digte und das im nom. sg. *kopy gelautet hat. An diesen
stamm trat dann das erweiternde suffix -ta wie -ka an
boitrilge zur kenntnis einiger sufBxe im slawischen. 93
*kamaD und es hat sich *kapan- vor -ta in ""kopy-
verwaodelt wie * kam an- vor -ka in kamy. Die .ein-
wenduDg, dafs kamy eiD masc. ist und ""kopy ein neutr.
sein mQlste, wird durch das oben angeführte neutr. des
part praes. act. vezy zurückgewiesen.
Aus dem slawischen allein lassen sich f&r diese auf-
fassang weiter keine gründe vorbringen, aber sie wird sehr
wahrscheinlich, ja beinahe gewifs, wenn man erscheinungen
in anderen sprachen berücksichtigt. Ich weise vor allem
aof das lateinische unguen und unguentum, in welchem
die erweitemng eines konsonantischen Stammes auf an
durch ein suffix -ta klar vorliegt und das auch in der
fonction ganz gut zu kopyto pafst Denn so viel ist
gewifs, dafs dieses zu der wurzel kap (schlagen) gehört
und wie unguen, unguentum ein mittel oder Werkzeug
bezeichnet. Noch häufiger als das suffix an und an-ta
ist das damit sehr nahe verwandte suffix -man und -man-
-ta. Auch bei diesem bestehen öfter noch beide formen
neben einander wie segmen und segmentum, tegumen
und tegumentum, medicamen und medicamentum
u. a. m. oder, was im bezug auf kopyto besonders merk-
würdig ist, gerade die form mit dem schon erweiterten
Suffixe -mento = nrspr. -manta ist die ausschliefslich
übliche, und sind nomina auf -mentüm im lateinischen
ziemlich h&ufig.
Noch wichtiger ist der umstand, dals die in rede ste-
hende erscheinnng nicht auf das lateinische allein beschränkt
ist, sondern sich auch im altindischen, gotisch-althochdeut-
schen und, wenn meine vermuthung richtig ist, im griechi-
schen wieder findet. Die existenz derselben im altindischen
beweist der stamm a^manta-, welcher wie kopyto ein
neutrum ist, und aus dem gebiete der deutschen sprachen
gehört hieher das gotische hliuma neben dem althoch-
deutschen hliumunt. Für das griechische möchte ich die
nomina auf -^a mit dem stamme -^crr- erwähnen. Denn
da a nach einem lautgesetze gleich a + nasal sein kann,
so lüge hier nur der fall vor, dals statt ro ss: urspr. ta
94 Burda
blofs r an einen stamm auf -man- getreten und -^cri^r- in
-/tar- verwandelt worden wäre.
Aufser kopyto sind im slawischen, so viel ich weifs,
noch zwei nomina mit dem sufBxe .-y-to gebildet. Das
erste von ihnen ist koryto (cisterna), welches im böhmi-
schen vorzugsweise den trog bezeichnet, worin den thiereD
futter vorgeschüttet wird. Es wäre daher möglich, dafs
es mit dem griechischen xoQivvvfn verwandt ist. Das
zweite wort varyto kommt in der königinhofer handschrift
vor, wo es ein Saiteninstrument bezeichnet. Ich führe es
hier an ohne allen commentar, blofs weil es in sufGx und
Function ganz mit koryto und kopyto übereinstimmt.
Endlich weifs ich recht gut, dafs neben kopyto einmal
auch kopato vorkommt; doch soll dieser fall der gegen-
ständ eines späteren artikels sein.
Aehnlich wie mit -y-to scheint es sich auch mit dem
Suffixe -y-ta zu verhalten, was ich jedoch nur als unmafs-
gebliche meinung ausspreche. Mir sind zwei beispiele da-
von bekannt, nämlich das böhmische rokyta, welches
eine weidenart bezeichnet, und das russische volokyta
(altslovenisch wäre *vlakyta) mit der bedeutung homo
vagus als masc, procrastinatio als fem. (siehe Miklosich,
bild. d. nomina im altslov. §. 112). Man vergleiche übri-
gens das lateinische Carmenta neben Carmentis und
mit letzterem sementis nebst dem verbum sementare,
endlich noch placenta.
Liefsen sich endlich Wörter auf -y-tu nachweisen, so
besäfse man beispiele dieses Suffixes für alle drei geschlech-
ter, nämlich -y-to n., -y-ta f., -y-tü m.
Ein nomen auf -y-tü ist mir nun allerdings nicht
bekannt, aber f&r den fall, dafs in kopyto der vokal y
einem ursprünglichen an entspricht, ist das wort chomqtö
besonders wichtig, obwohl sich, wie gesagt, dagegen ein-
wenden läfst, dafs man ja statt q ein y erwartet hätte. Wer
jedoch gedenkt, dals das part. praes. act. des verbums je smif
nicht nur wie gewöhnlich sy lautet, sondern auch in der
form 8% nachgewiesen ist, der dürfte in ^ des Wortes cho-
beitrage zur kenntnis einiger suilßxc im »lawiscben. 95
m^tü die regelmälsige Umwandlung eines ursprOnglichen
an erblicken und, im vergleiche zu dem jedenfalls schon
abgeschwächten y, das ^ vielmehr ftkr den volleren und
älteren laut ansehen. Dafs chomqtü mit dem litauischen
kamäntas identisch ist, bedarf keines be weises, aber ob
hier das sufGx -ta an einen früheren konsonantischen stamm
(etwa * kam an) getreten ist, läfst sich nicht nachweisen,
sondern höchstens wahrscheinlich machen.
Die auffallende ähnlichkeit des slawischen kopyto
mit dem griechischen xonavov in wurzel, function und theil-
weise auch im su£Sxe ist sicherlich nicht zufallig (auch
das slawische hat neutra auf sufBx -ana-, wie vreteno,
böhmisch vreteno, deminutiv sogar noch vret-an-ko,
was altslovenisch *vretenüko =z ursprünglich vrata-
nakam lauten müfste), und ferner ist zu bemerken, dafs
konsonantischen suffixcn bisweilen vocalische auf a zur
Seite stehen, somit neben xonavov auch ein stamm *xo;iar-
wie unguen möglich wäre, welcher dann ganz mit
*kopy in kopy-to übereinstimmen würde. Mit den
Substantiven, welche ein mittel oder Werkzeug bezeichnen,
gehen nomina agentis band in band, die konsonantischen
Stammes sind {aoTJycop^ Tiavt^ijv edo, pecten), und der
Übergang konsonantischer stamme in vocalische weibliche
findet sich bei -uov und -fiova^ "fiiv und -(juva. So wie
sich dann xoTiavov^ dqinavov zu kopyto verhalten, so
verhält sich ägBnävr^ mit dem litauischen k&mana zu ka-
mäntas und chomqtu, d. h. es könnte neben einem fe-*
mininum auf -ana {dgeTidpijj kamana) und einem neu-
trum auf -ana, -an (kopy-to, unguen, dginavov) auch
ein masculinum auf -an vorkommen. Dieses wäre *ka-
man, an welches dann erst das erweiternde suffix -ta-
gef> wurde. Zum Schlüsse mag noch bemerkt werden,
dafs das polnische chom^to wie kopyto ein neutrum
ist und das altslovenische masculinum kor^ in Miklosich^s
Lex. palaeosl. auch einmal als neutrum angefahrt wird,
also kor^ n. zu kor^ m. wie chom^to oder kopyto
zu chom^tü oder die grundformen der nominative karan
96 Schmidt, anzeigen.
ZU karans und kamantam oder kapantam zu ka-
mantas.
Wenzel Burda.
Die slavischen Ortsnamen in der Oberlansitz und ihre bedtintnng, ron
J. E. Schmaler. Bantsen 1867, Sehmaler und Pech. 4. 16 as.
Die ersten drei seilen dieser abbandlung sowie der
titel sind in deutscher und sorbischer spräche geschrie-
ben, alles übrige nur deutsch. Der Verfasser theilt die
Ortsnamen in drei kategorien, 1) in solche, die von dem
namen des gründers oder herm eines ortes, 2) in solche,
die von natfirlichen Verhältnissen herzuleiten sind und 3) in
solche, welche in folge einer gewissen Übereinkunft ent-
standen.
Ueber die einordnung mancher namen in die eine oder
andere dieser kategorien mag man noch mit dem Verfasser
rechten können, die Schwierigkeit aber, welche in allen
systematischen Ordnungen von oft unverständlichen namen
liegt, wird die kritik zur nachsieht stimmen müssen. In-
nerhalb der verschiedenen unterabtheilungen der drei ka-
tegorien ist die alphabetische reihenfolge beobachtet wor-
den, was die benutznng der arbeit wesentlich erleichtert.
Zu danken haben wir dem Verfasser, dafs er sich etymo-
logischer Spielereien gänzlich enthalten hat und bei dnnke-
len namen seine ratblosigkeit offen bekennt.
Jena. Johannes Schmidt.
Weber, anzeigen. 97
Korze elementargrammatik der sanskritsprache. Mit vei^eichender be-
rttekaichtigang des griechischen und lateinischen. Von Camillo Kell-
ner, dr. phil., lehrer am gymnasium zu Zwickao. Leipzig, F. ▲•
Brockhaus. 1868. 1 Thlr. 10 Sgr. pp. XXII. 211. 8.
Ein werk der vorliegenden art ist lange schon als ein
dringendes bedfirfnifs geftlhlt worden. Der verf. hat sich
somit ein überaus dankbares thema erkoren, als er die aus-
arbeitung desselben übernahm. Dieser glückliche griff zeugt
von muth und richtiger einsieht in das, was noth thut.
Auch ist die art der behandlung des Stoffes im allgemei-
nen *) dem gegenwärtigen niveau der vergleichenden Sprach-
wissenschaft wohl entsprechend. Leider aber läfst sich das
gleiche — und das bleibt denn doch bei einem solchen
werke die hauptsache — nicht auch von des verf.'s
kenntnifs des sanskrit selbst sagen. Es ergiebt sich
vielmehr augenscheinlich, dafs er seine künde desselben
nicht sowohl aus wirklicher Vertrautheit mit dem leben der
Sprache, als vielmehr wesentlich nur aus den vorliegenden
Sanskritgrammatiken geschöpft hat. Nicht einmal das Pe-
tersburger Wörterbuch, welches zumal in solchem falle
und fär solche zwecke denn doch geradezu als ganz un-
entbehrlich erscheint, kann ihm bei der ausarbeitnng sei-
nes Werkes zur band gewesen sein. Für diese uafertigkeit
und unzureichende sauskritkenntnifs des verf.'s treten die
folgenden punkte mit voller entschiedenheit ein.
1) Die häufige Verwendung entweder ganz unbelegter,
oder doch nur selten sich findender wurzeln in den bei-
spielen, und zwar mehrfach nicht einmal unter beobachtung
der dafür geltenden regeln. So auf p. 28. 29 tikate (müfste
wenigstens tekate oder tlkate lauten), dramati p. 29 (dravati
läge näher), Mandate p. 29 (müfste kandati lauten), aganti
sie gehen p. 30. Auch statt ^ubhate p. 29 müfste
pobhate oder ^ubhati stehen.
*) mit ausnahmen freilich. So erscheint aof p. 74 in der note as als
plnralatativm des pronomens der ersten person, während denn doch das s von
aamän etc. gar nicht zu dem anlautenden a, sondern zu dem folgenden vaa
(sma) gehört.
Beiimge z. vgl. sprachf. VI. 1. 7
98 Weber
2) Die beibringuDg falscher beispiele. äli, biene, ist
masouliDum, nicht femininum (p. 50); ebenso abi schlänge,
nicht ahl (p. 57). anta ist in der regel mascuL; es als
neutrales paradigma aufzuftkhren (p. 61) leitet irre. — Ka-
tdrtaja p. 85 ist ein nnding für katudtaja. — Die 1. pers.
praes. von wurzel sü ist 8ut6, nicht save (p. 106). —
Die 3. pers. imper. von wz. da lautet dadätn, nicht dattu
(! Kweimal, auf p. 108 und 167). — Hieher gebort auch
die falsche oder wenigstens gesuchte Übersetzung der ge-
gebenen beispiele. So v&idja p. 15 der veden kundige,
bal&pva: p. 22 das starke pferd, tarQtpatti: ibid. der er-
trag des baumes, bftliUitsukjam p. 23 des knaben angst,
bftlartu: ibid. des knaben gang, kavjartha: ibid. des dich-
ters reichthum, pipakä p. 26 durstig (I), tviiS ibid.
flamme, kas p. 40 gehend, würz. f\6 p. 111 unter-
scheiden.
3) Die mehrfache Wiederholung desselben druckfehlers
dicht neben einander. So p. 10 zweimal m&hftl, — p.27
zweimal märut, — p. 19 fünfmal wz« budh in der form
bhud, ebenso p. 34. 35 dreimal abhödhajam oder abhö-
d^am, p. 95 zweimal bhödanti, — p. 35 dreimal svada
mit kurzem a, — p. 42 siebzehnmal hrid f&r hrd, —
p. 45 achtmal, p. 70 dreimal und p. 207 (im index) dur-
a^anaa f&r durmanas, — p. 66 zweimal und p. 210 im
index ^akthi f&r saktbi, — p. 175 panipadjd und panipa-
dimi f&r ^patjd, ''patimi, — p. 185 dreimal ^ambös ftr
(Munbhds. Die zahl der einzelnen druckfehler ist außer-
dem eine überaus grofse.
4) Fftlscbe oder doch ungehörige, resp. ungenau ge-
faxte regeln. Im gewöhnlichen sanskrit heifst es nie, wie
p. 24 gelehrt wird, strijsj iha oder güvä atra, nur striji
iha und gäväv atra. Der Sprachgebrauch hat sich unbe-
dingt hiefür entschieden. Nur die grammatiker lehren auch
die andere weise. — Dafs anlautendes 9 nach finalem n su
Kh wird, ist §. 81 ganz mit stillschweigen übergangen, und
auch in §. 83 wird darauf nicht hingewiesen. — Die regel
§. 87 von der beliebigen Verdopplung der consonanteo
anzeigen. 99
nach r brauchte in einer „eleroentargrammatik^ gar keine
stelle zu finden. — Dafs ^die schweren casus ans der voll-
sten ursprQnglichen form des Suffixes gebildet werden^
(p. 43)^ ^^^ mittleren aus der bereits „einmal geschw&ch*
ten Stammform^, die leichtesten aus der „zweimal ge-
schwächten^ dgl., ist eine unrichtige darstellung des sacb-
▼erhaltes, steht auch im Widerspruch mit der eignen an-
gäbe des verf.'s auf p. 48, dafs „vant die arsprflngliche
form des Suffixes väs sei^. Nicht rägän (s. p. 175), son*
dem rftgan ist die grundform. In den starken casus fin-
det eben meist eine Steigerung statt, während in den mitt-
leren sich meist das ursprfingliche thema zeigt. — Dafs
bei den radikalen nomina (p. 40) die mit bh beginnenden
endungcn an den nom. sg. antreten, ist eine rein von dem
ftufserlichen ausgehende darstellung. — Die regel über Sa-
lus p. 46 ist in einer „elementargrammatik'^ sehr überflüs-
sig. — Die reihenfolge der vokalischen deklinationen geht
(p. 52) vom finalen ar (r) aus, blos wegen des leichteren
anschlusses an die vorangestellte consonantische deklina-
tion, den die ar-stämme bieten, und schliefst mit finalem a.
Die erste deklination wird somit zur letzten. So sehr
wir im übrigen für sprachgeschichtliche forschungen die
ersetzung des r durch ar billigen, so hat dieselbe bei einer
grammatik, resp. „elementargrammatik^, des sanskrit denn
doch ihre bedenken, wie der vorliegende fall zeigt. — Die
erklärung des lokativs und genetivs der Wörter auf u durch
eine Steigerung desselben, so dafs im lokativ aus av-i durch
abfall der endung äu, resp. im gen. durch abfall des an-
lüuts der endung (as) ös geworden sei (p. 55), ist ebenfalls
eine rein äufserliche, giebt resp. für den völlig gleichen
ausgang des locativs der i- stamme gar keine auskunfb.
Auch die erklärung des ena und äja im instr. dat. der
Wörter auf a (p. 60) ist eine ganz äufserliche. — Die en-
dung äis im instr. plur. der masc. auf a geht schwerlich
auf äbhis zurück (p. 61), steht ja doch die form ebhis
im Veda noch direkt daneben. ~ Der locativ von püs
7*
100 Weber
heifst nicht punsu, wie der verf. aus M. Mfliler's gramma-
tik ohne weiteres nachschreibt (p. 65), sondern püsu (vgl.
jetst Böhtlingk-Roth V, 1604). — Die obliquen casus von
9van werden aus Qun, nicht aus Qün (p. 65) gebildet. —
Die dualformen sind bei akii etc. nicht von der analogie
der übrigen leichtesten casus auszunehmen (p. 66), wie
das eigene paradigma des verf.'s zeigt, wo richtig akänös
aufgeführt ist. — Bei sakhi ibid. ist zu lesen: „in den
Qbrigen schweren (dies wort fehlt) casus erscheint sa-
khai^. — anvank hat in den starken casus nicht anv&nk,
sondern nur anvank (p. 69. 205). — Der instr. plur. des
pronomens der ersten person ist asmÄbhis, nicht asmÄbbis
(p. 74, wohl blos druckfehler). — In den worten: ,ydie fle-
xion ist die des simplex kas^ p. 79 bricht mal der alte
Adam, die Wörter durch ihre nominative, nicht durch
ihre thematischen formen zu bezeichnen, wieder durch
(ebenso Qivas, viermal, auf p. 185.186). — Bei den Zahl-
wörtern ist tri^atam p. 82 einfach als „300^ angegeben,
ohne irgend notiz davon zu nehmen, dafs es vielmehr
eigentlich 103 bedeutet (vgl. ind. stud. IX, 469), und erst
sekundär auch f&r 300 verwendet wird. — Dafs „die Ar
die verbalform am meisten charakteristische silbe den hoch*
ton hat^ (p* 92), ist in dieser fassung völlig irrig. Li
der ganzen ersten conjugation ruht ja der accent durch*
weg (bis auf die augmentirten formen) in den Specialtempora
nur auf dem thema, während er in der zweiten conjuga-
tion — bis auf die bekannten ausnahmen im sg. par., im
1. ps. imper., und im potential — durchweg auf der
endung ruht. Hieraus ergiebt sich zugleich, dafs von
dem gewicht der personalendungen (p. 102) hierbei nicht
als mafsgebend die rede sein kann, denn dann müTste dies
gewicht doch auf alle verba gleichmäfsig wirken: in der
that gehören ja auch die faktisch schwersten dgl. en-
dungen, die der l.ps. imper., zu den angeblich leichten.
Die Verstärkung des thema's hängt vielmehr einfach nur
mit der betonung zusammen. Der grund freilich, warum
die alte weise der verba, denn das ist offenbar die der
anzeigen. 101
conjugation II, der Deuen weise der coDJngation I ge-
wichen ist, liegt Doch nicht klar vor. — Die vollstündige
anffOhning der medialformen der wz. as auf p. 92 — 94
mufs den glauben erwecken, als ob dieselben ganz ge-
bräuchlich seien, w&hrend doch faktisch nur etwa der sg.
praes. belegbar ist, die Qbrigen formen nur aus der son-
stigen verbalconjugation erschlossen sind. — Dafs die 9,wui>
zeln auf a^ (sie!) bei der bildung des praesensstammes
die halbyokale v oder j einschieben (p. 95), ist eine ganz
▼erkehrte anschauung. Die wurzel. gjö speciell, die dem
verf. so schwere bedenken macht (s. p. XI und p. 95), exi-
stirt nur als eine abstraktion Vöpadeva's. Und die son-
stigen angeblichen wurzeln auf e, fii, ö, die er sich nicht
recht erklären kann, obschon er Schleicher's ansieht, dafs
es „wurzeln auf a'^ seien, beitritt, sind höchst einfach als
bildungen der vierten, nicht der ersten (p. 97) classe,
resp. als wurzeln auf ä zu erkennen, deren ä sich vor dem
ja der vierten classe entweder bewahrt, so glä-jämi, oder
verkQrzt, so da-jämi, hva-jämi, oder verliert, so d-jämi
(kuriose andere erkläft*ung auf p. 154). „Wurzeln auf ä^
giebt es im sanskrit überhaupt nicht, und wenn man auch
vom indogermanischen Standpunkte aus bei einigen wur-
zeln auf am und an allenfalls dergl. unnasalirte nebenfor-
men auf a vielleicht statuiren mag, so ist es doch schwer-
lich gerathen auf grund dessen die sämmtlichen, ziemlich
zahlreichen wurzeln auf ä, primäre wie pä, da, mä u. dgl.,
and sekundäre wie mnä aus man, glä aus gal (gar, ^ar),
hvä ans ha etc. als auf ä ausgebend hinzustellen, was nur
zur folge haben kann, dafs in jedem einzelnen falle die Ver-
längerung desselben erst wieder apart statuirt werden mufs
(vgl. z. b. hier p. 106. 108. 109. 118. 123. 125. 140. 148).—
Die wurzeln dhar und mar (p. 98) werden allerdings von
den indischen grammatikern kurioser weise als verba der
6ten classe aufgeführt, aber deren praesensstämme dhrija,
mrijä sind vielmehr einfach als passiv -formen mit secun-
därer aktivbedeutung aufzufassen; dasselbe gilt von wz. dar,
drije (p.99). — Die formen pipürvas pipürthas etc. (p.l09)
102 Weber
sind grammatische düfleleieu (Vöpad^va's). Die texte bie-
ten piprivas etc. — Der abfall eines „dentalen aaslautes''
vor den mit t, th, dh beginnenden endungen (p. HO) ist
ein falscher usus, der in eine „elementargrammatik^ nicht
hineingehört. -— Die wz. dar schwächt keineswegs ihr ar
zu „ri (nicht r)^ (p. 114), sondern zeigt nur r (drn&%
nicht drin&''). — wz. bhrl (ibid.) bedeutet zunächst nicht:
tragen (dies ist nur eine unrichtige angäbe einiger), und
bildet femer nicht bhrinä^, sondern entweder bhrlnä^ oder
bhrnä^ — Beim „starken^ aorist (p. 117) ist diejenige
form, bei welcher blos die endungen an die wurzel treten,
fast ganz bei seite geschoben (p. 118), während sie gerade
speciell in den Vordergrund treten muiste. — Der aorist
ahvam (ibid.) erklärt sich einfacher aus wz. hü direkt, als
aus der Weiterbildung derselben zu hva (d. i. hv&). — Beim
9 schwachen^ aorist ist kurioser weise die form mit dem
bindevokal i, deren 2. ps. plur. ätm. Qbrigens auf idhvam,
nicht auf idhvam (so zweimal) ausgeht, vorangestellt
(p. 120). — Der aorist amäsisam für die wurzeln mi, ml
(p. 123) stützt sich nur auf Vöpadeva (aus Pän. VI, 1, 50
folgt er ebenso wenig, wie das bei Westergaar d und Mol-
1er sich findende perfectnm mamäu, mame); die texte bie-
ten, auch für das perfecta nur i- formen. — Ein perfect-
stamm guhva von wz. hva (p. 126) existirt nicht; das per-
fect wird aus wz. hü gebildet (guhäva), vergl. p. 164. —
Die wurzeln vart, vardh, vakd etc. lauten auch mit va an
und schliefsen consonantisch, haben aber doch nicht u als
reduplikationssilbe (p. 126) sondern va; die einfache coiv*
Bonanz im auslaut war zu betonen. — Beim singular des
perfect par. (p. 127) war der Zusammenhang zwischen be-
tonung und Verstärkung des thema's hervorzuheben, reep.
in den Vordergrund zu stellen. — Die erklärung der for*
men teniva u. dgl. (p. 128) durch Schwächung des a der
Wurzelsilbe zu i, aasfall des anlaute derselben und coo*
traktion des a der reduplikationssilbe mit dem i der Wur-
zelsilbe zu ^ ist eine ganz äuüserliche. Vedische formen
wie paptima, tatniid zeigen, dals der weg ein ganz andrer
anseig«!). 103
war: der wurzel vokal fiel zuerst aus, dann der worzelan-
laut, und die Verwandlung des a der reduplikationssilbe
zu e ist nur eine ersatzdehnung. — Von Ki und Mit (p. 132)
waren auch die beiden gebräuchlicheren formen lakl^a,
kiketa aufzuführen (zu ki vgl. wenigstens p. 152), so wie
<^uf gl gig^ja aufmerksam zu machen, um so mehr als der
verf. auf p. 1 73 n. zeigt, dafs er bei kikid den werth dieser
form richtig schätzt. — Das zur bildung des futurum Sim-
plex (p. 134) verwendete sjämi etc. war gar nicht als ein
I, futurum von as^, sondern eben nur als eine „praesens-
bildung auf ja^ zu bezeichnen : denn es hat sich doch ge-
wifs nicht zuerst blos von wz. as allein ein ,,fiiturum^ ge-
bildet, während alle die andern wurzeln leer ausgingen. —
Die medialform des participialfutur^s (p. 138) ist im faktischen
gebrauch der spräche nicht recht vorhanden: ein para-
digma war daher unnöthig. — Dafs das part. praes. ätm.
bei cl. 10 vorwiegend sich auf äna bilde (p. 142 )9 ist
irrig: es ist dies vielmehr höchst selten der fall. — Ebenso
ist die active form des part. praes. pass. äufserst selten,
die mediale form nicht blos die gewöhnlichere (p. 143),
sondern die fast alleinige. — Beim part. perf. pass. ist in-
lautendes ar der Schwächung in r fast durchweg unter-
worfen: der verf. sagt irrig (p. 145), dais dies in der re-
get nicht geschehe, und das von ihm angef&hrte beispiel
dhariita ist falsch; wz. dhrä bildet dhrsta oder dhrsita,
dharöita ist part. perf. pass. des causativs. — Schlielsen-
des j bei wurzeln existirt entweder gar nicht, kann also
auch im p. p. p. gar nicht abgeworfen werden, so bei
wz. sphäj p. 145, welches trotz pasphäjd wohl nur als wz.
sphft d. 4 aufzufassen ist, oder die betreffenden wurzeln
nehmen bindevocal i an. — Der unterschied der beto-
nung bei den formen des infinitivs auf tum, und des ge-
randinms auf tvä, welcher die verschiedene behandlung,
resp. Steigerung oder Schwächung, der wurzeln zur folge
hat, war hervorzuheben (p. 147. 148). — wz. gä gehen bil-
det gigami, nicht gagämi (p. 151); „die vedischen formen
gagäti [wovon ^agatj, ^agajät sind noch nicht nachzu-
104 Weber
weisen^ (petersb. wtb.). — ^äjatS (p. 152) ist nrsprQnj^ch
ein passivum, nicht medium der cl. 4; im Veda werden die
passiva, und zwar in dcponentialer, wie in passiver bedea-
tang, häutig auf der wurzel betont, — wz. gjä bildet fak-
tisch glta im p. p. p.; ^Ina (p. 155) geben nur die gramma-
tiker an. — wz, div spielen (p. 154) bildet djüta im
p. p. p., djüna gehört zu wz. div jammern. — matja ist nicht
als verbaladjektiv von wz. man (p. 158) aufzufassen. —
Das perfect mamäu von wz. mi (p. 158) ist schwerlich zu
recht bestehend (s. oben p. 102). — Bei wz. ^ (p. 162) war *
zu erwähnen, dafs der accent durchweg auf der wur-
zel ruht, was offenbar die stete guna-steigerung derselben
zur folge hat. Vermuthlich ist hier, wie bei wz. äs (auch
stets ebenso betont) die bedeutung für dies ruhen des
tones auf der wurzel mafsgebend gewesen. — Das p. p. p.
der WZ. budh lautet regulär buddba, nicht budhita (p. 169),
eine form, die zum wenigsten nur sehr selten, resp. in spe-
cieller bedeutung, geraucht wird. — Die erklärung der
wurzeln 90, so durch a^, resp. as (p. 162. 171) hat an die-
sem orte nichts rechtes zu suchen, ist ja zudem auch an
und ffir sich noch sehr zweifelhaft. — Das desiderativ
der WZ. budh lautet in der regel bubhuts , nicht bubödhiä
(p. 172). — Neben pipatiä (ibid.) war pits zu erwähnen, wie
denn der gänzliche mangel einer erwähnung der formen
lips, rips, rits etc. höchst auffällig ist. — Das desiderativ
von karä ziehen lautet nicht Kikiräämi (p. 175), sondern
dies ist das desiderativ von wz. kar machen. — Das in-
tensivum wird nicht gebildet durch das passivum mitgu-
nirter praesensreduplikation (p. 174), wie die vom verf.
angegebenen beispiele ja auch selbst zeigen, z. b. keknje
intens., aber passiv krije, tästarj^ intens., aber stlije pass.
(ein „passiv starje^ existirt nicht). Der verf. hat sich hier
durch sein bestreben, äufserliche hilfsmittel zur bildung
der formen anzugeben (vgl. z. b. p. 141. 142 „um das ...
zu finden'^), irre leiten lassen. — Die aktivform des in-
tensivs ist etwas stiefm&tterlich behandelt (p. 174); sie fin-
det sich nicht blos „zuweilen^, sondern steht ganz gleich-
anzeigen. 105
berechtigt neben der deponensform da. — pälajämi (p. 175)
kommt nicht von päla, sondern ist aus pärajämi, caas. wz.
par, entstanden. — Die nomiualbildung ist auf p. 176. 177
sehr kärglich abgespeist. — Bei der composition war
es bei dem sonstigen Standpunkt des verf/s in der that
unerläfslich, etwas bessere Ordnung in die bekanntlich
tbeilweise zusammenfallenden sechs classen der indischen
grammatiker hineinzubringen (beiläufig bemerkt steht nicht
gandha fine comp, ftfr gandhi p. 184, sondern gerade um-
gekehrt). Das speciminis caussa auf p. 185 — 6 erklärte
compositum ist nicht ganz richtig aufgefafst; in ,,9ambhö:
parjankagranthibandhadvigunitabhugagä^l^asävlta^änö:
(whilst his serpents coil with the folds of his vesture
round his bended knees, Wilson) ist nämlich bhu^aga plu-
ralisch aufzufassen, und dvigunita gehört nicht zu bhu»
gaga, sondern zu äpleäa; also: „Qiva, dessen kniee bedeckt
sind durch die umwindungen seiner schlangen, welche die-
selben verdoppelt haben, um ihm zur herstellung der pa^
rjankagranthi genannten positur (sitting on the hams with
a cloth fastened round the knees and back) behQlflich
zu seih^. Oder wenn man mit dem verf. konstruirt — und
in der that stimmt ihm der hiesige comm. des drama^s
(Chambers 443) zu — , so darf man doch nicht vom
„schlangenpaar^ sprechen, sondern mufs übersetzen: „be-
deckt durch die umwindungen der schlänge, die sich ver-
doppelt hat, da sie das band für die parjanka-positur bil-
det^. Jedenfalls wäre ein verweis auf dien sachlichen ver-
halt der hier vorliegenden Vorstellung, die sonst als baarer
unsinn erscheint, wohl am platze gewesen. —
In der darstellung des schriftsystems ist die angäbe
(p. 189) unrichtig, dais nur dann, wenn der erste der
zusammentreffenden consonanten zur reehten keinen
senkrechten strich hat, sich beide consonanten zu einem
compendium ,|auf folgende weise'' vereinigen, denn die auf
p. 190 „folgenden'^ beispiele enthalten auch falle, wo der
erste consonant ein t, n, s ist, die doch sämmtlich
zur rechten einen senkrechten strich haben. Das angeb-
106 Weber
liebe „compendium^ gnj (p. 193) ist ▼ielmebr gjr sa le-
sen. — In der Schriftprobe (p. 194 — 197), die kurioser
weise aus einer ganz sekundären quelle, nämlich aus einem
186 1 von Kossowicz veranstalteten abdnick der Sävitn, eiit>
lehnt ist, während doch die Boppsche ausgäbe (1829), resp.
die Originalausgabe des Mahäbbärata (III, 16620 — 16657)
weit besser zu gründe gelegt wäre, ist eine sehr groise
zahl von fehlem enthalten, und zwar theilweise solche, die
auch in der lateinischen Umschrift auf p. 198 — 200 ganz
ebenso wiederkehren. Es sind darunter resp. einige sehr
grobe Schnitzer. So ist in v. 27 beide male nrpat^r
(mit viräma) pär9vam aus Kossowicz herQbergeDommen,
und in v. 19 hat der verf. in ^ukU das von Kossowicz
für kl verwendete compendiumszeichen, welches alleofalls
wie ktl aussieht, gänzlich verlesen, resp. in beiden textea
durch 9ulkte (sie!) wiedergegeben! was er sich dabei wohl
gedacht haben mag? Abgesehen von diesen und den son-
stigen direkten fehlem (z. b. viermal ^th statt ät und drei-
mal umgekehrt ät für sth) ist aber auch die beobachtete
Orthographie selbst sehr mangelhaft. Es ist gegen alle
Ordnung im innern der Wörter die nasale durch aousvänt
zu geben, also käkanim, krtägalir, dagegen finales m ei-
nes compositionsgliedes dem folgenden anlaut anzopassen,
so satjasandhö, santäpam, santänam (neben kilät, sämd-
nire tlbrigens, wofQr consequenter weise kinkit, samm^
nire zu erwarten wäre). Auch wäre bei der vom verf. be-
liebten durchf&hrung der abtheilung der einzelnen Wörter
von einander darauf zu halten gewesen, dafs finales m vor
folgendem vocal eben durch m, nicht durch anusvfira, ver-
treten ward. Die Verdoppelung des dh nach r in vjavard-
dhata v. 19. 21 ist ganz Qberflüssig, znmal da die regel
(§. 87) sonst nicht beobachtet, vielmehr dharmätmft, dbir-
mika:, sarva, artha etc. ohne Verdopplung geschriebeo
ist. — Das zugefQgte vocabularium (p. 205 — 211) bf
zieht sich nicht, was doch vor allem zu erwarten gewesen
wäre, auf die mitgetheilte sprachprobe» Und in becsg «if
die einzelnen darin au%efQhrten Wörter ist s. b. co benMi-
anteigen. 107
ken, dafs anaduh (§. 140) nicht als thema gelten, kann,
sondern nur anadvah, was ja übrigens auch zu dem eige*
nen System des verf.'s, wonach er sogar anvähk als thema
auffährt) besser pafst. — wz. khid heilst nicht betrüben,
sondern etwa drücken, und nur im ätiii. sich bedrückt füh-
len, betrübt sein; auch ist die parasm. form khindami in
der spräche selbst nicht lebendig, nur kbidämi, resp. khid-
jämi (in neutraler bedeutung) ist belcgbar.
Wir haben uns im vorbtehenden wesentlich auf das
beschränkt, was uns gerade beim durchlesen des Werkes
als besonders mangelhaft darin aufgestofsen ist. Es würde
zu weit führen, nun auch noch näher auf den plan des-
selben und die ausführung dieses planes, reep. die an-
ordnang und v er th eilung des Stoffes einzugehen.
Auch da würden allerlei bedenken zu erheben sein. Und
doch beruht gerade hierin das eigenthüoiliche verdienst
des verf^s, welches wir ihm in keiner weise schmälern
wollen. Freilich ist er auch dabei nicht gerade mit be-
sonderer Originalität zu werke gegangen, hat sich resp.,
wie er auch selbst angiebt, wesentlich an Schleicher^s me-
thode angeschlossen, wie er denn sogar auch die morpho-
logischen formein Schleicher's je bei gelegenheit verwer-
thet. Imnaerhin aber bleibt das werk denn doch zum we«
nigsten eine wirklich selbständige umgieisnng alten stoflPes
in neue, leider eben durch die gerügten defecte arg ver-
unstaltete, form.
Für das Übungsbuch, welches der verf auf p. XI in
aussiebt stellt, empfehlen wir ihm noch ganz besondere
vorsieht. Nach dem specimen, welches er hier bereits in
der „Schriftprobe^ vorgelegt hat, halten wir ihn zunächst
noch lange nicht für reif genug, um etwas derartiges zu
unternehmen. Auch können wir es nicht billigen, dafs er
nur „transcribirte sprachstücke^ in aussieht stellt; halten
es im gegentheil f&r dringend noth wendig, dals die trao-
scription nur etwa den ersten beiden dgl. stQcken bei-
gefhgt wird, um eben in das lesen einzuführen; dagegen
müisteii auch sie, ond alle folgenden stücke nur, in der
108 Pott
origiualschrift gegeben werden. Das glossar könnte dann
wieder entweder blos oder doch gröfstentheils in lateini-
soher Umschrift gedruckt sein. Eine derartige verbin*
düng beider methoden ist das beste mittel, um den an-
ftnger allmälig in die kenntnifs des Devanägarl einzufüh-
ren, in welchem ja doch für immer der gröfste theil der
sanskritliteratur gedruckt werden wird.
Berlin, 16. juni 1868. A. Weber.
Ein deatBch-preursischeB vocabnlarium aus dem anfange des fllnfsehnteii
Jahrhunderts. Nach einer elbinger handschrift mit erläntenuigen her-
ausgegeben von G. H. F. Nesselmann. Königsberg 1868. 56b. 8.
Wer einem paläontoIogen die freude über den fund
einer bis dahin unbekannten vorweltlichen thiergattung hö-
herer art nachzuempfinden nicht unter seiner wfirde hält:
der wird auch den, und zwar, weil es sich dabei um un-
seres gleichen handelt, noch weitaus mehr berechtigten hoch-
genufs eines Sprachforschers begreifen, wenn ihm von einer
erloschenen spräche noch wieder aufgefundene kostbare
reste vor äugen gestellt und fbr wissenschaftliche benutsung
zugänglich gemacht werden. Jedes volk ist ein stQck
menschheit und seine spräche ein gut theil seiner seele.
Deshalb büfst mit dem Verluste der spräche, d. h. mit dem
allmäligen eintausche gegen eine fremde ihm aufgedrun-
gene, ein volk (es sind aber die alten Preulsen durch die
deutschen Ordensritter nicht gänzlich vom erdboden ver-
tilgt, sondern, was von ihnen übrig geblieben, flols za an-
fange des 17. Jahrhunderts mit den deutschen ansiedleni
in einsl) zugleich auch die wichtigste Seite seiner eigenart
ein, und geht damit, selbst beständen in der forterzengung
seine leiber mit denen seiner sieger unvermischt fort, gleich-
wohl als dieses volk unter. Ein schmerzlicher verlust
das, unter allen umständen! — wo nicht, dies einmal, z. b.
von manchen rasch dahin schwindenden rohen
anzeigen. 109
Stämmen, zugegeben, im grofsen haushalte menschlicher
entwickelung, — doch jedenfalls, zu geschweigen theiinahm-
Yollen mitgefühls, f&r die Wissenschaft der Völker- und
Sprachkunde; und zwar ein unersetzlicher, dafern die sprä-
che als nicht durch die scbrift eingefaogen und gefesselt
spurlos wie vom winde verweht ist, nirgends mehr der
oachwelt eine erinnerung von sich hinterlassend und den
anhält, das volk, welches in jenen sprachklängen lebte und
webte, nach diesen und mittelst dieser einzuordnen an
dem, ihm in dem grofsen vielstimmigen völkerconoerte ge-
bohrenden platze.
Etwas ähnliches bietet uns nun wirklich obige scbrift
von dem vielseitig, im besondern aber um die sprachen in
unserem engern vaterlande, lithauisch und das damit nächst-
verwandte ausgestorbene idiom der alten Preufsen wohl-
yerdienten königsberger gelehrten. NatOrlicb kommt es
ans gar spafshafb vor, wenn man nicht selten bei Franzo-
sen (und das ist noch nicht Qbermäfsig lange her) dem
glauben begegnete, als spräche man im königr eich Preu-
fsen, Berlin an der spitze, nicht etwa deutsch, sondern
eine davon grundverschiedene spräche, die preufsische.
Wir lachen ob solcher Unwissenheit, und zwar mit vollem
rechte. Allein wie, wenn in unseren eignen busen zu grei-
fen wir nichts desto weniger alle Ursache hätten, und die
Franzosen doch nicht auf einem, in solchem maafse dik-
ken irrthume säfsen, als es auf den ersten blick scheinen
wollte? Es bleibe hier unbesprochen, dafs ein grofser theil
des an der Elbe und ihren Zuflüssen belegenen geländes
zwar urdeutscher, allein erst wieder von den Slawen,
welche in die von germanischen stammen verlassenen länder-
gebiete nachrückten, zurückeroberter boden sei. Uns küm-
mert jetzt nur, dafs die provinz Preufsen, welche durch
eine allerdings sonderbare Verkettung von umständen in
erweitertem umfange dem gleichbenannten königreiche ih-
ren namen lieh, unläugbar nicht nur noch heute die sprach-
lich den Slawen um vieles näher als uns verwandten Li-
thauer (mit preufs.-lith. mnndart, wogegen die poln.-litb.
1 10 Pott
in Scbamaiten) in ihrem schoofse beherbergt, sondern aach
die nachkommen jener echten Preufsen, deren nun schon
seit Jahrhunderten verstummte rede mit dem lithauischen
und, in etwas weiterem verwandtschaftlichen abstände, dem
lettischen eine, dem allgemeinen typus nach slawische,
jedoch weitaus alterthflmlichere besondere sprachgruppe
ausmacht, welche man, jedoch (z.^b. wegen der finnischen
anwohner der Ostsee, Finnen, Esthen, Liven) nicht ganz
sachgemäfs, als baltische zusammenfalst. Wie viele nnn
aber selbst in Preufsen wissen von jenem alten preufsen-
idiome aus mehr, oder vielleicht noch weniger, als blofsem
höreusagen, ungeachtet uns doch eine solche kenntnifs, und
wäre es nur aus rein vaterländischem Interesse, nahe ge-
nug angeht? Das leidet aber jetzt keine entschuldigung
mehr.
Zuerst war es J. S. Vater, durch welchen das Sta-
dium des altpreufsischen wieder ermöglicht und belebt
wurde. In seinem 1821 erschienenen buche: Die spräche
der alten Preufsen nämlich ist, nach dem unvollständigen
exemplare des im geheimen königsberger archive aufbe-
wahrten lutherischen katechismus von 1561, der text mit
deutscher interlinear-öbersetzung abgedruckt, sowie daraas
Sprachlehre und Wörterbuch angefertigt. Höheren anfor-
derungen jedoch genügte erst Nesselmann in: Die spräche
der alten Preufsen an ihren Überresten erläutert. Berlin
1843. Nicht nur, dafs er den vorgedachten katechismoB
vollständig und fehlerfreier wiedergab, enthält sein back
auch noch von zwei anderen altpreufsischen katechismen
(beide von 1345), welche typographische Seltenheiten sind,
den Wiederabdruck, und bekundet desgleichen durch röck-
sichtnahme auf die verwandten sprachen einen bedeuten-
den fortschritt. Schon 1848 aber gab der stadtrath Ferd.
Neamann zu Elbing im V. bände der neuen preufs. pro-
vinzialblätter von einem, in seinem besitz befindlichen
handschriftliehen prenfsischen Vokabular künde, ohne dafs
in den 20 jähren die von ihm verheifsene veröffiButlichong
erfolgt wäre. Allein, sobald im april 1868 Schenkung der
anzeigen. 111
handscbrift an die elbinger stadtbibliotbek erfolgt war,
machte sich unser autor ohne verweilen daran, den bis
dahin fast ganz unbenutzt liegenden schätz zu beben und
ans licht zu stellen. Es besteht aber das von Peter Holcz-
wesscher [-wärther?] aus Marienburg abgefafste oder doch
abgeschriebene deutsch-preufs. Vokabular aus 802 nuxnmem,
welche, mit ausnähme von no. 459 — 468: farbenadjectiva,
sSmmtlich substantiva sind, und das bisherige material,
obschon, eben jener beschrftnkung wegen, nur in einseiti-
ger riohtung bedeutend erweitern. Die grammatik trägt
vergleichsweise nur wenigen nutzen davon, wogegen der
gewinn auf Seiten des Wörterbuchs um so beträchtlicher
ansiUllt, als der luthersche katechismus seiner natnr nach
eine menge von sehr wissenswerthen benennnngen zumal
dem täglichen leben angehörender dinge ausschlofs und
zu ausfllUung jener schwer empfimdenen locken das Grün-
aussehe verzeichnifs seines geringen umfanges halber nur
wenig aushalf. Ueberdem aber erweist sich das Vokabu-
lar auch für die deutsche lexikographie nicht ganz nutz-
los, indem die deutschen Wörter darin, welche, indem die
handschrift allem anscheine nach aus dem anfange des
15.jahrh. herrührt, zum theil sehr alterthümlich und viel-
leicht landschaftlich gefärbt sind, weshalb zu deren erklä-
mng sich der herausgeber öfters der beihQlfe abseiten der
germanisten Schade und Zacher versichert hat. Da
diese Wörter aber durchaus hochdeutschen Charakter tra-
gen, ins alte Prenfsen aber eher niederdeutsche bevöl-
kerung eindrang: so mufs dieser umstand mit in betracht
gezogen werden, will man sich etwa von dem zweck bei
abfassung dieses Vokabulars rechenschaft ablegen, welches
uns ein gütiges geschick aus dem Schiffbruch der zeiten
gerettet hat.
Eine vorzüglich wichtige bemerkung sei mit des verf.'s
eigenen worten hervorgehoben: „Eine genaue vergleichung
des vorliegenden Vokabulars mit der spräche des etwa
150 jähre jüngeren katechismus von 1561 ergiebt das au-
genaehdnliehe resvltat, dab in beiden quellen uns zwei
1 12 Pott
von einander abweichende dialekte der preufsiBchen spräche
vorliegen; und zwar haben wir in dem ans Marienbnrg
datirten Vokabular den dialekt von Pomesanien, dagegen
in dem vom pfarrer Abel Will in Pobethen verfafsten
katechismus den dialekt von Samland vor uns; auch zeigt
die vergleichung, dals der samländiscbe dialekt, obgleich
die quelle, aus der wir ihn allein kennen, soviel späteren
Ursprungs ist, doch noch wesentlich reiner und unverfi&lsch-
ter sich darstellt, als der pomesanische dialekt in einer
anderthalb Jahrhunderte älteren Urkunde. Das aus Tolkemit
herrührende Wörter verzeichnifs von Simon Grünau steht
zwischen beiden dialekten in der mitte, jedoch mit stärke-
rer hinneigung zu der spräche des katechismus*^.
Die einrichtung des buches ist die, dafs auf die ein-
leitung das Vokabular folgt, welches nicht alphabetisch ist,
sondern nach Sachen (z. b. gott und himmel; jähr und zeit;
erde; feuer; luft u. s. w.) geordnet. Dann kommt die sehr
sorgfältige erklärung der Wörter in alphabetischer reihen-
folge durch den herausgeber, mit angäbe der parallel -for-
men aus dem katechismus und mit vergleichen aus dem
lithauischen , lettischen und slawischen, sowie unter hin-
zufCkgung der erklärung von den deutschen Wörtern, wo
diese erforderlich ist. Den beschlufs macht: Deutsches
register.
Trotz der grofsen Sorgfalt, welche Nesselmann jedes-
mal der aufsuchung von verwandten gewidmet bat, stdit
doch eine nicht geringe anzahl von artikeln noch ohne alle
ankuQpfung da; und wer weils, ob nicht viele von ihnen
durch die invidia temporum ftkr immer verwaist bleiben
müssen. Die ernte hat der herausgeber, welchem wir allein
f&r die blofse Veröffentlichung des wichtigen fiindes zn
reichstem danke verpflichtet wären, und zwar verdienter
mafsen, schon gehalten. Aehren, des bückens werth, wel-
che er mag haben liegen lassen, dürften sich nur noch
wenige sammeln lassen. Vielleicht ist unter dem folgenden
das eine oder andere nicht unbrauchbar. Aclocordo
leitseil, fahrleine, kommt von anclo, halfter, ond cordo,
aoseigen. 1X3
dessen o hinten, wie schon N. anmerkt, mundartlich der
feminalausgang ist für a im katechismus. Das ist ohne
zweifei poln. kor da (aus lat. chorda), obschon ein gflrtel
von stricken, den einige Ordensbrüder um den leib tragen;
kordel m., strick, im poln., lith. kardelus starkes tau. -^
Broakay, bruch als kleidungsstück , ist kelt. braccae
Dief. Origg. Eur. no. Gü, und bat mit poln. brzuch, bauch,
gewifs nichts zu tbun. — Dantimax, Zahnfleisch, enthält
trotz menso, poln. mi^so, ksl. mjaso fleisch, doch viel-»
leicht eine form, wie poln. mi^sko, zartes fleisch, in sich,
obschon der nasal widerspricht, weshalb N. s. 34 zu an-
dern erklärungen greift. — Zu doacke (der vogel staar)
halte ich ahd. däha, taha (monedula) G raff V, 364. Dohle
entsprang aas dem dem. dachel morgenbl. 1861, no. 51 s.
1205. Pr. kote, tale d. i. dohle. Stender hat im wtb. s. 387
lett. kohsa dole, tahlken (letzteres also wieder mit neuer
demiuutivendung -ken niedcrd. st. chen). Merkwürdig ge-
nug kommt der lith. name des staares warn^na auch mit
Warnas rabe Ness. wtb. s. 54 zusammen. — Dump bis,
gerberlohe, hängt, da sie aus eichcnrinde gemacht wird, äugen«
scbeinlich mit poln. d^b, eiche, zusammen. Lith. döbai,
dobbai pl. die beize der rothgerber. Das wort mufs übri-
gens den Slawen abgeborgt sein, weil die eiche pr. au-
sons, lith. auzälas heifst. Gnode, teigtrog, zu poln.
gniot^ ich knete. — Granstis bohrer, lith. grqsztas
Nesselm. wb. s. 269. — Caymoys, achsel, ist lett. ka<-
meeschi (s durchstrichen), pl. von kammessis. -<' Kalso,
fladen, wird, da s hier wie im katechismus sehr verschie-
dene Zischlaute vertreten mufs, poln. kolacz^ fladen, eine
art knchen, ksl. kolaÖ^', libum. Mikl. lex. p. 297 sein; xo-
kixiov DC. — Hinter kisses, pelz, scheint verborgen ein
wort, wie poln. koznch vom veralteten koza, kuza feil;
lett. kaschoks. Da schlufs-s wohl kaum für x gesetzt ist,
wäre z. b. an ksl. koiitza pellis, koi^ie n. öiguara^ pelles
Mikl. lex. p. 295 zu erinnern. — Keckers, erweis, erbse,
ist wohl die kichererbse, cicer. — Gnabsem bei Grünau
möchte nicht eig. hnnf knapios sein, sondern hanfsame (vgl,
Belbrige z. vgl. sprachf. VI. 1. 8
114 Pott
pnsemen same, lith. im nom. semä hinten ohne nasal).
— Clumpis stuhl, ksl. kl§p^' f. (scamnum) Mikl. lex.
p. 292. Da weiches jer hinten auf i hinweist, auch in der
endung sich deckend. — Ist kramp tis, glossirt nayl
(eiserner nagel), eigentlich unser krampe? Oder zu xqi-
fAovw^i wz.-wb. n, 172? — Kumetis bauer (gebuer) wird
richtig mit lith. kümetys instmann (auch zardininkas) zu-
sammengestellt. Siehe indefs auch ksl. km et'' u.s.w. Mikl.
lex. p. 293, wo die walachische form ebenfalls u zeigt und
mir deshalb aus xwuYixi^q aufgenommen scheint. — Lu-
riay, meer, mufs wahrscheinlich vorn i statt 1 gelesen
werden. Indeis das 1 in lagno, leber, welches (wenigstens
g statt k hindert nicht) mit lett aknis sich vergleicht,
hätte auch in lat.jecur, jecinoris, skr. jakrt einjotaU
gegenstück. ^— Mandiwelis (quirnestab), quirlstock, klingt
auffallend an das gleichbedeutende lith. meuturre Nesselm.
lith. wb. s. 393 an, das zu skr. manth gehört. — Pafst
mulgeno mark (roedulla) zu dem deutschen worte mit
eintausch von 1 gegen r, oder zu ksl. mozg Mikl. lex.
p. 378? Im letzteren falle dürfte man sich auf den Schreib-
fehler wolistian statt wosistian zicklein s. 50 berufen.
Der Zusatz hinten, wie in kartano stange, emeino mi-
stel. Deynayno morgenstern, ksl. d"n"nitza vom adj.
d'^n^'n (diei) Mikl. lex. p. 185. Krixtieuo erdschwalbe,
lith. kregzde s. Ness. wb. s. 225. Daher bei Diosk. äa-
xoi xfovtfrdvtj statt yEkidovtov fiiyct^ Schöllkraut, russ. bo-
rodavnik, lett. struttenes Grimm gesch. I, 204 no. 3. —
Pagaptis, bratspiefs, leitet sich passend von dem verbum,
wozu lith. pakabinu, aufhängen, Ness. lith. wb. s. Zuge-
hört. Ob aber auch der ace. dylapagaptin, werkzeog,
Ness. im katech. s. 94 mit dylan werk? Lith. kepti jedoch
ist backen, braten. Das g statt k dürfte uns nicht hin-
dern, da auch agins, sagnis, girmis den weicheren laut
Beigen an stelle des harten. — Zu peccore, bäcker, w&re
besser ksl. pekar^^ (pistor), poln. pekarz verglichen, aIs
das den Germanen abgeborgte lith. bäkere» das ganz an-
dern Ursprungs scheint. Die slawischen Wörter gehören
anzeigeil. 1|5
ZU skr. paK, was von unserem baucken unwahrscheinlich
ist. Ueber die bildung s. spüter. — In penpalo wachtel
und pense (kynboem) wäre man geneigt, u statt n zu
lesen, hielte nicht die vom vf. s. 29 unter kentaris gemachte
bemerkung, eu werde sonst nicht gefunden, einigermafsen
davon zurQck. Die fichte heifst lith. puszis f., was, im
fall sz auf den indischen palatalzischer zurückweist, sich
recht gut mit ntvxf] vertrüge, woraus das ksl. mit neugr.
ausspr. des diphth. pevg' m. (adj. pev'kin mvxivog) Mikl.
lex. p. 5ö9 gemacht hat. Eine der lith. namensformen für
wachtel ist pepala. — Aus plinxne scheint d. plinse oder
plinze, art eierkuchen, s. Heyse, zu rühren. Die deutsche
glosse, wodurch es erklärt wird, pletcze ist, da cz in den
deutschen Wörtern stets unser z vertritt (im polnischen
aber drQckt cz, wenigstens jetzt, tsch aus) unser platz
(kuchenart), z. b. in zuckerplätzchen, s. gleichfalls
Heyse. — Proglis, brantrute, soll, meint man, im zweiten
Worte verschrieben, d. h. brantreite, dreifufs, sein. Ich
meinerseits halte die lesung aufrecht, und rathe auf eine
brandruthe, d. h. einen kieospahn, dergleichen man in jenen
nördlichen gegenden zur erleuchtung verweudet. Vergl.
esthnisch bei Hnpel piirk, erklärt durch per gel. Eben
60 lettisch bei Stender skalla pergel, holzfackel, weil es
gesplissen wird. Das wort rute kennt das Vokabular
wirklich als erklärnng von preufs. riste. In betreff der
Umstellung des r in proglis s. analoge fälle bei Nesselm.
8. 7; strambo, stoppeln, heifst lith. stambras steogel,
balm. Fulda hat in der idiotikens. perge f., Schweiz,
forche, kiefer, kienbaum. Vergl. überdem Nesselm. unter
passupres. — Saltan, speck, liefse sich mit lith. pal-
tis, Speckseite, nur unter annähme eines feblers im ersten
werte, vereinen. Russ. sälo, polo. sadto, schmeer, erklärt
nicht das U Indefs haben wir auch kamerto kammer;
swintian schwein; lanxto fenster, lith. langas. Estu-
reyto, eidechse, vgl. poln. jaszczur*ka. Das verhalten
der laute vorn, wie in staytan Schild, poln. szczit. Ich
weifs nicht, ob, nach nicht seltener Verwechselung, t für k. —
8*
116 Tott
Skerptus, rOsterbaum, iet schwerlich verschieden von
litb. skirpstüs, rothbache. Nesselm. wb. s. 478. Das vok.
trennt davon wimino ulme. — Scritayle radfeige; litb.
skrittas, aber skritte kreis Ness. wb. 8. 482. Im letti-
schen heilst das rad skrittulis, die feige aber zufolge
Stender skrittula gabbals (stück, theil). — Seese
amsel, litb. szesze. — Kann sixdre durch Umstellung
lett. stehrts, litb. starta sein? — Smorde faulbaum.
Vgl. lith. smirdele (Sambucus ebulus) vom gestank, smir-
das. Faul, stinkend, lett. ssmirdens. — Snoxtis, rotz,
vgl. lith. snokszti schnauben. — Sperglawanag, Sper-
ber, ist leicht erklärt. Es ist wanag, habicht, verbunden
mit dem nur gering abweichenden spurglis, Sperling, wie
ja auch der deutsche name des vogels vorn gotb. s parva
enthält. Vergl. nicht minder engl, sparrow-hawk, der
finkenfalk. Auch läfst sich nicht verkennen, dafs gertoa-
naz, habicht, genauer der hühnerhabicht ist aus gerto,
henne, mit lith. w anagas, lett. wanags habicht. In wa-
nag mufs aus versehen die eudung weggeblieben sein, x
findet sich oft am schlufs als nominativzeichen s, zusam-
mengeflossen mit einem guttural, z. b. slayx regen wurm,
lith. slekas. Wosux Ziegenbock. Czilix zeisig. Me-
denix-taurwis (beerbun, etwa beeren fressendes huhn f.
aaerhahn?). Vielleicht d an t im ax, gaylux, genix, gun-
six, cawx, lonix. — Stabs ist schöps aus ksl. skop^'tz
(eunuchus) mit s statt tz, falls nicht das s im preufs. oo-
minativendung wegen poln. skop hammel.
6. 4 wird bemerkt, dafs c und t in der mitte der
Wörter zuweilen gar nicht zu unterscheiden seien, während
sie am anfange der Wörter einander gar nicht ähnlich sä-
hen. Das kann man nun auch sonst sehr häufig, z. b. in
den von Diefenbach herausgegebenen glossaren, wahrnehmen.
Die Sache gewinnt aber för unseren fall an bedeutong,
weil es den anschein bat, als sei der Wechsel zum öfteren
nicht blofs in graphischen mifsverständnissen zu snohen,
sondern sei ein mundartlicher, was auch um defswillen
nicht leicht zu entscheiden ist, weil man c und k znweilen
anzeigen. 117
promiäcue schreibt. Nesselxnann bemerkt s. 40 unter prei-
talis, ambofs, lith. prei-kalas litb. wb. s. 176 von kÄlti
scbmiedeu, das t sei in der handscbrift sehr deutlich, nnd
verweist Qber die vertauschung von t und k in beiden
sprachen auf torbis korbgeflecht am wagen; tuylis der
zahme eher, h'th. kuilys; turpelis leisten des Schuhma-
chers trotz und neben pr. kurpe schuh. Allein auch tun-
clis ist lith. kukälei m. pl. raden im körn, lett. kohkali
kornnäglein, rahden, ksl. kqkoT^ m. nigella, poln. k^kol-
nica kornraden (Agrosteroma githago) von kqkol lolch,
lolium. — Desgleichen yttroy wade, lett. ikri waden am
schenke!. 2. lett. fischrogen, und Ereewu semmes (Rufs-
laods) ikri kaviar. Irisch iuchair fish spawn. Der vf.
fflhrt rns«. ikry an. R. ikrä, ikrü aber bezeichnet nicht
nur fischrogen, kaviar, sondern auch wade. Eben so zu«
folge Mrongovius poln. ikra der fischrogen 2. besonders
im preufs.-poln. die wadc, sonst lytka. Vielleicht vermit-
telt durch die bedeutung drüse mit dem begrifie ange-
schwollenes als Vergleichsdrittem. Mikl. lex. p. 255. —
Twaxtan, mit queste glossirt, erklärt Schade bade-
schürze, badehose. Das bedeutet nun mhd. queste wirk-
lich. S. Ben. I, 894 Bringe mir ouch den bader mit der
qaesten: läfst freilich zweifelhaft, ob das nämliche gemeint
sei. Auch im Vokabular folgt obiges wort hinter stubo-
nikis (beder, bader), bei Heyse stüberer auch stfibner
ehemals fQr bader (s. Diez et. wb. s. 336 it. stuf a, franz.
etuve badstube, ofen); d. loser (der zur ader läfst)
und loskop d. i. lafskopf == schropfkopf (aus cupa,
nicht Caput). Die queste bringt Moller mit castula in
Verbindung, was in Diefenb. gloss. p. 105 bad-täch er-
klärt wird, und möglicher weise demin. wäre aus castus,
keusch. Trotz dem allen bin ich in zweifei, ob twaxtan
in Wahrheit so verstanden werden mufs^ wie Schade meint.
Ob die alten Preufsen so zarte rflcksichten nahmen, beim
baden badeschürzen vorzitthnn, mag billig beanstandet
werden zu glauben, und ein badelaken, vermuthlich um
sich nachher hineinzn wickeln, hiefs kekulis. So darf ich
118 Pott
dann wohl bescheidentlich mit meiner yermuthnng herans-
rficken, unter twaxtan sei vielmehr der badequast za
verstehen, und das wort daraus entstellt. Dieser, bei deo
Lithauern wanta Ness. s. 51, heifst zufolge Stender, deutsch-
lett. wb. 8. 101 perrema (zum baden gehörend, von pehrt
baden; prügeln) sslohta (besen, quast)^ die belaubten bir-
kenruthen dazu aber schaggas, lappas. Mit diesen qufisten
scheint man den badenden zu schlagen, da ksl. prati
XQovBtv ferire, auch lavare (wegen des schlagens des Zeu-
ges mit dem bläuel?) bezeichnet Mikl. lex. p. 659. — Die
nicht seltene bezeichnung junger thiere mittelst der endang
-istian (eig. acc.) N. s. 50, z. b. gertistian, kQchlein,
brächte die form dem griech. -Kfxog nahe, im fall ihr t
fbr k stünde und nicht etwa st (vgl. oben gegenüberstehen
von szcz im polnischen) doch anders zu fassen ist.
Für e!ne andere mundartliche eigenthümlichkeit erachte
ich, dafs o den verschlag von w zeiget. Woaltis eile,
woltis Unterarm, findet seine parallele in lith olektis,
indem das wohlberechtigte k (vgl. pr. alkunis ellenbogen)
nach voraufgogangener assimilation gewichen ist, gerade
wie in pentinx (aus pienc-ts, lat. quin-tus, im ka-
tech.), freitag. So hat der Lette saltis art schlänge, lith.
Haitis, allein auch salktis hausschlango. Stender, Wör-
terbuch hinter der gramm. ansg. I, s. 134. Desgleichen
woasis esche, woble apfel, wobsdus dachs, wosee ziege.
Wund an, wasser, lautet im kat. unds, ähnlich wie lat.
unda, welche formen mit blofsem u jedoch erst aus va
entstanden scheinen. Wubri, wimpro, wimper, braue,
schwerlich mit anschlnfs an das deutsche comp., sondern
ähnlich wie orpgvc: oder doch and. ähnliche formen des Wor-
tes vorn mit vokal, wie z.' b. ill. obärva, cafir. äbrfi. S.
et. forsch. II, 411. Wobilis klee: lith., sonderbarer weise
mit d, dobilas, aber lett. ahbolites (als demin. von ah-
bols, apfel) und ahbolu sahles, vermuthlich indem man
die rothen köpfe des klees mit äpfeln verglich. Stender wb.
8. 393, allein als obs. auch dahboli s. 394. — Vgl. aach
z. b. lith. argonai, wargonai, orgel, aus Organum.
anzeigen. 119
Das wenige, was sich in grammatisoher hinsieht
dem neuen Stoffe abgewinnen läfst, besteht etwa in folgen-
dem. Nesseimann hat „spräche der alten PreoTsen^ s. 47
die beobachtnng niedergelegt, dafs die im nom. sg. auf
Tokal ausgehenden preufs. nomina weiblichen geschlechts
seien, und gilt dieser satz unstreitig auch hier. Vor allem
entspricht eine grofse masse solcher auf o im vok. denen
auf a im katechisrous. Z. b. menso fleisch, kat. mensa,
lith. mesa, ös f.; crauyo blut, kat. krawia, jedoch lith.
kraujas, o m. Tauto land, lith. taut ä, ös f. speziali-
sirt zu: das Oberland, Deutschland. Seltsam genug, dafs
wir weit von Preufsen weg und in unendlich früherer zeit
ganz der nämlichen erscheinung begegnen. Das oskische
Dämlich hat schon in seinen älteren denkmälern im nom.
sg. der a-decl., trotz der scheinbaren annäherung an die
II. lat.-griech. decl., nachweislich blolis ü, während im um-
brischen anfangs noch u (o) und a neben einander gehen,
wogegen in der jüngeren periode o allein geltend geworden
sein mag. Aufrecht und Kirchhoff denkro. s. 110. — Dann
folgt eine grofse zahl auf e. Z. b. caune marder, lith.
kiaune, es f.; same erde, lith. z'^me, es f. — Podu-
kre, Stieftochter, lith. pödukre, es f. (auch pödukra,
6s) Nesselm. wb. s. 149 mit der präp. po-, pa- (bei) vok.
s. 11 zur bezeichnung von stief-, wie z. b. auch pomatre
Stiefmutter. Das sanskrit und zend (Justi wb. s. 392) ge-
ben bei den verwandtschaftsnamen auf r diesen cons. im
nom. auf, und ist dies in merkwürdiger Übereinstimmung
auch für das lithauische und preufsische als regel anzu-
nehmen. Daher pr. mothe mutter, lith. mote Nesselm. wb.
s. 409 ehewcib, eben so aber auch bei dem m. pr. brote
bruder. Defsbalb befindet sich Nesselmann im irrthum,
wenn er im lithauischen auch für den nom. sg. etwaige
formen mit r neben solchen ohne r als ursprünglicher be-
trachtet, während sie dasselbe doch nur erst jure postli-
minii (wie z. b. upers. dokhter statt des alterthümlicheren
dokht) wieder erhielten. Defshalb ist swestro (o statt
a), poln. siostra, Schwester, nur nach dem slawischen
120 Pott
und germaniscben za rechtfertigen, während, ohne den Zu-
satz des fem. o, eine ähnliche form, wie lith. sessü sr
skr. svasä, zend. qanha, allein lat. eoror, zu erwarten
stünde. Podakre, pomatre sind nur durch das e, als
ableitenden zusatz, in der ordnang. Semen der same,
lat. se-men, hat gleichfalls den schlufsnasal erst wieder
aus den obliquen casus hergestellt, wie lith. semenis an
stelle des alterthürolicheren semö, gen. mens Nesselm.
wb. s. 4ö9, wie ahd. samo, gen. samin Graff VI, 55.
Komaters gevatter, poln. kmotr, fem. kmotra (comma-
ter) entstammt dem latein. -— Der nominalausgang e übri-
gens ist fbr gewöhnlich wohl als aus ia ( vg]. skr. I f. aus
jft, z. b. de VI, göttin, lith. dewe; wie die lat. motion aT-
«ia) entstanden zu denken, in ähnlicher weise wie die lat.
V. decl. nur gewissermafsen abart ist yon der I. Daher,
vermuthlich durch assimilirenden einflufs des i, so viele
formen auf -ies, zumal wechselnd mit solchen auf »ia, z. b.
materies : materia. So steht dem lith. kukne (coquina,
engl, kitehen, küche] gegenüber poln. knchnia, mss.
küchnja, und sind die frauennamen Euphemia, Dorothea
von den Lithauern zu Pimme und Urte (das d wich der
cpallelie wegen; lett. Dahrte, nach dem zweiten th^l
Tihga) verunstaltet. — Warne, die krähe, lithauisoh
jedoch hinten mit a w4rna, wird unstreitig ihrer geringem
gröfse wegen von warnis, lith. wärnas (also hinten mit
a) m. rabe, als f. unterschieden. Vgl. Nesselm. wb. s. 54. —
Warene messingkessel, ist ungenau, da lith. var-inis
(fem. Ines) ehern, kupfern, varies, erz Schleicher lit
gramm. s. 12? und für messing prenfs. cassoye aufgef&hrt
wird. Indefs vergl. bei Nesselm. wb. s. 51 szwitwaris,
messing, mit szwittn glänzen s. 533, lett. dseltanajs
warsch (r und s virgulirt) eigentlich gelbes kupfer; war-
rains kupfern, ehern. Mielcke und Nesselmann geben
waras, kupfer, ohne i an; allein zu varies (varias), ge-
wöhnlich varis, gen. rio erz, kupfer Schleicher glossar
s. 336 pafst nicht nur besser die durch striche im r (geo.
warra) angedeutete mooillirung im lettischen, sondern auch
anzeigen. 121
pr. wargien kupfer, was eigentlich der acc. sg. ist mit g
für jot, wie saligan, grün, lith. ^alias. Kaum doch engl,
ore o. s. w.
Das lithauische hat übrigens auch fem. auf ia, z. b.
wyniczia weinberg, und i, wie marti die braut, Schwie-
gertochter. Defshalb mögen auch mehrere preufs. subst.
auf i als gleichen Charakters angesprochen werden, und
zwar als aus ia verschrumpft. So, als ein sehr deutliches
beispiel, dusi, seele, was doch wohl eher dem lith. duszia,
ÖS f. gleichkommt, als dusze, es f. Ferner ludini (wir-
tyne hausfrau, wirthin) von Indis wirth, hausherr, ähn-
lich wie lith. kunnigeng, auch kunnige predigerfrau,
von kannigas prediger (eig. herr, unser wort könig), vgl.
königin; Adomene Adams weib. Mielcke sprachl. s. 21.
Uebrigens scheinen zuweilen i und e blofs durch nnge-
nanere Schreibung verwechselt. So z. b. pr« asy rain, lith.
ei^e; preufs. pelki bruch, sumpfstelle, lautet im lith. pelke;
ferner possi bälfte. — Bei anderen Wörtern wird die euU
scheidnng noch mifslicber, sei es nun aus mangel an paral-
lelen, oder auch wegen verdachtes, ob wir plurale vor uns
haben. Sausy, gans, mag einer anderen decl. folgen, als
lith. zasis (richtiger mit rhinismus 9), gen. es f., bei Mielcke
ies. Culczi, hQflte, verträgt sich wohl besser mit lith.
kulsze, es als mit der übrigens auch fem. form kulszis,
^9. Mit wolti, ähre, vergleicht sich lith. waltis, es f.
rispe im hafer. Kaum aber fehlt jenem aus blolsem Schreib-
fehler das s. Vergl. etwa arelie adler, lith. erelis. —
Mehr oder weniger räthselhaft sind mir sari gluth (vergl.
etwa gorme hitze); kiosi becher; posty weide (im suff.
ähnlich wie sos-to, bank, lith. sos-tas d.i. sitz); lonki
Steg; stabni ofen (etwa lapideus von stabis, stein?);
clattoy klette (aus dem deutschen?). Garkity senf.
Esl. gor^'k bedeutet mxQog, Wubri, s. ob., liefse in hin«-
blick nach dem skr. nom. bhrü-s den ausgang u-s erwar-
ten, welchem man anderweitig oft genug begegnet, z. b*
dang US mit der doppelten bedeutung himmel und gaumen
{ovgavitfxog^ lith. dangns burnos, eig. himmel des mun-
122 Pott
des, wie hoU. verbeinelte, gehemelte des moods). Alu,
metb, hat wahrscheinlich aus blofsem versehen das end*8
nicht, wie es lith. alüs erfordert. Dolu, galle, schwerlich
noch neutr. -^ Sollte wubri mehrheitlich gemeint sein,
welche vermuthang auch bei noseproly, nasenloch, nahe
gelegt ist, gleichwie bei agins äuge, ausins ohr, die wcAl
nur acc. plur. (Nesselm. spräche der alten Preufscn s. 53)
sein können, worin das ns trefflich zum gothischen stimmt?
Falls jedoch etwa zu ksl. prolijati (effundere), woher
proliva (os fluviorum) Mikl. lex. p. 699, wEre der i-Iaut
wurzelhaft. Bei peadey sacken, d. i. socken, und broakay
hose (im neueren sinne) wegen der zwei beinlinge, zweifele
ich keinen augenblick an pluralität der form, wie pr. ta-
wai yäter; gannai weiber; auch mit der Variante ei, in
seltenem einverstAndnifs mit griech. oi, «/; lat. i (ei), ae
bei sigmatischem ausgange auch hier im sanskrit. — Aach
blensky schilf und craysi halm neben crays heu
könnten recht wohl nach lithauischer weise plur. sein.
Wir kommen noch einmal auf den plur. zurOck, wok
len aber zuvor einiger benennungen von mannspersonen
gedenken, welche nichts desto weniger ausnahmsweise sich
in einen vokal verlaufen. Scrutele schroter, d. i. Schnei-
der, ist vollkommen richtig, indem dies durch dissimilation
hinten aus dem deutschen umgeänderte nom. ag. gerade so
gebildet ist, wie lith. brüvele brauer u. a. Schleicher lit.
gramm. s. 114. Gilt dieselbe cntschuldignng flQr peccore
bäcker? Lith. bekere allerdings masc. S. oben. Tucko-
ris, weber, pafst besser (wohl contr.) zu lith. -orius, z. b.
stiklorius glaser, Schleicher a. a. o. s. 111. Kukore
ist die köchin; aber litb. kükorius, koch. Gekürzt in
den vokalen ist auch artoys ackersmann, lith. artöjis
(pflOger), was ich im wesentlichen dem gr, aQorr^g gleich
erachte trotz mangels eines i-Iautes in dem griech. safSxe,
älter 'Tag. Es ist letzteres vermuthlich nach ausstofs von
jot contrahirt worden. Man mufs aber wissen, das o in
-tojis steht f&r langes a, wie sich aus lett -tiis (mit
ausstofs von a), fem. t^ja Bielenst. lett gramm. I, s. 212
anzeigen. 123
ergiebt. Dafs i in lith. -tojis aber dnrcb asdimilation aas
froherem a entstand, erhellet aus formen nach anderer li-
thanischer mundart, deren Bulgarin, Rufsland I, 170 f.
unter den benennnngen von handwerkern und nomm. ag.
nicht wenige auffahrt Nämlich korija-toja-fs krieger,
aber mokitoifs der lehrer (mokitinifs schüler). Passum-
ditojafs miethling. SkaititojafsrechnungsfQhrer. Scho-
kinetojafs tänzer. Tekintojas drechsler, aber auch
vom mit a sogar: teplotajas der maier. Waistitojas
arzt. Blofsem erg, r^g (fiol. er), lat. a, z. b. scriba, conviva
gem&fs: dainoiafs (von den dainos) Sänger; drosheijas
bildhaoer. Aehnlicfaer bildung ist pr. medies Jäger, lith.
medejis. — Ziemlich häa6g kommt im preufsischen ein
anderes suffix -nikis, oder gekürzt -nix (Nesselm. spräche
der Preufsen s. 219) vor. Nämlich stubonikis bader;
laukinikis lehnsmann; mynix gerber. Balgninix satt-
]er, ioQ lithauischen bei Bulgarin balninikas, wogegen
preufs.-lith. baloininkas, also noch mit n vor k, wogegen
lett. -neeks. Russ. sedjeT'nik sattler. Desgleichen bei
Bulgarin schikschnikafs riemer; russ. ;^omutnik (kum-
metmacher) Duoninikafs bäcker (nach dem brote be-
nannt, wie russ. ;^ljebnik) u. v. a. — Was soll man nun
aber sagen zu wald wico ritter, worin o als femininendung
falsch sein mufs, so gut wie in aubirgo (oder anbirgo?)
garbreter, garkoch (unmöglich doch frz. auberge)? Scheint
lett. waldineeks regent. — Rapa, eogel, ist, wie über-
haupt, 80 im besondern durch seinen schlufs sonderbar.
Es ist nur eine sehr schwache vermuthung, wenn ich an
ksl. rab (servus) denke, indem ja darin: diener gottes
gesucht werden müfste. — Smoy, mann, findet kaum
durch das g in lith. ^mogus seinen vollen aufschlufs.
Auch menig mond und wanag habicht (ohne das s im
lith. and lett.) müssen hinten ungenau wiedergegeben sein.
Mary das haff, obschon lith. mär es pl.
Is ist weitaus die häufigste aller nominativendungen
der im Vokabular aufgeführten Wörter, und zwar um defs-
willen, weil, wie schon Nesselmann angiebt, ein grofser
124 Pott
theil derer auf urspr. a-8 mit hineingezogen ist in das ge-
biet derer, welchen i-s von rechtswegen gebohrt. Noo
finden sich aber auch die ausginge es und os(ios). Welche
bewandtnifs hat es damit? Obgleich der katechismus keine
sigmatische plarale nachzuweisen scheint, so dOrfteo
doch, meine ich, die mehrzahl der Wörter mit obigen en-
düngen im Vokabular kaum anders gefafst werden, und
erhielten wir damit eine bis jetzt uns unbekannte preaisi«^
sehe pluralform« Nur mufs man sich entsinnen, daJb der
Lithauer auch viele pluralia tautum zählt, wie miezei
gerste (vok. moasis, als wäre es sing.), pinnigai (weil
aus mehreren stücken bestehend) geld, kdmanos, zäum
u. s. w. Preufs. raples, zange, kann unmöglich etwas
anderes sein als lith. reples f pl. von einem thema auf
-e, die kneipzange, welche ihrer zwei glieder wegen den
mehrheitlichen numerus zeigt, wie desgl. die scheere, pr.
scrundoSy unstreitig wie lith. ran kos, die bände, plural
von ranka (im du. ranki), und schwerlich doch, wieder
gen. sg. rankös. Vgl. etwa ahd. scrintan (findere) wur»
zel-wb. II, 160. Nicht anders frz. les ciseaux, und estbn.
kärid scheere, aber auch kärad hafer (lett. plur. ausas
hafer, lat. avenae, engl, oats; rudsi roggen Rosenb.
formenl. s. 80), linnad flachs u. s. w. Hupel esthn. gramm.
1818 s. 140. — Aketes die egge, lith. ekkeczios £ pL
wie marczios, braute, von marti. Lett. ezzeschi (z
statt k, und s virgulirt). Das t (vgl. vormals egde) ver-
bürgt z. b. durch ekkSt-negelis eggzinke (nagel). —
Knapios, lett. kan'n'epes hanf, aber bei Nesselm. lith.
sg. knape, kanape, lat. cannabis. — Clineskleie, lith.
klynes f. pl., wie auch der Lateiner z. b. furfures hordem-
cei gebraucht, als ein vieltheiligef stoff. — Oewifs dra-
gios, hefcn, eben so pl., wie das gleiche engl, dregs, ood
lith. meles, lett. meeles. Desgleichen ksl. dro2dija f.
pl. Tov/ia faex. Mikl. Inx. p. 176.
Auklextes, oberker, scheinen die vom geworfeltem
getreide abgefegten spreutheile. Vergl. klexto kehrwisch
zum reinigen des backofens. Vorn steckt darin die prea-
anzeigen. 1 25
rsischc untrennbare präp. au- (skr. ava), meine präpp.
8. 604, und bedeutet demnach etwa das hinweggefegte.
Vgl. au-werus, sindir, roetalhchlacke, das ich zu poln.
u-wrze-d, uwarzid gar kochen, gar sieden, halte. Au-
wirpis fluthrinne, d. h. ab- oder durehlafs, wie crauya-
wirps aderlasser Nesselm. Ä. 49* — Auch sirmes, lauge,
konnte pl. sein, freilich in Widerspruch mit dem lithauischen
männHchen sg. szÄrmas. Desgl. kaules dorn. Ackons,
granne, steht ohne zweifei mit lith. akotas, gewöhnlich
im pl. akötai in Verbindung. Ob es aber acc. pl. auf-ns
sei, oder ein vokal (i oder e) hinter n ausgestofsen: ich
weifs es nicht. — Passupres, Stangen zum trocknen von
holzspähnen. — Tusawortes manchuelt, als vielleicht
Zwerchfell? — Peles armmuskel, lith. pele (mus), oder
auch die starke muskel am daumen; pl. pferdekrankheit,
maus oder fiebel. Lett. pelles viehkrankheit, da die mause
oder drüsen lebendig werden. — Bei sarxtes, scheide
des Schwertes, ist dem begriflfc nach pluralität nicht recht
glaubhaft. Möglich, dai's e einen anderen vokal vertritt,
wie in esketres stör, lith. erszketras. Stroysles ist
der fisch döbel. lieber kisses pelz s. ob. Aber takes,
wehr an der mOhle, könnte, wenn mit lith. t&kiszas ein-
hellig, eig. zweifachen Zischlaut zu einem zusammengezogen
haben. Nothwendig jedoch ist die annähme nicht wegen
lett taz-8, worin s nominativendung^ und z fOr k steht
vor ausgefallenem i. — Lauksnos soll vermuthlich schon
der fibersetzung gestime nach plur. sein. Auch wohl way os
Wesen, wiesen od. ahd. waso? Bei Schleicher gloss. s. 336
vej^ (▼ej^) rasen, rasenplatz. — Perwios estrich. —
Aboros raufe. — Lisytyos nothstall. — Brunyos brust-
hamisch, brOnne. — S. t6 hat das vok. sliwaytos pflu-
men, wisnaytos kirsen, krichaytos krichen (art kleiner
pflaumen; hann. kreiken; lith. kryke wilder Pflaumenbaum),
die schon durch die Übersetzung als pl. fem. gekennzeichnet
sind. Auch unstreitig crausios bime (eher plur. bieren,
piern vom sg. bir, wofür erst sp&t birne s. Grimm wb.),
wozQ nicht ganz lith. krausze ftr bim (im pl. -es) pafste.
126 Pott
Crausy, der birnbaum, müfste, vgl. mit lith. krauszis,
]0 m., das 8 aufgegeben haben, was ich jedoch nicht zu
behaupten wage. Was will aber die endung -aytos in
den drei obigen Wörtern? £8 scheinen deminutivfonuen,
und zwar weibliche, von der deminutivendung im lithaui-
scheu, z. b. brol-aitis brQderchen, Schleicher lit. gramm*
8. 131. 141, vielleicht indem man sie sich patron. dachte. —
Uebrigens kann es uns nicht wunder nehmen, wenn in der
endung, und so in decL, auch wohl genus und numems,
die baltischen sprachen nicht immer zusammengehen. Bei*
spielsweise steht dem pr. dumis rauch gegenüber der lith.
pL dümai; oder sarke elster, statt lith. sz4rka u. s. w.,
während, im fall sie sich deckten, ersteres hinten o haben
müfste. Syrne, Samenkorn, entspricht polnischem ziarno,
scheint aber ausländisch wegen beibehaltung des älteren
girnoywis handmühle. Vergl. mein wurzelwb. II, s. 25f>.
Aehnlich sari gluth (lith. zarija glühende kohle) und
gorme hitze.
Ein nicht gerade an der Oberfläche liegendes suffix ist
versteckt in folgenden Wörtern, denen das lithauische sein
suff. -tuve f. und -tuvas masc. (Schleicher lit. gramm.
8. 117) gegenüber stellen würde. Pre-artue, pflugreute,
von lith. ar-ti, pflügen. Schu-tuan acc. sg. zwirn, von
lett. schuh-t (seh wie im deutschen), nähen. So aber
auch wahrscheinlich coestue, bürste, in vergleich mit
coysnis kämm, und nurtue hemd. Lith. nerti wird
vom anziehen wenigstens der schuhe gebraucht. — In
compp. finden sich an präpp., auXser dem erwähnten au-,
noch pa (po) z. b. passalis frost, lith. pa-szalas Nes-
selm. wb. s. dl2; pre in preitalis, preartue. Attolis,
grummet, vgl. lett. at-sals, was, wie unser nachhen, eig.
abermaliges gras zu heifsen scheint. Eine andere präpos.
(nämlich sl. za) könnte verborgen liegen in sardis, czoen,
das freilich unser zäun ist, möglicher weise aber ein um*
zäuntes. Vergl. ksl. za-grada (sepimentum), wober das
adj. zagrad'^n (horti), zagrad (urbs), Dobr. Inst. p. 202,
wie engl, town ja eig. ags. tun (septnm, praedium, pagua,
oppidum), firis. tun v. Richth. s. 1094 ist. Poln. za-groda.
anseigen. 127
▼erzfiuDung, gehöft, wird namlicb budieein. (in einklang
mit bäofigem wegfall von g in diesem lausitziscben idiome)
zu 8a*roda garten. Es heifst aber litb. zardis ein rofs-
garten. Dagegen litb. gärdas borde, bürde, scbeint nicbt
sowobl mit diesen deutschen Wörtern zu stimmen, als mit goth.
gards oixog, ocvl^, altn. gerdi (sepes). Docb s. Diefenb.
gotb. wb. II, 390 no. 20. Oder sollte pr. sardis eber ein
Stangenzaun sein? Vergl. sl. zerd^' palanga, pertica Dobr.
Inst. p. 144, russ. zerd'% dünne lange Stange. Litb. zar-
das Scheiter baufen (lett. SS ah rts); ein gerüst, worauf man
erbsen zum trocknen aufhängt, was im estbn. sard lautet;
lett. sahrds erbsen oder bobnenstaken , sahrdebt einen
staken aufistecken.
Zum scblufs sei dem vf. noch einmal mein wärmster
dank dafür ausgesprochen, dafs er seinem langjährigen ver-
schlusse endlich den bort entriis, an welchem sich nunmehr
erfreuen und ihn benutzen kann, wer dazu lust verspürt.
In welchem mafse gegenwärtiger Schreiber dies gethan,
davon können sowohl leser wie br. Nesselmann nach obi-
gem urtbeilcn, und wird letzterer überdem aus meiner
thätigen und raschen theilnabme an dem nur eben erschie-
nenen werke, hoffe ich, die Überzeugung gewinnen, wie
sehr ich die ehre zu würdigen weifs, wenn er mich bei
seinem, mir so werthen buche patbenstelle einnehmen
lieis.
Am 16. oct. 1868. Pott.
Over het woord Zarathnstra en den mythischen persoon van dien naam,
door J. H. C. Kern. (Overgedrukt nit de verslagen en mededeelingen
der koningUjke akademie van wetenschappen , afdeeling letterkunde,
deel XI). Amsterdam, C. G. van der Post 1867. 83 ss. 8.
Wir beabsichtigen in der folgenden kurzen anzeige
keine kritik der in der Überschrift genannten kleinen schrift
za geben 9 zu der wir uns nicht berufen fühlen, sondern
nar kurz über ihren inhalt zu berichten, um auf denselben
aach weitere kreise aufmerksam zu machen.
Der vf. stellt sich als aufgäbe, eine antwort auf die
frage ,|Wer oder was ist Zarathustra^ zu geben. Er spricht
128 Kuhn, anzeigen.
sich zunächst über den unterschied von historischer und
mythischer person aus und geht dann zur Untersuchung
der frage über, zu welcher von beiden kategorieen Zoroa-
ster gehöre, ob es der name eines mannes oder eines we*
sens sei, das nachweisbar zur mythologie unserer alten
stammverwandten in Iran gehöre« Die prüfung der Über-
lieferungen der alten, welche der vf. nun folgen läfst, er-
gibt ihm, dafs von historischen nachrichten auch nicht im
mindesten die rede sein könne, er wendet sich daher zur
Untersuchung der angaben, die das Avesta selber über Za-
rathustra und seine verwandten gibt und vermuthet, dafs
Pourusappa den nächtlichen mit Sternen besäten himmel
und Maidhjomäo seinem namen nach den voUmond oder,
wie das lat. medilunia, das erste viertel bedeute, wobei er
sein beiwort aparazäto „im westen geboren'^ erklärt. Es
folgt nun eine Untersuchung über den namen Zarathustra,
deren resultat ist, dafs das wort (von *zara gold und
*thwistra — w. tvis — ) goldglanz, den goldglänzenden, gr.
XQV(5o(fariQ bedeute. Daran reiht K. die erwägung der
stellen, wo Zarathustra oder dessen Superlativ einen titd
oder eine würde zu bezeichnen scheint und wendet sich
gegen Spiegels und Justis annähme, dafs damit der ober-
priester gemeint sei; die vergleichung der stellen Jap. 1 *, 5ü
und Mihir-Jast 17. 115 ergibt ihm, dafs darin ein begriff
wie „majestät, superl. oberste majestät^ liege und damit
in diesen stellen Mithra bezeichnet werde. Aber den ver-
künder des gesetzes, Zarathustra, hält er nicht auch für
Mithra, sondern für ein ihm verwandtes lichtwesen, den
abendstern, und sucht dies namentlich aus der stelle des
19 Farg. des Vendidad, die in zum theil von Spiegel und
Windischmann abweichender Übersetzung gegeben wird,
zu beweisen. Die sprachlichen und sachlichen gründe,
welche E. anfahrt, verdienen alle beachtung, so auch was
schliefslich über Qaoöjant (welches er von puk, nicht wie
Windischmann, Mithra 79, von pu ableitet) vorgebracht
wird, den er als eine Wiedergeburt des Hespenis, als den
Phosporus, ansieht.
A. Kuhn.
Schmidt, die entwiekeliiiig ¥011 unnnpr. J etc. 129
Die entwickelung von unursprünglichem j im
slawischen und litauischen.
Eine anerkannte thatsache ist, dafs der spirant j im
körper der worte grofse Verwüstungen bewirkt, welche
zuerst von Schleicher (zur vergleichenden sprachengeschichte)
unter dem nameii des zetaoismus zusammengestellt und er-
klärt sind. Später haben Diez, Curtius, Schuchardt u. a.
diese erscheinung weiter erörtert. Indem ich den vocalis-
mns der indogermanischen wurzeln untersuchte, bin ich
darauf geführt worden, dafs nicht nur ursprünglich vor-
handenes j die anliegenden laute afficiert, sondern dafs sich
im verlaufe des sprachlebens auch ein parasitisches j hie
und da entwickelt, wo sein erscheinen durch wort- oder
Btammbildung gar nicht begründet ist, und den zersetzungs-
process der worte beschleunigt.
Da ich gegenwärtig durch andere arbeiten verhindert
bin, die einschlägigen erscheinungen auf dem ganzen ge^
biete unseres sprachstammes zu verfolgen, so begnüge ich
mich f&rs erste den theil der Untersuchung, welcher das
altbulgarische und litauische betrifft, zu veröffentlichen. In
diesen sprachen ist der Vorgang am klarsten erkennbar und
zugleich am ausgedehntesten.
Längst hat man erkannt, dafs sich im altbulgarischen
j in unursprünglicher weise vor vocalischem anlaute ent-
wickelt. Schleicher (compendium §. 89) f&hrt nur a, e, 9,
j|, £, T, i als solcher affection unterworfen auf. Aber auch
vor anlautendem u stellt sich j ein, z. b. udü, judii mem-
brum, utro, jutro diluculum, nslov. jutro mane, osorb.
jutry Ostern. Miklosich (lex.) meint utro stünde f&r
*n8tro, ohne ein weiteres beispiel für den befremdenden
ansfall eines ursprünglichen s vor t anzufahren. Auch mir
ist keins zur band. (Ueber das nur einmal vorkommende
jato neben jasto cibus aus 'jad-to siehe Leskien beitr.
V, 413). Ueber allen zweifei erhoben wird aber die in
rede stehende etymologie durch die vergleichung der deut-
schen worte ahd. ös-tarä (vergl. osorb. jutry pl. ostem),
Beitrige s. Tgl. spnchf. VT. 2. 9
130 Schmidt
ö8-tan, aoord. aus-t-r osten, morgen. Als warzel ergibt
sich skr. ui brennen, vas leuchten (vgl. us-ra-s morgend-
lich, us-rä morgen, lit. ausz-rä morgenröthe, skr. uS-as,
lat. aur»ör-a). Das j von jutro neben utro ist also un-
ursprQnglich.
Femer hat sich j eingestellt in jugu auster aus der
noch erhaltenen älteren form ugu. Ich verbinde dies wort
mit den gleichbedeutenden ei-go-g^ aus-ter, indem ich
-gä als Suffix betrachte wie -ga in sln-ga servus. (Soff*
-gü, -ga Miklosich bildung der nomina §. 156 flg.). Die
Wurzel hat ihr s ebenso verloren wie in utro*).
Die aus urspr. an hervorgegangene praeposition u ad,
apud (Schleicher comp.^ s. 127) erscheint auch als ju, z. b.
in ju-sini (sini lividus, .niger) gräulich neben u-sini,
ju-öruminü (crüminü ruber) röthlich neben u-6ru-
minü.
Umgekehrt verliert sich anlautendes j vor u in ueha,
russ. jza fischsuppe, gewöhnlich jucha ^w^wg (vergl. skr.
jüdi); in u, u-£e jam findet sich das ursprünglich vor»
handene j (vgl. lat. jam, lit. jaü, got. ju) nur noch höchst
vereinzelt, bei ersterem wie es scheint nur in der Verbin-
dung mit der negation neu und ne ju ovdinw. Dieser
Verlust des anlautenden j ist höchst merkwürdig, da er zu
aller sonstigen neigung der slawischen sprachen in diame-
tralem gegensatze steht. Ist doch der anlaut j so beliebt,
dafs er selbst fremdworten vorgesetzt wird, z. b. jelinü
"£Vl>li7v,jevangeli8tü evangelista, jegupiitäneben eguptü
jiiyvTiTog^ ja dies j wird sogar zu ij zerdehnt: ijerakli
^HgaxX^g^ ijeruganü ogyavov (o nach j mufs e werden,
Schleicher comp.^ $• 87, 1, ^ijorüganü wurde also ije-
rüganii) u.a. s. Miklosich vgl.gr. d. sL spr. 1,22. Er-
innern will ich jedoch, dafs dieser im anlaute so seltene
Schwund von urspr. j im inlaute mehrfach eingetreten ist,
z.b. in den imperfecten däla-achu, nese-achü u. a. flür
*) Vielleicht ist auch slu-ga aua ^slus-ga entatanden, da slaa-atj
auscultare, po-slns-ati obedire der bedeutnng nach nfther liegen als aln-ti
nominari» claroni esse.
die entwickelnng von annnpr. j im slawischen nnd litanischen. 131
*däla-jecbu, *ne8£-jechü (s. Schleicher Comp.* §. 305)
und in der flezioii des bestimmten adjectivs, z. b. gen.
dobra*ago aus dobra-jego, welches letztere von Sre*
znewskij (Dreynie glagoliceskie pamjatniki St. Petersburg
1866 p« 152) als wirklich vorkommend nachgewiesen ist.
Schon im altbulgarischen ist der anlaut a ohne vor-
geschlagenes j sehen, aber er kommt doch noch vor, wie
das Wörterbuch ausweist. Im serbischen haben sich nur
noch a und die damit zusammengesetzten ako, all ohne
den Vorschlag erhalten, alle übrigen haben j angenommen,
z. b. ja, altbulg. azu, jazü ego, jagne, altbulg, aguQ,
jagn^ agnus (s. Mikl. vergl. gramm. I, 298); ähnlich im
neubulgarischen, jaz, az, jagne, agne u.a. (Mikl. vgl.
gramm. I, 263). Auch polnisches anlautendes a erhält in
der älteren literatur und in der Volkssprache j vorgesetzt,
z. b. jastrych, astrych (deutsch estrich), jantoni,
jawgustyn u.a. (Mikl. vgl. gramm. 1,446).
. Dies parasitische j greift nun auch den folgenden vo-
cal an, so findet sich statt des älteren asjuti, aäuti gra-
tis, frustra in späteren glagolitischen quellen jaäjut! und
jesuti, vergl. cech. jeöutny, jeäitn^ (altbulg. e nach j
weist auf älteres o, nicht a; die Schreibung mit o belegt
Mikl. lex. s. V. oäuti und jesuti). Im cechischen bleibt
anlautendes ja theils unverändert: jablko, jazyk, theils
wird es durch assimilation isu je: jehne, jeviti =: alt-
bolg. aguf, jagn$, javiti, theils endlich durch fortge-
setzte ein Wirkung des j auf den folgenden vocal zu ji:
jisti comedere, neben jedl comedit, altbulg. jasti, jalü. '
Aber nicht nur anlautend, sondern auch inlautend ent-
wickelt sich im altbulgarischen j vor vocalen. Am sicher-
sten ist es nachweisbar vor u (= indog. äu). Ijubü ca-
rus, Ijuby amor, Ijubiti amare hat man von jeher mit
recht zu wz. lubh gestellt. Ijudü populus entspricht dem
lett. landis leute (Bielenstein lett. spr. s.75), got. -lauth-s
in jugga-lauth-s vtavicxog^ dessen th nur des folgen-
den 8 wegen för d eingetreten ist, daher in anderen casus
dem ursprünglicheren laute wieder weichen mufs, z. b.
132 Schmidt
jaggalaadeis nom. pl. Marc. 14, 51, juggalaud toc.
8g. Luo. 7, 14; alts. liudi, ags. leöde, ahd. liati bomi-
nes. Die deutschen und slawischen worte entspringen also
aas einem stamme 'Ifindh-a, welcher mit käf^o-g Ter-
wandt ist; letzteres weist auf eine wz. rn, ersteres auf
ru-dh (s. Curtius g. e.* s. 325, Diefenbach vergl. wtb. d.
got. spr. II, 127 u. a.).
rjuti, rev^ (lautgesetslich f&r *rjov^) rogire bat
ein klar erkennbares unurspr. j (vgl. w-gv-mj lat. ra-mor,
r&y-is, rau-cu-s, skr. ru, Curtius g. e.* 319f.)- Ohne
dies parasitische j finden sich noch rutije Glag., dessen
r freilich wie öfter die geltung von rj haben kann^ und
das mehr beweisende rovy hinniens Sup.
Für rjujinü, rjujenü September erweist lit. ruja
brunstzeit des wildes, rujis brunstmonat, September die
nnursprünglichkeit des j (es findet sich auch rujenu).
Höchst wahrscheinlich ist, dafs lit. ruja ursprünglich das
brünstige gebrüU der hirsche bedeutete, und dais obige
worte daher mit DobroTsk^ Slovanka I, 72 und Pott Wur-
zel wtb. 1269 von rjuti, wz. ru, abzuleiten sind*).
Das j von kljus^ jumentum wird durch poln. k^usak
zeiter als unursprünglich erwiesen, da altbulgarischem Iju
im polnischen lu entsprechen mufs.
Neben pluäta ntr. plur. pulmo findet sich pljuAta,
welches in neuslov. plj u6a, russ. njuon^e, 6ech. plice fort-
lebt. Dafs j unursprünglich ist, folgt aus lit plaüczei
pl. t. lunge (welches wie pludta aus *plau-tja hervor-
gegangen ist) und lat. pul-mo.
Auch in klju-6i uncus, davis ist das j nnursprfing-
lieh, da das wort zu clav-i-s, xkrur-i^g gehört (Schleicher
formenl. d. ksl. spr. s. 95); 6i ist sufBx wie in bi-6i fla-
gellum, bri-6i novacula. Es finden sich auch formen
ohne das j z. b. kluö^ Sup., welches jedoch wenig be-
weist, da j nach liquiden (1, r, n) oft unbezeichnet ge-
lassen wird.
*) Tgl. MiUofich die lUv. moiuitsnaiiieii s. 10 f.
die entwiekeloDg Ton anunpr. J im slawischen und litanischen. 138
bljad^, bljusti yidere leitet Miklosich (lex.) von
WZ. budb ab, was nach der analogie der bisher behandele
ten Worte wohl möglich wäre. Ganz zweifellos ist diese
etymologie aber nicht, denn wz. budb liegt schon in ali-
bulg. büdSti vigilare, buditi excitare vor, und die be»
deutungsdifferenz zwischen büdeti und bljusti ist nioht
gering.
bljndo, bljuda patina ist deutsches lehnwort, vgl.
got. biudsr^^aTTc^a, alts. biod, ags. beod, nord. biöff von
bind an ofTerre Gr. III, 432.
Nach dieser erörternng wird man ohne bedenken in
folgenden worten die form ohne j f&r ursprQnglicher hal-
ten, obwohl ich f&r diese annähme keine stützen aus den
verwandten sprachen herbei zu schaffen vermag:
rutiti SQ agitari, rjutiti ist im altbulgarischen nur
in Verbindung mit praepositionen belegt vüz-rjutiti 8$
86 praecipitare; ebenso liegen im 6echischen die nachkom-
men beider formen neben einander routiti und rititi as
poln. rzucid werfen. Ferner chlupati, chljupati men-
dicare, von den Varianten chlepiti, chlepiti wird spä-
tes die rede sein; ruma und rjuma 'ixXvaig^ deliquium
animi, wohl aus dem griech. pevfia durch entlehnung ge-
flossen.
Ich föhre nun einige worte an, welche das j selbst
nicht mehr enthalten, sein einstiges Vorhandensein aber in
der assibilation vorhergehender consonanten vcrrathen:
2iv-ati (iv lautgesetzliche Wandlung von ju Schlei-
cher Comp.' §.85,4), praes. 2v-^, i^v-eäi und zu-j^,
iu-jeii mandere und 2v-ati, praes. 2v-^, iv-eii ru-
minare weisen auf früheres *gju zurück; £ivati verhält
sich zu 2uj^ genau wie plivati zu pljuj^ spuere, wz.
spiv, spju, nur dafs in letzterem das j sichtbar bleibt,
während es in 2uj^ in dem assibilierten guttural ver-
schwinden mufs. Miklosich (lex.) ntid Diefenbach (got.
wtb. II, 453), der viel ungehöriges einmischt, vergleichen
ahd. chiuwan, ags. ceövan, welche auf eine indogerma*
nische wurzel *gu zurückführen. Das von Grimm dipbth.
134 Schmidt
206 venimtbete got. *kiggyan fftllt durch Terglcichnng
der altbulgarischen worte. Diese wz. gu findet eich auf
lettischem gebiete in zunas f. pl. kiemen, Kaunas kinn-
backen, kiemen. Auch das lit. :^aun6 ein stflckchen brot
(Ness.) stelle ich hieher, veranlafst durch poln. zucbel
bissen neben iuchad, 2uchle<5 langsam kauen. Von
altbulg. zivati, zavati wird später gehandelt werden.
cu-ti, cu-jq noscere, cuv-ati audire, serrare ge-'
hören, wie Ebel (beitr. I, 270) erkannt hat, zur wz. sku
(got. skay-jan, griech. xo-i(o u. a., s. Ebel zeitschr. IV,
157, Curtius g. e.* 140). Die in lat. cavere, got. us-
skavjan sis sich vorsehen, usskavs yorsichtig ausgebil-
dete bedeutungsmodification finden wir auch in altbulg.
6uyati, cuyajq neben der ursprünglicheren. öuj§ hat
anlautendes s yerloren, welches in ätutiti sentire erhalten
ist (ät lautgesetzliche wandelung yon skj Schleicher Comp.^
s. 305); ätutiti ist denominatiyum yon yorausznsetzendem
*ätutü (= lat. cautus). Auch 6u-do, $tu-do miracu-
lum (gen. öudese und öuda) gehört hierher; es yerbält
sich der bedeutung nach zu cuti, nhd. schauen wie
&avfjia zu \)^BaofÄai und ist yon cu mit dem snff. -do ge-
bildet wie sta-do grex yon sta stare (Miklosich bildung
der nomina im altsloy. §. 115). Von 6udo mittels sufBx
urspr.-ja kann abgeleitet sein cuidi, stuzdi peregrinus,
in welchem der bedeutungsfibergang yon extraneus zu frz.
Strange, engl, stränge umgekehrt yorlftge. Zweifel an die-
ser herleitung erwecken aber die nebenformeo tui^di,
stu£di. Nun findet sich noch cudu, ätudü gigas^ d.h.
Tschude (über die 3aBOJioii(Kaji und HOMopcKaji njAh s.
Zeuss die Deutschen und die nachbarst&mme s. 688f., Sjög^
ren ges. scbrift. 1,466 f. Castren kl. schrift. 86 f.), keinesfalls
kann ätudü, cudü von cudo wunder abgeleitet sein oder
umgekehrt dies yon jenem, da keins yon beiden ein se-
Gundärsuffix enthält; auch als msc und neutr. coordiniart
können sie nicht sein, da öudo nrsprflnglich ein s-stamm
ist (gen. cudese). In 6udu nun sieht Safai^ik (slaw.
alterth. I, 285 K 314ff.) 2xv9iig. Da aber die Tscbnden
die entwickelung von nnarspr. j im slawischen und litauischen. 135
ein finnischer stamm sind, die Skythen hingegen Ton Zeoss
( die Deutschen und die nachbarst. 284 ff. und neuerdings
von Mflllenhoff monatsber. d. akad. zu Berlin, aug. 1866)
mit guten gründen f&r Eranier erklärt werden, so ist die
vermuthung Safafiks bedenklich. Miklosich (lex.) ver-
gleicht mit stuzdi das got. thiuda, indem er auf die
analogie von neuslov. Ijudski peregrinus verweist. Die
ableitang wird durch Jornandes c. 23 gestützt, welcher
als arctoae gentes neben den Scythae die Thiudi auf-
zählt. Viel material hat Pott (wz. wtb. 849 ff.) zusammen-
gestellt, ohne aber zu einer entscheidung zu gelangen. Die
(s. 852) versuchte herleitung von endo wunder aus cui^di
fremd fallt nach dem oben gesagten. Alle vier formen 6uzdi[,
stuzdi, stuzdi, von dem präsumtiven völkernamen cudu,
jtudü herzuleiten sehe ich keine möglichkeit: cu2di weist
auf anlautendes k, tuSdi hat anlaut. t und ätu2di kann
sein £t sowohl aus tj wie aus stj wie aus skj entwickelt
haben. Mir ist daher am wahrscheinlichsten, dafs sich in
diesen formen ableitungen von zwei ursprünglich verschie-
denen worten gemischt haben, nämlich ein ätuzdi, cu£di
wunderbar und ein stuzdi, stuzdi tschudisch, d. h.
dann fremd überhaupt (mit derselben Verallgemeinerung
wie unser spanisch, welsch, böhmisch, türkisch zur be-
zeichnung des fremden, wie Pott s. 854 bemerkt). Für
unseren zweck ist aber der Übergang von stuzdi, tuzdl
in dtu^di zu beachten, denn auch er kann nur durch ein
zwischen t und u entwickeltes j hervorgerufen sein.
Ferner hat sich j unursprünglich entwickelt in studi
mos, voluntas wie das darneben erhaltene kudi voluntas
erweist. Aus der combination beider ergiebt sich ein äl-
teres *skudi, woraus einerseits mit verlust des s kudi,
andererseits ^skjudi, d.i. Studi ward.
suj sinister, grundform *8jaujas hat, verglichen mit
skr. savja-s^ lat. scaevus, griech. (fxaiog (urspr. also
skavja Curtius g. e.* s. 152) ein unursprüngliches j.
Aus dem russischen führe ich noch mit unursprüng-
lichem ] an 4iosKHiia dutzend, ^iohm'b daumen, zoll, beides
136 Schmidt
fremdworte, 410»!« stark, vgl. poln. du2y, litdaüg viel.
Secundfires j vor nicht afSciertem u zeigt im serbiBchen
dur&k, <5arka, <5ur4ii {6 = tj) für *kjurak u. s. w.
(Beispiele für 6 aas assibiliertem k s. bei Miklosich vergl.
gramm. I, 333) trothabn, walach. carcanü, ngr. xovgnogj
xovQxa^ xovQ'Ativoq^ aus altbolg. kurü gallus.
In manchen fällen nun gewann das parasitische j die
Oberhand über das folgende n, so wurde jn zu i. Diesem
hergange begegnen wir auch in andern sprachen, z. b. ital.
pimaccio statt piumaccio, piviale statt piovtale,
umbr. iveka s= lat. juvenca. Aehnlich ist anch die con-
traction in altbulg. igo = skr. juga-m, jedoch liegt hier
kein gesteigertes u vor, vielmehr wurde urspr. jugam zu
*jügo und dies regelrecht zu igo.
Es linden sich so: mit ursprünglichem j pli-n^-ti
neben plju-n^-ti spuere, wz. spju, spiv, ferner mit un-
ursprünglichem j vüz-lib-iti neben vüz-ljub-iti amare,
von derselben wurzel libo neben Ijubo, welches wie das
lat. vis den interrogativen und relativen pronomina ange-
fbgt wird, um sie in indefinita zu verwandeln z. b. küto
Ijubo (libo) quicunque, jakovü Ijubo (libo) qualis-
cunque; ätitü scutum aus *skjutü = lat. scu-tu-m
WZ. sku tegere (skutü extrema vestis kommt als deut-
sches lehn wort hier nicht in betraoht, vergl. got. skauts
xgoifTteSov , nord. skaut). Wenn also von ^uj§ maodo
im Gregor von Nazianz eine participialform ^ij^ätiimü
erscheint, so erklärt sich diese hier ganz einfach and wir
haben nicht nöthig mit Miklosich (lex. s. v. zivati) das
wort jf&r verschrieben aus ^ujqätiimü zu halten. Das
in dem assibilierten dental nicht völlig gebundene j hatte
noch, wie in Stitü aus *skjutü, die kraft, sich das fol-
gende u zu assimilieren. Indem man nun den Ursprung
des i v^rgals, entwickelte sich £ivatt und i^avati, d.i.
*z^vati, also völlig als ob die wz. gi oder giv lautete;
das V in zivati kann man nämlich zwiefach deuten, ent-
weder ist es letzte reminiscenz von ivati, 2ivati, oder
es hat sein dasein der analogie häufiger verba auf -vati
zu verdanken.
die entirickeluDg von nnonpr. j im slawischen und litauischen. 137
Ebenso entwickelte sich aus pljuskü sonus ein pli-
skö und mit zweiter Steigerung ein aus dem serbischen
plSsak zu folgerndes ^pleskü. Aehnlich haben wir zwi-
schen chljupati und chl^piti mendicare ein vermittehi-
des *chlipati anzunehmen, zwischen sljuzi malva und
der nebenform sl^zu ein *slizT. Das e der dameben
Yorkommenden plesku, chlepiti ist entweder nur gra-
phische Variante von 6 oder verdankt seinen Ursprung der
analogie von gnet^, gnesti neben gn^tati comprimere,
greb§, greti remigare neben ogrebati s^ abstinere,
letiti neben IStati volare, mesti neben metati jacere
(mehr beispiele s. bei Miklosich vgl. gramm. I, 134 ff.).
Durch diesen wandet von ju in i erklärt sich auch
die thatsache, dafs griech. v in fremdworten sowohl durch
ja wie durch i wiedergegeben wird. Die lautverbindung
ja (io) hatte eben zu der zeit, als diese griechischen worte
herübergenommen wurden, zum theil schon einen i-fthn-
lichen klang und eignete sich dadurch zur Umschreibung
des griech« v. Beispiele: kjuminü xvfMivov^ mjuro ^v-
Qov^ zmjurna Ofivgva^ sjurijsku (ri;^mxoV, kjurilu und
kirilü KvQiXXog^ kjurü und kirü xvqios u.a.
In den jOngeren slawischen sprachen findet sich die
contraction von altbulg. ju in i mehrfach. Durchgängig
regel ist sie im cechischen: cititi = altb. ätutiti, cizi
= ätuSdi, lid = Ijudü, plice = pljnäta u.a. s. Mi-
klosich vergl. gramm. I, 414. Im neubulgarischen sind ju
und i so in eine analogie verschmolzen, dafs nicht nur i
fbr ju, sondern auch umgekehrt ju für i eintritt. Es fin-
det sich also kliö clavis neben kljuc, libi amo neben
IjobI, plijü spuo neben pljujü und umgekehrt ju an
stelle von altbulg. i zjuvejü vivo neben iiveju, sljunif
saliva maculo neben slini (altb. slina saliva, ahd. sllm),
djurok latus neben äirok (s. Miklosich vergl. gramm. I,
266). Auch in anderen slawischen sprachen findet sich
vertauschung von älterem i mit ju, z. b. russ. cjioHa und
cjiBHa. Böhtlingk nimmt in cjiiona ansfall von p an und
will es so mit lueBamb, altbulg. plivati spuere vermit-
138 Schmidt
telD, ein anderes Beispiel eines derartigem ausfalles von p
ist aber nicht nachgewiesen. Aufserdem lassen sich CdU-na,
cjiioiia nicht von ahd. sll-m trennen. Nach dem, was
eben vom neubulgarischen angeführt ist, macht aber die
annähme eines wechseis von h mit lo keine Schwierigkeit,
auch das verwandte poln. vsluz sqhleim (dies ist richtiger
als sloz; Miklosich vergl. gramm. I, 452) zeigt denselben
Wechsel. Aus dem polnischen nenne ich noch luDqc er-
giefsen (das wäre altbulg. *lju-n^ti) für das veraltete
linqö, vgl. altbulg. lijati fundere.
Da wir nun gesehen haben, wie häufig sich ein j vor
u entwickelt, und femer die neigung ju in i zu contrahie-
ren beobachtet haben, werden wir berechtigt sein die nun
folgenden bisher unerklärten Alle, in welchen i neben äl-
terem u steht, so aufzufassen, daCs wir ein zwischen bei-
den liegendes *j u voraussetzen. Miklosich (vergl. gramm.
1,25) führt folgende beispiele auf: veriga, veraga ca-
tena, rimiskü, rumiskii romanus, iidu neben ijud^j
lovSalog. Schleicher (formenl. d. ksl. spr. s. 47) bringt noch
bei: tiohü tranquillus, teäiti consolari, skr. tuö gaudere,
contentum esse, tüä-nim tacite (die vocale dieser drei for-
men verhalten sich wie die von ahd. chiuwan : iivati :
j^avati, d.i. zevati oder von pljuskü : plisku : serb»
plesak); kricati clamare, skr. krup*). Auf diese weise
erkläre ich noch kri^i crux (i für das zu erwartende c
findet sich öfter in fremdworten, z. b. kale^i xaAvl, jere-
tizica haeretica), ferner obligati neben lugati men-
tiri**), vergl. got. liugan; dichati, cichn^ti atemuere
neben kuchn^ti sternutare, kychavica sternntatio (skr.
käu niesen?). Das serbische zeigt auch in fremdworten
*) In ^istü ftir *6id-tü pnms, welches Schleicher a« a. o. mit slu*.
fttdh purificari yerbiadet, und in Kriyü obliquvs, cvmu welches er ^
curvus setzt, ist das i auf anderem wege entstanden. Die entsprechenden
lit. skafstas klar, glänzend, sk;f stas klar (von flOssigkeiten) und krei'vas
krumm, schief beweisen, dafs schon zur zeit der slawisch-litauischen «isheit
die beiden wurzeln in die i-reihe übergetreten sind.
**) Möglich ist jedoch auch die auffassung von Miklosich vgl. gramin-
I, 18».
die entwickelang von nniirepr. j im slawischen und litauischen. 139
i an stelle von n z. b. mir marus, rim Roma (auch alt-
balg, rimü s. o.) u. a. s. Miklosich vergl. gramm. 1,301.
Das von mir vorausgesetzte vermittelnde ju zeigt unter
den von Miklosich aufgeführten beispielen Ijutac, woraus
durch contraction litica sazum wurde.
Auf parasitisches j weisen auch cech. rihnouti (6ecb.
i = altbulg. ju 8. o.), poln. rzygn^ö, rzygad verglichen
mit mss. purnjmb, altbulg. rygati, griech. igev/eiv; das
litri&ugmi rülpse zeigt das j un verhüllt.
Die resnltate vorstehender Untersuchung sind also:
1) In den allermeisten f&Uen ist altbulg. ju aus ftlte-
rem u entstanden^).
2) Indem der parasitische spirant sich den folgenden
vocal assimiliert, wird letzterer im weiteren verlauf des
spracblebens mehr oder weniger regelmäfsig in die i-reihe
hinüber gedrängt.
Mit fleifs habe ich das vor u entwickelte j in dieser
Untersuchung vorangestellt, weil es stets erkennbar ist, sei
es wirklich geschrieben, sei es nur in der affection der
vorhergehenden consonanten erhalten. Schwieriger ge-
staltet sich die beobachtung bei den übrigen vocalen. Ganz
aus dem spiele bleiben müssen i^ if, S, ^, weil sie an sich
schon assibilierend auf vorangehende gutturale und — aus-
genommen i**) — dentale wirken, welche uns bei der bis-
herigen Untersuchung so gute führer waren, ein j aber vor
i, !, S nicht geschrieben wird (je wird i, s. Schleicher
Comp.* §. 87, 3). Die Verbindung j^ findet sich nur an-
lautend, aufserdem waltet bei ^ stets zweifei, ob es aus
urspr. an oder i n entstanden ist. Sie alle geben also über
parasitisches j keine auskunft. Vor e werden gutturale
ebenfalls assibiliert, wenn demnach z. b. die lautfolge 6e
erscheint, so ist nicht zu entscheiden, ob ke oder kje zu
*) Ich habe zu vorliegender Untersuchung mir sämmtliche worte, welche
die rerbiodang jn enthalten oder enthielten, zus&mmengesteUt.
**) Anlautendes idi findet sich nicht, sti kann ans stji nnd ski ent-
standen sein. Für den vorliegenden zweck weifs ich mit den sti im an-
laute bietenden worten nichts anzufangen.
140 Schmidt
gründe liegt. Die dentalen aber nebst 8 und z bleiben
vor e, verwandeln sich hingegen mit je zu äte, zde, ie,
ze. Von diesen vier Verbindungen kann aber ie auch ffir
che sr urspr. se stehen, also ohne parasitisches j entstaD-
den sein, z. b. kann äesti rex sowohl als *8jesti gelteo
(vgl. pis^ fOr *pisjq) wie als *chesti aus ^sesti. Es
bleiben also nur die lautfolgen äte, 2de, ie als einzige
spuren eines etwa vor e entwickelten j, da das unverän-
derte je sich nie nach consonanten findet (ausgenommen
natürlich in fällen wie otü n-jego Schleicher Comp.'
s. 307).
So enthält unurspr. j iegq^ iesti urere, welches, wie
die bei Miklosich s. v. verzeichneten nebenformen ideg^,
idegut I (fbr idegqti) erweisen, aus *djeg- entstanden
ist. zegq verh< sich zu i^deg^ genau wie die oben er-
örterten cudo : ctudo, cuti : ätutiti. Zu dieser Wur-
zel gehört auch serb. iagriti, welches nicht, wie Miklo-
sich (vgl. gramm. I, 334) annimmt, eine reduplicirte fonn
ist, „in welcher nach sanskritischer regel guttural durch
palatal ersetzt scheint^, zagriti ist abgeleitet von
2ag-rü, welches im lit. ^agarai dQrre reiser (ursprüng-
lich also brennmaterial) erhalten ist. Das erschlossene
*djeg weist auf älteres *djag, djagh, und bierin ist
leicht skr. dah mit parasitischem j zu erkennen, dessen d
in 4eromb birkentheer erhalten hat (vgl. lit. d^g-ti brennen,
degütas = 46rorab). Der wurzelvocal ist dann in su-
£igati, sü-2agati (d.i. *-2egati) in die i-reihe hin-
übergedrängt, ob durch das j veranlafst, ob der bekannte
allgemeinen neigung der spräche folgend, bleibt ungewiss.
Es bleiben noch die vocale a, o, ü zu untersuchen
übrig, jo wird inlautend zu e, aber e neben o erscheint
ganz regelrecht, wie im lateinischen und griechischen als
Vertreter von urspr. a. Also auch hier würde nichts ftr
unsere Untersuchung zu gewinnen sein, wenn nicht in einem
beispiele ein zisehlaut auf einstiges Vorhandensein von j
wiese. Es findet sich neben solyga jacnlnm, bacnlum
öelyga pertica, beide vermitteln sich durch 'sjoljga,
die «Dtwickdnng von nnnnpr. j im tlawUehen and litauischen. 141
aas welchem durch gleichzeitige Wirkung des j nach vor-
wärts und rückwärts delyga entstehen muste.
Auch vor ü entwickeltes j zu erkennen ist misslich,
da jü lautgesetzlich zu i werden mufs, i und ü aber viel-
fach mit einander wechseln, ohne dafs man berechtigt wäre
ein vermittelndes jü anzusetzen. Vielleicht darf man das
in äilu, äidu (part. perf. act., der bedeutung nach zu wz. i
gehörig, s. Schleicher formenl. s. 326) enthaltene sid aus
arsprflnglichem sjad erklären. Neben der wz^ 8 ad, S-sad
adiref griech. in odog (Curtius g. e.^217) erhalten, hat
das skr. nämlich sjand (gatikarmä Naigh.) fluere, fluc-
tuari, hnc illuc cursitare Westerg. sad ist auf slawischem
boden in chod-iti ire bewahrt und sjand möchte ich in
iiivL profectus sehen. Nimmt man an, dafg in sjad
— denn so ohne nasal ist die wahre wurzel von sjan-
datß anzasetzen, dessen nasal aus der praesensbildung
(nach Schleichers eintheilung IV, c, 2) in die anderen tem-
pora eindrang — sich das anlautende s ungewandelt er-
hielt, wie in der anderen wz. sad sedere, altbulg. s^d^,
9e8ti considere^ nichts wie in choditi, zu ch wurde, so
läge zwischen sjad und äid die mittelstufe *8jüd ganz
im einklange mit den altbulgarischen lautgesetzen. Ist diese
erklärung richtig, so haben wir ein beispiel von parasiti-
schem j übereinstimmend im sanskrit und slawischen.
Vor -^ I&Tst sich die entwickelung von j in einigen
fiUlen nachweisen; statt des zu erwartenden j^ findet sich
in russisierender weise ju geschrieben. Ich nenne folgende
Worte: Ijakati neben I^kati decipere (vgl. l^ka malitia,
l^k^, l^äti flectere, lit. lönkti fiectere, ki^giog Xo^og,
latlicinus obliquus) raz-lju6ati neben raz-l^cati
separare; dtukü, d. i. *stjukü strepitus neben stukü
sonituB, in welchen der Ursprung des u ans ^ erwiesen
wird durch poln. szczfk geplapper = ötuku und st^k
senfzer s=5 stnkü.
Aas dem polnisohen mögen noch erwähnt werden
chrz%8zcz = altbulg. chr^sti scarabaeus, wifza fessel
^ altbulg* v^za, tysi^c = altbulg. tys^ita mille (auch
das öeoh. tisic zeigt das parasitische j).
142 Schmidt
Endlich bliebe der Yocal a noch zu berOcksichtigai.
Findet er sich nach assibilaten, so herrscht ungcwifBheit,
ob ja oder & der ursprüngliche laut war. a und e wech-
seln aber häufig miteinander, man bleibt also völlig im
unklaren, ob z. b. in cadü fumus neben kaditi suf&tnm
facere, in po-zaru incendium neben goreti ardere ein
älteres *kjadä *gjarü oder *k£dü *gerü vorliegt Im
ersteren falle wäre j entwickelt, im anderen hätte e ak
dehnung von a zu gelten oder der wurzelvocal wäre, wie
oft, in die i -reihe übergetreten. Also nur nach I,-r, t,
m, n ist klar erkennbar, ob älteres 6 oder ja vorliegt,
weil nur diese consonanten keine lautgesetzliche aiFectioo
des folgenden ja veranlassen. Ich vermag daher nur in
zwei beispielen parasitisches j vor a nachzuweisen: prja*
s^iti frigere, rnss. npasKHmb neben dem ursprünglicheren
praj^iti, nsl. pra£iti, nbulg. pra2i, öecb. prahnoati,
poln. pra2y<5; die wurzel ist sprag oder spragh, wie
das litauische lehrt: spragh ti prasseln, spraginti rö-
sten, spirgti speck ausbraten, spirgas stück gebratenen
Speckes. Das andere beispiel ist prjaga yidgov^ novelium
tritici granum neben dem gleichbedeutenden prüga; mög-
licherweise gehört prjaga zu prjaziti, da yjSgov ein
gericht von gerösteten weizengraupen ist, unsere zwei bei-
spiele flössen also gar in eins zusammen. In jüngeren sla-
winen findet sich j mehrfach vor a eingeschaltet, z. b. in
den fremdworten serb. tirjanin = tyrannus und russ.
pjica rjasa mönchsgewand, altbulg. rasa = iat. rasum.
Vielleicht ist es nicht zufällig, dais in den letztge-
nannten fällen ein r vor dem vocale steht, hängt vielmehr
mit einer erscheinung zusammen, auf welche von hier ans
ein neues licht f&llt. Wir finden nämlich vor r, 1, ▼
häufig gutturale assibiliert, ohne dafs ein vocal folgt, wel-
cher diese aflfection verursacht haben könnte. Dafs aber
die laute 1, r, v an sich nicht noth wendig vorhergehende
gutturale in palatale wandeln, beweisen die zahlreichen an-
laute von k, g + r, 1, v, welche im wörterbuche leicht zo
finden sind. Schleicher (Comp. ^ s. 303) sagt: „vor r, I, ▼
die entwickelung von untinpr. j im slawischen and litauischen. 143
tritt ebenfalls die in rede stehende Wandlung der gutturale
mit Vorliebe ein^. Nach meinen beobachtungen halten die
fälle, in welchen die gutturalen unangetastet bleiben, so
ziemlich denen das gleichgewicht, in welchen sie afficiert
werden. Ich will nun hier die mir bekannten fälle ange-
ben, in welchen werte derselben wurzel, zum theil auch
derselben bildung die einen assibilierten guttural zeigen,
die anderen nicht. Schleicher (a. a. o.) f&hrt an: cvStü
blume neben böhmisch kvet; cveliti weinen, altböhm.
kv^liti, neuböhm. kviliti; clov-ekü mensch, wz. kru,
slu in slu-ti nominari; £rüt-ati einschneiden neben
krat-ükü kurz (lautlich noch näher steht krüt-ü talpa).
Miklosich (vgl. gramm. I, 199) erw&hnt noch: örus-tvu
solidus, firmus neben vüs-krüs-n^-ti ^;'£/()£rri9'ai, aviaxa-
(f&au Diese Zusammenstellung macht er aber in seinem
lezicon selbst zweifelhaft, indem er 6rüs-tvä aus örüd-
-tyu erklärt und mit got. hardus vergleicht; letzterer
etymologie neige ich nun mehr zu, weil in örSdü firmus
das in 6rüstvü erschlossene d klar vorliegt und cr^dö
genau zu got. hardus stimmt; vüskrüsnqti, dessen s
ursprünglich und keine wandelung von d ist, wie die con-
JQgation ergibt, hat also mit örüstvü nichts gemein. Aus
Miklosichs grammatik (a. a. o.) entnehme ich noch £rülo
neben griilo guttur. Aufserdem habe ich assibilierende
kraft des r, 1 wahrgenommen in £rSti, irq deglutire (vgl.
lit. gärti trinken) neben grütani guttur (lit. ger-klö'
gurgel, Schlund); £r£ti, irq sacrificare (lit. glrti preisen,
skr. grn&mi preise, yiJQvg u. a. s. Curtius g. e.' s. 162)
neben gra-j cantus; ilüdati capere neben gladu fames
(vgl. got. gredus hunger); srüäeni neben srüSeni cra*
bro (poln. sierszeö, szerszeii, lit. szirszys); örepü
testa, later (skr. karpara schale, topf, ahd. scirbi testa),
mit erhaltenem k russ. Knpnm'b (kirpiöü Ziegelstein);
fbr ärSpü könnte man vielleicht annehmen, dafs die assi-
bilierende kraft des 6 durch r hindurch auf den guttural
gewirkt habe. Da wir nun ö, 2, ä sonst nur vor j und
palatalen vocalen entstehen sehen, so schliefse ich, dafs
144 Schmidt
r, 1, V, wenn sie assibilation vorhergehender laute veran*
lassen, einen weicheren, j- ähnlichen klang gehabt haben,
d. b. dafs sich aus ihnen ein parasitisches j entwickelt hat,
eine erscheinung, welche namentlich bei 1 in den romani-
schen sprachen reichlich za beobachten ist. Ich erinnere
nur an den Übergang von lat. 1 in ital. i, z. b. fiore =<
lat. florem, chiamare, span. Uamar, d. i. Tamar ss
clamare, vergl. Diez gramm. der roman. spr. 1% 195 ff.
Die Schrift bezeichnete dies j nicht, wie sie selbst arspr. j
nach r, 1 oft unbezeichnet läfst, z. b. bura f&r bnrja
procella, vola für volja voluntas, so gut aber in diesen
fällen r, 1 den werth von rj, Ij haben, können sie es auch
in obigen £rülo, ^lüdati u. s. f. gehabt haben. Zur be-
gründung dieser ansieht erinnere ich an die im bisherigen
mehrfach erschienenen worte, deren parasitisches j gerade
nach r, 1 eingetreten ist (Ijukati, d.i. Ijqkati, prja*
2iti, poln. chrzqszcz und die worte auf s. 131 bis 133)
und nenne noch poln. grzbiet, altbulg. grubu dorsum;
rzodkiew rettig entweder direct oder durch deutsche
vermittelung aus radiz.
Dafs die entwickelung von parasitischem j im ferneren
leben der slawischen sprachen mehr und mehr zunimmt,
ist in der bisherigen Untersuchung an den betreffenden
stellen angedeutet worden. Für das altbulgarische glaube
ich sie erschöpfend behandelt zu haben, für die übrigen
slawischen sprachen ist dies noch nicht möglich, wegen
der mangelnden Voruntersuchungen Ober den im einzelnen
sehr schwierigen vocalismus dieser sprachen. Die fast all-
gemeine Wandlung von altbulg. e in je, ie, resp. jo, io
ist bekannt. Ehe ich mich aber zum litauischen wende,
will ich hier noch einige polnische worte erörtern, welche
Miklosioh (vgl. gr. I, 468) unerklärt läfst, die aber filr die
beurtheilung des skr. ki von Wichtigkeit sind.
Eine im anlaute slawischer worte ganz ungewöhnliche
lautverbindung kö zeigen poln. ksi^ga, ksiqika buch
und ksi^i^ f&rst, altbulg. kniga und kn^zi. Beginnen
wir mit ersterem. Im suprasler codex findet sich geschrie-
die entwickelong von unnnpr. J im slawischen und litauischen. 146
beD küuiga, d. i. künjiga; hieraus entwickelte sich alt-
böhm. knjei^ka, kn^h gen. pL von kniha. Eine diesem
entsprechende form *kniega, ^knie^ka nehme ich auch
fflr das polnische an. In *kniega fiel nun der nasal aus
wie in dzi^ heute (fflr *dznis = altbulg. dini si) und
in giqö beugen (für *gni§d, *gn^d =s altbulg* gün^ti)
und der vocal erhielt eine nasale trübung wie in mi^dzy
neben dem älteren, noch in der bibel von 1563 vorkom-
menden miedzy = altbulg. meidu inter, mi^szad ne-
ben mieszad sss altbulg. m^sati miscere, piecz^c =
altbulg. peöatif sigillum (mehr beispiele fflr q aus e bei
Miklosich vgl. gramm. I, 454f.). *kj^ga hätte nun nach
der gewöhnlichen regel ^cz^ga werden sollen, statt des-
sen trat ksi^ga ein. Suchen wir dies lautphysiologisch
zu begrflnden. Der Übergang von k in c geht durch fol-
gende stufen: kj, kch, tch (linguales t), ts, td, d.i. c.
