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Full text of "Über die fossile reptilien, welche in Würtemberg aufgefunden worden sind"

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BIBLIOTHEQUE 


DE 


HARVARD   UNIVERSITY 


LIBRARY 

OF  THE 

Museum  of  Comparative  Zoölogy 


ÜBER 


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DIE 


FOSSILE     REPTILIEN, 


WELCHE 


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WÜRT      EM     BERG 


AUFGEFUNDEN    WORDEN    SIND. 


VOH 


MED.  DR.  GEORG  FRIEDR.  JyEGER, 

AUFSEHER  DES  KÖNIGL.  NATÜRALIEKCABINETS,  ORDENTL.  PROFESSOR  DER  CHEMIE  UND  NATURGESCHICHTE  AN 
DEM  KÖNIGL.  OBERN  GYMNASIUM  ZU  STUTTGART,  ORDENTL  MITGLIEDE  DES  VEREINS  FÜR  VATERLANDSKUNDE 
UND  DES  LANDWIRTHSCIIAFTVEREINS  IN  WÜRTEMBERG  UND  DER  LEOP.  CAROL.  ACADEMIE  DER  NATURFORSCHER 
ZU  BONN,  CORRESPONDIRENDEM  MITGLIEDE  DER  PHYSIC.  MEDIC.  SOCIET«T  ZU  ERLANGEN,  DER  SENKENBERG'SCHEN 
NATURFORSCHENDEN     GESELLSCILAFT    ZU     FRANKFURT     A.    M.,     LTS'D     DER     BOTANISCHEN 

GESELLSCHAFT    IN    REGENSBURG. 


I  !: 


"-  STUTTGART, 

TERLAG   DER   J.    B.    METZLER'sCHEIf    BUCUHAITDr.UnG. 

18  2  8. 


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MBS.  im  70^1 
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MAR -7 1961 

BARVM3 
WVEISITY    > 


HERRN 


GEHEIMERATH 

SAMUEL    THOMAS    von   SOEMMERING 


AW 


SEINEM      JUBELFESTE 


DANKBARER    VEREHRUNG 


GEWIDMET 


VERFASSER. 


VORREDE. 


Seit  der  Herausgabe  der  lateinischen  Abhandlung  de  Ichthyosauri  sive  Pro- 
teosauri  fossilis  Speciminibus  in  agro  Bollensi  repertis  im  Jahr  1824  habe  ich 
durch  die  gefallige  Mittheil ung  meiner  Freunde,  insbesondere  Hrn.  Oberamts- 
arzt Dr.  Hartmann  in  Göppingen,  Hrn.  Prof.  Dr.  Schübler  in  Tübingen,  Hrn. 
Obcrfinanzrath  Nördlinger,  Hrn.  Gwinner,  Lehrer  der  Forstwissenschaft  in  Ho- 
henheim,  Hrn.  Bergrath  Dr.  Hehl,  Hrn.  Raufmann  Dietrich  in  Gaildorf,  Hrn. 
Salinenverwalter  v.Alberti  in  Wilhelmshall,  noch  dieUeberreste  mehrerer  anderer 
Thiere  und  insbesondere  mehrerer  Rejjtilien  erhalten,  welche  ich  zum  Tlieil  der 
Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  München  vorlegte,  zugleich 
mit  den  Ueberresten  von  Reptilien,  welche  Hr.  Director  v.  Voith  kurz  zuvor 
bei  Amberg  zum  Theil  in  den  entsprechenden  Gebirgsschichten  gefunden  hatte. 

Durch  Hrn.  König,  Hrn.  Gideon  Mantell  und  Hrn.  Conybeare  in  London, 
erhielt  ich  eine  Reihe  von  Zeichnungen  und  mehrere  Abhandlungen,  welche 
mir  für  die  Uebersicht  der  geognostischen  Verhältnisse  und  für  die  Bestim- 
mung der  verschiedenen  Gattungen  und  Arten,  dieser  Rej)tilien  von  grofscm  Vor- 
theil  waren,  und  für  die  Bestimmung  der  verschiedenen  Arten  von  Ichthyosauren 
gewährten  mir  mehrere  treffliche  Gypsabgüsse,  womit  Hr.  Cuvier  das  Rönigl. 
Nat.  Gab.  beschenkte,  ein  wesentliches  Hülfsmittel,  indem  dadurch  die  Beleh- 
rung, welche  ich  aus  seinem  Werke  schöpfte,  in  Rücksicht  auf  manche  sonst 
kaum  bestimmbare  Exemplare  an  Sicherheit  gewann. 


Ich  glaubte  somit,  durch  diese  freundliche  Theilnahnic,  so  wie  durch  die 
günstige  und  belehrende  Beurtheilungen  der  Schrift  über  die  Pflanzen  Verstei- 
nerungen des  Schilfsandsteins  ermuthigt,  die  Beschreibung  dieser  Fossilien  nicht 


länger  zurückhalten  zu  dürfen,  da  sie  vielleicht  durch  weitere  Vergleichung  der- 
selben mit  den  in  anderen  Gegenden  vorkommenden  Fossilien  ein  gröfseres 
Interesse  erhält,  als  sie  an  und  für  sich  ansprechen  kann.  Damit  würde  denn 
zugleich  auch  von  wissenschaftlicher  Seite  die  Zueignung  gerechtfertigt,  durcli 
welche  ich  mir  weniger  erlauben  wollte,  die  Verdienste  eines  hochverehrten 
Mannes  gerade  auch  in  diesem  Felde  der  Wissenschaft  zu  ehren,  als  ich  mich 
durch  die  viele  Bewgise  seiner  Zuneigung,  womit  er  auch  diese  Arbeit  unter- 
stützt hat,  aufgefordert  fühlen  mufste,  ihm  aus  der  Ferne  meinen  Dank  und 
meine  innige  Wünsche  zu  dem  Jubelfeste  darzubringen,  das  so  viele  seiner 
Verehrer  um  ihn  vereinigen  wird. 


,*, 


INHALT. 


Vorrede. 

Einleitung Seite  i 

I.  Reptilien  der  Liasformation  namentlich  des  sogenannten  jüngeren  bituminösen 

Mergelschiefers  oder  des  Liasschiefers       ........  —  3 

i)  Crocodilus  Bollcnsis            ...........  —  6 

2)  Geosaurus   Bollensis —  y 

3)  Ichthyosaurus        .............  ^ 

Bestimmung  der  Knochen  des  Kopfes       ........  q 

Bestimmung  der  Zähne       ...........  q 

Bestimmung  der  Wirbel              .         .         .         .         .         .         .         .         .         .  jq 

Bestimmung  der  Rippen __ii 

Bestimmung  der  Knochen  der  Brust  und  des  Vorderfufses     .        .         .         ,  n 

Bestimmung  der  Knochen  des  Beckens  und  des  Hinterfufses         .         .         .  i3 

Bestimmung  der  Bedeckung  des  Körpers           .         .         .         .         .         .         .  —  1^ 

Bestimmung  der  verschiedenen  Arten  von  Ichthyosauren,  welche  in  Würten»- 

berg  bis  jetzt  gefunden  wurden 1^ 

a)  Ichthyos.  platyodon. 

b)  Ichthyos.  communis. 

c)  Ichthyos.  intermedius.  " 

d)  Ichthyos.  tenuirostris. 

e)  ? 

Yorkommen  von  Ichthyosauren  in  anderen  Gegenden  von  Deutschland          .  —  20 

II.  Reptilien  aus  dem  Keupersandstein             .         .         .         .         .         .         .         .  —  22 

A.     Phytosaurus. 

1)  Cylindricodon —  23 

2)  Cubicodon —  33 

III.  Reptilien  aus  dem  Alaunschiefer         ....         .....  —  34 

1)  Massodonsaurus —  35 

Wirbel  aus  dem  Alaunschiefer          .         .         .         .         .         .         .         .         .  —  37 

2)  Salamandroides            ............  —  38 

IV.  Reptilien  aus  dem  Muschelkalke          .         .         .         .        ,         .         .         .         .  —  39 

Resultate '        .         .         .         .  —  4^ 


DRUCKFEHLER. 


Seite  ,.     Note  S.  Linie  5  statt  „GaiUandoti"    lies  Gaillardoli 

_               _  j.  —      5  statt  „Plociosaurus"  lies  Plesiosaurus 

_      '■       _  ^  _       ,  stall  „Maeronrites"  lies  Macrourites 

_      5      Linie  27  statt  „Gmelin  Tab"  lies  Gmelin  Hisl. 

_      e'        _  4  die  Parenthese    nach    Tom.  V.    jdc  Partie    L.n.  6.  ^u   setzen. 

_  ij  statt    ,,<5<=i"    lies    den 

-  i8  statt    „sog"   lies    sogenannten 

_  8  statt    „lugehdrt"    lies  gehört 


II. 

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'9- 

31,.  —  '9 

40.  —  8   statt   „haben"  lies  habe 

45.  _  21   statt  „C"  lies  B, 


statt  „Schielfsandstein"  lies  Schilfsandstcio 


EINLEITUNG. 


Die  Ueberrestc  von  Landsäugelhieren ,  welche  die  allgemeine  Fluth  begraben  hat,  finden  sich  in 
dem  aufgeschwemmten  Lande,  und  besonders  in  den  obersten  Lehraschichlen  durch  einen  grofsen 
Theil  von  Würlemberg  verbreitet.  Ich  erlaube  mir  einstweilen  auf  das  Verzeichnifs  derselben,  das 
ich  in  den  Würtemberg.  Jahrbüchern,  herausgeg.  von  Memniinger  vom  Jahr  1821  u.  1822,  bekannt 
gemacht  habe,  zu  verweisen.  Im  Laufe  der  verflossenen  zwei  Jahre  erhielt  ich  jedoch,  und  zwar 
gröfslentheils  durch  Hrn.  Prof.  Schübler,  eine  ziemliche  Menge  von  Zähnen  und  Zahnbruchstücken, 
welche  in  den  muldenförmigen  Aushöhlungen  und  in  einzelnen  Spalten  des  Jurakalks  ')  der  Schwä- 
bischen Alb ,  zunächst  unter  der  Oberflache  gefunden  wurden.  Früher  hatte  man  meistens  nur  einzelne 
Bruchstücke  in  der  Gegend  von  Salmendingen  und  auch  auf  dem  Heuberge  bei  Gelegenheit  des  Grabens 
nach  Bohnerz  erliallen,  mit  welchem  diese  zum  Theil  durch  ein  agatariiges  Ansehen  ausgezeichnete 
Zahnfragmenle  vorkommen  ')•  In  dem  Jurakalk  selbst  verschwindet  jede  Spur  von  Saugethieren  und 
von  Wirbelthieren  überhaupt,  denn  die  Schichte  des  lithographischen  Kalks,  der  den  Crocodilus 
priscus  Socmm.  und  dicLacertc  gigantea,  Soemm.  so  wie  dieOrnithocephalusSoemm.  einschliefst,  scheint 
in  der  SchAväbischen  Alb  zu  fehlen.  Der  plattenförmige  Jurakalkstein  bei  Kolbingen ,  welcher  schon 
für  den  Steindruck  versuchsweise  benützt  wurde,  enthält  (nach  Alberti,  §.  i55.  pag.  i34.)  keine 
Versteinerungen. 

Der  Jurakalk  schliefst  blofs  Meeresbewohner  aus  der  Klasse  der  Molluscen  und  nur  wenige  Zoo- 
phyten  ein.  Dasselbe  gilt  von  dem  eisenhaltigen  Sandsteine  und  dem  körnigen  Thoneisensteine,  bei  dessen 
Benützung  ohne  Zweifel  die  Spuren  gröfserer  Thiere  der  Aufmerksamkeit  der  Vorsteher  der  Gruben-  und 
Hüttenwerke  in  Wasseralfingen,  Gmünd  u.s.  w.  schwerlich  entgangen  sejn  würden.  Eine  gröfsere  Mannig- 
faltigkeit von  Seebewohnern  findet  sich  in  dem  sogenannten  jüngeren  bituminösen  Mergelschiefer  (Liasschie- 
fer),  der  unmittelbar  unter  dem  Jurakalk  in  einer  bedeutenden  Ausdehnung  dem  Zuge  desselben  folgt.    Die 


i)  Vergl.  die  Gebirge  des  Königreichs  Würlemberg  in  besonderer  Beziehung  .-luf  Haliirgie  von  Fr,  v.  Alberli  mit  Anmerk.  und  Bei- 
lagen von  Prof.  Schübler.     Stullg.  bei  Colla.   1826  pag-    i56.  und  3oj. 

a)  Als  vorläufiges  Resultat  meiner  Untersuchung,  das  zum  Theil  pag.  3oj.  von  Alberti's  Schrift  bemerkt  ist,  führe  ich  an,  dafs  sich 
darunter,  neben  einigen  Hayfischzähnen  und  Bufonilen,  Zähne  von  Anoplotherium,  Chaeropotamos,  von  drei  bi«  vier  Arten  voa 
Lophiodon  wahrscheinlich  von  zwei  Arten  von  Riasiadont,  von  einem  Palaeolherium  magnum,  von  Khinosceros,  einem  unbekann- 
ten Nagclhicrc,  mehrere  Eckzähne  kleiuer  rciTsender  Thiere  u.  s.  w. ,  ferner  vom  Pferde,  vom  Schweine  und  von  drei  Wieder- 
kauern linden,  von  welchen  einer  mit  dem  gcwohnlichn  Hirsche  übereinzukommen  scheint,  wofür  auch  eine  mir  von  Hrn.  Prof. 
Schübler  gegebene  Nachricht  von  Bruchstücken  eines  Geweihs  spricht,  welche  er  kürzlich  erhalten  hat. 

Jilger  über  Heptilien.  \ 


zalilrelchen  Belemniten,  Ammoniten  und  andere  Conchyllen  begleiten  die  Abdrücke  von  mehreren  Arien 
von  Algaciten,  die  schon  durch  Hienier  beschriebene  Pentacriniten,  und  zugleich  die  Abdrücke  von  Fi- 
schen und  die  Ueberreste  mehrerer  Reptilien.  Die  Spuren  von  Wirbelthieren  verschwinden  wieder  (mit 
-weniger  Ausnahme  vielleicht)  in  dem  sogenannten  Gryphitenkalk,  so  Tvie  die  Pflanzen  Versteinerungen, 
mit  Ausnahme  von  Holzstücken,  dagegen  scheint  die  Entwicklung  der  Muscheln  gleichsam  gesteigert, 
bei  der  ungeheuren  Gröfse  des  Ammonites  arictis  und  der  zahllosen  Menge  kleinerer  Muscheln  namentlich 
der  sogenannten  Gryjjhitcn.  Die  Keuperformation  cnlhält,  wie  ich  schon  bei  Gelegenheit  der  Beschrei- 
bung der  in  ihr  vorkommenden  Pflanzenversteinerungen ')  bemerkte,  nur  in  der  zu  oberst  gelegenen  Schichte 
von  Sandstein,  der  sich  durch  den  gröfseren  Gehalt  an  Kalk-  und  Bittererde  auszeichnet,  welche  das 
Bindungsmittel  dieses  meist  mehr  grobkörncrigen  Sandsteins  ausmacht,  jedoch  nur  sehr  selten  Kno- 
chen von  Wirbelthieren,  wahrscheinlich  aus  der  Classe  der  Reptilien,  wovon  erst  im  Jahr  182Ö  mehr 
bezeichnende  Ueberreste  aufgefunden  worden  sind,  und  die  Obcrflilcho  einer,  nahe  unter  dieser  Schichte 
liegenden  Schichte  von  festem  grünlichlem  Mergel  °)  ist  mit  zahlreichen  Turbinilen  bedeckt,  die 
vielleicht  als  Seebewohner  anzusehen  sind.  Der  tieferliegende  Thonsandslcin  ist  von  dem  weifsen 
Sandstein  durch  Schichten  von  rothem  und  blaulichtem  oder  grünlich-gelbem  Mergel  geschieden,  die 
leer  an  Versteinerungen  sind,  wiihrend  der  Thonsandstein  selbst  blofs^  Versteinerungen  von  Pflanzen 
enthält,  von  denen  keine  dem  Meere  angehört  zu  haben  scheint.  In  dem  bunten  Mergel  und  Gyps, 
der  unter  diesem  Sandstein  liegt,  hat  man  bis  jetzt  noch  keine  Versteinerungen  entdeckt.  Dagegen 
habe  ich  schon  in  der  Abhandlung  de  Ichthyosauro  des  Zahns  eines  grofsen  dem  Monitor  verwand- 
ten Reptils  aus  dem'^Alaunschiefcr  bei  Gaildorf  erwähnt,  und  eines  Bruchstücks  vom  Hinterkopfe  viel- 
leicht eines  andern  Reptils,  und  neuerdings  habe  ich  ebendaher  einige  kleinere  Zähne  so  wie  ein  Paar 
verkleste  Exemplare  zweischaaliger  Muscheln  (wahrscheinlich  Tellinlten)  und  verkicste  Abdrücke 
von  Pflanzen  erhalten,  die  aber  sehr  undeutlich  sind,  so  dafs  die  Wahrscheinlichkeit,  dafs  diese  grofse 
Reptilien  im  Wasser  gelebt  haben,  hauptsächlich  auf  Ihrer  ungeheuren  Gröfse  und  auf  dem  gleich- 
zeitigen Vorkommen  jener  Muscheln  beruht. 

In  den  tlcfern    Schichten,   die  zu  der  Formation  des  Muschelkalks  gehören,    Ist  bis  jetzt,    so  viel 
mir   bekannt    ist,   keine    Spur    eines    Wlrbelthlers  entdeckt   worden  ^)  0-       Ich    gehe    daher    nacli    die- 


i)  Debet  die   Pflanzenversteinerungen,   welche   in    dem    Batisandsleiue   von   SliiUg.in   vorkommen,    von    Dr.  G.   F.  J.-iger.     Sutlgart, 

MeUler'sclie  Buchhandlung.  1827.  pag.   2, 
1)  Nalurwisscnschaftliche  Abhandlungen  von  einer  Gesellschaft  in  Wiirleraberg    ir  Bd.   is  Hfl.  pag.    178. 

5)  Nacli  einer  mir  von  Hrn.  Prof.  Schübler  milgelheillen  Nachriclil  soll  jedoch  Hr.  v.  Alberti  in  Schwenningeii  in  dem  jMuschelkalkc 
viele  bisher  unbekannte  Versteinerungen  gefunden  haben,  unter  welchen  sich  Hrn.  Bronns  Bestimmung  zu  Folge  der  Riiyncholithes 
Gailandoti  und  ein  Zahn  des  Ichthyosaurus  finden,  welche  auch  bei  Lüneville  gemeinschafllich'  im  Muschelkalk  vorkommen 
sollen,  Nach  den  von  Cuvier  Tab.  XXII.  gegebenen  Zeichnungen  würde  man  jedocli  zunächst  oder  gleiciu.eilig  das  Vorkommen 
von  einer  Art  von  Plociosaurus  bei  Lüneville  annehmen  dürfen. 

4)  Gelegentlich  bemerke  ich  hier,  dafs  der  von  Hrn.  Bergcadet  Steinbeifs  luerst  bei  Ilsfeld  in  dem  Kalkstein  von  Friedrichshall  auf- 
gefundene Gammarolith,  der  von  Hrn.  Prof.  Schübler  in  Alberti's  Schrift  ])ag.  288.  abgebildet,  und  unter  dem  Namen  Ulacronri- 
tes  gibbosus  beschrieben  worden  ist,  mit    dem  Palinnrus  Suerii    conf,   Tab.  X,    Fig.  8  u.  9.    der   liisl.    nal.    des    Crustaces    fossiles 


—         5         — 

ser  kurzen  Angabe  der  Schichten,  in  welchen  die  Ueberreste  von  ReptiUen  vorkommen,  zu  der  Be- 
schreibung der  einzelnen  Arten  über,  der  ich  nur  wenige  Bemerkungen  über  ihre  Lagerstätte  beifügen 
werde,  indem  ich  über  deren  sonstige  oryctognostische  und  geognostische  Charactere  auf  die  Bemer- 
kungen des  Hrn.  Bergrath  Hehl  im  VIII.  Bd.  des  Correspondenzblatts  des  Würt.  Landwirthschaftsver- 
eins,  so  wie  auf  Kefersteins  Tabellen  für  vergleichende  Geognosic  und  auf  die  geognostische  Umrisse 
der  Rheinländer  zwischen  Basel  und  Mainz,  von  Hrn.  v.  Oynhausen,  v.  Dechen  und  v.  La  Roche,  so 
wie  auf  die  oben  angeführte  Schrift  des  Hrn.  v.  Alberti,  verweisen  mufs,  in  welcher  auch  die  von 
Hrn.  Stahl  in  seiner  Uebersicht  der  Versteinerungen  Würtembergs  bemerkten  Petrefacle  angeführt  sind. 


I)     REPTILIEN  DER  LIASFORMATION 

NAMENTLICH 
DES  SOGENANNTEN  JÜNGERN  BITUMINÖSEN  MERGELSCHIEFERS  ODER  DES  LIÄSSCHIEFERS. 


Dieser  Schiefer  liegt  in  einer  bedeutenden  Ausdehnung  der  zur  Juraformation  gehörigen  Gegen- 
den der  Würtembersischen  Alb  unter  dem  vom  Jurakalk  bedeckten  Llassandstein,  oder  er  bildet  die 
Oberfläche  derselben  unmittelbar,  übergehend  in  die  Ackererde,  die  zum  Theil  durch  Verwitterung 
der  obersten  Schichte  dieses  Schiefers  an  vielen  Orten  entstanden  zu  seyn  scheint.  An  mehreren  Or- 
ten haben  sich  Bäche  mehr  oder  weniger  tiefe  Rinnen  in  ihn  gegraben,  an  andern  sind  seine  Schich- 
ten mehrere  Lachter  hoch  entblöst,  indem  zu  mancherlei  Zwecken  Brüche  in  diesem  Schiefer  angelegt  sind. 
Theils  Avird  er  nemlich  zur  Besserung  der  Weinberge  benützt,  die  damit  beschüttet  werden,  (wozu  in 
den  zu  der  Mergelformalion  geiiörigen  Gegenden  vorzugsweise  der  sogenannte  Leberkies  [feste  Mergel] 
oder  auch  die  Bruchstücke  des  Tlionsandsleins  gebraucht  werden),  theils  verwendet  man  die  in  pas- 
sender Dicke  und  Gröfse  brechenden  Platten  dieses  Schiefers  zum  Bedecken  von  Mauren  oder  auch 
von  Hausfluren.  Nach  Bauhin  ')  und  Hiemcr  -)  wurde  er  ehmals  häufig  als  Dachschiefer  gebraucht/ 
allein  jetzt  scheint  ein  solcher  Schiefer  selten  vorzukommen,  der  auch  in  dünneren  Platten  noch  die 
zu  diesem  Zwecke  nölhige  Festigkeit  und  Dauer  hätte,  wenn  anders  diese,  bei  der  Leichtigkeit 
die    Platten    Avieder   zu    ersetzen ,    verlangt    wurde  ^).     Ebenso    ist    die    Anwendung    einzelner    festerer 


Ton  BroDguiart  und  Desmarcst  übercinzukommeu  scheint.     Nach  pag.   IÖ2.  ist  iwar  der  Fundort  unbekannt,    aber   der  Krebs  ist  jn 
Kalkmassc  Tersteinert,  und  die  Cebirgsart  würde  also  nicbt  gegen  die  Uebereinslimmung  beider  Fossilien  sprechen. 

i)  Historiae  fonlis  BoUensis  pag.  6. 

j)  Hiemer  Caput  Medusa  etc.  pag.   14, 

3)  In  der  Gegend  tou  AichsUidt  werden  die  dünnern  dem  lithographischen  Kalkstein  völlig  ähnlichen  Platten,  welche  an  mehreren 
Stellen  unmittelbar  unter  der  Oberfläche  über  dem  Dolomit  gegraben  werdeu,  und  die  häuGg  Versteinerungen  des  Ophiuritcs  de- 
cafdaius  enthalten,  zu  gleichem  Zwecke  benützt. 


1 


« 


Schichten  dieses  Schiefers  zum  Beschlagen  der  Chausse'en  ziemlich  beschränkt.  Ohne  Zweifel  we- 
gen der  Aehnlichkeit  der  Farbe  mit  dem  armenischen  Bolus,  hatte  Professor  Storr  eine  Abände- 
rung dieses  Schiefers  mit  dem  Namen  Bolarschiefer  bezeichnet,  Sie  kommt,  so  viel  mir  bekannt  ist, 
bis  jetzt  blos  an  der  Auerbacher  Staige  bei  Kirchheim,  aber  auch  da  nur  an  einzelnen  Stellen  neben 
dem  gewöhnlichen  schwärzlich-grauen  Schiefer  vor,  durch  welchen  diese  Steige  zum  Thcil  geführt 
ist,  und  von  welchem  dieser  sogenannte  Bolarschiefer  in  anderer  Beziehung,  z.  B.  dem  Vorkommen  der 
gewöhnlichen  Versteinerungen  nicht  verschieden  ist ').  Mehrere  Stücke,  die  ich  an  dieser  Stelle  fand, 
waren  mit  weifsem  Kalksinler  znm  Theil  überzogen ,  was  bei  dem  grauen  Liasschiefer  selten  der 
Fall  ist,  dessen  Ausscheidung  vielleicht  mit  der  chemischen  Veränderung  zusammenhängt,  durch  wel- 
che dieser  sogenannte  Bolarschiefer  ohne  Zweifel  aus  dem  grauen  Schiefer  sich  gebildet  hatte. 

Ich  erlaube  mir  nicht  über  den  chemischen  Prozefs,  der  diese  Veränderung  herbeigeführt  hatte, 
eine  bestimmte  Muthmafsung  zu  äufsern,  jedoch  verdient  angeführt  zu  werden,  dafs  in  der  Nähe  von 
Boll,  angeblich  in  Folge  eines  Erdbrands,  eine  Strecke  Felds  von  einigen  Morgen  die  defshalb  den  Na- 
men der  lothen  Aecker  führt,  nicht  mit  der  sonst  durch  Verwitterung  des  schwärzlich-grauen  Schie- 
fers gebildeten  grauen  Erde,  sondern  mit  rolher  Erde  bedeckt  ist,  welche  ziemlich  dem  gemeinen 
rothen  Leimen  oder  Mergel  gleicht,  und  in  welcher  sich  viele  kleine  feste  Knollen  von  der  Gröfse 
einer  Wallnufs  und  darunter,  finden,  welche  die  gleiche  Farbe,  wie  der  Bolaischiefer  haben.  Dieselbe 
rothe  Farbe  der  Erde  soll  sich  auch  an  einigen  andern  Orten  finden,  und  ihre  Bildung  könnte  daher 
vielleicht  mit  partiellen  Erdbiänden  (wie  auch  bei  Reutlingen  vorgekommen  seyn  sollen)  wohl  in 
Verbindung  gesetzt  werden,  indem  ihcils  in  dem  Erdharze  des  Schiefei-s,  theils  in  den  nicht  sel- 
ten vorkommenden  Adern  von  Kohlen,  an  welchen  noch  zum  Theil  die  Form  fremdartiger  Pflanzen 
zu  erkennen  ist,  und  zugleich  in  dem  reichlichen  Vorkommen  von  Schwefelkies  die  Mittel  zur  An- 
fachung und  zur  Unterhaltung  eines  solchen  Verbrennungsprocesses  für  längere  oder  kürzere  Zeit  ge- 
geben wäre,  der  nicht  gerade  mit  wirklicher  Gluth  oder  Flamme  verbunden  gewesen  zu  seyn  brauchte')« 

Der  Liasschiefer  zeigt  drei  verschiedene  Absouderungen.  Die  erste,  durch  welche  er  in  mehr 
oder  weniger  dünne  Platten  getheilt  wird,  ist  horizontal ;  an  einigen  Stellen  bemerkt  man  zwar  ein 
Fallen  von  Norden  nach  Süden,  aber  immer  bleiben  sich  die  Platten  und  Schichten  in  Absicht  auf 
Mächtigkeit  und  kleinere  Eigenlhümlichkeitcn  des  Ansehens  u.  s.  w.  gleich.  Durch  die  zweite  senk- 
rechte Absonderung  wird  er  in  paralleler  Richtung  in  mehr  oder  "weniger  breite  oft  sehr  schmale 
Stücke  von  nur  \"  Breite  getheilt,  die  oft  in  einer  Länge  von  i  bis  3'  sich  gleichsam  als  natürliche 
steinerne  Lineale  ablösen  lassen.  Ein  dritter  Durchgang,  der  den  vorigen  unter  einem  mehr  oder  we- 
niger   stumpfen    Winkel    schneidet,     ist    nicht    beständig,     er  kommt    oft   nach    dem   von    Lct.  Mohr 


j)  EinLeine  Stücke  solchen  rollien  Schiefers  fand  ich  a«ch  an   der  Seite  der  von  Aichstädi   nach  Weissenburg  führenden   Steige,    auf 
welcher  sowohl  die  angeführte  dünne  Platten  als  auch  dickere  7.um  Steindruck  taugliche  Platten  gebrochen  werden. 

3)  Auf  dem  hiesigen  Naturalien-Cabinet    hefinden   sich   Ton  Randenberg    mehrere  Stücke    des  Pentacrioites  subangularis,  der  auch  in 
dem   schwärtlich-grauen   Schiefer   von  Boll  Torkommt,    welche  aus  einer  dem  armenischen  Bolus  \olh"g  ähnlichen  Erdart  bestehen, 
die  also  vielleicht  auch  an  andern  Orten  sich  auf  ähnliche  Weise  in  derselben  Formation  gebildet  haben  könnte ,  wiewohl  ich  be 
merken  mufs,  dafs  mir  die  geognoslische  Verhältnisse  von  Randenburg  völlig  unbekannt  sind, 


—        5         — 

in  einem  Manuscript  vom  Jahr  1749  hinterlassenen  Beobachtungen,  die  zu  einer  Zelt  angestellt  wur- 
den, in  welcher  dieser  Schiefer  häufiger  zu  Platten  benützt  wurde,  bisweilen  bei  einer  Schicferplatte 
in  einer  Länge  von  vielen  Ruthen  gar  nicht  vor,  in  einer  gleich  daneben  liegenden  aber  desto  häu- 
figer, was  die  Schiefergräber  ungerne  sehen,  die  diese  Absonderung  wilde  Brüche  nennen.  Sie  geht 
jedoch  sehr  selten  weiter  als  über  eine  Schieferplatte  in  die  Queere,  und  man  findet  sie  öfters  in  ei- 
nem Jahre  nicht  weiter  als  von  einer  Flächenabsonderung  (von  den  Arbeitern  Gachte  genannt,)  zur 
andern,  doch  geht  bisweilen  auch  ein  solcher  wilder  Bruch  in  die  Queere  durch  zwei  über  einander 
liegende  Schichten  durch.  Die  Schichten  sind  sich  an  verschiedenen  Orten  ziemlich  ähnlich.  An 
dem  Schieferbruch  bei  Reutlingen  z.  B.  bildet  die  oberste  Lage  ein  sehr  dünnblättriger,  leicht  verwit- 
ternder Schiefer,  bei  i4'  Tiefe  ungefähr  kommt  eine  6  bis  7"  dicke  Schichte  von  festerem  Gestein, 
stark  bituminösem  Geruch  und  häufig  eingesprengten  Adern  von  Schwefelkies,  dann  folgt  wieder  eine 
3'  mächtige  Schichte  von  dünnblältrigem  Schiefer  und  dann  eine  6  bis  8"  mächtige  Schichte  von 
derberem  Gestein,  das  beim  Abschlagen  in  grofse  knolligte  Stücke  zerspringt,  die  siclv  in  scherben- 
förmigen  Stücken  ablösen  und  häufig  kleine  Nieren  oder  kleine  Crystalle  von  Schwefelkies  und 
auch  wohl  unvollkommene  Oipscrystalle  eingesprengt  enthält.  Dieser  Schichte'  folgt  nach  unten 
eine  3  bis  4'  dicke  Schichte  von  Schiefer  von  etwas  dicker  schiefrigem  und  minder  voUkonmien  hori- 
zontaler Absonderung.  In  dieser  Schichte  sind  die  Belenuillen  sehr  häufig,  und  an  ihrer  unteren 
Gränze  kamen  bei  Boll  neuerdings  die  Knochen  von  Ichthyosaurcn  vor,  die  jedoch  auch  in  der  durch 
Verwitterung  der  obersten  Schichte  des  blättrigen  Schiefers  gebildeten  Erde,  so  wie  in  dcui  festeren 
Gestein  von  undeutlich  schiefrigem  Bruche  gefunden  wurden,  und  unter  ihr  ist  gleichfalls  bei  Boll 
die  Schichte  des  Schiefers  aufgedeckt,  die  von  Abdrücken  von  Fucoides  granulatus ')  gleichsam  durcli- 
woben,  eine  weniger  rcgclmäfsige  geradschiefrige  Struetur  zeigt.  AusdemLlasschlefer  bei  Wasseralfingcn  er- 
hielt ich  einen  ziemlich  vollständigen  Abdruck  der  Pflanze,  welche  Schlotheim  in  den  Nachträgen  zur 
Petrefactenkundc  Tab.  VIL  Flg.  1.  abbildet,  was  ich  als  einen  weitern  Beweis  der  Verwandschaft  des 
Liasschlefcrs  in  Würtemberg  mit  deui  Muschelmarmor  bei  Altdorf  anführe,  aus  welchem  ich  von 
Geh,  Rath  v.  Soennnerlng  gleichfalls  "Wirbel  eines  Ichthyosaurus  erlialten  habe.  Am  ehesten  scheint 
mir  diese  Pflanze  für  eine  dem  Fucus  dulcis  (Gmelln  Tab.  fucorum  Tab.  XXVI.)  verwandte  Fucusart 
anzunehmen  zu  se}  n,  w  enn  sie  gleich  auch  mit  mehreren  Palmblättern  Aehnlichkeit  zeigt,  und  ich  bezeichne 
sie  daher  einstweilen  mit  dem  Namen  Fucoides  sulcatus,  indem  ich  mir  vorbehalte,  über  die  Pflanzen, 
Zoophyten  und  Molluscen  dieser  Formation  bei  einer  anderen  Gelegenheit  meine  Bemerkungen  mitzu- 
theilen,  und  indefs  auf  die  von  Hrn.  Stahl  bearbeitete  Zusammenstellung  derselben  in  dem  Correspon- 
dcnzblatte  des  Landw.  Vereins  in  Wiutemberg  verweise. 


j)  Der  Fucoides  aequalis  var.  flexilis  Broegu.  und  eine  dem  Fucoides  furcalus  Br.  recurvus  Schi,  verwandle,  so  wie  eine  andere,  dl« 
icli  penduliforrais  nennen  njöditc,  kommen  teilener  vor. 


i)   FOSSILES  CROCODIL  VON  BOLL. 

