Skip to main content

Full text of "Über den Einfluss der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung"

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that' s often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book' s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by Commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at jhttp : //books . qooqle . corn/ 



G3 
T5 

1870 
MAIN 



UC-NRLF 



SB 552 337 









*>, 



/CffL 



f. ti* 



Digitized by VjOOQIC 



Digitized by VjOOQ IC 



ÜBER. DEN EINFLUSS 



DEB 



GERMANISCHEN SPRACHEN 



AUF DIB 



FINNISCH-LAPPISCHEN. 



EINE SPRACHGESCHICHTLICHE UNTERSUCHUNG 



Dr. WILH. THOBBSEN. 



Aus dem dänischen fibersetzt von E. Sievers 
und vom Verfasser durchgesehen. 

UNIVERw., t ) 

OF 

HALLE, 

VEBLAG DEB BÜCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES. 

18 70. 



Digitizedby VjOOQ IC 



Digitized by VjOOQ IC 



(HO 
Inhalt. M* tA/ 



Einleitung. Seite 

I. Die finnische sprachfamilie und ihr verhaltniss zu dem 

indogermanischen sprachstamm; berührungen zwischen 
den germanischen und finnischen sprachen ; frühere 

arbeiten darüber 1 

IL Die finnische Volksklasse. Die Schweden in Finnland 

und Ehstland 9 

DI. Grundzüge der finnisch - lappischen lautverhältnisse . . 20 

Ueber den einfluss der germanischen sprachen auf 

die finnisch-lappischen 44 

I. Die einzelnen laute ausserhalb der endung 49 

A. Vocale 49 

B. Consonanten . 64 

II. Die endungen 81 

A. Nomina - 81 

I. Vocalische stamme 84 

la. Stämme auf -a 84 

Ib. Stämme auf -ja 92 

2. Stämme auf -i 95 

3. Stämme auf -u 102 

II. Consonantische stamme 104 

4. Einsilbige consonantische stämmme . . 104 

5. 6. Stämme auf -nd und -r 106 

7. Stämme auf -n 106 

B. Verba 111 

IE. Rückblick. Schluss . 115 

IV. Wortverzeichniss 128 

V. Register 186 



Digitized by VjOOQ IC 



Verzeichnlss der wichtigeren abkürzungen. 

ags. = angelsächsisch, 
ahd. = althochdeutsch, 
altfrz. = altfranzösisch, 
altsl., altslaw. = altslawisch. 

altsw. =» altschwedisch, 
an., altn. = altnordisch, 
arm. = armenisch, 
cer., cerem. = ceremissisch. 
öuwaä. == cuwasisch. 
ehst., e. = ehstnisch. 
ehst. -sw. = ehstnisch -schwedisch, schwedisch in Ehstland. 
en.-l. = enare - lappisch, 
ersa - m. , - mordw. = ersa - mordwinisch, 
f., finn. = finnisch, 
g. , got. = gotisch, 
gem.-l. = gemeinlappisch. 

kar. = karelisch. 
L, läpp. = lappisch, 
lit. = litauisch, 
mhd. == mittelhochdeutsch, 
mlat. = lätein des mittelalters. 
moksa-m., -mordw. == moksa- mordwinisch, 
m., mordw. = mordwinisch, 
nd. = niederdeutsch, 
nhd. = neuhochdeutsch, 
nw. = norwegisch, 
nw. -1. = norwegisch -lappisch. 

nyl. = nyländisch, schwedisch in Nyland (Finnland), 
olon. = olonetsisch. 
ostj., ostjak. ==> ostjakisch. 
skr. = sanskrit. 
sl., slaw. = slawisch, 
st. = stamm, 
sw. = schwedisch, 
sw.-l. = schwedisch -lappisch, 
syti-» syrjän. = syrjänisch. 
ung. = ungarisch, 
w. = wurzel. 
wog. , woguL == wogulisch. 

wot. = wotisch. 
wotj., wotjak. = wotjakisch. 
* bezeichnet nur erschlossene ßrmen. 



Digitized by VjOOQ IC 




UNIVERw.TY 

OF 



Einleitung. 



Die finnische sprachfamilie und ihr verhältniss zu dem i 
indogermanischen sprachstamm; beruhrungen zwischen den 
germanischen und finnischen sprachen; frühere arbeiten 

darüber. 

Die finnisch - lappischen sprachen oder die finnische 
sprachklasse sind das nordwestlichste glied der in weiterem 
sinne sogenannten finnischen oder finnisch - ungarischen 
sprachfamilie, die von jenseits des Uralgebirges über den 
nördlichen theil Russlands und der angrenzenden länder aus- 
gebreitet ist, mit einem isolierten seitenzweig in Ungarn. 1 
Von den meisten gelehrten wird diese sprachfamilie wiederum 
mit mehreren andern, namentlich der samojedischen , tata- 
rischen, mongolischen und tungusischen , zu einem grossen 
stamme zusammengestellt, dem ural-altaischen (turanischen); 
indessen kann diese Verwandtschaft keineswegs als eine aus- 
gemachte thatsache betrachtet werden, sondern höchstens 
als etwas mehr oder weniger wahrscheinlich ; denn die stren- 
gern beweise mangeln noch und werden nicht eher geliefert 
werden können, als bis jede einzelne der genannten familien 
in sprachhistorischer hinsieht innerhalb ihres engeren gebie- 
tes genauer untersucht ist. Es hat daher auch nicht an 
solchen gefehlt , welche die richtigkeit dieser annähme leug- 
neten oder bezweifelten , und die ihrerseits die finnischen 
sprachen näher zu den indogermanischen stellen wollten. 

1) Betreifs der weiteren eintheilung dieser sprachfamilie verweise 
ich namentlich auf Rask, Samlede Afhandlinger I (Kopenhagen 1834), 
s. 28 ff. Castren , Ethnologische Vorlesungen üb. die altaischen Völker 
= Nord. Reisen und Forschungen IV (St. Petersburg 1857), s. 68 ff. 
Max Müller, Lectures on the science of language, I ser. 2 d edit. 
s. 316 ff. (deutscher bearbeit. s. 267 ff.) u. in Bunsens Outlines of the 
philos. of universal history I, 274 ff. Verf. in der Tidskrift for Phi- 
lologi og Pädagogik VII, (Kopenhagen 1867), s. 153 f. 

Thpmsen, Einfluss d. germ. spracbeu. 1 

Digitized by VjOOQ IC 



2 Einleitung. 

Zwar kann man natürlich nicht von vorn herein die mög- 
lichkeit einer Urverwandtschaft zwischen beiden leugnen, 
aber die Verschiedenheit im ganzen Sprachbau ist doch so 
\ überwiegend, dass eine nähere Verbindung auf dieser seite 
wenig wahrscheinlich sein dürfte, und jedesfalls ist eine 
solche für den augenblick unerweislich, so lange es noch 
nicht geglückt ist, die finnischen sprachen auf eine ältere 
gestalt zurückzuführen, von welcher die vergleichung aus- 
gehen könnte. Als beispiele von Wortübereinstimmungen, 
die vielleicht auf eine Stammverwandtschaft mit den indo- 
germanischen sprachen hinweisen könnten, will ich anfuhren: 
finnisch kuulen, ich höre, lappisch gulam, mordwinisch 
kul'an, öeremissisch kolam, syrjänisch kyla, ostjakisch 
%üdem, küdlem, wogulisch kulem, ungarisch hall 
(3. pers.); die wurzel scheint hier kul- oder kül- zu sein, 
die an die gemeinsam indogermanische wurzel Jcru (skr. w. 
qru, altslaw. slovq, litauisch Mausau, gr. xAtxu, lat. duo) 
erinnert; ferner finnisch nimi, name, lappisch nabma, 
namma, 1 mordw. lern, ßerem. lim, lym, syrj. nim, 
ostj. nem, wog. näm, ung. n6v, vgl. indog. und skr. 
nüman- (altslaw. imq für *nim% u. s. w.); — finn. vesi, 
(stamm ved- oder vet-), wasser, mordw. ved, <5er. vit, 
vyt, syrj. va, wog. vit, ung. vfz, vgl. die verschiedenen 
indogermanischen ableitungen aus einer wurzel vad oder ud 
(z. b. skr. uda-m, udan, altsl. voda u. s. w.); — finn. mesi 
(st. med- oder met-), honig, mordw. med, öer. my, 
syrj. ma, ostj. mag, wog. mau, ung. m6z, vgl. indog. und 
skr. madhu (gr. //6#i;, altsl. medü u. s. w.) u. a. m. 

Aber selbst wenn man nun wirklich in diesen und 
ähnlichen Wörtern erinnerungen an eine Urverwandtschaft 
sehen wollte, so gibt es doch daneben eine grosse menge 
Wortübereinstimmungen , die sich unmöglich auf diese weise 
erklären lassen, die vielmehr theils durch ihre form, theils 
durch ihre geringere Verbreitung sich mehr oder weniger 
deutlich als entlehnungen erweisen, gewöhnlich aus den 



1) Hier sind die a erst später entstanden nach speciell lappischen 
lautgesetzen. 



Digitized by VjOOQ IC 



Die finn. sprachfamilie; berühr, m. d. indogenn., bes. d. germ. sprachen. 3 

indogermanischen sprachen in die finnischen, viel seltener, 
wie es scheint , umgekehrt. Ja , dass es nicht einmal undenk- 
bar ist, dass selbst mehrere der oben angedeuteten vielfach 
verbreiteten worte so aufzufassen wären, kann man an sol- 
chen worten sehn wie z. b. den finnischen ausdrücken für 
'hundert': finn. sata, läpp, öuötte, moküia-mordw. s'ada, 
ersa-m. s'ado, <5er. 8ydö, Syde, syrj. so, wotjak. s'u, 3 
ostj. söt, sät, wog. sat, ung. szäz. Hier scheint der 
s -laut klar zu beweisen, dass das wort nicht einer ursprüng- 
lichen Verwandtschaft mit den indogermanischen sprachen 
zu verdanken ist, in denen die grundform * kanta- m lautet, 
sondern entweder aus einer arischen (indisch -persischen) 
oder einer slawisch - litauischen spräche aufgenommen sein 
muss, da nur diese ursprüngliches k in einen s -laut ver- 
wandeln, vgl. skr. und altbaktr. gata-, neupers. sad, digor.- 
osset. sade, scede, altsl. süto. Aber auf der andern seite 
beweist die grosse Verbreitung des Wortes, dass die entleh- 
nung ausserordentlich alt ist und vielleicht schon der gemein- 
samen grundsprache zufällt, sofern man nicht annehmen 
will, was doch wegen der genauen Übereinstimmung kaum 
wahrscheinlich ist, dass wir hier eine parallele entlehnung 
haben, wie z. b. in dem ausdruck für 'tausend': denn wäh- 
rend ung. ezer, wog. sater, ostj. t'aras, t'ores (ostj. t 
ist oft = urspr. s), wotj. und syrj. s'urs aus einer arischen 
spräche entlehnt zu sein scheinen (vgl. skr. sahasra, altbaktr. 
hamnhra, neupers. hatör, arm. hamr), sind finn. tuhat 
(tuhanti), läpp, duhat, mordw. t'ozän, öer. ti§em 
(syrj. tlsatfa) herübergenommen — und nicht einmal auf 
der gemeinsamen stufe — entweder aus lit. tükstantis oder 
aus altsl. tysqSta, russ. Tticjrea tysjaöa (auf germa- 
nischen Ursprung deutet keine der angeführten formen). 

Zwischen 'diesen lehnworten findet, wie man bereits 
aus den angefahrten beispielen schliessen kann, eine grosse 
Verschiedenheit statt je nach dem verschiedenen UTsprung 
oder alter und der daraus folgenden ausbreitung. Sieht 
man von der angedeuteten möglichkeit eines uralten indo- 
germanischen einflusses ab, so wird man zuerst und zuvör- 
derst, wie es auch natürlich ist, in allen finnischen sprachen 

1* 

Digitized by VjOOQ IC 



4 Einleitung. 

ohne ausnähme stärkere oder schwächere, gröstentheils von 
einander unabhängige einwirkungen von slawischer, zum 
theil auch von litauischer seite finden. Die nicht zahlreichen 
arischen bestandtheile finden sich fast nur in den östlicheren 
sprachen und im ungarischen. Dagegen bieten die am wei- 
testen westwärts vorgedrungenen, nämlich die finnisch - 
lappischen und die ungarische, mannigfaltige spuren von 
berührungen mit den germanischen sprachen in älterer und 
jüngerer zeit, welche gänzlich in den östlicheren sprachen 
fehlen. Für das ungarische ist die quelle im deutschen zu 
suchen, für die finnische klasse muss man dagegen vorzüg- 
lich in den nordischen sprachen dieselbe zu finden erwarten. 
Wie diese beiden Strömungen also durchaus unabhängig von 
einander gewirkt haben, so wird es auch am richtigsten 
4 sein , jede dieser erscheinungen ohne rücksicht auf die andere 
zu untersuchen, und ich trage deshalb kein bedenken, die 
aufgäbe der folgenden blätter auf eine Untersuchung der 
einwirkung zu beschränke^ , welche die finnisch -lappischen 
sprachen namentlich in älterer zeit von den germanischen 
erfahren haben. 

Wir beginnen mit einer Übersicht über die wichtigsten 
früheren arbeiten, welche diesen gegenständ berühren, und 
müssen da, mit übergehung älterer, jetzt ganz bedeutungs- 
loser versuche, zuerst den gelehrten schwedischen Sprach- 
forscher des vorigen Jahrhunderts, Joh. Ihre, nennen. Es 
sind namentlich zwei stellen in seinen werken, die uns hier 
angehen. Die erste ist im 'Glossarium suiogothicum' (Upsala 
1769) I, procem. s. XL f., wo er eine anzahl Wörter auf- 
zählt, die das finnische mit der spräche des Vulfila, dem 
altnordischen oder den schwedischen mundarten gemein hat; 
er nimmt an, dass diese Übereinstimmungen von einer gegen- 
seitigen einwirkung herstammen, dass aber der gröste theil 
der Wörter doch ihre quelle im finnischen habe und aus der 
zeit herrühre , wo die Finnen in Skandinavien gewohnt haben 
sollten. In seiner vorrede zu Lindahls und Öhrlings i Lexicon 
lapponicum' (Stockholm 1780) s. VIII— IX ff. geht er ferner 
verschiedene schwedische Wörter durch , von denen er meint, 
dass sie vom lappischen und finnischen in das schwedische 



Digitized by VjOOQ IC 



Literaturübersicht. 5 

herübergenominen seien, besonders weil -sie sich nicht in 
den deutschen sprachen finden, oder weil man mehrere aus- 
drücke für dieselben begriffe hat, z. b. stör, varg, hcerdar, 
hcegoma u. s. w. Auch in Ortsnamen, glaubt er, finden sich 
manche spuren des finnischen und lappischen. Die meisten 
der von ihm angeführten Wörter haben indessen nach seiner 
zeit ihre erklärung auf andere weise gefunden, oder sind 
aus dem finnischen oder lappischen noch weniger erklärbar, 
als aus dem schwedischen. 

Von ihm gehen wir über zu E. K. Eask, der mit 
gewohnter gelehrsamkeit und scharfsinnigkeit an mehreren 
stellen ein nicht unbedeutendes material für das vorliegende 
thema gesammelt hat, ohne jedoch auf eine genauere Unter- 
suchung einzugehen , und gewiss auch mit zu grosser geneigt- 
heit, entlehnungen aus dem finnischen anzunehmen. Wem* 
er so in seiner preisschrift: 4 Om det ganüe nordiske eller 
isl. Sprogs Oprindelse' (Kopenhagen 1818) s. 104 ff. x einige 
'falle' aufzählt, 4 wo die finnischen sprachen die quelle für 5 
nordische Wörter zu enthalten scheinen , oder wo sich wenig- 
stens diese frage aufwerfen Hesse,' so sind es doch nur die 
wenigsten, von denen man selbst nur das letztere sagen 
kann; bei andern ist wieder ein unmittelbarer Zusammenhang 
überhaupt zweifelhaft. Dasselbe gilt auch von dem darauf 
folgenden verzeichniss lappischer Wörter (s. 108 ff.) und in noch 
höherem grade von den s. 106 angeführten 'Übereinstim- 
mungen mit den alten sprachen. 1 So kann finn. muutan, 
ich tausche, verändere, eine causativableitung von muu, 
ein anderer, nichts zu thun haben mit lat. muto, das von 
moveo kommt; ebensowenig f. panen, ich setze, mit lat. 
pono, einer zusammenziehung von *po-$i-no; f. siemen, 
same, ist aus lit. semens (pl.) aufgenommen, vgl. altslaw. 



1) Eine etwas ausführlichere vergleichung finnischer und nordischer 
worter findet sich in seiner handschriffc no. 46 auf der grossen königl. 
bibl. in Kopenhagen. Zugleich will ich bemerken, dass die 'beispiele 
von Worten, welche die Finnen von den Skandinaviern aufgenommen 
haben,' die er in seiner oben citierten abhandlung s. 107 (nach Gyar- 
mathi) anführt, nicht, wie es scheinen könnte, finnisch sind, sondern 
schwedisch -lappisch, oder nach Basks Sprachgebrauch lappländisch. 



Digitized by VjOOQ IC 



6 Einleitung. 

sörnq, russ. cBmh sSmja, stamm sörnen-; f. paimen, hirte, 
von lit. pernü, st. pemen-, älter * paimen-; diese worte 
können also nur mittelbar mit lat. semen und gr. noiirip 
verglichen werden. 

Der erste und bis jetzt einzige versuch einer ins einzelne 
gehenden sprachlichen erörterung der frage ist in einer 
abhandlung von F. Dietrich (professor in Marburg) gemacht 
worden: 'Zeugnisse eines vorhistorischen Standes des schwe- 
dischen und einer gothischen gestalt des altnordischen aus 
dem lappischen und finnischen.' L Als hauptergebniss stellt 
der Verfasser den im wesentlichen gewiss richtigen satz auf, 
dass 'das lappische unter die ältesten erkennt- 
nisquellen für das germanische überhaupt zu 
stellen ist, denn hier finden sich entlehnungen aus dem 
•schwedischen nicht nur aus dessen heutiger gestaltung, son- 
dern auch aus einer früheren , die älter ist als seine ältesten 
gesetzbücher , und die mit dem altnordischen übereinstimmt; 
daneben zeigen sich aber auch weiter entlehnungen aus 
einer zeit, die der ältesten, der Eddasprache , vorangegangen 
sein muss, wie sie sich sonst nur im gothischen darstellt.' 
Bei aller anerkennung der Verdienste dieser arbeit kann man 
doch nicht leugnen, dass sie, selbst abgesehen von minder 
richtigen einzelnheiten, an verschiedenen mangeln leidet. 
6 Der schlimmste ist der, dass das material, besonders was 
das lappische angeht , durchgehends so schlecht und unzuver- 
lässig ist; hier ist nämlich des Verfassers einzige quelle 
Lindahls und Öhrlings Wörterbuch gewesen, das nicht nur 
sich an die am meisten entartete mundart anschliesst, son- 
dern auch, wie bereits Rask (SamL Afh. II, s. 337) bemerkt 
hat, an sich sehr unkritisch und nachlässig ausgearbeitet 
ist. 2 Ferner ist zu beklagen , dass trotz des titeis so gut 
wie gar keine rücksicht auf das finnische genommen worden 
ist, in welchem namentlich die ältesten entlehnungen zum 
grösten theil in durchsichtigerer und ursprünglicherer form 

1) In Hoefers Zeitschr. für die Wissensch. der Sprache EI (1851), 
s. 32 ff. 

2) Diese unglückselige quelle für das lappische liegt auch den 
gleich unten angeführten deutschen werken zu gründe. 



Digitized by VjOOQ IC 



Literaturübersicht. 7 

vorliegen ; diess in Verbindung mit mangelhafter kenntniss 
der eigenthümlich lappischen lautübergänge hat es dem verf. 
z. b. unmöglich gemacht, den wichtigen punkt von den 
endungen in den entlehnten Wörtern genauer zu behandeln. — 
Ohne bedeutung ist eine frühere abhandlung desselben Ver- 
fassers 'Deutsches aus dem lappischen,' x die sich in unsichere 
und weitschweifige vermuthungen verliert, welche fast alle 
wegen der unzuverlässigkeit des materials zusammenfallen. 

Von andern deutschen gelehrten, bei denen beitrage zu 
finden sind, ist namentlich J. Grimm hervorzuheben (in 
der 'Geschichte der deutschen spräche' an manchen. stellen, 
in einzelnen abhandlungen , wie 'Ueber das finnische epos' 2 
und 'Ueber finnische Wörter' 3 ); sowie auchL. Diefenbachs 
'Vergleichendes Wörterbuch der gothischen Sprache' ein mit 
grossem fleiss gesammeltes , aber unübersichtliches und allzu 
wenig gesichtetes chaos hieher gehörenden Stoffes enthält. 
Beide, besonders Grimm, scheinen eine gegenseitige einwir- 
kung der germanischen und der finnischen sprachen anzu- 
nehmen 4 ; daneben herrscht indess auch bei beiden eine sonder- 
bare Unklarheit in der häufigen annähme einer ursprünglichen 
Stammverwandtschaft, und das nicht nur bei fernerliegenden 
und oft sehr unsichern vergleichungen, sondern bisweilen 
auch bei so deutlichen Wörtern, wie (bei Grimm) finn. 
multa, stauberde, kulta, gold, akana, spreu u.a. m. 5 7 

Noch muss ich einige wenige im Norden erschienene 
abhandlungen nennen, welche die sache mehr vom cultur- 
historischen , als vom sprachlichen Standpunkt aus betrach- 
ten. P. A. Munch: 'Om Finlands Nationalitet og dens 
Porhold til den svenske' 6 ist eine populäre betrachtung mit 

1) In Haupts Zeitschr. f. deutsches alterth. VII (1849), s. 177 ff. 

2) In Hoefers Zeitschr. I (1846), s. 18 ff. 

3) In den Berichten üb. d. Verh. der Berl. Akad. 1847, s. 175. 

4) Grimm sagt sogar an einer stelle (Hoefer I, s. 19): 'Der nor- 
dischen mundart scheinen aber alle solche ausdrücke aus dem finni- 
schen zugeführt, die sie mit den übrigen Deutschen nicht geraein 
hat' (!) 

5) Vgl. auch Gabelentz u. Loebe, ülfilas II, 2 (Grammatik), s. 4. 

6) In der Norskt Maanedskrift, udg. af. P. A. Munch , I (1856), 
s. 1-39. 



Digitized by VjOOQ IC 



8 Einleitung. 

wesentlich politischer tendenz, veranlasst durch den krieg 
zwischen Russland und den Westmächten. Indem er darin, 
vielleicht nicht immer ganz vorurteilsfrei, zu beweisen sucht, 
dass Finnland seine ganze cultur von Schweden aus empfangen 
habe , holt er auch Zeugnisse hierfür aus sprachlichen entleh- 
nungen. In diesem punkte hat des Verfassers scharfer und 
klarer blick in der hauptsache unzweifelhaft das richtige 
gesehen (s. 26 2 ); aber die einzelheiten , die er anführt, sind 
von geringer bedeutung und beweisen nur zu oft, dass er sich 
auf einem boden befindet, wo er nicht ganz heimisch ist. 1 

J. A. Lind ström: 4 Om den keltisk-germaniska kul- 
turens inverkan pä fipska folket' (Tavastehus 1859) enthält 
wol einiges neue und richtige, leidet aber zugleich an einem 
so durchgehenden mangel an kritik in den einzelheiten und 
Verwirrung in der ganzen behandlungsweise , dass diese 
8 arbeit keine wesentliche bedeutung haben kann. 

Endlich hat A. Ahlqvist (professor in Helsingfors) 
eine abhandlung 4 Om Finska spräkets kulturord; ett lin- 
guistiskt bidrag til Finnarnes äldstakulturhistoria' 2 geschrie- 

1) Als beweis für diese behauptung will ich mir erlauben ein 
schlagendes beispiel anzuführen, um so mehr, als dieses für den ersten 
augenblick etwas sehr wahrscheinliches zu enthalten scheinen könnte. 
S. 4 stellt der verf. eine neue erklärung des Wortes Suomi (Finnland, 
nicht 'Sttome') auf, indem er meint, dass dasselbe vielleicht 'das 
gebirgige' bedeutet, da das wort suomus 'gebirge 1 und suomui- 
nen 'gebirgig' heisst. Aber suomus heisst nichts anderes als 
'schuppe 1 und suomuinen 'schuppig 1 . Der verf. muss also in 
einem finn. - schwedischen Wörterbuch die beiden schwedischen Wörter 
fjall, squama, und fjell, mons, wie man sie jetzt gewöhnlich schreibt, 
verwechselt haben. — Das unhaltbare in des Verfassers mehr genialem, 
als für die urtheilskraft der Finnen schmeichelhaftem versuch, die 
beiden Wörter lukea, lesen, und lukita, verschliessen , durch eine 
vermeintliche Vermischung der zwei verschiedenen schwedischen Wörter 
läsa zu identifizieren , ergibt sich alsbald, wenn man weiss, dass das 
erstere in allen finnischen sprachen mit der grundbedeutung „zählen, 
rechnen" vorkommt und also ursprünglich ist, während das letztere 
dem finnischen eigentümlich und natürlich aus den nordischen spra- 
chen entlehnt ist. 

2) In der Zeitschrift Suomi, toinen jakso (d. h. 2te reihe) VI (1866), 
s. 67 — 114. Diess ist nur der erste theil, die fortsetzung ist, wie ich 
glaube, noch nicht erschienen. 



Digitized by VjOOQ IC 



Literaturübersicht. 9 

ben. Was man am meisten dagegen einwenden kann, ist 
eine all zu grosse kühnheit in seinen vergleichungen und 
den daraus gezogenen culturhistorischen Schlüssen. Die 
abhandlung erregte deshalb auch gleich bei ihrem erscheinen 
einigen Widerspruch, der sich in verschiedenen mehr oder 
weniger gründlichen beurtheiltingen äusserte. * 

Unsere aufgäbe hat also keineswegs der behandlung 
entbehrt; oft ist hervorgehoben worden, wie wichtig ihre 
lösung für die spräche und culturgeschichte der an altern 
denkmälern so dürftigen finnischen Völker ist, und in wie 
hohem grade sie dazu dient, die ältere gestalt der germa- 
nischen, besonders der nordischen sprachen zu beleuchten. 
Dessenungeachtet kann das, was bisher darüber erschienen 
ist, bei weitem nicht für erschöpfend gelten, und ich hoffe 
deshalb, dass der folgende versuch einer strengeren, rein 
sprachlichen Untersuchung der frage, gegründet auf ein, wie 
ich glaube, im ganzen zuverlässiges material, nicht ganz 
überflüssig sein wird, besonders in sprachgeschichtlicher hin- 
sieht und zugleich als ein beitrag zu künftigen culturhisto- 
rischen forschungen. — Da wir uns dabei mit mehreren 
Völkern und sprachen zu beschäftigen haben werden, die 
vielleicht den meisten lesern minder bekannt sein dürften, 
wird es am besten sein, eine kurze Übersicht über die ganze 
finnische volksklasse und einige bemerkungen über die not- 
wendigsten sprachlichen vorbegriffe vorauszuschicken. 

IL 

Die finnische volksklasse. Die Schweden in Pinnland 
und Ehstland. 
Die finnische volksklasse theilt sich bekanntlich in zwei 
stamme, den finnischen und den lappischen. Wir 
wollen zuerst den letztern betrachten. 



1) Z. b. von D. E. D. Europaeus in Finlands allm. tidning, 1867, 
no. 128—132, und in Kirjallinen Kuukauslehti (d. h. literarische Mo- 
natschrift) 1867 , no. 5. Doch werden auch hier meiner Überzeugung 
nach manche nicht hieher gehörende dinge zusammengeworfen. Derselbe 
gelehrte hat auch sonst kleinere beitrage zu unserem thema geliefert, 
aber beinahe nur in wenig zugänglichen Zeitungsartikeln. 



Digitized by VjOOQ IC 



10 Einleitung. 

Die Lappen 1 sind ein wenig zahlreiches volk im 
hohen norden. Sie wohnen jetzt zunächst im nördlichsten 
theile der skandinavischen halbinsel , d. h. in der norwegi- 
schen landschaft Finnmarken nebst einzelnen gebieten südlich 
davon und in Schweden bis Jemteland, hier jedoch eigentlich 
nur in den innern und höher gelegenen gegenden; ferner in 
Finnland, wo sie indessen mehr und mehr in den Finnen auf- 
gehen und jetzt fast nur im allernördlichsten theile bis etwas 
südlich vomEnaresee vorkommen; endlich finden sie sich in 
Kussland in verschiedenen strichen der halbinsel Kola. Unge- 
fähr diese selben gegenden umfasste man in der sagazeit 
unter dem namen Finnmörk; ihre bewohner musten bekannt- 
lich schon früh tribut an Norwegen bezahlen. 2 Dass sie in 
Finnland früher, jedoch zum theil in nicht so sehr ferner 
vorzeit, bedeutend weiter gegen Süden sich «erstreckt haben, 
davon finden sich in volkssagen und Ortsnamen manche 
spuren. Ob sie dagegen in Skandinavien irgend wesentlich 
südlicher gewohnt haben als jetzt, ist in hohem grade 
unsicher. In den sagas heissen sie stets Finnar, wie sie 
die Norweger noch jetzt gewöhnlich nennen. Das volk selbst 
gebraucht dagegen ebensowenig diesen, als den später auf- 
gekommenen namen Lappen (von noch nicht sicher erörter- 
tem Ursprung), sondern nennt sich Sabme, gewöhnlich 
pl. Samek, oder Sabmelaä, pl. -laijak, und das land 
Same-aednam. 

Der andere stamm, die Finnen, theilt sich wieder in 
10 zwei zweige, den karelischen und den jämischen. 3 



1) Die neueste schrift über sie ist: J. Vahl, Lapperne og den 
lapske Mission (Kopenhagen 1866 — 67) , ein werk , worin fast alle 
älteren und jüngeren quellen mit grossem fleisse benutzt sind, im 
philologischen jedoch nicht mit der wünschenswerthen kritik. Über 
die sprachlichen hilfsmittel s. unten. 

2) Vgl. P. A. Munch, OmFinnernes politisk-commercielle Forhold 
til den norske Stat, in den Annaler for nord. Oldkyndighed 1860, 
s. 336 ff. 

3) Um nicht besonderen oder erst später aufgekommenen namen eine 
zu weite bedeutung zu geben , könnte man diese vielleicht besser den 
nördlichen und südlichen oder, wenn man will, den östlichen und 
westlichen zweig nennen. 



Digitized by LjOOQ IC 



Die finnische volksklasse; der läpp, und finn. stamm. 11 

Zum grösten theil sind diese ziemlich deutlich getrennt, 
doch stehen sie einander so nahe, dass es schwierig ist, 
ganz bestimmte und durchgehende sprachliche Unterschei- 
dungszeichen aufzustellen; zum theil scheint diess daher zu 
kommen, dass sie in den meisten gegenden wieder auf ein- 
ander eingewirkt haben. Namentlich gilt diess gewiss in 
Finnland , wo die beiden zweige frühzeitig zusammenstiessen, 
ehe die Verschiedenheit zwischen ihnen so gross war, wie 
sie jetzt zwischen den äussersten punkten ist, und wo sie 
sich deshalb mehr als anderswo ausgeglichen haben, so dass 
es möglich wird, von einem finnischen volk und einer fin- 
nischen spräche (Suomi, Suomalaiset) zu sprechen, 
obwol sich in den mundarten die eigenthümlichkeiten 
der zwei zweige noch jetzt mehr oder weniger deutlich 
verfolgen lassen. x Wenn wir danach die eintheilung 
durchführen wollen, so bekommen wir etwa folgende 
anordnung. 

Der karelische zweig wohnt im östlichen Finnland 
etwa bis zu einer linie zwischen den städten Frederikshamn 
und Ny-Carleby, ferner in den angrenzenden theilen von 
Eussland , sowie auch in den gouvernements Nowgorod , Twer 
und Jaro§law ; so weit gegen süden sind sie jedoch erst nach 
dem frieden von Stolbowa übergesiedelt. Die mundarten lassen 
sich auf vier hauptgruppen zurückführen : die russisch- 
karelische, die sich auch ein wenig nach Finnland hinein 
erstreckt , NO. vom Ladogasee ; 2 die o 1 o n e t s i s c h e („ L i v - 
vin- kieli," im gouvern. Olönets, finn. Aunus), welche 
etwas von dem andern zweige beeinflusst zu sein scheint, 
übrigens sehr wenig bekannt ist; die finnisch -kareli- 
sche, welche von den Karelen (finn. Karjalaiset, alt- 



1) Eine ethnographische karte von Finnland bietet z. b. Koeppen, 
Finnland in ethnographischer Beziehung, in den Memoires de l'acad. 
imp. de St. Petbg. VI. sene. Sc. pol., hist., philol. VII (1848), 
s. 431 ff. 

2) Diese mundart liegt fast nur in einer Übersetzung des Matthaeus- 
evangeliums vor, von der Ahlqvist einen abdruck, begleitet von 
anmerkungen über die spräche, besorgt hat, in der ztschr. Suomi, 
2te reihe IV (1865), s. 1-112. 



Digitized by VjOOQ IC 



12 Einleitung. 

nord. Kyrjalar) in Finnland und in dem größten theil von 
Ingermanland gesprochen wird; diese ist es ungefähr, in 
welcher die finnischen Volksdichtungen herausgegeben sind; 
endlich die mundart in der finnischen landschaft Savolaks, 
die sich etwas dem jämischen zweige nähert. 

Früher hat sich dieser zweig indessen etwas weiter 
erstreckt. Zu ihm gehörte unzweifelhaft wenigstens die herr- 
schende bevölkerung des berühmten und von den Skandina- 
11 viern oft besuchten und erwähnten Bjarmeland, die Bjarmar 
der sagas, die Beormas Ottars; diess ist derselbe name, 
der in russischen Chroniken und noch heutigen tages in der 
form llepMb Perm vorkommt, der aber als volksname frei- 
lich einer ganz andern volksklasse beigelegt wird. In den 
russischen Chroniken wird dasselbe volk auch 3aBOAouecKaH 
qyAb zawoloceskaja <5uc? genannt , d. h. die Cuden jenseits 
des wdlok oder der grossen unbebauten Waldstrecke. x Von 
ihrer spräche ist nur der name für gott uns in den islän- 
dischen sagas in der form Jörn ali 2 überliefert; aber diess 
nebst den erhaltenen Ortsnamen gibt hinlänglich ihre natio- 
nalität an. Seine blüthezeit hatte das reich der Bjarmar 
etwa vom 8 — 12 Jahrhundert; von da an fiengen die Bussen 
an, sie zu überwältigen, was zur folge hatte, dass sie all- 



1) Vgl. Castren, Anmärkningar om Savolotschesskaja Tschud (in 
der ztschr. Suomi 1844 , s. 1 ff. , deutsch in seinen Kleineren Schrif- 
ten = Nord. Reisen u. Forsch. V , s. 86 ff.) und verschiedene stellen 
der in Sjögrens Gesammelte Schriften I (St. Petersburg 1861) aufge- 
nommenen abhandlungen. 

2) Finn. jumala, läpp, jubmel, ibmel, das (s. Castren, Vor- 
les. üb. die finnische Mythol. ~ Nord. Reis. u. Forsch, m, s. 12 ff., 
s. 22 ff.) von dem stamme des finn. verbums j um ata, lärmen, don- 
nern, mit der ableitungsendung -la herkommt, welche die statte 
bezeichnet; eigentlich bedeutet das wort also wol 'himmer, dann 
'gott'; der finn. und ehstn. ausdruck für himmel, taivas, ist dagegen 
aus lit. devas, gott, entlehnt. Die Syrjänen, die jetzigen be wohner 
eines theils des alten Bjarmeland, nennen gott jen (stamm jenm-), 
das nicht, wie Castren annimmt, mit jumala verwandt sein kann, 
sondern wie wotjak. ilmar, inmar = finn. ilma, luft (wovon 
Ilmari oder Ilmarinen, eine der personen in Kalevala, urspr. 
luftgott), läpp, albme, himmel, ist; vgl. syrj. sin (st. sinm-) = 
finn. silmä, äuge; syrj. kyn = f. kylmä, kalt. 



Digitized by VjOOQ IC 



Der finniselle stamm; der karel. und jämische zweig. 13 

mählich theils auswanderten, theils ausgerottet wurden oder 
sich mit dem erobernden volk vermischten. 

Zu demselben zweig gehörten auch die Qua n er (finn. 
Kainuulaiset, altn. Kvenir). 1 Diese werden schon im 
8. jahrh. als im norden und zu beiden Seiten des bottnischen 
meerbusens wohnend angeführt, der auch nach ihnen in 
könig Alfreds Orosius Cvensce genannt wird. Als die Nor- 12 
weger im 9. jahrh. Jemteland und Helsingeland zu bevölkern 
begannen, wurden die Quäner allmählich zurückgedrängt 
und auch auf der finnischen seite verschwinden sie nach 
Koskinens ansieht ungefähr um dieselbe zeit; dieser hält es 
für wahrscheinlich , dass sie dann in den Lappen aufgegangen 
seien, denen sie wol auch in der lebensweise glichen. Dass 
die Norweger noch heute die Finnländer Quäner nennen, 
erklärt sich leicht daraus, dass die Quäner das erste volk 
finnischen Stammes waren , mit dem sie in berührung kamen. 
Dagegen haben die schwedischen Lappen umgekehrt den 
namen auf die neuen einwohner übertragen, indem sie (nach 
Lindahl und Öhrling s. 114) unter Kain ol aß einen Schwe- 
den oder Norweger verstehen. 

Der jämische zweig ist zunächst in Finnland reprä- 
sentiert durch den grösten theil der bevölkerung westlich 
von der oben ungefähr angegebenen linie. Diese gehören 
hier wesentlich zwei unterabtheilungen an: Tawasten 
(f. Hämäläiset, sing. -Iäinen, altn. Taf-eistar) im 
osten und eigentliche Finnen im westen. Diese letz- 
tern, die in russischen Chroniken unter dem namen Cyub 
Sum f erwähnt werden, müssen wol die zuerst eingewander- 
ten sein, sowie sie es auch später waren, mit denen die 
Schweden zuerst in berührung kamen und unter denen sie 
zuerst das christenthum und damit ihre herrschaft ausbrei- 
teten; ohne allen zweifei haben sie auch dem ganzen lande, 
als politische einheit betrachtet, seinen finnischen namen 
Suomi oder bestimmter Suomen-maa, ehst. Söme-mä, 



1) Vgl. Rask, Saml. Afh. I, s. 357 ff. Castren, Ethnolog. Vor- 
lesungen ==- Nord. Reis. u. Forsch. IV, s. 146 f. und bes. Y. Koskinen 
Pohjanmaan asuttamisesta in der ztschr. Suomi 1857 , s. 113 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



12 Einleitung. 

nord. Kyrjalar) in Pinnland und in dem grösten theil von 
Ingermanland gesprochen wird; diese ist es ungefähr, in 
welcher die finnischen Volksdichtungen herausgegeben sind; 
endlich die mundart in der finnischen landschafk Sa volaks, 
die sich etwas dem jämischen zweige nähert. 

Früher hat sich dieser zweig indessen etwas weiter 
erstreckt. Zu ihm gehörte unzweifelhaft wenigstens die herr- 
schende bevölkerung des berühmten und von den Skandina- 
11 viern oft besuchten und erwähnten Bjarmeland, die Bjarmar 
der sagas, die Beormas Ottars; diess ist derselbe name, 
der in russischen Chroniken und noch heutigen tages in der 
form llepMb Perm vorkommt, der aber als volksname frei- 
lich einer ganz andern volksklasse beigelegt wird. In den 
russischen Chroniken wird dasselbe volk auch 3aBOAouecKaH 
qyAb mwoloceskaja cuct genannt , d. h. die Cuden jenseits 
des wölok oder der grossen unbebauten Waldstrecke. x Von 
ihrer spräche ist nur der name für gott uns in den islän- 
dischen sagas in der form Jörn ali 2 überliefert; aber diess 
nebst den erhaltenen Ortsnamen gibt hinlänglich ihre natio- 
naJität an. Seine blüthezeit hatte das reich der Bjarmar 
etwa vom 8 — 12 Jahrhundert; von da an fiengen die Bussen 
an, sie zu überwältigen, was zur folge hatte, dass sie all- 



1) Vgl. Castren, Anmärkningar om Savolotschesskaja Tschad (in 
der ztschr. Suomi 1844 , s. 1 ff. , deutsch in seinen Kleineren Schrif- 
ten =» Nord. Reisen u. Forsch. V, s. 86 ff.) und verschiedene stellen 
der in Sjögrens Gesammelte Schriften I (St. Petersburg 1861) aufge- 
nommenen abhandlungen. 

2) Finn. jumala, läpp, jubmel, ibmel, das (s. Castren, Vor- 
les. üb. die finnische Mythol. ~ Nord. Reis. u. Forsch, m, s. 12 ff., 
s. 22 ff.) von dem stamme des finn. verbums j um ata, lärmen, don- 
nern, mit der ableitungsendung -la herkommt, welche die statte 
bezeichnet; eigentlich bedeutet das wort also wol 'himmer, dann 
'gott'; der finn. und ehstn. ausdruck für himmel, taivas, ist dagegen 
aus lit. deva8y gott, entlehnt. Die Syrjänen, die jetzigen be wohner 
eines theils des alten Bjarmeland, nennen gott jen (stamm jenm-), 
das nicht, wie Castren annimmt, mit jumala verwandt sein kann, 
sondern wie wotjak. ilmar, inmar = finn. ilma, luft (wovon 
Ilmari oder Ilmarinen, eine der personen in Kalevala, urspr. 
luffcgott), läpp, albme, himmel, ist; vgl. syrj. sin (st. sinm-) = 
finn. silmä, äuge; syrj. kyn = f. kylmä, kalt. 



Digitized by VjOOQ IC 



Der finnische stamm ; der karel. und jämische zweig. 13 

mählich theils auswanderten, theils ausgerottet wurden oder 
sich mit dem erobernden volk vermischten. 

Zu demselben zweig gehörten auch die Qua n er (finn. 
Kainuulaiset, altn. Kvenir). 1 Diese werden schon im 
8. jahrh. als im norden und zu beiden Seiten des bottnischen 
meerbusens wohnend angeführt, der auch nach ihnen in 
könig Alfreds Orosius Cvensce genannt wird. Als die Nor- 12 
weger im 9. jahrh. Jemteland und Helsingeland zu bevölkern 
begannen, wurden die Quäner allmählich zurückgedrängt 
und auch auf der finnischen seite verschwinden sie nach 
Koskinens ansieht ungefähr um dieselbe zeit; dieser hält es 
für wahrscheinlich , dass sie dann in den Lappen aufgegangen 
seien, denen sie wol auch in der lebensweise glichen. Dass 
die Norweger noch heute die Finnländer Quäner nennen, 
erklärt sich leicht daraus, dass die Quäner das erste volk 
finnischen Stammes waren , mit dem sie in berührung kamen. 
Dagegen haben die schwedischen Lappen umgekehrt den 
namen auf die neuen einwohner übertragen, indem sie (nach 
Lindahl und Öhrling s. 114) unter Kaino lad einen Schwe- 
den oder Norweger verstehen. 

Der jämische zweig ist zunächst in Finnland reprä- 
sentiert durch den grösten theil der bevölkerung westlich 
von der oben ungefähr angegebenen linie. Diese gehören 
hier wesentlich zwei unterabtheilungen an: Tawasten 
(f. Hämäläiset, sing. -Iäinen, altn. Taf-eistar) im 
osten und eigentliche Finnen im westen. Diese letz- 
tern, die in russischen Chroniken unter dem namen CjMb 
Sum' erwähnt werden, müssen wol die zuerst eingewander- 
ten sein, sowie sie es auch später waren, mit denen die 
Schweden zuerst in berührung kamen und unter denen sie 
zuerst das christenthum und damit ihre herrschaft ausbrei- 
teten; ohne allen zweifei haben sie auch dem ganzen lande, 
als politische einheit betrachtet, seinen finnischen namen 
Suomi oder bestimmter Suomen-maa, ehst. Söme-mä, 



1) Vgl. Rask, Saml. Afh. I, s. 357 ff. Castren, Ethnolog. Vor- 
lesungen = Nord. Reis. u. Forsch. IV, s. 146 f. und bes. Y, Koskinen 
Pohjanmaan asuttamisesta in der ztschr. Suomi 1857 , s. 113 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



14 Einleitung. 

wot. Söm§-mä, liv. Süomö-mö, läpp. Suoma-sednam 1 
13 gegeben , und von ihrer mundart ist die finnische (prosaische) 
büchersprache (die bibelsprache) ausgegangen. Auch die 
Tawasten werden in russischen Chroniken unter dem namen 
ÜMb Jam zuerst im jähre 1042 erwähnt. Wie J. A. Sjögren * 
gezeigt tat, wohnten indessen diese 'Jämen nicht in Finn- 



1) Was dieser name bedeutet, ist sehr bestritten und unsicher. 
Die gewöhnlichste erklärung von suo, sumpf, ist, wie schon längst 
erwiesen, unmöglich, u. a. weil das m offenbar zur wurzel gehört, 
und sollte nicht mehr wiederholt werden. Es ist klar, dass es dasselbe 
wort ist wie der läpp, name Sabme, gen. Same (vgl. läpp, varre, 
gen. väre, berg, = finn. vuori, ostfinn. auch vaara); aber was es 
bedeutet, wage ich nicht zu entscheiden. Ich sehe keinen andern aus- 
weg, als entweder anzunehmen, dass es ein alter gemeinsamer name 
für die ganze finnische volksklasse ist, den zufällig nur diese zwei 
Völker bewahrt haben, oder dass das eine volk ihn von dem andern 
aufgenommen oder geerbt hat , und in diesem falle gebührt das Vor- 
recht wol den Lappen als den frühesten einwohnern; das letztere ist 
wol am wahrscheinlichsten. Hat eine ähnliche rücksicht J. F. Kajaani 
dazu bewogen, in seiner Suomen historia (d. h. geschichte Pinnlands) 
I 2 (1866), s. 33 die vermuthung zu äussern, dass diese 'Sumen' oder 
'Suomalaiset' durch eine vermischnng von 'Hämäläiset', und Lappen 
entstanden sein könnten? Merkwürdig ist die Übereinstimmung mit 
dem nord. Sprachgebrauch, denn in den sagas sind Finnar in der regel, 
wie schon bemerkt, 1) Lappen, einwohner von Finnmörk (und ebenso 
Ottars Finnas und auch wol Tacitus' südlicher wohnende Fenni); 
aber auch 2) = Finnlendingar, bewohner von Finnland, welches 
keine so weite ausdehnung hat, als jetzt, aber deutlich genug 'dem 
eigentlichen Finnland' entspricht, während alle andern stamme, wie 
oben angeführt, besondere namen haben; daraus ist schliesslich später 
die jetzige bedeutung hervorgegangen. Übrigens ist auch der Ursprung 
dieses namens sehr unsicher; ihn von altn. fen, schlämm, moor, abzu- 
leiten und eine bestätigung dafür in der ableitung des finn. namens 
von suo zu finden, geht schon aus sprachlichen gründen nicht an, da 
das e in fen dnrch umlaut aus a entstanden ist (got. fani, nrjXög), 
der name jedoch sich unverändert bis zu einer zeit zurückverfolgen 
lässt, wo der i- umlaut noch nicht eingetreten war. An einen ablaut, 
wie Zeuss (Die Deutschen und die Nachbarst, s. 272 **) will, kann 
man kaum denken. Dazu kommt noch , dass natürlich das land nach 
dem volke, nicht das volk nach dem lande benannt ist. 

2) Ueber die älteren Wohnsitze der Jemen, in Sjögrens Gesamm. 
Schriften I, s. 461 ff. (= Mem. de l'acad. imp. des sciences, VT. sene. 
Sc. pol., hist. et philol. I, s. 263 ff). 



Digitized by VjOOQ IC 



Der finnische stamm; der jämische zweig. 15 

land , sondern in Russland , südöstl. und östl. vom Ladogasee, 
und wurden im 12. jahrh. von den Russen überwunden; 
doch liegt kein grund vor, anzunehmen, dass sie erst damals 
nach Finnland eingewandert seien. 

Ausserhalb der grenzen Finnlands finden sich noch 
höchst merkwürdige volksstämme von diesem zweige. Be- 
ginnen wir im osten, so sind zunächst die Wepsen oder 
Nord-Cuden zu nennen, ein kleines volk von etwa 
16,000 seelen, das so zu sagen von Sjögren wieder entdeckt 
ist. 1 Sie wohnen in zwei gruppen, einer nördlicheren längs 
der südwestlichen küste des Onega vom ausfluss des flusses 14 
Swir aus demselben bis gegen die stadt Petrozawodsk hin, 
und einer südlicheren an den oberen Verzweigungen des Ojat, 
eines nebenflusses des Swir, bis beinahe zur westlichen küste 

V 

des Bölozero. Die Russen nennen dieses volk Cuden, ein name, 
den dasselbe zum theil auch selbst angenommen hat; doch 
nennt die nördliche gruppe ihre spräche gewöhnlich Lydin- 
oder Ljüdin-kel (von russ. ak>ah ljudi, leute, volk), die 
südliche dagegen Vepsan-köl, welches der ursprüngliche 
name sein muss und auch von den Karelen in Olonets zur 
bezeichnung derselben gebraucht wird. Ohne etwas entschei- 
den zu wollen, füge ich noch hinzu, dass die früheren Ver- 
fasser in diesem namen denselben gefunden haben, der bei 
Nestor in der form Becb Wes' vorkommt als bezeichnung 
für einen damals weit zahlreicheren und ausgebreiteteren 
stamm, dessen letzter rest nun dieses kleine volk sein sollte; 
neuerdings hat dagegen D. E. D. Europaeus zu zeigen ver- 
sucht, dass der name Wes' einem ganz andern volke von 
der ugrischen klasse gehört, welches früher in diesen gegen- 



1) A. a. 0. s. 468 ff. (= 272 ff.). A. Ahlqvist, Muistelmia mat- 
koilta Venäjällä (d. h. Keiseerinnerungen aus Russland ; 1859), s. 55 ff. 
72 ff. E. L ö n n r o t , Om det nord - tschudiska spräket, Helsingfors 1853. 
Ahlqvist, Anteckningar i nord-tschudiskan, in den Acta soc. scient. 
fenn. VI, s. 49 ff. Durch herrn prof. Lönnrots gute hahe ich ausser- 
dem einzelne handschriftliche aufzeichnungen über diese spräche 
benutzen können. Wegen unserer hauptaufgabe muss ich dennoch 
beklagen, dass die queUen für die kenntniss des wortvorrates dieser 
spräche so unvollständig sind. 



Digitized by VjOOQ IC 



16 Einleitung. 

den gewohnt haben sollte. Die spräche ist sehr wichtig, 
namentlich weil sie in mehreren punkten auf einer älteren 
stufe steht, als irgend eine der verwandten mundarten, und 
weil sie zu den reinsten sprachformen des jämischen Zwei- 
ges gehört 

Weiter im westen begegnen wir in einigen dörfern des 
nordwestlichsten Ingermanlands einem andern, noch kleine- 
ren volke, den Woten oder Watländern; 1 dieselben 
nennen sich selbst Vadj alaiset, von den Finnen werden 
sie Vatjalaiset, von den Bussen jetzt Cuden, in den 
alten Chroniken dagegen Boa*» Woct genannt. In früheren 
zeiten erstreckten sie sich viel weiter und waren vielleicht 
die ältesten bewohner mindestens eines grossen theiles von 
Ingermanland ; aber sie wurden nach und nach immer mehr 
zurückgedrängt Die spräche ist in mehreren beziehungen 
interessant, doch nicht so rein jämisch oder so alt in ihren 
formen, als das wepsische. 

Bei weitem zahlreicher sind dieEhsten, 2 deren spräche 
15 in zwei hauptmundarten zerfällt, die revalsche, welche 
vom grösten theil der bevölkerung Ehstlands und des nörd- 
lichsten theiles von Livland, und die d o rp ats che, die 
von den um die städte Dorpat und Werro herum wohnenden 

1) S. Sjögren, Ueber die finn. Bevölkerung des St. Petersburg. 
Gouvernements und über den Ursprung des Namens Ingermannland, 
in seinen Ges. Sehr. I, s. 557 ff. (= Mem. de l'acad. imp. VI. serie, II. 
s. 145 ff.). A. Ahlqvist, Votisk grammatik jemte sprakprof och 
ordforteckning, in den Acta soc. sc. fenn. V, s. 1 — 162. Vgl. auch 
Wiedemann, Ueber das Wotische in seiner Stellung zum Ehstnischen, 
im Bull, de la cl. hist. - philol. de l'acad. imp. XIII (1856), p. 299 ff. 
327 ff. 

2) Hinsichtlich der spräche verweise ich auf E. Ähren s , Gramma- 
tik der Ehstnischen Sprache Kevalschen Dialektes. Eeval 1853. Vgl. 
Wiedemann, Ueber die neuere Behandl. der ehstn. Gramm., im Bull, 
de la cl. hist. - philol. de l'acad. imp. XIII, p. 33 g. A. W. Hupel, 
Ehstnische Sprachlehre für beide Hauptdialekte, den revalischen und 
dörptschen, nebst vollständ. Wörterb. Riga 1780. Diess letztere war 
früher das einzige brauchbare Wörterbuch, ist aber jetzt durch das 
vor kurzem erschienene grosse Ehstnisch - deutsche Wörterbuch von 
F. J. Wiedemann, St. Petersb. 1869, das auch hier berücksichtigt 
worden ist, überflüssig gemacht. 



Digitized by VjOOQ IC 



Der finnische stamm; der jämische zweig. 17 

Ehsten gesprochen wird. Was ihren namen anbelangt, so 
gebrauchen sie selbst gewöhnlich nur die bezeichnung Mä- 
rahvas, landvolk, und Mä-kel, landsprache; Esti-mä 
als bezeichnung der eigentlichen landschaft Ehstland haben 
sie von den nachbarvölkern entlehnt, namentlich wol von 
den Deutschen, welche wiederum den namen Ehsten auf sie 
von den früheren bewohn ern übertragen haben; denn Taci- 
tus' Aestii und noch Vulfstdns E st a s gehören unzweifel- 
haft dem baltischen (lettisch -litauischen) zweige an. 1 

Südlich von ihnen haben wir endlich noch ein interes- 
santes kleines volk , das in kurzer zeit vielleicht ganz ver- 
schwunden sein wird, die Liven. 2 In Livland selbst hat 
ihre anzahl so abgenommen, dass sich 1859 auf dem gute 
Salis nur 8 personen fänden , die noch etwas von der livischen 
spräche verstanden. Ausserdem finden sich ungefähr 2000 
Liven an der küste von Kurland von Lyserort an bis etwas 
über Domesnäs hinaus. Letztere sind gewiss als nachkom- 
men der im mittelalter als Seeräuber bekannten Kuren, 
Nestors Kopcb Kors, zu betrachten, die nicht ein lettisches 
oder litauisches, sondern gerade ein finnisches volk waren« 
Uebrigens hat T. Koskinen 8 gezeigt, dass die ursprünglichen 

1) Vgl. Zeuss, Die Deutschen und die Nachbarstämme, s. 267 ff. 
u. 667 ff. Esthland zu schreiben ist ganz sinnlos ; die richtige deutsche 
Schreibart ist Ehstland, wo das h die länge des e bezeichnet. 

2) Alles ihre geschichte und spräche betreffende ist gesammelt in 
J. A. Sjögrens Gesamm. Schrr. II, 1 — 2, bearb. von F. J.Wiede- 
mann (1. Livische Gramm, nebst Sprachproben. 2. Liv. - deutsches 
und deutsch -liv. Wörterb. St. Petersbg. 1861.). Eine kürzere Über- 
sicht gab Wiedemann im Bull, de la classe hist.-philol. de l'acad. 
imp. XVI (1859), p. 193—201; 209—220; 225 — 241 (üeb. die livische 
Sprache und ihr Verhältniss zu der ehstnischen). 

3) Sur Tantiquite des Lives en Livonie , in den Acta soc. sc. fenn. 
VIII, 2(1866), s. 389 ff. Wenn dagegen der verf. die Liven vom 
karelischen zweig ausgegangen sein lässt, so kann ich hierin durchaus 
nicht mit ihm tibereinstimmen. Die sprachlichen gründe , die er anführt, 
deuten nur auf ein höheres alter und wiegen bei weitem die beweise 
nicht auf, die man für das gegentheil anführen kann. Merkwürdig 
ist es allerdings, dass die Karelen in Olonets ihre spräche Liv vi n- 
kieli nennen; aber dies könnte sich vielleicht anders erklären lassen, 
und überhaupt ist es sehr zweifelhaft, ob der name Liven ursprüng- 
lich diesem volke selbst angehört. 

Thomson, Einflusa d. gerin. sprachen. 2 



Digitized by VjOOQ IC 



18 Einleitung. , 

16 einwohner ein lettisches volk waren und dass die Liven und 
Kuren erst später eingewandert sind, nach seiner meinung 
etwa vom anfang des 8. jahrh. an; dazu stimmt also ganz 
das , was wir oben über die Ehsten sagten. Später ist aller- 
dings der verlorene boden zum theil wiedergewonnen worden; 
denn gerade die lettische spräche hat die livische ver- 
drängt. — Die li vischen einwohner Kurlands nennen sich 
meist nur Kändalist, strandbewohner, oder Kala-mied, 
fischer; die wenigen, welche in Livland übrig geblieben 
sind, welches sie, nach dem lettischen Wid ferne, Vidumö 
nennen, gebrauchen zwar den namen Llbi, dieser ist aber 
wahrscheinlich von den Letten entlehnt, von denen sie Lim, 
Ltbischi (= An6b Lib' bei Nestor) genannt werden. Ihre 
Sprache ist bedeutend abgeschliffen und verwildert, aber 
trotzdem von grosser Wichtigkeit, weil sie zugleich manche 
merkwürdige züge enthält, die auf eine sehr frühe trennung 
von ihren stammverwandten hinweisen. 

Noch wird es vielleicht nicht überflüssig sein, einen 
blick auf die nordischen bevölkerungen zu werfen , die ausser- 
halb der skandinavischen halbinsel in der nachbarschaft der 
Finnen wohnen. Bekanntlich hat die schwedische spräche 
durch Schwedens herrschaft und einfluss auf die cultur in 
Finnland als die allgemeine Verkehrssprache der gebildeten 
allmählich ein grosses gebiet «gewonnen , etwa in ähnlicher 
weise wie die deutsche in den Ostseeprovinzen. Aber sie 
hat zugleich eine stütze gefunden in den acht schwedischen 
bevölkerungen , die sich hier niederliessen. * Diese lassen 
sich am richtigsten auf drei verschiedene gruppen zurück- 
führen, von denen die erste auf dem theil der küste von 
Nyland (der südlichsten landschaft Finnlands) wohnt, der 
westwärts von dem Kymmenefluss liegt, die zweite, die bei- 
nahe eine fortsetzung der ersten bildet, an den skären im 
eigentlichen Finnland und auf den Alandsinseln, die dritte 
an der küste des südlichen theils der landschaft Österbotten 
vom kirchspiel Sastmola an (früher noch etwas südlicher) 



1) Vgl. Warelius, Bidrag til Finlands kännedom i ethnografiskt 
afseende, in der ztschr. Suomi 1847, s. 113 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



Schweden in Finnland nnd Ehßtland. 19 

bis Gamla-Carleby. In der letztern gegend haben, wie 17 
schon die durchgehends finnischen Ortsnamen zeigen , ehemals • 
Finnen gewohnt, und die schwedische einwanderung, die 
von verschiedenen orten in Schweden ausgieng , beginnt erst 
etwa um das jähr 1300. x Auch im eigentlichen Finnland 
scheint die schwedische niederlassung erst in einer spätem 
zeit vor sich gegangen zu sein. Wann oder woher die 
Schweden nach Nyland gekommen sind , dafür fehlen dagegen 
alle historischen anhaltspunkte ; die sehr überwiegend schwe- 
dischen Ortsnamen, zum theil von ziemlich alter form, 2 
scheinen dafür zu sprechen, dass sie hier lange gewohnt 
und wol kaum im anfang ein ursprünglich finnisches volk 
verdrängt haben. Die spräche hat, besonders im östlichen 
Nyland, manche alte eigenthümlichkeiten bewahrt, die auf 
ein frühes aufhören der theilnahme an der bewegung der 
übrigen schwedischen mundarten deuten. 3 Übrigens ver- 
dient es bemerkt zu werden, dass auch die schwedische 
spräche im munde der gebildeten Finnländer mehrere eigen- 
thümlichkeiten, theils des wortvorrathes , theils der aus- 
spräche, mit der Volkssprache gemeinsam hat, wodurch sie 
sich von der in Schweden gesprochenen unterscheidet, und 
es unterliegt keinem zweifei, dass sie früher bei weitem 
stärker und allgemeiner von den dortigen dialekten beein- 
flusst war und erst allmählich sich der 4 reichssprache ' 
genähert hat, eine bewegung, an der in unserer zeit die 



1) Vgl. Koskinen in der ztschr. Suomi 1857, s. 135 ff. 

2) A. 0. Freudenthal, Om svenska ortnamn i Nyland, in Finska 
vetenskaps - societetens Bidrag til kännedom af Finlands iiatur och folk, 
8. heft; vgl. desselben Om svenska ortnamn i egentl. Finland; med en 
sidoblick pä dem , som förekomma i Satakunda och Österbotten ; auch : 
Om Alands ortnamn , daselbst. 

3) Ueber den dialekt vgl. ausser Warelius a. a. o. besonders den 
aufsatz von A. J. Hipping, Om svenska sprakdialecten i Nyland, 
in den Acta soc. scient. fenn. II, s. 1077 — 1176 , der jedoch sehr viel zu 
wünschen übrig lässt. Beispiele für die mundart im lehn Abo (eigtl. 
Finnland) bietet die ztschr. Suomi 1847, s. 154 ff.; für die österbott- 
nische vgl. dieselbe ztschr. 2te reihe V, s. 30 ff. VI, s. 166 ff. Was 
ich im folgenden anführe, beruht gröstentheils auf eigenen beobach- 
tungen oder mittheilungen kundiger freunde. 

2* 



Ä UKiVERS.TY | 



20 Einleitung. 

Volkssprache selbst mehr und mehr theilnimmt, weshalb es 
18 sehr zu wünschen wäre, dass diese merkwürdigen Über- 
bleibsel jetzt, so lange es zeit ist, genauer untersucht wer- 
den möchten. Wie wichtig sie für unsere aufgäbe sind, 
wird aus dem schon gesagten leicht ersehen werden. 

Eine andere interessante kleine schwedische bevölkerung 
findet sich südlich vom finnischen busen in einigen orten 
der nordwestküste von Ehstland und auf den benachbarten 
inseln; 1 zum theil sind sie mit Ehsten vermischt, die über- 
haupt im laufe der zeit ihr gebiet etwas eingeschränkt haben. 
Ihr in mancher hinsieht höchst interessanter dialekt 2 gleicht 
am meisten dem von Nyland , und einige orte scheinen auch 
wirklich von dort aus bevölkert zu sein; indessen herrscht 
noch grosse Unklarheit über ihren Ursprung. Dass sie zugleich 
mit den Schweden in Nyland ein bei der muthmasslichen 
einwanderung der Skandinavier aus dem osten zurückgeblie- 
bener rest seien, ist eine unbeweisbare vermuthung; in der 
spräche liegt nichts, was sie nicht geradezu als schwedisch 
erwiese , und man kann in dieser bevölkerung nur ein leben- 
diges zeugniss für die vorgeschichtliche stetige Verbindung 
der Skandinavier, besonders der Schweden, mit den öst- 
licheren, von Finnen bewohnten gegenden erblicken. 

IIL 
Grundzüge der finnisch -lappischen lautverhältnisse. 

Um an einer stelle die wichtigsten sprachlichen Voraus- 
setzungen für das rechte verständniss und die rechte beur- 
theilung des folgenden zusammenzustellen , will ich eine kurze 
Übersicht über die grundzüge der lautverhältnisse der finni- 
schen sprachen geben , indem ich namentlich versuchen will, 
sie mehr von der historischen seite zu betrachten, als das 
in den gewöhnlichen hilfsmitteln geschieht. Dagegen muss 



1) Svenskar i Estland , Liff land och det inre af Ryssland , in der 
Nordisk tidskrift, herausg. von A. Sohiman (Stockh. 1852), s.l29ff. 
C. ßuszwurm, Eibofolke oder die Schweden an den Küsten Ehst- 
lands und auf Runö. Reval 1855. I — II. 