Die physiologische grenze zwischen dem am weitesten vorn
gesprochenen k und dem am weitesten hinten gesproche-
nen t ist nicht zu bestimmen, ebenso wenig lassen sich
ch, s und s gegeneinander abgrenzen; k und t, wie an-
dererseits ch, s und ä sind durch continui^rliche Über-
gänge untereinander vermittelt, sie schwimmen in einander.
Hiermit hängt zusammen, dafs das altbulgarische in fremd-
Worten i (d. i. tönendes s) an stelle von j (d. i. tönendes
ch) setzt, z. b. 2ukü juncus, i^idinu neben ijudej, von
denen sich das erstere an laf. judaeus, das letztere an
griech. lovSaioq anzulehnen scheint (Vgl. den entsprechen-
den Wandel von lat. j in den romanischen sprachen). Fer-
ner ist zu berücksichtigen, dafs das altbulgarische in fremd-
worten — und fremd sind auch kn^zT und kniga*) —
gutturale vor vocalen, welche sonst assibilation bewirken,
unverändert läfst, in welchem falle der die ausspräche
möglichst getreu wiedergebende cod. snpr. den gutturalen
*} kn^zi, kun^zi ist aus dem ahd. cnning entlehnt; anch kniga
führt Miklosich anter den fremdwdrtem auf, Dobrovsk^ und Pott (wz.-wtb.
467) vemiiitben entlehnnng ans dem chines. king.
Beiträge z. ygl. sprachf. VI. 2. \Q
146 Schmidt
das zeichen der erweicbung beisetzt (zahlreiche beispiele
bei Miklosich vgl. gramni. I, 205f.); sein k^ bedeutet aber
kj. DQrfeo wir io unserem falle nun annehmen, dafs von
dieser lautgruppe kj sich das j wie in iidinü zu i wan-
delte, so muste ki als unaussprechbar entweder zu gi
oder SU ki werden. Letzteres liegt im poln. ksi§ga vor.
Und ich sehe in der that nichts, was dieser annähme im
wege stünde, wird doch j nach t, was wie wir sahen vom
palatalen k wenig absteht, im russischen zu & z. b. mucü^ia,
d.i. tysjatda, tausend, altbulg. mit Umstellung tysqsta,
aus *tys^tja. Wenn wir also kd an stelle des zu erwar*
tenden tä finden, so liegt ersteres dem ausgangspunkt kj
etwas n&ber, indem das k nur palatal wurde, seine arti-
culationsstelle am gaumen also der sph&re der t-lante zwar
niherte, aber nicht ganz in sie hinein legte*). Dafs nun
k in ksifga palatal auszusprechen sei, kann nicht bezwei-
felt werden, da diese ausspräche dem k vor allen mouil-
lierten lauten zukommt (s. Miklosich vgl. gramm. I, 475).
Entsprechende mittelstufen wie zwischen kniga und
ksi^ga zum theil erhalten sind, nehme ich zwischen alt-
bulg. kn^zi und poln. ksi^dz fQrst, priester, ksi^i^
fürst an: ^kni^zi, *kni§dz, *ki^dz. Die erschlofsene
form *kni^zi liegt, nach einer mflndlicben mittheilung
Schleichers, im polabischen wirklich vor: die manuscripte
bieten tgenangs, tjenanga, tschenangs, tjinangs,
an dem einstigen bestehen einer form Kn^z (kjnj^z),
worauf diese Schreibungen deuten, IftTst sich also nicht
zweifeln.
Alle sonst noch mit ksi, d.i. kö anlautenden polni-
schen Worte sind ableitungen von den eben besprochenen,
so ksieni äbtissin aus *ksi^gini, altbulg. kn^gyni (v^.
6ech. knini aus knjahynja-), ksi^zyc mond erklArt
Linde wohl mit recht als fbrst der nacht; bei der bildung
des Wortes scheint die analogie von miesi^c eingewirkt
zu haben.
*) Skr. kB ans gattiiral+ j ZeiUehr. XVI, 48S.
die entwickelnng von nnnnpr. j im slawiBchen nnd litanischen. 147
Im litauischen habe ich oraprünglicheB wie nnarsprflng-
liches j im inlaute der wurzeln nar vor u, au und ganz
vereinzelt vor o beobachtet. Es steht dies in bemerkens*
werthem einklange mit dem altbulgarischen, welches pa-
rasitisches j auch meist vor u »s lit. au zeigte.
Dafs anlautendem S ein unursprQngliches j vorge*
achlagen wird, hat Schleicher (Comp.^ §. 194) schon er.^
kannt Diese erscheinung, in dialekten von grOfserer aus^
dehnung, ist aber auch im hochlitauischen nicht auf an-
lautendes e beschränkt. Vor u, au findet sich unurspn j
in junk-stü, jünk-ti gewohnt werden, jauk-inti ge-
wöhnen, dressieren, vgl. altbulg. vyk-n^-ti discere, pri-
-vyk-n§-ti assuescere, u6-iti docere, got. bi-uh-ts ge-
wohnt, biuhti gewohnheit (also nicht mit 6r. II, 23«
no. 262 zu biugan zu stellen), skr. üK-ja-ti gefallen fin*
den, gern thun, gewohnt sein. Hier ist demnach j vor
labiales u, au vorgeschlagen, wie umgekehrt v vor pala*
tales S in venas unus.
Da Nesselmann die erweiohung der consonanten nicht
bezeichnet, Eurschats beitrage mir aber nicht zur band
sind, so bin ich fQr meine Untersuchung auf die in den
beiden Scbleicherschen glossaren (zum lesebuche und zum
Donaleitis) enthaltenen werte beschränkt.
Zunächst finden wir einige alte bekannte aus dem
slawischen auf litauischem boden als lebnworte wieder:
bliüdas schlössel, altbulg. bljudfi patina; liübyti zu
thun pflegen, gern haben, woneben Ness. 373 das, ich weifs
nicht ob bewährte, Idbi&ti ohne j bietet, altbulg. Ijubiti
amare, niss. JiDÖHnib, poln. lubiö; liütas löwe, bei wel-
chem man zweifeln kann, ob es eine Weiterbildung von
altbulg^ 11 vü leo ist oder ob es ein substantiviertes adjec«-
tivum ist, dem altbulg. Ijutü ferus entsprechend, vgl. lutis
Sturm, Unwetter, lutingas stürmisch (Ness.); pliüszkie
dummer Schwätzer, pliuszke'ti plappern, schnattern, alt-
bulg. pljuskä sonns, poln. pluskad plätschern; ziupone
vornehme frau, altbulg. iupanü obrigkeitliche person, wel-
ches aoch in das slawische aus der fremde eingedrungen
10*
148 Schmidt
*
ist (8. Pott wz.-wtb. 242 ff.)* ^^^ nicht erwähnt habe ich
hier die mit cz anlautenden worte (cz wQrde in echt li-
tauischen Worten auf älteres ti, tj weisen), welche man
leicht finden kann; sie sind alle entweder aus dem slawi-
schen entlehnt oder schallnachahmend und haben daher ftir
unsere Untersuchung keinen werth.
Ein paar aus dem slawischen entlehnte worte, welche
in ihrer heimath noch kein j zeigten, haben es auf litaui-
schem boden entwickelt. So ist das altbulg. gruäa pirus
theils unverändert herüber genommen als gruszö Ness.,
theils mit richtigem gef&hle lituanisiert als kri&uszö (te-
nuis f)lr altbulg. media wie in mökn, altbulg. mog^;
apibröszkis, altbulg. brSzgu; pupä, altbulg. bobä;
silpnas, altbulg. slabü). Ferner siülau, siülyti an-
bieten, russ. cyjuutth versprechen (das n im litauischen
wotte weist auf entlehnung, denn russ. y entspricht in echt
litauischen werten au);piud;^ti hetzen, russ. dial. nj^iHou»,
altbulg. p § d i t i pellere, poln. p ^ d z i <5.
Auch deutsche lehnworte entwickeln j: liaupsö' lob,
preis aus lob, liA'sininkas losmann, sziüilö schule,
sziüilmistras und szülmistras Schulmeister, sziurö'ti
scheuem, szliürpti schlQrfen. Aus allen diesen fremd-
worten erhellt von vornherein, dafs die entwickelung eines
parasitischen j zu den neigungen des litauischen gehört.
Von echt litauischen werten zeigen nun folgende nach-
weislich später entwickeltes j: kiaül^ seh wein, ohne j
kuil/s eher; kiaüsz^ schädel, welches Grimm (gr.I%539)
mit dem gleichbedeutenden anord. haus-s vergleicht,
kiaüszis ei gehört wohl auch dazu, das tertium beider
ist die harte hfiUe (lit. sz &= urspr. s wie in aüszti tagen,
auBzrä morgenröthe wz. us, szeszuras Schwiegervater =
socer u. s. w.). Ferner kiäune marder, altbulg. kuna
felis, pellts melis, plur. kuny caprinae vestes. Die ver-
schiedenen bedeutungen des slawischen wertes lafsen sich
nur vereinigen, wenn man als ausgangspunkt aller den be-
griff des feiles setzt. Dachs und marder gelten ja auch
haaptsächlich des feiles wegen, welches in früherer seit bei
die entwickelung von unnrspr. j im slawischen und litauischen. 149
den Slawen wie geld zur zablnng diente; so übersetzt denn
auch kuna an einer stelle des Zlatostruj das griech. oßokog
(s. Mikl. s. v.)) vergl. das veraltete russ. kjhu geld. leb
stelle nun ku-na mit der grundbedeutung feil zu lat. cu-
*ti-s, alts. bü-d, wz. sku tegere. Diese wurzel bat in
mcbreren spracben ibr anlautendes s tbeils bewabrt, tbeils
abgeworfen, so erscbeint axi-r-og neben xv-r-og^ lat. scfi-
-tum neben cu-tis, abd. sciu-ra receptaculum neben
hü-d cutis. Mit erbaltenem s und parasitischem j begeg-
nete uns die wurzel scbon in altbulg. äti-tü aus *skju-tu
scutum, in ku-na baben wir sie also ohne s, in lit. ki&un^
ohne s, aber mit j. Dieselbe wurzel kju zeigt noch lit.
kiaü-ta-s schale, hülse, welches sich in form und bedea-
tung nahe zu alts. hü-d stellt*).
sziaurys nordwind aus *skaurys, wie got. sküra
vindis lalkaip (über ü s. Schleicher comp.' s. 156), abd.
scür tempestas, altbulg. s^veru boreas(grundform *sk&y-
-ara-s), lat. caurus beweisen.
pa-liau-ju, -liov-iau, •liau-ti aufhören stelle ich
zu kV'O).
Dem lit. piau-la-s faules holz, das im finstern leuch-
tet (Ness., der hier ausnahmsweise die erweichung angibt),
entspricht genau das abd. fü-1, nbd. faul; die wurzel pu-
bat sich auf litauischem boden auch ohne j erbalten in
püT-ü, pü-ti faulen, pü-Iei eiter u. a.
ri4ugmi, riaugeti rülpsen wurde schon oben er-
wähnt, es zeigt die gleiche entwickelung von j wie cech.
ribnouti, poln. rzygn^ö, rzygaö gegenüber den rein
gehaltenen altbulg. rygati, kgev^siv, ructare.
Für unursprOnglieb halte ich ferner das j in siunczü,
siqsti senden, welches ich zu got. sin tha- mal, ga-sin-
tha geführte, sandjan senden stelle, deren th, d, wie
Lottner (zeitschr. XI, 163) aus altir. söt weg erwiesen hat,
*) Lit. skurk haut, welches Cnrtitts (g. e.' s. 164) von wz. sku her-
leitet, i^t polnisches lehnworti poln. sköra =s altbulg. skora, gehSrt also
ZU CvaüuB* no. 68.
150 Schmidt
einem ursprünglichen t entspricht, und die daher von wz.
sady oSog u. s. w., denen sie Curtins (g. e.* s. 217) zuge-
sellt, zu trennen sind. Ich nehme nun dem altir. sät, got.
sintha- entsprechend einen litauischen stamm *6unta- an
mit der gleichen Bedeutung wie altir. sät, woraus sich
*siunta- mit parasitischem j entwickelte. Von diesem
*6iunta- wurde siunczü abgeleitet, welches zwar ganz
das aussehen eines primftren verbums hat, aber ebenso wenig
primär zu sein braucht wie viele andere, offenbar denomi-
native verba. So erheucheln ursprflnglichkeit folgende mit
siunczü ganz gleich gebildete verba: pliukiu, pl&ukti
behaaren, jukifis, jä'ktis scherzen, szvenczü, szv^sti
feiern, heiligen, deren ableitung von plaukai haare, jtl'-
kas scherz, szväntas heilig niemand leugnen wird. Diese
und eine reihe anderer worte, unter welche ich nun auch
siunczü rechne, verhalten sich genau wie die griechischen
verba ayyil},co^ fialdatTto^ fiaQuaigo) Q. a., die allgemein
als secundär anerkannt sind. Die erschlofsene ältere wur-
zelform sunt ist im lettischen sütu ich schicke erhalten;
litauischem siunt würde lett. schut entsprechen mülsen.
d2ü-ti trocknen intrans. , d:&&u-ti trans. (vgl. Saiw^
skr. du brennen trans. und intrans.; die bedeutungen ver-
*halten sich wie die von lat. ar-ere und ar-d-ere).
Aus brSd-kriaünis messer mit einer schale von
hirschhorn (Donaleitis) folgt, dafs Nesselmanns krauna
schale, heft des mefsers ungenaue Schreibung für kriauna
ist. Dies kriauna vergleiche ich mit Miklosich (lex.
palaeosl. s. v. örenü) dem altbulg. crSnü manubrium. In
kriauna finden wir, gegen cränä gehalten, zwei afiectio-
nen der wurzel vereinigt: entwickelung von parasitischem j
und übertritt des wurzel vocals in die u- reihe. Die näm-
lichen beiden lautaffectionen zeigen lit. bliaujn, bli6viao
brüllen, blöken gegenüber den gleichbedeutenden altbnlg.
blgjati, mhd. blaen, lat. balare; femer kliüvü, kliüti
hangen bleiben gegenüber von^ altbulg. klej gluten, gr.
xoXXa aus^xoJl-ja; ferner iiurö'ti, iiiuriü sehen gegenflbar
von altbulg. zrj^, zräti videre, lit. 26reti glänzen, iäras
die entwickelaog von unnnpr. j im slawischen und Utatiischen. 151
glänz (Schleicher lit. gr. 48); endlich sriubä suppe neben
srd'bti schlürfen*).
Endlich erwähne ich die einzige mir bekannte Wortsippe,
in welcher sich j vor o entwickelt hat: 2iöju, 2i6ti den
mund aufsperren, :l^iövauti gähnen, ^iopsoti den mand
aufsperren, maulaffen feil halten. Sie stammen von der
indogermanischen wurzel gha klaffen, gähnen, welche auch
als ghi und ghu erscheint. Man könnte versucht sein
iioti mit lat. hiare in engste beziehung zu setzen, allein
hiare enthält die wurzelform hi, nicht etwa hia mit pa-
rasitischem j aus ha entstanden. Dafs a im lat. hi-are
lediglich zur verbalendung gehört, erhellt ans hi-scere
und hi-uNcu-8 (gebildet wie pat-ul-c-iu-s von pa-
tere). Andererseits aber läfst sich aus hi-are kein ar-
gument gegen meine erklärung von 2iö-ti entnehmen, weil
ziöv-auju, grundform ghjäv-äva-jä-mi, deutlich das
aus der wurzelform ghu (in ahd. gau-mo faux, lat. fau-c-,
X^J^'Og, ;^ai}-]/o-$) gesteigerte ghäv mit parasitischem j
zeigt, dessen existenz damit auch ftkr 2i6ti erwiesen ist.
Aus dem litauischen habe ich also in einunddreilsig
fällen unursprfingliches j nachzuweisen versucht. In den
Schleicherschen glossaren finden sich aber Oberhaupt nur
einundfAnfzig worte mit j vor vocalen im inlaute der wur-
zel **). Die gröfsere hälfte derselben hat das j also in un-
ursprünglicher weise entwickelt. Es versteht sich, dafs bei
dieser Zählung eine zusammengehörige gruppe von werten
wie 2i6ti, i^iovauti, dbiopsoti, iiopczoti und andere
derivate von zio- nur als ein posten aufgeführt sind.
Wie der vocalismus des litauischen überhaupt noch
auf einer älteren stufe steht als der des altbulgarischen, so
hat auch das parasitische j ihn noch in keiner weise beein-
flufst und alle folgenden vocale unverändert gelaisen.
*) VergL oben die altbalgAiischen sljnzi neben sUzi, chljupati ne-
ben chlepati, pljutkü neben ^pleskü.
**) Unter diesen einnndfünfzig sind auch die worte begriffen, welche wie
diaügtis das j nur noch aus seiner Wirkung auf die vorhergehende dentaHs
erkennen lassen.
152 Leskien
Im lettischen greift das j noch weiter um sich: gfant
praet. gf äwu zertrümmern, lit. grauti (so schreibt Schlei-
cher im Donal. überall z. b. I, 2, während er im lesebucfae
griauti hat, z. b. z. 15. 19 der dainä aufs. 5; man sieht
daraus, dafs schon im litauischen die ausspräche schwankt);
irukt einschrumpfen, iFaukt in falten ziehen, lit. surükti,
raükti; kraut häufen, ki?uwa häufe, lit. krauti, kruvä;
kf akt schnarchen, krächzen, lit. kränkti, merut mefsen,
lit. mSr&'ti. Bielenstein lett. spr. I, s. 98 sagt: a erhält
gern ein leicht vorklingendes i, cf. biüs f. büs er wird
sein, Zjüka f. züka, schwein, jüde'ns, f. lide^ns was-
ser, piüst f. püst blasen.
Johannes Schmidt.
üeber den dialekt der russischen Volkslieder
des gouvemements Olonec.
Die zunehmende Wichtigkeit, welche die erforschuDg
der lebendigen volksdialekte flQr die Sprachwissenschaft be-
kommt, wird es rechtfertigen, wenn ich hier einige einge-
hendere mittheilungen Ober den russischen localdialekt des
gouvemements Olonec, also des- landes um den Onegasee^
mache, zumal es der ist, dem die grofse Sammlung meist
epischer Volkslieder von Rybnikov angehört, eine Samm-
lung, die auch für die entwickelung und geschichte der
volkspoesie überhaupt die gröfste beacbtung verdient*).
Der vierte band enthält einen aufsatz vom Sammler: „über
die eigenthümlichkeiten des Oloneckischen dialekts^, des-
sen kurze angaben im folgenden mit benutzt sind.
Was die laute betrifft, so ist es leider in der cyrilli-
schen Schrift nicht möglich, die wirklichen lautverhältnisse
*) n-feCRH C06paHnUfl 11. H. PbltiHHKOBbllH'b. MocKsa
1S61—1S67. 4 tbeile. (Lieder, gesammelt von P. K. Bybnikov. Moakaa
1S61--1867).
über den dialekt der russ. Volkslieder des goayemements Olonec. 153
genau zu erkennen. Diese scbrifl ist schon zum ausdruck
der laute des gemeinrussischen höchst ungenügend, wie
Tielmebr fdr den dialekt. Auch hat der Sammler nicht
fiberall, wo es möglich war phonetisch zu schreiben, dies
gethan, sondern sich meist dem gebrauch der russischen
Schriftsprache mit ihrer historischen Schreibung angeschlos-
sen. Nur im 3. und 4. bände ist der versuch gemacht,
einige laute, die besonders stark von der gebräuchlichen
Sprechweise abweichen, durch fetteren druck als solche zu
bezeichnen. Ich beschränke mich daher f&r die lautlehre
auf das sicher erkennbare und aufFallendste.
'b*(ä) wird in den flexionsendungen ausnahmslos zu
H (i), z. b. loc. sing. neqepH = Benep-fe (nom. BC^ep'b,
veceru, abend)*), dat. loc. p'feKH a=s p±K± (nom. p'feKa
r^ka, flufs); mit den altbulgarischen formen stimmen auf
diese weise fiberein die locative und dative von ja- stam-
men, z. b. KOHH (nom. kohi> kon!, pferd) = ab. nonh
(koni), DOJB (nom. nojie, feld) = ab. noHH (poli), 47mH
(oom. 4yiua, seele) ss= ab. ^oviuh (duäi). Im text der gedichte
steht meist "^ (£), obwohl Rybnikov selbst die regel als
eine durchgehende bezeichnet („der buchstabe ± wird fast
Qberall, am ende der worte aber und in den flexionsfor-
men fiberall wie h (i) ausgesprochen^). Nämlich auch im
inlante findet sehr häufig dieselbe Verwandlung statt, z. b.
CBnmeji'b MHCJii^b (svit'olü misjaci) ^ gemeinrussiscb.
CBtmejnk M'^cjm'b (svetelü mesjacü, leuchtender mond).
In dem gedichte I, XXIV, wo durchgängig auch h (i)
geschrieben ist, kommen so vor: cHqemi» (siöetü) =
gmr. cfeHemi» (seöetu, er schneidet); psxaBHem'b (ria-
vietii) SS paeaB-feem'b (rs^av^etü, rostet); i^BHniHoe
(cvitnoe) s=s iiB-femBoe (cv^tnoe, farbig) u.a. 1)49,
V. 23 steht 4o6pHe (dobrie) s=s ^oöp-fee (dobr£e, com-
*) Ich gebe die rassischen worte in der lateinischen Umschreibung buch-
stabe für buchstabe nach dem von Schleicher in diesen beitrlgen befolgten
princip; wo es nothig ist, füge ich die wirkliche ausspräche hinzu; auslau-
tendes ü wird überall nicht ausgesprochen, i nur als erweichung des vorher-
gehenden lantee.
154 Leskien
par. besser), obwohl Rybnikov angibt, es hiefse im compar.
B-fepHHe (vernjae) = B-^pn-fee (vöruöe, treuer) u. 8. f.
Im 3. und 4. bände wird das wie i zu sprechende & durch
den druck hervorgehoben. Aus der Zusammenstellung der
dort vorkommenden beispiele habe ich mir keine regd fttr
das unterbleiben oder eintreten der Verwandlung zu i bil*
den können; es werden nebeneinander geschrieben: ptea
(reka, flufs) und pH^HUbKa (riöinika, demin. von reka);
vi^'feBHi^a (dSvica, mädchen) und ^-feBHHny = ^pioHiuij
( d i V 6 i n u 9 acc. sing, von d i v 6 i n a , mädchen). Bekanntlich
ist der Übergang von 6 zu i auch sonst in den slawischeo
sprachen häufig, durchgehend im chorvatischen zweige des
serbischen, ebenso im kleinrussischen, wo das so entstan-
dene i den vorhergehenden consonanten erweicht, also
eigentlich als ji zu fassen ist. Sicher ist das auch im
Olon. dialekt anzunehmen. Die nicht erweichende aus-
spräche des i wäre fQr ein russisches obr zu auflfallend,
als dafs der herausgeber sie nicht angemerkt haben sollte.
Die erhaltung des vollen i in der infinitivendung kann
bei allen verben stattfinden und ist regel am versende, z. b.
"fexaniH (Schati, fahren), während gmr. -fexamfr (echati,
spr. jechat'), pyrnama (ruäati, zerschneiden), teniR
(esti, essen) u. s. w.
Die im russischen, kleinrussischen, polnischen und sor
bischen verbreitete neigung e in o, je in jo Obergeben za
lassen (die Qbrigen slawischen sprachen zeigen diese er-
scheinung nur vereinzelt) geht in diesem dialekt, nament-
lich, wie Rybnikov bemerkt, an der nord- und ostseite
des Onegasees sehr weit: monepb (toperi) = gmr. ne-
nepb (teperi, jetzt); mo6ii, co6fl, motfH, co6h (tobja,
sobja, tobi, sobi) fQr meöa, ce6Hy mefi-fe, ceö-lb (tebja,
sebja, teb£, sebi, deiner, seiner, dir, sich); poltaBia
(robjata) = peöjinia (rebjata, kinder); 6opo3HO (bo-
rozno) fQr (Sepeneno (bereino, ntr. sing, von bereioyj,
vorsichtig). Auffallend ist, dal's in diesen beispielen die
erweichung fehlt, während in den übrigen sprachen, welche
denselben lautwandel kennen, nur erweichendes, d. h. also
über den dialekt der mss. Volkslieder des gonvernements Olonec. 155
in j e übergegangenes e zu o, d. h. also j o wird. Die er-
weichung findet sich indefs auch hier in den meisten fäl-
len: c6ro (s'ogo, spr. s'ovo, gen. sing, von een, sej,
ab. ck, 81, er) ceMj (s'omu, dat. sing, desselben). Im 3.
and 4. theil ist das wie jo zu sprechende e durch den
druck hervorgehoben. Ich gebe die dort vorkommenden
beispiele (die zum theil mit den gemeinrussischen fiberein-
stimmen), ohne eine regel f&r das auftreten des jo finden
zu können: BScnjmKa (demin. von Becna, vesna, früh-
ling), nojionSHOM'b, A^nig, n^ (d. i. qmo), Kj^SpumKH,
npHC&SKaiiiu; noHScmnoH, äeacq&mnoeH, noHBsSxoHbKOH,
Bc§; sKHmiiS, 6iiimbS, aa^^ma, nopj^enaa; jihi;§, cSmj,
0X0^30%, paanScajia, maöa^SK'B, neq^pTi, hh^Sfo, Sua,
mani^^Bamit, raenjiMXTi ^Sht» ^o»e/^jCb (III, 21, ▼•9),
^-bBBHb^H, cSBUKHnKou, CBHmeji'b, skSdj, om^aBaSmib,
CmaBSpnb.
Ältbulgarisches le (je, russisch e geschrieben) wird
zu jo, z. b. öro (jogo, spr. j ovo), gemr. ero (spr. jev6)
= ab. lero, gen. sing, von h (er); gu (joj) = ab. mH (jej,
ebenso gmr.); cboch (svojoj) s= ab. CBOieS (svojej, dat.
sing, fem« von cko8, svoj, sein) und so in den gleicharti-
gen föllen. Jenes j o verliert bisweilen im anlaut das j ,
z. b. o^Ba (odva, kaum) = ab. kabs, gmr. e^Ba (jedva),
vergl. altrussisch o/^Ba (Miklosich, über die spräche Ne-
stors u. 8. w., p. 29); on^e (oSie) ss ab. mmre (jeäte,
noch), gmr. en^e (jeSöe, spr. jeS6ö). Derselbe fall ist
im gewöhnlichen russisch in werten wie o4hhi> (odinä,
ein) = ab. kahni (jedinu); oaepo (ozero, see) = ab.
ic:;e|^o; ocenii (oseni, herbst) = ab. KC€Nb.
Als eine der vorigen analoge erscheinung mn/s wohl
der Übergang von erweichendem e in a ( j a), nach palata-
len einfach a, aufgefafst werden : skbhhx^ (£aniohu, brän-
tigam) = mefiHXTb (^enichü); »ajianHBiH (ialannyj,
erwünscht, lieb) s=s »eaaBHUH (2elannyj); piimamHamuB
(reöat6atyj, bunt ausgelegt) = p-feniemHamuH (redet-
öatyj); npouiaHiiHiite (proäcaniice, abschiedssegen) as
upoiD^eiibHi^e (proäöeniice); BpeMane (vremjani) «>
156 Leskien
BpcMeHH (vremeni, gen. -dat. sing, von vremja, zeit);
Mfli^b (mjaci, messer) =? gmr. wenh (meöi), ab. ukVk
(mici); sogar ha (nja) für ne (ne, nicht). Uebrigens
sind die fälle, wo j a = e nach m steht, beweisend daftkr,
dafs Tor e auch die labialen erweicht werden, was von
den grammatikern zum theil bezweifelt ward. Derselbe
Vorgang findet im weifsrussischen statt: afldiSHUH (zjaTo*
nyj) == aejieHUH (zelenyj, grün); shulab (zjamlja) =
3eM.iJi (zemija, erde); »aiia (zana) = sKena (£ena,
frau); vgl. BjcjiaeBTi. HcmopHHecKaji rpaMMamHRa pjcc^
Karo jisuKa. 2. h3^. MocRsa 1863 (Buslajev, historische
grammatik der russischen spräche. 2. aufl. Mpskau 1863.
I, p. 24).
Das aus altem i entstandene e hat zuweilen abwei-
chend vom gewöhnliehen russisch keinen erweichenden ein-
fiufs, z. b. in om3i](bK]H (otecifkij, väterlich) von ab. orufk
(otici, vater); MO.ao^HbRiH (molodenifkij, jugendlich),
vgl. ab. uAAAiiiii (mladinu); doch scheint dieser fall sel-
ten zu sein.
Eine alterthümlichkeit ist es, dafs auslautendes i nach
c erhalten bleibt: Mojio^ei^b (molodeci, Jüngling), mhcbi^
(misjaci, monat), wie im altbulgarischen usA^^ifii (mla-
dici), M«CAi|b (mes^cT), gegenüber gmr. jitojiG^ei^T» (mo-
lodecu) u. s. w. Mit andern werten: im gmr. ist i in
der ausspräche spurlos verschwunden, während es sich im
dialekt in der erweichung des vorhergehenden consonanten
noch erhalten hat. Die 3. plur. praes. hat ebenfalls die
dem altbulgarischen genau entsprechende form: ^aeaionib
(davajuti, sie geben) = ab. AuaHTk (davaj^ti), wäh-
rend auch hier gmr. ^asaiomi» (davajutü, d. i. da-
vajut).
Die Vertretung von altbulgarischem % (ü) durch o im
auslaut der praepositionen , die im gmr. im allgemeinen
nur vor consonantengruppen im anlaut des folgenden Wor-
tes regel ist, findet in den gedichten unzählige male aach
vor einfacher consonanz statt: so Kiea^ (voKieve, in
Kijev), Ko inoHj (ko tomu, zu diesem), co 4o6poio (so
über den dialekt der russ. Volkslieder des gouvernements Olonec. 157
dobroju, mit der guten); einzeln sogar vor folgendem
▼ocal; Ko amuHMi» ko cmoaHKaii'b (ko etyimü ko sto-
likamü, zu diesen tischen), ko amony (ko etomu, zu
diesem). Häufig ist die erhaltung des ü als o im nom.
sing, der männlichen a- stamme bei suffigiertem artikel:
Kpecmnb-om^ (krestu-otü), vom herausgeber so geschrie-
ben, es ist aber zu schreiben Kpecmo-mT» (kr es to- tu,
spr. krestot, kreuz-das) = ab. k^ilctil-ti (krustii-tü);
zu vergleichen ist russ. mo-mi» (to-tü, dieser), zweimal
gesetztes til, und Schreibungen altrussischer quellen pa6oninb
=: ab. ^an*TiEi (rabotü = rabü-tü, knecbt-der), CB-bmocb
(svStosi) s ab. CBtTi-€^ (sv£tu-si, welt-diese; vergL
Baslajey a. o. I^ p. 44). Ebenso sind zu erklären: mejiR'b-*
orarb, d. i. also me^iKo-mi» (delko-tü, seide-die), KOJia-
qHK'b-oni'b, d. i. Ko^ia^HKo-m^b (kolaciko-tii, eine art
gebäck), camo-m'b (samo-tü) = ab. cami-til (selber der);
BmopoH-enrfc paanb, das wäre ursprQngliches vutorü-ji-tu
razü (das zweite mal), daneben aber nach j auch o z. b.
KHüab-omi», d.i. ursprQnglich *kiin^zjii-tü, kün§zi-tü
(fbrst-der), daraus hätte russisch knjazje-tu werden müs-
sen, das je ist hier aber wie so oft zu jo geworden. Dals
hier wirklich das pronomen tl gewissermafsen als artikel
angefbgt ist, beweisen die fälle, wo die andern flexionsfor-
men desselben ebenso auftreten, z. b. rpnab-ma (grjazi-ta
nom. sing, fem., schmutz -der), nopjKj-mj (poruku-tu,
acc. sing, fem., bflrgschaft-die), i^epKBH-mu (cerkvi-ty,
nom. plur. fem., kirchen-die). In diesen fällen schreibt der
herausgeber den bindestrich, aber dasselbe verhältnifs wal-
tet in vielen beispieleu, wo diese bezeichnung fehlt, z. b.
nmH^u mu KJieByt^n (pticy ty klevucii, die pickenden
▼5gel), asl^peu muxi» puKji^HXT» (zvSrej tychü ryku-
ciichü, gen. plur., der brQlIenden thiere) u. s. w. Hier
ist offenbar der anfang zu einer suffigierung des artikels,
wie sie im neubulgarischen zur regel geworden ist; auch
die Stellung desselben nach dem adjectivum in BinopoH-
enrb paa'b (s. o.) ist ganz wie im neubulgarischen.
Es scheint, dafs in einzelnen fällen der dialekt altes
158 Leskien
ü als solches mit eigenihfimlicher ausspräche bewahrt hat,
wenigstens macht Rybnikov IV, p. 8 zu der Schreibung
B'bRpjF'b (statt gmr. BOKpjri», herum) die bemerkung: %
en^e ne nepeme^'b B'b o („i> ist noch nicht in o Qberge-
gangen^), was wohl nur heilsen kann: 'h wird noch ge-
sprochen, aber eben nicht wie o.
Bekanntlich wird im russischen die altbulgarische iaut-
verbindung ra, la durch oro, olo ersetzt, z. b. ropo^'b
(gorodii) = ab, rpiiA*^ (gradü, Stadt), MOjiOA'y (mo*
lodü) =s ab. uwAf^h (miadü, jung). Dasselbe ist nach
Bybnikovs aussage in dem dialekt durchgehend der fall,
derselbe vermeidet sogar noch mehr als das gewöhnliche
russisch die Verbindungen r und 1 mit andern consonao-
ten, daher oÖojioko (obololo)ss gmr. od.taRO (oblako,
wölke), cmojiotf'b (stolobü) = gmr. cmojö'b (stolbu,
pfeiler), AotfSp'B (dob'örü) = gmr. Aotfpnb (dobrü, gut),
▼gl. serbisch dobar. Es ist daher als eine von der tra-
dition festgehaltene alterthümlichkeit anzusehen, wenn die
Ueder sehr h&ufig die den altbulgarischen entsprechenden
formen haben: rpa^'b (gradü), gmr. ropo/|rb (gorodu,
Stadt); BpaH'b (vranü), gmr. BopoH'b (voronu, rabe);
Mjia^uH (mladyj), gmr. mojio^uh (molodyj, jung);
3.iamo (zlato), gmr. 3o.ionio (zoloto, gold); bjuc«
(ylasü), gmr. BOJtocb (volosü, haar) u. s. w.
Zu dem im slawischen so h&ufigen vorschlage von j
vor anlautende vocale liefert der dialekt auch einige neue
beispiele, so das auffallende Sri», Sna, auch ioni» geschrie-
ben, d. i. jonu (spr. Jon), Jona fCkv owbj ona (onü, ona,
er, sie). Der verschlag von v findet sich in dem worte
BiOHomb (vjunoäi), gmr. lonoiua (junosa, jQngling).
Dagegen fehlt öfter das n vor cass. obl. von ■ (i, er)
nach praepositionen, z. b. B'b ero (vii jego, spr. v jevo*
oder V jövo, in ihn hinein); na gai'b (na jomü, auf ihm),
Bn> ÖH (kü joj, spr. k joj, zu ihr) statt B'b Hero (tu
nego, spr. v n'ev6) u. s. w.
H&nfig sind zusammenziehungen von vocalen nach aas*
aber den dialekt der mss. Volkslieder des gonvememente Olonec. 159
fall des trennenden j: npootemuBaniTi (proletyvatü) =
npo.ieiDUBaeni'b (proletyvaetu, d.i. -vajetü, er fliegt
vorbei) and eo in allen 3« sing, gleicher bildung; niBoro
(tvogo) = lUBoero (tvoego, d. i. tvojego, deiner);
cBOMj (sYomu) SB cBoeMj (svoemn, d. i. svojemu,
seinem), wie im serbischen in denselben pronominalformen;
andre oonsonanten sind ausgefallen in xomb (chodi),
Momb (moäi) »= xo^emb (choceäi, du willst), Moxemb
{moieiij du kannst).
Gewisse gmppen anlautender consonanten scheint der
dialekt zu scheuen und erleichtert sie durch prosthetisches
o, z. b. oiuemb (opleti) statt njiemh (pletif, peitsche).
Auf der andern Seite fallen aber auch anlautende silben
ganz ab, z. b. cmoKnb (stokü) f&r ab. »ctok« (osten),
gmr. Bocnioirb (vostoku); stehend ist der abfall von B*b-
(vü-) bei der praeposition si^i (vüzü), so dafs von der-
selben, die nur in Zusammensetzungen vorkommt, blos z
nachbleibt, z. b. 340x1» (zdochia), gmr. b340z% (vzdo-
chü, atbemzug, seufzer; vz- ftr vuz-); apa/^oBambCJi
(sradovati-sja) = ab. vbs^^AAOKATH ca, sich freuen).
Als eine der haupteigenthfimlichkeiten des conso«
nantismus gibt Rybnikov an, dafs 111 (c) und h (c) be*
ständig eins statt des andern gebraucht, oder besser ge»
sagt, beide buchstaben ausgesprochen werden wie i^b (cl,
also wie weiches c; der laut mag ungefähr der des polni«
sehen ci, ö sein, wenigstens umschreiben die Russen diesen
laut durch ihr i^b). So soll also i^'bdiuH (cSlyj, ganz)
nach H'bJiUH (6£lyj), jmf\e (lice, gesiebt) nach amho
(li6o) hinklingen, und umgekehrt qjaKofi (cu2oj, fremd)
nach ^Ioaeofi (cju2oj), BeqepTi (veöerü) nach Bei^Spi»
(vec'orü, abend). Aus den b. IV, p. 225 ziemlich ge-
treu im dialekt wieder gegebenen prosaerzählungen ftkge
ich noch hinzu die Schreibungen nöubio (nöciju) (&r
Bovbio (noßiju, instr. sing, von noöi, nacht); uohoiu»
(pomooi) f&r noMO«ib (pomodi, hülfe); ceHqacb (sej-
cjasu) f&r ceH-qacT» (sej-iasü, sogleich); vfi (co,
160 Leskien
was), vergl. gmr. nmo sas ab. yi»-to (cto = cif-to, was),
nH[i(«ro (ni-cego, spr. n'ic'evo; gen. sing., nichts) =
gmr. HH^ero (niöego); i](Hcma(d. i. c'ista) = gmr. HHcma
(öista, nom. sing, fem., rein). Nach Buslajev a. o. I, p. 10
ist dies eine eigentliümlichkeit des gesammten novgoroder
dialekts, von dem der unsrige eine nnterabtheilung bilden
soll. Dafs eine ähnliche art der affection z erleidet, gebt
aus Rybnikovs angäbe hervor, der laut werde vor n wie
z gesprochen, z. b. ^oposnuH (doroznyj) fQr /lopoxHUM
(^doro^nyj, reise-); 6opo3HO (borozno) f&r iSepesKHO
(berezno, s. o.). Da diese worte ab. *dra2inü, *bre-
ilnn lauten worden, so ist doroznyj wohl als doroz-
nyj zu fassen und i verhielte sich zu z', wie oben c zn c'.
Während dieser Vorgang vor n übrigens nicht ausnahmskw
ist, findet er sich auch sonst, z. b. sejm^umh (zeliziti)
f&r »eji-fea-bnib (^elez^ti, zu eisen werden). [Das von
Bybnikov mit aufgezählte porosenBUH (rogozennyj) =
gmr. porosKHbiH (rogoznyj, aus binsen bestehend) gehört
nicht hierher, es entspricht ab. rogozinü von rogozü,
wo die Verwandlung von z zu £ ebenfalls nicht eingetreten
ist; ebenso ist alt noposHbiii (poroznyj), gmr. allerdings
noposiCHUH (poro^nyj^ leer), aber noch noposnamb (po-
rozniti, leeren) neben noposKiraiob (poro^niti); % ist
hier der rest von zd des ab. npAi^^kiiii (prazdinü)]. Wie
sind diese erscheinungen zu erklären? Ich glaube, es ist
auf keinen fall daran zu denken, dafs der dialekt in die-
sen lauten ursprünglich die dentale Wandlung der guttu-
ralen statt der palatalen hat, weil z. b. in vecerü, ie-
l&zo ö, i allgemein slawisch, also der slawischen grnnd*
Sprache angehörig sind. Die ganze sache wird vielmehr
darauf hinauskommen, dafs c, z, c entschieden weich ge-
sprochen werden, also obwohl sie selbst durch einflufs von j
entstanden sind, doch noch ein j-laut nach ihnen gehört
wird. Diese ausspräche mochte dem obre des beobach-
ters bei 6 und i mehr dental als palatal klingen und in
der that allmählich dental geworden sein, daher die Schrei-
bungen ci = 6, z (d. i. zi) = £. Allerdings participie-
aber den dialekt der rass. Volkslieder des goavemements Olonec. 161
ren auch im gewöhplichen russisch d und 2 an der erwei*
chaog durch folgende laute, aber in sehr wenig hörbarem
grade, so da& die er weichung nur an der davon Afficier-
ten ausspräche des vorhergehenden vocals zu merken ist,
z. b. cmepe^b (stereöi, hüten) wie stere'ö, nicht wie
stere'c, was sein müfste, wenn i in diesem falle nicbt
erweichte.
Diese hier an c, 2^ c zu beobachtende ausspraqhe
ftlbrt mich auf einen punkt der slawischen lautlehre, der
mir eine besprechung zu verdienen scheint. Bekannt iei
die regel, dafs im altbulgarischen die gutturalen k, g^ ch
mit j zu c, z, ä, seltener k, g zu c, z, die dentalen t, d
aber zu ät, sd werden^ z. b. 1. sing, praes. *plakj^ z«
pladq, *lägj^ zu lüiq, dychj^ zu dy§4 (von pla-
kati, weinen; lugati, lügen; dyohati, athmen); aus
*otikjü otici (vater), aus *stifgja stiza (pfad); l.sing.
praes. ^metjq zu medt^, 2§dj§ zu z^2d^(von metati,
werfen; S^dati, dürsten). Man denkt sich diesen Vorgang
gewöhnlich so, dafs j in den so entstehenden palata*
len lauten, völlig aufgehe und für die ausspräche ver-
schwinde, also nach slawischer auffassuug, dafs diese laute
hart, ohne erweichung gesprochen werden. Dafs dies aber
wenigstens ursprünglich nicht der fall war, läfSat sich,
glaube ich, sehr wahrscheinlich machen. Miklosich vergl.
gramm. I, p. 107 bemerkt: „praejerierte vocale haben ur-
sprünglich gewifs auch nach palatalen gestanden ^, d. h.
j ist nach diesen geblieben, und führt zum zeugnifs alte
Schreibungen wie viOACca (öjudesa, plur. von endo, wun-
der), AAB'^um (davüsju dat. sing. part. praet. act. davü),
nach 0 cA^iik^w (slunioju, dat. sing, von sLünifce, sonne)
an; vergl. auch Schleicher, compendium p. 303. That-
Sache ist nun, dafs die Schreibung von ju statt des ge-
wöhnlichen u bei der Verwandlung von gutturalen in 6,
2, s,.c, bei der von dentalen in £t, zd aufserordentlich
h&ufig ist, namentlich in glagolitischen quellen. Raöki,
Assemanov ili vatikanski evangelistar, einl. p. XYII, führt
eine groise anzahl von Allen an: das oft wiederkehrende
Beiträge x. vgl. sprachf. VI. 2. 1 1
162 Leskien
otTcju =s=. oticu, dat. sing, tod oticT (vater); slepcju
= slepicja, dat. sing, von slepici (blioder); kora-
bicja> dass. von korabici (schiff); cjudotvorcju zzz
— tvoricju, dass. voo — tvoricT(wiiDderth&ter); cju =
gew. da (part., z. b. in nyne-öa, eben jetzt); sehr häufig
kommt vor cjudo (s.o.); ferner cjuesi, d. i. cnjesi,
2. sing, praes. von cuti (hören, merken); m^zju, dat. sing,
▼on m^2i(mann); öjujca (die linke); slyäavüäjuja (gen.
dual, zusammenges. decl. des part. praet. act. slyäavü,
gehört habend); äedüäjuju (dass. von dedu, sidu^ ge-
gangen seiend); priäedu§ju (dat. sing, dess.); nacenüsju
(dat. sing. part. praet. act. nacenü = nacinü, angefangen
habend); s^ätju (dat. sing. part. praes. syj, seiend), und
so in denselben casus öfter; ebenso im adv. mezdju (zwi-
schen). Raiki (p. XVIU) fQgt hinzu, dafs dieser gebrauch
sich in den übrigen glagolitischen denkmälem eben&lls
finde, auch in den chorvatischen, und zwar desto h&ufiger,
je älter die quellen. In den cyrillischen denkmälern fehlt
es wenigstens nicht ganz an beispielen, im Ostromirscheo
evangelium cjudotvoricT. Von j vor andern vocalen
finden sich spuren: von je für e kenne ich kein beispiel,
dagegen kommt vor j a f&r gewöhnliches a, im Asseman.
evangelium (vgl. Ra£ki, p. XVIU) der gen. syna ölovdce
(des menschensohns) für cloveöa, gen. sing, des adj. clo-
vici (menschlich, =:*61ov£k-ja-s von ölovdkü, mensch).
Wäre hier nicht der laut j a nach 6 gewesen, so hätte jene
glagolitische quelle nicht das zeichen f&r e schreiben kön-
nen, dann nur l&r & und j a (cyr. % und n) gilt in glago-
litischer Schrift dasselbe zeichen, nicht zugleich fOr a.
Ebenso verhält es sich mit dSetü, d. i. öajeti (3. sing,
praes. von öajati, hoffen), und aus dem Miklos. wtb. flige
ich noch hinzu 6jasü fbr öasü (zeit); die ältere form ist
6£su (neubl 6es), vergl. auch das entlehnte litauische
czö'sas; später gilt nach palatalen älteres i ss ja (vergl.
Schleicher, compendium p. 302, 303). Häufig ist femer
im Assem. evang. jq fbr ^ in denselben ftUen: öj^do =s
i^do (kind), zj^tva (ernte), leijfiti (nom. plor. part
aber den dialekt der nus. Volkslieder des gouvemements Olonec. 163
praes. \ei^ von lezati, liegen); vid^äj^, h^ijq (S.plur.
aor. comp, von vidSti, sehen, byti, sein) und so sehr oft
in derselben form. Diese zahlreichen Beispiele, scheint
mir, machen es gewifs, dafs wir es nicht mit einer ortho-
graphischen willkürlichkeit zu thun haben, sondern dafs
ursprünglich die Verwandlung der gutturalen vor j (oder
palatalen vocalen) in c, £, ä, c, z, die der dentalen in
6t, 2 d mit erhaltung des j-lautes stattgefunden hat, j dem^
nach nicht unmittelbar in diesen lauten aufgeht, sondern
erst sp&ter schwindet, dafs also die Stufenfolge ist z. b.
*8^tju, *s^tsju, s^ätju, endlich nach schwund des j
s^ätu, so *dychj;|, dySj§, dyä^ u. s. f. So geht auf
einer viel späteren sprachstufe j in palatalen anf^ z. b. neu-
slov. (Miklosich 1,257) pobrSSe fQr pobr^^je, por£2e
fbr porSöje = ab. no^tYHK (por£6ije). Nach dem mir
vorliegenden beobachtungsmaterial, das allerdings beschränkt
ist, komme ich zu der vermuthung, dafs der verlust des j
am ersten im eigentlichen altbulgarischen und serbischen
eingetreten ist (das Ostrom, evang. und andere quellen ha-
ben j nur noch sehr selten und in altserbischen quellen
findet sich nur sehr wenig ähnliches, vergl. Safarik, serbi-
sche lesekörner p.39); dafs die glagolitischen denkmäler,
die ja so manches alterthümliche erhalten haben, das j
aus älterer zeit mit hinüber genommen haben ; dafs endlich
im russischen das j sich sehr lange gehalten hat und noch
vorhanden ist in der oben ausgefQhrten ausspräche des
dialekts. Gerade den altrussischen quellen scheinen hier-
her gehörige Schreibungen besonders geläufig zu sein: Mi-
Uosich, Ober die spräche ' Nestors p. 28 fahrt viele an,
z. b. vdovicjamü (dat. plur. von vdovica == ab. vif-
dovica aus *v!dovikja); mertvecja gen. sing. = alt-
bulg. mrütvica von mrütvici (der tote); solncju dat.
sing. = ab. sliinicn von sIünTce (sonne); dudjn ace.
sing: =s ab. duä§ von du£a (seele); mu£ju dat. sing, ss
ab. m^i^u von m§£! (mann); 6judo (s. o.). Buslajev a. o.
I, p. 68 flkhrt aus altrussischen quellen an: odeiju acc.
sing, Mi ab. odeid^ von odeSida (kleid), ymoo (6^£ju,
11*
1G4 Leskien
d. i. nur graphisch fbr cuiju) acc. sing. fem. = ab. fttu-
iäq von ötuzdi (fremd), meiju=sab. mezdu (zwischen);
p. 73 Hy»m(nu2ja) ~ ab. nii2da (noth), xo<uo (cho6)u)
= ab. c host 9 (ieb will). Andre slawische sprachen be-
st&tigen ebenfalls die ausgesprochene ansieht: nenbulga-
risch heilst es nie anders als öjudo, djuvam (ich h&re,
ab. öuti), äjum (lärm), Sjumu = ab. £uma (wald), and
formen wie mü£-jot d.i. = ab. m^i^i + artikei tu sind
doch auch nur zu erklären aus mqzju-tü, so gut wie
bo-jüt oder bo-jot s= ab. boj+tu aus bojii-tü; eben
dahin gehören vocative wie mü2jo zu müd s=s ab. mqit
Im kleinrossischen femer ist ab. ca, cu stets da, 6u d. h.
cja, cju, z. b. }yda, lydu = ab. lica, licu (von lice,
gesiebt); psenyda s= ab. pifäenica (weizen). Endlich
glaube ich durch die annähme vom verbleiben des j nach
der palatalen Verwandlung eine dem russischen eigenthflm-
liehe lauterscheinung erklären zu können. Wo das rassi-
sche die dem altbulgarischen eigenthOmliche Wandlung von
tj zu st statt des ihm angehörigen c (d. i. tä) herüber-
genommen hat, erscheint jedesmal dtä, §6 (n^). Das ist
nar begreiflich, wenn man annimmt, dafs die laute nicht
ät, sondern noch ötj waren; dies tj ist dann regelrecht
nach russischen lautgesetzen zu tä geworden und so ent-
steht iti; z. b. gen. sing. part. praes. bestimmter dedinat.
von d£lati ab. dölaj^dtaago, dies aber aus dölaj^-
jtjaago nach dem oben bemerkten; daraus russisch *d£-
lajuätjago, d£lajuStäago {A'^Mttoa^To). Auch wo
das russische altbulgarisches zd erhalten hat, hört man in
der ausspräche bisweilen zdz; dasselbe findet sich nach
Buslajev, a. o. p. 70, in altrassischen quellen des 12.jahrh.,
z. b. AUBYh (dü2dc! für du2dii) =s ab. fCiMf^ (duidi,
regen), und ist auf dieselbe weise zu erklären.
Bei dem bisherigen habe ich wesentlich consonanti-
sches ursprünglich vorhandenes j im äuge gehabt, analog
mufs aber der Vorgang bei den palatalen vocalen gewesen
sein. Wenn z. b. toq pek^ die 2. sing, peieäi lautet,
so sind die durchgangsstufen *pekjeäi (das heifat flir e
über den dialekt der ruM. yolkftlieder des goaveraementa Olonec. 165
ist in der ausspräche je eingetreten oder, vielleicht rich-
tiger ausgedrückt, zwischen dem von vorne herein vor e
und i mehr palatalen, d. h. mehr vorn im munde als vor
a u. s. f. gesprochenen k und e oder i stellt sich von selbst .
j ein), daraus *pecjesi, endlich peöeöi. Die mittelstnfe
ist erhalten z, b. in der oben angeführten Schreibung beäj^
u. a. Man kann gegen die so angenommene mittelstnfe
*pekjesi einwenden, dafs, wenn bereits f&r die Altere zeit
e = je anzusetzen sei, aus pleteäi (von plet^) hätte
"plestesi werden müssen. Dagegen ist aber zu erinnern,
dafs, wie noch jetzt in den slawischen sprachen, der vor
den palatalen vocalen sich einstellende j-Iaut ein sehr lei-
ser war, und überall die gutturalen vom j viel eher und
leichter aßiciert werden als die dentalen. Das ist eine
wenn auch vielleicht schwer zu erklärende sprachliche that-
sache und eben der grund, weshalb in den slawischen
sprachen die Wandlung der gutturalen übereinstimmend ist,
also der grundsprache angehörte, während sie in der Wand-
lung der dentalen bekanntlich weit auseinander gehen (im
heutigen serbisch noch werden t und d selbst durch ur-
sprüngliches j nur leise afBciert, so dals in dieser bezie-
bung das serbische unter den slawischen sprachen auf der
ältesten stufe steht) *). Die häufigkeit- der beibehaltung
des ju in den oben angefahrten beispielen gegenüber dem
fehlen von j e erklärt sich einfach daraus, dafs u gar nichts
palatales bat, man also^ wenn die erweichung überhaupt
bezeichnet werden sollte, ju schreiben mufste, während e
einmal, wie bemerk t, an sich nach j e hin gesprochen wurde
und aufserdem für j e das glagolitische aiphabet kein be-
sonderes zeichen hat, sondern je durch e mit vertreten
wird, wie ebenso im späteren kirchenslawisch -russischen
*} vielleicht ist in älterer zeit die ausspräche je :^ e gar nicht nach
dentalen eingetreten (wie sie z. b. im heutigen serbischen und sonst nicht
ttaCtflndet) und das eintreten von j nach gutturalen hingt, wie oben be-
merkt, nur von der an sich palatalen ausspräche dieser laute vor e und i ab.
Es würde zu weit führen, wollte ich hier die sache weiter untersuchen, da
alle Alle des eetacismus aoch in den verwandten sprachen darauf hin zu
prüfen wären.
166 LMkien
scbreibgebrauch. Das ^ hatte ohne zweifei so gut erwei-
chenden einflufs wie e, daher denn auch im Assem. evan*
geliam schreibangen wie pj^ti fhr p^ti vorkommen.
Nebenbei bemerke ich, dafs nach der gegebenen dar-
stellnng die gewöhnliche Schreibung litauischer formen wie
j&uczio (gen. sing, von j&utis), woftkr Schleicher stets
j&uczo schreibt, vielleicht auf richtiger warnehmung oder
auf ftlterer ausspräche beruht. Andre sprachen bieten eben-
falls beispiele von zetacismus init erhaltung von j oder i,
z. b. wenn man seit dem 5. jahrh. n. Chr. Titsius Ar
Titius, aber nicht Titsus sprach (vergl. Corssen, aus-
spräche, vokalismus etc. 2. aufl. p. 64). Doch zurück zu
unserm dialekt.
Sehr auffallend ist es, dafs bei den guttural auslau-
tenden Wurzelverben im praesens vor e die palatale Wand-
lung unterbleiben kann, z. b. nexemb (pekedi, von nevt,
1. sing. ncRj, backen) statt neiSrnb (peöosi); meK^mii
(teKotü, von me^b, 1. sing, mexy, fliefsen) statt me<iSiirb
(teöotü). Buslajev. a. o. I, p. 74 führt aus dem Twer-
schen und andern dialekten ähnliche beispiele an : cmor^m'b
(smo^otü) fbr cMOSKcm'b (smo^etü 3. sing, praes. von
eMo^b vermögen), CMorgN'b (smo^omü 1. plur. praes. dess.)
ftkr CMO»eM'b (sm'o^emü) u s. f. Dafs diese formen alt
seien, also in die zeit gehören, wo die Verwandlung der
gutturale in palatale noch nicht eingetreten war, ist mir
unwahrscheinlich, weil es vereinzelte fllUe sind und im ras-
sischen ähnliches vorkommt, was sich anders erklären läist.
Altbulgarisches YXOBtii« (öloveci, loc. von cloveku) ist
russ. ne.aoB'bKli (celoveke), also ohne die dentale Wand-
lung des k und so in allen entsprechenden fällen der de-
clination. Hier ist es offenbar die analogie der übrigen
casus, die im russischen Überall k vor der endung haben,
gewesen, die auch die beibehaltung des k im locativ be-
wirkt hat. So wird es die analogie von nexj, nieKjr
(peku, teku, 1. sing.) und neKjmii, meRjrni'b (pekntu,
tekutü, 3. plur.) gewesen sein, die neKeuib (pekesif)
u. s. w. hervorgebracht hat, gerade wie im kleinrussiscben
über den dialekt der nus. volkalieder des gonvernements Olonee. 167
die Übrigen personen umgekehrt anf die 1. sing, und 3.plar.
wirken nnd man sagen kann peia, pecut".
Stehend scheint die assimilation von k, g, ch an n
zu sein: cmeno (steno) es gmr. cinerHo (stegno) = alt-
bulg. stigno (hflfte); cmeHjmb (stenuti) = gmr. cmer-
Hymh (stegnutl); cmocnjjiocb (stosnnlo-si) wie ab.
tusn^ti fOr *tüsknqti (eilen), im russischen soll moc«
KHjmi» cfl (tosknuti sja, sich ängstigen) vorkommen;
cMaHjjn» (smanulü) = gmr. cnaxnjjrb (smachnulu)
von cMaxH/rab (smachnnti, abschütteln, abhauen); cmoji-*
HjjEHCfc (stolnuli-sif), gmr. Infinitiv cmojiKHjmb (weg-
stofsen), ab. tlukn^ti; omoHHjmb (otomnuti) = gmr.
omonKHjmb (otomknuti, aufschliefsen), ab. mükn^ti
(die beispiele sind ans Bybnikov, eigenthQmlichkeiten
u. s. w.).
In den casusformen von diiotfoBfc (Ijubovi, liebe) as-
similiert sich V dem b, gen. und dat. jiotiH (Ijubi) =
mo6bh (Ijubvi).
Die von Schleicher zum beweise des fiberganges von
j in g angefbhrten beispiele (compendium p. 628) lassen
sich nooh vermehren durch CBamocjLaBroBH^b (Svjato-
slavgovicif) f&r CsamocjiaBbeBHHb (S vjatoslavieviöi),
je ist zu go geworden. Vielleicht gehört hierher auch
repjiflirb) repjiuK'b (gerlikü, gerlykü) ^gmr. apjibiK'b,
epjoawph (jarlykü, erlykü, diplom, brief), doch ist das
wort nicht russisch.
Die eigentlich dem ab. angebOrige lautverbindung id
= dj, die im gemeinrussischen ziemlich verbreitet ist,
kennt der dialekt fast gar nicht („sehr selten zeigt sich
id statt des gewöhnlichen £, z. b. ca)K4aiomb [sie setzen,
pflanzen]^ Rybn.), sondern hat dafbr die nach russischen
lautgesetzen regelrechte Vertretung von dj, nämlich £, so
inneney (mei^u), gmr. MemAj (me^du, zwischen); po»OHO
(rozono), gmr. posK^eno (roideno, ntr. sing. part. praet.
pass. von roditi, gebären); npo6j9Kamb-ca (probu2ati-
-sja), gmr. npo6j3K4anib-ca (probu£dati-8Ja, erwachen).
Wie schon oben bemerkt, ist 6 (tö) die eigentlich russi-
168 LMkaeii
scbe Vertretung voD urspr. t j , während im gemeinnisstecbcn
auch das altbulg. St als sts (n^) sehr verbreitet ist. Der
dialekt ist auch bierin zam theil conseqoenter : die part.
praes., die aber nur noch adjeetivisch gebrancht werden,
haben c, z. b. ntoj^ia anmi^u (p^vuöija pticy, Bin-
gende vögel); cBHcmj^ifi co^oneB (evistucij solovej,
pfeifende nachtigall). Der dialekt besitzt daneben die den
gmr. entsprechenden formen mit iii( (std, öc), aber nach
Bybnikovs angäbe in etwas andrer bedeutung. W&hrend
nAmlich die vorher angef&hrten mit c fast stets als ste*
hende epitheta in offenbar alt überlieferten v^bindangen
erscbeinen, drücken die mit ii| eine besondere energie,
einen hervorragenden grad der im verbnm bezeichneten
thätigkeit ans, wodurch die bedeutung sogar causativ wer-
den kann, z. b. cnaii^ee sejibe (spjasöee zelie) eigent-
lich schlafendes gifl; (oder kraut), d. h. für immer einschlfi-
fernded; nninbe 8a6y4y]i](ee (pitie zabuduö£ee) eigent-
lich vergessender trank, d. i. vergessen machender, das ge-
d&chtnifs raubender. Derartige secundäre bedeutungsdiffe-
renaierungen ursprünglich gleicher formen kommen ja auch
sonst in den sprachen vor. Ob jene formen mit n^ wirk-
lich volksthümlich sind oder von aufsen hereingekommen^
vermag ich freilich nicht zu entscheiden.
Die in andern slawischen sprachen häufige abwerfimg
des Suffixes 3. sing^ praes. verb. ist auch hier bei wurzel-
verben stehend: xo^e (choce, er will), Moxre (moSe, er
kann), eeae (veze, er fährt) statt gmr. xo^emb (cho-
öetu) u. 8. w.; wenigstens in einigen gegenden auch bei
den abgeleiteten, das lied 1,51 gibt viele beispiele: noxa-
amBae (pochazivae, er gebt hin), nocMampBnae (po-
smatrivae, er sieht hin) u. s.w. In der 3. plor. praee.
kommt derselbe abfall des sufBxes nur bei der i-classe vor,
z. b. CM^fl (sidja) = CH/Vi>n'<> (sidjatü, sie sitzen);
xomfl (chotja) = xomami» (chotjatü, sie wollen).
Liebhaber auffallender lautübergänge finden in dem
dialekt reiches material; der Übergang von v in m ist
nicht selten; Bybnikov führt an: MSKOMKa (makomka)
ttber den dialekt der rnss. vollulieder des gonvernementa Olonec. 169
=5 noKOBRa (mobnkopf, kirchtburmsknopf); noxsianiKa
(pocbmatka) s= noxBaniRa (pochvatka, beldenthat?);
npHMHitflinb (prifnicjati) =s npoB'^Hamb (privSöati).
Aucb das umgekebrte tindet sieb in 6jia40H (bladoj) =
MASkAou (mladoj, jung); g für d stebt in tjib (gl ja) aa
4^fl (dlja, für). Die aufzäblung weiterer eiozelheiten un*
terlasse icb, weil icb weder aus dem text etwaige febler
aufnebmen will, nocb aus Rybnikovs darstellung erseben
kaoD, wie weit biet allgemeinere gesetze berrscbeo.
Die declination der nomina bietet einige besonder-
heiten, die der erwäbnung wertb sind. Von der erbaltung
des ü im nom. sing, der männlicben a-stämme war bereits
oben die rede. Bei den auf -ynja gebildeten femininen
findet im nom. sing, zusammenziebung statt wie im ab.,
z. b. rocy^apuuH (gosudaryni, berrin); ebenso sind
die den ab. entsprecbenden nominative ao>im (doci, ab.
daSti, tocbter; daneben aucb Aoqepb, doöeri) und MamH
(mati, mutter) erbalten.
Lautlicb und syntaktiscb völlig unerklärlicb ist mir
bei den femininen a- stammen die nominativform als acc.
sing. Einen febler anzunebmen ist nicbt möglieb, da der
fall zu oft vorkommt. Zur bestätigung einige beispielc:
oniT» sKHBaro rnyma svena onuiynamb I, 19, v. 331 (otü
zivago txxxxisL ienn otlucati, vom lebenden manne die
frau wegaebmen), vgl. ebend. v. 187: Kmo cmaHemi> omi»
SHBa Myxea meny omnamb (kto stanetü otü i^iva
mu2a 2enn otnjati, wer wird vom I. m. d. fr. w.), wo
regelrecbt der acc. stebt; He cboio mu pa6omymKy patfoma-
emb, mbi cmojibKO suaii n^R-Kama sapHrnb, I, 44, v. 144
(ne svojn ty rabotuöku rabotaeäif, ty stoHko znaj
iöi-kasa variti, nicbt deine* arbeit arbeitest du, wisse
du nur grOtz^brei zu kocben); KyunaH pbi6a noBbi^^a-
Bamb (kunnaja ryba povydavati, kostbaren fiscb ber-
ausbolen) 1,45, v. 5; cnpotfonamb cboji CRjia 6ora-
mupcKafl 1,47, v. 125 (spro'bovati svoja sila bo-
gatyrskaja, zu prüfen seine beldenkraft); na eo6-^ ho-
ch mb o^esKHuy äbi cM-feuiiyio, CM'bmiyio 04eHCHuy-nio
170 Leskien
Ka]ie4UH ^enb, Kaxe^ufi Aeuh o^esica CHoea na hobo 1,489
V. 166, dieselben vv. 181, 182> 232 (na sobä nosit!
ode^icu by smSnnuju, smSnnuju ode2ica-to ka-
i^dyj deni, kai^dyj den! ode^a snova na novo, an
sich za tragen ein wechselndes kleid, ein wechselndes klcid
jeden tag, jeden tag ein kleid von neuem aufs neue, d« b.
immer ein andres). Derartige beispiele, wo accusativ* und
nominativform neben einander stehen, lielsen sich noch
manche geben.
Ein nicht weniger auffallendes moment ist es, dals
den femininen a- stammen deT dativ-loeativ sing, gänzlich
fehlt und durch die genitivform ersetzt wird, z. b«: bo
Moefi y^pjsKHHM (vo mocj dru^iny, in meinem gefolge);
B'b xopo(ipoH «iHmBiii (vü chorobroj Litvy, in dem
tapfern Litauen); na ropu (na gory, auf dem berge);
Ko (Sepeau (ko berezy, zur birke); roBopaim» oB*b
KHJiaeBOH njteMflHUHi^bi , moj[040H Sadasu (govoritu
onü knjazevoj plemjannicy, molodoj Zabavy,
sagt er der fQrstennichte, der jungen Zabava); roBopaun»-
naKaauBa.i'b cboch M0.1040H »eflu (govorilü-nakazy-
valü svoej molodoj £eny, sprach-befahl er seiner
jungen frau) u. s. w. (s. auch unten beim pronomen und
adjectivum). Woher diese erscheinung? Der dat.-loc. hat
die endung e, der genitiv y; da nun ± {&) überall zu h (i)
wird, könnte man annehmen, dafs durch die Schreibung
u (y) eben h (i), aber als nicht erweichend, ausgedrückt
werden sollte (wie im kleinrussischen), dem widerspricht
aber das oben Aber i = e bemerkte. £s bleibt, glaube
ich, nur eine mdglichkeit der erklärung. Das y wird
schon im altbulgarischen nach j- haltigen lauten zu i,
ebenso im russischen. Im russischen wird auligerdem y
nie nach gutturalen geschrieben, sondern daftkr stets i,
z. b. gen. pi$KH (riki, von p-fexa, r£ka, fiuls) = ab. ^tni
(reky). Da nun in unserm dialekt das £ des dal-loc.
überall zu i wird, also 4ymH, p-bien (duSi, r^ki), so
mufste auf diese weise in einer grofsen anzabl von Worten
ttber den dialekt der niss. Volkslieder des goayemements Olonec. 171
gen. uod dat.-loc. zusammenfalleD. Das dadurch getrübte
Sprachgefühl f&r den formellen unterschied dieser casus
hatte die folge, dafs nun überhaupt nicht mehr geschieden
wurde, auch wo der dialekt lautlich scheiden konnte, wie
zwischen gen. skchm (ienj) und dat.-loc. sKeim (£eni) =
»en-fe (2 eng). Wir haben also hier den interessanten
fall, dafs durch ein ganz seoundäres lautgesetz und falsche
analogie der spräche ein materieller schade zugefögt ist.
Wie dies aufhören des Unterschiedes zwischen gen. und
loc.-dat. im substantivum dieselben casus des pronomens
und zusammengesetzten adjectivs in Verwirrung gebracht
hat, davon nachher.
Der instrum. sg. von CHjia (sila, gewalt) lautet mehr-
mals CH^OBTb (silomii) : CHjiOH'b BoabMj (silomu vo-
zimy, mit gewalt werde ich nehmen, 1, 33, v. 28), ckiomi»
yseaii (silomii uvezü, mit gewalt f&hrte er weg, ebend.
V. 61). Das ist der erste beginn eines Vorganges , der im
serbischen durchgedrungen ist: ä^nöm, ab. zenoj^.
I^epKOBb (cerkovi, kirche) ist zum theil in die ana-
logie der ä-st&mme übergetreten: gen. sing, daher n^epRSbi
(cerkvy), acc. i^epicBj (cerkvu).
Von genitiven und locativen auf u habe ich folgende
angemerkt. Sie stimmen zum theil mit den im russischen
gewöhnliclien ; wie weit die ab weichung des dialekts hier
geht, vermag ich indefs nicht genau zu bestimmen. Gram-
matiken und Wörterbücher geben über diese formen nur
ungenügende auskunfl und das DahPsche Wörterbuch fehlt
mir. Ich gebe jedoch die formen hier, weil die beobach-
tung der ausdehnung, in der die declination der ursprüng-
lichen n- Stämme sich erhalten oder durch analogie in die
a-8tamme eingedrängt hat, fbr die slawische grammatik
von einiger bedeutung ist; geniiive: nojionj (polonu,
vgl. das gewöhnliche BUK^nnrnb Koro HS'b n.9i$Hj, vyku-
pitT kogo izu pl^nu, jemanden aus der gefangenschaft
loskaufen); ^mo 6bijio iia/^'^jiy 4oporo (cto bylo na-
delu dorogo^ was war von der beute theuer); omBl^mj
nbm'b (otvetu netü, keine antwort); Bbime A'hcy cmo-
172 Leskien
anaro (vjräe läsu 8tojacago|, höher als der stehende
wald); om'b Kpw&y (otü kriku, vom geschrei); ue/^j
caa^Karo (medu sladkago, soften honigs); nocBBemj
coaoBbeBuro (posvistu solovievago, des nachtigallen-
pfiffs); aoKpHKj sB-fepHHaro (pokriku zverinago, des
aufscbreis des wilden tbieres); nocxi» 6010 (posle boja,
nach dem kämpfe); meoero poAJ (tvoego rodu, deines
gescblechts, deiner geburt^ vergl. das gewöhnliche omi»
po4j); ci> oAiioro paaj (sü odnogo fazu, mit einem
mal, wie gewöhnlich cb pasj); omo cay (oto snu*, ans
dem schlafe); omi» napj (otü paru, aus dem dampfe);
omAj^y ne AaBaioqH (otduchu ne dayajuci, des anf-
athmens nicht gebend); cb nupj (sü piru, vom schmause);
cBl»mj (ii^jiaro (svetu belago, der weifsen, d. i. der
schönen weit); Hsnb JiyRy (izu luku, aus dem bogen);
msoro HaKaaj (tvogo nakazu, deines befebls); 6e3ii
mojiKy (bezu tolku, ohne ansagen); mejtKy aaHopcKaro
(selku zamorskago, überseeischer seide); noKopj se-
jiHKaro (pokoru velikago, grofser demat); us'b 40MJ
(izü domu, aus dem hause); Moero pocmj (nfoego ro-
stu, meines wuchses); h3i» bh4j (izü vidu, aus dem ge-
eicht); cb Acmy (sü letu, im fluge, eigentlich „vom
fiuge^); BOCKy iiparo (vosku jarago, Jungfernwachses);
cb raaxa JJ^ony (sü ticha Donu, vom stillen Don her);
locaiioe: na 6epery (na beregu, aufdemnfer); ua mpj
(na piru, beim schmause); na 6010 (na boju, im kam-
pfe); B'b cpy6y (vü srubu, im stalle?); B'b cupoM'b aJ^}'
(vü syromü dubu, in der feuchten eiche); s'b B-kij-
oaepy (vü Belu-ozeru, in Belozero); na Kopaöjiio (na
korabiju, auf dem schiffe); na moM'b rpo6y (na tomu
grobu, auf jenem grabe); na E±Ky raoeai'b (na v2ku
toemn, in diesem leben); bt» ajamoMi» Bepxy (vü zla-
tomü verchu, in der goldnen höhe); bo moexi» coiaKj
(vo toemü stanu, in diesem lager); B'b nojiOHj (tu
polonu, in gefangenschaft); na KaHHio (na kamnju, aof
dem steine); na siocmHKy (na mostiku, auf dem brück-
Qber den dialekt der russ. volktlieder des goavernements Olonec. 178
lein); b-b jrjy, B'b jrojKj (vü uglu, vü ugolku, im
winke! ); bi» mepeny (vü teremu, im erker).
Der alte vocativ der ja- stamme auf u ist erbalten in
KHüsio (knjazju) I, p. 309, in pamaio (nom. pamaM^
rataj, abgekfirst aus opama», pflOger). In demselben
▼erse I, 3, 63: aä »ee nibi, pamaio, pamaiouiKO (äj ie
ty, ratajn, ratajusko, o du pflOger, pfißgerchen), ebenso
V. 53: 6oxba mn noMO^b, opamaiomKO (bo2ija ti po-
fflOÖT, oratajudko, gottes bQlfe dir, lieber pflfiger) sind
pamaioinKO, opamaiomRO vocative vom nominativ opama-
ioniKa (oratajudka, liebkosendes deminutiv wie tiam-
iomiea, batjuäka, vätereben). Die so gebildeten deminu-
tiva, der form nach fem. a- stamme, können wie diese de-
diniert werden, haben aber auch den nom. anf o und wer-
den dann wie die masc.-neutr. flectiert; nom. z. b. amom'b
opamafi- opamaiomKO 1,3 v. 83 (etotü orataj-orata-
josko, dieser u. s. w.); öamiomKo IV, 2 v. 5 und so öf-
ter; gen. 6amiomRa, dat. 6amiomKj (batjuäka, bat-
jusku) Q. 8. w. Der hergang ist hier der, dafs durch
den so sehr häufigen gebrauch der vocativformen dieser
Worte in der vertraulichen, schmeichelnden anrede, der
vocativ den nominativ verdrängt hat; die äufserliche ähn-
lichkeit desselben mit den neutris auf o hat dann die ana-
loge flezion bewirkt. Aehnliches findet sich im serbischen.
In den serbischen liedern ist der gebrauch der vocativform
fbr den nominativ ungemein häutig. Man vergleiche fol-
gende beiapiele: Ka4 mo «ijo Kpaabeaet/y MapKO, kad to
6no Kraljevic'u Marko, Vuk II, 59 v. 76 (als das hörte
Kraljevic Marko; nom. sg. wäre Kraljevic'); nojea^iiaie
40 4Ba no((pamiiMa (pojezdiäe do dva pobratima),
npeKO Kpacna Heema O^apHrpa^a (preko krasna mesta
Carigrada), je^no jecme Kpa.AbeBHt7y MapKo), jedno
jeate Kraljevic'u Marko), a Apyrd je 6eme Kocma^Rne
(a drugo je be2e Kostadine) Vuk 11, 61 v. 1 — 4 (es
ritten zwei bondesbrüder durch die schöne Stadt Carigrad,
der eine ist Kraljevic' Marko und der andere ist Beg Ko-
174 Leskien
Kostadin; der Dom. wäre begKostadin); neniKo 6jeme
CmpaxHHHtry 6ane (netko bjeöe Strabinicu bane),
6jeme 6aHe y majeiioj BanbCKOJ (bjeäe bane u inalenoj
Banjskoj) Vuk II, 44 v. 1 (es war ein ban Strahinic,
war bau im kleinen Banjska). Ich vermutbe daher, dafs
die im serbischen so häufigen nom. sing. masc. auf o von
eigennamen sich als vocative erklären und zwar femininaler
form^ Marko wie £eno; als nominativ wäre also ^Marka
anzusetzen, gerade wie für die liebkosungsnamen Bo£o,
Mizo u. s. w., von denen Daniöio' (06.ihi^h cpncKora
jesHKa, 3. H34. p. 14) sagt, sie seien in einigen gegenden
feminina mit a im nominativ. Es ist indefs möglich, dafs
ein vocativ, später nominativ Marko nicht geradezu von
einer femininalen nominativform ausgegangen ist, sondern
dafs nur die vocativform der feminina, als eine besonders
in die obren fallende, auf masculina übertragen ist; we»
nigstens nehmen im neubulgarischen sehr viele männliche
a- und ja-stämme die vocative auf o an, z. b. bezako-
niko von bezakönik (gesetzloser); rätajo von rataj
(knecht). Das neubulgarische ftkhrt mich darauf auch die
serbischen nominative Mi 1 oje, Blagoje u. s. f., ebenfalls
nur von eigennamen, für ursprüngliche vocative anzuse-
hen; der vocativ lautet nämlich hier Miloje, nicht, wie
es sonst regel bei ja- stammen ist, *Miloju, im neubol-
garischen nun ist der nom. ganz regelrecht z. b. Dragöj,
der vocativ aber ebenfalls Dragöje; es liegt also wenig-
stens sehr nahe, in den genannten serbischen nominativeD
vocative zu suchen.
Der vocativ ne.aoB'^He (£elov£6e, von ^ejortn^
mensch) steht I, p. 88; öosKe (bo2e, von 6ori», gott) wie
gemeinrussisch auch.
Vom dual kommen einzelne beispiele vor: otf'fciia pj*
xaHa (ob^ma rukäma, instr., mit beiden bänden), so-
numaMa (kopytama, mit den hufen), ganz vereinzelt
auch der instr. dual, statt des plur.: cb acmHiia rocnuraa
(sii estima gostjama, mit diesen deinen gasten; von der
dualform des instmm. pL der adject. und pronom. sogleich).
über den dialekt der rnss. Volkslieder des goavemements Olonec. 175
Im plaral sind die ursprfingl. formen der u- stamme
seltener erbalten, abgesehen nalQrlicb vom gen. plur. auf
-OB'b (-ovu)y der hier wie allgemein russisch im gebrauch
ist. Oefter liest man den nom. plur. Tamapose (Tata-
rove, die Tataren). Pluralformen wie gmr. cunoBba (sy*
noyija, von synü, söhn) sind: njmesbfl (putevija,
nach Rjbnikovs wörterverzeichnifs vom nom. sing, njmo,
netz); moaeBbA (tonevija, von moiifl, netz); 4apoBbH
(darovija) mit gen. ^apoBbes'b (darovijevu) von A^pi»
(darü, gäbe); M/SKesbA (muzevija, von Mjxrb, mann);
siimeBbJi (zjatevija, von aamb, Schwiegersohn); KjHOBba
(knmovija, von KyBfb, gevatter); caamoBba (svatovija,
von cBam'b, freiwerber); mypeBba (surevija, nom. sing.
BijpaH'b, surin u, Schwager); Tamaposba (Tatarovjja,
Tataren); jiTrosba (lugovija, von Jiyn», lugu, wiese;
plur. gew. Jijra, Inga); gen. plur. as-fepbeB'b (zv^rievu,
nom. sing. sB'fepb, zvSri, thier).
Der alte dem altbulgarischen entsprechende genitiv
pluralis auf ü ist erhalten in ceMb ro^i» (semi godü,
sieben jabre); Typei^'b-sen.ia (Turecü-zemlja, Türken-
land); Tamapii (Tatarü) neben TamapoBea (Tata-
ro vej).
Der instr. plur. endet fast in allen liedern auf -nu
(-my): /i^-bByrnKaiibi (dövuSkamy, nom. sing, devuäka,
mädchen); ropo^aMu (gorodamy, nom. sing, gorodü,
Stadt); demnach ganz wie im kleinrussischen, z. b. ry-
bamy = ab. ^ubauh (rybami), nur dafs in letzterer
spräche die allgemeine regel herrscht, wornach ab. i kleinr.
y wird, d. b. keinen erweichenden einflufs auf den vorher-
gehenden consonanten ausübt, während in unserm dialekt
sonst davon nichts zu bemerken ist. Es bleibt aber zur
erkl&mng kaum ein andrer ausweg, wenn man nicht die
annähme zulassen will, da& die alte instrumentalendung
der msc. und neutr. y hier erhalten ist, aber nach falscher
analogie mit dem -am von -ami verbunden wurde, als
man im rassischen anfing, alle substantiva im dat., instr.,
loc. pl. nach analogie der femininalen a-st&mme zu flectie-
176 Letkien
reo. FOr unmöglich halte ich solche dioge in der slawi-
schen declination nicht: man denke an das angeführte
CüjiOM'b fQr ciLiioio (im serbischen allgemein so) und an
fälle, wie wenn im serbischen ein plural sinovi gebildet
werden kann, d. h. an den regelrechten nom. plur. der
u- Stämme, ab. ciinobc (synove), noch die endung der a-
stamme antritt (ab. |^abh, rabi). Kaum irgendwo herrscht
die neigung ursprünglich verschiedene formen eine nach
der andern zu gestalten so sehr, wie in der declinatioa
der neueren slawischen sprachen. — Nicht selten ist vor
der endung der Stammauslaut weggefallen, z. b. Bopouuihi
(yorotmy, von Bopoma, plur. tant., thor); rpa4Bu
(gradmy von rpa^T», Stadt); tforamupMU (bogatjrrniy,
von tioramupb, held). Diese formen gehen nicht zurück
auf die gmr. BopomasiB (vorotami) u. s. w., sondern auf
formen analog den ab. r^tjciuH (gr Schumi, vgLMiklosich
III, p. 16), von denen Schleicher (Cicaoneuje ochob^ na-j)
nachgewiesen hat, dafs sie den u-st&mmen entlehnt sind.
Endlich kann der vocal im auslaut der instrumentalendung
ganz abfallen, so dafs der casus dem dat. plur. gleich lau-
tet: tfj.ffaBaMii-mo ro^iOBU nepejoiiaHbi, KyniaKBH'b-aio
6yHHhi aaajiaanbi 1,45 v. 15 (bulavamü-to golovy pe-
relomany, kusakamü-to bujny zavjazany, mit keu-
len waren die köpfe zerschlagen, mit binden die trotziges
verbunden); pyieaM'b moryqiRH'b noffamjxHjicfl (rukamö
moguciimu ponatu^ilsja, mit den mächtigen häoden
strenge er sich an) I, 51 v. 100; mym% pyxaBfb oaa
ciuemaionicji (tutu rukamü oni spletajutsja, da rin-
gen sie mit den bänden) ebend. v. 104. Eine verwechs^
lung mit dem dativ liegt hier nicht vor, die beiden casus
sind syntaktisch zu streng geschieden. Ich erkläre daher
die Sache so: das auslautende volle i der endung ward
zu 1 (wie öfter im russischen, z. b. infinitivendung *ti f&r
ab. -ti) und dies ging dann ganz verloren, wie auch sonst
oft. Ist das richtig, so würde es die oben geäuTserte ver-
muthung bestätigen, dafs in -anu das «u die an -a«* so-
gefügte instmmentalendang der mascalina sei, angefßgt sur
ttber den dialekt der rnas« Volkslieder des gonvemements Olonec. 177
untersofaeidang vom dativ. Diese anfUgimg mölste also
zu einer zeit geschehen sein, als j bei den masculinen
noch lebendig war und der instrum. fem. schon auf -am!
oder -am auslautete; das so entstandene -amy ging dann,
als die masculina ihre eigenthümliebe form in den betref-
fenden casus des plurals verloren, auch auf diese ttber. —
Auffallend ist noch, dafs bei der Verbindung von adjectiv
und Substantiv ersteres im instrum. plur. stets die dnal-
form hat: cmapuMa cmap/mKanu (starjma staruä-
kamy, mit alten mütterchen), »ejimuMa Ky/iepKamu (iel-
tyma kuderkamy, mit gelben locken), «lacKOBbiBia Cdo«*
BSMid (laskovyma slovamy, mit schmeichelnden Wor-
ten), ^^ocKaxbi 4y6oBidMa (doskamy dubovyma^ mit
eichenen brettern) und so fast ausnahmslos. Das eintreten
der dualform für die des plurals ist wie im serbischen und
aocb sonst in slawischen volksmundarten; dafs aber wie
hier gerade nur die adjectiva davon betroffen werden, dem
weifs ich sonst nichts an die Seite zu stellen.
Nicht selten ist in der declination das übertreten der
a-st&mme in die analogie der ja- stamme. Kybnikov f&hrt
an: bi» jmenx'h (vü lisjachü) = s'b ji-fecax'b (vu ISsa-
cbu, in den wäldern), BMHCuiax'b (vmistjachü f&r vü m.)
:= BMrbcmaxiB (vmestachu, bedeutung die des gemeinr.
BBTfecm'b, vmestä, zusammen), bo cnax'b (vo snjachü)
= B'b csax'b (vii snachn, in träumen). Rybnikov sagt,
dergleichen kftme nur im loc. plur. vor; man kann daher
auf den gedanken kommen, ja sei hier as i und jincaxrb
entspreche ab. mtctxik (ISs^ohü). Ganz consequent ist der
dialekt in der verwandlang von £ zu i ja nicht, wie das
oben angeführte B'fepHjie neben 4o6pHe fär B'fepiribe, 4O0piie
zeigt. Möglich ist es also, dafs sich in jenen locativen
die alte form erhalten bat. -— Die mit suffix -nü gebil-
deten adjectiva können alle wie ja- stamme behandelt wer-*
den z. b. 6y jamnafl (bulatnjaja), tiyjiamHioio (bulat-
njuju), 6j.iamHee (bulatnee), nom. sing. msc. gmr. 6y'-
•lamnuH (bnlatnyj, stählern); pamnee (ratnee), pam
neiiy (ratnemu), nom. sing. msc. gmr. pamnuH (ratnyj),
Beitrftge z. vgL sprachf. VI. 2. 12
178 Letkieo
ab. fUTkiii (ratiDÜ, kriegerisch); so ^opo^niil, cotfopB»,
6o.ioniBiH, 6ojibmH f&r ^opo^HUH u, s. f. Veranlassung
dazu mag der schon in ftlterer zeit vorkommende Wechsel
der Suffixe -n und -Nb gewesen sein, z. b. ab. ro^ii (go-
rinü, bergig) neben ro^bM (gorini).
Die nicht zusammengesetzte declination der adjectiva
ist in den casus des Singulars und im nom.-acc. plur. durch-
aus in gebrauch auch bei attributiver anwendung, nsr
mentlioh in den feststehenden, altüberlieferten epischen for-
mein: cjiaBCH'b KiesTi-rpa^ii (slavenü Kie?ü-gradü, die
herrliche Kijev-stadt); cupa aesuta (syra zemlja, feuchte
erde), iHcmo nojie (öisto pole, freies feld), CHne Hope
(sine more, blaues meer); cupj aenuH) acc. sing, fem«
(syru zemlju); chhid Mopio dat. sing, neutr. (sinjii
morjn); chhh mopa gen. sing. ntr. (sinja morja), ebenso
Kpacna aojioma (krasna zolota, des rothen goldes)^ vi-
cma cepe6pa (öista serebra, des reinen siibers); der
dat. sing. fem. wie beim Substantiv durch den genitiv ver-
treten K^b Mojio^u HacmacbH (ku molody Nastasli,
zur jungen Nastasia); Ao6pbi mojoai^u nom. plur. masc
(döbry molodcy, die braven Jünglinge); 6'kjaä pjn
nom.-acc. plur. (bSly ruki, weise bände).
Die pronominale declination, zunächst der geschlech-
tigen Pronomina, ist durch zweierlei bemerkenswerth: n
(tu) wird mit h (i) zusammengesetzt, demnach declioiert
wie die zusammengesetzten adjectiva; die casus des femi-
ninums sind in Verwirrung gerathen in folge der oben be-
sprochenen Verwechslung von dativ und genitiv. Die von
mir im texte angetroffenen von den gemeinrussiseben ab-
weichenden formen geben folgendes Schema. Die gewöhn-
lichen kommen alle daneben vor, doch sind die folgenden
wenigstens eben so häufig und jenen im gebrauche ganz
gleich:
über den dialekt der ran. ToUulieder des gouvemements Olonec 179
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180 Leskien
Alle diese formen können aneh von amomi» (etotü,
dieser) vorkommen.
Vereinzelt kommen diese zusammengesetzten formen
schon im altbalgariscben vor (vgl. Miklosich III, 71). Ent-
sprechend ist im ab. die declination von mn (kyj) nnd
vielleicht ist die analogie dieses in iinserm dialekt ebenso
flectierten pronomens fQr tl mit mafsgebend gewesen. Die
einzelnen formen erklären sich folgendermafsen :
sing.masc: mon (toj) wäre ab. tii8; vgl. russ. mo*
j[o^OH (maladoj) mit ab. uas^vh (mladyj).
moeiny (toemu, d. i. tojemu, vergl. at). kojema
von kyj), eigentlich s= tomu-jemu; muMj (tymu) da-
gegen ist offenbar so entstanden, dafs die spräche die öf-
ter wiederkehrende silbe mu- als stamm empfunden bat
moeM'b (toemö, vgl. ab. kojemi) ^ tomi-jemi.
muM'b (tymü), zusammengezogen aus muRarb (tyi-
mü, vgl. ab. kyimi) = *tumi- (nicht tSmi-)imi; räth-
selhaft ist mir muem^b (co muesi'b nHCbmoM'b I, 19, v. 15,
so tyemü pisTmomä, mit diesem briefe); man wird
wohl kaum annehmen können, dafs hier die älteste form
*tiimi-jemi (denn daraus ist im! entstanden) zu gründe
liege.
neutr. moe (toe d. i. toje) ist einfach =5 to-k (to-je);
in mue (tye) ist wieder mu- als stamm gebraucht.
femin. maa (taja) =» Ta-n (ta-ja); das von Rybni-
kov angefahrte mue (tye) weifs ich nicht zu erklären;
möglicherweise ist es ^ mufl (tyja), da auslautendes ja
von je in der ausspräche sehr wenig unterschieden ist;
dann wäre mu- als stamm gefafst.
myio (tuju) =a« TA-tt (t^j^); Bybnikovs moe (toe)
ist mir unverständlich, wenn es nicht die form des geni-
tivs, also = Toa (tojf) ist, filr regelrechtes moji (toja)
stehend.
moji (toja) = ab. tom (toj^); muH (tyja) wäre
ab. *Tiiii für *Tiiieia (*tyj§, *ty-jej^), d.h. das fem. n
nominal flectiert mit dem gen. von h. Ebenso lauten da-
tiv und locativ, hier ist also dasselbe ineinanderfliefsen der
ttber den dialekt der russ. Volkslieder des gouvemements Olonec. 181
casus, wie beim femininum des Substantivs, und das Sub-
stantiv bat offenbar das pronomen in diese Verwechslung
hineingezogen.
moeä (toej) entspricht nicht ab. tok (toj^), sondern
einem *to-i6» (*to-jej^), d. h. instr. von n an den stamm
TO gefOgt. Daraus wurde russisch zunächst *tojeju, wie
ab. AOfuieift (dusejq) zu ^jmeip (duäeju), zuletzt moei,
wie man auch ^ymefi (dusej) sagen kann.
plur.: nom. msc. mu (ty) ist der ab. accus, ra, der
im mss., wie beim Substantiv, den nom. mit vertritt; mbin
(tyi) wärß ab. *t«*n, d. h. die als nomin. benutzte accu-
sativform mit dem nom. plur. von h; moH (toi) hat mo-
als stamm gebraucht; mue (tye) wäre ab. ra-M, d.h. die
accusativform beider pronomina, im russischen als nom.,
wie russisch 4o6pue (dobrye, die guten) nom. plur« =
ab. j^ee^iiH (dobryj^) acc. plur.
nom. ntr. mua (tyja) enthält u (ja), aber an den
stamm nru- gesetzt, wie das adjectivum in derselben form
rass. ^odpbui (dobryja) gegenüber ab. A^|ian (do-
braja).
nom. fem. amu (ety) = ab. tv (ty); mhim w&re
ab. TU-n (ty-j^); nibui (tyi) dagegen ist mir uner-
klärlich.
Die übrigen casusformen des plurals: mbmxif, muxi»;
muHMb, muM% (tyichü, tycbü; tyimü, tymü) ent-
sprechen ganz der bildung der gleichen casus beim be-
stimmten adjectivum; muHa (tyma) ist die dualform.
Das demonstrativpronomen ist in unserm dialekt be^
sonders ausgebildet und die bedeutungen feiner differenziert
als gewöhnlich, so weist dBmomrb (evtotü) hin auf ge-
genstände, die sich auf die erste person beziehen, acmom'b
(estotü) gehört zur zweiten, anmomii (entotü) zur drit-
ten person.
Von ■ ist in vollem gebrauch der acc. sing. fem. lo
(ju) sss ab. tt (j^). Der instr. plur. hat öfter die dual-
form HHSia (nima).
Von den personalpronomina sind die formen oioäi^
182 Laskieo
nio6H u. B. w. schon oben besprochen; es bleibt nur zq
erwähnen, dafs die enklitischen formen: ma (tja, acc),
niH (ti, dat. der 2. ps.) häafig sind, und dafs niui (mnja
gen. sing. 1. ps.) statt Memi (menja) vorkommt.
Die declination des zusammengesetzten adjec-
tiys hat eine anzahl älterer und vom gemeinrussischen
abweichender formen.
Der nom. sing» masc. erscheint öfter in der auffallen-
den form noraHuifl (poganyij, heidnisch), r^ydoKmi
(glubokiij, zusprechen glubokijij, tief), einmal sogar
(aus versehen?) I, 48 v. 357 Jioma^^iiuiiiii (loä;idinyiij,
pferde-). Ich weifs Qber diese form nichts anders zu sa-
gen, als dafs das schliefsende j vielleicht nur nachahmung
des gewöhnlichen russischen schreibgebrauchs ist, der no-
minativ also eigentlich auf ji auslautet und dies dann =
ab. H, d. h. ji anzusetzen wäre, indem ausnahmsweise das
I zu vollem i wurde. Ob das möglich war, ist indefs sehr
zweifelhaft.
Als ftaoi. sing. fem. kommt vor rjijtiuji (glupyjS)
dumm), wo nach falscher analogie rjijou- als stamm ge-
fafst ist.
gen. sing. fem. xopo6phin (chorobryja, tapfer) ganz
wie ab. ;(|^aE^vii (chrabryj^).
dat.'loc. sing. fem. 4o6poeH (dobroej, gut) ist nicht
as ab. j^OB^tfi (dohrej) sondern = *dobro-jej, d.h. der
dativ jej an den stamm dobro- gefügt. In folge des
Verwechselns der dativ- und genitivformen beim femininoffl
kann aber diese form auch genitiv sein, z. b. na'b «ilflniBU
aoraHoeH (izuLitvy poganoej, aus deiii heidnischen
Litauen); wie umgekehrt die genitivform als dat.-loc. er*
scheint, z. b. na cjiaBHOH ropu na bucokia (na slavnoj
gory na vysokija, auf dem herrlichen berge, auf dem
hohen).
loc. sing, masc cjtasHoeM'b (slavnoemö), wäre ==
ab. *exABMHNyk (*slavnö-jemi), nicht sss ouwmia Ar
^cxAiat-KUk (slavnggmi, *slavn£-jemi); also diebe-
treffende casusform von a dem stamme angef&gl, wie
mehrfach.
über den dialekt der nus. rolksUeder des goaveroemente Olooec 183
tiMfr, sing. masc. eatspricht ganz dem ab. und kommt
oft onzusammengezogen vor, z. b. ÖoramupcKiHBfb (bo*
gatyrskiimu, ritterlich, beldenmäiaig) =« ab. j^OB^iiMHk
(dobryimi).
iti$tr.,sing. fem, ^oripoefi (dobroej) steht der ur-
sprQDglichen form näher als die ab. j^ob^ok (dobroj^);
aus den beiden zusammengerückten casusformen dobroj^-
""j ^ j 9 19t zunächst *dobro-jej^ geworden, daraus russisch
*dobro-jeju, nach verlust des u (wie in chvioh, silojsss
CHjioio, siloju) dobrojej (geschrieben ^oüpoea). Die
gmr. form ^otfpoio (dobroju) ist der ab. gleich.
nom.'acc.plur, msc. mearauH (temnyi,. finster), 40-
dpbia (dobryi) = ab. acc. plur j^OB^v (dobry) + nom.
plur. H (i); im russischen sind noro. und acc. beständig in
einander geflossen.
Die übrigen casus des plurals sind ganz wie im alt-
bulgarischen und sehr ofl unzusammengezogen: gen. loc«
paanbiHX'b (raznyichu, verschieden), BeaHKiax'b (veli-
kiichü, grofs); dat. paanbiHM'b (raznyimü), v^pyriHMi
(drugiimu, ander); der instr. hat, wie oben erwähnt,
fast ausnahmslos die dualform: cmapuna (staryma, alt),
MoryniiMa (mogudima, mächtig).
Wie auch in andern slawischen sprachen treten zu
masculiois femininaler form attributive bestimmungen^ ad-
jectiva und prooomina, ebenfalls in dieser form, z. b. cjiyra
Hoa B'^peaH (sluga moja vernaja« mein treuer diener)
vergl. serb. Slugo moja, Obladic'u Rade. — Da ti bog
da, sibinjska vojvodo. Danicic'. 0(Lihi|h p. 20.
U.eber die conjugation ist aufser den oben bespro*
ebenen lautgesetzlichen vergangen wenig zu bemerken. Die
2« sing, praes. ecH (esi, du bist), . ^acn (dasi, du gibst)
haben sich erhalten , wie nach Buslajev a. o. I p. 11 im
novgorodschen Oberhaupt.
Nur eine für die slawische grammatik bemerkenswer-
the form glaube ich in unserm dialekt gefunden zu haben,
die 3. sing. aor. 6ucrab (bysti, er ward). Die stelle
(1)21 V. 58) läfst sich nur so verstehen:
184 Leskien
A MoryqiH 6oramupH ec^ oiiiBl»in'b 4ep9Kaiii'fc:
,yKHA3b Bja^HMHpi» CmO^bHO-KiCBCKiH!
^Biaenrb mu ci> nenpiflmejieM'f» nonpasHinbCJi.^
Bucmb Kiifl3b Becejn» h pa/^oceH'b.
(a moguöii bogatyri vse otvetü derzatü:
j,Knjazi Vladimirü stoIino-Kievskij!
Dumaemü my sü neprijatelemü popravitisja.^
Bysti knjazT veselü i radosenü.
d. h. die starken beiden geben alle die antwort: „fdrat Wla-
dimir der hauptstadt Kijev, wir denken mit dem feinde
fertig zu werden.^ Es ward der fOrst heiter und froh.)
Es sei mir gestattet, hier einige bemerkungen Ober
diese bildung der 3. (und 2.] sing. aor. comp, hinzuzafb-
gen, die sich bei vocalisch auslautenden wurzeln so häufig
findet (die fälle sind aufgezählt bei Miklosich III p. 85).
Die organische form dieses aorists ist z. b. o^^tjrb (om-
r^chü, ich verstarb), Ofu^« (umr£), Ofu^«; die 2. und
3. sing, entstanden durch den im slawischen nothwendigea
abfall der auslautenden consonanten aus *umr£88, *um-
rest. Statt der 3. sing. ofM^« (und durch analogte auch
in der 2. sing.) tritt nun sehr häutig o^m^t« ein. Miklo-
sich (III p. 85 etc.) erklärt dies so : es sei der vocal ü an-
getreten, um die secundäre personalendung t vor dem sonst
nothwendigen abfall zu schützen und vergleicht p. 87 diese
erschein ung mit dem gotischen that*a fOr that. Dieser
vergleich pafst nicht, denn das auslautende a von thata
mufs ein langes gewesen sein^ sonst wäre es später abge*
fallen, und ist wahrscheinlich eine jener partikeln, wie sie
pronominibus so oft angefQgt werden. Aber davon abge-
sehen scheint mir jene erklärung aus andern grtlnden un-
möglich, und Schleichers meinung (formenlehre der kir-
chensl. spräche p. 338; compend. p. 680), das -tu (-tl,
wovon sogleich) sei die nach falscher analogie von neuem
angefügte primärendung der 3. sing, praes., als die allein
haltbare. Miklosichs erklärung würde allenfalls passen aof
die formen siicn, ä^cn, ncn (bystü er war, dastü er
über den dialekt der ross. ▼ollulieder des gonvernements Olonec. 185
gab, jastü er afs), wo man in ^byst u. s.w. also die er^
baltuDg der arsprOnglicben form mit dem s des bülfsver-
bams und dem secondäreii t sehen könnte; aber wie pafst
sie auf ofu^tTi, n^XNTi, mukTk (umr^tü, prolitü er ver-
gofs, kl^tu er verfluchte)? Wäre Miklosichs erklärung
richtig, so wQrde es hier ja umrestü a. s. w, heifsen.
Das fehlen des s zeigt aber ganz klar^ dafs die form umre
fertig yorhanden war, und dann erst, also in einer verhält-
nifsmäfsig spfiten periode das -tu antrat. Dem scheint
nun die form bystu zu widersprechen^ an die ja bei die-
ser annähme -tu angetreten sein müfste, als wenigstens s
noch erhalten war, also in älterer zeit. Aber der Wider-
spruch, ist nur scheinbar. Das s findet sich nur in den
drei formen bystü, dastü, jastü, d. h. in den drei aori«
sten, deren praesentia lauten jesti^ dasti, jastT, und
jene aoristformen sind rein nach der analogie dieser prae-
sensformcn gebildet, während den übrigen aoristen auf -tu
keine praesentia mit s gegenüber stehen; daher haben sie
es auch nicht. Die Übereinstimmung ist evident. Das
auslautende ü steht dann natürlich, wie Schleicher es an-
nahm, als spätere und nurichtige Schreibung für T. Auf
diesen punkt mufs ich aber etwas näher eingehen, denn
nach Miklosichs darstellung könnte es scheinen, als bilde
gerade das ü im auslaut ein hindernifs für die ausgespro-
chene ansieht. Miklosich sagt (III, p. 165) mit hindeu-
tnng auf Schleichers ansieht: „an eine ersetzung der stum-
pfen personalendungen durch volle und Verwechslung des
i mit % ist gewifs nicht zu denken^. Aber gerade mit
dem ü im auslaut sieht es bedenklich aus. Unter den von
Miklosich III, p. 85 etc. citierten quellen kommen der Clo-
zianus und das Assemanische evangelium als glagolitische
flkr die entscheidung, ob auslautend % oder h stehe, nicht
in betracht; von den übrigen ist der gröfste theil jung (der
Siäatovacer Apostolns vom jähre 1324; der Pentateuch aus
Kruäedol aus dem 15. jahrh.; der Bolognaer Psalter ans
dem 12. jahrh., nach Miklosichs eignen angaben). Es blei-
ben als die ältesten der Suprasliensis und das Ostromirsche
186 Leflki«a
evangelium, beide aus dem ll.jabrh.; und Miklosich mofa
hier (I9 78 sind die richtigen formen angefahrt) ganz
fibersehen haben, dafs im Ostrom, evang. nach Vosto-
kovs ausgäbe evcti (bystü) gar nicht vorkommt, son-
dern einzig und allein BUCTk (bysti) z. b. gleich auf der
ersten seite des textes mehrmals und nach YostokoTS ci*
taten im glossar wenigstens 17 mal so. Ebenso fehlt ^un
(dastu) in derselben quelle, nur j^^ctk (dasti) kommt
Tor, und zwar oft. Die von Miklosich III, p. 85 als
„ncTi ostrom. 44. 93^ citierte form kann ich an beiden
stellen nicht finden, an beiden steht vielmehr %crk (isti);
ferner ebend. „ciHtCTi ostrom. 9. 127^ ist bei Vostokov
im glossar clr^gtii (sünSsti) geschrieben und so steht
an beiden stellen im text. Aufserdem kommen im Ostrom.
evangelium vor die aoriste obhti, aoBHT&, mt^ obati, n^isn,
KxaTi, i^AYATi, n^ocT^iTi, o^M^m (obitu, povitü, j^tü,
ob^tü, kl^tu, zaö^tu). Vielleicht haben diese for-
men mit % Miklosich veranlafst, das b der oben angefahr-
ten für falsch zu halten und demgemfifs die von ihm ci-
tierten zu ändern. Der schlufs ist aber unberechtigt, wo
es sich um formen handelt, deren erklärnng zweifelhaft
ist; denn so gut man annehmen kann, das b, 1, von biicib
(bysti) u. s. w. stehe mifsverständlich fQr %, ü, so gut
kann man sagen, % in läTk (j^tu) u. s. w. stehe fQr b und
das letztere ist hier in der that viel wahrscheinlicher schon
aus dem ganz äufserlichen gründe, dafs buctb (bysti),
^ACTB (dasti) häufiger vorkommen als mrk und alle an-
dern, es also doch unbegreiflich wäre, wenn hier coii->
sequent der fehler gemacht sein sollte. Und dafs ichs
kurz sage, auf die aus dem Ostrom, evangelium ange-
führten beispiele reduciert sich die ganze frage, denn der
Suprasliensis beweist gar nichts, weil in ihm zwischen
\ und B die gröfste Verwirrung herrscht. Wenn also z. b.
Job. 1, 3 im Ostrom, lautet h e&^ Nero aNYBTOSBS ac buctb
Nase BUCTB (i bez nego ni6ito2e ne bysti jeie by-
sti), im Suprasl. (ed. Miklosich p. 7) heLGst n bcctots m
wuerk NM mfißM wse bii€T^(i) (i bestogo ne bystü ni
über den dialekt der nus. Volkslieder des goavemements Olonec. 187
jediDO je£e bystu)^ so ist das gleichgiltig, denn auf
derselben seite steht 3. sing. TBopNTi (tvoritü), kctl
(jestü), auf der seite vorher viermal lecrL (jestü) nebst
TEO|iHTi (tvoritu) und 3. plur. pASK/^iUftn (rai^daj^tü),
p. 12 Kcui (jesmü), p. 17 np^AAMi» (predamü) und so
auf jeder- seite. Damit dürfte wohl die frage erledigt sein.
Ich will nur noch hinzufügen, dafs es nichts als eine aüs-
dehnung derselben analogie ist, wenn namentlich in altrus-
sischen quellen (vgl. Miklosich III, p. 87) auüh in der 3. sg.
und 3. plur. des sogenannten imperfectums die primären-
dung angesetzt wird, z. H^^niiie-Tb (idjase-ti), j^txo^eoY-Tb
(d£lachu-ti). Die von Miklosich a. o. aus Nestor ci-
tierten beispiele haben alk k und statt des ebenda als
yfUOupKif^guMeTk [muidasetü] ostrom. 279^ citierten steht
bei Vostokov in glossar und text uofSKAAiiieTik (Buslajev a. o.
I, p. 180 führt nur formen auf -ti an, die vor dem accu-
sativ H sogar mit vollem i geschrieben vorkommen , ^. b.
iiOiiiiu€TM H (moljaseti i), hiobjiiixovth n (Ijubljachuti i).
Es ist einleuchtend, dafs hier überall die primärsufißxe an*
traten, weil in formen wie /^Moauie, A'^asajca (d^laaäe,
-ch§) das Sprachgefühl die charakteristische personalen-
düng vermifste. Endlich wird man nach dem gesagten
nicht daran zweifeln können, dafs die 1. sing. aor. bnu%
(für BiiM^, bymü), 2. sing, bhch (für buch, bysi), fbr die
Miklosich III, p. 168 sehr künstliche erklärungen sucht,
nichts anderes sind als bu (by) mit den primärendungen
der 1. und 2. sing, (die dann wie das einfache bu auch
die 3. sing, vertritt), wie im kleinrussischen bym, bys'.
Göttingen, december 1868. A. Leskien.
188 Burda
Einige bemerkungen zu Schleicher's compen-
dium (zweite aufl.)-
1. Zu §. 182, s. 307, b und §. 226, 8. 454, 455.
Suffix osti.
Geht man von dem grundsatze aus, dafs Vorschlag
oder einschub von consonanten am meisten dort eintritt
und auch begrQudet ist, wo er zur Vermittlung heterogener
laute oder zur erleichterung der ausspräche dient, so sieht
man nicht ein, warum z. b. in I^kosti neben Iqkoti (hamus)
(vom adj. l§ku, curvus) dem t ein s vorgeschlagen sein
sollte, da doch l^kotif gerade so leicht oder noch leichter
auszusprechen ist als l^kostT. Uebrigens findet sich in
ähnlicherweise die lautfolge o + t+vocal unzählige male
ohne s vor t (z. b. dobrota, b^lota u. 8. w.) und woher
kommt es, dafs dieses s sich constant nur in gewissen snf-
fixen zeigt? In bezug auf -osti wird wohl jedermann zu-
geben, dafs dieses suffix ursprünglich nicht so häufig ge-
braucht wurde, sondern anfangs nur auf bestimmte falle
beschränkt blieb und erst später so sehr Oberhand nahm.
Immerhin ist eine befriedigende erklärung sehr schwierig,
und der folgende versuch stützt sich besonders auf einige
sufSxe des litauischen.
a) Im griechischen finden sich neben vielen adjectiven
auch substantiva auf og» Häufig tritt og an die gestei-
gerte Wurzel nach abzug des adjectivsuifixes z. b. ägv&gog
— HüEvO'og^ uaxQog — fiijxog; öfters aber genügt es, ohne
Steigerung der wurzel blos den stammvocal des adjectiv-
Stammes mit og zu vertauschen, um das Substantiv zu er-
halten z. b. xfgaövg — &dgöog^ evQvg — eigog u. s. w.
Dasselbe liegt auch im litauischen ^d-rüs (gefräfsig) neben
6'd-esis (frafs) und gail-üs (mitleidig) neben gail-esis (reue,
leid) vor; aus dem slawischen ist endlich Ijuto, gen. Ijut-
-ese (labor nimius) neben dem adjectivum Ijutu (acerbns,
saevus, vgl. lett. adv. föti) hieher zu ziehen.
b) Im lateinischen werden femer von stammen, welche
ursprünglich auf as ausgiengen, durch die suffixe to-, tat-
einige bemerkongen zu Sohleichen compendium. 189
adjectiva and abstracta gebildet, z. b. onus-tus, robus-tus,
▼etus-tu8, hones-tus, hones-tas u. 8. w. Wenn es im latei-
nischen üblich wäre, von dergleichen stammen abstracta
auf ti abzuleiten, so könnte ein solches von vetus doch
nur etwa *vetus-tis heifsen. Denkt man sich aber den-
selben Vorgang auf das slawische wort Ijuto, gen. Ijutese
angewendet, so erhält man das wirklich vorkommende Sub-
stantiv Ijut-os-ti von derselben bedeutung wie Ijuto. Nur
dfirfte man, wie sich da mit recht einwenden läfst, eher
^Ijut-es-ti (s. unten bei d) als Ijotosti erwarten, weil das
sufSx ti nur an den stamm gef> werden kann und
dieser doch Ijutes lautet. Doch kommt im griechischen
das Suffix ag^ wiewohl selten, neben og vor wie in yiJQag
vergl. skr. gar-&s neben gar-a^ ferner gen. sing. xQiwg aus
*xp6^aog, *xqBfaaog neben dem lat. cru-or u. a. m. Wenn
man ferner osti aus dem slawischen in das litauische aber-
trflge, so müfste es natürlich -asti- und im nom. sg. -asti-s
lauten. Nach Schleicher, lit. gramm. s. 117 kommt es
auch in der that vor z. b. in gyvastis (leben), rimastis
(ruhe) Q« a. m. Zu gyvastis neben dem adjectiv gyvas =
altsl. £ivü gibt es zufällig wohl im altslovenischen kein
""zivostif, allein dieses wort findet sich in andern slawischen
sprachen z. b. böhm. zivost' = gyvastis in laut und be-
deutung. Man bemerke auch, dafs sich zu rimastis im
gotischen rimis ein as- stamm nachweisen läfst, wie etwa
im slawischen Ijuto, gen. Ijutese neben Ijutosti. Der unter-
schied ^ dafs rimastis mit got. rimis sich an ein verbum,
IJQtosti und Ijuto aber an ein adjektiv anschliefsen, dürfte
durch das lateinische -or ausgeglichen werden, das nicht
nur primär, wie in tim-or, sondern auch secundär, wie in
alb-or, gebraucht werden kann. Wie dann alb-or von al-
bus, so kommt z. b. drüzosti (audacia) von drüzu (andaz)
her, Dur dafs im slawischen eine Weiterbildung durch ti
stattgefunden hat. Um ferner das sekundäre ti im slawi-
schen möglich zu finden, denke man an das altindische
snfSx täti (sarvä-täti u. a. m.), welches ein abstractum auf
^ (▼gl* prthA-t& von prthü, aber altbaktrisoh frath-anb-, gr«
190 Burda
ßccQ'Og neben Ttaxv'tf^g) voraussetzt. Wie also (8arva-)t9rti
neben (prthü-)tä und dem adj. prthü steht, so verhält sich
im slawischen Ijut-os-ti zum stamme Ijut-es- und dem adj.
Ijutu.
c) Wenn von litauischen Wörtern auf -asti die rede
ist, können die auf -esti (Schleicher, lit. gramm. 8. 118)
nicht unerwähnt bleiben. Obwohl hier e (mokestis) und
dort a (gyvastis) erscheint, und die betonung eine andere
ist, so sind beide sufBxe doch wohl identisch, weil meh-
rere umstände dafür sprechen. Was nämlich den vocal e
betrifft, so führt Nesselmann im lit. Wörterbuch aus Szyr-
wid auch keikastis neben keikestis (fluch, von k^ikiu käkti
fluchen) an, wodurch beide suffixe, -asti und -esti, wenig-
stens lautlich zusammenfallen. Wegen der abweichenden
betonung, wenn man sie überhaupt beachten will, dürfte
das Suffix ti in der lit. gramm. s. 116 zu berücksichtigen
sein. Den abstracten nemlich, welche durch ti abgeleitet
sind und das suffix betonen (at-min-tis erinnerung; pri-
-gim-tis wesen, natur; pa*2^in-tis erkenntnifs), stehen infini*
tive zur seite, deren suffix das nämliche ist, welche aber
die Wurzelsilbe betonen (at-min-ti sich erinnern; pri-gim-ii
angeboren werden, pa-iln-ti erkennen). Der stamm, an
welchen ti in beiden ftllen gefQgt wird, ist derselbe. Ein
ähnliches verhältnifs, d. h. betonung des Suffixes ti bei
gyvastis und betonung der Wurzelsilbe bei gaflestis (-es-
wird nach lit. gramm. s. 189, b übersprungen) findet bei
den in rede stehenden Wörtern statt; könnten wohl nicht
auch hier die stamme, die dem stamme at-min« in at-min-
-tls analog wären und an welche hier wie dort ti gehängt
wurde, ebenso in beiden f&Uen gleich sein, nämlich gyvas-
und gailes-? Es wäre dies eine parallele zu der ersehe!*-
nnng, dals in den griechischen verben tStoqhwiALf xgsfMn^
Wfu die formen *aTOQBs, *xQBfMxgj welche lautlich wohl so
den lit. gailes- und gyvas- passen, geradezu als verbal-
Stämme dem oben genannten at»min- entsprechend gebraucht
werden, obwohl snbstantiva vne *<rro^-o^, ^xpifi-^g aufiser-
dem nicht vorkommen, wie etwa wiederum im litaoiacbeii
einige bemerkungen zu Schleichers compendium. 191
es zwar nomina rim^as-ÜB vgl. }'el'aG'{Tvg), aber keine dem
griechischen yekdcu zu vergleichenden verba gibt. Wegen
des oben angeführten keik-as-tis sind ja die ausgänge as
und es wohl nicht wesentlich von einander verschieden.
Wenn man endlich, was fQr diesen fall von besonderer be*
deutung ist, aufser gailestis auch gailesis findet (Nessel-
mann), dann dürfte es wohl schwer gehen , an der iden-
tität von -es- in beiden Wörtern zu zweifeln. So wäre
man denn mit gailesis wiederum bei den as- stammen
angelangt (vergl. lit. gramm. s. 110: ^'desis u. a. m.), von
denen oben ausgegangen worden war. Durch die annähme
von as-stämmen in gyvas-tls und gailes-tis gewinnen aber
diese litauischen bildungen eine merkwürdige ähnlichkeit
mit altindischen nomina actionis auf as, deren dativ als in-
finitiv fungiert (Comp. §. 230, s. 470) und lassen sich auch
im litauischen zu diesen Substantiven mitunter prftsens-
stftmme auf a angeben. Man vergleiche z. b., abgesehen
Yon der Verschiedenheit der wurzeln, das skr. subst. K&kdas,
inf. kaköasö, praes. Mäkäa- mit dem lit. subst. gailesis ne-
ben gailestis (= altslov. ialosti), praes. galla m&n. Das
▼erhältnifs des inf. ^ivise zum praes. ^fva-si und dem adj»
^^ä^8 findet sich im lit. gyvas-tls, altpreufs. gtwa-si (du
lebst) und lit. adj. gyvas ganz genau wieder. Ferner m6-
kestis neben möku mokö'ti (verstehen; bezahlen); rüpestis
(sorge; vgl. Xvntj) neben m4n rüp' (es liegt mir am her-
zen). Nomina wie *m6kesis, ^rüpesis sind mir nicht be-
kannt, aber doch möglich (s. k&lbesis, sprichwörtliche re-
densart). Noch häufiger stehen präsensstämme auf a den
Substantiven auf -esis zur seite, z. b. kälbesis zu kalbü
kalbö'ti reden, wegen b + es vgl. lat. nub-ere; bildesis zu
bUdu bildö'ti (poltern, d-t-es auch im lat. rod-ere); traszke-
ÜB zu tr&szkn traszkö'ti (poltern, k + es: lat. duc-ere);
skambesis zu skambü skambö'ti (tönen, aber lett. skan^t*),
adj. skans m«, skana f. helltönend, mb + es: lat. lamb-
-ere) u. s. w.
*) Asch tktndA (Stender). J. S.
192 Bvrdft
Für die erweiterung der as -stamme durch das sufBx
ti mag wohl das überaus häufige vorkommen des letzteren
sowohl in infinitiven als auch in anderen Substantiven ma(s-
gebend gewesen sein.
d) Im slawischen läfst sich eine spur von ->esti neben
-osti nachweisen. So findet sich z. b. in einem altböhmi-
V
sehen denkmal (Stitny) das wort celest' neben celost' =
altslov. celosti und dann noch drzest^ = altslov. druzosti.
Es kann hier wohl böhmisches e sich zum altslovenisohen
o so verhalten wie in nehet, vezech = altslov. nogiiti, ve-
zochü oder sich auf ein aus o entstandenes ü stützen, id-
lein es scheint doch mehr als blofser zufall zu sein, dafa
im griechischen sich Wörter finden, die mit celes-t' und
drzes-t\ sobald man von der erweiterung durch t' absieht,
nicht nur im Suffixe, sondern auch in der wurzel flbereio-
stimmen^ nämlich xdXkqg und S^dgaog *), Wie sich &d^
eog zu &gaövg verhält, so hat man auch im litauiscbeo
biaurüs (greulich) neben biaüres-tis (greuel). Durch das
adjectivische biaures-tis m., biaure8-t6 f. (ein schmutziger,
eine schmutzige) wird man sehr an das lateinische bones-
-tus gemahnt. Zu bedenken ist ferner, dafs im slawischen
sich secundäres, abstracta bildendes tä häufig findet (ra-
bo-ta u. a.), aber das daraus entstandene ta-ti scheint nicht
vorzukommen, sondern mag eben durch die combination
os-ti ersetzt worden sein, worin -os« die stelle von -tä
vertritt. Wenn endlich, wie aus skr. äp-n-as neben äp-as,
lat facin-us u. a. hervorgeht, das snffix as nicht immer
unmittelbar an die wurzel treten mufs, so dürfte es um
so leichter geschehen sein, dals das slawische noch weiter
gieng, indem es von den meisten adjectiven abstracta auf
osti ableitet.
e) Durch Zerlegung und annähme einer erweiterung
von ursprünglichen as-stänomen lassen sich noch andere
*) Altbnlg. drazü stammt von der wonel dargh, skr. daxh fNt ans,
▼om Suffixe abgesehen entspricht ihm got. talg-ns standhaft, fest. AUerdings
gehen darh und ^aqa wohl beide aus der einfachen wz. dhar hervor, aber
mittels verschiedener anfllgungen. J. S.
einige bemerknngen zu Sehleicher's compendimn. 193
8uf6ze des slawischen mit denen verwandter sprachen ver-
einigen, ÜLT die sich sonst, wenn mau sie nämlich als gan-
zes betrachten wQrde, wenig anknQpfuugspunkte f&nden.
So stimmen radoät^ (pL f. laetitia) und dag daneben vor->
kommende radosti wohl darin Qberein, dafs beide auf
grundlage eines Stammes *rad-os- entstanden sind. Wfih*
rend aber rados-ti an seinem ende das saffix ti enth<,
hat radost^ (stamm radoSta, aus *rado8-tja) das daraus
hervorgegangene tjä, welches auch im lateinischen substan-
tiva aus adjectiven bildet, wie laeti-tia, justi-tia u. a. m.
Ebenso läfst sich altsl. zal-os-ti = lit. gail-e&-tis mit dem
kleinrussischen zaloäcy zusammenstellen, und aus dem alt-
böhmischen sind instr. pl. radoäcemi (vor freude), miloäöemi
(vor liebe) beizufügen. Ein anderer fall liegt in dem Suf-
fixe -ostyni vor. Denn der Zusammenhang von -tyni mit
dem griechischen --avpt] aus *Tfapfj, altind. -tvana- ist wohl
nicht zu verkennen (vgl. dixaio^avvvi mit blagos-tyni gQte
u. a.) ; nur enthält das slawische suflGx noch einen bestand-
theil mehr, nämlich -ja (nom. sg. -ji), so dals also -tyni
f&r ursprOnglicbes *tvanjä steht, wie auch das y in öetyri
aus älterem va entsprungen ist. Nicht zu Obersehen ist
endlich die ähnlichkeit, welche sich zwischen -os-tyni in
mil-os-tyni misericordia und dem gotischen -assu- in
ibnassus zeigt, welches Bopp ftir zusammengesetzt aus
as + tu erklärt (vgl. ;^€A-acf-Tt;6', und mit -inas- in skalk-
-inas-sus etwa facinus).
Schwieriger ist das litauische -;^Bt^, alt -^sta (lit. gr«
8. 118) zu erklären. Indessen kann betontes ^, d. i. i auch
eine contraction von ja sein wie in tret^sis neben treczö-
818, szlapj^sis neben szlapi&sis, und somit wQrde dieses
Suffix von ja- Stämmen seinen ausgang genommen haben
(vergl. z. b. got. reiki von reiks, barniski von barnisks mit
lit« nekystö von nekas, sarg^ste von sargüs, bei welchem
ohnedies schon einige casus von einem stamme *sargja-
gebildet werden). Ist ja z. b. auch xaklog fbr *xaiJog
vom adj. xäXog =^ skr. kaljas ein ähnlicher stamm, wie er
in sarg^s-tö enthalten ist
BeitrXge s. vgl. Bprachf. VL 2. 13
194 Bnrd«
Als endresultat dürfte sich aus dem vorhergehenden
etwa folgendes ergeben: der consonant s im slawischen
Suffixe -osti scheint kein blofser verschlag, sondern ein in-
tegrierender bestandtheil zu sein. Denn es läfst sich schwer-
lich vom litauischen suffixe -asti, -esti trennen, welches
aber wohl in -as-ti, -es-ti su zerlegen ist und in dem wahr-
scheinlich ein ursprünglicher as- stamm durch das suflBx
-ti weitergebildet wurde. Und andererseits mufs »os in
-osti gerade so erklärt werden wie in -oöta (aus *08-tja,
in radodt^) und -ostyni, von denen das letzte allem an-
scheine nach mit dem gotbischen -assu- zusammenhängt«
Wenn nun in *-astu-, woraus -assu- jedenfalls zunächst enU
standen ist, niemand einen blofsen Vorschlag von s an-
nimmt, warum sollte er in -osti u. a. stattgefunden haben?
Wenzel Burda.
Beiträge zur kenntnis einiger suffixe im
slawischen*
Suffix ynja, nom. sg. yni.
Es klingt ftkr den ersten augenblick etwas sonderbar,
wird jedoch im folgenden zur Wahrheit werden, dafs das
soeben erwähnte suffix trotz seines geringen umfanges
aus drei anderen zusammengesetzt ist. Da ja im nom.
sing, in ji Qbergeht und gerade n davor steht, so könnte
dieser umstand zu der meinung veranlalsen, es sei das
ganze suffix vielleicht nichts anderes als eine slawische form
des ursprünglichen -anjä-, welches wie im griechischen
i^iaivor, Ivxatva feminina bildet. Aber -ynja* geradezu
einem ursprQnglichen -anjft- gleich zu setzen, ist haupt-
sächlich wegen des vocales y nicht zuläisig oder doch et-
was misslich. Denn nach der analogie der suffixe -man-,
-an-, -ana- mOfste ein ursprflngliohes a im slawischen als
e erscheinen, vergl. ka-men»e, step-en-e (gen. sing.),
beitrage zur kenntnis einiger suffixe im slawischen. 195
pr^d-eno. Daraus geht wenigstens so viel hervor, dafs
der vocal y in -yni höchst wahrscheinlich einem ursprQng-
lichon a einzig und allein nicht entspricht.
a) Aus den femininen Ijuby (amor), svekry (socrus)
und j^try (BipdTjjQ) neben den masculinen Ijubü (carus),
svekrü (socer) und dem griechischen eivarrig kann man
entnehmen, dafs das suffix y = urspr. fl auch dazu dient,
feminina und abstracta zu bilden; letzteres ist in Ijuby,
ersteres in svekry der fall. Am belehrendsten ist aber
das wort j^try. £s unterscheidet sich nämlich vom gr.
€lmri7(>, lat. janitrix und lit. gent6, gen. sing, genters be^
sonders dadurch, dafs das sufiSx -tar, mittels dessen alle
genannten Wörter abgeleitet sind, im slawischen zu einem
femininum auf fl weiter gebildet erscheint, grundform jan-
-tra-s aus jantarü-s. Wenn aber die slawische erwei-
terang durch -fl- mit der lateinischen durch -ic- zusam-
menfallt, 80 beweist dies wohl, dafs beide suflfixe -ü- und
-Ic- dieselbe function haben. Ueberdies liegt die Weiter-
bildung eines Stammes auf -tar- zu einem neuen auf -tru-
auch im lateinischen Substantiv toni-tru- von tonare vor,
obgleich die genera von j^try und tonitru verschieden
sind.
b) Ist aber svekry das femininum zum a-stamme
svekro-, nom. svekrü, und Ijuby zu Ijubo-, so wird
wohl die Voraussetzung erlaubt sein, dafs diese bildungs-
weise nicht auf die erwähnten fälle beschränkt war, son-
dern hän6gere anwendung fand.
Man nehme jetzt nur vorläufig an, dafs überall dort,
wo jetzt das suffix -ynja- sich findet, eio kürzerer stamm
auf fl vorangegangen ist, z. b. *bogy dem vorkommenden
^ogyni (göttin). An einen solchen fl-s(amm traten fer-
ner die Suffixe an -ja, die ja auch im griechischen femi-
nina bilden: Xvxaiva zu Xvxog. Der stammvocal des an-
genommenen fl-stammes spaltete sich vor dem a des neuen
Suffixes noth wendigerweise zu uv, vgl. gen« sing, krüv-e
zu nom. sing. *kry (erschlofsen aus dem neuslowenischen
kri und dem alowakischen krü), so dafs man als gmnd-
13*
196 Barda
form von bogyni etwa bbagnvani aus bbaguTanjä auf-
stellen kann. Und nun findet dasjenige anwendung, was
Bopp vgl. gramm. 3. ausg. 1. bd. s. 272 sagt: ^Aus jtivan-
entsteht in den schwAcbsten casus die form jün- (gen. ja-
nas gegenüber dem acc. jüvänam ) ; indem nämlich, nach
znsammenziehung der silbe va zu u, dieser vocal mit dem
vorhergehenden u zu fl zusammenfliefsen mufs. Aus dem
zusammengezogenen stamme jQn- entspringt auch durch
anfQgung des feminincharacters I der weibliche stamm jünf;
hierzu stimmt merkwürdig der durch ein angef>es c er-
weiterte lateinische stamm jtlnic-, der sich zu seinem skr.
vorbilde verh<, wie genitric- zu ^anitrl-^. Eine ver-
gleichung des wertes *juvanf und der angenommenen
grundform *bhaguvanl zeigt deutlich, dafs, abgesehen
von j und bhag, beide einen gleichen ansgang besitzen:
(j)uvani, (bhag)uvanl. Ferner sagt Bopp (a. a. o.):
,,üeberhaupt fQgt sich im sanskrit der feminincharacter 1
bei Wörtern, welche im masc. und neutr. stammschwächun*
gen zulafsen, in der regel an den geschwächten stamm der
letzteren^. Nun aber ist I in (bhag)uvanl der genannte
feminincharacter, der einen geschwächten stamm verlangt,
und ebenso ist -uvan- wirklich ein stammauslaut , welcher
eine Schwächung zuläfst; man wird also wohl nicht irren,
wenn man behauptet, in bhag-uvan-l sei dieselbe Schwä-
chung eingetreten, durch welche jünf aus *juvanf her*
vorgegangen war, d. h. in bhaguvant schwand a und das
dadurch zu u vocalisierte v verschmolz mit dem vorher-
gehenden u zu ü, daher bhagnvani, bhaguuni und
endlich bhagtlnl.
Dem letzten wortc entspricht das slawische femininum
bogyni so, wie man es sich nicht befser wflnschen kann.
c) Als beweis filr diese auifafsung des snfBxes yni
läfist sich noch folgendes anfbhren. Die erweitening eines
älteren ü- Stammes durch -an-l zu yni ist schon mehr ab
wahrscheinlich, weil sich neben yni in blagyni (bonitas)
von blagü auch noch das einfachere y in Ijaby (amor)
von Ijubü, and zwar ohne unterschied der ftmction vor*
findet.
Baudouin de Courtonay, ttberguig der toolosen consonanten etc. 197
Die länge des G in der grandform udI= yni ist fer-
ner im altpreufsiscben erhalten. Denn Nesselmann fQhrt
die Worte sup-üni*) nom. sg. (bausfrau) und mald-ünin
acc. sg. (Jugend) an, beide mit dem zeichen der länge. Ist
das erste ein femininum wie bogyni, rabyni u. s.w., so
verhält sich wiederum das zweite zum slawischen adjecti-
vum mladu wie z. b. dobryni zu dobrü. Gerade das
abstractum maldünin beweist, dals das altpreufsische
-ani mit dem slavischen -yni identisch ist.
Wenzel Burda.
Uebergang der tonlosen consonanten in die
ihnen entsprechenden tönenden in der histori-
schen entwickelung der polnischen spräche.
Präposition z, s. Diese präposition vertritt im
polnischen drei altbulgarische präpositionen : 1) izü (ez);
2) sä, so (de); 3) su, so (cum). Dieser letzten stellt sich
als nebenform 8§ zur seite, und, was das veriiältnis des
8Ü und s^ betrifil, so scheint mir, dafs nicht erst im slar
wischen sich su aus s^ entwickelt hat, sondern dafs beide
formen schon frflher neben einander existirten, da wir z. b.
auch im sanskrit sa neben sam haben.