Schon  seit  langer  Zeit  Avird  in  dem  Naturalien-Cabinet  zu  Dresden  eine  Schieferplalle  von  Boll 
mit  den  üeberresten  eines  Reptils  aufbewahrt,  das  schon  in  den  früheren  Beschreibungen  der  Merk- 
würdigkeiten Dresdens  als  Crocodil,  jedoch  ohne  nähere  Gründe,  angegeben  ist.  Von  diesem  Exem- 
plar hat  Hr.  Cuvier  sur  les  ossemens  fossiles  ade  edit.  (in  welchem  die  fossile  Reptilien  abgehandelt 
sind,  und  Avelcher  daher  bei  den  Cilalen  immer  gemeint  ist,  wenn  nicht  ausdrücklich  ein  anderer  Rand 
angeführt  wird),  Tom.  V.  2  de  Partie  Tab.  VI  Fig  19.  eine  xVbbildung  mitgetheilt,  die  in  verjüngtem  Maafsstabe 
nach  zwei  Zeichnungen  entworfen  ward,  von  welchen  die  eine  durch  Hrn.  Dr.  Reichenbach,  die  andere 
Ton  Hrn.  Jaoobi  unter  Aufsicht  des  Oberaufsehers  des  dorligcn  Naturalien-Cabinets  Dr.  Treutlcr  gefer- 
tigt worden  war.  Letztere  erhielt  Hr.  Cuvier  von  Hrn.  Geh.  R^alli  v.  Soemmerlng,  dessen  Güte  ich 
ilire  Benützung  gleichfalls  verdanke.  Hr.  Cuvier  ist  der  Meinung,  dafs  dieses  fossile  Crocodil  von  BoU 
wohl  zu  derselben  Art  von  Gavlal  gehört  haben  könnte,  von  welcher  ein  sehr  schön  erhaltenes  Exem- 
plar bei  Daiting  2  Stunden  von  Monheim  südwestlich  von  Solcnhofen  in  dem  Kalksteinschiefer  (oder 
lithographischen  Kalkstein)  entdeckt  Avurde,  das  sich  im  Besitze  des  Hrn.  Geh.  Rath  v.  Soemmerlng 
befand,  und  Aon  ihm  unter  dem  Namen  Crocodilus  priscus  in  den  Schriften  der  Academie  zu  Mün- 
chen beschrieben  wurde.  Die  Copie  der  Zeichnungen  des  in  Dresden  befindlichen  Exemplars,  welche 
Cuvier  Tab.  VI.  Fig.  19.  niilthellt,  ist  in  sehr  verjüngtem  Maafsstabe  gezeichnet,  so  dafs  sie  vielleicht 
weniger  geeignet  Ist,  ein  deutliches  Bild  der  unterscheidenden  Merkmale  des  Gavials  zu  geben,  und 
ich  habe  daher  statt  des  ganzen  Abdrucks  nur  die  Wirbel  und  die  vorhandenen  Knochen  des  Ilin- 
terfufses  in  natürlicher  Gröfse  nach  der  mir  von  Hrn.  v.  Soemmerlng  niitgethelllen  Zeichnung  auf  Tab.  III. 
Fl».  1.  2.  5-  abbilden  lassen,  um  dadurch  das  Auffinden  von  Üeberresten  dieses  Thlers  zu  erleichtern, 
von  welchem  Ich  nirgends  eine  weitere  Spur  habe  finden  können.  Die  Form  der  Fufsknochen  Fig.  2. 
entspricht  der  des  Crocodils  vollkonmien,  und  ebenso  die  Form  der  Wirbelkörper.  Fig.  1.  u.  2.  Die 
lelzere  haben  aucli  namentlich  mit  den  gleichen  Theilcn  des  fossilen  Gavials  von  Monheim  grofse 
Aehnllchkeit;  allein  die  Zeichnung  des  Dresdner  Exemplars  nölhigt  denn  doch,  so  viel  ich  es  beur- 
iheilen  kann,  nicht  zu  der  Annahme,  dafs  das  Dresdner  Exemplar  einem  Gavlal  und  namentlich  der- 
selben Art  von  Gavlal,  welche  bei  Monheim  gefunden  wurde,  zugehört  habe.  Ich  glaube  auch  darin, 
dafs  das  fossile  Crocodil  von  Boll  und  der  fossile  Gavlal  von  Monheim,  an  den  zwei  Grenzen  oder 
Sahlbändern  (lisieres)  einer  und  derselben  Geblrgformalion,  ersteres  nemllchan  der  untern,  letzteres  an  der 
oberen  Gränze  der  Juraformation,  gefunden  wurde,  keine  Besläilgung  für  diese  Ansicht  finden  zu  kön- 
nen, da  in  dem  zwischenliegenden  Jurakalke  selbst  überhaupt  keine  Spur  fossiler  R^eptllien  gefun- 
den wird.  Bis  über  die  Identität  beider  Arten  entschieden  ist,  möchte  ich  daher  vorschlagen,  das  bei 
Boll  gefundene  Crocodil  noch  blos  durch  den  Namen   Crocodilus  BoIIensis  zu  bezeichnen. 


2)     G  E  O  S  A  U  R  ü  S. 

Nur  in  einer  Entfernung  von  wenigen  Schrillen  Avurden  gleiclifalls  bei  Monheini  die  Ueberreste 
eines  Reptils  entdeckt,  das  Hr.  v.  Soemmering  gleichfalls  zuerst  in  den  Schriften  der  Münchner  Academie 
vom  Jahr  i8i6  unter  dem  Namen  Lacerla  gigantea  beHnnt  gemacht  hal,  siall  dessen  Hr.  Cuvier 
pag.  343.  den  Namen  Geosaurus  für  diese  Gattung  vorschlägt,  die  eine  Uebergangsform  von  den 
Crocodilen  zu  dem  Monitor  bilden  würde  ').  Die  erste  und  bis  jetzt  einzige  Ueberrcslc  eines  zu  die- 
ser Gattung  gehörigen  Reptils  aus  dem  Liasschiefer  verdanke  ich  dem  Hrn.  Gberamlsarzt  Dr.  Harl- 
mann  in  Göppingen,  der  sie  im  Frühjahr  1826  bei  Heiningen,  einem  2  Stunden  von  BoU  enlfernten 
Dorfe,  fand.  Es  sind  4  Rückenwirbel  in  einer  Reihe,  jedoch  etwas  verschoben  (Tab.  IV.  Fig.  i.)j 
deren  Körjier  in  der  Mitte  bedeutend  dünner  ist,  und  deren  beide  Endflächen  etwas  vertieft  sind* 
Die  Länge  des  dritten  und  vierten  AVirbels  beträgt  22'".  die  der  übrioen  21'".  Die  Breite  an 
der  Gelenksfläche  a.  b.  i5'",  in  der  iMitle  des  Körpers  c.  d.  10'";  Die  Vertiefung  beider  Ge- 
lenksflächen ist  nicht  bedeutend;  die  Queerfortsätze,  deren  Breite  ein  weiteres  Kennzeichen  dieser 
Gattung  gewähren  würden,  sind  nicht  deutlich  genug,  und  eben  so  Avenig  lassen  sich  andere  Kno- 
chen (wahrscheinlich  einige  kleine  Bruchstücke  von  Rippen)  auf  der  abgekehrten  Fläche  des  Exem- 
plars deullicli  erkennen ;  aber  immerhin  dürften  die  angegebenen  Charactere  hinreichen,  um  das  Vor- 
kommen einer  Species  dieser  Gattung  in  dein  Liasschiefer  zu  erweisen,  wobei  jedoch  in  Rücksicht  auf 
die  Uebereinstimmung  dieses  Exemplars  mit  dem  Aon  Monheim  der  Art  nach  dieselbe  Bemerkung, 
wie  bei  den  Crocodilen  von  Boll  und  Monheim  gilt,  und  es  könnte  dcfswegen,  bis  hierüber  entschie- 
den  ist,  die  in  dem  Liasschiefer  gefundene  Art  Geosaurus  Bollensis  heifsen. 


j)     I  C  H  T  TI  Y  O  S  A  Ü  II  U  S. 

Im  Herbste  1822  find  ich  auf  dem  Königl.  Gymnasium  zu  .Stuttgart  die  Tab.  L  Flg.  1.  k-  O-  ^~ 
und  Tab.  II  Fig.  9.  11.  1/1.  abgebildete  Exemplare,  nebst  mehreren  weniger  ausgezeichneten,  welche 
schon  im  Jahr  1749  von  einem  Med.  Lct.  Mohr  als  Thclle  eines  Fisches,  wahrscheinlich  aus  der 
Classe  der  Rochen,  eingeschickt  worden  waren.  Dem  Verzeichnifs  der  eingeschickten  Versleine- 
rungen war  keine  Beschreibung  derselben  (wie  in  der  Anzeige  meiner  1824  erschienenen  Schrift 
de  Ichliivosauro  in  den  Göttinger  gelehrten  Anzeigen  1828  nr.  17.  bemerkt  ist)  beigefügt,  wohl 
aber  eine  Abhandlung,  in  der  manche  für  die  damalige  Zelt  nicht  uninteressante  Bemerkungen 
über  die  Catastrophe,  welche  den  Untergang  dieser  Thlere  bewirkt  haben  mochte,  enthalten  sind. 
Ebenso  Avurden  die  Thcile  dieses  Thiers  von  Prof  Slorr,  und  Gb.A.Ärzt  Hartmann  als  Theile  eines 
Fisches  angenommen,  da  sie  fast  blofs  die  Wirbel  vor  sich  hatten,  welche  Fischwirbeln  allerdings  sehr 
ähnlich  sind.     Da  an  dem  Abdruck  Flg.   4.  die  Wirbel  und  Rippen  und  der  vordere  und  hintere  Fufs 


1)  Hr.  Prof.  Ritgeii,    der  sich    um  die  Bestimmung    der  Form  des  Beckeui  mehrerer  urweltlicher  Thiere   verdient  gemacht  hat   (Act» 
Acad.  Cusar.  Leop.  Cur.  Nat   Cur.  Vol.  XIII.  p.   i,),  schl.ngt  dafür  den  Namen  Halilimnosaurus  crocodiloides  vor. 


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deullicli  unterscliicden  werden  konnten ,  so  konnte  ich  nicht  zweifeln,  dafs  dieses  fossile  Thier 
zu  der  Abihcilung  der  Wlrbclthiere,  und  zwar  zu  einer  Galtung  der  Reptilien  gehöre,  die  sich  durch 
die  Vertiefung  der  Körper  der  Wirbel  an  beiden  Endflächen  den  Fischen  nähere,  und  zunächst  also 
wohl  den  Siellionen  und  den  proteusartigen  Reptilien  vergleichbar  seyn  möchte.  Indefs  fand  ich  in  der 
Sammlung  des  Köiiigl.  Naturallen-Cabinets  mehrere  Exemplare,  wie  Flg.  lo.  und  die  zu  dem  Exem- 
plar Fig.  11.  des  Gymnasium  fehlende  Reihe  von  Schwanzwirbeln  g.  z.,  ferner  in  dem  Königl.  Nat. 
Cab.  und  in  der  Sammlung  des  Hrn.  Prof  Slorr,  ein  Paar  dünne  Platten  Fig.  16.  u.  21.,  In  welchen 
die  Spuren  des  Vorder-  und  Hinterfufses  erkannt  wurden,  welche  sofort  mittelst  des  Grabstichels  von 
Hrn  Unteraufseher  Bopp  mehr  enlblösl  wurden,  so  dass  die  einzelnen  Knochen  deutlicher  wurden. 
Glücklicherweise  war  indefs  auch  die  Sammlung  des  Landw. -Vereins  durch  die  Petrefacten-Samm- 
lung  dos  Hrn.  Ob.A  Arztes  Dr.  Hartmann  in  Göppingen  vermehrt  worden,  aus  der  ich  mehrere  noch 
fehlende  einzelne  Knochen  wie  Fig.  12.  16.  17.  20.  u.  s.w.  zur  Verglelchung  erhielt,  und  endlieh 
wurden  aus  einer  unförmlichen  Masse  die  Theile  des  Kopfs  Fig.  1.  und  auf  der  Tafel  Flg.  k-  der  Um- 
rifs  des  Kopfs  herausgearbeitet,  von  welchem  auf  der  Fig.  9.  Tab.  II.  nur  undeutliche  Ueberreste  vor- 
handen waren.  Nach  diesen  Hülfsmliieln  entwarf  ich  die  Beschreibung  des  Thiers,  dem  diese  Ueber- 
reste angehört  hatten.  Es  mufste  mir  als  eine  neue  Gattung  erscheinen,  auf  welche  ich  von  den  von 
Cuvier  in  der  ersten  Ausg.  seines  Werks  über  fossile  Knochen  nur  die  Wirbel  beziehen  konnte,  welche  Knorr 
schon  im  II.  Bde.  ateAbih.  p.  i45.  und  Cuvier  IV.  Bd.  der  ersten  Ausg.  seines  Werks  p  20.  beschrieben 
hatte,  so  wie  einige  Tlschwlrbel  (Ichthyospondyll)  die  In  der  Gegend  von  Weimar  gefunden  und  von 
Walch  (Tom.  III  Suppl.  Tab.  VIII.  E.)  abgebildet  worden  waren ;  ferner  einen  solchen  angeblichen 
Fischwirbel  von  der  Insel  Sheppey,  dessen  Abbildung  zuerst  Andreae  (Briefe  aus  der  Schweiz  1765 
Tab.  14.  Flg  c.  pag.  2  63.)  und  Lconhard  (Propaedendik  der  Mineralogie  Tab.  VI.  Flg.  28.)  in  verklei- 
nertem Maafsslabe  mligelheilt  hatten.  Erst  durch  die  im  4ten  Hefte  des  Jahrg.  1823  der  Isis  von  Ocken 
enthaltene  Auszüge  aus  der  Abhandlung  von  de  la  Beche  und  Conybeare  wurde  ich  auf  die  früher 
in  den  philosophischen  Transacllonen  von  Ev.  Home  bekannt  gemachte  Beschreibungen  einzelner  Theile 
dieses  Thiers  aufmerksam  gemacht,  das  von  Hrn.  König  zuerst  Ichthyosaurus,  und  später  von  Ev.  Home 
(wegen  seiner  Aehnllchkeit  mit  dem  Proteus)  Proteosaurus  genannt  wurde.  Da  indefs  auch  die  neue 
Ausgabe  von  Cuvlers  Ossemcns  foss.  erschienen  ist,  in  welcher  die  in  dem  Liasschiefer  in  England 
häufiger  vorkommende  und  auch  von  Prevosl  in  Frankreich  In  derselben  Schichte  aufgefundene  Ue- 
berreste der  Gattungen  Ichthyosaurus  und  Plesiosaurus  beschrieben  und  die  Characktere  der  einzelnen 
Arien  dieser  Gattungen  vorzüglich  nach  den  weiteren  Untersuchungen  von  CoiiYbeare  aufgestellt  sind, 
so  müfste  ich  Anstand  nehmen,  hier  bei  Beschreibung  der  in  Würtemberg  gefundenen  Ueberreste  von 
Ichthyosaurus  auf  die  zuerst  an  Ostern  1824  von  mir  in  lateinischer  Sprache  herausgegebene  Beschrei- 
bung derselben  zurückzukommen,  wenn  dlefs  nicht  die  Erläuterung  der  Tafeln  nöthlg  machte,  die 
vielleicht  insofern  auch  jezt  noch  ein  allgemeineres  Interesse  haben  dürften,  als  durch  sie  zuerst  das 
Vorkommen  der  Ichthyosauren  in  Deutschland  nachgewiesen,  und  somit  ein  weiterer  Beweis  fiü-  die 
Ueberelnstlmmung   des  Liasschiefers  in  England,  Frankreich  und  Deutschland  geftihrt  wurde,    und  als 


-  —  9  — 

sie  vielleicht  zu  näherer  Bestimmung  der  Arten  von  Ichthyosaurus  dienen  können,  Vielehe  in  Deutsch- 
land vorkommen. 

Für  die  Bestimmung  der  Theile  des  Rumpfes  und  der  Füfse  diente  hauptsächlich  die  Platte 
Tab.  I.  Fig.  4.,  auf  v?elcher  diese  Theile  an  ihrer  Stelle  geblieben  waren. 

i)  Für  die  Bestimmung  der  Form  des  Kopfes  der  auf  der  Platte  Fig.  4.  Tab.  I.  befindliche 
Abdruck  des  Kopfes  eines  kleineren  Thleres,  der  durch  Umgraben  mittelst  des  Melsels  deutlicher 
■wurde.  Auf  der  Platte  Flg.  9.  fand  sich  gleichfalls  der  Abdruck  eines  Kopfs,  dessen  Gröfse  ungeföhr 
die  Mitte  hielt  zv^lschen  der  des  Kopfes  der  Fig.  4.  Tab.  I.  und  dem  Kopfe  eines  gröfseren  Thicrs. 
Flg.  1 .  2 . 3.  Tab.  I.  Wenn  gleich  der  letztere  Kopf  sehr  zusammengedrückt  Ist,  so  erkennt  man  doch  deut- 
lich das  Stirnbein  H,  die  grofsen  Augenhöhlen  oo-,  das  Wangenbein  c,  die  Nasenknochen  kk,  die  vfeiter 
vorwärts  gegen  die  Splze  der  Schnauze  gehen,  als  bei  dem  Crocodil,  die  Kieferknochen  b.,  zwischen  bei- 
den befinden  sich  die  Zwischenkieferknochen,  die  aber  in  diesem  Kopfe  nicht  ganz  entblöst  sind.  An 
der  Queerbruchflächc  sieht  man  nur  die  Nasenknochen  kk.,  die  von  einander  durch  die  Gebirgsmasse 
getrennt  sind,  und  die  Kieferknochen  b.,  die  auf  der  Seite  zwei  liefe  Furchen  zeigen.  Zugleich  ist  die 
Nasenscheidewand  ziemlich  deutlich. 

Der  Raum  zwischen  dem  Ober-  und  Unterkiefer  war  durch  den  bituminösen  Kalk  ausgefüllt,  in 
welchem  man  zugleich  die  Spuren  von  ein  Paar  Zähnen  entdeckte,  die  aber  etwas  von  ihrer  Stelle 
gerückt  waren.  Die  Deckknochen  (ossa  opercularia)  &  &  des  Unterkiefers  uu.  Fig.  2.  u.  3.  reichen 
gleichfalls  weiter  gegen  die  Spitze  des  Kiefers,  als  bei  dem  Crocodil,  indem  sie  allmähllg  dünner  wer- 
den, und  sie  sind  auf  dem  Queerbruche  Flg.  3.  von  dem  übrigen  Kiefer  durch  die  zwischengelagerte 
Substanz  des  Steins,  auf  der  äufsern  Seite  aber  durch  eine  tiefere  Furche  geschieden,  die  nach  hin- 
ten zu  sich  verlor. 

Beide  Aeste  des  Unterkiefers  waren  zwar  durch  eine  Längenfui-che  getheilt,  allein  aus  der  An- 
sicht des  Queerbruchs  ergibt  sich  nicht  bestimmt,  dafs  sie  aus  verschiedenen  Knochen  bestehen.  Die 
Länge  des  rechten  Astes  des  Unterkiefers  betrug  höclislens  12"  Par  M.  und  es  läfst  sich  demnach  die 
Länge  des  ganzen  Kopfs  Fig.  1.  u.  2.  auf  ungefähr  18  bis  19"  schätzen,  wenn  man  die  Verhältnisse  der 
kleineren  Köpfe  Fig  4  u.  9.  zum  Maafsstab  nimmt.  Zugleich  waren  an  der  Stelle  der  Augen  des 
Kopfes  Fig.  1.  u.  2.  deutliche  Abdrücke  der  knöchernen  Schuppen  zu  erkennen,  welche  bei  den  Ich- 
thyosauren,  wie  bei  den  Eulen  die  vordere  Wand  des  Augapfels  gebildet  haben  ')■ 

2)  Zähne.  Auf  der  in  der  Abbildung  nicht  sichtbaren  Seite  des  Kopfs  Fig.  1.  war  ein  Zahn 
entblöst,  den  ich,  um  die  Verglcichung  zu  erleichtern,  Fig.  9.  D.  abbilden  llefs.  Er  befand  sich  unter 
der  Augenhöhle,  und  war  ohne  Zweifel  in  dem  Oberkiefer  gestanden.    Er  war  breiter,  als  pin  anderer 


1)  Ich  war  früher  versucht,  die  zwei  runden  gebogenen  Knochen  nn.  Fig.  2.  mit  den  ersten  Kieracnbögen  des  Proleus  anguinus  zu 
Tergkichen,  welche  zwischen  beiden  Aeslen  des  Unterkiefers  verborgen  sind,  allein  für  die  Annahme  von  Kiemen  liefern  die  viele 
in  England  gefundene  Kxemplare  keine  Belege  und  jene  Knochen  dürften  daher  wohl  Bruchstücke  des  der  Gabel  der  Vogel  ent- 
sprechenden Brustknochens  oder  wahrscheinlicher  Theile  von  Kopfknochen  (ossa  pherygoidea)  seyn. 

Jäger  über  RcpUlien, 


lO 


der  an  dem  hinteren  (in  der  Figur  nur  durch  eine  Linie  angedeuteten)  Queerbruche  zum  Vorschein 
kam.  Die  Zähne  d.,  die  in  der  Nähe  beider  Kiefer  des  Kopfs  Fig.  g.  zerstreut  lagen,  und  die  gleich- 
falls in  natürlicher  Gröfse  abgebildet  sind,  waren  schmäler  und  spitziger. 

Die  Zähne  scheinen  dicht 3  ihre  Oberfläche  ist  zwar  braun,  aber  im  Innern  sind  sie  mit  einer 
weifsen  Substanz  ausgefüllt,  wie  diefs  an  den  der  Länge  nach  zerbrochenen  Zahnen  deutlich  ist. 

3)  Die  Körper  der  Wirbel  sind  alle  an  beiden  Endflächen  verlieft.  Meist  war  die  Vertiefung  je 
zwei  sich  berührender  Wirbel  mit  der  Masse  des  Steins  ausgefüllt.  Diese  blieb  gewöhnlich  bei  der  Tren- 
nung der  Wiibel  an  dem  einen  oder  andern  zurück,  und  das  eine  oder  andere  Ende  desselben  erhielt 
dadurch  die  Form  eines  spitzigen  Conus. 

Dafs  aber  beide  Endflächen  vertieft  gewesen  seyen,  erhellt  daraus,  dafs  diese  kegelförmige  Erhö- 
hung bald  an  dem  vordem,  bald  an  dem  hintern  Ende  des  Wirbels  sich  befand,  dafs  die  Höhlung 
zwischen  zwei  sich  berührenden  Wirbeln  bei  ein  Paar  Exemplaren  zum  Theil  mit  Kalkspath  ausge- 
füllt war,  ferner  aus  der  blofsen  Ansicht  des  Queerbruchs  zweier  mit  einander  durch  Kalkmasse  ver- 
bundener Wirbel  Fig.  8.  und  ohnehin  setzten  diefs  die  vielen  abgesonderten  Wirbel  wie  Fig.  7.U.  aufser 
Zweifel.  Auf  der  untern  Fläche  des  Kopfes  Fig.  2.  finden  sich,  wie  es  scheint,  die  Körper  von  vier 
Wirbeln,  die  aber  bei  dem  Absprengen  der  sehr  festen  Gebirgsmasse  zu  sehr  beschädigt  wurden,  als 
dafs  ich  ihre  Form  und  Lage  genau  bestimmen  könnte.  Den  vorderen  könnte  man  vielleicht  für  den 
ersten  Halswirbel  ansehen,  da  er  durch  seine  etwas  eckigtere  Form  von  der  der  übrigen  Wirbel  abwich; 
allein  ich  gestehe,  dafs  ich  an  ihm  keine  bestimmte  Unterscheidungsmerkmale  erkennen  konnte,  und 
die  Form  der  Halswirbel  überhaupt  nicht  gehörig  bestimmen  kann,  auch  ist  wohl  wie  bei  den  Fi- 
schen ihre  Form  nicht  merklich  verschieden  von  der  der  übrigen  Wirbel.  Ihre  Zahl  überstieg  aber 
ohne  Zweifel  kaum  eins  oder  zwei.  Denn  die  Reihe  der  Rippen  beginnt  in  der  Fig.  9.  zunächst  am 
Kopfe,  und  darnach  liefse  sich  die  Zahl  der  Rückenwirbel  auf  21  bis  2  3  schätzen.  Der  Umrifs  der 
Körper  der  Wirbel  war  durch  drei  Bogen  begränzt,  eineii  unteren  und  zwei  seitliche.  Letztere  wa- 
ren oben  durch  eine  leicht  vertiefte  Fläche  von  einander  getrennt,  in  welcher  das  Rückenmark  zu 
liegen  kam,  und  die  auf  jeder  Seite  durch  eine  Erhöhung  begränzt  war.  Die  Wirbelbogcn  waren  an 
keinem  der  vorhandenen  Exemplare  vorhanden.  Die  vorderen  und  hinteren  Gelenksfortsätze  der  Wir- 
bel konnte  ich  nicht  entdecken;  aber  auf  jeder  Seitenfläche  befanden  sich  zwei  niedere  beinahe  ebene 
oder  nur  leicht  vertiefte  Erhöhungen,  die  zur  Aufnahme  der  Köpfe  der  Rippen  dienten. 

Diese  seitliche  Erhöhungen  waren  an  den  hintern  Wirbeln  wie  Fig.  6,  u,  7.  nicht  doppelt  vor- 
handen, sondern  es  befand  sich  nur  eine  an  dem  Winkel,  welchen  der  untere  und  der  seitliche  Bo- 
gen des  Wirbels  mit  einander  bildeten,  und  sie  scheinen  daher  zur  Aufnahme  des  unteren  spitzigen 
Fortsatzes  (os  en  chevron)  wie  bei  den  Fischen  und  dem  Delphin  gedient  zu  haben.  Die  Schwanz- 
wirbel hatten  mehr  die  einfache  Form  einer  Scheibe  oder  eines  Steins  des  Damenbretts,  die  gegen 
die  Spitze  des  Schwanzes  zu  nicht  mehr  genau  bestimmt  werden  konnte.     Die  Zahl  der  Wirbel  über- 


II 


haupi  betrug  eher  mehr  als  hundert,  von  denen  ungefähr  vierzig  auf  den  Stamm  des  Körpers,  sechzig 
auf  den  Schvranz  gerechnet  VFerden  können.  0 

4)  Die  Zahl  der  Rippen  betrug  ungefähr  21  bis  23.  Sie  waren  wenigstens  zum  Theil  mit  zwei 
Köpfen  mit  den  Wirbehi  verbunden.  Eine  der  Länge  nach  gehende  Furche  wurde  gegen  das  vordere 
Ende  der  Rippen  tiefer,  so  dafs  diese  hier  gleichsam  aus  zwei  der  Länge  nach  verbundenen  Rippen 
zu  bestehen  schienen,  wie  diefs  die  Ansicht  der  queeren  Bruchfläche  bei  C-  Fig.  14.  deutlich  zeigt. 
Gegen  die  Spitze  schienen  sie  dünner  und  sich  frei  zu  endigen.  In  der  Fig.  10.  neigen  sich  die  Spi- 
tzen der  Rippen  gegeneinander  und  liegen  gleichsam  biischehvelse  nebeneinander,  aber  auf  den  gröfse- 
ren  Exemplaren  Fig.  4  u.  9.  setzen  sie  sich  gerade  neben  einander  fort,  und  ich  konnte  hier  keine 
Spur  eines  Brustbeins  entdecken,  an  welches  sie  sich  festgesetzt  hätten. 

Die  rundlichte  knöcherne  Fäden,  die  in  der  Fig.  4-  5.  u.  9.  erscheinen,  liegen  auch  in  andern 
Exemplaren  auf  mannigfaltige  Weise  übereinander,  wie  z  B.  auf  der  abgekehrten  Seite  der  Fig.  16, 
und  zwar  stellen  sie  hier  Röhren  dar  von  der  Farbe  und  Substanz  der  übrigen  knöchernen  Theile, 
aber  im  Innern  enthalten  sie  einen  zusammenhängenden  Cylinder  von  weifser  kalkartiger  Masse,  so 
dafs  man  beinahe  glauben  mufs,  sie  seyen  zum  Theil  hohl  gewesen,  wenn  sie  gleich  sonst  den  Rip- 
pen ähnlicher  sind,  als  die  Fäden  auf  der  vierten  und  neunten  Figur. 

Aehnliche  Fäden  sind  in  der  Abbildung  eines  von  Linck  beschriebenen  fossilen  Crocodils  in  den 
Actis  erudit.  vom  Jahr  1718  bemerkt,  sie  sind  aber  bei  diesem  noch  mit  den  Wirbeln  in  Verbindung, 
und  stellen  zum  Theil  Queerfortsätze  dar,  die  bei  dem  Ichthyosaurus,  wie  es  scheint,  fehlen.  Viel- 
leicht verbanden  (wie  man  wenigstens  nach  der  vierzehnten  Tafel  der  Philos.  Trans,  vom  Jahr  1819 
vermulhen  sollte)  diese  Fäden  die  Rippen  beider  Seiten  statt  eines  Brustbeins,  oder  sie  stellten  gleich- 
sam die  sehnigle  Queersireifen  der  Bauchmuskeln  (inscriptiones  tendlneas)  vor,  welche,  wie  bei  dem 
Chamäleon,  zu  Knorpeln  oder  Knochen  geworden  waren,  oder  die  sich  bei  dem  Crocodil  zu  einem 
Bauchbrustbein  gleichsam  entwickeln. 