2) S. besonders Ruszwurm a. a. o. II, s. 293 — 368. 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; vocale. 21 

ich in betreff des ganzen übrigen Sprachbaues auf diese ver- 
weisen, da derselbe unsere hauptaufgabe nicht weiter berührt; 
ich erinnere nur daran, dass es ein aus der ganzen einrichtung 
der finnischen sprachen natürlich sich ergebendes gesetz ist, 
dass die wurzel stets die erste stelle im worte und zugleich 
den ton hat, worauf denn in der regel jede der folgenden 19 
ungleichen silben (im finn. jedoch nicht die letzte im wort) 
einen schwächeren nebenton hat, z. b. finn. uskomatto- 
muudellansa, läpp, rökkadällastüvvabaettet. 

Wir betrachten zunächst A. den finnischen stamm, 
dann B. den lappischen, namentlich sein verhältniss 
zum finnischen. 

A. Der finnische stamm. Da das finnische am voll- 
ständigsten bearbeitet ist und zugleich in manchen beziehun- 
gen unter allen hierher gehörigen sprachen (die übrigens 
einander so gleichen, dass man sie fast als nur abweichende 
mundarten betrachten kann) auf der ältesten stufe steht, so 
ist es natürlich , dasselbe der folgenden darstellung zu gründe 
zu legen. 1 

Die einfachen vocale sind im finn. folgende 8: a, 
o (offen), u (nähert sich einem geschlossenen o); ä (ganz 
offen), ö (offen), y (ü); e (offen), i; von diesen heissen die 
drei ersten harte, die drei nächsten weiche und die zwei 
letzten mittlere vocale; über die bedeutung hiervon unten. 
In den andern sprachen kommen hierzu noch einige andere, 
namentlich im weps. , wot. , ehst. und liv. o d. h. ein unrei- 
nes o , das in ö übergeht , aber übrigens verschieden nuanciert 



1) Hülfsmittel für das finn. gibt es manche. Die brauchbarste 
und neueste grammatik ist von G. E. Euren, Finsk spräklära (j£bo 
1849, 2te aufl. Tavastehus 1866); die einzige neuere deutsch geschrie- 
bene ist von Kellgren, Die Grundzüge der finnischen Sprache mit 
Rücksicht auf die andern altaischen Sprachen (Berlin 1847). Wörter- 
bücher sind G. Renvall, Lexicon linguse finnicae, cum interpretatione 
duplici, copiosiore latina, breviore germanica (Abose 1826). G. E. Euren, 
Finsk -svensk ordbok (Tavastehus 1860). (E. Lönnrot), Suomalainen 
ja ruotsalainen sanakirja (d. h. Finn.-schwed. Wörterbuch; es sind 
3 hefte erschienen, die etwas in den buchstaben K hineinreichen.) — 
Hülfsmittel für die anderen sprachen sind im vorhergehenden genannt. 



Digitized by VjOOQ IC 



22 Einleitung. 

werden kann, und im liv. ein zwischen ö und ü liegender 
laut, den ich nach Sjögren -Wiedemann mit ö bezeichne. 1 
Alle diese werden stets kurz ausgesprochen, auch vor einem 
einfachen consonanten (z. b. in finn. kylä ist der vocal 
eben so kurz wie in kyllä, in kato wie in katto), und 
müssen wol von den langen unterschieden werden. Diese, 
welche im finnischen und gewöhnlich auch im ehstnischen 
durch Verdoppelung bezeichnet werden, sind aa, uu, ää, 
ii; langes (und offenes) 00, öö und e e findet sich im finn. 
nur da, wo der lange vocal durch eine jüngere ausstossung 
eines dazwischenstehenden consonanten und darauf eingetre- 
tene contraction entstanden ist (s. unten); sonst sind sie hier 
und gemeiniglich auch im livischen 2 in Wurzelsilben stets 
20 in u , y ö und i e und in einigen jämischen mundarten Pinn- 
lands weiter in ua, yä und iä 3 übergegangen. Ursprüng- 
liches (und mehr geschlossenes) ö , ö und e in der Wurzelsilbe 
kommt eigentlich nur im ehstnischen, wotischen und wep- 
sischen vor; aber selbst da, wenigstens in den beiden erst- 
genannten sprachen, hört man meist einen ganz schwachen 
Vorschlag von u (y) und i, ja in einigen ehst. dialekten 
sind sie gemeiniglich beinahe mit uu, üü und ii zusammen- 
gefallen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die diphthon- 
gische ausspräche bereits auf der gemeinschaftlichen stufe 
vorhanden war, 4 und zwar vielleicht selbst vor der abtrennung 

1) Vgl. Sjögren, Gesamm. Schriften II, 1 (Liv. Gramm.) s. 10. 

2) Auch hier kommen o, "ö, e und zugleich Ij wol in gewissen 
fällen vor, sind aber da zumeist auf ganz andere weise entstanden, 
nämlich durch zusammenziehung von diphthongen der zweiten reihe. 

3) Dagegen bekommt in den karelischen dialekten , zum theil auch 
in andern, wie z. B. im rev. -ehstnischen, langes a a und ää oft eine 
mehr oder weniger deutlich diphthongische ausspräche wie oa, eä 
oder selbst wie ua, iä. — Im liv. findet sich (gewöhnlich für urspr. ä) 
0, ein mittellaut zwischen und a, und a, ein ähnlicher laut zwischen 
a und ä, die in verschiedenen dialekten mit einander und mit ä wech- 
seln und stets lang sind; ich bezeichne sie hier mit ü und ä. 

4) Von anderen einzelnen erscheinungen, die hierauf hinweisen, 
will ich den leser nur auf den in Ahlqvists wotischer grammatik § 18 
(vgl. Ahrens, Gramm, d. ehstn. spr. § 133) erwähnten Übergang von 
ö in u (v) u. s. w. aufmerksam machen, der sich kaum anders als durch 
die annähme einer älteren diphthongischen ausspräche erklären lässt. 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; vocale. 23 

des lappischen (vgl. unten) ; jedesfalls glaube ich nicht , dass 
es möglich ist, in der behandlung dieser laute einen durch- 
gängigen unterschied zwischen dem jämischen und karelischen 
zweige zu finden. 

Eine zweite klasse von diphthongen bilden diejenigen, 
welche i oder u (y) als 'letztes glied haben. Mit i werden 
im finn. solche aus allen kurzen vocalen gebildet (i natürlich 
ausgenommen), mit u und y (vgl. unten) kommen au, ou, 
äy, öy, eu, iu (ey, iy) vor; nur die ersten können 
ausserhalb der Wurzelsilbe vorkommen. Ganz entsprechende 
laute zeigen die verwandten mundarten mit geringen, leicht 
erklärlichen abänderungen , z. b. Übergang des zweiten de- 
mentes in die halbvocale j und v u. desgl. * Eine parallele 
mit dem lateinischen kann man vielleicht in den eigenthüm- 
lichen diphthongen a e und o e finden, welche im reval- 
ehstn. und einigen westfinnischen mundarten oft für ai und 
oi eintreten. — Alle diese müssen wahrscheinlich schon 21 
auf der gemeinsamen stufe vorhanden gewesen sein. 

Der Ursprung sowol einiger kurzen vocale (namentlich 
ä, ö und y) als der langen und der diphthonge ist noch 
sehr wenig untersucht. In einigen fällen scheint vocal- 
verlängerung ganz willkürlich einzutreten, besonders vor 
mehreren aufeinanderfolgenden consonanten; so wechselt z. b. 
finn. lahti und laahti, bucht, lakso und laakso, thai, 
kärme und käärme, schlänge (von lit. Mrmis) u. s. w. 
In einigen andern fallen, namentlich stets ausserhalb der 
Wurzelsilbe, ist sie einer contraction zuzuschreiben, die in 
folge einer älteren oder jüngeren consonantenausstossung ein- 
trat, z. b. finn. oon = olen, ich bin, veen = veden, 
gen. von vesi, wasser, taloon = talohon, in den hof, 
makaan, ich liege = weps. mag ad an; vgl. ferner finn. 
hiiri, maus, und mordwinisch §ejer, ung. eg6r, ostjak. 
teryer; f. jää, eis, und läpp. jeg*/a, mordw. jäi, ostj. 
jeiyk, ung. jeg; f. pii,. zahn im rechen, und läpp, badne, 
zahn, mordw. pei, syrj. pin, ostj. pe^k, ung. fog; f. pää, 



1) Die stärksten und willkürlichsten Veränderungen der diphthonge, 
wie überhaupt im ganzen vocalsystera , treten im Uvischen ein. 



Digitized by VjOOQ IC 



24 Einleitung. 

haupt, und läpp, bagje u. s. w.; auch die diphthonge kön- 
nen wol bisweilen so entstanden sein. Sowol diphthongierung 
als Verlängerung der vocale tritt auch als ersatz für einen 
ausgefallenen consonanten ein. So wird im ehstn. , wot. und 
liv. n vor s mit ersatzdehnung weggeworfen, z. b. ehst. käz, 
deckel, = f. kansi, kuz, nagel, klaue, = f. kynsi. 
Etwas ähnliches findet auch statt in einigen mundarten, 
welche die in andern bewahrten Verbindungen von muta mit 
liquida, kr, tr, pr, kl und pl, nicht gern aussprechen, z. b. 

westflnnisch : karelisch: wepsisch: wotisch: 

nauran nakran nagran nagran 

ich lache 

teiri, teeri, tetri tedr tedre 

tieri, birkhahn 

puuro putro pudr 

gekochte grütze 

seura sepra - sobra 

gesellschaffc freund 

seula -siekla segl sigla 

sieb, seihe dorp. sog 1, segl so gl. 

22 Von den vocalischen gesetzen ist das merkwürdigste 
und wichtigste die sogenannte vocalharmonie, welche 
darin besteht, dass, wenn die Stammsilbe einen harten vocal 
oder einen damit zusammengesetzten diphthong enthält, 
keine der folgenden silben einen weichen bekommen kann, 
und umgekehrt; nur die mittleren können mit beiden Mas- 
sen verbunden werden, doch ziehen sie am liebsten die 
weichen vor, z. b. f. muuttumattomuudestansa, tyy- 
tymättömyydestänsä, silmällä, Ilmarista. Voll- 
ständig rein durchgeführt findet sich diess gesetz nur im fin- 
nischen und russisch -karelischen; im wotischen und dorpat- 
ehstnischen kommen einzelne spuren davon vor, im wepsischen, 
reval-ehstnischen und livischen dagegen durchaus keine. 

Das System der consonanten ist sehr einfach. Von 
mutis kommen im anlaut ursprünglich nur k , t , p vor * und 
ein Finne kann nur mit der grösten Schwierigkeit die auf- 



ehstnisch: 


livisch: 


naeran 


nagröb 


tedr 


ted'd'örs, 




ted'rös 


pudr 


- 


sobr 


sobbors 


freund 


freund 


. sljl 


sögg'ol* 



1) Im inlaut ist das verhältniss etwas anders, worüber gleich 
unten mehr. 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; vocale, consonanten. 25 

fassung und ausspräche der media g, d, b lernen; doch 
finden sich letztere im wepsischen, wotischen und li vischen, 
besonders in neueren lehnworten. Von den Zischlauten findet 
sich ursprünglich nur s und inlautend das zusammengesetzte 
ts, welches dialektisch mit ss, tt, ht, t§ wechselt Ausser- 
halb des finnischen in seiner reineren gestalt trifft man auch 
bisweilen z, g, z und g (tS). Besonders zu bemerken ist, 
dass k im wot. vor weichen vocalen zu ß wird, z. b. ßenßä 
= f. kenkä, schuh. Der einzige hauchlaut ist h, das 
immer ausgesprochen werden muss , auch vor einem anderen 
consonanten, z. b. mahla, nahka, kohta. Es ist oft, 
wenn auch keineswegs immer, aus einem ursprünglichen 
s -laut hervorgegangen, wie der spiritus asper im griechi- 
schen. Im inlaut zwischen vocalen wird es oft ausgestossen, 
z. b. f. kaunis, gen. meist kauniin, aber karelisch kau- 
nihin; im wot., liv. und einigen ehstnischen dialekten fallt 
es auch im anlaut fort, z. b. wot. einä, liv. äin a = finn. 
heinä, heu (von lit. szenas, vgl. slaw. söno). * — Die 
übrigen consonanten brauchen nicht besonders besprochen 
zu werden. 

Im inlaut kommen oft Verbindungen von zwei conso- 
nanten, namentlich einer liquida mit einer muta, seltener 
von dreien vor. Im anlaut gilt dagegen das gesetz , dass 23 
kein acht finnisches wort mit mehr als einem • 
consonanten beginnen kann, ja die ausspräche meh- 
rerer ist für ein finnisches organ wo nicht unmöglich, so 
doch mit einer für uns auffallenden Schwierigkeit verbunden. 2 



1) Nur dialektweise kommt f vor , und zwar fast nur in einigen 
wenigen fremdwörtern. 

2) Bemerkenswerth ist es aber umgekehrt, dass, wenn einzelne 
individuen durch fremden einfluss diese fertigkeit der ausspräche erlangt 
haben, dieselben dann bisweilen auch einen oder mehrere consonanten, 
besonders s, ganz überflüssig voransetzen, entweder unwissentlich, 
weil das rechte geföhl abgestumpft ist , oder weil sie glauben sich fein 
auszudrücken. So soll einer z. b. * das spinnrad der frau des probstes ' 
(schwed. prostens frus [spinn-] rock) sprovastin sprouvan sprukki 
genannt haben. Vereinzelt kann dasselbe auch in ganzen dialekten 
vorkommen; so finde ich in Wiedemanns ehstn. wörterb. dialektisch 
trut neben rat, fensterscheibe (vom schw. ruta); ebenso liv. sköd', 



Digitized by VjOOQ IC 



26 Einleitung. 

Ein anderes, sehr wichtiges gesetz, das den inlaut 
betrifft, ist die sagenannte consonantenschwächung; 
sie findet statt, wenn eine kurze offene silbe, die mit k, t 
oder p beginnt, geschlossen wird, und besteht darin, dass 
1) doppeltes kk, tt, pp nach vocalen oder 1, m, n, r ver- 
einfacht und 2) einfaches k, t, p. in denselben fallen und 
nach h 1 in verschiedener weise verändert werden, worüber 
es hier genügen muss, auf • die einzelnen grammatiken zu 
verweisen; z. b. f. akka, altes weib, gen. akan, illativ 
akka(h)an; myrkky, gift, gen. myrkyn; polttaa, 
brennen, 1. pers. poltan; seppä, schmied, pl. sepät; 
joki, fluss, gen. jo'en; nahka, haut, feil, pl. nahat; 
härkä, ochse, gen. härjän (westfinn.) oder härän (ost- 
finn.); onki, angel, gen. ongen (ng wie tjrj oder nn aus- 
gesprochen); mato, wurm, gen. madon, maron, malon 
(westfinn. dialekte) oder m a on, ma von (ostfinn.); silta, 
brücke, sillalla, auf der brücke; lintu, vogel, gen. lin- 
nun; haapa, espe, gen. haavan; lampi, landsee, gen. 
lamm in. Wenn mehrere auf einander folgende silben ver- 
änderliche consonanten enthalten, so wirkt selbst einfaches 
k, t, p als schwache form von der ersten reihe auf die 
vorausgehenden zurück, als ob die silbe geschlossen wäre; 2 



sked' neben ked', kette (ndd. kede) , n. m. a.; hier liegt es jedoch oft 
daran, dass die Wörter durch das lettische gegangen sind, welches 
eine gewisse neigung zum voransetzen eines s hat. In noch viel grösse- 
rem masse kann, wie ich selbst vielfach gelegenheit gehabt habe 
wahrzunehmen, diese Vermischung eines einzelnen und zusammenge- 
setzten anlautes hervortreten, wenn ein genuiner Finne eine fremde 
spräche lernen soll ; es kann sehr lange dauern , ehe er es dazu bringt, 
z. b. schw. skrifva von rifva, springa von bringet, unterscheiden zu 
können , und zwar wird er eben so oft das erste für das letztere sagen, 
wie umgekehrt. 

1) In einzelnen dialekten auch in den Verbindungen sk, st, tk. 

2) Einfaches k, t, p zwischen zwei vocalen kommt als starke 
form nach einer ganz unbetonten silbe nicht vor und überhaupt selten 
innerhalb der worte ; sondern wo man etymologisch diese laute erwar- 
ten sollte, ist k gern zu j, p zu v geworden und t fortgefallen, und 
veränderliche consonanten in den vorhergehenden silben haben dann 
natürlich immer die starke form , z. b. kataja, wachholderbusch , für 
*kataka, weps. kadagj oikea oder oikia, richtig, für *oiketa, 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; consonanten. 27 

z. b. kantaa, tragen, 1. pers. kannan, davon abgeleitet 24 
kannattaa, 1. pers. kannatan (nicht kantatan), und 
weiter kannatuttaa, 1. pers. kannatutan. 

Diess gesetz geht mit einigen geringen abweichungen 
durch alle sprachen mit ausnähme des wepsischen und li vi- 
schen durch und bleibt selbst in den fällen aufrecht erhal- 
ten, wo die endungen so abgeschliffen sind, dass die Ursache 
nicht mehr sichtbar ist, z. b. ehstn. sepp, gen. sepa, ill. 
seppa; madu, gen. mau u. s. w. Die genannten zwei 
sprachen haben dagegen in der regel unverändert k, t, p 
entsprechend der ersten reihe im finn., und g, 'd, b ent- 
sprechend der zweiten, 1 z. b. weps. ak, akan; h arg, 
härgan; mado, madon; sild, sildal; lind, lindun; 
häb, häban u. s. w. 

Dass die jetzige mannigfaltigkeit der Übergänge nicht 
ursprünglich sein kann, beweist die vergleichung mit den 
ältesten formen, die im finn. überliefert sind; M. Agricolas 
Übersetzung des neuen testamentes (1548) 2 hat so z. b. 
werghan, jetzt veran (von verka); tilghalla, jetzt 
tilalla (von tilka); ylghen, jetzt yljän, ylän (von 
ylkä): teghe, jetzt teV (3. pers. ind. tekee); coghot- 
catta, jetzt ko'otkaatte (1. pers. ind. kokoon); wir- 
dhat, jetzt virrat (von virta); ebenso wol wie kedholla, 
von keto; wdhen, jetzt uuden (von uusi für *uuti); 
sanodhen, jetzt sanoen (doch bereits pellolla von 
pelto, an n a mm a neben der 3. pers. an da = jetzigem 
antaa). 

Vergleichen wir nun diese formen mit den wepsischen 
und li vischen, so wird es wahrscheinlich, dass die schwache 
form von k, t, p ursprünglich in allen fällen g, d, b war; 
aber b muss gewiss bereits frühzeitig in denselben fällen 



weps. oiged, läpp, vuojggad; sanaa (infinitiv von sana, wort) 
für *sanata, weps. sanad; aber dieselbe form von alanko, nie- 
derung, kann neben alankoa auch alankota heissen; teke-vi, 
er thut, macht, neben voi-pi, er kann. 

1) Vgl. Sjögren, Ges. Sehr. II, 1 (Liv. Gramm.), s. 99 ff. 

2) Ich entnehme diese beispiele den in der ztschr. Suomi 1845, 
s. 332 abgedruckten proben. 



Digitized by VjOOQ IC 



28 Einleitung. 

wie jetzt in v übergegangen sein, und bei g und d muss 
man vielleicht zum theil eine hauchende ausspräche (durch 
Agricolas Schreibweise angedeutet?) als Übergangsstufe zu 
der jetzigen annehmen. Am längsten scheint der jämische 
zweig das g und d bewahrt zu haben, und er unterscheidet 
sich dadurch von dem karelischen, welcher diese laute früh- 
zeitig fortgeworfen haben muss. 
25 Den Ursprung und die geschichte dieses gesetzes weiter 
zu verfolgen , liegt ausserhalb unserer aufgäbe und ist jetzt 
noch mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Aber es drängt 
sich doch sogleich die frage auf: beruhen diese Übergänge 
eigentlich auf einer Schwächung oder auf einer Verstärkung? 
ist die schwache oder die starke form die ursprüngliche? 
Da sich bei entlehnungen aus fremden sprachen, wie wir 
unten sehen werden, die ursprünglichen laute durchgehends 
in der schwachen, nicht in der starken form wiederfinden, 
so ist es bei vergleichung mit den verwandten sprachen nicht 
unwahrscheinlich, dass jene (natürlich in der oben nachge- 
wiesenen älteren gestaltung) auch sonst im allgemeinen als 
ursprünglich und die starke form als eine von dem tone 
bewirkte entwickelung daraus aufzufassen ist. Nur muss 
man dann zugleich annehmen, dass dieselben Übergänge 
durch analogie auf andere fälle übertragen sind, welche 
deutlich nicht als Verstärkung, sondern als Schwächung 
erscheinen (besonders in solchen fallen, wo eine Verstärkung 
nicht leicht möglich war, z. b. in der lautgruppe ht, dialek- 
tisch auch in sk, st, tk, ferner in einigen flexionsendun- 
gen u. s. w.), und als solche, glaube ich, dass die ganze 
erscheinung jetzt am leichtesten und richtigsten aufgefasst 
wird. * Bis zu einem gewissen grade muss dieser Übergang 
bereits der gemeinsamen stufe angehört haben, und die 
unveränderlichkeit im wepsischen und livischen ist gewiss 
eher für das resultat einer späteren rückwärtsgehenden aus- 
gleichung (vgl. den vertust des u- Umlautes in den meisten 
fällen im dänischen und schwedischen), als für eine bewahrung 

1) Vgl. Kellgren, Die Grundzüge der finn. Sprache s. 32 ff., wo 
indessen die darstellung auf einer andern betrachtungsweise beruht, 
als der hier entwickelten. 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; consonanten; auslaut. 29 

des ursprünglichen Verhältnisses anzusehen. Ein zeug- 
niss hierfür sehe ich z. b. in formen wie wepfc. ak, altes 
weib, == f. akka; sep, illat, sepha, pl. s e päd, schmied, 
= f. seppä, seppä(h)än, sepät; lop, gen. lopun, 
ende, = f. loppu, gön. lopun; da nämlich die fortwerfung 
des auslautenden vocals durch die länge der Wurzelsilbe 
bedingt ist (s. unten s. 30 f.), so muss man annehmen, dass 
sie in diesen und ähnlichen Wörtern zu einer zeit eintrat, 26 
wo der consonant noch verdoppelt war wie im finnischen 
(vgl. weps. vil, wolle, = f. villa, aber iga, illat, igaha, 
alter, = f. ikä, ikä(h)än; abu, hilfe, = f. apu u. ähnl). 
Noch muss ich mit einigen Worten besonders den aus- 
laut besprechen. Eücksichtlich der folgenden beispiele 
erinnere ich daran, dass bei Substantiven der nom. stets 
gleich dem stamme ist, insofern dessen endung nicht mit 
den auslautsgesetzen in conflict kommt. Ein finnisches wort 
kann auf alle kurzen vocale auslauten, doch sehr selten auf 
reines e; wenn lange vocale im auslaut mehrsilbiger Wörter 
vorkommen, sind sie, wie überall ausserhalb der Wurzelsilbe, 
späteren Ursprungs, und nur einsilbige Wörter können auf 
ursprünglich lange vocale oder diphthonge ausgehen. 1 Min- 
der häufig sind im ganzen die ausgänge auf einen consonan- 
ten; von diesen können im auslaut nur einfaches s, t, n 
vorkommen, seltener 1, r, und endlich h oder ein schwächerer 
hauchlaut 0* welcher stets aus einem anderen consonanten, 
meist aus s 2 hervorgegangen ist; andere consonanten oder 



1) Weswegen in acht finn. Worten der eine vocal vor dem andern 
bevorzugt wird , dafür lässt sich nur in äusserst wenigen fällen irgend 
ein grund aufweisen; nur selten haftet eine bestimmte ableitungs- 
bedeutung an einem einzelnen vocale, wie -o in manchen Substantiven, 
die von verben abgeleitet sind, z. b. teko, that, handlung, von 
te'en, ich thue; näkö, gesicht, von näen, ich sehe; tieto, kennt- 
niss, von tiedän, ich weiss, oder mit verkleinernder bedeutung, 
besonders in der spräche der Volksdichtung, z. b. meto von mesi, 
honig; taivo von taivas, himmel. 

2) Am ende von subst. tritt er fast nur nach e ein, in welchem 
falle die erhaltung des s ausser in einzelnen dialekten sehr selten ist (z. b. 
kirves, axt). Dialektisch wird er auch durch t, seltener k ersetzt 
oder fehlt ganz. 



Digitized by VjOOQ IC 



30 Einleitung. 

consonanten Verbindungen , die im auslaut nicht geduldet 
werden, müssen demgemäss verändert werden, z. b. paljas 
(= dem stamm), nackt, sormus (st. sormuks-), ring; 
kolmas, (st. kolmant- oder kolmand-), der dritte; 
ollut, gewesen; ahven, der barsch; sydän (st. sydäm-), 
herz; sammal, moos; sisar, Schwester; vene c (für 
venes), boot; ota c (für otak), nimm! Im auslaut ein- 
silbiger Wörter kommen consonanten in der regel nur als 
flexionsendungen vor, z. b. maan gen., maat nom. pl. von 
27 maa, erde; sonst verlangt die Vorliebe der spräche für den 
trochaischen tonfall und vocalischen auslaut, dass an ursprüng- 
lich einsilbige, consonantisch auslautende stamme ein vocal 
angefügt wird, nicht nur als bindelaut zwischen stamm und 
flexionsendung, sondern auch da, wo der stamm rein erschei- 
nen sollte, namentlich im nom. sing., z. b. käsi (für *kät-i), 
hand, gen. käd-e-n, inf. kät-tä, vom stamm kät- oder 
käd- (nicht käte-). Bei mehrsilbigen stammen ist dagegen, 
wie die gegebenen beispiele bereits zeigen, diess letztere in 
der regel nicht nöthig. x 

In einigen von den jämischen mundarten treten indessen 
manche abweichungen von diesen auslautsgesetzen ein in 
folge der Verkürzung der endsilben, indem diese theils ein 
auslautendes - n (in der regel ohne ersatz) , theils einen kur- 
zen vocal am Schlüsse von drei- oder mehrsilbigen Wörtern 
und in zweisilbigen Wörtern mit (ursprünglich oder durch 



1) Gewöhnlich wird von den finn. grammatikern dieser 'binde- 
vocal 1 mit zum stamm gerechnet. Bei Worten wie z. b. palj as, gen. 
palja(h)an, kaunis, gen. kauni(h)in , vene*, gen. vene (h)en, 
sormus, gen. sormuksen, wird da als stamm paljaha-, kau- 
nihi-, venehe-, sormukse- angegeben, und der nom. ohne sicht- 
bare nothwendigkeit als daraus verkürzt angesehen. Der ursprüngliche 
stamm muss doch wol paljas-, kaunis-, venes-, sormuks- sein 
und fällt wie gewöhnlich mit dem nom. zusammen , nur mit der abwei- 
chung, dass s nach e zu * (h) wird und die lautgruppe -ks ihr k ver- 
lieren muss; der hinzugefügte vocal ist nur ein bindelaut, ursprünglich 
wol immer e. Indem nun einfaches s zwischen zwei vocale tritt, geht 
es in h über, und diess hat wieder zur folge, dass der bindevocal von 
dem vorhergehenden vocal assimiliert wird, so dass also *paljas-(e)-n 
zu palj aha n wird (vgl. gr. /utreog = skr. und indog. manas-a~s.) 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des finnischen; auslaut. 31 

position) langer Wurzelsilbe oft abwerfen; unter der letzten 
bedingung kann in gewissen fällen auch ein kurzer vocal in 
einer offenen zweiten silbe von mehr als zweisilbigen Worten 
fortfallen, z. b. finn. koira, gen. koiran, hund, aber weps. 
koir, gen. koiran, ehst. koer, gen. koera, wot. koira, 
gen. koirä; 1 f. lintu, gen. linnun, vogel, aber weps. 
lind, gen. lindun, elist. lind, gen. linnu, wot. lintu, 
gen. linnü, liv. lind, gen. ebenso; f. sydän, gen. sydä- 
men, herz, aber weps. sydai, gen. sydämen, ehst. süda, 
gen. südame, wot. süä, gen. süäme, liv. südäm, gen. 
ebenso; f. siemen, gen. siemenen, same, aber weps. 28 
semen, gen. semnen, ehst. seme, gen. semne, wot. 
söme, gen. semene; f. värttinä, gen. -n, spindel, aber 
weps. värtin, gen. värtnan, ehst. warten, gen. wärtna, 
wot. värttänä, gen. -nä (von russ. BepeTeHO veretenb). 

B. Den lappischen stamm war Eask im ganzen 
geneigt für älter und ursprünglicher anzusehen , als den fin- 
nischen; hiermit kann ich mich jedoch nicht einverstanden 
erklären. Selbst wenn das lappische die eine oder die andere 
alterthümlichkeit bewahrt hat, welche das finnische ver- 
loren hat, so steht doch dieses, wie meiner meinung nach 
jedes der nachfolgenden blätter hinlänglich zeigen wird, 
sowol in den meisten seiner flexionen, als auch namentlich 
in den lautverhältnissen auf einer älteren stufe, während 
jenes sich mehr von dem ursprünglichen entfernt hat. Von 
den verschiedenen mundarten ist die norwegisch -lappische 
nicht nur die ausgedehnteste, sondern zugleich eine der 
harmonischesten und vor allem die am besten und zuver- 
lässigsten bekannte, weshalb ich kein bedenken trage, sie 
der ganzen folgenden darstellung zu gründe zu legen. 2 

1) Wenn indessen der weggeworfene vocal ein i war, wirkt er im 
ehstnischen auf den vorhergehenden vocal zurück, so dass dieser 
'diktiert 1 wird, d.h. ein flüchtiges i wird nach dem vocal einge- 
schoben. Gewöhnlich wird das nicht in der schritt bezeichnet. Ich 
drücke es hier nach Wiedemann mit ' über dem nachfolgenden conso- 
nanten aus. Etwas ähnliches findet auch im livischen statt. 

2) Hilfsmittel sind Rasks Raesonneret lappisk Sproglaere (Ko- 
penh. 1832), eines der genialsten werke dieses grossen Sprachforschers; 



Digitized by VjOOQ IC 



32 Einleitung. 

29 Die vo cal e sind im lappischen: a, ae (sehr offen), e, 
i, o (offen in der ersten silbe, geschlossen weiter innerhalb 
des wortes), u; von einigen von diesen können auch ver- 
schiedene lautmodificationen vorkommen; y und ö finden 
sich nur in einzelnen dialekten. Sodann gibt es folgende 
diphthonge, die nur in den betonten silben stehen kön- 
nen: 1) oa, uo, uö, 1 ie, (ua); 2) ai, aei, ei, oi, ui; au, 
aeu, eu, (iu), ou, woran sich die triphthonge oai, uoi, 



und I. A. Friis, Lappisk Grammatik (Christiania 1856). Diese nebst 
desselben Lappiske Sprogpröver; en Sämling af läpp. Eventyr, Ord- 
sprog og Gaader; med Ordbog (ebenda 1856), die genau nach dem 
volksmund aufgezeichnet sind , sind das beste und zuverlässigste , was 
Über diese spräche existiert. Dagegen sind die meisten religiösen Über- 
setzungen weniger glücklich; eine ausnähme macht die neueste Bib- 
balhistoria u. s. w. (ebda. 1866). Wörterbücher für diesen dialekt 
sind, ausser der wortsamlung in Friis 1 angeführten Sprogpröver, 
K. Leems Lexicon lapponicum bipartitum (2 thle.; IL ist von 
G. Sandberg besorgt; 1768 u. 1781) und N. V. Stockfleths Norsk - 
lappisk Ordbog (Christiania 1852, der läpp. -norweg. theil ist nicht 
err«hienen). Ausserdem bin ich persönlich herrn prof. Friis zu dank ver- 
pflichtet für verschiedene aufschlüsse, die mich, wie ich hoffe, in den 
stand gesetzt haben, mehrere fehler meiner Vorgänger zu entfernen und 
zu vermeiden. Die schwedisch t lappische mundart, namentlich die in 
den südlichsten gegenden gesprochene, ist in Lindahl s und ohr- 
iin g s Lexicon lapponicum (Stockholm 1780) behandelt und wird 
darnach auch in Stockfleths Wörterbuch herbeigezogen. Zugleich habe 
ich J. Tom sei Manuale lapponicum (ebda. 1648, eines der ältesten 
lappisch gedruckten bücher) und Tat ailes tjalog (d. h. die heilige 
schrift. Hernösand 1811; vom neuen test. existiert auch ein unver- 
änderter Separatabdruck) benutzt. Sowol das Wörterbuch als diese bei- 
den sind indessen sehr ungenau. Eine von noch mehr fehlem und 
misverständnissen entstellte und im ganzen unbrauchbare compilation 
ist Possarts Kleine lappländische Grammatik (Stuttgart 1840). 
Beiträge zu dem enare - lappischen dialekt findet man von E. Lönnrot 
in den Acta soc. scient. fenn. IV. s. 133 ff. und von A. Andelin und 
E. W. Borg ebendas. VI, s. 385 ff. Ueber die russisch - lappischen 
mundarten, die in manchen beziehungen die merkwürdigsten zu sein 
scheinen, ist noch so gut wie nichts gedruckt. 

1) Eine modification von uo, welche besonders vor einem e in der 
folgenden silbe eintritt; ö bezeichnet hier nicht das gewöhnliche ö, 
sondern ein o, das sich dem e nähert und mehr mit dem engl, u in 
but verglichen werden kann. Bisweilen, besonders in seh wed. - läpp, 
büchern, wird dieser diphthong auch ue geschrieben. 



Digitized by VjO.OQIC 



Lautverhältnisse des lappischen; vocale. 33 

iei; o au, uou, (ieu) anschliessen. In fast allen norwe- 
gisch-lappischen mundarten geht jedoch u als letztes element 
in diphthongen und triphthongen ganz bestimmt in v (w) 
über (ausser in einzelnen fallen im anfang von Wörtern, wie 
ouda, audogas); ob dem analog i zu j wird, ist etwas 
schwieriger zu entscheiden, doch glaube ich, dass man am 
richtigsten j zu. schreiben hat, womit auch die triphthonge 
vollständig verschwinden. x 

Die diphthonge sind immer lang, wogegen fast alle 
einfachen vocale sowol kurz als lang vorkommen können. 2 
Doch ist der im finnischen so scharf ausgeprägte unterschied 
hier beinahe verwischt, indem auch ein ursprünglich kurzer 
vocal sehr oft der betonung wegen verlängert wird, beson- 
ders in einer offenen (sowol hoch- als tief betonten) silbe, 
wärend umgekehrt eine geschlossene silbe meist kurzen vocal 
hat Hier wird also ungefähr dieselbe regel befolgt, wie in 
den neueren nordischen sprachen. In einer unbetonten silbe 
kann der vocal nur durch contraction lang werden. Uebrigens 
wird die länge der vocale in der schrift nicht bezeichnet. 

Während sich im lappischen nicht die mindeste spur 
von dem finnischen progressiven umlaut (der vocalharmonie) 
findet, erscheint hier ein regressiver, indem ein i oder u 
bewirkt , dass in der vorhergehenden silbe ein ae zu e , o a 30 
zu o, uo zu u und ie zu i wird; z. b. sello, heerde, aber 
ellui; baevdde, tisch, aber bevddi; gjoatte, zeit, aber 
godid; suolo, insel, aber sullu; gietta, hand, aber 
gitti. 

Die vocalübergänge zwischen dem finnischen und lap- 
pischen sind sehr mannigfaltig und scheinen oft sonderbar und 
regellos. Zum theil kann man den grund hierfür vielleicht 
in dem bestreben suchen, worte auseinander zu halten, die 
sonst zusammengefallen wären, zum theil aber auch in dem 
umstand, dass nicht alle worte ursprünglich gemeinsam sind, 

1) Prof. Friis schreibt in seiner grammatik und seinen sprach- 
proben j (wie Rask) , hat diess aber später aufgegeben und braucht in 
der Bibbalhistoria (1866) i (wie Stockfleth). 

2) Doch ist ae stets lang, wenn auch nicht immer in gleichem 
grade; es kommt auch nur in betonten silben vor. 

Thomseny tjinfluss d. germ. sprachen. 3 

Digitized by VjOOQ IC 



34 Einleittmg. 

sondern manche während der langdauernden und stetigen 
berührungen der beiden Völker zu verschiedenen zeiten aus 
der einen spräche in die andere übergegangen sind , was jetzt, 
bei dem mangel an einer älteren spräche, oft sehr schwer 
zu controlieren ist. Diese mannigfaltigkeit der Übergänge 
findet hauptsächlich in den Wurzelsilben statt, welche wir 
zunächst betrachten wollen. Ich gehe, dabei vom finnischen 
aus, da die vocale hier fast überall ursprünglicher zu sein 
scheinen und am meisten mit den übrigen verwandten sprachen 
übereinstimmen. Die gewöhnlichsten lautvertretungen sind : 
F. a 1) = läpp, a: f. talvi (mordw. t'ala), winter, = 1. 

dalvve; f. maksaa, bezahlen, (m. maksan, 

ich gebe,) = 1. makset; f. antaa, geben, (m. 

andan, ich ernähre, ung. ad) = 1. addet; 

f. talo, hof, = 1. dallo; f. vastaan, ich 

antworte, = 1. vastedam. 

2) = 1. uo (im anlaut tuo): f. kala (mordw. kal, 

ung. hal), fisch, = 1. guölle; f. kantaa, 
1. pers. kannan (m. kandan), tragen, === L 
guöddet; f. marja, beere, = 1. muörrje; 
f. palan, ich brenne, ardeo, (m. palan) = 1. 
b u ö 1 a m ; f. m ak s a (m. ebenso), leber, = sw. - 1. 
muökse; f. vastaan, gegen, = 1. vuöstai; 
f. ala (m. ala, ung. ai), unterläge, =1. vuolle. 

3) = 1. aß (selten): f. vasara, hammer, = 1. vaeöer. 
P. O 1) = 1. o: ff joki, fluss, = 1. jokka; f. kolme (m. 

kolma), drei, = 1. golbma. 

2) = L oa: f. kota (m. kud), haus, = 1. goatte; 

f. oksa (ßerem. uk§), zweig, = 1. oakse; f. 
kolmas, der dritte, = 1. goalmad; f. sota, 
krieg, = 1. soatte; f. osa, theil, = 1. oasse. 

3) = 1. uo (tuo): f. sormi (m. sur), finger, = 1. 

suorbma; f. joka, jeder, = 1. juökke; f. 
lohi, lachs, = 1. luossa; f. onki, angel, = 
1. vuogga. 
31 F. u 1) = 1. u: f. puhdas, rein, = 1. buttes. 

2) =» 1. o: f. lukea (m. luvan 1. pers.), zählen, 
lesen, = 1. lokkat; f. suku, geschlecht, stamm, 

Digitized by LjOOQ IC 



Lautverhältnisse des lappischen; vocale. 35 

— L sokka; f. kuljen (m. kol'gan), ich gehe, 
fliesse, = 1. golgam; f. kutsun, ich rufe, = 
1. goßßom; f. tuli (m. toi), feuer, = 1. dolla; 
f. puhun, ich blase, spreche, = 1. bosom. 
F.e, ä(ö) 1) = 1. ® (e): f. penikka, junger hund, (liv. pin, 
m. pinä, hund), = 1. baena, hund; f. pesä 
(m. piza), nest, = 1. baesse. 

f. nälkä, hunger, = 1. nselgge; f. hätä, 
noth, = 1. haette; f. härkä, ochse, = 1. 
haergge, zahmes rennthier. 

2) = 1. ie: f. veli, bruder, = 1. viellja; f. neljä 

(m. nilä), vier, = nielijä; f. repo, fuchs, = 
1. rjeppo, rjevan. 

f. käsi (m. käd), hand, = 1. gietta; f. 
näkö, gesicht, = 1. niekko, traum; f. kär- 
sin (für *kärdin, in. kird'an), ich leide, = 
1. gierdam. 

3) = 1. a (ä) *: f. vene (m. ven§), kahn, = 1. vänas; 

f. veri (m. ver), Mut, = 1. värrä; f. että, 
dass, = 1. ätte; f. pelkään (m. pel'an), ich 
fürchte, = 1. bälam; f. te'en (m. tijan), ich 
mache, thue, = 1. dägam; f. keski, Zwischen- 
raum, = 1. gäskä; f. menen (m. mänan), 
ich gehe, = 1. man am. 

f. pää (für *päjä), haupt, = 1. bägje; f. 
järvi, see, = 1. javrre. 

4) = 1. i: f. sekä, sowol ( — als), = 1. sikke; £ 

vävy, Schwiegersohn, == 1. vivva. 
F. i 1) = 1. i: f. vika, fehler, = 1. vikke; f. kirja, 
buch, = 1. girje. 

1) Mit ä, das fast immer kurz ist, wird eine eigene ausspräche 
des a bezeichnet, die sich zu a hinneigt (etwa wie das ung. a oder 
wie im engl, call) und die vorzugsweise da vorzukommen scheint, wo 
a nicht ursprünglich, sondern = finn. e, i, y (und u) ist. Da diese 
ausspräche in den gewöhnlichen lappischen btichern nicht besonders 
bezeichnet wird, habe ich sie hier und anderwärts nur in den Wörtern 
angedeutet, wo ich über ihr Vorhandensein sicher bin. In einigen dia- 
lekten, z. b. dem enare-lapp. , geht dieäs ä oft in o über, wenigstens 
wird es in den Wörterverzeichnissen so geschrieben. 

3* 

Digitized by VjOOQIC 



86 Einleitung. 

32 2) = 1. a (ä): f. niini (s. 2), nairie, — 1. nabma; 

f. ikä, alter, = 1. äkke; f. liki, nahe, = 1. 
läkka (aber läkka, gesetz, = f. laki); f. 
ilma, luft, =*= 1. älbme, himrael; f. linna, 
bürg, = 1. ladne; f. rinta, brüst, = 1. rädde 
(aber radde, brand); f. hinta, preis, =1. hädde; 
f. sikiö, abkömmling, brut, = 1. säkko (aber 
1. sakko, geldstrafe, = f. sakko). 
3) = 1. o 1 : fc lintu, vogel, = l. lodde; f. minä, 
gen. minun (m. mon), ich, = 1. mon. 
F. y 1) = 1. 1: f. kylvö, aussaat, = 1. gilva; f. myrkky, 
gift, =1. mirkko; f. ymmärtää, verstehen, 
= 1. ibmerdet. 

2) = 1. a (ä): f. yli (m. velf), über, = 1. älä; f. 

syksy (m. s'uks), herbst, = 1. öaköa; f. 
syntyä (m. S a 6 a n l.pers.), geboren werden, 
= 1. Säddät; f. ydin (m. ui), gehirn, = 1. 
ada; f. kynsi (m. kendzä), klaue, = Lg a^a; 
f. kylmä (m. kelmä), kalt, = 1. galmas; 
f. pyrkiä, streben, = 1. bärggät, arbeiten 
(aber 1. bärggat, schreien, = f. parkua). 

3) = 1. o: f. yksi, ein, = 1. okta (auch äkta); f. 

sylki, Speichel, = 1. ßolgga. 

4) = 1. u (selten): f. ystävä, freund, = 1. usteb, 

enare-1. ystev (aus dem finn. entlehnt). 
Die langen vocale erhalten sich gewöhnlich mehr unver- 
ändert, z. b. f. kiittää, danken, = 1. gitet; f. viisi (für 
*viiti), fünf, = 1. vitta; f. kuusi (für *kuuti), sechs, 
« 1. gutta (aber f. kuusi, gen. kuusen, flehte, = 1. 
guossa); f. kuulen, ich höre, = 1. gulam; f. määrä, 
mass, = 1. maerre. Dem finn. yy entspricht 1. iv in den 
worten bivddet, jagen, fangen, = f. pyytää (ung. fog), 
und sivva, grund, Ursache, = f. syy; hier dürfte jedoch 
die läpp, form älter und die finn. contrahiert sein. 2 

1) Eine weiterentwickelung von ä , vielleicht durch den einfluss des 
folgenden vocales? 

2) Vgl. oben s. 23 f. — Zu finn. s^y in der bedeutung faden, Aber, 
werden auch die nebenformen syi und sy ve' angeführt. Dass f. yy 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des lappischen; vocale. 37 

Von den diphthongen ist 33 

f. uo r) = 1. uo: f. nuori, jung, = 1. nuorra; f. luonto, 

natur (vom verbum luoda, schaffen), = 1. 

luonddo (aus dem finn. entlehnt); f. nuoli, 

pfeil, == 1. njuola. 
2) = 1. a (selten): f. Suomi = 1. Sabme (s. 14, 

note 1); f. vuori, berg, = 1. varre; f. kuori, 

rinde, = 1. garra. 
f.ieundyö = 1. ie: f. kieli, zunge, = 1. giella; f. mieli, 

sinn, = 1. miellä; f. liemi, suppe, = 1. 

liebma; f. tietää, wissen, = 1. diettet; f. 

kieltää, verbieten, = 1. gielddet. 

f. myötyä, nachgeben, = 1. miettat. 
In den halbdiphthongen (wie man vielleicht, besonders 
im norw.-lapp., diejenigen diphthonge nennen könnte, welche 
auf i (j) und u (v) ausgehen) wird das erste element fast 
eben so vielfach verändert, wie die einfachen vocale, z. b. 
f. aita, zäun, = 1. ajdde; f. kaima, namensvetter , = 1. 
gajbme (vgl. guojbme, begleiter); f. noita, zauberer, 
= 1. noajdde; f. voima, kraft, = 1. vuojbme; f. äimä, 
nähnadel, = 1. ajbme; f. reikä, loch, <= 1. rajgge; f. 
keino, weg, mittel, = 1. gaejdno; f. neito, mädchen, 
= 1. niejdda; f. hauta, grab, = L havdde; f. kautta, 
durch, vgl. 1. guovddo, mitte, mitten in; f. joukko, 
häufe, == 1. joavkko, jovkko; f. täytää, füllen, = 1. 
dsevddet; f. täysi, voll, = 1. dievas; f. kiusata, pla- 
gen, = 1. givsedet; (f. nöyrä, ehst. nödr, demüthig, 
schwach, = 1. naevrre, schlecht). — Kücksichtlich der 
fälle, wo f. ei = 1. aj ist, glaube ich jedoch nicht, dass der 
oben angeführte Übergang von e zu a hier stattgefunden hat, 1 
sondern eher, dass das lappische hier das ältere erhalten, 
das finnische ursprüngliches a i in ei verwandelt hat Diess 
muss der fall sein in f. heinä, heu, weps., rev.-ehst. hein, 



aus iu entstehen kann, beweist f. kyyti (liv. sk'üt) = sw. skjuts; 
vgl. auch tiuris, tyyris im wortverzeichniss. 

1) Vor u, v kommt er nie vor; ebensowenig glaube ich, dass a 
vor j jemals wie ä lautet. 






38 Einleitung. 

wot. einä, während 1. suojdne, 1 dorp.-ehst. hain, liv. 
äina (an) auf eine gmndform hain a zurückweisen (von 
lit. szenas für *sminas; vgl. f. paimen, hirte, von lit. 
Sipemu, f. läiha, mager, von lit. Vesas, f. taivas, himmel, 
von lit. d'evas, gott); ebenso in f. reisi (*reiti), Schen- 
kel, weps. reiäeh, rev.-ehst. reiz, neben 1. ruojdda, 
dorp.-ehst. raiz, liv. raigä; in f. seisoa, stehen, rev.- 
ehst. seizma, neben lap. öuo^ot, dorp.-ehst. saizma; 
wahrscheinlich auch in f. seiväs, rev.-ehst. t ei was, zaun- 
pfahl, = dorp.-ehst. saiwas, liv. taibas, und in f., wot. 
seinä, wand, weps. u. rev. - ehst. sein = dorp.-ehst. sain, 
liv. s ai n a (von lit. s'ena), wobei man anzunehmen hat, dass 
norw.-lapp. ssejdne, en.-l. s sein e (nicht im sw.-l.) aus 
dem finn. aufgenommen ist, nachdem der Übergang von ai 
zu^ei stattgefiinden hatte. 

In den endungen sind die vocalübergänge einfacher. 
Da das lappische, wie schon bemerkt, die vocalharmonie 
des finnischen nicht kennt , so werden hier harte und weiche 
vocale auf dieselbe weise behandelt. 
F.a,ä 1) = 1. e: f. kala = l. guölle; f. ilma = 1. älbme; 
f. silmä, äuge, = 1. öalbme; f. nälkä = 
1. naelgge; f. uskaltaa (für *-tada c ), wagen, 
audere, = 1. oskeldet; f. ymmärtää = 1. ib- 
merdet; f. puhdas = 1. buttes; f. rakas, 
lieb, = 1. rakis (mit i anstatt e). 
2) =» 1. a (selten , vielleicht nur in wenigen entleh- 
nungen): f. akka, altes weib, = 1. akka, haus- 
frau; f. paha, böse, schlimm, = 1. bahha. 
f. O, ö ■= 1. o: f. talo = 1. dallo; f. uskon, ich glaube, 

= 1. oskom; f. näkö = 1. niekko. 
f. u, y 1) = 1. o (u): f. halu, lust, = 1. hallo; f. kutsun 
= 1. goßdom; f. pysyn, ich verbleibe, = 1. 
bisom. 
2) = 1. a (ä): f. suku = 1. sokkä; f. savu, rauch, 
= 1. suovvä; f. sormus, ring, = 1. suo rmas; 



1) L. uoj kann niemals aas ei entstehen. 

Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des lappischen; vocale; consonanten. 39 

f. vävy = L'vivva; f. myötyä = 1. miet- 
% tat; f. syksy = 1. ßakßa. 
f. e , i = a (ä) , das im auslaut dialektisch wegfallen kann : 
f. sormi = 1. suorbma; f. vene c = 1. vä- 
nas; f. terve c , gesund, = 1. diervas, daer- 
vas; f. luen, lukea = 1. logam, lokkät; 
f. appi, Schwiegervater, = 1. vuoppä; f. per- 
kele 1 , teufel, = 1. baergalak. 
In betreff des Überganges von a und ä in e ist zu 
bemerken, dass ein folgender consonant oft das a erhält, 
namentlich in der dritten silbe, oder wenn der consonant 
ein nasal ist, z. b.' f. viljakas, reichlich, = 1. valljogas; 
f. annan, antaa, geben, = 1. addam, addet; f. kol-35 
mas (s. 30), der dritte, = 1. goalmad. 

Dagegen wird in der dritten silbe gewöhnlich ein ein- 
facher auslautender vocal abgeworfen, ja diess geschieht 
bisweilen auch, wenn ihm ursprünglich ein -n folgte, z. b. 
f. kavala, listig, = 1. gavvel; f. tavara, gen. -ran, 
waare (vomruss. TOBapt tovdr), = 1. daver, gen. davver; 
f. oikea, oikia, weps. oiged, richtig, = 1. vuojggad, 
gerade. * 

Die consonanten sind im lappischen etwas mannig- 
faltiger als im finnischen. Während auch hier im anlaut 
regelmässig nur die eine reihe der mutä — in den öst- 
licheren dialekten vorzugsweise die tenues, im norw.- lappi- 
schen dagegen nur g, d, b — vorkommt, finden sich im 
inlaut gewöhnlich sowol k, t, p als g, d, b. Von hauch- 
lauten kommt ausser h auch f vor, theils in fremdwörtern, 
theils in einigen dialekten anstatt v-, und ausserdem nur im 
inlaut g , ein hauchendes g = neugriech. y (gewöhnlich wird 
es durch ein durchstochenes g ausgedrückt) , d und ein hau- 
chendes t, welches in den wenigen stellen, wo es vorkommt, 
hier mit dem isl. £ (anstatt eines durchstochenen t) bezeich- 

1) Wo finn. -ia, -io nicht auf diese weise entstanden ist (vgl. 
oben s. 27, note 1), wird im läpp, i fortgeworfen; aber es kann doch 
bisweilen an dem vorhergehenden consonanten bemerkt werden, z. b. 
f. asia, weps. asl, gen. asjan, sache, = 1. asse; f. sikiö = 
1. sakko. 



Digitized by VjOOQ IC 



40 Einleitung. 

net ist. Unter den nasalen hat neben n und m auch der 
gutturale nasal nach der neueren rechtschreibung sein eige- 
nes zeichen r\ ; er kommt hauptsächlich zwischen zwei voca- 
len vor, doch auch verdoppelt (z. b. m a 17 17 el, nach, hinter) 
oder nach g (z. b. vuojgi?a, geist). x Von Zischlauten fin- 
det sich eine ungewöhnlich grosse anzahl, nämlich ausser 
dem scharfen s auch 8, sowie c (d. h. ts), ö (d. h. t§), 7, (d. h. 
dz) und \ (d. h. d2) , denen im finnischen theils s , theils h 
entspricht; dass diese mannigfaltigkeit im lappischen eine 
ältere stufe bezeichnet, ist möglich, aber doch wenig wahr- 
scheinlich, namentlich weil es in den meisten fallen unmög- 
36 lieh zu sein scheint , irgend ein bestimmtes verhältniss zu 
denselben oder ähnlichen lauten in anderen verwandten 
sprachen nachzuweisen. 

Hinsichtlich der consonantenverbindungen kann bemerkt 
werden, dass das lappische einen zusammengesetzten anlaut 
im allgemeinen nicht so ängstlich meidet , wie das finnische. 
Im inlaut finden sich einige zusammenziehungen, unter 
denen ich hervorheben will, dass gewöhnlich finn. nk, nt, 
mp (ng, *nd, *mb) nach einem hoch- oder tief betonten 
vocal zu gg, dd, bb, nach einem unbetonten zu g, d, b 
werden; z. b. 1. gagges, grobes wollenzeug, = f. kangas; 
1. haegga, das leben, = f. henki, geist; 1. rädde, brüst, 
= f. rinta; 1. Säddät, igeboren werden, werden, = f. 
syntyä; 1. lodde, vogel, = f. lintu; 1. rakädet, zube- 
reiten, = f. rakentaa, bauen; 1. goattadek, euer zeit, 
=*= f. kotanne (für *-nde oder *-nte); 1. obba, ganz, 
= f. umpi; 1. vuojggadabbo, pl. -bbuk, gerader, = 
f. oikeampi, -mmat.. Dasselbe findet bei 2; und % statt, 
z. b. 1. ga??e, gesellschaft , = f. kansa; 1. ga^a, klaue, 
= f. kynsi. 2 — Ein h vor einem andern consonanten fallt 



1) Ungenau schreibt man dagegen noch n vor k oder g (welches 
jedoch kaum anders als in lehnwörtern vorkommt), z. b. in anger, 
eifrig, von f. ankara; saenga, bett, dän.-norw. seng; b senkka, 
bank, die natürlich, wenn man ein eigenes zeichen für den laut hat, 
aqger, saenga, bae^kka geschrieben werden soUten. 

2) Nur das russ. -lappische hat die uncontrahierten formen erhal- 
ten, z. b. londe, vogel, sendet, geboren werden; ebenso konde, 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des lappischen; consonanten. 41 

entweder fort oder geht, vor t, in v (f, k) über, z. b. 1. 
nakke, haut, feil, = f. nahka; 1. datto, wille, « f. 
tahto; 1. aefto, gen. aevto, wille, = f. ehto; 1. okta, 
ofta, gen. ovta, einer, = f. yksi (für *yhti), gen. 
yhden. — Beim zusammenstoss einer muta mit einer 
liquida geht erstere gewöhnlich in v über (vgl. s. 24) , z. b. 
1. duovlle, feuerschwamm, = f. taula, kar. takla; 
1. ssßrvve, gemeinde, (mit metathesis) = f. seura, sepra. 
Consonanten Verstärkung und -Schwächung 
im inlaut spielt hier eine noch grössere rolle als im finni- 
schen. Die bedingungen, unter denen sie eintritt, sind 
ursprünglich dieselben gewesen, wie dort; da aber die 
endungen durch den fortfall theils eines vocals, theils auch 
eines consonanten (meist n) oft sehr stark verkürzt sind, so 
kommt die Ursache in den meisten fallen erst bei einer ver- 
gleichung mit dem finnischen zum Vorschein. Warum es 
z. b. im nom. goatte, aber im gen. goade und wiederum 37 
im prsedicativ oder essiv goatte n heisst, kann man durch- 
aus nicht verstehen, wenn man nicht die finn. formen kota, 
kodan, kotana kennt. Sie muss also aus einer zeit stam- 
men, wo die endungen noch vollständiger waren, und muss 
zum theil (wenigstens bei einfacher muta nach kurzem vocal) 
dem finn. und läpp, gemeinsam sein. Aber ganz im gegen- 
satz zum wepsischen, bei dem wir eine ausgleichung der 
älteren Verschiedenheit annehmen musten, ist diese hier 
vielmehr noch weiter ausgedehnt worden, und zwar deutlich 
als Verstärkung, indem alle einfachen consonanten 
(selbst in der starken form da, wo schon die gemeinsame 
finn. -läpp, stufe doppelformen gehabt haben muss) vor- 
nehmlich nach einem vocal, halbvocal (j,v) oder 
einer liquida im anfang einer ganz unbetonten 
(s. 21), ursprünglich offenen silbe verstärkt 
werden. 1 Am gewöhnlichsten besteht die Verstärkung in 

wildes rennthier, = norw.-l. godde; van^et, gehen, = norw.-l. 
vaz^et. 

1) Der Zusammenhang der Verstärkung mit der betonung ist zuerst 
nachgewiesen von Castren in der wichtigen abhandlung Vom Einflüsse 
des Accents in der lappländischen Sprache, in den Memoires presente's a 

Digitized by LjOOQ IC 



42 Einleitung. 

der Verdoppelung; doch ist diese oft, namentlich beim zu- 
sammenstoss von consonanten, etwas schwierig aufzufassen, 
und sie scheint mir da, soweit ich darüber urtheilen darf, 
fast eher wie ein eigener tonfall zu lauten, als wie eine 
eigentliche Verdoppelung. x 

Als beispiele für die gewöhnlichsten formen bei mutis 
will ich anführen: akka, hausfrau, pl. akak; mirkko, 
gift, pl. mirkok; datto, Wille, pl. datok; ßseppe, 
schmied, pl. ßsepek; — jokka, fluss, pl. jogak; goatte, 
zeit, pl. goadek; ada (für *adam), mark, pl. addamak; 
dappe, gebrauch, sitte, pL davek (selten dabek); — 
juölgge, ftiss, pL juölgek; haergge, zahmes rennthier, 
pl. hsergek; llgge, was übrig bleibt (== f . liika), ligas, 
übrig (= f. liiaksi); niejdda, mädchen, pl. niejdak; 
gierddat, leiden, 1. pers. gier dam; saejbbe, schwänz, 
pl. saejbek. 

> Wo dagegen eine zusammenziehung mit einem vorher- 
gehenden nasal stattgefunden hat, und die muta also schon 
von haus aus verdoppelt ist, tritt in der regel keine Ver- 
änderung, weder Verstärkung noch Schwächung, ein, z. b. 
rädde, brüst, pl. räddek; hsegga, leben, pl. haeggak. 

Beispiele von Verstärkung bei den übrigen consonanten 
sind: guölle, fisch, pl. guölek; vivva, Schwiegersohn, 
pl. vivak; maerra, meer, pl. maerak; oasse, theil, pl. 
oasek; ßacce, wasser, pl.dg.cek; aßöe, vater, pl. aöek 
(aber ga??e, gesellschaft , pl. gas^ek, s. 40). 

Die nasale werden in den östlichen mundarten eben- 
falls verdoppelt, im norw. - lappischen aber gewöhnlich in 
der weise verstärkt, dass die entsprechende media voran- 



Facad. imp&. des sciences ä St. Petersbourg par divers savants, VI, 
s. 1 ff. (ursprünglich schwedisch gedruckt in der ztschr. Suomi 1844, 
s. 23 ff. und danach wieder in seinen Nordiska resor och forsknin- 
gar V, s. 62 ff). 

1) Priis hat in der grammatik und den sprachproben die Verdop- 
pelung nach anderen consonanten ganz aufzugeben versucht, hat sie 
jedoch in seiner oben angeführten Bibbalhistoria wieder aufgenommen, 
um doch ein mittel zur bezeichnung des wirklich vorhandenen Unter- 
schieds zu haben. Vgl. übrigens Castren a. a. o. Eask, Lapp. Sprogl. 
§§ 42 u. 61 — 62. Sami. Afh. U , s. 348 ff. Friis, Lapp. Gramm. §24 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



Lautverhältnisse des lappischen; consonanten. 43 

gesetzt wird, z. b. sadne, wort, pL sanek; vuojgija, 
geist, pl. vuoj??ak; namma oder nabma, name, pl. 
namak; öalbme, äuge, pl. ßalmek. Ebenso wird j nach 
einem vocal zu gj, z. b. sagje, statte, pl. sajek; vuögjet, 
fahren, 1. pers. vuöjam. Steht j dagegen hinter einem 
anderen consonanten (mit dem es eigentlich zu einem laut 
zusammenfliesst) , so wird dieser verstärkt; z. b. vallje, 
überfluss, gen. valje; ssevdnjad, finster, sevnjus, fin- 
sterniss. 

Vor t und den Zischlauten wird v in den verschiedenen 
dialekten oft zu k, f oder g verstärkt, und umgekehrt, wo 
die letztgenannten laute (oder wol eigentlich nur k) ursprüng- 
lich sind, diese zu v geschwächt; z. b. gikse, gifse, plage, 
pl. givsek (=* f. kiusa); aefto, wille, pl. aevtok; ofta, 
okta, ein, gen. ovta; oakse, oafse, zweig, pl. oavsek; 
öakßa, öafga, öagöa, herbst, pl. ßavßak. 

Den auslaut im lappischen besonders zu betrachten, 
wird nicht nöthig sein. Er beruht im ganzen auf denselben 
gesetzen wie im finnischen, und die abweichungen sind meist, 
wie schon gelegentlich bemerkt ist , die folge einer jüngeren 
Verkürzung der endungen. Mitunter steht jedoch das lap- 
pische auf einer älteren stufe, namentlich durch die duldung 
mehrerer consonanten, wie zum theil s, wo das finnische es 
zu c , h, gemacht hat, und m. 



Digitized by VjOOQ IC 



Ueber den einfluss der germanischen sprachen 
auf die finnisch -lappischen. 



39 Während man früher im allgemeinen zu der annähme 
geneigt war , dass alle oder jedesfalls ein grosser theil der 
worte, die sich als den finnisch -lappischen und den germa- 
nischen, besonders den^ nordischen, sprachen gemeinsam 
nachweisen Hessen, aus ersteren in letztere herübergenom- 
men seien, muss es jetzt bei den mittein, welche die neuere 
entwickelung der Sprachwissenschaft und der weit reichere 
stoff zur verfugung stellen , für ausgemacht gelten , dass in 
Wirklichkeit nur sehr wenige worte diesen weg eingeschlagen 
haben; so- gut wie alle Wörter, deren Überein- 
stimmung und unmittelbarer Zusammenhang in 
jenen zwei sprachstäjnmen keinem zweifei unter- 
worfen sein kann, gehören ursprünglich den 
germanischen sprachen an und sind von da in 
die finnischen übergegangen, eine bewegung, die 
auch am natürlichsten zu den historischen Verhältnissen 
stimmt. 

Ueberall wo eine spräche einwirkung von aussen her 
erfahren hat, pflegt eine Strömung in entgegengesetzter rich- 
tung in sehr, enge grenzen eingeschränkt zu sein, und so 
lassen sich deutliche spuren finnisch -lappischen einflusses 
fast nur in den zunächst angrenzenden schwedischen und 
theilweise in den norwegischen mundarten nachweisen; z. b. 
nyländisch* und ehst.-sw. ajsor, Wagendeichseln, — f. aisa, 
mordw. azia; sw. hakJcs, hakksä, kleines schiff, schute, 
(Kietz, Ordbok öfver svenska allmogespräket s. 235) = f. 
haaksi; sw. kälm, steinhaufe, grabhügel, (Kietz s. 304, 
Kydqvist, Svenska spräkets lagar E, s. 282) = f. kalma, 

Digitized by LjOOQ IC 



Der einfluss der germ. sprachen auf die finnisch -lappischen. 45 

grab, leichengeruch, ehst kalm, grabstätte (ungeweihte), 
heidnische opfer- und begräbnisssteile, weps. kalm, liv. 
kälina, mordw. kalma, grab; sw. hänga, schuh, = f. 
kenkä (für *kemkä), läpp, gama, gen. gabmag, ein 40 
übrigens sehr verbreitetes wort von unsicherem Ursprung 
(auch ins russische als KeHbra keriga aufgenommen; selbst 
grönländisch kamik scheint verwandt); norw. eima, nadel 
(nur in Helgeland, dem nördlichsten theil von Norwegen; 
Aasen, Ordbog over det norske Folkesprog, s. 78. 625) = 
1. ajbme, f. äimä, syrj. jem u. m. a. 1 Nur selten lassen 
sich ursprünglich finnische worte weiter verfolgen, wie sw. 
pojke, dän. pog, engl, boy = f. poika, söhn, knabe, syrj. 
pi, ostjak. po/, pa#, wogul. pu, pi, ung. fi, fiu; 2 viel- 
leicht altn. kot, hätte, = f. kota, nw.-l. goatte, mordw. 
kud, öerem. kudo, kuda, ostj. #öt, %ät, kät, wogul. 
kval, kvol, ung. häz, haus; 3 zweifelhafter ist altn. refr, 
fuchs, = f., wot. repo, weps. reboi, ehst. rebane, liv. 
rebbi, nw.-l. rjevan (selten rjeppo), sw.-l. repe, 
enare-1. riemnjis, russ.-l. rimne, ersa-mordw. rives, 
ßerem. rövöz, rebez, lebez; obwol man vielleicht leich- 
ter eine wahrscheinliche indogermanische etymologie für das 
letztgenannte wort aufstellen könnte, als, wenigstens für 
den augenblick, eine finnische, so erregt doch der umstand, 
dass es sich in so vielen finnischen sprachen, ausserhalb 
dieser aber nur in den nordischen findet, den verdacht, dass 
es aus dem finnischen entlehnt sei. Endlich können auch 
vielleicht die alten nordischen dichter ein und das andere 



1) Vgl. Hipping in den Acta soc. sc. fenn. II, s. 1084 ff., wo 
jedoch einige Wörter zu streichen sind. Kuszwurm, Eibofolke II, s. 312. 
Auch in der deutschen spräche in den Ostseeprovinzen kommen ver- 
schiedene ehstnische Wörter vor; beispiele hierfür bietet das Idiotikon 
der deutschen Sprache in Lief- und Ehstland (in A. W. Hupeis Neuen 
nord. Miscellaneen; 11. und 12. Stück. Eiga 1795. s. 1—272). 