Diese drei präpositionen kommen sowohl gesondert,
causiUe beziehnngen ausdrflckend, vor als auch in Zusam-
mensetzung. Im polnischen finden wir in der Zusammen-
setzung nur 2) und 3) unterschiedlos gemischt, 1) wird
hier durch vy vertreten, z. b. altbulg. izübrati, poln.
wybrac (wählen). Bei dem gesonderten gebrauche dieser
drei präpositionen fand im polnischen eine vollkommene
*) daa n ist hier wohl aas langem ö eDtatandeii, vergl. lit. tinp6ne,
and dies ist entlehnt ans dem slawischen iupanja, zapani; lit. ö, preofs.
A also SS sUw. a. Sr.
198 Bandouin de Conrtmay
Vermischung statt; nur dem polo. s, se (com) stehen als
ihm aosschliefslich zukommende nebenformen altbulg. s^,
SU, so, sü zur Seite.
Da in dieser gemeinsamen form sowohl die prftposi-
tion mit z, als die präpositionen mit s stecken, so hinter-
liefsen auch beide lautvarietäten ihre spur, aber nicht gleich-
mäfsig: z ist vorherrschend, s aber selbst in der uns zu-
gänglichen ältesten epoche seltener und mit der zeit ab-
nehmend.
Ob es s oder z lautet, kann man nur vor vocalen,
nasalen (m, m', n, n), 1-lauten (I, 1, T), zitterlauten (r, f)
und vor j bestimmen. Vor verschlufslauten und reibungs-
geräuschen (aufser j) ist es, in folge der nothwendigen as-
similation, unmöglich zu entscheiden. Gruppen also, wie
zb, sp, zd, st, zz, SS u. s. f. kommen nicht in rech-
nung.
Getrennt finden wir s: 1) dem jiz (ex) entsprechend:
s äeba, s neh'os (aus dem binimel) (14. jahrh.); — 8
mego (aus meinem), s jich domu (aus ihrem hause),
s m'ecewa (aus Mieczew), s r^kojemstfa (aus der bQrg-
Schaft) (um 1400); — fstal s martfy (er ist auferstan-
den), s e^ipta (aus Aegypten) (erste b. d. 15. jahrh.); —
se cmyntafa (aus dem kirchhofe), se dwu rodu (aus
den zwei geschlechtern), se fsi (aus dem dorfe) (1450);^
8 nich (aus ihnen), s iiij (aus ihr), s nas (aus uns), 8
hego (aus ihm), se mne (aus mir) (1520); daneben: %
osoby (aus der person) (14. jahrh.); z jej (aus ihr, 1500);
z ust (aus dem munde), z r^k (aus den hftnden), z na-
dzeje (aus der hoffnung), z neba (aus dem himmel) (1520);
z mof a (aus dem meere) 1580) u. s. f.
2) Dem s (de) entsprechend: s obu stronu (von
beiden Seiten) (14. und 15. jahrh.); s m'esca (von dem
orte, um 1400) u. s. w.;
3) dem s (cum) entsprechend: se dr£enim (mit sit-
tern), se tzam'i (mit den thränen), se iW^ltem (mit dem
klänge, — heutzutage ze diw'^i^em), se plaäem (mit
dem weinen), s otcy naäym'i (mit ansern v&tem), se
Übergang der tonlosen conaonanten etc. 199
k^^2f ty (mit den fllrsteD), 8 obliöym (mit dem antlitz),
a m^im'i (mit den mfUmero), s ludzm'i (mit deD leuten),
8 moc§ (mit macht), 8 jescy (mit den reitern) (14. jahrh.);
— 8e tfym'i (mit dreien), se 6tyrm'i (mit vieren), 8
mym'i (mit den meinigen), s nim (mit ihm), s jednym
(mit einem), s margofat^ (mit Margaretha) (um 1400); —
8e alym duchem (mit dem böaen geistej, 8 abramem
(mit Abraham), 8 m'itym (mit dem lieben), s nim'i (mit
ihnen) (15. jahrh.); — 8e dw'ema paropkoma (mit zwei
knechten), 8e dw'ema dzestoma (mit zwanzig), sepäco-
lam'i (mit den bienen), 8e dw'ema pfys^^nikoma (mit
zwei vereideten), s rnaöef^ (mit der mutter) (1450); —
8 nam'i (mit uns), 8 nim oder s nem (mit ihm), 8 n§
(mit ihr) (1500); — 8 nim, 8 nim'i(m]t ihnen), 8 nam'i,
6 UQ (1520); — 8e mn^ (noch im 16. jahrh.); daneben:
z jizaakem (mit Isaak) (15. jahrh.); ze dw'ema sfat-
koma (mit zwei zeugen), z ryceftfem (mit der ritter-
8cbaft), z jinemM (mit den andern), ze 8fym oöcem (mit
aeinem vater), z jim'enim (mit dem gute) (1500); z lask^
(mit der guade), z ojcy (mit den vätern), ze dw'ema
(mit zweien), z mJotaem (mit dem Jüngern), z onym'i
(mit jenen) (1560); z nin/i (mit ihnen) (1580) u. 8. f.
In den präpositionellen Zusammensetzungen wird z,
jiz (ex) durch wy vertreten; und wir finden hier nur s
(de) und s (cum), unterschiedslos zusammengefiofsenf
sebraö (sammeln), sebrane (Versammlung) (14. jahrh.,
1500); sjem o.der sejm (reichstag) und sejmowad (reichs-
tag halten) von se (cum)-i- wz. ji (ire) -f- suff. m, z. b,
loc. na semm'c (1500); sejmowac (herabnehmen, heute
zdejmowaö, verb. perf. zdj^ö), sejmowane (das her-
abnehmen) von se (de) + wz. j im (nehmen) ( 1 520), semreö
sterben), smar) (er ist gestorben) (1450, loOO); 8erwa<5
(herabreifsen , 1520), sjachad (herabfahren, 15. jahrh.),
sjednoöene (Vereinigung, 16. jahrh.), sjimad (herabneh-
men, 1450); b1^6j6 (16. jahrh.) neben zt^öyö (verbin-
den), stomaö (zerbrechen, 1500), sloiyö (zusammensetzen,
16. Jahrb.), slup'iö (berauben, 1450), sm^öiö (betrüben),
200 Btttdoora de Oourtenay
•Ri^tek (betrübnis) (14. jafarh. — 1520), sm'ilowac §c
(sich erbarmen), sm'itowane (das erbarmen) 14.jabrh. -*
1520), smolwa (verabredang, 14. jabrb.), smowa (dass.),
8m6Wid se (sich verabreden) (1400 — 1520, and noch
1560); smudid Se (sich betrüben), smuda (zeitvers&um-
nis, 1450); smys) (sinn, 1500 — 1650) neben zmyst (schon
1580), sm'^&aÄe (Vermischung, 14. jahrh.); s durch pala-
tale assimilation zn i geworden z. b. in sli^ny (hübsch,
1520), Slup(gelöbde), slub'id (versprechen) (1400— 1520);
iluVi6 se (sich gefallen, 1520); Sm'erny (mftfsig, 1520)
von s+m'era etc., Sm'erny, sm'erny (friedlich, cf. mss.
sm'irnyj) (1520), &w!er6 (tod), Sm'§kcy<5 (erweichen
1520), inei6 (aufefsen), z. b. Snedli (sie haben gegefseo)
(14. Jahrb.); £ m'ot an a (sahne, 16., 17. jahrh.); Sfadek
(zeuge) mit assimilation des wurzelhaften W; — neben:
zw^adek (zeuge, 1500; hier eine umgekehrte assimilation);
zum'eli ie (erstaunten) später zdum'eli S§; zl^kf&y ^e
(erschrocken seiend, 1520), zt^6yd (verbinden, 1520), se
zlub'ito (es gefiel, 1520), zm'^k&ywa (wir beide werden
es erweichen, 1580) u. s. f. u. s. f.
In der nur dem s (cum) zukommenden nebenform s^,
so: s^sat (nachbar), samSat von samsat, S9msat(l650
— 1730); sqp'er, s^p'erca (Widersacher, 15. jahrh.); sam-
neiie, somnene (gewifsen, 1520).
Allmählich beginnt dies im 15. und am anfange des
16. jahrh. weit genug verbreitete s dem tönenden z zu wei-
chen: 1520: 8 üim'i, schon 1560: z nim'i. In zwei bd-
chem von 1650, 1640 finden wir stets smysty (sinne), in
den andern ausgaben derselben bücher, 1752, 1754, nur
zmysly. — Heutzutage erhält sich tonloses s in einigen
präpositionellen Zusammensetzungen deutUch tonlos, ob-
gleich vielleicht zehnmal weniger als im 15. jahrh*
In der nebenform sq, so, su: sqsat (nachbar), s^sek
(scheuerfach); so bor (concilium), sojud (bQndni(s); su-
m'ene oder sumiSieüe (gewifsen).
Als eigentliche präposition s: sejm (reichstag), sej-
mowad u. 8. w., sm^tny oder smutny (trQbe), smftek
Übergang der tonlosen contonanten etc. 201
oder smotek (betrübnie), smiiöid sq (sich betrüben) n. 8. f.;
palatal assimilirt, d. i. s: iliöny (hObscb), ^lup (auch
slnp ausgesprochen, gelQbde, trauung), u-jm'era<5 (beru-
higen), SQi'e<5e (kehricht), sm'erö (tod), sm'etana (sahne),
snadad ( frtthstückcn ), snadane (frflhstfick), snedny
(efsbar), sfadek (aus s-w'ad-e-k, zeuge, wo durch den
gegenseitigen einflufs des 8 und V, 6 palatal und w' ton-
los geworden ist), sfadomy (aus s-w'ad-o-m-y, be-
wttfiit), und in ihren ableitnngen. Vielleicht auch: smyk
(bassgeigenbogen), smycek ( Violinbogen), smyö oder
8myca (hetzriemen), smukty, wysmukly (schlank),
o8muka(5, osmykaö (abstreifen), smagad (geifseln),
6ma2yö (prftgeln), skr y dto (flfkgel), skora (haut), sf^dzid
(aus 8-w^dzid, dampfen), sfqt (aus s-wqd, dunst), slepy
(blind), ^lip'e (äugen); entschieden aber nicht in älach-
dic (edelmann), wie manche polnische historiker behaupten
(als ob dieses wort aus *z-Iach-ci-d von lach entstan-
den wäre), da älachöic vom ahd. slahta und slaht
(genus, ge-schlecht) stammt, von der Wunderlichkeit jener
etymologie selbst abgesehen. — Sonst herrscht in den prä-
positioneilen Zusammensetzungen z; für frühere Wörter mit
s haben wir jetzt: zebrad, zebrane, zdejmowaö, zem-
red, zmarl, zerwad, zjechad, zjednoöyd, zdejmad,
zdj^d, zl^dyd, ztamad, zlo^yd, ztnp'id, zm'itowad
i^j zm'ilowane, zmowa, zmöVid s^ , zmuda,
zmysl, zm'§äane, nezm'erny (unermefslich) u. s. w.
Beim volke mancher gegenden lebt tonloses s auch
getrennt fort, nämlich vor n, als s (palatal assimiiirt):
s nij (aus ihr), s nich (aus ihnen), s nego (aus ihm),
s n^ (mit ihr) u. s. w. Sonst hat sich hier z als allge-
meine präposition festgestellt und ist nur in folge laut-
physiologischer bedingungen tonlos (s), also vor tonlosen
consonanten, z. b. s konem (mit dem pferde), s panem
(mit dem herrn), s sob«} (mit sich), s torby (aus der
tasche) u. s. f.; ähnlich in Zusammensetzung: skoncyd
(endigen), sposdid (herablafsen), ssadzid (herabsetzen),
stnlid (zusammendrücken) u.a. w.
202 Baadonin d€ Coarteoay
Die prftposition ote, ot (von) ist im polniscbeii in
ode, od QbergegangeD, natürlich steht od nar da, wo es
so ausgesprochen werden kann, also vor vocalen u. s. w.
Nichts destoweniger hat sich auch ot in wenigen spuren
erhalten, die sich aber mit der zeit yermindern. — Noch
im 17. jahrh. finden wir otm^t (Verwirrung), otnoga
(sprofs, flufsarm), jetzt nur odm^t, odnoga. DafQr aber
sind bis zur stunde erhalten otför (Öffnung), otfarty (ge*
öffnet, offenherzig), otf'erad und otfoiryd (öffnen) u.8.w.
aus ot + WZ. w'er, wor, wo tonloses t auf w assimilirend
wirkte. — Im böhmischen ist ebenso älteres ot durch od(e)
vertreten.
Die Präposition k (zu) gieng in g über in gfe£y,
gfeöny (anständig, höflich) aus k fe6y, und in gmy-
sli neben kmysli (dem sinne entsprechend; 16. jahrh.)
aus k mysli. Dafs sie in gwoli (halber, wegen, ans
k woli) in g übergieng, war physiologisch nothwendig (?).
Im anfange des 16. jahrh. finden wir neben srom
(schäm), sromad ^e (sich schämen), srom'eiliwy (scham-
haft) u. s. f. auch zrom, za-zromane (beschämung),
zromaj^cy se (sich schämend), zrom'ezliwoäd (schäm-
haftigkeit) u. s. f. von der wz. srom.. Ebenso neben d^e-
wosl^b (brautwerber) — dzewozt^b (s — z).
In allen formen und ableitungen des wertes tabfd
(schwan) finden wir im 16. und noch im 17. jahrh. <5, also
gen. sg. tab§45a, dat. pl. tab^dom u. s. f.; adject. tab^öi
(schwanen-) u. s. f. Später aber trat im stamme das tö-
nende dz ein; also nom. sg. lab^d (physiologisch bedingt),
aber gen. lab^dza, dat. pl. tab^dzom u. s. f., adj. tab^-
dzi u. 8. f. Aehnlich steht im böhmischen labud* — neben
dem älteren labut\ kaprad' — (farnkraut) für altböhm.
slowak. paprat'.
Im 16. jahrh. kommt w'cl^i (grofs) nom. pl. Weldzy
neben w'elki, w'elcy vor; im 17. und 18. aber w'elgo-
polski für und neben w'elkopolski (grofspolnisch), w
Wel^ipolsce für w Velkopolsce (in Groftpolen) u. s.f.;
und beim volke kann man noch heute Wel^i, Velga
u. 8. f. für w^elki, w'elkä (grofs) hören.
Übergang der tonloaen consonanten etc. 203
Von der wurzel wys- (hoch) bildet die polnische
spräche adj. wysoki (hoch), wyösy (höher), auch wyäy
auegesprochen u. s. w. Von derselben wurzel stammen
auch das adyerbium wjiij (höher) und subst. wy^yna
(hocbebene). Das adverbium wy2ej lautete noch im
16. jahrh. wyäej; und dafs auch das subst. wyzyna ehe-
mals wyäyna gelautet hat, beweist der Ortsname vy-
äyoa; denn in den Ortsnamen erhalten sich öfters alter-
thflmlichere formen am längsten.
Die consonantengruppe st im verbum jestem, jesteS,
jest u. s. f. wird von manchen, wo dies physiologisch mög-
lich ist, wiezd ausgesprochen; also jezdem, jezdes, je-
zde^my, jezde&6e^ aber nur jest.
Auslautendes c vor e der aus dem verbum substantivum
übrig gebliebenen -em, -ei, -eSroy, -esce wird oft wie
dz ausgesprochen, z. b. nidzem (= nie jelm) ne w'i-
dzal (ich habe nichts gesehen), nöedzem (= udec jesm)
ne m6gl (ich konnte nicht entfliehen), nidzeide (= nie
je&6e) ne zrob'ili (ihr habt nichts gethan) u. s. f.; älach-
<5idzem (&» älachöic jesm) dobry, möViä (ich bin
ein guter edelmann, sagst du; 17. jahrh.).
Eine entgegengesetzte richtung, nämlich die tönenden
consonanten in tonlose zu verwandeln, sehe ich 1) da wo
nach analogie des nominativs stammhafler tönender conso-
nant durch den entsprechenden tonlosen vertreten wird,
z. b. vom stamme caprag- (Schabracke) finden wir noch
im 17. jahrh. nom. pl. öapragi, gen. sg. äapraga u. s. f.;
nun wirkte der physiologisch bedingte nom. sg. öaprak auf
die ganze declination, und so entstanden gen. sg. capraka,
nom. plur. capraki u. s. f. (vielleicht sind aber die im
17. jahrh. vorkommenden formen mit g folge jener richtung,
die tonlosen in tönende zu verwandeln). — Vom stamme
de2d2-(regen) mufs der nom. sg. desc lauten; und darum
haben wir auch den gen. dedcu neben dzd^u u. s. f. —
Das subst. nom. lep (köpf) vom stamme leb- wird zwar
gen. 8g» Iba, dat. Ibu, nom. pl. tby etc. declinirt; aber das
deminutivum lautet lepek (köpfchen).
Ferner finden sich vereinzelte beispiele dieser Wandlung
204 Baadonin de CooiteDay
der tönenden consonanten in tonlose. Das aus der pr&pos.
paz und dem sahst, noged (dem altbulg. nogüti entspre-
chend) zusammengesetzte suhst. lautet entweder paznogec
oder paznoked (nagel), welche letztere form durch die
anlehnung an die ohliquen casus gen. paznokda, dat.
paznok <5o w'i (beide physiologisch bedingt) u. s. f. entstehen
konnte.
Aehnlich spricht z. b. das Warschauer volk 1. pers.
prät. setem für ä edlem (ich gieng), nach analogie der
3. pers. (partic.) öet ftkr öedl (er gieng) n. s. w.
Anfangs des 16. jahrh. kommen sporadisch fonnen
vor wie ^feb'^ (f&llen) f&r und neben zfeb'^ (heute mei-
stens zreb'9 oder zreb'^), wesm'ede (ihr werdet ndmen)
fbr und neben weim'eiSe, ne nalesli (sie haben nicht
gefunden) f&r und neben ne nalezli, pfew'eili (sie haben
hinObergeführt) Air und neben pfew'ezli. Damit vei^^.
masto (bntter) von der wz. maz, Woslo (rüder) von der
WZ. wez. — Im 14. und 15. jahrh. brauchte man fllr zty
(bös) — sly, z. b. pfed slym pow'etrym (vor der bösen
luflb; um 1400), se stym duchem (mit dem bösen geiste),
nad slym'i duchy (Ober die bösen geister; ]. hälfte des
15. jahrh.).
Berlin, mai 1868.
J. Baudouin de Courtenay.
Wortformen und selbst sätze, welche in der
polnischen spräche zu stammen herabgesunken
sind.
Ich sehe hier vollkommen ab von allen entlehnten no*
mina masc, die meistens nur ihren nominativ im polnischen
als stamm gelten lassen. Ich spreche nicht darOber, dab
z. b. der abl. pl. rebus (rebus) und der dat. pl. omnibos
(omnibus), vom volke auch ognibus (Volksetymologie)
wortfonnen nnd selbst slltzo, welche in der poln. spräche etc. 205
gesprochen) im poln. stamme (und auch nominative sing.)
geworden sind (obgleich nicht unmittelbar aus dem latein
entlehnt), denn hier fehlte es vollständig am sprachgefahle;
ich will mich nur auf die einheimischen Wörter beschränken.
1. Fertige wortformen, als stamme dienend.
Gen. dual, dwu, obu wurden als stamm zur bildung
der gen, dual, (plur.) dwuch (dw6ch), obuch (ob och)
benutzt, welche neben älteren dwu, obu vorkommen.
In ähnlicher weise dient die 3. person sing. präs. vom
verbum subst. jest jetzt als präsensstamm fflr andere per-
sonen (die 3. pl. ausgenommen); sing, l.jest-em, 2. jest«
-el, pl. 1. jest-esmy, jest-esde. Damit kann man die
im 16. und 17. jahrh. gebrauchte wendung mysmy s^ =
my jesmj (1. pl.) s§ (3. pl.) oder sj|smy (wir sind) ver-
gleichen. Noch im 15. jahrh. sagte man jesm, jes, j e^my,
jesde.
Vom pronomen ty (du) stammt das verbum ty-k-a-d
(dutzen, du sagen), welches durch Volksetymologie mit
tyk-a-ö (antasten, röhren) im sprachgef&hle zusammenge«*
flofsen ist.
Pron. kto^ oder ktö^ (jemand) = kto + s kann als
Bubst. gefühlt und dann folgendermafsen declinirt werden:
8g. nom. kto^, gen. kto^a, dat. ktoSow'i, loc. ktosu u.s.f.,
pl.nom. ktose, gen. ktosöf, dat ktosom etc.; die pro-
nominale declination ist nur im sing, gebräuchlich: gen.
kogos, dat. komus etc.
Aus dem pronomen nie (nichts) s= ni + o (co) wur-
den die substantiva nic-o-sö ( niohtigkeit ), nic-e-stf-o
(nichts) und von letzterem weiterhin das verbum u-nic-
-e-stf-i-d (vernichten) gebildet. Von einer anderen, dem
polnischen fremden Variation dieses pronomens (nidöo)
stammt das verbum niöcy<5 (vernichten).
Vom adverbium tak (ja; verkürzt aus nentr. tako^
solches) stammt das verbum po-tak-iw-a-ö (beipflichten,
ja sagen). Vgl. russ. pod-da-k-iv-a-lf, deutsch be-ja-
•hen^ Ter-nein-en, ver-nicbt-en u. s. f.
206 Bandonin de Courtenay
Die adverbien dzi^aj (heute), f6oraj (gestern), beide
secandär postjotirt, werden von einigen schriftstellem im
sinne von Substantiven verwendet, z. b. instr. sg. dziiajem,
föorajem u. s. f.
2. Mit Präpositionen verbundene casusformeD,
welche neubildungen zu gründe liegen.
Die adjectiva greöny (artig, höflich), hegfeiuy
(unartig), dofecny (angemefsen, gescheit), Äedofedoy
entstanden durch vermittelung der ausdrücke k (prftpos. zu)
feij (dat. sing, fem., subst. Sache) und do (präpos. zu)
f e6y (gen. sg. fem.).
Adj. codzenny (täglich) ist durch adverbialiscbes
codzen (täglich) =: co (pron.) +dzen (acc. sg. masc.)
vermittelt.
Adj. iiiköemny (früher untauglich, später nichtswQr-
dig, niederträchtig) ist eine Weiterbildung, vermittelt durch
den ausdruck niköemu (für k niöemn, zu nichts) = ni
(negation) +k (präposition) + öemu (dat. des pron. co
was, mit ni =s nichts), wof&r man jetzt do niöego sagt.
Hier wird vom Sprachgefühle der seines endvocals beraubte
dativ vom pron. co (also 6em- aus 2emu) fbr den stamm
angesehen.
Subst. msc. dojutrek (verzögerer) ist eine Weiterbil-
dung, durch do jutra (bis morgen) = do (präp.) +ju*
tra (gen. sg. ntr.) vermittelt.
Der genitiv tygo-dna f&r tego-dna von ty-dien
(woche) vermittelte den stamm tygodn- fbr die obliquen
casus und für den plur., also dat. tygodnoVi, instr.
tygodnem u. s. f., nom. pl. tygodne u. 8. f.
3. Stammgewordene casus mit präpositionen.
Ehemaliges ähnlich wie äiköemu gebildetes ni-we-c
(jetzt w nie, in nichts) = ni (negation) +we (präpos.,
in) +6 (= 6e, jetzt nur co, pronomen acc., was)*) wird
*) Damit vei^ silisijm ^ s iki ■ hym. Ar i Aihjm (mit nicbCa),
wortformen and selbst sfttse, welche in der poln. spräche etc. 207
heutzutage als subst. fem. gefühlt, und demzufolge werden
einerseita solche Wendungen, wie w niweö obrodid (zu
gründe richten) ermöglicht, andererseits ein verbum ni-
weöyd, zniwecycS vernichten), und was damit zusammen-
hängt, gebildet.
Ebenso gebildet ist das substantivnm nicpon (tauge-
oichts) = nie (nichts) +po (präpos. nach) + n (entweder
acc. oder verkürzter loc. *) vom pronomen ji, ja, je, im
Domin. durch on, ona, ono vertreten), und adjectivisches
niepotym (unbrauchbar, zu nichts) ss nic + po + tjm
(loc. sg. msc. und ntr. vom pron. ten, ta, to), z. b. to
clow^ek nicpotym (das ist ein mensch zu nichts).
Adj. potomny (nachfolgend), pfytomny (anwesend),
subst potomek (nachkomme), potomstfo (nachkommen-
Bchaft), potomno^ö (nachweit), prytomnosd (anwesen-
heit) u. 8. w. sind Weiterbildungen von den mit den präpo-
sitionen po (nach) und pry (bei, an) zusammengesetzten
loc. sing. (msc. und) ntr. po tom, pfy tom, sparsamen
spuren der heutzutage fast vollständig erloschenen prono-
minalen declination.
4. Mehrere zusammengerückte Wörter (nomina)
als Stämme geltend.
Voc. sg. ojöe naä (vater unser!), als eigenname des
betreffenden gebets, ist zu einem subst. msc. zusammenge-
rückt, was auch der accent beweist: oj6^naä (nicht öjce
naä), und wird dem entsprechend declinirt: gen. ojöenaäa,
instr. ojöenasem, loc. w ojcenasu u. s. f.
Subst. neutr. Welezlego (eine pflanze, zehrwurz, esels-
ohren, pfaffenbinde) **) =s w'ele (pron. viel) + ztego (gen.
w nifcym (17. Jahrh.) ss w £i w 2ym fttr w nicjm (in nichts), xnisk^t
SB 2 ni 8 k^d für z nik§d (von nirgends).
*) Yergl. doli für do liego (gen.), dUn ftlr dla i&ego (gen.), nad
(fllr na ji, acc.) neben na liego. Nach dem verschwinden des echten selb-
■tlndigen acensatiTB ji, welcher sich nur nach pripositionen mit dem yor-
geachlagenen n als ii erhalten hat, ist dies nrsprUngllch nnr accosativische A
nr genereU«n form ftlr alle casus neben den andern, ihnan eigenthttmlichen,
herabgesimken, fthnlich wie duales -u.
**) nach Linde Amm maenlatnm. Sr.
208 Baadonin de Conitenay
8. n. vom adj. zty, schlimin), ist aber, so viel ich weiiiB,
noch indeclinabel.
1) WaämoSö, wasd (eine anrede =: Sie), asd (dass.),
2) asind^^j, 3) jegomosd masc. (gnädiger herr), 4)jej-
mosd, jimosd (gnädige frau), 5) jespau, 6) acan (=
deutsch 2. sing. Ihr) a. s. f. sind aus 1) waäa mosd (nom.
8. f.), 2) waäa moSö dobrodzej, 3) jego (gen. sg.proD.)
mosd (nom. sing. fem. mit überspringen in anderes genns-
gefbhl), 4) jej mo^d, 5) jego mo^ö pan, 6) waSmosö
pan zusammengerückt, und, weil sehr häufig als anrede
und titel gebraucht, meistens bedeutenden Verkürzungen
unterlegen.
Die zusammenrückung nom. Velkanoc (ostero) =
w^elka (grof8e) + noo (nacht) dient jetzt als ein stamm
f&r die ganze declination dieses Wortes: gen. dat. Welka-
nocy (oder w'elK^jnocy) u. s. f.
Das adj. pofäedni ist nach dem vorbilde des latei-
nischen quotidianus*) ans der zusammenrückong po
(präp. nach, über) + fäe (wäe, pron. alle) + dni (acc.
plur. subst. tage) gebildet und hat dabei ein überspringen
in anderes kategoriengeftkhl stattgefunden u. s. w.
5. Verbale formen, substantivisch geworden.
Das subst. stuliä, gen. stulija (masc. dne pflanze,
Sophienkraut, Wiesenraute) **) könnte man f&r nichts mehr
und nichts weniger ansehen, als f&r die 2. pere. sing, vom
verbum inf. stulid (schliefsen, zusammendrücken). Vergl.
aber g n ad oä (braunes pferd), gnidod(läu8ekraut), gw'az-
doä (sinnau)*^**), sporyö (afterkorn), strojid (stock am
znggame) u. s. f.
Subst. fem. nezapom'inajka (vergifsmeinnicht) ist
eine Weiterbildung durch suf&x ka vom imperativ ne za-
pom'inaj (vergUs nicht). Damit vgK lat. noli me län-
gere und deutsch vergifs mein nicht
*) Damit vergl. altbulg. nasfstinyj und mis. nasnscii jj, da» 0M*
cfaischen intcvtr^oq genau nachgebildet.
**) nach Linde ThaUctmm. Sr.
***) nach Linde werden mehrere pflanzen gw'asdos genannt Sr.
wortformen und flelbAt satze. welche in der poln. spräche etc. 209
Ebenso ist der imper. ne chcej (wolle nicht) zum subst.
iiechöej (trägbeit, faulheit), gen. necbdeja, geworden.
6. Ganze sätze, die entweder zu stammen ber-
abgesnnken sind, oder Weiterbildungen ver-
mitteln.
Subst. masc, aber femininisch declinirt, w'erdip'^ta
(luflt^pringer) ist durch den satz w'er<$i p^tq (er dreht
mit der ferse) vermittelt. Mit q konnte dies wort im nom.
nicht scbliefsen, und darum ersetzte man den instr. p'^tq
durch den entsprechenden nom. p'^ta. Aehnlicb gebildet
sind odrjskora masc. (leuteschinder) aus odf-y (alter
imper., schinde) skor^ (acc. s. f., die haut), d^aw'imu-
«ka fem. (fliegenschnftpper, einvogel) aus dtaw'i (er würgt)
muäk^ (das fliegeben), jsf is^ypata oder »f iscypalka
(Windbeutel) aus sf iscy (er sauset, pfeift zischend) und
pala oder palka (keule?) u. ft.
Das subst. masc. p^dziw'atr ( Windbeutel) ist nur der
satz pqdzi w'atr (er treibt den wind). Ebenso: wy-
drw'igros (geldauslocker, geldschneider) bk wydrw'i gros
(er wird den groschen, das geld ablocken), odrw'i^fat
oder okp'isf at (erzbetröger) =» odrw'i oder okp'i afat
(er wird die weit betrögen), obVzy sf'at (herumtreiber)sÄ
obe^y sTat (er wird in der weit herumlaufen, wörtlich:
die weit belaufen) u. s. f.
Subst. msc. ^sekf'at (eine art kolibri) ist der satz:
^^e kfat (er saugt die blume).
Aus dem satze samo b'ije (es schlägt selbst) entstand
das subst. neutr. samobije oder masc. samobij dies
letzte vielleicht aus dem imperativ: schlage selbst; beide
Worte bezeichnen in den volksfabeln ein wunderbares, un-
belebtes und doch schlagendes wesen, in folge des stre-
bens nach personification und mythologisieren, das durch
die spräche selbst gegeben ist.
Subst. neutr. Wid^im'i^^ (gutdOnken), indeclinabel
oder, da nom. widzim'ise ausgesprochen wird, gen. wid-»
BeitrSn^ 2. vgl. aprftchf. VI, 2. 1 4
210 Bandonin de Conrtenay
zim'sa u. 8. w., ist nur der satz: wid^i m'i i^ (es scheint
mir).
Das gebet zur heiligen Maria beginnt mit dem satze
zdrowa^, zusammengezogen aus zdrowa jes (du bist
gegrüfst, sei gegrflfst). Davon ist durch eine Weiterbil-
dung mittelst des sufBxes k das subst. fem. zdrowaska
als benennung dieses gebetes entstanden.
Von dem satze padam do n6k (nög) (^ich falle zu
fQfsen^, ein höflicher begrüfsungsausdruck) ist das subst.
fem. pluiale tantum padamdonöäki gebildet.
Damit könnte man das wort copfak vergleichen, den
Spitznamen, der den Öechen von den österreichischen Deut-
schen beigelegt wird, und der aus der böhmischen frage:
,,co pak?^ (was denn) durch Volksetymologie (als ob es
von zopf stamme) entstanden ist*).
Ferner könnte man an den Ursprung des wortes ,,bi-
got^ erinnern.
Es läfst sich diese Sammlung der hieher gehörenden
Wörter des polnischen vielfach vermehren. Ich habe z. b.
die Ortsnamen gar nicht berQcksichtigt, und unter diesen
findet sich eine beträchtliche zahl solcher, die einem spricb-
worte oder beiläufigen aussprflchen ihre entstebong ver-
danken. — Eine Sammlung der auf ähnliche weise gebil-
deten böhmischen Ortsnamen kann man finden in dem aof-
satze ,,Humor v naäich näzvech mist a osob^ in der Zeit-
schrift ^Svetozor«', Wien 1861, no. 5, s. 227.
Berlin, mai 1868.
*) Ich habe nur «zoppak% mit alaw. Schreibung «copak* gthStU
meist in Verbindung mit dem adjectivum ybChmisch** s. b. das ist ein rich-
tiger bdhmischer «zoppak**, d. h. ein mensch der nur iechiseh, nidit dental
spricht, oder sprechen will und jede deutsehe anrede mit co pak? was
dorn? d. h. ,,ich verstehe das nicht** erwidert. Sr.
J. Baudouin de Courtenay.
doppelung des suffixes -ti- in der poln. und niss. spräche. 211
Doppelung des Suffixes -ti- in der polnischen
und russischen spräche.
-ti- ist die grundform dieses Suffixes, die im altbul-
garischen vorkommt. Russisch haben ^'ir -t' oder -ti (be-
sonders im iolaute), polnisch aber -6 oder, noch im I6.jahrh.
bei Infinitiven, und im 14ten etwa bei Substantiven -di.
1) Substantiva, meistens femin. abstr. — Das ein-
fache Suffix, im polnischen -c, weicht allmählich dem ver-
doppelten - s d (aus - c c ). Im 1 4. jahrh. finden wir j e d n o d :
loc. w jednodi u. s. f., später nur jednosd (einigkeit).
Am anfange des 16ten öystod neben cjstoid und cy-
stota (reinigkeit, keuschheit); jetzt ist nur cysto^d ge-
läufig. Das im 14. jahrh. vorkommende sromod aber ist
durch die form mit suffix -ta — sromota (schände) —
verdrängt. Heutzutage finden wir seltner das einfache (w'il-
god feuchtigkeit, dobrod gflte u. s. w.), sehr häufig aber
das verdoppelte suffix: röwnosd (gleichheit), m'ilosd
(liebe), zlosd (bosheit), wolnosd (freiheit), jednosd (ei-
nigkeit) u. s. f. — Im russischen sind die formen mit dem
verdoppelten suffixe fast allein herrschend"^).
2) Infinitivus. Noch im ganzen 16. jahrh. und am
anfange des 17ten finden wir im polnischen den infinitiv
jid (gehen), was uns einen directen beweis daflQr liefert,
dafs das in der conjugation dieses verbums erscheinende
d nicht zu der wurzel gehört, — und zwar eben sowohl
in dem einfachen verbum jid, als auch in seinen Zusam-
mensetzungen mit Präpositionen: odyd oder odejd (aus
od-jid), wnid (aus w-jid), wyhid**) (aus wy-jid),
*) Die deatung von -ä<5, altbolg. -sti aus *-öd d. i. -ti ti ist mehr
als zweifelhaft. Vgl. Miklos. bildnng der nomina, im altsl. §. 88 ; zeitschr.
I, 148. Sr. [Vgl. auch oben s. 188—194. ~ J. 8.]
**) n statt j kann nicht befremden. Man darf nur bei der ausspräche
des j die luft auch durch die nase tönend strömen lassen, und n ist fertig.
Damit vergL den Wechsel des A mit j in jem'i ftlr nemi (mit ihnen), jim
für nim (mit ihm) n. s. f., om'inaö fllr om'ijad (ausweichen) (16. und
17. jahrh.), und noch heute yrjid^ iUr wyjd§, wynid§ für wyjid§ (sie
werden ausgehen), pfyiidz'e für pfyjdze (er wird kommen; z. b. in War-
schau), bajdufyö ^ baiidufyö (schwatzen) und viele andere. [Ueber den
werth dieses n v^. Schleicher comp. §. 182, 7, c, s. 807. — J. 8.]
14*
21^ BandioaMi de Courtenay
pfy<$ (aue pfy-jid) u. s. w. Später aber verdoppelte man
das sufBx, und so entstanden formen, wie jisö, odejsö,
wejsd, wyjsf5, pryjsd u. s. w., wobei das im pr&sens-
stamme erscheinende d (jid^, jidzes u. s. f.) nicht ohne
einflafs war. — Ebenso wird dieses suffix jetzt verdoppelt
im verbum w^^<5 (nehmen), man spricht neben wz^d auch
wz^^d, was auch durch rein phonetische grfinde befördert
sein kann. Denn qd ist = ^-f-t-h« = vocal mit dem na-
salen mittone (kein verschlufs) -H verschlufslaut -h reibungs-
geräusch; §6<5 aber = q-f-sH-tH-s, d.i. nasaler vocal -h
reibungsgeräusch + verschlufslaut + reibungsgeräusch (alle
drei desselben organes). Es ist also leichter wz^sd, als
wi^6 auszusprechen, und darum spricht man häufiger
wiq^6 oder wzond (oiid = vocal + nasalconsonant mit
dem verschlufse -|-t-hs), als wz%d, was jedenfalls eine
gewisse anstrengung erfordert«
Im russischen wird das infinitivsuffix -tt (iT) bei dem
verbum it'i (gehen) verdoppelt, und zwar viel deutlicher,
aber nur in den präpositionellen Zusammensetzungen: saj-
ftitfsa (zusammenkommen) aus so+i-t'i-t'i-^a^ ujtfit' (ab-
gehen) aus u-i-t'i-t', najfitf (finden) aus na-i-t'i-t\ vaj-
tfitf (eingehen) aus vo-i-t'i-t', abajt'it'sa (entbehren) aus
obo-i-t'i-t'-sa u. s. f., neben den der suffixverdoppelang
entbehrenden formen: sajti^, ujtfi, najt'i, vajtfi, aba)-
m u. 8. w.
Berlin, mai I8f>8.
J. ßaudouin de Courtenay.
Hinneigung zu e im polnischen.
1) Neben dem instr. dual, ocyma (mit den äugen),
uSyma (mit den obren) findet man im 17. und 18. jabrh.
ocema, uäema; und nozdfema (mit den nasenlöchem)
ist die einzig vorkommende form.
2) -ym im instr. nnd loc. s. m. d. n., und selbst im
liinneiguug zu o im 'polmschen. 213
dat. plur. der adjectiva wird vou luaucheD m^ eta aoage^
sprocben, z. b. lostr. m. dobrem ctow'ekeni (mit dem
^ten menschen) f. dobrym ctow'ekem, n. t^^p-em p'6-
rem (mit der stumpfen feder) f t^pym p'orem., loc w.
dobrem clow'eku f. w dobrym 61ow'eku, f t^pem
p'öfe ft&r f t^pym p'öfeetc; dat.pl. m. dobrem Ind^o«
{den guten menschen), n« dz«)om luckem (den mensoh*»
liehen werken), t^pem porom (den stumpfen federn),
fem. ziem dzef^ynom (den bösen mädchen) u. s. f. f&r
dobrym ludzom, dzetom luckim, t^pym p'^rom^
zlym dzefcyuom. Dies ist auch hauptursache des
Schwankens und der Uneinigkeit in der Orthographie^.
3) Eine gewisse dissimilatiou kommt vor in -yra'i des
instr. pl. der adjectiva und -imy der 1. pers. plur., die im
laufe der zeit allmählich in -em'i und -emy öbergehen»
So spricht man z.b, für dobrym'i (mit den guten), t^pym'i
{mit den stampfen), luckim'i (mit den menschlichen ))
pfednim'i (mit den vorderen) u. s. f. jetzt fast allgemein:
dobrem'i, t9pem'i, luclcem'i, p^edhemi u. s. f.; f&r
'cyhimy (wir thuen), rob'imy (wir machen), patfymy
(wir schauen) u. s. w. — cyhemy, rob'emy, patfemy.
4) In den denkmälern des 16. (seltner), 17. (am h&u^
figsten) und 18 jahrh. kann man diese Vertretung des y
oder i durch e im part. praet.^ das temp. praeter, bildend,
beobachten: sing. m. bei (er war), w'eäcel (or wahrsagte^
tocel (er drehte), n. beJo (es war), welo (es heulte),
zn^^^eto s^ (es hat sich gelockt), fem. zycela (sie
wünschte), wystaw'ela (sie stellte heraus), pfem'QneJa
s^ (sie verwandelte sich); pl. masc. kup'eli (sie haben ge*-
kauft), beli (sie waren), zroVeli (sie haben gemacht)^
omyleli &q (sie haben sich geirrt), belismy (wir waren);
fem. und ntr. bety (sie waren), §pe<5e}y (sie entstellten)^
grozety (sie drohten)^ zawe^y (sie haben geheult), na-
baw'ety (sie erfüllten, verursachten) u. s. f. für und neben
byl, w'eÄcyt, toöyl; bylo, wylo, zn^dilo i^^ 2y-
öyta, pfem'enita sq; kup'ili, byli, zrob'ili, omylili
»§, bylismy; byly, äpedity, grozily, zawyty.
214 Baudoutn de Courtenay
nabaw'ity etc. Dialectisch und von einzelneD pereonen
kann man noch heute solche formen hören.
5) Das adj. frygijski (phrygisch) kommt im IT.jahrh.
auch als fry^^jsKi : frygejsk^j vor.
6) Aus styr (Steuerruder), syr (käse), pastyf (hirt),
bohatyr (held) etc. sind die darneben gebrftuchlichen
8ter oder st^r, s^r oder ser, pastef oder pastef,
bohater u. s. f. entstanden.
7) £ine ähnliche erscheinung wie unter 6) im auslaute
tritt uns auch im inlaute entgegen. So werden z. b. die
Wörter söyry (lauter, aufrichtig), styrnik (steuemianD)
jetzt meistentheils ä6ery, sternik gesprochen. Im 16.,
17. und 18. jahrh. finden wir sporadisch nom. s. f. sela
(kraft), instr. ^et^, dat. sele, voc. s. m. zb'ef e (raubmör-
derl); z beließ (mit dem beifufse, artemisia vulg.), ba-
rely (gen. sg. oder acc. pl., fafs), kelka (ein paar), telko
(nur), mel^ i^ (sie irren sich), cerklem (mit dem zirkel),
tegodüöf (der wochen, — was den anschein einer grö-
fseren ursprGnglichkeit zeigt) u. f. f. f&r und neben si)a,
^it^, ^ile, instr. zb'irem, z hylicq, baryty, Kilka,
tylko, myl<| s^, cyrklem, cyrkulik (kreischen), ty-
godnöf u. s. f Die meisten von diesen formen kann man
noch heute zu hören bekommen. — Viele Warschauer spre-
chen Jenny (anderer), jenstygowac (anklagen), jendyk
(truthahn), jembryk (kaffeekanne) u. s. f. und selbst j$*
stygowac, j^üyk (in folge der hinneigung zum nasal-
▼ocale 9) für jinny, jiustygowac, jindyk, jimbryk;
so auch lenija oder lenja (linie), lelija (lilie) f. linija,
lilija; diese letzte form lelija habe ich auch in den denk-
mälem des Iß. jahrh. gefunden. Einige wenige individuen
sprechen jetzt z. b. selbst b'elet (billet) flkr b'ilet u.a.
Umgekehrt näherte sich c in manchen fallen, als ge-
trübtes, dem i oder y und ist selbst in diese Qbergegan-
gen. Dies ist der fall mit -em im loc. sg. msc. und ntr.,
welches, der analogie des instr. -ym erliegend, im 15. und
16. jahrh. in «ym überging. So auch im 15. und 16. jahrh.
der instr. sg. ntr. von den contrahirten stammen, z. b. jim'e-
einige beobachtungeo an kindem. 215
Qiiu (mit dem gute) im unterschied von jim'enem (mit
dem namen), zbo^.ym (mit dem getreide), z wcselim
(mit der freude) u. s. f.; heute nur -em. — Im 16. und
17. Jahrb. finden wir forty 1 (kunstgrifif) fOr imd neben
forte!, dyjamynt (diamant) f. und n. dyjament, dzito
(werk) f. dzelo; dzilo sprechen auch jetzt viele Polen
u. s. f. u. s. f.
Berlin, mai 1868.
J. Baudouin de Courtenay.
Einige beobachtungen an kindem.
Alle im folgenden erwähnten beobachtungen habe ich
ao polnischen kindem theils selbst gemacht, theils von
glaub würdigen personen vernommen; nur ein einziger fall
bezieht sich auf ein russisches kind.
I. Lautliches. 1) u fQr i; ein dreijähriger knabe:
ja b^df möw'ul f. ui6w'it (ich werde sagen); später mit
): omylul s^ f. omylit i^ (er hat geirrt); he ma älu-
f6f für he ma älifof (er hat keine epauletten) u. ä.
2) e für a in folge der assimilation : pow'eda f&r po-
w'ada (er sagt) u. ä., wie auch von manchen erwachsenen
gesprochen wird.
3) § f&r Q in wyp^dzaj^ für wyp§dzaj§ (sie trei-
ben aus) u. ä.
4) Manche kinder sprechen j für r, 1, 1, z. b. a)jak,
iozum, daj, kjaje, juja, jiba, jisa, jidel, jinek,
daji etc. für rak (krebs), rozum ( Vernunft), dar (gäbe),
kraje (er schneidet), rura (röhre), ryba (fisch), rysa
(spalte), rydel (spaten), rynek (markt), dary (gaben) etc.;
b) japa, juäko, jep, daj, jisy, jiko, daji etc. für
tapa (pfote), l6äko(bett), lep (köpf), dal (er gab), lysy
(kahlköpfig), lyko(bast), daty (sie gaben) etc.; c)jaska,
jajka, dajeko, stfejam, stfejiö, daji, jiua u. s.f
ii6 Baüdonin de Courtenay
Ar laska (stock), lalka (puppe), daleko (weit), 8tfc-
lam (ich Bcbieise), stf elid (du wirst scbieisen), dali (sie
haben gegeben), lina (seil) n. s. w.
Der umstand, dafs sie för ryba, rysa, dary, lysy,
iyko, daly -^ jiba, jisa, daji, jisy, jiko, daji aus-
sprechen, liefert üebeu vielem andern den beweis daftkr,
daib i in der polniscbeii spräche (nicht Orthographie) int
anlaute und nach Vocalen präjotirt ist. Denn wenn biet*
blofs r, 1 nicht ausgesprochen w&re, dann würden diese Wör-
ter yba, ysa^ ^^J^ y^y? y^^^) ^^y lauten. Dies ist
aber nicht der fall; der vocal y^ macht keine ausnähme«
und auch vor ihm wird anstatt r j ausgesprochen. Nuti
folgt eine assimilation des vocals y an den Torangebendeil
consonanten j (es versteht sich, dafs alles dies auf einmal
geschiebt, nicht nacheinander), um muskelthätigkeit zu er<-
sparen, da der Qbergang der sprachorgaue von j zu y zu
schwierig ist. So geht jy in ji Ober, und der anlaut del*
WOrtei* jiba, jisy für ryba, tysy stimmt vollkommeo zu
dem der Wörter jinny, jich) jim'^ u. s. f. mit ursprQng-
liebem j.
5) Viele kinder sprechen 1 f&r t und r: ilQr tep,
tapa, tysy, rura, rak, ryba u. s. f. — lep, lapa,
lisy, lula, lak, liba (assimilation des y an den voran»
gehenden palatalen consonant 1^ ähnlich wie an j).
6) r flQr }: krutka für ktotka (scblofs) habe ich vod
einein dreijährigen kinde gehört.
7) Wie bei andern Völkern, so splrechen auch bei den
Polen viele kinder und einzelne erwachsene d, t fOr g, k
z. b. dura, tura, todut, tot, dadac u. s. f. f&r
göra (berg), kura (henne), kogut (bahn), kot(katzeH
gadac (plaudern). Mir scheint aber, dafs dies keine ge->
wohnlichen dentalen d , t sind, sondern hinten, am gaumen
entstehende, vielleicht an die sogenannten sanskritischen
cerebralen erinnernde laute.
8) Umgekehrt brauchen manche kinder k Ar t nndp,
z. b. krochy ftkr trochy oder trooh^ (ein bilsebeD),
kroi^k^ fQr troäk^ (dass.); zyk für zyt (Jude); kau-
einige beobachtungen an kindera. 217
tofle fOr pantoflc (pantoffeln); komidoj für pomidor
( liebesapfel).
9) s fOr z im unlaute: sjcm, slodzej, s maslem,
srob'ic etc. für zjem (ich werde essen), zlod^ej (dieb),
z maslem (mit butter), zrob'ic (machen).
10) Wechsel des f mit ch: sfiütuf för sfintnch
(schweinhund), chaust fOr und neben faust (Paust).
11) Is für f in mulals für niulaf (maurer), übri-
gens i (&) für f, wie fast allgemein von den Polen aus-
gesprochen wird, z. b. ine ftkr irue (er schneidet) u. s. f.
iüin andres kind sprach f für rz, z. b^ dfj für drzy (er
zittert) u. s. f.
12) Es ist allgemein bekannt, dafs die Polen kein tö-
nendes b (wie Böhmen und Kleinrussen^ z. b. hora, hy-^
uonti u. 8. f.) haben, und dafs sie dafür ch aussprechen.
Nur die in klein- und weifsrussischen gegenden lebenden
machen hier meistentheils eine ausnähme. Es hängt dies
von der beschafFenheit der Sprachorgane ab. Indem ich
ein fQnQftbriges kind hora^ buk, halastra aassprechen
liefs, hörte ich vora oder ora, uk oder chuk, alastra
oder chatastra.
13) ü für ) wird auch von vielen erwachsenen Polen
gesprochen, z. b» üep für tep, güaskac für glaskaci
(streicheln), myd&o fQr mydlo (seife) u. ä.
14) Sogenannte metathesis: na wdör für na dwör
fhioaus), fka^ny für kfa^ny (sauer); fsina oder chfsiha
fth* sTina (schwein); okuralöf für okularof (der bril«
len); kawarel (oder kawalek) für kawaler (jungge-
Helle), perelina für peleryna (pelerine). Damit vergK
das in manchen gegenden volksthümliohe tko für kto
\ wer).
15) Vermeidi!ng des hiatus: poleta für poeta (dicb-^
ter), napolewon für napoleon (Napoleon); aber eu-
ropa.
16) Vereinzelt habe ich gehört: k ftkr 6: ne plak
fbr ne pta6 (weine nicht); t für p: pogfet für pogf^p
(begrftbnifs); kn für km': knotek für km'otek (bauer);
218 Baudottio de Courtenay
Dt fiQr inp: lonta für lompa (eigeuname); dv ftkr dj:
dv'abet fbr djabet (teufel); bz fQr z und k fbr ka:
bzankonc fQr zamkn^c (scbliefsen); mbl f&rdn: bem-
blas ftkr bednaf (böttcher); sr f&r str: sryj f&r stryj
(onkel); pologancka bulka fQr posnanska bulka
(posenscbe semmel); jaglowa, p'aglowa f&r pawlowa
(frau von Paul); assimilatioo : rutro fQr jutro (morgen);
Verkürzung: ksander f&r aleksander (Alexander).
17) Eine merkwürdige contraction: pajanna aus
panna joanna (frAulein Johanne).
18) Ein russisches madchen, wenn man es lateinisches
ecclesia auszusprechen aufforderte, konnte es auf keine
weise aussprechen, sondern sprach immer daftlr kjeza,
ganz genau wie italienisches chiesa.
II. Stammbildung. 1) WurzelgcfQhl. Für tytki
waden) brauchte ein kind primäres Ijdj; f&rsdj^cein
anderes: zdym^c (z-d-im-^-c).
2) Odebr^ fQr odb'or^ oder odb'er^ (ich werde
abnehmen).
3) FQr zato^Q (ich werde legen) — zaktadnf voo
der gleichbedeutenden wurzel ktad-, wovon das verbam
imperfectum zakladac.
4) Suffixe: von p'es (hund) bildete sich ein kind das
deminutivum psunek, von gruby (dick) den comparadv
nicht grupdy, sondern grub'ensy; fbr po^^sc (aus
po*s^d-c, verb. perf., in besitz nehmen) — pos^dzic;
von der wurzel kop- (verb. kopac, stofsen mit den fllfsen)
subst. kops (das stofsen). Ein anderes kind bildete sich
vom stamme powoz- (nom. powös, kutsche) ein subst.
fem. powoina ftkr wozowna (wagenremise), und von der
wurzel }yk- (verschlingen) subst. m. tykaö f&r gardlo
(kehle).
5) Wechsel der Präpositionen : zakrajac flkr pokra-
jac (schneiden), podyfyd ftkr rosä^fyc (verbreiten), ve-
skryc f&r otkryd oder roskryd (aufdecken).
6) Verba denominativa: vom subat. lak (ai^ellack),
zalakowac f&r zapec^towac (ai^eln); von slonce
einige bcobachtungen an kindeni. 219
(sonne) unpersöoliches sloucac s^, z. b. sloncalo iq
filr stonce sf'öcilo (die sonne schien); vom subst. masto
(buttcr) namaslowac fQr posoiarowac roastem (mit
biitter beschmieren) u. s. f.
lU. Wortbildung. 1) Fut. zabra (nach analogie
▼on da, ma, sc^ga u. s. f.) fQr zab'efe (er wird weg-
nehmen) u. 8. f.
2) Futurum, mittels des verbums chc^ u. s. f. (ich
will) gebildet, z. b. chc^ zledec fQr zlec^ (ich werde
herabfallen).
IV. Syntactisches. 1) Anstatt des pronom. possess.
ward der gen. pron. pers. gebraucht, z. b. 6y to 6eb'e jest
otöwck fQr 67 to tfoj otöwek (ist dies deine bleife-
der) u. s. f.
2) Die meisten kinder trennen die personalendungen
von dem conditionalen by (ehemaliger aorist) ab, z. b. ja
bjf c5i zaras oddaUm fQr ja bym ci zaraz odda) (ich
möchte dir gleich abgeben) u. s. f.
y. Lexicalisches. 1) Ein kind nannte sich selbst
tocis, kartoffeln taua; ein zweites nannte kartofpeln kal-
kalki (gemination fQr kartofle), den thee balkulka
(f&r herbata), den zucker ary (fQr cul^er), den brun-
nen karyk (für studna), trommeln duchns|(5 (aus d^c
f tr^by für tr^b'ic), springen pyrgac (für skakad),
den umwölkten himmel rosmane nebo (fQr pochmurne
nebo).
2) Viele kinder brauchen onomatopoetische wörtchen,
um die thiere zu bezeichnen, z. b. ol ol jidze mti! (siehe
da! siehe da! es geht ein ochs oder eine kuh — poln. Vo}
oder krowa), be! (schaf, poln. ofca) u. ä.
VI. Dafs auch die kinder gleichlautende aber verschie-
denes bedeutende Wörter durch kleine lautverfinderungen
schattiren, dafQr kann ich einen beweis anf&hren. Als
nftmlich ein kind das rätsei: co to zVefe ma 6tyry
nogi i pefe? (was fflr ein thier hat gefieder und fQfse
vier?) hörte, sagte es: ne möw'i &q p'^re, tylko p'ife
(p'^fe), bo to kob'^ta p'efe (man darf nicht p'efe
220 Baudouin de Courtenay
V
sagen, soadern p'ife [gefieder], denn eiu weib p'efe
[wäscht]).
Berlin, juni 1868.
J. Baudouin de Courtenay.
Zetacismus in den denkmälern und muudarten
der polnischen spräche.
In einem denkmale des 15. jabrb. lesen wir nicht nur
loc. sg. msc. bodze, wo -je dio endung ist, und nom. pl.
studzy (beide wie gewöbnlicb), sondern aucb vor den
endungen -y, -e verwandelt sich dort g in dz oder dz;
so z. b. pfed bodzem oder bodzem (? vor gott) ftkr
bogem (bekanntlich müssen im polnischen g und k
vor e und y palatal ausgesprochen werden, g, k, onge^
ftbr wie deutsches k in kind, g in giefsen, und dann
geht y in i über), drodze kam'ene (kleinode) ftür dro^e
kam'eüe, drodzim kam'enim (mit kleinoden) f&r dro-
gim, tyto k^^dzi (diese bücher) fdr k^^^i, drudtfi
pfyktat (ein anderes beispiel) tQr drugi, ubod^i (m
armer) für ubo^i u. s. f.
In demselben denkmale lesen wir ogzeii fbr ogeü
'(teuer); dies ist kein schreib- oder druckfehler, da es sb
zwei stellen so vorkommt. Damit vergl. ks^c (priester,
ehemals fürst), k^^ga (buch) für kqc, l£^ga (kj^c,
kJQga), und dies iür knc^c, kh^ga) oder eher: knig«
SS kinga 3s= k^ga = ks^ga.
In einer polnischen mundart, nämlich bei den soge>
nannten Kurpiken im gubernium tiomia (früher Plock),
erliegen auch die labialen consonauten dem zetacismus.
So z. b. biaty ßXr b'aly (weifs), kobzatka fllr kob'atka
(lüschke), kobzita für kob'eta (weib), biatka filr
b'atka (ehefrau, in der schriftspraohe und sonst iona ge-
nannt), obzat für ob'at (mittagessen), psiwo fbr piwo
«(hier) u. s. f.
Berlin, juni Ibti^. J. Baudouin de Courtenay.
Wechsel des s (s, s) mit ch in der poln. spräche. 22t
Wechsel des s (s, s ) mit ch in der polnischen
Sprache.
Es 18t eine längst anerkannte thatsache, physiologisch
vrie aach historisch begründet, dafs s (s, s) und ch in
einander übergehen. Nichts desto weniger meine ich, dafs
(iirecte beweise nicht überflüssig sind.
In den verschiedenen ausgaben desselben buches,
X. Marcin Smiglecki« O Lichwie y wyderkach,
finden wir: in zwei ausgaben von 1596: pokazalismy,
1621, 1640, 1641, 1753: pokazalichmy (wir zeigten).
Hier liegt uns eine merkwürdige Vermischung des ehema-
ligen aoristi mit dem pr&teritum vor, durch den Übergang
des 8 in ch ermöglicht. In der 1. pers. sing, aber wurde
ch in bych als personalendnng angesehen und vom m
verdrängt, wie auch heute -^my im plur. widzelismy
n. s. f. als personalendung gefühlt und von m verdrängt
zu werden beginnt: w'idzelim u. s. f. für Widzelismy
(wir sahen).
Im 17. jahrh. finden wir in einem und demselben buche
neben einander formen von syn^c und chyni|c (sich be-
wegen, losmachen, aufmachen), dyn^fSy sf neben ocby-
nona, ocbyne ^§, ochyn^t s^, chyn^c sq.
Noch in der jetzigen spräche hören wir äypki neben
chypki (rasch), sf intus neben sfiütuch (schweinhund),
zdiis oder Zdzicho ( Zdzislavchen ), stas oder stach
oder stacho (Stanislavchen) u. s. f. Weitere beispiele aus
allen slawischen sprachen kann man bei Safarik, O pfe-
tvofovani hrdelnich souhlasek, Cas. öesk. Mus. 1847. I.
37-^71, nachlesen.
Dieser Wechsel des s und i mit ch ist im wesen der
polnischen spräche so tief begründet, dafs er, gleichsam
als oonsonantische Steigerung, zur differenzierung der be«
deutang benutzt wird (oonsonantische flexion). Mit der
Veränderung des wnrzelhaften s (oder s) in ch nämlich be«
zeichnet man die gröfse oder die pluropheit des betreffen«
^^0 gegenständes, z. b. nos (nase), noch (eine grofse,
222 Ebel
*
plampe nase); w^ 8 (Schnurrbart), wqch (ein grofser Schnurr-
bart); wtosy (haare), wtochy (dass. grob); klu8ek(klor8),
kluch (ein grofser klofs); fradka (kleinigkeit), fracba
(dasselbe grob); kiäka (blutwurst), kicha (eine grofse
blutwurst) u. s.f.; ebenso kalose (kaloschen), kalocby
(dass. grob).
Berlin, juni 1868.
J. Baudouin de Courtenay.
Neutra auf -as im altirischen.
In einem augenblicke, wo ich von der unsäglich mfibe-
vollen arbeit an der Gramm. Celt. ein wenig „an den luft^
trete, wenn auch „in den ringen^, sehe ich mich danach
um, was ich wohl unter den mancherlei interessanten er*
gebnissen meiner arbeit unsern lesem als das interessanteste
bieten könnte. Da lohnt es denn wohl einen blick auf die
altirischen neutra zu werfen, deren ausscheidung und ver-
theilnng mir mitunter nicht geringe Schwierigkeiten ge-
macht hat.
Am leichtesten stellen sich im ganzen die neutralen
a- (vorzüglich die ia-) Stämme dar, unter denen etwa fol-
gende besonders nennenswerth sind: sil (same, neuir. tio/),
gen. Sil (sil), als neutrum erwiesen durch die glosse: is-
hoisaac dofuis^mthar asil nairegde (ex I. genera-
bitur setnen eins principale) Wb. 4, und leth (dimidiom),
bekannt aus leth ngotho Sg. 5a, von leth (latus) ge-
schieden durch den dat. leuth: noichthiche oolleuth
du&rim (29| tag zu zählen) Cr. 3b; doch bleiben uneot-
schiednen geschlechts cumang, fulang, fugall, t6r-
mag (Ar welches atormag Sg. fxS nicht beweisend ist,
da a auch pron. poss. sein könnte), ilar und die entspre-
chenden zahlsubstantiva.
Dagegen geben sich als i-stämme von vornherein mir
nentra auf -as im altirischen. 223
folgende deutlich durch den nmlant im nom. acc. kund:
muir (meer), acc. issammuir Tr. 132 (St. Goid. 14),
guin (wunde): angnin Ml. 55r, bu&id (sieg): niba 6in
gebas ambu4id hu&ibsi (non erit unus e vobis qui
accipiet palmam) Wb. Ha. Drei andre, rind (gestirn),
tir (ager), mind (insigne, diadema), sind nach dem altiri-
schen nicht bestimmt unterzubringen, da u-umlaut oft un*
terbleibt, wie in bith (mundus), bei i regelmäfsig, und der
einzige casus, der bei rind und mind den ausschlag ge-
ben könnte, der dat. sing, nicht belegt ist; ich habe mich
daher an das einzige uns noch zu geböte stehende hfilfs-
mittel, an das neuirische um auskunft gewandt, und das
bietet uns alle drei ohne o: tir^ mind, rtnit, wonach es
i-st&mme sind (und der dat. plur. rendaib eine wunder-
liche anomalie).
Noch schlimmer sind wir mit den u- stammen daran,
wo sich deutlich als neutrum und zugleich als u- stamm
nur dorus (thür, dat. pl. merkwQrdiger weise doirsib)
zo erkennen gibt und die nebenform recht (sonst m.)
nebst desimrecht (exemplum). Bei andern sind wir entwe-
der des genus nicht sicher wie bei ith (getreide), sruth
(flois), loch (see), die ich wegen der heutigen ioth f., sroih
f. O'B. neben sruth m. O^Don., loch m. f. fflr neutra halte,
— fid (bäum), das ich vor zwölf jähren als neutr. ange-
setzt, habe ich l&ngst als masc. aus in fid, fid aile Z. 606
erkannt — oder wir mflssen den stammauslaut erst aus dem
nenirischen folgern, so bei öl (potus), lind(liquor, potus),
lin (numerus), heut d/, Uon. Das ist nun bisjetzt unser
ganzer Torrath mit ausnähme eines einzigen, *suth, das
nur im gen. sg. sotho und nom. plur. na sothe999. 1000
vorkommt, heut suih (ohne genusangabe bei O'R.) oder
ioth f. (frucht); das e in sothe, welches bei fem. nie vor-
kommt aufser durch assimilation (in delbe und litre),
nebst dem artikel na beweist, dafs wir ein neutrum, die
heutige form, dafs wir einen u-stamm vor uns haben.
Nun bleiben uns aber noch eine anzahl Wörter flbrig,
die mehr oder minder entschieden sich als neutra kund-
224 Ebel
geben, aber solche abweichungen von den bisherigen zei-
gen, dafs man sie keiner von den drei classen zuweisen
kann and sogar theil weise für feminina gehalten hat, wo-
gegen doch mehrere formen aufs deutlichste sprechen. Ge-
nauere betrachtung hat mich zu dem resultate gefilhrt, dalis
dies die neutralen -as- stamme sind, deren existenz im kel-
tischen wir alle bisher geleugnet haben, i) teg, tecb
(haus), neuir. teachj erweist sich als neutrum durch artikel
und transportiertes u*) im nom.: ni döir ateg noiged-
sin (non ignobilis haec domus hospitum), leissom atech
didiu (illius igitur domus) Wb., istech ndagfir (est
domus boni viri), cultech ndemin (culina secura) cann.
Ml. — gen. intige Cod. Mar. Sc, indidultaigae (gl.
fani) Sg. — dat. i Sinti g (in domo) L. Hymn. (Goid. 71),
itaig, itaig, hitaig Wb. — acc. natürlich wie der Dom.
tech Broc. hymn. undGoid. 71. Eine schwesterform ^stei;
(vgl. riyog und (fTiyog) steckt in den heute noch üblichen adv.
astigh (drinnen, dat.) und asteach (hinein, acc), deren unter«
schied nur von dem alten neutrum aus zu begreifen ist. —
2) nem (bimmel), jetzt neaihy schliefst sich in der form
ganz an teg an; gen. nime, dat. loc. nim, acc. nem; pl.
gen. secht nime (Septem caelorum) Fei., dat. nimib Sand,
hymn., acc. nime SM. Zeuss hat das wort als fem. auf-
geführt, Stokes und ich haben das in gutem glauben an-
genommen und einen streit um das wort geffihrt, in dem
jeder recht und jeder unrecht haben mufste, weil sich die
formen von dieser Voraussetzung aus gar nicht begreifen,
geschweige denn erklären liefsen. Gegen das fem. spraeli
aber schon der acc. nem an drei stellen des cod. Wb.,
von denen ich die dritte, weil sie neu ist, miitheile: is
assu linn scarad friarcorp massu düng anroga*
dammar .i. techt innarcorp fernem (2. Cor. 5, 8;
est facilius nobis separari a corpore nostro, si est impoe*
sibile id quod rogavimus, i. e. esoendere in corpore nostro in
*) Siehe darüber Celtic Stadies, p. 91, not. 77.
nentra «of -aa im alUrischen. 225
caelum), nirgends nim, neben dem ebenso unabänderlichen
dat. nim; Z. nahm zwar an, dafs sogar der nom. gele-
gentlich nim heifsen könnte, indessen das ist ein gewal-
tiger irrthum, hervorgegangen aus einer völligen misdeu-
tiing des anfangs der Inc. Sg., die ganz unverkennbar den
loc. enthält*): ni artu ni nim ni domnu ni muir ar-
ooib briathraib etc. (non altius quidqnam in caelo, non
profundius quidquam in mari quam sacra verba). Den
diplomatischen beweis, dafs nem kein fem. ist, der uns bis
dahin noch fehlte, hat Colman's hymnus (Goid. 78) gelie-
fert, wo es in v. 31 heifst: flaithem nime locharnaig
(dominus caeli lucernosi), also das zugesetzte adj. entweder
masc. oder neutr. ist, gegen das masc. sträubt sich aber
der acc. plur. — 3) leth, led (latus), nom. alled Wb.,
dat. leith, gen. du. indaleithesin Sg. wird durch die
analogie der beiden vorigen gestützt. — 4) mag erscheint
zwar mit neutralem artikel im nom. ammag Wb. nur in»
der bedeutung: ort, indessen findet sich der acc. mag
(campum) auch bei Tir. neben dem gen. maige Broc. h.,
muige Corm. und dem dat. maig Br. h., muich Corm.,
es ist also am genus nicht zu zweifeln; dat. du. indib-
maigib im Ortsnamen bei Tir. Besonders ist zu bemer-
ken, dafs dat. und acc. sg. bis auf den heutigen tag in den
adverbien amaigh (drau&en) und amach (hinaus) erhalten
sind, die genau ihren oben angeführten gegensätzen astigh
ond asteach entsprechen. — 5) sliab (berg), als neutr.
erwiesen durch das n in: sliab nossa (gl. monsOssa) Sg.
bei Z. 55, gen. intsleibe (buch von Lism. bei O'C. 594),
dat. sleib Wb. Ml. L. Ardm., acc. i sliab n-üaid (in
inoDtem Faad) SM. 68; plur. nom. siebe F^L, dat. slebib
Ml. Hier habe ich anfS&nglich an ein ähnliches Verhältnis
wie bei cian (longns, longinqnus, remotus) gedacht, neben
*) Man beachte das zweimal deutlich unterschiedene ni — n{ und die
völlige nnhaltbarkeit der annähme Ton abstracten Substantiven anf -n statt
-tu (sogar foirbthetn n. a. w.)t wihrend artu ^ arddn, arda nnd
domna als comparative beide belegt sind.
Beitrftge x. vgl. sprachf. VI. 2. 15
226 Ebel, nenira tof -as im altirischeD.
dem ein dat. cein aaftritt (gall. Cöno-mani und C&ni-
magni); die analogie der übrigen Wörter gibt aber eioe
einfachere erklftrong an die band. — 6) 16g (pretium) mit
transportiertem n noch im SM. log nenech (pretium ho«
noris) 92, gen. indl6ge Wb., acc.l6g Wb., luach (gl.
fenus) Sg. — 7) glün (knie) und 8) dün (bürg) allerdings
nur aus dem gen. duine SM. und den pluralformen nom.
glüne (Goid. VII), gen. glunaß Ml., dat. glunib, acc.
gliine Sg. zu folgern, aber der gen. sg. gluine und nom.
plur. glüine, duine existiert heute noch.
Alle diese Wörter zeichnen sich nun durch den gegen-
satz zwischen nom. und acc. sing, einer-, den übrigen ca-
sus andrerseits in einer solchen weise aus, dafs wir diesen
gegensatz nur aus einem stamme mit yocalwechsel (i und
a, oder e und o) erklären können. Da ein solcher stamm
nicht wohl auf einen vocal enden konnte, so müssen wir
* annehmen, dafs er auf den consonanten endete, der nach
festem gesetz beständig ausfiel, also auf s. Dazu kommt
als bestätigung, dafs mehrere der angeführten Wörter sich
in andern sprachen mit offenbarem as- stamm wiederfin-
den: teg Steg =s riyoq (Tviyos^ nem := vitpog und sla?.
nebo, leth = lat. latus, mag = skr. mahas. Wir
dürfen also erschliefsen:
Sing.:
N. A.
nemas
nem
nem
G.
nemisas
nimeas
nime
D-L.
nemisi
nimi
nim.
Plur. :
N. A. nemisä nimea nime
6. nemisän nimean nime(n)
D. nemisibjas nimibas nimib.
Besonders* wichtig mufs aber der umstand erscheinen, dals
wenn wir statt i und a nach anderweitigen analogien e und
o setzen, die zu folgernde gallische grundform dieser de- 1
clination, soweit eine vergleichung möglich ist, aufs haar i
mit der griechischen, näcbstdem mit der lateinischen und
slaviscben übereinstimmt, vor allen dingen der vocalwecb-
i
Stokea, Endlichen glossar.
227
8el durch alle diese sprachen hindurchgeht. Man ver-
gleiche: ^
Sing. :
viffog
vicpBog
vifft'i
nur.:
nemos
*neme(8)o8
*Deme(8)i
latus
lateris
lateri
nebo
nebese
nebesi
*neme(8)a
*neme(8)on
*Deme(8)ebos
Juli 1868.
nebesa
nebesü
latera
laterum
{vB(piaoai) lateribus nebesemü.
H. Ebel.
Endlichers glossar.
i,De nominibus gallicis^. Hoc capnt integrum descri-
bimiis: Lugduno, desiderato monte; dunum enim mon-
tem. Aremorici, antemarini; quia are ante. Arever-
nus; ante obsta. Roth, Tiolentum, Dan et in gallico et
in hebreo judicem; ideo hrodanus; judex Tiolentos.
Brio; ponte. Ambe; riyo. Interambes; inter rivos.
Lautro; balneo. Nanto; valle. Trinanto; tres valles.
Anam; paludem. Caio; breialo sive bigardio. Onno;
fiumen. Nate; fili. Cambiare; rem pro re dare. Avallo;
poma. Doro; osteo. Renne; arborem grandem. Trei-
cle; pede.
Gatalogns codd« mss. bibl. palat. yindob., pars I.
Vindobonae 1836, p. 199.
Stephan Endlicher fand^das oben angefbhrte glossar
in einem manuscript des 9. jahrh. in der hofbibliothek zu
yfieu. Aufser Zeuls, der es auf p. 1 3 seiner Gramm. Cel-
tica citiert, hat bis jetzt niemand, so viel ich weifs, von
demselben kenntnis genommen.
Der name Lugdunum („Lyon^) wird ebenso erklärt
in den Notae Veteres ad Itinerarium Burdigalense bei Du-
cange und auch bei Diefenbach (Origg. Europ. 325). Die
15*
228 * Stokes
älteste gallische form ist Lugadanon {^ovyovSovvov^
vvv de jiovySovvov xaXovfABvov^ Dio Cassius XL VI, c« 50),
das Siegfried fQr ein oompositam hielt aus lugu „klein'
(ss ir. lü, compar. laigiu, ^-Aa;|fi^g, lagha-s) und dü-
non (latinisiert dunum), hier durch „mons^ glossiert und
bei Plutarch de fluni, durch ronov i^ix^vra. Es ist das
irische dün castrum, altw. din (gl. arx), nhd. zäun. Wenn
man sich des beständigen gebrauchs der deminutiva in
hypokoristischem sinne erinnert, hat es keine Schwierigkeit
zu verstehen, wie ein wort, welches eigentlich „mons par-
Tus^ bedeutete, durch „mons desideratus^ erklärt werden
konnte. %
Aremorici (gl. antemarini), are (gl. ante), arever-
nns (gl. ante obsta). Eine der ersten dieser drei ähnliche
glosse wird citiert bei Diefenbach (Origg. p. 231) aus dem
Itin« Hieros. „aremorici ante mare; are ante, more
dicnnt mare; et ideo Morini Marini^. Die präposition
ard (der vers des Ausonius beweist die länge des e) ist
▼on Ebel (Beiträge 111,36) mit naqal verglichen worden,
morici ist der nom. plur. maso. von moricos marinns,
einem adjectiv von mori (ir. muir, w. mor) as lat.
mare.
In arevernus (gl. ante obsta) sehe ich eine zweite
pers. sg. imper. medii. Das s entspricht dem skr. sva in
bhara-sva = tpigov fQr ^tpeg-i-^ao. Was die Wurzel von
vernus „obsta^ anbetriffl;, so möchte ich dies verbum mit
skr. vrnömi von vr „to resist^ vergleichen, vernus =
vrnuiva. Ein anderes beispiel dieser form auf s ist viel-
leicht das datalages der inschrift von Poitiers. Auch
andere spuren des mediums sind bereits im keltischen ge-
funden worden, wenn ich recht habe mit meiner erklämng
des verb. subst. as Beitr. V, 313 und des namens Ssr
gramnos ib. 363.
Die glosse hrodanns — leg. rhodanus — (gl* j°'
dez violentus) findet sich auch in dem Itin. Hieros. bei Die-
fenbach, Origg. pp. 407. 408, wo die erste silbe besser
durch „nimium^ erklärt wird. Die richtige lesung ist ro-
>
Endlichen glouar. 239
-danos oder ro-dano8. Ro ist das wohlbekannte inten-
sivpräfix (Z. 829. 833) und danus Judex^ ist eine ablei-
tung Yon der wurzel dhä, wie griech. &i'fiig^ z. d&-tam,
got. dom-8, engl, doom, altir. er-datbe (gl. jadicii)
Lib. armacb. 10. a. 2. Der flufsname Kodanus von der
Wurzel rad findere, fodere*) hat nichts damit zd thun.
Brio (gl. ponte) scheint ein ▼ zwischen den vocalen
verloren zu haben, wenn wir uns der formen Brivoda»
rnm (später Briodurum), Brivo-Isarae „Pont-Oise%
Samaro-briva etc. erinnern. Dann ist bri(v)o der abl.
sg. eines gallischen brivos (brivon?), brücke, das nach
Pictet verwandt ist mit w. briw „a cut^, briwio „to
break'^, gerade wi^ deutsch brücke mit brechen.
Ambe (gl. rivo) ist der abl. sg. und ambes in in-
ter-ambes (gl. inter rivos) der acc. pl. von ambis, einem
i-thema, von der wurzel AB, wie der gallische flufsname
A-m-bris, w. A-m-byr (Lib. Land. 165, 191, 216), o-fA-
'ßgog, i-m-ber, skr. a-m-bu „aqua^ (GlQck, Neuejahrb.
1864, p. 600). Wir finden die unnasalierte wurzel in Abona
(Tacit. Ann. XII, 3l), jetzt Avon, !^ßog Ptol. II, 2; Abu-
sina, ir. abh „fluvius'^ und aibhell .i. uisce „wasser^.
Die präposition inter (altir. eter, etar, Zeufs 6. C.
615) ist das lat. inter, osk. anter; ich finde sie nicht in
den britischen sprachen. Der auslautende vocal im ver-
wandten corn. yntre (bret. entre) bleibt mir dunkel.
Lautro (gl. balneo) ist der abl. sg. eines gallischen
lautron = Xovtqov^ lat. lübrum in pol-lübrum, altir.
16thar (gl. alveus) Z. 744, mbr. louazr, wz. LU, von
der auch luo, lustrum.
Nanto (gl. valle) ist gleichfalls der abl. sg. eines neu-
tralstammes auf o. Ich würde nantu erwartet haben (vgl.
bratu-de), denn die ableitnng Nantuates deutet auf
einen u -stamm. Der nom. (oder accus.?) pl. dieses Wor-
tes erscheint in tri-nanto (gl. tres valles), wo nantö,
*) Cf. Xdifa^Qoq- So Ut der flufsname Scultenn«, S>tovXTa*ra (in
Gallia ciepadaD») verwandt mit ir. scolta im „tcindo, diflindo*, lat. culter
ftkr ^eoalter?
230 Stokei
wie avallö (gl. poma) zu vergleichen ist mit dem acc.
pl. dvorico „portious^, den Pictet neuerlich in der galli-
schen inschrift von Gueret gefunden hat: Sacer Peroco
ieuru dvorico V. S. L. M. Hier ist natürlich ö = lat.
-ä, gr. -a; im altirischen fällt es regelmftfsig ab im neutr.
pl. wie nert „virtutes^ Patricks hymn., olc ^mala^ Z. 354,
arm „arma^ Z. 368, membur ^membra^ Z. 1006. Im
neukeltischen entspricht diesem nanton w. nant i^ravine,
brook^, neint, jetzt pl. nentydd, corn. nans (gl. vallis)
pl. nanssow.
Das Zahlwort tri (in tri-nanto) findet sich auch in
trigaranus und rgi-fiagKiaia.
An am (gl. paludem) ist latinisierung des gall. *anan
(&nan?), vgL logan |,sepulcrum^ in der inschrift von Todi.
Ich kenne nichts ähnliches aufser ir. ku wasser, citiert von
O^Reilly s.v. Aidbeis, co hoin abna (?) gL limpä fon-
tis, Lib. hymn. an .i. uisge O'Clery^s gl., aber ich habe
es nie irgendwo gefunden. lAvava ein salzsee im s. Phry-
gien hat eine gewisse ähnlichkeit mit unserem gallischen
wort, aber wer möchte ihn zu vergleichen wagen?
Caio (gl. breialo sive bigardio) ist ein abL sg. Die
lateinischen worte sind dunkel. Ducange hat broialum,
brolium etc., was er erklärt als ein feld „arboribus con-
situm . • et muris aut sepibus cinctum^. Pictet vermutbet,
bigardium bedeute ^un Heu gard6, enclos^. Ich möchte
daher annehmen, dafs diesem caio-n im neukeltischen
entspreche w. cae „sepimentum^ Z. 291, jetzt „an inclo-
sure, hedge, field^, altir. cae .i. tech ^domus^ in cerdd-
-chae (gl. of&cina) Z. 70, cerd-cha (gl. fabrica) Ir.
Glosses no. 218. Damit stimmt überein plattlat. cayum
„domus^. Vgl. got. hai-m-8, xeljua/, quies eta
Onno (gl. flumen) ist vielleicht ein fem. ä-stamm, das
correlat zu ir. inn f. „fiuctus, unda^ und skr. andba
,1 Wasser^. Die glosse des Ausonius zu Dtvona (^fons
addite divis*^) =s skr. dövana das sirahlen, glänzen be-
ruht auf einer angenommenen Identität zwischen unserm
onno und der endung -öna.
Endlichen glossar. 231
Nate (gL fili) sollte gnäte beifsen, der toc. 8g. von
gnätos = lat. (g)natu8 von GAN; vgl. eine bei Die-
fenbacb (Origg. p. 362) citierte glosse: Gnatas filius lin-
gua Gallica et natas.
Cambiare (gl. rem pro re dare). Hier ist die en-
dung offenbar lateinisch. Wegen der wurzel vergl. Cam-
bos, ein epitbeton des Mercur (De Wal, p. 52), welches
Siegfried verglich mit dem Mercurius Nundinator eini-
ger inschriften. Siehe Diez etym. wtb. I, 102. [M. d'Ar-
bois de Jubainville vergleicht neubret. kemma].
Avallo (gl. poma) ist der nom. oder acG.pl. eines
neotralstamroes auf -o. Vgl. ir. abhall „malus^, abhall
„malum^, w. afall, mbr. anal.
Doro (gl. osteo) ist der abl. sg. von doron oder viel-
mehr (wenn wir nns an dvorico erinnern) dvoron =
skr. dväram. W. and br. dör, ir. dorus, corn. daras.
Der gen. sg. dieses wortes findet sich in Isarno-dori (gl.
ferrei ostii) Diefenb. Origg. p. 367.
Renne (gl. arborem grandem) scheint der acc. sing«
eines neutralstammes auf -i. Ich kann dies wort nicht
erklären, vielleicht ist es (mit abfall des anlautenden p)
verwandt mit w. br. prenn = ir. crann, nqlvog.
Treicle (gl. pede) ist der abl. sg. eines i -Stammes
und kömmt scheinbar von ^tregile, *tragile von der
Wurzel TRAGH in ver-tragus (gl. Tcvmv noS<ixrig\ ir.
^^^^g »P^s% gr* ^Q^X^i S9^ thragjan. Der Übergang
von g in c ist vielleicht durch die elision (oder metathe-
sis) des folgenden vocals veranlafst. Oder sollen wir hier
die Wurzel TRAK, skr. trank, zend. thrak „marschieren^
erkennen?
Calcutta, december 1867. Whitley Stokes.
i
232 Ebel
Sanas Cfaormaic. Cormac's Glossarj translated and annotated by the lata
John O'Donovan, LL. D. Edited, witb notes and indioes, bj
Whitlej Stokes, LL. D. Oalcutta, printed for the Irish Arcbaeo-
logical and Celtic Society, 1868.
Das vorliegeDde buch, welches durch die schlursworte
„io ins artäne for lige m' anameharat .i. Rudolf Tomas
Siegfried, inso sdas'' einen neuen beweis von der bekann-
ten pietät des herausgebers gibt, bietet uns nicht nur eine
höchst willkommene ergänzung zu seiner ausgäbe der Tbree
Irish glossaries, sondern enthält auch in den sprachlichen,
litterarischen, historischen und anderweitigen sachlichen
nachweisen, die wir in den anmerkungen theils von des
Übersetzers, theils von des herausgebers band empfangen,
eine solche fblle schätzbaren materials aller art, dafs wir
darauf verzichten müssen, innerhalb der grenzen einer an-
zeige unsern lesern auch nur annähernd ein bild von dem
reichen Inhalt desselben zu geben.
Aufser der Übersetzung des früher aus Cod. A. gebo-
tenen textes, die der herausgeber zwar sorgfältig dnreh-
gesehen und vielfach verbessert hat, doch stets mit ge-
nauer angäbe von O'Donovan's abweichenden deutungen,
erhalten wir hier zunächst die wichtigsten abweichungen
des gröfsten fragments (Cod. G.) und des Cod. B., des
sogenannten „gelben buchs von Lecan^ (Leabhar Buidbe
Lecain), namentlich dessen zusatzartikel jedesmal am Schlüsse
des betreffenden buchstaben eingereiht; sodann aber liefern
die noten , die jedem artikel beigefQgt sind , einen grofsen
reichthum an belegen und parallelstellen, unter denen wir
ganz besonders die mittheilungen aus O'Clery^s glossar
veralteter Wörter (Löwen 1643)*) hervorzuheben haben.
Eine vorzüglich dankenswerthe beigäbe, die die branch-
barkeit des werkes in hohem grade vermehrt, bilden die
sorgfältigen register: sach-, quellen-, Personenregister, geo-
graphischer index und endlich die Wortregister nach den
*) Einen nenen abdrack desselben steUt H. Gaidos im prospectiu der
Revue Celtiqne in, hoffentlich nicht allzofBine, anssieht
anzeigen. 233
verschiedenen sprachen geordnet. Doppelte Verzeichnisse
von Addendis und Corrigendis zeugen davon, wie schwie-
rig die aufgäbe war, und wie rastlos der verf. an deren
lösung fortgearbeitet hat.
Sef. erlaubt sich hier nur einige bemerknngen anzu-
knöpfen, zu denen er sich bei flüchtiger durchsieht veran-
lagt gefunden. Zu lüda (der kleine flnger), im Cod. G.
lau tu geschrieben, bemerkt der verf. in den zweiten Ad-
dendis unter beseitigung einer früheren irrigen vergleichung
richtig, dafs der altir. dativ lutain sich bei Z. 926 in der
Inc. Sg. findet; ref. ist seit längerer zeit durch eine stelle
bei O^Don. 285 auf das richtige geführt worden, s. Gr.
Celt. 265, kann aber jetzt noch mittheilen, dafs zufolge
einer note in Zeufs^ handexemplar (wo dieselbe stelle ci-
tiert wird) die worte der Inc. atanessam dolutain it-
belaib, vor denen ein Versetzungszeichen ohne angäbe des
ihnen gebührenden platzes steht, vermuthlich in die nftchste
zeile hinter indamör gehören. Zu diamain aus Cod. B.
ist aufser dem citat aus O'Dav. auch Z. 605 zu verglei-
chen: isdiamuin leiss cachthüare (jede speise ist für
ihn rein) Wb. Zu n^l (wölke) ziehen wir auch in-niulu
(Gr. C. 20). In der note (d) zu p. HO ist ebenso wie
Gr. C. 158 zum com. caid (= captus) aus dem Yoc.
noch keth aus P. und den Dr. nachzutragen. Zu ep-
scop fina, gewifs richtig in escop emendiert, liefs sich
aufser den verglichenen Wörtern auch wohl unser deutsches
Schoppen anf&hren. Ob OD.'s deutung von messtar bü
(s. V. s^gamlae) ganz richtig ist, wie in den letzten Cor-
rigendis angenommen wird, bezweifeln wir; nach analogie
der beispiele Gr. C. 468 und 438 scheint uns vielmehr
hier eine 2. sg. eines s-c«nj. oder fut. vorzuliegen, worauf
auch O'Dav. misir deutet, also: judicabis (judica) vaccas.
Zum schiufs noch ein beispiel, wie in der Wissenschaft
jede kleinigkeit licht auf irgend einen andern punkt oft in
ganz entlegenem gebiet wirft. Unter naiscu .i. nescu
(aal?) fahrt O'D. die neuere form eascu oder easgan an,
und Mr. St. erw&hnt unter andern beispielen eines solchen
234 Ebel
abfalls auch das bret. Ormandi; diese form findet sich
nebst Ormant und dem fem.Ormante8 schon im Ca
tholicon von 1499, und wem fiele^ dabei nicht das Ori-
man, Orman aus dem Parzival und das (unbegreiflicher
weise bei Zarncke fehlende) Ormanie, Orraandtn der
Küdrün ein?
Doch genug der einzelnheiten und kleinigkeiten; dan-
ken wir vielmehr dem unermüdlichen verf. f&r diese neoe
treffliche forderung der keltischen philologie, indem wir
uns zugleich den wünsch auszusprechen erlauben, dafs
seine verheifsene ausgäbe des Feiire nicht allzulange anf
sich warten lasse.
20. juni 1869. H. Ebel.
Glossae hibernicae veteres Codicis Taarinensis, edidit ConstAntiniis
Nigra. Lutetiae ParisionuDi 1869. gr. 8. XXXII und 72 s.
Wenn uns hier die Turiner glossen in einem neuen
abdruck geboten werden, so können wir es dem verf., der
sich in der vorrede wie in den beigef>en erklärungen
und bemerkungen vollkommen auf der höhe der heutigen
keltischen philologie zeigt, nur dank wissen, dafs er sich
durch die nachträgliche bekanntschaft mit Stokes' ausgäbe
derselben in den „Goidilica^ nicht hat abhalten lassen,
seine gediegene arbeit zu vollenden und zu veröffentlichen.
Vier äugen sehen eben besser als zwei, und selbst die ge-
wissenhafteste copie einer handschrift pflegt (&r sp&tere
vergleichungen eine nachlese zu lassen. So findet sich
denn auch hier manches, was dort zweifelhaft gelassen
oder verlesen war, festgestellt oder berichtigt, manche iQcke
ergänzt; namentlich sind auf p. IV col. 1 mehrere glos-
sen entziffert, die bei St. fehlen ; anfserdem ist durch splen-
dideren druck ein getreueres abbild des codex selbst ge*
geben. Sodann gibt der verf., obgleich er selbst den gan-
zen werth seiner arbeit nur in der treuen wiedergäbe der
handschrift, namentlich der glossen, gesucht wissen will.
anzeigen. ' 235
doch mehrfach gar nicht zu verachtende neue deutungen,
uod endlich erhalten wir in den anmerkungen (seltener in
der vorrede) werthvoUe mittheilungen aus dem lange noch
nicht hinreichend ausgebeuteten Mailänder codex, einige
auch aus dem Würzburger.
Aus der vorrede, die nach einem überblick Qber die
wichtigsten lanterscheinungen des altirischen genauere aus-
kunft Qber den codex selbst gibt, nebst Zusammenstellung
der hauptsächlichsten eigenheiten der schrifl, heben wir
hier nur die herleitung des reimes von den Kelten, der
ein eigner excurs gewidmet ist, und die zurQckfQhrung des
irischen Wegfalls der vocale auf die einwirkung des accents
hervor, eine annähme, mit der sich ref. solche formen
wie coscrad, conrotgatar seit längerer zeit ebenfalls
erklärt hat. (Der herleitung von incholnigud (inchol-
nugud?) aus einer grundform "^incholnictu vermögen
wir jedoch nicht beizustimmen, da die subst. (infinitive)
auf -ud sich eng an ser. III (Gr. C. 427) anschliefsen,
wonach vielmehr eine Verkürzung von *ini- (eni-) col-
uicitu oder -colniciatu in -colnicitu anzunehmen
ist, welches incholnigiud, schliefslich incholnigud,
incholnugud ergeben mufste.) Dagegen können wir es
uns um so weniger versagen, unsern lesern an einigen bei-
spielen den ertrag der neuen collation zu zeigen, da wir
durch die gute des hrn. verf. in den stand gesetzt sind,
uns mittelst eines vortrefflichen facsimile's der ganzen hand-
schrift ein eignes urtheil zu bilden. Sogleich die erste
irische glosse, bei St. aeth (?) da son dombersom
beus, lautet hier: cecli da son etc., unverkennbar rich-
tig; nur kann ref. der erklärung (quaeque duarum vocuni
quam, i. e. utramque vocem) nicht beitreten, findet viel-
mehr hierin ein neues interessantes beispiel für die Gr. C.
307. 361 besprochene bezeichnung der distributivzahlen:
binae voces quas, i. e. binas voces affert ille porro (näm-
lich Jesus Messias, awrrio Xg^frog^ salvator unctus). Dafs
Gl. 5. 6 bei St. zu verbinden sind , wie hier I, 1 . 5 ge-
schehen ist, hatte ref. längst vermuthet; von den beiden
236 Ebel
abweichenden lesungen dan&ircechnatar som (vatici-
nati sunt, St. dan.) und triub (St. triab) haben wir die
erste sogleich, die zweite, obwohl mit einiger schmerig-
keit, Bchliefslich doch auch als richtig anerkennen mQssen,
da der gerade auslaufende zweite grundstrich des u der
einzige sichere unterschied vom gerundeten, in der hand-
schrift des glossators (nicht des codex selbstl) meist eben-
falls oben offnen a ist. Ebenso steht in gl. 18. 19 bei St
(hier weniger gut zu einer verbunden I, 1. 16) ganz deut-
lich das erstemal pardais, das zweite mal parduis. In
der vorhergebenden I, 1. 15 (St. 17) ist das sinnlose noch
ris in hochrist verbessert; f&rimmerume diar:ndaiD
liest hr. N. immerumedi ar adam, doch ohne geoQ-
gende erklärung. Für iacaum (?) St. 128, das re£ lei-
der noch Gr. C. 49 aufgenommen, später aber nach con-
jectur mit iarum vertauscht hat, findet sich letzteres nau
wirklich IV, 2. 13; ebenda ist forelgatar (?) in fosel-
gatar verbessert, was zu sligim, fosligim (Gr. C. 429)
stimmt. Eine wichtige textverbesserung ist I, 1 : unde io
diserto querunt (quaerunt) iohannes et ihesus quod in
diserto amisum est (St. erant). Von neuentzififerten glos*
sen ist die wichtigste IV, 1. 21: bab6s leusom dober-
tis daboc leu dochum tempuil 7 noleicthe ioda-
lanai fon dithrub co pecad inpopuil 7 dobertis
maldachta foir 7 noircthe din (an)d op(opal)
tarcenn ap(ectha) indaile („erat mos apud eos ut af-
ferrent duos hircos secum ad templum et dimittebatar
unus in desertum cum peccato populi et afFerebant male-
dictiones super eum et occidebatur igitur ibi alter a po-
pulo pro peccato suo^).
Unter den erklärungen heben wir hervor die dentung
des forfenar (U, 1. 15, St. 45) als forbenar (perficitur),
was bei weitem ansprechender ist, als der von St ange-
nommene Wechsel des ch mit f, den Z. auf höchst unsi*
cherer basis statuiert hatte.
Doch wir müssen abbrechen, um die grenzen einer
anzeige nicht zu sehr zu flberschreiten ; möge der br. verf.
anzeigen. 237
die f&r die Revae Celtique verfaeifsenen mittheiluDgen aus
Cod. Ml. recht bald liefern.
25.jnni 1869. H. Ebel.
1) Gät'fi Ahunavaiti. Sarat'ustrica carmina Septem latine vertit et expli-
cavit, commentarios criticos adjecit, textnm archetTpi recensuit C. K o b -
sowicz. Petropoli 1867. VI und 165 p. 8.
8) GAt'4 Ufttavaiti latine vertit et explicavit, textnm archetypi recensuit
Dr. C. Koasowicz. Petropoli 1869. lY. 94 uüd 41 p. 8.
Das Avesta hat mit dem A. T. so viele analogieen
und die einheimischen erklärer desselben mit den alten jQ-
dischen selbst so viele innere Verwandtschaft, dafs es nicht
in erstaunen setzen kann, wenn die noch so junge exegese
des Avesta so ziemlich den verlauf zu nehmen anfängt,
den früher die biblische exegese auch genommen hat. Ge-
wissenhafte benutzung aller traditionellen hülfsmittel ist
hier eben so sehr geboten wie die anwendung aller regeln
der wissenschaftlichen exegese unserer tage: die anwen-
dung der Sprachvergleichung in engerem und weiterem
sinne, die eindringende und selbständige erforsehung der
texte und der ihnen zu gründe liegenden anschauungen.
Voraussichtlich wird auch der erfolg unsrer arbeiten ein
ganz ähnlicher sein, wie wir ihn auf dem gebiete der exe-
gese des A. T. wahrnehmen können. Es läfst sich hoffen,
dafs wir noch fiber gar viele stellen, die uns jetzt ganz
oder theil weise dunkel sind, zur vollkommenen klarheit
gelangen werden. Ohne frage wird aber auch eine gute
anzahl von stellen zurückbleiben, bei welchen dieser fall
nicht eintritt, wo wir uns begnügen müssen zwei oder
mehr möglichkeiten der erklärung aufzustellen, von denen
jede etwas f&r sich anzuführen hat, keine aber genug um
als die einzig mögliche gelten zu können. Ein ganz voll-
kommenes verständnifs, eine erklärung, welche bis in alle
einzelnheiten hinab jedermann befiiedigte, werden wir
wahrscheinlich nie erlangen. Aber bei wie vielen Urkun-
den des alterthums tritt denn überhaupt dieser faU ein?
238 Spiegel
Allgemein wird es zugestanden, dafs innerhalb des Avesta
die metrisch abgefafsten stücke, die sogenannten GäthSa,
die schwierigsten sind. In diesen haben wir noch fragen
der allgemeinsten art zu lösen wie Ober den zweck, inhalt
und gedankenzusammenhang dieser gedichte; hinter diesen
Schwierigkeiten treten die gewöhnlichen fragen Ober die
construction der einzelnen sätze, die bestimmung der Wort-
bedeutungen ganz in den hintergnind, obwohl auch hier der
zweifei genug sind. Trotz der vielen Schwierigkeiten glau-
ben wir aber an einer endlichen glücklichen lösung dieser
aufgäbe nicht verzweifeln zu sollen. Es ist sogar die m^-
lichkeit nicht ausgeschlossen, dafs es einem genialen for-
scher gelingen könnte mit einem male durch glückliche
combinationen die mehrzahl der dunkelheiten aufzakl&r^i,
welche uns bis jetzt hindern weiter fortzuschreiten. Diese
lösung der frage ist jedoch immerhin die unwahrschein-
lichste, viel wahrscheinlicher scheint es uns, dafs eine gute
anzahl von forschem längere zeit hindurch sich abmühen
werde, den sinn und gedankengang einzelner gedichte, ja
einzelner Strophen und verse zu ermitteln und dafs erst
dann, nachdem durch solche zeit und geduld erfordernde
vorarbeiten die einzelerklärung fortgeschritten ist, es ge-
lingen werde den Zusammenhang im grofsen genauer zu
erkennen. Die exegese der Gäthäs dürfte mithin einen
ähnlichen verlauf nehmen wie die des buches Hiob. Mit
dem eben genannten buche scheint auch darin eine ähn-
lichkeit zu bestehen, dafs die kenntnifs des Zusammenhan-
ges und des gedankenganges der GäthSs den einheimischen
erklären] schon frühzeitig abhanden gekommen ist. Diese
erklären meist jeden einzelnen vers fQr sich und der sino,
den sie in vielen fällen gewinnen, widerspricht so sehr den
gewöhnlichsten regeln einer philologischen exegese, dafs man
ihn durchaus nicht annehmen kann. Man wolle indefs ans
dieser Sachlage keine voreiligen Schlüsse ziehen. Gar hftofig
geschieht es auf diesem gebiete, dals man anfangs f&r falsch
hält, was sich f&r die weiter fortgeschrittene forschnog als
das einzig richtige ergiebt. Unsere kenntnifii der GäthiB
anzeigen. 239
ist noch keine solche, dafs es uns erlaubt wäre ein end-
gültiges urtheil Ober den werth oder unwerth der tradi-
tion abzugeben; überhaupt haben sich noch zu wenige for-
scher mit der sache beschäftigt, als dafs man die endgül-
tigen resultate von snbjectiven ansichten in jedem einzel-
nen falle genau scheiden könnte. Darum ist bis jetzt jeder,
der sich mit diesem theile des Avesta beschäftigt, gehalten
die tradition selbst zu studiren. — Zur erklärung dieser
so schwierigen texte nun %at sich hr. Eossowicz entschlos-
sen beizutragen und eine neue erklärung derselben zu ge-
ben, von welcher uns die beiden oben angeftlhrten Schrif-
ten die ersten abtheilungen bringen. Der hr. verf. ver-
fährt dabei rein philologisch: er schaffl; sich selbständig
seinen eigenen text, wozu ihm die vorhandenen ausgaben
mit den ihnen beigegebenen Varianten das material liefern,
er übersetzt und erklärt denselben — immer mit rücksioht
auf seine Vorgänger, aber ohne sich durch dieselben in
seiner eigenen auffassung behindern zu lassen. Ueber die
grammatische und lexikalische auffassung der einzelnen
Wörter und sätze sucht er sich gewissenhaft rechnung zu
geben, besonders aber sucht er in den sinn und Zusam-
menhang der einzelnen Strophen und gedichte einzudringen
und fUgt zu dem ende, wo es nöthig erscheint, den ein-
zelnen versen längere erläuterungen bei. Namentlich in
dieser hinsieht scheint uns hr. E. sehr beachtenswerthes
zn leisten und ref. bekennt gerne gar manches von ihm
gelernt zu haben. Auf einzelnheiten hier einzugehen neh-
men wir bei den zwecken dieser Zeitschrift anstand; was
wir zn bemerken hätten, würde eher in eine philologi-
sche Zeitschrift passen als hieher, denn die Sprachverglei-
chung tritt in diesem werke gegen die philologische exe-
gese sehr in den bintergrund. Wir glaubten aber hier
diese arbeit auch denen empfehlen zu müssen^ welche aus
linguistischen rficksichten von den Gäthäs und deren inhalte
kenntnifs zu nehmen wünschen.
Fr. Spiegel.
240 Schmidt
Ueber wesen und aufgäbe der sprachwissenscbafb mit einem Qberblick fiber
die hauptergebnisse derselben. Nebst einem anhang sprachwiBsen-
schaftlicher literatur. Vortrag bei gelegenheit der feierlichen Yerkfln-
digung der preisaufgaben, gehalten von prof. dr. Bernhard Jdlg, d. s.
rector der uuiv. Innsbraclc. Innsbruck 1868. 63 ss. 8.
Der verf., bekannt für den ausgedehnten kreis seiner
Studien, gibt in diesem scbiiflchen einen sehr knapp ge-
haltenen umrifs der Sprachwissenschaft. Natürlich sind in-
nerhalb der grenzen eines Vortrages kaum die bauptpunkte
alle andeutbar. Allein der verf. hat für alle diejenigen,
welche sich weiter zu belehren wünschen, durch .den an-
hang gesorgt, in welchem, dem gedankengange des Vor-
trages folgend und durch fortlaufende nummern mit ihm
verbunden, die wichtigste literatur f&r alle behandelten fra-
gen zusammengestellt ist, wofür man ihm nur danken kann.
Der Vortrag beginnt mit der Scheidung von sprachkennt-
nifs, Sprachwissenschaft und philologie. Letztere beide be-
dingen sich gegenseitig, unterscheiden sich aber in der
methode, indem die Sprachwissenschaft nicht zu den histo-
rischen disciplinen gehört, vielmehr die naturwissenschaft-
liche methode befolgt, dabei aber nicht aufhört eine auf
der Psychologie beruhende geisteswissenschaft zu sein. In
der eintheilung der sprachen schliefst sich der verf. an
Humboldt und Schleicher an und betont die sprachlichen
Verhältnisse als ein wesentliches hilfsmittel der ethnogra-
phie und der „linguistischen paläontologie^. Als anhabe
der Sprachwissenschaft wird dann ein System der allgemei-
nen Sprachenkunde und eine wahrhaft allgemeine gramma-
tik gefordert. Den gröfsten theil des Vortrages nimmt eine
systematische aufzfthlung der hauptsftchlichsten bekannten
sprachen aller^erdtheile ein, wobei unser sprachstamm fi^
lieh etwas stiefmütterlich behandelt ist, denn aufser den
arischen sprachen sind nur die italischen detaillierter anf-
z&hlung gewürdigt worden. Doch wäre ungerecht hier zu
tadeln, da über diese Verhältnisse heute zu tage leiobt
überall auskunft zu gewinnen ist, während eine gedrängte
aufzählung der aufsereuropäischen sprachen nach ihrer ver-
anseigen. 241
wandtschaft nur dem fachmanne 2u i^ebote steht und da-
her auf alle fälle ein dankenswerthes unternehmen ist* Zur
allgemeinen Orientierung in. der sprachenweit ist dies sohrift-
eben zu empfehlen.
Johannes Schmidt
Ethnogtfnie GauloiBe III. Preurea intolleotaeUes : le G^nie GanloU
etc., par Roget, Baron de Bellogaet. XI and 646 8. 8. Paris,
Maisouneure 1868.
Referent hat die beiden ersten bände dieses inbalt-
reichen national werkes in den Beiträgen I, 4 und lU, 2
(1858. 1862.) angezeigt, und erbittet deshalb auch fbr diese
anzeige eintritt innerhalb der engen schranken, die er mit
rflcksicht auf den — hier nur wenig berührten — sprach-
lichen zweck der Zeitschrift sich zu ziehen hat
Jede Seite auch dieses bandes zeigt die vollständige
ausbeutung der mannigfaltigsten quellen der gallischen
kniturgeschichte durch den verfassen Den umfang selt-
nes gebietes bezeichnen die hauptnibriken: „Caract^re
national et facultas intellectuelles; Moeurs et coutumes
priväes; Institutions et croyances religieuses, le Druidisme,
6€s dieux et ses rites, les Druides, leurs fonctions religieu-
ses et civiles, leur hi^rarchie et leur enseignement; Insti-
tutions civiles, politiques et militaires; Industrie et com-
merce; Les monuments dits oeltiques appartiennent-ils au
genie gaulois?^
Der Verfasser nimmt bei seiner kritik der quellen mit
recht an : dafs vielen urtheilen der Römer Ober die Gallier
die gegen alle „ barbaren ^ gewohnte hochmüthige verken-
nung und unkenntnifs anklebe, zu welcher noch seit dem
siege des ersten Brennus rachsüchtiger hafs kam, obgleich
die Gallier damals römisches unrecht gezüchtigt hatten.
Wir machen namentlich auf die besprechung von J. Cae-
sars commentarien p. 158 ff.- aufmerksam. Obgleich nun
der Verfasser die Gallier gegen so viele ungerechte ur-
Beiträge z. vgl. sprach f. VI. 2. lg
242 biefenbach
theile zu vertheidigen und ihre guten eigenscbaften zu be-
leuchten sucht, so ist er doch keineswegs blind ftkr ihre
mängel. Bisweilen knOpft er an diese auch patriotische
mahnungen an ihre Epigonen. Allzu grofses gewicht legt
er p. 135 ff. auf den Unsterblichkeitsglauben der Gallier,
von unserem Standpunkte aus betrachtet.
Die Beigen erklärt er fQr Gallier, nur in dem be-
kannten Satze: „plerosque Beigas ortos ab Germanis*' ftr
eine blofs geographische bezeichnung der grofsentheils aus
eingewanderten Germanen bestehenden bewohner Bdgiums.
Die Germani minores nebst Aduatici, Nervii und Treviri
hftlt er fbr in politischer hinsieht gallisierte Deutsche, was
wir nicht thun mögen. Den namen der Kimmerier trennt
er p. 156 ff. richtig von denen der Cimbri und der britan-
nischen Kymren, vermuthet jedoch in jenem durch die be-
w^nngen der Skythen westwärts gedrängten Tolke einen
theil der keltischen einwanderer in Europa. Er nimmt
p. 142 ein längeres verweilen der Kelten und der Germa-
nen neben den eranischen familiengliedern in Asien an,
wie wir es sonst eher den Griechen zuzuschreiben pflegen.
Seine ansiehten Ober die Liguren entwickelt er hier pp.
45. 52. 171. 184. 535 ff. und II, 263 ff. 301 ff. Er findet
•ie, auiser in Gallien und Italien, auch in Iberien und io
Grofsbritannien , und zwar hier nicht blofs in den Loe-
griern, sondern auch in dem grundstocke der Gaedhail oder
Galen. Zugleich trägt er auf sie die sonst — mit unzu-
reichenden gründen — behauptete Verwandtschaft der Ibe-
ren mit den Berbern Ober. Seine Sätze und folgerungen hal-
ten wir fiberall, auch wo wir sie nicht uns aneignen mö-
gen, der beachtung werth. Dafs übrigens die Iberen mit
den Pinnen nichts zu schaffen haben, und dafs jene, sowie
viele vorgeschichtliche Europäer, Dolichokephalen sind,
haben die neuesten forscbungen erwiesen (vgl. pp. 232. 531)«
In Irland werden wir, wenn auch späte, iberisch- baskiscbe
einwanderungen nicht zurückweisen dürfen (vgl. p. 233)«
Auffallend ist uns die vergleichung (p. 121) des skan-
dinavischen As (aus Ansl) mit dem indischen Asu, dem
anzeigen. 243
keltischen Esus und dem nrnbriBcben Eson. Indessen
verwahrt sich der Tcrfasser p. 144 selbst, dals seine iin*
tersuchnngen Ober Esos keine eigentliche etymologie be-
grQnden sollen. Der kymriscbe Hu durfte nicht (p. 151)
zugleich mit den sanskritischen stammen Sn und Hu
verglichen werden. Bei dem Coifi, dem oberpriester der
Northumbrer bei Beda (angeblich gaidelisch coibhi und
dergl., vergl. J. Grimm, d. mythologie s. 82) erinnert der
Verfasser p. 249 an den samothrakischen Kabirenpriester
Ko^g, Koirjg bei Hesychios. Ebendas. gleicht er die Nam-
ueten mit den Samniten Strabons und den Amniten
Dionysios des Periegeten. Seine yergleichnngen der Si*
rona als mondgöttin p. 270 ff. und der Saroniden p.
298 ff. mit kymr. ser gestirne n. s. w. halte ich schon des-
wegen ffir unstatthaft, weil in jener alten zeit ohne zwei-
fei kymr. ser noch ster lautete (vgl. m. OriginesEuropaeae
no. 137). Gewagt erscheint auch die deutung der benen-
üQDg IJagaatToi als einer ursprünglich keltischen (p. 334).
FOr raeto- gallisch planarati u. dgl. (plaum aratri?)
p. 439 ff. II, 81 ff. erlaube ich mir zur ergänzung und viel-
leicbt zur berichtigung auf meinen artikel darflber a. a. o.
no. 255 zu verweisen, wo noch Diez, etjrmol. Wörterbuch
der rom. sprachen 2. ausg. I, 28 ff. zuzuziehen ist
unsere wenigen aussetzungen mindern natürlich den
hohen werth des buches nicht, welches flberdiefs vor vie-
leo andern die klarheit, nettigkeit und Qbersichtlichkeit
der anordnung und der ganzen darstelluogsweise voraus
hat, die wir überhaupt nicht selten den Franzosen gegen-
über den Deutschen nachrühmen müssen.
Frankfurt a. M. im märz 1869.
Lorenz Diefenbach.
Altbohmisch vrtrati und altind. vrträ-.
Es kommt nicht selten vor, dafs Wörter und redewei-
Ben, welche eigentlich dem heidenthume angehören, sich
16*
244 Burda
tief in die christliche zeit hinein erhalten haben, weil der
Zusammenhang derselben mit der mythologie nicht mehr
empfanden oder die bedeutung modificiert wurde.
Ein solches wort scheint nun das altböhmische ver-
bum vrtrati zu sein. Vor allem ist es aber nöthig, eini-
ges über die form dieses Zeitwortes vorauszusehicken.
Nach Schleicher, Comp. §. 176, 2; §. 179, 3 und §.181
kann man für die altbulgarischen und mithin auch für die
böhmischen consonanten t, v, r dieselben laute als ursprüng-
lich voraussetzen, so dafs diegrundform des wertes vrtrati,
abgesehen vom infinitivausgang ati, die nämlichen conso-
nanten enthalten wird. Wie ferner aus einer anmerkung
auf s. 18 desselben werkes ersichtlich ist, kann im böhmi-
schen r (oder 1) durch vocalschwund selbst vocalisch wer-
den, d. h. mit andern consonanten ohne jeglichen vokal
Silben bilden. Z. b. mr-tvy (todt) ist nur im suflixe vom
altind. mr-tas verschieden, vrtrati ist ein abgeleitetes
verbum, wie z. b. die altbulgar. dölati und glagolati.
Als nomen läfst sich zu vrtrati zunächst nur vrtrak
nachweisen. Aber neben iebrati (betteln) gibt es zwar
auch nur ein 2ebrak (bettler), doch liegt ein stanun ie-
bro- in zebro-ta (bettelei, vgl. altbulg. dobro-ta, ra-
bo-ta) deutlich vor. So kann man auch annehmen, dais
vrtrati von einem nominalstamme vrtro* abgeleitet ist
Was nun diesen erschlossenen nominalstamm vrtro- be-
trifft, so steht lautlich nicht das mindeste im wege, ihn
mit dem altind. stamme vrtra- zusammenzustellen. Fer-
ner ist noch die bedeutung von vrtrati bemerkenswerth.
Es bedeutet zumeist „aus Unzufriedenheit, aus unwiUen
murren'^; doch ist aus vrtrak (ohrenbläser, verläumder)
und vrtranie (schmähung, lästerung) ersichtlich, daß es
neben „murren^ auch „schmähen, lästern, verleumden^ be-
deutete, d. h. es bezeichnete böse handlungen.
Wenzel Burda.
miscellen* 245
Das litauische suffix -kla-.
Nesselmano filkhrt im glossar zu seinem werke: die
spräche der alten Preufsen, das umschriebene perfectum
„ebseutli-uns assei^ (du hast bezeichaet) an. Wenn man
in dem worte eb-sentli-uns von der praeposition eb und
dem 8uffize des part. perf. act. -uns absieht, so bleibt der
verbalstamm 'sentli- Qbrig, der dooh nur einem abgeleite-
ten verbum auf urspr. aja angehören kann. Der nominal-
stamm aber, von welchem dieses verbum gebildet worden
war, ist wohl *sentla* = urspr. gantra-, abgeleitet von der
Wurzel *sen (s wie tönendes slawisches z zu lesen, vergL
litauisch £in*6ti) mittels des sufUxes -tla* as urspr. »tra-
(vgl. altindisch vas-tram, ;^t;-rAov).
Mit diesem prenfsischcn stamme ^sentla- nun ist der
litauische iänkla- in £6nkia8 (zeichen) identisch bis auf den
umstand, dafs hier k ftVr das ursprflngliche und zu erwar-
tende t steht. Dies erklärt sich jedoch so, dafs der Li-
tauer die für ihn schwer auszusprechende lautgruppe tl in
die bequemere kl übergehen liefe.
Uebergang von t in k in einer nicht beliebten con-
sonantenverbindung steht übrigens auf dem gebiete des
slawolitauischen nicht vereinzelt da. Denn das altlitauische
ordinale s^kmas neben dem preufsischen septmas kann man
nur so erklären, dafs p ausgestofsen , t aber wegen des
folgenden m in k verwandelt wurde. Auch ein böhmischer
dialect zeigt kl für tl: z. b klustej, in der Schriftsprache
tlusty (dick) = altslov. tlüstyj ; ferner klouci, in der schrift-
dprache tlouci (schlagen) =» altslov. tlüäti, welches neben
dem regelmäfsigen tleäti vorkommt.
Man kann somit annehmen, dafs das litauische suffix
-kla- nicht nur in seiner function mit dem urspr. -tra-,
griech. -roo-, -rlo- und slaw. -dlo- übereinstimmt, sondern
auch lautlich mit ihnen identisch ist.
Wenzel Burda.
346 Bandouin de Coartenaj
1) Nachtrag zu beitr. V, 209.
Im poloischen poc {pödi) (imperativ, geh) fbr und
Deben pojo (pöjdi), p6d^ (sie werden geben), prydq
(sie werden kommen) f&r und neben p6jdq, p^yjd^i, ist
die eigentliche wurzel spurlos verloren gegangen. Die
gnindform ist: 1) pojidji = po (prftposition) -Hji (wur-
zel) -f- d (wurzeldeterminativ) +ji (imperativzeichen);
2) po-Hji-4-d-hg, pfy-+-ji-|-d-f-^. — In we^ (wez)
(imperativ, nimm) zeigt sich die wurzel Jim nur noch in
der erweichung des auslautenden eonsonanten. Die grund-
form ist wez-jim-ji, und wirklich finden wir im Uteren
polnisch w e :^ m' i * ).
2) Uebergang des i in u im pobiischen.
Die participia praeteriti, jetzt das praeteritum bildend:
b'il (schlug), p'i} (trank), rob'it (machte), kup'il (kaufte),
ndaw^tt i^ (erstickte), nosil (trug), chodzit (ging), und
selbst gnit (faulte) u. s. w. werden von manchen b'ul,
{/ul, rob'ul, kup'ut, udaw'ul s^, nosut, chodzut,
gnul ausgesprochen**).
umgekehrt sind die noch im 1 6. jahrh. vorkommenden
luto^c (mitleid), luto^ciwy (mitleidig), lutowac sq
(mitleid haben) in litosc, lito^ciwy, litowac i^ Über-
gegangen. Daneben existirt heute ein anderes lutowac,
von dem deutschen löthcn. — Das im 16. jahrh. vor-
kommende licem'ernicy (pharisäer, wörtl.: antlitzmesser)
erscheint im 15ten noch als lucem'ernicy; heute leben
nur einfaches lice, oblice (antlitz), ^liöny (hfibsch) und
poliöek (wange) mit ihren ableitungen. Von dem letzten
*) Ein beispiel, in welchem die wurzel ans tieftoniger nlbe» olme mi
praepositionen gepreset zn sein, verloren gieng, ist mianowad nennen, alu
bnlg. inienoTati von im^ =3 orspr. gnS-man. J. S.
^) Ist wohl nnr Wirkung des 1, das hier wie nl gesprochen wird nnd
das vorhergehende i verdringte, von dem nur noch die erwdjtavg d«
Bonanten flbrig ist: noAit, *no<iul, nosnl. Ar« "^^
misceUen. 347
Worte wird in der warschauer gasseDSprache warselgenift*
fses primäres pölik gebildet*).
3) Zur geschichte der polnischen zahlworter.
In den polnischen deukmälern des 15. und selbst des
16. Jahrb. lesen wir noch:
do p'^ci na ^ce (aus dzes^ce) lat, heute: do p'et-
DBstu lat (bis zu 15 jähren), od dwu na ^ce lat, heute:
od dwunastu lat (seit 12 jähren), jeden na ^ce zwo-
leniköf, heute: jedenastu zwoleniköf (11 anhänger),
jeden ze dwu na ^ce h. jeden ze dwunastu (einer
von 12), podtug dwanasce gWazd h. dwunastu (nach
12 Sternen), dwa na ^ce koronami h. dwunastu (mit
12 krönen);
f p'^tem na ce lece h. f p'etnastym (im lö.jahre),
f cfartem na ce lece h. f öternastjm (im 14. jähre);
cfartego na ^ce dha h. 2ternastego dna(de8 14. ta-
ges), p'qtego na ^ce dna h. p'etnastego dna (des 15.
tages); z Vinq petnad^eic^ h. p'etnast§ (mit der
15. schuld);
we dwanastym kapitulum h. we dwunastym
(im 12. capitel).
4) pcola.
In einem polnischen denkmale des 15. jahrh. finden
wir noch den gen. plur. p66t (später piiöt, der bienen),
aber schon neben dem instr. ps6o}am'i. — Im russischen
lebt bis jetzt pceta, und im böhmischen fdela (vöela
geschrieben).
5) slza.
In den polnischen denkmftlern des 14., 15. und selbst
in denen des 16. jahrh. lesen wir noch nom. sg. st z a (viel-
*) Altbolg. lice tuMhb, licemerü Simulator. Das u in lacem'er-
nicy kann nicht alt sein, sondern wird wohl seinen nisprong irgend weloher
analogic «Mmt falschen te^tnng yerdanken. Sr.
248 Stokes
leicht nar so geschrieben) oder ziza, heute ')za (thr&ne)«,
Dom. pl. zlzj, loc. pl. w zlzacb, gen. pl. ztes u. s. f.
Wenn es je stza gelautet hfttte, dann mOfste dies wort
zweisilbig (st-za) sein; denn in einer silbe geht s vor z
in z über. Wenn man ztza sprach, dann konnte es ent-
weder zweisilbig (zt-za) oder einsilbig (zlza) sein.
Das wort zlza lebt bis heute als pl. zotzy neben
tza, aber in anderer bedeutung: )za ist thräne, zotzj
feifei, drüsen (pferdekrankheit).
Berlin, jnni 1868.
J. Baudouin de Courtenay.
Addenda.
Beitr. V s. 310. 3. pers. plur. pan oa(n)t ouz e reo
dan marv wben they were dragging him to the death
M. 123 a.
8. 325. part. praet. pass. aznat (cogneu, notus) Cath.
8« 328. inf. gouzout. Die <ere form gouzvoat
findet sich im Catholieon: da gouzvout (gl. scilicet).
8. 335. 2. pers. sing, imperat.: crist haz-vez trogarez
ouzimp (Cr., ayez mercy de nous) Cath. s. v. Crist*
8. 337. secund. praes. 3. pers. sing, douque M. 28a.
s. 338. part. praet. pass. dionguet (gl. delatus) Ca-
tholieon: dizoen (ss di-doen) gl. deferre ibid.
8. 344 anm. füge hinzu altbreton. difeitb in barb-
difeith rough-beard Cart. Roton. ed. de Courson.
8. 357. part. praet. groaet Cath. p. 81.
8. 361 z. 21 statt: dem armen manne lies: den armen
leuten.
Corrigenda.
Seit ich meine abhandlung über die mittelbretoni*
sehen unregelmäfsigen verba (Beiträge Y, 306) niederge-
schrieben, bin ich in den besitz von Lhuyd's Archaeo-
logia britannica (Oxford 1707) gekommen und ^|M darin
mifleellen. 349
eine flbersetzang von Manoir's armoriscber grammatik. Ma-
noir^s anordnung der tempora des verbums ober (facere)
setzt mich in den stand formen, die ich (ohne grofses Ter-
tränen) als secund&res praesens bezeichnet hatte (Beitr.
V, 354), an ihren richtigen platz zu stellen. Ich sehe jetzt,
dafs die formen gueren, guerue, gueure dem praeter^
itam angehören und s. 351 (wo beiläufig fQr greomp im
paradigma gresomp zu lesen ist) hätten eingefügt werden
sollen, während die formen sing, grahenn, grabe, plur.
grahemp, grahech, grahent dem secundären futurum
oder, wie Manoir es nennt, dem optativ angehören. Die
formen guereu, gnerue, gueure fecit (Manoir's e eure)
sind mir dunkel. Kann das h im futurum grahenn u. s. w.
das ältere s vertreten, von dem wir im irischen so viel
Beispiele haben? So in deuhymp (wir werden kommen);
ahy (er wird gehen), ahimp, eheut, ahint; grohimp
(wir werden thun), greheut, grehint.
8.310 z. 28 für: vit% deandid lies sit^, diand-id.
s. 325, z. 8 von unten fQr: lat. ad- lies: ate-.
Calcatta, Weihnachten 1868. Whitley Stokes.
Geehrter herr professor!
Ich beeile mich, Sie und unsere mitarbeiter an Zeit-
schrift und beitragen auf eine der wichtigsten entdeckungen
aufmerksam zu machen, die im gebiete der vergleichenden
mythologie in der letzten generation stattgefunden.
Am 25. Januar d. j. las Mr. W. Hennessey, bereits
durch seine ausgäbe des Chronicon Scotorum jedem celti-
sehen philologen rQhmlich bekannt, vor der irischen aka-
demie eine denkschrift über die weiblichen kriegsgotthei-
ten der alten Iren, im anschlnfs an Pictet's aufsatz „Sur
ane nouvelle deesse Gauloise de la gnerre^. Revue Arch^o-
logique 1868.
Gans neue, unerwartete, reiche ausbeute, fernsiohten
250 Lottner, miecellen.
in das indogermanische alterthum, fernsichten in die inter*
nationalen Terhältnisse der Germanen und Gelten in römi-
scher zeit eröffneten sich, und auch die einsieht, dafs zwi-
schen Norwegern und Iren noch ganz andere dinge als
pfeilschüsse gewechselt worden sind, nämlich ideen, noch
ganz andere töne erklungen sind, als schwerterklirren, näm-
lich gesänge hinüber und herfiber.
Die abhandlung hrn. Hennessey^s ist leider fbr einige
zeit noch dem drucke entzogen. Ich will in der kürze
auf die wichtigsten punkte im voraus die aufmerksamkeit
richten. Es sind die folgenden:
1 ) Es gab gewisse irische kriegsgöttinnen, deren namen
verschieden angegeben werden.
2) Einer dieser namen ist Badb Catha, was allem an-
scheine nach mit dem restaurirten Cathnbodna
dergallischen von Pictet behandelten inschrift iden-
tisch ist.
3) Andere geläufige namen sind: Neman, Morriga,
Ana, Be-Neit.
4) Gewöhnlich erscheinen diese genien zn drei, wenn
sie nicht ganz allein auftreten.
5) Nicht selten ist eine derselben einem beiden speciell
als schützerin und braut zur seite gestellt.
6) Sie erscheinen oft in vogelgestalt, und heifsen dann
eines speciellen beiden „bird of valour^ (Hennes-
sey's ausdrnck).
7) Wo diese gestalt specieller angegeben ist, ist es eine
krähenart (scaldcrow, roystering crow).
8) Wenn das Schicksal den beiden ereilt, verlassen sie
ihn mit schmerzen.
Jedermann sieht und auch dem Scharfsinne berm Hen-
nessey's ist das natürlich nicht entgangen, dafs wir hier
das genaue gegenbild der germanischen Valkyijen haben.
Selbst die krähengestalt wird in der Völsungasaga ana-
drücklich erwähnt.
Ich werde seiner zeit genaueren bericht über diese
höchst merkwürdige entdeckung erstatten. Waa ihr aber
Nacbnif. 251
mehr werth giebt als alles andere, ist, dafs aus gelegent-
lichen äufserungen in brn. Hennessey's abhandlung sieh klar
ergiebt, dafs noch ganz ungeahnte mythologische schätze
in den irischen handschriften stecken, die der genannte
hoffentlich heben wird.
Ich glaube es der Wissenschaft schuldig zu sein, auf
einen so bedeutenden fund aufmerksam zu machen^ da
geraume zeit bis zur ofBciellen Veröffentlichung vergehen
könnte.
Dublin, 7. april 1869. C. Lottner.
Nachruf.
August Schleicher,
geboren den 19. februar 1821 zu Meiningen, gestorben den
6. december 1868 zu Jena.
»
Hie est iUe sitns cui nemo civis neqae hostis
Qaivit pro factis reddere opis pretinm.
Vor wenig mehr denn Jahresfrist ward der Sprachwis-
senschaft ihr begrOnder entrissen, und schon stehen wir
wieder an einem frischen grabe. Bopp war, wie wenigen,
das glück beschieden seine mission ganz zu erfQllen, er
gieng zur ewigen ruhe ein, nachdem er den grofsen ge-
danken seines lebens verwirklicht und ihm allgemeine an-
erkennung errungen hatte. Er hat eine Wissenschaft hin-
terlassen, deren grundlagen durch ihn f&r alle zeiten sicher
gestellt sind.
Schleicher ist vom plötzlichen tode mitten aus frucht-
barem schaffen hinweggerafft worden voll von entwOrfen
zu rastloser arbeit, ohne vollenden zu können was er als
das hauptwerk seines lebens betrachtete. Wohl ist ihm
ein beneidenswerthes loos gefallen im vollgef&hle der kraft
noch auf dem wege zum gipfel des rnhmes abgerufen zu
werden, die aber, welche gleiches strebens die von ihm
252 Nachruf.
gebrochene bahn verfolgeD, empfinden achmerzlieh den ver-
tust des üQhrers, dessen vorbild sie anfeuerte und dessen
Zuspruch sie stfirkte.
Schleicher hat sich nicht ausgelebt, und doch was bat
er geleisteti Mit ausnähme der etymologie gibt es kein
gebiet der Sprachwissenschaft, welches nicht durch seinen
Scharfsinn wesentlich gefördert ist.
Wider willen war er zum Studium der tbeologie be-
stimmt, doch sein reger geist war nicht geschaffen sich
einem starren dogma zu unterwerfen, f&hlte sich vielmehr
zur Philosophie hingezogen. Auch die Hegeische lehre
vermochte den nach sicherer, objectiver erkenntniss stre-
benden nicht dauernd zu befriedigen; er gieng in die schule
strenger philologischer kritik und wandte sich, in ihr me-
thodisch gebildet, dem theile der philologie zu, welcher
der subjectivität am wenigsten Spielraum gestattet, der
grammatik. Dies war das feld, auf welches ihn neigung
und ungewöhnliche begabung gleichmäfsig hinwiesen; dafs
er nicht alle theile desselben mit gleicher lust angebaut
hat, lag tief in seiner natur begründet. Ueberall suchte
er das gesetz der entwickelung, welches die pecsönlich«'
willkQr des forschers ausschliefst, den labyrinthen der ety-
mologie w^r er daher nie hold, sie bot ihm nicht genü-
gende bürgschafteu ihrer ergebnisse, welche selten notb-
wendigkeit, meist nur möglichkeit f&r sich beanspruchen
können; oft genug hat er sich geringschätzig über sie aus-
gesprochen. Um so eifriger widmete er seinen Qeifs den-
jenigen Seiten der Sprachwissenschaft, welche, weniger dem
individuellen ermessen anheimgegeben, in sich selbst ein
regulativ gegen den irrthum tragen: der lautlehre, stamm-
und Wortbildung und der morphologie. Was Bopp in gre-
isen Zügen angelegt hatte, ist nicht zum wenigsten durch
Schleicher weiter ausgef&hrt, schärfer gefafst und berich-
tigt worden. Aber nicht die reeultate allein, zu welchen
er auf diesen gebieten gelangte, haben sein ansehen be-
gründet, sondern vor allen dingen die art, wie er sie ge-
wann und die gewonnenen der Wissenschaft einzuordnen
Nachruf. ^ 253
verstand. Schleicher besafs ein glänzendes organisatori-
sches talent. Wenige Wissenschaften bringen ihre jünger
so sehr in gefabr auf unermesslichem meere die richtung
za verlieren, wie die Sprachwissenschaft. Dem vorgebeugt
. zu haben ist Schleichers nicht geringstes verdienst. Er
ist es, der die Sprachwissenschaft in ein System gebracht
und die fülle des Stoffes unter feste, aus der natur der
Sache selbst geschöpfte gesichtspnncte geordnet hat. Mu-
sterhafte klarheit und methode haben seinen arbeiten xcinen
80 durchgreifenden einflufs verliehen.
Mit der beherrschung des ganzen und der erkenntniss
des allen indogerma^^ischen sprachen gemeinsamen verband
er einen scharfen blick für die eigenthümlichen charakter-
züge der einzelsprachen, welchen er stets gerecht wurde.
Er bekannte es gern, dafs er ein sclave der lautgesetze
wäre, welche er bis ins einzelste beobachtete, verlor aber
dabei nie das grofse ganze aus dem äuge. Gleichweit ent-
fernt von einer aufgezwängten teleologie wie von einem
rath- und ziellosen untergehen im Stoffe, vom idealismus
wie vom materialismus, strebte er stets das eigenthümlicbe
wesen der erscheinungen zu erfassen und das in ihnen wir-
kende gesetz zu ermitteln. Hierbei kam ihm seine frühere
philosophische schule zu statten. Das, wodurch Hegel
einen nachhaltigen befruchtenden einflufs auf die neueren
Wissenschaften geübt hat, ist dafs er den begriff der ent-
wickelung in den Vordergrund gerückt hat. Die organi-
sche entwickelnng in ihrer continuität, ohne sprünge, nach
inneren treibenden Ursachen, ist der leitstern, welchem
Schleicher bei allen seinen Untersuchungen gefolgt ist.