5)  Der  Vorderfufs.  Zwar  findet  sich  auch  in  der  ersten  Figur  der  zweiten  Tafel  der  Philos. 
Transact.  1818  kein  Brustbein,  an  welchem  sich  die  Rippen  festsetzten,  wenn  gleich  die  bezeichnete 
Theile  viele  Uebereinslinnnung  mit  denen  des  Schnabelthiers  zeigen,  bei  welchem  sich  aber  ein  eige- 
gens  Brustbein  findet,  das  die  Rippen  aufnimmt,  und  das  zugleich  mit  den  Knochen,  welche  zur  An- 
heftung des  Vorderfufses  dienen,  in  Verbindung  ist. 

Es  fiel  mir  defshalb  auf,  dafs  Ev.  Home  (Phil.  Trans.  1819  pag.  21/1.)  angibt,  der  Proteosaurus 
unterscheide  sich  von  dem  Proteus  durch  das  Vorhandenseyn  eines  gehörig  geformten  Brustbeins,  an 
welches  sich  lange  Rippen  festsetzten,  ohne  dafs  er  jedoch  weder  in  der  Zeichnung  noch  im  Texte 
angibt,  auf  welche  Art  sich  die  Rippen  mit  dem  Brustbeine  verbinden.      Von  jenen  Knochen,  welche 


*)  Conybeare  schätzt  ihre  Zahl  auf  80  bis  90,    Cuvier    besitzt    ein  Exemplar,    das    nicht  v»eniger  als  gS  gehabt  haben  konnte,  und  in 
dem  schönen  Scclet  von  Et,  Home  lassen  sich  wenigstens  72  unterscheiden. 

2    * 


12  — 


in  der  angezeigten  Fig.  i.  der  zweiten  Tafel  der  Phil.  Trans,  vom  Jahr  1818  abgebildet  sind,  habe 
ich  nur  den  Knochen  a. ,  und  den  Gelenkstheil  des  Knochen  d.  in  Verbindung  in  dem  Exemplar 
Fig.  i5.,  ferner  den  Oberarmknochen  Fig.  17.  i8.  19.  der  wahrscheinlich  zu  den  Knochen  Fig.  i5. 
gehört,  aber  auf  der  Abbildung  Fig.  k-  finden  sich  bei  e.  und  d.  einige  Bruchstücke  von  Knochen,  die 
man  für  Bruchstücke  der  Knochen  d.  und  e.  der  Abbildung  in  den  Phil.  Trans,  halten  mufs,  indem 
nämlich  die  Knochenplatte  d.  dem  unteren  (nicht  dem  oberen  wie  in  der  lateinischen  Schrift  steht) 
Ende  des  rechten  Knochens  d.  in  der  Abbildung  der  Phil.  Trans,  entspricht.  In  Absicht  auf  Gröfse 
kommen  die  Knochen  der  Fig.  i5.  ziemlich  mit  denen  auf  der  vierten  Tafel  der  Phil.  Trans.  1818 
überein.  Der  Oberarmknochen  aber  ist  gleichfalls  in  Form  und  Gröfse  beinahe  ganz  dem  in  den 
Phil.  Trans.  1818  Tab.  II,  abgebildeten  ähnlich j  gegen  sein  oberes  Ende  (Kopf)  ist  er  sehr  verdickt; 
sein  unteres  Ende  ist  zusammengedrüclst  und  endigt  sich  in  eine  doppelte  Gelenksfläche,  die  zur  Auf- 
nahme der  beiden  Vorderarmknochen  dient.  Allerdings  kann  man  auf  den  ersten  Anblick  kaum  geneigt 
seyn,  die  beiden  fünfeckigen  Knochen  Fig.  16.  i.  1.  für  der  Ellenbogenknochen  und  die  Speiche  zu 
halten,  wenn  man  die  Vorderarmknoclien  anderer  Reptilien  z.  B.  des  Salamanders,  oder  des  Proteus, 
oder  des  Stincus  oiEclnalis,  die  sonst  mit  dem  Ichthyosaurus  mehr  oder  weniger  Aehnlichkelt  zeigen, 
mit  ihnen  vergleicht,  und  eben  so  wenig  lassen  sie  sich  den  Knochen,  aus  denen  die  Flosse  des  Squa- 
lus  acanthlas  besteht  (Phil.  Trans.  i8i6  Tab.  XV.),  gleichstellen.  Vielmehr  nähert  sich  der  Oberarm- 
knochen des  Ichthyosaurus  am  meisten  dem  Oberarmknochen  des  Delphins,  und  so  auch  die  Kno- 
chen 1.  1.  gerade  durch  ihre  zusammengedrückte  Form  dem  Ellenbogenknochen  und  der  Speiche  des 
Delphins.  Sie  sind  zwar  bei  diesem  langer,  doch  berühren  sie  sich  schon  in  dem  Scelete  eines  Jün- 
gern Exemplars  von  Delphlnus  phocaena  ihrer  ganzen  Länge  nach,  und  nehmen  mit  ihrem  Ende 
gleichfalls  einen  sechseckigen  Knochen  zwischen  sich  auf  Die  von  Conybeare  1.  c.  pag.  20.  ange- 
führte elgenthümliche  Beschaffenheit  des  Vorderfufses  des  Ichthyosaurus,  dafs  bei  ihm  die  Oberarmknochen 
und  die  Vorderarmknocheu  in  Einen  Knochen  vereinigt  seyen,  wird  somit  dadurch  berichtigt,  wie 
denn  Hr.  Conybeare  selbst  auch  die  Aehnlichkelt  in  der  Anlage  dieser  Knochen  bei  dem  Ichthyosau- 
rus und  dem  Delphin  bemerkt.  Der  mittlere  sechseckige  Knochen  Fig.  16.  n.  ist  auf  der  einen  län- 
geren Seite  mit  dem  EUenbogenknochen  i.,  auf  der  kürzeren  mit  der  Speiche  1.  auf  beiden  Seilen 
aber  mit  den  zwei  fünfeckigten  Knochen  m.  o.  verbunden,  welche  zusammt  jenen  zwischenliegenden 
sechseckigten  Knochen  die  erste  Reihe  der  Handwurzelknochen  ausmachen. 

Von  der  zweiten  Reihe  der  Handwurzelknochen  sind  nur  drei  vorhanden  p.  q.  r.,  von  welchen 
der  erste  scheibenförmige  und  die  zwei  andere  vollkommen  sechseckigte  mit  den  Knochen  der  ersten 
Reihe  verbunden  sind.  Der  äufserstc  Knochen  der  ersten  Reihe  hat  aber  noch  eine  oder  zwei  Ge- 
lenkflächen, mit  welchen  andere  Knochen  der  zweiten  Reihe,  die  in  dem  vorliegenden  Exemplar  feh- 
len, verbunden  gewesen  seyn  mufsten,  so  dafs  also  die  zweite  Reihe  aus  vier  oder  fünf  Knochen  be- 
stand. Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dafs  der  Vorderfufs  aus  mehr  als  fünf  Fingern  gebildet  gewesen 
sey,  die  aber  Handwurzelknochen  ähnlicher  als  Fingergliedern  waren,  und  wirklich  sieht  man  auf  der 
neunten  Figur  den  Eindruck  von  fünf  Fingern.     Die  Spur    eines    sechsten  Fingers  ist  auf  keinem  der 


—         i3         — 

hiesigen  Exemplare  deutlich.  Auf  der  Tab.  XVI.  der  Phil.  Trans.  1816  sind  jedoch  sechs  Finger  an- 
gezeigt, die  aus  neun  bis  zehn  Gliedern  oder  ebenen  scheibenförmigen  mehr  oder  weniger  eckigen 
Knöchelchen  zusammengesetzt  waren,  deren  Anzahl  wahrscheinlich  auch  in  dem  Exemplar  Fig.  9, 
nicht  geringer  war.  Bei  dieser  muthmafslichen  Uebereinstimmung  der  Zahl  der  Knochen  der  Hand- 
wurzel und  der  Fingerglieder  in  dem  Exemplar  Fig.  9.  und  Tab.  XVI.  der  Phil.  Trans,  würde  man 
wohl  annehmen  können,  dafs  beide  demselben  Thiere  angehört  haben,  allein  die  Form  der  Knochen 
des  Vorderarms  und  besonders  der  Handwurzel,  und  ihre  Verbindung  die  bei  dem  hiesigen  Exemplare 
keine  Veränderung  erlitten  hatte,  ist  zu  sehr  verschieden,  so  dafs  man  beinahe  annehmen  mufs,  sie 
seyen  in  dem  Phil.  Trans,  abgebildeten  Exemplar  von  der  Stelle  gerückt  worden,  da  man  einen  Irr- 
thum  von  Selten  des  Zeichners  nicht  wohl  annehmen  kann.  Dagegen  scheint  bei  den  ungeflihr  zwei- 
hundert Knöchelchen  des  In  der  Tab.  XV.  der  Phil.  Trans.  1820  abgebildeten  Vorderfufses  die  natür- 
liche Lage  mehr  erhalten,  und  die  Art  ihrer  Verbindung  mit  dem  Oberarmknochen  kommt  ganz  mit 
der  bei  den  hiesigen  Exemplaren  beobachteten  überein,  so  dafs  man  bei  letzteren  dieselbe  Beschaffen- 
heit des  Fufses  annehmen  mufs,  wenn  auch  die  Zahl  der  Knöchelchen  desselben  geringer  gewesen 
seyn  sollte. 

6)  Hinterfufs.  Von  dem  Becken  konnte  ich  keine  deutliche  Spur  auffinden*  Ev.  Home  be- 
merkt jedoch  (Phil.  Trans.  1820.  pag.  i63.),  dafs  das  Becken  des  Proteosaurus  dem  des  Crocodils  so 
ähnlich  sey,  dafs  er  es  für  überflüssig  hielt,  es  genauer  zu  beschreiben,  oder  eine  Zeichnung  davon 
zu  geben.  Der  Proteus  (anguinus)  hat  ein  deutliches  Becken,  und  es  ist  schon  defswegen  unwahrschein- 
lich, dafs  es  dem  Ichthyosaurus  gefehlt  habe,  da  er  ziemlich  vollkommene  Hinlerfüfse  hatte,  wenn 
gleich  auffallend  Isl,  dafs  die  Beckenknochen  nicht  nur  in  allen  hiesigen,  sondern  auch  in  den  mei- 
sten der  In  Englazid  gefundenen  Exemplare  fehlen.  ') 

In  der  Flg.  21.  bemerkt  man  drei  verschiedene  Zehen,  so  wie  in  der  Fig.  10.  In  der  Fig.  It- 
könnte  man  die  mit  nr.  4-  bezeichnete  Knöchelchen  für  Spuren  eines  vierten  Fingers  ansehen,  und 
man  mufs  auf  jeden  Fall  annehmen,  dafs  die  Zahl  der  Zehen  des  Hinlerfufses  nicht  unter  drei  gewe- 
sen sey.  Die  Zahl  der  Zehenglieder  war  bei  der  ersten  Zehe  wenigstens  =  6,  und  bei  der  dritten 
=  4 ,  wenn  man  nämlich  die  zwei  oberen  Reihen  von  Knöchelchen  als  Knochen  der  Fufswurzel  und 
des  INIittelfufses  ansieht.  Die  zwei  fünfeckigte  Knochen  der  ersten  Reihe  waren  dann  das  Schienbein 
und  AVadenbeln,  sie  entsprechen  in  Absicht  auf  ihre  Conformation  vollkommen  dem  Ellenbogenkno- 
chen und  der  Speiche  des  Vorderarms,  und  der  Schenkelknochen  t.  verbindet  sich  nicht  nur  auf  die- 
selbe Art  mit  jenen  Knochen,  wie  der  Oberarm-  mit  den  Vorderarmknochen,  sondern  er  ist  demsel- 
ben auch  in  der  Form  ähnlich  (dafs  i'.  den  Schenkelknochen  des  andern  Fufses  bezeichne,  ist  kaum 
nöthig  zu  bemerken);  allein  es  sind  noch  zwei  Knochen  vorhanden,  die  zu  den  beiden  Füfscn  gehö- 
ren müfsen.     Ihre  Form  kommt  ziemlich  mit  der  der  Knochen  f.  der  Fig.  4.  und  10.  überein,  und  es 


1)  Ein  Theil  demselben  ist  jedoch  yon  Cuvier  Tab.  XXVIII.  Fig.  i5.  dargestellt. 


—         14         — 

ist  mir  daher  nicht  unwahrscheinhch,  dafs  sie  7Air  Verbindung  des  Fufses  mit  dem  übrigen  Körper 
gedient  haben,  wenn  ich  gleich  die  Art  der  Verbindung  selbst  nicht  angeben  kann.  In  Fig.  4.  sieht 
man  bei  p.  einen  scheibenförmigen  Knochen,  der  den  Wirbeln  vollkommen  gleich  jedoch  kleiner  ist, 
und  senkrecht  auf  ihnen  rulil,  vvie  in  der  Tab.  XV.  der  Phil.  Trans.  1819,  so  dafs  man  also  wohl 
annehmen  könnte,  dafs  der  mit  ihm  zunächst  verbundene  Knochen,  wie  in  der  angezeigten  Figur  der 
Phil.  Trans,  der  Schenkelknochen  sey,  der  Knochen  l.  aber  das  zu  einem  Knochen  verbundene  Schien- 
und  Wadenbein.  Die  Knochen,  die  ich  nach  Analogie  des  Vorderfufses  für  das  Schien-  vmd  Waden- 
bein genommen  Jiabe,  würden  dann  als  Fufswurzelknochen  anzusehen  se\ii,  und  die  Zahl  der  Glieder 
würde  somit  um  eins  vermehrt.  Das  Verhältnifs  der  Knochen  des  Vorder-  und  Hinlerfufses  würde 
überhaupt  dem  bei  den  Fröschen  gleich  seyn ,  deren  Fersen  und  Sprungbein  man  auf  den  ersten 
Blick  viel  eher  für  das  Schien-  und  Wadenbein  ansehen  würde.  Es  ist  jedoch  diese  Ansicht  auch  nach 
Cuviers  Beschreibung  nicht  anzunehmen,  vielmehr  die  Uebereinstimmung  der  Bildung  des  Hinlerfufses 
mit  der  des  Vorderfufses,  welcher  zu  Folge  der  Knochen  t.  als  Schenkelknochen  anzusehen  ist  ')■ 

7)  Bedeckung  des  Körpers.  Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dafs  der  Körper  der  Ichthyosau- 
i-en  mit  hornenen  oder  knöchernen  Schildern  bedeckt  gewesen  sey,  da  sich  weder  auf  den  in  Wür- 
temberg  noch  auf  den  in  England  gefundenen  Exemplaren  Spuren  derselben  finden,  während  sich  an  den 
Schuppen  der  in  diesem  Schiefer  vorkommenden  Fische  zum  Theil  noch  die  Silberfarbe  und  der  me- 
tallische Glanz  erhalten  hat,  wie  bei  dem  von  Leach  sog.  Dapedium  politum  aus  dem  Lias  in  England,  von 
welchem  de  laBcche  auf  der  Tab.  VI.  des  ersten  Bandes  der  zweiten  Reihe  derTransact.  ofthegeolog  Society 
eine  Abbildung  gegeben  hat,  und  mit  welchem  eine  der  in  dem  Liasschiefer  bei  Boll  vorkommenden  Arten 
von  Fischen  wenigstens  nahe  verwandt  ist.  Dagegen  finden  sich  auf  mehreren  Platten,  welche  die 
Ueberreste  von  Crocodilen  enthalten,  wie  z.  B.  auf  der  von  Monheim,  auch  noch  ziemlich  deutliche 
Schiltei-,  die  eine  weitere  Achnlichkeit  dieses  untergegangenen  Crocodils  mit  den  noch  lebenden  an- 
zeigen. Sollte  nicht  der  Mangel  derselben,  der  bei  den  Ichthyosauren  sehr  wahrscheinlich  ist,  auch 
auf  eine  weitere  Aehnlichkeil  derselben  mit  den  in  Kärnlhen  und  in  Ajnerika  lebenden  Proteusarten 
hinweisen  ? 

Dieser  Beschreibung,  welche  ich  nach  den  bis  dahin  mir  bekannten  Exemplaren  entworfen  hatte, 
füge  ich  jetzt  die  Beschreibung  einiger  später  erhaltenen  Exemplare  und  die  kurze  Angabe  einiger 
Unterscheidungsmerkmale  der  verschiedenen  Arten  von  Ichthyosauren  hinzu,  wobei  ich  die  Beschrei- 
bung Cuviers  im  fünften  Bande  der  zweiten  Ausgabe  des  Werks  über  die  fossile  Knochen,  so  wie  Ev. 
Home  in  den  philosoph.  Transactlonen,  und  de  la  Beche  und  Conybeares  in  dem  fünften  Bde.  der  er- 
sten und  dem  ersten  Bde.  der  zweiten  Reihe  der  Transaclionen  der   geologischen   Socletät  zu    Grunde 


i)  Auf   einer    bei    Ohmdcn  ausgegrabeuen    Plalle    desselben  Schiefers    kam  durch  Grabea  der  Knochen  f.    Tab.  Hl.    Fig.  6.,  und  der 
obere  Tlieil  des  Schenkelknochens  t.    zum  Vorschein,  die  mit  den  gleichnamigen  Knochen  der  Fig.  21.    in  der  Form  übereinkamen 
aber  um    ein  Drittel    gröfser   waren.     Von  dem  Becken  war  gleichfalls  keine  Spur  vorhanden,  unerachtet   eine  Reihe   von   19  Wir- 
beln übrig  war,    die  alle  nur   eine  einfache  ausgehöhlte  Erhöhung  auf  der  Seile  hatten,  und  also  zu  den  hinteren  Brustwirbeln   ge 
hörten,    u.  ist  wahrscheinlich  der  die  tibia  vertretende  Knochen,  v.  der  processus  spinosus  eines  Wirbels. 


—        i5        — 

lege,  um  darauf  eine  Vergleichung  der  in  Würtemberg  aufgefundenen  Knochen  mit  den  in  England 
und  Frankreich  aufgefundenen ,  und  damit  die  Bestimmung  der  Arten  von  Ichthyosauren  zu  versuchen, 
deren  Ueberresle  bis  jetzt  in  Würtemberg  gefunden  worden  sind. 

Bis  jetzt  sind  in  der  Liasformation  in  England  vier  vei'schiedene  Arten  von  Ichthyosauren  aufge- 
funden worden,  nämlich  i)  Ichthyos.  communis;  2)  Ichthyos.  platyodon. ;  3)  Ichthyos.  tonulrostris , 
•wozu  4)  der  Ichthyos.  inlermedius,  und  vielleicht  eine  fünfte  Art  kommt,  deren  Zähne  aber  bis  jetzt 
noch  nicht  aufgefunden  worden  sind.  Conybeare  bemerkt  nämlich  in  derTransact.  of  the  geological  Society 
ade  Series.  Vol.  I.  p.  108.,  dafs  die  Ueberreste  von  Ichthyosaurus,  dessen  Ueberresle  in  dem  Leimen 
von  Kimmeridge  (Kimmeridge  Clay)  gefunden  worden  seyen,  einer  andern  Art  angehört  zu  haben 
scheinen,  deren  Unterscheidungsmerkmale  sich  aber  bis  jetzt  blos  auf  die  Verschiedenheit  der  Halswirbel 
gründe.  Cuvior  hat  dieser  Art  pag.  468.  erwähnt  und  Tab.  XXIX.  VIII.  Fig.  11  u.  12.  zwei  Wirbel 
abbilden  lassen. 

Endlich  hat  Cuvier  selbst  Tab.  XXIX.  Fig.  10.  u.  n.  Bruchstücke  eines  Schädels  abbilden  las- 
sen, welche  das  Vorkommen  einer  weitern  Art  von  Ichthyosaurus  Avahrscheinllch  machen. 

Das  Hauptmerkmal,  durch  welches  die  Galtung  des  Ichthyosaurus  sich  von  den  verwandten  Galtungen 
unterscheidet,  ist,  dafs  die  Zähne  nur  in  einer  tiefen  Rinne  des  Zahnknochens  und  nicht  in  tiefen  und 
geschlossenen  Zahnhöhlen  stecken,  wie  bei  den  Crocodllen.  Dagegen  nähern  sie  sich  diesen  durch  die 
Art  der  Entwicklung  der  Zähne  an  der  Stelle  der  alten.  Allein  die  Zähne  der  Crocodile  sind  Immer 
hohl,  und  der  neue  Zahn  dringt  also  geradezu  in  die  Höhle  des  alten  ein,  Avährend  die  Zähne  der 
Ichthyosauren  an  der  Wuizel  verknöchert  sind,  und  der  neue  Zahn  daher  bei  diesen  nur  In  die 
Höhle  des  alten  Zahns  in  dem  Vcrhältnifs  eindringen  kann,  in  welchem  diese  durch  Knochenfrafs  oder 
Aufsaugung  zunimmt.  Der  alle  Zahn  fällt  endlich  aus,  nachdem  seine  Wurzel  auf  diese  Weise  ver- 
schwunden Ist.  Die  Krone  des  Zahns  bleibt  übrigens  noch  hohl,  lange  nachdem  seine  Wurzel  sehon 
verknöchert  Ist,  und  man  iindet  jene  daher  häufig  mit  (Kalk-)Spath  ausgefüllt.  Die  Zahl  der  Zähne 
ist  bedeutend.  Conybeare  zählt  auf  jeder  Seite  beider  Kiefer  3o,  Ev.  Home  dagegen  in  dem  Tab.  XV. 
der  Phil.  Trans.  1820  abgebildeten  Exemplare  45  Zähne.  Die  Zähne  aller  Ichthyosauren  sind  conisch 
und  ihre  Krone  Ist  mit  Schmelz  bedeckt  und  der  Länge  nach  gestreift,  wie  bei  den  Crocodilen,  mehr 
oder  weniger  spitzig,  aufgetrieben  oder  zusammengedrückt,  je  nach  Verschiedenheit  der  Arten.  Ihre 
Wurzel  isl  dicker,  nicht  mit  Schmelz  bedeckt,  aber  der  Länge  nach  gestreift  wie  die  Krone. 

1)  An  den  Zähnen  des  Ichthyos.  communis  Isl  die  Krone  kegelförmig,  mittelmäfsig  spitzig, 
leicht  gebogen  und  tief  gestreift. 

2)  Die  Krone  der  Zähne  des  Ichthyos.  platyodon  ist  von  den  Seiten  zusanmiengedrückt 
und  hat  daher  vornen  und  hinten  eine  scharfe  Kante. 

'3)  Der  Ichthyos.  tenuirostris  hat   dünne  Zähne  und  eine  längere  und  schmälere  Schnauze» 
4)  Die  Zähne    des    Ichthyos.    inlermedius    sind  spitziger    und  weniger  tief  gestreift,  als  die 
des  Ichthyos.  communis,  aber  dicker  als  die  des  Ichthyos.  tenuirostris. 


—  i6  — 

Die  beiden  letzten  Arten  nr.  3,  u.  l^.  scheinen  die  Hälfte  der  Gröfse,  welche  der  Ichthyos.  com- 
munis erreichen  kann,  nicht  zu  überschreiten.  Die  Länge  des  Ichthyos.  communis  beträgt  nach  Cony- 
beare  2)ag.  108.  bei  den  verschiedenen  Exemplaren  5  bis  i5  Fufs.  Die  Exemplare  von  Ichthyos.  pla- 
lyodon  sind  in  der  Regel  von  bedeutender  Gröfse,  und  die  riesenmäfsigste  Ueberreste,  die  bis  jetzt 
entdeckt  wurden,  gehören  dieser  Species  zu.  Damit  steht  die  Angabe  Cuviers  pag.  455  u.  456.  im 
Widerspruche,  indem  er  gerade  die  von  Conybeare  angeführte  Bestimmung  der  Gröfse  des  Ichthyos. 
platyodon  auf  den  Ichthyos.  communis,  und  die  des  letztern  auf  den  Ichthyos.  platyodon  überträgt. 
Es  scheint  diefs  jedoch  blofs  aus  Versehen  geschehen  zu  seyn,  da  die  in  dem  Resumc  gene'ral  p.  473. 
angefülirte  Beispiele  wirklich  die  von  Conybeare  bemerkte  Gröfsenverhältnisse  zu  bestätigen  scheinen, 
wornach  also  der  Ichthyos.  platyodon  den  Ichthyos.  communis  und  noch  mehr  die  andern  Arten  an 
Gröfse  überträfe. 

Nach  diesen  Gröfsen  v  erh  ältnissen  schon  wird  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  eine  Reihe  von 
xehn  grofsen  Wirbeln,  welche  Hr.  Dr.  Harlmann  bei  Ohmden  fand,  dem  Ichthyos.  platyodon  zuge- 
hört haben.  Sie  waren  in  einer  sehr  festen  Schichte  des  dortigen  Schieferbruchs  eingeschlossen,  die 
weniger  deutlichen  schiefrigen  Bruch  zeigt,  und  so  hart  ist,  dafs  die  Stücke,  welche  die  Wirbel  ent- 
hielten, zu  Chausse'esteinen  zerschlagen  worden  waren.  Diese  Wirbel  halten  eine  Breite  von  5"  8'", 
und  eine  Länge  von  2'//'.  Die  Wirbel,  welcher  Cuvier  pag.  468.  erwähnt,  hatten  S'/z"  im  Durch- 
messer, und  Cuvier  berechnet  die  Gröfse  des  Ichthyosaurus,  dem  sie  zugehört  haben  mochten,  auf  26', 
welche  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  blos  den  Ichthyos.  platyodon  zukommt.  Alle  früher  beschriebene 
und  auf  der  Taf  I.  II.  III.  abgebildete  Knochen,  würden  in  Absicht  auf  Gröfse  die  des  Ichthyos.  communis 
nicht  übertreffen,  die  Rippe  Fig.  14.  Tab.  II.  und  die  Wirbel  Fig.  6.  Tab.  I.  würden  aber  die  bei  dem 
Ichthyos.  tenuirostris  und  intermedlus  anzunehmende  Gröfsenverhältnifse  übertreffen,  und  sie  halten 
also  wahrscheinlich  dem  Ichthyos.  platyodon  oder  communis  zugehört.  Die  Wirbelsäule  Tab.  1.  Fig.  5., 
das  Scelet  Fig.  4.  und  der  Kopf  Fig.  1  u.  2.  würden  sich  dem  Ichthyos  communis  in  Absicht  auf 
Gröfsenverhältnisse  mehr  nähern,  als  den  beiden  kleineren  Arten,  denen  dagegen  der  gröfste  Theil  der 
übrigen  Knochen  mehr  entsprechen  würde.  Inzwischen  gewährt  die  Gröfse  an  und  für  sich  bei  den 
crocodilartigen  Thieren  mehr  blofs  einen  negativen  Charakter,  da  auch  diejenige,  welche  eine  sehr 
bedeutende  Gröfse  erreichen,  im  Verhällnlfs  zu  dieser  bei'm  Auskriechen  aus  dem  Ey  sehr  klein  sind, 
und  die  Gröfsenverhältnisse  also  überhaupt  hei  derselben  Art  einer  viel  gröfseren  Veränderung  unter- 
worfen sind.  Es  mufs  daher  bei  der  Bestimmung  der  verschiedenen  Arten  voizüglicli  die  Form  der 
einzelnen  Theile   zugleich   berücksichtigt   werden. 

Von  den  am  meisten  bezeichnenden  Zähnen  sind  jedoch  nur  ein  Paar  an  dem  Kopfe  Tab.  L  Fig.  1. 
und  auf  den  zwei  sich  entsprechenden  Platten,  von  welchen  die  eine  Tab.  II.  Fig.  9.  abgebildet  ist,  vorhanden. 
Die  Form  der  Zähne  des  Kopfes  (Tab.  I.  Fig.  1.),  von  welchen  einer  Tab  II.  Fig.  g.D.  in  natürlicher  Gröfse 
abgebildet  ist,  macht  wahrscheinlich,  dafs  er  dem  Ichthyos.  communis  oder  inlermedius  zugehört 
habe,  doch  sind  die  Zähne  nicht  tief  gestreift,  so  dafs  sie  eher  mit  denen  des  Ichthyos.  intermedius 
übereinkommen  würden.     Die  Form  des  Kopfs  scheint  mir  eher  zu  dem  Ichthyos.  communis  zu  pas- 


sen,  wenn  damit  die  Fig.  8.  Tab.  XVI.  der  Transact.  der  geol.  Sog.  ade  Ser.  Tom.  I.  und  der  Kopf 
Tab.  XXIX.  Fig.  i.  verglichen  wird,  wovon  das  hiesige  Cabinct  gleichfalls  durch  Hrn.  Cuvier  einen 
Gypsabgufs  erhalten  hat.  Von  letzterem  scheint  der  Tab.  I.  Fig.  i.  abgebildete  Kopf  nur  durch  die 
verhältnifsweise  gröfsere  Länge  der  Nasenknochen  etwas  abzuweichen.  Die  Form  der  Zähne  der  Platte 
Fig.  9.  stimmt  am  meisten  mit  dem  Ichthyos.  tenuirostris  überein,  und  es  wäre  daher  noch  zu  unter- 
suchen, ob  auch  die  übrigen  Knochen  auf  diese  drei  Arten  sich  zurückbringen  lassen,  deien  Vorkom- 
men in  dem  Liasschiefer  in  Würteniberg  aus  den  angegebenen  Merkmalen  wahrscheinlich  wird. 

An  den  Theilen  des  Kopfs  Fig.  k.  Tab.  I.  und  Fig.  9.  Tab.  II.  konnten  zwar  einzelne  Kno- 
chen mit  ziemlicher  Sicherheit  bestinmit  werden,  jedoch  liefsen  mehrere,  welche  für  die  verschiedene 
Arten  von  Ichthyosauren  bezeichnend  sind ,  sich  nicht  so  deutlich  darstellen ,  dafs  sie  zu  diesem 
Zwecke  benüzt  werden  könnten.  In  der  Form  desselben  Hegt  indefs  kein  Grund  gegen  die  Annahme, 
dafs  der  Kopf  Tab.  II.  Fig.  9.  dem  Ichlhyos.  tenuirostris  angehört  habe,  für  welche  die  Beschaffen- 
heit der  Zähne  spricht.  Die  einzelne  Thelle  des  Kopfs  R.  Fig.  k-  Tab.  I.  sind  zu  undeutlich,  als 
dafs  er  mit  mehrerer  Wahrscheinlichkeit  der  einen  oder  anderen  Art  zugeschrieben  Averden  konnte. 

Die  Gröfse  der  Wirbel  läfst  nur  mit  gröfster  Wahrscheinlichkeit  auf  das  Vorkommen  des 
Ichthyos.  platyodon  schliefsen;  allein  die  verschiedene  Form  derselben,  und  namentlich  das  verschie- 
dene Verhältnlfs  der  Länge  der  Wirbel  zu  ihrer  Breite  führt  denn  doch  auf  die  Annahme  von  meh- 
reren Arten  von  Ichthyosauren  in  dem  Liasschiefer.  Namentlich  finden  sich  auf  einer  Platte  von 
etwas  weicherem  und  hellergrauem  Schiefer  von  Olimden  mehrere  einzelne  Stachelfortsätzc  von  Wir- 
beln ,  die  weder  mit  den  von  Cuvier  Fig.  9.  Tab.  -XXVIII.  abgebildeten  des  Ichthyos.  communis  noch 
mit  denen  ebend.  Fig.  6.  und   7.  abgebildeten  des  Ichlhyos.  tenuirostris  übereinkommen. 