2) Dagegen ist f. piika, mädchen, dienstmädchen, nicht ursprüng- 
lich, sondern aus sw.jpiga entlehnt, welches seinerseits eine nordische 
femininbilduug des oben genannten Wortes zu sein scheint. 

3) Das wort kommt jedoch auch in einigen deutschen sprachen 
vor, z. b. ags. cyte, mhd. kote; vgl. auch skr. kuta, huti und dän. 
hytte, deutsch Mite. 



Digitized by VjOOQ IC 



46 Der einfluss der germ. sprachen auf die finnisch -lappischen. 

finnische wort angewendet haben, das sonst nicht im gebrauch 
war, z. b. sota, kämpf = f. sota. 1 

Diese ganze bewegung scheint indessen, wie gesagt, 
von ziemlich geringem umfang gewesen zu sein, und die 
meisten falle, in denen man germanischen, speciell nordi- 
41 sehen worten finnischen Ursprung beigelegt hat, müssen 
fortfallen, theils weil die entlehnung in entgegengesetzter 
richtung erfolgt ist, 2 theils weil überhaupt keine Verbindung 
stattfindet, wie wenn man f. kankuri, weber, als Stamm- 
wort für altn. kongarvdfa, spinne, norw. hangle (Aasen s. 209), 
sw. kangro u. desgl. (Kietz s. 307) angesehen hat, welche 
Wörter wol mit dem deutschen hanker (wovon wieder z. b. 
böhm. kankara) zu vergleichen sind (von lat. Cancer?)*, oder 
f. käsi, hand, für dän. keße, die linke hand, (vgl. norw. 
kjeiva), u. m. a., um davon zu schweigen, dass man bei 
mehreren deutschen gelehrten altn. hreinn oder mlat. ran- 
gif er, rennthier, für entlehnt aus einem läpp, raingo ange- 
geben findet, das nicht in einem einzigen von allen Wörter- 
büchern vorkommt und dessen ganz unlappische form bei 
der geringsten kenntniss der spräche in die äugen fallen 
muss. 3 

Viel reicher und merkwürdiger ist dagegen der einfluss, 
welchen die germanischen sprachen auf die finnischen aus- 
geübt haben. Das eigenthümlichste dabei im vergleich zu 
andern ähnlichen erscheinungen , z. b. der sehr starken ein- 



1) Das verzeichniss bei J. Olafsen, Nordens gamle Digtekunst 
s. 88 , ist unbrauchbar. 

2) Vgl. so z. b. im Wortverzeichnisse aalto, kansa, paita 
u. and. 

3) So viel ich weiss, findet sich diese behauptung zuerst in 
Schmellers Bayer. Worterb. ITL (1836) s. 95, wo überhaupt der ferner 
liegende vergleichende stoff nicht immer ganz zuverlässig ist; woher 
der verf. das genannte läpp, wort genommen hat, kann ich nicht 
entscheiden. Später ist sie wiederholt von Diez,, Etym. Wb. der rom. 
Spr. I 2 , s. 341, von Wackernagel in Haupts Ztschr. f. deutsch. Alterth. 
IX, s. 536, und vielleicht noch an anderen stellen. (Sollte das wort 
sich wirklich nachweisen lassen, so kann es kaum etwas anderes sein 
als eine ganz neue entlehnung von dem sw. ren-ko, rennthier - kuh). 



Digitized by VjOOQ IC 



Der einfluss der germ. sprachen auf die finnisch -lappischen. 47 

Wirkung der germanischen sprachen auf die romanischen, 
ist der ausserordentlich lange Zeitraum, durch welchen hin- 
durch sich derselbe verfolgen lässt, und demnächst die treue, 
mit welcher die ursprünglichen formen bewahrt sind. Diesen 
einfluss wird man im ganzen auf zwei grosse hauptstufen 
zurückführen können, eine jüngere, wenn man will, histo- 
rische, und eine ältere, so zu sagen vorhistorische stufe. 
Auf der ersteren, wo der einfluss natürlich am meisten in 
die äugen fallt, ist derselbe von den nordischen sprachen in 
ihrer heutigen oder historisch überlieferten älteren gestalt, 
einzeln auch vom deutschen (niederdeutschen) ausgegangen; 
er zeigt sich am deutlichsten in einer in den verschiedenen 
mundarten sehr verschiedenen anzahl von leicht wieder- 
erkennbaren und sprachlich gröstentheils wenig merkwürdi- 
gen worten , aber man wird ihn auch mit leichtigkeit in 42 
mannigfaltigen ausdrücken und redensarten nachweisen kön- 
nen, die geradezu über fremde formen gegossen sind. Die 
zur andern gruppe gehörenden entlehnungen, die hinsichtlich 
der anzahl ungefähr gleich stark über die ganze sprachklasse 
vertheilt sind, setzen dagegen eine weit ältere sprachgestal- 
tung voraus, die am nächsten mit dem gotischen verglichen 
werden kann. Namentlich die letztgenannten entlehnungen 
verdienen unsere aufmerksamkeit wegen der zugleich so alten 
und so klaren und harmonischen form, in der sie noch heute 
vorliegen, und zwar sowol in beziehung auf die einzelnen 
laute, als die endungen; sicher nicht mit unrecht hat bereits 
Dietrich in ihnen eine der ältesten quellen für die kenntniss 
der geschichte der germanischen sprachen gesehen. 

Ich werde nun auf dem wege der vergleichung und mit 
besonderer rücksicht auf das licht, das hierdurch auf die 
geschichte der germanischen sprachen fallen kann, nachzu- 
weisen versuchen , wie theils die einzelnen laute ausserhalb 
der endung, theils die endungen in Übereinstimmung mit 
den lautgesetzen der finnischen sprachen behandelt werden 
und auf welche formen in den germanischen sprachen sie 
hierdurch zurückweisen; zum schluss werden wir das ver- 
hältniss zwischen den zwei hauptgruppen von lehnwörtern 
etwas genauer betrachten und sehen, ob es möglich ist, 



Digitized by VjOOQ IC 



48 Der einfluss der germ. sprachen auf die finnisch - lappischen. 

annäherungsweise zu bestimmen, in welcher oder welchen 
germanischen sprachen diese nach den im vorausgehenden 
gefundenen grundformen zu hause gewesen sein müssen. * 



1) Der bequemlichkeit wegen werde ich im folgenden in der regel 
nur die finnischen (f.) und theilweise die lappischen (1.) formen anfüh- 
ren, im übrigen aber ein für allemal auf das wortverzeichniss ver- 
weisen. Die zur vergleichung cursiv beigefügten formen sind die alt- 
nordischen (isländischen), wo nichts anderes ausdrücklich bemerkt ist. 



Digitized by VjOOQ IC 



I. Die einzelnen laute ausserhalb der endung. 43 

A. Vocale. 

Gewöhnlich entsprechen die einzelnen vocale genau den 
grundformen. In dem finnischen sprachstamm erscheinen 
sie fast immer in einer ursprünglicheren gestalt, als 
in dem lappischen, wo sie weit mannigfaltigeren Verände- 
rungen unterworfen sind, welche mit den eigenthüm- 
lichen Übergängen übereinstimmen, die im verhältniss zum 
finnischen stattfinden und die im vorhergehenden s. 33 flf. 
entwickelt worden sind. Beispiele für die Übergänge der 
einfachen, unumgelauteten vocale in altern und Jüngern 
entlehnungen sind: 

altn. und got a = f. a: f. akana, spreu, ögn, got. 
ahana; arina, herd, arinn; arka, 1. argge, feig, argr; 
haka, eingehegtes feld, hagi; hamara, hammer an der 
axt, hamcvrr; kakko (auch kaakku), 1. gakko, kuchen, 
Jcaka; lato, 1. lado, scheune, hlaäa; pari, paar; sali, 
saal; valas, 1. fales, walfisch, hvalr; vanki, gefangener, 
sw. fange; vati, fass, sw. fat; — 1. vuörddet, erwarten. 

altn. ä, got. e 1) = f. aa: f. kaali, kohl, Ml; kaapu, 
mantel, kdpa; maanantai, montag, mdnadagr; paanu, 
schindel, spann; paatti, boot, bdtr; saatto, heuhaufen, 
sata; vaaka, wagschale, vag; vaakuna, wappen, vdpn; 
vaate c , kleidung, vdä; — läpp, mäkka, schwager, mdgr; 
mäles, mahlzeit, mal; männo, mond, mäni; nallo, nadel, 
ndl; radde, rath, rdä; saddo, kleie, sää; stalle, stahl, 

stdl; vakke, bucht, vdgr; 2) = f. ie: f. miekka, 

1. miekke, schwert, got. meid (acc); ' niekla, neula, 
nadel, g. nepla. 

altn. e, i, got. i, ai 1) = f. e: f. hekuma, wollust, 
hegomi; kello, glocke, sheUa; keritä, scheeren, skera; 

Thomsen, Einfluss d. germ. sprachen. 4 



Digitized by VjOOQ IC 



50 Vocale. 

pelto, 1. bselddo, feld, ahd. feld; rengas, 1. riegges, 
44 ring, hringr; teljo, ruderbank, püja; verta, gleich, 
verdr; — 1. d se lie, gefrorener schnee, peli; nseppe, 
schwestersohn , nefi; nieste, reisekost, nest; vielp e s, jun- 
ger hund, hvelpr; viercca, widder, vedr; sw.-l. feres, 
kessel, hverr. 1 — — 2) = f. i: f. kirnu, butterfass, 
leima; kirttilä, druse, altsw. kirtel; mitta, mass, met; 
pikari, becher, bikarr; siiat, pferdegeschirr , selar; tika 
(-puut), leiter, stigi; tila, gelegenheit , platz, g. tu; 
tina, 1. dadne, zinn, Un; ^irka, 1. virgge, amt, verk(?); 
vitja, kette, viä; — läpp, bitta, stück, bit; gicce, 
zicHein, kiä; digge, rath, ping; silbba, silber, silfr; 
skipa, schiff, skip; visses, gewiss, g. -vis; viste, 
wohnung, vist; lädas, glied, lidr; mässet, verlieren, 
missä; mad de, fischerplatz im meere, miä. 

altn. f, got. ei = f. il: f. piika, mädchen, sw. piga; 
riiki, reich, riki; riimu, halfter, grima; siima, seil, 
reif, simi; viina, wein, vin; viisas, 1. vlses, weise, 
g. -veis; ehst lim, leim, tlk, teich; — lapp. li kot, 
an etwas gefallen finden, lika; nibbe, messer, knifr. 

altn. o, u, got u, au 1) = f. o: f. holo, hohlheit, 
hda; jo, 1. juo, bereits, g. ju; korppi, 1. goarppa, rabe, 
korpr; porstua, hausflur, forstofa; portti, thor, povi; 
pottu, topf, sw. potta; rotta, ratte, sw. rätta; tori, 
markt, torg; torppa, bauernhaus, sw. torp; — lapp. 
bordde, tisch, borä; bodne, boden, botn; goallo, lampe, 
kola; moallo, brocken, bischen, moli; oaffar, opfer, dän. 
offer; roadde, morgenröthe, rodi; stoalppo, pfosten, 
dän. Stolpe; soames, irgend ein, sumr; du of to, ruder- 
bank, popta; guödda, polster, Jcoddi; guölbbe, fuss- 
boden, golf; (k)ruossa, kreuz, kross; luokkar, küster, 
dän. klokker; muoldda, stauberde, mold; nuortta, 

nordost, nordr; stuoppo, stoppo, stube, stofa. 

2) = f. u: f. humala, hopfen, humail; hunaja, honig, 
hunang; hurskas, hurskes, gerecht, horskr; jukko, 



1) Hierzu kommt noch e in einigen fallen, wo die nord. sprachen 
brechung haben , worüber unten mehr. 



Digitized by VjOOQ IC 



Vocale. 51 

joch, oh, g. juh; kulta, 1. golle, gold, gutt; kumina, 
kümmel, sw. hummin; kuningas, 1. gonagas, könig; 
-kunta, 1. --godde, gebiet, g. -hunds; kupari, kupfer, 
hopar; kuppi, tasse, sw. hopp; kustantaa, die kosten 
für etwas bestreiten, hostet; luhti, dachboden, sw. loft; 
lukkara, Schlichthobel, loharr; lukkari, käster; lukko, 
schloss, riegel, loha; lupa, 1. loppe, erlaubniss, lof; 
multa, stauberde, mold; murha, mord; murkina, früh- 
stück, morginn; pukki, 1. bukka, bokka, bock, buhhr; 45 
punta, 1. budde, pfund, pund; pusa, beutel, posi; 
ruhtina, fürst, ahd. truhtin; ruis, roggen, rugr; rukki, 
Spinnrocken; sukka, strumpf, sohhr; sunnuntai, 1. sodna- 
b se j v v e , sonntag , sunnudagr ; suru, sorge ; tuhto, ruder- 
bank; tulkki, dolmetscher, sw. tölh; tulla, ruderpinne, 
pollr; tulli, zoll, tollr, sw. tuli; tupa, stube; tupakki, 
tabak, sw. tobah; tuppaan, ichstopfe; turska, 1. dorske, 
dorsch, porshr; turve c , torf, torf; uhri, opfer, sw. offer; 
urut, orgel, sw. orgor; — Tapp, ullo, wolle, ull; urtas, 
kraut, urt; ludne,. rolle, hlunnr. 

altn. 6, got. o 1) = f. uo: f. huotra, scheide, g.födr; 
nuora, schnür, ahd. snuor; nuotta, 1. nuötte, netz, 
not; tuoli, 1. stuollo, stuhl, stöll; tuomari, 1. duob- 
mar, richter, domari; tuorstai, 1. duorasdak, don- 
nerstag, dän.-sw. torsdag; — läpp, guobme, gaumen, 
gömr; ruotas, wurzel, rot; stuores, gross, storr; suok- 

kan, kirchspiel, söhn; 2) = f. uu (selten): f. luuva, . 

tenne, sw. löge; ruusu, rose. 1 

altn. ü, got. u = f. uu: muuri, mauer, sw. mur; 
ruuni, braun, brünn; suutari, Schuhmacher, sütari; 
ehst. prün, braun, prüf, braut; — läpp, sures, sauer, 
surr; hufsit, bauen, hüsa. 

Das erste , was die aufmerksamkeit auf sich zieht , wenn 
man alle diese Übergänge zusammen betrachtet, ist die 
quantität der vocale. Wie wir in der einleitung (s. 21 f., 33) 

1) In einzelnen neueren Worten tritt f. ou für urspr. kurzes wie 
langes o ein, z. b. housut, hosen, hosw, moukari, hammer, sw. 
mundartlich vwkare; touvi, tau, tog; koulu, schule, sw. skola; 
(k)rouvi, schenke, krug, sw. krog. 

4* 



Digitized by LjOOQ IC 



52 Vocale. 

gesehen haben, werden lange und kurze vocale ganz bestimmt 
und durchgehends im finnischen sprachstamm geschieden, 
weniger deutlich im lappischen. Dass ganz derselbe unter- 
schied in den älteren germanischen sprachen und noch im 
älteren schwedisch vorhanden war, ist bereits von anderen 
mit vielen beweisgründen dargethan. * Dazu könnte man 
noch die hier besprochenen Übergänge fügen; denn die genaue 
Übereinstimmung in den einzelnen fällen scheint keinen 
zweifei daran zu gestatten, dass die ursprüngliche 
quantität der vocale in den Sprachgestaltungen 
vollständig erhalten gewesen sein muss, aus 
welchen die hier erwähnten entlehnungen, sowol 
die älteren, als die jüngeren, herübergenommen 
sind* Was speciell die jüngeren betrifft, wird es vielleicht 
46 nicht überflüssig sein , daran zu erinnern, dass das ursprüng- 
liche verhältniss, das sonst in den neueren sprachen fast 
überall ganz anderen regeln hat weichen müssen, doch noch 
ziemlich unverändert in mehreren schwedischen mundarten 
erhalten ist, namentlich gerade in denen, welche zunächst 
an die finnischen sprachen angrenzen. 2 So spricht man in 
Nyland (in den gegenden von Borgä und Lovisa) mit kur- 
zem vocal, ohne jedoch den folgenden consonanten zu ver- 
doppeln: 3 hamar( e ), hammer, = altn. hamarr (nicht wie 
sonst sw. hammare), haga, eingehegtes feld, = an. hagi, 
kaku, laib brod, kuchen, =*= an. kaka, gamul, alt, (aber doch 
gämb e l = an. gamli, wegen des folgenden consonanten- 
zusaminenstosses; ebenso z. b. land, land, kämb, kämm, = 
an. kambr, lang e r, lang, = an. langr), fara, fahren, = an. 
fara, fori, gefahren, = an. farit, praet. for; dagegen ist 

1) Vgl. Grimm, Deutsche gramm. 1,1«, s. 32 ff. 527 ff. Jessen 
in der Tidskr. f. Philol. og Paedag. I, s. 215. Lyngby, ebda. II, s. 321. 
Rydqvist, Sv. spräkets lagar IV, s. 6 ff. 

2) Dass diess nicht, wie einige annehmen, von anfang an finni- 
schem einfluss zugeschrieben werden kann , sieht man aus der Überein- 
stimmung mit den älteren sprachen. Eine andere frage ist es, ob 
nicht die ausspräche der nachbarsprache zur erhaltung des alten mit- 
gewirkt haben kann. 

3) In der lautbezeichnung schliesse ich mich am nächsten 
Lepsius an. 



Digitized by VjOOQ IC 



Quantität. 53 

ö (ä) = an. ä immer lang, ebensowol in möndag, montag, 
wie in mqne, mond, und in qua, acht, wie in bot, boot; 
ferner lesa, lesen, = an. lesa, gera (oder jera, d'era), thun, 
machen, = an! gera, geva (oder jeva, d'eva), geben, = an. 
gefa, viku oder veku, woche, = an. vika, liva oder leva, 
leben, = an. lifa, liv, das leben, =» an. lff, vita, wissen, 
= an. vita (aber veit, ich weiss, = an. veit), ita, essen, = an. 
eta, tig°l, Ziegelstein, = an. tigl, rtda, reiten, = an. rida, 
ridi, geritten, = an. ridit (praet. reid), kwt e r, weiss, =* an. 
hvitr, ttma, stunde, = an. tfmi (aber sw. timme), grirno, 
halfter, = an. grfma (sw. grimma); Icqina, kommen, = an. 
koma (aber länger in han kömb e r, er kommt, wie oben), 
kqpar, kupfer, = an. kopar, pqsa, beutel, = an. posi, 
sqmar, sommer, = an. sumar, stuvu, stube, = an. stofa, 
süpa, saufen, = an. süpa, sapi, gesoffen, = an. sopit (praet. 
söup), bönd e , bauer, = an. böndi, pl. bestimmt böndr^ 
(bmdr e n). Ein ganz ähnliches verhältniss findet in den ehst.- 
schwedischen mundarten statt; von Wichterpal in Ehstland 
kann ich so z. b. anführen: hqna, hahn, = an. hani, tqla, 
sprechen, = an. tala, mqga, magen, = an. magi, hfiär (hör), 
haar, = an. här, lesa, gera z geva, ita, rid(a), ridi, hti%¥r, 
Tcuma, böh, buch, pl. bekr e , hena, huhn, = an. hoena (aber 
auch hier länd, hand u. desgl.). * 

Abweichungen hiervon in den im finnischen vorkommen- 47 
den lehnwörtern sind, namentlich was die ältere reihe angeht, 
ziemlich selten, und scheinen am häufigsten in der* Verkür- 
zung eines langen vocales vor einem einfachen, und der Ver- 
längerung eines kurzen vocales vor mehreren consonanten 
(vgl. s. 23) zu bestehen, z. b. f. rikas, reich, rikr, runo, 
gedieht, rün* aalto, woge, alda, juusto, käse, ostr, 
paarna, knabe, barn, viikko, 2 woche, viha, paasto, 
fasten , fasta. Häufiger sind die abweichungen bei den jün- 
geren entlehnungen , namentlich im ehstnischen in den aus 

1) Vgl. Hipping in den Acta soc. sc. fenn. IT, s. 1136. 1140 f. 
Ruszwurm, Eibofolke II, s. 296. Rydqvist a. a. o. s. 9. — Ueber 
etwas, wie es scheint, ähnliches in norwegischen dialekten vgl. Aasen, 
Norsk Grammatik (Christiania 1864) §§ 29. 113. 

2) Dagegen setzt läpp, vakko ein nrspr. kurzes i voraus. 

% 

Digitized by LjOOQ IC 



54 Vocale. 

dem niederdeutschen hergenommenen Wörtern, wie z. b. säl', 
saal, pär', paar, kräw', graben, wät', fass, u. v. a. 

Ein paar einzelne der oben dargestellten vocalübergänge 
müssen wir noch besonders besprechen. Zunächst verdient 
es bemerkt zu. werden, dass altn. a, dän. und sw. ä sowol 
im finnischen als im lappischen fast immer, selbst in den 
jüngeren lehnwörtern, mit langem a wiedergegeben wird; 
nur in ganz vereinzelt stehenden neuen lehnwörtern kann 
man dafür einen o -laut hören. * Dagegen hat das finnische / 
vollkommen richtig z. b. pusa, touvi gegenüber sw. päse, 
tag, wo das ä = altn. o ist. Diess setzt voraus, dass nicht 
nur — wie man bereits aus dem vorhergehenden hätte 
schliessen können — ursprüngliches ä und o , die jetzt in so 
vielen fallen zusammengefallen sind , noch deutlich verschie- 
den waren, als die jüngeren entlehnungen aufgenommen 
wurden, sondern dass zugleich das erstere fast ganz wie 
reines a ausgesprochen worden ist* was man auch aus ande- 
ren gründen für das altnordische und altschwedische anneh- 
men muss. 2 Von besonderem interesse als Vertretung eines 
urgermanischen a ist f. ie, wovon ich indessen nur die 
zwei oben angeführten beispiele kenne; es kann sicherlich 
nur aus dem speciell got. e erklärt werden. Im läpp, ist 
dagegen das vereinzelte miekke unzweifelhaft keine selbst- 
ständige entlehnung, sondern muss wieder aus dem finn. 
entnommen sein. 

Ferner müssen wir kurz das verhältniss zwischen e und 
i, o und u berühren. Wie man aus den oben angeführten 
beispielen ersehen wird , stimmt das läpp, in der vertheilung 
dieser laute im ganzen mit dem altnordischen (isländischen) 



1) Ebenso hat das finn. beinahe überall a , wo sw. ä = altn. a ist 
(wie vor -ng); doch z. b. f. holli, poststation, = sw. hall. Vgl. 
Rydqvist IV, s. 20 ff. 

2) Vgl. Lyngby in der Tidskr. f. Phil. U, s. 309. Rydqvist IV; 
s. 105 nebst den citaten. Die finn.-sw. mundarten haben, soweit ich 
zu beobachten gelegenheit hatte , nur in ganz vereinzelten Worten ä = 
an. d, z. b. gä, gehen, sonst ö(a); doch unterscheidet sich diess 'immer 
von urspr. o, s. oben. — lieber den Unterschied zwischen ä und o in 
norw. mundarten s. Aasen, Norsk Gramm. §§8. 11. 17. 



Digitized by VjOOQ IC 



Langes a; e und i, o und u. 55 

überein, soweit es möglich ist, den grundlaut mit Sicherheit 
zu bestimmen. Das finnische weicht hingegen mehr hiervon 
ab. In den jüngeren entlehnungen fällt indessen hier die 
Übereinstimmung mit dem schwedischen, besonders in seiner 48 
älteren gestalt, in die äugen; namentlich hat das finnische 
ziemlich regelmässig u nicht nur, wo das altsw. u hat, * 
sondern auch, wo o und u hier mit einander wechseln; 2 
wo dagegen das altsw. ausschliesslich o hat 3 (besonders 
vor r) , tritt dieses gewöhnlich auch im finn. ein (unklarer 
ist das verhältniss bei e und i). In dem letzteren falle ist 
die ausspräche wol eine offene gewesen; in dem ersteren 
kann man dagegen im zweifei sein, ob man u wirklich 
durchgehends als grundlage anzusehen oder ob ^nan« nicht 
vielmehr zum theil von o, und zwar geschlossenem, auszu- 
gehen habe, welches sich noch im nyländischen ungefähr 
eben da findet, wo im altsw. die Schreibung zwischen o und 
u schwankt (vgl. oben); diess konnte im finn. nicht gut 
anders wiedergegeben werden, als durch u, dessen ausspräche 
der des geschlossenen o nahe steht, während finn. o offen 
ist (vgl. s.21); grösser ist dagegen der unterschied zwischen 
geschlossenem e und finn. i. In den älteren entlehnungen 
hat u im finn. ein noch entschiedeneres übergewicht über o, 
während e mindestens ebenso häufig ist, wie i. Bisweilen 
ist e wol aus i hervorgegangen, wie vermuthlich in rengas, 
ring (vgl. auch herne\ erbse, von lii Sirnis\ kärme 1 , 
schlänge, von lii ktrmis); aber es ist doch wenig wahr- 
scheinlich, dass diess überall der fall sein sollte, und ich 
glaube deshalb, dass auch die finnischen formen dieser 
gruppe, wie ganz offenbar die lappischen, entweder alle 
oder doch zum grösten theil das Vorhandensein von e und o 
(wahrscheinlich geschlossen) neben i und u voraussetzen und 
insofern also auf eine stufe hinweisen, die älter ist als das 
gotische, wo, wenigstens dem anschein nach, das aus wur- 



1) Rydqvist IV, s. 69 ff. 

2) Ebenda s. 60 ff. 

3) Ebenda s. 59 f, Vgl. auch die einzelnen Wörter im wortver- 



zeichniss. 



Digitized by VjOOQ IC 



56 Vocale. 

zelhaftem a entstandene e mit ursprünglichem i (vielleicht 
mit einigen ausnahmen) und o mit u zusammengefallen ist. 1 
18 Von dem im got. stattfindenden Übergang eines i und u in resp. 
ai (d. h. kurzes ä, \e]) und au (d.h. kurzes ä, [o]) vor einem 
nachfolgenden r und h ist dort jedenfalls - auch nicht die 
geringste spur vorhanden. 

Die diphthonge der germanischen sprachen sind im 
ganzen gut erhalten, zum theil mit merkwürdigen spuren 
hohen alters. Urspr. al, got. ai (wahrscheinlich wie langes 
ä [e] ausgesprochen) , altn. ei ist im finn. oft in der ältesten 
gestalt beibehalten, z. b. ainoa, einzig, g. ainaha; hai- 
kara, reiher, ahd. heigiro; kaide\ weberkamm, skeid; 
kaira, bohrer, vgl. geirr; kaisila, binsen, vgl. geisli; 
laita, seite, weg, leid; mainita, erwähnen, ags. mknan; 
paita, hemde, got. paida; raippa, reif; seil, reip; tai- 
kina, teig, deig; taina, keim, spross, temn. Seltener ist 
ei in Wörtern, deren form oder Verbreitung übrigens auf 
ein hohes alter deuten, z. b. f. leipä, brod, hleifr; kei- 
häs, spiess, vgl. geirr. 2 Dagegen ist ei sehr gewöhnlich 
in worten von jüngerer form, z. b. leikari, gaukler, lei- 
kari; leikki, spiel, leih; meinata, meinen; meikata-, 
liebkosen, sw. smeJca; reisu, reise, sw. resa; (k)reivi, 
graf , sw. grefve ; (keisari, kaiser , s w. Jceisare) u. s. w. 
Hier könnte 'man wol denken, dass ei aus sw. e entwickelt 
wäre, wie'ou aus o (s. 51 note 1), und so verhält es sich 
vielleicht auch in einigen fällen; aber da nach meiner beob- 
achtung hierneben nie ie, entsprechend einem aus ei ent- 
standenen sw. e, vorkommt, muss man dasselbe (ei) in den 

1) Jessen in der Tidskr. f. Philol. I (1860), s. 217 ff. Lyngby in 
der Antiqv. Tidskr. 1858 — 60, s. 246 ff. G. Curtius (Ueber d. Spal- 
tung des A -lautes) in den Berichten d. sächs. Gesellsch. d. Wiss., 
philol. -hist. CL 1864, s. 19 ff. Bugge in der Tidskr. f. Philol. VII 
(1867) , s. 223. 225 (mit rücksicht auf die ältesten nordischen runen- 
inschriften, welche, wie das spätere altn., e und o haben). Scherer, 
zur gesch. d. deutsch, spräche (1868), s. 6 f. (nach Müllenhoffs Vor- 
lesungen). 

2) Wahrscheinlich ist hier ei auf finn. boden aus älterem ai ent- 
wickelt, vgl. s. 37 f. Etwas ähnliches muss bei f. äiti, mutter, der 
fall sein, wenn diess für entlehnt zu halten ist (g. aipei). 



Digitized by VjOOQ IC 



Diphthonge: ai. 57 

meisten fällen für den ursprünglichen diphthong selbst hal- 
ten. Dieser ist zwar im sw. gewöhnlich in e übergegangen, 
aber er findet sich doch nicht so selten im altsw. und ist 
noch jetzt in mehreren dialekten, namentlich in allen den 
an das finnischer grenzenden, bewahrt, z. b. nyl. vtit, ich 
weiss, reid, ich ritt, reiso, reise, skeid, löffel, leika, spielen. 1 
— Das lappische hat fast immer aj (ai), z. b. ajdno, 
einzig; ajka, eiche, eik; ajlegas, heilig, heilagr; gajcca, 
geiss, geit; hajtis, heiss, warm, heitr; lajbbe, brod; 
lajddit, leiten, leida; lajddo, weg; lajrre, thon, leir; 
majdne, fehler, mein; rajppe, reif; seltener uoj: 
buojdde, fett, feitr, oder sej, ej, wie laejkka, spiel, 
rejso, reise. Ob aj wenigstens im norw.-lapp. jemals aus 
ei entsteht, ist zweifelhaft (vgl. s. 37); gewöhnlich erscheint 50 
diess wol als sej, ej, während aj und uoj der ursprüng- 
licheren form ai entsprechen. 

Während urspr. ai in der regel im altn. zu ei gewor- 
den ist, ist es in einer kleineren reihe von Wörtern in d 
und mit i-umlaut in m übergegangen. 2 Besondere aufinerk- 
samkeit verdient es, dass auch mehrere von diesen worten 
in den finnischen sprachen mit dem ursprünglichen diphthong 
vorkommen. Falls diese aus einer nordischen spräche auf- 
genommen sind, muss die entlehnung also älter sein als der 
Übergang in d. Ich habe folgende aufgezeichnet: f. aika, 
!• ajgge, zeit, g. aivs, aber an. cefi; f. airo, 1. ajrro, 
rüder, dr, ags. dr; f. airut, 1. ajräs, böte, ärr, g. airus; 
f. laina, lehen, Um,; f. saippio, sw.-l. saipo, seife, 
sdpa; f. sairas, krank, sdrr; f. saivo, klare stelle in 
einem see, g. saivs(?); f. vaiva, 1. vajvve, mühe, vd, 
ahd. wewo; 1. sarje, 3 wunde, sdr; und vielleicht sw.-l. 
sajet, säen, sd, g. saian. Einige andere kommen im läpp, 
mit ä vor, aber übrigens doch in einer ziemlich alten form: 
ärrad, früh, ar, g. air; lädde, tuch, kleid, klcedi. 



1) Vgl. Rydqvist IV, s. 138 ff. 

2) S. Grimm , Deutsche gramm. 1 , 1 8 , s. 458. 461. 

3) Hier ist rj eine Umstellung für jr, vgl. russ.-l. arje, rüder, 
nw.-l. ajrro. 



Digitized by VjOOQ IC 



58 Vocale. 

Der diphthong au (im got. wahrscheinlich als langes 
a [ö] ausgesprochen) ist im finnischen wie im lappischen in 
einer grossen menge von Wörtern bewahrt, z. b. f. aus kari, 1 
schöpfkefle, ausker; autuas, selig, audugr; kaunis, 
schön, g. skauns; k auto, Oberleder des schuhes, g. skauda-; 
kauppa, handel, kaup; kaupunki, stadt, kaupangr; 
laukka, lauch, laukr ; lauvantai, Sonnabend, laugar dagr ; 
nauta, vieh, naut; rauma, ström, straumr; rauta, 
eisen, raudi; sauma, säum, saumr; tauko, tau, taug. 
Lappisch audogas, selig; auskari, schöpfkeile; avkke, 
v ortheil, auki; gavppe, handel; gavpug, stadt; lavggo, 
bad, laug; lavardak, Sonnabend; lavkke, lauch; lakca, 
lafca (vgl. s. 43), sahne, flautir(?); navdde, thier, vieh; 
navste, schiffsschuppen, naust; ravdnje, ström; sav- 
dnje, säum; savcca, schaf, saudr; ferner ruövdde, 
eisen; sw.-l. skuoudo, scheide, skaud. Uebrigens gehören 
die hier aufgezählten beispiele schwerlich alle zu der älteren 
51 gruppe. 2 Bestimmter tritt eine jüngere form dieses diphthon- 
gen in f. öy hervor, z. b. öysti (auch austi), der räum 
im boote, wo sich das auszuschöpfende wässer sammelt, 
austr; löysä, löyhä, los, lauss; pöyliä, brüllen, baula. 
Diess öy kommt gewiss nicht eigentlich von sw. ö her, son- 
dern eher (vgl. ei) von dem diphthong öu, der in den 
grenzmundarten ursprünglichem au entspricht, wie nyl. 
öuga, äuge, löus'r, los, böula, söuni, säum, söup, prset 
von süpa, saufen, (neben dönia, bönd e r, mit ö = altn. oe). 
Dagegen ist das gewöhnliche ö bei f. lyökki, lauch, sw. 
Zöä, (f. ryöväri, 1. rjevar, räuber, raufari und reyfari); 
1. kjefman(ne) (Friis, Sprogpr. s. 14. 71.) kaufmann, dän.- 
norw. Jcöbmand vorauszusetzen. 

Der ursprüngliche diphthong lu, altn.-isl. jü, jo, altsw. 
iw, 3 wird hier durch verschiedene diphthongen wiedergegeben, 
im finn. durch iu, eu, öy, im läpp, durch (iu, eu,) iv, 
iev, sev, ev. ' Beispiele sind: finn. kiulu, milchkübel, 

1) Eine nebenform hierzu ist äyskäri, vielleicht mit einer ähn- 
lichen Schwächung, wie die oben vermuthete von a i zu ei, äi. 

2) Vgl. Rydqvist IV, s. 134 ff. 143. Aasen, Norsk Gramm. § 25. 

3) Vgl. Rydqvist IV, s. 148 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



Diphthonge: au, in; brechung. 59 

skjöla; kiusata, in Versuchung führen, plagen, vgl. got. 
kiusan; riutta, rifl\ grjöt; tiu, stiege (=* 20), altsw. 
tiugh; keula, steven, vgl. altn. kjöll; pöytä, tisch, bjöä; 
läpp, givsedet = f . kiusata; likse, lifse (vgl. s. 43), 
licht, Ijös; niktet, gemessen, njöta; nivsak, feuer- 
schwamm, hnjöskr; brivdno, brievdno, Stecknadel, 
prjönn; divddo, dievddo, sw.-l. teudo, mannsperson, 
pjöd; d i e v n a s , das heil, abendinahl , pjönusta ; sw. - 1. 1 e u d - 
nar, diener, pjönari; rievnek, grütze, grjön; bsevdde, 
sw. -1. p e u t e = f. p ö y t ä. Ob hier überall eine form mit i (tu) 
oder zum theil auch mit j zu gründe liegt, ist schwer zu 
entscheiden, da beide sicher dieselbe gestalt angenommen 
haben würden; so wird das dän.-norw. kjole, rock, im läpp, 
zu g seula (Friis Sprogpr. s. 69), unzweifelhaft ein sehr 
neues wort. * 

Noch ist es übrig, zu untersuchen, welche spuren sich 
von dem Vorhandensein oder dem mangel der brechung 
und des umlautes des nordischen finden* Beispiele von ent- 52 
lehnungen, in deren entsprechenden nordischen formen 
brechung vorhanden ist, sind im finnischen: hertta, 
herz (im kartenspiel), sw. hjerter; kelkka, kleiner schütten, 
kjalki; k er na s , willig, gjarn, got. gaims; peikko, 
balken, sw. bjelke; peili, pelti, Ofenklappe im röhr, sw. 
sjyjätt; telta, betthimmel, tjald; terva, theer (s. das wort- 
verzeichniss); pilu, Splitter, spila, sw. spjäle; jätti, dia- 
lektweise ja tuli, riese, sw. jätte, altsw. iatun; im lappi- 
schen: biello (Friis Sprogpr. s. 91), bjaello (das. s. 114), 



1) Eine bewegnng in derselben richtung hat stattgefunden in 
sw.-l. S8BV, saeva, sce, welches geradezu dem altn. sjör oder altsw. 
sior, sio entspricht, nicht, wie einige geglaubt haben, unmittelbar 
dem got. 8aiv8, da dieses zu *sajvve oder etwas dem ähnlichen hätte 
werden müssen. — Ob f. joulu, 1. juovlak, jolak, Weihnachten, 
'von einer form mit ju- oder mit jiu- ausgeht, kann ich nicht ent- 
scheiden. Läpp, bovddit, bieten, einladen, bjoäa, könnte für das 
letztere zu sprechen scheinen , aber dieses wort ist doch kein genügen- 
der beweis, da es wahrscheinlich jünger ist, als joulu in solchem 
falle sein müste , und da die sonst seltene Verbindung o v vielleicht 
auch auf andere weise entstanden sein könnte , z. b. aus au (im pr»t. 
baufi). 



Digitized by VjOOQ IC 



60 Vocale. 

schelle, bjalla; burdna, birdne, bär, björn; dieldde, 
seehundsfeil auf dem Schlitten, tjald; dierbbe, frech, 
djarfr; fiello, bret, diele, fjöl; fjervva, gestade, fjara; 
girddo (das. s. 36), gierddo, gserddo, fassreif, gjörfi; 
gjelas, kiel, kjölr; gjelle, gestell zum dörren der fische, 
hjallr; jetanas, riese, jötunn; mielkke, milch, mjölk 
für * mjölk. Ferner lassen sich hier anfügen f. sielu, 1. 
s i sello, seele, dän.-sw. sjcel; f. tienata, dienen, sw. 
tjena, in welchen ein ähnlicher lautwandel eingetreten ist. 
Ausser in diesen zwei worten tritt die jüngere form der 
brechung, je (und ;ö), im finnischen deutlich nur in dem 
worte jätti hervor, und im lappischen, wo auch ursprüng- 
liches e zu ie oder je wird, wahrscheinlich in bj sello und 
in gjelle, insofern diess die durch die brechung bedingte 
norw. ausspräche Jcjell für hjett x voraussetzt. Von der älte- 
ren form ia oder ja ist dagegen ausser im f. ja tuli keine 
deutliche spur vorhanden, obgleich diese vielleicht auch 
sonst durch die lautverbindung ia hätte wiedergegeben wer- 
den können. 2 Alle die anderen worte müssen also entweder 
aus einer Sprachgestaltung aufgenommen sein, welche die 
brechung nicht kannte, oder die spuren derselben müssen 
wieder verwischt worden sein. Welches von diesen beiden 
der fall ist, muss in den einzelnen Wörtern, soweit eine ent- 
scheidung möglich ist, nach anderen rücksichten bestimmt 
werden, namentlich durch die vergleichung mit der übrigen 
form des Wortes. Ich will jedoch schon hier bemerken , dass 
diese bei dem grösten theile der angeführten beispiele dafür 
53 zu sprechen scheint, dass e ursprünglich und älter als die 

1) S. Aasen, Norsk Gramm. § 105. (Bei Lindahl nnd Öhrling 
wird unter dem gleichbedeutenden sw.-l. luepte [s. 218] 'Vester- 
bottn. gälV angeführt; hier ist g nur eine bezeichnung für j (hj); 
vgl. Eietz s. 280.) 

2) Vgl. z. b. f. tiakka, diaconus (aber teini = sw. djekne). 
Dass f. paljo, viel, das doch von germanischem Ursprung zu sein 
scheint, durch eine metathesis für *pjalo aus altn. fjöl für *fUUu 
entstanden sein könne , wage ich nur als eine lose vermuthung auszu- 
sprechen. Allzu gewagt ist es gewiss , das a för älter als die gemein- 
germanische Schwächung zu (e) i anzunehmen; hierdurch wird auch 
das j nicht erklärt. 



Digitized by VjOOQ IC 



Brechung; umlaut. 61 

brechung ist. Bestimmt jünger sind dagegen z. b. f. peikko, 
pelti, pilu, von denen wenigstens die zwei ersten von 
einer form mit je oder vielleicht selbst ja ausgehen müssen 
(vgl. s. 68 note 1). Wegen der neuen bedeutung scheint 
dasselbe bei f. hertta (vgl. jedoch herttainen, herzlich) 
der fall sein zu müssen; cüess wort ist zugleich zu einer 
zeit aufgenommen, wo h vor j noch ausgesprochen wurde, 
was jetzt nicht mehr statt findet. 

Der i-u miaut fehlt ganz in einer grossen anzahl von 
worten, in denen er sonst in den nordischen sprachen vor- 
kommt, und zugleich ist, namentlich im finnischen, oft das 
i oder j erhalten, welches % denselben später bewirkt hat 
(mehr hierüber unten), wie z. b. f. ahjo, esse (s. das wort- 
verzeichniss) ; ammatti, amt, embcetti; aljo, unzüchtiges 
weib, elja(?); hartio, Schulter, herä-ar; kaltio, quelle, 
kelda; kattila, kessel, ketill; lanne c , lende, lend; palje c , 
balg, belgr; patja, Unterbett, beär; valita, wählen, vdja; 
varjo, schütz, schatten, verja; tunkio, mist, dyngja; 
lukita, verschliessen , lykja; tuomita, urtheilen, doema; 
nautita, gemessen, neyta; tiuris, 1 theuer, dyrr. — 
Ebenso läpp, arbbit, erben, erfa; avnas, stoff, efni; 
harddo, Schulter; galddo, brunnen; galddit, entman- 
nen, gelda; galggo, altes weib, kerling; saddit, senden, 
senda; valljit, wählen, velja; guösse, gast, gestr (uö = 
a s. 34); gattit, hüten, gada; ladde, tuch, Umdi; skar-^ 
rek, schere, skceri; mukko, mist, mykr; bruggo, brücke, 
bryggja; murkko, nebel, dunst, myrkvi; suddo, Sünde, 
synd; uvja, daunen, hy(?); ruonas, grün, grcenn; ruoddo, 
rede, m?(?a; suotas, süss,s#£r; vuoppat, schreien, cepa; 
dubmit (fiir *dupbmit, s. 33), urtheilen, chema; avje, 
heu, hey; navdaSet, gemessen; bivgge, gerste, bygg; 
divras, theuer; likse, lifse, thran, Ifisi; rivggo, 



1) Häufiger ist die form tyyris, wo yy entweder eine contraction 
von i u (vgl. s. 36 mit note 2) oder eine weitere nachahmung von sw. dyr 
ist. Eurens Wörterbuch führt auch die form tiyris an, die dann 
eine art Übergang sein könnte. Das livische hat nur tövrös mit 
diphthongen. 



Digitized by VjOOQ IC 



62 Vocale. 

bäuerin, rygr; stivrrit, steuern, styra; divrre, thier, 
di/r; garre, fass, ker. 1 

Dagegen gibt es natürlich auch viele andere, verhältniss- 
mässig jüngere entlehnungen , in welchen der i-umlaut vor- 

54 handen ist. So erscheint altn. e in f. ketju, kette, sw. 
hedja; kärry, karren, herra; mera, märä, stute, merr; 
merkki, zeichen, merM; penkki, bank, sw. bänh; läpp, 
gserra, becher, leer; meerkka, zeichen; baenkka, bank; 
vserjo, waffe, verja; 2 altn. » in f. lääkäri, arzt, sw. 
läkare; 1. skierak, skaerak, kleine schere, skeeri; altn. y 
in f. lykky, 1. likko, glück, sw. lycka, dän. lyJcJce; f. 
mylly, 1. millo, mühle, mylna; Lmisso, molken, mysa; 
1. mirkka, mierkka, nebel, myrhvi; sw.-l. lakkula, 
Schlüssel, lyhill; altn. y in f. tyyny, federbett, di/na; 1. 
lito, fehler, lyti; altn. ce in f. nyöri, schnür, snoeri; 
(kyökki, küche, sw. JcöJc); läpp, fjivridet, fjevridet, 
führen, feera; gjevkan, küche, dän.-norw. köhken; hejv- 
vit, passen, heefa; altn. ey in f. äyri, öre (kleine münze), 
eyrir; pöysti, Schinken, heysti; 1. sevdar, Verschwender, 
eyäari. Im lappischen kann bisweilen eine neuere entleh- 
nung älter aussehen, als sie wirklich ist, indem dort wegen 
der mannigfaltigen lautübergänge ein anscheinend ursprüng- 
licherer vocal für den umgelauteten eintreten kann, nament- 
lich a for e , und u, o (oder iv?) für y und f. Doch kommt 
man, wenigstens im norw.-lapp., ziemlich selten wirklich 
in zweifei, da der wahre Zusammenhang meistens durch 
andere mittel ausgemacht werden kann. Während nw.-l. 

• rujto, eiserner topf, grpa, offenbar jünger ist, 3 könnte 



1) Der umlaut in diesen zwei Worten ist nur norw.-isl. und scheint 
durch das folgende r = got s bewirkt zu sein. Vgl. Bugge in der 
Tidskr. f. Philol. VH, s. 320. 

2) Hier tritt kaum jemals im finn. i ein , wie auch das altsw. nur 
e oder ae, nicht i, hat; vgl. Rydqvist IV, s. 167. 

3) Vgl. Dujsklan, Deutschland, dän. Tyskland. Friis Gramm, 
s. 21. Auch in einigen orten in der nordschwedischen provinz Vester- 
botten (Piteä) wird urspr. j? zu ui (toi) ; s. Widmark , Bidrag tili kän- 
nedom af Vesterbottens landskapsmäl s. 7. 13. 



Digitized by VjOOQ IC 



Umlaut. 63 

« 

sw.-l. gruto wie etwas sehr altes aussehen; dass es das 
aber dessenungeachtet nicht ist, ergibt sich daraus, dass ij 
im altn. grijta nicht umlaut von w, sondern von iu ist (vgl. 
altn. grjöt). Ganz ebenso verhält es sich mit sw.-l. 
omasse, verschieden, = altn. pmiss, das mit got. iumjö, 
ox^og, verwandt ist. 1 Ohne zweifei neu sind auch z. b. 
sw.-l. hagan, Umzäunung, sw. Mgn; halsi, halskragen, 
helsi, sw. diall. hälsä. Bei nw.-l. s tukka, stück (Friis 
Sprogpr. s. 22. 37) , beweist die endung , dass die entlehnung 
jünger und das u also aus y entstanden ist, und ebenso bei 
skuttar, schütze (ebenda s. 82, vgl. 78), das ausserdem in 
andern dialekten skittar heisst,= m.skytari, wN.skyttar. 
Uebrigens kann auch der fall eintreten, dass dasselbe wort 
sowol in einer älteren als in einer jüngeren form aufgenom- 55 
men ist; aber meist zeigt sich dann die Verschiedenheit auch 
auf andere weise (vergl. f. laukka — lyökki, lauch, 
nuora — nyöri, schnür); so habe ich im vorausgehenden 
angeführt 1. murkko und mirkka, mierkka; garre 
und gserra; skarrek und skierak. Ebenso könnte auch 
wol z. b. sw.-l. varjo, en.-l. varju, wafFen, alt sein, 
obgleich daneben sich auch das jüngere vaerjo (im nw.-l. 
durchgehends) findet. 

Vom u-umlaut (allein oder in Verbindung mit dem 
i- umlaut) findet sich durchaus keine spur im finnischen, 2 
und ebensowenig im lappischen in älteren lehnwörtern, wie 
garves, bereit, görr; marfe, wurst, mörr; stadfo, lan- 
dungsplatz, stöä; ak§o, axt, öx. Aber daneben kommen 
doch unter den jüngeren entlehnungen einzelne beispiele 
dieses Umlautes vor, jedoch nicht in der form ö (wie im 
isländischen), sondern o (ä), welches sowol das ältere als 
auch noch jetzt in der norwegischen Volkssprache das ge- 



1) S. Gislason in den Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1866, 
s. 294 f. 

2) F. olut, bier, kommt, wie die endung zeigt, nicht von dem 
öl der nord. sprachen, sondern von lit.-lett. alus; wegen finn. o = 
Iit. a vgl. f. oinas, hammel, = Iit. ävinas; f. lohi, lachs, = lit. 
läszis; f. morsian, braut, = 1. martl u. s. w. 



UNIVERSITY \ 





64 Consonanten. 

wohnlichste ist; 1 z.b. nova, ecke, nöf, nw. nov; skoaddo, 
regenschauer, norw. skodda, sw. diall. skadda. 

B. Consonanten. 

Bei den consonanten finden natürlich in folge der 
armuth der finnischen sprachen an consonanten, namentlich 
mutis , und ihrer abneigung gegen starken consonantenzusam- 
menstoss etwas mehr abweichungen statt, als bei den voca- 
len. Wegen der mehrfachen Verschiedenheiten wird es am 
bequemsten sein, den stoff so einzutheilen, dass wir zuerst 
den anlaut, darauf den inlaut betrachten. 

Im anlaut haben die finnischen sprachen nur eine 
reihe der mutä (s. 24. 39), die also in lehnworten sowol 
k, t, p als g, d, b ausdrücken muss; z. b. f. kuningas, 
L gonagas, könig; f. tina, 1. dadne, zinn; f. paita, 
56 1. bajdde, hemde, got. paida; f. k er na s, willig, got. 
gairns; 1. garves, fertig, bereit, görr; f. taikina, L 
dajgge, teig; f. panta, 1. badde, band. Wenn einige 
dialekte des finnischen stamiqes in späterer zeit die media 
im anlaut bekommen haben, so kommt diess für unsere 
aufgäbe eigentlich nur beim livischen zur anwendung und 
selbst da nicht in lehnwörtern der älteren gruppe. 2 Im 
nw.-lapp. kann man wol bisweilen die tenues treffen (vgl. 
z. b. kjevkan. küche, Friis Sprogpr. s. 49, aber gjevkan, 
ebenda s. 69; timo, stunde, Mmi, ebenda s. 66, aber dimo, 
ebenda s. 114); diess scheint indessen nur eine zufällige 
eigenheit bei einzelnen personen zu sein und ähnlich verhält 
es sich wol mit dem umgekehrten fall im sw. -lappischen. 3 



1) Vgl. Lyngby in der Tidskr. f. Philol. H, s. 295 ff. Aasen, 
Norsk Gramm. § 98. 

2) Auffallend sind liv. daba und dnrbal, s. das wortverz. unter 
tapa und turve'. 

3) In Lindahls und Öhrlings Lex. läpp. s. XXXVlil heisst es : 'In 
initio vocum semper, nisi quando derivatio a Svecana lingua aliud 
exegit(I), literis durioribus p, t, k sive q usi sumus, loco b, d, g, 
quod etiam magis cum pronuntiatione convenit illorum Lapponum, 
quorum lingua emendatissima censetur. . .' — Bei anderen Verfassern 
findet man ebenfalls oft die tenues gebraucht, wo das Wörterbuch die 
media hat, z. b. bei Tornaeus kuobme, gaumen, kaarde, hof, 



Digitized by VjOOQ IC 



Anlaut: mutä, f, p, h. 65 

Von den germanischen Spiranten fallt p mit t zusammen, 
z. b.. f. turska, 1. dorske, dorsch, ßorskr; f. tarve c , 
1. darbbo, bedürfniss, pörf; ein Übergang in h findet viel- 
leicht statt in f. huopa, filz, ]>6fi. — F geht im finn. 
über 1) in p, wie palle c , falte; pelto,, feld; porstua, 
hausflur, forstofa; 2) in h (vor uo) in huotra, scheide, 
gotfödr; wahrscheinlich auch im ehstn. h ulk, schaar, folk* 
3) in v, namentlich in jüngeren worten, wie vaara, gefahr; 
vanki, gefangener; vati, fass; viila, feile; viili, rahm, 
sw. ß; väri, färbe, sw. f arg. Das lappische hatbuojdde, 
fett, und nach dem finn. bselddo, feld; sonst pflegt es das 
f unverändert beizubehalten, z. b. fagge, ringkampf, fang; 
farro, Wanderung, för; fatme, faj)me, Umarmung, 
fadmr; fiello, diele, fjöl; fjervva, gestade, fjara. Ueber 
f für urspr. h oder v s. unten. 

H bleibt im finn. und läpp, gewöhnlich unverändert, 
z. b. f. hartio, 1. harddo, Schlüter, herd-ar; f. hurs- 
kas, hurskes, gerecht, horskr; f. hertta, herz (in den 57 
karten, s. 61). In einigen finnischen dialekten kann es 
wieder fortgeworfen werden (s. 25); ebenso oft im lappi- 
schen, z. b. ajbmo, luft, weit, heimr; ajlegas, heilig; 
appe, meer, haf; avje, heu; hilddo, ilddo, brett, schrank, 
dän.-norw. hylde; vuoppat, rückwärts rudern, hopa; sw.-l. 
vu ordne, hörn; aber umgekehrt wird es bisweilen auch 
da hinzugefügt, wo es nicht hingehört, z. b. ajka, hajka, 
eiche; urtas, hurtas, kraut, urt. Vor uo kann h im 
läpp, zu f werden, z. b. fuorra, hure, hora. — In einigen 
einzelnen Wörtern scheint es (vor a?) zu k zu werden: f. kal- 
lio, 1. galle, klippe, haUr, hella; f. kalta, kallas, 
schräg, abhängig, hattr; f. kana, huhn, vgl. kani; f. 
kansa, volk, 1. ga;;e, gesellschaft, gothansa; f. kakra, 
kaura, hafer; f. kapris, kauris (aber sw.-l. habres), 
bock, hafr; f. karvas, bitter, mhd. harwer(?). So anspre- 
chend es auch wäre, scheint es mir doch immer zu gewagt, 
diese formen für älter als die lautverschiebung zu halten. 



gardr, kruanas, grün, paddi, band, praddi, brand, tiures, 
theuer, u. s. w. 

Thomsen, Einfluaa d. germ. sprachen. 5 



Digitized by VjOOQ IC 



66 Consonanten. 

Vergleicht man die behandlung des f , die ganz deutliche bei- 
spiele eines Übergangs von der spirans in die tenuis bietet (z.b. 
porstua), so wird es viel wahrscheinlicher, die erklärung darin 
zu suchen , dass h noch wie % und f vielleicht als reiner lip- 
pen- oder .blaselaut gesprochen worden ist (nicht wie jetzt 
durch andrucken der Unterlippe an die oberzähne, ein laut, 
der im finnischen mit v wiedergegeben wird.) x 

Was die übrigen einfachen consonanten angeht, so ist 
ein ursprüngliches j bewahrt in f. und 1. ja, und, got jah; 
f. jo, 1. juo, schon, got. ju; f. jukko, zugriemen am 
Schlitten, got. juk, altn. ok, ,und vielleicht in f. juusto, 
käse, ostr 2 (sowie in joulu, wenn man annehmen darf, 
dass ou ursprünglichem iu entspreche; s. 59, note 1). — 
58 Ob man ein ursprüngliches y vor o und u voraussetzen kann, 
wo es im altn. fortgefallen ist, ist schwieriger aus den for- 
men im finn. und läpp, allein zu entscheiden, da v hier vor 



1) Vgl. Scherer, Zur gesch. d. d. spr. s. 68 f., 81, 83. 

2) Betreffs der etymologie dieses Wortes kann vielleicht die finn. 
form auf die spur leiten. Ausserhalb der nordischen sprachen kommt 
das wort nur im fries. (auf Sült) als ast vor, welches ohne zweifei, 
wie so viele andere worte in diesem dialekt, aus dem dän. ost entlehnt 
ist und also ausser acht gelassen werden kann. Da nun das finn. nie 
ein j vorzuschlagen pflegt, während das nord. es im anlaut immer 
abwirft, so Hegt die annähme nahe, dass das wort got. * just- s gelau- 
tet haben würde, und diess scheint sich wiederum natürlich an skr. 
jüsa-m, -s, lat. jus, altsl. jucha, suppe, lit. jusze, eine schlechte 
suppe von Sauerteig mit wasser angerührt, gr. £(o/uog , suppe, &(iri, 
Sauerteig, auch wol $v&og, Zvd-os (o, to), bier, von y ju, oder viel- 
leicht richtiger jus , rühren, mischen, anzuschliessen (s. Curtius, Grdz. 
d. gr. Etym. 2 , s. 552 f.); vgl. z. b. umgekehrt das von tvqoq abgelei- 
tete juQOto (tvq€w), welches auch diese allgemeinere bedeutung haben 
kann. In dem t des ableitungssuffixes kann man vielleicht eine par- 
ticipialbildung sehen. (Sollte vielleicht das # in Zu&og auch für ar, 
a& stehen, wie in xqiO-tj für *XQ t0Tr ii *XQi<*&y = deutsch gerste? 
S. Schleicher, Compend. d. vgl. gramm. 2 , § 148, 1, d, s. 232; § 153, 
s. 247; vgl. Kuhn in der Ztschr. f. vgl. sprachf. XI, s. 385 ff.). Die 
länge des vocals im finn. ist schwerlich ursprünglich (s. 53) , ebenso- 
wenig wie in nyl. Qst und ehst.-sw. üst (vgl. das.). Juusto von 
f. juosta, 1. pers. juoksen, currere, auch coagulari, (vgl. sw. löpa 
und Wpna) abzuleiten, ist ganz unmöglich, wie Ahlqvist in der ztschr. 
Suomi , 2 te reihe , VI , s. 78 hinlänglich bewiesen hat. 



Digitized by VjOOQ IC 



Anlant: j, v; consonantenverbindungen. 67 

uo stets vorgeschlagen werden muss (z.b. f. vuohi, geiss, = 
lit. ozys; 1. vuoksa, ochse; vuosta, käse, ostr), dagegen 
vor u 1 und gewöhnlich auch vor o vermieden wird. Doch 
ist gewiss f. vuokra, voura, zins, rente, unmittelbar mit 
got vökrs, Toxog, zusammenzustellen; jedesfalls würde altn. 
oJcr, sw. ocker, wucher, eine ganz andere form und auch 
wol andere bedeutung gegeben haben. Auch inl. vuoppät, 
schreien, cepa, got. vöjojan, scheint das v Ursprünglich zu 
sein. Umgekehrt ist es auch möglich , dass der fortfall des- 
selben in 1. uddo, wunde, und; ullo, wolle, ull; uskit,* 
wünschen, öeskja, und vielleicht auch inurtas, kraut, urt, 
erst im lappischen eingetreten ist. Bisweilen kann v hier, 
entweder durchgehen ds oder nur dialektisch, in f übergehen, 
z. b. vakta (Friis Sprogpr. s. 96, 97), fakta (das. s. 93), 
Wächter; vsesta (das. s. 45), faesta (das. s. 70), west; 
fsesko, tasche, veshja; vidno und fidno, geschäft, vinna. 
Dem gesetz, dass kein wort im finnischen mit mehr 
als einem consonanten beginnen kann (vgl. s. 25 mit note 2) 
müssen auch fremde Wörter sich nothwendig unterwerfen; 
ausnahmen können nur bei neueren entlehnungen in den am 
stärksten gemischten dialekten vorkommen. Gewöhnlich 
geht die spräche den weg, dass sie nur einen der anlauten- 
• den consonanten behält, wie es scheint, immer den letzten. 3 
Man begreift leicht, in wie hohem grade das aussehen der 59 
Wörter sich dadurch verändern und wie oft in folge davon 
zweifei entstehen kann. Beispiele sind: riutta, riff, grjöt; 
vasta, besen, sw. qvast; ruh tina, fürst, drottirm; 
ruokkeet, hosen, brcekr; lattia, fussboden, flet; lanta, 



1) So scheint 1. ucce, klein, = f. vähä zu sein. 

2) Entweder für *vunskit oder für *vuoskit (s. 33). 

3) Ich kenne kein ganz sicheres heispiel für die beibehaltung nur 
des ersten cons.; denn ob f. suuri, gross, (s. das wortverz. unter 
s tuo res) aus dem nord. starr entlehnt ist, scheint mir sehr zweifel- 
haft zu sein. F. sauva, stab, hängt gar nicht mit dem germanischen 
wort (altn. stafr) zusammen; vgl. syrj. zib, ostj. seu, -sava, sova. 
Eine Umstellung scheint stattgefunden zu haben in perjantai, frei- 
tag (wo jedoch das e auch eingeschoben sein könnte), vahto, schäum, 
got. hvapö, und vielleicht in pilkka, flecken, flehkr, und einigen 
wenigen anderen Wörtern. 

5* 



Digitized by VjOOQ IC 



68 Consonanten. ' 

dünger, Mand; valas, walfisch, hvalr; kaunis, schön, 
got. skauns; kakkula, zugstrang, skökull; tupa, stube; 
tuoli, stuhl; paanu, schindei, spann; panka, schnalle, 
spöng; nuora, schnür; reppu, ranzen, skreppa; ranta, 
Strand; riita, streit. Bisweilen wird vi besonders nach h 
und k in den diphthong ui verwandelt, z. b. huivi, (köpf-) 
tuch, hvif; huilata, ruhen, sw.hvila; kuiskata, flüstern, 
sw. hviska (vgl. kvU e r s. 53); kuisti, flurvorbau, sw. qvist; 
kuitata, quittieren , sw. qvitta. x Ebenso wird mitunter 
auch wol j zu i ; vgl. s. 59 ff. 

Im lappischen gilt ursprünglich dasselbe gesetz , aber . 
es wird lange nicht so streng beobachtet, wie im finnischen, 

' namentlich nicht in den südlicheren dialekten. So wird s 
fast überall vor einem andern consonanten beibehalten, wo- 
für sich hinlängliche beispiele im wortverzeichniss finden. 
Die lautgruppe sv verwandelt das nw.-lapp. insp, während 
das sw.-lapp. sie unverändert beizubehalten scheint; z. b. 
spidne, sw.-l. svine, schwein; spalfo, sw.-l. svalfo, 
schwalbe. Die übrigen consonanten scheinen immer vor n 
und v ausgelassen zu werden (welches letztere dann in f 
überzugehen pflegt), z. b. nibbe, sw.-l. nipe, messer, knifr; 
nivsak, feuerschwamm, hnjöskr, fnjöskr; fiaerrol, koch- 
löffel, vgl. nw. tverel; fadno, angelica, hvönn; fales, 
walfisch, hvalr; aber gujggo, junge kuh, kviga, vgl. oben. 
Die mutä und f scheinen im sw.-l., den Wörterbüchern 
nach zu schliessen, meist vor l und r geduldet zu werden, 
während das nw.-lapp. sie in einzelnen Wörtern behält, in 
anderen auslässt, mit einigen Schwankungen in den verschie- 
denen dialekten und bei den verschiedenen personen, z. b. 
nw.- und sw.-l. latte, fussboden; nw.-l. luokkar, sw.-l. 

60klokkar, küster (s. 50) ; nw.-l. glässa (Friis s. 77), lässa 
(das. s. 18, 28, 40), sw.-l. glas, glas, fenster; fiasko und 
lasko, flasche; nw.-l. ruonas, sw.-l. gruonas, grün; 
nw.-l. radde, sw.-l. bradde, radde, brand; nw.-l. 
brievdno, Stecknadel, prjönn; truolla (Friis s. 41), 



1) Sw. 8varfva wird sowol zu v arvata als zu sorvata, sw. 
hvalf zu holvi umgestaltet; vgl. Rydqvist IV, s. 66. 