Streng hielt er darauf, dafs man nicht gesetze, welche in
früheren perioden des sprachleben« wirkten, unbesehens
auch auf spätere übertrüge oder umgekehrt. Hiermit hängt
zusammen, dafs er die Verwandtschaft der indogermani-
schen sprachen auf einen rationalen ausdruck zu bringen,
d. h. ihren Stammbaum festzustellen und die Ursprache zu
reconstruieren suchte. Mögen auch manche der hier ein-
schlagenden fragen noch nicht endgiltig gelöst aein, so ge-
354 Nachruf.
bohrt doch Schleicher das unstreitige verdienst sie ange-
regt und könftiger forschnng ihre bahnen vorgezeicbnet zu-
haben*). Nicht genug, dals er die Verwandtschaft der in-
dogermanischen sprachen genau zu bestimmen unternahm,
wies er auch unserem ganzen sprachstamme seinen platz
in der sprachenweit an und entwarf nach mafsgabe des
morphologischen baues die grundzüge eines natflriichen Sy-
stems der sprachen. Dies System wollte er zugleich als
die einzig würdige Classification der menschheit betrachtet
wissen, för welche er mit recht forderte, dafs man sie
nicht wie die der thiere nach leiblichen merkmalen auf-
stellte sondern nach dem eigenthümlich menschlichen, d. h.
eben nach der spräche.
Erhob sich so sein geist zu den höchsten und weit-
greifendsten aufgaben menschlicher Wissenschaft., so ward
er doch nie mAde die anscheinend trockensten Untersuchun-
gen der lautlehre mit gewissenhafter Sorgfalt und nüchtem-
heit zu führen. Und unter seiner behandlung blieb nicht
leicht etwas trocken, überall wufste er das wirkende gesetz
herauszufinden und den Stoff sachgemäfs zu ordnen. Am
glänzendsten bewährte sich sein beobachtungstalent und
seine gestaltungskrafl auf dem felde der slawolettischen
sprachen. Seine litauische grammatik wird lange zeit die
grundlage für das Studium dieser spräche bleiben. Auch
das slawische ist hauptsächlich durch seine formenlehre
des altkirchenslawischen den blicken der Sprachforscher
näher gerückt worden. Leider sollte er die vergleichende
grammatik der slawischen sprachen, welche er als die
hauptaufgabe seines lebens betrachtete, nicht vollenden.
Einen theil derselben, vielleicht den schwierigsten, hat er
zum drucke fertig hinterlassen, die grammatik des jetzt
verschollenen polabischen, von welchem nur dürfUge und
*) Die möglicbkeit, ein bild der nnprache zu entwerfm, findet sieh
snerst nngedentet in Schleichers formenlehre der kirchenslawischen q>rsehe
s. 4. Befremden moTs es, dafs an einem oite, wo die mftnner erwfthnt wer-
den, »deren arbeiten auf die anfhellnng des znstandes des indogermanischen
Volkes Yor seiner trennnng gerichtet sind*', Schleichers name üBhlt«
Nachruf. 255
sehr entstellte aufzeichnungen unkundiger auf uns gekom-
men sind. Hier gab es eine arbeit, wie sie Schleicher zu-
sagte und der wenige aufser ihm gewachsen waren : es galt
den Worten und s&tzen, welche deutsche, der spräche nicht
mächtige aufzeichner nach mangelhaftem gehöre ans vol-
kesmunde aufgeschrieben haben, ihre wahre gestalt zurück-
zugeben« Schleicher bat wiederholt diese polabische gram-
matik sein bestes werk genannt. Die flbermäfsigen an-
strengnngen, welchen er sich unterzog um es zum abscblusse
zu bringen, haben seine gesundheit so untergraben, dals
sie dem anfalle einer lungenentzQndung nicht mehr wider-
stand leisten konnte. Wenige tage vor seinem tode war
er noch mit der Vollendung des manuscriptes beschäftigt.
So scblofs ein rastlos ftür die Wissenschaft wirkendes
leben mitten im besten schaffen. Was wir an ihm verlo-
ren haben, darQber herrscht nur eine stimme. Nicht nur
aus ganz Deutschland, aus fast allen ländem Europas hat
man den hinterbliebenen die aufrichtigsten und zartesten
beweise der werthschätzung des verstorbenen und der trauer
um seinen tod dargebracht.
Schleicher war eine natur von bewundernswürdiger
kraft und rücksichtsloser aufrichtigkeit. Was er als ,wahr
erkannt hatte, danach handelte er gewissenhaft, und das
verkündete er, unbekümmert ob es ihm bei anderen scha-
dete oder nicht. Nicht geschaffen zu concessionen an
herrschende von der seinigen abweichende meinungen zwang
er jeden, der mit ihm in berührung kam, ftir oder wider
ihn partei zu ergreifen. Dabei war er weder intolerant
noch suchte er anders denkende zu seiner meinung zu be-
kehren: „ich kann ja nicht verlangen, dafs alle menschen
mir gleich organisiert seien'', diese äufserung konnte man
oft aus seinem munde vernehmen. In stiller zurückgezo-
genheit lebend war er schwer zugänglich. Wem es aber
gelungen war ihm näher zu treten, der konnte keinen treue-
ren und aufopfernderen freund finden als ihn.
Für seine schüler war ihm keine mühe zu schwer,
keine zeit zu kostbar. Stets war er für sie zu sprechen,
256 Nachruf.
mochte er in seineni garten arbeiten oder, was er in den
letzten jähren oft tage lang hintereinander trieb, mit mi-
kroskopischen pfianzenuntersuchungen beschäftigt sein, oder
am schreibpulte schaffen. Wer das glQck hat sein schüler
gewesen zu sein, kann ihn nie vergessen.
Alles was er war und wufste durch eigene kraft er-
zielt zu haben, mnfste dem manne ein stolzes bewufstsein
geben. Niemals aber ward dies berechtigte selbstgef&U
zur selbstQberschätzung, vielmehr bewahrte der schUcbte
mann eine fast beispiellose bescheidenheit, verbunden mit
dem dränge nach immer höherer Vervollkommnung. ,|Ich
habe mein ganzes leben hindurch nach klarheit gestrebt,
und es soll ja alles noch viel, viel besser werden^, waren
die letzten werte, welche er, aus fieberträumen noch ein-
mal zu sich kommend, sprach.
So lange der name Bopp lebt, wird Schleicher sei-
nen platz neben ihm behaupten.
Johannes Schmidt.
Pott, die Partikeln skr. ^ha, ghä, ba und hi ; zend. zi etc. 257
Die Partikeln skr. gha, ghä, ha und hi; zend. zi;
griech. ya, yä* lith. -gi, slav. ze u. s. w.
Ein etymologisch-syntaktischer versuch.
Von besonderer Wichtigkeit ist unstreitig die partikel
gha und gh& Benfey, gloss. 8.63, vedisch Ar später
daraus entstandenes ha und h& s. 266, aber hi (denn) 207.
Dazu gha pet. wb. II, 869. Was Benfey über deren Ur-
sprung Termuthet: „wahrscheinlich alter adverbial gewor^
dener instr. des pron. gha = lat. ho [d. h. in hun-c,
hö-c, hörum u. s. w.] vgl. griech. ws. lex. II, 187^, kön-
nen wir, als zu nichts fahrend, auf sich beruhen lassen.
Das Sanskrit kennt einen derartigen pronominalstamm nicht,
und aufgehellt wird das wort damit nicht im mindesten.
Wirklichen belang haben jedoch Benfey's weitere bemer-
kungen: „dient zur Verstärkung; hinter pron. der 1. pers.
vaj&m gha (tjfASig y€). Sa ghä o ys. Hinter fi [präp.
zu, bei; adv. herbei]; äd [darauf] mit nächst, id; hinter
kid [urspr. quid, indef. machend: irgend u. s.w.]; hin-
ter j ad vä [jenes o, was; dieses lat. -ve, oder]; hinter
adj. — Desgl. ha und hä, geschwächtes gha = griech.
yi. Verstärkend (Seh. äva, khalu, aber nach Nir. I, 9
vinigrahärhija vergl. Windischm. Sank. 73). Hinter pron.
interrog.; hinter tvam [vergl. Cv;'«], hinter j&d [o]^. —
Im pet. wtb. : „gha enkl. part. der hervorhebung: we-
nigstens, gewifs, ja; meistens nicht zu Obersetzen, ana-
log dem griech. yL Im Bigveda häufig, sonst nur sehr
selten vorkommend. Erscheint oft in verb. mit andern
Partikeln verwandter bedeutung, namentlich nach kid;
Qta; vä und vor id. Man kann folgende Stellungen des
gha als die gewöhnlichsten hervorheben: I) nach pron.
am anfange eines päda: sa ghä nö yöga (lok.) ä bhuvat,
sa räjö sa purandbjäm Rv. I, 5. 3 [was Bösen übersetzt:
Is ntique (d. i. Indras) nobis aoquirendi causa adsit, is
divitiarum causa, is propter omnigenam sapientiam.] Im am
ghä; asja ghä; tava ghä u. s. w. 2) nach präpp. am
B«it(ftge z. TgL sprachf. VI. 8. 17
258 Pott
anfange eines päda: upa, ann, ud, vi, ft, pra. 3) nach
der neg. na. — Nicht selten erscheint die part. im nach-
satz eines bedingungs- und relativsatzes^.
Man hat nun längst erkannt, mit obiger partikel mösse
y^ und yd Ahrens, Dor. p. 115 im wesentlichen gleich
sein. Man nehme nur die gut zum sanskrit stimmende
verb. mit dem pron. dor. Hyu-ya und Jyiop-ya (ohne assim.
des v), tarent. iywv-fi (s. aham mit y, vero, gis. ego vero,
equidem?), rvya ib. p. 248, hfiiv^ya 251. Desgl. böot.
tußv-ya^ falls der asper richtig ist, Ahrens Aeol. p. 206,
Tovya 207. In gewöhnlicher rede, iywye, hfjLOvyt^ iuoiyi^
avyB^ rovToye, bei Epikern oyi Bnttm. ausf. gramm. §. 72
anm. 4 und §. 80. 2. Etwa auch ksl. az 2e, tQ ze, on
2e, oni 2e, ego autem, tu autem, ille autem, illi autem
bei Dobr. Inst« p. 448? Abschwächung von a zu e kann
keinerlei bedenken erregen, zumal sich in etxs^ dor. atxa
{a sogar lang) ein analogen zeigt. Vergl. zeitschr. V, 64.
Gesucht hat man die partikel auch in dem sonderbaren
ausgange des germ. acc. sg., goth. mi-k, thu-k, si*k,
mich, dich, sich, was sowohl nach sinn als form angienge,
indem das sanskrit auch die enkl. formen mä, tvä (m^
te), gr. ui, ff^, ^ (so), hat. S. Westphal in zeitschr. II, 177,
Bugge IV, 243. Auf blofsem zufall mag es beruhen,
wenn der Serbe einigen casus der pron. die silbe ka, kar
und karena, z. b. menika, tebika u. s. w., anhängt.
Grimm gramm. s 57. — Mit recht aber verwirft Schwei-
zer zeitschr. II, 372 die von Benfey versuchte gleichung von
unserem gha, yd mit lat. hi-c, illi-c, ist:-c (nebst
ecce, nnn-c, tun-c: tum, si-c) zu eis, ixel^ weiche,
abgesehen von der lautschwierigkeit, auch dem sinne nach
fem abliegen. Das lat. -ce hat eine örtlich hinweisende
bedeutung (der da, jener dort, wie der schlufs in 63^i
u. s. w.), was aber von oye zu behaupten aller wahrbeit
gröblich widerspräche. Vgl. Härtung, gr. part. I, 408 z. b.
aus II. «, 303 liiya 'igyov^ 6 y^ ov Svo avSqi (figouv so
grofs, dafs, quod qnidem u. s. w. (formell wie im skr.
gha hinter ja d!). Dagegen H. i;, 286 o ov dvo y avSgi
die partikelo skr. gha, ghi, ha und hi; sd. zi etc. 259
(figouv^ wo das tongewicbt vielmehr auf die zweizabl, ne
dao quidem, gelegt worden. — Lottner will aus der ge-
stalt yi neben hyui^ s. ah am, dessen b mit aller gewalt,
jedoch durchaus unwahrscheinlich, aus gb entstanden sein
soll (als „Sprecher^ yermothlicb zu s. aha, d. i. ait, ri)
u. 8. w., wie überhaupt aus dergleichen lautveränderungen,
etwas verfTObete folgeruogen für völkergescbichte ziehen,
während sich Kuhn 11, 270 mit bezug auf ah 4m skepti-
scher verhält. — Wer übrigens von dem weiten syntakti-
schen gebrauchsumfange von /ä näheren aufscblufs wünscht,
den verweisen wir auf Härtung, griech. partikeln I, s. 344
bis 416, wo freilich alles, was zu vermeintlicher etymolo-
gischer auf hellung von yi gewagt worden, längst von der
Wissenschaft fiberholt ist. Fe, sowie äyavj ja sogar das
mit Sid (eig. acc. pl. von der zahl zwei, vgl. TQia) in seinem
iDtens. gebrauche (durchweg, durchaus) gleiche ^a-, mit
8. saha in Verbindung bringen zu wollen, was H. s. 228.
350 versucht, konnte dieser um so weniger vor sich recht-
fertigen, als er selbst in dem h von saha einstiges db ver-
muthety welches doch auch nicht mittelbar — durch h hin*
durch — zu 7^ oder zu ^ zu werden vermöchte. Man mufs
diese ansieht vollends fallen lassen, seitdem in den veden
(s. Benfey glossar s. 190) mehrere compp. mit sadha,
zd. hadha, bezeugt sind. Ob übrigens äya^f, in compp.
blofs aya^ {dyd&eogy ijyd&toq^ etymologisch verschieden
t,d9toq)^ sei es nun mit wegfall von v, wie jirXctyBvrjg^
oder weil v dort accusativendung, mit unserem gha =
/£ sich irgendwie berühre: ist mehr als zweifelhaft. Lith.
ganä genug, lett. gan (ganna) genug, vollständig (als
part. gan, gana wohl, zwar, Bielenstein lett. grammatik
8. 408) bietet wohl nur den äufseren schein einer Ver-
wandtschaft. Sonst müfste in dyav der nasal wurzelbaft
sein. — Hievon abgesehen findet sich in Hartungs dar-
stellung von der part. ;€, so viel ich einsehe, nichts, was
dem nur vielleicht um vieles engeren und minder ausge-
bildeten gebrauche des indischen gha und ha wider-
spräche. So wird 2. b. s. 348 gesagt: „Wie nahe uiv und
17*
ieo Pott
yi sich stehen, hat man allgemein gefehlt and erkannt,
ohne noch zu wissen, dafs in der lat. spräche yi^ d.h.
qai-dem [nach meiner meinnng nicht vom mit yi Hart
s. 354, sondern ans quid mit dem, wie das nentr. i-dem],
wirklich fbr das synonymum eintrete, und die beiden ämr
ter, welche im griechischen getheilt sind, zugleich ver-
walte. Derjenige unterschied, welchen man gewöhnlich
angiebt, dafs juäy den satz, yi einzelne Wörter angehe, ist
unwesentlich [doch wohl nicht so ganz, zumal ja die ent-
sprechende indische part. zur hervorhebung einzelner wör«
ter dient], und, so gefafst, nicht einmal richtig. In der
bedeutung beider Wörter herrscht kein anderer, als der,
dafs bei f*ip auf die Wahrheit und gewifsheit [?], bei yi
auf die stärke und flberlegenheit der Sache getrotzt
wird^. Und femer: „fTä^ bezeichnet den umfang [ver-
möge seiner kürzung aus nagl, s. meine präpp. s. 489],
yi die überlegene kraft und stftrke, nig nimmt die sache,
so weit und breit, yi^ so fest und tüchtig sie ist
Will, man die grundbedeutung des ^i noch sinnlicher, d.h.
räumlich fassen: so bezeichnet es die Verdichtung, so
wie 9tiQ die ausbreitung. Das gedrungene ist nicht mehr
zu beengen, und macht die feindlichen aogriflTe von sidi
abprallen: femer ist das intensive nachdruckvoll und ge-
wichtig, schliefst empbasis, auszeichnuug und her-
vorhebung ein^. Ueber restriction (vergl. z. b. skr.
khalu, womit ha erklärt wird) s. 346. Wenn man scher-
zen wollte: nicht wahr, da könnte man gelegentlich von
gha an s. ghana (fest zusammengeschlagen) compact, fest,
hart, und zwar um so eher mit einigem scheine erinnern,
als von der gleichen wz. han auch gha schlagend, tödtend
vorkommt? — In Lassende Anthologie: Ha part. vocabulo
antecedenti vim addens, yi^ postmodum ad versnm explen-
dum inaniter addita; inpr. perfecto. Sodann: Hi part
enim, nam. Ab initio propositionis aliena est et primum
aut plura vocabula sequitur. Saepius ponitur ni^Kajdna,
ut Indoram grammatici loquuntur: ad affirmationem et
confirmationem de re certa aut nota (ja).
die Partikeln skr. gha, ghl» ha und hi ; zend si etc. 261
Die neg. na, lasen wir oben, kommt mit gha vor.
Auch giebt das pet. wb. unter na an: ,,die verb. na ha
bewirkt, dafs das verbum finitum seinen ton bewahrt, wenn
unter der form einer in der znkunft negirten thätigkeit ein
verbot ausgesprochen wird. Pan. 8, 1, 31 na ha bhök*
djase, na hädhjeöjasö s. v. a. Du wirst nicht essen,
du wirst nicht lesen, das sage ich dir in allem emst^. Aehn-
lieh das yi in ausrufen, welcherlei auch die stelle eines
befehles oder Wunsches vertreten können. Härtung s. 372
z. b. L. X, 235 fit]8i avy' xaXleineiv, dafs du nur ja
nicht. *'£a ys tovra^ o lals dasi Weiter vergl. Härtung,
wo er, nachdem von dem zusatze des yk zu persön-
lichen fQrwörtern und demonstr. um des contra-
stes willen die rede gewesen, s. 369 bemerkt: „die part.
tritt in diesem sinne sowohl hinter confirmativen part. als
auch hinter den negg. oim und fci? nicht selten ein ^. Es
habe aber Nägelsbach Comm. de part. yi usu homerico
p. 18 gezeigt, die negation mit yi hinter sich besage so
viel als ne — quidem. Ov8i ... ye und fit^öi . . , ys s.399. —
Es fragt sich nun, ob wir nicht auch anderwärts einer
dem s. gha entsprechenden part. begegnen, und wollen wir
zunächst einige gerade mit negation verbundene anhängsei
ins äuge fassen. Da haben wir also vor allem im altn. die part.
gi, die nach t und s (vermöge der härte dieser laute) ki
lautet, nur als suffix vorkommt und verneinende kraft
hat. Grimm III, 33. Sie wird an partikeln, nomina und pro-
nomina (nie an verba) gehängt. Svägi (ita non), thägi
(tum non), aevagi (nunquam); thö (tarnen), theigi,
theygi(non tamen, neutiquam); ülfgi (lupus non); thatki
(id non). Besonders eingi, eingi, ecki (in letzterem as-
similation von t) nullus u. s. w. An und für sich, d.h.
aufeer verb. mit der part. ni, ohne welche sie selten vor-
kämen, verneinten sie freilich der strenge nach nicht, so
wenig als frz. jamais, rien und dergl. limitative ausdrücke
(s. et. forsch. I, 345 ff.). So komme hvatki fbr qoidqaam
(nicht nollum), h v a r g i für n b i q u e (nicht nusquam) u. s. w.
vor. Wegen des n jedoch in ahd. und alts. huer-gin
262 Pott
(irgend, mit schmarotzerischem d) macht Grimm s. 32 den
ausgang einer berfihrung mit goth. hun, z. b« ainshuD
(uUus) verdächtig; und scheint auch der schlufs in ags.
hvägu, nach Grimm s. 30 mit gu aus ju (quondam), im
sinne von je, irgend, nicht etwa mit lith. gu, z. b. in
argu vergleichbar. Woher Biigge zeitschr. IV, 243 sein
gham [doch nicht etwa die interj. ham?] haben will f&r
gha, weifs ich nicht, und kann es deshalb nicht zur aufklä-
rung von ahd. huer-gin dienen. Vollends nicht, wenn
goth. mi-k s= kfiS' ;€, thu-k aiye Od. I, 386 sein sollte.
Deshalb möchte ich auch nicht altn. hvargi mit MikJ.
lex. p. 192, mindestens ohne das bekenntnifs einigen Un-
glaubens, zu ksl ze halten. Uebrigens hat man doch aneb
guten grund, nicht ohne weiteres das schlufsglied in ahd.
huer-gin mit -hun gleich zu achten. Letzteres h< man
am besten fOr gleich mit goth. hvan (;rore wann? aber
auch indef. noTi^ je wann^ einmal), indem u aus va, wie
so oft im sanskrit, wurde. In ni hvanhun, niemals, wftre
demnach ein zweimaliges hvan zu finden, obschon nicht
von gleicher wQrde. flvar, ahd. bwar ist nov^ wo =
lith. kur, wie kuris, kur's, io m., kuri, kurri, ios f.
Pron. rel. und interr. (welcher, welche) sogar bis auf die
endung zu goth. hvarjis welcher (von mehreren) stimmt.
Das u in lett. tur (dort, da, dahin), Sur (her, hieher) ist
vielleicht nur durch die macht einer falschen analogie aas
kur hineingekommen. Vergl. goth. thar daselbst, btü.
Wie sollte aber in ahd. hwer-gin (usquam) oder gar in
altn. hvar-gi (ubique) — wenn schon die ähnlichkeit mit
lett. kur «gi, wo denn? vielleicht anf blofser tfiüschung be-
ruht — die grofse Verschiedenheit ihres Ausganges mit ahd.
h wanne und hwenne (quando) in einklang gebracht wer-
den dürfen, vollends wo das altn. (tir die letzteren kein
entsprechendes wort kennt? Sonst ist -cunque in qui-
cnnque, quandocunque (wann immer) eine bildung aas
quisque nach dem muster von quum als neutr. accusa-
tiv, gleich ipsum. Wenn aber goth. hvan accusativisch
steht: so gilt mindestens sein n nicht dem ra in quam
diu partikülii skr. gha, ghä, ha und bi; zend. zi etc. 263
gleich, weil fl^xivischcs m im gotbischeu stets abgefallen
ist. Eben deshalb aber ist das -gin auch nicht mit skr.
kioi vergleichbar, woher kin-Kit, was irgend.
Im lithauischen haben wir dagegen eine enkl. -gi,
welche freilich ihres i wegen nicht zu gha passen will,
dürfen wir es anders nicht f&r noch weitere abschwä-
chung des e in ksl. ze di^ vero u. s. w. a. a. o. ausgeben.
Das Sanskrit besitzt aber, aufser gha, ha, auch noch eine
zweite part. hi (denn), welche et. forsch. I, 405. WWb. I,
567 in ernstlichere erwägung genommen worden, zu wel-
cher jedoch lith. -gi (man erwartete zischlaut) und griech.
yi sich minder gut schickten von Seiten des lautverhält-
nisses. Diesem hi entspricht übrigens genau zd. zi, zi
1) nam, enini, 2) certe. Meist nach dem ersten wort des
Satzes (also mit ähnlicher Stellung, wie s. gha) und en-
klitisch. Vergl. Dorn Bulletin Tme XVI, p. 10, sowie
Justi 8. 125. Trotzdem aber, dafs y-dg (denn) gleichfalls
enklitisch steht und das ye in sich enthält — s. auch Dö-
derlein über ydo beim Hom. in einer gratulationsschrift
an Thiersch — : würde man gleichwohl anstand nehmen
müssen, etwa in seinem y das s. hi zu suchen, und zwar.,
da vcti'Xiy oif'X^ (etwa selbst ndyx^ ""^ ^^TX^t g^oz und
gar, mit gekürztem ndv?) augenscheinlich besser zu dem
hi, z. b. in na-hi ja (unbetont) nicht, denn nicht;
gewifs nicht, durchaus nicht PWb. IV, 86 stimmen.
Aber mit nahi kommt im Schlüsse, denke ich, ebenso
wenig ttberein lith. Nesselm. s. 4i8. nei-gi (wie es scheint,
blofs verstärktes ney, nicht, auch nicht, nicht einmal)
nicht einmal, auch nicht. Neigi kur (kur, wo? vgl.
damit das 1. glied in nord. hvar-gi). Vgl. Eur. Iph. A. 9:
ovxovv (fd^oyyoq y (ne vox quidem) oi'r' 6qvi(f(AV Ovxt
^a?.da<Trjg' myal d' dv^ic^v Tovöe xar KvQi^ov ix^y^fiv.
Net und netigi, wenn nicht, womit sich serb. niti we-
der, noch Grimm gramni. s. 102 mindestens äofserlich J>e-
rührt. Oder darf man, dem zd. zischlauie in ^^ (^ ®* J
zum trotz, gleichwohl das h in s. hi als aus gh ^'^^^"^
kernt betrachten? Das slawische l in zc entsprang u
264 Pott
einflufs des e aus g, während s. b zu seinem Stellvertreter
nicht i (frz. je), sondern z (nach franz. ausspräche) im da-
wischen verlangen wfirde. Es besitzen die Slawen wirk-
lieh eine part. -zi, s. später.
Im lithauischen haben wir als enklitische fragepartikel
-gu, wovon sich aber doch fragt, ob sie nicht eigentlich
zum zweck habe, auf ein wort den nachdruck zu legen,
um durch dieses mittel etwas als fraglich hinzosteUen.
So steht sie, gerade wie -/a, -/«, an pronn. angefQgt, z. b.
in: Aszgu, ich etwa? Tugu (cfV^^c?) eisi, wirst du ge-
hen? Tugu tas wagis? Bist du der dieb? Änsgu ist
es jener? Ferner ar-gu seltner als ar-gi ob denn? z. b.
argi jis yra ist er es denn? Argi turrejo hat er es
denn gehabt? Aus ar, fragpart bei direkten und indirek*
ten fragen, Nesselmann s. 8, wie auch lett. ar, z. b. Ar
wind nahks? Wird er kommen? Sonst hat Stender lett*d.
wb. s. 90 auch irrag? anstatt arrig (g durchstrichen)
irr? Ist er? hat er? (eigentlich Estne alicui?). Bielenstein
lett. spr. II, s. 342, dessen vergleichung mit äga statt i
aga freilich kaum zutrifit. Doch aqd ye iQmtqg fi€, ü —
das heifst, du willst wissen, ob. Xen. Mem. m, 8, 3, Tgl.
Hart. 8. 395. Ar, arri, arridsan, auch, scheint zwar
der präp. ar, mit, identisch, sonst aber davon verschie-
den. — Hiemit wollen wir nun die ausfllhrungen von Bie-
lenstein (Lett. spräche bd.II, §. 625. Lett gramm. §.834)
verbinden. „Zur nachdrücklichen hervorhebung einzel-
ner satztheile^, bemerkt nämlich dieser, „dienen im letti-
schen einige kleine partikeln, die tonlos den betreffenden
Wörtern suffigirt werden. Es sind namentlich 1) -gu, -gi
(g durchstr., d. h. mouillirt), -g'; 2) -schu (seh mit der
ausspräche des weichen franz. j), 3) -le, -lei, 4) -ba.
Die erste reihe entspricht der lith. veralteten fragepart. *ga,
▼gl« gale-gu kannst du? und dem lith. hervorheb^iden
• gi, vergl. kas-gi wer? Im lettischen ist -gu, -gi (g
durchstr.) als fragpart. jetzt veraltet, vgl. wari-g, kannst
da? ira-g, ist auch? jau-g* schon (bei Marceiius in fra-
gesätzen); ne-gi (g durchstr.) nicht, ob nicht? in fragen,
die Partikeln skr. gha, gfaä, ha und hi; zend. zi etc. 265
die eine bejahende antwort erwarten lassen. Z. b. Neg^
(durchstr. g) es sazziju? sagte ich es nicht? — Wie das
Ist. -que (auch hervorhebend, z. b. in qais-que) im lauf
der zeit copulative bedeutung erhalten, so auch das
lett gi (g durchstr.) in ne-ds — ne-ds weder — noch,
welches noch heute gebräuchlich ist, und woneben auch
ne-i — nä-i (mit Untergang des g), oft wie nej lautend,
aber seltener vorkommt (§. 598), cf. lat. neque, nec^. Ueber
•que handelt ausf&hrlich G. F. Schoemann Quaestio-
num gramm. caput I. De particulae Que origine et signi-
ficatione copulativa. Gryphisw. MDCCCLXV. Cap. II. De
part Que significatione in compositis ib. locoque eod. Mich
würde die zweifache bedeutung dieses wörtchens 1) die
cop. (und; quöque, auch; etwa: wozu, quo, auch, mit
vokalkflrzung, vgl. etiam, eig. noch drüber, s. ati) und
2) die verallgemeinernd steigernde (quisque, wer
auch, quicunque wer auch immer, cunque, zu welcher
zeit auch; utique in welcher weise auch) nicht sehr beun-
ruhigen, da ich darin nicht etwa sinnlosen pron. Ursprung
suche, sondern verbalen aus s. ki (coUigere) wegen s. Ka
WWb. 1,462. Das lettische kann damit etymologisch nichts
zu thun baben, wenn dies auch Bielensteins meinung sein
sollte. Vergl. ihn §. 598 über neg. Was aber von dem
ansfall eines g in n^-i behauptet wird, will mir nicht recht
ein. Lett. nei (noch auch), z. b. nei äis nei tas, weder
dieser noch jener, weder dies noch das, wäre nicht ver-
schieden von lith. ne y — ney weder — noch, was dann den-
selben ausfall erlitten haben müfsle. Eher riethe man ent-
weder auf adv. ausgang, z. b. labay sehr, lett. labbi gut,
wohl; lett. krahäni von krahäns, schön; lith. pirnay
zuvor, tenay dort, seney (vergl lat. senes), ilgai schon
lange u. s. w.; oder auf ein dem pron. jis (er), vergl. jey
sofern, wenn, entnommenes i. Vergl. i pronominibus ad-
junctum im kirchenslawischen Miklosich lex. p. 235. Steht
auch etwa lett. woi, wai ja, gekürzt wä (ob; oder) Bie-
lenstein lett. spr. II. §. 599 f&r skr. vä, disjunctiv wie lat.
-ve? Nesselm. hat s. 417 lith. negu in der frage, nicht?
266 Pott
nicht etwa? Negi auch nicht; bei Sz. als, eher als.
Pirm negi, bevor, d. h. so lange noch nicht s. et. forsch.
I, 351. Zwar positiv, allein doch mit yi s. Ttqiit yt (nqiv
coropar. = prius) bei Passow. Bei den Letten ne ka
(eig. nicht wie, d. h. quam, als, hinter comparativen) Bie-
lenstein lett. spr. s. 349, um den grad- unterschied an-
zuzeigen. Bei Szyrwid kommt aber auch die einfache lith.
neg. ne für ney in der bedeutung als, als ob vor. N&m*
lieh ney, beinahe ne, nei zufolge Nesselm. gesprochen,
wird auch angewendet, um gleichsam, als ob anszu-
drOcken. So ney ne macziomis als ob er nicht sähe,
oder n^y raudonokas ant weido^ röthlich, bräunlich
von gesiebt. Das ney soll vermuthlich eine in solchem
maafse zusammengerückte annäberung bezeichnen, dafs das
verglichene nur nicht ganz (tantum non) mit dem zwei*
ton zusammenfallt. Vgl. den comparativen gebrauch von
skr. n a pet. wb. IV, 4, welcher gleichsam vor der Verwech-
selung warnt von solchem, was völlig gleich scheint, aber
es doch nicht ist. — Stender hat lett.-deutsch. wb. s. 177
neg' und neg'g'i (die g durchstr.) ob nicht (nicht interr.).
Neg' wehl (letzteres: noch, weiter), vielweniger, ge-
schweige. Ferner neg'g', vielleicht, etwa [gleichsam mit
halber neg.?]. Kad es ne buhtu glabbajis, neg'g' webl
kur wasatohs. Wenn ich es nicht verwahrt hätte, vielleicht
wfirde es sich noch wo herumschleppen. Ohne virgulatioo
negg, sogar dafs, z. b. negg aussis fsahp dafs die ob-
ren recht wehethun. Wohl mit blos zufälligem anklänge.
Das lett. schu (spr. mit frz. j) kann freilich nicht aus
gu (also g vor u) entstanden sein, falls nicht dem g ein
i beigemengt war, wovon freilich keine spur zu erkennen.
Ob es aber dem russ. 2 e gleiche , scheint gleichfalls nicht
recht einleuchtend, möge man es nun den Russen abge-
borgt ansehen oder nicht. Woher käme doch das u?
Uebrigens weist Bielenstein aufser verbb. wie tad^schu*
tak-schu doch, ka-schu wie, als wenn, unter anderem
auch ein frei, wenigstens ohne Verknüpfung mit anderen
Partikeln, stehendes schu aus Volksliedern nach, wie z. b.
die Partikeln skr. gha, ghä, ha und hi; zend. zi etc. 267
Mirt man bij scfau jäunam, kad deewins mani
n'ema, sterben traun! mQfste ich jung, als gottchen mich
nahm (=: nehmen wollte).
Im altpreufsischen katechismus findet sich ni —
neggi weder — noch Ness. s« 119. Ferner niquei-gi
nimmermehr, niquei durchaus nicht, welche freilich nicht
recht zu quei, wo, passen s. 105. Ebenda käi-gi (auch
kägi, kaige geschrieben) wie, gleichwie, sowie; interr.;
gleichsam; wie, quam vor adj.; als, tanquam; zum beispiel,
— was alles sehr gut zu kai stimmt mit dem sinn von
wie interr., gleichwie, sowie; als nach compar.; als
tanquam, aber auch dafs, damit, welche bedcutungen ja
auch im lat. ut vereinigt vorkommen. Lith. kaip-gi, kai»
pogi wie denn? wie nun? irgend wie. Ateit kaipgi es
trifit sich doch irgendwie, auf eine oder die andere weise.
Kaip ist gektlrzt aus kaipo (wie) und enthält aller Wahr-
scheinlichkeit nach die präp. po. — Vielleicht auch beggi,
denn. Sl. bo, yccQ^ enim, weicht freilich im vokale ab.
Sonst pafst es aber doch besser als das von Nesselmann
herbeigezogene besgi (bei Mielcke: nämlich, ob?). Viel-
mehr, wie bes, vielleicht, etwa, besonders in fragen: Besgi
ne spinne? Sollt er's nicht wissen? hat der Lette bes
und best, vielleicht. Bes winä labbosees, vielleicht
wird er sich bessern. Best wiiis nahks, vielleicht wird
er kommen. Das t hinten etwa gekürzt aus t^ da, hier.
Die 3. sg. fut. buhs (erit) würde zwar sinnentsprechend
sein, entfernt sich jedoch zu weit dem laute nach. Aber
aneh kaum lith. esti, est' (es ist), etwa mit hinblick auf
lett. best. Oder etwa nebst bille, wenn nur, zu poln.
by? Etwa wie böhm. gestli, s. sp.? — Dygi, deigi,
auch, verstehe ich nicht, und würde ich auch nicht wagen
es mit russ. da adv. ja, also (oui, ainsi), auch conj. und,
et, in beziehung zu bringen. Vgl. lith. ir-gi, auch, von
ir, lett. eben so (und, auch), preufs. ir prei stan im kat.
76, dazu, aufserdem, sowie irbhe (auch ohne; lith. be
ohne Mielcke s. 153). — Anga (so hinten mit a), ob, er-
innert allenfalls an lat. an. Doch wäre möglicherweise das
n verdruckt (vgl. lith. ar, argu).
268 Pott
Wir wollen aber jetzt einen Oberblick zu gewinnen
suchen über die ausdehnung des gebraucbes von gi im
lithauischen. Mielcke lith.-d. wtb. s. 80. gi encl. doch,
aber, denn. DÄkgi so gieb denn. Vgl. Soph. Phil. 1003.
Da Philoktet durch einen stürz vom felsen sich selbst zu
tödten droht, ruft Odjsseus hastig: ^vkXdßeti y' atrrdr!
Packt ihn, packt ihn. Hart. s. 372. Gleichfalls Mielcke
gramm. s. 65 über pron. mit einigen enklitischen Parti-
keln, z. b. jau, gi, gu. Tas-jau eben derselbe (jan,
schon; also: der schon — genannte, wie lat. idem, vergi.
pridem). Tas-gi oder tassai-gi ebenderselbe? Kurs-gi,
kursai-gi? wer doch. Afsgu, tugu, ansgu? Egone,
tune, illene. Nesselm. s. 91 hat tasgi, fem. tagi, gen.
togi, tösgi derselbe, ebenderselbe. Togi del, togidel,
ebendefswegen , to del, lett. tadehl deswegen. — Von
fragpron. kas, fem. ka (auch neutr.): kasgi, kagi wer
denn? was* denn? was nur immer. Kamgi warum denn?
kam^gi wo denn? Ferner s.211 kurgi wo denn? wohin
denn? aus kur, goth. hvar, wo, wohin? Kurgi ne zi-
nosu wo (d. h. wie) sollte ich das nicht wissen? Ja wohl
weifs ich das! (eine sehr gewöhnliche form der bejahosg).
Kekagi wie viele denn? Kada-gi, kadai-gi wann denn?
Kadä, vgl. lat. quando. Kad4ng, kadangi (Sz. ka-
dungi) wenn nur; weil; demnach, endlich s. 170. Etwa
preufs. kaden wenn, wann, als, zu deinan, tag, lith.
d§na? Kacz, kaczey und kaczei-g, kaczei-gi ob-
gleich, obschon. Tacz dennoch. — Aus jei, jey, wenn,
insofern 8.39, kommt jeig wenn ja, wenn etwa; jeigi
wenn ja; obgleich, obschon (vgl. kaczeig); jeigu wenn
etwa, wenn ja. Jeigu reiks allenfalls, mit reiks (es ist
nöthig) 8. 438. Der anklang an elye, at yaq Härtung s. 393
beruht wohl auf blofsem zufall. Möglich übrigens jei gehe
vom pron. jis (er) aus, da wenigstens das entsprechmde
skr. jas (woher ja-di, wenn, eig. wohl: welches tages) den
werth eines relativums hat. Doch ksl. jeda (ei) scheint
nicht, wie Mikl. lex. p. 1 1 50 angenommen wird, damit
zu berühren, sondern mit jegda {ott quando) onter
die Partikeln skr. gha, ghi, ha und hi ; zend. zi etc. 269
stofs von g wesentlich gleich. Iga ors verlor umgekehrt
d. Vgl. p. 326 k'gda, k'da, k'ga, auch k^gü, quando.
Höchstens dafs die schluissilbe in ja-di und in skr. ka-dä
(quando) mit s. dina u. s.w., tag, gleichst&mmig sein möch-
ten. — Jan schon, bereits (vergl. WWb. I, 1050), jaugi
ja, freilich; schon, denn schon. Jaugi buwai bist du
denn schon gewesen? Auch ksl. ou (jam), ou-£e ijSrj^ jam,
näXai; ou2e ne otxeri und io£e ne Mikl. lex. p. 1029.
Böhm, gii schon, poln. iui schon, bereits, iuz inz bald
bald. — Bau fragepart.; besonders vor der direkten frage,
mit dem nebenbegriff des zweifelns. Bau gana yra ist
es auch genug? Ebenso baugi. Baugi noretum möch-
test du es wohl haben wollen? Baugi namSj yra ist er
denn auch zu hause? — Bot, aber, sondern; lett. bet
Bielenstein lett. spr. §. 795. Etwa gar serb. vetj sondern,
Grimm gramm. s. 102? Lith. betaig, betaigi dennoch.
!äkXd ;'«, doch wenigstens. Vergl. Nesselm. s. 92 tai das,
das da. Tai-gi 1) das nämliche, dasselbe; 2) daher^ des-
halb. E!s mag eines von zweien t ausgefallen sein. Taiga
(hinten mit al) das ist's eben, allerdings. Ferner mit taip,
taipo, so, also: tai»pat, taipag (st. taipat-g?), tai-
pajeg ebenso, desgleichen, falls in den letzten beiden un-
sere Partikel steckt. Taipo-gu etwa so? ist's so? wie
taipo-jau ebenso; auch: so, so sehr. — Beskogi aus
besko, darum. — Nes-gi, nesang neben nes, nesa
denn, weil. — Deigi (wohl gekürzt aus dewa2in-gi)
gott weifs, wahrhaftig Nesselm. s. 140. — Jui und jui-gi
wehel — Vgl. ausrufe wie evyej eugel gut so, recht sol
Ksl. blago-£e interj. enge, neosl. blagor, quod subst. non
est. Cf. blago, t6 aya&ov. Mikl. p. 25. 192. Also ohne
zweifei sehr ähnlich mit dem, was der grammatiker in
Bekker's Anecd. p. 971 sagt: kv ttß xakwg ys atjfiaivBi
rrjv irUTaCiv tijg rov xdllovg ixnli]^nag. Härtung s. 371,
vergl. 395 hat dergl. ausrufe mehr. — Nügi jetzt, nun;
wohlan! mit nü jetzt, nun Nesselm. s. 424. *— Jog dais,
auf dals, damit, sowie jeng von gleichem sinn (pinn Aeng
bevor, eher als, vermuthlich negation und redupl. mit -g?)
270 Pott
könnten etwa g als zusatz enthalten. Jo lautet der genitiv
von jis (er), und ja, lett. jo bedeutet desto. Auch ist
mir die natur von udg als „Slterer form^ fflr nä, von,
lett. no (auch nohst, weg, hinweg, davon) rätbselhaft.
Dafs im skr. gha hinter präpp. vorkommt, trägt zur auf-
hellung des g schwerlich etwas bei.
Zuletzt haben wir uns noch dem slawischen 2e zuzu-
wenden. Mikl. lex. p. 192 gibt folgende gebranchsweisen
an. Ji vero. Mithin adversativ, indefs doch auch ver-
bindend« Rai^dajet'\ ne kr^mif 2e r/xrct» fit] TQig>av.
Mit i (et, etiam): ie i re — xai et — et, z. b. tvoriti ze
i ouöiti noitiv t6 xal Siddaxuv. Vielleicht soll durch diese
redeweise erst ein glied hervorgehoben werden, um ihm
sodann, gleichsam nachträglich, mittelst der kopula ein
zweites nachzusenden. Kai . . . ye Hart. 396, und zwar, et
quidem, hat einen ganz anderen sinn. Ebenso l&fst die Ver-
bindung von yi mit öi s. 400 keinen vergleich zu. Eher
palst zu letzterem, schon der umgestellten folge nach: i ze
äi^ vero. I v"sa ze naga ndvra äi yvfivd. I to ze
xaiTot^B (auch mit yi)*) quam vis, was jedoch p. 993 idque
übersetzt wird. Aus d^Uo (quid) entsteht 6''to2e quidque.
Tjem"2e 8w propterea, wie p. 1016 tjem'' Si>6 ideo.
Aufserdem ie additur pronomini demonstrative i (lith. ji-s,
**) Ebenfalls mit to/', eigentlich lok. (da) vom pron. to: yi to* wenig-
stens doch, doch wenigstens, anch yi to« d?), yi fAtixoi und /ilrro» yi Pas-
sow. Herrn. Vig. p. 842 Übersetzt fiivtntyf: tamen certe; yi ^fVro»: certe
tarnen £ur. Alcest 724, und o^u? yt fAtvioi: attamcn certe. Wenn der-
selbe aber hinzufügt; Heraclides, ut ex Eustathio discimns p. 722, (9.
1726, 26, ^ivTOv, quod in quodam Homeri loco aliqna exemplaria exhibe-
bant, ab Argivis et Cretensibus pro fAtvtot dictum narraverat, quemadmo-
dnm contra h6ol a quibusdam Doriensibus pro häo» diceretnr, so UXst sich
in dem zweiten paare keine recht zutreffende analogie zu dem ersten erken-
nen. Toi und ^i'^oX (vgl. Jo;, falls nicht etwa wie domi, unter ansst. von
ft) sind unzweifelhaft lokative. Aber ^i^viov nnd fvdov können im schlofa
unmöglich Uberein kommen. Ersteres enthält gewifs einen acc. vor, müsse
nun dazu ein männliches subst. (etwa r{ionov, vgl. lovxov xov sQonov, auf
diese art, so) ergänzt werden, oder sei es neutr. gedacht gleichwie in Totf-
«rouTor (oder to mit rv7). Wer kdnnte jedoch das nämliche von frior
behaupten? Das iy liefse am natürlichsten auf einen hinten um * gekOrzteD
lokativ rathcn, und wohl möglich, das r sei, wie in h x^ori^ aus u (etwa
Vo/i statt do^o$?) umgestaltet
die Partikeln skr. gbaj ghä, ha und hi; zeud. zi etc. 271
er, vgl. lat. eum, eam), ut fiat relativain, was nm so we-
niger auffallen kann, als das etymologisch ihm gleichende
pron. ja-s, ja, ja-t = o^-, 27, 6 relativ steht, und das
zd. ja (s. den ausfflhrlichen artikel bei Justi s. 237) noch
gleich unserem der zwischen beiderlei gebrauch (demonstr.
und relat.) schwankt. I-ze, ja-ze, je-ze, auch statt des
griech. 6, ^;, t6 Dobr. Inst. p. 608. I (s. MikL p. 235) cum
ze jnnctum omnes casus habet, absque ie nominativo non
usurpatnr a) is. b) uV qui a) za nije Sion quia« ß) i ad-
ditur aliis pronominibus: onudaj, tedaj, kaj. c) ize
og qui. Koliz'^do (vgl. kolii^di, quoties) pronomini i2e
(quicunque) et vocabulis inde derivatis valet lat. -cunque.
Ideie kolii^^'do onov iav ubicunque, ide^e önov^ ov
ubi ans ide onov (etwa mit dem ausg. von skr. i-ha,
zend. i-dha, hier) p. 237. Jamoze koliz^Mo iinov kdv.
Jamo^e, quo p. 1145. Jelik' odog^ quantus. Za jeli-
ko2e tig ooov, Jelikoze kolizdo Ijet'^ 6(fovg örjnori
iviavTovg p. 1156. Böhm, gelikoz adv. so fern. Ferner
p. 9 aste bI si; bI an, num; aäte li und aste li ie ei öa
8i yero. Dobr. Inst. p. 449. Praecedente pronomine rela-
tive aäte respondet particulae -cunque: ize aste qui-
cunque; izdeze (onov) adte ubicunque. Im''ze or^ quod,
insi^ kneiöijj Siori quia, ^neiörjneQ quoniam. E-ie bei inf.
fÖr gr. t6 Dobr. Inst. p. 610. — Der Grieche übrigens hat
sein 7^6 in relativsätzen meistens in anderer art verwen-
det. Härtung sagt s. 387 unter der rubrik: Einklang
der auf einander bezogenen sätze: „Dieser gebrauch
hat der natur der sache gemäl's seinen vorzüglichsten sitz
in relativsätzen, die zur erklärung und ergänzung an die
demonstrativstämme, als nebensätze an ihre hauptsätze, an-
geschoben sind, ferner in gliedern, die mit der cop. part.
xai angefügt sind u. s. w. Die beispiele des gebrauches
lassen sich bequem unter zwei rubriken vertheilen, je nach-
dem in ihnen vorzugsweise begründun g oder berich-
tignng und ergänzung des voranstehenden ausgedrückt
wird: wir nennen jene argumentative (beweisführende),
diese suppletive urtheile. Die partikel (yi) hat überall
272 Pott
keine andere bedentung und bestimmung, als dafs sie den
begründenden oder ergftnzenden gedanken halt and gewicht
ertheüen, ihn auszeichnen und hervorheben soll. [Daher
denn auch wohl "ie im slawischen fOr das allumfassende
-cunquel] Will man sie noch mit einem andern lat. worte
aufser quidem vergleichen, so ist dies praesertim [gleichsam
in voranreihender weise], aber auf keinen fall saltem^
Weiter s. 390: In sfttzen, welche mittelst der relativa an-
geknQpft sind, kann nicht leicht eine andere als die argu-
mentative oder die suppletive bedentung gelten. So also
z. b. kn€l . . • . /j U. I, 299 in$l fA* atpHia&i yt dopvig
idque propterea quod. Desgl. IV, 269 inei avv y o^'
ix^vav Tgmg weil ja die Troer den vertrag gebrochen
haben. Ferner Herod. I, 112 cv Si wSs noitiüov^ bI Üi
näifd yB aväyxij otp&ijvai äxxeifiivov wenn es ja einmal
durchaus nothwendig ist. Also dem sinne nach doch wohl
so ziemlich vergleichbar mit obigem im^'ie im slawisches.
Femer p. 1157 jeT^ma-Se i. q. jeP'ma conj. oaop qnan-
tum; änsi^ im^fj; und el"mi-2e id. Aber jelje quando,
woher z. b. ot' njelize d(p* ov ex quo. — Zweitens zeigt,
wie Härtung s. 395 bemerkt, die partikel yi den supple-
tiven sinn, sowie den argumentativen, auch in rdativ-
sAtzen. a) Sätze mit og gleichsam qui quidem; und o^...
yi (also etym. eins mit ksl. i-2e), olog dgl. Od. I, 229 n-
fAtffffijacuto xtv dvi]Q, Ataxia nokX OQomv^ orfrig niwrog yi
fistil&oi, b) mit €i. Her« IV, 32 ü äij r^ iovri y€ "Ofiti^
xavta xd inea inoitjaB^ das heifst, wenn anders (si qui-
dem; es könnte sich aber anders verhalten) H. wirkliob
der verf. dieser gedichte ist. c) mit ot€ yt, inu ^e, odi
ye etc. II. t//, 339 atg äv toi nhjfAVij yi etc. so zwar dafs.
Im böhmischen: Gestli, gestliie conj. wemi,
wofern; ob, kann doch kaum etwas anderes sein als die
firagpart. -li (-ne?) mit gest (es ist), und ie (conj. dafih
weil), indem dadurch also die sache als fraglich dargestellt
wird. Taklii, takliSe? Ist denn also (tak)? — Sieber
hieher aus geho (sein, dessen): on, gehoi otec umnel
er, dessen vater starb. Tham, böhm.»d. wb. s. 117. Oako
die Partikeln akr. gfaa, ghi, ha und hi; zend. si etc. 273
wie, gleichwie; gakoi wie, gleichwie, so wie; da, indem.
6ako2to (mit to das?) als, als wie. Gakz tak2 so so.
Gakikoli (vergl. gak^^koli wie immer beschaffen) und
gakSkoliw^k (mit w^k alter, Jahrhundert?) obwohl, wie-
wohl, obschon. Esl. jako (hg^ &<sntQ ati; jako^e &<S7ttQ^
xa&üig, xa&d, ov rgonov. Jak'2e oloq p. 1145, wie auch
ak'ie p. 3. Also wie olog mit yi'i Poln. jako als, wie,
jako 2 and, in der that, auch, und allerdings, wie auch
wirklich. Aber jak£e wenn doch, wie in aller weit, wie
anders, das versteht sich fireilich. — Böhm, gen 2, welcher
u. 8. w., correspondirend mit ten (der, die, das). Ti, gen 2
n&8 potkali die^ welche uns begegnet sind., Ten(ta), geni
mne dnes nawsstiwil (im fem. -la) der (die), welcher mich
beute besucht hat.
Bandtke, gramm. §. 284 hat unter den polnischen
enklitika (przyrostki angewachsenes) Ober unsere Parti-
kel folgendes: y^i hinter vokalen, 2e hinter conson., z. b.
tenie, tai, ioi dieser nämliche, ebenderselbe, die, das
nämliche; gen. tego2, teyie (also doch auch hinter vo-
kalen?), tegoS, dat. temu2, teyie, temu2. Also wie
oy«, ^7^«, ToV«, sogar xüvog oye verbunden 11. XIX, 344,
nur dafs durch dieses pronomen, wie Passow sich aus-
drflckt, „mehr eine person von anderen gesondert, als
auf sie hingewiesen wird, wodurch es sich hinlänglich
von o8b unterscheidet^. Genau hingesehen, vollzieht es
gleichwohl den nämlichen act wie tenie, indem ja fest-
stellen von einerleiheit, welchen begriff der Pole mit
seinem werte verbindet, auch zugleich aussonderung
von anderem mit einschliefst. Jeden2e, jednai, jednoi
der-, die-, dasselbe, von jeden einer. So ferner „cö2, was
denn; cöiei zrobit was hast du denn gemacht? Jakii
[vergl. oben ksl. jak'i^e, qualis] to cztowiek? Was ist
doch das fCkr ein mensch? Imperativisch, wie bei den trag.
üni ysj sage doch: Dajie gieb doch [vgl. lith. dAk-gi];
czytayciei leset doch; idiie gehe doch; idimjl lafst
uns doch gehen. Man sieht, dals dieses £, 2e die wSrter,
denen es beigefügt wird, verstärkt^. Iza, izali, iza-
Baititge s. vgl. sprachf. VL 8. f 8
274 Pott
li-i, ob, ob etwa, firagpart., wie kel. jeza Mikl. p. 1155.
Je£eli,jezli,je3li wenn, wofern, ob. Je2eli nie t^dy,
tedy ow^dy wenn es hier nicht angeht, so geht ea dort
— Fast möchte ich mich aber überzeugt halten, aoeh
poln.i£ und ie conj. dafs, mflfsten hier ihre stelle finden.
Mrongovius bemerkt im Wörterbuch von dem anhängsei
2e, es bezeichne die frage oder auch ungestOmes anhalten
nnd inständiges bitten (ähnlich den deutschen Verstärkun-
gen: doch, in aller weit). Z. b. Miat-ie on no£ przy
sobie? hatte er ein messer bei sich? Day2e mi gieb mir
doch. Czym-2e sie to dzieje? Wie geht doch das zu?
Jakiemi-2 dowody — ? Durch welche beweise in aller
weit? Als conj. wird es aber, anfser mit weil, da, durch
dafs übersetzt, z. b. Mowi, ze byl u niego er sagt, dafii
er bei ihm gewesen sei. Es bemerkt aber Bandtke gramm.
§.218: „Durch die conj. by wird blofs mit ihr allein oder
mit ihr in Zusammensetzungen mit den conjunctionen a und
2e, dafs (lat. quod), ii dafs (quod); aby, ieby, iiby,
dafs, damit, auf dafs (das lat. ut) jeder modus subjnncti-
▼us gebildet, indem aby, 2eby, iiby und alle andern
Zusammensetzungen, als z. b. gdyby, im fall, wenn, je-
ieliby wofern, aieby auf daCs, poniewaiby weil näm-
lich, maafsen, so wie by au und fflr sich selbst vor tempp.
mit suff. (also bei keinem präs.) stehen können'^. D. h. sie
verbinden sich, gleichsam prokli tisch, mit partic.-tempp.
Z.b. By bylem (dafs ich wäre), bytas, bylo: bym, abym,
iebym, iihjm byt, la, lo: 2. sg. iebyi^ iibys byl, )a,
to U.S.W. Sollte nicht by eigentlich (etwa fuat, esto)
vom 8ubst.-verb. skr. bhu ausgehen? Vgl. WWb. I, 1182.
Ich vermuthe, £e fbr: dafs bedarf etwa an seiner ergSa-
zung eines relativpronomens, sei nun dies blos im gadan-
k^n oder weil sich das ksl. neutrum je-£e kürzte. In ii
steckt doch kaum i, und.
Noch sehr wichtige Verbindungen sind die der part. ie
mit negativen ausdrücken. Z.b. ksi. niäe (neque). Auch
mit dem fragpronomen , dem ni voraufgeht, welches ab^
öfters durch die präposition von ersterem getrennt wird.
die Partikeln skr. gha, ghft, ha und bi; zend. z! etc. 275
Mikl. lex. p. 448 oi ot' kogofe, ni pri 6e8om"2e.
Nid"ie, ni6"to.4e oväiv nihil. Niküize, nullus, nik*-
to-ie nemo. Auch nikak^ze. Niöijego-£e, neminis.
Nigda2e wahrscheinlich mit erweichung der guttur. aus
nik'da-ze (nunquam) p. 451. VergL skr. kadä, wann?
u. 8. w. WWb. I, 1045 ffi — Poln. niä, niili, niäeli,
anizeli adv. comparat. als, eher als. Böhm, on nenj
(ist nicht) wetssi, nez, nei^li gk er ist nicht gröfser als
ich. Vgl. neze li 17, quam Mikl. lex. p. 419, worin die
negation (li p. 336 rj vel aut; auch ^ quam) hervorheben
soll den grad, welchen der eine von den verglichenen ge-
genständen eben nicht besitzt. Vgl. et. forsch. 11, 147 (1.)
Bdhm. drzjw nei^ eher als, wie griech. Tzgiv p^e, jedoch ohne
negation. Illyr. neg igda — piucch^ mai — als je, aus neg,
Dego — ital. ma — sondern, und igda — se mai — wenn
einmal. Ksl. neg' statt nego übrigens, sammt nekli
Tti^a, iaatg fortasse, negli u. s. w. zeugt doch wohl kaum
f&r Zusammensetzung mit einer sonst unbekannten parti-
kel, welche noch dem skr. gha näher stünde abseiten des
lautes. Die verb. na gha wäre sonst verführerisch genug.
Es mag aber in nego, wo nicht ein pron. mit genitiv-
endung -go, doch etwa des k in nekli wegen irgend wel-
cher bezug zu dem interr. pronominalstamme (vergl. poln.
kto wer, g. kogo; nikt, g. nikogo niemand) gesucht
werden müssen. — Von goth. nih Oabelentz s. 131 ovSiy
fiitlSij und unserem verneinenden noch behauptet zwar
Grimm III, 69 gar flink: „dem sinn wie dem buchstaben
nach = lat. nec^. Nichts kann aber mit bezug auf die
endpartikel zweifelhafter sein. Nee, wird Grimm doch wohl
nicht in abrede stellen, ist blofse kürzung aus ne-que (vgl.
ac: atqnc), dessen -que von s. -ka zu trennen wohl nie-
mand einfallen wird, hätte auch nicht der Grieche ein ovt€
mit ti aas que. Es wird aber in Gab. wb. s. 139 unter
. . . nb gezeigt, dafs dieses hinter den vokalen mehrerer
Partikeln sein u verliere und dies auch in nih statt ni-uh
der fall gewesen. Dies müfste denn auch den mutb des-
jenigen zn boden schlagen, welcher etwa sonst in nih ein
18*
276 Pott
skr. na-bi oder na gha zu erblicken in sich last ver-
spürte. Allerdings, besäfse die enklitika ...uh das un-
flDgsame u nicbt, wQrde icb selbst scharf darauf sehen,
ob sie nicht dem skr. gha entspräche. Hiezu eröffiiet sich
aber kaum eine aussieht, dafern man nicht in -uh schon
eine mit enklitischem h versehene partikel suchen darf,
etwa wie lith. jau-gi (ja, freilich; schon) oben. Seltsam
bliebe dann immer jedoch der wiederspruch des h mit dem
k in mi-k, mich, worin man gleichfalls yi sucht.
Es ist noch manches in dieser sippe von partikeln
dunkel geblieben. Selbst dies, ob und, dafern wirklich, in
welchem grade die reihen gha, ha und anderseits hi
mit genossen verwandtschaftlich zu einander stehen oder
auch, von dem blofsen, keineswegs fiberall mit Sicherheit
erkennbaren lautwechsel abgesehen, sich gegenseitig ety-
mologisch decken. Was soll man beispiels halber zu dem
schon früher erwähnten ksl. zi sagen, unter welchem Mikl.
lex. p. 225 auf ie verweist? Vom ersten bemerkt er: haec
particula in codd. recentioribus [etwa, wie nachmals vieles,
ans volksmundarten in die alte kirchensprache eingedrun-
gen?] non raro pronominibus demonstrativis et adverbiis
inde derivatis additur: ov'zi. Vgl. p. 486 ov^ (hie); ov'
— ov' ie 6 iiiv — o Si\ ov^gda tott tum; ov'gda —
ov'gda 2e tum — tum. On^zi (etwa wie xeJvog yt IL
01,490. Hart. s. 381). Sikvozi von sikov' (talis) Mikl.
p. 838. Siko-zi und siko ovxfag sie (welches lateinische
wort zwar im pronominalst. — doch wohl s. sja, lith.
8zis — mit dem slawischen übereinkommen mag, alldn
nicbt in der endnng, welche die nämliche ist wie in hei-c
u. s. w.). Takozi, ita. Tazi. Toizi. Tomzi. und noch
mehr dergl. verbb. mit dem pron. t' {hxtlvog^ ille) p. 1016.
Particulam haue habes bulg.; croat. ovazi, ondazi, ni-
kojzi. — Dagegen p. 981 von ta conj. et, tum, verstärkt
ta£e itaque, aber auch ära^ inura tum. Und p. 994
vUo! (to mit snff. i) ie vrjemja iv t^ hoiq^ ixeivq^*--
An eine blofs mundartliche vertauschung von z und i zu
glauben mufs ich vorderhand mir noch versagen. Sonst
die Partikeln skr. gha, ghS, ha and hi; zend. zi etc. 277
g&be etwa zeW m. testudo, limax neben ieTv*', griech.
XiXvg (also mit x^ wie z. b. im skr. hi) dafür einigen
aohalt.
Ueber manches in diesem tbema wird man erst ins
künftige klarer sehen. Indefs schien es mir nicht aolser
der zeit, derartige partikeln, wie die hier besprochenen,
deren sinn nichts weniger als auf der Oberfläche liegt.
Wenngleich er in der Verstärkung von begriffen seinen
letzten und bedeutsamsten hintergrund haben wird, schon
jetzt, so weit ich es vermochte, zu beleuchten. Mich zog
dahin vor allem auch das interesse, welches ein bis in das
fernste alterthum unseres Sprachstammes zurflckreiohender
gebrauch von wOrtlein so luftiger art wie gha, ha, hi,
yä, /i, sl. 2e, zi, zend. zi u. s. w. bei solchen einznflöfsen
im Stande sein möchte, welchen nicht überhaupt f&r derlei
aller sinn abgeht.
Halle, ostem 1869. Pott.
Zur Lautlehre der lehnworter in der polnischen
spräche.
Jede spräche sucht sich fremde, mit der berührung
mit anderen culturen in sie eintretende elemente, einhei-
misch zu machen, indem sie die laute derselben nach der
beschaffenheit der Sprachorgane des volkes verändert und
assimiliert; ja, der prozefs des lautverfalls in den lehnwör-*
tem ist rascher und entschiedener, als in Stammwörtern,
da in ihnen, wegen ihrer wurzeUosigkeit von der seite des
Sprachgefühls kein widerstand geleistet werden kann.
Es ist wohl f&r die lautlehre einer spräche nicht ohne
Wichtigkeit die auf das rein phonetische prinzip sich stütz-
enden lautwandlnngen der fremdwörter zu erforschen, und
die gesetze, welche ihnen zu gründe liegen, festzustellen.
Phonetiscbe prozesse der lehnworter bestätigen nicht nur
278 Malinowski
die allgemeinen, von der beobachtong des grammatiscben
baues der spräche und der vergleichung mit den nächst-
verwandten sprachen herrOhrenden gesetze, sondern werfen
ancb auf den ganzen typus des lautsystems ein neues
licht.
Die folgende Zusammenstellung einiger lehnworte der
polnischen spräche hat zum ziel, die gesetze der lauteot-
Stellung in derselben zu ermitteln. Ich habe mich zo^
nächst nur auf deutsche oder durch Vermittlung des deut«
sehen ins polnische eingedrungene elemente beschränkt,
nnd zwar auf solche, gegen deren herkunft kein zweifei
erhoben werden kann. Der vorliegende theil enthält die
lautwandlungen der consonanten. Die Schreibweise der
polnischen werte ist streng phonetisch.
A. Consonanten.
Gutturale k, g, eh.
Poln. k tritt an die stelle des deutschen h und ch:
im anlaute: Kelich = ahd. ehelich, nhd. kelch, lat. calix.
kouwas*) = handfafs; im inlaute: äukad = suchen, fokel
3S3 fuchtel (eine art degen); im auslaute geht das deutsche
ch, g fast immer in k Ober: alätuk = halstuch, capätfyk
SB Zapfenstreich; pak = pech, chendryk = heinrich, ulryk
SS Ulrich, fryderyk ss friedrich (in den eigennamen ist
diese erscheinung wohl dem einfluTs des lateins zuzuschrei-
ben), brunsWik »sr braunschweig, auötuk ss auszug, loityk
SB lustig, jartyk (einjährliches lamm) = Jährling ond alle
auf unek as d. ung, wie stosonek (verhältniis) ss stoüiung,
werbunek =&: Werbung, meldunek = meidung, raohunek s=
reehnnng, Vizerunek = visiernng, ebenso kraiganek s
kreutzgang u. s. w.
Poln. k entspricht dem deotschen t in or6yk ss ort-
acheit.
*) In ftUen fUIeo, wo die bedeatang dea polnischen wortM niobt oft-
ftthrt wird, ist sie dieselbe wie im deotschen.
zur lautlehre der lehnwörter in der poln. spräche. 379
g-
g ^ ch, h: gajic = hflgen, cjga ( Ziehbrunnen) sk
ziehen, äp'eg, äp'egar = ahd. *8pgho (holl. spie, engl, spy),
spi^häri, uger =s ocher lat. ochra fr. ocre, todyga (stengel)
s=: ahd. ladducha, lat. lactnca.
g = k: gamrat sss kamerad, gen. tfarogu zu n. tfar6k
quarkkftse.
oh.
ch = g: obercuch = Überzug (flbrigens im jetzigen
deutsch wird g im auslaut auch wie ch gesprochen);
chrab'a neben grab'a = graf ist ins polnische durch das
ceohische gekommen.
ch = k, ck im inlaute: ätachety= stacket, d]pjachet
s= ndd. deuker, klecha ss glöckner; im auslaute: gach
(liebhaber) s= geck.
ch SS 8ch (ä): rostruchar = rost&uscher (rofstrüger),
chynak =s schienbacken.
ch = h : chartowac = härten, chetman = hauptmann,
cbalef SS heller, chaw^af = hauer, chendryk = heinrich,
chufiial neben ufnal, ofnal = hufnagel, cholander neben
veraltetem olander =: hoUänder, chotdowac neben otdowa<f
= huldigen, chuf, chuf ec neben uf, ufec (schar) = häufe,
chabdank neben abdank (ein wappen) =s habe dank, chaf-
towac neben aftowac (sticken) s= heften, chaftka neben
aftka= heftchen, chalätuk neben alstuk = halstuch, chant-
faa neben antfas ss handfafs, chandrychar neben antryohar
(berggehülfe) = handreicher, pon6ocha sss bundscbuh.
Palatale.
J-
Deutsche diphtonge ei, eu, äu werden in den polni-
schen lehnwörtern durch a oder e mit folgendem j ersetzt:
fajerka = feuerkieke, äalamaja = schalmeie, majef = meie-
rei, glejt = geleit, majster = meister, rajtäula = reitschule,
ri^zbret =s reilsbrett, gemajn «s gemeine, grajcar 3= kreu-
tzer, rajtuzy a« reithosen, lol^j = lakei.
280 IfAlinomki
j = h im anlaute vor vocalen : jedlca, jelca (griflP am
sohwerte) = ahd. helza, mhd. heize, jatka (fleischwaareD-
handloDg) =: hatte ahd. hatta, jadWiga s=s hedwig, jioter-
maoh sss hintergemach.
j SB g: gajid = hägen, gen. jedwab'u zu nom. jedwap'
sss ahd. gotawebbi, alts. godowebbi kostbares gewebe,
byssus.
8.
s SS 8 im Worte stru^ ss straufs.
Linguale.
Spiranten S, i.
6 = nhd. seh, ahd. sc flaöa = flasche, ahd. flasca,
gala SS schale, mhd. schal, ahd. scala (patera).
8 s= 8, SS, sabla = s&bel, äarfo = sarsche (ein wol-
%^8 gewebe) ital. sargia, öelka = seilchen, iukac s=: so-
chen, koäarjr ss kaseme, struköasy a=a tmchsess, Kennas
= kirchmesse, ratuä s» rathaus, aber lamus (gen. lamusa)
lehmhaus.
2 sss 8 im anlaute vor o, e, u: iotnef (soldat) as Söld-
ner, 2ur (eine art suppe) = mhd. ndd. sür, iegnad e=s sag»
nen ahd. seganön, lat. signare, iottaf 2ech. ialtaf = psd-
ter, ahd. saltari gr.-lat. psalterium, 2old sss eold, ieglowaö
SS segeln, ia^el = segel, 2eglaf sa segler im imlante zwi*
sehen vokalen; baiant mhd. fasant, di£d2a =s bair. döse,
KiSet ss: kiesel, ^p'iia sss speise, ^p'i2arAa san Speisekammer,
gen. anyjb zu nom. anji sss anis, pap'eza (pap'ei) papet
SS ahd. b&bes^ jarmu2n zu nom. jarmuä (grfinkohl) = jahr-
muss (?).
i sss seh (ä): 2art scherz, g. pota2u zu nom. potai :s
pottasche, wajdafu zu nom. wajdaS s= weidasche.
Dieser Übergang des deutschen s, ch in d, 2 ist der
Wirkung eines eingeschalteten j zuzuschreiben, worflber
unten.
r-1-Iaute.
r vor a, u, o, e wird in palatal linguales i erweicht:
Kestifank =s kirschtrans, himple neben g^efyna ^ gerflm-
zur Untlehre der lehnwSrter in der poln. spräche. 281
pel, rotkef SS retticb, fem'en sb riemen neben lymarsssrie-
mer*), dzetfech = dietrieh im auslaut, in der endang er,
nach der analogie des poln. snff. -af, -er = altbulg. -ari,
-eri: pachdaf == pächter, al]t&r = erker, chaftaf = hefter,
bednaf = bQttner, malar =5 maier, dyngaf = dinger
(bergknappe, der ein gedinge liefert), falb'öf = filrber,
balw^^f = barbier, falä^f = falscher, fechtaf «s fechter,
forytaf =: vorreiter, frajef (liebhaber) == freier, pr^^öf =
pranger, cbawir, chaw'af = hauer, Kichlaf =s küehler,
spichf, ^p'icblöf und sp'ikl^f = Speicher, kusnef = kQrsch-
ner, kacyf, kac^f = ketzer, kölner sss koUer, 2oltaf =s
psalter, slusar = Schlosser, panc^f = panzer, rjc&t =
ritter, rymar = riemer, ämukl^f (knopfmacher)=sschmacker,
kramaf = krämer, kuglaiF =: gaukler, ^lif öf si Schleifer,
snje^f 8B5 Schnitter, äynkar s=s schenker, lichtair = leich-
ter, ludw^isar = rothgiefser, strychaf = Streicher, wach-
laf = f&cher, wart^ir =» wftrter, werbaf = werber, w'elKär
(plebiscitum, Stadtsatzung) = willkflbr, ieglaf =s segler,
iotn^f (soldat) = Söldner, tai^f = teller, grabar = grä-
ber, gichsaf ss gichter (der das erz in die gicht schüttet),
frjitö := frischer, garbaf ss gärber, fraktaf = frachter,
majef = meierei, m'eleir, m'ileir = meiler, m'elcajr = mftl-
ser, lakfair ess latwerge, m'istir neben majster sss öech. mfstr
(meister).
Im auslaute folgender worte findet die erweichung
nicht statt : oselbar s=s wasserbftr, pnchar = becher, bryf-
tre^er = briefträger, berajter =: bereiter, comber = zft-
mer, ziemer z. b. von einem hirsche, cuker = zuoker, fel-
£er SS feldscheer, feler = fehler, frajb'iter = freibeuter,
froncymer = frauenzimmer, grajcar = kreutzer, cholender
= holl&nder, serwaser = scheidewasser, äwa^er = Schwa-
ger, la^er == lager, laber neben labwerk = laubwerk,
laufisr ass laufer, loncher neben lunaf »= lohnherr, stär =
*) rymar iet erBt in jttngerer zeit entlehnt, w&hrend rem'eii schon im
altbidi^rischen als remeni Torliegt, daher die verechiedene behandlnng des
ttUutM. J. S.
282 Malinowski
Steuer, zögar (uhr) = zeiger, ^iser = gieüier, g^ldar s
goldschläger, ^efrajter = gefreiter, fryjor = firQhjalir n. a.
f = scb (ä): charnaf = harDisch.
1, t.
Die polnische wie die rassische spräche haben bis heai-
«utage ein zweifaches 1 bewahrt; ein palatal-lingnales (!)
und ein mit unrecht guttural genanntes (1). Das polnische
1 unterscheidet sich vom deutschen durch mehr palalale
ausspräche, da nicht nur das ende der zunge, sondern ihre
ganze Oberfläche sich dem gaumen n&hert *- Was das
harte l betrifft, so ist es keineswegs guttnral in dem sinne,
wie es von deutschen Sprachforschern verstanden wird.
Es giebt hier freilich mundartliche variierungen, doch
spricht es die masse des volkes entschieden dental aus:
die spitze der zunge berührt die obere zahnreihe, wie bei
n, nur mit dem unterschiede, dafs auf beiden Seiten der
zunge leerer räum f&r die aus dem kehlkopfe strömende
luft gelassen ist, was bekanntlich den 1-laut Oberhaupt cha-
rakterisirt. Die Grofspolen kennzeichnen sich durch eine
labiale ausspräche des 1, etwa wie w; im krakaoisehen
spricht man es aus mit einer resonanten schattirung, be-
sonders nach den nasalen vocalen: d^tem (ich blies), wz^em
(ich nahm) d^l, wi^l klingen in dieser mundart £ut wie
d^nem, ws^^nem, d^n, wz^n*).
Polnisches l ersetzt das deutsche 1 vor a, u, o: taäcnt
(eine Stadt im krakauischen) =: landshut, }ater = lacbter,
hochd. klafter, laät = last, tan (ein ackermafs) =s lahn,
mlat laneus, Itkod =: leckerei, tadnnek ■» ladnng, lado-
wad = laden, lata = latte, walach ^ wallaoh, stola a»
Stollen, äalamaja =» schalmeie, cegla = ziegel, tat sss loth,
atun =s alaun, tub'in =;3 lupine lat. lupinum, toktusa »s
lakentucb, todyga (stengel) = ahd. laddncha, totr = oahd.
löter, lat. latro, cto bb zoll ; im auslaute : kubel neben kn-
*) G«nane ADgftben ttbar die anaspracfa« des 1 s. bei Brttcke gnmds. 41
und Merkel Physiol. d. menschl. spr. 217. J. S.
ZOT lantlebre der lehnwörCer in der poln. spräche. 283
fei SS kflbel, IHie) = kieael, faKel = fakel. Wir sehen,
dafs Miklosioh (lantl. 445) unrichtig behauptet, „das deut-
sche I wird regelmäfsig durch den weichlaut I ersetzt^ und
(467) »in entlehnten Wörtern wird regelmäfsig I nicht t ge-
sprochen^. Doch in folgenden Wörtern erscheint das weiche
1: lanckorona (eine Stadt im krakauischen) = landskrone,
lanckoronstti (ein poln. familienname), l^d ^ land, lokaj saa
lakei, filnnek = fbhlung, chalabarda = hellebarde, folarda
SS f&Ilerde, kuglaka = kugellack, bukätele aa bogenstelle
(bogengerüst), chalef a» heller, cholender = hoUänder,
lentfal oi lendenfell, tal6r = teller, drylich = drillich.
Vor consonanten steht fast immer hartes h taiiowa^
=s falten, faU = falsch, äottaf = psalter ahd. saltari,
chotdowac = huldigen, malpa (a£fe) ss maulaffe, kStatt as
gestalt, gwatt =b gewalt, ^elda = gilde, jalmu^na aa al-
mosen ahd. alamuosan, sottys s=s schuldheifs, ioldra s:
Schulter (schweinschulter, Schimpfwort), ga}gan (lump) &»
galgen; auch vor palatalisirten: ^oln^r = Söldner, koUef
aai kotier, aber: meldowad s» melden, jur^elt = jahrgelt,
tryngelt ss trinkgeld.
1 &= j in ceregele (la minauderie) =ss ^cere^eje s= *ce-
rereje = Zierereien.
Dentale.
t, c (ts), ö (t§), c (ts).
t E= d: tebel = döbel (pflock), tuz s= daus, fory-
towaö = fördern, fryt (gen. frytu) sss friede, Kerat(u) s=
kebrrad, klejnot(u) = kleinod, bunt(u) (aufstand) sb bund,
gamrat(a) = kammerad, gw^int (gewinde) u. a.
t wird vor e in c (ts) erweicht (dies s nach t ist als
aus j durch assimilationen des t entstanden zu betrachten,
worflber unten): ryc^f =» ryts^r = *rytj^j^ =b ritter öech.
ritflr, snyc^iF (Steinmetz) =s Schnitter. Manchmal geht t
in palat. c (ti) über: pachoaf ss pftchter, ^chöaf ^ giob«
ter^ 80 auch o in d: itu<5ec =s Stutzer (stucer).
d ssa s, z: demoowy = sämiscb, ko6et ^ ahd. cheszil
mbd. kessel.
284 Malinowiki
i (t§) &= soh (ä): öacht sa schacht; = c (z): iacha
= zeche (bergstrafse in Olkui), 6op =& zapfen, 6^br = zi^
mer, cawun ss zäun, iyai = zins.
d, dz, dz.
d = t: knod (knodyiek) = knoten (an den pflanzen),
»padel =5 spaten, cfaalabarda = hellebarde, jinderak =
nnterrok, fajda<5 (cacare) = feuchten, ^erada = gerftth
(das haus- und kastengeräth, das die frau dem manne mit^
bringt). Vor e wird d in di erreicht: dietrech neben
dytrych = dietrich, dz^a (backtrog) = bair. döse, dz^
kowad neben dank nos^ = danken.
dz = c (z) Yolkthfimlich dzygar neben z^gar (obr) =
zeiger.
8.
Poln. 8 entspricht sehr selten einem deatschen s: Sas
= Sachse, weksel = Wechsel, lakmus = lackmns; = as:
slösaf = Schlosser, oberta6(a) = Obertasse, IndVisaf ss
rothgiefser, karmasyk = kerbmesser.
8 stz, z (c): sprys a= die spritze, kasyiF neben kacyf
= ketzer, besowaö neben becowad = beizen.
8 = seh (ä): sular = schürer, surowna = scheuer-
ofen (im bergwerk), sos (pflanzensprofs) ss schofs, sc^ys
neben äoltys (schulze) = mhd. schultheize ahd. scultheizo,
kalkus SS kalkasche.
z.
Das polnische z ist seiner Terengungsstelle nach mit
dem 8 identisch, es unterscheidet sich von letzteren nur
dadurch, dafs die Stimmbänder angestrengt, und durch die
aus der brüst strömende luft in Vibration versetzt werden.
Poln. z SS deutschem s im anlaute vor yocalen: z^ct-
gam ^ segelgam, zolic ass sohlen, zubas (der bais in der
orgel) SS franz. sous-bas (dieses wort ist durch das deut-
sche ins polnische gekommen, da aus den romaniiohen
sprachen unmittelbar entlehnte worte ihr anlautendes s be-
sur laatlehre d«r lehnwörtor in der poln. spräche. 285
wahren: wie suma, sa^tarny, sahta, sylwetka, sezon, sotern
a. s.w.); im inlaute zwischen vocalen: fliza ss fliese, ^p'i-
luza S9 speileisen, ]6zem (frei, nicht gebändigt) = los,
chyzowaiSs hissen; im aaslaute: cekchauz(u) = zeoghaas,
gmz(a) aas grans, tu3(a) = daus.
z SB soh (S): maltnza sss maultasche.
s = z (c) zembraty es zimmerbretter (d. i. gezim-
merte bretter), zendra = znnder, dies ist graphischem ein-
flufs zuzuschreiben.
z SB h: zal2bant =s halsbaud.
i ^ 6: nur im potaz(u) neben pota£(u) »»pottasche.
n.
Die polnische spräche kennt nur dentales n, welches
aach deutsches gutt. ng ersetzt: in allen Wörtern auf ung
IBS poln. unek, wie: rachunek ss rechnung, stosunek (ver*
hftltniis) SB stoisung, warunek (bedingung) =. wAhrung u. a.
Labiale.
P-
p ^ b: ponöocba (strumpf) ss bundschuh, pnchar ==
becher, pytel (mfihlbentel) = beutel, pap'e2 (p^pst) &» ahd.
b&bes, kolp^f == kaulbars, urlop gen. urlopu mm urlaub.
p SS pf, f, ff: pal am pfal, p'epf =: pfeffer, pulk (re-
griment) ■■ volk mhd. volc ahd. folc, p'e^^dz (geld) ^ pfen-
ning, p'eifgnowad ^ pflegen, panwa sbb pfanne, pampuch
SB Pfannkuchen, grypa =x dreifufs, äyper == Schiffer, ko-
perityoh »i kupferstich, koperjlag = kupferschlag, koper-
was sss knpferwasser, kap'inaz (▼olksthfimlich) s= kaffee-
hans, matpa (äffe) = maulaffe; im auslaute: litkup (merci-
potns) =B mhd. Ittkouf, gnyp ss kneif (schusterkneif, sehn-
stennesser, cf. franz. canif ), gap' sb *gaffe, b'iskup ss ahd.
piseoof, 2op SS zapfen u. aa.
b.
b = p sehr selten, und das fast ansschliefslich ror i :
lub'in SB lupine (lat. lupinum), drab'ina = treppe; vor u:
cybula (zwiebel) = ahd. cipuUa.
286 Malinowski
b = f : baiant = mhd. fasaot (lat. phasianus), kncaba
und kocaba neben äufla =s kothschaafel, drybus^ tiybas
neben grypa = dreifufs, grab'a, cbrab'a := graf.
f.
f = f , v: fartucb =s vortuch, firanka ss Vorhang,
firzac = Vorsatz, forpoöta = Vorposten, forat (ein aofiruf
in bergwerken) = niederd. vorut (voraus), fortel (mittel)
s=s vortheil, furwach = vorwache, furstus = verstofs.
f = pf : fajka = pfeife, fanna neben panwa = pfanoe,
funt = pfund, farÄr = pfarrer, kfejfajfer = querpfeifer (?),
knafel = knöpf.
f = w: blofarek neben bulwark (die form bulwar
(strafse) ist aus dem franz. boulevar entlehnt) = boUwerk,
fala = welle, faramudka = warmmufs, fartowaö = warteo,
filorek SB Wischer.
f s: b: kufel (seidel) = kübel.
f =s h: glif neben glijowaö = glQhen; = ob: cefa ne-
ben cecha (merkmal) = zeichen. In den Wörtern rych-
fowac ss= bereifen und rychfa «s reif spaltet sich f in chf;
diese erscbeinung ist auch dem russischen eigen; z. b.
chf edor (volksthQmlich) neben fedor = theodoma, procb-
fost s profos.
w.
w S8 f : wechtowac neben fechtowaö es fechten, War-
dunek =» ferding, vierdung (eine mfinze), wachla ssa fackel,
wachlaf = fächer, liwerunek (abgäbe) &=* liefening.
w = V (f): wöjt (schnitz) ss vogt, w'ertel (maab)
sBs viertel.
w ist aus u zwischen voc. eitstanden in chaw'ef, oha-
Var (arbeiter in bergwerken) =» hauer.
m.
m =s b: mary neuslov. pare =s bahre,
m as v: m'isorka es visier am helme.
zur Untlehre der lehnwöiter in der poln. spräche. 287
Conflonaiitif ohe lantgetetse.
Nicht nar aomittelbar zusammeotreffende, sondern
aach getrennte laute können auf einander wirken.
L Assimilation.
Benachbarte consonanten assimiliren einander 1) durch
Veränderung ihrer verschlufs- oder verengungsstelle (über*
gang in ein anderes sprachorgan, qualitative assimilation),
2) durch verftnderung der gegenseitigen Stellung der or*
gaiie (Wechsel zwischen momentanen und dauerlauten, zwi-
schen nasalen und nichtnasalen, zwischen stummen und
tönenden (quantitative assimilation)).
1) Qualitative assimilation. a. a. Der vorher-
gebende consonant ähnlicht sich dem folgenden an durch
Abergang in das organ desselben.
Linguales r gleicht sich dem folgenden j an : kfejfajfer
s=*kferfajfer= querpfeifer. — d assimilirt sich dem auslau-
tenden r in serwaser ss ^sedwaser = scheidewasser.
Dent« s wird zu ling. i vor ling. 1: Sie (geschirrriemen)
SS *sle SS seile, älachta neben slachta (adel) =ss ahd. slahta
(geschlecht).
Out. ch vor dem dent. t wird zu n: antatek ss achtel.
Labiale gehen vor dent. in dent. Ober: f in s vor t:
olstro =s *olftro =» holfter.
ß. Der folgende consonant assimilirt sich dem vorher-
gehenden: palat. j wird zu dent. s nach dent. t in rycär =
•rytsef = *rytjef = ritter, snycö = *snytsäf «s •snytjö
^ Schnitter n. aa.; j wird zu z nach d in di^kowa45 :=
^dj^kowad = danken u. aa.
b. a, Anähnlichung durch fibergang des vorhergehen-
den oonsonanten in das dem folgenden n&here sprachorgan.
Dent. o (ts) assimilirt sich dem folgenden gutt g, in-
dem es in ling. i Qbergeht: d. kreuzgang ss *krncganek
= 'krudzganek =s *knid2ganek =s kru2ganek.
Dent. 8 geht vor gutt. k ( ch ) in ling. i über : äkuta
s: *skuta = ndd. sehnte, hoU. schulte, dkoda (schade) »s
ahd. scado.
288 MaUnowBki
Gott, g, k vor dent. t, c gehen in palat. j Qber; flcj-
tuch sss flecktuch, grajcar = 'gaijcar = 'garkear ^ korck-
zieher.
ä nähert sich dem folgenden palat.-ling. 1, und geht
in palat. & über: slif er neben älif er = Bchleifer, sluza =
schleuse, slaban*) = schlagbaum, ^larka = Schleier, Üo-
stram = oberd. sohlufstram (schlnfsbalken), ilusar = schlos*
ser, aach vor jotirtem p' : sp'ikowad = spicken, ^p'ichr =
Speicher, ^p'ilart = speilert, ^p'iäarna »= Speisekammer,
^p'eg = Späher, sp'iluza = speileisen, waj^p'en = weife-
spähne.
2) Quantitative assimilation. a« Anfthnlichoog
des vorhergehenden consonanten an den folgenden.
Spirans ch wird vor t zu moment. k: frokt neben
frocht, fraktaf neben frachtaf a=s fracht, dyktowny neben
dychtowny = dicht, fektowad, wektowaö neben feohtowac
= fechten; ft zu pt: äyptuch (segeltuoh) ss schiftuch.
Momentane k, p, b werden unter dem einflufs der fol-
genden dauerlaute I, w, m zu den entsprechenden Spiran-
ten: machlaf neben mekler = makler, wachla = *wakla
= fackel, chlob es kloben, ätochmal ^ ^itogmal = *ltob-
mal SB Staubmehl (man bemerke die dissimilation der bei-
den labialen bm in gutt. und lab. chm ftr gm), bachm'istf
= *bakm'istr = ^barkm'istr = bergmeister (in WeUika),
inflada = Schublade, st^fle neben stemple =s Stempel,
chfast =r *kfast = quaste; c vor f zu i: iujfal as *iucfal
=s *dQrcfa) sss schurzfeil.
Anähnliohung der stummen an folgende tdnende; k
vor r, 1, n wird zu g: zagr^plowac =ss yerkrämpelo, graca
= kratze, grajcar = ^krajcar sss kreutzer, ryngraf bs
*rynkrai sb ringkragen, glon = *klon = *knol es knoUeo,
gnap SS knappe, gnyp' ss^ kneif (schostermesser) cf. franz.
canif.
*) Unter der Uotform slabao werden zwei gaiis yerachiediae wArter
besriffen, das eine ist das d. schlagbaum mit derselben bedentnng, das an-
dere ist aus dem d. schlafbank gebildet; es verstebt sieb von selbst, da£i
das eine wort snr lautomformnng des anderen mitwirkte.
zur lantlehre der lehnwörter in der poln. spräche. 289
c Wird vor b zu dz: zydzbret = sitzbrett; zg = sg
= ög = cg: kroiganek = kreutzgang. s vor g, d, n, b
SB z: glazgal = glasgalle, sp'izglas = spiefsglas, lezda
(coDSumtioDsaccise) = leisten, uznacht = hausknecht,
rajzbret = reisbrett; s vor h zu i: fiib'iD =: fischbein,
zali^bant = 'zalSbant = balsband. p vor I und w zu b:
blank = planken, obwach neben odwach = *opwaeh =
bauptwache.
b. Anähnlichung des folgenden cousonanten an den
vorhergebenden: n wird njich g zu d in gdyrac ass
gnurren.
c. Blofs graphisch ist das zusammenfliefsen mehrerer
im deutschen getrennten consonanten in einen polnischen:
f =r rs, rsch: kolpef = kaulbarsch; c = ts: lice = leit-
seil, wacek = watsack, chuncfot= *chuntsfot=: hundsfott,
tancut == ^lantsut = landshut, lanckorona = *lantskorona
= landskrone, golclar = goldschläger (aus der ndd. form
des Wortes); c = tä (tsch): paca= ^patsa = patsche; & =
ii (tsch) : ponöocha (strumpf) = pontäocha == bundschuh,
wanöos (parietis contabulatio) = wandschofs, lanöaft neben
lantäaftund lanäafb = landschaft, fel6er = feldscheer, ku-
caba neben kocuba = kothschaufel , oröyk = ortscheit
(an dem wagen), pryöa = pritsche, berlaö = bärlatsche.
Gegenseitige anähnlichung der laute aneinander findet
in bramrot für *bravnrot == braunroth und in moid^er =
*morzef = *morzjef = mörser statt.
IL Lauteinsc hiebung.
1. Consonanteneinschiebung. Ein consonant
kann eingeschoben werden: a) im anlaute a) vor einem
vocale, ß) vor einem consonanten; b) im inlaute a) zwi-
schen vocalen, ß) zwischen einem vocale und einem conso-
nanten, y) zwischen einem consonanten und einem vocale,
^zwischen zusammentreffenden consonanten; o)im auslaute
nach consonanten.
a) Ein consonant wird im anlaute vorgeschlagen:
Beitrug« K. ygl. spnchf. VI. 8. 19
290 MalinowBki
a) vor vocaleQ: ch: chatun neben atun = alaun,
chanälak neben anälak = anschlag, chanyi^ neben any2 as
anis, chartful = erdpfal, cherst neben er8t (räuberfQhrer)
= erste; j in jachtel neben achtel^ antatek = achtel, jal-
muina ahd. alamuosan (almosen), jastrych neben astrycb
= estrieb, jinderak = unterrok; w in w^borek = mhd.
eimber, ahd. einbar (eimer).
ß) Vor Gonsonanten: g vor 1, n, m: glot (die ladung
des kleinen feuergewehrs) = loth, gnarowad (sich nähren,
von etwas leben, sich den unterhalt verschaffen) = näh-
ren, gmyrad (mit bänden in etwas herumrQhren) = mäh-
ren*); k vor f: kfandzylber = feinsilber im ausdrucke:
wyno^i fSystko z domu na kfandzylber = er schleppt alles
aus dem hause, um es in feinsilber zu wechseln (von eioem
iQderlichen manne); s vor t in struköaäy = truchsefs.
b) Im inlaute eingeschoben:
a) zwischen vocalen. w in öawun = zäun.
ß) zwischen vocalen und consonanten: n resp. m vor
ät, str, pn: rynätunek ^ rüstung, p'el^gnowad ss p'elen-
gnowac =3s pflegen, stembnöfka = *stempn6fka = step-
naht: r vor 6 = tsch: kuröaba neben kuöaba und ko<5uba
= kothschaufel, d vor 1 in jedlca neben jelca = ahd. h§l3a
(griff am Schwerte).
y) Einschiebung eines consonanten zwischen consonan-
ten und vocalen.
Hierher gehört vor allem die weitgreifende, und allen
slawischen sprachen, besonders aber dem polnischen eigen-
thQmliche Wirkung des eingeschobenen j. Nach einem laut-
gesetze des polnischen können gutt. k, g vor e, y nicht
ausgesprochen werden und gehen in k, ^ = kj, gj (etwa
wie deutsches k, g in kind, gilde) Ober. Diesem lautge-
setze folgen natürlich auch die lehn Wörter. Beispiele: ke-
runek = *kjerunek (richtung), kerowad = kjerowa<S (rich^
ten) = kehren, kerat = kehrrad, kerca =: kerze, kelich
= ahd. ehelich (kelch), kernowe sukno ss kerntuch, keina
*) DiM g ist wohl dft8 d«nt»che ge-. -- J. S.
zur lanUehre der lehn Wörter in der poln. spräche. 291
= keUe, Kichlaf = »klychlaf = küchler, w'elK^f (plebi-
scitum) = willkfihr, fukel = fachte!, peKeflejä = Pökel-
fleisch, oUl^el = hohlkehle (archit.), Kestfank = kirsch-
traiik, nikel =: nickel, alkef = erker, cyrkel = zirkel,
cuker = zucker, faKet = fackel, zanke! = senke!, g =
gj: vor e gemza = gemse, ^ertruda =s gertrud, gemajn
^ gemein, ^erada ==: geräth (das haus- und icastenge-
rfith, das die frau dem manne mitbringt), ^efyna = ge-
rumpel, warge!t = wehrgeld, tryn^elt ss trinkgeld, bryf-
treger = briefträger, biajgel = bleigeib, falgelt = pfal-
geld, la^er = lager, pr^gef = pranger, tygel = tiegel^
äwager := schwager, ma^el = mangel, cherwe^et neben
cher^wet = heergewette, jur^elt ^ jahrgeld, 2agel =
segel u. aa., chj wird zu d in toktuäa = *Iolctuchja =
lakentuch.
f = ij vor a, u, y, o, e: kestfank, ^kestiFank = kirsch-
trank, rumple neben gefyna = gerumpel, fotkef ^ ret^
ticb, fem'eii = riemen, s. oben s. 281.
t wird vor e zu c := ts = tj erweicht: rycef :=
'rytsef = rytjef == ritter, snycef = Schnitter (Steinmetz),
vor a zu d = ts = tsj in pachdar = pächter, ^ichdar
= gichter. Der Übergang des dent. s in ling. ä, i ist auch
der Wirkung des eingeschobenen j zuzuschreiben: wie sabla
aas *sjabla = Säbel, Kölner = *zjolnef = •sjolnef = Söld-
ner — mehrere beispiele sind oben beim ä, i angegeben,
j wird weiter zwischen n und e, manchmal auch a einge-
schoben : kusÄef = *kusnjef = kürschner, tanec = tanz,
äanec = schanze, zdnef := Söldner, kölner sa koller,
kasarna = kaserne, waltorna = waldhom, kuchna =: ahd,
kuchina, p'en^dz = pfenning.
p == pj = p' vor e in p'epf = *pepf = pfeffer, pa-
p'e2 Öp^P^^) = ^^^* bäbes, p'enqdz = pfenning, p'el^gnowad
= pflegen.
b' = bj vor a, i und e: grab'a = graf, kob'alka =
kobel, b'iskup = ahd. piscouf, drab'ina = treppe, farb'elF
::= färber, b'ermowaö = firmen, b'emat =: bernhard.
19*
292 Malinowski
f = f j = f vor a, e: of ara (opfer) ahd. opfar (lat.
o£f6ro), &U€ei =2 Schleifer.
W = wj: gW e^ny = gewifs, w'ardonek = ferding,
vierduDg, gleWja = mhd. glSve, glasvin (frz. glaive) lanze,
spiefs.
m' = mj vor a, i, e: m'arkowa45 (erwftgen) = *iDJar-
kowaö = merken, m'itorka = visier (am helme), m'elcaf
=: melzer, m'elcuch = malzhaus, m'elef = meiler, m'elätyn
=: mehlstein (eine barg im Krakauischen), stam'ec =
steiametz.
Nach Johannes Schmidt^s ansieht ist die Verbindung
k& in den werten ks^dz, k^^2e, ks^zka aus kj entstanden:
ahd« kuning erscheint im altbulgarischen in der form ku-
n^zi, altßech. knöz, im polnischen sollte es lautgemftis
*kn^z, kn^dz heifsen; nachdem aber das n zwischen k
und f geschwunden, tritt j ein (*k|^dz), welches sich
in 4 verwandelt: gen. ki^dza zu uom. ks^dz. Diese eiklfi-
rung wird durch den Übergang des j in s nach t in rycef
*tytsef BS rytje^, ritter, in i nach d in di^kowa<5 = dan-
ken bestätigt. — Eine andere differenzierung dieses j in I
nach gutt. ch, k vor a, e findet man in den w<Mien:
wachlaiF = *wachj&f = f&cher, warchlak = *warchjak=:
barch porcus castratus, sp'ichleiF = ^p'ichjef und ^p'iklef =
Speicher neben ^p'ichr, ^p'ikf, ämukler = *dmukjef (neben
smukaf) = schmucker; nach z: trenzle = *trenzje = trense,
gruzla = *gruzja = drflse. r wird nach t, p vor y, u ein-
geschoben : trynkowad neben tynkowac =s tünchen, rostm-
obaf = ro&t&uscher (od. rofstrüger?), dprycha^ radspeiche.
f nach t in listfa = leiste, vielleicht nach der analo-
gie des poln. suff. tfa (twa) wie: ryb'itfa, bfyt&, pletfa eto.
S) Einschiebung eines consonanten zwischen zusam-
mentreffende consonanten. j wird in die mitte, zwischen 0
und t, n-6 eingeschoben, und fliefst mit vorhergehendem
n in n zusammen: rantuch = ^ranjtuch = randtuch, wan-
tnch = ^wanjtttch s= wandtuch, podöocha = ponjdocha
(strumpf) = bundschuh, wanöos = * wanjöos ^ wandschois *).
*) In letzteren beiden beiepielen ist wohl n nur durch das folgende i
laUtaUsiert. J. 8.
zur lauUehre der lehnwdrter in der poln. spräche. 293
d wird zwischen nr and nz eingeschoben: chendryk
neben chenryk =s heinrich, pendzel neben penzel = pin-
sel (lat. pennicilla). Die formen keondz (priester), p'encxidz
(geld), mosondz (messing) sind ans den grandformen *ktonz
(""ksenz) = ksengj = altbulg. kün^zi, poln. collect, k^^a
= ks^zja, moSenz s=s *mo^engj (cf. moi^^ny) = messing,
p'enenz = *p'enengj (cf. p'en^iny) pfenning durch die ein-
schiebung eines d zwischen n und z entstanden.
t wird zwischen s und r eingeschoben: stragan =
^sragan = schrägen neben sara^i.
b wird zwischen 1 und r und m und r eingeschoben:
gen. combra zu nom. comber = ziemer, cembra, cembiryna
=: *cemra (brunnenkasten) = zimmerung, olbrot = *olrot
= wallrath.
c) Im auslaute wird j angeflQgt: nach r, mit welchem
es zu f == r + j wird: alkef = *alkerj = erker, meh*
rere beispiele wurden schon angegeben; nach s, mit wel-
chem es bald zu ä, bald zu i wird: ratuS = ratus+j =
rathhaus, pap'ez(a) (papst) = ahd. bäbes, jarmu£(u) (grün-
kohl) = jahrmufs; nach st, mit welchem es zu äc = s^
wird in proboöc = *probostj = probst (praepositus);
nach n: waj^p'en = weifsspänne; nach p in gnyp' =
*gnyp-|-j = kneif frz. canif, gap' = gap-t"j = gaffe,
2. HilfsYocal. Zwischen zusammentreffende con-
sonanten werden folgende hil&vocale eingeschoben: a: Sa-
ragi (neben stragan) = *ära^i = schrägen, faramnäka ss
*farmuäka ^^ warmmufs, äatamaja = *äatmaja =^ schallmeie,
ataman neben chetman = hauptmann;
u: armudmal = *armämal := ^arimimal = eier im
schmalz, larum ^ ''lärm r= lärm.
e: blofarek neben bnlwark = boUwerk, korek = kork,
ratnnek = rettung, gzinek =• gesenk, und mehrere andere
auf nek ^ ng. — fasalec ass fafsholz, stosolec =^ stofsholz,
$malec =: schmalz, Sanec ss schanze, tanee = tanz, p'el^«
gnowac = *pl^gnowaö = pflegen.
o im Worte lanckorona (eine stadtyss landskrone, un-
ter dem einflufs des lat. Corona.
294 Malinowskr
ni. Schwund.
Gutturale k, g, ch (h): k schwindet im inlaute: sfür
ks: sas = 'saks = Sachse ndd. Sasse, b'indas &= *b'in-
daks = b'indaxt (queraxt), 6 fbr ks: An£purk = 'Äukäpurk
= Augsburg, warätat = Werkstatt; skn wird zn: usnacht
= hausknecht; nkg zu ng trjn^elt = trinkgeld, ngkr zu
ngr ryngraf := ringkragen. Im auslaute: laber = laab-
werk; g schwindet: im anlaute aus der Verbindung gf:
irumple neben ^efyna as *gf umple = gerQmpel cf. öech. f ecky
= gfeck^ = graecus; im inlaute: zwischen yocalen, wel-
che dann zusammengezogen werden: Synal = *Synall =
'dynagel = schiennagel, bretnal = brettnagel, u&al =
hu&agel, cf intnal = zwintnagel, fornal = vornagel (hacken
am deichsei), rydwan = reitwagen, golclar = goldschlä-
ger. Vor consonanten schwindet g in älaban = 'älagbao
^ schlagbaum. Aus der mitte der Verbindung: laodraf
= landgraf, jintermach = *jintergmach = hintergemacb,
burm'istr = *biirgm'istf := burgmeister (auch deutsch bur-
meister, besonders als nom. pr. erhalten), ch und h schwin-
den im anlaute vor vocalen: antaba ^ handhabe, antry-
chaf neben veraltetem chandrychaf (berggehülfe) = hand-
reicher, autwerk = handwerk, uznacht = hausknecht,
odwach :^ hauptwache, olKel = hohlkehle, olstro =r holf-
ter, ochm'istf = hofmeister (hauslehrer), ufhal, ofiial neben
chu&al = hufoagel, olander neben cholender =: hoUftnd^,
oldowad neben üblicherem chotdowaö = huldigen, of,
ufec neben chufec = häufe, abdank (wappen) = habe
dank, aftowad neben chaflowad = heften, alätnk neben
ohalätuk = halstuch, antfas neben konwas = handfais.
Im inlaute zwischen vocalen und consonanten: djäel (deich-
sei) = ahd. dihsila, mhd. dihsel; aus der mitte der con-
aonantenverbindung: fajdaö (cacare) = ^fajchdad = feuch-
ten, durslak und druölak = durchschlag, Kermaä = kircb-
messe; zwischen consonanten und vocalen : cykauz^ Zeug-
haus, frygowad = frischhof (?), fiäolc = fischholz, firanka
=5 Vorhang, forak = vorhacken, kutlof = kuttelhof,
waltoräa = waldhom, rajtuzy =? reithosen, ratoä = ratb-
zur landehre der lehnworter in der poln. spräche. 295
bau8, zamtuz SS sammthaos (?8chandhau8), antaba =: hand-
habe, 8to8u]ec = 8tor8hölz, lunaf =: lobnherr, laniu8 =
lehmhaus, äturmak = starmhaken.
j schwindet im inlaote zwischen vocalen: in armudmal
= ^ajerimdmalc = eier im schmalz; aus den Verbindun-
gen: äpeflik = speilfleck, trepchauz sc treibhaus*); unter
dem einflufs des in der zweiten silbe sich befindenden j:
felajza = feileisen, strechajza = streicheisen, blejwas -
bleiweifs.
Linguale: r. Da die polnische spräche Oberhaupt
keine doppellaute leiden kann, so geht die Verbindung rr
io r Qber: jinderak =^ Unterrock, kerat := kehrrad, gdyrad
= gnurren, fory^, fory tar == vorreiter u. aa. Der Schwund
des r wird weiter nicht nur durch den zusammenstofs mit
anderen consonanten> sondern auch durch anwesenheit eines
zweiten, obwohl getrennten r in demselben worte bewirkt;
inlautend: bachm'istf = bergmeister (in W'eliöka), Linde
leitet das wort unrichtig aus dem d. pachtmeister her,
wekf ir = werküQhrer, kusneir = kürschner, öuäfat neben
äustfal aas schurzfeil, aäleder ( hinterleder) =s arschleder,
kestfank = kirschtrank, maäerowad =: marschieren, obla-
dra = Oberleder, foder, federunek, federowad (ausgaben
f&r die bergfabrik leisten) = fordern neben forytowad (pro-
tegierefi), wo das zweite r schwindet, und foldrowad, wo
es sich in t dissimiliert. Kfaterunek, kfaterowad =5 ein-
quartierung, zembraty = zimmerbretter, b'emat =s bern-
hard, bernadyn = bernhardinermönch, burdt6fka := bors-
dorfer apfel, rem'iza = rohrmeise, volksthümlich jarmak
neben jarmark ss= Jahrmarkt. 1 = 11: bukätele = bogen-
stelle, obstalowad :^ bestellen, chaler = heller, tal^f =
teller, kuglaka = kugellack u. aa. 1 schwindet vor k:
blozbak = blasebalg, vor st: astyn = halsstein, aus der
Verbindung Ifl: pekeflejä = pökelfleisch, Speflik = speil-
fleck (beim schuster).
*) Richtiger ist wohl, dafs, mit ausnähme des ganz unkenntlich gewor-
denen armnsmal , diese worte wie die meisten lehnworte aus dem nieder-
deutschen entnommen sind, den diphthong also nie gehabt haben. J. S.
296 Malinowski
Dentale: t ^ tt: witerunek = Witterung, gatunek
(art) s gattuDg, chnta a=s bütte, ratowad = retten u. aa.
t, rcsp. d, schwindet im inlaute vor dentalen (t, 6, s):
botuch = badetucb, wantucb = wandtucb, rautuch =
randtucb, bosak * ) = bootshnken, lanäaft = landschaft,
konsachty (geheimes verständnifs mit jemand) = kund-
Schaft, wandos (neben wancos) = wandschofs, rajdula ss
reitschule, orätam =s ortstamm, olstyn s=5 altstein (bürg),
munätuk und m^stuk, muätuk = mundstöck, morspr^gi
8B mordsprung; vor andern consonanten: fusberta (helle-
barde) s= faustbart, obwach (russ. obwacht) neben odwach
=3 hauptwacbt, konwas = handfafs^ chanwark(handpumpe)
=s handwerk, äylwach == scbildwache, krochmal ss= kraft-
mehl, wacbmistf = Wachtmeister, pocm'istf = postmeister,
äylkret = Schildkröte; nach consonanten: fukel = fuchtel.
Im auslaute: jarmark = Jahrmarkt, frymark = freimarkt,
b'indas (queraxt) = bindaxt. c schwindet im inlaute: slo-
cha<5 =s ""slochcac = schluchzen; im auslaute: armuämai
=s *armu8malc &= eier im schmalz.
8 ^ 8s: slösaf = Schlosser, obertas = obertasse; 8
schwindet aus der Verbindung sä in mastab ss mafsstab.
n s=s nn : synal = schiennagel, wyzonowa<5 (austrock*
nen) = aussonnen; doch in folgenden Wörtern ist doppel-
tes n bewahrt: brytfanna = bratpfanne, wanna = waone,
in lenno = leben ist es erst polnisch verdoppelt ; n schwin-
det im inlaute vor consonanten: brokoli =b braunkohl, ma-
^el SB mangel, jarlyk = Jährling, olawa (anlaufeisen im
bergwerk) = anlauf, mustuk neben munstuk = mund-
stOck, braudtyn neben bronötyn = braunstein, grylpan
neben grynäpan = grünspan.
In formen wie brqstyn neben bronötyn, branätyn ss
braunstein, mustuk =s muStuk und munötuk sa mundstfiek,
kqät neben kunät = kunst geht n mit dem vorhergeben-
*) Hier wie in mehreren anderen fUIen wirkte noch eine ander» vr>
saohe auf die lautamformnngy nämlich Tolksetjmologie : dem sprachgefthlc
des Volkes schwebte bei diesem worte die vorstellnng der we. bos, lii. ba*
(bar) vor.
zur lautlehre der lehnwörtor in der poln. spräche. 297
den vocale in einen nasalvocal zusammen. Aus der mitte
von consonantenverbinduDgen schwindet n: bodloch = bn-
denlocb, klabrynek = klabeoring (bcrgwerk), bukätele =
bogenstelle, wajstyn = Weinstein, burätyn = bernstein,
rapityn = rabenstein (eine bürg), capätfyk = Zapfenstreich,
toktusa =s lakentuch, lentfal == lendenfell.
Nach coQsonanten schwindet n: in klecha =: glöck-
ner, rachunek s=s rechnung, kodary s= kaserne, ordynek,
ordunek = Ordnung, nitabla =s nietnagel, ramodel sss
raumnadel (bergwerk).
Labiale. Deutsches pp wird durch einfaches p wie-
dergegeben: op' ich =s=eppich, dupelb ir s=s doppelbier, gnap
= knappe u. aa. — p schwindet zwischen consonanten:
chetman == hauptmann, odwach neben obwach = haupt-
wache; b schwindet im werte karmasyk ^ kerbmesser im
auslaute. Auch deutsches ff erscheint im polnischen nur
als f: äafowad = schaffen, trafid ^ treffen, kartofel =»
kartoffel, äyfunt =b schiffunt (?); w schwindet im anlaute
vor o: olbrot = wallrath (spermaceti), oselbar s= wasser-
bär; nach b: laber neben lab werk ^^ laubwerk (architekt.
Ornament).
Deutsches mm erscheint als m: chamowad =s hem-
men, drama » schramme, /roncyroer = frauenzimmer u. aa. ;
vor w ist es geschwunden in: bawetna =b ^bamwelna =ss
banmwoUe. Manchmal schwinden ganze consonantenver-
bindungen und silben, wie: muätuk = mundstflck, stamca
ass stum'ec SS Steinmetz, falendys (holländisches tuch) ==
feinhoU&ndisch , lajtuch ^ leichentuch, malbork ss *mar-
bork SS marienburg, fajerka ss feuerkike.
IV. Umstellung.
1 . Zusammenstofsende conaonanten werden umgestellt :
ak, ik für ks: wosk schon abttlg.=s wachs (wohl urverwandt),
poäka ^ *pnksa s= ahd. puchsa (bflchse); tf, rf für ft, fr:
tratfa =» trafte, gerfajter neben ^efrajter «bs gefreiter; rk
298 Malinowski
fQr kr: äperka = *spekra sss speckgriefe; str f&r rst: kiir-
f istr neben kurf irst =ss kurHlrst, nach der analogie des
Wortes m'istf ss meisten
2. Durch einen vocal getrennte consonanten werden
gegeneinander verwechselt: kuglaf für *guklard as gankler,
cherweget = fQr und neben chergewet =s heergewette,
glon = *gnoI SB *knol ssr knollen, kneplowaö fbr *klepno-
waö = klöppeln; opcas fQr ^opsac =s absats.
3. Der consonant wird mit dem benachbarten vocale
oder mit einer ganzen silbe umgestellt, und dadnrch ein
unbequemer zusammenstofs von consonanten yermieden:
ro fQr or in brok fbr und neben b6rg, borgowaö ss borgen:
ra fQr ar: grajcar a=s *krajcar ^ *karkcar =s korkzieher;
ru fQr ur: druälak neben durälak = durchschlag, lo f&r
ol = blofarek neben bulwark = bollwerk, ptajtaze f&r
ptatajze ss plätteisen, jinflanty == *jilflanty ^ *liflanty ss
Lievland.
V. Dissimilation.
1 . Dissimilation durch Übergang in ein anderes sprach*
organ. Wechsel zwischen den dem organe nach gleichen
consonanten.
Von zwei gutturalen geht der erste oder der zweite
in einen labial über: kafel neben kachel s= kachd, ryn-
graf =B Vyngrak(g) = ringkragen, tfar6g ^ *kfarög ss
*kfark s= quarkkäse (hier ist wohl auch die assimilierende
krafb des labialen f anzuerkennen).
Linguale: von r — r geht das zweite in ^ über: ce*
regele ss *cererele ss *cerereje sss Zierereien. Der dop-
pellaut 11 wird zu In : kelna ss kelle, kölner = koller. Von
zwei getrennten 1 geht eins in n über: jinflanty = *jil-
flanty ss *liflanty =s lievland, kalisan, kalteäan s=s kalte
schale. Ling. i vor r geht in palat. i über in Smba s^
druba SS schraube, ^r6t sa *dr6t sb schrot.
Dentale. Der doppellant tt geht in cht über in
älichtada == ^ilittada sss schlittenfahrt, trucht = der trott
(ital. trotte, der trab).
Kur Uatlehre der lehnwdrter in der poln. spräche. 299
d vor t geht in w über: wytrych ss dietrich.
8 vor t geht in ling. ä über: kadta = kästen, maät
= mast, taät = last, grust == gerQst, klaätor = kloster,
kundt SS kunst, rynätnnek bs rüstung, alätuk = halstuch.
Der doppellaut nn geht in nwüber: panwa s= ^panna
= pfanne, rynwa neben rynna ss rinne; n — n in m — n:
m'inog = *ninög =s ahd. niunouga ^ nennange; dent. ?,
vor n geht in ling. i über in jatmuina =s ahd. alamuosan
(almosen). In aadtuk ftkr ^auscug == auszug differenzieren
sich beide laute.
Labiale. Das zweite f wandelt sich in k in fajka
= ^fajfa =5 pfeife. Das auslautende m wandelt sich un-
ter dem einflufs des vorhergehenden lab. b (p) in n: slaban
=s ^slabam ss schlagbaum, bukäpan = buchsbaum, folbun
aas f&Ubaum.
Zwei dem organe nach nicht gleiche consonanten dif-
ferenzieren sich.
Gutturale. Gutt. g vor ling. 1 geht in lab. b über:
äitabla = nitagla = nietnagel.
Palatales j nach gutt. k geht in palatal. & über in
ksondz (ksqdz) = *kjondz = *kn^dz ^ ahd. kuning (man
vergl. oben).
Dentale: t vor w (f) geht in k über: lakfaf = *lat-
war sss latwerge, vor 1 in ch: äpachla = *äpatla = äpa-
thel (bei den malern); d vor r geht in g über: gruzia =
*druzla = drüse, grypa = *drypa = dreifufs; s, z vor
lab. p, b gehen ioi^ ling. & resp. i über: radpla ^ *raspla
SS raspel, bukdpan s= buchsbaum, zalSbant = halsband.
Labiale: f vor dent. t geht in ch: konsachty (gehei-
mes verständnifs mit jemandem) = kundschaft, kruchta =
ahd. cruft, mhd. kruft, nhd. gruft, lat. crypta, gr. xqrmxfi^
klnchta =: *klufta = kluft, locht, lucht neben luft ^ luft,
krochmal = kraflmebl *), ochmistir sa hofmeister, stochmal
SB Staubmehl.
*) Der wandel von ft in cht ist nicht erst polnisch, obige worte sind
▼ielmahr ans dem niederdentschen entlehnt. J. S.
300 MaliDowski
2. Dissimilation durch yerftnderung der Stellung der
Organe.
a) Wechsel zwischen r und I. Von zwei in einem
Worte sich befindenden r wird das erste zu 1: aUütei s=
*arkef cech. arkif = erker, falb'ef = f&rber, balw'^f =
barbier, mulaf neben muraf ss maurer, oselbar = wasser-
bär, malbork ss marienburg, folwark as vorwerk, äalwark
neben sarwark = schaarwerk, folair, fulaif = führer (berg-
werk), foldrowac, foldrunek, foldmnek, foldrowac neben
fedrowad (ausgaben für bergwerk leisten) = fordern, fol-
wertaf = vorwärter (im bergw.), olbora = urbar (berg-
zehnte, dime des mines), sulaf s= schOrer neben veraltetem
soraf, doraf (bergw.), ludw'isaf ass *rudw'isaf = rothgieliser;
das zweite r geht in 1 Qber in rudel aas rüder.
b) Wechsel zwischen stummen und tönenden conso-
nanten. Aus zwei tönenden wird einer stumm: klecha =
glöckner, kolpef = kaulbars. Aus zwei stummen wird
einer tönend: wachlaf sas *fachlaf as facher, wachla ss
*fachla = fackel.
St. Petersburg, im februar 1869.
Lucian Malinowski.
Zur Volksetymologie.
Wenn das bewufstsein der ursprQnglicben inneren Be-
deutung der Wurzel eines wertes beim volke verloren ge-
gangen ist, oder, wie bei der entlehnung, gar nicht vor^
banden gewesen , so geräth das spracbgeftlhl auf irrwege,
stellt das unverständliche wort mit einem andern zusam-
men und macht es diesem phonetisch fthnlich. Diese kraft,
zwei Wörter, die etymologisch unverwandt sind und we-
sentlich miteinander nichts zu thun haben, zu verknQpfeo
und zu assimiliren, hat man Volksetymologie genannt. Es
können die berflhrungspunkte ftr diese anfthnlichung in
zwei richtungen vorhanden sein: entweder ist das gegebene
zur Volksetymologie. 301
wort mehr zufällig einem andern der lautform nach ähn-
lich, oder man will neben der phonetischen ähnlicbkeit
auch eine Verwandtschaft zwischen den Funktionen beider
werte ftihlen.
Ich führe hier in alphabetischer reihenfolge einige bei-
spiele polnischer, meistentheils entlehnter Wörter an, die
unter der Wirkung der Volksetymologie eine lautliche Um-
gestaltung erlitten haben.
a) Fälle, wo nur der phonetische faktor wirkt.
bosak aus dem d. bootahaken in derselben bedeutung
ist mit einem wurzelhaften poln. werte bosak im aus-
drucke „na bosaka^ (barfufs) von wz. bos-, lit. bas-, mit
dem suff. -ak- identisch geworden, ohne dafs irgend ein
innerer Zusammenhang vorhanden ist.
chfast ist aus dem d. quaste (beim degen) mit der-
selben bedeutung entlehnt, der lautform nach ist es mit
dem echt polnischen werte (chwast, unkraut) identisch ge-
worden, welches letztere gewifs nichts mit dem degen zu
thun hat.
Der bildung des wertes grajcar aus korkzieher lag
das ganz verschiedene, ebenso entlehnte wert grajcar aus
kreuzer zu gründe.
Das wort jeneral (general in der armee) heifst beim
volke nicht selten jednerat, in welcher gestalt es an das
Zahlwort jeden (ein) anklingt.
kaltesal, kalteäan (kalte schale) ist in den östli-
chen Provinzen allgemein unter der form kaliäan bekannt,
ist also lautlich mit dem kalisan, kali§anin (einwohner
der Stadt Ealil) identificirt, ohne damit irgend einen inne-
ren Zusammenhang zu haben.
kaim'irek (gewebe) aus kaschmir hat sich dem di-
minutiven kazmirek zu kaum' er (eigenname) angeähnlicht.
pecta im altpelnischen bedeutete hechachtung von
einer slaw. vnirzel 6it- (ce^d = *cet-d ehre, cech. ucta,
russ. po-6it-atT ehren), die jetzige spräche aber braucht
es in dieser bedeutung nicht mehr und hat seine lautferm
302 Malinowski
einem lehnwort podta ftkr und neben podta, posta
(post ital. posta) verliehen.
Aus y,stearynowa sfeca. (Stearinlicht) macht man
manchmal das Wortspiel „stara i nowa ^feca^ (das alte
und neue licht).
slaban ist aus dem d. schlagbaum mit derselben be-
deutung gebildet; es lag der lautumformung eines ganz
verschiedenen Wortes slaban aus dem d. schlaf bank in
derselben bedeutung zu gründe.
Tys§önik ist eine wörtliche Übersetzung des deut-
schen „tausendgQldenkraut^ (ty^^c =s tausend), das wie-
der einer falschen Übersetzung des lat. centaureum, gr.
xBvravQSiov sein dasein verdankt«
Das wort wacek aus dem d. watsack mit derselben
bedeutung erinnert an das diminut. wacek vom vornamen
poln. öech. Waclaw, altbulg. Y^äteslavü (vei^l. dazu
diminut. ja^ek eigentlich s= Hans zu jan = Johann in
der bedeutung ohrkifschen, und dimin.j ad w'iäka Hedwig-
eben zu jadw'iga Hedwig, in der bedeutung nadelkissen).
Welker (plebiscitum, Stadtsatzung) ist aus dem d.
willkühr entlehnt , phonetisch aber hat es sich dem pob.
WeUti (grofs) genähert; Welker nennt man auch eine art
von riesenhanf.
Das wort jeometra (geometer) hat das volk in om^-
tra, m^tra, m^ter, und am ende in wn^ter verwan-
delt; das wort wn^ter bedeutet aber im polnischen auch
einen hengst (cum uno testiculo).
zb'er, zb'ir (henkersknecht), aus ital. sbirro, ftho-
licht sich dem poln. zb'erad (sammeln) an.
Die zouaven während des letzten aufstandes in Polen
wurden von dem volke £ulawcycy genannt, und dadurch
mit 2ulawöyk, dem ein wohner des Weichselniederlandes
(£utawy) in Altprenfsen identificirt.
b) Das gefühl der funktionsverwandschaft als
faktor der phonetischen anähnlicfaung.
Bednar (böttcher) aus dem d. büttner wird
zur vülksctyinulogic. 303
▼olke in der gegend von Warschau, Btohe, Oersk allge-
mein in der form bembnar, bembnaröyk gebraucht mit
einer anähnlichuDg an das wort bemben (trommel),
bembnid (trommeln), da der böttcher in seiner arbeit
einen trommelscbläger nachahmt.
Bruk neben burk, bork, börgowac (borgen) im
ausdrucke „w m'esde na bruku osadt^ (er hat sich in
der Stadt niedergesetzt, um vom borgen zu leben) von
einem bankerotten landwirthe. Hier hat man zwei Wörter,
borg (borgen) und bruk (pflaster), verwechselt, und im
obigen ausdrucke heifst es: „er hat sich auf dem pflaster
niedergesetzt^. Vergl. den analogen ausdruck: osadl na
koäu „er hat sich auf dem korbe niedergesetzt^ von einem,
der eine stelle verloren hat.
Burät6fka (borsdorfer apfel), aus dem dorfe Bors-
dorf bei Leipzig, ähnlicht sich dem worte burstyn (bem-
stein) lautlich an, und wird als bernsteinapfel, d. h. gelb
wie bemstein, geflihlt.
Das wort jinspekta stammt zweifelsohne aus dem
d. mistbet, da es dieselbe bedeutung hat, und von den pol-
nischen gärtnern in Schlesien, die den deutschen einflössen
näher stehen, in der form m'ispety gebraucht wird; nun
warde es aber in dieser letzten form unverständlich und
man glaubte es von dem lat« inspectus herleiten zu dürfen,
wozu auch die analogie der bedeutung, da die mistbeta
einer sorgfältigen pflege bedürfen, beigetragen haben mag.
Hier sieht man klar, wie sich zwei fremde einflösse be-
gegnen können.
Lotka (neben loflka) aus dem d. lothkugel wird als
von Wurzel let (leded, fliegen), lot (flug) gebildet geftkhlt.
Lub6yk (luböyk) und lubäöyk (ein zu liebestränken
gebranchtes kraut) aus dem ahd. lubesteca, mhd. lübesteche,
lat. ligusticum, lubisticum, ist unter dem einflufs der slaw.
WZ. Inb (lieben) lubiö, altbulg. Tubiti, gebildet.
Mary (todtenbahre) aus dem deutsch, bahre, neuslov.
pare, ist zu der slaw. würz, mr (mr£ti poln. mire<5 ster-
ben, im'erö tod, mar-) gestorben) in beziehung gesetzt.
304 Malinowski
M'arkowaö (erwägen, nachdenken) aus dem d. mer-
ken entlehnt, wird aber zugleich mit m'arka (kleines
maafs) von m'ara, altbulg. möra (maafs) zusammengestellt,
als ob bei dem denkprozefs ein messen stattfände.
M^kl6j ist aus dem d. mundleim entlehnt, doch wird
es als aus mqka (mehl) und klöj (leim) zusammengesetzt
gefühlt.
Dem wprte m'encaf, m'eäcarstfo (wechsler, wech-
selgeschäft) liegt das d. mOnze zu gründe, es wird aber
dabei an m'enad (wechseln) gedacht; cf. nenslov. menos
kl. russ. myneä (rofstäuscher) vom magyarischen men
(equus admissarius) (Mikl. fremdwörter).
Das wort netoper (fiedermaus) von Mikl. mit recht
aus dem griech. vvxronTSQog abgeleitet, hat noch folgende
volksthümliche nebenformen: nedop^f, nedop'ef, la-
to pyf und latomyä, die sich auf verschiedene Volksety-
mologien stützen. Die formen nedop^f und nedop'^f
werden von dem adj. nedop'efony (nicht ganz mit fe-
dern bedeckt) (p'öro feder, collect, p'efe = p'erije ge-
fieder) abgeleitet; den formen latopyf, latomyS liegt
das d. fiedermaus (flattern) und russ. letuöaja myä zu
gründe.
p öle hak, aus doppelhaken hat sich nach dem Schwunde
der anlautenden silbe do an pol, potowa (halb) angenS-
Bert und wird als halbhaken gefühlt.
In dem glaubensbekenntnisse heifst es: um^con pod
poncKim p'ilatem (gelitten unter Pontio Pilato); dem
Volke aber wurde das wort ponckim unverständlich, und
es hat, einer gewissen analogie folgend, das wort in pan-
8 1c im verändert, demnach heifst es: um^6on pod pan-
sKim p'ilatem (gelitten unter dem Pilatus des herm).
Das wort rozgfeäyö für rozfeäyd (sündenablafs
geben), russ. razreäit' stammt von r^Öiti (entscheiden),
wird aber wegen der phonetischen einschiebnng eines g
mit dem w. grech, russ. grech (sünde) zusammengestellt,
und als denominativum von diesem worte hergeleitet.
Skfer (engl, square) eine öffentliche gartenanlage in
xnr Tolksetymologie. 305
Warschau hat das voIk ironisch skfar (hitze) wegen schat-
tenlosigkeit des gartens benannt.
S^dziwy (ältlich), mit dem ross. södoj, sedivyj
(grau) verwandt, wird nicht mehr der ursprflnglichen be-
deutung nach gefühlt, und nun mit s^dia (richter) zu-
sammengestellt und von diesem worte abgeleitet.
Das wort samojed stammt aus samojedischen 8&-
mejets, same (Sumpfboden) und jets (einwohner), wird
aber von den slawischen werten sam (selbst) imd jed-,
jad- (essen) abgeleitet und von allen Slawen als anthro-
popbagos oder lieber autophagos gefühlt.
Sm^taf neben cmentaf (kirchhof), aus gr.-lat. coe-
meterium, wird in erster form mit dem worte 8m§tek
(trObsinn), sm^tny (trflbe) neben smutek, smntny zu-
sammengestellt und als räum der trübseligkeit gefühlt.
nstaröyc (verstärken), aus dem d. stärken entnom-
men, erinnert an das poln. stardyd (hinreichen).
wym'^oty (das erbrechen) neben wom'ity ist aus dem
lat. vomita entlehnt, seiner lautform aber nach bei der
mitwirknng der analogie der function mit dem wurzelhaf-
ten wym'ot (wy- aus, und slav. wurzel met werfen, poln.
m'e^d, wj-miat-a-d ausfegen) identisch geworden.
zwy^Q2y<^, zwj^qica (sieger) altbulg. vit^zi ist
aus dem deutschen witing abzuleiten (s. Miklosich fremd-
w5rter), das Sprachgefühl findet hier aber Verwandt-
schaft mit der slawischen ^wurzel t^g, t§g, poln. t^^i
(tachtig), ö^äki (schwer) — etwa z-wy-d^iyö fiber-
wiegen.
S. Petersburg, im märz 1869.
Lttcian Malinowski.
Beitrage s. Tgl. sprachf. VI. 8. 20
806 Fott
Bosnisch -tdrkiBche sprschdenkmlUery gesammelt» gesichtot und beraiug^gs-
ben von dr. Otto Blaa, norddeutschem consol in Bosnien u. s. w.
Leipzig 1868. 816 88. 8.
Dies im fünften bände der abhandlungen für die künde
des morgenlandes durch die deutsche morgenlfindische ge-
Seilschaft yeröffentlichte werk scheint ganz ausserhalb der
f)lr die beitrage gezogenen grenzen ^ zn liegen. Dem ist
aber in Wirklichkeit nicht so. Was doch aber, wird man
fragen, geht den Indogermanisten das an, wovon in abth. I
Uskufl's Potur äahjrdijje nach drei serajevoer hand-
schriften; in ü. türk.-bosni8che gespräche, sprfiche, lieder
nebst einem droguenverzeichniis aus türkischen handschrif-
ten; endlich in IIL Abdusselam, d. i. türkisch-bosnische
glossarien, auch wieder nach serajevoer handschriften, die
rede ist? Man halte sich indefs einmal lebhaft vor äugen
das ungeheure völkergewirr an beiden ufern des Ister,
oäßfr die zum theil aus ureingesessenen bestehende, allein
andererseits erst unter wilden kämpfen dort eingewanderte
üud zusammengeströmte coUuvies gentium; und man wird
bfigreifen^ welch eine schwere arbeit dem sprachvergleicher
obliegt, um allmftlig in dem sprachendunkel der Ifinder an
der uDtern Donau licht zu schaffen und jeder znnge ge-
recht zQ werden nach dem ihr gebührenden antheiL Da
haben wir also zuerst die Bom&er oder Neugriechen mit
ihjcßu. altvprdern, den alten Hellenen, welcher edle name
sich im mittelalter hat gefallen lassen müssen, zur bezeich*
nung von i, beiden^ herabzusinken. Esl. jelin (j in sla*
vischer weise vorgeschoben und i itakistisch) "EXXrpfj pa*
ganus. Mikl. lex. p. 1156. Dann die Walaehen, welche
mit besserem gründe, d. h. nicht blofs wie die Romfier
politisch des oströmischen reiches (im Orient Rüm) hal-
ber, sondern mit volklicher berechtigung sich Römer (Rn-
mftnen) heilsen, weil sie ja aus römischen milit&r-colo-
nieen ihren Ursprung nahmen und ein wirklich romani-
sches idiom reden. Weiter die Schkipetaren, Alba-
nesen (bei den Türken Amanten geheUsen) mit einem
anstrei-
ikommen
lebe viel"
halbinsel
»in moch-
Nfen Sach-
IpHche dem
lern Wol-
D stain-
ir und bis
[imonieni;
'^tgßi stftmine
i\^^ig allein
lHp vor 400
und den
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eJ'^^öi^Sgirp^^nitaiiime,
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^;fa8 ftOchUise
'•1^1* -'M'» «^^ ^ «'S»* ••«£■• m'M'^ es
808 Pott
und yolkskandlicfacr hinsieht oder im fache der gesehiehte,
der alterihamskunde und literatur, wie könnte der des na-
mens Schaffarik vergessen? Ich gedenke aber jetzt we-
niger seiner schon vor 40 jähren erschienenen, allein mit
recht durch seinen söhn, wenn auch leider in unveränder-
tem abdruck Prag 1869 erneuerten „ geschieh te der slawi-
schen spräche und literatur nach allen mundarten% als
vielmehr des noch von dem grofsen Slawisten selbst an»-
fthrlich bearbeiteten und 1864—1865 von Jireöek hei^
ausgegebenen theiles, welcher die südslawischen dia-
lekte (leider mit ausnähme des alt- und neubulgarischen,
das weiter nach osten zu hause ist) umfafst.