Auf  dieser  Platte  findet  sich  zugleich  eine  Reihe  von  Wirbeln  Tab.  III.  Fig.  6.  v.  von  denen  die 
meiste  die  seitliche  vertiefte  Erhöhung  zur  Aufnahme  des  obern  Endes  der  Rippen  zeigen,  und  deren 
Länge  (6'/2  bis  7'")  etwas  weniger  als  die  Hälfte  des  Breitedurchmessers  ^=  i4  bis  i5'"  beträgt.  Die 
Wirbel  sind  beinahe  vollkonmien  rund,  und  gleichen  Steinen  eines  Damenbretls  sehr,  indem  die  Ver- 
tiefung der  beiden  Endflächen  ihres  Körpers  weniger  bedeutend  und  flach  gewölbt  erscheint.  Sie 
kommen  zugleich  in  ihren  Verhältnissen  am  meisten  mit  denen  des  Scelets  Fig.  4.  überein.  An  letz- 
terem ist  der  Oberarmknochen  am  deutlichsten  ausgedrückt;  die  Vergleichung  desselben  mit  dem  Gipsab- 
güsse des  lehth.  communis  (Cuvier  Tab.  XXX.  Fig.  5.)  macht  mir  sehr  wahrscheinlich,  dafs  das  Scelet  Fig.  k- 
nicht  dieser  Art,  sondern  eher  dem  Ichthyos.  intermedius  angehört  habe.  Noch  ein  etwas  geringeres 
Verhältnlfs  der  Länge  zur  Breite  ergibt  sich  bei  den  Wirbeln  Fig.  7.,  welche  in  dem  festeren  Kalk 
über  dem  Schiefer  gefunden  wurden,  auf  welchem  der  Eisensandstein  gelagert  ist,  durch  welchen  viel- 
leicht auch  die  die  Wirbel  umgebende  Masse  von  eisenschüssigem  Mergel  etwas  ockerfarbig  geworden 
ist.  Sie  nähern  sich  durch  dieses  Verhältnifs  dem  von  Cuvier  pag.  468.  angeführten  und  Tab.  XXVIII. 
Fig.  11.  und  12.  abgebildeten  Wirbeln,  welche  er  von  Conybearc  aus  dem  Leimen  von  Klmeridge  er- 
halten hat,  und  welche  vielleicht  einer  neuen  Art  von  Ichthyosaurus  zugehört  haben.  Noch  auffallen- 
der zeigt  sich  dieses   Mifsvcrhältnifs    der   Länge    zur    Breite    bei   einer    Reihe   von  Wirbeln,   welche  in 

Jii«er  über  Reptilien.  3 


—         i8         — 

dem  weichen  durch  Verwitterung  des  Liasschiefers  'wahrscheinlich  entstandenen  grauen  Leinienboden  auf  ei- 
nem östlich  von  Göppingen  gelegenen  Hügel  gefunden  worden  sind,  und  von  welchen  ich  vier  Brustwirbel 
Tab.  III.  Fig.  5.  a,  b,  c,  d  und  drei  Schwanzwirbel  e,  f,  g  abbilden  liels.  Bei  dem  ersteren  ist  der  Durchmes- 
ser von  einer  Seite  zur  andern  gröfserj  bei  dem  hintern  Rückenwirbel  c.  werden  beide  Durchmesser 
sich  gleich,  und  bei  den  Schwanzwirbeln  nimmt  der  Queerdurchmesser  bedeutend  ab,  während  die 
Höhe  der  Wirbel  zunimmt.  Die  Vertiefung  der  Flächen  der  Körper  der  Wirbel  ist  sehr  flach,  und 
die  Länge  der  vorderen  beträgt  nicht  den  dritten  Thell  ihres  Queerdurchmessers,  doch  finden  sich 
auch  einzelne  bei  denen  dieser  Unterschied  geringer  ist,  und  es  ist  also  wohl  zweifelhaft,  ob  er  eine 
specifische  Verschiedenheit  begründe.  Sie  dürften  zunächst  den  von  Conybeare  Tab.  XLI.  Fig.  12. 
des  fünften  Bandes  der  Transact.  der  geol.  Soc.  verglichen  werden.  Dagegen  beträgt  an  einer  mit 
einem  Theil  der  Rippen  aus  festerem  Schiefer  von  BoH  erhallenen  Wirbelsäule,  die  Länge  einiger 
Wirbel  Tab.  III.  Fig.  4.,  zu  welcher  die  früher  Tab.  II.  Fig.  i3.  i5.  bis  20.  abgebildele  Knochen 
ohne  Zweifel  gehören,  etwas  mehr  als  die  Hälfte  der  Breite  (772;  1 4),  und  zwar  an  Wirbeln,  an  wel- 
chen die  seitlichen  Erhöhungen  zur  Aufnahme  der  Rippen  gleichfalls  vorhanden  sind.  Sie  würden 
sich  damit  den  Wirbeln  des  Ichthyos.  tenuirostris  mehr  nähern,  welche  Cuvier  Tab.  XXVIII.  Fig.  6.  7.  8. 
abbilden  liefs  ;  inzwischen  zeigen  die  Stachelforlsätze,  welche  an  einer  Reihe  von  gleichfalls  vier  Wir- 
beln Tab.  III.  Fig.  .l\  ,  wie  in  Cuviers  Abbildung  entblösi  sind,  einige  Verschiedenheit  der  Form,  in- 
dem das  Ende  des  Bogens,  das  auf  dem  Körper  der  Wirbel  aufruht,  breiter  ist,  und  sich  über  der 
hintern  und  vordem  Hervorragung  in  einen  breiteren  Stachelforlsalz  verliert.  Ob  dieser  Umstand 
nur  auf  die  verschiedene  Stelle  der  hier  abgebildeten  Wirbel  in  der  Reihe  der  Wirbelsäule  dieses  Indivi- 
duums oder  auf  eine  specifische  Verschiedenheit  hindeute,  niufs  ich  vorerst  dahin  gestellt  seyn  las- 
sen. In  den  sonstigen  Verhältnissen  der  Form  kommen  sie  aber  gleichfalls  vielmehr  mit  den  Wirbeln 
überein,  welche  sich  an  dem  Gipsabgüsse  der  Fig.  5.  Tab.  XXX.  von  Cuvier,  und  dem  Gipsabgüsse  des  in 
den  Phil.  Trans.  1819  abgebildeten  Scelets  des  Ichthyos.  tenuirostris  finden,  welche  das  Königl.  Nat. 
Cabinet  der  Güte  des  Hrn.  Cuvier  verdankt. 

Die  Rippen  sind  allerdings  auch  in  den  vor  mir  liegenden  Exemplaren  im  Verhältnifs  der  Gröfse  des 
Thiers  ziemlich  dünn,  und  auch  gegen  ihr  vorderes  Ende  zum  Theil  beinahe  dreieckigt,  aber  doch  gegen 
Cuviers  Angabe  in  einem  grofsen Theil  ihrer  Länge  namentlich  gegen  die  Wirbel  zu  zusammengedrückt  und 
der  Länge  nach  etwas  ausgehöhlt  Fig.  12.,  oder  auch  durch  eine  tiefe  Furche  gleichsam  in  zwei  Hälf- 
ten getheilt  Fig.  i4-  Sie  gewähren  indefs  bis  jetzt  keine  bestimmte  Merkmale  für  die  Unterscheidung 
der  einzelnen  Arten.  Auch  in  der  Beschreibung  der  Brust-  und  Schulterknochen,  und  des  Vorder- 
und  Hinterfufses  und  des  Beckens,  welche  Cuvier,  Conybeare  und  Ev.  Home  mittheilen,  sind  die  Ver- 
schiedenheiten, welche  diese  Knochen  vielleicht  bei  den  einzelnen  Arten  zeigen,  nicht  angegeben. 
Cuvier  führt  nur  pag  456.  an,  dafs  das  kleine  Scelet  Tab.  XXVIII.  Fig.  1.  und  das  von  Ev.  Home 
Tab.  XV.  der  Philos.  Transactionen  vom  Jahr  1819  dem  Ichthyosaurus  tenuirostris  der  Beschaffen- 
heit   der    Zähne    nach     zugehört    haben     möchten ,     und    es    läfst    sich    daher     zunächst    auf    diese 


—         19         — 

Scelete  eine  Veigleichung  der  verschiedenen  Arten  gründen,  deren  Ueberreste  bei  uns  gefunden 
worden  sind. 

Zu  dem  Scelete  des  Ichllayos.  tenuirostris,  welchem  die  Wirbel  Fig.  4.  Tab.  III.  zugehörten,  schei- 
nen auch  die  Rippen  Fig.  12.  u.  i3.,  die  Bruslknochen  Fig.  i5.  und  der  Oberarmknochen  Fig.  17 — 19., 
so  wie  der  Handwurzelknochen  Fig.  20.  zugehört  zu  haben,  wie  iheils  aus  ihrem  äufseren  Ansehen, 
theils  insbesondere  aus  den  zustimmenden  Gröfsenveihältnissen  erhellt ,  welche  ani  ehesten  durch  die 
Vergleichung  dieser  Knochen  mit  den  Tab.  II.  der  Phil.  Transact.  1818  im  Zusammenhang  dargestellten 
Brustknochen  sich  berichtigen  lassen.  Mit  diesen  Knochen  erhielt  ich  noch  ein  kleines  Bruchstück 
eines  mit  einer  Gelenksfliiche  versehenen  platten  Knochens,  der  Fig.  2.  Tab.  IV.  in  natürlicher  Grölse 
abgebildet  ist.  Die  Gelenksfläche  ist  bogenförmig  und  der  Liinge  nach  in  der  Mitte  etwas  vertieft  j 
der  Rand  ist  bei  i.  bogenförmig  ausgeschweift ;  auf  der  vorderen  Seite  bei  m.  ist  der  Knochen  ganz 
in  späthigen  Kalk  verwandelt,  wie  diefs  auch  bei  einem  der  Oberarmknochen  der  Fall  ist.  Auf  der 
entgegengesetzten  Seite  ist  des  Knochen  beinahe  eben.  Die  Ausschweifung  i.  entspricht  zwar  nahe  zu 
der  am  unteren  R^ande  des  Knochen  a.  der  zweiten  Tafel  der  Phil.  Trans.  i8i8  befindlichen,  allein 
die  Gelenkslläche  entspricht  diesem  nicht,  und  es  ist  mir  daher  wahrscheinlicher,  dafs  dieser  Kno- 
chen zu  dem  Becken  gehöre,  das  verhaltnifswelse  kleiner  als  die  Brustknochen  gewesen  seyn  muls,  ent- 
sprechend der  geringern  Entwicklung  des  Hinterfufses  überhaupt ,  w  eiche  auf  der  Taf-  I.  Fig.  4.  nach- 
gewiesen werden  kann. 

Ich  glaube  demnach,  dafs  die  Tab.  II.  Fig!  12.  i3.  i5.  17.  18.  19.  20.  und  die  Tab.  IV.  Fig.  4. 
abgebildeten  Knochen  zu  einem  Scelet  und  zwar  des  Ichthyos.  tenuirostris  gehört  haben.  Zu  dersel- 
ben Art  gehören  ohne  Zweifel  die  Scelete  Tab.  II.  Fig.  9.  und  10.  und  die  Pieihe  von  Schwanzwir- 
beln Fig.  II.  Der  Kopf  des  Oberarmknochen  des  Vorderfufses  Tab.  II.  Fig.  i6.  ist  merklich  niederer 
als  der  des  Oberarmknochen  Fig.  17.  mit  dem  er  sonst  in  den  Umrissen  ganz  übereinkommt.  Er 
scheint  etwas  zusammengedrückt  worden  zu  seyn,  indem  er  in  einer,  nur  zwei  Linien  dicken  Schiefer- 
platte enthalten  ist.  Jn  einer  völlig  ähnlichen  Platte  ist  der  Hinterfufs  Fig.  21^  Tab.  II.  enthalten. 
An  sie  schliefst  sich  eine  Platte  an,  welche  eine  Reihe  von  Wirbeln  enthält,  welche  in  schiefer  Rich- 
tung übereinander  gedrückt  sind,  und  so  wie  jene  Fufsknochen  auf  beiden  Flächen  der  Platte  hervorragen. 
Wenn  gleich  die  Platte  Fig.  16.  in  dem  Storr'schen,  die  Platte  Fig.  21,  sanmii  den  Wirbeln  in  dem 
Königl.  Nat.  Cab.  sich  befand,  so  dürfte  dadurch  die  Vermuthung,  dafs  sie  zu  einem  Scelet  gehört  haben» 
nichts  an  Wahrscheinlichkeit  verlieren,  welche  durch  die  Aehnlichkeit  der  Schieferschichte,  die  Giö- 
fsenverhältnisse  und  die  Form  der  Knochen  begründet  wird,  welche  mit  den  gleichnamigen  Knochen 
des  Ichthyos.  tenuirostris  am  meisten  Aehnlichkeit  haben.  Auch  die  Wirbel  nähern  sich  denen  der 
übrigen  Exemplare  des  Ichthyos.  tenuirostris  mehr  als  einei-  der  andern  Arten.  Sie  zeigen  auch  mehr 
Aehnlichkeit  mit  den  Wirbeln  Tab.  III.  Fig.  5.  und  Tab.  I.  Fig.  7.,  von  welchen  oben  (p.  18.)  die 
Rede  war,  indefs  weichen  sie  von  ersteren  insbesondere  durch  das  geringe  Verhältnifs  der  Länge  zu 
der  Breite  ab,  das  bei  keinem  der  Wirbel  des  Scelets  des  Ichthyos.  tenuirostris  in  den  Phil.  Transact. 


i8i9  zutrifft,  und  es  bleibt  dalier  auch  durch  diese  Vergleichung  zweifelhaft,  ob  jene  Wirbel  nicht  einer 
weiteren  Art  zugehört  haben,  welche  vielleicht  mit  der  aus  dem  Leimen  von  Kimeridge  übereinstimmte. 

Der  Vorderfufs  des  Scelets  Tab.  I.  Fig.  4-  kommt  nicht  mit  dem  des  Ichthyos.  communis  über- 
ein; er  nähert  sich  aber  dem  des  Ichthyos.  tenuirostris,  von  welchem  jedoch  die  übrigen  Theile  des 
Scelets  abweichen,  und  es  wird  mir  daher  auch  durch  diesen  negatiTen  Grund  wahrscheinlich ,  dals 
dieses  Scelet  dem  Ichthyos.  intermedius  zugehört  habe,  so  wie  die  Tab.  III.  Fig.  5.  abgebildete  Kno^ 
chen.     Demnach  läfst  sich  mit  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dafs  in  dem  Liasschiefer 

i)  der  Ichthyos,  platyodon  vorkomme,  dem  die  grofse  bei  Ohmden  gefundene  Wirbel  zuge- 
hört halten; 

2)  der  Ichthyos.  communis,  wenn  dazu  der  Kopf  Tab.  I.  Fig.  i.  der  Wirbel  Fig.  6.  und  die 
Rippe  Fig.    14.  gehörte,  was  nocli  zweifelhaft  ist; 

3)  der  Ichthyos  intermedius,  zu  welchem  das  Scelet  Tab.  I.  Fig.   4.  vielleicht  gehörte, 

4)  der  Ichthyos.  tenuirostris,  und  zwar  scheint  diese  Art  am  häufigsten  vorzukommen. 

5)  Ob  die  loosen  Wirbel  Tab.  III.  Fig.  5.  eine  fünfte  Art  wahrscheinlich  machen,  bleibt  weiteren 
Untersuchungen  überlassen,  bei  welchen  namentlich  auch  das  Vorkommen  der  verschiedenen  Arien  von 
Ichthyosauren  in  den  verschiedenen  Schichten  dieses  Liasschiefers  zu  berücksichtigen  wäre. 

Ich  habe  schon  in  der  Schrift  de  Ichthyosauro  pag.  7.  erwähnt,  dafs  ich  aus  dem  Liasschiefer 
bei  Reutlingen  mehrere  Wirbel  von  Ichthyos.  erhalten  habe,  welche  ganz  von  Schwefelkies  durch- 
drungen sind,  und  ebendaher  finden  sich  auf  dem  Nat.  Cab.  in  Zürich  mehrere  Wirbel,  wie  mir  Hr. 
Dr.  Schinz  im  Sept.  1824  schrieb,  und  nach  einer  späteren  Nachricht  von  demselben,  finden  sich  in 
Solothurn  mehrere  Wirbel  von  Ichthyosauren  aus  der  Juraformalion.  Hr.  Geh.  Ralh  v.  Soemmering 
hatte  die  Güte  mir  zwei  Stücke  eines  braunen,  wie  es  schien  etwas  eisenhaltigen,  Muschelmarmors 
(der  sehr  viele  kleine  feingesireifte  Pectiniten  enthielt)  von  Ahdorf  zur  Einsicht  zu  schicken,  von  wel- 
chen das  eine  7,  das  andere  6  AVirbel  des  Ichthyosaurus  enthielt,  welche  mit  der  Masse  des  Steins 
ganz  verschmolzen  waren.  In  jenem  waren  die  Wirbel  beim  Schleifen  des  Steins  beinahe  in  der 
Mitte  getheilt,  ihre  Breite  betrug  14  bis  i5'",  ihre  Lange  am  Rande  6'",  im  Mittelpunkt,  wo  sich  die 
Spitzen  der  conischen  Vertiefungen  gegenüberstanden,  kaum  k'"-  Einen  grofsen  Theil  der  Wirbelsäule 
eines  gröfseren  Ichthyosaurus  von  Alldorf  fand  Ich  in  dem  Naturalien-Cabinet  zu  Würzburg.  Die 
Länge  der  Wirbel  mochte  im  Durchschnitt  ly»",  die  Breite  s'/j  betragen').  Mehrere  einzelne  gröfsere 
Wirbel  befinden  sich  in  dem  Naturalien-  Cablnet  zu  München,  und  nach  einer  Nachricht  in  Frorieps 
Notizen  XVII.  Bd.  nr.  18.  hat  man  schöne  Knochen  von  Ichthyosauren  (und  sogar  ein  beinahe  voll- 
ständiges Scelet)  zwischen  Coburg  und  Bamberg  in  der  Nähe  von  Banz  gefunden.  Bei  der  Versamm- 
lung deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zu  München,  hatte  Hr.  Director  v.  Voigt  die  Güte,  mir  ei- 
nige von  ihm  bei  Amberg  aufgefundene  Reptilienknochen  aus  dem  dort  vorkonnnenden  Liasschiefer 
und  Gryphitenkalk  zu  zeigen,  welche  ich  mit   seiner  Genehmigung    der  Versammlung  bei  Gelegenheit 


1)  Ebendaher  ist  der  Kopf  eines  crocodilarligen  Thiers,  welcher  sich  in  dem  Cabinet   »u  Maanheim  befindet,  und  welcher  nach  Cuvier 
pag.  hi\.  mit  dem  der  Laceria  von  Houfleur  übereinkommen  soll. 


21 


eines  kurzen  Vortrags  über  die  in  Würlemberg  aufgefundene  Reptilien  vorlegte.  Einige  der  bei  Ani- 
berg  gefundenen  Wirbel  gehören  der  Galtung  Iclithyosaurus  und  -wahrscheinlich  dem  Ichlhyos.  lenul- 
rostris  oder  Intermedius  zu;  zwei  Brustwirbel  sind  den  entsprechenden  aus  dem  Liasschiefer  in  Eng- 
land und  Würtemberg  auch  im  äufseren  Ansehen  und  der  Farbe  so  ähnlich,  dafs  auf  die  Ueberein- 
stimmung  des  Muttergesteins  mit  Sicherheit  geschlossen  werden  kann,  von  welchem  überdiefs  noch 
kleine  Reste  an  den  AVirbeln  anhiengen').  In  einer  tieferen  Schichte,  welche  wahrscheinlich  zwischen 
dem  Liasshiefer  und  dem  eigentlich  sogenannten  Gryphitcnkalke  liegt,  waren  nach  den  beigelegten 
Exemplaren  Beckenknochen,  eine  Rippe,  und  ohne  Zweifel  das  Ende  eines  Fufsknochens,  von  einem 
kleineren  Reptil  eingeschlossen,  das  vielleicht  zu  der  Familie  der  Schildkröten  oder  zu  der  der  Lacer- 
ten  gehört  haben  könnte,  wofür  das  Vorhandenseyn  mehrerer  Schuppen  auf  der  Oberfläche  des  Steins, 
sprechen  würde.  Aus  derselben  Schichte  wurden  zwei  zusammengehörige  Bruchstücke  eines  Unterkiefers 
vorgelegt,  welcher  mit  dem  des  Gavials  die  gröfste  Aehnhchkeil  hatte,  allein  ein  beiliegender  Zahn, 
welcher  durch  die  bis  auf  die  Hälfte  seiner  Länge  ungefähr  reichende  Streifen  und  seine  conische 
Form  von  dem  der  Crocodile  0  abweicht,  milfste  Zweifel  gegen  diese  Annahme  erregen,  welche  viel- 
leicht weitere  Untersuchungen  bald  lösen  werden,  zu  welchen  mir  die  Gefälligkeit  des  Hrn.  Director 
V.  Voigt  Gelegenheit  geben  wird. 

Aus  der  lieferen  Schichte  der  Llasformalion  in  Würlemberg  erhielt  ich  bis  jetzt  blos  zwei  Stücke 
mit  Ueberresten  von  Reptilien.  Das  erste  fand  ich  auf  dem  kleinen  Hügel  bei  Göppingen,  auf  wel- 
chen die  oben  (pag.  18.)  angeführte  loosc  AVirbel  von  Ichthyosaurus  gefunden  wurden.  Es  war  ohne  allen 
Zweifel  durch  Zufall  dahin  gekommen,  und  gehörte  einer  Schichte  des  sehr  festen  Gryphitenkalks  an, 
der  zahlreiche  kleine  Chamiten,  wahrscheinlich  Chamites  laevis  enthält.  Die  Ueberreste  von  Knochen 
sind  aus  dem  Steine  herausgesprengt,  aber  die  frische  Abdrücke  derselben  mit  den  anhängenden  Kno- 
cheniheilen  geben  ein  Reptil  zu  erkennen.  Sic  scheinen  von  Theilen  des  Kopfs  gebildet,  und  dürf- 
ten einem  Thiere  von  bedeutender  Gröfse  zugehört  haben. 

Den  blofsen  Abdruck  eines  nicht  näher  bestimmbaren  Bruchstücks  eines  Knochen  erhielt  ich  von 
Hrn.  Oberfinanzrath  Nördlinger  auf  einem  mit  Adern  von  Thoneisenstein  durchzogenen  und  von  Ei- 
sen braun  gefärbtem  sandsteinartigen  Kalke,  der  eine  Abänderung  des  Gryphitenkalks  bildet  (vergL 
Alberti  pag.  121.)  jedoch  kenne  ich  den  Fundort  nicht  näher;  und  es  läfst  sich  daher  bis  jetzt  aus 
diesen  Thatsachen  verbunden  mit  den  bei  Amberg  gemachten  Beobachtungen  blofs  schlicfsen,  dafs 
Knochen  von  Reptilien  auch  in  dem  unter  dem  Liasschiefer  gelegenen  Schichten  bisweilen  vorkom- 
men, ohne  dafs  jedoch  bis  jetzt  darüber  entschieden  werden  kann,  ob  sie  diesen  Schichten  eigenlhüm- 
lich,  oder  blofs  zufällig  in  sie  gekommen  seyen,  was  bei  der  nahen  Berührung  dieser  Schichten  mit 
dem  Liasschiefer  wohl  möglich  wäre. 


1)  Noch  »ugenscheinlicher  liefs  sich  diels  an  einem  aus  England  erhaltenen   Wirbel   des  Ichlhyos.  tenuirostris  nachweisen,   der  schon 
seit  vielen  Jahren  auf  dem  Königl.  Nat.  Gab.  zu  Stuttgart  aufbewahrt  ist. 

2)  Er  gleicht  auf  den  ersten  Anblick  am  meisten  dem  von  Hrn.  Mantell  Tab.  XXXIII.   Fig.   i.  seiner  Geologie  von  Sussex  abgebilde- 
ten Zahn,  welche  ich  der  Güte  des  Verfassers  verdanke. 


2  2  — - 


II)    REPTILIEN  DES  REUPERSANDSTEINS. 


Die  ei-sle  Spur  eines  fossilen  Knochens  eines  Wirbelthiers  fand,  so  viel  ich  welfs,  Hr.  Oberfinanz- 
rath  Nördlinger  bei  Waidenbuch  in  dem  hier  graulich-Tveifsen,  grobkörnigen  Sandstein,  dessen  Bin- 
dungsmittel  ein  billercrdehaltigcr  Kalk  ist,  und  den  daher  Hr.  Prof.  Schübler  (vergl.  Alberti  p.  277.) 
Dolomitsandslein  genannt  hat.  Wornach  das,  was  pag.  3.  der  Abh.  über  die  Pflanzenversieinerung^n 
des  Bausandsteins  von  Stuttgart  über  diesen  Sandstein  gesagt  ist,  zu  berichtigen  ist,  dei-  mit  dem  auf 
dem  Welzheimer  Walde  vorkommenden  übereinstimmt.  Er  macht  die  obei-ste  Lage  zunächst  unter 
der  Liasformation  aus.  Der  Knochen  (Tab.  VI.  Fig.  1.)  ist  ganz  mit  dem  Muttergestein  umgeben,  und 
daher  beim  Zerschlagen  desselben  in  der  Mitte  gelheilt,  wobei  sich  die  Aehnlichkeit  mit  andern  \er- 
steinerlcn  Amphibienknochen  im  äufsern  Ansehen  des  Innern  des  Knochen  zu  erkennen  gibt.  Die 
Substanz  des  Knochens  ist  an  seinem  schmäleren  Theile  a.b.  roth  gefärbt;  die  Substanz  der  oberen 
breiteren  Hälfte  b.  c.  des  Knochens  und  die  äufsere  Oberfläche  überhaupt  ist  graulich  oder  gelblich- 
weifs.  Von  dem  oberen  Ende  des  Knochens  c.  ist  nur  noch  die  äufsere  Schale  an  dem  Stein  zurück- 
geblieben, und  hat  eine  rückwärts  und  seitlich  sich  ausbreitende  Vertiefung  in  dem  Steine  zurückge- 
lassen. Die  Form  dieser  sowohl,  als  die  einen  stumjifen  Winkel  bildende  Gelenksfläche  des  unteren 
Endes  scheint  zu  keinem  Säugethierc  zu  passen,  und  dagegen  der  Form  des  Oberarm-  oder  Schenkel- 
knochens des  Plesiosaurus  oder  auch  der  Form  des  Schulterblatts  des  Plesiosaurus  oder  Ichthyosaurus 
sich  am  meisten  zu  nähern,  wie  sich  aus  der  Vergleichung  dei-  Abbildungen  dieser  Knochen  auf  der 
Sisten  und  Szsten  Tafel  und  Fie-  i5.  der  aasten  Tafel  in  Cuviers  Werke  über  die  fossile  Knochen 
und  besonders  des  Schenkelknochens  des  Plesiosaurus  auf  der  dritten  Tafel  in  dem  Discours  sur  les  re- 
volutions  du  Globc  von  Cuvier  1826  ergibt,  womit  auch  der  Tab.  XXII.  Fig.  1.  der  Transactionen  der 
Geolog.  Societät  abgebildete  Schenkelknochen  nahe  zu  übereinstimmte.  Es  wäre  jedoch  gar  wohl 
möglich,  dafs  dieser  Knochen  einer  der  zwei  folgenden  neuen  Reptiliengattungen  zugehörte,  die  erst 
im  Herbst  1826  in  derselben  (iebirgsart  entdeckt  wurden,  und  die  ich  vorläufig  mit  dem  gemein- 
schaftlichen Namen 

PHYTOSAURUS 

bezeichne.  Der  Steinbruch,  in  welchem  sich  die  Ueben-este  dieser  Reptilien  vorflmden,  liegt  etwa 
zwei  Stunden  von  Tübingen  nahe  bei  Altenburg  oder  Rübgarten  am  nördlichen  Ufer  des  Neckars,  an 
einem  Hügel,  auf  welchem  einst  die  Burg  Wildenau  stand.  Das  Bett  des  Neckars  ist  nur  ungefähr 
100  Scliritte  von  diesem  Hügel  enlferni,  dei-  etwa  5o'  über  das  Niveau  des  Neckars,  also  etwa  1000' 
über  die  Meeresfläche  sich  erhebt.  Der  Sandslein,  welcher  hier  zu  Mühlsteinen  hauptsächlich  gebro- 
chen Avird,  ist  von  mehr  oder  weniger  grobem  Korn,  und  das  Bindungsmiltel  dei-  graulichen  auf  den» 
frischen  Bruch  stark  fetlglänzenden Quarzkörner  scheint  kohlensaure  Kalk- und  Bittererde  zu  seyn,  die  jedoch 


—  33  _ 

hier  seilen,  wie  bei  bei  dem  zuvorerwälinten  Sandsleine  von  Waldenbuoh  cbryslallinisch,  und  von  dem 
Glänze  des  Bliterspalhs  ungefähr  ist,  sondern  W'ic  durch  Verwitlcrung  mall  und  von  kreideweiser  Farbe'). 
Einzelne  Siücke  enthalten  bei  übrigens  gleicher  BeschafTenheit  reiclilich  dunkel-aschgrauen  oder  bläu- 
lich-grauen Thon  oder  Mergel  eingemengt,  wie  diefs  noch  mehr  bei  dem  am  Woldirtsberge  bei  Löwen- 
slein  vorkommenden  Sandsleine  der  Fall  ist,  dessen  icli  in  der  Schrift  über  die  Pflanzenversieinerungen 
des  Bausandsteins  von  Stuttgart  pag.  3.  erwähnt  habe.  Diefs  bemerkt  man  auch  insbesondere  an  den 
Stücken,  welche  die  nun  zu  beschreibende  Ucberreslc  von  Knochen  der  ersten  Art  oder  Gattung  von 
Phytosaurus,  welche  ich 

OCYLINDRICODON 
nenne,  enthielten,  und  zugleich  hatte  der  Stein  in  der  Nähe  derselben  gröfstentheils  eine  ockergelbe 
Farbe,  die  wie  geflossen  bis  auf  i  bis  x^i"  in  der  Nähe  der  Knochen  die  .Masse  des  Steins  durchdrang,  die 
an  diesen  Stellen  fester  und  manchem  Basalltuff  nicht  unähnlich,  und  hin  und  wieder  mit  gröfseren  Quarz- 
körnern von  2  bis  "b"'  Durchmesse!-  gemengt  war.  In  der  Nähe  der  Knocheutheile  zog  sich  eine,  wie 
es  schien,  ziemlich  reiche  Ader  von  Schwefelkupfer' und  vielleicht  auch  von  Schwefeleisen  durch  die  Masse 
des  Steins.  Ersteres  fand  sich  auch  auf  der  Bruchfläche  eines  Zahns  und  einer  Zahnhöhle,  und  es  hatte 
sich  an  vielen  Stellen  zu  einem  Anflug  von  smaragdgrünem  kohlensaurem  (oder  vielleicht  zum  Theil 
phosphorsaurem  Kupfer  als  Pseudomalachit)  Kupfer  umgewandelt,  und  auf  der  Oberfläche  der  Knochen- 
theile  hatten  sich  kleine  Klümpchen  von  Malachit  abgesetzt,  wahrend  die  Oberfläche  der  Knochen- 
überreste selbst  von  schwarzbrauner  Farbe  und  zum  Theil  wie  mit  dralhförmigen  Verzweigungen 
überzogen  oder  umwunden  erschienen.  An  andern  Stellen  bildete  der  braune  Ueberzug  eine 
dünne  ablösbare  Grusle,  auf  der  sich  an  einem  Stücke  auch  tafelförmige  Gipskryslalle  abgesetzt  hal- 
ten. Dieselbe  Beschaffenheit  beinahe  zeigte  der  Stein,  in  welchem  sich  Zähne  und  Ueberreste  des 
Kiefers  einer  zweiten  Art  oder  Gattung  fanden,  die  ich  Cubicodon  nennen  möchte: 
nur  bestand  der  Theil  des  Multergesteins ,  an  welchem  das  eine  Bruchstück  des  Kiefers  an- 
hing, fast  ganz  aus  einer  Niere  von  bläulich-grauem  Thon,  und  in  dem  Gestein  selbst  bemerkte  man 
nur  eine  Spur  von  eingesprengtem  Kupferkies,  wohl  aber  fand  sich  an  den  Zähnen  und  Kiefertheilen 
iheils  ein  dünner  Anflug,  theils  jedoch  sparsamer  kleine  Häufchen  von  Malachit  und  ein  Theil  der 
Oberfläche  der  Kiefcrtheile  und  der  Zähne  war  ebenfalls  schwarzbraun  gefärbt,  oder  auch  mit  einem 
Netze  drathförmiger  Fäden  bedeckt,  die  besonders  auf  der  Oberfläche  der  Zähne  in  vielfach  verschlun- 
genen iumier  feiner  werdenden  Zweigchen  sich  verloren.  Diese  eigenlhümliche  Beschaffenhell  der 
Oberfläche,  die  wirklich  einigen  Zähnen  des  Cylindricodon  das  Ansehen  gab,  als  ob  sie  mit  feinem 
Drath  umwunden  worden  wären,  konnten  auf  den  ersten  Anblick  wohl  auf  die  Vermulhung  leiten, 
diese  Versteinerung  für  ein  Kunstproduct  zu  halten,  wofür  denn  noch  aufserdem  angeführt  werden 
konnte,  dafs  ganz  in  der  Nähe  beinahe  über  dem  Steinbruche  friÜier   eine   Burg   gestanden  hatte,  dals 


i)  Es  kommen  übrigcüs  iu  der  Nähe  mehrere  Abänderungen  dieses  Sandsteins  vor,  i.  B.  ein  grobkörniger  Ton  mehr  porphyrarligem 
Ausehen  mit  kleinen  Feldspathcryslallen  und  feltglänzenden  Quarzkörnern.  An  einer  hindern  Stelle  zieht  sich  eine  kaum  i  Zoll 
dicke  Ader  von  Steinkohle  durch  diesen  Sandstein, 


—  24  — 

in  dem  nahen  Walde  sich  mehrere  Grabhügel  sogenannte  Römerhiigel  finden,  dafs  der  Sandsteinart,  die 
hier  gebrochen  wird,  sonst  die  Beimengung  von  Schwefelkies  und  insbesondere  von  Kupferkies  oder 
Malachit  fremd  ist,  der  auch  in  dem  Schilfsandstein  von  Stuttgart  nur  als  Anflug  vorkommt,  dafs  die 
Steinart  selbst  mehr  einem  felnkörnigten,  dem  Basalttuffe  etwas  ähnlichen  Conglomerat  gliech,  das  sich 
also  auch  erst  in  neueren  Zeiten  gebildet  haben  konnte,  und  dafs  man  die  muihmafsliche  Ueberreste 
eines  Thlers  nicht  geradezu  einer  bekannten  Thierart  zuschreiben  konnte.  Inzwischen  wurde  schon 
angeführt,  dafs  das  Ansehen  mancher  Exemplare  dieses  Sandsteins  sich  dem  der  Stücke  näherte,  in 
welchen  die  thierische  Ueberreste  lagen,  theils  macht  die  Lagei'stättc  dieser  selbst  es  wahrscheinlich, 
dafs  sie  in  Folge  gröfserer  Veränderungen  und  nicht  durch  blofsen  Zufall  dahin  gekomman  seyen. 