Digitized by VjOOQ IC 



Anlaut: consonanten Verbindungen ; schwedisches k, g, sk. 69 

ruolla (das. s. 97), kobold, troll-, drauga (das. s. 89), 
rauga (das. s. 20, 91), gespenst, draugr. 1 

Ich füge noch hinzu, dass sich nirgends im finnischen 
oder lappischen 2 eine spur der schwedischen (und norwegi- 
schen) ausspräche von k als c, g als j und sk als § vor den 
weichen vocalen findet; ja selbst das wotische (vgl s. 25) 
hat geradezu reines k in den neueren , aus dem schwedischen 
aufgenommenen Wörtern, z. b. f. kyökki, wot. kökki, 
küche, sw. kök; f. und wot. keppi, ehst. kepp, stock, 
sw. kapp; f. kelmi, (wot. § kelmi, vielleicht deutsch), 
scheim, sw. skälm; f. kinkku, Schinken, sw. skinka u. m. a. 
Da hingegen in worten von russischem Ursprung ne, m £(>k z) 
regelmässig durch s, h u. dergl. wiedergegeben wird, ist es 
klar, dass jene entlehnungen aus einer Sprachgestaltung 
stammen müssen, welche die gewiss auch sehr junge 'weiche' 
ausspräche nicht kannte 8 und dass sie im wotischen zugleich 
jünger sein müssen, als die erweichung von k in ächten 
Wörtern (älter ist dagegen z. b. wot. ßellä,f. kello, glocke, 
skella). Auch in den dialekten, welche deutschen einfluss 
erfahren haben , wird seh (d. h. plattdeutsch s + ch) wie sk 
behandelt, z. b. ehst. k ärid, liv. Skeröd, scheere; ehst. 
kel'm, liv. äkel'm, scheint; ehst, liv. kün, scheune, plattd. 
schürte; vgl. lett. schk'eres, sehk'elmis, schk'ünis.* 

1) Vor 1 wird k bisweilen zu s, s, wie in slubbo, keule, klübba. 

2) Bei Lindahl u, Öhrling (s. 673) findet sich jedoch geschrieben 
sjärt, heinde, sw. skjort a (auch wädtja, wand, veggr, vgl. v » g a bei 
Friis s. 103). 

3) Die harte ausspräche ist noch jetzt in verschiedenen schwedi- 
schen mundarten, z. b. in Ehstland und dem mittelsten theile von 
Nyland, erhalten; im westlichen und östlichen ist dagegen die weiche 
ausspräche die herrschende, zum theil jedoch so, dass g zu dj, sk zu stj 
wird, gewöhnlich auch im inlaut. Vgl. fernerhin C. Säve in der 
Tidskrift för litteratur, 1852 (Upsala), s. 285 f.; desselben: De starka 
verberna i Dalskan och Gotländskan (das. 1854), s. 11. 

4) S. Bielenstein, Die lettische Sprache (Berlin 1863) I, s. 472. 
(Da ich ab und zu im folgenden auf das lettische zurückkommen werde, 
so bemerke ich, dass ich von Bielensteins rechtschreibung nur in der 
bezeichnung der weichen (d. h. mouillierten) consonanten ,' durch ' anstatt 
durch einen strich durch den buchstaben , abweiche; seh ist = S; f=z, 
fch = z, z = ts.) 



Digitized by VjOOQ IC 



70 Consonanten. 

61 Im Inlaut müssen die finnischen sprachen ohne zweifei 
ursprünglich sowol die tenu e s als die media gehabt haben, 
und der unterschied zwischen diesen beiden reihen ist auch 
in den lehnworten vollständig durchgeführt , selbst wenn die 
grundlaute jetzt sehr oft nicht direct in ihrer ursprünglichen 
gestalt zum Vorschein kommen. Um diese grundlaute wie- 
derzuerkennen, ist es von gröster Wichtigkeit, sich an die 
in der einleitung (s. 26 ff., 41 ff.) besprochenen gesetze der 
consonantenverstärkung und -Schwächung zu erinnern. Im 
finnischen wirken diese in den entlehnten worten in der 
weise, dass im anfang einer ursprünglich offenen silbe die 
tenues verdoppelt werden , und die media in die tenues über- 
gehen ; in einer geschlossenen silbe erhalten sie sich dagegen 
unverändert, jedoch so, dass die media durch eine spätere 
bewegung weiterhin geschwächt werden. Die ursprünglich 
geminierten mutä werden wie die einfachen behandelt Im 
lappischen ist auch die schwache form ursprünglicher; die 
media erhalten sich hier besser, aber rücksichtlich der Ver- 
stärkung herrscht eine weit grössere mahnigfaltigkeit als im 
finnischen. Ursprüngliche gemination wird in der regel 
unverändert beibehalten. 1 Beispiele sind: 

Urspr. k: finn. kakko, gen. kakon, kuchen, kaka; 
laukka, gen. laukan, lauch, laukr; merkki, gen. mer- 
kin, zeichen, rnerki; kinkku, gen. kinkun, schinken, 
Sw. skinka; merkitä (s. 26 unten), 1. pers. merkitsen, 
bemerken ; k ak k u 1 a , zugstrang , skökutl ; lykky,* gen. 
lykyn, glück, sw. lycka; — läpp, gakko, gen. gako, 
kuchen; llkot, 1. pers. llkom, gefallen, lika; lavkke, 
gen. lavke, lauch; maerkka, gen. maerka, zeichen; 
mielkke, gen. mielke, milch; likko, gen. ebenso, 
glück. 

Urspr. t: finn. mitta, gen. mitan, mass, met; 
nuotta, gen. nuotan, netz, not; vanttu, gen. vantun, 
handschuh, dän. vante; nautita c , 1. pers. nautitsen, 
gemessen, neyta; kattila, kessel, ketill; hattu, gen. 



1) Ueber die behandlungsweise der mutä vor andern consonanten 
s. das folgende. 



Digitized by VjOOQ IC 



Inlaut: mutä. 71 

hatun, hut, höttr; — lapp. nuötte, gen. nuöte, netz; 
ruotas, gen. ruottas, wurzel, rot; lito, gen. ebenso, 
fehler, li/ti; saitte, gen. salte, salz, sait; gattlt, l.pers. 
gattim, hüten, gada; gatto, gen. gato, katze, Jcöttr. 

Urspr. p: finn. kauppa, gen. kaupan, handel, haup; 62 
raippa, gen. raipan, seil, reip; lamppu; gen. lampun, 
lampe; kaupunki, gen. kaupungin, stadt, haupangr; 
reppu, gen. repun, ranzen, skreppa; — lapp. gavppe, 
gen. gavpe, handel; rajppe, gen. rajpe, seil; vuolppo, 
gen. vuolpo, weiberrock, olpa; vielpes, gen. vielppa, 
junger hund, hvelpr; lamppa, gen. lampa, lampe; lieppe, 
gen. ebenso, keule mit eisernem haken, nw. Mepp. 

Urspr. g: finn. laki, gen. la'in, gesetz, sw. lag; 
haka, gen. ha 5 an, eingehegtes feld, hagi; tauko, gen. 
tauvon, tau, taug; arka, gen. aran, feig, argr; paljV, 
pale\ gen. palkeen, balg; rengas, gen. renkaan, 
ring; murkina, frühstück, morginn; vaku, gen. va^un, 
wiege, vagga; — lapp. lakka, gen. laga, gesetz; sakka, 
gen. saga, nachricht, saga; mäkka, gen. mäga, Schwa- 
ger, indgr; lavggo, gen. lavgo, bad, laug; argge, gen. 
arge, feig; gujg*go, gen. gujgo, junge kuh, kmga; 
gagga, gen. ebenso, kleines fass, nw. Jcaggje. 

Urspr. d: f. tade 1 , gen. tateen, mist, taä; paita, 
gen. paidan, hemde, got. paida; rauta, gen. raudan, 
eisen, rauM; valta, gen. vallan,* macht, vaid; vartoa, 
l.pers. varron, bewachen, erwarten, varäa; panta, gen. 
pannan, band, hand; satula, sattel, södvU; ota, gen. 
odan, spitz, oddr(?); — lapp. vides, comparativ vidda- 
sabbo, weit; bajdde, gen. bajde, hemde; ruövdde, 
gen. ruövde, eisen; bordde, gen. borde, tisch, bord; 
radde, gen. rade, rath; skoaddo, regenschauer, gen. 
ebenso, nw. skodda. 

Urspr. b : f. 1 u p a , gen. luvan, erlaubniss , lof, got 
*lub; tupa, gen. tuvan, stube; leipä, gen. leivän, 
brod, Jdeifr, got. hlaib acc; tarve c , gen. tarpeen, be- 
dürfniss, pörf, got. parba; lammas, gen. lampaan, 
schaf, lamb; kampa, gen. kamman, kämm, Jcambr; 



Digitized by VjOOQ IC 



72 Consonanten. 

(t)rumpu, gen. -m m un, tr ommel, trumba; 1 havukka, 
gen. havukan, habicht, haukr, got. *habuks; (k)rapu, 
gen. -vun, krebs, sw. Jcrabba; lupu, gen. luvun, keule, 
flegel, Jdubba; — läpp, loppe, gen. lobe, love, erlaub- 
63niss; stoppo, gen. stovo, stube; rappot, l.pers. rabom, 
ravom, graben; nlbbe, gen. nlbe, messer, Jcnifr; lajbbe, 
gen. lajbe, brod; arbbe, gen. arbe, erbschaft, vgl. got. 
arbi; galbbe, gen. galbe, kalb; älubbo, gen. ebenso, 
keule. 

Dass wirklich in den zuletzt angeführten fallen b und 
nicht das jüngere v überall zu gründe liegt, ersieht man 
deutlich aus den starken formen im finnischen, besonders in 
vergleichung mit dem verhalten des ursprünglichen v (s. 
unten) und noch mehr aus den formen im lappischen und 
wepsischen, welches letztere z. b. sogar habuk aufweist, 
obwol die schwache form in diesem worte in der ganzen 
flexion beibehalten werden muss (s. 26 unten). 2 

Nach einem unbetonten vocal wird im finn. ein ein- 
faches g, d (b) fortgeworfen oder in j (v) verwandelt; z. b. 
autuas, selig, aufiugr; herttua, herzog, hertogi ; hunaja, 
honig, altsw. hunagh; -tai (für *-taki, in Zusammen- 
setzungen), -tag; autio, wüste, got. aupida; ebenso Ve- 
nät, Venäjä, Venää, Russland, vgl. Vindir, ags. Veo- 
nodas. Im läpp, erhalten sie sich besser, z. b. a udogas, 
selig, ajlegas, heilig. 

Ausnahmen von den hier aufgestellten regeln für die 
behandlung der mutä gibt es verhältnissmässig wenige, und 
dieselben müssen immer einigen zweifei an der zulässigkeit 
einer vergleichung erregen, wenn nicht andere gründe ganz 
entscheidend sind. Meistens bestehen sie darin, dass die 
tenues ebenso wie die media behandelt werden , d. h. dass 
eine Schwächung zu anfang einer geschlossenen silbe statt 



1) Nach w, wo ja sonst in den jüngeren sprachformen eine assi- 
milation stattgefunden hat, haben übrigens noch jetzt die finnisch - 
und ehstnisch -schwedischen dialekte das b bewahrt, z. b. lämb, kämb. 

2) Beispiele mit dem jüngeren v sind f. holvi, ge wölbe, sw. 
hvalf; kiivu, scheibe, sw. skifva; liivi, gen. -n, leibchen, wcste, 
sw. Uf(rock). 



Digitized by VjOOQ IC 



Inlaut: muta; f>. 73 

einer Verstärkung in einer offenen eintritt, wie im finn. 
regelmässig in der lautgruppe ht, z. b. mahti, gen.'-hdin, 
macht; tuhto, gen. -hdon, ruderbank, popta; luhti, 
gen. -h&in, dachboden, sw. hfl; 1 ferner z. b. in f. virka, 
gen. viran, amt, verk(?); katu, gen. kadun, gasse, 
gata; nauta, gen. naudan, vieh, naut; vati, gen. vadin, 
fass, sw. fat; mallas, gen. maltaan, malz; oder 1.64 
virgge, gen. virge, amt; navdde, gen. navde, thier; 
buojdde, gen. -jde, fett, feitr; navdaSet, gemessen, 
= f. nautita; vuoppat, 1. pers. vuobam, schreien, 
cepa. Besonders scheint diess da stattzufinden, wo die starke 
form durch die ganze flexion durchgehen sollte , z. b. f. lei- 
kari, gaukler, leikari; suutari, Schuster, sutari; ku- 
pari, kupfer, kopar. 2 Bei den media scheint die Verstär- 
kung zu fehlen in f. suru, gen. -n, sorge (vgl. surku, 
gen. -run, mitleid). 3 Weit seltener werden die ursprüng- 
lichen media mit den tenues vermischt; beispiele sind finn. 
vaate c , gen. -tteen, Meid, vdd; f. kynttilä, 1. gintal, 
kerze, kyndill; 1. latto, gen. ebenso, glied, vgl. Mär; 
1. nuortta, nordost. 

Von den Spiranten wird ursprüngliches J> ganz ebenso 
behandelt wie d, z. b. f. autia, öde, got. aups; f. mato, 
gen. madon, 1. matto, gen. mado, wurm, got mapa(?); 
1. ladas, gen. lad das, glied, got. lipus. Von der laut- 
gruppe lp, die im altn. zu 11 zusammengezogen ist, wie 
np zu wn, erscheint die ursprüngliche form in f. k alta, 
gen. kallan, schräg, abhängig, hallr; kulta, gen. -llan, 



1) Dagegen 1. duofto, gen. duovto; lofta, lokta, gen. lovta 
(s. 43). In finn. ht kann h entweder ursprünglich oder aus g, k oder 
f entstanden sein ; die lautgruppe kt kann im finn. nicht vorkommen. 

2) Uebrigens kann es auch hie und da in jüngeren entlehnungen 
vorkommen, dass die tenues ganz gegen die regel sich unverändert 
erhalten, besonders nach langem vocal, z. b. f. riiki, gen. riikin, 
reich, riki; kaapu, gen. kaapun, man tel, kdpa. 

3) In neueren Worten ist diess im finn. sehr gewöhnlich bei urspr. 
g (altsw. gh d. h. y), z. b. porvari, bürger, sw. borgare; (k)rouvi, 
schenke, sw. krog; kori, korb, sw. korg; tori, markt, sw. torg; 
touvi, tau, tog; väri, färbe, sw. färg, niiata, neigen, sw. niga. 
Bei d findet vielleicht dasselbe statt in sivu, seite, stäa. 



Digitized by VjOOQ IC 



74 ' Consonanten. 

gold, gtdl, wogegen bereits das läpp, hier die zusammen- 
gezogene form g oll e hat; ebenso sw.-l. sadnes, wahr, 
sannr, ags. söä. In f. murha, mord, muss h einem urspr. 
]) oder <f entsprechen (vgl. huopa 8. 65). Ob p in 1. faf>me, 
f atme, Umarmung, faämr, ursprunglich ist, ist zweifelhaft. 
Sicher ist, dass zwischen 1. dd und dd kein etymologischer 
unterschied stattfindet, wie eine vergleichung von lad de, 
kleid, ags. cldd, oder des angeführten 1 a d a s mit r a d d e , rath, 
ruoddo, rede, vgl. got. rödjan, beweist; dd scheint vorzugs- 
weise nach a und uo , d d dagegen sonst gebraucht zu werden. 

F vor einem consonanten geht im finn. in h über; im 
läpp, wird es beibehalten oder in k (v) verwandelt, wie z. b. 
in den oben angeführten worten f. tuhto, 1. duo f to; 
f. luhti, 1. lofta; f. uhri, opfer; f. tuhla, kartoffel. 
Soweit es sich sonst in etwas älteren entlehnungen voraus- 
65 setzen lässt, muss es mit b zusammengefallen sein. In 
neueren (unnordischen) Wörtern bleibt es zwischen zwei voca- 
len im läpp, unverändert und wird im finn. mit hv wieder- 
gegeben, z. b. 1. oaffar, opfer, ehst. ohwer; f. kahveli, 
ehst. kahwel, gabel, sw. gaffel; ehst. krahw, graf. 

Ein ursprüngliches h scheint vorzuliegen in f. mar ha-, 
das nur in den ableitungen marhain, gen. -haimen, 
zügel, und dem eher davon erweiterten als zusammenge- 
setzten marhaminta, halfter, vorkommt, (marr, ahd. 
marh, mar ah, pferd); und verstärkt zu h k in f. vihkiä, 
1. pers. vihin, einweihen, got veikan; ferner vielleicht als 
§ in 1. liäSa, sense, Ijdr (wo ein h ausgefallen zu sein 
scheint). Ferner ist h vor t erhalten in f. ruh tina, fürst, 
ahd. truhtm, und vermuthüch in f. rehti, redlich, got 
raihts, und tihtiä (s. das wortverz.), dicht, sowie zu v 
(s. 41) verändert in läpp, divtes, dicht, livtes, glatt, 
got. slaihts; rieft, riekta, rievtes, recht. Dagegen 
scheint es mit g zusammengefallen und in k übergegangen 
zu sein in f. akana, spreu, got ahana, und in f. raaka, 
rahe, stange, rd (vgl. s. 66 f.). x 

1) Zweifelhaft kann es sein, ob h ursprünglich oder vielleicht ans 
einem (gehauehten) g (y) entstanden ist in f. saha, sage, sog; denn 
obwol man hier nach der Hutverschiebung ein h erwarten sollte (vgl. 



Digitized by VjOOQ IC 



Inlaut: f, h; Basale. 75 

Alle übrigen tonenden consonanten werden in der regel 
in beiden sprachstämmen einfach und so wiedergegeben, 
dass man sie leicht wiedererkennen kann. Nur muss man 
sich rücksichtlich des lappischen beständig an die auch hier 
eintretende Verstärkung erinnern, z. b. dadne, gen. dane, 
zinn; guobme, gen. guome, gaumen, gömr; goallo, 
gen. goalo, lampe, Jcola, u. s. w. Wenn der consonant 
ursprünglich geminiert war, so wird die Verstärkung durch 
die ganze flexion hin beibehalten; z. b. gadno, gen. ebenso, 
kanne, kanna; fad n o, gen. ebenso, angelica, hvönn; ludne, 
rolle, Munnr; biello, schelle, bjatta; mässet, 1. pers. 
mässam, verlieren, missa. Auch im finnischen werden 
stets die geminierten tonenden consonanten von den einfachen 66 
unterschieden, z.b. kannu, kanne, aber hamara, hammer 
an der axt, hamarr, u. s. w. 

Einige einzelheiten, namentlich die besonders alten 
formen, sind noch zu besprechen. Die lautgruppe ns, deren 
n im altn. verloren ist, blieb erhalten in f. ansas, balken, 
äss, got. ans, und kansa, volk (ehst. käza, genösse, s.24), 
got. hamsa. Im läpp, ist eine selbständige assimilation in 
dem jenem letztgenannten worte entsprechenden ga??e, 
gesellschaffc (s. 40), eingetreten. Ebenso assimiliert sich hier 
regelmässig ein nasal einem folgenden g, d, b (s. ebenda), 
z.b. riegges, ring, fagge, ringkampf, fang; badde, 
band; saddit, senden, got. samdjan; suddo, sünde; 
vaddo, gefahr, vandi; labbes oder labes, lamm; 
gavpug, stadt, = f. kaup # unki; gonagas, könig, = f. 
kuningas. 1 Ausnahmen kommen nur bei einzelnen neuen 

lat. secare; s. Lottner in der Ztschr. f. vgl. sprf. XI, s. 193), so ist 
diess doch in keiner der germanischen sprachen erhalten. In f. in aha, 
hauch (vgl. mako, magen), könnte h vielleicht auch aus g. entstan- 
den sein. Wenn 'zehnte' (altn. und altsw. Hund) neben tiunti 
auch tihunti heisst, so muss das h hier später eingeschoben sein 
(trotz got taihim, zehn). Wie es sich mit f. rauha, 1. rafhe, 
ruhe, friede, verhält, das mit altn. rö verwandt zu sein scheint, kann 
ich nicht entscheiden. 

1) Eine spur des verlorenen n kann man noch darin sehen, dass 
der vorhergehende consonant nicht verstärkt wird (also nicht gavppug, 
godnagas). 



Digitized by VjOOQ IC 



76 Consonanten. 

entlehnungen vor, z. b. s sen g a, bett, sceng; (d)raenga, 
knabe, knecht, drengr; dimbar, zimmer, timbr. Seltener 
ist die assimilation an die tenues, z. b. lakke, kette, 
hlekkr; fac, handschuh, vöttr; hier haben vielleicht die jün- 
geren (isländisch -) norwegischen formen eiüen einfluss aus- 
geübt. — Ein eigentümlicher Übergang von m findet sich 
in 1. ravdnje, ström, == f. rauma; 1. savdnje, säum, 
=- f. sauma.' 

S wird im finn. oft durch h wiedergegeben; es muss 
bisweilen auch in solchen worten noch vorausgesetzt werden, 
wo es später in r übergegangen ist. Beispiele sind: f. kihla 
(1. g il h e nach dem finn.), verlöbniss, tjisl; ahku, aschen- 
kloss, aska, got. azgö; 1 ahjo, esse; löysä, löyhä, los, 
keihäs, spiess, vgl. geirr; 2 erhe c , irrthum, vgl. got. 
air sei; a sn a ta und ansaita, verdienen, ahd. amen, vgl. 
got. asneis [uo&arvog. Eine grosse reihe anderer beispiele 
werden wir in dem folgenden abschnitte sehen. Dagegen 
zeigt sich der rhotacismus schon in den ziemlich alten lap- 
pischen entlehnungen divrre, thier, got. dius; garre, 
gefäss, got. kas; sw.-l. aire, kupfer, got. aiz. Für die 
67 bewahrung von got. zd kann ich kein sicheres beispiel 
anfahren; wenn f. ota, spitz, zu altn. oddr gehört, so muss 
es wol junger sein als die assimilation (vgl. das wortver- 
zeichniss). 

J findet sich oft noch, wo es im altn. fortgefallen ist 
(vgl. s. 61). Im finnischen wird es nach einem vocal oder 
einfachem t (d. h. urspr. d,J>), 1, r und h, wenn ein kurzer 
vocal vorhergeht , mit j , in allen übrigen fällen regelmässig 
mit i bezeichnet, vor welchem eine muta natürlich durch- 



1) Welche von diesen beiden formen zu gründe liegt — voraus- 
gesetzt, dass die vergleichung richtig ist — wage ich nicht zu ent- 
scheiden; der Übergang in h könnte am meisten für -zg- zu sprechen 
scheinen. 

2) Die wurzel dieses Wortes liegt in einer doppelten gestalt, theils 
mit s, theils mit r vor. Im finn. erscheint die erstere ausser in kei- 
häs wahrscheinlich auch in kaisila, kaihila, kaisla, binsen, die 
letztere dagegen in kaira, bohrer. Vgl. s. 56 und das wortver- 
zeichniss. 



Digitized by VjOOQ IC 



Inlaut: s, j. 77 

gehends verstärkt wird; so patja, Unterbett; vitja, kette, 
vid, pl. -jar; aljo, unzüchtiges weib; teljo, ruderbank, 
Jrilja; varjo, schütz, schatten; ahjo, esse; akkio, schüt- 
ten, *ekja; tunkio, mist, dyngja; lattia, fussboden, flet; 
autia, öde, got. aups, acc. aufjana; hartio, schulter; 
kaltio, quelle; vartia, Wächter, got. vardja; kammio, 
kammer, sJcemma; kallio, klippe, hella. Ein vorhergehen- 
des g nach einem kurzen vocal ist mit ersatzdehnung aus- 
gefallen in f. v a a j a (seltener v a v i a , dorp. - ehst. w a g a) , 
keil , veggr. x — Das lappische hat j ungefähr in denselben 
fällen wie das finnische; mit s schmilzt es zu s zusammen; 
im übrigen ist es dagegen verschwunden, hat aber doch in 
einer anzahl von worten eine spur seines Vorhandenseins 
dadurch hinterlassen, dass der vorhergehende consonant die 
starke form durch die ganze flexion beibehält. Mitunter 
kann man diess vielleicht einer assimilation zuschrei- 
ben, aber im allgemeinen scheint es eher darauf hinzu- 
weisen, dass ein i ausgefallen ist, welches wie im finn. 
eine unveränderlich offene silbe bildete. 2 Beispiele: uvja, 
daunen(?); avje, heu; avjo (für *agjo, vgl. f. vavia), 
schneide, 60# ; sivjug, Schwester der frau, sifjungr; vserjo, 
waffen; a§so, häufe von glühenden kohlen, nw. esja; 
mukko, mist; bruggo, brücke; rivggo, gen. ebenso, 
bäuerin ; 1 a 1 1 e , gen. ebenso , fussboden ; g a 1 d d o , gen. 
ebenso (Leem ; vielleicht jedoch - 1 d o ) , 8 quelle , brunnen ; 
harddo, pl. -ddok, schulter; ladde, gen. ebenso, tuch; 
stadde, gen. ebenso, amboss, stedi, gen. -dja; skärrek, 
sw.-l. skarjah, scheere; aber auch ruoddo, gen. ruodo, 
rede, u. s. w. In einigen einzelnen worten scheint j im 
läpp, zu ß zu werden; so in sw.-l. au g o = nw.-l. avjo; 



1) Vielleicht ist jedoch diess wort litauischen Ursprungs (s. das 
wortverz.); aber der genannte Übergang bleibt immer derselbe. 

2) Vgl. s. 39 note 1. Das dort angeführte säkko hat ebenso im 
gen. säkko, während sakko, busse, sako hat, = f. sakko, 

*sakon. 

3) Die form kal'dio bei Tornaeus (Pred. 12, 6) neben dem häufi- 
geren k ai d o (Pred. 2, 6. Sprüche 5, 18. 25, 36) ist vermuthlich nur 
eine nachahmung des finnischen. 



Digitized by VjOOQ IC 



78 Consonanten. 

auße, prunus padus, heggr; nw.- und sw.-l. skavößa, 
bart, skegg; skalSöo, schale, got. skalja. 1 

V ist immer deutlich von ursprünglichem b unterschie- 
den. 2 Es erscheint z. b. in f. vaiva, 1. vajvve, mühe, 
(s. 57); f. s aivo, klare stelle in einem see, (das.); karvas, 
bitter (s. 65); terva, theer, tjara, vgl. tyrvi, kienholz; — 
läpp, fjervva, strand, fjara, vgl. fyrvir, es wird ebbe; 
arvas, freigebig, öVr, acc. örvan; gar v es, fertig, görr, 
acc. -rvan; garvvo, kleidung, görvi; marfe, wurst, mörr, 
dat. -rvi; spalfo, spallo, schwalbe, ags. svaleve; 
stadfo, landungsplatz , stöä, gen. -ävar; vielleicht auch 
sw.-l. blaves, blau, ahd. Uäwer; graves, grau, ahd. 
gräwer. s In einigen worten scheint es ink(g) überzugehen, 
nämlich in f. aika, 1. ajgge, zeit, (s. 57); f. narka, eng, 
ags. nearu y gen. -rves; raaka, roh, ahd. hräwer. 

Beim zusammenstoss mehrerer consonanten können die 
lautgesetze der finnischen sprachen sich in verschiedener 
weise geltend machen. Vor 1 und r ersetzt so das lappische 
nebst einigen finnischen dialekten gewöhnlich die tenues (die 
hier meist aus ursprünglichen media oder p herstammen) 
durch diphthongienyig oder Verlängerung des vorhergehen- 



1) Nach k ist j möglicherweise auch fortgefallen in f. kirkko, 
1. girkko, kirche, kyrkja, und vielleicht in ein paar anderen Wor- 
ten; vgl. unten die ja -stamme. — Ueber spuren des j in der ver- 
balflexion s. den folgenden abschnitt. 

2) Verstärkt zu p scheint v nur in dem auch betreffs der endung 
etwas unklaren f. arpi, gen. arven, narbe, ör oder örr, dat. tf»W 
(dessen Stammform übrigens auch unsicher ist), zu sein, und in dem 
sehr bestrittenen f. hepo, gen. hevon, pferd, wenn man diess mit 
Munch (Norskt Maanedsskr. I, s. 27 f.) für entstanden halten will aus 
got aihvs, d. h. ehvs (durch metathesis); doch ist diess wol ebenso 
zweifelhaft, als die gewöhnliche Zusammenstellung mit dän. hoppe, 
sw. dial. hoppa, stute. Wenn ehst. raibe, gen. raipe, aas, mit 
got. hraiv zusammenzustellen ist, ist v sogar noch um eine stufe 
weiter verstärkt worden. 

3) Innw.-l. smavva (smaves?), klein, smar, undskuovva,* 
schuh, ist dagegen v nur als ein einschiebsei zu betrachten (vgl. ahd. 
8mähi, got. 8köhs)- t sollte dasselbe in den beiden oben genannten 
Worten der fall sein? 



Digitized by VjOOQ IC 



Inlaut: v, consonantenverbindungen. 79 

den vocals (vgl. s. 24=. 41), z. b. f. nakla und naula, 
1. navlle, nagel, nagli; f. niekla und neula, nadel, 
got. nepla; 1 f. vuokra und voura, zins (s. 67); f. atra, 
aatra, aara, aura (für *artra), pflüg, ardr; 2 kapris 69 
und kauris, bock, hafr. F. ailas, plage, kann' kaum 
von got. agls, alaxQog, getrennt werden, obwol keiner der 
dialekte in diesem worte k (g) hat. 3 

Im lappischen tritt bisweilen durchgehends oder nur in 
einzelnen dialekten eine Umstellung von consonanten ein, 
besonders wenn der letzte ein 1 oder r ist (vgl. saervve 
s/41), z. b. gilhe (s. 76); skalvve, Schneewehe, skafl; 
sarje, wunde (s. 57); harves (aber sw.-l. habres), bock; 
wahrscheinlich auch in viercca, widder, veär, (vgl. den 
nächsten abschnitt). — Assimilation findet besonders bei 
nasalen statt, wofür wir oben beispiele im läpp, sahen; 
andere sind wahrscheinlich f. mylly, 1. millo, mühle, 
mylna 4 und 1. bodne, boden, dessen en.-l. form ponne 
zu beweisen scheint, dass dn nicht unmittelbar « altn. tn 
ist (botn), sondern dass eine assimilation zu n n dazwischen 
liegt. — Wenn der consonantenzusammenstoss zu hart wer- 
den würde, ohne dass man ihm auf eine der genannten 
arten abhelfen könnte, so wird ein vocal eingeschoben, im 



1) Hier muss kl statt der schwer sprechbaren lautgruppe tl ste- 
hen, vgl. siekla, seula, s. 24, welches mit altsl. und russ. cedilo 
zusammenzugehören scheint. 

2) Dagegen muss das letzte r gewiss bereits in der Stammform 
für f. murha, mord, got. mawrpr, altn. mord, fortgefallen sein. 

3) In worten von etwas jüngerer form ist dieser Übergang, beson- 
ders der von g vor 1 , r und n , ausserordentlich gewöhnlich und durch- 
gängig in aUen dialekten, z. b. f. hauli, schrot, sw. hagel; leili, 
lägel, legill; peili, Spiegel, sw. spegel; keila, kegel, sw. kägle; 
seilata, segeln-, sw. segla; tiili, ziegel, sw. tegel (altn. tigl, nyl. 
tig*l); leiri, lager, sw. läger; uuni (bei M. Agricola wghni), ofen, 
sw. ugn; vaunu, wagen, sw. vagn; siunata, segnen; läpp, sivd- 
nedet, id., sivlle, mast, vigla; gavnek, hausgeräth, 9<*>9n; 
laejra, leder. Auf ähnliche weise geht g (und b) vor j bisweilen in 
v über , vgl. s. 77. 

4) Vgl. f. halla, nachtfrost, von lit. szalnä (vgl. lett. s a Ina, 
altsl. slana); f. villa, woUe, von lit. vilnä (vgl. lett. willa, altsl. 
vlima). 



Digitized by VjOOQ IC 



80 Consonanten. 

finn. meist i, im lapp. a, z. b. finn. markinat, 1. mar- 
kan, Jahrmarkt, marknaär; f. ha minä, hafen, Frederiks- 
hamn, sw. hamn; 1. suokkan, Mrchsptel, söhn. 1 



1) In den meisten dreisilbigen Wörtern ist jedoch der vocal der 
zweiten silbe ursprünglich und entspricht genau der Stammform, z. b. 
f. hamara, hammer; hunaja, honig (s. 72); 1. ajlegas, heilig 
(das.); f. antura, schlittenbaum, öndurr , cmdri; autuas, 1. audo- 
gas, selig (das.); f. kakkula, zugstrang, skökull; satula, sattel, 
södull ; tikkuri, decher, altsw. dikur ; arina, herd, arinn ; kattila, 
kessel; murkina, frühstück, got. maxirgins; ruhtina, fürst; zwei- 
felhafter karilas, abgelebter greis, vgl. das wortverz. unter gal es. 



Digitized by VjOOQ IC 



IL Die endungen. 

A. Nomina. 

Wie wir in der einleitung gesehen haben, ziehen es die 70 
finnischen sprachen in der regel vor, die worte auf einen 
vocal auslauten zu lassen, während die consonanten, welche 
überhaupt im auslaut gebraucht werden können, sehr gering 
an zahl und namentlich in einsilbigen Wörtern in ihrer 
anwendung sehr beschränkt sind. Im vergleich zum alt- 
nordischen und den neueren nordischen sprachen zeigt sich 
also dort ein durchgreifender unterschied, da in diesen aller- 
lei consonanten und consonantenverbindungen im auslaut 
vorkommen können , und zwar mindestens eben so häufig wie 
die vocale. Bei der aufnähme von nominibus , die auf conso- 
nanten endigen, suchen die finnischen sprachen ihrejL aus- 
lautgesetzen und flexionen gemäss dieselben durch anfügung 
eines vocals als stamm- oder, was dasselbe ist, nominativ- 
endung sich anzupassen. In den meisten fällen ist dieser 
angefügte vocal ohne rücksicht auf das ursprüngliche 
geschlecht — ein unterschied, von dem die finnischen spra- 
chen durchaus nichts wissen — oder die sonstige flexion der 
Wörter, im finnischen ein i, im lappischen das diesem laute 
entsprechende a (ä); diess letztere kann jedoch bisweilen im 
nominativ selbst einsilbiger Wörter ausgelassen werden (s. 39), 
das erstere dialektisch ebenso nach bestimmteren regeln (s. 30 f.). 
Beispiele sind finn. hauli, schrot, sw. hagel; kaali, kohl; 
korppi, ,rabe, sw. korp; kuppi, tasse, sw. kopp; laki, 
gesetz, s^. lag; lasi, glas; leikki, spiel, leih; luhti, 
boden, sw. loft; muuri, mauer; peili, Spiegel; penkki, 
bank; pukki, bock; ruuni, braun; tulli, zoll; tuoli, 
stuhl; uuni, ofen, sw. ugn; vahti, wacht; vati, fass; 
villi, rahm, sw. ß (s. 65); kupari, kupfer; meininki, 

Thomson, Einfluss d. germ. sprachen. Q 



Digitized by VjOOQ IC 



82 Die endtmgen. 

meinung; — läpp, bitta, stück, Ut; bokka, bock; 
71 bsenkka, bank; (d)rauga, gespenst, nw. draug; (g)lassa, 
glas; goarppa, rabe; havlla, schrot; haesta, pferd, 
hestr; (k)ruossa, kreuz, Jcross; lakka, gesetz; lsejkka, 
spiel; mäkka, Schwager; nova, ecke, nw. nov (s. 64); 
skipa, schiff; (skuovva, schuh); (t)ruolla, zauberer; 
vakta, wacht; spsejal, £1. -ak, Spiegel, und unzählige 
andere. Gewöhnlich ist diese endung, namentlich das finn. 
-i, gen. -in, ein sicheres zeichen dafür, dass die entleh- 
nung der jüngeren gruppe angehört Zusammen mit den 
alten diphthongen (ei rechne ich nicht, s. 56) kommt es im 
finn. schwerlich in anderen worten vor alsinauskari, austi 
= öysti, kaupunki (s. 58), mit mangel des i-umlau- 
tes nur in ein paar worten, wovon unten s. 94. x Weniger 
häufig ist es, dass bei jüngeren entlehnungen finn. a, ä 
(s. 24) läpp, e (a?) angefugt wird, z. b. f. höylä, hobel; 
lakka, lack; 2 löysä, los; mera, märä, stute, merr; 
pispa, piispa, bischof, sw. Usp; viila, feile; kynttilä, 

1) Welches der grund dafür ist, dass gerade dieser vocal den 
Vorzug erlangt hat, ist schwer zu sagen; wahrscheinlich kann es 
doch nur daran liegen, dass dieser vocal als der schwächste gefühlt 
wird. Man könnte auch an den einfluss des nordischen postpositiven 
artikels denken, um so mehr, als die endung -i Verhältnis. smässig 
selten in worten slavischen Ursprungs vorkommt, welche auf einen 
harten consonanten (1>) endigen. Doch wird diess unwahrscheinlich 
dadurch, dass dieselbe endung auch in den südlichen sprachen, ehst- 
nisch und livisch (in welch' letzterer sie gewöhnlich zu ö wird) bei 
worten angewandt wird, welche aus dem deutschen aufgenommen sind; 
z. h. ehst. kämm, pl. kammid, kämm; höwel, pl. -vlid, hohel; 
keim, -id, schelm; korv, -id, korb; mtfr', -id, mauer, plattd. 
müre; tolT, -lid, zoll (in beiden bedentungen); töver, töber, zuber; 
vlT, -id, feile; liv. k'emm, pl. -öd; evil', äkel'm, -pd; kurv, -öd; 
mür, -§d; tolT, -öd; vll, -Öd. Unverkennbar in Verbindung hier- 

. mit (namentlich was das livische angeht), steht der umstand, dass 
auch im lettischen (weniger regelmässig im litauischen) die aus dem 
deutschen aufgenommenen Wörter gewöhnlich zu ja -stammen werden, 
die im masc. auf -is, im fem. auf -c endigen; so lauten hier diesel- 
ben worte Teemme, ewelü, schk'elmis , kurms , müris, tullis, toweris, 
toile. (Vgl. Bielenstein, Die lett Sprache I, s. 477 ff.) 

2) Zum unterschied von lakki, haube; aber das ehst. hat lakk, 
gen. laki, lack. 



Digitized by VjOOQ IC 



Die endungen. 83 

kerze (s. 73); hamina, hafen, sw. hamn; lakana, laken 
(so immer in dreisilbigen Wörtern nach n und oft nach 1); 
läpp, gjelle. (s.60); gukse, schöpfgefass , nw. koks;\jef- 
manne, kaufmann; viste, wohnung, vist. Noch seltener 
sind die übrigen vocale, wie f. masto (auch masti), mast; 
sielu, seele; värsy, vers; 1. siaello, seele; stuollo, stuhl. 

Diess muss für die falle genügen, wo das finnisch -lap- 72 
pische einen vocal an worte angefügt hat, welche in der 
stammsprache consonantisch auslauteten. In einer menge 
anderer worte hat dagegen die endung keinen so späten und 
zufalligen Charakter, sondern sie muss auf die eine oder 
andere weise bereits in der stammsprache vorhanden gewe- 
sen sein. Diess gilt zunächst von allen den Wörtern, die 
in den neueren sprachen auf einen vocal ausgehen, nament- 
lich von allen schwachen nominibus. Aber auch ausserhalb 
dieser wird man vielleicht schon unter den im vorhergehen- 
den angeführten beispielen von lehnwörtern der älteren 
gruppe verschiedene bemerkt haben, deren endungen in 
auffallendem grade an die ursprünglicheren auslautsformen 
der germanischen sprachen erinnern, aus denen die jetzigen 
durch fortwerfung zunächst des stammauslautes , dann der 
flexionsendungen hervorgegangen sind. Obwol man natür- 
lich, wenn man es bloss mit entlehnungen zu thun hat und 
zugleich mit so verschiedenartigen sprachen, wie die germa- 
nischen und finnischen sind, nicht erwarten darf eine voll- 
ständige und durchgreifende Übereinstimmung zu finden, so 
glaube ich doch, dass sich eine so bedeutende reihe 
schlagender züge in dieser beziehung nachweisen lässt, dass 
diese unmöglich auf einem blossen zufall beruhen können, 
sondern einer mechanischen erhaltung der ursprünglichen 
Verhältnisse zugeschrieben werden müssen, welche zum theil 
durch die ungleichartigkeit der beiden sprachklassen gerade 
begünstigt sein kann, namentlich insofern , als die finnischen 
sprachen keine besondere nominativendung haben. Ich werde 
im folgenden den beweis hierfür zu liefern versuchen, 1 



1) Ich füge hinzu, dass man die eine oder andere andeutung in 
ähnlicher richtung, doch fast nur bei den am meisten in die äugen 

6* 



Digitized by VjOOQ IC 



84 Stämme auf -a. 

indem ich von der eintheilung der wortstämme in den ger- 
manischen sprachen ausgehe. Es wird dabei zugleich von 
nutzen sein, wiederholt einen Seitenblick auf die regeln zu 
werfen, nach denen die endungen in den zahlreichen aus 
dem litauischen aufgenommenen Wörtern behandelt werden, 
da wir in diesen eine indogermanische spräche vor uns haben, 
in der die ursprünglichen formen sich noch bis auf den 
heutigen tag fast unverändert erhalten haben. 

73 I, Vocalische stamme. 

la. Stämme auf -a. 

Masculin^a. 
Bei den aus dem litauischen aufgenommenen a -stam- 
men, die wir zuerst betrachten wollen, endet der nominativ 
und der stamm im finnischen entweder auf -as, -äs, gen. 
-ahan, -aan,, ähän, -ään (vgl. s. 24, 30 note 1) oder 
auf -a, -ä, z. b. finn., ehst. ratas, liv. ratas, rad, = Iit. 
ratas; f. hammas, gen. hampa(h)an, weps. hambas, 
ehst. hammas, gen. -mba, wot. ammas, gen. -mpä, 
liv. ämbas (grundform hambas, s. 27), zahn, = Iit. zam- 
6as, lett. ßbs, altsl. zqbü; 1 f., weps.., ehst. oinas, ham- 
mel, = Iit. dvinas (s. 63 note 2); f. porsas, ehst. pörzas, 



fallenden Worten, schon bei früheren Schriftstellern finden kann, z. b. 
bei L. Diefenbach und D. E. D. Europaus in der ztschr. Suomi, 2te 
reihe, VII, s. 33, vgl. s. 168 u. s. w. (mit einiger ungenauigkeit in 
den nicht finnischen formen). 

1) Das lit. wort bedeutet nach Nesselmann 'die kante eines bal- 
kens'; das lautlich genau entsprechende, aber formell jüngere let- 
tische wort hat dagegen, wie das slawische, die ursprüngliche bedeu- 
tung 'zahn' bewahrt (skr. gambhas, zahn, gr. yofupos, zahn, nagel, 
yojLKftog, backenzahn; vgl. Curtius, Grdz. d. gr. Etym. 2 , s. 159). Das 
acht finnische wort für 'zahn 1 ist pii (s. s. 23), welches jetzt nur 
'zahn in einer harke, einem kämm u. desgl., stachel, ecke" bedeutet; 
hier hat also ein ähnlicher bedeutungsübergang stattgefunden, wie im 
litauischen und griechischen, oder in unserm kämm, altn. kambr, 
welches unzweifelhaft mit dem angeführten wort identisch ist. (Diess 
beispiel wird zugleich zeigen können, wie vorsichtig man darin sein 
muss. culturhistorische Schlüsse aus sprachlichen entlehnungen zu 
ziehen.) 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -a. 85 

liv. puöras, pl. puorzöd, ferkel, = Iit. pärsms; f. tai- 
vas, ehst. taewas, liv. tövas, himmel, = Iit. äevas, gott; 
f. heinä (s. 37), heu, = Iit. szenas; f. tarha, ehst., liv. 
tara, garten, zäun, = Iit. därzas; f. kakla, kaula, 
weps. kagl, gen. -an, ehst. kael (kaul, käl), gen. -a, 
wot. kagla, liv. kaggol, kagl, käl, hals, = Iit. käMas, 
u. v. a. Was nun die endung - a s betrifft , die in acht fin- 
nischen worten nicht sehr häufig ist * und z. b. in entleh- 
nungen aus dem slawischen gar nicht vorkommt, so wird 
wol niemand leugnen, dass dieselbe geradezu aus der lit. 
nominativendung -as (jetzt gewöhnlich nur -s) zu erklären 
ist, so dass diese zum stammauslaut erstarrte. In der andern 
endung -a könnte man vielleicht eine art abstraction des 
ursprünglichen stammauslautes sehen, der auch ausser dem 
nominativ im lit. in einzelnen flexionsformen hervortritt; 74 
zunächst wird man indess gewiss an die accusativform den- 
ken, die im lit. auf -q endet (jetzt wie kurzes a ausge- 
sprochen). 2 

Wenden wir uns nun zu den aus den germanischen 
sprachen aufgenommenen Wörtern dieser klasse, so haben 
diejenigen, bei denen die übrige form auf ein höheres alter 
hinweist, so gut wie ausschliesslich dieselben zwei endungen, 
entweder f. -as, -äs, läpp, -es (-is), -as, 8 oder häu- 

1) Vgl. Bergstadi, Materialier tili Finska spräkets ordbildnings- 
lära, in der ztschr. Suomi 1859, s. 178. 

2) Für älteres -an, -am (s. Schleicher, Handb. d. lit. spr. I, 
s. 7*, 73, 171. Comp. 2 , s. 317, 323, 543), wie lett. -w (s. Bielenstein, 
Die lett. Spr.. I, s. 148; II, s. 11). Der nasal muste jedesfalls im finn. 
fortfallen, da diese spräche keine stamme auf -an (ebensowenig über- 
haupt auf -n, einige auf -en ausgenommen) und nur sehr wenige auf 
-am hat (s. Bergstadi, a. a. o. s. 170). Als blosse vermuthung stelle 
ich es hin, ob es dessen ungeachtet dieser nasal sein kann, der aus- 
nahmsweise in f. morsian, stamm m orsi am- für mortiam-, 
braut, = lit. marti, acc. märczq, für *martjan, *martjam zum Vor- 
schein kommt. 

3) In den sw. - 1. büchern herrscht eine vollständige Verwirrung in 
bezug auf diese -as und -es, die doch die spräche selbst wol schwer- 
lich kennt. So hat die bibelübersetzung von 1811 z. b. svainas, 
knabe, knecht (Matth. 18, 26. 32), neben dem richtigeren und gewöhn- 
licheren sv aines (das. v. 29); und ebenso z. b. im infin. pl. sowol 



Digitized by VjOOQ IC 



86 Stamme auf -a. 

figer, namentlich bei Substantiven, f. -a, -ä, 1. -e. Bei- 
spiele for -as, -äs sind: 

a) substantiva: fj ailas, schmerz (s. 79); ansas, bal- 
ken, got. ans; keihäs, spiess; kuningas, könig; par- 
mas, paarmas, busen, barmr; parmas, heuhaufe, 
farnvr(?); parras, gen. partaan, rand (s. das wortverz.); 
rengas, ring; ruhtinas, fürst, dröttinn; tursas, meer- 
ungeheuer, Jmrs; valas, walfisch; varas, gen. varkaan, 
dieb, got. vargs; — läpp, gal es, alter mann, Jcarl; go- 
nagas, könig; harves, sw.-l. habres, bock, hafr; 
jetanas, riese, jötunn; riegges, ring; vales, fales, 
walfisch; vielpes, junger hund, hvelpr; vievses, wespe; 
sw.-l. feres, kessel, hverr; svaines, knabe, knecht, 
sveinn. 

ß) adjectiva: f. armas, lieb, theuer, vgl. got. arms; 
autuas, selig (s. 72); harras, gen. hartaan, eifrig, 
fromm, hardr; hurskas, rechtfertig, horskr; kailas, 
75 schräg, hallr; karvas, bitter (s. 65); kernas, willig; 
sairas, krank (s. 57); viisas, weise;— Lajlegas, hei- 
lig; divtes, dicht; garves, fertig, görr; haitis, heiss; 
lades, mild, glaär(?); Iines, weich, Unr; livtes, glatt, 
schlicht; saltes, salzig, saltr; soames, irgend ein, sunvr; 
stuores, gross, störr; sures, sauer; vades, schwierig, 
vandr; vides, weit; vlses, weise; vis s es, gewiss; sw.-l. 
ailes, heil, unbeschädigt, heilig, heill; armes, erbärm- 
lich; audes, öde; blaves, blau; drivkes, derb, stark, 
drjügr; graves, grau; sadnes, wahr, sannr; saines, 
langsam, spät. 

Beispiele für -a sind: 

a) substantiva: f. aika, zeit, got. aivs; antura, 
schlittenbaum, öndtirr farina, heerd, arinn; atra, pflüg, 
arär (neutr.?); hamara, hammer an der axt; havukka, 



svainesit (ebenda 21, 36), svaidnesit (ebenda v. 34) als svaid- 
nasit (ebenda v. 35; 22, 3. 4); hier ist, wenigstens nach dem nw.-l. 
zu scbliessen, das letztere gewiss das richtige. Dagegen hat das 
nw.-l. nur in dreisilbigen Wörtern -as im nominativ. Um den belieb- 
ten trochaischen tonfall hervorzubringen, kann bei diesen noch ein -a 
angefügt werden, wie gonagassa, j etanassa. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -a. 87 

habicht (s. 72);" kampa, kämm; kakkula, zugstrang, 
sköktdl;' kattila, kessel; keula, steven, kjöU; kihla, 
verlöbniss, gisl; -kunta, gebiet, got. -kunds; leipä, 
brod, hleifr; laukka, lauch; lautta, fähre, floss, ahd. 
flog; murkina, frühstück; parma = paarmas; pöytä, 
tisch, Ijoär (neutr.?); rauma, ström; ruhtinq, = ruhti- 
nas; santa, sand; sauma, säum; satula, sattel; taina, 
sprössling, teinn; turska, doröch; yuokra, zins, got. 
vökrs; —? 1. arbbe, das erbe; ajgge, zeit; baevdde, 
tisch; dorske, dorsch; farbme, ladung, farmr; faftme, 
Umarmung; galbbe, kalb; gardde, zäun, hof, gardr; 
-godde, gebiet; guobme, gaumen , #(Jmr ; lajbbe, brod; 
lavkke, lauch; ludne, rolle, Munnr; marfe, wurst, mörr; 
radde, brand; skalvve, Schneewehe, skafl; vakke, 
bucht, vdgr; (aran, pl. -ak, heerd?). 

ß) adjectiva: f. arka, feig, argr; narka, eng (s. 78); 
raaka, roh; verta, gleich, verär; — 1. argge, feig; 
buojdde, fett; dierbbe, keck, frech, djarfr. 

Betrachten wir zuerst die endung -as, die ausser in 
den hierher gehörigen Wörtern nur in ganz wenigen andern 
vorkommt (worüber alsbald unten), so ist es schwierig, ein- 
zusehen, warum sie so 'oft und gerade in dieser klasse 
gebraucht sein sollte, wenn nicht bereits in der stamm- 
sprache eine besondere veranlassung dazu vorhanden gewesen 
wäre. Es liegt demnach die annähme sehr nahe, dass die- 
selbe ebenso wie in den aus dem litauischen aufgenommenen 
Wörtern erklärt werden und also einer ursprünglichen nomi- 
nativform entsprechen muss, welche nicht nur die flexions- 
endung -s (entweder rein oder möglicherweise bereits als 
einen übergangslaut , doch jedenfalls nicht reines r, vgl. s. 76), 76 
sondern zugleich den alten stammauslaut bewahrt hatte. 1 



1) Im lappischen (schwerlich jemals im finnischen) ist -es nach 
analogie bisweilen an jüngere entlehnnngen angefügt, namentlich an 
adjectiva, z. b. fin es, fein; sw.-l. k eres, lieb, werth, kcerr, viel- 
leicht auch in dem einen oder dem andern der oben angeführten worte. 
Am meisten bedenken erregen einige sw.-l. Wörter; zum theil kann 
diess vielleicht daher rühren, dass die dürftigen hilfsmittel die abso- 
lute und die attributive form der adjectiva vermischt haben , welche 



Digitized by VjOOQ IC 



88 Stämme auf -a. 

Der nominativ muss in der germanischen grundsprache die 
mit den übrigen indogermanischen sprachen übereinstim- 
mende endung -a-s gehabt haben; der stammauslaut -a-, 
der im gotischen fortgeworfen ist, hat sich noch in den 
ältesten nordischen runeninschriften erhalten, wo es in 
nenester zeit geglückt ist, ungefähr ein dutzend sichere 
beispiele für die nominativ endung -£Y -ßB (oder -a#? 
jedesfalls ist dieses aus urspr. s entstandene Y R verschie- 
den vom gewöhnlichen R r) nachzuweisen. x 

Was die andere endung -a, 1. -e, angeht, so kann 
man nicht leugnen, dass sie in ächten worten ziemlich die 
gewöhnlichste ist 2 und dass man sich dadurch verleiten las- 
sen könnte, sie in lehnwörtern als einen bloss zufälligen 
zusatz zu betrachten. Aber nach der analogie der endung 
-as und in anbetracht, dass die endung -a, wie wir unten 
sehen werden, fast nie bei i- und u- stammen vorkommt, 
wird es in hohem grade wahrscheinlich, dass man hier, 
wenigstens in den ältesten entlehnungen, den ursprünglichen 
stammauslaut wie in den litauischen worten wiederfindet. Spe- 
ciell muss man wol, jedesfalls bei den substantivis , an die 
accusativform denken, die ja auch in den ältesten runen- 
denkmälern auf -£-a (für *-an, *-am) endigt und zugleich 
den stammauslaut länger bewahrt zu haben scheint, als der 
nominativ. 3 Dass indessen f. -a, 1. -e auch wirklich ein 
zufalliger zusatz sein kann, zeigen die s. 82 angeführten 
beispiele, die theils wegen der bedeutung, theils wegen der 
übrigen form unmöglich so alt sein können, sondern aus 



letztere oft ein s von ganz anderem Ursprünge annimmt. Im livischen 
hat die endung - s offenbar in einer späteren periode , vielleicht durch 
einfluss des lettischen, eine sehr ausgebreitete anwendung bekommen 
und ist auch oft an einheimische Wörter angefügt, die in den übrigen 
sprachen auf einen vocal endigen. 

1) S. Bugge in der Tidskr. f. Philol. VI, s. 317; VII, s. 219, 
225 u. s. w. Wimmer, Navneordenes böjn. i »ldre dansk, s. 45 f. id. 
in den Aarbb. for nord. Oldkynd. 1867, s. 53. 18&, s. 72. Möbius 
in Kuhns Zeitschr. XVm, s. 154 ff. 

2) Vgl. Bergstadi in der ztschr. Suomi 1859, s. 164 ff. u. s. w. 

3) Wimmer, N.-o. böjn. s. 46. Bugge a. a. o. VII, s. 220, 231, 
237 und öfter. Möbius a. a. o. , 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -a. 89 

einer zeit stammen müssen, wo ein a höchstens noch im 
nom. und acc. pl. vorhanden war; möglicherweise kann es 
sich ebenso mit diesem oder jenem der hier oben angefuhr- 77 
ten worte verhalten, deren alter sich nicht nach anderen 
kennzeichen bestimmen lässt. Ich wage deshalb nicht wei- 
ter zu gehen, als anzunehmen, dass die endung -a in den 
zahlreichen, in die finnischen sprachen aufgenommenen Wor- 
ten dieser klasse wol ursprünglich von der deutlichen bewah- 
rung des stammauslautes in der quellensprache bedingt war, 
dass aber dann die analogie in guter Übereinstimmung mit 
den auslautsgesetzen der finnischen sprachen auch die 
anfügung eines a an ähnliche Wörter bewirkt haben kann, 
nachdem der stammauslaut in den nordischen sprachen so 
gut wie verschwunden war, bis es endlich gewöhnlicher 
wurde, ein -i an alle Wörter anzufügen, die auf einen con- 
sonanten auslauten. 1 

Neutra. 

Die gewöhnliche endung ist hier im finn. -a, im läpp, 
-e; sie muss im ganzen ebenso erklärt werden, wie die 
entsprechende der masculina, nur dass sie hier natürlich 
auch vom ursprünglichen nominativ herstammen kann. Ein 
beweis für das ältere Vorhandensein des stammauslautes in 
den nordischen sprachen im nom. und acc. sing, ist z. b. 
das N&ltfl* horna des goldenen horns, = späterem altn. 
hörn. Beispiele sind f. hunaja, honig; huotra, scheide, 
got. fvdri kauppa, handel, kaup; kulta, gold (s. 73); 
laina, lehn (s. 57); liina, lein, tuch; lupa, erlaubniss, 
lof; mitta, mass, met; murha, mord; nauta, vieh, naut; 
panta, band; raippa, seil, reip; riutta, riff, grjöt; 
teit a, betthimmel, tjald; tila, ßlatz, gelegenheit (s. das 



1) Sehr selten sind andere endungen; -o kommt vor in f. heimo, 
geschlecht, heimf; juusto, käse (s. 66); kerno = kernas; pelto, 
feld; 1. ajbmo (s. 65); baelddo = f. pelto; saddo, sw.-l. sadde, 
sand, und favrro, schön, fagr, und vielleicht ein paar anderen; in 
einigen kann es später hinzugefügt sein (s. 83) , in anderen vielleicht 
eine Veränderung von -a (vgl. unten die an -stamme) oder eine ablei- 
tung (vgl. s. 29, note 1). Vereinzelt steht f. kapris, kauris, bock, hafr. 



Digitized by VjOOQ IC 



90 Stämme auf -a. 

wortverz.); valta, macht, vcdd; vamma, körperlicher feh- 
ler, vamm; viina, wein, vin; — 1. badde, band; bardde, 
ende des Mels beim vorder- und hintersteven, bard; bordde, 
tisch, bord; dakke, dach; dadne, zürn; dieldde, see- 
hundsfeil auf dem schütten, tjald; divrre, thier; garre, 
gefass; gavppe, handel; golle, gold; guölbbe, fuss- 
boden; lajrre, thon; lifse, kerze; lidne, tuch; loppe, 
erlaubniss; madde, fischerplatz, mict; majdne, fehler, 
78 mein; navdde, thier; radde, rath; rajppe, seil; rasse, 
gras; saitte, salz; s ar je, wunde (s. 57); spidne, schwein; 
stalle, stahl; sw.-l. vuordne, hörn. 

In einigen ganz vereinzelten worten kommt die endung 
-as wie bei den masculinis vor, nämlich f. lammas, 
schaf, altn. u. got. lamb; mallas, malz (s.73); 1. labbes, 
lamm; 1 mal es, mahlzeit, mal.* Vielleicht beruht diess 
nur auf einer falschen Vermischung mit den masculinis. Im 
entgegengesetzten falle kann ich, da es jedesfalls allzu 
gewagt sein würde, eine Veränderung des genus im germa- 
nischen anzunehmen, nur die vermuthung aufstellen, dass 
wir hier eine spur der endung haben, welche als -(i)r im 
plural gewisser neutra in den deutschen (westgermanischen) 
sprachen auftritt, z. b. ahd. lamp, pl. lempir, ags. lamb, 
pl. lambru; ursprünglich ist diess eine ableitungsendung = 
skr. -as, gr. og, gen. sog, lat. -us, gen. -eris (got. in 
einigen worten -is, stamm -isa-). s Was indessen diese 
vermuthung etwas zweifelhaft macht, ist namentlich, dass 
diese endung sich nicht für alle die angeführten worte nach- 



1) Wahrscheinlich ans dem finn. entlehnt, doch so, dass die 
bedeutung vom nord. beeinflusst wurde. 

2) Zweifelhafter in f. lannas, gen. lantaan, grund, Strand; 
lunnas, lösegeld (vgl. lunastaa, loskaufen); porras, treppe, steg; 
teuras, Schlachtvieh, s. das wortverz. 

8) Vgl. Grimm, Deutsche Gramm. II 2 , s. 270. Schleicher, Comp, 
d. vgl. gr. a , §245, s. 522; ders., Die Deutsche Sprache, s. 244 f. 
Kelle, Vgl. Gramm, d. germ. Spr. I, s. 494 ff. In den nordischen 
sprachen kommt diese endung nur in dem wort hcens, hühner, vor, 
woher 1. vuonces, vuoncca, huhn, hahn; vgl. unten unter den 
i - stammen. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -a. 91 

weisen lässt, und dass ihr a frühzeitig zu i geworden zu 
sein scheint. 

Eine spur des w, das in den nordischen sprachen durch 
den umlaut im neutr. pl. sich zu erkennen gibt, findet sich 
noch in f. joulu (1. juovia, oder häufiger im pl. juov- 
ia k), Weihnachten, jol, neutr. pl. l 

Feminina. 

Der stammauslaut der feminina ist eigentlich -#; im 
gotischen ist er im nom. und acc. zu -a verkürzt, im altn. 
zu u geworden, das dann abfiel, aber im umlaut eine spur 
hinterliess. In der ältesten runensprache ist noch kein 
sicheres beispiel für diese formen aufgefunden, und es lässt 
sich deswegen nicht bestimmt entscheiden, wie sie da gelau- 
tet haben oder welche Übergangsstufen zwischen dem ä und 
dem u überhaupt im nordischen stattgefunden haben. Im 
finn. bekommen die fem. die endungen -a, -o oder -u, im 79 
läpp, fast immer -o, selten -e. Finnische beispiele sind: 
a) auf -a: akana, spreu, got. akana; kansa, volk, got 
hansa; kasa, häufen, Jcös; k auta, Oberleder am schuh, 
got. skauda-; laita, seite, weg, leid; markka, mark, 
(geld, mass), mörk; multa, staub, got. mtdda; niekla, 
nadel, got. nepla; nuotta, netz, not; paita, hemde, got. 
paida; panka, metallspange , spöng; raaka, rahe, stange 
(s. 74); saha, säge, sog; — ß) auf -o: airo, rüder, dr; 
autio, wüste (s. 72); kaso = kasa; kauto = kauta; 
runo, gedieht, rwn; sakko, geldbusse, sök; tanko, 
stange; tauko, tau, taug; — y) auf -u: arkku, kästen, 
örk; kautu '= kauto; panku, pankku = panka; 
suru, sorge (s. 72). Als beispiele des lappischen lassen sich 
anführen: a) auf -o: ajrro, rüder; arkko, kästen, darbbo, 
bedürfhiss, pörf; dievddo, mannsperson, fjöä; fadno, 
angelica, hvönn; farro, Wanderung, för; fiello, bret, 
diehle, fjöl; galggo, altes weib, herling; gierddo, fass- 
reif, gjörfi; lajddo, seite, weg; lavggo, bad, laug; 



1) Die endung -o kommt vor in f. jukko, joch, -e' in f. tade', 
mist; f. turve*, torf, gehört kaum hierher. 



Digitized by VjOOQ IC 



92 Stämme auf -ja. 

nallo, nadel, ndl; saddo, kleie, sdd; sakko, geldbusse; 
stadfo, landungsplatz, stöd; staggo, stange; uddo, 
wunde, und; ullo, wolle; sw.-l. sako, säge; skabmo, 
schäm, skömm; skuoudo, scheide, skaud; studdo, ein 
stück weges, stund; surgo, sorge; — ß) auf -e: bajdde, 
hemde; ga^e, gesellschaft; nuötte, netz. 

Die deutlichste von diesen endungen ist läpp, -o, wel- 
ches offenbar die altn. form in einer älteren, vollständigeren 
gestalt voraussetzt; -e kommt wol nur in einigen wenigen 
worten vor, die das läpp, mit dem finn. gemein hat, und 
die wahrscheinlich aus diesem entlehnt sind. Schwieriger 
ist es, zu einer richtigen einsieht in die finnischen formen 
zu gelangen und diese mit den vorhin besprochenen endun- 
gen der masculina und neutra zu vereinigen. Die endung 
-a kann aus -ä entstanden (vgl. s. 33), bisweilen wol auch 
ein späterer zusatz sein; in einer anzahl von worten scheint 
sie jedoch direct dem got. -a zu entsprechen, vgl. f. halla, 
nachtfrost, = Iit. smlnä; villa, wolle, = lit. vilnä. Der 
Wechsel mit o und u könnte darauf hindeuten, dass die 
endung doch nicht reines -a gewesen sei, ja, -o (welches 
hier verhältnissmässig häufiger ist, als in den andern ge- 
schlechtern) und namentlich -u scheinen doch am ehesten 
auf die nordischen formen hinzuweisen. 

> Ib. Stämme auf -ja. 