So viel zum verstSndnifs des folgenden vorausgeschickt,
dürfen wir mmmehr an unser buch selbst näher herantre-
ten. Der hauptsächlich in den orientalischen sprachen viel-
bewanderte verf. desselben verhehlt zwar nicht (s. 14), wie
„es ihm näher liege, Aber die leistungen der Bosniaken
in türkischem schriflthum, welche zum theil in den Ur-
sprüngen auf mehr als drittebalb Jahrhunderte zurückge-
hen, rechenschaft zu geben, zumal über diesen zweig un-
serer Wissenschaft noch so gut wie nichts geschrieben ist*.
Allein es wird von ihm dabei nicht im geringsten ver^
kannt, dafs, wie in fast allen unteren Donauländem das
slawische Sprachelement mit in frage kommt, so mdi
nicht blofs dasjenige türkische, welches in Bosnien von
den gebildeteren gesprochen wird, sondern auch das Os-
manli überhaupt vielfach von Wörtern slawischen urspnmgs
durchsetzt ist und wiederum umgekehrt bei den Slawen
des Südens, welche in ihren westlichen zweigen mit mehr
oder minder bedeutender abweichung sich an das eigentr
liehe serbische anlegen, eine menge den Türken abge-
borgten sprachgutes in allgemeinerem gebrauch ist „Die
serbischen und illyrischen Wörterbücher, namentlich das
Vocabolario illirioo-italiano von Parciö (Zara 1858), ent-
halten hunderte von Vokabeln, die theils von den herans-
gebem schon als fremdwörter mit einem asterisk bezekh-
net sind, theils als rein slawische betrachtet werden, in
Wahrheit aber türkischen arspmnges sind ^ . Von s. 1 0
ab findet sich bei Blau ein reiches verzeiohnifs von mili-
tärischen ausdrücken, ferner von solchen ans dem
rechtsleben, benennungen von handelsgegenständen
und ausdrücke aus dem geschäftsverkehr, namen von
handwerksgeräth und technische bezeichnungen, —
welche unter den Slawen des Südens üblich geworden.
Ein ahnliches verzeichnifs s. 6 enthält slawische Wörter,
welche ins türkische eingedrungen. Z. b. türk. potyra,
eine art landsturm, aus slaw. potera, potjera verfol*
gung. Beiläufig: warum verschmäht hr. Blau anfühmngen
ans dem ältesten Slawenidiome, dem kirchenslawischen^
z. b. nach Miklosich's Lex. Palaeslovcnico-Graeco- La-
tinum? Z. b. hat dieser p. 647 potjera insecutio u. s. w.
Ofienbar wäre damit z. b. am eindringlichsten widerlegt,
wenn Biancbi und Zenker derlei allgemeiner slawische Wör-
ter als im besondern „polnische^ bezeichnen. Z. b. viänia,
name der Weichselkirsche (bei Voltiggi ill. viscnja — ital.
visciola und marasca, weil sauer, ohne zweifei, wie
frutto anaaro herbe frucht) gebt hoch nach Lithauen hin-
auf, wo eie wyszna heifst. S. mich Lassen zeitschr. VII^
108 und Mikl. slaw. elem. s. 17. Auch der wermut pelin,
ill. pelin, poln. piotun, lith. plur. pelinos, unstreitig
von der fahlen mausefarbe (lith. pel€ maus).
Slawen machen, wie bekannt, im reiche des Sultans
eine so grofse zifier aus, dafs die zahl der eigentlichen
Osmanli'a daneben verschwindet. Was aber im besonde-
ren Bosnien an betrifft: so wird s. 13 bemerkt: es „zähle
in den grenzen des heutigen Yilajets auf 1,300000 einw. bei-
läufig 500000 Muhammedaner, welche fast ohne ausnähme
slawischer race sind und als muttersprache das bos-
nische reden, vom türkischen sich jedoch so viel ange-
eignet haben, um sich Türken nennen zu dürfen. Nur in
der wenig zahlreichen türkischen beamtenweit, unter einem
theile der mnhammedanischen geistlichkeit und in ded von
ihr abhängigen schulen wird überwiegend türkisch gespro-
chen. Die übrigen 800000 seelen sind zur gröfseren bälfte,
810 Pott
Aber f&nf achtel, der orthodoxen, hier sogenannten eerbt-
echen kirche zngethan, zur kleineren dem rdm.-kathol. re-
ligionsbekenntniffl; Die ersteren haben in ihrer literatur
und schulen das cyrillische aiphabet angenommen, die Ka-
tholiken das kroatische, lateinische. Fflr beide ist durch-
gängig die slawische die gewöhnliche Umgangssprache,
vom türkischen yerstehen sie nur das zum verkehr mit
beamten u. s. w. nothdflrftig ausreichende^. Bei solcherlei
Stellung der beiden in Bosnien üblichen idiome , wo jedes
von ihnen sich beständig am anderen reiben muis, ist nun
erklärlich, wie sich allmälig zwischen ihnen gesetze tod
Veränderungen in laut und Schreibung, selbst gram-
matischer art durchgearbeitet haben, deren kundnahme
für den Sprachforscher von nicht geringerem interesse ist,
als fbr den culturhistoriker die erzeugnisse bosnischer na*
tionalliteratur es sein möchten, welche ein bild von dem
gegenseitigen Verhältnisse beider sprachen in diesem lande
zurückwerfen. Nun erhalten wir von dem gelehrten verf.
einen überblick über die wesentlichsten eigenthümliehkei-
ten der lautlehre derjenigen gruppe der literatur, deren
denkmäler durch ihn in seiner Sammlung kennen zu lernen
wir so glücklich sind. Es habe ihn aber, erklärt er, bei
der Veröffentlichung das doppelte interesse geleitet, wel-
ches dieselben sowohl für die slawische als f)lr die türki-
sche Philologie haben. Aufser dem wissenschaftlichen zwecke
aber, der ihm freilich die hauptsache gewesen, spricht er
zugleich die hofEhung aus, „dafs seine arbeit dazu beitra-
gen werde, auch das praktische interesse an beiden spra-
chen gerade in den ländern mehr zu wecken, denen die
kenntnifs beider zur nächsten nothwendigkeit geworden ist
und noch werden wird^.
Man wird sich entsinnen, wie seiner zeit der berühmte
,1 fragmentist ^ (Fallmerayer) den heutigen Griechen alles
rein hellenische bint absprechen und sie dafilr zu abkörom-
lingenvon Slawen machen wollte. In dieser allgemeinheit
ansgesproohen arge Übertreibung, allerdings. Allein sein
aufzeigen von Ortschaften mit onweigerlich slawischen na-
anzeigtii. 311
men, z. b. in der PeloponneB, ist Mne stehen gebHebeoe
fhatsache; und sogar die jetzige bezeichnang der Pdops-
insel Morea rfihrt gewift mit unendlich gi^fserer wahr«
scheinlichkeit von ihrer läge im meere (ksl. morije n«,
mare MikL lex. p. 381; bei Voltiggi ill. more, gen. ra,
oder morje, ja n.) her, als von der ähnlichkeit, wie man
fabelt, mit einem maulbeerblatte. (Bosn. murva manlbe^^
Blao 8. 223 ans dem griech.) Trotzdem dafs nor mor^'sk'
&cilttTTiog als adj. mir bekannt ist; — man denke doch
nor an Pommern (land am meere, wie kelt« Armorica)
und ^rr/xi7, d. i. uferland aus anri} (durch assimilation)! —
Die slawischen elemente im rnmunisohen aber
sind in der so betitelten schrift des berühmten Slawisten
Miklosich Wien 1861 nachgewiesen, wie durch Robert
R Osler Wien 1865: „die griechischen und türkischen be-
standtbeile im romanischen^.
Was ^enthält nun aber unser buch? Zuerst das werk
von Uskufi, d. h. dem aus Skoplje oder Skopje, einem
flecken Oberbosniens am Verbas; und mufs dies, da es
dem Sultan Murad Chan, söhn Ahmed Chans, gewidmet
ist, der von 1624—1640 regierte, auch in gedachten Zeit-
raum fallen. Potur (s. 255 s= türk. Kojlü baner), als
abkflrzung von po-turica, bezeichnet einen zum Islam
flbergetretenen Christen und will demnach der titel witzig
genug sa^en: der gleichsam v^rtürkte (zum türkenthum
bekehrte) nach Schahidi's methode. Die aufgäbe,
welche sich unser dichter (denn er schreibt metrisch*))
gestellt hat, besteht darin, den gemeingebr&uchlichen wert-
schätz der bosnischen spräche, vorwiegend nomina, mit
den entsprechenden türkischen yulgärwörtern wiederzuge-*
*) Das mag uns heute sonderbar vorkommen. Aber eine von den gern-
men am hofe des Tikramidil^a, der bertthmte Amara S7ha, Tflffafirte
ebenfalls sein indischea wörterbach in yersen. UndThnrot, Extraits de di-
vers ManuBcrits Latlns p. 492 erwKhnt ein am 1491 ver^ffenüiehtes werk:
Spica quataor volnminnm ron Mancinelli, an poSme snr les d^dinaisons,
lea genres, les pr^t^rits et les enpins, das an die stelle des allmiüig als bar-
bariscb verschrieenen Doctrinale des Alexander Oallns so treten bestimmt
war, welches gleich£ills dk ichfller in ver9«D unteifiditete.
312 Pott
ben. Von alphabetischer anordnnng des materiate kann
bei solcher behandlung nicht die rede sein. Es wird aber
in den einzelnen abschnitten, 13 der zahl nach, eine ge-
wisse gmppimng nach den Sachen beobachtet: von gott
(a Jove principium) nnd mensch ab zum landschaftlichen
kalender, zu den dementen der natnr und so fort bis za
zahlen und allerlei hinunter. Da jedoch das tQrkische ge-
gen die oft grolse häufung von consonanten in sla-
wischen Wörtern, zumal im anlaut, einen Widerwillen hat:
so wird letzterem, vollends wenn das metrum Schwierigkei-
ten macht, zum öfteren namentlich durch einschiebung oder
Yorschiebung von vokalen nachgeholfen, um es gescbmei*
diger zu machen. Freilich ein von TQrkeo selbst ange-
wendetes mittel von hülfsvokalen, wodurch man die slawi-
schen Wörter für den tflrkischen mund zurichtet und ihm
anpafst.
Nachdem nun Uskiifl im 17. jahrh. mit seinem Potur
vorangegangen war, empfanden auch andere das bedflrf-
nils, sowohl f&r den praktischen gebrauch der Muhamme-
daner in Bosnien, welche die landessprache nicht kannten,
als auch fftr diejenigen eingebornen, welche das tflrkische
erlernen wollten, Vokabularien anzulegen mit abstreifong
des poetischen gewandes im Potur. Solche original -glos-
sarien türkischer verff. sind es, welche in geordneter wdse
verschmolzen in abth. III uns vorliegen. Schon blofs ein-
mal in arabisch -türkischem kleide slawische Wörter zu er-
blicken, gewährt dem forscher ein ungewöhnliches inter-
esse. Es hat denn aber der verf., wo nöthig, mehrere
beibehalten, in der regel aber transcribirt und viele dunkle
mit hülfe südslawischer Wörterbücher oder auch durch er^
fragung, wie desgleichen die türkischen aus eigner kennt-
nifs oder auch aus Wörterbüchern erläutert. Dafs nicht
alles auf den ersten wurf hin richtig sein werde: liegt in
der natur der sache und kann daraus dem verf. kein Vor-
wurf gemacht werden, um so mehr als er sehr viel schwie-
riges ins reine gebracht hat.
Wenn ich nun im folgenden das eine oder das andere
anzeigen. 313
glaube in zw^fei ziehen zu müssen oder auch wohl be-
richtigen und aufhellen zu können: so wird das meiner*
seits keiner entschuldigung bedürfen. Z. b. will es mich
ein irrthum bedünken, wenn s. 39 von einem ^echt slawi-
schen grib (fischnetz)^ gesprochen wird, das als ygryb,
also mit mildemdetn prosth. vokale, ins türkische gewan-
dert sei. Möglich, dafs grib von einigen Slawen gebraucht
wird. Ich kenne nur mreza, netz s. 224 und vlak fisch-
netz (vergl. illyr. vlacsiti, ziehen) s. 195 bei dem verf.
selbst. Es ist aber unzweifelhaft griech. yqi(fog^ ygiTioq
(auch noch im jetzigen griechisch Gott. gel. anz. 1869 s.l99
nach JlQtatoöixov ^läiiarixa f^g vttaxiqag iXXtiVixijg ykoia^
(ftjg), woraus man in neuerer zeit: logogriph gemacht hat.
Auch der mastbaum ill. katarka bei Voltiggi entstammt
dem griech. xatagria^ xarccQTiov (s. Passow und DC). Ksl.
katr'ga xdt^QyoVj na vis, scheint trotz Mikl. lex. p. 284
nicht dasfielbe. Kaligü nediXa erklärt sich doch sicher
aus lat. caliga, soldatenstiefel , welches wort sich durch
die römischen beere verbreiten konnte. Desgl. hat gewifs
der Türke sein eksi herbe, sauer s. 227 von den Griechen
(ö^g), Türk. salanbur lake, sauerbrühe, ital. salamura
ist rOckbildung mit sal vom aus alfivQog. Alb. iaXkigea^
geg. äekkdps* — Bosnisch prekalamit ist das comp, von
kalamitti (ital. nestare, annestare, innestare) beizen, nach
Voltiggi, d. h. bäume pfropfen. Siehe Blau s. 185. 234,
aber navärnut 200. Ich glaube darin xäkafiog oder xa-
käfAfi suchen zu dürfen. Alb. xatji^-i röhr, schreibrohr,
Schreibfeder, rebzweig, pfropf reis. — Der türkische name
Kybty f&r bosnisch Cigan Zigeuner s. 269. 280, albane-
sisch bei v. Hahn wb. s. 240 je/S//r-« (hinten mit art.), fem.
je^^e-a, macht keine Schwierigkeit. Es ist Aegyptii, so
gut wie engl. Gipsies, span., mit neuem suffix, Gita-
nos^ weil man ehemals, obschon mit unrecht, dies wan-
dervolk, statt von Indien her, ans Aegypten kommen liefs.
Wiederum aber hat man nichts anderes in dem namen der
Kopten zu suchen, welcher seit der herrschaft der Ara-
ber über Aegypten datirt. Vgl. Faba Aegjptiaca Lassen
314 Pott
zeitschr. VII, 157. Qebt, qibt' (auch ^ Kybty ist har-
tes Qaf gemeint), woflir die Aethiopen Gebtz sagen, sind
umbilduDgen des alten namens im munde der Araber, and
auch das nur willkürlich davon geschiedene Qeft' (mit f,
weil p im arabischen fehlt) fbr die Stadt Eoptos scheint
gleichen Ursprungs. S. Schwartze, kopt. gramm. 8.3. Sonst
steht auch bei Blau s. 214 türk. Cingan f&r Zigeuner. -*
Statt E'afyr (daher Eaffern in Afrika, und die Siahpascb
in Kaferistan) durch kOrzung bosnisch Kaur, gesprochen
Djaur Blau s. 29. 248 ftlr ungläubiger^ alb. xaovgQ'$j ist
bei Voltiggi synonym mit kerscsenik ein Christ (von
kerst taufe), alb. xsäriQe'i, — Besonderes interesse err^
der name der milchstrafse (poln. biatomleczna droga na niebie
eigentlich milchweifse strafse am himmel) s. 288 türk. sa-
man-ogrusy, bosn. slamica, von saman, slamastrob.
„Nach einer legende, in welcher St. Petrus seinen stroh-
sack ausgeschüttet hat, heifst die milchstrafse in einigoi
gegenden Dalmatiens: St. Peters stroh, Petrova slama.
Aehnlich ist bei Fröhlich, handwtb. der ill. spr. 124: Ku-
. movska slama (eig. gevatters*stroh)^. Dazu pafst denn
vortrefflich die bei den Gegen übliche bezeichnung der
milchstrafse: xdärs e xovfinsgir (compatris), wörtlich eben-
falls des gevatters stroh. WB. v. Hahnes s. 43. Bin neoer
willkommener .beleg zu Grimm myth. I, 331 (ältere aus-
gäbe 214). Sant iacobes Strosse Galazia Dief. Novam
Gloss. — K'önbardak, lederner schlauch s. 255, stimmt
gut zu bosn. matara, bei Voltiggi eine lederne feldflasche
(borraccia; fiasco di cuojo). — Postal pantoffei; vergi.
postolar Schuhmacher bei Voltiggi. — Türk. Pnrtlak
und bosn. Vänpir (daher unser Vampyr) alp, gespeost
8. 285. Leider auch fbr mich unbekannten Ursprungs. —
Sagyräak, tetrSb. Der türkische name des auerhahns
besagt: taub, weil er während des balzens weder aidit
noch hört. Daher auch lith. knrtinys ein tauber, aoeh
ein auerhahn. Desgl. russ. glychar*' von glychlT taub. —
S. 196 Agystos, der monat Augustus mit voller latei-
nischer endung trotz ital. Agosto, aber mit a statt au,
ans0igen. 315
wie in diesem worte durch eine flutb von Zeugnissen b^
Schucbardt vok. 11 , 308 belegt ist. Der slawische name
kolovoz bezeichnet sinnvoll ^ wagenfahren ^ der ärnte
wegen. Kolovazac, fubrmann. Volt.
Eine ganz vorzflglicbe aufmerksamkeit bat hr. Blau
der aufsuchnng ypn bosnischen benennungen f&r pflan-
zen, verglichen mit deren türkischen synonymen (von
letzteren findet sich ein verzeichnüs in Davids, Gramm.
Tnrke p. 139 — 144), zugewendet und mit deren botani-
scher feststellung sich beschäftigt. Auch will er femer,
wie er mir schreibt, in dieser richtung weiter forschen.
Nnn trifft es sich, dals vor jähren auf erklAmng insbeson-
dere persischer und arabischer pflanzennamen sowie
desgleichen solcher aus dem lithauisch-slawischen
spraohkreise auch bemühungen von mir gerichtet waren.
S. Ober die ersteren in Lassen's zeitschr. f. d. künde des
morgen!. V, 57—83 und YII, 91 — 167 und aber die zwei-
ten in meiner: De Borusso-Lithnanicae tarn in Slavicis
qnam Letticis principatu Comm. IL Hai. 1841 p. 18 — 37.
Man wird um dieser berübrung in den Studien wegen es
nicht nur begreiflich, sondern, hoffe ich, auch entschuld-
bar finden, wenn die folgenden bemerkungen sich gerade
in diesem kreise bewegen. Zum theil lag eine besondere
anfforderung darin, die beiderseitigen forscbungen durch
einander zu ergänzen, zumal herrn Blau die meinigen un-
bekannt geblieben. Uebrigens sage man nicht, der gegen-
ständ sei zu unbedeutend und kleinlich. Oder mfilste ich
an die worte unseres J. Grimm erinnern, womit er das
,ikiftuter und steine^ fiberschriebene 37. kapitel seiner my-
thologie einleitet? „Plinius hat über seine naturgeschichte
dadurch eignen reiz gebreitet, dafs er auch die abergläu-
bischen meinungen des volks von thieren und pflanzen um-
ständlich anzuflihren nicht verschmäht.^ Und femer:
„viele kränter und binmen sind nach göttern benannt^
deren ein gut theil aber nachmals bei der christianisirung
sidi mnlsten in heilige oder in den teufel (s. WWb.
I, 988) verwandeln. So ward man dann auf weg und steg
316 Pott
an göttliches eriooert. S. aufser Kuhn's zettacfar« IV, 172
z. b. Preller im index zu der griech. mythol. onter: Sym-
bol. Yergl. Lobeck in Friedländer's mitth. aus Lobecks
briefwechsel nebst liter. anbang s. 177. Man nehme onter
den mit alua gebildeten pflanzenbenennungen nur allein
die mit dem namen eines gottes im gen. dazu beim DC.
Nämlich al^ia Ü^qswg ( Asarum. Lilium. Portulaca); — 'Hfa-
xXiovg (Crocus; item Centaurium magnum et parvum; yoq
den Centauren und nicht tausendgüldenkraut aus ceatom
aureil); — !A&r}väg (Ajuga, ;ifa^eri;riri^^); — 'EgfAov (Ver-
benaca recta); — Kqovov (Artemisia, von der Artemis),
und nach ägyptischen göttern: alua ÜdfifAtavog (Nepeta
montana); — "Sipov (Apium). Sonst altia äv^qwnov (Ar-
temisia; vgl. schon alt ävSqog^ai^AOv^ art Johanniskraut mit
blutröthlichem safl, auf das blut Christi gedeutet Wöste
inKuhn's zeitschr.IV,223)9 ofp&aXfAOv (Anagallis), und rftth-
selhafl genug nach thierarten, deren blut charakteristisch zu
unterscheiden man doch kaum die mittel besafs. Nämlich
alfjLa ravgov^ ycck'^g^ aikovQOV^ ovov^ Ixtivog, xqoxodHloVy
ißifag. Femer al^a anoxa&ripiivrig (der abgesondert und
müssig dasitzenden) für Lychnis, warum? Und tirdvov (des
kalks) f. Lactuca silvestris; sideritis; rubus; nvq^tov (des
fiebers) Ricinus; auch nodovxog oder noSorvg (Scordinm)
zu änoSidiofii — das eine so räthselhaflt wie das andere.
Dafs trivialnamen und deren etymologische aufkUbmag
auch für die wissenschaftliche pflanzenkunde nicht ohne
interesse seien: haben selbst botaniker von fach anerkannt.
Siehe in Hornschuch's archiv skandinavischer beitrage
zur naturgesch. 1845, th. I: Ober die namen der
pflanzen. Von dr. Elias Fries"" (vergL A. L. Z. 1845
no. 51 s 405). Der verf. beginnt mit einer etymologie der
pflanzennamen, welche jedoch seiner meinung nach nnr
dann von wahrem nutzen sein kann, wenn man sich an
die geschichte der namen hält, und hat denn auch zu einer
solchen den entwurf gegeben. Die ältesten botaniker hat»
ten noch keine selbstgeschaffene namen den pflanzen bei*
gelegt Erst bei Dioskorides sei eine anzahl namen von
anzeigen. 317
diesem selbst gebildet worden. Die namen der alten wa-
ren Oberhaupt nur [?] adjj., zu denen man sich das aus*-
gelassene subst. hinzudenken müfste, z. b. secale, triticum,
bordeum u. s. w., wo gramen oder frumentum das ausge-
lassene snbstantivum gewesen, und ndnvQog, xvneigog u.s.w.,
wozu xdXafiog als subst. gehört [?]. Namen, welche aus
zwei Substantiven gebildet sind, kommen in den älte-
sten griechischen Schriften selten vor, werden aber bei
Dioskorides gewöhnlich. Ein grofser theil der namen
war jedoch auch fremden Ursprungs, welche durch den
handel eingefbhrt wurden, aber man nationalisirte sie nach
der eigenen ausspräche. Der gebrauch, pflanzen nach per-
sonen zu nennen, war den alten unbekannt [das nicht
ganz, vgl. Gentiana nach dem illyrischen könige Gen-
tius; die afrikanische Euphorbia nach dem griechischen
arzte Euphorbus]; die m ythologischen namen, welche
manche pflanzen tragen, rühren zum theil erst aus der
oeaeren zeit her; andere ältere jedoch, wie z. b. Narcis-
8US, Hyacinthus, Adonis [ist doch unzweifelhaft das
phönikiscb-hebr. wort fflr herr], sind als pflanzennamen äl-
ter als die mythen. Erst im mittelalter fing man an, ge-
wächse nach personen zu benennen, aber nach heiligen.
Dies ungeföhr ist der gedankengang von hrn. Fries, wel-
chen er verfolgt, um danach die Verdienste hervorzuheben,
welche s^in landsmann Linne durch seine reform der bo-
tanischen nomenclatur sich erworben habe. — Um die
kenntnifs der trivialnamen verschiedener länder zu würdi-
gen, bedarf es nur eines winkes. Schon Nemnich hat
das in seinem, auch für den Sprachforscher viel nützliches
enthaltenden Catholicon begriffen und för seine zeit treff-
liches geleistet. Allein andrerseits gedenken wir doch der
Wichtigkeit der pflanzen und ihrer auffindung im offi-
cinellen interesse. Wie viele unter ihnen, wenn auch zu
einem grofsen theile aus den Pharmakopoen verschwunden,
haben doch dereinst in der materia medica in achtung ge-
standen und verdanken oft der wirklichen oder blofs ihnen
zugeschriebenen heilkraft ihre bezeichnung. So finden
318 Pott
sich beim Du Gange eine grofse zahl von angaben nach
arabisch-griechischer vlrj lavQixrl, welche von mir an oben
zuerst angeführter stelle ihre erklärung gefunden haben.
S. auch Langkavel, botanik der späteren Griechen vom
3. bis 1 3. Jahrhundert 1866. Kuhn's zeitschr. XVI, 450.-
Vgl. ferner in Mem. de la See. de linguist« de Paris. T. I.
2. fasc. p. 15: La Soc. de linguistique a le projet de ras^
sembler les noms vulgaires donnes anz plantea dans les
diverses rdgions de la France, afin d'en composer un glot-
saire special, avec la coUaboration de quelques botanistes.
Ein neuer beweis dafbr, wie man jetzt dergleichen nnter-
sachungen allgemeiner zu würdigen anfingt.
Noch sei ein anderer nicht unwichtiger punkt erw&hnt.
Viele namen von pflanzen enthalten in irgend einer weise
auch das ursprungs-attest letzterer mit. Hievon eiu
paar beispiele. Dafs der buchweizen vom Orient her zu
uns gekommen : bezeugt, aufser anderen gründen, sein litb.
name pl. grikkai, d. h. griechisch. Yergl. welsche
nuls, walnufs WWb. I, 898. In Ähnlicher weise verrfith
sich die gurke durch ihren namen als bei uns aoslio-
disch und durch vermittelung der Slawen zu uns gekom-
men. Schicken wir vorauf, dafs zufolge Stender lett-deot-
sches wb. s. 117 der Busse Kr eews heifst, und Bufsland,
vorn mit gen. plur., Kreewu semme. Danach sagt der
Lette für gurke (gurk'is aus dem deutschen) Kreewu
ahbols (der apfel der Russen), fQr kürbis leels (groider)
Kreewu ahbols, wie lith. agurkas (cucumis) didisis
(magnus). Auch heifst bei den Letten die hirsegrflUe
Kreewu putraimi. Das wort gurke nun hat vom einen
vokal eingebfifst (siehe darüber Lassen zeitschr. VII, 150.
Comm. Lith. II, 26). So z. b. dänisch agurk, wangero-
gtach bei Ehrentraut, fris. archiv 1,359 augürk f. Vol-
tiggi im Ricsoslovnik lUirisckoga hat ugorak, rka m.
(cocomero) mit deminutiveudung, was an ugor m., aalf
— etwa der schlangenartigen gestalt wegen — erinnern
kfinute, falls man nicht an der erkl&ruog aus ayyavQWV
(cucumis) DC. festhalten mufs, indem der nasal in den
aoMigen. 319
alawiBchen formen sich verwischen konnte. Ital. anguria
wasaermelone, angurie. Etwa zig. bobork-a, gurke, mit
b ftr g? In Stulli Lex. Lat.-Italico-Illyricum 1801: Cu-
cumia: dinja, Ijubenicca, krastavicca, ugörka,
pipun (ninojv^ pfebe). Skarlatos im neugriecb. wtb. hat
ayyovQi (mit der, schon des nasals wegen zweifelhaften er-
klArung ix vov *A(oqov ka&Uo&ai) ^ixvg, concombre (als
ob mit con- comp.); ayyovgia. JS'iXt/a, la plante qui pro-
duit les concombres. Ksl. dQnja ninoav Mikl. lex. p. 184,
melone, VoltiggL Ljubenicca etwa von Ijubiti lieben
(vgl. iu anch in goth. liubs lieb), schätzen, wie wal. lub
(Cucurbita citrullus) Mikl. slaw. elem. im rum. s. 28; allein
Ijubitza (melissa) s. 29? Ebenda s. 26 auch wal. kra-
stavjete, ill. bei Volt, krastavac — melone, gurke, aber
krastavicca — borrana, borragine — borrätsch, salat in
Italien; krastavicca ceder. Krastav, grindig, krätzig,
von krasta ausschlag, bei Blau s. 296; bei Voltiggi
— ital. crodta, franz. croüte — grind (etwa, wenn s vor
t aus dentalmuta, damit verwandt); im fall etwa eine
art mit rauher, höckeriger Oberfläche. So Miklosich lex.
p. 309. Alban. xfiaaraßirg und durch Umstellung des g
xaCTgaßärg, Aufserdcm rgävyovl gurke, was doch kaum
äyyovgiot enthält. TQrk. hyjar (Lassen VII, 153), bosn.
krastavac gurke, Blau s. 236. Derselbe hat s. 263 tOrk.
karbuz, karpuz, bosn. lubenica (Mikl. slaw. elem. s. 28.
ßösler bestandth. s. 39) Wassermelone. Alb. xccgnovo^j
wassenaelone, auch v. Hahn s. 119 (iekxjiv-pi. Rösler a.
a. o. s. 48 sucht darin lat. Cucurbita nach dem um die
rednpl. gebrachte ahd. churbiz. Mir doch sehr fraglich,
obsehon auch VuUers lex. Pers. I, 668 so will. Ital. mel*
lone, melone, scheint ampliativ von mela, also grolser
apfel. Vielleicht aber, dafs man, um den honig (mele;
mellifero oder melifero honigreich) mit hineinzube-
kommen, das 1 verdoppelte. Alb. xoxofiägB'ja, melone, aus
ital. cocomero (letzteres aus den obl. casus von cucumis).
Ferner tArk., Blau s. 265, kavun, kann, bosn. dinja,
din melone. Beide s. b. im poln. arbuz, kawon Lassen,
zeitschr. VII, 151. Davids gr. p. 142, wo auch fighadj
320 Pott
qävounl (baummelone), citrone. III. tikya (cncuzsa, col-
loqaintida) kQrbifs, Volt. TOrk. kabak, bosn. tikva Blau
8. 260, ksl. tfikO (Cucurbita) Mikl. p. 1020. Slav. elem.
p. 50. Lassen s. 152. Brjonia, die zaunrübe, beifst in
StulH Lex. tikva divja, wilder kQrbils; bei Blau türk.
ravend-tavyl, bosnisch debela (dick) tikva 8. 286.
Griseb. Flor. I, 162. Aber s. 285 ravend Gentiana, und
zeravend-tavyl =s Aristolochia longa s. 157, vgl. vu-
6ja jabuka (wörtlich wolfapfel) s. 158.248, was jedoch
koloquinte s. 225. 234. Bei mir in Lassen's zeitschr.
IV, 69 ^aßavTi T^ivfj und vom mit zusatz (kaum doch
zer gold) ^agaßävTi r^ivij' to piov ßdgßagoVj der aus
China kommende rhabarber. Prosp. Alpini med. Aeg.
Acc. ejusd. lib. de balsamo et rhapontico. Vgl. Vnllers,
lex. Pers. II, 125 zarävand nom. plantae cujusdam, cnjoB
duae sunt species. Optima est flava, crocea. Aristolochia.
Davids gr. p. 143 hat zerävendi t^avll aristoloche (lon-
gue), aber zerävendi mudevver aristoloche (ronde).
Türk. 6op-öin, jabu6ica Chinawurzel (?) Blau 8. 214.—
Hantal koloquinte (s. oben) no. 115 und s. 234, verg^.
auch Lassen VII, 153. — TQrk. hytme öiöel^i = bosn.
trandopio s. 151 no. 5, vergl. s. 236, wo durch trudja
trava eibisch (hibiscus) erklärt. Vergl. x^'^f^V ^^ aX&ia
Lassen VII, 133. So schickte sich denn auch wohl dazu
bosn. trandofilj, trandovilje (Alcea rosea). Eigent-
lich ist es die centifolie, hier dem wortverstande nach die
mit 30 blättern. Lassen VII, 119, womit man aber wahr>
scheinlich einen vergleich anstellte, wie in unserem stock-
rose. Wal. trandafiru, alban. nach Blanchus dran-
dofilleia (rosa) und ndrandofiless (rosaceus), DC.
TQiaptdtpvkkov, tgavrafpvlXov^ rguxxovrdrpvlXov, Auch bei
Forsk&l Flora p. XXVII äygia rgtavSafpilia (K. canina).
Rösler s. 19. Unsere rose statt goSia, rosenstraucb, mit
Zischlaut durch einflufs des vokales auf d (vgl. Sab. Clau-
sus statt Claudius) aus goSov stammt vermöge der altem
form ßgodov aus armenisch vard u. s. w., und mit nicfaten
aus igev&ta, Ku\ (ans dem pers. gül), bo#n. ruiioa
anzeigen. 821
(gleichsam röschen) s. 256. — Als ein beispiel seltsamer,
entstellungen diene das Basilikum (s. 32. 231; sajmaran
s« 287; s. auch Lassen VII, 145). Alb. (feffeQyjav mit Um-
stellung von ff und a. Türk. fesliken, bosn. bosiok
(das zweite o vokalisirt aus 1), aber auch mit m: mes*-
lidjen. Feien dz misk, für melisse gehalten, ist bei mir
anders gedeutet Lassen VII, 145 in (falavtCafiit (r statt
X?), anigfia ßactkixov. Es finden Vermischungen beider krAu-
ter statt Lassen VII, 118, unstreitig starken geruches bei
dem einen wie bei dem andern wegen. Badrend2-
bujeh, yergl. pehlwi vädrengboi melisse Justi s. 254.
Badreni melisse Blau S.20K Nach bienen benannt anm.
278. Abd. biniorüt istthymus. Bei Voltiggi Mleci, oih
(anch 1 atatt n), ital. Venetia, Venedig. — Mavez =s:
ital. bambagia baumwolle; bei Blau s. 282 pambuk,
bosn. pamak. Rösler, grieoh. und tOrk. bestandth. s. 32.
DC. painbicinm und s. Lassen s. 75. Wahrscheinlich
occidentalen nrspmngs aus bombyx (seidenwurm) durch
öbertragiing. — MavBipd' ra ta^ falls nicht ^ aus venie-
hen für fin (ngr. = b) Lassen 123, Blau s. 204 benefde,
boso. Ijubica (oben melissa) veilchen. Etwa wal. mik-
ianea veilchen Bösler s. 41 mit ki statt %ff und nasal um-
gestellt Baqdunis Lassen 149. Max^Sovitsioy , Apium
Macedoaicum. Vergl. auch f&r Muhammed ksl. Bo;|fmit
Mikl. p. 41. Im albanesischen heifst die melisse bäg (herba)
b^'^€ (apum) aus fjtihrta.
Jet9Bt noch einige andere pflansen. Ganz besonders
freut es mich fbr den griechischen namen des waizens
(8. Pictet Origg. §. 61 ) eine weitere Verbreitung nachwei-
sen zu können. Also nv()6gj auch im plur. bei Hom., was
man der fenergelben färbe wegen glaubt zu nvQ bringen zu
können. Allein, warum dann nicht Ttv^pog^ dessen zweites g
entweder durch assimilation, vielleicht von i, oder durch
sofBx -(o entstanden? Lettpuhri winterwaizen. S. meine
Comm. Lith. 11,33. Bei Blau s. 187. 262 türk. kapludia,
kaplydia, bosn. krnpnik (doch wohl zu ilK krupan
diok, wanstig, wo nicht zu krupa granpenhagel; aber
Beitrftge s. ▼gl. apraohf. VI. 8. 21
322 Pott
«pultes, polenta Dobr. Inst. p. 238) und pir, sprit. Also
Triticom spelta. Ksl. pfiro n. okvga (etwa zu aXsir^ mah-
len WWb. n, 537?) far, allein auch, wenn dies nicht auf
irrthum beruht^ xiy^Q^S milium (Blaa s. 218. 299 ttkrk.
dary, taru, tary, bosn. proso hirse, mit entferntem
anklang des slawischen wertes an püro). Bosnisch da*
gegen pirika (Triticum repens, queckengras) Blau note
233. 237, wie botanisch mit dem waizen verwandt, so auch
von dessen namen hergeleitet. Im preufs. vok. pure trespe.
Wal. im lex. Bud. piru (triticum repens, gramen cani*
num), ungr. perj^ queckengras. Mikl. slaw. eiern. 8.41.
Böhm, peyrz, peyr, peyrawka queckengras, aber wai-
zen pssenice, ksl. p^'öenitza <r7ro^, triticum. Mikl. lex.
p. 160, d. h. mehlfrucht, von p"deno äXtpitov^ farina, das
ich von skr. piä, lat. pinser e leite. Vergl. nriadvri ent*
hfilsete gerste. Pictet erklärt es falsch aus skr. ps&na,
essen, da psfi erst aus bhas. Vom mahlen auch unser
körn WWb. bd. II, 256 und kaum, wie skr. g&ritra,
reis, vom verschlingen s. Pictet Origg. p. 260, sowie tri-
ticum vom ausdreschen s. 2^7, während iranz. froment
(specialisirt au& frumentum, als -— zur nahrung dienend),
wie auch sl. £ito, getraide, als lebensmittel, auf £iti vi-
vere, pasci zurückgeht. Mit dem räthselhaften clroq be-
steht kein Zusammenhang. Ueber lat. far, engl, barley
s. 492. Der schon im gothischen vorhandene name des
waizens hvaiteis m. Diefenbach gotb. wb. II, 599 scheint
herleitung aus skr. 9v€-ta, weifs, unter Voraussetzung einer
WZ. 9vid; und würde also davon den namen fbhren, dafs
diese getraideart nicht, wie andere, schwarz-, sondern
weifsbrot liefert. Vgl. goth. hveits weifs. Lith. kwe-
tys m. v^aizenkorn, plur. coli, kwecziei, lett. kweeii
(cz, ä durch einflufs des i ) mufs man als den einst an der
Weichsel ansässigen Gothen abgeborgt betrachten. Der
Lithauer und Lette sind wegen mangels an aspiraten in
ihren sprachen, wie in meiner Comm. Lith. I, 15 durch
viele belege dargethan worden, genöthigt, slawisches x
durch k zu ersetzen. Und so sind sie denn auch hier mit
ansei gen. 323
dem b des gothischen wortes verfahren. Ueberdem ver-
r&th das t (im gotbischen auf älteres d zurück weisend),
kw^tys müsse erborgtes gut sein. Wftre es einbeimiscb,
da mOfste mau in gemäfsbeit mit skr. ^veta, weifs, regel-
recht eines siscblautes gewärtig sein. Der Preufse dage-
gen hat nach ausweis des Nesselmannischen Vokabulars
8. 25 gaydis, d. weyse (d. b. waizen) und ftkr sommer-
waizen dagagaydis. Dagis heifst sommer, litb. d&gas,
dagä erutezeit, mit i, wie oft, statt des ursprünglicheren
a, welches im comp, sich erhielt, wie auch (freilich um
der epallelie willen als o, falls nicht oa zusammenge-
hört) dago-angis sommerlatte. Geytye, brot, läge
immer noch näher als litb. kwetys, oder wohl gar pers.
gandüm waizen. lieber letzteren Lassen zeitsohr.VII, 155.
In Memel litb. pürai m. pl. (also griech. nvgoi) winter-
waizen; aber kwetei sommerwaizen, wof&r um Ragnit
wasarinni kweczei. Preufs. seamis, winterkom, ist,
woran Nesselmann vok. s. 42 keinen angenblick zweifeln
durfte, ein aus semo (mit weichem s, ksl. zima=shiems),
Winter, hergeleitetes adj. Mit preufs. semen (s hart, wie
in ksl. sjemja n. semen) und litb. semenis saat, im pl.
semen ys saatfrucht, besonders leinsaat, hat es augen-
scheinlich nichts zu schaffen, wie auch schon die abwe-
senheit von n beweist. Türk. bogdaj, aber auch hynta,
bosn. plenica, äenica s. 206. 236. — Kukuruz mais,
bosn. klas, was bei Volt. ähre. Der sogenannte türkische
waizen entstammt übrigens Amerika. Der zusatz ist dem-
nach eben so falsch, als wenn mysyr-tauk, tuka,
trutbuhn, s. 274 eigentlich so viel als ägyptisches huhn
bezeichnet, obschon dieser vogel doch nicht in Ost-, son-
dern in Westindien und Amerika zu hause ist. Türk.
biba namentlich von jungen truthühnem ist vielleicht a
pipiendo gesagt. — Mit uns Deutschen gemein hat der
Preufse den namen f&r roggen, rugis, litb. ruggei pl.
(ruggys ein roggenkorn), lett. rudsi. Bei Blau s. 212
Bosn^ rai, türk. iavdar.
Aus dem verzetchnifs s. 151 no. 3 türk. rumid = bo80«
21*
334 Pott
oraäak, welches letztere moskatnurs, aber auch eine pflanie
sein soll. Dagegen s. 188. 303 türk. toplak = oriiak
erdnufs mit fragezeichen des autors. Also gewifs ablei-
tungen von orjech xdgvov^ nux, orjeäije (nucetum) mit
Zischlaut. Comm. Lith.II, 29. TOrk. koz, bosn. orab walU
nnfs s. 267, w&hrend 217 türk. d^eviz, orah, uufs. Die
beiden türkischen Wörter sind wesentlich einerlei Lassen
VII, 111, nur in verschiedener gestalt von fremdher auf«*
genommen. Funduk, Ijeänik, haselnufs, wahrscheinlich
ans nux Pontioa Plin. s. Lassen YII, 112. Das f, weil
durch das arabische hindurchgegangen, wo fehlendes p hftoBg
durch f ersetzt wird. — Hajjulfarikun durch falsche
punctation (s. s. 226 ejjQh&-N'firyfun) mit k statt f,
aus Ev(f6qßtov Lassen VII, 98. — Zu no. 8 fjpcnnrCaxoiHn'
ro nsvrdtffvXlov Lassen VII, 135. tf> s= f statt p, weil
£ee persische wort durch das arabische hindurchgegangen.
Der Türke hat pentftfiliyofln (quintefeuiile, mit t statt
qu in qninquefolium) Davids p. 144. Keltisch pempeduU.
lieber Pastinaoa Secacul 149. — No. 9 Mentha, in Stolli
lex. mötva, m^tvicca, mjätva, bei Voltiggi metica,
ksl. mjata und mjatva mit rhinistischem ja. Lassen
VII, 143, wo kurd. punk mit ausstofs von d als Menta
silvatica gegen n&nä als erba domestica. Vergl. Pehiwi
Jusii Bundeh. s. 245 nfinu^prm brotkraut, mentha panem
condiendo. Vergl. über das zweite wort Lassen VII, 145
unter äfthsprem. Blau hat 8.271 lefne-ot (buchst, lor*
beerkraut) für Mentha. Interessant ist kdqn^' idqmi.
IlBQYdioi Hes. Ahrens, Der. p. 85. Also das türkische
überkam den namen des lorbeerbanmes als lafne vielleieht
in dieser gestalt schon ans einer griechischen mundart.
Sollte auch laurus aua kdtfvri verdreht sein? Andere n^
men des lorbeers Lassen V, 77. — No. 10 Eyzyl-söJ^üt
(buchst, roth-weide im gegensatz gegen no. 4 ak sökfit,
verba, weifse weide) wird johovina erklärt. Blau sagt,
das sei erle. Ungenau, indem es der analogie gemiis, als
elliptisches adj., erlen-holz bezeichnen mula« Sonst kn-
pina (rubus), maslina (olea) u. s. w. Dobr. Inst p. 29L
annigen. 325
Stulli lex. p. 73 übersetst es auch: lignum ex alno. Joha
mit einsob winden yon 1, auch olha (alnus), aber johiscte,
johisctvo, olhovnik und (6 statt b) olesnik Locus
alnis consitus. Litb. ^Iksnis Comm« Litb. I, 18. II, 27.
Ksl. jel';ifa (alnus), jeräio adj. (äypov^ viticis) Miklosiob
p. 1157. Das latein könnte einen consonanten auagestolseo
haben, welcher aber eher Zischlaut sein möchte als das
häufig im slawischen daf&r eintretende x (litb. ks durch
susatz von k?). Wie aber steht es mit abd. erila erle
und elira eller? Letzteres ist wahrscheinlich di^ ftltere
form und r aus s zu deuten. Vgl. Blau no. 58 borovina,
aus pinus stammend, wie jelövina (no. 59) lignum abie*
gnum. S. auch s. 211. Senevber vergl. sich mit /a^i^
aävanaqj tä tTt(}6ßika Lassen VII, 72. Blau no. 61 hav-
dovina von ;ifebd Sambucus ebnlus Dobr. Inst. p. 211. —
S. 257 türk.külken bukva buche (ulme), aberKülKen-
agadzy, bukovina (daher landesname Bukowina) bu-
chenholz. Mikl. lex. p. 48 betrachtet boukü (fagus, durch
lautverschiebung buche) uns Deutschen abgeborgt. Bu-
kov8kijezikd.i. buchsprache (lingua latina). S. WWb.
1,805. Preufs. bucus buche. Kulken-agac, javoro-
▼ina, ahorn. S. 160 wird diesem deutschen baumnamen
lat. Acorus beigeschriebeu : das kann jedoch nur Schreib-
fehler sein für Acer. Wenn VuUers II, 1415 citirt wird:
so trägt der nicht die schuld. Virag und varaj, aco*
rum turcicum, was zum überflufs der liinweis auf va^
1411, acorum, bezeugt, ist der ächte kalmus (Acorus cala-
mus), im skr. vaKä, wie aus Lassen VU, 130 zu ersehen
ist. Mit dem lateinischen worte würde ich ahd. ahorn,
obwohl bei Graff I, 135 platanus wiedergegeben, gleich-
stellen, als h für c, und n ableitend. Fflr Acer bat das
Stullische Wörterbuch makljen, aber Acer majus, ital.
acero maggiore, kl ei, etwa litb. kl 6 was leinbaum, ahorn-
bäum (Acer platanoides), woher das dorf Kiew innen d.i.
ahornwald, wie Stadt Jauer uud ein abd. Ahornwanc,
vergl. wangus im preufs. katechismus, erklärt durch da-
meraw (vergl. den orta- und personennamen Damerow),
826 Pott
ksL d^brava (arbores, nemus). Leinbaam (preafs. stackis)
ist ksl. klen (acer) Mikl. p. 288. Linboam wird bei
Graff and Benecke ornus glossirt, aber fladerboum Graff
111,868 den US, während Ben. I, 129. 111,334 hebenus,
ebenns, weshalb clenus möglicher weise blofs verschrieben
wftre. Doch s. auch clenns Dief. Nov. Gloss. Vergl.
meine Comm. Lith. 11,34. Ja vor (platanns), javorina,
jayorovina Lignnm ex platano, im Stull. wb. Lätb. aor-
nas ist blofs den Deutschen abgeborgt. Das gleiche aber
von ja vor zu glauben verbietet der durchgreifende man»
gel des nasales. Die orientalische platane öynar, javor
8. 216. Lassen V, 71. — S. 283 tflrk. pelit, bosn. hraat,
eiche, Mikl. slaw. elem. s. 51; pelid, hrastovina; und
pelit-agad2y, hrastovina eichenholz. Ligrnum quei^
num hrastovina, hrastina, dubövina von hr äst, ra-
stövina, dab, cser Quercus Stull. ^ S. 232 Fnndnk-
agadSy, bosn. leäkovina haselnufsholz, wie kos-aga-
dijj orahovina, nuCsholz. Bei Davids, Gramm. Türke
p.l42 ist foundx>uq Noisette, djäviz Noix.DC. vr^dovgy
worin die consonantengruppe = engl, j, ital. gi. Ueber mus-
katnufs Lassen V, 83. Lassen alterth. I, SfiO. — Filamur-
agaö, likovina [k verdruckt statt p] lindenholz, wie
8.237 iflamur agad^y. Das türkische wort nehme ich
in verdacht blofse Verschmelzung zu sein aus tflrk. öghla-
mnr äghfidji (tilleul) Davids, Gramm, p. 140 und ^ü-
higa* — S. 222 did-aga6, jasenovina eschenholz Comm.
Lith. II, 27. Lassen VII, 137. — S. 229 eriK-agadiy,
älivovina zwetschenholz, von eriK, iliva pflaume. Ksl.
sliva (prunus). Vielleicht zu schiebe, engl, sloe Comm.
Lith. 11,37, wo poln. tarnosliwka, dessen erster be-
standtheil = dorn, wie im System Prunus spinosa. Vgl.
s. 262 kara-diken (schwarzer dorn s. 221 vgl. note 208),
t^rnovina, Schlehdorn. — S. 262 kara-agadzy (auch
schwarzer bäum, wohl von der dunkleren fiUrbung), bre-
stovina ulme, und deshalb schwer mit kara*agadiy
(franz. ormeau), grabovina, weifsbuche, zu vereinigen.
„Schwarze rflster^ s. Comm. Lith. II, 33. Grab (carpinos.
anzeigen. 327
womit vielleicht verwandt) Dobr. Inst. p. 200 ist bei Da-
vids Gramm, p. 140 gülgcn äghädji Charme. — S. 251
kermeäik, hudiicovina sobneeball (straucb). — S. 293
8ököt-agad£y, verbovina weidenholz. Vgl. note 232,
wo rakitta Salix Stall., serb. Salix caprea Mikl. slaw. elem.
8.42, wal. räcfaitä Salix viminalis, ungr. reketye und
Salix purpurea. — S. 29«) süpüröe-agac (d. i. beeenholz,
wie auch besen mit dem keltischen worte, im lat. betula,
vermittelt sein könnte, dochs. Dief. Origg.Eur. p.258. Cam-
bouliu. Rech, sur les origg. etym. de Tidiome Catalan p. 9),
brezovina birkenholz. Aus skr. bhürga birkenart, vgl.
engl, birch, was aber eine sichere herkunfl nicht hat. Al-
lenfalls zu bhrä^ (fulgere), wenn die indische birke auch
wie unsere Betula alba eine weifse rinde hat. Uebrigens
bat auob das deutsche wort kaum mit borke oder gar
bergen etwas zu thun. — S. 229 erzed^-agadiy, ti*
soviua eibenholz. Mikl. slaw. elem. s. 49. — S. 271 ky*
zyldi^yk-agac, drenovina kornelkirschenholz. Ky-
z y I d £ y k kornelkirschenbaum, bei Davids cornouilleri D r en
(cornaro) Voltiggi. — No. 11 Keklik-oty = Majorana.
Anders Lassen VII, 144. — No. 15 endzüresskopriva
(Urtica) Mikl. lex. p. 302. Vgl. s. 237 ind^ir, koprono-
visime (brennesselsamen s. 316), ein kraut. Vgl. ävTifii}d'
i} xv/idi<^ Lassen VII, 136. Dagegen feige kvrCfJQy skr.
aü^lra 110. — Zu iskardiun no. 17, Allium silvestre,
war sein griechischer Ursprung aus axogoöoPj gekürzt axoq^
öov, kuoblauch, auch (fxoQÖiov eine pflanze mit knoblauchs-
geruch, zu bemerken. Etwa hinten mit 6ö (lat. odor),
vgl. Svao(ffiüg, und vorn gekürztes axwQ (vgl. das kurze e
in x€^>ro/io^'). Kaum doch zu skr. ^rdh. Auch schwer-
lich XQoufivov^ der angäbe nach schlechtere form als x^o-
fivov^ mit assimilation von d. Gegründet scheint des verf.
besserung s. 232 gendeneh statt 1., bosn. pasji luk
hundsknoblauch (Allium ursinum). Vgl. pehiwi gandenäk
(pormm, lauch) aus skr. gandha, geruch Justi Bundeh.
s. 221. Lassen II, 150, dafern nicht zu skr. kanda. —
Hindiba (Intybus Cichorium; frz. chicoree, wal. cic6re.
328 Pott
DC. T^fixovqiaj alb. rooreia BL) = 2enoterga no. 20,
ang. kat&ng. In Lassen's seitschr. VII, 141 habe ich
kard. hendeba ftkr ital. endivia. £twa ahd. hintlopht,
Cichorium, Oraff III, 870? Loft hcifst hast. Das h wahr-
scheinlich aus verkehrter gelehrsamkeit, iodem man ao
hinduisch dachte, während die pflanze vielmehr davon ih-
ren namen haben soll, dafs der monat Tybi in Aegypten
die ivrvßioi gebe. Jedoch hat Parthey im Voc. Copt. in-
tnbns kolakinon, ouoti und Cichorium hrintou, aber
cichorii genus saris, vgh cigig. 8tu)K lex. Intubus xut-
jenica, osihora. Alb. hgim^a cichorie. — No. 21 vgL 234
harbak, und s. 262 karad2a-ot, kukur^k, schwarze
nieAwnrz. Voltiggi kukuvjek niefswurz mit v. Stnili
lex. Helleboms kukurjek, aufserdem csemerikka, ja«
sl^nak, sprex, talovo. Helleborus albus osemerikka
bjela, zlfitna kittica, goldenes blamenstrfiufschen. Bei
Voltiggi ist csemer gift, 6emerika weifse niefswurz (Ve*
ratmm album) Blau no. 118 und s. 258. Nach Grimm
aus pohi. czm^r kribbel im köpfe. Bei Nesselm. lith. wb.
s. 162 czemerei enzian (Gentiana rubra), sehr bitter; nach
anderen jedoch auch Helleborus albus. S. noch Mikl. lex.
p. 1113 cemer^', venennm. Er hat auch den pflanzen-
namen koukourjetz'\ Bei Richards welsch pelydr(pel*
litory) Yspaen (of Spain), aber pelydr Yspain du
(black) Black hellebore. Ahd. sutirwurz, sittiwurz
helleborum, Graff 111,871. In Ray, Collection p. 60: To
Setter; to cut the dew*lap of an ox or cow, into which
they put Helleboraster, which we call setterwort,
by which an issue is made, whereout ill huroours vent them-
selves. Bei mir in Lassens zeitschr. V, 79 x^Pß^^ (helle-
borus), kharbaq siyfth, kh. sefid ellebore noir, blaoe,
Davids Gr. p. 143. Aus dem pers. mit i izafet x^QM^^
l''an7jr und x^9f*^^£ (vielmehr hinten x) V'^^ (^^ V itak.),
wei&er und schwarzer. — Zu no. 24 iil. bei Volt, popo-
nac — serpillo, sermollino — Quendel, ahd. quenala,
konala mit einschub von d; vgl. xavikt^. — No. 26 ra-
3iiane=smora£ fenchel; vgl. no. 85.91. Lassen VU, 145.
anzeigen. 329
Im StoUiscbeii wb. moraö, ohne zweifei ans fuccQa&ovj
einer der epallelie wegen um das eine q gebrachten neben-
form SU fidua&Qov. G im neagriechischen gelispelt. Au-
fserdem komoräcs (etwa verdreht aus innouaqax^Qov mit
X statt n\ wegen ksl. komar mflcke?), koromäcs und
slädki (duice) köpar (anethum). Attpr. kamato fenchel.
Bosn. kopric dill no. 25, vgl. Mikl. lex. p. 302. — No. 27
bosn. Viüna kosa, d.i. feenhaar, wie Adiantum capillus
Veneris, also von religiösem Charakter. Auch ist in
,,frauenhaar^ die Jungfrau Maria gemeint. Beräiav-
8an s. Lassen VU, 138. — No. 28 kara-agyz, lisan-
-et-thevr =s gavez. Lisan-i*thevri Bourrache, Da-
vids Gr. p.l43, aber yabftn (wild) lisänl thevri Buglose.
Gavez, heifst es aber note 80, ist fesstehender name ftr
Wallwurz (Sjmphytum officinale). Gaves, sa m. (freilich
mit hartem s), ital. polmonaria lungenkraut, Voltiggi s. 61.
Doch 8. no. 128. — No. 29. 177 lisan usfur = jase-
nova-resa und jasenovo s€me. Ersteres arab. lingua
passerina, i. e. semen fraxini s. Lassen VII, 137, wo noch
andere pflanzennamen, welche mit zungen verglichen wer-
den. — No. 30 lilab = berätan. Hedera, bSrsctan,
bljust — Blau no. 56. — StuUi lex. Wal. im Ofener wb.
ederä, ung. borost jan epheu s. 271. Mikl. slaw. elem.
s. 15 scheinen Blaues Verbesserungen Hb lab und purst an
(eher vorn mit b) zu bestätigen. Vielleicht hat er auch
recht, in baloiSyt, bosn. kukavicl vez den epheu zu
finden. Der slawische name, wörtlich „kuckuks-stickerei^
pafste dazu vielleicht gerade so gut oder besser als zu
der granatblCkthe^ balaustium. Lebläb bei mir Lassen
VII, 139 ist Hedera. Convolvulus. — No. 3! Artemisia
vgl. Lassen V, 69. Arabisch Qaidüm Southernwood (A.
abrotanum). Gael. burmaid f. aus engl, wormwood
(Verdrehung aus wermnth, obschon A. abrotanum wirklich
auch als Wurmmittel dient): absinthium. Holl. alsem, al-
sene, alst, woher alsembier bitterbier, alsemwyn
wermuthwein. In Schottelius, haubtspr. s. 1279 altz m.
(1310 eltz) absinthium Ponticimi, breiter und feister wer-
330 Pott
mntb, daraus der wermulhwein gemacht wird. SoUte es
aus dem arabischen namen desselben, ilkh, mit vorgesetz-
tem artikel entstanden sein? Eber ist es aus der glosse za
abd. wormiota, nämlich alosantus, aber uuermota
absintbia Graff 1,978 durch kürznng (tz statt st) Terao-
staltet. Alosantus hinten mit sanctas und vielleicht
als vox hybrida mit ö?^o^; der allerbeiligste? Vergl. ital«
semesanto (semen sanctum?) in Jagemann's wb. : der hei-
lige beifufs; der tatarische beifufs. Ueber abd. pipös Ar-
temisia Grimm myth. s. 1161. Türk. misk efiti Davids
p. 143 = armoise aus Artemisia. Ueber gallisch bri-
cum US (artemisia) Dief. Origg. Eur. p. 272. — No. 32
turdek (s. s. 314) ve Dientiane -rumi (römische Geo-
tiana vgl. no. 180) ve labodä sss itavje. Stavel (ru-
mex) Stull. Vgl. Mikl. slaw. elem. s. 53. Ich habe Las*
sen Vn, 148 rovgöd' (d. i. im pers. acida) Xanad-ov, Aus
diesem griechischen worte, eine ampferart, lapathum,
deren genufs den leib öffiiet und erweicht (daher wohl zu
Xanal^Eiv)^ rührt nun unzweifelhaft laboda her. Auch
stimmt dazu vortrefflich Mikl. lex. p. 332 lapota f. läpp«
(das wäre freilich die klette) Azbukovnik, ubi [und wahr-
scheinlich nicht ohne grund] dicitur esse jdavel" kon-
skoi, buchstäblich pferde-sauerampfer. Vgl. lett sak'k'o
(leporum) fskabbenes hasenklee. Poln. szczawik (Cia-
lis acetosella) Comm. Lith. II, 37. Poln. szczaw' Bumex,
ampfer; szczaw^ kwasny Sauerampfer, R. acetosa. Ksl.
ätav', ötavije n. (rumex) Mikl. p. 1135. Ich glaube aber,
man hätte unrecht, mit obigem laboda, welches die Tfir«
kcn aus dem griech. Xdnaxtov haben, den freilich sehr nahe
anklingenden ausdruck zu verwechseln, dessen sich die
Slawen für die melde (ksl. loboda f. vere atriplex Mikl.
p. 341; slaw. elem. s. 28) bedienen. At-kulagy (buchst,
pferdeohr), loboda (Atriplex hortensis) s. 200. Das latei-
nische wort durch falschdeutung aus argdtfai^iq und, mit
einschmuggelung von ävSgeg (als ob: von menschen ge-
gessen, vergl. (fayslv)^ auch avÖQaipa^ig Lassen VII, 147.
Wal. loboda Mikl. slaw. elem. s. 28. — Abd. stur, stir
anzeigen. 831
Blitom, intybus Oraff III, 872 vergleicht Bich mit wal.
ätiru Amarantbus blitam, der meyeramaranth , wilde
melde, aog. ester-parej 2. A. sanguineus, uog. veres-
par^j. Lex. Bud. p. 673. Dobr. Inst. p. 173. Mikl. slaw.
elem. 6.53. — No. 35 huromaz ve kasni =s kiselica,
und 8. 236 hnmmäs, kiselaca Sauerklee, Sauerampfer.
Laasen VII, 142 f^as' (gewifs vorn verstQmmelt) ro kdna-^
&0V, Ksl. küsel 6fA(paxi^<av, acerbus, und daher küseli«
cije (malus pnnica).
No. 36 babur-Merjem = skrii^. Ein ßovxovq-
fiiQWfij Lassen VII, 134, nach Cast. lex. Suffitus Ma-
riae (als zur Vertreibung der motten dienend) s. Cycla-
men, vulgo Arthenita, worüber bei mir s. 133. Des-
halb mag die erklftrung richtiger sein, als storax (doch
bohhfir ftghfidji hat Davids Gramm, p. 141 unter den
banmnamen ftkr storax), welches Lassen s. 95 mit ganz
anderen namen vorkommt, übrigens auch ein erzeugnifis
zum r&uchern liefert. Skri^ möglicherweise aus versehen
nicbt ausgeschrieben. In Stullis wb. Cydaminum Plin. (da
pan porcino hinzugef> wird, meint er Cyclamen, saubrod)
skrixalina, auch krixalina. — No. 39 kedver (?) s=
m^rkva. Das letztere, nebst ahd. moraha (pastinaca, s.
Diefenbach Nov. Gloss.), mhd. morche, morhe, more,
möhre (Daucus carotta) Ben. 11,217, vgl. meine Comm.
Lith. II, 30, rechtfertigte zur noth gleichstellung des türki-
schen Wortes mit kurd. giezer (pastinaca) Lassen VII, 149.
Inzwischen verweist Blau s. 314 auf ein chiva'sches kedir
gelbe rflbe, carotte. Die ähnlichkeit mit t^aßovaij^ u.s.w.
(Pastinaca Opopanax, woher ein danach benanntes gummi
stammt) Lassen 100 beruht wohl auf blofsem zufall. —
S. 199 Arnaud-biberi (arnautischer pfeffer), spejica
pfefferkraut, Satureja hortensis. Dagegen Frenk-biberi
d. i. fränkischer (bei uns: spanischer) pfeffer, paprika
(aus ill. papar pfeffer) s. 232. — No. 43 vgl. 120 saatr
(ex conj.) = öubar. Unter 45 at-kulagy (s. schon
oben) = öubra. Letzteres schliefst sich noch enger an
griech. &vfißQa an, woraus (s. früher moraö wegen gelis-
832 Pott
peker aaseprache von t9>) in meiner Comin. Litli« II, 28.
Dobr. Inst p. 181. Mikl. slaw. eletn. s. 53 s. b. lith. cz6*
bras pfefferkrant. Wal. im lex. Bad. p. 119 cimbra m.,
ung. tsombor 1) Satareja hortensis, 2)hy8sopii6, 3)Th7mQS
aerpillum. Poln. bei Mrongovias cz^br, cz^ber(mit rhi*
nismus), auch c^br (aafser=:ziemer, mit cinachnb too b^
rückenbraten, aus dem deutschen) =■ Satoreja hartenm,
saturoi und zatrei, gemeines pfefferkrant, boknen- oder wnrst-
kraut; kalbsysop, zwiebelysop, wie ja Zenker ein gleich-
lautendes tOrkisohes wort mit fayssopns wiedergiebt. Zaikfa
ans Hjrssopus vgl. no. 91. Bei Davids p. 143 zofif& efiti
(letzteres franz. herbe) hysope sanvage, aber ipär bysope.
Czubrika majoran (?) Blau s. 289. Etwa <rara^ rooQt^
yavop Lassen VII, 135 dem lateinischen satureja entnom-
men, welches als aphrodisiakon von den Satyrn aeineo
namen hat? — No. 41 Aneb-et-thaleb, pasvica (So-
lanum nigrum). 'AvaniCahin (eig. uvae vulpinm) o in(g{h
Xvoq Lassen VII, 129. Pasuica Stulli lex. p. 580. Sob*
num. — No. 48 keleni (?), boboynik Sednm Telephinm;
doch s. no. 93. In Stulli lex. Semperyivum, aniser vazda-
-xiv (sempervivens) auch bobövnjak, hob gromovi
n. s. w. Da grom, gromovina der donner heilst: soebe
ich darin einen ähnlichen aberglauben, wie beim donner-
bart (hüslouch barba Jovis Ben. I, 1044. Dief. Nor.
Gloss. p. 48), die hauswurz, sempervivum tectomm, welche
aufs dach gepflanzt vor dem einschlagen des blitzes sichert
Grimm myth. s. 167. Jedoch hat Blau s. 228 enbuh,
öuvakuda ftkr Sempervivurn tectorum, angeblich von csa-
▼ ati bewahren, bewachen, csuvar hflter (Volt.) — toi;
dem einschlagen oder g^nz allgemein? Unstreitig lag io
seiner ausdauer selbst im winter (daher bei DG. x^f*^^
erklärt durch atit^ov^ also: immer lebend) auch filr aeineo
Standort gleichsam die bürgschaft von dessen stetem, un-
geschädigtem fortbestehen. — No. 50 Man-helalie = ro-
sopast. Cbeltdonium Stulli lex. rosopas (ohne t) mit
▼ielen anderen namen. Pehlwi zardah, d. h. gelb, we-
gen seines gelben saftes Justi Bnndeh. s. 166. — Na 52
horu ve keneTir(ez conj.) = konoplje, hanf, cannar
bis Comm. Lith. II, 35. Das türkische wort enthält, Ter-
mnthe ich, noch arab. berri (agrestis) Lassen VII, 158. —
Mo. 53 közbere ve k>iänid£ = deäpik. Nardum -r- ital«
nardo, spigo — descpik, kvenda [quendel?] Stulli
lex., also Lavendula spica, spieke. lieber tfovfjißovX (spica
nardi) dagegen s. Lassen s. 122; die beiden türkischen
Wörter jedoch bezeichnen beide den koriander s. 141. —
Zu no. 60 (fovXßa pro Covgßd vielleicht speierlinge Lassen
s. 106. Vgl. Blau s. 308. Wal. oskoruö Mikl. slaw. elem.
s. 34. TOrk. uves Sorbe, corme, aber niuchmulah N^fle,
ill« mascmula mispel, alb. fMovifiovX^^a ans fiovtfnovXoVj
mespilum, v. Hahn, s. 78 und ßÄdege-a, geg. ßoÖB s. 4«
Doch nicht etwa durch Verwechselung mit bädäm man-
delo Lassen VII, 111? — No.62 Kahu ve marol ve kasni
«sloöika (ksl. loätika ^oiSaxivi] Mikl. lex. p. 344, umge-
bildet aus lat. lactnca, eigentlich milchpflanze) ve salata
salatarten. Lassen VII, 148, wo fAccQOvXiov (Blau s. 273))
Toxfis (semen) xaxov (Blau s. 183) und kurd. khas (lat-
tnca). Bei Davids m&röl Laitue; adjl m&röl Laitue
am&re. — No. 64 vergl. note 371 jebruh (emeodirt) -es-
sanam s=> okolo6ep. Die berühmte Mandragora, welche
im arabischen von ihrer angeblichen menschenähulichkeit
den namen f&hrt, s. Lassen VII, 128, auch Alraune (d.h.
wohl: alle geheimnisse wissend und, nach umständen, ver-
kündend) Grimm myth. s. 1153. Okolocep ist dem Ser-
ben ein kraut, das au liebestränkeu dient Grimm s. 1166.
Kann ill. okolo um, beinahe, und csep Stoppel darin lie-
gen? Zuwendend, wie ivy^? Nach Blau wäre es Centaurea
caloitrapa. — No.66. 77 und s. 204 Beben rubra et alba
Lassen s. 132.
No. 68 ager (aus änogov herübergenommen), vire^
ist, wie oben gezeigt, nicht der ahorn, sondern kalrous, und
da letzterer den indischen namen vaöä trägt, wäre leicht
möglich, no. 69 veud-hindl [lignum aloes Indicum Las-
sen V, 81] gehöre als indisches gewächs noch dazu.
Was aber zen^ebil-el- adzem (ersteres ingwer, aus skr.
^rngavera) Lassen VII, 127 mit der bjela sablica
334 Pott
solle, begreift eich schwer, dafern man nicht die hornge«
stalt des ingwers mit einem krummen säbel znm Tergleichs-
dritten gemacht hat. Das bosnische wort nämlich bezeich-
net dem subjectiven sinne nach weifses s&belchen (sabljica
kleiner degen, Voltiggi), und pafste demnach der färbe we-
gen zu der Schwertlilie (gladiolus) seinerseits auch nicht.
Swertelbluomen acira Ben. I, 217 ist im lateinischeo
Worte offenbar plur. von acorum. Geilswertila acoms,
Graff III, 872. — No. 70. 186 sedef raute Lassen VII,
142. Mikl. slaw. elem. s. 43« Bei Davids sadaf Rue. —
No. 71 rätined2, harz, ist ohne zweifei aus ^tjripij ent-
standen, woher die Lateiner ihr resina mit assibilation
des T haben. Das wort ist in die orientalischen sprachen
wohl kaum erst durch die heutigen Qriechen gekommen,
indem alsdann die erste silbe itakistisch ein i haben mfiiste.
— Zu 72 Agaricum, ill. agarik, peczurak Stull«, aus
ayaQixov, Champignon note 259, wie desgl. tOrk. menter
Davids p. 142. — No. 79 vergl. 129. 181 papunedi ve
papadia = obrenic (?), kamille. Lassen VII, 140. Ba-
char. babüna^. Pspädiyah camomille. Davids, Gramm,
p. 143.— Zu no. 80 Melilotus Lassen VII, 120.— No.87
kehruba, zamg rumi = orahova-8mola (buchst. noTs-
harz) Lassen VII, 95, wo ijlextqov^ im pers. stroh-* anzie-
hend. Dafs der bernstein gemeint sei, bezeugt das bei-
wort rumi (römisch, abendlftndisch). Vgl. samghqana-
vasheq Galbanum Lassen 97. — No. 89 vergl. 169. 170
und s. 205 besfald2 = sladka paprad sfifsfarn. Das
slawische wort Comm. Lith. II, 33. Paprftt, paprfttea,
poporotnik, praprutao, preprut Filix (ital. felce,
felice Diez wörterb. s. 141) Stulli lex. Pire-oty (d. i
flöbkraut, von verschiedenen zur Vertreibung von insecten
gebrauchten kräutern; von Davids p. 144 engeror Aber-
setzt) erklärt durch paprad farnkraut Blau 8. 284. Grimm
myth. s. 1161, wo Ober den mit ihm verbundenen aber-
glauben. Das deutsche wort liegt dem anscheinend redo*
plicirten slawischen, wie mich bedfinken will, fem. Griech.
nTSQig wegen seiner gefiederten blätter, mit den orientali-
anzeigen. 335
sehen umfiDderiiogen Blau no. 113. — Zu no. 95. 137. 198
ma^dinös Persil. Maxedoriaiov 8. Lassen VII, 149. —
No. 96 selk =: blitva. Beta Tulgaris a. a. o. 148. Blitva,
it. bieta, raangold. BXixov erklärt man fflr melde. —
No. 98 abhal = smrekove-bobe (Wacholderbeeren).
Jedoch ist Lassen V, 71 JinxovX (DC. App. p. 63 eßovX)
Sabina et baccae ejus. Erzedz-aghad^y (eibenholz)
Blau 8. 229 erinnert umgekehrt flQchtig an äras (Sabina,
juniperus) bei mir a.a. o. — Ardyö, smr^ka wachhol-
der no. 165 und s. 199, bei Voltiggi smrekka (ginepro),
ksl. smrjeö^' f. (juniperus), als m. und smrjeöa f. xiögog.
Wal. c^iinä (Juniperus communis) Mikl. slaw. elem.
p. 52. — Zu no. 99 pers. gauarz (milium) Lassen VII, 160f
aber auch ragov' 6 TciyxQ^S* Bei Davids p. 143 däroü
(millet), aber arnäoüd däroüsi (arnautische hirse) panic.
Blau hat s. 218 dary, jedoch s. 21)9 mit t sowohl tary
als tarn ^ proso hirse, altpr. prassan im acc. Dhurrah
bei ihm s. 294. — No. 102 kurunb (crambe?)a= lahana.
Kurd. karnabit(Cavolifiori)Las8en VII, 147. Lahhanah
Cfaou. Davids p. 142, unstreitig aus kdxccvov (olus und
Oberhaupt grOne waare). Lachan^m. Xaxavov^ olus MikL
p. 334. Bei Blau s. 271 lahhan, lahhanah =ss kupus
(das erste u statt a wegen p?) kraut, kohl. Vgl. ksl. ca-
pousta, was freilich = ital. composta, wogegen ital.
capuocio, frz. cabus, deutsch kabisz, kabis, als wei-
fser köpf kohl von Caput Qrimm wb. V, 9. Meine Comm.
Lith. II, 34. Voltiggi giebt kapus, sa m. — cavolo, ca-
pucci — kraut (also in mehr besonderter anwendung). Böhm,
hlawatice kopfkohl von hlawa köpf. Ben. I, 891 hat
kabez kr üt köpf kohl, aber kompeskrüt Sauerkraut, aus
kompost. — No. 4 harnub (warum n?) Siliqua cerato-
nia B. x^Q^ß^ Lassen VII, 105. 111. rogacs — ital. ca-
roba — bockshörnlein, Volt, aus rog, hom, der gestalt
des Johannisbrotes wegen. — No. 107 äah-belut (gleich-*
sam königseichel. Lassen VII^ 111) = kesten vahäi würde,
im fall der schlufs dazu gehörig, wilde kastanie sein.
TOrk. kestftneh Ch&taigne. Ksl. kastan' m. Mikl. lex.
336 Pott
p. 284 und kostao'^ m« (castanea) 30d, nach einer Stadt
am PoDtus, meint man. — Zu no. 109 kOmmel, türk. ki-
Dön Davids p. 144. Lassen VII, 140. Ksl. kjomin xt^
uivov Mikl. lex. p. 328. Bei Graft' abd. kumin, kumil,
kumi. — No. 122 anzerut (sarcocoUa) Lassen s. 98. Vul-
lers lex. I, 117. — Zu No. 135. Auch Voltiggi giebt gla-
diso (etwa daber der famiiienn. Gladiscb) — it. anno-
nide — beubeckel (-becfael?); aber in Stulli lex. nicht nur
Anonis, sondern auch Nardus salonides. — No. 139. 197
torak-oty, wie 119 dorak oty, auch s. 223, bosn. ko*
par diu (anethum). Düragh eati Anet Davids p. 143-
EsL kopr ävri&ov Mikl. lex. p. 302. Dagegen anis, ab
dem griechiscben entstammend Lassen VII, 140 (^mitge-
lispelter ausspräche, wie engl, th, und i itakistisch), tflrk.
anisön (anis suorä). — No. 147 devetabany =: vratica.
Das erste soll tournesol, nftmlich beliotropinm sein.
Vgl. Lassen VII, 123. Deshalb leitet sieb das slawische
wort ohne zweifei (vgl. auch abd. sunnunwendil, ital.
girasole) ab von ill. vartitti — girare, volgere — dre»
hen, und mit r vorauf: vratati sich umwälzen. Nach der
sonne benannt hat das lex. StuII. Solsequium, heliotropium
suncsenik, suncsenjak, suncsac. Vgl. Blau note 39.
Für Foenum graecum hat lex. Stull. u. a. prosenicsak,
pros^nica, was doch von sjeno (foenum) kommen und
auch in dunjica (?) bei Blau für bocksdom eu Sachen
sein möchte. — No. 148 Cuscuta Lassen VII, 136. —
No. 152 Portulaca Lassen 140. — No. 155. 196 Jasmin
Lassen 121. Rösler, bestandtb. 8.35. — No. 159 vgl. 78
und s. 273 kaloper, balsamita vulgaris, frauenkraut, ma-
rienwurzel. In Stulli lex. wird koloper (vorn mit o) ftr
Mentha romana ausgegeben, während unter sisymbriom
nicht nur sisimbrio und pjenez Bimski (ital. moneta
Romana), sondern auch kaloper steht. Siehe Ober dies
dunkle wort Mikl. die slaw. elem. s. 24. — Tax 168 vergl«
s. 292 aköe-oty ss hren. Nach ilL hren — nastundo,
radica forte, dente di cavallo — kren, Voltiggi zu scUie-
fsen, mftlste man an den meerrettig (Comm. Lith« II, 29)
anzeigen. 387
denken. Ksl. hrjen' m. cochlearia armoracia Mikl. lex.
p. 1099. Ahd. chrene (rapbanus). Grafflll, 869, aber IV
(kreen, meerrettioh), rabigudium, wie meriratih 111,866
raphanuB, radegudiutn ausgelegt wird. Dief. im Novum
glossarium p. 313 hat unter rapbanus: merredich, aber
auch ratich [doch kaum anderswoher als aus radix], was
denn vielleicht als primitiv anzusehen von radegudium« —
No. 171 vgl. mich Lassen VII, 163, wo auch kurd. me*
kak (liquerizia), was zu tOrk. miam-kökü pafste. —
No. 176 Safran Lassen 123. — No. 179 akarkarha Py-
rethrtim, im zweiten gliede gleich mit oud elqarah Las-
sen 134. Jedoch Davids bringt yäpichkän (pyr^thre).
Im deutschen zu bertram umgedeutet. Xjrrimm mythol.
s. 1163. — No.l84 seliha, bur6ak*kabugy Cassia fistu-
laris Lassen s. 154. — No. 187 trefil (aus rgicfvllop)
kann nicht ruta sein, was sich gewifs nur durch blofses
verdrehen aus dem vorigen artikel eingeschlichen hat. Vgl.
s. 245. 301. Skr. tripatra (auch dreiblätterig) Lassen
s. 139. — S. 196 ajva, bosn. tunja quitte. Lassen 8.106.
Im ßtullischen wb. dünja Cydonium malum, ital. coto-
gna. Ahd. kutina (Cydonia), chutenbaum, cydonia,
cotauMS. Das slaw. wort hat demgemäfs vom kQrzung erfah-
ren, wie das tmsrige am ende. Bei Voltiggi findet man
kutina und tunja. In Mikl. lex. p. 286 kidonije. Auch
tioca, vogel, hat durch einbufse von p (ksl. p'tisf) seine
beziehung zu skr. pat, fliegen, verdunkelt. — Anar, nar,
ynar s. 275. 310, äipak, sipak granatapfel Lassen s. 106.
Das slawische wort bedeutet eigentlich rose, ksl. dip'k
oddoy, allein auch poiä malum granatum Mikl. lex. p. 1134.
Mbd. margramboum und margrat sind Umbildungen
ans mala granata, ital. melogranato, melograno. —
8. 198 alydi, divakinja, azerole, mispel. Bei mir Las-
sen •. 105 stehen dafnr andere namen, und ist akovr^ als
deminotivform s. 108 eine pflaumenart. Etwa die wildwach-
sende sagenannte krieke? — Prunum silvestre — ital. pm-
gttola, ensina salvatica — sliva divja, Stall. Daza auch
Seft-ftlll (ptehe) 109. Blau s. 297. Er]k(pnine), iliwa,
Beitrftge s. Tgl. sprachf. VI. 8. 22
338 ^ Pott
pflaume Blau 8. 229. — S. 198 vgl. no. 69 alant (Inola
Heleninm) Comro. Lith. II, 36. Bei Stulli Inula oman,
aber Helenium oman, ovnak, ovnlka. Auch devja-
sil, devjatisil, d. h. neunerlei kräfte besitzend, wie desgl.
lith. debessylai alant. Das erklärt sich aus ▼. Strah-
lenberg, das Nord- und Ostl. Th. von Ehiropa und Asia
1730 8.78, wo berichtet wird: „Bei den bauem in Lief-
land gilt 9 [3 mal 3] als heilige zahl, z. b. neunerlei krän-
ter zu ihren arzneitränken ^ u. s. w. Nesselmann lith. wb.
8. 132 hat debesylas, im pl. döbesylai alant, Schwarz-
wurz, Symphjrtum ofBcinale. — S. 202 baldoran (türk.
bäldirän CiguS) Davids p. 144, mit der zwiefachen er-
klärung 'drozgina, k^rkotina. In letzterem vermuthe
ich xixovva^ cicuta, xoviov^ aber auch xixgvrog ((><; falsch
f&r ov?) t6 cniQiitt xov xtoveiov DC. Sonst heilst niss.
omjeg Conium maculatum. Mikl. sl: elem. s. 34. — Bakla,
bob bohne. Lassen VII, 157. Baqlah (ffeve). — S. 204
vergl. 297 behadfir hyzyr, tatula Stechapfel. Lassen
V, 79. Er ist bei uns erst eingeführt (Prichard, natorgesch.
des menschengeschlechts 1,36). S. petersb. wb. dhattQra,
dhustüra (Datura alba). Auch khala Stechapfel, allein
desgl. böser boshafter mensch, bei Wilson wicked. Kala-
bha Datura fastuosa. Kärtasvara (als synonym von
gold) Stechapfel, wie känkana (goldig) Datura fastuosa
ebenso. — S. 207 vgl. 214 bödiek, jagoda. Letzteres
ecdbeere und daher vermuthlich das erstere aus versehen
statt türk. qödjah yemich Fraise, Davids p. 141, wie
qödjah yemich äghadji erdbeerbaum, arboasier. —
S. 209 burd£y, bosn. imel mistel (Viscum album) Comm.
Lith. n, p. 26. — Butruk, bosn. öidak Arotium lappa,
klette, kurd. bei mir Lassen VII, 138. Blau hat s. 242
japysgan-ot d.i. kleberich, klette, bosn. torica« Lappa
in Stulli lex. lopuh, csicsak, torica. Böhm. Inpen,
lupaun klette, mit anklang an das lat ; indefs ersteres auch
überhaupt blatt. — S. 214 öirez-aghaö, bosn. trejoja
kirschbaum. Aber Kiras mit weichem k, tre&oja kirsche.
Kel. 6rjed''nja (cerasus) Mikl. p. 1126. Slaw. elem. 8. 53
anzeigen. S39
ans dem griech.*lat. worte mit aMibilalion von k oder da-
für t. — Zu 8. 248 jylan-jasdugy, boso. kruzlad2a
schlaDgenkraut Wenn es^ragon, wäre es dragon, ital.
tragoD, Wallach, tarconu aos draco (yergl. Artemisia
dracunculas) Diez Wb. s. 342, das aber auch in der
gestalt von vQaxovj raQ^ov Lassen VII, 142 durch das ara-
bische hindurchgegangen. Ung. tarkony der bertram. —
S. 251 Kerfiz, bosn« miloduh, aber kirfiz, bosn. ra-
▼anj Sellerie (Apium graveolens). Lassen VII, 149. Ke-
refes (c^leri) Davids p. 142. In Stulli lex. Apium pe-
trusin, petruscka (aus ;r£r^oGri^ivov mit eliminirung von
X) und mirodia, doch unstreitig fiVQoSia (odor) DC. Dann
aber apium Macedonicum miloda, miloduh (anschei-
nend: geliebter geist, duh, wo nicht du ha geruch; vgl.
bosn. miruh duft s. 266; vielleicht aber blofse Umgestal-
tung des griechischen wertes). Freilich wird bei Blau
s. 290 miloduh f&r liebstöokel genommen, und da ligu-
sticum Stulli mit milloduh, milloda übersetzt^ ist
der name mit mil (mitleidig, lieblich) wohl in folge der
deutschen wortverdrehung geschaffen. No. 95 phatra-
saliun (ex conj.), jaban- Ma'donos. Ahd. federscelli
(als ob aus: feder), petroselinum 6raffIII,868. — Zu s. 261
Arum Golocassia Lassen VII, 131. — Kukolj s. 263 (Agro-
stemma githago) Comm. Lith. II, 35. — Anm. 255 kyzy 1-
-boja, metorica (?) f&rberrötbe. S. Lassen VII, 125
ipovev ein färberkraut, krapp. Der slawische name nicht
in Stulli lex. unter Rubia. Dieser hat aber, aufser cser-
vlenac, noch bröche, brok, brojfich; Mikl. lex. p.45
broät^ m. fpoivixovv^ purpura. Vgl. Dens, die slaw. elem.
s. 15. — S. 265 kaz-öiöeki (buchst, gänseblume; vergl.
Potentilla ans er in a und alba; über das zweite wort Las-
sen 118), podbgo huflattich, mit o fQr 1 aus podbjel
Tussilago farfaraMikl. slaw.elem. s.37. Poln. podbiatTus-
silago bedeutet dem wortsinne nach wahrscheinlich nicht:
weifslich (podbielec weifslich werden), sondern unten
(pod), d. h. auf der unteren blattseite, biaty weifs«. Vgl.
bielica der beifufs (Artemisia), bialawiec das weils-
22*
340 Pott
silberkraut Vermengang mit Veratram albam note 136
könnte eben in der weifae ihren grund haben. Maroldiik
als dem. von marol lattich, gerade wie in unserem hnf*
lattich. Russ. bjelokopfltnik eigentlich weifshnfig für
T. farfarus. — S. 273 mazy, SiSka gallapfel Lassen 161.
Mikl. lex. p. 1134. — S. 276 nohnt nach sicherer verbes*
serong, sl. grab {xvafiog, faba Mikl. p. 142) Lassen 156.—
S. 284 pirinc, oruz, reis, worüber ausftkhrlich Lassen
159. — S.289 saramsak, bosn. b§li-luk knoblaach. Ko-
manisch sarmisac Lassen 149. Ksl. louk ist unser lauch
Mikl. lex. p. 344, und das comp, wird also: weifser lauch
bezeichnen. Sogan, luk zwiebel. Lassen 150. Voltiggi
dafBr kapula — ital. cipolla — aus lat. caepulla (eig.
zwiebelfeld) mit ausspräche des c noch als k. Bei Davids
p. 142 s'ärimsaq Ail; ^öghän Ognon. — S. 291 vergL
no. 14 Bokviza wegerich, aber in StuUi lex. p. 317 bosk-
vitza, päskitza, also mit e: Plantago. Auch Davids
giebt den türk. namen sinirlü eüt Plantain = ital. pian*
taggine. ,,Sinnreich^, wie bei Sohleiden, die pflanze U, 344
zu lesen, „benennt der nordaroerikanische wilde unsern
wegebreit die fufsstapfe der weifsen^. Sodann
Ausland 1862. no. 41 s. 981: 9, Was den wegerich betrifik,
so geben ihm die Indianer einen namen, welcher «fufs
von Engländern^ bedeutet, als ob sie ihn wirklich un-
ter den f&fsen derselben wachsen sehen ^. Plantago, mhd.
wegertcfa Ben. m, 639, hat unstreitig schon im latein
seinen namen von planta im sinne von fufssohle. Den
wegebreit aber mit seinen breiten bl&ttern dem abdrucke
des fufses im erdboden zu vergleichen, liegt um so nfther
als er eich gern auf und an wegen hinbreitet (mhd.
w^gebreite, septinervia, arnoglossa). Bei Graff 111,864,
wo viele pflanzennamen, ahd. wegaspreita, wegabreita
plantago, centinodia, aber wegatreta centinodia, proeer-
pinaca, umbitreta serpinaca, welches demnach vennotUieb
die vordersilbe verloren hat. Böhm, gitrooel wegerieb,
doch s. Mikl. slaw. elem. s. 54 walach. otr&tzelu Borrago
oflSeinaiis. — 6.294 Voltiggi hat ill. hajda, hajdiBa
aiwaig«n. 841
heidekorn, ital. saraceno, d. i. buchweizeo. Böhm, pobanka
heidekorD, eig. heidin, von pohan (paganus), vergl. Mikl.
lex. p. 588« Lith. grikkai (eigentlich das grieoh.) Comm.
Litb. II, 34. Unter beidekorn (cioer, medica) Ben. 1, 862
wird man wobl kaum den bnchweizen (fagopyrnm) za Ter*
stehen haben. Möglich auch, dafs es sich auf kräuter be-
zieht, die in der beide wachsen. Heidekorn aber f&r
buchweizen bezeichnet sicherlich : heidnisches oder mor-
genländisches körn, indem beiden mit paganus, geotUia,
sarracenus glossirt wird. Wal. im lex. Bud. tätarcä(P<>-
lygonum fagopyrum), ung. tatirka der buchweizen, das
heidekraut. Mikl. slaw. elem. s. 48 tibersetzt polygonum
tataricnm, und verweist auf sich s. 20, wo russ. greöa
(vgl. familiennamenGretscb), grecycha, d. h. eigentlich
griech. firucht. Wal. hriäkä, hiriäcä, ung. haritska
and, wenn kein, komma ausgefallen, tautologisch hajdina
pohanka lex. Bud. p. 262. — S. 294 susam, lilie. Lassen
YII, 122; allein zanbak kenne ich zwar auch als lilien-
art, indefs nicht minder als jasmin 121. Vgl. noch Blau
note 354. — S. 29ö vgl. 66 no. 114 sOnbOle, ma^ikova
trava (buchst, katzenkraut)^ katzenbaldrian. Sflmbfil,
bei mir Lassen VII, 122 hyacinthe und narde. Ebenso
Rösler bestandth. s. 34. Vgl. auch Blau no. 49 Asarun
(bei Davids asärön Cabaret d. i. Asarum Europaeum, wil-
der nardus, baselwurz), ve Sünböl-rumi (also römisch,
europäischl), kedy-*oty, bosn. maöjatrava. Alb. btzg
fiätCB katzenkraut bei v. Hahn, ohne botanische bestim*
mung. Kedi eüti Pouliot. Davids p. 144. — Für rObe,
bosn. räpa, türk. äalgam s.296, bei Davids p. 142 cboul-
gham (navet). Lassen VII, 148. — S. 302 tetre-agha6,
rujevina (ex conj.) Sumach Lassen V, 78. — S. 304
trup, turub rotkva, rodakva rettich (aas radix). Las-
sen VII, 148. Davids p. 142 dagegen bat turbe lUve,
aber pändjär Baifort. — S. 303 turundi, naranda
apfelsine. Genauer orange, ital. arancio, narancio, wel-
ches daraus entstanden, allein mit aurum nichts zu thun
hat. Lassen VII, 114. — Tut, murva maulbeere Lasseo
342 Bnrdft
107. Comm. Lith. II, 29. — S. 308 bosn. troskot vogel-
knöterich. Mikl. slaw. elem. 8.49. Im lex. Bad. troscota,
troscotzelu 1) Polygonum aviculare. 2) Portnlaca ole-
racea. Bei Mikl. p. 1004 troskot^ äyQoxmg; alao wie
bei Blau no. 116: agrostis spica venti.
Gern wäre ich noch auf die dakischen benennnngen
▼on pflanzen beim Dioskorides hier eingegangen, um so
mehr als Jakob Grimm in seiner geschichte f&r gleich-
setsung der Gothen und Geten daraus, freilich nicht sehr
glflckliche, argumente hergenommen hat. Indefs wQrde das
einen räum erfordern, welcher mit dem gegenwärtigen
zwecke in keinem ebenmafs stände.
Halle. Pott.
A«iign8t Schleicher und die slavlschen consonantengrappen. Ein
trag snr nenesten geschidite der indogenaftnieeben spraehfora^iiiig
ttberhanpt nnd der elftviachen inebeeondere, TOn Martin Hatlala.
Prag 1869. H. Karl J. Satow.
Die veranlassung zur ausarbeitung dieser parallele, be-
ziehungsweise replik, so berichtet der Verfasser selbst auf
s. 2, bot ihm der von A. Leskien gefertigte in den beitra-
gen zur vergleichenden Sprachforschung (1868, V,403 — 444)
erschienene aufsatz: „Zur neuesten geschichte der davi-
schen Sprachforschung^. Er war jedoch erst mit den vor^
arbeiten dazu beschäftigt (s. 1)^ als er die naehricbt von
dem abieben seines „gegners^, des prof. Schleicher, erhielt,
so dafs es also noch nicht zu spät war „manches anders^
zu sagen. Dieser umstand darf nun bei der beurtheilnng
der vorliegenden, 94 selten umfassenden replik nicht über*
sehen werden. Wenn schon in jeder Wissenschaft diffsren-
zen und somit reger Wetteifer unter den gelehrten nur zum
gedeihen derselben beitragen können, so wäre es unter die>
ser Voraussetzung auch fbr die Sprachwissenschaft erspriels-
lich, daft zwischen Hattala uud Schleicher differenzen be-
anzeigen. 343
Stehen oder bestanden, sollten sie selbst tiefer liegen und
nicht blos älter, sondern auch wichtiger sein als bei an-
deren (replik s. 35). In folge derselben bekämpfte natür-
lich H. *) den seligen schon früher sehr anhaltend, aber
stets rein objectiv, weil sie sich seit jeher principiell ent-
gegenstanden (R. s. 35). Bleibt ein solcher kämpf bei der
Sache, ohne persönlich zu werden oder die gränzen des
literarischen anstandes zu überschreiten, so brauchte man
darüber wahrlich nicht viel worte zu verlieren. Leider
kann man dies aber der in rede stehenden R. nicht nach-
rühmen, weil, was H. anbelangt und gleich im eingange
bemerkt worden ist, nicht einmal der anderswo versöh-
nende tod im Stande» war die schärfe der gegensätze zu
mildern. Er gesteht unumwunden, dafs er nicht nur von
einer „bedeutenden geringschätzuug^ (R. s. 32, 92) son-
dern auch von „erbitterung^ gcg^^i den seligen erfüllt sei
(R. 8.81); dafs jedoch die replik mitunter auch weit über
da9 hinausschiefst, was H. selbst (R. 8.31) gränzen des
literarischen anstandes nennt, beweist s. 90 derselben am
schlagendsten. Denn nachdem H. daselbst die s. 69 der
formenlehre der kirchenslavischen grammatik von Seh. er-
wähnt hat, findet er es für gut zu diesem „ärgsten Ju-
gendstreich der glottik'', wie er sich ausdrückt, folgende
erklärung zu geben: „Darnach war die erst im werden be-
griffene glottik schon so artig, dafs sie keinen augenblick
zögerte sogar den begrttnder der vergleichenden Sprach-
forschung und gewissermalsen ihren geistigen vater. Fr.
Bopp, als einen betrüger oder charlatan zu schmähen. Die
glottik meinte also dazumal ernstlich, in der literatur, vne
in den wäldern der nordamerikanischen wilden, seien die
Väter von den söhnen todtzuschlagen, sobald sie alt und
schwach geworden; oder aber war sie entschlossen das
beispiel der beiden Schlegel nachzuahmen, die, wenn Heine
*) U. bedeutet: Hattala, Scb.: Schleicher, Cp.: dessen compendinni in
2. anfl., Dm.: die abhandlang Hattala's De mntatione, Sr.: deMen SrovnA-
vacf mlnvaice, R.: seine replik.
Ui Burda
recht hat, berühmtheit überhaupt nur durch die damals
unerhörte, durch sie zur mode gewordene keckbeit erlang-
ten, womit sie die vorhandenen literarischen autoritäten
angriffen. Sie rissen nach demselben als junge heimathloee,
die nichts zu verlieren hatten, lorberkränze von den alten
perQoken und erregten bei dieser gelegenheit viel puder-
etaub. Ihr rühm war eine natürliche tochter dea — scan-
dals und der emporkömmlingssucht^. Weil solche werte
und dieser ton keines weiteren commentars bedürfen, so
kann ich nur noch bemerken, dafs die erbitterung H.'s
bisweilen selbst von einem gewissen hochmuthe nicht frei
ist» Derselbe spricht am deutlichsten aus dem, was auf
8. 37 der R. steht: „Der selige scheint ungeachtet der ge-
ringschätzung, die er mir gegenüber zur echao trug, sogar
gef&rchtet zu haben, dafs meine vorletzte abbandlung seinen
in klingende russische rubeln uuizusetzenden Ursprachen
doch verderblich werden könnte, da er keinen anstand nahm,
gegen dieselbe ein solches heidengeschrei erheben zu lassen,
wie es nach meiner unmafsgeblichen ansieht die Leskien'-
sche apologie ist^. Dafs Seh«, um mit den werten H.'s
zu reden, gegen des letzteren abbandlung ein „heidenge-
schrei^ erheben liefs, darüber darf sich H. am allerwenig«
sten wundern, da er doch in der replik s. 94 gesteht, dafs
er Seh. in jener abbandlung nicht allein bek&mpft, sondern
ihm „kaustisch" auch dinge vorgehalten habe, die man sich
aufserhalb der Wissenschaft noch weniger gefallen l&ist
Was den sonstigen inhalt der B. anbelangt, so wuIste der
biograph Sch.'s im Naucn^ slovnik, th. VII, h. 7, s. 326
sich recht gut zu erklären, warum derselbe die glottik zu
den natur Wissenschaften gerechnet habe, da er sagt: „Da-
neben beschäftigte sich Seh. auch mit botanik. die er bis
jetzt nicht zu betreiben aufhörte, wodurch sich die in sei-
nen Schriften hervortretende naturhistorische richtang ei^
klärt^. Doch nicht nur die naturhistorische, sondern auch
die materialistische richtung Sch.'s oder „dafs der selige
die rein materialistische auffassung der spräche auf die
spitze getrieben habe", wie sich H. in der R. s. 41 äu&ert,
anseigen. 345
ist nach jener meinuDg leicht zu begreifen. Die aufstellung
▼on grundformen dagegen bekämpft H. von s. 85 — 89 der
K. unter andern auch mit folgenden worten: „Dieselbe
quintessens der glottik ist nur eine geist- und rQcksichts-
lose nachahmung desjenigen Verfahrens, welches die an-
wendung eines der Cuvier'schen grundsätze auf dem gebiete
der Paläontologie übertreibt^. Darnach sollte man fast
glauben, dafs Seh. nach der lectüre eines paläontologischen
Werkes nichts eiligeres zu thun fand als diesen grundsatz
schnell in die glottik einzuführen. Er hatte jedoch folgende
gründe dafür geltend gemacht. 1 ) Nach s. 8, anm. des
Cp.s ,,wird dem lernenden sofort das letzte ergebnis in
concreter anschaulichkeit vor äugen gestellt^. Wenn Seh.
z. h* für skr. vrkas, althaktr. vehrkas, lit. vilkas und altslov.
vlükü die grundform varkas aufstellt, so will er damit wohl
nur sagen, diese verwandten Wörter hätten nicht immer so
gelautet, wie sie uns in den sprachen vorliegen, sondern
jedes hätte sich aus einer älteren form entwickelt, die Scb.
eben grundform nennt und im vorliegenden falle als varkas
ansetzt. Darin stimmt er bisweilen mit Bopp überein, wo
dieser z. b. für skr. vrkas die „urform^ varkas voraussetzt
(vergl. gramm., 4. ausg., I, 283, anm.). Dafs eine solche
grundform immer auch wirklich vorhanden gewesen ist,
wird durch die aufstellung derselben von Seh. nicht be-
hauptet (indog. chrestom., nachtrag zum Cp. s. 9). Selbst
Leo Meyer, der die vergleichende Sprachwissenschaft f&r
eine „vor allem historische Wissenschaft^ hält (vgl. gramm.
d. griech. und lat. spr. I, 4), stellt mitunter eine „gemein-
same grundform^ z. b. agram f&r agrum, aygdv and ^ram
auf, welche einer Sch.'schen so ähnlich sieht, wie ein ei
dem andern. 2) Seh. will nach Cp. s. 8, anm. dem vor-
würfe „Sanskritist^ begegnen und sagt anderswo (vgl. Dm.
s. 9): „Man vergleicht nicht die einzelnen sprachen mit
dem Sanskrit oder zend, sondern man sucht mit hilfe aller
indogermanischen sprachen das ursprüngliche zu ermittehi
und dessen Veränderung und Weiterbildung in den einzelnen
gebieten des indogermanischen zu verfolgen^. Man könnte
346 Bordft
dies anweDdung des grundsatzes der eDtwickelung auf die
sprachen oder genetische erkiftrung ihrer erscheinangen
nennen. In einem Briefe an meine Wenigkeit ftufserte sich
Seh., er halte „mehr auf die erforschung der laut- und
bildungsgesetze der sprachen^ als auf die etymologie.
Demnach lehrt er z. b., dals atxvg nicht aus dem skr. ft^äs
entstanden ist, sondern jedes wort nach den eigentfaümlichen
lautgesetzen seiner spräche sich selbständig entwickelt hat.
Durch die grundform &kus will er dem lernenden eben nur
anschaulich machen, dafs (oxvg nicht das kind von fi^üs,
sondern dafs beide Wörter brQder und kinder eines seligen
dritten wertes sind. „Wir nennen sprachen verwandt, sagt
Leo Meyer (a. a. o. I, 4), die, wenn auch noch so weit
auseinander gegangen und noch so verschieden entwickelt,
doch in einer früheren zeit einmal noch nicht getrennt
waren, sondern eine ursprüngliche einheit bildeten*'. Nun
sind die Wörter ä^üs und taxvg verwandt, wie will man
denn also die ursprüngliche einheit beider anders and ein-
facher als durch eine grnndform äkus herstellen? 3) Ein
dritter grund findet sich in der indog. chrestom., nacbtrag
zu Cp. s. 9, wo es heifst: „Erst dann, wenn formen ver-
schiedener lautstufen auf eine und dieselbe lautstufe gebracht
sind, lassen sie sich mit einander vergleichen^. Diese worte
Sch.'s erinnern einigermafsen an brüohe von ungleichem
nenner, die vor der vergleicbung hinsichtlich der gröfse
erst gleichnamig gemacht werden müssen. So ist denn
z. b. die form patis der gemeinschaftliche nenner für n6öi^t
got. «faths u. s. w. 4) Daraus ergibt sich ein vierter prak-
tischer grund, welcher im vorigen schon enthalten ist Oft
sind verwandte Wörter, aus verschiedenen sprachen durch
den einflufs der lautgesetze wie mit einem schleier verhüllt,
so dafs ihre identität dadurch verborgen bleibt. Wer nun
entfernt verwandte sprachen mit einander vergleichen will,
der wird immerhin gut thun, sich die grundformen wenig*
stens in gedanken zu construiren, im falle er empfind-
lichen Seelen kein ärgernis geben will. Ich setze ein bei-
spiel her. In dem von Nesselmann veröflbntliohten alt-
anzeigtn. 347
preufsischen vocabular kommt s. 14, n. 367 das wort ansis
(haken) vor, welches der herausgeber mit dem altlit. ansa
(handhabe, henkel) zusammensteUt. Weil jedoch geschlecht
und bedeutung beider Wörter nicht gut flbereinstimmen, so
bildete ich mir die beiden bei ansis möglichen monstra
horrenda von grundformen, nämlich *ansa8 und ^ankas.
Sofort kam die fthnlichkeit von *anka6 mit dem gr. ayx-
'ikog und oyxog nebst dem lat. uncus zum Vorschein.
Lautliche form, geschlecht und bedeutung der Wörter ansis
(haken), 6/xog (krQmmung, haken) und uncus (dass.) lieften
nun nichts zu wünschen übrig. Weil man ferner nach den
lantgesetzen im litauischen sz zu erwarten hat, so gehört
das wort vaszas (haken, Nesselmann, lit. wb. s. 55) hieher,
und dies um so m^hr, als Nesselmann a. a. o. aus einer
verl&fslichen quelle auch die formen wanszas und w^szas
anfbhrt. Dieses litauische wort ist dann in einer andern
beziebnng merkwürdig, als es nämlich beweist, dafs in
dieser spräche einem anlautenden a der consonant v vor-
geschlagen werden kann. Dadurch wird aber auch der
Zusammenhang des lit. venas mit dem altpr. ains (selbst
erains = alvSns, lit wb. s. 5) viel wahrscheinlicher, wie-
wohl anlautendes % sonst ein j erhält (j^szköti u. s. w.).
Wer also die bis jetzt angeführten gründe, welche im Cp.
und in den nachtragen bei der indog. chrestom. entweder
ausgesprochen sind oder sich von selbst daraus ergeben,
genau erwägt, der wird hoffentlich beistimmen, dafs der
Vorwurf einer ,)geist- und rücksichtslosen nachahmung^
doch zu stark ist. Wenn die grundformen Sch/s meist
auch nur pure abstractionen sind, so haben sie doch immer
noch das gute sprechbar zu sein. So oft aber H. z. b.
sagt, der stamm von beru = altsl. berq sei ber, stellt er
ebenfalls eine rein abstrahirte form auf, indem ja ber als
wort nirgends vorkommt, es sei denn, dafs die endung ab-
fallen wäre. . Auf was fbr monstra horrenda indessen nicht
nur Seh., wie man nach H. doch annehmen sollte, sondern
auch dieser selbst mit seinen abstractionen kommen kann,
beweist z. b. die Sr., s. 273 und 297, wo er unter anderen
348 Bard«
folgende lautgebilde allen ernstes als st&mme anfzftblt: cn,
tn, £n, jm, mn, dm, idm, ry, fv, zv, zv, itv, Ih, ss, cp.
Diese Quintessenz der Sr. ist eine unüberlegte nachahmung
eines Miklosich'schen oder Curtius'schen Verfahrens, wel-
ches wohl im altslovenischen und griechischen, nicht aber
im böhmischen angewendet werden kann. Denn jeder, der
solche st&mme, wie jm, dm u. dgl. vorlesen sollte, wird
ihnen sicherlich das lob ertheilen, dafs sie nicht nur ab-
strahirt, sondern auch „unaussprechlich^ sind, wenn er sie
am ende nicht gar f&r eine art semitischer wurzeln halten
wird. Endlich glaube ich, dafs Soh. selbst nahe daran
war, wenigstens einen theil seiner grundformen zn opfern.
Denn so würde sich am natürlichsten auslegen lassai, was
er in der vorrede zu den nachtragen bei der indog. chre-
stom. erwähnt: „Beim drucke einer etwa nöthig werdendes
3. aufläge soll durch zweckmftlsige abkfirzungen daf&r ge-
sorgt werden, dafs trotz der nüthigen znsfttze unofang und
preis des buches nicht wachse^. Diese vermnthnog Umbt
allerdings nur vermuthung, sie hat aber das gute, dab sie
nach einem bekannten Spruche von dem todten immer das
bessere voraussetzt. Bei H. hingegen muis man bisw^lea
annehmen, er halte es beinahe für unmöglich, dafs zwei
menschen einen und denselben gedanken haben. Denn nur
so wird man die stelle auf s. 73 der K, vollständig bq;rei*
fen: „Nach meiner unmafsgeblichen ansieht verhält es sich
mit dieser entschuldigung der glottik um vieles ärger ab
mit der Curtius'scben. Denn es ist ja z. b. beinahe hand-
greiflich, dafs ihr kern sogar als plagiat gebranndmarict
werden mufs, da er der Curtius^schen unter den daan notb-
wendigen und vorhandenen bedingnngen entnommen ist*.
Job. Schmidt hätte also ein plagiat begangen und Cortius
am ende nicht? Wenn nämlich jemand schon auf die jagd
nach plagiaten auszieht, der kann sich ja mit leichter mühe
das vergnügen verschaffen, auch die entschuldigung von Gor»
tius (R. s. 72, anm. 1) als „plagiat zu brandnaarken^. Im
). 1860 gab Kvet, von dem H. in Dm. s. 19 selbst sagt:
„qui ex auditore amicissimus mihi evaserat optimeqoe me
anMigvn. 349
de 86 sperare jasserat hoo praesertim opasculo : Starodeska
mlavDice^, die eben genannte altböhmische grammatik her-
aus, welche nnr die laut- nnd flexionslehre, mithin noch
weniger als das Cp., enthält. Wie entschuldigt sich jedoch
Kvit, dafs er gar keine syntax bietet? ^Vor allem'^, sagt er,
„mnls ich mich entschuldigen, dafs ich, obwohl es der titel
des werkchens erheischt, die altböhoiische syntax mit still-
schweigen übergangen habe. Der grund, warum ich diesen
fehler begangen, ist hauptsächlich der, dafs es in unserer
zeit, wo die böhmische syntax überhaupt wissenschaftlichen
werth sich erst zu erringen beginnt, einerseits weder gera-
then noch zeitgemäfs wäre schon jetzt mit jenem erfolge
auf die allböhmische syntax einzugehen, den jeder leitfaden
der schule sichern soll, andererseits dafs es der studirenden
jagend hauptsächlich und yor allem darum zu thun ist, die
altböhmischen formen gehörig kennen zu lernen und zu
würdigen^. Wer nun den passus von Curtius: „Für eine
durchgreifende neugestaltung der griechischen syntax fehlen
noch die wissenschaftlichen vorarbeiten^ mit jenem von
Kv^t: „Die böhmische syntax überhaupt beginnt erst wis-
senschaftliehen werth sich zu erringen^ vergleicht, der mufs
doch einsehen, dafs beide sätzc an ihrer stelle das nämliche
sagen. Daraus folgt jedoch, dafs der kern der Curtius'schen
entschuldigung eigentlich schon ein plagiat aus Kv£t wäre.
Ist die schlufsfolgerung etwa nicht richtig? Denn ob Cur-
tius denselben nun wirklich von KvSt hat, darnach braucht
H. doch nicht zu fragen. KvSt's altböhmische grammatik
erschien ja in erster aufläge zu Prag im j. 1860, die er-
läntorungen von Curtius hingegen erst 1863, allein schon
Cicero wufste: „quidquid antecedat quamque rem, id co-
haerere cum re necessario (Dm. s. 43)!^ Hält man ferner
die Worte von Joh. Schmidt: „Es wäre verfrüht jetzt, wo
an der rein formellen seite der spräche noch 'so vieles
dunkel ist, schon auf die syntax einzugehen^ zu dem letz-
ten tbeile der stelle, welche ich oben aus der vorrede von
KtÜ aberaetzt habe, so sollte man nach H.'s Vorgänge
darin ebenfidls ein plagiat erblicken. Wober hat endlich
350 Burda
Sch. selbst die anm. 2 im Cp. s. 2 9 welche er als eni-
scboldigung vorbringt? „Die fanction and den satzbau des
indogermanischen sind wir zur zeit noch auTser stände io
der art wissenschaftlich zu behandeln, wie wir es bei den
mehr äulserlichen und leichter erfa&baren Seiten der
spräche, den lauten und formen, vermögen^. Das will doch
sagen, die syntax des ipdogermanischen fange erst an wis-
senschaftlich behandelt zu werden; ist es also auch ein
plagiat aus Ev£t? Auf diese weise gäbe es, wie man sieht^
der plagiate nach dem begriffe H.'s gar kein ende. Daza
geht seine Opposition gegen Sch. an anderen stellen bis in^s
kleinliche. Man lese z. b. die s. 84, anm. 221 in Dm.:
„Litvani autem teste Miklosichio (dicunt) vaakas, pro quo
apud Sch. constanter reperies vaszkas — num jure an 8e-
cus, alii et in bis ii, qui de vocabuli ejusdem origine dis-
ceptaturi sunt, yiderint^. Um aus diesem zweifei wegen 8
oder sz herauszukommen, möge H. das litauische wörte^
buch von Nesselmann, dessen objectivitfit er in der R. 8. 4
selbst lobt, nachschlagen, wo er auf s. d5 vorl&ofig nur
w&szkas finden wird. Wenn er jedoch vosku durch meta-
thesis aus 'voksü neben dem deutschen wachs erkl&rt, so
nimmt er doch wohl an, das slavisch- litauische wort sei
aus dem deutschen entlehnt. Es Heise sich aber aack
yasz-kas und vos-ku abtheilen und lit. sz neben altslov. s
einem deutschen chs (vgl. achse, lit. aszis, sl. osi) gleich-
setzen, so dafs kas, kü das sufBx wäre. Was aber die
note 257 in Dm. s. 96 betrifft, die da mit den werten en-
det: „Me insuper consolatur spes, quod valde sospicor
fore, ut quidam eorum assentiantur mihi exdamanti: ts^
rarissimo Uli vocabulo, si in eruditas Sch. manus incide-
ritl^ die ist nicht, wie A. Leskien sagt, höchst unaostftn-
dig, sondern sie ist ganz einfach lächerlich. Glaubt denn
H. in der that, dafs Sch. nicht schon von weitem gerochen
hätte, welcher slovakismus in der form matera stecke?. Er
hätte es ja aus der von ihm recensirten Sr. s. 182 und 190
erfahren können, wo H. die slovakischen Wörter Pädia ^
altsl. Ijudije (leute) und znamenia as altsl. enamenije (neatr.
anzeigen. 351
nom. 8g. zeichen) anfAhrt. Und wie erklärt H. den vocal a
im slovakischen gen. und acc. sg. teba und seba (Sr. s. 232),
der doch formell dem altslov. lebe, sehe so genau entspricht,
wie matera dem altsl. matere? Wenn Seh. weiter im Cp.
8. 344 eine wurzel i oder u aufstellt, so ist eine solche
ansieht nach R. 8. 36 nur „köhlerglaube'^ ! Jene stelle kann
jedoch im Cp. keinen anderen als folgenden sinn haben:
Mit den mittein, welche uns die heutige Sprachwissenschaft
an die band gibt, lassen sich aus gewissen Wörtern nur die
vocale i und u als wurzeln herauslösen. Wie man z. b.
f&r y^dmi eine wurzel vid annimmt, so kommt man in ^mi
nur auf eine wurzel i. Dafs H. ftkr das altsl. iti die wur-
zel in der form ji ansetzt (R. s. 75), reicht eben nur für
das altslovenische aus ; denn was soll man bei lit. eimi, gr.
BifAt und skr. ^mi annehmen, und wie yerhftlt sich iti zu
lit. eiti? Doch alle diese bemerkungen werden hier nur ge-
macht, um vorerst zu zeigen, dafs H.'s Opposition, wie ich
frQher bemerkt habe, zuweilen bis in's kleinliche geht.
Damit wird man sich auch erklären können, dafs er, der
nach seinen eigenen werten für die syntax erglüht (R. s. 60),
in bezng auf diese natürlich keine entschuldigung gelten
lassen will, auch wenn sie noch so begründet wäre. Soh.
hatte ja im Cp. die vergleichende syntax aller oder doch
der meisten darin behandelten sprachen zu bieten und
wufste nur zu gut, dafs selbst die beste casustheorie noch
keine syntax ist (R. s. 56 — 61 und 72, anm. 2), so dafs
die Schwierigkeiten, denen er gegenüberstand, unendlich
grölser waren als bei Kvöt. Denn dieser, der in der oben
berührten vorrede bekennt, dafs H. ihm bei der ausarbei-
tung der altböhmischen grammatik „mit freundschaftlichem
rathe^ beigestanden habe, konnte sich an jener 8yntax,
welche den ersten theil der Sr. bildet (R. s. 30, anm. 1),
ein muster nehmen, hatte ferner Safafik's demente der alt-
böhmischen grammatik (§. 89 — 100) vor sich und konnte
auch seinen lehrer H. um rath fragen. Wenn er aber die
altböhmische syntax dennoch mit stillschweigen überging
und wenn H. in Dm. s. 19 dennoch über Kv^t sagt: „qui
352 Barda
optime me de se eperarc jusserat hoc praeaertini
opusculo: Staroöe8k4 mlavDice^, so mufe man sich doch
fragen: 1) beifst das nicht sich selbst loben, wenn man
das buch seines schQlers lobt, dem man bei der ausarbei-
tung geholfen hat, nnd 2) heifst das nicht bei Kvii ein
äuge zudrücken, wenn man ihn hoffnungsvoll nennt, blois
weil er die consonanten so behandelt wie H., oblgleich sein
buch weder eine wortbildungslehre noch eine sjntax ent-
hält, fflr welche sein lehrer doch erglüht? Daf&r wird aber
A. Leskien ein „ausbund jedweder Parteilichkeit '^ genannt
(£. 6. 39), Job. Schmidt gleichviel, ob mit recht oder un-
recht, eines plagiates beschuldigt, Scb.'a namen wird da-
gegen öfter mit dem worte syntax in eine solche verbio-.
düng gebracht, als wäre derselbe in syntaktischen dingen
ein wahrer idiot gewesen (vergl. Dm. s. 9, anm. 23 ; dann
R. 8. 69, 54, 18)! Endlich liest man auf s 70 der R. sogar
das urtheil, welches H. Ober die griechische syntax von
Curtius und die litauische von Seh. fallt: „Wer den trflben
eindruck nicht scheut, den die Wahrnehmung verursacht,
dafs au zwei männern wie €r. Curtius und A. Seh. die ent-
wickelung der Sprachwissenschaft von 1816 bis heute ihrem
wesen nach spurlos vorüber gehen konnte, der werfe in
ihre syntaxen einen blick''. Nun, meine wenigl(jeit hat
einen trüben eindruck nicht gescheut und die syntax in
der griechischen schulgrammatik von Curtius mit jener in
der Sr. verglichen. Das ergebnis dieser vergleichung war
aber, dafs sich Curtius vor H. nicht zu schämen braocht.
Zu den „kleinigkeiten^, welche man in der Sr. vermifst.
gehört z. b. der gebrauch des numerus (siehe unten bei
xripca), der gebrauch der pr&positionen, die sehr stiefmüt-
terlich abgefertigt werden, obwol sie bei den idiotiemen
(R. s. 10) eine grofse rolle spielen, der gebrauch der tem-
pora und modi, vor allem jedoch der gebrauch der verbs
perfectiva, durativa und iterativa, welcher tbeil für die
böhmische syntax so wichtig ist, dafs man einem jeden
böhmischen syntaktiker: hie Rhodos! zurufen kann« Denn
die bedeotung der beiden momente des böhmisohen zeit-
■nseigmi. 353
Wortes, wekhe Gurtius mit den worten „zeitstufe und
zeitarf nur andeutet, ist bis jetzt immer noch zu wenig
beachtet oder besser gesagt fast ganz vernachlässigt wor-
den, obwol sie nicht nur flQr das böhmische, sondern für
das slavische überhaupt höchst charakteristisch ist. Denn
„id quemque maxime decet, quod est cujusque maxime
suum^ (Dm. s. 13, anm. 28), und ist die ausbildung der
„zeitart^ nach dem aussterben der einfachen form fflr das
futurum (wie lit. büsiu) und in einigen slavischen sprachen
auch nach dem Verluste des aoristes fbr die syntaz wichtig.
Der glottiker Curtius sieht ferner z. b. nicht allein auf die
form, sondern auch auf die bedeutung der Zusammensetzung,
was der syntaktiker H. nicht thut, obwol er sich mehr um
die geistige Seite der spräche kümmert. Sogar in der
wortbildungslehre, so skizzenhaft dieser theil in Curtius^
Schulgrammatik bearbeitet werden mufste, steht H. gegen
Curtius darin zurück, dafs er auf die bedeutung, welche
die durch Vereinigung des sufBxes mit der wurzel oder mit
einem stamme entstandenen Wörter haben, weniger gewicht
legt als der glottiker Curtius. Oder soll der schüler etwa
nicht erfahren, welche bedeutung z. b. das dem altslov«
bogatistvije entsprechende böhmische wort bohatstvi hat?
Von der syntaz in der Sr. kann man dagegen überhaupt
sagen, dafs sie mehr eine allgemeine als eine böhmische
Syntax ist« Kv^t, der die biographie H.'s (s. NauSn^ slo*
vnik, th. III, 8. 667) geschrieben hatte, nahm sie später
noch in schütz, indem er sagte: ^^Dafs die syntax als die
erste arbeit dieser art nicht ohne mängel ist, versteht sich
von selbst. Mit so vielen und solchen ist sie aber kaum
behaftet, als Franta l^umavsky daran zu rügen fand^.
Demnach war es noch nicht genug, dafs schon H. dieselbe
früher mit einer „kaustischen^ feder (R. s. 30) vertheidigt
hatte, wiewol er selbst gesteht (vorrede zur Sr. XYII), dafs
er die böhmische syntax zum iheil auf einen leisten schlug,
den andere ftlr die lateinische oder deutsche gemacht ha-
ben. Soll aber die syntax einer spräche nicht einen eige-
nen leisten haben, damit gerade dasjenige, was ihr am
Baitrlge c. rgl. aprachf. VI. 8. 23
354 Buda
meisten eigenthfimlioh ist, dadurch aach am besten herror-
treten könne? Jene „kaustische feder^ wurde von Sembera
(zeitschr. d. böhm. museums, 1858, s. 618) so bezeichnet:
„In H/s. Schriften beleidigt es jeden nicht wenig, dafs er
sich fortwährend über andere erhebt, als hätte er allein die
ganze slavische Sprachwissenschaft gepachtet, obgleich
derselbe die Verdienste H.'s sehr gut zu schätzen weifs.
Auch meine Wenigkeit stimmt z. b. H. bei, wenn er die
genitive vlüka und iga den skr. ablativen vfkät und jogit
gleichsetzt, doch nicht aus syntaktischen, sondern nur aus
lautlichen gründen. Was nämlich den gebrauch anbelangt,
so stimmt z. b. der griechische genitiv mit dem slatrischen
merkwürdig überein, und ist dennoch genitiv vom reinsten
Wasser. Geht ferner jemand von dem falle aus, da& die
casus Yejis und Athenis auch locativ gebraucht werden,
so könnte er sich bewogen f&hlen jene formen lieber gleich
ÜLT plurale locative zu erklären. Ob Leo Mejer, der z. b.
die form equis der griechischen tnnotg gleichsetzt (vgl. gr.
I, 174), dies nun aus syntaktischen gründen thut, kann ich
nicht bestimmen, sondern nur angeben, auf welchem wege
meine Wenigkeit zu dieser ansieht gekommen ist. Als ich
im gymnasium hörte, dafs die form Romae, Corinthi auch
ein loc. sing, sei, so dachte ich, dais es vielleicht auch einen
locativ pluralis geben könnte, und fand später die verglei-
chung von equis mit tnnoig und &9v6äu in lautlicher hin-
sieht leichter als die mit äpv^bbjas. Es genfigt, wie zn
sehen, mitunter die geringfügigste Wahrnehmung, auf dafs
jemand, einmal aufmerksam gemacht, weiter gehen nod
noch mehr entdecken könne. Dieser umstand hat nodi
eine besondere Wichtigkeit, weil er zum Verständnisse der
Worte H.'s auf s. 93 — 94 der R. nicht wenig beizutragen
vermag. Dort gesteht derselbe nämlich ganz aufrichtig:
„Ich hatte (Dm. s. 43) den iputh seinem meister (d. i. Scb.)
das siebente gebot gottes hinsichtlich meiner eigenen lehre
über den hiat freilich sehr kaustisch in^s gedftcbtnis zu
rufen*, filr welche phrase das gewöhnliche leben einen ein»
fächeren namen hat. Wo jedoch das siebente gebot in^s
anzeigen. 355
spiel kommt, dort ist es wol auch angezeigt sich etwas
genauer arnzusehen. An der genannten stelle ( Dm. s. 43 )
f&hrt H. zuerst aus Sch/s aufsatz: »Das auslautgesetz des
altkirchenslayisohen ^ folgende worte an: „Mit der aus-
schliefslichen Vorliebe des altbnlgarischen ftkr vocalischen
anstaut hängt, wie bereits von slavischen gelehrten ver-
mnthet, seine Vorliebe f&r consonantischen anlaut zusammen ;
denn auch im inlaute zeigt diese spräche eine entschiedene
scheu vor dem hiatus u. s. w.^. Daraus kann der gesunde
verstand doch nur zweierlei entnehmen, 1 ) dafs Seh. nicht
der einzige zu sein vorgibt, welcher zu dieser ansieht sich
bekannt, und 2) dals slavische gelehrte bereits dasselbe
vermnthet haben. Ob so etwas schon den namen plagiat
verdient oder nicht, kann man vielleicht benrtheilen, wenn
man jene ansieht z. b. mit einem bilde vergleicht. Wenn
nftmlich Seh. sein bild vorzeigt und die bemerkung macht,
dafs bereits slavische maier auch ein solches gemalt haben,
ist nun einer von diesen malern berechtigt gleich mit dem
zaunpfahle des siebenten gebotes über Seh. herzufallen,
weil er jene meister nicht namentlich anführt (vergl. Dm.
s. 43 mit R. s. 94)? Diese worte scheinen im ersten äugen-
blicke vielleicht derb zu sein, doch erwäge man, was gleich
folgt. Jener von H. berührte aufsatz Sch.'s erschien auf
keinen fall vor dem jähre 1858, allein schon 2 jähre zuvor,
d. i. 1856, gab Seh. seine litauische grammatik heraus,
woselbst s. 66 zu lesen i^: „In manchen gegenden liebt
man beim zusammentreffen eng zusammengehöriger worte,
von denen das erste auf einen vocal auslautet und das
zweite mit einem vocal anlautet, letzterem ein j vorzuschla-
gen, z. b. sükasi m%' jänt (f&r änt) szirdes; päs i^Yi\\ j4u*
gau (f&r &ugau). Ja man setzt vor jeden anlautenden vo-
cal j, z. b. jö kq' dar^sit jisz mano szakü (f&r ö, isz). In
niederlitauischen drucken findet sich j innerhalb des wertes,
z. b. jyms, d. i. Jims f&r ims; nujyms, d. i. nujims f&r
nulms) ; diese ausspräche hört man auch im hochlitauischen
hfinfig^. Damit verbinde man noch, was aufs. 55 und 341
steht: „Anlautendem, aus i gesteigertem 6 wird j vorge«
23*
dö6 Burda
setzt (pfa-jgrka, jäszköti, jeszmas);, dagegen lautet das au9
a entstandene e ohne j an: d'ris, vgl« ag-voej 6'dmi, würzet
ad. — Nach Kurschat (beitrage II, p. 16) soll dies vorge-
setzte j nur nach vorausgehendem vocale hörbar sein, eine
ausspräche, die gewifs nur dialectisch ist; ich habe dieses
j stets bei diesen werten vernommen. Vor hartem e kommt
ein vorgesetztes j vor in ap-jekti (erblinden), vgl. ak-las
(blind); im iem, scheint dies häufiger vorzukommen, z. b.
jesti für hochlit. 6'sti, wurzel ad, vgl. §. 22*. Durch diesen
Zusatz: vgl. §. 22, weist aber Seh. wiederum gerade aut
das, was ich schon von der s. 66 citirt habe. Erwägt man
daher alles genau, so wird man mit fug und recht folgende
Schlüsse ziehen können. 1) Die Wahrnehmung, dafs „beim
zusammentreffen eng zusammengehöriger worte, von denen
das erste auf einen vocal auslautet und das zweite mit
einem vocale anlautet, letzterem ein j vorgeschlagen^ werde,
hatte Seh. dort gemacht, wo ihn H. keines plagiates be-
schuldigen darf. 2) Seh. hatte sie aber auch früher ge-
macht, ehe er den betreffenden aufsatz über das auslaut-
gesetz des altslovenischen geschrieben haben konnte.
3) Wenn Seh., dessen obren überdies glaubwürdige zeugen
waren, also wufste, dafs und wo im litauischen ein j vor-
geschlagen werde, so blieb er sich nur consequent, als er
den Vorschlag eines j im altslovenischen ebenso erklärte. Wer
aber mit Columbus ein ei auf die spitze stellt, der kann
doch auch zwei und mehrere so aufrichten, d. h. sich auch
den Vorschlag von v so auslegen. Nehmen wir somit an.
Seh. hätte sich etwa so ausgedrückt: Mit der attsschlieb-
lichen Vorliebe des altbulgarischen für vooalischen auslaut
hängt seine Vorliebe fbr consonantischen anlaut zusammen,
zu welcher ansieht ich durch gewisse erscheinungen in den
dialecten des nah verwandten litauischen (s. lit. gramm.
8. 66, z. 1 — 13 V. o.) gekonmien bin; wäre H. im Stande
auch nur das geringste dagegen einzuwenden? Also gerade
durch die ausdrückliche bemerknng: „wie bereits von sla-
vischen gelehrten vermuthet^, leistet Scb. mindestens so
viel, wenn nicht mehr als z. b. Miklosich, der im lex. pa-
«nseigen. 357
laeosl. unter viitoryj sich auf die worte beschränkt: ^Nos
olim cum Dobrovio de dva cogitabamus, comparantes gr.
'^svTenog^. Diese besagen jedoch nach meiner ansieht nicht
mehr, als a) dafs Miklosich und Dobrovsk^ vütoryj mit
<yf.vTeoog verglichen haben, und b) dafs jener nicht der erste
war, welcher es mit äntaras zusammenstellte. Wo ist,
dtlrfte man fragen, eine wenn auch noch so leise andeutung
der quelle, die das fragliche wort zuerst mit äntaras ver-
glichen hatte? Und wie reimt sich demnach diese lichtseite
H.'s gegen Miklosich mit seiner Schattenseite gegen Seh.
im bezug auf die lehre vom hiatus? Der beweis, dafs Seh.
die vergleichung von vütoryj mit antaras nur ans der Zeit-
schrift des böhmischen museums, 1852, II, 176 kennen
gelernt hatte, den H. in Dm. a. 54 zu liefern versuchte,
ist noch nicht unumstöfslich (R. s. 94), obwol er sich durch
seine fassung ebenfalls wie ein wink mit dem zaunpfahle
des siebenten gebotes ausnimmt. Damit jedoch der ge-
nannte beweis wirklich unumstöfslich wäre, dazu sind nach
meiner unmafsgeblichen meinuug noch zwei stücke erfor-
derlich: 1) der beweis, dafs Seh. die abschwächung von
an, am zu ü an keinem anderen worte wahrnehmen konnte
als an vntorü und vii, namentlich dafs er das böhmische
outery (dienstag, eig. der zweite) nicht kannte, weil dieses
sich nicht aus dem altslovenischen vütoryj erklärt, sondern
ein *iitoryj oder schon *utoryj voraussetzt, und 2) dafs er
zu gleicher zeit nicht wufste, einem anlautenden ü werde
V vorgeschlagen oder u könne auch in vu übergehen.
Einen dritten interessanten umstand bietet H. selbst in der
Sr., wo in der anmerkung auf s. 249 auch keine quelle
genannt worden ist. So viel kann man jedoch gleich sagen,
dafs die consequente Verfolgung dieses von U. gegen Seh.
eingeschlagenen weges nur zu einer förmlichen jagd nach
plagiaten führen mufs, wie es denn z. b. auch schon mode
geworden zu sein scheint seinem gegner das oompliment
zu machen, er sei um ein halbes Jahrhundert zurück, weil
nicht blofs Seh. (s. d. beitr. IV, 120) und Curtius (s. vor-
rede z. 8. aufl. d. griech. schulgramm. V), sondern auch H..