Zwar  zeigt  der  Sandstein  hin  und  wieder  schiefe  oder  senkrechte  Spalten,  welche  mit  Ralkspath 
ausgefüllt  sind,  und  seine  Lageiung  ist  hin  und  wieder  etwas  unrcgelmäfsig,  jedoch  gibt  sich  keine 
deutliche  Spur  gewaltsamer  Durchbrüche  zu  erkennen.  Der  Sandstein  ist,  so  weit  er  bis  jetzt  blofs- 
gelegt  ist,  in  einer  Mächtigkeit  von  20'  ungefähr,  ziemlich  rcgehuäfslg  horizontal  geschichtet,  und  die 
tieferen  und  höheren  Schichten  desselben  wechseln  zum  Theil  mit  Mergelschichten  von  grünlich- 
grauer Farbe.  In  einer  dieser  tieferen  Schichten  wurde  die  Versteinerung  in  horizontaler  Lage  gefun- 
den gröfstentheils  in  den  Sandstein  eingewachsen. 

Das  Vorkommen  von  Kupfer  und  Eisen  ist  zwar  in  dieser  Sandsteinart  sonst,  so  viel  ich  weifs, 
sehr  selten,  allein  aus  einem  Zufall  doch  wohl  schwerlich  erklärbar,  und  wenigstens  defswegen  schon 
weniger  auffallend,  da  Malachit,  Kupferlasur,  Eisennieren  in  dem  tiefer  gelegenen  Schielfsandstein 
nicht  selten  jedoch  nur  sparsam  angeflogen  oder  eingesprengt  vorkommen.  Unter  den  vielen  Stücken 
jenes  Sandsleins,  die  ich  auf  dem  Wege  nach  dem  Steinbruche,  in  welchem  die  Ueberreste  von  Phy- 
losaurus  gefunden  wurde,  untersuchte,  fand  sich  nur  in  einem  einzigen  Bleyglanz  eingesprengt,  und 
in  denl  Muschelkalk,  der  unter  dem  Schilfsandstcln  bei  Zuffcnhausen  in  der  Nähe  von  Ludwigsburg 
als  ein  mächtiges  Lager  zu  Tage  ansieht,  findet  sich  ebenso,  jedoch  etwas  liäufiger,  gelbe  Blende  ein- 
gesprengt, und  es  scheint  somit  diese  Art  des  Vorkommens  von  Erzen  in  diesen  Gebirgsformalionen 
nicht  mehr  und  nicht  weniger  unerwartet  und  erklärbar,  als  das  sporadische  Vorkommen  gewifser 
Pflanzen  und  Thierarten  in  einzelnen  Gegenden,  denen  die  Gattung  selbst  sonst  fremdartig  ist. 

Wenn  nun  schon  die  äufscre  Umstände  es  unwahrscheinlich  machen,  dais  hier  Irgend  ein  Zufall 
sein  Spiel  getrieben  habe,  so  hebt  darüber  vollends  die  nähere  Untersuchung  des  Fossils  selbst  jeden 
Zweifel.  H.  Unterförster  Nestel  In  Rübgarten  der  zuerst  diese  Versteinerung  sah,  entwarf  sogleich  an  Ort  und 
Stelle  eine  kleine  Zeichnung  Tab.  VI.  Fig.  2,  Nach  der  Angabe  H.  Nesteis  hatte  dieselbe  eine  Länge  von  i^/, 
und  am  hinteren  Ende  ungefähr  eine  Breite  von  8  bis  9",  am  vorderen  schmäleren  von  2  bis  3". 
Die  kleineren  Stücke  fanden  sich  am  vordertu  Thelle  und  standen  etwas  liefer.  Nach  hinten  zu  soll 
sich  die  Versteinerung  unbestimmt  geendigt  haben  und  mehr  in  den  Stein  auslaufend  gewesen  seyn. 
Andere  Knochen,  welche  bei  demselben  Steinbruche  sefunden  wurden,  schienen  Hrn.  Nestel  von  Zie- 
gen  oder  Schafen  herzurühren,  und  sie  wurden  daher,  da  sie  nach  seiner  Uebcrzeugung  nur  in  dem 
Schulte  der  Burg  Wildenau  sich  finden,  auch  wieder  mit  dem  Abraum    begraben.      Ich    inufs    daher 


—         z5         — 

die  Bedeutung  dieser  Knochen  unberührt  lassen,  allein  die  vorhandenen  Ueberreste,  von  welchen  ich 
später  noch  die  Stücke  C  und  D  durch  die  Gefälligkeit  des  Hrn.  Gwinner,  Lehrers  der  Forsfwissen- 
schaft  in  Hohenbeini,  erhielt,  reichen  denn  doch  hin  in  Verbindung  mit  den  übrigen  mir  von  Hrn. 
Prof.  Schübler  früher  mitgetheilten,  um  der  untergegangenen  Gattung,  zu  der  dieses  Thier  gehörte, 
bestimmt  seine  Stelle  in  der  Classe  der  Reptilien,  und  zwar  in  der  Ordnung  der  Saurier,  anzuweisen, 
in  der  es  eine  Zwischenstufe  zwischen  der  Familie  der  Crocodile,  der  Iguanen  und  der  Monitor  bil- 
den würde. 

Von  den  Fig.  3.  dargestellten  Ueberresten    des  Kopfes   liefs  sich  das  Stück  B ,  das  Fig.   4-  und  5. 
besonders  von  zAvei  Seiten  abgebildet  ist,  nicht   in  unmittelbare  Verbindung  mit  den  übrigen  bringen, 
es  gehörte  jedoch  ohne  Zweifel   auf  die   linke    (oder  bei  der  Lage  des  Kopfes  auf  dem   Rücken   oder 
obern  Theile,  wie  in  der  Figur    auf   die  rechte)    Seite    desselben.     An   das    Stück  A.    pafste   zwar   das 
Stück  C.    nicht   unmittelbar,    es    konnte  aber,    der   Richtung    der  Zähne   und   der  Scheidewand  in  der 
Mitte   zu   Folge,   nicht   über  9'"  von   dem    Stücke  A.    abstehen,    und  das  Stück  D,  das  noch  in  einer 
gröfseren  Masse  des  Steins  steckte,  konnte  vollkommen  an  das  Stück  C.  angepafst  werden.    Man  konnte 
wohl  in  Zweifel    seyn,    ob  das   fossile  Exemplar  als  Ueberrest  des  Ober-  oder  Unter-Kiefers  anzusehen 
sey,  allein  ich  glaube  es  aus  Gründen,  die  sich  im  Verlaufe  der  Beschreibung  von  selbst  ergeben  wer- 
den, als  den  Oberkiefer  annehmen  zu  müfsen,  dessen  obere    Fläche    grofsentheils    aufgelöst   und    völlig 
mit  der  Masse  des  Steins  verschmolzen,  und  eigentlich  blofs  als  Abdruck  vorhanden   ist,    während  die 
Gaumenfläche   zerstört   und   blofs  die  mittlere  beide  Kieferhälften  der  Länge  nach    trennende  Scheide- 
wand zum  Theil  so  wie  eine  Reihe  von  Zähnen  der  Form  nach  erhalten  ist,  unerachtet  die  Masse  des 
Gesteins  gleichfalls  gröfstenthells  an  die  Stelle  der  Knochensubstanz  getreten  ist.     Vergleicht  man  näm- 
lich die  obere  Fläche    des    Schädels    des  Gavlals    bei  Cuvier    Tab.   IJI.    Flg.   6.  und  Tab.   VL  Fig.   16., 
und  die  obere  Fläche  des   Schädels   und    die    Gaumenfläche   des    kleinen    Gavials    (Crocodilus    tenuiro- 
slris)    in     Tiedemanns,    Oppels    und    Llboschütz    Naturgeschichte    der    Reptilien    Tab.' IL    (wovon    Hr. 
Geh.Rath  v.  Soemmerig    mir    die    von    Laurillard    verfertigte  Originalzeichnung  mitzutheilen  die  Güte 
hatte),  ferner  die  Gaumenfläche  des  Crocodilus  rhomblfer   bei  Cuvier   Tab.  IIL  Flg.   2.    und   der   La- 
certa  nilotica    oder    des    grofsen    egvptlschen  Monitors    Tab.  XVL  Fig.  3.,  so  wie  die  Kopfformen  der 
verschiedenen  Crocodile,  so  wird  es  wahi-schelnllchj    dafs    die   äufsere  Form   des  fossilen   Schädels    am 
meisten  der  des  Gavials  und  etwa  des  Crocodilus  acutus  sich  genähert  habe.     Es  scheint  mir  nämlich 
die  aufrecht  stehende  Platte  a,  b,  c.    nichts  anders   als  die  Scheidewand   zu   seyn,   welche   die   beiden 
Kieferhälften  von  einander  trennt.  Die  dreieckigte  nach  vornen  durch  einen  sehr  spitzen  Winkel  begränzte 
Fläche  a,  b,  c,  h,  d.  dürfte  wohl  der  Abdruck  des  dreiecktigten  Raiuns  seyn,    der  auf  der  Oberfläche 
des  Schädels  des  Gavials  dem  Nasenknochen  entspricht,  sich  aber  namentlich  bei  einem  Exemplar  des 
kleinen  Gavials,  das  ich  kürzlich  sah,  fast  bis  in  die  Mitte  der  Schnauze  erstreckte  oder  auch  der  Abdruck  der 
Nasenknochen  selbst  seyn.  Diesem  Räume  entspräche  auf  der  andern  Seite  der  Raum  a,  b,  f,  g,  der  äufsere 
Rand  desselben  ist  jedoch  hier  sammt   dem  Zahnknochen  an  dem  Stück  A.    abgebrochen.     Der   Raum 
h,  e,  c,  1  würde  dem  rechten  Zahnknochen  entsprechen,  so  wie  auf  der  andern  Seite  des  Knochen  C. 

Jäger  über  Reptilien.  4 


~  26  — 

der  Raum  c,  e',  1,  m.  Die  Scheidewand  h,  e  ist  nach  hinten  so  dick  als  die  mittlere  Scheidewand 
a,  b,  c,  sie  wird  aber  bald,  da  wo  sie  sich  von  der  Zahnreihe  entfernt,  um  sich  der  mittleren  Scheide- 
wand zu  nähern,  sehr  dünn.  Die  queere  Leiste  n,  o  an  dem  Stücke  C.  konnte  als  eine  Spur  der 
Nath  des  Zwischenkieferbeins  angesehen  werden,  die  wenigstens  auf  der  Gaumenfläche  bei  dem  Crocod. 
tenuiroslris  gerade  in  die  Queere  geht,  jedoch  ist  sie  nicht  vollständig,  und  es  zeigt  sich  bei  p.  eine 
ähnliche  Leiste  jedoch  nur  auf  der  einen  Seite,  so  dafs  sie  also  vielleicht  nur  als  Abdruck  der  quee- 
reh  Spalten  anzusehen  ist,  welche  sich  bei  den  Gavialen  längs  der  ganzen  Oberfläche  der  Schnauze 
finden. 

Die  Zahl  der  Zahne  und  der  Bruchflächen  derselben  beträgt  27.   Nimmt  man  aber  weiter  1  bis  2  Zähne 
zwischen  den  Bruchstücken  A  und  C,  und  ein  Paar  Zähne  rückwärts  von  dem  hinteren  und  vorwärts 
von  dem  vorderen  Ende  des  Kiefers  an,  so  beträgt  die  Zahl  derselben  in  einer  Zahnreihe  mehr  als  3o, 
sie  übei-steigt  also  jedenfalls  die  aller  Crocodile,    und  nur  die  Gaviale,    bei  welchen  27  bis  28  Zähne 
in  einer  Zahnreihe  stehen,  nähern  sich  damit  dem  fossilen  Exemplar.    Die  Zähne  stehen  in  einer  einfachen 
Reihe,  und  zwar  bildet  nach  hinten  zu  der  äufsere  Rand   des  Zahnknochens    und    das  Plättchen  h,  e, 
das  sich  hier  zunächst  an  die  Zähne  anschliefst,  eine  Rinne,  so  dafs  man  annehmen  könnte,  sie  seyen, 
wie  bei  den  Ichtliyosauren  befestigt;  allein  die  Rinne  öffnet  sich  nach  vornen  und  die  Zähne  scheinen 
vielmehr  ganz  frei  zu  stehen.  Man  bemerkt  nur  an  mehreren  noch  an  Ort  und  Stelle  befindlichen  Zäh- 
nen  auf  der   inneren   Seite,    wie    diefs   am    deutlichsten   in    Fig.   4.  a,  b.    ersichtlich   ist,    eine  in  ho- 
rizontaler Richtung  fortgesetzte  Verbindung,  welche  dem  Rand  einer  Zahnhöhle  zu  entsprechen  schien. 
Eine  ähnliche  Verbindung  fand,  wie  sich  durch  die  Vereinigung  der  Stücke  C  und  D.  ergab,  auch  auf 
der  äufsern  Seite  der  Zähne  statt,  und  es  zeigt  sich  hier  zugleich  deutlich,  dafs  von  der  äufseren  Wandung 
des  Zahnknochens  ohne  Zweifel  einzelne  Pfeiler  gleichsam  abgingen,  durch  welche  diese  Verbindung  der 
Zähne  untereinander  unterstützt  wurde.     Zugleich  sieht  man  auf  der    (Innern)    Fläche    dieser   äufeern 
Wand  des  Zahnknochens  sehr  flache  Vertiefungen,    welche  ohne   Zweifel    den    einzelnen   2Lähnen    ent- 
sprachen.     Eigentliche    Zahnhöhlen    waren    jedoch   schwerlich    vorhanden,    und    selbst    die  Knochen- 
platte, welche  auf  der  Innern,  und  ohne  Zweifel  auch  durchaus  auf  der  äufsern  Seite  der  Zähne  sich 
festsetzte,  scheint  nur  etwa  einzelne   Erhöhungen   aber    keine    eigentliche  Scheidewände    zwischen  den 
einzelnen  walzenförmigen  Zähnen   gebildet    zu    haben,    die   unterhalb   jener    zusammenhängenden  Kno- 
chenplatte durchaus  durch  freie  Zwischenräume  von  einander  gesondert  waren,  welche  also  während  des 
Lebens  ohne  Zweifel  blofs  durch  weiche  Theile  ausgefüllt  waren.    (Anders  verhielt  sich  diefs  bei  den 
spitzigen  Zähnen,  die  wahrscheinlich  zu  demselben  Kiefer  gehörten,  welche  in  vollkommen  gehildeten 
2iahnhöhlen  eingeschlossen  waren.)     Die  walzenförmige  Zähne   Flg.  6.   7.  sind  beinahe  cyllndrisch  nur 
von  vornen  nach  hinten  und  zugleich  von  aufsen  nach  innen  kaum  merklich  zusammengedrückt,  und 
zugleich  von  aufsen  nach  innen  etwas  gebogen,  sie  endigen  sich    mit    einer   Wölbung,    die    gleichsam 
nach  innen  umgebogen  ist,  unter  welcher  sich  unmittelbar  der  Rand  des  Kiefers  a.  anlegt.     Die  Länge 
des  iSien  Zahns  betrug  9"",  sein  Durchmesser  3'".     Ein  looser  Zahn  halte  4'"  im  Durchmesser,  und 
völlig   den   gleichen  Durchmesser   hatten    die  Bruchflächen   der   Zähne    1   und  2,    dagegen   hatten   die 


_  27  — 

Bruchflachen  der  Zähne  nr.  16.  n.  17.  kaum  3'";  und  die  der  vordersten  Zähne  des  Stücks C.  nur  ■!>/>,'" 
im  Durchmesser,  -woraus  erhellt,  dafs  die  Dicke  der  Zähne  von  der  Spitze  bis  zum  hintern  Theil  des 
Kiefers  jedoch  sehr  allmählig  zunahm,  ohne  dafs  übrigens  ihre  Höhe  oder  Länge  sich  merklich 
änderte. 

Die  Zähne  stehen  sich  auf  beiden  Seiten  nicht  völlig  gleichförmig  gegenüber,  so  dafs  eine  die 
Scheidewand  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Linie  auf  beiden  Seiten  die  Mitte  eines  Zahns 
träfe,  auch  sind  die  Zwischenräume  zwischen  je  2  Zähnen  nicht  ganz  gleich,  so  dafs  z.  B.  die  Bruch- 
flächen der  Zähne  nr.  1  und  2.,  nr.  6  und  7.,  nr.  19  und  20.  beinahe  zusammenfliefsen ,  während 
die  Bruchflächen  der  Zähne  3,  4,  5,  und  20'  und  21'  auch  auf  den  Bruchflächen  der  Basis  merklich 
weiter  von  einander  getrennt  sind.  Zwar  scheint  diefs  auch  bei  andern  Thieren  nicht  selten  der  Fall 
zu  seyn  \  bei  dem  fossilen  Schädel  würde  sich  jedoch,  wie  bei  den  Crocodilen,  diese  Verschiedeuheit  in 
der  Stellung  der  Zähne  beider  Zähne  aus  dem  Zahnwechsel  eher  erklären.  Die  Zähne  müfsen  grofsen- 
theils  als  hohl  angenommen  werden,  denn  sie  sind,  wie  sich  diefs  aus  der  Ansicht  der  in  verschie- 
denen Höhen  abgebrochenen  Zähne  ergibt,  vollkommen  gleichartig  mit  der  Gebirgsmasse  ausgefüllt,  und 
nur  an  der  Bruchfläche  des  i6ten  Zahns  des  Stücks  A.  bemerkt  man  eine  jedoch  nicht  regelmäfsig 
umschriebene  Höhlung,  über  welche  sich  die  etwa  '/j'"  dicke  Wandung  des  Zahns  erhebt.  Auch  an 
den  Bruchflächen  der  Zähne  26  und  21'  würde  man  anzunehmen  haben,  dafs  eine  solche  vorhanden 
gewesen  sey,  indem  bei  diesem  die  Mitte  der  Bruchflähe  durch  einen  runden  gelblichten  Kern,  bei 
jenem  durch  einen  Kern  wahrscheinlich  von  Kalkspath  ausgefüllt  ist,  dessen  Bildung  beim  Vorhan- 
denseyn  einer  Höhle  eher  erfolgen  konnte.  Auf  der  Bruchfläche  der  Zähne  nr.  24'  und  28.  zeigt 
sich  aber  eine  glattrandige  cyllndrische  Höhle  von  etwa  \"'  Durchmesser.  Sie  ist  nicht  ganz  in  der 
Mitte,  sondern  näher  dem  Innern  Rande  der  Bruchfläche,  ihre  Wandung  ist  glatt,  und  sie  ist  an  bei- 
den Zähnen  völlig  gleich,  so  dafs  nicht  wohl  eine  blofs  zufiilllge  Entstehung  derselben  angenommen 
werden  kann.  Ueber  den  Zusammenhang  dieser  Höhlen  mit  der  Bildung  eines  Zahns  läfst  endlich 
die  Bruchfläche  nr.  27.  keinen  Zweifel  übrig,  in  welcher  innerhalb  der  deutlich  abgesonderten  Wan- 
dung, und  also  in  der  Höhlung  des  muthmafsllch  zuerst  hier  gestandenen  walzenförmigen  Zahns  ein 
kurzer  conischer  Kern  mit  sehr  breiter  Basis  und  abgebrochener  Spitze  sich  findet,  der  wohl  ohne 
Zweifel  als  der  nachfolgende  Zahn  angesehen  werden  mufs,  der  sich  wie  bei  den  Crocodilen  in  der 
Höhlung  des  zuerst  vorhanden  gewesenen,  jedoch  nicht  immer  ganz  strenge  in  der  Mitte,  gebildet  ha- 
ben würde.  Zwar  weicht  die  Form  dieses  Zahnkerns  von  der  der  walzenförmigen  Zähne  merklich 
durch  seine  mehr  conische  Form  ab,  allein  diese  könnte  sich  bei  der  breiten  Basis  des  Zahnkerns  viel- 
leicht bei  weiterer  Entwicklung  desselben  mehr  ausgebildet  haben,  wofür  denn  angeführt  werden 
kann,  dafs  der  kleine  Kern  des  Zahns  eines  Crocodllus  trigonatus,  den  ich  vor  mir  habe,  auch  noch 
mehr  eine  einfache  conische  Form  hat,  und  nur  an  der  Spitze  etwas  zusammengedrückt  ist,  während 
der  Zahn,  innerhalb  dessen  er  sich  gebildet  hat,  der  ganzen  Länge  nach  zusammengedrückt  ist,  und  an 
seiner  Spitze  deutlich  zweikantig  ist,  ferner  dafs  an  der  Stelle  der  Zähne  des  von  Cuvier  Tab.  VHL  Fig.  i . 
und  2.  abgebildeten  Unterkiefers  des  Gavials  von  Honfleur  sich  völlig  ähnliche  conischej  Kerne  finden, 

4* 


—         a8         _ 

•während  man  zugleich  einzelne  vornan  und  hinten  mit  einer  scharfen  Kante  versehene  Zähne  findet, 
und  es  könnte  also  wohl  seyn,  dafs  wie  bei  den  Crocodilen  aus  der  conischen  Form  der  Kerne  die 
zweikantige  Form,  so  bei  dem  Cylindrlcodon  aus  der  conischen  Form  der  Kerne  sich  die  walzenförmige 
der  ausgebildeten  Zähne  entwickelte.  Als  erste  Zähne  mufs  man  aber  die  stumpfe  walzenförmige  Zähne 
wirklich  annehmen  oder  aber  als  die  gelatinöse  Kerne  der  Zähne,  die  sich  verknöchert  hätten  und  mit  dem 
Kiefer,  wie  bei  den  Lacertis  verwachsen  wären.  DIefs  scheint  nun  hier  wirklich  der  Fall  gewesen  zu  sejrn,  wie 
sich  schon  aus  der  Art  der  Verbindung  dieser  Zähne  mit  dem  Kieferknochen  ergibt,  und  es  wird  selbst  durch 
die  poröse  und  mit  einem  Netz  von  Gefässen  gleichsam  überwobene  Fläche  der  Zähne  nicht  unwahi-schein- 
lich,  dafs  sie  mit  Schmelz  bedeckt  gewesen  seyen,  ob  gleich  davon  nirgends  eine  Spur  sich  findet.  Wenn 
sich  damit,  so  wie  durch  die  Form  dieser  Zähne  selbst  das  fossile  Thier  den  eigentlichen  Lacerten  den 
Iguanen  und  der  Dragone  nähert,  so  würde  sich  auch  selbst  die  Art  des  Zahnwechsels  auf  die  bei  diesen 
Thieren  beobachtete  (vergl.  Cuvler  pag.  275.)  zurückführen  lassen,  und  namentlich  würden  die  in 
dem  Knochen  selbst  an  den  Zähnen  nr.  28.  und  24'.  bemerkte  cyllndrlsche  Vertiefungen  als  die  Stelle 
anzunehmen  seyn,  in  welcher  sich  der  markigte  Kern  des  zweiten  Zahns  gebildet  hätte,  und  selbst 
^dle  Art  des  Zahnwechsels  würde  sich  also  mit  der  bei  den  Lacertis  beobachteten  vereinigen  lassen, 
wenn  sie  gleich  auf  den  ersten  Anblick  namentlich  des  Zahns  nr.  27.  mehr  mit  dem  der  Croco- 
dlle  übereinzukommen  scheint.  Von  diesen  weicht  also  das  fossile  Thier  in  der  Form  der  Zähne  sehr 
ab,  so  fern  die  Zähne  aller  Crocodlle  mit  scharfen  Kanten  versehen  sind,  und  ebenso  in  der  Art  der 
Befestigung  der  Zähne  ab,  In  der  es  mit  den  eigentlichen  Eidechsen  übereinkäme,  nur  dafs  die  Zähne 
neben  der  Verwachsung  mit  dem  Kiefer  an  ihrer  Basis  auch  noch  zu  beiden  Selten  von  dem  Kiefer- 
knochen eine  Befestigung  erhalten,  während  sie  bei  den  Eidechsen  häufig  nur  auf  der  äufsern  Seite 
durch  eine  Knochenlamelle  befestigt  sind.  Die  drei  spitzigen  Zähne  Fig.  8.  9.  10.  und  11.,  welche 
an  derselben  Stelle  gefunden  wurden,  scheinen,  wenn  sie  gleich  damit  nicht  in  unmittelbare  Verbin- 
dung gebracht  werden  konnten,  ihrem  ganzen  äüfsern  Ansehen  nach  auch  zu  demselben  Kiefer  zu  ge- 
hören. Ihre  Oberfläche  war  theils  gelblich,  thells  wie  es  schien  durch  Elsen  schwarzbraun  gefärbt,  und  es 
halten  sich  auf  ihr  einzelne  Häufchen  von  Malachit  und  tafelförmige  Gipscrystallc  abgesetzt.  Zwei  derselben 
Flg.  9.  und  11.  waren  sich  in  Form  und  Gröfse  völlig  gleich;  der  eine  derselben  Flg.  11.  war  unge- 
fähr in  der  Mitte  abgebrochen,  und  die  Bruchfläche  b.  war  überzogen  mit  Kupferkies,  der  sich  auch 
auf  der  äufsern  Fläche  desselben  als  ein  dünner  Anflug  gegen  die  Basis  desselben  herabzog,  wie  sich 
denn  auch  auf  der  Oberfläche  dieses  Zahns  mehrere  Häufchen  von  Malachit  und  zugleich  ein  Paar 
gröfsere  (llnsengrofse)  Gipscrystallc  fanden.  Die  Substanz  des  Zahns  selbst  war  ein  gleichförmiger,  der- 
ber graulich-gelber  Kalk,  und  wich  demnach  von  der  Ausfüllungsmasse  der  .seitlich  stehenden  Zähne 
völlig  ab.  Der  eine  zugleich  etwas  dickere  Zahn  Flg.  g.  hatte  eine  Länge  von  21'/,,  der  andere  von 
20"'.  An  der  muthmafslich  äufseren  und  hinteren  Seite  war  der  Zahn  (den  ich  vorläufig  als  zum 
Oberkiefer  gehörig  annehme)  rund,  auf  der  vorderen  beinahe  eben,  auf  der  Innern  Seite  aber  bddete 
er  eine  völlig  gerade  ebene  gegen  die  Spitze  geneigte  Fläche,  die  etwa  h'"  unterhalb  der  Spitze  zuge- 


—         39         — 

schärft   und   zugleich    etwas    ausgeschweift   war.     Der  kleinere  Z;ihn  war    ungefähr  in  der  Mitte  abge- 
brochen, und  Fig.   11.  b.  stellt  diese  Bruchfläche  und  Fig.   u.a.  die  Grundfläche  dar. 