Diese weichen bekanntlich in einigen der indogermani- 
schen sprachen mehr oder weniger von den übrigen «-stam- 
men ab. Im litauischen und lettischen tritt z. b. in den 
meisten worten eine contraction ein; eine geringere anzahl 
bleibt uncontrahiert und hat also nichts weiter abweichen- 
des. * Wie weit dieser unterschied in allen einzelnen fällen 
sich in den ins finnische aufgenommenen Wörtern verfolgen 
lässt, will ich hier nicht untersuchen; ich führe nur einige 
beispiele an, aus denen man ersieht, dass die endungen 
deutlich ausgeprägt und übrigens in derselben weise ent- 



1) Vgl. Schleicher, Handh. d. lit. spr. I, s. 174 ff. Bielenstein, 
Die lett. Spr. II, s. 43 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stamme auf -ja. 93 

standen sind, wie bei den im vorhergehenden besprochenen 
Worten, — z. b. f. ankerias, ehst. angerias, angerja, 
wot. anggerias, liv. arigers, anger', aal, = lit. ungurp; 1 
f., weps., ehst. kirves, wot. öirves, axt, = lit. Jctrvis; 
f. herne c , weps. herneh, ehst. hernes, (herne), wot. 
erne, erbse, = lit Sirnis; f. kärme c , schlänge, = lit. 
kirmis; weps. kurdi§, wot kurre, ehst. kur't, gen. -r'di 
(f. kuuro), taub, = lit. Jcurcms; f. keli, weg, winterweg, 
= lit. kelias (kelis), weg; f., wot. metsä, weps. mets, 
gen. -an, ehst mets, mots, gen. -a, liv. mötsa, wald, 
läpp, maecce, wüste, urwald, — lit. medis (contr.), 
gen. medzo (für *medio) 1 bäum, lett. tnesch (uncontr., für 
*medjas), wald; f., wot. tyhjä, weps. tühj, gen. -an, 
ehst. tühi, gen. -hja, liv. tüja, leer, läpp. du§ge, nichts, 
= lit. tuszczas (d. h. *tusstjas), lett. tuJcsch, leer (vgl. altsl. 
tüätl); f. harja, weps. harj, gen. -an, ehst. hari, sari, 
gen. -rja, wot. arja, liv. öra, är'a, bürste, kämm, — 
lit. sserfis, lett. saris, bürste; fem. f. morsian, braut, 
s. 85 note 2. 

In den germanischen sprachen weichen die ja- stamme 
auch ab, aber wie bekannt in verschiedener weise je nach 
der beschaffenheit des Stammes. Die substantiva, welche in 
die finnischen sprachen in einer alten form aufgenommen 
sind, enden im masc. und neutr. gewöhnlich im finn. auf 
-ja, -ia, im läpp, auf -je, (-ja), -e (s. 77), ohne dass 
es, wie es scheint, möglich ist, einen unterschied zwischen 
den beiden unterabtheilungen zu finden. 2 Beispiele sind 
f. lattia, fussboden, flet; patja, Unterbett, got. badi; 
vaaja, keil (? s. 77); — läpp, avje, heu; duögje, arbeit, 81 
got. taui, gen. töjis;* sw.-l. sturje, aufruhr, styrr; 



1) Mit wn- för an-, s. Schleicher a. a. o. s. 47. 

2) Dürfte man vielleicht annehmen , dass derselbe im germanischen 
einmal ein ähnlicher gewesen sei , wie im finnischen , nämlich dass der 
stammanslaut nur nach einer kurzen Wurzelsilbe -Ja- war, sonst 
aber -ia-? 

3) Vgl. Bugge in der Tidskr. f. philol. VII, s. 224. Das verhält- 
niss zu dem gleichbedeutenden f. työ, das schwerlich davon getrennt 
werden kann, ist mir nicht ganz klar; es scheint da eine contraction 



Digitized by VjOOQ IC 



94 Stämme auf -ja. 

bivgge, gerste, bygg\ gicce, 1 zicklein, kiä; ladfte, 
tuch, klceäi; lakke, kette, hlekkr; latte, fussboden; 
lifse, thran, tysi; skärrek, sw.-l. skarjah pl., scheere, 
skceri; stivrre, Steuerruder, styri, vermuthlich auch sw. - 1. 
auße, prunus padus, heggr (s. 78). Wie in sw.-l. skar- 
jah scheint sich das a erhalten zu haben in skavßßa, 
bärt, skegg, sowie in uvja, daunen, sofern übrigens diess 
wort alt ist, vgl. s. 61 f. In f. miekka und dem daraus 
wieder entlehnten 1. miekke = got. mökeis kann vielleicht 
ein j ausgelassen sein (vgl. s. 78 note 1). Mit der endung 
-i gehört noch hierher f. kari, klippe, sker, und wahr- 
scheinlich f. ammatti, amt, handwerk, got. andbahti; 
ausserdem findet sich f. -i, 1. -a entsprechend dem altn. 
-ir und -i z. b. in f. äyri, öre, eyrir; merkki, zeichen, 
merkt; pöysti, Schinken, beysti; riiki, reich, HM; läpp, 
mserkka, rlka, skierak oder skserak, kleine scheere. 
Ebenso ist es möglich, dass die sehr gewöhnliche und auch 
auf ächte worte übertragene ableitungsendung f. -ari (-uri), 
1. -ar, ursprünglich als ja- stamm (got. -areis) aufgenom- 
men ist und dadurch ein für alle mal ihre feste form be- 
kommen hat, obwol andererseits die meisten lehnworte mit 
dieser endung erst dann aufgenommen sind, als diese in den 
nordischen sprachen zur flexion der an -stamme übergegan- 
gen waren (s. unten). Ein sicheres beispiel der bewahrung 
der ältesten nominativform in masc. wie -jus, -ias oder 
wie sie sonst heissen würde , weiss ich nicht für die substan- 
tiva. 2 Anders verhält es sich dagegen mit den adjectivis, 
die jedoch richtiger unter den i- stammen zu behandeln sind. 
Das einzige von denselben, das deutlich als ja- stamm her- 
vortritt, ist f. autia, öde, got. aups, acc. aufjana. 

eingetreten zu sein (vgl. s. 23). Oder sollte es mit demTerbum tehdä, 
1. pers. teen, thun, in Verbindung stehen, vgl. savolaks. myö, wir, 
työ, ihr, = gew. me, te? 

1) Hier ist das c wahrscheinlich aus dj entstanden, wie ts in f. 
paatsa, sattelkissen , einer nebenform von patja; vgl. auch oben 
f. metsä, 1. msöcce, wo jedoch der tibergang in ts möglicherweise 
bereits durch das lit. dz begründet sein könnte. 

2) Könnte f. kauppias, kauf mann, einem nicht vorkommenden 
altn. keypir entsprechen? 

Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -ja und auf -i. 95 

Die feminina auf -ja haben dieselben endungen wie die 82 
im vorhergehenden besprochenen #- stamme, nur mit mehr 
oder weniger deutlichen spuren des j, z. b. f. hartia, har- 
tio, Schlüter, herd-ar; lantio, becken, lende (auch 
lanne c , gen. -nteen, lende, vgl. unten), vitja, kette, 
viä, pl. -jar; — läpp. ak§o (S für sj), axt, g. aqm, avjo, 
schneide, egg, harddo, schulter, mukko, mist,. rnyJcr, 
rivggo, bäuerin, rfigr, suddo, sünde, skalßöo, schale, 
skd, got. sJcatja. In diesen Wörtern hat das nordische den 
stammauslaut spurlos verloren; aber z. b. avjo, skalßßo 
zeigen, dass es einmal formen wie *agju, *skalju gehabt 
haben muss. 

2. Stämme auf -i. 83 

Als beispiele für die behandlung dieser stamme bei 
entlehnungen aus dem litauischen können dienen f. pirtti, 
weps. pert, gen. -in, 1. bartta, stube, rauchstube, = lit. 
pirtis, acc. pirt{, lett. pirts, badestube, stube zum flachs- 
brechen (vom verbum periü, perti, schlagen, baden); f. 
hanhi, gen. hanhen, ehst. hani, gen. hane, hani, 
wot. ani, (1. öuögija), gans, = lit. fysis, älter und nie- 
derlit. zansis, lett. füss. 1 Ein beispiel mit bewahrter nomi- 
nativendung bin ich nicht im stände anzugeben; im finn. 
würde hier wol in diesem falle am ehesten -e c (oder -es) 
wie bei den ja - stammen eintreten. 

Bei worten germanischen Ursprungs sollte man ebenso 
die endung -i erwarten und diese kommt auch wirklich 
vor. Aber ob dieses - i in irgend einem falle als der 84 
ursprüngliche stammauslaut betrachtet werden kann, wird 
sehr unsicher dadurch, dass -i, wie wir oben gesehen haben, 
derjenige vocal ist, welcher am gewöhnlichsten an alle jün- 
geren lehnworte angefügt wird, und weil ausserdem keines 
der wenigen worte, von denen hier die rede sein könnte, 

1) F. udin, uudin, gen. utimen, bettumhang, = lit uäis, 
gewebe (Nesselmann) , vgl. morsian s. 85, note 2. — So wol lit. pktls 
als zqsis sind ursprünglich consonantische stamme. Sollte vielleicht 
der umstand, dass i in f. hanhi in .der flexion zu e wird, eine 
erinnerung daran sein? 



Digitized by VjOOQ IC 



96 Stämme auf -i. 

sonst eine entschieden "alte form hat. F., wot. sali, saal, 
erweist sich z. b. bestimmt als eine neuere entlehnung aus 
dem schwedischen, ebenso wie ehst. säl', gen. sali offenbar 
aus dem deutschen entlehnt ist; die Übereinstimmung mit 
der altn. und gemeingermanischen Stammform sali- (vgl. 
-11^ sali- als erstes glied eines compositums auf dem 
Bergastein) muss also rein zufallig sein. Ebenso verhält es 
gich mit f. vahti, wacht, 1. habma, feil, hamr, u. m. a. 
Am ehesten könnte vielleicht f. mahti, macht, bes. durch 
Zauberei und gesang, erlaubniss, 1 durch seine bedeutung 
und seine etwas grössere Verbreitung auf eine zeit hinwei- 
sen, wo der stammauslaut noch bewahrt war. 

Etwas mehr und deutlichere, von den a -stammen 
bestimmt geschiedene spuren finden sich von der ursprüng- 
lichen nominativform. Wir betrachten erst die adjectiva. 
82 Im gotischen gibt es bekanntlich eine reihe dieser, die nur 
im nom. masc. und fem. den i- stammen angehört, indem sie 
hier auf -5 für älteres *-is endigen, während alle übrigen 
casus nach der ,;a-flexion gebildet werden; dasselbe muss 
gewiss auch im altn. der fall sein, vgl. -MfcRIY -mariB 
auf dem scheidebeschlag von Thorsbjerg = got. mers, altn.- 
isl. mcerr.* Hierzu stimmt vollkommen f. kaunis, schön, 
got skauns, dat. skaunjamma , und tiuris, tyyris (vgl. 
s. 61), theuer, dyrr, ahd. Huri. Erinnert man sich nun, 
dass dem finn. i im läpp, a entspricht, so findet man also 
ganz dieselbe endung hier wenigstens in den worten div ras, 3 



1) Vgl. z.b. Kalevala 12, 430; 16, 152. 324; 17, 146. 525. 530. 
An mehreren stellen steht es im pl. parallel mit sanoj a, Zauberworte, 
n. desgl. Diess erinnert an got. mdhteis pl. , tivvafzHg, wunder, welche 
indess vielleicht nur eine sklavische nachahmung des griechischen ist. 
Die lautverbindung ht im finn. beweist nichts, da dieselbe eben so 
gut von gt, Jcty wie aus urspr. ht kommen kann. 

2) In den westgermanischen sprachen lautet dagegen auch der 
nom. ganz wie bei substantivis auf -ja, wie z. b. ahd. und alts. mßri. 
Ob diese Wörter alle ursprünglich i- stamme sind oder wenigstens zum 
theil auch ja- stamme, ist hier für unsern zweck gleichgültig. 

1) Nach Friis soU die form divres die gewöhnliche sein (vgl. 
Läpp. Gramm, s. 22. 47) und so hat auch Leem. Dagegen hat Stock- 
fleth (Ordbog s. 127. 365) div ras und als meine gewähr für diese 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -i. 97 

theuer ; (g) r u o n a s (seltener auch r u o n a ) , grün , gr&nn, 83 
ahd. gruoni; suotas, süss, soetr, ahd. suozi, und ohne 
zweifei auch arvas, freigebig, örr. 1 Ferner wird wahr- 
scheinlich dieselbe endung durch -e c (vgl. alsbald unten) in 
dem f. subst. erhe c , irrthum, wiedergegeben, welches ich 
geneigt bin mit dem adj. zusammenzustellen, das got. im 
nora. pl. airzjai (der nom. sg. ist unsicher), ahd. irri lau- 
tet. * Das einzige adj. von dieser form mit der endung -ia 
ist das schon oben angeführte f. autia, öde; aber da fehlt 
auch ganz richtig das nominativzeichen - s. 3 

form kann ich zugleich einen eingebornen Lappen von Karasjok anfüh- 
ren, welcher nur diese anerkennen wollte, so wie im essiv nur divra- 
sen. Da ausserdem jedesfalls die attributive form divras oder 
divrras ist (s. z. b. Bibbalhist. 1866, s. 87, z. 7 und s. 183, z. 16), 
während alle übrigen adjectiva auf - e s hier theils unverändert bleiben, 
theils auf -a oder -e endigen (s. Friis, Läpp. Gr. § 54, 9, vergl. 8. 
Bask, Läpp. Sprogl. s. 97), so zweifele ich durchaus nicht daran, dass 
die form auf -as die ächte und ursprüngliche, und die auf -es ein 
späteres verderbniss ist, das zwar sonst ziemlich selten ist, sich aber 
doch um so leichter erklären lässt, als die worte auf -as und der 
gröste theil derer auf -es in den meisten casus ausser nom. zusam- 
menfallen. Auch Lindahl und Öhrling haben nur deuras (oder deu- 
rok, 'quidam scribunt tiwras 1 ); die bibelübersetzung von 1811 hat 
attributiv deuras Matth. 26, 7. Apocal. 18, 16, aber deures Apoc. 
18, 11; Tonueushat tiures Spr. Salom. 20, 15 (1811 deurok); 26,8. 
Ebensosehr schwanken die sw.-l. quellen in den übrigen Worten. So 
haben Lind. u. Öhrl. 'gruonas vel gruodnes & gruonok' und in 
den beispielen als attrib. gruones; Tornseus hat kruanas Pred. 2, 6; 
kroanes (1811 gruonas) Dav. psalm 23, 2; kruonas (1811 
gruodnes) Jes. Syr. 14, 19, alle attrib., ebenso 1811 gruonas 
Marc. 6, 39, gruones Apocal. 8, 7, und absolut gruonas das. 9, 4!! 

1) Vgl. got. arvjö, dwQfuv; Grimm, D. Gr. HI, s. 101, vgl. s.234. 
Im altn. scheint der stamm jedoch cvrva- zu sein. 

2) Vgl. f.. ailas, ailut, schmerz — got. agls crfoxQog, aglus 
fiuaxoXog. 

3) Dagegen hat das sw.-l. audes, welches wol dem nord. a- 
stamm auär entspricht. Ueber sw.-l. r a in es, rein, und faiges, 
dem tode nahe , feigr , wage ich wegen der unzuverlässigkeit der quel- 
len nicht zu entscheiden. F. rikas, reich, rikr t mächtig, ahd. rieht, 
ist wol unregelmässig wie ein a -stamm behandelt (oder sollte ein j 
nach k abgeworfen sein können, vgl. oben miekka?); auffallend ist 
hier ^übrigens auch das kurze i, so wie die unursprüngliche bedeutung 
'reich.' 

Thomsen, Binfluss d. germ. sprachen. 7 



Digitized by VjOOQ IC 



98 Stämme auf -i. 

84 Ebenso wie bei den hier besprochenen adjectivis kommt 
die endnng -is auch im finnischen bei dem Substantiv ruis, 
gen. ruki(h)in, roggen, rugr, gen. rugar, vor; indessen 
könnte diess wort vielleicht auch aus lit. rug#$, gewöhnlich 
im pl. rugei, vom stamm rugja-, entlehnt sein. Im übrigen 
findet sich die endung -e c (dialektisch -et) in f. pale c 
oder palje c , gen. palkeen, blasebalg, got. balgs; hame\ 
rock, kleid, hamr; pade c , gewöhnlich pl. pateet, wege, 
steige, ahd. päd, pl. pedi, sowie in palle\ gen. palteen, 
falte, einfassung, dessen grundform jedoch weniger sicher 
ist und nur in den westgermanischen sprachen als i- stamm 
erscheint (vgl. ferner erhe c s. 97). Betrachten wir einer- 
seits den Übergang der lit. ja- stamme, andererseits die 
merkwürdig klare weps. form palgiä, gen. palghen, 
erbsenschote , = f. palje', 1 sowie auch die ableitung pal- 
listaa, falten, von palle c (vgl. z. b. paljastaa, ent- 
blössen, von paljas, nackt), so scheint kein zweifei darüber 

85 walten zu können, dass auch das -e c in den genannten Wor- 
ten, selbst wo es durch alle dialekte durchgeht, aus einem 
ursprünglichen -is entstanden ist. Für diese form bieten 
wieder die ältesten nordischen runendenkmäler ein schlagen- 
des beispiel in dem -XtöTIY -gastiR des goldenen horns 
und des Bergasteins, in welchem man gewiss mit Bugge 
einen dem got. gasti-, nom. gasts entsprechenden i- stamm 
sehen muss. f 

Alle die hier genannten worte sind ursprünglich mascu- 
lina. In der Sprachgestaltung, auf welche diese lehnworte 
zurückweisen, müssen indessen die feminina ohne zweifei 
dieselbe endung gehabt haben, vgl. got. ansts, acc. anst 
ebenso wie gasts, acc. gast. Ein ganz sicheres zeugniss 
hierfür kann ich im finnischen nicht nachweisen; denn bei 



1) So weps. rahkis, gen. rankten, jochseil, =■ f. rahe', gen 
rahkeen; weps kurdiä, gen. kurdhen, taub, = wot. kurre 
(s. 93), sowie weps. rugiä, gen. rugihen, = f. ruis. Vgl. auch 
f. kauneus, kar. kaunehus, Schönheit, von kaunis. Vgl. s. 55. 

2) In der Tidskr. f. Philol. VII, s. 218, 245 f., 313. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stamme auf -i. 99 

kaide c , weberkamm, skeiä 1 undluode', wasserfluth, nord- 
westwind (s. das wortverz.), kann man über die ursprüng- 
liche form des Stammes in den germanischen sprachen in 
zweifei sein, bei vaate c , kleidung, vää, über die form der 
endung im finnischen. 2 Dagegen ist die endung -is nach 
den gewöhnlichen lautübergängen in 1. urtas, kraut, got. 86 
vaurts und aurti-, und in sw.-l. vadas, grobes wollen- 
zeug, vdä, vorauszusetzen. Von der Vermischung mit den 
a -stammen, die bei fem. frühzeitig im altn. wenigstens im 
nom. und acc. sing., den einzigen flexionsformen , die hier 
in frage kommen können, eingetreten ist, kommen nur ein- 
zelne spuren besonders im lappischen vor, wie z. b. sw.-l. 
suokno, Mrchspiel, söhn, und vielleicht noch einige wenige 
(L viste, s. 83). Bei masculinis findet eine solche Ver- 
mischung schwerlich irgendwann deutlich statt. 

In einigen Wörtern, die vor dem stammauslaut einen 
dental haben, treten im läpp, einige eigenthümliche über- 
gangsformen ein, die wir besonders betrachten müssen. 
Diese Wörter sind zunächst savcca, gen. savca, schaf, 
saufir, in allen mundarten; nw.- und sw.-l. lakca oder 



1) Nach Fritzner hat altn. skeiä (in allen bedeutungen) im pl. nur 
-ir , nach Johnsen -ar und -ir, während Sv. Egilsson nur ein beispiel 
für -ir, aber 4 für -ar und 4 för -r anführen kann (alle freilich in 
der bedeutung ' navis cursoria'). Vgl. unten s. 105. 

2) Insofern weps. väteh im gen. nicht, wie man erwarten sollte, 
väthen hat, sondern vätken. Die finn. worte auf -e c , gen. e(h)en, 
sondern sich nämlich im weps. in zwei verschiedene abtheilungen. Die 
eine hat im gen. -eben, -hen, wo das h aus älterem s entstanden 
sein muss; in der anderen, wozu namentlich eine anzahl ableitungen 
aus verbis gehören , tritt dagegen in der flexion ein g oder k ein (gen. 
-egen, -ken), welches also vermuthlich das ursprüngliche sein muss. 
Wie streng dieser unterschied durchgeführt ist, weiss ich nicht genau; 
wenn man nicht eine Vermischung der beiden abtheilungen annehmen 
kann, muss wol in dem genannten worte eine weitere ableitungsendung 
hinzugefügt sein; jedesfalls kann man dessen Zusammenhang mit altn. 
vdä und verwandten Wörtern kaum bezweifeln. — Wie die endung in 
f. tarve c , gen. -rpeen, bedürfniss, aufzufassen ist, wage ich nicht 
zu entscheiden; einen unmittelbar entsprechenden i- stamm kenne ich 
in den älteren german. sprachen nicht; erst im altsw. hat parf im pl. 
ausschliesslich parvir. S. Kydqvist, Sv. spr. 1. II, s. 61. 

7* 



Digitized by VjOOQ IC 



100 Stämme auf -i. 

lafca, gen. lavca, rahm, flaidir pl., und vielleicht sw. - 1. 
grauca (oder rakca), grütze, brei, grautr, gen. -tar. 4 
Es fragt sich nun, auf welche weise der laut c (d. h. ts) 
hier zu erklären ist. Man könnte sich denken , dass c bloss 
für t oder d stände , wie es denn in einzelnen worten einem 
finn. t (d) entspricht, z. b. buoccat, krank sein, = finn. 
potea; 1. giecce, oheim, = f. setä. Diess wir5 indessen 
dadurch sehr unwahrscheinlich, dass sich sonst nie in ent- 
lehnungen aus den nordischen sprachen ein solcher Übergang 
nachweisen lässt 2 Viel natürlicher ist es, in dem s -laut 
das ursprüngliche nominativzeichen zu sehen , wie auch schon 
früher andere gethan haben. Dem anschein nach würde es 
am nächsten liegen, anzunehmen, dass z. b. savcca geradezu 
von einem altn. nominativ *sauäs ausgehe. Eine solche 
form würde indessen schwerlich zu der entwickelungs- 
geschichte der nordischen sprachen stimmen, da das aus- 
lautende -s bereits zu r geworden zu sein oder jedesfalls 
sich demselben stark genähert zu haben scheint, ehe der 
stammauslaut fortfiel; ebensowenig stimmt dieselbe zu der 
Sprachgestaltung, aufweiche die übrigen älteren entlehnun- 
gen zurückweisen, indem diese sonst stets bewahrung des 
87 stammauslautes voraussetzen; endlich würde der regelmässige 
Übergang von *sauäs nicht einmal savcca sein, sondern 
*savdas, wie wir unten sehen werden. Es ist also eine 
andere erklärungsweise zu suchen, und eine solche bietet 
sich auch. Bedenkt man nämlich, dass alle lehnworte, 
welche auf -ca endigen, zu den Massen altnordischer nomi- 
nalstämme gehören, welche sonst im läpp, in der regel.die 
endung -as bekommen, ja dass diese, wie wir im folgenden 
sehen werden, zum theil neben -ca vorkommt, so wird es 
höchst wahrscheinlich, dass diess nur eine Veränderung der 
vollständigeren endung - a s (einerlei welchen Ursprung diese 
sonst hat) mit vorhergehendem dental, t, d, 4, ist; wegen 
einer besondern attraction zwischen diesen und dem gleich 

1) Hieran schliessen sich ferner noch einige andere, die wir im 
folgenden zu besprechen haben werden. 

2) L. gicce, junge ziege, kann man nicht zum beweis anführen; 
vgl. s. 94 note 1. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -i. 101 

articulierten s wird das schwache, tonlose a ausgestossen 
und jene schmelzen zu c zusammen; gewöhnlich wird dann 
ein neues a angefügt, das aber in mehreren dialekten fehlen 
kann. 1 Ich nehme also an, dass z. b. savcca durch con- 
traction an die stelle der eigentlich zu erwartenden form 
*savdas getreten ist, und dass diese wiederum auf eine 
grundform * Saudis zurückweist u. s. w. * Zur vergleichung 
mit dem so vorausgesetzten Übergang lässt sich z. b. anfüh- 
ren, dass dem f. kahdeksan, acht, 1. gavce für *gav- 
tase, dem f. yhdeksän, neun, L ovce für *ovtase 
entspricht. Eine ganz ähnliche zusammenziehung von -as 
hat auch nach n stattgefunden, wenn sich neben dem 
gewöhnlichen vänas, boot, die nebenform väncca, vänca 
(Friis Sprogpr. s. 89, 90, 91 von Karlsö) oder vence 
(ebenda s. 107 von Vefsen) findet, und ebenso nach Lindahl 
und Öhrjing sw.-l. 'vints' neben 'vadnas'; eigentlich 
sollte vänas zu *vänsa werden, aber für s tritt c ein, 
welches leichter nach n auszusprechen ist. 8 Diess wirft 88 
wiederum licht auf das oben (s. 90 note 3) angeführte wort 
vuoncca, huhn, hahn, das sich also^zu einer der grund- 
form *hönis- entsprechenden form * vuon a s ebenso ver- 
hält, wie väncca zu vänas. 4 Der umstand, dass das n 



1) Merkwürdig ist es, dass dieser Übergang nie bei 1. -es = 
urspr. -as eintritt. Ganz in Übereinstimmung hiermit stehen indessen 
andere verwandte erscheinungen , z. b. dass e (= urspr. a) nie als 
auslaut in der zweiten silbe fortgeworfen wird, während diess oft bei 
unursprünglichem a (für i, e, u, y) der fall ist. 

2) Auf diese weise wird lafca, lakca vielleicht auch einer 
älteren pluralform *flautis entsprechen können, indem I verkürzt wer- 
den muss. 

3) In einzelnen finn. mundarten kommt eine einigermassen ähn- 
liche metathesis von h nach n , 1 , r vor , wenn diesen ein kurzer vocal 
vorhergeht, z. b. venhe, gew. vene', weps. veneh, boot; murhe, 
gew. mure\ 1. mora§, sorge; valhe, gew. vale', lüge; unhotan 
und unohdan, ich vergesse. Vgl. Renvall, Finsk spräklära (Abo 
1840), s. 44 f. 

4) Eigentlich ist diess wol ein collectivum und in der anderen 
nominativform vuon ces soll die endung -es vielleicht nur bestimm- 
ter den singular ausdrücken; ausserhalb des nom. verschwindet der 
unterschied, z. b. gen. vuonca. 



Digitized by VjOOQ IC 



102 Stamme auf -i und auf -u. 

erhalten ist, zeigt zugleich, dass hier eine spätere zusam- 
menziehung vor sich gegangen ist, da n s im falle ursprüng- 
lichen zusammenstosses hätte assimiliert werden njtüssen (vgl. 
das öfter angeführte ga^e s. 75). Eine noch stärkere 
zusammenziehung hat endlich im läpp, guösse, gen. guöse, 
gast, stattgefunden, das sicherlich in ähnlicher weise von 
einer grundform *gastis ausgeht (vgl. s. 61. 98) und für 
*guösce stehen muss; die ungewöhnliche anfügung eines 
e anstatt a hat wahrscheinlich die bestimmung, dieses wort 
von guossa, tanne, zu unterscheiden. 

3. Stämme auf -u. 

In den germanischen sprachen hat diese klasse am 
längsten den stammauslaut behalten; man trifft ihn nicht 
nur auf den ältesten runendenkmälern, wie £M*MV owlpu- 
(scheidebeschlag von Thorsbjerg), das wahrscheinlich eine 
ungenaue Schreibung für wölpu- = altn. Wir, got. vidpus 
ist , sondern auch in den etwas jüngeren * und im gotischen. 
Wie in den aus dem litauischen aufgenommenen worten — 
z. b. f., wot. turku, ehst. turg, gen. tum, markt, 2 = 
lit. türgus, acc. turgi\% f. olut, gen. oluen, wot. ölut, 
ehst. olut, olu, weps. olus, bier, 3 = lit. alüs — findet 
er sich im finnischen auch in den meisten Wörtern germani- 
scher herkunft wieder, indem diese theils auf -u (vielleicht 
auch -o), theils auf -us oder häufiger -ut endigen, indem t 
an die stelle von s getreten ist, wie in einigen dialekten 
nach e (s. 29 note 2) und wie im finn. olut neben weps. olus. 



1) S. Wimmer, N.-ord. böjn., s. 73 ff. Bugge in der Tidskr. f. 
Philol. VII, s. 350 ff. 

2) Im f. jetzt öfter tori von sw. torg, wogegen Turku fast nur 
als eigenname = Abo gebraucht wird. Zur altersbestimmung der ent- 
lehnungen aus dem lit. und slaw. verdient es übrigens im vorbeigehen 
bemerkt zu werden, dass lit. türgus nicht ursprünglich, sondern wie- 
derum aus dem slaw., speciell dem russ. TOOrt> torg entlehnt ist. 

3) Vgl. s. 68 note 2. L. vuol(a), pl. vuollagak (nach Leem) 
scheint, der flexion nach zu urtheilen, wieder aus dem finn. aufge- 
nommen und nicht aus dem altn. entlehnt zu sein; es muss jedoch da 
eine Vermischung von s und g eingetreten sein , vgl. s. 99 note 2. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -u. 103 

Hierher gehören im finn. a) hattu, hut, höttr; paanu, 
schindel, spann; vanttu, handschuh, vöttr; vaunu, wa- 89 
gen; 1 vielleicht pallo (auch palli), ball, böllr und paljo, 
viel (s. 60 note 2). ß) ailut, gen. -uen, plage, got. aglus, 
övaxolog (s. 97 note 2); 2 airut, gen. -uen, -u(h)un, 
böte, got. airus; vantus, vantut, gen. -nttu(h)un, « 
vanttu. 

Dem finn. und urspr. -u entspricht 1. -o in balkko 
(s. das wortverz.), bölkr; ballo, ball; barkko, rinde, 
börfar; gatto, katze, köttr; latto, glied (s. 73). 3 Dem f. 
-ut für -us entspricht 1. -as in ajras, böte (vgl. 1. suor- 
ina s = f. sormus, s. 38); in analoger weise darf man 
ein urspr. -us auch wol in gjelas, Mel, hjölr, ursprüngl. 
*JWws, lädas, glied, got lipus und valas (s. das wort- 
verz.), got. vcdus* wiederfinden, sowie auch mit der bei den 
i- stammen besprochenen zusammenziehung in fac(ca), 
handschuh, und viercca, widder, veftr, got. viprus (vgl. 
Kydqvist II, s. 142); in diesem letzteren wort muss man 
wahrscheinlich zugleich eine consonantenumstellung zur Ver- 
meidung der im läpp, unsprechbaren lautgruppe dr oder dr 
(s. 79) annehmen , oder es ist d ausgestossen und c wie in 
väncca (s. 101) zu erklären. 5 



1) Altn. vagn ist zwar ein a -stamm, aber altsw. vaghn zeigt ein- 
zelne spuren der u-flexion; s. Rydqvist II, s. 148. 

2) Gewöhnlich wird diess wort als eine diminntivform von ailas 
(s. 86) betrachtet; aber eine solche müste *ailahut lauten, wie lam- 
pahut von lammas, schaf; venehyt von vene c , boot. Vgl. Ka- 
levala » (1868) einl. s. VI. 

3) In 1. hatta, hut, und birdna (Priis Sprogpr. s. 100) neben 
birdne (das. s. 96), bar, könnte a = u sein, es ist aber doch richti- 
ger nach s. 81 f. zu erklären als ein jüngerer zusatz. 

4) Vermuthlich auch in sw. - 1. a r n e s , adler , örn , urspr. * arwus, 
wo ich annehme, dass -es, wie so oft in diesem dialekt, unrichtig 
für -as gebraucht ist. So haben Lind. u. Öhrl. auch z. b. suormes 
neben suormas. 

5) Gegen Dietrichs erklärung dieses Wortes (Hoefers Zeitschr. HI, 
s. 40) als 'das isl. for' (d. h. fär; dan., sw. fär) 'mit der läpp, deri- 
vation -ats' (soUte -aö heissen, nom. gewöhnlich -as, s. Priis 
Gramm. § 156, 4) spricht, wie man leicht einsieht, die form sowohl 
der Stammsilbe , als der endung. — Bei Lindahl und Öhrling wird 



Digitized ty VjOOQ IC 



104 

90 n. Consonantische stamme. 

4. Einsilbige consonantische stamme. 

Von den in diese Hasse gehörenden nicht zahlreichen 
worten sind einige feminina und zwar zum theil in ziemlich 
alter gestalt in die* finnischen sprachen aufgenommen. Im 
gotischen endigen diese Wörter im nom. auf -s, z. b. nahts, 
nacht, wo es bestritten werden kann, ob das -s dasselbe 
ist, wie in lat. nox für *noct-s oder gr. vi% für n>xr-£, 
oder ob diese form nach der analogie der i- stamme gebil- 
det ist; im altn. ist sie dagegen wie bei den i- stammen 
aus der ä-declination entlehnt. Diess letztere kann jedoch 
noch nicht in der spräche der fall gewesen sein, welche 
den älteren entlehnungen im finn. und läpp, zu gründe liegt, 
wenngleich auch die hier vorkommenden formen verschier 
dene erklärungen zulassen. Wenn so z. b. dem altn. rot, 
pl. rcetr, das 1. ruotas, wurzel, entspricht, so lässt sich 
diess nur aus einer ursprünglichen nominativform auf -s 
erklären; ob diese *röts gelautet hat oder vielleicht aus der 
i- oder, was jedesfalls weniger wahrscheinlich ist, der 
u -Hasse entlehnt gewesen ist, ist schwieriger zu entschei- 
den; im ersten fall wäre das a in ruotas als ein einschub 
zu betrachten, wie wenn die namen Niels und Lars — um 
einige neuere beispiele zu geben — im läpp, nothwendig 
zu Nil a s und Laras werden müssen (Friis Gramm, s. 21) 
oder torsdag, donnerstag, zu duorasdak (vgl. s. 79). Zu 
dieser declinationsart gehört wol auch 1. gajcca, geiss, 
got. gaits (das aber vielleicht eher ein i -stamm ist), altn. 
geit, pl. geitr, mit derselben abweichung, die wir von den 
i- und u -stammen her kennen. Dass wir hier eine zusam- 
menziehung haben, aber nicht in ruotas, 1 ist ein Zufall, 

neben lattas, artus, membrum, auch die nebenform 'letse' aufge- 
führt, welche dem oben angeführten vence, vints vollständig parallel 
ist und zugleich die gegebene erklärungsweise bestärkt. — Das ebenda 
vorkommende 'arts\ adler, eine nebenform von arnes, muss für 
*arns(a), *arnc(a) stehen. — Abweichend ist f. vanne', gen. van- 
teen, fassreif, got. vandus. 

1) Doch wird bei Lind. u. Öhrl. neben 'mottes' auch die form 
'ruotts' angeführt, die gewiss mit unrecht von Stockfleth mit ruoc 
statt mit ruoc umschrieben ist. 



Digitized by VjOOQ IC 



Einsilbige consonantische stamme. 105 

den ich eben so wenig erklären kann, als warum es urtas, 
aber savcca; ladas, aber fac(ca) heisst. — An die ein- 
silbigen consonantischen stamme schliessen sich wie bekannt 
noch einige stamme auf einen langen vocal an. Von die- 
sen kommt im läpp, eins vor, nämlich &ussa, gen. gusa, 
kuh, kyr, stamm M-; hier ist -s nominativzeichen und -a 
das gewöhnliche anhängsei; der übrigens etwas räthselhafte 
umlaut im altn. fehlt noch. 

Im finnischen kommen einige dieser worte mit der 91 
endung -e c vor, die auf eine Vermischung mit den i- stam- 
men hindeuten kann, die aber auch die natürlichste, ja 
gewiss einzig mögliche form wäre, in der ein einfaches -s 
wiedergegeben werden konnte. Solche worte sind ranne c , 
gen. ranteen, rand, handgelenk, rönd, pl. rendr und 
randir; ruoke c , gewöhnlich im pl. ruokkeet, hosen, 
brök, pl. broekr; 1 vielleicht auch f. turve\ gen. turpeen, 
torf , ags. turf, pl. tyrf, aber altn. torf neutr. 2 Wie nun 
auch diese endungen zu erklären sind, so weisen doch sowol 
die finnischen als die lappischen formen auf eine stufe zurück, 
die älter ist als das altnordische, und die Übereinstimmung 
zwischen beiden verdient um so mehr aufmerksamkeit , als 
die entlehnten worte verschieden sind und also nicht von 
einander beeinflusst sein können. 

Von anderen endungen findet sich im läpp, a (= urspr. 
i) in ajka, eiche, und dem unzweifelhaft jüngeren ridda, 
gatter, grind. Einige andere der Wörter, die im altn. hier- 
her gehören oder- von denen wenigstens nebenf onnen nach 
dieser klasse vorkommen, sind wie ä- stamme behandelt, 



1) Ruoke c könnte auch von einer alten pluralform *brök%8 = 
altn. brcekr (vgl. Lyngby in der Tidskr. f. Philol. VI, s. 38 f.) aus- 
gehen, an welche dann wieder die finn. pluralendungen angehängt 
sind; vgl. 1. juovlak s. 51 note 2. 

2) Was ferner zweifei betreffs dieses Wortes erregt, sind die 
schwankenden formen der finn. schwestersprachen (s. das wortverz.). 
Möglicherweise wäre auch f. kaide c , weberkamm, eigentlich hierher 
zu ziehen, vgl. s. 99 notel, vielleicht auch lanne 1 , gen. lanteen, 
lende , vgl. s. 95 , dessen sw. pluralform länder jetzt wie ursprünglich 
einsilbige Wörter mit dem * acutus 1 ausgesprochen wird , s. Rydqvist II, 
s.60, 155. 



Digitized by VjOOQ IC 



106 Stämme auf -nd, -r und auf -n. 

ohne dass man jedoch immer an den jüngeren altn. Übergang 
im nom. und acc. (vgl. s. 91) denken müste, z. b. markka, 
mark, geld (auch got. marka); nuotta, 1. nuötte, netz, 
not; panka, panku, spange; ranta, Strand; tanko, 
1. staggo, stange (auch ahd. stanga); 1. mielkke, mijch, 
wahrscheinlich nach s. 82 f.). 

5. 6. Stämme auf -nd und -r 

begegnen uns hier sehr selten. Von ersteren findet sich 
zwar im läpp, b o an da, bauer, hausherr, böndi, sw.-l. 
(band a bei Lind. u. Öhrl., puonda bei Tornaeus) auch als 
92 adj. , reich , doch ist diess wort gewiss jünger und gehört 
also eher zur nächsten Hasse. 1 Ein r- stamm ist f. tytär, 
tochter, aber nichts deutet speciell auf eine entlehnung aus 
einer germanischen spräche hin (eher könnte es = Iit. dukte, 
stamm dukter- sein, wie sisar, sisär, Schwester, wol = 
lit. sesu, st. seser- ist). F. vaari, muori, estn. war, 
mör (von alten männern und weibern) sind moderne entleh- 
nungen aus sw. far, mor. 

7. Stämme auf -n. 

Neben den a -stammen ist diess die am stärksten ver- 
tretene Masse unter den lehnworten. Die masculina enden 
im Ann. fast immer auf -a, -ä, selten auf -o und -i, im 
läpp, meist auf - e , auch auf - o , seltener auf - a. Die femi- 
nina enden im finn. auf -o oder -u, -y, seltener auf -a, im 
läpp, fast immer auf -o, nur selten auf -a oder -e. 
Beispiele für masculina sind: 

finn. a) auf -a: haikara, reiher, hegri; haka, ein- 
gehegtes feld, hagi; hekuma, wollust, hegomi; herra, 
herr, herra; herttua, herzog, hertugi; kakra, kaura, 
hafer, hafri; kelkka, kleiner Schlitten, kjdlki; maana- 
als gen. in maanantai, montag, mani; maha, bauch, 
magi; puola, spuhle, spöli; pusa, beutel, posi; rauta, 
eisen, rauäi; siima, seil, simi; silat pl., pferdegeschirr, 



1) Eigentlich dasselbe wort, aber mehr verstümmelt, ist vielleicht 
1. boadnja (Friis Sprogpr. s. 32) oder boadnje (das. s. 90), 
ehemann. 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -n. 107 

tiima, stunde, timi; tuuma, zoll, pumi; vaiva, mühe, 
(s. 57); vara, vorrath, behutsamkeit, vari; vartia, Wäch- 
ter, got. vardja. — ß) auf -o: mato, wurm, got. mapa; 
mako, magen. — y) auf-i: (k)reivi, graf; rakki, hund, 
rakki; vanki, gefangener, sw. fange; ^tuomari, richter, 
dömari u. dgl. 

läpp, a) auf -e: avkke, vortheil, auki; daelle, ge- 
frorener schnee, peli; ruövdde, eisen; spüle, Schwager, 
svili; stadde, amboss, stedi; vajvve, mühe. — ß) auf 
-o: männo, mond; moallo, brocken, moli; murkko, 
nebel, myrkvi; staddo = stadde; stoalppo, pfosten; 
vaddo, gefahr, vandi. — y) auf -a: guödda, lassen, 
koddi; haerra, herr; vuoksa, ochse. 

Beispiele für feminina sind": 93 

finn. a) auf -o: aalto, welle, alda; ahjo, esse; 
kakko, kuchen, kaka; kallio, klippe, hella; kaltio, 
quelle, kdda; kammio, kammer, skemma; kello, glocke, 
skella; kirkko, kirche; lato, scheune, Mada; lukko, 
schloss, riegel, loka; paasto, fasten; saatto, heuhaufen, 
sala; teljo, ruderbank, pilja; tunkio, mist, dyngja; 
tuhto, ruderbank, popta; vahto, schäum, got. hvapö; 
varjo, schirm, schatten, verja; viikko, woche. — ß) auf 
-u: ahku, aschenhaufen; hamppu, hanf, sw. hampa; 
housut, hosen, hosur; kaakku = kakko; kaapu, man- 
tel, kdpa; kannu, kanne; katu, gasse; kirnu, butterfass, 
kirna; kiulu, milchkübel, sw. skjvda; koulu, schule, sw. 
skola; lamppu, lampe; lykky, glück, sw. lycka; mylly, 
mühle; myssy, mutze, sw. mössa, älter myssa; pannu, 
bratpfanne; piippu, pfeife; pyssy, büchse; pöksit, puk- 
sut, hosen, sw. lyxor; reisu, reise; reppu, ranzen, 
skreppa; riimu, halfter, grima; sunnu-, in sunnuntai, 
sonntag, sunna; tasku, tasche; tikku, stöckchen, Splitter, 
sw. slieka; tiinu, kübel mit deckel, sw. tina. — y) auf -a: 
huora, hure, hora; likka, mädchen, sw) flicka; piika, 
mädchen, sw. piga; piina, pein; rotta, ratte, sw. rätta; 
tupa, stube. 

läpp, a) auf -o: a§üo, häufe glühender kohlen, nw. 
esja; bärro, welle, bära; biello, schelle, Ijalla; bruggo, 



Digitized by VjOOQ IC 



108 Stämme auf -n. 

brücke; duofto, ruderbank; gadno, kanne; gakko, 
kuchen; galddo, quelle, brunnen; girkko, Mrche; goallo, 
lampe , kola ; g u j g g o , junge kuh , Jcviga ; lado, scheune ; 
likko, glück; millo, mühle; misso, molken, mysa; 
rejso, reise; rujto, eiserner topf , grfta; ruoddo, rede, 
rceäa; spalfo, schwalbe; stoppo, stube; vakko, woche; 
vidno, beschäftigung, arbeit, vinna; vuolppo, rock, ölpa; 
vaerjo, waffen. — ß) auf -a: biga, mädchen; buvsak 
pl., hosen; fjervva, Strand , fjara ; fuorra,hure; sakka, 
nachricht, saga; sodna-baejvve, sonntag. — y) auf -e: 
sivlle, mast, sigla. 

Von neutris kommt schwerlich eins ausser hertta, 
herz (vgl. s. 59) , vor. 

In allen diesen endungen erkennt man im ganzen deut- 
lich die zu gründe liegenden formen, zum theil auch auf 
verschiedenen entwickelungsstufen. Im gotischen enden 
bekanntlich die masculina im nom. auf -a und die feminina 
auf -ö, welche laute durch die ganze flexion (ausgenommen 
dat. und gen. masc.) hindurch beibehalten werden; hiermit 
stimmt auch die spräche unserer ältesten runeninschriften 
überein, wo sich z. b. im nom. masc. MRM* m(a)r(i)la 
(Etelhem), im gen. M<$YW9\4 pramngan (Tanum), im nom: 
94 fem. £+n fi(n)no (Berga), H£RR£ hariso (Himlinghöje) x 
findet. Diese selben alten nominativendungen müssen nun 
auch unzweifelhaft bei lehnwörtern der älteren gruppe vor- 
ausgesetzt werden, zu denen z. b. von masculinis f. rauta, 
vaiva, vartia, 1. ruövdde, vajvve u. m.a., von femini- 
nis einige der lappischen und, wenn nicht alle, doch die 
allermeisten finn. worte auf -o gehören; dass ursprüngliches 
-ö zu -o verkürzt wurde, ist eine nothwendige folge der 
finnischen lautgesetze (vgl. s. 29. 33.) 2 Im gewöhnlichen 



1) Betreffs dieser letzten zwei worte nrass ich mich unbedingt an 
Bngges auffassung derselben als stamme auf -an, -on anschliessend 
= altn. Firma, Hersa; s. Tidskr. f. Philol. VII, s. 245, 251. 

2) Man könnte vielleicht bei Worten , die auf dieser stufe aufge- 
nommen sind, spuren der bewahrung des urspr. -n erwartet haben; 
dass solche nicht vorkommen können, geht aus dem s. 85 note2 gesag- 
ten hervor. Worte wie peruna, kartoffel, viikuna, feige, väskynä, 



Digitized by VjOOQ IC 



Stämme auf -n. 109 

altnordischen |Wie im altschwedischen endigt dagegen der 
nom. sing, im masc. auf -i, im fem. auf -a; aber da fast 
alle anderen casusformen im sing. resp. auf -a und -u 
enden, so ist es nicht zu verwundern, dass diese endungen 
im finn. und läpp., wenigstens bei den nicht ganz modernen 
entlehnungen, ein vollständiges übergewicht über den nom. 
erhalten haben. l Es ist in dieser hinsieht lehrreich , die 
formen dieser worte in den nordischen grenzdialekten zu 
betrachten. In (dem östlichen) Nyland ist nach meinen 
beobachtungen die regel die, dass zweisilbige worte, deren 
erste silbe lang ist, oder worte von mehr als zwei Silben 
im masc. auf - e (das auch fehlen kann), bestimmt auf - e n 
(-n) oder -an, pl. -ar enden, im fem. sowol auf -a als 
auf -o ganz ohne unterschied, bestimmt -ow, pl. -or; nach 95 
einer kurzen silbe endet dagegen das masc. auf -a, best. 
-an,, pl. -ar, und das fem. auf -w, best, -«w, pl. -wr, 
z. b. skipar*, schiffer, mön e , mond, best. mön e n (oder mon), 
böndf, bauer, aber haga-n, das eingehegte feld, pqsa-n, 
der beutel, skada-n, der schade; Uno oder tina, kübel mit 
deckel, best. t%non, pl. Unor, ebenso reiso{a), reise, stikko{a), 
stöckchen, Splitter, tungo(a), zunge, grtmo(ä) y halfter, aber 
Tcaku, -n, -r, laib, kuchen, ebenso stuvu, stube, viku, woche, 
ladu, scheune. Ein ganz ähnliches verhältniss findet in den 
ehst.- schwedischen und österbottnischen mundarten und, wie 
es scheint, auch in den nordschwedischen 2 und einigen nor- . 

zwetsche, u. desgl. von sw. päron, fikon, sveskon, müssen sehr neu 
sein, vgl. Bydqvist H, s. 212, 215 ff., 220 ff., auch oben s. 82. 

1) Namentlich ist die masculinendung -i selten. Durchgehends 
findet sie sich jedoch im finn. in der ableitungsendung -ari (-uri), 
wie leikari, gaukler; lääkäri, arzt, sw. lakare; maalari, maier; 
suutari, schuster, sütari; tuomari, richter. Es ist daher möglich, 
wenngleich nicht ganz sicher, dass diese endung von anfang an als 
Ja -stamm aufgenommen wurde, s. s. 94; vgl. Rydqvist H, s. 205 f. 
Das bei masculinis seltene -o ist wahrscheinlich eine modification von 
ursprünglichem -a; vgl. s. 89 note 1. In femininis entspricht läpp, -a 
gewiss meistens einem urspr. - a (vgl. s. 38) ; dass es jedoch auch aus 
-u entstehen kann, zeigt 1. sodnabaejvve (f. sunnuntai), Sonn- 
tag, sunwudagr, wo s o dna unmöglich vom altn. nominativ aus- 
gehen kann. 

2) Vgl. z. b. Widmark, Vesterbott landskapsmal, s. 15. 



Digitized by VjOOQ IC 



110 Stämme auf -n. 

wegischen 1 dialekten statt, also ungefähr denselben, die 
noch jetzt den alten unterschied zwischen kurzen und langen 
vocalen bewahrt haben. Man sieht also, dass der nomina- 
tiv mehr oder weniger durchgehends von den anderen casus 
(zunächst dem acc.), wie in den ins finnische und lappische 
aufgenommenen Worten, verdrängt worden ist, ja, obwol 
man in letzteren durchaus keinen unterschied in der endung 
in folge der verschiedenen quantität der Stammsilbe sieht, 
ist es doch vielleicht denkbar, dass gerade die genannten 
dialekte, welche eine sehr ausgedehnte an Wendung von der 
endung -a fürs masc. und -o oder -u fürs fem. selbst nach 
dem vertust der alten flexion machten, etwas zur wähl die- 
ser endungen auch bei solchen entlehnungen beigetragen 
haben können, welche sich aus einer ziemlich neuen zeit 
herschreiben müssen. 

Während so die jüngeren entlehnungen aus den nordi- 
schen sprachen ebenso wie alle die älteren noch die ursprüng- 
lichen volleren vocale in den endungen bewahrt haben, sind 
die in die südlichsten dialekte , namentlich das ehstn. und liv., 
aus dem (nieder -) deutschen aufgenommenen worte leicht 
daran kennbar, dass sie alle auf -i (liv. zum theil -ö) ■= 

d. -e endigen, z. b. ehst. ked', gen. kedi, liv. ked', sked', 
sköd', pL -d'öd, kette; e. köl', gen. köli, 1. sküol, pl. -öd, 
schule; e. lamp, gen. lambi, lampe; e. müt's, 1. mütg, 
mutze; e. pöl', gen. pöli (auf Dago pöl, gen. pöla nach 
demsw.), 1. spüol', SpuoT, spule; e. pfis's (aber dorp.-e. 
püss, gen. püssü), büchse; reiz', gen. reizi (neben reiz, 
gen. reizu nach dem sw.), 1. reiz, pl. reiz öd, reise; 

e. rot't', gen. roti, L rot', pl. rotld, ratte; e. sep, gen. 
sebi, seife, u. v. a. 

Ferner ist noch zu bemerken, dass sich von den auch 
in den germanischen sprachen wenig zahlreichen stammen 
auf -in oder -jan nicht viele spuren finden. Doch kann 
man vielleicht f. äiti, mutter, got. aipei, und kauni, 
schmuck, got. shaunei, hieher stellen. 



1) Vgl. Aasen, Norsk Gramm. § 113. § 162 s. 137 f. § 169 s. 146. 

Digitized by VjOOQ IC 



Verbum. 111 

B. Verba. 

Als entlehnungen betrachtet, bieten die verba bei wei- 
tem nicht das interesse und die abwechselung, wie die 
nonüna. Zunächst sind die meisten verba, deren wurzel 
germanisch ist, nicht als solche aufgenommen, sondern sind 
selbständige ableitungen von entlehnten nominibus; sie gehen 
uns also eigentlich hier nichts an, sondern gehören in die 
wortbildungslehre der einzelnen sprachen. Ferner sind selbst 96 
bei den wirklich entlehnten verbis die endungen nicht so 
wol erhalten oder so bestimmt ausgeprägt , wie die der 
nomina, sondern richten sich mehr nach den eigenen for- 
men der sprachen;/ und endlich ist.fter gröste theil derselben 
jüngeren Ursprungs. 

Im finn. ist eine der gewöhnlichsten endungen 

1. pers. -itsen, inf. -ita, auch -in, -ia. Unter den 
älteren entlehnungen kommt diese vorzugsweise bei urspr. 
schwachen verbis auf -ja- (prät. got. -idä) vor; die Wur- 
zelsilbe ist hier zugleich stets unumgelautet , selbst wenn 
sie lang ist und also im altn. den umlaut durch die ganze 
flexion hindurch behält. Ich zweifele nicht daran, dass die 
wähl dieser endung keine zufällige ist, sondern ihren grund 
in der ursprünglichen ableitungsendung hat, namentlich in 
der gestalt, wie sie im prät. zum Vorschein kommt. 1 Hier- 
her gehören lukita oder lukkia, verschliessen, lykja\ 
valita, valia, 2 wählen, vdja; mainita, mainia, er- 
wähnen, vgl. ahd. nteinjan, ags. manan; nautita, naut- 
tia, gemessen, neyta; tuomita, urtheilen, doema. Aber 
diese endung findet sich auch in einzelnen worten mit ande- 
ren grundformen und besonders bei einigen selbständigen 
ableitungen, meistens von subst. auf-i; z. b. hallita, 
beherrschen, hdlda; keritä, scheeren, skera; tarvita, 



1) Vgl. f. miettiä (1. smiettät), erwägen, =» russ. M^THTb 
meüt', bezeichnen, componiert mit c- s-, berechnen; f. maani a , 
locken, = russ. Mau» Tb manit'. 

2) Dass diess nicht eine ableitong von f. vali, öfter vaali, 
wähl, ist, sieht man daraus, dass das weps. das verbum valita hat, 
während ihm das genannte Substantiv fehlt. 



Digitized by VjOOQ IC 



112 Verbum. 

bedürfen (wahrscheinlich abgeleitet von tarve c , bedürfniss), 
kalkita, tünchen (von kalkki, kalk); leikitä, leikkiä, 
spielen (von leikki, spiel) ; merkitä* bedeuten (von 
merkki, zeichen); vangita, fangen (von vanki, gefan- 
gener); satuloita, satteln (von satula, sattel). — Mit 
vorangehendem a scheint diese endung endlich in ein paar 
Worten der gotischen conjugation in -ai- zu entsprechen, 
nämlich armaita, sich erbarmen, got. arman, prät. 
armaida (doch könnte es vielleicht auch von armas* lieb, 
abgeleitet sein), und ansaita (auch asnata), verdienen, 
ahd. amen. 

Eine zweite sehr gewöhnliche endung ist 
1. pers. -aam (urd|j. und weps. -adan), inf. -ata. 
Diese gehört besonders den verbis an, deren stamm im altn. 
und sw. auf -a- 1 ausgeht, kommt aber doch auch bei 
97 anderen vor; z. b. maalata, mahlen; meinata, meinen; 
niiata, sich verneigen, sw. niga; siunata, segnen; sor- 
vata, drehen, sw. svarfva; tavata, buchstabieren, sw. 
stafva; tienata, dienen, u. m. a. Diese sind indessen 
offenbar alle jünger, und wo die Wurzelsilbe eine alte form 
hat, scheinen die verba mit dieser endung immer von Sub- 
stantiven auf -a abgeleitet zu sein; z. b. kaupata, feil- 
bieten , von kauppa, handel ; kiusata, plagen , versuchen, 
von kiusa, ärgerniss; kullata (aber weps. kuldita), 
vergolden, von kulta, gold; lainata, entlehnen, von 
laina, entlehnung; luvata, erlauben, von lupa, erlaub- 
niss; mitata, messen, von mitta, mass; vaivata, pla- 
gen, von vaiva, mühe. Entsprechend der alten sprach- 
gestaltung, für die wir bei den nominibus so manche bei- 
spiele sahen, sollte man vielleicht auch bei unmittelbar 
entlehnten verbis der altn. a-klasse eher erwarten 

1. pers. -oon, inf. -ota, oder -on, -oa; diese endung 
kommt vielleicht in vartoa oder varrota, erwarten, be- 
wachen, varcta, vor. Uebrigens kann ich keine sicheren 
beispiele anführen, die nicht als ableitungen von subst. auf 
-o betrachtet werden könnten, wie varjota, varjoa, 



1) Vgl. f. tuumata, denken, = russ. pjMQTb dumat'. 

Digitized by LjOOQ IC 



Verbum. 113 

beschützen, von varjo, schirm; varota, varoa, sich 
hüten (vgl. das wortverz.) u. s. w. 

Im lappischen , wo im ganzen mehr verba entlehnt sind, 
als im finnischen, sind die gewöhnlichsten endungen: 

1. pers. -im, inf. -it (sw.-l. -et), verwandt mit f. 
-itsen, -ita 1 und ähnlich angewendet. Von älteren ent- 
lehnungen lassen sich so z. b. anmerken arbbit, erben, 
erfa; galddit, entmannen, gelda; laddit, landen, lenda; 
saddit, senden; valljit, wählen; gattit, bewachen, 
gceta; loktit, heben, typta; dubmit (s. 61), richten; 
uskit (s. 67), wünschen; lajddit, leiten; stivrrit, 
steuern; sw.-l. au det, verwüsten, eyäa. Aber dieselbe 
endung wird auch oft bei anderen und jüngeren Worten 
gebraucht, z. b. brukit, gebrauchen; bovddit, bieten; 
dokkit, taugen, duga; hejvvit, passen, geziemen, hcefa; 98 
raddit, herrschen, rdäa (oder von radde, rath?); 

1. pers. -am, inf. -at, = f. -in, -ia, ist seltener, 
z. b. vuoppat, schreien (s. 67); 

1. pers. -a§am, inf. -a§et (Friis Gramm, s. 181) ist 
sicherlich nur eine nachahmung von f. -itsen, -ita, und 
kommt übrigens meist in verbis vor , die von subst. abge- 
leitet sind, z. b. laejkaSet, spielen; darbaäet, bedürfen; 
maerkaäet, bemerken; navdaüet, gemessen. 

1. pers. -edam, inf. -edet, entspricht dem finn. -aan, 
-ata, z. b. sivdnedet, schaffen, segnen. Fast alle verba 
dieser form sind jedoch ableitungen von nominibus, z. b. 
radedet, rathen, von radde; givsedet, plagen; lop- 
pedet, erlauben; vajvedet, plagen; ebenso suddodet, 
sündigen, von suddo, sünde. 



1) Die läpp, endung ist durch eine ähnliche zusammenziehung 
entstanden, wie wenn z. b. vuojggad, recht, gerade (s. 39) in der 
attributiven form (die gewöhnlich durch zusatz von -s gebildet wird) 
vujggis anstatt *vujggide s , *-ggijes lautet, d. h. die zusammen- 
ziehung ist eingetreten, ehe i zu a wurde; das dadurch entstandene 
lange X hat sich unverändert erhalten und bewirkt zugleich, dass der 
vorhergehende consonant durchgehends verstärkt wird. Vgl. Friis 
Gramm. § 132. 

Thomsen, Einfluss d. germ. spwwAen. ^ Q 

f ■ .iVERSiTY^ Digitizedb/GoOgle 



114 Verbum. 

1. pers. -om, inf. -ot 1 kann vielleicht bisweilen auf 
urspr. -ö- = altn. -a- zurückweisen, wie in likot, gefal- 
len, lika; skipot, ein-, ausschiffen, skipa, entspricht aber 
doch auch anderen formen, wie in udnot, gönnen, unna; 
rappot, 1. pers. rabom, ravom, graben, oder ist ablei- 
tungsendung, wie wahrscheinlich in lavggot, baden, von 
lavggo, bad. 

1. pers. -am, inf. -et ist nicht so häufig; es kommt 
sowol bei starken verbis vor, z. b. bädnet, spinnen; 
rldet, reiten; niktet, gemessen, als bei schwachen, z. b. 
mässet, verlieren, missa; vuörddet, erwarten (vergl. 
f. vartoa). 



1) Meist flectiert nach Friis § 132 (contrahiert) , seltener nach 
§. 181. 



Digitized by.VjOOQlC 



m. Rückblick. Sehluss. 

Nachdem wir so im einzelnen die formen entwickelt 99 
und zu begründen versucht haben, in denen die lehnwörter 
aus den germanischen sprachen in den finnisch- lappischen 
erscheinen, wollen wir uns nun zu einer genaueren betrach- 
tung der im anfang der vorausgehenden Untersuchung ange- 
deuteten allgemeinen züge zurück wenden. Es wird zunächst 
klar geworden sein, dass der behandelte einfluss eine folge 
jahrhundertelanger« berührung sein muss und dass er eine 
reihe verschiedener entwickelungsstufen innerhalb der ger- 
manischen sprachklasse abspiegelt. Diese lassen sich jedoch 
ziemlich natürlich unter die zwei hauptstufen zusammen- 
fassen, von denen wir ausgegangen sind, eine ältere und 
eine jüngere. Geringere Verschiedenheiten zeigen sich wie- 
der innerhalb einer jeden von diesen, doch lässt sich eine 
fernere Scheidung nicht wol durchführen. Wir wollen nun 
eine jede von beiden für sich etwas näher betrachten und 
dabei mit der letzteren beginnen. 

Ein jüngerer, d. h. in historischer zeit vor sich 
gegangener einfluss der nordischen sprachen zeigt sich 
namentlich im finnischen (Finnland) und im lappischen. 
Da die trennung der beiden stamme einer durchaus vor- 
historischen zeit angehört, so können wir vor der hand 
sagen, dass kein auf dieser stufe entlehntes wort beiden 
ursprünglich, gemeinsam sein kann. Es herrscht auch eine 
grosse Verschiedenheit in der aufgenommenen wortmasse, 
und wenn wir eine Übereinstimmung finden, so muss diese 
entweder einer parallelgehenden entlehnung zugeschrieben 
werden, oder das wort muss wieder aus der einen spräche 
in die andere übergegangen sein, meistens wol aus dem fin- 
nischen ins lappische (vgl. so lykky, merkki, mylly, 
siunaan u. m. a. im wortverz.). 

8* 

Digitized by VjOOQ IC 



116 Rückblick. Schluss. 

Die in den verschiedenen lappischen dialekten vor- 
kommenden entlehnungen dieser gruppe weisen in der form 
100 wie im wortvorrath selbst speciell auf die gestalt hin , welche 
die gemeinsame nordische spräche allmählich in Norwegen 
annahm. Hierzu stimmen die historischen Zeugnisse, denn 
selbst die schwedischen Lappen hatten im alterthum und 
haben zum theil jetzt noch weit me.hr berührungen mit den 
Norwegern, als mit den Schweden. x Ihr verhältniss zu die- 
sen ist neuer , und der dadurch verursachte sprachliche ein- 
fluss , dessen wirklicher umfang indess sehr schwer zu beur- 
theilen ist, da man fast nur schlechte Übersetzungen als 
anhaltspunkte hat, scheint wesentlich auf die südlicheren 
gestaltungen des schwedisch - lappischen beschränkt zu sein, 
und, wie es auch natürlich ist, am meisten die nordschwe- 
dischen (wester- und nordbottnischen) dialekte abzuspiegeln; 
eine Untersuchung hierüber wird sich jedoch, besonders 
wegen des schlechten materiales, schwerlich lohnen. 

Was das finnische angeht, so muss die einwirkung 
natürlich vom schwedischen ausgehen, jedoch mehr von 
einer älteren gestalt desselben, als von der jetzigen reichs- 
sprache. Wir haben manche beispiele getroffen, welche 
voraussetzen, dass die alte quantität noch erhalten war, dass 
das jetzige ä wie ä und verschieden von o gesprochen wurde, 
dass die diphthonge noch nicht ganz verschwunden waren, 
dass k und g noch nicht die weiche ausspräche angenommen 
hatten, dass mb nicht zu mm zusammengezogen war, dass 
die schwachen substantiva noch die alten Flexionsendungen 
bewahrt hatten u. dergl. m. Bedenkt man, dass die schwe- 
dische spräche seit länger als einem halben Jahrtausend in 
gewissen theilen von Finnland (und Ehstland) festen Fuss 
gefasst hat, so scheint es natürlich, die nächste quelle der 
besprochenen einwirkung in der spräche zu suchen, die sich 
in diesen gegenden entwickelte; und wirklich haben die dort 
lebenden dialekte noch heutiges tages die meisten der oben 
genannten alten züge bewahrt, wie sich denn gewiss auch 

1) Vgl. Munch in den Ann. f. nord. Oldk. 1860, s. 338 ff. Hier- 
nach sind Dietrichs oben s. 6 angef. äusserungcn etwas zu modificieren. 