358 Burda
selbst es macht. Wenn er auch diese mode nicht aufge-
bracht hat, so kann man doch sagen: qaod qoidem in-
ventum amicus ejusmodi rebus H. avide arripuit (beweis
R. s. 18, 19, 32, 56). Des beispieles halber will ich noch
drei etymologien hersetzen, um dann zu zeigen, was sich
daran knQpfen liefse. a) Die lesart saninsle (gfirtel) des
altpreuCsischen vocabulars n. 485 möchte ich in san-iusle
umändern; denn san gehört zum lit. san, sq, su z. b. in
san-dora, s;|-dora neben su-derdti, iusle stellt sich dagegen
zum lit. j&'s-ti (gürten) sammt su-jästi (umgörten, zugürten).
Daselbst wird z. b. noch pense (kiefer, n. 597) in peuse
umzuändern sein, damit sich die Verbindung mit lit. pus^
gr. nevxt] und ahd. fiohta anbahnen liefse. b) Das lit. szte-
-mens (pl. tantum, das leichenbegängnis, bes. aber der lei-
chenscbmaus) kann mit dem homerischen xrig^a (pl. feier-
liche leichenbestattung) verglichen werden, indem lit. sz =
gr. XT wie in tasz^ti neben ti'xTcjVj so dafs beide Wörter
nur im suf&xe abweichen. Die bedeutung beider im Sin-
gular mag, nach dem skr. käarä (caducus, fragilis, mortalis)
zu urtheilen, wol nur: auflösung, tod gewesen sein, welche
durch den plural die obige modification erhalten hat.
Aehnliches kommt ja öfter vor, z. b. lit. galvä (köpf), pl.
gälvos (köpfende des bettes); böhm. seno (heu), pl. sena ,
(zeit des heumachens); £ito (roggen), pl. Sita (roggenfelder)
u. s. w. Ich erwähne diesen fall nur deshalb, um auch za
beweisen, dafs ich nicht ganz im unrechte war, als ich
oben sagte, die syntax von H. hätte es in der Sr. zu kei-
ner rechten lehre von der bedeutung und dem gebrauche
des numerus im böhmischen gebracht (wäre in dieser be-
ziehung also keine böhmische syntax), wozu doch selbst
die „mechanischen^ (R. s. 56) von Curtius und Seh. anlauf
nehmen. Allerdings gehören einzelnheiten in das Wörter-
buch, allein gewisse modificationen in der bedeutung der
Wörter, welche sie im plural erleiden, hangen eben mit dem
Wesen oder der bedeutung des plurals so innig zusanameD^
dals jede grammatik die pflicht hat sie wenigstens in aU-
gemeineu zügen zu lehren. Was aber meine obigen ety-
anseigMi. 359
mologien betrifft, sa weifs ich f&r jetzt nicht, ob die näm*
liehen gedanken nicht auch schon in eines anderen men-
schen köpfe aafgestiegen sind; wer mich jedoch eines
plagiates beschuldigen wollte, der w&re genau so gerecht
wie meine Wenigkeit, wenn sie H. ein solches in nachfol-
gendem stücke vorwerfen wQrde. Man lese z. b. in der
vergl« gramm. von Leo Meyer zwei stellen, von denen die
erste (I, 200) lautet: „Dadurch aber, dafs hier der leichtere
laut (r, 1, n, m, v) nachfolgt, im ersten fall aber der Zisch-
laut vor den festeren laut (k, p, t) treten konnte, entstehen
nun auch Verbindungen dreier consonanten, deren festester
in der mitte steht. Auf diese weise erscheinen im anlaute
die consonantischen gmppen skr u. s. w.**. Wie zu sehen,
verfährt Leo Meyer hier constructiv, was sich etwa so
veranschaulichen läfst: k + r as kr, sk + r as skr. Die
zweite stelle (I, 201) sagt: „Oefters ist neben der dreifachen
consonanten Verbindung skr, die das lateinische mehrfach
aufweist, das griechische aber gar nicht mehr hat, im letz-
teren eine verstQmmelte form beliebt geworden. So steht
das des Zischlautes beraubte ygafpetv neben dem gleichbe-
deutenden scnbere u. s. w.^. Hier geht der Verfasser also
wiederum destructiv vor, was mau etwa durch skr — s «»
kr ausdrucken könnte. Denn dafs im griechischen hernach
yg oder xQ erscheint (vgl. auch jrQiunrsa&ai^ screare mit
lit. skreplei), ist jetzt nebensache, da es sich nur um das
princip handelt. Nimmt man darauf H.'s abhandlung Dm.
zur haud, so findet man dort auf s. 28, II die worte: „Nul-
lus horum acervorum (d. i. der dreigliedrigen) aliis conso-
nantibus ac liquidis r, 1 et spirante v terminatur. Nee ul-
Itts eorum ita coroparatus est, ut abjecta vel prima vel ul-
tima consonante a primi generis acervis discrepet. Ut uno
alterove exemplo utar, skr demto s prorsus congruit cum
acervo kr**. Daraus kann man wol so viel entnehmen, dafs
H. im j. 1865 dort stand, wo Leo Meyer schon 1861 sich
befand. Wer dann hinzusetzte, dafs H. das werk Leo
Meyer^s gelesen hatte (R. s. 80) und dafs „qnidquid ante-
cedat qnamque rem, id cum re cobaerere necessario^, der
360: Bord*
könnte leicht in die versnohang kommen H.^8 geeetc Ton
den drei- und viergliedrigen consonantengrnppen „als pla^
giat zu brandmarken^. Hiemit ist man bei den oonsonan-
tengruppen angelangt, die H. so sehr am herzen liegen.
Denn anknüpfend an einen satz der vorrede zur ersten
aufläge des Cp.'s, dafs dasselbe nämlich nur die sicheren
ergebnisse der Sprachforschung enthalten solle, äuTsert sich
H. auf s. 80 — 81 der K. folgendermafsen: „ Solcher art sind
meinem ermessen nach z. b. die zusammenstellnngen d^
sanskritischen consonantengrnppen von Benfey, Böhtlingk
und Pott, der altbulgarischen (anlautenden) von Bdhtlingk,
der lettischen von Bielenstein, der lateinischen und grie-
chischen von Leo Meyer. Darin und in der dem seligen
sonst eigenen rOcksichtslosigkeit liegt nun der eigentlichste
gmnd meiner erbitteruog gegen denselben'^. Wie rflck-
sichtsvoU überhaupt H. sein kann, beweisen seine oben ci-
tirten worte hinlänglich, in denen so schön von den nord-
amerikaoischen wäldern gesprochen und Heine bei den
haaren herbeigezogen wird. Allein das ist noch nicht ge-
nug, Seh. war auch ein „enfant terrible^ (R. s. 30), wd-
eher titel ihm erst nach dem tode ertheilt wurde, während
Miklosich noch bei lebzeiten einen hieb mit dem ritter-
schwerte zu erhalten die ehre hatte (R. s. 92). Denkt man
zugleich an die kaustische erinnerung an das siebente ge-
bot, so mufs man die ausdrücke: »geist- und rücksichtslose
nachahmung^, „unvergleichlicher bildner von Ursprachen*
(B. 8. 25) oder „quintessenz der phosphorescirenden glottik*
(B. 8.46) noch für complimente halteur Wer aber böh-
misch versteht, der lese die schon erwähnte biographie H.'s
von dessen schüler Kv6t; er wird daraus nebenbei erfahren,
dafs H. oder „die syntax^ bei der „glottik^ in die schule
gegangen war, dafs sie daher die aufgezählten ehrennamen
der glottik nur aus pietät noch in's grab nachruft. Neh-
men wir weiter an, ein zweiter gegner wäre gegen Seh.
erbittert, weil er im Cp. s. 28, anm. 2 die betonung nur
berührt, ein dritter aber, dafs er auf s. 348 die Zusammen-
setzung blofs erwähnt u. s. w., so darf es gar als glück
anseigeu. 361
anzasefaen sein, dafs Scb. gestorben ist; denn seine erbit«
terten gegner hätten ihn nicht allein um seine ^literarische
reputation^ gebracht, sondern ihm vielleicht noch etwas
ärgeres angethan. Doch um wieder auf die consonanten-
gruppen, den eigentlichsten grund der erbittcrung, zurück-
zukommen, so wei£s doch jedermann, dafs Seh. im Cp.,
wenn auch nicht alle, so doch diejenigen Veränderungen
der consonantengrupppn berücksichtigte, welche ftkr die
vergleichung der sprachen nach ihren lautliehen elementen
Wichtigkeit haben. Daher war ihm bei der vergleichung
von skr. pru, gr. xXv und sl. slu vornehmlich daran gelegen
zu beweisen, dafs skr. 9 und sl. s hierin auf ein ursprüng*-
liches k zurückgeht und dafs an der stelle eines skr. r in
anderen sprachen auch 1 erdcheinen kann. Wenn aber 9
+ r, s + 1, x + A, die consonantengruppen 9r, sl, xX bilden,
80 ergibt sich dieser und die meisten anderen falle schon
aus den gesetzen der lautvertretung einfacher consonanten
von selbst. Oft ging ja die Veränderung der consonanten
gerade von den einfachen aus wie im deutschen, wo die
consonantengruppen st, sp, sk die lautvcrschiebung gehemmt
haben. Freilich entspricht dagegen z. b. gr. ^voo-v dem
skr. käur&, die wurzel xrev aber der skr. ksan, allein wo-
her dies kommt, erfährt man noch immer nicht, wenn man
auch noch so oft in Zusammenstellungen findet, dafs unter
den anlautenden consonantengruppen des altindischen kä,
des gd^chischen aber | und xr vorkommen. Hier hilft
wohl nur das, was H. selbst aus einer vorrede Soh.'s citirt
(Dm. 6. 9), d. h. man mufs versuchen „mit hilfe aller in-
dogermaDischen sprachen das ursprüngliche zu ermitteln
und dessen Veränderung und Weiterbildung in den einzelnen
gebieten des indogermanischen zu verfolgen^. Geht man
nun von dieser ansieht aus, so mufs man alle consonanten-
gruppen zunächst in zwei abtheilungen unterbringen. Sie
sind nämlich 1) schon gegeben, sofern sie in den wurzeln
(9r in ^ru) und in den sufBxen (z. b. nt in bh&rant) vor-
kommen, oder 2) erst geworden, wenn sie der Wortbildung
oder auderen lautgesetzen ihre entstehung verdanken. Sa
362 Bwd«
lautet 6t iD atTJvat^ kati und mavtg (br das ohr ganz gleich,
bat aber iu jedem der drei ftlle einen anderen nrspmog
und eine andere geltung. Obwol ferner die böhmischen
Wörter stribro (silber) und stf ela (pfeil, geschofs) denselben
anlaut zeigen, so ftibrt dennoch das erste auf altsl. arebro,
das zweite dagegen auf strSla = ahd. str41a (pfcil, wftre
got. *8tre]a) zurück. Es ist daher unumgänglich nothweo-
dig gleich bei der aufzählung oder Zusammenstellung yoii
consonantengruppen, z. b. der anlautenden, den lautgesetzeo
die eingehendste bcrOcksichtigung zu theil werden zu las-
sen. Denn wer ohne etymologie, ohne herbeiziehung ver-
wandter sprachen oder genetische erklärung nur die con-
sonantengruppen nach dem wörterbuche anftkhrt wie Bielea-
stein (die lett. spr. §. 43) oder H. selbst (Dm. s. 27 — 28),
der entwirft ein blofses inhaltsyerzeichnis, zu dem das hoch
erst gesucht werden mufs, oder er yerflhrt wie gewisse
geographen und Zoologen, welche die fauna eines landes
hinlänglich charakterisirt zu haben glauben, wenn sie zn-
sammenstellen, dafs darin z. b. 5 gattungen ^on raubtfaieren
in 9 arten u. s. w. angetroffen werden. Darunter sind aber
oft auch rein locale varietftten oder so seltene species begrif-
fen, dafs sie blofs mitzählen, ohne die geringste Wichtigkeit
zu besitzen. Zu den localen Varietäten unter den conso-
nantengruppen gehören nun die altsioveuischen 2r, 6r, £l,
öl u. a. m. (Dm. s. 27, 1, 2), und doch werden sie ohne alle
umstände den uralten wurzelhaften kr, pr u. s. w.g^leich-
gesetzt! Welchen werth Oberhaupt gruppen haben können,
die einem in seiner etymologie und Orthographie so unsi-
cheren Worte entnommen sind, als es övanü, öiTanii, 2e-
vanü, öbanii, öibanii und zbanici ist, kann jeder leicht ent-
scheiden. Auch hängt das charakteristische einer spräche
nicht von sämmtlichen consonantengruppen, sondern von
dem häufigen vorkommen einiger ab. So erweist sich dam
unter den in Dm. s. 27, 5 angefahrten 6 gruppen nur eine
einzige, nämlich sm, als ganz sicher, indem sie auch an-
deren sprachen zukommt; die fibrigen erscheinen entweder
als etymologisch unklar (zm in zmij, dessen z auch aus s
aaseigen. 863
entstanden sein kann, vergl. smoku), oder als blofse unica
(am, 2m), oder endlich sie sind nur durch Verflüchtigung
und Temachlässigung der vocale i, u zusammengeratben,
z. b. km in kmeti = lit. kümetys; chmölif, da schon andere
das wort mit humulus verglichen haben. Dagegen haben
wieder bd und gd in bdula, gdunije mit dem slavischen
nichts zu schaffen, weil sie eben fremd sind. Oder gehört
es etwa noth wendiger weise zur Charakteristik der fauna
Europa's, dafs z. b. der kauarienvogel bei uns ein gelbes
kleid trägt? Das lautgesetz der mctatbesis wird weder bei
der aufzählung der zweigliedrigen noch der dreigliedrigen
gmppen berücksichtigt, sondern gelegenheitlich erst s. 85
erwähnt, obwol viele derselben gerade darauf beruhen, z. b.
tl in tlaka = lit. talkä, vi in vladq r=s got. valda u. s. w.
Warum sprachen die Altslovenen wol tlüstü, dlügü, aber
plelu (aus *plet-lü), äilo (aus *didlo) und jasli (aus *jad-Ii)?
Es ist doch kein wunder, dafs z. b. smr — r zu sm werden
mufs, weil smr ja erst durch zusammenrücken der früher
getrennten theile sm und r entstanden ist, z. b. smrüditi
= lit. smirdö'ti u. s. w. Wie hingegen z. b. aus splj ein
plj (aus pj) entstehen kann, zeigt wieder lit. spiauju s=s lett
spFauju = altsl. pljujq. Ob nun aus solchen blofs statisti-
schen oder rein mechanischen Zusammenstellungen von
consonantengruppen , wie den von H. und Bielenstein, das
„iogenium^ (Dm. s. 23) einer spräche erkannt werden
kann, möge dahingestellt bleiben; wenn Scb. sie jedoch
für die zweite aufläge des Cp.'s nicht benutzt hatte, so
beweist dies nur, dafs sie für „eine vergleichende gram-
matik^ nicht brauchbar sind. Böhtlingk selbst hat auf die
seinige (Dm. s. 15) gewifs kein solches gewicht gelegt, da
er im j. 1862 auch nicht den geringsten anstand nahm zu
erklären (R. s. 15 und 20), dafs Soh. „est ä la hauteur de
la linguistique moderne et qu^il posside une connaissance
solide des langues indo-europiennes^, worin der zweite satz
eine handgreifliche hinweisung auf das Cp. enthält. Wie
stimmt dagegen H.'s anmafsendes urtheil, Seh. sei in be-
zug auf die consonanten beinahe um ein halbes Jahrhundert
364 BunU
surfick (R. 8. 19), zu dem obigen vod Böbtlingk, und wel-
ches von beiden ist wahr und bat mehr gewicht?
Was aber die inlautenden consonantengruppen anbe-
langt, so ist die berOhrung zwischen wurzei- oder stamm-
auslaut einerseits und sufBxanlaut andererseits die quelle
neuer consonanten Verbindungen, d. i. solcher, die nicht
schon ganz eigenthum derwurzel oder des suflSxes sind
(z. b. tv in nagna-tv&m oder tr in gi-tram). Die beband-
lung derselben mufs von gesichtspunkten ausgehen, welche
in H.'s abhandlung gar nicht zur spräche kommen. Wenn
nämlich die erste silbe eines wertes mit zwei oder mehre-
ren consonanten anhebt, so läTst sich gar nicht daran zwei-
feln, dafs eine solche consonantengruppe z. b. x^ ^^ X^^^
nicht allein graphisch, sondern auch phonetisch eine
gruppe bildet, d. h. dai's die zwei consonanten X"^^ nicht
blofs neben einander geschrieben stehen, sondern auch beim
ausspreche^ einer und derselben silbe angehören. Was die
zahl der inlautenden grnppen im altslovenischen betrifft, so
bemerkt zwar H. ausdrücklich (Dm. s. 29), dafs sie jene
der anlautenden Oberwiegt; er hätte aber noch hinzusetzen
sollen, was z. b. Leo Meyer (vgl. gramm. I, 240) zu sagen
sich bewogen fand: „Jede innere consonantenverbindung
zerfällt gleichsam in zwei theile, deren erster an den vor-
ausgehenden vocal sich anlehnt, während der zweite sieb
zu dem folgenden neigf^. Betrachtet mau z. h. die Wörter
X^^fiQ und udvTig^ so findet man in beiden z «ei consonanten,
Xif' und rr, neben einander, ohne dafs es richtig wäre diese
zweitheiligen Verbindungen nun auch der ausspräche nach
als solche anzusehen. Denn während in x**^^^ ^'^ zwei-
gliedrige consonantengruppe ganz in den bereich einer ein-
zigen silbe fällt, lohnt sich bei vr in acii'ng der consonant
V an den vocal r^, wogegen r sich zu i hinneigt. Ein
ganzer apfel und zwei halbe äpfel sind zwar gleich grofs,
allein ein halbirter apfel bildet nie mehr eine solche einheit,
wie sie der noch unversehrte dargestellt hatte, ja t^erade
die Schnittflächen sind der ort, wo die föulnis beginnt. So
vergleiche man z. b. die lateinischen stamme mortuo- und
anzeigen. 365
menti- mit den altsloTenisoben mrütTÜ und m^ti und pa-
•Di^ti. Die darin vorkommendeo consonantenverbinduDgeD
rt und nt lassen sich auf keinen fall im anlaute eines Wor-
tes oder einer silbe aussprechen; welches mittel ergriff also
die spräche in diesem falle? Als durch die anfQgung der
Suffixe tuo und ti an die wurzelnmor und men die con-
souanten r, u von der einen und t von der. anderen Seite
zusammenfliefsen , erleichterte sich die spräche die mühe,
welche das aussprechen von r + 1 und n + 1 verursacht,
zunächst dadurch, dafs sie die graphische consonanten-
gruppe rt, nt phonetisch in zwei theile spaltete, d. h. jene
Wörter beim sprechen in die silben mor*tu-o*- und men-ti-
zerlegte. Dadurch geriethen nun die consonanten r und n
in eine Stellung, wo sie mit der zeit oft lästig und daher
gefährdet waren. Sie wurden a) zwar erhalten, aber an
einen andern ort versetzt, wo sie der spräche bequemer
waren (z. b. mrü-tvü, xoaöia neben xagdia^ spraötnm neben
sparstum), oder b) an derselben stelle belassen, jedoch ge-
schwächt (pa-niQ-ti für ^pa-min-ti, skr. mä-si von der Wur-
zel man), oder endlich o) unterdrückt, was der höchste
grad von abschwächung ist (sar-tus für ^sarc-tus). Die
folge des letzten umstandes war, dafs dann im anlaute der
folgenden silbe nur solche consonanten blieben, welche auch
im anlaute des Wortes stehen konnten. Zu einer verglei-
chenden behandlung der consonantengruppen des inlautes
ist auch die entscheidnng einer anderen frage erforderlich,
ob nämlich ein und dasselbe wort in verschiedenen spra-
chen verschieden abgotbeilt werden soll oder nicht, z. b.
skr. v4tti und altsl. vösti. Beide Wörter sind entstanden,
indem die personalendung ti an die gesteigerte wnrzel vid
gefttgt «wurde, wobei der wurzelauslant d sich dem suffiz-
anlaute t so weit assimilirte, als er selbst in die tennis
seines organes überging. Während aber das altindische
dabei bleibt nnd daher nur v^t-ti abtheilen kann, geht das
altslovenische einen schritt weiter und verwandelt in *vetti,
wie dieses wort wenigstens seiner ausspräche nach sioher
einmal gelautet haben mufste, das erste t in die spirans
366 BunU
desselben organes, so dafs nun vesti erscheint. Der Über-
gang von t in 8 ist jedenfalls eine abschwächnng, allein sie
kann sieh doch nur im grade von jener art unterscheiden,
wie das altslovenische z. b. ein doppeltes n vermieden hatte,
da es *po-mTn-n% in po-m^-n% öbergeheu lieis. Soll man
daher vdstT in v£s-ti abtheilen, um mit dem skr. v^t-ti und
im principe mit po-m^-n% übereinzustimmen, oder soll man
es in die silben ve-sti zerlegen, weil st im anlaute altalo»
ventscfaer Wörter vorkommt und somit aocb im aalaate
einer silhe stehen kann?
Wenn man nach dem, was bis jetzt gesagt wurde,
H.'s aufz&hlung der inlautenden consonantenverbindungen
(Dm. 8. 29 — 32) durchliest, so kann man ihr getrost das
lob der voUstftndigkeit ertheilen. Hiemit dürfte aber auch
alles gesagt sein, was sich gutes von ihr angeben lilst
Denn s&mmtliche vorwürfe, welche die znsammenstellnng
der anlautenden consonantengruppen treffen, lassen sich hier
wiederholen, weil altes und neues, fremdes und einheimi-
sches, seltenes und häufiges in bunter Ordnung neben ein-
ander auftritt. Dafs auch solche consonantenverbindungen
darunter genannt werden, welche oft nur an der naht von
Zusammensetzungen vorkommen (R. s. 67), trägt zu grdise-
I rer durchsichtigkeit gewifs nicht bei. Sonderbar genug
nimmt sich auch das suffix stvo (Dm. s. 31) aus, das eigent-
lich istvo lautet und worin i ein hilfsvocal sein soll, wäh-
rend der consonant s weder dem stamme noch dem suffixe
tvo angehört, sondern seine ezistenz nur einer gewissen
Vorliebe der Altslovenen für stv verdankt, wie Hu meint
Allein wenn sich von den sufBxen istvo, isku eigentlich nur
die letzten theile tvo (got thiva-dv, skr. nagna-tv&m) und
kü (skr. 8indhn«ka von sindhü) genau mit denen verwandter
j sprachen vergleichen lassen, so sollte man wol glauben, man
I müsse z. b. die Wörter Ijudistvo und Ijudisku vielmehr in
Ijnd-is-tvo und Ijud-is-kii abtheilen und «is- {&r ein eigenes
snfBx erklären. Es gibt neben Ijub-is-tvo auch Ijab-iz-nfi
(wegen z vgl. glavisna und glavizna), dann IjubiSa, aogd-
lyfesne, so dab man wol bofifen kann, mit der
anssigen. 367
seit werde sieb dieses vermittelnde suffix is oder iz noch
ans anderen bildangen herauslösen lassen. Auch Leo Meyer
(got. spr. 8. 174) zerlegt das gotische iska in is-ka. Wäh-
rend 18 im gotischen noch auf is-ka beschrftukt bleibt, ist
im slayischeo is auch schon vor tvo eingedrungen, wo die
beiden suffize is und tvo nunmehr als ein einfaches istvo
gef&falt werden. Ueber ndr im zusammengesetzten worte
po-ndrSti bemerkt H. (Dm. s. 32), dafs man nur n weg-
nehmen könne, um die gebräuchliche gruppe dr zu erhalten;
allein jedes syllabirende kind dflrfte die nämliche entdeckung
machen. Denn wie z. b« äväpog neben dem homerischen .
avigoq steht und beim sprechen in die silben av-ägog zer-
fiült, so kann auch pondräti phonetisch nur in pon-dr^ti
abgetheilt werden, woraus sich von selbst ergibt, dafs im
anlaute der zweiten silbe die gebräuchliche gruppe dr steht.
Obwol ein volles n am schlösse der ersten silbe vor d
eigentlich gegen ein lantgesetz yerstöfst, so beweist dies
nichts gegen die richtigkeit der silbentheilung, sondern
zeigt nur, dafs pondrSti schon eine spätere bildung ist nnd
bei dergleichen principiellen fragen gar nicht in betracht
kommen soll. Darf man sich endlich fiber das gesetz
wundem, das H. aufstellt? „Damach nehmen sich nämlich
die drei- und viergliedrigen gruppen als höchst regelmäfsige
erweiternngen der zweigliedrigen ans (R. s. 66)^. Es ist
in der that so wahr wie folgende arithmetische sätze:
2-hl=:3, l-+.2 = 3, 1-h3 = 4, 24-2 — 4; wenn aber
H. gesteht jenes gesetz im jähre 1854 noch nicht gekannt
zu haben, so gibt er damit zu, dafs er damals die lantge-
setze zu wenig berücksichtigte oder nicht genetisch vorging*
Diese entdeckung mufs jeder machen, wenn er auch nur
z. b. 6etvrutü, welches die dreigliedrige gruppe tvr enthält,
mit dem lit. ketvirtas vergleicht. Denn dafs dort, wo zn-
erst zwei consonanten waren, endlich drei beisammen stehen
werden, sobald bei einem platzwechsel noch einer hinzn«
kommt, ist so klar wie 2 + 1 »s 3 oder 1 + 1 ss 2. Denn
anoh die zweigliedrigen grappen nehmen sich, um mit den
Worten H.'s zu reden, sehr oft als höchst regelmäßige er-
368 Bnrda
Weiterungen einfacher consonanten aus, z. b. diato =s alt-
preufs. dalptao, so dafs man das Terhältnis aufstellen kann
tv : tvr =: d : dl u. dergL m. Noch deutlicher tritt eb
ähnliches Verhältnis in den lebenden slavischen spradien
hervor, da z. b. im böhm. sto neben dem altsl. süto die
früher getrennten consonanten s und t erst nach verflftch-
tigung von ü zusammengefallen sind« Allein darf man das
st von sto dem st in der wurzel sta (stehen) in jeder be-
ziehnng gleichsetzen? Darf man auch tvV (streng genommen
tvljl), welches nach abzug des consonanten ö von itvV in
umrüätvP^ bleibt, schnell mit tvr in tvrudü oder detTrutii
vergleichen (Dm. s. 32 und R. s. 65), obwol StvY nur auf
tv+j) tvr hingegen auf tv + r zurckgeht, und der con*
sonant 1 noch dazu ein späterer euphonischer einschub ist?
Durch seine aufzählung der an- und inlautenden consonan»
tenverbindnngen will H. freilich nur darthun, die letzteren
seien den ersteren „stannenswerth ähnlich^ (R. s. 43); al-
lein wenn er dabei meist rein mechanisch verfUhrt, so
dürfte man sich fflglich wundem, dafs er dennoch solche
schlösse daraus ziehen kann, wie der satz auf s. 23 und 44
in Dm. oder s. 47 der R. ist. Zu empfehlen bleibt vor-
läufig a) das Studium der volksthQrolichen und archaisti-
schen lateinischen spräche, die im auslaute staunensweitb
ähnliche erscheinungen darbietet, ohne im inlante mit dem
altslovenischen übereinzustimmen; b) das Studium mancher
lautgesetze, nach denen lateinische Wörter zu französischen
geworden sind, als ch&teau aus oastellum (vergl. altsl. jato
neben jasto), maitre für maistre (vgl. utro im lex. palaeosL),
und c) eine ausgedehnte herbeiziehung der verwandten
sprachen (trotz Dm. s. 7). Hätte es H. gethan, so wäre
nicht nur sein satz etwas anders ausgefallen, sondern er
hätte aiush in andern dingen sein urtheil über Seh. gemil-
dert. Dafs H. nämlich glaubt. Seh. hätte die Steigerung
eines y zu va ebenso verlernt wie die des I zu i (R. s. 34
und 76), ist nicht im ganzen zutreffend. Was non die
Steigerung von y zu va betrifft, so müge man Torerst 8« b.
s. 125 der Sr. au&cUagen, wo H. über y sagt, es werde
aDzeigpen. 369
ihm zum behafe der Steigerung a oder o vorgeschlagen,
wodurch die diphthonge ay, oy entstehen. Wie dann die
Sprache in consonantiseh geschlossenen wurzeln angeblich
damit verfuhr, wird an den beispielen kys-nouti (altsl. kys«
•n^ti) und slovakisch ötyri (böhm. ctyfi, altsl. cetyri) gezeigt,
und zwar in der weise: a) verschlag von a und o, daher
kays-iti, stoyro ; /?) Verwandlung von ay, oy in av, ov, also
kavs-iti, stovro; endlich y) metathesis zu va, vo, somit
kvas-iti, ätvoro (böhm. ^tvero, altsl. öetvero und 6etvoro).
In Dm. 8. 36 ftulsert sich dagegen H., dafs es nicht darauf
ankomme, ob in der angesetzten form kaysü, woraus nach
seiner ansieht kvasu, das Stammwort von kvasiti, jedenfalls
entstanden, der vocal y schon vor oder erst nach der me-
tathesis in V verwandelt worden ist. Hier muTs puu vor
allem bemerkt werden, dafs y in cetyri gewöhnlich durch
TerkQrzung eines ursprünglichen va erklärt wird, und ist
diese Verkürzung von va zu u = altsl. y analog der von
ra zu r, von ja zu i (Bopp vgl. gramm. I, 5). So gibt es
bekanntlich im altindischen eine wnrzel vjadh mit dem
prftsens vidhjämi neben den ableitungen vjädha und v^dha.
Durch die vergleichung der perfectformen vivj^dha, vivi-
dhüs mit den entsprechenden ^ag&ma, gagmüs und suäv&pa,
anäupüs ergibt sich vjadh, svap als volle, vidh, sup dagegen
als verkürzte wurzel. Aehnlich gibt es neben tvar in tvarä
(eile) auch tür in türnam und tur in tütörmi. Ehe man
also, um wieder zum altslovenischen zurückzukehren, kys,
chyt) kyp als wurzeln ansetzt und kvasü, chvatiti und
böhmisch kvap (= altsl. *kvapii) so davon ableitet, wie es
H. thut, sollte man sich durch vergleichung mit den ver-
wandten sprachen vorher wenigstens die volle gewi&heit
verschaflfen, dafs z. b. kys jene wurzelform ist, von der man
unbedingt ausgehen mufs. Denn wie cetyri schon verkürzt
ist (altlit. noch ketveri, Nesselmann, lit. wb., s. 198), so
könnte ja auch kys vereinfacht sein, und eine wenn auch
vielleicht nur secundäre wurzel kvas ist der form nach
möglich (vgl. skr. ^va«, abgesehen von der bedeutung, auf
die es hier nicht ankommt). Femer dürfte das numerale
Beiträge z. vgl. sprach f. VI. 8. 24
370 Burda
vier am geeignetsten sein zu lehren, welche formen eine
derartige wurzel aufweisen kann. Während nämlich ria-
aa(}Bg, neujon. Tiaasgeg, quatuor, altlit. k^tveri noch den
grundvocal in verschiedenen abstufungen haben, zeigen skr.
Katür-, äol. nifWgeg^ altsl. öetyri, lit. k^turi, got. fidur- schon
eine verkürzte, skr. katvÄras und got. fidvor hingegen eine
gesteigerte form. Das Verhältnis zwischen kysn^ti und
kvasü ist jenem zwischen fidur- und fidvor, Katür- und
katvdras staunenswerth ähnlich. Ueberdies bleibt die mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen, dafs der consonant s in kys
auch ein späteres element sein kann (vgl. skr. worzei bhi
neben wurzel bhjas und den bildungen bhlSmä, bhlS&jämi).
An der naht zwischen der primären wurzel und einem
secundärem Zuwachs s, t, p ist mancherlei möglich, was
sonst vielleicht nicht vorkommt. Der secundäre zusatz
eines p ist noch recht deutlich z. b. im lit. tempiü neben
tan6mi, rc/i/co; im lit. %erpiu neben i^rifti (glflhen); im lit.
verpiü (spinnen) neben v6ra8 (spinne); im böhm. r^pati ne-
ben r^ti (wtkhlen, graben, graviren) u. s. w. Die erklärung
von kyp- und *kvapü aus einer wurzel kvap ist nicht nur,
wenigstens was das letztere betrifft, leichter, sondern diese
ansieht erscheint überhaupt, f&r die vergleichung der spra-
chen und die lautgeschicÜte fruchtbarer. Man sieht z. b.
gleich am lit. s&pnas, wie leicht v schwinden kann. Wenn
dann Leo Meyer (vgl. gramm. I, 363) die griechische wui^
zel xan in xanvog (rauch, dampf) und xanvuv (aushauchen)
aus kvap herleitet, so hat er damit die vergleichung der
griechischen Wörter mit lett. kiip6t (rauchen, dampfen ; altsl.
kyp^ti?), lit. kVÄpas (hauch, «them; luftzug; geruch) u. a. m.
angebahnt. Ein anderes beispiel von dem ausfalle des v
gibt altpreufs. golis, gallan (tod), gallintwei (tödten), lit
gil-tin6' (todesgöttin) neben dem alts. quSlan (mori), qoeltian
(necare) und skr. ^varä (aegritudo). Durch den .Schwund
von V einerseits und durch Verkürzung von va zu u ande-
rerseits kann es schliefslich auch geschehen, dafs eine und
dieselbe wurzel hier in die a-reihe, dort wieder in die o-reihe
geräth. Doch wie dem auch immer sein mag, vor der band
/'
ahz eigen. 371
dürfte es aiiDdestens doch erlaubt sein zu zweifeln, ob
kvasü von kys-n^ti herstammt, wie H, lehrt, bis durch
vergleichung mijt den verwandten sprachen die Ursprünge
liehe wurzelform der hieher gehörigen Wörter festgesetzt
sein wird. Wie wenig überzeugend H.'s grtede für Seh.
waren, beweist auch der umstand, dafs in den beriehtigön»
gen und nachtragen zum Cp. in der indogermanischen
Chrestomathie, also wenigstens 3 jähre nach dem erscheint:
von H.'s abhandlung Dm. diese' art der Steigerung gar nicht
erwähnt wird. Ebenso wi^|^ hatte Sob. seine ansieht Ober
den aorist basü von bod% geändert (Cp. s. 129 und 300),
die nun von H. (R. s. 77) so bekämpft wird: „Sollte ich
dieselbe lehrart genau kennzeichnen, so müfste ich unum-
wunden sagen, dafs sie dem althergebrachten begriffe der
qnantität auf die keckste weise ins gesiebt schlägt. Denn
nur so kann man z. b. behaupten, in basü sei o zu a ge-
dehnt, da man dabei sonst stets dieselbe qualität der vo*
cale voraussetzt^. Das bewnfstsein, womit Seh. 's lehrart
auf diese weise abgefertigt wird, ist grofs genug, wie man
sieht, aber doch nicht so abschreckend, dafs man nicht
einige bemerkungen dazu machen könnte. Der. weg von
*nes-sü zu nesü läfst sich z. b. mit jenem vergleichen, auf
welchem im sanskrit aus *as-dhi endlich ödhi geworden ist,
obwol ein s auch ohne Veränderung des vocales ausfallen
kann, wie in isi = altsl. jesi (du bist). Uebrigens hat noch
niemand bewiesen, dafs die Steigerung von e zu e und von
o zu a im gründe nicht auf eine dehnung hinausläuft, wenn
auch die qualität der vocale jetzt nicht mehr dieselbe ist.
Daraus folgt ja noch nicht, dafs diese Ungleichheit von
allem anfange an da gewesen sein- müsse; es läfst sich
vielmehr auch denken, dafs die früher qualitativ gleichen
vocale erst spUter eine Veränderung erlitten haben, und
unter dieser Voraussetzung ist es wol möglich, dals ein
voeal hinsichtlich der qualität von seiner älteren dehnung
abweicht. Wenn z. b. das volk in Böhmen das deminutiv
des Wortes plamen (flamme) ganz wie plaminek ausspricht,
so beweist es, da der gedanke an eine Steigerung von e
24*
372 Burda
ZU i hiebei ausgeschlossen bleibt, dadurch am besten, was
so eben bemerkt wiirde. Das wort, welches mit skr. häüsi,
ahd. kans, altsl. g^si, lit. £^sls fibereinstimmt, lautet b^
kanntlich dor. x^^ ^^ dessen ä man eine ersatzdehnong
erblickt; ist dagegen in *^ijv und rjuslg (neben dor. a ^^
und ftol. äfiusg) keine ersatzdehnung anzunehmen, blofs
weil die qualität des vocales abweicht? Es gibt weiter im
litauischen einen dialekt, der ein a nur unter dem einflusse
des accentes, also tiicht in folge einer Steigerung, in o
übergehen läTst, z. b. at6-jemu neben dem inf. ata^jömti
statt des gewöhnlichen kt^imu, at-lmti. Fflr die Verwand-
lung eines e in 6 ohne Steigerung können mehrere beispiele
angeführt werden. Hieher gehört das particip von esml,
das da ^'s^s lautet; das wort v^'daras (magen, lett. vöde^ra
bauch) neben skr. udaras (bauch) ; dann das deminutiTsnffiz
ö'lis in vainike'lis neben äis in sun^lis. Alle diese und
noch andere fälle beweisen also, dafs ein vocal and seine
dehnung nicht immer und überall von gleicher qualität sein
müssen. Somit bliebe noch der einwand übrig, welchen
H. (Dm. s. 90, anm. 23ö) dagegen erhebt: „Seh. enim, etsi
a Bulgarorum majoribus fere omne longarum breviumque
vocalium discrimen sublatum esse omnino concedere debet,
novissime tamen hac in causa de pbulg. yocalinm produc-
tione disserit u. s. w.^. Was nun diese frage betrifft, so
brauchen folgende zwei sätze wol nicht erst bewiesen zu
werden : a) dem altslovenischen war die quantit&t von haus aus
eigen, so dafs z. b. der vocal a in bratrü ehemals so gnt
lang war, wie in den verwandten sprachen; b) der unter-
schied zwischen langen und kurzen vocalen hörte endlich
fast ganz auf. Nun aber pflegt der gewöhnliche menscken-
. verstand es fUr möglich zu halten, dafs etwas, was einmal
da war und später „beinahe^ ganz getilgt wurde, doch
wenigstens spuren seiner früheren anwesenhcit zurückge-
lassen haben könnte. Anders ausgedrückt dürfte «Ueser
satz etwa so lauten: Es ist nicht gar so absonderlich an-
zunehmen, dafs die ehemalige qnantität altsIoTmiscber vo-
cale bei ihrem schwinden auf die qualität derselben einge-
anzeigen. 373
wirkt hat. Zu dem ende vergleiche man z. b. das lettische
wort nakts (nacht) mit mäte (mutter), deren a- laute zwar
▼on gleicher Qualität sind, in der quantität aber , von ein-
ander abweichen. Nun stelle man die entsprechenden sla-
vischen worter noäti und mati dazu und man wird daraus
schliefsen müssen, dafs mati sein a nur deshalb ungetrübt
bewahrt hatte, weil sich dasselbe auf ein unmittelbar vor-
angehendes, noch langes h stützt. Denn wenn die länge
des arlautes in mati durch lit. mote, lett. mäte, ahd, muoter
erwiesen ist, so befindet sich das altslovenische a von mati,
selbst wenn es schon als kurz angesehen werden darf, erst
in dem Stadium der Verkürzung und nur die noch nach-
wirkende quantität kann dasjenige sein, was a vor der
trübung zu o wie in uoäti geschützt hat. Mit hilfe des
so gewonnenen resultates wird es leichter sein die Steige-
rung von o in a zu begreifen. So erscheint z. b. o von
tociti in dem verbum is-taöati zu a gesteigert, welches im
böhmischen vytaöeti lang ist. Wir wissen wol nicht, ob
a im altslov. is-ta£ati auch lang war, allein wir wissen be-
stimmt, dafs der vocal o in tociti mit seiner Steigerung a
in is-taöati einmal gleiche qualität gehabt haben muisy
weil das Stammwort des crsteren, nämlich tokü, dem lit.
täkas und dem lett. taks entspricht, welche noch deutlich
die alte qualität zeigen. Bei gleicher qualität kann aber
der gewichtigere vocal sich nur durch seine quantität von
dem leichteren unterscheiden, woraus folgt, dafs a in is-
-tacati früher lang war und eben deshalb seine qualität
bewahrte, während das kurze a sich zu o trübte. Für
diese auffassung spricht ferner die analogie einer anderen
eracheinung im gotischen. Vergleicht man nämlich die
Steigerung von e zu o, lit. e zu a (z. b. vedq — voditi,
vedü — vadas) mit der des gotischen i zu a (vrikan, pf.
vrak, subst. vraks), so mufs man folgerichtig z. b. prositi
and vü-prasati mit *firagan und pf. *frog zusammenstellen.
Mithin kommt man wieder auf die länge des a in vä-pra-
äati, und da prositi im lit prasz^ti noch a zur eeite hat,
auf die gleiche qualität, welche einst zwischen o und sei-
374 ^~ Büfda
ner Steigerung bestand. Dadurch erscbeiot aber die letz«
tere eben nur als eine Altere debnung, auch wenn der vo*
cal a im altslovenischen später nicht mehr lang gewesen
sein sollte. Was dagegen den vocal e anbelangt, so ist
dessen quantität so zu sagen noch greifbar, wenn man z. b.
döti mit lit. d^'ti, lett. d^t, got. deds in vaila-deds und ahd.
tat, dann s^m^ mit lat. s6men, lit s^'ti, lett. s§t, got. seths
in mana-seths und ahd. sät vergleicht. Im altslovenischen
erscheint ferner & in jüngeren bildungen, wo es sich nur
mit e in Verbindung bringen läfst, z. b. tSkati mit teiti,
l^gati mit lesti, l^tati mit let^ti u. s. w. Sein zusammen-»
bang mit dem a- laute erhellt dagegen aus sSdeti s= lit.
söd^'ti und dessen Steigerung in sadü = lit. södas und sa-^
diti, lit. sodinti, welches Verhältnis durch ein ähnliches im
got. leta SB ahd. I&5U und dem pf. lailot am besten aufge-
klärt wird. Wie endlich gotisches e zuweilen zu i wird,
so ^ibt es auch im altslovenischen Wörter, welche i und e
neben einander zeigen, z. b. pogrebati und pogribati neben
pogrebq und pogrebü. Das bisher gesagte läfst sioh nun
zur übersieht etwa so zusammenfassen: 1) Das altsl. i als
Steigerung von e ist eigentlich eine dehnung, weil die
quantität des ersteren durch das lit. ^, lett. e oder d, got. e
und ahd. ä dargetban wird; 2) das altsl. a als Steigerung
von o ist auch nur eine dehnung, da die länge des ersteren
durch das entsprechende lit. o, lett. a oder a, got. o und
ahd. uo, die einst mit ihm gleiche qualität des letzteren
hingegen durch lit. a, lett. a und got. a bewiesen wird.
Darf man ferner aus gewissen entlehnten Wörtern schliefsen,
so war der spräche eine dehnung von o zu ö sogar fremd,
weil z. b. das got. boka im altslovenischen buky lautet, wie
umgekehrt das litauische und gotische wol ein ö, aber kein
6 kennen. Der hauptunterschied also, der zwischen H.
und 8ch. besteht, beruht darauf, ob der Übergang von e,
o in e, a in den aoristen wie nSsu, basu als dehnung oder
als Steigerung aufgefafst werden soll. Nach dem oben ge-
sagten dürfte der unterschied indessen so unbedeutend sein,
dafs H. besser gethan hätte sich darüber etwas glimpflicher
anzeigen. 375
auszudrücken. Auch hat Seh. (Cp. 8. 119) ausdrQcklich
nur ^zugegeben, dafs die quantität des altbulgarischen bis
jetzt noch nicht ermittelt ist, wodurch dieselbe also nicht
geläugnet wird, im gegen theil, es kann gerade durch die
berbeiziehung verwandter sprachen ftbr die ermittelung der
altslovenischen quantität noch manches geleistet werden.
Wenn aber jemand wissen will, wie einem althergebrachten
begrifPe in's gesiebt geschlagen wird, so nehme er die Sr.
zur hand und schlage die s. 129, §. 119 auf, wo zu lesen
ist: „Die reichlichste quelle langer vocale aulser der Stei-
gerung ist bei uns die contraction. Sie bezieht sich auf j,
welches dort, wo es zwischen zwei vocalen steht, oft durch
schnelle ausspräche entweder sammt dem vorangehenden
vocale oder aber dieser allein ausgestofsen wird. Im ersten
falle wird der hinter j stehende vocal lang nach der be-
kannten regel: zusammenziehung bewirkt langen vocal ^.
Wenn also z. b. ans dem altslovenischen adjectiv dobraja
(r; aya&ri) ^^ böhmische dobra werden soll, so wird nach
jener regel j sammt dem vorangehenden vocale a ausge-
stofsen, wodurch man nur eine form dobra erhält. Allein
wie kann man 1) dabei noch von contraction reden, wo es
factiseh nichts mehr als ein a zu contrahiren gibt, sobald
aj aus dobraja geschwunden ist? Und 2) wenn der ausgang
des böhmischen dobra dennoch lang ist, so kann die länge
des a doch nicht von der contraction mit einem ausgestolsenen
kurzen a, sondern nur von einer ersatzdehnung des ersteren
herrühren. Das drolligste an dieser contractionsregel ist
noch der umstand, dafs sich einige formen als m]^ch, do-
brymi nach ihr gar nicht erklären lassen. Denn stölst man
in *dobryjimi (s. Cp. s. 637), *mojich den consonant j
sammt den vorangehenden vocalen y, o aus und dehnt das
gebliebene i, so erhält man zunächst *dobrimi und *mich,
woraus nach den lautgesetzen des böhmischen die formen
*dobrimi und *mich entstehen müssen. Allein die richtigen
formen lauten dobrj^mi und m^^ch; woher kommen jene
monstra horrenda wie *dobfimi, da doch genau nach der
regel contrahirt worden ist? Zu empfehlen ist daher vor
376 BurdA
allem Leo Meyer, vgL gramm. I, 291 ff., woraus man doch
nicht nur die consonantengruppen des griechischen und la-
teinischen (El. 8. 8ü), sondeiTk auch die contraction erlernen
kann. Nicht blofs dieses für die böhmische grammatik
ftufserst wichtige gesetz weifs man nicht genügend darzu-
stellen, man ist z. b. auch in der comparation nicht sehr
fest, wie die erklärung der böhmischen oomparatiye lehä,
ten6i (Sr. s. 223) beweist. In der so gelobten altböhmi-
schen grammatik Yon Kvet (vergl. Dm. s. 19 mit B. s. 85)
bildet die comparation der adjectiva leider die schwächste
partie des ganzen buches (§. 148 der 2. aufl.), obwol H.
nach der vorrede ^zur Vervollkommnung des werkchens
mit freundschaftlichem rathe gütig und sorgsam beizutragen
nicht beschwerlich fand^. Unter sothauen umständen er-
scheint es vorläufig nur als anmafsung, was R. s. 56 steht:
^Uebrigens werde ich nicht ermangeln die Verdienste der
glottik um die wortbildungslehre im allgemeinen eingehend
zu würdigen^. Da ferner in Dm. s. 82 — 104 Wörter aus
allen slavischen sprachen als beispiele angeführt werden,
so dürfte man doch so unbescheiden sein auch sehr inter-
essante und ziemlich bekannte Wörter aus der Volkssprache
jenes landes zu suchen, in dem H. schon viele jähre lebt
So könnten, um nur zwei wichtige flUe zu berühren, in
Dm. s. 103 — 104 die in einem gro&en theilen von Böhmen
allbekannten Wörter ftak (vogel) und schof (iltis) stehen.
Das letztere ist aus tchof = altsl. tüohori entstanden, das
erste stimmt in der form der Schriftsprache pt&k hinsicht-
lich seiner wurzel zum altsl. put-ica (vogel) und erinnert
durch sein ft für pt an ein lautgesetz der deutschen spräche.
Man darf aus diesen beispielen, denen sich noch eine hüb-
sche anzahl anderer anreihen lielse, doch wenigstens so viel
schliefsen, dafs H., der in dem fbr ihn so nahe liegenden
böhmischen nicht immer bescheid gibt, sicherlich nicht
der competenteste richter über das Verhältnis Sch«^s zum
litauischen sein kann (R. s. 4). Dafs der lezikograph Nea-
selmann etwas anders verfahren mufste als der grammatiker
Seh., versteht sich von selbst; aber die vergleichung mit
anzeigen. 377
BielenAtein ist nicht ganz zutreffend (R. s. 4). Denn zur
„darlegung des genius (!) der lettischen spräche^ gehört
nach meiner nnmalsgeblioben ansieht etwas mehr als in dem
werke |,die lettische spräche^ enthalten ist, und zeigt das-
selbe an zahreicben stellen nur zu deutlich, wie viel es der
litauischen grammatik von Seh. verdankt. Was dagegen
z. b. die consonantengruppen in §• 43 desselben buches be-
trifft, so könnte dieser theil ohne schaden wegbleiben und
einer gröfseren Sammlung von beispielen aus den lettischen
dialekten platz machen. Das |,ingenium^ (Dm. s. 23) oder
der „genius^ einer spräche in bezug auf die consonanten-
gruppen springt ja am meisten in die äugen, wenn man
die consonanten mit denen anderer sprachen vergleicht und
zu erforschen trachtet, wie sich aus dem ursprünglichen
zustande der gegenwärtige entwickelt hat. Das ist lehr-
reicher als die vollständigste aufzähluug ohne berQcksich-
tung der lautgesetze! Dafs Seh. besonders die ihm am
besten bekannte Schriftsprache der preufsischen Litauer
berücksichtigte (E. s. 6 — 7), findet ein seitenstfick bei H.
selbst, weil man nach seinen werken sonst glauben mufs,
dais zwischen Nordungarn, dem gebiete der Slovaken, und
zwischen Böhmen, der heimath der böhmischen schrift*
spräche, ein vacuum sich befindet. Wie sehr übrigens
Seh. im jähre 1852 — 1856 bemüht war „dem forscher zu-
verlässiges material ^ zu gewähren (lit. gramm. vorrede Xu),
erhellt z. b. auch daraus, dafs die grammatik viele Wörter
(übereinstimmend mit Nesselmanft) anders accentuirt, als
dies in der von Seh. 9 jähre später besorgten ausgäbe des
Christian Donaleitis geschieht. So findet sich die von
Nesselmann (Christ. Donalitius litauische dichtungen, s. XVI)
verlangte betonung düriau s. 244, öjaü 240, grebiu grebian
242, padflkstü padakaü 248, parszingä 128, söklä 126,
türgus s. 191 der litauischen grammatik. Dafbr hat wieder
Nesselmann im altpreufsischen vocabular Wörter nicht an-
gegeben, obgleich sie in seinem litauischen wörterbuche auf
den genannten Seiten angefahrt sind, z. b. 1) dumpbis, lit.
dübai 1 47, 2) granstis, lit. gr^sztas 269, 3) grobis, lit. gro-
378 Burda
bas 271, 4) kracto, lit. krakis 223, 5) kulnis, lit. kulkszU
208, 6) palasallis, lit. pälszas 277, 7) plauxdine, lit. plAuz-
din^ 306, 8) sawayte, lit. vaitö 58, 9) salia, lit. szülas 523,
10) wedigo, Itt. ved^ga 59. Was aber speciell die betonang
betrifft, so haben die preufsiscb- litauischen dialekte, von
denen man als den bestbekannten jedenfalls ausgehen muft,
ftkr die Slaven noch eine besondere Wichtigkeit. Sie be-
sitzen nämlich den sogenannten freien oder beweglicben
accent, während er im Norden von der endong auf die
Stammsilbe zurückrückt. Sicherlich ist die erste betonung
die ursprünglichere, wenn sie sich auch im laufe der zeiten
mannigfach geändert haben mufste. Wie nun der freie
accent zu einem gebundenen werden kann, lehren also die
sfldlichen dialekte, weil man doch erst das ältere, freiere
und lebendige kennen mufs, ehe man das erstarrte oder
gebundene erklären kann. Allein auch unter den slaviscben
sprachen besitzen einige einen freien (z. b. das russische),
andere wieder einen gebundenen accent (z. b. das böhmi-
sche). Statt daher Seh. zu kritisiren oder von der vetter-
schaft der Deutschen, Litauer und Slaven zu reden (R. s. 45),
sollte man lieber auf die beantwortung folgender zwei fra-
gen dringen, a) Läfst sich zwischen dem freien acceote
im slavischen und litauischen keine ähnlichkeit oder ana-
logie auffinden, wodurch sich derselbe vielleicht mit dem
altindischen und griechischen vereinigen liefse? Und b) kann
der gebundene accent des niederlitauischen sich aus dem'
freien hochlitauischen nicht etwa so entwickelt haben, wie
z. b. der böhmische aus einem älteren freien? Durch seine
litauische grammatik hat Seh., dessen obren zeugen waren,
welche vollen glauben verdienen (Nesselmann, Christ. Do-
nalitius, s. XII), für die lautlehre der preufsisch^litauiscben
Schriftsprache eine feste grundlage geschaffen. Von dieser
kann die erforschung der einzelnen dialekte ausgehen, da-
mit diese samrat den schrifUichen denkmälern das material
\ zu einer das litauische aller zeiten und aller dialekte oder
alle erscheinungen des litauischen nach zeit und räum um-
fassenden grammatik abgeben möchten. Wie viel jähre,
'j
anzeigen. 379
welche hilismittel und welche kräfte zur erreichuDg dieses
Zieles erforderlich sind, braacht hier nicht weiter verfolgt
zu werden, sondern man kann die oben citirten worte
Ky^t's mit der notbwendigen Veränderung anführen: Dafs
Sch.'s litauische grammatik als die erste vollständige gram-
matik (vorrede s. XI) vom sprachwissenschaftlichen Stand-
punkte nicht ohne mängel sein kann, versteht sich von
selbst; allein gerade die competentesten richter, wie Kur-
schat, Nesselmann u. a. m. hätten anstand genommen die
Ursache gewisser dinge im liberalismus zu suchen (R. s. 11).
„Zu einem solchen liberalismus gehört es aber bekanntlich,
sagt H. daselbst, insbesondere Rufsland je tQchtiger, desto
besser zu beschimpfen oder wenigstens wie immer zu ver-
dächtigen. Das letztere that nun auch Seh. öffentlich si-
cher, wenn auch sehr ungeschickt und zaghaft, mit''. Da-
gegen ist es in einem anderen lande sitte die deutsche
Wissenschaft, bei der man doch in die schule gegangen ist,
später nicht nach seinem geschmacke zu finden (R. s. 26
und 39), und wenn jemand die Unparteilichkeit derselben
berührt, ihn so abzufertigen, wie R. s. 39 zu lesen ist:
„Schade nur, dafs, wenn dem ganz so wäre, Deutschland
aufserhalb der weit oder auch factisch so null und nichtig
sein müfste, wie diplomatisch keines gibt, sondern bekannt-
lich nur den norddeutschen bund und die ruinen des alten:
Bayern, Liechtenstein u. s. w.''. Dann begreift H. auch
nicht, dafs zwischen 1852 und 1862 ein Zeitraum von
10 Jahren liegt, in welchem sowol der liberalismus als auch
die liberalität (R. s. 13) manche Veränderung erleiden kann,
besonders wenn die Veröffentlichung einer litauischen gram-
matik und eines Cp.'s in denselben fällt. Auch vergifst
man dabei, dafs es selbst männern, welche über 20 jähre
sozusagen im litauischen Sprachgebiete selbst wohnen, bis
jetzt noch nicht gelungen ist auch die russisch -litauischen
dialekte zu durchforschen. Es ist dagegen viel leichter aus
wörterbQcbern , welche man sich in's haus bringen lassen
kann, die consonantengruppen des an-, in- und auslautes
zusammenzustellen (Dm. s. 26—32 und 64 — 74) als in Li-
dSO Burda
tauen herumzureisen uud den iandleuten dort durch fragen
grammatische und dialektische formen abzulocken (lit. gr.
V und VIII). Man verschafft sich so das vergnQgen sagen
zu können, Miklosich und Seh. seien in der lehre von den
consonanteu um ein halbes Jahrhundert zurück (R. s. 19),
und man wird es durch die Sorgfalt um die Litauer so
weit bringen, dafs diese ihre dialekte viel früher kennen
lernen und eine solche grammatik ihrer spräche wie die
oben angedeutete erhalten werden , als z. b. die Böhmen,
bei denen die erforschung der Volkssprache oder der dia-
lekte gerade von den grammatischen auctoritäten nicht sehr
gefördert wird.
Die aufgäbe, welche man der Sprachwissenschaft stellt,
ist so grofs, dafs ein mensch unmöglich alle theile gleich-
mftfsig beherrschen kann, dafs also eine theilung der arbeit
erfolgen mufs (R. s. 51 — 52). Sobald jedoch Seh., „das zwar
einseitige aber doch grol'se formgenie^, diesen grundsatz der
arbeitstheilung practisch befolgt und sich jenes feld der
Sprachwissenschaft erwählt, auf dem sein talent unbestritten
ist, dann wirft man ihm „geistlosigkeit^ (R. s. 51), s^hyft-
neuartiges herumwühlen in den sprachen^ (R. s. 54), ^schau-
derhaftes behagen am verwesungsprocefs ^ (R. s. 53 — 54)
u. a. vor. Man kann oder will nicht begreifen, dafs Seh.
nur die flär alle Wissenschaften so fruchtbaren grundsitze
„vergleichung und entwickelung oder genetische erklftrang*'
auch auf die Sprachwissenschaft anwendet, sondern man
beurtheilt z. b. das Cp. so, als seien „darin die reeoltate
der bisherigen forschung so sauber gleichm&fsig in das nach
HegeFs grundsfttzen zusammengeschweifste und mit mis-
verstandenen oder absichtlich verdrehten phrasen der ou-
terialistiscben Weltanschauung verbr&mte System der glottik
gebracht^ (R. 8.84 — 85). Man hat also noch nicht ein-
gesehen, dafs Seh. im Cp. hauptsächlich die regel statt der
ausnähme berücksichtigt, da auch die „libera voz^ (Dm.
8. 11 anm.) „wie auch alles geistige sein gesetz haben mufs*
(Leo Meyer got. spr. s. 392); dafs er besonders jene er-
scheinungen in den sprachen hervorbebt, welche filr die
anseigen. 38 1
vergleichuDg derselben wichtig sind; dafs er also den an-
fängern vor allem einen fiberblick yerschaffen will, damit
sie sich nachher in das idetailstudium einlassen können,
ohne darin zu versinken: alle diese und noch andere um-
stände beachtet man gar nicht, sondern man hämmert „zur
Wahrung seiner ehre^ (R. s. 2) auf dem fast noch frischen
sarge Sch/s herum, als wäre es noch nicht genug, dafs
schon der tod „im best verstandenen interesse die Sprach-
wissenschaft von einem solchen enfant terrible, als zu wel-
chem es der selige vermöge seines sehr weit gehenden und
rOcksichtslosen liberalismus und kraft der fibrigen eigen-
schaften gebracht^ (R. s. 30), befreit hätte. Dagegen fin-
det man es ganz in der Ordnung die böhmischen schfiler
mit dem hiatus (Sr. s. 131 — 134), mit dem vocal Wechsel
(Sr. 8. 135 — 138), mit falschen contractionsregeln (Sr.
8. 129 — 130) u. dgl. m. zu martern oder zu lehren, die
grondvocale des böhmischen wären i, a, u, die vocale e,
o, y entständen dagegen durch brechung aus ai, au, ui
(Sr. 8. 112). Als man dieses meiner Wenigkeit und den
mitschOlern im gymnasium so vortrug, glaubten wir steif
und fest, die böhmischen vocale a, n seien primäre oder
grund vocale, ohne natOrlioh zu ahnen, dafs die von der
Sprachwissenschaft erschlossenen grundvocale a, u, denen
man böhmisch a, u ohne viele geschichten gleichgesetzt
hatte, eine ganz andere geltung haben. Die ableitung von
e, o, y mittels brechung aus ai, au, ui kam uns spafsig
vor, weil wir uns wunderten, dafs der profcssor des grie-
chischen nie auf den einfall kam die analogen vocale e,
o, i; auch so entstehen zu lassen. In derselben grammatik
(Sr. 8. 274) lasen wir dann auch, dafs es „nachahmung»-
würdiger^ wäre im böhmischen ob-jati, po-jati statt ob-jiti,
po-jiti oder obe-jmouti, po-jmouti (sas altsl. obü-j^ti, po-j^ti)
zu schreiben, „weil auf diese weise dem ursprünglichen
Organismus des slavischen Oberhaupt mehr rechnung ge-
tragen wird, vor allem jedoch deswegen, weil das böhmi-
sche selbst 80 den abgang gewichtigerer vocale, welcher
sieh in folge des consequent und streng durchgeführten
382 Dnrdft
progressiven umlautes eingestellt hatte, fast auascblieCsticb
zu ersetzen trachtet^. Wenn Seh. noch leiste, so könnte
er in der tbat ausrufen:
yIHkixog äv tjv vftiv &üQvßog^ et kyw tovto knoioyv^;
Wir Schüler konnten freilich die tragweite jenes' grundes
damals nicht würdigen, nur erschien es uns sonderbar,
warum man zu diesem zwecke gerade slovakiscbe fotcmen
in die bobotiiscbe Schriftsprache einschmuggeln sollte. Auch
wufsten wir damals noch nicht, dafs es schon viel früher
böhmische- Patrioten gab, welche allen ernstes vorschlugen,
z. b. duäa statt duäe zu schreiben, um auf diese art den
verwandten Polen näher zu rücken. Wie die böhmische
Schriftsprache noch sonst von patrioten und nichtpatrioteo
maltraitir.t wurde, gehört nicht hieher, wo nur zu berichten
bleibt, wie H. (R. s. 27 — 30) von Seh. erzfthlt, dafs er
„nicht nur die Orthographie, sondern auch das wesen der
böhmischen Schriftsprache zertrümmern und mit einem der
drolligsten kauderwäl^che ersetzen wollte^. Man darf nur
nicht glauben, dafs e» lauter böhmische patrioten gab, die
berechtigt gewesen wären über Sch.'s „offenes schreiben
eines fremden linguisten an einen Böhmen^ (Bonn 1849)
mehr als blofs unwillig zu sein (B. s. 29) oder dafs alle
„dieses mach werk ^ (R. s. 27) y,der bereits angedeuteten
Verachtung preisgegeben haben ^ (R. s. 30). Im gegentheil,
es gab auch böhmische patrioten, welche dieses Sendschrei-
ben so beurtheilen, wie ^es unter den damaligen Verhältnis-
sen einzig und allein beurtheilt werden konnte. Dies be-
weist z. b. eine anzeige in der Zeitschrift des böhmischen
museums (1852, hefl 3, s. 100), wo es heilst: „Als ein sel-
tenes beispiel, wie selbst ein ausländer in den geist der
slavischen spräche dringen kann, ist dieses schriftchen be-
acbtungswerth ; was aber den verschlag desselben anbelangt
einige eigenthümliohkeiten der provinciellen spräche in die
Schriftsprache aufzunehmen, darüber ist, gUube ich, unter
uns schon entschieden^. Das entscheidende moment beruht
darauf,. daCi die böhmische Schriftsprache in ihrer überlie-
ferten form jetzt nirgends mehr so gesprochen wird, wie
anzeigen. 383
sie in den bQchern vorkommt. Denn die lebendige spräche
des Volkes hat sich, wie alles in der weit, seit der zeit,
wo jene sich herausgebildet hatte, in vielen punkten ver-
ändert. Diesem umstände gegent^ber gibt es zwei mögliche
fälle: Man muTs die Schriftsprache auf der stufe zu erhalten
trachten, auf welcher sie uns überliefert wurde, oder man
mufs der veränderten lebendigen spräche des volkes rech-
nung tragen und ihr näher rQcken. Gibt man einmal zu,
dafs das erstere sich nicht durchfahren läfst, so folgt dar-
aus mit noth wendigkeit, dafs man kein anderes als das
zweite mittel zu ergreifen habe. Dies hat Seh. also ver-
sucht; allein gerade H. ist nicht derjenige, welcher darüber
so unwillig sein und Sch.^s Sendschreiben so verachten
sollte, wie die schon oben aus der Sr. s. 274 citirte stelle
beweist. Denn sobald der eigentliche Zusammenhang von
ob-jiti (umarmen, umfassen) mit obe-jmu aus dem sprach-
lichen bewufstsein des volkes geschwunden, ist kein gram-
matiker, also weder Seh. noch auch H., im stände diesen
Zusammenhang wieder herzustellen. Die formen der Wörter,
welche dieselben unter dem einflusse eines früher lebendi-
gen lautgesetzes erhalten haben, werden entweder unver-
ändert so fortgepflanzt, wie H. auf s. 55 der R. nach
Waitz erzählt, oder das volk verfährt mit ihnen, wie es
selbst will oder, besser gesagt, wie das agens aller verän-
demngen in den sprachen es hiebei leitet. Dafs also die
böhmische Schriftsprache jetzt z. b. tr&sti (schütteln) der
umgelauteten form tfisti vorziehe, um etwa „dem ursprüng-
lichen Organismus des slavischen'' näher ^u kommen oder
gar „um den abgang gewichtigerer vocale zu ersetzen^,
wie H. glaubt (Sr. s. 274), beruht auf einer ziemlichen Un-
kenntnis des einflusses, welchen die stets lebendige, stets
sich ändernde spräche des volkes auf die Schriftsprache
ausübt. Woher weifs H., dafs die form tf4sti nicht etwa
neben der klassischen tristi im munde des volkes fortgelebt
nnd sie später sogar aus der Schriftsprache verdrängt hat?
Auch gilt von der klassischen böhmischen Schriftsprache
mitunter das wort eines Römers, der da meinte, man brauche
384 Bnrda
nur pertisum statt pertaesum zu sagen, um fein zu sprechen.
Es wäre nach allem, was hier nur flQchtig berührt werden
konnte, in der tbat fßr die Böhmen, fQr die Slawen und
die Sprachwissenschaft Oberhaupt viel erspriefslicher, wenn
H«,' statt in einer replik von „machwerk oder „Verachtung*
zu reden, seinen einflufs lieber dazu benutzen wQrde, dafii
die Böhmen nicht blofs die schriftlichen denkmftler, sondern
auch den lebendig sprudelnden quell ihrer spräche, d. i.
alle dialekte, kennen lernen möchten. Denn diese bergen
schätze in sich, welche fDr die lautlehre und die syntax
sehr wichtig sind. Die Verachtung aber, welcher man
20 jähre später das „offene schreiben^ des linguisten 8cb«
preisgibt, mufs natürlich um so gröfser sein, weil es durch
Zufall (wovon Seh. wahrscheinlich nichts wuIste) das licht der
weit in einer zeit erblickte, wo H.'s landsleute, „die Slo-
vaken, gegen die seit jeher bestandene literische einigkeit
mit den Böhmen so energisch thätig waren, dafs er selbst
nicht umhin konnte ihnen mit vorbehält beizutreten^ (K
s. 29)* Um jedoch zu erfahren, was sich einer der eifirig-
sten Verfechter der literarischen einigkeit zwischen Böhmen,
Mährern, Slovaken über diesen beitritt mit vorbehält ge-
dacht hat, lese man die Zeitschrift des böbroischeD mu-
seums (1858, s. 615, anm.), wo ^embera von H* sagt: „Er
spielte die rolle des Schöpfers einer Schriftsprache f&r die
Slovaken^. Noch weniger darf es jemanden wunder neh-
men, wenn H. „den seligen seit jeher gering geschätzt hat'^
(R. s. 92), weil dieser auch so frei war an der echtheit der
königinhofer handschrift zu zweifeln. Hiebei will man nor
nicht einsehen, dafs Seh. dieselbe nicht unbedingt verdammt
bat, wie seine worte (d. beitr. U, 480—482) mehr als zur
genüge durchblicken lassen, sondern man bringt diese sache
in der replik wieder aufs tapet (s. 91—93), damit die zahl
der vorwürfe gegen Seh. eben vollzählig werde. Um nichts
zu verschweigen, mufs meine Wenigkeit hier gestehen, daft
sie noch bei lebzeiten Sch.'s diesen gegenständ in einem
briefe an denselben ebenfalls berührt uad daA er aicb da-
bei nicht gar so „empfindlich^ benommen hat^ als man
anzeigen. 385
Dach der replik etwa glauben sollte. Nun aber, da Seh.
todt ist, erscheint es ganz und gar überflüssig diesen streit
zu erneuern, es wäre hingegen bei weitem besser seinem
„gegner^ ein: Btrf aoi xard yijg xovcpii xovigl in's grab
nachzurufen. Statt dessen aber rühmt man ihm in äufserst
herzloser weise das nach, was auf s. 35 der R. zu lesen
ist: „In seinem kämpfe um das dasein zeichnete sich der-
selbe insbesondere dadnrch aus, dafs er weder um die
wa£Pen selbst noch um die wähl und fOhrung derselben
namentlich gegen uns Slaven je verlegen war^. Leider
betrachten sich auch manche Slaven als solche unglücks-
kinder, von denen H. mit Buckle auf s. 24 der R. spricht,
und viele von ihnen werden vielleicht glauben, dai's Scb.
gerade darauf ausging sie zu bekämpfen Gegen eine solche
vermeintliche bekämpfung gibt es ein ganz einfaches mittel,
welches freilich etwas mehr zeit in anspruch nimmt als die
ausarbeitung einer replik, und dieses läCst sich mit zwei
Worten bezeichnen: gediegenes wissen und würdiges betra-
gen. Wer diese zwei „ kleinigkeiten '^ besitzt, dem wird
überall mehr achtung von selbst zu theil werden, als wenn
er noch so sehr mit „industrierittern^ (R. s. 94), „gering-
sehätzung^ „Verachtung^, „ausbund aller Parteilichkeit^
und andern zärtlichen nameu dieser art herumwirft, von
denen man aus der replik eine ziemliche blumeniese zu-
sammenbringen könnte. Viele Slaven sind gcwifs nicht
minder stolz darauf Slaven zu sein als H., allein die
scbamröthe mufs ihnen doch in's gesiebt steigen, wenn sie
eine solche replik zu lesen bekommen, worin man seine
„deutschen^ g^gQ^r ^^ namen wie die obigen tractirt.
Wer besser zu sein glaubt als seine „gegner^, der darf
solche wa£Pen wie die vorliegende replik nicht führen, weil
er seiner Sache dadurch nicht nutzen, sondern nur schaden
kann. In den „wäldem der nordamerikanischen wilden^*
(R. s. 90) gibt es keine Sprachforschung, dort schreibt man
also auch nicht auf dem titelblatte einer replik: „Ein bei-
trag zur neuesten geschieh te der indoeuropäischen Sprach-
forschung überhaupt und der slavisolien insbesondere^, un»
Beiträge z. vgl. sprachf. VI. 3. 25
386 BurdEf anzeigen.
dieses buch dazu zu benutzen, dafs man Sch.'s leben und
wirken als einen kämpf gegen die Slaven hinstellt oder
anspielungen auf die politische Stellung Deutschlands in der
weit macht (R. s. 39), zumal es in der eigenen heimatb
fQr eine alle ersch^inungen des böhmischen, d. h. alle dia-
lekte und alle denkmäler berücksichtigende grammatik
vollauf zu thun gibt. „Bleiben Sie bei der böhmischen
grammatik, da ist noch viel zu thuu^, so schrieb einmal
Seh. an meine Wenigkeit und hatte dabei vor allem die
erforschung der Volkssprache im sinne.
Man kann daher zum Schlüsse der replik die worte
nachsagen, dafs H. seine ehre vielleicht besser gewahrt,
der Wissenschaft eher gedient und den Slaven, beziehungs-
weise Böhmen, gewil's mehr achtung in den äugen anderer
verscha£% hätte, wenn er ohne geringschätzung und erbit-
terung „manches anders'' gesagt und Oberhaupt getrachtet
hatte, dafs man seine eigenen worte nicht auf ihn selbst
anwenden dürfte: In seinem kämpfe und in seiner erbitte«
rung gegen Seh. zeichnete sich derselbe dadurch ams, dals
er ohne rüoksicht auf zeit, räum und sonstige Verhältnisse
alle möglichen vorwürfe zusammensuchte, um „zur Währung
seiner ehre^ den gegner, welchen er schon bei lebzeiten
„gering geschätzt^ hatte, erst nach dem tode als einen aus-
bund von „sehr weit gehendem und rücksichtslosem libe-
ralismus^ und anderen eigenschaften hinzustellen.
Anmerkung. Ich gebrauche die ausdrücke: hoch-
litauisch und niederlitauisch (^emaitiezkas), obwol das letz-
tere wort noch einen besondern sinn haben mufs. Als ich
nämlich im april des jahres 1868 in Wien mit einem Li-
tauer aus Rufsland sprach, nannte dieser kurzweg alles
a^emaitiszkai, was nicht in seinen dialekt zu passen schien,
ob es gleich nach Seh. echt hochlitauisch war. Das wort
zemaitiszkas mufs daher noch eine andere, vielleicht nur
locale bedeutung haben.
Eisenberg, 11. Oktober 1869.
Wenzel Burda.
Kuhn, ansoigen. 387
Indogermanische Chrestomathie. Schriftproben nnd leaestacke mit
erkl&renden glossaren zu August Schleichers compendlum der verglei-
chenden grammatik der indogermanischen sprachen. Bearbeitet von
H. Ebel, A. Leskien, Johannes Schmidt nnd August Schlei-
cher. Nebst Eusätsen und berichtignngen zur zweiten aufläge des
coBipendiums heraufs gegeben von August Schleicher. Weimar 1809.
V und 878 SS. 8.
Die aufgäbe, welche sich unser verstorbener freund
bei der herausgäbe dieses buches gestellt hatte, war, schrift-
und sprachproben der im compendium grammatisch behan-
delten sprachen zu geben, damit, wenn auch nur an kleinen
abschnitten, die eigenthümlichkeit der im compendium be-
arbeiteten sprachen im gegensatz zu dem, was allen oder
mehreren gemeinsam ist, unter der anleitung eines bequemen
handbuches bei Vorlesungen erläutert werden könne. Mit
den zu mitarbeitern gewonnenen freunden und schfllern hat
Schleicher deshalb schrift- und sprachproben des vedischen
and späteren sanskrit, des altbaktrischen, altpersischen, alt-
griechischen, altlateinischen, oskischen, umbrisohen, altiri-
scbeu, altbulgarischen, litauischen und gotischen gegeben
nnd denselben genaue glossare beigefügt, in welchen bei
den einzelnen Wörtern auf die §§. des compendiums, in
denen die betreffenden grammatischen formen behandelt
werden, verwiesen ist. Das buch wird daher bei Vorlesun-
gen sowohl als beim Selbststudium eine sehr zweckmäTsige
einfQhrung in das Studium aller im compendium behandel-
ten sprachen bilden und zeigt, dafs Schleicher bis zum
letzten lebenshauch dem grundsatz, dafs die vergleichende
Sprachforschung sich nicht auf das Studium von lexicon und
grammatik beschränken dürfe, sondern die verglichenen
sprachen auch in ihrem ganzen leben zu erfassen habe,
anerkennung und förderung zu verschaffen bemflht war. —
Die zahlreichen nachtrage und berichtignngen zur 2. aufläge
des compendiums (s. 342 — 78) sind eine werthvolle zugäbe
und allen besitzern jenes buches unentbehrlich.
A. Kuhn.
25*
388 Spiegel
Vritra — verethra, vritraghna — verethraghna.
Der letzte band der neuen aufläge von Pott« ety-
mologischen Forschungen (II, 3, p. 554 fg.) erinnert mich
daran, dafs ich meine ansieht Über die in der Überschrift
genannten Wörter noch nirgends vollständig und im zn-
sammenhange dargelegt habe. Die Wichtigkeit der
schlufsfolgerungen, die man gerade aus denselben für die
indogermanische urzeit zu ziehen pflegt, wird es entschul-
digen, wenn ich hier nochmals ausführlich auf diese schon
so viel besprochenen Wörter zurückkomme; ich stütze mich
bei dieser darlegung meiner ansieht auf meine eigenen For-
schungen auch in den Vedas und die folgenden citate aus
dem Rigveda dürften wenigstens so lange nicht unnöthig
sein, als das petersburger Wörterbuch noch nicht zu dem
bnchstaben v vorgerückt ist. Zwar, dafs Vritra im Veda
einen dämon bedeute, der von Indra oder einem anderen
gotte getödtet wird, ist bekannt genug und wird weiterer
belege nicht bedürfen. Weniger bekannt dürfte es schon
sein, dafs vritra n. pl. auch die feinde überhaupt bedeutet
(cf. Rigv. 457, 34. 4(iÜ, 13. 467, 8. 48>, 14 u, s. w.; vritra
bhürlni 313, 19 oder vritra bhüri 699, 4. Durch päpani
wird das wort 337, 2 erklärt), endlich, dafs es auch adjec-
tivisch gebraucht worden sein mufs, wie man aus dem
comparativ vritratara (32, 5) erkennen kann. Ebenso ist
allgemein bekannt, dafs Yritrahan ein beiwort namentlich
des Indra sei und Vritatödter heifse, auch hierit\r wird man
mir nähere angaben erlassen. Allein, dafs Yritrahan überall,
wo das wort vorkommt, den Vritratödter bezeichnen müsse
und nicht auch den schläger der feinde bezeichnen könne,
wäre erst noch zu erweisen. Die ansieht des scholiasten
ist es gewifs nicht, dafs Vritrahan nur Vritratödter be-
zeichne, denn er Übersetzt z. b. 486, 5 das wort mit ^-
trüna hanta und dafs dies auch die ansieht der hymnen-
dichter selbst war, läfst sich leicht erweisen, da Indra nicht
blos vritrahan, sondern aUch ghano vriträna genannt wird
(283, 1. 705, 18), er heifst ferner auch vritrahantama
iniscellcu. 3S1)
(394, 1), was doch nicht am meisten den Vritra tödtend
heifsen kann. Zum Qbcrflufs erhält Indfa auch noch den
beinamen amitrahan (486, 14), über dessen bedeutung doch
l'Ogh'cb ein zweifei nicht bestehen kann. Es ist endlich
bekannt, dafs vritrahan nicht ein beiname des Indra allein
ist, so heifst unter anderen auch Soma (91, 5. 458, 11 *))
und Agni (74, 3. 457, 48). Gewohnlich nimmt man an,
dafs die liederdichter bald den einen, bald den andern gott
i'fir den besieger des Vritra gehalten hätten. Allein Indra
und Agni heifsen auöti zusammen vritrahanä (246, 4.
609, 1) und auch in diesem zusammenhange wird vritrahan
hesser als feindestödter zu fibertragen sein. Schwer ist es
auch zu glauben, dafs worte wie vritraghna (440, 3), vri-
traghnl (beiname der Sarasvati 502, 7), vritrahatha (250, 1),
vritrahatbja (320, 2 = vritränä, ^atrünä hananä), värtra-
hatja (271, I), die alle siegreich, sieg bedeuten, in der
weise entstanden sein, dafs man ursprünglich blos an die
erlegung des Vritra dachte und dann diese Wörter erst
in zweiter linie die besiegung der feinde überhaupt be-
deuten. Viel natürlicher scheint es mir für vritra als
grundbedeutung die eines feindes überhaupt anzunehmen,
woraus sich dann erst Vritra als name eines besonderen
feindes entwickelte. «
Zu ganz ähnlichen ergebnissen wie bei den Vedas
werden wir auch kommen, wenn wir die betreffenden Wör-
ter im Avesta betrachten. Hierüber habe ich in meiner
Übersetzung des Avesta (III, p. XXXII) schon einiges mit-
getheilt, näheres findet man bei Justi. Das wort verethra
ist häufig genug und bedeutet nach der tradition sieghaf-
tigkeit, verethraghna bedeutet sieg oder auch persönlich
gefafst, den genius des sieges, den neueren Behräm. Ve-
rethragan soll als adjectiv siegreich bedeuten, es ist ein
heiwort, welches Ahura, (paoäjanp, Haoma und besonders
(^raoäa erhält, d^r Superlativ verethra^an^tema findet sich
*) An letzterer stelle erklärt Ssja^a vptrahanS mit 9atrü9l hantärft und
fügt bei: atra vritrahanfabdena somo *bhidhljate, pite hi sati some vptrCyi
hantam indra: samartbo bbavatiti jiyat.
390 Spiegel
auch von Zarathustra gebraucht. Im engen zusammenhange
mit dem eben angefahrten worte steht värethraghni , sieg-
reich. Wenn die zuletzt erwähnten Wörter mit skr. vritra-
hau, vritrahantama sehr gut zusammenstimmen, so sind
doch gründe vorhanden, welche uns hindern, die eränische
bedeutung „siegreich^ aus der vedischen „feindetödtend*'
abzuleiten. Die bedeutung feindschaft will nämlich f&r
verethrem nirgends passen, ebenso wenig wie feind, und von
den bedeutungen feind, feindschafi zu der des sieges zu
gelangen dürfte auch nicht leichtn^ein. Dazu kommt noch
das adjectivum verethravan siegbegabt, sieghaft, das ebenso
wenig von der grundbedeutung: mit feindschaft begabt aas-
gehen kann. Ueberhaupt ist auch vom Standpunkte der
iranischen sprachen aus nicht die geringste nöthigung vor-
handen, einen solchen bedeutungsfibergang anzunehmen.
Das wort kommt von der würzet vere abwehren, von wel-
cher auch häm-vereta tapfer, bewehrt und bäm-veretis
tapferkeit abgeleitet werden mufs; nach meiner schon fro-
her ausgesprochenen ansieht hängt damit das neupersische
öß^ gurd, held und (^^ß f^^^rdl, tapferkeit zusammen.
Demnach wird man vom eränischen Standpunkte aus vere-
thraghna, verethravan nicht als feindetödtend, mit feinden
begabt und daher siegreich auffassen dürfen, sondern viel-
mehr: mit sieghafligkeit tödtend, so dafs verethra im in-
strumental stehend zu denken wäre. Diese fassung wird
J9 10, 24 von der tradition für verethra-taurvao vorge-
schrieben, was dem vedischen vritratur entspricht.
Nachdem wir nun die Sachlage in den beiden arischen
sprachen dargestellt haben, kommen wir nun zu der frage,
wie wir uns die Verwandtschaft zwischen vritra und vere-
thra, vritraghna und verethraghna zu denken haben. Diese
Wörter entsprechen sich buchstabe für buchstabe und es
ist mir daher nicht wahrscheinlich, dafs ihre gleichheit
nur eine zufällige sei, ich nehme vielmehr an, dafs sie sieb
schon in der arischen periode gebildet haben. Unsere auf-
gäbe wird nun sein, eine grundbedeutung ftkr ihre Wörter
zn finden, aus welcher sich einerseits die bedentung des
miscellen. Sdl
feindes im indischen, andererseits die des sieges im eräni-
sehen entwickein konnte. Diese glaube ich nun in der
adjectiviscben bedeutung des wertes vritra gefunden zu
haben, welche in den Vedas noch deutlich hervortritt.
Dafs mit der endung tra frfther adjectiva gebildet wurden,
ist bekannt, ein ähnliches bcispiel dQrfie mitra sein, neben
amatra; in den classischen sprachen hat L. Meyer ( vergl.
gramm. II, 362 fg.) auf vereinzelte beispiele dieser art wie
adulter, kaktjtfgog hingewiesen. Aus der grund bedeutung
„abwehrend^ konnten sich nun die bedeutungcn „feindlich'^
wie „siegend^ entwickeln, je nachdem man sich als das
subject oder das object der handlung ansah. Bei dieser
erklärung versteht es sich von selbst, dafs dem worte ur-
sprünglich eine mythologische bedeutung nicht zukam und
ich glaube, dafs man mit der erklärung des wertes schon
lange ins reine gekommen wäre, wenn man auf den my-
thologischen hintergedanken verzichtet hätte. Aber vere-
thra sollte nicht blos das indische wort vritra, es sollte
auch der dämon Vritra sein. Und doch braucht man nur
den Rigveda zu lesen, um zu erkennen, dafs wir zu dieser
forderung gar kein recht haben, dafs auch dort der name
Vritra fQr den erschlagenen dämon noch nicht feststeht,
sondern derselbe mit verschiedenen anderen namen benannt
wird, ich verweise hierüber auf Bröals Untersuchungen.
Wenn man es wahrscheinlich machen kann, dafs der my-
thus, den die indischen religionsbücher von Vritra erzählen,
sich in dem weiteren kreise der indogermanischen mytho*
logien in ziemlich sicheren spuren erhalten habe, so mufs
man dagegen gestehen, dafs die bemühungen auch den dä-
mon Vritra wiederzutinden , nicht sehr glücklich gewesen
sind. An das griechische "0()i^()o^ habe ich selbst früher mit
M. Müller den namen anschliefsen wollen, bin aber seitdem
durch Potts gegenbemerkungen (et. forsch. IP, 1, p. 747 fg.)
davon zurückgekommen.
Erlangen. Fr. Spiegel.
3D2 Burda, mi^cellen.
Frä, fran, nifinqrifiL.
Als grundbedeutuDg der worte frä, fran, welche deu
Worten wie fl^dgprjg^ fpagrov^og etX5. zu gründe liegen, haben
wir beitr. V, 390 fg. den begriff des glänzens oder brennen«
gefunden, ohne jedoch eine entsprechende wurzel in den
indogermanischen sprachen nachweisen zu können. Es
waren mir eben damals die griechischen Wörter wie nifi^
7iQt]fii^ ngiid-co entgangen, welche auf dieselbe wurzel zu-
rückgehen dürften und Ober die man jetzt Pott et. forsch.
II, 2, p. 249 vergleichen kann.
Erlangen. Fr. Spiegel.
Ein beispiel der praesensstammbilduiig mittels
ta im slavischen.
So häufig die praesensbildung mittels ta im litauischen
ist (s. Schleicher, lit. gramm., s. 246), so selten ist sie im
slavischen^ wo sich nur kümmerliche spuren derselben er-
halten. Hier tritt überdies noch der umstand ein, dafs das
element, welches nur zur praesensbildung dient, mit der
wurzel selbst bleibend verwächst.
Ein verbum dieser art ist nun rasti, rast^ (wachsen).
Was seine bedeutung betrifil, so ist es ein intransitivum
und stimmt darin also vollkommen mit dem litauischen
überein. Die wurzel ferner, von der es herkommt, ist ardh
(wachsen). Und diese wurzel ardh mit dem das praesens
bildenden suffixe ta und d^ personalendung der III. sg. ti
gibt die grundform ardh-ta-ti, woraus nach einem bekannten
lautgesetze zunächst ars-ta-ti und im slavischen vorläufig
*ar8-te-ti entstanden ist.
Dabei mufs man sich erinnern, dafs der vocal von rasti
so zu sagen erstarrt, nicht mehr lebendig, d. h. einer he-
wegung innerhalb seiner vocalreihe nicht mehr fähig ist,
weil er immer nur als a erscheint, vergl. subst. rastü und
causat. rastiti. Erklärt wird diese erscheinung dadurch,
dafs im slavischen zwischen a und r in *ars-te-tr oothwen-
diger weise eine metathesis eintrat und dafs gerade durch
diesen umstand der vocal a als a erhalten wurde, vgl. ka-
-my mit ak-md', vratiti mit vartj^ti, aber prositi mit pra-
szyti. Dafs endlich t mit der ursprünglichen wurzel ardh
bleibend verwuchs und mit ihr so die seoundäre wurzel
rast (ans arst) bildete, findet sein seitenstück im ahd. fl§b-
tan. Wenzel Burda.
Bnrda, zam dentoch^prenrs. Toeabiilar. 393
Zum deutsch -preufsischen vocabular, von
Nesselmann.
Wie der deutsche tfaeil dieses Wörterbuches (ür die
deutsche Sprachforschung wichtig ist, so bietet wiederum
der preufsische dem forscher des litauischen und slavi&chen
manche interessante ausbeute. Ucbrigens läfst sich die
richtige leseart nach des herausgebers eigenen werten in
der vorrede oft eben nur durch die vergleichung mit den
nächstverwandten sprachen festsetzen, was in manchen fäl-
len wohl noch leichter geworden wäre, wenn man durch
ein dem buche angehängtes facsimile sich einen klareren
begriff von der schrift machen könnte, als dies nach dem
in der vorrede erwähnten möglich ist. So ist leicht ein-
zusehen, dafs der preufsische theil nur gewinnen kann, wenn
er von der vergleichenden Sprachforschung recht benutzt
wird.
Die folgenden zeilen bringen nun als beitrag zum theile
vergleiche mit dem litauischen und slavischen, welche im
buche noch fehlen, zum theil haben sie auch den zweck,
zu einer genaueren Untersuchung der handschrift anzuregen
(s. unten bei keuto, mnsgeno und stranibo), indem sich
nur auf diesem doppelwege noch mancher gewinn aus dem
vocabular ziehen läfst. Nesselmann's litauisches Wörter-
buch sei der kürze halber hier mitWbcb, Miklosich's Le-
xicon palaeoslovenicum wieder mit Lex. bezeichnet; die
ordnnng aber, in welcher die Wörter besprochen werden,
ist die alphabetische.
Wenn man zwischen den lesearten ab-stocle und ab-
stotten die wähl hat, so wird man sich aus etymologischen
gründen für cl statt tt entscheiden. Denn ab-stocle ist
wahrscheinlich durch das sufiix cle (vergl. gur-cle = lit.
ger*kle' ) von jener wurzel gebildet, von der auch das wort
stogis (dach) kommt, nur ist statt *ah-stog-cle der aus*
spräche nach blos abstocle geschrieben. Auch ist nur alne
die einzig richtige leseart, weil bei N. 647 unter tyer
nicht das thier (animal) überhaupt, sondern wohl das „thier''
Beitrtge z, vgl. sprachf. VI. 4. 26
894 BttrdA
der Jägersprache gemeint ist; mithin entspricht alne dem
lit. eln^ (hindin, Wbch., s. 19) so genau als m^lich. Bei
ane (altmutter) wäre eher das lat. anus anzufahren, da
dessen bedeutnng befser pafst« Wenn arglobis den Schei-
tel bezeichnet, so braucht man noch nicht an glawo zn
depken; es läfst sich ja arg-lobis abtheilen, worauf lobis
dem altsloT. lubu (calvaria, Lex.) gleich ist. Das wort
arwarbs (langbaum) stimmt bis auf das b zum lit. al-Taras
(Langbaum, Wbch. s. 5), dessen zweiter theil nicht nur io
dem gleidibedentenden p^-Taras (Wbch. s.51), sondern
auch in dem böhmischen roz-rora (dass.) enthalten ist. Im
bezug auf assegis (barsch) liegt es naher, das wort mit
dem lit. eiegys (kaulbarsch, Wbch. s. 20) neben ezgys zn
vergleichen , indem preufsisch ss darin dem lit. i so entr
spricht wie in assaran neben lit. ^£eras. Zugleidi sei hier
noch erwfthnt, dals derselbe fisch (Acerina cernua) in eini-
gen gegenden Böhmens je£dik genannt wird, was nach den
lautgesetzen für *jezgik steht und dem lit. ezgys ziendich
nahe kommt. Ferner ist attolan, lit. atölas wohl mit dem
slavischen otava (grummet) zusammenzustellen. Kkzto
(kehrwisch) und das mit der praep. au s=s8 slav. n zusam-
mengesetzte au-kleztos (oberkehricht) hangen sicherlich mit
dem lit. klastyti (spreu und staub vom getreide auf der
tenne abfegen, Wbch. s. 217) zusammen, von dem auch
klastjkl6 (abfegebesen) und n&klastos (das abgefegte) ab-
stammen. Während dann brisgelan (zäum) dem sUv. brnsda
(frenum. Lex.) ähnlich ist, hat broakay mit russisch brjocbo
(bauch) nichts zu thun, sondern ist zum altslov. bra^ina
(sericae vestes. Lex.) zu ziehen. Sobald man weiter dago-
-angis in dago-augis verbessert, erhält man ein analogoo
zum lit. vasar-angis (reis, spro£s, Wbch. s. 55), mit dem
es im zweiten theile wurzelhafi; identisch ist (ver^. äng-ti
wachsen) und der bedeutung nach zum ahd. sumar-lota
nebst dem slav. läto-rasli. Dais im ahslov. dla*to (scal-
pnim. Lex.) vor t ein b ausgefallen, wird durch dae preo-
fsische dalp-tan bestätigt, besonders wenn man noch das
böhmische iterativ dlab-ati (ansmeiisalD) dazu hält« Dongo
znm dentsch-pretilMschen vocabular. - 395
(^refe^) wird man wohl mit recht zu dqga (arcus, iria
Lex.) stellen können, weil dieses in den jüngeren slavi-
sehen sprachen auch die fafsdaube bezeichnet und im Be-
zug auf die lautliche form mit dem preufsischen worte
ganz zusammenfällt. Mit drimbis (schleier) vergleiche man
das lit. drimba in stal-drimba (tischtuch, Wbch. s. 497)
und mit geytye (brot, d.i. ,,lebensmittel^) vielleicht das
slav. Üto (frumentum, Lex.).. Dafs gertoanax (habicht) in
gerto-anax abzutheilen ist, wird niemand bestreiten, aber
wohl auch die vermuthung nicht fibel finden, daft zur
erklftrung von anax kein neues wort zu suchen ist, weil
man mit der annähme ausreicht, dafs ein w ausgefallen
und *gerto-wanax zu lesen ist, was „hflhnerhabicht^ be**
deutet. So steht das wort in einem nicht zu übersehen-
den gegensatze zu spergla-wanag (s. unten). Die wurzel
von golis (tod) scheint zu der des lit. gil-tin^' (todesgöttin,
Wbch. s. 255) zu stimmen. Das slavische grübü, womit
grabis und garbs (berg) identisch ist, kann auch die be-
deutung berg haben, wie unter anderem aus dem böhm.
pa-hrb-ek (kleiner berg, hügel) sich ersehen läfst; in wosi-
-grabis (spillenbaum) könnte dagegen das russische grabii
(hainbuche) stecken. Zu granstis (bohrer) pafst wohl das
lit. gr4mdyti (schrapen, kratzen, Wbch. 8.266), wovon
grämdyklö (trogschrape, kurzes krummes eisen, womit man
teig vom backtroge abkratzt) kommt; mit mehr wahr«
scheinlichkeit wird jedoch zu kalpus (rungenstock) das lit.
kalpa (querstück, in welches die rungenstücke gefügt wer-
den, Wbch. s. 174) zu ziehen sein. Bei kanowe (tonne)
läfst sich an das böhmische konev (kanne), bei woytis in
caria-woytis (heerschau) an das altslov. v^äte (fQr Vetje^
senatus, consilium. Lex.) denken. Stimmt ferner kexti
(zopfhaar) schön zum böhmischen kätice (caesaries, wäre
altslov. *kuiitica), so findet wiederum kekulis (badelaken)
seine verwandten im lit. kiklikas (leibchen ohne schöfse,
Wbch. 8. 199), dem altslov. cechlü (velamen. Lex.) und
dem böhm. öechlik, welches auch badetuch bedeuten kann.
Obwohl Nesselmann bei kentaris sagt, dafs mafl dieses
26*
3% Burda
wort in der bandscbrift eher keutaris lesen würde, ditis eu
aber sonst nicbt vorkomme, so mufs dennoch statt kento
entschieden keuto (haut) gelesen werden, weil diesem worte
im litauischen kiautas (weiche haut an verschiedenen fruch-
ten, Wbch. s. 189) entspricht. Ist nun eu dadurch eini-
germafsen sichergestellt, so wird auch keutaris, das die
handschrifl bietet, wahrscheinlich die richtige lesart s^n.
Aus keuto, welches man nach dem lit. kiautas neben lat.
cutis etwa wie kifito auszusprechen sich versucht fOhlt,
könnte man vielleicht schliefsen, dafs erweichte consonan-
ten dem dialecte des vocabulars wenigstens theilweise nicht
fremd waren (vgl. auch geauris, teausis oder teaosis, schn-
wikis = lit. siuvikas), doch fällt wieder caune neben lit.
ki4unö auf. Ob die Zusammenstellung von kerko (tancher)
mit dem böhm. kfechar (dass.) angeht oder nicht, sei da-
hingestellt; kiosi (becher) ist aber gewils das altslov. 6ada
(poculum, Lex.), mag man sich das preufsische wort in
litauischem gewande als *kias^ oder *kiöse denken. Kisses
(pelz), der form nach wahrscheinlich ein noro. plur. fem.,
könnte zum altslov. ko2a (pellis) und ko2uchu (vestis pel-
licea, Lex.) gehören. Denn ss ftkr z kommt öfter vor, und
wenn man zu slav. o im preufsischen vielleicht ein a er-
warten würde, so vergleiche man wieder wirds aus dem
katechismus mit lit. värdas. Ein plurale tantum von einem
worte, das im sing, feil bedeutet, wäre zur bezeicbnung
des pelzes nicht gar so unpassend. Wegen des consonan-
ten 8 ist wohl die vergleichung von kirsnan (schwarz) mit
dem altslov. crunü (niger, Lex.) etwas bedenklich, unbe-
streitbar scheint hingegen der Zusammenhang des wortes
knaistis (angebranntes scheit) mit dem altslov. gnetiti (ac-
cendere Lex.). In coestue (bürste) und coysnis (kämm)
erscheinen ableitungen von einer wurzel kas, von der im
litauischen kas-tuvas (striegel, Wbch. s. 184) herrührt
Neben dem suffixe tuva-s besitzt das litauische auch tuve
(s. Schleicher, lit. gramm. s. 117), so dafs coes*tue einem
lit. *kas-tuv^ entsprechen würde. Im slavischen lautet aber
dieselbe ^wurzel ces f&r "kes, und stammen von ihr böbm.
som deutsch-preufaischen vocabular. ^97
6e8-adlo (kämm; Striegel), altsl. öes-lu (pecten, Lex.) und
slovakisch öesen, geu. öesnS (kämm), womit das preufsiscbe
coysnis grofse ähnlichkeit hat. Krixtieno (erdschwalbe)
gehört zum lit. kr^g£d^ (schwalbe; auch Uferschwalbe Wbch.
s. 225); kristionisto (Christenheit; so und nicht kristiomsto
ist zu lesen) dagegen entspricht dem lit. krikszczonyst^
(dass., Wbch. s. 228) bis auf den umstand, dafs dort das
Suffix isto = altlit. ysta (s. Schleicher, lit. gramm. s. 118
anm.), hier ystö vorliegt. Läfst die Übereinstimmung zwi-
schen kumetis (bauer), lit. kümetys und slav. kmeti, wel-
ches letztere in den slavischen sprachen noch jetzt bauer
bedeutet (s. Lex. unter kmeti) oder ehemals bedeutete,
nichts zu wünschen übrig, so könnte die vergleichung von
lagno (leber) mit skr. jakan zweifelhaft erscheinen. Doch
erwäge man wegen 1 preufsisch luriay neben lit. jür6s, dann
lit. jeknos (leber, Wbch. s. 38) neben skr. jakan, und we-
gen g statt k z. b. preufs. sagnis (wurzcl) neben lit. szaknls
(dass.). Dafs ferner laitian (wurst) etwas an das böhmi-
sche jelito (blutwurst) erinnert, ist nicht so interessant als
das wort larga-seraytan (steigbügelriemen). So wie es ge-
schrieben steht, scheint es nicht sehr klar zu sein; sobald
man indessen eine Versetzung des g zuläfst und *lara-se]>
gaytan liest, gewinnt man gleich einen einblick in die ety-
mologie. Während nämlich der erste tbeil ""lara einen an-
klang an das lat. lörum verräth""), ist *sergaytan unstrei-
tig dem lit. zerg*ti (auf das pferd steigen, Wbch. s. 544)
zur Seite zu stellen. Daraus ergibt sich nun als bedeu-
tung von ^lara-sergaytan etwa „ riemensteige ^, was dem
deutschen sticledder ganz gut entspricht, nur dafs die Stel-
lung der einander in der bedeutung entsprechenden be-
standtheile eine andere ist. Das preufs. lonix (stier) läfst
sich mit dem slav. lono (pudenda Lex.) recht gut vereini-
gen, wogegen luckis (scheit) zum böhm. louö (ou ist deh-
nang von u) in der bedeutung von fackel, span passen
*) Zu berackaichtigen bleibt jedoch, dafa lorain für Morum ateht (a.
Coraaen anaapr. I', 812). J. S.
398 Burda
würde. Dann kann aaob mandiweliB (qairnestab) wohl
nicht Tom poInischeD m^tew, b^hm. moutey (quirl) getrennt
werden. Merkwürdig iat weiter die fibereinatimmong zwiachen
panno (feuer) einerseits und dem got. fon, funan- (feuer)
andererseits. H&It man zu staolan in pann-8j;ac]an (feuer-
eisen) auch das ahd, stahal (stahl, h ^ urspr. k), so ge-
winnt dieses altpreulsische compositum nur um so mehr
interesse für das deutsche Gibt man hernach zn, daft in
pa-ssortis (schOrstange) das ss wie in assaran und ö£eras
einem lit i entsprechen kann, so ist die Zusammenstellung
dieses wertes mit dem lit. z^r*ti, zar-styti (schüren, Wbcb.
s. 544) zulässig und würde es im litauischen etwa *pa-
-iartis lauten. Ob auch pa-ssupres („ase^) unter gleicher
Voraussetzung sich mit dem lit. 2uber-klas (lange Stange
mit eisernen spitzen zum aalstechen, Wbch. s. 550) verein-
baren läfst, ist nicht leicht auszumachen. Was dann pasto
und pastowis (webe und laken) betriffl;, so leuchtet ans
dem slav. postav (linteum, pannus, s. Lex. unter postavu)
wohl ein, dafs an eine leseart pascowis nicht zu denken
ist. Zweifelhaft ist es vielleicht, bei pele (weihe) an das
altslov. piljuku (milvus. Lex.) zu denken, wogegen die ver-
gleichung von perwios (estrich der tenne) mit lit. pürras
(koth, Wbch. s. 299) deshalb sicherer zu sein scheint, weil
der fcöte tennenboden aus lehm besteht. Der zweite theil
von piwa-maltan (malz) zeigt einige Ähnlichkeit in der laut-
lichen form mit dem böhm. mlato (treber, durch metathe-
sis aus *malto), wofern er nicht aus dem deutschen ent-
lehnt ist. Boaban (gestreift) ist wohl nichts anderes als
das lit raibas (buntsprenkelig, Wbch s. 431), weil preofs.
oa = lit. ai sein kann, wie moasis (blasebalg) neben lit
mÄiszas (sack) zeigt Dafs saltan (speck) zum russischen
salo (fett) gehört, sieht man noch befser ein, wenn man
sich die polnische form dieses wertes sadlo vergegenwir-
tigt. Salus (regenbach) dürfte einer würzet sal (sich be-
wegen) entsprofsen sein, von der auch skr. salil4m (wasser)
herstammt, so dafs die eigentliche bedeutung von salos
nur wafser, speciell regen wafser wäre. Zu sardis (zäun)
cnm deiitsch'preaDrischen vocabnlar. 899
8t€lle man das lit iardas (gerflste von hok, Wbob. s. 539)^
aari (glat) atimnit nicht allein zum lit. 2arija (glühende
kohle), sondern auch zum slav. zarja und zoijla (splendor.
Lex«), während schokis (gras) doch wohl mit dem lit. szö'-
kas (frisch gemähtes gras zum fbttem, Wbch. s. 514) iden-
tisch ist. Preufsisch o und lit. 6 finden sich auch in par
-towelis (Stiefvater) und lit. pa-tö'vis, aufFallender ist seh
neben lit sc. Durch die etymologie wird femer die leseart
schumeno (draht) festgestellt, indem dieses wort bei no. 507
den draht des Schuhmachers bezeichnet und als solches
ohne zweifei von der wurzel schu «s lit. siu durch das
suffiz mono s=s urspr. manfi (vgl. auch lit. men^) abgeleitet
ist Seamis (winterkorn) gehört auf jeden fall nur zu semo
(winier), wie aus dem böhm. o-zim6 2ito (winterkorn, wäre
altsK *o-zimoje 2ito), o-zim& pienice (winterweizen, wäre
altsl. *o-zimaja piäenica) und o-zim fem. (wintergetreide,
wäre altsl. *o-zimi) zur genüge hervorgeht Mit seese
(amsel) vergleiche man das lit. szöszö oder szöi6 (dass.
Wbch. s« 516 und 517), mit seydis (wand) das altslov. zidü
(murus. Lex.) und mit sidis (hartriegel) endlich das böhm.
svid, womit der rothe hartriegel, Cornus sanguinea, be-
zeichnet wird. Das suffix von seweynis (saustall) entspricht
dem lit ^nas wie in ang]^na8 (nattemnest), sew hingegen
ist wohl durch Spaltung von u eines Stammes *su (vergl.
su-8, av-g) entstanden, wie es auch in dem lettischen suv-
-äns oder siv-4ns (ferkel) geschehen ist Interessant ist
auch das Verhältnis von scabre (fisch zärthe), wenn so
richtig gelesen ist, zu dem lit. ^abrys (Wbch. s. 536) oder
iobrys und iobras (Wbch. s. 550), welches den nämlichen
fisch bezeichnet Skerptus (rüsterbaum) erkennt man in
dem lit skirpstüs (rothbuche, Wbch. 8.478) wieder, scri-
tayle (radfeige) zeigt aber eine Weiterbildung des lit skrl-
tas oder skrj^tas (die feigen, Wbch. s. 482) und skune
(arme der Vorderachse des wagens) mit slaunis nebst dem
lit szlaünis (hüfte, Oberschenkel) stimmen sehr schön zu
skr. frönis und altbaktr. praonis (hüfle). Denn die saus-
kritwurzel ^ru erscheint hier regelrecht als slu im letti-
400 Barda
sehen and preulisischen , als szlu dagegen im Ittauisohen
wie auch die bekanntere gleichlautende ^ru (hören). Wenn
man femer slidenikis (leithund) neben das slav. sl^n (spur)
nnd das davon stammende verbum sl^iti (spflren, Lex.)
stellt, so möchte man an entlehnung aus dem slavischen
denken, weil jenes wort genau einem slav. ^sl^diniku gleich
ist. Das böhmische slfdnik bezeichnet einen spflrhund.
Weiter unten entspricht smoy (mann) doch wohl nnr
dem altlitauischen 2mu (mensch, Wbch. s. 553) and mit
ihm dann dem got. guma nnd lat. homo. Wenn es auch
wenig Wahrscheinlichkeit fbr sich haben sollte, dafs smorde
(Faulbaum) mit dem lit. smirdas (gestank) nnd sm&rdTÖ
(unfläthigkeit, Wbch. s. 489) zusammenh&ngt, so ist hin*
gegen an der richtigkeit der leseart spaustan statt span»
stan (mühlwinde) nicht zu zweifeln, weil sich im litaui-
schen spauda und spaus-tüve (kelter, presse, Wbch. s. 492)
findet. Erinnert man sich an das vorgeschlagene *gerto-
wanax statt des vorkommenden gerto-anax, so wird num
in spergla-wanag (sperber), was den ersten theil an-
betriffl;, mit leichtigkeit den sperling, spurglis, erkennen,
so dafs dieses zusammengesetzte wort ^ nur „sperlingsha*
bicht*^ bedeutet, was wiederum auch ein beweis ist, dafs
oben wirklich nur *gerto-wanax gelesen werden muüs. Mit-
hin heifsen diese zwei raubvögel „hQhnerhabicht^ und
„sperlingshabicht^, und das letztere findet sein seitenstQck
in der deutschen benennung desselben vogels ahd. sparw^
aus sparo, got. sparva (sperling). Wegen e und u m
spergla* und spurglis vergleiche man gurcle mit lit.-gerkl6';
dafs aber g im preufsischen worte kein blofser einschnb
ist, beweist z. b. die deutsche dialectische form „sperk*.
Statt Stabs (schöps) wäre vielleicht *scabs zu lesen, weil
es so zum slavischen *skopü passen würde, von dem das
deminutiv altslov. skopie! (der verschnittene), böhm. skopec
(schöps) kommt, vgl. auch skopiti (evirare. Lex.). Wenn
man nach der vorrede oft nicht weils, ob man m oder ni
zu lesen hat, so könnte auch strambo (stoppeln) vielleicht
in *stran-ibo verändert werden. Das suffix *ibo gehörte
zum dentBch-preafsiflchen vocabolar. 401
dann nebst be in pagonbe (heidenschaft) zom lit. yba, yb^
(s. Schleicher, lit. gramm^ 8. 128, 129), *8tran aber wflrde
sich dorch das slav. strüni (stipula. Lex. ; böhm. stm-iStä
(Stoppel und Stoppelfeld) recht gut erklären. Es scheint
aber, daTs ^stran aus einem Alteren ^starn umgestellt ist,
f&r welchen Vorgang sich im vocabular noch andere bei-
spiele auffinden lassen. Und selbst wenn nnr strambo ge*
lesen werden sollte, so stünde dies der vergleichung mit
ströni nicht im wege, weil n vor b sehr leicht zu m wird,
so dafs also strambo sich aus *stran*bo erklären wQrde.
Mit strigeno (gehirn) kann slav. stru£eni (medulla, Lex.)
▼erglichen werden, und wenn man *scurdis statt des an*
gegebenen sturdis liest, was ja nach der handschrift auch
möglich wäre, so tritt die Verwandtschaft mit dem altslov.
o-skrudu (instrumentum lapicidae. Lex.), böhm. o-skrd
(mQhleisen, bille, spitzhammer) hervor. Während ferner
suppis (dämm) sich leicht mit dem slav. süpü im altslov.
na-süpü (Lex.), serb. na*8ap, böhm. na-sep (beide: agger)
vergleicht, scheint sutristio (molken) ein flberflflssiges t zu
enthalten, wie vielleicht das slav. syriäte (coagulum. Lex.)
und auch das böhm. syr-ovatka (molken) zeigt. Deutlich
ist der Zusammenhang von sweriapis mit dem poln. Swier-
zepa (stute. Lex. unter sver^pu) und dem altböhm. svefep-
-ice (stute), wenn das preufsische wort nicht gar selbst
slavischen Ursprunges ist. Bei tallokinikis (freier), wozu
lit. talkä (s. Wbch. s. 88) das .Stammwort bietet, wird auch
das slav. tlaka anzuführen sein^ obwohl es mit freiwilliger
arbeit nichts zu thun hat, sondern frohndienst bedeutet.
Trotzdem verhält sich talkä zu tlaka wie etwa vald^ti zu
vlad-ati. So wie sich talus (boden) zum slav. tllo (pavi-
mentum. Lex.) und skr. tala (solum) stellt, so ist tarkne
(bindriemen) zum slav. traku (fascia. Lex.) und trupis (klotz)
zu trupü (truncus, Lex.) zu ziehen. In tunclis (rade), wo-
fern nicht 'cunclis zu lesen ist, läfst sich das slav. k^koli
(nigella. Lex.), böhm. koukol (kornrade) und lit. kokilas
(dass. Wbch. s. 207) nicht verkennen. Wäre dann die
leseart 'cussis statt tussis (mücke) erlaubt, so könnte das
403 Bnid«
Ht. kiu2u, kiuiti (wimmelo, kribbeln, Wbcb. 8. 214) herbei-
gezogen werden. Berechtigter ist jedoch die susammen-
stellung von welgen (schnupfen) mit slav. vliigii-kii (homi-
du6, Lex.) und lit. vilgyti (anfeuchten, Wbch. s« 79), ebeoao
die Yon winsua (hals) mit dem böhm. vaz (geniok). Denn
h< man das russ. yjaziga (rQckensehne des atörs) nnd das
altsloven. v^ziga (nerTUS piscium, Lex«) dazu, so erschüeist
man aus dem böhm. vaz ein altsl. *TQzfi, da einem altsfe?.
^ im russischen regelmftfsig ja, im böhmischen oft ein a
entspricht, wie z. b. auch in Byatf = altsI. syftTJ. Statt
des angegebenen vimino (ulme) im yocabular etwa *winC80o
oder *winxno zu lesen, geht wohl nicht an, obgleich es
auf diese weise zum lit. vinkszna (ulme, Wbch« a. 81) pas-
sen wQrde. Auch russisch YJazu (eine ulmenart), böhm.
vaz (ulme) lassen ein Ähnlich lautendes altalov. *v^ü er-
schliefsen. Woapis (färbe) ist das altslov. vapü (color,
Lex.), wolti (fthre) aber genau das lit. Talus (haferrispe,
Wbch. s. 49), serbisch vlat (arista. Lex. unter vlatu) und
nach Verlust des anlautenden y das neuslov. lat und böhm.
lat oder latka (rispe), während wuysis („wacker^) wohl
mit dem böhm. vyi-el (spOrhund; hQhnerhuod) zusammen-
zustellen ist, da preuls. uy einem slav. y entsprechen kann,
wie z. b. luysis (luchs) und slav. rysi (dass.) zeigt.
Nachträglich müssen zwei oben Obergegaogene Wör-
ter erst hier erwähnt werden. Weil ro in grobis (darm)
auch wohl aus or umgestellt sein kann, so lä&t sich die
lautliche äbnlichkeit von grobis mit skr. g&rbhas (uteros)
nicht übersehen. Zur Vermittlung der bedentung beider
Wörter kann aber altslav. crevo dienen. Dieses bedeutet
nämlich wie g&rbhas im sanskrit „uterus**, allein das ge-
nau entsprechende böhmische wort stfevo hat schon die
bedeutung „dann, gedärme^ angenommen. Wie sich da*
her die fiinctionen von örevo (uterus) und stfevo (dann)
zu einander verhalten, so hat man auch zwischen garhhas
und grobis denselben Wechsel der bedeutungen. In dem
Worte scebelis (haar) ist allem anscheine nach sceb die
Wurzel, elis dagegen suffix, so dals bei der vergleiohang
zum deutsch -preuftiAchen vocabuUr. 408
nur jene in betracht kommt. FOr sc darf man nun in
einem verwandten gotischen worte ebenfalls sk, f&r b wie*
derum b oder auch p erwarten, die aber nach dem be*
kannten lantgesetze vor einem folgenden t ohne unterschied
in f übergehen. Unter dieser Voraussetzung darf man da-
her sceb-elis wohl mit dem got. skuft (haupthaar) zusam-
menstellen.
Zum Schlüsse mögen noch folgende drei bemerkungen
hier stehen.
a) Aus den im buche gegebenen lesearten lalasso
(lachs), wolistian (zicklein) und czilix (zeisig) liefse sich
vielleicht vermuthen, dafs die handschrift hier ein dem 1
ähnliches f, d. i. s aufweist und jene Wörter daher als la-
fasso, wofistian und czifix zu lesen sind. Dadurch würde
das letzte wort so ziemlich mit altsl. ci2iku (acanthis, Lex.),
böhm. iiiek (zeisig) übereinstimmen. Aufserdem scheint
noch ein wort für diese vermuthung zu sprechen, nämlich
mulgeno (mark) wie Nesselmann liest. Nimmt man aber
eine leseart mufgeno an, so läfst sich das altslov. mozgü
(meduUa, Lex.), vergleichen. Will man gar lit. smagena
(mark, Wbch. s. 486) herbeiziehen, so müfste man dazu
noch eine Versetzung dieses f möglich finden. Doch wie dem
auch immer sein mag, auf jeden fall wäre es der mühe
werth, die handschrift in dieser hinsieht zu untersuchen.
b) Wenn Nesselmann in der vorrede auf s. 7 die mei-
nung ausspricht, dafs die auf n ausgehenden Wörter des
vocabulars als ursprüngliche accusativformen aufzufassen
sind, so kanu man ihm darin nicht ganz beipflichten. Se-
men ( Samen) z. b. dürfte als nom. und acc. sing, wohl
schwerlich anders lauten , besonders wenn man lat. semen
und altslov. s&mq dazu hält. Selbst in pirsten (finger) liegt
wahrscheinlich ein stamm auf en vor; man vergleiche den
ohne zweifei von einem consonantischen stamme herrflh*
renden altsl. gen. sg. prüst-en-e, trotzdem dafs dieser stamm
schon fingerring bedeutet. Was welgen betrifil, so kann
dieses wort mittels des suifixes en von einem adjectiv ab*
geleitet sein (vergl. altsl./vlugü in vlugiikü), wie das lit
404 Bordm
ma^-en von mä^^ (klein) in der redensart isz maSfens (^00
kindheit an, Wbch. 8. 386). Doch könnte jemand einwen-
den, dafs die Wörter auf en im vocabular nur die minder-
zafal bilden, während solche auf an ziemlich h&ufig vor-
kommen. Aber auch da ist kein zwingender grund vor-
handen, an in allen fllllen für den ausgang des acc. sing,
zu nehmen. Wie leicht zu vermuthen, haben wir es mit
a-stämmen zu tbnn, und diese bilden den acc. sing., wie
bekannt, ursprünglich mittels m. Das casussuffix m ist
nun im altpreufsischen noch als n erhalten; wie aber sollte
nach dieser analogie der nom. sing eines neutralen a-stam-
mes im altpreufsischen gelautet haben, wenn schon in spra-
chen, die masc. und neutr. an den a-stftmmen beim Sub-
stantiv und adjektiv noch gut unterscheiden, der acc. sing,
masc. und der nom. sing, neutr. vollständig zusammenfallen
(vgl. X{/xtßv und iiägop, iupum und donum)? Mit recht kann
man allerdings voraussetzen, dafs uns das vocabular die
einzelnen Wörter im nom. vorfQhrt; gehört jedoch der aus-
gang is in den weitaus meisten ftllen dem nom. sg. eines
männlichen a-stammes an, so folgt doch aus diesem um-
stände allein noch nicht mit nothwendigkeit, dafs der aus-
gang an immer und tiberall der des acc. sing, eben solcher
Stämme sein mufs. Wir können vielmehr wenigstens in
einigen der Wörter auf an auch beispiele eines nom. sing,
neutraler a-stämme erblicken, worauf wohl auch schon die
vergleichung einiger von ihnen mit denen des slavischen
fahren dflrfte. Denn nur das slavische kann unter den
am meisten verwandten sprachen hier zunächst in Betracht
gezogen werden, weil das litauische und lettische trotz
ihrer näheren Verwandtschaft mit dem altpreufsischen kei-
nen ausschlag geben, indem sie jetzt am substantivum kein
neutrum mehr unterscheiden. Man vergleiche also assaran
mit slav. jezero , creslan mit poln. krzesto, kelan mit kolo,
prassan mit proso, mestan mit m&to, lunkan mit lyko,
saltan mit poln. sadto, staytan vielleicht mit lat. scatum.
Wie dalp-tan neben dla-to steht, so scheinen auch andere
Wörter mit demselben suffixe gebildet zu sein, ab piwa-
zum deutsch -preursischeD vocabuUr. 405
-malcaii neben böhm. mlato, ebenao roeltan und spaustan.
Zum Suffixe tuan in schu-tuan (zwirn) pafst altslov. tvo =
urapr. tvam in tvori-tvo (qualitas, Lex.)* indem es vom
infinitivstamme tvori so abgeleitet ist wie schutuan von
schu B= lit. siu. Dafs die Wörter auf ian, welche das junge
bezeichnen, neutra sein können, ist leicht zu begreifen,
auch lälst sieh vielleicht maldian (füllen) im bezug auf den
ausgang ian mit dem griech. lov in naiöiov vereinigen.
Ob ferner bei den namen auf istian als eristian, wosistian
(nebst den daraus verstflmmelten) eben dieses istian zum
lit. yksztis wie in vamyksztis (junger rabe, Wbch, s. 54)
oder dem griech. laxo in viai^iaxog, besser vielleicht einem
erweiterten anzunehmenden ^vsavioxiov , gehört, lä&t sich
für jetzt noch nicht mit Sicherheit bestimmen; dafs sie
aber neutra sind, ist wahrscheinlich. Wird femer in allen
indogermanischen sprachen das nentrum eines adjectivs oft
substantivisch gebraucht, so könnte in no. 460 — 468 bei
den farbcnnamen ein ähnlicher fall vorliegen. Den balti-
schen sprachen, mithin auch dem altpreufsischen, war, wie
jedermann zugeben wird, das neutrum beim substantivum
ursprünglich so gut eigen wie jetzt noch dem slavischen.
Hätte uns daher das vocabular aus dem anfange des 1 5. Jahr-
hunderts einige, vielleicht nur dialectische spuren davon
bewahrt) so wäre ein solcher tall nicht gar so unglaub-
lich. Möfste man z. b. swetan (weit) für ein neutrum hal-
ten, so kann dies nicht auflailen; denn ist svgtü im slavi-
schen ein masculinum, so ist im katechismus swttai wie-
derum ein femininum.
c) Ueber das dunkle wort rikisnan (rücken) möge hier
noch eine vermuthung platz finden. Da schwerlich jemand
glauben wird, es sei aus dem deutschen entlehnt, so wird
man wohl eine andere erklärung versuchen müssen. Be-
kanntlich bedeutet das altslov. zadü, welches mit der prä-
position za (hinter) zusammenhängt, nicht blos pars po-
stica sondern auch dorsum, welches letztere sicherlich nicht
die ursprüngliche bedeutung ist. Nach diesem beispiele
wäre es daher nicht unpassend, in rikisnan eine wurzel
40G Burd», sum deutsch-prenriischen rocabular.
▼on der bedeutung „ hinten, rückwärts^ zu vemiDtheo.
Eine solche scheint denn auch das lat. re, re-d (vgl. pro^
pro«d), re-tro zu sein, und dafs von einer partikel mittels
des Suffixes ka ein nomen abgeleitet werden kann, beweist
z. b. skr. adhi-ka von ädhi. Ein stamm *ri-ka im altpreu-
fsischen ist daher wenigstens denkbar; es geht aber aus
skr. ^aras neben garä noch weiter hervor, wie einem vo-
kalischen stamme auch ein solcher auf as zur seite stehen
kann, so dafs ein *ri-ka und 'ri-k-is (über preufs. i vergl.
kriztieno mit lit. kregi^d^ ) doch nicht so ohne alle analo-
gie sind. Dann vergl. man das altslov. loz-es-ino (uterus)
neben \oie (uterus, Lex.), woran man sieht, wie ein stamm
*lo%-es durch ein suffix ino s=s urspr. ina weitergebildet
worden ist. Ein i aber kann im altpreufsischen bisweilen
auch unterdrückt werden, wie meine (blauer Striemen) ne-
ben lit. m^'linö zeigt. Daher enth< rikisnan in isnan einie
ähnliche Weiterbildung wie das altslov. lofesino in esino,
die bedeutung hingegen wäre ursprünglich ^das hintere^,
und dann speciell „der rücken".
Einen analogen fall der erweiterung zeigt auch das
altböhmische wort ritesne (nates ; es ist nom. dnalis), wozu
der nom. sing, entweder *ritesno oder *ritesna sein könnte.
Ein böhmisches *ritesno müfste nun im altslovenischen etwa
^ritesTno lauten und wfirJe sich zu dem wirklich vorkom-
menden ritT (podex, Lex.) beinahe so verhalten wie lo2e-
sino zu \oie. Man übersehe auch nicht die lautliche ähn-
lichkeit zwischen Vitesifno und rikisnan. Während endlich
zadii beide bedeutungen: hintertheil und rücken, in sich
vereinigt, hätte man im altböhm. ritesnS (nates) die erste,
im altprenfs. rikisnan (rückep) aber die zweite bedeutung.
Erst nach Vollendung dieser zeilen fiel mir die Über-
einstimmung zwischen dem lit. kosöVö (luftröhre) und dem
preufs. tosy (kehle) in laut und bedeutung auf. Zu kosd'rö
(Wbch. s. 205; bemerkt Nesselmann, dafs statt dessen ge-
wöhnlich stemplö gebraucht werde, und f&hrt beim letzte-
ren Worte (Wbch. s. 500) „kehle, luftröhre" als erste be-
deutung an. Die ähnlichkeit ist wohl noch grölaer, wenn
Christ, Visiioiuf Mercurius. 407
man bedenkt, dale ko8ör6 auch mittels eines seeundären
r6 = urspr. ijft aus einem einfachen älteren ^kos^' weiter-
gebildet sein kann* Etwas fthnliches zeigt z. b. mnsölö'
(fliege, Schleicher lit. gramm. s. 114) neben muse', femer
lit. utöle' (laus) neben lett. ute und uts (dass., letzteres ein
i -stamm uti). So ist im litauischen ein altes *ko8ö' auch
möglich und stimmt mit dem preufs. tosy ziemlich (kber-
ein. Ueber t im preulsischen vergleiche man z. b. tuylis
mit lit. kuil^s, turpelis und lit. kurp&lius. Ja man weifs
solchen fällen gegenüber oft gar nicht, ob das preuls. t
auf einer falschen leseart beruht oder ob es seinen Ur-
sprung einem eigenthümlichen lautgesetze verdankt, und
dies ist auch oben überall festzuhalten, wo ein c für t vor-
geschlagen wurde.
Wenzel Burda«
Visucius Mercurius,
ein beitrag zur geschichte der lateinischen assibilation auf
gallischem boden.
In der sequanischen Stadt Visontio, später auch Be«
santium u. s. w. genannt, fand sich früher ein stein dem
Mercurius Vesuccius, dem Apoll und der Minerva geweiht;
eine götterdreiheit der musik und erfindung, die auch sonst
in keltischen ländern vorkommt*), nur dafs die allgemeine
lateinische bezeichnung „Mercurius^ nicht durch hinzuftt-
gung eines specielleren gallischen namens individualisiert
erscheint, wie in unserem falle. Die genannte Inschrift
steht bei de Wal „mythol.^ p. 201 f. und 208 f., wo er zu-
gleich den Vesontius einer andern nach Orelli 2064 mit
recht f&r gefUscht hält.
*) So xa Stettfeld im BadUiehen auf tinein stt Karltruhe aafgeatollteD,
bei Brambacb « Baden unter rSmischer herrschaft" abgebildeten relief; —
andere erwähnt Lench in den Bonner JahrbflolMm IX s. 66.
408 Christ
Der lokalgott Vesontio^s wurde jedoch nicht allein in
seiner heimath, sondern auch weit davon am Neckar ver-
ehrt, und zwar nicht von ihre garnison oft wechselnden
Soldaten, sondern meist von einheimischen beamten der ci-
vitates des grenzlandes. Dies ist der fall zu Köngen am
obern Neckar, wo das götterpaar Mercurius Visucius und
sancta *) Visucia sich zeigt (Brambach 1581). Desglei-
chen auf dem heiligen berge bei Heidelberg, wo aber der
römisch-keltische doppelname des gottes unter aufgäbe sei-
ner römischen identiiicierung zu blofsem Visucius verein-
facht ist (Brambach 1704), bei Hockenheim, gegenüber
Speier, dagegen wieder in der widmung VISVCIO MER-
CVRIO (Brambach 1696) erscheint. — Trotzdem nun,
dafs die abstammung des besprochenen beinamens klar
vorliegt, so wurden doch schon andere gänzlich unhaltbare
deutungen versucht; so vergliche man z. b. die personen-
namen Esuggius, Isugius (bei de Wal p. 200 f.), die ganz
anderen Stammes sind! Dagegen könnte man wohl auf den
uamen des flnsses Vezouse bei Löneville hinweisen, der
um 800 Vizuzia hiefs; desgleichen auf die in Vesunna
(Perigueux) selbst, wie auch in Italien auftretende gott-
heit Vesuna.
Dals und auf welche weise aber der Vesucius oder
Visucius aus dem namen der Stadt entstanden, ist bereits
1819 von Schmidt „gesch. d. grofsherz. Hessen^ U s. 399
angedeutet und auf die analogie der Brittones TriputieDses
verwiesen, deren namen auf ein Tripontium oder vielmehr
auf eine nebenform Tripuntium zurückgeht**). Zur wei-
*) Dafür ist Bacta geschrieben, sodafs also hier der gutturale nasal, das
sogenannte n adnlterinnm , gar nicht schriftlich ausgedrückt ist, wie öfters
(s. Corssen s. 261; Schuchardt vokalisnins des valgftrlateins ITI s. 5S). Vgl.
die schreibangen conjax, conjnnx nnd conjancx.
**) Ein italienischer ort dieses namens führt wirklich inscbrifUich beide
namensformen (s. Henzen p. 20 indicis). (In Italien lieg^ auch ein Visen-
tinm!) — Welcher ort aber als heiraath jener Brittonen anzusehen sei, ist
schwer za bestimmen. Lersch vermathet in den Bonner jahrbttchem IX
s. 69 f., derselbe sei in der Bretagne zu suchen und die bisherige annähme,
in England wäre ein Tripontinm gelegen, sei unrichtig, daselbst wftre nur
ein Trimontium oder Trimuntium gewesen.
Yisucius Mercorius. 409
lern erklftrung des sprachlichen Vorgangs wollen wir jedoch
hier auf Corssens jflngst erschienene zweite aufläge seiner
lateinischen ausspräche u. s. w. verweisen. Derselbe ver-
breitet sich s. 50 — 67 mit nachtragen aufs. 794 f. ausführ-
lich Ober die assibilation des -ti und -ci mit folgendem
vokal zu schlieislichem -si, einen Vorgang, den er gegen
Schuchardt, namentlich auf gallischem boden, doch etwas
zu jung taxiert, wenn er sein eintreten hier ins sechste bis
siebente Jahrhundert rückt, während er sich in Afrika schon
im 3. jahrh. n. Chr. entwickelt haben soll*). — Die ge-
nannten Yisucius -inschriften Südwest- Deutschlands fallen
aber auch nicht später als in das 3. jahrh. — In ihnen ist
aber bereits die assibilierung ersichtlich, die sich im heu-
tigen ,|Besan^on^ zeigt, worin sie, wie im französischen
überhaupt, bis zum blofsen scharfen Zischlaute s (p) fortge-
schritten ist. In „Besantion^ nämlich wurde die endung
erst zu *tsjon, dann weiter zu -tson, endlich -son assibi-
liert. Die n wurden auf die dadurch nasalierten vokale
übertragen und nur f&r die schrift erhalten, während im
Mercurius Yisucius der nasalierte vokal vollständig unbe-
zeichnet erscheint, weil die lateinische spräche kein mittel
zu seiner bezeichnung hatte. (Ueber den ausfall des n vor
s, t und d vergl. Corssen s. 251 — 259.) Dafs der nasal
aber schon damals wie jetzt noch gehört wurde, beweist
die Unbestimmtheit des im namen jener Stadt dem n des
Stammes vorausgehenden vokals^ der zwischen a, o und u
schwankt: „Besantio, Yesontio, Yisuntium^, weil er eben
durch nasalierung unter aufgäbe des folgenden n- lautes
verdumpft wurde. — Dasselbe sehen wir in Tripontium,
Tripuntium — Triputienses. Ebenso nun wie ti vor fol*
genden vokalen assibiliert wird, fand dies unter keltischem
einflusse schon frühe auf gallischem boden auch mit ab-
leitungssilben wie -eins, -cies, -cio u. s. w. statt, die gleich-
falls tsjus, tsjes, tsjo (später mit aufgäbe des t und ver*
*) Weniger gelangen ist die dantellung dieses lantlichen Vorganges,
welche Mowat anliLfslich des namens Bonifatius in der Bevue arch^ol. 1869
p. 240 f. in der anmerknng gibt.
Beiträge z. Tgl. sprachf. VI. 4. 27
410 Chriat, Visacins Mercnrias.
schlinguDg des j *)) gesprochen, leicht mit den wirklichen
endungen -tius n. s. w. verwechselt werden konnten, wie
dies in Yisncius statt Visntius, resp. Visontins der fall war.