Ueber  diese  gingen  dann  noch  überdiefs  einige  dickere  gefäfsartige  Fildcn  hinweg.  Die  Grund- 
fläche war  gewölbt,  glatt,  mit  Ausnahme  einiger  vertiefter  Streifen ,  welche  von  der  Peripherie  gegen 
die  Mitte  der  Wölbung  sich  zogen,  welche  sich  auf  die  äufsere  Oberfläche  der  muthmafslichcn  Zahn- 
höhle fortsetzten.  Die  Lage  beider  Zähne  gegeneinander  war  nicht  genau  zu  bestimmen,  doch  ist  mir 
aus  dem  äufsern  Ansehen  des  Ueberzugs  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  sie  unter  einem  spitzen  Winkel 
sich  von  einander  entfernten,  und  die  ebene  Flächen  einander  zugekehrt  waren.  In  dieseni  Falle 
würde  die  Verdickung,  welche  sich  an  der  Zahnhöhle  des  einen  Zahns  Fig.  9.  und  10.  ni.  befand;, 
den  Winkel  zwischen  beiden  Zahnen  ausgefüllt  haben.  Vielleicht  befand  sich  auch  an  der  Zahnhöhle 
des  andern  Zahns  eine  ähnliche  Verdickung,  die  sich  an  jene  anlegte,  was  in  sofern  nicht  unwahr- 
scheinlich wäre  als  diese  Verdickung  auf  ihrer  äufsern  Seite  ziemlich  eben  war,  und  was  sl(;h  auch 
aus  der  an  und  für  sich  nicht  unwahrscheinlichen  Annahme  erklären  liefse,  dafs  diese  Zähne  in  den 
Zwischenkieferknochen  gesteckt  seyen.  Möglich  und  sogar  nicht  unwahrscheinlich  wäre  es  übrigens, 
dafs  die  seitwärts  an  der  Seite  der  Zahnhöhle  des  einen  Zahns,  befindliche  Verdickung  den  Keim  ei- 
nes Zahns  enthalten  halte.  Sie  war  nämlich  von  der  Zahnhöhle  des  vollkommenen  Zahns  selbst 
durch  die  innen  ganz  glatte  Wand  derselben  geschieden,  und  diese  war  auf  dieser  Seile  merklich  dün- 
ner, die  Verdickung  selbst  kam  in  ihrer  Form  nahe  zu  mit  einer  ähnlichen  Verdickung  überein,  wel- 
che sich  an  dem  Fig.  12.  abgebildeten  Stücke  bei  m.  fand,  welches  ich  für  ein  Bruchstück  des  vor- 
deren Endes  des  Unterkiefers  zu  halten  geneigt  bin.  Es  ist  kaum  1'//'  lang,  und  auf  der  Ober- 
fläche Fig.  16.  r.  mit  einem  Netze  gefäfsarliger  Fäden  überzogen,  welche  hin  und  wieder  gleichsam  zu 
einem  gröfsern  Stanmic  vereinigt  zu  seyn  scheinen.  Sie  sind  durch  Eisenoxyd  dunkelbraun  gefärbt, 
und  zwischen  ihnen  finden  sich  einzelne  Häufchen  von  Kupferlasur  und  viele  tafelförmige  Gipscry- 
slalle.  An  die  Stelle  der  Knochensubstanz  ist  durchaus  eine  mil  dem  Mutlergestein  übereinstinmiende 
nur  mehr  feinkörnige  Gebirgsart  getreten.  Es  besieht  dieses  Stück  aus  beinahe  zwei  cylindrischen 
Knochen.  Der  eine  gröfsere  Knochen  a.  hatte  an  der  Bruchflächc  einen  Durchmesser  von  7'",  nach 
Tornen  und  unten  zu  war  er  etwas  dünner  und  endigle  sich  vornen  mit  einer  abgerundeten  Fläche, 
Fig.  14.  n.,  die  zum  Theil  noch  die  innere  Oberfläche  der  gröfseren  Zahnhöhle  n.  ausmachte,  welche 
sich  hier  senkrecht  erhob.  Seitlich  von  dieser  erhob  sich  in  fast  gleicher  Richtung  die  kleinere  Zahn- 
höhle des  kleineren  Zahns,  und  an  diese  legte  sich  schief  das  vordere  Ende  des  zweiten  kleineren 
cylindrischen  Knochens  an,  der  an  der  Bruchfläche  nur  l\\U'"  im  Durchmesser  hatte,  und  somit  ei- 
nen grofsen  Theil  der  Seite  des  gröfseren  cylindrischen  Knochens  unbedeckt  liefs,  gegen  dessen  vorderes 
Ende  er  etwas  anstieg.  Ob  es  gleich  nicht  strenge  bewiesen  werden  kann,  so  ist  es  doch  wahrscheinlich, 
dafs  deigrofse  cyUndrische  Knochen  als  Zahnknochen,  der  kleinere  dagegen  als  Deckknochen  (Os  operculare) 
anzusehen  seyn  möchte,  der  allerdings  hier  noch  weiter  als  bei  den  Ichthyosauren  der  Spitze  des  Unterkie- 
fers sich  genähert  haben  würde.  An  die  vordere  glatte  Wand  der  Zahnhöhle,  welche  sich  Ton  dem  gröfseren 
cylindrischen  Knochen  aus  erhob,  konnte  glücklicherweise  noch  ein  vollkommen  erhaltenes  Bruchstück 


—         3o         — 

dieser  Zahnhölilc  angepafst  -werden.  Der  Durchschnitt  dieser  Bruchfläche  ist  Fig.  i3.  a,  der  Durch- 
schnitt der  oberen  Bruchflächc  des  Bruchstücks  dieser  Zahnhöhle  Fig.  i5.  b.  dargestelh.  Jenem  zu 
folge  stellt  die  Zahnhöhle  hier  ein  Dreieck  dar,  dessen  Basis  ein  Bogen  bildet,  der  zu  beiden  Seiten 
in  zwei  wenig  gebogene  beinahe  gerade  Linien  übergeht,  welche  sich  etwa  unter  einem  Winkel  von 
70"  vereinigen.  Dieser  ist  nach  der  Avahrscheinlich  äufseren  Seile  der  Zahnhöhle  gerichtet,  die  hier 
am  dünsten  ist,  während  sie  sonst  in  ihrem  Umfange  von  ziemlich  gleicher  und  nicht  bedeutender 
Dicke  ist.  und  nur  auf  der  hinteren  Seite,  wo  sie  sich  mit  dem  Kieferknochen  verbindet,  bedeutend 
an  Dicke  zunimmt.  An  der  oberen  Bruchfläche  dieser  Zahnhöhle  ist  die  Wandung  merklich  dicker, 
besonders  auf  der  vorderen  Seite,  am  dünnsten  an  der  äufseren  Seite  an  der  dem  Winkel  der  unteren 
Durchschnittsfläche  entsprechenden  Stelle,  der  sich  bis  hieher  fortgesetzt  hat,  aher  jetzt  durch  zwei  Bo- 
gen gebildet  wird,  von  welchen  der  gröfsere  sehr  gewölbt,  der  hintere  dagegen  sehr  flach  ist,  und 
welche  sich  auf  der  entgegengesetzten  Seite  wieder  in  einen  nur  etwas  minder  spitzigen  Winkel  ver- 
einigen, wodurch  also  wahrscheinlich  wurde,  dafs  der  Zahn,  der  in  dieser  Zahnhöhle  enthalten  gewe- 
sen war,  im  Ganzen  eine  conische  etwas  gekrümmte  Form  gehabt  haben  möge,  die  sich  an  seinem 
untern  Theile  nach  einer  Seite,  an  seinem  obern  aber  auch  noch  nach  der  entgegengesetzten  Seite  zu 
einer  jedoch  nicht  sehr  scharfen  Kante  zusammengedrückt  hatte.  Ein  solcher  Zahn  Fig.  8.  fand  sich 
nun  wirklich,  und  er  konnte  ganz  genau  an  die  Wandung  der  Zahnhöhle  angepafst  werden,  und  es 
ist  daher  auch  Fig.  14.  mittelst  einer  Linie  seine  Lage  in  der  Zahnhöhle  angedeutet.  Es  ist  an  dieser  keine 
Spur  von  Knochensubstanz  mehr  vorhanden,  sondern  an  die  Stelle  derselben  ein  blafsgelblich-grauer 
derber  Kalk  getreten,  in  welchem  Schwefel-Eisen  eingesprengt  ist,  das  noch  mit  metallischem  Glänze  auf  der 
Bruchflache  bei  b.  erscheint,  auf  der  Oberfläche  des  Zahns  aber  zum  Theil  als  braunes  Oxyd,  wieder  mit 
einzelnen  Häufchen  von  Malachit  sich  findet.  Die  Grundfläche  a.  ist  etwas  unregelmäfsig  gewölbt  und 
mit  gefäfsartigcn  Fäden  zum  Theil  überzogen.  An  seinem  unteren  Theile  ist  der  Zahn  durchaus  ge- 
wölbt, und  die  nach  aufsen  gerichtete  Kante  noch  stumpf,  an  der  Bruchflächc  war  jedoch  die  Kante 
schon  ziemlich  scharf,  und  sie  wurde  weiter  gegen  die  Spitze  noch  mehr  durch  die  Annäherung  der 
beiden  Seitenflächen  zugeschärft.  Die  dieser  entgegengesetzte  Kante,  die  in  der  Zalinhohle  deutlich 
ausgedrückt  war,  blieb  jedoch  auch  gegen  die  Spitze  des  Zahns  ziemlich  stumpf,  die  selbst  mehr  eine 
Schneide  als  eine  scharfe  Spitze  gewesen  zu  seyn  scheint.  Sie  war  nach  aufsen  gekehrt,  wie  denn  der 
Zahn  überhaupt  in  einem  flachen  Bogen  nach  aufsen  gekrümmt  war.  Die  beide  Flächen,  durch  wel- 
che die  scharfe  Kante  dieses  Zahns  gebildet  wurde,  schienen  wie  abgeschliffen,  und  namentlich  schien 
die  hinlere  sogar  etwas  vertieft.  Es  wäre  somit  vielleicht  die  Annahme  nicht  gcAvagt,  dafs  diese  Fläche 
an  der  vertieften  Fläche  der  spitzigen  Zähne  des  Oberkiefers  sich  gerieben  habe,  wodurch  beide,  wie 
die  Hauer  der  Schweine  bestandig  scharf  erhalten  worden  wären.  Es  scheint  mir  diefs  wahrschein- 
licher als  eine  andere  Vermuthung,  welche  die  blofse  äufsere  Aehnlichkeit  der  Form  z.  B.  bei  Ver- 
gleichung  derselben  mit  den  Giftzähnen  der  Schlangen  in  der  von  Thomas  Smith  in  den  Phil.  Trans. 
1818.  pag.  471.  gegebenen  Darstellung,  an  die  Hand  geben  könnte,  dafs  nämlich  die  spitzige  Zähne 
des    Oberkiefers    Giftzähne  gewesen    seyn    könnten,    da    die   Spur    eines   Canals  und  einer  Oeffnung  an 


—         3i         -^ 

ihnen  fehlt;  aber  allerdings  dürften  diese  Zähne,  so  wie  der  Zahn  Fig.  8.  mit  dem  Kiefer  vorzugs- 
weise mittelst  -weicher  Theile  verbunden  gewesen  seyn,  da  ihre  Grundfläche  gewölbt,  grofsentheils 
glatt  und  nur  zum  Theil  mit  einem  Netze  gcfafsartiger  Fäden  bedeckt  war. 

Der  in  der  kleineren  Zahnhöhle  Fig.  12.  nr.  7.,  deren  Wandung  durchaus  von  beinahe  gleicher 
übrigens  geringer  Dicke  war,  enthaltene  Zahn  Fig.  12.  und  Fig.  i5.  füllte  diese  Zahnhöhle  weit  nicht 
aus.  Er  schien  ganz  gerade  zu  seyn,  seiner  Bruchflache  zu  folge  war  er  hinten  durch  einen  sehr  flachen 
nach  vornen  durch  einen  mehr  gewölbten  Bogen  begränzt,  gegen  seine  Spitze  war  er  von  vornen  nach 
hinten  noch  mehr  zusammengedrückt,  und  seine  schärfere  Kante  war  auf  der  äufsern  Seite,  auf  der 
er  gegen  die  Spitze  etwas  zugeschärft  war. 

Noch  bleibt  eine  Eigenthümlichkeit  in  der  Conformation  des  fossilen  Schädels  zu  erörtern  übrig, 
nämlich  der  an  dem  Stücke  D.  vorhandene  Canal  Fig  3.  x  Die  Wandung  des  Zahnknochens  biegt 
sich  vorwärts  von  der  Bruchfläche  des  einzelnen  Zahns  Fig.  3.  s.  auf  die  Seite  aus,  sie  wird  hier 
breiter  und  ist  bei  y.  mit  einzelnen  Erhöhungen  besetzt,  die  auch  andern  Stellen  gleichsam  als  Pfei- 
ler für  die  Befestigung  der  Zähne  oder  ihrer  Knochen  Wandung  zu  dienen  scheinen,  und  wahrschein- 
lich auch  zu  Befestigung  der  Wandung  des  Canals  dienten,  der  sich  noch  weiter  gegen  diese  Erhö- 
hungen hin  erstreckte  als  in  der  Figur  ausgedrückt  ist.  Die  Wandung  desselben  war  sehr  dünn,  und 
somit  von  der  Beschaffenheit  der  bisher  beschriebenen  Zahnhöhlen  verschieden ,  sie  glich  mehr  blofe 
einem  Abdruck  des  Knochen,  wie  der  übrige  Theil  dieses  Kiefers,  dabei  entsprach  denn  doch  die 
leichte  Krümmung  der  Länge  nach  und  die  Wölbung  der  Fläche,  die  auf  der  einen  Seile  einen  Win- 
kel bildete,  ungefähr  der  Form  und  Lage  der  Zahnhöhle  und  des  gröfseren  Zahns  des  Unterkiefers,  so  dafs  es 
nicht  unwahrscheinlich  scheinen  könnte,  dafs  dieser  Zahn  in  einen  Canal  des  Oberkiefers  aufgenommen 
worden  sey,  wie  diefs  bei  mehreien'  Crocodilen  der  Fall  ist.  Es  ist  diefs  immerhin  wahrscheinlicher, 
als  dafs  dieser  Canal  die  Verbindung  der  Nasenhöhle  zur  Gaumenwand  gebildet  hatte,  und  vollends 
unwahrscheinlich,  dafs  er  die  Zahnhöhle  eines  Zahns  des  Oberkiefers  gebildet  habe,  dessen  Richtung 
schief  von  oben  nach  aufscn  und  hinten  gegangen  wäre,  und  dessen  oberes  Ende  über  einen  Zoll  hö- 
her als  die  Basis  der  übrigen  Zähne  gestanden  wäre,  auch  wenn  von  dem  oberen  Ende  des  Canals 
nichts  abgebrochen  gewesen  wäre. 

Die  erste  Ansicht,  dafs  der  Canal  zu  Aufnahme  eines  Zahns  des  Unterkiefers  bestimmt  gewesen 
sey,  scheint  mir  die  wahrscheinlichste,  nur  würde  damit  die  oben  geäufserte  Vemiuthung  wegfallen, 
dafs  sich  die  spitzige  Zähne  des  Ober-  und  Unterkiefers  an  einander  abgerieben  haben. 

Mit  den  bisher  erwähnten  Ueberresten  des  Kopfs  erhielt  ich  noch  eine  weitere  Versteinerung, 
■welche  Fig  16.  abgebildet  ist.  Sie  ist  an  ihren  beiden  Enden  und  in  der  Mitte  abgebrochen  und 
ihre  Ausfiillungsmasse  scheint  aus  einem  thonigten  Kalke  zu  bestehen,  in  welchem  sich  hin  und  wie- 
der gelblichte  Flecke  finden,  wodurch  sich  die  Ausfiillungsmasse  wieder  der  gemengten  Substanz  des 
Muttergesteins  näherte.  Auf  der  Oberfläche  ist  die  Versteinerung  iheils  hell-,  theils  dunkelbraun  von 
Eisenoxyd  gefärbt,  und  hin  und  wieder  sind  auf  ihr  kleine  Häufchen  von  Kupfergrün.  Auf  eine 
Länge  von  26'"  beträgt  die  Breite  am  obern  Ende  c.  Sy;'",  am  untern  a3'",  die  Dicke  durchaus  un- 


—         3»         ~ 

gefähr  2'",  jedoch  ist  diese  bei  der  höckerigien  Beschaffenheit  der  Versteinerung  etwas  verschieden. 
Auf  der  einen  Seite  A.  ist  dieselbe  gewölbt,  auf  der  anderen  B.  flach,  auf  beiden  stellenweis©  durch 
einzelne  Furchen  vertieft.  Die  kleinen  Erhabenheiten  auf  der  ebenen  Fläche  und  auch  einige  gröfsere 
Erhöhungen  sind  scharf  Die  gröfsere  sind  meist  abgebrochen,  scheinen  aber  nicht  über  2  bis  3'" 
lang  und  gleichfalls  zugespitzt,  gewesen  zu  seyn.  Kleinere  BruckstücTie  derselben  Versteinerung  fanden 
sich  namentlich  an  dem  Bruclistücke  des  Unterkiefers  Fig.  i5.  und  sie  scheinen  zum  Theil  mjt 
dem  netzartigen  Gewebe  von  Fäden  im  Zusammenhange  zu  stehen,  die  hier  dicker  als  an  dem  Ober- 
kiefer vorkamen;  und  ebenso  zeigte  sich  einige  Aehnlichkeit  mit  den  an  dem  Stücke  B.  Fig.  4-  a.b. 
befindlichen  Knochenrande,  so  wie  mit  den  an  dem  vorderen  Theile  des  Stückes  D.  befindlichen  Erhö- 
hungen; jedoch  gestehe  ich,  dafs  mir  damit  die  Deutung  dieser  Versteinerung  noch  nicht  deut- 
licher wird,  und  auch  nicht  durch  die  Aehnlichkeit,  welche  sie  für  sich  mit  der  in  den  Transactions 
of  tlie  geolog.  Society  2de  Series  Vol.  I.  Tab.  V.  Flg.  2.  abgebildeten  und  p.  43.  beschriebenen  Verstei- 
nerung aus  dem  Llas  bei  Lyme  hat.  Inzwischen  würde  die  Ansicht  Fig.  1.  der  von  de  la  Beche  be- 
schriebenen Versteinerung,  und  die  kleineren  Bruchstücke,  die  auf  dem  Fig.  i5.  von  mir  abgebildeten 
Bruchslücke  des  Unterkiefers  sich  finden,  diese  Annahme  widerlegen,  wenn  auch  die  Verschiedenheit  des 
Fundorts  nicht  entgegen  wäre,  da  das  von  de  la  Beche  beschriebene  Fossil  in  dem  Llas,  der  die 
Ichthyosauren  u.  s.  w.  einschliefst,  gefunden  wurde. 

Von  den  in  andern  Ländern,  so  viel  mir  bekannt  Ist,  aufgefundenen  Ueberreslen  von  Reptilien, 
würden  die  von  Webster  in  den  Transactions  of  ihe  geolog.  Society  ade.  Series  2de.  Vol.  pag.  3i.u.  f. 
beschriebene  und  Tab.  VL  Fig.  5.  6.  7.  abgebildete  Zähne,  welche  er  in  der  Nähe  von  Hastings  in^ 
der  Grafschaft  Sussex  fand,  den  Zähnen  des  Cyllndricodon  am  ehesten  verglichen  werden  können,  je- 
doch gehören  sie  jeglichenfells  nicht  derselben  Art,  und  wahrscheinlich  auch  nicht  derselben  Gattung 
an.  Jene  haben  eine  conische  Form  und  sind  auf  der  Oberfläche  geglättet,  und  von  dem  Körper  der 
Zähne  läfst  sich  die  conische  Spitze  leicht  abnehmen.  Eine  solche  könnte  möglicherweise  auch  an 
den  Zähnen  des  Cyllndricodon  vorhanden  gewesen  seyn,  es  fehlte  jedoch  jede  Spur  von  ihr  an  allen 
Zähnen.  Webster  erhielt  diese  Zähne  mit  andern  Knochen  von  Reptilien  bei  Hastings  in  einem  kalk.* 
haltigen  Sandsteine,  der  mit  der  von  Buckland  beschriebenen  Gebirgsart  zwischen  Tilgale  Forest  und 
Cuckfield  übereinkommt,  in  welcher  Buckland  die  Knochen  des  Megalosaurus  und  Maniell  die  Kiefer- 
thellc  und  Zähne  des  dem  Cyllndricodon  näher  verwandten  Ignanodon  fimd,  und  es  ergibt  sich  also 
auch  vielleicht  für  das  Vorkommen  dieser  verschiedenen  Reptilien  in  dem  Sandsteine  in  Würtemberg 
und  England  eine  durch  andere  geognostische  Verhältnisse  begründete  Aehnlichkeit.  Inzwischen  weicht 
die  Lagerstätte  dieser  Knochen  in  beiden  Ländern  schon  dadurch  wesentlich  ab,  dafs  der  Sandstein 
der  angeführten  Orte  in  England  als  Eisensandstein  bezeichnet  wird,  und  eine  bedeutende  Anzahl  ver- 
schiedenartiger Versteinerungen  enthält,  die  dagegen  in  dem  Sandstein  von  Heilbronn  überhaupt  sehr 
selten  und  bis  jetzt  blofs  auf  die  angeführte  und  die  folgende  Art  von  Reptilien  beschränkt  sind. 


—         33         — 

2)     CUBICODON. 

Aus  dem  nämlichen  Steinbruche  bei  Altenburg  erhielt    ich  ncmlich    ein    Bruchstück    wahrschein- 
lich, eines  Unterkiefers  Fig.  18.  20.,  das  4  Zähne  enthielt  und  gleichfalls  auf  der  Oberfläche  einen  An- 
flug und  kleine  Häufchen  von  Kupfergrün  zeigte.     Die  Ausfüllungsmasse,    wie   sie  auf  der  Unterfläche 
des  Kiefers  sich  zeigte,  kam  mit  der  der  ersten  Versteinerung  übercin,  sie  bestand  aus  einem  Gemenge  von 
blaulich-grauem  Kalke  und  gelblichem  Mergel,  hin  und  wieder  mit  dunklern  Flecken  von  Eisenoxyd,  und 
fein  eingesprengtem  Kupferkies.    Die  muthmafslich  äufsere  Seite  des  Knochens,  an  welchem  die  platte 
Seite  der  Zahne  anlag,  war  sehr  fest  und  1  bis  2  '/Z"  dick ;  sie  war  längs  des  oberen  Randes  der  Zähne  abge- 
brochen, die  nur  wenig  über  ihn  hervorragten,  so  dafs  man  beinahe  vermuthen  könnte,  daß  sie  noch 
nicht  ganz  entwickelt  gewesen  seyen.     Auf  der  muthmafslich  mnern  Seite  waren    die  Zähne   nur  von 
einer  dünnen  Platte  des  Kieferknochens  bedeckt,  von  welcher  ein  schmaler  Streifen  u.  v.  sich  zwischen 
dem  oberen  Theile  des  dritten  und  vierten  Zahns  zu  der  äufseren  dickeren  Wand   des  Kiefers  hinzog, 
und    damit   eine   vorhandengewesene   Decke    des    Zahns    von  Knochensubstanz    anzeigte.     Dieser  vierte 
Zahn  hatte  dagegen  auf  seiner  innern  Seite  kaum  eine  Spur  von  der,    die   drei    andern  Zähne  seitlich 
bedeckenden  Knochenlamelle.     Die  Oberflache  der  Zähne  war  durchaus  rauh,  wie  die    eines  feinporo- 
sen  Knochens.     Sie  waren  etwas  von  der  innern  nach  der  äufsern  Seite  geneigt,  der  hinterste  7'"  hoch, 
auf  der  einen  entblöfsten  Seite  3'/,'"    dick,    und   auf  der   vorderen    gebogenen    Seite  4'/4"'  breit,  und 
endigte  sich  in  eine  von  innen  nach  aufsen  flach  sich  erhebende  Fläche.     Der  zweite  etwas  niederere 
sonst  gleich  beschaflFene  Zahn  in  eine  fast  ebene,  der  dritte  in  eine  etwas  vertiefte  Fläche.     Der  vierte 
niederere  Zahn  war  breiter,  und  an  seinem  freien  Rande   zeigten    sich    zwei    gestreifte    stumpfe    Erhö- 
hungen w.  X.     Unter  dem  dritten  Zahn  war  die  Gebirgsmassc  schüsseiförmig  ausgesprengt,    wie    wenn 
sich  hier   der  Zahn   auf  einer   convexen   Erhöhung    des  Knochens   gebildet   hätte.     Später  erhielt  ich 
von  Herrn  Gwinner  ein  gröfseres  Bruchstück,  wahrscheinlich  desselben  Kiefers  Fig.   17.  u.  19.,  in  wel- 
chem gleichfalls  vier  Zähne  steckten,  die  auf  der  äufseren  Seite  Flg.    19.   von    der   äufseren    Wand   des 
Kiefers,  auf  der  innern    von  einer    zusammenhängenden    dünnen    Knochenlamelle    umschlossen    waren. 
Der  hinterste  dieser  Zähne  nr.    1.   Fig.    17.  schien  an  der  Basis  eben  so  breit  als  die  übrigen,    aber  er 
war  noch  etwas  niederer,  und  seine  Endfläche  (oder  Mahnfläche)  schien  noch  unter  der  des  nächsten 
Zahns  zu  stecken,  doch  möchte  ich  nicht  annehmen,    dafs    er  im  Ausstossen    des    nächsten    Zahns    be- 
griffen gewesen  sey,  sondern  vielmehr,    dals  er  als  der  letzte  Zahn   sich    noch    nicht    völlig    entwickelt 
habe,  indem  er  rückwärts  noch    ganz    von    der   dünnen  Knochenlamelle  umschlossen  war,    die  so  wie 
die  Oberfläche  der  Zähne  selbst  mit  einem  Netze  gefäfsartiger  Fäden  überzogen  war.    Diese  dünne  Kno- 
chenlamelle schien  übrigens  auch  hier    keine  Scheidewand    zwischen    den    Zähnen   gebildet    zu    haben, 
obwohl  sie  als  eigentliche  Zahnhöhlenlamelle  anzusehen  ist,  und  dagegen    die    aufrecht  stehende  Kno- 
chenwand als  die  innere  Wandung  des  Kiefers  selbst.    Zwischen  dieser  und  der  Gebirgsari  befand  sich 
eine  schmale  Rinne,  Flg.   17.  n.,  deren  Oberfläche  auch  auf  der  Seite  der  Gebirgsart  durch  eine  glatte 
und  braun  gefärbte  Oberfläche  angedeutet  war,  an  der  sich  jedoch   keine   Spur    von   Knochensubslanz 

Jäger  aber  Reptilien,  5 


-         34         -        ^ 

fand,  und  die  sich  vielleicht  durch  den  die  innere  Oberfläche  des  Unterliefers  gleichfalls  überziehende 
Bedeckung  dicker  Schuppen  erklären  liefse,  die  durch  Auflösung  verschwunden  wären,  indem  die  Ge- 
birgsart  auf  dieser  Seite  bis  auf  die  Tiefe  von  '/z"  bräunlich  gefärbt  war.  Die  Zähne  haben  eine 
Aehnlichkeit  mit  denen  der  Dragone  (Cuvier  Tab.  XVI.  Fig.  12.  und  i5.),  und  der  kleinere  Zahn 
insbesondere  nähert  sich  durch  seine  seitliche  Erhöhungen  den  Zähnen  des  Iguanen  und  des  Iguano- 
don,  vergl.  Phil.  Trans.  1826.  Tab.  XII.  Die  Art  der  Befestigung  der  Zähne  weicht  aber  von  der 
bei  den  Iguanen  gewöhnlichen  ab,  und  sie  weicht  auch  ab  von  der  bei  dem  Cylindricodon  beobacht- 
baren, doch  näherte  sie  sich  dieser  und  vielleicht  noch  mehr  der  beim  Ichthyosaurus  beobachteten 
Indem  die  Zähne  blos  In  einer  einfachen  Rinne  enthalten  gewesen  zu  seyn  scheinen,  welche  einer- 
seits durch  den  Kieferknochen,  andererseits  durch  eine  dünne  Knochlamellc  gebildet  wurde,  die  sich 
fest  an  die  Zahne  anlegte,  aber  von  der  wenigstens  nach  vollendeter  Ausbildung  der  Zähne  keine  Zwi- 
schenwände zwischen  den  Zähnen  übrig  blieben.  Ueber  die  Art  des  Zahnwcchsels  läfst  sich  nach 
dem  vorliegenden  Exemplar  nichts  bestimmen.  Die  etwas  verschiedene  Art  der  Befestigung  der 
Zähne  scheint  mir  doch'  die  Vereinigung  dieses  fossilen  Reptils  unter  dieselbe  Gattung  oder  Familie 
Phytosaurus  zu  gestatten,  und  ich  habe  die  Gattung  oder  Art  nach  der  Form  der  Zähne  Cubico- 
don  genannt,  da  zwar  die  Zähne  In  der  Beschaffenheit  der  äufseren  Oberfläche  viele  Aehnlichkeit  mit 
denen  des  Cylindricodon  haben  aber  durch  die  beinahe  würfeligle  Form  sich  von  ihnen  unterschei- 
den, die  sich  selbst  bei  dem  kleinen  Zahn  Flg.   21.  erhallen  hat. 


III)    REPTILIEN  AUS  DEM  ALAUNSCHIEFER. 


Unter  dem  welfsen  Sandstein,  welcher  die  Phytosauren  einschliefst,  ist  an  vielen  Orten  in  Wür- 
temberg  ein  feinkörniger  Sandstein  aufgedeckt,  der  vorzüglich  als  Bausandstein  benutzt  wird,  und 
mehrere  Pflanzenversteinerungen  einschliefst,  deren  Beschreibung  ich  kürzlich  bekannt  gemacht  habe. 
Ueberreste  von  Thleren  sind  bisher  in  ihm  so  wenig,  als  In  den  Lagern  von  buntem  Mergel  (Leber- 
kies), die  zwischen  ihm  und  dem  höher  gelegenen  welfsen  Sandstein  gelagert  sind,  bis  jetzt  aufgefun- 
den worden,  mli  Ausnahme  von  Turblnilen,  welche  eine  Schichte  von  verhärtetem  Mergel  an  der 
Steige  von  Unterroth  bedecken,  und  deren  ich  in  der  ebenangcführien  Schrift  pag.  4o.  und  oben 
pag.  5.  erwähnt  habe. 

Wahrscheinlich  gehört  dieser  Schichte  ein  Exemplar  grauen  Schleferihons  an,  welches  ich  kürzlich 
von  Hrn.  Assessor  Schübler  von  Treschllngen  in  der  Nähe  von  Rapponau  erhielt.  Er  bildet  dort  das  Dach 
eines  Vitriolkohlenflözes,  das  mit  dem  bei  Galldorf,  Ocdcndorf  und  Westernach  völlig  übereinkommt. 
Auf  diesem  Schleferthon  fanden  sich  viele  verkohlte  Abdrücke  von  Thellen  einer  Schilfari,  welche 
mit  den  in  der  angefuhrlen  Schrift  Tab.  IV.  Flg.  8.  und  9.  b.  und  d.  abgebildeten  vollkommen  über- 


—        35        — 

einkommen,  so  dafs  es  scheint,  dafs  den  Schilfsandstein  hin  und  wieder  an  seiner  oberen  und  unteren 
Gränze  eine  dünne  Schichte  von  Lcttenkohle  begleite,  welche  die  dem  Schilfsandstcln  selbst  eigen- 
thünilichc  Versteinerungen  enthielte').  Auf  die  Kohlenablagerungcn,  welche  sich  in  diesen  Schichten 
finden,  wurde  hin  und  wieder,  und  so  auch  versuchsweise  bei  Rappenau  noch  im  Jahr  1823  Bergbau 
getrieben,  jedoch  immer  bald  wegen  der  geringen  Ergiebigkeit  und  Güte  der  Kohle  wieder  aufgegeben  -). 
Dagegen  wird  an  mehreren  Orten,  namentlich  in  der  Gegend  von  Gaildorf,  Oedendorf,  Westernach,  der 
bei  dieser  Kohle  vorkommende  Alaun- oder  Vitriol-Schiefer,  der  reichlich  mit  Schwefelkies  durchzogen  ist, 
aber  nur  eine  9  bis  18"  hohe  Schichte  bildet,  mit  Mühe  zu  Tage  gefördert,  und  zur  Alaun- und  Vitriol- 
Bereitung  u.  s.  w.  in  den  in  der  Nähe  angelegten  Fabriken  benützt.  Aus  dieser  Schichte  erhielt  ich 
schon  vor  mehreren  Jahren  durch  Hrn.  Bergmeistcr  Zobel  den  Tab.  IV.  Fig.  4.  abgebildeten  Zahn, 
und  zugleich  durch  Hrn.  Prof.  Schübler  das  Tab.  V.  abgebildete  Bruchstück  des  Hinterhaupts,  deren 
ich  schon  in  der  Schrift  de  Ichthyosauro  p.  12.  erwähnt  habe.  Später  erhielt  ich  durch  Hrn. 
Bergrath  Hehl  einen  Wirbel  und  mehrere  verkieste  Abdrücke  von  Pflanzen,  von  denen  einige  Theilen 
von  schmalen  Schilf  blättern  nicht  unähnlich  sind,  jedoch  keine  nähere  Bestimmung  zulassen,  so  wie 
auch  ein  y/'  langer  völlig  runder,  und  mit  Schwefelkies  ausgefüllter  Stiel,  dessen  Oberfläche  ein  koh- 
lenartiges glänzendes  Ansehen  hat,  ohne  weitere  Kennzeichen  ist,  welche  eine  Vergleichung  desselben 
begründen  könnten.  Hrn.  Kaufmann  Dietrich,  Inhaber  eines  Vitriolwerks  in  Gaildorf,  verdanke  ich  ein 
Paar  Wirbel,  und  drei  kleinere  Zähne,  und  ein  Paar  verkieste  zweischaligte  Muscheln,  wahrscheinlich 
Telliniten,  aus  derselben  Schichte. 

Da  unter  den  verschiedenen  Ueberresten  von  Reptilien  die  Zähne  wenigstens  auf  eine  bestimmtere 
Vergleichung  mit  anderen  Reptilien  führen  können,  so  beginne  ich  mit  ihrer  Beschreibung  und  nenne 
vorläufig  die  untergegangene  Gattung,  der  namentlich  der  grofse  Zahn  Tab.  IV.  Fig.  4.  zugehörte. 