Digitized by VjOOQ IC 



Kückblick. Schluss. 117 

bei einer genaueren Untersuchung, die durchzuführen ich 
jedoch nicht im stände bin, verschiedene worte als speciell 
in diesen dialekten heimisch erweisen wurden. — Ganz 
ausserordentlich stark tritt diese einwirknng in den mund- 
arten der westlichsten und südlichsten gegenden von Finn- 
land hervor, sie nimmt aber dann allmählich ab, je mehr 
man in das innere des landes und gegen osten kommt; noch 
in der spräche des Kalevala und der übrigen Volksdichtun- 
gen findet man nicht wenige schwedische worte; wenn man 101 
aber zu dem eigentlichen russisch -karelischen oder nament- 
lich zu dem wepsischen kommt , so fehlen sie ganz. * Dafür 
hat das russische natürlich hier einen um so stärkeren ein- 
fluss ausgeübt; so hat z. b. das russ.-kar. riähkä, weps. 
gr'ähk, sünde, von russ. rp1sx7> gröch, aber das finn. synti; 
das russ.-kar. post eli, weps. post el', bett, von russ. 
nocTeAH postelja , aber das finn. sänky; das russ.-kar. 
zakona, gesetz, von russ. 3aKOHi> zakon, aber das finn. 
laki; das weps. melnits, mühle, von russ. MeAbHnu,a 
rnd'nica, aber das finn. mylly. 

Im wotischen, ehstnischen und livischen kommen eben- 
falls mehrere worte nordischen Ursprungs vor, aber nur 
wenige, die nicht auch in Finnland gebraucht würden; 
einige können deshalb vielleicht durch das finnische gegangen 
sein, andere sind auch wol unmittelbar von den dort woh- 
nenden Schweden aufgekommen oder stammen aus den zeiten, 
wo diese gegenden unter schwedischer herrschaft standen. 
Viel stärker ist im ehstnischen und livischen der einfluss 
des deutschen (plattdeutschen). In sprachhistorischer hinsieht 
bietet derselbe jedoch kein besonderes interesse; es kann 
bloss hervorgehoben werden, dass ein grosser theil der im, 
livischen vorkommenden deutschen Wörter nicht unmittelbar 
aufgenommen , sondern durch das lettische gegangen ist. 2 



1) Dasselbe scheint im russisch -lappischen der fall zu sein, nach 
den wenigen gröstentheils ungedruckten proben dieses dialektes zu 
urtheilen, die ich zu sehen gelegenheit gehabt habe. 

2) Vgl. Wiedemann im Bull, de la cl. hist.-phil. de l'ac. imp. de 
St. Petersbg. XVI, p. 217 f., 230. 



Digitized by VjOOQ IC 



118 Rückblick. Schluss. 

Dfe ältere gruppe von entlehnungen unterscheidet sich 
in mehreren beziehungen" wesentlich von der vorhergehenden, 
wenn man auch freilich keine vollkommen scharfen grenzen 
für alle einzelnen fälle ziehen kann. Zunächst weist dieselbe 
auf eine Sprachgestaltung zurück, die auf einer ebenso alten, 
zum theil sogar auf einer noch älteren stufe steht, als das 
gotische. Wir haben so gesehen, dass diese sprachgestal- 
tung die quantität der vocale unterschied, dass sie die 
diphthonge in ihrer ältesten gestalt ai , au , iu hatte, erste- 
ren auch da, wo er im altn. zu d geworden ist; dass sie 
weder brechung noch umlaut kannte , dass j und v , sowie 
102 b, h, lp, ns, s im inlaut überall bewahrt waren; die a- 
stämme endigten im masc. sg. auf -äs im nom., auf -a im 
acc, im neutr. auf -a; die i- stamme im nom. auf -is im 
masc. wie im fem. (im acc. auf-i), die w- stamme im nom. 
auf -us, im acc. auf -w; einsilbige consonantische stamme 
entweder auf -s oder auf -is, an- stamme im masc. auf -a, 
im fem. auf -o. Ferner findet man die einwirkung einer 
solchen quelle ungefähr gleichmässig in der ganzen sprach- 
klasse, vom Onega bis zur ostküste von Norwegen, von 
Kurland bis zum weissen meer. * Wenn dem nun so ist, 
so drängt sich zu allernächst die frage auf: haben wir hier 
noch erinnerungen an eine zeit, wo der lappische und der 
finnische stamm sich noch nicht getrennt hatten? Diese 
frage muss unzweifelhaft mit nein beantwortet werden. Zwar 
scheint wesentlich ungefähr dieselbe Sprachgestaltung den 
entlehnungen beider stamme zu gründe gelegen zu haben, 
und ein theil der aufgenommenen wortmasse ist auch wirk- 
lich gemeinsam; aber daneben gibt es doch auch Verschie- 
denheiten (z. b. in urspr. femininstämmen auf -ä; s. 91) und 
namentlich sind diese in beziehung auf den wortvorrath so 
gross, dass man zur annähme einer parallelgehenden ein- 



1) Ausserhalb der finn. sprachklasse kommen zwar einige ganz 
vereinzelte worte vor, die an dieselbe quelle erinnern könnten; aber 
ihrer sind so wenige, dass man vorläufig nicht berechtigt zu sein 
scheint, irgend welche Schlüsse daraus zu ziehen; vgl. so z. b. im 
wortverz. kartano, lato, utar, varas, auch repo s. 45. 



Digitized by VjOOQ IC 



Bäckblick. Schlnss. 119 

Wirkung genöthigt wird, und es müssen also die gemein- 
samen worte auf dieselbe weise wie oben erklärt werden. 

Etwas anders ist das verhältniss innerhalb eines jeden 
einzelnen von diesen beiden stammen. Betrachten wir zunächst 
die Lappen, so finden sich da, soweit ich sehen kann, 
etwa dieselben Wörter von dieser gruppe in allen dialekten, 
und die quelle, aus der diese stammen, ist wenigstens bei 
den unmittelbar (nicht etwa durch das finnische hindurch) 
aufgenommenen worten offenbar überall dieselbe. Diess 
könnte zwar eher darauf hinzudeuten scheinen, dass die 
Lappen im alterthum weniger ausgebreitet gewesen seien, 
als auf das gegentheil; doch glaube ich kaum, dass man 
berechtigt ist, aus diesem umstände einen schluss hierüber 
zu ziehen, umsomehr als die nomadische lebensweise der 
Lappen einen starken sprachlichen austausch möglich macht. 
Ebensowenig als sich sichere Verbindungen zwischen diesen 
und anderen germanischen Völkern als den Skandinaviern 
nachweisen lassen, ebenso unzweifelhaft ist es, dass ihre 
berührungen mit diesen in ihren jetzigen wohnstätten auf 
die fernste vorzeit zurückgehen. Ich trage also kein beden- 103 
ken , die quelle dieser alten germanischen bestandtheile aus- 
schliesslich in einer nordischen Sprachgestaltung zu suchen, 
die, wie bereits prof. Dietrich bemerkt hat, auf einer bedeu- 
tend älteren stufe gestanden haben muss, als das gewöhnlich 
sogenannte altnordische. Eine solche Sprachgestaltung ist 
nun wirklich in den letzten Jahren von einer andern seite 
ans licht gekommen; das ist die, welche uns in den älte- 
sten runendenkmälern vom dritten und den nächst- 
folgenden Jahrhunderten an aufbewahrt ist, und die nach 
der Verbreitung der denkmäler in dieser zeit über den gan- 
zen Norden von Norwegen bis zur Eider geherrscht haben 
muss. Geht man aus von der deutung dieser denkmäler, 
für welche prof. S. Bugge durch seine schlagende lesung 
der inschrift des goldenen hornes zuerst einen festen grund 
gelegt hat und die dann theils von diesem selbst, theils von 
Dr. L. Wimmer weiter entwickelt worden ist, 1 so wird man 



1) Vgl. Möbius in Kuhns Ztschr. XVIII, s f 153 ff. 

igitized by VjOOQIC 



120 Bückblick. Schluss. 

finden, dass die vorkommenden oder hier zu erwartenden 
formen, wie wir im vorhergehenden öfter gelegentlich ange- 
deutet haben, im ganzen genau zu den lappischen stimmen, 
höchstens vielleicht wegen des Y R noch etwas jünger sind, 
und zugleich haben wir wol hierin einen starken beweis 
dafür, dass wirklich die genannte deutung in allem wesent- 
lichen die richtige ist. * 

Etwas grössere Schwierigkeiten begegnen uns bei dem 
finnischen stamme. Die Sprachgestaltung, die sich hier 
abspiegelt, stimmt, wie bemerkt, beinahe ganz mit der 
überein, die man fürs lappische voraussetzen muss, und ist 
jedesfalls eher älter als jünger. Nun sind aber, wie wir in 
der einleitung gesehen haben , die Ehsten und Liven erst 
ungefähr im 8. oder 9. Jahrhundert in ihre jetzigen Wohn- 
sitze an den küsten der Ostsee gekommen, und die Finnen 
können kaum viel früher gekommen sein. Vor dieser zeit 
müssen sie sich sämmtlich im innern des landes , in der 
Umgebung und jenseits des Ladoga und Onega , aufgehalten 
haben, wo sich noch jetzt eine karelische bevölkerung und 
am weitesten östlich die Wepsen finden. Hierzu scheinen 
auch die inneren Zeugnisse ganz gut zu stimmen. Ein uralter 
germanischer einfluss zeigt sich nämlich etwa gleich stark 
über den ganzen finn. stamm hin. Die Verbreitung und ver- 
theilung der einzelnen worte ist zwar höchst ungleich, nur 
104 glaube ich nicht, dass etwas sich mit Sicherheit ausserhalb 
des finn. nachweisen lässt, das sich nicht auch in diesem 
fände. Diess hat indessen nicht viel zu bedeuten; denn 
theils kann diess wol nur scheinbar sein, weil der wort- 
vorrath in mehreren sprachen und dialekten, namentlich 
dem wepsischen und wotischen, so unvollständig vorliegt, 
theils kann natürlich auch oft das eine und das andere wort 
früher im gebrauch gewesen sein, das jetzt verschwunden 
ist, wie z. b. im finnischen manche Wörter nur noch in ein- 



1) Bugge hat auch, auf grund der Dietrich'schen abhandlung, die 
läpp, lehnworte mit der runensprache verglichen und ein paar mal 
bestärkende Zeugnisse für seine deutungen daher entnommen (s. Tidskr. 
f. Philol. VH, s. 224, 242). 



Digitized by VjOOQ IC 



Rückblick. Schlüsse 121 

zelnen entlegenen dialekten, besonders in den östlichsten, 
oder in den alten Volksdichtungen erhalten sind. Soviel ist 
jedesfalls gewiss , dass die in mehreren sprachen vorkommen- 
den worte regelmässig überall von derselben grundform 
ausgehen, nur mit den abweichungen, die sich aus den 
gewöhnlichen lautgesetzen ergeben; die sprachen, deren 
lautverhältnisse auf der ältesten stufe stehen, haben auch 
die lehnworte in der ältesten gestalt bewahrt; namentlich 
gilt diess vom wepsischen. Hieraus kann man schliessen, 
dass die Völker des finnischen Stammes zu der 
zeit, wo sie der hier besprochenen einwirkung 
ausgesetzt waren, das heisst wahrscheinlich 
noch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit- 
rechnung, entweder sich noch nicht verzweigt 
hatten, oder jedesfalls in viel engerer Verbin- 
dung mit einander gelebt haben, als diess bei 
ihren heutigen Wohnsitzen denkbar sein würde, 
und diess muss wesentlich in den gegenden öst- 
lich vom finnischen meerbusen gewesen sein. 

Betrachtet man nun die beschaffenheit der aufgenom- 
menen worte etwas genauer, so zeigt es sich, dass diese 
alle möglichen gegenstände und Verhältnisse umfassen: 
Staats- und rechtswesen (kuningas, ruh tina, valta, 
hallita, tuomita, laina, kihla, sakko, vuokra, kansa, airut, 
vartia), waffen (huotra, keihäs, miekka), kleidung 
(hame c , kauto, paita, ruokkeet, vantut), geräthschaften 
(ansas, antura, kaide c , kaira, nakla, niekla, kattila, pale, 
raippa, rengas, tanko, tauko; jukko, marhain, satula; airo, 
keula, teljo, nuotta), wohnung (kammio, lattia, telta), 
menschen (besonders von den weniger guten Seiten?, aljo, 
varas), körpertheile (hartio, lantio, paarmas; vamma), 
t hier e (haikara, havukka, kapris, lammas, valas, turska), 
pfanzen, ackerbau (akana, humala, kakra, laukka, ruis, 
taina, atra, pelto, leipä), miner alien und andere natur- 105 
gegenstände (kulta, rauta, tina, multa, kaltio, ranta, 
aalto, luode c , rauma), selbst abstracte Verhältnisse 
(aika, ailas, kiusa, tarve c , vaiva) und ei genschaft en 
(arka, armas, autia, autuas, harras, hurskas, kaunis, sairas, 

Digitized by VjOOQ IC 



122 Rückblick. Schluss. 

*tiuris , viisas) u. s. w. u. s. w. Eine solche mannigfaltigkeit 
lässt sich unmöglich auf zufällige besuche des landes, etwa 
zu handelszwecken x oder noch weniger in feindlicher absieht, 
zurückfuhren, sie kann nur eine folge eines langdauernden 
und stetigen Zusammenlebens mit einem mächtigeren und 
ausgebildeteren, wahrscheinlich näher am meere wohnenden 
volke sein, dessen spräche, wie namentlich die genaue 
bewahrung der entlehnten worte einleuchtend macht, wol 
auch allgemein von den Finnen verstanden worden sein muss. 
Kurz, wir werden mit nothwendigkeit zu der annähme hin- 
geführt, dass das volk oder diejenigen Völker der 
germanischen klasse, von deren spräche sich so 
manche spuren in dem finnischen stamme fin- 
den, in Mittelrussland oder eher in den jetzigen 
Ostseeprovinzen in der unmittelbaren nähe der 
Finnen gewohnt haben müssen. 

Wenden wir uns nun , um dieses volk näher zu bestim- 
men, zuerst zu den historischen Zeugnissen, so weisen diese 
gleich auf die Goten hin, 2 die bereits frühzeitig als bewoh- 
ner der Ostseeküsten östlich von der Weichsel erwähnt wer- 
den; zuletzt werden sie hier von Ptolemaeus (in der zweiten 
hälfte des 2ten Jahrhunderts) genannt; etwa um dieselbe zeit 
müssen sie jedoch gegen Süden nach dem schwarzen meer 
zu gewandert sein, von wo aus die sage sie durch die halb 
mythischen eroberungen des Ostgoten Ermanarich 3 mit den 
nördlicheren gegenden wieder in berührung kommen lässt. 



1) Man hat zwar f. kauppa, handel, aber sonst sind gerade die 
meisten hierher gehörenden worte anderen und zwar jüngeren Ursprungs, 
wie tavara, waare, = russ. TOBapT* tovär; turku, markt, von lit. 
turgus; tori von sw. torg u. desgl. 

2) S. Zeuss , die Deutschen und die Nachbarst, s. 401 ff. Schafa- 
rik, Slawische Alterthtimer I, (1843), s. 324 ff. 

3) Unter den von diesem unterworfenen Völkern nennt Jordanes 
(c. 23) bekanntlich auch ' Thuidos (oder Thindos) inaimxis ,' was dem 
anschein nach Finnen bedeuten muss. Durch eine recht ansprechende 
vermuthung erklärt Koskinen (Tiedot Suomen -suvun muinaisuudesta, 
s. 130) 'in Atmxis'' durch den finn. namen för Olonets, Aunus (st. 
Aunuks-, vgl. s. 11). Es fragt sich nur, wie E. selbst einräumt, 
wie alt dieser name ist. 



Digitized by VjOOQ IC 



Eückblick. Schluss. 123 

Ausser den Goten wird man indessen auch an die Skandi- 106 
navier denken können; denn wie es sich auch mit der ein- 
wanderung dieser letzteren verhalten mag, man wird kaijm 
läugnen können , dass sie bereits vor dem 9. jahrh. in beson- 
derer Verbindung. mit GardariM gestanden haben, was das 
Vorhandensein einer verwandten bevölkerung voraussetzt. 1 
Hierzu stimmen die sprachformen, insofern auch diese 
offenbar nur die wähl zwischen eben diesen beiden stammen 
gestatten. Wenn wir uns aber nun nach den mittein um- 
sehen, welche diese zur entscheidung dieses entweder - oder 
liefern, so sind deren nur wenige; denn die meisten formen 
weisen bloss auf etwas sehr altes zurück, das einmal dem 
gotischen und nordischen gemeinsam gewesen sein muss. 
Bestimmte spuren des gotischen im gegensatz zum nordi- 
schen scheinen wir jedoch in den formen miekka und 
niekla zu haben, wenn meine erklärung derselben richtig 
ist; ferner in der endung -a bei einigen ä- stammen (s.91), 
in einzelnen worten wie ailas, kansa, kaunis, kauto, 
lunastaa, paita, tila, äiti, lammas, in der bedcu- 
tung 'schaf, autia, das auf einen ja -stamm zurückweist, 
wie got. aups, während altn. aufir ein a -stamm ist, aika, 
auf got. aivs, während das altn. cefi hat. Abweichend vom 
got. und mehr zum nord. stimmend steht das a a in raaka, 
saatto, vaate c , ferner spuren eines Unterschiedes zwischen 
i und e, u und o (s. 55), die durchgehende bewahrung des 
stammvocals, die endung -o oder -u in verschiedenen femi- 
ninis, ferner einzelne worte wie paarmas, parma, wäh- 
rend got. barms ein i- stamm ist, harras wie alt. harSr, 
aber got. hardus, kuningas, aber got. pittdans; autuas 
stimmt zwar in der bedeutung zu dem got., aber die form 
weist mehr auf das nord. hin, ebenso wie 1. audogas, und 
so vielleicht noch mehrere. Doch glaube ich selbst, dass 
man nicht zu sehr auf den wortvorrath bauen darf, da wir 
nicht wissen , in welchem grade sich dieser verändert haben 



1) An einen einfluss der Bjarinelandszüge darf man gewiss weder 
bei der älteren noch bei der jüngeren periode denken , welcher letzte- 
ren derselbe dann vielmehr angehören müste. 



Digitized by VjOOQ IC 



124 Bückblick. Schluss. 

kann, und was speciell die erhaltung des stammauslautes 
betrifft, so kann man auch darin nur eine frage der zeit 
sehen; es wäre ja denkbar, dass die mundart, die von den 
107 Goten in Russland gesprochen wurde, in dieser wie in 
anderen beziehungen auf einer älteren stufe gestanden hätte, 
als Vulfilas spräche , und jedesfalls kommt der stammauslaut 
in mehreren der angeführten worte zum Vorschein, welche 
am ehesten gotisch zu sein scheinen. * Aber es bleibt doch 
noch etwas zurück, das speciell auf das nordische zurück- 
weist Anstatt eine entscheidung des entweder -oder zu 
bekommen, scheinen wir so bei einem sowol-als auch ste- 
hen zu bleiben. Ich sehe für den augenblick keinen andern 
ausweg, als anzunehmen, dass der finnische stamm 
vor wenigstens anderthalb oder zwei jalirtau- 
senden dem einflusse verschiedener, wenn auch 
einander nahestehender, germanischer sprach- 
gestaltungen ausgesetzt gewesen sei, und zwar 
theils einer gotischen, die aber auf einer älte- 
ren stufe gestanden haben muss als die, welche 
wir aus Vulfila kennen, theils einer nordischen, 
theils vielleicht einer noch älteren gemein- 
samen gotisch-nordischen. 2 Das genauere verhält- 
niss dieser einflusse rücksichtlich der zeit, der dauer und 
der ausdehnung lässt sich indessen durchaus nicht entschei- 
den. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der so oft bespro- 
chene finn. name für Schweden Ruotsi (dialektisch Ruotti, 
Ruohti, Ruossi), Ruotsalainen, schwedisch, ehstn. 



1) Wimmer (Navneordenes böjning s. 48) betrachtet die längere 
erhaltung des stammauslautes in den nord. sprachen als 'das älteste 
Unterscheidungszeichen zwischen nordisch und gotisch -germanisch.' 
Hierin kann ich mit meinem verehrten freunde gar nicht übereinstim- 
men, so wenig wie überhaupt mit seiner auffassung von der eintheilung 
der germanischen sprachen, indem ich mit Grimm, Schleicher u. a. 
annehme, dass nordisch und gotisch näher an einander zu stellen sind 
gegenüber dem westgermanischen. 

2) Den einfluss noch weiter zurückzuschieben bis zu der zeit vor 
der ersten trennung der germanischen stamme, ja vor dem eintreten 
der lautverschiebung (vgl. s. 66 f.) scheint mir zu gewagt und auch 
nicht nothwendig. 



Digitized by VjOOQ IC 



Bückblick. Schluss. 125 

Rots, Rötslane, wot Rötsi, Rötsalaine, liv. Rüotsi, 
Rüotsli, läpp. Ruoppalaä 1 bereits in diese zeit zurück- 
geht; es war diess vielleicht der name eines der stamme, . 
mit welchen die Finnen besonders in berührung kamen, und 
kann von da später auf Schweden übertragen sein. Indessen 108 
darf man hierin nicht einen beweis dafür sehen, dass die 
Skandinavier ursprünglich über das liandsmeer nach Schwe- 
den eingewandert seien, eine annähme, von der die histo- 
riker in neuerer zeit wieder mehr und mehr abgekommen 
sind. Was die spuren eines speciell nordischen einflusses 
betrifft, so haben wir hier eher erinnerungen an eine durch 
lange zeit fortgesetzte auswanderung aus Skandinavien , die 
sich noch in den aus einer späteren zeit stammenden schwe- 
dischen niederlassungen in Finnland und Ehstland wieder- 
findet. 

Auch fär die finnischen sprachen selbst haben diese 
alten entlehnungen mehr als ein bloss etymologisches inter- 
esse. Da kein grund vorhanden ist anzunehmen, dass diese, 
von denen eine menge beständig in der täglichen rede 
gebraucht werden, ohne dass jemand daran denkt, woher 
sie stammen, sich besser als die ächten worte erhalten haben 
.sollten, so haben wir hier ein mittel, die spätere lautbewe- 
gung der finn. sprachen zu bestimmen, und zwar können 
wir daraus schliessen, dass das finnische in wenigstens 
anderthalb Jahrtausenden sich nur ganz unbedeutend ver- 
ändert hat, was ihm natürlich bei jeder vergleichung einen 
hervorragenden platz unter allen verwandten sprachen sichern 
muss. Dass man hieraus auch* wichtige beitrage für die 
culturgeschichte holen kann, ergibt sich von selbst, aber 



1) Das letztere ist ohne zweifei aus dem finn. entlehnt; synonym 
ist Iaddelas, von ladde, land, rus, Schweden; dagegen heisst ein 
Russe Ruossalas oder häufiger Garjel, d.h. ein Karele. Ob 
Ruotsi im weps. bekannt ist, weiss ich nicht; so viel ist gewiss, 
dass es nicht von Russland gebraucht wird. Dass übrigens Ruotsi 
= dem altruss. Bus ist , ist unzweifelhaft (vgl. S u o mi = Sum s. 13); 
dagegen gibt die form, die offenbar etwas verkürzt ist, obwol diess 
nicht erst im finn. geschehen zu sein braucht, der etymologie einen 
weiten spielraum. 



Digitized by VjOOQ IC 



126 Bückblick. Schtass. 

diese seite wird doch ihre rechte bedeutung erst dann bekom- 
men, wenn man sie im Zusammenhang mit den spuren 
betrachtet, die sich von dem einflusse anderer sprachen 
finden, die aber ausserhalb unserer gegenwärtigen aufgäbe 
liegen. Ich will in dieser beziehung nur hervorheben, was 
ich im vorhergehenden öfter berührt habe und worauf ich 
vielleicht ein anderes mal zurückkommen kann, dass das 
litauische oder eine damit verwandte und auf ungefähr glei- 
cher stufe stehende spräche (neben einer jüngeren einwirkung 
der lettischen auf das livische) auch einen sehr grossen ein- 
fiuss auf den ganzen finnischen stamm ausgeübt hat. Dieser 
setzt also eine Veränderung in der geographischen Verbrei- 
tung der zwei stamme voraus und muss nach der gleich- 
massigen Verbreitung der betreffenden worte in allen spra- 
chen von einem ähnlichen alter sein, wie der älteste ger- 
manische, doch wohl eher jünger, als älter. Ich habe gele- 
gentlich auf einzelne vorlitauische formen hingewiesen, z. b. 
auf ai = lit. e, lett. i; im ganzen aber steht das lit. ja 
noch auf einer so alten stufe, dass die Verschiedenheit 
zwischen den sprachformen nicht gross wird. Ein einfluss 
der slawischen sprachen auf den finnischen stamm (verschie- 
109 den von der s. 3 angedeuteten möglichkeit einer viel älteren 
einwirkung) tritt auch mehr oder weniger in allen einzelnen 
sprachen, in den östlichsten selbst in ausserordentlich hohem 
grade, hervor; doch sind die spuren eines solchen einflusses, 
die auf eine ähnliche periode zurückweisen könnten, wie die 
germanischen und litauischen entlehnungen, ganz verschwin- 
dend gering. Es scheint, dass die Finnen erst in einer 
verhältnissmässig späteren zeit (wieder?) in unmittelbare 
berührung mit denselben gekommen sind, ja selbst die 
bezeichnung derselben — f. Venäjä u. s. w. (s. das wort- 
verz.) — scheinen sie von den Germanen entlehnt zu haben, 
in deren mund dieselbe sich bei den Schriftstellern des alter- 
thums mindestens bis in das erste Jahrhundert n. Chr. zurück- 
verfolgen lässt. Ein zeugniss davon, wie spät dieser einfluss 
eingetreten ist, bietet auch besonders das grosse finnische 
epos Kalevala; obgleich dieses nämlich gerade in den gegen- 
den bewahrt und aufgezeichnet ist, wo die spräche jetzt am 

Digitized by VjOOQ IC 



Rückblick. Schluss. 127 

ärgsten mit russisch versetzt ist, so sind doch der russi- 
schen Wörter, die darin vorkommen, sehr wenige, ja kaum 
einmal so viel wie die übrigens auch nicht sehr zahlreichen 
jüngeren nordischen entlehnungen; nur für die altgermani- 
schen und litauischen ist (Hess epos vielleicht verhältnissmässig 
die beste und reichste fundgrube. Die anklänge an das ger- 
manische in dieser und anderen Volksdichtungen , besonders 
dem verwandten, aber etwas weniger alterthümlichen ehst- 
nischen epos, Kalewipoeg, beschränken sich indessen nicht 
auf die einzelnen Wörter, sondern lassen sich durch eine- 
vergleichung mit den alten germanischen, speciell den nor- 
dischen dichtungen, worauf ich hier nicht eingehen kann, 
sowol in der form als auch im inhalt mehrfach nachweisen, 
und zwar zweifle ich nicht daran , dass auch in diesen bezie- 
hungen die spuren eines germanischen einflusses auf das 
finnische sich als stärker zeigen werden, als die eines ent- 
gegengesetzten; man erinnere sich z. b. nur, dass selbst das 
finnische wort ffir gedieht, runo, von germanischem Ursprung 
ist. Diese seite verdient gewiss eine genauere und strengere 
Untersuchung, als ihr bisher zu theil geworden ist Indes- 
sen muss es zugegeben werden, dass eine solche Unter- 
suchung mit grossen schwierigkeiteji verbunden ist; es ist 
augenscheinlich, daßs die fremden elemente in dieser bezie- 
hung, mägen sie viel oder wenig sein, jedesfails viel stär- 
ker nach den einheimischen Voraussetzungen umgestaltet 
sind; im ganzen sind jedoch diese dichtungen nicht nur das 
schönste und grossartigste erzeugniss des finnischen Stam- 
mes, sondern auch ein sprechender beweis dafür, wie rein 
sich der eigentliche kern, der nationale geist der Finnen 
unter so vielfachen berührungen mit fremden doch immer 
erhalten hat. 



Digitized by VjOOQ IC 



IV. Wortverzfcichniss.*) 

Aalto, gen. -Hon, f.; weps. ald, gen. -on, unda (47.93), 
sw.-l. ald oh pl., fluctus maris, = an. alda, unda; von 
y al in got. alands, errgecpofievog , an. ala, alere, aldinn, 
fructus, lat. alere, olere, die vielleicht wieder mit y ar, 
r bewegen, erheben verwandt ist (s. übrigens Curtius, 
Grdz. d. gr. Etym. 2 , s. 311, 320; Corssen, Krit. Beitr. 
z. lat. Formenl., 344; Krit. Nachtr., 278 fif.; Ausspr., 
Vocal. etc. I 2 , 530 f.). Vgl. gr. xvfia und skr. y gvi, cres- 
cere, tumere, an. bylgjd und bölginn. 

ahjo f., ustrina, caminus fabrilis; wot. ahjo, ehst. ahi, 
gen. ahju, liv. äi, öi, ofen (53. 66. 67. 93), = ahd. 
essa (wo allerdings e auf ursprüngliches i hinweist, vgl. 
Schleicher in der Ztschr. f. vgl. spracht XI, 52), sw. 
ässja. Grimm, D. Wb. HI, s. 1159: 'aus finn. ahjo ein 
goth. asja, asjö (oder isja, isjo) zu schlieszen?' Nw.-l. 
a§§o, cumulus prunarum, schliesst sich in der bedeutung 
näher an nw. esja, asche mit glühenden kohlen, an. Neuere 
entlehnungen aus dem deutschen sind ehst. äz, äks, liv. 
ez (ez), esse. 

ahku, aahku, gen. ahun, f., cinis conglobatus (66. 93), 
= got. azgo, an. asJca. 

aika, gen. ajan, f.; weps. aig, gen. -an, ehst. aeg, 
aig, gen. aja, wot. aika, liv. äiga; nw.-, en.-l. ajgge, 
sw.-L aike (nach dem finn.), tempus (50. 68. 75), — 
got. aivs (stamm aiva-), an. cefi. 



*) Die alten entlehnungen suche ich hier in möglichst gröster Voll- 
ständigkeit zu geben; von den Jüngern nehme ich nur einige der 
bezeichnendsten auf. Die Übersetzungen gebe ich in der regel mit den 
eigenen Worten der lexica. Die zahlen beziehen sich auf die am rande 
angegebenen Seitenzahlen der dänischen ausgäbe, ä (se) und ö sind 
nach z eingereiht Vgl. übrigens das folgende register. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 129 

ajk(a), hajk(a), nw.-L; en.-l. haik, sw.-L eik, quercus* 
(48. 57. 91), = an. eik. Gehört hierzu auch f. aikki, 
aihki, sw.-l. haik, pinus procera? 

ailas f., weps.; f. ailut (Kalev. 14, 424. 15, 584. 590), 
dolor subitus, ictus animi morosus (69. 74. 83. 89), = 
got. agls, alaxQog, aglus, dvonolog, aglö, aglipa, dMifiig, 
/iioit^og. Eine ableitung hiervon ist russ.-kar. ailag- 
san, 7tavd^(o (Matth. 26, 31). 

ajlegas nw.-L; sw.-l. ailekes, sanctus (49. 57. 63. 69. 
75), = an. heilagr, vgl. NMM*X haüag auf dem Buku- 
rester ringe. 

ailes, sw.-L, integer, sanctus, nw.-L haejles (Friis 
Sprogpr. 104), solidus, = got. hails, vyiyg, an. heitt. 

ainoa, ainua, aino f.; ehst. ainüs, gen. ainsa, ainuw, 
wot. ainia, liv. ainagi, nw.-, en.-l. ajdno; sw.-l. 
aina, aine, unicus, solus, « got. ainaha, (ains), an. 
einga (einn). Auch sw.-l. aines, singularis, peculiaris, 
und wol auch f. aina, semper, ehst aina, nur, bloss. 

air, air a, air e sw.-L , aes (66), = an. eir n., got. alz. 

airo f.; weps. air, gen. -on, ehst. aer, (är), gen. -u, 
nw.-L ajrro, sw.-l. airo, en.-l. airu, russ.-l. arje 
(50. 79), remus = an. är, ags. ür (urgerm; stamm aira-). 
Liv. air as, dass., gehört dagegen eher zu lett. airis (lit. 
vaira). 

airut f. (Kai. 20, 559. 26, 94. 27, 14); nw.-L ajras, 
legatus, nuncius (50. 89) = got. airus, an. drr. 

akana f., wot; ehst hagan, liv. agän, palea (43. 65.79) cha] ' r 
= got. ahana, an. ögn, ahd. agana. Merkwürdig ist 
ehst-sw. aggan (Euszwurm, Eibofolkeü, s. 312); diess 
ist wahrscheinlich vom ehst. beeinflusst. 

akkio, ahkio, akkia f.; 1. akio, akje, traha lapponica 
(67), scheint dem an. ehja von y ah in aka zu entspre- 
chen; vgl. Rydqvist, Svenska spräkets lagar, II, 221 f. 

akSo, afgo, gen. avSo, gem.-L, securis (55.82), — got r 
aqizi fem., an. öx. 

alan, gen. allan nw.-, sw.-L; en.-l. alne, cubxtus, — 
an. Öln, nw. cUn. 

Thomsen, Einfluss d. germ. sprachen. 9 

Digitized by VjOOQ IC 



130 Wortverzeichniss. 

aljo, alju f., cicur, mansuetus; meretrix (53. 67), viel- 
leicht = an. dja, pellex, aemula. 

almug, gen. albmug, 1., populus, turba, = an. almügi. 

ammatti (für *amba,tti?), gen. -atin, ehst. ammet, 
munus, opificium (53. 81), = got. andbahti, diaxovia, 
XuTovQyia, an. embcetti. Dagegen steht liv. amät, dass., 
kaum in directer Verbindung hiermit, sondern stammt aus 
lett. amats (st. amata), das wieder aus dem deutschen amt 
hergenommen ist. L. ammat muss wegen des -mm- 
wieder aus dem finn. entlehnt sein. 

ansaitsen, inf. -aita, auch asnaan, inf. -nata, L an- 
saget, mereri (66. 96); f. ansio, meritum, hierum vgl. 
ahd. amen, arnön, metere, mereri; got asneis, [ua&anög, 
ahd. asni, asneri, mercenarius, arnari, messor, (an. önn, 
labor, cura?). Einen anklang an das f. bietet sonst nur 
das entfernte wogul. an Sem, habeo. 

ansas f., trabs v. tignum majus sub ponte v. pavimento 
(66. 74), = got. ans (st. ansa-), an. äss. 

antura f., solea calcei v. trahae, carina; ehst. andur 
(ander), liv. andörs, andör, carina (69. 75), = an. 
öndurr, andri, Schneeschuh, xylosolea (s. Sv. Egilsson 
unter öndr und Munch in den Ann. f. n. Oldk. 1846, 
s. 139 f.); nw. ander, sw. andur (Kietz s. 9), xylosolea 
brevior v. dextera; ehst.-sw. andra, 'schlittensohlen, 
schlitteneisen \ (Kuszwurm, Eibof. H, s. 315), nyi. ander- 
stäng, id. (Hipping in den Acta soc. scient. fenn. H, 1099). 
Lett. andrus, carina, ist wieder aus dem liv. entlehnt 
(Bielenstein , D. lett. spr. 1 , 144). 

appe, gen. abe, ave nw.-, en.-l., mare (57), = an. haf n. 

arbbe gem.-L, hereditas (63. 75), = an. cvrfr, vgl. got. 
arbi; — nw.-l. arbbit, sw.-l. arbet, hereditatem acci- 
pere (53. 97), = an. erfa, (got. *artyjan). 

arina f., wot. ; nw.-l. aran, sw.-l. aren, arne, focus, 
f. auch scopulus (43. 69. 75), = an. arwm, altsw. arin, 
cerin, jetzt äril. Ein ganz anderes wort ist gewiss f. 
arina, fuscina piscatorum, dasselbe wie ahrain und 
ahingas, weps. azrag). 



Digitized by VjOOQ IC 



WortverzeichHiss. 131 

arka, gen. aran f.; ehst. arg, liv. ärga, 1. argge; pavi- 
dus, cautus (43. 62. 75), = an. argr, ags. earh, earg, 
id. (Man beachte den bedeutungsunterschied von den 
neueren sprachen). 

arkku f., en.-L; nw.-l. arkko, arca (79), = got. arka, 
an. örk, von lat. arca. Neuere entlehnung ist f. arkki, 
ark ka von Noahs arche. 

armas f., weps., wot., ehst.; russ.-kar. armag, liv. ar- 
mas, gratus, carus (74), aber sw.-l. armes, miserabilis 
(75); — f. armo, ehst. arm, gen. -u, liv. arm, 1. arb- 
mo, gratia, favor; — f. armias, armelias, liv. armig, 
arm-südämli (von südäm, cor), nw.-l. armolaä, 
armogas, sw.-l. armokes, misericors, Clemens; — f. 
armaitsen, inf. -aita, misereri (96), und mehrere ablei- 
tungen= got. arms, ifoeivog, arman (prät. -aida), ile- 
üv, armaiö, eleog, ilerjiioavvr) , armahairts, &jO7zXayx»0Q; 
an. armr, miser u. s. w. 

arnes, arc sw.-l., aquila (89), = an. örn, ahd. am, pl. 
emi. 

arpi, gen. arven f.; liv. ärb, arb, ehst. arm, (arb), 
cicatrix (68), vgl. an. ör, örr (st. arva-?). 

arrad, arad, arrat nw.-l., mane (-t, -d bildet adverbia, 
Friis Gramm §189), auch matutinus, sw.-l. ara adj., 
aret adv. (50) = an. dr adv., drr adj., got. air, 7vqwL 

arvas nw.-l.; sw.-l. arvok, überaus (68. 83), == an. örr, 
vgl. got. arvjö, dcogeav. Dagegen sind sw.-l. arvok in 
der bedeutuug alacer, nw.-l. ervok wahrscheinlich von 
diesem zu trennen und vielleicht eher mit ung. örvend, 
sich freuen, öröm, freude, zusammenzustellen (Budenz 
in Nyelvtudomänyi közlemönyek VE [Pest 1868] s. 30 
no. 772). 

atra, aatra, ahra, aura f.; weps. adr, wot. adra, ehst 
adr, (ahr), liv. addörs, adrs, adrös, adr, aratrum 
(68. 75), = an. arär m. (vgl. Eydqvist II, 624). 

auöe sw.-l., prunus padus (68. 81), = an. heggr m. 

avje nw.-l. (Leem), foenum (53. 57. 67. 81), = got. 
an. hey, urgerm. stamm hauja-. 



Digitized by VjOOQ IC 



132 Wortverzeichniss. 

avjo nw.-L; sw.-l. außo, aivo, russ.-l. avje, acies (53. 
67. 82), =» an. egg (st. agja-). 

avkke nw.-L; sw.-l. auke, utilitas, commodum (50. 92), 
= an. auki, augmentum, commodum. 

avna's nw.-L; sw.-l. abnes, en.-l. abnas, amnas, 
materies (53), scheint = an. efni n., obwol die endung 
nicht passt. Auch f. aine\ id., gehört wol hierher. 

auskari, äyskäri f.; ehst. hauskar, gen. -i, auch 
hauster, haustel, haust, nw.-L avskari, havs- 
kar, sw.-l. (h)austakare, auskare, haustrum, situla 
qua hauritur (50. 71), = an. ausker, austker, ehst.-sw. 
auskar, nyl. öuskar. 

austi, öysti f.; ehst. (Dago) hausti, heiste, der räum 
im boote, wo sich das auszuschöpfende wasser sammelt 
(51. 71) = an. austr. 

autia f., desertus, non cultus (64. 67. 83. 106), autio, 
auch auttq, x ) locus desertus, 2 ) = autia (63. 79), = 
got. aups (st. aupja- wie ahd. ödi, ags. eäe), egypog, aupida 
fem., egr/ftia. Sw.-l. au des, desertus (75. 83), = an. 
audr; nw.- und en.-l. avden, id., ist vielleicht beeinflusst 
von an. auän subst., oder nw. öyden (Aasen Ordb.). Sw.-l. 
audet, devastare (97), = an. eyäa. Nw.-L aevdar, 
homo prodigus (54), = an. eyäari. (F. ava, vastus, 
amplus, ist nicht verwandt.) 

autuas f. (in Kalevala immer von gott, z. b. 15, 506. 32, 
116. 440), beatus, selten dives, nw.- und en.-l. audo- 
gas, beatus (50. 63. 69. 74. 106) = got. audags, naxd- 
qioq, an. auäigr, atiäugr, dives, ags. eddig, beatus, dives. 
Die erste bedeutung scheint auch wegen des an. auäit, 
eljuccQjttevrj , die ursprünglichere zu sein; vgl. lat. beatus 
oder fortuna und fortunce. 

B siehe P. 

B siehe T. 

Epä f.; ehst. eba, 1. aeppe, eppe, vanum aliquid, incom- 
positis in-, ab- (wie f. epätaito, ignorantia); f. epään, 
inf. evätä, nw.-L seppedet, negare, dubitare, vgl. an. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 133 

ef, n. , dubitatio , efa dubitare ; ahd. iba fem. , conditio. 
Nachträglich theilt mir indessen Budenz eine andere, sehr 
sinnreiche und vielleicht auch wahrscheinlichere erklärung 
des f. epä mit, nämlich als partic. (auf -pa, -va) des 
verbum negativum, 1. pers. en. 
erhe c , gen. -he e n f., error (66. 83. 84), mit mehreren ablei- 
tungen = göt. stamm airzja- (ahd. im), 7tXavi6(iievog, air- 
Bei, airzipa, nXdvrj. 

Fadno, gen. ebenso, nw.-, sw.-l., angelica archangelica 
(59. 65. 79), = an. hvönn fem., nw. Tcvarm, hvanne. 

fagge 1., luctatio, (56. 66) = an. fang. 

faiges sw.-l., vicinus morti (83), = an. feigr, ahd. feigi. 

farbme 1., onus (75), = an. farmr. Vgl. parmas. 

farro nw.-l.; sw.-l. faro, en.-l. färu, migratio; comita- 
tus (56. 79), = an. för fem. (nw.-l. faro st, sw.-l. fa- 
rosne mit dem gen. in comitatu alicujus = an. i för meä). 

fasto gem.-l., jejunium (93), = an. fasta. Vgl. paasto. 

f atm e, fa{>me nw.-, sw.-l., amplexus (56. 64. 75), = an. 
faSmr, ags. fääm. 

favrro nw.-L; sw.-l. fauro, pulcher (77), = an. fagr 
(vielleicht eigentl. = fem. fögr?). 

feres sw.-l., magnum ahenum (44. 74); = an. hverr, pl. -ar. 

fiello, gen. fielo nw.-, sw.-l., asser, tabula lignea (52. 
56. 79), = an. fjöl fem. 

fierrot nw.-l.; sw.-l. fierrot (Tornaeils, Sai. proverb. 30, 
33), faerrot, rudicula lignea peragitare, permiscere, = 
ahd. dw'eran, ags. pveran. Davon nw.-l. firron (Friis 
Gramm. § 153, 13), fiaerrol (Leem. — 59), sw.-l. 
fserro, ferkem, rudicula lignea, vgl. an. poara , pyrül, 
nw. tvora, tverd. 

fines nw.-, en.-L, subtilis (76), = an. finn, von romani- 
schem Ursprung; vgl. Diez, Etym. Wb. d. rom. Spr. 2 I, 
181 f. 

fjervva, nw.-, sw.-l., litus, 'pars litoris, quam venilia obtegit, 
sed salacia retegit' (52. 56. 68. 93), = an. fjara, nw.fjöra. 

fuölkke nw.-L, sw.-l., familia, gens, = an. folk. V gl. hulka. 

Gt siehe K. 

Digitized by VjOOQ IC 



<p« 



iu 



134 Wortverzeichniss. 

^ Habres, habra sw. -L; nw.-l. harves (Leem), caper 
(57. 69. 74), = an. hafr. Vgl. kapris. 

haikara f., ardea, (ciconia), sw.-l. haikara, ardea (aus 
dem finn. entlehnt), ehst. dial. haigr, haigur, reiher, 
storch (49. 92), — an. hegri, ags. hrägra, ahd. heigiro 
(vgl. Grimm, Gesch. d. d. spr. 2 , 314). Vgl. ital. aghirone, 
proven?. aigron u. s. w. (Diez, Et. Wb. d. rom. Spr. 2 I, 
10; Gramm, d. rom. Spr. I, 287). Eine zweifelhafte dorp.- 
eh8t. nebenform ist haiber, das vielleicht eher = nieder- 
deutsch, aderbor, holl. cjevaar, ciconia, sein könnte. 

hajtis nw.-l. , calidus (49. 75), = an. heitr, ags. hat 

haka, gen. ha'an f., pascuum septum (43. 62. 92), = an. 
hagi, nyL haga. 

hallitsen, inf. hallita f., tueri, regere, dominari (96); 
f. haltu, nw.-l. halddo, tutela, dominium; f. haltia, 
wot. altia, ehst. hal'dias, halTias, tutor, genius 
tutelaris (vgl. Castron, Vorles. üb. die finn. mythoL, 170); 
sw.-l. haldet, tenere, = got. faüdan, ßooxeiv, nm- 
inaiveiv, an. halda. 
•^hamara f., dorsum cultri v. securis, auch malleus (43. 66. 
75); = an. hamarr, altsw. hamar (Eydqvist E, 41). — 
Neueren Ursprungs ist f. hamar i, malleus, fabrica; ebenso 
ehst. hämer, gen. hämri (hämber), liv. ämer, mal- 
leus, = nd. hamer. 

harne 1 , gen. -meen, palla feminarum, tunica virilis (84), 
dorp.-ehst. h ade-, ame, hemd, liv. amm, rock; nw.-l. 
habma, exuvise, pellis (84), habme, forma, = an. hamr, 
pl. -ir, induviaß, exuviae, forma, maxime adscititia; got. 
gahamön, ivdveo&ai; ahd. -hämo, vestis, hemidi, n., 
tunica. 

hamppu f., cannabis (93), = sw. hampa, nyl. hampu, aber 
an. hampr. 

harras, gen. -rtaan, f., ardens, incitatus; pietate ardens 
(74. 106), = an. harär, got. hardus, oxlrjQÖg, avarrjgog. 

hartio, hartia, gewöhnl. im pl. -t, f.; weps. hardio-d, 
nw.-, sw.-l. harddo-k, en.-l. serdde, humerus (53. 
56. 67, 82), = an. herdar, pl. fem. (stamm hardja-). 

Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 135 

hattu f.; L hatta, pileus; ehst. (Dago) hatt, gen. hatu, 
weibermütze (88. 89), = an. höttr, hattr. 

havukka, haukka (seit. havikka)f.; weps. habuk, gen. 
-an, ehst. haugas, nw.-l." happig, sw.-l. hapak, 
hapke, hauke, accipiter (62. 63), = an. haukr, ahd. 
habuh, ags. hafoc, also urgerm. stamm habuka-. 

heimo f.; ehst. hoim, geto. -u, wot. oimo, affinis, cogna- 
tus; cognati, gens; liv. a im, gesinde, hausgenossen, 
heimat; nw.-l. ajbmo, sw.-, en.-l. aimo, aevum, vita, 
status vivorum, mortuorum, Universum natura (57. 77); 
sw.-l. heima, heimel, domus, = an. heimr m., domi- 
cilium, mundus, vita; heimüi, domus; got. haims fem., 

hekuma f . , vita voluptuosa, luxuria (43. 92), = an. hegömi, 
altsw. hcegomi, haeggumme, vanitas, nugse. 

heluntai f., festum pentecostes, nw.-l. helludak, gew. 
im pl. -dagak, sw.-l. helutagh (bei Tornaeus, neben 
pinges; sonst pingeles-passe) = altsw. helgudagar 
(Gutalag c. 8, dessen richtigkeit hierdurch bekräftigt wird; 
ehst.-sw. hePdäa, höVdäa, hördua, härdahöVe (MV e == 
an. hdgr, hdgi; RuszwurmH, s. 179 § 350, s. 328). Ueber 
den eigentlichen Ursprung dieser worte kann man übrigens 
in zweifei sein wegen des f. h el a , festum Finnorum solemne, 
ante sacra christiana, tempore verno celebrari solitum 
(vgl. hela-tuorstai, dies adscensionis Christi, ehst.-sw. 
höVgum-törshda, a. a. o.); helu, ipsa celebratio festi 
memorati, laetus strepitus (vgl Lindström, Om den kelt.- 
germ. kult. inverkan, s. 77 ff.); doch stehen gewiss auch 
diese beiden worte in Verbindung mit dem germanischen 
'heilig.' 

herra f., russ.-kar., wot, ehst, sw.-L; nw.-, en.-l. hserra, 
dominus, = an. herra, altsw. haerra. 

hertta f.; ehst. her tu, herz (in den karten), auch herz- 
förmiger schmuck (52. 57. 94), herttainen, herzlich, 
= sw. hjerter, hjerta. 

herttua, herttu f., dux (63. 92), = an. hertogi, altsw. 
htertughi, -toghi, -tugh, -togln. Ehst. hertsog, liv. er t- 
sog aus dem deutschen. 

Digitized by VjOOQ IC 



136 . Wortverzeichniss. 

h olo f., cavum quid, = an. hol n., oder höla fem. 

housu-t f.; ehst. auzud, liv. ü2ed, hosen (45. 93) « 
an. hoswr pl. Vgl. lett. Ufas pl. 

h ulk, gen. -lga ehst, schar (56), *= an. folk Vgl. 
fuölkke. 

humala f.; weps., ehst. humal, wot. umala, liv. umäl, 
umal, humulus lupulus (44), = an. humli, humaM, altsw. 
humbli. Zweifelhafter ist der Ursprung des mokSa-mordw. 
komlä, ersa-m. komol'a, geremiss. umula, omala, 
omla, wogul. kumlah, ung. komlö, die alle einander 
entsprechen (s. P. Hunfalvy in Nyelvtudomänyi közlemön- 
yek UI s. 22); vielleicht aus slaw. chwMi (vgl. Miklosich 
in der Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 93) oder 6uva§. yumla, 
tatar. %omlah (s. Nyelvt. közl. III, 406). 

hunaja f., mel (44. 63. 77), = an. hunang, ahd. honac, 
altsw. hunagh, honagh (Bydqvistll, 118). L. honnig 
ist moderne entlehnung. 

huopa, (huoppa) f.; weps. hob, filz (56), = an. pofi 
(vgl. lit. tubä.) 

huora f.; ehst. hör, gen. höra, liv. uor, 1. fuorra, 
adultera, meretrix (93), = an. höra. 

huotra f. (Kai. 5, 76, vgl. 74; 17, 69. 26, 607); russ.- 
kar. huodra (Matth. 26, 52), weps. hodr, pl. -ad, 
vagina (45. 56. 77), = got. födr, &far], an. f dar. Das 
gewöhnl. wort ist f. tuppi, ehst. tup, lap. doppa; Kai. 
12, 232 kommen beide zusammengesetzt vor tuppihuo- 
t r a. Eigentlich dasselbe wort ist das viel jüngere f. vuori, 
ehst. wöder, gen. -d'ri, liv. uodör, uoder, sW.-l. 
fuodar, vesti subsutum, zum theil auchpabulum, = an. 
föär, sw. f oder, nd. föder (auch lett. ödere, s. Bielenstein, 
Die lett. Spr. I, 469). 

hurskas f., häufiger vanhurskas (für va'an- von va- 
kaa, firmus), justus, pius, 1. (van)hurskes (aus dem 
finn.) id. (44. 56. 75), = an. horsJcr, prudens, fortis; ahd. 
hör sc, alacer; ags. hör sc, id., vegeta mente, callidus. . 

höylä f.; ehst. hövel, gen. -vii, liv. g vii', nw.-l. haev- 
val, en.-L haevla, dolabra, runcina (71), = an. heßl, 
sw. hyfvd, höfvd, ni.höwel; davon auch lett. ewdis, ewde. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 187 

Ja f., ehst., wot., liv., 1., et, = got. jah, \^mh (Var- 
num; Bugge in der Tidskr. f. Philol. VH, 242 f.). Das 
weps. hat i = russ. h i, das wot. bisweilen ebenso; das 
liv. hat öfter un, nach dem lettischen (aus dem deut- 
schen? Bielenstein, D. lett. spr. H, s. 340). 

jetanas (d. h. *etunas) nw.-l.; sw.-l. jaettenes, gigas 
(52. 74), = mjötunn. F. jätti, dialektisch auch jatuli 
(mit 1 für n, wie z. b. in kumppali, kamerad, = an. hum- 
pan, romanischen Ursprungs, rem eli, riemen, = russ. 
peMeHb remen), ist neuere entlehnung = sw. jätte, älter 
iatun, iatun, uetti. 

jo f., weps., wot.; ehst. jo, ju, liv. jö, ju, jo, L jo, juo, 
jam (44. 57), = got. ju (vgl. lit. jau). 

joulu f.; ehst. joulu, gem.-l. juovia, jovla, jola, gew. 
pL -lak, festum nati Christi (51. 57. 78), — an. jöl, pl. 
n. Davon f. joulu-kuu, ehst. joulu-kuu, december, 
vgl. got. jiuleis. 

jukko, auch jukka f., jugum boum, temo trahae, lorum 
trahse adjunctum, quo a tarandis trahitur, (44. 57. 63. 78), 
— got. juk, an. 6k. Dagegen liv; jüg, jugum, — lett. 
jügs (Tit. jimgas). F. ies, gen. ikeen, ehst. ike, ees, 
gen. ike, liv. iggös, id., steht wol in Verbindung mit 
altsl. und russ. uro igo. 

jukso, jufso, gen. juvso, nw.-l., gadus aeglefinus, = an. 
#sa, nw. hysa. 

juusto f.; ehst. jüst, gen. -u, caseus, = an. ostr (47. 57. 
77). L. vuosta (58) ist eine neuere entlehnung aus dem 
nordischen. 

Kaide c , gen. -teen, f., (49. 85. 91) pecten tebe (Kai. 14, 
190 sepes), liv. köidas, id., en.-l. 'kai dna, kaidha', 
id., nw.-L skajdda, skajd, lignum transversum medium 
in textrino muHerum lapponicarum existens (Lteem), = an. 
skeifi f . Liv. köidas schliesst sich vielleicht näher an 
lett. schklts, id. # an. 

kaira f., terebra (in dieser bedeut. auch kairi), segmen- 
tum panni figura triquetra (49. 66), sw.-l. kaira, id., 
= an. geirr, hasta, geiri keil, segmentum triquetrum, 

Digitized by VjOOQ IC 



138 Wortverzeichniss. 

ehst.-sw. gair, id.; got. gairu, onokoip, ahd. ger (vgl. 
Bickell in der Ztschr. f. vgl. spracht XV, 80 f und die 
worte keihäs und napa-kaira). 
kaisila, kaisla, kaihila, kaihia, kahilaf; ehst. kai- 
zel, scirpus, arundo (40. 66), vgl. an. geisl, geisli, gisli, 
baculus, quo utuntur xylosoleis labentes, geisli, radius 
(vermuthlich mit einem ähnlichen bedeutungsübergang wie 
in dem deutschen strahl, das früher, wie z. b. ahd. ströHa, 
ags. strcßl, und auch slav. sträa, pfeil bedeutete); ahd. 
geisila fem., flagellum, scutica. Eine (dimin.?) ableitung 
von dem stamm gaisa-. Vgl. kaihäs und kaira, 
gajc, gajcca nw.-, sw.-l.; en.-l. kaic, capra (49. 90), 

= got. gaits, an. geit. 
kakko, kakku, (auch kaakku) f., placenta, panis (vgl. 
kakkaro, panis), liv. kak, pl. -üd, id., ehst. kakk, 
gen. kaku, id., wot. kakku ' dünner pfannkuchen', nw.-l. 
gakko, sw.-l. kakko, placenta (43. 93), = an., sw. 
haka, nyi. kaku, ehst.-sw. kaka-brl, kako, kakubre, ger- 
stenbrot. Dagegen ist ehst. kök, gen. kögi, kuchen, liv. 
(pann)kök, küok (vgl lett. panköki, pL) = nd. koke. 

kakk ula, gew. im pl. -at, perticae junctse vehiculo, qui- 
bus ab equo trahitur (59. 61. 69/75), = an. skökull, sw. 
skaUa, skakel, nyL skakd, skakul. 
f\ kakra kar.; westf. kaura, weps. kagr, wot. kagra, ehst. 
kaer, kär, liv. kagr, kaggörs, avena(57. 92), = an. 
hafri, ahd. habaro; -kr-, -gr- muss für -pr-, -br- ste- 
hen; die formen mit -gr- finden sich sonst erst im Guta- 
lag (c. 56), hagri, und in neueren sw. dialekten; s. Kietz 
234. Vgl. Grimm, G. d. d. spr.*, 66. 

galbbe,kalbbe 1., vitulus (63. 75), = an. kalfr, got. kalbö. 

galddit nw.-l.; sw.-l. kaldet, castrare (53. 97), = an. 
gdda, (got. *galdjan). Davon ist galdak, kaldak, castra- 
tus, eine speciell läpp, ableitung nach Friis Gramm. § 151, 
5 (nicht unmittelbar = an. geldingr). 

gales nw.-l.; sw.-l. kalles, en.-l. k|les, russ.-L kal- 
la zai (dim), senex, maritus (69. 74), = an. karl, id. 
(vgl. kerling, anus), ags. ceorl (besonders mit den adjectt. 
ec&d, gomel, unorne, snotor u. dsgl. Vgl. Grein, BibL d. 

Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichnisö. 139 

ags. Poesie in, 1, 159 ff.), ahd. charal. Obgleich die 
jetzigen bedeutungen dagegen zu sprechen scheinen könn- 
ten, ist die grundbedeutung in den germanischen spra- 
chen doch wol 'senex', von der indogerm. wnrzel gar, 
skr. g'ar, gf, vgl. gr. yeQtov, skr. g'arant-. Sollte nicht 
etwa auch das slawische wort für 'könig' (altsl. kraß, lit. 
Jcardlius aus dem russ. rcopOAb koröl*), das aus dem germ. 
entlehnt zu sein scheint (vgl. Miklosich in den Denkschr. 
d. Wien. Ak. XV, 101), eher von einer bedeutung 'pater- 
familias' oder dsgl. ausgehen, als, wie man gewöhnlich 
annimmt, von dem namen Karl (der grosse)? — Ob das 
seltene f. karilas, senex decrepitus, auch hierher gehört, 
ist zweifelhaft. Die form könnte an Y31I51M erüaB (Lind- 
holm, Varnum) = an. jarl erinnern. Vielleicht steht es 
jedoch eher mit f. karu, elend, gebrechlich, in Verbindung. 

galggo, nw.-l.; sw.-l. kalgo, en.-l. kalgu, anus, uxor 
(53. 79), — an. herling, id. Vgl. gales. 
Ö kallio f.; ehst. kal'ju, weps. kalll, pl. -lliod, nw.-l.^ 
galle, sw.-l. kallo, rupes (57. 67. 93), = an. hella, 
planus lapis (got. *haMjÖ); vgl. got. hallus, rthqa, an. 
hallr, lapis, mons. 
•i kalta, gen. -llan; kallas, gen. -Haan, f., declivis; 
ehst. kald, kallas, abhang (f. kalle c , ehst. kalde, 
abhang, mit mehreren ableitungen. — 57. 64. 75), = 
an. hallr, ags. hec&d (für *hcdpa-s). 

kaltio f.; 1. galddo, kaldo, fons, puteus (53. 67. 93), 
= an. heida (urspr. *JcaldjÖ), von Jcaldr, frigidus. Vgl. 
altsl. Uad^zi, puteus, = got. *kdldiggs (Diefenbach H, 
437 f., Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 98). 

kamari, kammari f.; ehst. kamber, kammer, liv. 
kömar, kämar, en.-, sw.-l. kammar, nw.-l. kam- 
mar, gammar, camera, cubiculum, = an. Jcamarr, altsw. 
Tcamar, -re, jetzt Jcammare, nd. Jcamer; davon auch lett. 
Tcambaris. 

kammio f., cubiculum, conclave, dormitorium (lepo-k. schlaf- 
kammer, hauta-k. grabcapelle, louhi-k. Kai. 17, 218. 
20, 300 von der ' steinhöhle * oder dem Mager 1 des baren 
(67. 93), = an. y skemma y (urspr. *shamrnjö). 

Digitized by VjOOQ IC 



140 Wortverzeichniss. 

kampa f., pecten (62), = an. Jcambr, altsw. Jcamber, acc. 
Jcamb, so noch nyl. Ebst. kämm, gen. -mmi ist aas 
dem deutschen entlehnt, liv. k emm, kämm ebenso, viel- 
leicht durch lett. Je emme. 

Q kana f., russ.-kar., olon., weps., ehst., wot., liv.; en.-l. 
ksene, gallina (57. 92), vgl. got. hana, an. hani. Die- 
fenbach (II, 3. 27) betrachtet diese als 'urverwandt'. Vgl. 
vuoncca. 
kannu f., wot.; 1. gadno, cantharus (65. 66. 93), = an., 
sw. Joanna; ebenso ehst kann, gen. -nnu, aber auch 
kann, gen. -rini nach dem deutschen; liv. köna, käna 
durch lett. Jcanna. 

Qj kansa f., populus, societas, russ.-kar. kanza (Matth. 13, 
54 als Übersetzung von owaycoyif), ehst. käz, käza, 
genösse, gefährte, gatte, gattin, nw.-l. ga^e, en.-l. 
käjji, russ.-L kan^e (kan?e?), comitatus, societas, coe- 
tus (57. 66. 79. 106), = got. hansa, OTteiqa, ahd. hansa, 
ags. hos (vgl. Diefenbach II, 528 f.). Dasselbe wort ist 
die postposition f. kanssa, ehst. käza, kä, (-ga), wot. 
käsa, kä, liv. (dial.) käsn, käzu, cum (vgl. mordw. 
marhta, id., von mar, multitudo); ein anderes und 
ursprünglicheres wort für 'mit' ist f. kera, keralla, 
russ.-kar. kera (s. Suomi 2te reihe IV, 96 f.), weps. 
kerd, ked, ke (= f. kerä, glomus fili, kerätä colli- 
gere). Uebrigens kommt das wort kansa in den ande- 
ren finn. sprachen nicht vor. Nachträglich hat mich aller- 
dings Budenz auf syrjän, g o z, paar, bes. öhepaar (auch 
gozja, davon gozjatöm, unverheirathet), g o zj e d, ver- 
binden, vereinigen, aufmerksam gemacht (vgl. desselben 
Ugrische Sprachstudien I, [Pest 1869] s. 33). Doch scheint 
mir die Zusammengehörigkeit "dieser Wörter mit den hier 
besprochenen finnischen noch nicht genügend festgestellt. 

(T) kapris kar.; russ.-kar. kabriS, westf. kauris, liv. kab- 
bör, kabr, caper (57. 69. 77), =■= an. Jiafr, m. (urspr. 
st. habra-). Vgl. habres. 
kapula f., bacillus, fustis, =an.fo/Zi, m., ehst.-sw. kävuF, 
kavuC, Jcavd, nyl. Jcabtd (Euszwurmü, 334). 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 141 

gardde nw.-l.; sw.-l. garde, karde, sepes, locus con- 
septus (56. 75), = an. garftr. Vgl. kartano. 

kari f., ehst., scopulus in mari (81), =■ an. sker. 
C\) karja f., woi; ehst. kari, gen. -rja, liv. köfa, kär'a, 
grex, = got. harjis, an. Herr, h§er?-- . 

garre nw.-l.; sw.-l. karre, vas (53. 66. 77), = got. Jcas, 
neuer nord. Jcar. Der speciell altn.-isl. form her, nw. hjer 
entspricht 1. gaerra, gierra, calix (54. 55). Gehört 
hierher auch f. kaha (h — s), Saccus vimineus, structura 
ex perticis erectis, avibus v. leporibus capiendis utilis? 

kartano f.; 1. garden (nach dem f.), liv. kärand, 
körand, kam, aula, area juxta domum, praedium, == 
an. garär, got. gards (st. -i-), olxog, avlrj; vgl. got. gar- 
da, avlrj, stabulum, ahd. garto; auffallend ist die verlän- 
gerte endung im finnischen, die an das nhd. garten erin- 
nert; vgl. ital. giardino, Diez, Et. Wb. 2 I, 213. Von 
diesem ebenso wie vom 1. gardde sind jedesfalls zu 
trennen eine anzahl sonderbarer Wörter in andern finni- 
schen sprachen: ersa-mordw. kardas, hof, kardo, mok- 
§a-m. kardä, stall, syrjän, gort, haus,kar, stadt, ost- 
jak. gord, kord, kurd, ansiedelung, kardag, hof, 
umzäunter ort, ung. kert, garten, auch öuvaä. kardä, 
Umzäunung, umzäunter ort, kardä tuvas, kartlas, 
einen zäun machen , umzäunen, deren Ursprung sehr schwer 
zu erörtern ist. Gröstentheils mögen sie aus verschie- 
denen indogermanischen sprachen entnommen sein (vgl. 
altsl. gradU, stadt, lit. gardas, eine hürde, ein offener 
stall für die schafe, auch osset. [nach Rosen] k c art c , hof), 
zum theil vielleicht auch zufällige anklänge (vgl. z. b. f. 
keri, ung. kör, kreis, ung. ker6k, rad, kerf t, umzäu- 
nen). 
j karvas f.; liv. köras, pl. karröd (auch käras, karu), 
amarus, acerbus gustu (57. 75), = ahd., mhd. harwer, 
harewer, asper, nhd. herbe. Hiervon zu trennen ist ^ol 
f. karkia, gustu v. tactu asper, verwandt z. b. mit syrj. 
kuryd, amarus. 

garves nw.-l.; sw.-l. karves, paratus (56. 68. 75), = 
an. görr, ahd. garo, garawer, ags. gearu, gearo. Sw.-l. 