üeberblicken wir nun noch einmal in kflrze den lant-
liehen hergang bei der assibilierung in den romanischen
sprachen in endsilben, wie z. b. tio^ so können wir die fol-
genden Schemata aufstellen, worin wir nach Lepsius^scher
weise das weiche, tönende s durch z ausdrücken, wie im
französischen. Ebenso ist i =s= franz. j. Mit j bezeichnen
wir aber nach deutscher art das consonantische i. Unser
seh wird durch i gegeben. Hierbei sind jedoch zwei ge-
biete zu unterscheiden, nämlich
1) italienischer sprachboden als erste stufe. Hier wird
tio — tjo zu tSjo, dies wieder vereinfacht zu tsjo, endlich
unter Schwund des halbvokals j zu ts z. b. Firenze ans
Florentia, palazzo aus Palatium. — Es ist dies das deut-
sche wie italienische harte z = ts — nicht das franzö-
sische.
2) Altkeltischer sprachboden in Gallien und Hispanien:
Sowohl die nord- wie sQdromanischen sprachen entwickel-
ten hier je nach dem vorwalten der tonlosen i — s oder
der tönenden i — s eine doppelte reihe:
^. ( töo — tao — so
tio — tjo ^^
•^ f tzo — tzo — zo.
Hierbei können natOrlich nur die volksthflmlichen Wörter
berflcksichtigt werden, worin regelmftfsig Schwund des i
stattfindet, z. b. maison, le^on aus mansio, lectio. In an-
dern dagegen, wo i bleibt, wirkt der einfluls der etymolo-
gie auf die schrift störend, z. b. nation, das wie na^ion
gesprochen wird, ebenso action u. s. w.
*) So dal», wie &. b. im französischen face aas facies, nur noch der
laat 8 übrig blieb. — Im italienischen gieng diese assibilation in der weise
▼or sich, dafs ci vor folgendem vokal su tsch wurde, so z. b. wird bnedo,
faccia, cielo =i bratscho, fatscha, tschelo gesprochen. Es ist dies eine folge
des zu j consonantierten yokales i.
Heidelberg. K. Christ.
Panliy prenfsische Stadien. 411
Preufsische Studien.
I. Lautlehre.
NesselmaiiD hat im vorigen jähre unter dem titel : ,,£in
deutsch -preufsisches vocabularium aus dem anfange des
f&nfzehnten Jahrhunderts^ nach einer von Peter Holczwe-
scher geschriebenen, jetzt der £lbinger Stadtbibliothek ge-
hörigen handschrift eine höchst werthvolle Wörtersammlung
des altpreuisischen, und zwar pomesanischer mundart, ver-
öffentlicht, werthvoU einmal an sich als mehrung des vor-
handenen Stoffes und sodann durch die trefflichen register
des herausgebers, welche den preuisischen formen die ver-
gleichbaren Wörter der andern preuUsischen quellen, des
litauischen, lettischen und der slawischen sprachen hinzu-
fügen. Der Schreiber des vocabulars war, wie sein name
zeigt, ein deutscher. Es fragt sich, woher er sein voca»
bular entnahm, ob aus schriftlichen quellen, ob aus münd-
licher Überlieferung oder ob er selber des preuisischen kun-
dig war. Letzteres ist an sich unwahrscheinlich; denn
welchem zwecke sollte dann überhaupt das vocabular ge-
dient haben? Doch liegen auch positive anzeichen vor, die
erweisen, dafs der Schreiber der handschrifl des preuisi-
schen selbst nicht kundig war, sondern es lediglich nach
dem gehör, vielleicht nach dem dictat eines Preufsen, und
zwar mit deutscher Orthographie, niederschrieb. Das letz-
tere lehrt ein einziger blick zur genüge, das erstere folgt
aus dem umstände, der nachher im einzelnen zur Unter-
suchung gelangen wird, dafs er nämlich manche laute ent-
weder ganz überhört oder falsch aufgefalst hat, was eben
doch nur beim dictat möglich ist.
Was nun seine Orthographie anlangt, so befolgt er
auch innerhalb des deutschen selbst keine festen regeln, so
dafs ^r z. b. hintereinander vlys flufs und reynflis regen-
fluls, hoer haar und czophor zopfhaar, naze nase und na-
seloch nasloch, vues fufs und v Assole fufssohle, czee zeh
und czeballe zehballen, becker bäcker und bachds back-
27*
412 Pauli
haus schreibt und dergleichen vieles. Ebenso inconsequent
ist seine Orthographie der pomesanischen Wörter. Aber
noch ein drittes kommt hinzu, welches die Zuverlässigkeit
des vocabnlars beeinträchtigt. Holtzwäscher horte nicht
nur unter umständen ungenau und schrieb inconsequent,
sondern er hat sich auch mehrmals geradezu verschrieben.
So in wolistian, malunastab ( d. i. -stmbb)^ die Nesselmann,
ganz unzweifelhaft richtig, in wosistian, malunastabis cor-
rigirt hat. Ebenso unzweifelhaft ist silkasdrunber in sil-
kasdrimbis zu ändern. Aber es sind mir aufser diesen
noch manche andre verdächtig.
Es wird nun im folgenden versucht werden, aus den,
wenn ich so sagen soll, empirischen formen des vocabn-
lars die rationellen herauszufinden und diese nach einheit-
licher Orthographie umzuschreiben, wozu ich, der gleich»
mäfsigkeit wegen, das litauische System Schleichers ver^
wende. Dabei kommt es vor allem darauf an, sorgfiütig
zu scheiden, was blofs auf rechnung des Schreibers kommt,
und was wirkliche lautabweichnng des dialekts ist.
Zu dem zwecke ist nöthig, zunächst das lautsystem
des pomesanischen vergleichend festzustellen, wonach sieb
die bezeichnung der einzelnen laute dnrch buchstaben nach
Schleichers System von selbst ergiebt.
a. Die vocale.
1 . Das pomesaniscbe zeigt in der form, wie es Holtz-
wäscher Qberliefert, folgende vokale und vokalverbindnn-
gen: a, e, o, i, y, u; ee, ea, oa; ai, ay, ei, ey, eey, ley,
oi, oy, oe, oay; au, eau; uy, iu; ia, ie, io, ue. Sehen wir
selbst von den letzten vier grnppen ab, die nicht eigent-
lich diphthonge sind, so ist es doch schon an und fbr sich
wahrscheinlich, dafs diese bunte reihe, dem verhältnils-
mäfsig einfachen Vokalsysteme des litauischen gegenüber,
nicht das wirkliche lautsystem des pomesanischen enthalten
wird, sondern, namentlich in den complicirteren gruppen,
das vorkommen dieser oder jener Verbindung lediglich der
Holtzwäscherschen auffassnng eines gehörten lautes and
preufsische Stadien. 413
Beinern bestrebeo, diesen vermeintlich gehörten laut genau
zu bezeichnen, zuzuschreiben ist. Diese ansieht wird noch
dadurch bestätigt, dafs einzelne obiger vocalgruppen sehr
selten vorkommen^ so z. b. eey, iey, oe, oay je einmal, ee
viermal, ea fünfmal, eau dreimal, iu zweimal, uy dreimal,
während z. b. die dem litauischen entsprechenden diph-
thonge überaus häufig sind. So findet sich ai 48 mal, ei
21 mal, au 43 mal. Trotzdem entspricht jedoch das laut-
System des pomesanischen dem des litauischen im einzelnen
keineswegs, sondern es finden sich genug erscheinungen,
die wirklich als lautliche, nicht blofs graphische abweichun-
gen beider sprachen zu bezeichnen sind. Ein genaues
durchgehen der einzelnen vocale und vocalgruppen des vo*
cabulars wird das zeigen.
2« Pomesanisches a entspricht im grofsen und ganzen
dem a des litauischen und somit dem der indogermani-
schen grundsprache. Die beispiele daftkr bietet das vocar
bular in so grolser fülle (ich zähle allein in der Wurzel-
silbe deren 69), dafs ich, um räum zu sparen, keine belege
weiter gebe.
3. Da, wo vergleichbare litauische formen fehlen, kann
das slawische mit seinem o = lit. a beweisend eintreten,
wie in folgenden formen:
assanis herbst, russ. Ösen";
babo bohne, sl. bobü;
dragios hefen, russ. droiii;
nage fufs, russ. noga;
naricie iltis, russ. norök^' wiesei;
pracartis trog, russ. koryto;
prassan hirse, russ. proso;
rawys graben, russ. rov^';
salowis nachtigall, russ. solov^j.
4. Es giebt nun femer eine anzahl von tUlen, in de-
nen das pomesanische ein a, das litauische ein e zeigt.
Es findet sich dies in:
arelie adler, lit. erölis;
asy rain, lit. e±Ü ;
414 Pauli
assegis barsch, lit. eszei^s;
weware eichhorn, lit. vovere';
addle tanne, lit. ögle;
assaran landsee, lit. eieras;
galdo mulde, lit gelda;
ladis eis, lit. l^das;
raples zange, lit. r^plös;
ratinsis kette, lit. r^tö^is;
same erde, lit. ±^m^;
tackelis Schleifstein, lit. t^kSlas;
tatarwis birkhuhn, lit.- tet^rva.
In letzterem worte macht die reduplicationssilbe den Wech-
sel mit. Dies a findet sich auch im äemaitischen, z. b. in
ar^lis (Nesselmann lit. wtb. s. v.), l&das (Szyrwid). Be-
kanntlich ist lit. e und seine accentdehnnng e nichts an-
ders, als das griech. €, d. h. Vertreter eines alten a. Dies
herabsinken eines älteren a zu e oder 6 wird innerhalb
des litauischen, sowohl hochlitauischen, als ^emaitischeo,
noch jetzt gefunden (Schleicher lit. spr. I, 31). Es ist also
mit völliger Sicherheit anzunehmen, dafs in obigen formen
das pomesanische den älteren vokal noch gewahrt hat.
5. Dieser ältere lautstand des pomesaniscben findet
sich auch noch weiteren Schwächungen des litauischen ge*
genflber, namentlich gegenüber i und n. Ersteres ist der
fall in:
artwes kriegsfahrt zur see, lit. irti rudern;
garian bäum, lit. girö wald.
Beide litauische formen halten das i in allen ableitnngeo
ausschliefslich fest, während das sl. gora berg hier den
dem pomesaniscben a genauer entsprechenden o-laut zeigt.
Aehnlich ist der fall in: piwa-maltan malz, lit. milteris
mälzer. Da das litauische die sohwächung des a zu i vor
r und 1 auch sonst liebt (cf. das verzeicbnifs bei Schleicher
lit. spr. I, 35 sqq ), so dfirfen wir das r und 1 auch hier
als grund derselben ansehn.
7. Ganz analog ist der fall, wo pomesanisches a einem
lit. u gegenübersteht, wie in:
preuTsische Studien. 415
angurgis aal, lit. angui^s;
wanso flaum, lit. usai schnurbart ;
ape fluls, lit. üpö;
sabatico Sonnabend, lit. subata*).
Auch hier sind die litauischen Schwächungen folge einmal
der nasalen (cf. die beispiele bei Schleicher 1. c.47), an-
drerseits der labialen, deren nahe Verwandtschaft zu u ja
auch in andern sprachen oft genug hervortritt.
8. In allen diesen fBllen, 19 an zahl, gehört das rei-
nere pomesanische a der Wurzelsilbe an, worauf ich schon
hier besonders aufmerksam mache.
9. Pomesanisches i einem litauischen i oder dessen
dehnung j entsprechend zähle ich in 43 f&llen, wobei idi
aber den unterschied zwischen echtem i und dem aus a
abgeschwächten unberücksichtigt gelassen und aufserdem
auch das pomesanische y, als blofs graphisch von i ver-
schieden, als i mitgezählt habe. Denn Holtzwäscher braucht
beide zeichen ohne jeglichen unterschied, sowohl in seiner
Schreibung deutscher, als auch der preufsischen Wörter.
Für gewöhnlich schreibt er in Stammsilben i, doch. steht
y in:
sylecke bering, lit. älkh;
sylo beide, lit. szilas;
ylo ahle, lit. flA;
lyso ackerbeet, lit. l^sö;
sywan grau, lit. sz^vas schimmelig (vom pferde).
Diese beispiele zeigen, dafs pomesanisches i und y sich
nicht, wie die litauischen buchstaben, dem laute nach als
kfirze und länge unterscheiden.
10. In einigen andern formen, wo das litauische nichts
vergleichbares bietet, erweisen lettische oder slawische for-
men die richtigkeit des pomesanischen i; so in:
singuris Stieglitz, lett. siglis;
sineco meise, poln. siniak hohltaube;
swintian seh wein, russ. svin'ja.
*) snbatk ist dem russ. sabota entlehnt, dessen u aus altbulg. 9 regel-
recht entstanden ist, ab. B§bota. wanso as ab. v^sii. J. S.
416 Pauli
1 1 . Wie oben beim a, so finden sich auch beim i meh-
rere fälle, in denen der pomesanische vocal dem litauischen
nicht entspricht. So zeigt sich zunächst pomesamisches i
neben lit. a in :
sirmes lauge, lit. szarmas;
neben slawischem in:
irmo oberarm, sl. ramo schulter.
Da hier in beiden Allen dem vokale ein r folgt, so halte
ich hier das i ftkr wirkliche Schwächung des a, wie oben
in litauischen formen, nicht fbr ungenau gehört.
12. Ob in:
werwirsis lerche, lit. v^vers^s;
krixtieno erdschwalbe, lit. kregidö' schwalbe;
pyculs hölle, lit. peklä,
blofs Holtzwäscber i zu hören geglaubt hat, oder ob eine
wirkliche Schwächung zu i vorliegt, ist schwer zu entschei-
den. Doch scheinen die formen, die der katechismus ftkr
letzteres wort gleichfalls mit i bietet, auf wirkliche Schwä-
chung zu deuten, um so mehr, da ja auch litauisch die
schwäcbungsreihe a, e, i sich findet. In werwirsis wird
das i einmal durch das s, sodann auch durch dissimilation
hervorgerufen sein.
13. Einem litauischen 6 zur seite steht pomesanisches
i in:
sixto sand, lit. ib'gtdras kies.
Derselben lautentsprechung werden wir in den endsilben
noch öfter begegnen, namentlich bei femininen der ja-de-
clination neben e. Darnach ist es sicher, dafs hier ledig-
lich Holtzwäschers ohr ungenau aufgefafst hat, welches ein
i zu hören glaubte statt lit. ö, von welchem Schleicher (lit.
spräche 1,9) sagt: „ö ist das weiche, nach i hin klin-
gende e^. Es ist also auch pomesanisch ö zu schreiben.
14. Ob dasselbe verhältoifs auch in stibinis schütten-
bein obwaltet, ist nicht sicher zu entscheiden, da es so-
wohl zu stö'bas pfeiler, als zu stipinas Speiche gehören
kann, welche beide Nesselmann auCE&hrt« Doch neige ich
preufsische Studien. 417
dazu, es zu stlpinas zu beziehen, da auch sonst Holtzwä-
scher fortis und lenis nicht reinlich auseinander hält.
15. In:
siduko durchschlag, lit. setas;
lipe linde, lit. lepa;
kylo bachstelze, lit. kelö
steht i neben lit. g. Da letzteres die ausspräche 6* hat
(Schleicher lit. spräche 9), so ist es sehr wahrscheinlich,
dafs hier Holtzwäscher das nachklingende ä überhört und
e wie oben als i aufgefafst hat. Ich schreibe deshalb un-
bedenklich in obigen Wörtern auch pomesanisch S.
16. Ganz vereinzelt findet sich die Schreibung ie in
der Wurzelsilbe, nur in
Hede hecht, lit. lydekä.
Sie scheint langes i zu bezeichnen, wie in den deutschen
Wörtern hier hier, rytslitte reitschlitten, vrfes weifs, ob-
gleich sonst im vocabular die vocallänge nicht bezeichnet
ist und z. b. neben hier sich schenkbir findet.
17. Auf a und i lasse ich zunächste folgen, welches
seinem Ursprünge nach im litauischen als e (e) und e be-
kanntlich auf a, als @ auf i zurückgeht. Holtzwäscher
schreibt gleichmäfsig e, es läfst sich aber mit Sicherheit
erweisen, dafs das pomesanische trotzdem, wie das litaui-
sche, die drei e geschieden habe. Das e (^) zunächst fan-
den wir schon oben pomesanisch oft noch als älteres a.
Dieser umstand deutet auf die noch sehr ofiue ausspräche
des e, wo es aus a hervorgeht. Umgekehrt fanden wir
eben in sixdo i an stelle eines lit. 6. Auch fQr S fand sich
i, daneben aber zeigt sich in:
seamis Winterkorn neben semo winter, lit. ±^mh
der kurze nachklang ä sogar bezeichnet. Wir gewinnen
somit auch für das pomesanische die laute e (^) = ä,
e =s e, g =s ^&. Es scheint hier geboten, die Wörter, die
jedem zukommen, zusammenzustellen.
18. Es findet sich e (^) in:
esketres stör, lit. erszkö'tras;
gegnse kukuk, lit. geguäö' ;
418 Pauli
medies Jäger, lit. medöjis;
medione jagd, lit. zned2ön6;
melato grOnspecht, lit. meletä;
merga Jungfrau, lit. mergä;
peUd bruch im felde, lit. pelkd ;
percunis doniier, lit perkünas;
pettis Schulterblatt, lit. petis Schulter;
pleske Sielengeschirr, lit. pleszk^';
spenis zitze, lit spenys;
swestro Schwester, lit sesA';
genix Specht, lit. gen^s;
meddo honig, lit medüs;
pelanne asche, lit pelenai (plur.) ;
pelwo spreu, lit pelai (plur.);
bebrus bieber, lit. b^brus;
gerwe kranich, lit gänr^;
pentis ferse, lit. p^ntis;
thetis ftltervater, lit. tötis Väterchen;
weders bauch, lit. vedaras (Schi, vö'daras);
berse birke, lit. b^r^ias;
emelno mistel, lit. ämalas ;
median wald, lit. m^dis bäum;
mettan jähr, lit m^tas;
pelanno herd, lit. p^lenas»
19. Da slawisches e =s lit. e, so gehört hieher auch
noch:
genno weib, sl. iena.
20. Von gröfserer Seltenheit ist 6, welches auch im
litauischen gegen e (e) weit zurücktritt. Es findet sich in:
meine blauer Striemen, lit. mölinö;
na->dele sonntags lit. ne-dölö;
wetro wind, lit. yö'tra stürm ;
eristian lamm, lit. 6'ras ;
creslan lehnstuhl, lit. kröslas ehrenstuhl;
peccore bäcker, lit. p6 czus backofen(Schl. ptesus);
semen saat, lit. sömä";
semeno brachvogel, lit. s6meD6' hänfling;
menius monat, lit. mö'nA.
preuXUsche Studien. 419
21. Nur Tereinselt findet sich pomeeanisob e = lit. €;
80 nur in dem schon genannten:
sema winter, lit. i^tnk;
ferner in:
mestan Stadt, lit. mestas;
swetan weit, lit. svetas.
Der grund f&r dies seltne vorkommen wird sich beim ai
ergeben.
22. Neben dieser grofsen zahl von übereinstimmenden
pomesanischen und litauischen formen finden sich nun aber
auch wieder einige abweichende. So steht zunächst po-
mesanisches e neben lit a in:
treste drossel, lit. str&zdas;
wessis Spazierschlitten, lit. y&2is;
vielleicht auch in •
kexti haarzopf, lit. kasä;
klezto kehrwisch, lit. klastyklö besen;
au-kleztes oberkehricht, lit. nfl-klastos.
Schon oben sahen wir, dafs das a beider sprachen sich
nicht deckte; dasselbe ist offenbar auch hier der fall, nur
in umgekehrter weise, insofern hier das litauische das Al-
tere a bewahrt, doch überwiegt pomesanisches a numerisch
noch immer über das litauische bedeutend.
23. Femer steht e neben lit. i in:
meltan mehl, lit. mlltai.
Da das litauische den grundvokal a im verbum malti mah-
len, das pomesanische in piwa-maltan malz ihn bewahrt
hat, so halte ich natürlich beide formen fbr geschwächt,
jedoch in verschiedener weise. Denn meltan neben -mal-
tan hat unzweifelhaft e, wie z. b. lit. ekö'czos, stärkas ne-
ben akötös, starkas und ist als blofse nebenform dazu an-
zusehn, während in lit. miltai die Schwächung bis zum i
vorgedrungen ist, wie z. b. in pilnas, vllkas u. a.
24. Bisweilen begegnet die Schreibung ee. In der
Wurzelsilbe geigen sie folgende formen:
peempe kiebitz, lit. pömpö ;
seese amsel, lit. szSiö (^?);
steege scheuer, lit. stegti ein dach mit stroh decke
420 Pauli
Da aulserdem sich ec einmal in der fetDiDinendang der ja-
declination findet, nämlich in wosee, lit. *oie (fem. zq o£y8),
80 erscheint es also neben drei arten de% litauischen e, aU
e, e, 6. Unmöglich kann es demnach in den pomesani*
sehen Wörtern qualitativ gleichwerthig sein. Das zeigt
auch die anwendung des ee in Holtzwäechers Schreibung
der deutschen Wörter; er bietet es auslautend in see see.
czee zeh, klee klee, ree reh, wo es unzweifelhaft den
werth des lit. 6 hat. Inlautend hat es in weer wehr, beer
beer die dehnung des mhd. e, also gleichfalls lit. ö, zu
bezeichnen. Ebenso entspricht es litauischem ö in deot
dem litauischen klö'tis vorrathsbaus entlehnten kleet, so
wie in beer eher mit ursprünglich langem & In meel mehi
dagegen bezeichnet es gedehntes mhd. 5, d. h. lit. e, iu
reen rain «nd leethunt leithund steht es sogar neben ei,
in czeen zinn neben älterem i. So viel wird auch daraus
klar, dafs es qualitativ verschiedene laute bezeichnet. Da
aber alle genannten beispiele, mit alleiniger ausnähme tod
czeen zinn, lange vokale aufweisen, so ist es nicht un-
wahrscheinlich, dafs es auch in den preufsiscben Wörtern
gleichen zwecken dient, obgleich Holtzwäscher sonst die
länge des vokals weder im deutschen, noch im pomesani-
sehen bezeichnet und z. b. neben czee sich czeballe findet
Jedenfalls ist für die darstellung durch das litauische ai-
phabet die Schreibweise ee zu verwerfen und blos e zu
schreiben, wobei es in dem einzelnen falle fraglich bleiben
mag, welches?
25. Schon oben begegnete uns in seamis winkerkom
ein ea, dessen werth auf e zurfickgefUhrt wurde. Außer-
dem findet sich ea in folgenden Wörtern geschrieben:
geasnis Schnepfe,
mealde blitz,
peadey socken,
deren letzteres doch wohl gleich lit p&dai sohlen ist, wäh-
rend die beiden ersten nichts vergleichbares bieten. In peadey
haben wir alsdann nicht die bezeichnung eines aus e + a
bestehenden lautes, wie in seamis, sondern ea giebt den
preuTsiscbe Studien. 421
zwischenlaut zwischen e und a, eine bezeichnungs weise,
die auch sonst oft genug sich findet und auch von Holtz-
wäscber noch öfter angewandt wird (cf. oa in 46). Es
liegt demnach hier der laut e (d. i. ä) vor und so möchte
ich auch schreiben, falls man nicht geradezu a vorzieht.
Ob in geasnis und mealde 3, wie in seamis, oder e (a),
wie in peadey vorliegt, läist sich bis jetzt nicht entschei-
den. Vielleicht bringt später Kurschats Wörterbuch licht.
26. Wir wenden uns zum pomesanischen ei (ey) und
ai (ay). Beide Schreibweisen wendet Holtzwäscher fürs
deutsche an, meist jedoch ei, ai nur da, wo contraction
aus agi stattgefunden hat, wie in hayl hagel, wayn wa-
gen, nayl nagel, haynbuche hagebuche, hayn gehege, jayt
jagd. Da sonst das deutsche diese beiden arten ei dem
laute nach nicht scheidet (mhd. gleichmäfsig ei f&r beide
fälle), so haben wir hier wohl etymologische, keine phone-
tische Scheidung vor uns. Ebenso ist es im pomesanischen
theile. Hier steht broakay hosen, luriay meer mit ai ne-
ben peadey socken (lit. padai sohlen) mit ei, und alle drei
sind doch plurale der a-declination. Das suffix in estu-
reyto eidechse wird gleichfalls nicht verschieden sein von
dem in krichaytos pflaumen, sliway tos pflaumen, wisnaytos
kirschen. Daraus folgt also, dafs Holtzwäscher auch im
pomesanischen ei und ai nicht klar scheidet. Indessen
bleibt noch immer die frage offen, ob nicht die spräche
selber doch vielleicht, wie das litauische, die laute ei und
ai geschieden habe. Zur entscheidung dieser frage wir^
es nöthig, den pomesanischen formen die litauischen ge-
genüber zu stellen, und da findet sich das ei und ai Holtz-
Wäschers geschrieben neben lit. ei, e und ai.
27. So entsprechen sich:
kalo-peilis hackmesser, lit. peilis messer;
weydulis augapfel, lit. v^idas antlitz;
preitalis ambofs, lit. preik&las.
Hier also 3 mal ei = lit. ei.
28. Neben lit. 3 finden sich:
aysmis spiefs, lit. eszmas;
422 Pauli
braydis elen, lit. bredis;
deynayno morgenstera, lit. dßnä tag;
deywis gott, lit. devas;
caymis dorf, lit. kemas (wohl nicht gleich kaimas);
playnis stahl, lit. plenas;
reisis nufs, lit. reszutas;
slayx regen wurm, lit. slekas;
snaigis schnee, lit. snegas;
also 6 mal ai, 3mal ei == lit. S.
29. Litauischem ai entspricht im vocabnlar:
maysotan bunt, lit. maisz;^ mischen;
wayklis söhn, lit. vaikölis knabe;
also 2 mal ai =s lit. ai.
30. Hier zeigt sich also neben lit. ei nur ei, neben üt
ai nur ai und blofs f&r lit S schwankt die Schreibung. Er-
wägt man aber, dafs lit. ei und @ etymologisch gleichwertfaig
sind, dafs letzteres aus ersterem wohl nur durch Verschmel-
zung entstanden ist, wie z. b. lit preikilas und prSkiUas
neben einander stehn (Kurschat lit. wb. I, s. v. ambols),
zieht man dazu die vereinzelte Schreibung
plieynis flockasche, lit. pl6n]^s
in betracht, deren iey doch schwerlich als ai, sondern nur
als ei (d. h. öi) gedeutet werden kann, erinnert man äch
ferner, dafs oben auch schon hin und wieder im pomesa-
nischen die Verschmelzungen e (ea), selbst i litauischen §
entsprachen, so wird man doch dem Schlüsse kaum aus-
weichen können, der pomeeanische laut, der dem lit S ent-
spreche, sei ei, nicht aber ai, welches litauischem ai gleich
bleibe. So also wird theoretisch und auch praktisch f&r
die sohrifb zu scheiden sein.
31. Ob in seweynis schweinstall neben swintian «chwein
ei oder ai vorliegt, ist zweifelhaft. Das verhältnifs von
autre schmiede neben wutris schmied spräche f&r ai.
32. Das pomesanische ei, welches in grölserer zahl
neben lit. S steht, dem nur wenige pom. § entsprachen
(siehe oben no. 21), ist entschieden eine gröfsere alterfchllm-
lichkeit des pomesanischen, die sich etwa der bewabmng
prenfsische Studien. 423
das a neben lit e vergleichen läfst, der wir oben begeg-
neten.
33. Wie wir oben einige male ein ee f&r e antrafen,
so begegnet auch einmal, nämlich in:
geeyse, reiher, lit. gerszö
ein eey. Ich halte dies eej f&r blofse Umschreibung des e
zur bezeicbnnng eines zwischenlautes zwischen e und i,
wie wir dergleichen bei Holtzwäscher öfter treffen (cf. 25).
Ueber das fehlen des r später (112).
34. Das pomesanische u entspricht im allgemeinen dem
litauischen, sowohl, wo es aus a geschwächt, als, wo es
ursprünglich ist. Ich zähle 36 formen, in deren Stammsilbe
beide sprachen gemeinsam ein u aufweisen.
35. Daran schlielst sich mit iu:
piuclan sichel, lit. piüklas säge,
wo iu, wie auch sonst, wurzelhaft ist.
36. Daneben schreibt Holtzwäscher jedoch auch in
einzelnen f&llen u, wo das litauische andere vocale hat.
So steht u neben a in:
curwis ochse, lit. karvö kuh.
Dafs hier wirklich verdumpfung des a zu u vorliegt, zeigt
der katechismus, der gleichfalls den acc. kurwan darbietet.
Dafs der grund dieser affection des a vielleicht in dem
folgenden w liege, scheint sich zu ergeben aus:
wundan wasser, lit. vandä';
denn hier ist offenbar das u durch das w hervorgerufen.
Der nasal kann nicht schuld sein, denn oben sehen wir,
dafs das pomesanische die neigung des litauischen, beson-
ders des iemaitischen, zur verdumpfung des a vor nasalen
(Schleicher lit. spr. I, 31) nicht theilt. Auch in .
wumbaris eimer, poln. w^borek
ist das u unzweifelhaft durch das w hervorgerufen.
37. Sonst findet sich u neben lit. e noch in:
gurcle gurgel, lit. gerklö'.
Ob hier Holtzwäscher richtig gehört hat, kann zweifelhaft
erscheinen, denn er schreibt z. b. innerhalb des pomesani-
schen selbst in spurglis Sperling ein u, dagegen in spergla-
424 Pauli
-wanag Sperlingshabicht, sperber (cf. Grimm gesch. I^, 52),
dessen deutung Nesselmann entgangen ist, ein e. Da in
gurcle und spurglis die lautlage genau dieselbe ist, so,
glaube ich, ist auch in ersterem werte ein e zu schreiben,
dessen dumpfen tiefen laut vor dem r Holtzwäscher irr-
thflmlich als u auffafste und fixirte, jedoch zeigt auch das
litauische bereits ein u in gurklys kröpf, adamsapfel, so
dafs auch pom. u möglich scheint«
40. Das pomesanische o erscheint zunächst in 15 fäl-
len in Stammsilben gleich dem litauischen o, also als Stei-
gerung des a.
41. Wo litauische formen fehlen, können slawische mit
a den nachweis der länge des o fthren, da bekanntlich si.
a = lit. o. Dies verhältnifs findet statt in:
moke mohn, sl. makü;
pore brodem, russ. par^';
posty weide, russ. pästi weiden;
somukis schlofs zum schliefsen, russ. zamok'\
42. Daneben aber gebraucht Holtzwäscher das o auch
zur bezeichnung entschieden kurzer laute. Hauptsächlich
freilich geschieht das in der femininendung o ss Ht. a, de-
ren kflrze nachher erwiesen werden wird, allein vereinzelt
zeigt sich kurzes o auch in Stammsilben. So steht es ne-
ben litauischem a oder a noch in:
torbis korb, lit. karbas (und kürbas);
bordus hart, lit. barzdä;
snoxtis rotz, lit. snargiy s ;
|orrvue«Lt (?), ! "*• 8*^*^ •**'"P^'
golis tod, lit. galas ende;
wolti ähre, lit. v4ltis rispe im hafer.
Wieder sind es hier die liquidae r und 1, vor denen das o
auftritt, wie oben in gurcle und spurglis das u statt e,
denn auch snoxtis enthält ein r, wie weiter unten zur
spräche kommen wird. Glaubten wir oben schon das u
als ein nur dumpf gesprochenes und darum von Holtzwä-
scher falsch aufgefafstes e feststellen zu müssen, so li^
prenfsische Studien. 425
hier dasselbe filr a vor. Diese auffassung eines a als o
darch Holtzwftscher ist um so weniger aufiAllig, als er
auch in deutschen Wörtern mehrfach o Ar a setzt, z. b. in
sonnobent Sonnabend, hoer haar, -oder ader, bloze blase
u. a. Ich schreibe demnach auch hier a; soll jedoch die
dumpfe ausspräche noch besonders bezeichnet werden, so
schlage ich nach Schleichers vorgange (lit. spr. II, 28) die
zeichen e und a vor, schreibe also gerklö und bardus.
Doch halte ich diese bezeichnung kaum f&r nöthig, da der
dumpfe laut nur in bestimmter läge, vor den liquiden, sich
einstellt.
43. £benso schreibe ich a f&r o in:
golimban blau, russ. golubol)
wo wegen des russ. o ein lit. a zu erwarten stände, obgleich
lit. gelumbö blautuchner frauenoberrock, welches doch wohl
verwandt ist, e zeigt, so dafs vielleicht auch e zu schreiben
wäre.
44. Dasselbe a scheint noch vorzuliegen in:
wormyan roth,
wof&r Grünau warmun bietet. Da indes der katechismus
urminan giebt, so läge auch die möglichkeit vor, assimila-
tion durch das w anzunehmen und, wie oben wundan, wum-
baris, hier wurmyan zu schreiben.
45. Denn auch fQr u schreibt Holtzwäscher mehrfach
o; so in:
grosis reif, lit. kruszä;
possi hälfte, lit. ptisö;
konagis könig, lit. künigs pfarrer;
odro fischotter, lit. üdra;
komaters gevatter, lit. kümas;
pa-ssons Stiefsohn, lit. pö-sunis;
Dafs hier u zu schreiben sei, kann nicht zweifelhaft er-
scheinen, da das vocabular selber neben pa-ssons die form
sunaibis bruderkind bietet; überdies scheidet auch Holtz-
wäscher in den deutschen formen das u und o nicht immer
scharf; so schreibt er donner donner neben dunreyn fer-
BeitrUge z. vgl. spracbC VI. 4. 28
486 Pauli
Her ddnner, suller fbr söUer, stöbe fbr Stabe, vorch f&r
furche u. ft.
46. Mehr&ob begegnet uns auch die Schreibweise ca
und zwar neben verschiedenen litauischen lauten. Zuerst
erscheint es neben lit. a in:
doalgis sense, lit. dälgis;
dann neben lit. u in:
moargis morgen, lit. mtu^as.
Beide ftUe sind identisch, denn lit. u steht hier, wie oben
in kürbas neben karbas, als schwftchnng von a. Wenn ir-
gend etwas, so beweist in diesen beiden Wörtern das oa
die richtigkeit meiner auffassung des o in torbis etc. als
ä, denn dafs hier in doalgis, moargis das oa den nach o
hin neigenden a-lant bezeichne, ist evid^it; das oa hier und
das o dort stehn aber in gleicher lautlage, es ist also auch
jenes o »s a. So fasse ich nun weiter auch das o in:
po-corto schwelle, lit. kürti bauen;
ich schreibe demnach auch hier -karte.
47. Weiter giebt es aber ein oa, welches einen langen
laut bezeichnet. Dasselbe findet sich in:
woaltis eile, lit. ölektis;
soalis kräutricht, lit. 2öl6s krftuter;
noatis nessel, lit. noterö;
ploaste betüaken, lit. pl6szt6;
moazo muhme, lit m6sza Schwägerin.
FOr die erklftrung dieses oa sind zwei beobachtungen voo
gro&er Wichtigkeit. EinmiU nAmlich steht im vocabular
sdbst neben woaltis eile ein woltis unterann, deren identi-
tftt auch Nesselmann anerkennt; sodann wechseln in einer
anzahl von formen bei Holtzwftsoher a und o^ wo das hoch-
litauische nur o bietet. Letsteres findet statt in:
mothe mutter, J ,.^ ^^, , «
^ ' ^^ l lit. mot* ehefrau:
po-matre Stiefmutter, )
nozy nase,
pomasse
aufilerdem in der praeposition po~ neben pa* in der nomi-
nalcomposition, wie in pomatre Stiefmutter neben passons
\ .. [ lit. nösis nase;
Oberlippe, )
preuTsisohe fitndien. 487
Stiefsohn, wo das litauische pösunis gleichfalls o bietet.
Wir haben hier also die drei bezeichnongen o, oa, a flir
ein und denselben laut, der aber sonst (in 19 fUIen) blois
mit o geschrieben ist. Da in obigen beispielen sich eine
affection des vocals durch bestimmte consonanten nicht zu
ergeben scheint, so werden wir auch hier wohl blofses o
zu schreiben haben, für die ausspräche jedoch wäre seu
merken, dafs der laut des o sich der iemaitischen aus»
Sprache desselben als & nähere, wie sie um Memel herrscht
(Schleicher lit. spn I, 30). Nur bei der pr&position po- ist
vielleicht eine nebenform pft* anzunehmen, die auch das
litauische z. b. in patö'wis Stiefvater, kennt (cf. Schleicher
1. c. 133).
48. Als blofses o ist dann auch wohl das oa zu fas-
sen in:
boadis stich, lit« bad^^ti stechen;
es wäre gebildet wie lit. iödis wort neben :fcadö'ti verspre-
chen u. ä.
49. Auch für lit» A treten o und oa neben einander
auf; so steht o in:
glossis korb weide, lit. glfl'snis weide;
podalis mörser, lit. pä'das topf;
dagegen oa in: ^
woasis esche, lit. ä'sis.
Lit. & ist a= o^, wie g = 6*. Fanden wir nun oben (Ctr
e meist blofs e geschrieben mit Vernachlässigung des nach-
geschlagenen ä, so steht hier das einfache o dem völlig
parallel. Dafs aber der nachklang wirklich da war, bewies
oben vereinzelte seamis winterkom, hier woasis esche.
Wir sind also auch hier berechtigt, überall & zu schreiben,
wie wir oben S schrieben. Mit A wird auch vielleicht das
dem deutschen entlehnte broakay bruch, hose, mhd. bruoch,
geschrieben, falls man nicht etwa nach dem niederdeutschen
brök blofses ö zu schreiben hat.
50. Ob o auch als contraction fllr au vorkommen
künnd, ist nngewlfs, detm die einzige parallele:
brokis schlag, hieb, lit. braukis,
28*
428 Pauli
ist deshalb Dicht streng beweisend, weil das lil. wort sich
nur bei Szyrvid findet«
51. Ebenso wenig sicher ist io fCkr lit. iau in:
kiosi becher, lit. kiaüsz6 himschale,
die der bedentang nach sehr wohl verwandt sein könnten,
da z; b. skr. kapdlas schale und schade! bedeutet und ana-
loges auch sonst nicht fehlt, allein kiosas könnte möglicher-
weise auch KU lit. k&uszas Schöpflöffel, hölzernes trinkge-
fäls oder zu kosziu seihen, hier zapfen gehören, so dafs
sich nichts sicheres herausstellt Sollten die obigen paral-
lelen richtig sein, so wäre doch wohl statt o besser d zu
schreiben, welches sich zu au verhielte, wie S zu ai in ke-
mas neben kaimas.
52. Aeufserst merkwflrdig sind die ftlle, in denen
Holtzwftscher o.oder ao schreibt in formen, die im litaui-
schen ö zeigen. So stehen neben einander, mit oa und S:
moasis gerste, lit. meäei
und, nach dem slawischen zu urtheilen, auch
moasis blasebalg, sl. m^chü lederschlauch,
ferner mit o und ä:
lopis flamme, iit. I&psnä.
Beachtet man, dafs in allen drei beispielen labiale in deiw
nähe sind, dafs ferner Holtzwäscher auch im deutschen
theile o fOr e in gleicher lautlage in volge d. i. velge
schreibt, was ich nicht mit Nesselmann ftkr einen Schreib-
fehler halte, so wird man nicht umhin können, hier wieder
eine art assimilation oder verdumpfung anzunehmen, die
sich darin zeigt, dafs 6 oder 6^ als o oder o^ auftritt. Es
wird demnach auch hier wieder der etymologisch richtige
laut ö zu schreiben sein, jedoch der genauigkeit wegen,
wie oben a und e, mit dem verdumpfungszeichen, also ^.
53* Etwas anders liegt der fall in:
towis vater, lit. t^'vas;
pa-towelis Stiefvater, lit. pa-tev6lis.
Hier scheint die pomesanische form wieder auf das iemai-
tische tavas (Schleicher lit. spr. I, 32) sich zu beziehen und
preufsische Studien. 429
es liegt also hier ein verdampftes a vor, hervorgerufen
durch das w, wie oben (44) in wormyan.
54. Als vereinzelte Schreibungen in Stammsilben be«
gegnen uns noch: oay in spoayno, durch welches deutsches
^est fibersetzt wird« Nesselmann erklärt letzteres nach
dem mhd. jtet, g^st für gischt, schäum; in meiner heimat
Neuvorpommern wird gest die oberhefe genannt, auch mhd.
j6rwe, gSrwe heifst hefe und im vocabular steht gest un-
mittelbar hinter heuen hefen; es könnte also auch spoayno
möglicherweise die oberhefe bezeichnen. Das von Nessel*
mann verglichene russ« pjena ist doch wohl unverwandt und
entspricht vielmehr lit. penas milch. Andre verwandte feh-
len, es läfst sich also lediglich vermuthen, dafs oay = ai
oder ei, das vorgeschlagene o aber eine affection durch den
vorhergehenden labialen sei, wie wir sie eben ähnlich er-
kannten.
55. Femer steht oi (oy) in caria-woytis heerschau,
stroysles döbel (ein fisch) und coysnis kämm. Für ersteres
wort fährt Nesselmann nach Toppen die form karige-wayte
an, wodurch das ohnehin in dem oi zu vermuthende ai
oder ei erwiesen wird. Möglicherweise steckt in dem letz-
ten theile des wertes das lit. vSta ort, stelle, der Qbergang
von heerstelle in heerschau wäre wohl nicht «u kfihn. Als-
dann wäre ei zu schreiben und oy könne wohl nur auf
rechnung des vorhergehenden w. In diesem und dem vor-
hergehenden Worte könnte man auch die verdumpfien vo-
kale wieder mit ai oder ei bezeichnen.
56. FQr stroysles weifs ich keinen rath; dagegen wird
coysnis durch das oe in coestne bürste insofern klar, dafs
man wohl nicht irrt, wenn man in der silbe coys- oder
coes- ein kwös- oder kwös- vermuthet, so dafs o hier den
halbvocal bezeichnet, der in queke stecken durch u gege-
ben ist.
57. Das pomesanischc au stimmt in der Wurzelsilbe
mit dem litauischen in 17 fällen.
58. Dazu kommen einige, in denen es durch slaw. u
als richtig erwiesen wird; so in:
430 PauU
austo mund, sl. ustii (plur.) mund;
taaris bflffel, al. taru stier;
in einem falle erweist sogar das zend die riohtigkeit der
pomesanisohen form, in:
lanksnos gestirne, baktr. raokbina- glänzend.
59. Abweichend hat das pomesaniscbe in mdireren
fiUlen au, wo das litaniscbe blofses u zeigt; so in:
danris grofses thor, lit. dürys hansthQr;
pausto- wild, lit. püstas.
Eb seheint mir, dafs hier ein ähnliches Terhältnis obwalte,
wie oben bei lit. 6 eben pom. ei, d. h. au ist der echte,
ältere laat, n contraction*).
60. Anders liegt die saohe da, wo, wie in autre
schmiede neben wutris schmied, beide vocale innerhalb des
pomesanischen selbst neben einander vorkommen. Hier ist
au ganz offenbare Steigerung aus dem n des grundworts,
wird aber eben dadurch als richtiger laut erwiesen.
61. Ob straunay lenden wirklich mit dem von Nessel-
mann verglichenen lit. strö'nos kreuz des rflckens verwandt
sei, mochte ich bezweifeln, da ich eine vermittelnng zwi-
schen pom. au und lit. ö nicht zu finden weiis.
62. Da Holtzwäscher in den deutschen wOrtem Öfter
aw, ew f&r au, eu schreibt, wie in hawe haue, herschaw
heerschan, schewer scheuer, schewne scheune u. a., so dür-
fen wir diese Schreibung auch im pomesanischen erwarten,
und so findet sich:
cawx teufel, lit. kaukai kobolde.
Es ist natürlich auch hier an zu schrmben.
63. Bisweilen findet sich auch die Schreibweise e«u,
sicher in:
geauris wasserrabe,
greauste strick von reisem,
vielleicht auch in:
teausis deichsd,
*) Für pansto- wird diese annähme durch altbulg. pnstii bestttigt
J. S.
preoXbiache Studien. 431
wenn letzteres nicht Tielleicbt, wie Nesselmann schwankt,
teansis zu lesen ist. In ermangelung irgend welcher ver-
wandten l&fst sich nicht erweisen, welcher laut dies eau
bezeichnen solle, doch liegt die vermuthung auf blofses au
nahe (cf. jedoch 86).
64. Pomesanisches ui (ny) findet sich geschrieben in:
luysis luchs, lit. lüszis;
wuysis hofhund, lit. fehlt;
tuylis zahme eher, lit. kuilj^s.
Irgend etwas sicheres scheint sich aus diesen beispielen
nicht zu ergeben, doch ist zu beachten, dafs der memelscbe
dialekt z. b. builis bulle fbr hochlit. bülins bietet,
65. Ueberblicken wir jetzt den vocalismus des pome-
sanischen, soweit er bis jetzt in betracht kam, noch einmal
im zusammenhange, so ergiebt sich folgendes:
1) das pomesanische zeigt sich alterthümlicher als das
litauische in der bewahrung vieler ei und einiger au,
wo dieses % und u hat;
2) in der bewahrung des alten a statt e steht das po-
mesanische auf dem Standpunkte des, namentlich äl«
teren, ^maitischen (Schleicher lit. spr. I, 32);
3) in der ausspräche des S und ä scheint groise hinnei-
gung des pomesanischen zum memeler dialekt zu
herrschen, der resp. e und o spricht (Schleicher lit.
spr. I, 30. 32), doch beweisen die vereinzelten schreib»
weisen ea und oa, dafs jene ausspräche noch nicht
durchgedrungen ist und Holtzw&scher nur ungenau
schreibt;
4) die gleiche hinneigung zum memeler dialekt zeigt sich
in der ausspräche des ö als & und des 6 als y, wie
sie durch die mehrfache Schreibung oa, ja selbst blo*
ises a und i (y), erwiesen wird (1. c. 30);
5) beide dialekte kennen die a£fection von a und zwar
zu i vor folgendem r und 1, zu u vor oder nach la-
bialen, 1 und v; jedoch stimmen sie in den einzelnen
fällen nicht überein, zumal das pomesanische in die-
ser verdumpfung weiter geht, als das litauische.
432 Pauli
66. Ich lasse nun eine tabellarische zusammenstellaDg
des pomesanischen, hoohlitauischeo und memelschen laat-
Systems folgen unter angäbe der Schreibweise Holtzwä-
Sehers :
lit:
raem.:
pom. :
HolUwBscher:
a
a
a, a (vor r, I)
a, 0 und oa (beides vor
r und 1)
i*
1 e, e (vor r)
ja
e
le
( e, zuw. ee und u (vor r)
ö
6 (fast j)
6 (fast y)
e, vereinzelt ee, bisw. i
Ö
§L
ö (fast k)
o, bisw. oa und (selten) a
M
X
( meist ei
{ ei,ai, vereinz.ee, eei,iei
i ea, meist e, bisweilen i
e
e
\ bisweilen 6 (fast ö)
ei
ei
ei
ei
ai
ai
ai
ai
o
u
u
u, bisweilen o
A
ö
A (fast ö)
oa, meist o
au
au
au
au, bisweilen eau (?)
ui
ui
ui
ui.
Diurch diese tabellarische Überschrift wird die specielle
Verwandtschaft des pomesanischen mit dem memelschen
recht augenf&Uig.
67. Die betrachtung des vocalismns hat sich bis jetzt
auf die Stammsilben beschränkt, absichtlich, denn nur hier
zeigt das pomesanische die reinheit der vocale und die
Übereinstimmung mit dem litauischen. In der silbe nach
der Wurzelsilbe, bisweilen auch vor derselben, zeigt sich
ein gewaltiges schwanken der vocale, in den endsilben
starke Schwächung.
68. Betrachten wir zuerst die silbe nach dem stamm,
die ich kurzweg als mittelsilbe bezeichnen will, so haben
wir hier folgende reihen, die ich der Übersichtlichkeit
gen gleich nach den litauischen vokalen ordne:
lit. a:
emelno mittel, lit. ^malas;
giwato leben, lit. gyvatä;
kadegis wachholder, lit. kadagys;
preafsische stadieu. 433
kalabian echwert, lit. kaiävijas;
kamerto kammer, lit. kamarä;
-wanag habicht, lit. v&nagas;
turpelis leisten, lit. kurp&lias;
weders baach, lit. y^daras.
Hier wechselt das pomesanische ohne ersichtliche regel
zwischen a und e ; letzteres scheint allerdings vor r und 1
zu stehn, aber kadegis hat auch e, wanag in gleicher
lautlage a.
69. Lit, e:
arelie adler, lit. erälis;
assaran see, lit. iieras ;
assegis barsch, lit. ^szerys;
brisgelan zäum, lit. biizgelas;
gelso eisen, lit. geleiis und geläis;
glosano blindschleiche, lit. glodenä;
grundelis gründling, lit. gründelis;
kumetis bauer, lit. kumetys instmann;
lopto spaten, lit. lopetä holzschaufel ;
melato grQnspecht, lit. meletä;
pelanne asche, lit. pelenai;
pelanno herd, lit. pölenas;
podalis mörser, lit. päd61is topf;
semeno brachvogel, lit. sömen^' hänfling;
wayklis söhn, lit. vaikäis knabe ;
wobalne apfelbaum, lit. obelis.
Auch hier schwankt ohne sichtbaren grund das pomesa-
nische zwischen a und e, und grade zeigt sich a wieder
meist vor 1, wo eben e erschien, so dafs sich irgend eine
regel nicht ergiebt. Zwischen leicht zusammen zu spre-
chenden consonanten, wie Is, pt, kl schwindet der vokal
ganz.
70. Lit. 6:
esketres stör, lit. erszk^tres :
medies Jäger, lit. medö jis.
Binmal e, einmal i.
71. Lit. o:
434 ' PmU
artoys ackersmaDO, lit. artojis;
attolis gruminet, lit. atölas;
kukore köcbin, lit. kükorius koch;
medione jagd, lit. medionö;
wogonis Stulpschüssel, lit. vogönö butterbüchse.
Beide sprachen in Qbereinstimmung.
72. Lit i:
asilis esel, lit. asilas;
awins Schafbock, lit. 4vinas;
kamenis esse, lit. kaminas;
catils kessel, lit. k&tilas;
meine Striemen, lit« mölinö;
stibinis schlittenbein, lit. süpinis Speiche;
wobilis klee, lit. d6bilas.
Meist i, doch in kamenis ein e, wo in awins in gleichet
lautlage i steht; zwischen In völliger ausfall. Letzterer isl
auch, wie Nesselmann richtig angiebt, in
prastian ferkel für "prasistian;
werstian kalb f&r ^wersistian
anzunehmen.
73. Lit. g:
tackelis Schleifstein, lit. tekelas.
Die Qualität des pomesanischen e unbestimmt.
74. Lit. u:
abse espe^ lit. apuszö;
alkunis eilenbogen, lit. alküuö;
angurgis aal, lit. ungur^s;
geguse kukuk, lit. gegu±ö';
malonis mühle, lit malünas;
nagutis fingernagel, lit nagütis;
percunis donner, lit. perkünas;
wosux Ziegenbock, lit. oiiükas.
Mit ausnähme des ausfalls zwischen p und s in abse ist
das u gewahrt
75. Lit. u:
woble apfel, lit. ob&l^s.
Ausfall des vocals.
preufsische Btadien. 435
76. Eß zeigt sich also unter den vocalen der mittel-
gilbe völlige Obereinstimmong beider sprachen nur bei dem
schweren ö, meist auch bei i und u, den prägnantesten der
voeale, bei den zwischenlauten e, 6 zeigt sich ein bedeuten-
des schwanken mit a und umgekehrt. Ja, das e, i, u und
selbst das schwere d schwinden zwischen einzelnen conso-
nanten ganz. Und doch sind die voeale dieser mittelsil-
ben nicht blofs Oberhaupt nöthig, sondern sogar in einer
bestimmten form nöthig, weil sie die anlaute bestimmter
ableitungssuffixe sind. Woher also dies schwanken? Holtz-
wäscher schrieb, wie er zu hören glaubte. Er überhörte
aber laute, die der Wortbildung nach nothwendig sind, und
das erklärt sich nur aus einer sehr corripirten, gleichsam
schewaähnlichen ausspräche der betreffenden voeale durch
seinen gewährsmann. So aber konnte dieser die laute nur
sprechen in tieftonigen silben, deren lautgewicht ein sehr
geringes ist.
77. Umgekehrt, wie oben Holz Wäscher voeale zwi-
schen consonantengruppen überhörte, hörte er auch laute,
die dem litauischen an der «teile fehlen, so in
gelatynan gelb, lit. geltönas;
sirsilis hornifs, lit. szirszl^s wespe;
sylecke bäring, lit. silkö;
ebenso vor der Stammsilbe in
seweynis schweinstall neben swintian scbwein,
während in gleicher stelle wieder
knapios hanf, lit. kan4pö8
des voeale ermangelt. Auch diese erscheinungen weisen
daranf hin, dafs einmal Holtzwäscher lediglich seinem ge-
hör folgte, und dafs femer diese irrationalen voeale nnbe^^
dingt tieftonig waren. Welche laute in diesen mittelsilben
für den einzelnen fall pomesanisch zu schreiben seien, das
zu ermitteln, ist sache der wortbildnngslehre und mnfs da*
her bis zu deren betrachtung verspart bleiben.
78. Dafs diese mittelsilben tieftonig gewesen seien,
scheint mir festzustehen. Es fragt sich nun aber weiter,
wo stand der hoohton, auf der wunselsilbe oder auf der
436 Pauli
decIinationsenduDg. Ersteres ist schon an sich wahrschein-
lich, findet aber in den lautverhftltnissen der declinations-
endungen seinen positiven beweis. Zunächst erscheint hier
das -as der a-declination in folgenden gestalten:
als as nur in
silkas seide, lit. szilkai;
als es in
esketres stör, lit. erszk^'tras;
sirmes lauge, lit. sz&rmas ;
als is in:
aysmis spiefs, lit. ^szmas;
alwis blei, lit. älvas zinn;
asilis esel, lit. asilas esel,
und vielen andern; endlich als blofses s in:
awins Schafbock, lit. ivinas;
catils kessel, lit. k&tilas;
cawx teufel, lit. kaukai kobolde;
kuliks beutel, lit. kulikas;
mynix gerber, lit. minikas;
slayx regenwnrm, lit. slekas;
weders bauch, lit. v^daras;
wosux Ziegenbock, lit. o^iükas bdcklein.
Dieses variiren des a bis zum völligen schwinden, und zwar
in denselben suffixen, z. b. in:
asilis esel neben catils kessel;
schuwikis Schuhmacher neben mynix gerber;
stibinis schlittenbein neben awins Schafbock;
ja iß demselben wort, wie: miskilis (246) neben miskils
(299) schiene, beweist, dal's auch hier der vokal völlig ir-
rational geworden war. Eine gleichmäfsige schreibang aber
wird nöthig sein und, da die meisten Wörter von Holtz-
Wäscher mit i geschrieben sind, so schlage ich i für alle
vor nach analogie der bezeichnung des dumpfen i in der
mundart Ejdymtts bei Schleicher (Donaleitis 327).
Das pomesanische schliefst sich hier zumeist der hoch-
litäuischen mundart von Anykezczei an, welche nach den
mittheilungen Baranowskis bei Schleicher Donaleitis 335
prenfsuche Stadien. 437
die endung as als üs (u sa d. i) erscheinen läfst, wAb-
rend das preufsiscb- litauische das a entweder ganz aus-
wirft oder als reines a bewahrt.
* 79. Eine ähnliche Schwächung erleidet das feminine
a der a-dedination, hervorgegangen aus altem ä. Diese
letztere ältere lautstufe findet noch ihre reflexe in dem
sl. a und dem lit. o, wie es vor af&zen, namentlich in der
bestimmten declination der adjectiva, z. b. in geröji neben
gerä, erscheint. Mit diesem ö aber hat, wie sich leicht
erweisen läfst, das o, welches am ende der pomesanischen
feminina auftritt, nichts gemein. Es erscheint, abgesehen
von dem ganz unklaren rapa engel, ganz constant; so
z. b. in:
galdo mulde, lit. g^lda;
gislo ader, lit« gysla;
giwato leber, lit. gyvatä;
lopto spaten, lit lopetä holzschaufel
und vielen anderen.
80. FQr die richtige auffassung dieses o sind die end-
vocale im ersten theile der composita entscheidend, welche
hier bewahrt bleiben, wie in der hochlitauischen mundart
von Anykszczei (Schleicher, Donaleitis 334), während das
preafsisch-litauische sie tilgt. Die gewöhnliche form der-
selben im pomesanischen ist a, und zwar gleichmäfsig bei
den männlichen a^ und den weiblichen fi-stämmen, wie dies
z. b.
maluna-stabis mfihlstein von malunis mühle;
piwa-maltan malz von piwis hier; '
daga-gaydis Sommerweizen von dagis sommer
Ar das masculinum,
crauya-wirps aderlasser von cranyo blut
f&r das femininum erweisen. Daneben aber erscheint in
pausto-caican wildes pferd von ^paustis wild;
dago-angis sommerlatte von dagis sommer;
gerto-anax habicht von gerto henne
und mehreren anderen in ihrer bildung nicht ganz klaren
der betreffende vocal als o. Hier kann o unmöglich lang
438 Pauli
dein, es ist vielmehr die erste hinneigang zur Verdampfung,
die sich dann im hochlitaüidchen als gänzlicher schwond
des vocals zeigt.
81. Parallel damit erseheint die mehrmalige verdbm-
pfang der femininendung der ia^declination, ö, zu i (y),
sowohl im compositum, nämlich in:
api-sorx eisvogel von ape flufis ;
possi-ssawaite mittwoch von lit. püsö mitte;
wosi-grabis spillenbaum von wosee ziege,
als auch im einfachen worte. So steht i (y) f&r ö in:
asy rain, lit. eiö';
mary haf, lit. m&r6s (plur.);
pelki brach, sumpf, lit. pelk6.
Dieser letzteren Verdampfung begegnen wir wieder im i»-
maitischen (Schleicher lit. spr. I, 32), wo sie die folge der
Zurückziehung des tones auf die Stammsilbe ist. Es liegt
also bei den auch sonst schon beobachteten iemaitischen
neigungen des pomesanischen nahe, diese trübung des ^ zu
i auf die gleiche quelle zurQckzuf&hren.
82. Was aber der ia-declination recht ist, ist der a«
declination billig, es kann somit das o des ersten compo-
sitionsgliedes und am wortende ni^ht die alte länge sein,
sondern kürzung oder trübnng wie beim masc. derselben
decl. as zu is sich trübt.
83. Damit dürfte wohl der beweis erbracht sein, dafs
die declinationsendung im pomesanischen den hochU»
nicht trägt. Es bleibt für denselben also nur die wurzel*
silbe übrig.
84. Für die praktische Schreibung scheint es mir ge-
boten, da die Schwächung von 6 zu i nur ausnahmswdse
erscheint, ö beizubehalten; ebenso verhält es sieb mit o in
der oomposition, wo ich also gleichfalls a schreibe; das o
dagegen am wortende erscheint, wie das is des masc, als
constante Schreibung, und beide siüd daher als völlig darch-
gedrungene laute festzuhalten. Ueber die weiteren decli-
nationsendungen, namentlich das häufig erscheinende an,
wird bei der betracbtuüg der deolination gehandelt werden.
preoTsische Stadien. 439
85. Ueberblicken wir nun den pomesanischen vocalis-
mus seinen hauptzQgen nach, so zeigte sich in den Wurzel-
silben gegenüber dem litauischen gröfsere alterthümlichkeit
in der bewahrung vieler a und ei f&r lit. e und e und in
dem meistentheils bewahrten compositionsvocal (das nähere
später), dagegen schwankten in den silben vor und nach
der Wurzelsilbe die pomesanischen vocale nach verschiede-
denen ricbtungen hin bis zum völligen seh wund, während
in den endsilben as zu is, a zu o geschwächt wurde. Ich
glaube nicht geirrt zu haben, wenn ich die gesammtheit
dieser erscheinungen aus einer quelle ableitete, nämlich
aas der aussohliefslichen betonung der Wurzelsilbe, wie die-
selbe auch im ^emaitischen herrscht (Schleicher lit. spr. 5).
Einzelne anklänge an das letztere zeigten sich bereits eben
in der hinneigung des 6 zu ä und des ä zu ö, und ähnlichen
iemaitischen neigungen werden wir auch im folgenden noch
begegnen.
86- Die weitere Untersuchung Ober die accentuation,
obgleich im engen zusammenhange mit dem vocalismus
stdiend, mufs ich bis zur Vollendung des litauischen Wör-
terbuches von Kurschat verschieben, da bekanntlich Schlei-
cher die Unterscheidung zwischen gestofsenem und geschlif-
fenem tone nicht anerkannt und demnach auch durch die
Schrift nicht ausdrückt. Ich bin der meinung, dafs in
diesem punkte Schleicher, gegenüber fiosenberger, Bielen-
stein und Kurschat, im irrthum sich befindet, und ich
glaube, was ich bereits hier andeuten will, vermuthen zu
dürfen, dals im pomesanischen der geschliffene ton überall
da zu statuiren sei, wo Holtzwäscher seine seltsamen grup-
pen ee, eey, iey, eaa u. dgl. vorbringt, durch die er sich
bemühte, ein gewisses etwas, das dett vokal begleitete, aus-
zudrücken, eben den geschliffenen ton.
b. Die consonanten.
87. Der erste punkt, der hier die Orthographie Holtz-
wäschers von der Schleichers scheidet, ist die gemina-
440 Pauli
tioD. Sie findet eich in folgenden formen des vocabulftra:
kk in: accodis rauchloob, stuckis ahombaom,
ackons granne, suckis fisch,
buccareisis buchnuTs, tackelis Schleifstein,
doacke vogel staar, tackoris weber,
keckers erbse, wackis kriegsgeschrei,
lackis scheit, wickis wicken,
paccaris riemen, sylecke häring,
peccore bäcker.
Alle diese formen zeigen die gemination in der Stammsilbe,
ausgenommen sylecke; da aber die lit. form silkö ist, so
bat hier, wie es scheint, das e vor dem ck gar keine be-
rechtigung, mid sodann tritt auch hier ck in die Stamm-
silbe. Neben buccareisis schreibt Holtzwäscher bucawame
holzkrähe, neben keckers ebenso lituckekers mit einfachem
k, ist also keineswegs consequent.
tt in: abstotten deckel, mettan jähr,
attolis grummet, nawetto getriebe,
batto stirne, paustocatto wildkatze,
bitte biene, pette Schulter,
buttan haus, pettegislo rQckenader,
yttroy wade, pettis Schulterblatt,
lattaco hufeisen.
Auch hier ist es lediglich die Stammsilbe, wo die gemi-
nation sich findet, den ab-stotten (wohl yerschrieben N.),
na-wetto, pausto-catto sind composita.
pp in: suppis dämm im mfiblenwerk*
Gleichfalls in der Stammsilbe,
gg kommt nicht vor.
dd in: addle tanne, meddo honig,
gudde gebüsch, paddis kummetgeschirr.
Alle vier in der Stammsilbe.
bb in: lubbo brett.
Wieder in der Stammsilbe, doch ist hier Holtzwftscher
wieder inconsequent, denn neben lubbo schreibt er trotz
vollständig gleicher bildung stubo Stube, tubo filz, lit. lubä,
stnbä, tubä.
preufsische Btudien. 441
nn iu: genno weib, panno feuer,
ennoys fieberfrost, pelanne asche,
pannean moosbrucb, pelanno herd.
Mit ausnähme der beiden letzten Wörter wieder Stammsil-
ben, doch inconsequent, denn neben panno findet sieb panu-
-staclan feuerstahl.
II in: pellekis giebel, palasallis ein fisch.
Wenn letzteres ein comp, pala^sallis ist, so steht auch 11
nar in Stammsilben, lieber die geminirten Zischlaute spä-
ter. Es steht also die geminata 40 mal in der Stammsilbe,
2 mal im suffiz.
Da wir die Holtzwäschersche Orthographie überall durch
die SchleicheFBche ersetzen wollen, so i&llt praktisch fllr
uns die gemination fort, wir schreiben einfachen laut.
88. Es fragt sich aber, ob sich aus der gemination
Holtzwäschers nicht theoretisch etwas entnehmen lasse f&r
die spräche selbst. Gemination wird in den sprachen bald
angewandt, um die Iftnge, bald, um die kürze eines vocals
zu bezeichnen. Ersteres, dem lateinischen und einzelnen
romanischen sprachen eigen, ist Cur das pomesanische sehr
wenig wahrscheinlich, letzteres hingegen, als deutsche weise,
mehr als wahrscheinlich. Im deutschen theile des voca*
bttiars gebraucht Holtzwäscher geminaten häufig, ich zähle,
wiedw abgesehen von den Zischlauten, 17 ck, 14tt, 10 pp,
1 bh, 5 ff, 9 nn, 3 mm, 9 11, 4 rr. Zwar ist er auch hier
wieder nicht consequent, indem er z. b. einmal volle, ein
andermal vole fohlen schreibt; wo aber geminata sich fin-
det, da ist es, wie oben im pomesanischen auch, stets in
der Wurzelsilbe, und zwar nach kurzen vocalen. Da die
Wurzelsilbe im deutschen gleichbedeutend ist mit der hoch-
tonigen silbe, so ergiebt sich: Holtzwäscher schreibt im
deutschen geminaten nach betonten silben mit kurzem vo-
cal. E2s liegt nahe, diese regel auch auf seine Schreibung
des pomesanischen zu übertragen, doch sind dabei erst die
litauischen formen auf länge oder kürze der Wurzelsilbe
hiti zu untersuchen. In den vergleichbaren litauischen Wör-
tern steht kurzer vocal, und zwar betont, in : vikei wicken,
Beitrüge s. rgl. sprachf. VI. 4. 29
442 Pauli
sllk6 häring, bütas haus, unbetont in: akA'tas granne,
atölas grummet, bite biene, kat^' katze, petis scbulter,
medüs honig, lubä brett, langer betonter vokal in büka
buche, tekglae Schleifstein, m^tas jähr, egiö tanne. Sehen
wir von büka ab, welches offenbar germanismus aus dem
niederdeutschen ist, so liegt in den zuletzt genannten for-
men überall die accentdebnung 6 vor, also an sich kurze
vocale (cf. Schleicher lit. spräche I, 15). Da nun das ie-
maitische in solchem falle oft die kfirze unter dem accent
bewahrt (1. c. 34), das pomesanische aber auch sonst sich
zum 2emaitischen neigte, so dürfen wir auch in den ent-
sprechenden pomesanischen Wörtern kurzen vokal anneh-
men. Wir haben also dann die gemination pomesaniscb
nur nach kurzen vokalen. Den nachweis, dafs das pome-
sanische die Wurzelsilbe betont habe, glaube ich oben ans
dem vocalismus erbracht zu haben, ich finde aber in der
gerainata eine neue nicht unwesentliche stütze dieses satses,
den das einmalige nn (in pelanno und pelanne) in einer
Sttffixsilbe wohl nicht alterirt. Somit schreibt also auch
in den pomesanischen Wörtern Holtzwäscher die geminata
nach hoohtoniger silbe mit kurzem vocal.
89. Von ungeminirten consonanten betrachte ich zu-
erst die muten. Sie entsprechen in ihrer anweodung bei
Holtzwäscher im grofsen und ganzen fast durohw^ deo
litauischen, doch zeigen sich im einzelnen einige abwei-
chungen. Zunächst sondert Holtzwäscher die fortes nnd
lenes nicht genau, so schreibt er z. b. lenis f&r fortis in:
agins äuge, lit. akis;
sagnis wurzel, lit szaknls;
lagno leber, lett. aknis;
grosis reif, lit. kruszä hagel;
siduko siebtopf, lit. setas sieb;
stibinis schlittenbein,. lit. stipinas Speiche ;
fortis fi)r lenis in:
siraplis silber, russ. serebro.
Holtzwäscher hat überhaupt, wie wir nachher eingehender
bei betrachtung der Zischlaute sehen werden, kein feines
preufaische Studien. 443
gehör Ar den untersobied der lenes uod fortes. Dazu
kommt, dafs gerade die foriis in der Stellung, die sie oben
einnimmt, d. h. sewischen vocalen, vor n oder anlautend
vor liquida, wirklich gern in die lenis übergeht, wie z. K
im lateinischen digitus, dignus, gracilis. Erwägt man dies,
so konnte Holtzwftscher leicht die zur lenis hinneigende
fortis als volle lenis auflassen und so schreiben. Doch
aber, denke ich, mQssen wir fortis schreiben, da auch der
samländische katechismus ackis äuge bietet. Derselbe be-
weist auch durch sein sirablan silber, dals hier p blofser
gehörfehler ist; ich schreibe daher b. •
90. Anders aber liegt der fall in:
kruwis fall, lit. griüti fallen.
Hier bietet der katechismus krct fallen und es scheint mir
demnach, als hfttte das preufsische in der fortis den ech-
ten laut, und die lit. lenis wäre erweichung.
91. Einige male schreibt Holtzwäscher die lenis, wo
das litauische die entsprechende weiche spirans bietet. Das
geschieht zunächst mit g f&r j. Letzteren buchstaben ver-
wendet Holtzwäscher im vocabular überhaupt nicht, we-
nigstens nicht im pomesanischen theile, sondern er schreibt
dafbr bald i, bald y. Das kommt einmal daher, dafs wur-
zelhaftes j sich nur in:
iuse fleischbrühe, lit.juszö sauerteigsuppe
findet. In suf&xsilben zeigt es sich öfter, hier hat es aber
den von Kurschat (lit. wb. I9 XI) bezeichneten mittellaut
zwischen i und j. Man kann sich daher nicht wundern,
wenn Holtzwäscher den laut bald so, bald so auffafste.
Weich, d. h. als i, ihn hörend, schrieb er i oder y, här-
ter g oder ig. Dafs diese auflassung richtig ist, beweist
im vocabular kragis beer neben caria-woytis beerschao,
karyago heereszug. Hier hat, von der sfiäter zu behan-
delnden metathese abgesehen, ein und dasselbe wort alle
drei Schreibungen. Ich schreibe nach consonanten i, nach
vocalen j. In cugis hammer schwankt der laut auch im
litauischen, wo sich küjis und kügis finden. Dagegen liegt
29 •
444 Pauli
iD Baligan grfin neben lit. äälias ganz offenbar nur die en-
dung -ian vor.
92. Ebenso erscheint einige male b, wo man v er-
warten sollte. Dem kragis ganz parallel steht ar-globis
Scheitel, welches, wie auch Nesselmann andeutet, doch ge-
wifs zu glawo köpf gehört. Hier aber wird das w als
echt durch das sl. glava erwiesen. Weniger klar liegt die
sache in wirbe seil. Hier bietet das litauische freilich
sein vlrvö (Schi. virv6') seil, allein daneben hat es doch
auch vlrbas birkenreis, virbinis schlinge. Zu kalabian
Schwert bietet der katechitmus kalblan, das litauische ka-
l&yijas. Letzteres ist wohl die etymologisch richtige form,
denn sollte ich irren, wenn ich das wort als verwandten
des lat. clftva keule hinstellte, beide durch das sufBx -va
von Wurzel kal schlagen, lit. k<i schmieden, hämmern,
abgeleitet, im litauischen -ija weitergebildet?
93. Zeigte sich hier eine gewisse gefbbllosigkeit des
Höltzwäscherschen obres ftr die unterschiede zwischen
homorganen, aber heterogenen lauten, wie sie sonst nur
Obersachsen und ThQringern (war er etwa von da gebür-
tig ?) eigen ist, und wie wir sie nachher bei den zischlau-
teo noch einmal treffen werden, so scheidet er zwischen
den verschiedenen organen ziemlich genau. Nur einige
male bringt er dentale statt der gutturalen, nftmlich t f&r
k in:
prei-talis ambofs, lit. prei-k&las;
torbis korb, lit. karbas;
tuylis Zuchteber, lit. kuilj^s;
turpelis schusterleisten, lit. kurp&lius.
Dafs hier wieder ein sfcemaitisirender zug des pomesani-
scben vorliegt, scheinen formen, wie das memelsche trau-
ssis bime fllr hochlit. kr&uszö anzudeuten, doch bringt das
vocabular neben turpelis leisten ein kurpe schuh, so dafi
Wir den laut des t wohl noch nicht als volles t ansetzen
dOrfen. Vielleicht ist er am besten als palatales (ich meine
das wort natbrlich im physiologischen, nicht im modern-
sanskritischen sinne) K zu bezeichnen.
preuTsiscbe Studien. 445
94. Einmal begegnet auch d för g, nämlich in:
addle tanne, lit. ägl6.
Da auch das poln. jodta diesen Übergang zeigt, so ver-
muthe ich fast in addle assimilation des gutturalen an das
dentale 1. Alsdann dürfte das d beizubehalten sein.
95. Weitere Verwechslungen der verschiedenen organe
kommen nicht vor. Zwar vergleicht Nesselmann pom. plo*
nis tenne mit lit. klA'nas, doch mit unrecht« Lett plahns
flach, subst. tenne, welches er gleichfalls beibringt, zeigt,
dafs beide Wörter nicht verwandt sind, kl&'nas verlangt
die grundform klaunas, plonis dagegen und plahns gehn
auf pl&nas zurück.
9(). In bezug auf die nasalen zeigt sich das pome«
sanische alterthümlicher als das litauische, insofern es vor
s und t das n bewahrt, wo wenigstens das hochlitauische
es auswirft. Das ^emaitische, so wie ältere drucke, schrei-
ben hier freilich meist das n, ob es aber wirklich noch
gesprochen sei, ist wenigstens vom jähre 1653 ab zweifel-
haft ( Schleicher lit. spräche I, 73 sq.). Im pomesanischen
dagegen sind sie unzweifelhaft gesprochen, da ja Holtz-
Wäscher nach dem gehöre schreibt, und es liegt somit hier
wirklich ein punkt vor, wo das pomesanische einen älteren
lautstand einnimmt, als das litauische. Dies n begegnet
nun in folgenden formen:
ansis haken, lit. ^sä (alt ansa) henkel;
sansy gans, lit. ä^jsis (alt tonsis);
menso fleisch^ lit. mösä;
ratinsis kette, lit. retöiis;
wanso flaumbart, lit. üsas schnnrbart;
pentinx freitag, lit. pötnycza *" ).
Hierbei ist zu beachten, dafs im litauischen crsatzdehuung
eintritt, denn q ist stets lang, en und in erscheinen als ^,
wan als a. Das 6 als ersatzdehnung vergleicht sich dem
sl. i in formen, wie väsn ich ftihrte (Ur vcdsü u. a« (Schlei-
*) AUbalg. in§80, ret^zi, v^u, p^tmica. J. S.
446 Pauli
eher comp.* 122) und ähnlichen erscheinungen im sanskrit,
griechischen, lateinischen und gotischen.
97. Aehnlich, obwohl etwas verschieden, liegt der
fall in:
penpalo wachtel, lit. pütpela.
Als grundform scheint mir fQr beide ein *penpala voraus-
zusetzen, woraus das litauische zunächst *pentpela bildete
mit einem t als vermittler der disharmonirenden laute n
und p; dann wandelte sich en zu u, wie auch sonst im
litauischen, und so entstand dann pütpela.
98. Von den Spiranten ist in bezug auf das j schon
oben (91.) erwähnt worden, dafs Holtz Wäscher das zeichen
j Oberhaupt nicht gebrauche, sondern bald i, bald y, bald
g (ig) schreibe. So erklärt sich dann, auch oy als oji in:
artoys ackersmann, lit. art6jis;
ie als 6ji (i = ö nach 13) in:
medies Jägersmann, lit. medö jis.
99. Mehr zu sagen ist vom v. Hier zeigt sich das
pomesanische alterthfinllicher als das litauische, indem es
V bewahrt hat in:
swestro Schwester, lit sesA' ;
swibe finke, lit. szubö ;
wanso flaum, lit. usä schnurbart,
wie f&r letzteres wort das polnische w^s beweist.
100. Vor o, ä und u im anlaut findet sich ganz re-
gulär ein w vorgeschlagen, ähnlich wie in der mundart
Ejdymtts (Schleicher Donaleitis 338) und im altslawischen
(id. comp.^ 132). Das geschieht im vocabular in:
wobalne apfelbaum, lit. obelis;
woble apfel, lit. obfilj^s;
wobzdus dachs, lit« obszrüs;
wosee ziege, \
wosistian zicklein, ) lit. oä;ys, o^itikas bock;
W06UX Ziegenbock, ;
woasis esche, lit. usis;
wutris Schmied, lit. fehlt,
allen pom. autre schmiede beweist auch hier den verschlag.
preufsiBche studieD. 447
Dieser Vorschlag ist natürlich in der schrift beizubehalten,
doch schreibe ich hier, wie Qberall, dem Schleicherschen
Systeme zu liebe, v statt w. Ein vorgeschlagenes j bietet
das vocabular nicht.
101. Wie oben in artoys, medies das j zwischen vo-
calen uubezeichnet blieb, so auch einmal das v, nämlich
in gertoanax habicht, denn ich glaube nicht zu irren, wenn
ich hieraus ein gerto(w)anax herauslese und es dem sper-
glawanag(8) Sperber parallel stelle; lit. vänagas heifst raub-
vogel, speciell habicht, gertoanax ist demnach der hühnerT
habicht, sperglawanag der sperlingshabicbt.
102. lUthselhaft ist das verhältniis von:
wobilis klee, lit. dobilas.
Gehen beide auf eine grundform dvobilas oder dvabilas,
oder hat Holtzwäscher sich geradezu verhört oder ver-
schrieben?
103. Eine eingehendere betrachtung erfordern unter
den Spiranten die Zischlaute. Das litauische hat dereu
bekanntlich vier, s und z, sz und z, das pomesanische bie-
tet anscheinend nur einen, das s, woneben blois vereinzelt
seh und z erscheint. Gehen wir auch hier wieder von
der deutschen Orthographie Holtzwäschers aus, so ist zu-
nächst sicher, dafs er scb und s ganz klar auseinander
hält, denn er schreibt sne schnee, swarte köpf haut, slag
schlag, smyt schmied, arsbel hinterbacke, weil er noch so
sprach, aber schuch schuh, schere scheere, vysch fisch,
esche esche. Nach r erscheint in hircz hirsch (d. i. hirz)
auch einmal cz tfXr s. Nach kurzen vocalen verdoppelt
er s zu SS, seh zu ssch oder schz in derselben weise, wie
er überhaupt die gemination anwandte (cf. 87.), so in nes-
sel nessel, kessel kessel, schussel schflssel; assehe asche,
halpvischz halbfisch, schölle. Dagegen ist ihm, wie er
sich schon oben in bezug auf fortis und lenis als unzuver-
lässig erwies, der unterschied zwischen hartem und wei-
chem s noch gar nicht aufgegangen. Für beide durchein-
ander gebraucht er sein s, gelegentlich auch einmal z. So
ist 8 geschrieben für den scharfen laut in vues fufs, hals
448 Pauli
hals, weyae waizen, fCkr den weioben in naselocb naalocb,
reise heereszug, ebenso z fOr den scbarfen in acbze acbse,
oobze ochse, vochz fuchs, welz weis, f&r den weichen in
naze nase, bloze blase, meyze meise, senze sense. Ver-
einzelt begegnet sz Ar scharfes s in suszemilch sfllse milch.
104. Daraus folgt nun also, dafs wir Holtzwäscher
in den pomesanischen Wörtern wohl in bezng auf den un-
terschied von seh und s trauen dürfen, dafs aber, da der
unterschied zwischen hartem und weichem ziscblaut ihm
noch Oberhaupt gar nicht aufgegangen ist, in bezug hier-
auf seine Schreibweise für uns absolut unmafsgebend ist,
dafs vielmehr der richtige laut lediglich aus den verwand-
ten sprachen zu erweisen ist. Demnach steht scharfes
s in:
sabatico Sonnabend, lit« subatä;
sagis schnalle, lit. sagtis ;
sackis harz, lit. sakai;
saule sonne, lit. saulö;
semen saat, lit. sömA';
semeno brach vogel, lit. s6men6' hänfling;
siduko durchschlag, lil« setas sieb;
sylecke häring, lit. silkö;
siraplis silber, lit. sid&bras;
sosto bank, lit. söstas stuhl;
suris käse, lit. süris;
slayx regen wurm, lit.slekas;
slauke grofse Schnepfe, lit. slaukä;
sliwaytos pflaumen, lit. slyva;
snaigis schnee, lit. sn^gas;
snoztis rotz, lit. snarglj^s;
swestro Schwester, lit. sesä';
swetau weit, lit. sve'tas;
sparis sparren, lit. sparas;
spenis zitze, lit. spenj^s;
Stade stütze, lit. st&kl^ lüsstock;
staldis stall, lit. stäldas;
stalis tisch, lit. stalas;
preursische Studien. 449
stark!» zander, lit. starkas;
steege scheune, lit. stegti d<ich decken;
stibinis achlittenbein, lit. ste'bas pfeiler oder etipi-
Das Speiche;
stiele trinkglas, lit. stiklas;
stogis dach, lit. stögas;
stubo Stube, lit« stabil;
asilis esel, lit. &silas;
ausins ohr, lit. ausls; '
glossis korbweide, lit. glösnis weide;
lyso ackerbeet, lit. lys^ garteobeet;
maso fliege, lit. musö';
Qosy nase i ,.^
' . 11 lit. DOSIS Dase;
Dose-proly DaseDloeh, )
possi bälfte, lit. püsö ;
woasis esche, lit. ü'sis;
aDsis hakcD, lit. ^ä hcDkel;
meoso fleisch, lit. iDösä;
waoso flaumbart, lit. usai schurbart;
werwersis lerche, lit. we versus;
gislo ader, lit. gysla;
creslaD lebostuhl, lit. kr^'slas ehreDstuhl;
glosto Wetzstein, lit glostyti streichelD;
lasto bett, lit. last^ mastDCSt der gäDse;
mestan Stadt, lit. mestas;
pauste- wild, lit. püstas.
Hier also ist überall die Schreibweise s beizubehalten, resp.
einzufährcD , ebeoso natürlich, wo der zischlaut auslautet,
dcDD iD dieser lautlage findet sich blofs scharfes s.
105. In folgenden formen dagegen ist die Schreibweise
z gemäl's dem litauischen einzufahren:
brisgelan zäum, lit. brizgelas;
brusgis peitsche, lit. brüzgas baumstumpf;
treste drossel, lit. strizdas,
also lediglich vor eiuer media, denn das t Id dem letzteo
worte ist des s wegCD fälschlich so dargestellt
106. WeDdeu wir uds jet^t zu dem lit sz, so findcp
450 Ptittli
wir deD entsprechenden laut scb in unserni vocabular nur
in folgenden formen:
achumeno draht, ) ,.^ . .^, ^, • .• i •
, . / lit. siuti nahen, siuvikas schnei-
schutuan swirn, ) , , , ^^ , , ^
, ... , / , l der, aber lett. schuht,
schuwikis Schuhmacher, j
und in
scbokis gras.
Wenn letzteres dem lit. szüka heuhaufen, dem es sich ver-
gleichen liefse, wirklich verwandt ist, so wäre dies das
einzige beispiel, dals lit sz und pomesanisches ach sich
entsprächen, denn in schumeno (wie Nesaelmann jedenfalls
richtig liest), schutuan, schuwikis ist ach doch, wie im let-
tiecheu, jedenfalls aus sj entstanden, welches die wurzel
siv, sju verlangt.
107. Ueberall sonst antwortet dem lit. az pomesani-
achea s, und da, wie wir gesehn haben, Holtzwäacber sonst
s und ach acharf acheidet, so iat anzunehmen, dafa hier
wirklich ein lautunterachied beider aprachen vorliegt, inao^
fern daa pomesanische gleich dem lettischen f))r lit. s und
sz denselben laut des einfachen scharfen a hat. Beiapiele
dafür aind:
aagnia wurzel, lit. azaknis;
aalmia heim, lit. azalmaa;
aarke elater, lit. azärka;
sarwia waffen, lit. azarvai (piur.);
aazato baumstamm, lit. azekaztaa;
aeeae amael, lit. az5z6 (S?);
silkaa aeide, lit. szilkai (plur.);
sylo beide, lit. szilas;
sirmes lauge, lit. azarmaa;
sirailia hornifa, lit. szirszlys;
sywan grau, lit. sz^vas weifs;
aunia hund, lit. szA' ;
slayo Schlitten, lit. azlajoa;
slaunia oberachenkel, lit. szlaünis;
awibe fink, lit. azub6;
abae eape, lit. apuaz6;
preofsische Studien. 451
aysmis spiefs, lit. eszmae ;
assegis barsch, lit. eszer^s;
assis achse, lit. aszis;
grosis r^if, lit. kruszä hagel;
juse fleischbrOhe, lit. jusie sauerteigeuppe;
craasy birnbaum, lit. krauszis;
craasioB birne, lit. krausz^;
kiosi becher, lit. kiaüszö birnschale (?);
lasasso lacbs, lit. läsziszas ;
laysis lacbs, lit. lüszis;
moazo muhme, lit. mösza Schwägerin;
reisis nufs, lit. reszutas;
bninse plötze, lit. brünszis;
pasne Stiefel, lit. püsznis;
wisnaytos kirschen, lit. v^szna;
aswinan pferdemilch, lit. &szva stute ;
pleske sielengeschirr, lit. pleszk6' ;
ploaste bettlaken, lit. plösztö;
esketres stör, lit. erszk^'tras;
mit contractiou:
prastian ferkel fUr prasistian, lit. pärszas;
werstian kalb fOr wersistian, lit. v^rszis.
108. Das schriftzeichen s tritt nun bei Holtzwäscher
coDsequent anch fbr lit. ± aaf. Da wir sahen, dafs er
hartes und weiches s nicht scheidet, so dfirfen wir hier
sicher annehmen, dafs dies dem lit. i entsprechende s das
weiche und demnach mit z zu schreiben sei. Die ein«
scbläglichen formen sind folgende:
saligan grfin, lit. ^lias;
same erde, lit. ±imh\
sansy gans, lit. ^^sls;
sari glnt, lit. 2arija glflhende kohle;
semo winter, lit. iSmä;
sixdo sand, lit. i^g^dras kies;
sirgis Wallach, lit. Jirgas rofs;
smoy mann, lit. zmA;
soalis kräuticht, lit. iolö' kraut;
452 Pauli
asy rain, lit. ez^' ;
assaran landsee, lit. iteras;
ausonis eiche, lit. aui&las;
gegose kukuk, lit. gega±ä';
moasis gerate, lit. meiei;
seese amsel, lit. szS^e (doch auch sz^sze);
wessis spazierschlitteD, lit. va£is;
wosee ziege, lit. o^^s bock;
wosux Ziegenbock, lit. oiiükas;
gelso eisen, lit. geleiis, gelils;
berse birke, lit. börias;
ratinsis kette, lit. ret^iia;
bliisne milz, lit. blutn6.
10!). Das ergebnifs ist demnach dieses: das pomesa-
uische hat, abgesehen von vereinzeltem sch^ nur zwei Zisch-
laute, 8 und z, ersteren gleich lit. s und sz, letzteren gleich
lit. z und ±, Hierdurch scheidet es sich bedeutend vom
litauischen und stellt sich entschieden auf seite des letti-
schen, so wie auch des slawischen, dessen s gleichfalls ss
lit. s und sz, so wie z = lit. z und i (cf. die laattabelle
Schleicher comp.' 340). Beide laute, s und z, werden im
folgenden auch durch diese buchstaben bezeichnet werden.
110. Dem entsprechend dürfen wir nun für die grup-
pen, guttural + zischlaut, deren das litauische vier bietet,
pomesanisch nur zwei erwarten, nämlich ks für lit. ks und
ksz, sowie gz ftkr lit. gz und g±. HoltzwAscher scheidet
in seiner Orthographie natürlich ks so wenig von gz, wif*
s von z, sondern schreibt durchweg x, bisweilen ks. Die
verwandten sprachen bieten aber auch hier das mittel der
Scheidung. Es ist demnach ks zu schreiben in:
inxcze niere, lit. inkstas;
saxsto baumstumpf, lit. szeksztas;
dagegen gz in:
krixtieno erdschwalbe, lit. kregakd^' schwalbe;
sixto Saud, lit. ^ g^dras.
In diesen letzten beiden formen hat die nnempfindlicbkeit
Holtzwäschers gegen fortis und lenis sich auf das folgende
preufsische Studien. 453
(1 übertragen, welches er hier als t schreibt (cf. oben auch
siduko 89 und treste 105).
111. Im litauischen wechseln die x-laute häufig mit
den blofseu Zischlauten und die gutturalen sehwinden. So
steht neben plöksztas eine band voll die form plösztas,
neben ±egtdTAS sand zö'^dras, neben ä?aig2de stern ivai^d^.
So hat nun das pomesanische mehrfach x-laute neben lit.
s-lauten. Der fall zeigt sich in:
klexto kehrwisoh, lit. klastykl^ besen;
au*klextes oberkehricht, lit. nü-klastos;
kexti zopf haar, lit. kasä zopf ;
plinxne plfttze (gebäck), lit. plyskas fladen ;
wo ks, und in:
laxde haselstrauch, lit. lazdä,-
wo gz zu schreiben ist, wie auch die lettische form lagsda
neben lasda sich findet.
112. Der Wechsel zwischen x und s ist aber auch
dem pomesanischen nicht fremd. Es steht im vocabular
lanxto fenster neben perst-lanstan fensterlade. Jedenfalls
beweist das, dafs auch im pomesanischen der guttural von
dem Zischlaut Qbertönt wird und demnach auch wohl schwin-
den kann. Es darf daher auch nicht befremden, wenn
sich pom. s neben lit. x findet, wie in :
ausis gold, lit. auksas;
instixs daumen, lit. n^ksztis;
riste ruthe, lit. rykszti^,
wo überall scharfes s vorliegt.
113. Bisweilen auch haben das pomesanische und li-
tauische den gutturalen beide getilgt, und nur das letti-
sche weist ihn nach; so in:
pirsten finger, lit. pirsztas, lett. pirksts;
plasmeno fiifsrist, lit. plasztaka handfläche, lett.
pleksne rist,
wo das s gleichfalls als scharf, und in:
listis lager, lit. lizdas nest, lett. ligsda,
wo es als weich erwiesen wird.
114. Bei letzterem worte sei es mir verstattet, einen
454 Panli
etymologischen gewinn zu constatiren. Durch die lettiBche
form wird die gewöhnliche etymologie von lit. lizdas, die
es, mit angeblichem Wechsel von 1 und n, zu deutschem
nSst und seinen verwandten stellt, als unhaltbar darge*
than; das wort gehört vielmehr zu griech. i^iz^g^ ^^^ lecttca,
got. ligan.
115. In :
lanxto fenster, lit. l&ngas;
snoxtis rotz, lit. snargl^s;
soanxti funke, lit. tvkke kerze
kann erst durch Untersuchung der suf&xe festgestellt wer-
den, ob ks oder gz vorliege, dagegen ist in:
plauxdine federbett, lit. plauzdinö bett
wohl ks zu sehreiben, denn lit. piünksna feder hat diesen
laut, und da das litauische auch sonst (cf. Kuraohat lit
wb. I, XVIII Ober m^sdinu) harte zischlaute vor d duldet,
so darf man das auch wohl f&r das pomesanische voraus-
setzen, obwohl das lit. pl4uzdine erweichende assimilatioo
zeigt. In lauksnos gestirne ist das harte ks nicht zwei-
felhaft.
115. In wenigen formen findet sich bei Holtzwäscher
ein cz. Im deutschen theile bezeichnet er damit unser
jetziges z, geminirt czcz == tz, einmal auch unser sz nach
liquida in hircz hirsch. Ebenso gebraucht er es io pome-
sanischen Wörtern. Wenn wir absehen von czilix zeisig,
welches mir neben lit. ±flt meise dunkel bleibt, so be-
zeichnet cz einfach scharfes s nach der liquida in:
culczi hüfte, lit. külszis;
unser z dagegen ist es in: karczeroo krug und stukamec-
czeris' Stechmesser, beide entlehnt, ersteres dem poln. kar-
czma, letzteres dem deutschen. Auf den ersten blick kann
es befremden, dafs ich neben poln. karczma, lit. karczamä,
wo cz beidemal = tsch, für pom. karczemo es gleich ts
setze. Allein das verhältnifs ist kein anderes, als wenn
pom. sirsilis neben lit. szirszlys steht, denn pom. ts : lit.
tsch SS pom. s : lit. seh. Aufserdem schreibt Holtzwisoher
auch im deutschen kretzem, wo über den laut gar kein
zweifei sein kann.
preufsische Studien. 455
llß. Der gewichtigste grand aber für pom. cz ass ts
liegt darin, daCs die lautgruppen tö und d± (lit, cz, di)
sich Oberhaupt im pomesanischen nicht finden. Sie ent-
stehen im litauischen ja meist aus ti, resp. di. Hier aber
tritt wieder das pomesanische völlig auf Seite des ^ernai-
tischen, welches bekanntlich das ti, di rein bewahrt. Glück-
licherweise bietet uns das Tocabular je ein beispiel f&r
jeden fall; denn
plauti lunge, lit. plaüczei;
medione jagd, lit. med:&önd
beweisen uuumstöfslich den äemaitischen character des po-
mesanischen in dieser beziehung.
117. Nicht so rein bewahrt es sich in bezug auf jene,
wenn ich so sagen soll, spontane Wandlung des d in zd
und weiter in z (Schleicher comp.* 322). Zwar hat es
reinea d in:
bordus hart, lit. barzdä;
daneben aber findet sich auch gerade umgekehrt s, d. i.
hier z, neben lit. d in:
glosano blindschleiche, lit. glodenä.
118. Wenden wir uns nun zu den halbvocalen
(liquiden), so zeigt sich uns hier zuerst ein gewisses
schwanken in der Stellung derselben oder es finden sich,
nach gewöhnlicher ausdrucksweise, mehrfache metathesen.
So bietet das vocabular die schon von Nesselmanii p. 7
hervorgehobenen formen:
g awo op > J ij^ ^]^^ j^^ £.
pec-galwis genick, )
kragis beer, ) i«^ i.^ • i_ •
. ^ 1 i. i_ A I "t. kanas kneg;
karyago heerfahrt, ) °
prastian ferkel, lit. p&rszas schwein;
grabis berg, sonst -garbs (in Ortsnamen);
nage-prietis zeh, j ,.^ ^^^^
pirsten finger, ) ^
Da auch dem Jitauischen solche metathesen nicht fremd
sind, wie z. b. in tramyna termin, so mössen wir hier im
vocabular wohl wirklich gleichberechtigte nebenformen an-
456 Pauli
erkennen, die mit dem halbvocal vor dem vocal hervor-
gegangen ans einer slawisirenden neigung, wie sie mcii
auch in der Vermischung des s mit sz und des z mit i
zeigte.
119. Während in:
*
werwirsis lerche, lit. vevers^s
die rednplicationssilbe im pomesanischen das r bewahrt
hat, vermifst man es einige male, wo es im litauischen
steht. So schreibt Holtz Wäscher:
snoxtis rotz, lit. snarglys;
esketres stör, lit. erszke'tras;
geeyse reiher, lit. gerszö;
stxto sand, lit. ^ö'g^dras;
wobsdus dachs, lit. obszrüs.
Ich glaube, dafs hier Holtz Wäscher das r flberhftrt hat,
welches vor und nach den Zischlauten vielleicht unvollkom-
men gebildet wurde. Demnach scheint es doch besser ge-
schrieben zu werden. Man könnte geeyse au)ßh mit Ht.
gensz6 vergleichen wollen. Da aber sonst im vocabular
gerade n vor s stets bewahrt ist (96.), so erscheint es bes-
ser, die form gersz^ zu gründe zu legen. Ffir wobsdus
neben obszrüs ist wohl als grundform des soffixes -drus
anzusetzen, so dafs das litauische das d verloren hätte.
120. Zwischen vocalen scheint das pomesanische r den
laut des r gutturale oder uvulare (Brücke physiologie der
sprachlaute 49) gehabt zu haben. Ich schliefse dies ans
der Schreibweise Holtzwäschers, der in folgenden wörtem
rg oder g schreibt, wo die verwandten formen r haben:
angurgis aal, lit. ungurj^s;
wargien kupfer, lit. varias;
assegis barsch, lit. eszerj^s.
Neben wargien steht im vocabular selbst warene messing-
kessel. Doch könnte man auch das g zum folgenden i
ziehn und gi als bezeichnung des mittellautes zwischen i
und J ansehn, der oben (91.) schon durch g (ig) sich be-
zeichnet fand. Zu schreiben ist jedenfalls blofses r.
121. Auff&Uig ist auch das Ig neben lit. 1 in:
prenrsische Btndien. 467
baignan sattel, lit. bklnas;
baigniniz sattler, lit. balninlnkas.
Ist hier im litauischen g ausgefallen, oder bezeichnet lg
das frfiher auch im litauischen vorkommende t (Eurschat
lit. wb. I, XV)? Sollte letzteres der fall sein, dann möchte
ich in dem li von:
arelie adler, lit. erälis
das palatale 1 = l+j (Schleicher comp.* 305) suchen,
obwohl man arelie auch als arelia deuten könnte nach der
uncontrahirten ia-declination, wovon später.
122. In:
luriay meer, lit. jüres;
lagno leber, lett. aknis
könnte prothetisches 1 vorliegen, wie in lit. lözüvis neben
pom. insuwis, sl. j^zykü, doch möchte ich auch die mög-
lichkeit eines Schreibfehlers für iuriay, iagno (cf. iuse) nicht
ganz von der band weisen.
123. Auch im gebiete des consonantismus fanden wir
also mehrere punkte, die nicht blofs falscher auffassung von
Seiten Holtzwäschers zuzuschreiben waren, was allerdings
auch oft genug vorkam, sondern die wirklich abweichende
lautgestaltungen des pomesanischen erwiesen. Es waren
vornehmlich folgende:
1) das pomesanische zeigt sich alterthümlicher als das
litauische in der bewahrung des n vor s und t;
2) neigung zum äemaitischen läfst sich auch bei den
consonanten beachten: ti und di bleibt bewahrt und
wird nicht in cz, d± gewandelt;
3) der verschlag von v vor dumpfen vocalen ist slawi-
sirend, zeigte sich aber auch in einzelnen litauischen
mundarten;
4) auch die metathesen des r und 1 sind slawischer na-
tur, obgleich dem litauischen nicht völlig fremd;
5) der wichtigste und wesentlichste unterschied des po-
mesanischen vom litauischen beider mundarten ist die
behandlung der zischlaute, indem es hier s fbr s und
Mtrlge X. vgl. tprachf. VI. 4. 30
458 Pauli, prenTsUche Stadien.
8z, z f&r z und ± gemeinschafUioh bat, wodurch es
völlig auf Seite des lettischen und slawbchen tritt.
124. Das oben aus der Betrachtung der vocale gefun-
dene accentgesetz, wonach das pomesanische, gleich dem
iemaitischen, die Wurzelsilbe betont, fand durch die be-
trachtung der consonanten, vornehmlich der von Holtz-
Wäscher geminirt geschriebenen, seine volle best&tigang;
es fand aber gleichzeitig noch eine erweiterung dahin, dals
diese betonung die vocale der Stammsilbe in bestimmt
nachweisbaren fUlen nicht gedehnt hat, wodurch wieder
das pomesanische auf seite des iemaitischen tritt.
125. Als schlufsresultat, die Stellung des pomesani-
schen zu den verwandten sprachen betreffend, ergiebt sich
somit: das pomesanische ist dem iemaitischen in manchen
punkten des vocal-, so wie des consonantensystems, na-
mentlich auch in der betonung, näher verwandt als dem
hochlitauischen ; es überragt aber beide mnndarten in man-
chen punkten an alterthümlichkeit und nimmt in bezug auf
die Zischlaute eine so singulare, dem lettischen und slawi-
schen zuneigende Stellung ein, dafs es keinesfalls als bloise
litauische mundart angesehen werden kann (cf. nämlich
Schleicher lit. spr. I, 2).
Die folgende abhandlung wird sich mit der wortbil-
dungs- und flezionslehre des pomesanischen beschäftigeD
und, wie die vorliegende, die unkritischen Schreibungen
Holtzwäschers durch gewinnen allgemeiner gesichtspunkte
zu normiren und zu regeln suchen. Auch sie wird sich,
gleich dieser, zunächst auf das von Nesselmann gebotene
material, d. h. die nächstverwandten sprachen, beschränken.
Was dann noch als rOckstand in der retorte geblieben ist,
wird in einer dritten einer schärferen etymologischen be-
handlung unterworfen werden, woran sich zum schluls die
Zusammenstellung der erschlossenen formen in Schleicher-
scher Orthographie schliefsen soll. Die weitere betrach-
Stokes, das altirische verbum. 45d
tung der accentlehre, namentlich in bezug auf die Unter-
scheidung zwischen gestofsenem und geschliffenem tone,
mufs vor der hand bis zur Vollendung des Wörterbuchs
von Kurschat verspart bleiben.
Monden, 9. october 1869. Dr. Carl Pauli.
Das altirische verbum.
Seit ich meinen aufsatz in den beitr. z. vergL sprachf.
III, 47 geschrieben, habe ich alle verbalen formen in dem
Fölire von Oengus und in den zwei bruchstücken des
Amra Choluimchille, die in dem Lebar na huidre
enthalten sind, gesammelt. Desgleichen habe ich die seltne-
ren formen in den Goidilica, in dem Tripartite Life of
Patrick (Egerton 93, Mus. Brit. u. Rawl. 505, Mus. Bodl.)« io
dem Seirglige Conculainn (herausg. von O'Curry in
der Atlantis, aus dem Lebar na huidre), dem Fis Adamnain,
dem Sc^la na eserge und anderen stücken in demselben ms.
pp. 15 — 42, Cormac^s Glossar, Codex B., O'Clery's Glossar
(Louvain 1643), O'Davoren's Glossar, dem Senchas M&r,
Dublin 1865 U.S.W, gesammelt. Neuerdings habe ich noch
den vortheil gehabt, die 55 selten über das irische verbum in
dem ersten theile von EbeFs trefflicher ausgäbe der Gram-
matica celtica lesen zu können; und nun soll meine aufgäbe
eine doppelte sein, erstlich, so weit es mir möglich, die for-
men nachzutragen, welche weder Zeufs noch Ebel gefunden,
und zweitens mit geziemender bescheidenheit gewisse
punkte festzustellen, über welche ich mit dem letztgenann-
ten gelehrten nicht einer meinung sein kann. Unser streit
wird, so hoffe ich, durch Schleicher ^ ) in der dritten aus-
') Dieser abschnitt war gescliriebeiii bevor ich von dem schweren Ter*
lust gehört hatte, den die vergl. Sprachforschung dnrch Schleichen tod er*
litten hat. Stadirende des celtischen sind dem gelehrten an grofsem danke
verpflichtet, der das altirische zuerst als eine der acht hanptaächlichaUn
indogermanischen sprachen behandelte.
30*
460 Stokes
gäbe 861968 Comp6Ddium8 entschieden werden, oder dorch
Loitner, dem ich diesen aufsatz fireundachafUichBt zaeigDe,
oder durch Nigra, ftr dessen vortreffliche ausgäbe der
Turiner glossen ich zeugnifs ablegen will, oder durch
Ascoli, von dem wir einen vollständigen abdruck der alt-
irischen glossen zu Mailand erwarten dürfen.
§. 1. Das praesens indicativ activ.
Zuerst mufs ich meine genugthuung darüber ausspre-
chen, dafs, wie ich finde, Bbel in Übereinstimmung mit
mir (beitrage III, 47) im indicativ drei classen anerkennt,
die a-, die ft- und die ia-stämme, welche beziehentlich mit
der dritten, ersten und vierten conjngation des lateinisdien
zu vergleichen sind. Wir stimmen ferner darin überdn,
dafs wir eine besondere classe in gniu „facio^, -clu „vi-
deo^ und ihren zehn oder zwölf compositen nicht aner^
kennen. Aber was gniu betriffi, so ist es nicht wahr»
scheinlich, dafs viele Sprachforscher Ebels theorie') an-
nehmen werden, es sei nur eine abart der ersten oder
ä-reihe, die mit der ia-reihe in der vocalischen declination
zn vergleichen sei. Dies erklärt die länge des i nicht.
Mir scheint, daft, wie in dem ähnlich flectirten verbum
-oia (aus *ceiu, ^cesiö), ein wurzelhaftes s zwischen vo-
oalen verloren gegangen ist '), so in gniu (aus *gnein, *ge-
nesid) wir ein denominativum haben vom s- stamm gn^
') Ebel selbst scheint dieser theorie nicht ganz gewiA zn sein, denn
Z. ' p. 428 — 488 behandelt er gnfa als zur ersten oder X-reihe gehörig:
abor pr 48S beh«nd«U er das praateiiiMim dori0»i tla m d«r dritten oder
ia-reihe gehörig; und in den berichtignngen zu Schleicher's Comp. 2. aufl.
p. 856 ftthrt er gnfu als ein beispiel von Lottners 8 -classe (beitr. 11, 824)
an, deren vorhandenaein im oeltisoben nicht fettgeateUt isl.
') Dies s ist erhalten in imCASti (conpiderandna) imCAIBoi« (gl*
specimen), remCAISsiu (Providentia), fresCSiu (spes), nephft^esCAStn (gl.
insperata, morte) Ml. 66 d. foirCSiu »looking^n«, I SM. 288, deiCSin (visio),
a comCISnib («Arom inspections* ), O'Davoren 40, adCHESa (Tiana est):
rdnic fath nad adaig acCEStar .i. aicither („er kam zu einem land, worin
nacht nicht gesehen wird*), Amra Chol, (vielleicht ein s-fhtnmm), eais .i^
suil «oculas**, O'Cl. 61. Wenn wir den gewöhnlichen waadel von p su c
und Verlust von anlautendem s annehmen, so würde das ir. -cfn ss lat
spero aus *speso sein, wie gnfn ss genero aus *geneso ist.
du altirisDhe verbam.
461
s: *genee (skr. ^aiias) wie latein. genero (aus ^geneso),
aiy{€a)i(a etc. Das -iu wflrde so ein älteres -eiu aas
-e(8)id darstellen, und die verba gnio und -ciu mOfsten
zar dritten oder ia-reihe gerechnet werden. Die paradig-
men der dr^i classen im praesens indic. act würden dann
folgendennafsen beschaffen sein:
caru [„amo^]
-oari (-ai)
-cara
-caram
-carith (-id)
-carat
Alte (oder „subjoined^) form.
1) il- stemm: 2) ä- stemm:
Sg. 1. biru, blur [„fero^]
2. -bir
3. -beir, -ber
PL 1. -beram
2. -berith (-id)
3. -berat
8) ia-stemm:
Sg. 1« ailia [„oro^) gniu [^facio^]
2. -aili -gni
3. -aili -gni
PI. 1. -&ilem -gniam
2. -4ilith (-id) -gnüth (-id)
3. -&ilet -gniat
Spätere (oder y^absolnte") form:
1) S -stemm:
Sg. 1. berimm
2. beri
3. berith (-id)
rel. beres
2) ä- stemm:
carimm (-aimm)
cari (-ai)
carith (-id, -aid)
caras
PI. 1. bermme, beripmit carmme, carmmait
carthi
oarit (-ait)
carate
2. berthi
3. berit
rel. berte
8) te-stemm:
Sg. 1. &ilimm gniimm
2. iili gni
3. &ilith (-id) gnfith (-id)
rel. &iles gnis
4G2 StokM
«
PL 1. ailmme, ulnmiit gnimme, gnimmit
2. äilti gDitbi
3« üiit gniit
rel. &ilte gnite.
Die alte oder kürzere form, welche ZeulB „brevior,
coDstructa vel negativa^ nannte, nennt Ebel „forma snb-
)oncta^ und sagt „brevior forma... semper est sabjancta
Tel praepositionibas vel particalis quibnsdam ut verbalibiis
no, ro, negatiTis ni, n&(n&d, n&cb), interrogatiTae in.
Wahr let es, dafs in den ältesten scbriften nach praepo*
sitionen oder den genannten partikeln im plnral und in
der 2. and 3. person des Singulars die kOrzere form immer
gefunden wird. (Der grund ist vermutblich, im falle der
Zusammensetzung der verba mit praepositionen, dafs die
pronominalen anf&gungen, die sich in der späteren form
finden, worte von einer unbequemen länge ergeben hätten,
und im andern falle, wo den verbis die bezeichneten Par-
tikeln vorangeben, dafs man der emphatischen bezeichnung
der person meist wenig bedflrftig war). Aber es ist ebenso
wahr, dafs sich die kürzere form. in der 1. pers. sing, fin*
det, ohne dafs sie mit irgend einer praeposition zusammen-
gesetzt, ohne dafs ihr irgend eine partikel vorgesetzt wäre.
So: — aco .i. nego, unde ac, H. 3. 18. p. 80, col. 1.
tiagu, tiagu-ssa (aa areixta): frisgart oUdom in bre-
them birusa for firu . . d^answered O. the brehon. „j,I
adjudge on men etc.^^) Rawl. 505, p. 252 col. 2. bero
(ms. bera)^) ord n-aire .i. brethemnaighimsi ordugbudb
na hesgaine („I adjudge the ordering of the curse'')
O^Dav. 49: arco fuin dom dia (,|ich erflehe tod von mei-
nem gott^) Cormac: arco fuin dom rig („ich erflehe tod
von meinem ktaig^) Lebar na buidre, 77: ised inso rogab
patricc forsin cailech gaibiu anfis ibiu anfis frisia üathib
*) O'Davoren hat bo fiÜBchlich ni aera (leg. aeni) aen cacb („ich Ter-
spotte niemand") 47, tisca (leg. tiscn) bri ban finn („ich beginne die wort«
von chSnen frauen*) 57. So vielleicht (TCuny, Longes mac nUismg 445
n. tong atong (leg. tongu tong?) «ich schwöre einen eid«: cf. tongn-ea logi
«ich schwSre einen eid* (woher intf dodfongad „iaqni id jnrabat*
Ml. 86b) 0*Don. snpp. s. ▼. tongaim.
d«a altiriaohe yerbam. 468
ibia IHho in christo ihn. amen. .i. oiabeith afis oonnd
oencofil ibthar inanmum fsu crist (^dies ist, was P. wie-
derholte Aber dem (vergifteten) kelche: ,,Ich nehme in
Unwissenheit, ich werde trinken in Unwissenheit, was davon
komm^i (?) wird^ *). Ich werde trinken weine *) in Christo
etc. i. e. „ob die kenntnifs davon uns beiwohne (oder) ob
nicht, es soll getrunken werden in Jesu Christi namen^)Trip.
Life of Patrick, B. 163.b» guidiu itge doib («Ich bete
ein gebet an sie^), Fölire Oenguso, prol. 17. guidiu itche
naile („Ich bete ein anderes gebet *<), ibid. epil. 413:
ailiu dnil(e)am duilib dligthechuib („Ich flehe den
berm an mit schuldigen erklämngen^) O'Dav. 75: ailiu
dia dirged mo set („ich flehe gott an: lafs ihn meinen
pfad lenken^), 1 Senchas M&r 10: aile (Mao F. ailiu)
laith .i. gnidhimsi in laith („ich frage nach dem bier^
O^Dav. 104, meild: biuu-sa oo irb&ig darfarcennsi
(gl* glorior de vobis) Z. 419. Es scheint also nach dem
irischen selbst, dafs in den S-verben und in den abge-
leiteten verben auf ft und ia (aus aia) diese form auf
-u die Uteste ist; und dieser schlufs wird durch die ana-
logie des griechischen und des althochdeutschen (Schlei-
cher Comp. 665. 666) unterstfitst.
Die durch die 1. sing, verursachte infection (asmbiur £rit
„quod dico tibi^ Z.* 182, ni ta chumme-se friusom „non
* ) Uathib: et. uadaib („ab eo*) 1 S^nchaa Mir 94: corotoirci aan dib
naidib (^so daA eine von ihnen scbwanger wurde dnrch ihn''), Book of
Ballimote citirt von O'Cnrry, Children of Toireann p. 986. Sieh« ferner
Beitr. V, 882 und vergleiche das dem verbnm bad enfflgirte ib in dem fol-
genden anszng aus dem Amra Gholuimchille: coich boi coich Wa beo
badib anuadair ariatbaib irdocht irthnaith (»wer ist gewesen, wer wird sein
am leben, der wlbre mehr als er, bad-ib, bewundemngswerth in den lin-
dem, welche er lehrte im nordwesten?*). Der commentator erkllrt hier
badib amradair dnrch bad chomuasal fris («wer wäre gleich edal
wie er"), aber amradair ist offenbar ein comparativ auf -tara, -rt^oc
(pos. amre „ bewundemngswttrdig " Z. 864). Diese comparative regierten
den accnsativ: cf. it luathidir gaith n-erraig (.sie sind schneller als ein
frfihlingBwind* ) Seirg. Conc. binnithir ilcheölu indomain („sttTser als die vie-
len melodien der weit") Fis Adamnün. So zuweilen die n- comparativ«:
tromitan oach n-osnaid (j^sehwerer als jeglicher teniker*) Lebar na hnidre
p. S9. b.
*) Eine reine vermuthnng. Za vergl. vielleicht goth. leithus «wein,
eider*, lit fyths , regen*.
464 StokM
8iim aequalis eis^ Z.610. nida chomsech mu söire ,,icli habe
keine gewalt, non sum potens, Aber meine freiheit% Trip.
Life £g. 17. b. 2), die 2. ph (dioiprid cbacb „fraudatia quem*
Tis*^ Z. 856) und die 3. pl. (conoBciget chenel i^oommutaDt
genus^ Z. 856. fodalet chenöl „distinguunt genus**, ni fodlat
cben^l ^non d. g.^ Z.' 182: nad toirndet fholad „non de-
finiunt sensum^. toglüaset chombairt „movenl foetum^ Bern.
31b. ataat ch^tnaidi „sunt priores <« Z.' 182: it chethir
cbet ,,8unt 400^) zeigen^ dals die eben mit beispielen be-
legten personen jede auf einen vokal geendet haben mOa*
een ^ )•
Auf der andern seite weist das fehlen der infection
in der 2. ps. sg. (annon geiss eich ,,cum obseoraa qaemvis)
und in der 1. pers. pl. (ni taibrem seirc „non damus amo-
rem^, focertam fial „ponimus Telum^, dogniam cechtarde
„facimus utrumque^) deutlich auf eine alte consonantische
endung hin, welche, me im lateinischen, s gewesen am
mufs, da sich in höre doninfedam etargne (quia inspiramos
oognitionem) ein transportirtes n nicht findet. So zeigt
das fehlen von infection^) in der 3. sing, (ni ib finn ,,noD
bibit vinum^, fodera fäilti „efficit gaudium'', brata 9&i ^he
takes a treasure^, O'Dav. 59, dogni colnidi »facit oama-
les^, immefolngi sonartai «quod effioit firmitatem^, is foUas
^est clarum^, is cenn ^est caput^, nita cumaoo 9,non est
potentia^), dafs diese person auch auf einen consonanteo
endete, welcher natürlich t war und in dem deponentialen
und passivischen -thar, -thir ^ ) erhalten ist.
Demnach dürfen wir mit einiger Zuversicht das alt»
oeltische praesens ind. act. so herstellen:
^) Auch im lateinischen haben wir tremonti.
*) Aoagenommen offenbar bei dem defectiven verbnm fil: nffil ehma-
tabairt (non est dubinm)| ni fail cbumscngud (non eit commutatio). Aber
hier haben wir wahrscheinlich eine praeterito-praesentische form, wie fitir
(fld + dir), griech. olda etc., wo die 3. sing, auf einen vokal «v^ng.
* ) Eine spur dieses Bchliefsenden t findet sich aaah in formen wie fri-
stinfet (exsnfSat, fris-tin-feth-t: cf. tinfedam «inspiramos*), fordin-
det (dennneiat, for-do-in-ded-t, cf. aisn-dedat ffi, consemnt verba
i. e. narrant, Z. 998). Eine andere spar von diesem t findet sidi in den i^
lativen formen caras s= car&tja, a. weiter nnten, und in den rerbalen for-
men mit suiBgirten pronomcn.
das altiriiehe verbnm. 4M
1) a-8tftmme: 8g. ber6, beris, berit Plar. beramas, be-
riti, beranti.
2) &«8tAmme: 8g. carö (aus caräo), oaräie, car&t. Plur.
car&ma8, car&ti, car&nti.
3) ia-at&nme: 8g. ali6, ftliis, äUt (äliit). PI. Miamaa, iliti
(aliiti), &lianti.
Die Iftugere spätere oder „absolute^ form bietet viel grö«
fsere Schwierigkeiten. Denn da diese (wenigstens im plural
und der 2. und 3. sg.) das product von rein neuceltisohen
anftkgungen von pronomina oder trfimmern von solchen, sind
wir hier fast gänzlich des gewöhnlich aus der vergleichung
der verwandten sprachen flieTsenden lichtes beraubt Diese
pronominalen demente scheinen folgende zu sein:
Sg. -mmi 1 . PI. -mts, -m£s
-i 2. -!s (-ju8?J
-is 3. -1 (-ii)
rel. -e = ja -e «a ja.
Aehnliche formen finden sich im plural und der 3. sg.
des b-fnturums. Doch vor der betracbtung dieser agglu-
tinationen ist zu bemerken, dafs die drei klassen in der
späteren form sich so unterscheiden lassen: erstens, der
Wurzel vokal in stammen auf ia ist umgelautet; nicht so in
Stämmen auf ä und ä: zweitens, die 3. sing. rel. in den
ft-8tftmmen endet immer auf «as, in den la- stammen
auf es.
Was die erste person auf imm betrifil, so habe ich
zu dem, was in den beitr. III, 49. 50 zu lesen ist, nichts
hinznzufflgen aufser dais Schleicher §. 269 meint, dafs hier
die abgeleiteten verben (wie die lesbisch -äolischen formen
yiXa'fjii, q>ikfj'/u, doxi/jiüi'fjii) der analogie des verbum sub-
stantivum amm, griech. ei^/, aus AS-mi, gefolgt sind. Aber
warum haben wir dann berimm, oarimm und nicht
beramm, caramm? Ich halte immer noch an meiner
meinung fest, dafs wir hier eine vergleichsweise späte neu-
celtische agglutination haben, ähnlich dem pronominalen
mm in limm, lemm „apud me^ etc., die nach falscher ana-
logie die organische infection des m der 1. pers. plur. bin-
4S6 Stoket
derte. So haben wir in welsch, bom »fhi^ und dem redn-
plicirten praeteritum kiglef, kiglif (andivi) Z. 559 ö-
oherlich junge agglutinationen«
Die 3. sing, auf -th, »d verursacht keine infection
(e. g. sluindith folad „significat sensuni^, iechtid cosmailius
^habet similitudinem^). Ich fasse die erhaltang des dentals
hier und in dem a-coniunctiv so auf, dafs sie durch das i
des agglutinirten pronominalstammes I im nom. sing, masc,
hervorgerufen ist. Berith, carith, iilith wfirde so
sein SS berit + is, car&t+is, ältt-f-is und das oasua*
zeichen s verhindert die infection. Eine ähnliche a^Iuti-
nation mag stattgefunden haben in den altwelschm formen
crihot (leg. cridot und cf. crit „tremor^?) gl. vibrat Z.
1096, istlinnit .i. loquitur Juv. 4 =s ir. sluindith, und bit
(assit) ib. 32.
Die relativen formen in der 3. person (sing, -s, plnr.
-e, -a) sind von Siegfrield (beitr. III, 63) als durch pro*
nominale agglutination hervorgebracht erklärt worden. Was
ist nun dieses fQr ein pronomen? Wir mflssen bedenken,
erstens, dafs beide formen aspiriren und deshalb jede firü«
her auf einen vokal geendigt haben mufs, zweitens daA
das fragliche pronomen im singnlar nicht nur das gewAhn-
liche -s, sondern auch das -e von vier formen (boie,
leg. böi-e „was war^, fil-e „was ist% tät-e „was geht%
giul-ffi gl. herenti) erklären mufs, drittens, dafs im plural
wir das e wo möglich als den plural des pronomens erklä-
ren mflssen, welches s im singnlar hervorbrachte, und vier-
tens, dafs das so angef>e pronomen im nominativ nnd
accusativ dasselbe sein mufs '")*
' * } Beispiele von relativen formen, die sich aof ein object beziehen, sind
sg. tnicci an-gaibe-s in salm (intellegit qnod continet psalmns). iabed 6a
iaige-8 iom (hoc est qnod dicit). iased aaige-s tfiM (est hoc qnod diät
infra). nf o oin innan ilchial techta-s arroet ainmnignd (non ab nna mal«
tamm significationom, qnas habet, denominationem accepit). iscetna n-etar-
gn« slninde-B ipse intan as foilsigthech (est prima oognitio qium ägni-
ficat ipse, cnm est demonstrativnm). PI. doberr ainm ndoib din gnim
gnit-e (datur nomen iis ex actu qnem agnnt). candadat innan degnimse
Bon gnit-e in chadchoimnidi (candor benoftiotoram homm qnaa ftdot
cateehnmeni). is hinonn intaUncht slnindile diblinaib («t aadam ügoiA-
catio quam continet ntmmqne).
das altirisebe verbum. 467
Das pronomen ja im Deutram genflgt diesen vier an-
forderuugen. Ca ras zum beispiel, welches bedeateC" 1) „qui
(qaae vol qupd) amat^, oder 2) „quem (quam vel quod)
amat'^ steht, wie Nigra XIX vermuthet, für carftt+ja,
gerade wie tris „dritter^ f&r tritja steht. Hier verliert
ja SS skr. Dom. acc. ja-t, zend. jat, das altceltische wie
das griechische — cf. a = jat — durchweg das finale t.
In derselben weise entsteht b6i-e „was war^ aus bab&va
+ ja (cf. skr. babhava). Im plural steht carate f&r
caranti+j& (cf. zend. ja, skr. nom. acc. jäni). Zu dem
gebrauche eines neutralen pronomens, um relativität f&r
alle geschlecbter auszudrücken, vergleiche das englische
that.
Der vocal in dem -mmi, -mme der 1. ps. pL ist mir
dnnkel. Vielleicht haben wir hier den nom. pl. eines i-stammes
MI,, wie im gotischen veis „wir^ nom. plur. eines i-stam-
mes VI ist. In dem verbum substantivum ammi (sumus)
bewirkt er keine infection (ammi corp, Wb. 5d., ammi f&ilti
Z. 678, ammi tochtiri Z. 825) und folgt ihm einmal ein
transportirtes n (ammi n-6ulig „sumus gnari*^), doch mag
dies einer der fälle sein, in welchen dieses n seine grenzen
überschritten hat*^). Das sufBx -mit, -mait (jetzt -mid,
-maoid) ist gleichfalls dunkel. Zu den von Ebel gegebe-
nen beispielen dieser endungen kann ich die folgenden zu-
Agen: abstamme: guidme (petimus) Feiire Epil. 243, can-
mae (canimus) ibid. 242, tiagmait (veniuius) Comm. zu
Amra. a-stämme: carmaitne (amamus), Cogad Gaedel 94,
logmait (dimittimus) Lebar Brecc patemoster. ia-stämme:
ailmini (oramus) Feiire, B. Jan. 10, tuirme (adnumdramus),
Feiire, Sep. 17.
Die zweite ps. plur. wird von Ebel vermuthungsweise
als auf -the endigend gegeben. Aber dies ist eine con-
juncUvische endung. Die endung im indicativ ist -thi,
im mittel- und modernen irischen diphthongirt oder ver-
' ' ) Eg kommt nicht vor in ammi oin^cborp hi er. (tumns unam corpai
in Christo) Z. 690. ammi irlaim Z. 476, ammi dee bnili ib.
468 Stokee
' läogert. 80 haben wir von dem ä*verbtiiD riocu ^*):
riothai a lee a firu eireno saidiughadh oous ordiiglMidh
cach reobta lend (»ihr bedflrft, o mAoner tob Iiiaod,
eiDer festsetsaog und anordnung von jegliobem geeets
dnrch uns^) 1 Sencbas M4r 14. Und von dem ft-Ter-
bnm iarraim (quaero) baben wir dob^rthar daib inni
iarrtbai (^das, was ihr verlangt, wird euob gewählt
werden^) note zn F^lire, 8ept. 9. So im modernen iri-
schen moltaoi' (laudatis). Das ia-verbnm blaisim (go-
Bio) hat blast! in seiner 2. ps. pl.: dixit patrioius eis noci>-
ohumcaissi imchaisin crist acht mablasti bas arthüs 7
acht m& airfemaid corp christ 7 aftiil („ihr könnt Christas
nicht sehen, wenn ihr nicht den tod erst kostet, nnd wenn
ihr nicht empfanget Christi leib und sein blnt^) Trip. Life,
B. 173 b. ^'). indtoin atchithi*si dan isna crannaib („die
Vögel, die ihr seht auf den bäumen^) Leb. na huidre (fortan
durch LU. bezeichnet) p. 25b. So in modernem iriaeh
foillsigthl, chithi.
Der umiaut in der 3. plur. ist offenbar einem prono-
men (1?) zuzuschreiben, welches angeftgt «rorden und dann
verloren gegangen ist, nachdem es den vorau%eheDden
vocal afficirt hatte. Eine ähnliche erscheinnng findet man
in den 3. plur. passivi wie desmirechtaigtir (exemplificao-
tnr), dlegtair (debentnr), gaibtir (canuntur) etc, welche
aus desmirechtaigter-i, dlegtar^t etc. hervorgegangen sind.
Der Umlaut in der absoluten form der 3. sg. pass. (e.g.
berrthir baitsidir scribthir abgitir do („er hat die tonsor
erhalten, er ist getauft, ein aiphabet ist geschrieben ftr
ibn^) Trip. Life, Eg. 12. b. 2. daingnigthir gL monitor,
Ml. 49 r.) wurde vermuthlich durch eine ähnliche agglotina-
tion desselben pronomens im sing, verursacht, wekhes dann
abfiel wie in foir (super eum) ss for + i.
Das -ann, -enn derjenigen form der 3. sing., welche
I*) Die ihnUchkeit mit Uth. refkia »nStfaig lein« ist cnflUig: riccQ
SS ro-iccn : cf. rohf aless (agebit) Z.* 466.
> " ) So im Lib. Armaeh. IS, a. 2 : dixit eil lanetna nki OMirtMD
neritis non potMtia oidere faciem chmti et Diii sacrificiiiB Aocipietia.
das altirische verbum. 460
jetzt anpersönlich gebraucht wird als das sogenannte ge-
woboheitspraesens, ist von beträcbtiicber altertbflmlicfakeit.
So im Seirgl. Conc. ni cbarand mo meoma müad (,,meiD
geist liebt den Frohsinn nicbt^)^^). ni chesend nech dib
som ibr a fochraic fein („keiner von ihnen beklagt sich
Ober seinen eignen lobn^) LU. 36 a. So im Fis Ada-
mn&in: erchötigend (nocet), lenand(adha6ret), fastand
(detinet)^ töcband (sablevat), curend (ponit), foichlend
(curat), ni fuill end cond cnaima („nothing saves an aotive
adult^) 1 SM. 102. ni fuilgend nech ein araile („no one
sustains another^s liability^) ib. 262. rethann grian (currit
sol) ib. 30. cusin f&t fns fuinenn grian („zu dem .... wo
die sonne untergeht^) Bumann, Laud 610. fo. 10a. insinn
ait hi funend grian („an dem orte, an dem die sonne
untergeht^) Seirgl. Conc. in lenand do sithlongaib ib.
cid aran-erailend isu foirn („wozu ermahnt uns Jesus? ^)
Leb. brecc, 121b. in trath nach dearbhann int agarthöir
a agra fuaslaicter inti forambi agra („wenn der klftger
seine klage nicht beweist, so ist der, gegen welchen die
klage gerichtet ist, frei^) H. 3. 17 citirt O^Don. Supp. s. v.
agartböir: yergl. das unten citirte beispiel dosluinend
aus dem Amra Choluimchille, einem der ältesten un*
ter den vorhandenen irischen Schriftstücken. Einen parti-
cipialen Ursprung für diese formen anzunehmen werde ich
weiter unten in verschlag bringen.
2. Praesens indicativi (deponentia).
Alte formen:
S- Stämme: i- stamme:
Sg. 1. sechur molur (-or)
2. sechther molter
3. sechethar (-edar) molathar (-adar)
PL 1. sechemmar molammar
2. sechid molid
3. sechetar molatar
>«) O'Cnny, ohne jedwede gewähr (so viel Ich sehen kann), Überträgt
mtiad dtireh ^jealoasy*; doch vergl. den snsammenhang und die skr. ws.
aiad» Basd. maodhatta, germ. mn-n-ter.
4tÖ Stoke«
ia-8tlf>mme:
Sg. 1. midiur oairigur
2. mitter cairigther
3. mideihar (-edar) cairigetbar (-edar)
PI. 1. midemaiar (-mer) cairigmar (-mer)
2. midid cairigid
3. midetar cairigetar.
Absolate formen:
Sg. 3. seohitbir (-idir) molithir (-idir)
PL 3. sechitir molitir
ia- Stämme:
Sg. 3. midithir (-idir) cairigitbir (-idir)
PI. 3, miditir • cairigitir.
Das paradigma der ä- stamme ist zum gröfsten tbeil
nur erschlossen. In der ersten sing, enden die ia-stäraine
entweder auf -iur oder zeigen umlant des wnrzelvocals.
Zu den von Zeufs und Ebel gegebenen beispielen mö-
gen folgende zugefügt werden:
Sg. 1. ä- Stämme: agur &gur iar eöin cbein bitb ip^iii
pbein (»icb fbrehte, icb fürcbte, nacb einer langen, langen
zeit in pein, pein zu sein^) Lü. 6b. adagnr tusa (»ich
fbrchte dich^) Battle of Moira 210. fritotsamlor (te comparo)
gedieht citirt von O^Curry Lect. 476. ia-classe: tochuirinr
(„ascisco^) Patr. h. B. dochuiriur Z. 844. tomlinr (edo)
Trip. Life, fordomdiur (fortomidiur B.) ^adjudico^ Cormac,
fir. fosisiur (declaro) 1 Senchas mar 10, woher trisinniris
fosissetar imbathis (per fidem quam con6tentur in baptismo)
Tur. 2. a. coro-acilliur 6cu („tfaat I may address Cham-
pions^) Book of Leinster, citirt O'Curry Lect. 637.
Sg. 2. ia-stämme: a ri rimther flaithe (o köntg, der
du fürsten zählest« ) F^l. prol. 286. cid ara todlai(g)ther
(gl. quare postolas) Ml. 32 a. Diese endung -ther ist noch
zu erklären.