0     MASTODONSAURUS. 

Dieser  Zahn  ist  nämlich  besonders  ausgezeichnet  durch  seine  zitzenartige  Spitze.  Seine  Länge  be- 
trägt von  der  Basis  a.  bis  zu  der  Spitze  f  l\^\'i"',  seine  Breite  an  der  Basis  bei  b.  \-'^/i."',  bei  c.  i3'", 
bei  d.  8'",  bei  e.  5"'.  Die  Farbe  des  Zahns  von  der  Spitze  bis  b.  ist  dunkelkastanienbraun,  doch 
wird  sie  gegen  b.  etwas  lichter  und  sofort  bis  zur  Basis  mehr  bräunlich-aschgrau.  Der  Queerbruch 
bei  b.  scheint  durch  eine  Ader  von  Schwefelkies  mit  veranlafst  worden  zu  seyn,  welcher  hier  wahr- 
scheinlich eine  zufällig  entstandene  Queerspalte  des  Zahns  ausfüllte.  Die  ganze  Oberfläche  des  Zahns  ist 
der  Länge  nach  gestreift ;  die  Streifen  fangen  zum  Theil  etwas  tiefer  bei  e.  an,  breiten  sich  dann  bis 
zu  einem  Abstand  von   1  bis  i'//"  von  einander  bis  b.  aus,  wo  sodann    die   Streifen    feiner    und   nur 


1)  Ich  bemerke  hiebei,  dafe  die  von  Murcbison  in  dem  zweiten  Bande  der  Transact.  der  geol.  Societät  Tab.  XXXII.  unter  dem  Na- 
men Oncylogonatum  carbonarium  abgebildete  Pflanzen  aus  den  Kohlenlagern  bei  Brora  in  Nordschottland  den  in  dem  Baiisandstein 
■von  Stuttgart  und  dem  in  dem  Schieferthon  .über  dem  Alaunschiefer  vorkummendcn  Calamiten  verwandt,  wenn  gleich  der  Art 
nach  verschieden  sind. 

i)  Ob  in  dieser  Schichte  auch  bei  Stuttgart  auf  Steinkohlen  Bergbau  getrieben  wurde,  wie  ich  pag.  6.  der  Schrift  über  die  Pflanzen' 
Tersteinerungen  anführte,  ist  mir  noch  zweifelhaft, 

5  * 


—         36         — 

etwa  Vj'"  breit  -werden  und  gleichsam  schmale  Fasern  darstellen,  in  welche  sich  die  Wandung  des 
Zahns  zertheilt.  Die  Spitze  des  Zahns  ist  von  e.  an  nicht  mehr  der  Länge  nach  gestreift,  wohl  aber 
zeigt  sie  4  bis  6  wenig  erhabene  queergehende  Ringe  und  der  Zahn  endigt  sich  in  eine  gewölbte 
Spitze,  die  aber  in  ihrer  Mitte  eine  nabelformige  Vertiefung,  und  in  der  Mitte  derselben  wieder  eine 
kleine  Erhöhung  hat.     Fig.   4.  f. 

Völlig  dieselbe  Beschaffenheit  zeigten  zwei  kleinere  Zahne,  welche  ich  später  erhielt.  Die  Länge 
des  einen  Fig.  5.  beträgt  von  a.  bis  zur  Spitze  i8"',  die  Breite  an  der  Basis  G'/s'".  Die  Längenstreifen 
reichen  ungefähr  bis  3'"  unterhalb  der  Spitze,  welche  nach  hinten  etwas  zugespitzt  aber  zugleich  ab- 
gerundet war.  An  einem  andern  etwas  kleinern  Zahn  Fig.  6'.  (an  welchem  aus  Versehen  die 
Längenstreifen  in  der  Abbildung  nicht  angegeben  sind) ,  betrug  der  glatte  Theil  des  Zahns  von 
e.  bis  zu  seiner  Spitze  S'/z'".  Die  meisten  Längenstreifen  hörten  nämlich  bei  e.  auf,  so  dafs  sich  hier 
ein  deutlicher  Absatz  bildete,  und  nur  wenige  einzelne  setzten  sich  über  die  glatte  Fläche  fort,  auf 
welcher  schon  die  an  dem  grofsen  Zahne  deutliche  Queerringe  leicht  angedeutet  waren.  Der  Zahn 
Flg.  5.  war  3"'  unterhalb  e.  abgebrochen,  sein  Inneres  war  gleichförmig  mit  einer  derben  Masse  von 
der  Farbe  schwarzbraunen  Horns  ausgefüllt.  In  der  Mitte  der  Bruchfläche  des  untern  Theils  des 
Zahns  war  ein  schwarzer,  in  der  Mille  des  oberen  Theils  ein  gelber  Punkt  (ohne  Zweifel  durch 
Schwefelkies)  gebildet,  wovon  mehrere  Adern  sich  durch  das  Gestein  hinzogen.  An  einem  anderen 
Zahne  reichte  der  Queerbruch  ungefähr  bis  y ,  Fig.  5.  die  Substanz  des  Zahns  war  aber  hier  durch- 
aus von  gleicher  Beschaffenheit  und  ohne  deutliche  Spur  einer  Höhlung,  welche  also  auch  wohl  durch 
den  Punkt  von  Schwefelkies"  in  der  Mitte  der  Spitze  des  Zahns  nicht  mit  Bestimmtheit  angedeutet 
war.  Die  Höhlune  der  Basis  des  Zahns  füllte  bei  den  zwei  looscn  Zähnen  die  Masse  des  Schiefers, 
welche  sich  gleichsam  mit  den  Fasern  des  untersten  Theils  des  Zahns  vermischte,  wie  diefs  auch  bei 
dem  dritten  kleineren  und  dem  grofsen  2^hn  der  Fall  zu  seyn  schien,  deren  Basis  noch  in  der  Masse 
des  Steins  steckte,  und  weder  von  irgend  einer  Erhöhung  oder  einem  Theile  des  Kiefers  umgeben 
war,  von  welchem  sich  keine  Spur  an  diesen  Stücken  fand.  Theils  also  dadurch,  dafs  diese  Zähne 
wahrscheinlich  an  der  inneren  Oberfläche  der  Zahnknochen  blofs  anhiengen,  theils  durch  ihre  coni- 
sche Form  würden  sie  sich  den  Zähnen  einiger  Arten  der  Gattung  Monitor  am  meisten  nähern, 
indem  bei  mehreren  Arten  alle  Zähne,  oder  wie  bei  der  Lacerta  nilotlca,  blofs  die  hintersten  eine 
conische  Form  (vergl.  Cuvier  pag.   52  2.)  haben. 

Wenn  übrigens  durch  den  gröfseren  Zahn  sich  der  Maslodonsaurus  dem  Mosasaurus  von  Mastricht 
in  Absicht  auf  Gröfse  nähert,  so  weicht  er  von  ihm  in  der  Beschaffenheit  der  Zähne  ab.  Mit  dem 
grofsen  Zahn  kommen  aber  die  kleinere  in  Absicht  auf  Form  so  nahe  überein,  dafs  die  Verschieden- 
heit in  Absicht  auf  Gröfse  und  die  kleinen  Verschiedenheiten  der  Form  der  Spitze  blofs  durch  die 
Verschiedenheit  des  Alters  und  die  verschiedene  Stelle,  welche  sie  im  Kiefer  einnahmen,  erklärlich  sind. 


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WIRBEL   AUS    DEM   ALAÜNSCHIEFER   BEI    GAILDORF. 

Von  den  drei  Wirbeln  ist  an  dem  Fig.  7.  Tab.  IV.  abgebildeten  noch  am  meisten  von  der  Kno- 
chensubstanz erhallen,  und  nur  die  beiden  Endflächen  der  Körper  der  Wirbel  mit  einer  dünnen  Decke 
von  Alaunschiefer  bedeckt,  die  beiden  andern  sind  beinahe  durchaus  mit  einer  dünnen  Cruste  des 
Muitergesleins  überzogen,  und  so  mit  Schwefelkies  durchdrungen,  dafs  sie  bedeutend  schwer  gewor- 
den sind. 

An  dem  Wirbel  Fig  7.  beträgt  der  Durchmesser  von  einer  Seite  zur  andern  a  —  b.  27'",  von 
dem  hinteren  freilich  abgebrochenen  Rande  c.  bis  zu  der  Aushöhlung  für  'das  Rückenmark  bei  d. 
igyi"';  die  Länge  in  der  Mitte  der  unteren  Seite  des  Körpers,  von  c  bis  c.  \k"'.  Die  Höhe  des  Wir- 
bels ist  so  beinahe  dem  Halbmesser  des  Cirkels  gleich,  den  der  äufserc  Umfang  des  Wirbels  darstellt, 
jedoch  ist  der  Rand  des  Wirbels  etwas  unglcicli  und  steht  lyi  bis  2"'  über  die  eigentliche  glatte  Ge- 
lenksflache des  Wirbelkörpers  vor,  und  ist  an  den  meisten  Stellen  abgestofeen.  Beide  Gelenksflächen 
sind  etwas  vertieft,  und  nach  oben  zu  sUirk  gegen  einander  geneigt,  so  dafs  die  Länge  des  Wirbels  an 
der  Rückenmarksseitc  kaum  9'"  betrug.  In  der  Mitte  der  untern  Fläche  des  Wirbels  ragte  der  Rand 
am  meisten  hervor.  Auf  jeder  Seite  findet  sich  eine  Erhöhung  f.  g.,  deren  Rand  abgebrochen  ist,  und  auf 
der  Seite  eine  beinahe  dreieckige  Vertiefung  umgibt,  welche  vielleicht  die  Gelenksflächc  der  Queer- 
fortsalze  oder  der  Rippen  bildete,  und  neben  dieser  nach  hinten  und  einwärts  eine  kleine  Vertiefung 
welche  ohne  Zweifel  zur  Aufnahme  des  gabelförmigen  Knochen  (os  en  chevron)  dienten. 

Der  zweite  Wirbel,  welcher  Fig  8.  mit  seiner  vordem  Fläche  abgebildet  ist,  hat  im  Ganzen  eine 
nieienförmige  Gelenksfläclie;  ihre  gröfsle  Breite  von  a  bis  b.  beträgt  beinahe  25'".  Die  Entfernung  des 
«inleren  Randes  c  des  Wirbels  von  dem  Rande  des  Rückenmarkscanais  bei  d.  \k"'-  Die  Länge  in  der 
Mitte  der  unteren  Seite  des  Körpers  von  e  bis  d.  \i)V".  An  der  Seite  des  Rückenmarkscanais  7/2'", 
so  dafs  beide  Gelenksflächen  gegeneinander  geneigt  waren.  Beide  Gelenksfläcken  des  Körpers  waren 
etwas  vertieft,  der  Rand  derselben  ragte  nicht  stark  hervor,  und  der  Körper  des  Wirbels  war  auf  der 
unteren  Fläche  nur  leicht  der  Länge  nach  gebogen.  Zu  beiden  Seilen  befand  sich  am  hinteren  Rande 
des  Körpers  eine  dreiseitige  Bruchfläche  ohne  Zweifel  von  den  hier  abgebrochenen  Seitenforlsätzen. 
Dasselbe  war  bei  dem  dritten  Wirbel  der  Fall,  der  von  dem  eben  beschriebenen  wenig  in  der  Form 
abwich,  die  aber  durch  den  dichteren  Ueberzug  von  Schwefelkies  weniger  deutlich  war. 

Die  angegebene  wenn  gleich  noch  sehr  unvollständige  Verhältnisse  der  Form  dieser  Wirbel  ma- 
chen wenigstens  wahrscheinlich,  dafs  sie  einem  Thier  aus  der  Classe  der  Reptilien  angehört  haben> 
dafs  dieses  sich  von  den  Crocodllen  und  allen  Amphibien,  deren  Wirbelkörper  vornen  eine  erhabene, 
hinten  eine  vertiefte  Gelenksflache  hat,  ferner  von  den  Geosauren,  Ichthyosauren,  Plesiosauren  u.  s.  w., 
deren  Wirbelkörper  auf  beiden  Seiten  merklich  verlieft  sind,  und  überdlefs  durch  die  Umrisse  der  Wirbelkör- 
per selbst  unterscheide,  und  sich  darin  vielleicht  noch  am  ehesten  einigen  Reptilien  aus  der  Familie 
der  eigentlichen  Eideclisen  nähere,  dafs  also  die  Beschaffenheit  der  Wirbel  nicht  gerade  der  Annahme 
widersprechen  würde,  dafs  sie  derselben  Art  zugehört  haben  möchten,    von  welchem    die    vorhin    be- 


38         — 


schriebenen  Ziähne  herrührten.  Die  Gröfse  derselben  Avürde  jedoch  eher  zu  der  Gröfse  des  Individu- 
ums passen,  dem  die  kleinere  Zähne  zugehörlen,  und  dessen  Länge  etwa  auf  8  bis  lo'  geschätzt  wer- 
den könnte,  "während  das  Individuum,  dem  der  gröfsere  Zahn  zugehörte,  ohne  Zweifel  mehr  als  noch 
einmal  so  grofc  gewesen  wäre. 


2)SALAMANDROIDES. 

An  den  Tab.  V  Fig.  i.  und  2.  abgebildeten  Bruckstücke  eines  Hinterkopfes  konnten  die  beiden 
Gelenksfortsätze  vollkommen  von  dem  Muttergestein  entblöst  werden,  und  sie  waren  glücklicherweise 
so  vollkommen  erhalten,  dafs  sie  wenigstens  zur  Vergleichung  mit  den  Hinterhauptsknochen  anderer 
Reptilien  dienen  konnten,  was  um  so  erwünschter  war,  da  die  übrigen  Theile  dieses  Kopfes  dazu  nicht 
zu  benützen  waren.  Zu  einer  Vergleichung  dieses  Knochens  mit  dem  anderer  Reptilien  mufste  mich 
zunächst  nicht  nur  das  gleichzeitige  Vorkommen  anderer  Ueberreste  von  Reptilien  in  derselben  Ge- 
birgsart  veranlassen,  sondern  auch  das  Ansehen  des  frischen  Bruchs  der  Knochen,  und  die  der  gröfse- 
ren  Thieren  anderer  Classen  der  Säugeihiere  namentlich  fremde  Verhältnisse  des  Baus  und  der  Stellung 
dieser  Gelenksfortsätze.  Die  Gelenkstheile  dieser  Fortsätze  standen  gleichsam  auf  einem  Fufse,  von 
welchem  aus  eine  gewölbte  Fläche  zum  Rande  der  Gelenksfläche  selbst  sich  erhob.  Der  Umfang  die- 
ser war  im  ganzen  eirund,  und  auf  der  gegen  den  andern  Gelenksfortsatz  zugeneigten  Seite  hoch  ge- 
wölbt.    Der  Abstand  zwischen  beiden  Gelenksfortsätzen  von  m  bis  u.  betrug  7'/='" 

der  Abstand  von  m  bis  o=2&>/l^"' 

der  Abstand  von  n  bis  p=28'". 

Die  Breite  von  q  bis  r  =  23y'2'" 

die  Breite  von  s  bis  t.  nur  21'" 
indem  diese  Gelenksfläche  etwas  zusammengedrückt,  und  daher  kleiner  zu  seyn  schien. 

Auf  der  unteren  Seite  Fig.  2.  erkennt  man  in  dem  Raum  zwischen  beiden  Gclenksfortsätzen  zwei 
kleine  Erhöhungen  I,  k.,  welche  einen  beinahe  dreieckigten  vertieften  Raiun  rückwärts  begränzen,  der 
wohl  als  die  Oeffnung  des  Hinterhaupts  angesehen  werden  kann. 

Auf  der  oberen  Seite  würde  der  zunächst  den  Gelenksfortsätzen  gelegene  Theil  noch  zu  dem 
Hinterhaupt  zu  rechnen  seyn,  und  der  vorwärts  gelegene  als  Seiienwandbein,  an  welchem  sich  denn 
bei  n.  das  os  tympaniticum  angelegt  hätte.  Diese  Deutung  der  Knochen,  welche  ich  nach  der  von 
Cuvier  Tab.  26.  Fig.  3.  4.  5  gegebenen  Zeichnung  der  Salamandra  gigantea  versucht  habe,  scheint 
mir  vorerst  die  wahrsheinlichste  zu  seyn.  Die  starke  Hervorragung  und  Theilung  der  Gelenksfortsätze 
des  Hinterhaupts  kommt  unter  den  Reptilien  nur  in  der  Familie  der  Batrachier  vor,  und  namentlich 
würde  der  fossile  Hinterkopf  am  meisten  dem  der  Salamander,  des  Acholots  und  dem  zuerst  von 
Scheuchzer  für  einen  versteinerten  Menschen  gehaltenen  fossilen  Salamander  aus  dem  Oehninger  Schie- 
fer sich  nähern,  womit  sich  dann  auch  die  Deutung  der  übrigen  Theile  des  hier  beschriebenen  Hin- 
terkopfs, und  seine  niedergedrückte  Form  vereinigte,  wenn  gleich  auf  letzteren  Umstand    kein   grofses 


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Gewicht  gelegt  werden  kann,  da  sie  sich  wohl  auch  durch  den  äufsern  Druck,  den  dieser  Schädel  er- 
fahren mufsle,  erklären  liefse.  Ich  möchte  daher  inzwischen  für  das  Thier,  welchem  der  Hinterkopf 
zugehört  hatte,  den  Namen  vSalamandroides  giganteus  vorschlagen,  da  es  auf  allen  Fall  den  Sa- 
lamandroides  aus  dem  Oehninger  Schiefer  an  Gröfse  übertrofTen  hatte. 


IV)    REPTILIEN  AUS  DEM  MUSCHELRALKE. 


In  der  Sammlung  des  verstorbenen  Dccan  Göriz  in  Aalen,  fand  ich  bei  Gelegenheit  des  Ankaufs 
derselben  für  den  Herzog  von  Buckingham  einen  Wirbel  von  Ichthyosaurus,  aus  der  oberen  Schichte 
des  etwas  Eisen  enthaltenden  Mergels,  der  wahrscheinlich  durch  Verwitterung  des  Lias  sich  bildet,  einen 
kleinern  im  Liasschiefer  selbst,  und  in  der  festeren  Abänderung  desselben  ein  Bruchstück  eines  platten 
Knochen,  höclist  wahrscheinlich  von  einem  Ichthyosaurus 5  aufserdem  fand  ich  aber  in  dieser 
Sammlung  in  einem  Stücke  mageren  gelblichen  porösen  Kalksteins,  wahrscheinlich  aus  der  Liasforma- 
tion  "Würtembergs,  einen  platten  Knochen,  dessen  Abbildung  ich  nur  nach  einem  flüchtigen  Umrisse, 
den  ich  vor  Absendung  der  Sammlung  nach  England  entwerfen  konnte  Tab.  IV.  Fig.  3.,  mittheile.  Die  Farbe 
des  Knochen  ist  bräunlich-grau.  Seine  Form  gleicht  nicht  blofs  in  der  Ausbreitung  des  platten  Tlieils 
des  Knochens,  sondern  auch  in  der  Form  und  Länge  des  gegen  die  Gelcnksfläche  zu  schmäleren  Theils 
und  in  der  Form  der  Gelcnksfläche  selbst,  am  meisten  dem  Os  pubis  des  Plesiosaurus,  und  zwar 
ist  er  dem  Os  pubis  des  PI.  dolicliodcirus,  den  Conybeare  auf  der  Rösten  Tafel  des  ersten  Bandes  der 
zweiten  Reihe  der  Trans,  of  de  gcol.  Soc.  mitgetheill  hat,  mehr  ähnlich  als  dem  ohne  Zweifel  gleich- 
falls einem  Plesiosaurus  zugehörigen  Os  pubis,  das  bei  Lüneville  gefunden  und  Tab.  XXII.  Fig.  1  k.  von 
Cuvier  abgebildet  ist,  auf  welcher  zugleich  Fig.  3.  eine  Abbildung  des  Os  pubis  eines  sehr  grofsen 
Crocodils  von  Honfleur  sich  findet,  durch  welche  die  Uebereinstimmung  mit  der  dieser  Familie  über- 
haupt zukommenden  Form  des  Os  pubis,  so  wie  insbesondere  die]  Form  seiner  Gelenksfläche  noch 
mehr  erläutert  wird. 

Wenn  ich  gleich  nicht  mit  Bestimmtheit  den  Fundort  dieses  Knochen  angeben  kann,  so  zweifle 
ich  doch  kaum,  dafs  Hr.  Decan  Göriz  ihn  in  Würtemberg  gefunden  habe,  da  er  vorzugsweise  aus  den 
zur  Jura-,  Lias-  und  Kreideformation  gehörigen  Gegenden  Würtembergs  seine  Sammlung  zusammen- 
brachte. Auf  den  ersten  Anblick  würde  der  flache  Thell  dieses  Knochens  mehr  Aehnlichkelt  mit 
dem  Brustknochen  a.  des  Ichthyosaurus,  als  mit  dem  Os  pubis  desselben  haben,  der  Form  des  Os  pu- 
bis des  Geosaurus  und  des  Crocodils  nähert  er  sich  auf  jeden  Fall  weit  weniger,  als  der  des  Plesio- 
saurus. Der  Einwurf,  dafs  bis  jetzt  sonst  keine  Knochen  des  Plesiosaurus  bei  uns  gefunden  worden 
sind,  kann  aber  das  Resultat  dieser  Verglelchung  nicht  entkräften,  da  ja  auch  von  dem  Gavial  aufser 
dem  in  Dresden  aufbewahrten  Exemplar   bisher,    so   viel   mir  bekannt   ist,    keine  Spur,    und  von  dem 


—  4o  — 

Geosaurus  nur  erst  kürzlich  die  oben  angeführte  vier  Wirbel,  sonst  aber  keine  Ueberreste  in  der  doch 
an  Ueberrestcn  von  Ichlbyosauren  verhäliuifsweise  reicheren  Gegenden  gefunden  worden  sind. 

Die  voranstehende  Bemerkungen  waren  bereits  am  Schlüsse  der  Beschreibung  der  in  der  Liasfor- 
mation  aufgefundenen  Reptilien  abgedruckt,  als  ich  von  Hrn.  v.  Alberti  die  oben  pag.  2.  Note  3.  an- 
geführte in  dem  Muschelkalke  aufgefundene  Ueberreste  von  Reptilien  erhielt,  welche  es  mir  wahr- 
scheinlich machten,  dafs  auch  der  in  der  Sammlung  des  verstorbenen  Decan  Göriz  gefundene  Kno- 
chen nicht  einer  der  festeren  Schichten  des  Liasschiefers,  sondern  einer  der  Schichten  des  Muschel- 
kalks angehört  haben. 

Später  erhielt  ich  von  Hrn.  v.  Alberti  noch  mehrere  Knochenüberreste,  von  denen  jedoch  nur 
wenige  genau  bestimmbar  waren,  und  ich  begnüge  mich  daher  jetzt  blofe  von  diesen  eine  kurze  Be- 
schreibung zu  entwerfen,  da  zu  hoffen  ist,  dafs  in  Kurzem  mehrere  und  bezeichnendere  Ueberreste  in 
dem  Muschelkalke  aufgefunden  werden  werden.  Ich  beziehe  mich  daher  auch  in  Absicht  auf  die 
Characteristik  der  verschiedenen  Schichten  ganz  auf  Hrn.  v.  Albertis  angeführte  Schrift,  und  führe  die 
Ueberreste  nach  den  Schichten  auf,  in  welchen  sie  gefunden  wurden. 

Einer  von  Hrn.  v.  Alberti  erhaltenen  Nachricht  zu  Folge,  linden  sich  die  Ueberreste  zum  Theil 
A)  in  dem  poroesen  Kalkstein  (Dolomit)  §.  95.  der  angeführten  Schrift,  und  ohne  Zweifel  war  der  in 
der  Sammlung  des  Decan  Göriz  gefundene  Knochen  eines  Plesiosaurus  aus  dieser  Schichte,  aus  wel- 
cher ich  indefs  keine  weitere  Exemplare  erhielt,  oder  aus  der  folgenden. 

Die  Mehrzahl  der  Ueberreste  sind  nämlich  B)  aus  den  Schichten  des  Kalksteins  von  Fiiedrichs- 
hall  §.  82.,  welche  den  Uebergang  zu  dem  poroesen  Kalkstein  machen;  C)  theils  aus  den  untern 
Schichten  über  den  an  Trochiten  reichen  Schichten;  D)  in  dem  wellenförmigen  Kalkstein  §.  55.  sol- 
len die  Reptilienreste  gleichfalls  häufig  seyn. 

Aus  der  Schichte  B.  erhielt  ich  1)  den  Abdruck  eines  der  Länge  nach  gethellten  Zahns,  mit  we- 
nigen Ueberresten  der  Substanz  desselben.  Er  hatte  eine  langgestreckte  conische  Form  und  zwei  Wur- 
zeln, von  welchen  die  eine  unter  einem  wenig  stumpfen  Winkel  von  der  Basis  des  Zahns  abging,  die 
andere,  von  welcher  nur  der  Anf;ing  In  dem  Steine  sich  abgedrückt  hatte,  in  mehr  gerader  Rich- 
tung abwärts  zu  gehen  schien.  Die  Länge  des  Zahns  von  der  Basis  unmittelbar  über  der  schief  ab- 
wärts gehenden  Wurzel  bis  zu  der  abgerundeten  Spitze  betrug  37'",  die  Breite  an  der  Basis  9'",  un- 
terhalb der  gewölbten  Spitze  nicht  ganz  4'"-  Zunächst  unter  der  Spitze  war  noch  die  Substanz  des 
Zahns  erhalten,  deren  Mitte  ein  cylindrischer  Canal  einnahm. 

2)  Ein  kaum  zwei  Linien  langer  conischer  sehr  spitziger  Zahn  war  den  kleinen  Zähnen  d.  in  dem 
Abdrucke  des  Kopfes  des  Ichthyosaurus  tenuirostris  Tab.   IL  Fig.   9.  sehr  ähnlich. 

3)  Ein  6/2'"  langer,  auf  der  Basis  I/2'"  breiter  Zahn  war  grofsentheils  in  der  Gebirgsmasse  ver- 
steckt, doch  liefs  sich  deutlich  erkennen,  dats  er  eine  eonisch-zugespitzte  Form  hatte,  und  dafs  seme 
Spitze,  welche  der  Länge  nach  zersprengt  war,  nicht  ganz  mit  Zahnsubstanz  ausgefüllt  war.  Ob  die 
auf  der  Oberfläche  bemerkliche  Streifen  bis  zur  Spitze  reichten,  ist  an  diesem  Exemplar  nicht  be- 
stimmt  nachzuweisen. 


—        41         — 

4)  Ein  elM'a  'V  langes  Knochcnslück,  welches  auf  drei  Seilen  von  der  Masse  des  Steins  einge- 
schlossen ist,  zeigt  auf  der  freien  Oberfläche  viele  erhabene  Queerleisten,  welche  den  auf  der  Ober- 
fläche der  Schnauze  der  Gaviale  bemerklichen  Queerspalten  einigermafsen  entsprechen.  Die  Breite  des 
Abdrucks  nimmt  von  hinten  nach  vorncn  nur  wenig  ab,  sie  beträgt  an  dem  vordem  Ende  nur  \o'". 
Nach  hinten  zu  scheint  sich  an  die  Seite  dieses  Abdrucks  ein  nach  vornen  spitzig  zulaufender  Kno- 
chen angelegt  zu  haben.  Auf  der  Queerbruchfläche  bildet  der  freilich  nicht  deutlich  umschriebene 
Knochen  ein  unregelmäfsiges  Viereck.  Auf  der  oberen  freien  Fläche  finden  sich  einige  Ueberreste  von 
Knochensubstanz  und  einige  glättere  Stellen,  welche  vielleicht  als  Ueberreste  von  Schuppen  angesehen 
werden  könnten.  Von  Zähnen  findet  sich  keine  deutliche  Spur;  doch  ist  vielleicht  die  Vermuthung 
gestallet,  dafs  diese  Knochen- Ueberreste  einem  dem  Gavlal  ähnlichen  Thiere  zugehört  haben  möchten. 

5)  Ein  der  Länge  nach  zersprengter  Körper  eines  Wirbels  Lst  In  seinem  mittleren  Theile  etwas 
schmäler  als  an  beiden  Endflächen,  welche  eben  sind.  Die  Breite  desselben  an  der  einen  Endfläche 
beträgt  \V/-.'",  an  der  andern  n'",  In  der  Mitte  9'".  Die  Länge  des  Wirbels  12 '/s'".  Eine  von  dem 
Wirbelkörper  seitlich  abgehende  Apophyse  verliert  sich  gleich  In  der  Masse  des  Steins.  Es  erhellt 
daraus  wenigstens,  dafs  dieser  Wiibel  weder  einem  Crocodll  noch  einem  Ichthyosaurus,  eher  einem 
Geosaurus  oder  Plesiosaurus  zugehören  konnte,   wiewohl  er  auch  nicht  ganz  dazu  zu  passen  scheint. 

6)  Ein  ebenfalls  zerbrochener  platter  Knochen  nähert  sich  ziemlich  dem  Oberarmknochen  des 
Plesiosaurus. 

C)  Aus  den  untern  Schichten  des  Kalksteins  von  Friedrichshall  über  den  an  Trochlten  lelchen 
Schichten  erhiell    ich 

1)  einen  in  Kalksleinmasse  eingeschlossenen  nur  auf  einer  Seile  freien  Zahn.  Die  Farbe  seiner 
Oberfläche  ist  llchte-haarbraun.  Ein  kleiner  Tliell  seiner  Oberfläche  ist  in  die  Queerc  abgesprengt 
und  seine  Höhlung  ist  mit  einer  bläulichen  spalhlgen  Subslanz  ausgefüllt,  die  jedoch  so  innig  mit  der 
Masse  des  Zahns  verbunden  ist,  da(s  Ich  sie  nicht  als  eine  fremdartige  Ausfüllungsmasse,  sondern  als 
den  festen  Kern  des  Zahns  selbst  ansehen  möchte.  Eine  von  dem  Zahne  unterschiedene  Wurzel  lälst 
sich  nicht  erkennen.  Er  hat  eine  Länge  von  11'",  und  an  seiner  Basis  eine  Breite  von  i'/i"'.  Er 
hat  eine  conische  Form,  scheint  jedoch  nicht  scharf  zugespitzt  gewesen  zu  scyn.  Er  ist  rückwärts  ge- 
bogen und  der  Länge  nach  gestreift  Die  Streifen  gehen  von  der  Basis  bis  zur  Spitze,  sie  sind  her- 
vorstehend oder  durch  Rinnen  von  einander  getrennt.  Demnach  würde  der  Zahn  am  meisten  mit 
dem  von  Cuvier  Tab.  XX.  Flg.  10.  abgebildeten  Zähne  von  Lüneville  selbst  in  Absicht  auf  Gröfse 
iJ)erelnkommen  und  noch  deutlicher  mit  dem  jedoch  gröfseren  Zahn,  welchen  Conybeare  Tab.  XV. 
Flg.  11.  des  ersten  Bandes  der  zweiten  Reihe  der  Schriften  der  geol.  Societät  abgebildet  hat.  Letzterer 
gehörte  nach  der  Vermuthung  Conybeares  einem  Plesiosaurus  zu,  und  wenn  auch  gleich  dieser  Zahn 
nicht  ganz  mit  dem  Tab.  XIX.  Fig.  5.  von  Conybeare  abgebildeten  ohne  allen  Zweifel  einem  Plesio- 
saurus zugehörigen  Zähne  übereinkommt,  so  nehme  ich  doch  keinen  Anstand,  den  in  dem  Muschel- 
kalk bei  Friedrichshall  aufgefundenen  Zahn  für  einen  Zahn  des  Plesiosaurus  anzunehmen,  da  er  wenig- 

Jiiger  über  Reptilien.  Ö 


^.         4a        _ 

stens  mit  den  Zähnen  des  Plesiosaurus  mehr  als  mit  denen  eines  andein  Reptils  und  namentlich  des 
Ichthyosaurus  übereinkommt. 

2)  Gleichfalls  in  der  Masse  des  Steins  eingeschlossen  war  der  Körper  eines  AVirbels.  Von  dieser 
"War  Cr  durch  seine  gelblichweise  Farbe  ausgezeichnet,  und  in  der  Mitte,  wie  es  schien,  durch  theil- 
■weise  Anflösung  seiner  Substanz  löcherig  geworden.  Seine  Lange  betrug  7"',  seine  Breite  in  der  Mitte 
8'",  an  beiden  G elenksflachen  9'4  Beide  Gelenksflächen  waren  etwas  jedoch  nur  flach  vertieft.  Spu- 
ren von  Fortsätzen  konnten  an  ihm  nicht  bemerkt  werden. 

D)  Aus  dem  wellenförmigen  Kalkstein  (§.  55.  Alberli)  erhielt  ich  bis  jetzt  blofs  1)  einen  kleinen 
loosen  Wirbel  eines  Ichthyosaurus,  und  2)  ein  in  Steinmasse  grofsentheils  eingeschlossenes  Bruchstück 
ohne  Zweifel  eines  Zahns. 