Digitized by VjOOQ IC 



142 Wortverzeichniss. 

karvet, karvetet, parare, vgl. an. gera, urspr. *garv- 
jan. Von demselben stamme kommt auch f. karvari, 
coriarius, und das verb. karvata, welches neuere entleh- 
nungen aus den vom deutschen herübergenommenen sw. 
Worten garfvare, garfva sind. 

garvvo nw.-l.; sw.-l. karvo, en.-l. karvu, vestis, vesti- 
mentum(68), davon garvodet, indui, garvotet, indu- 
ere, vestire u. s. w.) = an. görvi, gervi, n., ags. gearve 
fem., ahd. garawi fem., garawi n. 

kasa, kaso f.; ehst. kaha, acervus (79), = an. kos fem., 
sw. kas, käse. 

kattila f.; ehst. katel, katal, gen katla, weps. kat- 
til, gen. -tlan, liv. katTa, katl, lebes, ahenum; wot. 
kattila, olla (53. 69. 75), == got. katils, %ahilov, an. 
ketill (aus lat. catülus); könnte jedoch auch von lit. kati- 
las, lett. katls kommen (vgl. altsl. koflti, russ. kotöa.t> 
spr. katjöl, woher ersa-wordw. kot'ol, ung. kattan u. s. w.). 

gattit nw.-l.; sw.-l. kattet, cavere, custodire (53. 97), 
— an. gceta (far *gätjari). Dagegen hat f. kaitsen, inf. 
kaita, id., nichts hiermit zu thun. 

gatto nw.-l.; sw.-, russ.-l. katto, feles (89), = an. köttr 
(st. kattu-). (Von anderen namen für dasselbe thier las- 
sen sich hervorheben f. kissa; ferner f. kasi, weps. 
kaäi, ehst. kass', kat't', liv. ka§, das am meisten an 
Iit. kate oder russ. kot!> kot, KöiiiKa köSka erinnert). 

kaunis f., ehst., wot.; russ.-kar. kavni§, pulcher, ehst. 
auch 'farbestoff', wot. auch ruber, (vgl. russ. KpacHbifi 
krdsnyj) (50. 59. 82. 106) — got. skauns (für *skaunis), 
ahd., alts. scöni. — F. kauni, decus, ornatus (95), viel- 
leicht = got. skaunei, ahd., alts. seöm, species, decus. 

kauppa f., ehst. kaup, gen. kauba, liv. köp, köpa, 
koup; nw.-l. gavppe, en.-l. kävppe, mercatura (50. 
77); davon f. kauppia, kauppias, russ.-kar. kav- 
pie§, mercator (81); f. kauppaan, inf. -pata (97), 
kaupitsen, -pita, kaupin, -ppia, nw.-l. gavpa- 
§et, venum exhibere, venditare und noch mehrere, zum 
grösten theile selbständige ableitungen, «* an. kaup n., kaupa, 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 143 

got. kaupön, TtQayftareveo&cu, (von lat. cauponari). Die- 
ser stamm ist auch in die slaw. sprachen in der form 
kup- (Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 103) auf- 
genommen. Von russ. Kjnei£b kupec, kaufmann, kommt 
wieder weps. und wot. kuptsa. Neuere entlehnungen 
sind liv. kuopman, kuopmies aus dem nd., 1. kjef- 
man(ne) (51. 71) aus dem nordischen. — F. kaupunki, 
auch kaupunti, nw.-l. gavpug, en.-l. kavpug, 
sw.-l. kaupok, kaipok (nach dem finn.), urbs (50. 66. 
71), = an. kaupangr, altsw. köpunger, köpinger, im Guta- 
lag kaupungr. 

kauto, auch kaut a, kautu, Oberleder am schuh, parscalcei 
superior plantam pedis tegens. (meist in Verbindung mit 
kenkä calceus, wie kengän kauto = kauto, Kale- 
vala 32, 4. 34, 4; Kanteletar 2 , s. 274 v. 8. 61; kauto - 
kenkä, schuh mit Oberleder, Kai. 4, 176. 50, 16; die- 
selbe bedeutung hat auch kauto und das dim. k au to- 
nen im pl., Kai. 50, 110. 111) (60. 79. 106), = got. 
skanda- in dem bestrittenen compositum skaudaraip, Ifidg, 
das hierdurch eine passende erklärung zu bekommen 
scheint Vgl. skuoudo. 

keihäs f., russ.-kar., (weps.?), hasta (49. 66. 74), vgl. 
an. geirr nebst gr. yccloog, lat. gaesum (vom kelt.), und 
oben kaisila. Wegen der nebenform mit r siehe kaira. 

kelkka f.; ehst. kelk, gen. -lgu, traha minor (52. 92), 
= an. kjdlki, altsw. kicdki, kicelki, jetzt sw. kalke. 

kello f.; weps. kell, gen. -on, wot. öellä, ehst. kell, 
gen. -Ha, -Hu, liv. k'ela, k'äla, campana, tintinna- 
bulum (43. 60. 93), = an. skella, ahd. sc'äla, tintinna- 
bulum. 

keritsen, inf. -ita f.; weps. keritäen, -ita, liv. ke- 
nkä, forfice tondere e. c. lanam ovis v. capillos (43. 96), 
= an. skera. 

kernas, (kerno), promptus, propensus, adv. kernaasti, 
libenter (52. 56. 75. 77), = got. -gairns, an. gjarn, adv. 
gjarna, sw. gerna. 

keula, auch keulas, gen. -aan f., pars antica recurvata 
e. c. navis, prora; prora et puppis, carina cum prora et 

Digitized by LjOOQ IC 



144 Wortverzeichniss. 

puppi, ehst. dial. käilas, Schiffsschnabel (51. 75), — an. 
kjöll, ahd. Mol, ags. ceöl, celox, carina. Ehst und liv. 
k el', k II', carina, sind neuere entlehnungen aus dem deut- 
schen. Vgl. gjelas. 

gicce nw.-L; sw.-l. kice. haedus (44. 81. 86), = an. kut 
n., gen. pL Maja. 

gierddo, girddo, gserddo nw.-L, cingulum ferreum vel 
ligneum, quo vasa lignea constringuntur (52. 79), = got. 
gairda, t>wvrj, an. gjörä. 

kihla f., 1) sponsione mutua confirmata societas plurium 
pagorum, kihlakunta, territorium , harde (vgL Lind- 
ström, D. keli-germ. kult, 186 f.); 2) sponsalia, kih- 
lat, pl., dona sponsalia; ehst. kihl, gen. -a, pfand, 
wette (pl.) brautgeschenk, Verlobung; kihelkond, kihl- 
kond, kirchspiel; liv. kll, pfand, geisel, pl. dial. Ver- 
lobung; weps. kehl, gen. -an, sponsio; nw.-L gilhe, 
sw.-l. kihl e , (nach dem finn.), donum sponsale (66. 69. 
75), = an. gisl, ahd. gisal, ags. gisel. Lett. Jc'üas pl., 
pignus, wieder aus dem liv., wie das anlautende k zeigt. 

kirkko f.; russ.-kar. kirikkö, ehst. kirik, kerik, kirk, 
gen. -u, -o, wot. ßerikko, nw.-L girkko, en.-, sw.-L 
kirko, ecclesia, templum (68. 93), = an. kyrkja, ahd. 
chirihha, alts. kerikä, Mrika, ags. cyrice, cyrce, altsw. 
Mrkia, kyrkia. Daher auch in den sL sprachen, z. b. russ. 
HepKOBb cerkov (Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. 
XV, 81). 

kirnu f.; ehst. kirn, gen. -u, nw.-L girdne, sw.-L 
kaerno, vas in quo butyrum coagulatur (44. 93), = an. 
und altsw. kirna, jetzt sw. kärna. Liv. kärna kommt 
zunächst aus dem lett. kerne. 

kirttilä, auch kirtti f., glandula (44), = altsw. kirtd, 
kertü, jetzt körtd. 

kiulu f., vasculum ligneum, mulctra (51. 93), = m.skjöla, 
sw. (besonders in Pinnland) sfojula. 

kiusa f.; ehst. kiuz, gen. -an, irritamentum, sollicitatio, 
tentatio molesta, nw.-L gifse, gikse, cruciatus (51; 
vgl. 38); davon wieder f. kiusaan, inf. -sata, ehst. 
kiuzama, liv. kivz, irritare, tentare, nw.-L givse- 



/ 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 145 

det, affligere, vexare (97. 98), vgl. got. kiusan, döyti/nd- 
teiv, an. kjösa. Davon auch altsl. iskusiti, tentare, iskusu, 
tentatio (Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 103). 

gjelas nw.-l. (Friis Sprogpr. 44), carina naviculse (52. 89), 
= an. fojölr. Verschieden von f. keula (s. dieses); doch 
führt Kenvall ein f. kelo in derselben bedeutung an , das 
vielleicht hierher gehören könnte. 

goallo, goalla nw.-l., lucerna (44. 65. 93), = an. und 
nw. kola. 

fordne, gorna, korna nw.-l.; sw.-l. Fordne, frumen- 
tum, = an. hörn. 

grauca, rakca sw.-l., puls (86), = an. grautr. 

graves sw.-l., canus (66. 75), = an.#rar, ahd.(jrß, gräwer. 

gujggo nw.-l., sw.-l. 'quoigo', vaccula (59. 62. 93), = 
an. kviga. 

kukko f.; ehst. kukk, gen. -ke, kikas, kukas, wot. 
kukke, liv. kik, k'ikk, gallus, vgl. an. kokr (Sv. Egils- 
son), ags. coc (vgl. Rydqvist Sv. spräkets lagar IV, 88, 
anm.*) Dox5h.ist diess vielleicht eher eine parallele laut- 
nachahmung, als eine entlehnung; vgl. auch frz. coq (Diez, 
Etym. Wb. 2 II, 253), altsl. JcoJcoSi (und daher walach. und 
alban, kokos, ung. kakas), skr. kukkufa-s. 

kulta f., wot.; russ.-kar. kulda, weps., ehst. kuld, liv. 
külda, küld, aurum (7. 44. 64. 77. 97), = got. gulp. 
Dagegen nw.-l. g olle, en.-, sw.-l. k oll e unabhängig 
hiervon = an. gull. 

kumina f., carum carvi, cuminum (44), = sw. kummin. 
Euss.-kar. k im in a (Matth. 23, 23), = kirchensl. khmhhT) 
kiminU. Ehst. kömel, liv. kümgös, kiemil = nd. 
körnen. Dagegen hat das nw.-l. garven, sw.-l. kar- 
ve n = nw. karvi n. 

kuningas f., ehst.; russ.-kar. kuninga§, wot. kunlkas, 
nw.-l. gonagas(sa), en.-l. konagas, sw.-l. kono- 
gas, -ges, rex* (44. .66. 74. 106), = an. konungr, ahd. 
chuning, alts. cuning, ags. cyning; -ing- ist gewiss ursprüng- 
licher als das speciell nordische -ung-. Das wort ist auch 
ins Iit. kuningas, künigas, vornehmer herr, pfarrer, lett. 

Thomseu, Einfluss d. germ. sprachen. 10 



Digitized by VjOOQ IC 



146 Wortverzeichuiss. 

Mngs, herr, altsl. knqzt, fürst, aufgenommen. Es könnte 
den anschein haben, als ob das finn. wort durch das lit. 
gegangen sei, doch spricht die bedeutung dagegen; eher 
stammen beide aus derselben quelle. Das läpp, wort ist 
gewiss wieder vom finn. entlehnt. Liv. könig aus dem 
deutschen. 
(y kunta f.; russ.-kar. kunda, ehst. kond, kund, L godde, 
kodde, (künde), complexus, collectio (nur in composi- 
tis, wie f. valta-k., 1. valdde-g., regnum, f. kihla- 
k. s. oben, kansa-k., natio) (44. 75), = got. -kwnds i^ 
adj. Zusammensetzungen wie gumakwtäs, aqarjv, qinah, 
&rjkvg, innah, ofoiaxog (Matth. 10, 25. 36. Die sw.-l. 
bibelübersetzung von 1811 hat hier gerade 'käte-kunde' 
von käte, domus); alts. godcund, divinus; an. hundr, 
-kunnr (Sv. Egilsson). Budenz (Nyelvtud. közlem. VI, 
s. 394, no. 87) betrachtet dagegen das wort als acht und 
vergleicht wogul. kant, ung. h ad, familie, nation, heer, 
krieg. Wenn das auch richtig sein sollte , lässt sich doch 
kaum wenigstens ein secundärer einfluss des germanischen 
leugnen, der sich theils im vocal, theils in der aus- 
schliesslichen beschränkung des wortes auf Zusammen- 
setzungen zeigt. 

guobme, nw.-l.; sw.-l. kuobme, guobme, palatum (45. 
56. 65. 75), = an. gömr. 

guölbbe nw.-l.; sw.-l. 'quelpe, qwolpe', pavimentum 
(44. 77), = an. golf. 

guösse nw.-l.; en.-l. kuösse, sw.-l. ' qwosse', hospes, 
conviva (53. 88), = got. gasts, an. gestr. 

guovva nw.-l.; sw.-l. kuova (-mano[d]), mensis febru- 
arius, = an. göi, id. 

kupari f.'; ehst. kubar-wask, sw.-l. kuoppar, aes, cu- 
prum (44. 64. 70), = an. Tcopar, altsw. kopar, Jcupar, jetzt 
Jcoppar, nyi. hqpar. Liv. diaL kopr, kopper aus dem 
nd. (Der echte und gewöhnlichere i\ame ist f. vaski, 
ehst., wot. vask, liv. va§k', 1. Vaejkke). 

gussa nw.-l.; sw.-l. koss, kosa, en.-l. küsa, vacca(90), - 

• = an. &#r, ags. cü. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 147 

kustannan, inf. -ntaa, f.; nw.-l. goastadet, sw.-l. ko- 
stet, kostadet, impendere, impensas facere (44), = an. 
Jcosta (von lat. constare) mit einer weiteren ableitungs- 
endung, die vielleicht von dem subst. hostnadr, sw. host- 
nad, beeinflusst ist. 

kynttilä f.; ehst. künal, gen. -ndla, -nla, candela, 
wot. küntteli, id. (ßünteli Wachslicht in der kirche), 
liv. kündöl, kündlö, kündil, nw.-l. gintal, gin- 
tel, sw.-, en.-l. kintel, id. (64. 71), = an. kyndül (aus 
lat. candda). 

kyyti, gen. -din, f.; ehst. küt', liv. Sk'üt, vectura mer- 
cenaria (32), = sw. shjuts, deutsch (bes. in Ehstland) 
Schüsse, schiesse. 

kyökki f.; wot. kökki, ehst. kök, gen. -gi, culina (54. 
60), = sw. höh, nd. höhe. 

Ladas, gen. ladda, nw.-l.; en.^1. lodas, artus (44. 64. 

89, vgl. s. 31 anm.l); nw.-l. latto, membrum (64. 89); 

sw.-l. lattas, pl. -aseh; auchlece, artus, membrum 

(89), = got. lipus, an. liär. 
ladde nw.-l.; en.-l. laedde, pannus (50. 53. 64. 67. 81), 

= an. Jdcedi n., ags. daä m. 
laddim, inf. laddit, nw.-l., appellere (97), = an. lenda, 

ahd. lentjan, lenten. — Vgl. ladde, bes. sw.-l., s. 107 

und lannas. 
lades nw.-l.; en.-l. ladis, Clemens, mitis (75), = an. 

gladr, ags. gläd, splendidus, comis (?). 
lafca, lakca, gen. lavca, nw.-l.; sw.-l. lakca, flos la- 

ctis (50. 86. 87), = an. flautir pL? Doch ist es auch 

möglich, dass dieses wort gar nicht entlehnt, sondern mit 

mordw. lofca, lovso, milch, finn. lypsätä, melken, 

verwandt ist. 
laina f., mutuum; f. lainaan, inf. -nata, ehst. lai- 

nama, laenama, liv. lain, mutuum dare, sumere (50. 

77. 97), = an. Idn n., ahd. lehan, got. *laihvan, vgl. lei- 

hvan , prät. laihv, öaveltstv. Die contraction ist gewiss vor 

der aufnähme in das finn. eingetreten. 

10* 

Digitized by VjOOQ IC 



148 Wortverzeichni8s. 

lajddim, inf. lajddit, nw.-l.; en.-l. laidded, sw.-l. 
laidet, manu ducere (49. 97), = an. leida, ags. Icedan, 
alts. ledian, urspr. Haidjan. 

lajrre nw.-l.; sw.-l. laire, argilla (49. 77), = an. leim., 
leirr m. 

laita f., cursus itineris, directio viae; agendi modus; latus 
navis; ehst. laed, gen. laja, eine reihe bekleidungsbret- 
ter (am schiffe); nw.-l. lajddo, sw.-l. Iaido, iter (49. 
79), = an. leid fem., ags. lad. 

lakana f., wot., lodix (71), = sw. lakan (aus dem deut- 
schen). 

laki, gen. la'in, f.; nw.-l. läkka, gen. läga, sw.-l. laga, 
en.-l. läha, lex (62. 70. 101), = sw. lag, an. log pl. n. 

lakke, gen. läge, nw.-l.; sw.-l. lake, ratio, mos, con- 
ditio, = an. lag n. 

lakke, gen. lakke, nw.-L, catena (66. 81), = an. MeJcJcr, 
nw. leJck. Hier kann es zweifelhaft sein, ob a ursprüng- 
lich oder aus e entstanden ist (vgl. s. 54). 

lammas, gen. lampa(h)an f.; ehst., wot. lammas, weps. 
lambas, liv. lämbas, lamm, ovis; nw.-l. labes, lab- 
bes, gen. labba, en.-l. labis, sw.-l. libbe, labbas, 
agnus (62. 66. 78. 106), = got. lamb n., rcqoßmov, ahd. 
lamb, pl. lembir, ags. lamb, pl. lambru, an. und altsw. 
lamb, agnus (aber Gutalag c. 42 ovis). 

lannas, gen. lanta(h)an, f., litus vadosum, vadum (78), 
= got, an. land? Hiervon auch sw.-l. land, landa, 
regio. Vgl. laddim. 

lanta f., stercus, fimus (77), = an. hland n., urina. 

lantio f., lumbus, pelvis hominum; lanne c , gew. pl. lan- 
te(h)et, weps. landeh, coxa, lumbus (53. 82. 91), = 
an. lend, pl. -ar, seit, -ir (vgl. z. b. Norsk homiliebog ved 
Unger, 121 7< 8 * 12 ), stamm landja-; ahd.lenti, alts. lendt; 
ags. lenden. — Verwandt hiermit ist f. luntio, coxa, 
vgl. an. lund-ir pl. fem., ags. lundlagan, renes, (gelyn- 
den, spondyli, juncturae vertebrarum), nw. lund = lend. 
läse sw.-l., sera, == an. Idss m.; — laset, obserare, = 
an, leesa. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 149 

lät(a), pl. lätak, nw.-l., gestus, = an. lati; — lattim, 
inf. lattit, simulare, prse se ferre, agere, = an. lata. 

lato f.; ehst. ladu, lado, nw.-, sw.-l. lado, horreum 
(43. 93), — an. Mada. Auffallend ist mokSa - mordwin. 
lata, ersa-m. lato, id. Ung. läda, cista, vom deut- 
schen lade. 

lattia (auch laattia) f., bes. karelisch; gem.-l. latte, 
pavimentum in domibus (59. 67. 80. 81), = an. flet, 'fuss- 
boden in den häusern der alten, der (wie noch jetzt der 
estrich bei den Fingammer) mit stroh, binsen u. desgl. 
bedeckt wurde.' (Fritzner), ags. flet, alts. ftetti, flet, ahd. 
flazzi, flezzi, urgerm. stamm flatja-, 

lauföa nw.-l. (Leem); sw.-l. laußa, slaußa, auch 
klaöße, aestrus, = an. Ueggi, gen. -ggja, nw. klegg. 

lavggo nw.-l.; sw.-l. laugo, lavatio, balneum; f. *lauka, 
*lauko als gen. in lauvan-tai, lauvon-tai, ehst. 
lau-pääv (pääv, dies), wot. lauko-päivä; nw.-l. 
lavardak, sw.-l. lavotak, dies Saturni (50. 79); wot. 
laukoja, qni lavat; nw.-l. lavggot, sw.-l. laugot, 
lavare (98) , = an. laug fem. , lavacrum , ahd. lauga, longa, 
nhd. lauge; an. laugardagr; lauga, lavare. 

laukka f.; ehst. lauk, gen. laugi, -gu, -ga, liv. löka, 
nw.-l. lavkke, sw.-l. lauk, en.-l. lauhi, csepe, allium, 
porrum (50. 61. 75), = an. laukr, ags. leäc, ahd. lauk 
(von der wurzel luk, claudere). Im finn. auch lyökki 
von sw. loh (51. 55). Das wort ist auch in altsl. luM, 
russ. AyKl) luk, Iit. lükai pl., lett. loki pl., aufgenom- 
men (vgl. Lottner in der Zeitschr. f. vgl. sprf. XI, 174. 
Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 107); davon 
wieder weps. lük, gen. -un, wot. lükka, liv. nebenform 
lüka, lüoka (in Livland immer luokad im pl. wie im 
lett.), vielleicht auch ehst. lök, gen. -gi, -gu, wenn 
diess nicht vielmehr = nd. lök ist. 

laupias f., misericors, Clemens (besonders von gott) scheint 
in Verbindung zu stehen mit der germ. wurzel lub in an. 
ljufr, got. Hubs, äyarcrpog, aber mit demselben ablaut wie 
in got. galaubs , 7toltrvelrjg, galaubjan, tciotbvbiv, uslaub- 



Digitized by VjOOQ IC 



150 Wortverzeichniss. 

jan, €7tiTQ€n6iv y Zunächst könnte es einem got. *laubeigs 
zu entsprechen scheinen, vgl. ahd. giloubtg, nhd. gläubig. 

lautta f.; weps. laut, ponta, ratis (75), = ahd. flaoz, 
flöz m.*, fluxus, ratis, nhd. floss, got. *flaids (dagegen 
nicht mit f. lauta, brett, verwandt. 

leikari f., ludio, joculator (49. 64. 94), = an. leikari, 
altsw. le/cari. Vgl. leikki, ludus (39. 70. 96). 

leipä, gen. leivän, f., wot.; russ.-kar. leibä, olon. 
leipy, weps. leib, gen. leiba, ehst. leib, liv. leba, 
leib, nw.-l. lajbbe, sw.-l. laipe, en.-l. lseibe, panis 
(49. 62. 63. 75), = got. hlaifs (stamm hlaiba-), an. Meifr. 
Weniger wahrscheinlich ist es, dass diess aus dem sl. 
chlSbti stamme, das selbst aus dem germanischen aufge- 
nommen ist (Lottner in der Ztschr. f. vgl. sprf. XI, 17B; 
Miklosich in den D. W. Äk. XV, 92). Ehst. klaip, gen. 
klaiba, auch klaibakas, grosses stück (brot), ist eine 
hiervon unabhängige entlehnung aus dem lett kldips, 
laib (brot), lit. kl'epas, ein brot, bes. von länglicher form. 
— Leipopalskaja, einen städtenamen im gouvern. 
Archangelsk bei Pinega hält Castren für hierhergehörig 
und meint, er stamme von den Bjarmar. (Suomi 1844, 12 
= Nord. Reisen und Forschungen V, 96). 

lifse, likse, gen. livse, nw.-L; sw.-l. likse, unguentum 
ex pinguedine piscium decoctum (53. 81), = an. tysi, nw. 
lyse; — nw.-l. auch candela (51. 77), === an. Ijös, nw.ljos. 

liina f., linum, textum linteum; in Savolaks cannabis; 
weps. lln, gen. -an, cannabis; wot., liv. Iina (liv. bes. 
im pl.), linum, ehst. Iina, id., linteum; nw.-l. lldne, 
gen. llne, en.-, sw.-l. line (linum), linteum (77), = 
an. lin n., got. lein, acvödv. Vielleicht sind jedoch bloss 
diejenigen formen, die langes i haben, germanischen 
Ursprungs , und die übrigen aus dem lit. linai, lett. Uni pl. 
(vgl. altsl. ViwX, russ. aöh1> Ijon) abzuleiten. 

llkom, inf. llkot, nw.-, sw.-l.; en.-l. likkud, probare 
(Lind, u. öhrl. 'placere') (44. 61. 98), = an. lika, pla- 
cere, nw, lika, pro bare. 

Iines nw,- 7 8W.-J M mollis, lenis (75), = an. linr. 

Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 151 

liSSa gem.-L, falx (65), = an. le, Ijdr (vgl. Rydqvist II, 
197)? 

livtes nw.-l.; sw.-l. slikt, planus, levis (65. 75), = got. 
slaihts, m.slettr; — liftit, liktit nw.-l., sw.-l. slik- 
tet, levigare, = an. sletta, ahd. slihtan, goi *slaihtjan. 
— Ehst. liht, gen. lihi, = nhd. schlicht. 

loftim, loktim, inf. -tit, nw.*-L; sw.-l. laptet, ele- 
vare, attollere (97), = an. lypta. Sw.-l. a ist = urspr. 
y; dagegen ist es zweifelhaft, wie das nw.-l. o aufzu- 
fassen ist; vgl. s. 53 ff. uifll luhti unten. 

lokke gem.-L, operculum, = an. lok n. 

ludne nw.-l., cylindrus ligneus naviculse subducendse v. 
deducendae subjectus; vectis (45. 65. 75), = an. hlunwr, 
nw. lunn. 

luhti f., pars sedium superior, nw.-l. lofte, lokte, 
lokta, sw.-l. lopt, id., (nw.-l. loftasi, sursum, 
sublime) (63. 64. 70), = an. lopt, altsw. lopt, lupt, jetzt 
sw. und nw. loft. Hiervon gewiss sw.-l. lopteset, in 
altum attolli; vielleicht auch nw.-l. loftit, s. oben. 

lukitsen, lukin, inf. lukita, lukkia f., obserare (7. 
53. 96), = an. lykja, altsw. lykkiä. Vgl. lukko. 

lukkara, lukkaro f., runcina minor levigans, Schlicht- 
hobel (44), = an. lolcarr. Hierzu gehört gewiss auch 
nw.-l. rokkjel, sw.-l. rokker, runcina. 

lukkari f.; 1. (k)luokkar, cantor templi, aedituus (44.59), 
= klokker, sw. Mockare (vgl. altsw. Mokka, Mukka). 

lukko, lukku f.; wöt. lukku, ehst. lukk, gen. -ku, 
sera (44. 93), = an. loka, altsw. luka, loka, obex. Weps. 
lukol, gen. -klon, hat wol eine besondere ableitungendung 
empfangen (oder ist es = an. lykill, clavis?). — Auch 
nw.-l. lok, pl. lokkak (Leem), sera (wovon wieder lok- 
ka det, obserare) gehört wol hieher. 

lunastan, inf. -staa, f.; ehst. lunastama, nw.-l. lone- 
stet, sw.-l. 'lädnestet', redimere; scheint von einem 
subst. *lunas abgeleitet zu sein, das nicht vorkommt, 
dagegen f. lunnas, sw.-l. 'lännes, lädnes, lädnas', 
pretium redemptionis (78. 106), ehst. luna, Zahlung, 



Digitized by VjOOQ IC 



152 . Wortverzeichnis^. 

entgelt; nw.-l. lonom, inf. lodnot, en.-l. lonnod, 
redimere (sw.-l. lodnot, commutare, lodnot et, nw.-l. 
lonotet, en.-l. lonoded, id.), vgl. got. lun, Iviqov 
(wie man Marc. 10, 45 lesen muss), usluneins (Skeir. I, a). 
— Auch nw.-l. 1 onnit, mutuum sumere (Stockfleth), 
lonet, mutuum dare (Bibbalhist. 1866, 193), sw.-l. 
lonet, en.-l. lovdnicT, mutuum sumere v. dare, gem.-l. 
lonas, mutuo, darlehensweise, scheint wegen des o eher 
hierher zu gehören, als zu dän. läne. Auch ehst. dial 
lunima, borgen. — Unannehmbar scheint mir Budenz 1 
vergleichung des f. lunastaa u. s. w. mit syrj. don, 
ung. dij, preis (Nyelvtud. közlem. VII, s. 47 no. 257). 

luode c f.; ehst. löe, gen. löde, hochwasser, fluth, daher 
nordwest, liv. lüod, nordwest, weps. lödeh, gen. -dhen, 
westen, westwind (85), = got. flödus, 7cora/nog y an. 
flöd n., fleedr fem., ags. flöd m., ahd. flöt, fluot fem. 
(stamm -i-) und m. (vgl. ßydqvist II, 73). 

lupa f., wot; ehst. luba, gem.-l. loppe, venia (44. 62. 
77); davon f., wot. lupaan, inf. luvata, ehst. lubama, 
nw.-l. loppedet, lobedet, sw.-l. loppetet, en.-l. 
loppeded, promittere, permittere (97. 98), = an. lof n., 
ahd. lob; got. lübains, Ihcig; vgl. an. lof a (-a<?a), ahd. 
loben, lobön. 

luuva, (luva) f., tribularium (45), = sw. löge, älter loghe 
(ßydqvist H, 319). 

lyijy» lyjy f -; nw.-l. lagjo, en.-l. lajo, sw.-l. blijo, 
plumbum, =* an. biß n. , sw. bly. Vgl. tina. 

lykky f., wot.; nw.-l. likko, sw.-l. likko, lykko, en.-l. 
lukko, fortuna, prosperitas (54. 61. 93), = sw. lycka, 
altsw. lykka, luJcka, an. luMa. . 

löysä, löyhä f., solutus., laxus, s. 51. 66. 71. Sw.-l. 
lause, id. Auch 1. luovos, id., scheint mit unregel- 
mässigem Übergang hierher zu gehören. 

Maanantai f.; ehst. dial. män-päew, dies lunae (43. 92), 
= altsw. manadagher, von mani, an. mäni, luna. Vgl. 
manno. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 153* 

ma Sde, gen. made, nw.-L, statio piscatorum in mari (44. 
77), = an. miä n. 

maha f., venter, abdomen; wot. mako, ehst. magu, mago, 
liv. mag, pl. -üd, venter; f. mako, venter, stomachus, 
coagulum (65. 92), = an. magi, ags. maga. 

mahti f.; ehst. mäht, gen. mahi, potentia, potestas, ars 
(magica), venia (63. 84), = got. mahts (st. mahti-) oder 
sw. magt Ebenso scheint f. mahdan, inf. mahtaa, 
1. mattet, potentem, validum esse, nebst mehreren ab- 
leitungen mit got. magan, prät. mahta in Verbindung zu 
stehen. Merkwürdig ist jedoch das lautlich hierzu stim- 
mende mordw. maStan, gerem. moätem, scire, callere, 
valere, ostjak. most, modzi, moßi, es ist möglich, 
nöthig. Vielleicht Jiat auch slawischer einfluss sich gel- 
tend gemacht (altsl. mogq, moSti). Nur diese zwei sprach- 
klassen kennen die w. mag in der bedeut. 'posse\ (Vgl. 
Schleicher, D. kirchenslaw. Sprache, 141). 

majdne, nw.-L; sw.-L maine, Vitium, culpa (49. 77),= 
an. mein n., ags. man. 

mainitsen, mainin, inf. -nita, -nia, f.; en.-l. mai- 
naäed, commemorare, celebrare, ehst maenitsema, 
mainitsema, ermahnen, zureden, erwähnen, erinnern, 
maenima, erwähnen (49. 96), (davon f. maine c , rumor, 
fama, gem.-l. mainas, fabula; f. mainio = maine 1 , 
auch opus famosum; illustris; 'hiervon wieder sw.-L 
maino, laus; nw.-L majdnot, sw.-L mainot, lau- 
dare), = ags. numan, commemorare, engl, mean, alts. 
menian, meriean, ahd. meinjan, meinan, dicere, signifi- 
care, cogitare; an. meina, putare. Eine jüngere entleh- 
nung hiervon ist f. meinata, id. (49. 97). 

mäkka nw.-L; sw.-L mak, affinis (43. 71), = an. mdgr. 

males nw.-, en.-L, cena, sw.-L coctio, quantum una vice 
coqui solet, sw.-L mallas, epulum (43. 78), = an. mal, 
mahlzeit. 

malit nw.-L; sw.-L malet, molere, = an. mala. 

mallas, gen. -Haan, f., hordeum maceratum -et tostum 
(64. 78), sw.-L malte = an. malt, ags. mealt n. 

manna f. (selten), juvenis pubes, = an. madr, got manna? 

Digitized by VjOOQ IC 



154 Wortverzeichniss. 

männo, gen. mäno, nw.-!.; sw.-l, mano, en.-l. manu, 
luna, auch mensis; sw.-l. m ano tag, dies lunse (43. 92), 
= an. mdni. Vgl. maanantai 

mannod nw.-l. (Leem); sw.-l. manot, en.-l. mannud, 
mensis, = an. mdnaär, mänuftr. 

marfe, nw.-, sw.-l., farcimen (Lind. u. Öhrl. auch anus, 
intestinum rectum) (55. 68. 75), = an. mörr (st. marva-), 
adeps, nw. mor, 'fleischwurst, gedörrte wurste; auch 
theile der eingeweide, die zu fleischwurst gebraucht wer- 
den' (Aasen). Wahrscheinlich gehört hierher auch f. mar u 
adeps (Kalev. 17, 510 im pl.). Dagegen ist f. meru, 
pl. merut, 'die unschmelzbaren theile des talgs' (Eurön) 
möglicherweise eher =» an. smjör, ags. smeru, ahd. smero. 

m a r h a i n , pl. - h a (i) m e t , ' töjler til ridebidsel ' (selten, wird, 
soviel mir bekannt ist, in Ingermanland gebraucht), mar- 
hamjnta, capistrum (Kaley. 14, 281. 39, 259; eine wei- 
tere ableitung des vorigen und keine Zusammensetzung; 
vgl. die Zeitschrift Suomi 1859, 171, 10 ); von dem unge- 
braucht, marha- (65) = an. marr, ahd. mar ah, marli, 
equus. Das wort ist auch in verschiedene slaw. sprachen 
aufgenommen , z. b. neuslowenisch mrha , kleinruss. marha, 
pecus (Miklosich, D. W. Ak. XV, 112), und von da wahr- 
scheinlich wieder in das ung., marha, id., das also nicht 
unmittelbar mit dem finn. wort zusammengestellt werden 
kann. 

markka f., wot., numi species minor, ehst. mark, gen. 
m arg a , pfund, abgemessenes stück, münze, liv. mark a, 
mark, 3kopeken; sw.-l. marke, russ.-l. marka (79. 
91), = an. mörJc, sw. mark (Rydqvist II, 59), vgl. mlat. 
marca, got. marha, oqlov. Aueh lett. marha 'mark, 
d. h. 2 ferdinge ', mdrzirisch , pfund. 

markkina, gew. pl. -nat (durch ein missverständniss der 
endung), f.; nw.-l.markkan, markken, en.-l. mark- 
kan, sw.-l. martna, nundinse (69), <= an. marhaär, 
marknaär, sw. marJcnad, westerbott. dial. martna. 

mässam, inf. mässet nw.-, sw.-l., amittere (44. 65. 98), 
= an. missa. 

Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 155 

mato f., wot.; russ.-kar., weps. mado, ehst. madu, 
nw.-l. matto, sw.-l. mato, matho, en.-l. mätu, ver- 
mis, selten serpens (64. 92), =• got. mapa, oxtolrjl;, ags. 
mada, ahd. mado, an. madkr. Doch ist es nicht ganz 
sicher , auf welcher seite das wort ursprünglich zu hause 
ist; das finn. scheint beinahe mehr anknüpfungspunkte zu 
haben, als das germ. (vgl. Diefenbach, Vgl. Wb. d. goth. 
Spr. II, 5 f.). Indessen kann f. mataa, matia, matoa, 
madella, repere, ebensogut aus mato abgeleitet sein, 
als umgekehrt, vgl. z. b. karmeilla, serpere, aus kärme c , 
serpens, = lit. ktrmis. Eine fernere Verwandtschaft mit 
matala, humilis, und noch mehr mit maa, terra, ist 
sehr zweifelhaft. Wichtiger ist ung. mäsz, kriechen, 
womit Budenz mato u. s. w. vergleicht (Nyelvtud. közlem. 
VII, s. 1, nr. 608); doch darf nicht übersehen, werden, 
dass ung. sz schwerlich einem f. t entsprechen kann , son- 
dern jedesfalls eine ableitungsendung sein muss. ' Wogul. 
bei Berezov matar', vermis, das (von Pallas) in Lingu. 
tot. orb. vocabularia compar. II, s. 45, no. 145, 69, ange- 
führt wird, scheint nicht vorzukommen und wird auch 
z. b. von Hunfalvy (Nyelvt közl. IV, 217) verdächtigt. 

mera, märä f.; ehst. mära, equa (54. 71), = an. merr, 
sw. märr; grundform marhja-, vgl. marhain. 

meri, gen. -ren f.; wot., ehst. meri, liv. mef, gem.-l. 
maerra, meer, scheint germanisch zu sein, = got mar ei, 
an. marr, ahd. meri, obgleich die form nicht ganz damit 
übereinstimmt. Vgl indessen auch slaw. more/meer, lit. 
mares pl., bes. das kurische haff. 

merkki f., wot; ehst niäfk, gen. -rgi, liv. merk, merk', 
nw.-l. maerkka, sw.-l. maerk(a), Signum (54. 81), = 
an. merki, altsw. mcerki. — Davon f. merkitä (96), 
ehst märkima, nw.-l. mserkaSet (98), en.-l. maer- 
ha§ed, sw.-l. maerket, signare, significare. 

miekka f.; ehst mök, wot moekka, liv. mok, muk, 
gem.-l. miekke (nach dem f.), gladius (43. 81. 106),= 
got. meJceis (nur acc. meki, Eph. 6, 17, unzweifelhaft m.), 
an. nuekir, alts. maki, ags. mece m., got. in der Krim 



Digitized by VjOOQ IC 



6 Wortverzeichniss. 

(nach Busbeck) mycha; vgl. auch altsl. med, mt&i, das 
nach Miklosich (D. W. Ak. XV, 112) entlehnt ist 
ielkke nw.-, en.-L; sw.-l. melke, milke, lac (52. 
91), = got. miluhs fem., an. mjölJc, nw. mjölk, mjolk, 
mjelJc. 

itta f.; ehst. mot, gen. -du, nw.-, en.-l. mitto, men- 
sura (44. 77); davon f. mittaan, inf. mitata, ehst. 
motma, nw.-l. mittedet, metiri (97), = an. met n., 
ahd. rriez; an. meta, got. mitan, ^itTQslv. 
oni, gen. monen, f.; wotmöni, mancher, ehst. möni, 
monikas, mönikane, möningane, mancher, einige, 
möningadpl., manche, f. monias, moniahta, (westf.) 
monikahta, in Ingermanland moningas, monin- 
gahta, irgend einer* mehrere, liv. münda, mönda 
(eigentl. cas. infin.), mancher, vielerlei, einige, nw.-l. 
m o ad de indecl;, mancher (aus dem f. infin. monta ent- 
lehnt), = got. manags, ags. monig, an. margr, oder alt- 
slaw. mänogti, russ. mhoiIh mnogij? 
ukko sw.-l.; nw.-l. mokke (? Stockfleth) , stercus (53. 
67. 82), = an. myhr fem., (urspr. st. mukja-). 
ulta f., wot.; ehst. muld, liv. mülda, nw.-l. muol- 
dda, sw.-l. muld e (nach dem f.), humus, pulvis terrae 
(7. 44. 79), = got. rnulda, an. mold, altsw. mold, muld. 
uotti f., forma, in qua metalla funduntur, = an. mot, 
sw. mot (Rietz 446). Zweifelhaft ist dagegen das verhält- 
niss zu f. muoto, ehst. möd', gen. möe; möd, g. möu, 
liv. müod, forma rei, weps. möd, gen. -on, facies, 1. 
muotto, meist im pl. muodok, facies. 
Lure\ murhe c f.; ehst. mure, liv. mur, pl. -üd; 1. 
moraS, moeror, luctus, vgl. got maurnan, an. morna, 
morn (SMrnismäl v. 31 ; s. Bugges ausg. der Edda 95), 
ahd. morna. 

lurha f., csedes, woher f. murhaan, inf. -hata, csedere 
(44. 64. 69), = an. morä, aber got maurpr. 
Lurkina f.; weps. murgin, gen. -an, wot. muröina, 
jentaculum (44. 69. 75), = got. maurgins, an. morginn, 
morgunn. 



1 ! 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 157 

murkko gem.-L, nebula (53. 92) , = an. myrJcvi. Dasselbe 
wart in einer jüngeren form ist nw.-l. mirkka, mierkka, 
sw.-l. mserka (54. 55). 

mylly f., wot.; gem.-l. millo, mola (54. 69. 93), -= an., 
altsw. rnylna. (Weps. melnits 101.) — F., wot. myl- 
läri, molitor, = an. mylnari, altsw. mylnare, mylläri, 
möttqri. Ehst. mölder, liv. m el dar = nd. mittler, vgl. 
lett. mdderis (Bielenstein, D. lett Spr. I, § 307, 1). 

Naapuri f., wot; ehst. näher, näbur, liv. näher, 
nabergi, -rga, vicinus, = ehst - sw. näbur (Euszwurm 
§ 302, 8), nd. näher, nawer (vgl. sw. bure, Eydqvist HI, 
26. IV, 76 anm. *); auch lett näburgs. Seltener ist f. 
napoa =» an. näbüi, sw. nabo (vgl. ebda. II, 379. IV, 29). 

nakla, nagla kar., olon.; westf. naula, weps. nagl, 
wot. nagla, rev.-ehst nael, dorp.-ehst nagl, liv. 
naggöl, nagl, nägl, nw.-, en.-l. navlle, sw.-l. 
naule, clavus, libra (von den nageln in der wage. — 
68. 92. 94) = an. nagli, altsw. naghli, ahd., alts. nagal, 
ags. nägel. Davon auch lett nagla (Bielenstein, D. lett. 
Spr. I, 268). 

nallo nw.-l.; sw.-l. nalo, acus (43. 79), = an. nett fem. 
Vgl. niekla. 

napa f., wot; weps., ehst, liv. naba; gem.-l. nappe," 
n ape, umbilicus, medium alicujus rei e. c. centrum cir- 
culi, axis rotae, = ahd. naba, napa, ags. nafu, an. nöf. 
Da diese indessen nur 'radnabe' bedeuten, könnte man 
vielleicht auch an lett. neibba, umbilicus, denken (aber lit 
bdmba). Deutlich germanischen Ursprung hat jedoch u. a. 
das compositum 

napakaira f.; liv. nabägös, nabäg, nabagi, terebra 
(vgl. kaira), = ahd. näbager, ags. nafogar, nafegär. 
Eine zusammenziehung von *nafgeirr ist an. nafarr, sw. 
nafvare, dial. und altsw. navar, woher wieder f. navari, 
näveri, näveri, nw.-l. navar, nabar, sw.-l. nabar 
(vgl. Diefenbach II, 383 «F.). 

n ark a f., aretus (68. 75), = ags. nearu, nearo, gen. -rves, 
alts. naru, naro. 



Digitized by VjOOQ IC 



158 Wortverzeichniss. 

navste, nauste nw. -1. (Stockfleth), navale (50), = an. 
naust. 

n'auta f., bos, nw.-, en.-l. navdde, animal (50. 64. 77), 
= an. naut. 

nautitsen, nautin, inf. -tita, -ttia, f.; nw.-l. nav- 
daäet, en.-l. navdaSed, sw.-l. nautet, frni, uti (53. 
64. 96. 98), = an. neyta, got. *nautjan (oder gebildet 
von einem prät. naut zu altn. njöta, got. niutan?). Vgl. 
niktet. 

nlbbe nw.-, en.-L; sw.-l. nipe, culter (44. 59. 63), = 
an. knifr. 

niekla, nekla kar.; russ.-kar., olon. niegla, negla, 
westf. neula, weps. ilegl, wot. nigla, rev.-ehst. nol, 
dorp.-ehst nögl, liv. nöggöls, nöggöl, nögl, nüg- 
göl, acus (43. 68. 79. 106), = got. nepla. Vgl. nallo. 

nieste nw.-l.; sw.-l. neste, viaticum (44), = an. nestn. 

niktet nw.-, sw.-l. (sw.-l. auch neutot), frui (51. 98), 
= an. njöta, got. niutan. Vgl. nautitsen. 

nivsak, nivsat, nivsa nw.-, sw.-l., fomes (51. 59), ==. 
an. fnjösJcr, hnjöshr. 

nuora f., russ.-kar.; weps. nör, gen. -an, ehst. nör, g. 
-a, sw.-l. »nuore, restis, funis (45. 59), vgl. ahd. snuor 
(st. -i-) fem., got. snörjö, oagyccvr]; an. snceri n., sw. 
snöre; hiervon wieder f. nyöri, ehst. nör', gen. -ri (54. 
55). Liv. snüor = nd. snör, vielleicht durch lett. 
schnore. 

nuorta sw.-l., nördlich, norden, nw.-l. nuortta, nord- 
östlich (Friis Sprogpr. 69. 143), östlich (Bibbalhist 13. 
147) (44. 64), = an. norär. NuorttalaS Samek 
'Skoltfinner' d. h. Lappen auf der russischen (östlichen) 
seite des Varangerfjord. Ueber diesen Umtausch verdient 
Jessen in der Tidskr. f. Philol. in, 113 ff. verglichen zu 
werden. 

nuotta f., russ.-kar.; weps., ehst. not, wot. nötta; gem.- 
1. nuotte, nuötte, sagena, zugnetz (45. 79. 91),= an. 
not ($\.n(etr), sw. not (Rydqvist II, 159). Ehst. natt, 
gen. nata, harnen, handnetz, vgl. got. nati, an. nd. 



Digitized by VjOOQIC 



Wortverzeichniss. 159 

naeppe, gen. naebe, nw.-l., nepos ex sorore (44), = an. 
nefi, ags. nefa. Hiervon wol auch sw.-l. naepat, nw.-l. 
nappad (Stockfleth), id., f. nepas, nevas, nepa, 
consobrinus, obgleich die endung nicht ganz passt 

Ota, odas f.; ehst. oda, aculeus, cuspis (67) , =• an. oddr, 
ags. ord, -got *u#ds? Die ursprünglichere form erscheint 
vielleicht in f. ohdake\ ehst. ohakas, Carduus? Ver- 
wandt scheint auch f. ohra, otra, weps. ozr, wot. ozra, 
ozra, ehst. odr, odr, liv. vöddörs, hordeum, zu sein. 
Es ist deshalb möglich, dass die Übereinstimmung mit den 
germ. worten nur eine zufällige ist 

Paanu f., scandula (43. 59. 88), = an. spann, acc. pl. 
spdnu, altsw. span (Rydqvist II, 153). 

paasto f.; ehst. päst, gei*. -u, liv. past, pl. -üd, jeju- 
nium (47. 93), = an. fasta, got fastvhni. Hiervon auch 
sl. postti (nach Miklosich, D. W. Ak.XV, 119). Vgl. fasto. 

paatti f.; ehst pät', gen. -di, cymba (43), = an. bdtr, 
altsw. bater. 

pade c , gew. im pl. pateet, f., semita, via ad aliquem 
ducens (84), vgl. ahd. päd, phad, pl. pedl, ags. pää. 

bädnam, inf. bädnet, nw.-l.; en.-L padned, sw.-l. 
'päd n et', nere (98), = an. spinna. (Wol zu trennen von 
nw.-l. bodnjät, sw.-l. 'pädnjet', en.-l. punjaled, 
torquere, *= f. punoa, id., nere). 

pahna f.; ehst pahn, stroh, streu, lagerstelle, =*= an. bdss, 
lagerstelle, vgl. got. bansts. 

paita f.; weps. paid, gen. -an; nw.-l. bajdde, indusium 
v. subucula virilis et muliebris (49. 55. 62. 79. 106), = 
got. paida, %i%mv, ahd. pheit, alts. peda, ags. päd. Das 
wort kommt nicht in den übrigen finn. sprachen vor und 
lässt sich aus ihnen nicht erklären (f. peittää, tegere, 
passt durchaus nicht). In dem germanischen wort, das 
vollkommen zum gr. ßakrj stimmt, haben wir dann ent- 
weder ein beispiel für urspr. p im anlaut, oder es ist in 
einer sehr fernen vorzeit wieder von einem andern volke 
entlehnt (vgl. Delbrück in der Zeitschr. f. deutsche philol. 



Digitized by VjOOQ IC 




OF 



160 Wortverzeichniss. * 

I, 154). Ueber möglicher weise verwandte worte in den 
keltischen sprachen vgl. Pictet in den Beitr. zur vergl. 
sprf. II, 87. 

bajtam, inf. bajttet, nw.-L, vento obliquo navigare, = 
an. beita, id. 

pale c , palje c , gen. palkeen, f., follis fabrilis, weps. pal- 
gi§, siliqua (53. 84), f. palko, palku, wot. palko, 
id., = got. balgs, (st balgi-), aaxo's, an. bdgr. 

paljo f., wot. palTo, ehst palju, viel, menge (52. 89), 
wahrscheinlich = got. ßu, an. fjöl. Bedenken erregt 
jedoch ausser der form (s. 52) auch das ßeremiss. pülä, 
multus. Budenz (Nyelvtud. közlem. VI, s. 451, no. 490) 
vergleicht auch ostjak. pügot, pügotl, wogul. paul, 
ung. falu, dorf, was mir weniger zulässig scheint. 

balkko nw.-l., 'trabecula, super qua vara illa quiescit, 
cui uncus iste ligneus suspenfütur , in quo Lappo mariti- 
mus ollam, coquendo, habet super igne pendentem' (Leem); 
4 bolk' d.h. pars, frustum (Stockfleth) (89), = an. bölkr, 
altsw. balJcer, bolker (ßydqvist E, 146). Hiervon viel- 
leicht auch f. palkku, caudex sectorius. Jünger ist f. 
palkki, asser crassior, sepimentum tabulare, = sw. balk. 
Ehst. pal'k, gen. -l'gi, liv. balk, palt', balken, eher 
aus dem deutschen, wie auch lett. balKis. 

ballo, gen. id., nw.-, sw.-L, pila; f. pallo, globulus (89), 
= an. bollr (st. bailu-). F. palli, pila lusoria, = sw. 
ball, älter ball. Ehst. palT, gen. -lli, wol aus dem 
deutschen, wie lett. ballis, balle. 

palle c , gen. -lteen, f., plica in margine vestis, fimbria, 
(davon pallistaa, ehst. palistama, marginem vestis 
plicare. — 56. 84), = an. faldr (st. falda-); &hd. vald, 
mhd. valt m. (st -i-, vgl. ahd. vaidistöt). S. Diez, Et 
Wb. 2 I, 171 f. 
\j panka (Kai. 18, 308), panku, pankku, fibula, ehst. 
pang, gen. panna, spange, armband, haisschmuck (59. 
79. 91), = an. spöng, altsw. spang (Eydqvist II, 157), 
ahd. spanga. 

panta f., circulus vimineus v. ferreus, cingulum, ehst. 
pand, gen. panna, bügel, aus einer starken ruthe 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 161 

gebildeter ring, gem.-l. badde, padde, vinculum (66. 
77), = an., sw. band. 

bardde nw.-L, extremitas carinse cymbse ad proram et 
puppim (77), = an. barä, id. Vgl. parras, parta. 

bardne, pardne gem.-l., filius, f. paarna, puer (47), 
= an. harn. 

barkko nw.-, sw.-l., cortex (89), = an. börkr. F. parkki, 
cortex arborum detractus, max. coriariis usitatus, ehst. 
park, gen. -rgi, id., = sw. barh. 

parma, parmas, paarmas (pl. paarmahat Kai. 47, 
200), sinus inter mammas, gremium, wot. parmät pl., 
id. (74. 75. 106), = an. barmr, pl. -ar, ags. bearm; got. 
barms (st. barmi-). 

parmas (auch parmu) f., mensura foeni, sw.parm (nach 
dem f.), ehst. parm, gen. -a, parmas, schooss, schooss- 
voll, entweder verwandt mit dem vorherg. (vgl. f. p ar- 
maus, quantum in sinu inter ambas ulnas conjunctas v. 
quantum in gremio geri potest; gr. cpoQ/nog, deutsch diall. 
barm,, s. Diefenbach I, 287) oder = an. farmr, onus, 
altsw. farmber (ßydqvist II, 27), ahd. f arm, scapha. 

bärro, gen. bäro, nw.-L; sw.-l. paro, en.-l. päru, 
unda (93), = an. bdra. 

parras, gen. -rtaan, f., margo e. c. navigii, ora e. c. 
amnis, ehst. parras, gen. -rda, liv. pärdas, erhöhter 
rand, schiffsbord (74), wahrscheinlich mit metathesis = 
ahd. prartm., prora, margo, labium, corona, ags. breard 
m., labium, ora, grundform *brasda-s (s. Kuhn in der 
Zeitschr. f. vgl. sprf. XI, 375 .ff.). Hiervon vielleicht auch 
ung. part, ufer? (Vgl. jedoch Budenz in Nyelvtud. közlem. 
VI, s. 443 f. nr. 433). Auch f. paarne c , gen. paarteen, 
sw.-l. pard(a), pardek, fimbria vestis, scheinen ver- 
wandt. Vgl. das folg. und porras. 

parta f.,*wot.; ehst. pard, weps. bard, barba, =- an. 
barä n., ags. beard, ahd. bart, part, (oder = lit. barzda, 
lett. bdrda? Ferner verwandt ist altsl. brada, russ. 
6opOAa borodd; nur das weps. scheint wegen des b davon 
beeinflusst zu sein). Vgl. bardde. 

Tb o m sen, Einfluss d. germ. sprachen. 11 



Digitized by VjOOQ IC 



162 Wortverzeichniss. 

patja f., pulvinar longius, culcita inferior in lectibus, pul- 
villus foeno refertus helciis et ephippiis equinis subjici 
solitus (vgl. f. paatsa, paatsas, pulvinar v. fartura 
ephippiis substrata); ehst. padi, gen. pad'ja, liv. päd' a , 
kissen, polster (53. 67. 80. 81), = got. badi n., KQaßßa- 
toq, an. bedr m. (stamm badja-). 

peili f.; 1. spsejal, spigal, spejel, speculum (69. 70. 
71), = an. spegill, altsw. spegil, jetzt spegel, nw. spegjel, 
speiel, spigjel. Ehst. pegel, liv. spie g il' = nd. spegd, 
das liv. gewiss durch lett. spegdis. 

pelto f.; russ.-kar. peldo, weps. pöld, peld, wotpölto, 
ehst. pöld; nw.-l. baelddo, en.-l. pseldu (nach dem 
Ann.), ager (43. 56. 77), = ahd., alts. feld n., ags. fdd 
m., altsw. fUelder (Rydqvist II, 24), vgl. an. fold fem. 
Ung. föld, terra, scheint nur eine gan& zufallige ähn- 
lichkeit hiermit zu haben. Vergl. Budenz in Nyelvtud. 
közlem. VI, s. 463 f., nr. 532. 

perjantait; nw.-l. bserjadak, sw.-L perjetak, dies 
Veneris (59), = an. frjädagr, altsw. frea-, fria-, fre- 
dagher. Ehst. rede, liv. bredig von nd. fredag. 

piika f., wot.; ehst. plg, 1. biga, piga, pika, aneilla, 
virgo, puella (40. 44. 93), = sw. piga (Eydqvistlll, 277*), 
nw. pika. 

pikari f., wot.; ehst. peker, dorp.-ehst auch piker; liv. 
bikär, poculum, calix (44), == an. bikarr, altsw. bikar(e\ 
jetzt bägare, nyl. bigar (Hipping in den Act. soc. sc. f. 
II, 1131); nd. beker; vgl. lett. bik'k'eris. 

bivgge nw.-l., hordeum (53. 81), = an. bygg n. , altsw. 
Mug, biog, byg (Rydqvist IV, 87). 

blaikok (blaikes) sw.-L, pallidus, =* an. bleikr. 

blaves sw.-L, cseruleus (68. 75), = an. bldr, ahd. bläwer. 

# bodne, gen. id., nw.-L; sw.-L bodne, botne, en.-l. 
podne, ponne, fundus (44. 69), = an. botn. 

bordde nw.-L; sw.-L buorde, mensa (44. 77), = an. 
fcordfn., tabula, asser, mensa. 

porras, gen. -rtaan, f., scalse, ponticulus, weps. por- 
das, scalse (78); ehst. purre, gen. -rde, liv. pur das, 
ponticulus; ehst. purte, gen. id., leiter, stiege; nw.-l. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichnis«. 163 

boarre, sw.-l. borre, id., scheint in Verbindung zu 

stehen mit got. baurd n. (fötu-b., vtcotcoöiov) , an. bord; 

ags. bord m., tabula, margo; navis, domus; ahd. bort m., 

margo. Vgl. bordde und parras, 
porstua (auch porsto) f., vestibulum (44. 56), = an. 

forstofa, altsw. förstuva, (forstuva), farstuva (Eydqvist 

II, 321. HI, 64), nyl. färsto-n. 
portto f.; ehst. port, gen. -rdu, liv. puort, port, me- 

retrix, vgl. an. portkona, id. 
brievdno, brivdno nw.-l., Stecknadel (51. 60), = an. 

prjonn m., nw. prjone fem. 
bruggo nw.-l., pons (53. 67. 93), = an. bryggja. — Nw.- 

1. (b)ruvve, sw.-l. prove, id., = an. brü, nw. bru, 

gew. bro. 
pung, gen. punna ehst, liv. pünga, beutel, = got puggs, 

an. pungr, sw. , dän. pung. 
punta f.; ehst. pund, gen. -nna, liv. pünda, pünd, 

lispfund; 1. budde, pudde, pfund (45), = an., sw. 

pund. — F. puntari, schnellwage, = an. pundari, 

sw. pyndare. 
buojdde nw.-L; sw.-l. puoite, puoitak, en.-l. puoi- 

dah, pinguis (49. 56. 64. 75), « an. feitr. (Budenz in 

Nyelvtud. közlem. VI, s. 550, nr. 475 vergleicht dagegen 

das läpp, wort mit ung. faggyu, ostj. polt', talg. 
pöksyt, puksut pl. f. (das letztere besonders kar., z. b. 

Kai. 3, 62); nw.-l. buvsak, busak, en.-l. püsah (93); 

ehst. püksid, liv. bük§öd, braccae, — sw. byxor, böxor, 

nd. boxen, buxen, boxen; vgl. lett. biksas. 
pöytä f.; nw.-l. bsevdde, en.-l. psevde, sw.-l. peute, 

mensa (51. 75), = got biuds, an. bjoä, bjödr. Auch 

aufgenommen ins altsl. bljudo, bljudü, patina, u. desgl. 

(Miklosich, D. W. Ak. XV, 79), wovon wieder weps. 

bl'öd, id. 

Saaka f., pertica longa, antenna, ehst rag, gen. räa, 
räu, zweig, reis, stange, liv. rag, rägös, rögös, rei- 
sig, abgehauenes Strauchwerk (65. 79. 106), — an. rd 
fem., mhd. rohe (Grimm, D. G. III, 439). 

11* 

Digitized by VjOOQ IC 



164 Wortverzeichniss. 

raaka f.; ehst. rag, crudus, rudis (68. 75), = an. hrdr, 

ahd. (h)rOo, (h)rawer. 
radde gem.-l., consilium (43. 62. 64. 77), raddit, domi- 

nari (98), radedet, suadere (98), = an. ra<?, rdäa. 
radde 1.; sw.-l. auch bradde, pradde, torris (56. 60. 

75), = an. brandr. 
raibe, gen. raipe, raibakas rev.-ehst.; dorp.-e. roibe, 

aas (68), vgl. got. hraiv, an. hrce? Doch stimmt die 

endung und das b (= urspr. p) nicht, 
r aine s sw.-l., purus (83), = an. hreinn, got. hrains, st. 

hrainja-, Nw.-l. rainet, purgare, 
raippa f., virga longior, funis, nw.-l. rajppe (Friis 

Sprogpr. 6), funis (49. 62. 77. 78), = got. raip, an. reip n. 
rakennan, inf. -ntäa, f., labore aliquid parare, apparare; 

construere, sedificare; wot. raketan, equum jungo; ehst. 

rakendama, id., reparare; liv. rakänd, fische ausneh- 
men, reinigen; 1. ra kädet, parare, vgl. alts. racud, 

racod m., ags. reced n., domus, sedes (verwandt mit got. 

rikan, oioQaveiv)? Die finn. worte scheinen von einem 
. subst. abgeleitet zu sein; doch kommt f. rakento, aedi- 

ficium, wieder vom verbum; vielleicht ehst. rake, ein- 

fassung, (=* rahe, f. rahe c , gen. rahkeen) zugriemen? 

Oder sollte syrj. rekta, rein machen, auf-, ausräumen, 

verwandt sein? 
ranne 4 , gen. ranteen, f., carpus , brachium inferior ; stria 

coloris; locus ad litus, ehst. ranne, gen. ran de, hand-. 

wurzel (91), = an. rönd fem. (pl. rendr); vgl. ahd. rant; 

ags. rand m. 
ranta f., wot.; weps., ehst. rand, liv. rända, ränd, 

litus, ripa (59. 79. 91), = an. strönd fem., mhd. strant m. 
rässe nw.-, en.-, rusä?-L; sw.-l. grase, gramen, herba 

(77), = an. gras. 
rauha f.; rev.-ehst. rahu, dorp.-ehst. raho, rauw, 

1. rafhe, rafe, pax, quies (65), =- an. rd, ahd. ruowa, 

röa, räwa? 
rauma f., fretum maris, fluctus maris; nw.-l. ravdnje, 

gen. -vnje, 'alveus maris' (50. 66. 75), = an. straumr. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 165 

raun, raudna sw.-l., sorbus, = an. reynir, nw. rogn, 
ratm. 

raunio f.; ehst. dial. raun, gen. -a, acervus lapidum, 
vgl, an. hraun n., lava. 

rauta f., wot.; russ. -kar. rauda, olon. raudu, weps., 
ehst. raud, liv. röda, (raod, raud); nw.-, en.-l. 
ruövdde, sw.-l. route, ferrum (vgl. nw.-, en-1. 
ravdde, f. rautio, rautia, faber) (50. 62. 92. 94), = 
an. rauäi; ferrum ochraceum, raseneisenstein (so genannt 
wegen seiner rothen färbe; vgl. lat. rudus, raudus, altsl. 
ruda, ses, skr. löha-m für *laudha-, *raudha-, ses). 
Wie gerade diese art eisen in Finnland und den angren- 
zenden ländern sehr gewöhnlich ist, so ist sie auch am 
frühesten von den Finnen benutzt worden, wie diess Ka- 
levala 9, 79 ff. zeigt ('die entstehung des eisens' z. b. 
v. 153 ff. nach Schiefners Übersetzung: 'An dem ende die- 
ses tages Ward das eisen aus dem sumpfe, Aus dem 
wasserland gegraben, Nach der esse hingetragen.' Vgl. 
Sjögren, Zur Metallenkunde d. alt. Finn., in den Gesamm. 
Sehr. I, 637 f. = Bull, de l'ac. de St. Pötersbg. VI, 176 f.). 
Verschieden davon ist der name des eisens in den öst- 
licheren sprachen: syrj. kört, wotjak. kort, wogul. kör, 
kiert, ostjak. karte, öeremiss. kürtnö, kirtne, wol 
auch ersa-mordw. käine, käne, mokSa-m. käni (nach 
Europseus in der ztschr. Suomi, 2te reihe, VII, 75 ari- 
schen Ursprungs, = altbaktr. kareta, neupers. kard^ mes- 
ser, schwort); ung. vas = f. vaski, ses, ostjak. väx, 
metallum. 

ravom, rabom, inf. rappot, nw.-l., fodere (63. 98), = 
an. grafa, prät. grof, got. grahan. 

rengas, gen. -nkaan, f., annulus (aeneus, ferreus), fibula 
orbicularis (vgl. Kalev. 14, 52. 21, 101. 50, 6), ehst. rön- 
nas, gen. rönga, wot. renggas, nw.-l. riegges, 
sw.-l. rigges, id. (44. 48. 66. 74), = an. hringr, ahd., 
alts. hring. Hiervon auch altsl. userqgü, -rqti, inauris. 
Ehst. rink, kreis, liv. r in k , ring, reifen, kreis, sind neuere 
entlehnungen aus dem deutschen; vgl. das synonyme lett. 
rink'is. 