Sg. 3. ä-stämme? genither (nascitur) Corm. buanand,
geinithir, Corm. B. trog ein: und vielleicht arsisedar (per-
das altiriflche verbattt. 471
sifiiit) Corm« B. aurso, cuisnit: ä-stilznine: dond ^iur
adrodar idlu (viro qui adorat idola) Z. 1066: ia-stämme:
maiDither'^) .i. timcbella („circuit^) Cormac B. ebron:
doepethar (mordet, taipe^conoisio^ Z. 1067) Corm. B.
geleatar: docuirethar (apponit) Corm. B. ferb: docuire*
dar, galuigedar (fervet) Corm. B. coire brecain. mo-
thaigedar (gl. stupentia) Ml. 26b. am. nerladaigedar (gl.
tanquam obseqaitur) Ml. 64 d, aber erladaigidir (gl. obse-
quitur) ib.
PL 1. ä- Stämme: nosmolamar (»wir preisen sie'') F^l.
Jan. 17. atagamar tra for loeg in fer dimbert a ferci
fomd (we beseech, says L., tbe man to ply bis rage on
us) SeirgL Conc. ia-stftmme: admuinemmair (adimus?)
Nlnine, cf. muinither oben. Ranic tir domoise mune-
mar .i. ranic intir itoimnemni moisi dobith („er kam
zu dem lande, in welchem wir glauben dafs Moses isf*)
Amra Chol. LU. 9 b. miad mar munemar mann, ibid. fo*b-
sisimarni (,}Wir erklären euch'') Leb. buideLecain, col. 647.
PL 3. ä- Stämme: ranic maige mos nadgenetar ciuil
(„er kam zu gefilden, in denen melodieen nicht geboren
werden", „sed sunt semper in se" fägt der scholiast hinzu)
Amra ChoLLU. 9b, moderne form: is d& lelap geinitir
and („es sind zwei kinder, die da geboren sind") Corm. B.
emain. ia*stämme: lobraigetar (gl. egrescentium) Ml. 61 r.
3. Der a-coniunctiv.
Alte (oder „eabjoined*) form: Spätere (oder „«bsolate*) form:
Sg. 1. -ber, -bar bera, beram
2. -berae, «bera berae
3. -bera beraid, rel. beras
**) Mit diesem verbum mochte ich verbinden das bret. monet wirB%
com. mones, w. rayned, lat. miuere in e-minere, pro-minere. Des ir.
mulnter „familia'' mag aach dasu gehören: cf. griech. a/iq}(noXoq und
akr. pari]Ura, jedes von einer wurzel mit der bedeatnng. »gehen*. Auch
die wnnel von lat. ancnlns, ancilla mag ANK, skr. an K «gehen" sein
imd die wurzel des gaU. amb-ac-tos (w. amaeth) mag AK sein. Das ir.
timthrechty timthirecht (ministratio)i timthirthid (servus), drim-
ttairid (roinfstravit), dorimthirthetar ( minlstraverunt ) mag in gleicher
weis« von der wurzel TAB kommen.
472 Stokes
PL 1. -beram bermme (-mmi)
2. -beraid berthe
3. -berat, -barat berait, rd. berte.
Hier haben wir wieder zwei formen, von denen die
eine auf endnngen des italo-celtiscben alterthums hinweist,
die andere mittek neuceltischer agglutinationen gebildet ist
Die alte form findet sich nach praepoeitionen und parti-
keln, die spfttere, wo das verbum alleinsteht Zn aerbar
(„utar^), fadam („ea patiar^ i. e. fo-a-dam, wie es Ebd ?o^
trefflich erklärt) and den andern beispielen der ersten sing,
von der alten form, die von ihm Z.' p. 440 angefflhrt
werden, fäge hinzu duemsa (protegam) Ifl. 37c. codto-
rdsa (ut manifestem) Ml. 41 d. nasroin (gl. nullo mem*
bro aegrotem) Gildas. Und vergL altlateinische formen wie
attinge, dioe, ostende, recipi« (Corssen ausspräche
2. aufl. 267). Zu EbePs beispiel«i von der späteren form
fbge hinzu cofothea-sa (gl. ut mordeam^*), cf. ovra«,
engl, wou-n-d) Z. 934. 1064, und con-da (ut sim, t4)
Z. 589. Von der späteren form der 1. sing, auf m habe
ich schon ( Beitr. III, 53 ) drei beispiele citirt, nämlich as-
beram''') (gl. indicam bis verbis) Z. 1065, cur-bam (gl
ut sim) Gildas, biam soer (nicht söir) „salvns sim** UHao's
h. 8. Zu diesen mögen folgende zugefilgt werden: in-
natlugum buide (gl. exsolnam gratiam, leg.-gam?)M1.458.
ni athregsa he hicein bam beo (,)ich will es nicht ändern,
so lange als ich am leben bin^) note zn FöUre Feb. 11.
ropadh maith lem cor bam cisaige don flaith („es wäre
gut für mich, dafs ich dem flQrsten ein tributpflichtiger
wäre^) gedieht citirt O'Curry Lect. 616. nipam sl4nss
(„ich werde nicht wohl sein^) Longes mac nlJsnig. oi-
-bam anmcharasa arsä dolucht dergmartra („ich möchte
nicht seelenfreund sein, sagt er, von leuten ron rothem
märtyrthum") note zu Fäiire, April 17, und andere bei-
■*) £b«l anterdrttcki ,at mord««m* und ttbeitiigt Z." 4S6 »st loeoi-
dam «go.*
^') EM nntardrfliQkt die Itttoiniaeheii worto »indioam« «Ce. «ad Sbtf-
Mtat p. 442 diese glosae durch »didimu."
das altiriflche vertram. 4?3
spiele von biam y^sim^, e. g. biam torbachu (aptior sim)
Cormao prull, = b6m torbachsa ib. B. biam raithsa dia
raithsum nodgeba cech dia ( „ich wollte mich fQr die gnade
dessen verbürgen, der es täglich singen wird^) F^lire Ep.
lt)6, B. Das m (mm?) ist hier agglutinirt an subjuncte
(as-bera-m) sowohl als aach an isolirte formen, gerade so
wie wir im indioativ sowohl do-fui-bni-mm, cuim-tgi-mm ^^)
haben als auch gui-di-mm, cari-mm.
Sg. 2. (alte form): ni malartaBsia, ni derlegsesia (ne
disperdas) Ml. citirt von Nigra pp. 48, 61. tarilbsB (ad-
dicas) Z. 858, 1052. dia ndamse noe for thir („wenn du
eine person auf dem lande leidest^) Corm. B. noe. Eine
redoplicirte 2. sg. als ein imperativ gebraucht (geoghna .i.
guin „vulnera^) findet sich in O'Clery's glossar. Vielleicht
ist diese form eine redupl. 2. sg. fut.
Der dental in der späteren 3. sg., der durch aggluti-
nation von -is an das alte -fit erhalten ist, findet eine
parallele im altwelschen dafraud (gl subtrahet) Jnvencus, 2.
Hier ist eine coniunctivische form als futurum gebraucht,
wie in der ersten sing, der classischen lateinischen futura
der 3. und 4. coniugation. So finden wir in einem verein*
zelten, in dem älteren theil des Red Book of Hergest er-
haltenen gedieht, gedruckt in vol. 2 von Skene's Four
ancient books of Wales (Edinburgh 1868), gwledychawt
(regnabit) p. 221, dyrchauawt (surget) p. 223, treiglawt, ef
grynnawt (transibit, tremet ille) p. 224, und gwasgarawt
(diffundet) p. 229. 232.
Ein beispiel für ein zusammengesetastes, die spätere
^') Verdnickt cnnatgim in der zweiten aufläge von Zenas p. 492, aber
▼ergL cnmtach, ad chumtach. Andere Irrthttmer in dieser aufläge sind auf-
uirig 480, 1. 36, leg. aarfuirig : anfas 481, 1. 18, 466, 1. 87, leg. anf aa („id
quod est*) : arribaigedar 489, 1. 6, leg. adribaigedar : armgister, 481, 1, 28,
leg. armagistlr : ciinaamlar 442, 1. 29, leg. cenusamlar (Z. 1088. i. e. c^
nn-s-samlar) : forelgatar 450. 1. 81, leg. foselgatar: nämmin dnine 446, 1. 81,
leg. nimm in dnine, (cf. 0*Don. Gr. 166 und Ir. Glosses p. 149) : forime (?)
456. 1. 84, leg. forrae : donacht 465, 1. 46 leg. doenacbt: rosfu 467, 1. 14,
leg. resfu : inhadchoimnidi 472. 1. 9, leg. incbadchoimnidi (so in Goidilica
p. 7 für caeb cbomnidi lies cathcbomnidi sss catachumeni) : brathnigbthe
479. 1. 26-, leg. brutbnigthe. Für vier von diesen bin icb verantwortlich.
BeitrMg« a. rgL sprachf. VL 4. 31
474 StokeS) das altirische T«rbnm.
form in der I. pl. annehmenclee verbam ist ma confodma
(si compatimur) Z. 40, welches (durch abktkrssong und pro-
gressive assimiiation) f&r ^con-fo-dam-me steht. Ein an-
deres beispiel, wo das verbum der praeposition do ange-
schlossen ist, bietet co-do-s-gnemi (ut faciamus ea) Z.*333.
Vom conjunctiv der deponentia fbge ich folgende m
den von Bbel gegebenen beispielen hinzu: Sg. 1. nnfail-
tigcr (gl. letari) MI. 46b. cura dichuirer (gl. deleam):
cura etellaiger (gl. evolare valeam) Gild. conacor olse
cia creitfes dam 7 natcreitfi („so dafs ich sehen kann,
sagt er, wer an mich glauben wird und wer nicht glau-
ben wird^) Trip. Life B. 163 a. Sg. 2. batoisc dam ol-
sechnall molad dorignius dialailiu düne ndä (sie!) co-
-cloithersu („ich wünsche, sagt S., dafs da eine lob-
preisung hören möchtest, welche ich fQr einen gewissen
gottesmann gemacht habe^) Trip. Eg. 17a. 1. ma me-
braigther feli („wenn du der festtage gedenkst^) F^l.MSrz2.
PI. 1. tabred dagberta forarnimthechta forarnimrimmend
arnach-nelammar („lafs ihn gute gesetze filr unsre gänge,
für unsre ritte geben, dafs wir nicht irren*, elud) ge-
dieht von Columbcille, LU. p. 15 a. con dermanammar
(ut obliviscamur) Z. 834. mani decamar (gl. nisi attenda-
mus) Z. 1024. PI. 3. dian inbothigetar (si nnbunt) Z. 1050.
intomnatar (gl. putent) Ml. 18 a. fristuichetar (gl. exstete-
rint) Ml. 21c.
Whitley Stokes.
(Fortsetzung folgt.)
dchmidti anieige. 475
Christian Donalitius littauische dichtungen nach den Königsberger hand-
schriften mit metrischer fibersetzung, kritischen anmerkungen und ge>
nanem glossar , herausgegeben von 6. H. F. N e s s e 1 m a n n. Königs-
berg 1869.
Als Schleicher den Donaleitis*) herausgab, muTste
Ubesas text als die einzige ans erhaltene Überlieferung gel-
ten, da sowol das origininalmanuscript als die Hohlfeld-
sche abschriflb verschollen waren. Wie unerhört gewissen-
los Rhesa mit seinen vorlagen verfahren war, das konnte
dazumal niemand wissen, es gab eben keine andere quelle,
und kein herausgeber konnte mehr thun als den Bh.'schen
text säubern und grammatisch richtig herstellen. Dies tbat
Schleicher. Nachdem er seine arbeit vollendet und schon
zum drucke nach Petersburg gesandt hatte, tauchten die
Originalhandschrift der pav&sario linksm^bös und der va-
sarös darbai sowie die Hohlfeldsche copie 8ämm4;licher be-
kannter dichtungen des D. auf. Schleicher hatte nun sei-
nen schon festgestellten text an unzähligen stellen zu än-
dern, da sich herausstellte, dafs Rhesa nicht nur mehr als
fQnftebalbhundert verse ausgelassen, sondern auch mit den
von ihm gegebenen beispiellos willkfirlich geschaltet hatte
(Schleicher vorrede s. 4). Dafs bei dieser Umarbeitung,
welche des unmittelbar bevorstehenden druckes wegen in
höchster eile geschehen mufste, manches übersehen worden
ist, bat Schleicher selbst anerkannt und es in seinen ,)nach-
träglichen bemerkungen^ "*) zu bessern gesucht (s. Beitr.
V, 380). Diese entstehungsgeschichte der Schleicherschen
ausgäbe, welche jeder kennt, der Schleichers vorrede auch
nur flüchtig angesehen hat, mufste hier kurz wiederholt
werden, da Nesselmann den thatbestand in seiner vorrede
völlig entstellt. Er ergeht sich über Schleichers wissen-
schaftlichen Charakter (s. VII) uüd fährt dann fort : „Dazu
*) Ueber diese nur aus dem latinisierten Donalitius reconstmierto
namensform vergl. Schleicher s. 1 anm. Nesselmann vorr. 1 hilt fllr wahr-
scheinlich, dafs Donalitius die latinisierung von Donalies, Donaljs
sei.
**) Fttr Kesaelmann existieren diese nicht, er ignoriert in den anmei^
kudgen der v'orliegenden ausgäbe aUes dureh sie nachgeholte.
31*
416 Schmidt
kam noch von seiner seite ein mifsgriff, der den übelsten
einfluls auf seine arbeit geübt hat, und der darin bestand,
dafs er neben den beiden Königsberger handscbriften die
Rhesasche ausgäbe als eine dritte mit jenen nicht nur gleich
berechtigte, sondern von ihm sogar vorwiegend hochge-
stellte quelle betrachtete. Anstatt den aller kritik und ge-
wissenhaftigkeit haaren Rhesa bei seite liegen zu lassen
und stricte von den handschriften auszugehen, ist er um-
gekehrt von Rhesa ausgegangen'' u. s. f. Was anderes
hätte herr N., der über den aufenthaltsort der fraglichen
handschriften vor dem jähre 1864 auch nichts anzugeben
weifs (Nesselmann vorr. s. III), seiner ausgäbe zu gründe
legen können, wenn er sie, wie Schleicher die seinige,
schon 1863 unternommen hätte? Am Schlüsse der vorrede
erklärt N., er würde in den anmerkungen und im glossare
manches anders gesagt haben, wenn es erst nach Schlei-
chers tode gedruckt worden wäre. Die anmerkungen und
das glossar sind aber, was gehässigkeit angeht, nichts ge-
gen eben diese nach Schleichers tode geschriebene vorrede.
In welcher weise dabei N. mit der Wahrheit verf&hrt, ist
von anderer seite schon genügend ans licht gestellt wor*
den (litter. centralblatt 5. märz 1870), und braucht daher
hier nicht wiederholt zu werden. Die folgenden Zeilen ge-
hen nicht darauf aus die Schleichersche ausgäbe zu ver-
theidigen, da diese nach wie vor ihren werth behält, son-
dern sind einzig bestrebt die Nesselmannsche leistung zu
charakterisieren.
N. gibt die gedichte nach der reihenfolge der Hohl-
feldschen copie, zuerst die fabeln, dann die erzählung des
Priczkus, herbst, winter, frühling, sommer, und erst hinter
diesem die „fortsetzung^. Dies soll die „natürliche reihen-
folge^ der gedichte sein (s. IX £f.). Den herausgeber stört
dabei nicht, dafs eine hauptperson nach dieser anordnung
im winter stirbt, aber im frühling und sommer „ wieder*
lebt, das mag er mit sich ausmachen. Dafs die erzählung
des Priczkus eine Vorstudie zu den Jahreszeiten ist, bat
schon Schleicher gesehen (Schi. s. 14 f.), als eine solche
anzeige. 477
ist aber auch die von N. hinter denselben aufgefQhrte „fort-
setzung'^ anzusehen, denn sie ist vor Vollendung des som*
mers geschrieben (Schi. s. 18) und ihre fQnf ersten verse
sind etwas verändert in den „herbst^ aufgenommen (VIII,
851 — 855 Ness.). In der natürlichen reihenfolge hätte also
die iifortsetzung^ vor diese beiden gehört.
Bei der wiedergäbe der faandschriften hat es N. „zur
darstellung der intentionen des dichters für sehr wichtig,
ja ftkr unumgänglich noth wendig 'erachtet, auch die von
ihm Ober den text gesetzten scansionszeichen als einen we-
sentlichen bestandtheil in den text aufzunehmen^. Ja er
hat sie ffir wichtiger gehalten als die accente, welche er
nicht überall im texte zu setzen für nöthig hielt (s. XII).
Diese scansionszeichen bestehen in zwei häkchen ^^, welche
mit rother dinte über je zwei unbetonte silben gesetzt sind.
Durch diese bezeichnung kann leicht der schein entstehen
als wären die betreffenden silben kurz, sie sind aber nur
unbetont, denn das zeichen ^^ steht nicht nur über pyr-
rhichien, sondern auch über iamben, trochäen und sogar
spondeen mit natura oder positione langen vocalen, z. b.
vaikpäläikiu, übägais, übägö, küdikei, kq veiki,
pämöklno, tär^ oft (dagegen t&rö V, 12), mänö, tävö,
sävö neben mäno, t&'vo, sävo, issiizioj^s, niitvör^
2m6gi8zkä u. s. f.
Umgekehrt besteht die*^ thesis oft nur ans einer kürze,
z. b. in dem verse II, 33 N. = s. 138, 33 Schi,
ir vfsür vertai kaip glüpq n&r§ nüplekö
fallen die beiden durch den druck hervorgehobenen kur-
zen vooale je eine ganze Senkung, während das ^ von
D&r^, dem von glüp^ ganz gleich, mit dem folgenden
nü zusammen erst eine ganze thesis bildet. Auch ist die
arsis nicht an metrische länge gebunden. Aus allem dem
geht zur genüge hervor, dafs Donalitius seine hexameter
nicht nach der quantität, sondern nur nach dem wortac-
cente gebaut hat. Mochte er selbst oder sein abschreiber
auch, um sich das lesen der verse zu erleichtern, die zwei-
silbige thesis, welche bei weitem seltener als die einsilbige
478 Sdimidt
ist, durch besondere zeichen angeben: ein heutiger her»
ausgeber, welcher diese ^^ wiedergibt, ohne den leser über
ihren werth zu unterrichten, sie sogar vor den accenten
bevorzugt, läuft gefahr das princip des Donalitiusschen
Versbaues zu verdunkeln.
In der Orthographie ist N. „wesentlich dem von Kur-
schat eingeführten und von Schleicher weiter fortgebilde-
ten System gefolgt, soweit nämlich letzterer sich in den
schranken der phonetik hält; denn Kurschats und Schlei-
chers obren sind vier zeugen, welche vollen glauben ver-
dienen; wo aber Schleicher sich in das gebiet der etymo-
logischen speculation begiebt, da habe ich meistens von
ihm abgehen zu müssen geglaubt; so habe ich mich nicht
und werde ich mich nie entschliefsen können, mit Schlei-
cher o;&ka, mei&las, uzsi-, iszsi- und ähnliches zu
schreiben, weil jeder Littauer bei solcher völlig unphone-
tischen Schreibweise anstolsen müfste^. Ein ganz berech-
tigter Standpunkt, wenn er consequent durchgeführt wäre.
Wer aber möszlas, grisztäs XI, 637, mllss^tuwe 518,
iszdröszti 331 u. a. schreibt und sich trotzdem zu mö2k
XI, 275, nuwö2t 295, iszv^r^t 337. 4Ü7 entschlieist,
macht sich dadurch nicht nur der gerügten unphonetischen
Schreibung und der etymologischen speculation, sondern
auch noch der inconsequenz schuldig. Für das „ganz un-
littauische '^ v hat N. wieder w eingeführt, weil die Lit-
tauer von den Polen die schrift angenommen haben und
das polnische kein v, nur w kennt. Auch die alte Schrei-
bung ay, ey, uy der adverbialendungen hat er wieder
aufgenommen, obwohl er zugibt, dafs sie nicht anders als
ai, ei, ui gesprochen werden, N. glaubt sie berechtigt
als „grammatisches zeichen, welches dem äuge das ver-
ständniss erleichtert''. Aehnlichen erwägungsgründen hatte
unsere deutsche Orthographie die Unterscheidung von seyn
und sein zu verdanken.
Hie und da vermifst man consequente durchfühnuig
einer Schreibung, so erscheint neben herrschendem we£-
libas, weilibay ein weilybai VII, 192, und zwar mit
anzeige. 479
absiebt, denn diese form ist ausdrficklicb im glossar verzeiob-
net, gerechtfertigt wird sie nirgends; Schi, ve^libai auch
hier, ohne variantenangabe.
Nicht abzusehen ist ferner, weshalb die adverbia auf
ay, ey mit dem acut auf dem y accentuiert werden, wäh-
rend die übrigen gleichbetonten dipbthonge den gravis er-
balten, didey, asztre^, dosne]^, dosnay, dowana;^,
dywinay u. s. w. gegen dywai, draugais, dariai,
eiti, relk', greitay u. s. f. Die absonderliche betonung
dieser adverbia ist ebenso wenig begründet wie ihre Schrei-
bung mit y. Von den beiden Schreibarten skrusdel^ns
und skruzd^l^ns bei D. (s. die anm. z. XI, 418) wäre
nur eine an den drei stellen, wo sich das wort findet,
durchzufahren gewesen, und zwar nach Schi, die mit z,
da auch H. skruzdöle' schreibt, und N. den ziscblaut
vor d gewöhnlich als z gibt: blauzda, barzdä, :&aizdk
Beide formen aber als getrennte artikel im glossar aufzu-
führen, ist übertriebene Unterwürfigkeit gegen die hand-
schrift. Dasselbe schwanken zwischen plesdänti und
plezdänti, während Schi, consequent z schreibt.
Für die feststellung des textes war N. in einer un-
vergleichlich günstigeren läge als Schi. Er konnte direct
die handschriften in der von Schi, besorgten consequenten
Schreibung abdrucken und brauchte sich um Rhesa gar
nicht zu kümmern. Daher ist es natürlich, dafs N. den
text dieser handschriften im einzelnen genauer gibt als
Schi., und dafQr sind wir ihm dank schuldig. Der druck
ist ziemlich correct, die meisten der untergelaufenen druck-
fehler sind in den anmerkungen berichtigt (nicht berichtigt
sind: tSw§ XI, 65, Al XI, 36, negalgsim XI, 609,
läpds Überschrift I fQr töw^, AI, negaU'sim lapös).
Keineswegs aber ist die Schleichersche ausgäbe durch die
vorliegende überflüssig geworden, denn N. hat sich zwar
im ganzen von Schleichers grammatischer einsieht leiten
lassen, an einigen stellen aber selbständig grammatische
fehler gröbster art in den text hineincorrigirt, welche sich
bei Schi, nicht finden; ich werde weiter unten darauf zu-
480 Schmidt
rückkommen. Die haaptverscbiedeDheit beider ausgsbeD
beruht in der accentuation. Schi, hat im texte die bea-
tige betoDUDg durchgeführt und wo D. constant von der-
selben abweicht, dies meist im glossar bemerkt; vgl. auch
Schi. vorr. 6. N. dagegen accentuiert jede in der arsis
stehende silbe. Darin gebt er entschieden zu weit, denn
wenn man auch aus der überall bei D. herrschenden be»
tonung 8z;^p8aus, dyvai, vasara, naktyj,' te'vai u.a.
schliefsen mufs, dafs in diesen werten damals eine andere
betonung herrschte als heute, so gibt es dagegen auch
Worte, welche bei D. bald auf der einen, bald auf der an-
deren silbe den accent tragen, z. b. rüstauti und ru-
stauti (Schi. s. 6); orai, oru, ma^u und die meisten
casus von toks und koks sind abwechselnd auf der ersten
oder letzten silbe betont. Dafs in diesen und anderen
Worten zu D.'s zeit zweierlei betonungen wirklich gestattet
waren, wird erst dann feststehen , wenn es aus anderen
gleichzeitigen Sprachdenkmalen erwiesen ist, so lange dies
aber nicht geschehen ist, bleibt die annähme höchst wahr-
scheinlich) dals D., welcher in versnoth sogar Sprachfehler
begieng (s. Schi. gl. s.v. keliauju, s&vo), vor einer dif-
ferenz zwischen wort- und verston gelegentlich noch we-
niger zurückgeschrocken sein wird. Hohlfeld wenigstens
zeigt durch seine accentwidrige scansion U, 14. 24 (s. N/s
anm.), dafs er an dergleichen keinen anstofs nahm. Beson-
ders ist natürlich'vorsicht geboten bei den äna^ k%y6fMfva mit
abweichender betonung z.b. bürnasXI,656(burnäs Schi.)
es^ welches D. XI, 500 auf der endsilbe accentuiert, w&h-
rend jetzt nur 6's^ gilt (Kurschat laut- und tonlehre s. 186,
Schleicher lit. gramm. s. 211. 94). Wenn D. seinen ab-
weichenden accent wirklich schreibt, wie in tüla XI, 55,
pöliu XI, 259, so wird man ihm glauben müssen, in al-
len anderen fällen aber sich nach weiteren anhaltspunkten
umsehen, ehe man die abweichende betonung als im sprach-
gebrauche jener zeit wirklich lebend anerkennen darf, wie
man auf grund von N.'s metrischer Übersetzung IX, 647
654 unserer spräche kein nachbarlich, aufbort auf.
bürden wird.
anzeige. 481
Wenn der ton auf einem der vocale ^, ^, ), i|, d, S, A
ruht, 60 hat N. aus äufseren grQndeu im texte demselben
keinen graphischen ausdruck geliehen, im glossar aber
findet sich in der regel der accent gesetzt. Auch im
glossar fiberall vermifst habe ich die accentuierung von
szi', tä, k§\ V) welche oft in der arsis stehen, und fbr
welche doch anzugeben war, ob sie ' oder ^ erhalten.
Das glossar gibt bei den meisten werten sämmtliche
stellen und formen, in welchen sie vorkommen, und dies
ist ein vorzug vor dem Schleicherschen glossare; „nur bei
einigen gar zu oft vorkommenden partikeln, pronomen und
Substantiven (dewas, pönas, büras u.a.) ist die zahl
der citate beschränkt^. Ganz ohne belege ausgegangen ist
\; be- fehlt überhaupt; von den fünf fQr die instrumentale
Verwendung von sü aufgeführten stellen sind drei falsch
X, 22, XI, 15, VIII, 53, zu den zwei richtigen hätte noch
XI, 470 gefllgt werden sollen.
Grammatische und etymologische auskünfte finden sich
im glossar gar nicht, einige geben die anmerkungen, doch
stehen beide zusammen in dieser hinsieht bedeutend hinter
Schleichers glossar zurück.
Die anmerkungen hinter dem texte enthalten das kri-
tische material: die Varianten der handschriften und der
Schleicherschen ausgäbe. Nach welchen grundsfttzen die
letzteren aufnähme gefimden haben, ist nicht klar, die ge-
ringfügigsten druckfehler sind meist angegeben, dagegen
habe ich von XI, 285 — 656 neun nicht angegebene abwei-
chende betonungen (285, 358, 383, 396, 427, 451, 577,
656) und 326 ir Schi., bei N. ebenfalls ausgelassen ge-
funden.
Femer enthalten diese anmerkungen grammatische und
exegetische bemerkungen, von denen ein theil fi^rtschritte
gegen die Sohleichersche auffassung enthält, z. b. XI, 201
der nach weis, dafs veszpats von D. auch auf menschen
angewandt wird. XI, 256, wenn galvos wirklich kopf-
gegend bedeutet, was in N.^s Wörterbuch nicht angegeben
ist, also zu belegen gewesen wäre, so hat N. recht, D.'s
pogalwu zu bewahren. Das adverbium zu dosnüs ist
482 Schmidt
nur einmal mit -ey geschrieben XI, 663) sonst mit -ay,
was N. festhält, ob mit recht, mag noch zweifelhaft sein,
da dosnas, auf welches das adv. dosnai zurfickgehea
würde, bei D. nicht vorkommt, ai fQr ei aber auch sonst
geschrieben ist, z. b. IV, 34. VIII, 12. X, 32 (s. die Va-
rianten in N.'s anmerkungen). Die unter VIQ, 248 ste-
hende bemerkung gehört zu X, 248. Nicht zu billigen ist
VIII, 308, wo N. das H.'sche iszolojau festhält, welches
offenbar aus dem von Rh. und Schi, hergestellten iszkd-
liojau verschrieben ist« Weshalb, wie N. meint, ein aus-
schelten in der stelle nicht passen soll, ist gar nicht ab-
zusehen, da die scheltworte gleich nachfolgen. N. erklärt
iszolojau für „ unverständlich % übersetzt es aber ohne
alle berechtigung durch „ich brüllte^. Ungerechtfertigt
ist auch die anm. zu IX, 10. Die form egörö in text
und glossar fär 6ger6 ist nicht begründet durch die anm.
zu XI, 101. Falsch ist XI, 631 die bevorzugung des
D/schen jos vor dem jds H. Schi.; kisza wird dadurch
in ungehöriger weise objectlos.
Mit nicht geringer Verwunderung gewahrt man einige
anmerkungen, welche eine grofse unkenntniss der litaui-
schen spräche verrathen. Zu XI, 169 , welchen vers ich
in N.'s Schreibung und Übersetzung anf&hre:
Ak isztSs ir wirts, kad j6 kasden päminötn
Ja, er verdient es fürwahr, dafs täglich man seiner ge-
denke,
zu diesem verse macht N. folgende anmerkung: „leb wäre
geneigt, für ir, das D. und H. haben, yr^ zu substituiren,
und habe demgemäfs übersetzt^. Mufs man den heraus-
geber eines litauischen Schriftstellers daran erinnern, da/s
ein adjectivum, um als prädicat zu fungiren, keiner copula
bedarf (Schleicher gramm. s. 261), dafs dies selbige werts
sieben verse später noch einmal ohne copula als prädicat
begegnet, dafs ir w^rts also heifst „er ist es auch werth^?
Zu VIII, 829 Paikius ...irjo püsbrolis bemerkt
N.: „Für jo püsbrolis müfste es grammatisch richtig
heifsen sawo püsbrolis^. Was soll hier das
anzeige. 488
vam? Würde N. etwa auch sagen M. TuUius et frater
8UU8 Quintus? Es scheint, dafs obige angefochtene fast auf
jeder Seite litauischer texte zu findende construction für
N. noch besonders belegt werden naufs. Ich gebe was mir
gerade zur band ist: VII, 79 Krizas koliojo o jo kü-
karka pabügo. XI, 196 kle jö tärnas Diksas, zu
welchen N. gar keine anmerkung macht; um auch aus an*
derer quelle ein paar belege zu geben, schlagen wir das
iuhaltsverzeichniss des Schleicherschen lesebuehes auf: Äpe
karaliii ir j6 tris sünus lautet eine Überschrift. Matth.
5, 1: ir se'dosi, ir at6jo pas j\ jo mokytinei. Ja
N. selbst hat in der anm. zu X, 58 schon vergessen, dafs
er diese construction für grammatisch falsch erkiftrt hat,
denn er will abweichend von Schi, in: ö gaspadin6 jo
pust]^nes mändagei lop^ das jo zu gaspadinö zie-
hen: und seine hausfrau (nämlich des vorhergenannten
vyrs). Dies verstöfst aber gegen die Wortstellung, denn
jo steht, wie die gegebenen beispiele darthun, vor dem
zugehörigen substantivum, ist also mit pustynes zu ver-
binden und nach Schi, zu erklären. Wie wenig N. mit
dem gebrauche des reflexivums vertraut ist, zeigt er auch
noch zu IX, 157, wo er den entscheidenden grund, welcher
seine von der Schl.'schen abweichende auffassung zur ein-
zig richtigen macht, ganz übersieht: vens . . jö'kiasi
szdlmis ö kitsai, kkd jam (tiktu, nekina Dev^.
Schi, im glossar übersetzt käd jam Jtlktu, wenn es ihm
80 passen sollte, wenn es sich so fügen sollte, N. erklärt
dies einfach fär falsch und übersetzt: damit er ihm ge-
falle. Einen grund dafQr gibt er nicht an, er liegt in dem
jam, die Schleichersche Übersetzung wäre nur dann zu-
lässig, wenn statt dessen sav stünde.
Die bisher entfaltete grammatische unkenntniss hat we-
nigstens am texte nichts verdorben, das ist aber an ande-
ren stellet) wirklich geschehen. VIII, 201 hat Schi.: brang-
v^no ne paziur6't nenorejo und erklärt dies n6' as
nei (lit. gramm. s. 325): sie (die weiber) wollten den hrannt«
wein nicht einmal sehen. Dagegen N,: „Ich bezweifle
484 Schmidt
die ricfatigkeit des n^ bei Scbl. im sinne von nei; H. bat
einfach ne, möglicherweise Schreibfehler för nei*. H/s
ne beweist nun gar nichts gegen Schi., denn H. unter-
scheidet c und 6 Oberhaupt nicht (s. Schi. vorr. s. 3). Sein
nei in den text zu setzen hat N. nicht gewagt, sondern
schreibt nur n^, ohne zu bemerken, dafs er dadurch D.
gerade das gegentheil von dem sagen läfst, was dortbin
gehört und was N. übersetzt, denn n^ paäiure't neno-
rejo kann nicht beifsen, wie N. fibersetzt „wollten durch-
aus gar nicht beachten*, sondern, falls es fiberhaupt Üb-
lich wäre „wollten durchaus sehen*; das object von neno-
re'ti wird nie selbst noch mit der negation versehen, vgl.
VIII, 786. 837. IX, 282. 366. 368. X, 263. 272. 358. 624
512. XI, 117.562.
Endlich hat N. auch die litauische Formenlehre berei-
chert. Er flectiert nämlich im dat. plur. wargdönems
VI, 23, nfeprötelöms VII, 170; VIII, 335 sweczems
VIII, 153, iszd^k^lems VIII, 473, bedewSms 886,
rüpesczöms 902, gaspadör^ms IX, 528. Alle diese
formen sind nicht etwa dr uckfehler, denn &ie werden im
glossar ausdrücklich wieder aufgefQhrt, noch mehr, die bei
Schi, richtig hergestellten formen werden in den an-
merkungen als Varianten verzeichnet! z. b. VI, 23 ^SchL
wargdöniÄms*. H., welcher för ia meist ie oder e
schreibt, hat wargdieniems, was N., wenn er die ftr-
bung des a durch vorhergehendes i beibehalten wollte, na-
türlich nur in wjargdSniems umschreiben durfte. Wie
inconsequent N. selbst in seinen Sünden ist, zeigt X, 346,
wo H. paukszcziems giebt, dies ändert N. mit Schi,
richtig in paükszczams. Femer X, 366 nabagelems
H., nabageliams N.; X, 55 gaspadoriems H., gas-
padöriams N. Dabei ist er von der richtigkeit dieser
neuen dative so fest überzeugt, dafs er im glossar, ohne
irre zu werden, gaspadöröms und gaspadöriams fried-
lich nebeneinander verzeichnet. Danach scheint N. den
substantivischen ja -stammen im dat. plur. nach beliebm
substantivische und adjectivische flexion zu gestatten.
ftfizeigd.
485
Wer sich aber derartige blöfsen in den elementarsten
grammatischen dingen gibt, dem hätte wohl eine weniger
herausfordernde spräche gegen Schleicher angestanden als
sie diese ausgäbe führt. Wie viel N. Schleicher verdankt,
trotzdem er seinen namen fast nur polemisierend nennt,
und sich nicht scheut ihn zu verdächtigen, lehrt eine ge-
naue vergleichung beider ausgaben.
Soll ich das urtheil über das vorliegende buch kurz
zusammenfassen, so lautet es dahin, dafs N. trotz aller ge-
rügten fehler sich um das Studium des litauischen verdient
gemacht hat, dadurch dafs er einen an manchen stellen
correcteren text als Schi, veröffentlicht und im glossare
jedem worte seine belegstellen beigef> hat. Benutzen
kann man diese ausgäbe aber nur unter beständiger rück-
sichtnahme auf die Schleichersche.
Johannes Schmidt.
I. Sachregister.
Adyerbia. Litauische adverbia auf
ai, ay, ey 265; deren betonung 479.
— lettische adverbia auf i 265.
AesibilatioD. Assibilation der sla-
wischen gutturale vor v, r, 1 und
deren bedeutung für die ausspräche
der letzteren 142 ff. — Zur ge-
schichte der lateinischen assibilation
auf gallischem boden 408 ff. — Vgl.
noch Consonanten.
Betonung. Betonung des passivs
im Veda 104. — betonung der for-
men von WZ. 91 und äs 1 04. — Weg-
fall der vocale durch einwirkung
des accents im irischen 285. —
betonung des litauischen bei Dona,
liüns 480«
Böhmisch. Verhftltnis der böhmi-
schen Schriftsprache zu den dialek-
ten 882 ff.
Comparation des keltischen 9 ff.
Comparativ. Altirische compara-
tive auf -dair, -dir (=s -tara, -tcoo),
zuweilen auch die auf -u, mit dem
accusativ construiert 468.
ConjugatioD. Irische perfectbil-
dang mit t und s 16. — praeterita
des altir. auf-ai, -u, -in; gallische
auf -avi 16 f. — 8. sg. des altiri-
schen praet. pass. ist kein partidp
17. — futura des altirischen mit
s 17. — 8. sg. aor. comp, auf ti,
tu im altbulg. durch aufttgung der
primären personalendungen an die
organische form eDtstanden 184 ff.,
wie die altrnss. 8. sg. und pl. des
imperfects 187. — ein beispiel der
praesensbildung mit ta im slawi-
schen 892. — praeterito-praesentia
im irischen 464. — conjunctivi-
sehe formen (wie im lat.) als fUtura
gebraucht im altwelschen 478. —
486
Sachregister.
Oonjugation des altirischen im
zasammenbang behandelt: 1. praes.
indic. activ. : in demselben drei
classen anzuerkennen: a-, S- nnd
ia- Stämme 460 f. — ältere oder
„sabjoined" form 462 ff.; ihre
vorauszusetzende altceltische gestalt
465. — jüngere oder »absolute*
form 465 ff. — die relativen for-
men der dritten person 466 f. —
6>8g. (gewohnheitspraesens) auf 'ann
-enn, älter -and -end 469. 2. prae-
sens ind. des deponens 469 ff. 3. a-
conjunctiv 471 ff. ; coi^junctiv des
deponens 474.
C 0 n s 0 n a n t e n. Consonanten-
g r u p p e n. Verstärkung des anlaute
durch s im romanischen und kelti-
schen 5. — behandlung der conso-
nantengruppe -xt- im keltischen 6
(vgl. 11. 16), desgl. von xn 11. —
p fällt ab im irischen anlaut in
folge des accents 7, fällt ab im iri-
schen inlaut 7. 18. — behandlung
von anl. sv im irischen 7. 8. —
inl. ir. sc aus de 8. — Ursprung
von welsch ff im anlaut 8, im in-
laut 8. — Übergang von aspiriertem
b (gesprochen v) in f durch einflufs
von 8 oder th = h im alt- und
neuirischen 8. — vexschiebung von
g zu c im welschen und comischen
durch elision des folgenden vocals
herbeigeführt 10 (über den gleichen
Vorgang im gall. vgl. 281). — aspira-
tion der guttur. tenuis zu ch im wel-
schen durch vorhergehendes oder fol-
gendes s 11. — dv altkeltisch zu d
geworden 12. — hartes o altir. aus
nk entstanden 18. — ausfall von s
Bwischen r — t, n — t, k — t, r — k
im keltischen 16. — verschiedene
entstehungsweisen von altbulg. st:
es liegen t, st, sk zu gründe; im
ersteren fkll entspricht böhm. c, in
den beiden andern böhm. st (^böhm.
ste s altbulg. ste) 89. — abfall
von 8 vor t im slaw. inlaut 129,
von s vor g ebenda 180. ~ aus-
fall von n hinter consonanten im
polnischen 145. — lit. tenuis =s
altbulg. media, namentlich in lehn-
worten 148* — Übergang tonloser
pODSonanten in die entsprechenden
tönenden im polnischen 197 ff., aber-
gang tönender in tonlose ebenda
203 f. — poln. n aus j 211. —
Übergang von s (s, i) in ch im
polnischen 221 f. — Übergang von
g in c im gallischen vielleicht her-
beigeführt durch elision oder meta-
thesis des folgenden vocals 281. -
Wechsel von ch mit f im altirischen
höchst unsicher 236. — ttbei^ang
von t in k in unbequemen lautver-
bindungen im slawo-lit. 245. —
vertauschung von z und z im alt-
bulg. 276. 277. — die zwei arten
des poln. 1 und ihre ausspräche 282.
— Vorschlag von j und v vor anl.
vocalen im slaw. und lit. 847. 355 ff.
— lit. sz = icr 868. — consonan-
tengruppen Überhaupt, besonders de?
slaw. 359—868. — ausfall von r
in griech., altpr. und lit. consonan-
tengruppen 370. — abfall von anl.
V vor 1 im böhm. und neuslov.40:2.
ünursprüngl. j im slawischen, na-
mentlich altbulg.: a) vor anlauten-
dem vocal 129 ff. (umgekehrt einige
male abfall von echtem j im anlant
180). b) inlautend nach conso-
nanten f vor n altbulg. 131 ff., im
speciellen Wörter, welche j selbst
nicht mehr enthalten, sein einstiges
Vorhandensein aber in der assibila-
tion vorhergehender consonanten
verrathen 183 ff. — vor u mss. 135.
186; ^vor nicht afSciertem n ser-
bisch 186. — aus diesem jn wird
i : fälle, in denen es schon altbulg.
zu i geworden, welches sogar zu e
gesteigert wird 186 f. (daher auch
ju neben i im altbulg. zur bezeich-
nung des griech. v verwendet 187):
iäUe, in denen es in den neueren
slaw. spiacben zu i geworden 137
(umgekehrt ju für altes i im neo-
bulg., mss., poln. 187. 188); dies
berechtigt, auch sonst, wo wir slaw.
i neben älterem u finden, die mit-
telstufe ju vorauszusetzen 1 38 f. —
imursprOngliches j vor andern vo-
calen als u 139 ff. — entstebong
von poln. ksi (i. e. ks), (Ür die be-
urtheilung von skr. ka wichtig 144 ff.
(vgl. 220. 292). — nnnispnm^ehes
j nach consonanten in poliL lehn-
SachregtoCer.
487
w6rteni av« d«m deutschen 290 ff.
— — Ununprüngliches j im lit.
147 ff.; im lettUcben 162.
Declination. Gen. sg. der femini-
nen i-8tltaime im gallischen nnd iri-
schen 8. 9. — gen. Bg. der a]tir.
n-stämme 9. — gen. sg. der pro-
nominaldeclination im irischen 9. —
welscher plnral auf -au gehört ei-
gentlich zo n- Stämmen 9. — gen.
nnd dat. sg. im comischen 9. —
loc. der i- und n-stämme im skr. 18.
— loc. der pronominaldeclination
auf -in 18. — -ffis im instr. plnr.
der masc. auf -a geht schwerlich
auf -fbhis surttck, da im Veda
-Sbhis daneben steht 99. — decli-
nation des poln. und Wirkung der
analogie in derselben 19 — 88. —
nom. acc. plur. der nentra im gall.
nnd irischen 880. — Ursprung des
altbnlg. gen. sg. 864. — dat. plur.
der substantiTischen ja- stamme im
litauischen 497. — Yergl. noch
Dual.
Dehnung. Dehnung von altir. o
zum ersatz ftlr ausgefallenen nasal
18. — vocaldehnung im altbnlga-
rischen nnd litauischen 871 ff.
Dual. Ursprüngliche bildung dessel-
ben 18.
Erweichung. Erweichung der la-
bialen vor e im russischen 166. —
erweichung von c, i im russischen
an der ausspräche des vorhergehen-
den vocals zu merken 161. — er-
weichte consonanten dem dialekt
des altpreufsischen vocabnlars viel-
leicht nicht fremd 896 (vgl. jedoch
über die in frage kommenden vo-
calverbindnngen 489).
Gallisch. Gallische inschrift des
amnlets von Poitiers 6.
Hiatus. Vermeidung des hiatns in
litauischen dialekten 866.
Infection. Altirische ausnähme von
der regel der infection 16.
Infinitiv. Intinitiv des keltischen:
gall. -tu, altir. -(a)d, -(u)d 17. 286.
— • Verdoppelung des infin.-suff. im
polnischen nnd russischen 211 f.
Iren. Kriegsgdttinnen der Iren 260.
Kinder. Sprachliche beobachtongen
•ik kindem 216 219.
Lehnwörter. Deutsche lehn Wörter
des polnischen: ihr consonantismus
an sich 278 — 286| consonantische
lautgesetze 287 — 800, vocaleinschub
298. — Vgl. noch Consonanten
(letzter absatz)^ Volksetymo-
logie.
Medium. Reste desselben im galli-
schen 228.
Metathesis im altbulgarischen und
ihr verhältnifs zum vocal der be-
treffenden Silbe 392.
Milchstrafse. Namen derselben bei
niTriem, Bosniern, Albanesen 814.
Nasale trttbung reiner vocale im pol-
nischen 146.
Negativpraefixe des irischen 18.
Neutra des altirischen 222 — 227: a-
(und ia-) stttmme 222, i- stamme
228, n-stftmme 228, as-stämme
224 ff.
Notae augentes des irischen 18.
Plural. Bedeutungsmodificationen im
plural 868.
Pflanzennamen 816 — 842.
Preufsisch. Pomesanischer dialekt
des altpreufsisch-deutschen vocabn-
lars. A. Lauts^rstem.
Vocalismus in Stammsilben : altpr.
a ^ lit. a (resp. slaw. o) 418, ssa
lit. e ( iemaitisch z. th. noch a )
418 f., SS lit. i 414, t= lit. u 416.
— i, y (nur graphisch verschieden)
s=s lit. i, 7 (resp. lettisch slaw. i)
416, SB lit. a 416 (cf. 896), s
lit. e 416, tss lit. 6 416, = lit. 9
417. altpr. ie (sa lit y) scheint
langes i zu bezeichnen 417. —
altpr. e gleichm&rsig ftlr lit. e (^),
6, 9 mufs dennoch nach mafsgabe
des lit verschieden ausgesprochen
worden sein 41 7 ff. altpr. e sas lit.
a 419, SS lit i (als schwichnng
von a) 419. ee bezeichnet vielleicht
die iKnge von e 420. ea 420. 421.
ei (ey), ai (ay) 421 f. iey = lit
ö 422. eey 428. eu 896. — u ss
lit u 428' [in s lit iu 428], u
s= lit a 428, SS lit e 428. 424.
— 0 =s lit. o (resp. slaw. a) 424,
SS lit. a oder £ vor den liquiden 1
nnd r 424 f., ^ lit u 426. oa ss
lit a oder daraus geschwächtem n
^426, :b lit o 426; Ar letzteren
48d
Sachregister.
laat steht anfserdem einige male a,
so dafs also die drei schreibangen
o, oa, a für lit. o auf die ausspräche
6 hinweisen 426 f. o, oa = lit. il
427; 0 vielleicht =: lit. an 427.
428. 0, oa =s lit. ä 428 (oa =
lit. ai 898), o = lit e 428 (cf.
899). oay 429. 07 429. — au =s
lit. au 428 (resp. slaw. u, zend. ao
480), = lit. u (welches in diesem
fall contraction aus au) 430, kaum
s= lit. e 430. aw wohl mit au
identisch 480. eau 480 (cf. 489).»
ui, uy ^ lit u, ni 481 (ss slaw.
7 402).
Uebersicht Über den ganzen vo-
calismus der Stammsilben, erweist
nächste beziehung zum memelschen
dialekt des lit 481 f.
Vocalismus der' silbe nach dem
stamm, nach den lit vocalen ge-
ordnet: lit a 482 f., lit e 483, lit
e 488, lit 0 484, lit i 484 (cf.
406), lit ä 484, lit u 484, lit ä
484 ; zwischenvocale bei consonan-
tengruppen, welche im litauischen
fehlen 486. — Vocalismus der end-
Silben: masc. endnng lit -as =
preufsisch -as, -es, -is, -s486; fem.
endung lit -a = altpr. -o 487; be-
handlung des stammbaften a der
masc. und fem. im ersten gliede
von compositis 487. femininendung
der ia-decUnation, lit e, wird mehr-
fach zu i, y im ersten gliede der
composita wie im einfachen worte
438.
Durchgehende schwilchung der ne-
bensilben beweist, dafs der accent
wie im iemaitischen auf der Wur-
zelsilbe ruht 488. — spuren des
geschliffenen tons liegen vielleicht
vor in den Schreibungen ee, eey,
iey, eau u. s. w. 489.
Consonantismus. Gemination
440 ff., steht nach hochtoniger silbe
mit kurzem vocal 442. lenis fllr
fortis (ein paarmal fortis fUr lenis)
442 f. (cf. 1 14. 897), — j wird g, ig;
h 7 geschrieben 448 f. (bleibt nnbe-
zeichnet zwischen vocalen 446). —
b ans v 444. — t ss lit k 444 (cf.
116 f. 407), ddslitg 446. -. n
bleibt vor t und s bewahrt, während
lit ersa&debnuDg eintritt (altpr. an=s
lit i|; en, in = e; wan = ü) 445.
— altes w bewahrt im vortbeil ge-
gen das lit 446 ; w als Vorschlag
vor vocalen 446 (cf. 119); w bleibt
unbezeichnet zwischen vocalen 447.
— Zischlaute 448 ff.: s = lit s
448. 449, SS lit z 449. seh ent-
steht aus sj und entspricht vielleicht
nur einmal lit sz 460 (cf. 899). s
8= lit sz 460 f. = lit t 451 f (cf.
894. 896. 898). ergebnis der be-
trachtung ttber die Zischlaute 452,
— X und sein Wechsel mit s 462 ff.
— bedeutung von cz 464 f. — ti,
di werden rein bewahrt 466. — d.
=3 lit zd, s = lit d 456. — ü-
quiden: metathesis derselben 455 f.
(cf. 116. 401. 402). — r gegen-
über lit. r fehlend 456. rg, g für
lit r 466. — lg «= lit 1 456. —
prothet 1 möglicherweise Schreib-
fehler 457. unterdrflckung von k
zwischen liquiden und t 118.
uebersicht der eigenthümlichkei-
ten des pomesanisch-altprenfs. con-
sonantismus 467 f.
Schlufsresultat: Stellung des po-
mesanisch-altprenfs. zu seinen ver>
wandten 468.
B. Nomina. Ihre ausginge im
nom. sg.: feminina gehen vocalisch
aus 119 — 122. vocalisch ausge-
hende masc. 122 f. formen aaf -an
wahrscheinlich nominative des nen-
trums 404. — pluralia auf -es und
-OS 124f. (cf. 896). pluralia aof
-aytos scheinen deminutive zu sein
126.
C. Suffixa. -eno, -ano, -no 114.
^to 116. istian 118.405.—
-toys ca lit -töjis, lett -täUs (fem.
-tdja), rus8.-lit -tojas, -tajas, im
wesentlichen ss -ri/q, -tu; 1^2 f.
— altpr. -nikis, -nix, niss.-lit
-nikas, preufs.-lit -n\nkas, lett.
-neeks 123. — -tue, -tuan zu lit
-tuvas, -tuve 126.896. — -toi 197.
cle 898. isto, lit -^sta,
-]^ste 897. — -meno zu lit -menö
899. eynis, lit -^nas 899. —
-be zu lit -yba, -ybe 401. — -elis
402. — -eyto; -aytos 421.
Quantität Hexameter des Donali-
Sachregister.
489
tins nach dem wortaccent, nicht
nach der qaantität gebaut 477.
Beflexivum des litauischen 482 f.
RusBi'Bch. Olonecischer dialekt
des russischen. Lautsystem: ftlr e
tritt i ein 168 f. — erbaltung des
vollen i der infinitivendung 154. —
Übergang von e, je in o, Jo 154 f.
— altbttlg. je, russ. 6 geschrieben,
wird jo, welches anlautend zuweilen
j verliert 155 (davon finden sich
auch gemeinruBsisch beispiele ebd.).
— erweichendes e wird ja, nach
palatalen a 155 f. (ähnlich im weifs-
russ. 156). — aus altem T entstan-
denes e hat zuweilen keinen erwei-
chenden einflufs 156. — ausl. i
bleibt erhalten nach c und in der
dritten pl. praes. 156. — Vertretung
von altbulg. u durch o: im auslaut
der praep. auch vor einfacher con-
sonanz 156, sogar vor vocal 157;
im nom. sg. männlicher a-st&mme
vor suffigiertem artikel tu
157 (ähnliches im altruss. ebd.). -
ü als solches mit eigenthUmlicher
ausspräche bewahrt 158. — behand-
Inng von altbulg. ra, la 158. —
Vorschlag von j vor vocalen 158;
Vorschlag von v 158. — fehlen des
n vor obliquen casus des pronomen
i nach praepositionen 158. — zu-
saramenziehung von vocalen nach
ausfall des trennenden j 159. —
ausfall anderer consonanten 159. —
erleichterung anlautender consonun-
tengruppen durch prosthetisches o
159. — abfall anlautender silben 159.
— behandlung von fc, i, c 169 f. —
assimilation von k, g, ch an fol-
gendes n 167; von v an vorherge-
hendes b 167. — Übergang von j
in g 167. — z steht für ^dj =
altbulg. id 167; c fUr »tj = alt-
bulg. st z. th. consequenter als im
gemeinruss. 168, in den part. praes.
daneben ab mit besonderer (sogar
causativer ) bedeutungsmodification
168. — abfall des Suffixes der S.sg.
praes. 168, der 8. pl. nur bei der
i-classe 168. — Übergang von v in
m, von m in b, von d in g 169.
Declination. Zusammenziehung
Im nom. sg. der fem. auf -ynja wie
Beiträge s. vgl. sprachf. VI. 4.
im altbulg. 169. — nom. sg. do£i
und mati 169. — nominativform
des sg. als acc. bei den femininen
a-stämmen 169. 170. — dat.-loc.
sg. fehlt gänzlich bei den femini-
nen a-stämmen und wird durch den
genitiv ersetzt — Ursache dieser er-
scheinung 170. 171. ~ instr. si-
lomu (von sila) 171. — declination
von cerkovT 171. — genitive und
locative auf -u 171 f. — alter vo-
cativ auf -u von ja- stammen 178.
— declination der deminutiva auf
-uska, -usko 178. — beispiele des
duals 174. — pluralformen 175 ff.
— übertritt der a- stamme in die
analogie der ja -stamme 177. —
Nicht zusammengesetzte declination
der adj. 178. — Pronominaldeeli-
nation: declination von tu (und
etotu) 178 ff. demonstrativum be-
sonders ausgebildet 181. declina-
tion von i 181. Personalpronomen
182. — Declination des zusammen-
geseteten adjectivs 182 f.
Stammbildung. Wortformen und
Sätze, welche im polnischen zu stam-
men herabgesunken sind 204 — 210.
Steigerung. Statt angeblicher Stei-
gerung von y zu va im slawischen
ist vielmehr Verkürzung von va zu
y anzunehmen 368 ff. — Steigerung
von altbulg. o, e zu a, £ und ihre
bedeutung für die quantität im alt-
bulg. 873 f.
Snffixa Rest des suff. skr. -tvä im
altir. 18. — gall. -unno und seine
entstehung 18. — auf nasal schlie-
fsender stamm nimmt im altbulg.
bei antritt weiterer consonantischer
Suffixe dieselbe form an wie im nom.
sg. 92 ff. altbulg. -yto 92 ff., -yU
94, §tii 94 f. — erweiterung des
Suffixes -an durch angefügtes -ta
im slaw., lat., skr., deutschen und
vielleicht griech. 98. — gegensei-
tiges Verhältnis der suff. -an -ana,
-uof -fiovay -ftir 'fjttra u. ä. 95. —
altbulg. -gü, -ga 130. — altbulg.
-ci 182. — lat. -ulcuB, -ulcius 161.
ksl. -osti 188 ff. — griech. nentra
abstracta auf .o^ neben adj. und
ihre litnsla wischen parallelen 188.
— lat. adj. und abstracta mit den
32
490
dachregister.
tnifixen -to und -tit von stammen
auf urspr. -as 189. — lit. -aaü-s
189. — lat -or primftr und secon-
dar 189. — lit -esti-s 190. — lit.
-eai-8 191. — altb5hm -est' 192.
— secnndäres abstracta bildendes
-t& im slaw. häufig 192. ~ ksl.
-ostf, kleinr. osiy, böhm. (inatr. pl.)
osiemi 198. — kal. -os-tyni ver-
wandt mit -avrrit skr. -tvani, an-
dererseits mit got. -assu 198. —
lit. -yste, alt -ysta 198. — ksl.
-ynja, noro. ag. -yni 194 ff. — ksl.
y ^ urspr. ü, feminina und ab-
stracta bildend 195. — -Weiterbil-
dung eines Stammes auf urspr. -tar
zu -tru im lat. 195. — poln. -ö
allmählich immer mehr vor -sd
(altbulg. -sti) surückweichend 211.
— annähme altir. abstracta auf -u
statt -tu ganz unhaltbar 225. —
lit. -kla =s altpr. -tla, urspr. -tra
245. — altbulg. -istvo; altbulg.
-isku, got. .iska 866. 867. — lit
deminutivsufiSz -^is, -e'lis 872. —
-tra adjectiva bildend 891.
Verba, aecundKre. Denominativa
des keltischen 14 f.; griech. auf
~a^w 15. — secundäre verba des
litauischen von scheinbar primärem
aussehen 150.
Vocale. Irisch (, welsch i aus a 6.
— welsch u as gall. o 12. — ent-
stehung von slur. 8 im reduplicier-
ten praeteritum von wurzeln mit
inlautendem a 102 f. — poln. e fUr
i und y 212 ff.; umgekehrt i^ y
fUr e 214 f. — Wechsel von i und
u im poln. 246. 247. — bdhm. ou
dehnung von n 897. — böhm. a
mehrfach =s altbulg. ^, russ. ja
402.
Vocal reihen. Uebertritt von der
a- reihe in die n- reihe im litani«
sehen 150.
Vocativ. Vocativ statt nominativ
im serbischen 178 f. — serbische
nom. sg. masc. auf o sind eigent-
lich vocative, desgleichen die auf
oje 174. — nenbnlgarische voca-
tive auf o von a- und Ja-etämmen
174.
Volksetymologie. LantUehe Um-
gestaltung polnischer lehnwSrter aus
dem deutschen durch Volksetymo-
logie 801—805.
Wurzeln. Angebliche sanakritwur-
zeln auf 8 ü o und ihr Verhältnis
zu den wurzeln auf ä 1 0 1 ; angeb-
liche sanskritwurzeln auf j 108. —
Verlust der Wurzelsilbe in polnischeB
Wörtern 246.
Zahlworter. Zahlwörter des kelti-
schen 12 f.; bezeichnung der distri-
butivzahlen im altirischen 286. ^
polnische Zahlwörter im löten and
16ten sec 247.
Zemaitisch 886.
Zetacismus. Aelteste, in einigmi
sprachen noch jetzt erhaltene s(tBfo
des slawischen zetacismus mit er-
haltung von j 161 — 165 (ähnliches
im litauischen und lateinischen 166);
für die erkenntois dieser stufe vod
bedeutung russ. s£ (neben c) ss alt-
bulg. st :b tj und russ. idi ^
altbulg. 2d =s *dj 164. ~ gntta-
rale eher und leichter von j afli-
ciert als dentale 165. — ausnah-
men vom zetacismus der gattuale
in russ. dialekten durch äberwie-
gende analogie der formen mit er-
haltenem guttural 166. — setocii.
mnSt speciell labialzetacismos toi
polnischen 220. — Vgl. noch Rus-
sisch.
Wortrej^tot»
491
!!• Wortregister.
A. Arische sprachen.
1) Sasikrit
WS. ai&ft471.
a£^i 8.
aallra S27.
ati 266.
andh» 280.
apa 7.
Apaa 192.
ipnat 192.
amatim 891.
amiaisam (ws. mi,
102.
amitraban 869.
ambu 229.
arkhimi 16.
WS. ardh 892.
«fA.126.
a^maota 98.
aham 259.
aliTam 102.
inai&la 4.
iha 269.
dKjati 147.
tt<Uka 8.
ndira 872.
WS« US 180.
UMiM 180.
oaria 180.
uaii 180.
fta 4.
kadi 269. 276.
kanda 827.
karpara 148.
kaUbba 888.
kfAkaaa 888.
kfrtaavara 888.
WS. knif 188.
WS. klath 18.
WS. klam 4.
ksari 868.
WS. kau 188.
kbala 888.
khalu 260.
WS. kbid 107.
gandba 827.
g^bba 402.
gfritra 822.
gf^iad 148.
mi)
gUyimi 101.
gha, ghi 267 ff.
gba (schlagend) 260.
gbana 260.
ka 89. 90. 266.
laUir- 870.
talvicaa 870.
WS. Kar 4.
WS. ki 266.
kiklUa 108.
kikii- 108.
kikSU 108.
^agat 108.
^agfU 108.
lagQft 108.
^a8 461.
tßiia 189.
gari 189.
^at« 104.
iigimi 108.
^igäja 108.
^U, ^na (WS. ^'i) 104.
^ari 870.
tatnia« 102.
tan6mi 870.
tantu 9.
WS. tan 16.
tala 401.
WS. tna 188.
tfianlm 188.
tSniva 102.
WS. trank 281.
tripatra 887.
trSitana 4.
distri 16.
dajfmi 101.
WS. darb 192.
da^an 18.
WS. dab 140.
däni 4.
WS. da 160.
djkmi 101.
djfiU 104.
«ycna 104.
drij« 101.
dviram 281.
dv« 12.
dbattOxa 888.
WS. dbar 192.
dbustüra 888.
dbrU^- 101.
na (in oompar. sinn) 266.
nahi 268. 276.
ni4a 4.
nfima 18.
WS. pak 116.
paptima 102.
parikara 471.
pdajfmi 106.
pitir 7.
pitd 7.
pipOnras, pipllrthas
a. s. w. 101.
WS. pis 822.
pord 7.
pftbd 7.
pftbdtk 189.
pttban 8.
babbfiva 467.
WS. bndh 188.
bndbiU 104.
birbaspati 4.
brahman 4.
bbavisjati 18.
WS. bbiks 6.
WS. bbl 870.
bblfl^jämi 870.
bhlsnU 870.
bbfir^ 827.
WS. bbjas 870.
WS. bbra^ 827.
WS. bbil 102.
magbavan 8.
maija 104.
mada 8.
WS. mantb 114. 486.
mamaai mamS (ws. mi,
ml) 102. 104.
mahas 226.
mSs 6.
mitra 891.
WS. mnd 469.
mriji- 101.
ja 467.
Jakan, jakft 114. 897.
jatbi 10. 14.
Jadi 268. 269.
Jngam 186.
32*
4dd
Wortregister.
jfiBä 180.
WZ. rad 229.
r«4 6.
WS. ra 182.
laghu 228.
WZ. Inbh 181.
▼aU 825. 838.
WS. va« 180.
vi 266.
virtrahatja 889.
WZ. vf, vr^ömi 228.
vrtra 244. 888 fT.
vrtraghna 889 f.
yftraghm 889.
vftratara 888.
▼rtratur 890.
vfirahatha 889.
vrtrahallMa 889.
yrtrahan 888 ff.
yrtrabanUma 388 f. 890.
fastram 16.
WZ. 9udh 188.
WZ. 9rdh 827.
fraddadbimi 481.
9r69i 899.
WZ. 9Ta8 869.
fveu 822. 823.
sa- 197.
WZ. sad (seder e) 141.
WZ. sad, I-sad (adire) 141.
sadba- 259.
sam 197.
salili 898.
savja 185.
WZ. sab 12.
saba 259.
sämi 18.
WZ. stbf 18.
WZ. spbäj, paspb^S 108.
sma, smS 14. 476.
Bja 276.
WZ. sjaod 141.
svadhajl 14.
svapna 7.
svajam 18.
svasar 7.
syapajäini 7.
ha, hS 257 ff. 276.
WZ. han 260.
bi 257 ff. 276.
hvajlmi 101.
2) HeaiBdlfobe
spraeheB.
ksflr. Sbrü 118.
3) Altbaktrisch.
aparazfta 128.
qSdaSna 14.
zaratbnstra 128.
zarathnströtema 128.
zi, zi 268.
tbraetaona 4.
WZ. thrak 281.
dSUm 229.
diu« 12.
nazda 12.
pitu 7. 9.
pouru8a9pa 128.
iVathanh 189.
maidhömSo 128.
maodbana 469.
ja 467.
veretbragbni 890.
WZ. vere 390.
veretbra 889 f.
verethragbna 889 f.
veretbra^an 889.
yerethraga9tema 889.
yeretbrataurylo 890.
ycretbrayan 890.
badha 259.
9ao8Jan( 128.
9raoiii 899.
bamvereU 890.
bimvereti 390.
4) Altpenisch.
traf fran in «f'ayri^, ^0»v~
rrirjjro^ U. 8 W. 892.
5) PehlTl.
gandenSk 827.
iiAiii9priii 824.
ySdrengboi 821.
zardab 882.
6) Heiipersisch.
behrim 389.
gandüm 323.
gauarz 335.
gard 390.
gurdl 390.
ya^ 325.
yaraj 325.
rirag 325.
zarSyand 820.
7) Kurdisch.
giezer 331.
k^Lmabit 885.
kbas 333.
mekak 887.
nfnS 324.
pank 824.
B. Keltische spraehen.
1) Altkeltiscli.
Abona 229.
Abosina 229.
'jißoq 229.
anam 280.
*jirava 280.
ambactos 471.
ambe, ambes 229.
Ambris 229.
are 2*28.
aremorici 228.
areyemos 5. 228.
ate- 249.
ayallo 280. 231.
Belatucadma 17.
Besantiam 407.
bratade 229.
Wortregister.
498
Brigantes 4.
Brigantia 4.
brio 229.
Brivodurum , Briodiinun
229.
BrWo-Isarae 239.
caio 280.
cambiare 281.
CamboB 281.
kamidne 16.
Cathnbodua 250.
Cenomani 226.
Cenimagni 226.
Com 248.
Cunotamos 12.
danima 6.
datalages 5. 228.
decayi 1 7.
Divona 280.
DoDtaarios 5.
doro 281.
dunon 228.
dvorico 280. 281.
Esuggius 408.
Bsos 248.
gnataa 281.
hrodanns 228 f.
inter 229.
leamodori 281.
Isngius 408.
lautro 229.
logan 230.
Lug^dnnoD , Lngdnnon
227 f.
Mogonnos 8.
more 228.
morini 228.
nanto 229.
Nantuates 229.
nate 281.
Obnldunu 17.
onno 280.
petnpedula 824.
petorritnm 12.
Petrocorii 12.
Petmcoriua, -ii 12.
planarati 248.
renne 281.
R(h)odanas 229.
Sacsano 12.
Sagramnos 228.
Samarobriva 229.
Scultenna, Sxovlrapra
229.
Sirona 248.
Tinu 17.
Toliandoseo 12.
Tolistoboii 12.
tome 17.
treicle 281.
trigaranns 4. 280.
jQi/tcLQKtffCa 280.
trinanto 229.
nxellim. 12.
vertragus 11. 281.
VesontiDS 407.
Vesuccius 407.
Vesunna 408.
Visontio 407.
Yisacia 408.
Visneina 408 ff.
Yizuria (j. V^onse) 408.
2) Irisch. 6aell8€h.
Neuirisch gesperrt.
abh 229.
abhall 281.
accestar 460.
aco 462.
adchess 460.
admuinemmair 471.
adrodar 471.
aeth 285.
aibheU 229.
aile 468.
lUlith 466.
ailia 468.
aimf'tfsach 18.
aine 9.
aisndedat 464.
am- 18.
amach 225.
amaigh 225.
ambaaid 228.
ammag 225.
amradair 468.
amre 468.
an 280.
in 280.
Ana 250.
anasrochumlai 16.
angaibee 466.
anguin 228.
aUed 225.
aranerailend 469.
arco 16. 462.
arm 280.
amacbnelammar 474.
arsisedar 470.
art 4.
artn, arddu, ardu 225.
as 10. 228.
asberam 472. 478.
as8 10.
asaa 10.
asteach 224. 225.
astigh 224. 225.
ati 18.
atchithiai 468.
ateg, atech 824.
athair 7.
atong 462.
atormag 222.
iue 8.
Badb Catha 250.
badib 468.
baitsidir 468.
bam 472.
bam 7.
b^m 478.
Be-Neit 250.
berith 466.
berrthir 468.
beru 462.
bharn 8.
biam 18. 472. 478.
bieid 18.
bieit 18.
bimsa 462.'
bith 228.
binnsa 468.
blaisim 468.
blastf 468.
bocbt 6.
boie (leg. böte) 466. 467.
Brigit 4.
Brigte 4.
brise 8.
bniid 228.
gael. bnrmaid 829.
cacha 9.
cad^sin 7.
cao 280.
cainte 16.
cais 460.
canisin 7.
caras 464. 467.
carate 467.
carith 466.
494
Woftn^ittnr»
eatehhomnidi 478.
etnt 7. 18.
o^le 4.
c^in 226.
cenA«, cen^e 15.
cennaamlar 478.
cerdcba, cerddchae 280.
charand 469.
chesend 469.
ch{th{ 468.
cian 225.
cinteir 16.
c{Ucb 7.
eTtin 7.
-cTu 460 461.
claideb 18.
dam 4.
codosgnemi 474.
cofotheasa 472.
gael. coibbi 248.
cöic 12.
comcisnib 460.
conda 472.
eonfodma 474.
coDTotgatar 285.
coDinT^sa 472.
Gore 16.
eoscrad 285.
orann 281.
ciiig 12.
enimtgimm (nicbt cunat-
gim) 478.
cultecb 224.
cnmacbtacb 15.
cumacbtaigim 15.
cnmang 222.
comtacb 478.
cnrbam 472.
curend 469.
datngnigtbir 466.
daintech 16.
dina 5.
danüroecbnatar 286.
dtoigtbea 9.
d4nigQd 9.
-de 11.
d^ac 18.
dearbbann 469.
d^c 18.
decbtire 6.
deicsin 460.
delbe 228.
dedimrecbt '228.
deamirecbuigtir 468.
df 12.
diamain 288.
diandid 249.
dlegtair 468.
dodfongad 462.
dotfcomnacbt 16.
doepetbar 471.
doinib 228.
domnn 225.
dopbeibaraa 7.
doraaiid 17.
dorigni 460.
dorimtbirtbetar 471.
dorintai 17.
dorns 228. 281.
doBlninend 469.
drimtbirid 471.
dnemia 472'.
dnine 8.
ddine 226.
ddn, gen. daine 226. 298.
dnniircecbnatar 286.
eascQ 288.
easgan 288.
ecbtar 6 16.
ed 8.
^ert 11.
epscop 288.
aerbar 472
ercbötigend 469.
erdatbe 229.
erladaigidir 471.
escop 288.
eter, etar 229.
fadam 472.
fad^in 7. 14.
fairedg 7.
fairtbe 7.
fanitin 7.
faolcbd 7.
farn 7.
fastand 469.
fearrde 10.
fedaim 7.
fedme 7.
f^itb 3.
ferr 9. 10.
6ar 7.
fid 228.
fil 464.
file 466.
fiUim 7.
filns 7.
fTr 6.
fitir 464.
foaid 7.
fodein, gen. fod^e 14.
foicblend 469.
foilUigtbf 468.
foir 468.
foirbbtbe 8.
foirbtbetn 225.
foirctia 460.
foirfe 8.
fordindet 464.
forelgatar 286.
forfenar 286.
fornem 224.
fosdgatar 986.
foBligim 286.
freecaiu 460.
fHetinfet 464.
fügall 222.
ftiilgend 469.
ftiillend 469.
ftainenn 469.
ftilang 222.
fönend 469.
gaibia 462.
galbtir 468.
geinitir 471.
geinitbir 470.
genitber 470.
geogbna 478.
gialc 466.
gldine 296.
gldn 226.
glnnae 226.
gldne 226.
glunlb 996.
gn^ 460.
gnite 466.
gnfn 460. 461.
guidin 468.
gain 228.
-gas 8.
beidmtfit 14.
bocbiist 286.
bonaifleidmenaib 8.
boaialimem 1 9.
iacaom 286.
iarraim 468.
iarrthai 468.
iainm 286.
fcbtar 6.
idmtfit 14.
ü 7.
iUr 222
Wortregister.
49»
imb 8.
imcuMio 460.
imcasti 460.
incholnigud '286.
indaleitbeain 226.
indibmaigib 226.
indidultaigc 224.
indlöge 226.
infid 228.
inn 280.
ioDS 9.
iDnatlngam 472.
innfala 288.
iotige 224.
intsleibe 226.
intrsCa 14
ioth 228.
{9 6.
isdiamum 288.
ia^ ae 18.
isintig 224.
iaeammnir 228.
iatech 224.
itaig, fUig, hiUig 224.
itargninim 16.
ith 7. 9. 228.
inehair 117.
lantn 288.
leith 226.
lenand 469.
letb, led (latos) 222. 226.
226.
leth, dat. leuth (dirai-
dinm) 222.
letban 7.
limm, lemm 464.
Un 228.
lind 228.
Hon 228.
litre 228.
loch 228.
loch 228.
USg 226.
lötbar 229.
lA, compar. laigiu 228.
Inach 226.
Mda 288.
luUin 288.
mablastf 468.
mag 226. 226.
maig 226.
maige 226.
membiir 280.
meac 8.
meace 8.
meaetar 288.
Ttkif gen. mi8 6.
mind '228.
mind 228.
misir 288.
moltaoi 468.
m«5rf^8er 7.
Morriga 260.
RIU, RIO 14.
niuicb 226.
maige 226.
mninither 471.
mninter 471.
muir 228. 228.
nacba 9.
nadgenetar 471.
naiacu, nescn 288.
naaroin 472.
neam 224.
neb 18.
n^ 288.
nem 224. 226.
Neman 260.
nemh 18.
nephfreecastu 460.
nerladaigedar 471.
nert 280.
nessam 12.
nibam, nipam 472.
nim 224. 226.
nime 224. 226.
nimib 224.
no 14.
nocharmit 16.
nochartia 16.
notfntae 17.
6 7.
6a 8. 7.
ochtmad 18.
öena 9.
öl 228.
öl 228.
olc 280.
pardaia 286.
pardnia 286.
gael. pinthar, gen. pe-
tbar 7.
recht 228.
remcaiMin 460.
rendaib 228.
rethann 469.
H 6.
riccn 468.
ricthai 468.
rimther 470.
rind 228.
rindarpai 16.
rinn 228.
ro- 229.
rodsciibai 17.
mbnrt 16.
saiges 466.
■ant 16.
Bcipar 6.
scoltaim 229.
acribthir 468.
se 7.
s4\m 18.
a^itche 4.
Berbh 7.
aöt 149. 160.
aiar 7.
ifl, gen. afl 222.
Binia 10. 11.
afol, gen. sH 222.
eleidm 8.
Blebe 226.
alebib 226.
Bleib 226.
BUab 226.
aligim 286.
Bluindes 466.
Blaindite 466.
Bluindith 466.
Bom, aem 14.
BOtho, Bothe 228.
Broth, Bruth 2S8.
sruth 228.
Bnan 7.
Buth, Both 228.
ti 18.
Uipe 471.
tinac 4.
tart 16.
teach 224.
tech 14. 224.
techtaa 466.
teg 224. 226.
töte 466.
tiaga, tiagnssa 462.
timthirtbid 471.
timthrecht, timthlrecht
471.
tinfedam 464.
t{r 228.
tfr 228.
tfrim 16.
496
Wortregister.
t£rni6 16.
töcband 469.
todlai(g)ther 470.
tongnaa 462.
törmag 222.
traig 231.
tr^ise 11.
treissinr 11.
tr^n 11.
tressa 11.
tressam 11.
triab 236.
tnath, gen. tr^than 4.
tris 1-2. 467.
triub 236.
tussu 13.
ua 7.
uachtar 6. 16.
uadaib 463.
uaidib 468.
mittel ir. nam 7.
uas 11.
nasal 12.
uathib 463.
ubhaU 231.
nlsce 8.
3) Welsch.
af> 18.
afall 281.
amaeth 471.
Ambyr 229.
altw. bit 466.
briw 229.
briwio 229.
bnm 466.
bwyf 18.
cae 280.
kiglif, kiglef 166.
cl&f 4.
cyffred 8.
kymerth 16.
chwant 16.
chware 7.
cbwarel 7.
chwech 7.
chwedeg 11.
chwedl 7.
chwel 7.
chwerw 7.
chwi 7.
chwtawr 7.
chwilgi 7.
cbwith 7.
chwylaw 7.
cribot (leg. cridotj 466.
crit 466.
altw. dafhiud 478.
dagr, dagrau 9.
datolaham 6.
deng 18.
; din 228.
; doeth 16.
ddr 281.
I dyrchauawt 478.
eitbaf 12. 16.
eithyr 6. 16.
I ffaelu 8.
' ffell 8.
ffer 8.
ffest 8.
ffraeth 8.
fTroen 8.
ffrwdd 8.
ffunen 8.
a gant 16.
grazacham 14.
gryDDawt 473.
gueU, jrwell 10. 11.
guir 6.
gwasgarawt 473.
gwledychawt 478.
hardach 10.
heitham 1^.
Hu 248.
hyn 10. 11.
iawn 3.
istlinnit 466.
llaüi 480.
Ueiach 10.
llydan 7.
roor 228.
myned 471.
nant 280.
neint 280.
nentydd 280.
nemheanaur 4.
prenn 281.
pump 12.
rig 6.
ser 248.
tant, pl. tannau 9.
Uw 18.
tecach 10.
traha 11.
trais 11.
trech 11.
treiglawt 473.
treissinr LI.
treu 11.
uch 11.
Utbr 6. 16«
wy 12.
yd, pl. ydau 9.
4) CoraUcL
caid 288.
; kentar 16.
; keth 238.
; claff 4.
' kres, dat. kreya 9.
daras 231.
haccra 10.
hager 10.
: marh, gen. m«rh 9.
\ merh, gen. myrh 9.
mones 471.
nansi pl. nanssow 230.
' neid 4.
pen, dat. pyn 9.
sqnenip 5.
yntre 229.
S) BretOBisch.
ahimp 249.
ahint 249.
aby 249.
anal 281.
aznat 248.
barbdifeith 248.
break, bnisk 8.
kemma 281.
daou 12.
deuhymp 249.
difeith 248.
diou 12.
I diouguet 248.
' dizoen 248.
' d6r 281.
douque 248.
eheut 249.
entre 229.
felc*fa 8.
gouzout, gooayout 248-
grabe 249.
grabecb 249.
Wortregister.
497
grahemp 249.
grahenn 249.
grahent 249.
greheut 249.
grehint 249.
groaet 248.
grobimp 249.
gnereu 249.
guerue 249.
gueure 249.
hazvez 248.
lonazr 229.
roonet 471.
oa(n)t 348.
ober 249.
Ormandi 284.
Ormant 284.
Ormantes 284.
prenn 281.
scUcc 5.
trdc'ha 11.
C. Lituslawische sprachen.
1) Dakiseh.
Hf^oitridiri 114.
2) AltpreifoiBCh.
abstocle 898.
abstotten 393.
addle 445.
agins 122. 442.
ains 847.
aketes 124.
ackis 448.
ackons 126.
alkunis 118.
alne 893. 894.
alu 122.
ane 894.
anga 267.
angnrgis 415. 456.
ansis 847.
ape 415.
arelie 121. 457.
arglobis 394. 444.
artoys 446.
artwea 414.
anrarbs 894.
asy 121.
assanis 418.
assaran 894.
araegis 894. 456.
attolan 894.
attoÜB 126.
aubirgo (anbirgo?) 1..'8.
auklextea 124. 894. 419.
458.
anais 458.
ansto 480.
autre 422. 480. 446.
auwerns 125.
auwirpis 125.
babo 418.
balgnan 457.
beggi 267.
boadifl 427.
bordus 455.
brisgelan 894.
broakay 118. 427. 894.
brokis 427.
bucns 825.
dagagaydifl 828.
dagiB 828.
dagoangia 828. 894.
dalptan 868. 894
dangua 121.
dantimax 118.
daaria 480.
de3mayno 114.
dyg»» deigi 267.
dylagaptin 114.
doacke 118.
doalgia 426.
dongo 894.
dragioa 124. 418.
drimbia 895.
; dompbia 118. 877.
' ebaentliuns 245.
eraina 847.
eaketrea 125. 456.
eatureyto 115.
gaydia 828.
gallan 870.
gallintwei 870.
garian 414.
garkity 121.
geanria 396.
geeyae 428. 456.
geytye 828. 895.
gelatynan 485.
genno 418.
gertoanax 116. 895. 400.
447.
girnoywia 126.
glawo 444. 455.
gloaano 455.
gloaaia 427.
gnabaem 118.
gnode 118.
golimbaD 425.
golis 870. 395.
gorme 131. 126.
grabia, garba 395. 455.
granstia 118. 877. 895.
grobia 377. 403.
groaia 442.
gurcle 898. 400. 438.
424.
inatixa 458.
inauwia 457.
irmo 416.
yttroy 117.
iuae 448. 457.
kaden 268.
k&igi, kagi, kaige 267.
caymia 422.
caymoya 118.
kamato 829.
kalabian, kalblan 444.
kalpna 895.
kalao 118.
kanowe 895.
karyago 448. 455.
eariawoytia 895. 429.
448.
karigewayte 429.
karczemo 454.
caune 896.
cawx 480.
keckera 118.
kekulia 895.
kento (vielmehr kento)
396.
kentaria (vielmehr keu»
taria) 895. 896.
kerko 896.
496
Wortregiffter.
kexti 896. 419. 468.
kjlo 417.
kiosi 896. 428.
kinnan 396.
kissea 118. 896.
clattoy 121.
klexto 894. 419. 468.
clines 124.
clnnupis 114.
ksaistis 896.
koapios 124. 485.
coestne 126. 896. 429.
coysnis 896. 897. 429.
komaten 120.
cordo 112
kote 118. *
kragis 448. 456.
kracto 878.
kramp tis 114.
crausy 126.
kristiomsto (vielmehr kri-
stionisto) 897.
krixtieno 114. 897. 416.
462.
krfit 448.
km wie 448.
cagis 448.
kulnis 878.
cnlczi 121. 454.
knmetis 114. 897.
korpe 117. 444.
curwia, kurwan 428.
lagno 114. 897. 442.4^7.
laitian 897.
lalasso 408.
lanxto 116. 468. 464.
largaserajtan 897.
lankanos 480. 464.
laxde 468.
liede 417.
lipe 417.
HstlB 468.
looix 897.
lopis 428.
Inysis 402. 481.
Inckis 897.
Inriay 114. 897. 467.
maldiao 406.
maldünin 197.
malnnastabis 412.
mandiwelis 114. 898.
mary 128.
medies 128. 446.
medlone 466.
meine 406.
meltan 419.
menig 128.
menso 446.
mestAn 419.
moargis 426.
moasis 124. 898. 428.
moke 424.
mothe 426.
mulgeno 114. 408.
nage 418.
nagepristis 456.
naricie 418.
Di — neggi 267.
niquei, niqueJgi *267.
Doseproly 122.
Dozy 426.
nartae 126.
pagaptis 114.
pagonbe 401.
palasallis 878.
panno 898.
panustaclan 898.
passons 426.
paasortis 898.
passuprea 898.
paato 898.
paatowia (nicht pasoowia)
898.
patowelis 899. 428.
panato- 430.
peadey 420. 421.
pecgalwia 465.
peccore 114. 418.
pele 898.
peles 126.
pelki 121.
penpalo 116. 446.
pense 116. 868.
pentinx 118. 446.
perstlanstan 468.
perwios 898.
piencta 118.
pycnU 416.
pirsten 408. 468. 466.
piudan 428.
piwamalUn 898. 414.
419.
plaameno 468.
plaati 466.
plauxdine 878.' 454.
plieynia 422.
plinxne 116. 468.
plonis 446.
podalla 427.
podnkre 119.
pocorto 426.
pomatre 119. 426.
ponasae 426.
pore 424.
poaty 424.
pracartia 418.
praasan 886. 418.
prastian 484. 461. 466.
prearCne 126.
preitalia 117. 444.
proglia 116.
pure 822.
rapa 128. 487.
raplea 124.
ratinaia 446.
rawyt 418.
rikianan 406 f.
riate 468.
roaban 898.
mgis 828.
aabatico 416.
sagnis 897. 442.
aaligan 121. 444.
aalowis 418.
aaltan 116. 898.
aalas 898.
aaninale 868.
aanay 121.
aardis 126. 127.
aari 121. 126. 899.
aarxtea 126.
aawayte 878.
aeamia 828. 899. 417.
aeese 116. 899.
sema 419.
aemen 408.
aemo 828. 899. 417.
aeydia 899.
aeptmaa 246.
aeweynia 899. 419. 486.
aidia 899.
aidoko 417. 442.
aylecke 486.
ailkaadrimbia (aiebt afl>
kaadninber) 412.
aineco 416.
■ingaria 416.
•irablan 448.
airapUa 442.
airmea 126. 4 16.
Byrne 126.
sirBUia 486. 454.
WoitregiBter.
499
gizdre 116.
Bixto 416. 466.
scabre 899.
scebelis 402.
skerptiu 116. 899«
scriUyle 116. 899.
Bcrundos 124.
slanne 399.
slAimis 899.
•lidenikU 400.
smoy 128. 400.
■morde 116. 400.
snoxtis 116. 424. 464.
456.
soanxti 454.
somukU 424.
sosto 121.
spaosUn (nicht spanstao)
400.
aperglawanag 116. 895.
400. 428. 447.
'spoa3mo 429.
spurglis 116. 400. 428.
424.
stebis 121.
atabni 121.
8Ubs 116. 400.
stajtan 115. 404.
stibinis 416. 442.
8togi8.898.
strambo 115.400. 401.
atraonay 480.
»trigeno 401.
atroyales 429.
stabonikia 117.
Btttkameccaeria 454.
stardifl (vielleicht acurdia)
401.
solis 878.
anppiB 410.
Bupüni 197.
autriBtio 401.
sweriapifl 401.
Bweatro 446k T
Bwetan 419.
Bwibe 446.
Bwintian 415. 419. 485.
BcbokiB 899. 450.
achnmeno 899. 450.
Bchntuan 126. 450.
Bchnwikis 896. 450.
takea.125.
tallokinikis 401.
taluB 401.
Urkne 401.
teaariB 480.
teauaiB 896.
torbiB 117. 424. 444.
toBy 406. 407.
towiB 428.
treate 419. 449. 458.
tnipiB 401.
toylia 117. 481. 444.
tanclia 117. 401.
turpelia 117. 444.
toBBia 401.
twaxtan 117 f.
undB 118.
nrininan 425.
waldwico 128.
wanag 128.
wanso 415. 445. 446.
warene 456.
wargien 121. 456.
wannnn 435.
warae 120.
wayoB 125.
weden 418.
wedigo 878.
welgen 402. 408.
weratian 484. 451.
werwiraiB 416. 456.
weBBiB 419.
wimino 402.
winBUB 142.
wirbe 444.
wirdB 896.
woflltia, woltiB 118.
woapiB 402.
woaaia 427.
wobUiB 118. 447.
wobBdoB 456.
woliatian (reap. woBistian)
114. 408. 412.
wolti 121. 402.
wormyan 425.
wosigrabis 895.
wubri 118. 121. 122.
wnyaia 402.
wurabariB 428.
wnndaD 118. 428.
wntriB 422. 480. 446.
czilix 408. 454.
3) LiUnlsch.
ak^B 442.
akmA' 892.
akötae 125.
alvaraB 894.
alvüUB 847.
ang^naB 899.
aoBa 847.
aornaB 826.
apibrÖBskia 148.
lern, ar^ie 414.
argooai, wargonai 118.
argi 264.
argu 257. 264.
aazia 850.
atdlaa 894.
^akaaB 458.
auBzrk 180. 148.
aiUzti 148.
bad^ti 427.
bUnaB 457.
bandk 455.
bAire 114.
bSB 267.
b«Bgi 267.
b^t 269.
beUig, bet^igi 269.
bianreatis, -ste 192.
biatirtiB 192.
bildealB 191.
blid^ia, bliövian 150.
bliiidas 147.
brankiB 427.
bredkriadniB 150.
memelach bailla 481.
bülioB 481.
bÜBiQ 858.
czemerei 828.
caeaae 162.
cztfbraB 882.
d4ga8 828.
dagk 328.
dUgia 426.
dadg 186.
dtfbcBylaB, dAeayUi 888.
dögti 140.
deghtae 140.
deigi 269.
döbai, dobbai 118.
döbilaB 118. 447.
dubai 877.
dhryB 480.
diiuti 150.
dtüti 150.
ideBiB 188. 191.
edrüa 188.
i'göre (nicht *gereM8S.
500
Wortregister.
^gle 446.
Aksnis 825.
eine 894.
er^is 121. 457.
erszke'tras 456.
e'8§s 872.
eszer^B 456.
die 121.
eiegye, eigye 894.
^zeras 894.
gailesia 188. 191.
gaHestiB 190. 191. 193.
gailüs 188.
galvii 858. 455.
gtivos 358. 481.
ganlk 259.
girdas 127.
geltöoas 485.
gelumbe 425.
gensze 456.
gente 195.
gerkle 148. 898. 400.
428.
gersze 428. .456.
g^rti 148.
•gi 90. 268. 268 f.
giltise' 870. 895.
gkre 414.
g^rti 148.
gyvastU 189. 190. 191.
glodenk 455.
glüsnis 427.
gr&mdyti 395.
gr^sztas 113. 877.
grdafi, grUuü 152.
grikkai 818. 841.
griiiti 448.
grobas 377. 878.
•gn 262. 264.
gnrklys 424.
ik) 90 f.
\rti 414.
iszolojao 48*2.
jaii 130.
jaagi 269. 276.
janklDÜ 147.
jei, jey 268.
J«igi J«g»i jeig« 268.
jeknoB 897.
j«8zköti 847.
jeng 269.
jog 269.
jÄ 270.
joi, jvigi 269,
jnnkstü, jünkti 147.
jures 397. 457.
jasze 443.
kaimas 422. 428.
kaipgi, kaipogi 267.
kaÜvijaa 444.
kklbesie 19K
kalpa 895.
küU 117. 444.
kimana 95.
kamkntas 95.
kanäpea 435.
karbas 424. 426. 444.
karczamk 454.
kardelus 118.
käriaa 455.
kirve 428.
kasä 419. 458.
kastuvas 896.
kaukai 480.
kiuazaa 428.
keikaatia, -esüa 190.191.
k^e 417.
kemas 422. 428.
k^pti 114.
k^turi, k^tveri 869. 870.
kiadle 148.
kUune 148. 149. 896.
kiadeze 148. 428.
kiaiiazis 148.
kiadtaa 149. 896.
kiklikas 895.
kiuzo, kiuiti 402.
klastyklö 419. 458.
klaatyti 894.
kle'tis 419.
kUvM 825.
klynes 124.
klifiyü, kUdti 150.
klA'naa 445.
koaere 406. 407.
kdszin 428.
krakis 878.
kraona, kriauna 150.
kranese 444.
kregzde 114. 897.416.
krefvae 188.
kiiioBze 148.
krikszczonystö 897.
kniBzk 442.
kuilys 117. 148. 481.
444.
ki^U, kdgia 448.
kQklUaa 117. 401.
kulkazU 878.
kulsze 121.
külszis 121. 464.
kümetys 114. 868. 897.
kur 262.
k&rbaa 424. 426.
karia, kara 263.
karpdlioa 444.
kürti 426.
knrtinya 814.
kyipas 870.
kvStya 822. 828.
2em. lidaa 414.
l^gaa 115. 454.
lazda 458.
l^nkti 141.
lepa 417.
lepan^ 428.
IHbviB 457.
lianpae' 148.
lidbyti 147.
liA'ainiokas 146
lidtaa 147.
nsdaa 458. 464.
lydekk 417.
lytüa 468.
l&beti 147.
latingas 147.
lutU 147.
mitazaa 398.
milü 419.
marea 128.
m£i»B 404.
maien 404.
medijid 128.
melioe 406.
mentorre 114.
meak 446.
me^ataa 419.
meiei 124. 428.
mÜtai 419.
milteria 414.
roökeaüa 190. 191.
mökn 148.
mote' 426.
mturgaa 426.
muae' 407.
mua^lö' 407.
negi 265.
negn 265.
neigi 268.
c^y, ney — ney «268.
265 f.
ndkftiä 198.
•
Wortregister.
neng 269.
ridngmi 139. 149.
nerti 126.
rimasüs 189. 191. *
net 268.
r^kszte 458.
netigi 268.
nija 182.
n^ksztis 453.
rajis 182.
nösis 426.
ruggys 828.
nii, nAg 270.
rdpestis 191.
niiklastos 419. 458.
8§dora, sandora 858.
obszrüs 456.
M^pnas 870.
ölektis 118.
sardis 898.
pädai 420. 421.
sarg^ate 198.
pakabinu 114.
s^kmas 245.
paliätija, paliäati 149.
setas 417. 442.
pklazas 878.
sUke 485.
pirszaB 455.
sUpnas 148.
pat^yelis 428.
sidlau, Bidlyti 148.
patevis 899. 427.
siunczü, siu'sti 149. 150.
pö'czus, p^zus 418.
siuti 450. '
peklk416.
sinv^kas 896. 450.
peie 125. 809.
akaistas 188.
pelinoa 809
skambeais 191.
pelkS 121.
skambü, skanibe'ti 191.
p^rvaras 894.
akirpstiia 116. 899.
peDa» 429.
skystas 188.
pepala 115.
8kr<$plei 859.
petnycza 445.
Hki^tas, skrytas 1 16.899.
piaulas 149.
sknrk 149.
plreztas 458. 455.
smagena 408.
piadyti 148.
smärdve 400.
piüklas 428.
smirdas 400.
plasztaka 453.
smirdelg 116.
plaüczei 182.
8Darg1^8 424. 454. 456.
pläDzdine 878. 454.
aookszti 116.
plenys 422.
söstas 121.
plyskas 458.
spauda 400.
pliÜRzkis 147.
gpaasthve 400.
plünksna 454.
8p\rga8 142.
pösonis 427.
8p\rgti 142.
praszyti 892.
sprageti 142.
preiküas, pr^kalas 117.
spräginti 142.
422. 444.
sre'bti 151.
pü'das 427.
arinbk 151.
piilei 149.
•taldrimba 895.
pupk 148.
Btambras 115.
pdrai 828.
stirta 116.
pürvaa 898.
8te'bas 416.
pdatas 480.
ai^pinaa 416. 442.
puszU 115. 858.
stövroi 18.
pütpefa 446.
8tr^da8 419. 449.
pfirü, pdti 149.
8tre'no8 480.
raibas 898.
8ubatk 415.
re(kia 468.
änderet! 858.
r^ples 124.
SQJfisti 858.
r^tez» 445.
svetas 419.
501
Bzakn^B 897. 442.
Bzirmas 125. 416.
sze kas 899.
Bz^rmeoB 858.
szeaze, Bzeze 116. 899.
sz^szuras 148.
Bziaar^B 149.
Bziüile 148.
szinrü ti 148.
szirBZYB 148.
Bzirszl^B 435. 454.
Bzis 276.
BzIap^siB 198.
Bzlapi^BiB 198. •
BzladniB 899.
Bzliürpti 148.
szube 446.
Bzdka 450.
Bzülas 878.
Uiga 269.
tikiazas 125.
talkk 401.
taazyti 858.
iem. tayas 428.
tempiü 870.
teVas 428.
tramyna 455.
traezkesis 191.
memelsch trauBzi« 444.
treczÖBis 193.
tret^sis 193.
ungnr^s 415. 456.
üpe 415.
üaas, usa) 415.445.446.
A'siB 427.
utele' 407.
Taite 378.
vältiB 121. 402.
vinagas 1 16. 447.
vandA' 428.
virdas 896.
viriaB 456.
vamas 118.
vamina 118.
vartyti 892.
yasaraugiB 894.
v^zaB, w^szas 847.
vaszkas, vaakas 860.
v^iB 419.
ytfdaraB, ve'daras 872.
418.
yed^ga 878.
yedd 477.
ycj^ (yejk) 126.
508
w^'^nnpsMi^
y^uM 147. 847.
verpi& 870.
y^npats 481.
y«tk 429.
y4va»^ 416. 456.
▼Ugjti 142.
▼inksxna 402.
v^rbas 444.
yirbinis 444.
ylrye, yirvi' 444.
yynna 809.
yöru 870.
tabrys 899.
tagaraf 140.
talias 121. 444.
ialtis 118.
üras 150.
ürdas 127. 399.
iardis 127.
iai^a 126. 899.
iasia 121.
iaiinö 184.
i4'gidras 416. 456.
Umk 417. 419.
iema£ti8ika8 886.
i^kla 245.
iM'ti 150. 870.
iergti 897.
ierpiu 870.
ctfrti, iantyti 898.
iinöti 245.
2iöja, iiöti 151.
iiopczöti, iiopBÖti 151.
iidyanü 151.
iiupöne 147. 197.
iiare'ti, tiunh 150.
tf\^ 454.
imogos 128.
tmfi 400.
iohrySf iobraa 899.
taberklas 898.
ivik^ 454.
4) LetUscb.
ahboUtes 118.
aknia 114. 442. 457.
atials 126.
bds, best 267.
bet 269.
dahboli 118.
gan 259.
gana 259.
ganna 259.
gu, -gl, g' 264. 265.
ikri 117.
irrag, anrig 264.
is 90. 91.
jo 270.
kammesais 118.
kaachoks 118.
kobkaii 117.
kohM 118.
kdpA 870.
kmgi 262.
kweesl 82 i.
lagsda, lasda 458.
laadi« 181.
ligsda 458.
Vm 188.
neds — neds 265.
n^i . n^i 265.
neggi a. a. w. 266.
negg 266.
ao, nohst 270.
pehrt 118.
pelles 125.
perrema 118.
pirksta 458.
plahns 445.
pleksDB 468.
pnhr'i 821.
rndai 828.
sahrds 127.
saltia, aalktis 118.
-sehn 266. 267.
schuht 450.
tiglia 415.
skalla 115.
skantft, skanddt 191.
skana, skana 191.
Bkrittulis 116.
uahrU 127.
stehrts 116.
snr 262.
sdtii 150.
sny^ns, siytfns 899.
tor 262.
ata, Uta 407.
yaldinaeka 128.
yanaga 116.
y^de'n 872.
yoi, yai, ya 265.
iaunaa 184.
iunaa 184.
5)
•p9, J««nt 1»1-
aäjuti, asnti 181.
azü, jazä 181.
basfi 871.
hiii 182.
bimu, biai 187.
blagoatyni 198.
blagoie 269.
blagyni 196.
bUjati 150.
b^nda 188.
byadf, bUuati 188.
b^vd» 188.
bljndd 147.
bo 267.
bobS 148. 41t.
Bocbmit 821.
bodf 871.
bogyni 195 f.
braiina 894.
brisgii 148.
brifi( 182.
brfizda 894.
buditi 188.
baditi 188.
boaka 825.
by 187.
byati 186.
bystü 184.
iaaa 896.
iaan, ijaaii 162.
iechlil 895.
cüoati 192.
iemer** 828.
^ealfi 897.
ietjrri, 2etyero, iatvoro
869. 870.
iichati, ^icbofti 138.
iiatii 188.
£ito 160.
düiku 408.
iloyikfi 148.
cridti 148.
^toii 150.
&Wipä 148.
irjea^'nja 888.
Myo 402.
irann 896.
iruatyd 148.
erötoti 148.
iado, atttdo 184. 185.
^dii, atadn 184. 185.
Wortrvgiatar.
50»
6ati, cujf 184.
cuvAti, invajf 184.
ioidi, stuidi 184. 185.
cviliti 148.
cvitu 148.
chebd825.
chljnpati, chUpiti a.8.w,
188. 187. l&l.
chmili 868.
choditi 141.
chomftü 94 f.
chrfsti 141.
hrjen' 887.
chvatiti 869.
dfga 896.
daati 186.
dastü 184.
dVniUa 114.
dlato 869. 894.
droidtJA 124.
driisosti 189. 193.
drüzii 192.
dUDJa 819.
este 89 ff.
^ti 186.
gladtl 148.
gUvR 444.
glavisna, glavizna 366.
gnetiti 896.
gn^do 4.
gora 414.
go^k 121.
grab 826.
graj 148.
gricbäroi 176.
grubn 144. 896.
grulo 148.
g^raaa 148.
grutani 148.
gäii§a 146.
iga 269.
igo 186.
ijerakli 180.
geruganu 180.
ijndij 188. 146.
imenovati 246.
iie, jaie, je£e 271.
izä 197.
jidu 181.
jasjatiy jesuti 181.
jaat« 89.
jaati 181.
jasto 129. 868.
jastö 184.
jato 129^. 368.
javiti 181.
jeda 268.
jegda 268.
jelinä 180. 806.
jel'cha 826.
jeste 89.
jftry 196.
j^zykii 467.
jeretizica 188.
juirüininu, a^ruminä 180.
jugu, uga 180.
jasini, usini 180
k^koli 117. 401.
kalesi 188.
kamy 892.
capousta 886.
kastan* 886.
katr'ga 818.
kl^pi 114.
klij 160.
klen 826.
kyaii 182.
kljas^ 182.
klu^s 182.
kmeti 114. 868. 897.
kn^gyni 146.
kn^zT, kän^zi 144 ff.
kniga, käniga 144 ff.
kolac" 118.
komar 829.
kopato 94.
kopyto 94 ff.
köre 95.
koryto 94.
kostan" 386.
koia 896.
koiitza 118.
koile 118.
kratukü 143.
kriiati 138.
kriit 188.
krivu 188.
krätfi 148.
kächD^ti 188.
kudi 186.
k*gda a. s. w. 269.
kookoarjeU*' 828.
kuna, küny 148. 149.
kuD^z! 292
kurtt 186.
kTasiti 869. 870.
kraafi 869. 870.
kychayica 188.
kji 180.
kypiti 870.
kttael 381.
kttBeli^ije 881.
kysn^ti 869. 870.
Ifka 141.
l^koBtT, l^koti 188.
lapota 880.
lek^ lest! 141.
Utorasli 894.
lice 247.
licemirü 247.
lijaii 188.
libo, Ijabo 186.
livü 147.
Ijabutvo 866.
IJnbitI 181. 147.
^nbiia 866.
QabTznä 866.
yubö 181. 196.
Ijnby 181. 196. 196.
\judfl 181.
Ijukati, Ifkati 141.
^nto, gen. Ijatesa 188.
189.
Ijutosti 189.
Ijutu 147. 188.
loboda 880.
lono 897.
loBtika 888.
loie 406.
lozeeino 406.
labu 894.
lügati 188.
maku 424.
micbö 428.
m^ti 146.
m^o 446.
mjaU, iqjatva 824.
meida 146.
miii 166.
milostyni 198.
iQOgf 148.
mozgtt 114. 408.
nas^stinyj 208.
nattfpfi 40 t.
nebo 226.
negli 276.
neg* 276.
nekli 276.
nigdaie 276.
niio 274.
nognti 192. 204.
oba 90.
504
Wortregister.
obü 90.
obligati 188.
orjech, orjesije 824.
081 850.
oskrudii 401.
oste 89. 90.
osuti 181.
otava 894.
pgditi 148.
pekar" 114.
pelin 809.
pftinica 445.
pUjukü 898.
p"8Bno, p"senitza 822.
pleskü 187.
plin§ti, pljan^ti 186.
plTvati, pljaj§ 188. 187.
pljnsku, pliskü 187.147.
161
plusta, pljusta 182.
podbjel 839.
pondreti 867.
poslusati 180.
pofltavii 898.
potjera 809.
prati 118.
prazdinu 160.
prjaga 142.
prjai^iti, praziti 142.
prolijati 128.
proliva 122.
prositi 892.
pruga 142.
prustene 408.
pnstü 480.
putica 876.
pttro 822.
rabu 128.
radoBte 198.
radosti 198.
ramo 416.
raaa 142.
ra8t§, rasti 892.
rastiti 892.
rastü 892.
radjucati, razlfcati 141.
retf zT 445.
remeni 281.
rimisku, rumisku 188.
rimu 189.
ritt 406.
rjujinu, rjajenü 182.
iJQti, rev^ 182.
rogozä, rogozuiu 160.
rovy 188.
rujenu 182.
ruma, ijuma 183.
rutije 182.
rutiti, rJQtiti 188.
rygati 189. 149.
ryst 402.
8^ 94.
8§bota 415.
8^d§, seeti 141.
selyga 140.
siverii 149.
siko, sikozi 276.
8ilü, 8idu 141.
sip'k 887.
skopici 116. 400.
skopiti 400.
skora 149.
skotü 186.
slMü 400.
slina 187.
sliva 826.
sluga 180.
slnsati 180.
sluti 180. 143.
sljnzi, 8lteT 187. 151.
smoku 868.
solyga 140.
srnsem, sräsenY 148.
Btado 184.
8tav\ Btavije 380.
stitü 186. 149.
struni 40 1 .
struieni 401.
stadi 185.
8takU| stukü 141.
stutiti 184.
stnzdi 184. 185.
8U, 80 197.
Suj 185.
sün^sti 186.
süiigati, süiagati 140.
8y 94.
svekru 195.
svekry 195.
srerepn 401.
svftyj 402.
syriite 401.
tiSiti 188.
Üchü 188.
tilo 401.
tlaka 401.
Üihü 245.
tlukn^ti 167.
ÜöSti 245.
tlüstyj 245.
trakil 401.
troskot* 842.
trupä 401.
tachori 876.
turn 480.
tusn^ti 167.
taidi 184. 185.
tüka 820.
tysfSta 141.
u 180. 269. 394.
uclia, jucha 180.
uciti 147.
adu, judu 129.
asta 430.
utrojntro 129. 130. 368.
uze ISO. 269.
vapu 402. ,
y^u 415. 445.
v^za 141.
verigHf vemga 188.
veSte 395.
vpziga 402.
vezochü 192.
yisnia 309.
vit^zi 305.
vlatü 402.
vlugukü 402. 403.
vosku 850.
vratiti 892.
vreteno 95.
vuskriisnfti 143.
vustokü 159.
vQzlibitii Yuzljabiti 136.
viizü 159.
vuzradovati sf 159.
vykn^ti 147.
za 405.
zadü 405. 406.
ialosti 191. 198.
sarja, zorja 899.
iavati 184. 136.
2deg9 140.
idegoti 140.
ze, -ie 89. 258 iT. *70f.
ieg§ 140.
zelv", ielV" 277.
iena 418.
ierd" 127.
-zi 264. 276.
iidinü 145.
2idu 138. 399.
iij§ltiimu 186.
Wortregister.
505
£ito 822. 895.
iivati 184. 186.
iivati 188. 186.
iludati U8.
zmij 862.
zriti, zrj) 150.
iriti, ir§ U8.
irulo 148.
iakä 145.
inpanja 197.
iupanu 147.
irtLti 188. 186.
6) Riusisch.
Di« mit einem stern be-
zeichneten worter gehören
dem Olonecischen dia-
lekt an.
bjelokopQtnik 840.
«'bladoj 169.
♦bogat)rrmy 176.
brjncho 894.
kleinmes. bym, hyi 187.
«bjati 188. 184.
*cho$i 159.
*6o 159.
ito 160.
da 267.
*daai 188.
d«goii 140.
djajmu 185.
^uiij 186.
4]aiina 185.
•dob'örö 158.
*doci, do£eri 169.
drozii 418.
*entotä 181.
»eei 188.
^eitotä 181.
^evtotü 181.
«gerlikn, gerljka 167.
«glja 169.
glyehax^ 814.
golnbof 425.
grabä 895.
^gradmjr 176.
ikiy 117.
jarljkä, erlykii 167.
*]onfi, Jona 158.
♦jn 181.
klrpidä 148.
korjrto 418.
knny 149.
Ijabiti 147.
^roakomka 168.
*maü 169.
me6i 156.
*mjaci 156.
*mDJa 182.
*mo§i 159.
kleinr. m^rneS 804.
naeuScnyj 208.
ne 156.
*nima 181.
*nja 156.
noga 418.
norök" 418.
odinü 155.
olon. altr. odva 155.
*opleti 159.
*oUe 155.
oseni 155. 418.
ozero 155.
par** 424.
pksti 424.
.p£e)a 247.
pjena 429.
plevati 187.
pljnSie 182.
*pochmatka 169.
pocitati 301.
porozniti, porozniti 160.
*poroznyj 160.
poroinyj 160.
prjaiiti 142.
^rimicjati 169.
proBO 418.
puditY 148.
razreiit' 804.
rjasa 142.
^ogozennyj 160.
rov" 418.
rygnnti 139.
■alo 898.
Bido) 805.
ied'ivyj 805.
•silomfi 171. 176.
aljona, sllna 187. 188.
soloväj 418.
*8toku 159.
stolknnti 167.
Bubota 415.
soliti 148.
8Tin> 415.
*^vomn 159.
*toJ u. 8. w. 180 f.
tOBknuti sja 167.
totil 157.
*trogo 159.
ucha 180.
vjaziga 402.
vjazu 402.
*vjano8i 158.
volokyta 94.
*vorotmy 176.
▼OBtokü 159.
vzdochö 159.
•z- 159.
kleinruBB. 2aloSiy 198.
zamok" 424.
^dochü 159.
*zradovati Bja 159.
7) Serbisch.
a 181.
ako 181.
ali 181.
eurik, darka 186.
durin 186.
dobar 158.
ja 181.
jagne 181.
litica 189.
Ijutac 189.
menfka u. 8. w. 268.
mir 189.
naaap 401.
niti 268.
plteak 187.
rim 189.
Binovi 176.
sljuni, BlinT 187.
tebika n. 8. w. 258.
tiijanin 142.
vetj 269.
▼lat 402.
iagriti 140.
8) leubilgariselL
iiB 162.
jagne, agne 181.
jaz, az 181.
praii 142.
9) UlyrisolL BMBlMk
blitva 885.
Beltiige s. Tgt spraohf. YL 4.
33
506
Wortregisttr.
böb groiBOvi 982.
boböTi^iak 882.
bosiok 821.
bresovinf 827.
bukovina 821.
bukva 826.
csemer 828.
csemerikka 828.
iubar, cubra 881.
cnvakoda 882.
csnyati 382*
devjasil. devjatisil 888.
diBJa, diu 819.
dbnja 887.
gaves, gayea 829.
gladitc 886.
grib 818.
groni 382*
gromovina 882.
hajda. hk^ikOL 8«0.
bavdovina 826.
bren 886.
javor, javorina 826.
javoroTiBa 826.
joba 826.
jobovina 824.
kalamitti 818.
kaligU 818.
kaloper, koloper 886.
kapola 840.
kapBS 886.
kaUrka 818.
k^rkotina 838.
kiielica, kiaalaia 881.
klei 826.
kolovoa 816.
komoricfl, koramics 829.
köpar 829.
koprii «29.
krasU 819.
kraatav, krastavac 819.
krnpa 821.
kropan 821.
knipnik 821.
knkiirdc, kuknrjek 828.
knfcttvjfek Be8.
kapus 826.
Inbenica, ^jubanicca 819.
mayea 821.
m^rkva 881.
m^tya, metica, mjktya
824.
«Adiftli 989.
milodnb 889.
mirodia 889.
minih 889.
Mleci, Mlecih 321.
morac 828. 881.
muscmala 888.
neg, nego 276.
obftnra 118.
okolocep 888.
olesnik 826.
olha 826.
orah, oraSak 824.
pamuk 821.
paprad, paprft 884.
petrusin, petruaeka889.
pir 822.
pirika 822.
potar 811.
prekalamit 818.
prosteica 886.
proso 822. 886.
rakitU 827.
rog 886.
rogacs 886.
ruiica 820.
Sipak, sipak 887
akrizalina, kriKaltna 881.
skrii 881.
alamica 814.
Sliva 826.
iHavja 880.
Buncsenik 886.
Snnjica 886.
Utula 888.
ttooTina 826.
ticca 887.
Ukva 820.
trandofilj ,traadoTi^e 820.
trandopio 820.
treii\)a 888.
tnnja 887.
vgorak, agorka 818.819.
vartitii 886.
VAina kosa 829.
vlacsiti 818.
vlak 818.
yisUti 886.
yratioa 386.
10} HeulOfeniich.
jntro 129.
kri 196.
lat 402.
Ijudski 186.
metiuS 304.
pare 803.
pljuda 182.
praiiti 142.
11) BShfldtoli.
iechirk 895.
cele8t\ celoat' 192.
cesadlo 397.
i&ek 408.
ityfi, ityero 869.
dlabaU 894.
drzest' 192.
ftik 876.
gcstli, gesiliie 27t.
gitrocal 840.
gii 269.
jablko 181.
jasyk 181.
jedl 181.
jehni 181.
jelito 897.
jeSti 89. 91.
jeSnto^, jt&iixkf 181,
jeyiti 181.
jezdflL 894.
jfati 181.
kaprad' 202.
klustej 246.
kload 245.
knih 146.
kn&s 292.
küfm 146.
knjeika 146.
koney 896.
koryto 94.
koukol 401.
krechar 896.
kSüce 895.
kyap 869.
ky^iti 148.
kyet 148.
kyAiti 148.
kTsnonti 869.
labud', labut' 202.
lal, latka 402.
lou2 897.
lapen 388.
lopaan 888.
mUoScemi 198.
mUto 898.
Wortngister.
507
montav 898.
näsep 401.
nebet 192.
nez 276.
od(e) 202.
oater^ 867.
OKim 899.
pahrbek 896.
peTTz, peyr 802.
pUmen 871.
pUoifnek 871.
plfce 182.
pobanka 841.
prabnonti 142.
radoS^emi 198.
rfhDouü 189. 149.
ritesni 406.
nüti 188.
rokyta 94.
rout^ti 188.
rozvora 894.
r^ati 870.
ryti 870.
reck^ 294.
Bcho^ 876.
sena 868.
aeno 868.
skopec 400.
sKdiifk 400.
Btrevo 402.
BtmiSa 401.
svat^ 402.
STeHpice 401.
sWd 899.
ayrovitka 401.
tieic 141.
tlonci 246.
Unst^ 245.
acta 801.
▼aiyto 94.
vas 402.
▼ezeeh 192.
vrtzik244.
▼rtranie 244.
YTtrati 244.
▼feteno 96.
▼fetinko 96.
▼2ela 247.
vyiel 402.
'i 272 f.
iHa 868.
üto 868.
ÜTOSt' 189.
12) SloTaldicli,
iesen 897.
krd 196.
l'udia 860.
matera 860 f.
paprat* 202.
seba 861.
hyrif hvwo 869.
teba 861.
znameoia 860.
13) PolniMli.
bembnaf, bembnariyk
808.
börgowaö 808.
bork 808.
bosak 296. 801.
bruk 808.
burk 808.
by 274.
bzi^ka 220.
c^br 882.
ohfast (cbwaat) 801.
cboin§to 96.
cbrz^scz 141.
cmenta^ 806.
<(eiki 806.
iiU 801.
codifinnj 906.
czfbr, czfber 882.
csin^r 828.
dfb 118.
dlad 207.
dojntrek 206.
doli 207.
dofecny 206.
düij 186.
dwn, dwQcb (dwöch) 206.
da» 146.
dii^j 206.
fioraj 206.
gi§d 146.
gmyW, kmyili 202.
gniot^ 118.
grajcar 801.
g^e^y, greiny 202. 206.
grzbiet 144.
gwoU 202.
ikra 117.
iai 269.
\i 274.
jadw'iSka 802.
jantoni 181.
jaetrych, aatrych 181.
jajek 802.
jaesczurka 116.
jawgustjm 181.
jeetem n. s. w. 206.
jid 211.
jinapekta 808.
jisö 212.
jodla 446.
karcama 464.
khisak 182.
kordall8.
kordel 118.
ksifdz 146. 220. 292.
ksi^e 144 ff. 292.
ksi^ga, ksi^ika 144 f.
220. 292.
keieni 147.
kfli^iyc 147.
ktos, kUSe 206.
lab^ö, gen. tabedia 202.
latomyS 804.
latopyr 804.
lepek 208.
lice 246.
licem'ern'icy, laeti|i'-246.
247.
litoid 246.
litowaö i^ 246.
lotka, loftka 808.
Iab6yk, lubgcyk 808.
Inbid 147.
Inn^d, linfd 188.
Intoid 246.
Intowad Göthen) 246.
lutowad if 246.
Iza 248.
nifteir 898.
mary 808.
m«kMj 804.
miaiu>waö 246.
mifsko 118.
miedzy, mi^dzy 146.
m'encaf, m'e^cantfo 804.
mieezadt mifasaö 146.
m'ispety 808.
naa 207.
Aech64 209.
Aetopef a. s. w. 804.
^esapom'inajka 208.
i&lc 206.
niceitfo 206.
33*
508
Wortregister.
ücoi6 206.
nicpon 207.
nicpotym 207.
nifcym 207.
nikcenmy 206.
nikcema 206.
nis6yd 205.
niwec 206.
niwecyöf zniwecyd 207.
niz 275.
Do^ed 204.
oblice 246.
obu, obuch (obüch) 205.
Ode, od 202.
ogzen 2*20.
otf'^raö, otfofyd 202.
otm^t 202.
otnoga 202.
pazno^eöy -nolLeö 204.
pcöi 247.
p^dziö 148.
pieczeö 145.
pluskad 147.
po6ta 301. 802.
pöd^, p<5jd§ 246.
pd<5 (pödz) 246.
pofSedni 208.
pöjö (pöjdi) 246.
pölicek 246.
pölik 247.
pöicbak 804.
posta 802.
poSta 802.
potaKiwad 205.
potomnj 207.
praiyd 142.
pryd§, pfyjd§ 246.
pf'Ttoniny 807.
p§6öi 247.
ro2grefyö 804.
rymai 281.
rem'en 281.
rzodkiew 144.
rzygad, rzygn^d 139. 149.
rzncid 188.
8, 86 197 ff.
sadto 898.
samnene, somnene 200.
samob'ij, samob'ije '209.
Bfp'ef, sqp'erca 200.
B§sat 200.
8§iek 200.
s^dziwy 804.
sierszen, Bzerszeii 148.
siniak 415.
skop 116.
Bköra 149.
iliöny 246.
ilnz, Ü6% 188.
^a 247. 248.
sm^tar 805.
sobör 200.
BojnS 200.
8t^k 141.
8tall§ 208.
Bum'ene, sumnene 200.
äwierzepa 401.
szczaw', Bzczawik 880.
8zczek 141.
szczit 115.
Diaban 288. 802.
slachöic 201.
Uk 205.
tamo^liwka 826.
t^^i 805.
tko (für kto) 217.
tygodna 206.
^ka<S 205.
tyiifc 141.
tysfcnik 802.
unicestf'id 205.
ustarcyd 305.
uwrzed, nwarzid 125.
wacek 802.
w§8 446.
weborek 428.
wei (wei) 246.
wezm'i 246.
w'elktff 802.
wieza 141.
»
wom'ity 805.
wym'oty 805.
wysoki 208.
wygfiy, irysy 203.
wyi<j 208.
wyiyna 208.
wz^d, wz^sd 212.
z 197 ff.
-z, -ze 278 f.
zb'er, zb'ir 802.
ze 198 ff.
ziamo 126.
ziza 248.
znisk^t 207.
zniSiym 206.
zolzy 248.
zachad, zochled 184.
zuchel 184.
zwyd^zyd, zwydeica 805.
14) WendSsch.
obersorb. jotry 129.
budi&s. 8aroda 137.
polab. tgeDangs, tjenangi
u. B. w. 146.
D. Oermanische sprachen.
1 ) Gotisch.
biudan 188.
biudB 188.
biahte 147.
binhti 147.
doniB '229.
fldor- 870.
fidvor 370.
filve 7.
fon 898.
fiina 898.
gardB 127.
gasintha 149.
gredns 148.
haims 280.
hardns 148.
hlinma 98.
-han 262.
bvaiteis 822.
bvan 262.
hvar 262.
hvaijia 262.
hveita 822.
ibnasBUB 198.
izTara 7.
izris 7.
ju 180. 262.
jnggalantha 181.
leithna 468.
Wortregister.
509
ligan 454.
liugftD 188.
nik 258. 262. 276.
nih 275.
rimis 189.
sandjan 149.
sik 258.
sintha- 149. 150.
skalkinassaB 198.
skaut« 186.
skavjen 184.
sknft 408.
»knra 149.
sparva 116. 400.
talguB 192.
thar 262.
tbata !84.
thatirstei 16.
thiuda 185.
Tbiudi 185.
thragjao 11. 281.
thnk 258. 262.
-uh 275. 276.
Qsskavjao bis 184.
uBskavB 184.
veis 467.
8) Althochdeutsch.
ahom 825.
binicrüt 821.
chinwan 183.
chrene 887.
kuning 145. 292.
chnrbis 819.
quenala, konela 828.
d&ba, taha 118.
erila, elira 825.
federseelli 889.
flebton 892.
fiobU 858.
mi 149.
gaamo 151.
bintlopbt 828.
bliumant 98.
bwanne 262.
bwAr 262.
bwenne 262.
bnergin 261. 262.
linti 182.
linbonin 826.
moraba 881.
6Btan 180.
oBtarA 129.
üani- 18.
scirbi 148.
sciara 149.
BCrintan 124.
scür 149.
sUm 187. 188.
Bparo 400*.'
BparwAri 400.
stabal 898.
Btnr, stir 880.
Bumarlota 894.
sntirwurz, sittiwurz 828.
tria 4.
waBO 125.
wormiota, uuermota 880.
3) llttelhochdeiitsch.
blsn 150.
bÜBloncb 882.
kabezkrüt 885.
kompeflkrüt 885.
margrat 887.
margramboam 887.
morcbe, more 881.
Oriman 284.
Orman 284.
Ormanie 284.
Ormandtn 284.
qneste 117.
4) leuhochdeitsch.
acbBe 850.
altz, eltz 829.
backen 115.
bergen 827.
bertram 887.
besen 827.
borke 827.
brechen 229.
brflcke 229.
dohle 118.
donnerbart 882.
eatrich 181.
famkrant 884.
franenbaar 829.
gefihrCe 4.
gnrke 818.
beidekom 841.
kabU, kabiss 885.
balt. kleet 419.
kom 822.
krampe 114.
liebBtSckel 889.
löthen 246.
mark 114.
munter 469.
noch 275.
Schweiz, perge 115-
balt. peigel 115.
platz, plAtzchen 115.
plinse, plinze 115.
qnendel 828.
roggen 828.
schauen 184.
schiebe 826.
Schoppen 288.
schwttre 7.
Sperber 116.
sperk 400.
sprechen 8.
stüberer, stttbner 117.
tausendgttldenkrant 302.
wachs 850.
wahr 6.
wermuth 829.
zäun 228.
Ziemer 882.
5) Alts&chsisch.
biod 188.
büd 149.
huergin 261.
lindi 182.
qnelan, queUian 870.
6) lolllBdifch.
alaem 829.
alit 829.
7) Friesisch.
wangerog. angdrk 818.
8) Angelslchslsch.
betfd 188.
ceövan 188.
510
Wortf«gi«Ur.
hone 16.
hvAgn 268.
leöde 182.
Ijfesne 866.
iim- 18.
9) EBrlbcL
birch 827.
doom 229.
dngs 124.
to tetter 828.
setterwort 828.
Bloe 826.
sparrow-hawk 116.
Bpeedy 8.
Strange 184.
thint 16.
worniwood 829.
wonnd 472.
10 ) AltiorilscL
auttr ISO.
bidC 188.
gerdi 127.
-gi, -ki 261.
haiiM 148.
hvaigi 261» 262.
skant 186.
U ) DiiüielL
agurk 818.
1 ) AltgrieeU86h.
d^(z- 269.
dyar 269.
ayttt'Xoq 847.
dor. aXna 258.
axo^oi^ 888.
aXti¥ 822.
al/AVffoq 818.
cifitpl 90.
a/itpiitokoq 471.
afiffiw 90.
apd^tttj>{»Siq 880.
dpiffooaiftoif 8} 6.
dno 7.
a^a 264.
d^tiyvv 95.
csT^a^o^K 880.
ßkUof 885.
dor. yd 258 ff
yuQ 268.
yi 89. 90. 257 ff. 271 f.
ytlaa^VQ 19). 198,
^'ii'oc 4.
X^^«C 189.
T^^^i'C 148.
yQUpoq^ yfino^ 818.
^a^ 150.
6aH(fv 9.
<lca 259.
^^j>9 4.
dginanj 95.
if/w 259.
don fywya 258.
taront i^^cSi^i} 958.
«rx« 258.
cJrciTi}^ 195.
E. OiiechiMh.
/x«> 258.
^iLaj^i'? 228.
Mol 270.
hSov 270.
hwßiok 828.
J'{ 7.
r(o;ra 10.
iniovctoi 208.
^9<iV««f ^89^ H9.
I'ipft'^oc 183.
i^v&^Of; 188«
l^jfo^aft 16.
/«, f^« 90. 91.
fern 89 ff.
fTi 89.
ivyt 269.
cr^o( 180. 188.
tvQv<^ 188.
(a- 259.
«/i*- 18.
fjna^ 7.
^a^ffoc 188. \9^,
Ouvfta 184.
^ao^a* 184*
&ifaavq 188. 192.
&vfißffa 881.
^/^K 229.
bSot. Uftya %^S»
x<^ao« 19). 198r
xailof 198.
xa/rrof 879*
nanvtiv 870.
818.
xfi^a» 28Q#
xcfraii^f^r 801.
xirTf^OP 16.
x^üi^fop 16.
xAi7^< 182.
xoiot 184.
JCoi^C 248.
Kniii^ 248.
xoA/xioi* 118.
xoAAa 150.
Kortkfi 828.
xö;raroi' 95.
xn^irrt«^« 94.
x^/w; 189.
x^o^ivoy, xifOfifivor S27.
xrf^ccs 858.
xi;toc 149.
xctf^^ifC 1(4.
XaAi}^^nc 891.
XdnaO^of 880.
AanaCcif 880.
Aaof 182.
Xdtprii 824.
A^j^o« 454.
liXQtoq 141»
Aoloc 141.
AoLT^oy 229.
lv:ni 191.
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ftdffa&or 829.
ftdffa&QOP 829.
^^r 260.
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7ii'(ioq 821,
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aiff^q 828.
ulxof 822.
irxa^oc 186.
axÖQodot'f ffxoffdnr 827.
Äf^ij« 184,
«rnvtoq 149.
ffTttvSw 8.
«rnilij»' 8.
ffTTOfdaSoc 8.
«rri^^oc 224. 226.
aztlx^ 462.
iTfpcUAoi 8.
aiffrdof^ 8.
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(T/irltOf 8.
T^ 89.
T^yoq 224. 226.
rf^r« 870.
liitTmp 858.
T^ffaa^f; 870.
neuioD. Yi^vc^^ 870.
To/ 270.
t^iOtm 11. 281.
T(i(iw¥ 4.
rwro? 7.
jjffltoc 161.
Xa^a^^oc 229.
Xnvroq 161.
/#ii»? 277.
X(ft'ftninr0at 869.
oi^i'm 182.
2) ByuBtiBkclL lei-
grioohlicli.
uyyov(ftO¥f ayyav^^ 818.
819.
ntuovra 888.
nixQVtoc; 88B.
»ai'O^ 186.
/iowrnovXop 888.
fiv^oSia 839.
T^iavTa^^il««' 820.
F. Italische sprachen«
I) Uteliiisoli.
aeer 826.
adülter 891.
ago 14.
alnus 826.
an 267.
aneilU 471.
ancnliu 471.
anns 894.
ardare 160.
arere 160.
atriplez 880.
aurora 180.
aoBter 180.
avia 120.
balare 160.
betula 827.
BonifatioB 409.
caepulla 840.
caliga 818.
Caput 7. 18.
Carmenta 94.
CknneBUi 94.
carpinna 826.
caonis 149.
cantns 184.
cavere 184.
-ce 268.
censor 16.
centaureum 802.
da 266.
Clara 444.
clavis 182.
craor 189.
Cucurbita 819.
cttlter 229.
cunqne 262. 266.
curvus 188.
outia 149. 896.
dna, dnae 12.
ecM 268.
edo, edonit 95.
eminere 471.
etiam 266.
ex 10. 16.
•xtimns 12.
axtraneas 184.
faduuB 192. 198.
faux 161.
frostum 8.
ftinU 8.
gratiaa 14.
hiare 161.
hie 258.
hlscai« 161.
hinleufl 161.
st bo- 267.
hnmnlus 868.
iUic 268.
imber 229.
inUr 229.
istic 268.
Jam 180.
janitrix 196.
jecnr, jecinoris 1 14.
lactuca 888.
latus 226.
laurna 4. S24.
lectica 464.
Ucinnt 141.
lian 8.
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Wortrcgifttr.
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luo 229.
lostram 229.
mare 228.
natuB 281.
B0qae, nee 276.
nidns 4.
nunc 268.
obliqttW 141.
pAtaiciat 161.
pecten 96.
piiuere 822.
placenta 94.
planUgo 840.
pollabram'229.
prominere 471.
pahno 182.
qaatttor 870.
-que 89. 266.
qnidflm 260.
quiM 280.
qaisque 266.
qaoque 266.
qaotidianut 208.
raacas 182.
ravls 182.
re-, red- 406.
resin« 884.
retio 406.
nicUre 149.
nimor 182.
Mtnrej« 882.
scaevuB 186.
Bcreare 869.
icatam 186. 149. 404.
aemenUre 94.
■ementia 94.
semi- 18.
senior 10.
Sic 268. 276
sopio 7.
spero 460.
tonitm 196.
tremonti 464.
Tripontium, Tripnntiam
408. 409.
triticam 822.
tunc 268.
nncns 847.
nnins 9.
nsqo« 90. 91.
ntiqne 266.
-ve 266.
2) ntteltoMBlML
Acira 884.
aiosantos 880.
bigardiom 280.
breialnm 280.
broialnm 280.
brolium 280.
castula 117.
clenuB 826.
cayum 280.
pambicinm 821.
spatemam 6.
3) ItaUeniioli.
aiancio, narancio 841.
bambagia 821.
bieU 886.
capnccio 886.
che 11.
composta 886.
crosta 819.
marasca 809.
mellone 819.
pimaccio 186.
plviale 186.
salamnra 818.
aemesanto 880.
4) nriuMick
armoise 880.
Besanfon 409.
cabos 886.
contraindre 16.
cro&te 819.
^tranger 184.
froment 822.
glace 6.
gnenipe 6.
orange 841.
qne 11.
S) WaUcUach.
cimbm 882.
corcanu 186.
hriskl, hiriscft 841.
lemba^ 8.
lab 819.
miksimea 821.
pim 822.
rlchiU 827.
stiru 881.
6) OskiMh.
anter 229.
kenstur 16.
naasimo- 12.
T) Umbriscli.
ireka 186.
ßidtQt-a 888.
ßoSt 888.
65^ 61;VTf 821.
b^igi'-a 828.
O. AlbanesiBch«
jtßf^T-^^ jitpft-a 818.
naXjifi'^ 818.
nij^nova^i 819.
ftov^fiovlt^a 888.
Ü9^i(lfjir 821.
^aUifta^ atVdvt 818.
TffdrfovX 819.
A. W. Schade's Bnchdrackerei (L. Schade) in Berlin, SuUachnibeiatr. 47.