Wahrscheinlich  gehörte  dieser  Schichte  ein  von  Hm^  Bergralh  Dr.  Hehl  bei  Schönthal  gefunde- 
ner Knochen  der  beiläufig  6'"  breit,  und  einem  Bruchstücke  eines  Unterkiefers  oder  vielleicht  noch 
mehr  des  Stachels  eines  Balistes  oder  eines  Silurus  ähnlich  ist  ')• 

Von  den  in  den  verschiedenen  Schichten  des  Muschelkalks  vorkommenden  Reptilien,  würde  der 
Zahn  B.  1.,  eine  neue  Gattung  von  Reptilien  oder  Fischen  vermuihen  lassen.  Der  Zahn  B.  2.  konnte 
einem  Ichthyosaurus  zugehört  haben,  ebenso  der  Zahn  B.  3.,  doch  könnte  er  auch  einem  Plesiosaurus 
zugehört  haben. 

Der  Abdruck  B.  4-  scheint  aber  ein  dem  Gavial  ähnliches  Reptil  anzuzeigen,  und  vielleicht  ge- 
hörte diesem  der  Wirbel  B.  5.  und  der  Knochen  B.  6.  zu,  der  für  sich  dem  Oberarniknochen  des 
Plesiosaurus  nicht  unähnlich  wäre. 

Von  den  aus  der  Schichte  C  erhaltenen  Knochen  würde  der  Zahn  nr.  1.  am  ehesten  dem  Ple- 
siosaurus zugeschrieben  werden  können,  so  wie  der  Wirbel  nr.  3 ,  an  welchem  das  Verhältnifs  der 
Länge  zur  Breite  gröfser  als  in  der  Regel  bei  den  Ichlhyosauren  ist,  sicli  aber  doch  mit  dem  bei  den 
Plesiosauren  theilwelse  beobachteten  vereinigen  liefse. 

In  dem  wellenförmigen  Kalkstein  D.  ist  man  berechtigt,  das  Vorkommen  einer  Art  von  Ich- 
thyosaurus anzunehmen. 


1)  Es  wurde  oben  m".  i.  bemeilit,  daTs  in  ilem  kürnigen  Thonciseustein  von  Aalen  bisher  keine  Versteinerungen  von  Wirbellliieren 
oefunden  worden  seyen.  Kürzlich  erhielt  ich  jedoch  von  da  ein  Bruclistiick  eines  der  Länge  nach  etw.«  gebogenen  Knochens,  der 
mir  iheils  mit  dem  von  Websler  im  2len  Bande  der  2lca  Reihe  der  Schriften  der  geol.  Soc.  Tab.  VI.  Fig  9.  iheils  insbeson- 
dere mit  dem  von  de  la  Bcche  Tab.  IV.  Fig.  i.  und  2.  im  istcn  Bde  der  2teu  Reihe  der  Schriften  der  gcol.  Soc.  abgebildeteo 
Knochen  die  größte  Aehnliclikeit  zu  haben  scheint.  Der  hintere  Theil  des  Knochen  ist  eheiiniUs  glatt,  der  übrige  der  Länge  nach 
"cstreift  und  zwar  bilden  die  Streifen  erliabcne  durch  linienbreite  Rinnen  von  einander  geschiedene  Leisten,  welche  zum  Theil 
sich  miteinander  seitlich  vereinigen.  Gegen  das  hinlere  Knde  bildet  dieser  Kno.hen  auf  der  coucavcn  Seite  eine  hohle  Rinne, 
die  sich  etwa  1"  oberhalb  des  Anfangs  der  Streifen  schliefst  und  als  ein  hohler  hier  jedoch  durch  die  Masse  des  Eisensaadsteins 
aui"efüllter  Canal  sich  durch  den  übiigcn  Theil  des  Knochens  fortsei?,!,  in  dessen  Mitte  er  auf  der  vordem  Bruchdäche  erscheint. 
Spuren  von  Zähnen  bemerkt  man  an  dem  Knochen  nicht.  Die  Vermulhung  von  de  la  Beche,  dafs  der  von  ihm  in  der  Liasfor- 
raalion  auf-efundcne  Knochen  der  Slachcl  eines  Balistes  gewesen  seyn  müihlc,  scheint  allerdings  viel  für  sicli  zu  haben,  und  vie- 
leichl  auch  auf  den  bei  Aalen  gefumlenen  Knochen  anwendbar  zu  seyn,  doch  weicht  dieArt  der  Einlenknr.g  der  Stacheln  der  Bahstes 
und  auch  der  Stacheln  der  Silurus  bei  mehreren  Arien,  welche  ich  untersuchen  konnte,  von  der  hei  dem  fossilen  Exemplar 
anzunehmenden  ab.  Auf  jeden  Fall  ist  aber  der  in  England  und  in  Würtemberg  vorkommende  Fisch  der  Art  nacli  verschieden, 
jedoch  von  zicmlicli  gleicher  Gröfse. 


-         43         — 

RESULTATE. 


i)  Den  voranstellenden  Beobachtungen  zu  Folge  wären  also  bis  jetzt  -wenigstens  eilf  verschiedene 
Arten  von  Reptilien,  welche  wahrscheinlich  acht  verschiedenen  Gattungen  zugehören ,  vorzüglich  in 
vier  der  in  Würtemberg  vorkommenden  Gebirgsforniationen  aufgefunden  "worden,  aus  welchen  bisher 
nur  eine  Art,  nämlich  der  Gavial  von  Boll,  nach  einem  in  Dresden  befindlichen  Exemplar  bekannt  war. 

Es  finden  sich  nämlich: 

I)  In  der  Liasformation  und  zwar  vorzugsweise  in  dem  Llasschiefefr : 

i)  Crocodilus  Bollensis. 

2)  Geosaurus  Bollensis. 

3)  Ichthyosaurus  platyodon. 
k)  Ichthyosaurus  communis. 

5)  Ichthyosaurus  intermedius. 

6)  Ichthyosaurus  lenuiroslris.  ^ 

7)  Plcsiosaurus  ? 

II)  In  dem  Dolomitsandstein  der  bunten  Mergelformation: 

1)  Cylindricodon. 

2)  Cublcodon. 

III)  In  dem  Alaunschiefer:  ^^ 

1)  Der  Massodonsaurus.  '  tP 

2)  Salamandroides  giganleus. 

IV)  In  dem  INIuschelkalke: 

1)  Plesiosaurus. 

2)  Ichthyosaurus. 

3)  Ein  drittes  noch  unbekanntes  Reptil. 

2)  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  in  dem  Liasschiefer  noch  eine  fünfte  Art  von  Ichthyosaurus 
vorkomme.  Die  Knochen  \on  Ichthyosaurcn  kommen  in  demselben  überhaupt  am  häufigsten  vor, 
und  unter  diesen  die  des  Ichihyos,  tenuiroslris.  Das  Vorkommen  von  einem  Gavial,  und  von  dem 
Geosaurus  ist  nur  durch  einzelne  Exemplare  nachgewiesen,  das  Vorkommen  des  Plesiosaurus  bis  jetzt  noch 
zweifelhaft.  In  den  untern  Schichten  der  Liasformation,  nämlich  dem  Gryphitenkalke  und  der  eisen- 
haltigen Abänderung  desselben  finden  sich  Spuren  von  Reptilien,  welche  noch  keine  bestimmte  Deu- 
tung zulassen,  es  ist  jedoch  wahrscheinlich,  nach  den  bei  Amberg  In  Baiern  aufgefundenen  Exempla- 
ren, dafs  in  dieser  Schichte  der  Liasformation  auch  mehrere  Reptilien  namentlich    eine  Art    von  Cro- 

codil  oder  Gavial  vorkomme. 

6  * 


—         44         — 

3)  Von  diesen  Reptilien  des  Liasschiefers  finden  sich  wenigstens  zwei  nahe  verwandte  Arten,  näniHch 
ein  Crocodil  und  ein  Geosaurus  zugleich  auch  in  dem  Schiefer  bei  Monheini,  welcher  die  obere,  so  wie 
der  Llasschlefer  die  unlere  G ranze  des  Jurakalks  bildet.  Die  Ueberreste  dieser  beiden  Arten  sind  aber 
bis  jetzt  so  selten,  dafs  sie  dadurch  für  die  Veglelchung  der  Gebirgsschichten  weniger  dienen  können. 
Dagegen  sind  die  Ueberreste  von  Ichlhyosauren  in  England  und  Frankreich  und  in  neuerer  Zeit  auch 
an  mehreren  Orten  in  der  Schweiz  und  in  Deutschland  gefunden  worden,  und  namentlich  wurde  ihr 
Vorkommen  in  den  verwandten  Schichten  in  der  Gegend  von  Altdorf,  von  Banz  und  von  Amberg  an- 
geführt. 

4)  -Mit  den  Uebcrrcsten  von  Reptilien  enthält  der  Llasschlefer  zugleich  andere  Tliiere  und  Pflan- 
zen, welche  der  See  eigenthümlich  sind.  Die  Annahme,  dafs  die  Reptilien,  deren  Ueberreste  in  Ihm 
vorkommen,  gleichfalls  der  See  angehört  haben,  für  ■welche  schon  die  Conformatlon  dieser  Thiere 
.spricht,  wird  also  auch  durch  andere  sie  begleitende  Fossilien  aufser  Zweifel  gesetzt. 

5)  Namentlich  ergibt  sich  aus  dem  Bau  der  Füfse  der  Ichthyosauren  und  Pleslosauren ,  dafs  sie 
beinahe  ausschllefsllch  in  Wasser  leben  mufsten,  während  der  fossile  Gavial  und  der  Gcosüurus  ohne 
Zweifel  wie  die  jetzt  lebenden  Crocodilc  sowohl  im  Wasser  als  auf  dem  Lande  leben  konnten.  Die 
Beschaffenheit  der  Riefer  und  der  Zähne  aller  dieser  Thiere  scheint  sie  mehr  zur  Flelschnahrung  als 
zu  vegetabilischer  Nahrung  tauglich  gemacht  zu  haben. 

6)  Die  in  dem  Dolomilsandstcin  aufgefundene  Ueberreste  von  Reptilien  scheinen  bis  jetzt  unbe- 
kannten Arten  zuzugehören  und  auch  das  Vorkommen  von  Reptilienknochen  in  diesem  Sandsteine  sonst 
nicht  beobachtet  worden  zu  seyn,  was  allerdings  aulfallen  mufs,  da  dieser  Sandstein  an  mehreren  Orten 
hohe    Wände  bildet,  und  viele  Brüche  In  ihm  angelegt  sind  '). 

7)  Die  In  dem  Dolomit-Sandsteine  vorkommende  Rcplillen  begleiten  keine  Ueberreste  anderer 
Thiere  und  Pflanzen.  Die  tieferen  Schichten  der  Keuperformatlon  sclillefsen  zwar  Pflanzen  ein,  wel- 
che mehr  dem  süfscn  Wasser  eigen  zu  seyn  scheinen,  und  sie  lassen  sich  also  nicht  geiadc  in  be- 
stimmte Beziehung  zu  den  in  den  höheren  Schichten  vorkommenden  Ueberresten  von  Reptilien  brin- 
gen. Diese  selbst  geben  keinen  Aufschlufs,  ob  die  Thiere,  welchen  sie  zugeliört  haben,  im  Wasser 
oder  auf  dem  Lande  gelebt  haben;  aber  die  BcschafTenhelt  der  Zahne  des  Cvlindricodon  soAVohl  als 
des  Cublcodon  macht  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  sie  von  Vegelabilien  gelebt  haben.  Es  wird  sich 
wohl  erst,  wenn  mehrere  Ueberreste  dieser  Thiere  zusammengebracht  sind,  entscheiden  lassen,  ob  die 
angeführte  beide  Arien  als  besondere  Gattungen  für  sich  beslehen  oder  vielleicht  mit  dem  Iguanodon 
und  mehreren  lebenden  Reptilien  wenigstens  zu  einer  Familie  pflanzenfressender  Reptilien  vereinigt 
werden  können,  fiir  welche  ich  den  Namen  Phylosaurus  vorschlagen  möchte.  Der  Iguanodon  kommt 
zwar  auch  in  einem  Sandstein  vor,  niimllch  dem  Sandstein  des  Walds  von  Tllgatc  (.Tilgate  Forest)  je- 


1  1  Für  ilic  Vergleicliung  des  Vorkommens  der  in  der  Keuper-  und  Liasformalion  in  Würlemberg  anfgcfundeaen  Reptilien  dilrfie  eine 
Unlersucliung  der  Gegenden  von  Würzburg,  Bamberg,  Bayreuth,  Amberg  vielleicht  von  besonderem  Interesse  seyn,  da  sich  die  von 
mir  beschriebenen  Pflnnzenversteinerungen,  welche  in  einer  tieferen  Schichte  der  Keuper-Fornialion  in  Würtemberg  sich  finden, 
auch  in  der  Gegend  von  Würzburg  vorzukommen  scheinen,  wo  ich  wenigstens  ausgezeichnete  Exemplare  des  Calamites  arcna- 
ceHs  sah. 


-         45         - 

doch  läist  sich  daraus,  wenn  aucli  die  nähere  Verwandschafl  des  Cyhndricodon  und  Cuhlcodon  mit 
dem  Iguanodon  entschieden  Aviire,  kein  Beweis  für  die  Uebereinstinimung  der  Schiclitcn,  in  welchen 
beide  vorkommen,  abnehmen,  da  der  Sandstein  von  Tilgate  nicht  blofs  durch  die  grofse  Zahl  und 
Mannigfaltigkeit  der  in  ihm  vorkonmienden  fossilen  Thlere  und  Pflanzen,  sondern  auch  durch  die  Ver- 
hältnisse der  Auflagerung  von  dem  Dolomitsandstein  in  Würtemberg  abzuweichen  scheint. 

8)  Von  den  in  dem  Alaunschiefer  bei  Gaildorf  vorkonmienden  Reptilien  scheint  der  Mastodonsau- 
rus  von  den  bisher  auch  in  andern  Gegenden  gefundenen  fossilen  Reptilien  abzuweichen,  dem  Sala- 
mandroides  entspricht  dagegen,  wie  es  scheint,  eine  verwandte  Art  in  dem  Oehninger  Schiefer.  Die 
zugleich  aufgefundene  Wirbel  können  noch  nicht  mit  Gewifshcit  dem  einen  oder  dem  andern  oder 
einem  dritten  Reptil  zugeschrieben  werden.  Die  mit  diesen  Ucptilien  zugleich  vorkommende  Ueber- 
reste  von  Pflanzen  geben  noch  keinen  genügenden  Aufsclilufs,  ob  sie  dem  JNIeere  angehört  haben,  wohl 
aber  lafst  sich  diels  von  den  sie  begleitenden  Muscheln  annehmen,  und]  es  Avird  somit  auch  daraus 
wahrscheinlich,  dafs  die  sie  begleitende  Reptilien  Seeihiere  gewesen  seyen,  wofür  allerdings  Ihre  unge- 
meine Gröfse  spricht,  bei  der  sie  denn  auch  in  Rücksicht  auf  Nahrungsweise  weniger  beschränkt  ge- 
wesen seyn  mochten.  Diese  läfst  sich  nur  In  soweit  negativ  bestimmen,  dafs  in  der  Beschartenheit 
der  Zähne  kein  Beweis  liege,  dafs  sie  voszugsweise  oder  ausschllefslich  von  Pflanzen  gelebt  haben. 

9)  Die  Reptilien  des  Muschelkalks  gehören  ohne  Zweifel  der  Gattung ')  Plesiosaurus,  Icluh)  osaurus 
und  vielleicht  einer  dritten  dem  Crocodil  näher  verwandten  Gattung  an.  Sie  kommen  Avic  die  ver- 
wandte  Gattungen  des  Liasschiefers  mit  Üeberrestcn  von  andern  Seethleren  vor,  und  zAvar  wie  es 
scheint  unter  ähnlichen  Verhältnissen  auch  in  andern  Ländern,  namentlich  in  Frankreicli  in  der  Ge- 
gend von  Lüneville.  Ob  der  Zahn  C.  nr.  1.  einer  neuen  Art  von  Reptilien  zugehöre,  oder  einer  den 
Squalus  verwandten  Art  von  Fischen,  mufs  ich  nocli  uncntsclileden  lassen.  Die  Art  der  Befestigung 
mittelst  zAveier  dlvcrglrender  Wurzeln,  und  das  gröfsere  Verhältnlfs  der  Länge  des  Zahns  zu  seiner 
Breite  nähert  diesen  manclien  sogenannten  Glossopetern,  doch  weicht  er,  so  viel  mir  bekannt  ist,  von 
den  in  Absicht  auf  Form  sonst  ähnlichen  Zähnen  der  Iclienden  sowohl  als  der  fossilen  Arten  von 
Squalus  durch  die  abgerundete  Form  seiner  Spitze   und  selbst  aucli   durch  seine  Gröfse  ab. 

Aulser  diesen  Zeugnissen  für  die  Üeberclnstlmmuiiu  der  Sclilchtcn  des  Muschelkalks  in  unsern  Ge- 
genden  und  bei  LüncA  lue  fand  Hr.  v.  x\lberti  auch  den  Rhvncholithes  Galllardotii '),  den  GalUardot 
aus  der  Gegend  von  Lüneville,  Blumenbach  aus  der  Gegend  von  Göttingen  beschreibt,  und  den  ich 
kürzlich  auch  mit  Pihyncholltes  liuundo^)  von  Hrn.  Grafen  von  -Alünster  aus  der  Gegend  von  Bayreuth 
erhielt.  Es  verdient  dlels  um  so  mehr  angeführt  zu  werden,  da  nacli  den  Ton  Dessalines  d'Orblgny  ') 
angeführten  Beobachtungen  diese  Versteinerungen  unter  die  für  einzelne  Gebirgsschlchten  bezeichnende 
gehören  dürften. 

i)  Noch  kürzlicli  erliiell  ich  von  Hrii.  Cameralist  AVecklierlin  mehrere  Exerapliuc  des   [loroscii   Kalksteins  bei    Rotenmünster   mit  /ahl- 
reichen Ucherreslen  von  kleinen   Zahnen  und  Schuppen,   welche  ohne  Zweifel  Reptilien    zugehorten. 

2)  Cuvicr  und  Gaillardot  sur  les    OS  Seche  fossiles  Annalcs  des  Sciences   nalu.elles   i'orn.  II.  Tab.   XXU.    Fig.   ii. 

5)  Ebend.    Fig.   17. 

4)  Ebcnd.  Tom.  IV. " 


^  '•  _         46         — 

#  lo)  Die  angefiilirtc  Replillen  ergänzen  die  Reihe  der  verschiedenen  Formen,  -welche  die  verschie- 
denen Famihen  und  Gattungen  der  Reptilien  untereinander  und  den  übrigen  Classen  von  Thieren 
namtlich  den  Säugethiercn  und  Fischen  nähert,  auf  eine  merkwürdige  Weise,  so  wie  ihr  Vorkommen 
vielleicht  die  Verwandtschaft  der  Gebirgsschichten  in  verschiedenen  Ländern  beurkundet,  und  ihre 
weitere  Vergleichung  bleibt  daher  fiir  den  Zoologen  und  Geognostcn  eine  Aufgabe,  für  deren  Lösung 
ich  hier  nur  einige  Malerialicn  zu  liefern  hoffen  konnte. 


ERKLÄRUNG     DER    ABBILDUrsGEN  ')  =)• 


Tab.   I.     Ichthyosaurus  (pag.   7.). 

Fig.   1.  C/j)  Der  Kopfj)    des  Ichthyosaurus  communis  (aus  der  Sammlung    des    Königl.  Gymnas.)  von 
oben  und  von  der  Seite. 
It.Ii.  Die  Nasenknochen,     b)  oberer  Zahnknochen  (os  dentale),     c)  Jochknochen  (os  jugale). 
H)     Stirnhnochen.     o.  Die  Augenhöhlen,     u.  der  Zahnknochen  des  Unterkiefers. 

Fig.  2.  ('/j)  Derselbe  Kopf  von  unten  und  von  der  Seite. 

g^.  Deckknochen  (os  operculare).     n.  Vielleicht  Bruchstücke  der  ossa  phcrygoidea.     v.  Wirbel. 

Fig.  3.  ('/i)  Bruchflache  desselben  Kopfs  mit  derselben  Bedeutung  der  Buchstaben. 

Fig.  4.  0/5)  Scelet  des  Ichthyosaurus    intermedius  auf  einer  4'  5"  (Par.  Mas)  langen,  2'  6"  breiten 
Platte  (aus  der  Sammlung  des  Königl.  Gymnasiums). 
R.  Der  Kopf  eines  kleineren  Thlers.     o.  Die  Augenhöhle,     b.    Der  Oberkiefer,     u.    Der  Unterkiefer. 

V.    Spuren  von  Wirbeln. 
H.  Klümpchen  von  Schwefelkies.     ■«.  Eine  schlecht  gezeichnete  Abbildung  von  eines Mytulites  wovon 

unzählige    aber    meist    verstümmelte    Exemplare    die    Oberfläche    der    Platte    bedecken, 
d.  e.     Wahrscheinlich   Theile    von  Brustknochen,      h.    Oberarmknochen,     i.    Speiche.     1.    Ellenbogen- 
knochen,      m.     Handwurzel-    und    Zwischenhand -Knochen.       n.    Gelenke.       f.     Beckenknochen? 
t.    Schenkelknochen,      m.    Knochen   des    Unterfufses.      v.    Fufswurzel-    und  Mittelfufs- Knochen, 
p.  Spur  einer  Pfanne,     s.  Knöcherne  Fäden. 

Fig.  5.  ('/j)  Eine    Wirbelsäule    (Sammlung    des  Gymnasiums)    in    drei    Theile    A,  B,  C    zerbrochen  und  von 

den  Seiten  etwas  zusammengedrückt. 
Fig.  6,  C/j)  Ein  grofser  Wirbel  des  Ichth.  communis  mit  deutlicher  conischer  Vertiefung    des  Körpers. 

S.  Stachelfortsatz,     g.  g.  Gelenksfortsätze,     t.  Seitentheile.     f.  Untere  Seite  (Samml.    des  G)'mn.) 

Fig.  7.  C/j)  Zwei  Wirbel  u.  v.  (Sammlung  des  Landwirthschaft-Vereins)  mit  eisenhaltigem  Mergel  überzo- 
gen, U.  zeigt  auf  beiden  Seilen  die  conische  Vertiefung  des  Körpers,  von  welchen  die  obere 
einem  mit  V.  noch  verbundenen  Conus  von  Mergel  aufnimmt.  ?/ 

Fig.  8.     Umrifs  eines    in   die    Queere  zerbrochenen  Wirbelkörpers  (Sammlung  des  Landwirthschaft-Vereins). 

Note  1.     Die  meisten  Abbildungen  sind  in  natürlicber  Gröfse  geaeichnet,  wo  diefs  nicht  der  Fall  ist,  ist  die  Verkleinerung  durch  '/,,  % 

angezeigt. 
Note  2.     Die  ausgezeichnete  Exemplare,   welche  sich  iu  der  Sammlung  des  Königl.  Gymn,  fanden,    sind    vorerst   in  das  Königl.  Natura- 

lien-Cabinet  gebracht  worden,  mit  welcliem  anch  die  aus  der  Störrischen  Sammlung  herriihrende  vereinigt  sind. 
Note  5.     Die  verschiedenen   Theile   des  Kopfs   sind,    um  die  Vergleichung  zu  erleichtern,    mit   denselben  Buchstaben   bezeichnet,   welche 

Cuvier  bei  Bestimmung  derselben  in  seinem  Werke  über  die  fossile  Knochen  gebraucht  hat. 


-  4t         —  ■ 

Tab.    II.     I  c  li  t  h  y  o  s  a  u  r  u  s. 

Fig.  9-  C/O  Der  Kopf  und  ein  Theil  des  Körpers  des  Ichth.  tenuirostris  von  zwei    auf    ein.inder    pas- 
senden Platten  zusammengetragen  (Gymn.). 
H.     Stirnbein,     b.    Oberer  Zahnknochen,     u.    Unterer  Zahntnocben.     ^.    Deckknochen,    h.  Oberarm- 
knochen,     in.  n.    Abdrücke    der    Knochen    des    Vorderarms    der    Handwurzel    und    der   Finger, 
d'.     Zähne  in  ihrer  ursprünglichen  Lage.     d.  Zähne  in  natürlicher  Gröfse. 
D.     Ein  Zahn  des  Kopfs  Fig.   i.  in  natürlicher  Gröfse  zu  leichterer  Vergleichung    hieher  gezeichnet. 
NB.     Die  zwischen  d.  und  h.  vorhandene  knöclierne  Fäden  sind  in  der  Zeichnung  Aveggelassen. 

Fig.  10.  C/j)  Der  gröfsere  Theil  des  Körpers  und  des  Schwanzes  mit  dem  Hinterfufse  des  Ichth.  tenui- 
rostris (Königl.  Nat.  Gab.),  f.  Beckenknochen,  t.  Schenkelknochen,  m.  Unterfufsknochen. 
r.  Mittelfufsknochen  und  Zehen,     v.  Zwei  Schwanzwirbel  in  natürlicher  Gröi'se. 

Fig.  n.  C/j)  Der  hintere  Theil  der  Bückenwirbel  und  der  Schwanz  des  Ichth.  tenuirostris  (Gymn.) 
y.  z.  Zu  dieser  Platte  gehörige  Schwanzwirbel,  welche  in  dem  Königl.  Nat.  Cabinet  gefunden  wur- 
den.    X.  Vertiefter  Abdruck  der  Spitze  des  Schwanzes. 

Fig.  12.  k.  Die  Köpfe,  i.  Die  Höcker  der  Rippen  a,  ß,  7,  8  des  Ichth.  tenuirostris  (Sammlung  des 
Landwirthschaft- Vereins). 

Fig.  i3.  Untere  Seite  der  Fig.  12.  s.  Stachelfortsätze  von  Wirbeln  des  Ichth.  communis  oder 
pla  ty  odon. 

Fig.   i-i.     Sehr  gröfse  EIppe  (Gymn.)  nur  zum  Theil  abgebildet. 

A.  Unterer  Theil.     k.  Kopf.     i.  Höcker,  welcher  durch  einen  Irrthum  des  Zeichners  durch    eine  et- 

was zu  tiefe  Furche  von  dem  Kopfe  getrennt  ist. 

B.  Die  untere  Seite  des  Wirbelendes  der  Rippe. 

C.  Der  vordere  queer  abgebrochene  Theil  der  Rippe. 

Fig.   i5.  C/O  Schulterblatt  d.  und  Schlüsselbein  a.  des  Ichth.  tenuirostris  (Samml.  des  Landw.-Vereins). 

Fig.  i6.  ('/,)  Linker  Vorderfufs  des  Ichth.  tenuirostris  (Storr'schc  Samml.).  h.  Oberarmknochen. 
1.  Speiche,  i.  Ellenbogenknochen,  m.  n.  o.  Erste  Reihe,  q.  r.  s.  Zweite  Reihe  der  Handwur- 
zelknochen. 

Fig.  17.  ('/i)  Aeufsere  Seite  des  linken  Oberamknochen  des  Ichth.  tenuirostris  (Samml.  des  Landw.V.)- 
i.  Gelensiläche  für  den  Ellenbogenknochcn.     1.  Für  die  Speiche. 

Fig.   18.  ('/:)  Innere  Seite  desselben. 

Fig.   19.  ('/O  Kopf  desselben. 

Fig.  20.  ('/.)  Ein  zu  dem  Fufs  Fig.   17.  bis   19.  gehöriger  Handwurzelknochen. 

Fig.  21.  {'/,)  Hintcrfufs  des  Ichth.  tenuirostris  (Königl.  Nat.  Gab.).  Der  zu  derselben  Platte  gehörige 
Theil  der  Wirbelsäule  und  die  auf  derselben  bemerkte  knöcherne  Fäden  sind  weggelassen, 
f.  Beckenknochen,  t.  Schenkelknochen.  m.  Schien-  und  Wadenbein,  m  bis  r.  Fufswurzelknor 
eben  und  Zehen,     f.  t'.  Dieselben  Knochen  der  andern  Seite. 


Tab.    III. 


Fig.  1.  Theil  der  Wirbelsäule  und  der  Rippen  des  Crocodilus  Bollensis  (pag.  6.),  das  sich  in  dem 
Cabinet  zu  Dresden  belindet,  nach  der  von  Hrn.  Jacobi  verfertigten  und  von  Hrn.  v.  Soemme- 
ring  mitgetheilten  Zeichnung. 

Fia;.  2.     Ein  Paar  abgesonderte  Wirbel  desselben. 


Fig.  3.     Sclicnkel-  und  Schienbeinknochen  desselben. 


—         48         — 

Fig.  4.  Eine  Reihe  von  4  Wirbeln  des  Ichth.  tenuirostris  (Samml.  des  Landw.-V.)  mit  Ineiten  Sta- 
clielfoitsatzen,  welche  über  die  Erhöhungen  (pag.  9.)  weggerückt  sind,  zwischen  welchen  das 
Rückenmark  liegt,  c.  Hellbrauner  Kalkspat!),  welcher  die  Spitze  der  conischen  Vertiefung  des 
Wirbels  ausfüllt. 

Fig.  5.     Sieben  loose  Wirbel  eines  Ichthyosaurus  (Sammlung  des  Dr.  Hartmann),    (pag.  18.)     p.  q.   Avie 

bei  Fig.  4-     "'•  Erhöhung  zur  Aufnahme  des  Kopfs  der  Rippen. 
Fig.  6.     Einzelne  Theile  des  Ichth.  intermedius  auf  einer  Platte  von  Ohmden  (Samml.  des  Landw.-V.). 

r.    Wirbelkörper,     p.    Stachelfortsatz    eines    Wirbels,     t.   Beckenknochen,     f.    Oberes   Ende   des 

Schenkelknochens  von  oben.     f.    Oberes  Ende    des    Schenkelknochens   von   unten,     i.    Fufswur- 

zelknochen. 

Tab.    IV. 

Fig.  1.   Vier  Wirbel  des  Gcosaurus.  (pag.  7.)    a.b.  Durchmesser  der  Gelenksfläche  des  Wirbels,  cd.  Durch- 
messer der  Mitte  des  Körpers  des  Wirbels. 
Fig.  2.  Bruchstück  eines  Beckenluiocliens  des  Ichth.  tenuirostris  von  zwei  Seiten. 
Fig  5.     Os  pubis  eines  Plesiosaurus?  wahrscheinlich  in  Muschelkalk. 

a.    Mit   Steinmasse   bedeckter  Theil  des  Knochens,     b.    freiliegender  Theil  des  Knochen,     c.  Abdruck 
desselben  auf  dem  Stein,     d.  Gelenksdäche. 

Fig.  4.     Zahn  des  Mas  todonsaurus  in  Alaunschiefer  pag.  35. 
Fig.  5.  und  6.     Desgleichen  von  einem  kleineren  Thiere. 
Fig.  7.  und  8.     Wirbel  aus  dem  Alaunschiefer,  pag.  37. 

e.  c.    Untere  Seite  des  Körpers,     d.  Ausschnitt  zur  Aufnahme  des  Rückenmarks,     f.  g.    Abgebrochene 
Fortsätze. 


Tab.     V. 


Fig.   1.     Hinterkopf  des  Salamandroides  aus  dem  Alaunschiefer  von  oben.     pag.  .38. 

p.  u.  und  m.  o.    Gelenksfortsätze,     n.  n.    Fläche,    auf  welcher    sich    vielleicht    das    Os    tvmpaniticum 
anlegte. 

Fig.  2.     Dasselbe  Hinterhaupt  von  unten.     1.  k.    zwei    kleine  Erhöhungen    rückwärts    von   der  Hinterhaupis- 
öffnung. 

Tab.   VI.      Reptilien  des  Keupcrsandsleins  (Phy tosaurus)  pag.    22. 

Fig.   J.     Ein  einzelner  Knochen  pag.  22. 

Fig.  2.     An  der  Lagerstätte  aufgenommene  Zeichnung  der  Lage  und  Form  der  in  der 

Fig.  3.  bis   i5.  dargestellten  Ueberrcste  des  Cylindricodon  pag.  23. 

Fig.  16,     Noch  nicht  genau  bestimmbare  Versteinerung. 

Fig.  17.  bis  22.  Ueberreste  des  Cubicodon  pag.  33. 


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