Digitized by VjOOQ IC 



166 Wortverzeichniss. 

riefta, riekta, rievtes (die letztere form gew. nur attri- 
butiv) nw.-, en.-L; sw.-l. rektes, rectus, justus; auch 
jus (in dieser bedeutung sw.-l. rektas, rekte) «. an. 
rettr, got. raihts; an. rettr (stamm -w-), jus, ahd. rekt n. 
— Hierher gehört. wol auch f. rehti, gen. -hden, gew. 
reh(d)ellinen, probus. Sw.-l. riktek ist wol = sw. 
riktig, das aus dem deutschen stammt, woher auch liv. 
riktig, und rikt, gericht, speise. 

rievdam, inf. -ddat, nw.-l., colore mutari; sw.-l. preu- 
tet, differre, dissimilem esse, = an. bregäa, nw. bregda, 
brigda, id. 

rievnek (Leem), rievnak (Stockfleth) pl. nw.-l., alica, 
grütze (51), = an. grjön, nw. grjon. F. (k)ryyni, id, 
= sw. gryn. 

riikki,- riiki f., wot.; ehst. rlk, nw.-l. rlka, sw.-l. rik, 
rike, regnum (44. 64. 81), =. an. riki, sw. rike. Das 
ehst. vielleicht aus dem nd. 

riimu f., capistrum (44. 93), = an. grima, altsw. grima, 
jetzt grimma (KydqvistIV, 58, vgl. 10), nyl. gnmo. Hier- 
von wol auch sw.-l. krimo, vitta, mitra mulierum, sowie 
ehst. (k)rlm, gen. -u, streifen, blässe (des viehes). 

riita f.; weps. nd, gen. -an, ehst. rld, gen. rlu (dial. 
rida, gen. id.), liv. rld, nw.-l. riddo, sw-, en.-L 
rlto, contentio, controversia (59), = an. striä n., altsw. 
strip f. (Eydqvist H, 87), ahd. strtt m. (st. -a-). 

rikas f., ehst., wot.; liv. rikäs, nw.-, en.-l. rigges, 
(sw.-l. riko), dives (47. 83), = an. rihr, got. reiks, 
evTijtiog (st. rikja-). 

riutta f., scopulus in mari, syrtis (51. 59. 77), = an. 
grjöt n., lapides, ahd. grioz; arena, litus arenosum. 

rivggo nw.-l.; sw.-l. rivko, mulier norvegica aut suecanp, 
(53. 67. 82), = an. rfigr, gen. rfigjar, mulier. 

roadde nw.-l., rubor (44. 92), a an. roäi m. 

roakke nw.-l.; sw.-l. kruokke, uncus, = an. krokr. 
(Dagegen gehört f. koukku, id., nicht hierher.) 

roppe, gen. rove, nw.-, sw.-l., tectum, = ags. hröf n., 
engl, roof, nw. rov, id.; an. hröf, navale. Ehst. röw, 
gen. -i, dach, rauchfang, = nd. röf. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichnias. 167 

rovasti, p rovasti f., praepositus clericorum, probst, == 
altsw. provaster, proaster, jetzt prost Ehst, präust, 
präwest, dorp.-e. präwst, präosk, von nd. prawest; 
vgl. lett. präwests. 

ruhtina, ruhtinas f.; russ.-kar. ruohtinaä, princeps, 
dux (45. 59. 65. 69. 74. 75), = an. dröttinn, ahd. druh- 
ttn, truhtm. 

ruis, gen. rukiin f.; weps. rugiS, ehst. rukis, ruis, 
dorp.-e. rügä, wot. rüis, gen. rüßi, liv. rüggös, 
rüg§, secale cereale (45. 84. 85), = an. rugr, ags. ryge 
(oder = lit. rugys, gew. pL rugei, lett. rudß). 

rukki f.; sw.-l. rokk, colus (45), = alsw. rokker, jetzt 
rock, ehst.-sw. rukk. (F. vokki selten, ehst. wokk = 
nd. woMe, deutsch in Ehstland wock). 

s 

runo f., carmen (47. 79), — got. runa fem., tivovyQiov, 
ßovXrj, an. rün. Vgl. sw.-l. rudn, runa, sermo, rumor. 

r u o d d o nw.-, sw. - 1. (bei Tornseus r u o d h u ) , sermo , oratio 
(53. 64. 68. 93), = an. rceäa. 

ruoke 1 , gew. pl. ruokkeet, f., braccse (59. 91), = an. 
brok, pl. brcekr, ags. bröc, pl. bree. — Von der noch 
jetzt in sw. dialekten vorkommenden nebenform brakkur, 
brakkor (Rietz 55, vgl. Rydqvist II, 322 anm. *) kommt 
f. rakut, sw.-l. brakkoh. 

ruonas (ruona) nw.-l.; sw.-l. gruonas, -nes, -nok, 
viridis (53. 60. 82), = an. grcenn, ahd. gruoni. 

ruossa nw.-l.; sw.-l. ruos, kruos crux (44. 71), = an. 
kross, nw. kross, kors. 

ruotas nw.-l.; sw.-l. ruottes, ruoc, en.-l. ruatta, 
radix (45. 61. 90), = an. rot. 

Saatto f., olon., wot.; ehst. säd, gen. säu, dial. sät, 
gen. sädu, acervus foeni in prato (43. 93. 106), = an. 
sdta, altsw. sata, jetzt säta, säte, (vgl. Rietz 571); von 
der wurzel sat in sitja, setja. Deutsch (in Ehstland) sade 
scheint wieder aus dem ehst. entlehnt zu sein. 

saddim, inf. saddit, nw.-l.; sw.-l. saddet, mittere 
(53. 66. 97), = got. sandjan, an. smda. 

Digitized by VjOOQ IC 



168 Wortverzeichniss. 

saddo, gen. sado, nw.-l.; sw. -1. sado, farfur, palea 
(43. 79) , = an. sdä fem. 

sadnes sw.-l., verus (64. 75), = an. sannr, grundform 
sanpa-, 

saha f., wot.; nw.-l. sahha (nach dem finn.), savvo 
(Stockfleth), sw.-l. sako, serra (65. 79), _ an. sog, ahd. 
saga, ags. sage, altsw. sagh. — Ehst. säg, liv. zöig, 
zäig aus dem deutschen, letzteres wol durch lett. fäg'is. 

sajdde nw.-l.; sw.-l. s aide, gadus virens (carbonarius), 
= an. seiär, nw. sej. 

sajet sw.-l., serere (vgl. 50) = got. saian, an. sd. 

saines sw.-l., tardus (75), = an. seirm. 

saipio, saippio, saipua, saippua f.; 1. saipo, sapo, 
smegma (50), = an. sdpa, ahd. seif a , seipha, ags. säpe. 
Ehst. sep, gen. -bi, liv. z ob aus dem nd. Der Ursprung 
dieses stark verbreiteten wortes ist übrigens sehr unsicher ; 
dasselbe kommt g,uch in anderen finnischen und tatarischem 
sprachen vor: mokSa-mordw. sapyn, ersa-m. sapon, 
ßerem. äovun, Sävan, ung. szappan, ßuwaS. sobyn, 
tatar., türk., pers., arab. (j^Lo sabun. Alle diese for- 
men, die offenbar wechselseitig zusammengehören, aber 
nicht mit dem finn. übereinstimmen, gehen vermuthlich 
vom tatarischen aus (vgl. Budenz in Nyelvtud. közlem. 
HI, 414). Ueber dasselbe wort in den slaw. sprachen s. 
Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 124. 

sairas f., segrotus, morbo laborans (50. 75), = an. sdrr, 
ahd. ser, saucius, tristis; got. sair n., todiv, 6dtv7]. Vgl. 
sarje. — Mokäa-raordw. särädan, ersa-m. sere- 
dems, segrotare, stimmt nicht, ebensowenig wie öerem., 
wotjak. öer, morbus; segrotus, das aus öuwa§., tatar. ßer 
entlehnt zu sein scheint (vgl. Nyelvtud. közlem. III, 418). 
Bei türk. ^•A* sajru, segrotus, womit P. Hunfalvy f. 
sairas (das. III, 24 und Reguly Hagyomdnyai I [Pest 
1864], 302) vergleicht, erweckt die allzugrosse gleichheit 
zweifei; jedesfalls liegt das got. wort näher. 

s aivo f. 'klart stalle i sjö; eg. det stalle, der Jförsta botten 
er genombruten i sjö med dubbelt botten' (Eurön) (50. 68) 
= got. saivs, Mftvt), an. scer, sjör, sjdr? Nw.-l. sajvva, 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 169 

auch sajvva-öacce, aqua fluvialis, steht nicht in Ver- 
bindung hiermit. Ueber sw.-L s sev, sseva, mare, s. 51. 

sakka, gen. saga, nw.-l.; sw.-l. sak, saka, en.-l. 
säha, fama, rumor, nuntius, sermo (62. 93), = an. saga. 

sakko f., nw.-, sw.-L, multa (67. 79), = an. sok, lis, causa, 
vgl. seht, damnatio, multa; got. sakan, inixi^av, {uxxeo&ai. 

saksa f., wot., liv.; ehst. saks, gen. -a, deutsch, deut- 
scher, ausländer, = an. Saxar pL, id. . 

saitte, salte gem.-l., sal; saltes, salsus (61. 75. 77), 
= an. sait n., saltr adj. 

sama f., weps., ehst., wot.; nw.-l. ssemma, sw.-l. 
ssebma, sabma, en.-l. sabma, samma, idem, = 
got. sama, an. samr (nicht vom altsl. samU, ipse, solus). 

santa f.; nw.-l. saddo, sw.-l. sadde, arena (75. 77), 
= an. sandr. 

sarje nw.-l.; sw.-l. sarjes, vulnus, sw.-l. auch vulneratus, 

. dolens (50. 69. 77), = an. sdr, got. sair. Vgl. sairas. 

satula f., wot.; weps., ehst. sadul, liv. saddöl, sadlös, 
ephippium (62. 69. 75. 96), = an. söäull, altsw. sapul, 
ags. sadul 

saveca, save gem.-l., ovis (50. 86. 87. 90), = an. saudr, 
id., got saups (stamm saudi-), frvoia. 

sauma f.; nw.-l. savdnje, sw.-l. save, sutura (50. 66. 
75), = an. saumr. 

seppele', seppeli, säppäle c , säpäl f., vitta crinalis, 
ehst. sepel, das köpf band der dagenschen braute, = an. 
sappd, seppol, ciapd, pjapd, altdän. sieepd, seppd, ehst.-' 
sw. seppul\ brautkrone (Ruszwurm § 278), mhd. schapel, 
von altfrz. chapd (vgl. Diez, Et. Wb. 2 I, 111. Schind- 
ler, Bayer. Wb. III, 375. Miklosich in den Denkschr. d. 
Wien. Ak. XV, 128). 

sielu f.; nw.-l. siello, sw.-l. siselo, en.-l. siellu 
(ohne zweifei nach dem finn.), anima (52. 71), = altsw. 
sied, sial, sal (Rydqvist II, 62. IV, 123), an. sdi, sala, 
ehst.-sw. sjat, s jata (Euszwurm II, s. 349). Möglicher- 
weise geht es von einer schwachen form (fsicela) aus? 

siima f., funiculus e. c. seutiese, hami piscarii, wot. sima, 
sw.-, en.-l. sima (nach dem t), id. (44. 92), = an. 

Digitized by LjOOQ IC 



170 Wortverzeichnisa. 

simi, ags. sima m. (Russ. cn\ia sima, bindfaden, ist gewiss 
aus derselben quelle entlehnt. Wurzelverwandt ist dage- 
gen altsL silo u. m. a., vgl. gr. if.t<xg; s. Curtius, Gr. Et. *, 
352 f.). 

sila, gew. pl. silat, f., helcium equi (44. 92), = an. sdi 
(selten sili), pl. selar. 

silbba gem.-l., argentum (44), = an. silfr. Wegen des 
fortgeworfenen r vgl. nuortta = an. norär. 

sima f., mel, nectar, ehst. sima, extract, vgl. an. seimr, 
ahd., nhd. seim? 

sivjug nw.-l.; sw.-l. sibjok, soror uxoris (67), » an. 
sißitngr, affinis, cognatus (vgl. got. sibja). 

siunaan, inf. -nata, f., wot.., benedicere; nw.-l. sivd- 
nedet, en.-l. sivneded, sw.-l. Sudnetet, creare, 
benedicere (69. 97. 98), = an., altsw. Signa. 

skabmo sw.-l., pudor (79), = an. sJcömm. 

skalößo nw.-, sw.-l., testa, concha (68. 82), = got. skalja 
fem., yceQajtiog, an. skel, gen. -Ijar. 

skalvve nw.-l., acervus nivis vento cumulatse (69. 75), = 
an. skafl, nw. sJcavl. 

skärrek pl. nw.-l.; sw.-l. skarjah pl., forfex (53. 55. 67. 
81), =» an. skceri pl. n., nw. skjcerä (vgl. ahd. scar, pl. 
scärt fem.). Neuere entlehnung desselben wortes ist nw.-l. 
skierak, skserak pl., forfex minof (54. 55. 81). Vom 
deutschen schere kommt ehst. kär, gew. pl. kärid, 
liv. äkeröd, äkerd, vgl. lett. schweres pl. (60). 

skavööa nw.-l.; sw.-l. skaußa, barba (68. 81), = an. 
skegg n. 

skeudo sw.-l., perula, sacculus, = an. skjöäa, id. 

skipa, skippa gem.-l., navis (44. 71), ■= an. skip. 

s kipot nw.-l., navi imponere, e navi exponere (98), =* an. 
skipa, id. 

skuoudo sw.-l., 'vagina vei aliud istius modi, quo quid 
contegitur sive conditur, theca' (50. 79), = an. skauä 
fem., ags. scedä, vagina, nhd. schote, got. skaaida-; vgl. 
kauto. Hiervon wol auch nw.-l. skuvddo, theca pel- 
licea, qua digitus sauciatus obducitur (Leem). Verwandt 
ist vielleicht auch nw.-l. skoavdde, crusta fiugis (das.). 

Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 171 

slubbo, Slubbo nw.-, sw.-l.; sw.-l. auchklubbo, clava 

(60. 63), = an. Jclubba. Auch f. (k)lupu (62). 
sluokes, gluokes nw.-, sw.-l., astutus, eher = an. MöJcr 

(vgl. das vorherg. wort) als = an. slcegr. 
smakka nw.-, sw.-l., gustus, = nw., sw. smak. (Verschieden 

davon ist f. maku, id., das mit makea, dulcis, u. s. w. 

verwandt und nicht entlehnt ist), 
soames nw.-l.; sw.-l. somes, quidam, nonnullus (44. 75), 

= an. sumr, got. sums. 
solki, gen. -ljen, -len, f.; ehst. sölg, gen. sole, liv. 

siioTg, nw.-l. solljo, brustspange, = an. sylgja, nw. 

sölgje. Da indessen das wort im nordischen ganz isoliert 

steht, da ferner die form, besonders die endung der finn. 

Wörter nicht genau damit stimmt , und da endlich mordw. 

s'ulgam, ßerem. äolkamä, fibula in antica parte indu- 

sii, davon nicht getrennt werden können, dürfte das wort 

vielleicht eher aus dem finn. ins nord. gekommen sein. 

Nur 1. sollje scheint jedesfalls zunächst aus dem nord. 

herübergenommen zu sein, 
sorvaan, varvaan, inf. -vata, f.; wot. sorvata, tor- 

nare (59. 97), = sw. svarfva. — Nw.-l. spjerbam, 

vjerbam, inf. -bbat, id., = an. sverfa. 
spalfo, spallo nw.-l.; sw.-l. svalfo, hirundo (59. 68. 

93), = an. svala, ags. svaleve, svealve, ahd. swalawü. 
spidne nw.-l.; sw.-l. svine, sus (59. 78), = an. svin. 
spüle, gew. pl. spilißak (Priis Gramm. § 156, 4, anm.) 

nw.-l.; sw.-l. sville, svilliöeh, maritus sororis uxo- 

ris, viri, quorum uxores sorores sunt (92), = an. svili, 

pl. svilar, id. 
stadde, staddo nw.-l., incus (67. 92), = an. steäi m. 
stadfo nw.-, sw.-l, portus, locus, ubi cymbse adlitus appel- 

luntur (55. 68. 79), = an. stöft fem. (st. staäva-). 
staggo nw.-, sw.-l.; f. tanko (ehst. tang, gen. tannu), 

pertica, contus (79. 91), = an. stöng (pl. stengr), ahd. 

stanga fem. 
stalle gem.-l., chalybs (43. 78), = an. stäl. 
stivrre nw.-l.; sw.-l. stivre, (stur, sture), gubernacu- 

lum (81), = an. styri n. (urspr. st. stiurja-); nw.-l. auch 

Digitized by LjOOQ IC 



172 Wortverzeichniss. 

stivran = an. stjörn. — Nw.-l. stivrrit, sw.-l. sti- 
vret, gubernare (53. 97), = an. styra, got. stiurjan, 
lardvai, diaßeßaiovo^ai. Ehst. tu rima, id., ans dem ni 

stokke nw.-l.; sw.-l. stuokke, stnekke; f. tukki, 
tignum , truncus = an. stokkr, altsw. stokker, stukker. 

stoppo, stuoppo, gen. -vo, nw.-l.; sw.-l. stopo, »des, 
aedicula (44. 62. 93), = an. stofa. Vgl:' tupa. 

studdo sw.-l., intervallum, distantia minor (79), *= an. 
stund, ahd. stundet,. F. tunti, wot. tunni, ehst. tund, 
liv. stund, turiri, hora, theils aus dem sw., theils aus 
dem deutschen (f. in Ingermanland und wot. tunnit pl., 
horologium, nach der analogie des russ. qacui cas$, id., 
pl. von qacl) das, hora). 

stuores gem.-l., magnus (45. 75), = an. störr (wo 6 wol 
für urspr. av(a) steht, vgl. Schleicher Comp. 2 , s. 156, 848; 
vgl. skr. sthäviras, fest, stölas, gross; verwandt ist auch 
wol lit. störas, dick, stark). Gewöhnlich pflegt man hier- 
von auch f. suuri, gen. -ren, russ.-kar. Suuri, wot. 
süri, weps., liv. sür, ehst. sür, russ.-l. äur, abzuleiten. 
Indessen passt die ganze form nicht recht (vgl. 58 anm. 3) 
und sie stimmt namentlich nur schlecht zu dem alter, wel- 
ches das wort, seiner Verbreitung nach zu schliessen, 
haben muss. Es scheint mir daher sehr zweifelhaft, ob 
es überhaupt , oder wenigstens aus den germanischen spra- 
chen entlehnt ist. 

stur je sw.-l., seditio (81), = an. styrr. 

suddo gem.-l., peccatum (53. 66. 82), = an. synd, alts. 
sundia, sundea (urspr. st. sundja-). Davon suddodet, 
peccare (98). F., wot. synti (101) = sw. synd. 

sukka f., wot.; ehst. sukk, liv. sukä, strumpf (45); en.-l. 
sokka, sw.-l. suokko, id., = an. sokkr, ehst. - sw. sukk, 
sukka (von lat. üoccus). 

sukt sw.-l., gravedo, febris ardens, sutt, sutta, febris 
ardens, = an. sott, süt, got. sauhts. Von zweifelhaftem 
alter. 

sunnuntai f.; nw.-l. sbdna-bsejvve (und sodnu-b), 
sw.-l. sodnu-peive, dies solis (45. 94), = an. sunnu- 
dagr, altsw. sunnudagher. 

Digitized by LjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 173 

t 

suobme nw.-l., ornatus, schmuck (Stockfleth), = an. sömi 
m.; sub mit, ornare (id.), = sozma. Zweifelhafter ist es, 
ob f. soma, somas, russ.-kar. äoma, weps. öoma, 
nw.-l. soamalaä, aptus, commodus, decorus, auch hier- 
her gehören. • 

suotas nw.-l.; sw.-l. 'suottes', en.-l. suotas, suata, 
suavis, jucundus (53. 83), = an, scetr, ahd. suozi, got. 



sure s nw.-, sw.-l., acidus (45. 75), = an. surr. 
surku, surko f., misericordia, surkea, miser, dolendus, 
suru, dolor animi, cura rei anxia; sw.- (nw.-)l. surgo, 
moeror (45. 64. 79), = got. saurga, fieQ^iva, Xvrcr], an. 
sorg fem. Zweifelhaft ist das verhältniss zu dem verbum 
suren f., dolore afficior, curam gero, aber wot., ehst., 
liv. morior, woher surma in allen sprachen, mors vio- 
lenta, das nicht entlehnt zu sein scheint. Vgl. Budenz in 
Nyelvtud. közlem. VI, s. 432, nr. 345. Wahrscheinlich 
muss man eine theilweise Vermischung dieser wurzel mit 
germanischen dementen annehmen. 

suutari f.; nw.-l. suttar, sw.-l. sutar, sutor (45. 64. 
94), = an. sütari (vom lat). 

suvle sw.-L; nw.-l. sule, obsonium, = an. sufl, nw.suvl, 
std, sw. sofvel. 

svaines sw.-l., puer, famulus (74), = an. sveinn. 

sänky f.; ehst. sang, gen. sänni, nw.-, en.-l. saengga, 
sw.-l. ssengo, lectus (66. 101), = an. sceng, altsw. sceng, 
siang, siceng. 

särk, gen. -r'gi, ehst., hemd, bisw. rock, liv. särk, pl. 
särkld, mannshemd, = an. serhr, hemd, rock, sw. särk, 
weibshemd. 

» 

Tade c , auch taahe" f. (kar.), flmus (gew. tadikko, furca. 

— 78), =r an. taä n. (davon tefija, ahd. zettan sterco- 

rare). 
-tai, bisweilen -tak, f.; 1. -dak, -tak, in zusammensetz. 

mit einem vorhergehenden gen., dies (63), = an. dagr, 

altsw. dagher. 



Digitized by VjOOQ IC 



174 Wortverzeichniss. 

taika f., Signum; divinandi Signum, praesignatio reifuturae 
superstitiosa, vgl. ahd. zeigä, assignatio, demonstratio (vgl. 
gotgateihan, ajtayyelluv, und taikns, orjftielov, evdeiyna). 

taikina f.; ehst. taigen, gen. -gna, auch taignas, 
taigne, liv. taigandöks, tiegandöks, tiegön, tän, 
massa; weps. taigin, wot. taißina, taißkaja, back- 
trog; nw.-l. dajgge, sw.-l. daig, daigen, massa (49), 
= got. daigs, an. deigr, deig. Die ableitungsendung im 
finn. erinnert an ahd. teiginna fem., massa. 

taina f., planta, tainta, tainna, fusus (40. 75), = got. 
tains, xXrjina, an. teinn, id., fusus. Das verhältoiss zu 
f., wot. taimi, planta, ist nicht klar; vielleicht steht 
diess in Verbindung mit lit di/gti, keimen, degas, der 
keim. 

dakke, take nw.-l.; sw.-l. tak, tectum (77), = an. ]>ak. 

tapa f., wot.; weps. taba, ehst. taba, tau, nw.-l. dappe 
(37), sw.-, en.-l. tape, mos, consuetudo (f. tavalli- 
nen, solitus) scheint verwandt mit gotgaddban, ovfißai- 
veiv, ags. gedafan, decere; got. gadöfs, ?tQ€7ttov, ags. 
gedefe, congruus. Liv. daba, 'gewohnheit, weise, natur', 
ist beeinflusst von lett. dabba, natur, das selbst vielleicht 
entlehnt ist. 

tarve c , gen. -rpeen (tarvis Kalev. 32, 399), f.; ehst. 
tarwe, gen. -rbe, liv. tärbiks, nw.-l. darbaS, en.-l. 
tärpaS, necessitas (56. 85); ehst. tarwis, id., necessa- 
rius; f tarvitsen, inf. tarvita, ehst. tarwitama, 
nw.-l. darbaäet, en.-l. tärbaäed, sw.-l. tarbahet, 
egere (96. 98); nw.-l. darbbo, sw.-l. tarbo, necessi- 
tas (79); sw.-l. tarbes, necessarius = got. paria fem., 
voT€Qtjf.ia , parbs , avayxalog; an. pörf fem. , yLparfar, ahd. 
darba , ags. pearfu ; an. parfr adj. 

tasku f.; ehst. tasku, task, gen. -u, sw.-l. tasko, pera 
in vestibus, liv. ta§k, pl. -üd, weibertasche (93), = an., 
sw. taska. 

dauk (Lind. u. öhrl.), tau k (Tornaeus), davka (Friis Sprpr. 
123) 1. (bes. sw.-l.), tarnen, = got. pauh, an. pö. F. 
toki = sw. doch. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 175 

tauko f., funis longior lateralis in retibus et navibus pro- 
movendis (50. 79), == an. taug f. (Von der wurzel tuh 
in got. tiuhan, ducere). 
taurio. f. (selten), pernicies, = ahd." störida fem., got. 

*stauripa ? 
tauti, gen. -din, f., wot.; ehst. taud', nw.-l. davdda, 
sw.-l. taud, en.-l. tavda, schwere krankheit, seuche, 
vgl. got daupus, üdvctTog, %p. daudi, altsw. döpi? 
teljo f., asser interior navigii e. c. transtrum, sw.-l. tilja, 
id., weps. tel, pL -llid, transtrum (44. 67. 93), = an. 
pilja, ahd. ditta. 
telta, velum quodvis obductum, tentorium, conopeum (z. b. 
Kalev. 37, 179. Kanteletar 2 , s. 268 v. 48); ehst. told, 
gen. -IIa, kutsche; nw.-l. dieldde, sw.-l. telte, tegu- 
mentum, imprimis quo trahas suas tegunt Lappones (52. 
77), = an. tjald, tentorium, aulaeum, altsw. tiald, ticeld, 
jetzt tjäll, ehst.-sw. tjald, tjal, telde, decke. — Dage- 
gen ist f. teltti, ehst. tel't, tel'k, liv. teit, pl. -öd, 
tentorium, = nd. telt und dem von da aufgenommenen 
sw. # tält. 
terva f., wot.; weps. terv, ehst. törw, liv. töra, türa, 
türv, sw.-l. tarve, theer; nw.-l. darvvit, sw.-l. tar- 
vet, theeren (52. 68), = an. tjara fem., ags. tearo, tyro, 
gen. -rves m. Doch könnte man auch an lit. dervä, darva, 
kienholz, lett darwa, theer, denken, 
teudnar sw.-l., servus, famulus (51), = an. pjönari. 
teuras f., mactandum aliquid, Schlachtvieh, teurastaa, 
mactare, ehst. töbras, touras (tauras), vieh, vgl. ags. 
tiber, ahd. zepar, (an. tafri), victima, sacrificium (vgl. alt- 
frz. toivre, Diez, Et. Wb. 2 H, 424). Wenn nicht die ehst. 
form vorauszusetzen schiene, dass der diphthong nicht 
ursprünglich sei (vgl. s. 21), so könnte got. stiur y f^6a%og, 
anscheinend näher gelegen haben, 
dierbbe nw.-l.; sw.-l. tirbok, temerarius, inurbanus (52. 

75), = an. djarfr. 
dievddo, divddo nw.-l.; sw.-l. teudo (meist zusammen- 
gesetzt mit olmug, homo), mas, vir (51. 79), = an. pjöd 
fem. , got. piuda. 

Digitized by VjOOQ IC 



176 Wortverzeichniss. 

dievnas nw.-l., eucharistia (51),.=» an. fjönasta. 

digge, tigge 1., Judicium, forum (44), = an. Jring. 

tiima f., hora, nw.-l. dibmo, dimo, en.-l. tlmu, tlma, 
hora, horologium (92), = an. timi m., altsw. timi, jetzt 
timine, timma (Rydqvistll, 184. IV, 10), nyl. tlma. 

tiinu f.; ehst. tln, gen. -u, situla operculo instructa (93), 
= sw. (und nw.) tina (vgl. got. tainjö, x6q>ivog). Hier- 
von vermuthlich auch dejitsch (in den Ostseeprovinzen) 
tiene und davon wol wieder die ehst. form tili, gen. tlni, 
liv. tln, pl -öd, und lett. tine. 

tila f., facultas, opportunitas; locus, spatium; status rei, 
conditio; commoditas vecturae hiemälis; wot. tila, win- 
terweg; ehst. tila, zeit des schlechten weges (auch paha 
[schlecht] tila; magamize-tila, lagerstelle, platz zum 
schlafen); nw.-l. dille, en.-l. tlle, tille, sw.-l. tilje, 
opportunitas, occasio; status (44. 77. 106), = got. tu 
(Luc. 6, 7) das wol richtiger mit Grimm (D. Gr. EI, 602) 
für ein subst. 'opportunitas' (= ahd. zu, vgl. an. tili und 
die präp. UV) gehalten wird, als mit Gabelentz u. Loebe 
für ein neutr. eines adj. *tils = gatils, evytaigog, ev&erog, 
ags. til. 

tina f., weps., wot., ehst., liv.; nw.-l. d ad n e, sw.-l. ta dn e, 
tidne, en.-l. tane, russ.-l. tanne, stannum (44. 77), 
= an., ags. Un, ahd. zin. Liv. tina in Livland bedeutet 
'plumbum', während 'stannum' alu heisst = lett. alwa. 
Wot. sigä-tina, ehst. sea-tina (von sika, sus), plum- 
pum, durch falsche nachahmung von russ. cBHHei^T) svinec 
(vgl. cBHHbH svinjä, sus). 

tiunti, tihunti f.; nw.-l. diddo, sw.-l. tijod, tivod, 
decuma (65. 84), = an. tiund fem., altsw. tiund f., tiwndi 
m. (Eine nur zufällige Übereinstimmung hiermit zeigt liv. 
(in Livland) t'umdes, decimus, decima, t'um decem, das 
nur eine dialektische ab weichung für das gewöhnl. k um 
und kümmös, kümdös ist). 

tiuris (selten), tyyris (auch tiyris) f.; liv. tovrös, 
nw.-l. divras, divres, sw.-l. deuras, tivras, en.-l. 
tivres, tivra, carus, pretiosus (33. 53. 82), = an. d#rr, 
ahd. tiuri, alts. diuri. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 177 

divrre nw.-, sw.-l., animal, fera (53. 66. 77), = got. dius, 
an. dyr, sw. djur. 

divtes nw.-l.; sw.-l. tiktok, compactus, solidus, cui 
nullse sunt rimae (65. 75), = &n,pettr. Hierzu gehört wol 
auch f. tihiä, tihtiä, (tihkiä, tiuha, tiukka u. m. a. 
formen), wot. tihti, ehst. tiht, densus, solidus (f. auch 
parcus, tenax). Gewiss, wenigstens im f., eine alte ent- 
lehnung mit starken späteren Veränderungen und abschlei- 
fungen, und zugleich, wie es scheint, mit an. pjokhr, 
pjukhr, pykkr (vgl. Diefenbach II, 700 f.) vermischt. Im 
wot. und ehst. vielleicht jedoch erst aus dem deutschen dicht 

toakke nw.-l. (Stockfleth), funis, = an. tog n. Hiervon 
auch f. touvi (45. 47. 64) und wol auch ehst. tou, 
touw, towi. 

dokkim, inf. dokkit, nw.-L; sw.-l. dokket, utilem esse 
(98), = an. duga, got. dugan. 

tuhto f.; nw.-l. duofto, transtrum (44. 45. 63. 64. 93),= 
an. popta fem. (nicht popta, s. Gislason in den Aarbb. f. 
nord. Oldkynd. 1866, 258 f.), nw. tofla, ehst.-sw. tufte, 
tyfte, tofla. 

tulla (auch tullo, tullu) f.; ehst. tolT, tulT, gen. -i, 
liv. to IT, pl. tölid, scalmus (45), = an. pollr, sw. tulle. 

tulli f., portorium, ehst. t o 1% gen. -i, liv. to IT, pl. toT- 
Tod, id., pollex (45. 70. 71), == an. tollr, sw. Ml, por- 
torium, nd. toll. 

tunkio f., acervus purgamentorum, fimetum (sonta-t. 
sterculinium Kaie v. 3, 281; rikka-t. acervus quisquilia- 
rum ibd. 17, 340) (53. 67. 93), = an. dyngja, altsw. dyngia, 
got. *duggjö. 

duögje, gen. duöje, nw.-l.; sw.-l. tuoje, en.-l. työje; 
f. työ, opus, opificium (81) (nw.-l. duogjar, sw.-l. tuo- 
jar, opifex), = got. taui, gen. töjis (vgl. an. toi). 

tuomitsen, inf. -ita, f. (53. 96); nw.-l. dubmit, sw.-l. 
duobmet, en.-l. tuobmid (53. 97), judicare, = got. 
dömjan, an. doema. F. tuomio, 1. duobmo, Judicium, 
ist wieder vom verbum abgeleitet, vgl. s. 26. P. tuo- 
mari, 1. tuobmar, tuobmar, judex (45. 94), == (an. 
domari), altsw. domari, donieri. 

Thomsen, Einfluss d. germ. sprachen. 12 



Digitized by VjOOQ IC 



178 Wortverzeichniss. 

tupa f.; ehst., liv. tuba, sw.-l. toppe, en.-l. tupe (ent- 
lehnt aus dem f., vgl. stopp o), aediculum, cubiculum 
(45. 59. 62. 93), = an. stofa, altsw. stuva, stugha, ahd. 
stuba. Hiervon auch lit. stubä, altsl. istUba, izba u. s. w. 
(Miklosich in den Denkschr. d. Wien. Ak. XV, 93) und 
ung. szoba, id., türk. xjya soba, hypocaustum, das seine 
bedeutung mit mlat. stuba und den in den neueren roma- 
nischen sprachen vorkommenden formen desselben Ursprungs 
theilt (Diez, Et. Wb. 2 I, 402) und gewiss mit unrecht 
von Hunfalvy (Nyelvtud. közlem. III, 24) für urspr. altaisch 
gehalten wird. Dieendung -a im finn. neben dem alter- 
thümlichen p, b, könnte übrigens darauf hindeuten, dass 
das wort zunächst aus dem lit., nicht unmittelbar aus 
dem germanischen entnommen sei, in welchem falle man 
eher -o erwarten sollte. 

tursas f., turgidus ; monstrum maritimum fabulosum (Kalev. 

2, 67), ehst. tursas, name einer meergottheit (74), = 

an. pars, pursi, bg&.pyrs, ahd. duris, durs (vgl. Grimm, 

D. Mythol. 2 , 487 ff.) 
turska f.; ehst. tursk, liv. türska, nw.-l. dorske, ga- 

dus morrhua (f. auch monstrum marinum, wie Kalev. 15, 

293) (45. 56. 75), = an. porskr. 

turve c , turves, gen. -rpeen f.; weps. turbas, ehst. 
turwas, turbas, turbe, turblas, turbel, liv. dür- 
bal (sw.-L tarfe), csespes (45. 78. 91), = an. torf n., 
torfa fem., ags. tur f -pl. 9 tyr f fem., ahd. zwrba, zur f fem. 

tuuma f., pollex (92) , = an., altsw. ]>umi> sw.tumme, nyl. 

tum, ags. Jbüma. 
daelle nw.-l.; sw.-l. tele, nix compacta (44. 92), « an. 

pdi, nw. tele. 

Uddo nw.-, sw.-l., cicatrix (58. 79), = an. und, ahd. wunta, 
wunda. 

ullo gem.-L, lana (45. 58. 79), == an. ull, got. vutta. 
urtas, hurtas nw.-l.; sw.-l. urtes, herba, radix (45. 
57. 85. 90), =- got. vaurts fem., aurli-gards, an. wrt. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 179 

F. yrtti, id., ist eine neuere entlehnung von sw. ort, 
älter yrt (Eydqvist IV, 89 anm *) 

us kirn, inf. uskit, f., optare, minari alicui mala (58. 97), = 
an. oßskja, ahd. (wunscjari), wunscan. 

utar, utare c f.; weps. udar, wot. uhar, ehst. udar, 
udaras, liv. udär, udar, über, scheint = ags. üder, 
ahd. ütar (vgl. Curtius, Gr. Et. 2 , 235). Mordw. odar, 
ßerem. vadar macht es indessen zweifelhaft, ob diese 
worte germ. Ursprunges sind; vgl. z. b. lit. udröti, eutern. 

uvja nw.-l., pluma (53. 67. 81), = an. hy, nw. hy. Es 
ist unsicher, ob diess wort von einer unumgelauteten form 
ausgeht, oder ob uvj- = f ist (vgl. s. 54). 

Vaaja, vavia f.; ehst. wai, gen. waia, dorp.-ehst. waga, 
gen. waja (auch wagi, wadi), liv. vaigä, sw.-l. 
vuoive (entlehnt aus dem finn., mit metathesis), pflock, 
keil, pfähl (67. 81), = an. veggr, ahd. weggi (st. vagja-). 
Bei Heinrich dem Letten kommt diess wort in der form 
Wagia, Wagya, Waiga, Wayga als name einer pro- 
vinz von Ehstland vor (= Vadja-, wotisch? Vgl. Sjö- 
gren, Ges. Sehr. I, 501 = M&n. de l'ac. de St. PStersbg. VI 
s6r. I, 326). Die finn. worte könnten jedoch auch = lit. 
vägis, ein hölzerner, krummer nagel zum aufhängen von 
Sachen; keil, lett. wadfis (st. vagja-) sein; diese worte 
sind indessen vielleicht selbst entlehnt, da die indogerm. 
wurzel vagh im lit. sonst die form vai anzunehmen pflegt. 
(Nicht in betracht kommt weps. s vai, pfähl (im wasser) 
= russ. cßan svdja). 

vaaka f.; ehst. wäg, gen. wäe, bilanx (43),= an. vag, altsw. 
vagh, ahd. wäga. 

vaakuna f., wappen (43), = altsw. valen, vapn, diall. 
väken-hus (Rietz 821). 

vaate 4 , gen. -tteen, f.; ehst. wat't', liv. vat', vestis, weps. 
vateh, gen. -tken, pannus (43. 64. 85. 106), vgl. an. 
vdä, ags. veed fem. (st. vädi-). Hiervon auch sw.-l. vadas, 
grobes wollenzeug (86). 

vaddo, gen. vado, nw.-L, linea piscatoria, = an. vadr 
m., nw. vad n. 

12* 



Digitized by VjOOQ IC 



180 Wortverzeichniss. 

vaddo, gen. id., nw.-L; en.-l. vaddu, periculum, sw.-L 
vaddo, morbus (66. 92), = an. vandi. 

vades, vaddes nw.-L; sw.-l. vaddok, difficilis (75), = 
an. vandr. 

vadne, gen. vane, nw.-L; sw.-l. vane, penuria (meist 
in composs. wie ßalbme-vadne-olmuä, homo oculis 
captus), sw.-l. van es, deficiens, = an. vani, penuria, 
vanr, got. vans adj. 

vahto, -u, -i, vaahti f.; wot vähsi, rev.-ehst. waht, 
gen.wahu, dorp.-ehst. watt, gen. watu, liv. vä, vö, 
vast, spuma (59. 93), = got. hvqpö, sw. diall. hvaa 
(Kietz 269). 

vaiva f., russ.-kar., wot.; ehst. waew, waiw, gen. -a, 
liv. väja, vöja, vaive, nw.-L vajvve, sw.-, en.-L 
vaive, labor molestus, molestia, serümna, miseria (50. 
68. 92. 94. Davon f. vaivaa, vaivata, ehst. wae- 
wama, wot. vaivattaa, 1. vajvedet, affligere, vexare; 
f. Vaivatar mythol. 'furia' u. m. a.), = ags. väva m., 
ahd. wewo m., got. *vaiva, an. vä f. Gehört hierzu viel- 
leicht auch f. vaikea, miserabilis, difficilis? (Dagegen 
ist ung. baj, labor, pugna, in beiden bedeutungen = 
slaw. bqj pugna). 

vakke, gen. vage, nw.-L, parvus maris sinus (43. 75), = 
an. vägr. 

valas (öfter valas-kala, von kala, piscis) f., ehst.; gem.- 
Lvales, fales, cetus (43. 59. 74), = an. hvalr, pl. 
hvalar und hvalir (vgl. Sv. Egilsson und Bugge, Norr. 
Fornkv. s. 111, v. 36anm.), ags. hväl, jjl.Jivalas. Neuere 
entlehnung ist liv. falfiä. 

valas nw.-L, im compos. skuot-valas, clavus navigii, per 
quem dirigitur (Leem), = got. valus, §dßdog, an. völr 
(vgl. s. 89. — Skuot-, skota (Friis Sprpr. 89), skot- 
tas (ibd. 91), puppis = an. s^r,.nw. skut, slcot). 

valin, valitsen, inf. valia, valita, f.; weps. valit- 
§en, ehst. walitsen; nw.-L valljit, en.-l. valjid, 
sw.-l. valjet, eligere (53. 96. 97), = got. valjan, an. 
velja. Dagegen ist f. vaali (selten vali), electio, eine 
neuere entlehnung von sw. val. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichnis8. 181 

valta f., potentia, arbitrium (valtias, potens, princeps, 
vallitsen, inf. -ita, dominari, valtaan, inf. -liata, 
potiri u. m. a.), weps. vald, libertas, arbitrium, ehst. 
wald, macht, gewalt, gebiet, reich, gut (walitsema, 
herrschen), wot. valta, id., liv. väld a 1) erlaubniss, 
freiheit, macht; 2) (dial. vald, väld) reich; gebiet, gut; 
nw.r, en.-L valdde (sw.-l. velde), potentia (77), = an. 
väld n., veldi n.; got. vatdan, oixodsoTzozeiv , valdufni, 
egovola. Einige der abgeleiteten worte können vom lit. 
beeinflusst sein, vgl. ]it. väldfli, dominari, regere, valdzä 
(für *v(ddia), herrschaft, regierung, gebiet, vm-valdps, ■ 
'monarch', lett. waldigs, 'herrschend'. 

vamma (Kalev. 45, 208), gelten vammas, vitium, men- 
dum, max. in corpore, vulnus (77. Davon Vammatar, 
dea, Kai. 45, 283), = got. vamm n. (oder m.), (mTko$, 
an. vamm n. 

vanne 1 , gen. vanteen, f., vimen v. circulus ligneus, quo 
vasa constringuntur, vibex, weps. van de h , gen. -dhen, 
id. (89) , = got. vandus , an. vöndr. L. vuodda, pl. vuod- 
dagak, ligamen calceamenü, könnte der form nach hierzu 
passen (vgl. vuola 88 anm. 3), weniger der bedeutung nach. 

vanttu, gen. -ntun; vantus, -tut, gen. -ttu(h)un 
(Kalev. 27, 56. 20; 16. 47, 206), chirotheca lanea, nw.-, 
sw.-l. fäc(ca), vac(ca), id. (66. 88. 89), = an. vöttr 
(st. vantu-); auch mlat. vantus, ital. guanto u. s. w. (s. 
Diez, Et. Wb. 8 , I, 230). 

vara f., copia, opes, subsidium, Providentia, admonitio (in 
composs. 'vice-'), ehst. wara, vorrath, vermögen, kraft, 
liv. vara, id., 1. varre, id., (92), = an. vari m., Pro- 
videntia, subsidium (isl. vara-, vice-), vara fem., merx; got. 
varei, 7ravovQyia 7 ags. varut, attentio, tutela, ahd., alts. 
wara fem., id. — Den zuletzt angeführten femininis könnten 
auch die finn. nebenformen varo und varu, ehst. waru, 
entsprechen, die in gewissen redensarten in der bedeu- 
tung subsidium, Providentia u. dgl. vorzukommen schei- 
nen. Eine menge Weiterbildungen kommen in allen spra- 
chen vor, z. b. f. varajan, varaan, inf. -rata, provi- 
dere; cavere; monere; russ.-kar. varajan, weps. varai- 



Digitized by VjOOQ IC 



182 Wortverzeichniss. 

dan, caveo, timeo; weps. varastan, expecto; f. varon, 
varoon, id. (97), varoitan, praemoneo, varustan, 
russ.-kar. varuääan, instruo, provideo u. s. w. 

varas, gen. varkaan, f.; weps. vargas, ehst. waras, 
gen. -rga, liv. inLivl. var, für (74. — Davon f., ehst 
varastan, weps. vargastan, wot. vargasan, furor), 
= got. vargs (in launa-vargs, axagiOTog), an. vargr, ags. 
vearh, maleficus homo proscriptus; lupus; mlai vargus, 
expulsus; vgl. altsl. vragü, inimicus. Die urspr. bedeu- 
tung scheint (homo) maleficus oder dgl. zu sein, woraus 
die bedeutung lupus abgeleitet ist. Sw.-l. varg, lupus, 
ist moderne entlehnung aus dem sw.; es hat nur zufäl- 
lige ähnlichkeit mit sw.-l. varg, en.-l. vorg, nw.-l. 
forg (Leem), cito, das gewiss = f. virkiä, viriä, vege- 
tus, ist. Mokäa-mordw. vir gas, ersa-m. vergez, lupus, 
ist nicht verwandt (von vir, syrj. vor, silva?), ebenso- 
wenig wie ung. farkas, id., (von f ark, cauda, vgl. weps. 
händikas von händ, cauda, 1. sejpe, sw.-l. seipeg 
von nw.-l. ssejbbe, sw.-l. seipe, id., ehst. pitk-saba, 
eigl. ' lang - schwänz '). Wie verhält es sich mit syrj. var- 
gas, astutus? Das echte wort für 'für' ist liv. salai, 
1. suola, öerem. Sola; mordw. salan, furor, vgl. f. sa- 
laan, occulto. 

varjo f., wot.; ehst. wari, gen. -rju, -rjo, liv. väri, 
vöri, schatten, schirm, schütz, ehst. und wot. auch Schat- 
tenbild, Spiegelbild (f. rinta- varjo, brustwehr); sw.-L 
varjo, vaerjo, en.-l. varju, nw.-l. vaerjo, arma (53. 
54. 55. 67. 93), = an. verja, ahd. wart, werl. — Davon 
wieder f. varjoa, varj,ota (97), varjella, 1. var- 
jalet, defendere. 

vartia f., vigil, custos, vartio, vigilia, custodia; ehst. 
wardija, (wardja), aufseher, hochzeitmarschall , speise- 
meister (67. 92. 94), = got. vardja, wovon auch ital., 
sp. guardia u. s. w. Eine Weiterbildung ist f. vartio it- 
sen, weps. vardeitSen, vigilo; eine selbständige ent- 
lehnung ist dagegen 

vartoon, varron, inf. -rrota, -rtoa, observare, expe- 
ctare, preestolari, f.; gem.-l. vuörddet, expectare, auch 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 183 

nw. -1. varddet, speculari (43. 97. 98), = an. varäa, 
alts. wardön, ahd. warten (wovon auch ital. guardare 
u. s. w.). Ueber ung. vär„ observare, expectare; subst. 
arx, vgl. Bndenz in Nyelvtud. közlem. VI s. 468, no. 552, 
553). 

Venäjä, Venää, Venät f.; weps. Venä(?), ehst Wene, 
wot. Venäi, Vena, Bussia (f. Venäläinen, ehst. we- 
nelane, wot venälaine adj. — 63. 109), = an.Fwdr, 
pl. -ir, ags. Vined-as, Veonod-as, ahd. Winid-a, eine 
bei den germanischen Völkern von uralter zeit her gebräuch- 
liche bezeichnung fflr die Slawen, namentlich in ihren 
westlichsten und nordwestlichsten sitzen. Dagegen lässt 
sich keine spur aufweisen, dass die Slawen selbst diesen 
namen gebraucht haben. Der Ursprung desselben ist un- 
sicher. Die Zusammenstellung mit den Yamir der nord. 
mythologie ist aus der luft gegriffen. — Liv. Krievös, 
russicus, Kriev-mö, Bussia = lett. Krivs, russicus (vgl. 
Krivici, ein slawischer stamm in und um Smolensk, Nestor 
c. 7 ed. MMosich). 

vero f., tributum, nw.-l. varro, sw.-l. vsero, visero, 
id., sacrificium, vgl. mhd. were fem., prsestatio, ahd. 
weren, nhd. gewähren? 

verta f., par (pretio, multitudine) , ehst. wors, gen. wor- 
ra, werth, betrag, äquivalent; mal (44. 75. F. ver- 
taan, inf. verrata, 1. vaerdedet, comparare), = got. 
vairps, ixavog, ägiog; subst. Tiprj; an. verär adj. Ehst. 
wärt, liv. värt, werth, aus dem deutschen. 

vldes gem.-l., amplus (62. 75), == an. vidr, ags. vid. 

vidno, fidno nw.-, sw.-l., negotium (58. 93), = an., nw. 
vinna fem., id., got. vinnö, Tid&rjia; davon vidnot, 
fidno t, operari, vgl. an. vinna verb. 

vielpes nw.-L; en.-l. vielpis, sw.-l. felpes, catulus 
(44. 74), = an. hvelpr (wo e ablaut, nicht umlaut ist, 
vgl. Grimm, D. Gr. IE, 329). 

viercca nw.-, en.-l.; sw.-l. vserca, aries (44. 69. 89), 
=* got. viprus, an. vedr, pl. -rar, doch altsw. (Gutalag) 
acc. pl. vepru (Bjdqvist II, 142). 



Digitized by VjOOQ IC 



184 Wortverzeichnißs. 

viesso, gen. vieso, nw.-L; sw.-l. vieso, en.-l. viesu, 
domicilium ; viesso t, vie so t, vivere = an. vera fem.; 
vera, vesa, esse, got. visan, elvai, [liveiv; an. vist, Woh- 
nung? Eine Zusammenstellung der 1. Wörter mit dem f. 
asua, wohnen, ist weniger wahrscheinlich, weil sich kaum 
andere beispiele des dadurch vorausgesetzten Überganges 
nachweisen lassen. Oder sollte dieser vielleicht seinen 
grund in einem secundären einfluss des nordischen haben? 

vievses nw.-l.; sw.-l. vepses, vepsa, vespa (74), = nw. 
kveps, kvefs. Von zweifelhaftem alter. 

vihin, vihkiin, inf. -hkiä, -hitä, f.; nw.-l. vihhat, 
vihatet, en.-l. vihkad (nach dem finn.) , sw.-l. viget, 
consecrare, inaugurare; f. vihki, nw.-l. vihha, ritus 
consecrationis(65), vgl. got. veihs, ayiog, veihan, ayiäCuv, 
an. vigja; ahd. wihä, wtha, sanctitas, dedicatio, wihan. 

viikko f.; russ.-kar.; nw.-l. vakko (vokko d. h. väk- 
ko), hebdomas (47. 93), « got. vikö, an. vika. 

viina f.; ehst. wln, gen. -a, 1. vidne, vlne, wein, brannt- 
wein, weps. v in, gen. -an, wot. vi na, branntwein, liv. 
vln, pl. -öd, wein (44. 77), =~ got. vein, an. vin (vgl. 
jedoch auch lit. vijnas, russ. bhho vino). 

viisas f.; gem.-l. vises, sapiens; russ.-kar. viizas, wot. 
vlsas, ehst. wlzas, astutus (44. 75) = got -veis, an. 



viisi f., wot.; ehst. wlz, liv. VIS, modus, = sw. vis, jid. 

wise. 
vikkim (für *viekkim), inf. -kkit, nw.-L; sw.-l. viket, 

ponderare (davon vie kko, nw. väg), = an. vega. 
virka f.; nw.-l. virgge, en.-L virge, sw.-l. virke, 

negotium, munus (44. 63. 64), = an. verk? 
visses gem.-l., certus (44. 75), = got. vis (an. viss). F. 

vissi ist neuere entlehnung aus dem sw. 
vitja f.; weps. vidj, gen. -an, sw.-l. vid ja (entlehnt aus 

dem f.), catena, torques (44. 67. 82) = an. viä, pl. 

-jar fem. 
vuobam, inf. vuoppat, nw.-l., exclamo, plangorem 

magnum edo (Leem. — 58. 64. 98), = got. vößjan, 

an. oepa. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wortverzeichniss. 185 

vuokra, voura f., pretium conducti, usura pecunise 
(davon vuokrata, vourata, conducere, locare, com- 
modare usura. — 58. 68. 75), = got völcrs, roxog, an. okr. 

vuoksa, vuofsa gem.-L; sw.-l. auch vuokses, bos, 
taurus (58. 92) = an. uxi, got. auhsa. 

vuolle s nw.-, sw.-l., mitis, benignus, = an. hoMr, got. 
hulps? 

vuolppo nw.-, sw.-l., stola muliebris (62. 93) = an. ölpa. 

vuoncca, vuönces nw.-, sw.-l. (Leem vuonses), gal- 
lina, gallus (78. 88) = an. Jwens pl. 

li ti f., mater, rev.-ehst. eideke, mutter, mütterchen (49. 

95), = got. aipä, ahd. eidi. Das echte wort ist f., wot. 

emä, ehst. ema, liv. jema. 
ämpäri f., ehst. ämber, nw.-, sw.-l. tebbar , ebbir, ebber, 

situla lignea minor, == sw. ärnbare, älter cemhar, cember 

(Rydqvist HI, 259), nw. ernbcer, anibar, cembar ' (ahd. 

einpar). 
äyri f.; en.-l. aevri, numus sereus minimus, öre (54. 81), 

= an. eyrir, altsw. örir, öri, im Gutalag oyri. 



Digitized by VjOOQ IC 



Register/ 



I. Finnisch (nebst eh$tni$cb u. dgl.). 



(Aisa 39.) 
(ankerias 80). 
asnata s. ansaita. 
(Haaksi 39.) 
(halla 69. 79.) 
hamina 69. 71. 
(hammas 73.) 
(hanhi 83.) 
(harja 80.) 
hauli 69. 70. 
(heinä 22. 33.) 
hepo 68. 
(herne' 48. 80.) 
holli 47. 
holvi 59. 63. 
housut 45. 93. 
huilata 59. 
huivi 59. 
Jätti s. jetanas. 
Kaali 43. 70. 
kaapu 43. 64. 93. 
kaha s. garre. 
kahveli 65. 
(kakla 73.) 
kalkita 96. 
kalkki 96. 
(kalma 39.) 
(kankuri 41.) 
karilas s. gales. 
katu 64. 93. 
(kaula = kakla.) 
keila 69.) 
keisari 49. 
(keli 80.) 
kel'm ehst. 60. 71. 



kelmi 60. 

(kenkä 39.) 

keppi 60. 

ketju 54. 

kiivu 63. 

kinkku 60. 61. 

(kirves 80.) 

klupu s. slubbo. 

kori 64. 

korppi 44. 70. 

korv ehst. 71. 

(kota 40.) 

(koukku s. roakke.) 

koulu 45. 

kreivi 49. 92. 

krouvi 45. 64. 

kuiskata 59. 

kuieti 59. 

kuitata 59. 

kuppi 44. 70. 

(kurdis weps. 80. 84.) 

(kuulen 2.) 

kun ehst. 60. 

kärid ehst. s. skärrek. 

(kärme 21. 48. 80. 

vgl. mato.) 
kärry 54. 
(käsi 41.) 
(Laiha 33.) 
lakk ehst 71. 
lakka 71. 
lamppu 62. 
lasi 70. 
leikitä 96. 
leikki 49. 70. 96. 



leili 69. 

leiri 69. 

liht ehst. s. livtes. 

liivi 63. 

likka 93. 

(lohi 55.) 

lupu = klupu. 

lyökki s. laukka. 

lääkäri 54. 94. 

Maalari 94. 

maalata 96. 

(maania 96.) 

mako s. maha. 

(maku s. smakka.) 

maru s. marfe. 

niasti, masto 71. 

meikata 49. 

meinata 49. 97. Vgl. 

mainitsen, 
meininki 70. 
(melnits weps. 101.) 
nieru s. marfe. 
(mesi 2.) 
(metsä 80.) 
miettiä 96. 
mör ehst. 92. 
(morsian 55. 74. 80.) 
moukari 45. 
muori 92. 
muoto s. muotti, 
muuri 45. 70. 
muY ehst. 71. 
märä s. mera. 
Nepas s. naeppe. 
niiata 64. 97. 



*) Diess register umfasst namentlich solche im vorhergehenden beson- 
ders besprochene worte, welche nicht in das wortverzeichniss aufgenommen 
sind. Die zahl bezeichnet die seite der dän. ausgäbe. Verweisungen mit 
= beziehen sich auf cuess register , mit s. oder vgl. auf das wortverzeich- 
niss. In parenthese stehen diejenigen worte , welche nicht aus den ger- 
manischen sprachen entlehnt sind. 



Digitized by VjOOQ IC 






(nimi 2.) 
nyöri s. nuora. 
(Oas s. ota.) 
(ohra, otra s. ota.) 
ohwer ehst. 65. 
(oinas 55. 73.) 
(oka s. ota.) 
(olut 55. 88.) 
Paarre' s. parras, 
paatsa s. patja, 
(paimen 5. 33.) 
paljo 52. 
pannu 93. 
peikko 52. 53. 
peili, pelti 52. 53. 
penkki 54. 70. 
peruna 94. 
(pieksut 39.) 
piina 93. 
piippu 93. 
(pii weps. 101.) 
pilkka 59. 
pilu 52. 53. 
(pirtti 83.) 
pispa, auch piispa 

71. 
(poika 70.) 
portti 44. 
porvari 64. 
(posteli weps. 101.) 
pottu 44. 

provasti s. rovasti, 
pukki 44. 70. 
pusa 45. 47. 92. 
pyssy H3. 
pöyhä 51. 
pöysti 54. 81. 
Rakki 92. 
rakut s. ruoko', 
rapu 64. 
(ratas 73.) 
rehti s. riefta. 
reisu 49. 93. 
reivi = kreivi, 
(repo 40. 102.) 
reppu 59. 62. 93. 



(Ajbme 40.) 
ajbmo s. heimo, 
asäo s. ahjo. 
Badde s. panta, 
biello, bjaello 52. 65. 93. 
birdna, birdne 52. 89. 
bitta 44. 70. 



Register. 

(riähkä , räähkä kar. 

101.) 
rotta 44. 
rouvi — krouvi, 
rumpu 62. 
Ruotsi 107. 
ruuni 45. 70. 
ruusu 45. 
ryöväri 51. 
SäT ehst. 84. 
sali 43. 84. 
(sata 2.) 
(sauva 59.) 
seilata 69. 
(seinä 34.) 

(seula , siekla 21. 68. 
(siemen 5.) 
(sisar 92.) 
sivu 64. 

soma s. suobme. 
(sota 40.) 
(Suomi 7. 12.) 
(suuri s. stuores.) 
synti s. suddo. 
(Taivas 11. 34.) 
tanko s. staggo. 
(tarha 73.) 
taulu 69. 

tavaan, tavata 97. 
(tavara 105.) 
teini 52. 
tiakka 52. 
tienata 52. 97. 
tihiä, tihtiä s. divtes. 
tiili 69. 
tika 44. 
tikku 93. 
tikkuri 69. 
tiu 51. 
toki s. dauk. 
tori 44. 64. 88. 105. 
torppa 44. 
touvi s. toakke. 
töver ehst. 71. 
trumpu = rumpu, 
(tuhat 3.) 

II. Lappisch. 

boadnja 92. 
boanda 91. 
bokka 44. 70. 
bovddit 51. 97. 
bruMt 97. 
bukka = bokka. 
baenkka 54. 70. 



187 



tuhla 64. 
tukki s. stokke. 
tulkki 45. 
tuoli 45. 59. 70. 
tuorstai, torstai 45. 
tupakki 45. 
tuppaan 45. 
(turku 88. 105.) 
(tuumata 96.) 
(tyhjä 800 
(tytär 92.) 
tyyny 54. 
tyyris s. tiuris. 
(Udin 83.) 
uhri 45. 
urut 45. 
uuni 69. 70. 
Vaali s. valitsen, 
vaara 56. 
vaari 92. 
vahti 70. 84. 
vaku 62. 
vangita 96. 
vanki 43. 56. 92» 96 
vasta 59. 

varvaan s. sorvaan, 
vati 56. 64. 70. 
vaunu 69. 89. 
(vesi 2.) 
viikuna 94. 
viila 56. 71. 101. 
viili 56. 70. 
viT ehst. 71. 
vokM s. rukki, 
(villa 69. 79.) 
(vuoni 58.) 
vuori s. huotra, 
väri 56. 64. 
värsy 71. 
väskynä 94. 
Yrtti s. urtas. 
(Zakona kar. 101.) 
Äyskäri s. auskari. 
= austi. 



Dadne s. tina. 
dimbar 66. 
drauga 60. 70. 
drivkes 75. 
draenga 6Ü. 
Dujsklan 54. 
duofto s. tuhto. 



Digitized by VjOOQ IC 



188 



Register. 



duorasdak 45. 90. 
(dusäe 80.) 
Fac(ca) s. vanttu. 
fakta = vakta. 
fidno s. vidno. 
fjevridet, fjivridet 54. 
flasko 60. 
fffisko 58. 
faBsta = vaesta. 
Gagga 62. . 
(garjel 107.) 
garven s. kumina, 
gavnek 69. 
ga^e s. kansa, 
gierra s. garre. 
gifse, gikse s. kiusa, 
gjelle 52. 71. 
gjevkan 54. 56. 
glassa 59. 70. 
goarppa 44. 71. 
gruonas s. ruonas. 
gruto 54. 
gukse 71. 
guödda 44. 92. 
gserra s. garre. • 
gaeula 51. 
Hagan 54. 
hajka s. ajka. 
halsi 54. 
havlla 71. 
hejvvit 54. 98. 
hilddo 57. 
hufsit 45. 
hurtas s. urtas. 
haesta 71. 
haeval s. höylä. 
Ilddo = hüddo. 
Keres 76. 

kj ermanne s. kauppe. 
kjefkan = gjefkan. 
klacce s. laufca. 



kluokkar s. lukkari, 
krimo s. riimu, 
kruossa s. ruossa. 
Labes s. lammas, 
lakkula 54. 
lamppa 62. 
lasko = flasko. 
lassa = glassa. 
latto s. ladas. 
lause s. löysä, 
lieppe 62. 
lito 54. 61. 
lonnit s. lunastan, 
luovos s. löysä, 
laejkaset 98. 
laejkka 49. 71. 
laejra 69. 
Mierkka, mirkka s 

inurkko. 
misso 54. 93. 
moallo 44. 92. 
muotto s. muotti. 
(maBcce 80.) 
Nova 55. 71. 
Oaffar 44. 65. 
omasse 54. 
Preutet s. rievdam. 
(Raingo 41.) 
rauga = drauga. 
rejso 49. 93. 
ridda 91. 
ridet 98. 

riegges s. rengas. 
rjevar 51. 
rokkjel s. lukkara. 
rujto 54. 93. 
ruolla 55. 60. 71. , 
ruossalas 107. 
ruoppalas 107. 
ruövdde s. rauta, 
raenga = draenga. 



Saddo s. santa. 
siyUe 69. 
sjärt 60. 
skajdda s. kaide . 
skierak s. skärrek. 
skittar = skuttar. 
skoaddo 44. 62. 
skuovva 68. 71. 
skuttar 54. 
skaerak s. skärrek. 
slauca s. laufca. 
slikt s. livtes. 
smavva 68. 
smiettat 96. 
spjerbam s. sorvaan, 
spaejal s. peili, 
stoalppo 44. 92. 
stukka 54. 
stuollo 45. 71. 
(suojdne 33.) 
suokkan 45. 69. 
suokno 86. 
(ssejdne 34.) 
saßv(a) 51. 
Truolla = ruolla. 
üdnot 98. 
Vac(ca) s. vanttu. 
vakta 58. 71. 
vanes s. vadne. 
viste 71. 86. 
vjerbam s. sorvaan. 
vuol(a) 88. 
vuoppat 57. 
vuordne 57. 78. 
vuosta s. juusto, 
vaedtja 60. 
60. 



vaerjo s. varjo. 
vaBsta 58. 
iEvdar s. autia. 




Halle, Buchdrnckerei des Waisenhauses. 



Digitized by VjOOQ IC 



V M 



Digitizeä by VjOOQ IC 



14 DAY USE 

RBTURN TO DISK FROM WHICH BORROWHD 

LOAN DEPT. 

This book is due oa the last date stamped bclow» Of 
Qoj&e dafgjto which renewed. 
Renewed^^^e subject to immediate tt 



' m < ua 







(O70U7»J0)476ß 



Genernl Library 

University of Califor»ia 

Berkeley 



Digitized by VjOOQI 




- U.C.BERKELEY LIBRARIES 




YB 00085 



C0ML217021 



* 



/ 

/ 

.- 

4 * 







/ 



/ 



i*zr~ tt ^# , i v; i ,!-y 



' Digitized by VjOOQ IC 






















Ai Hu UT. H 



< ■ 



ji b